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German Pages 290 Year 2014
Julia Gill Individualisierung als Standard
Architekturen | Band 3
Für Anne, Nike, Vincent und Ralf
Julia Gill (Dr.) lebt als freie Architektin und Autorin in Berlin. Sie lehrt Entwerfen und Architekturtheorie an der TU Braunschweig.
Julia Gill
Individualisierung als Standard Über das Unbehagen an der Fertighausarchitektur
Die Publikation wurde gefördert durch
Von der Fakultät Architektur, Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig zur Erlangung des Grades einer Doktoringenieurin (Dr.-Ing.) unter dem Titel »Eigenheimbild und Fertighausrealität. Über das Unbehagen an der Fertighausarchitektur« genehmigte Dissertation (gekürzte Fassung). Eingereicht am 31.03. 2008, Disputation am 02.12.2008. Berichterstatter: 1. Prof. Dr. Karin Wilhelm, 2. Prof. em. Thomas Sieverts
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2010 transcript Verlag, Bielefeld
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I NHALT Vorwort | 7 Einleitung | 11
1. 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 2. 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 3. 3.1 3.2 4. 4.1 4.2 4.3
B EGRIFFSBESTIMMUNGEN | 21 Fertighaus | 22 Massivhaus, Architektenhaus, Bauträgerhaus |25 Heim |27 Eigentum | 32 Eigenheim | 35 D ER E IGENHEIMMARKT IN D EUTSCHLAND | 39 Die Nachkriegszeit und die fünfziger Jahre | 49 Die sechziger Jahre | 56 Die siebziger Jahre | 61 Die achtziger Jahre | 67 Exkurs: Die Eigenheimförderung in der DDR | 71 Von den neunziger Jahren bis heute | 73 D IE VERMARKTUNG DES F ERTIGHAUSES | 79 Hausbeispiele | 94 Typenbezeichnungen | 99 V ORBILDER UND V ORGÄNGER DES F ERTIGHAUSES | 105 Das Typenhaus | 109 Die Vorfertigung von Bauteilen| 112 Bewegliche Behausungen | 123
4.4 4.5 5. 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 6. 6.1 6.2 6.3 7. 7.1 7.2
Das Kleinhaus | 126 Die Villa | 140 I NTERVIEWS MIT H ERSTELLERN | 147 Unternehmensstruktur | 149 Hausangebot | 150 Architekten | 151 Gestaltungsvorlieben | 153 Selbstverständnis | 155 L EITBILDER | 157 Individualität | 161 Naturnähe | 172 Beständigkeit | 180 D AS U NBEHAGEN AN DER F ERTIGHAUSARCHITEKTUR | 187 Gaston Bachelard | 192 Otto Friedrich Bollnow | 201 Danksagung | 211 Bibliographie | 213 A NHANG Abbildungen | 241 Typenbezeichnungen | 265 Slogans | 271 Abbildungsverzeichnis | 273
Vorwort Es ist nicht bequem, Gefühle wissenschaftlich zu bearbeiten. (Sigmund Freud)
Um den Ruf des Fertighauses scheint es schlecht bestellt zu sein. Für viele repräsentiert es den unbedarften Wunsch des modernen Menschen nach familiärer Kleinbürgeridylle, für manche ist es zum der Inbegriff der entindividualisierten, entfremdenden Massenkultur geronnen und mit dem Abschied vom Optimismus der Industriegesellschaft ist das Einfamilienhaus im Schlepptau soziologischer Zukunftsprognosen inzwischen zum Synonym für die beispiellose, schleichende Landschafts- und Stadtzerstörung im Gefolge der Urbanisierungsschübe im 20. Jahrhundert geworden. Schließlich finden wir das vorgefertigte Einfamilienhaus vornehmlich an der Rändern der Klein- Mittel- und Großstädte, wo es seinen Platz an den Peripherien der bestehenden dichten Bebauungen uneingeschränkt behauptet und den postmodernen Hybridexistenzen unserer Tage Entspannungsräume zu garantieren scheint. So schafft das Einfamilienhaus Verortungen in einem neuen Typus der Stadt, eben jener »Zwischenstadt« (Thomas Sieverts), die den flexiblen Menschen zwischen bodenständiger Vorortidylle und einer berufsmäßigen Piraterie in virtuellen Globuszeiten beheimaten will – das jedenfalls versprechen diese Häuser, die die Grundwerte der Privatheit, der Unantastbarkeit des Besitzes und der Person unvergleichlich selbstbewusst repräsentieren. Diese Wünsche der Menschen, in Eigenheimen selbstbestimmt, mithin wertschöpfend für die eigene Familie und nicht zur Miete mit Rücksicht auf freundlich gewogene Nachbarschaften wohnen zu wollen, haben sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts popularisieren können. Am Ende des Jahrhunderts lässt sich feststellen, dass die Fertighausindustrie mit dem
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steigenden Wohlstand und der Perfektionierung der gewerblichen Hausbauindustrie einen Markt kreiert hat, der auf die Bedürfnisses von nahezu Zweidritteln der bundesdeutschen Bevölkerung nach dem Leben in Einund Zweifamilienhäusern durchaus sensibel reagiert. Den Weg vom rationalisierten, vorfabrizierten Standardprodukt nach fordistischem Muster zum Qualitätsprodukt mit eigenem Flair zeichnet Julia Gill unter verschiedenen Gesichtspunkten nach. Obgleich das Fertighaus auch heute noch als Surrogat des passgenauen, handwerklich durchgeformten Architektenhauses gilt, hat es zumindest den Makel weitgehend abgelegt, als Typenhaus kaum Individualität in der Grundrissgestaltung oder im äußeren Fassadenbild anbieten, geschweige denn ortsbezogene, handwerklich regionale Bautraditionen berücksichtigen zu können. Eine erstaunliche Bandbreite unterschiedlicher Hausmodelle in einer beachtlichen Anzahl von Stilvarianten dokumentiert inzwischen eindrucksvoll, dass die unterschiedlichen Anspruchsniveaus der Bauherren, ihre persönlichkeitsbezogenen Repräsentationsbedürfnisse und individuellen Geschmacks orientierungen auch im Fertigbau-Eigenheim Berücksichtigung finden. Was sich jahrzehntelang auszuschließen schien, das »Haus von der Stange« und die persönliche Note, scheint sowohl bautechnisch als auch ökonomisch kein Widerspruch mehr zu sein. Wenngleich dieser Vorgang, wie Julia Gill nachweist, schon lange dem Konzept der mass-customization folgt und damit als »Scheinindividualität« charakterisiert werden kann, gewährt das Produkt Fertighaus doch Räume für wirkliche Individualität. Das ist Teil seiner Beliebtheit. Dieser Reiz des Eigenheim-Fertighauses, das zu respektablen Preisen in angenehmen Landschaftsräumen heute zu erwerben ist, hat sich trotz der in den letzten Jahrzehnten vehement vorgetragenen Kritik der Soziologen erhalten können. Pierre Bourdieus in den 1980er Jahren vorgetragenes Diktum, das frei stehende Einfamilienhaus bediene nichts weiter als »Trugbilder einer vorgeblichen individuellen Form des Wohnens«, seine Analyse, das Eigenheim funktioniere für viele geradezu als »Falle«, da ein Leben am Stadtrand alltagsbedingte Organisationsprobleme ebenso mit sich bringe wie den finanziellen Balanceakt zur Lebenshaltungssicherung, scheint grosso modo wirkungslos zu bleiben. Was aber sind die Gründe dafür? Warum hat das Eigenheim-Fertighaus bei den Menschen nach wie vor Erfolg und warum bleiben die analytischen Interventionen gegen die zersiedelnde EigenheimVorliebe am Stadtrand letztlich wirkungslos? Welche Erwartungen kann das Eigenheim-Fertighaus erfüllen und welche Versprechungen spricht es aus?
VORWORT
Julia Gill ist solchen Fragen in ihrer methodisch breit angelegten Untersuchung mit außerordentlichem Scharfblick nachgegangen. Im Rückgriff auf die Studie Sigmund Freuds über »Das Unbehagen in der Kultur« von 1930 offeriert Gill die These, dass wir das Fertighaus, so wie es in Varianten derzeit auf dem Markt angeboten wird, als ein Signum der Modernisierung zu lesen haben, in dem sich kompensatorisch unsere Wünsche, Träume und Projektionen über ein »glückliches« Leben in einer unglücklichen Gemengelage bündeln – ein wesentlicher Aspekt, mit dem die Autorin den Erfolg dieses Wohnmodells begründen kann. Gills Untersuchung zielt mithin auf die Entschleierung geheimer Triebstrukturen ab, die sie in Form einer Art Wunschraum-Typologie des Fertighauses systematisiert und in dieser Typologie das je eigene libidinöse Versprechen eines Haustyps herauspräpariert. Diesen Sachverhalten kommt die Autorin mit dem Instrumentarium der philosophischen Phänomenologie »auf die Schliche«, denn mit dem methodischen Instrumentarium Otto Bollnows und Gaston Bachelards gelingt ihr die Entschlüsselung einer anthropologisch konzipierten Raummetaphorik, die im Fertighaus beispielhaft in Erscheinung tritt. Es sind eben jene, im Eigenheim-Fertighaus bevorzugt auftretenden architektonischen Motivketten, wie Sockel, Wand, Bedachung, Erker oder der kleine Turm, die den konturenlosen (Existenz)-Raum in eine sinnvolle Figuration transformieren und dergestalt das Haus als Zeichen des individuellen Schutzes, der Harmonie mit dem Weltganzen, der Natur und des menschlichen Seins vor Augen führen. Auf diese Weise offeriert gerade das vorfabrizierte Bauprodukt in seiner assoziationsreichen Bildlichkeit eine Melange der Gefühle aus Heimat, Sicherheit, Unabhängigkeit und Lebenssinn. Solche Aspekte produzieren und nutzen ausgefeilte Vermarktungsstrategien, die das Fertighaus mit den Mitteln einer wohl dosierten Bildregie als Verheißung exklusiver Persönlichkeitsentfaltung präsentieren. Diesen Gefühlskomplex mit wissenschaftlicher Anstrengung durchdrungen und plausibel gemacht zu haben, ist die Leistung dieses klugen, ungemein lesenswerten Buches von Julia Gill. Mit diesem Ansatz gelingt es der Autorin, einen bislang in der Forschung nur marginal behandelten kulturhistorischen Aspekt der modernen Fertighausentwicklung herauszuarbeiten und damit über die vorliegenden historisch beschreibenden oder biographiegeschichtlichen Untersuchungen zum Thema hinauszugehen. Karin Wilhelm Berlin im Frühjahr 2010
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Einleitung
Der kommerzielle Eigenheimbau1 prägt weite Bereiche unserer gebauten Umwelt. Trotzdem gehört er als Alltagsarchitektur zu den vernachlässigten Gebieten der fachlichen Debatte. Wissenschaftliche Beiträge zur Thematik gibt es kaum, und wenn dem Fertighaus in Fachkreisen neuerdings wachsende Aufmerksamkeit entgegengebracht wird, gilt diese einem marginalen Teil des Phänomens: den vereinzelten Beiträgen bekannter Designer2. Das marktgängige Durchschnitts-Fertighaus bleibt aus dieser Diskussion ausgeklammert. Das ist erstaunlich, schließlich bedient dieses Segment der Architekturproduktion einen beachtlichen Markt. Spätestens seit den 1990er Jahren hat sich das Fertighaus vom zweckmäßigen, preiswerten »Haus für Jedermann« in Konstruktion, Klimatechnik, Komfort, begleitenden Dienstleistungen und gestalterischer Flexibilität zu einem High-End-Produkt mit Status-Angst kompensierender Ausstrahlung entwickelt. Mit dem Angebot des »Hausbaus aus einer Hand« gehorcht es umfassenden, am Konsumenten orientierten Marketingkonzepten: von der Möglichkeit des Hauskaufs im Supermarkt über Angebote wie Farb-, Stiloder Feng-Shui-Beratung bis hin zu Werbeaktionen wie der wöchentlichen Verlosung eines Traumhauses in der ARD-Fernsehlotterie – mit freundli1 | Dieser Begriff fasst die Kategorien Fertighaus, industriell gefertigtes Haus, Markenhaus, etc. unabhängig von Leicht- oder Massivbauweise zusammen und wird in der Folge synonym verwendet für Ein- und Zweifamilienhäuser, die über einen hohen Vorfertigungsgrad verfügen, industriell gefertigt und über ein Hausbauunternehmen vertrieben werden. 2 | Mit Nennung der männlichen Funktionsbezeichnung ist in diesem Buch, sofern nicht anders gekennzeichnet, immer auch die weibliche Form mitgemeint.
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cher Unterstützung prominenter Werbeträger, seien es Sissi, der FC Bayern München oder Jette Joop.1 Die Entwicklung derartiger Strategien fußt auf der Erkenntnis, dass im »Kauf eines Hauses [...] unausgesprochen ein ganzer Lebensplan und Lebensstil inbegriffen sind«.2 Folgerichtig geht es bei der Vermarktung von Fertighäusern immer weniger um ihren Gebrauchswert als vielmehr um nicht-käufliche, kaum quantifizierbare Glücksversprechen: Lebensqualität, Lebensfreude und Lebensstil. Damit verlieren die dem Eigenheimbau zugrunde liegenden Zielvorstellungen – beispielsweise selbstbestimmtes, naturnahes Wohnen, materielle Sicherheit und Ausdruck der eigenen Identität – an Rationalität und nehmen immer mehr den Charakter kompensatorischer Projektionen an. Der Erfolg des kommerziellen Eigenheimbaus erklärt sich nicht allein aus objektiven Faktoren wie beispielsweise der Kosten- und Terminsicherheit oder hohen baukonstruktiven und bauphysikalischen Standards – hier hat die Branche im Gegenteil noch mit diversen Vorbehalten zu kämpfen. Der Entschluss zum Bau eines Fertighauses folgt vielmehr dem Wunsch nach einer Erfüllung von Bedürfnissen, die Architekten nicht oder nicht mehr zugetraut wird. Aufschluss über die Beschaffenheit dieser Bedürfnisse gibt die Betrachtung der Gestaltung und Vermarktung der Bauten aus kulturtheoretischer Perspektive. Wenn hier von einem »Unbehagen« am Fertighaus die Rede ist, dann ist dies kein zufälliger Rekurs auf Sigmund Freud (1856-1939) und seine kulturtheoretische Schrift Das Unbehagen in der Kultur3 von 1930. Eine Skepsis begleitet den Fertighausbau seit seinen Anfängen, die nicht allein aus den Vorbehalten zu erklären ist, die die meisten Bundesbürger dieser Bauweise immer noch entgegenbringen.4 Gemeint sind auch nicht fachliche Bedenken gegenüber einer Gestaltung, die im Widerspruch zur Fertigungs- und Vermarktungsrealität der Häuser steht. Das Unbehagen, um das es Freud 1 | Die schwäbische Firma Exnorm ging 1998 anlässlich des 100. Todestages der österreichischen Kaiserin Elisabeth mit zwei Sissi-Entwürfen auf den Markt. Hanse-Haus warb 2001 mit dem FC-Bayern-München-Haus in Vereinsfarben. Die Firma Viebrockhaus kooperiert seit Jahren mit Jette Joop. 2 | Bourdieu 2002, S. 41. 3 | Vgl. Freud 1994, S. 29-108. 4 | Vgl. Allensbach 2005.
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geht, wohnt in jedem von uns. Freud schreibt, es resultiere aus einem »untilgbaren Kern der Kulturfeindseligkeit«, darin begründet, dass »jede Kultur auf Arbeitszwang und Triebverzicht beruht und darum unvermeidlich eine Opposition bei den von diesen Anforderungen Betroffenen hervorruft«1. Indem er sein Drei-Instanzen-Modell2 auf das Ganze einer Kultur überträgt, ergibt sich für ihn die Frage, wie viel Individualität eine Kultur zulässt – umgekehrt aber auch, welche Zugeständnisse die Kultur dem Einzelnen abverlangt. Wie sind der Eigenheimwunsch und der individuelle Gestaltungswille des Bauherren auf der »Trieb-Seite« mit kulturellen Anforderungen an die gebaute Umwelt auf der »Kultur-Seite« zu vereinen? Freud äußert sich wenig zuversichtlich, denn die »Behauptung eines fundamentalen und letzten Endes unlösbaren Widerspruchs von Kultur und Trieb«3, demzufolge der Einzelne »virtuell ein Feind der Kultur ist, die doch ein allgemeinmenschliches Interesse sein soll«4, steht im Mittelpunkt seiner Kulturauffassung. Eine Provokation ist nicht allein die pessimistische Prämisse, die Kultur sei aufgrund einer »primären Feindseligkeit der Menschen gegeneinander«5 permanent vom Verfall bedroht, sondern auch die desillusionierte (und desillusionierende) Schlussfolgerung, dass Kulturentwicklung nicht durch geistig-moralische Fähigkeiten des Menschen gesteuert werde, sondern sich als »ein eigenartiger Prozeß, der über die Menschheit abläuft«6, dem Primat des Intellektes entziehe.7 Für den Fortbestand einer Kultur ist für Freud daher entscheidend, »ob und inwieweit es gelingt, die Last der den Menschen auferlegten Triebopfer zu verringern, sie mit notwendig bleibenden zu 1 | Freud 1991, S. 331. 2 | Als ein solches Vorhaben wirft das Werk methodische Fragen auf und lässt als »Übertragung psychoanalytischer Erkenntnis auf das nichttherapeutische Terrain der Kulturanalyse« sozialhistorische Zusammenhänge und Prozesse weitgehend unberücksichtigt. Andererseits sind Psychoanalyse und Kulturbetrachtung nicht voneinander zu trennen, wenn man – wie Freud – das Individuum nicht als ein isoliertes Wesen, sondern »aus seinen besonderen Beziehungssituationen und Beziehungsentwürfen heraus« versteht. Vgl. Lorenzer; Görlich 1994, S. 7-12, Zitat ebenda. 3 | Lorenzer; Görlich 1994, S. 13. 4 | Freud 1991, S. 327. 5 | Freud 1994, S. 76. 6 | Freud 1994, S. 62. 7 | Vgl. Lorenzer; Görlich 1994, S. 16.
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versöhnen und dafür zu entschädigen«1. Eine Kultur, der diese Verhandlung nicht gelinge und die so »eine große Zahl von Teilnehmern unbefriedigt lässt und zur Auflehnung treibt«2, habe nicht nur wenig Aussicht auf Bestand, sie verdiene auch nicht, sich dauerhaft zu erhalten. Freuds Kulturtheorie gibt eine Reihe von Stichwörtern für die Untersuchung des Unbehagens an der Fertighausarchitektur. Dieses Unbehagen ist ein sehr handfestes. Es äußert sich konkret in der ablehnenden Haltung, die gegenüber dieser Hausform in Deutschland verbreitet ist. Dabei fußt die negative Grundeinstellung weniger auf rational begründbaren Überlegungen als auf diffusen irrationalen Vorbehalten, ein Fertighaus sei eben kein »richtiges« Haus.3 Wer nicht aus Prinzip technische oder konstruktive Bedenken ins Feld führt, beklagt sich, getrieben von der Sorge, in exakt dem gleichen Haus wohnen zu müssen wie der Nachbar, pauschal über die monotone Gestaltung der Gebäude. Wünsche und Wertkonnotationen, die gemeinhin mit dem Bau (oder Erwerb) eines Eigenheimes verbunden sind, wirken sich unmittelbar auf unsere Vorstellungen über seine Gestaltung und Materialität, ja sogar auf Art und Weise seiner Errichtung aus. Diese Vorstellungen, gebunden an Eigenschaften wie Individualität, Naturnähe und Beständigkeit, stehen in deutlichem Widerspruch zu den konzeptionell immanenten Eigenschaften eines Fertighauses zum einen, zu den Realitäten seines Erwerbs zum anderen. Aus dieser Diskrepanz resultieren sowohl Gründe für die Vorbehalte gegenüber dem Fertighaus als auch Vorlieben in Bezug auf seine Gestaltung. Letztere zeugt vom Bemühen, die Defizite des Fertighauses gegenüber dem Ideal des Eigenheimes illusionär, auf der Bildebene, also im Wortsinne »oberflächlich« auszugleichen – eine Täuschung, die nur selten gelingt. Der Anteil von Fertighäusern am Gesamtvolumen der jährlich realisierten Ein- und Zweifamilienhäuser betrug in den letzten zwanzig Jahren konstant 12 bis 14 %.4 Das ist mehr denn je, aber wenig angesichts der Vorteile des Fertighausbaus im Vegleich zum konventionellen Hausbau – sei es im Bereich Kosten, Bauzeit, Bauausführung, Energieeffizienz oder begleitender Dienstleistungen wie beispielsweise Grundstücks- oder Finanzierungs1 | Freud 1991, S. 328. 2 | Vgl. Freud 1991, S. 333, Zitat ebenda. 3 | Vgl. Allensbach 2005; BDF-Kundenbefragung 2003; Oppermann 2000. 4 | Anteil der Fertighäuser an den genehmigten Ein- und Zweifamilienhäusern (Quelle: BDF).
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services. Die geringe Quote lässt sich zwar sicherlich zum Teil, jedoch bei weitem nicht allein aus den ungünstigen Startbedingungen des Fertighausbaus im Nachkriegsdeutschland erklären. Hier sind vielmehr Vorbehalte wirksam, die mit unseren ureigenen Vorstellungen bezüglich des Hausbaus in Zusammenhang stehen – wie noch belegt werden wird. Die Architektur von Einfamilien-Fertighäusern findet in der Fachliteratur kaum Beachtung. Die wenigen wissenschaftlichen Untersuchungen befassen sich fast ausschließlich mit technisch-konstruktiven und wirtschaftlichen Fragen. Diese Publikationen datieren zum einen Teil aus der unmittelbaren Nachkriegszeit und untersuchen hier, meist unter Berufung auf ausländische Beispiele, die Potenziale des industriell gefertigten Wohnhauses als Antwort auf die damals herrschende akute Wohnungsnot.1 Zum anderen Teil stammen sie aus der sogenannten Pionierzeit des Fertigbaus: den sechziger Jahren. Hier ging es vor allem um den Versuch, den immer unübersichtlicher werdenden Markt durch technisch-konstruktive und wirtschaftliche Bewertung der einzelnen Modelle für den Verbraucher zu ordnen und wissenschaftlich auszuwerten, gestalterische Aspekte fanden marginal Beachtung.2 Später sucht man, mit Ausnahme einer vom Bundesministerium für Raumordnung und Städtebau 1984 in Auftrag gegebenen Studie zur Fertighausindustrie3 mit technisch-wirtschaftlichem Schwerpunkt, bis in die neunziger Jahre hinein vergeblich nach wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Einzelaspekte zum Thema Fertighaus behandeln 1993 Thomas Hafner4 und 1994 Kurt Junghanns5. Hafners Ausführungen betrachten die Vorfertigung im Wohnungsbau allgemein (insbesondere im Geschosswohnungsbau), und zwar weniger im Hinblick auf ihre Architektur als vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und politischer Veränderungen. Junghanns beschäftigt sich mit dem Prinzip der Vorfertigung an sich. Sein Hauptinteresse gilt dem häufig genossenschaftlich organisierten Zeilen- und Geschosswohnungsbau, weniger dem privaten Einfamilienhaus-Fertigbau. Er berücksichtigt gleichermaßen Holz-, Beton- und Stahlbau. Sein Augenmerk gilt vor allem konstruktiven und technischen Neuerungen, die er in einer 1 | Vgl. Przygoda 1947. 2 | Vgl. Studiengemeinschaft für Fertigbau e.V. 1961-1965. 3 | Vgl. Vangerow-Kühn 1984. 4 | Vgl. Hafner 1993. 5 | Vgl. Junghanns 1994.
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Sammlung von Beispielen veranschaulicht. Diese umfasst Gebäude von den Anfängen des industriellen Bauens im 19. Jahrhundert bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, gegliedert nach Material und Konstruktion. Ferner veröffentlichte Matthias Ludwig 1998 ein Buch über transportable und modulare Bauten.1 Zwar werden hier durchaus auch architektonische Gesichtspunkte besprochen, thematisch gibt es aber nur wenige Schnittstellen mit dem Fertighaus. Eine umfassende, chronologisch aufgebaute Dokumentation der Fertighausarchitektur in Deutschland nach 1945 gab erstmals Katja Simon mit ihrer 2005 erschienenen Dissertation.2 Sie widmet sich der Fertighausarchitektur und -industrie als zentralem Forschungsgegenstand und liefert eine ausführliche Beschreibung der Entwicklungen bis um die Jahrtausendwende, während es in der vorliegenden Untersuchung um die Ursachen für die bei Simon beschriebenen Phänomene geht. Eine weitere, im Jahre 2007 veröffentlichte Dissertation zum Fertighausbau, verfasst von Frank Prochiner, thematisiert innovative, computergesteuerte Fertigungsund Montagesysteme.3 Die übrigen Beiträge zum Thema fallen unter die Kategorien Bauherrenratgeber oder Beispielsammlungen.4 Studien zum Fertighausbau existieren vereinzelt. Die aktuellsten befassen sich mit den Chancen des Fertigbaus in Deutschland und wurden in den Jahren 2000, 2003 und 2005 im Auftrag des BDF erstellt.5 Eine unabhängige vergleichende Untersuchung zur Wertbeständigkeit von Fertigund Massivhäusern verfasste 1999 das Fraunhofer Institut.6 Eine Erhebung des INFAS-Forschungsinstituts7 aus dem Jahr 1993 ist nicht zugänglich, Informationen über den Projekthintergrund beziehungsweise den Auftraggeber sind nicht zu erfahren.8 Pierre Bourdieus9 in Deutschland im Band Der 1 | Vgl. Ludwig 1998. 2 | Vgl. Simon 2005. 3 | Vgl. Prochiner 2007. 4 | Ratgeber: Klöters 1995; Gerst 2005; Burk; Weizenhöfer 2007; Kottjé; Raab 2007. Dokumentationen: Kistenmacher 1950; Meyer-Bohe 1959; Strebel 1968; Funk; Schröder 1996; Drexel 2003; Galindo; Kunz 2005. 5 | Vgl. Oppermann [Marketing Forschung Oppermann] 2000; factx Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung mbH 2004; Allensbach 2005. 6 | Vgl. Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau 1999. 7 | Vgl. INFAS-Forschungsinstitut 1993, unveröffentlicht. 8 | Briefwechsel d. Verf. mit Sonja Hülsmanns, INFAS GmbH, Bonn. 9 | Vgl. Bourdieu 2002.
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Einzige und sein Eigenheim zusammengefasste Untersuchungen beschreiben die Situation im Frankreich der achtziger Jahre, sind also aus empirischer Sicht nur begrenzt von Interesse. Seine darauf fußende Theorie zu Produktions- und Werbestrategien der Fertighausanbieter erweist sich aber als über den spezifischen Kontext hinaus tragfähig. In Architekturzeitschriften finden sich nur vereinzelt Artikel zur Architektur von Fertighäusern, ergiebiger sind Tagespresse und vor allem Publikumszeitschriften – quantitativ, vor allem aber, weil sie ungefiltert die Entwicklung der Leitbilder eines Alltags-Fertighausbaus dokumentieren.1 Seit 1964 erscheint in dieser Sparte die vom Fachschriftenverlag herausgegebene Zeitschrift fertig bauen, später (ab 1967) bauen + Fertighaus und seit 1986 Hausbau.2 Sie ist die einzige durchgängige Informationsquelle. Ein systematisches Quellenstudium dieser Zeitschriften, Fertighauskataloge, Firmenchroniken und dergleichen mehr hat Katja Simon betrieben, so dass sie im Rahmen der vorliegenden Veröffentlichung nur in soweit herangezogen werden, als sie der Illustration der Thematik dienlich sind. Über die Entwicklungen am kommerziellen Häusermarkt informieren schließlich auch die Firmen selbst, und zwar am aktuellsten über ihre Seiten im World Wide Web. Die Internetauftritte der Firmen sind wesentliche Grundlage der hiesigen Untersuchung.3 1 | In der RSWB-Datenbank (einer vom Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau herausgegebenen, sehr umfangreichen CD-Rom Datenbank für Artikel aus den Bereichen Raumordnung, Städtebau, Wohnungswesen und Bauwesen) sind bis 2007 insgesamt 41 Artikel (von 784) unter dem Begriff Fertighaus in seriösen Architektur-Fachzeitschriften verschlagwortet, das sind nur knapp 2 % der insgesamt erfassten Beiträge (2000: 6 von 124; 2001 8 von 96; 2002 9 von 98; 2003 4 von 77; 2004 1 von 98; 2005 4 von 122, 2006 8 von 93; 2007 1 von 76). Sie beschäftigen sich in der Regel mit beispielhaften Einzelprojekten, nicht mit der Alltags-Fertighausarchitektur. Die übrigen 98 % der Artikel erscheinen in Publikumszeitschriften wie Bauen!, Hausbau (allein in diesen beiden im Fachschriftenverlag zweimonatig erscheinenden Periodika werden etwa 80 % der 784 Artikel veröffentlicht), house & more, Mein Eigenheim, Mikado, Mosaik, etc. Ein marginaler Teil der Veröffentlichungen (etwa 1 %) hat bautechnischen oder juristischen Hintergrund. 2 | Zielgruppen des Verlages sind Bauherren und Modernisierer. Der 1995 verstorbene Begründer Ottmar Strebel gilt als »Pionier” des Fertighausbaus, zu dessen Verbreitung und Akzeptanz er seit den sechziger Jahren durch zahlreiche Publikationen beitrug. 3 | Die Zusammenstellung der Hausbeispiele im Anhang diente als wissenschaftliche Grundlage für diese Untersuchung. Der vollständige (Farb-)Abdruck der Abbildungen ist
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Im Gegensatz zur Alltags-Fertighausarchitektur sind einzelne Beiträge berühmter Architekten in der Fachliteratur gut dokumentiert. Daher finden in dieser Arbeit die entsprechenden Beiträge, in den Anfängen des Fertigbaus zum Beispiel von Le Corbusier, Walter Gropius oder Konrad Wachsmann, heute die von Hans Kollhoff, Gustav Peichl oder Daniel Libeskind, nur am Rande Erwähnung. Dasselbe gilt für Aufsehen erregende Initiativen wie den 1931 ausgelobten Bauweltwettbewerb »Das billige zeitgemäße Eigenhaus«, das 1945 begonnene Case-Study-House-Programm in den USA, den 1996 vom Nachrichtenmagazin Stern und der Bausparkasse Schwäbisch Hall ausgelobten Wettbewerb »Wunschhäuser der Deutschen« oder auch für neuerdings vermehrt stattfindende Ausstellungen wie die über »Standardhäuser« 1997 im Architekturzentrum Wien1 oder die vom New Yorker Museum of Modern Arts konzipierte über »Home Delivery: Fabricating the modern Dwelling” im Jahre 2008, die historische Dokumente, Wiederaufbauten und Filme zum Phänomen Fertighaus etwa im Werk von Frank Lloyd Wright, Jean Prouvé, Richard Buckminster Fuller oder Richard Rogers zeigte und fünf Architekturbüros mit der Realisierung von Musterhäusern auf einem Grundstück neben dem MoMA beauftragte.2 Die vorliegende Arbeit führt die unterschiedlichen Aspekte in Ergänzung zu diesen Publikationen auf der Basis eigener Recherchen und im Hinblick auf die Relevanz bestimmter Leitbilder zusammen. Hierdurch ergibt sich eine ganz eigene Perspektive, die zunächst durch genaue Begriffsbestimmungen (Kap.1) und einen Überblick über den Eigenheimmarkt in Deutschland (Kap. 2) begründet werden soll. Beschreibende Kapitel zur Vermarktung des Fertighauses (Kap. 3) und zu seinen Vorbildern und Vorgängern (Kap. 4) folgen, denn wie bereits angedeutet, lassen sich unterschiedliche Ursprünge und Entwicklungsstränge des Fertigbaus definieren, je nachdem, ob die wesentlich für das Veständnis der Argumentation, eine Auswahl oder eine Ablichtung in s/w hätte nicht nur Forschungszweck und Wissenschaftlichkeit widersprochen, sondern auch irreführende oder falsche Eindrücke vermittelt. Es handelt sich daher um Bildzitate, die keinerlei illustrativen Zwecken dienen. Der Abdruck erfolgte mit freundlicher Genehmigung des BDF. Auch die übrigen (s/w-)Abbildungen im Fließtext sind in den wissenschaftlichen Kontext eingebunden, es wurden zudem Bildausschnitte gewählt, die schon aufgrund ihrer Größe und Farbigkeit die allgemein gültigen Kriterien für Bildzitate erfüllen. 1 | Vgl. Steiner; Architekturzentrum Wien (Hrsg) 1998. 2 | Vg. Bergdoll; Christensen; MoMA 2008
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Mobilität des Wohnhauses, die ortsfremde Vorfertigung von Bauteilen, der Aspekt der Industrialisierung und Rationalisierung von Bauabläufen, der Typenhausgedanke oder der Wandel vom Haus zur Ware im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Es folgen Interviews mit Herstellern (Kap. 5), die dann eine umfassende Auseinandersetzung mit den im Fertighausbau verfolgten Leitbildern (Kap. 6) begründen, nämlich Individualität, Naturnähe und Beständigkeit. Deren widersprüchliche Erfüllung löst jenes Unbehagen (Kap. 7) aus, dessen mögliche Auflösung mit zwei – untergründig die Untersuchung in ihrer Gegensätzlichkeit bestimmenden – theoretischen Positionen beschrieben werden soll, nämlich denen von Gaston Bachelard und Otto Friedrich Bollnow.
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1. Begriffsbestimmungen
Die Phänomene, um die es in dieser Untersuchung geht, betreffen den Eigenheimmarkt in seiner Gesamtheit. Im Hinblick auf die Gestaltung von Einfamilienhäusern erscheint es tatsächlich als irrelevant, ob ein Haus in Fertigbauweise oder konventionell auf der Baustelle errichtet, ob es schlüsselfertig oder als Ausbauhaus erworben, ob es in Leichtbauweise (Holztafel-, Holzskelett- und Holzrahmenbauweise) oder Massivbauweise (Vollholzkonstruktionen, Systembau mit großformatigen Wandelementen aus Poren- beziehungsweise Leichtbeton oder aus Verbundsteinen) erstellt wurde. Denn weder das eine, noch das andere führt heute zu besonderen Gestaltungsvorgaben.1 Nicht anders als die meisten Eigenheime ist das Fertighaus ein »dekorierter Schuppen«. Raum und Struktur werden in den Dienst der Nutzung gestellt und Verzierungen unabhängig davon rein äußerlich angefügt.2 Für ein eventuell daraus resultierendes Unbehagen ist die Darstellung technischer und konstruktiver Aspekte wichtig, aber nicht entscheidend. Im Hinblick auf die Vermarktung ergeben sich beim kommerziellen Fertighausbausbau völlig andere Voraussetzungen als beim konventionell geplanten und gewerkemäßig erstellten Eigenheim. Eine große Rolle spielt hier die Produktwerdung des Hauses. Diese nämlich, und dabei besonders die Unterbrechung des Verhältnisses von Architekten und Bauherren, hat größeren Anteil an der Entstehung des Unbehagens als das Produkt 1 | Zu ausführlichen Definitionen der genannten Bauweisen in der Gegenüberstellung vgl. Simon 2005, S. 15-20. 2 | Zum Begriff des »decorated shed« vgl. Venturi; Scott Brown; Izenour 2003, insbesondere S.104 f., Zitat ebenda.
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selbst. Dies rechtfertigt, neben methodischen Gründen, die Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes, denn beim Fertighaus wird der Wandel vom Haus zur Ware in seinen Auswirkungen auf die Gestaltung besonders gut nachvollziehbar. Auch wenn mehr und mehr Architekten sich offensiver Werbestrategien bedienen und mit aufwendig gestalteten Internetpräsentationen und Werkschauen in Buchform das für den Berufsstand immer noch geltende Werbeverbot umgehen: Von einer Vermarktung fertiger Produkte an eine anonyme Kundschaft wie beim kommerziellen Eigenheimbau kann hier noch lange nicht die Rede sein, selbst wenn sich durch solche Strategien der Eigenheimbau in seiner Gesamtheit verändert hat – egal ob es nun um Fertig- oder Bauträgerhaus, Leichtbau oder massive Systembauweise geht. Die Anbieter von Fertighäusern in Holzbauweise sind in einem zentralen Verband organisiert. Das erleichtert die Eingrenzung des Untersuchungsfeldes. In dieser Untersuchung stehen daher Einfamilienhäuser1 exemplarisch im Mittelpunkt, die aus industriell gefertigten Teilen in Leichtbauweise bestehen und über ein Fertighausunternehmen vertrieben werden. Diese Häuser werden als Fertighäuser bezeichnet, wobei dieser eigentlich unpräzise Begriff im Folgenden differenziert werden soll. Denn auf dem Eigenheimbeziehungsweise Fertighausmarkt kommt es zu zahlreichen Überschneidungen und fließenden Übergängen zwischen den Bezeichnungen Architekten-, Bauträger- und Fertighaus, innerhalb der Fertighausbranche zwischen schlüsselfertigem Bauen und individuellen Ausbaustufen, zwischen Leicht- und Massivbau, zwischen industrieller Vorfertigung und konventionellem Hausbau. Auch die Begriffe Eigentum, Heim und schließlich Eigenheim müssen näher beleuchtet werden, da sie durchaus nicht schon aus sich heraus und ohne Weiteres zu verstehen sind.
1.1 F ERTIGHAUS Der Begriff Fertighaus ist ebenso umgangssprachlich wie unpräzise und bedarf zunächst einer genauen Eingrenzung. Die Bezeichnung Fertighaus etablierte sich in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts mit der plötzlich 1 | Ein- und Zweifamilienhäuser werden in der Statistik gemeinsam erfasst. Der Anteil der Zweifamilienhäuser (Doppelhäuser oder Häuser mit Einliegerwohnung) ist jedoch gering, weshalb hier der Begriff Einfamilienhaus vereinfachend für Ein- und Zweifamilienhäuser verwendet wird.
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steigenden Popularität des kommerziell vertriebenen Hauses aus großen, fabrikgefertigten Teilen. Der Begriff schien aus verschiedenen Gründen treffend: Das Hausangebot dieser Zeit bestand nahezu ausschließlich aus planungsfertigen Typenhäusern, die aus Fertigteilen errichtet und zudem schlüsselfertig übergeben wurden. Die Bezeichnung Fertighaus deutete auf die Fertigbauweise als moderne Konstruktionsart, die damals ein vorbehaltlos positives Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem konventionell, Stein auf Stein errichteten Wohnhaus war. Dennoch blieb der Begriff von Anfang an und bis heute umstritten, denn gerade für das moderne Fertighaus ist weder die Typenbauweise noch der Aspekt der Vorfertigung oder das schlüsselfertige Bauen unbedingt mehr charakteristisch. Das Fertighaus ist heute auch zum Zeitpunkt der Übergabe an den Kunden keineswegs immer fertig. Vor allem im unteren Preissegment spielt Kostenreduktion durch Eigenleistung am Bau eine immer größere Rolle,. Deshalb bieten fast alle Fertighausunternehmen neben dem schlüsselfertigem Haus individuell wählbare Ausbaustufen an. Außerdem werden nicht alle Häuser, die als Fertighäuser bezeichnet werden, aus großen Wandtafeln errichtet. Im Zuge der fortschreitenden Expansion des Marktes haben sich neben der großformatigen Holztafelbauweise auch sogenannte Systembauweisen etabliert, bei denen massive Bauteile unterschiedlicher Größe aus sich in stetiger Entwicklung befindenden Verbundbaustoffen auf der Baustelle montiert werden. Dadurch nähern sich Fertigteil- und konventioneller Hausbau immer mehr an, denn auch dort werden hoch industrialisierte Halbzeuge oder Bauteile vom Ziegel bis zum Kunststoffenster kombiniert – ebenso wie Architekten oder Bauträger Typenhäuser entwickeln und sich zunehmend der Methoden der Vorfertigung bedienen. Die Frage, was genau ein Fertighaus ist, lässt sich daher aus verschiedenen Perspektiven unterschiedlich, zum Teil sogar widersprüchlich beantworten. Aus technisch-konstruktiver Sicht zeichnet sich das Fertighaus durch Industrialisierung und Rationalisierung der Bauelemente und der Produktionsbedingungen aus, die eine orts- und witterungsunabhängige Vorfertigung großer Bauteile ermöglicht. Aus planerischer Sicht ist der Grad der Vorfertigung und Standardisierung in Bezug auf das Produkt zu betrachten, also das Typenhaus dem individuell geplanten Haus gegenüberzustellen. Die vertriebstechnische Perspektive schließlich konzentriert sich auf das Hausangebot aus einer Hand, das nicht zwangsläufig die Übergabe eines schlüsselfertigen Hauses beinhaltet. Stattdessen werden optional baubegleitende Dienstleistungen angeboten: von Grundstücks- und Finanzierungs-
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beratung über weitere Planungsleistungen bis hin zur Bauüberwachung oder – im Falle eines Ausbau-Hauses – zur Möglichkeit des Erwerbs eines maßgeschneiderten Ausbaupaketes im kooperierenden Baumarkt.1 Der entscheidende Wandel im Fertighausbau aber betrifft den Aspekt der Planung: Entgegen der landläufig verbreiteten Meinung2 produzieren heute nur noch wenige Anbieter das eigentliche Typenhaus. Weitaus besser verkaufen sich typenbasierte, individualisierte Varianten bis hin zu individuell geplanten Gebäuden, denn mit den vielfältigen Möglichkeiten der CAD- und CNC-Technik lassen sich unter Rückgriff auf standardisierte Wand- beziehungsweise Dachaufbauten und Bauteilanschlüsse auch »Einzelstücke« gewinnbringend vermarkten. Typisierung und Normung dienen also immer weniger der Rationalisierung des Endproduktes selbst, sondern der seiner Vermarktungs-, Planungsund Bauabläufe. Denn statt über den Standardisierungs- und Vorfertigungsgrad wird das Fertighaus heute ganz wesentlich durch die Vertriebsform des Alles-aus-einer-Hand-Services mit Festpreisgarantie charakterisiert. Dabei wird das Haus durch ein Fertighausunternehmen nach den Wünschen des Kunden geplant und ausgeführt, wobei dieser nur noch im rechtlichen Sinne als Bauherr fungiert, mit den Belangen des Bauablaufs aber kaum in Berührung kommt. Unter Vermarktungsgesichtspunkten ist die Bezeichnung Fertighaus daher eher kontraproduktiv, denn der potenzielle Fertighauskunde ist in der Regel mehr an Ausführungsqualität, Preis, bequemem Erwerb und Gestaltung interessiert als an der Konstruktionsweise. Die Betonung der Fertigteilbauweise wirkt umso ungünstiger, als industrialisierte Planungs- und Konstruktionsweisen, kombiniert mit der Verwendung leichter Baustoffe, trotz aktuell vereinzelt zu beobachtender gegenläufiger Trends3 in der Regel Ablehnung hervorrufen.4 Negativ assoziiert mit anderen Fertigprodukten, wie etwa Fertiggerichten, suggeriert der Begriff Fertighaus primär mindere Qualität und einen hohen Grad an Standardisierung.5 Von diesem Aspekt versuchen die anbietenden Firmen abzulenken, zugleich
1 | Vgl. Simon 2005, S. 13. 2 | Vgl. Allensbach 2005, S. 4, 10, 17, 25. 3 | Wie beispielsweise Verwendung von Holz als Fassadenmaterial. Vgl. Matzig 2000, S. 32 f. 4 | Vgl. Vangerow-Kühn 1984, S. 7 f.; Oppermann 2000, S. 4 f., 8, 12; Allensbach 2005, S. 5, Tab. 2-2b. 5 | Vgl. Vangerow-Kühn 1984, S. 8.
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aber werden allgemein positiv bewertete Charakteristika wie das Hausangebot aus einer Hand nicht vermittelt. Trotz zahlreicher Versuche zur Etablierung präziserer, werbewirksamerer Bezeichnungen hält sich der Begriff Fertighaus im Sprachgebrauch hartnäckig. So scheiterte die ambitioniert geführte Kampagne der Fertighausbranche zur Etablierung der Bezeichnung Markenhaus, mit der Mitte der achtziger Jahre die Erinnerungen an die wenig ruhmreichen Ergebnisse aus der Frühphase des Fertighausmarktes der sechziger und siebziger Jahre1 verdrängt und stattdessen Qualität und Zuverlässigkeit suggeriert werden sollten: der Begriff Markenhaus als Synonym für »schnelles Bauen zu Festkonditionen bei gleichzeitig optimierter Architektur«.2 Das Projekt wurde nicht von der gesamten Branche mitgetragen,3 eine überzeugendere Erklärung für sein Scheitern bietet das geringe Markenbewusstsein der Anbieter selbst. Andere, in der Literatur verschiedentlich gebrauchte Bezeichnungen wie Modulhaus, Normhaus, Serienhaus, Standardhaus und Typenhaus betonen primär den planerischen Aspekt. Sie waren vor allem in den sechziger und siebziger Jahren gebräuchlich, werden heute, zumindest von den Firmen selbst, aber nur ungern verwandt, wohl da die Befürchtung besteht, dass sie mit fehlender Individualität assoziiert werden könnten. Die Begriffe Ausbauhaus, Mitbauhaus oder schlüsselfertiges Haus geben Auskunft über den Ausbaustandard des Hauses bei Übergabe an den Bauherrn. Kategorien wie industriell gefertigtes Haus, mobiles Haus, Montagehaus und Haus in Systembauweise betonen in erster Linie die Bauweise und finden außerhalb von Fachbüchern und Fachpresse selten Verwendung – wie auch die Bezeichnungen Fertigbau oder Fertigteilbau, die sich allerdings nicht allein auf das Eigenheim beziehen, sondern generell auf die industrielle Bauweise mit Fertigteilen.
1.2 M ASSIVHAUS , A RCHITEKTENHAUS , B AUTRÄGERHAUS Gegenbegriffe zum Fertighaus sind im alltäglichen Sprachgebrauch von Baufirmen, Architekten und Bauherren das Massivhaus, das Architektenhaus oder das Bauträgerhaus. Ihre Definition bezieht sich – weder eindeutig noch 1 | Vgl. Oppermann 2000, S. 12. 2 | Weiß 1988b, S. 30. 3 | Vgl. Simon 2005, S. 151.
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ausschließlich – einmal auf den Vorfertigungsgrad, einmal auf die Bauweise, den Planer, den Bauherrn oder schließlich auf die Form des Vertriebs. Der Begriff Massivhaus gibt im Wortsinne zunächst allein Auskunft über die Materialität, er bezeichnet demnach ein Haus aus Baustoffen mit einer hohen Rohdichte. Umgangssprachlich wird er oftmals verwendet um auszudrücken, dass ein Gebäude – im Gegensatz zum Fertighaus – in konventioneller Bauweise, Stein auf Stein errichtet wird. Manchmal wird ein Einfamilienhaus auch als Massivhaus bezeichnet, um – ebenfalls in Unterscheidung zum Fertighaus – die Beteiligung eines Architekten zum Ausdruck zu bringen. Neben der Definition einer bestimmten Materialität transportiert der Begriff auch diffuse Assoziationen zu Bautechnik und Konstruktion, zu Standardisierungs- und Vorfertigungsgrad sowie zu einer gewissen Form der Planung. Doch weder Fertighäuser noch Architektenhäuser definieren sich über ihre Materialeigenschaften.1 Der eigentliche Gegenbegriff zum Massivhaus wäre demnach nicht das Fertighaus, sondern das Haus in Leichtbauweise, und zwar unabhängig vom Grad seiner Vorfertigung oder Standardisierung. Ein Architektenhaus wird zwar häufig, aber zusehends weniger oft in Massivbauweise ausgeführt, und im Fertighausbau gibt es den Bereich der sogenannten schweren Vorfertigung aus Materialien wie Porenbeton oder Verbundstein, deren Marktanteil kontinuierlich wächst. Der Begriff Architektenhaus bezeichnet das Haus nach seinem Planer. Er definiert ursprünglich ein Einfamilienhaus, das nach der individuellen Planung durch einen Architekten ohne den Umweg über irgendein Unternehmen für eine konkrete Bauaufgabe und einen konkreten Bauherrn erstellt 1 | »Der Mauerwerksbau hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Nach wie vor gilt zwar die Devise ›Stein auf Stein‹, doch sind diese wesentlich größer geworden. Man spricht von großformatigen Steinen, Mauertafeln und Planelementen. Mit den Steingrößen haben sich auch die Verarbeitungsmethoden geändert [...]. Der Mauerwerksbau ist damit bei hohem Standard in der Ausführung effektiver und preiswerter geworden. Die meisten Hersteller bieten heute Bausysteme an. Diese umfassen Steine, Mörtel und Putz, inklusive Formsteinen/-elementen wie Fensterstürze, Anschlagziegel und Schornstein-Formelemente und schließlich auch Planungshilfen für Ausschreibung, Materialkalkulation und die Bauorganisation [...]. Die Grenze zum Fertighaus ist fließend. Vorgefertigte Rohbauteile (Wandtafeln, Wandbauteile, Decken- und Dachplatten) werden auf die Baustelle geliefert und in kurzer Zeit montiert. Darüber hinaus bieten viele Hersteller auch Ausbauhäuser sowie schlüsselfertige Wohnhäuser und Wirtschaftsbauten an.« (Quelle: http://www.baunetz.de/ infoline/search-fs.php?object_id=12&area_id=2346&id=141623, Zugriff 07.07.2006)
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wird. Der Architekt ist in diesem Falle Treuhänder des privaten Bauherrn, er fertigt die Planung an, regelt alle behördlichen Fragen und überwacht den Bauvorgang, der in der Regel gewerkemäßig organisiert ist. Diese Definition impliziert theoretisch auch eine bestimmte Vertriebsform, die im Gegensatz zu der des Fertighauses oder Bauträgerhauses steht. Zunehmend bedient sich jedoch gerade die Fertighausbranche der Bezeichnung Architektenhaus, um ein gestalterisch exklusives Produkt zu vermarkten.1 Ein vom Architekten individuell und direkt geplantes Haus wiederum kann auch in Zusammenarbeit mit einem Fertighausunternehmen in Fertigbauweise erstellt werden – genauso wie in konventioneller Bauweise; in beiden Fällen sowohl als Massiv- als auch als Leichtbau. Mit der Definition eines Eigenheims als Bauträgerhaus schließlich erfolgt eine Unterscheidung nach Bauherrn und Vertriebsform. In der Regel werden hier im Rahmen eines größeren Kontextes, zum Beispiel der Realisierung einer ganzen Wohnsiedlung, in Bezug auf Grundriss und Erscheinung überwiegend normierte Ein- und Zweifamilienhäuser oder auch Reihenhäuser vom Unternehmer als gewerblichem Bauherrn errichtet und anschließend an den späteren Bewohner verkauft, seltener auch vermietet. Als professioneller Bauherr regelt der Bauträger die Fragen der Planung, der Behörden und der Bauausführung ebenfalls mithilfe von bei ihm angestellten oder auch beauftragten externen Architekten. Zu den Möglichkeiten der Ausführung gehören gleichermaßen die Massiv- oder Leichtbauweise, unabhängig vom Grad der Vorfertigung. Aufgrund der Tatsache, dass Bauträger häufig Teil eines Unternehmens sind, das auch Bauleistungen anbietet, ist jedoch die konventionelle Massivbauweise bei dieser Vertriebsform besonders verbreitet.
1.3 H EIM Der Begriff Heim besitzt eine emotionale Komponente, er ist allein sachlich nicht zu fassen. Er bezeichnet die Wohnung oder das Haus, in der oder dem ein Mensch lebt und wohnt, doch transportiert er – anders als die Begriffe Wohnung oder Haus – die weitere Information, dass zwischen der 1 | Fast jeder Fertighausanbieter hat derzeit sogenannte »Architektenhäuser« im Programm. Der Begriff bezeichnet in diesem Kontext meist individuell geplante Lösungen für Einzelbauherren oder modern erscheinende Haustypen.
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Behausung und ihrem Bewohner, im Falle des Eigenheimes seines Besitzers, eine besondere, positiv besetzte Beziehung besteht: dass er sich dort wohl, geborgen, zu Hause, eben heimisch fühlt allein durch die Tatsache, dass es sein Heim ist.1 Der Begriff Heim erweitert in diesem Sinne die Begriffe Haus und Wohnung. So bezeichnet »heim« im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm denn auch »das haus, in das man gehört«.2 Auch umgekehrt sind Haus und Heim nicht gleichzusetzen, ein Heim muss nicht zwangsläufig ein Haus sein, aber hier ist entscheidend, dass das Haus als Idealform des Heimes erscheint. In seinem Vortrag Von den Gärten der Königin (1865) beschreibt John Ruskin (1819-1900), der Maler, Schriftsteller, Kunsthistoriker und Sozialreformer, das Heim folgendermaßen: Das ist die wahre Natur des Heims, – es ist der Ort des Friedens; die Zuflucht, nicht nur vor aller Verletzung, sondern vor allem Schrecken, allem Zweifel und aller Spaltung. Wenn es dies nicht ist, so ist es kein Heim; wenn die Sorgen des äußeren Lebens hineindringen und der widersinnigen, unbekannten, ungeliebten oder feindseligen Gesellschaft der äußeren Welt durch den Mann oder die Frau gestattet wird, die Schwelle zu überschreiten, dann hört es auf, ein Heim zu sein; dann ist es nur noch ein Teil der äußeren Welt, den Sie überdacht und in dem Sie ein Feuer angezündet haben. Aber wenn es ein geheiligter Ort ist, ein Vestatempel, ein Tempel über dem Herdfeuer, das von Hausgöttern bewacht wird, vor deren Angesicht nur die treten dürfen, die sie mit Liebe empfangen können, – wenn es dies ist und Dach und Feuer nur die Sinnbilder eines edleren Schattens und Lichtes sind, – eines Schattens, wie der eines Felsens in einem wüsten Lande und eines Lichts, wie das des Pharao auf dem stürmischen Meer – dann verdient es den Namen Heim und darf als solches gerühmt werden. 3
»Dach und Feuer« also, aber auch die »Schwelle«, sind Bestandteile des »Heimes«. Diese einfachen Bilder verweisen auf den Mythos Urhütte und auf drei der vier Elemente, die Gottfried Semper zuvor in seinem Buch Die vier Elemente der Baukunst4 beschrieben hatte. Semper nennt das Feuer 1 | Etymologische Lexika weisen eine sprachliche Verwandtschaft nach zu traut, lieb, teuer (vgl. Pfeifer 1989, Bd. 2, S. 667) sowie zu Sicherheit, Ruhe (vgl. Kluge 1995, S. 365). 2 | Grimm 1877, Bd. 10, S. 855. 3 | Ruskin 1900, S. 148 f. 4 | Vgl. Semper 1981. Sempers Studie erschien erstmals 1851, ungefähr gleichzeitig mit eigenen bedeutenden Beiträgen zur Architekturtheorie The seven lamps of architecture 1849
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hier das »erste und wichtigste, das moralische Element der Baukunst«1. Der Feuerstelle als Ort der Versammlung, an dem »sich die ersten Bündnisse [knüpften]« und an dem »die ersten rohen Religionsbegriffe zu Culturgebräuchen formuliert«2 wurden, ordnet er die »drei andere[n] Elemente, gleichsam die schützenden Negationen, die Abwehre der dem Feuer des Herdes feindlichen drei Naturelemente; nämlich das Dach, die Umfriedung und de[n] Erdaufwurf«3 zu. Semper bezieht sich damit auf die Beschreibung der Urhütte bei Vitruv, auf die Ursprungslegende der Architektur, nach der die Verortung des Menschen und die Entstehung von Gesellschaft mit der Versammlung um ein (zufällig von einem Unwetter entfachtes und aufgrund seiner unverkennbaren Vorzüge in der Feuerstelle gezähmtes) Feuer ihren Anfang nahmen. Indem die Menschen Behausungen von Tieren (Nester und Höhlen) nachahmten und durch »eigenes Nachdenken«, »[G]elehrig[keit]«, »Urteil[svermögen]« und »Wetteifer« verbesserten, gelangten sie von der Feuerstelle zum Bau der ersten Hütten.4 Die Legende beschreibt die Entwicklung des Bauens und den Prozess der Sozialisierung des Menschen als zwei sich gegenseitig bedingende Vorgänge, die beide dazu führten, dass die Natur nicht mehr nur erlitten, sondern zunehmend auch beherrscht werden konnte. Die Architektur wurde zum künstlichen Schutzraum des verletzlichen menschlichen Körpers, zur Voraussetzung von Sprache und Sozialisation und Grundlage eines friedlichen Zusammenlebens: In der Beschreibung dieser ersten Laubhütte legte Vitruv eine Architekturidee von gleichsam naturhafter Einfachheit und technischer Zwangsläufigkeit nahe, die die Architekturtheorie später im Begriff der ›Urhütte‹ zum Sehnsuchtsmotiv umformte, ein topos, der den Beginn der kreativen Menschheitsgeschichte mit dem der Urform architektonisch-konstruktiver
(Die sieben Leuchter der Baukunst) und The stones of Venice 1851 (Die Steine von Venedig). 1 | Semper 1981, S. 54 f. 2 | Semper 1981, S. 55. 3 | Vgl. Semper 1981, S. 54 f, Hervorhebung im Original. 4 | Vgl. Vitruv 2002 (erstmals um 30 v. Chr.), S. 83-86. Nach Vitruvs Beschreibung bestanden diese Hütten im Wesentlichen, wenn auch differierend nach regionaler Verfügbarkeit von Materialien, aus »schrägen Dächern« und »[ge]schichteten Mauern«, wie er am Beispiel »auswärtige[r] Völkerschaften [...] z.B. in Gallien, Spanien, Lusitanien (Portugal) und Aquitanien« belegt.
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Prinzipien vereinte. So avancierte die Urhütte zum Sinnbild der Idealität von konstruktiver Einfachheit und natürlicher Schönheit in höchster Vollendung [...]. 1
Mit »Dach und Feuer« verweist Ruskin auf die Anfänge der menschlichen Kultur. Er überhöht den Begriff des Heims, das für ihn ein »geheiligter Ort« ist – nicht jedes Haus ist auch ein Heim. Erst wenn es sich seinen Namen »verdient« hat, darf es als solches »gerühmt werden«. Er charakterisiert das Heim in erster Linie über seine Schutzfunktion und sieht den Schutz vor physischer Verletzung (durch Wind und Wetter oder die natürlichen Feinde des Menschen) verknüpft mit dem seelischen Beschütztsein (vor ideellen Bedrohungen wie »Sorgen«, »Schrecken«, »Zweifel« und »Spaltung«). Das Heim hat also nicht nur die Aufgabe, den Menschen vor der feindlichen äußeren Welt zu schützen, sondern es soll darüber hinaus Geborgenheit, Privatheit und Frieden gewähren und so das Innere des Menschen behüten. Physischen Schutz gibt das Haus von sich aus. Aus dem Haus ein Heim zu machen, liegt dagegen in der Verantwortung der Bewohner: Sie sind es, die über die »Schwelle« wachen, die das Eindringen von »Sorgen«, von »widersinniger« oder »feindseliger Gesellschaft« zu verhindern haben und sich so einen »Ort des Friedens« und der »Zuflucht« schaffen können. Das Haus wird also erst zum Heim durch die Beziehung, die seine Bewohner untereinander, zur Außenwelt und zu ihrer Behausung selbst haben.2 Der Schutzcharakter des Heimes beeinflusst unsere Vorstellungen bezüglich des gestalterischen Ausdrucks des Heims – sowohl in Bezug auf sein Erscheinungsbild als auch auf seine atmosphärischen Qualitäten. Das Bedürfnis nach sicherer Abgrenzung von der Außenwelt weckt unter den in Mitteleuropa gegebenen klimatischen, geographischen und geologischen Bedingungen Vorstellungen von Stabilität und Massivität, von Kontinuität und Verwurzelung. In psychischer oder ideeller Hinsicht äußert sich der Schutzcharakter des Heims ganz wesentlich im Aspekt der Privatheit, dies auch in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes privat als eines nicht nur von der Öffentlichkeit, sondern auch vom Staat abgesonderten, ja seiner Gewalt entrissenen Bereichs.3 Diese Bedeutung des Begriffs findet heute im 1 | Wilhelm 1998b, S. 100 f. 2 | Mit dieser Betrachtungsweise berücksichtigt Ruskin allerdings nicht die Möglichkeit des gewaltsamen Eindringens in den Schutzraum des Heims. 3 | Vgl. Grimm Bd. 13, S. 1889, S. 2138 f.; Pfeifer 1989, Bd. 2, S. 1320; Kluge 1995, S. 648. Vgl. auch lat. privare: berauben, befreien, absondern.
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Recht auf die »Unverletzlichkeit der Wohnung« als einem der demokratischen Grundrechte unserer Verfassung ihren Niederschlag.1 Das Einfamilienhaus ist besser geeignet, den Aspekt der Privatheit einer Behausung erfahrbar zu machen, als beispielsweise eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Umgeben von Garten und Einfriedung, entzieht es sich zunächst ganz real fremden Blicken und ermöglicht die Inszenierung von schrittweise kontrollierten sozialen Begegnungen: Auffahrt, Pforte, Vorgarten, Eingangstreppe, Haustür, Windfang und Diele sind die Stationen, die beim landesüblichen Einfamilienhaus dem Betreten des eigentlichen Wohnraumes vorgeschaltet sind. Angesichts der Dichte und der mangelnden außenräumlichen Qualitäten der meisten neuen Wohngebiete jedoch, die von massenhaft aufgedrängter Privatheit des jeweils Anderen geprägt sind, hat das Einfamilienhaus heute der Wohnung oft nur noch die Illusion von Privatheit voraus. Umso mehr wird diese symbolisch betont. Das Eigenheim soll ein bergendes Dach besitzen, massiv gebaut, freistehend, umfriedet und vor allem: individuell gestaltetet sein. Denn das eigene Haus besitzt in Bezug auf die Symbolisierung von Privatheit noch einen weiteren, wesentlichen Vorteil gegenüber der Wohnung – es vermag der Individualität und dem persönlichen Geschmack des Besitzers nicht nur im Innern Raum zu geben, sondern ermöglicht dem Bewohner darüber hinaus, diesem durch seine Gestaltung auch nach außen plastisch Ausdruck zu verleihen. Dem gegenüber stehen die zwischen Anonymität und Neugierde angesiedelten, unfreiwilligen zwischenmenschlichen Kontakte im Mehrfamilienhaus: akustische Belästigungen durch die Nachbarn und unerwartete, unliebsame und unmittelbare Begegnungen in Treppenhaus, Hof oder Garten. Zur Beeinträchtigung durch die unfreiwilligen Einblicke in das Miteinander der Nachbarn gesellt sich die Sorge um den Umfang derer eventueller Anteilnahme am eigenen Leben. Das eigene Heim erhält eine absolute Qualität durch den Begriff des Eigentums, der mit dem Begriff des Heims keineswegs von Anfang an verbunden ist. Erst die Etablierung bürgerlicher Ideale hat im 19. Jahrhundert das private Eigentum zu einem allgemein verbindlichen Wert erhoben, in dessen Einflussphäre sich der Begriff des Eigenheims entwickeln sollte.
1 | Grundgesetz, Art. 13.
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1.4 E IGENTUM Persönliche und politische Freiheit des Individuums gehören zu den höchsten Werten der westlichen Gesellschaft, und seit der Aufklärung sind Freiheit und Eigentum im abendländischen Wertesystem untrennbar miteinander verbunden. Das Recht auf Eigentum ist daher als eines der demokratischen Grundrechte im Grundgesetz verankert.1 Die Eigentumsfreiheit wiederum wird maßgeblich verkörpert durch das freie Baurecht: Die individuelle Gestaltbarkeit des Hauses steht für die Möglichkeiten der freien Persönlichkeitsentfaltung, die das Eigentum eröffnet, die Gestaltungsfreiheit steigt mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln. Wenn also die Freiheit des Individuums nur auf der Grundlage einer Freiheit des Eigentums zu erreichen ist, dann ist das eigene Haus besonders geeignet, als Ausdruck der Möglichkeit des freien Erwerbs an Grund und Boden und als Manifestation von Besitz – es sei hier vewiesen auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes, nämlich wiederum der »Grund und Boden, auf dem man tatsächlich sitzt (oder sich setzt)«2 – diese zu symbolisieren. Das Eigenheim steht also sinnbildlich für das private Eigentum an sich. Das Wohnen im Einfamilienhaus bedeutet hierzulande in der Regel das Wohnen im Eigentum; eine Miettradition hat es in diesem Bereich nie gegeben.3 Im europäischen Vergleich – beispielsweise zu England, den Niederlanden oder Skandinavien – stellt dies eine Besonderheit dar, die auf eine enge Verbindung der Werte Einfamilienhaus und Eigentum gerade im deutschen Wertesystem schließen lässt. Auf dieses besondere Verhältnis verweist der deutsche Titel von Pierre Bourdieus (1930-2002) Studie Der Einzige und sein Eigenheim.4 Diese Untersuchung aus den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts beleuchtet das Verhältnis des Menschen zu seinem »Häuschen im Grünen« aus soziologischer Sicht. Sie ist für den vorliegenden Kontext nicht nur aufgrund der Tatsache interessant, dass es sich hierbei um eine Studie über Fertighäuser handelt. Zu verstehen als eine »Sozioanalyse« – in Analogie zur Psychoanalyse die Beschäftigung mit einem »sozialen
1 | Grundgesetz Art. 14. 2 | Kluge 1995, S. 102. 3 | Vgl. Jessen; Simon 2001, S. 351. 4 | Vgl. Bourdieu 2002 (erstmals 1998).
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Unbewussten«1 – reiht sie sich unmittelbar ein in den Kontext der Betrachtung einer tief verankerten Bildsprache des Eigenheimes und beschreibt die vielfältige Symbolik, mit der sich die Errichtung eines Einfamilienhauses im Eigentum in Bezug auf das soziale Sein des Menschen verbindet. Bourdieu adaptiert den Titel von Max Stirners (1806-1856) Hauptwerk Der Einzige und sein Eigentum2 und verweist damit auf den enormen ideologischen Überbau, den er mit dem Streben nach dem Errichten und Bewohnen eines Eigenheimes verknüpft sieht – und grundsätzlich in Frage stellt. Dies wird schon durch die Bezugnahme auf Stirners anarchistisches Traktat deutlich, der dort die mit dem Eigentum verbundenen bürgerlichen Werte und Ideale ad absurdum führt. Das »Eigentum« von Stirners »Einzigem«3 nämlich, dem »sich seiner Einzigkeit bewußte[n] Ich«4, ist nicht das im herkömmlichen Sinne durch Staat und Recht garantierte, es setzt im Gegenteil dessen Missachtung geradezu voraus: »Wie die Welt als Eigentum zu einem Material geworden ist, mit welchem Ich anfange, was Ich will, so muss auch der Geist als Eigentum zu einem Material herabsinken, vor dem Ich keine heilige Scheu mehr trage.«5 Erst durch die Verfügung über ein solches »Eigentum«, also durch die Befreiung von allen denkbaren sachlichen und moralischen Zwängen, vermöge sich der »Einzige« von jeder Autorität wie Gott, Kirche oder Staat zu lösen und werde so zum dem »Eigner« seiner selbst.6 Die enormen Anstrengungen, die Menschen für die Realisierung ihres Haus-Traumes erbringen, betrachtet Bourdieu in analoger Weise als überwindenswert. Dabei unterscheidet er zwischen zwei Arten von Investitionen, die beim Eigenheimbau wirksam sind: den ökonomischen und den affektiven. In ersteren sieht er eine Form von Schatzbildung, die beim Zahlen einer regelmäßigen Miete nicht erfolgt. Sie wiederum werden getragen von affektiven Investitionen: letztere ermöglichen erst die mit dem Hausbau verbundenen Anstrengungen, stärken die emotionalen Bindungen nicht nur gegenüber dem Haus, sondern auch innerhalb der Hausgemeinschaft, der
1 | Vgl. Sandkühler 1999, S. 1663; Zitate ebenda. 2 | Vgl. Stirner 1972 (erstmals 1844/1845). 3 | Stirner verwendet die Begriffe »Einziger«, »Eigner«, »Egoist« und »Ich« synonym. 4 | Mittelstraß 1996, S. 98. 5 | Stirner 1972, S. 402. 6 | Vgl. Mittelstraß 1996, S. 98.
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Familie.1 Schatzbildung und Familie sind demnach nicht losgelöst voneinander zu betrachten: Repräsentiert das Einfamilienhaus im Eigentum auf der einen Seite die Erfüllung des romantisch geprägten Wunsches nach dem privaten Familienglück, so steht es auf der anderen Seite für die Schaffung, Sicherung und gegebenenfalls Erweiterung eines an die eigenen Nachkommen vererbbaren und zu vererbenden Besitzes. Für Bourdieu stellt das Eigenheim so einen Symbolträger dar, der bereits an sich die Existenz der Familie und ihren Fortbestand über Generationen hinweg verkörpert.2 Als scheinbarer Garant für privates und familiäres Glück besitzt das Eigenheim damit neben seiner praktischen auch eine ideelle Funktion. Es ist eine Wertanlage, die Wertbeständigkeit oder besser noch Wertzuwachs gewährleisten soll, dauerhaft und übertragbar sein muss und von daher »erwartungsgemäß ebenso lange anzudauern hat wie sein Besitzer, ja ihn als Nachlass überdauern soll«.3 Dem Vorsatz der Hausgemeinschaft, fortzubestehen, wird durch die Errichtung des Eigenheims auch bildhaft Ausdruck gegeben. Die Beständigkeit des Hauses ist in diesem Kontext ein bedeutender Faktor: Sie verkörpert die Stabilität der Sozialbeziehungen innerhalb der Familie und zur Umgebung. Als sichtbares Zeugnis dieser Beziehungen und des Vorsatzes, diese weiterzuführen, hat das Eigenheim Merkmale von Beständigkeit auch anschaulich zu visualisieren.4 Die wirtschaftlichen Realitäten einer zunehmenden Tendenz von Hausverkäufen und Zwangsversteigerungen an Stelle von Vererbung schwächen dabei die Symbolkraft der Beständigkeit ebenso wenig wie die gesellschaftlichen Realitäten von Scheidungen und Patchwork-Familien.5 Im Gegenteil: Das hartnäckige Festhalten an scheinbar stabilen Werten ist gerade in Zeiten von Verunsicherung ein verbreitetes Symptom.
1 | Bourdieu 2002, S. 49. Der Begriff Familie wird im deutschen Sprachgebrauch als französisches Lehnwort famille seit dem 15. Jahrhundert nachgewiesen, fand aber erst seit dem ausgehenden 17. und vor allem im 18. Jahrhundert Verbreitung. Er löste den Begriff des Hauses ab, der zuvor die Gesamtheit der in einem Haushalt lebenden und arbeitenden Personen unter dem Regiment des Hausvaters bezeichnet hatte. Vgl. Pfeifer 1989 Bd. 1, S. 407; Gestrich 1999, S. 4 f. 2 | Vgl. auch Schultheis; Steinrücke 2002, S. 11. 3 | Bourdieu 2002, S. 50. 4 | Vgl. Bourdieu 2002, S. 50. 5 | Details hierzu vgl. Kap. 2.
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Nicht zuletzt gibt das Eigenheim Auskunft über die monetäre Potenz und den Geschmack seines Besitzers – und zwar im Gegensatz zu beispielsweise der Kleidung nicht nur für eine Saison, sondern als dauerhaftes Abbild seines sozialen Seins. Als ein solches Zeugnis wiederum führen Erwerb oder Errichtung eines Eigenheimes zu einer Befangenheit im Eigenen, aus der die Einzelnen nach Stirner und Bourdieu sich wieder befreien müssten, wenn sie dies denn selber denken könnten.
1.5 E IGENHEIM Im Begriff Eigenheim verbindet sich der Begriff des Heimes mit dem des Eigentums. Im Brockhaus von 1930 wird das Eigenheim definiert als »bürgerl. Kleinwohnungshaus, das vom Besitzer allein bewohnt wird«,1 was in dieser Ausschließlichkeit offensichtlich eine Neuerung darstellte. Der Begriff war damals noch jung. Bereits kurz nach 1900 entstanden, fand er erst ab 1920 Verbreitung und kann als »semantischer Aufsteiger«2 des frühen 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. Spätestens seit den fünfziger Jahren beschreibt er den Lebenswunsch der meisten Deutschen schlechthin.3 Mit dem Begriff verbinden sich Vorstellungen von Massivität und Stabilität und eine durch Sattel- oder Walmdach gekennzeichnete Bildhaftigkeit, die sich in verbreiteten gestalterischen und atmosphärischen Vorstellungen vom tatsächlich gebauten Einfamilienhaus niederschlägt. Der Begriff Bildhaftigkeit soll hier – in Anlehnung an die Bild-Definition in Wolfgang Pfeifers Etymologisches Wörterbuch des Deutschen – eine »nur in der Vorstellung wahrgenommene Erscheinung«4 bezeichnen, denn es handelt sich nicht um ein aus der Anschauung gewonnenes, sondern um ein vorgeprägtes und eigentlich nicht von der Wirklichkeit zurückgegebenes Idealbild. Für das Eigenheim waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts verschiedene Bezeichnungen gebräuchlich: Villa oder Landhaus standen zunächst für den exklusiven Zweit- und Luxuswohnsitz wohlhabender Städter, später auch für das dauerhaft bewohnte Refugium des gehobenen Bürgertums vor den 1 | Brockhaus 1930 (15. Aufl.), Bd. 5, S. 299. Vgl. auch Meyer bereits 1925 (7. Aufl.), Bd. 3, S. 1272. 2 | Zimmermann 2001c, S. 72. 3 | Vgl. Zimmermann 2001a, S. 338 ff. 4 | Pfeifer 1989, Bd. 1, S. 172.
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Toren der Stadt. Kleinhaus, Eigenhaus, Familienheim oder Heimstätte beschrieben das bescheidene Wohnhaus des Kleinbürgers oder Arbeiters – wobei auch hier noch zu differenzieren ist: Der Begriff Eigenhaus bezeichnete bis in die zwanziger Jahre neutral das eher einfache bürgerliche Einfamilienhaus im Eigentum. Anders der Begriff Kleinhaus: Ursprünglich diskriminierend für die Häuser der Angehörigen einer niederen ländlichen Sozialklasse (die sogenannten Hintersassen oder Kleinhäusler) gebraucht, wurde er in der bürgerlichen Reformbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts massiv aufgewertet und schließlich ebenfalls neutral verwendet. Das Kleinhaus implizierte nicht eindeutig das Wohnen im Eigentum, es konnte auch gemietet werden. Das Konzept der Heimstätte, das ab 1880 zunächst von Agrarpolitikern als Reaktion auf die Verschuldungkrise der Landwirtschaft entwickelt wurde,1 war im Gegensatz dazu untrennbar mit dem Eigentum verbunden. Der Begriff bezeichnete nicht nur eine Gebäudetypologie, sondern eine Form des geschützten Grund- und Wohneigentums, die staatlich subventioniert und durch gesetzliche Bestimmungen vom freien Wohnungsmarkt abgekoppelt war, um Spekulation zu vermeiden. Die Heimstätte ging um 1900 zunächst unter dem Begriff »Rentengut« in die Gesetzesterminologie ein und bezeichnete spätestens seit dem Reichsheimstättengesetz von 1920 eine normierte Form des Eigenheims, definiert als sogenannte »Kleinsiedler-« oder »Landarbeiterstelle«, bestehend aus dem Haus und einem großen landwirtschaftlichem Nutzgarten zum Obst- und Gemüseanbau sowie zur Kleintierhaltung.2 Ziel des Programms war die »Verbesserung der Lebensverhältnisse der Arbeiter, des Kleinen Mannes, der bisherigen Bewohner der Mietskaserne [durch die] gesicherte [...] Verbindung der Familie mit dem Grund und Boden«3. Der Begriff Familienheim schließlich wurde insbesondere in der unmittelbaren Nachkriegszeit zur Bezeichnung des mittelständischen Einfamilienhauses benutzt und weist auf dessen enge Verbindung zur Familie hin. Allen diesen Begriffen gemeinsam ist, dass sie ein Wohnen im Eigentum voraussetzten und die gesicherte Existenz der Familie, das (gesunde) Leben 1 | In Anlehnung an die amerikanischen Homestead-Gesetze. Durch entsprechende Bestimmungen wurde Bodenspekulation ausgeschlossen, die Häuser durften nicht zu Marktpreisen veräußert werden. Vgl. Wenzel 1930, S. 20-24; Brockhaus 1893 (14. Aufl.), Bd. 8, S. 973 f; vgl. auch Kap. 4.4. 2 | Vgl. David 1921, S. 87-95; Wenzel 1930, S. 45-170. 3 | Brockhaus 1902, Bd. 8, S. 967 f.
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im Grünen außerhalb der Stadt, in einer in sich abgeschlossenen Wohnung (idealerweise verkörpert durch das eigene Haus) mit einem eigenen Nutzoder Ziergarten implizierten. Oft wurde jedoch das Ideal von Familie und Privatheit dadurch konterkariert, dass die finanziellen Belastungen, die das Wohneigentum mit sich brachte, Untervermietungen nötig machten, was vor dem Hintergrund der beschränkten Dimensionen der Häuser zu einer schleichenden Unterwanderung der eigentlichen Werte des Wohnens im Eigentum kam.1
1 | Vgl. Zimmermann 2001c, S. 70 ff.
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2. Der Eigenheimmarkt in Deutschland
Architekten, Stadtplaner und Sozialwissenschaftler lehnen das freistehende Einfamilienhaus gern als »landschaftszerstörendes und antiurbanes Symbol kleinbürgerlicher Enge und baukulturellen Niedergangs«1 ab. Im Wunschdenken der Deutschen aber hält das Einfamilienhaus ungebrochen die Spitzenstellung vor allen anderen Siedlungsformen. Laut einer Studie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gibt bundesweit 73 % der Bevölkerung das freistehende Ein- oder Zweifamilienhaus als bevorzugte Wohnform an.2 Diese Beliebtheit ist darauf zurückzuführen, dass sie stärker als jede andere ideologische, symbolische und praktische Aspekte zu verbinden vermag. Ihre hohe soziale Akzeptanz und schichtenübergreifende Wertschätzung verdankt sich zudem der Tatsache, dass sie auf ein eigenverantwortliches Wohnen ausgerichtet ist.3 Das Leben im Einfamilienhaus wird hierzulande weitgehend mit Wohnen im Eigentum gleichgesetzt. Mit Eigentum wiederum werden Qualitäten wie Unabhängigkeit, Freiheit und Sicherheit assoziiert. Übertragen auf das Eigenheim konkretisiert sich dies in der Anpassung an individuelle Bedürfnisse, im Schutz vor Vermieterinteressen und in materieller Sicherheit vor allem im Alter. Zudem werden mit Wohneigentum oder Wohneigentumserwerb konservative Werte wie Konsumverzicht, Sparsamkeit, Diszi-
1 | Jessen; Simon 2001, S. 351. 2 | Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (im Folgenden BMU) 2004, S. 45. 3 | Vgl. Wilhelm 2003, S. 14.
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plin, Arbeitseinsatz und langfristige Planung verbunden.1 Die verbreitete Akzeptanz dieser Werte führt dazu, dass der Besitz eines Einfamilienhauses in der Regel als Ausdruck einer gelungenen Biografie gewertet wird.2 Das Eigenheim symbolisiert individuellen Lebenserfolg und gesellschaftlichen Aufstieg. Rationale Aspekte wie Wohnsicherheit, Selbstverwirklichungsund Aneignungsspielräume, Vermögensbildung, das Streben nach vererbbarem Besitz und die Vorzüge für die Altersversorgung erklären zum Teil, jedoch nicht allein, die enormen ökonomischen und affektiven Anstrengungen, die für den Hausbau in Kauf genommen werden, und die Akzeptanz der ökologischen (und baukulturellen) Konsequenzen durch die Gemeinschaft.3 Wichtig sind emotionale Aspekte, die allgemeinverbindliche Werte und Vorstellungen berühren. Der Besitz einer Immobilie stellt für 80 bis 90 % der deutschen Haushalte als »Kombination von angestrebter Lebensform und lohnendem Immobilienbesitz«4 ein Ideal dar, das individuelles Konsuminteresse mit symbolhafter Werterhaltung oder gar Wertsteigerung verbindet. Anlass für den Wunsch nach dem Umzug ins Grüne ist oftmals die Gründung einer Familie, primäres Argument für den Eigenheimkauf das Wohnen im Eigentum und das Leben in Naturnähe.5 Doch nur ein gutes Drittel derer, denen dies erstrebenswert erscheint, wohnt tatsächlich im Eigenheim: lediglich 34% der Bevölkerung im Westen beziehungsweise 27% im Osten Deutschlands.6 Obwohl die absolute Zahl der Eigentumswohnungen und vor allem der Eigenheime in der Bundesrepublik in den vergangenen sechzig Jahren deutlich angestiegen ist, liegt die Wohneigentumsquote mit 44% im europäischen Vergleich niedrig (im europäischen Vergleich wird
1 | Vgl. Bundesministerium für Bauwesen und Raumordnung (im Folgenden BBR) 2001, S. 19 f. 2 | Vgl. Böltken; Schneider; Spellerberg 1999, S. 143. 3 | In der Einschätzung der Bedeutsamkeit umweltpolitischer Ziele und Aufgaben rangiert die Einschränkung des »ständigen Wachstums der Siedlungs- und Verkehrsfläche« an unterster Stelle. Auf Platz 1 (von 11) dagegen steht die »Reinhaltung von Wasser, Boden und Luft«. Vgl. BMU 2004, S. 18, 45. 4|
Zimmermann 2001c, S. 65.
5 | Vgl. Kreibich 1999, S. 136. 6 | Vgl. BBR 1999, S. 4.
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Deutschland hier nur noch unterboten von der Schweiz mit 35 %,1 Spitzenreiter mit Werten von über 80 % sind dagegen Irland, Norwegen und Spanien2) und nur unwesentlich über dem Wert von 1949.3 Dieser Abstand besteht, obwohl das Eigenheim als beliebteste Form der Wohneigentumsbildung dem von staatlicher Seite erklärten Ziel einer Erhöhung der Wohneigentumsquote besonders dienlich ist und so zum bevorzugten Objekt der Wohnbauförderung durch die öffentliche Hand wurde. Die Abweichung zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist unterschiedlichen Ursachen geschuldet. Einer der Gründe für die geringe Wohneigentumsund Eigenheimquote liegt in der maßgeblich durch die Wiederaufbauphase nach 1945 geprägten Struktur des Wohngebäudebestandes in beiden Teilen Deutschlands. Wegen der flächendeckenden Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und dem noch aus der Vorkriegszeit resultierenden Fehlbedarf an Wohnungen musste allein im Westen binnen kürzester Zeit ein Defizit von geschätzt fünf Millionen Wohnungen4 gedeckt werden. Vor diesem Hintergrund war aus praktischen Erwägungen eine Prioritätensetzung zugunsten des sozialen Mietwohnungsbaus unabdingbar. Ein funktionierender Kapitalmarkt, der in großem Umfang privaten Bauherren die Finanzierung von Eigentumsmaßnahmen oder auch die marktmäßige Errichtung von Mietwohnungen ermöglicht hätte, war nicht vorhanden.5 So wurde das enorme Neubauvolumen6 über große Bauträger abgewickelt, und zwar in Form von großmaßstäblichem verdichtetem Wohnungsbau unter Anwendung ratio1 | Vgl. Empirica 2004, S. 5, Wert aus dem Jahr 2004. Zu Details der Erhebungsmethoden vgl. ebenda, S. 2-5. 2 | Vgl. BBR 2004, S. 79. 3 | 1949: 39%, 2004: 44%, Angaben bezogen auf die gesamte Anzahl der Haushalte, http://www.lbs.de/lbs/pics/upload/tfmedia1/HBAAAX5aaDe.pdf, Zugriff 06.04.2006. Die Zahl der Haushalte in der Bundesrepublik wiederum stieg im selben Zeitraum von ca. 15,4 Mio (1950) auf ca. 39,1 (2004), Quelle: Elvert; Krüger 2003, S. 103; http://www.destsatis. de/indicators/d/lrbev05ad.htm, Zugriff 17.01.2007. 4 | Nach vorsichtigen Schätzungen des Deutschen Städtetages von 1950. Vgl. Hafner 1993, S. 27. 5 | Vgl. Zimmermann 2001a, S. 330-334, Häußermann 1996, S. 272-278 und BBR 2004, S. 79. 6 | Zwischen Mitte der fünfziger und Anfang der siebziger Jahre allein in Westdeutschland ca. 600 000 Fertigstellungen jährlich (vgl. Zimmermann 2001a, S. 331).
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nalisierter Bauweisen und serieller Fertigung, eine Bauweise, die zudem den damaligen Idealvorstellungen der Planer entsprach. Die sozialen und hygienischen Lebensbedingungen der industrialisierten Stadt erschienen im Rückblick als geeigneter Nährboden für die Verbreitung des Nationalsozialismus. Aufgelockerte Stadtmodelle erfuhren daher gegenüber verdichteten eine bevorzugte Bewertung.1 Auch bis heute wenig publik gemachte defensive militärstrategische Überlegungen werden in diesem Zusammenhang eine Rolle gespielt haben, da eine dezentrale Organisation des Stadtgefüges in Verbindung mit einer offenen Bauweise den effizientesten Schutz der Zivilbevölkerung im Falle von Luftangriffen darstellt. In der Zeit des Kalten Krieges setzten sich entsprechende Bedrohungsszenarien fort. Im Kerngebiet von Städten führte dies beispielsweise zum Bau von quer zur Straße angeordneten Gebäuderiegeln, dies mit dem Ziel, im Fall eines Flächenbombardements die Bildung von sogenannten Trümmerkegeln zu vermeiden, also das Zusammenstürzen gegenüberliegender Häuserfronten zur Straßenmitte hin zu vermeiden. Solche Baumaßnahmen wurden um 1960 einige Jahre lang aus Bundesmitteln gefördert.2 Die zunehmende Ausrichtung der Stadtplanung auf den wachsenden Individualverkehr begünstigte ebenfalls eine Dezentralisierung der Städte. Während der Phase stabiler und wachsender Prosperität erhielten auch die unteren Einkommensklassen rasch Zugang zu Automobil und Eigenheim. Die daraus insgesamt resultierende Bevorzugung des Wohnungsneubaus nach den Prinzipien der funktionalistischen Stadt gegenüber der Instand-
1 | Vgl. Durth; Gutschow 1988a, S. 161 f.; Durth; Gutschow 1988b, S. 355 f. 2 | Die Luftkriegserfahrungen des Zweiten Weltkrieges prägten jahrzehntelang eine ganze Generation von Architekten und Planern. Rudolf Hillebrecht, als Stadtbaurat hauptverantwortlich für den Wiederaufbau Hannovers zur »autogerechten Stadt«, bestätigt dies 1981 im Gespräch mit Werner Durth: »Wenn man miterlebt hat, wie Tausende von Menschen auf den Straßen verbrannt und zusammengekrümmt wie kleine Pakete gelegen haben, dann konnte dieses Erlebnis mitbestimmend sein für die Dimensionierung von Schneisen […]. Sie merken, daß solche Planungen aus sehr unterschiedlichen Motiven erfolgten, wobei man heute im Rückblick sagen kann, daß die Kriegsangst vielleicht ein albernes Motiv war. Bei diesem Luftschutzmotiv allerdings muß ich bekennen, daß es unser ‘top secret’ war; keiner hat darüber geredet. Nur vertraulich haben wir darüber gesprochen, denn wir haben uns gesagt, das ist ein Thema, das wir nicht in die Öffentlichkeit bringen und auch nicht im Rat sagen können.« Vgl. Durth; Gutschow 1988a, S. 41.
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setzung der zerstörten Bausubstanz der Kernstädte durch den Wiederaufbau prägt die Morphologie unserer Städte bis heute. Die im Zeitraum zwischen 1949 und 1978 auf diese Weise entstandenen Neubauwohnungen charakterisierten mit einem Anteil von heute immerhin noch 30 % wesentlich den Wohnungsbestand Westdeutschlands.1 Aufgrund ihrer Struktur in großen Baukörpern mit vielen Wohneinheiten, ihrer Größe und Ausstattung, ihrer festgelegten Grundrisse und auch ihrer Architektur sind diese Gebäude nur bedingt zur Umwandlung in Eigentum geeignet. Zudem etablierte sich die Eigentumswohnung im Geschosswohnungsbau im Bewusstsein der Bundesbürger erst seit den späten siebziger Jahren – und zwar bis heute sehr zögerlich – als alternative Möglichkeit der Wohneigentumsbildung. Die Struktur des Wohnungsbestandes in den neuen Bundesländern ist der in den Alten vergleichbar. Nachdem entgegen der allgemeinen Propaganda die Wiederaufbautätigkeit in der DDR der fünfziger und sechziger Jahre nur schleppend anlief, wurde in den siebziger und achtziger Jahren eine massive Neubaupolitik betrieben. In den Plattenbausiedlungen außerhalb der Kernstädte wurden auf Kleinfamilien zugeschnittene, in Bezug auf Wohnfläche und Ausstattung bewusst reduzierte Wohnungen gebaut. Der Anteil der Wohnungen in den Plattenbauten beträgt derzeit 22% am gesamten Wohnungsbestand Ostdeutschlands2 und entspricht in Bezug auf eine mögliche Umwandlung in Eigentum ebenso wenig der Nachfrage wie der des Mietwohnungsbaus aus der Konsolidierungsphase der alten BRD. Der soziale Mietwohnungsbau machte in den fünfziger Jahren aufgrund der Wohnungsnot zahlenmäßig den weitaus größten Anteil am Wohnungsbauvolumen aus, die wohnungsbaupolitischen Zielsetzungen allerdings favorisierten eindeutig das Eigenheim – es blieb das Ideal des Wiederaufbaus schlechthin.3 Dies galt vor allem für das Bürger- und Kleinbürgertum, das die soziale Massenbasis für den Nationalsozialismus gestellt und sich aus den gesamtgesellschaftlichen Bindungen in Familie und Heim zurückgezo1 | Vgl. BBR 2004,S. 53. 2 | So im Jahre 2002. Vgl. BBR 2004, S. 53. 3 | Das 1. Wohnungsbaugesetz vom 24. April 1950 wies bereits das Eigenheim als bevorzugte Wohnform aus. Eine Novellierung des Gesetzes vom 25. August 1953 räumte dem Eigenheim eine noch größere Bedeutung ein. Im 2. Wohnungsbaugesetz vom 27. Juni 1957 wurde ihm die Rolle als bestimmendes architektonisches Leitbild zugebilligt. Vgl. hierzu auch Petsch 1989, S. 205.
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gen hatte. Trotz abweichender Motivation und einer strikten Distanzierung von rassistischen und sozialdarwinistischen Formeln sind die Parallelen zwischen der Einfamilienhauspropaganda der dreißiger und fünfziger Jahre offensichtlich.1 Die Verwandtschaft liegt insbesondere in der Verbindung von Sozial- beziehungsweise Familien- mit der Wohneigentumspolitik. Die Familie, im Nationalsozialismus ideologisch propagiert, aber auf ihre Eigenschaft als »Produktionsstätte« für den Nachwuchs reduziert, erhielt im politischen Diskurs der frühen Bundesrepublik zwar ein anderes Gewicht, verlor aber nicht an Bedeutung. Der extremen Bevormundung der Menschen durch Institutionen während der NS-Zeit und in Abgrenzung zum Kommunismus2 stand die autonome Entfaltung des Individuums und – neben der persönlichen Freiheit und dem Privateigentum an Grund und Boden – die Familie als Ideal gegenüber. In der Familie sollten individuelle Freiheit und Mündigkeit erlernt werden. Als deren ideale Wohnform wurde das Eigenheim propagiert, das somit zum zentralen Bestandteil der Familienförderpolitik avancierte. Dass die Wohneigentumspolitik dabei weniger den unterstellten Sehnsüchten der Bevölkerung entsprach, sondern vielmehr den Interessen der Wohnungspolitik der CDU/CSU-Regierung und der konservativen Kräfte innerhalb des Wohnungswesens (Kirchen, Wohlfahrtsverbände und regionale Heimstätten), belegt eine Studie des statistischen Bundesamtes aus den Jahren 1956/1957, laut der sich damals lediglich 17,8% der bundesdeutschen Bevölkerung ein Einfamilienhaus im Eigentum wünschte.3 Die Kleinsiedlungshäuser, die nicht nur konzeptionell, sondern auch formal4 an Modelle der Zwischenkriegs- und der NS-Zeit anknüpften, orientierten sich zunächst an asketisch aufgeladenen Leitbildern, die wie zuvor Aspekte von Gesundung, Verwurzelung und Selbstversorgung beinhalteten – insbesondere letzteres ein Motiv, das mit zunehmender Integration der Bevölkerung in den formellen Arbeitsmarkt seine soziale und wirtschaftliche Basis verlor. So wurde das Kleinhausideal transformiert zu dem des mit1 | Vgl. auch Petsch 1989, S. 217. 2 | Karin Wilhelm spricht von einer durch die Eigenheimförderung politisch gewollten »Entmarxung«. Vgl. Wilhelm 1985, S. 98. Begriff der »Entmarxung« in Anlehnung an Henning 1954, S. 326; Bahrdt 1955, S. 281. 3 | Vgl. »1vH-Zusatzerhebung der Wohnstatistik«, in: Ergebnisse der Wohnstatistik 1956/1957, 1960, S. 83; andere Studien gelten als wenig repräsentativ. Vgl. Hafner 1993, S. 227 f. 4 | Vgl. z.B. Gegenüberstellung von Fotografien bei Petsch 1989, S. 206.
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telständischen Eigenheims, wie es heute geläufig ist: »[...] weniger Salatköpfe und mehr Rosen gezüchtet, [die] Bank vor dem Haus [ersetzt durch den] Liegestuhl hinter dem Haus«.1 Zunächst noch mit Werten wie Fleiß und Sparsamkeit, später mit Motiven der Verstetigung und Verbesserung der Lebensumstände assoziiert, galt es, wenn auch auf höherem Niveau, gleichsam als Versicherung gegen die »kollektivistischen Kräfte« des Sozialismus.2 Die breite Streuung und gesellschaftliche Funktion von Wohneigentum wurde spätestens in den siebziger Jahren für alle politischen Parteien zu einem der wichtigsten legitimatorischen Argumente im sozialpolitischen Diskurs.3 In der Diskussion um das Wohnen im Eigentum oder das Wohnen zur Miete, die sich am heftigsten zu Beginn des 20. Jahrhunderts am Gegenstand »Mietskaserne oder Kleinhaus« entfachte, verbinden sich von Anfang an ordnungspolitische Eigentumsfragen mit sozialpolitischen Wohnungsbaufragen – eine Verknüpfung, die bis heute die Wohnungspolitik der Bundesrepublik Deutschland prägt. Unsere Verfassungsordnung privilegiert nicht nur, sie überhöht das Hauseigentum als ihr schlechthin stabiles Element. Die besondere Bedeutung, die dem Wohnen im eigenen Heim zugemessen wird, lässt sich im Wesentlichen durch die folgenden, in den neunziger Jahren vom Gesamtverband der Wohnungswirtschaft formulierten Thesen zusammenfassen: Wohneigentum ist als erlebbares und gestaltbares Vermögen besonders geeignet, Eigeninitiative, Selbstverantwortung und Selbstbewusstsein zu wecken [...]. Wohneigentum fördert den sozialen und wirtschaftlichen Integrationsprozess des arbeitenden Menschen [...]. Wohneigentum bietet die besten Voraussetzungen für familiengerechtes Wohnen. 4
Damit stellt die staatliche Förderung von Wohneigentum nicht nur ein Instrument wohnungspolitischer, sondern allgemein politischer Bedeutung dar. Spätestens seit den sechziger Jahren über die Parteigrenzen hinweg konsensfähig, sah und sieht der Staat im politischen Ziel der breiten Streuung von Wohneigentum nicht nur die Pflicht, den Wünschen und Bedürfnissen seiner Bürger entgegenzukommen, sondern erhofft sich langfristig auch die Überantwortung der Finanzierung des Wohnens in die Eigenverantwortung 1 | Bahrdt 1955, S. 281 f. 2 | Vgl. auch Zimmermann 2001a, S. 338-344. 3 | Vgl. Zimmermann 2001a, S. 330. 4 | Gesamtverband der Wohnungswirtschaft: Wohneigentum in Deutschland, Köln 1992, S. 20.
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des Einzelnen.1 Kurzfristig höhere Belastungen der öffentlichen Haushalte werden hierfür in Kauf genommen. Neben der problematischen Struktur des Wohnungsbaubestandes ist die geringe Wohneigentumsquote in Deutschland auf die hohen Erwerbskosten zurückzuführen. Im Vergleich zu Mietmodellen kommt es in der Regel zu deutlich höheren finanziellen Belastungen, wobei in Deutschland das Wohnen zur Miete durch hohe Sicherheiten, günstige Preise und den guten Zustand der Wohnungen besonders attraktiv ist. Dagegen sind die Kosten für ein Neubaueigenheim in Deutschland im internationalen Vergleich hoch. Sie betragen im Schnitt das 5,6-fache des jährlichen Nettoeinkommens der Haushalte. Entsprechende Werte liegen beispielsweise in Großbritannien bei 3,4 oder in Spanien bei 2,9.2 Die Kosten setzten sich aus mehreren Faktoren zusammen. Hohe Baulandpreise3 werden hierzulande nicht, wie beispielsweise in den noch deutlich enger besiedelten Niederlanden, durch verdichtete Bauweisen ausgeglichen,4 bei denen die Erschließungskosten niedriger sind. Die kommunale Praxis der Ausweisung kleiner Baugebiete führt beim freistehenden Einfamilienhaus ebenfalls zu einer Kostensteigerung. Baunebenkosten und Kosten für begleitende Dienstleistungen im Zusammenhang mit zu überwindenden bürokratischen Hürden spielen gemessen daran noch eine eher untergeordnete Rolle.5 Die Höhe der eigentlichen Baukosten resultiert aus einem großen Qualitätsbewusstsein bezüglich baulicher Standards, den technischen Anforderungen an Gebäude durch die deutschen Bauvorschriften und nicht zuletzt aus einer im Vergleich zu den USA oder den Niederlanden um etwa 30 % geringeren Produktivität der Bauwirtschaft, gemessen am Output von Qua1 | Vgl. Wüstenrotstiftung [o.N.] 2001, S. 8. 2 | Internationaler Vergleich s. Gesamtverband der Wohnungswirtschaft (im Folgenden GdW) 1992, S. 26, BBR 2004, S. 79. 3 | Durchschnittlich betragen sie in den alten Bundesländern 140 €/qm, in den neuen Ländern 67 €/qm, in Kernstädten in Bayern oder Hessen 450 €/qm, in ländlichen Regionen Sachsens, Sachsen-Anhalts, Thüringens unter 50 €/qm. 4 | Die offene Bauweise führt im Vergleich zur verdichteten durch die Vorgaben zu Abstandsflächen und Ausnutzung (GFZ/GRZ) im jeweiligen Bebauungsplan zwangsläufig zu höheren Grundstücksgrößen. 5 | Vgl. BBR 2001, S. 70.
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dratmetern pro Arbeitsstunde.1 Schließlich führt auch die Finanzierung über Kredite durch die Zinsen und Gebühren, die über die Jahre an die Banken abgeführt werden müssen, zu einem deutlichen Anstieg der realen Erwerbskosten.2 Außerdem lässt die in Deutschland verbreitete Auffassung, der Erwerb von Wohneigentum sei eine einmalige Angelegenheit im Leben,3 die Ansprüche – und damit auch die Kosten – steigen. Wohneigentum wird hierzulande mit durchschnittlich 38 Jahren gegenüber beispielsweise 31 bis 32 Jahren in den USA oder den Niederlanden relativ spät erworben.4 Damit fällt der Zeitpunkt des Kaufes in eine Lebensphase, in der einerseits die Ansprüche an Komfort und Repräsentativität einer Immobilie bereits ausgeprägt sind und in der sich andererseits das Konsumverhalten so entwickelt und etabliert hat, dass Einschränkungen schwerfallen. Das zeitliche Zusammenfallen von Familiengründung und Immobilienkauf konfrontiert die Bauwilligen mit Mindereinnahmen durch den temporären oder auch endgültigen Wegfall eines Gehaltes. Mit dem Erwerb von Wohneigentum sind gemeinhin sowohl in der Anspar- als auch in der Abzahlphase finanzielle Mehrbelastungen verbunden, die ein gewisses Maß an Konsumverzicht erfordern. Die Bereitschaft, diesen zu leisten, sinkt mit zunehmendem Alter und mit der Größe der Diskrepanz zwischen Idealvorstellung und finanzierbarem Objekt.5 Vereinfacht lässt sich sagen, dass bei der Gegenüberstellung der Wohnformen »zur Miete« und »im Eigentum« auch die Lebenshaltungen »Konsum« und »Vermögensbildung« gegeneinander abgewogen werden, was häufig zu einer Entscheidung gegen das Eigentum führt.6 Der Übergang vom Wohnen zur Miete zum Wohnen im Eigentum wird also in der Regel als ein Wechsel nicht nur der Rechtsform, sondern vielmehr des Lebensstils wahrgenommen. Der größte für den Bewohner unmittelbar spürbare Vorteil von selbst genutztem Wohneigentum gegenüber Mietmodellen liegt darin, dass die Abzahlungsraten im Vergleich zur inflationsbedingten Steigerung aller anderen Einnahmen und Ausgaben, so auch der Mieten, konstant bleiben. 1 | McKinsey 1997, o.S. 2 | Um 100% bei einer derzeit gängigen Kreditlaufzeit von 30 Jahren und einer durchschnittlichen Belastung durch Zinsen und Tilgung von insgesamt 6-7 %. 3 | Vgl. BBR 2001, S. 10. 4 | Vgl. BBR 2001, S. 19. 5 | Vgl. BBR 2001, S. 37-52, S. 67. 6 | Vgl. BBR 2001, S. 29-48.
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Die finanziellen Belastungen durch Eigentum werden so mit der Zeit relativ geringer, sofern kontinuierliche Beschäftigung, eine stetige Familiensituation und die Abzahlung der Schulden vor dem Eintritt ins Rentenalter gewährleistet sind. Darüber hinaus gilt selbst genutztes Wohneigentum als der wichtigste Beitrag zum privaten Vermögensaufbau. Etwa ein Viertel des gesamten Privatvermögens in der Bundesrepublik entfällt auf diese Art von Immobilienbesitz. Zudem sind Wohneigentümer bei gleichem Einkommen im Durchschnitt vermögender.1 Auch wenn andere Anlageformen höhere Renditen versprechen, so ist wohl hier die Bereitschaft größer, kurzfristige Konsumbedürfnisse zugunsten einer Reduktion der als unangenehm empfundenen Schuldenlast zurückzustellen. Darüber hinaus gelten die eigenen vier Wände als wichtigste Säule der privaten Altersvorsorge. Die Bildung von Wohneigentum ist also in mehrerlei Hinsicht der privaten Vermögensbildung zuträglich. Die dennoch vergleichsweise geringe Wohneigentumsquote ist in Deutschland vor allem ungünstigen Erwerbsbedingungen geschuldet, der Eigenheimwunsch dagegen ist ungebrochen. Dabei entbehren die Eigenschaften und Erwartungen, die gemeinhin mit der Errichtung eines Eigenheims in Verbindung gebracht werden, häufig einer realen Grundlage. Wohneigentum wird in der Regel über Kredite erworben, so dass das Haus – wenn überhaupt – häufig erst mit oder sogar nach Erreichen des Rentenalters in den Besitz des Bewohners übergeht. Zudem verursacht die Abzahlung von Krediten im Vergleich zu einer Miete deutlich höhere, überdies weniger flexibel zu handhabende monatliche Kosten.2 Dadurch verwandeln sich die materielle Unabhängigkeit, Freiheit und Sicherheit, die mit dem Erwerb der Immobilie eigentlich erreicht werden sollen, in ihr genaues Gegenteil. Auch wirtschaftliche Gründe wie die Schaffung eines bleibenden und vererbbaren Vermögens in Form einer in ferner Zukunft hypothekenfreien Immobilie erscheinen in Anbetracht des Werteverfalls von Einfamilienhäusern in wenig attraktiven Lagen3 und den zahlreich 1 | Vgl. BBR 2001, S. 19. 2 | Vgl. BBR 2001, S. 27 ff. 3 | Vgl. »Studie: Plus im Westen, Minus im Osten«, in: Die Welt (05.12.2006): »Das Institut für Städtebau, Wohnungswirtschaft und Bausparwesen (ifs) hat anhand aller abgeschlossenen Kaufverträge die Preisentwicklung von Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen der vergangenen zehn Jahre untersuchen lassen. Danach sind die Preise von Einfamilienhäusern in den alten Bundesländern von 1995 bis 2005 im Schnitt um 6,8 Prozent von
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zu beobachtenden Immobilienverkäufen und -versteigerungen1 als wenig stichhaltig. Vom Wohnen »im Grünen« oder dem Leben »in der Natur«, das sei hier ebenfalls nicht verschwiegen, kann im Übrigen bei der Mehrzahl der in den letzten Jahrzehnten entstandenen Einfamilienhausgebiete, wo wahlund planlos größtmögliche Häuser auf kleinstmöglichen Grundstücken errichtet werden, objektiv gesehen nur bedingt die Rede sein. Die wesentlichen Probleme des Eigenheimmarktes in Deutschland seit 1945 sind damit benannt. Im Folgenden soll seine Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung des Fertighausbaus detaillierter dargestellt werden, wobei der chronologische Abriss einerseits der Übersichtlichkeit halber, andererseits aus einer gewissen Verlegenheit nach Dekaden geordnet ist. Denn die Entwicklung des Fertighausbaus verläuft zum Teil langsamer, kennt aber auch Ungleichzeitigkeiten, die eine andere Gliederung verhindern. Insgesamt geht es um einen Zeitraum, der bei aller Entwicklung doch noch immer als Einheit betrachtet werden kann. Die Gliederung nach Dekaden ist also rein pragmatisch gedacht und erinnert den Leser gelegentlich daran, wo auf der Zeitachse er sich gerade befindet.
2.1 D IE N ACHKRIEGSZEIT
UND DIE FÜNFZIGER
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Allein in Westdeutschland waren 1945 mit 2,3 von 10,7 Millionen Wohnungen etwa 20 % zerstört oder unbrauchbar geworden.2 Für das gesamte alte Reichsgebiet kann man trotz abweichender Schätzungen3 von 3,5 Mil162 600 auf 173 700 Euro gestiegen. In den neuen Ländern hingegen fiel der Durchschnittspreis von 117 600 Euro auf 99 400 Euro – was einem Wertverlust von 15,5 Prozent entspricht.« 1 | Entwicklung der Zwangsversteigerungen bei Immobilien in den letzten Jahren (Jahr/Objekte/gegenüber Vorjahr): (2006/60 000/+7,4 %, 2005/55 872/+12,7 %, 2004/49 571/+10,6 %,
2003/44 808/+15,2 %,
2002/38 887/+7,8 %,
2001/38 078/+8,0 %, 2000/33 851/-1,3 % (Quelle: http://www.zwangsversteigerung.de/ text/Statistik, Zugriff 17.01.2007). 2 | Vgl. Weimer 1998, S. 12. 3 | Divergierende Zahlenangaben beispielsweise bei Hohn (vgl. Hohn 1991, S. 59), Recker (vgl. Recker 1979, S. 410) ergeben sich aufgrund definitorischer Probleme, unterschiedlicher Erhebungsmethoden und -zeitpunkte, Schadensklassenbreiten und Ähnlichem,
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lionen bis 4 Millionen in unterschiedlichem Ausmaß zerstörten Wohneinheiten ausgehen.1 In den Ballungsgebieten lag der Anteil der unbewohnbar gewordenen Wohnungen sogar bei 50 bis 80 %. Die Kriegsschäden verursachten also eine extreme Wohnungsnot, die durch den enormen Zustrom von neun Millionen Vertriebenen und Flüchtlingen aus den ehemaligen Ostgebieten noch verschärft wurde.2 In Kombination mit einem durch die Kriegsverluste verursachten erheblichen Mangel an gelernten Fachkräften und nur spärlich vorhandenen Baumaterialien3 erforderte diese Situation eine Bauweise, die schnell, billig und materialeffizient den Aufbau einer großen Zahl von Wohnungen in kurzer Zeit durch ungelernte Kräfte gewährleistete. Hier bot sich die Fertigbauweise an, denn sie versprach, den Mangel an Arbeitskräften und Materialien kompensieren zu können. Sie erlaubte auch die Erprobung von für den Hausbau neuartigen Baustoffen. In Frage kamen Holzwerkstoffe wie zum Beispiel Sperrholz, das aus Holzabfällen gewonnen werden konnte, und diverse Kunststoffe. Auch mit Metall als Baustoff wurde experimentiert, denn die Rüstungsindustrie verfügte nach dem Verbot der Fertigung von Rüstungsgütern trotz der Produktionsbeschränkungen beim Stahl über freie Kapazitäten, und der Hausbau war eines der wenigen möglichen Betätigungsfelder.4 In der unmittelbaren Nachkriegszeit entwickelten private Unternehmer unterschiedlichste Konzepte für vorgefertigte Wohnhäuser. Zudem bildeten sich von den Besatzern unterstützte Initiativen zur Förderung des Fertigsind jedoch im Versuch der Städte begründet, in der Nachkriegszeit »höhere Zuteilungen an Baumaterial, jedoch geringere Flüchtlings- und Vertriebenenzuweisungen zu erhalten« (Hohn 1991, S. 44). 1 | Vgl. Harlander 1995, S. 261. 2 | Vgl. Weimer 1998, S. 12 f. 3 | Insbesondere Holz war Mangelware: Es wurde gleichermaßen als Brennstoff und als Material für Behelfsmaßnahmen benötigt und musste zudem als zweitwichtigstes Exportgut nach der Steinkohle in großen Mengen als Reparationsleistung ins Ausland verschickt werden (vgl. Weimer 1998, S. 19), so dass Zeitgenossen sogar eine »Versteppung« der deutschen Landschaft und den völligen Ausfall als Baustoff befürchteten (vgl. Schmidt 1946, S. 84 f.). Obwohl sich der Holzmarkt in Wirklichkeit bereits nach wenigen Jahren wieder reguliert hatte, hielt sich die »Legende vom fehlenden Holz« bis in die fünfziger Jahre hinein (vgl. Weigelt 1953, S. 339). Vgl auch Simon 2005, S. 43. 4 | Vgl. Ludwig 1998, S. 63.
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baus – insbesondere für Gebiete, in denen Arbeitskräfte dringend gebraucht wurden, wie zum Beispiel im Kohlebergbau. Während letztere die Schaffung dauerhaften Wohnraums zum Ziel hatten, war das Engagement der Unternehmen meist an kurzfristigen Erfolgen orientiert,1 was häufig zu mittelmäßiger Ausführungsqualität führte und das Barackenimage des Fertigbaus nährte. Die Initiierung und maßgebliche Förderung des Fertigteilbaus durch die amerikanische Militärregierung2 hatte nicht nur die Linderung der Wohnungsnot in Deutschland zum Ziel, sondern auch die Herstellung eines exportfähigen, also qualitätvollen Produkts:3 das Fertighaus als Beitrag zum Wiederaufbau europäischer Notstandsgebiete, durch die Erschließung von Exportmärkten zudem zur Devisenbeschaffung, die wiederum die Einfuhr von Lebensmitteln ermöglichte,4 und zur Erfüllung eventueller Reparationsforderungen. Angestrebt waren zwei Millionen Fertighäuser jährlich, von denen 30 bis 40 % ab dem Jahre 1948 für den deutschen Bedarf freigegeben werden sollten – eine Zahl, die allerdings bei weitem nicht erreicht wurde.5 Mit der Gründung der Bundesrepublik im Mai 1949 hatte die Förderung des Fertigbaus durch die Besatzer ein Ende. Es wurde nun ein liberaler und auf möglichst breit gestreutem Eigentum gestützter Wohnungsmarkt angestrebt, zunächst bis 1969 durch die CDU-geführte Bundesregierung, insbesondere von der FDP und vom marktwirtschaftlichen Flügel der CDU. Dem Eigenheim kam bereits hier große Bedeutung zu, denn stärker als alle anderen Formen der Wohneigentumsbildung vermochte es, ein zunächst wirtschaftlich motiviertes Ziel mit sozial- und familienpolitischen Idealen zu verbinden.6 Praktische Erwägungen spielten in diesem Zusammenhang durchaus eine Rolle: Für den Wiederaufbau waren vor allem Eigeninitiative und Eigenverantwortung gefragt, 1 | Vgl. Simon 2005, S 43-47. 2 | Zeitdokumente belegen die Gründung eines Arbeitsausschusses für Fertighäuser in der amerikanisch besetzten Zone (in Stuttgart). Vgl. Przygoda 1947, S. 62. Diesem gehörten eine Reihe von Baufirmen, Vertreter von Baubehörden, Architekten, Ingenieure und Wissenschaftler an. Vgl. Hafner 1993, S. 74. 3 | Die in den vierziger Jahren entwickelten Fertighäuser wurden durch einen »Exportausschuss« geprüft und entsprechend ihrer baukonstruktiven Eignung für den Export in südliche oder nördliche Regionen vorgesehen. Vgl. Przygoda 1947, S. 62, S. 69. 4 | Vgl. Hafner 1993, S. 74 f. 5 | Vgl. Przygoda 1947, S. 10, Details vgl. auch Hafner S. 73-90. 6 | Vgl. Zimmermann 2001a, S. 330.
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und die Realisierung eines Eigenheimes versprach im Vergleich zur Errichtung anonymer Mietwohnungen eine höhere Motivation. Sie entsprach zudem den praktischen Möglichkeiten ungelernter Arbeitskräfte. So wurde die Eigenheimförderung schon in der Frühphase der alten Bundesrepublik wesentlicher Bestandteil der Wohnungsbauförderung. Bereits unmittelbar nach dem Krieg hatte die Realisierung von Einfamilienhäusern oder – auch nach dem Krieg zunächst noch so bezeichneten – (Klein-)Siedlungen1 trotz der staatlichen Reglementierung des Wohnungsbaus zugunsten von Mietwohnungen im Dienste eines raschen Wiederaufbaus einen hohen Stellenwert. Dieser Förderpolitik verdankt sich eine Zahl von 150-000 bis 200-000 jährlich realisierten Ein- und Zwei-Familienhäusern im Zeitraum zwischen Mitte der fünfziger bis Ende der sechziger Jahre.2 Sie wurde bereits 1950 im ersten Wohnungsbauförderungsgesetz festgeschrieben, welches zunächst eine gleichrangige Förderung von Miet- und Eigentumsobjekten vorsah und damit Ausdruck eines breiten politischen Konsenses über die Notwendigkeit von Mietenkontrolle und vorrangiger Förderung des sozialen Wohnungsbaus war.3 Doch bereits mit der Gesetzesnovelle von 1953 erfolgte eine deutliche Kurskorrektur zugunsten des Eigenheimes. Mit dem zweiten Wohnungsbaugesetz 1956 wurde neben der Beseitigung der Wohnungsnot gleichberechtigt die Aufgabe der Wohnbauförderung normiert und sogar 1 | Als (Klein-)Siedlungen wurden sehr bescheidene Einfamilien-Wohnhäuser in Verbindung mit Nutzgarten und Kleintierhaltung bezeichnet (z.B. nach Entwurf des Architekten Erwin Rohrberg, Stuttgart, für das Volksheimstättenwerk: 43,8 qm für einen 5/6-Personen-Haushalt). 2 | Vgl. Zimmermann 2001a, S. 330. 3 | Erstes Wohnungsbaugesetz (Auszug): § 1 »Wohnungsbauförderung als öffentliche Aufgabe. Bund, Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände haben den Wohnungsbau unter besonderer Bevorzugung des Baues von Wohnungen, die nach Größe, Ausstattung und Miete (Belastung) für die breiten Schichten des Volkes bestimmt und geeignet sind (sozialer Wohnungsbau), als vordringliche Aufgabe zu fördern mit dem Ziel, dass in den Jahren 1951 bis 1956 möglichst 2 Millionen Wohnungen dieser Art geschaffen werden. Der Wohnungsbau soll unter Berücksichtigung der Arbeitsmöglichkeiten, namentlich der Wohnraumbeschaffung für die Heimatvertriebenen und die übrigen Bevölkerungsgruppen dienen, die ihre Wohnungen durch Kriegsfolgen verloren haben. § 2 »Fördermaßnahmen. Die Förderung des Wohnungsbaues gemäß § 1 erfolgt insbesondere: a) durch Einsatz öffentlicher Mittel (§§ 3, 13 bis 36), b) durch Übernahme von Bürgschaften (§ 5), c) durch Steuervergünstigungen (§§ 7 bis 11), d) durch Bereitstellung von Bauland (§ 12), e) durch Auflockerung der Wohnungszwangswirtschaft (§§ 37 bis 46) […].« (Quelle: Marondel 1972, S. 17).
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ein Rechtsanspruch auf die öffentliche Förderung nun sogenannter »Familienheime« etabliert, sofern gewisse Voraussetzungen für Einkommensgrenzen und Größe des Hauses erfüllt waren.1 Materialien und insbesondere Arbeitskräfte waren zu diesem Zeitpunkt bereits wieder verfügbar. Das erstaunlich hohe Potenzial an qualifizierten, billigen und äußerst motivierten Arbeitskräften in der unmittelbaren Nachkriegszeit erklärt sich aus den Zuwanderungen und Flüchtlingswellen von Menschen aus Osteuropa, die auch das westdeutsche Wirtschaftswunder zu einem wesentlichen Teil mitgetragen haben. Angesichts der sich so entspannenden Lage2 verfolgte die Bundesregierung die Rationalisierungsbestrebungen nicht weiter, sondern vertraute – in Anbetracht der immer noch fehlenden fünf Millionen Wohneinheiten – lieber auf bewährte Lösungen und Techniken, so dass der Fertigbau in den fünfziger Jahren zunächst eine untergeordnete Rolle spielte. Denn zum einen eignete sich zur Behebung der größten Wohnungsnot zunächst der preiswertere und schneller zu errichtende Geschosswohnungsbau, zum anderen fehlte noch die breite Mittelschicht, für die das Eigenheim als Wohnform überhaupt in Frage kam. Vor allem jedoch setzte sich der Gedanke an ein industriell gefertigtes Wohnhaus bei Bauherren wie in Fachkreisen nur schwer durch. Holzhäuser waren in Deutschland nie besonders angesehen, was unter anderem die vergleichsweise schwierige Beleihbarkeit und Versicherbarkeit der Gebäude im Vergleich zum Massivhaus belegt.3 Die Vergänglichkeit von Holzbauten war zudem durch den Krieg besonders ins Bewusstsein gerückt. Stahlhäuser kannte man ebenfalls nur aus dem Barackenbau und als Behelfsunterkünfte, Erfahrungen mit Kunst- und Holzwerkstoffen gab es nicht. Die Ablehnung hatte damit ihre Ursachen nicht nur in tatsächlichen Mängeln; sie fußte 1 | Zweites Wohnungsbaugesetz (Auszug): § 1 »[...] zugleich [sind] weite Kreise des Volkes durch Bildung von Einzeleigentum, besonders in der Form von Familienheimen, mit dem Grund und Boden zu verbinden. Sparwille und Tatkraft aller Schichten des Volkes sollen hierzu angeregt werden. In ausreichendem Maße sind solche Wohnungen zu fördern, die die Entfaltung eines gesunden Familienlebens, namentlich für kinderreiche Familien, gewährleisten.« 2 | Vgl. Weimer 1998, S. 105: Fertigstellungszahlen 1951: 430 000 Wohnungen, 1952: 440 000 Wohnungen, etwa 20 % davon finanziert aus Mitteln der öffentlichen Hand. 1952 gingen fast 10 % des Bruttosozialproduktes in Bauinvestitionen. 3 | Vgl. Junghanns 1994, S. 28; »Die Beleihung von Fertighäusern«, in: Bauwelt 45 (1962), S. 1267; »Beleihungsprobleme beim Fertigbau noch ungelöst«, in: Bauwelt 10 (1962), S. 246.
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zudem auf emotionalen und ideologischen Vorbehalten. Auch die frühen Fertighausausstellungen wie beispielsweise die »Exportmusterschau und Versuchssiedlung ›Das Fertighaus‹« 1947 in Zuffenhausen mit 18 Häusern von zehn Herstellern nährten die Vorurteile eher, als dass sie sie zerstreuen konnten. Große qualitative Unterschiede der an sich für den Export konzipierten Häuser in Bezug auf Raumaufteilung, Baukonstruktion und architektonischen Ausdruck – von schlichten Baracken über Nachfolger des Neuen Bauens bis hin zu vom konventionellen Eigenheim nicht zu unterscheidenden Haustypen – konnten eher einen Entwicklungsstand dokumentieren als technisch, konstruktiv und formal ausgereifte Ergebnisse präsentieren und stießen insgesamt auf eine eher negative Resonanz.1 Die Unsicherheit gegenüber der neuen Bauweise äußerte sich unter anderem in der schwierigen Suche nach einer treffenden Bezeichnung,2 vor allem jedoch in einer kontrovers geführten Diskussion über eine angemessene Gestaltung des Fertighauses, die in den sechziger Jahren ihren Höhepunkt finden sollte. Während sich die Bauherren in der Regel wünschten, dass das Fertighaus als solches möglichst nicht erkennbar sein sollte, herrschte in Fachkreisen von Beginn an eine hitzige Diskussion über ein völlig neuartiges Erscheinungsbild, das einer solch modernen Erfindung ebenbürtig wäre.3 Bedenken richteten sich vor allem gegen eine drohende gestalterische Verarmung durch das Prinzip der Serialität, Skeptiker beschworen Auswüchse von Monotonie und eine Verschandelung der Landschaft durch Vereinheitlichung, Vermassung und fehlenden Ortsbezug. Demnach wurde die Einbindung in städtebauliche Zusammenhänge beispielsweise durch Doppel-, Reihen- oder zweigeschossige Häuser gefordert,4 wohl in dem Bewusstsein, dass Siedlungsgestaltung nicht eine Frage der Bauweise, sondern der übergeordneten Planung durch Architekt oder Stadtplaner ist. Entsprechend wurde – anders als heute – die einzige Chance zur Überwindung des Baracken-Images und zur Gewährleistung der Konkurrenzfähigkeit des Produktes in der engen Zusammenarbeit zwischen Industrie und Architekten gesehen. Dabei herrschte in Architektenkreisen offensichtlich die Sorge, nicht mehr gebraucht zu werden, so dass im Vorwort einer zeitgenössischen Dissertation unter der Überschrift »Der Architekt ist nicht überflüssig« 1 | Details hierzu vgl. Simon 2005, S. 49-53. 2 | Details hierzu vgl. Simon 2005, S. 67 f. 3 | Vgl. beispielsweise Donat 1949, S. 86 f; Blomeier 1947, S. 107. 4 | Vgl. Kistenmacher 1950, S. 24.
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optimistisch bekräftigt werden muss, dass die »Verbindung der Elemente in eine Einheit, die als Architektur wirken soll, [...] Aufgabe des Architekten« bleibe.1 Weiterhin wurde bereits auf eine drohende Verkitschung hingewiesen: »So kommt denn zu der kriegerischen Zertrümmerung unserer Baukultur eine friedliche, aber ebenso verheerende Verschandelung unseres Städte- und Landschaftsbildes. Wie Pilze wuchern diese winzigen Hausgebilde, alleinstehend überall dort, wo jemand Geld und Land besitzt [...]. Bauschöpferische Beeinflussung ist bei den bisherigen Fertighausobjekten nicht festzustellen. Die fassadenmäßige Aufzäumung als Massivhaus ist nicht als solche zu werten. Sie ist die Dokumentierung der Furcht, das Maschinenprodukt als solches erkennbar zu machen.«2 Formale Kennzeichen der gebauten Fertighausarchitektur der unmittelbaren Nachkriegszeit sind – eher dem Gebot der Sparsamkeit und Materialknappheit denn architektonischer Überzeugung geschuldet – kompakte Baukörper ohne Vor- und Rücksprünge durch Balkone, Erker oder Sonstiges. Üblich waren flach geneigte Sattel- oder Walmdächer, nur selten das Flachdach. Die Wandelemente blieben meist nicht als solche sichtbar. Statt dessen wurden die Häuser verputzt oder verblendet und mit weiten Dachüberständen oder Sprossenfenstern versehen, um ihnen ein konventionelles Erscheinungsbild zu verleihen und so eine sofortige Ablehnung der neuen Bauweise zu vermeiden (vgl. Abb. 1, Abb. 2).3
Abb. 1
1 | Vgl. Przygoda S. 7 f. Zitate ebenda. 2 | Donat 1949, S. 87. 3 | Vgl. auch Simon 2005, S. 54-63.
Abb. 2
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Die Fertighausindustrie etablierte sich in der Bundesrepublik erst in den sechziger Jahren als eigenständige Branche. In dieser Zeit sind die meisten Firmengründungen zu verzeichnen und erstmals nennenswerte Umsätze mit Häusern aus Fertigteilen festzustellen.1 Hatte sich der wachsende Wohlstand der Deutschen in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre noch im Kauf von Haushaltsgeräten, Urlaubsreisen und Kraftfahrzeugen geäußert,2 so stieg im folgenden Jahrzehnt die Nachfrage nach Fertighäusern als einer schnellen und preiswerten Möglichkeit, ein Eigenheim zu erwerben. Das freistehende Einfamilienhaus erfreute sich mit der im Wirtschaftswunder stetig ansteigenden Kaufkraft zunehmender Beliebtheit – ungeachtet der zunehmenden Kritik am Eigenheim, die sich aufgrund der mehr und mehr sichtbar werdenden Konsequenzen seiner Verbreitung, wie Zersiedelung der Landschaften und Entmischung der Städte, bildete. Die Folge war die von Architekten, Stadtplanern und Soziologen immer deutlicher zu vernehmende Forderung nach verdichteten Bauweisen, einhergehend mit einer Kritik am Fertighaus, welches der Tendenz zur Zersiedlung Auftrieb gebe, da es eben nur als Einzelhaus konzipiert sei und zudem durch seinen niedrigen Preis immer mehr Menschen den Bau eines Eigenheimes ermögliche: Der größte Anachronismus des heutigen Fertighauses, das ja, wie jedes industrielle Erzeugnis ein Massenartikel sein oder werden soll, ist wohl seine Eigenschaft als freistehendes Haus! Die Vorstellung, eine Industrie stößt ›Kaffeemühlen‹ aus, und seien sie so vorbildlich und schön wie ein Traum, die unsere Landschaft besetzen und mit den dazugehörigen Gartenzäunen durchziehen, ist ein schweißtreibender Alptraum. 3
Die CDU-Regierung hatte indes den Eigenheimbau durch ihre Steuerpolitik und die Wohnungsbaugesetze, die Wohneigentumsförderung implizierten, von Anfang an unterstützt. Die Einführung des Zweiten Förderweges bei der Eigenheimförderung 1965/66, dessen Einkommensgrenze etwa 40 % über der des Ersten Förderweges lag, kam einer nochmals erweiterten Subventionierung des Eigenheims gleich: Finanzielle Anreize zur Wohneigentumsbildung für Bewohner geförderter Mietwohnungen sollten durch 1 | Vgl. Vangerow-Kühn 1984, S. 13 f. 2 | Details hierzu vgl. Weimer 1998, S. 115, 172 f., 192. 3 | Joachim 1964, S. 740.
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den »Sickereffekt« dazu führen, dass letztere von bedürftigeren Haushalten in Anspruch genommen werden konnten. Die Grundstimmung gegenüber dem Fertighaus in seiner sogenannten »Pionierphase«1 wird in der Literatur grundsätzlich positiv eingeschätzt,2 einige Vorbehalte allerdings hielten sich hartnäckig. Sie wurden gerade durch die Goldgräberstimmung am Fertighausmarkt genährt, denn im Aufwind und der Euphorie der florierenden Branche machten sich auch unseriöse Unternehmen breit. Die meisten der heute noch am Markt tätigen Firmen hatten sich aus Zimmermannsbetrieben, Sägewerken oder ähnlichen baunahen Familienbetrieben entwickelt, die ihre Expansion in den Fertighausmarkt der Initiative von Einzelpersonen wie Georg Huf (Huf-Haus), Otto Kreibaum (Okal), Carl Platz (Platz-Haus) oder später auch Hans Weber (Weber-Haus) verdankten. Es gab allerdings auch Firmen, die aus dem Nichts entstanden, für kurze Zeit ihren Beitrag zum schlechten Image der Branche leisteten und dann wieder vom Markt verschwanden, was schon die Zeitgenossen mit gemischten Gefühlen verfolgten. So hieß es bereits 1963 in einer Fachzeitschrift: Das kleine Fähnlein eingesessener Fertighaushersteller bekam ungeheuren Zulauf. Waren sie früher mal ein Dutzend gewesen, so zählte man bald vierhundert und mehr. Nur der Himmel mochte wissen, was diese Leute vorher gemacht hatten, ehe sich die Sehnsucht ihres Lebens erfüllte, Fertighäuser herstellen zu dürfen. 3
Die dubiosen Praktiken einiger Anbieter verstärkten ohnehin bestehende Vorurteile gegenüber dem Fertighaus, denn so wie die Werbestrategien der meisten Anbieter auf die Kontamination positiver Eigenschaften von Produkt und Produzent ausgelegt sind nach dem Prinzip, dass »[...] ein solides Haus nur solide Häuser fertigen kann, dass also die von einem alten und beständigen Haus gefertigten Häuser mit Notwendigkeit solide und beständig sind [...]«,4 so ist im umgekehrten Fall auch davon auszugehen, dass sich negative Aspekte gegenseitig verstärken. 1 | Bezeichnung von Vangerow-Kühn 1984, S. 38. auf die »Pionierphase« (etwa sechziger Jahre) folgt bei ihm die »Anpassungsphase« (etwa siebziger Jahre), danach die »Stilphase« (etwa achtziger Jahre). 2 | Vgl. Simon 2005, S. 89. 3 | Nagel 1963, S. 1657. 4 | Bourdieu 2002, S. 74.
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Doch nicht nur bei den Kunden hatte die Branche mit Vorurteilen zu kämpfen. Auch Banken und Sparkassen zeigten wenig Vertrauen in die neue Bauweise, was sich negativ auf die Beleihbarkeit der Häuser auswirkte: Assoziationen zur Barackenbauweise, Vorbehalte gegenüber dem Baustoff Holz, die leichte Demontierbarkeit der Gebäude und Unsicherheiten bezüglich ihrer Lebensdauer führten zu Misstrauensabschlägen von bis zu 30 %.1 Manchmal kam es sogar zur Kreditverweigerung: Die westdeutsche Hypothekenbank etwa lehnte Darlehensgesuche mit der Begründung ab, »das Haus sei mehr oder weniger lose auf die Erde aufgesetzt und könne über Nacht gestohlen werden«.2 Bis zum Jahre 1964 schließlich setzte die Firma Neckermann durch, dass Kreditinstitute die Gebäude bis zu 80 % beliehen, genau wie damals im konventionellen Hausbau üblich.3 Auch bei der Genehmigung von Fertighäusern gab es zunächst Schwierigkeiten. Die Bauvorschriften waren auf massive Häuser aus Stein ausgelegt, die Vorbehalte der Beamten gegenüber den statischen und dämmenden Eigenschaften der dünnen Holzwände waren unterschiedlich stark ausgeprägt, und die Auslegung der Vorschriften lag schließlich im Ermessen der Beamten.4 Mit Hausausstellungen sollten der Öffentlichkeit die vielfältigen Möglichkeiten des Fertigbaus nahegebracht werden, die fundamentalste Neuerung das Marketing betreffend jedoch war der Hauskauf im Kauf- und Versandhaus. Als erste vermarktete die Kaufhof AG ab 1960 das »Ideal-Fertighaus« der Firma Huf. Die Produktpalette eines Warenhauses sah den Verkauf ganzer Häuser noch nicht vor, daher wurde es in der Abteilung »Haushaltsgeräte« geführt.5 Bis zur Einstellung der Produktion 1964 wurden etwa 200 Häuser verkauft. Kurze Zeit später gründete das Quelle-Versandhaus 1962 eine eigene Quelle Fertighaus GmbH, die drei Flachdachhaustypen im Quelle-Katalog und der Quelle-Fertighaus-Fibel. Vom glücklichen Wohnen präsentierte.6 Die Häuser wurden nach ihrer Wohnfläche schlicht Typ 100 (vgl. Abb. 3), Typ 80 und Typ 60 benannt. Die Firma Neckermann vertrieb seit 1963 ebenfalls über eine eigens gegründete Neckermann Eigenheim 1 | Vgl. »Beleihungsprobleme beim Fertighausbau noch ungelöst«, in: Bauwelt 10 (1962), S. 246. 2 | »Fertighäuser«, in: Der Spiegel 16 (1962), S. 57. 3 | Vgl. Joachim 1964, S. 740. 4 | Vgl. Simon 2005, S. 84. 5 | Vgl. Huf 2002, S. 72. 6 | Vgl. Quelle-Fertighaus-Fibel [o.J.], S. 20.
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GmbH von namhaften Architekten wie Egon Eiermann oder Helmut Weber entworfene und über die Firmen Streif und Okal produzierte, häufig konzeptionell und architektonisch ausgesprochen fortschrittliche Haussysteme.1 Neckermann bot ebenfalls bereits ab 1963 in Kooperation mit der hessischen Landesbausparkasse über die Neckermann-FinanzierungsBeratungs-GmbH umfangreiche Beratungs- und Hilfeleistungen an, um Hauskauf, Grundstückskauf, Grundstückserschließung und Finanzierung aus einer Hand abwickeln zu können. Das Konzept war so erfolgreich, dass bis 1965 ca. 2 100 Häuser verkauft werden konnten.2
Abb. 3
Abb. 4
In der Fachwelt wurde die Frage nach einem angemessenen formalen Ausdruck des Fertighauses kontrovers diskutiert. Zumeist kritisierte man programmatisch die fehlende eigenständige Formensprache dieser an sich hochmodernen Bauweise. Im Kern ging es dabei um die Frage, ob ein Fertighaus wie ein konventionell gefertigtes Eigenheim erscheinen dürfe oder wie ein industrielles Produkt aussehen müsse,. An der Diskussion beteiligten sich nicht nur Architekten und Architekturkritiker, selbst den Herstellern war die Suche nach einer zeitgemäßen Erscheinung ihrer Produkte ein wichtiges Anliegen. So scheute man beispielsweise auch in der Quelle Fertighaus-Fibel nicht den beliebten Vergleich zum Automobil: »Wer ein Fertighaus konstruiert, das in der Form ein gemauertes Haus nachahmt, handelt wie die Erfinder des Automobils, deren erste Kraftfahrzeuge Pferdekutschen ohne Deichsel und Pferde waren. Erst allmählich hat man die dem Kraftwagen eigene Form gefunden. 3
1 | Details hierzu vgl. Simon 2005, S. 94 f. 2 | Vgl. Studiengemeinschaft für Fertigbau e.V. 1965, S. 103, 105. 3 | »Über das Quelle-Fertighaus«, in: Quelle-Fertighaus-Fibel [o.J.], S. 20.
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Die Suche nach einer eigenständigen Formensprache war dabei geprägt von Zuversicht und Optimismus: Schließlich war es immer so, dass neue Dinge zunächst im alten Gewand auftraten. Vielleicht werden Fertighäuser mit ›hochmodernem Flachdach‹ oder mit ›garantiert funktionellem Walmdach‹ eines Tages sogar als liebenswürdige Veteranen einer Anfangsentwicklung Verehrung genießen. [...] Irgendwann – und der Augenblick könnte vor der Tür stehen – wird der Fertighausbau den Kinderschuhen entwachsen sein und sich selbst auch formal ernst nehmen. 1
Das Angebot der meisten Firmen war übersichtlich. Es umfasste in der Regel drei Hausgrößen, meist eingeschossige Rechteckhäuser mit Satteldach und oder (Winkel-)Bungalows, erhältlich mit Flach-, Walm- oder Satteldach, letztere jeweils sowohl in flacher als auch steiler Dachneigung.2 Auch zwischen verschiedenen Fassadenmaterialien konnte man wählen. Im Laufe der Dekade etablierte sich langsam auch die Klasse der exklusiven und teuren Fertighäuser. Stilistisch reichte das Angebot der Luxusklasse von »traditionell« (Isartaler Landhäuser) über »modern« (Neckermann-Typen Consul, Futuro, Studio und Atelier, MK-Haus Typ 5219 mit Atrium und 500 qm Wohnfläche3) bis hin zu »exotisch« (Behrens Amerikanische Komfort-Bungalows4 Bermuda ab 86 qm, Arizona um 100 qm und Florida bis 140 qm (vgl. Abb. 5), Pola5-Bungalows Zenit und Venezia mit bis zu 223,5 qm Wohnfläche im »venezianisch-römischen Stil« (vgl. Abb. 6)6). Abschließend sei auf eine Initiative der Fertighausbranche hingewiesen, die als sozialreformerischer Ansatz zur Demokratisierung von Wohneigentum interpretiert werden kann. Mit dem Volkshaus oder Volksbungalow wur1 | Joachim 1964, S. 740. 2 | Vgl. zahlreiche Beispiele in: Der Fertighaus-Katalog 1965 (1965), [o.S.]; Der Fertighaus-Katalog 1968 (1968), [o.S.] 3 | Vgl. Simon 2005, S. 112. 4 | Vgl. Der Fertighaus-Katalog 1968 (1968), [o.S.]) [Hausbeispiele Nr. 68, 153, 185]; Studiengemeinschaft für Fertigbau e.V. 1964, S. 16 f.: 257 realisierte Gebäude aus diesem Programm bis 1964. 5 | Der Firmenname ergibt sich aus den Anfangsbuchstaben des firmenspezifischen Produktes »Polyester-Landhaus«. 6 | Vgl. Strebel 1968, S. 23. Beide Typen wurden bereits in unterschiedlichen Varianten mit variierenden Wohnflächen angeboten.
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de, in Anlehnung an den großen Erfolg des Volkswagens, ein zweckmäßiges und massenkompatibles, durch ein Höchstmaß an Standardisierung mit Preisen um 40 000 DM für breite Schichten der Bevölkerung bezahlbares Eigenheim entwickelt. Durch gemeinsamen Vertrieb in einem Zusammenschluss von Unternehmen aus der gesamten Bundesrepublik sollte das Haus in allen Regionen Deutschlands ohne hohe Transportkosten zu beziehen sein.1 Das Projekt mündete Anfang der siebziger Jahre aufgrund äußerst fragwürdiger Finanzierungsmodelle in den »Volksbungalow-Skandal«, für den in erster Linie unseriöse Anbieter verantwortlich gemacht wurden.2 Das Scheitern dieser in der Nachkriegsgeschichte einmaligen Initiative ist jedoch nicht nur so zu erklären, sondern sicherlich auch damit, dass es ein Haus war, das »[...] tausendfach in Deutschland vorkommt. Fachleute haben Zweifel, ob dies bei unserer Mentalität des eigenen Heimes erfolgversprechend ist. Man unterstellt dem deutschen Bauherrn, er wolle ›eigens erdachte Repräsentation‹, aber kein Haus, das der Nachbar auch besitzt.«3
Abb. 5
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Auch in der Ära der sozialliberalen Koalition von 1969-1982 änderte sich die Wohneigentumspolitik nicht wesentlich. Das Eigenheim wurde während dieser Zeit weiterhin bevorzugt gefördert, nun allerdings eher unter dem Aspekt einer möglichst breit gefächerten Vermögensbildung als aus sozial- oder familienpolitischen Motiven. Erste eigenheimkritische Positionen wurden populär. Soziologen wie Hans Paul Bahrdt (1918-1994) und Alex1 | Vgl. Simon 2005, S. 111 f. 2 | Vgl. Eichelgrün 1975, S. 50; derselbe 1977, S. 53, 202. 3 | Haase: 1965, S. 30.
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ander Mitscherlich (1908-1982) prangerten die Verödung der Innenstädte an und warnten vor psychischen und sozialen Konsequenzen einer massenhaften Verbreitung des Eigenheims.1 Aus den immensen Abzahlungsraten resultierten seelische Belastungen und es erwachse die Gefahr, dass an der Ausbildung der nächsten Generation gespart würde. In Kombination mit einer mangelnden kulturellen Infrastruktur der Vorstädte führe dies zu Vereinzelung und weitreichendem kulturellen Verfall innerhalb der Gesellschaft. Doch die Zahl der realisierten Eigenheime stieg weiter an. Sogar zur Zeit der Rezession Mitte der siebziger Jahre wurden jährlich noch über 160 000 Häuser fertig gestellt, 1972 und 1978 waren es sogar 220 000. Die kritischen Stellungnahmen blieben demnach ohne großen Nachhall, trugen jedoch wohl dazu bei, dass die Förderung ab 1977 auf den Erwerb von Bestandsobjekten ausgedehnt wurde. Zunächst jedoch hatte das Jahrzehnt mit einem Bauboom begonnen, der auf dem wachsenden Wohlstand einerseits und der Furcht vor einer sich abzeichnenden Inflation und einer entsprechenden Flucht in Sachwerte andererseits beruhte.2 Dieser erreichte 1971 seinen Höhepunkt und fand mit der Ölkrise 1973/74 ein abruptes Ende. Zudem wurde Mitte des Jahrzehnts die staatliche Eigenheimförderung, beispielsweise durch den »Häuslebau-Paragraphen« 7b EStG, temporär ausgesetzt, denn das Wohnungsdefizit war zumindest rechnerisch ausgeglichen. Das Zusammenspiel dieser Umstände führte zu einer schweren Krise in der Bauwirtschaft und insbesondere in der Fertighausbranche. Das wachsende Umweltbewusstsein und die steigende Wertschätzung der Qualitäten alter Bausubstanz äußerte sich in zahlreichen Initiativen und Manifesten wie beispielsweise den vom internationalen Expertengremium Club of Rome 1972 veröffentlichten »Grenzen des Wachstums«, dem Europäischen Denkmalschutzjahr 1975 oder der Förderung des Erwerbs von Bestandsgebäuden als Bestandteil des »Programm[s] zur Stärkung von Bauund anderen Investitionen« der Bundesregierung.3 Das neue Bewusstsein führte zwar zu einer Stärkung der eigenheimkritischen Positionen, zu einer vermehrten Beschäftigung mit den Möglichkeiten verdichteter Bauweisen und zum Bemühen um eine Revitalisierung der Innenstädte, tat allerdings der Beliebtheit des Eigenheimes keinen wirklichen Abbruch. 1 | Vgl. Bahrdt 1961;1968.; Mitscherlich 1965. 2 | Vgl. Weimer 1998, S. 218-221. 3 | Vgl. Weimer 1998, S. 262.
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Die Fertighausindustrie ging in die Offensive und nahm die Diskussion um Ressourcen sparendes Bauen und Wirtschaften zum Anlass, auf die diesbezüglichen Vorteile typisierter Bausysteme hinzuweisen und Konzepte zur verbesserten Wärmedämmung und Solarenergienutzung zu entwickeln. Die großen Firmen Okal und Neckermann, die Anfang der siebziger Jahre mit einer Produktion von zusammen fast 10 000 Häusern jährlich den gesamten Fertighausmarkt zu 40 bis 45 % beherrschten,1 versuchten durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit Bausparkassen wie BHW und Wüstenrot oder mit diversen Kreditinstituten die Hürden für den Hauskauf zu senken.2 Das Engagement blieb ohne nachhaltigen Erfolg: Zwar konnte die Branche in den Boomjahren im Vergleich zu den Fertigstellungszahlen insgesamt überproportionale Umsatzzuwächse verzeichnen, nach 1973 kam es dafür zu einem starken Rückgang der Verkaufszahlen.3 Zahlreiche Firmenpleiten waren die Folge.4 Erst Ende der siebziger Jahre konnte der Fertighausbau die Verkaufszahlen wieder steigern. Die Pleiten beschädigten das Image des Fertighauses, da sie unterschwellig vorhandene Vorurteile über mangelnde Seriosität und Solidität der Branche wie des Produktes bestätigten.5 Die baden-württembergische Verbraucherzentrale veröffentlichte im Gefolge dieser Pleitenwelle ein sogenanntes »Schwarzbuch«6, das zweifelhafte Geschäftspraktiken, Probleme bei Termin- und Kosteneinhaltung sowie Mängel in der Bauausführung anhand von Einzelfällen dokumentierte. 1 | Vgl. Vangerow-Kühn 1984, S. 21. 2 | Vgl. Fertighaus-Katalog 1975, S. 392. 3 | Im Zeitraum von 1970 bis 1972 stieg die Zahl der genehmigten Fertighäuser um jährlich etwa 4 000 Häuser von 11 478 auf 19 237, was einem durchschnittlichen Jahreswachstum von etwa 30 % entsprach, während das Jahreswachstum bei den Eigenheimen insgesamt lediglich bei rund 10 % lag. Von 1972 bis 1973 stagnierten die Zahlen etwas, und im Zeitraum 1973 bis 1975 fielen die Zahlen von 20 187 auf 15 972 um etwa 10 % jährlich, während die Einbußen im Einfamilienhausbau insgesamt nur bei etwa 7,5 % pro Jahr lagen (Quelle: Statistisches Bundesamt: IV B 6. Baugenehmigungen zur Errichtung neuer Wohngebäude insgesamt und im Fertigteilbau, 30.05.2005). Die von der Fertighausindustrie angegebenen Zahlen weichen von den hier angeführten ab, da die Zahlen des Statistischen Bundesamtes den Fertighausbau insgesamt berücksichtigen und nicht, wie die Industrie, nur den Holzfertigbau. 4 | Vgl. Simon 2005, S. 128. 5 | Vgl. auch Bourdieu 2002, S. 74. 6 | Vgl. Verbraucherzentrale Baden-Württemberg 1970.
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In Bezug auf die Gestaltung lässt sich im Laufe des Jahrzehnts eine Differenzierung des Angebotes konstatieren. Die meisten Unternehmen erzielten Anfang der siebziger Jahre einen Großteil ihres Umsatzes noch mit einfachen Satteldach-Rechteckhäusern, die meist sichtbare Fugen in der Außenwandverkleidung und einen holzverschalten Giebel aufwiesen. Zu den am häufigsten verkauften Beispielen dieser Häuser zählen der Typ 117 von Okal (vgl. Abb. 4), das Neckermann-Komforthaus Buchenrain, der Typ Futura 110 von Heba oder die Neuauflage des Quelle-Glückshauses im Quelle-Familia-Programm (mit fugenlosem Außenputz).1 Neben diesem massentauglichen Kernprogramm nahmen die meisten Hersteller nun zunehmend unterschiedliche Gestaltungslinien in ihr Programm auf. Der wachsende Wohlstand der Bundesbürger fand Ausdruck im Wunsch nach Individualität und Repräsentativität des eigenen Hauses – nicht nur durch die Integration von Sauna- und Fitnessbereichen, sondern vor allem durch Gestaltungselemente, die regionalen, historischen oder großbürgerlichen Zusammenhängen entliehen waren. Zunächst etablierten sich die Luxus-Fertighäuser in der Tradition der bereits in den sechziger Jahren entwickelten Typen Venezia und Zenit. Der Marktführer auf diesem Gebiet war nach wie vor die Firma Pola, die nun zusätzlich das »MVProgramm« anbot. MV stand für Marmorvilla: Marmor und Quarzit als Fassadenmaterial und eine »Marmorhalle« mit Rundbar genügten auch gehobenen Ansprüchen an Repräsentativität.2 Das Angebot erweiterte sich bald um schlichtere Winkelbungalows mit Walm-, Sattel- oder Flachdach für nicht ganz so begüterte Käuferkreise. Insbesondere in der ersten Hälfte des Jahrzehntes, als Bauland noch ausreichend und preiswert zur Verfügung stand, war dieser Haustyp gefragt. Eine breite Palette von Häusern im »Fachwerk-Stil« war die Antwort auf das sich zusehends verbreitende Natur- und Umweltbewusstsein.3 Das Angebot reichte von angedeuteten Sichtfachwerk-Applikationen bis hin zu optisch perfekten Kopien (vgl. Abb. 9 und 10).4 Dem Wunsch nach natürlichen und 1 | Vgl. Simon 2005, S. 136. 2 | Vgl. Fertighaus-Katalog 1973, S. 399. 3 | Im Jahre 1979 erklärt die Zeitschrift bauen + Fertighaus das Fachwerkhaus zum »Fertighaustrend des Jahres« und titelt: »Von über 20 Herstellern werden bereits Fachwerkfertighäuser angeboten.« Vgl. bauen + Fertighaus 3/4 (1979), S. 20-36. 4 | Beispielsweise das »Fachwerkhaus« des Massivhausanbieters Lima (1979): Das Fassadenmaterial ist Strukturbeton, in der Oberfläche mit Maserungsdetails jedoch so bear-
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gesunden Baumaterialien und Altbewährtem wurde durch ein nostalgisches Erscheinungsbild Rechnung getragen. Die Firma Huf dagegen leitete 1972 mit ihrem »Fachwerkhaus 2000« eine wirklich innovative Entwicklung ein. Der Entwurf, eine moderne Interpretation der Fachwerkbauweise, stammt vom Egon-Eiermann (1904-1970) -Schüler Manfred Adams (*1931): eine sichtbare Holz-Skelett-Konstruktion mit großflächigen Glas- oder Putzflächen ausgefacht, die klare Linien sowie offene und transparente Räume entstehen lässt. Die reduzierte Formensprache in Verbindung mit eleganten Details machten das System zu einem »Klassiker«, der bis heute unverändert Bestand hat und mit Preisen von durchschnittlich etwa 700 000 Euro pro Haus zu den teuersten verkauften Fertighäusern überhaupt gehört (Vgl. Abb. 11 und 12).1 Er fand rasch Nachahmer, zum Beispiel das Holz-MassivHaus der Firma Bode-Fertigbau, das Modular-System von Fertigbau Fritz, das System Herrenalb von Anton Ritter, der Typ Fachwerk-Rustikal von Hanse-Haus oder der Typ D 130 von Zenker.2 Heute sehen vor allem Gebäude der Firmen Davinci oder Meisterstück (Baureihe Ästhetik-Holzskeletthaus) dem Huf Fachwerkhaus 2000 (aktueller Werbeslogan: »Das Original«) zum Verwechseln ähnlich (vgl. Abb. 13 und 14).
Abb. 7
Abb. 8
beitet, dass es wie Holzfachwerk mit Lehmausfachungen erscheint (vgl. Abb. 8), vgl. auch Fertighaus-Trend 79: Fachwerk, in: bauen + Fertighaus 3/4 (1979), S. 22. 1 | Etwa 100 000 000 Euro Jahresumsatz bei etwa 150 verkauften Häusern 2005 (Quelle: Gespräch d. Verf. mit Geschäftsführer Michael Baumann am 17.03.2005). 2 | Vgl. Simon 2005, S. 141 f.
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Am Beispiel der Fertighaus-Fachwerkarchitektur entfachte sich eine Authentizitätsdebatte,1 bei der die moderne Interpretation der Firma Huf der ansonsten üblichen, klischeehaften Imitation regionaler oder historischer Stile gegenübergestellt wurde, wie sie nicht nur für den Fertighausbau der siebziger Jahre typisch war: die Traditionalisierung der Gebäude, die dem Wunsch nach einem konventionellen und soliden Erscheinungsbild Rechnung trug. Darstellungen von Häusern mit Flachdach verschwanden aus den Katalogen. Statt dessen verliehen flach geneigte Dächer mit Kniestock, verzierten Giebelbalkonen, Klappläden, großen Dachüberständen 1 | Vgl. »Fertighaus-Trend 79: Fachwerk«, in: bauen + Fertighaus 3/4 (1979), S. 30.
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und dunklem Holz den Gebäuden ein alpenländisches Gepräge, Steildach und Klinker- oder Fachwerkfassade, einen mittel- oder norddeutschen Charakter.1 Die ersten Beispiele dieser, durch Platzhalter und Versatzstücke Tradition, Verwurzelung und Handwerk suggerierenden, regional und historisch anmutenden Gemütsarchitektur waren die Typen Salzburg (1973), Tirol (o. J) und Kitzbühel (o.J.) der Firma Zenker, das Alpenland-Programm (1975, vgl. Abb. 7) und die Skandinavien-Reihe (1976) der Firma Okal und das Landhaus (1974, vgl. Abb. 8) der Firma Kampa.2 Sie verdrängten bald das gestalterische Ideal der sechziger Jahre, die industrielle Fertigung formal zum Ausdruck zu bringen.
2.4 D IE
ACHTZIGER
J AHRE
Die achtziger Jahre – sie begannen im Schatten der zweiten Ölkrise von 1979 – waren gekennzeichnet von wirtschaftlichen und politischen Vertrauenskrisen. Sprunghaft ansteigende Arbeitslosigkeit3 und stagnierende Realeinkommen bei gleichzeitigem Preisanstieg der Konsumgüter waren Kennzeichen der ersten Hälfte des Jahrzehnts. Die nach dem Misstrauensvotum vom 1. Oktober 1982 regierende und durch die Bundestagswahl am 6. März 1983 bestätigte CDU/CSU/FDP-Koalition setzte im Rahmen ihrer Konsolidierungspolitik und dem Ziel einer Wende von einer nachfrage- zu einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik sofort rigorose Sparmaßnahmen durch und erreichte dadurch – begünstigt durch einen schwachen Dollar und einen niedrigen Ölpreis – langfristig ein wirtschaftliches Wachstum.4 Als Reaktion auf den Höhepunkt der Rezession Anfang der achtziger Jahre wurde der Wohnungsmarkt umfangreich liberalisiert. Die Mittelverteilung im Eigenheimbau war zunehmend ins öffentliche Visier gelangt, denn die Steuervergünstigungen, die bis Mitte der neunziger Jahre das Rückgrat der Eigenheimförderung bildeten, entsprachen dem erklärten Ziel der breiten Streuung von Wohneigentum nur bedingt: Die höchsten Fördervorteile kamen nicht den sogenannten Schwellenhaushalten, sondern 1 | Die Nachfrage nach Häusern mit Klinkerfassade stieg zwischen 1970 und 1980 von 37,4 auf 57,7 %. Vgl. »Das ›ideale‹ Haus«, in: bauen + Fertighaus 3/4 (1981), S. 32. 2 | Vgl. Fertighaus-Katalog 1975 (1975), S. 276. 3 | Arbeitslosenzahl 1981: 1 271 600, 1983: 2 255 800 (Quelle: Weimer 1998, S. 301). 4 | Vgl. Weimer 1998, S. 317-333.
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Besserverdienenden zugute. Zur Korrektur wurde vermehrt auf direkte Zuwendungen wie Baukindergeld und zinsvergünstigte Darlehen umgestellt. Zusätzlich sollte mit der Einführung des Dritten Förderweges (ab 1989) eine größere Zielgenauigkeit der Maßnahmen durch Flexibilisierung der Bindungen für Staat und Bauherrn erreicht werden. Trotz des politischen Gesamtziels eines sich selbst regulierenden Wohnungsmarktes blieb das Bauwesen, zusammen mit der Familienpolitik, der einzige Bereich, der unmittelbar nach dem Regierungswechsel staatlich subventioniert wurde, denn die seit 1979 stark eingebrochene Baukonjunktur sollte mit Sofortmaßnahmen wie speziellen Förderprogrammen und entspannten Zinsbeträgen sofort und unmittelbar unterstützt werden. Dennoch waren die Jahre 1983 bis 1989 diejenigen mit den niedrigsten Wohnungsfertigstellungen seit 1949.1 Auch am Einfamilienhausmarkt waren die Zahlen, wohl aufgrund verbreiteter Unsicherheit und Investitionsangst, deutlich rückläufig. Die Einbrüche am Fertighausmarkt lagen noch über dem allgemeinen Rückgang in der Bauindustrie. Die Zahl der Fertigstellungen sank von 18 017 im Jahre 1980 auf 7 254 im Jahre 1989, was einem Anteil von 13,3 beziehungsweise 6,9 % am Gesamtvolumen aller Einfamilienhäuser entspricht.2 Bezogen allein auf freistehende Eigenheime allerdings ergibt sich 1980 ein Marktanteil von 22,9 %.3 Die niedrige Quote also ist auch auf den geringen Anteil des Fertigbaus an verdichteten Bauweisen zurückzuführen. Die Beteiligung von Fertighausunternehmen an Bauträgermaßnahmen und Gruppenbebauungen nämlich beschränkte sich auf wenige, prototypische Versuche. Noch Ende der siebziger Jahre hatte Okal Reihenhaussiedlungen in Hochdahl, Wulfen und Datteln in Kooperation mit der jeweiligen Stadt, der Landesregierung Nordrhein-Westfalen und ortsansässigen Bauunternehmungen realisiert. Durch Förderung aus der öffentlichen Hand konnten die Baukosten pro Objekt unter 300 000 DM gehalten werden.4 Kampa baute Reihenhäuser in Berlin, Rommerskirchen bei Krefeld und Ahrensbröck,5 1 | Vgl. Conradi 1994, S. 123. 2 | Statistisches Bundesamt 2005. 3 | Vgl. »Fertighausanteil stabil bei 22 %«, in: bauen + Fertighaus 11/12 (1983), S. 12. 4 | Vgl. »Reihenhäuser in Hochdahl«, in: Baumeister 1 (1978), S. 40; »Verdichteter Eigenheimau in Fertigbauweise«, in: bauen + Fertighaus 79 (1977), S. 152; »Hochdahl – ›ein Mekka‹«, in bauen + Fertighaus 87 (1978), S. 14; vgl. auch Simon 2005, S. 144 f., 151 f. 5 | Vgl. Simon 2005, S. 151 f.
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Gussek beteiligte sich in Leverkusen an einer Halbrund-Wohnanlage mit zehn von zirka 90 trapezförmigen Wohneinheiten.1 Doch es gab andere Konzepte zur Kostenersparnis, beispielsweise das Ausbauhaus. Sein Marktanteil lag bereits 1986 bei einem Drittel der verkauften Fertighäuser.2 Auch die Entwicklung von Energiesparmaßnahmen an Gebäuden spielt hier eine Rolle, ist jedoch noch in einem anderen Kontext zu sehen: Die Nachfrage nach wohnbiologischen und haustechnischen Verbesserungen entsprach einem wachsenden Umweltbewusstsein, welches der zunehmenden Medienpräsenz von Saurem Regen, Ozonloch und den Risiken der Kernkraft geschuldet war, und nicht zuletzt im Einzug der Grünen in den Bundestag 1983 mit 5,6 %3 der Wählerstimmen Ausdruck fand. Energieeffizienz und Wohnbiologie wurden zu zentralen Themen in Bau- und Wohnzeitschriften, und die Fertighausindustrie selbst machte seit 1980 durch Sonderbeilagen und -serien im Magazin bauen + Fertighaus, dem »Ratgeber Energiesparen« und der Serie »Gesund Wohnen – biologisch Bauen« auf die Errungenschaften der Branche aufmerksam:4 Die Maßnahmen der einzelnen Anbieter reichten von einer einfachen Südausrichtung der großen Fensterflächen als »passive Sonnenkollektoren« über verbesserte Wärmedämmung und die Verwendung ökologisch »korrekter« Materialien bis hin zum Einbau von Wärmepumpen und Frischluft-Wärme-GewinnTechniken und dienten nicht zuletzt der Erschließung neuer Käuferschichten. Der zunehmend selbstbewusste Umgang mit dem Baustoff Holz ist ebenfalls in diesem Kontext zu sehen. Nachdem die Holzkonstruktion der Fertighäuser zuvor bei den meisten Haustypen verschämt hinter Putz- und Klinkerfassaden versteckt wurde, machte man für eine ökologisch interessierte Klientel das Naturmaterial als Synonym für gesundes Wohnen nun verstärkt sichtbar. Durch eine rurale Formensprache wurden die Kunden auch auf emotionaler Ebene angesprochen. So erlangte beispielsweise das Blockhaus neuen Stellenwert. Besaß es zuvor das Image einer Wochenendoder Freizeithütte, transportierte es nun Urlaubsflair, verbunden mit Vorstellungen von Einfachheit, Freiheit und Natur. Es wurde so zu einer ernst zu nehmenden Alternative – nicht zuletzt, weil es sich besonders gut für den 1 | Vgl. »Verdichtet ohne Komfortverzicht«, in: bauen + Fertighaus 11/12 (1984), S. 48; Eichelgrün 1985, S. 61. 2 | Vgl. »Fertigbau mit Optimismus«, in: bauen + Fertighaus 1 (1986), S. 8. 3 | Bundestagswahl 1987 bereits 8,3 %, vgl. Weimer 1998, S. 318, 333. 4 | Vgl. Simon 2005, S. 152 f.
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Selbstbau eignete und damit einen wertvollen Beitrag in der Diskussion um kostensparendes Bauen darstellte.1 Parallel zu den Entwicklungen für das untere Preissegment erweiterte sich auch das obere kontinuierlich, so dass für die achtziger Jahre insgesamt eine Differenzierung der Gestaltung zu konstatieren ist.2 Eine durch das Magazin bauen + Fertighaus 1986 durchgeführte Leserbefragung kam gegenüber 1976 auf eine von 21 auf 14 % gesunkene Nachfrage nach dem preiswerten Kataloghaus ohne wesentliche Änderungsmöglichkeiten und von 38,8 gegenüber 53 % für das Typenhaus mit der Option von Grundrissänderungen.3 Dennoch lag den Produktionszahlen der Hersteller zufolge das Verhältnis von verkauften Typenhäusern zu individuell geplanten in den achtziger Jahren bei durchschnittlich etwa 70 zu 30 %.4 Die Unternehmen antworteten auf die steigende Nachfrage nach individuellen Fertighäusern mit ersten Baukastensystemen, innerhalb derer der Bauherr sich sein eigenes Haus selbst zusammenstellen konnte. Zudem sollte eine Differenzierung der Gestaltung neue Kunden gewinnen. Sogenannte »Stil-Häuser« bedienten sich verschiedenster historisierender und feudaler Motive, um repräsentativen Vorstellungen gerecht werden. Bei den meisten dieser Häuser handelte es sich um Villen-Imitate mit Säulen, Rundbögen und anderen Klassizismus-Zitaten. Nach wie vor gefragt waren die bereits in den siebziger Jahren aufgekommenen regionalistischen Haustypen von alpenländisch über westfälisch bis hin zu friesisch. Der Landhausstil, geboren 1972 mit dem Landhaus der Firma Kampa, konnte die Bedürfnisse nach Tradition, Geborgenheit, Nostalgie und Repräsentativität offenbar besonders gut erfüllen und entsprach darüber hinaus mit seinen rustikalen und ländlichen Elementen auf eine eigene Art dem neuen Umweltbewusstsein. Immer mehr Anbieter nahmen ähnliche Haustypen in ihr Programm: Die Firma Haacke und Haacke mit dem Typ E 118 AF, Okal mit dem Winkelhaus W 164 und dem NordlandHaus und Streif mit dem Landhaus Kampen.5 Gefühle von Romantik, Sinnlichkeit, Idylle, Geborgenheit und Repräsentation wurden dabei nicht nur über die Architektur der Häuser, sondern auch über nun verbreitet blumige 1 | Vgl. Simon 2005, S. 160. 2 | Vgl. »Fertigbau mit Optimismus«, in: bauen + Fertighaus 1 (1986), S. 8. 3 | Vgl. Leserbefragung in: Eichelgrün 1986, S. 5. 4 | Vgl. Vangerow-Kühn 1984, S. 34. 5 | Vgl. Simon 2005, S. 157.
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Typenbezeichnungen wie Belvedere, Castello Blu, Diamant, Domizil, Excellent, Elysée, Idylle, Juwel, Klassik, Landhaus Romantika, Landhaus Rustica, Noblesse, Patrizia, Prestige, Residenz oder Villa transportiert. In dem sich stetig vergrößernden Angebot und dem plakativen und gleichzeitigen Einsatz modern, regional oder historisch erscheinender Attribute und Versatzstücke spiegeln sich nicht zuletzt Einflüsse der internationalen Architekturentwicklung wider. Die durch die Postmoderne nach jahrzehntelangem Gebot der Funktion wiederentdeckte Bedeutung der Bildsprache der Architektur, führte (nicht nur) im Fertighausbau der achtziger Jahre zu einer Formenexplosion, die scheinbar jede Art der Gestaltung in jedem erdenklichen Material an jedem beliebigen Ort erlaubte. Fertighaushersteller führten die Postmoderne ab 1987 explizit als Inspirationsquelle an, um die hierarchielose Themenvielfalt von Angebot und Nachfrage fachlich zu legitimieren, während selbst Architekten urteilten: Die bekannten Traditionsstile werden auf Wunsch mit energie- und umweltpolitischen Wintergärten gekreuzt, zu merkwürdigen Fabelwesen zwischen allen Zeiten. Die Grundrisse werden, ganz im Sinn der nachgefragten Individualität und mit besonderem ›Mut zu Ecken und Kanten‹ diagonal beschnitten oder entsprechend frakturiert, was unter rustikalen Dächern erneut fürchterliche Wirkung zeitigt [...]. 1
2.5 E XKURS : D IE E IGENHEIMFÖRDERUNG
IN DER
DDR
Wenig bekannt ist, dass es auch in der Deutschen Demokratischen Republik eine Eigenheimförderung gab. Mit dem Ziel einer Stärkung der Landwirtschaft erhielten Umsiedler bereits ab 1949 Kredite zum Bau landwirtschaftlicher Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Auch politisch loyale Intellektuelle erhielten Vorzugskredite zur Realisierung eines Eigenheims. Ab 1957 wurde die Eigenheimförderung vor allem in Landgemeinden forciert, um die drohende Abwanderung von landwirtschaftlichen Arbeitskräften in die Städte zu verhindern. Die Förderung erfolgte durch die Überlassung von Bauland oder Nutzungsrechten an volkseigenen Grundstücken, die Vergabe zinsloser Kredite sowie Subventionen für Baumaterialien und für Bausparverträge. Trotz dieser Maßnahmen sank der Anteil privater Bauherren am Neubauvolumen von 15 % Mitte der fünfziger Jahre auf 6 % im 1 | Weiß 1988, S.48.
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folgenden Jahrzehnt. Grund hierfür ist primär im Mangel an Baustoffen und Arbeitskräften zu sehen.1 Unter Erich Honecker erlangte der Wohnungsbau seit den siebziger Jahren zunehmend Bedeutung als ideologische Legitimation des Sozialismus: »Nachdem die ›antifaschistische‹ Legitimation der DDR-Gesellschaft verbraucht war, blieb Partei- und Staatsführung neben der Selbstdefinition als sportliche Höchstleistungsnation quasi nur noch das ›Wohnen‹ als letzter Nachweis für die Überlegenheit des sozialistischen Systems«,2 so eine nachträgliche Einschätzung Ende der neunziger Jahre. Obwohl das Eigenheim als privilegierte Wohnform offiziell abgelehnt wurde, enthielt das 1971 aufgelegte Wohnungsbauprogramm mit der Maßgabe der Erstellung von drei Millionen Wohnungen innerhalb von 20 Jahren – ein Kernstück der neuen Sozialpolitik Honeckers – einen Eigenheimanteil von immerhin 10 %. Um derartige Ziele zu erreichen, wurden landwirtschaftliche Produktionsgemeinschaften verpflichtet, für ihre Beschäftigten und andere Landbewohner Einfamilienhäuser zu errichten oder deren Bau zu fördern. Die Maßnahmen sollten der Landflucht entgegenwirken und zugleich Stammbelegschaften etablieren: Für Werktätige, die sich für 15 Jahre einem Betrieb verpflichteten, gab es Arbeitgeberzuschüsse zum Eigenheim in Höhe von 10 000 Mark. Die »Eigenheimverordnung« von 1978 beinhaltete die kostenlose Abgabe von Grundstücken unter 500 Quadratmetern sowie Sonderkonditionen für Kredite und motivierte so zu Eigenleistungen. Angehörige des Militärs und der Genossenschaften sowie kinderreiche Familien erhielten zusätzliche Vergünstigungen.3 Durch diese Maßnahmen stieg die Zahl der neu errichteten Eigenheime in den siebziger Jahren um mehr als 10 %, und zwar von insgesamt etwa 90 000 zwischen Kriegsende und 1970 auf 102 600 zwischen 1971 und 1980.4 Probleme in der Realisierung betrafen weniger die Finanzierung als die Verfügbarkeit von Baumaterial und den Umfang der zu erbringenden Eigenleistungen. Entgegen der Ideologie war damit der Zugang zum Einfamilienhaus nicht jedem gleichermaßen möglich: Politische Linientreue, Organisation und Integration im Betrieb, handwerkliches Geschick, gute
1 | Vgl. Zimmermann 2001a, S. 341. 2 | Hannemann 1999, S. 409 f. 3 | Vgl. Zimmermann, 2001a, S. 342. 4 | Vgl. Zimmermann, 2001a, S. 342.
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Beziehungen für Tauschgeschäfte und handwerkliche Unterstützung waren unabdingbare Voraussetzungen für den Bau eines Eigenheims.
2.6 V ON
DEN NEUNZIGER
J AHREN
BIS HEUTE
Die politischen Veränderungen 1989 führten für die Bauwirtschaft und besonders für den privaten Hausbau zu einem Bauboom. Dieser bedingte sich vor allem durch den enormen Nachholbedarf der neuen Bundesländer, hatte der Eigenheimbau in der DDR doch nur minimalen Stellenwert besessen. Durch die Währungsunion vom 01.07.1990 war das Privatvermögen der ehemaligen DDR-Bürger um etwa das Fünffache gestiegen, denn gegenüber dem vorherigen offiziellen Wechselkurs von 5:1, der auch in etwa den realen Verhältnissen entsprochen hatte, wurde nun 1:1 getauscht.1 Die meisten der neuen Bundesbürger begannen unmittelbar mit der Deckung ihres aufgestauten Konsumbedarfs und investierten zunächst in Autos, Technik, Elektronik und Reisen, bald auch in Einfamilienhäuser.2 Zwar gab es im Hausbau zunächst noch Verzögerungen aufgrund von Unsicherheiten bezüglich Grundeigentumsfragen, dennoch konnten die Hausunternehmen bereits ab 1992 Auftragszahlen verzeichnen wie zuletzt beim Bauboom 1979.3 Profitierten die privaten Anleger zunächst vom neuen Wechselkurs, bedeutete er für die Betriebe eine enorme wirtschaftliche Belastung, denn auch Schuldenlasten und laufende Ausgaben multiplizierten sich, so dass viele Unternehmen in Konkurs gingen. Diese Entwicklungen beeinträchtigten bald die Wirtschaft der gesamten Bundesrepublik, und Industrie, Handel und Dienstleistungen stürzten in eine tiefe Krise.4 Obwohl sich die aus diesen Umständen resultierende Arbeitslosigkeit5 und eine Inflation von 1 | Vgl. Weimer 1998, S. 372-375. 2 | Vgl. Weimer 1998, S. 380, 385. 3 | Anzahl der Baugenehmigungen pro Jahr (Jahr: Gesamtdeutschland/Neue Länder): 1991: 16 515/1 525; 1992: 21 751/5 437; 1993: 28 202/11 780; 1994: 32 063/14 981; 1995: 30 751/17 120; 1996: 32 716/17 124; 1997: 39 451/19 130; 1998: 39 415/15 381; 1999: 39 562/13 073. Zum Vergleich: 1979: 31 770 (nur Westdeutschland, Quelle: Statistisches Bundesamt 2005). 4 | Vgl. Weimer 1998, S. 381-384, 423. 5 | Arbeitslosenzahlen: 1988: 2 241 556 (West),
1989: 2 037 781 (West),
1990:
1 883 147 (West), 1991: 2 602 203 (West: 1 596 457, Ost: 1 005 745), 1992: 2 978 570
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4,2 % in den Jahren 1991/19921 bald auch auf die Kaufkraft der Bürger auswirkten und man ab 1993 von Rezession sprach,2 bemerkte die Bauwirtschaft die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in Ostdeutschland erst nach Mitte des Jahrzehnts. Durch eine grundlegende Reform der Förderpolitik – die Eigenheimzulage (1996-2005) ersetzte die bisherige steuerliche Förderung durch eine einkommensunabhängige3 – blieb der Eigenheimbau von allzu harten Einbrüchen verschont. Für die Fertighausbranche entwickelte sich die zweite Hälfte der neunziger Jahre sogar besonders positiv. Lag die Anzahl der Fertighäuser in den alten Bundesländern bis zur Mitte des Jahrzehnts konstant bei etwa 7 000 bis 8 000 Häusern jährlich, was einem Anteil von etwa 7 % aller neu errichteten Einfamilienhäuser gleichkommt, war in den Jahren 1994 bis 1996 ein Volumen von etwa 9 000 Häusern zu verzeichnen, was (West: 1 699 273, Ost: 1 279 297), 1993: 3 419 141 (West: 2 149 465, Ost: 1 269 676), 1994: 3 698 057 (West: 2 426 276, Ost: 1 271 781), 1995: 3 611 921 (West: 2 427 083, Ost: 1 184 838), 1996: 3 965 064 (West: 2 646 442, Ost: 1 318 622), 1997: 4 384 456 (West: 2 870 021, Ost: 1 514 435), 1998: 4 280 630 (West: 2 751 535, Ost: 1 529 095), 1999: 4 100 499 (West: 2 604 720, Ost: 1 495 779). (Quelle: http://www.pub.arbeitsamt. de/hst/services/statistik/aktuell/iiia4/laender_heftd.pdf, Zugriff 08.03.2008). 1 | Vgl. Weimer 1998, S. 394. 2 | Vgl. Weimer 1998, S. 404 f. 3 | Innerhalb
gewisser
Einkommensgrenzen:
Zwischen
1996
und
1999
240 000 DM/480 000 DM (Ledige/Verheiratete), zwischen 2000 und 2004 160 000 DM/320 000 DM (Ledige/Verheiratete), jeweils für die Summe der Einkünfte aus Antragsjahr und Vorjahr. Seit dem 01.01.2006 ist die Eigenheimzulage abgeschafft. Derzeit bestehende finanziellen Anreize zur Wohneigentumsbildung sind die Subventionierung von Bausparverträgen oder, seit 2005, die Möglichkeit, bis zu 50 000 € vom Riester-Vorsorgekapital für die Finanzierung einer selbst genutzten Immobilie einzusetzen, wobei das entnommene Geld mit Eintritt ins Rentenalter zurückgezahlt sein muss. Damit ist die »Riester-Rente« – seit 2002 Synonym für die partielle Aufkündigung des Generationenvertrages durch die Teilprivatisierung der Altersrente und den Einstieg in die private Altersvorsorge – als staatliche Privatvorsorge der Alterssicherung gleich doppelt zuträglich: durch Aufstockung der Grundrente und durch die Eröffnung der Möglichkeit mietfreien Wohnens im Alter. Bis Ende 2003 waren die Zuwendungen für die Errichtung von Neubauten doppelt so hoch wie für den Erwerb von Bestandsobjekten, mit den entsprechenden Konsequenzen bezüglich Zersiedelung und Abwanderung aus den Kernstädten, insbesondere im Osten Deutschlands. Vgl. hierzu auch Afhüppe; Hammerstein; Neubacher; Sauga 2005.
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einer Steigerung der Fertighausquote auf 8,5 % entspricht. 1997 waren es mit knapp 13 000 bereits 10,8 % und 1999 mit 18 686 sogar 13,5 %, wovon ein guter Teil allerdings als »Vorzugseffekt« wegen der für das Jahr 2000 angekündigten Reduzierung der Eigenheimzulage verbucht werden muss. Seit der Jahrtausendwende liegen die Zahlen stabil bei etwa 14 000 Einheiten, was im Rahmen der insgesamt abnehmenden Bautätigkeit einem relativen kontinuierlichen Anstieg am Gesamtvolumen von 12 auf 14,3 % entspricht.1 In den neuen Bundesländern lagen die Quoten bereits von Anfang an sehr viel höher. Für die Jahre 1992 und 1993 errechnet sich ein Anteil von knapp 30 %, der 1994 auf etwa 24 % sinkt und bis 1999 in dieser Größe konstant bleibt. Seit dem Jahr 2000 reduziert sich der Fertighausanteil dort kontinuierlich und entspricht heute mit vergleichsweise geringen 14,2 % dem gesamtdeutschen Wert.2 Die Ursache für die sinkende Quote im Ostteil Deutschlands wird vom BDF vor allem in der durch die Individualisierung und die hohen baulichen Standards bedingten Angleichung der Preise von Fertighäusern an die konventionell erstellter gesehen.3 Die hohen Verkaufszahlen in den ersten Jahren nach der Wende wiederum lassen sich einerseits durch die schnelle Reaktionsfähigkeit der Firmen begründen. Die meisten eröffneten rasch Beratungs- und Vertriebsbüros in den Neuen Ländern. Nur wenige allerdings, wie beispielsweise die Firma Kampa im Jahr 1991, errichteten hier auch neue Werke. Musterhauszentren entstanden 1992 in Erfurt, 1993 in Leipzig-Zwenckau sowie 1994 in Leipzig-Glesien und Königs-Wusterhausen bei Berlin. Eine große Rolle für den Erfolg des Fertighausbaus spielte jedoch vor allem die Unvoreingenommenheit der Menschen in den neuen Bundesländern, die die Pannen aus der Frühzeit des Fertigbaus nicht miterlebt hatten und sich mit einem inzwischen qualitativ hochwertigen Produkt konfrontiert sahen. Der Kauf eines Fertighauses verkörperte für sie vor allem die Möglichkeit einer schnellen und unkomplizierten Verwirklichung des Traums vom eigenen Heim. Die damals konstanten oder sogar steigenden Verkaufszahlen hatte die Branche jedoch nicht nur glücklichen Umständen, sondern auch einer neuen Wendigkeit zu verdanken. Diese betraf zum einen neue Firmenstruk1 | Quelle: Statistisches Bundesamt 2005, aktuellere bestätigte Zahlen liegen nicht vor. 2 | Quelle: Statistisches Bundesamt 2005, aktuellere bestätigte Vergleichswerte liegen nicht vor. 3 | Nach Aussage des BDF, Alexander Oswald (Abt. Statistik) vom 20.03.2007.
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turen. Durch Übernahmen und Neugründungen fand ein Konzentrationsprozess am Markt statt. Durch Zusammenschlüsse wie der Gründung der Deutschen Fertighaus Holding (DFH) aus Massa, Allkauf, Okal und Ein-Stein-Haus oder der Kampa-Gruppe aus Kampa, Creaktiv, Exnorm und Libella verschob sich die Messlatte für Großunternehmen von 1 000 auf 2 000 Häuser jährlich.1 Einige dieser Zusammenschlüsse gibt es heute allerdings schon nicht mehr. Zum anderen reagierten die meisten Firmen flexibel auf eine veränderte Nachfrage. So erfolgte 1996 zur Stützung der Baukonjunktur eine Änderung des »Häuslebau-Paragraphen« § 10e EStG (ehemals 7b EStG) zugunsten der Bauherren mit schwächeren Einkommen, die vor allem der Zielsetzung einer verstärkten Wohneigentumsbildung der sogenannten »Schwellenhaushalte« geschuldet war.2 Dank einer neuen Förderpolitik, die preisgünstiges Bauen staatlich subventionierte, etablierte sich damit eine Tendenz hin zu kostengünstigen Lösungen auf kleinen Grundstücken, die sich bereits in den achtziger Jahren abgezeichnet hatte, wie etwa den Mitbau- oder Selbstbauhäusern. Die Zahl dieser Häuser belief sich 2002 auf immerhin ein Drittel der von den BDF-Unternehmen verkauften Eigenheime.3 Durch die Einführung einer gesonderten Förderung kostengünstigen Bauens Mitte der neunziger Jahre mit einer Obergrenze von 2 000 DM/qm wuchs zudem das Angebot an besonders günstigen Lösungen. Bis zum Ende des Jahrzehnts verfügten fast alle Unternehmen in ihrem Standardprogramm über ein Angebot an preiswerten Häusern für junge Familien mit Preisen unterhalb der Fördergrenze.4 Zusätzlich zu der seit den siebziger Jahren bestehenden Zusammenarbeit mit Bausparkassen entstand nun eine Kooperation zwischen Fertighausanbietern und Baumärkten. Letztere boten maßgeschneiderte Ausbaupakete für die Mitbauhäuser der entsprechenden Kooperationspartner an und leisteten zusätzlich eine Betreuung und Beratung der Kunden. So kooperierte beispielsweise der Fertighausanbieter Okal mit der Bauhaus-Baumarktkette, und Bien-Zenker gründete zusammen mit Obi die B.O.S.-AktivbauGmbH,5 deren Name sich aus den Anfangsbuchstaben des Firmenslogans »Bauen ohne Stress« bildet. Für Banken und Bausparkassen stellt das Aus1 | Vgl. Simon 2005, S. 167 f. 2 | Vgl. Weimer 1998, S. 423. 3 | Vgl. Pressekonferenz des BDF vom 02.03.2003, nach Simon 2005, S. 173. 4 | Vgl. Daleiden 1996, S. 4. 5 | Vgl. Simon 2005, S. 170.
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bauhaus insofern eine interessante Option dar, als dass sich durch den Eigenleistungsanteil die Höhe des nötigen Eigenkapitals und damit die Schwelle zur Aufnahme eines Darlehens reduzieren lässt. So etablierten sich auch hier Kooperationen, beispielsweise zwischen Schwäbisch Hall und B.O.S. oder zwischen der Quelle-Bausparkasse und Exnorm. Insgesamt ist die Fertighausbranche seit den neunziger Jahren bemüht, sich vom früheren Billig-Image zu distanzieren und ihre Produkte stattdessen als qualitativ hochwertige Design-Objekte zu vermarkten.1 So wickeln viele der größeren Firmen ihre preiswerten Produktlinien meist über eigens dafür gegründete Tochterunternehmen ab, um Kontaminationen durch das Billig-Image zu vermeiden. Die Firma Weber beispielsweise, deren Firmenphilosophie ausschließlich die Entwicklung individuell geplanter Traumhäuser vorschreibt, gründete zum Vertrieb von Typenhäusern in den neunziger Jahren gleich zwei Tochtergesellschaften: Zimmermeisterhaus und Twin-Haus. Auch der Branchenriese Kampa, bekannt für besonders repräsentative Villen- und Landhausarchitektur, zog es vor, eine preiswertere Hauslinie über das Zweitunternehmen Exnorm und Ausbauhäuser über die Tochter Creaktiv zu vermarkten. Insofern kann durchaus von einer Polarisierung des Marktes zwischen sehr preiswerten und sehr teuren Häusern gesprochen werden: Während sich der Anteil kostengünstiger Eigenheime am Umsatz der Firmen seit Mitte der neunziger Jahre kontinuierlich vergrößert, steigt gleichzeitig die Nachfrage nach exklusiven Häusern2 und »individueller Planung«. Auch dieser Tatsache tragen heute fast alle Unternehmen in ihrem Angebot Rechnung, entsprechende Referenzobjekte in Katalogen und Internet bedienen in der Regel einen Kanon repräsentativer Symbolelemente, der vor allem Kostspieligkeit hervorhebt. Diese aktuellen Entwicklungen hinsichtlich der Gestaltung und Vermarktung der Gebäude werden im folgenden Kapitel beschrieben.
1 | Nach telefonischer Umfrage bei den Fertighausanbietern des BDF durch d. Verf. 2006. 2 | Gespräch d. Verf. mit Alexander Oswald, Abteilung Statistik des BDF, vom 24.04.2005.
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3. Die Vermarktung des Fertighauses
Die Vermarktung über Kataloge und Musterhäuser ist ein nahe liegender und viel genutzter Weg der Anbieter, für ihre Produkte zu werben. Hinzu kommen seit einigen Jahren umfangreiche Internetauftritte der Firmen. Üblich sind auch Annoncen in Tageszeitungen. Diese sind oftmals so aufgemacht, dass sie auf den ersten Blick wie redaktionell recherchierte Artikel erscheinen. So inseriert beispielsweise die Firma Haacke-Haus phasenweise wöchentlich halbseitig mit großem Farbbild auf der ersten Seite des Immobilienteils des Berliner Tagesspiegel.1 Unter Überschriften wie »Architektur der Spitzenklasse«2 oder »Ein gelungenes Doppel«3 finden sich hier Hausbeschreibungen, in denen Qualifizierungen wie »mediterranes Flair«, »bodentiefe weiße Fenster mit Sprossen«, »herrschaftlicher Eingang«, »sanfte Akzente« durch »Parkettintarsien«, »Große Glasflächen und Raumhöhen von sechs Metern bis unters Dach«, eine »lichte, freundliche Wohnatmosphäre«, ein Bad mit »Stuck sowie Designerfliesen und -armaturen« nicht im Widerspruch zum »praktische[n] Hauswirtschaftsraum« für ein Haus im »Bungalow-Stil« zu stehen scheinen.4 Abhängig davon, ob ein Gebäude im »Landhaus«- oder im »Bauhaus-Stil« beworben wird, steht einmal der traditionelle Charakter der Gebäude im Vordergrund, der durch »Weißes Holzfachwerk, kreativ aufgefangen in vielen ansprechenden Details [...] 1 | Beobachtet in den Jahren 2006, 2007 und 2008. 2 | In: Der Tagesspiegel vom 19.01.2008, S. I1. 3 | In: Der Tagesspiegel vom 02.02.2008, S. I1. 4 | Vgl. »Luxus pur – auf einer Ebene«, in: Der Tagesspiegel vom 25.08.2007, S. I1; Zitate ebenda.
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alte Zimmermannstraditionen aufleben«1 lässt, ein anderes Mal die Orientierung an aktuellen Trends wie sogenannten »Stadthäusern«, kompakten zweigeschossigen Einfamilienhäusern mit flachem Dach und »moderne[r] Ausstrahlung«. Während ersteres durch »Fachwerk-Erker, Gaube und ein abgeschlepptes Vordach [...] Sprossenfenster mit Klappläden und profilierte[n] Balkenköpfe[n] [...] Frische und Lebensfreude« zu vermitteln vermag, zeichnet sich letzteres, welches »in Architektur und Grundriss den Wünschen von ›Stadtmenschen‘« entspricht, im Gegenteil dadurch aus, dass »[w]eder Walmdach, Fledermausgaube, Fachwerk noch Erker [...] die Architektur [bestimmen], sondern Geradlinigkeit mit Reduzierung auf Wesentliches«.2 Beliebte Werbeträger sind außerdem Fachzeitschriften und Publikumszeitschriften – hier sind derzeit 90 verschiedene Magazine im Bereich »Haus und Garten« zu zählen.3 Regional vereinzelt nutzen Firmen auch die Hörfunkwerbung. Im Fernsehen positionieren insbesondere Ausbauhausanbieter wie B.O.S. Spots in den Werbepausen sogenannter Deko-Soaps, die inzwischen teilweise täglich auf den Kanälen RTL, Pro7, Vox sowie den Dritten Programmen der ARD im Vormittags- und Vorabendprogramm ausgestrahlt werden.4 Die Firma Schwörer führte 2006 an einem Sonntagvormittag im ZDF live die Montage eines Fertighauses auf der Baustelle vor.5 Geworben wird auch immer wieder mit außergewöhnlichen Aktionen und prominenten Werbepartnern: 1979 konnte die Firma Streif den FC Kaiserslautern als Werbepartner verpflichten.6 Mitte der neunziger Jahre
1 | »Traditioneller Energiesparer in Rot-Weiß. Visitenkarte eines Spezialisten«, in: Der Tagesspiegel vom 16.02.2008, S. I1. 2 | Vgl. »Architektur der Spitzenklasse«, in: Der Tagesspiegel vom 19.01.2008, Zitate ebenda. 3 | 143 Nennungen in der Kategorie »Wohn- und Gartenzeitschriften«, dazu 3 Nennungen in der Kategorie »Do-it-yourself-Zeitschriften«, darunter einige Mehrfachnennungen aufgrund von Regionalausgaben. Ohne Mehrfachnennungen verbleiben 90 verschiedene Titel (Quelle: Verband Deutscher Zeitschriftenverleger, (Publikumszeitschriften): http://www.pzonline.de, Zugriff 02.10.2006). 4 | Vgl. beispielsweise RTL: Einsatz in vier Wänden, Unsere erste gemeinsame Wohnung, Unser neues Zuhause; RTL2: Wir ziehen um; Pro7: Do it Yourself; VOX: Wohnen nach Wunsch; mdr: Zimmer frei!; NDR: Alida: Lust am Wohnen; rbb: Wohnträume; WDR: Servicezeit: Bauen und Wohnen, Servicezeit: Wohnen und Garten, beobachtet im Jahr 2006. 5 | Am 21.05.2006, 11.00 Uhr. 6 | Vgl. »Jetzt: Deutscher Fertigbauverband«, in: bauen + Fertighaus 3/4 (1979), S. 18.
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fuhr Rennfahrer Michael Schumacher für Weberhaus.1 Die Firma HanseHaus stellte anlässlich ihrer Partnerschaft mit dem FC Bayern München im Jahre 2001 ein FC Bayern München Haus in Vereinsfarben vor, das mit Torwand und Vereinslogo ausgestattet war (vgl. Abb. 15).2 Der Ex-Nationalspieler Carsten Jancker warb unter dem Slogan »In Neusiedl daheim, in der Welt zuhause« für die österreichische Niederlassung des Unternehmens.3 Auch »unfreiwillige« Werbeträger werden hin und wieder zur Steigerung der Aufmerksamkeit herangezogen. Hierzu zählen beispielsweise prominente Fertighausbesitzer wie Bundestrainer Helmut Schön, der 1978 ein Neckermann-Haus vom Typ Consul erwarb, oder der Bochumer Stadtdirektor Dr. Petschelt, der sich 1972 für ein Nordmarkhaus vom Typ Monika entschieden hatte.4 Nicht zu vergessen sind Kuriositäten wie etwa die zwei Sissi-Entwürfe, die die schwäbische Firma Exnorm anlässlich des 100. Todestages der österreichischen Kaiserin Elisabeth im Jahre 1998 auf den Markt brachte.5 Große Aufmerksamkeit garantieren auch ausgefallene Kaufanreize wie das Angebot der Firma Okal 2001: Mit dem Bau eines Fertighauses vom Typ Ambiente Contura wurde dem Kunden zwei Jahre lang ein nagelneuer Ford KA inklusive Versicherung, Zulassung und Überführung als »Mobilitätsgarantie« zur Verfügung gestellt.6 Konzeptionell vergleichbar hierzu ist auch das Angebot derselben Firma, mit dem Kauf eines Hauses aus der Happy-Lifetime-Serie automatisch ein lebenslanges Urlaubsanrecht in einer der 55 Ferienanlagen der kooperierenden Schweizer Hapimag AG zu erwerben.7 Die wöchentliche Verlosung eines Kampa-Traumhauses als einem der Hauptgewinne in der ARD-Fernsehlotterie im Sommer 2006 dürfte ebenfalls für eine hohe Medienpräsenz des Unternehmens gesorgt haben.
1 | Vgl. Anzeige in Hausbau /8 (1994), S. 9. 2 | Vgl. »Wohnen wie ein Champion« (28.09.2001), in: Pressearchiv der Firma HanseHaus (Quelle: http://www.hanse-haus.de/con_08_01.php?page=3&firstindex=8&secondin dex=1#, Zugriff 29.09.2006). 3 | http://www.hanse-haus.at/hanse-haus/wir-ueber-uns/referenz-jancker.asp. 4 | Vgl. »Fertighaus-Revue: So wohnt Bundestrainer Helmut Schön«, in: bauen + Fertighaus 85 (1978), S. 130, »Oberstadtdirektor wohnt in einem Fertighaus«, in: bauen + Fertighaus 47 (1972), S. 110. 5 | Vgl. »Exnorm im ›Sissi‹-Fieber«, in: Hausbau 3/4 (1998), S. 102. 6 | Vgl. »Das Auto zum Haus«, in: Hausbau 3/4 (2002), S. 6. 7 | Vgl. »Haus inklusive Urlaub«, in: Bauen 6/7 (2002), S. 16.
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Prominente Architekten oder Designer wie in den neunziger Jahren Kollhoff und Timmermann, Hilmer und Sattler, Ingenhoven und Partner oder Diener und Diener für allkauf (Newstandard-Reihe) oder derzeit Matheo Thun für GriffnerHaus (O Sole Mio) oder Jette Joop für Viebrock (Jette Joop Haus, vgl. Abb. 16, Luigi Colani für Hanse-Haus (Colani-Rotorhaus) und Gustav Peichl für Hanlo (Peichl-Haus) oder ganz aktuell Daniel Libeskind für Rheinzink1 (Libeskind- oder Casual-Stil) sollen durch sogenannte »Signature-Buildings« das Image einer ganzen Firma aufwerten, auch wenn die Produkte, für die sie selbst tatsächlich verantwortlich zeichnen, quasi unverkäuflich sind.2 Auch innovative Produktideen, wie das »wachsende« Haus von Neckermann und Streif aus dem Jahre 1972, sowie aktuelle Themen wie behindertengerechtes Wohnen, Energiespar-, Passiv- und 3-LiterHäuser, elektronische Vernetzung durch Bus-Technik oder Gesundheitsund Wellness-Aspekte wie der Schutz vor Allergien, Elektrosmog oder das Planen und Einrichten nach den Regeln des Feng-Shui3 sind stets unter dem Aspekt des Marketings zu betrachten. Große Aufmerksamkeit erregen schließlich die Verkaufswege selbst, man denke etwa an die Möglichkeit eines Hauskaufes im Supermarkt. Die bereits in den sechziger Jahren erprobte Vermarktung über Kauf- und Versandhäuser wie Kaufhof, Neckermann und Quelle erlebt seit der Jahrtausendwende eine Renaissance. So verkaufte Kampa im Jahre 2002 ein Fertighaus für 100 000 Euro durch die Supermarktkette Plus, und die Tochterfirma Exnorm vertrieb mit großem Erfolg Eigenheime über den Quelle-Heimwerker-Katalog.4 Noch spektaku1 | Vertrieb in limitierter Auflage (30 Häuser) über ein Berliner Hausbau-Unternehmen geplant. 515 qm Wohnfläche, vier Zimmer, diverse Bäder, Weinkeller, Sauna und eine 100 qm große Empfangshalle mit integrierter Küche, Kosten 2-3 Mio Euro (Quelle: http://www.dwworld.de/dw/article/0,,5215962,00.html, Zugriff 30.03.2010). 2 | Gespräch d. Verf. mit Hanlo Haus (Dieter Langschwager, Marketing) über das »PeichlHaus« und mit allkauf (Claudia Becker, Marketing) über die Newstandard-Reihe am 06.05.2005. 3 | Das Angebot der Firma Baufritz enthält im Jahr 2006 in der Rubrik Gesundheit/Ökologie Angebote für ein »Gesundheits-Komforthaus für Allergiker«, für die Ausstattung mit Elektrosmog-Schutzplatten »XUND-E« oder für »Gesünder Wohnen mit Feng-Shui« (Quelle: http://www.baufritz.de/baufritz/gesundheit_oekologie/, Zugriff 27.09.2006). 4 | Vgl.: »Quelle mit allen Exnorm-Häusern«, in: Hausbau 1/2 (2002), S. 8. Genaue Zahlen hierzu gibt das Unternehmen nicht an, Gespräch d. Verf. mit Susanne Willenbrink, Leiterin Marketing und Kommunikation, im Februar 2008.
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lärer erschien zunächst der Vertriebsweg über das Internet. Die Firma Streif war die erste, die ihren Kunden den Hauskauf per Mausklick anbot. Doch die Skepsis bei den Bauherren war groß: Selbst ein Preisnachlass von 15 % konnte kaum jemanden zur Nutzung dieses Angebotes bewegen.1
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Inhaltlich zielt die Werbung vor allem auf Qualität und Sicherheit, auf Bereiche also, in denen Studien zufolge immer noch ein negatives Image vorherrscht.2 Ein weiteres zentrales Thema ist auch die individuelle Gestaltbarkeit. Zunehmend beworben wird auch der Serviceaspekt: das Hausangebot »aus einer Hand« mit Rundum-Beratung von Grundstückskauf über Behördenfragen bis zur Finanzierung und zur vergleichsweise problemlosen Abwicklung von Verträgen,3 wobei die Vorteile, die Fertighäuser in diesen Bereichen konventionell erstellten Häusern gegenüber haben, zunehmend Anerkennung gewinnen.4 Ein zentrales Thema der Werbung ist auch die individuelle Gestaltbarkeit. Zwar belegt eine unabhängig erstellte empirische Studie aus dem Jahr 2003, dass sogenannte »hard facts« wie Kostenkontrolle, Termintreue und Wirtschaftlichkeit für den Bauherrn die alles dominierende Rolle gegenüber »soft facts« wie architektonische Fragen spielen.5 Andererseits spricht jedoch die generell zu beobachtende stetig zunehmende Wertschätzung des Designs von Alltagsgegenständen vom Abfalleimer bis zur Küchenreibe für die enorme Bedeutung der Gestaltung. Wenn funkti1 | Vgl. Simon 2005, S. 171. Genaue Zahlen hierzu gibt das Unternehmen nicht an, Gespräch d. Verf. mit Ingbert Höllen, Vertriebsleiter Streif GmbH, am 21.01.2008. 2 | Vgl. Allensbach 2005, S. 9, Tabelle 3, S. 10, Tabelle 7, S. 20. 3 | In der Branche sind Musterverträge üblich, die in der Regel ohne Notar abgeschlossen werden. Vgl. Klöters 1995, S. 53. 4 | Vgl. BDF 2003, S. 6; Allensbach 2005, S. 13, S. 20, Tabelle 7. 5 | Voeth; Bosch; Klein 2003, S. 16 f.
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onale Kriterien für ein Haus, wie etwa angemessener Wetterschutz und die technische Ausstattung, ohnehin selbstverständlich optimal erfüllt werden, was in Deutschland heute meist der Fall ist, bleiben formale Kriterien das einzige und damit vielleicht ausschlaggebende Unterscheidungsmerkmal. Für die meisten Firmen hat die Erfüllung persönlicher Wohnträume des potenziellen Kunden in ihrer Werbung höchste Priorität, denn auch beim Hauskauf geht es immer weniger um den Erwerb von objektivem Produktnutzen, sondern um subjektive Nutzungsqualität. Diese Erkenntnis veranlasst allerdings die wenigsten Unternehmen dazu, in nachhaltige Lösungen für Gestaltungsfragen zu investieren. Eigene Befragungen haben ergeben, dass die Anzahl der angestellten Architekten in den Unternehmen gering ist.1 Architektur oder Gestaltung spielen im Entwicklungsbudget der Firmen nur im Sinne einer ständigen Vergrößerung der Wahlmöglichkeiten der Kunden eine Rolle. »Mass Customization« lautet das ursprünglich aus der Bekleidungsindustrie stammende Schlagwort, mit dem sich die »individuelle« Gestaltung beim Fertighausbau am treffendsten beschreiben lässt. Der Begriff verschmilzt die Begriffe »Mass Production« und »Customization« und lässt sich mit »kundenindividueller Serienproduktion« übersetzen. Mit dem derzeitigen Stand der Technik lässt sich ein individuelles Kleidungsstück ähnlich schnell und preiswert herstellen wie ein in Serie produziertes; Ähnliches soll auch für das Fertighaus gelten. Diese Annäherung von Architektur- und Bekleidungsmarkt erkannte bereits 1995 Rem Koolhaas (*1944). Sein in Zusammenarbeit mit Bruce Mau (*1959) entstandener Werkbericht des Office for Metropolitan Architecture (OMA) mit dem Titel S, M, L, XL gibt den entsprechenden Hinweis. Zwar bezeichnen die Kürzel Small, Medium, Large und Extra Large zunächst ganz konkret die verschiedenen architektonischen Maßstäbe, nach denen die im Buch dokumentierten Projekte vom Einfamilienhaus bis zur MegaCity angeordnet sind. Die Parallele zum Bekleidungsmarkt ist zugleich aber als Hinweis auf die komplexen Entstehungsbedingungen zu verstehen, denen Architektur heute unterliegt.2 Die individualisierte Serienfertigung von Fertighäusern bedeutet, dass ihre auf industrialisierten und rationalen Planungs- und Bauvorgängen ba1 | Im Durchschnitt etwa 1% der Beschäftigten. Nach telefonischer Umfrage bei den Fertighausanbietern des BDF durch d. Verf. 2006, Details hierzu siehe Kap. 5.1. 2 | Vgl. Koolhaas 1995, S. XIX.
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sierende, preiswerte Fertigung nicht mehr im Widerspruch zur Verwirklichung (scheinbar) individueller Bauherrenwünsche stehen muss. Die Baufirmen können ihren Kunden so (angeblich) maßgeschneiderte Produkte anbieten, was die Attraktivität des Angebots steigert; andererseits setzen sie die Informationen, die der Kunde zum Konfigurationsprozess beisteuert, für die Entwicklung weiterer Produkte ein. Beim Angebot der mass customization geht es also gleichzeitig um eine Art Marktforschung. Die ideale Schnittstelle zwischen Verkäufer und Käufer ist hier das Internet. Die Homepages der Firmen informieren nicht nur stets aktuell über das Angebot. Interaktive »Hauskonfiguratoren« ermöglichen dem potenziellen Hauskäufer, verschiedene Grundrissvorschläge durch Erker oder Wintergärten zu erweitern und wahlweise mit Sattel- oder Walmdach und der gewünschten Stilrichtung von »klassisch« bis »modern« zu versehen, ohne dass sich der strukturelle Kern des Gebäudes verändert. Das Ergebnis kann unter Angabe des Festpreises ab Oberkante Bodenplatte innerhalb weniger Sekunden in 3D-Simulation perspektivisch in Augenschein genommen werden.1 Hierdurch wird die Variabilität des Hauses gegenüber dem herkömmlichen Kataloghaus »von der Stange« zwar erheblich erweitert, dennoch: Was beim Sportartikelhersteller Nike, der bereits seit etwa 10 Jahren auf seiner Homepage die Möglichkeit zum Entwurf eigener Schuhe, Taschen oder Ähnlichem anbietet, nicht zuletzt dank eines durchdachten Grund-Designs und zahlreicher Einschränkungen (Nike behält sich das Recht vor, bestimmte Entwürfe abzulehnen2) gut funktioniert, führt in seiner direkten Übertragung auf den sehr viel komplexeren Organismus eines Gebäudes zu weitaus weniger überzeugenden Lösungen. Die Kritik an der Übertragung solcher Verfahren auf den Hausbau3 resultiert nicht nur aus dem konservativ motivierten Unbehagen vieler Architekten an der Gleichsetzung der Planung und Errichtung eines so komplexen Gebildes wie eines Gebäudes mit dem Schneidern beispielsweise einer Jeans. Die Sorge, Entscheidungen über die Gestalt eines Gebäudes könnten in ihrer Tragweite angesichts seiner deutlich höheren Gesamtlebensdauer vom heimischen Computer aus vielleicht allzu vorschnell gefällt werden, 1 | Vgl. beispielsweise http://www.streif.de, Zugriff 07.05.2003; http://www.bien-zenker. de, Zugriff 09.08.2006. 2 | Vgl. http://nikeid.nike.com/nikeid/index.jhtml?ref=emealanding&sitesrc=emealanding. 3 | Zur Diskussion um Mass Customization im Wohnungs- und Einfamilienhausbau vgl. u.a. Arch + 158 (2001).
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scheint durchaus berechtigt. Der erklärten Zielsetzung, »mit überlegten Formen der Beteiligung den Kunden so weit zu unterstützen, dass er seine Bedürfnisse und Wünsche äußern kann, gleichzeitig aber mit den Möglichkeiten der Auswahl nicht überfordert wird«1, wirkt die stetige Erweiterung der Variationsbreite zwischen verschiedenen Materialien, Bauelementen und -stilen entgegen. Ein solches Angebot allein garantiert weder die gelungene Auseinandersetung mit den Besonderheiten der Bewohner oder des Ortes noch die Wahrung einer gestalterischen Idee. Stattdessen führt es in der derzeitigen Praxis zu einem immer weniger eindeutigen Profil der einzelnen Anbieter, was nicht wirklich in deren Interesse liegen kann. Individualisierung muss dabei nicht zwingend zum Marken-Identitätsverlust führen. Dies zeigen nicht nur Erfahrungen in der Modebranche, sondern auch die Ergebnisse der Firma Huf-Haus. Diesem Anbieter nämlich gelingt es durchaus, den Wünschen der Kunden und den Besonderheiten des Ortes gerecht zu werden, ohne dabei eine starke gestalterische Grundidee zu verwässern. Durch die Festlegung der richtigen Parameter, zum Beispiel der Grundgeometrie, der Verwendung bestimmter Materialien und Farben beziehungsweise wiederkehrender Details bei deren Verarbeitung und Fügung bis hin zur Vorgabe der Variationsmöglichkeiten (statt ihrer planlosen Erweiterung) gelingt die Sicherung einer überzeugenden architektonischen Grundidee und damit einer Marken-Identität, die sich daraus entwickelt. Die Vermarktung über Ausstellungen und Kataloge erhält heute mit dem Internetauftritt der beteiligten Firmen eine neue Dimension, ohne sich deshalb schon grundlegend zu verändern. Die Selbstdarstellung variiert außerhalb des Internets, das schon als Medium eine gewisse Vereinheitlichung herstellt, stark. Kataloge zum Beispiel unterscheiden sich in Umfang und Qualität, die Bandbreite reicht vom einfachen Faltblatt zum aufwendig bebilderten Buch mit festem Einband und Schutzumschlag im Schuber.2 1 | Fritz 2003, S. 75. 2 | Bei der Untersuchung wurde ausschließlich auf Material zurückgegriffen, das zwischen Juni 2006 und Februar 2007 im Internet verfügbar war. Ausgenommen wurden der Internetauftritt der Firma Anton Schmitt, da sich die Darstellung des Hausangebotes hier auf sehr reduzierte, wenig aussagekräftige Strichgraphiken beschränkt, sowie der Firma Baukunst Philipphaus, die ein völlig anderes Firmenkonzept verfolgt und ausschließlich individuell geplante Häuser anbietet, wodurch eine Vergleichbarkeit zu den anderen Hausbeispielen nicht gegeben ist.
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Im Folgenden dient daher das im Internet publizierte Material über das verfügbare Hausangebot der im BDF organisierten Firmen1 als Grundlage von Beschreibung und Vergleich; die vollständige Erfassung des von Juni 2006 bis Februar 2007 im World Wide Web verfügbaren Bildangebots von Hausbeispielen wird im Anhang dokumentiert.2 Im Sinne der Fragestellung wurden die Beispiele zunächst auf gestalterischer Ebene katalogisiert und in sechs Geschmackswelten unterteilt: − Einfacher Stil, zum Teil mit traditionellen (Sprossenfenster, Krüppelwalm) oder modernen (Dreiecks-Gaube, Wintergarten in Pfosten-Riegel-Konstruktion, »frische« Farben) Elementen, vgl. Anhang Abb. e_001 bis e_603, − Landhausstil, friesisch (Reetdach, Fledermausgaube, Klinker- oder weiße Putzfassade) oder alpenländisch (Kniestock, flach geneigtes Pfettendach, weiße oder pastellfarbene Putzfassade im Erdgeschoss, holzverschalter Giebel, kräftige Dachkonstruktion), vgl. Anhang Abb. l_001 bis l_187, − Urlaubsstil, mediterran (terrakottafarben verputzte Fassaden, Klappläden, flach geneigtes Walmdach) oder skandinavisch (farbige holzverschalte Fassade, weiße Fensterrahmen), vgl. Anhang Abb. u_001 bis u_067, − Repräsentativer Stil, Villen- oder Schlossarchitektur (Mittelrisalit, Mansarddach, Säulenportal, bodentiefe Sprossenfenster mit Rundbogenabschluss), vgl. Anhang Abb. v_001 bis v_080, − Moderner Stil (klare Linienführung, kontrastreiche Farb- und Materialwahl, häufig naturbelassene Oberflächen, Primärfarben), vgl. Anhang Abb. m_001 bis m_118, − Ökologischer Stil (Pultdach, gegebenenfalls begrünt oder mit Photovoltaik, Naturholzfassade), vgl. Anhang Abb. ö_001 bis ö_039.
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Die tatsächliche Nachfrage nach den Geschmackswelten unterscheidet sich von der, die die Medienpräsenz der Häuser suggeriert: Während in der Werbung romantische Landhäuser, repräsentative Villen oder Architektenhäuser in modernem Design überwiegen, stellt sich die Realität der verkauften Häuser anders dar. Über die Hälfte davon fällt in die Kategorie einfacher Stil, teils bereichert um traditionelle oder modische Accessoires. Der Anteil der Häuser mit Landhaus- oder Urlaubsflair beläuft sich insgesamt auf etwa 20 %, wobei nationale Vorbilder doppelt so oft nachgefragt werden wie internationale. Beliebt sind derzeit außerdem Gebäude mit moderner Anmutung, deren Marktanteil inzwischen bereits bei etwa 13 % liegt. Die nächstgrößte Sparte mit einem Anteil von 9 % orientiert sich an Vorbildern des ökologischen Bauens, die repräsentative Villen- und Schlossarchitektur macht gerade 5 % aus.1 Zur Verdeutlichung der bildhaften Bezüge wurde jede dieser Kategorien mit ihren entsprechenden Vorbildern illustriert (Vgl. Abb. 17-34), beispielsweise dem authentischen Friesenhaus oder der echten Palladio-Villa. Die Einordnung der Hausbeispiele war nicht immer eindeutig. Einige Eigenheime zeigen Übergangs- oder Mischformen, bemühen verschiedene stilistische Vorbilder gleichzeitig. Dennoch erschien es im Sinne einer Untersuchung der Zeichenhaftigkeit der Gebäude sinnvoll, eine derartige Unterteilung vorzunehmen und so eine Grundlage für die entsprechenden Schlussfolgerungen zu erstellen. Um die Entstehung von Klischees nachvollziehen zu können, erfolgte in einem zweiten Schritt ein Vergleich mit Bildern aus ganz anderen Kontexten, beispielsweise aus der Automobil-, Möbel- oder Lebensmittelwerbung, aus Einrichtungsmagazinen, Reiseführern und Urlaubskatalogen, Fernsehfilmen und Deko-Soaps, welche ähnliche Stimmungen transportieren.2 Ergänzt wird dieser Teil der Untersuchung mit einer Analyse der von den Firmen im selben Zeitraum verwendeten Hausbezeichnungen,3 die dem 1 | Nach telefonischer Umfrage bei den Fertighausanbietern des BDF durch d. Verf. 2006. 2 | Aus rechtlichen Gründen konnte dieser Teil der Untersuchung hier nicht weiter dokumentiert werden, vgl. jedoch Details in Kap. 3.1. 3 | Es wurde nicht unterschieden zwischen Benennungen von Modellreihen oder von Einzelhäusern. Nicht aufgelistet wurden Hausbezeichnungen, die eindeutig aus der Verwendung des Bauherrennamens für das jeweilige Referenzobjekt resultieren, da es sich hierbei nicht um den Versuch der Etablierung eines Typennamens, sondern um eine auch außerhalb der Fertighausbranche gängige Praxis der Projektbezeichnung im Einfamilienhausbau handelt.
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potenziellen Kunden Hilfestellung bei der Differenzierung des Angebotes geben und Identifikationspotenzial liefern sollen. Ein solcher Versuch erscheint in Anbetracht eines Angebotes von über 1 000 Hausbeispielen allein der BDF-Unternehmen – und es gibt am Markt noch wesentlich mehr Anbieter1 – durchaus sinnvoll. Allerdings kommt es gerade durch die Verwendung solcher Bezeichnungen zum Interessenkonflikt, soll doch jedem Kunden das Gefühl gegeben werden, er erwerbe sein individuelles Traumhaus. Daher ist in der Firmenwerbung gemeinhin auch nicht von »Haustypen«, sondern von »Hausbeispielen« oder »Vorschlagsentwürfen« die Rede, verbal untergliedert in »Modellreihen«, »Hauswelten« oder »Stilrichtungen«. Der Begriff »Typenbezeichnung« wird vermieden. Die Haus- oder Seriennamen kommen in Wirklichkeit jedoch solchen Bezeichnungen sehr nahe und werden vom Klienten in der Regel auch entsprechend rezipiert. Sie bergen daher die Gefahr, das Fertighaus könnte entgegen dem intendierten Image als »Haus von der Stange« wahrgenommen werden. Für die Analyse der Typenbezeichnungen erfolgte ebenfalls eine vollständige Bestandsaufnahme der von den BDF-Firmen im Herbst und Winter 2006/2007 verwendeten Häusernamen. Die ermittelten Bezeichnungen sind im Anhang in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt.2 Für die Untersuchung wurden sie, nach verschiedenen Kriterien geordnet und im Sinne einer handhabbaren und interpretationsfähigen Kategorisierung den beschriebenen sechs Geschmackswelten gegenübergestellt. Eine Analyse der Werbethemen und Befragung beim potenziellen Kunden gab Aufschluss über Rezeption der Bezeichnungen und überprüft, ob und inwieweit die Identifikation des Produktes mit der Typenbezeichnung gelingt. Die Analyse der Interviewergebnisse und der Gestaltungs- beziehungsweise der Vermarktungsthemen offenbart deutliche Widersprüche im Spannungsfeld zwischen Individualität und Uniformität, zwischen Modernität und Traditionalität. Die Individualisierung des Typenhauses ist Hauptziel der gestalterischen, baukonstruktiven und technischen Entwicklungen im kommerziellen Eigenheimbau und unter der Überschrift einer Erfüllung individueller Wohnträume zentrales Thema in der Werbung. Eine Analyse der Slogans wäre sicherlich eine eigene wissenschaftliche Untersuchung wert und soll an dieser Stelle daher nicht vertieft, sondern nur punktuell zur 1 | Vgl. Kap. 5. 2 | Vgl. Anhang.
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Verdeutlichung bestimmter Aspekte herangezogen werden:1 Die Werbung vermittelt den Eindruck, das Fertighaus sei heute ein hochindividuelles Produkt, und die Anbieter sind der Umfrage zufolge selbst fest davon überzeugt, ihren Kunden das persönliche Traumhaus »auf den Leib zu schneidern«. Dieses Versprechen erscheint nicht nur aufgrund der Ursprünge des Fertighauses im Typenbau verdächtig. Schon die Betrachtung der im Anhang aufgelisteten Beispielhäuser macht deutlich, dass sich die Individualität der Gebäude tatsächlich nur innerhalb sehr enger Grenzen bewegt. Auch die Art und Weise der Vermarktung, auf die Erschließung anonymer Zielgruppen angelegt, spricht eine alles andere als individuelle Sprache, und durch eine Veröffentlichung und Reproduzierbarkeit verliert jedes noch so individuelle »Architektenhaus« einen Anspruch auf Exklusivität, denn im Augenblick der Veröffentlichung als »Beispielhaus« ist es für jedermann erhältlich. Schon diese Möglichkeit konterkariert die Idee des Exklusiven. Der Widerspruch zwischen Traditionalität und Modernität wird ebenfalls auf unterschiedlichen Ebenen in Gestaltung und Vermarktung der Gebäude offensichtlich. So wie man sich strikt von dem verbreiteten Vorurteil zu distanzieren versucht, die industrielle Serienfertigung der Gebäude bedinge eine Uniformität der Produkte, zeugt die Firmenwerbung auch vom Bestreben, die vielfach unterstellte Herstellung von Billigware zu widerlegen. Daher wird unablässig und auf unterschiedlichste Weise die Solidität, Qualität und Sicherheit der Produkte nach modernsten Standards angepriesen. Freiwillige Qualitätskontrollen, diverse Gütesiegel und vor allem eine scheinbar in Region und Handwerk verankerte Gestaltung der Gebäude sollen hierfür bürgen. Als besonders stichhaltiger Beweis wird zudem gern die lange Firmentradition und das persönliche Engagement der Firmeninhaber herangezogen. Kaum einer der Anbieter verzichtet darauf, auf seine Wurzeln in einem soliden, im 19. oder frühen 20. Jahrhundert gegründeter Zimmermanns-, möglichst Familienbetrieb hinzuweisen, und dies, falls vorhanden, durch die Präsentation gelbstichiger Schwarz-Weiß-Fotos und antiquarischer Schriftstücke auf der Homepage zu belegen.
1 | In ihren Firmenslogans verweisen 12 Firmen auf Tradition, Qualität und Solidität des Unternehmens. Genauso viele Anbieter werben mit Individualität, Prestige und Lebensqualität durch das Produkt. Manche verbinden auch beide Aspekte miteinander. 6 Unternehmen verweisen auf die Qualitäten bei Service und Bauablauf und nur 2 auf den günstigen Preis ihrer Produkte (vgl. Anhang).
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In Bezug auf die Unternehmen selbst mag der Versuch, auf ihre Modernität und ihre Traditionalität zugleich zu verweisen, funktionieren: Portraitiert wird das Bild eines geschichtsträchtigen Handwerks- und Familienbetriebs, der heute – nicht zuletzt als Verdienst der Väter und Großväter – über einen höchst modernen, computergesteuerten Maschinenpark verfügt, der allein die Umsetzung selbst der ungewöhnlichsten Kundenwünsche ermögliche. Das analog hierzu stehende Bestreben, das Fertighaus selbst gleichzeitig als Ergebnis solider Zimmermannsarbeit und als technologisch hochgerüstetes High-Tech-Produkt – konstruktiv-haustechnisch auf dem neuesten Stand und auch gestalterisch stets am Puls der Zeit – anzupreisen, ist weit weniger glaubwürdig. Die Widersprüchlichkeit dieses Unterfangens findet Niederschlag in der ungeschickten Vermengung moderner Komfortansprüche mit übertriebenen, Traditionalität und Solidität symbolisierenden Zeichen: die rustikale Toskana-Villa mit französischen Fenstern, Fußbodenheizung und Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Die beschriebenen Widersprüche folgen im Wesentlichen aus einer oberflächlichen und isolierten Auseinandersetzung mit Fragen der Gestaltung. So lässt sich zwar feststellen, dass – nachdem die Architektur für die meisten Firmen lange Zeit eine untergeordnete Rolle spielte – die Bedeutung des Erscheinungsbildes für die Vermarktbarkeit der Häuser inzwischen allgemein anerkannt wird. Das Interesse der Firmen an architektonischen Fragen bewegt sich aber auf einem sehr oberflächlichen Niveau und bezieht sich in der Regel auf das Einzelobjekt allein. Maxime ist die reflexartige Erfüllung vermeintlicher, nicht weiter hinterfragter und untersuchter Kundenwünsche innerhalb der gebotenen Möglichkeiten des firmenspezifischen Konstruktionssystems und unter Orientierung an kurzfristigen Moden und Trends. Dies führt in der Regel zu nicht wirklich überzeugenden Lösungen – die Untersuchung bestätigt hier alles in allem die bestehenden Vorurteile. Die isolierte Betrachtungsweise gestaltungsrelevanter Fragen zeigt sich auch in den Stellungnahmen der Firmen zu ihrem Angebot, in denen es fast immer um das einzelne Haus oder die Vorstellungen der einzelnen Bauherren geht. Dies zeugt von einem mangelnden Interesse an übergeordneten Fragestellungen, alternativen Lösungen oder Zielgruppen. Auch die isolierte Präsentation der Gebäude und ihre stereotype Abbildung als kontextlose Gebilde, die überall verkäuflich und realisierbar sein müssen, trägt dazu bei. In der Werbung schließlich äußert sich der Aspekt der Vereinzelung vor allem in der betonten Priorität »ganz individueller« Kundenwünsche und Vorstellungen. Dass hier der Einzelne soviel mehr Wertschätzung erfährt als
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das Gemeinwohl, resultiert aus der Konzeption des kommerziellen Eigenheimbaus und dem unternehmerischen Hintergrund der Firmen: An den einzelnen Haushalt adressiert und auf problemlose Abwicklung hin optimiert, garantiert allein die Orientierung an den Wünschen des Einzelkunden unter Einhaltung wirtschaftlicher und genehmigungsrelevanter Parameter die Marktfähigkeit der eigenen Produkte, wohingegen die Schaffung eines qualitativ hochwertigen Lebensraums von der Identität der Gemeinschaft lebt, Abstimmung und Hierarchie verlangt. Für die Hausanbieter ist der Profit im Moment des Verkaufs erreicht, das weitere Schicksal der Gebäude ist für sie – abgesehen von möglicherweise entstehenden Bauschäden, die zu Gewährleistungsansprüchen oder schlechter Reputation führen könnten – nicht mehr interessant. Für den Kunden jedoch beginnt er hier, und dafür sind nicht nur das Gebäude selbst entscheidend, sondern vor allem auch die unmittelbare und mittelbare Wohnumgebung des Stadt- und Grünraumes, die Infrastruktur und die Nachbarschaft. Dabei bezieht sich die Bedeutung dieser Aspekte nicht nur auf die aktuelle Lebensqualität: Letzten Endes bestimmt sie auch den Wert eines Gebäudes, wie der privatwirtschaftliche Städtebau der Villenkolonien des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts gezeigt hat – so kritisch er auch aus der gesamtgesellschaftlichen Situation jener Zeit heraus zu beurteilen sein mag. Führt man sich deren Qualitäten in Bezug auf oben genannte Kriterien vor Augen, so wird deutlich, wie sehr wirtschaftliches Interesse mit städtebaulichen und architektonischen Ansprüchen harmonieren kann.
3.1 H AUSBEISPIELE Eine Vermarktung des Produktes »Eigenheim« über Katalog oder Internet muss im Hinblick auf den dort noch anonymen Kunden notwendig allgemein gehalten sein. Hierzu gehört die Darstellung einer großen Bandbreite an Häusern, um möglichst viele Interessenten anzusprechen. Die meisten Anbieter verweisen daher auf eine Fülle von Referenzprojekten, jedes angepriesen als ein Einzelstück. In Anbetracht der im Anhang aufgeführten systematischen Auflistung dieser »Beispielhäuser« erwachsen jedoch Zweifel an der Ernsthaftigkeit und Umsetzbarkeit des Werbeversprechens, jedem Kunden sein individuelles Traumhaus auf den Leib zu schneidern. Die Auflistung der Hausbeispiele oder Referenzobjekte zeigt die enorme Fülle des Angebotes, aber auch dessen Uniformität. Die Darstellung der
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meisten Häuser erfolgt über Farbfotografien, einige Anbieter beschränken sich auch auf 3D-Computersimulationen. Meist wird eine Übereckperspektive gewählt, seltener findet man Frontalaufnahmen – diese meist bei Fertighäusern im feudalen Stil. Die Abbildung der Gebäude erfolgt in der Regel unter strahlend blauem Himmel oder bei romantischem Sonnenuntergang. Einige, meist besonders repräsentativ wirkende Gebäude stehen in beeindruckender Landschaft oder großen gepflegten Grünanlagen. In der Regel wird jedoch auf die Darstellung der Umgebung der Häuser verzichtet und stattdessen pauschal etwas umgebendes Grün angedeutet. Auf die Abbildung angrenzender Bebauung wird nach Möglichkeit verzichtet. Eine solch isolierte und stereotype Präsentation der Gebäude ist unmittelbares Abbild ihrer konzeptionell bedingten Ortlosigkeit und dokumentiert das Desinteresse der Firmen wie auch der Kunden an landschaftlicher beziehungsweise städtebaulicher Einbindung. Auffällig ist die hohe Präsenz exklusiver Gebäude auf den Titelseiten und in der Werbung, wohingegen das meistverkaufte schlichte Satteldachhaus hier als Referenzobjekt kaum auftaucht.1 Die trotz der Vielfalt zu konstatierende Austauschbarkeit hängt ursächlich mit der aus einer solchen Vereinzelung resultierenden Hierarchielosigkeit zusammen – wie auch mit der Tatsache, dass grundsätzlich jede Fertighausfirma Eigenheime aller denkbaren Stilrichtungen anbietet: Nur wenige Hersteller setzen gestalterische Schwerpunkte, wie etwa die Firmen Baufritz (moderne Holzhäuser), Haacke (Landhäuser und klassisch-moderne Stadtvillen in Anlehnung an die Architektur der zwanziger oder dreißiger Jahre), Huf Haus (modernes Holz-Skelett) oder Kampa (Villen-, Schloss und exklusive Landhaus-Architektur). Mit Ausnahme der Firma Huf Haus haben jedoch auch diese Anbieter zahlreiche andere Gestaltungsrichtungen im Sortiment. Zudem werden marktgängige Trends rasch von anderen Fertighausanbietern übernommen, was potenzielle Bemühungen einzelner Firmen um eine Markenidentität zusätzlich erschwert. Es ist kaum möglich, einen Hersteller anhand der Gestaltung seiner Produkte zu identifizieren. Verantwortlich für die Gleichförmigkeit, trotz eines hohen Grades an Differenzierung, ist die Ausrichtung auf einen anonymen Nutzer und einen unbekannten Standort. Dies erfordert beispielsweise die Kompatibilität der Häuser mit sich zwar ähnelnden, aber bundesweit doch variierenden Vorgaben der Bebauungspläne. Soll ein Eigenheim überall in Deutschland 1 | Nach telefonischer Umfrage bei den Fertighausanbietern des BDF durch d. Verf. 2006.
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realisierbar sein, ist man allein mit einem geneigten Dach mit einer Neigung zwischen 35° und 55° auf der sicheren Seite. Die Prämisse, jeder Kunde wünsche maximale Wohnfläche auf kleinstmöglicher Grundfläche, führt erneut zu eingeschränktem typologischem Spielraum. Vor allem jedoch ist es die Bildsprache der Gebäude, die den uniformen Charakter des Angebotes ausmacht. Sie aktiviert atmosphärisch Vorbilder – ob alpin oder norddeutsch, mediterran oder skandinavisch, modern oder ökologisch – die, ihrerseits standardisiert, in allen Bereichen der Werbung unablässlich reproduziert werden. Diese Bilder haben ihren Ursprung in Sehnsüchten nach Natur und Geborgenheit sowie im Repräsentationsbedürfnis der Bauherren. Sie illustrieren Traumwelten: von noch unmittelbar erinnerbaren zwischen »mediterranem Flair« und »coolem Ambiente« bis zu unerreichbaren von den Schlössern und Gärten der Schönen und Reichen. Einrichtungsmagazine, Möbelhaus-Kataloge, Boulevard-Presse, Reiseführer, Werbe- und Fernsehfilme sind gleichermaßen von ihnen bestimmt. Gegenwärtig wirksam sind hier Degeto-Produktionen wie Inga-Lindströmoder Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen, der »Landarzt«, die »Schwarzwaldklinik« und schließlich die Panoramen, die sich dem Leben kalifornischer, texanischer und italienischer Dynastien widmen. Zahlreiche »Deko-Soaps«, die von verschiedenen Sendern mehrmals täglich ausgestrahlt werden, bedienen die so geweckten Wohnsehnsüchte: Zu verstehen als Einrichtungsratgeber mit einer Portion Familienschicksal, geben sie praktische Tipps und Anleitungen, wie diese Traumwelten in den eigenen vier Wänden zu adaptieren sind. Mit dem Wiedereintritt in die Sphäre baulicher Realität prägen diese Bildwelten über die einzelnen Architekturen hinaus den Charakter ganzer Einfamilienhausgebiete. Selbst das Eigenheim im einfachen Stil hält fast immer eine Bricolage von Versatzstücken entsprechender Stilelemente bereit. Häuser mit modernem Flair, in ihrer meist symmetrischen Gesamtgliederung mit Putzfassade, Satteldach, Dachgauben und Erkern grundsätzlich an konventionellen Maßstäben orientiert, bedienen sich durch die Verwendung »zeitgemäßer« Gestaltungselemente eines entsprechend oberflächlichen Ausdrucks von Modernität. Beliebte Platzhalter sind einfache oder gegeneinander versetzte Pultdächer, dreieckige Gauben und Erker, große Über-Eck-Verglasungen oder Wintergärten in Pfosten-RiegelKonstruktion, runde Bullaugenfenster oder farbig lackierte Fensterprofile und Geländer. In Kombination mit Sonnenkollektoren und Holzfassade
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wandelt sich das Bild im Handumdrehen vom Sachlich-Kühlen hin zum Ökologisch-Korrekten. Analog lässt sich die Entstehung eines traditionellen Erscheinungsbildes nachvollziehen. Hierzu werden dieselben Satteldachhäuser statt mit modischen mit altmodischen Gestaltungselementen aus dem Formenrepertoire des Landhausstils versehen. Der Einsatz von Pastellfarben, vorzugsweise hellgelb, sowie eine verzierte naturfarbene Holzlattung blumengeschmückter Balkone verleihen dem Gebäude einen eher süddeutschen Charakter. Ein flach geneigtes Pfettendach mit Kniestock, kräftigem Überstand, holzverschaltem Giebelgeschoss und geschmücktem Balkon über dessen gesamte Breite machen daraus ein Schweizer Chalet. Mit Klinkerfassade, Schleppgaube oder Krüppelwalm versehen dagegen ist der Übergang zum norddeutschen Landhaus mit Sichtfachwerk, Ziegelausfachung, Reetdach und Uhlenflug fließend. Die häufigsten Kennzeichen des feudal-repräsentativen Stils sind eine symmetrische Grundriss- und Fassadengliederung, gern unterstrichen durch einen Mittelrisalit oder ausladende Seitenflügel, ein Mansarddach oder die Verwendung von Rundsäulen. Charakteristisch sind darüber hinaus bodentiefe, stehende Fensterformate mit Sprossenverglasung. Die mediterrane Variante besitzt in der Regel ein flach geneigtes Zeltdach und ist meist ebenfalls symmetrisch angelegt, gegebenenfalls – in Anlehnung an palladianische Villen – sogar punktsymmetrisch.1 Es gibt jedoch auch Beispiele asymmetrisch-pittoresker Baukörperfügung.2 Ein ganz anderer Trend geht hin zu einer von vielen Kritikern gelobten »neuen Bescheidenheit«,3 die sich bei näherer Betrachtung jedoch nicht anders liest als eine weitere Reproduktion von stereotypen Bildern eines neuen, coolen Lifestyles, wie man ihn in Zeitschriften, Fernsehfilmen und Werbung ebenfalls immer häufiger sieht. Auf der Suche nach einer zeitlosen Architektur wird als »Absage an die postmoderne Geschwätzigkeit« die bewusste Reduktion auf einfache Formen, klare Linien und natürliche Materialien zum Gestaltungsprinzip erhoben. Sparsamkeit der Mittel wird 1 | Vgl. »Villa für eine große Familie« mit 343 qm Wohnfläche von Weberhaus (Quelle: http://www.weberhaus.de/1247.html, Zugriff 01.10.2006; BDF 2005, S. 96). 2 | Vgl. Häuser im mediterranen Stil von Hanse-Haus (Quelle: http://www.hanse-haus.de/ con_01_05.php?firstindex=1&secondindex=5, Zugriff 01.10.2006; BDF 2005, S. 48). 3 | Vgl. Simon 2005, S. 177; Flagge 1999, S. 936 ff., Zitat ebenda. Marktführer in diesem Bereich sind die Holzhäuser Baufritz und Baukunst Philipphaus.
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als »Quelle der Schönheit« erlebt.1 Einen besonderen Stellenwert innerhalb dieser Strömung nimmt die Verwendung von Holz als Fassadenmaterial ein. In entsprechend schlichter Verarbeitung als vertikale oder horizontale (Lamellen-) Verschalung wirkt der Baustoff dabei nicht länger regional oder rustikal, sondern verkörpert junges, unkompliziertes und naturnahes Wohnen und erhält zudem den Ausdruck des ökologisch Korrekten: »Holz ist der politisch korrekte Traum von einer besseren Welt«.2 Ein besonders beliebtes Gestaltungselement, das unabhängig vom gewählten Stil die Möglichkeit einer Vergrößerung der Wohnfläche ohne Auswirkungen auf GFZ und GRZ bietet, ist der Zwerchgiebel. Mit verzinktem Segmentbogen und viel Glas kann er modern, mit kräftigem Dachüberstand dagegen altmodisch wirken. Dabei verleiht Putz ein konventionelles, eine naturholzverkleidete Fassade ein süddeutsches, eine weiß, hellblau oder rot gestrichene ein norddeutsches oder skandinavisches Gepräge (vgl. Anhang, Abb. e_336 bis e_397 gegenüber e_481 bis e_525, u_038 bis 048 und l_052, 054, 063, 065, 077, 088, 115, 127, 135). Aus der Studie wird deutlich, dass sich alle Stilrichtungen einer oberflächlichen Übernahme formaler Erkennungszeichen bedienen. Hinzu kommt die Vermengung unterschiedlicher Stilmerkmale wie beispielsweise der innovative Dreiecksgiebel mit Sprossenfenstern (vgl. Anhang, Abb. e_479, e_480) oder die betont traditionelle Zimmermanns-Dachkonstruktion mit asymmetrischen Abschleppungen (vgl. Anhang, Abb. e_287 bis e_331, e_242 bis e_250). Resultierend aus einer Kombination traditioneller Vorbilder mit aktuellen Komfort-Ansprüchen führen beispielweise französische Fenster, die bei praktisch allen Hausbeispielen im Erd- wie im Dachgeschoss Verwendung finden, insbesondere beim alpinen Landhaus oder der mediterranen Finca, aber auch schon beim heimischen Satteldachhaus zu Verfremdungseffekten (vgl. Anhang, Abb. e_001 bis e_104, l_001 bis l_95, u_003, 005, 007, 018). Schließlich erhalten viele Gebäude Attribute, die typologisch anderen Kontexten entlehnt sind, beispielsweise einen Erker, der ursprünglich in geschlossenen Bebauungsstrukturen als Erweiterung des Wohnraumes einen Überblick über die Straße gewährte, oder einen häufig polygonalen (Eck-)Turm, der neben seiner ursprünglichen Funktion als Aussichtspunkt historisch als Symbol monetärer Potenz galt, jedoch bereits
1 | Vgl. Flagge 1999, S. 936 f., Zitate ebenda. 2 | Matzig 2000, S. 33.
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seit der romantisch geprägten Villenarchitektur des 19. Jahrhunderts beliebtes Objekt romantischer Verspieltheit wurde (vgl. Anhang, Abb. v_036 bis v_039, u_35).
3.2 TYPENBEZEICHNUNGEN Die Firmen möchten die zahlreich präsentierten Referenzbeispiele auf keinen Fall als Typenhäuser verstanden wissen. Entsprechend werden die dargestellten Eigenheime gemeinhin auch nicht als »Haustypen«, sondern als »Hausbeispiele« oder »Vorschlagsentwürfe« bezeichnet, die verbal in »Modellreihen«, »Hauswelten« oder »Stilrichtungen« untergliedert werden, während der Begriff »Typenbezeichnung« vermieden wird. Dennoch versuchen sie, dem Klienten durch eine verbale Untergliederung des Angebotes in verschiedene Häuserwelten Orientierungshilfen und Identifikationsmöglichkeiten im unübersichtlichen Häusermarkt zu bieten. So ersetzen zunächst klangvolle Namen sachliche Bezeichnungen für die verschiedenen Gebäudekategorien: Doppelhäuser heißen beispielsweise Duett, Pasodoble oder Twin, der seniorengerechte eingeschossige Bungalow wird unter dem Label Fifty5 verkauft. Damit diese Qualifizierungen sich in der Fülle des Angebots durchsetzen können, werden weitere Bezeichnungen bemüht, um dem Klienten zusätzlich Informationen zu Preiskategorie und Gestaltungsrichtung zu bieten. Häufig verwendet werden Schlagworte, die verschiedene Lifestyle-Kategorien assoziieren lassen, so etwa Esprit, Ideal, Optima oder Sunshine im Gegensatz zu Diamant, First Class, Prestige oder Royal. Bemüht werden zudem geografisch-regionale Hinweise zwischen Smaland und Gomera, York und Tirol, Rhönperle und Altmühltal, oder Städte wie Venezia und Florenz. Großes Assoziationspotenzial erhoffen sich die Anbieter auch von musikalischen Bezügen, so bei Häusernamen wie Jazz oder Blues, Allegro oder Forte, Ideenhaus Belcanto oder schließlich Turandot, Othello, Don Giovanni und Rigoletto. Solidität, Gediegenheit und Exklusivität sollen auf diese Weise ebenso vermittelt werden wie die mediterrane Leichtigkeit der Dolce Vita oder ein jugendliches Lebensgefühl gepaart mit skandinavischem Pragmatismus. Mitunter führt dies zu Ergebnissen wie La Grande mit Wintergarten, Design Schupfholz oder Trendy Bielefeld.
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Für eine systematische Erfassung wurden die 342 Haus- und Serienbezeichnungen zunächst alphabetisch aufgelistet und anschließend entsprechend der folgenden Kriterien katalogisiert:1 − nach sprachlich oder inhaltlich assoziierter geografischer Zuordnung (deutsch, englisch, südländisch-mediterran, etc.), − nach Themengebieten (Musik, Städte und Regionen, Lifestyle und Atmosphäre, etc.), − nach Geschmackswelten entsprechend den oben für die Analyse der Gestaltung gebildeten Geschmackskategorien.
Die Zuordnung der Begriffe zu den jeweiligen Kategorien und zu den Stilrichtungen wurde in einer Umfrage bei Fertighausinteressenten ermittelt. Die befragten Personen wiesen die alphabetisch aufgelisteten Bezeichnungen ohne die zugehörigen Bilder intuitiv den entsprechenden Kategorien zu. Bei der Unterteilung nach geografischen Assoziationen weisen die Typen- oder Seriennamen am häufigsten Bezüge zum deutschsprachigen Raum von friesisch bis alpenländisch auf (Heideweg, Charlottenburg, Allgäu, 44 %), gefolgt von Begriffen, die ein mediterranes Lebensgefühl vermitteln sollen (Casavilla, Nabucco, Verona, 23 %), und solchen, die durch die englische Sprache auf den American Way of Life verweisen (Family, Lifestyle, Sunrise, 15 %). Deutlich seltener sind Typenbezeichnungen zu finden, die auf Frankreich (Apart, Elegance, Provence, 5 %) und Skandinavien (Jütland, Smaland, 0,5 %) verweisen. Einige der Bezeichnungen, wie etwa ideal oder optima, lassen sich gleichermaßen allen westeuropäischen Sprachen zuordnen. Zusammen mit Namen aus der griechischen Mythologie wie Triton oder Hyperion und den Eigennamen von Edelsteinen wie Jade oder Diamant wurden sie zu einer gemeinsamen Kategorie der ortlosen Begriffe zusammengefasst (12 %). Mit der geografischen Zuordnung werden Assoziationen zu bestimmten Lebensstilen geweckt. Deutsche Bezeichnungen suggerieren in der Regel Solidität und Gediegenheit, englische eher ein jugendliches Lebensgefühl. Italienische Namen verbinden sich mit der Leichtigkeit der Dolce Vita, französische mit Exklusivität und skandinavische mit Spontaneität und Pragmatismus. Wie aus der Gegenüberstellung der Hausbeispiele mit den jeweiligen Bezeichnungen im Anhang deutlich wird, setzen jedoch nicht alle Firmen diese Assoziationen bewusst ein, was zur Folge hat, dass ein 1 | Vgl. Auflistung im Anhang.
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Großteil der Bezeichnungen ganz andere als die intendierten Qualitäten vermuten lässt.1 Thematisch wurden die Hausbezeichnungen acht Gruppen zugeordnet. Die größte ist mit einer Quote von 41 % die der allgemeinen Lifstyle-Begriffe oder geschmacklich-athmosphärischen Bezeichnungen wie etwa Contur, Happy, Fortuna oder Sunshine. Eine weitere große Kategorie wurde mit »Städte und Regionen« überschrieben. Beliebte Bezeichnungen sind hier Hüttenberge und Gomera oder York und Tirol (24 %). Unter der Überschrift »typologische oder stilistische Zuordnungen« verweisen Namen wie Atelier oder Palais (11 %) nur selten auf eine tatsächliche Gebäudetypologie, sondern werden assoziativ eingesetzt, um ein gewisses Image zu transportieren oder eine bestimmte Atmosphäre zu suggerieren. Die nächstgrößte Sparte ist mit 7 % die der Begriffe aus der Welt der Musik, welche Genrebezeichnungen wie Jazz oder Blues, Opernnamen wie Carmen oder Aida und Stimmungsbezeichnungen wie etwa Allegro oder Forte umfasst. Weitere Gruppen bilden Straßennamen wie Forstweg, Glückstraße oder Lindenallee (4 %), Eigennamen wie Felix oder Vigor (2,5 %) und Edelsteine wie Achat, Rubin oder Turmalin (2,5 %). Unter »sonstige Beschreibungen« (8 %) wurden Bezeichnungen wie Bauen am Hang, Hell und freundlich, Charmant und edel oder auch Platz für Alle zusammmengefasst. Die Häusernamen dokumentieren den Versuch, den potentiellen Klienten pauschal und individuell zugleich anzusprechen. So richtet sich in der Kategorie »Gebäudetypologien und Baustile« der Name Bauhausvilla auf eine andere Zielgruppe als Chalet, in der Kategorie »Musik« Jazz an einen anderen Kundenkreis als Rigoletto und in der der geografischen Assoziationen Altmühltal oder Rhönperle an andere Interessenten als Capri. Dabei bleiben die Zuordnungen bewusst vage, insbesondere fremdsprachige Bezeichnungen aus der Kategorie der allgemeinen Lifestyle-Begriffe (Harmony, Prestige, Linea) und der Musik (Aida, Belcanto). Auch vermeintliche Typologien (Villa, Bungalow, Chalet, Friesenhaus, Landhaus) sollen gar nicht allzu genau verstanden werden. Mit den sechs Geschmackswelten, in die sich die Gebäude gestalterisch einordnen lassen, haben die begrifflichen Zuordnungen nur wenig zu tun. Insgesamt belegt die Umfrage, dass die Bezeichnungen keine wirkliche Orientierung ermöglichen. Die meisten Begriffe weisen in der Zuordnung eine große Streuung auf. Entsprechend konnten nur 45 % der Bezeichnungen 1 | Umfrage bei Fertighausinteressenten durch d. Verf. 2006.
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mehr als die Hälfte und nur etwa 14 % mehr als drei Viertel der Zuordnungen auf sich vereinen. Die allgemeinen Lifestyle-Begriffe wie Riva oder Century, zusammen mit Opernnamen wie Turandot oder Fidelio, sind am vielfältigsten interpretierbar. Aus verschiedenen Sprachen und Themenbereichen zusammengesetzte Bezeichnungen wie La Grande mit Wintergarten, Design Schupfholz, Trendy Bielefeld, Ideenhaus Belcanto oder Da Capo Bungalow waren am schwierigsten einzuordnen. Relativ eindeutig dagegen wurden »typologische« Bezeichnungen wie Landhaus, Toskana-Villa oder Doppelhaus zugeteilt. Obwohl die meisten Bezeichnungen vom Bemühen zeugen, das Produkt durch wohlklingende Bezeichnungen aufzuwerten, entfielen etwa drei Viertel der Nennungen insgesamt auf die Kategorie »einfacher Stil«. Die wenig präzisen Lifestyle-Begriffe und geschmacklich-atmosphärischen Bezeichnungen, insbesondere diejenigen, die jugendlich und zeitgemäß klingen sollen, wie etwa Swing, Life, Impuls oder Esprit, wurden größtenteils mit dieser Kategorie assoziiert. Demgegenüber verweisen regionale Zuordnungen meist auf die Kategorien »Landhaus-« und »Urlaubsstil«, es sei denn, es handelt sich um Namen wie Frankfurt, Mannheim oder Wuppertal. Dabei werden italienische Typenbezeichnungen nicht immer als mediterran, englische nicht unbedingt als modern und französische Namen nicht grundsätzlich als exklusiv rezipiert. Am ehesten noch gelingt die Zuordnung deutscher Häusernamen zu den vermutlich intendierten Kategorien. Noch deutlicher als in der isolierten Betrachtung wird die Beliebigkeit der Gebäudenamen in ihrer Gegenüberstellung mit dem jeweils bezeichneten Haustyp. So sind schlichte Satteldachhäuser teils, intendiert modern, mit Atelier, Medley, Jazz, Style oder ProArt überschrieben, teils mit etabliert wirkenden Namen wie etwa Domizil oder First Class, schlichte Bungalows heißen Bolero, Jazz, Savona oder Clou. Die Wahl von Bezeichnungen wie Anima, Cara, Aspect oder Novita für das alpine Landhaus oder auch Comfort Capri und Comfort Rio für das modern anmutende Eigenheim mit versetzten Pultdächern und frischen Farben erscheint ebenfalls nicht unmittelbar geboten. Etwas weniger abwegig, dafür reichlich allgemein, klingen Bezeichnungen wie Ambiente oder Invito für die mediterrane Villa sowie Basic Optima oder On Top für das preiswerte, pastellfarben verputzte Pultdachhaus. Die Untersuchung zeigt, dass die Häusernamen Identität nicht im Sinne einer Übereinstimmung zwischen Bezeichnung und bezeichnetem Objekt stiften sollen, sondern vielmehr durch ihre Verbindungen zu Lebenswelten, die dem Kunden durch zahlreiche andere Bereiche wie Werbung und
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Fernsehen ohnehin geläufig sind. In diesem Sinne schließen sie in ihrer Beliebigkeit bewusst an die etablierte Begriffswelt des Konsumgütermarktes an, auch wenn diese Einbindung in die Welt der kurzlebigen Wirtschaftsgüter ein gewisses Risiko birgt: Denn während letztere als Konsumgüter von kurzer Lebensdauer konzipiert sind, soll schließlich das eigene Heim als bleibender Wert gelesen werden. So können die verwendeten Hausnamen nicht nur völlig anderen Gebäuden, sondern auch ganz anderen Produkten zugewiesen werden: wie etwa Autos, Hometrainern oder Haushaltsgeräten, ferner Deodorants, Kaffee, Weizenmehl, schließlich: Toilettenpapier.1
1 | Zum Beispiel: Vario, Cabrio: Automobil; Top Line: Hometrainer; Festival: Geschirrspüler; Impuls: Deodorant; Harmony: Kaffee; Diamant: Weizenmehl; Comfort: Toilettenpapier; u.v.m.
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4. Vorbilder und Vorgänger des Fertighauses
Im Zuge einer Verbreitung des Hausangebots über Kataloge wurden Haustypen schon früh mit Namen versehen. In der Regel gaben sie Auskunft über den Hersteller oder Konstrukteur wie bei Manning, Hemming, Fornitram und Eternit. Als wohl bekanntestes Beispiel sei die 1920 von Peter Norman Nissen entwickelte und nach ihm benannte »Nissenhütte« erwähnt.1 Zusätzlich enthielten die Typenbezeichnungen oftmals Informationen über Typologie, Größe oder Ausstattung, die in Abkürzungen verschlüsselt waren. So trugen beispielsweise die von Walter Gropius für die Hirsch Kupferund Messingwerke in Finow bei Eberswalde entwickelten Häuser Bezeichnungen wie Typ K, K1 und K2 für Kleinsthäuser ab 37 qm Wohnfläche, Typ M für eine Serie von mittelgroßen Häusern und Typ L für ein Gebäude auf l-förmigem Grundriss. 1932 veröffentlichte dieselbe Firma dann erstmals einen Hauskatalog mit neun Haustypen, die poetische Namen wie Frühlingstraum, Kupferkastell, Lebensquell oder Juwel trugen2 und eine emotionale Ansprache des Käufers versuchten, statt ihm eine Orientierung über Typologie und Größe zu vermitteln. Andere Firmen wie Christoph & Unmack versuchten, mit Namen wie Allnorm 2 oder Professor-PoelzigHaus3 Fortschrittlichkeit oder das Ansehen des entwerfenden Architekten zu transportieren. Auch die Baustoffindustrie ließ sich von teilweise namhaften Architekten Typenhäuser entwickeln, die über Prospekt beziehungsweise Annonce vermarktet wurden. So beauftragte die Fornitram Gesell1 | Vgl. Hafner 1993, S. 57. 2 | Vgl. Junghanns 1994, S. 236 f. 3 | Vgl. Junghanns 1994, S. 156 f.
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schaft in Rostock 1927 Max Taut mit Entwürfen für Wochenendhäuser, Adolf Rading projektierte 1931 für Eternit ein Siedlungshaus.1 Diese Typenhäuser (Kap. 4.1) sind ein wichtiger Ausgangspunkt für die Entwicklung des Fertighauses und seine eigentlichen Vorläufer bzw. unmittelbare Begleiter seiner Entwicklung. Einige Baufirmen errichteten bereits damals Musterhäuser, um den Kunden über den Katalog hinaus Anschauungsmaterial zu bieten, darunter die Holzbaufirmen Christoph & Unmack und Höntsch & Co (1925) sowie die Stahlbaufirmen Gebr. Wöhr (1926), Braune & Roth (1927) und Carl Kästner (1926).2 Regelrechte Musterhausausstellungen von Fertighäusern gab es ebenfalls bereits, und gerade, im frühen 20. Jahrhundert. Hier erhielten die Hersteller die Gelegenheit, über ihre Häuser zu informieren, zum Beispiel 1932 auf der Ausstellung »Sonne, Luft und Haus für alle« in Berlin, wo die Beiträge der Preisträger des Wettbewerbs »Das wachsende Haus« gezeigt wurden, zu denen so bekannte Architekten wie Hans Poelzig, Martin Wagner, Hans Scharoun, Bruno Taut, Paul Mebes, Max Taut, Walter Gropius oder Egon Eiermann gehörten.3 Die Entwicklung des verorteten vorgefertigten Eigenheims und seine Etablierung am heimischen Markt begann so mit den Ideen führender Architekten, ohne dass dies das Bewusstsein der Branche heute noch prägen würde. Einen aus der Perspektive der Individualisierung interessanten Ansatz bietet dabei das bereits 1931 von Hans Scharoun entwickelte und im Rahmen des Wettbewerbes »Das wachsende Haus« 1932 überarbeitete »Baukaro-System« aus normierten und gestalterisch aufeinander abgestimmten Bauteilen. Bei diesem Konzept sollte der Bauherr in den Entwurfsprozess miteinbezogen werden und gleichzeitig die Kontrolle über die Kosten behalten. Ein Baukaro maß 1,05 auf 1,05 Meter und kostete inklusive Wand, Dach und Fußboden 100 Reichsmark. Auf einem einfachen Karo-Papier konnte dann der Bauherr nach der Devise »Sie entwerfen Ihr Haus selbst und wissen sofort, was es kostet«4 den Grundriss seines erdgeschossigen Hauses selbst erstellen – durch Abzählen der Karos und anschließendes Multiplizieren ergab sich der Preis des Gebäudes.5 Auf diese Weise konn1 | Vgl. Junghanns 1994, S. 183, 188-191. 2 | Vgl. Junghanns 1994, S. 182 f., 186, S. 210 ff. 3 | Vgl. »Entscheidung des Wettbewerbes ›Wachsendes Haus‹, in: Bauwelt 1 (1932), S. 3-7. 4 | Aus dem Werbefaltblatt des Systems Baukaro. Vgl. Junghanns 1994, S. 202. 5 | Vgl. Junghanns 1994, S. 199, 202-205.
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te der Bauherr selbst »das Spannungsverhältnis zwischen Wunscherfüllung und Kaufkraft« erleben und war dabei in »den Schöpfungsprozess seiner Heimstatt unmittelbar einbezogen«.1 Vergleichbar arbeiten heute Einrichtungsagenturen wie »Planen pro qm – Wer plant, wohnt schöner«. Hier kann der Kunde von unterschiedlichen Dienstleistungen im Bereich »Wohnungsverschönerung« von der Beratung (1,70 €/qm) über das Entwickeln einer konkreten Idee (5,90 €/qm) bis hin zur kompletten Umgestaltung (15,90 €/qm) von Zimmer oder Wohnung profitieren. Im Gegensatz zu Scharouns Konzept ist man hier allerdings stilistisch flexibel und der Kostenüberblick, der sich zudem allein auf die Planungskosten beschränkt, läßt sich ohne Taschenrechner nur schwer ermitteln.2 Seit der Jahrhundertwende warben die am Markt beteiligten Firmen per Prospekt oder auch per Zeitungsannonce: »Deutsche Holzhäuser für alle Zwecke und in jeder Größe liefert in der einfachsten bis elegantesten Ausführung durchaus solid und preiswert in kürzester Frist die Wolgaster Holzindustrie-Aktiengesellschaft [...].«3 Um die Mitte der zwanziger Jahre gab es die ersten umfangreicheren Hauskataloge.4 Sie knüpften indirekt an die Vermarktung vorgefertigter Häuser für die Siedler des 19. Jahrhunderts an, die ebenfalls über Kataloge vertrieben worden waren. Bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die anbietenden Firmen mit Handzetteln oder sogar mit Katalogen für ihre Produkte geworben.5 Die Londoner Weltausstellung 1851 war ein geeignetes Forum für die erstmalige Präsentation der neuen Möglichkeiten im vorgefertigten Hausbau, dessen Angebot vom Cottage über mittlere und größere Häuser, Villen, Ladengebäude bis hin zu Hotels reichte. Das Erscheinungsbild der Gebäude ergab sich meist unmittelbar aus dem firmeneigenen patentierten Konstruktionssystem, was trotz 1 | Scharoun 1964, S. 948. 2 | http://www.planen-pro-qm.de, Zugriff 24.04.2006. 3 | Text einer Zeitungsannonce aus dem Jahre 1907, in: Junghanns 1994, S. 34 f. Vgl. auch Prospekte der Firmen R. Plate & Sohn, Ferdinand Bendix Söhne, um 1905. Vgl. auch Abb. in: ebenda, S. 41. 4 | So beispielsweise ein neun Beispiele umfassender Katalog der Firma Christoph & Unmack für Wochenendhäuser in Blockbauweise. Der kleine Christoph, übertitelt mit dem Slogan: »Wir bauen in Serien das Haus für die Ferien«, vgl. auch Abb. in: Junghanns 1994, S. 156 f. 5 | So beispielsweise »Hemming's Patent improved portable Houses« in den frühen fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Vgl. Ludwig 1998, S. 24 f.
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unterschiedlicher Nutzungen für eine gewisse Markenidentität sorgte. Diese Siedlerhäuser sind zugleich ein Vorbild für die Vermarktung des Fertighauses und für seine Konstruktion aus vorgefertigten Bauteilen (Kap. 4.2), die selbst eine lange Tradition besitzen. Ein weiterer Vorläufer des Fertighauses – neben dem Typenhaus – ist das ebenfalls unter dem Gesichtspunkt der Vorfertigung zu betrachtende mobile Haus (Kap. 4.3), in dessen Verwandtschaft auch die seit dem 16. Jahrhundert entstehenden und im 17. Jahrhundert in Mode kommenden Lust- und Landhäuser der wohlhabenden Stadtbürger zu sehen sind, die der Kompensation städtischer Enge dienten und häufig provisorischen Charakter besaßen. Vorbilder und Vorgänger des Fertighauses sind ferner zum einen die Siedlungen aus bescheidenen Einfamilienhäusern mit Selbstversorgergärten, die aus wirtschaftspolitischen Gründen im 18. und 19. Jahrhundert von einigen europäischen Landesfürsten zur Unterbringung von Land-, Gruben- und Manufaktur-Arbeitern als »Kolonien« fernab der Städte angelegt wurden.1 Diese brachten als Haustyp der Arbeiter und der ländlichen Bevölkerung das Kleinhaus (Kap. 4.4) hervor. Als Lebensmodell für das gehobene Bürgertum entspricht dem Kleinhaus die Villa (Kap. 4.5), ein Sehnsuchtsort, der im Fertighaus seine unerfüllbare Verwirklichung sucht.2
1 | Vgl. Fehl 2001, S. 18-48. Ergänzung: Die Anlage einheitlich gestalteter, freistehender Einfamilienhäuser für Untertanen und Bedienstete innerhalb des Schlossbereichs oder eigens hierfür konzipierten Stadterweiterungen (insbesondere im 18. Jahrhundert) kann als lediglich plastisch ausgegliederte Schlossarchitektur verstanden werden und ist daher im vorliegenden Kontext vernachlässigbar. 2 | Wissenschaftliche Grundlage der Abschnitte 4.4 (Kleinhaus) und 4.5 (Villa) sind insbesondere die Arbeiten von Harald Bodenschatz, Gerhard Fehl, Tilman Harlander, Gerd Kuhn, Joachim Petsch und Clemens Zimmermann. Diese Autoren haben die umfangreiche Thematik des privaten Einfamilienhausbaus in verschiedenen Veröffentlichungen aufbereitet. Zur Untermauerung der wohnungs- und sozialpolitischen Hintergründe der Eigenheimförderung wurden zudem vereinzelt Gesetze und Verordnungen sowie zeitgenössische Stellungnahmen als Quellen zugrunde gelegt.
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4.1 D AS TYPENHAUS Haus- oder Wohnungstypen finden sich als Ergebnis typologischer Entwicklungen und der Fortschreibung von Konventionen in der gesamten Baugeschichte. Dennoch können Typisierung und Normung eigentlich als eine Erfindung der Moderne gelten. Das Erarbeiten von Idealtypen und deren nachfolgende Verbreitung als Standardtypen beschreibt Le Corbusier 1922 in seinem Manifest »Augen, die nicht sehen« als eine der wichtigsten Aufgaben der Architektur: Um an das Problem der Perfektion heranzugehen, müssen Typen entwickelt werden. [...] Einen Standard entwickeln, heißt alle praktischen und vernünftigen Möglichkeiten erschöpfen, heißt einen als zweckgerecht erkannten Typ auf ein Höchstmaß an Leistung und ein Mindestmaß an aufzuwendenden Mitteln – Arbeitskraft und Material, Worte, Formen, Farben, Töne – zu bringen. [...] Die Architektur wirkt sich auf die Typenbildung aus. Typen sind Sache der Logik, der Analyse, gewissenhaften Studiums; sie entstehen aufgrund eines richtig gestellten Problems. Baukunst ist gestaltende Erfindung, ist intellektuelle Spekulation, ist höhere Mathematik. Baukunst ist eine Kunst höchster Würde. Eine durch Ausleseprozesse entstandene Standardlösung ist eine wirtschaftliche und soziale Notwendigkeit. 1
Als Beispiel nennt Le Corbusier die Entwicklung des Automobils; dessen Typenbildung allein sei bereits eine kulturelle Leistung, die anschließende Vervielfältigung mit dem Ziel der Verbreitung eines idealen Resultats die kulturelle Errungenschaft der modernen Gesellschaft. Am Beispiel des Parthenon erläutert er den Prozess der Auslese eines schon bestehenden Typus', des griechischen Tempels, den dieser Bau in alles überragender Schönheit verkörpert, einer Schönheit, die Le Corbusier als »lebensnotwendige[n] Luxus« bezeichnet.2 Diese idealisierende Betrachtung, bei der die Gebäudetypen als Destillat von Können und Erfahrung des Menschen erscheinen, steht in krassem Gegensatz zur Resonanz, die die Typisierung im Hausbau in der Regel auslöst. Bei den Architekten der Moderne findet sie sich immer wieder, so auch bei Walter Gropius, der die Verträglichkeit von Normierung und Wohnungsbau behauptet:
1 | Le Corbusier 1991, S. 114. 2 | Vgl. Le Corbusier 1991, S. 114, Zitat ebenda.
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Die Lebensbedürfnisse der Mehrzahl der Menschen sind in der Hauptsache gleichartig. Haus und Hausgerät sind Angelegenheiten des Massenbedarfs« und durch »die Typen schaffende Maschine« zu befriedigen. »Eine Vergewaltigung des Individuums durch die Typisierung ist nicht zu befürchten. 1
Pioniere der Entwicklung eines typenbasierten Kleinwohnungsbaus in Deutschland waren neben Walter Gropius Peter Behrens, Adolf Meyer, Hermann Muthesius, Richard Riemerschmid, Bruno Taut und auch Heinrich Tessenow. Die Suche nach Idealtypen betraf viele Bereiche des Bauens, besonders aber den Wohnungsbau, und zwar – dem Zeitgeist entsprechend – vor allem den Geschosswohnungsbau und den verdichteten Flachbau. Beim vorgefertigten Einzelhaus war trotz der Verwendung standardisierter Bauteile dennoch individuelle Vielfalt im Ergebnis gefragt. Beim Kleinwohnungsbau verbanden sich Typisierung und Normung in Grundriss und Baugestalt mit der Ausschaltung individueller Gestaltungsmöglichkeiten durch den Bauherrn, was sogleich zu sozialer Segregation führte: »Das typisierte Massenprodukt kam als Dauerwohnhaus nur für die ›ärmeren Klassen‹ in Frage.«2 Typisierung und Normung waren auch für die Nationalsozialisten außerordentlich interessant, da der Eigenheimanteil im Kleinwohnungsbau durch sie rascher und preisgünstiger als beim herkömmlichen Bauen vergrößert werden konnte. Die Entwicklung von Haustypen löste sich hier aber vom Aspekt der Vorfertigung, da im Deutschland der NS-Zeit Skelett- und Leichtbauweisen für den Wohnungs- und Einfamilienhausbau grundsätzlich abgelehnt wurden.3 1 | Gropius 1926, S. 91, S. 13. 2 | Junghanns 1994, S. 68. 3 | Als eine Übertragung von Prinzipien des Ingenieurbaus auf den dem Handwerk zugehörigen Bereich des Hausbaus galt das Bauen mit vorgefertigten Teilen als »Verfall der Baukunst« (Schmitthenner 1932, S. 4. Vgl. ebenda, S. 4 f.; 11 ff. Vorfertigung wurde zwar für die Baracken der Konzentrationslager und für militärische Gebäude angewandt, im Bereich ortsfester Gebäude hingegen wurde das handwerkliche Bauen gefördert. Der Rückgriff auf arbeitskräfteintensiven Hausbau mit kleinformatigen Steinen verfolgte gleich mehrere Ziele. Einerseits wurde so ein dringend benötigter Arbeitsmarkt geschaffen, zum anderen die Industrie entlastet, deren sämtliche Kapazitäten nebst den für die Vorfertigung geeigneten Materialien Stahl und Holz für die Rüstung benötigt wurden. Kostensenkungen wurden nicht durch Rationalisierung der Fertigungstechniken, sondern mit der Typisierung und Normierung der Grundrisse und Hausformen erzielt, durch eine Reduktion der Hausstandards auf
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Die nationalsozialistischen Planer erwogen allerdings für die Zeit »nach dem Krieg« sehr wohl eine Normierung und Mechanisierung der Konstruktion von Gebäuden. Nach der raschen Besetzung Frankreichs im Jahre 1940 gingen sie von einem hohen Bedarf an Wohnraum für kinderreiche Familien in der als Ergebnis eines deutschen Sieges projektierten Nachkriegszeit aus und setzten daher auf Beschleunigung und Vereinfachung der Bauarbeiten.1 Diese Pläne mussten mit dem unerwarteten Verlauf des Krieges bald wieder verworfen werden. Mit dem Überfall auf Russland im Juni 1941 und vor allem nach der Niederlage in Stalingrad Ende Januar 1943 war das Kriegsende in weite Ferne gerückt – und mit ihm die Wiederaufbaupläne des NS-Regimes. Gleichsam aus der Not heraus gewann ab 1943, als die Zerstörungen in den Städten durch die massiven Bombardements immer größere Ausmaße annahmen, auch die Rationalisierung von Fertigungsmethoden wieder an Bedeutung. Von Staats wegen begann man mit der Entwicklung sogenannter normierter »Behelfsheime« oder der als »Kriegs-« beziehungsweise »Reichseinheitstypen« 001 und 125 bezeichneten Unterkünfte, die im Krieg obdachlos gewordenen Menschen ein provisorisches Zuhause gewähren sollten. Die Behelfsheime wurden für kurze Zeit noch als Massenprodukt mit maschinellem Einsatz und hoher Materialausnutzung gefertigt.2 Die Typen 125 und 001 machten eine enorme Einschränkung des Lebensstandards der die einfachste Bauausführung. Einsparungen bezüglich der Infrastruktur konnten durch den Verzicht auf Kanalisation und die Ausführung der Straßen mit Schotterbelag sowie einen umfangreichen Eigenleistungsanteil erreicht werden, so bei Reichsheimstätten: »[...] vom Eigenheim mit Landzulage unterscheidet sich die Kleinsiedlung aber umgekehrt dadurch, dass sie nicht in erster Reihe eine Wohn-, sondern eine Wirtschaftsangelegenheit ist, dass das dazugehörende Land nicht in erster Reihe der Erholung, Freude und Annehmlichkeit dient, sondern daß auf ihm ernsthaft gewirtschaftet und ein ganz wesentlicher Teil der Familiennahrung gewonnen wird. Dazu gehört aber unbedingt: Kleintierhaltung, Verwendung der häuslichen Abfälle und Fäkalien auf eigenem Boden, also Ausschluß der Kanalisation [...].« (Knoll 1938, S. 421); vgl. auch Reichsheimstättenamt der DAF 1934a; 1934b; Kap. 3.1.2.4. 1 | Vgl. Erlass vom 15.11.1940, in: Der Deutsche Baumeister 11 (1940), S. 5. 2 | Angekündigt wurde zunächst ein Jahresprogramm von einer Million Behelfsheime. Realisiert wurden dagegen aufgrund fehlender Kontingente, des harten und langen Winters 1943/44, innerparteilicher Unstimmigkeiten sowie mangelnder Führung und Kontrolle nach Schätzungen der Parteikanzlei im Januar 1945 77.000 Behelfsheime bis 1. Oktober 1944. Details hierzu vgl. Harlander 1999a, S. 369.
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betroffenen Familien erforderlich. In Maßen und Raumausnutzung extrem optimiert, waren sie in Organisation und Gestaltung Wohnlauben nicht unähnlich. Typ 125 entstand noch aus industriell vorgefertigten Teilen, die Montage erfolgte überwiegend durch KZ-Häftlinge. Typ 001 dagegen sollte in jedem nur erdenklichen Material, sogar unter Verwendung von Trümmern, ausgeführt und von der Bevölkerung selbst errichtet werden.1 Nach dem Krieg war die Typisierung im Wohnungsbau unabdingbare Voraussetzung für einen raschen Wiederaufbau. Insbesondere im Geschosswohnungsbau und im organisierten Siedlungsbau versuchte man, durch Standardisierung sowohl der Produkte selbst als auch ihrer Produktionsweisen, Kosten und Zeit bei der Beseitigung der großen Wohnungsnot zu sparen. Doch die Typenbauweise eroberte auch den Einfamilienhausbau; die seit Kriegsende entstehenden Fertighäuser waren bis in die siebziger Jahre als reine Typenhäuser konzipiert. Dem Paradigmenwechsel in den achtziger Jahren, im Zeichen der Postmoderne weg vom Rationalen hin zum individuell Verspielten, entspricht ein zunehmender Wandel der Fertighausbranche von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt. Dies weichte die in den fünfziger Jahren entstandenen Haustypen zunehmend auf; konnte der Kunde anfangs gerade noch über Farbe, Wand- und Bodenbelag befinden, reichte sein Einfluss bald sehr viel weiter und erfasste Grundrissgestaltung, Anbauten, Ausstattung und auch das äußere Erscheinungsbild. Heute sind auch frei geplante Entwürfe über Fertighausunternehmen zu beziehen. Zwischen dem Typenhaus und dem Fertighaus besteht keine zwingende Verbindung mehr. Fertighäuser sind nur noch selten Typenhäuser im klassischen Sinne. Andererseits wurden viele Typenhäuser im Laufe des 20. Jahrhunderts nicht nach dem Prinzip der Vorfertigung erbaut. Sie waren insofern keine Vorläufer, sehr wohl aber Vorbilder für das Fertighaus.
4.2 D IE VORFERTIGUNG
VON
B AUTEILEN
Für das verortete Haus ist die Trennung von Fertigung und Montage nur unter bestimmten Umständen sinnvoll. Den Problemen von Planung, Transport und Hebetechnik sind die Vorzüge der wetterunabhängigen Fertigung in der Werkstatt oder Fabrik gegenüberzustellen: die bessere Ausstattung mit Maschinen, die trockene Verarbeitung von Materialien, die 1 | Vgl. Ludwig 1998, S. 61-63.
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bessere Planbarkeit und ständige Überprüfbarkeit von Bauabläufen, um nur einige zu nennen. Beispiele für eine ortsfremde Vorfertigung von Gebäuden lassen sich bereits in der Antike finden. Archäologische Funde beweisen, dass sich die Römer des Prinzips beim Bau von Tempeln bedienten. So wurden etwa große Bauelemente wie Säulen, Statuen und plastischer Gebäudeschmuck aus Marmor für die Konstruktion von Tempelanlagen per Schiff verschickt.1 Auch für griechische Tempel und ägyptische Kultbauten gibt es Hinweise auf Vorfertigung.2 Jüngere Quellen verweisen auf Japan, wo im 12. Jahrhundert im Rahmen einer zum Schutz vor Naturkatastrophen gebotenen Umsiedlung einer ganzen Stadt gleich »Etliche Häuser« systematisch abgebaut, auf Flößen verschifft und wieder errichtet wurden.3 Leonardo da Vinci entwarf im ausgehenden 15. Jahrhundert für die Herzogin Isabella Sforza zerlegbare Gartenpavillons in Tafelbauweise,4 und in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstand in Russland eine lebendige Kultur der Vorfertigung bei Gebäuden in Holzblockbauweise, die sowohl für Wohnhäuser als auch für Festungsarchitektur entwickelt wurde.5 Auch der mittelalterliche Fachwerkbau basiert auf dem Prinzip ortsfremder Fertigung, ja sogar dem des demontierbaren und mobilen Fertigteilbaus. Wenn auch nicht primär intendiert, konnten die Häuser zerlegt und an anderer Stelle unter Verwendung nicht nur der Holzteile, sondern auch des Baumaterials der Ausfachungen, nämlich Lehm und Stroh, wieder errichtet werden. Die Notwendigkeit für eine solche Umsetzung ergab sich unter anderem durch eingeschränkte und vielfach nur temporär vergebene Nutzungsrechte des Bodens.6 Im 19. Jahrhundert beschränkte sich der Einsatz vorgefertigter Bauteile auf die Herstellung einzelner Elemente, von Türen, Fenstern, Beschlägen, Armaturen und Gips- und Stuckdekorationen. In den zwanziger Jahren des 1 | Vergnolle 1950, S. 12 f. 2 | Vgl. Ludwig 1998, S. 16 f. 3 | Wahrscheinlich von Nara nach Kyoto. Vgl. Chomei 1997, S. 12 f., S. 49., Zitat S. 13. 4 | Vgl. Abdruck in: Pedretti 1978, S. 69-71. 5 | Vgl. Olearius 1959, S. 79; Bunin 1961, S. 123 f. 6 | Vgl. Briefwechsel d. Verf. mit Dr. Gerhard Köhn, ehem. Stadtarchivar der Stadt Soest, Untere Denkmalbehörde, im März 2007. Vgl. auch: Großmann 1986; Großmann; Michels 2002; außerdem: Arbeitskreis für Hausforschung e.V. 1983; Arbeitskreis für Hausforschung e.V. 1985.
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20. Jahrhunderts kam es dann durch Fabrikfertigung großer Bauteile wie Wandelemente oder Raumzellen zu einer Revolutionierung des Bauens und vor allem zu einer Rationalisierung der Bauabläufe selbst. Die Experimentierfelder waren zahlreich. Beliebte Anwendungsbereiche wurden der organisierte genossenschaftliche oder der Werks-Wohnungsbau. Erprobt wurden hier sowohl Konzepte für den verdichteten Flachbau – Reihenhäuser, Doppelhäuser oder Atriumhäuser – als auch für den Geschosswohnungsbau. Das Engagement der Architekten war dabei durchaus gesellschaftspolitisch motiviert. »Gesunder«, qualitativ hochwertiger Wohnraum, entworfen nach dem Prinzip »Licht, Luft und Sonne«, solle rasch und preiswert entstehen und so für jedermann, insbesondere auch für die Arbeiterklasse, zugänglich sein. Von der Rationalisierung der Produktion und der fabrikmäßigen Fertigung versprachen sich die Planer eine drastische Reduktion der Baukosten. Zunächst aber musste, um »den Massenbedarfsartikel Wohnung auch massenhaft zur Verfügung stellen zu können, quasi einen ›Wohnford‹ zu entwickeln, [...] ein bestimmter Standard gefunden werden, der auch wirklich maschinell produzierbar war [...].« 1 Mit diesem Ziel experimentierten die Architekten der Moderne, sowohl in Anlehnung an den bereits bewährten Skelett- oder Paneelbau als auch mit ganz neuartigen Erfindungen wie der Zellenbauweise. Die Entwicklungen standen in engem Zusammenhang mit der Erprobung neuer Baustoffe, wie etwa im Rahmen der quantitativen und qualitativen Expansion der Zementindustrie um die Wende zum 20. Jahrhundert.2 Als Beispiel für die Kombination solch programmatisch initiierter Siedlungsbauvorhaben mit modernster Bautechnologie und Vorfertigung seien hier stellvertretend als die wohl bekanntesten die Großsiedlung Britz (Martin Wagner, Bruno Taut, 1925 bis 1931), Dessau-Törten (Walter Gropius, 1926 bis 1928) und die diversen Planungen für Frankfurt am Main (Ernst May und andere, ab 1926, projektiert auf 10 Jahre) genannt. Neben solchen Großprojekten erlaubte aber auch die Auslobung von Architektenwettbewerben die Entwicklung neuer Ideen zum industrialisierten Hausbau. Allein der von 1 | Wilhelm 1977, S. 75 f.: Die Kehrseite der Industrialisierung, strukturelle Arbeitslosigkeit, Arbeits- und Lebensrhythmus etc. wurde von den Gewerkschaften zwar gesehen, aus einer Kapitalismuskritik heraus, die sich gegen den einzelnen Kapitalisten wende und weniger seine Gesamtlogik berücksichtige, aber weitestgehend ignoriert. Der Begriff Wohnford (Wohn-Ford) stammt von Sigfried Giedion. 2 | Details und Beispiele hierzu vgl. Junghanns 1994, S. 53-62.
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der Zeitschrift Bauwelt im Jahre 1931 initiierte Wettbewerb »Das billige zeitgemäße Eigenhaus« verzeichnete 1903 eingereichte Arbeiten, unter anderem von prominenten Architekten wie Egon Eiermann, Sep Ruf, Hans Scharoun oder Konrad Wachsmann, was nicht nur als ein Indiz für die damals schlechte wirtschaftliche Lage der Architekten zu sehen ist.1 Einige der Beiträge wurden im Rahmen der Musterhausausstellung »Häuser zu festen Preisen« 1932 einem großen Publikum vorgestellt.2 Der Schluss liegt nahe, dass Häuser »zum Anfassen« in Krisenzeiten Orientierung und Sicherheit vermitteln sollten.3 Auch der von Martin Wagner und einer von ihm eigens hierfür einberufenen Arbeitsgruppe namhafter Architekten4 im Jahr 1932 initiierte Wettbewerb »Das wachsende Haus« stieß mit 1079 Einsendungen auf große Resonanz. Ziel war die Entwicklung eines erweiterbaren Hauskonzeptes. Der Kern mit 25 qm bebauter Fläche sollte nicht mehr als 2 500 Mark kosten, der Anbau weiterer Räume nach Bedarf des Bauherrn auch späterhin möglich sein, und zwar »ohne Beeinträchtigung des Wohnwertes während des Umbaues«. Von der »Typung und Industrialisierung [...], also [...] Verlegung der meisten Arbeiten von der Baustelle in die Werkstatt«, erhoffte man sich »ausschlaggebende Ersparnisse gegenüber handwerklich errichteten Bauten«. Bereits damals wurde Wert darauf gelegt, dass trotz Rationalisierung »die Möglichkeit, besondere Wünsche des Bauherrn zu erfüllen«, gegeben sei.5 24 Entwürfe – die der Preisträger und die der Mitglieder der Arbeitsgruppe – wurden im Rahmen der Berliner Sommerschau »Sonne, 1 | Dokumentation ausgewählter Wettbewerbs-Ergebnisse in: Bauwelt 9, 15 (1931), 1 (1932). 2 | Dokumentation in: »Häuser zu festen Preisen«, in: Bauwelt 9, 15, 21, 26 (1932). Es gab drei Preisgruppen: erstens »das Eigenhaus, das jeder bezahlen kann« bis 8 000 RM (570 Arbeiten), zweitens »das etwas größere bis zu 15 000 M« (679 Arbeiten), drittens das »bis zu 25 000 M« (654 Arbeiten). Der Preis bezog sich auf die schlüsselfertige Ausführung und war durch ein verbindliches Angebot einer Baufirma nachzuweisen (vgl. ebenda). 3 | Vgl. »Häuser zu festen Preisen«, in: Bauwelt 46 (1931), S. 1459. 4 | Der Arbeitsgruppe gehörten die Architekten Bartning, Eiermann und Jänicke, Gellhorn, Gropius, Häring, Heinicke, Hilbersheimer, Mebes, Migge, Mendelssohn, Poelzig, Säume und Hasemann, Steinbüchel, Schweizer und Köhler, die Brüder Taut, Veltheim und Zweigenthal an. Einige von ihnen reichten auch eigene Wettbewerbsbeiträge ein. Vgl. »Entscheidung des Wettbewerbes ›Wachsendes Haus‹«, in: Bauwelt 1 (1932), S. 3. 5 | Vgl. »Entscheidung des Wettbewerbes ›Wachsendes Haus‹«, in: Bauwelt 1 (1932), S. 3, Zitate ebenda.
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Luft und Haus für alle« als Musterhäuser realisiert. Trotz hoher Besucherzahlen ging die Produktion nicht über die der Prototypen hinaus.1 Ob gebaut oder entworfen, die Architektur verstand sich gegenüber dem Feindbild der überbelegten Mietskasernenwohnung als »Projektierung eines besseren Lebens«.2 Vermeintlich realisierbar durch die Errungenschaften der Technik, schlug sich dieses Verständnis nicht nur in der Funktionalität der Gebäude nieder, sondern auch in ihrem architektonischen Ausdruck, in Baukörper- und Fassadengestaltung als unmittelbarem Abbild der jeweiligen Nutzung. Diese Verknüpfung der Formensprache des »Neuen Bauens« mit den politischen Zielen der damals größten Arbeiterpartei SPD und den Gewerkschaften wird häufig als Kritik an der modernen Architektur vorgebracht – nicht zu Unrecht, denn aus der programmatischen Gestaltung spricht die Überzeugung, Architektur könne soziales Leben initiieren, indem der Planer nach dem Vorbild eines Naturwissenschaftlers in scheinbar wertfreier Analyse »sämtliche Lebensäußerungen eines ›Durchschnittsindividuums‹ [...] einzeln betrachtet« und »sodann den jeweiligen Funktionen gemäß wieder zusammen[...]setzt«, um aus einer »additive[n] Reihung unterstellter gleichartiger Bedürfnisse gleichartiger Menschen« eine ebenso additive Aneinanderreihung gleichartiger Wohnungen, erstellt aus gleichen, vorgefertigten Bauteilen, zu entwerfen.3 Die Entwicklung des industrialisierten und rationalisierten Hauses also unterlag in hohem Maße einer ästhetischen und programmatischen Zielsetzung. Die prominentesten Vertreter der Vorfertigung im Bauen waren, neben Le Corbusier, Walter Gropius und Konrad Wachsmann. Le Corbusier träumte von komplett vorgefertigten und zu Festpreisen vertriebenen Häusern, die nur noch an das örtliche Wasser- und Stromnetz angeschlossen werden müssten: »[...] die Häuser kommen als ganzer Block, mit Werkzeugmaschinen hergestellt, in der Fabrik zusammengebaut, wie Ford die Stücke seiner Automobile auf Fließbändern zusammensetzt.«4 Bereits ab 1914 hatte er verschiedene massenproduzierbare Häuser entworfen. Beim Typ Citrohan von 1922 verwies allein der Name – eine Hommage an den damals fortschrittlichsten Fahrzeughersteller Frankreichs – auf Serien- und Fabrikfertigung in der Automobilindustrie, die er in zahlreichen Aufsätzen als Vorbild 1 | Vgl. Junghanns 1994, S. 292. 2 | Wilhelm 1977, S. 80. 3 | Vgl. Wilhelm 1977, S. 72, 80 ff, Zitate ebenda. 4 | Le Corbusier 1920, S. 214, Übersetzung nach Hilpert 1978, S. 28.
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benannte.1 Ein in den Jahren 1940 und 1941 entwickeltes Stahlfertighaus ging ab 1948 in den USA tatsächlich in Serienproduktion.2 Walter Gropius' Überlegungen gingen in eine ganz andere Richtung. Anstelle von Standardhäusern favorisierte er zeitlebens Baukastensysteme, um bei größtmöglicher Typisierung der Bauteile eine Zusammenführung zu »verschiedenen Wohnorganismen« und so »größtmögliche Variabilität der Wohngebäude« zu gewährleisten.3 Siebenundzwanzigjährig und gerade erst selbstständig präsentierte er 1910 sein »Programm zur Gründung einer allgemeinen Hausbaugesellschaft auf künstlerisch einheitlicher Grundlage m.b.H.«, in dem er bereits einige Aspekte der Marketingstrategien heutiger Hausanbieter vorwegnimmt, wie beispielsweise Festpreis, Werbung, Kataloge und Hausausstellungen. Durch die Zusammenführung künstlerischer Arbeit von Architekten und wirtschaftlicher Interessen von Unternehmen sollten qualitätvolle und zugleich preiswerte Häuser entstehen. Als fundamentales Prinzip der Industrie sollte Arbeitsteilung nicht nur für die Bauausführung, sondern bereits für die Planung der Häuser gelten: Ein Zusammenschluss von Spezialisten in der Hausbaugesellschaft sollte »dem Publikum in künstlerischer und technischer Beziehung gute Qualität« garantieren.4 Sein Konzept basierte auf einem Grundtyp, der individuell erweitert und mit Bauelementen wie Gesimsen, Portalen, Balkonen, Erkern, Veranden und Dachgauben variiert werden konnte, ähnlich wie beim Kauf eines modernen Fertighauses. Die Verkleidung von Wand und Dach sowie die Ausstattung sollten – ebenfalls wie heute – frei wählbar sein.5 Im Unterschied zu den meisten aktuellen Fertighäusern allerdings gab es einen gestalterischen Überbau auf »künstlerisch einheitlicher Grundlage«. Eine Vorstellung der gestalterischen Möglichkeiten seiner Überlegungen vermittelt Gropius Entwurf für ein Typenserienhaus von 1922, einem Baukastensystem »im Großen, aus dem sich nach vorbereiteten Montageplänen je nach Kopfzahl und Bedürfnis der Bewohner verschiedene ›Wohnmaschi-
1 | Vgl. u. a. Le Corbusier 1991, S. 103-115. 2 | Vgl. Kistenmacher 1950, S. 84, 88. 3 | Vgl. Gropius 1923, S. 16; Zitate ebenda. 4 | Gropius 1910, S. 18. Vgl. Gropius 1910, S. 18 f. Zitat ebenda; vgl. auch Willhelm 1983, S. 24. 5 | Vgl. Gropius 1910, S. 20.
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nen‹ zusammenfügen lassen.«1 Der Ansatz basierte auf denselben Grundsätzen wie oben, ging allerdings konzeptionell noch weiter, da er anstelle eines erweiterbaren Grundtyps mehrere, auf verschiedene Art kombinierbare kubische »Einzelraumkörper« vorsah.2 Die 1926 bis 1928 erbaute Versuchssiedlung Dessau-Törten sowie die zwei Häuser, die er 1927 im Rahmen der Werkbundausstellung »Die Wohnung« in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung realisieren konnte, und schließlich die Zusammenarbeit mit den Hirsch Kupfer-Messing-Werken im Zeitraum von 1928 bis 1931 standen ebenfalls im Zeichen der Vorfertigung. Wenn auch am Bauhaus direkt keine Fertighäuser entwickelt wurden, so nutzte Gropius die dort propagierte Verbindung von Kunst und Industrie doch als Experimentierfeld für die Erprobung von Standardisierung und Vorfertigung im Wohnungsbau. Wichtiger Partner für Gropius war Konrad Wachsmann, der für die damals größte europäische Holzhausfabrik Christoph & Unmack im Bereich des Holzfertigbaus unter anderem das Einsteinhaus in Caputh bei Potsdam in Holz-Hohlbauweise – vergleichbar dem erwähnten amerikanischen »Balloon-Frame« – realisiert hatte. Diese entwickelte er nach seiner Emigration 1941 bis 1947 zusammen mit Walter Gropius weiter zum »PackagedHouse-System«, das von der Firma General Panel Corporation produziert und in »General-Panel-House« umbenannt wurde. Auch hierbei handelte es sich um ein Baukastensystem ohne feste Haustypen: Aus standardisierten Fertigbauelementen konnten beliebige ein- bis zweigeschossige Wohnhäuser von ungelernten Kräften ohne Spezialwerkzeug auf der Baustelle montiert werden. Obwohl das Konzept technisch, funktional, ästhetisch und ökonomisch ausgereift war – angeblich dauerte die Herstellung eines Hauses in der Fabrik 20 Minuten bei Herstellungskosten von 150 Dollar, der Aufbau eines etwa 100 qm großen Vier-Zimmer-Hauses 38 Stunden bis zur Rohbau-Fertigstellung3 –, wurde es zu einem kommerziellen Misserfolg. Gründe für das Scheitern werden von Historikern vor allem in Verzögerungen in der Produktion und in Fehlern im Marketing gesehen: Durch Fehlkalkulationen bezüglich der Abnahme – es wäre eine Produktion von 1 | Erläuterungstext von Walter Gropius, Abdruck von Entwurf und Text in: Probst; Schädlich 1988, Bd. 1, S. 94 ff. Eine fast identische Passage findet sich in Gropius' Ausführungen zur Baulehre am Staatlichen Bauhaus Weimar. Vgl. Gropius 1923, S. 16. 2 | Vgl. Nierendorf 1923, S. 109-112; Probst; Schädlich 1988, Bd. 1, S. 94 ff. 3 | Vgl. Koch; Gerloff 1949, S. 8 f. Durch ein System von »Universal«-Scharnieren war eine flexible Aneinanderfügung der Bauteile und sogar die Demontage der Gebäude möglich.
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10 000 Häusern jährlich nötig gewesen, um den vorgesehenen Preis von 4 585 Dollar halten zu können1 – boten die Häuser keinen Preisvorteil gegenüber konventionellen Häusern, was wiederum die Absatzchancen verringerte.2 Wahrscheinlich war auch das funktionell bestimmte Design für den an den Landhausstil mit viel Ornamentik und Komfort gewöhnten amerikanischen Fertighausbauherrn nicht akzeptabel. »Das Konzept war für den allgemeinen Baumarkt zu anspruchsvoll und zu intellektuell.«3 Etwa gleichzeitig, im Januar 1945, begann der amerikanische Publizist und Herausgeber der Zeitschrift »Arts and Architecture« John Entenza mit dem sogenannten »Case Study House Program«, einem »Musterhausprogramm« also für materialoptimierte, für den Serienbau zu konzipierende Wohnhäuser – nicht zuletzt als Antwort auf die kurz vor Kriegsende auch in den USA herrschenden Beschränkungen. Mit der Planung wurden überwiegend junge, zum damaligen Zeitpunkt noch unbekannte Architekten beauftragt, aber auch einige bereits prominente wie Charles Eames, Richard Neutra oder Eero Saarinen.4 Die Entwürfe zeichnen sich aus durch eine schlichte, elegante Formensprache sowie durch die Verwendung eigens entwickelter, einfacher, auf Vorfertigung und einem Raster basierender StahlKonstruktionssysteme. Die Gebäude wurden als Prototypen realisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Fertigung größerer Stückzahlen blieb auch hier aus, so dass die unmittelbaren Baukosten am Ende gegenüber denen im konventionellen Hausbau eher höher als geringer ausfielen. Dennoch konnten die Exponate im Anschluss an die Ausstellung gewinnbringend veräußert werden.5 Zahlreiche weitere prominente Vertreter der Moderne experimentierten auf dem Gebiet des vorgefertigten Wohnhauses, oftmals mit für den Hausbau unkonventionellen oder eigens entwickelten Materialien: Architekten wie Otto Bartning (Wettbewerbsbeitrag »Das wachsende Haus« 1932, »Werfthaus« [o.J.], »System Bartning« DRGM [o.J.], »Heidelberger Haus« 1958), Marcel Breuer (»Plus-2-Point-House« 1942), Hugo Häring (»Ton1 | Koch; Gerloff 1949, S. 9. 2 | Vgl. Herbert 1984 S. XII, S. 302-310, Simon 2005, S. 35 f. 3 | Ludwig 1998, S. 55. 4 | Auflistung der beteiligten Architekten nebst biographischen Angaben bei McCoy 1964, S. 205-210. 5 | Das Programm lief über einen Zeitraum von 17 Jahren, 25 Gebäude wurden im südlichen Kalifornien realisiert. Vgl. McCoy 1964, S. 4, S. 144.
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nendachhaus« 1930, Wettbewerbsbeitrag »Das wachsende Haus« 1932), Ludwig Hilbersheimer (Wettbewerbsbeitrag »Das wachsende Haus« 1932), Erich Mendelsohn (Wettbewerbsbeitrag »Das wachsende Haus« 1932), Georg Muche und Richard Paulick (»Stahlhaus« Dessau 1926), Hans Poelzig (»Professor-Poelzig-Haus« für Christoph & Unmack 1927, Wettbewerbsbeitrag »Sommer- und Ferienhäuser« 1929, Wettbewerbsbeitrag »Das wachsende Haus« 1932), Richard Riemerschmid (Zusammenarbeit mit Deutsche Werkstätten Hellerau/München um 1920, Wettbewerbsbeitrag »Sommer- und Ferienhäuser« 1929), Hans Scharoun (»Mittelstandshaus« für den Deutschen Werkbund 1927, »Baukaro« 1931, 1932), Max Taut (Wettbewerbsbeitrag »Sommer- und Ferienhäuser« 1929), Martin Wagner (Initiator des Wettbewerbes »Das wachsende Haus« 1932) sowie Unternehmer und Erfinder wie Hugo Junkers (»Junkerssystem«: »Tennisclubhaus« 1929, Wohnhaus in Dessau [o.J.]) oder Gustav Lilienthal. Keiner der technisch, konstruktiv, funktional und gestalterisch innovativen Entwürfe jedoch konnte wirtschaftliche Erfolge verzeichnen. Damit hat die Moderne konzeptionell zwar wesentlich zur Entwicklung Fertighauses beigetragen, gestalterisch konnten sich die Ideen nicht durchsetzen. Die Verbindung zum populären Bauhaus lässt auch die Fertighausindustrie heute nicht ungenutzt. So bezieht sich beispielsweise der BDF in seiner Ausstellung »80 Jahre moderner Fertigbau«, die erstmals anlässlich des »Tag[es] des Deutschen Fertigbaus« im Mai 2006 auf der Musterhausaustellung in Hannover zu sehen war, und der begleitenden Broschüre, die im Jahr 2007 erschienen ist, ausdrücklich auf Walter Gropius und Konrad Wachsmann, die als »Pioniere der Holzfertigbauweise« in den zwanziger Jahren die Möglichkeiten der industriellen Vorfertigung für den privaten Hausbau entdeckten und entwickelten.1 Die Firma Haacke-Haus bietet aktuell eine Bauhaus-Villa an, die zwar ein Flachdach besitzt, aber ansonsten mit weiten Dachüberständen, einer Putz-Holz-Fassade und stehenden Fensterformaten nur wenige Gemeinsamkeiten mit der Bauhausarchitektur aufweist (vgl. Anhang, Abb. m_117).2 Auch andere Anbieter vermarkten Haustypen im »Bauhaus-Stil« – meist mit vielen Glasflächen, jedoch konventionellen Grundrissen und meist geneigten Dächern. Die punktuelle Wahlverwandtschaft mit der klassischen Moderne erfolgt demnach eher oberflächlich im
1 | Vgl. BDF 2007, S. 3, 12-17. 2 | Vgl. http://www.haacke-haus.de, Zugriff 01.10.2006.
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Sog der stetig wachsenden Popularität des Bauhauses Dessau, während die Kerngedanken eines kulturellen Überbaus kaum Beachtung finden. Wirtschaftlich erfolgreicher als die Vorbilder dieser »Bauhaus-Modelle« waren die in der Fachliteratur wenig beachteten, ab etwa 1900 von großen Baufirmen entwickelten, industriell gefertigten Holzhäuser. Nachdem der Holzbau aufgrund seiner Anfälligkeit für Feuer- und Wasserschäden lange Zeit als vergänglich und damit wirtschaftlich1 wie ideell minderwertig betrachtet worden waren, erfuhr er seit der Romantik eine Aufwertung. Wachsende Begeisterung für das »einfache« Leben in »natürlicher« Umgebung machte das Holzhaus – als Ausdruck einfacher und ursprünglicher Lebensweisen – zunächst für Garten-, Sommer- oder Ferienhäuser sowie Jagd- oder Berghütten, vereinzelt auch für ländliche Villen salonfähig.2 Bis zum ersten Weltkrieg galten solche Holzhäuser als »Luxusbauten« für den gehobenen Bedarf.3 Aus ihnen entwickelte sich in Deutschland das vorgefertigte, ortsfeste Holzhaus. Die romantische Verklärung des traditionellen und urtümlichen Holzbaus ebnete so paradoxerweise den Weg für den industriellen Holz-Fertigbau; sie generierte die entsprechende Nachfrage und erreichte damit die industrielle Fertigung hoher Stückzahlen. Das traditionell-verspielte Erscheinungsbild der frühen Holz-Fertighäuser mit Stufengiebel oder flach geneigtem Dach mit weitem Überstand und verzierten Balkonen, Sichtfachwerk oder wuchtigen Massivholzverbindungen war gestalterisch an mittelalterlichen und ländlichen Vorbildern orientiert; dies ließ sie wie handwerklich gefertigt erscheinen und machte den Eindruck hohen finanziellen Aufwands.4 1 | Entsprechend war bereits seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert die Belastbarkeit durch Hypotheken geringer, und die Versicherungsbeiträge waren höher als beim Steinhaus. Vgl. hierzu Junghanns 1994, S. 28. 2 | Das Phänomen der Hirtenidylle und Bauernromantik untersucht im Jahr 1922 Eduard Ziehen in seiner Dissertation mit dem Titel Die deutsche Schweizerbegeisterung in den Jahren 1750-1815 anhand der Analyse einer Vielzahl von Beispielen aus der deutschen Literatur (Goethe, Schiller, Klopstock, Hegel, von Knebels, von Müller, Friedrich der Große). Vgl. insbesondere Kap. IV »Wesen und Wirkung der Schweizerbegeiserung«. Naturgefühl und Schweizerbegeisterung (Ziehen 1922, S. 17-33). 3 | Junghanns 1994, S. 28 f. 4 | In der Tat war der Arbeitsaufwand für diese Gebäude insgesamt und vor allem auf der Baustelle noch relativ hoch. Vgl. hierzu Junghanns 1994, S. 28-43, zahlreiche Beispiele ebenda, S. 29-37.
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Die Hersteller vorgefertigter Wohnhäuser im deutschsprachigen Raum kamen aus diversen Branchen. Marktführer um die Jahrhundertwende war wahrscheinlich die Wolgaster Werft, die in ihrer später ausgegliederten Abteilung für Hausbau eine Vielzahl von exklusiven und sehr gediegenen Häusern für den gehobenen Bedarf herstellte. Später wurden auch Absatzmärkte im niedrigeren Preissegment erschlossen. Bei den Beispielen für vorgefertigte Wohnhäuser der Werft aus der Zeit bis 1914 handelte es sich allerdings überwiegend um Einzelstücke, nicht um industriell gefertigte Massenware. Die Idee der Vorfertigung ging nicht so weit, dass die Methode direkt auf den seriellen Hausbau übertragen wurde. Inwieweit die Gebäude zumindest teilweise als Prototypen für eine größere Produktion gedacht waren, ist unklar.1 Beim Hauptakteur auf dem Gebiet einfacher und preiswerter vorgefertigter Holzhäuser dagegen, der Firma Christoph & Unmack in Niesky, die ursprünglich Dampfkessel und Eisenbahnzubehör herstellte, spielte die Serienfertigung von Beginn an eine größere Rolle. Die Produktentwicklung verlief hier genau umgekehrt: vom Einfachen zum Exklusiven. Bereits seit 1882 produzierte die Firma Lazarettbaracken für das Militär,2 ab 1892 auch Wohnhäuser auf derselben konstruktiven Grundlage. Den Gebäuden ist ihre Herkunft aus dem Barackenbau deutlich anzusehen. Die eingeschossigen Bauten mit ihren dünnen Wänden aus ablesbar belassenen Paneelen verrieten, im Gegensatz zu den Wolgaster Häusern, sofort die industrielle Fertigung.3 Deren großer Erfolg war es wohl, der Christoph & Unmack ab 1911 zur Fertigung gediegenerer »Nordischer Holzhäuser« in Blockbauweise veranlasste, die noch vor dem ersten Weltkrieg Verbreitung in ganz Deutschland fanden.4 Von den weiteren Unternehmen, die im Zeitraum zwischen der Jahrhundertwende und 1914 Holzfertighäuser, aber auch Sporthallen, Schul- und Krankenpavillons, Massenunterkünfte und Garagen und Ähnliches aus vorgefertigten, geschosshohen Wandelementen anboten, seien hier namentlich nur die wahrscheinlich größten, R. Plate & Sohn (Hamburg) und Ferdinand Bendix Söhne (Berlin), genannt. Die Produktion der meisten Gebäude beschränkte sich auf Einzelexemplare, die entsprechend konkreter Nachfrage in Produktion gingen. Die Gebäude wurden nach Entwürfen unterschiedlich qualifizierter Architekten mit 1 | Vgl. Junghanns 1994, S. 28-37. 2 | Vgl. Junghanns 1994, S. 37. 3 | Vgl. Abbildungen bei Junghanns 1994, S. 38 f. 4 | Vgl. Junghanns 1994, S. 40 f.
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Hilfe serienmäßig hergestellter und ergänzender Sonderbauteile erstellt. Es handelte sich noch nicht um eine konsequente Serienfertigung wie sie beispielsweise in den USA bereits entwickelt war.1 Vorfertigung wurde von diesen Firmen als technische, nicht als kulturelle Leistung begriffen. Entsprechend war hier die Suche nach einem angemessen fortschrittlichen Gebäudeausdruck durch eine eigenständige Formensprache, wie sie die Architekten der Moderne propagierten,2 kein Thema. Vielmehr erzielte die Anlehnung an herkömmliche Architekturformen kommerziell den höchsten Erfolg. Damit ist das durch Hausbaufirmen vertriebene vorgefertigte Einfamilienhaus aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg der Vorläufer, der dem aktuellen Fertighaus am ähnlichsten ist. Auch heute genießen technische und wirtschaftliche Erwägungen bei Anbietern wie Bauherren in der Regel Priorität vor Überlegungen zu Siedlungsformen, schonendem Umgang mit der Ressource Landschaft sowie Fragen der Gestaltung von Haus und Umwelt. Industrialisierung und Rationalisierung als wesentliche Prinzipien des Fertighauses werden damit im Gegensatz zu den utopischen Ansätzen der Moderne allein in ihrer technischen und nicht in ihrer kulturellen Dimension wahrgenommen.
4.3 B EWEGLICHE B EHAUSUNGEN Das mobile Haus ist die Urform der menschlichen Behausung. Es setzt eine ortsfremde Vorfertigung voraus. An seinem Anfang steht das Zelt. In nomadischen Kulturen in verschiedensten Varianten entwickelt und erprobt, bediente sich insbesondere das Militär über Jahrhunderte textiler Bauten, die als Unterkünfte, Feldlazarette oder Stallungen dienten. Im späten 18. und vor allem im 19. Jahrhundert wurden diese dann mehr und mehr durch demontier- und transportierbare Skelett- oder Paneelkonstruktionen ersetzt. Erstmals setzten Österreich (Türkenkrieg 1788), Preußen (Schlacht bei Königsberg 1807), England (Krimkrieg 1853-56), Amerika (Sezessionskrieg 1861-65) und Österreich (Bosnien-Herzegowina 1878) demontierbare Baracken ein, um ihre Truppen zu stationieren, Vieh unterzubringen oder Verwundete medizinisch zu versorgen.3 Elementierung und Vorfertigung er1 | Vgl. Junghanns 1994, S. 42. 2 | Vgl. erneut Gropius 1910, insbesondere S. 19. 3 | Details vgl. Ludwig 1998, S. 19; vgl. auch Simon 2005, S. 25 f.
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möglichten den Transport von im Heimatland mit den dortigen Standards gefertigten Gebäudeteilen in ferne strukturlose Gegenden und den Aufbau durch ungelernte Kräfte. Die Baracke entwickelte sich so bald international zu einem eigenständigen Typus, was erklärt, warum diese Bezeichnung in vielen Sprachen zu finden ist.1 Vorgefertigte und mobile Behausungen eigneten sich jedoch nicht allein für die Eroberung von fremden Gebieten, sondern auch für deren Besiedlung. Europäer nutzten sie zur Errichtung von Wohnhäusern bei der Landnahme an der amerikanischen Ostküste um die Jahrhundertwende zum 18. Jahrhundert, im mittleren Westen beziehungsweise an der Westküste als Folge des Goldrausches ab 1848 sowie bei der Kolonialisierung großer Bereiche Afrikas und Australiens.2 Die »zerlegbaren Tropenhäuser und Baracken«, so betitelt in einer Anzeige aus dem Deutschen Kolonialblatt von 19083, waren leicht zu errichten und eigneten sich zudem für eine industrielle Fertigung – in Anbetracht der im 19. Jahrhundert sprunghaft steigenden Nachfrage ein entscheidender Vorteil gegenüber konventionellen Bauweisen. Der Bedarf an mobilen vorgefertigten Gebäuden für militärische Eroberung und Besiedlung war inzwischen so groß, dass er nicht mehr durch herkömmliche Fertigungsmethoden gedeckt werden konnte.4 Mit den wachsenden Ansprüchen an Komfort und Repräsentativität der Gebäude und mit der Etablierung einer eigenen Infrastruktur entwickelte man zusehends eigene Konstruktionssysteme vor Ort. Der Aspekt der Mobilität und der Demontierbarkeit rückte in den Hintergrund, das aus Europa importierte vorgefertigte Wohnhaus verlor an Bedeutung. Berühmtestes Beispiel für eine damals in Amerika entwickelte Elementbauweise ist wohl der bis heute gebräuchliche »Balloon Frame«, dessen Datierung in das Chicago der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts5 inzwischen korrigiert wurde: Erste Beispiele dieser Konstruktion, die die traditionellen europäischen Fachwerkverbindungen durch Nageltechnikverbindungen ersetzte und somit das schnelle und kostengünstige Errichten von Holzhäusern durch 1 | Engl./Schwed. barrack, Ital./Port. baracca, Span. baracca, Frz. baraque, Türk. barak, etc. 2 | Details vgl. Junghanns 1994, S. 13; vgl. Ludwig 1998, S. 9 f., S. 20; vgl. Simon 2005, S. 25 f. 3 | Vgl. Anzeige Carl Messner & Co., Berlin-Wilmersdorf. Zusatz: »Anerkannt bestes System der Gegenwart«, in: Deutsches Kolonialblatt 15 (1908) [o.S.]. 4 | Vgl. Junghanns 1994, S. 15. 5 | Details vgl. Ludwig 1998, S. 10 f.; vgl. Junghanns 1994, S. 15.
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Laien ermöglichte, lassen sich bereits für die Zeit um 1800 im damals noch französischen Lousiana nachweisen.1 Mobile Bauten dienten meist als provisorische Zweckbauten, die vor allem technischen und weniger gestalterischen Standards zu genügen hatten. Ihre Entwicklung war ein beliebtes Betätigungsfeld für Ingenieure und Unternehmer, weniger für Architekten. Nur wenige Konstrukteure verstanden das Aufgabengebiet als gestalterische Herausforderung. Wenn doch, führte dies mitunter zu utopischen Projekten und völlig neuen Architekturformen, so zu Richard Buckminster Fullers demontierbaren Gebäuden auf der Grundlage geodätischer Kuppeln, die er seit den neunzehnhundertzwanziger Jahren entwickelte, oder, in Deutschland, zu Frei Ottos »Klimahüllen« für Garten- oder Weltausstellungen der fünfziger und sechziger Jahre.2 Gestalterisch wie konstruktiv an nativer Zeltarchitektur orientiert, waren auch sie demontierbar und transportierbar konzipiert: materialminimierte, leicht und provisorisch wirkende Gebäude, entworfen unter der Maxime der »Unantastbarkeit natürlicher Strukturen« und der »Verhältnismäßigkeit der Mittel«.3 Das utopische Potenzial mobiler Behausungen – bereits im Nachkriegsdeutschland mit Hoffnungen für eine Überwindung »unsere[r] bisherigen Begriffe und Anschauungen über Boden und Haus«4 verbunden, erreicht seinen Höhepunkt in den sechziger Jahren im Ideal einer hochgradig mobilen Gesellschaft. Inspiriert durch vielversprechende Forschung über hochwertige Kunststoffe für diverse Einsatzbereiche sahen sich neben Ingenieuren, Wissenschaftlern und Erfindern erstmals auch eine große Zahl von Architekten zu vielfältigen Experimenten bezüglich der Einsatzmöglichkeiten von Kunststoffen im Bereich Hausbau veranlasst. Sie gaben vor allem der positivistischen Komponente gestalterisch Ausdruck. Als Protagonisten auf Architektenseite sind hier erneut Buckminster Fuller und Frei Otto zu nennen, weiterhin Jean Prouvé. Architektengruppen wie Archigram, Haus 1 | Vgl. Ford 1994, S. 126 ff.; Sewing 2001, S. 99. 2 | Genannt seien hier der »Musikpavillon« der Bundesgartenschau Kassel 1955, der Eingangsbogen sowie diverse weitere Zelte auf dem Messegelände der Bundesgartenschau Köln 1957, das Bellevue-Gartencafé für die INTERBAU Berlin 1957, die »Wellenhalle« der Internationalen Gartenbau-Ausstellung Hamburg 1963 sowie der Pavillon der Bundesrepublik Deutschland auf der EXPO 1967 in Montreal (vgl. Wilhelm 1985, S. 46-76). 3 | Vgl. Wilhelm 1985, S. 18, Zitate ebenda. 4 | Przygoda 1947, S. 20.
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Rucker und Coop Himmelblau machten sich mit utopischen Projekten für mobile, entfaltbare oder aufblasbare Wohneinheiten, die sich mitunter zu wandernden Städten zusammenfügen ließen, einen Namen. Realistischere Varianten minimierter mobiler Wohngebäude mit Produktnamen wie Futuro1 oder fg 2000 2 wurden auf Material- und Häusermessen gezeigt. Offensichtlich sahen Unternehmer in den Projekten durchaus auch wirtschaftliches Potential.3 Doch es sollte sich herausstellen, dass die Entwürfe außerhalb der Fachwelt auf keinerlei Interesse stießen. Aufgrund mangelnder Nachfrage ging keines der Gebäude über einen Prototyp hinaus. Ursachen für die schlechte Vermarktbarkeit der Häuser können im Konzept der Mobilität des Wohnhauses an sich, im Preis-Leistungs-Verhältnis oder auch in Unsicherheiten bezüglich baurechtlicher Fragen gesehen werden. Man kann jedoch nicht zuletzt davon ausgehen, dass vor allem der für ein Eigenheim allzu fortschrittliche, am Automobil-, Flugzeug- oder Raumschiffbau orientierte gestalterische Gebäudeausdruck für die mangelnde Akzeptanz entscheidend war. Auch im militärischen oder humanitären Bereich haben fliegende Bauten ihre Bedeutung verloren: Zur Errichtung von Unterkünften oder medizinischen Einrichtungen greift man heute auf technisch hochwertig ausgerüstete Container oder, aufgrund ihres geringeren Gewichtes und effizienterer Elementierbarkeit bevorzugt, wieder auf textile Lösungen zurück.4 Übrig blieben von der Idee, ein Haus »to go« zu entwickeln, nur die Mobile Homes in den USA, die nicht auf- und abgebaut, sondern wie große Wohnwagen als Ganzes transportiert werden. Die Anwendung demontierbarer Konstruktionen konzentriert sich dagegen auf andere Nutzungsbereiche, wie beispielsweise den Messebau. Das Fertighaus hat sich von seinen Wurzeln im mobilen Haus vollständig gelöst.
4.4 D AS K LEINHAUS Kleinbürgertum und Unterschichten wurden um 1800 aus der ständischen Bindung entlassen und verloren damit häufig auch hergebrachte Wohnrech1 | Architekt: Matti Suuronen und Yrjö Ronkka. 2 | Hersteller: Wofgang Feierbach. 3 | Details vgl. Ludwig 1998, S. 117-134. 4 | Nach tel. Angabe der Oberfinanzdirektion Karlsruhe, Abteilung Bundesbau-Betriebsleitung.
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te. Gesellen, kleine Bauern, Landarbeiter und Gesinde waren zunehmend auf Lohnarbeit angewiesen, was ihren Status verschlechterte. Handwerker sahen sich nach Aufhebung der Kontinentalsperre und der daraus resultierenden Überschwemmung des Marktes durch englische Industriewaren im Verlauf des 19. Jahrhunderts einem zunehmenden Konkurrenzdruck ausgesetzt. Die neuen Freiheiten des Individuums wurden mit einem hohen Verlust an Sicherheit für den Einzelnen erkauft, so dass die wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Kleinbürgertum zu einer Verklärung der vorindustriellen Arbeits- und Lebensweisen und daraus resultierend zum Festhalten an greifbarem Besitz führten. Im Gegensatz zu den schnelllebigen industriell gefertigten Gebrauchsgütern oder auch dem abstrakten Wert des Geldes repräsentierte das eigene Haus etwas Bleibendes.1 Gängige Wohnform für das Kleinbürgertum war (neben der Etagenwohnung) das freistehende Kleinhaus oder das Reihenhaus mit angegliedertem Nutzgarten. Typologische Vorbilder dieser Gebäude, die in der Regel aus einer Küche und Stube im Erdgeschoss und einer Kammer im Dachgeschoss bestanden, bildeten die Bergarbeiter- und Kolonistensiedlungen für Handwerker aus dem späten 18. Jahrhundert. Im Vordergrund standen Nützlichkeit und Zweckmäßigkeit, was sich auch in einer überwiegend schlichten Formensprache äußerte.2 Für die wirklich armen Bevölkerungsschichten stellte sich die Frage des Wohnens elementarer. Die Agrarreformen und die beginnende Mechanisierung der Landwirtschaft verursachten vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Proletarisierung der Landarbeiter. Immer mehr Menschen zogen auf der Suche nach Lohn und Brot in die Städte, die dem enormen Zuwandererstrom nicht gewachsen waren.3 Für das neu entstehende Proletariat bedeuteten die durch die Industrialisierung bedingten gesellschaftlichen Veränderungen in der Folge größte Armut, die sich nicht zuletzt in der Unterversorgung mit Wohnraum beziehungsweise in dessen minderwertiger Qualität äußerte. Die Lebensbedingungen der unteren Schichten führten zu sozialen und insbesondere hygienischen Zuständen, durch die sich auch das Bürgertum mehr und mehr bedroht fühlte. Neben sich ankündigenden politischen Unruhen stellten vor allem Kriminali-
1 | Vgl. Petsch 1989, S. 18. 2 | Vgl. Petsch 1989, S. 32 ff. 3 | Zur Dimension der Landflucht vgl. Reulecke 1985; Marschalck 1984.
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tät und Krankheit konkrete gesundheitliche und wirtschaftliche Gefahren1 auch für besser Situierte dar und wurden so zum Katalysator für Stadtfeindlichkeit und Stadtflucht des Bürgertums. Eine Lösung des Problems blieb zunächst aus. Die Initiative privater wie gewerblicher Bauherren war anfangs gering und beschränkte sich auf den Eigenbedarf oder die Realisierung renditeträchtiger Gebäude in den Villenkolonien. Ab 1820 entstanden dann die ersten sogenannten »Familienhäuser« vor den Toren Berlins, die als Spekulationsbauten errichtet wurden – primitiv ausgestattete, dicht belegte Häuser für mehrere Familien ohne klar voneinander getrennte Haushalte.2 Bald folgte in Berlin und in anderen Großstädten der Bau von qualitativ ähnlich ausgestatteten Mietskasernen durch profitorientierte Rentiers, Hausbesitzer und Terraingesellschaften. Bettina von Arnims sozialkritische Publikation Dies Buch gehört dem König, 1843 erschienen, schilderte erstmals öffentlich das Wohnelend der Arbeiterklasse; unter dem Titel Erfahrungen eines jungen Schweizers im Voigtlande beschreibt Heinrich Grunholzer dort im Anhang auf insgesamt 65 Seiten auch die Zustände in den »Familienhäusern«. Mit zunehmender öffentlicher Sensibilisierung für diese Probleme gründeten sich diverse gemeinnützige Vereine und Wohnungsbaugesellschaften, die das Wohneigentum für den Arbeiter als Lösung der sozialen Probleme propagierten. Es entstand die Vision einer freien Eigentümergesellschaft, einhergehend mit Zielen der Bindung und Verbürgerlichung der von Proletarisierung bedrohten Volksschichten.3 Aus diesem Bewusstsein heraus entwickelten sich die ersten Konzepte, Arbeitern durch staatliche oder genossenschaftliche Unterstützung den Erwerb eines Kleinhauses zu ermöglichen – Ansätze, die von Industriellen oftmals befürwortet und unterstützt wurden. Das Engagement war dabei nicht allein karitativ, sondern auch wirtschaftlich motiviert: Neben der Hoffnung auf Reduktion der Krankentage und der daraus resultierenden ökonomi1 | Zur wirtschaftlichen Bedeutung von Krankheiten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vgl. Wilhelm 2006, S. 49. 2 | Beispielsweise die fünf »Wülknitzschen Häuser« für circa 2 100 Bewohner in 426, etwa 25 qm (3,77 m x 6,60 m) großen Einstubenwohnungen mit zwei Fenstern. Ausstattung: ein Abort für 44 Personen, Möblierung aus Tisch, Stühlen, Betten und Webstuhl. Die Miete betrug 30 Prozent des Verdienstes. Vgl. Petsch 1989, S. 21. 3 | Vgl. Zimmermann 2001c, S. 66 ff.; vgl. auch Huber 1863-1867; Faucher 1877; Sonnemann 1865.
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schen Folgekosten1 (Ernährung, Medikamente, Arztkosten, Arbeitsausfall) erhoffte man sich nicht zuletzt eine Neutralisierung revolutionären Potentials – und damit die Absicherung der eigenen Position.2 Genau dies kritisierten Vertreter der Arbeiterbewegung: Das Proletariat werde oberflächlich befriedigt und dabei durch Verschuldung gleichzeitig in noch tiefere Abhängigkeiten gestürzt.3 Die Zeit um die Wende zum 20. Jahrhundert war geprägt von einer zweiten Hochphase der Industrialisierung. Als Gegenpol zu dieser Entwicklung bildeten sich vor allem im Kleinbürger- und Bürgertum zahlreiche lebens- und bodenreformatorische Bewegungen, die in erster Linie die Ablehnung der Großstadt und der industriellen Zivilisation verband. Als Naturheilkundler, Ernährungsreformer, Vegetarier oder FKK-Anhänger propagierten sie die Rückkehr zum ländlich-bäuerlichen oder handwerklichen Leben. Aus der Angst vor der durch die Expansion der Industrialisierung bedingten Landschaftszerstörung und Überfremdung erhielten nationalistische, sozialdarwinistische und antisemitische Gruppierungen verstärkten Zulauf; auch die Aufwertung des Heimatbegriffs um die Jahrhundertwende, erkennbar unter anderem an der Häufung neuer, damals durchaus positiv belegter Wortbildungen wie etwa Heimatbewegung, Hei-
1 | Vgl. Aufstellung der ökonomischen Folgekosten von Krankheitstagen am Beispiel der Stadt Wien durch Reinhard Baumeister 1876, nach Wilhelm 2006, S. S. 49. 2 | Vgl. Schultheis; Steinrücke 2002, S. 16; vgl. auch Petsch 1989, S. 22. 3 | So erklärte Friedrich Engels 1872 in seinen Ausführungen Zur Wohnungsfrage (Engels 1988), deren zweites Heft er ironisch mit Wie die Bourgeoisie die Wohnungsfrage löst überschrieb, die Diskussion um die Streuung des Wohneigentums als von Grund auf zum Scheitern verurteilt. Die Probleme der besitzlosen Klassen durch die »Verwandlung der Arbeiter in Kapitalisten« lösen zu wollen, verlange das Unmögliche: »die Grundlage aller Übel der heutigen Gesellschaft aufrechterhalten und gleichzeitig diese Übel abschaffen« (Engels 1988, S. 68, 58). Auch rückblickend wird der karitative Einsatz für die Arbeiterklasse im 19. Jahrhundert vielfach kritisch gesehen. Er entspringe einem konservativen Denkmodell, nach dem allein Besitz zu Stabilität und Identität führe. Die Kopplung zentraler gesellschaftspolitischer Probleme (wie soziale Desintegration, Bindungslosigkeit und mangelnde Stetigkeit) der sogenannten gefährlichen Klassen an die Eigentumsfrage statt an die gesellschaftliche Praxis der Ausbeutung führe lediglich zu einer stärkeren Stigmatisierung der entsprechenden Bevölkerungsschichten. Vgl. Schultheis; Steinrücke 2002 S. 15 ff.; vgl. auch Bentmann; Müller 1970, Petsch 1989.
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matkunde, Heimatkunst, Heimatschule oder Heimatmuseum, ist in diesem Kontext zu sehen.1 Die aus einer solchen Stimmung heraus entstandenen Organisationen wie beispielsweise der »Bund deutscher Bodenreformer« (gegründet 1898), der »Dürerbund«, die »Deutsche Gartenstadtbewegung« (beide gegründet 1902) und der »Bund für Heimatschutz« (gegründet 1904) sahen im Eigentum an Grund und Boden und dem eigenen Haus die Voraussetzung für Freiheit, Unabhängigkeit und schöpferische Entfaltung des Einzelnen, was in der Konsequenz das Ideal einer möglichst breiten Streuung des privaten Bodenbesitzes bedeutete. An die Verbreitung des Kleinhauses knüpften sich zudem ganz praktische Hoffnungen bezüglich der sozialen und wirtschaftlichen Absicherung der ärmeren Bevölkerungsschichten zum Beispiel durch die Anlage von Selbstversorger-Gemüsegärten.2 Die Gesamtheit dieser unterschiedlichen Motive verlieh dem Streben nach dem eigenen Haus den Charakter einer regelrechten Reformbewegung, in der sich sozialpolitische, lebensreformerische und kommerzielle Interessen mit politischen Motiven verknüpften und die alsbald staatliche Unterstützung erfuhr. In Wirklichkeit nämlich waren der Boden und das Bauen noch allein der Privatinitiative überlassen, was im Zuge der Urbanisierung zu einer wachsenden Monopolisierung des Hauseigentums geführt hatte. Wohneigentum war für den allergrößten Teil der Bevölkerung nicht zugänglich. Das stand in krassem Widerspruch zu der bereits damals von Verfassung und Tradition vermittelten Wertehierarchie, in der Hausbesitz sehr weit oben rangierte. Aus diesem Spannungsverhältnis entstand eine Wohnungspolitik, die sich zunehmend in Wohneigentumspolitik transformierte, auch wenn diese für die Zeit vor 1918 als weder systematisch noch breitenwirksam bezeichnet werden kann.3 Denn auch wenn das Eigenhaus 1 | Vgl. Brockhaus 1893 (14. Aufl.), Bd. 8, S. 970 f.; Brockhaus 1902 (15. Aufl.), Bd. 8, S. 324-327. Zwischen den beiden Ausgaben ist ein sprunghafter Anstieg der Anzahl von Begriffen zu vermerken. 2 | Vgl. Petsch 1989, S. 98-105. 3 | Monopolisierung des Hausbesitzes am Beispiel Berlin: Hier lag der Anteil von selbst genutztem Wohneigentum 1860 bei knapp 10 %, 1900 bei nur noch 2,6 %. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde mit der Einführung der sogenannten Wohnungsinspektion und hygienischer Baunormen der Grundstein für eine intervenierende Wohnungspolitik gelegt. Bald folgten Beschränkungen des spekulativen Mietwohnungsbaus. Solche Maßnahmen der Politik schienen geboten, da durch das verbreitete Mietzinssystem in den Städten spätes-
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damals nicht nur in seiner materiellen Dimension, sondern insbesondere als Lebensform von Bedeutung war, verband es sich im deutschsprachigen Raum bis 1914 eng mit der Bildung von Wohneigentum.1 tens ab der Jahrhundertmitte die Ausbeutung der Mieter zur sozialen Regel geworden war. Die Kontrollen und Maßgaben dienten dazu, die Defizite des Marktes auszugleichen und die Möglichkeiten der Ausbeutung im zuvor völlig wirtschaftsliberalen Raum des Hausbaus zu beschränken. Durch die Verbesserungen am Wohnungsmarkt, die sich im Gefolge dieser Initiativen langsam einstellten, veränderten sich auch die qualitativen und quantitativen Ansprüche an den Wohnraum, so dass sich mit der Zeit eine gesellschaftlich weit gefächerte Eigenhausbewegung auf der Grundlage tradierter Formen des Hausbesitzes entwickeln konnte. Nach und nach fanden auf diese Art auch Elemente der Eigentumsförderung Eingang in die Wohnungspolitik, wobei Maßnahmen zur Steuerung und Erweiterung des Baulandangebotes sowie die Unterstützung seiner Erschließung durch öffentliche Verkehrsmittel erst nach 1890 auftraten. Mit der Regulierung des Wohnungsmarktes zur Verbreitung des Hauseigentums richtete sich die Politik vor allem an den Mittelstand, wo das Leitbild des Eigenheimes – außer im Bürgertum und im ländlichen Milieu – vor 1918 vor allem verbreitet war. Vgl. Zimmermann 2001c, S. 64 ff. 1 | In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg finden sich nur wenige Gegenpositionen zur Eigenheimeuphorie. Konzepte, die die Verbreitung des Einfamilienhauses nicht zwingend in Verbindung mit dem Ziel der Streuung von Wohneigentum sahen, sind nur vereinzelt zu finden. So propagierte zum Beispiel die gemeinnützige Gartenstadtbewegung das ländliche Wohnen vor allem vor dem Hintergrund eines gelebten Gemeinschaftsgefühls. Sie entwickelte Modelle, die durch Grundstücke in Gemeinschaftseigentum Bodenspekulation ausschlossen. Wichtig war die Siedlungsqualität, nicht das Eigentum: die Ensemblewirkung der Anlage, die Schaffung eines abgegrenzten Raumes für die Familie und die Differenzierung des räumlichen Angebotes innerhalb des Hauses, die Ausstattung mit Badezimmer, der eigene Garten und sichere Mietverhältnisse beziehungsweise Eigentum in Erbpacht. Rationelles Bauen und die gemeinschaftlichen Eigentumsverhältnisse sollten Einsparungen ermöglichen und so die gegenüber dem Massen-Mietwohnungsbau erhöhten Baukosten des Einfamilienhausbaus decken. Eine in diesem Zusammenhang sehr interessante, wenig bekannte Position vertrat der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Ludwig Pohle (1869-1926) mit seiner Auffassung, die Deutschen seien gesellige Menschen: »Der Durchschnittsdeutsche liebt es ,unter Menschen zu sein‘; er fürchtet sich förmlich vor der Einsamkeit und fühlt sich nur in der großen Masse wohl.« Folglich wohne er lieber in der Stadt als in Siedlungen. Die innerstädtischen Baulandpreise und der Wunsch nach soliden Häusern führten jedoch im internationalen Vergleich zu hohen Kosten, so dass man sich am besten mit Mietwohnungen behelfe. Vgl. Pohle 1910 Bd. 1, S. 48 ff.
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In der ersten Phase der Weimarer Republik setzten sich die reformatorischen Tendenzen fort und führten zu einer weiteren Verbreitung des Eigenheimes für die Mittel- und Unterschicht. Das »gesunde Wohnen« für die gesamte Bevölkerung wurde erstmals verfassungsmäßig als zentrales Ziel verankert: Die Verteilung und Nutzung des Bodens wird von Staats wegen in einer Weise überwacht, die Mißbrauch verhütet und dem Ziele zustrebt, jedem Deutschen eine gesunde Wohnung und allen deutschen Familien, besonders den kinderreichen, eine ihren Bedürfnissen entsprechende Wohn- und Wirtschaftsheimstätte zu sichern. 1
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg war die Schaffung eines eigenen Heims verbreitet zum wichtigsten Lebensziel geworden, und zwar in allen Schichten. Auch der Staat sah sich hier in der Verantwortung: Es schien jetzt die Pflicht eines jeden deutschen Familienvaters, sich und den Seinen eine solche gesicherte irdische Heimstätte zu schaffen, es ist die Pflicht des Staates, jedem deutschen Familienvater die Möglichkeit dazu zu bieten, indem er seinen Kredit und seine vermittelnden Organe in den Dienst solcher Ansiedlungen stellt. 2
In der Weimarer Republik wurde so das Wohnen im Mehrfamilienhaus erstmals seit der Industrialisierung zugunsten des Flachbaus zurückgedrängt. Die Schaffung angemessenen Wohnraums für breite Kreise der Bevölkerung in Verbindung mit der Sicherung akzeptabler finanzieller Belastungen im Miet- wie im Eigentumswohnungsbau wurde als öffentliche Aufgabe verstanden. Entsprechend setzte man nach dem Ersten Weltkrieg erstmals öffentliche Fördermaßnahmen zur Verbreitung des Hauseigentums in erheblichem Umfang fest. Aufgrund der durch Hyperinflation und Weltwirtschaftskrise allgemein schwierigen ökonomischen und finanzpolitischen Lage ließ ein spürbarer Erfolg jedoch zunächst auf sich warten – das Neubauvolumen blieb insgesamt gering.
1 | Verfassung des Deutschen Reiches von 1919, Art. 155 (1), in: Huber 1991, S. 174. 2 | F. Flur; Ph[ilipp] Kahm: Wie jede Familie im Eigenhause billiger als zur Miete wohnen kann. Wie beschafft man sich Baukapital und Hypothek. Praktische Winke für Baulustige. Der Hausgarten. Wiesbaden [o.J.] (um 1914), [o.S.], nach Zimmermann 2001c, S. 73.
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Durch das 1920 im Reichstag mit großer Mehrheit verabschiedete Reichsheimstättengesetz1 wurde die private Bautätigkeit für den Eigenbedarf im Rahmen der Wiederaufbaupolitik staatlich unterstützt. Die Förderung dieser Heimstätten war sozialpolitisch motiviert, sie sollte explizit »minderbemittelten«2 Bevölkerungsschichten zugute kommen. Der Bau von Kleinhäusern und Heimstätten mit angegliedertem Nutzgarten im Rahmen der Erwerbslosen- und Selbsthilfesiedlungen am Stadtrand war in der Zeit zwischen den Kriegen wichtiger Faktor bei der Beschäftigung und sozialen Absicherung der Arbeitslosen. Ziel der Förderung3 war die Versorgung der unteren Bevölkerungsschichten mit bescheidenem, jedoch hygienisch einwandfreiem Wohneigentum im Grünen unter Vermittlung von Werten wie Bodenverbundenheit, Heimatgefühl, Volksgesundheit und Gemeinschaft, nicht zuletzt mit dem Ziel einer Zurückdrängung des sozialdemokratischen Einflusses. Ab 1921 wurde auch der freie Kleinhausbau staatlich gefördert,4 wobei ebenfalls sozialpolitische Aspekte eine wichtige Rolle spielten: Zuschüsse 1 | Das Konzept wurde in Anlehnung an die amerikanischen Homestead-Gesetze entwickelt (vgl. auch Kap. 1.5). Zu seiner Etablierung hatte insbesondere das Modell der Kriegerheimstätte beigetragen. Hier wurde bereits ab 1915 heimkehrenden Kriegsversehrten und verheirateten Soldaten als Dankesschuld öffentliche Unterstützung bei der Errichtung eines »Vaterheimes« in Aussicht gestellt. Die Kriegerheimstättenbewegung bewirkte insgesamt eine enorme Popularisierung des Eigenheimgedankens. Vgl. David 1921, S. 87-95; Kuhn 2001c, S. 174. 2 | David 1921, S. 87. 3 | Heimstätten genossen Schutz vor Zwangsvollstreckungen. Durch Vorkaufsrecht der Gemeinden sollte der Bodenspekulation entgegengewirkt werden. Durch eine Vereinfachung der Genehmigungsverfahren, den Wegfall sämtlicher Gebühren, Stempelabgaben und Steuern (in der Regel etwa 5% der Baukosten) sowie eine bevorzugte Gewährung von Hauszinssteuerhypotheken wurden zusätzliche Anreize für den Erwerb oder die Errichtung geschaffen. Das Konzept der Heimstätten beinhaltete Auflagen, um vor Missbrauch zu schützen. Hierzu gehörte vor allem das Verbot einer dauerhaften Nutzung durch Dritte und die Bewirtschaftung eines Nutzgartens (vgl. Reichsheimstättengesetz vom 10.05.1920, §1). Insbesondere diese Nutzungseinschränkungen werden rückblickend für das relative Scheitern des Projektes verantwortlich gemacht: Bis 1929 wurden im gesamten Reichsgebiet lediglich 15 000 Heimstätten realisiert. Vgl. Kuhn 2001c, S. 174 ff. 4 | Durch den »Erlass über die Förderung des Flachbaus«: Beispielsweise wurden »Minderbemittelte« ab 1923 beim Erwerb eines Eigenheimes von der Grunderwerbssteuer
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wurden nur für Häuser gewährt, die mit einer Wohnfläche von unter 70 oder ausnahmsweise 80 Quadratmetern auch wirklich als Kleinhäuser einzustufen waren. Aus diesem Bewusstsein entwickelte sich ein duales Fördersystem, das in seiner Grundstruktur bis heute fortbesteht. Aus der Zeit der Weimarer Republik datiert auch die Geburtsstunde des bis heute für die Eigenheimförderung unverzichtbaren Systems des kollektiven Sparens über die Bausparkassen.1 Zwischen den Weltkriegen etablierten sich auch die ersten gemeinnützigen Bauherren. Dies waren die Baugenossenschaften, die als Wohnungsbauunternehmen in privater, kirchlicher oder freier Trägerschaft Kleinsiedlungen im großen Stil errichteten. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde das Eigenheim zu einem Kernziel der Politik. Besonders propagiert wurde in der NS-Zeit die Kleinsiedlung für den Arbeiter, bestehend aus Heimstätten oder Kleinsiedlerstellen, unter denen man juristisch wie schon in der Weimarer Republik die Verbindung eines äußerst bescheidenen Wohnhauses mit einem Nutzgarten verstand. Diese Kleinsiedlungen stellten eine Adaption der Erwerbslosensiedlungen der Weimarer Zeit an die Interessen der Nationalsozialisten dar2 und machten einen sehr viel größeren Anteil am Wohnungsbau aus als das sogenannte Wohneigenheim.3 Die Kleinsiedbefreit. Vgl. Verordnung über die Befreiung von der Grunderwerbssteuer bei Erwerb von Eigenheimen durch Minderbemittelte vom 02.07.1923 (RGBl 1923. I, S. 553). Probleme in der Umsetzung entstanden aufgrund uneinheitlicher Auslegung der Gesetzgebung in Bezug auf die Förderfähigkeit von Gebäuden sowie aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen für die Vergabe von Krediten. Der geforderte Anteil an Eigenkapital variierte je nach Region zwischen 0 und 20 %. Vgl. Kuhn 2001c, S. 176 ff. 1 | Als erste gründete sich 1924 die Wüstenrot-Bausparkasse unter dem Namen »Gemeinschaft der Freunde«. Bis etwa 1930 folgten zahlreiche Kreditanstalten nach. Im Jahre 1931 gab es bereits 296 vergleichbare Unternehmen, die sich jedoch nach Einführung staatlicher Aufsicht rasch wieder auf 42 im Jahr 1936 reduzierten. Vgl. Kuhn 2001c, S. 179 f. 2 | Vgl. hierzu auch Wetzel 1936, S. 360 ff. 3 | Es gab staatlich geförderte und sonstige Kleinsiedlungen, genannt auch Volksheimstätten. Beide waren juristisch mit agrarischer Nutzung verbunden und mussten vom Besitzer selbst bewohnt werden (Vermietung war ausgeschlossen). Für erstere gab es strengere Auflagen zur Bewirtschaftung und strenge Förderkriterien. Das Verhältnis von Heimstätten zu Einfamilienhäusern betrug anteilig am sozialen Wohnstättenbau der Deutschen Heimstätten als Organ der staatlichen Wohnungs- und Siedlungspolitik: 1933: 68,5 % zu 10,2 %; 1934: 65,8 % zu 14,1 %; 1935: 54,9 % zu 12,9 %; 1936: 45,6 % zu 9,1 %, für
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lung sollte die Wirtschafts- und Bevölkerungsstruktur im Sinne der NSPropaganda beeinflussen und die Lebensbedingungen real durch Erträge aus dem eigenen Nutzgarten verbessern.1 Das Leitbild des Selbstversorgers wurde auch durch Eigenarbeit oder Nachbarschaftshilfe auf den Hausbau selbst übertragen:2 Gemäß der »nationalsozialistischen Weltanschauung [durfte schließlich nicht] nur derjenige dazu auserwählt [sein], ein Eigenheim sich zu schaffen, der durch besondere glückliche Umstände oder durch günstige Einkommensverhältnisse sich ein größeres Baukapital hat ersparen können.«3 Eigenarbeit sollte zudem die »Bindung an die Scholle« erhöhen: »Auch psychologisch ist die Selbsthilfe von ausschlaggebender Bedeutung: Denn niemals wird ein Siedler so an seiner Scholle hängen, wie dann, wenn er selbst und seine Familienangehörigen in jedem Stück des Hauses und des Gartens den Erfolg des eigenen Schaffens und persönlichen Opfers täglich vor Augen sieht.«4 Der vom Reichsarbeitsministerium vorgebrachte Aspekt der Selbstversorgung als Element der Krisensicherung führte in Kombination mit der von Partei und Reichsheimstättenamt verbreiteten »Blut und Boden« -Ideologie dazu, dass die Heimstätte gegenüber allen anderen Wohnformen bevorzugt gefördert wurde.5 Die Subventionierung wurde dabei nicht nur wohnungspolitisch, sondern vor allem sozialpolitisch aufgefasst und »volksbiologisch« oder bevölkerungspolitisch begründet.6 Zahlreiche Quellen be-
diesen Zeitraum im Schnitt also das 5- bis 6,5-fache, bei insgesamt steigenden Realisierungszahlen (1933: 17 681 Wohneinheiten; 1934: 19 721 Wohneinheiten; 1935: 24 900 Wohneinheiten; 1936: 42 144 Wohneinheiten), jedoch abnehmendem Anteil der Heimstätten am gesamten sozialen Wohnstättenbau (68,5 % 1933 auf 45,6 % 1936) (Quelle: »Neubauprogramm der Deutschen Heimstätten 1933-1936« (Statistische Übersicht begonnene Einheiten), in: Wagner 1937, S. 126). 1 | Vgl. Reichsheimstättengesetz in der Fassung vom 25.11.1937, § 1.1, in: Ehrenforth/ Wormit 1941, S. 20. Vgl. auch Seldte 1936, S. 18; Seldte 1939a, S. 176; Reichsheimstättenamt der NSDAP und Deutsche Arbeitsfront 1934b, S. 37, 41 ff. 2 | Vgl. Reichsheimstättenamt der DAF 1934a, S. 3-7; Reichsheimstättenamt der DAF 1934b, S. 12; Reichsheimstättenamt der DAF 1934c, S. 36. 3 | Runge 1936, S. 287. 4 | Runge 1936, S. 288. 5 | Vgl. Harlander 2001c, S. 260; Details zur Förderung s.u. 6 | Vgl. Seldte 1939a, S. 177.
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legen, dass sie als die beste Form der Unterstützung kinderreicher Familien und der Entproletarisierung angesehen wurde.1 Die Ziele der Wohneigentumsförderung in der Zeit des Nationalsozialismus unterschieden sich nicht wesentlich von denen in der Weimarer Republik. Das wohnungspolitische Ideal der Kleinsiedlung stand damit nicht – wie propagandistisch gemeinhin behauptet wurde – im Gegensatz zu den »erschütternden Beispiele[n] der Fehler der vergangenen liberalistischen und marxistischen Bauperiode« und war mithin keineswegs »aus der nationalsozialistischen Weltanschauung geboren«.2 Allerdings wurde das Kleinhaus deutlich stärker politisch und ideologisch instrumentalisiert: Bei der Vergabe und Förderung von Kleinsiedlungen gab es Auswahlkriterien, denn »die Siedlung steht und fällt mit dem Menschen, und auf dessen Auswahl ist daher die allergrößte Sorgfalt zu legen«.3 Diese Kriterien wiesen auf eine disziplinierende Funktion der Siedlungen als wichtigste Reproduktionsstätte des autoritären Systems hin. So zielte man in der Auswahl förderungswürdiger Siedler nun nicht mehr auf Arbeitslose, sondern auf Stammarbeiter,4 wobei die Auswahlkriterien rassistisch und politisch motiviert waren. Das Kriterium der »Siedlertauglichkeit« wurde ab 1935 wie folgt festgelegt: Als förderungswürdig galten »alle ehrbaren, minderbemittelten deutschen Volksgenossen [...] ebenso wie ihre Ehefrauen deutsche Reichsangehörige, arischer Abstammung, national und politisch zuverlässig, rassisch wertvoll, gesund und erbgesund«.5 1 | Neben den gesetzlichen Festlegungen im Reichsheimstättengesetz belegen dies zahlreiche in der Zeitschrift Siedlung und Wirtschaft veröffentlichte Artikel von Bauschaffenden und politischen Funktonären. Die Zeitschrift erschien 1931-1941 als Organ des Reichsverbandes des deutschen gemeinnützigen Wohnungswesens e.V., ab 1933 unter Mitwirkung des Reichsarbeitsministeriums, 1919-1930 unter dem Titel Ostpreußisches Heim, 19421944 unter dem Titel Die Gemeinnützige Wohnungswirtschaft. Genannt seien hier insbesondere folgende Beiträge: Krohn 1936, S. 113 f.; Schmidt 1936, S. 362 f.; Bader 1936, S. 376; Umlauf 1936, S. 365 ff.; S. 376; Knoll 1938, S. 419-425; Steimle 1938, S. 705-711; Krause 1937, S. 178-18. 2 | Wagner 1936, S. 112. 3 | Schmidt 1936, S. 363. 4 | Vgl. Wetzel 1936, S. 360 ff. 5 | Seldte 1936, S. 21. Gemäß der Verordnung über die weitere Förderung der Kleinsiedlung vom 19. Februar 1935 sowie mehrere[n] grundlegende[n] Erlasse[n] des Reichsarbeitsministeriums vom Februar, März und Juni 1935.
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Im Vergleich zur Etagenwohnung sei das Kleinhaus zudem wesentlich besser geeignet, »nicht Behausungen, sondern ein ›Zu Hause‹ [zu] schaffen«1. Auf diese Weise biete es »die Gewähr, daß ein mit der Heimat verwurzeltes Geschlecht herangezogen wird«.2 Seine praktischen Vorzüge, wie ein gesundes Wohnumfeld und die besondere Unterstützung kinderreicher Familien, werden zudem für zahlreichen Nachwuchs sorgen: »Auf eigenem Grund und Boden wird der Wille zum Kind gestärkt.«3 Der Aspekt der Selbstversorgung wurde dabei wohl auch im Hinblick auf den geplanten Krieg kalkuliert.4 Hinzu kam das nicht zu vernachlässigende Argument, dass die private Bautätigkeit für den Staat die geringsten Kosten verursachte. So formulierte Reichsarbeitsminister Franz Seldte 1939: »Die Kleinsiedlung [...] ist die beste und billigste Sieldungsform für den deutschen Arbeiter«.5 Insgesamt blieb das Bauvolumen jedoch weit hinter den erklärten Zielen des NS-Regimes zurück.6 Zwar hatte es von 1933 bis 1936 einen regelrechten Heimstätten- und Einfamilienhaus-Bauboom gegeben, der sich vor allem auf der Grundlage der durch die Wirtschaftskrise bedingten niedrigen Zinsen und Baupreise, der Verbreitung des Bausparkassen-Systems und nicht zuletzt dank staatlicher Förderung7 entwickeln konnte. Durch die Veränderungen am Arbeitsmarkt (Vollbeschäftigung ab Mitte der dreißiger Jahre)8 und die absolute Haushaltspriorität für die Aufrüstung und 1 | Wagner 1936, S. 112; vgl. hierzu auch Krohn 1936, S. 113: »Es genügt nicht, daß die Wohnung Schutz gegen die Witterung bietet. Je mehr ein Volk Gemütswerte in sich trägt, um so stärker wird es das Bedürfnis haben, dass die Wohnung zum Heim wird. Das Heim soll Abgeschloßenheit, Behaglichkeit und Ruhe verbürgen. Es muß gesund, ausreichend groß sein und das Gefühl des Geborgenseins vermitteln.« 2 | Reichsheimstättenamt der NSDAP und der Deutschen Arbeitsfront 1934b, S. 37. 3 | Seldte 1939a, S. 177 f. 4 | Vgl. Harlander 2001c, S. 258. 5 | Seldte 1939a, S. 177; vgl. auch Knab 1939, S. 328. 6 | Gemäß Schätzungen 130 000 bis 150 000 Heimstätten insgesamt im Reichsgebiet von 1933 bis 1939, gegenüber angekündigten 100 000 pro Jahr. Vgl. Harlander 1995, S. 100. 7 | In diesen Jahren betrug der Anteil öffentlicher Mittel am gesamten Investionsaufwand für Wohnungsbau und Kleinsiedlung zwischen 20 und 25 %. Vgl. Seldte 1936, S. 28. 8 | Entsprechend spielte der Hausbau als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme und der Aspekt der Selbstversorgung nun keine Rolle mehr, die Bewirtschaftung einer 800 bis 1 200 Quadratmeter großen »Siedlerstelle« war von einem mehr als gut ausgelasteten Stammarbeiter kaum zu erwarten.
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den Westwallbau1 reduzierte sich die Bautätigkeit im Bereich des Einfamilienhausbaus im letzten Drittel der dreißiger Jahre deutlich. Die Interessenkonflikte2 betrafen weiterhin das Leitbild der Sesshaftigkeit, das einem kurzfristig entstehenden Arbeitskräftebedarf in der Nähe der Rüstungsstandorte – und damit insbesondere im Ruhrgebiet, im Rhein-Maingebiet, im Industrieraum zwischen Halle/Leipzig und Magdeburg sowie um Hamburg und Berlin3 – entgegenstand.4 Die Aufrüstungsindustrie erforderte Arbeiter, die für Überstunden zur Verfügung standen und mobil waren – Anforderungen, die in krassem Widerspruch zum Leitbild des sesshaften Selbstversorgers stehen. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde in Fachkreisen entsprechend vermehrt die Frage aufgeworfen, ob das propagierte Ideal (und damit die staatliche Förderung) der Kleinsiedlung noch 1 | Anteil der Wehrmachtsausgaben an staatlichen Ausgaben gesamt: 1933: 4 %; 1934: 18 %; 1938: 50 %. Vgl. Harlander 2001c, S. 261. 2 | Die Eigenheim- und Siedlungspolitik der Nationalsozialisten war nicht so geradlinig wie gemeinhin angenommen wird. Wirtschaftliche Erwägungen führten zu einer Prioritätenverschiebung zugunsten des programmatisch abgelehnten Miet- und Geschosswohnungsbaus, der die enorme Nachfrage nach Wohnraum für die Beschäftigten der Rüstungsindustrie befriedigen sollte (vgl. Seldte 1939a, S. 177). Diese äußert sich im »Neubauprogramm der Deutschen Heimstätten 1933-1936«, in dem der Anteil der Volks- und Geschosswohnungen von zuvor marginalen 3,6 % (1933) und 7,3 % (1934) auf zunächst 26,1 % (1935) und dann weiter auf 43,4 % (1936) anstieg. (vgl. Statistische Übersicht begonnene Einheiten, in: Wagner 1937, S. 126). Aufschlussreich ist auch ein Brief von Martin Bormann, Leiter der Parteikanzlei der NSDAP, an Robert Ley, Leiter der Deutschen Arbeitsfront und Reichskommissar für sozialen Wohnungsbau, vom 10.10.1941 (Bundasarchiv Koblenz, R2/19482, zit. nach Harlander 2001c, S. 265): »Mit Rücksicht auf den großen Nutzen des Eigenheimes, darf es keine Rolle spielen, ob die Baukosten höher und der Materialverbrauch größer sind als bei der Geschosswohnung. [...] Der Wunsch nach dem Eigenheim und nach Verwurzelung mit dem Boden liegt dem deutschen Menschen im Blute. Diesen Wunsch zu erfüllen, muss vornehmste Aufgabe des sozialen Wohnungsbaus sein.« Auch formal standen die Monumentalplanungen eines Albert Speer den Dorf- und Angeridyllen einer vorindustriellen und organisch gewachsenen Welt für den Wohnungs- und Siedlungsbau gegenüber. Zwischen Reichsarbeitsministerium und Deutscher Arbeitsfront war man sich uneins über das Ideal der egalitären Kleinsiedlung einfachster Ausstattung für die Arbeiterschaft und das der hierarchisch gegliederten Siedlung mit verschiedenen Wohnungsbautypologien. 3 | Vgl. Preuß; Wiegand 1992, S. 175 f. 4 | Vgl. Krohn 1936, S. 113 f; Küster 1939, S. 64 f.
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zeitgemäß oder nicht vielmehr das Eigenheim mit Landzulage zu bevorzugen sei.1 Unabhängig von der Zahlenrealität jedoch blieb die Heimstätte ideologisch propagiertes Ideal2 und als solches – bis zum Verbot aller nicht kriegswichtigen Bauten von 1939 und zum generellen Neubauverbot von 1940 – Gegenstand staatlicher Subventionierung.3 In Bezug auf die Gestaltung wurde die Gefahr von Monotonie und Zersiedelung bereits damals erkannt. So maß das Ideal einer landschaftsverbundenen Siedlungsplanung anstelle einer Proklamation der egalitären Kleinsiedlung auch dichteren Wohnformen wie beispielsweise dem Reihenoder Doppelhaus, gelegentlich auch dem Geschosswohnungsbau große Bedeutung bei, zumal aus der Kombination der Bauformen auch geschlossene und hierarchisch gegliederte Straßenräume entstehen konnten. Planlose Bebauung am Stadtrand und insbesondere Villenbebauung wurden als »Vereinzelung« verurteilt: Das freistehende ›Eigenheim‹ mit Einliegerwohnung, womöglich in Würfelform mit Zeltdach, das ist das Ideal des Bausparkassensparers. Dieses Haus ist der Schrecken des Städtebauers. Es ist der Typ des einstigen Herrenhauses, in einer unmöglichen Verkleinerung zur Dutzendware abgewandelt. Aus einer Unwahrheit und Halbheit kann niemals etwas rechtes werden. Man fahre durch die deutschen Lande – wo man auch hinschaut, tritt dieses Haus in Massen auf und frisst sich an den Rändern unserer Städte wie Unkraut in die Landschaft ein, auf Kosten einer klaren, sauberen Auseinandersetzung zwischen Stadt und Landschaft. 4
1 | Vgl. Knoll 1938, S. 419-425; Steimle 1938, S. 705-711. 2 | Vgl. Seldte 1939, S. 5 f. 3 | Vgl. hierzu die Rubrik »Gesetze. Verordnungen/Erlasse/Entscheidungen«, in: Siedlung und Wirtschaft 3 (1936), S. 158; 4 (1936), S. 229; 5 (1936), S. 227; 6 (1936), S. 325; 10 (1936), S. 636; 5 (1938), S. 410 ff. Außerdem: Bellinger: 1938, S. 578-585 sowie Reichsheimstättengesetz in der Fassung vom 25.11.1937, insbesondere III. Abschnitt, in: Ehrenforth; Wormith 1941, S. 27-30; Verordnung zur Ausführung des Reichsheimstättengesetzes, insbesondere VII. Abschnitt, in: Ehrenforth; Wormith 1941, S. 43 f. 4 | Wetzel 1942, S. 16. Vgl. hierzu auch Laub 1936, S. 433: »Hervorheben darf ich in diesem Zusammenhang die Bemühungen des Reichsheimstättenamtes, den Wunsch des Siedlers nach seiner vorstädtischen ›Villa‹ umzubiegen in den Wunsch nach der einfachen und bescheidenen aber anständigen und seiner Lebensweise entsprechenden Siedlerheimstätte. Wenn nun aber ein ganz Eigenwilliger sagt, ›diese Siedlerheimstätte ist wirklich zu
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Stattdessen wurde das Bild der Gemeinschaft beschworen, der Städtebau und die Architektur sollten (wieder) aus der Landschaft erwachsen. Die gestalterischen Leitbilder von Heimatschutz und Landschaftsbezug verbanden sich dabei durchaus mit einer pragmatischen Verwendung »moderner« Prinzipien wie beispielsweise der Trennung von Wohnen und Arbeiten.1
4.5 D IE V ILLA Als Begleiterscheinung (und Kehrseite) urbaner Existenz finden sich in der gesamten westlichen (Kultur-)Geschichte – in Architektur und Malerei, Dichtung und Philosophie, aber auch in Politik und Wirtschaft – seit der Antike Hinweise auf die durchgängige Existenz des Traumes vom Leben auf dem Lande. Spätestens seit dem 18. Jahrhundert wurde dieser, verbunden mit Vorstellungen von »von paradiesischer Existenz im Urzustande der Unschuld, vom europäischen Adel und Großbürgertum kollektiv geträumt«.2 Das neue Bewusstsein für die Qualitäten der Natur entstand dabei weniger als Gegenpol zur Stadt – noch lebte man in einer eher bäuerlich als städtisch geprägten Gesellschaft. Die Entstehung der Hausform einer freistehenden Villa vor den Toren der Stadt entsprach vielmehr einem neuen Lebens- und Naturgefühl, das mit der Renaissance aufgekommen war und das sich im 18. Jahrhundert beispielsweise in den Schriften Jean Jacques Rousseaus (1712-1778) widerspiegelt. Es verkörperte vor allem den Wunsch nach Freiheit des Individuums und nach den sinnlichen und geistigen Freuden des Lebens – wobei das Ideal des Zusammenspiels zwischen körperlicher Ertüchtigung und geistig-seelischer Kontemplation auf archetypische Lebensformen rekurriert und auf Modelle der Antike zurückgreift. Im deutschsprachigen Raum entstand die Idee, Wohneigentum in Form von Landhäusern außerhalb der Stadtgrenzen zu bilden, zunächst im gehobenen Bürgertum. Architektonische und städtebauliche Vorbilder sind außer in der venezianischen Villegiatura vor allem im Umland Roms sowie in den genuesischen Strade Nuove zu suchen. Wirtschaftliches Ziel klein und außerdem sieht eine aus wie die andere‹, so kann hierauf nur erwidert werden, sie entspricht der Lebensweise des Siedlers [...]« (Hervorhebung im Original). 1 | Im Dienste der »Volksgesundung«, aber auch aus Erwägungen zum Luftschutz im Hinblick auf den bevorstehenden Krieg. Vgl. Seldte 1936, S. 19 f. 2 | Vgl. Bentmann; Müller 1970, S. 85.
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war die repräsentative Bindung von Kapital in Form von prestigeträchtigen Immobilien. Zugleich verkörperte die Villa in Anlehnung an die italienischen Vorbilder ein künstlerisches und gesellschaftliches Ideal. Voraussetzung für die Verbreitung der Villa waren die Liberalisierung des Bodenund Wirtschaftsrechts zum Ende des 18. und die Agrarreformen des 19. Jahrhunderts, beispielsweise das Allgemeine Landrecht für die Preußischen Staaten (ALR) von 1794 sowie die schrittweise Einführung der Gewerbefreiheit bis 1869. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das Leben außerhalb der Stadtgrenzen noch mit allerlei Unannehmlichkeiten und Gefahren verknüpft.1 Landhäuser wurden deshalb eher temporär oder saisonal genutzt und stellten einen zusätzlichen Luxus dar. Die Stein-Hardenberg'schen Reformen zwischen 1807 und 1811 erst garantierten in Bezug auf den Erwerb von Grund und Boden die rechtliche Gleichstellung von Land- und Stadtbevölkerung, von Adel und Bürgertum. Sie ermöglichten zunächst in Preußen, im Laufe des 19. Jahrhunderts auch in anderen Gebieten des Deutschen Bundes zumindest juristisch die freie Wohnortwahl, was zunehmend zur Nutzung der Villa als ständigem Wohnsitz führte. Vor allem in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, die von den mit dem Wandel einer agrarisch geprägten in eine Industriegesellschaft verbundenen Begleit- und Folgeerscheinungen wie Bevölkerungsexplosion2, Binnenwanderung und Urbanisierung3 gekennzeichnet war, gewann die Stadtflucht der 1 | Vgl. Fehl 2001, S.20-23: Außerhalb der Städte wurden keine Steuern auf Waren erhoben. Das führte dazu, dass sich dort in erster Linie Arme, zunftfreie Handwerker, Bauarbeiter, »lästiges Gewerbe« und Aussätzige ansiedelten. Die Lebensbedingungen waren geprägt von Armut und Gesetzlosigkeit. Es gab kein Bürgerrecht, keine Schutzrechte wie Personen- oder Brandschutz und keine Präsenz von Polizei oder Feuerwehr, so dass Delikte wie Diebstahl, Raub, Einbruch, Brandstiftung und Totschlag leicht Verbreitung fanden. Erst mit Aufkommen der Straßenbeleuchtung und nächtlicher Polizeipatrouille wurde das Leben außerhalb der Stadtgrenzen sicherer. 2 | Im deutschen Reichsgebiet in den Grenzen von 1871 ohne Elsaß-Lothringen 46,9 % im Zeitraum 1816 bis 1855, 79,5 % im Zeitraum 1855 bis 1910. Vgl. Köllmann 1974, S. 27. 3 | Im Jahr 1910 erreichte der Anteil der Stadtbewohner an der Reichsbevölkerung knapp die 50-%-Marke, mehr als jeder Fünfte wohnte bereits in der Großstadt: Kleinstädte mit 5 000 bis 10 000 Einwohnern: 14,1 %, Städte mit 10 000 bis 100 000 Einwohnern: 13,4 %, Großstädte mit über 100 000 Einwohnern: 21,2 % (Quelle: Köllmann 1974, S. 127).
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Reichen als Gegenbewegung zur Landflucht der agrarischen Unterschichten zunehmend an Bedeutung. So bildeten sich langsam die ersten Villenvororte entlang der Ausfallstraßen der historischen Stadt. Spätestens mit Beginn der Phase der Hochindustrialisierung ab etwa 1870 wurde das Leben in der Villenkolonie mehr und mehr zur bevorzugten Lebensform des Großbürgertums. Man suchte der zunehmenden Anonymität, Enge und Proletarisierung der Städte zu entfliehen – und sich nicht zuletzt auch von den ärmeren Bevölkerungsschichten abzusetzen: Die Villenkolonie war eine Antwort gesellschaftlich privilegierter Gruppen auf Veränderung des urbanen Wohnens im Zuge der Herausbildung der Industriegesellschaft, die Antwort auf reale oder vermutete gesundheitliche, soziale, sittliche, politische Gefahren der Großstadt, auf die Häßlichkeit der Großstadt, auf das Verschwinden der ›Natur‹ in der Stadt. Sie war das Ergebnis einer freiwilligen, bewussten Entscheidung für die Stadtflucht gegen die real existierende Stadt, ein Versuch, einen gehobenen gesellschaftlichen Status zu sichern oder diesen aufzuwerten. Sie unterschied sich daher in sozialer Hinsicht von anderen Formen vorstädtischen Wohnens. 1
Das Leitbild des Hauses im Grünen als exklusives Refugium für die Familie wurde durch das Denken der Romantik bestätigt und überhöht. Hier spielte zum einen die bürgerliche Idealvorstellung vom »natürlichen Leben auf dem Lande«, dem »Zurück zur Natur« nach Jean-Jacques Rousseau eine wichtige Rolle, wobei die »Natur« in diesem Fall nicht wirklich zum neuen Lebensraum wurde, sondern konzeptionell eher die Rolle eines temporären Erlebnisraumes in Ergänzung zum beruflichen und gesellschaftlichen Leben in der Stadt innehatte. Zum anderen erfuhr die Familie selbst seit Beginn des 19. Jahrhunderts eine deutliche Idealisierung. Ihre zunehmende Bedeutung manifestiert sich zum Beispiel in der Festlegung der Ehe als zivilrechtlichem Vertrag im ALR von 1794 in Anlehnung an den von Napoleon eingeführten Code Civil. Danach beruhte die bürgerliche Ehe nicht mehr wie die des Adels auf Name und Geschlechterfolge, sondern auf Zuneigung autonomer Individuen. Auch der sich seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert durch die Schriften Rousseaus zunehmend etablierende neue Status des Kindes und die damit verbundene Neudefinition der Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter sind Indizien für diesen Wandel.2 1 | Bodenschatz 2001, S. 76. 2 | Vgl. Gestrich 1999, S. 5 ff.
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Das Wertesystem der Gesellschaft im 19. Jahrhundert war zunehmend durch bürgerliche Vorstellungen und Normen geprägt. Die Sicherheit der Existenz wurde mit einem geordneten Familienleben gleichgesetzt, denn die Familie diente im agrarisch geprägten Deutschland vor allem der »primären Produktion sowie der Erhaltung und Weitergabe von Vermögen«.1 Die Binnenstruktur der Familie, in der industriellen Gesellschaft nun nicht mehr Produktions-, sondern Erwerbsgemeinschaft, war durch eine geschlechtsspezifische Rollenzuweisung bestimmt, in der der Mann aufgrund seiner Berufstätigkeit das Einkommen sicherte und den Kontakt nach außen herstellte. Die Frau dagegen sollte ihre wahre Erfüllung in der Ehe finden. Ihr wurde das Haus als Wirkungs- und Lebensbereich zugewiesen.2 Das Einfamilienhaus in der Villenkolonie repräsentierte diese Entwicklung hin zum Ideal eines harmonischen Familienlebens. Die Lebensbereiche Arbeiten und Wohnen wurden zwar bereits im bürgerlichen Wohnhaus der Stadt nach und nach voneinander getrennt, doch erst mit der Ansiedlung der Familie vor den Toren der Stadt wurde dieser Trennung baulich Ausdruck verliehen. Aufgrund der Vergesellschaftung oder auch Verstaatlichung, und damit der Verdrängung diverser häuslicher Funktionen wie der Eigenproduktion und Selbstversorgung durch den Einzelhandel, der Ausbildung durch Schulen und Betriebe, oder der zunehmenden Krankenversorgung durch Krankenhäuser, verschwanden auch diese Aufgabenfelder aus dem Bedeutungsbereich des Hauses. Dieser reduzierte sich in der Folge auf die reine Wohnfunktion, die ausschließlich der Regeneration der Familie diente. So entstand der Privathaushalt, bestehend aus der Kleinfamilie mit Eltern und Kindern sowie einer begrenzten Zahl von Dienstboten.3 Die großbürgerliche Villa orientierte sich formal zunächst an den Bauformen und Bautypen der feudalen Herrenhäuser auf dem Land und wurde entsprechend dem klassischen Ideal als freistehendes Gebäude in parkartige 1 | Gestrich 1999, S. 6. Den Familien der sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beständig vergrößernden land- und besitzlosen Bevölkerungsschichten blieb diese Kernfunktion freilich verwehrt. 2 | Vgl. Gestrich 1999, S. 5 f.; Petsch 1989, S. 28 f., 38: Die Förderung der Familie beispielsweise durch Erleichterungen für Eheschließungen wurde ab den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts zum Bestandteil staatlicher Politik, ab den vierziger Jahren gibt es bereits Forderungen nach einer staatlichen Unterstützung des Wohnungsbaus als Teil der Familienpolitik. 3 | Vgl. Petsch 1989, S. 30-39.
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Anlagen eingefügt. In ihrer Größe wurde sie den bürgerlichen Bedürfnissen angepasst, also verkleinert.1 Später fanden neben herrschaftlichen auch bäuerlich-ländliche Motive Aufnahme in den Formenkanon des Villenbaus.2 Dabei spiegelte die Architektur des bürgerlichen Einfamilienhauses nun den wirtschaftlichen Erfolg und nicht mehr unbedingt nur den gesellschaftlichen Rang seiner Bewohner wider.3 War bei den Vorbildern der italienischen Villa oder des feudalen Herrenhauses wirtschaftlich noch eine eindeutige Verankerung mit dem Ort gegeben, wird diese Bindung in der Villenkolonie aufgehoben. Dennoch wurde auf formale Einbindung Wert gelegt: Die Gesamtanlage einer solchen Kolonie folgte in der Regel den Vorgaben eines durch den Terrainunternehmer beauftragten (Landschafts-)Architekten, der Vorgaben zu Grundstücksausnutzung, Baulinien und Geschossigkeit machte und das Gelände bei unvollkommener landschaftlicher Lage mittels künstlicher Seen und Anschüttungen dahingehend modellierte, dass möglichst viele attraktive und damit teure See- oder Hanggrundstücke entstanden.4 Die vergleichsweise große Homogenität, in der sich die Villenkolonien des 19. und frühen 20. Jahrhunderts trotz architektonischer Vielfalt der Einzelgebäude aus heutiger Sicht präsentieren, ist also einem städtebaulichen und landschaftsplanerischen Regelwerk zu verdanken, das persönliche Gestaltungsfreiheit des einzelnen Bauherrn gestattete, aber in einen allgemeinen Rahmen einband. Dieses wurde eher als Anregung denn als rigide Vorgabe verstanden. Letzten Endes oblag die Gestaltung des einzelnen Hauses hinsichtlich »Baustil«, Material und Ausstattung dem Bauherrn, der seinen gesellschaftlichen Rang, seinen wirtschaftlichen und privaten Erfolg, seinen Geschmack und seine Individualität durch einen möglichst exklusiven Gebäudeausdruck repräsentiert wissen wollte. Die Formensprache allerdings bewegte sich 1 | Vgl. Fehl 2001, S. 33. 2 | Die ideellen Grundlagen hierfür lieferten unter anderem Rousseau (Discours sur les sciences et les arts, Dijon 1750), Marc-Antoine Laugier (Essai sur l'architecture, Paris 1753) und William Hogarth (Analysis of beauty, London 1753). 3 | Die Aneignung feudaler Bautypen und Bauformen durch das Bürgertum im ausgehenden 19. Jahrhundert kann als Versinnbildlichung der Feudalisierung des Bürgertums interpretiert werden. Vgl. hierzu auch die Nobilitierung von Unternehmern durch die Gestaltung des Ensembles von Fabrikantenvilla und Fabrikanlage in Analogie zu absolutistischen Schlossanlagen. 4 | Vgl. Bodenschatz 2001, S. 82.
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meist innerhalb einer durch Konvention und Mode bedingten Musterpalette – bereits um 1900 bediente man sich Vorbildern aus Handbüchern, Ratgebern und Zeitschriften, baute also bereits losgelöst vom spezifischen Kontext1 – und war lediglich innerhalb dieser Grenzen individuell. Das städtebauliche Regelwerk bezog sich, ähnlich wie heute, auf Vorgaben bezüglich Grundflächenzahl, Nutzungsausschlüsse von Industrie oder anderem »lästigen« Gewerbe, Geschosszahl der Hauptgebäude und Zulässigkeit von Nebengebäuden, Baugrenzen oder sogar Baulinien, die Gestaltung und Bepflanzung der Vorgärten und deren Einfriedungen. Die Qualität der städtebaulichen Vorgaben lag dabei im Interesse des Investors, denn sie garantierten die »Schönheit« der Villenkolonie, die das wichtigste Kapital für die erfolgreiche Vermarktung der Grundstücke war. Hilfreich für die Wahrung einer homogenen Gesamtgestalt waren darüber hinaus die relativ großen Parzellen, die einen von großzügigen Grünflächen geprägten Straßenraum entstehen ließen. Diese Einschränkungen der »individuellen Gestaltungsfreiheit« kamen dem Einzelbauherrn letztendlich zugute, denn schließlich stieg der Wert ihrer Villen mit der Attraktivität der gesamten Kolonie. Der Beginn des Ersten Weltkrieges stellte in der Entwicklung des Villenbaus eine jähe Zäsur dar: Aufgrund der enormen Vermögensverluste der oberen Gesellschaftsschichten durch Krieg und Inflation, aber auch durch sozialpolitische Maßnahmen, wie etwa dem Verbot des Luxuswohnungsbaus in der Nachkriegszeit, verlor der Villenbau als »sozialkulturelles Wohn- und Lebensmodell«2 an Bedeutung, blieb aber Fluchtpunkt von Erwartungen und Wünschen, die bis heute im »Eigenheim« ihre Verwirklichung suchen.
1 | Vgl. auch Bodenschatz 2001, S. 79-85; 94-103: Der Autor beschreibt hier die Auflösung des Ortsbezuges bei der Villa, belegt durch Illustrationen aus Handbüchern, Ratgebern und Zeitschriften um 1900, die – ähnlich wie Hauskataloge heute – einzelne Villen bereits völlig isoliert darstellten. 2 | Kuhn 2001b, S. 165.
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5. Interviews mit Herstellern
Die Zahl der Unternehmen, die in Deutschland Fertighäuser produzieren oder vertreiben, differiert je nach Quelle zwischen etwa 130 und bis zu 500 Firmen.1 Nicht alle sind in Verbänden organisiert. Diejenigen jedoch, die eine nennenswerte Anzahl von Häusern unter industriellen Bedingungen fertigen, haben sich zum Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) zusammengeschlossen.2 Zum Zeitpunkt der Untersuchung verzeichnete der Verband 43 Hersteller. Neben dem BDF existiert in der Bundesrepublik noch der Deutsche Fertigbauverband e.V. (DFV) mit 47 Mitgliedern im Jahr 2006, der die Interessen überwiegend kleinerer und mittelständischer Betriebe vertritt, wobei die Mitgliederlisten der Organisationen zum Teil Überschneidungen aufweisen. Beide Verbände lassen ihre Produkte durch Prüfinstitutionen3 überwachen, um durch Gütesiegel dem Kunden entsprechende Qualität garantieren zu können. Da sich von diesen Gütegemeinschaften auch Unternehmen außerhalb der Verbände sowie Massivbaufirmen zertifizieren lassen können, ist die Mitgliederzahl dieser Gemeinschaften deutlich höher als die der Verbände. So verzeichnete beispielsweise im Januar 2007 der BMF 124 und der GDF 74 Mitglieder. Aus methodischen Gründen wurden auch für diesen Teil der Untersuchung nur die im BDF organisierten Unternehmen gebeten, an einer telefonischen Befragung teilzunehmen. Von allen Mitgliedern kamen 33 für die 1 | Vgl. Simon 2005, S. 219. 2 | Im BDF sind nur Holzbau-, keine Massivbau-Unternehmen organisiert. 3 | RAL-Prüfinstitutionen BMF (Bundes-Gütegemeinschaft Montage- und Fertighäuser e. V.) und GDF (Gütegemeinschaft Deutscher Fertigbauverband e. V.).
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Interviews in Frage.1 Von diesen wiederum erklärte sich nur exakt ein Drittel zu einem etwa 45-minütigen Gespräch bereit, in dem überwiegend offene und Multiple-Choice-Fragen gestellt wurden. Je nach Größe, interner Organisation und Disponibilität der Unternehmen wurden die Gespräche entweder mit der gestalterischen Leitung, der Leitung des Marketings oder auch mit der Geschäftsleitung geführt. Im wissenschaftlichen Sinne ist die Umfrage daher zwar nicht streng repräsentativ, in Ergänzung zu den Ergebnissen der anderen exisiterenden Marktstudien vermittelt sie jedoch einen sehr guten Eindruck im Sinne der Fragestellung. Sie bietet eine wichtige Grundlage für das Vorhaben, Ausmaß und Ursprung des Unbehagens an der Fertighausarchitektur auf die Spur zu kommen. Ziel der in den Monaten März bis August des Jahres 2006 durchgeführten Befragung war die Darstellung aktueller Aktivitäten, Potenziale und Perspektiven der Firmen, die die Architektur der Häuser betreffen. Zunächst galt es, Informationen über Unternehmensstruktur, Angebot und Nachfrage zu gewinnen. Darüber hinaus wurde deutlich, welchen Stellenwert die Gestaltung in der Fertighausproduktion heute einnimmt. Aufschluss hierüber sollte zum einen das jeweilige Budget geben, zum anderen die Rolle von Architekten innerhalb der Unternehmen und die Bedeutung, die der Zusammenarbeit mit Baukünstlern beigemessen wird. In diesem Kontext ging es unter anderem um das Selbstverständnis der Firmen in Bezug auf baukulturelle Fragen, darum, ob Verkauf, Planung und Errichtung eines Fertighauses als reine Dienstleistung betrachtet werden, oder ob, vor dem Hintergrund der historischen Entwicklung des Fertighauses, insbesondere seinem utopischen Potenzial, hierin auch die Chancen und Pflichten eines solchen Beitrags zur gebauten Umwelt gesehen werden. Darüber hinaus wurden die Unternehmen befragt zur Beobachtung häufig geäußerter Gestaltungswünsche auf Bauherrenseite, beispielsweise bezüglich Materialität, Kubatur und der im Rahmen der Bildanalyse gebildeten Geschmackswelten. Denn während die Werbung der Firmen in Katalogen und im Internet nur einen Überblick über die Gestaltungsmöglichkeiten liefert, ging es bei den Interviews um Zahlen zur konkreten Nachfrage, das heißt, welche Eigenschaften und »Stilrichtungen« in welchem Umfang tatsächlich gewünscht werden. Außerdem wurden die Anbieter gebeten, 1 | Einige Anbieter sind aufgrund von Firmenzusammenschlüssen oder Ausgründungen mehrfach vertreten, andere haben ihren Tätigkeitsschwerpunkt außerhalb des Einfamilienhausbaus.
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Auskunft über ihre Wahrnehmung zur Verbreitung von Vorbehalten gegenüber dem Fertighaus zu geben. In den nun folgenden Kapiteln (Kap. 5.15.5) sind die Ergebnisse der Befragung zusammengefasst.1
5.1 U NTERNEHMENSSTRUKTUR Die Fertighausbranche ist überwiegend mittelständisch geprägt. Die größte Gruppe der im BDF organisierten Unternehmen wird von traditionellen Holzbaubetrieben gebildet, die in zweiter, dritter oder gar vierter Generation geführt werden.2 Die meisten Unternehmen agieren bundesweit, wobei selbst die Großen im unmittelbaren geografischen Umkreis ihres Werks die größte Aktivität aufweisen. Einige der Firmen realisieren auch Projekte im Ausland, wobei der Anteil der Exporte mit 10 % bundesweit relativ gering ist. Gefertigt wird ausschließlich in Deutschland, Änderungen im Sinne einer Auslagerung der Produktion ins Ausland sind derzeit bei keinem der befragten Unternehmen geplant. Zurückzuführen ist die mittelständische Prägung der Branche auf den Ursprung der Firmen: Etwa zwei Drittel der Betriebe wurden bereits im 19. oder frühen 20. Jahrhundert als kleingewerbliche oder mittelständische Zimmereien, Holzbauunternehmen oder Sägewerke gegründet. Sie wandten sich nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund des hohen Bedarfs an schnell und preiswert zu errichtendem Wohnraum und spezifischer staatlicher Förderung dem Fertighausbau zu.3 Das andere Drittel der Unternehmen wurde etwas später, überwiegend in den sechziger Jahren, eigens zur Einfamilienhausproduktion gegründet, und zwar nur selten von Architekten oder Ingenieuren, sondern meist als Tochterunternehmen von Bauunternehmungen oder auch von baufremden Großunternehmen.4 Mitunter wurden aus den mittelständischen Unternehmen große Konzerne. So dominierte beispielsweise in den siebziger Jahren das Familienunternehmen Okal zusammen mit Neckermann den deutschen Fertighausmarkt,5 die in 1 | Auf Einzelnachweise wird daher verzichtet, in den Fußnoten wird allein auf zusätzliche oder weiterführende Quellen verwiesen. 2 | Vgl. auch Simon 2005, S. 219. 3 | Vgl. auch Kap. 2.2. 4 | Vgl. auch Simon 2005, S. 217 f. 5 | Vgl. Vangerow-Kühn 1984, S. 21.
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den sechziger Jahren als Familienbetriebe gegründeten Firmen Weber mit 27 000 und, nach Konkursmeldung 2009 nun wieder am Markt, Kampa mit 40 000 realisierten Häusern gehören zu den größeren der Branche.1
5.2 H AUSANGEBOT Die meisten Anbieter verfügen über ein weit gefächertes Angebot: vom einfachen Ausbauhaus bis zur luxuriös ausgestatteten und individuell geplanten Villa.2 Das Hauptgeschäft (durchschnittlich 56 %) wird bei den meisten Unternehmen mit »individualisierten Typenhäusern« im mittleren Preissegment zwischen 1 250 und 2 250 Euro/qm gemacht. Diese werden allerdings nicht als »Häuser von der Stange«, sondern als individuelle und flexible Hausprogramme vermarktet. Von den funktional und formal abstrakten und puristischen Typenhäusern der sechziger Jahre unterscheiden sie sich in der Tat durch eine größere Formenvielfalt. Ein Baukastensystem, bestehend aus Grundrissvarianten, standardisierten Anbauten wie Erker, Balkon oder Wintergarten und einem variablen Design von klassisch bis modern, eröffnet unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten, die denselben Entwurf mal als skandinavisches Satteldachhaus, mal als toskanische Villa und mal als originelles Architektenhaus erscheinen lassen und so auch im unteren Preissegment einen gewissen Grad an Individualisierung gewährleisten. Ein Viertel der befragten Unternehmen bestreitet den größten Teil des Umsatzes – bei »Billiganbietern« immerhin 60 % – mit Häusern unter 1 250 Euro/qm. Derartig niedrige Preise allerdings werden nicht mit individualisierten Gebäuden, sondern mit wirklichen Typenhäusern erreicht. Hier gibt es nur minimale Veränderungsmöglichkeiten und eine sehr beschränkte Auswahl bei der Bemusterung. Als Ausbau- oder Selbstbauhaus ist ein solches Eigenheim bereits ab 500 Euro/qm zu haben. Alle Firmen haben auch Gebäude mit Quadratmeterpreisen von 2 500 Euro und teils deutlich darüber im Programm. Bei entsprechender Größe und Ausstattung werden für eine repräsentative Villa nicht selten Preise von 2,5 Millionen Euro und mehr gezahlt. Der Anteil derart hochpreisiger Gebäude liegt bei 1 | Vgl. auch Internet- und Katalogrecherche d. Verf. 2006/2007, http://www.weberhaus. de/1098.html, http://www.kampa-haus.de/pages/de/unternehmen/ueber40000individuell gebautehaeuser.html, Zugriff 12.06.2006. 2 | Vgl. auch Internet- und Katalogrecherche d. Verf. 2006/2007.
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den meisten Firmen zwischen 5 und 10 %, einzelne Unternehmen bestreiten auch ihren Hauptumsatz mit Eigenheimen dieser Preisklasse. Alle Befragten halten das schlüsselfertig übergebenene, individualisierte oder individuell geplante Haus für die Zukunft der Branche, weitere Herausforderungen werden im Bereich Bauen im Bestand gesehen. Etwa die Hälfte der Anbieter hält die Weiterentwicklung von Designerhäusern, Ausbauhäusern oder verdichteten Wohnformen für lohnend. Als wenig attraktiv werden Entwicklungen im Bereich Typenhaus oder Geschosswohnungsbau angesehen, ebenso von Accessoires wie Pools, Carports oder Ähnlichem. Die wachsende Individualisierung des Angebotes – genauso wie die zunehmende Ausrichtung auf mehr Dienstleistung und weniger Eigenleistung durch den Trend weg vom Ausbauhaus und die stetige Erweiterung des Angebotes um begleitende Dienstleistungen – ist Indiz für eine zunehmende Orientierung der Branche an einem finanzkräftigem Publikum. Diese Zielgruppenverlagerung ist unterschiedlichen Ursachen geschuldet. Zum einen wird die ursprünglich intendierte Klientel schlechter situierter Haushalte seit der deutlichen Reduktion der Eigenheimförderung in den vergangenen Jahren stetig kleiner; vorher nämlich hatten staatliche Subventionen auch solchen Familien den Erwerb eines eigenen Hauses ermöglicht, denen er aufgrund ihrer finanziellen Situation ansonsten verwehrt blieb. Zum anderen ist die Branche mehr und mehr bemüht, das Fertighaus nicht länger als die billigere, sondern als die bessere Alternative zum konventionell erstellten Eigenheim zu etablieren,1 was nicht zuletzt zu einem andauernden Interessenkonflikt zwischen »Billighausanbietern« und Verfechtern des teureren, qualitativ hochwertigen »Markenhauses« führt.
5.3 A RCHITEKTEN Die Mitarbeiterzahl der befragten Unternehmen variiert zwischen rund 30 bei mittelständischen Betrieben und über 800 bei Branchenriesen wie etwa Bien-Zenker. Unabhängig von ihrer Größe beträgt der Anteil fest angestellter Architekten dabei etwa 0 bis 3 %. Deren primäres Aufgabengebiet liegt nicht in der Entwicklung neuer Typen- oder Musterhäuser, sondern in der Anpassung der Grundtypen an die Ansprüche verschiedener Bauherren und 1 | Die Preise des konventionellen und des Fertighausbaus haben sich seit den neunziger Jahren angeglichen. Vgl. Ohler 1998, S. 11.
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die Gegebenheiten vor Ort: Erschließung, Topografie und örtliche Vorgaben. Darüber hinaus entwickeln die Architekten auch frei geplante Häuser vom Entwurf über die Bauantragsreife bis hin zur Bauüberwachung nach individuellen Kundenwünschen – ein Aufgabengebiet, auf dem zumindest bis zur Genehmigungsplanung auch zunehmend freie Kontaktarchitekten aktiv sind. Bei der Entwicklung von »Signature-Buildings« und im Rahmen von Wettbewerben oder Sonderaktionen wie beispielsweise dem vom Nachrichtenmagazin Stern und der Bausparkasse Schwäbisch Hall 1996 ausgelobten Wettbewerb »Wunschhäuser der Deutschen«, mit dem der Stern an die von Henri Nannen persönlich motivierte1 und mit großem Engagement initiierte, wahrscheinlich berühmteste Fertighausausstellung 1963 in Quickborn2 anknüpfen wollte, wird gern auf die Erfahrung, Ideen und vor allem auf die Namen branchenfremder, teils auch prominenter Entwerfer zurückgegriffen. Über die Hälfte der befragten Firmen gab an, bereits mit namhaften Architekten zusammengearbeitet zu haben. Die Zusammenarbeit erfolgte nach Aussage der Unternehmen allerdings meist aus PR- und Marketingüberlegungen und war weniger auf den unmittelbaren Verkauf ausgerichtet. Hauptziel der Kooperation war eine effiziente Firmenwerbung durch gesteigerte Medienpräsenz. Gelegentlich treten auch freie Architekten von sich aus mit Entwürfen an Fertighausunternehmen heran. Ihnen geht es dabei meist weniger um einen Einstieg in das Seriengeschäft, sondern vielmehr um die Realisierung individuell konzipierter Projekte aus vorgefertigten Bauteilen, hier insbesondere die Abwicklung der Leistungsphasen 5 bis 9 HOAI.3 Die Zusammenarbeit jedoch beschränkt sich auf Ausnahmen, das Alltagsgeschäft übernehmen die wenigen, fest engagierten Architekten, die somit weder Zeit noch Gelegenheit haben, sich mit grundlegenden Fragen zu Konzept und 1 | Wohl durch die Erfahrungen beim Bau seines eigenen, konventionell errichteten Einfamilienhauses, dessen Baukosten den Kostenvoranschlag um 64,7 % überschritten hatten. Vgl. Conrads 1963, S. 955. 2 | 46 Einfamilienhäuser wurden von 40 Herstellern aus sieben Nationen gemäß dem Slogan »40 Häuser in 80 Tagen« innerhalb kürzester Zeit errichtet. Details vgl. Simon 2005, S. 116. 3 | Ausführungs-/Werkplanung, Vorbereitung und Mitwirkung bei der Vergabe, Objektüberwachung, -betreuung und -dokumentation. Gespräch d. Verf. mit Architekt von Berg (Weber-Haus) am 08.06.2006.
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Gestaltung zu befassen. Etwa die Hälfte der Unternehmen hält Quantität und Qualität der Kooperation für ausreichend und hat kein Interesse an einer weiter reichenden Beteiligung von Baukünstlern. Im Sinne der angestrebten Individualisierung im kommerziellen Hausbau werden in Katalog und Internet kaum noch Haustypen präsentiert, sondern tatsächlich realisierte, mehr oder weniger individuell geplante Kundenhäuser. Teils aufwendig dokumentiert werden sie in der Werbung als Referenzobjekte für neue Interessenten herangezogen. So angepriesen und mit klangvollem Produktnamen versehen freilich verliert jedes noch so individuell geplante Haus ein Stück seiner Exklusivität, wird es doch auf diese Weise jedem zugänglich und – in Teilen oder im Ganzen – reproduzierbar. Wenn möglich werden Beispielhäuser zudem gern kurz vor der Fertigstellung der Öffentlichkeit zur unmittelbaren Besichtigung zur Verfügung gestellt.1 Einige Firmen schließen auch Verträge mit zufriedenen Altbauherren ab,2 die das fertige und dann bereits bewohnte Haus gegen Bezahlung Bauwilligen vorführen. Das ist für die Firmen doppelt vorteilhaft: Zum einen erübrigt sich die kostenintensive Errichtung und Unterhaltung von Musterhäusern, zum anderen wirkt ein Altbauherr als Ansprechpartner für Fragen und Sorgen des Kaufinteressenten vertrauenswürdiger als jeder Vertreter.
5.4 G ESTALTUNGSVORLIEBEN In der Einschätzung der Bedeutung von »hard facts« – wie Kosten, Bauausführung und technischer Ausstattung – und »soft facts« – wie Service und Gestaltung – für die Kaufentscheidung zeigt sich folgendes Bild: Einheitlich gaben die Firmen Preis und Ausführungsqualität als sehr wichtige, Haustechnik und Serviceangebote als vergleichsweise unwichtige Entscheidungskriterien beim Hauskauf an. Über den Stellenwert der Gestaltung kam es dagegen zu sehr konträren Aussagen. Während etwa die Hälfte der Unternehmen das Erscheinungsbild des Hauses für das wichtigste Kaufkriterium 1 | Vgl. insbesondere Haacke-Haus. 2 | Die Firma Privileg-Massivbau beispielsweise schließt mit ihren Altkunden solche Verträge auf Minijob-Basis ab. Dafür ist je nach Vereinbarung eine gewisse Anzahl individueller Besichtigungen zu gewährleisten (Quelle: Gespräch d. Verf. mit Andreas Mathow, Alt-Bauherr von Privileg-Massivbau am 13.01.2007).
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hält, sieht es die andere Hälfte als das unwichtigste an. Über den Umfang des Budgets für die Architektur hielten sich fast alle Firmen bedeckt, über die finanzielle Wertschätzung der Thematik kann nur spekuliert werden. Etwa ein Viertel der befragten Firmen betreibt systematisch Marktforschung zu Gestaltungsvorlieben, die übrigen ziehen hierzu Schlüsse aus ihren Verkaufszahlen: Während in Bezug auf Bauabwicklung, Baukonstruktion und technische Ausstattung stets neueste Standards gefragt sind, bevorzugen 80 bis 90 % der Käufer ein traditionelles Erscheinungsbild mit massiv wirkender Putz- oder Klinkerfassade und Sattel- oder Walmdach. Mehr als die Hälfte der Kunden legt Wert darauf, dass die Haustür symmetrisch in der Mitte der Hauptfassade gelegen ist. Über 80 % der Fertighauskäufer wünschen sich ein Wohnbad und über 60 % eine Wohnküche, 75 % einen Kamin oder eine offene Feuerstelle. Hierin drückt sich eine Rückbesinnung auf die Urfunktionen des Wohnens aus, unter Wellness-Aspekten modern interpretiert durch genussbetonte individuelle Rückzugsmöglichkeiten einerseits und für geselliges Beisammensein andererseits.1 In Bezug auf die tatsächliche Nachfrage nach den für diese Untersuchung gebildeten Geschmackswelten2 ergab sich ein Ergebnis, das im Vergleich zur Medienpräsenz der Häuser zunächst überrascht. Während in der Werbung der Unternehmen Bilder und Begriffe von repräsentativer Villenarchitektur und romantischen Landhäusern oder neuerdings auch von moderner Schlichtheit überwiegen, stellt sich die Realität der verkauften Häuser anders dar. Nach Aussage der Unternehmen bevorzugen mit durchschnittlich 54 % über die Hälfte der Hauskäufer das ganz normale Eigenheim mit Satteldach, eventuell bereichert um wahlweise traditionelle oder modische Accessoires. Der Anteil der Häuser mit Landhaus- oder Urlaubsflair beläuft sich insgesamt auf etwa 20 %, wobei nationale Vorbilder doppelt so oft nachgefragt werden wie internationale. Beliebt sind derzeit außerdem Gebäude mit moderner Anmutung, teilweise im Stil der »neuen Bescheidenheit«, deren Marktanteil inzwischen bereits bei etwa 13 % gleichauf mit dem der Landhäuser rangiert. Die nächstgrößte Sparte mit einem Anteil von 9 % orientiert sich an Bildern vom ökologischen Bauen, und das Schlusslicht bildet, wohl nicht zuletzt aufgrund ihres Preises, mit etwa 5 % die repräsentative Villen- und Schlossarchitektur.
1 | Vgl. auch Silbermann 1991, Silbermann 1995. 2 | Vgl. Kap. 3.1.
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Einen Trend zur Rückbesinnung auf traditionelle Formen und Lebensweisen beobachten derzeit 70 % der befragten Unternehmen, wobei hiervon wiederum 80 bis 90 % dies eher für einen Modetrend als für eine grundsätzliche Entwicklung halten – eine Einschätzung, die die Firmen jedoch nicht dazu veranlasst, sich angesichts der angestrebten Lebensdauer der Gebäude davon zu distanzieren, im Gegenteil: Es ist erklärtes Ziel, in Trendfragen stets ganz vorn mit dabei zu sein.
5.5 S ELBSTVERSTÄNDNIS In Sachen Gestaltung fühlen sich fast alle Unternehmen allein ihrer Kundschaft verpflichtet. Fragen bezüglich einer eventuellen Verantwortung des kommerziellen Eigenheimbaus gegenüber der gebauten Umwelt wurden allein auf ökologische, nicht jedoch auf gestalterische oder kulturelle Aspekte bezogen. Individuelle Architektur bedeutet für die meisten Firmen maximale und bedingungslose Flexibilität gegenüber den geringfügig variierenden, jedoch stereotypen Gestaltungsvorstellungen der Kunden, gegen die nur Einwände erhoben werden, sofern durch baukonstruktiv schwierig zu lösende Details Bauschäden und daraus wiederum finanzielle Forderungen aus Gewährleistungsansprüchen erwachsen könnten, nicht aber aus architektonischen oder städtebaulichen Erwägungen. Damit steht die unmittelbare Erfüllung von Kundenwünschen hierarchisch über der Entwicklung einer Corporate Identity, weshalb es den allerwenigsten Unternehmen gelingt, über die Architektur ihrer Häuser eine Marke zu etablieren. Zwar setzen einige Firmen diesbezüglich Schwerpunkte, wie etwa die Holzfassaden bei Baufritz, die Villen- und Schlossarchitektur bei Kampa oder das friesische Fachwerkhaus bei Haacke, im Grunde jedoch bieten die Hersteller nicht nur jede denkbare Gebäudegröße und Preiskategorie, sondern auch jede beliebige »Stilrichtung« an. Ihre jeweiligen Produkte werden im stetig wachsenden Hausangebot zusehends austauschbar. Eine so starke Orientierung an Kundenwünschen hat nichts gemein mit der Suche nach einem angemessenen gestalterischen Ausdruck für eine hochmoderne Wohn- und Lebensform, die die Entwicklung des Fertighauses in seiner Frühzeit begleitete. Entsprechend unbekannt sind in den Chefetagen der Firmen historische Beispiele für vorgefertigte Wohnhäuser von Architekten wie Marcel Breuer, Richard Buckminster Fuller, Walter Gropius,
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Hugo Häring, Jean Prouvé, Hans Scharoun oder Konrad Wachsmann, die allesamt von diesem Bestreben zeugen. Hierzu vorgelegte Beispiel-Illustrationen nahmen die meisten Interviewpartner mit Überraschung, Schmunzeln, zum Teil auch mit Faszination zur Kenntnis. Vergleichbare konzeptionelle oder architektonische Interpretationen für das Fertighaus von heute erschienen den Firmen allerdings durchweg abwegig, da eine entsprechende Nachfrage hierfür fehle. Alle Bemühungen laufen im Gegenteil bewusst darauf hinaus, die Häuser wie konventionell erstellt aussehen zu lassen.
6. Leitbilder
Aus der Analyse der zentralen Themen in Gestaltung und Vermarktung der Fertighäuser lassen sich drei übergeordnete Leitbilder extrahieren, die sich mit den Schlagworten Individualität, Naturnähe und Beständigkeit überschreiben lassen. Dieselben Leitbilder scheinen aus der Entwicklung des Eigenheimes aus Villa und Kleinhaus zu resultieren. Erstens entspricht der Geborgenheit, die das Eigenheim nicht nur in physischer, sondern auch in psychischer Hinsicht vermittelt, das Leitbild der Individualität, was im Folgenden näher zu erläutern ist (Kap. 6.1). Zweitens folgt aus dem romantischen Ideal des »zurück zur Natur«, das in der Villa gelegentlich verwirklicht und beim Kleinhaus in den Anspruch auf Selbstversorgung und ein gesundes Wohnumfeld für die Familie übersetzt wurde, das Leitbild der Naturnähe (Kap. 6.2). Mit beiden Leitbildern verknüpfen sich Vorstellungen von Verortung und Verwurzelung, die drittens in das Leitbild der Beständigkeit münden (Kap. 6.3). Im Ausdruck von Traditionalität, Massivität und Solidität verbindet es sich mit der Vorstellung von Wohlstand, Werterhalt und Wertsteigerung. Die realen Bedingungen des modernen Einfamilienhauses (und insbesondere des Fertighauses) im vorstädtischen Wohngebiet entsprechen diesen Leitbildern kaum noch. Die Entfremdung der Eigenheimrealität vom Eigenheimideal bedeutet aber nicht, dass dieses an Bedeutung verliert, im Gegenteil: Der Wunsch nach den damit verbundenen Qualitäten verstärkt sich, je weniger es erreichbar wird. Der Erzeugung oder Aufrechterhaltung der Leitbilder dienen bildliche, das heißt gestalterische Mittel, die ihrem symbolhaften Ausdruck dienen, und zwar um so dringlicher, als sich die Wirklichkeit von ihnen entfernt. So vermag das freistehende Eigenheim in real oder fiktiv ländlicher Um-
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gebung zunächst den Naturbezug sehr viel besser zu verdeutlichen als das Reihenhaus, die Eigentumswohnung in einem innerstädtischen Mehrfamilienhaus oder gar die Mietwohnung. Doch der allseitig umgebende Garten, und sei er noch so klein und künstlich gestaltet, steht nicht nur für die Verbindung zur Natur. Er ermöglicht auch die Visualisierung der Grenzen des Privatreiches und des Privatbesitzes. Stabilität, Verteidigung und Schutz werden durch markierende Einfriedungen, aber auch durch Schwere und feste Verankerung des Objektes selbst verkörpert, beim Haus vor allem durch massive Bauweise, Dach und Keller. »Natürliche« Eigenschaften des Hauses werden so zu symbolischen.1 Schließlich kompensiert die scheinbare Verankerung in Region, Klima, Tradition und Handwerk oberflächlich den Verlust einer realen – resultierend aus dem Mangel an wirtschaftlicher, sozialer oder gewachsener Einbindung in den Kontext und an baukünstlerischer Auseinandersetzung mit dem Ort. Beständigkeit und Verwurzelung schließlich sind zudem erneut dem Ausdruck von Individualität dienlich, denn als Statussymbol dient das eigene Haus zudem der Auszeichnung der Person, und diese soll schließlich als dauerhaft rezipiert werden. Ein Statussymbol repräsentiert die finanzielle Potenz dessen, der es besitzt, aber auch seine Zugehörigkeit zu einer soziokulturellen Rang-Skala und einem bestimmten Bildungsniveau. Es ermöglicht die Zuordnung einer Person zu einer bestimmten Gruppe von Menschen und gleichzeitig die Abgrenzung gegenüber anderen. In einer Zeit der losen Bindungen und des Fehlens absoluter Werte, beispielsweise des durch die Geburt erworbenen gesellschaftlichen Standes, ermöglicht der Besitz von Gegenständen mithin Halt und Orientierung.2 Die Entscheidung für diesen oder jenen Gegenstand zeichnet den Besitzer aus; indem sie Auskunft über seine finanziellen 1 | Auch wenn hierzu in der Literatur keine einheitliche Auffassung besteht, kann man davon ausgehen, dass Massivbau heute nicht mehr unbedingt dauerhafter ist als Leichtbau. Die Angaben in verschiedenen Studien zur Gesamtnutzungsdauer eines Einfamilienhauses, also der Zeitspanne, »während der das Gebäude zu den jeweils herrschenden wirtschaftlichen Bedingungen (z.B. Eigennutz, Vermietung) allgemein nutzbar ist«, sind sehr unterschiedlich. Sie variieren jedoch für die Massiv- wie für die Holz-Fertigbauweise gleichermaßen zwischen 60 und 100 Jahren. Die so definierte Gesamtnutzungsdauer schließt die ordnungsgemäße Instandhaltung ein, nicht jedoch das Ausbessern von Schadstellen oder weitergehende Umbaumaßnahmen, Erneuerung des Dachstuhls oder Ähnliches (vgl. Ohler 1998, S. 12 f., Zitat ebenda). 2 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 108, 172.
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Mittel gibt, über seinen Geschmack und damit auch über seine Bildung, seine Schicht- oder Milieuzugehörigkeit – kurz: sein soziales Sein.1 Noch vor Thorstein Veblen (1857-1929), der bereits 1899 in Die Theorie der feinen Leute den von einer symbolischen, affektiven und instrumentellen Nutzung gekennzeichneten Umgang mit Dingen als »demonstrativen Konsum« entlarvt, der durch die gesellschaftlichen Normen diktiert werde,2 beschreibt 1844 Karl Marx (1818-1883) den Zusammenhang zwischen dem Eigentum und der Selbstdarstellung der eigenen Persönlichkeit: Wenn der Mensch als Privateigentümer vorausgesetzt wird, d. h. also exklusiver Besitzer, der durch diesen exklusiven Besitz seine Persönlichkeit bewahrt und sich von anderen Menschen unterscheidet, wie auf sie bezieht – das Privateigentum ist sein persönliches, sein ihn auszeichnendes, darum sein wesentliches Dasein – so ist der Verlust oder das Aufgeben des Privateigentums eine Entäußerung des Menschen, wie des Privateigentums selbst. 3
Jedes Rangzeichen also verweist nicht nur auf sich selbst, sondern auf die Bedeutung der es besitzenden Person oder Institution, womit sich der Wert des Objektes auf den Status seines Besitzers überträgt. In dieser Lesart nimmt das Eigenheim einen Zeichencharakter an, der grundsätzlich jedem vom Menschen geschaffenen Objekt eignet, und zwar jenseits seiner Primärfunktion des tatsächlichen Gebrauchs.4 Diese Sekundärfunktion als Zeichen gewinnt seit der Industrialisierung zunehmend an Bedeutung, da 1 | Vgl. u. a. Bourdieu 1987, Schmidt-Lauber 2003, Schulze 2000: Unabhängig von der unterschiedlichen Begrifflichkeit der Soziologie in den vergangenen 30 Jahren kann dies als Konsens gelten. 2 | Vgl. Veblen 1972, insbesondere S. 62-83. 3 | Marx; Hillmann 1968, S. 172, Hervorhebung im Original. 4 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 15-19, Fischer 1988, S. 32 f.: Die Entwicklung von Architekturformen ist als allmählicher Symbolisierungsprozess zu sehen, der sich in drei Phasen gliedert. 1. Entwicklungsphase: Experimentieren und Optimieren, bis ein Gleichgewicht zwischen den technischen respektive materiellen Möglichkeiten und den Bedürfnissen erreicht ist. 2. Stabilisierungsphase: Bewahren und Verfestigen des Know-hows, Verbesserungen in den Details, Einführung von Schmuckformen, Anreicherung der Formen mit Bedeutung (Balken, Schwelle, First). Durch diesen Prozess entsteht eine kulturelle Identität. 3. Symbolisierungsphase: Ausschluss der Allgemeinheit von der Weiterentwicklung, ursprünglicher Zusammenhang zwischen Form und Inhalt löst sich auf, Gründe für die ursprüngliche Ent-
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sich die Form eines Objektes von ihren handwerklichen Entstehungsbedingungen emanzipiert und so die Auswahl an gestalterisch unterschiedlichen Produkten derselben Nutzung steigt.1 Jean Baudrillard (1929-2007) analysierte als einer der ersten die Dynamik des Konsumgütermarktes. Er tat dies – anschaulich, kritisch und, für den hiesigen Kontext besonders relevant, aus semiotischer Perspektive – vor dem Hintergrund der in den sechziger Jahren in der westlichen Philosophie beginnenden Auseinandersetzung mit der Alltagskultur. Für ihn begründet die Umkehrung der Bedeutungshierarchie zwischen der eigentlichen, primären Funktion eines Gegenstandes und der sekundären, seiner Zeichenfunktion, den wesentlichen Unterschied zwischen handwerklichem und Industrieprodukt. Beim Industrieprodukt werde die Sekundärfunktion, also der Bereich des »Inessentiellen«, wie Baudrillard es nennt, nicht mehr dem Zufall der Ausführung überlassen, sondern von der jeweiligen Industrie bewusst und systematisch verwertet, um durch den Wechsel der Moden ihre eigene Daseinsberechtigung und ihren Fortbestand zu sichern.2 Die Gestalt eines Objektes werde zum Zeichen, indem es Wahlmöglichkeiten zwischen unterschiedlichen Ausführungen desselben Gegenstandes gibt.3 In dieser Entscheidungsfreiheit sieht Baudrillard gleichermaßen Grundlage und Ursache der Industrialisierung: Kein Gegenstand wird nur in einem einzigen Typ am Markt angeboten. [...] Wo eine Ware nur unter einer einzigen Marke erhältlich ist, wie etwa das Auto in der DDR, dort ist das ein Zeichen des Mangels, das einer Zeit angehört, die vor der Ära der Verbrauchsgesellschaft liegt und heute nur als ein Provisorium betrachtet werden kann.« Erst durch die Möglichkeit der Wahl »überschreitet der Verbraucher die Grenzen der elementaren Besorgung und kann seinen persönlichen Neigungen willfahren. 4
Der den kommerziellen Hausbau bestimmende Wandel von der handwerklichen zur industriellen Produktion und die damit verbundene Umkehrung der Bedeutungshierarchie bewirkt in Analogie hierzu, dass die »eigentliche« wicklung bestimmter Details geraten in Vergessenheit. Die Wurzeln des abstrakten Codes sind nicht mehr unmittelbar nachvollziehbar. 1 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 70. 2 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 16. 3 | Vgl. hierzu auch Fischer 1988, S. 92 f. 4 | Baudrillard 2001, S. 175 f.
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Funktion des Hauses, nämlich dem Menschen Obdach zu gewähren (dies erfüllt auch eine Mietwohnung), in den Hintergrund rückt zugunsten seiner Zeichenfunktion. Welche Wahl aber lassen die für die Gestaltung von Eigenheim und Fertighaus prägenden drei Leitbilder von Individualität, Naturnähe und Beständigkeit letzten Endes dem Verbraucher? Inwiefern beschneiden sie seine tatsächlichen Wahlmöglichkeiten, indem sie ihm, besonders bei beschränkten finanziellen Mitteln, jene Freiheiten buchstäblich verbauen, die gerade das Wohnen zur Miete – obwohl subjektiv häufig als Form der Unfreiheit wahrgenommen – im städtischen Kontext immer schon bot? Anspruch und Wirklichkeit der in Eigenheim und Fertighaus angestrebten Leitbilder sollen in diesem Sinne jetzt näher untersucht werden.
6.1 I NDIVIDUALITÄT Die Verbindung der Vorstellung vom Eigenheim mit dem Ideal von Individualität beginnt mit dem wachsenden Einfluss bürgerlicher Werte auf das Wohnen. Die Villa des 19. Jahrhunderts bezeugte symbolisch die Trennung von Arbeit und Privatleben und die zunehmende Bedeutung von Familie und Individuum. Einen solchen Schutzraum sollte auch das Kleinhaus bieten, das gewisse Mindeststandards im Hinblick auf Hygiene und Privatsphäre erfüllte. Vom Beginn der Eigenhausbewegung zeichnet sich so bis heute die Verknüpfung von Eigenheim und Familie als das am deutlichsten durchgängige Motiv ab. Wie nicht zuletzt der Begriff impliziert, werden Einfamilienhäuser von und für Familien errichtet. Staatliche Eigenheimförderung war und ist eindeutig auf deren Unterstützung ausgerichtet, auch wenn die Lebensform der Familie aufgrund von Scheidungsraten, der Präsenz alternativer Formen des Zusammenlebens und des demografischen Wandels gegenüber anderen Lebensgemeinschaften stetig an Bedeutung verliert. Schließlich wird das Eigenheim, Symbol für Gründung und Fortbestand der Familie und konzipiert als deren vererbbarer Besitz, immer seltener von den eigenen Nachkommen bewohnt. Die Villa des 18. und 19. Jahrhunderts verkörperte Privatheit und Abgeschlossenheit exklusiv und in Abgrenzung gegenüber ärmeren Bevölkerungsschichten durch eine – innerhalb der Grenzen der Konvention – individuelle Gestaltung der Häuser, die symbolisch für die schöpferische Entfaltung des Einzelnen stand. Aber auch das Kleinhaus war durch seine
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Verbindung mit lebensreformerischen Ansätzen Ausdruck einer wachsenden Bedeutung des Individuums. Die Schutzfunktion des Hauses bezog sich damit nicht mehr allein auf Wind und Wetter, sondern auch auf Werte wie Intimität und Privatsphäre. Beim Kleinhaus bedeutete dies eine Abgrenzung gegenüber (schädlichen) Einflüssen, zum Beispiel gegen eine im 19. und frühen 20. Jahrhundert weit verbreitete übermäßige Untervermietung und gegen Übergriffe in die Privatsphäre durch den Vermieter oder den Staat. Im bürgerlichen Milieu ging es darüber hinaus um die Möglichkeit der persönlichen Entfaltung. Die Bedeutung, die der Verfügung über privaten Raum zugemessen wurde, illustriert beispielsweise Virgina Woolfs (1882-1941) 1929 erschienener Essay Ein eigenes Zimmer.1 Unverzichtbar für ein freies (Künstler-)Leben kann das »eigene Zimmer« hier auf drei Ebenen als Metapher für Unabhängigkeit gedeutet werden: erstens als eigener Raum im Sinne von Privatbesitz und materieller Autonomie, zweitens als persönlicher Raum im Sinne von Privatsphäre und geistiger Freiheit, und als solcher wiederum drittens als diskursiver Raum im Sinne einer aktiven Anteilnahme am Feld der Kulturproduktion – hier der Literaturproduktion durch Frauen. Das Eigenheim gewährt eine solche, dreifache Freiheit nicht nur, indem es individueller Entfaltung auf eigenem Grund und Boden Raum gibt. Es versinnbildlicht sie, indem es ihr baulichen Ausdruck verleiht: durch die Darstellung von Wohlstand, Exklusivität und Individualität, die im allgegenwärtigen Anspruch auf grenzenlos freie Gestaltbarkeit jedes einzelnen Hauses und Gartens Niederschlag findet. Und auch wenn diese Vermassung des (vermeintlich) Einzigartigen allein die Uniformität der Siedlungen garantiert: Der Anspruch auf »individuelle« Gestaltung des Eigenheimes ist uns so selbstverständlich, dass er als unantastbar, ja ein demokratisches Grundrecht erscheint. In ihm spiegelt sich der Glaube an die Existenz eines persönlichen Geschmacks. Die rationalistische Auffassung, dass der persönliche Geschmack etwas Natürliches sei, ist aber nicht selbstverständlich. Wenn er für Descartes (1596-1650) in Pierre Bourdieus Worten »das Vermögen zu ›richtigen Urteilen‹« ausdrückte, »kraft eines spontanen und unmittelbaren innerlichen Gefühles, das Gute vom Bösen und das Wahre vom Falschen scheiden zu können, [als] eine allen Menschen zukommende Veranlagung mit universeller Anwendung«,2 dann entspricht dem die Vorstellung vom ästhe1 | Vgl. Woolf 2001, S. 113. 2 | Bourdieu 1987, S. 622.
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tischen Urteilsvermögen bei Immanuel Kant (1724-1804), nach der reine Kunstwahrnehmung zwar große Disziplin erfordere, prinzipiell aber jedem möglich sei. Diese Vorstellung vom persönlichen Geschmack beruht auf der Idee einer Pluralität der persönlichen Meinungen, also auf der Idee der Toleranz, der Verwerfung von Autoritäten »im Namen der Überzeugung, dass in diesen Bereichen [der Politik, aber auch der Ästhetik] alle Auffassungen und Meinungen, wer immer ihr Urheber sei, als gleichwertig zu gelten haben«.1 Pierre Bourdieu freilich hält die freie persönliche Meinung für eine Erfindung und kritisiert in Die feinen Unterschiede 2 den Glauben der Demokratie an die gleiche Urteilsfähigkeit aller Bürger. Bereits im 19. Jahrhundert habe man erkannt, dass »zur vollen Entfaltung dieser Veranlagung wie zur effektiven Begründung der universellen Urteilskraft, des allgemeinen Wahlrechtes, allgemeine Schulbildung eine unabdingbare Voraussetzung ist.«3 Diese sei jedoch auch in der modernen Gesellschaft nicht gleichmäßig vorhanden. Bourdieus Werk trägt den Untertitel Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft und verweist damit auf Immanuel Kants (1724-1804) Kritik der Urteilskraft4. Die Erweiterung der Überschrift macht das ästhetische Urteilsvermögen, für Kant eine Frage der Disziplin des Einzelnen und jedermann zugänglich, abhängig von der Sozialisation des Menschen. Entsprechend weist er die Abhängigkeit der ästhetischen Vorlieben von sozialer Herkunft und Umgebung, Bildung und finanziellen Mitteln der Person nach. Der »persönliche Geschmack« erweist sich so als Illusion, er wird zum »symbolischen Ausdruck der Klassenstellung«:5 »Seinem Geschmack folgen heißt, die Güter orten, die der eigenen Position objektiv zugeordnet sind, und die miteinander harmonieren, weil sie ungefähr gleichrangig sind – und dies mit Hilfe von Institutionen, Geschäften, Theaterhäusern, Kritikern, Zeitungen und Zeitschriften, deren Wahl übrigens demselben Prinzip unterliegt [...].« 6
Der Wille zur Distinktion von der jeweils niedrigeren Gesellschaftsschicht als negativem Bezugspunkt durch ästhetische Ausdrucksmittel – einer Art »Kon1 | Bourdieu 1987, S. 622 f. 2 | Vgl. Bourdieu 1987 (Original: La distinction. Critique sociale du jugement, Paris 1979). 3 | Bourdieu 1987, S. 622. 4 | Vgl. Kant 1990 (erstmals 1790). 5 | Vgl. Bourdieu 1987, S. 284, Zitate ebenda. 6 | Bourdieu 1987, S. 366.
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trastfolie« – zieht sich durch alle Milieus. Dabei kommt es jedoch durchaus zu einer neuen Art der Gruppenbildung, die nicht weniger eindeutig Herkunft und Bildung ihrer Mitglieder verrät. So orientiert sich beispielsweise der »Kleinbürger« nach Bourdieu aus Angst vor der Entblößung seiner einfachen Herkunft stets an dem, was ohnehin bereits massenhaft verbreitet ist: Der Eintritt des Kleinbürgers in dieses Spiel der Distinktion und Unterscheidung ist demgegenüber nicht zuletzt durch die Furcht gekennzeichnet, anhand von Kleidung oder Mobiliar [...] dem Geschmack der anderen sichere Hinweise auf den eigenen Geschmack zu liefern und sich so deren Klassifizierung auszusetzen. 1
Auch andere Autoren sehen den Geschmack einer Person vor allem als Versuch von Zuordnung zu beziehungsweise Abgrenzung von bestimmtem Personengruppen – wenn zum Beispiel Gerhard Schulze 1992 in Die Erlebnisgesellschaft Bourdieus Theorien aus soziologischer Sicht widerspricht (daher sei sein Werk hier erwähnt), indem er versucht, aus der Individualisierung und Pluralisierung von Lebensstilen ein »Ende des Sozialen«2 abzuleiten. Schulze hält die Klassenschranken nicht mehr für verbindlich und stellt stattdessen den »Erlebniswert« der Gegenstände in den Vordergrund, wobei für ihn die »Erlebnisorientierung« als »unmittelbarste Form der Suche nach Glück« dem Handlungsmuster der aufgeschobenen Befriedigung – beispielsweise des Sparens – entgegensteht.3 Geschmack bewirkt damit weniger gesellschaftliche Stigmatisierung als das persönliche Drama der stets impliziten Möglichkeit der Enttäuschung: »[...] kaufen läßt sich immer nur das Erlebnisangebot, nicht das Erlebnis selbst – dieses muß jeder in eigener Regie produzieren. [...] Genuß steigt nicht proportional zu den dafür eingesetzten Mitteln«.4 Im Gegenteil: »Je weiter das Kumulationsprinzip auf die Spitze getrieben wird, desto mehr schlägt das Motiv der Sehnsucht nach dem Schönen in das Motiv der Vermeidung von Langeweile um«.5 Für Schulze ist das Individuum in seiner Geschmacksbildung auch dann nicht frei, wenn das Singuläre in der Selbstwahrnehmung gegenüber dem Kollektiven überwiegt, denn »Individualisierung bedeutet nicht Auflösung, 1 | Bourdieu 1987, S. 107. 2 | Schmidt-Lauber 2003, S. 87. 3 | Schulze 2000, S. 13-21, Zitate ebenda. 4 | Schulze 2000, S. 548. 5 | Schulze 2000, S. 543.
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sondern Veränderung von Formen der Gemeinsamkeit«.1 Für ihn liegt der Grund für fehlende Individualität dabei unter anderem in der Eigendynamik des Erlebnismarktes selbst. Während die Nachfrager auf der Suche nach Erlebnissen typischerweise Strategien der ästhetischen Korrespondenz, Abstraktion, Kumulation, Variation und Autosuggestion ausführen, bedienen sich die Anbieter auf der Suche nach Publikum typischerweise der Schematisierung, Profilierung, Abwandlung und Suggestion von Zeichen. Die Gruppenbildung durch gemeinsame Verwendung bestimmter Zeichen widerspricht einer »freien Geschmacksbildung« und der Herausbildung eines »individuellen Ausdrucks«. Um über Zeichen kommunizieren zu können, müssen diese allgemein anerkannt und verständlich sein, was die Beschränkung auf ein gewisses Formenrepertoire voraussetzt: »Kollektive Schematisierungen und Segmentierungen [...] sind deshalb selbst dann zu erwarten, wenn jeder die Wahl hat, seine Existenz so einzurichten, wie es ihm gefällt«.2 Die hohe Bedeutung der »individuellen« Gestaltung des Eigenheimes3 spiegelt sich im Versprechen der Fertighausunternehmen, ihren Kunden zum maßgeschneiderten Traumhaus nach ganz persönlichen Wünschen und Vorstellungen zu verhelfen, denn als Statussymbol hat das Eigenheim vor allem die Aufgabe, die Einmaligkeit der Persönlichkeit seines Besitzers zu repräsentieren. Aufgrund der inzwischen weit fortgeschrittenen Verbreitung des Einfamilienhauses genügt es dabei nicht allein, ein solches zu besitzen: Der ausgeprägte Drang der Menschen, ihre eigene Bedeutung für andere sichtbar zu machen, bringt mit Notwendigkeit ständig neue, mit Bewertungen versehene Differenzierungen unter den Phänomenen hervor. [...] Während es zunächst einmal ausreicht, überhaupt z. B. ein Auto [analog: Eigenheim, Anm. d. Verf.] zu besitzen (weil es sehr wenige gibt und diese sehr teuer sind), gerät dieser Gegenstand mit zunehmender Verbreitung sehr schnell in Gefahr, seine Status-Zeichen-Funktion zu verlieren. Daraufhin setzt jedoch sofort ein Sekundär-Mechanismus ein, nämlich die Erzeugung von Rangunterschieden innerhalb der
1 | Schulze 2000, S. 24. 2 | Vgl. Schulze 2000, S. 18-24, Zitate ebenda. 3 | Auch die Verwendung »traditioneller« Formen und die Vorliebe für ein »massives« oder »solides« Erscheinungsbild hängt mit der Funktion des Eigenheimes als Rangzeichen zusammen: Sie symbolisieren Stabilität und Fortbestand von Rang und Bedeutung des Hausbesitzers.
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Klasse gleicher Phänomene: größere, schnellere, stärkere, elegantere Autos [analog: größere, teurere, exklusivere Eigenheime, Anm. d. Verf.]. 1
Selbst wenn der architektonische Spielraum der Anbieter heute sehr groß ist, so zeigt die Umfrage bei den Unternehmen, dass das (individualisierte) Typenhaus immer noch eine weit verbreitete Variante des Fertighauses darstellt und sich die sogenannte »individuelle« Gestaltungsfreiheit meist auf mehr oder weniger umfangreiche Wahlmöglichkeiten innerhalb eines Baukastensystems beschränkt. Betrachtet man die Morphologie unserer Vorstädte, dann drängt sich jedoch zudem der Verdacht auf, das Eigenheim allgemein und nicht nur das Fertighaus erlaube aus bestimmten Gründen, trotz unendlicher »individueller« Gestaltungsmöglichkeiten, keine wirkliche Individualität. Erstens nämlich ist die Zahl der Eigenheime in den vergangenen Jahrzehnten rasant angestiegen. Für diese Verbreitung ist das Fertighaus zwar nicht allein, aber doch wesentlich mit verantwortlich. Der Beitrag des industriell gefertigten Hauses zu dieser Entwicklung ist dabei nicht nur in dem Umstand begründet, dass (einige) Fertighäuser vergleichsweise preiswert am Markt zu haben sind, sondern auch im sozial motivierten Ziel, das Eigenheim für jedermann zugänglich zu machen.2 Damit entfällt die (ideelle) Verbindung des Eigenheimes mit exklusivem Wohlstand, und aus dem Phänomen der Vermassung entwickelt sich eine Dynamik, die dem Individuellen prinzipiell entgegensteht, denn durch Vermassung wird Individualität zwangsläufig zum Stereotyp. Hier greift die simple Regel: »Wenn Abwechslung zum Prinzip erhoben wird, gerät sie unterderhand zur Wiederholung«.3 Zweitens ergibt sich aus den stets ähnlichen Nutzungsvorgaben und der (vermeintlichen) Notwendigkeit, eine bestimmte Quadratmeterzahl Wohnfläche auf einer beschränkten Grundfläche unter den durch die Bebauungspläne vorgegebenen Richtlinien zu realisieren, eine beschränkte Anzahl typologischer Möglichkeiten. Deren formale Ausdifferenzierung – die Sekundärfunktion als Zeichen – muss sich innerhalb eines bestimmten, allgemeinverständlichen und damit wenig individuellen Vokabulars bewegen, will sie dem Anspruch des Statussymbols genügen. 1 | Fischer 1988, S. 77 f. 2 | Vgl. hierzu auch den Titel des Buches von Junghanns 1994: Das Haus für Alle. 3 | Schulze 2000, S. 542.
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Der Prozess der Vermassung und seine Konsequenzen für den Eigenheim- beziehungsweise Fertighausbau lassen sich gut anhand einer Gegenüberstellung von Modell und Serie erläutern, wie sie Jean Baudrillard vorgenommen hat. Die Dynamik, die sich zwischen diesen beiden Polen entfacht, ist symptomatisch für die subtile Wertordnung, der die modernen Gegenstände in unserer industrialisierten und demokratisierten Gesellschaft unterliegen, und lässt sich auch auf das hier behandelte Thema übertragen.1 Das Modell ist nach Baudrillards Interpretation als Idee einzigartig und damit der Serie überlegen, denn durch seine Einzigartigkeit verweist es auch auf die Einzigartigkeit seines Besitzers. Es privilegiere diesen somit gegenüber den Eigentümern von Seriengegenständen.2 Da nun aber jeder Mensch einzigartig sein möchte, und dies anhand der Gegenstände, mit denen er sich umgibt, zu belegen versuche, sollten diese möglichst nicht als Seriengegenstand gelten, sondern prinzipiell als Modell. Dies wiederum widerspreche einem Grundprinzip der industrialisierten Alltagswelt, nämlich große Gesellschaftsschichten mit Seriengegenständen auszustatten, die auf Modelle hinweisen. Um beim Käufer dennoch die Illusion zu erwecken, er erwerbe ein solches einzigartigartiges Modell, werde versucht, in feinen Un1 | Vgl. hierzu Baudrillard 2001, S. 171-176: Zwar etablierte prinzipiell auch schon vor der Industrialisierung eine privilegierte Minderheit später gängig werdende »Stile«. Am Prototyp gefundene Lösungen oder Techniken jedoch verbreiteten sich eher zufällig über das lokale Handwerk. Von einem »Modell« sei keine »Serie« im heutigen Sinne hergestellt worden. Zudem hätten die Gegenstände in der Vergangenheit geringere Bedeutung besessen gegenüber beispielsweise der Absolutheit von gesellschaftlichem Stand durch die Geburt. Die Spezialisierung und die Entfaltung kultureller Formen unter dem Einfluss historischer oder exotischer Vorbilder waren geringer, außerdem unterschied man beispielsweise zwischen »Stilmöbeln« und Gegenständen des täglichen Bedarfs. Das Verteilungsschema ModellSerie ließe sich zudem nicht auf alle Gegenstandskategorien gleichermaßen anwenden: Besonders deutlich werde es bei der Kleidung, bei stärker gebrauchsorientierten Objekten wie etwa Haushaltsgeräten seien die Bezüge bereits schwieriger herzustellen, die Kategorien von »Modell« und »Serie« gingen ineinander über. Man unterscheide hier vielmehr zwischen »Serienmodell« und »Luxusmodell«. Bei Maschinen, selbst wenn weltweit nur eine einzige Maschine derselben Art existiere, entfiele die Möglichkeit, Exemplare geringerer Güte oder auskalkulierte, modische Varianten einzuführen vollends. Auf Kunstwerke ließe sich die Unterscheidung in »Modell« und »Serie« ebenfalls nicht treffen. Hier unterscheide man allein zwischen »echt« und »unecht«. 2 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 180.
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terschieden bezüglich Form, Farbe oder Zusatzfunktionen die individuelle Unterscheidbarkeit zu wahren: »In diesem Sinne findet man zweiundvierzig Farbunterschiede unter den Automodellen, in einfacher und in doppelter Lackierung, nur damit man sein besonderes Auto auswählen kann.«1 Das System Modell-Serie ermögliche also eine Wahlfreiheit, die sich allerdings bei näherer Betrachtung aus dreierlei Gründen als Illusion entpuppt:2 Erstens beziehe sie sich nicht auf die Ebene der primären, sondern auf die der sekundären Funktionen und damit auf die erwähnten inessentiellen Bereiche. Zweitens bestehe die Freiheit der Wahl nur innerhalb der finanziellen Möglichkeiten des Einzelnen. Den Thesen Bourdieus zufolge ist sie, wie oben erläutert, darüber hinaus durch Herkunft, Sozialisation und Bildung bedingt. Schließlich entfiele drittens durch die Möglichkeit der Wahl eine wesentliche Option, und zwar die, überhaupt nicht zu wählen: »Ob man will oder nicht, die gewährte Freiheit zu wählen zwingt zum Eintritt in ein kulturelles System«.3 Das Individuum allerdings empfinde die Wahl in der Regel als Freiheit, um sie nicht als Bedingung erleben zu müssen, was für seine Identifikation mit unserem Wirtschaftssystem wesentlich sei – in den Worten Baudrillards: »Sie [die Verpersönlichung der Wahl, Anm. d. Verf.] ist das grundlegende ideologische Konzept einer Gesellschaft, die durch diese ›Verpersönlichung‹ der Gegenstände und Meinungen die bessere Eingliederung ihrer Mitglieder zu erreichen sucht«.4 Die Dynamik von Modell und Serie erwachse aus dem Wechselspiel der individuellen Wünsche der Verbraucher und dem System der Differenzierung des Angebotes und ergebe so das eigentliche kulturelle System.5 Dieses System wiederum gelte als Domäne des sozialen Fortschritts, da es theoretisch jedem Menschen die Möglichkeit einräumt, ein Modell zu erwerben – schließlich gebe es keine sozialen oder rechtlichen Schranken, die dies verbieten würden.6 In Wirklichkeit hätten, abhängig von den finanziellen Möglichkeiten des Einzelnen, nur sehr wenige Menschen diese Option. Die 1 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 177 f. Die Farben wiederum, das sei hier noch hinzugefügt, gibt es serienmäßig. 2 | Die Tatsache, dass diese nur die unwesentlichen Differenzen betrifft, ändert nichts an der enormen Bedeutung der formellen Möglichkeit der Wahl. 3 | Baudrillard 2001, S. 176. 4 | Baudrillard 2001, S. 176. 5 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 175. 6 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 191.
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Gegenüberstellung von Modell und Serie reflektiere demnach einen Klassenunterschied, trotz oder gerade wegen der theoretischen Zugänglichkeit der Modelle für jedermann. In diesem Sinne lässt sich auch Bourdieu noch einmal zitieren: Hinter dem Gegensatz von ›Echtem‹ und ›Imitiertem‹, zwischen ›wahrer‹ Kultur und ›Massenkultur‹ [...] versteckt sich eine zur Produktion und Reproduktion der Illusio [...] nicht weniger unerlässliche Komplizenschaft: Distinktion und Prätention, hohe Kultur und Durchschnittskultur haben [...] nur wechselseitig Bestand: es ist ihre Wechselbeziehung oder, besser, die objektive Zusammenarbeit ihrer Produktapparate und ihrer jeweiligen Klientel, die den Wert der Kultur erzeugt wie das Bedürfnis nach ihrer Aneignung. 1
Der Klassenunterschied manifestiert sich auch am Modell selbst, »[...] denn die Nuance (in der Einheit) fällt dem Modell zu, die Differenz (in der Uniformität) der Serie«.2 Dabei sind strukturell die Differenzen der Serie begrenzt, die Nuancen des Modells jedoch nicht – auch wenn dies aufgrund der unterschiedlichen Verbreitung umgekehrt erscheint. Damit erhält die überwältigende Mehrheit ein beschränktes Angebot, eine kleine Minderheit dagegen ein unendliches. Und während das Modell das Privileg der Aktualität genießt, hinkt die Serie stets den in rasantem Tempo wechselnden Vorbildern und damit ihrer Zeit hinterher.3
1 | Bourdieu 1987, S. 389. 2 | Baudrillard 2001, S. 185. 3 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 185 f. Preiswertere Seriengegenstände werden hergestellt, um das »Modell« auch für die Masse zugänglich zu machen. Hinsichtlich optischer und technischer Qualitäten jedoch reichen die Seriengegenstände nicht an das Vorbild heran: aus Seide wird Kunstfaser, aus Metall Kunststoff, und aus Massivholz furnierte Holzfaserplatten. Während sich das Modell durch Kohärenz zwischen Stil und Form auszeichnet, fällt beim Seriengegenstand der Verlust grundlegender (wesentlicher) Eigenschaften auf, der durch das übermäßige Gewicht einer Vielzahl sekundärer (unwesentlicher) Charakterzüge, wie etwa Farben, Kontraste, Linienführung, kompensiert wird: »Während um das Modell ein Hauch weht, es von Diskretion umgeben und von etwas ›Naturhaftem‹ begleitet wird, das den Schimmer der Kultur verrät, klebt der Seriengegenstand an seinem Anspruch auf Singularität. Er leidet an einer kulturellen Gezwungenheit, täuscht einen Optimismus billiger Art vor, stellt einen groben Humanismus dar.« Die Unterscheidung zwischen Modell und Serie ist jedoch immer schwieriger zu treffen. Beschleunigt durch die Massenmedien, werden
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Auch das Fertighaus gehorcht, sobald es wie ein Produkt angeboten und nicht als »Kunstwerk« von einem Architekten erstellt wird, den Gesetzmäßigkeiten des Marktes und damit der Dynamik von Modell und Serie. Es bleibt immer ein Seriengegenstand, wird niemals Modell, und zwar nicht nur, weil es durch seinen Ursprung im Typenhaus den Inbegriff des industriell gefertigten Serienproduktes darstellt. Auch das »individuell« geplante Fertighaus, das den gängigen Moden und damit wechselnden Vorbildern von der Palladio- bis zur Bauhaus-Villa nacheifert, ist ein Seriengegenstand im beschriebenen Sinne, und als ein solcher entbehrt er nicht zuletzt zwei wesentliche Eigenschaften, die mit dem Eigenheim unbedingt verbundenen werden wollen: Individualität und Dauerhaftigkeit. Zudem steht die dem Seriengegenstand ebenfalls immanente Unterwerfung unter die Mode dem Gedanken der Einzigartigkeit entgegen, da die beschriebene Konzentration auf die sekundären Merkmale anstelle von wesentlichen räumlichen und städtebaulichen Qualitäten nur zu einer sich auf Nebensächlichkeiten beziehenden Scheinindividualität führen kann. Die Konzentration auf das Inessentielle oder auch Unwesentliche zeigt sich insbesondere in der Fokussierung von oberflächlich-bildhaften und vagen Gestaltungsthemen in der Katalogsprache der Firmen, wie etwa auf das »Erscheinungsbild«, das »Flair« des Hauses oder das »Ambiente« der Wohnung. Auch die von Baudrillard als für den Seriengegenstand charakteristisch beschriebene Übertreibung des Modischen und die Vermengung von Stilen, resultierend aus einer gleichzeitigen Orientierung an verschiedenen Modellen, lässt sich am Fertighaus nachvollziehen. Dabei führen gut gemeinte Appelle mit dem Ziel allgemeiner Geschmackshebung nur zu pauschalen Lösungen: Heute ist man bestrebt, das Serienensemble zu stilisieren, den Geschmack der Massen zu heben. Im Allgemeinen führt das zur Monochromie und zu einem Monostil. ›Richten Sie sich in einem barocken Wohnraum ein, malen Sie ihre Küche blau aus‹ und Ähnliches. Was als Stil empfohlen wird, ist im Grunde nur ein Klischee, eine Generalisierung ohne Nuancen in den Einzelheiten oder in besonderen Aspekten. 1 die Modelle immer weiter verbreitet und finden eine stetig wachsende Öffentlichkeit – und büßen so ihre Exklusivität ein. 1 | Baudrillard 2001, S. 185. Diese Beobachtung Baudrillards aus den sechziger Jahren findet bei der Betrachtung der beschriebenen zahlreichen Deko-Soaps, Einrichtungsmagazine, etc. heute umso mehr ihre Bestätigung.
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Der Erwerb eines Eigenheimes bringt den Eigentümer seinen Zielen von Freiheit, Eigentumsbildung, Verwurzelung und Selbstbestimmung also meist nur vermeintlich näher. Tatsächlich wird der Bauherr (insbesondere der in der Regel weniger gut situierte Fertighauskäufer) durch das Versprechen von Freiheit und Sicherheit in Unfreiheit und Unsicherheit gedrängt, und zwar nicht nur durch die finanzielle Belastung des Hausbaus, sondern auch durch die daraus und aus der defizitären Infrastruktur der Vorstädte resultierende soziale und kulturelle Verarmung. Das Verlangen nach einer Individualität, die auf Statusbehauptung abzielt, verhindert eine genaue Ermittlung nicht von Wünschen, sondern von tatsächlichen Bedürfnissen, deren Erfüllung dem Einzelnen viel eher dienen würde. Die Angebote der Fertighaushersteller laden zur persönlichen Unbescheidenheit ein und verhindern jene Beschränkung auf das Wesentliche, die Individualität erst zum Ausdruck brächte. Denn nur ein Haus, dessen Raumangebot, Einrichtung und Umgebung keine unnötigen Redundanzen mehr aufweist, erreicht eine Individualität jenseits persönlicher Illusionen. Ein solches Haus kann sehr wohl ein Fertighaus sein, wobei aber auch und besonders die Umgebung des Hauses, also die Größe des Grundstücks und seine Einordnung in eine städtebauliche Struktur einbezogen werden müssen, wenn ein solches Haus eine existentiell definierte Individualität verwirklichen soll. Eine allzu enge oder zu streng reglementierte Bebauung, bei der etwa ein Garten immer hinter, aber nie vor einem Haus oder ein Eingang nur an der Front, nicht an der Seite liegen dürfen, erzeugt mit einem Mangel zugleich ein Zuviel und damit genau das Unbehagen, das mit der Verwirklichung einer existentiellen Individualität des Hauses nachhaltig behoben würde. Als genau kalkulierbares, nicht von Preisschwankungen abhängiges Produkt hätte das Fertighaus hier eine wichtige Funktion, derer sich Architekten bedienen könnten, um den Hausbau genau auf die wirklichen Bedürfnisse und Möglichkeiten des Bauherrn zuzuschneiden. Nicht darauf, dass Architekten Fertighäuser entwerfen, sondern auf ihre Unterstützung in diesem Prozess käme es an, auch wenn sich dies mit dem Selbstbild des Architekten auf den ersten Blick nicht zu vertragen scheint. Architekten aber sind zuerst und zuletzt Vermittler und in dieser Rolle, auch wenn sie bescheiden aussieht, nicht zu ersetzen.
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6.2 N ATURNÄHE Ein deutscher Wald ist sich seiner Pflicht bewußt, daß man von ihm singen könne: Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut so hoch droben. Wohl den Meister will ich loben, solang noch meine Stimm erschallt! Der Meister ist ein Forstmeister, Oberforstmeister oder Forstrat, und hat den Wald so aufgebaut, daß er mit Recht sehr böse wäre, wenn man darin seine sachkundige Hand nicht sofort bemerken wollte [...]. 1
Eine Idealisierung des »Lebens im Grünen« zeichnet alle beschriebenen Formen und Entwicklungsstufen des Eigenheims aus. Sie beruht auf einem Natur-Bild, welches nicht die gegebene, sondern eine ideale, künstlich für die Bedürfnisse des Menschen zur (Kultur-)Landschaft überformte »Natur« spiegelt – eine Verschiebung, die die Entwicklung des abendländischen Natur- und Landschaftsbegriffes seit der Antike und insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert maßgeblich beeinflusste. Unser heutiges Verständnis von »Natur« resultiert aus einem Naturbild, das nicht auf der unberührten, »wilden« Natur, sondern ihrem ästhetisierten und verkünstlichten Derivat »Landschaft« aufbaut. Eine solche Wahrnehmung setzt eine gewisse Distanz zur Natur voraus, die dem agrarischen Nutzer fremd ist.2 Der in der westlichen Kultur so verankerte Naturbegriff stattdessen entsprang der Phantasie des Stadtbürgers und diente ihm seit seiner Entstehung als Projektionsraum für die »Sublimierung irreparabler [urbaner] Probleme«3, also im Sinne der Psychoanalyse für die Abwehr unterschwellig wahrgenommener Missstände durch Verklärung. Damit hatte die »Natur«, ausgehend von der Vorstellung eines dialektischen Verhältnisses zweier Welten – des Natur- und des Kulturraums – und der jeweiligen (defizitären) Situation der Stadt eine entsprechende Illusionsrolle inne. Eine bewusste Rezeption der Künstlichkeit des Phänomens Landschaft gibt es bis ins 18. Jahrhundert, so bei Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), Immanuel Kant (1724-1804) oder Jean Jacques Rousseau (1712-1778).4 Insbesondere Rousseaus Texte zeigen, entgegen dem ihm häufig unterstellten Missverständnis von »Natürlichkeit«, ein Verständnis 1 | Musil 1962, S. 91. 2 | Vgl. Schönfeldt 1989, S. 29. 3 | Achleitner 1978b, S. 61 4 | Vgl. Burckhardt 1978, S. 11.
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für die raffinierte Dialektik von Kunst und Natürlichkeit, von Zierde und Nützlichkeit.1 Im 19. und 20. Jahrhundert kommt es dann zur unbewussten Verwechslung von Natur und Landschaft in einem Prozess, der mit dem Herausstellen des Menschen aus der »unberührten« Natur und ihrer Ideologisierung einhergeht. Er ist besonders gut nachvollziehbar am Wandel des Verhältnisses der Menschen zu den Alpen: Nachdem diese Jahrhunderte lang Angst und Schrecken eingeflößt hatten, wurden sie im 19. Jahrhundert erschlossen, vermessen und schließlich zum Schönheitsideal erkoren.2 Diese Entwicklung vollzog sich vor dem Hintergrund entsprechender Literatur: Charles Darwin (1809-1882) lehrte die Entstehung und Erhaltung der Arten unter den Bedingungen der Grausamkeit der Natur, und Friedrich Nietzsche (1844-1900) entwickelte aus der Vorstellung vom Heldentum der Bergbauern in der Schweiz und in Tirol seinen Patriotismus und Nationalismus. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert verbindet sich der Landschaftsbegriff mit der Heimatschutzidee. Die Politisierung der Natur beginnt. An der vorindustriellen Goethe-Zeit orientiert, wurde dieses Landschaftsverständnis wesentlich durch Paul Schultze-Naumburgs Kulturarbeiten3 geprägt. Vor diesem Hintergrund entwickelten sich nach dem Ersten Weltkrieg die den Nationalsozialismus vorbereitenden »völkischen« und »bündischen« Bewegungen. Trivialisiert und emotionell aufgeladen wurde der Landschaftsbegriff im NS-Deutschland schließlich instrumentalisiert, um die »Reinigung« der deutschen Kulturlandschaft und die Kriegs- und Siedlungspolitik auf der Grundlage der Erzeugung der Idee des »Volkes ohne Raum« zu legitimieren: Die »Verwurzelung des deutschen Volkes in der Scholle« brauchte Platz und erforderte die propagierte Expansion in den leeren oder nur von »minderwertigen Rassen« besiedelten Osten. Der Begriff Landschaft wurde zum Gegenstand nationaler Sehnsucht.4 Die Verwechslung von Natur und Landschaft prägt unser Naturverständnis weiterhin und erklärt, warum das erträumte Landleben des Städters bis heute nichts von seiner Attraktivität verloren hat – obwohl der (als 1 | Vgl. z.B. Nouvelle Héloïse, 11. Brief 4. Band; vgl. auch Burckhardt 1978. 2 | Erstbesteigung des Mont Blanc durch Horace Bénédict de Saussure bereits 1787, erste Bergsteigervereinigung »Alpine Club« jedoch erst 1857 durch den Engländer Edward Kennedy, mit der die große Zeit der Alpinisten begann. Vgl. auch Wilhelm 2006, S. 61. 3 | Vgl. Schultze-Naumburg 1902-1917. 4 | Vgl. auch Burckhardt 1978, S. 13, Zitate ebenda.
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»Prinzip Tucholsky«1 bekannte) Wunsch nach Naturnähe und Landschaftsbezug (»Ostsee«) bei gleichzeitiger Teilhabe am Stadtleben (»Friedrichstraße«) in seiner fortschreitenden baulichen Manifestation zu einer Neutralisierung der Pole führt und die Ressource »Land« kontinuierlich aufzehrt: Über den Prozess der »Maximierung der Randlänge zwischen Bebauung und Freiraum« kommt es schließlich zur gleichwertigen Durchdringung beider Aspekte.2 Die Zerstörung der Grundlagen dieses Landschaftsbildes begann auf unterschiedlichen Ebenen. Die Umstellung auf Monokulturen, die mit der Rationalisierung der Landwirtschaft einherging, verursachte nach dem Zweiten Weltkrieg durch Zusammenlegung und Begradigung von Feldern und Fluren eine massive Veränderung des Landschaftsbildes. Die im Wiederaufbau bevorzugt realisierten aufgelockerten Stadtmodelle mit ihren raumgreifenden Wohn-, Einfamilienhaus- und Gewerbegebieten und der zugehörigen Infrastruktur führten zu einer fortschreitenden Zersiedlung – ebenso wie der enorme Anstieg des Massen- und Individual-Tourismus', der in den letzten Jahrzehnten zum Verbrauch selbst der entlegensten Gegenden der Erde geführt hat.3 Durch ihre Erschließung erfährt die Natur zwangsläufig eine Verformung; es entsteht die von Hans Magnus Enzensberger bereits in den fünfziger Jahren erkannte und beschriebene Dialektik des Tourismus, wonach der Mensch die Einsamkeit, die er aufsucht, im Moment seines Erscheinens zerstört4 – ein Phänomen, welches sich ohne Weiteres auf das Siedeln im Grünen übertragen lässt. Aus dieser Erkenntnis entwickelte sich in den achtziger Jahren ein Ökologie- und Umweltbewusstsein, welches gesundes und naturverbundenes Leben nicht zuletzt als Projektionsfläche benutzt, um neue Produktzweige (Ernährung, Sport, Wellness, nachwachsende Rohstoffe, Energieerzeugung, Wohnumfeld, Kleidung) am Markt zu etablieren. Diese wiederum sind inzwischen so groß, dass sich ihre Herstellungs- und Vermarktungsprozesse denen derer, von der sie sich abzusetzen versuchten, mehr und mehr annähern.
1 | Tucholski 1927, S. 1257: »Ja, das möchste: Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße; mit schöner Aussicht, ländlich-mondän, vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn – aber abends zum Kino hast dus nicht weit.« 2 | Vgl. Sieverts 1997, S. 18 f., Zitate ebenda, vgl. auch Jessen 2001, S. 327. 3 | Vgl. Burckhardt 1978, S. 14. 4 | Vgl. Enzensberger 1958, S. 701-720.
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Das Wohnen in einer von Illusion und Projektion gekennzeichneten »Natur« war niemals rein praktisch motiviert. Es diente von Anfang an als temporärer Erlebnis- und Erholungsraum in Ergänzung oder als Gegenpol zum Erwerbsleben. Für das gehobene Bürgertum des 18. und 19. Jahrhunderts versinnbildlichte das Leben draußen vor den Toren der Stadt, basierend auf religiösen Leitbildern und dem schöngeistigen Ideal der Antikenerneuerung, zunächst vor allem Wohlstand, Exklusivität und Luxus: die Natur interpretiert als Garten Eden, der im umgebenden Ziergarten oder Park der Villa Ausdruck fand. Im Kleinhausbau an bescheidenere Ansprüche adaptiert, mutierte dieser zum Nutzgarten mit Kleintierhaltung. So verband sich das Ziel, ein gesundes und Erholung gewährendes Wohnumfeld für Arbeiterfamilien zu schaffen, mit dem Ideal des Selbstversorgers, einem Leitbild, das vom Aufkeimen der Eigenhausbewegung bis in die Frühphase der BRD – unabhängig von der politischen oder wirtschaftlichen Situation – gleichermaßen Bestand hatte. Heute hat sich das Bild des Selbstversorgers auf abstraktem Niveau reproduziert. Nicht mehr Gemüsegarten und Kleintierhaltung, sondern mietfreies Wohnen im Alter in Verbindung mit einem generellen Anreiz zur Vermögensbildung sollen den Anteil der Eigenverantwortung der Bürger an ihrer Rentenversorgung steigern, während der Nutzgarten, nach wie vor sehr beliebt, dem Hobbygärtner als Betätigungsfeld dient. Der Aspekt der Selbstversorgung – ob unmittelbar oder abstrakt formuliert – geht einher mit einer Tradition der Sesshaftigkeit, die, im Gegensatz zu »allen zeitweiligen oder bleibenden Formen des Nomadisierens [...], die Bodenständigkeit und Unveränderbarkeit in der Zeit favorisiert [...], alle Formen von Verwurzelung aufwertet [...] und die Sozialbeziehungen der nach einem integrierten Familienmodell konzipierten, idealisierten agrarischen ›Gemeinschaft‹ hochlobt«.1 Die Überzeugung, das eigene Heim und die damit verbundene Bewirtschaftung eines eigenen Stück Landes gewähre dem Menschen eine »Heimat [...], welche die völkische Ideologie als [Gegensatz] zum ›Herumtreiben‹ und zur Entwurzelung stellt«2, impliziert dabei in ihrer Künstlichkeit bereits einen ersten Schritt der Entfremdung. Denn die wirtschaftliche Bindung, die Adelsschloss, Bauernhaus, Fischer- oder Berghütte zu dem jeweiligen Ort hatten, an dem sie standen, wurde mit der Entstehung von Villa und Kleinhaus, erst recht jedoch mit der des Einfa1 | Bourdieu 2002, S. 52 2 | Bourdieu 2002, S. 52
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milienhauses, grundsätzlich aufgehoben. Durch die Trennung von Wohnen und Arbeiten wird der Wohnort – innerhalb gewisser Grenzen – frei wählbar und damit beliebig. Vor allem aber verliert die formale Bindung an einen Ort im Sinne eines Genius Loci beim Fertighausbau dramatisch an Bedeutung. Das betrifft die Architektur der Einzelhäuser genauso wie die der gesamten Anlagen. Wie die Villenkolonie und die Kleinhaussiedlung stellt ein Einfamilienhausgebiet keine gewachsene Struktur dar. Sie alle waren im Moment ihrer Entstehung Implantate in die Landschaft oder in das sich erweiternde Stadtgefüge. Dabei ist es durchaus möglich, dass sie, wie zahlreiche Siedlungen und Villenviertel belegen, ihre Prägung durch die Individualität ihrer Einzelobjekte erfahren. Hierfür jedoch ist es nötig, dass die Frage nach deren baukünstlerischer Qualität immer wieder neu gestellt und die jeweilige Umgebung in das Entwurfskonzept mit einbezogen wird. Die bei Kleinhaus und Villa noch verbreitete moralisch oder ökonomisch motivierte Zielsetzung, das einzelne Haus in das Gesamtgefüge der jeweiligen Anlage organisch zu integrieren, findet man heute immer seltener. Der »Freiheit des Individuums« sollen diesbezüglich keine Grenzen gesetzt werden. Kompensiert wird dieser Mangel auf der Bildebene: Der schon beim schlichten Satteldach-Eigenheim typologisch immanente, symbolische und illusionäre Naturbezug erweitert sich bei bei Landhaus-, Toskana- und Skandinavien-Motiven durch die Anknüpfung an »bäuerliche« Vorbilder, assoziiert mit einer derben, ursprünglichen Natur. Häuser, die sich formal an Villen- und Schlossarchitektur orientieren, zitieren Ziergärten oder gar kultivierte Parklandschaften, auch ohne dass diese tatsächlich immer vorhanden wären. Eigenheime aus der Kategorie »ökologisches Bauen« thematisieren das Verhältnis zur Natur als »Umweltbewusstsein«, und selbst das modern gestaltete Haus baut in den Werbefotografien häufig einen auf messbare Größen wie Topografie oder Ausblick bezogenen Naturbezug im Sinne der Moderne auf. Entsprechendes gilt für die Vermarktung: Die Abbildung der Gebäude in unverbauter Landschaft oder zumindest ohne die doch zumeist dicht bebaute Umgebung verweist auf das Idealbild des freistehenden Einfamilienhauses; die Betonung von Themen wie Wohngesundheit, Naturmaterialien, Raumklima oder auch Planung und Einrichtung nach den Gesetzen des Feng Shui1 beschwört zugleich einen vermeintlichen Einklang mit den Elementen. Die Kompensation der real verschwin1 | Zum Beispiel Baufritz.
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denden – oder besser bereits verschwundenen – Natur durch einen enormen Zuwachs an artifiziellen Naturbildern ist dabei ein Phänomen, das sich in der Werbung auch außerhalb des spezifischen Kontextes Eigenheim beobachten lässt und das von der enormen Bedeutung der Illusion von Naturnähe für den eigentlich naturfernen modernen Menschen zeugt. Mit zunehmender Beherrschung der Natur durch den Menschen einerseits und seiner Entfremdung von ihr andererseits ist sie immer weniger realer Bezugspunkt, sondern steht symbolisch für einen der gegebenen Umwelt konträren Ort der Zuflucht für den Menschen.1 Diese Zuweisung bedeutet eine Umkehrung der ursprünglichen Situation, in der die Kultur der Natur Schutzräume für den Menschen abrang. Dabei wurden die jeweils assoziierten Qualitäten vertauscht: Die Kulturräume wurden von Schutzräumen zu Räumen der Bedrohung – beispielsweise durch die Verschmutzung von Luft, Wasser, Boden und Nahrungsmitteln, aber auch durch Stress, Kriminalität und anderes. Der Naturraum hingegen wandelte sich vom bedrohlichen Außenraum zum Ruhe und Entspannung gewährenden Schutzraum. Von einem ähnlichen Naturverständnis geht auch Vilém Flusser (19201991) in seinem Essay Gärten aus, der in Deutschland 1993 postum veröffentlicht wurde.2 In diesem inhaltlich wie sprachlich bemerkenswerten (leider längst vergriffenen) Text betrachtet Flusser den Wandel von der Gartenkultur unserer Vorfahren zur »Antikultur der Gärtnerei« der Gegenwart. Er beschreibt den Garten als den »durch Konvention zu Natur kodifizierte[n] Teil unserer Umgebung, in dem wir dem Getriebe des Kulturapparates zu entkommen trachten«. Seine These, der Garten – vorgeblich Kontrapunkt zur Kultur und Befreiung von ihr darstellend – sei eigentlich nur Funktion desselben kulturellen Apparates, indem er nicht nur oberflächlich Natur, sondern auch im tieferen Sinne Landbesitz, Privatheit und Verwurzelung vortäusche, ist nicht nur im Hinblick auf die geschilderte, häufige Verwendung von Naturmotiven beim Fertighaus interessant. Die Parallelen betreffen auch die Umkehrung der Bedeutungszuordnung von Schutz und Bedrohung zum Natur- beziehungsweise Kulturraum. Das (mit entsprechenden Platzhaltern ausgestattete) Eigenheim stellt nicht mehr einen der Natur abgerungenen Schutzraum dar, sondern ist analog zu Flussers Gärten der »etwas lächerliche Versuch, ein wenig Natur in die
1 | Flusser 1993, S. 47. 2 | Vgl. Flusser 1993, S. 46-52.
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Kultur hineinzuschmuggeln«.1 Es täuscht seinem Besitzer vor, dass er »[...] auf eigener Scholle steht, daß er Wurzeln hat, daß es ein Stück Erde gibt, auf dem er für sich selbst steht«, während es ihm in Wirklichkeit jedoch nicht mehr möglich ist, »aus dem Gemeinen und Politischen ins Gesonderte und Private« zurück zu können, ohne dabei »aus der Kultur herauszufallen [...].«2 Und: Die Gärten [analog: das Einfamilienhaus, Anm. d. Verf.], die sich massenhaft um die Großstädte massieren und die die Tendenz haben, ganze Landschaften in Suburbia zu verwandeln, [sind] nicht Orte des Privaten, sondern Orte der bloßgestellten Masse. Aber eine[r] Masse, die in ihren Gärten [analog: Einfamilienhäusern, Anm. d. Verf.] vereinzelt und vereinsamt die durchsichtige Maske des Privaten trägt, allerdings eines stereotypischen Privaten. 3
Die von Flusser in Bezug auf den Garten analysierte Umkehrung der Verhältnisse lässt sich in den gängigen Formen der Ästhetisierung, Mystifizierung, Ideologisierung, Verkitschung, Ausbeutung und Vermarktung von Natur und Landschaft nachvollziehen.4 Sie manifestiert sich bei genauer Beobachtung im Alltag auf vielfache Weise, so in Urlaubsprospekten, Groschenromanen, kunstgewerblichen Ölbildern oder Drucken, Fernsehbildern, Reise- und Wellnessangeboten, den erwähnten Beispielen der Werbung5 und – den Ergebnissen der Marktanalyse entsprechend – eben auch in der Gestaltung von Fertighäusern. Vor diesem Hintergrund wiederum leuchtet es ein, dass mit dem Verschwinden der Grundlage der so tief verankerten Natursymbolik diese selbst lebendiger ist denn je. Der Einsatz derartiger Motive bei der Vermarktung von Fertighäusern ist entsprechend zu lesen. Die zeichenhafte Übertragung ländlicher Motive auf die Architektur visualisiert und unterstreicht dabei das (vergebliche) Bemühen, Ruhe, Geborgenheit und Privatheit in unser hektisches Alltagsleben zu integrieren und durch das Eigenheim einen idealen Zufluchtsort in Analogie zu Flussers Gärten zu schaffen. Ihre Verwendung in Gestaltung und Vermarktung verspricht dem Kunden seinen kleinen »Garten Eden«. 1 | Flusser 1993, S. 47 f. Zitate ebenda. 2 | Flusser 1993, S. 51 f. 3 | Flusser 1993, S. 51 f. 4 | Vgl. hierzu auch Burckhardt 1978, S. 9 f. 5 | Insbesondere Nahrungsmittel, Automobile, Kosmetik.
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Die Illusion von Naturbezügen unterschiedlicher Art wird in mehrfacher Hinsicht aufgebaut. Wie der Garten bei Flusser lässt sich auch das Eigenheim als vermeintlicher Rückzugsort vor den Launen der Kultur interpretieren: Er entlarvt den »Garten« als die mit »›Natur‹ betitelte Abteilung des Kulturapparates«.1 Innerhalb dieses »Apparates« habe dieser die Aufgabe, »einen sehr weitgehend von der Kultur bedingten und durch die Natur verdingten Menschen von dieser Kultur zu befreien und ihn in die Natur zurückzuführen«2 – für Flusser ein bewusst verlogenes Unterfangen. Die Funktion des Gartens liegt demnach darin, eben nur vorgeblich »Antifunktion« zu sein.3 Die Verwendung von aus der Natur entlehnten Motiven beim Fertighaus suggeriert entsprechend, das eigene Heim gewähre Erholung und Entspannung durch die Rückführung des Menschen in die »Natur«. Es gibt auf diese Art vor, eine Art Antifunktion der Gesellschaft zu sein, während es seinen Besitzer in Wirklichkeit immer tiefer an ihre Mechanismen bindet. So lässt sich auch hier Flussers Beschreibung der mechanischen Funktion der »Gärten« im Gesamtapparat analog auf das Eigenheim übertragen: »Mechanisch wurden sie in der Stadtplanung [...] entworfen, zu mechanisch festgesetzten Zeitpunkten werden sie aufgesucht und die in ihnen sich [...] Erholenden sind Teile eines Mechanismus.«4 In Bezug auf das Eigenheim blieben Flussers Ausführungen allein dahingehend zu ergänzen, dass es seinen Besitzer zusätzlich »mechanisch« mit der Arbeitswelt verbindet, und zwar nicht nur im Sinne mechanischer Arbeit, an die angesichts der »Rasenmäher [...], die in [den Gärten] rattern«5, ebenfalls zu denken wäre, sondern – bei Flussers besonderer Verwendung des Begriffs – vor allem durch die monatliche Fälligkeit der Kredite, beim Fertighaus zudem durch das unmittelbar Mechanische in Fertigung und Montage wie auch mittelbar von Planung, Vermarktung und Verkauf. Naturnähe verliert ohne Beständigkeit einen wesentlichen Teil ihrer Bedeutung, sie wird zum bloßen Gegenstand eines befristeten Konsums. Sinnvoll wäre die Überlegung, ob beispielsweise eine kleinteilige Durchmischung von Einfamilienhaussiedlungen und Kleingartensiedlungen hier 1 | Flusser 1993, S. 49. 2 | Flusser 1993, S. 48. 3 | Vgl. Flusser 1993, S. 48 f. 4 | Flusser 1993, S. 51. 5 | Flusser 1993, S. 51.
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nicht eine Verstetigung und Bereicherung bedeuten würde, einerseits durch Einbeziehung der Eigenheimbesitzer in die Bewirtschaftung von Gärten, andererseits durch die damit erzielte Verringerung der Baudichte. In großstädtischen Gebieten könnte dies zugleich ein akzeptabler Kompromiss sein, wenn Kleingartenanlagen zwecks Bebauung aufgehoben werden sollen. Die strengen Spielregeln, nach denen Kleingartenvereine leben, wären dabei durchaus hilfreich, wenn sie auch auf die Gärten der Eigenheime angewendet würden. Größere Abstände zwischen den Häusern und eine dichte Begrünung würden einer Eigenheimsiedlung Qualitäten einräumen, die eine enge Nachbarschaft aus Architektenhäusern, von denen keines Rücksicht auf den Nachbarn nimmt, eben nicht gewährt. Gerade mit Bezug auf das Leitbild der Naturnähe jedenfalls ist festzustellen, dass nichts dieses Leitbild so in Frage stellt wie eine Bebauungsplanung, bei der als »Natur« lediglich noch eine Restumgebung aus Rasenflächen mit schnell wachsendem Randgrün verbleibt.
6.3 B ESTÄNDIGKEIT Irgendwann begann es, viel von allem zu geben, so viel, daß die Einsicht Platz ergriff, die Dinge könnten nicht mehr echt sein. Das Echte und das Unechte, Kategorien, die ehemals einzig für adelige Herkunft, Münzmetalle und Edelsteine geläufig waren, begannen nun, der sichtlich wenig Vertrauen erweckenden Fülle halber, den scheinbar üppiger werdenden Alltag zu besetzen. 1
Das moderne Eigenheim wurde zumal in der Nachkriegszeit, als es immer größeren Kreisen zugänglich wurde, zum Inbegriff des wirtschaftlichen Aufschwungs schlechthin. Bis heute ist es die primäre Säule der Vermögensbildung in Deutschland und zugleich Prestigeobjekt. Die traditionellen Aspekte der Bildung, des Erhaltes und der Steigerung von Vermögen kristallisieren sich dann auch als wesentliche Leitbilder für das Einfamilienhaus von heute heraus. In diesem Sinne lässt sich jedes Eigenheim in der Nachfolge der Villa sehen, des Wohnorts, in dem das Großbürgertum des 19. und frühen 20. Jahrhunderts seine neuerworbenen Traditionen und seinen Besitz symbolisierte. Als »etwas [...] aus Geld und Macht Entstandenes [dient die Villa dazu, dieses] zäh festzuhalten, um Macht und Geld zu steigern, zu 1 | Hackelsberger 1989, S. 92.
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bezeugen, zu verzinsen, zu vererben«1, wie Rudolf Borchardt (1877-1945) im Jahr 1908 schrieb. Mittlerweile aber kommt es zu einer allmählichen Entwertung dieses Ideals. Schrumpfende Städte, häufig ungünstige und schlecht erschlossene Lagen am Stadtrand, Zwangsveräußerungen wegen unvorhergesehener finanzieller Probleme oder auch nur das häufige Auftreten technischer oder konstruktiver Mängel sorgen dafür, dass Werterhalt oder gar Wertsteigerung des Eigenheims keineswegs mehr garantiert sind. Im Gegensatz zur Villa des 18. und 19. Jahrhunderts, die der Außendarstellung der jeweiligen finanziellen Möglichkeiten diente, steht das – heute in der Regel auf Kredit erworbene – Eigenheim auch nicht mehr in unmittelbarem Verhältnis zu einem dahinterstehenden Verdienst oder Vermögen. Die Anstrengungen und Einschränkungen, die die Abzahlung der Kredite in wirtschaftlich unsicheren Zeiten mit sich bringt, verwandelt die Freiheit, die der Aufstieg der Besitzlosen zu Eigentümern bringen sollte, nicht selten in eine neue, wirtschaftliche Abhängigkeit.2 Die psychologische Dimension der Dynamik des Kreditwesens erläutert anschaulich Jean Baudrillard: Nachdem seit Jahrhunderten Arbeit, Verdienst, Sparsamkeit und Anhäufung als große Tugenden galten, etabliere sich durch den Kredit eine neue Moral, die dem Verbrauch Vorrang vor der Akkumulation einräumt. Die westliche Gesellschaft stehe am »Übergang von einer Zivilisation des ›Zusammenraffens‹ zu einer des Verbrauchs« – oder hat diesen inzwischen hinter sich gelassen. Während »[n]ach guter cartesianischer Logik und Moral [...] die Arbeit stets vor der Frucht der Arbeit« stand, gelten nun, durch die Verbreitung des Kreditwesens, Anschaffungen nicht länger als Lohn einer Anstrengung.3 Damit wird das Prinzip von Ursache und Wirkung umgekehrt: Man ge- oder gar ver-braucht die Ware, bevor man sie erworben hat. »Dieses Fälligkeitstrauma hat es in sich; es mündet in einen parallelen Prozess, der Tag für Tag drückender wird, ohne daß der objektive Zusammenhang dem Bewußtsein deutlich würde: Es nagt an den
1 | Borchardt 1952, S. 19. 2 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 202: Die Gegenstände dienen in diesem Prozess als Beschleuniger, sie sind Bedürfniserwecker und Befriedigungsmittel zugleich, werden zu Spannungsfeldern menschlicher Aktivität. Sie stehen damit nicht mehr im Dienst der Erfüllung menschlicher Bedürfnisse, sondern nur noch in dem der Produktionsordnung und der ideologischen Vereinheitlichung. 3 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 195-198, Zitate ebenda.
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Absichten, stört aber nicht den Gebrauch«.1 Doch der Kredit bringt eine Reihe unmittelbar spürbarer Vorteile mit sich. Er ermöglicht, einen Gegenstand zunächst für den Bruchteil seines Wertes zu erwerben. Eine minimale Investition erlaubt einen doppelten Profit, denn zur unmittelbaren Nutznießung gesellt sich der Gewinn von Prestige, Respekt und Vertrauen, die sich mit dem Besitz eines Statussymbols auf die Wertschätzung des Eigentümers überträgt. Folgerichtig sind die Widerstände, die sich gegenüber dem Kauf auf Raten in der alten Welt, und insbesondere in Deutschland, lange gehalten haben, selbst hier im Verschwinden begriffen. Inzwischen wird der Kredit »stillschweigend als ein Recht des Verbrauchers, ja als ein ökonomisches Grundrecht des Bürgers angesehen«.2 Die Aufhebung des Kreditsystems würde von den meisten Bundesbürgern als ein Entzug einer der demokratischen Grundfreiheiten wahrgenommen. Die Möglichkeit und gängige Praxis, über die eigenen Verhältnisse zu leben, sich »unberechtigterweise« mit Statussymbolen auszustatten, führt aber zu Misstrauen.3 Auch entfallen die patrimonialen Verpflichtungen gegenüber den Gegenständen: »Man benützt sie bloß, und sie wurden einem von niemandem vermacht, wie man sie niemandem hinterlassen wird«.4 Dieser Umstand, belegt durch die Tatsache, dass das Eigenheim heute immer seltener länger als eine Generation von derselben Familie bewohnt wird, stellt eine weitere Unterwanderung des ursprünglichen Eigenheimideals dar. Die Vortäuschung von Massivität durch Putz- oder Klinkerfassaden, von handwerklicher Fertigung und die formale Anlehnung an historische oder regionale Typologien und Stile sind in diesem Kontext zu sehen. Sie sind Platzhalter für eine Beständigkeit des Eigenheimes, die von seinen Bewohnern tatsächlich nicht mehr gelebt wird. Das scheinbar in alter Zimmermannstradition errichtete Fachwerkhaus mit Klinkerausfachung, das alpine Landhaus mit ausladendem, reich verziertem Balkon mit Blumenschmuck, das terracottafarben verputzte toskanische Landgut mit Bruchsteinelementen oder die repräsentative Villa nach italienischem oder 1 | Baudrillard 2001, S. 196. 2 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 194 ff., Zitat ebenda. Ergänzung: Am deutlichsten vorhanden seien Vorbehalte gegen ein »Leben auf Pump« in der Klasse der Besitzenden, die noch am Konzept der Erbschaft, des Sparens und des Vermögens festhalte. 3 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 200. Dieser Aspekt erlangt im Zusammenhang mit dem Unbehagen gegenüber dem Fertighaus besondere Bedeutung. 4 | Baudrillard 2001, S. 197.
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auch deutschem Vorbild sollen eine Verbindung zu »altem Handwerk« oder »altem Geld« herstellen, die angesichts industrieller Fertigung und Kreditfinanzierung des Hausbaus illusionär ist – und den Getäuschten nicht selten als sich betrogen fühlend hinterlässt.1 Die Bemühungen der Fertighausfirmen um derartige Assoziationen beschränken sich dabei nicht allein auf die Bildebene, auch der selten fehlende Verweis auf die lange Tradition und Solidität des (Familien-) Unternehmens spiegelt eine Hoffnung der Firmen wider, das Vertrauen der Kunden möge sich über den Nachweis der Seriosität des Unternehmens auf seine Produkte übertragen: gebaut wird »Von Generationen für Generationen«.2 Durch Platzhalter für Traditionalität, Massivität und Solidität, vereint im Leitbild der Beständigkeit, werden Langlebigkeit und Fortbestand des Unternehmens und seiner Produkte in Bezug auf deren Vergangenheit und Zukunft suggeriert – Werte, die der zunehmenden Kurzlebigkeit der uns üblicherweise umgebenden Alltagsgegenstände entgegenstehen. Denn während in vorindustrieller Zeit die meisten Gebrauchsgegenstände – und erst recht Häuser – von Generation zu Generation weitergegeben wurden, also mehrere Menschenleben überdauerten, werden heute innerhalb eines einzigen Menschenlebens Generationen von Gegenständen verschlissen. Damit zeichnet nicht mehr der Mensch den Rhythmus der Gegenstände vor, sondern die Gegenstände drängen umgekehrt dem Menschen ihren Rhythmus auf. Diese Kurzlebigkeit der Güter ist Ergebnis und Bedingung der Industriegesellschaft und im Wesentlichen der Dynamik von Angebot und Nachfrage geschuldet, aufgrund der die am Markt erhältlichen Produkte permanent verfeinert und (in Bezug auf ihre Sekundärfunktion) verändert werden: »In einer Welt des Überflusses tritt an die Stelle des Mangels die Vergänglichkeit der Waren als Faktor der Nachfrage«.3 Der Wertverfall der Güter wird dabei von drei Faktoren bestimmt. Hier ist erstens die fortwährende (meist technische) Verbesserung der Produkte zu nennen: In dem Moment, wo eine verbesserte Ausführung desselben Produktes am Markt angeboten wird, erfährt das Vorgängermodell eine Abwertung. Besonders deutlich wird dieser Prozess am Beispiel der Elektronikbranche, wo Geräte wie beispielsweise Computer – wenn auch nur in marginalen Bereichen – ständig optimiert werden, und so einen Wertverlust von etwa 1 | Vgl. auch Neumeyer 2002, S. 46. 2 | Werbeslogan der Firma Huf Haus. Vgl. auch Buchtitel Adams 2002, Huf 2002. 3 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 182.
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50 % bereits innerhalb des ersten Jahres nach ihrem Erscheinen auf dem Markt erfahren.1 Andererseits führen formale »Verbesserungen« durch die Orientierung an der jeweils aktuellen Mode nach Maßgabe der ebenfalls immer schneller wechselnden Modelle zu einer Verkürzung der Lebensdauer von Produkten, die schneller als unmodern gelten und daher vorzeitig ausgetauscht werden, obwohl sie noch funktionstüchtig sind.2 Verantwortlich für diese Entwicklung ist die Statuszeichenfunktion der Gegenstände, und die Vermassung bedingt eine Beschleunigung der Verschiebung von Distinktionsmerkmalen: Um sich von der Masse abzuheben, ist es angezeigt, sich in immer kürzeren Abständen von Errungenschaften, die einst als Statussymbole galten, zu trennen.3 Schließlich kann in einigen Branchen von einem kalkulierten Verschleiß einzelner Teile ausgegangen werden, wie er vor allem am amerikanischen Markt praktiziert wird.4 Diese Tendenz zu immer rasanterem Wertverfall wird in Bezug auf die meisten Alltagsgegenstände hingenommen, ja sogar nachgefragt, denn kaum jemand möchte zehn Jahre lang dasselbe Kleidungsstück tragen oder dreißig Jahre lang dasselbe Auto fahren. In Bezug auf das Eigenheim gelten aber zumindest in der Erwartung des Käufers andere Maßstäbe: Da es sich bei seinem Erwerb ideell um eine Anschaffung auf Lebenszeit, ja sogar für Generationen, handelt, ist Langlebigkeit – verbunden mit Werterhalt oder gar Wertsteigerung – erwünscht, und durch ein »solides« und vor allem »traditionelles« Erscheinungsbild scheinbar garantiert. Massivität und Solidität werden mit Schutz und Sicherheit assoziiert, die Anwesenheit des Historischen oder Historisierenden grundsätzlich als Wärme empfunden – während das Moderne Kälte assoziiert.5 Diese Eigenschaften genügen damit nicht nur den gängigen Ansprüchen an Wohnlichkeit, sie bilden auch einen Kontrapunkt zur geschäftigen Außen1 | Vgl. beispielsweise Wiederverkaufswerte gebrauchter Computer. 2 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 187 ff. Baudrillard zeigt hier eine etwas makabere Parallele auf: »Wie in den ›unterentwickelten‹ Gesellschaften die Menschen rasch dahinscheiden, so tun das in der Verbrauchsgesellschaft die Gegenstände, um den Nachfolgern Platz zu machen.« 3 | Vgl. beispielsweise die ehemaligen Luxussportarten Ski, Tennis oder auch Golf. Vgl. auch Bourdieu 1987, S. 388. 4 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 181 f., der sich hier auf die amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Brook-Stevens und Oliver Wendell bezieht. 5 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 97.
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welt und stehen somit, analog zum beschriebenen »Rückzug in die Natur«, für das Entfliehen in eine andere Welt, in eine bessere und verlässlichere Zeit.1 Insbesondere der Aspekt der Traditionalität verdient hier noch nähere Betrachtung, denn Althergebrachtes steht für Authentizität und Dauerhaftigkeit zugleich und suggeriert damit in Bezug auf den Hausbesitzer sowohl die Legitimation als auch die Kontinuität von Prestige. Baudrillard widmet der Sonderstellung des »alten Objektes«2 in der modernen Welt der Zeichen ein ganzes Kapitel. Als Rest einer vergangenen und symbolischen Ordnung gehorcht das Alte scheinbar nicht den Bedingungen des funktionalen Kalküls, sondern entspricht einem (vorgeblich) andersartigen Bedürfnis – dem nach »Zeugnis«, »Andenken« und »Nostalgie«, wie er es nennt. Tatsächlich jedoch ist es laut Baudrillard gleichzeitig Bestandteil unserer Modernität. Analog zur zeichenhaften Funktionalität des modernen Objektes gehorcht nämlich auch die Historizität beim alten Gegenstand einer systematischen Zeichenfunktion. Dabei stellt das alte Objekt sogar einen verlässlicheren Zeichenwert dar als das Moderne. Denn nachdem Blut, Geburt und Titel ihre ideologische Bedeutung eingebüßt haben und materielle Zeichen an ihre Stelle getreten sind, bestehen immer wieder Zweifel bezüglich ihres Ranges und ihrer Legitimation. Doch je älter ein Objekt ist, desto weniger fraglich scheint seine Berechtigung: Das »alte Objekt« trägt quasi automatisch seine Begründung, seine Legitimation und seine Authentizität in sich.3 Die Kraft der authentischen, originalen »alten Objekte« erläutert Baudrillard am Beispiel der nostalgischen Restaurierung einer Ruine.4 Auch wenn nur wenige Steine eines alten Gebäudes übrig bleiben, vermögen diese es wesentlich leichter, aus dem Haus ein Heim zu machen, als jede andere historisierende Maßnahme dies tun könnte. Sie geben dem neuen Haus eine symbolische Weihe.5 Dabei ist bezüglich der Mythologie des »alten Objektes« zu unterscheiden zwischen der Nostalgie für den Ursprung – die die Vergangenheit gegenwärtig macht und gleichzeitig eine Anspielung auf die 1 | Auch die Gestaltung von Fertighäusern in Anlehnung an Urlaubsbilder ist entsprechend zu werten. Laut Baudrillard sind »[...] die Urlaubsreisen [...] immer auch eine Suche nach der verlorenen Zeit.« Baudrillard 2001, S. 103. 2 | Begriff nach Baudrillard. Vgl. Baudrillard 2001, S. 95-109. 3 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 95 ff., Zitate ebenda. 4 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 100 ff. 5 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 100-103.
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eigene Kindheit ist – und der Versessenheit auf das Authentische: der Frage nach »Echtheit« und Geschichte eines Gegenstandes.1 Angesichts des Mangels an tatsächlich alten Objekten muss heute Atmosphärisches zunehmend künstlich herbeigeführt werden, um der allgemein verbreiteten Vorliebe für das Alte zu genügen, der nostalgische Aspekt erfährt gegenüber dem authentischen eine Überhöhung. Gleichzeitig wird das Nützliche zunehmend versteckt. Ein für den Einfamilienhausbau typisches Beispiel hierfür ist der dekorativ flackernde Kamin bei gleichzeitigem Betrieb einer (unsichtbaren) Wand- und Fußbodenheizung. Übertragen auf das industriell gefertigte Haus lassen sich Baudrillards Ausführungen dahingehend interpretieren, dass dieses – durch seine konzeptionelle Modernität stärker noch als jeder andere Neubau – unweigerlich einem Mangel an Atmosphäre und Bedeutung unterliegt. Dies wäre ein weiteres Indiz für die Neigung der meisten Firmen sowie Kunden, die Herkunft aus der Fabrik möglichst hinter Putz- oder Klinkerfassaden zu verstecken. Zugleich wird der nostalgische Aspekt des Historischen verstärkt, um die Stimmungsqualitäten der zwar funktionsreichen, dafür aber bedeutungsarmen modernen Häuser atmosphärisch und emotional aufzuladen. Durch scheinbar alte Elemente soll der Eindruck von Authentizität und Legitimation erweckt werden. Schon durch die konzeptionelle Modernität des Fertighauses aber wird als Fälschung enttarnt, was angesichts des tatsächlichen Konsumverhaltens der Nutzer allenfalls ein Missverständnis oder eine träumerische Selbsttäuschung war.
1 | Vgl. Baudrillard 2001, S. 96-99.
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Die Architektur des Fertighauses hat sich hinsichtlich der Gestaltungsmotive im Gegensinn zum technischen und kommerziellen Fortschritt entwickelt. Die enorme Auffächerung des Angebotes hat im Laufe der vergangenen vierzig bis fünfzig Jahre mit Mass Customization und der Erweiterung der begleitenden Dienstleistungen dazu geführt, dass das Fertighaus immer fortschrittlicher und offensiver als Produkt vermarktet wird. Der gestalterische Ausdruck der Häuser aber hat sich im Großen und Ganzen vom Modernen, Industriellen und Seriellen in Anlehnung an den Internationalen Stil zum scheinbar Handwerklich-Traditionellen, Soliden, Individuellen und Regionalen hin-, oder besser, zurückentwickelt. Während sich die Vermarktung des Fertighauses immer mehr den harten Realitäten des Marktes unterwirft, produziert die Bildsprache der Häuser immer stärker eine Illusionswelt. Für das Unbehagen, das Fertighäusern verbreitet entgegengebracht wird, ist im Wesentlichen die Diskrepanz zwischen Eigenheimwunsch und Fertighausrealität verantwortlich, die in dieser Gegenläufigkeit von formaler Gestaltung und technischer Entwicklung ihre Parallele findet.1 Der anthropologisch fundierte Wunsch nach dem eigenen Heim findet in unserer Gesellschaft seit langem seine soziokulturelle Bestätigung und Förderung. Dabei ist die Komponente des künstlich Hergestellten in jedem Fall enorm, während die Natürlichkeit des Eigenheimwunsches als (vermeintliches) menschliches »Urbedürfnis« vor allem von denjenigen 1 | Vgl. zum Folgenden Baudrillard 2001 (Original: »Le système des objets«, Paris 1968, dt. erstmals Das Ding und das Ich. Gespräch mit der täglichen Umwelt Wien 1974); vgl. auch Fischer 1988.
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propagiert wird, die davon am meisten profitieren, etwa den Bausparkassen oder den Fertighausfirmen selbst. Erhebliche Widersprüche haben sich hier bei der Gegenüberstellung der empirischen Untersuchung der Fertighausrealität und der Analyse der Leitbilder gezeigt, denen das Fertighaus in seiner Rezeption folgt. Eigenschaften wie Schutz, Kontinuität, Stabilität und Verortung wird durch die konzeptionell bedingte Ortsungebundenheit der Gebäude, also durch die Möglichkeit widersprochen, sie theoretisch an jedem beliebigen Ort in der Welt errichten zu können. Unterstrichen wird das Fehlen von Ortsfestigkeit durch das Prinzip des Leichtbaus und das systemimmanente Fehlen eines Kellers.1 Die industrielle Fertigung wiederum steht den Werten handwerklicher Verwurzelung und Tradition entgegen. Konkret wird hier der Nachvollzug des Bauvorgangs in der Dialektik des sich Eingrabens und des Errichtens vermisst,2 dessen Verschwinden durch die Fabrikfertigung und die Montage binnen weniger Tage vor Ort bedingt ist. Schließlich entblößt die massenhafte Verbreitung des Einfamilienhauses als Fertighaus zu niedrigen Preisen die Auflösung von Werten wie Exklusivität, Identität und exklusivem Wohlstand. Stellt man Wunsch und Wirklichkeit einander gegenüber, dann zeigt sich, dass das Eigenheimideal über konkrete plastische oder räumliche Qualitäten hinaus vor allem auf abstrakte Werte zielt, die das freistehende Einfamilienhaus – und insbesondere das Fertighaus – in der Regel nicht mehr erfüllen können. Das Bedürfnis nach individueller Entfaltung, nach Manifestation der Bedeutung und des Status der eigenen Person und nach der Garantie sicherer, bleibender Werte in einer unsicheren Zeit, die Sehnsucht nach Ruhe, Schutz und Geborgenheit in der Natur überfordern eine Architektur, die im besten Sinne viel bescheideneren Zielen dienen könnte. Seine Vermarktung als Produkt bindet das Fertighaus in die Welt der vergänglichen Konsumgegenstände und widerspricht damit dem Eigenheimideal, das sich auf ein vorindustrielles, an Kontinuität und Beständigkeit orientiertes Wertesystem stützt. Aus dem unterschwelligen Wissen um die stetige Unterwanderung dieses Ideals und dem gleichzeitigen (vergeblichen) 1 | Selbstverständlich kann man ein Fertighaus auch mit einem Keller versehen. Dieser wird, wie sonst die Bodenplatte, bauseits erstellt und gehört damit in der Regel nicht zum Leistungsumfang der Anbieter. Einige Unternehmen bieten inzwischen auch sogenannte Fertigkeller als Bestandteil ihrer Dienstleistung an. Im hier betrachteten Kontext ist jedoch gemeint, dass konzeptionell gesehen Haus und Keller keine Einheit bilden. 2 | Vgl. hierzu insbesondere Kap. 7.1.
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Versuch aller Beteiligten, die Illusion aufrecht zu erhalten, das industriell gefertigte Haus könne diesem entsprechen, resultiert schließlich ein Unbehagen an der Fertighausarchitektur, bei dem trotzdem zu fragen bleibt, ob es dieser selbst oder den Bedingungen geschuldet ist, unter denen eine solche »Architektur von der Stange« verwirklicht wird. Vorurteile gegenüber Fertighäusern sind in Deutschland weit verbreitet. Dies belegt eine vom BDF im Jahre 2005 an das Allensbach-Forschungsinstitut in Auftrag gegebene Studie zu Image und Potenzialen von Fertighäusern.1 Auskunft über Art und Ausmaß, Ursprung und Beharrlichkeit ergab die Befragung der Firmen nach ihrer Wahrnehmung hierzu, insbesondere im Hinblick auf gegebenenfalls daraus resultierende Gestaltungsvorstellungen.2 Die Vorurteile, dies geht aus der Allensbach-Studie klar hervor, sind um so stärker, je geringer die Kenntnisse über die Bauweise. So entspricht die Anzahl der positiven (35 %) und sehr positiven (5 %) Bewertungen in etwa dem Anteil derjenigen, die Fertighäuser aus eigener Anschauung kennen (41 %).3 Interessanterweise kann sich jedoch nur ein Drittel dieser, zunächst positiv eingestellten Personen zum Kauf eines Fertighauses entschließen, denn der Marktanteil lag im Jahre 2005 bei gerade einmal 14,2 %.4 Die gängigsten Vorbehalte beziehen sich auf Qualität, Solidität und vor allem auf die Wertbeständigkeit.5 Das »Barackenimage« – hohe Energiekosten, schlechtes Raumklima, miserabler Schallschutz und eintönige Gestaltung – haftet dem Fertighaus seit jeher an und findet in einem von fast jedem Besucher durchgeführten »Klopftest« seine vermeintliche Bestätigung,6 auch wenn die Mängel, in der Frühphase des Fertighausbaus tatsächlich verbreitet, heute realiter längst behoben sind. Fertighäuser schneiden in Bezug auf Ausführungsqualität, Energieeffizienz und Raumklima sogar häufig 1 | Vgl. Allensbach 2005. 2 | Vgl. telefonische Umfrage bei den Fertighausanbietern des BDF durch d. Verf. 2006. 3 | Vgl. Allensbach 2005, S. 2-7. 4 | Anteil der Fertighäuser an den genehmigten Ein- und Zweifamilienhäusern im Jahr 2006 (Quelle: BDF). 5 | Vgl. hierzu auch Allensbach 2005, S. 17: Entsprechend dieser Studie attestieren in der Gruppe der Skeptiker dem Fertighaus gerade einmal 4 % gute Qualität, 6 % Solidität und 31 % eine große Auswahl an Haustypen. 6 | Nach telefonischer Umfrage bei den Fertighausanbietern des BDF durch d. Verf. 2006; vgl. hierzu auch Allensbach 2005, S. 17.
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besser ab als konventionell erstellte, da die Firmen sehr viel Geld in die technische Entwicklung investieren und die Häuser in der Fabrik unter optimalen Bedingungen fehlerfrei und zudem termingerecht montiert werden können. Die seit den achtziger Jahren andauernden Bemühungen des BDF, durch entsprechende Kampagnen über diese positiven Entwicklungen zu informieren und so Vorurteilen entgegenzuwirken, sind vergeblich. Nach Aussage der meisten Firmen ist es praktisch unmöglich, Vorbehalte mit rationalen Argumenten auszuräumen. Wer gegenüber dem Fertighaus skeptisch ist, wird durch Aufklärungskampagnen praktisch nicht erreicht.1 Ein Beleg für die Hartnäckigkeit dieser Vorbehalte ist die konstant niedrige Fertighausquote, denn offensichtlich geben diese den Ausschlag für die Entscheidung gegen ein Fertighaus: Obwohl etwa die Hälfte aller Bauwilligen den Bau eines Fertighauses zunächst in Erwägung ziehen, entschließen sich am Ende nur etwa 14 % dazu.2 Weniger als die Hälfte von ihnen, lediglich 6 % der potenziellen Bauherren insgesamt, wählt das Fertighaus, da sie es dem konventionell errichteten gegenüber für überlegen hält.3 Für die übrigen 8 % sind dagegen wirtschaftliche und praktische Erwägungen die Planungs- und Bauphase betreffend entscheidend – ein geringer Anteil gegenüber der enormen Zahl von Personen, die dem Fertighaus Vorzüge in Bezug auf Bauzeit (89 %), Fertigung (83 %), Preis (87 %), Preissicherheit (65 %), Terminsicherheit (71 %), Alles-aus-einer-Hand-Service (55 %) und Besichtigungsmöglichkeiten (71 %) attestieren.4 Offensichtlich wiegen die Vorbehalte bezüglich des Endproduktes gegenüber den Vorzügen der Bauweise schwer. Zwei theoretische Positionen, die von Gaston Bachelard und die von Otto Friedrich Bollnow, sollen hier abschließend als sich ergänzende und widersprechende Anläufe dienen, das Unbehagen an der Fertighausarchitektur mittelbar zu begründen, aber auch unmittelbar zu überwinden. Gaston Bachelard nähert sich der (formalen und atmosphärischen) Beschaffenheit des Hauses der Vorstellung im Rahmen der Erforschung einer Phänomenologie des Imaginären an. Er analysiert literarische Texte im Hinblick auf eine sich in ihrer Metaphorik abzeichnende Existenz allgemeingültiger Ur-Erfahrungen und Ur-Bilder in der Vorstellungs- und Erinnerungswelt 1 | Nach telefonischer Umfrage bei den Fertighausanbietern des BDF durch d. Verf. 2006. 2 | Vgl. Allensbach 2005, S. 34. 3 | Vgl. Allensbach 2005, S. 27. 4 | Vgl. Allensbach 2005, S. 12 ff.
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des Menschen. Dabei stützt er sich auf Ergebnisse psychoanalytischer Untersuchungen (insbesondere Carl Gustav Jungs), nach der die in unseren Erinnerungen und Träumen angelegte symbolische Bilderwelt als »kollektives Unbewusstes« weder individuell entwickelt ist, noch der persönlichen Erfahrung bedarf, sondern ererbt wird.1 Das Haus ist für Bachelard zentrales Element dieser Bilderwelt: Es verkörpere die Integrität und Diversität der menschlichen Psyche, und mit den inneren Bildern des Hauses und seinen Elementen (die [massiven] Wände, das Dach, der Keller, die Fenster, die Tür und der Schornstein) seien seelische Dimensionen verknüpft – in der Entschlüsselung dieser Bildwelt läge ein Instrument zur Analyse der menschlichen Seele. Otto Friedrich Bollnow dagegen widmet sich dem realen Haus, und zwar im Rahmen einer systematisch-philosophischen Analyse des vom Menschen gelebten oder erlebten Raumes. Für ihn verkörpert das Wohnen, insbesondere das Wohnen im eigenen Haus, die Suche nach Geborgenheit und einem neuen Vertrauen in die Welt, das durch den Krieg in seinen Grundfesten erschüttert worden war. Im Errichten und Bewohnen eines Hauses sieht er eine menschliche Wesensbestimmung, aus der für ihn ebenfalls Vorstellungen bezüglich dessen Gestalt und Atmosphäre erwachsen. Die auf der Bildebene erzeugte Vorstellung von zwei sich dialektisch gegenüberstehenden Welten – von einem dem Eigenheim zugeordneten Innen und einem der Welt zugeordneten Außen – entspricht einem Raumerlebnis, dass sowohl von Bollnow wie von Bachelard beschrieben wird. Dieses Raumerlebnis berührt elementare menschliche Erfahrungen: Während das Außen gekennzeichnet ist von Negativbildern wie Belastung, Bedrohung und Zwang, verbindet sich das Innen mit positiven Werten wie Schutz, Erholung und Geborgenheit. Dieses Innen und Außen wird durch die oben beschriebenen Gestaltungsmotive und Prinzipien gleich mehrfach bestätigt. Bezogen auf das Gestaltungsprinzip Individualität bedeutet es die Gegenüberstellung von Individuum (Innen) und Gesellschaft (Außen). Das Motiv Natur wird der Kultur gegenübergestellt, wobei durch die beschriebene Umkehrung der ursprünglichen Zuordnung der Werte hier erstere für das behagliche Innen und letztere für das bedrohliche Außen steht. Bachelards Aussage, jedes gebaute Haus sei ein Sterbehaus, und Bollnows Überzeugung, das Erbauen und Bewohnen eines Hauses sei die zentrale Lebensaufgabe des modernen Menschen, stehen zunächst im scheinbaren Widerspruch. Gemeinsam ist beiden Positionen, dass sie dem – realen 1 | Vgl. Jung 1995b, S. 45 f.
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oder erträumten – Haus eine zentrale Bedeutung für unser Erleben des Raumes beimessen. Weiterhin evozieren Bollnows Ausführungen über das reale Haus als Ort des Wohnens und Bachelards Thesen über das erträumte Haus als Ort und Objekt der Träumerei die gleiche Bildhaftigkeit. Deutlicher noch als Bachelard verweist Bollnow auf konkrete Gestaltungsvorstellungen. Er überträgt die sinnstiftenden Elemente des Wohnens, nämlich die Gründung und Verteidigung des eigenen Lebensmittelpunktes, unmittelbar auf die formalen und haptischen Eigenschaften des Hauses. Im bildhaften Ausdruck von Verwurzelung und Beständigkeit sowie der Trennung von Innen- und Außenraum manifestiert sich für ihn die »Wohnlichkeit« eines Gebäudes: seine Eignung als »Mitte der [subjektiven] Welt«. Eine solche bildhafte Veräußerlichung von Wohnlichkeit birgt die Gefahr einer Vernachlässigung der wahren Bedeutung des Wohnens: der Definition der eigenen Lebensmitte in bewusster Positionierung zur »weiten Welt«1 und der Schaffung räumlicher Voraussetzungen für die Phasen der Entspannung und Sammlung.2 Ob der Zustand von Geborgenheit und innerem Frieden erreicht werden kann, ob aus dem Haus ein Heim im Sinne Ruskins werden kann, hängt jedoch wesentlich vom Willen und den Fähigkeiten des Menschen ab, sich einen solchen Ort zu schaffen – und weniger von der Gestalt dieses Ortes. Der Besitz und die Gestalt eines Eigenheimes sagt wenig aus über die wahre Verwurzelung eines Menschen im Sinne eines frei gewählten Lebensstandpunktes, und die äußerliche »Eignung zum Wohnen« eines Hauses (die zu gewährleisten sehr wohl Aufgabe der Planer ist) garantiert nicht die Qualität des Wohnens, das darin stattfindet. Denn sowenig das »Sich in einem Haus Befinden« schon das Wohnen im Bollnowschen Sinne3 garantiert, so wenig garantiert ein bergendes Dach Geborgenheit oder eine Einfriedung inneren Frieden.
7.1 G ASTON B ACHELARD Der französische Philosoph Gaston Bachelard (1884-1962) versucht in seinem Buch Die Poetik des Raumes aus dem Jahr 1957 eine Analyse der (nach Carl Gustav Jung (1875-1961) in unseren Erinnerungen und Träumen 1 | Begriff bei Bollnow 1963, insbesondere S. 81-138. 2 | Vgl. Bollnow 1963, S. 136. 3 | Vgl. hierzu Kap. 7.2.
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kollektiv angelegten) Bilderwelt. Er beschäftigt sich mit jenseits des Materiellen liegenden Konsequenzen aus dem Verlust von Heim und Heimat, von Wohnung und Haus – eine Frage, die nach dem Zweiten Weltkrieg angesichts der großen Zahl der durch Zerstörung und Vertreibung obdach- und heimatlos gewordenen Menschen (allein in Deutschland waren es 12,5 Millionen1) große Bedeutung hatte. Bachelard setzt sich in seinem Buch mit der vieldeutigen Metaphorik des Raumes und des Hauses in der Vorstellungswelt des Menschen auseinander. Seine Annäherung stützt sich auf die Phänomenologie poetischer Bilder, besetzt also auch eine visuelle Ebene, was für einen philosophischen Text bemerkenswert ist. Die von Bachelard herausgearbeitete Metaphorik prägt dabei nicht nur die Gestalt eines erträumten poetischen Hausbildes, sondern auch die des »Traumhauses« der Häuslebauer: Mit unbesiegbarem Mut sagt man noch spät im Leben: was man nicht gemacht hat, wird man noch machen. Man wird ein Haus bauen. Dieses erträumte Haus kann ein einfaches Besitztum sein, ein Konzentrat von allem, was als bequem, komfortabel, gesund, solide, und auch von anderen als wünschenswert erachtet wird. Dann soll es den Stolz und den Verstand zugleich befriedigen, also unvereinbare Maßstäbe. [...] Vielleicht ist es gut, einige Träume festzuhalten, die sich auf ein Haus richten, das wir später einmal bewohnen wollen, immer später, so spät, daß wir nicht die Zeit haben, es zu realisieren. Ein endgültiges Haus wäre ein Sterbehaus, in Symmetrie zum Geburtshaus oder Elternhaus, und würde nicht mehr Träume, sondern Gedanken eingeben, ernste Gedanken, traurige Gedanken. Besser ist es, im Provisorischen zu leben als im Endgültigen. 2
Als Phänomenologe ist Bachelard am erlebten Raum – im Gegensatz zum mathematischen Raum des Geometers – und dessen geistiger und seelischer Dimensionen interessiert. Für dieses Erleben spielt nicht nur die Erfahrung der Realität, sondern insbesondere die Verbindung von Erinnerung und Einbildungskraft eine wesentliche Rolle.3 Für Bachelard liegt die Bedeutung eines imaginierten Bildes demnach nicht im Abbilden von Realität, sondern in der ihm eigenen Realität als Erzeugnis der Einbildungskraft. So werden die Übergänge zwischen realer und vorgestellter Welt fließend: Die 1 | Vgl. Köllmann 1976, S. 44 f.; zu den verschiedenen Schätzungen vgl. auch Hafner 1993, S. 28. 2 | Bachelard 1994, S. 78 f. 3 | Vgl. Bachelard 1994, S. 25.
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ursprüngliche, eigentümliche Qualität eines Raumes oder Ortes vermengt sich in der Wahrnehmung mit imaginierten Werten und verdichtet sich mit diesen zu einem Gesamtbild, in dem der Anteil der Vorstellung durchaus dominieren kann. Damit wird die Einbildungskraft oder auch »Träumerei« (»rêverie«), wie er es nennt, zu einer eigenen, Realität stiftenden Kraft. Bachelard analysiert die Bedeutung der Metaphorik des Raumes und – hier von besonderer Bedeutung – des Hauses der Vorstellung anhand zumeist positiv besetzter literarischer Bilder aus der europäischen Literatur. Ihm zufolge manifestieren sich in diesen Bildern Kräfte, die nicht über das Wissen umgeleitet werden und von daher eine große Unmittelbarkeit und Authentizität besitzen.1 Er geht davon aus, dass diese imaginierten dichterischen Bilder in (nicht kausaler oder chronologischer) Beziehung zu »in der Tiefe des Unbewussten schlummernden Archetyp[en]« stehen.2 »Die großen Bilder haben zugleich eine Geschichte und eine Vorgeschichte. Sie sind immer zugleich Erinnerung und Sage.«3 Hierin sieht er die Begründung dafür, dass ein Leser die Vergangenheit oder die Hintergründe eines dichterischen Bildes nicht kennen muss, um von ihm berührt zu werden: Durch die Existenz von Archetypen, wörtlich präexistenten Formen, findet ein solches Bild eine Übereinstimmung in der Vorstellungswelt des Lesers. Es trifft die Tonalität der Stimmung seiner eigenen inneren Bilder.4 Bachelard interessiert sich daher für das imaginierte Bild selbst – und nicht etwa, wie der Psychologe oder Psychoanalytiker, für die Hintergründe dessen Entstehung. Er betrachtet die Vorstellungskraft als ein erstrangiges menschliches Vermögen, das zusammen mit dem Gedächtnis das menschliche Bewusstsein bestimmt. Entsprechend fordert er die Anerkennung ihrer Authentizität (gegenüber beispielsweise Erinnerungen) durch die Wissenschaften der Psyche.5 Bachelard entwickelt so eine Phänomenologie des Imaginären, die er zwar sehr wohl auf Ergebnisse psychoanalytischer Untersuchungen und Symboldeutungen stützt, jedoch bewusst mit einer subjektiven Betrachtungsweise verbindet, auch wenn er sich damit der Kritik der Unwissenschaftlichkeit seiner Beobachtungen aussetzt.6 1 | Vgl. Bachelard 1994, S. 12. 2 | Vgl. Bachelard 1994, S. 8, Zitat ebenda. 3 | Bachelard 1994, S. 56. 4 | Vgl. Bachelard 1994, S. 8, 32, 38, 56. 5 | Vgl. Bachelard 1994, S. 24. 6 | Zum Beispiel durch Bollnow: vgl. Bollnow 1963, S. 21.
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Im Bild des Hauses – er behandelt es in seiner Untersuchung an erster Stelle – sieht Bachelard ein ideales Instrument zur Analyse der menschlichen Seele. Das Haus ist für ihn das Zentrum der Geborgenheit im Leben des Menschen. Er bezeichnet es als die »erste Welt des menschlichen Seins«, bevor es »in die Welt geworfen« wird. In der Vorstellung wird das Haus zu einem »Kalender« des Lebens, in dem Erinnerungen verortet sind und sich mit Gedanken oder Vorstellungen verbinden. Seine Gestalt mit Keller, Dachboden, Winkeln und Fluren ist in Analogie zur Qualität und zur Diversität unserer Erinnerungen und Gefühle zu sehen: Je verwinkelter und komplexer seine Gestalt, desto charakteristischer die Zufluchtsorte.1 Es wird damit zur Topographie des intimen Seins. »Unser Unbewußtes ist einquartiert. Unsere Seele ist eine Wohnung. Und wenn wir uns an ›Häuser‹ und ›Zimmer‹ erinnern, lernen wir damit, in uns selbst zu ›wohnen‹. [Die Bilder des Hauses] sind in uns ebenso, wie wir in Ihnen sind.«2 Damit stellt das Haus für Bachelard ein Prinzip psychologischer Integration dar, gekennzeichnet von Stabilität und Kontinuität. »Das Haus ist ein Verband von Bildern, die dem Menschen eine Stabilität beweisen oder vortäuschen.«3 Und: »Im Leben des Menschen schließt das Haus Zufälligkeiten aus, es vermehrt seine Bedachtheit auf Kontinuität. Sonst wäre der Mensch ein verstreutes Wesen.«4 Diese integrative Kraft besitzt jedoch vor allem das Haus der Vorstellung. Aufgrund seiner Immaterialität hat es die Fähigkeit, Gedanken, Erinnerungen und Träume des Menschen in ihrer Gesamtheit stets flexibel zu einem Ganzen zu verbinden, während das reale Haus starr ist und die Freiheit des »Wohnträumers« einschränkt.5 Andererseits kann das Haus der Vorstellung Stabilität und Kontinuität nur verkörpern, weil sie auch primäre Eigenschaften des realen Hauses sind – erst die Assoziation dieser Qualitäten dort ermöglicht eine Übertragung auf die Träumerei.6
1 | Vgl. Bachelard 1994, S. 31-37, Zitate ebenda. Für Bachelard ist das »gesunde« Unbewusste »gut und glücklich untergebracht«. Andernfalls kommt es zu psychischen Störungen. 2 | Bachelard 1994, S. 26. 3 | Bachelard 1994, S. 43. 4 | Bachelard 1994, S. 33. 5 | Vgl. Bachelard 1994, S. 80, Zitat ebenda. 6 | Die psychlogische Frage, ob durch den Verlust dieser Grundeigenschaften beim Fertighaus (auch wenn es in Wirklichkeit stabil und verortet ist) auch das Hausbild – seiner
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Das Hausbild reicht in der menschlichen Vorstellungskraft sehr weit in die Tiefe. Als Archetypus wird es von Bachelard in seiner imaginativen Kraft dem Wasser und dem Feuer gleichgesetzt.1 Die vielseitigen Formen, die es in sprachlichen Bildern annehmen kann, lassen sich grundsätzlich in zwei sich ergänzende Kategorien unterteilen: das Haus als integratives, zentralisierendes Wesen und als vertikales, differenzierendes Wesen.2 Die zentralisierenden Kräfte äußern sich in der Abgrenzung des Innern gegenüber der übrigen Welt, dem All. Hierdurch erst wird der Intimität Raum geschaffen. Die Differenzierung des Hauses in der Vertikalen vom Keller bis zum Dachboden erlaubt dann eine Abstufung der Intimitätswerte. Bezogen auf diese Zentralisierungskräfte wird die primäre Bedeutung des Hauses auch bei Bachelard in seiner Schutzfunktion gesehen: Das Haus behütet das menschliche Sein.3 Es bewahrt den Menschen vor der Feindlichkeit seinesgleichen und der Feindlichkeit des Alls und wird damit selbst zum positiven Wert. Die Schutzfunktion wird besonders deutlich in der Beziehung von Haus und All und kann nur aus der klaren Abgrenzung von Drinnen und Draußen entstehen, die damit für das Haus-Bild wesentlich wird. Die beiden Welten stehen in Bachelards Darstellung in einer dialektischen Beziehung, wobei sich ihre ureigenen Charaktere gegenseitig verstärken.4 Als Beispiel nennt er das Bild der »Hütte des Eremiten«, ein Urhüttenmotiv,5 das für ihn die konzentrierte Einsamkeit gegenüber den Mächten des Alls versinnbildlicht. Das Bild besitzt Bachelard zufolge eine allgemein verbindliche Anziehungskraft, was umso erstaunlicher ist, wenn man bedenkt, dass es in der Realität so gut wie nicht (mehr) vorkommt. Er misst ihm eine so starke Kraft zu, dass er es als »Gravüre« bezeichnet. In unser Gedächtnis eingraviert, vertieft das Bild die gelebten Erinnerungen.
»Grundfeste« beraubt – seine integrative Kraft verliert und der Mensch so zu einem »verstreuten Wesen« im Sinne Bachelards wird, bleibt hier offen. 1 | Vgl. Bachelard 1994, S. 32. 2 | Vgl. Bachelard 1994, S. 43. 3 | Vgl. Bachelard 1994, S. 33. 4 | Vgl. Bachelard 1994, S. 60-69: Anhand diverser literarischer Beispiele erläutert Bachelard, wie sich das Gefühl von Wärme und Intimität im Innern mit zunehmender Unwirtlichkeit draußen durch Schnee oder Unwetter vertärkt. 5 | Vgl. hierzu auch Kap. 1.3.
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Es idealisiert sie, so dass die Grenze zwischen Vorstellung und Gedächtnis verschwimmt und das Ideal zu einer vermeintlich realen Erinnerung wird.1 Doch wie zuvor bei Ruskin behütet das Haus bei Bachelard nicht nur den menschlichen Körper. Im Gegenteil, der höchste Wert des Hauses liegt ihm zufolge im Beschützen eines psychischen Aspektes: der Träumerei, die als Realität bildendes Moment dem Wert von Gedanken und Erfahrungen mindestens gleichzusetzen ist. »Wenn man uns [...] nach den wertvollsten Annehmlichkeiten des Hauses fragte, würden wir sagen: das Haus beschützt die Träumerei, das Haus umhegt den Träumer, das Haus erlaubt uns, in Frieden zu träumen.«2 Die Bedeutung des Metaphorischen wird hier besonders gut deutlich: das Haus oszilliert hier zwischen Gegenstand des Traumes und Ort des Träumens. In Ergänzung zu den zentralisierenden Kräften des Hauses steht die Differenzierung seiner Teile in der Vertikalen. Die Vertikalrichtung resultiert unmittelbar aus der Polarität von Keller und Dachboden. Diese steht bei Bachelard für die Integrität der Seele. Keller und Dachboden verkörpern bildhaft die Aspekte Irrationalität und Rationalität der menschlichen Psyche: »Fast kommentarlos läßt sich die Rationalität des Daches der Irrationalität des Kellers entgegensetzen. Das Dach spricht sofort seinen Daseinszweck aus: Es beschirmt den Menschen, der den Regen und die Sonne fürchtet.«3 Die Dachneigung entspricht der von Vernunft und Erfahrung geprägten Anpassung an Klima und Witterung, die solide Zimmermannskonstruktion ist Abbild und Ausdruck der menschlichen Ratio. Der Keller dagegen verkörpert – bei aller Nützlichkeit – »das dunkle Wesen des Hauses, das an den unterirdischen Mächten teilhat«.4 Dabei spielt es keine Rolle, dass dieser heute bis in den letzten Winkel elektrisch ausgeleuchtet werden kann: »Das Unbewußte läßt sich [...] nicht zivilisieren. Es nimmt den Leuchter, um in den Keller hinabzusteigen.«5 Die so charakterisierten Pole entsprechen dem jeweiligen Bauvorgang: die oberen Stockwerke und insbesondere das Dach sind das Bauwerk der Vernunft und das Resultat der
1 | Vgl. Bachelard 1994, S. 55, Zitate ebenda. 2 | Bachelard 1994, S. 33. 3 | Bachelard 1994, S. 43. 4 | Bachelard 1994, S. 43. 5 | Bachelard 1994, S. 45.
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»Erbauung« eines intellektualisierten Entwurfes, der Keller dagegen ist das Ergebnis des »passionierten« sich Eingrabens in die Erde.1 1 | Vgl. Bachelard 1994, S. 42-46, Zitate ebenda. Ergänzende Anmerkung: Die vertikale Gliederung des Hauses beziehungsweise die unterschiedlichen Qualitäten der Erbauung unter- und oberirdischer Bereiche, die Bachelard hier mit der Diversität der menschlichen Psyche in Beziehung setzt, lässt sich auch auf den menschlichen Körper übertragen. Dass eine solche Analogie in der Gestalt eines Hauses eine morphologische Entsprechung findet, ist eine These, der auch der Schweizer Kunsthistoriker Heinrich Wölfflin (1864-1945) in seiner Dissertation Prolegomena zu einer Psychologie der architektonischen Form aus dem Jahre 1886 nachgeht. Damit reiht sich Wölfflin ein in ein anthropomorphes Architekturverständnis, das auf unterschiedliche Weise interpretierbar in der gesamten Architektur von Vitruv bis zur Gegenwart zu finden ist. Diese »Geschichte der Körperanalogie« wird von Anthony Vidler in seinem Unbehagen in der modernen Architektur thematisiert. Vidler sieht dieses Unbehagen, das eher an Freuds Begriff des Unheimlichen als an dem des Unbehagens orientiert ist, an den Verlust des Körpers als Grundlage der Architektur gekoppelt – eine Entwicklung, die er von der Projektion des idealisierten Körpers von der Antike bis zur Renaissance über die Verkörperung körperlicher und geistiger Zustände und Empfindungen ab dem 18. Jahrhundert bis hin zur Zerstückelung des Körpers auf der Suche nach einer »höhere[n] Ordnung von Wahrheit gegenüber der Wahrnehmung« in der Modernen Architektur nachzeichnet (vgl. Vidler 2002, S. 100-107, Zitate ebenda). Wölfflins Theorie ist in den mittleren Abschnitt einzuordnen. Er untersucht das subjektive Empfinden des Menschen bei der Betrachtung architektonischer Formen. Dass diese »den Ausdruck eines Seelischen, einer Stimmung« hätten, nimmt er als »Thatsache«, an der kein Zweifel sein dürfe, da sie in Charakterisierungen von Gebäuden – gleichwohl von Laien wie von Kunsthistorikern – offenbar werde (vgl. Wölfflin 1886, S. 1, Zitate ebenda). Da wir Menschen weiterhin unsere Umwelt nur in Abhängigkeit von unseren körperlichen Erfahrungen verstünden (vgl. Wölfflin 1886, S. 4), sei der »Eindruck«, den ein Gebäude auf uns mache, ganz wesentlich in einem »organischen Wohlbefinden« begründet, unser ästhetischer Genuss wiederum Voraussetzung für eine positive Beurteilung (vgl. Wölfflin 1886, S. 13; vgl. auch Wilhelm 1983, S. 37 f.): »Was wir als die Bedingungen unseres Wohlbefindens kennen, soll jedes Ding auch besitzen.« (Wölfflin 1886, S. 5) Demnach seien »die Gesetze der formalen Aesthetik nichts andres [...] als die Bedingungen, unter denen uns allein ein organisches Wohlbefinden möglich scheint, dass endlich der Ausdruck, der in der horizontalen und vertikalen Gliederung liegt, nach menschlichen (organischen) Prinzipien gegeben ist.« (Wölfflin 1886, S. 13) Die als schön empfundene Form folge also den »Bedingungen des organischen Daseins« (Wöllflin 1886, S. 19) und damit der Anlage des menschlichen Körpers. Dies bedeute in der Horizontalen vor allem die
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Zusammengefasst lässt sich die Gestalt des erträumten Hauses bei Bachelard wie folgt charakterisieren: Das Haus der Vorstellung verkörpert zunächst Kontinuität und Stabilität und ist mit dem Untergrund verwurzelt, um wiederum die Verortung der Erinnerungen und Gedanken zu gewährleisten. Es grenzt das Drinnen deutlich gegenüber dem Draußen ab, um seiner Schutzfunktion Ausdruck zu verleihen. Es besitzt Dach und Keller, um die Integrität der menschlichen Psyche darzustellen, und es ist als Verkörperung des Hüttentraumes freistehend. Diese Metaphorik zeichnet sich nicht nur durch eine allgemeine Verständlichkeit aus, sondern auch durch eine hohe Übereinstimmung mit verbreiteten Gestaltungsvorstellungen bezüglich des Eigenheims, was auf eine tatsächliche Verankerung der Bilder im kollektiven Unbewussten oder auch im kollektiven Gedächtnis hinweist.1 Die von Bachelard herausgearbeiteten Archetypen verlieren vor dem Hintergrund des Verschwindens oder Verschwundenseins von Natur (Hütte des Eremiten) sowie der Industrialisierung und Rationalisierung von Bauvorgängen (Nachvollzug des Bauvorgangs aus dem Sich-Eingraben und dem Errichten) und der häufig fehlenden Differenzierung räumlicher Qualitäten (Differenzierung der Intimitätswerte) zwar immer mehr ihren realen Bezug, sind jedoch als Gestaltungsideal für das Eigenheim nach wie vor maßgeblich, gewinnen gar an Bedeutung und werden zunehmend nachgeahmt. Durch die Loslösung aus ihrem ursprünglichen Kontext verkürzen sie sich dabei jedoch oftmals auf Klischees. Bachelard selbst äußert sich widersprüchlich über die Bedeutung seiner Theorien für das reale Haus und das reale Wohnen. Zwar betont er mehrfach, dass es sich bei seinen Schilderungen und Interpretationen um geoder erträumte Häuser handelt, aber es sei nicht nötig, in einem erträumten symmetrische Anordnung der Teile zueinander. Besonderes Augenmerk legt Wöfflin jedoch, wie auch Bachelard, auf die vertikale Gliederung der Gebäude: »Unten also haben wir alles massiv, ungegliedert, ungebrochen: es ist die Basis, der Sockel; die ganze Wucht des Schweren kommt hier zur Geltung.« Nach oben hin seien die Wände dann immer stärker plastisch gegliedert: »Die Oeffnungen nehmen zu an Grösse, die Gliederungen werden feiner, die Organe selbständiger.« Auf diese Weise nähere sich »Die Architektur [...] hier der menschlichen Organisation in sehr bedeutender Weise, so dass sich physiognomische Analogien mit grosser Entschiedenheit einstellen.« (Wölfflin 1886, S. 37 f. Zitate ebenda). 1 | Zum Begriff des kollektiven Gedächtnisses vgl. auch Halbwachs 1985 (erstmals 1939), zum Begriff des kollektiven Unbewussten vgl. Jung 1995a (erstmals 1936); Jung 1995b (erstmals 1934); Jung 1968.
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Haus tatsächlich zu wohnen. Im Gegenteil, das reale, das endgültige Haus biete der Träumerei nicht genügend Raum.1 Schließlich bräuchte man zum Wohnen nicht einmal ein Haus, denn: »Jeder bewohnte Raum trägt in sich schon das Wesen des Hausbegriffs«.2 Dennoch kritisiert er die im Sinne der Träumerei unvollständigen Wohnungen der Großstadt, so beispielsweise die in Hochhäusern übereinander gestellten »Wohn-Schachteln«: Sie seien schlecht verwurzelt, und zwar nicht nur wegen ihrer wenig sinnlichen Lokalisierbarkeit durch Hausnummer, Stockwerk und abstrakte Wohnungsbezeichnung, sondern vor allem durch das Fehlen von Keller und Dach. Auf diese Weise könnten solche Wohnungen niemanden beschützen. In den Gebäuden gebe es nur äußerliche Höhen, keine erfahrbaren mehr. So werde dar »Verdienst [...], nahe am Himmel zu wohnen«, durch die Existenz von Aufzügen geschmälert. Durch ihre einfache horizontale Ausdehnung fehle den Wohnungen »eines der fundamentalsten Prinzipien, um die Intimitätswerte zu unterscheiden und zu ordnen«.3 Zusammen mit dem mangelnden kosmischen Bezug durch die Entfernung von der Natur bestehe real die Gefahr der zunehmenden Verflüchtigung des intimen Lebens in der Großstadt.4 Für Bachelard sind Orientierung, Identifikation und physische Erlebbarkeit differenzierter räumlicher Qualitäten unbestreitbare Kriterien guter Architektur. Diese unterschiedlichen Werte in Wohnungen großmaßstäblicher Siedlungsbauten herzustellen, ist schwieriger als in einem Haus, das schon von sich aus über eine solche von Bachelard beschriebene Abstufung von Intimitätswerten verfügt. Unmöglich ist dies aber nicht. Umso größer wiegt demnach die Verantwortung der Architekten, diese Differenzierung herzustellen und so die in unseren Erinnerungen und Träumen angelegte Bilderwelt dennoch oder gar erst recht »vom Tagträumerischen in die Helligkeit des Bewusstseins gelangen«5 zu lassen. Dabei geht es nicht um das Sichtbarwerden von Wünschen, sondern von wirklichen Bedürfnissen, die erst eine Identifikation mit der Architektur und ein uneingeschränkt posi1 | Vgl. Bachelard 1994, S. 79 f. 2 | Bachelard, 1994 S. 31. 3 | Vgl. Bachelard 1994, S. 51 f, Zitate ebenda. 4 | Diesem Großstadtleben wiederum könne man vermittels der Vorstellungskraft entfliehen. Durch die Kraft der Träumerei beispielsweise sei es möglich, Großstadtlärm im Geiste in Meeresrauschen zu verwandeln. Vgl. hierzu Bachelard 1994, S. 52 f. 5 | Wilhelm 2003, S. 54.
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tives Erleben des Hauses ermöglichen, also eine Orientierung, die für das Leben prägend wird. Der Traum, um dessen Verwirklichung es hier geht, ist das Leben selbst.
7.2 O TTO F RIEDRICH B OLLNOW Der deutsche Philosoph Otto Friedrich Bollnow (1903-1991) veröffentlichte 1963, nur wenige Jahre nach dem Erscheinen von Bachelards Die Poetik des Raumes, sein Buch Mensch und Raum. Vor dem Hintergrund von Vertreibung und Zerstörung im Zweiten Weltkrieg befasst es sich ebenfalls mit der Bedeutung des Hauses und des Wohnens für den Menschen. Bollnow sieht die Erfüllung des menschlichen Wesens – hier zu verstehen als »das tragende, gründende Sein des Seienden, das Auszeichnende, das ihm sein bestimmtes Sosein gibt, im Unterschied zum Dasein, die Essenz im Unterschied zur Existenz«1 – an das Errichten und Bewohnen eines Hauses gekoppelt.2 Dabei liefern Bollnows Betrachtungen über die »Wohnlichkeit« konkrete Hinweise auf die Gestalt eines solchen idealen Wohnraumes, die für den Kontext der vorliegenden Untersuchung von großem Interesse sind. Ähnlich wie Bachelard untersucht auch Bollnow den Raum und das Haus aus phänomenologischer Sicht. Wesentlich für seine Betrachtung ist die Dialektik zwischen »Haus« und »weiter Welt«.3 »Das Haus als Mitte der Welt«4 spielt seines Erachtens für die Wesensbestimmung des Menschen eine wichtige Rolle und definiert maßgeblich sein Wahrnehmen und Handeln. Es ist der feste Bezugspunkt in der Grunddynamik des menschlichen Lebens, dem Fortgehen und Zurückkehren. Die Hauptaufgabe des Hauses ist es, dem Menschen die Geborgenheit zu geben, die er braucht, um in der Welt zu bestehen:
1 | Brockhaus 2004, S. 363. 2 | Vgl. Bollnow 1963, S. 125. 3 | Mit diesen Begriffen überschreibt Bollnow zwei der fünf großen Kapitel seines Buches. Der Vergleich zur Dialektik von Haus und All bei Bachelard liegt hier nahe. 4 | Bollnow 1963, S. 123.
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Nur als ein Wohnender, nur im Besitz eines Hauses, nur in der Verfügung über einen solchen von der Öffentlichkeit abgesonderten ›privaten‹ Bereich kann der Mensch sein Wesen erfüllen und in vollem Umfang Mensch sein. [...] Nimmt man ihm sein Haus – oder vorsichtiger: den Frieden seiner Wohnung –, so ist auch die innere Zersetzung des Menschen unausbleiblich. 1
In Mensch und Raum unternimmt Bollnow eine systematisch-philosophische Analyse des erlebten Raumes und untersucht hierzu die metaphysische Bedeutung von Räumen, Orten und einzelnen Elementen des Raums. Er stellt fest, dass in der Philosophie die Untersuchung des Raumes im Vergleich zur Untersuchung der Zeit eine bislang wenig beachtete Dimension der menschlichen Existenz darstellt, obwohl beide nicht nur physikalisch, sondern auch im unmittelbaren Erleben untrennbar miteinander verknüpft sind. Bollnows Überlegungen zum erlebten Raum sind stark von Heidegger inspiriert, ja streckenweise eng an seine Argumentation angelehnt. Im Vergleich zu dessen unzweifelhaft weitaus häufiger rezipiertem Vortrag »Bauen Wohnen Denken«2 aus dem Jahre 1951, den er im Rahmen der Darmstädter Gespräche3 gehalten hatte, sind für die Fragestellung dieser Arbeit Bollnows Ausführungen jedoch interessanter: Während Heidegger sich unter der einleitenden Fragestellung »Inwiefern [...] das Bauen in das Wohnen gehöre« mit der Bedeutung des Bauens (in seiner Differenzierung des aedificare, des Errichtens, und des colere, des Pflegens, also allem Bauen im weitesten Sinne wie Ackerbau oder Landschaftsbau) und der des Wohnens (»Mensch sein heißt: als Sterblicher auf der Erde sein, heißt wohnen«), befasst,4 äußert sich Bollnow ganz konkret zur Bedeutung des Errichtens und des Bewohnens eines Hauses als menschliche Wesensbestimmung. Zunächst analysiert er das Verhältnis von Mensch und Raum. In Analogie zu Heideggers Theorie von der Existenz zweier unabhängiger Zeitskalen, der objektiven und der subjektiven, empfiehlt Bollnow auch für den Raum die Unterscheidung zwischen einem abstrakten mathematischen Raumbegriff und einem vom Menschen »erlebten« oder »gelebten« Raum.5 Erste Gedanken zu einer solchen Raumauffassung, die allerdings ohne große 1 | Bollnow 1963, S. 136. 2 | Vgl. Heidegger 1994. 3 | Die Tagung war in jenem Jahr ebenfalls mit dem Titel »Mensch und Raum« überschrieben. 4 | Vgl. Heidegger 1994, S. 20, Zitate ebenda. 5 | Begriffsdefinition vgl. Bollnow 1963, S.13-21.
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Tragweite für die Philosophie blieben, sieht er in den frühen dreißiger Jahren bei Ernst Cassirer, Karlfried Graf von Dürkheim, Eugène Minkowski und Harald Lassen. Im Weiteren bezieht Bollnow sich besonders ausführlich auf Bachelards Die Poetik des Raumes.1 Er unterscheidet zwischen dem mathematischen Raum, der dadurch gekennzeichnet sei, dass kein Punkt vor dem anderen und keine Richtung vor der anderen ausgezeichnet ist. Dem gegenüber stellt er den erlebten Raum, in dem es einen auf den menschlichen Leib bezogenen Mittelpunkt und ein ebensolches Achsensystem gebe.2 Innerhalb eines durch eine solche Mitte hierarchisch gegliederten Raumes seien die Gegenden oder Orte qualitativ unterschieden. Sie könnten durch fließende Übergänge verbunden oder auch durch scharfe Grenzen getrennt sein und hätten eine individuelle Bedeutung für den Menschen. Der erlebte Raum weise Unstetigkeiten auf. Zunächst endlich, dehne er sich proportional zur Erweiterung des Bewusstseins im Gefolge der gemachten Erfahrungen theoretisch ins Unendliche aus. Er sei nicht wertneutral, sondern sowohl in tragender als auch in hemmender Weise auf den Menschen bezogen.3 Für die Verankerung einer solchen subjektiven Raumauffassung findet Bollnow verschiedene Hinweise in der etymologischen Herleitung des Wortes Raum, in der Art unserer Raumwahrnehmung und in der Ethnologie. Sprachgeschichtlich leitet er den Begriff Raum ab von räumen. Demzufolge sei Raum nicht von sich aus vorhanden, sondern würde erst durch menschliche Tätigkeit gewonnen, nämlich durch Rodung der Wildnis, die offensichtlich nicht als Raum betrachtet wird. So gesehen bezeichne der Begriff Raum einen Hohlraum, der sich gegen etwas anderes, was nicht Raum ist, abgrenzt.4 Damit sei der Raum »bezogen auf ein Leben, das sich in ihm entfaltet«.5 Die Ich-Zentrierung des Raumes entspricht damit unserer 1 | Vgl. Cassirer 1923-1929; Dürkheim 2005 (erstmals 1932); Minkowski 1971-1972 (erstmals 1933); Lassen 1939. 2 | Vgl. Bollnow 1963, S. 26 ff.: Bollnow beruft sich hier auch auf Aristoteles, für den die Richtungen oben und unten, vorne und hinten, rechts und links nicht nur als relativ auf den Menschen bezogen, sondern als von Natur aus bestehend angesehen werden. 3 | Vgl. Bollnow 1963, S. 17 f. 4 | Vgl. Bollnow 1963, S. 33. Eine ähnliche Herleitung findet sich auch in Heideggers Aufsatz Bauen Wohnen Denken aus dem Jahre 1951 im Rahmen des Zweiten Darmstädter Gesprächs. Vgl. hierzu auch Heidegger 1994, S. 26. 5 | Bollnow 1963, S. 34.
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Raumwahrnehmung: Horizont und Perspektive sind stets standortgebunden. Diese Tatsache beinhaltet zwar eine Beschränkung, ermöglicht dafür jedoch erst Bewegung, Erkenntnis, Überblick und Orientierung.1 Ethnologisch sei die Bedeutung der subjektiven Raumauffassung folgendermaßen herzuleiten: Auch der mythische Raum war auf eine feste Mitte bezogen und endlich; so hielt Bollnow zufolge jedes Volk auf der Erdenscheibe das eigene Land lange Zeit für die Mitte der Welt und fühlte sich daher über die anderen erhaben.2 Hinter den Grenzen des Bekannten hörte die Welt auf, man erwartete dort entweder das Chaos oder einen Abgrund.3 Diese unmittelbare »Inkarnierung«, also die auf einem naiven Vertrauen zum Raum basierende Verschmelzung mit der Umgebung, das »natürliche oder gedankenlose Geborgensein in Haus und Heimat« prägte mythische Raumauffassung und wurde durch die Erkenntnis der Naturwissenschaften, die Erde sei eine Kugel und keine zentrierte Erdenscheibe, relativiert.4 Die Partizipation am technischen Fortschritt macht heute die Abwesenheit einer absoluten Mitte auch sinnlich erfahrbar. Der Verlust eines vermeintlich objektiven Zentrums impliziert für Bollnow nicht das Verschwinden einer subjektiven Mitte: Das Leben des Menschen bleibt weiterhin auf »seine Mitte« als jenen Ort bezogen, »wo er in seiner Welt ›wohnt‹, wo er ›zu Hause‹ ist und wohin er immer wieder ›heimkehren‹ kann«, nämlich das Haus. Es kommt sogar zu einer Steigerung 1 | Vgl. Bollnow 1963, S. 74-80. Die Begriffe Perspektive und Horizont werden im Sprachgebrauch auch auf den menschlichen Geist bezogen. Begrenzung und die Subjekt-Bezogenheit seien dann auch in Bezug auf das Lernen von großer Bedeutung: »Darum kann die ungeregelte Erweiterung des geistigen Horizonts, insbesondere durch äußerlich aufgenommenes und nicht auf die eigne Mitte bezogenes Wissen, die natürliche Sicherheit des Menschen gefährden.« (ebenda, S. 80). 2 | Vgl. Bollnow 1963, S. 60: Bollnow fasst hier Mircea Eliades Das Heilige und das Profane zusammen. Von den bei Eliade genannten Beispielen erwähnt Bollnow China als das »Reich der Mitte« und den Iran, wo es hieß: »Ganz wie das Herz, das in der Mitte des Körpers liegt, ist das Land Iran kostbarer als alle anderen Länder, weil es in der Mitte der Welt liegt.« (Eliade 1984, S. 38, darin: Sad-Dar, 84, 4-5, zitiert bei L.-I. Ringbom: Graltempel und Paradies, Stockholm 1951, S. 327). Ergänzend führt Bollnow selbst Mitgart als Mitte der Welt für die Germanen, Hellas, um das sich im alten Griechenland alle Länder gruppierten, und Delphi als Nabel der Welt als Beispiele an. 3 | Vgl. Bollnow 1963, S. 62. 4 | Vgl. Bollnow 1963, S. 307, Zitate ebenda.
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der Bedeutung der subjektiven Mitte und damit zu einer Verstärkung des Egozentrismus und der Vereinzelung: Das Zentrum des Lebens wird nicht mehr mit anderen Angehörigen eines Volkes oder einer Religion gemeinsam definiert, sondern bezieht sich nur noch auf den einzelnen Menschen.1 Aus dem durch wissenschaftliche Erkenntnis bedingten Verlust einer »feststehende[n] Mitte des Raums überhaupt« erwächst in der Folge das Problem der Verankerung der individuellen Mitte. Da in einem objektiven System ohne Hierarchie eine absolute Ortsbindung wie im mythischen Weltbild entfällt, wird der Mensch »zum ewigen Flüchtling in einer bedrohlich auf ihn eindringenden Welt. Das ist in der Tat die Gefahr des modernen Menschen.« Bollnow sieht hierin einerseits die Gefahr der Entwurzelung und der Heimatlosigkeit, andererseits das Erwachsen der Lebensaufgabe des modernen Menschen. Er muss seine Mitte von sich aus definieren, sich in ihr begründen und sie nach außen verteidigen: »Diese Mitte zu schaffen wird zur entscheidenden menschlichen Aufgabe. Und diese erfüllt er im Errichten und Bewohnen seines Hauses.«2 Die Verankerung des Menschen in der Welt wird Bollnow zufolge also erst ermöglicht durch die Errichtung eines Hauses als ein von der Welt abgeschlossener Ort der Zuflucht und Geborgenheit. Das so definierte Wohnen stelle damit keine beliebige Tätigkeit, sondern eine Wesensbestimmung des Menschen dar.3 Sie gehe weit über das »sich Befinden« in einem Haus hinaus: In Analogie zu Ruskin, Bachelard und auch Heidegger – auf den er sich an dieser Stelle explizit bezieht – charakterisiert Bollnow das innere Verhältnis des Menschen zu seiner Behausung als das eigentliche Wohnen: »Wohnen aber heißt, an einem bestimmten Ort zu Hause sein, in ihm verwurzelt sein und an ihn hingehören.«4 Bollnow untersucht in diesem Kontext auch die sprachgeschichtliche Herkunft des Wortes wohnen und stellt fest, dass es zunächst nur den behaglichen, zufriedenen Aufenthalt bezeichnete und sich erst später auf einen bestimmten Raumkomplex bezog. Aufenthalt wiederum steht etymologisch betrachtet in enger Verbindung mit sich aufrecht halten, mit Widerstand. 1 | Vgl. Bollnow 1963, S. 123 f., Zitate ebenda. 2 | Vgl. Bollnow 1963, S. 124 f., Zitate ebenda. 3 | Hier finden sich Parallelen zu Heidegger, der nicht nur eine gemeinsame sprachliche Wurzel von Bauen und Wohnen, sondern auch von Bauen und Sein herstellt. Vgl. hierzu Heidegger 1994, S. 20. 4 | Vgl. Bollnow 1963, S. 125 ff, Zitate ebenda.
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Aufenthalt steht zunächst für einen Ort, an dem man sich gegen den Feind behaupten kann. Dies erst führt zum Aufenthalt im heutigen Sinne, womit das längere Verweilen an einem Ort bezeichnet wird. Diese Herleitung weist darauf hin, dass die Möglichkeit des Sich-Aufhaltens nicht ohne Weiteres geschenkt ist, sondern erkämpft und behauptet werden muss.1 Hieraus ergibt sich für Bollnow: Damit der Mensch auf der Erde an einem festen Ort wohnen kann, genügt es nicht, sich flüchtig nur irgendwo niederzulassen, sondern es bedarf erst einer besonderen Anstrengung. Der Mensch muß sich an diesem Punkt im Boden gründen, er muß sich hier gewissermaßen festkrallen, um sich gegen den Ansturm der Welt, die ihn dort wieder verdrängen will, behaupten zu können. 2
Hier findet sich der erste Hinweis auf die Verbindung des Wohnens mit in der Vorstellung wahrgenommenen formalen und haptischen oder atmosphärischen Qualitäten: »Sich festkrallen« impliziert eine feste Verankerung mit dem Boden, »Sich behaupten« Massivität und Stabilität. Der Ort des Wohnens ist jedoch kein bloßer Punkt, sondern er bedarf einer gewissen Ausdehnung, der Mensch muss sich innerhalb seines von der Welt abgegrenzten Raumes bewegen können. Diesen Bereich durch geeignete Mittel zu sichern, ist Aufgabe des Hauses oder der Wohnung. Bollnow drückt es folgendermaßen aus: So bedarf es, um in Frieden wohnen zu können, der schützenden Mauern und des bergenden Dachs. Dadurch wird die bloße Wohnung zum Haus im eigentlichen Sinn. [...] Das Haus also ist es, was dem Menschen die Geborgenheit gewährt, und das Problem des Wohnens verdichtet sich zu dem des Hauses. 3
1 | Auch in dieser Herleitung Bollnows sind Parallelen zu Heidegger festzustellen, der ebenfalls die etymologische Verknüpfung des Wohnens mit dem Bleiben und dem sich Aufhalten hervorhebt. Vgl. hierzu Bollnow 1963, S. 127 ff. Ein Hinweis über den Charakter dieses Aufenthaltes findet sich Heidegger zufolge darüber hinaus im gotischen wunian, das mit »zufrieden sein, zum Frieden gebracht werden und in ihm bleiben« übersetzt werden kann. Vgl. hierzu Heidegger 1994, S. 21. 2 | Bollnow 1963, S. 128. 3 | Bollnow 1963, S. 129. Vgl. hierzu ebenfalls Heidegger 1994, S. 20 ff.
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Ermöglicht wird das Wohnen in Sicherheit und Frieden also erst durch die Umfriedung des Wohnbereiches, wobei nach den Mauern des eigentlichen Hauses auch die Einfriedung des Gartens geeignet ist, diesen Hausfrieden darzustellen. Durch die Errichtung der Mauern seines Hauses manifestiert der Mensch sichtbar und unmittelbar die Trennung zwischen Innen- und Außenraum, die die grundlegende Polarität seines gesamten Raumerlebens darstellt. Auch wenn sich Bollnow – wie zuvor schon Bachelard – am Ende davon distanziert, dass das so definierte Wohnen immer ein ganzes Haus im Wortsinne erfordert,1 so verkörpert dennoch auch für ihn das massiv gebaute Haus, umgeben von Garten und Einfriedung, die eigentliche Bedeutung der Wohnung am besten: Das Wohnen wird dem Bewohnen eines Hauses gleichgestellt. Die sinnliche Erfahrbarkeit der so definierten Eigenschaften des Hauses beschreibt Bollnow als Wohnlichkeit. Ein Haus (oder eine Wohnung) ist für ihn in dem Maße wohnlich, wie es seine Eignung zum Wohnen unmittelbar zu veranschaulichen und atmosphärisch zu vermitteln vermag. Die Merkmale dieser Eignung sind Verwurzelung, Kontinuität und Stabilität sowie die deutliche Trennung von Innen und Außen – Eigenschaften, die sich in hohem Maße mit verbreiteten realen Gestaltungsvorstellungen bezüglich des Eigenheims decken. Um das Gefühl von Wohnlichkeit zu empfinden, genüge jedoch nicht das abstrakte Wissen über Gründung im Boden, klimatische Trennung und Sicherheit der Konstruktion,2 sondern es bedürfe des visuellen und haptischen Erlebens dieser Qualitäten. Ausgehend von diesen Prämissen versucht Bollnow, objektive Kriterien für Wohnlichkeit aufzustellen. Zu ihren wesentlichen Kennzeichen gehört für ihn an erster Stelle die Abgeschlossenheit. Demnach seien zu viele Türen, zu viele oder zu große Fenster der Wohnlichkeit abträglich. Als weiteres Kriterium nennt er die Größe als das richtige Maß zwischen zu groß (anonym, ungemütlich) und zu klein (beengt), welches in Abhängigkeit vom Bewohner sehr verschieden sein kann. Weiterhin wichtig seien die physische und atmosphärische Wär1 | Vgl. Bollnow 1963, S. 136 f.: Bollnow relativiert in Anbetracht der zahlreichen Wohnungslosen und Vertriebenen nach dem Krieg diese Notwendigkeit. Diesen Menschen dürfe aufgrund ihres Schicksals nicht die Möglichkeit menschlicher Wesenserfüllung abgesprochen werden. Unter bestimmten Bedingungen genüge daher auch eine Wohnung oder ein Schlupfwinkel dem Wohnen im Bollnowschen Sinne, was jedoch nicht die grundsätzliche Bedeutung von Haus und Heimat für den Menschen schmälert. 2 | Wie etwa beim Fertighaus.
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me, die Auswahl, Pflege und das Gewachsene der Ausstattung, die so das Gefühl von Stetigkeit und Kontinuität vermitteln. Für eine einzelne Person sei es geradezu unmöglich, Wohnlichkeit in einem Haus zu erzeugen, denn Geborgenheit entstehe insbesondere auch durch menschliches Zusammenleben in der Familie. Insofern ist das Wohnen im Sinne Bollnows nur in der Familiengemeinschaft möglich: das Wohnen mit den »Seinen« in Abgrenzung zu den »Anderen«. Haus und Familie werden untrennbar verknüpft.1 Im Zusammenhang mit seinen Ausführungen zur »Wohnlichkeit«, der er eine sprachgeschichtliche Verbindung mit »Gemütlichkeit« nachweist, erfolgt auch eine explizite, wenngleich vorsichtige Kritik an der modernen Architektur: In der Wirkung zu wenig umfriedend, zu wenig Ruhe gewährend, sei sie nur bedingt zum Wohnen geeignet.2 Unter Herausstellung der anthropologischen Funktion des Hauses im Gesamtzusammenhang des menschlichen Lebens, seiner Bedeutung für die Selbstwerdung des Menschen also, verweist Bollnow auch auf die Gefahren eines »Sich-Verkriechens« im eigenen Heim: Dann werde der Mensch zum verächtlichen »Spießer«.3 Die Geborgenheit des Hauses und die Aufgaben in der Welt seien komplementäre Faktoren – und damit gleich zu gewichten. Entsprechend warnt er vor dem (Irr-)Glauben, das Haus allein könne endgültige Sicherheit garantieren. Dies sei ein Trugbild, das spätestens mit dem Tod in sich zusammen fallen müsse – was viele allerdings nicht davon abhielte, sich zur Aufrechterhaltung dieser Illusion dem hoffnungslosen Versuch der Errichtung eines unangreifbaren Sicherungssystems hinzugeben, wie ihn in Kafka in seiner Erzählung »Der Bau«4 schildere.5 Stets gelte es zu vergegenwärtigen, dass das Haus verletzlich ist. Darum muß der Mensch in jedem Hause zugleich die innere Freiheit bewahren, dies Haus auch wieder verlassen zu können. Er muß wissen, daß es ein letztes in ihm gibt, das auch durch den Verlust des Hauses nicht getroffen werden kann. Wir nennen es heute seine Existenz im prägnanten Sinn der Existenzphilosophie. 6
1 | Vgl. Bollnow 1963, S. 130 ff. und S. 150-154, Zitate ebenda. 2 | Vgl. Bollnow 1963, S. 149 ff, Zitate ebenda. 3 | Vgl. Bollnow 1963, S. 136 ff, Zitate ebenda. 4 | Vgl. Kafka 1954, S. 173-219. 5 | Vgl. Bollnow 1963, S. 138. 6 | Bollnow 1963, S. 138.
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Das Errichten und Bewohnen eines Hauses bleibe als Lebensaufgabe für den Menschen nichtsdestoweniger bestehen: Das Wissen um die Verletzlichkeit der Wohnung und die Gefahren zu großer Isolation stelle den Menschen nicht frei von der Aufgabe, mit allen Mitteln der planenden Vernunft sein Haus zu bauen, in ihm die Ordnung seines Lebens zu schaffen und diese immer wieder in unablässigem zähen Kampf gegen das Andringen der chaotischen Mächte zu verteidigen. Nur in einem solchen immerwährenden Kampf kann sich die Insel der Geborgenheit erhalten. 1
Bollnow sieht also in der Metapher vom Haus und von der Unbehaustheit gerade nicht die endgültige Verwirklichung von Wünschen, wie sie von den mit dem Begriff des Eigenheimes verknüpften Leitbildern – Individualität, Naturnähe und Beständigkeit – suggeriert und in ihrer oberflächlichen Projektion in der Fertighausarchitektur vermeintlich erfüllt werden, sondern einen Prozess, in dem jedes Leitbild immer wieder in Frage gestellt und nur vorübergehend seine Verwirklichung findet. In diesem Prozess wird jede Behaglichkeit unweigerlich von einem neuen, von Gestaltungsfragen unabhängigen Unbehagen abgelöst, das dann nötig und unvermeidlich ist. Jede Architektur bietet aber auch die Chance, dieses Unbehagen zu überwinden.
1 | Bollnow 1963, S. 138: Bollnow verweist hier auf Bachelard: »Würde der Vogel sein Nest bauen, wenn er nicht ein instinktives Vertrauen in die Welt hätte?« Vgl. Bachelard 2003, S. 115.
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D ANKSAGUNG
Dieses Buch hätte in der vorliegenden Form nicht ohne die Unterstützung und Ermutigung von verschiedenster Seite realisiert werden können. Zu allererst möchte ich mich an dieser Stelle bei meiner Doktormutter Prof. Dr. Karin Wilhelm für die wertvollen Hinweise und Anregungen, die fordernden Fragen und Diskussionen bedanken, ebenso bei meinem Zweitgutachter Prof. em. Thomas Sieverts sowie bei Prof. Berthold Penkhues, der mir am Institut für Experimentelles Entwerfen und Entwerfen Eins der TU Braunschweig den Freiraum für diese Arbeit eröffnete und mir stets mit Rat und Tat zur Seite stand. Hervorheben möchte ich weiterhin und vor allem Heinrich Wähning, dem ich, neben wichtigen Literaturhinweisen, vor allem ausführliche und inspirierende Gespräche zur Konzeption meiner Untersuchung verdanke, sowie Cornelia Kruse, die half, meine Überlegungen zu präzisieren. Georg Holländer unterstützte mich wesentlich bei der Umarbeitung des Dissertationstextes zu der nun vorliegenden, gekürzten Buchfassung. Im Laufe der Bearbeitung standen mir eine Reihe von Personen für Gespräche zur Verfügung, denen ich hilfreiche Informationen verdanke, so besonders Ursula Geisman (BDF), weiterhin Claudia Becker (allkauf ), Guido Hagel (BBR), Ingbert Höllen (Streif GmbH), Sonja Hülsmanns (INFAS GmbH), Dr. Andreas Klein (Universität Duisburg-Essen), Dr. Gerhard Köhn (Archiv der Stadt Soest), Georg Lange (BDF), Dieter Langschwager (Hanlo-Haus), Alexander Oswaldt (BDF), Anke Rieber (Oberfinanzdirektion Karlsruhe), Christina Ulrich (Wüstenrot Bausparkasse AG) und Susanne Willenbrink (Kampa-Haus). Für ihre Gesprächsbereitschaft in den Firmeninterviews danke ich Michael Baumann (Huf-Haus), Abdelhamid
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von Berg (WeberHaus), Detlef Bühmann (Haacke-Haus), Regina Graf (Keitel-Haus), Karsten Helmes (Büdenbender Hausbau), Mario Jaksic (WeberHaus), Michael Kubens (Luxhaus), Kerstin Lidgett (Fingerhaus), Holger Linke (Fingerhuthaus), Walter Schmitt (Hanse-Haus), Friedrich Wilhelm Schwenker (Bien-Zenker), Beate Thierbach (Bien-Zenker) und Sigmar Zeuner (Hennig-Haus). An dieser Stelle sei außerdem den anonymen Teilnehmern meiner Erhebung unter Fertighausinteressenten gedankt. Weiterhin unterstützten mich eine Reihe von Freunden und Kollegen aus den verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen, aus dem Doktorandenkolloquium des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt der TU Braunschweig und aus dem Netzwerk Architekturtheorie inhaltlich, praktisch oder ideell. Namentlich genannt seien hier Florian Balze, Astrid Bornheim, Gaby Branchart, Bernhard von Bruchhausen, Alexander Butz, Beate Dreger-Horstkötter, Martina Fendt, Dr. Michael Flagmeyer, Dr. Gundula Gahlen, Hannes Gill, Dr. Henning Haupt, Ralf Hennings, Vera Hertlein, Dr. Anke Hervol, Dirk Horstkötter, Almut Ilsen, Detlef Jessen-Klingenberg, Nico Klostermann, Stefan Krauel, Sebastian Latz, Tim Lossen, Andreas Mathow, Anja Nitz, Dr. Martin Peschken, Anke Rieber, Anne Schmedding, Angelika Stölzl und Karla Zaar. Mein besonderer Dank gilt weiterhin allen, deren Abbildungen ich verwenden durfte, die entsprechenden Quellen sind im Abbildungsverzeichnis genannt. Für ihren unermüdlichen Einsatz bei der Bildbearbeitung danke ich Ramona Schwertfeger und Merle Zadeh. Für Satz, Layout und Umschlaggestaltung ist Markus Willeke verantwortlich. Finanziell wurde das Projekt unterstützt durch den Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) und das Institut für Experimentelles Entwerfen und Entwerfen 1 sowie die Fakultät 3 der TU Braunschweig, die im Rahmen des Audits »Familiengerechte Hochschule« Fördermmittel für diese Publikation bereit gestellt hat. Nicht zuletzt und ganz besonders bedanke ich mich bei meiner Familie: bei meinen Eltern Maximilian und Holle Gill sowie bei meinem Mann Ralf Hennings für ihre fortwährende Geduld und Unterstützung in jeder nur erdenklichen Hinsicht, bei meinen Kindern Vincent, Nike und Anne für ihre Nachsicht.
B IBLIOGRAPHIE
Achleitner, Friedrich: Landschaft als Lebensraum, in: derselbe: Die Ware Landschaft. Eine kritische Analyse des Landschaftsbegriffs, Salzburg 1978a, S. 127-136 Achleitner, Friedrich: Über das Verhältnis von Bauen und Landschaft, in: derselbe: Die Ware Landschaft. Eine kritische Analyse des Landschaftsbegriffs, Salzburg 1978b, S. 61-82 Achleitner, Friedrich: Vorwort, in: derselbe: Die Ware Landschaft. Eine kritische Analyse des Landschaftsbegriffs, Salzburg 1978c, S. 7 f. Acton, Harold: Villen der Toskana, Bern 1973 Adams, Manfred: »Der Architekt und die Fertighausindustrie«, in: Der Architekt 7/8 (1987), S. 373 f. Adams, Manfred: Für Generationen. Mein Leben für die Architektur, Hartenfels 2002 Afhüppe, Sven; Hammerstein, Konstantin von; Neubacher, Alexander; Sauga, Michael: »Der Schuldenstaat«, in: Der Spiegel 26 (27.06.2005) Alexander, Christopher: A Pattern Language. Towns – Buildings – Construction, New York 1977 Allensbach Institut für Demoskopie: Image und Potentiale von Fertighäusern, Allensbach am Bodensee 2005 Arnim, Bettina von: Dies Buch gehört dem König, in: Oehlke, Waldemar (Hrsg.): Bettina von Arnims sämtliche Werke, Bd. 6, Berlin 1921 Atelier 5: Siedlungen, Zürich 1984 Atteslander, Peter: Methoden der empirischen Sozialforschung, Berlin 2003 Augé, Marc: Orte und Nicht-Orte. Vorüberlegungen zu einer Ethnologie der Einsamkeit, Frankfurt/Main 1994 Bachelard, Gaston: Die Poetik des Raumes, Frankfurt/Main 1994 Bachmann, Wolfgang: »Eigenheime«, in: Baumeister 8 (1995), S. 11
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B IBLIOGRAPHIE
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Faucher, Julius: Vergleichende Culturbilder aus den vier europäischen Millionenstädten, Hannover 1877 Fehl, Gerhard: Wohnungen vom Fließband. Wohnwagen in den USA – einige vergleichende Beobachtungen zur Rationalisierung der Wohnungsproduktion, in: Schildt, Axel; Sywottek, Arnold: Massenwohnung und Eigenheim. Wohnungsbau und Wohnen in der Großstadt seit dem Ersten Weltkrieg, Frankfurt/Main 1988, S. 584-626 Fehl, Gerhard: Jeder Familie ihr eigenes Haus und jedes Haus in seinen Garten, in Harlander, Tilmann (Hrsg.): Villa und Eigenheim. Suburbaner Städtebau in Deutschland, Stuttgart/ München 2001a, S. 18-48 Fehrenbach, Elisabeth: Vom Ancien Regime zum Wiener Kongress, München 2001 Fischer, Albert: Pionierarbeit für den deutschen Fertighausbau, in: BDF (Hrsg.) 30 Jahre Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V., Bad Honnef 1991, S. 10-22 Fischer, Günther: Architektur und Sprache, Berlin 1988 Fischer-Uhlig, Horst: »Das Ja zum Typenhaus – kein Nein zur Individualität«, in: bauen + Fertighaus 44 (1971), S. 12 ff. Flagge, Ingeborg: Zwischen Leitbild und Wirklichkeit. Über Architekturideen und Wohnträume, über Zumutungen und Banalitäten im Wohnungsbau nach 1945, in: dieselbe (Hrsg.): Geschichte des Wohnens Bd. 5: 1945 bis heute. Aufbau, Neubau, Umbau, Stuttgart 1999 Flagmeyer, Michael: Die Architekturen der DAF. Eine nationalsozialistische Kontrollorganisation als Planungsinstrument, Braunschweig 2009 Flusser, Vilém: Gärten, in: derselbe: Dinge und Undinge. Phänomenologische Skizzen, München/Wien 1993, S. 46-52 Larry R. Ford: Cities and Buildings. Skyscrapers, Skid Rows, and Suburbs, Baltimore 1994 Freud, Sigmund: Das Unbehagen in der Kultur (1930), in: Lorenzer, Alfred; Görlich, Bernhard (Hrsg.): Das Unbehagen in der Kultur und andere kulturtheoretische Schriften. Einleitung von Alfred Lorenzer und Bernhard Görlich, Frankfurt/Main 1994, S. 29-108 Freud, Sigmund: Die Zukunft einer Illusion (1927), in: derselbe: Gesammelte Werke Bd. 14. Werke aus den Jahren 1925-1931, Frankfurt/Main 1991, S. 325-380 Fritz, Oliver: »Häuser bei ebay?«, in: Baumeister 7 (2003), S. 75 Funk, Werner; Schröder, Harald: Die Wunschhäuser der Deutschen, Hamburg 1996 Galindo, Michelle; Kunz, Martin Nicholas (Hrsg.): Best designed modular houses. Die besten Fertighäuser, Ludwigsburg 2005 Gerdes, Hartwig: »Fertigbau 66 Ulm«, in: Bauwelt 41 (1966), S. 1136 Gerst, Oliver: Ausbauhäuser. Eigenleistung im Fertigbau. Spartipps, Praxisberichte, Beispielhäuser, Taunusstein 2005
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Haase, Günther: »Welche Qualitätsgarantie hat der Fertighauskäufer?«, in: fertig bauen 5/6 (1965), S. 28-32 Habermas, Jürgen: Die Moderne – ein unvollendetes Projekt, in: derselbe: Die Moderne – ein unvollendetes Projekt. Philosophisch-politische Aufsätze 1977-1990, Frankfurt/Main 1990, S. 32-54 Habermas, Jürgen: Moderne und Postmoderne, in: derselbe: Die Moderne – ein unvollendetes Projekt. Philosophisch-politische Aufsätze 1977-1990, Frankfurt/Main 1990, S. 55-74 Hackelsberger, Christoph: Die aufgeschobene Moderne. Ein Versuch zur Einordnung der Architektur der fünfziger Jahre, München/Berlin 1985 Hackelsberger, Christoph: »Aber bitte rustikal! Oder die Sehnsucht nach der Echtheit«, in: Daidalos 32 (1989), S. 92-97 Hackelsberger, Christoph: Hundert Jahre deutsche Wohnmisere – und kein Ende?, Braunschweig [u.a.] 1990 Hafner, Thomas: Vom Montagehaus zur Wohnscheibe. Entwicklungslinien im deutschen Wohnungsbau 1945-1970, Basel 1993 Hahn, Dittmar; Radeisen, Marita: Bauordnung für Berlin. Handkommentar, München/ Berlin 2000 Halbwachs, Maurice: Das kollektive Gedächtnis, Frankfurt/Main 1985 Hannemann, Christine: Normiertes Glück Ost und West. Über Standard, Norm und Sozialstaatlichkeit, in: Prigge, Walter (Hrsg.): Ernst Neufert. Normierte Baukultur im 20. Jahrhundert. Frankfurt/Main [u.a.] 1999, S. 405-429 Hanse-Haus (Hrsg.): Vorteil Hanse Haus! Vorteil Umwelt, Oberleichtersbach o.J. [ca. 2000] Hanser, Albrecht: »Vorfertigung im Holzbau – ein internationaler Vergleich«, in Deutsche Bauzeitschrift 9 (2001), S. 89-93 Harlander, Tilman: Zwischen Heimstätte und Wohnmaschine. Wohnungsbau und Wohnungspolitik in der Zeit des Nationalsozialismus, Basel 1995 Harlander, Tilman: NS-Wohnungsbau und Planungskonkurrenz, in: Prigge, Walter (Hrsg.): Ernst Neufert. Normierte Baukultur im 20. Jahrhundert. Frankfurt/Main [u.a.] 1999a, S. 358 375 Harlander, Tilman: Wohnen und Stadtentwicklung in der Bundesrepublik, in: Flagge, Ingeborg (Hrsg.): Geschichte des Wohnens, Bd. 5: 1945 bis heute. Aufbau, Neubau, Umbau, Stuttgart 1999b, S. 233-417 Harlander, Tilman: NS-Zeit. Städtebau – Dorfidylle, Mustersiedlung und totale Planung, in: derselbe (Hrsg.): Villa und Eigenheim. Suburbaner Städtebau in Deutschland, Stuttgart/ München 2001a, S. 268-283
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Harlander, Tilman: NS-Zeit. Suburbanisierung – Zwischen Reagrarisierung und Evakuierung, in: derselbe (Hrsg.): Villa und Eigenheim. Suburbaner Städtebau in Deutschland, Stuttgart/München 2001b, S. 250-257 Harlander, Tilman: NS-Zeit. Wohnungspolitik – Eigenes Heim auf eigener Scholle, in: derselbe (Hrsg.): Villa und Eigenheim. Suburbaner Städtebau in Deutschland, Stuttgart/ München 2001c, S. 258-267 Harlander, Tilman; Fehl, Gerhard (Hrsg.): Hitlers sozialer Wohnungsbau, Wohnungspolitik, Baugestaltung und Siedlungsplanung, Hamburg 1986 Harlander, Tilman; Hater, Katrin; Meiers, Franz: Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot. Die Stadtrandsiedlung für Erwerbslose 1931/32, in: Hartmann, Rahel: »Standardhäuser. Das Eigene im Allgemeinen«, in: Werk, Bauen und Wohnen 9 (1998), S. 51 ff. Haupt, Edgar: »Standardisierte Qualität«, in: Deutsche Bauzeitung 10 (1998), S. 118-123 Häußermann, Hartmut: Soziologie des Wohnens. Eine Einführung in Wandel und Ausdifferenzierung des Wohnens, Weinheim [u.a.] 2000 Heidegger, Martin: Bauen Wohnen Denken, in: Wielens, Hans: Bauen, Wohnen, Denken. Martin Heidegger inspiriert Künstler, Münster 1994 Heinisch, Klaus Joachim (Hrsg.): Der utopische Staat. Morus: Utopia. Campanella: Sonnenstaat. Bacon: NeuAtlantis, Reinbek 1983 Helfferich, Cornelia: Die Qualität qualitativer Daten. Manual für die Durchführung qualitativer Interviews, Wiesbaden 2004 Henning, Heinrich: »Familiengerechte Ausrichtung – Die neue Massenparole. Marginalien zu unserer neuesten deutschen Gründerperiode«, in: Baukunst und Werkform 6 (1954), S. 324-329 Herbert, Gilbert: Pioneers of prefabrication. The British contribution in the 19th century, Baltimore 1978 Herbert, Gilbert: The dream of the Factory made House. Walter Gropius and Konrad Wachsmann, Cambridge 1984 Hetmann, Frederik: Märchen und Märchendeutung. Erleben und verstehen, Klein Königsförde 1999 Hilpert, Thilo: Die funktionelle Stadt. Le Corbusiers Stadtvision – Bedingungen, Motive, Hintergründe, Braunschweig 1978 Hohn, Uta: Die Zerstörung deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg – Regionale Unterschiede in der Bilanz der Wohnungstotalschäden und Folgen des Luftkrieges unter bevölkerungsgeographischem Aspekt, Dortmund 1991 Holtmann, Bernhard: Neues Heim in neuer Heimat. Flüchtlingswohnungsbau und westdeutsche Aufbaukultur der beginnenden fünfziger Jahre, in: Schildt, Axel; Sywottek, Arnold: Massenwohnung und Eigenheim. Wohnungsbau und Wohnen in der Großstadt seit dem Ersten Weltkrieg, Frankfurt/Main 1988, S. 360-381
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I NDIVIDUALISIERUNG
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B IBLIOGRAPHIE
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B IBLIOGRAPHIE
Seldte, Franz: Sozialpolitik im Dritten Reich. 1933-1938, München/Berlin 1939a Seldte, Franz: »Dem Wohnbaujahr 1939 zum Geleit«, in: Siedlung und Wirtschaft 1 (1939b), S. 5 f. Selle, Gert: Die eigenen vier Wände. Zur verborgenen Geschichte des Wohnens, Frankfurt 1993 Semper, Gottfried: Die vier Elemente der Baukunst. Ein Beitrag zur vergleichenden Baukunde (1851), Nachdruck in: Quintzsch, Heinz: Gottfried Semper – Praktische Ästhetik und politischer Kampf. Im Anhang: Die vier Elemente der Baukunst. Braunschweig/Wiesbaden 1981 Sewing, Werner: »Mass Customizazion und Moderne«, in: Arch + 158 (2001), S. 96-99 Sieverts, Thomas: Neue Aufgaben für den Städtebau im alten Europa. Voraussetzungen, Prinzipien, Beispiele, in: derselbe (Hrsg.): Zukunftsaufgaben der Stadtplanung, Düsseldorf 1990, S. 1-34 Sieverts, Thomas: Was wird aus der Stadt?, in: Kulturgut Stadt. Überlegungen zur Zukunft der europäischen Stadt. Cappenberger Gespräche der Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft, Bd. 27, Köln 1994, S. 46-59 Sieverts, Thomas: Zwischenstadt. Zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land, Braunschweig 1997 Sieverts, Thomas: Fünfzig Jahre Städtebau. Reflexion und Praxis, Stuttgart/Hohenheim 2001 Sieverts, Thomas: Die verstädterte Landschaft – die verlandschaftete Stadt. Zu einem neuen Verhältnis von Stadt und Natur, in: Wilhelm, Karin; Langenbrink, Gregor (Hrsg.): City Lights – Cities, Peripherien, Regionen. Interdisziplinäre Positionen für eine urbane Kultur, Wien 2002 Sieverts, Thomas; Koch, Michael; Stein, Ursula; Steinbusch, Michael (Hrsg.): Zwischenstadt – Inzwischen Stadt? Entdecken. Begreifen. Verändern, Wuppertal 2005 Silbermann, Alphons: Vom Wohnen der Deutschen. Eine soziologische Studie über das Wohnerlebnis, Frankfurt/Main 1963 Silbermann, Alphons: Der deutschen Badezimmer. Eine soziologische Studie, Köln 1991 Silbermann, Alphons: Die Küche im Wohnerlebnis der Deutschen. Eine soziologische Studie, Opladen 1995 Silbermann, Alphons; Becker, Kurt (Hrsg.): Alphons Silbermanns Soziologie des Wohnens. Eine Dokomentation, Bonn 1991 Simmel, Georg: Alpenreisen, in: Dahme, Heinz-Jürgen; Frisby, David; Rammstedt, Otthein: Georg Simmel. Gesamtausgabe, Bd. 5: Aufsätze und Abhandlungen 1894-1900, Frankfurt/Main 1992, S. 91-95 Simon, Katja: Fertighausarchitektur in Deutschland seit 1945, Oberhausen 2005 Sonnemann, Ludwig A.: »Einleitung«, in: Friedrich Lange (Hrsg.): Jedermann Hauseigentümer. Das bewährte System englischer Baugenossenschaften für deutsche
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Verhältnisse bearbeitet und in seiner Verwendbarkeit für Arbeiter-Genossenschaften jeder Art nachgewiesen, Duisburg 1865 Statistisches Bundesamt: IV B 6. Baugenehmigungen zur Errichtung neuer Wohngebäude insgesamt und im Fertigteilbau, 30.05.2005 Stazol, Harald: »›Ich mag's nicht cool, sondern gemütlich‹«, in: Stern 43 (1999) Steimle, Theodor: »Kleinsiedlung oder Eigenheim? Gedanken zur Reichswohnungspolitik«, in: Siedlung und Wirtschaft 10 (1938), S. 705-711 Steiner, Dietmar (Hrsg.): Die Kultur des Wohnens, Wien 1988 Steiner, Dietmar; Architekturzentrum Wien (Hrsg): Standardhäuser. Die Häuslebauer. 1. Das Fertighaus. Idee, Geschichte, Industrie, Wien 1998 Stiller, Adolph: »Standardhaus versus Häuslebau«, in: archithese 1 (1998a), S. 28-33 Stiller, Adolph: »Das Haus als Ware – Stationen auf dem Weg zur Produktion«, in: Detail 4 (1998b), S. 748-752 Stirner, Max: Der Einzige und sein Eigentum, Leipzig 1972 Strebel, Ottmar: 100 schöne Fertighäuser, Schmiden bei Stuttgart 1968 Studiengemeinschaft für Fertigbau e.V. (Hrsg.): Einfamilien-Fertighäuser. Vergleichende Untersuchung, Darmstadt/Frankfurt/Main 1961-1965 Sulzer, Peter: Jean Prouvé oevre complète, Bd. 1-3, Basel [u.a.] 1995-2005 Teichert, Dieter: Immanuel Kant: »Kritik der Urteilskraft«. Ein einführender Kommentar, Paderborn 1992 Teut, Anna: Architektur im Dritten Reich 1933-1945, Berlin 1967 Thönigs, Sigyn: »Design von der Stange zu Preisen für Maßgeschneidertes. Discounter ›allkauf‹ ließ Architektenstars Fertighäuser gestalten«, in: Der Tagesspiegel (15.06.1997) Tucholski, Kurt [Theobald Tiger]: Das Ideal, in: Berliner Illustrirte Zeitung vom 31.07.1927, Nr. 37, S. 1257 Umlauf, I.: »Freizeit und Erholung in der Siedlungsplanung«, in: Siedlung und Wirtschaft 7 (1936), S. 365 ff. Urner, Erika: Häuser erzählen Geschichten. Die Bedeutung des Hauses in der Kinderzeichnung, Zürich 1993 Vangerow-Kühn, Arno: Die Fertighausindustrie in der Bundesrepublik Deutschland als Modell für Rationalisierung durch Industrialisierung im Bauen, in: Bundesministerium für Raumordnung und Städtebau (Hrsg.): Schriftenreihe 04. Bau- und Wohnforschung. Heft 100, Bonn 1984 Veblen, Thorstein: Theorie der feinen Leute. Eine ökonomische Untersuchung der Institutionen, München 1971 Venturi, Robert; Scott Brown, Denise; Izenour, Steven: Lernen von Las Vegas. Basel [u.a.] 2003
B IBLIOGRAPHIE
Verbraucherzentrale Baden-Württemberg (Hrsg.): Schwarzbuch des Fertigbaus, Stuttgart 1970 Verbraucherzentrale (Hrsg.): Kauf und Bau eines Fertighauses. Massiv- und Holzbauweise, Düsseldorf 2005 Vergnolle, Henri: »La Préfabrication chez les Romains«, in: Techniques et Architecture 7/8 (1950), S. 12 Vidler, Antony: Unheimlich. Über das Unbehagen in der modernen Architektur, Hamburg 2002 Vitruv: Zehn Bücher über Architektur. Übersetzt und mit Anmerkungen Versehen von Curt Fensterbusch, Darmstadt 1964, in: Quellentexte zur Architekturtheorie, München [u.a.] 2002, S. 82-91 (Auszug). Voeth, Markus; Bosch, Björn; Klein, Andreas: Zur Marktorientierung von Architekten. Ergebnisse einer empirischen Studie, in: Duisburger Arbeitspapiere zum Marketing Nr. 6, zugleich: Hohenheimer Arbeits- und Projektberichte zum Marketing Nr. 2, Duisburg 2003 Wachsmann, Konrad: Wendepunkt im Bauen, Wiesbaden 1959 Wachsmann, Konrad: Holzhausbau. Technik und Gestaltung, Basel [u.a.] 1995 Wagner, Hans [Reichsverband Deutscher Heimstätten]: »Glaube, Volk und Führer«, in: Siedlung und Wirtschaft 3 (1936), S. 112. Wagner, Hans: »Die Bedeutung der deutschen Heimstätten im Wohnungsbau«, in: Siedlung und Wirtschaft 3/4 (1937), S. 125-130 Wagner, Martin: Das wachsende Haus. Ein Beitrag zur Lösung der städtischen Wohnungsfrage, Berlin 1932 Weber, Hans: Faszination Fertighaus, Bühl 1995 Wegelt: »Haben wir noch genügend Holz zum Bauen?«, in: Die Bauzeitung 10 (1953), S. 339 Weimer, Wolfram: Deutsche Wirtschaftsgeschichte. Von der Währungsreform bis zum Euro, Hamburg 1998 Weiß, Klaus-Dieter: »Au revoir, schnelle Häuser!«, in: Deutsche Bauzeitung 1 (1988a), S. 46-50 Weiß, Klaus-Dieter: »Schnelle Häuser«, in: Werk, Bauen und Wohnen 4 (1988b), S. 30-33 Wenzel, Fritz: Reichsheimstättengesetz vom 10. Mai 1920 nebst den preußischen und anderen landesrechtlichen Ausführungsbestimmungen, Berlin 1930 Wetzel, Georg: Wandlungen im Städtebau, Stuttgart 1942 Wetzel, Otto: »Erwerbslosensiedlung oder Stammarbeitersiedlung«, in: Siedlung und Wirtschaft 7 (1936), S. 360 ff.
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ALS
S TANDARD
Wilhelm, Karin: Von der Phantastik zur Phantasie, in: Neue Gesellschaft für bildende Kunst (Hrsg.): Wem gehört die Welt. Kunst und Gesellschaft in der Weimarer Republik, Berlin 1977, S. 72-86 Wilhelm, Karin: Walter Gropius Industriearchitekt, Braunschweig 1983 Wilhelm, Karin: Utopie ist realistisch, in: Gaßner, Hubertus; Kopanski, Karlheinz; Stengel, Karin: Die Konstruktion der Utopie, Marburg 1992 Wilhelm, Karin: Prometheus oder der Auftrag der Pandora. Technik als Bewusstseinsform, in: Wächter, Christine; Konecny, Felicitas; Kapl, Gudrun (Hrsg.): Frauen in Naturwissenschaft und Technik, München 1993 Wilhelm, Karin: »Visionen vom Glück – Visionen vom Untergang. Zeichen und Diskurse zur ›schönen neuen Welt‹«, in: Thesis 1/2 (1997): Techno-Fiction. Zur Kritik der technologischen Utopien, S. 14-21 Wilhelm, Karin: Die Stadt ohne Eigenschaften – wider die Propaganda einer globalen Amnesie, in: Breuer, Gerda: Neue Stadträume. Zwischen Musealisierung, Medialisierung und Gestaltlosigkeit, Frankfurt/Main/Basel 1998a, S. 203-223 Wilhelm, Karin: Zeichen des Körpergefühls. Zur Raum- und Körperwahrnehmung in der Architektur, in: Keintzel, Brigitta (Hrsg.): Bewegliche Ziele. Philosophische Positionen zur Philosophie der Gefühle, Wien 1998b, S. 99-118. Wilhelm, Karin: Verlischt die Stadt in der Peripherie? Einleitende Fragen zur Krise der Städte, in: dieselbe; Langenbrink, Gregor (Hrsg.): City Lights – Cities, Peripherien, Regionen. Interdisziplinäre Positionen für eine urbane Kultur, Wien 2002 Wilhelm, Karin: Idea and Form. Häuser von Szyszkowitz + Kowalski, Basel 2003 Wilhelm, Karin; Otto, Frei: Portrait Frei Otto, in: Architekten heute, Bd. 2, Berlin 1985 Wilhelm, Karin; Jessen-Klingenberg, Detlef (Hrsg.): Formationen der Stadt. Camillo Sitte weitergelesen, Gütersloh 2006 Wittkover, Rudolf: Grundlagen der Architektur im Zeitalter des Humanismus, München 1990 Woolf, Virginia: Ein eigenes Zimmer. Drei Guineen. Zwei Essays, Frankfurt/Main 2001 Wölfflin, Heinrich: Prolegomena zu einer Psychologie der Architektur, München 1886 Wüstenrot Bausparkasse AG: Förderung der Bildung von selbstgenutztem Wohneigentum, Ludwigsburg 2006 (unveröffentlicht) Wüstenrotstiftung [o.N.]: Vorwort der Wüstenrotstiftung, in: Harlander (Hrsg.): Villa und Eigenheim. Suburbaner Städtebau in Deutschland, Stuttgart/München 2001, S. 7-9 Ziehen, Eduard: Die deutsche Schweizerbegeisterung in den Jahren 1750-1815, Frankfurt/Main 1922 Zimmermann, Clemens: Eigenheime für alle?, in: Harlander, Tilman (Hrsg.): Villa und Eigenheim. Suburbaner Städtebau in Deutschland, Stuttgart/München 2001a, S. 330-349
B IBLIOGRAPHIE
Zimmermann, Clemens: Die wachsende Peripherie, in: Harlander, Tilman (Hrsg.): Villa und Eigenheim. Suburbaner Städtebau in Deutschland, Stuttgart/München 2001b, S. 50-63 Zimmermann, Clemens: Die irdische Heimstätte, in: Harlander, Tilman (Hrsg.): Villa und Eigenheim. Suburbaner Städtebau in Deutschland, Stuttgart/München 2001c, S. 64-75
WEITERE PUBLIKATIONEN AUS ZEITUNGEN UND ZEITSCHRIFTEN, KATALOGE (nach Reihentiteln, chronologisch) archithese Editorial »Vorfabrikation«, in: archithese 2 (2003), S. 4 bauen »Haus inklusive Urlaub«, in: bauen 6/7 (2002), S. 16 Baumeister »Reihenhäuser in Hochdahl«, in: Baumeister 1 (1978), S. 40-43 Interview »Das Einfamilienhaus als Wohnform steckt irgendwie in uns drin«, Holger Reiners (Reiners Stiftung zur Förderung von Architektur und Baukunst) im Gespräch mit Henning Hansen (Nordlandhaus), Gert Kähler, Olaf Winkler (freier Journalist), in: Baumeister 4 (2001), S. 78-81 Bauwelt »Der Bauwelt Wettbewerb«, in: Bauwelt 9 (1931), S. 251 »60 billige zeitgemäße Eigenhäuser. Das Ergebnis des Bauwelt-Wettbewerbes«, in: Bauwelt 9 (1931), S. 256-316 »Bauweisen der Eigenhäuser im ›Bauwelt-Wettbewerb‹«, in: Bauwelt 15 (1931), S. 490 »Häuser zu festen Preisen«, in: Bauwelt 46 (1931), S. 1459 »Entscheidung des Wettbewerbes ›Wachsendes Haus‹«, in: Bauwelt 1 (1932), S. 3 »28 Häuser aus dem Bauwelt-Wettbewerb«, in: Bauwelt 1 (1932), S. 8-32 »Häuser zu festen Preisen«, in: Bauwelt 2 (1932), S. 50 »Häuser zu festen Preisen«, in: Bauwelt 9 (1932), S. 220-254 »Häuser zu festen Preisen«, in: Bauwelt 21 (1932), S. 520-528 »Häuser zu festen Preisen«, in: Bauwelt 26 (1932), S. 641-648 »Beleihungsprobleme beim Fertigbau noch ungelöst«, in: Bauwelt 10 (1962), S. 246 »Die Beleihung von Fertighäusern«, in: Bauwelt 45 (1962), S. 1267 »Haus Zusertal. Bauen in Landschaftsschutzgebieten«, in: Bauwelt 30/31 (1983), S. 1224-1227
233
234
I NDIVIDUALISIERUNG
ALS
S TANDARD
Das Haus »Von außen wie ein Steinhaus«, in: Das Haus (o.J.) [1962], S. 46 Der Architekt »Freie Architekten und das Fertighaus. Eine (kleine) Umfrage«, in: Der Architekt 4 (1996), S. 253 Der Spiegel »Fertighäuser. Traum von der Stange«, in: Der Spiegel 16 (1962), S. 48-66 »Alles muss raus! Die Sehnsucht der Deutschen nach dem perfekten Wohnzimmer«, KulturSpiegel 5 (2004) Der Tagesspiegel »Luxus pur – auf einer Ebene« (Anzeige der Firma Haacke-Haus), in: Der Tagesspiegel 25. 08. 2007, S. I1 »Architektur der Spitzenklasse« (Anzeige der Firma Haacke-Haus), in: Der Tagesspiegel 19. 01. 2008, S. I1 »Ein gelungenes Doppel« (Anzeige der Firma Haacke-Haus), in: Der Tagesspiegel 02.02 2008, S. I1 »Traditioneller Energiesparer in Rot-Weiß. Visitenkarte eines Spezialisten« (Anzeige der Firma Haacke-Haus), in: Der Tagesspiegel 16.02. 2008, S. I1 Deutsches Kolonialblatt Anzeige Carl Messner & Co., Berlin-Wilmersdorf, in: Deutsches Kolonialblatt 15 (1908), [o.S.] Die Welt »Studie: Plus im Westen, Minus im Osten« (05.12.2006) fertig bauen; bauen + Fertighaus; Hausbau Werbeanzeige Nachbarschulte, in fertig bauen 11 (1966), S. 46 »Oberstadtdirektor wohnt in einem Fertighaus«, in: bauen + Wohnen 47 (1972), S. 110 »Das Ende bei Rolu und Heba«, in: bauen + Fertighaus 57 (1973), S. 29-32, 51 »Verdichteter Eigenheimau in Fertigbauweise«, in: bauen + Fertighaus 79 (1977), S. 151 ff. »So wohnt Bundestrainer Helmut Schön«, in: bauen + Fertighaus 85 (1978), S. 130 »Hochdahl – ›ein Mekka‹«, in bauen + Fertighaus 87 (1978), S. 14 »Jetzt: Deutscher Fertighausverband«, in: bauen + Fertighaus 89 (1979), S. 18 »Fertighaus-Trend 79: Fachwerk«, in: bauen + Fertighaus 89 (1979), S. 20-36
B IBLIOGRAPHIE
»Das ›ideale‹ Haus«, in: bauen + Fertighaus 3/4 (1981), S. 30-39 »Fertighausanteil stabil bei 22 %« in: bauen + Fertighaus 11/12 (1983), S. 12 »Okal fand neue Wege zum Eigenheim«, in: bauen + Fertighaus 11/12 (1983) S. 12 »Verdichtet ohne Komfortverzicht«, in bauen + Fertighaus 11/12 (1984), S. 46-52 »Fertigbau mit Optimismus«, in: bauen + Fertighaus 1 (1986), S. 8 Werbeanzeige Weberhaus, in: Hausbau 7/8 (1994) S. 9 »Landhaus. Mit Stil und viel Gefühl«, in: Hausbau 5/6 (1996), S. 14-18 »Regionales Bauen. Vom Meer bis zu den Alpen...«, in: Hausbau 5/6 (1996), S. 21-40 »Exnorm im ›Sissi‹-Fieber«, in: Hausbau 3/4 (1998), S. 102 »Quelle mit allen Exnorm-Häusern«, in: Hausbau 1/2 (2002), S. 8 »Das Auto zum Haus«, in: Hausbau 3/4 (2002), S. 6 Der Fertighauskatalog/Fertighauskatalog Der Fertighaus-Katalog 1965 (1965) Der Fertighaus-Katalog 1968 (1968) Fertighaus-Katalog 1973 (1973) Fertighaus-Katalog 1975 (1975) Fertighaus-Katalog [o.J.] (ca. 1977) Geo Geo Special 03 (2005) Hanse-Haus “Vorteil Hanse Haus! Vorteil Umwelt”, Werbeprospekt Oberleitersbach o.J, (ca. 2001) Häuser Interview »Stangenware oder Masskonfektion«, Ansgar Steinhausen (Häuser) im Gespräch mit Dirk Uwe Klaas (Geschäftsführer des BDF) und Arno Lederer (Architekt/Autor), in: Häuser 6 (2003), S. 10 ff.
ONLINE-PUBLIKATIONEN UND INTERNETSEITEN (ALPHABETISCH) UND DATENBANKEN Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau (Hrsg.): RSWB http://www.allkauf.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.baufritz.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.baufritz.de/baufritz/gesundheit_oekologie/, Zugriff 27.09.2006 http://www.baukunst.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007
235
236
I NDIVIDUALISIERUNG
ALS
S TANDARD
http://www.baukurier.de/artikel/eigenheim/20050506_fertighaus_stagniert.php, Zugriff 12.10.2006 http://www.baunetz.de/infoline/search-fs.php?object_id=12&area_id=2346&id=141623, Zugriff 07.07.2006 http://www.bdf-ev.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.bdf-ev.de/german/presse/index.html?NID=108, Zugriff 02.10.2006 http://www.bien-zenker.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.bos-haus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.büdenbender-hausbau.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.destatis.de/indicators/d/lrbev05ad.htm, Zugriff 17.01.2007 http://www.destatis.de/themen/d/thm_bevoelk.php, Zugriff 17.01.2007 http://www.destatis.de/bass/d/bevoe/bevoetxt.php, Zugriff 10.08.2005 http://www.destatis.de/bass/d/umw/ugrtab7php, Zugriff 10.08.2005 http://www.documentarchiv.de/wr/wrv.html, Zugriff 16.01.2007 http://www.dw-world.de/dw/article/0,,5215962,00.html, Zugriff 30.03.2010 http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page?_pageid=1996,45323734&_dad=portal&_sch ema=PORTAL&screen=welcomeref&open=/C/C1/C11&language=de&product=Yearli es_new_population&root=Yearlies_new_population&scrollto=60, Zugriff 08.03.2008 http://www.exnorm.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.fachschriften.de/publikationen/index.asp, Zugriff 30.09.2006 http://www.feng-shui-coach.de/html/bau-coaching.html, Zugriff 15.09.2006 http://www.fertighaus-weiss.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.fingerhaus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.fingerhuthaus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.fischerhaus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.gussek-haus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.haacke-haus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.haas-fertigbau.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.hanse-haus.at/hanse-haus/wir-ueber-uns/referenz-jancker.asp,Zugriff 21.03.2008 http://www.hanse-haus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.hanse-haus.de/con_08_01.php?page=3&firstindex=8&secondindex=1#, Zugriff 29.09.2006 http://www.hennig-holzbau.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.huf-haus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.invito.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.kampa-haus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.kampa-haus.de/pages/de/hausprogramm/baureihen/2/19/0/start.html, Zugriff 17.02.2007
B IBLIOGRAPHIE
http://www.kampa-haus.de/pages/de/unternehmen/ueber40000individuellgebautehaeuser. html, Zugriff 12.06.2006 http://www.keitel-haus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.lbs.de/lbs/pics/upload/tfmedia1/HBAAAX5aaDe.pdf, Zugriff 06.04.2006 http://www.luxhaus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.massa-haus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.mdr.de/ratgeber/wohnen_garten/105391-hintergrund-102989.html, Zugriff 07.07.2006 http://www.meisterstueck.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.meisterstueck.de/servlet/RundgangServlet?position=1&view=p&viewpos=1&pro duktgruppe=3, Zugriff 17.02.2007 http://nikeid.nike.com/nikeid/index.jhtml?ref=emealanding&sitesrc=emealanding, Zugriff 07.11.2007 http://www.nordhaus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.okal.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.platz.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.prohaus.com, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.rus-haus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.renschhaus.com, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.planen-pro-qm.de, Zugriff 27.03. 2006 http://www.pphaus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.pub.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/aktuell/iiia4/laender_heftd.pdf, Zugriff 08.03.2008 http://www.schwabenhaus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.schwoerer.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.selbstbau.de/selbstbau.htm, Zugriff 15.09.2006 http://www.sonnleitner.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.streif.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.weberhaus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.viebrockhaus.de/bildauswahl_main.php?partner_url=&navig1=presse&navig2= bildauswahl&navig3=jj, Zugriff 17.02.2007 http://www.wolfhaus.de, Zugriff mehrfach 30.04.2005-30.04.2007 http://www.zuhause3.de/_haus/2005-02/quelle.shtml, Zugriff 15.09.2006 http://www.zwangsversteigerung.de/text/Statistik, Zugriff 17.01.2007
237
A NHANG
A BBILDUNGEN
Einfacher Stil
Allkauf e_001 Bien-Zenker Einfamilienhaus Life
e_002 Bien-Zenker On Top
e_003 Bien-Zenker On Top
Bien-Zenker On Top
e_006 Bien-Zenker On Top
e_007 Bien-Zenker On Top
e_008 Haas e_009 Okal e_010 Basic - Solaria Family Classic
BOS Domizil 139S
e_011 Büdenbender Optima 120
e_012 Fingerhaus Festival
e_013 Fingerhaus Fino
Gussek e_016 Gussek City - Frankfurt City - Hameln
e_004 Nordhaus Spezial
e_005
e_014 Nordhaus Spezial
e_015
e_017 Okal e_018 Massa e_019 Exnorm Family Classic EFH - Lifestyle Compact
e_020
Gussek e_021 Gussek e_022 Gussek e_023 Nordhaus Fifty5 - Birkenallee Klassik - Glückstraße Klassik - Poststraße Spezial
e_024 Okal e_025 Family Classic
Kampa Atelier
e_029 Exnorm Solution
e_026 Exnorm e_027 Massa e_028 Weber Edition - Casa Viva EFH - Lifestyle Esprit
e_030
242
I NDIVIDUALISIERUNG
Exnorm Casa Viva
ALS
S TANDARD
e_031 Exnorm Casa Viva
Okal e_036 Family & Office
e_032 Exnorm Casa Viva
Okal e_037 Okal Family & Office Twin-Family
e_033 Prohaus e_034 Schwabenhaus e_035 Progeneration 206 Jazz 75
e_040 e_038 Bien-Zenker e_039 Prohaus Profamily 175 Profamily 107
Fingerhaus Style
e_041 Weiss e_042 Weiss e_043 Weiss e_044 Weber Einfamilienhaus Einfamilienhaus Einfamilienhaus Esprit
e_045
Weber Twin
e_046 Weber Twin
Streif Fun
e_051 Okal e_052 Fingerhaus Family & Office Premiere
Weber Twin
e_056 Weber Impuls
Bien-Zenker Life
e_061 Haas e_062 Exnorm Basic - La Prima Casa Viva
Gussek e_066 Exnorm City - Cara 100 Casa Viva
e_047 Weber Twin
e_048 BOS Domizil 122S
e_049 BOS Domizil 131S
e_050
e_053 Exnorm Casa Viva
e_054 Bien-Zenker Casa Viva
e_055
e_057 Gussek e_058 Weber City - Rostock Esprit
e_059 Gussek e_060 City - Tipo 109
e_063 Gussek e_064 Schwörer City - Tipo 100 Aktionshaus
e_065
e_067 BOS e_068 BOS e_069 BOS e_070 First Class 124P First Class 145S First Class 179S
Schwabenhaus e_071 Okal e_072 Allkauf e_073 Renschhaus Duett 2 Family & More Einfamilienhaus Clou 158
e_074 Bien-Zenker Aktionshaus
e_075
Weiss e_076 Prohaus Einfamilienhaus Proart 152
e_079 Kampa Atelier
e_080
e_077 Prohaus Proart 176
e_078 Haacke Family
A BBILDUNGEN
Fingerhaus Medley
e_081 Renschhaus Clou 128
e_082 Gussek e_083 Bien-Zenker Fifty5 - Eichenallee Life
e_084 Bos Domizil 121S
Bien-Zenker On Top
e_086 Exnorm Compakt
e_087 Renschhaus
e_089 Schwabenhaus e_090 Jazz 80
Fingerhaus Medley
e_091 Gussek e_092 Bien-Zenker Fifty5 - Buchenallee Life
Clou 142
e_088 Renschhaus Clou 150
e_093 Exnorm Compakt
e_094 Exnorm Compakt
e_085
e_095
Exnorm e_096 Okal e_097 Weiss e_098 Weiss Edition - Casa Viva Family & More Einfamilienhaus Fellbach Flair
e_099 Weiss e_100 Einfamilienhaus
Weiss e_101 Weiss e_102 Weber Einfamilienhaus Einfamilienhaus Impuls
e_104 Weiss e_105 Einfamilienhaus
e_103 Weber Impuls
Weber e_106 Weber e_107 Weber e_108 Haacke Sicher und Geborgen Sicher und Geborgen Sicher und Geborgen Classic
Haake Classic
e_111 Weber Twin
Schwabenhaus e_116 Luxhaus Jazz 100 Bolero
e_112 Schwörer Doppelhaus
e_109 Haacke Classic
e_110
e_113 Massa e_114 Weber Doppelhaus - Lifestyle Impuls
e_115
e_117 Massa e_118 Kampa Bungalow - Lifestyle Bungalow
e_119 BOS e_120 First Class 110B
Nordhaus Spezial
e_121 Exnorm e_122 Exnorm Casa Viva - Bungalow Bungalow
e_123 Bien-Zenker Ambiente
e_124 Exnorm e_125 Casa Viva - Bungalow
Luxhaus Bolero
e_126 Exnorm e_127 Exnorm Casa Viva - Bungalow Solution
e_128 Exnorm e_129 Kampa Classic - Smaragd Bungalow
e_130
243
244
I NDIVIDUALISIERUNG
ALS
S TANDARD
Okal 50+
e_131 Okal 50+
e_132 Prohaus Prolife 100
e_133 Prohaus Prolife 90
e_134 Okal 50+
e_135
Bien-Zenker
e_136 Bien-Zenker On Top
e_137 BOS
e_138 Kampa
e_139 Weber Twin
e_140
On Top
Okal 50+
e_141 Okal 50+
e_142 Weber Esprit
e_144 Weber Esprit
e_145
Renschhaus Clou 113
e_146 Renschhaus Clou 116
e_147 Keitel e_148 Keitel e_149 Massa e_150 Haus Baisingen Haus Frankenhöhe Doppelhaus - Lifestyle
First Class 91B
Bungalow
e_143 Weber Esprit
Schwabenhaus e_151 Weber Duett 3 Twin
e_152 Prohaus e_153 Okal Progeneration 125 Twin - Family
Schwabenhaus e_156 Weiss Duett 4 Doppelhaus
e_157 Exnorm Doppelhaus
e_158 Gussek e_159 Weiss Europa - Lissabon Doppelhaus
e_160
Haacke Doppelhaus
e_161 Weiss Doppelhaus
e_162 Schwörer Doppelhaus
e_163 Schwabenhaus e_164 Luxhaus Duett 6 Doppelhaus
e_165
Weiss Doppelhaus
e_166 Luxhaus Pasodoble
e_167 Weiss e_168 Streif Einfamilienhaus Double
e_169 Schwörer Doppelhaus
e_170
Schwabenhaus e_171 Haacke Duett 7 Doppelhaus
e_172 Weber Impuls
e_173 Weber Impuls
e_174 Weiss Stadtvilla
e_175
Kampa Stadtvilla
e_177 Kampa Stadtvilla
e_178 Kampa Stadtvilla
e_179 Kampa Stadtvilla
e_180
e_176 Kampa Stadtvilla
e_154 Okal Twin - Family
e_155
A BBILDUNGEN
Exnorm Compact
e_181 Exnorm e_182 Meisterstück e_183 Schwabenhaus e_184 Schwabenhaus e_185 Edition - Casa Viva Moderne Stadtvilla Swing 51 Swing 62
Schwabenhaus e_186
Schwabenhaus e_187 Schwabenhaus e_188
Schwabenhaus e_189
Schwabenhaus e_190
Swing 66
Swing 71
Swing 79
Swing 90
Swing 72
Schwabenhaus e_191 Weiss Swing 100 Stadtvilla
e_192 Haacke Freie Planung
e_193 Weiss Stadtvilla
e_194 Weiss Stadtvilla
e_195
Weber Twin
e_197 Weber Twin
e_198 Weber Impuls
e_199 Weber Impuls
e_200
e_196 Weber Twin
Einfacher Stil − modisch
Fingerhaus Centro
e_201 Allkauf e_202 Fingerhaus Einfamilienhaus Fino
e_203 Fingerhaus Centro
e_204 Keitel e_205 Haus Lichtenau
Fingerhaus Fino
e_206 Fingerhaus Fino
e_208 Fingerhaus Fino
e_209 Gussek e_210 Panorama - Elsass
e_207 Fingerhaus Style
Fingerhaus e_211 Streif Hell und Freundlich Lucky
e_212 Renschhaus e_213 Luxhaus Classic - Estenfeld Orchidee
e_214 Fingerhaus Finesse
Fingerhuthaus e_216 Fingerhaus V191 Centro
e_217 Schwörer Familienhaus
e_219 Renschhaus e_220 Classic - Sunshine
Schwabenhaus e_221 Schwörer Da Capo 100 Familienhaus
e_222 Schwabenhaus e_223 Schwabenhaus e_224 Platz e_225 Jazz 60 Klassik - Aida Ideenhaus Allegro
e_218 Fingerhaus Fino
e_215
245
246
I NDIVIDUALISIERUNG
ALS
S TANDARD
Sonnleitner e_226 Schwabenhaus e_227 Schwörer Ref.-h. Memminger Klassik - Traviata Aktionshaus
e_228 Schwörer Haus mit ELW
e_229 Wolf e_230 Arche Nova Terra
Exnorm Casa Viva
e_233 Exnorm
e_234 Platz Esprit
e_231 Exnorm Casa Viva
e_232 Fingerhaus Casa Viva
Classic - Jade
e_235
Keitel e_236 Keitel e_237 Kampa Haus Lichtenau Haus Schöneck Chalet
e_238 Platz e_239 Nordhaus Esprit - Mannheim Optima
e_240
Okal e_241 Weber Modern Living Twin
e_242 Weber Twin
e_243 Weber Twin
e_244 Weber Twin
e_245
Weber e_246 Weber Sicher und Geborgen Impuls
e_247 Weber Impuls
e_248 Weber Impuls
e_249 Weber Classic
e_250
Bien-Zenker Harmony
e_251 Fingerhaus Festival
e_252 Bien-Zenker Invito
e_253 BOS Domizil 147S
e_254 Platz e_255 Design - Saulgau
Bien-Zenker Ambiente
e_256 Bien-Zenker Century
e_257 Keitel e_258 Exnorm Haus Ebertsheim Lemberg
Luxhaus Tango
e_261 Massa e_262 Massa e_263 Exnorm e_264 Exnorm e_265 EFH - Lifestyle EFH - Lifestyle Classic - Achat Classic - Aquamarin
Kampa Atelier
e_266 Kampa e_267 Haas Atelier - Trendy/Bielefeld Top - Line
Schwabenhaus e_271 Schwörer Da Capo 70 Haus mit ELW
e_268 Platz Design - Ulm
e_272 Kampa e_273 Bien-Zenker Atelier - Trendy/Linthe Ambiente
e_259 Platz e_260 Ideenhaus Allegro
e_269 Luxhaus Baiersdorf
e_270
e_274 Bien-Zenker Invito
e_275
A BBILDUNGEN
Prohaus Proart 161
e_276 Haas Top - Line
Kampa
e_281 Weiss e_282 Weiss Einfamilienhaus Vario Trend
e_283 Weiss e_284 Weiss e_285 Einfamilienhaus Einfamilienhaus
Weiss e_286 Weiss e_287 Weiss Einfamilienhaus Einfamilienhaus Doppelhaus
e_288 Weiss e_289 Weiss e_290 Einfamilienhaus Einfamilienhaus
Atelier
e_277 Kampa Atelier
e_278 Weiss e_279 Prohaus Einfamilienhaus Proart 166
e_280
Weiss e_291 Weiss e_292 Weiss e_293 Weiss e_294 Weber e_295 Einfamilienhaus Einfamilienhaus Einfamilienhaus Einfamilienhaus Sicher und Geborgen
Exnorm Casa Viva
e_296 Exnorm Casa Viva
e_297 Renschhaus e_298 Bien-Zenker e_299 Bien-Zenker Classic - Verona Ideenhaus Allegro On Top
e_300
Bien-Zenker On Top
e_301 Bien-Zenker On Top
e_302 Bien-Zenker On Top
e_303 Bien-Zenker e_304 Schwörer Ideenhaus Allegro Aktionshaus
e_305
Fingerhaus Flair
e_306 Fingerhaus Flair
e_307 Fingerhaus Flair
e_308 Fingerhaus Flair
e_310
Fingerhaus Medley
e_311 Fingerhaus Riva
e_312 Fingerhaus Style
e_313 Gussek e_314 Bien-Zenker City - Cara 113 On Top
Exnorm Casa Viva
e_316 Exnorm e_317 Exnorm Edition - Casa Viva Doppelhaus
e_309 Fingerhaus Flair
e_315
e_318 Schwabenhaus e_319 Exnorm e_320 Da Capo 80 Classic - Rubin
Okal e_321 Massa e_322 Okal e_323 Wolf e_324 Weiss e_325 Family Classic EFH - Lifestyle Family & More Editio Exklusiv Fellbach Trend
247
248
I NDIVIDUALISIERUNG
ALS
S TANDARD
Renschhaus Sunshine
e_326 Haas e_327 Keitel e_328 Okal e_329 Wolf Basic - La Vita Roma Haus Altmühltal Family Classic Solida
e_330
Bien-Zenker
e_331 Bien-Zenker
e_335
Invito
e_332 Bien-Zenker Century
e_333 Bien-Zenker On Top
e_334 Massa
Ideenhaus Allegro
EFH - Lifestyle
Schwörer Haus mit ELW
e_336 Haas Top - Line
e_337 Haas Top - Line
e_338 Haas Top - Line
e_339 Gussek Europa - Rom
e_340
Bien-Zenker Harmony
e_341 Kampa Atelier
e_342 Kampa Atelier
e_343 Fingerhaus Platz für Alle
e_344 Schwörer Haus mit ELW
e_345
Bien-Zenker Chalet
e_346 Kampa Chalet
e_347 Exnorm e_348 Exnorm e_349 Exnorm e_350 Edition - Casa Viva Classic - Diamant 1 Classic - Diamant 2
Kampa Atelier
e_351 Weiss e_352 Platz e_353 Schwabenhaus e_354 Weiss e_355 Einfamilienhaus Ideenhaus Allegro Da Capo 72 Einfamilienhaus
Exnorm Casa Viva
e_356 Keitel e_357 Exnorm Haus Waldenburg Casa Viva
e_358 Luxhaus Berlin
Schwörer Familienhaus
e_361 Schwabenhaus e_362 Schwörer Klassik - Nabucco Familienhaus
e_363 Keitel e_364 Haas Haus Ebertshardt Star - Line A
Weiss e_366 Bien-Zenker Einfamilienhaus Life
e_367 Fingerhaus Vario
e_359 Fingerhaus Riva
e_360
e_365
e_368 Weiss e_369 Weiss e_370 Einfamilienhaus Einfamilienhaus
Weiss e_371 Weiss e_372 Weiss e_373 Weiss e_374 Weiss e_375 Einfamilienhaus Einfamilienhaus Einfamilienhaus Einfamilienhaus Einfamilienhaus
A BBILDUNGEN
Weiss e_376 Platz e_377 Bien-Zenker Einfamilienhaus Esprit - Wuppertal Ambiente
Renschhaus e_381 Classic - Sunrise
Streif
Energy
e_382 Schwörer Doppelhaus
e_378 Fingerhaus Riva
e_379 Fingerhaus Riva
e_380
e_383 Hanse
e_384 Bien-Zenker
e_385
Klassisch - Stella
Klassisch - Linea
Kampa Chalet
e_386 Fingerhaus Riva
e_387 Haas e_388 Renschhaus Star-Line - Luna Eugendorf
e_389 Bien-Zenker Century
e_390
Wolf Aurea
e_391 Weber Impuls
e_392 Weiss Doppelhaus
e_393 Wolf Combino
e_394 Bien-Zenker Invito
e_395
Weber Esprit
e_396 Wolf Belvedere
e_397 Haas Top - Line
e_398 Meisterstück e_399 Weber Generationenhaus Esprit
e_400
Platz e_401 Büdenbender Ideenhaus Belcanto Sunshine
e_402 Fingerhaus Contur
e_403 Platz Esprit
e_404 Weber Impuls
e_405
Schwörer e_406 Weber Haus aus der Werbung Impuls
e_407 Weber Impuls
e_408 Weber Classic
e_409 Hanse e_410 Design - Scala
Weber Impuls
e_412 Weber Impuls
e_413 Weber e_414 Weiss Architektenhaus Stadtvilla
e_411 Weber Impuls
e_415
Einfacher Stil − traditionell
Fingerhaus
Riva
e_421 Okal Family & Office
e_422 Schwabenhaus e_423 Bien-Zenker Da Capo 69 Century
e_424 Fingerhaus Style
e_425
249
250
I NDIVIDUALISIERUNG
ALS
S TANDARD
Exnorm Rothenburg
e_426 Bien-Zenker Life
e_427 Büdenbender Movie
e_428 Büdenbender Apart 113
e_429 Streif Hyperion
Renschhaus Clou 130
e_431 Fingerhaus Junior
e_432 Nordhaus Optima
e_433 Fingerhaus Premiere
e_434 Prohaus e_435 Profamily 198
Gussek e_436 Kampa Exklusiv - Herrenhausen Chalet
e_430
e_437 Gussek e_438 Schwabenhaus e_439 Haas e_440 Klassik - Heideweg Da Capo 55 Basic - Familia 2
Keitel e_441 Haas e_442 Schwabenhaus e_443 Schwabenhaus e_444 Prohaus e_445 Haus Rothenburg Basic - Avanti Da Capo 61 Da Capo 65 Profamily 127
Weber Impuls
e_447 Weber Twin
e_448 Weber Esprit
e_449 Weiss e_450 Einfamilienhaus
Schwabenhaus e_451 Weiss e_452 Weber Klassik - Turandot Einfamilienhaus Classic
e_453 Weber Impuls
e_454 Weber Esprit
e_455
Weiss e_456 Kampa Einfamilienhaus Atelier
e_457 Bien-Zenker Atelier
e_458 Bien-Zenker Atelier
e_459 Weber Impuls
e_460
Weiss e_461 Haacke Einfamilienhaus Doppelhaus
e_462 Allkauf e_463 Allkauf e_464 Weiss e_465 Einfamilienhaus Einfamilienhaus Einfamilienhaus
Weber Twin
e_466 Weber Esprit
e_467 Gussek e_468 Fingerhaus Exklusiv - Schwabing Vario
e_469 Fingerhuthaus e_470 Doppelhaus
Weber
e_471 Weber Twin
e_472 Fingerhaus Festival
e_474 Nordhaus Optima
Twin
e_446 Weber Esprit
e_473 Fingerhaus Festival
e_475
A BBILDUNGEN
Schwabenhaus e_476 Kampa Da Capo 73 Chalet
e_477 Kampa Atelier
Weber Esprit
e_482 Keitel e_483 Keitel e_484 Fingerhaus Haus Hohenlohe Family Haus Hohenlohe Premiere
e_481 Weber Esprit
e_478 Prohaus e_479 Prohaus e_480 Profamily 134 Profamily 148
e_485
Luxhaus e_486 Luxhaus Erfurt - Grande Pasodoble
e_487 Keitel e_488 Renschhaus e_489 Renschhaus e_490 Haus Birkenhain Classic - Provence Classic - Wuppertal
Schwörer Haus mit ELW
e_491 Schwörer Haus mit ELW
e_492 Schwörer Haus mit ELW
e_493 Schwörer Haus mit ELW
e_494 Schwabenhaus e_495 Jazz 88
Weber Classic
e_496 Weber Classic
e_497 Luxhaus Tango
e_498 Luxhaus Victoria
e_499 Haas e_500 Star-Line - Berlin
Weber Impuls
e_501 Fingerhaus Diamant
e_502 Fingerhaus e_503 Bien-Zenker Gemütlich und Bunt Century
e_504 Bien-Zenker Century
e_505
Weiss e_506 Weiss e_507 Weiss e_508 Weiss e_509 Weiss e_510 Einfamilienhaus Einfamilienhaus Einfamilienhaus Einfamilienhaus Einfamilienhaus
Weiss e_511 Weiss e_512 Weiss e_513 Weiss e_514 Wolf e_515 Einfamilienhaus Einfamilienhaus Einfamilienhaus Einfamilienhaus Arche Nova Medico
Prohaus Proart 182
e_516 Bien-Zenker Century
e_517 Allkauf e_518 Fingerhaus Einfamilienhaus Centro
Kampa
e_521 Keitel
e_522 Bien-Zenker Invito
Atelier
Haus Reichenbach
e_519 Fingerhaus Vario
e_523 Allkauf e_524 Gussek Einfamilienhaus -
e_520
e_525
251
252
I NDIVIDUALISIERUNG
Weber Impuls
ALS
S TANDARD
e_526 Weber Classic
e_527 Weber e_528 Weber e_529 Wolf Sicher und Geborgen Sicher und Geborgen Editio
e_530
Haas e_531 Haas e_532 Weiss e_533 Weber Basic - La Grande WiGa Basic - Allegro Mehrfamilienhaus Esprit
e_534 Kampa Atelier
Büdenbender Esprit
e_536 Büdenbender Life
e_537 Gussek e_538 Kampa Panorama - Tessin Atelier
e_539 Renschhaus e_540 Comfort - Fellbach
Kampa Atelier
e_541 Büdenbender Duo
e_542 Kampa Bungalow
e_543 Haas Top - Line
e_544 Gussek Provence
Exnorm e_546 Prohaus Classic - Diamant Proart 189
e_547 Gussek -
e_548 Keitel e_549 Kampa Haus Gammerfeld Atelier
e_550
Schwabenhaus e_551 Schwörer Klassik - Carmen Familienhaus
e_552 Bien-Zenker Atelier
e_553 Fingerhaus Medley
e_554 Weber Esprit
e_555
Wolf Vita
e_556 Büdenbender Chalet
e_557 Exnorm e_558 Streif Casa Viva - Bungalow Cordoba
e_559 Streif Modena
e_560
Haacke Winkelhaus
e_561 Okal 50+
e_562 Schwabenhaus e_563 Wolf Classic - Tosca Elegance
e_564 Kampa Bungalow
e_565
Kampa Bungalow
e_566 Kampa Bungalow
e_567 Prohaus Prolife 80
e_568 Kampa Bungalow
e_569 Kampa Bungalow
e_570
Kampa
e_571 Kampa Bungalow
e_572 Renschhaus Clou 123
e_573 Exnorm Bungalow
e_574 Massa e_575 Bungalow - Lifestyle
Bungalow
e_535
e_545
A BBILDUNGEN
Prohaus Prolife 120
e_576 Platz e_577 Streif Prestige - Saulgau Savona
e_578 Okal 50+
e_579 Okal 50+
e_580
Haacke Stadthaus
e_581 Haacke Stadthaus
e_582 Haacke Stadthaus
e_583 Haacke Stadthaus
e_584 Haacke Stadthaus
e_585
Kampa Stadtvilla
e_586 Schwörer Aktionshaus
e_587 Schwörer Aktionshaus
e_588 Weiss Stadtvilla
e_589 BOS e_590 First Class 179W
Kampa Stadtvilla
e_591 Fingerhaus e_592 Kampa Stilvoll und Großzügig Stadtvilla
e_593 Kampa Stadtvilla
e_594 Kampa Stadtvilla
e_595
Büdenbender Evasion
e_596 Haacke Stadtvilla
e_597 Haacke Millenium
e_598 Haacke Stadtvilla
e_599 Haacke Stadtvilla
e_600
Haacke Stadtvilla
e_601 Luxhaus Mare - Stelle
e_602 Haacke Stadtvilla
e_603
Keitel l_001 Bien-Zenker Haus Waldenburg Classic Ambiente
l_002 Weiss Vario Classic
l_003 Platz l_004 Keitel l_005 Architektenhaus Waldenburg Family
Fingerhaus Freie Planung
l_007 Kampa Atelier
l_008 Büdenbender Residenz
l_009 Büdenbender Kundenhaus
l_010
l_012 Fingerhaus Premiere
l_013 Gussek
l_014 Kampa Atelier
l_015
Landhausstil − alpin
l_006 Büdenbender Generation
Schwabenhaus l_011 Klassik - Fidelio
Streif
Time
City - Cara 126
253
254
I NDIVIDUALISIERUNG
ALS
S TANDARD
Bien-Zenker l_016 Keitel Brettachtal Design - Schupfholz
l_017 Bien-Zenker l_018 Kampa Design - Ravensburg Atelier
l_019 Renschhaus Clou 111
l_020
Bien-Zenker Ambiente
l_021 Bien-Zenker Harmony
l_022 Fingerhuthaus Rechteckhaus
l_023 Allkauf l_024 Bien-Zenker Einfamilienhaus Century
l_025
Bien-Zenker Century
l_026 Bien-Zenker Ambiente
l_027 Bien-Zenker Harmony
l_028 Bien-Zenker Harmony
Fingerhaus Premiere
l_031 Fingerhaus Premiere
l_032 Fingerhaus l_033 Bien-Zenker Freie Planung-Landhaus Harmony
l_034 Wolf Ratio
l_035
BOS Chalet
l_036 BOS Chalet
l_037 BOS Chalet
l_038 BOS Chalet
l_039 BOS Chalet
l_040
Bien-Zenker Ambiente
l_041 Wolf Forte
l_042 Platz l_043 Kampa Komfort - Bad Saulgau Chalet
l_044 Kampa Chalet
l_045
Kampa Chalet
l_046 Kampa Chalet
l_047 Exnorm Turmalin
Keitel Sonnental
l_029 Gussek l_030 Klassik - Seestraße
l_048 BOS l_049 Keitel First Class 188S Tegernsee
l_050
l_051 Renschhaus l_052 Sonnleitner Classic - Ammersee -
l_053 Wolf Anima
l_054 Wolf Aspect
l_055
Sonnleitner -
l_056 Wolf Editio Plus
l_057 Sonnleitner -
l_058 Sonnleitner -
l_059 Wolf Vigor
l_060
Sonnleitner -
l_061 Sonnleitner -
l_062 Wolf Novita
l_063 Streif Family
l_064 Bien-Zenker Invito
l_065
A BBILDUNGEN
Bien-Zenker Century
l_066 Schwabenhaus l_067 Schwabenhaus l_068 Wolf Klassik - Don Giovanni Klassik - Rigoletto Vario
l_069 Weiss Holzhaus
l_070
Weber Classic
l_071 Weber Classic
l_074 Weber Classic
l_075
Wolf Solida 3
l_076 Haas l_077 Kampa Basic - La Grande Chalet
Sonnleitner -
l_081 Schwabenhaus l_082 Schwabenhaus l_083 Weiss l_084 Wolf Klassik - Lohengrin Klassik - Othello Einfamilienhaus Cara
Bien-Zenker Fortuna
l_086 Wolf Felix
l_087 Hanse l_088 Renschhaus l_089 Renschhaus l_090 Traditionell - Castella Comfort - Tessin Classic - Rhönperle
Sonnleitner -
l_091 Keitel Landhaus
l_092 Gussek l_093 Fingerhuthaus Panorama - Allgäu L107
l_072 Weber l_073 Haacke Sicher und Geborgen Doppelhaus
l_078 Sonnleitner -
l_079 Weiss l_080 Einfamilienhaus
l_085
l_094 Weiss Holzhaus
l_095
l_099 Haacke landhaus
l_100
Landhausstil − friesisch
Haacke Fachwerk
l_096 Haacke York
l_097 Haacke York
l_098 Haacke York
Gussek l_101 Allkauf l_102 Allkauf l_103 Gussek l_104 Gussek l_105 Europa - Berlin Einfamilienhaus Einfamilienhaus City - Hamburg Klassik - Ritterstraße
Haacke
York
l_106 Haacke Family
l_107 Haacke Jubi
l_108 Baufritz Klassikhaus Buck
l_109 Gussek -
l_110
255
256
I NDIVIDUALISIERUNG
ALS
S TANDARD
Fischerhaus Exklusiv
l_112 Kampa l_111 Gussek Klassik - Uferstraße Atelier
l_113 Kampa Atelier
l_114 Kampa Atelier
l_115
Kampa Atelier
l_116 Kampa Atelier
l_117 Kampa Atelier
l_118 Meisterstück 3-Liter-Haus
l_119 Weber Classic
l_120
Prohaus Profamily 124
l_121 Haacke Classic
l_122 Haacke Family
l_123 Haacke Family
l_124 Haacke Family
l_125
Haacke
l_126 Haacke Freie Planung
l_127 Haacke Freie Planung
l_128 Haacke Freie Planung
l_129 Haacke Jubi
l_130
Haacke Jubi
l_131 Haacke
l_132 Haacke
l_133 Haacke
Jubi
l_134 Haacke York
l_135
Jubi
Haacke
l_136 Büdenbender Prestige
l_137 Meisterstück Landhaus
l_138 Gussek Forstweg
l_139 Gussek Alsterstraße
l_140
Doppelhaus
Bien-Zenker Century
l_141 Haacke Bungalow
l_142 Haacke Winkelhaus
l_143 Haacke Winkelhaus
l_144 Haacke Landhaus
l_145
Kampa Atelier
l_146 Kampa Landhaus
l_147 Kampa Landhaus
l_148 Kampa Landhaus
l_149 Haacke Landhaus
l_150
Kampa Landhaus
l_151 Kampa Atelier
l_152 Kampa Landhaus
l_153 Kampa Landhaus
l_154 Kampa Landhaus
l_155
Kampa Atelier
l_156 Kampa Atelier
l_157 Kampa Atelier
l_158 Kampa Bungalow
l_159 Kampa Bungalow
l_160
Family
Jubi
A BBILDUNGEN
Haacke Fachwerk
l_161 Haacke Fachwerk
l_162 Haacke Fachwerk
l_163 Haacke Fachwerk
l_164 Haacke Fachwerk
l_165
Kampa Atelier
l_166 Kampa Atelier
l_167 Kampa Atelier
l_168 Nordhaus l_169 Haacke Maxima - Landhaus Bungalow
l_170
Kampa Landhaus
l_171 Kampa Landhaus
l_172 Kampa Atelier
l_173 Haacke Fachwerk
Kampa Atelier
l_176 Kampa Landhaus
l_177 Haas l_178 Kampa Basic - Familia 1 Atelier
l_179 Nordhaus Optima
Haacke Landhaus
l_181 Fingerhaus Freie Planung
l_182 Haacke Freie Planung
l_184 Gussek l_185 Europa - Athen
Haas Top - Line
l_186 Bündenbender l_187 Prestige
l_183 Weber Classic
l_174 Gussek l_175 Panorama - Holstein
l_180
Repräsentativer Stil
Gussek v_001 Gussek v_002 Gussek v_003 Hanse v_004 Kampa Fifty5 - Lärchenallee Exklusiv - Dahlem Exklusiv - Grunewald Stilvoll - Patrizia 210 Atelier
v_005
Kampa Palais
v_006 Kampa Palais
v_007 Kampa Palais
v_008 Kampa Palais
v_009 Kampa Palais
v_010
Haacke
v_011 Haacke Landhaus
v_012 Haacke Landhaus
v_013 Haacke Landhaus
v_014 Haas Top - Line
v_015
Landhaus
257
258
I NDIVIDUALISIERUNG
ALS
S TANDARD
Kampa Palais
v_016 Kampa Palais
v_017 Kampa Palais
v_018 Kampa Palais
v_019 Kampa Palais
v_020
Kampa Atelier
v_021 Kampa Atelier
v_022 Kampa Atelier
v_023 Hanse v_024 Weber Stilvoll - Patrizia Luxus
v_025
Streif Medoc
v_026 Streif Royal
v_027 Schwörer Familienhaus
v_028 Kampa Chalet
v_029 Kampa Palais
v_030
Weber Luxus
v_031 Haas Top - Line
v_032 Kampa Palais
v_033 Kampa Stadtvilla
v_034 Keitel v_035 Villa Mediterranea
Haacke Freie Planung
v_036 Fingerhaus Topas
v_037 Keitel v_038 Weiss v_039 Weber Haus Hermann Mehrfamilienhaus Luxus
Platz v_041 Kampa First Class - Berlin Chalet
v_042 Gussek -
v_040
v_043 Renschhaus v_044 Platz v_045 Comfort - Venezia First Class - Bodensee
Renschhaus v_046 Fingerhuthaus v_047 Kampa Comfort - Lausanne Landhaus Stadtvilla
v_048 Kampa Stadtvilla
v_049 Kampa Bungalow
v_050
Kampa Bungalow
v_053 Kampa Bungalow
v_054 Kampa Bungalow
v_055
v_051 Kampa Bungalow
v_052 Kampa Bungalow
Renschhaus v_056 Bien-Zenker Classic - Dahlem Onn Top
v_057 Hanse v_058 Prohaus Wohnen auf einer Ebene Prolife 107
v_059 Weber Luxus
v_060
Renschhaus Dahlem
v_062 Kampa Stadtvilla
v_064 Kampa Stadtvilla
v_065
v_061 Haacke Winkelhaus
v_063 Kampa Stadtvilla
A BBILDUNGEN
Kampa Bungalow
v_066 Platz v_067 Platz v_068 Platz v_069 Renschhaus v_070 First Class - Fellbach First Class - Hüttenberge First Class - Stuttgart Comfort - Florenz
Schwörer Familienhaus
v_071 Weber Luxus
v_072 Haas Top - Line
v_073 Hanse v_074 Platz v_075 Stilvoll - Classica Architektenhaus
Kampa Stadtvilla
v_076 Kampa Stadtvilla
v_077 Bien-Zenker Harmony
v_078 Bien-Zenker v_079 Kampa First Class 145W Stadtvilla
v_080
u_003 Bien-Zenker Invito
u_005
Urlaubsstil − mediterran
Bien-Zenker Ambiente
u_001 Bien-Zenker Ambiente
Bien-Zenker Aktionshaus
u_006 BOS u_007 Fingerhaus First Class 124W Mediterran
Haas Top - Line
u_011 Hanse u_012 Hanse u_013 Kampa Mediterran - Sitges Mediterran - Villamar Bungalow
u_014 Kampa Bungalow
u_015
Kampa Bungalow
u_016 Kampa Stadtvilla
u_020
Okal u_021 Schwörer Modern Living Aktionshaus
Streif
Bologna
u_026 Hanse
u_002 Bien-Zenker Ambiente
u_004 Bien-Zenker On Top
u_008 Fingerhuthaus u_009 Haas u_010 Sonderhaus Basic - La Vita Roma
u_017 Kampa Stadtvilla
u_018 Kampa Stadtvilla
u_019 Toskana-Villa Chalet
u_022 Schwörer Familienhaus
u_023 Kampa Stadtvilla
u_024 Weiss u_025 Einfamilienhaus
u_027 Weber
u_028 Weber Esprit
u_029 Haacke u_030 Freie Planung
Traditionell - Bonita
Architektenhaus
259
260
I NDIVIDUALISIERUNG
ALS
S TANDARD
Schwabenhaus u_031 Kampa Duett 5 Atelier
u_032 Baufritz u_033 Streif Klassikhaus Steiger Gomera
u_034 Streif Toulouse
u_035
Urlaubsstil − skandinavisch
Baufritz Familienhaus
u_036 Baufritz Familienhaus
u_037 Baufritz Familienhaus
u_038 Weiss u_039 BOS Einfamilienhaus Chalet
u_040
BOS u_041 BOS u_042 Fingerhaus u_043 Fischerhaus First Class 129S First Class 138W Holzhaus in Blau Life
u_044 Fischerhaus Kompakt
Gussek Jütland
u_046 Haas Basic - Nova
u_047 Haas Top - Line
u_048 Meisterstück Ferienhaus
u_049 Renschhaus u_050 Comfort - Smaland
Schwörer Aktionshaus
u_051 Schwörer Familienhaus
u_052 Streif Triton
u_053 Weiss Doppelhaus
u_054 Weiss Doppelhaus
u_055
Weiss u_056 Weiss u_057 Weiss Einfamilienhaus Einfamilienhaus Vision
u_058 Wolf
u_059 Wolf Solida 2
u_060
Weiss u_061 Weber Einfamilienhaus Twin
u_063 Weber Twin
u_064 Weber Esprit
u_065
u_062 Weber Twin
Lumen
u_045
Moderner Stil
Huf-Haus m_001 Huf-Haus m_002 Meisterstück m_003 Meisterstück m_004 Meisterstück m_005 Fachwerkhaus 2000 Fachwerkhaus 2000 Ästhetik-Holzskeletthaus Ästhetik-Holzskeletthaus Ästhetik-Holzskeletthaus
A BBILDUNGEN
Meisterstück m_006 Platz m_007 Platz m_008 Platz m_009 Platz m_010 Ästhetik-Holzskeletthaus Ideenhaus Belcanto Ideenhaus Belcanto Komfort - Berlin Komfort - Freiburg
Platz m_011 Platz m_012 Gussek Komfort - Ulm Architektenhaus -
m_013 Gussek m_014 Kampa Klassik - Kantsraße Atelier
BOS Chalet
m_016 Gussek m_017 Fingerhaus Fifty5 - Lindenallee Centro
m_018 Kampa Atelier
m_019 Allkauf m_020 Einfamilienhaus
Baufritz Familienhaus
m_021 Allkauf m_022 Baufritz Einfamilienhaus Cabrio Terra
m_023 Baufritz Cabrio Sole
m_024 Baufritz Cabrio Linea
m_025
Baufritz Cabrio Doble
m_026 Baufritz Familienhaus
m_028 Luxhaus Silva
m_029 Luxhaus Stadthaus
m_030
m_033 Haas Top - Line
m_034 Nordhaus m_035 Maxima - Stadthaus
m_027 Haacke Stadthaus
Platz m_031 Weiss m_032 Keitel Architektenhaus Einfamilienhaus Fildern
m_015
Schwörer Familienhaus
m_036 Weiss Solution
m_037 Okal m_038 Weiss Modern Living Stadtvilla
m_039 Hanse m_040 Architektenhaus
Bien-Zenker On Top
m_041 Bien-Zenker On Top
m_042 Bien-Zenker On Top
m_043 Haas Top - Line
m_044 Gussek m_045 Exklusiv-Charlottenburg
Bien-Zenker Invito
m_046 Haas Top - Line
m_047 Renschhaus
m_048 Weiss Doppelhaus
m_049 Weber m_050 Ökologisches Bauen
Weiss Stadtvilla
m_051 Weiss Stadtvilla
m_052 Weiss Stadtvilla
m_053 Schwörer Familienhaus
m_054 Schwörer Familienhaus
Comfort - Capri
m_055
261
262
I NDIVIDUALISIERUNG
ALS
S TANDARD
Wolf m_056 Hanse m_057 Keitel Arche Nova Pura Design - Nova Gäufelden
m_058 Schwörer Familienhaus
m_059 Fischerhaus Kompakt
m_060
m_065
Renschhaus Clou 127
m_061 Renschhaus Clou 140
m_062 Okal m_063 Haas m_064 Bien-Zenker Modern Living Basic - La Vita Aktionshaus
Bien-Zenker On Top
m_066 Bien-Zenker On Top
m_067 BOS m_068 Bien-Zenker m_069 BOS m_070 First Class 124P First Class 145P First Class 179P
Bien-Zenker On Top
m_071 Bien-Zenker On Top
m_072 Bien-Zenker On Top
Bien-Zenker Invito
m_076 Bien-Zenker Invito
m_077 Baufritz m_078 Weber m_079 Weber m_080 Klassikhaus Sörglbauer Ökologisches Bauen Ökologisches Bauen
Weber Twin
m_081 Weber Impuls
m_082 Weber Impuls
m_083 Okal m_084 Okal m_085 Modern Living Modern Living
Nordhaus m_086 Luxhaus Maxima - Stadthaus Blues
m_087 Schwörer Familienhaus
m_088 Weiss Holzhaus
m_089 Schwörer Familienhaus
Weiss m_091 Fingerhaus Einfamilienhaus Pultdach
m_092 Büdenbender Pascino
m_093 Kampa Solair
m_094 Exnorm m_095 Classic - Carneol
m_097 Kampa Solair
m_098 Kampa Solair
m_099 Weber Impuls
m_103 Wolf Multi
m_104 Hanse m_105 Colani - Rotorhaus
Balance
m_096 Weber Balance
Haacke Winkelhaus
m_102 Weber m_101 Platz Architektenhaus Balance
Weber
m_073 Bien-Zenker On Top
m_074 Bien-Zenker On Top
m_075
m_090
m_100
A BBILDUNGEN
Weiss m_106 Luxhaus Einfamilienhaus Blues
m_107 Meisterstück m_108 Weiss Haus im Bauhausstil Stadtvilla
m_109 Renschhaus m_110 Comfort - Rio
Weber Option
m_111 Weber Esprit
m_112 Weber Balance
m_114 Weber Balance
Schwörer Doppelhaus
m_116 Haacke m_117 Hanse m_118 Bauhaus-Villa Bauen am Hang
m_113 Weber Balance
m_115
Ökologischer Stil
Baufritz Cabrio
ö_001 Baufritz Edition Rot
ö_002 Baufritz Edition Pur
ö_003 Baufritz ö_004 Bien-Zenker Klassikhaus Endrich On Top
ö_005
Fingerhaus Ökologisch
ö_006 Bien-Zenker Invito
ö_007 Haas Top - Line
ö_008 Haas Top - Line
ö_010
Platz ö_011 Platz ö_012 Sonnleitner Ideenhaus Belcanto Ideenhaus Belcanto -
ö_009 Kampa Solair
ö_013 Platz ö_014 Keitel Esprit - Bad Saulgau Dünsbach
Baufritz ö_016 Platz ö_017 Weber ö_018 Weber ö_019 Weber Klassikhaus Siorpas Architektenhaus Ökologisches Bauen Ökologisches Bauen Balance
Exnorm
Solution
ö_021 Exnorm Solution
Schwörer ö_026 Kampa Haus aus der Werbung Solair
ö_022 Keitel Landhaus
ö_023 Büdenbender Future
ö_024 Meisterstück
ö_027 Kampa Solair
ö_028 Kampa Solair
ö_029 Kampa Solair
ö_015
ö_020
ö_025
Erdwärmehaus
ö_030
263
264
I NDIVIDUALISIERUNG
Kampa Solair
ALS
ö_031 Kampa Solair
S TANDARD
ö_032 Kampa Solair
Meisterstück ö_036 Meisterstück ö_037 Gussek Pultdach-Solarhaus Versetzte Pultdächer Futura
ö_033 Kampa Solair
ö_034 Kampa Solair
ö_038 Haas ö_039 Basic - Optima
ö_035
TYPENBEZEICHNUNGEN
3-Liter-Haus
Athen
50+ [qm]
Avanti
Achat
Bad Saulgau
Aida
Baiersdorf
Aktionshaus
Balance
Aktiv [qm]
Basic Line
Allegro
Bauen am Hang
Allegro
Bauhausvilla
Allgäu
Belvedere
Alsterstraße
Berlin
Ambiente
Birkenallee
Amerikanischer Stil
Blues
Ammersee
Bodensee
Anima
Bolero
Apart
Bologna
Aquamarin
Bonita
Arcadia
Buchenallee
Arche Nova Aurea
Bungalow
Arche Nova Medico
Cabrio
Arche Nova Pura
Cabrio Doble
Arche Nova Terra
Cabrio Linea
Architektenhaus
Cabrio Sola
Aspect
Cabrio Terra
Ästhetik-Holzskeletthäuser
Capri
Atelier
Cara
266
I NDIVIDUALISIERUNG
ALS
S TANDARD
Carmen
Edition Rot
Carneol
Eichenallee
Casa Viva
Einfamilienhaus
Casavilla [qm]
Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung
Castella
Elegance
Centro
Elsass
Century
Energy
Chalet
Erdwärmehaus
Charlottenburg
Erfurt Grande
Charmant und Edel
Esprit
City
Estenfeld
Classic
Eugendorf
Classica
Europa
Clou
Evasion
Colani Rotorhaus
Exklusiv
Combino
Fachwerk
Comfort
Fachwerkhaus 2000
Compact [qm]
Familia
Contur
Familienhaus
Cordoba
Family
Da Capo [qm]
Family & More [qm]
Da Capo Bungalow [qm]
Family & Office [qm]
Dahlem
Family Classic [qm]
Design
Felix
Diamant
Fellbach
Domizil
Fellbach Flair
Don Giovanni
Fellbach Trend
Doppelhaus
Ferienhaus
Double
Festival
Duett 1-7
Fidelio
Duo
Fifty5
Easyway G 1-3
Finesse
Easyway T 1-2
Fino
Editio
First Class
Editio Exklusiv
Flair
Editio Plus
Florenz
Edition
Forstweg
Edition Pur
Forte
TYPENBEZEICHNUNGEN
Fortuna
Haus Rothenburg
Frankfurt
Haus Schöneck
Freiburg
Haus Sonnental
Freie Planung
Haus Tegernsee
Friesenhaus
Haus Waldenburg
Fun
Haus Waldenburg Classic
Futura
Haus Waldenburg Family
Future
Heideweg
Gäufelden
Hell und Freundlich
Gemütlich und Bunt
Herrenhausen
Generation
Herrschaftlich
Generationenhaus
Holstein
Glückstraße
Holzhaus
Gomera
Holzhaus in Blau
Grande
Hüttenberge
Grunewald
Hyperion
Hamburg
Ideal
Hameln
Ideenhaus Allegro
Harmony
Ideenhaus Belcanto
Haus Altmühltal
Impuls
Haus aus der Werbung
Invito
Haus Baisingen
Jade
Haus Birkenhain
Jazz [qm]
Haus Brettachtal
Jubi
Haus Dünsbach
Junior
Haus Ebershardt
Jütland
Haus Ebertsheim
Kampa Villa Eden
Haus Fildern
Kantstraße
Haus Frankenhöhe
Klassik
Haus Gammerfeld
Klassikhaus
Haus Hohenlohe
Klassisch
Haus Hohenlohe Family
Komfort
Haus im Bauhaus-Stil
Kompakt
Haus Kaltenberg
Kundenhaus
Haus Lemberg
L 107
Haus Lichtenau [qm]
La Grande A
Haus mit Einliegerwohnung
La Grande mit Wintergarten
Haus Reichenbach
La Prima
267
268
I NDIVIDUALISIERUNG
ALS
S TANDARD
La Vita Pultdach
Panorama
La Vita Roma
Pascino
Landhaus
Pasodoble
Life-Maxi
Patrizia
Lifestyle
Platz für Alle
Lindenallee
Poststraße
Linea
Premiere
Lissabon
Prestige
Lohengrin
Prestige Bad Saulgau
Lucky
Prestige Bad Vilbel
Lumen
ProArt [qm]
Lumen Individual
ProFamily [qm]
Luna
ProGeneration [qm]
Luxus
ProLife [qm]
Mannheim
Provence
Maxima
Pultdach
Mediterran
Pultdach-Solarhaus
Medley
Ratio
Medoc
Ravensburg
Mehrfamilienhaus
Rechteckhaus
Millenium
Reihenhaus
Modena
Residenz
Modern
Rhönperle
Modern Living [qm]
Rigoletto
Moderne Stadtvilla
Rio
Movie
Ritterstraße
Multi
Riva
Nabucco
Rom
Nova
Rostock
Novita
Royal
Ökologisch
Rubin
Ökologisches Bauen
Satteldach
On Top
Saulgau
Optima
Savona
Option
Scala
Orchidee
Schupfholz
Othello
Schwabing
Palais
Seestraße
TYPENBEZEICHNUNGEN
Sicher und Geborgen
Toulouse
Silva
Traditionell
Sitges
Traviata
Smaland
Trend
Smaragd
Trendy Bielefeld
Solair
Trendy Limited
Solaria
Trendy Linthe
Solida 1-3
Triton
Solution
Turandot
Sonderhaus
Turmalin
Spezial
Twin
Stadthaus
Twin Family [qm]
Stadtvilla
Uferstraße
Star Line
V191
Stella
Varia
Stilvoll
Vario
Stilvoll und Großzügig
Vario Classic
Stuttgart
Vario Trend
Style
Venezia
Südlicher Stil
Verona
Sunrise
Versetzte Pultdächer
Sunshine
Victoria
Swing
Vigor
Tango
Villa Mediterrana
Tempelhof
Villamar
Tessin
Vision
Time
Vita
Tipo
Waldenburg
Top Line
Winkelhaus
Topas
Wohnen am Hang
Tosca
Wuppertal
Toskana-Villa
York
269
S LOGANS
Allkauf Ausbauhaus
Unter’m Strich mehr Haus
Baufritz
Seit 1896
Baukunst Philipphaus Bien-Zentker
Menschen Häuser Leben
B.O.S.
Bauen Ohne Stress
Büdenbender
Das Haus zum Charakter
Fingerhaus
Ein Qualitätsbegriff
Fingerhut Haus
Wir Bauen Lebens(t)räume
Fischerhaus
Wohnträume aus Bayern
Gussek Haus Haacke Haus
125 Jahre Haacke
Haas Fertigbau
Die Vielfalt des Bauens
Hanse Haus
Frei geplant. Genau Ihr Haus. Bauen mit Vertrauen
Hennig Haus Huf Haus
Das Original. Seit 1912
Invito
Häuser mit Stil
Kampa
Exklusive Häuser
Keitel Haus Luxhaus
Gut für Generationen
Massa Haus
und ich bau’s aus!
Meisterstück Haus
Jedes Haus ein Meisterstück
Nordhaus
Willkommen Zuhause
Nordmarkhaus
Freude am Bauen
ExNorm
Das Fertighaus
OKAL
Der bessere Weg zum eigenen Haus
272
I NDIVIDUALISIERUNG
ALS
S TANDARD
Platz
Architektur in Holz
ProHaus
Nichts leichter als das!
R&S Haus Rensch Haus
Wohnen neu erleben
Anaton Schmitt/P+P Haus
Bauen mit Verstand
Sshwabenhaus
Vertrauen durch Sicherheit
Schwörer Haus Sonnleitner Holzhaus
richtig gut bauen
Streif
Ein Haus voller Leben
Weberhaus Fertighaus Weiss Wolf Haus
Seit 1881
A BBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. 1
Simon 2005, S. 359
Abb. 19
Großmann, Ulrich 1986, S. 67
Abb. 2
Simon 2005, S. 359
Abb. 20
www.haacke-haus.de, Zugriff 17.02.2007,
Abb. 3
Quelle Fertighaus-Fibel 1962, S. 23
Abb. 4
Simon 2005, S. 362
Abb. 21
Geo Special 03/2005, S. 147
Abb. 5
Fertighaus-Katalog 1968, S. 185
Abb. 22
www.wolfhaus.de, Zugriff 07.01.2007
Abb. 6
Fertighaus-Katalog 1968, S. 223
Abb. 23
Acton 1973, S. 51
Abb. 7
Fertighaus-Katalog 1977, S. 313
Abb. 24
www.fingerhaus.de, Zugriff 26.06.2006,
Abb. 8
Zenker Typ Salzburg (1973)
Abb. 9
bauen + Fertighaus 3/4 (1979), S. 36
Abb. 10
bauen + Fertighaus 3/4 (1979), S. 36
Abb. 11 Abb. 12
gespiegelt
gespiegelt Abb. 25
www.sonneundstrand.de-ferienhaeuser-daen
Adams 2002, S. 86
Abb. 26
www.fingerhaus.de, Zugriff 26.06.2006
Hufhaus Werbeprospekt »Huf Fachwerkhaus
Abb. 27
www.members.surfeu.de-home-hobbyuo-pots3.
emark-bornholm-gudhjem-ferienhaus-htm.jpg
2000 Art 3«, Heft 2 »Impressionen«, Hartenfels
htm.jpg
o.J. [ca. 2005], S. 22
Abb.28
www.kampa-haus.de, Zugriff 14.01.2007
www.meisterstueck.de/servlet/RundgangServlet?
Abb. 29
Muraro 1987, S. 282
position=1&view=p&viewpos=1&produktgrup
Abb. 30
www.weberhaus.de, Zugriff 22.02.2007
pe=3
Abb. 31
Curtis 1987, S. 164
Davinci Haus Werbeprospekt »Architektur Pur«,
Abb. 32
www.bien-zenker.de, Zugriff 22.06.2006
Elben Ww. o.J. [ca. 2000], S. 3
Abb. 33
Gorsemann 1990, S. 107
Abb. 15
Hanse-Haus o.J, o.S. [ca. 2001]
Abb. 34
www.baufritz.de, Zugriff 23.06.2006
Abb. 16
www.viebrockhaus.de/bildauswahl_main.php? partner_url=&navig1=presse&navig2=bildaus
e_001
www.allkauf-haus.de, Zugriff 26.06.2006
wahl&navig3=jj
e_002
www.bien-zenker.de, Zugriff 22.06.2006
Abb. 17
Schulte-Frohlinde 1940, S. 168
e_003
www.bien-zenker.de, Zugriff 22.06.2006
Abb. 18
www.allkauf.de, Zugriff 23.06.2006
e_004
www.bien-zenker.de, Zugriff 22.06.2006
Abb. 13
Abb. 14
274
I NDIVIDUALISIERUNG
ALS
S TANDARD
e_005
www.nordhaus.de, Zugriff 14.12.2006
e_042
www.fertighaus-weiss.de, Zugriff 07.01.2007
e_006
www.bien-zenker.de, Zugriff 22.06.2006
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www.fertighaus-weiss.de, Zugriff 07.01.2007
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www.bien-zenker.de, Zugriff 22.06.2006
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www.fertighaus-weiss.de, Zugriff 07.01.2007
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www.bien-zenker.de, Zugriff 22.06.2006
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www.gussek-haus.de, Zugriff 14.01.2007
e_029
www.weberhaus.de, Zugriff 22.02.2007
e_067
www.exnorm.de, Zugriff 14.01.2007
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www.exnorm.de, Zugriff 14.01.2007
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www.exnorm.de, Zugriff 14.01.2007
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www.bos-haus.de, Zugriff 23.06.2006
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www.bos-haus.de, Zugriff 23.06.2006
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A BBILDUNGSVERZEICHNIS
e_080
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e_119
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www.exnorm.de, Zugriff 14.01.2007
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www.exnorm.de, Zugriff 14.01.2007
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e_089
www.rensch-haus.de, Zugriff 04.01.2007
e_127
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e_128
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Architekturen Anita Aigner (Hg.) Vernakulare Moderne Grenzüberschreitungen in der Architektur um 1900. Das Bauernhaus und seine Aneignung November 2010, ca. 306 Seiten, kart., zahlr. Abb., ca. 29,80 €, ISBN 978-3-8376-1618-7
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