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German Pages 429 [432] Year 2004
Claudia Brosseder Im Bann der Sterne
Claudia Brosseder
Im Bann der Sterne Caspar Peucer, Philipp Melanchthon und andere Wittenberger Astrologen
Akademie Verlag
Gedruckt mit Unterstützung des Sonderforschungsbereiches (SFB) 573 „Pluralisierung und Autorität in der Frühen Neuzeit (15.-17. Jahrhundert)" der Ludwig-Maximilian-Universität München
Einbandvignette: Ausschnitt aus dem Titelblatt zu Abu Maschar: De magnis coniunctionibus. Venedig 1515 (vgl. Abb. 7 in diesem Band)
ISBN 3-05-003853-5 © Akademie Verlag GmbH, Berlin 2004 Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden.
Einbandgestaltung: Jochen Baltzer Druck: Druckhaus „Thomas Müntzer" GmbH, Bad Langensalza Bindung: Norbert Klotz, Jettingen Scheppach Gedruckt in Deutschland
Inhalt
Vorwort
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I
Einleitung 1. Vom Mythos des Melanchthonzirkels 2. Sprechende Vielfalt 3. Caspar Peucer
9 11 17 22
II
Politische Wirklichkeit und politischer Anspruch der Astrologie 27 1. Ein Fürst sichert sich ab - kein Tag ohne den Rat des Astrologen 30 2. Die Verteidigung eines Anspruchs 44 3. Ein Fürst setzt eigene Präferenzen 53 4. Astrologie nur in allerletzter Not 60 5. Ein Horoskop gegen einen Hochzeitsfisch - oder Astrologie und Wirtschaft .... 64 6. Der Astrologe und die Kunst des Überlebens 71
III
Das Lesen der Geschichte 1. Frischer Wind für eine alte Geschichte 2. Den Kleinprognosen glaubt man, den Großprognosen nicht 3. Daniel ist für den Wandel im Großen unersetzbar 4. Der Komet als hermeneutisches Instrument des Wandels im Kleinen 5. Das Verhältnis von Prophetie und Geschichte
81 81 86 97 99 109
IV
Das Lesen des Menschen 1. Eisegese oder Exegese? Ein Horoskop wird gedeutet 2. Anthropologische Voraussetzungen 3. Der Astrologe läßt eine Lücke offen 4. Wie wird man Astrologe? 5. Der Erwerb technischer Kenntnisse 6. Die Reform der Kunst, ein Horoskop zu deuten
113 113 123 130 134 138 146
6 V
VI
Inhalt Das Lesen der Natur 1. Die Astrologie als Teil der Naturphilosophie 2. Grundlagen und Probleme einer teleologischen Kosmologie 3. Fatum physicum 4. Die Auswirkungen von Kopernikus 5. Der Ursprung des Lichtes 6. Auf der Suche nach der perfekten Methode 7. Der ideale Ausgangspunkt 8. Auf der Suche nach dem richtigen Zeichen Das Verborgene wird offenbar 9. Das astrologische Zeichen 10. Für Magier ist das Verborgene immer schon offenbar 11. Erst die Logik macht den Zeichenleser perfekt 12. Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis
165 165 169 174 183 192 202 206 210 213 222 223 231
Das Lesen der Zukunft 1. Zwischen Wahnsinn und Wissenschaft 2. Peucer ordnet den Kanon der Divinationskünste neu 3. Das Unbrauchbare wird abgestoßen
235 235 245 252
VII Im Streit mit den lutherischen und katholischen Theologen 1. Heidentum in Wittenberg? 2. Von Cyclopen und zweiäugigen Wittenbergern 3. Katholische Astrologen in Deutschland 4. Die Versklavung des freien Willens - ein katholisches Problem 5. Die Hartnäckigkeit katholischer Theologen
257 257 271 275 282 289
VIII Ende und Wandel 1. Stillstand oder Metamorphosen? 2. Selbstbeschränkungen der Astrologen - Kepler, Trew und andere 3. Anpassungsfähigkeit von Astrologen und ihren Kritikern 4. Wittenberger Traditionen - eine andere Form der Selbstbeschränkung 5. Die Verdrängung aus der Machtbastion der Universität und die Historisierung der Astrologie
295 295 297 304 308
IX
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Epilog: Die Astrologie und ihr universalhermeneutischer Anspruch
Anhang Hinweise Abbildungsnachweis Abkürzungsverzeichnis Handschriften und annotierte Bücher Gedruckte Quellen Sekundärliteratur Register
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327 327 328 329 335 391 420
Vorwort
Als mir irgendwann einmal vor etlichen Jahren das Märchen vom Tausend-Steme Hotel in der Negev Wüste erzählt wurde, hätte ich es mir nicht träumen lassen, daß ich eines Tages nicht schlafenden, sondern wachen Auges meine Dissertation im weiteren Umkreis der Sterne schreiben würde. Die Idee zu diesem Buch verdankt sich vor allem einem Gelehrten, der sich der Renaissance verschrieben hat und zudem ein begnadeter Geschichtserzähler ist: Anthony Grafton. Mit seinem umfassenden Wissen und mit seiner Begeisterung für diese Epoche und weit über sie hinaus lehrte er mich den genauen Blick in die Konstellationen frühneuzeitlicher Autoren und ihrer Bücher. Durch seinen Ideenreichtum ermuntert, möchte man mit den Gedanken frühneuzeitlicher Autoren geradezu jonglieren lernen; doch ihre Gedankengänge erweisen sich oft genug als schwergewichtig und manchmal sogar als undurchdringlich. Gerne möchte man ihren geistigen und sozialen Kosmos erfassen, wenn sie doch nicht gar so viel gelesen hätten und so vertraut gewesen wären mit den antiken Kulturen. Dankenswerter Weise hat mir Anthony Grafton immer wieder Steine des Unverständnisses beiseite geschoben. Winfried Schulze hat mich Geschichte zu erforschen gelehrt. Sein schier unermüdliches Engagement schärft den Blick für die Bedeutung der Geschichte. Ihm verdanke ich, daß ich mich auf dem Feld meines Dissertationsthemas frei bewegen konnte. Ohne seine großherzige Toleranz, ohne seine Neugierde gegenüber bislang unerforschter Historie und ohne sein immer wieder gezeigtes Vertrauen hätte ich die Promotion nicht fertig stellen können. Seine Anteilnahme bei meiner Ungeduld mit einem zunächst doch sehr fremden Thema, wie der Astrologie, hat mir außerordentlich geholfen. Ihm will ich daher besonders danken. Er hat mir außerdem die Möglichkeit gegeben, Proseminare abzuhalten, woraus ich die größte Freude schöpfte, auch und gerade dann, wenn kritische Studenten frühneuzeitliche Sachverhalte nicht einsehen wollten, und das, obwohl man sie selbst schon längst in unhinterfragten Gedankenecken eingelagert hatte, wo sie mittlerweile offensichtlich blaß und unverständlich geworden waren. Genau hier hat mir auch Eckhard Kessler sehr geholfen, der mich überaus geduldig in naturphilosophischer Hinsicht beriet und dem ich einige Richtigstellungen verdanke. Danken möchte ich auch den Mitarbeitern der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, hier v. a. Frau Gillian Bepler und der Rolf und Ursula Schneider-Stiftung für ein dreimonatiges Forschungsstipendium an der dortigen Biblio-
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Vorwort
thek. Der Bayerischen Staatsbibliothek, der sich jeder Frühneuzeithistoriker, der in Bayern forscht, glücklich schätzen darf, und ihren Mitarbeitern im Handschriftenlesesaal möchte ich ebenfalls herzlich danken. Sie wunderten sich oft genug, warum schon wieder ein Leihschein mit der ominösen Signatur Res / 4 Astr.p. über ihren Tresen gereicht wurde. Sie halfen mir mit liebenswürdiger Geduld. Femer besuchte ich die Archive in Oranienbaum, Berlin-Dahlem, Dresden und Weimar; auch ihren Mitarbeitern möchte ich meinen Dank aussprechen, weil ich ohne ihre Ratschläge sicherlich keinen einzigen frühneuzeitlichen Astrologen aufgespürt hätte. Ahnlich verschlossen wären mir sowohl der Reichtum als auch die Lebendigkeit der lateinischsprachigen Geschichte geblieben, und hier vor allem diejenige der Frühen Neuzeit, hätte ich nicht einen Sommerkurs bei Reginald Foster in Rom besuchen können, von dessen Inspirationskraft ich immer wieder zehre. Seine Liebe zum Latein läßt Welten entstehen, von denen er hoffentlich weiß, daß seine Studenten sie ihr Leben lang mit sich tragen werden. Zu danken habe ich außerdem dem Rotarierklub, dessen einjähriges Stipendium mir den Aufenthalt in Princeton, USA, ermöglichte, ebenso der Studienstiftung des deutschen Volkes, die mir bei diesem Vorhaben sehr unbürokratisch half. Ohne diese beiden Institutionen wäre ich vielen Menschen nicht begegnet, die mir sehr wichtig geworden sind. Manch andere Personen, denen ich je unterschiedlich danken möchte, wissen, was ich ihnen verdanke. Hier sind zuerst meine Eltern, Johannes und Gerlinde Brosseder, zu nennen, die mir auf ihre je eigene Art und Weise geholfen und mich oft genug ermutigt haben. Sie haben weit mehr als nur die Kommata aus meiner Streusandbüchse eingesammelt. Meine Dankesschuld ist mündlich sehr viel besser aufgehoben. Meine Schwester Ursula, die immer eine enthusiastische Aufspürerin stellarer Konstellationen war, hat zum Glück ihren himmelskundlichen Nachhilfeunterricht bei mir nie aufgegeben, und das, obwohl ich trotz ihres oft wiederholten „Sieh-doch" weder Schwan noch Leier, schon gar nicht Krebs oder Herkules sah, sondern immer nur den Orion und das „Gießkännchen". So half sie mir, nunmehr in Büchern genauer hinzusehen und meine Vorstellungskraft anzustrengen. Thomas Gaedtke möchte ich vor allem für seine liebevolle Fürsorge und seine unbeschreibliche Geduld danken. Karl Sattler, Anne Dreesbach und Michi Kamp, Benjamin Aldrich-Moodie, Aprajit Mahajan, Robert Felfe, Florian Neumann, der immer zum richtigen Zeitpunkt eine Kopie des entscheidenden Artikels bei der Hand hat, Martin Mulsow, ganz besonders aber Stefan Mauerer möchte ich für ihre Freundschaft, für Hinweise, Korrekturlesen, Nachfragen und für vieles andere mehr danken. Frau Christa Benecke danke ich für ihre liebenswürdige Unkonventionalität und ihre vielen Ermutigungen. Gleichwohl gliche meine Dissertation auf manchen Seiten nur fahlen Buchstaben, hätte mir Karl Frings (f) nicht in vergangenen Zeiten aufmunternde Lektürehinweise gegeben. Traurigerweise hat sich seine Prophezeiung bewahrheitet: und weil ich leider zu spät komme, möchte ich ihm diese Arbeit zueignen und gerne nach Bad Münstereifel fahren, um mein Versprechen einzulösen. Die vorliegende Untersuchung lag im Wintersemester 2001/2002 der Philosophischen Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München als Dissertation vor. Daß ich sie drucken lassen konnte, verdanke ich der Deutschen Forschungsgemeinschaft und den Leitern des Sonderforschungsbereiches „Pluralisierung und Autorität", Prof. Dr. Jan-Dirk Müller und Prof. Dr. Wulf Oesterreicher. Ihnen sei herzlich gedankt. München, im August 2002
Einleitung
Im Jahre 1547 seufzte Girolamo Cardano, der große italienische Meister der Astrologie, aus tiefstem Herzen, als er über die Astrologie sprach: „terrebat me rei difficultas" 1 ! Die Astrologie plagte ihn und war ihm Ruhekissen zugleich. Trotz dieser ambivalenten Gefiihlslage wurde er von seinen Zeitgenossen als der innovativste Kopf unter der gelehrten Schar der Astrologen angesehen. Nur Nostradamus überflügelte ihn an Berühmtheit. Auch einem weniger bekannten Augsburger Gelehrten wie Hieronymus Wolf bereitete die Astrologie erhebliche Sorgen, und doch war er von ihr fasziniert. Ihm, der nördlich der Alpen lebte, war Cardano, der in Bologna lehrte, ohne Zweifel das große Vorbild. Wolf, Gräzist von Beruf, haderte sein Leben lang mit seinem eigenen Schicksal, das er in den Sternen las. Jedesmal zuckte er zusammen, wenn ein bedeutsames astrologisches Ereignis über den Himmel zog. Gleichwohl sah sich Wolf dazu hingerissen, mit rühmenden Worten die Kunst der Astrologie zu loben: „Derjenige der nach Wahrheit und Weisheit strebt, dem ist die Astrologie höchstes Begehr." 2 Die Astrologie sei eine göttliche Kunst, „divina ars"; sie führe zu Erkenntnissen, die „weise" und „gelehrte" Männer aus den Sternen ablesen würden. Gott habe nämlich mit stellarem Griffel eine Schrift an den Himmel gemalt, die man lesen und entziffern könne: „pinxit enim coelum mirabili quadam scriptum."3 Zwischen dem furchterregenden Schauder und der großen Zuversicht in die Offenbarungskraft der Astrologie liegen die vielen Ambivalenzen verborgen, die die Haltung der Astrologen zur ihrer Kunst in der Renaissance prägen. Diö Astrologie war in dieser Epoche allgegenwärtig und doch heftigst umstritten. Sie war uralt und erschien wie ein Fossil, ver-
1 CARDANO, GIROLAMO: Encomium Astrologiae. In: DERS.: Libelli quinque. Nürnberg 1547, S. Ai-Aiii, hier S. Aiiir. 2
WOLF, HIERONYMUS: Admonitio
de astrologiae
usu. In: C. LEOWITZ VON LEONITZENO: Brevis et per-
spicua ratio iudicandi genituras ex physicis causis extructa. London 1558, S. B-D2, hier S. Br: „Nam si quisquam mortalium vivit, cui innatum sit philosophiae, id est, cognoscendae veritatis, et omnium bonarum artium, astrologiae vero inprimis, summum desiderium." 3 Ebenda, S. B3v.
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Einleitung
änderte sich aber langsam und kaum greifbar. Sie partizipierte an vielen Fragen, die die Menschheit seit jeher beschäftigt haben: an der Frage nach dem individuellen Schicksal eines Menschen, der Auswirkung der himmlischen Kräfte auf die Erde und an der Frage nach der Regelmäßigkeit historischer Zeitläufte. So manchem Historiker, der versuchte, das Phänomen der Astrologie zu durchdringen, und den die Frage nicht mehr losließ, warum gerade die Astrologie eine solche Faszination auf die Renaissancegelehrten ausgeübt hatte, wäre wohl bei aller eigenen Begeisterung manchmal gerne ein „terrebat me ..." auf die Seiten seiner Darstellung geschlichen; und sei es nur in eine Fußnote, ganz am Ende, auf den letzten Seiten. Dieses „terrebat me" bezöge sich aber nicht nur auf seine Mühe, die rätselhafte Anziehungskraft der Astrologie zu verstehen, sondern nicht minder auf die Komplexität der Bereiche, in die die Astrologie hineinragt und die wiederum ohne sie nicht angemessen begriffen werden kann. Gleiches gilt für die Disparität ihres wissenschaftlichen Diskurses in der Renaissance mit dem ganzen naturwissenschaftlichen, medizinischen, optischen, philosophischen und theologischen Facettenreichtum. Darüber hinaus hat die Astrologie im 16. Jahrhundert das schillernde Antlitz einer Kunst, die im Volk nicht weniger verankert ist als an der Universität. Das „terrebat me" wäre so nur allzu verständlich. Doch wo Komplexität waltet, gibt es immer auch Gelehrte, die mit bewundernswerter Klarheit dieser Komplexität standzuhalten suchen. So entlarvten Eugenio Garin4 und Anthony Grafton5 alle Versuche, die Renaissance generell mit einer einzigen Methode untersuchen und mit einem eindimensionalen Urteil erfassen zu wollen, als methodische Torheit. Und was generell ftir die Erforschung der Renaissance gilt, gilt auch für die Erforschung der Renaissanceastrologie. Deshalb haben Garin und Grafton die italienische Astrologie in ihrer Komplexität einzufangen versucht. Sie haben sich diesem Phänomen weder nur sozialgeschichtlich noch nur ideengeschichtlich noch rein astrologiegeschichtlich noch primär konfessionshistorisch genähert. Sie haben die Spannung zwischen Irrationalismus und Rationalismus, in der das 20. Jahrhundert die Astrologie des 16. Jahrhunderts befangen sah, aufgelöst zugunsten der Wertmaßstäbe des 15. und 16. Jahrhunderts. Geschickt haben sie es vermieden, sich hier auf die eine oder auf die andere Seite zu stellen. Mit Nachdruck verwiesen sie auf das Pathos der damaligen Gelehrten Italiens, die meinten, mit der Astrologie eine der modernsten Wissenschaften der damaligen Welt zu betreiben. Ohne Zweifel steht fest, daß die Astrologie in der Renaissance unter den europäischen Gelehrten während des 15. und 16. Jahrhunderts eine herausragende Rolle spielte. Die Position der Astrologie in Italien hat dank der genannten Studien klare Konturen. Ein vergleichbar klares Bild für Deutschland fehlt. Unklar ist, wie viele deutsche Astrologen während des 16. Jahrhunderts den Blick zum nächtlichen Himmel richteten und vor allem, was sie dort sahen, welche Erkenntnisse sie gewannen, mit welchen Kategorien sie diese bewerteten und für welche Zwecke sie diese verwendeten; nicht minder unklar sind der wissenschaftliche Diskurs über Astrologie, ihre anthropologische und naturphilosophische Legitimierung, ihr universalhermeneutischer Anspruch, ihre Präsenz in der Politik und in den Universitäten, ihr Gebrauch in der ärztlichen Praxis, ihr Konflikt mit der Theologie und vieles andere mehr. 4 5
GARIN, EUGENIO: Astrologie in der Renaissance. Aus dem Italienischen von ELEANOR LACKNER. Frankfurt und New York 1997. V. a. GRAFTON, ANTHONY T.: Cardanos Kosmos. Die Welten und Werke eines Renaissance-Astrologen. Aus dem Amerikanischen von PETER KNECHT. Berlin 1999.
Vom Mythos des Melanchthonzirkels
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Wertvolle Einzelstudien liegen vor, die ich weiter unten vorstellen werde. Meine Studie versucht, das Phänomen der deutschen Astrologie im 16. Jahrhundert in seiner Komplexität historisch zu rekonstruieren. Einen willkommenen Einstieg in dieses Vorhaben bieten die Wahrnehmungen fünf vertrauenswürdiger Beobachter - vier im 16. und einer im 20. Jahrhundert - , die das astrologische Geschehen in Deutschland kommentiert haben und doch zu unterschiedlichen Einschätzungen gelangten.
Vom Mythos des Melanchthonzirkels Vor ungefähr vierhundert Jahren machten zwei Gelehrte an den geographischen Enden des Reiches - der eine lehrte im äußersten Südwesten, der andere im äußersten Osten - ein und dieselbe Beobachtung. Andreas Dudith (1533-1589), ein ungarischer Bischof, den der Papst später aus unerheblichen Gründen absetzen ließ und der mit vielen böhmischen Gelehrten, insbesondere mit Crato von Craffitheim korrespondierte, äußerte in einem Brief an den Altdorfer Mathematikprofessor Johannes Praetorius seine Verwunderung über die Wittenberger Mathematiker: „Ich wundre mich, daß doch in unserm Deutschland so viele sind, besonders unter denen, die von der Wittenberger Universität kommen, bei welchen diese [astrologischen] Prophezeihungen große Autorität genießen."6 Ein anderer, nicht weniger aufmerksamer und gegenüber der Astrologie ähnlich voreingenommener Beobachter der deutschen Forschungslandschaft, Nikodemus Frischlin (1547-1590), schrieb in seiner umfangreichen Widerlegung der Astrologie, daß aus Wittenberg Mathematiker „pene innumerabiles" kämen.7 Er schätze zwar persönlich so bedeutende Gelehrte wie Johannes Schöner, Jakob Milich, Caspar Peucer, Veit Winsheim und Philipp Melanchthon und bewundere ihren Beitrag zur Förderung der Mathematik. Ihre Begeisterung für die Astrologie könne er jedoch partout nicht teilen. Sodann widerlegt er Punkt für Punkt die wissenschaftlichen, theologischen, medizinischen und logischen Gründe, die für die Astrologie sprächen. Die Gelehrten, mit deren Meinung er hadert, sind in seinen Augen Wissenschaftler, die nicht anders als Cardano einer unchristlichen Wissenschaft verfallen seien. Beide, Dudith und Frischlin, hatten al-
6 Brief Andreas Dudiths aus dem 'Jahre 1584 an Johannes Praetorius, abgedruckt bei GlLLET, J. F. A.: Crato von Craffiheim und seine Freunde. Ein Beitrag zur Kirchengeschichte. 2 Bde. Frankfurt am Main 1860-1861, Bd. 2, S. 315. 7 FRISCHLIN, NICODEMUS: De astronomicae artis cum doctrina coelesti et naturali philosophia congruentia. Frankfurt am Main 1586, S. 2: „Semper habuit, cum omnis Saxonia, tum imprimis Academia [...] Witembergensis [...] tum in omni artium ac disciplinanim genere, tum praecipue in studio Mathematico, excellentes. Nam quis Ioanne Schonero fuit unquam in hac arte praestantior? quis Iacobo Milichio clarior? quis Casparo Peucero, quis Vito Winzemio illustrior? ut interim alios pene innumerabiles Mathematicos omittam. Etsi autem non ignoro, quantum isti viri tribuerint te mathematikè, divinationi Astrologicae, et quantum Philippus ipse: quia tamen rationes habeo non contemnendas (opinor) quae me ab illonim sententia retrahunt; et aliorum partibus accedere hortantur: iccirco neminem puto fore, qui aegre sit laturus, quod ego veterum et recentium Scriptorum armis, contra Astrologicas divinationes milito. [...] Magna enim est quorundam Astrologorum audacia, magna impietas."
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Einleitung
so beobachtet, daß Wittenberg sehr viele und sehr gute Mathematiker und Astrologen ausgebildet hatte und ausbildete. Der dritte Beobachter hatte die größte Distanz zum 16. Jahrhundert. Auch ihn faszinierten die deutschen Astrologen der Renaissance. Lynn Thomdike fiel bei der Arbeit zu seiner vielbändigen „History of magic and experimental science" unter den unzähligen Büchern und Manuskripten, die sich in der New York Public Library um seinen Arbeitsplatz stapelten, auf, daß viele astrologische Schriften, die im 16. Jahrhundert in Deutschland gedruckt wurden, von Verfassern geschrieben waren, die der Person Melanchthons zugeordnet werden konnten.8 Aus dieser Zuordnung schloß er auf einen festen Zirkel und prägte hierfür den Begriff des ,Melanchthonzirkels'. „The interest and activity displayed in natural science and occult arts, especially astrology, by Melanchthon and the circle of his pupils, colleagues, associates, friends and correspondents centred at Wittenberg but had ramifications elsewhere."9 Wer waren nach Thorndikes Vorstellung die Mitglieder dieses Zirkels? Thomdike selbst zählt einige Namen auf: er nennt den Baseler Gräzisten Simon Grynaeus, den jungen Wittenberger Rheticus, den Freistädter Joachim Cureus, den großen Humanisten und gebürtigen Bamberger Joachim Camerarius, den Astrologen Johann Carion in Brandenburg, den Augsburger Hieronymus Wolf, den in Wittenberg lehrenden Jakob Milich, den Augsburger Achilles Pirmin Gasser, den aus Bautzen stammenden Caspar Peucer, den Eßlinger Mönch und Mathematiker Michel Stifel, den Wittenberger Astronomen Erasmus Reinhold, den in Nürnberg lehrenden Johannes Schöner, den Nürnberger Joachim Heller, den in Nürnberg und Wittenberg tätigen Mathematiker Erasmus Flock, den Leipziger Mathematikprofessor Johannes Homelius, den später in Rostock lehrenden David Chytraeus, den Coburger Christoph Stathmios, den Heidelberger Johannes Morsheym und schließlich den Heidelberger Hermann Witekind. Zugegebenermaßen ist dies eine stattliche Anzahl an Gelehrten, von denen viele in Wittenberg studiert hatten und später an anderen Orten ihren jeweiligen Berufen nachgingen. Viele von ihnen praktizierten die Astrologie, wenngleich nicht alle. Die übrigen waren enge Freunde von Melanchthon. Thomdike erklärt nicht, warum er gerade diese Gelehrten, und nicht viele andere, die er ebenso hätte nennen können, zum Melanchthonzirkel zählt. Er erweckt den Eindruck, als hätte Melanchthon einen festen Kreis von Personen um sich geschart, die durch ein gemeinsames Interesse verbunden waren. In den Augen seiner engsten Freunde wiederum, von Joachim Camerarius und von Jakob Heerbrand, verkörpert Philipp Melanchthon das Ideal eines tüchtigen, frommen und zugleich liebenswürdigen Lehrers. Sie schildern ihn mit tiefer, gar warmherziger Bewunderung. Beide vermitteln sie in ihren unterschiedlichen biographischen Skizzen nicht nur das später so überaus bedeutsam gewordene Ideal des .Praeceptor Germaniae', sondern auch den Eindruck, daß Melanchthon in den kleinen Räumen der Wittenberger Leucorea seine Studenten für die Astronomie, die Astrologie, die Mathematik und die Physik begeistern konnte.10 Er nahm sie mit, um gemeinsam den nächtlichen Sternenhimmel zu beobachten,
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THORNDIKE, LYNN: A history of magic and experimental science. Volumes V and VI: The sixteenth century. Vol. V, New York 1941, S. 378-405. Ebenda, S. 378. HEERBRAND, JACOB: Gedächtnisrede auf Melanchthon. Oratio funebris in obitum incomparabilis viri domini Philippi Melanthonis, 1560. Übers, v o n GERHARD WENG. In: S. RHEIN, G. WARTENBERG u n d
M. BEYER (HGG.): Melanchthon deutsch. Bd. 1: Schule und Universität, Philosophie, Geschichte und
Vom Mythos des Melanchthonzirkels
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und lehrte sie, Gottes Schöpfung darin zu erkennen. Selbst in so wortkargen Fächern wie Astronomie und Mathematik, gelang es ihm, nach Camerarius Schilderung, die Anmut der lateinischen Sprache zu vermitteln. Tatsächlich ließ die Astrologie Melanchthon seit den 30er Jahren des 16. Jahrhunderts nicht mehr aus ihrem Bann. Wie stark sie ihn faszinierte, zeigt sich etwa daran, daß er und sein italienischer Kollege Luca Gaurico in jenen Jahren den großen Martin Luther mit Hilfe ihrer Horoskopanalyse ins rechte Licht rücken wollten." Etliche Jahre zuvor hatte Melanchthon das astrologische Handwerkszeug bei seinem Tübinger Lehrer Johannes Stöffler (1452-1531) erlernt.12 Ein weiterer Astrologe, Virdung von Haßfurt (1463-1538/1540),13 erstellte für Melanchthon und dessen künftige Kinder in jenen Jahren Horoskope.14 In der Tradition dieser beiden Mentoren stehend - die sich übrigens in ihrer astrologischen Kunstfertigkeit weder von Regiomontanus noch von Peurbach oder Conrad Celtis unterschieden - , intensivierte sich Melanchthons Interesse an der Astrologie über die Jahre hinweg. Seine ängstliche Anfrage bei seinem Studienkollegen Johann Carion über die Bedeutung des Kometen aus dem Jahre 1531 ist in den Studien von Aby Warburg einer faszinierenden Interpretation unterworfen worden. Damals hatte Melanchthon gefragt: „Seit mehr als acht Tagen sehen wir einen Kometen. Wie urteilst Du darüber? Er scheint über dem Krebs zu stehen, da er gleich nach der Sonne untergeht und kurz vor Sonnenaufgang aufgeht. Wenn er eine rote Farbe hätte, würde er mich erschrecken. Ohne Zweifel bedeutet er den Tod von Fürsten; er scheint aber den Schweif nach Polen zu wenden. Aber ich erwarte Dein Urteil. Ich wäre Dir von ganzem Herzen dankbar, wenn Du mir mitteilst, was Du meinst".15 In den folgenden Jahren durchzieht seine Begeisterung für die Astrologie viele seiner Publikationen. So konzipierte Melanchthon zahlreiche Reden, die direkt und indirekt die Astrologie lobten; er verfaßte naturphilosophische Traktate, die der Sternenkunst eine noch größere Resonanz bei den Gelehrten verschaffte, als sie ohnehin schon hatte. Sie bereiteten der wissenschaftlichen Astrologie offenbar einen so fruchtbaren Boden, daß Jahrhunderte
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Politik. Leipzig 1997, S. 11-37; CAMERAR1US, JOACHIM SEN.: De Philippi Melanchthonis ortu, totius vitae curriculo et morte. Leipzig 1591, S. 71 f., S. 77ff. STAATS, R.: Luthers Geburtstag 1484 und das Geburtsjahr der Evangelischen Kirche 1519. In: Bibliothek und Wissenschaft 18,1984, S. 61-84. Die Frage war: wurde Luther am 22. 10. 1484 um 9 Uhr geboren, wie Melanchthon, Schöner und Erasmus Reinhold glaubten, oder wurde er am 22. 10. 1484 um 13. 10 Uhr geboren, wie Gaurico betonte? Oder war das Geburtsdatum gar, wie es das sogenannte Brettener Blatt vermerkt hatte und angeblich Luthers handschriftlichen Vermerk trug, der 10. 11. 1483 um 00. 00 Uhr, also gut einen Monat und ein Jahr vor dem Datum, das Gaurico und Melanchthon annahmen? Melanchthon entschied sich erst im Jahre 1539 für das letzte Datum. Hierzu siehe MAURER, WILHELM: Der junge Melanchthon zwischen Humanismus und Reformation. 2. Bde. Bd. 1: Der Humanist. Göttingen 1967, S. 129-170. STEINMETZ, MAX: Johann Virdung von Haßfurt, sein Leben, seine Astrologischen Flugschriften. In: H. KÖHLER (HG.): Flugschriften als Massenmedium der Reformationszeit. Beiträge zum Tübinger Symposion 1980. Tübingen 1981. CAROTI, STEFANO: Melanchthon 's Astrology. In: P. ZAMBELLI (HG.): ,Astrologi hallucinati'. Stars and the End of the World in Luther's Time. Berlin 1986, S. 109-121. WARBURG, ABY: Heidnisch-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten (1920). In: H. BREDEKAMP, M. DIERS und K. FORSTER u. a. (Hgg.): Aby Warburg: Die Erneuerung der heidnischen Antike: kulturwissenschaftliche Beiträge zur Geschichte der europäischen Renaissance. Berlin 1998, S. 487-558, hier S. 494.
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Einleitung
später der Eindruck entstehen konnte, hier an der Elbe gäbe es einen sog. Melanchthonzirkel. Wie konnte es zu einer solchen Einschätzung kommen? Anders als Jakob Heerbrand, der sein Bild von Melanchthon zeichnete, als er noch sichtbar vom Tod seines Freundes erschüttert war, und anders als Joachim Camerarius, der lange Jahre an einer Melanchthon-Biographie feilte, um sie seinem eigenen rhetorischen und menschlichen Ideal anzupassen, bettete Lynn Thorndike Melanchthon und dessen Zirkel in sein eigenes Ideal von der Renaissance ein. Aspekte dieses Ideals werden in Thomdikes Vortrag über die Arbeit des Historikers, den er 1955 vor dem erlesenen Publikum der American Historical Association in Washington hielt, sichtbar.16 Wie schwierig sei es, ruft Thomdike aus, jemals eine „Statue perfekt zu rekonstruieren" und wie schwierig sei es analog dazu als Historiker den längst vergangenen Zeiten gerecht zu werden. Wolle man ein authentisches Bild des magischen und okkulten Denkens im Mittelalter und in der Renaissance gewinnen, müsse man die Quantität des magischen und okkulten Denkens in diesen Epochen vollständig erfassen. Aus diesem Ideal heraus wuchs Thomdikes erstaunliche Sammlung von magischen, okkulten und astrologischen Texten, die heute noch konsultiert wird. Im vierten Band, der 1941 erschien, behandelte Thorndike eben jenen ,MelanchthonzirkeP. Daß Thomdike für all die von ihm genannten Gelehrten, die er mehr aufzählte als charakterisierte, ausgerechnet den Begriff des Zirkels wählte, lag für jemanden, der sich aus der intellektuellen Distanz heraus intensiv mit der Geschichte des Okkultismus beschäftigte, vielleicht in greifbarer Nähe. Denn seit Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts formierten sich in Amerika zahlreiche pansophische Zirkel und Gesellschaften für okkulte Wissenschaften. Irgendwie schien es zur Wirklichkeit und zur Idee von Zirkeln für okkulte Wissenschaften zu passen, daß selbst kritische Intellektuelle des 20. Jahrhunderts wie Thorndike meinen konnten, okkulte Wissenschaften seien auch im 16. Jahrhundert durch einen Zirkel von Anhängern gepflegt worden, in dem ein charismatischer Lehrer mit seinen Schülern und Freunden die Astrologie und die okkulten Künste förderte. Auch Aby Warburg vermutete, nebenbei bemerkt, Melanchthon zähle zu einem geheimen Augurenbund, der von ihm Nergal-etir-Bund genannt wurde.17 Heute scheinen die Begriffe ,Bund' und ,Zirkel' von dem Gedanken einer festen Schülerschaft geprägt zu sein. Thomdike selbst beruft sich mit seiner Idee auf den Theologen Johannes Ferinarius (1534-1602). Dieser hatte jedoch in seiner Biographie über den Wittenberger Mediziner Joachim Cureus offenbar nur die Tatsache berichtet, daß alle wahren Schüler Melanchthons dessen rhetorisches Ideal teilten. Namen von bestimmten Schülern zählt Ferinarius nicht auf. Außerdem bezieht er seine Äußerungen nicht speziell auf die Astrologie.18 Es erstaunt deshalb nicht, wenn der Begriff des Melanchthonzirkels bei Melanchthonforschem in den Jahren nach Thomdikes Publikation zunächst in Vergessenheit geriet oder kaum wahrgenommen wurde. Die deutsche Melanchthonforschung fühlte sich in den vierzi-
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Vgl. LYNN THORNDIKE: Whatever Was, Was Right. Presidential address read at the annual dinner of the American Historical Association, Mayflower Hotel, Washington, D. C., December 29, 1955. In: American Historical Review 61,1956, S. 265-283. Nergal-etir war ein assyrischer Wahrsagepriester aus dem 7. Jh. n. Chr., der aus tierischen Mißgeburten politische Prophezeiung ableitete. Vgl. WARBURG: Heidnisch-antike Weissagung, S. 533. So zitiert bei THORNDIKE: History of magic, Vol. V, S. 378. Das seltene Original konnte ich leider nicht einsehen.
Vom Mythos des Melanchthonzirkels
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ger und fünfziger Jahren seit Hartfelders und Warburgs Studien offensichtlich ausreichend über den „Aberglauben Melanchthons" informiert und untersuchte nur noch ein einziges Mal tiefgründiger seine Astrologie im Horizont seiner Theologie und im Kontext seiner Zeit.19 Die meisten Studien konzentrierten sich auf Melanchthons kirchenrechtliche Konzeptionen und seine Korrespondenz.20 Vierunddreißig Jahre nach Thomdikes Publikation greift dann Robert Westman erneut die Idee des ,Melanchthonzirkels' auf. Er sieht in ihm nicht mehr den okkulten Zirkel begeisterter Anhänger, sondern einen informellen Zirkel von Gelehrten, die sich in den engen Wittenberger Mauern unter der „Führung Melanchthons" zusammengefunden hatten und gemeinsam mit ihm die kopernikanische Theorie ablehnten.21 Die Protagonisten seines Melanchthonzirkels waren andere als in Thomdikes Zirkel, was nicht verwundert, weil er speziell die Astronomen untersuchte. Zu diesem Zirkel zählt Westman den Bayern Philipp Apian, den Dänen Jörgen Dybvad, die Tübinger Professoren Samuel Eisenmenger und Jakob Heerbrand, den Leipziger Johannes Homelius, den Ilfelder Michael Neander, den Wittenberger und später in Altdorf lehrenden Johannes Praetorius, die Königsberger Friedrich Staphylus und Matthias Stoius, den Erfurter Victorin Strigel sowie den Heidelberger Thomas Erastus. Das, was sie verbinde, seien ihr Alter und ihre Haltung gegenüber der Astronomie, die unter dem „charismatischen" Einfluß von Melanchthon gestanden habe.22 Nur dem unsteten Rheticus, der das enge soziale Korsett abstreifte und in engen Kontakt zu Kopernikus trat, ist es nach Westmans Einschätzung gelungen, dem geistigen Monismus der Wittenberger philosophischen Fakultät zu entkommen. So gibt es nunmehr in der historischen Literatur nicht nur zwei Melanchthonzirkel, sondern in deren Gefolge bzw. daneben ein beträchtliches Ausmaß an Vorstellungen, die auf unterschiedliche Art und Weise versuchen, aus der unübersichtlichen Vielzahl frühneuzeitlicher deutscher Astrologen und Astronomen eine überschaubare ,Herde' zu machen, sie sozial zuzuordnen und gleichzeitig ihrer intellektuellen Vielfalt Herr zu werden. Was die soziale Zusammensetzung der verwendeten Signaturen und ihr Definiens betrifft, könnten sie nicht unterschiedlicher sein. Sowohl mit der sozialen als auch - und im Besonderen - mit 19
HARTFELDER, KARL: Der Aberglaube Philipp Melanchthons. In: Historisches Taschenbuch, 6, 1889, S. 231-269; MAURER, WILHELM: Melanchthon und die Naturwissenschaft seiner Zeit. In: Archiv fiir Kult u r g e s c h i c h t e 4 4 , 1 9 6 2 , S. 1 9 9 - 2 2 6 .
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So die Themen in den 40er Jahren. Vgl. HAMMER, WILHELM: Die Melanchthonforschung im Wandel der Jahrhunderte. Ein beschreibendes Verzeichnis. 4 Bde. Bd. II: 1800-1965. Gütersloh 1968. WESTMAN, ROBERT S.: The Melanchthon Circle, Rheticus and the Wittenberg interpretation of the Copemican theory. In: Isis 66, 1975, S. 165-193, hier S. 167: „The social context of this early response to the Copernican innovation was an informal circle of scholars drawn together under the leadership of Melanchthon, a generation of men who had been born in the period from about 1495-1525. The development of informal academies, especially in Italy had already begun in the fifteenth century. Structurally they were composed of a patron with a surrounding circle of intellectuals, of a charismatic intellectual about whom gathered a group of scholars, or a group of intellectuals coming together for informal discussions. Melanchthon's circle most closely resembles the second type of organization but unlike the Italian academies it evolved within the walls of the university. Lacking the symbols of autonomy and power, the bureaucratized organizational structure, tight membership criteria and control over publication which would characterize such a later, professionalized scientific society as the Paris Académie des Sciences, Melanchthon and his disciples yet exercised considerable influence on the discipline of astronomy by staffing many of the leading German universities with their pupils and by writing the textbooks that were used in those institutions." WESTMAN: The Melanchthon Circle, S. 177.
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Einleitung
der geistesgeschichtlichen Vielfalt der Astrologie werde ich mich auseinandersetzen. Mit Hilfe des nachfolgend beschriebenen Ansatzes versuche ich, Lehren aus Engfuhrungen früherer Untersuchungen zu ziehen. Die Idee von Frischlin und Dudith, die deutsche Astrologie aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nicht - eng gefaßt - auf die Person Melanchthons zurückzufuhren, sondern weiter zu fassen und auf die Wittenberger Universität zu beziehen, besitzt einige Plausibilität. Ein Blick in die Biographien der deutschen Astrologen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und ihrer geistigen Verwandtschaft kann zeigen, daß sich die Mehrheit der deutschen Astrologen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts tatsächlich auf manch überraschend direktem, aber auch indirektem Wege der Wittenberger Universität zuordnen läßt. Weit mehr als an irgendeiner anderen deutschen Universität erlernten hier die Studenten systematisch die Astrologie. Die Universität in Wittenberg war zur damaligen Zeit die größte in Deutschland und bildete überproportional viele Studenten aus. Allein schon deshalb gewann Frischlin den Eindruck, daß Wittenberg „pene innumerabiles" Mathematiker anlernte. Prägend für den deutschen astrologischen Diskurs im 16. Jahrhundert sind neben den bereits - aus Thomdikes ,Zirkel' - bekannten Astrologen wie Melanchthon, Reinhold, Peucer und anderen auch die wissenschaftlichen Leistungen von Simon Grynaeus, Martin Pollich, Johannes Virdung von Haßfurt und Johannes Stöffler, die zur älteren Generation der deutschen Astrologen zählen.23 Sie waren Humanisten, Mediziner, Astronomen und Mathematiker, Stadtärzte und Gräzisten. Zu unserer Geschichte der Astrologie gehören außerdem Gelehrte, wie Martin Chemnitz, Georg Cracow, Paul Eber und Johannes Garcaeus, Caspar Gottschalck, Joachim Heller von Weissenfeis und David Herlitz, Johannes Homelius, Martin Hosmann, Petrus Hosmann, Leowitz von Leonitzeno, Gervasius Marstaller, Mercurius Morsheymer, Michael Neander und Christoph Pezel, Johannes Pfeyl, Georg Joachim Rheticus, Georg Rollenhagen und Jakob Runge24, Sigismund Schoerckel und Bartholomäus Schönbom, Michael Stifel, Johannes Stigel,25 Victorin Strigel, Sebastian Theodoricus und
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Im folgenden werde ich einige wenige Astrologen biographisch vorstellen, weil sie zwar zum weiteren Personenkreis der Wittenberger Astrologen zählen, im weiteren Verlauf der Arbeit jedoch nicht mehr erwähnt werden. Die anderen Personen werde ich an späterer Stelle vorstellen. Soweit es nicht anders vermerkt ist, gilt, daß die biographischen Daten aus den einschlägigen biographischen Lexika, ADB, NDB und DBA genommen wurden. JAKOB RUNGE (1527-1595), der eigentlich sein Leben lang nichts zur Astrologie publiziert hatte und sich in Greifswald für die philippistische Theologie engagierte, wußte jedoch genau, daß er mit einem astrologischen Loblied, das er auf den Pommernherzog Erich vefaßt hatte, durchaus Anerkennung finden konnte. Er selbst hatte die Astrologie als ehemaliger Wittenberger Student im Mathematikunterricht gelernt und verstand die Grundlagen dieser Kunst. JOHANNES STIGEL (1515-1562) liebte die Dichtung. Auf alles und auf jeden verfaßte er als Wittenberger Lateinprofessor seine Distichen: auch solche auf die Astrologie. Seitdem er in Wittenberg studiert hatte, und Melanchthon seine dichterische Ader sehr schätzte, entdeckte er die Eklipsen für sich, die ihm einen willkommenen Stoff zu dichterischen Bearbeitung vorgaben. So dichtete er 1536 und 1551 zwei Elegien auf Sonneneklipsen. Philipp Melanchthon soll ihn 1541 persönlich zu einer nächtlichen Sternbeobachtung mitgenommen haben. Seitdem er Anfang der 50er Jahre mithalf, die Unversität Jena aufzubauen, wurden seine stellaren Gedichte zusehends seltener: nur noch einmal verwendete er sein astrologisches Wissen, um damit auf die Hochzeit von David Chytraeus anzustimmen. Dies war alles, was er zur Astrologie beitrug. Sein Beitrag beschränkte sich darauf, den astrologischen Geist innerhalb ehemaliger Wittenberger Studenten weiterzutragen. Vgl. RHEIN, STEFAN: Johannes Stigel (15151562). Dichtung im Umkreis von Melanchthon. In: H. SCHEIBLE (HG.): Melanchthon in seinen Schü-
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Nikolaus Winkler. Spätere Schüler aus Wittenberg und solche, die aus anderen protestantischen Universitäten stammten sind: Georg Caesius und Rudolf Goclenius, d. J., Christopher Notnagel und David Origanus, Heinrich von Rantzau, Victorin Schönfeldt, Wolfgang Satler und Thomas Finck, Matthias Stoius und Tilemann Stoltz, Veit Winsheim. Sie waren entweder Astronomieprofessoren, Theologen, Mediziner, Schullehrer oder Stadtärzte, Kalendermacher, Juristen, Poeten oder Physikprofessoren und äußerten sich doch zur Astrologie. Weitere deutsche Astrologen, die in dieser Geschichte vorkommen und sich nicht weniger intensiv für die Astrologie interessierten, doch in manchen Fällen die Kühnheit - denn als solche erschien es manch anderen Astrologen - besaßen, die Grenzen zur Magie zu verwischen, sind Johannes Dryander, Samuel Eisenmenger,26 Gemma Frisius, Johannes Magirus, Simon Marius, Valentin Nabod, Nikolaus Pruckner, Thaddaeus Hayek ab Hagecius und Leonhard Thurnheysser zum Thum. Mit einer solchen Anzahl deutscher Astrologen, die über das ursprüngliche Modell von Thorndike erheblich hinausgeht, ist der ersten Versuchung, ihre Zahl artifiziell zu reduzieren, um einen Melanchthonzirkel konstruieren zu können, widerstanden. Bereits jetzt erweist sich dieser Zirkel als Mythos. Für die genannten Astrologen, die in dieser Studie behandelt werden, trifft eher die Beobachtung zu, die Andreas Dudith und Nikodemus Frischlin gemacht haben, daß Wittenberg eine besondere Ausbildungsstätte für Astrologen war; jedenfalls kommt sie ihr am nächsten. Die zweite Versuchung besteht darin, das Gedankengebäude der Astrologie einem suggerierten geistigen Monismus zu unterwerfen und ihrer unbequemen Eigenart, in den verschiedensten Lebensbereichen des 16. Jahrhunderts mitzumischen, durch gewaltsame Zuordnungen und Erklärungen Einhalt zu gebieten. Ihr soll auf folgende Art und Weise aus dem Weg gegangen werden.
Sprechende Vielfalt In Erinnerung an Garins und Graftons Warnung, der Komplexität der Astrologie nicht durch einseitigen methodischen Zugriff Unrecht anzutun, wähle ich mit Blick auf den wissenschaftlichen Diskurs der Gelehrten über die Astrologie eine größtmögliche Vielfalt an Perspektiven. Dabei ist allerdings zu beachten, daß zwischen dem gelehrten Diskurs und einer volkstümlichen Praxis unklare Grenzen bestehen, die schwer zu greifen sind und dazu verleiten können, einfache Erklärungen anzubieten. Zur Komplexität der Astrologie gehört die Tatsache, daß die Gelehrten des 16. Jahrhunderts nicht nur theoretisch über ihre Kunst ver-
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lern. Wiesbaden 1997, S. 31-49. BAUER: Melanchthons Gedichte astronomischen Inhalts, S. 137-181. Vgl. auch STIGEL, JOHANNES: Elegia, qua celebratur dignitas et fructus legitimi conjugij, scripta in nuptijs doctissimi viri Davidis Chytraei professoris Academiae Rostochianae. Wittenberg 1553. SAMUEL EISENMENGER (1534-1585), genannt Siderocrates, war ein ehemaliger Wittenberger Student, der dort in den 40er Jahren Astrologie studiert hatte. Später lehrte er Mathematik in Tübingen. Er ist einer der wenigen Studenten der Wittenberger Universität, die später einer anderen Art von Astrologie zuneigten: nämlich der Astrologie von Paracelsus. Vgl. EISENMENGER, SAMUEL: Cyclopedia Paracelsia Christiana. Straßburg 1563.
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handelten, sondern diese auch praktizierten. Schließlich war die Astrologie keine solipsistische Beschäftigung der vita contemplativa des Astrologen, sondern eine Kunst, in der Klient und Astrologe in einen Austausch traten. Außerdem reklamierte die Astrologie, wie jede andere Wissenschaft in der Renaissance auch, Erkenntnisse und Gepflogenheiten aus anderen Wissenschaften für sich, deren geistesgeschichtliche Bedeutungen angemessen abgewogen werden wollen.27 Nur eine Perspektivenvielfalt kann deshalb diesen unbequemen Eigenarten der Astrologie und damit der immensen Bedeutung der Astrologie in der Renaissance gerecht werden. Der politischen und sozialen Bedeutung der Astrologie läßt sich anhand einiger Nahaufnahmen einzelner Astrologen im politischen Geftige nachspüren. Das riesige Netz geistesgeschichtlicher Verknüpfungen, das die Astrologie so fest in den Konzeptionen damaliger Gelehrsamkeit verankert sein ließ, soll möglichst breit aufgeschlüsselt werden. So trat die Astrologie in Verbindung mit Vorstellungen über die Geschichte, die Naturphilosophie, die Anthropologie, die Hermeneutik und über die Theologie. Darin hatte sie ihre wichtigsten geistesgeschichtlichen Rücklagen. Die Astrologie trat flexibel über die Zeitgrenzen hinweg; sie diagnostizierte für Vergangenheit und Gegenwart, und sie prognostizierte für die Zukunft. Wie, das versucht diese Studie zu zeigen. Mit dieser Perspektivenvielfalt ist die Hoffnung verbunden, daß für die RenaissanceAstrologie in Deutschland etwas Ähnliches entsteht wie bei den großformatigen Bildern des amerikanischen Künstlers David Hockney, der aus sechzig verschiedenen Perspektiven auf den Grand Canyon schließlich ein einziges ,Bild' zusammenfügt, das den Eindruck von differenzierter Abgerundetheit erweckt, obwohl es viele Blickwinkel zugleich zuläßt und zeigt. In entfernter Analogie zu einem solchen.Bild, vor allem aber in der Tradition Garins und Graftons werden hier unterschiedliche Perspektiven aneinandergefügt, um auf diese Art und Weise so viel wie möglich von der Vielfalt der astrologischen Wirklichkeit und der Lebendigkeit des astrologischen Diskurses wiedergeben zu können. Worin dessen Einheit - so es sie überhaupt gibt - besteht, kann sich nur im Durchgang durch diese Vielheit erweisen. Um dieser Perspektivenvielfalt gerecht zu werden, ist eine .Entgrenzung* des Quellenkorpus notwendig. Das heißt: Es werden nicht nur Texte mit dem Stichwort ,Astrologie' in Titel oder Untertitel aufgesucht und in die Untersuchung einbezogen, sondern möglichst alle Schriften der genannten Autoren, ganz gleich, ob ihre Schriften nun spezifisch astrologisch oder anderen Disziplinen zugehörig sind. Theologische, medizinische, historische und naturphilosophische Schriften werden berücksichtigt und nach ihrem Verhältnis zur Astrologie befragt. Dadurch lassen sich die interdisziplinären Verknüpfungen der Astrologie aufzeigen, die gerade ihren besonderen Reiz ausmachen. Darunter befinden sich Traktate, Reden und größere Abhandlungen. Der riesige Quellenkorpus an Prognostiken wird nur ansatzweise erfaßt, zumal er recht gut erforscht ist.28 Kunsthistorische Quellen bleiben zunächst außerhalb der Betrachtung. Außerordentlich angenehm wäre es nun, behaupten zu können, Thomdikes Versuch sei das einzige Vorbild, um die europäische Astrologie darzustellen. Dem ist durchaus nicht so. 27
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Siehe die Einleitung von Grafton und Siraisi zu GRAFTON, ANTHONY T. und NANCY SIRAISI (Hgg.): Natural particulars. Nature and the disciplines in Renaissance Europe. Cambridge/Massachusetts, London 1 9 9 9 , S. 1 - 2 1 . Siehe die Studien von Barbara Bauer, von Robert B. Barnes und Heike Talkenberger.
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Für andere Zeiten und andere Kulturen liegen hervorragende Studien vor. Über die schillernde politische Funktion der Astrologie in der englischen, ägyptischen, römischen und mesopotamischen Geschichte klären die Studien von Patrick Curry, Bouche-Leclercq, Rochberg-Halton und anderen auf.29 Die Figur des Astrologen in seiner sozialen Rolle haben Historiker am Beispiel Cardanos und Nostradamus' vorbildhaft erfaßt.30 Bei J. C. Eade werden ausfuhrlich die Techniken erläutert, mit denen ein frühneuzeitlicher Astrologe Horoskope erstellte. Sehr gute Studien liegen zur Astrologie im Mittelalter und ihrem Spannungsverhältnis zur Kirche vor.31 Insgesamt sind die italienische und die englische Astrologie zu allen Zeiten weit besser erforscht als ihr deutsches Pendant. Doch auch diese Studien lassen sich nicht auf das Wagnis ein, sämtlichen verschiedenen Funktionen der Astrologie exemplarisch nachzugehen. Gleichwohl erweist sich ihre Beschränkung auf eine oder zwei Perspektiven als sehr fruchtbar. Mit Blick auf die deutsche Astrologie liegen aus neuerer Zeit keine umfassenden Interpretationsversuche vor. Wertvolle Einzelstudien hingegen erlaubten es mir, jenseits verlokkender Vorstellungen von Zirkeln und geistigem Monismus neue Quellen zu sichten, um der Vielfalt der Geschichte so weit als möglich Tribut zollen zu können. Im Folgenden sollen nur die wichtigsten Autoren genannt werden. Um die internen Wandlungen der Astronomie, der Schwesternwissenschaft der Astrologie, brauche ich mich nicht zu kümmern, weil hier Noel Swerdlow, Robert Westman und Nicholas Jardine das Entscheidende bereits gesagt haben. Die deutsche Astronomie in Nürnberg und in Wittenberg gehörte zu den Ruhmesblättern der damaligen Wissenschaften in Europa. Ähnlich präzise sind die Studien von Barbara Bauer, die den Werdegang von Melanchthons Astrologie genauer beleuchtet haben. Bauers Studien drangen zumeist pionierartig in viele Themen des 16. Jahrhunderts vor, die lange Jahre vergessen worden waren: sie analysierte die Rolle der Astrologie an den Höfen und stellte das Verhältnis von Astrologie und Dichtkunst dar. Ausfuhrlich haben sie und Robert Bruce Barnes das Wesen von frühneuzeitlichen Prognostiken und der eschatologischen Stimmung im Reich beschrieben. Sachiko Kusukawa hat nicht weniger hilfreich Melanchthons Naturphilosophie, die die Astrologie umfaßte, mit dem theologischen Denken der Zeit verknüpft; wenngleich hier wohl am sichtbarsten Verdienst und Unzulänglichkeit einer einseitigen Perspektive auf die Astrologie zu Tage treten. Paola Zambelli untersuchte als einzige der genannten Historiker archivalische Funde aus der Frühzeit der deutschen Astrologie. Ihre bedeutenden Studien kreisen um das wichtigste astrologische Großereignis des frühen 16. Jahrhunderts, die Flutprognose aus dem Jahre 1524. Wolf-Dieter MüllerJahncke widmete sich ausfuhrlich der Iathromathematik, also dem Zusammenhang zwischen Astrologie und Medizin. Sie alle zehrten von der stimulierenden Arbeit Aby Warburgs, der in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts der Astrologie ihre ganze Faszination wiedergab. Den größten Gewinn für meine Untersuchung habe ich allerdings aus den zahlreichen Einsichten, Erkenntnissen und Anregungen von Anthony Grafton ziehen können, wie der Leser in allen Stadien dieser Arbeit leicht erkennen wird.
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Die hier genannten Autoren und ihre Werke sind vollständig im Literaturverzeichnis verzeichnet. Auf ihre Arbeiten werde ich in meiner Darstellung wiederholt zu sprechen kommen. Vgl. die Arbeiten von Brind'Amour und Jean Dupebe. Vgl. etwa die Studien von Laura Ackermann Smoller und Valerie Flint.
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In Bezug auf die Äußerungen des furchtsamen und doch so hoffnungsfrohen Hieronymus Wolf muß aber trotz der gerade skizzierten Literatur Unkenntnis in mancherlei Hinsicht eingestanden werden. Wie hatte er doch das Idealbild der Astrologie gezeichnet? Er sprach von einer göttlichen Kunst und wählte damit eine Klassifizierung, die sich dem nüchternen Wissenschaftler von heute nicht direkt erschließt. Er hatte die Astrologie gegen unbekannte Dritte verteidigt, obwohl nicht bekannt ist, wer und vor allem wie die Kritiker die Astrologen ihr Leben lang anfeindeten. Wolf gab dem Fürsten wohlmeinende Ratschläge, die diese von einem Astrologen erwarten konnten. Doch wer waren überhaupt die aktiven Astrologen? Er sprach - wie viele andere auch - von einer himmlischen Schrift am Firmament. Wie aber sollte sie gelesen werden? Auch das ist unklar. So sagte er noch manches andere, das sich unserer Kenntnis entzieht und in dem wir Unkenntnis eingestehen müssen. Woran es in der Literatur - für den deutschsprachigen Bereich - mangelt, ist eine zusammenhängende Geschichte der Astrologie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Deshalb fungierte und fungiert Thomdikes Modell, so fragmentarisch und inhaltsleer es letztlich ist, bisher als das einzige übergreifende Modell, in das die deutsche Astrologie eingegliedert werden konnte. Es fällt außerordentlich schwer, sich der überragenden Persönlichkeit und der suggestiven Kraft des „Praeceptor Germaniae", der auch Thomdikes Modell unterliegt, zu entziehen, auch wenn die Idee des ,Melanchthonzirkels' nicht geteilt wird.32 Soweit es die Quellen zulassen, werde ich jedoch gerade deshalb versuchen, Anleihen und Abweichungen damaliger Autoren herauszuarbeiten. Hierzu zählt auch, daß ich versuche, den Horizont der italienischen Astrologie gebührend zu berücksichtigen. Das Stichwort ,Lesen', das ich zur Kennzeichnung verschiedener Diskurse verwendet habe (Lesen der Geschichte, des Menschen, der Natur, der Zukunft), erscheint deswegen besonders geeignet, weil die Quellen von Wolf über Pontano bis hin zu Melanchthon und Garcaeus unablässig davon reden, die Sterne seien himmlische signa und Zeichen, die eine Schrift bildeten. Anhand der Weise, wie die damaligen Gelehrten diese himmlische Schrift entzifferten und den Zeichen Bedeutungen zuordneten, läßt sich ihre eigene im- und explizite Hermeneutik bestimmen. Daß der Begriff „Lesen" auch heute noch gebräuchlich ist, zeigt das Werk des Philosophen Hans Blumenberg „Die Lesbarkeit der Welt". Würde aber der hermeneutische Zugang im Falle der Astrologie absolut gesetzt werden, würde auch er den Spannungsreichtum der Astrologie in den lateinischen und deutschen Traktaten verdecken. Hinter dem astrologischen Bemühen des 16. Jahrhunderts verbirgt sich nämlich eine faszinierende Welt von menschlichen Fragen und Antworten, von Fragen und Antworten in Bezug auf ganz alltägliche Belange als auch von schweren Fragen, deren Antwort oft nur die Gestalt ist, in der die Frage weitergereicht wird und damals wie heute ebenso vielsagend wie offen genannt werden muß. Nicht alle Schriften und Schriftstücke der oben genannten Autoren sind für meine Untersuchung von gleichrangigem Aussagewert. Einige Verfasser wiederholen ihre Gedanken gerne in zahlreichen Variationen. Bei einem Autor muß jedoch eine Ausnahme gemacht werden: dabei handelt es sich um Caspar Peucer (1525-1602).
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Siehe etwa die Arbeiten von Kusukawa, Müller-Jahncke und auch Bauer.
Sprechende
Vielfalt
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Einleitung
Caspar Peucer Caspar Peucer wird deshalb ins Zentrum dieser Geschichte der deutschen Astrologie im 16. Jahrhundert gestellt, weil er mit seinem Commentarius de praecipuis divinationum generibus (1553ff) die zu realisierende Perspektivenvielfalt am besten repräsentiert. Abgesehen von den besser erforschten Texten Melanchthons gibt sein Buch die meisten Rätsel auf und enthält zugleich den größten Fundus an Lösungen. Weil Peucer anders als Melanchthon nur wenigen Eingeweihten bekannt sein wird, seien am Ende dieser Einleitung einige seiner Lebensstationen skizziert, noch bevor die Geschichte der Astrologie in Deutschland beginnen kann. Peucers Leben stand rückblickend unter einem Unheil verkündenden Zeichen. Nur war es dieses Mal kein Unglück, das die Sterne angezeigt hätten. Als sich die Redner von Peucers Beerdigung ein Jahr nach Peucers Tod 1603 in Heidelberg versammelten, waren sie im Hinblick auf die astrologische Deutung von Peucers Leben ziemlich einfallslos.33 Sie lobten zwar wie gewöhnlich bei einer solch traurigen Gelegenheit Peucers Gelehrsamkeit, doch auf die Idee, Peucers Schicksal astrologisch zu analysieren, verfiel keiner. Stattdessen erwähnt einer von ihnen eine Uhr, die sich in Peucers Zimmer in Dessau befand. So wird berichtet: „Aber höre, ich vernahm ein wunderbares Zeichen seines Todes. Die automatische Uhr, die er hatte, gab genau in dem Moment, als der heiligste Mann starb, einen Ton von sich, obwohl sie zwei Jahre lang tonlos geblieben war und, um mit Apuleius zu sprechen, geruht hatte. Deshalb hatte ja auch die Gattin des Hausmeister diese zwei Jahre vor seinem Tod in eine Kiste gelegt."34 Peucers Leben, das wie hier von den Heidelberger Leichenrednern unter das Zeichen eines göttlichen Winks gestellt wurde, entsprach Peucers Vorstellung von seinem eigenen Leben am besten. In all seinen Publikationen, die er immer wieder gegen Ende seines entbehrungsreichen Lebens veröffentlichte, sprach er oft von solchen Zeichen, in denen sich sein Schicksal manifestiere. Sein Leben nahm jedoch einen unspektakulären Anfang. Caspar Peucer wurde am 5.1. 1525 genau um 12 Uhr nach den astrologischen Daten, die Johannes Garcaeus und David Origanus überliefern, in Bautzen geboren. Seinen ersten Schulunterricht erteilte ihm Valentin Friedland von Trotzendorf, der in Wittenberg unter Luther studiert hatte und der in dem kleinen Städtchen Goldberg in der Niederlausitz Schulrektor war. Mit fünfzehn Jahren (1540) schickte Trotzendorf Peucer nach Wittenberg. Dort studierte er unter anderem die Mathematik bei Erasmus Reinhold und Joachim Rheticus. Im Alter von zwanzig Jahren erwarb Peucer den Magistergrad (1545). Seine ersten Publikationen waren ein geographi-
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STEIN, SIMON (HG.): Oratio quae publice in Academia Heidelbergensis, clarißimi ac singularis exempli viri D. Casparis Peuceri Budissini. Philosophiae, Aitisq Medicae Doctoris praestantissimi, archiatri & Consiliarij Palatini atq; Anhaltini fidelissimi, Manibus parentatum est. 20. Octobr. Anno 1603. Zerbst 1603. 34 Ebenda, S. 35: „Sed audi quaeso Omen sive praesagium mortis illius mirabile Horologium quod habuit de illorum genere, quae automata appellantur, eo ipso momento, quo vir sanctissimus vivere in his terris desiit, sonitum aere edidit, cum toto biennio immotum et afoion, hoc est insonum, ut cum Apulejo loquar, quievisset, ac biduo ante ipsius obitum a conjuge custodiae causa in cista esset depositum."
Caspar Peucer
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sches35 und ein astronomisches Einfuhrungswerk,36 sowie eine kleinere Edition über die Heilkraft von Medikamenten, die der italienische Mediziner Johannes Baptista Monte verfaßt hatte.37 Weil er bereits 1550 die jüngste Tochter Melanchthons, Magdalena, geheiratet hatte, wurde er der Schwiegersohn von Melanchthon. Diesen Titel - Schwiegersohn von Melanchthon - trug Peucer sein Leben lang voller Stolz und wohnte auf engstem Raum in Melanchthons Haus in Wittenberg. 1553 veröffentlichte Peucer als lehrberechtigter Magister,38 er war gerade mal 28 Jahre alt, seinen sehr umfangreichen und später erfolgreichen Commentarius depraecipuis generibus divinationum.39 Ein Jahr später (1554) wurde Peucer ordentlicher Professor für Astronomie in Wittenberg und ersetzte so den berühmten Astronomieprofessor Erasmus Reinhold, der ein Jahr zuvor an der Pest gestorben war. In diesen Jahren publizierte Peucer nicht allzu viel. So verfaßte er nur ein weiteres medizinisches Werk und 1556 ein Arithmetikhandbuch.40 Gegen Ende der 50er Jahre beschleunigte sich Peucers Karriere noch einmal. Unvermutet wechselte er 1559 von der Mathematikprofessur auf die Professur für Medizin, obwohl er erst ein Jahr später darin promovierte. Sein Interesse für die Medizin hatte sich aber schon in den frühen fünfziger Jahren angedeutet.41 Diese Jahre boten noch weitere für die Biographie wichtige Ereignisse. Peucer wurde 1560 nach Melanchthons Tod zum Rektor der Universität gewählt und wurde zugleich gebeten, als Mediziner und Astronom die historischen Vorlesungen von Melanchthon zu übernehmen. Als Rektor der Universität intensivierte Peucer die Kontakte der Universität zu Kurfürst August von Sachsen, der eine der wichtigsten, wenngleich unrühmlichsten Personen in Peucers Leben war. Peucer schrieb weiter nebenbei fleißig medizinische Traktate und hielt zahlreiche Reden. Als 1565 in Sachsen die Pest ausbrach, forderte er die Wittenberger Studenten und alle Wittenberger Bürger dazu auf, Ruhe zu bewahren und die Stadt nicht zu verlassen. 1570 wurde er dann sogar offizieller Leibarzt des Kurfürsten August von Sachsen. Erst jetzt, nachdem seine steile Karriere an der Wittenberger Universität ihr Ziel erreicht hatte, begannen die theologischen Differenzen zwischen Peucer und dem Kurfürsten, auf die sich alle Historiker des 18. und 19. Jahrhunderts konzentriert hatten. Sie waren nicht weniger bereit, das Leben Peucers unter einen einzigen schicksalhaften Stern zu stellen, wie damals die Leichenredner aus dem Jahre 1603. Mit dem einzigen Unterschied, daß ihre Perspektive ganz der Theologie verpflichtet war. 1571 schrieb Peucer nämlich, als er immer noch Rektor der Universität Wittenberg war, für einen kleinen Katechismus, den Wittenber-
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PEUCER, CASPAR: De dimensione terrae, et fontibus doctrinae longitudini et latitudinis locorum. Wittenberg 1550. PEUCER, CASPAR: Elemento doctrinae de circulis coelestibus, et primo motu. Wittenberg 1551. PEUCER, CASPAR (HG.): De differentiis medicamentorum et causis diversarum virium ac facultatum in medicamentis tractatus pulcherrimus exceptus ex ore enarrantis quartam partem primi libri Avicennae. Wittenberg 1551. PEUCER, CASPAR: Presidente lacobo Millichio Artis Medicae Doctore, respondebit de XX. prioribus propositionibus M. Caspar Peucerus. Wittenberg 1552, 4 Blatt. Es handelt sich um Fragen zur Entstehung und Heilung eines Tumors. PEUCER, CASPAR: Commentarius de praecipuis divinationum generibus. Wittenberg 1553. PEUCER, CASPAR: Propositiones de coctionibus et anni ratione. Wittenberg 1554. Siehe außerdem PEUCER, CASPAR: Logistice astronomica hexacontadon. Wittenberg 1556. Bereits damals hatte er, durch seinen Freund Crato von Crafftheim vermittelt, einen medizinischen Traktat des Paduaner Giovanni Baptista Monte ediert.
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Einleitung
ger Theologen anonym für die Hohe Schule in Pforta geschrieben hatten, ein Vorwort. 42 Dieser unscheinbare Katechismus bildete den Auftakt der theologischen Streitigkeiten, die ihn den Rest seines Lebens begleiteten. Kurfürst August von Sachsen und seine theologischen Berater Jakob Andreae und Nikolaus Seinecker, die sich als orthodoxe Lutheraner verstanden, warfen Peucer und den Wittenberger Theologen ein unorthodoxes Abendmahlsverständnis vor. Diese Anschuldigungen waren nicht neu, doch trafen sie nun nach Melanchthons Tod Peucer. Peucer wurde so von orthodoxen Lutheranern zum Hauptverantwortlichen des sogenannten Cryptocalvinismus in Sachsen gemacht. In den 70er Jahren folgten weitere kleine theologische Schriften, die den Kampf anheizten. Peucer weigerte sich öffentlich, seine Position zurückzuziehen, obwohl es mehrmals von ihm verlangt wurde. Der erbitterte theologische Kampf, hinter dem vor allem Kurfürst Augusts von Sachsen persönlicher Gesinnungswandel und die theologischen Auseinandersetzungen um die Konkordienformel standen, endete damit, daß 1574 Peucer in Gefangenschaft genommen wurde.43 Jahrelang wurde er im Rochlitzer Schloß, in der Pleißenburg bei Leipzig und in Zeitz festgehalten. Von einem Ort zum anderen wechselnd besuchten ihn immer wieder orthodoxe Lutheraner, um seine Bereitschaft zum Abschwören, zu überprüfen. In ganz Europa nahmen Gelehrte, vor allem in Frankreich und in Wien, Anteil an Peucers Los.44 Fürsten setzten sich für seine Freilassung ein. Während der Haft starb Peucers Frau, die ihn begleitet hatte. Seine zwei Söhne und seine vier Töchter gerieten in die Obhut von Crato von Crafftheim und Heidelberger Gelehrter, von Monau, Schilling und Rhediger. All diesen Bemühungen widerstehend, ließ der sächsische Kurfürst August Peucer erst zwölf Jahre nach seiner Festnahme, 1586, frei. Seine Befreiung verdankt sich glücklichen Umständen. In jenem Jahr heiratete Kurfürst August von Sachsen die Tochter des calvinistisch gesinnten Anhaltiners Joachim Ernst, dem Melanchthon und Peucer seit jeher eng verbunden waren. Sie erbat bei ihrem Ehemann Peucers Freilassung. Tatsächlich wurde Peucer freigelassen. Drei Tage später starb Kurfürst August von Sachsen. Die zahlreichen Einsprüche, die der Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel, der Pfälzer Kurfürst Friedrich III., der Anhaltiner Fürst Joachim Ernst, und selbst Kaiser Maximilian II. und zahlreiche Diplomaten, wie Hubert Languet und Jacques Bongars, während Peucers Haftzeit für ihn beim Sächsischen Kurfürsten eingelegt hatten, um seine Freilassung zu erwirken, hatten nichts genutzt. Ihnen jedoch blieb Peucer für den Rest seines Lebens ehrfurchtsvoll verbun42
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Catechesis continens explicationem simplicem, et brevem, Decalogi, Symboli Apostolici, Orationis Dominicae, Doctrinae de Poenitentia et de Sacramentis, contextam ex corpore Christianae doctrinae; quod amplectuntur ac tuentur Ecclesiae regionum Saxonicarum et Misnicarum, quae sunt subiectae dictioni Ducis Electoris Saxoniae etc. Edita in Academia Witebergensi: et accommodata ad usum Scholarum puerilium. Wittenberg 1571. Siehe für die folgenden Ereignisse KOCH, ERNST: Ausbau, Gefährdung und Festigung der lutherischen Landeskirche von 1553 bis 1601. In: H. JUNGHANS (HG.): Das Jahrhundert der Reformation in Sachsen. Festgabe zum 450jährigen Bestehen der EvangelischLutherischen Landeskirche Sachsens. Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für Sächsische Kirchengeschichte. Berlin 1989, S. 195-221. Die Akten des mit konfessionspolitischen Dingen beschäftigten Teilnachlasses von Caspar Peucer befinden sich in der Staatsbibliothek zu Berlin unter der Signatur Ms. theol. lat. fol. 230. Weitere Akten befinden sich im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden unter der Signatur loc. 103 U/13. Vgl. NICCOLIER DE WECK, BEATRICE: Hubert Languet (1518-1581). Un réseau politique international de Melanchthon à Guillaume d'Orange. Genf 1995; v. a. aber PEZEL, CHRISTOPH (HG.): Casparis Peuceri Historia Carcerum et liberationis divinae. Zürich 1605.
Caspar Peucer
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den. Er fand Zuflucht und Protektion in Anhalt. Noch einmal wurde er gegen Ende seines Lebens Leibarzt; diesmal von Georg Friedrich von Anhalt. In diplomatischen Diensten reiste er zu etlichen calvinistischen Fürsten.45 Überall, wo er weilte, erteilte er seinen begehrten medizinischen Rat.
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Hierzu siehe die im Druck befindliche Dissertation von Ruth Kohlndorfer.
Politische Wirklichkeit und politischer Anspruch der Astrologie
„Ultra autem me prognosticari non permittunt."' („Die Sterne lassen es nicht zu, daß ich über meine Fähigkeiten hinaus weissage.")
Am 26. Mai des Jahres 1555 rüstete sich der Brandenburger Markgraf Johann von Küstrin (reg. 1535-1571) für ein Turnier gegen seinen großen Rivalen Kurfürst August von Sachsen (reg. 1553-1586). Er fuhr nach Dresden und führte im Gepäck eine astrologische Prognostik von Petrus Cnemiander (1525-1591) mit sich, dem Wittenberger Student, der ihm aus mehreren Dienstjahren vertraut geworden war. Cnemiander hatte ihm für die kommenden vier Tage eine astrologische Analyse erstellt, die der Frage galt, ob und wie sich die Sterne zum Siegesglück des Markgrafen stellen würden. Würde Johann von Küstrin als zweiundvierzigjähriger, etwas gedrungen gebauter Regent, einen schnellen Sieg über den neunundzwanzigj ährigen Sachsenfürsten davon tragen können, obwohl ihm Cnemiander zu Beginn des Monats Mai prophezeit hatte, daß er in diesem Jahr an ,,etliche[n] Kranckheiten, sunderlich rohigheit des Halses, huesten Cathar und wesserung der äugen" leiden würde und ihm „gefahr in Thumiers Übung" drohte?2 Sollte er jetzt sein Glück unvorsichtig herausfordern? Cnemianders Antwort in seiner eigens auf das Turnier gestellten „Revolution" fiel befriedigend aus: der Glücksknoten seines Horoskops stünde im 120 Grad-Winkel zu Merkur, was bedeutete, daß der Markgraf den Sieg über Kurfürst August davon tragen werde.3 Dennoch, so der Astrologe, müsse Johann von Küstrin am 27. und 28. Mai all sein ritterliches Geschick aufbringen und dürfe am 29. Mai nicht fehlen oder gar müßig gehen, weil dann nämlich seine Kampfeskraft durch eine ungünstige Stellung des Mars zum Mond behindert werde. Außerdem würden gerade an diesem Tag wegen der gleißenden Sonne die Zuschauer fehlen - „hat E[uere] F[ürstliche] G[naden] nit viel zuschewe." 4 So rät Cnemiander dem Markgrafen also nachdrücklich, sich nicht ganz auf die Gunst der Sterne zu verlas1 Ein ANONYMUS in Anhalt, dessen astrologisches ,.Fragstück" zu Joachim Emst auf den 1. April aus dem Jahre 1561 überliefert ist. LAO GAR NS Nr. 52 II, fols. 163-165. 2 Berliner Staatsbibliothek: Ms. Boruss. quart. 383: HOSMANN, PETRUS: Prognostica generalia et specialis 1555. 3 Berliner Staatsbibliothek, Ms. boruss. quart. 383: HOSMANN, PETRUS: Election auff des Durchlauchtigen unnd Hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Marggraff Johansen unnd Hertzogen Augusti Churfiirst zu Sachsen Thurnier den 27. 28. 29. unnd 30 Maij itztlauffenden 1555 Jares. 4 Ebenda, unpag.
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sen, sondern sein ritterliches Können auf die stellaren Auspizien hin abzustimmen und unter Beweis zu stellen; vorausgesetzt, der Markgraf wolle Kurfürst August besiegen. Kurfürst August selbst schien ein von den Sternen gesegneter Mensch zu sein: ein anonymer Dresdner Astrologe hatte ihm ein Jahr zuvor berichtet, daß ihm alles Glück, „das einem Menschen widerfahren mag", zur Seite stünde.5 Der Ausgang des Turniers zwischen Johann von Küstrin und Kurfürst August ist nicht weiter bekannt. Wir wissen aber, daß in demselben Jahr für Johann von Küstrin eine dreijährige qualvolle Phase gewichtiger politischer Entscheidungen nach dem Ende des Augsburger Interims zu Ende ging: qualvoll deshalb, weil der Markgraf aus Rücksicht auf seine eigene Machtbastion in der Neumark zwischen die konfessionspolitischen Fronten des katholischen Kaisers und den protestantischen Fürsten unter der Führung Moritz von Sachsens geraten war. Gerade in dieser entscheidenden Phase des Augsburger Interims (1548-1552), und das soll hier gezeigt werden, gelangte durch Johann von Küstrin ein relativ unbekannter Astrologe, Cnemiander, der nie einen einzigen Buchstaben drucken ließ,6 in die Position eines Züngleins an der machtpolitischen Waage zwischen einem Markgrafen, einem Kurfürsten und einem Kaiser.7 Ein solches politisches Kräftemessen zweier Herrscher, zu dem ein Astrologe hinzugezogen wurde, war nichts Außergewöhnliches in der sehr langen, wenngleich sehr wechselvollen Geschichte der babylonischen und der hellenistisch-arabischen Astrologie. Die Astrologie trat immer wieder als eine hochherrschaftliche Disziplin hervor. Mit Ausnahme des spätantiken Astrologen Firmicus Maternus, der die römischen Kaiser aus dem Bannkreis der Sterne und Planeten nahm, um sich damit selbst vor der Mißgunst des Herrschers und weniger den Herrscher vor dem Unglück der Sterne zu schützen, unterstrichen gelehrte Astrologen den politischen Nutzen der Astrologie. Darauf griffen Kaiser und Könige gerne zurück. Während des gesamten Mittelalters und in der frühen Neuzeit hatten sie ihre astrologischen Berater: Friedrich II. von Hohenstaufen hatte Michael Scotus in Sizilien,8 Georg Peurbach und Johannes Lichtenberger berieten Friedrich III.,9 Georg Tannstetter gab Kaiser 5 SächHStA: Geheimes Archiv, loc. 8217, unpag.: ANONYMUS: Revolutio geneseos. Churfurst Augusten unnd Hertzog Johans Friedrichen zu Sachsen u f f s Jahr 1554. 6 Alle seine Prognostiken sind handschriftlich überliefert. 7 Erstmals beschrieben bei MOEHSEN, J. W.: Beschreibung einer Berlinischen Medaillen-Sammlung, die vorzüglich aus Gedächtnismünzen berühmter Ärtzte bestehet; nebst einer Geschichte der Wissenschaften in der Mark Brandenburg, besonders der Arzneiwissenschaft, von den ältesten Zeiten an bis zu Ende des sechzehnten Jahrhunderts. Teil II, Berlin, Leipzig 1781, S. 414-415. Siehe außerdem SCHWARTZ, PAUL: Die Politik des Markgrafen Johann unter dem Einfluß der Astrologie. In: Schriften des Vereins für Geschichte der Neumark, 2, 1894, S. 1-12 und DERS.: Die astrologischen Schriften aus dem Nachlass des Markgrafen Johann von Küstrin, Fortsetzung. In: Schriften des Vereins für Geschichte der Neumark, 11/12, 1901, S. 7580. Allgemeiner zu Johann von Küstrin siehe MOLLWO, LUDWIG: Markgraf Hans von Küstrin. Hildesheim 1926 und WEGENER, W. G.: Lebensgeschichte des Markgrafen Johannes von Brandenburg, s. 1. 1903. 8 FLINT, VALERIE: The rise of magic in Early Medieval Europe. Princeton 1991; SCOTUS, MICHAEL: Der Liber introductorius des Michael Scotus in der Abschrift Clm 10268 der Bayerischen Staatsbibliothek München: ein illustrierter astronomisch-astrologischer Codex aus Padua, 14. Jh. Beschrieben von ULRIKE BAUER. M ü n c h e n 1 9 8 3 .
9 BSB: Clm. 453, fols. 79-86: PEURBACH, GEORG: Horoskop für die Heirat Kaiser Friedrichs III. mit Eleonore von Portugal zw. 1450—1451. Vgl. FRIEDRICH, JOHANN: Astrologie und Reformation. Oder die Astrologen als Prediger der Reformation und Urheber des Bauernkrieges. Ein Beitrag zur Reformationsgeschichte. München 1864.
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Maximilian I. Auskünfte,10 und verschiedene Astrologen informierten Herzog Albrecht in Preußen über sein stellares Geschick.11 Regenten wollten sicher gehen, daß sie Glück verheißende Heiratskandidatinnen ausgewählt hatten. Sie wollten den günstigsten Zeitpunkt erkennen, um Kriege zu führen, und wollten, wie wir gesehen haben, ihren eigenen Machtbereich abstecken: Schwächen des Gegners zum richtigen Zeitpunkt ausnutzen, und mit der kalkulierenden Weitsicht eines Schachspielers den Gegner matt setzen. Außerdem bestellten Könige Astrologen in Zeiten eines politischen Krisenmanagements an den Hof.12 Damit ahmten sie von Feme den assyrischen König Sargon II. nach, der einen Astrologen mit auf seinen Feldzug genommen hatte.13 Sie traten in die Traditionen der Kaiser Augustus, Domitian und Tiberius, die sich von ihren Astrologen Askletarion und Thrasyllus über ihr politisches Schicksal informieren ließen.14 Sie folgten Caesar, Pompeius und Crassus.15 Schließlich imitierten sie die florentinischen Medicifürsten16 und die französische Regentin Katharina von Medici,17 Karl V. und Philipp II., wie dies auch Elizabeth I. mit ihrem John Deetat. 18 Nicht viel anders als diese berühmten Einzelbeispiele ließ sich also auch Johann von Küstrin beraten. Er ragt mit seiner astrologischen Neugierde unter den deutschen Potentaten nur deshalb hervor, weil er sich Tag für Tag seines stellaren Schicksals versichern wollte. Sein Verhalten kann und soll im folgenden neben andere Beispiele aus Dresden, Dessau und Brandenburg gestellt werden, weil sie gemeinsam zeigen können, daß die astrologische Beratung ein sehr schillerndes Phänomen war. Bisher ist kaum bekannt, in welchen Angele-
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STUHLHOFER, FRANZ: Georg Tannstetter. Astronom und Astrologe bei Maximilian I. und Ferdinand I. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 37, 1981, S. 7 - 4 9 . STUHLHOFER, FRANZ und HELMUTH GROSSING: Versuch einer Deutung der Rolle der Astrologie in den persönlichen und politischen Entscheidungen einiger Habsburger des Spätmittelalters. In: Anzeiger der philosophischhistorischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 117, 1980, S. 2 6 7 - 2 8 3 . THIELEN, PETER GERRIT: Die Kultur am Hofe Herzog Albrechts von Preussen (1525-1568). Göttingen 1953; GRAFTON: Cardanos Kosmos, S. 208. CAREY, HILARY M.: Courting disaster. Astrology at the English court and university in the Later Middle Ages. N e w York 1992. KOCH-WESTENHOLZ, ULLA: Mesopotamian astrology: an introduction to Babylonian and Assyrian celestial divination. Kopenhagen 1995. HUNGER, Hermann (HG.): Astrological reports to Assyrian kings. Helsinki 1992; ROCHBERG-HALTON: Babylonian horoscopes and their sources. In: Orientalia, 58, 1989, S. 102-123. NEUGEBAUER, OTTO und H. B. VAN HOESEN (HGG.): Greek horoscopes. Philadelphia 1959. CRAMER, FRIEDRICH: Astrology in Roman law and politics. Philadelphia 1954. Neuaufl. Chicago 1996; BARTON, TAMSYN: Ancient astrology. London 1994; POTTER, DAVID STONE: Prophets and emperors: human and divine authority from Augustus to Theodosius. Cambridge/Massachusetts 1994. Ebenda. Vgl auch CICERO, MARCUS TULLIUS: Über die Weissagung. De Divinatione. Lateinischdeutsch. Hrsg., übersetzt und erläutert von CHRISTOPH SCHÄUBLIN. München 1991, II, 99, S. 227. ROSSI, PAOLO L.: Society, culture and the dissemination of learning. In: S. PUMFREY, M. SLAWINSKI und P. ROSSI (Hgg.): Science, culture and popular belief in Renaissance Europe. Manchester 1991, S. 143-175. BRIND'AMOUR, PIERRE: Nostradamus astrophile. Les astres et l'astrologie dans la vie et l'oeuvre de Nostradamus. Ottawa 1993; SOPRANI, ANNE: Les rois et leurs astrologues. Paris 1987. POULLE, EMMANUEL: Horoscopes princiers des XIVe et XV siècle. In: Bulletin de la Société Nationale des Antiquaires de France, 1969, S. 6 3 - 7 7 . SHERMAN, WILLIAM H.: John Dee. The Politics of reading and writing in the English Renaissance. Amherst 1995.
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genheiten die Astrologen die Herrscher berieten.19 Berieten sie sie in politischen oder nur in medizinischen Fragen? Welchen Einfluß konnten diese Astrologen auf das persönliche Regiment in einem frühneuzeitlichen Staat oder auf das Territorium gewinnen? Waren sie Schmeichler und Betrüger, oder waren sie aufrichtige Wissenschaftler und nur humanistische Fürstenberater? Es wird mir darum gehen, diese Geschichte vor allem aus der Perspektive der Astrologen heraus zu erzählen. Die Tatsache, daß sich die Höfe und die geheimen Kammern für die Astrologen öffneten und die Astrologen in den verschiedensten Kulturen ein Gehör bei den Mächtigen fanden, 20 war von sehr fragilen politischen und sozialen Bedingungen abhängig: es bedurfte eines Herrschers, der ein Interesse an ihnen zeigte, und es bedurfte eines Konsenses innerhalb einer Gelehrtengemeinschaft, die die Nützlichkeit astrologischer Deutungen zu vermitteln wußte. 21 Wie im folgenden gezeigt werden soll, waren in den protestantischen Territorien des 16. Jahrhunderts diese beiden Bedingungen erfüllt. Hier gab es eine prosperierende Universität, die die Astrologie förderte: Wittenberg. Und hier gab es in der näheren Umgebung Fürstenhöfe, die sich für die Astrologie mal mehr mal weniger interessierten. Zumindest war ihre Maxime nicht: „Rühme dich nicht des morgigen Tages; denn du weißt nicht, was der Tag bringt." 22
Ein Fürst sichert sich ab - kein Tag ohne den Rat des Astrologen Markgraf Johann von Küstrin galt als aufrechter Lutheraner und gehörte in die zweite Garde politischer Potentaten. Seine ersten Biographen rühmen seinen Fleiß und seine Gelehrsamkeit: täglich hätte er hundert Seiten in der Bibel gelesen.23 Was sie geflissentlich verschweigen, ist die Tatsache, daß er sein ganzes Leben lang nach politischen Prognostiken lechzte. Da der große brandenburgische Hofastronom Johann Carion (1499-1538) Johann von Küstrin in seiner Jugendzeit unterrichtet hatte, erstaunt dessen Sympathie für die Astrologie nicht.24 Schon Johann von Küstrins Vater, Joachim I. (1499-1535), hatte Carion an den Köllner Hof berufen und ihm im rechten Flügel des Schlosses eine primitive Sternwarte eingerichtet. Carion war der angesehenste deutsche Astrologe in der ersten Hälfte des 16. Jahr19
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Ich beschränke mich auf solche Fürstenhöfe, deren Astrologen entweder selbst in Wittenberg studiert hatten, oder dort Professoren waren. Darüberhinaus beschränke ich mich auf das Genre der Horoskope und die damit verbundenen sogenannten Jahresrevolutionen. Zum Forschungsstand siehe zuletzt GRAFTON, ANTHONY T.: Geniture collections, origins and uses of a genre. In: M. FRASCA-SPADA und N. JARDINE (HGG.): Books and the sciences in history. Cambridge/England 2000, S. 49-68. Siehe außerdem CAREY: Courting disaster, 1992. SMITH, Richard J.: Fortune-tellers and philosophers. Divination in traditional Chinese society. San Francisco; Boulder, Oxford 1991. CRAMER: Astrology in Roman law and politics, passim und CAREY: Courting disaster, passim. Sprüche Salomos 27. 1. REINECCIUS, REINER: Chronica des Chur und Fürstlichen Hauses der Marggraffen zu Brandenburg. Wittenberg 1580, fol. V2v. MOLL wo: Hans von Küstrin, S. 5.
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hunderte.25 Er war so alt wie Philipp Melanchthon und hatte mit ihm zusammen in Tübingen unter Johannes Stöffler studiert. Stöffler war neben Regiomontanus, Peurbach und später Johannes Schöner einer der großen deutschen Astronomieprofessoren aus dem frühen 16. Jahrhundert. Carion selbst wurde bereits mit dreiundzwanzig Jahren Hofastronom am Hof des Brandenburger Kurfürsten Joachim I. und verfaßte mehrere Prognostiken und astrologische Schriften, unter anderem einen Traktat über die große Flut von 1524. Zeitlebens stand er in engem Kontakt mit Melanchthon. Er verfaßte mehrere Jahresrevolutionen auf seinen Herrn, Joachim I.,26 und schrieb so bedeutende Werke wie das Büchlein Bedeutnis und Offenbarung warer himlischer Influxion (1527)27 und die Chronica (15 32).28 Wegen dieser Werke bewunderte ihn Melanchthon als Astrologen und als Historiograph. Neben dem mächtigen Johannes Carion und dem humanistisch gesinnten Vater werden auch andere herrschaftliche Mitglieder des Hohenzollemhauses Vorbild für Johann von Küstrins astrologische Leidenschaft gewesen sein. Sie alle pflegten ein großes Interesse an Astrologen.29 Oftmals bat sein Verwandter Herzog Albrecht in Preußen (1525-1568) deutsche Astrologen um politische Erkenntnis,30 und der ferne Verwandte Markgraf Georg Friedrichs von Brandenburg-Ansbach (1543/1556—1603)31 liebäugelte genauso mit der Astrologie wie der Kurfürst Johann Georg (1571-1598). Johann von Küstrin hatte jedenfalls einen außergewöhnlichen Astrologen an der Hand, Petrus Cnemiander, auch Petrus Hosmann genannt. Jährlich - ja sogar fast täglich - beriet dieser ihn in den Jahren von 1552/53 bis 1566. Cnemiander hatte den Markgrafen oft um Dienste ersucht, doch konnte der Markgraf seinerseits sehr unwillig werden, wenn Cnemianders Prognosen nicht rechtzeitig in Küstrin eintrafen oder womöglich unordentlich angefertigt worden waren. So schreibt er Cnemiander 1562: „wohlgelahrter lieber doctor, ob wir wohl nicht zweiffein Ihr würdet aus einigen unsere erinnerungen unser Revolution auffs kunfftige Jar zu ferttigen. [...] und begern gnediglich an euch, ihr wollet [...] die Revolutionen besser stellen unnd ferttigen und were dieselbe alß von euch verfertigt, uns mit eigenem botten one seumen [...] inn Unser hofflager ubersenden und zuschicken [...] daran thut
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FÜRST, DIETMAR und JÜRGEN HAMEL: Johann Carion (1499-1537), der erste Berliner Astronom. Berlin 1988. Zur ersten Information siehe auch HOPPMANN, JÜRGEN G. H.: Astrologie der Reformationszeit. Faust, Luther, Melanchthon und die Sterndeuterei mit einem Vorwort von GÜNTHER MAHAL. Berlin 1998. 26 GStA PK BPHA Rep. 29 A, Nr. 1: CARION, JOHANNES: Revolutionför Joachim I. Anno salutis 1532. Diese Handschrift hatte sich auch Aby Warburg 1918 angesehen. Ferner sind von CARION noch Naivitäten überliefert für Herzog Albrecht in Preußen (GStA PK XX HA HBA A 4, Kasten Nr. 185; 1529 Februar 15) sowie auf die Geburt von Fürst Joachim von Anhalt, 1536 (LAO GAR NS Nr. 52,1, fols. 463-480). Vgl. auch KUHLOW, HERMANN: Johannes Carion. Ein Wittenberger am Hofe Joachim I. von Brandenburg. In: Jahrbuch für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte 54, 1983, S. 53-66. 27 CARION, JOHANNES: Bedeutnis und Offenbarung warer himlischer Influxion. s. 1. 1527. 28
CARION, JOHANNES: Chronica.
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Bisher gibt es keine Studie, die dies genauer darstellen würde. Selbst die älteren Arbeiten bleiben unzureichend. Siehe HLNTZE, OTTO: Die Hohenzollern und ihr Werk. ND der Ausgabe von 1915. Darmstadt 1979. THIELEN: Die Kultur am Hofe Herzog Albrechts. GStA PK I. HA Rep. 41 V. Fl: Nativitäten und Prognosen auf Georg Friedrich, Markgraf von Ans-
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N ü r n b e r g 1532.
b a c h - B a y r e u t h ; u. a. v o n ERASMUS REINHOLD, CYPRIAN LEOWITZ VON LEONITZENO, PHILIPP MELANCHTHON.
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Ir uns zu besonders guthgefallen. [...] Dat. Cüstrin Sonnabend nach Letare. Anno Domini 1562".32 So tat Cnemiander fast vierzehn Jahre lang Johann von Küstrin kund, wie sich die Gestirne des Markgrafen deuten ließen. Vierzehn lange Jahre. Wer war dieser unermüdlich fleißige Petrus Cnemiander? Ursprünglich Wittenberger Student begann er mit sechsundzwanzig Jahren seine Dienste für den Markgrafen. Erst als er achtunddreißig Jahre alt war, erlangte er 1565 den Doktortitel in der medizinischen Fakultät in Wittenberg. 33 Er hörte Peucers Dekanatsreden und ging schließlich in den späten 60er Jahren endgültig nach Cottbus. Cottbus gehörte damals zur Neumark. Dort wurde er als Stadtarzt approbiert und lebte ein gutes Stück Spree abwärts von Küstrin entfernt. Die Ratschläge in seinen Prognostiken zeigen, daß er mit den leiblichen Beschwerden des Markgrafen wohl vertraut war. Nicht weniger kannte er die geheimen politischen Ambitionen von Johann von Küstrin. Cnemianders Kommunikation mit dem Markgrafen hat einige außergewöhnliche Dokumente hinterlassen. So erstellte er neben einer Nativität insbesondere astrologische Jahresrevolutionen. Jahresrevolutionen waren seit Ptolemäus' Zeiten bei den Astrologen eine beliebte Methode, um mit Hilfe einer Nativität das Schicksal dieses Menschen für ein ganzes Jahr vorherzusagen. Dazu berechnete man mit Hilfe von Ephemeridentafeln sogenannte Transite, das sind Planeten, die über das Jahr hinweg durch die Häuser der jeweiligen Nativität wandern und dadurch neue glückliche oder unglückliche Planetenaspekte bewirken. 34 Aus diesen Daten konnte der Astrologe ablesen, ob und wie das Glück eines Menschen im kommenden Jahr stünde: ob er Glück mit seiner Gesundheit, seinen Kindern, in seiner Ehe, im Erwerb von Gütern, in der Religion, mit seinen Feinden und Freunden hätte. Alle Großen der Kunst: Ibn Ezra, Abumashar, Cardano und Gaurico kannten diese Art der Prognostik und hatten hierzu Bücher publiziert. Für die Zeit von 1552-1566 nun füllte Cnemiander seine Revolutionen-Büchlein fast ausnahmslos mit astrologischen Daten an. Seine Jahresprognostiken waren generell handliche Bücher im Quartformat. Mit ihrem grün angemalten Ledereinband sind sie den modernen abwaschbaren Taschenbüchern vergleichbar. Zur Not paßten sie in die Satteltasche eines in die Schlacht oder nur zur nächsten Festung ziehenden Grafen. Diese Dokumente sind teilweise deswegen von so herausragender Bedeutung, weil Johann von Küstrin sie annotierte und daraus der Einfluß der Astrologie auf seine politische Agilität abgelesen werden kann. Nur zwei Jahre lang schwieg Cnemiander, wobei die Ursachen seines Schweigens im Dunkeln bleiben. Der Ausfall Cnemianders hielt den Markgrafen nicht davon ab, innerhalb kürzester Zeit einen neuen Astrologen zu engagieren: den künftig so berühmten Theologen Martin Chemnitz (1522-1586), der der theologische Nachfolger von Melanchthon werden sollte.35 Im Jahre 1553 befand sich Chemnitz gerade auf dem Rückweg von Königsberg
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GStA PK I. HA Rep. 9 Allgemeine Verwaltung K. lit. m. I fase. 4 [1562]: Erinnerung an Magister Petro Cnemiander wegen Verfertigung von Revolutionen anno 1562. [Konz. ]. Ich danke Dr. Esteban Mauerer für Hilfe bei der Transkribierung. HOSMANN, PETRUS: Praesidente Casparo Peucero Philosophiae et artis Medicae Doctore et Professorein Academia Witebergensi, respoHdebunt de sequentibus Thematibus. Wittenberg 1565. Vgl. TESTER, S. J.: A History of Western Astrology. Wolfeboro, N. H. 1987, S. 168f. Ausfuhrlich zur Person siehe KAUFMANN, THOMAS: Martin Chemnitz (1522-1586). Zur Wirkungsgeschichte der theologischen Loci. In: H. SCHEIBLE (HG.): Melanchthon in seinen Schülern. Wiesbaden 1997, S. 183-255.
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nach Wittenberg, wo er zuletzt dem Herzog Albrecht in Preußen als treuer Hofbibliothekar und Astrologe gedient hatte. Offensichtlich beauftragte der Markgraf ihn auf seiner Rückreise damit, ihm eine Jahresrevolution zu erstellen, was Martin Chemnitz wohl eher unfreiwillig tat. Sehr distanziert äußert sich Chemnitz über das persönliche und politische Schicksal des Markgrafen. So wundert es kaum, wenn Chemnitz zwei Jahre später sein astrologisches Intermezzo beendet und von der markgräflichen Bühne abtritt, auf die nun Cnemiander wieder zurückkehrt. Weder der Markgraf noch Cnemiander verlieren je ein Wort über die vergangenen zwei Jahre. Ab jetzt fängt Cnemiander an, dem Markgrafen jahrelang ununterbrochen zu dienen. Die Jahresrevolutionen Cnemianders waren gewöhnlich in deutscher Sprache geschrieben. Er schnitt die astrologischen Informationen so auf die konkrete Nutzanwendung zu, daß der Markgraf Tag für Tag wußte, welches stellare Schicksal ihn ereilen würde. Wie hatte sich Cnemiander gleich noch dem Kurfürsten anempfohlen? „Das ist ein weiser mann, der sich selbst in sein Glück fügen kann."36 Frei von dem Ballast der rein technischastrologischen Details hielten sich seine Prognosen im Rahmen der vagen Taxonomie von „höchst glücklich" über „nicht unglücklich" bis hin zu „das Glück scheint wieder abzunehmen". Diese Prognosen waren verständlich, was wohl dazu beitrug, daß Johann von Küstrin sie zu seinem täglichen Begleiter erhob. In einem Fall erhielt eine „Revolution" ein besonderes politisches Gewicht: Johann von Küstrin wandelte sie in ein persönliches Kriegstagebuch um.37 Fleißig notierte er als Aspirant im kaiserlichen Feldzug 1552 seine militärischen Schritte in die Jahresrevolution von Cnemiander ein. Tag für Tag hatte dieser dem Fürsten erläutert, welcher Tag glücklich und welcher Tag unglücklich sei. Für den Monat April hatte er ihm vorhergesagt: „dieser monatt ist sehr gutt.", für den 23. April hieß es sogar, ,jubilate". Für Juni verhieß er dann: „dieser Monat ist der beste" und so weiter und so fort. Ausgestattet mit dem Optimismus, daß die Sterne ihm gewogen seien, zieht Johann von Küstrin von Anfang Juni bis zum 26. 8. 1552 mit seinen Begleitern von Cottbus über Zittau bis nach Pilsen.38 Dort trifft er, wie Cnemiander ihm prophezeit hatte, unter günstigen Auspizien einen kaiserlichen Beamten und kehrt am 9. 10. wieder heim nach Küstrin. Für die Zwischenzeit, z. B. den 9. September, vermerkt der Markgraf in seiner Jahresrevolution akribisch: „von da an mach vier Meilen" oder ein paar Tage später „stille", weil ihm eine ungünstigere Konstellation verheißen wurde. Johann von Küstrin steckte die Strecke seiner Tagesmärsche minutiös mit Hilfe von Cnemianders Prognostik ab. Was war geschehen, daß Johann von Küstrin seine Entscheidungen offensichtlich täglich in Harmonie mit dem stellaren Schicksal bringen wollte? Im Jahre 1548 war der Markgraf ein Mitglied der sogenannten .Fürstenopposition' gegen Kaiser Karl V. gewesen, einer fürstlichen Gruppierung um den frisch gekürten Kurfürst Moritz von Sachsen, die sich gegen das sogenannte Interim des Kaisers auflehnte. Vier Jahre später, 1552, stand von Küstrin erneut vor der Entscheidung, sich entweder auf die Seite des Kaisers zu stellen oder 36
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Staatsbibliothek zu Berlin: Ms. boniss. quart 381: HOSMANN, PETRUS: Des durchlauchtigerm Hochgebornen flirsten und herm Johansen Markgrafen zu Brandenburg et Revolution auff das Jar nach Christi unsers seligmachers geburt 1559, fol. 4r. Staatsbibliothek zu Berlin: Ms. boruss. quart. 377: HOSMANN, PETRUS: Iuditium Revolutionis Illustrissimi Principis ac Domini, Domini Ioannis Marchionis Brandenburgensis, Stetini et Pomeraniae et Ducis et Burggraviii Noribergensis: ad annos Christi MDLII et MDLIII, fols. 20rff. Vgl. MOLLWO: Hans von Küstrin, S. 308.
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gegen ihn zu kämpfen. Zunächst wandte er sich brüsk vom Kaiser ab, weil ihm als Lutheraner das Interim zuwider war. Doch dann, plötzlich im Herbst, tritt er auf die Seite des Kaisers über und wird als Offizier in kaiserliche Dienste übernommen. Er dient ihm im 5. Reichskrieg gegen den französischen König Heinrich II. Die Tagebuchnotizen stammen aus dieser Zeit. Bereits vor etlichen Jahren äußerte Paul Schwartz die Vermutung, daß die astrologischen Prognosen die „politischen Schlangenlinien" des Markgrafen provozierten. 39 Denn der plötzliche Wechsel von der Seite des sächsischen Kurfürsten an die Seite des katholischen Kaisers entsprach einem eiskalten Kalkül politischen Machterhaltes, das Johann von Küstrin durch astrologische Erwägungen forcieren ließ. Ausschlaggebend für den Parteienwechsel waren in diesem beispiellosen Fall nicht konfessionelle Bündnisüberlegungen, sondern die Aussage Cnemianders 1552, der ihm verheißen hatte, daß der Kaiser ihm in diesem Jahr sehr gewogen sein werde; wohingegen ihn Kurfürst Moritz von Sachsen durch seine eigenen territorialen Ambitionen bedrohen würde. Dieses Beispiel eines astrologischen Krisenmanagements ist in der Tat faszinierend, 40 zugleich aber singulär. Nur hier, und nur an dieser Prognose läßt sich sicher ablesen, daß der Markgraf seine politische Orientierung aus Cnemianders Jahresprognosen zog, sobald er in Entscheidungsnot geraten war. 1552 war er nämlich unschlüssig darüber gewesen, ob er sich auf die Seite des Sächsischen Kurfürsten schlagen und das Risiko eingehen sollte, von diesem mächtigen Fürsten eingeschüchtert zu werden; oder ob er sich auf die Seite des katholischen Kaisers begeben sollte, um somit Schutz gegen den Sachsenfursten zu erlangen. Vor dem mächtigen Sachsen hatte er hohen Respekt. Auch in der Zukunft achtete Johann von Küstrin ganz besonders auf das politische Geschick seines Nachbarn; dies wiederum ließ sich Cnemiander nicht entgehen, um seinen Dienstherren zufrieden zu stellen. Cnemiander versteht es, wiederholte Male den Markgrafen indirekt gegen den Sachsenfursten aufzuwerten: Sei es, daß er ihn, wie wir einleitend gesehen haben, mit einer zweiten Prognose beruhigt, oder sei es, daß er ihm, wie 1558, nachdem der „ale" Kaiser Karl V. verstorben und Ferdinand neu gewählt worden war, verhieß, ihm, Johann von Küstrin, und nicht dem Sachsenfursten werde die Gunst des neuen Herrschers zuteil.41 Ihm, dem Markgrafen, sei auch die neue Königin von England, Elizabeth, wohl gesonnen, wohingegen sie dem Sachsenfürsten mißtrauisch begegne. Diese Verheißungen klingen anmaßend, wenn man bedenkt, daß das Territorium von Johann von Küstrin äußerst klein war, und die wohlmeinenden Vorstellungen, die Cnemiander seinem Herrn vermittelte, kaum mit der politischen Realität übereinstimmten: nicht 39 40 41
SCHWARTZ: Die Politik des Markgrafen, S. 1 - 1 2 . SCHWARTZ: Die astrologischen Schriften, S. 7 5 - 8 0 . Ähnliche Beispiele bei CAREY: Courting disaster, passim. Staatsbibliothek zu Berlin: Ms. boruss. quart. 383: HOSMANN, PETRUS: Des großmechtigen kaysers Caroli des alten: itzt Regirender kayser Mayest. Ferdinandi: Beider Könige, von Franckreich und Engeland. des F. G. Hertzog Augusti von Sachsen: und Marggraff Georg. Friderichs von Anspach etc. Revolution. Dort verheißt er fol. 3v: „Mitt itzt regierender kay. May. stehett ir May. [gemeint ist Johann von Küstrin] nicht allein in gutten vernehmen, sondern auch in gar (gemehrten) redten und aufflegen / des gleichen auch ihrer May. folget der Konig aus England aus Ursachen oben gemeldet. Der Churfurst von Sachsen befindet wenig gunst und gluck bey aller dreyen sonderlich aber bey dem alen kayser Carolo, dan Ascendentia luminaria, domini anni partis fortunae seind alle einander entkegen. Wie dan auch sons Ir Chur F. G. Revolution nicht sonder glucklich ist. Derhalben ich abgeschreckt dieselbige nach vleißiger beschreibung."
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Johann von Küstrin, sondern der Kurfürst von Sachsen wurde, neben dem Erzbischof von Mainz und dem Herzog von Bayern, vom Kaiser, vom französischen König Franz II. und von der englischen Königin als einer der mächtigsten Fürsten im Reich wahrgenommen. In den darauffolgenden Jahren läßt sich nicht mehr erkennen, daß die Jahresrevolutionen Cnemianders jemals wieder eine solche politische Funktion erhielten, wie in diesem politischen Schicksalsjahr 1552. Allerdings trat Johann von Küstrin später auch nicht mehr als machiavellistisch ambitionierter Herrscher auf, der die Astrologie zu seiner politischen Entscheidungsgehilfin gebraucht hätte. Außer im Jahre 1552 spielte er ohnehin keine so bedeutende Rolle auf dem politischen Parkett des Reiches. Trotzdem fahrt Cnemiander in den politisch ruhigen Jahren fort, Revolutionen zu berechnen. Jahr für Jahr, Tag für Tag, und schließlich ein wenig monoton. Insbesondere diese Revolutionen erlauben es, etwas genauer dem praktizierenden Astrologen bei der Arbeit zuzusehen. Was teilte Cnemiander seinem Herren eigentlich mit? Zumeist handelt es sich um Informationen über den Gesundheitszustand des Markgrafen und um Prognosen über eine bevorstehende Krankheit. Cnemiander beklagt sich darüber, daß es kaum astrologisch praktizierende Ärzte gäbe und die glorreichen Zeiten von Galen und Hippokrates vergangen seien.42 Sodann beurteilt er Glück und Unglück des Markgrafen in seinen alltäglichen Beschäftigungen: beim Jagen, beim Glücksspiel, beim Reiten oder im Kirchenregiment: „Solchs gebt auch die stem im neinden hauß, macht freunddschafft und gutten willen semptlicher hoher potentaten, gibt glück zum Religion sachen auch der mehren teils markraffige treume die nicht zuverachten [...] gebt gluck und nutz on offenthalben freuden Ehestand und handel und Mercurius ein herr selber profection zugleich domus Revolutionis und Chronocrator fortui wirt alle Mercurialischen hendel festigen, in vielen Jagen und dergleichen [.. ,]."43 Neben solchen umständlichen jährlichen Aussagen über das innenpolitische und das persönliche Schicksal von Johann von Küstrin achtete Cnemiander besonders auf politische ,Feindanalysen'. Sie bleiben das wichtigste Element der Jahresprognostiken - genau wie bei dem oben beschriebenen Turnier gegen Kurfürst August von Sachsen. ,Feindanalysen' waren eigentlich für einen Astrologen eine leichte Aufgabe, weil sie Ptolemäus so verständlich dargestellt hatte.44 Man nahm die Nativitäten zweier Menschen, verglich anhand einiger
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GStA P K I. HA Rep. 9 Allgemeine Verwaltung K lit. m. I fasc. 4 [ 1 5 5 4 ] : H O S M A N N , P E T R U S : Des durchlauchtigen hochgeborenen Fürsten und Herrn, Herrn Johansenn Marggraf zu Branndenburg zu Stettin, Pomern, der Cassuben und Wenden Herttzoge Burggraf zu Nürnberg und Fürsten zu Rügen Revolution auff das Jar nach Christi Geburtt 1554, fol. 7v: „Da aber die vortrefflichen ertzt Hippokrates und Galenus, welche solchen sich zu alter zeit alle [.... ] halten und brauchen, allwegs Astrologam coniungirt, und ohne dieselbige sich keiner curation angenommen und verstanden haben. Also [...] nun mancher und kenntisse jettzt [...] sagt doch gantz Deutschland, hatt aber wenig lib letztlich Irer achten, do man unter hunderten nicht einen findet der sich der Astrolgoy vleißige, und zu artzneyen gebraucht. Do und wel es nun klar ist, das diese kunst der Astrology grossen nutz habe, und beide von dem göttlichen Gott furgeschriebn werden, und haben regenten erfunden is worden, thut E. F. G. woll und wahr daran, sich auch neben andern hohen tugenden villich gerumet das habgedacht E. F. G. selbige kunst vor anderen und forderst auch so viel möglich und von andern nutzen geschefften zubehaupten selbst derselbigen (gepfleget) und verkündet." Ebenda, S. 21vf. C L A U D I U S : Tetrabiblos. Edited and translated into English by F. E. bridge/Massachusetts 1940, IV, 7, S. 413ff. PTOLEMÄUS,
ROBBINS.
Cam-
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Politische
Wirklichkeit
und politischer
Anspruch
der
Astrologie
ausgewählter Planeten, in welchen Häusern sie jeweils standen, und zog die Schlußfolgerung. Standen die Planeten in beiden Nativitäten in denselben Häusern, dann konnte man die zwei Probanden als Freunde ansehen. Standen sie jedoch in opponierenden Häusern oder in ungünstigen Winkelgraden zueinander, verhieß diese Konstellation eine lebenslange Feindschaft. Diese Art der Beziehungsanalyse war bei vielen Herrschern beliebt. Die Anhaltiner nutzten sie vor allem zur Absicherung ihrer eigenen Ehepläne aus.45 Hier fragten die Astrologen dann, ob die zukünftigen Ehepartner glücklich würden und ob aus der Verbindung dynastische Erbfolger hervorgingen. Sie untersuchten, welche Stärken und Schwächen die zukünftige Ehefrau im Vergleich zu anderen Heiratsanwärterinnen mit in die Ehe brächte. Derartige Informationen konnte im Vergleich zu anderen frühmodernen Wissenschaften nur die Astrologie liefern. Die einzige Ausnahme war die Physiognomie, die jedoch keine Beziehungsanalysen über weite Distanzen hinweg liefern konnte, sondern darauf angewiesen war, das Gegenüber persönlich in Augenschein zu nehmen. Johann von Küstrin interessierte sich jedoch kaum für eine astrologisch abgesicherte glückliche Beziehung zu seiner Frau. Er war seit 1536 verheiratet. Was ihn sein Leben lang interessierte, war das anstehende Verhalten seiner politischen Gegner. Dies war ihm derart wichtig, daß er Petrus Cnemiander anwies, ein kleines Memorial anzulegen, in dem dieser die Temperamente von vierzig Herrschern und teils auch von deren Frauen, von denen der Markgraf wiederum fürchtete, daß sie Einfluß auf ihre Ehegatten gewinnen könnten, auflistete.46 In dieser Liste vermerkte Cnemiander, daß der König von Dänemark ein Choleriker war, und der König von Polen ein Melancholiker. Diese Informationen konnte Cnemiander leicht aus seinen jährlichen Feindanalysen zusammenstellen, weil sich der Markgraf jedes Jahr ausfuhrlich über sein Verhältnis zu Kaiser Karl V. informieren ließ,47 später über sein Verhältnis zu Ferdinand, zum polnischen König, zur Königin von England, zum König von Dänemark, zum König von Frankreich, zum Kurfürst von Sachsen, zu Mitgliedern aus seiner Familie, zu den benachbarten Herzögen von Pommern, Mecklenburg und Holstein. Cnemiander gibt etwa nach folgender Art Auskunft: „Fürstliche Durchlauchtigkeyt Carolus Hertzog aus Österreich hat gleiche glückliche Revolution propter gradum horoscopatum (!) geniturae".48 Ein anderes Mal beschreibt er es so: „vor [...] allen Saturnischen personen als den Erzhertzog in Österreich Ferdinand, allen dreyen gebrüdern Hertzogen zu Sachsen, den Landgraffen zu Hessen, Fürst Wolfgang zu Zweybrücke und andern unter dem Satumo und dem Zeichen des Lewen geboraen, diß Jhar gewarnt sein, sich mit denselben nicht einzulassen oder je so viel desto vorsichter mit Inen zufahren."49 45 46 47 48
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LAO GAR NS Nr. 52, I, fols. 366-369: GOTTSCHALK, CASPAR: Brief plus Nativitätsanalyse der ELEONORA VON WÜRTTEMBERG übersendet an JOACHIM ERNST VON ANHALT. GStA PK I. HA Rep. 9 Allgemeine Verwaltung K. lit. m. I fase. 4: HOSMANN, PETRUS: Verzaichnung der Planeten. Staatsbibliothek zu Berlin: Ms. boruss. quart. 383: HOSMANN, PETRUS: Des großmechtigen Kaysers Caroli des alten. 1559. GStA PK BPHA Rep 29 V 4, unpag.: HOSMANN, PETRUS: Des Durchlauchten, Hochgebornen, Fürsten und Herrn, Herrn Johansen Marggraffen zu Brandenburgk zu Stettin, Pomerm, der Cassuben, Wenden und in Schlesien zu Crossen Hertzoge, Burggraffen zu Nürnberg, unnd Fürsten zu Rügen etc. Revolution, auff das Jar nach Christi Geburt 1562. GStA PK BPHA Rep. 29 V Nr. 5, fol. 25rv: HOSMANN, PETRUS: Des Durchlauchtigen Hochgebomen Fürsten und Herrn, Herrn, Johansen Marggrafen zu Brandenburg zu Stettin, Pomern, der Casuben,
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Um derartige Prognosen erstellen zu können, mußte sich Cnemiander selbst eine jener Sammlungen hochherrschaftlicher Horoskope angelegt haben, die wir noch näher kennenlernen werden.50 Mit seinem sehr präzisen und inhaltlich verständlichen Stil unterscheidet sich Cnemiander von vielen seiner Zeitgenossen, beispielsweise von Jakob Milich (1501-1559). Jakob Milich war ungefähr so alt wie Philipp Melanchthon und Joachim Camerarius. In den frühen 20er Jahren war er von Melanchthon nach Wittenberg berufen worden, doch seine eigentliche medizinische und astrologische Ausbildung hatte er von dem berühmten kaiserlichen Leibarzt Tannstetter (ca. 1480-1530) in Wien erhalten. Tannstetter hegte ein besonderes Interesse für die Verbindung von Medizin und Astrologie.51 In Wittenberg war Milich zunächst Professor für Mathematik und später Professor für Medizin, wo er unter anderem Caspar Peucer die Lizenz zum Unterrichten gab.52 Alle seine ehemaligen Schüler, wie Veit Winsheim,53 Johannes Schöner54 und Caspar Peucer, erinnerten sich später an einen großen Mediziner, der ihnen mit seinen mathematischen und medizinischen Kenntnissen ein großes Vorbild war.55 Er verfaßte keine Schriften über Astrologie und Medizin, sondern praktizierte als Arzt und benutzte dabei die Astrologie. Dieser Medizinprofessor diente in den 40er Jahren dem Anhaltiner Fürsten Joachim (1530-1561) als Leibarzt und erstellte ihm Horoskope, in denen er seinen Patienten mit einem äußerst kargen Gerüst astronomischer Daten konfrontierte.56 Sextil-, und Oppositionssymbole, Glücksknoten und Planetensymbole wurden hier einfach in einen Jahreskalender eingetragen, wobei Milich auf eine Deutung dieser Daten sogar in seinen Begleitbriefen verzichtet. Nur derjenige, der selbst in der Astrologie kundig war, konnte derartige Prognosen verstehen. War er dies nicht, mußte er als Patient, für den das Berechnete bestimmt war, seinem Leibarzt zuhören. Bei Cnemiander hingegen sehen wir das Bemühen, wissenschaftliche Redlichkeit und laienhafte Nutzanwendung zum Wohle des Letzteren miteinander zu verbinden. Trotz seiner verständlichen Deutungen läßt er es sich nicht nehmen, dem Fürsten Methodenreflexionen zu unterbreiten, die zu längeren Monologen über die zwei Erkenntnisstämme der Astrologie ausarten - über die „rationalen
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Wenden und in Schlesien zu Crossen Hertzogen etc. Burggrafen zu Niirnbergk und Fürsten zu Rügen Revolution auff das Jar nach Christi unser üben Herrn und erlosers geburt 1565. Siehe Kapitel IV. TANNSTETTER: Artificium de Applicatione Astrologie ad Medicinafm], Straßburg 1531. Siehe auch Anm. 10. PEUCER, CASPAR: Presidente Iacobo Millichio Artis Medicae Doctore, respondebit de XX. prioribus propositionibus M. Casparus Peucerus. Wittenberg 1552, 4 Blatt. MILICH, JACOB: Oratio de consideranda sympathia et antipathia in rerum natura. Wittenberg 1550. SCHÖNER, JOHANNES: Tabulae astronomicae, quas vulgo, quia omni difficultate et obscuritate carent, resolutas vocant. Ex quibus cum erraticorum, tum etiam fixorum siderum, motus, tarjn ad praeterita quam futura, quantumvis etiam longa secula, facillime calculari possunt, per Ioannem Sconerum Mathematicum diligentissimum correctae et locupletatae. Nürnberg 1536, S. 2v-3r. Vgl. etwa STIFEL, MICHAEL: Arithmetica integra. Cum praefatione PH1LIPPI MELANCHTHONIS. Nürnberg 1544, Vorrede. Vgl. eine der insgesamt neun Revolutionen. LAO GAR NS 52, II, fols. 234-283: MILICH, JACOB: Revolucio Illustrissimi principis Joachimi ad Anhaldt etc. ad annum domini currentem 1548 aetatis vero 39 completum currentem vero 40.
Abb. 2: Zu den wichtigsten Aufgaben eines Astrologen gehörte es, den Sonnen- und Planetenstand während der Geburt festzuhalten, um ein Horoskop zu entwerfen. Aus Walter Rueffs De conceptu et generatione hominis. Frankfurt am Main 1580.
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Prinzipien", sowie die persönliche Erfahrung eines jeden Astrologen.57 Die Erfahrung steht an erster Stelle: „Wie dan der autor on das, wegen anderer seiner scriptorum so er öffentlich an tag geben, seiner dieser kunst grossen erfarung, vorstanden, und vleyssiger bey menniglich sonderlich aber dieser kunst erfarung genügsame zeugniß hat, also das er (...) unser zeit vor der vornemsten artzthen zu gantz Europa billig geruhmet und gehalten wirt [gemeint ist vermutlich Cardano]. Und ist zu dem solch prognosticum so viel desto wichtiger und (gewehr), dass er nicht allein auff die blossen Aphorismos oder auch regulas et praecepta artis, sondern auff vorgenommene gleiche significationes und Ihre hierauff erfolgete effectus gestellet ist. Wie dan die Ars astrologica eigentlich neben den rationalibus principiis vornemlich auch auff der experientz stehet, und anfenglich von den artificibus aus vielen Observationen und langen erfahrung ist erfunden und constituieret worden."58 Hin und wieder teilt uns Cnemiander sogar seinen persönlichen Erfahrungsschatz mit, indem er Vergleiche zu seinen vergangenen Prognosen anstellt, und vor diesem Hintergrund neue Prognosen formuliert, die in Zukunft Gültigkeit beanspruchen dürfen.59 Aus der vierzehn Jahre währenden astrologischen Tätigkeit ist somit eine eng verflochtene astrologische Narrative über den Markgrafen Johann von Küstrin entstanden, die man auch als ein Dokument über die Arbeitsweise eines Astrologen lesen kann; eines Astrologen, der nicht zur universitären Elite gehörte, und doch kein vagabundierender Jahrmarktsastrologe war; also keiner jener Vertreter war, die sich wie der historische Faust den Aufenthalt in einer Stadt mit dem Schreiben von Prognostiken verdienen mußten und deren Ansehen sehr kontingent war. Es ist interessant, Cnemianders eigentlich ,unwissenschaftliches' Werk auf seine wissenschaftliche Redlichkeit hin zu befragen. Da Cnemiander die Erfahrung zur Lehrmeisterin aller seiner Prognosen erhoben hatte, müßte sich doch innerhalb von vierzehn Jahren ein Wissensprozeß widergespiegelt finden, in dem er mit neuen Erfahrungen alte Einsichten
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Staatsbibliothek zu Berlin: Ms. boruss. quart. 380: HOSMANN, PETRUS: D e s durchlauchtigen hochgebornenn fiirsten und herrn, herrn Johansen Marggraffe zu Brandenburg, zu Stettin Pomern, der Cassüben und Wenden hertzogen und fiirsten zu Rügen etc. Revolution. Auff das Jar nach Christi unsers lieben herrn und erlosers geburt 1558, fol. 5rv: „Also sind auch in der gestirn der genitur und Revolution etliche vornehme significatores, welche die vortrefflichsten stercken bedeutungen haben. Neben aber und under sein auch ettliche specialies und partiales significationes, welche sich der vornehmen haltten, und in Iuditiis nach einen müssen reguliere« werden. Welches w o es nicht observiret wirtt (als von dieser kunst unervahrnen viel geschichtt die nicht neher dan etwa auff eine partialem significationem sehen post habitis principalibus regulativus minus principalis) muß also ihre grund und folge geprochen und also weitt gefhelett werden. Demnach mein brauch ist alwey in nativiteten und Revolution solche vornehme significatores mitt fleiß anzusehen und zubetrachten und auß derselbige gelegenheitt und zustand in der figur ein general und algemein Iuditium zu premittirn, damitt ich und die person welches solch Iuditium gestellet gleich ein gemeine regel und prob haben aller folgenden Iuditiorum; in Wasen grad glucks oder Unglücks folgende speciales significatores sollen und müssen verstanden werden. Solcher signification aber so der gantzen Revolution und wer anzeigung vornehmlich walten sind fünff, der her oder gubernator [...]."
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GStA PK I H A Rep 9 Allgemeine Verwaltung K lit. m. fasc. 4 [1564], fol. lrv: HOSMANN, PETRUS: Abschrift eines Prognosticon von CNEMIANDER auf das Jahr 1562 in Briefformat. Siehe beispielsweise GStA P K BPHA Rep 29 V 4: HOSMANN, PETRUS: Des Durchlauchten, Hochgebornen, Fürsten und Herrn, Herrn Johansen Marggraffen zu Brandenburgk zu Stettin, Pomerm, der Cassuben, Wenden und in Schlesien zu Crossen Hertzoge, Burggraffen zu Nürnberg, unnd Fürsten zu Rügen etc. Revolution, auff das Jar nach Christi Geburt 1562.
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und Voraussagen korrigierte oder präzisierte. Direkt traute sich Cnemiander jedoch nicht, seinen Herren über Korrekturen an seinem Wissensschatz aufzuklären. Er gibt das Arcanum professioneller Autorität zugunsten der Anerkennung eines - modern offenherzigen - Wissenschaftlers nicht auf. Nie geht er so weit, dem Leser minutiös zu dokumentieren, wie er falsche Prognosen des Vorjahres in seinen privaten Erfahrungshorizont einordnete - und korrigierte. Indirekt hat er sicherlich die eine oder andere Prognose sowie Meinungen von Autoritäten durch die persönliche Erfahrung korrigiert, was anzunehmen ist, weil andere Astrologen aus dem Wittenberger Umfeld nicht zögerten, ihre Selbstkorrekturen und diejenige von Autoritäten preiszugeben: etwa David Herlitz und Martin Chemnitz, wie wir später noch sehen werden. Cnemiander gehört jedoch zu denjenigen Praktikern, die sich ihre Erwerbschancen auf keinen Fall verspielen wollten und deshalb Fehler und deren Korrektur verschwiegen. Mit diesem Habitus befindet sich Cnemiander im Trend der Astrologen des 16. Jahrhunderts. Selbst eine so anerkannte Autorität wie Cardano fürchtete den Verlust seines professionellen Rufs, sobald eine Fehlprognose entdeckt war.60 Außerdem kannte jeder praktizierende Astrologe seine natürlichen Feinde: die Kritiker, die wie Geier auf jede Fehlprognose lauerten, um die ganze Wissenschaft in Bausch und Bogen zu verdammen. Cnemiander achtet deshalb peinlichst genau darauf, zu betonen, daß die Verläßlichkeit seiner Prognosen nur annähernd sei.61 In besonders heiklen Fällen, wie in der Frage nach der Todesart des Markgrafen, überläßt er es dem Leser, selbst die Entscheidung zu treffen, und zieht sich auf seine Autoritäten zurück: nach Ptolemäischer Lehre würde der Markgraf eines natürlichen Todes sterben, nach der Lehre der Araber spezifischer an einem Magengeschwür usw. Dieser so von Cnemiander selbst geschaffene Spielraum sollte ihn vor der Mißgunst des Markgrafen schützen. Allerdings bleibt fraglich, ob ihm dieser Spielraum etwas genutzt hätte, sobald er ein bestimmtes Fehlerpotential überschritten hatte, und ob nicht der Markgraf, und weniger er selbst, das geduldete Maß an Fehlern eigenmächtig definierte. Wie wir gesehen haben, kannte Cnemiander die politischen Zielvorgaben seines Herren gut: er kannte dessen Mißtrauen gegenüber dem Sachsen. Er paßt sehr indirekt seine wissenschaftliche Redlichkeit diesen politischen Rücksichtnahmen an. Zwar verheimlicht er keine politisch unglücklichen Nachrichten, doch verpackt er sie so, daß sie in eine lange Reihe hoffnungsvoller Prognosen eingebettet werden. Dadurch wird die negative Wirkung einer Prophezeiung auf den Leser merklich abgemildert. Diese Taktik fällt auf, weil Cnemiander politisch unglückliche Prognosen grundsätzlich anders präsentiert als unglückliche Prognosen über den Zustand der Gesundheit. Aussagen über drohende Krankheiten teilt Cnemiander ohne jede Scheu mit.62 Unverblümt werden hier unglückliche Konstellationen 60
V g l . d a z u a l l g e m e i n FESTINGER, LEON, H E N R Y W . RJECKEN, STANLEY SCHACHTER: When
Prophecy
falls. Minneapolis 1956; GRAFTON: Cardanos Kosmos, S. 233ff. 61 GStA PK I. HA Rep. 9 Allgemeine Verwaltung K lit. m. I fasc. 4 [1554]: HOSMANN, PETRUS: Des durchlauchtigen hochgeborenen Fürsten und Herrn, Herrn Johansenn Marggraf zu Branndenburg zu Stettin, Pomern, der Cassuben und Wenden Herttzoge Burggraf zu Nürnberg und Fürsten zu Rügen Revolution auff das Jar nach Christi Geburtt 1554. 62 Staatsbibliothek zu Berlin: Ms. boruss. quart. 383: HOSMANN, PETRUS: Prognostica generalia et specialia. 1555, fol. 3r: „Droen Ihr F. G. im gegenwertigen zweiundvierzisgten Jar Ihres alters gefahr in Thurniers Übung auch etliche kranckheiten aufs überflüssigen wircken, sunderlich rhohigkeit des Halses, huesten Cathar und wesserung der äugen ain Profect. alc. taurus Signum accedat et Saturnis perfectionem illam retro aspectum intueatur. Und magk Ihr F. G. der äugen woll waehrnehmen das Ihr F. G. der wegen nicht verletzt werde cum Falciver [.... ] 3rv: Und wirdt Ihr F. G. dis Jar offt und vielmehr
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in ihrer Auswirkung auf die damit verbundene psychische, melancholische Disposition des Markgrafen analysiert - so, z. B., wenn dieser eine Depression zu erwarten hatte. Wenn er aber, wie gesagt, in seinen astrologischen Deutungen auf eine mögliche kriegerische Niederlage stößt, oder darauf, daß Johann von Küstrins politisches Ansehen bei den benachbarten Fürsten, beim Kaiser oder beim französischen König zu sinken droht, dann wird er sprachlich vorsichtiger, wenn auch nicht weniger offen.63 So zeigt Cnemiander durch alle seine Jahresprognosen hindurch ein feines Gespür dafür, den kriegsfreudigen Herrscher über dessen ureigenste Interessen, nämlich über das Kriegsglück und die Gesundheit, aufzuklären, und ihn zugleich an fromme Herrscherpflichten zu erinnern. So vermerkt er für den 25. Dezember nicht etwa: Weihnachten, sondern lapidar „freud und lust, ausgenommen in kriegssachen".64 Und setzt dem Markgrafen mehrmals auseinander, warum die astrologischen Erkenntnisse begrenzt seien, und Gott seine Omnipotenz behalte. War Cnemiander also ein großer Schmeichler? Einerseits sicherlich, wenn man sieht, wie vage er knifflige Fragen beantwortet, und wie er die glücklichen Vorzüge seines Herren über die unmittelbaren Nachteile seiner persönlichen Gegner lobend hervorhebt. Er wagt es nur äußerst selten, eigene politische Vorstellungen zu äußern. Andererseits jedoch entsprach seine vorsichtige Art der Präsentation genau dem Standard, den Melanchthon gesetzt hatte. Dieser hatte die Astrologen dazu aufgerufen, durch die Vermittlung astrologischer Informationen das Gute im Menschen zu fördern, ihn in seinem Glück zu bestärken und zugleich im Unglück die Hoffnung auf Heil zu forcieren. Alles Unglück sollte durch die tröstenden Verweise auf die menschliche Abhängigkeit von der göttlichen Gnade aufgehellt werden.65 So war Melanchthon im Jahre 1554 immer noch verzweifelt über den Vorwurf seiner Zeitgenossen, die Astrologen würden die böse stellare Verdammung des Menschen erstreben.66 Es mag ein wenig skurril anmuten, daß, gemessen am astrologischen Standard der Zeit, Glück und Sieg im Krieg, das politische Ansehen eines mindermächtigen Herrschers bei den hohen Potentaten, die materielle Wohlfahrt des Staates und dynastische Erbfalle gleichermaßen mit positiven Konnotationen besetzt werden.
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traurigk und betrübt sein. Solches aber lindem und bringen wiederumb gesundheit Jupiter etc. [...]." Vergleichbare Beispiele bei CAREY: Courting disaster, passim. Staatsbibliothek zu Berlin: Ms. boruss. quart. 377: HOSMANN: Iuditium revolutionis illustrissimi principis ac domini, domini Ioannis Marchionis Brandenburgensis, Stetini et Pomeraniae et Ducis etc. Burggravii Noribergensis: ad annis Christi MDLII et LIII, fol. 29: „In seiner Revolution auff dieß 53. Jahr so sich mit E. F. G. den 3. Augusti anhebt. Es werde diß gegenwertige Jar, viell Martialische kriegerische hendell und gescheffite auch Mercurialische geschwinde practiken E. F. G. vor haben wiewoll geschick und listigk genungk doch mitt großer mühe und gefahr, sorg, angst und dabeiy werden wast nach weise. Und ob woll die dinge, durch ettliche frembde gutte aspect et planeten Jovis, Veneris und Mercurii sich zu zimlichen glücklichen ende neigen so ist doch die Wirckung des feindseligen Satumii so vhast starck in der Revolution daß sie dagegen, sonderlich In Kriegshendeln undglückliche gefehrliche anfenge, feindschafft und werck auf beschwerung und gropp wutt erschrecklich dienet, dadurch an Stande und mindern effects verleztliche zubesorgen." Ebenda, fol. 29v. Siehe Kapitel VII. MELANCHTHON, PHILIPP: Epistola
nuncupatoria.
In: PROCLUS [DIADOCHUS]: P a r a p h r a s i s in q u a t u o r
Ptolemaei libros de siderum effectionibus. Basel 1554, S. 5-12, hier S. 5.
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Gemessen an der wissenschaftlichen Aufrichtigkeit, die Cnemiander gegenüber dem Markgrafen zu wahren suchte, - manchmal tat er dies ein wenig halbherzig - , kann man ihn als einen Mann der ,Mitte' bezeichnen. Von den vielen Astrologen, die Prognostiken schrieben und verkauften, aber oft die Kunst des Horoskopstellens nach Meinung zeitgenössischer Gelehrter nicht beherrschten (wie etwa Faust), unterscheidet er sich durch ein hohes technisches Niveau. Vergleicht man ihn hingegen mit Martin Chemnitz, der auch Johann von Küstrin beriet, treten die Unterschiede im wissenschaftlichen Stolz sichtbar vor Augen. Sehr viel öfter und ungleich deutlicher signalisiert Chemnitz dem Markgrafen, sobald die Aussagekraft seiner astrologischen Erkenntnisse erschöpft ist. Überhaupt gibt er relativ spärliche Informationen. So setzt er in seiner Prognostik aus dem Jahre 1555 oft genug die Worte „hier gibt es keine Signifikatoren". 67 Oder aber er verweigert politisch oder zeitlich konkrete Prognosen mit dem Hinweis darauf, daß ein Astrologe nur allgemeine richtungweisende, keineswegs jedoch spezielle Prognosen liefern könne. Dies verbiete der wissenschaftliche Standard: „Es ist nicht wol müglich das man alle particularia ex positu astrorum verstehen oder etwa mit gewißheit zuvor sagen könne sondern was generalia sind die haben starcke bedeutungen. [...] Aus der ursach hab ich die furnemsten significationes dieser revolution daruff sich das gantze iudicium gründet mit vleiß ubersehen unnd nach notdurfft bewertet [,..]." 68 So sehen wir bei Martin Chemnitz, daß er nur nach bestem astrologischen Wissen Auskunft gibt und politisch neutral ist. Martin Chemnitz konnte sich seine größere Unabhängigkeit im Vergleich zu Cnemiander leisten. Er war schließlich ein paar Jahre lang ein anerkannter Hofbibliothekar in Königsberg gewesen und wurde 1554 endgültig zum Koadjutor des Braunschweigischen Superintendenten ernannt; d. h. er war dem Markgrafen in keiner Weise untertänig. Cnemiander hingegen war als Wittenberger Student von den Hohenzollem abhängig, zumal er, wie er schreibt, mit einem Stipendium der Hohenzollem studierte, und so zu Dank verpflichtet war. 69 Gleichwohl versuchten beide im Rahmen ihrer sozial definierten Grenzen die wissenschaftliche Redlichkeit zu bewahren. Der eine, Cnemiander, der sozial weniger mächtige, geht auf die politischen Wünsche des Auftraggebers ein und vernebelt sie ab und an durch eine vage gehaltene Begrifflichkeit; der andere, Martin Chemnitz, redet freier; er spricht gewissermaßen astrologischen ,Klartext' und nimmt auf die politischen Wunschvorstellungen Johann von Küstrins weniger Rücksicht. Gemessen an der Anzahl überlieferter und in Auftrag gegebener Prognostiken hat Cnemiander größeren Erfolg gehabt. Der Markgraf war über lange Jahre hinweg mit ihm zufrieden. Erst als der Markgraf aus der großen Politik ausscheidet, findet dieses kongeniale Verhältnis zwischen dem Astrologen und dem Politiker Johann von Küstrin sein Ende. Zugleich scheint es auch das Ende der Karriere Cnemianders gewesen zu sein. Noch einmal versucht er sich zwar über seinen Sohn einem anderen Hohenzollem anzuempfehlen, diesmal dem Ansbach-Kulmbacher Markgrafen Georg Friedrich (1556-1603), und übersendet ihm eine Jahresrevolution, doch wissen wir nicht darüber Bescheid, wie erfolgreich er mit 67 68 69
GStA PK I HA Rep. 9 Allgemeine Verwaltung K lit. m. fase. 4 [1555], unpag.: CHEMNITZ, MARTIN: Von des Keisers Caroli V. Revolution. Diese Prognostik war an Markgraf von Küstrin adressiert. Staatsbibliothek zu Berlin: Ms. boruss. quart. 383: So CHEMNITZ, MARTIN: Rechnung auff die 41 revolutioni Illustrìssimi principi Marchionis Johannis, unpag. fol 5r. Staatsbibliothek zu Berlin: Ms. boruss. quart. 383, unpag.: HOSMANN, PETRUS: Begleitbrief an Johann von Küstrin anno 1558.
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seinem Ersuchen war.70 Wir wissen nunmehr aus dem Werdegang Cnemianders, daß ihm schon bald, 1586, auf die Bitte von Johann Georg (1571-1598), dem Kurfürsten von Brandenburg, seine Apothekertätigkeit in Cottbus verlängert wurde.71 Die offizielle astrologische Beratung scheint er hingegen aufgegeben zu haben. Vergleicht man nun die Ratschläge Cnemianders mit dem, wie der Markgraf von Küstrin politisch agierte, läßt sich die Funktion der Jahresrevolutionen genauer erfassen. Cnemianders Prognosen gaben, wie das Beispiel aus dem Jahre 1552 gezeigt hat, dem Markgrafen offensichtlich Impulse, um den Zeitpunkt seines Handelns zu bestimmen. Weil jedoch dieses Beispiel aus dem Jahre 1552 eine Ausnahme darstellt, läßt sich nur schwer etwas darüber aussagen, inwieweit die Astrologie die tägliche Dirigentin politischer Entscheidungsfindung war. Johann von Küstrin selbst benutzte die Jahresrevolutionen wohl als Präzisionsinstrument. Er richtete seine Handlungen im Kleinen nach dem Rhythmus der Sterne aus, und spekulierte gern mit dem Gedanken, daß die Schwäche seiner politischen Gegner mit größter astrologischer Gewißheit ihm günstig war. Trotz dieser Beobachtung darf nicht vergessen werden, daß sich Johann von Küstrins Politik nach der Darstellung von Mollwo immer in erster Linie am konfessionspolitischen, und nicht am astrologischen Kalkül ausrichtete.72 Er blieb nach 1555 ein Bündnispartner, der sich durch konfessionspolitische Erwägungen leiten ließ. Nur seine frühe Politik war in einem erstaunlichen Maß von politischem Selbstbehauptungswillen geprägt,73 den man machiavellistisch nennen könnte und für den die Astrologie in akuten Situationen eine Entscheidungsgehilfin sein konnte. Sie war dann das Zünglein an der Waage. Ordnet man die Kriterien, an denen sich Johann von Küstrin in seinen politischen Entscheidungen orientierte, hierarchisch ein, so steht die Astrologie in seinen frühen Jahren im Verbund mit einem politischen Selbstbehauptungswillen, der mal konfessionspolitisch, mal astrologisch genährt wurde.74 Die politischen Umstände der Zeit erlaubten es ihm später offensichtlich nicht mehr, dauerhaft auf die konfessionspolitische Orientierung zu verzichten und an ihre Stelle die Astrologie zu setzen.
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GStA PK BPHA Rep. 41 V Fl: HOSMANN, PETRUS: Des durchlauchtigen Hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Georg Friedrich Marggraffen zu Brandenburg in Preussen, Stetin, Pommern, Cassuben, Wenden, unnd Schlesien zu Jegerndorff Herzogen, Burggrafen zu Nürnbergk und Fürsten zu Rügen etc. Meines gnedigen Fürsten unnd Herrn Revolution, auff das Jar nach Christi geburtt anzufahen im 1580. GStA PK I HA Rep 9 Allgemeine Verwaltung L 1 Fase. 1, fols. 47-48: Bestallungsurkunde des PETRUS CNEMIANDER als L e i b m e d i c u s d e s JOHANN GEORG a u s d e m J a h r e 1586.
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MOLLWO, Hans von Küstrin, S. 285. MOLLWO, Hans von Küstrin, S. 270. Anders die Auffassung von BAUER, BARBARA: Die Rolle des Hofastrologen und Hofmathematicus fürstlicher Berater. In: A. BUCK (HG.): Höfischer Humanismus. Weinheim 1989, S. 93-117.
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Politische Wirklichkeit und politischer Anspruch der Astrologie
Die Verteidigung eines Anspruchs Petrus Cnemiander war lange Jahre Student in Wittenberg gewesen, und es scheint, als ob er in Küstrin mit dem astrologischen Geist der Wittenberger Universität gewirkt hätte. In zahlreichen Reden und Büchern sowie in den Widmungsepisteln, die sie ihren astronomischen und astrologischen Büchern voranstellten, dachten die Wittenberger Astrologen gerne laut über den politischen Nutzen der Astrologie nach. Ihre theoretischen Überlegungen teilten sie den Sächsischen Kurfürsten mit, hier vor allem August von Sachsen (1553— 1586), dem Hohenzollern Albrecht in Preußen,75 dem brandenburgischen Kurfürsten Johann Georg (1571-1598), dem reformationsfreudigen Sigismund Erzbischof von Magdeburg (1552-1566) 76 und den Pommernherzögen77 sowie einigen politischen Räten an protestantischen Höfen. Alle diese Herrscher sollten gleichermaßen von ihren astrologischen Kenntnissen profitieren lernen. Besonders gerne hielten sie ihnen historische Exempel vor Augen und zeigten ihnen in langen Listen auf, welche historische Persönlichkeiten sich bisher astrologisch beraten ließen: Friedrich II., Maximilian I., Karl V. usw.78 Besonders ungeniert preist sich Johannes Garcaeus (1530-1574) als astrologischer Berater an, indem er sich demonstrativ in die Nachfolge der Weisen aus dem Morgenland stellte. Garcaeus war zwar nur fünf Jahre jünger als Peucer, gleichwohl hatte er bei ihm in Wittenberg Mathematik studiert. Später wurde Garcaeus Theologe und Pfarrer an verschiedenen Orten Norddeutschlands: in Hamburg, in Greifswald und in Neustadt in Brandenburg. Als Pfarrer trug er sehr viel zur Reform der Astrologie bei. So verfaßte er in den siebziger Jahren eine Horoskopsammlung, Astrologiae methodus (1570/76),79 die von deutschen und englischen Kollegen im frühen 17. Jahrhundert sehr geschätzt wurde. An der Universität Greifswald lehrte er kurze Zeit lang die Theologie, wo er enge Kontakte zu David Herlitz knüpfte, der später selbst ein berühmter Astrologe in Diensten der Brandenburger Kurfürsten wurde. Außerdem verfaßte Garcaeus Schulbücher für den Unterricht der Astronomie, die er alle in den 60er Jahren in Wittenberg drucken ließ. In seiner Doppelrolle als Astrologe und Theologe teilte er dem Pommernherzog 1562 mit, daß er ihm die Kunst der Astrologie unterbreiten würde, so wie damals die Weisen die Myrrhe dem Kind im Stall zu Bethlehem. Schließlich seien die chaldäischen Magi aus dem Morgenland Gelehrte, Theologen, „consiliarij Regum" und ,praesides Religionis" in einer Person gewesen und hätten in die-
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Z. B. SCHÖNER, JOHANNES: De iudiciis nativitatum libri tres. Scripti a Ioanne Schonero Carolostadio, Professore publico Mathematum, in celebri Germaniae Norimberga. Item praefatio D. PHILIPP! MELANCHTHONIS. N ü r n b e r g 1545.
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PEUCER hat SIGISMUND immer wieder in seinem Commentarius angesprochen. Die Drucker haben die Widmungsepistel auch in den späten 70er Jahren beibehalten, ungeachtet der Tatsache, daß Sigismund längst verstorben war.
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So etwa GARCAEUS, JOHANNES: Narratiuncula
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Vgl. etwa CARION, JOHANNES: Chronica. Nürnberg 1532; besonders ausfuhrlich dann in RANTZAU, HEINRICH VON: Catalogus Imperatorum, Regum, ac virorum illustrium. Leipzig 1584. GARCAEUS, JOHANNES: Astrologiae methodus. Basel 1576. Garcaeus widmete sie August von Sachsen. Siehe dazu Kapitel IV.
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historiae
de magis. Wittenberg 1562.
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ser Personalunion alle politischen Entscheidungen der chaldäischen Herrscher mäßigen können.80 Melanchthon und Peucer zogen es vor, auf die suggestive Kraft dieser Metapher zu verzichten und an deren Stelle auf die Überzeugungskraft der Astrologie zu setzen, um sie den Herrschern zu empfehlen. Melanchthon spielte in einzelnen protestantischen Territorien, in Sachsen, Brandenburg und Anhalt, eine einflußreiche politische Rolle und half beim Ausbau der Landeskirchen mit.81 Offensichtlich verband er diese Tätigkeit mit einem Angebot, auch in astrologischer Hinsicht zu dienen. Sehr allgemein und zurückhaltender als Garcaeus formulieren Melanchthon und Peucer in ihren Schriften den politischen Nutzen der Astrologie. Sie wenden eine rein wissenschaftskritische Überlegung von Simon Grynaeus auf die politischen Verhältnisse an. Grynaeus hatte in seiner emphatisch geschriebenen Vorrede zur Ausgabe des Euklid die Mathematik als die Bezwingerin wissenschaftlicher Unordnung angepriesen: sie helfe eine Unordnung beseitigen, die seit der Blüte der okkulten Wissenschaften entstanden sei.82 Peucer und Melanchthon stellen übereinstimmend fest, wie die Mathematik Ordnung in der Welt des Geistes und der Wissenschaften garantiere, sorge die Astrologie fiir Ordnung in der Gesellschaft.83 Eine Harmonie im weltlichen Regiment spiegele diejenige des Kosmos wider. So formuliert es Melanchthon in seiner Fürsteninstruktion für Friedrich von Pommern im Jahre 1554.84 Damit war der Gedanke verbunden, daß himmlische Ereignisse dem Regenten Mißstände in seinem Staat anzeigen konnten, über die ein Politiker im Voraus informiert sein sollte. Allerdings konnte ein Fürst aus dieser sehr beliebten Metapher nur dann einen politischen Nutzen ziehen, wenn er die zweite politische Funktionszuweisung, etwa die von Garcaeus, hinzunahm, der wie viele andere die Astrologie als das politische Warnsystem schlechthin anpries. Die Astrologie erkenne „Umstürze in Gemeinwesen, Aufkommen und Niedergang von Gesetzen, Konfessionen und Sekten, in welchen Erdteilen Krieg oder Frieden sein wird, was von den großen Herren zu tun ist, welche Ereignisse von allgemeinem
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GARCAEUS: Narratiuncula historiae de magis, unpag: „Quales fuerint hi legati Orientalium gentium, quaeri potest. Testantur scripta historicorum, apud Persas et Chaldaeos Magos fuisse Episcopos, Philosophos, Theologos sive Doctores, homines sapientes, [...] studijs doctrinae de Deo et motibus corporum coelestium ac naturae rerum, qui periti Astronomicae doctrinae de temporibus anni homines commonefecerunt, et in tanta autoritate fuerunt apud suos, ut et consiliarij Regum essent ac praesides Religionis et hoc coetu Semper praesto erant Regi in gubernatione, suisque consilijs omnia moderabantur, et ex hoc saepe delegerunt Monarchos, nonnulli potentia instructi Reges excusserunt et sceptra imperij violentia quadam consecuti sunt."
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JUNGHANS, HELMAR (HG.): Das Jahrhundert der Reformation in Sachsen. Festgabe zum 450jährigen Bestehen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für Sächsische Kirchengeschichte. Berlin 1989; SCHEIBLE, HEINZ: Melanchthon. Eine Biographie. München 1997. GRYNAEUS, SIMON (HG.): Euclides: Eukleidou stoicheiön biblia ie. ek tön theonos synousiön eis tö auto e pröton ezegematön Proklö biblia. Basel 1533, S. A5r. Vgl. PEUCER, CASPAR: Logistice astronomica hexacontadon et scrupulorum sexagesimorum. Wittenberg 1556. MELANCHTHON, PHILIPP: Institutio Iohannis Friderici, inclyti Ducis Pomeraniae. 1554. In: GARCAEUS, JOHANNES: Harmonía de ratione institutionis scholasticae. Wittenberg 1565, S. 25ff.
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Belang eintreten werden."85 Erkenntnismittel seien in erster Linie Horoskope, Planetenkonjunktionen, Eklipsen und vor allem Kometen. Für einen Prognostiker wie Leowitz von Leonitzeno, der selbst den Kaiser beriet, bestand in ähnlicher Weise an dem Nutzen der Astrologie für ökonomische und gesundheitspolitische Maßnahmen kein Zweifel. So erinnerte er daran, daß ein Stadtmagistrat schnell ökonomische Maßnahmen ergreifen könne, wenn er durch den Astrologen erfuhr, daß die Ernte im Herbst eines Jahres schlecht ausfallen werde oder aber eine Pestepidemie bevorstünde.86 Schließlich gelte es, die schwierige „Schrift" Gottes zu entziffern. Mit dieser Funktionsbestimmung der Astrologie, innen- und außenpolitischen Wandel zu erkennen, griffen die Gelehrten eindeutig auf die hellenistisch-arabische Tradition zurück. Ptolemäus hatte schon dieselben drei Phänomene, die Garcaeus als Indizien für einen zukünftigen politischen Wandel nennt, geltend gemacht: die Kometen, die Sonnen- und Mondeklipsen und das Geburtshoroskop eines Königs.87 Dort, wo der Schweif des Kometen hindeute, würden Kriege folgen, und sie würden so lange andauern, wie der Komet sichtbar wäre. Aus dem Geburtshoroskop könne der drohende Tod eines Herrschers erblickt werden, der immer einen Machtwechsel bedeute. An den Formulierungen, die die Wittenberger Astrologen benutzten, um den politischen Nutzen der Astrologie herauszustreichen, fallt eines sehr schnell auf: sie verknüpfen, wenngleich schillernd, den privaten und den öffentlichen Nutzen der Astrologie. Melanchthon drückte dies so aus: „Aus der Position der Sterne kann viel ausgesagt werden über das körperliche Wohlbefinden, über die geistige Verfassung und persönliche Neigungen und über viele Wechselfälle des Lebens, über Wetterverhältnisse und über Veränderungen in Gemeinwesen."88 So wie es kein stabiles Regiment gäbe, gäbe es auch keine Nativität, in der sich nicht Übel anzeige.89 Nie trennen sie penibel zwischen dem privaten Nutzen eines Horoskops, aus dem ein Fürst sein eigenes Wohlbefinden (Gesundheit, Ehe, Kinder) erkunden konnte, und dem - modern gesprochen - öffentlichen Interesse, das an einem Horoskop bestehen konnte, wenn der Fürst in seinem Horoskop einen persönlichen Feind erkannte und dieser Feind - über die Person des Politikers - zum Feind des Staates wurde. Jedes astrologische Ereignis, das ein Fürst lesen sollte, konnte also zweiseitig gelesen werden: auf ihn als Privatmann und auf ihn als Staatsmann. Eine ähnlich doppelte Lesart praktizierten die Astrologen beim Analysieren von Kometen: auch diese konnten sowohl physikalisch und individuell als auch politisch und gesellschaftlich gelesen werden. Denn Ernteausfall oder Krieg entsprachen einer gesellschaftlichen Lesart, wohingegen die mögliche Intensivierung melancholischer Neigungen einer individuellen und physikalischen Lesart gleichkam. Der Anspruch der Astrologen, den Regenten hilfreiche politische Erkenntnisse liefern zu kön-
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GARCAEUS: Astrologiae methodus, 1576, S. 394: „... rerumpublicarum eversiones, legura, religionum et sectarum originem aut abolitionem, in qua parte orbis terrarum, pax sive bellum, quae magnorum Principum res gestae aut gerendae, qui eventus publici et universales futuri sint." LEOWITZ VON LEONITZENO, CYPRIAN: Brevis et perspìcua ratio iudicandi genituras ex physicis causis extructa. London 1558, S. Cv. PTOLEMÄUS: Tetrabiblos, II, 9, S. 90f, S. 193-195. MELANCHTHON: Praefatio zu SCHÖNER: Tabulae astronomicae, S. 3v-6v: „Multa iudicari possunt ex positu Astrorum de valetudine corporum, de ingeniis et inclinationibus, deque multis in vita casibus, de tempestatibus, de mutationibus rerumpub." MELANCHTHON: Praefatio zu SCHÖNER: De iudiciis nativitatum libri tres, S. b2r.
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nen, baute somit auf der Prämisse eines spätmittelalterlichen und frühmodernen Staatsverständnisses auf: darauf, daß die persona privata und die persona publica nicht voneinander zu trennen waren. Weil ihre politische Rhetorik so großen Wert auf diese Einheit von privatem und politischem Nutzen der Astrologie legt, präsentierten sich die Astrologen unzweideutig als humanistische Fürstenberater. Sie vermittelten dem Fürsten bewußt den Eindruck, auf sie könne auf gar keinen Fall verzichtet werden: nur durch sie könne zur rechten Zeit für Ruhe im Staate gesorgt werden und feindliche Kriegszüge abgewendet werden. Nur sie könnten dem Fürsten das persönliche Wohl garantieren, was nach ihrer Einschätzung für die Harmonie im weltlichen Regiment entscheidend war. Dafür brauchten die Astrologen vor allem die Person des Fürsten, aus dessen Horoskop sie privates wie öffentliches Wohlergehen ablesen wollten.90 Eine politische Funktion jedoch, die die Astrologen ihrer Wissenschaft zuschrieben, bleibt kurios. Nach Milichs und Peucers Einschätzung diente die Horoskopanalyse auch dazu, einen Herrscher als Tyrannen zu entlarven. So glaubte Milich daran, eine Horoskopanalyse hätte die Verschwörungsabsicht des umtriebigen Catilina im Jahre 66 v. Chr. rechtzeitig aufdecken können. 91 Peucer hingegen sah mehr in der Untersuchung der Nativitäten von Caligula und dem Muttermörder Nero die politische Funktion der Astrologie bewiesen.92 Warum der Wert einer solchen Erkenntnis im späten 16. Jahrhundert so betont wurde, ist schwer zu beantworten. Griffen die Astrologen damit nur ein beliebtes politisches Thema den Tyrannenmord - auf, das seit Luthers Zeiten gerne in protestantischen Kreisen diskutiert wurde? Oder wollten sie tatsächlich aus der astrologischen Erkenntnis heraus Präventionsmöglichkeiten liefern? Wem wollten sie diese anvertrauen? Sollte etwa der Astrologe den Tyrannen vom Thron stürzen helfen? Beide Autoren verschweigen, wer derartige Erkenntnisse verwerten sollte. Weil es bei einem politisch so brisanten Thema keinen Beleg dafür gibt, daß ein Astrologe sich je über die womöglich tyrannischen Neigungen eines zeitgenössischen Fürsten geäußert hat, scheinen Peucer und andere Astrologen einer solchen Horoskopanalyse zunächst eine rein historische Funktion zugewiesen zu haben. Retrospektiv sollte die Astrologie den Beweis echter Tyrannenherrschaft erbringen. Diese Funktionszuweisung liegt auch deshalb nahe, weil Horoskope von Herrschern üblicherweise nur dann publiziert wurden, wenn der Proband bereits verstorben war. Als Garcaeus trotzdem das Wagnis eingeht, in seinem Horoskophandbuch sehr viele Horoskope von noch lebenden Fürsten zu publizieren, bettete er ihre Horoskope, wie etwa dasjenige Herzog Augusts, in eine Herrscherpanegyrik ein, die alle Möglichkeiten eines politischen Mißverständnisses ausräumte. Außerdem betonte Garcaeus wiederholt in seinem Buch den rein wissenschaftlichen Nutzen der Horoskope von Herrschern, der für ihn darin bestand, die Veranlagung zu einem politischen Ingenium aufzuzeigen und zu bestätigen. 90
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Siehe BAUER: Die Rolle des Hofastrologen, S. 93-117. MACHILEK, FRANZ: Astronomie und Astrologie. Stemforschung und Sternglaube im Verständnis von Johannes Regiomontanus und Benedikt Ellwanger. In: S. FÜSSEL (HG.): Astronomie und Astrologie in der frühen Neuzeit: Akten des interdisziplinären Symposions 21. / 22. April in Nürnberg. Nürnberg 1989/90, S. 11-32. MILICH, JACOB: Oratio de dignitate astrologiae. In: G. MARSTALLER (HG.): Artis divinatricis. Paris 1549, S. 71: „Vidit astrologus in genesi Catilinae diros positus atque aspectus planetarum, qui significabant animi crudelitatem, audaciam, praeposteros mores, inquieta et infoelicia Consilia." PEUCER: Commentarius, 1576, S. 84v.
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Astrologen wie Garcaeus und Cnemiander, die offen ihre Beratungstätigkeit feilboten, aber auch solche, die - wie Melanchthon und Peucer - ihre Künste zurückhaltender offerierten, glichen in ihrer Intention, aber auch in ihrer sozialen Rolle den Juristen ihrer Zeit. Wie diese wurden die Astrologen in den Territorien der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mächtiger und priesen ihre Dienstleistungen auf dem hart umkämpften Feld der späthumanistischen Hofgesellschaft deutlicher an. Beide Berufsstände stellten sich dem Fürsten als unentbehrlich dar. Die Juristen boten den Fürsten mit großem Selbstbewußtsein ihre juristischen Leistungen an, weil sie genau wußten, wie sehr diese ihres Rates bedurften. 93 Die Fürsten konnten ohne sie die komplexer werdende Verwaltung der Politik, der Ländereien und der Untertanen nicht mehr bewältigen. Wie Ulrich von Hutten feststellte, saßen die Juristen an allen Orten: an den Höfen, in den kleinen Gerichten, in den Städten und spielten in Krieg und in Frieden eine bedeutende Rolle.94 Ihre soziale Präsenz wurde unübersehbar. Je größer die Nachfrage nach ihnen war, desto mehr wuchs in ihnen das Gefühl ihrer eigenen „Unentbehrlichkeit" und desto deutlicher schlug sich ihre soziale Macht in steigenden Gehältern nieder.95 An den zahlreichen Kritiken am Berufsstand der Juristen, die vor allem darauf hinausliefen, deren moralische Hintertriebenheit herauszustreichen, wie es etwa Melchior von Osse tat, läßt sich ihre steigende politische Macht indirekt ablesen.96 Ähnlich wie der Stern der Juristen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stieg, stieg auch der der Astrologen in den Reihen der Hofgesellschaft. 97 Trotz aller Differenzen, die sich zwischen beiden Berufsständen im einzelnen aufzählen lassen, gibt es die Parallelen in ihrer sozialen Rolle: beide wurden vom Fürsten um Rat ersucht, infolgedessen nährte sich ihr Selbstbewußtsein; beide Berufsstände waren ein beliebtes Objekt beißender Kritik. Mit Medizinern, die auch zum Kreis der Hofgesellschaft zählten, ging man in der Regel schonender um. Wie das Beispiel der Zusammenarbeit von Johann von Küstrin und Cnemiander verdeutlicht und wie die folgenden Einzelbeispiele aus anderen Territorien zeigen, weist die Rolle des Astrologen am Hofe dennoch sehr spezifische Merkmale auf. Einige Charakteristiken seien hier benannt, damit die nachfolgenden Beispiele besser eingeordnet werden können. Wie die Geschichten von Erasmus Reinhold, David Herlitz und anderen zeigen werden, gibt es weder den Typus des beratenden Astrologen noch den Typus des ratsuchenden Fürsten, der sich einen Astrologen engagierte. Wie in einem dialektischen Prozeß, in dem bis zu einem gewissen Grad Selbstbestimmung und Fremdbestimmung aufeinander einwirken, wurde die Rolle dieser Astrologen von zwei Seiten definiert. Einerseits schuf sich der Astrologe selbständig und selbstbewußt seine Identität als Fürstendiener. Andererseits prägten ihn die Wünsche des Fürsten. Der gegenseitige Austausch, das Geben und Nehmen, das immer auf
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STRAUSS, GERALD: Law, resistance, and the state. The opposition to Roman law in Reformation Germany. Princeton 1986, S. 165-190. Vgl. ebenda, S. 13. BURMEISTER, KARL HEINZ: Das Studium der Rechte im Zeitalter des Humanismus im deutschen Rechtsbereich. Wiesbaden 1974, S. 13f. OSSE, MELCHIOR VON: Prudentia regnativa. Frankfurt am Main 1607. Die Astrologen haben zwar nicht ihre soziale Rolle in Analogie zu der der Juristen und der der Mediziner gestellt, gleichwohl haben sie die Gleichartigkeit aller drei Wissenschaften betont. Vgl. WINKLER, NICOLAUS: Tractatus de Astrologiae, et omnium artium principiis, et differentiis divinationum, contra Anonymos quosdam, qui nullas in Astros causas esse contendunt. Frankfurt am Main 1580.
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einer direkten Kommunikation zwischen Fürst und Astrologe beruhte, war von entscheidender identitätsstiftender Funktion. Ihr hier sichtbar werdendes Verhältnis zeigt, daß Patronage in der frühen Neuzeit nicht in ein einseitiges Abhängigkeitsverhältnis einmünden mußte.98 So bestimmten Erasmus Reinhold, David Herlitz und andere eigenmächtig, wann und wie sie einen Auftrag des Fürsten zu erfüllen gedachten. Sie verzögerten die Lieferung von Horoskopen, wenn ihnen der Auftrag ungelegen kam; sie hielten Informationen zurück und setzten die Höhe der finanziellen Entschädigung, die sie für ihre Arbeit verlangten, eigenmächtig fest. Indem sie selbstbewußt die Rolle des Fürstenberaters gestalteten und sich ihr auf diese Weise einfugten, entsprachen sie dem Rollenideal, das Baldessare Castiglione in seinem Hofinann (1528) so brillant dargestellt hatte. Der Hofmann sollte nach Castigliones Vorstellung kein Schmeichler sein, solle sich aber in die Wünsche und Begierden seines Herren einfühlen können, um diese dann selbstbestimmt zu erfüllen. Der geschickte Hofmann wisse sich anzupassen, würde aber zugleich die Geste sklavischer Unterwürfigkeit vermeiden. ,,Jemand[em] gefallen und seinen Wünschen nachkommen, kann man auch ohne Schmeichelei", sagt einer der Gesprächspartner in Castigliones Hofinann." Castigliones Vorstellungen vom rechten Verhalten des Höfling drangen im 16. Jahrhundert bis weit über die Hänge des Appenin hinaus. In ganz Europa lasen Juristen, Adelige, Professoren und Ärzte, die alle an die Höfe strebten, seit Mitte des 16. Jahrhunderts das kleine Brevier, das unzählige Auflagen erlebte.100 Daß ein Astrologe Castigliones Buch kannte, ist also höchst wahrscheinlich. Wie der Astrologe nicht nur Spielball fürstlicher Interessen war, so war auch der Fürst seinerseits nicht Opfer einer vom Astrologen gestifteten Identität. Schließlich gab er die Bestellungen auf, von denen wiederum der Astrologe abhing. Suchte der Fürst keinen astrologischen Rat, gab es eben an diesem Hofe keinen Hofastrologen, wie das Beispiel Dresdens zeigen wird. Zugleich bestimmte der Fürst den Inhalt der gesuchten astrologischen Informationen. Er setzte fest, ob er eher politische Feindanalysen benötigte oder eher medizinischastrologischen Rat. Gegebenenfalls engagierte der Fürst mehrere Astrologen, um ihre Gutachten vergleichen zu können. Kaiser Karl V. beispielsweise stellte ein ganzes Heer von Hofmathematici an,101 und Fürst Joachim Emst von Anhalt, Johann von Küstrin und andere
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Die bisherige Patronageforschung hat die Astrologie nicht berücksichtigt. Sie hat sich vor allem auf die Alchemie konzentriert. Besonders instruktiv ist jedoch die Studie von BIAGIOLI, MARIO: Galilei, der Höfling. Entdeckungen und Etikette; vom Aufstieg der neuen Wissenschaft. Frankfurt am Main 1999. Vgl. auch JARDINE, NICHOLAS: The places of astronomy in Early-Modern culture. In: Journal o f t h e H i s t o r y o f A s t r o n o m y 29, C a m b r i d g e / E n g l a n d
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1 9 9 8 , S. 4 9 - 6 2 ; DACOSTA KAUFMANN,
THOMAS: Empiricism and community in Early modern science and art: some comments on baths, plants, and courts. In: A. GRAFTON und N. SIRAISI (HGG.): Natural particulars. Nature and the disciplines in Renaissance Europe. Cambridge/Massachusetts, London 1999, S. 401-417, S. 405ff. Vgl. auch die Literatur in Anm. 127. CASTIGLIONE, BALDASSARE: Der Hofmann. Lebensart in der Renaissance. Aus dem Italienischen v o n ALBERT WESSELSKI. M i t e i n e m V o r w o r t v o n ANDREAS BEYER. B e r l i n 1996, B u c h II, 2 8 , S. 7 0 f .
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BURKE, PETER: Die Geschicke des ,Hofmann'. Zur Wirkung eines Renaissance-Breviers über angemessenes Verhalten. Aus dem Englischen von EBBA D. DROLSHAGEN. Berlin 1996, S. 170, S. 180. Es fehlt eine Studie über die Hofastrologen Karls V. Es arbeiteten jedoch PETRUS APIAN (14951552), FRAY ANTONIO DE GUEVARA ( 1 4 8 0 7 - 1 5 4 5 ) u n d a n d e r e f u r KARL V .
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verhielten sich ähnlich. Ähnlich frei bediente sich der Fürst gegen Ende des 16. Jahrhunderts mehrerer Leibärzte, um seine Unabhängigkeit zu wahren.102 Vor dem Hintergrund des Anspruchs der Astrologen also, aber insbesondere vor dem Hintergrund der politischen Realität, in der die Fürsten auf Astrologen als ihre persönlichen Berater zurückgriffen, erstaunt es nicht, daß einige politische Schriftsteller gegen Ende des 16. Jahrhunderts in der Person des Astrologen einen politischen Konkurrenten erblickten. Die soziale Rolle des Astrologen wurde nicht von allen akzeptiert. Wie die Juristen beißenden Spott über sich ergehen lassen mußten, so wurden auch die Astrologen kritisiert. Juristen klagte man an, unredlich, bestechlich und hintertrieben zu sein. Astrologen hingegen unterstellte man, Betrüger und Teufelsdiener zu sein.103 Mit großer rhetorischer Verve entdeckt beispielsweise der orthodoxe Lutheraner Thomas Birck in seinem Regentenspiegel (1607) im Astrologen das Ungeheuer des unchristlichen Beraters schlechthin.104 Ohne einen Unterschied zwischen einem Astrologen, der an der Universität beschäftigt war, und einem Magier wie Doktor Faust zu machen, rät er dem Fürsten: „Das soll ein jeder Regent merkken: Sich diß Orts nichts äffen lassen / sondern ihme die Gedancken machen. So wenig jemandt auß den Spangen meines Sessels / was ich im Sinn hab schliessen kann. So wenig / ja viel weniger / wirdt jemandt auß Sonn / Mond unnd Stern schliessen können / was er im Sinn habe."105 Durch unzählige Beispiele vergegenwärtigt er sich und dem Leser, kein einziger Astrologe habe je ein brisantes politisches Ereignis vorhergesehen, deshalb treffen die biblischen und patristischen Verbote der astrologischen Vorhersage auch auf die gegenwärtigen Astrologen zu: „daß die Genethliaci, oder (Nativitätensteller) (die mit irer vermeynten Kunst bey Herrn und Adentlichen Regenten / sich meisterlich enyzuschrauffen [sie!] wissen) unter Josiae Zeichendeuter zuzehlen seyen. In Erwegung: Daß der Mensch sein bestimpte Zeit hat / unnd die Zahl seiner Monat bey Gott und nicht bey den Sternen stehet. [...] Wie dann der Mensch nicht wissen soll, was künfftig ist." Der schwäbische Pfarrer Thomas Birck war nicht der einzige, der sich den Astrologen zum Ziel der moralischen Invektiven vorgenommen hatte. Ohne Unterschied diskreditierten katholische und evangelische Pfarrer, Theologieprofessoren und Mediziner die Astrologen in ihrer Funktion als Berater an fürstlichen Höfen. Der Tübinger Theologe Jakob Andreae und Augustin Lercheimer verteufelten das Unwesen der politischen Praktiken.106 Wie ehemals Girolamo Savonarola so warnte jetzt Benito Pereira vor schmeichelnden Hofberatern.107 Nikolaus Eberhard Winckler und Philipp Feselius, zwei schwäbische Pfarrer, konn102
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Vgl. hierzu MlDELFORT, H. C. ERIC: Verrückte Hoheit, S. 164f. u. ö. Die Beispiele deijenigen Fürsten, die sich dem Mediziner und dem Pfarrer gleichermaßen zu entziehen suchten, finden sich bei MlDELFORT: Verrückte Hoheit, S. 201, S. 206. Vgl. PFISTER, SILVIA: Parodien astrologisch-prophetischen Schrifttums 1470-1590. TextformEntstehung-Vermittlung-Funktion. Baden-Baden 1990. BIRCK, THOMAS: Regentenspiegel. Frankfurt am Main 1607, S. 157-208. Ebenda S. 208. ANDREAE, JAKOB: Christliche / notwendige und ernstliche Erinnerung / Nach dem Lauff der irdischen Planeten gestelt. Tübingen 1567; LERCHEIMER, AUGUSTIN: Christlich Bedencken und Erinnerung von Zauberey. Straßburg 1586. Vgl. auch die Beispiele bei SINGER, BRUNO: Die Fürstenspiegel in Deutschland im Zeitalter des Humanismus und der Reformation. München 1981; bzw. LAUTERBECK, GEORG: Regentenbuch. Frankfurt am Main 1579. PEREIRA, BENITO: De Magia, de observatione somniorum et de divinatione astrologica libri tres. Köln 1598, S. 204; SAVONAROLA, GIROLAMO: Opus eximium adversus divinatricem astronomiam in
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ten es nicht unterlassen, die politische Rolle der Astrologen als Blasphemie darzustellen.108 Offensichtlich sahen sich gerade Pfarrer - und von Thomas Birck bis zu Nikolaus Eberhard Winckler lassen sich viele Pfarrer in den Reihen der Kritiker ausmachen - in ihrer eigenen Rolle als fürstlicher Berater bedroht. Sie fürchteten, durch die Astrologen als diejenigen ersetzt zu werden, die dem Fürsten den rechten moralischen Weg zeigen konnten. Weil es gegen Ende des 16. Jahrhunderts genug Beispiele von Fürsten gab, die sich den Einflüsterungen ihres Privatkaplans zu entziehen suchten, waren ihre Bedenken nicht ganz unbegründet.109 Allerdings blieb die Stimme des Pfarrers noch lange am Ohr eines Regenten vernehmbar. Die Astrologen wurden aber nicht nur von Theologen, sondern auch von Juristen angefeindet. Mit erstaunlicher Monotonie wird hier ein und dasselbe Bild vom Astrologen perpetuiert. Er ist und bleibt in ihren Augen ein Dämonenbeschwörer, dessen Tun zu ahnden ist. Mit nur wenigen Ausnahmen ordnet die strafrechtliche Literatur die Astrologie in die Kategorie der „malefici" ein, deren Strafmaß wegen eines „crimen laesae majestatis divinae" bis hinauf zur Todesstrafe festgesetzt werden konnte." 0 Eine Ausnahme gibt es aber doch unter den Juristen, und zwar in Sachsen. Ein gewisser Heinrich Rauchdorn, der Kanzler im Bistum Meißen war, edierte unter der Regierung Christians II. (1591-1611) die Sächsische Halsgerichtsordnung.U] In ihr wird erstmals unterschieden zwischen einem astrologischen Urteil, das mit Notwendigkeit verknüpft werde und deshalb verboten und strafbar sei, und einem Urteil, das nur die Neigungen darlege und deshalb löblich sei. Man möge differenzieren, heißt es dort. Zwar war diese Unterscheidung seit Thomas von Aquin keineswegs mehr neu, doch hatten gerade zwei ehemalige Wittenberger diese Distinktion speziell für den juristischen Diskurs anhand der einschlägigen Literatur erneut herausgearbeitet. So verteidigte Bartholomäus Schönbom (1530-1585), 112 der ab 1560 in Wittenberg die niedere Mathematik lehrte und dort gegen Ende seines Lebens ein Ordinariat für die medizinische Fakultät erlangte, in einer Rede vor Wittenberger Publikum die juristische Rechtmäßigkeit der Astrologie. Am ausführlichsten setzte sich Johannes Morsheymer in seiner erstmals 1559 erschienen Schrift Explicatio gravis mit der Frage und mit den Gründen auseinander, warum die Astrologie weder im Zivilrecht noch im Strafrecht noch auch im kanonischen Recht verboten sei, und warum sie auch in Zukunft nicht verbo-
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conßrmationem confiitationis eiusdem astronomicae praedictionis Joan. Pici Mirandulae Comitis ex Italico in Latinum translatum. Florenz 1582. WINCKLER, NIKOLAUS EBERHARD: Eine hohe notwendige Betrachtung und gründliche Widerlegung / deß oberenzigen Mißbrauchs Astrologiae. Augsburg 1615; FESELIUS, PHILIPP: Gruendtlicher Discurs von der Astrologia Judiciaria. Straßburg 1609. Vgl. die Beispiele bei MLDELFORT: Verrückte Hoheit, S. 201, S. 206. Vgl. DAMHOUDER, JOOST DE: Praxis rerum criminalium iconibus materiae subiectae convenientibus. Antwerpen 1562, S. 143f.; DE VLTALINIS, BONIFACIUS: Tractatus de maleficiis. Lyon 1555, S. 388. Vgl. auch SELLERT, WOLFGANG: Studien- und Quellenbuch zur Geschichte der deutschen Strafrechtspflege. In 2 Bänden. Bd. 1 : Von den Anfängen bis zur Aufklärung. Aalen 1989. RAUCHDORN, HEINRICH: Practica und Proces Peinlicher Halsgerichtsordnung. Leipzig 1599. Ähnlich urteilte bereits GRILLANDUS, PAULUS: Tractatus duo: unus de sortilegiis. Alter: de lamiis et excellentia iuris utriusque D. Ioannis Francis« Ponzinibij Florentini. Frankfurt am Main 1592. SCHÖNBORN, BARTHOLOMÄUS: Oratio
de studiis
astronomicis.
Wittenberg 1564; KOCH, HANS-
THEODOR: Bartholomäus Schönborn (¡530-1585). Melanchthons de anima als medizinisches Lehrbuch. In: H. SCHEIBLE (HG.): Melanchthon in seinen Schülern. Wiesbaden 1997, S. 323-340.
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ten werden sollte." 3 Sein Plädoyer lief auf die begrifflich saubere Trennung hinaus, die Rauchdorn vorgetragen hatte. Weil die Astrologie dem Wohl der Gesellschaft dienen könne, sollten die Magistrate sie nicht bekämpfen und nicht bestrafen." 4 Bis zum Meißner Heinrich Rauchdorn ist dieses Plädoyer immerhin durchgedrungen. Die meisten anderen Juristen jedoch verteidigten die Astrologie-Verbote der spätantiken Kaiser im Corpus Iuris Civilis bzw. Codex Theodosianus - CTh 9. 16. 8 und CTh 9. 16. 12. sowie CTh 16. 5. 41.115 Sie taten so, als würden sie unter juristischer Hermeneutik nur immanente Textauslegung verstehen und sich deshalb gegen differenzierte Wahrnehmungsweisen sperren. Die politische Theorie des 16. und frühen 17. Jahrhunderts tat ihrerseits sehr wenig, um das Begehren nach politischer Mitbestimmung, das so gelehrte Astrologen wie die Wittenberger Professoren äußerten, mit noch größerer Schlagkraft zu versehen. John Case (gest. 1600), der Fellow am Christ Church College in Oxford war und dem man Nähe zum Katholizismus unterstellte, hatte als einziger genau die gleichen Vorstellungen wie die Wittenberger. So lehnt er in seiner Sphaera civilis (1589) zwar die Erkenntnisse der Astrologie für den Reichswandel ab, was, wie wir noch sehen werden, in deutschen Kreisen progressiv war, doch lobt er den individuellen Nutzen der Astrologie für den einzelnen Herrscher. Gerade die Astrologie helfe dem Regenten, sein Verhältnis zu dem ihm untergebenen Volk zu analysieren. Die Astrologie spreche nützliche Warnungen aus.116 Mit den französischen Politiques und den italienischen Politiktheoretikem hingegen konnten sich die Wittenberger nicht in geistiger Nähe wähnen. Entweder wurde hier der Astrologe mit Indifferenz bestraft oder explizit abgelehnt."7 Bei den großen Politiktheoreti113
114 115
116 117
MORSHEYMER, JOHANNES: Explicatio gravis et eruditae cuiusdam quaestionis peri prognostikou di astronomías hoc est, de Praesignificationibus atque iudiciis Astrologicis, per propositiones quasdam apotelesmatikös facta. Basel 1559, S. 128ff, passim. Über Johannes Mercurius Morsheymers Leben ist wenig bekannt. Eine Zeit lang lehrte er Astronomie in Heidelberg. Vgl. KUSUKAWA, SACHIKO: The transformation of naturalphilosophy. The case of Philip Melanchthon. Cambridge/England 1995, S. 185. MORSHEYMER: Explicatio gravis, S. 137. Für den antiken Hintergrund siehe FÖGEN, MARIE THERES: Die Enteignung der Wahrsager. Studien zum kaiserlichen Wissensmonopol in der Spätantike. Frankfurt am Main 1997. Die Verbote blieben auch in neueren Editionen erhalten. Siehe CONTI, ANTONIUS: Codices Dn. Iustiniani sacratissimi principis, Accursis commentariis et multorum veterum ac neotericorum Iurisprudentium, máxime Antonii Contii. Paris 1559, Sp. 2 und Sp. 20; CUJAS, JAKOB: Codicis Theodosiani libri XVI. Aurillac 1586, S. 228f. PRAETEIUS, P.: Thesaurus iuris civilis et canonici sive potius Thesaurus, de verborum, quae ad Ius pertinent, significatione. Venedig 1572, S. 247. CASE, JOHN: Sphaera civitatis. Frankfurt am Main 1589, S. 282-287. Die in den Politiken herrschende Indifferenz erstaunt nur insofern, als die Politiklehre selbst den Fürsten mit astrologisch-medizinischen Begriffen qualifizierten: der beste Fürst sei ein Choleriker und der beste „Politicus" ein Sanguiniker. Vgl. WEBER, WOLFGANG: Prudentia gubernatoria. Studien zur Herrschaftslehre in der deutschen politischen Wissenschaft des 17. Jahrhunderts. Tübingen 1992, S. 40. Siehe auch DERS.: „Ein vollkommenerförstlicher Staats-Rath ist ein Phoenix". In: Zeitschrift für historische Forschung 21, 1994, S. 221-233. Beispiele aus der Staatsräsonliteratur, die den Astrologen als Typus des Beraters nicht kennen, wären etwa AVENARIUS, JOHANNES: Discursus ethicopoliticus. De virtutibus principum. Wittenberg 1629. Vgl. für die Politiken der Zeit MÜHLEISEN, HANS-OTTO u n d THEO STAMMEN (HGG.): Politische
Tugendlehre
und Regierungskunst.
Studien z u m
Fürstenspiegel der Frühen Neuzeit. Tübingen 1990. Das gleiche gilt für die Literatur zur Staatsräson. Vgl. etwa BOTERO, GIOVANNI: Gründlicher Bericht von Anordnung guter Policeyen und Regiments. Straßburg 1546, S. 410f., der zwar die Chaldaer gut kennt, sie aber nicht aus zeitgenössischer Per-
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kern, deren Werke gegen Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts auch in Deutschland erschienen und allmählich intensiv rezipiert wurden, zeigt sich eine tiefe Skepsis gegenüber der Astrologie. Jean Bodin richtete sein Augenmerk speziell auf den astrologischen Erkenntniswert von politischem Wandel, den er verneinte. Es brauche keinen Astrologen, um politische Veränderungen wahrnehmen zu können. Gegen die Lehre vom Umsturz der Reiche brachte er deshalb ein altes, aber doch sehr schlagkräftiges Argument vor, das durch Kopernikus ein neues Gewicht erhalten hatte. Die Berechnung der Planetenbahnen, auf denen alle Prognostiker ihre bisherigen Vorhersagen vom Untergang ganzer Reiche gründeten, seien durch Kopernikus' Neuberechnungen hinfallig geworden. Kopernikus habe zudem mit seiner Theorie das aristotelische Bewegungsprinzip untergraben und damit auch die Apotelesmatie.118 „Nulla disciplina", also keine wissenschaftliche Disziplin, so Bodin, könne glaubhaft politische Prophezeiungen abgeben." 9 Von der eigentlichen Tätigkeit der Astrologen als Berater wird hier schon nicht mehr gesprochen. Überaus kritisch gegenüber jedweder nichtjuristischen politischen Beratung zeigten sich auch Politiktheoretiker so verschiedenartigster Gesinnung, wie Giovanni Botero120 und Justus Lipsius.121 Kehren wir jedoch in den politischen Alltag der Höfe und ihrer Astrologen zurück. Wenngleich die Wittenberger ihren Anspruch als Fürstenberater deutlich geäußert hatten und sie an die Höfe strebten, war damit nicht garantiert, daß jeder Fürst prompt ein begeisterter Anhänger ihrer Auffassung wurde.
Ein Fürst setzt eigene Präferenzen Johann von Küstrin war bestrebt gewesen, jeden politischen Schritt des sächsischen Kurfürsten mit den stellaren Auspizien peinlich genau zu verfolgen. Beobachtete nun im Gegenzug August von Sachsen auf dieselbe Art und Weise seinen politischen Nachbarn? Nein. August von Sachsen, der in Dresden weilte, pflegte andere Vorlieben. Da er nach Auskunft seines ersten Biographen ein leidenschaftlicher Mathematiker war,122 vertraute er nicht so sehr der
118
119 120 121 122
spektive bewertet. Vgl. dazu STOLLEIS, MICHAEL: Arcana Imperii und Ratio Status. Bemerkungen zur politischen Theorie des frühen 17. Jahrhunderts. In: DERS.: Staat und Staatsräson in der frühen Neuzeit Studien zur Geschichte des öffentlichen Rechts. Frankfurt am Main 1990, S. 37-72, S. 41. Siehe BODIN, JEAN: De República libri sex. Paris 1586, S. 409. Vgl. die moderne Ausgabe: JEAN BODIN: Sechs Bücher über den Staat Buch IV-VI. Übers, und mit Anm. vers. von BERND WIMMER. Hrsg. von P. C. MAYER-TASCH. München 1986,2. Kapitel 4. Buch, S. 57ff. BODIN: De República libri sex, S. 394. BOTERO: Gründlicher Bericht von Anordnung guter Policeyen und Regiments, S. 413f. Vgl. die deutsche Ausgabe: LIPSIUS, JUSTUS: Sechs Bücher / Von Unterweisung zum Weltlichen Regiment. Neustadt a. d. Hardt 1618, S. 87ff. ALBINUS, JOHANN: Oratio de illustrissimo, potentissimoque principe ac Domino, Domino Augusto, Duce Saxoniae, Sacri Romani Imperij Archimarschallo et Electore. Leipzig 1588, fol. E2v.
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Astrologie, 123 um daraus politische Gewißheit zu beziehen, sondern vielmehr einer speziellen Form von Zahlenmagie, die der Geomantie ähnlich war.' 24 Höchstselbst bildete der Kurfürst aus Planetenständen Zahlenreihen, zog daraus Summen und teilte sie durch einen bestimmten Faktor, so daß er am Ende dieses Rechenprozesses aus zwei Zahlen Antworten auf sehr präzis gestellte Fragen „iudicierte". Auf eine Reihe drängender Fragen legte er zwei Jahre lang, nachdem er mit Hilfe orthodoxer Lutheraner die kryptocalvinistischen Wittenberger Gelehrten der Häresie überfuhrt hatte, einen umfangreichen Katalog von Zahlen an. Er befragte sie über das Verhalten des Kaisers und des polnischen Königs, des bayerischen Herzogs und über widerspenstige Gelehrte in seinem eigenen Territorium, wie etwa über Caspar Peucer. Ihn verdächtigte er weiterhin einer kryptocalvinistischen Verschwörung, obwohl dieser schon seit zwei Jahren in Gefangenschaft saß. So fragte er sich als sein eigener Zahlenmagier in politischen Angelegenheiten, „wyrtt der Reychstack weytter erstreckt werdenn den 2. Aprilis?" oder „Wyrtt der hertzock vonn bayernn auff den Reychstagck kegen Regenspurck kommen?" oder: „Werden die leutte darfon Ich heutte hylfe empfangenn mir auch schedlich seyn?" oder „Sol ich I[hre] Kaiserliche] M[aiestät] mitt eignem schreyben mitt eygener hant beantworten das ich den Reychstagk nicht besuchen wyll?" und als letztes Beispiel „Werde ich diese wochenn vom hertzoge zu bayernn hilfe bekommen?" Die Antworten, die er fand, sind sehr ausfuhrlich. So legten ihm die Zahlen 378 und 14 beispielsweise nahe, keinen persönlichen Brief an den Kaiser aufzusetzen, aber doch auf dem Reichstag zu erscheinen. Bei dieser Art von Zahlenmagie, die seit dem Mittelalter weit verbreitet war, 125 hatte sich Caspar Peucer eingestanden, daß er sie nicht ausreichend verstehe - „non satis intelligo." 126 Doch weil er der Zahlenmagie ohnehin wegen ihrer fehlenden materiellen Verbundenheit mit dem Naturgeschehen mißtraute, wird er sich kaum jemals um ein tiefgreifendes Verständnis bemüht haben. Augusts Beispiel ist nicht so fem von den politischen Realitäten in der damaligen Zeit, wenngleich es zum derzeitigen Zeitpunkt noch schwer ist, die politische Macht der divinatorischen Künste richtig zu gewichten. 127 Zwar läßt sich an seinem Beispiel nur schwer die 123
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Selbst für seine zahlreichen Kinder ließ er kein einziges Horoskop erstellen, wie es beispielsweise in Brandenburg üblich war. Vgl. etwa SächsHstA: loc. 9603: Zur Lebensbeschreibung einiger Kur- und fiirstl. Sächsischen Personen 1486-1727. KLUCKHOHN: Art.: August, Kurfürst von Sachsen. In: ADB, Bd. 1,1875, S. 674-680 stellt die These auf, daß Kurfiirstin Anna ihren Mann allenfalls zu divinatorischen Interessen überredet hätte. Sächsische Landes- Staats und Universitätsbibliothek Dresden: K 338. Der Handschriftenkatalog schreibt diese Handschrift Kurfürst August selbst zu. BURNETT, CHARLES: Magic and divination in the Middle Ages', texts and techniques in the Islamic and Christian worlds. Aldershot 1996. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 228ff. Die politische Geschichtsschreibung, die Kulturgeschichtsschreibung, die Literaturgeschichte, die Patronageforschung und die Aichemieforschung haben zwar in letzten Jahren immer mehr die Rolle des Hofes als kulturelles Machtzentrum in den Mittelpunkt ihrer Studien gestellt, die Astrologie und die ihr anverwandten Künste haben sie dabei jedoch weitestgehend ausgespart. Ausnahmen bilden die Forschungen zu Rudolf II. Die Astrologie bedürfte solcher Studien, wie sie zu vergleichbaren Phänomen vorgelegt wurden, etwa von MORAN, BRUCE T.: The alchemical world of the German court. Occult philosophy and chemical medicine in the circle of Moritz of Hessen (1572-1632). Stuttgart 1991; SMITH, PAMELA H.: The Business of Alchemy: Science and Culture in the Holy Roman Empire, Princeton 1997; MORAN, BRUCE T. (HG.): Patronage and Institutions. Science, technology, and
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Grenze zwischen einem spielerischen Ausprobieren höherer Mächte und einer ernsthaft damit gesuchten politischen Orientierung ziehen, doch zeugen die Beobachtungen scharfsichtiger Zeitgenossen indirekt von der Beliebtheit solcher Künste. Michel de Montaigne hat vielleicht am galantesten das ausgedrückt, was viele deutsche Fürstenspiegel in ähnlicher Weise auszudrücken suchten. Mit Blick auf Politiker sagt er: „Gleichwohl werden auch bei uns noch einige Methoden der Weissagung aus Sternen und Geistererscheinungen, aus Körperformen und Träumen sowie anderem praktiziert - ein vielsagendes Beispiel für die wahnsinnige Neugierde unserer Menschennatur, die ihre Zeit vergeudet, künftige Dinge im voraus mit Beschlag zu belegen, als ob sie nicht genug damit zu tun hätte, die gegenwärtigen zu verkraften."128 Betrachten wir die Hintergründe einer solchen Aussage am Beispiel Dresdens etwas genauer. August von Sachsens eigene Präferenz für die Zahlenmagie will auf den ersten Blick nicht recht einleuchten. Wir wissen nämlich, daß der Kurfürst ein begeisterter Astronom und ein großer Kunstmäzen war, der mit einem so wißbegierigen Astronom und Astrologen wie Wilhelm IV. von Hessen-Kassel im regen Austausch stand. Wir wissen ferner, daß der sächsische Kurfürst während langer Jahre seiner Regierungszeit zwei Wittenberger Professoren beschäftigte, die neben ihrem juristischen und medizinischem Sachverstand auch ausgewiesene Kenner der Astrologie waren: Georg Cracow und Caspar Peucer. Hätten diese ihn nicht, so möchte man annehmen, auch mit astro-politischen Prognosen versorgen können? So, wie es Leibärzte beispielsweise auch in anderen Territorien taten? Augusts von Sachsen reges Interesse an der Astronomie spiegelt sich heute in der Sammlung des mathematisch-physikalischen Salons des Dresdner Zwingers wider.129 1560 wurde in Dresden eine Kunstkammer gegründet, in der August wertvolle astronomische Geräte sammelte. Teilweise kaufte er sie aus den berühmten Werkstätten in Nürnberg an; teilweise ließ er sie von Dresdner Handwerkern anfertigen.130 Zum Erwerb dieser wertvollen astronomischen Geräte holte sich August den Rat von Gelehrten ein, so wie es Landgraf
medicine at the European Court 1500-1750. Rochester 1991; GRAFTON, ANTHONY T.: Humanism and Science in Rudolphine Prague: Kepler in Context. In: J. PARENTE, R. SCHADE und G. SCHOOLFIELD (HGG.): Literary culture in the Holy Roman Empire, 1555-1720. Chapel Hill and London 1 9 9 1 , S. 1 9 - 4 5 ; und DIETER MERTENS: Hofkultur
in Heidelberg
und Stuttgart
um 1600.
In: N .
HAMMERSTEIN und G. WALTHER (HG.): Späthumanismus. Studien über das Ende einer kulturhistorischen Epoche. Göttingen 2000, S. 65-84. 128 129
130
MONTAIGNE, MICHEL DE: Essais. Erste moderne Gesamtübersetzung von HANS STILETT. Frankfurt am Main 1998, Kapitel 11, S. 26. Allgemein dazu KLEMM, FRIEDRICH: Geschichte der naturwissenschaftlichen und technischen Museen. München 1973. CHOJECKA, E.: Astronomische und astrologische Darstellungen und Deutungen bei kunsthistorischen Betrachtungen alter wissenschaftlicher Illustrationen des 15.-18. Jahrhunderts. Dresden 1967. MENZHAUSEN, JOACHIM: Dresdner Kunstkammer und Grünes Gewölbe. Dresden 1977. Siehe DOLZ, WOLFRAM (HG.): Erd- und Himmelsgloben. Sammlungskatalog. Staatlicher Mathematisch-Physikalischer Salon, Dresden Zwinger. Dresden s. a.; DERS. u. a. (HGG.): Uhren - Globen wissenschaftliche Instrumente. Mathematisch-Physikalischer Salon, Dresden Zwinger. Dresden 1993. Trotz der genannten Studien fehlt eine ausführliche Geschichte der Dresdner Kunstkammer.
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Wilhelm IV. tat, als er den Kurfürsten 1567 darum bat, Caspar Peucer nach Kassel zu schicken, um dort eine neue Uhr zu begutachten, die er soeben erworben hatte.131 Unter den vielen prunkvollen Stücken, die August für seine Sammlung erwarb, befinden sich auch alltäglich verwendbare Meßinstrumente, die nicht der öffentlichen Repräsentation von Macht dienten. So verwendeten sächsische Ingenieure die Meßinstrumente für die Landvermessung; die kleineren Sonnenuhren könnten von Astronomen und Astrologen verwendet worden sein, solange diese am Hofe weilten. Augusts ganzer Stolz in seiner astronomischen Sammlung war ein seltener arabischer Himmelsglobus aus dem 13. Jahrhundert, den er 1562 über einen Coburger Mittelsmann gekauft hatte. Außerdem besaß er einen Himmelsglobus von Johannes Schöner (1477-1547), auf dem erstmals Amerika eingezeichnet, und eine Globusuhr von 1586, auf der eine Armillarsphäre angebracht war. Mit Schöners Globus hatte August von Sachsen ein sehr wertvolles Stück erworben. Johannes Schöner war fast eine Generation älter als Melanchthon, und als Melanchthon ihn, der in Bamberg arbeitete, als Mathematiklehrer für das Ägidiengymnasium in Nürnberg 1526 gewinnen konnte, war er bereits ein anerkannter Astronom.132 Seit dieser Zeit arbeitete Schöner nur noch in Nürnberg. Er war in Deutschland die astronomische Autorität im frühen 16. Jahrhundert, die auf Regiomontanus und Stöffler folgte. Der Augsburger Arzt Gasser zählte ihn zu den „inter omnes Germaniae nostrae Astrophilos".133 Schöners Autorität wurde erst durch Erasmus Reinhold um die Mitte des 16. Jahrhunderts abgelöst. Mit seinen Globen, die er bereits 1515 baute, seinen Ephemeridentafeln und später vor allem mit seinen astrologischen Handbüchern, beeinflußte er zahlreiche deutsche Astrologen im 16. Jahrhundert. Sein Schüler Joachim Rheticus widmete ihm seine Narratio prima, der erste Bericht über die Lehre des Kopemikus. Zusammen mit Andreas Oslander stellten Schöner und Rheticus in Nürnberg die Theorien von Kopernikus 1543 der Öffentlichkeit vor. Mit seinem für die Astrologie wohl wichtigstem Lehrbuch, De iudiciis nativitatum libri tres (1545), trug er zur Beliebtheit der Astrologie im 16. Jahrhundert in Deutschland bei. Er publizierte darüber hinaus noch weitere einführende Bücher, die die Kunst des Nativitätenstellens und die Herstellung von astronomischen Instrumenten erklärten. Vor allem mit der Herausgabe arabischer Horoskophandbücher förderte er das Interesse an der Astrologie. Seine sehr vorsichtig formulierten astrologischen Praktiken, die er als offizieller Kalendermacher in Nürnberg verfaßte, zeigen einen bedächtigen Gelehrten. So wirkte er sowohl als Astronom als auch als Astrologe vor allem auf deutsche Astronomen nachfolgender Generationen im 16. Jahrhundert. Kehren wir zu den Sammlerinteressen von Kurfürst August zurück. Auf einem reich geschmückten goldenen Setzkompaß, der sich auch in der Dresdner Sammlung befindet, sind filigrane Planetensymbole und die Tiersymbole des Zodiaks eingraviert. Dieser Kompaß wurde 1561 von sächsischen Handwerksmeistern angefertigt. Das 131
Vgl. den Antwortbrief. SächsHstA: Copial Nr. 343: Copial an Augusten zu Sachssen namen, Anno 1567/68: Brief Herzog Augusts von Sachsen an Landgraff Wilhelm von Hessen von Mai 1567, fol. 211.
132
ROSEN, EDWARD: S. V. Schöner,
133
GUNTHER: Der fränkische Mathematicus Johann Schöner (1477-1547) und seine Kirchehrbacher Briefe an den Nürnberger Patrizier Willibald Pirckheimer. Erlangen 1992; MATTHÄUS, KLAUS: Zur Geschichte des Nürnberger Kalenderwesens. Die Entwicklung der in Nürnberg gedruckten Jahreskalender in Buchform. In: Archiv für die Geschichte des Buchwesens, 9, 1969, Sp. 965-1396. GASSER, ACHILLES PIRMIN: Prognosticum astrologicum adannum 1545. Nürnberg 1544, S. A l v .
Johannes.
In: D S B , Bd. 11, 1975, S. 3 6 5 - 3 6 6 . ; KLEMM, HANS
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war in einer Zeit, in der gerade Peucers zweite Auflage des Commentarius erschienen war und in Wittenberg die Astrologie fleißig gelehrt wurde. Noch war die Sorge Augusts um den Zustand der lutherischen Konfession in seinem Territorium in weiter Ferne. Auch die zahlreichen Tischuhren und vor allem die Planetenumlaufuhren, die nach geozentrischer Vorlage erstellt wurden, stammen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Darunter ist eine Planetenumlaufuhr, die besonders prachtvoll ist und die der Kurfürst von Kasseler Uhrmeistem anfertigen ließ: von Eberhard Baldewein und Hans Bucher. Sie hielt die jeweiligen Umlaufzeiten der Planeten fest, und auf einem Astrolab verzeichnete sie zahlreiche Fixsternorte. Augusts greifbares Bedürfiiis, dasjenige Handwerk zu fördern, das sich der Astronomie und der Astrologie bediente, ging jedoch nicht mit demselben Zutrauen in die politische Beratung durch einen Astrologen einher. In den späten sechziger Jahren gefiel er sich möglicherweise selbst in der Rolle, eine astrologische Prognose, die ihm der hessische Landgraf Philipp von Hessen zugesendet hatte, mit der Schadenfreude eines Besserwissers zu korrigieren.134 Philipp von Hessen hatte diese Prognose von einem gewissen Ambrosius Magirus aus Deventer bekommen. Magirus war Astronom und hatte 1557 die politischen Ereignisse Deutschlands und speziell Sachsens bis auf das Jahr 1575 vorausgesagt. Ursprünglich war diese Prognostik lateinisch verfaßt gewesen. Philipp ließ sie ins Deutsche übersetzen, bevor er sie Kurfürst August übersendete. Er übersandte sie „zur sonderr geheimnus." Wie wir aus einer Preisangabe erfahren, kostete sie ihn, Philipp, hundert Gulden, und weitere achtzehn Gulden für den Boten. Zwei Überlegungen bewegten Philipp, dieses astrologische Wissen auch dem außenpolitischen Kalkül des Sachsen zur Verfügung zu stellen und es nicht nur seinem eigenen Arkanwissen anzuvertrauen: erstens war er der Überzeugung, daß manche von Magirus' Vorhersagen richtig sein könnten und Kurfürst August sie beachten solle: „so were soviel desto mehr auffsehens daruf zu haben." Zweitens bittet er August, diese Prognose an Philipp Melanchthon weiterzureichen, um sie beurteilen zu lassen, „wan derselbige sich auf solche dinge wohl verstehet." Philipp von Hessen wollte also die Richtigkeit der politischen Prognose durch einen ausgewiesenen Kenner verifizieren lassen, bevor er ihr Glauben schenkte. Ob Melanchthon sie je erhalten hat, ist fraglich, weil die Randnotizen nicht Melanchthons Handschrift entsprechen, sondern vielmehr den Schriftzügen von August von Sachsen. Magirus fand jedenfalls einen überaus kritischen Leser, vermutlich, wie gesagt, Kurfürst August selbst. In keiner einzigen Randnotiz, die die Geschicke des sächsischen Hauses und der sächsischen Landschaft betrafen, unterließ es der Kommentator, fehlerhafte Prognosen zu kommentieren. Sein Lieblingswort war „fefellit". In vielen Fällen korrigierte er die vorausgesagten Ereignisse mit dem Hinweis auf das tatsächlich Geschehene.135 Dem Korrektor war diese Art von fehlerhafter Prognose sichtlich zuwider. Man muß dabei bedenken, daß sich in den Jahren um 1550 in Dresden zahlreiche Propheten jedweder Couleur tummelten. Etliche Akten berichten über die Versuche lutherischer Prediger, die jüdischen oder „selbst 134
135
Dies müßte jedoch ein ausgewiesener Kenner von Handschriften aus der Zeit überprüfen. SächsHStA, Geheimes Archiv, loc. 10026: PHILIPP von HESSEN: 2 Briefe an Kurfürst AUGUST das Prognosticon von MAGIRUS betreffend, unpag. fols. 1-4. SächsHStA, Geheimes Archiv, loc. 10026: Etzliche Astrologische Weissagungen von dem 1557 bis uff das 1570 Jahr unnd dan von dem 1559 biß uff das 1569 Jahr, welches D. Ambrosius Magirus Physicus et Astronomus zu Deventer gestellet unnd Churfiirst Augusten unnd Landtgraff Philipen zu sonderr geheimnis uberschicket, fols. 6-58.
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ernannten" christlichen Propheten aus der Stadt zu vertreiben.136 Mit besserwisserischen Propheten war man in Dresden reichlich bedient. Was nicht bedeutete, daß August selbst, wie wir gesehen haben, einer technisch hoch entwickelten Zahlenmagie kein Vertrauen schenkte und mit ihr, wenn auch vielleicht nur spielerisch, den Spielraum seiner eigenen Handlungsfähigkeit auslotete. Augusts Zurückhaltung gegenüber der astrologischen Beratung läßt sich auch durch die Interessen seiner Beamten, die aus Wittenberg stammten, vor allem seines Leibarztes, erklären. Die Professoren, die August an seinen Hof rief, waren zwar ausgewiesene Kenner der Astrologie; doch weder der eine, der Jurist Georg Cracow (1525-1575), noch der andere, der Leibarzt Caspar Peucer, berieten ihren Herren in der Politik und mit Hilfe der Astrologie. Cracow war zu sehr skrupulöser Jurist, um seine Tätigkeit als Geheimer Rat durch astrologische Überlegungen beeinflussen zu lassen, und dies, obwohl er in seinen Ausbildungsjahren für die Pommerschen Herzöge Horoskope erstellt hatte und verteidigende Reden über die Astrologie hielt.137 Peucer hingegen war zu sehr leidenschaftlicher Mediziner. Peucer hegte leichte Zweifel gegenüber der politischen Astrologie, als er das Chronicon Charionis neu bearbeitete. Dort gab er unumwunden zu, daß man bisher zu wenig astrologische Erfahrung gesammelt habe, um die Auswirkungen astrologischer Konstellationen - mit Ausnahme derjenigen von Kometen - auf den Lauf der Geschichte abschätzen zu können. Ohnehin war ihm der politische Dienst suspekt, wie er selbst berichtete. Als es ihm gegen Ende seines Lebens noch einmal vergönnt war, fünfzehn Jahre lang (1587-1602) die Patronage des Anhaltiner Fürsten Johann Georg I. (1586-1618) in Dessau zu genießen, blickte er auf sein damaliges Leben am Dresdner Hof zurück. In seiner Autobiographie, die mehr eine Selbstrechtfertigung denn ein Lebensbericht ist, tadelt Peucer seine politischen Unvorsichtigkeiten, und hebt seine wissenschaftlichen Leistungen hervor. Schließlich war er stolz auf seine theologische Standhafitigkeit, die ihm nur aus politischen Zwängen zwölf Jahre Gefängnishafit in sächsischen Kurlanden bescherte - zwölf lange Jahre, die seine theologische Gewißheit nicht in Zweifel ziehen konnten. Seine Befreiung hingegen bestätigte ihm die Richtigkeit seines Abendmahlsverständnisses. Gott selbst gab sie ihm, so Peucer, weil dieser ihn aus den feuchten Gemäuern der Rochlitzer Burg, des Zeitzer Schloßes und der Pleißenburg bei Leipzig gerettet habe, in denen er beinahe gestorben wäre.138 Wie Peucer seine Theologie nachsichtig bewertet, so verzeiht er sich seine Unbesonnenheit auf dem politischen Parkett kaum. Immer wußte er um die Gefahren des Hoflebens und hatte doch gegenteilig gehandelt: „So oft ich zu Hoffe erfordert worden / bin ich darob erschrocken / und mit forcht / und kleinmütigkeit dahin gezogen / vielleicht daß mir das hertz gesaget hat / was mir darob entlich begegnen würde: oder vielleicht / daß ich sunst auß betrachtung vieler Exempel in Historien / bedacht / was grosse gefahr dem zugewarten / der zu Hoffe lebet / und sonderlich der bey den Herrn angesehen / und wol gelitten ist. Mag aber mit warheit sagen / daß ich niemals dahin mit freiden gezogen bin. Und ihe mehr ich gnade gefunden habe zu 136 137
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Vgl. SächsHstA: loc. 9603: Zur Lebensbeschreibung einiger Kur- und fürstl. Sächsischen Personen 1486-1727, unpag. CRACOW, GEORG: De nativitate illustrissimi principis D. D. Erici Ducis Pomeraniae. Epigramma. Wittenberg 1551. Siehe auch CRACOW, GEORG: De utilitate astrologiae Carmen Georgii Cracovii Pomerani. Wittenberg 1549. Vgl. seine Vorrede „an den Leser" zur ersten Auflage nach seiner Befreiung: PEUCER: Commentarius, 1591, S. a4r.
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Hoffe / ihe furchtsamer / verzagter / und kleinmütiger ich worden bin / ihe mehr ich den Hof geflohen bin / daß Gott weiß. Dann daß ichs mit kurtzen anzeige / wann einen schon die Herren wol leyden können /so können ihn doch die diener nicht leyeden / und findet einer die, der ander ein andere ursach / solte sie auch vom zäun gebrochen werden / ihn zu beschweren / zuverkleinern / zuvernichten / anzugeben."139 Dieser Topos spiegelt durchaus Peucers Zurückhaltung gegenüber der politischen Sphäre wider, da er eigentlich sein Lebtag lang nur Mediziner sein wollte. Peucer war 1570 wegen seines reichen medizinischen Erfahrungsschatzes an den Hof bestellt worden.140 Kurfurstin Anna, eine Tochter König Christians III. von Dänemark, wurde zu einer großen Verehrerin von Peucers Medizin. In den Anfangsjahren seiner höfischen Tätigkeit beriet Peucer sie bei den kleinsten Gebrechen.141 Beständig holte sie sich seinen Rat ein und ließ sich in Zeiten der Pest Empfehlungen geben. Sie ließ sich - später, als Peucer bereits im Gefängnis saß - von ihm auch darin bestärken, eine eigene Hofapotheke zu gründen. Peucers große Sammlung von heilpflanzlichen Rezepten, seine Silva medicamentorum, hatte er Kurfürst August gewidmet. Wenngleich also Peucer vom Nutzen der Genethlialogie überzeugt war, wie wir aus seinem Commentarius wissen, und er sie zur medizinischen Diagnose einsetzte, fand er in seiner vielfältigen Tätigkeit als Universitätsrektor, als Briefeschreiber, als Nachlaßverwalter Melanchthons, als höfischer Leibarzt und Büchersammler weder die Muße noch das Interesse,142 die astrologische Handarbeit politischer Prognostiken anderer Astrologen auszufuhren: diese Arbeit bestand darin, wie im Falle von Cnemiander, detaillierte Jahresprognosen anzufertigen. Doch anders als diese bedurfte Peucer bei seinen zahlreichen Ämtern als Dekan und Universitätsrektor nicht des Geldes, das sich ein Astrologe üblicherweise mit dem Anfertigen von Jahresprognosen verdiente.143 Erst als Peucer 1573 von religiösen Vorwür139 140
PEZEL, CHRISTOPH: Casparis Peuceri Historia Carcerum et liberationis divinae. Zürich 1605, S. 423-424. Vgl. KRAUß, WOLFGANG: Stam und Ankunft des hochlöblichen Hauses zu Sachsen. Magdeburg 1587. RößLER, HELLMUTH: Art.: August, Kurfürst von Sachsen. In: NDB, Bd. 1, 1953, S. 448-450. NAUMANN, ROLF: Art.: Anna, Kurfürstin
141 142
von Sachsen.
In: N D B , Bd. 1, 1953, S. 302. WEBER, KARL
v.: Anna, Kurfürstin zu Sachsen. Leipzig 1868. Siehe auch das nicht unterzeichnete iathromathematische Gutachten auf August, das nicht Peucer erstellte. SächHStA: Geheimes Archiv, loc. 8217, unpag.: Revolutio geneseos. Churfurst Augusten unnd Hertzog Johans Friedrichen zu Sachsen uffs Jahr 1554. SächsHstA: Copial 512, fol. 154. Ferner SächsHstA loc. 8534,2: Allerley gemeine Sachen an die Chrufiirstin zu Sachsen 1572-1575. Vgl. etwa die zahlreichen Briefen von und an Peucer, die in der Universitätsbibliothek Bremen liegen und die sich fast ausschließlich mit hochschulpolitischen Dingen in den 60er Jahren beschäftigen. Die B r i e f e von PEUCER w a r e n zumeist adressiert an DAVID CHYTRAEUS, ALBERT HARDENBERG oder an
143
MATTHIAS STOIUS; MS. a. 0009/010; Ms. a. 0009/099; Ms. a. 00012/052; Ms. a. 00012/053; Ms. a. 00012/054; Ms. a. 00012/166. Ebenso berichten auch die Briefe in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: Sup. ep. 1,4, 13, 48 sowie Sup. ep. (4)19 und (4)45 fast ausschließlich von hochchulbzw. konfessionspolitischen Ereignissen der sechziger und siebziger Jahre. KÜHNE, HEINRICH: Kaspar Peuker. Leben und Werk eines großen Gelehrten an der Wittenberger Universität im 16. Jahrhundert. In: Letopis. Reihe B - Geschichte. 1983, S. 151-161. Er beziffert sein Einkommen im Jahre 1555 auf 200 Gulden und ab 1560 auf 250 Gulden jährlich. BÖHMER, WOLFGANG: Die überregionale Bedeutung der medizinischen Fakultät der Universität in Wittenberg. In: S. OEHMIG (HG.): 700 Jahre Wittenberg. Stadt - Universität - Reformation. Weimar 1995, S. 225-230.
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fen gegen seine Person geplagt wird, schreibt er für Wilhelm IV. eine politische Prognose nieder: Die einzige, die von ihm erhalten ist.144 Augusts Interesse für Mathematik und Medizin sowie Peucers Zurückhaltung gegenüber einer politischen Astrologie haben sich in diesem Falle so befruchtet, daß die politische Astrologie an diesem Hofe keine große Rolle spielte.
Astrologie nur in allerletzter Not Das merkliche Desinteresse des albertinischen Wettiner August von Sachsen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an der politischen Astrologie und an persönlichen Lebensberatern korrespondierte mit einer eben solchen Abstinenz bei den Ernestinern. Die Zeiten dort, in Weimar, als Friedrich der Weise 1502 noch die Astrologen Heinrich Lauterfelsch und Johannes Volmar beauftragte, um ein astrologisches Gutachten für die Gründung der Wittenberger Universität anzufertigen,145 und er sich selbst beraten ließ,146 schienen auch hier in den Regierungszeiten des frommen Johann Friedrichs des Großmütigen (1532-1554), Johann Friedrichs des Mittleren (1554-1567) und Johann Wilhelms (1567-1572) und unter den Herzögen nach der Teilung der Lande vergangen zu sein. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts fand das rege Interesse eines Friedrich des Weisen keine Nachahmer mehr. Bezeichnend für dieses Desinteresse ist eine Episode aus dem Jahre 1552. Nach der Gefangennahme des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich des Großmütigen in der Schlacht bei Mühlberg 1547, die bewirkte, daß die sächsische Kurwürde von den Ernestinern auf die Albertiner überging, geriet Johann in seiner Festungshaft in große psychische Not. Er war zwar ein weithin bekannter frommer Lutheraner und erhielt über Jahre hinweg aufmunternde fromme Briefe der Theologieprofessoren aus Wittenberg, doch seine Zuversicht auf eine baldige Befreiung und auf eine Erlösung durch Gott schien im Jahre 1552 dramatisch zu schwinden. All die Empfehlungen von Justus Jonas und von Philipp Melanchthon zur Lektüre der Psalmen konnten ihn nicht trösten.147 Er wurde jedoch zum Glück noch in demselben Jahr befreit. Man weiß nicht, auf welche Ideen er in seiner psychischen Not noch verfallen wäre, hätte die Gefangenschaft länger angedauert: in seiner Not nämlich ließ sich Friedrich astrologisch beraten, obwohl ihm dieses sein lutherisch-orthodoxes Gewissen nach eigenem Bekunden eigentlich verbot. Nur schwer konnte er sich später dieses Hilfeersuchen bei einem Astrologen verzeihen. Folgendes war geschehen. Am 25. 1. 1552 schrieb
144 145
146 147
Dies werde ich in Kapitel III zusammenhängend darstellen. Vgl. ZAMBELLI, PAOLA: Astrologi consiglieri del principe a Wittenberg. In: Annali dell'Istituto storico-italo-germanico in Trento / Jahrbuch des italienisch-deutschen historischen Instituts in Trient 17, 1992, S. 497-543 sowie HAHNE, HANS: Die Wittenberger Horoskope. In: Leopoldina 5, 1929, S. 102-109. Vgl. dazu Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar: Reg. O. Nr. 147. Vgl. Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar: Reg. K. fols. 1-5.
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Abb. 3: Handschriftliches Horoskop von Luca Gaurico auf die Stadt Konstantinopel. Solche Horoskope auf Stadtgründungen oder auf Universitätsgründungen waren durchaus üblich. Ähnlich erstellte man auch Horoskope auf den Anstich eines Bergwerksstollen.
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Friedrich aus seiner Gefangenschaft dem berühmten Augsburger Arzt Achilles Pirmin Gasser (1505-1577). Pirmin Gasser hatte in den zwanziger Jahren in Wittenberg studiert und war seitdem ein Freund Melanchthons. In den fünfziger Jahren gehörte er zum geistigen Zentrum in Augsburg.148 Dort war er Stadtphysicus und Historiker. Sehr viele Gelehrte in Deutschland schätzten seine humanistische Bildung und seinen Zugang zur Fuggerschen Bibliothek. Er korrespondierte unter anderem mit Girolamo Cardano über den Magnetismus, über den er ein Buch verfaßt hatte.149 Sein Beitrag zur Astrologie bestand in insgesamt vierunddreißig astronomischen und astrologischen Traktaten, deren Großteil Prognostiken waren.150 Seine Prognostiken galten hauptsächlich dem Schicksal der Stadt Augsburg. Seine Erörterungen über die Auswirkungen der Kometen aus den Jahren 1533 und 1538 fanden hingegen ein weiter verstreutes Publikum. An ihn also, an Gasser, richtete Kurfürst Johann Friedrich 1552 einen peinlich berührenden Brief. In diesem gesteht er Gasser ein, daß er ein Horoskop vor sich liegen habe, welches ihm ein gewisser Stathmios (d. i. Christoph Maaß) zugesandt hätte. Stathmios war ein Coburgischer Arzt gewesen, der in Wittenberg studiert hatte. Sein Leben lang verfaßte er politische Prognostiken und publizierte außerdem eine kleine Schrift zur Verteidigung der Astrologie.151 Außerdem hegte er als Arzt ein Interesse an der Iathromathematik.152 Dieser Stathmios also, hätte ihm, Friedrich, mit Hilfe eines Horoskops seine baldige Freilassung prognostiziert.153 Wir werden noch sehen, daß die Horoskophandbücher des 16. Jahrhunderts mit Vorliebe ein Interesse an dem astrologisch erklärbaren Phänomen von Gefangenschaften und von Freilassungen hegten. Johannes Garcaeus hatte nämlich später August von Sachsen lang und breit über das astrologische Wesen von Gefangennahmen informiert.154 Doch Friedrich blieb bezüglich Stathmios' Prognose skeptisch. Er glaube zwar nur an die Befreiung durch einen göttlichen Gnadenakt, wolle aber bei ihm, Gasser, nun nachfragen, ob diese Prognose möglicherweise zutreffen würde: „Wir wollen euch gnediger meinung nicht bergen, das uns ist zugeschickt worden ein schreiben, so ein doctor [von Stathmios] über unser nativitet gemacht, die thun wir euch himit gnediger und vertrauer meynung uberschicken, und wie wol Ihr unser gemüt In diesen sachenn gut wissen habt, das wier darauff nichtts halden thun, so werden doch dorinnen ethliche Ursachen angezeigt, warumb ein Christ sein glück und Unglück, so Im die stern und planeten zuvor antzeigen, nicht furchten noch dafür erschrecken sol, sondern sich dafür hüten, das vorsehenliche glück, so ime die planeten zeigenn sollen zuerfreuen, doch nicht darauff trotzenn. [ . . . . ] Es sol Ime aber ein Christ genügen lassenn, das ein Ider tag sein eigen sorge und Unglück mit sich bringt, damit er uns vor solche zukünftige Sachen zu sorgen vorwarnen und vorbiten thut, sondern wier sollen solches alles unserem himmlischen vater heimgeben und seiner allemechtickeit, wie er es uff dieser erden
148
BURMEISTER, KARL HEINZ: Achilles
149 150 151 152
GASSER, ACHILLES PIRMIN: De magnete, seu Rota perpetui motus, libellus. Augsburg 1558. BURMEISTER: Achilles Pirmin Gasser, Bd. I, S. 62ff. STATHMIOS, CHRISTOPH: Prognosticon Astrologicum. Nürnberg 1569. Über Stathmios bzw. Christoph Maß ist bisher nichts bekannt. Vgl. jedoch STATHMIOS, CHRISTOPH: De tertiana Febri astrologica experientia. Wittenberg 1556. Vgl. vor allem seine ausfuhrliche Verteidigung: STATHMIOS, CHRISTOPH: Astrologia asserto oder ein kurtze unnd gründliche Verlegung / der langen unnd unergründten schrifft D. Thome Erasti. Nürnberg 1558. Zitiert nach BURMEISTER: Achilles Pirmin Gasser, Bd. III, S. 102-118. GARCAEUS: Astrologiae methodus, 1576, S. 347ff.
153
154
Pirmin
Gasser.
3 Bde. Wiesbaden
1970-75.
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mit uns machen thut, heimstellen. Derhalben wir uns auch die zeit unserer regierung und lebens nie keine nativitet haben wollen machen lassen."'55 Gasser konnte Friedrich trotz dessen Skepsis in seinem Antwortbrief von der Richtigkeit der Prophezeiung überzeugen. So schreibt er am 9. 2. 1552 an ihn zurück: „Das schreiben, so mir hochgemelte e. ch. f. g. unlängst vertrauwter weiß zu gestellt, hon ich mit bestem fleiß uberlesen [...] und so vil mir muglich ad regulas examiniert, gib derhalben E. Ch. F. G. in aller unterthänigkait zu vernemen, das doctor Stathmion, so vil die edlen kunst der Astrologia antrifft, hierinnen nix aduliert oder gar on grund angetzaigt, sundern fleiß und gerecht, was naturlichen lauf des gestyrns nach den menschen auß seiner nativitet mag vorgesagt und zu erkennen gegeben werden, mit [...] ernst beschrieben und E. Ch. F. G. also in treuwen underricht haben. Und wie wol ich gar kain kundschafft mit dem guten mann hab, gfallt mir doch disß sein iudicium fast wol. Welches ernennte E. Ch. F. G. nit gar Stoischer weiß verachten und inn wind schlagen soll, dann obs schon auß heidnischer maisterschafft genumen, trifft es doch wie ander naturlich von inen herkumende kunst nit ubel zu. Derhalben ich nit achten, das das die mainung sey, das E. Ch. F. G. zu der zeit, so von des guetigen Iuppiters freuntlichen aspect ire erlösung künftig bedeutten und ze fyrderen genaiigt [...] ainiches placierens, gleissens oder vom glauben abtrettens nottwendig sein, sundern das alls dann, wie ietzt und bißher allweg beschehen, dest stattlicher mit [...] unerschrocknen hertzen und aufrechter Zuversicht gehandelt und mit mererm anhalten weder müe, fleiß noch arbait gesparet oder sollche occasion versaumbt und nachgelassen solle werden, und weil bei sunnen schein besser dann bei regenwetter ze hewen ist, müsse och solch mittel der gutigen anschawung Iuppiters in diesem handel E. Ch. F. G. ledigung belangend zü gelegner zeit sovil trostlich an die hand genumen und forscheinend glick kains wegs dennmalens ubersechen werden etc. Disß achten ich, gnedigster Churfurst und herr, wolle der doctor in seiner Vermeidung verstanden haben, doch hoff ich, es solle beider beschehen."156 Zum Vorteil Johann Friedrichs des Großmütigen wie auch zum Vorteil der wissenschaftlichen Reputation der Astrologie fand tatsächlich die Befreiung kurz darauf noch im Jahr 1552 statt, zu der selbst Kaiser Karl V. zu einem symbolträchtigen Handschlag nach Innsbruck reiste. Mit dieser kurzen Episode eines in Bedrängnis geratenen Lutheraners, der in letzter Not bereit war, der Astrologie Glauben zu schenken, war die eher unfreiwillige Bekanntschaft Johann Friedrichs mit der Astrologie eigentlich beendet. Seitdem werden ihm weder astrologische Traktate gewidmet, noch fragt er und auch seine Nachfahren je wieder nach persönlichen Horoskopen für die Kinder und die Enkelkinder nach. Im Fürstentum Anhalt, dem benachbarten Territorium, • nahm die Astrologieberatung wiederum einen anderen Verlauf und es läßt sich eine weitere Facette der astrologischen Beratung kennenlernen.
155 156
Ebenda, S. 102-103. Ebenda, S. 107-108.
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Ein Horoskop gegen einen Hochzeitsfisch - oder Astrologie und Wirtschaft In der weit verzweigten Dynastie der Askanier, deren Fürstentum Anhalt gegen Ende des 16. Jahrhunderts immer mehr ein Opfer der dynastischen Teilungen wurde, wurden die verschiedenen Fürsten während des ganzen 16. Jahrhunderts von vielen Astrologen beraten. 157 Auch Professoren der Wittenberger Universität griffen aktiv in dieses Geschehen ein, angefangen von Jakob Milich, über Philipp Melanchthon, Erasmus Reinhold, Bartholomäus Schönborn und Caspar Peucer bis hin zu etlichen unbekannten Astrologen, die Jahresrevolutionen und Nativitäten erstellten und politische Fragen beantworteten. Sehr viele der dort überlieferten Dokumente sind keine aufsehenerregenden astrologischen Zeugnisse, aber gerade deshalb um so typischer für den astrologischen Alltag in Deutschland. Denn in Anhalt dominierte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine persönliche Beratertätigkeit, die sowohl medizinische als auch politische und wirtschaftliche Interessen zu befriedigen suchte. Das größte Interesse galt einem sehr weit definierten Verständnis von persönlichem Glück. So ließ vor allem Fürst Joachim Ernst (1551-1586) knappe, vereinzelte Horoskope von Johannes Schöner,158 von Erasmus Reinhold, 159 Caspar Peucer 160 und anderen für seine insgesamt sechzehn Kinder erstellen. Heiratspläne der Familie wurden astrologisch begutachtet 161 ebenso wie Bergwerksstollen, wie wir gleich noch sehen werden. Einen Astrologen konnte man nahezu alles fragen, was man persönlich für die nahe Zukunft zu erwarten hatte und deshalb von Interesse war: Fragen zur Gesundheit wie zum wirtschaftlichen Profit, Fragen nach den Feinden wie solche nach dem eigenen Tod. Eine einseitige Funktion hatte die Astrologie gewiß nie inne. Es wäre jedoch verfehlt, anzunehmen, daß nur der Fürst von der Astrologie profitierte. Der Astrologe war ihr selbstverständlich nicht weniger zugetan, wenngleich auch nicht immer aus einem rein wissenschaftlichen oder moralphilosophischen Interesse heraus. Für Joachim von Anhalt (1530-1561) etwa, der aus der Zweiglinie ,Ernst' in Dessau regierte (und nicht wie sein Onkel Joachim Ernst in Zerbst), engagierte sich ein bestimmter Wittenberger Professor, an dessen Beispiel die finanzielle Seite in der Darstellung der Astrologiegeschichte illustriert werden kann. Es war Erasmus Reinhold senior (1511-1553). Reinhold selbst hatte in den dreißiger Jahren in Wittenberg studiert. Heute gilt er als der berühmteste deutsche Astronom in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, zumal er als erster die Ergebnisse der kopemikanischen Theorie verwendete, um mit ihnen die sogenannten Preußischen Tafeln (1551) zu berechnen. Diese lösten die sogenannten Alfonsinischen Ta157
158 159 160 161
Nach wie vor maßgeblich ist WÄSCHKE, H.: Anhaltmische Geschichte. Bd. II: Geschichte Anhalts im Zeitalter der Reformation. Köthen 1913. Leider legt der Verfasser keinen Wert auf kulturhistorische Tatbestände. LAO, GAR NS Nr. 52 I, fols. 108-139. LAO, GAR NS Nr. 52,1. LAO, GAR NS Nr. 52 III, fols. 317-325. LAO GAR NS Nr. 52 IV, 1. Stück: von JAKOB MILICH auf die erste Ehefrau Joachim Emsts; sodann a u f seine z w e i t e E h e f r a u ELEONORA VON WÜRTTEMBERG d u r c h CASPAR GOTTSCHALCK: L A O ,
GAR NS Nr. 52,1, fols. 366-369.
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fein aus dem 13. Jahrhundert ab.162 Als Reinhold in Wittenberg studierte, lernte er unter dem damaligen Mathematikprofessor Johannes Volmar auch die Astrologie kennen. Volmar wiederum war ein bedeutender Astrologe, der unter anderem das Gründungshoroskop für die Wittenberger Universität entworfen hatte.163 Erasmus Reinhold blieb während seines ganzen Lebens in Wittenberg und lehrte dort fast zwanzig Jahre lang, von 1536 bis 1553, die höhere Mathematik. Weil er ein begnadeter Astronom war, gewann er in seiner langen Zeit als Professor sehr viele Studenten, die sich später sehr dankbar an ihn erinnerten: Caspar Peucer, Achilles Pirmin Gasser, Nikolaus Winkler, Matthias Stoius und Bartholomäus Schönbom, um nur einige wenige bedeutende Astronomen und Astrologen des 16. Jahrhunderts zu nennen. Erasmus Reinhold hätte uns bereits als Astrologe am Hof des Herzog Albrecht in Preußen begegnen können, weil dort seine astrologischen Gutachten sehr begehrt waren. Wenn heute Fachleute z. B. aus den Rechts- oder Wirtschaftswissenschaften hohe Honorare dafür kassieren, daß sie Gutachten für politische Parteien, Verbände oder Unternehmen verfassen, dann unterscheidet sich deren Motivation kaum von der eines Astrologen des 16. Jahrhunderts. Dessen finanzielles Interesse mischte sich gewöhnlich mit einem sachlichen. So ließ beispielsweise der geschäftstüchtige Astrologe der Fugger, der später auch den Kaiser beriet, Leowitz von Leonitzeno anno 1539 keine Zweifel an seinem Interesse an Geld. Ohne mit der Feder zu zucken, fordert er vom Markgrafen Georg dem Frommen von Brandenburg-Ansbach (1527-1541) zwischen achtzig „coronatos" und hundert Joachimstaler für die Analyse des Horoskops auf dessen Sohn.164 Leowitz wußte eben, wieviel Fürsten sich ihre persönliche Prognose kosten ließen. Erasmus Reinhold äußerte dieses Begehren deutlich höflicher. Reinhold war ein allseits begehrter Astronom und Astrologe, der auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen wollte, um mit Hilfe der Astrologie seinen eigenen Unterhalt aufzubessern und die Drucklegung seiner Bücher finanzieren zu können.165 Zeit seines Lebens war er ein überaus beschäftigter Mann: In den frühen 40er Jahren hatte er mit größter Sorgfalt Kopernikus' De revolutionibus orbium coelestium studiert.166 Danach berechnete er mit Hilfe mehrerer Studenten den Planetenstand, um diese Berechnungen anschließend in den berühmten Preußischen Tafeln (1551) einem breiten Publikum zur Verfügung zu stellen. Zeit162
GlNGERICH, OWEN: The role of Erasmus Reinhold and the Prutenic Tables in the Dissemination of Copemican Theory. In: Colloquia Copernicana. II. Etudes sur l'audience de la théorie héliocentrique. Conférences du Symposium de l'UIHPS. Tôrun 1973. Breslau, Warschau, Krakau 1973, S. 4 3 - 6 2 ; ROSEN, EDWARD: S. V. Reinhold, Erasmus. In: DSB, Bd. 11, 1975, S. 3 6 5 - 3 6 6 .
163 164
ZAMBELLI: Astrologi consiglieri del principe a Wittenberg, S. 4 9 7 - 5 4 3 . GStA PK B P H A Rep. 41 V. F. 1: Brief LEOWITZ von LEONITZENO an Markgraf Georg den Frommen, Nürnberg, 8. 9. 1539, unpag.: „Caeterum nolo te relare quod Generosus D. Maximiiianus Comes a Burn piae memoriae, iussit mihi numerare pro explicatione suae genesis 100 Coronatos, Fridericus vero dux Lignicensis et Silesiae princeps 80 Joachimicos. Spero igitur illustrissimum principem caeterosque dominos consiliarios pari munificentia labores meos recompensaturos esse." Der historische Faust bekam im Vergleich 10 Gulden für ein Horoskop; siehe BARON, FRANK: Doctor Faustus from History to Legend. München 1978, S. 42f.
165
KROKER, ERNST (HG.): Nativitäten und Konstellationen aus der Reformationszeit. Leipzig 1900, S. 13. Vgl. die berühmten Marginalien von ERASMUS REINHOLD zu Kopernikus Buch, das in dem Royal Observatory von Edinburgh, in der Crawford Collection überliefert ist. Allgemein dazu siehe GlNGERICH, OWEN und ROBERT S. WESTMAN: The Wittich connection', conflict and priority in late sixteenth-century cosmology. Transactions of the American Philosophical Society, 78, 1988.
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gleich erstellte er zahlreiche Horoskope für Herzog Albrecht in Preußen, 167 für Georg Friedrich (1543/1556-1603) von Brandenburg-Kulmbach,168 der in Ansbach residierte, und für zahlreiche Kaufleute, Freunde und wohlhabende Stadtbürger. Nebenher gab er Astronomieunterricht in Wittenberg und unterwies seinen gleichnamigen Sohn in der Astrologie, damit dieser die Astrologie, wie er es dann später auch tat, profitabel zum Lebensunterhalt einsetzen konnte.169 Außerdem mußte er zwei Jahre lang vier Kinder allein erziehen, weil seine erste Frau 1548 gestorben war. Bei all diesen Aktivitäten geriet er mehrmals mit dem Erstellen eines Horoskops in Verzug. Einmal entschuldigte er sich bei Herzog Albrecht in Preußen für eine - immerhin achtzehn Monate - verspätet eingesendete Revolution mit dem Hinweis, daß die astronomischen Berechnungen der Preußischen Tafeln ihn zu viel Zeit gekostet hätten.170 Auch 1550 verfallt er auf die gleiche Entschuldigung und beeilt sich nur unwesentlich. Weil Reinhold als begeisterter Astronom ein außerordentlich skrupulöser, genau arbeitender Wissenschaftler war, verwendete er auf seine Jahresrevolutionen nicht weniger Zeit und Mühe als auf die reine Rechenarbeit. Überaus gründlich analysierte er die Aspekte in einem Horoskop, schrieb seine Analyse in schönster Kursive und lieferte sie oft zweisprachig, lateinisch und deutsch, ab.171 Wieviel Reinhold mit seinen Jahresrevolutionen genau verdiente, wissen wir leider nicht. Offensichtlich erlaubte ihm deren Erstellen einen fairen Handel. So erstellte er 1550 eine seiner sehr ausfuhrlichen und schön geschrieben Revolutionen auf die Brüder Johannes II. und Joachim, auf Friedrich von der Pfalz, auf den Württemberger Herzog und auf andere und übersandte sie dem Dessauer Joachim.172 Er verknüpfte seine Übersendung mit der Anfrage einer zusätzlichen Bezahlung: „Euren fürstlichen gnaden wie Ich auch in unterthenigkeit nit zuerhalten, das Ich nach tödlichen abgang meiner vorigen lieben haussfrawen, aus dringender noth meiner unerzogen 4 kindlein wiederrum mich ehelich verlobt habe, mit einer tugendsamen Jungfrawen des alen Küsters von Borlitz tochter, und willens bin den Kyrchgang und hochzeitliche freude den nechtskunftigen dienstag nach Misericordias Domini zu halten nach christlichem loblichen brauch, Dieweil Ich dan zu meinen Ehren 2 lechse bedürftig bin, der eingeladenen gast daß [...] zu pflegen und ich bishero von anderer vieh hinder mir wegen noch keinen Lachs besteh habe, werde ich gedrungen in dieser stell E. F. G. unterdeniglich darum zuersuchen. Und bitt derowegen, weil Eure fürstliche Gnad auch haben fürstlichen gemüth gegen alle gelarte und fürnemlich dieser Universitet einen gar gnedigen willen zeigen. Eur. F. G. wollen mich mit Lachs zu meinem hochzeitlichen ehren gnediglich bedank und versehen so es müglich ist bey diesem meinen boten. Das bin um 167
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GStA PK, Ostpreußischer Foliant, 31, S. 302-303: Brief von ALBRECHT VON PREUßEN an ERASMUS REINHOLD. Vgl. dazu auch THIELEN: Die Kultur am Hofe Herzog Albrechts, S. 171-181. Ferner: GRAFTON: Cardanos Kosmos, S. 208f. GStA PK I. HA Rep. 41 V. F. 1: Nativitäten auf GEORG FRIEDRICH, Markgraf von AnsbachBayreuth. Darunter ist eine von ERASMUS REINHOLD. Vgl. die von Reinhold publizierten Praktiken. Siehe etwa REINHOLD, ERASMUS: Practica auff das Jhar nach Christi Geburt 1573. Erfurt 1572. Sowie DERS.: Practica auff das Jhar / nach der Geburt Jhesu Christi/unsers Heylands MDLXX1III. Erfurt 1573. GRAFTON: Cardanos Kosmos, S. 208f. Vgl. hierzu auch Kapitel IV. LAO GAR NS Nr. 52,1, unsortiert: REINHOLD, ERASMUS: Etliche Fürst Johansen zu Anhalt gestalte Nativiteten und Fürst Joachimi von Erasm. Reinhold erstellt im Jahre 1550.
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kurfürstliche gnad Ich in untertehnigkeit zuerdienen gantzwillig. Gott wolle Eure fürstlich gnad, und derselben herrschafft für allein. [...]. Wittenberg, 18. April 1550."173 Weil offenbar schon das Hochzeitsessen mit Hilfe der Astrologie erworben war, erstaunt es kaum, wenn der eigens zur Hochzeit aus Königsberg angereiste Medizinprofessor Matthias Stoius (1526-1583), der ein ehemaliger Schüler von Peucer war, während der Hochzeitsfeier begann, mit funkelnden Metaphern ein hohes Lied auf das Hochzeitspaar anzustimmen: „Der gesamte Chor der Sterne freut sich. Er steht zu beiden Seiten des Hochzeitspaares."174 Stoius unterließ es auch nicht, die Horoskope des Ehepaares präzise zu analysieren. Das entzückte Gesicht der Ehefrau, die Tochter eines Küsters war, läßt sich aufgrund von so viel astrologisch fundiertem Glück unschwer erahnen. Fürst Joachim hatte aber nicht nur Erasmus Reinhold als astrologischen Berater, sondern auch Jakob Milich. Bei ihm zeigt sich - wie bereits bei den Brandenburgern und den Sachsen daß die Astrologie vor allem über die Ärzte an die Höfe drang. Der Wittenberger Medizinprofessor Milich, der Joachim in den vierziger Jahren offensichtlich ein wenig lustlos über neun Jahre hinweg Jahresrevolutionen erstellte und innerhalb dieser langen Zeit kein einziges Jota von seiner einmal entworfenen Struktur der Jahresrevolutionen abwich, war sein Leibarzt gewesen. Milichs Revolutionen sind von derart technizistischer Beschaffenheit, daß ein alltäglicher Gebrauch derselben nur dann möglich war, wenn der Fürst selbst die astrologische Deutungskunst beherrschte. Denn anders als Petrus Cnemiander referiert Jakob Milich, was die Tagesprognose betraf, nur die technischen Daten: das heißt die Planetenstände und die Aspekte.175 Das, was Milich ausschrieb, bezog sich ausschließlich auf eine sehr allgemeine kurze Einschätzung des persönliches Glücks und Unglücks betreffs der Kinder, der Ehe und der generellen gesundheitlichen Disposition in dem betreffenden Jahr. Die genaue Funktion des dürren Datengerüsts, das den Hauptteil seiner Revolution ausmachte, muß heute als ungeklärt gelten.176 Es ist nur zu vermuten, daß Jakob Milich die Revolution zur Hand nahm, sobald er den Fürsten ärztlich beriet: Wenn er beispielsweise die Diät, die er dem Fürsten anempfehlen wollte, auf ihren voraussichtlichen Erfolg hin erwog oder, bei einer tatsächlichen Krankheit, seine Therapie auf die Planetenstände hin abstimmte. Weil er jedoch nie persönlich darin vermerkt hat, daß er den Fürsten an dem einem oder anderen astrologisch günstigen Tage zur Ader ließ, läßt sich diese Funktion der Datengerüste nur erschließen. Die treibende Kraft für eine rege astrologische Beratertätigkeit in Anhalt war neben Fürst Joachim aber seit den sechziger Jahren vor allem Fürst Joachim Ernst. Er war von seiner Pflicht, die Wissenschaften zu fördern, so überzeugt, daß er in den achtziger Jahren das Zerbster Gymnasium illustre gründen ließ, an dem auch die Astrologie gelehrt wurde. Der
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LAO GAR NS Nr. 52, I, fols. 405-407: REINHOLD, ERASMUS: Revolutions-übersendungsbrief an Fürst Joachim, Wittenberg 18. 4. 1550. STOIUS, MATTHIAS: Enidolafiiov doctissimo viro Erasmo Reinholt Salveldensi. Wittenberg 1550, fol. Blv: „Omnis et astrorum gaudet chorus, astat utrinque." Vgl. auch sein Hochzeitsgedicht auf Caspar Peucer: STOIUS, MATTHIAS: Ecloga de coniugio Peuceri Budissensis et Magdalenae, filiae Philippi Melanchthonis. Wittenberg 1550. Vgl. die zahlreichen Hefte von MILICH in LAO GAR NS, Nr. 5 2 IV; Nr. 5 2 , II, Nr. 5 2 , 1 . Erste Hinweise zur medizinischen Anwendung bei MÜLLER-JAHNCKE, WOLF-DIETER: Astrologischmagische Theorie und Praxis in der Heilkunde der frühen Neuzeit. Stuttgart 1985, die demnächst publiziert werden sollen.
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Wittenberger Bartholomäus Schönborn unterrichtete dort die Mathematik.177 Joachim Ernst hatte ein Territorium geerbt, das seit den dreißiger Jahren unter den Einfluß Philipp Melanchthons geraten war und seitdem sehr enge Kontakte zu Wittenberg pflegte. Der Fürst selbst fühlte sich dem philippistischen Abendmahlsverständnis verbunden, so daß ihm der Ruf vorausging, ein ,calvinistischer' Fürst zu sein. Doch die theologische Interessengleichheit, die zwischen Joachim Emst und Wittenberger Astrologen bestand, war nicht unbedingt der Auslöser für dessen Interesse an der Astrologie. Seine Neugierde wie auch seine eigene astrologische Kunstfertigkeit verdankt er vielmehr der Erziehung seines Onkels Markgraf Johann von Küstrin, bei dem er aufwuchs. Beides ging so weit, daß sein späterer Astrologe von ihm sagte, er sei „arte probe instructum esse".178 Außerdem hatte er einen Vater, der das beste Beispiel vorgab, sich als Politiker und dynastischer Stammvater den Rat der Astrologen einzuholen. Denn auch Joachim Emsts Vater, Johann II. von Anhalt-Zerbst (1504— 1551), hatte Nativitäten gesammelt.'79 Für seinen Sohn ließ er von einem unbekannten Astrologen eine Nativität in prächtigem Hirschleder anfertigen. So war es in der askanischen Zweiglinie von Köthen-Zerbst also bereits gewisse Tradition, sich bei Geburten und für einzelne Jahre den Rat eines Astrologen einzuholen, bevor Joachim Emst auf diese Tradition seines Vaters und seines Onkels zurückgriff. Gegenüber seinem Vater genoß Joachim Emst den Vorteil, sich den Rat von vielen verschiedenen Astrologen einholen zu können.180 So wählte er beispielsweise seine zweite Ehefrau, Eleonora von Württemberg, mit besonderem astrologischen Bedacht aus. Anstatt sich bei der Auswahl der Ehegattin auf das Gefühl zu verlassen, sicherte er seine Entscheidung mit Hilfe astrologischer Weitsicht ab. So schickte er 1571 Caspar Gottschalck, den er später als Lehrer seiner Kinder engagierte, eine Nativität von Eleonora zu, die dieser bereitwillig analysierte.181 Caspar Gottschalck hatte in Wittenberg studiert und dort seinen Magistergrad erlangt. Von ihm ist nichts weiter bekannt, außer der Tatsache, daß er der Erzieher der Söhne von Fürst Joachim Emst aus Anhalt wurde. Von Gottschalck ist außerdem eine Rede erhalten, die er dem Fürsten widmete und in der er die Argumente aus Melanchthons Lobreden auf die Astrologie wiederholt.182 Ihn also fragte Joachim Emst, ob seine Ehe mit der neunzehnjährigen Eleonora glücklich werden könnte und ob er sie noch in diesem Jahr heiraten sollte. Caspar Gottschalck gab sich größte Mühe, diese Fragen des sechsunddreißigj ährigen Fürsten zu beantworten. Erst erstellte er für Eleonora ein Horoskop, analysierte ihren Bruder und ihre Schwester und kam dann nach ausführlichem Vergleichen mit Joachim Emsts eigener Nativität zu dem Schluß: „satis splendidum coniugium promittant." Denn beide waren, was für das Verständnis von Harmonie in damaliger Zeit wesentlich war, von großer Gleichheit: in Bezug auf ihr Temperament, also betreffs der körperlichen
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MÜNNICH, FRANZ: Geschichte 60ff.
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B r i e f CASPAR GOTTSCHALCKS a n F ü r s t JOACHIM ERNST, B e r n b u r g , 6 . 1. 1 5 7 1 ; L A O G A R N S N r .
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180 181 182
des Gymnasium
illustre von Zerbst 1582-1789.
Duderstadt 1960, S.
52,1, fols. 3 6 6 - 3 6 9 . In der Sammlung befindet sich auch ein Horoskop von Philipp Melanchthon, das dieser auf den Brandenburger Kurfürsten Joachim II. gestellt hat. Die Deutung fällt sehr knapp aus. Siehe LAO, GAR. N. S., Nr. 52,1, fols. 505ff. . Weitere Horoskope für Johann II. ebenda fols. 3 1 4 - 3 2 1 . LAO G A R N S , Nr. 52 I, fols. 2 6 5 - 2 6 9 : Anonyme Nativität von Anna Maria, geb. am 13. Juni 1561. LAO GAR NS, Nr. 52,1, fols. 3 6 6 - 3 6 9 . LAO GAR NS, Nr. 52, III, fols. 5 0 4 - 5 1 3 .
Ein Horoskop gegen einen Hochzeitsfisch - oder Astrologie und Wirtschaft
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und seelischen Disposition, und in Bezug auf das Ingenium. Das war ein gutes Zeichen, weil weder der Fürst noch der Astrologe nach einem widerstreitenden Charakter suchten. Außerdem, und das war keine minder wichtige Information, sollte ihm, Joachim Ernst, Eleonoras etwas melancholischer Bruder, Ludwig III. von Württemberg (1554—1593), wohlwollend gesonnen sein. Die ,astrologische Durchleuchtung' verhieß also Gutes. Joachim Emst hatte sich als Stammhalter des anhaltinischen Geschlechts implizit noch eine zweite Auskunft von seinem Astrologen gewünscht. Aus seiner ersten, neun Jahre währenden Ehe mit Agnes von Barby, die 1569 unvermutet gestorben war,183 hatte er bereits acht Kinder, darunter auch einen Stammhalter. Dennoch wollte er weitere Kinder haben. Caspar Gottschalck erteilt dem Fürsten zum Schluß seiner Analyse hierzu die etwas unspezifische Auskunft, daß er, beider Nativitäten zufolge, mit dem Wohlergehen weiterer Kinder rechnen könne. Er fügt jedoch hinzu: man müsse dafür beten. Wie Joachim Ernst mit Hilfe der Astrologie das Glück seiner zweiten Ehe suchte, so suchte er es auch bei der Investition in einen Bergwerksstollen und wartete dieses ab. So findet sich in Anhalt eines jener Horoskope, die man auf Bergwerksstollen entwarf.184 Es wurde der günstigste Zeitpunkt ausgesucht, um einen neuen Erzstollen anzustechen. So heißt es dort kurz und knapp: ,,Catharinen[stollen] solt 30 Lachten tiff eingegraben werden] und so soll ein gangk vom morgen die quere über den stoln gehen, das soll ein reichter Ertzgangk sein, und einige [...] materien füren".185 Selbst das finanzträchtige Gewerbe des Bergbaus hatte also die Astrologie für sich entdeckt. Die Astrologie in „Industrie" und Handel zu Rate zu ziehen, um den günstigsten Zeitpunkt für Investitionen zu bestimmen, war keine ganz neue Idee. Sie war bereits Georg Fugger (1453-1506), 186 dem Stammvater der prosperierenden Augsburger Handelsdynastie, bekannt sowie dem Augsburger Kaufmann Hans Rosenberger, der über einen Mittelsmann, Laurentius Tubbe, astronomische Gutachten von Nostradamus anforderte, um sich selbst als Bergwerksbesitzer vor der drohenden Pleite in den späten fünfziger Jahren zu retten.187 Der anhaltinische Fürst, der seine Staatskasse mit den neuen Bergwerksstollen im Jahre 1563 möglichst gewinnträchtig aufbessern wollte, stand ihnen in Fragen der Gewinnkalkulation in nichts nach. Weil Joachim Ernst selbst derart an der Astrologie interessiert war, nimmt es nicht wunder, wenn er um die Geburt seines ersten Sohnes Johann Georg astrologische Ängste hatte. Ganze vier, teilweise leider anonyme, Nativitäten sind auf die Geburt Johann Georgs am 8. 5. 1576 überliefert.188 Ob die vier Astrologen unmittelbar bei der Geburt dieses Kindes anwesend waren, ist nicht erwiesen. Es ist auch nichts darüber bekannt, ob eine schwere Geburt prognostiziert worden war oder nicht. Das Bedürfnis des Vaters, seinen zukünftigen 183
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Ein unbekannter Astrologe hatte diesen Tod nicht vorausgesehen. So erstellte er zwei Jahre vor ihrem Tod noch eine Jahresrevolution, die bis 1586 ihre Gültigkeit haben sollte. LAO GAR NS, Nr. 52 I, Stück 21: Anonyme Revolutiones Illustrissimae Dominae Agnetae De Barbi, nupta Anhaltino etc. Prima facta ad annum Christi 1567-1586. LAO G A R N S Nr. 52,1, fols. 261-264. Ebenda, fol. 263r. DUPÈBE, JEAN (HG.): Nostradamus, Lettres inédites. Genf 1983, S. 38. Hier waren es LEOWITZ VON LEONITZENO u n d HIERONYMUS WOLF, die GEORG FUGGER berieten. D i e s e B r i e f e l i e g e n in der B i -
187 188
bliothèque Nationale in Paris. DUPÈBE: Nostradamus, Lettres inédites, S. 13, S. 38. LAO GAR NS, Nr. 52, III, fols. 379-404; GAR NS Nr. 52 III, Stückl8; GAR NS, Nr. 52,1, Stück 9; GAR NS, Nr. 52, III, Stück 13: Nativität von STEPHANUS MARTINUS.
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Politische Wirklichkeit und politischer Anspruch der Astrologie
Stammhalter mit dem besonderen Glück der Sterne segnen zu wollen, zeigt sich hier erneut und hinreichend deutlich. Später engagiert er als Lehrer für seinen Sohn den Astrologen Caspar Gottschalck, der, wie wir gesehen haben, ausreichend die Kunst des Nativitätenstellens beherrschte. Joachim Ernst wollte seinen Sohn und seine anderen Kinder offensichtlich in der Astrologie ausbilden lassen, was Caspar Gottschalck gründlich tat. Dieser übte mit Johann Georg oder mit einem seiner Geschwister fleißigst die Astrologie ein.189 Im Nachlaß von Joachim Ernst finden sich zahlreiche anonyme Schmierblätter, in denen Schüler - vermutlich eben Johann Georg und seine Geschwister - unerläßlich das Erstellen eines Horoskops erlernen.190 Beharrlich berechnen sie Planetenstellungen und üben sich im Deuten eines Horoskops mit Hilfe kleinerer Dialoge. Sogar das Deuten eines Kosmogramms mit Hilfe der griechischen Sprache wurde versucht.191 In einem kleinen Dialog, der von Schülerhand stammt und sich zwischen den Akten findet, diskutieren ein Mathematicus und ein gewisser Anastasius die Diskrepanzen zwischen der Lehre des Firmicus Maternus einerseits und der politischen Beratung durch zeitgenössische Astronomen andererseits. So stellt Anastasius enttäuscht fest, daß Firmicus Maternus doch eigentlich gefragt hätte, ob die „reges et principes non esse subiectos fato astronomico", damit die Astrologen „foeliciores in posterum" seien, wohingegen heutige Astrologen das genaue Gegenteil täten und es nicht unterließen, die Fürsten unter ein himmlisches fatum zu stellen.192 Der fiktive Mathematicus gibt auf diese Enttäuschung nur eine indirekte Antwort, die da lautet, daß nichts, „nihil", was den Menschen widerfahren würde, notwendig geschehe. Dies gelte auch für die Fürsten. Schon Sokrates hätte dem Herrscher die Kunst der Astronomie und damit der Astrologie angepriesen.193 Mit dieser Antwort ist der Dialog zunächst einmal beendet und die fiktiven Dialogpartner können sich damit begnügen, gegenseitig denkwürdige Lehren aus Cardanos Aphorismi (1547) aufzuzählen.194 Dieser Dialog war offensichtlich eine wunderbar einfache Übung, um sich die komplizierten Bedeutungen von Planetenpositionen in den einzelnen Häusern einprägen zu können. An Joachim Emsts regem astrologischen Interesse und am Beispiel seines Onkels Joachim lassen sich abschließend bestimmte Charakteristiken aufzeigen, die für eine Einschätzung des gesamten Phänomens der astrologischen Beratung der Wittenberger in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entscheidend sind. Untersucht man die Fragen, wie Universitätsastrologen und Fürsten zusammenarbeiteten und welche der beiden Parteien die Zusammenarbeit veranlaßte bzw. vorantrieb, dann läßt sich am Beispiel von Anhalt ablesen, daß ein reges Interesse auf Seiten der Fürsten bestehen mußte, bevor die Wittenberger ihrerseits tätig wurden. Kurfürst Joachim I. von Brandenburg brachte vermutlich den Stein ins
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Diese Übungshefte stammen alle aus dem späten 16. Jahrhundert, wie den astronomischen Daten entnommen werden kann. Sie sind jedoch ohne Unterschrift und Namen. LAO GAR NS Nr. 52,1, fols. 28-99. LAO GAR NS Nr. 52, IV, Stücke 2-3. LAO GAR NS Nr. 52, II, fols. 507-512. Unter Bezugnahme auf PLATO: Politeia. Der Staat. Bearb. von DIETRICH KURZ. Gr. Text von EMILE CHAMBRY. Dt. Übers, von FRIEDRICH SCHLEIERMACHER. Darmstadt 1990, Buch VII, 3. 43, 527b530a, S. 595-603. Vgl. CARDANO, GIROLAMO: Libelli quinque [...] Eiusdem antea non edita. Aphorismorum Astronomicorum Segmenta VII. Opusculum incomparabile. Nürnberg 1547. Siehe auch CARDANO, GIROLAMO: Aforismi astrologici. A cura di GIUSEPPE BEZZA. Mailand 1998.
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Rollen, als er begann, seinen Hofastronomen und Hofastrologen zu hofieren. Über seinen Sohn, Johann von Küstrin, hat dieses Vorbild weithin ausgestrahlt. Joachim Ernst empfand die astrologische Beratung dann schon als eine selbstverständliche Angelegenheit. Das Vorbild, das ein Fürst dem anderen gab, scheint, bezogen auf die astrologischen Interessen, als ,Schneeballsystem' gewirkt zu haben. Johann von Küstrin etwa fand nicht nur in dem Anhaltiner Joachim Emst einen Nachahmer, sondern auch im orthodoxen Ansbacher Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg, der ab 1569 Preußischer Herzog wurde. Dieser war mit einer Tochter Johann von Küstrins verheiratet und hatte gute Kontakte zum Küstriner Hof. Ihm hatte sich Petrus Cnemiander anzuempfehlen versucht. Doch bereits Jahre zuvor hatte Georg Friedrich in seinen frühen Jahren einen anderen Astrologen engagiert, den ehemaligen Wittenberger Studenten Georg Caesius. So zeigt sich also, daß es unter den lutherischen und später auch philippistisch gesinnten Fürsten selbst ein weit verzweigtes familiäres Netz gab, in dem die Astrologie zirkulierte und von dem ehemalige Wittenberger Studenten profitierten. Die Fürsten ließen sich mit großer - wenngleich nicht ausschließlicher Unterstützung Melanchthons, Jakob Milichs, Erasmus Reinholds und Wittenberger Studenten beraten. Letztlich schienen sich Universität und Fürstenhof also gegenseitig astrologisch zu motivieren. > Die Wittenberger waren aber, wie angedeutet, nicht immer die einzigen Astrologen, die konsultiert wurden. Gerade in Anhalt läßt sich beobachten, daß der Fürst aus Neugierde verschiedene Urteile über ein Horoskop einholte, wenn ihm daran gelegen war.195 Schließlich zeigt sich beispielhaft im Anhaltinischen Territorium, wie das Interesse an der Astrologie weiterwirkte. Auch im frühen 17. Jahrhundert scheint es bereits Familientradition geworden zu sein, sich astrologischen Rat einzuholen. Die Astrologie in Anhalt wirkte auch über den Tod von Melanchthon, Reinhold oder Peucer hinaus, auch wenn dies ganz im persönlichen Ermessen des jeweiligen Fürsten lag. Fürst Johann Georg beispielsweise, den sein Vater Joachim Ernst geradezu astrologisch hofiert hatte, interessierte sich, weil er sehr umfassend gebildet war, auch für andere Prognosetechniken, wie beispielsweise die numerologische. In den einzelnen Fürstenfamilien des 16. Jahrhunderts setzte sich oftmals das Interesse an astrologischer Beratung über mehrere Generationen hinweg fort.
Der Astrologe und die Kunst des Überlebens Die praktizierenden Astrologen an den deutschen Höfen, die wir bisher kennengelernt haben, waren vorsichtige Menschen. Nie versprachen sie dem Fürsten, daß die durch ihre Prophezeiungen vorausgesagten Ereignisse auch tatsächlich einträten, daß also die Zukunft determiniert und astrologisch bis ins letzte erkennbar sei. Besonders vorsichtig erscheinen sie
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Siehe etwa LAO GAR NS, Nr. 1226: PFEYL, JOHANNES: Natalis schematis summaria explicatio ad a. 1509. die 7. Augusti hör. 18. Min 40. P. M. Leipzig 1540. Johannes Pfeyl (gest. 1544) hatte in Florenz studiert, kam also nicht aus der Wittenberger Schule. Später lehrte er die Medizin an der Universität Leipzig und war Leibarzt von Moritz von Sachsen gewesen.
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Politische Wirklichkeit und politischer Anspruch der Astrologie
uns dann, wenn sie Studenten oder Stadtärzte waren und als solche zu astrologischen Beratern eines Fürsten aufstiegen. Zwar waren sie durchaus anerkannt, und der Fürst hegte seinerseits ein großes Interesse an ihnen, doch konnte er über das Wohl und Wehe der beruflichen Karriere eines Astrologen eigenmächtig entscheiden. Wenn es ihm beliebte, stellte er den Rat des einen Astrologen neben den eines anderen, ersetzte kurzfristig den bisherigen, und schien es sich so erlauben zu können, aus der vorhandenen Anzahl an Astrologen jeweils den richtigen auszuwählen. Was dem Fürsten recht und billig war, konnte für den Astrologen schnell den finanziellen Ruin bedeuten. So wurde jede Ungeduld des Fürsten, wie im Fall des etwas herrischen Johann von Küstrin, der expressis verbis auf seinen Astrologen Druck ausgeübt hatte, indem er ihm sagte, er solle sich mit seiner Prognose beeilen und sie ordentlicher anfertigen, seitens des Astrologen mit beharrlicher Freundlichkeit erwidert. Der Astrologe zog es vor, mit seinen Aussagen vorsichtig zu taktieren, das heißt, er bemühte sich, die Balance zu halten zwischen dem, was der Fürst verlangte, und dem, was er ihm sagen wollte und konnte. Cnemiander hatte sein Gespür wohl besonders gut austariert. Seine Formulierungen wählte er mit großem Bedacht, um keine falschen Versprechungen zu machen; er sicherte sich bei schwierigen Aussagen über anerkannte Autoritäten ab, er verwies auf die Erfahrung, die noch nicht perfekt sei, und er verwies schließlich auf Gott, der mit seinem freien Willen jederzeit in die Arbeit eines Astrologen eingreifen und jede Vorhersage zunichte machen könne, sofern es ihm beliebte, den Naturverlauf kurzfristig aus dem Gleichgewicht zu bringen. Nicht diese Überzeugung selbst, sondern die Tatsache, daß Cnemiander auf diese Überzeugungen permanent hinweist, spiegelt auch den Erfolgsdruck wider, unter dem ein Astrologe stand. Etwas souveräner und weniger taktierend unterbreiteten diejenigen Astrologen den Fürsten ihre Deutungen, die Universitätsprofessoren und anerkannte Wissenschaftler, und nicht finanziell vom Hofe abhängig waren. Sie unterbreiteten dem Fürsten ihre technischen Prognosen ohne viele Kautelen und damit mit größerer Selbstsicherheit.' 96 So zeigen sich Martin Chemnitz, Erasmus Reinhold und Philipp Melanchthon in ihren Prognosen freilich sehr respektvoll gegenüber dem Fürsten, doch treten sie mit dem Selbstbewußtsein von Wissenschaftlern auf, die mit allen technischen Feinheiten vertraut sind und deshalb einen relativ guten Einblick in das gewinnen konnten, was die Zukunft bringen würde. Aus diesem Bewußtsein heraus verweigerte Martin Chemnitz Aussagen, die der Fürst gerne gehört hätte, und entledigte sich des lästigen Nebenverdienstes, sobald er dessen nicht mehr bedurfte. Wie sehr jedoch ein praktizierender Astrologe, der bei einem Fürsten als Leibarzt angestellt war, peinlich darum bemüht war, vergangene Fehler zu retouchieren, um seinen Ruf zu retten, kann die folgende abschließende Geschichte von David Herlitz zeigen, einem Lübecker Arzt, der in Greifswald Studenten der Artistenfakultät unterrichtet hatte. David Herlitz (1557-1632) erschien das Jahr 1606 wie ein schreckliches Trauma. 197 Eine „Calenderhummel", oder, wie er sie nannte, ein „Polynom", der wie ein „Planet" durch viele Länder herumschwirre, hatte seinen Ruf als Astrologe geschädigt. Ein gewisser Bern196
D i e s war vor allem eine Frage der persönlichen Reputation. Denn auch die Universitätsprofessoren waren freilich indirekt v o m Fürsten finanziell abhängig. Vgl. MORAW, PETER: Über Patrone und Klienten im Heiligen Römischen Reich. In: A. MACZAK (HG.): Klientelsysteme in der frühen Neuzeit. München 1988, S. 1 - 1 8 .
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HERLITZ, DAVID: Wahrhafftige und gruendliche Widerlegung der grewlichen unbesonnen Schmekarten, welche im Junio 1606. Jahrs erst zu Luebeckpubliciert und spargiert wurden. Stettin 1606.
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hard Messinger aus Riga hatte nämlich ihn, den berühmten Arzt, verleumdet. Und das widerfuhr ausgerechnet ihm, so David Herlitz, der ein erfolgreiches Buch über Schwangerschaften verfaßt hatte; ihm, der in Wittenberg Astrologie und unter Caspar Peucer Medizin studiert hatte; ihm, der dreizehn Jahre lang als Greifswalder Professor Studenten in der Astronomie und der Physik unterrichtet hatte; ihm, der für viele Fürsten Prognostiken geschrieben hatte. „Item das ich auch nu 23. jähr in meinen Medicis und Astronomicis scriptis, der ich durch Gottes gnade (abermahl one üppigen rühm) 28. unterschiedene Bücher publiciert so noch alle in dem offenen Druck verhanden sindt / bewiesen habe: Und nicht allein von der löblichen universitet Grypswalde / so wol auch von Fürstlicher Pomerischer Durchleuchtigkeit / gantz ehrliche und glaubwürdige gezeugnis in Originali fürlegen kan / was ich gantzer 13. Jahr der Studierenden Jugend publice unnd privatim, in Mathematicis unnd Physicis profitendo proponiert habe / dergestalt / das Ihre Fürstliche Gnaden mir für 9. Jahren / als ich ordentlicher weise zum physicat der guten unnd löblichen Stadt Stargard vociert wurden / eine gantz gnedige Vermehrung meines stipendij angeboten / wo ich die zeit mei, nes Lebens in Ihrer Universitet mit profitiren zubringen wolte. So ist auch der löblichen 1 Universitet Wittemberg Brieff und Sigill verhanden / was ich fast in der gantzen Astronomia und Physicis, den studiosis in grosser anzahl und concurs, Anno 80 und 81. privatim proponiert habe. Und bin es gewiß / das etliche hundert gelerte Leute / so aus Deutschlandt / Schweden und Dennemarck / meine Zuhörer gewesen / mir diß ein rühmlich gezeugnis geben können / und an dieser ertichten und nichtigen des Meßingij Schmekarte einen grossen Mißgefallen haben werden. Hineben kan ich auch die Judicia hoher Potentaten und fürnehmer Städte / die mich unterschiedlich vociert / und in ihrer bestallung gerne gehabt hetten / nicht zum geringsten argument und behelff / meiner defension, underthenig anziehen." Dieser Bernhard Messinger hatte David Herlitz in „Schmekarten" beschuldigt, falsche astrologische Prognosen gemacht zu haben, die er anschließend auf den Straßen in Lübeck verteilte: „So hab ich doch dazu nicht stille schweigen dürffen / weil dadurch meine Existimation und guter Nahmen verkleinert oder verächtlich gemacht wird / auch daher die Edle und nützliche liebe Sternkunst bey vielen in geringer ansehen kommet."198 Deshalb sei es nun an der Zeit, so Herlitz, seine eigene „Ehrennottuft" zu retten. Detailliert wirft er diesem ungreifbaren „Polynom" vor, er hätte die Vorhersagen in seinen „zusammengeflickten Almanachen und Prognosticis" ohne jedwede astronomische Kenntnis verfaßt. Jeden Fehler listet David Herlitz auf. Dieser Mensch beherrsche keine Mathematik, geschweige denn Astronomie; er würde von anderen ernst zu nehmenden Astronomen Daten übernehmen, und diese als seine eigenen Leistungen herausstellen. So hätte der „Polynom" zwar, wie Herlitz eingestehen muß, korrekterweise die verbesserten Ephemeriden von Stadius übernommen, doch stammten diese Korrekturen keinesfalls von diesem Betrüger, der sie infam aus einem anderen, bereits korrigierten Buch abgeschrieben hätte. Er hätte ... er hätte ... und er hat .... Kurz: Messinger war nach Einschätzung von Herlitz ein gewiefter Betrüger, der es darauf abgesehen hatte, seine, Herlitz', persönliche Ehre zu schänden. Dieses kleine Heftchen von David Herlitz zeugt von der ganzen inneren Aufgewühltheit über die Schmach, die dieser Astrologe soeben erlebt hatte. Weil er sofort erkannt hatte, daß sein Ansehen durch diesen Bernhard Messinger auf dem Spiel stand, brachte er seinen versammelten Ärger direkt in die Buchdruckerei. Die Geschichte endet ein wenig traurig. Her198
Ebenda, fol. A3v.
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Politische
Wirklichkeit
und politischer
Anspruch
der
Astrologie
litz berichtet nämlich, wie dieser betrügerische Herr Messinger seit kurzem nur noch verrückt in der Stadt umherliefe. Nackt würde er durch den Lübecker Dom rennen, wo ihn die Leute seltsam begutachteten. Das sei traurig. Herlitz äußert sein Mitleid zwar keineswegs schadenfroh, doch wertet er dieses Schicksal als die offenbar gewordene gerechte Strafe Gottes, die dieser wegen dessen unermeßlichen Betrügereien an jenem vollzog. Als David Herlitz trotz der Vorkommnisse zwei Jahre später in die Dienste des Brandenburger Kurfürsten Johann Sigismund eintrat, zeigt sich noch einmal, daß er um seine Reputation als zuverlässiger Astrologe bangte. 1608 erhielt Herlitz von Johann Sigismund (1608-1619) anläßlich dessen Regierungsantrittes einen astrologischen Großauftrag. Daß der Kurfürst Herlitz wählte, nimmt keineswegs wunder. Denn tatsächlich war er, wie er es selbst bereits dargestellt hatte, ein angesehener Astrologe. Er war so bekannt, daß er später, angeblich 1628, Wallenstein ein Horoskop erstellen mußte; doch das ist später. 1565 war Herlitz Student der Wittenberger Universität gewesen, hatte auch Caspar Peucer gehört und trug die Wittenberger Astrologie bis in das frühe 17. Jahrhundert hinein. Er hatte gegen Ende des 16. Jahrhunderts mit großer Gelehrsamkeit dem Brandenburger Kurfürsten Johann Georg (1571-1598) den baldigen und „entlichen" Untergang des Türckischen Reiches vorhergesagt.199 Kürfürst Johann Georg ließ sich sonst immer von seinem berühmten Alchemico-Astrologen Leonhard Thurnheysser (1531-1596) beraten; dieser war sein Leibarzt und in seinen Diensten sogar bis nach Syrien gereist.200 Herlitz war in all seinen Schriften sehr darauf bedacht, die theologischen Prophetien mit den astrologischen Mitteln und Lehren zu harmonisieren: das Ergebnis hat immer einen Hauch von Eschatologie an sich, aber Herlitz trägt dies nicht mit allzu großem Pathos vor. Außerdem hatte er 1608 der Öffentlichkeit ein Buchprojekt vorgestellt, in dem er synoptisch darlegt, wie er die Astrologie zu weiterem wertvollen Nutzen der Medizin perfektionieren wolle.201 Er verkündete, daß er ab dem Jahre 1609 sukzessive, und über genau sechs Jahre verteilt, jedes Jahr die Horoskope, die er mittlerweile gesammelt hatte, und zwar Horoskope von Fürsten und anderen Potentaten, in Druck geben wolle.202 1608 verfaßte David Herlitz sodann vier dicke großformatige astrologische Nativitäten und deren Revolutionen bis auf das von ihm prognostizierte jeweilige Lebensende, für Johann Sigismund, für seine Gemahlin, die Kurfürstin Anna, für die gemeinsame Tochter Katharina und für den Sohn Joachim Sigismund. Es ist zu vermuten, daß er für alle der insgesamt fünf Kinder eine solche lebensbegleitende Revolution verfaßte. Ihr hohes technisches Niveau fällt auf: ungeniert verfaßt er die Revolutionen auf Latein und verzichtet auf simplifizierende gebrauchsgerechte Erklärungen. Erst elf Jahre später, sein 1608 angekündigtes 199 200
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HERLITZ, DAVID: Astronomisch Schreiben an Ihr Churf. G. zu Brandenburg: Von des Jetzigen Türklaschen Reichs Untergang und endtlicher Zerstörung. Lieh 1596. SPITZER, GABRIELE: Und die Spree führt Gold: Leonhard Thurnheysser zum Thum: Astrologe, Alchimist, Arzt und Drucker im Berlin des 16. Jahrhunderts. Berlin 1996. SCHMITZ, RUDOLF: Medizin und Pharmazie in der Kosmologie Leonhard Thumheissers zum Thum. In: F. BERGIER (HG.): Zwischen Wahn, Glaube und Wissenschaft: Magie, Astrologie, Alchemie und Wissenschaftsgeschichte. Zürich 1988, S. 141-166. HERLITZ, DAVID: Epistola, oder Sendbrieff Doctoris Davidis Herlicij, Physici Ordinarij der Keyserlichen ReichsStadt Lübeck. Erstlich an einen guten Freund geschrieben / Jetzo aber aus bewilligunge des Autoris publiciret / im Octobri des 1608. Jares. Stettin o. J. [1609]. HERLITZ, DAVID: Kurtze / aber Trewhertzige Erklerung / des geschwäntzten nerwen Sterns oder Cometen / so sich im September diese 1607. Jahrs hat sehen lassen. Lübeck o. J.
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Buch über Horoskopsammlungen war bisher immer noch nicht erschienen, fertigte er aus ungeklärtem Anlaß selbst erstellte deutschsprachige Kurzfassungen seiner Revolutionen an. Diese nutzte Herlitz zu einer Revision alter Prognosen. An dieser Stelle nun sorgt sich David Herlitz erneut um sein Ansehen. Diesmal geht es jedoch um seine Reputation bei der fürstlichen Familie selbst. An dem Eingeständnis eines relativ schwerwiegenden Irrtums konnte er 1619 nicht vorbei. Allzu offensichtlich bot sich ihm und seinen Auftraggebern die Diskrepanz zwischen seiner Einschätzung von Johann Sigismunds Entwicklung aus dem Jahre 1608 und der Realität, die sich allen Brandenburgern 1619 bot, dar. Brandenburgs Kurfürst war nämlich in der Zwischenzeit, 1613, unter den mißtrauischen Auspizien seiner Gemahlin und einiger Zeitgenossen zum Calvinismus übergetreten. Dieser persönliche Schritt des Kurfürsten rührte die Gemüter im Brandenburger Land wie im Heiligen Römischen Reich auf. So bedauert Herlitz aufgrund seiner philippistischen Gesinnung diese Entwicklung aufrichtig. Sein eigentliches Anliegen ist 1619 aber ein anderes. Er erläutert nunmehr, warum er in seiner ersten Nativitätsanalyse von 1608 den Konfessionswechsel Johann Sigismunds nicht vorhergesehen hatte. Er rechtfertigt sich für seine ,.Blindheit" mit einer astronomischen Neuigkeit, die in das Geburtsjahr des Kurfürsten fiel und deren Wirkung er anno dazumal nicht abschätzen konnte, weil kein einziger Astrologe je Erfahrung mit ihr gemacht hatte. Es handelt sich dabei um den neuen Stern im Sternbild der Cassiopeia, über dessen Wesen in der Tat alle Astronomen und Astrologen der damaligen Zeit widersprüchlich spekulierten. Damals identifizierte man ihn mehrheitlich als einen Kometen, bis dann schließlich Tycho Brahe in den späten 80er Jahren den eindeutigen Beweis erbringen konnte, daß dieser vermeintliche Komet in Wahrheit ein neuer Stern war, ein Resultat, das 1602 posthum publiziert wurde.203 Die genaue Bedeutung dieser Erscheinung für die Nativität war Herlitz offensichtlich anno 1608 nicht bekannt. Zwar hätte er die ,destabilisierende' Wirkung des neuen Stems in Bezug auf die Religion vermutet, sie aber aufgrund fehlender Erfahrung nur ungefähr abschätzen können.204 Schauen wir uns die Aussagen von Herlitz aus dem Jahre 1608 genauer an. War Herlitz tatsächlich so unsicher gewesen, wie er 1619 behauptete? Zwar prognostizierte er damals für das Jahr 1613 einige nicht weiter spezifizierte persönliche „Widerwärtigkeiten"; doch bei der Analyse des Horoskops, und hier insbesondere der Planetenkonstellationen im 9. Haus, das sowohl nach Ptolemäischer als auch nach Firmicianischer Lehre, auf die er sich 203 204
Brahe hat die Ergebnisse erstmals 1588 vorgestellt. Berühmt wurde die Ausgabe von ihm BRAHE, TYCHO: Astronomiae instauratae Progymnasmata. Prag 1602. G S t A B P H A Rep. 33 F 1 (für Johann Sigismund), unpag.: HERLITZ, DAVID: Ein kurtzer Extract oder Auszug, generaliter, und in specie u f f etliche Jar fertiget im octobri 1619. Dort heißt es: „Es ist gantz mercklich, das in der Zeit dieser Geburt der neue Stern in Cassiopoea erschienen und sampt gantzer constellation als lucida [ . . . ] in das eillfte himlische haus gefallen, darinnen auch der krebsgängige Jupiter et interceptis um 21 Grad des wirden gefunden wurden. Ist also Jupiter praeses religionis, zur geburtsstunde b e y den selbigen w e g e n ihres (bestand) haben in Religions Sachen viel streit turbationes und enderung bedeuten wurden, sonderlich auch, weil damals Jupiter ist zurückgängig g e w e s e n . Hab d e s w e g e n A n n o 1608 in Generali capitel von der Religion ehe noch die Reformation ins werck gesetzen wurden, diese wort gesetzen comparabit Religionem suam ad favorem et gratiam M a g n a m u m [sie] propter Jovem et fortassis seducetur aemulabit doctrinam. U n d ich befürchte, das es mal b e y dieser reformatione bleiben werde, und keine enderung zu bezeughen."
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beruft, die Religionsgeschicke andeutet, verheißt David Herlitz die „Bestendigkeit in der Religion." 205 Das war das genaue Gegenteil dessen, was tatsächlich eingetreten war. Anders als es seine spätere Rechtfertigung suggeriert, hat David Herlitz die mögliche politische Entwicklung also nicht vorausgesehen. Aus diesem Beispiel einer so in den Quellen selten aufzuspürenden nachträglichen Korrektur vergangener Prognosen läßt sich der gesellschaftliche Druck, unter dem ein Astrologe arbeitete, ein weiteres Mal ersehen. Permanent fürchtete er, daß ihn Fürsten und Kollegen der astrologischen Falschaussage beschuldigten. Doch Herlitz' Selbstkorrektur von 1619 muß nicht einseitig verstanden werden: teils war sie sicherlich eine Rechtfertigung, die dem Selbstschutz diente, teils stellte sie jedoch auch den Versuch dar, gegen allzu hochgesteckte Erwartungen des Lesers anzuschreiben, und zwar besonders gegen die Annahme, daß die Astrologie eine in sich gefestigte Wissenschaft sei, der keine Fehler unterlaufen könnten. Warum nämlich, so könnte man fragen, verschweigt Herlitz nicht einfach seine Fehlprognose? Warum gibt er sich die Blöße der Richtigstellung? Natürlich sind diese Fragen nicht zweifelsfrei zu beantworten. Daß ihm aber die fehlgegangene Prognose aus dem Jahre 1608 nicht als peinlich zu verschweigender Fauxpas erschien, hängt wohl auch mit seinem eigenen wissenschaftlichen Anspruch zusammen und stimmt jedenfalls mit diesem überein; es sei nämlich das Charakteristikum der Astrologie, wie Herlitz in seinen Büchern gesagt hatte, 206 sich erst allmählich durch sammelnde Erfahrungstätigkeit zu perfektionieren. Insofern verweist er mit dem Eingeständnis seiner Fehlprognose auf den gegenwärtigen Stand der Astrologie als Wissenschaft. David Herlitz interessierte sich ansonsten kaum für das politische Geschehen, weil er besonders an der physischen Gesundheit des Klienten interessiert war. Dieser Trend, der sich, wie wir noch sehen werden, gegen Ende des 16. Jahrhunderts immer weiter manifestierte und der nicht nur die Astrologen betraf, sondern auch die Fürsten und die Medizin e r - der Trend hin zur Medizinalisierung 207 - spiegelt sich also auch in Herlitz' Analysen wider. In den vier Nativitäten steht die physische Konstitution des Nativitätenempfangers im Vordergrund: in einem ersten Teil erläutert Herlitz dessen natürliche Veranlagung; in einem zweiten Teil hebt er mit Hilfe der astrologischen Lebensalterlehre dessen entscheidende Lebensjahre hervor und markiert physiologische Krisen; in einem dritten Teil widmet er sich den Transiten der Planeten, die er auf ihre medizinische Bedeutung hin untersucht, und berechnet schließlich das zu erwartende Lebensende. Besonders seine weiblichen Klienten berät er in medizinischer Hinsicht und zeigt keine Scheu, den Tod in ein bestimmtes Jahr zu legen. Dieser passus wurde von den meisten Astrologen geflissentlich verschwiegen. Doch Herlitz nimmt auf Ängste wenig Rücksicht. 208 So prognostiziert er Johann Sigismund 1619
205 206 207
GStA PK B P H A Rep. 33 F 1. 1608, unpag.: HERLITZ, DAVID: Nativitaet. D e m Kurfürsten Johann Sigismund gestellet. Siehe Anm. 201. Siehe MLDELFORT, H. C. ERIC: A history of madness in sixteenth-century Germany. Stanford/Cal. 1999.
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GStA PK B P H A Rep. 33 S 2, unpag.: HERLITZ, DAVID: Nativität der Kurförstin Anna gestellt durch David Herlicius nebst Auszug daraus, fol. 5r-v. Dort heißt es: „So dann Ihre fürstlichen Gnade dies Jarr errichen sollen, werden sie dieses zeitlich lebens fast gnung sein. [ . . . ] A u f der folgenden Seite schwächt er diese Prognose wieder ein wenig ab und sagt: „Ich hab aber im Generaljudicio vermeldet, daß die Opposition solis et martis in radice, die facultatem vitae oder lebendige krafft sich könne
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auf sein 63. Lebensjahr, das als Krisenjahr galt: „Und die Astrologi haben eine Regell: Saturnus dominus septimae sub radiis solis, significat mortem in occulto [...] so, daß zu befurchten, daß wird einmal blötzlich und unvermitens ein grosser stoß ankommen, derhalben man kein mal sicher sein soll, und ohne genwart des medici. [...] Und ich glaube, aus Astrologische Ursache, das an einem frembden orte, solche gefahr zu befürchten sey."209 Zwei Monate später verstarb Johann Sigismund und die Prognose hatte sich bewahrheitet. Die hier vorgestellten Beispiele aus Brandenburg, Anhalt und Sachsen stellen nur die Spitze eines Eisberges mannigfaltiger astrologischer Beratung in Deutschland dar. Nicht immer bestand selbst in diesen lutherischen Territorien, auf die wir uns beschränkt haben, ein notwendiger Zusammenhang zwischen der Sympathie zu einer bestimmten Ausrichtung innerhalb einer Konfession und der Bereitschaft, sich astrologisch beraten zu lassen. Es könnte anhand der Beispiele aus Anhalt und Brandenburg der Eindruck entstanden sein, daß sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts vornehmlich die philippistisch gesonnenen Fürsten (z. B. der Brandenburger Kurfürst) und weniger die lutherisch orthodoxen Fürsten, wie etwa der sächsische Kurfürst und der sächsische Herzog, die später für die Annahme der Konkordienformel plädierten, astrologischen Rat einholten. Dieser Zusammenhang war offensichtlich nicht zwingend, weil manche Beispiele gegen eine solch strenge Grenzziehung im konfessionellen Binnenraum zwischen Astrologieberatung und Philippismus auf der einen Seite und Astrologieabstinenz und orthodoxem Luthertum auf der anderen Seite sprechen. In letzter Not nahm der überaus fromme strenge Lutheraner Johann Friedrich der Großmütige doch den Rat des Astrologen in Anspruch, und genau so handelte auch der später als Philippistenfeind bekannt gewordene Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach. Auch der zunächst lutherisch-orthodoxe Johann Sigismund von Brandenburg holte sich noch vor seinem Konfessionswechsel astrologischen Rat ein. Diese Beispiele zeigen, daß es sich bei der Antwort auf die Frage, ob astrologische Beratung schon als Akt gegen die hochzuhaltende Tradition anzusehen sei oder nicht, letztlich um eine Gewissensentscheidung des jeweiligen Fürsten handelte. Eine solche Entscheidung stand ihm schon deshalb offen, da weder die Konkordienformel noch die übrigen offiziellen evangelischen Bekenntnisschriften der Zeit ein explizites Verbot der Astrologie kannten. Mit dieser Einschränkung gibt die oben genannte Polarisierung allerdings insofern eine Regelmäßigkeit wider, als bei philippistischen Fürsten ein Trend zu einer größeren Offenheit gegenüber der Astrologie zu beobachten ist als bei den strengen Lutheranern. Es war aber mehr eine Offenheit, die sich auch aus einem genuinen Wissenschaftsinteresse speiste und nicht so sehr aus einer theologischen Überzeugung. Theologischen und astrologischen Philippismus jedoch mit einem theologischen Calvinismus (der nicht auf Melanchthons, sondern auf Jean Calvins Abendmahlsverständnis zurückging) gleichzusetzen, wäre falsch; denn dies war keineswegs im Sinne strenger Calvinanhänger, die um die Ablehnung der Astrologie durch Calvin, der die Kunst des Nativitätenstellens als Blasphemie gebrandmarkt hatte, noch wußten.210
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(scheinen), das ich nicht gewiß sein kan, ob an das 61 Jar Ihres Ihrer F. Gn. leben und terminus sich erstrecken werde." GStA BPHA Rep. 33 F 1 (für Johann Sigismund), unpag.: HERLITZ, DAVID: Ein kurtzer Extract oder Auszug, generaliter, und in specie uff etliche Jar fertiget im octobri 1619. CALVIN, JEAN: Advertissement contre l'astrologie judiciaire. Edition critique par OLIVIER MILLET. Genf 1985, S. 53f. Die lateinische Erstausgabe erschien 1546.
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Politische Wirklichkeit und politischer Anspruch der Astrologie
Über die genannten Beispiele hinaus lassen sich aber auch Beziehungen zwischen Astrologen und Höfen nachweisen, die nicht auf dem regen Wittenberger Interesse oder dem der umliegenden Höfe beruhten; etwa von Mathematikprofessoren der Universität Frankfurt an der Oder, wie z. B. David Origanus oder Leonhard Thurnheysser, die ebenfalls Herrscher berieten. Darüber hinaus läßt sich den Quellen wiederholt entnehmen, daß Fürsten nach astrologischer Beratung durch ausländische, insbesondere italienische Astrologen suchten, wie etwa im Falle des Münsteraner Marshalls Alexander von Velen (1558-1630), der sich durch den Bologneser Astrologen Hercule della Rovere beraten ließ.211 Generell bestand bei vielen Höfen eine enge Zusammenarbeit zwischen einem Astrologen und einem Fürsten, die bei der derzeitigen Forschungslage jedoch nur ansatzweise zu erkennen ist. Auch am Hofe der Landgrafen von Hessen bzw. Hessen-Kassel lassen sich vom frühen 16. Jahrhundert bis zum späten 16. Jahrhundert Astrologen nachweisen. Gerade unter Landgraf Wilhelm IV. (1567-1592) von Hessen-Kassel waren Mathematiker der Universität Marburg als eifrige astrologische Berater am Hofe tätig,212 wie beispielsweise Christoph Rothmann (gest. zw. 1599/ 1608),213 Vater und Sohn Victorinus Schönfeldt (beide hatten denselben Namen). Victorin Schönfeldt, sen. (1525-1591) war genauso alt wie Caspar Peucer und kam wie dieser aus Bautzen. Ihr Leben lang hielten Peucer und Schönfeldt engen Kontakt. Sie hatten beide in Wittenberg unter Melanchthon studiert. Von dort aus wechselte Schönfeldt 1557 an die Marburger Universität.214 Dort unterrichtete er die Astronomie und half dem Kasseler Landgrafen Wilhelm IV. in den 70er Jahren bei dessen astronomischen Beobachtungen. Das, was er in den 60er Jahren zur Astrologie publizierte, waren ausschließlich Prognostiken, die von einem mehr oder weniger eschatologischen Tenor getragen sind. Sein Sohn Burghard Victorin Schönfeldt, der der Schwiegersohn Caspar Peucers wurde, wurde ebenso Mathematikprofessor in Marburg. Seine Publikationen beschränken sich ausschließlich auf astrologische Prognostiken.215 Ähnlich aktiv engagierte sich der Marburger Rudolf Goclenius, d. J. (1572-1621), für die Astrologie. Rudolf Goclenius war in Marburg ausgebildet worden und wurde später dort Medizinprofessor. Das, was er zur Astrologie publizierte, unterschied sich kaum von dem, was die Wittenberger Astrologen um die Mitte des 16. Jahrhunderts publiziert hatten, insbesondere wurden dieselben Fragen
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ZINNER, ERNST: Gelegenheitsfunde aus astronomischen Handschriften. In: Genealogie - Deutsche Zeitschrift für Familienkunde 9, 1968/69, S. 175ff. Siehe v. a. die einführende Arbeit von BAUER, BARBARA: Melanchthon und die Marburger Professoren (1527-1627). Katalog und Aufsätze. 2 Bde. Marburg 1999. CHRISTOPH ROTHMANN ist und bleibt ein Rätsel für die Geschichte der Astronomie in Deutschland. Zur Astrologie hat er nichts geschrieben, doch war er einer jener Mathematikstudenten, die in Wittenberg ausgebildet worden waren und später in Kassel an der Sternwarte von Wilhelm IV. arbeiteten. Er sollte dort zusammen mit Wilhelm IV. den Katalog der Fixstemorte fertigstellen. Nachdem er jedoch auf einer Reise zu Tycho Brahe spurlos verschwand, ward von dem mathematischen Hoffnungsträger nichts mehr gesehen und nichts mehr gehört. Vgl. HAMEL, JÜRGEN: Die astronomischen Forschungen in Kassel unter Wilhelm IV. Thun 1998. Ausführliche Informationen bei BAUER: Melanchthon und die Marburger Professoren, Bd. II, S. 417-429. SCHÖNFELDT, BURGHARD VICTORIN: Prognosticum astrologicum. AufF die vier Jarzeiten / nach der Geburt und Gnadenreichen Menschwerdung unsers einigen Erlösers und Seligmachers Jesu Christi / 1596. Magdeburg 1596.
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diskutiert wie fünfzig Jahre zuvor.216 Ein besonderes Interesse hegte er für die Chiromantie, für die Kunst, aus der Hand zu lesen. Kein geringeres Interesse an der Astrologie pflegten die Kurfürsten und später die Administratoren von der Pfalz; zu erwähnen sind hier Kurfürst Ottheinrich (1556-59) und Johann Casimir (1583-1610), die sich von Virdung von Haßfurt und Tielman Stoltz beraten ließen. Ähnlich gute Beziehungen herrschten zwischen den Württemberger Herzögen und der Tübinger Universität, zwischen dem Mecklenburger Herzog Johann VII (1576-1592) und Tielman Stoltz und zwischen dem Braunschweiger Herzog Heinrich Julius (15281589) und dem ehemaligen Wittenberger Studenten Georg Rollenhagen. Georg Rollenhagen (1542-1609), der in seinem langen Leben mit seinen Forschmeuselern ein bekannter Schriftsteller wurde, hatte unter Paul Eber, Caspar Peucer und Bartholomäus Schönborn in Wittenberg astrologische Fähigkeiten erworben. Von Tycho Brahe, Heinrich von Rantzau und von Herzog Heinrich Julius von Braunschweig Wolfenbüttel wurde sein astronomisches und astrologisches Urteil sehr geschätzt.217 Er selbst jedoch publizierte sein Leben lang keinen astrologischen Trakat. Nur ein handgeschriebenes Nativitätenbuch für Herzog Heinrich Julius, das von ihm überliefert ist, und die Aussagen anderer Gelehrter zeugen von seiner hohen Kunstfertigkeit in der praktischen Astrologie.218 Um die Erzbischöfe bzw. Administratoren von Magdeburg Johann Albrecht von Brandenburg (1545-1550) und Sigismund von Brandenburg (1552-1566) kümmerte sich astrologisch neben anderen auch Petrus Hosmann. Neben dem Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach219 pflegten selbstverständlich die Habsburger die Astrologie. Georg Tannstetter beriet Maximilian I. (1508-1519) und später auch Ferdinand I. (1556-1564); Karl V. (1520-1556) ließ sich von seinem Hofprediger Antonio de Guevara (gest. 1544) beraten und Maximilian II. (1564-1576) von Leowitz von Leonitzeno. Die Universität Prag stand Rudolf II. (1576-1612) mit astrologischem Rat zur Seite. Auch katholische Herrscher beschäftigten nicht weniger als ihre protestantischen Kollegen astrologisch ausgebildete Leibärzte, die mit Horoskopen individuelle Veranlagungen zu Krankheiten diagnostizierten. Auch sie ließen sich in Einzelfallen von Astrologen beraten; doch scheint es, als ständen einige von ihnen - nicht anders als einige lutherisch orthodoxe Fürsten - der persönlichen politischen Beratung durch einen Astrologen skeptisch gegenüber.220 Ob diese Gründe womöglich im Residuum der Konfession zu suchen sind, werde ich aber erst in Kapitel VII untersuchen.
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GOCLENIUS, RUDOLF (d. J.): Apologeticus pro Astromantia Discursus. Marburg 1611. BRAHE, TYCHO: Tychonis Brahe Dani opera omnia. 15 Vols. Kopenhagen 1913-1929, Vol. 7, S. 3 8 42.
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HAB: 4. 1 Extra: ROLLENHAGEN, GEORG: Astrologia Genethliaca brevis et perspicua. HS. 1595. Siehe Anra. 31. Anfragen über Nativitäten und astrologische Dokumente der Bischöfe und der Herzöge der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden vom Nordrhein-westfalischen Staatsarchiv Münster, dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv und dem Geheimen Hausarchiv, dem Nordrhein-westfälischen Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf, dem Landeshauptarchiv in Koblenz und dem Staatsarchiv Würzburg negativ beantwortet. Einzelne Zufallsfunde wurden jedoch nicht ausgeschlossen.
Das Lesen der Geschichte
Frischer Wind für eine alte Geschichte Irgendwann einmal zwischen dem 30. 10. 15651 und dem 13 . 09. 15722 kam Caspar Peucer beim intensiven Studium der römischen Historiker Plutarch, Varro, Comelios Nepos und Sueton die entscheidende Idee, wie er das Chronicon Carionis, an dem er von 1560 bis 1565 kontinuierlich gearbeitet und seitdem nur noch überarbeitet hatte, um eine historiographische Neuerung bereichern könnte. Kein anderer zeitgenössischer Historiograph, so berichtet er stolz, sei bisher seiner Idee verfallen; er dachte dabei wohl an den Kirchenhistoriker Flacius Illyricus vom Konkurrenzunternehmen der Magdeburger Zenturien,3 an den Chronisten Sebastian Franck4 und an den von ihm maliziös bedachten Katholiken Johannes Naucler.5 Bislang hatte Peucer nicht das Bedürfnis gehabt, sich als Wegbereiter einer historiographischen Neuerung zu präsentieren. Denn nach dem Tod Melanchthons (1560) führte er dessen erfolgreiche Universalgeschichte weiter und verfaßte seine Geschichten in demselben Stil wie er: Die Menge der Fakten und Ereignisse von Adam bis zu Karl V. ordnete er chronologisch an. Weil Melanchthons Universalgeschichte nur bis zu Karl dem Großen gediehen war, blieb es Peucer vorbehalten, in seiner Schilderung mit demjenigen Teil der res gestae zu beginnen, die sich in der Zeit von Karl dem Großen bis auf den Stauferkönig Friedrich II. 1 Das Datum markiert das Vorwort und die erste Drucklegung von Peucers fünftem Buch des Chronicon Carionis. PEUCER, CASPAR: Liber Qvintvs Chronici Carionis A Friderico secundo vsque ad Carolum Quintum. Wittenberg 1565. 2 Dieses Datum markiert das Vorwort der ersten lateinischen Gesamtausgabe, die von Peucer geleitet wurd e , a b e r u n t e r d e n N a m e n v o n PHILIPP MELANCHTHON u n d CASPAR PEUCER v e r ö f f e n t l i c h t w u r d e . DIES.:
Chronicon Carionis. Wittenberg 1572. 3 FLACIUS ILLYRICUS, MATTHIAS: Ecclesiastica historia integram ecclesiae Christi ideam. Basel 15591574.
4 Mehrere Auflagen erschienen seit der Erstauflage: FRANCK, SEBASTIAN; Chronica Zeitbuch unnd Geschichtsbibell. Straßburg 1531. 5 NAUCLERUS, JOHANNES: Chronica, succinctum compraehendentia res memorabiles seculorum omnium gentium, ab initio mundi usque ad annum Christi nati 1500. Köln 1544.
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Das Lesen der Geschichte
und bis auf Karl V. ereignet hatten. Melanchthon und Peucer fugten ihre Universalgeschichte in die großen Periodisierungsschemata des Vaticinium Eliae und der Danielprophetie ein und machten so den Sinn der göttlichen Offenbarung kenntlich. 6 Nur ab und an bietet Peucer dem Leser kleine denkwürdige kulturhistorische Exkurse an, die seine Begeisterung für das humanistische Italien erkennen lassen. So berichtet er zum Beispiel, wie der große Humanist Johannes Reuchlin eines unverhofften Tages seine Griechischkenntnisse vor gelehrtem römischen Publikum offenbaren mußte. Eines Tages habe Reuchlin, so Caspar Peucer, in der Großen Aula der Universität zu Rom gesessen und im Hörsaal nicht irgendeinen antiken Autor studiert, sondern seinen Tacitus. Dabei sei er gestört worden, weil man ihm den ehrwürdigen Griechen Argyropolus vorgestellt habe, der sich, weil er von Reuchlin gehört hatte, sogleich neugierig nach dessen GriechischKenntnissen erkundigte. Argyropolus habe nun Reuchlin gebeten, ihm noch vor seiner Vorlesung ein Stück aus einem griechischen Text vorzulesen. Der Grieche sei beeindruckt gewesen und habe Reuchlin bescheinigt, „ziemlich erfarn" zu sein in der griechischen Sprache.7 Mit dieser Geschichte will Peucer offenbar zeigen, daß Deutschland dem humanistischen Italien ebenbürtig geworden sei. Derlei Exkurse bilden die Ausnahme in Peucers Teil der Universalgeschichte, weil er sich darauf konzentrierte, die Genealogien europäischer und osmanischer Dynasten mit Hilfe zweier Zuträger, des Augsburger Georg Seiden und des Lyoner Juristen François Bauduin,8 zu vervollständigen. 9 Anhand der Regenten schildert er gemächlich die historischen Ereignisse bis zum ungelittenen Papst Leo X., um anschließend die glorreichen Taten Martin Luthers darzulegen. 1565 war Peucer mit dem letzten Kapitel seiner Geschichte fertig. 10 Auf gar keinen Fall wollte er die Geschichte bis auf seine eigene Zeit weiterfuhren, weil ihm die konfessionspolitischen Wirren allzu brisant erschienen. Er war der Überzeugung, daß der Historiker bei aller Mühe, die er allein schon im Zusammentragen der Geschichten hätte, in seiner Darstellung nicht davor gefeit war, auch persönliche Affekte mit einfließen zu lassen; dieser Gefahr wollte sich Peucer bei seiner Schilderung des Protestantismus nicht ausset-
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Zur Geschichte von Peucers Anteil an der Bearbeitung des Chronicon Carionis siehe NEDDERMEYER, UWE: Kaspar Peucer (¡525-1602). Melanchthons Universalgeschichtsschreibung. In: H. SCHEIBLE (HG.): Melanchthon in seinen Schülern. Wiesbaden 1997, S. 69-101. Allgemein zum Chronicon vgl. SCHEIBLE, HEINZ (HG.): Die Anfänge der reformatorischen Geschichtsschreibung. Gütersloh 1966; KLEMPT, ADALBERT: Die Säkularisierung der universalhisto'rischen Auffassung. Zum Wandel des Geschichtsdenkens im 16. und 17. Jahrhundert. Göttingen 1960. MELANCHTHON, PHILIPP und CASPAR PEUCER: Chronica Carionis. Von Anfang der Welt / bis uff Keiser Carolum den Fünfften. Wittenberg 1578, S. 1010 u. 1011 (von Peucer bearbeitet). PEUCER: Chronica, 1578, S. 749ff. So berichtete er in der Vorrede nämlich, wie sein treuester Mitarbeiter Georg Seiden, der einst Kaiser Karl V. gedient hatte, ihm alle Genealogien zusammentrug. Peucer ist hier sehr aufrichtig, und will die Leistungen Seidens nicht geschmälert wissen, obwohl Seiden, wie Peucer sagt, in mancherlei Hinsicht noch Erfahrung sammeln müsse. Worin diese bestehen sollten, sagt er nicht. Dies entspricht den Büchern vier und fünf im Chronicon, die in einigen Ausgaben als 3. Teil erschienen und damit deutlich von den ersten zwei Teilen, die Melanchthon verfaßt hatte, abgesetzt wurden. Siehe A n m . l . So Peucer in den zwei Vorreden zum fünften Buch. PEUCER: Chronica, 1578, S. 749ff.
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Vielmehr kümmerte er sich nun um eine Gesamtedition. Seitdem er und Melanchthon das einst gerade einmal hundert Seiten umfassende schmale Bändchen Chronica (1531)12 von Johann Carion auszuarbeiten begonnen hatten, war es auf vier dicke Foliobände angeschwollen. Jeweils einzeln hatten sie sie in verschiedenen Lieferungen ediert. Da die einzelnen Bände derart populär waren, war es 1572 an der Zeit, eine Gesamtedition herauszugeben. Der Drucker hatte sie erbeten. Peucer tat diesem Anspruch Genüge. Was jetzt begann, war die Überarbeitung des Gesamtwerkes, und Peucer konnte am Anfang und am Ende des Werkes neue Ideen anfügen. Zusammen mit seinem vertrauten Drucker Johannes Crato vereinigt Peucer alle vier disparaten Teile in einem einzigen Band. Als Ausdruck seines Empfindens, daß nun eine gewisse Zäsur eingetreten war, schmückt er diesen Band mit zwei Bildern von Philipp Melanchthon: mit einem kleinen Autorenporträt auf dem Titelblatt, wie man es von Cardanos Büchern kennt, und mit einer Vollansicht des Gelehrten gleich hinter dem Vorwort. Sehr viel plastischer konnte er seine Wertschätzung von Melanchthons historiographischer Leistung nicht kundtun. Bis in die Gliederung hinein bleibt er Melanchthons Entwurf des Buches verpflichtet. An einer Stelle jedoch geht Peucer in seiner Gesamtausgabe über Melanchthons ursprüngliche Konzeption hinaus. Da er in den Jahren zuvor Plutarch, Sueton und Cornelius Nepos gründlich studiert hatte, hatte er beschlossen, das Chronicon zwar nicht grundlegend neu zu schreiben, es aber doch um zwei kleinere Ausblicke zu bereichern, die uns hier interessieren sollen: um ein Horoskop und um die Darstellung paralleler Lebensläufe. Plutarch hatte im ersten Band seiner - im 2. Jahrhundert n. Chr. - geschriebenen Serie paralleler Lebensläufe von Griechen und Römern eine bedenkenswerte Geschichte erzählt. Er berichtete, wie der Philosoph Varro seinen befreundeten Astrologen Tarutius gebeten hatte, ein Horoskop auf Romulus, den Gründer Roms, zu entwerfen, um so das genaue Datum der Gründung der Stadt Rom herauszufinden.13 Jeder Astrologe der frühen Neuzeit, der sich ein wenig mit der Chronologie beschäftigt hatte, kannte diese Geschichte, weil sie Historikern ein verlässliches Datum verhieß.14 In ihren Bemühungen, die verschiedenen chronologischen Systeme und die historischen Zählweisen auf einen Nenner zu bringen, zirkulierte das Horoskop des Romulus als der Versuch, jenseits widerstreitender griechischer, römischer und christlicher Chronologien einen in und durch die Natur ermittelten Fixpunkt für eine präzise Chronologie der Weltgeschichte zu erhalten. Peucer interessiert sich jedoch kaum fiir die Chronologie. Was ihn an dieser Geschichte fasziniert, ist die Tatsache, daß Plutarch als römischer Historiker auf ein Horoskop hingewiesen hatte, mit dessen Hilfe etwas für die Historiographie Wichtiges ermittelt werden sollte. Dies nimmt Peucer sehr wörtlich, interpretiert es in seinem Sinne und wendet es auf seine Zeit an. So integriert er in das Chronicon ein Horoskop, und zwar das von Kaiser Maximilian I. Ihm erscheint diese Tat als große historiographische Neuerung.15 Um eine kurze 12 13 14 15
Siehe etwa die Ausgabe CARION, JOHANNES: Chronica. Augsburg 1533. PLUTARCH VON CHAIRONEIA: Grosse Griechen und Römer. Bd. 1. Eingel. und übers, von KONRAD ZIEGLER. Zürich, Stuttgart 1954, S. 76-116, hier Abschnitt 12, S. 89. GRAFTON, ANTHONY T.: Joseph Scaliger. A Study in the History of Classical Scholarship. Vol. II: Historical Chronology. Oxford 1993, S. 111. PEUCER: Chronica, 1578, S. 1102: „Gleich wie nu Plutarchus dieses mit rhum und ehren gedenckt / daß der weise und treffentliche Man Pomponius Atticus / dem Astrologen Tarutio befohlen habe des Romu-
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astrologische Analyse dieses Horoskops gruppiert er Anmerkungen, mit denen er sein Tun rechtfertigt: „Keisers Maximiliani Nativitet; worzu es diene die Nativitet oder Genethliaca grosser Herrn zu betrachten; Vergleichung der Geschichten Keisers Maximiliani mit seiner Genesi oder Nativitet; Keisers Maximiliani Ingenium und Natur; Keisers Maximiliani Zustand in Glück und Unglück; warumb die Beschreibung der Nativitet Maximiliani allhier gedacht worden." Nicht allzu viel sagt er über das eigentliche Horoskop Maximilians I. Er deutet es auf die Fragen nach Maximilians Ingenium und nach dessen persönlichem Glück und Unglück. Er vergleicht es mit den Ereignissen und Geschehnissen, die dem Historiker als tatsächliche Geschichte bekannt sind.16 So zählt er auf, daß Merkur für eine schnelle Auffassungsgabe stände; der Saturn im 5. Haus bedeute Unglück mit den Nachkommen; dies sieht er mit dem Tod dreier Kinder von Maximilian bestätigt. Der Mond im dritten Haus der Nativität hätte bewirkt, daß Maximilian I. viel gereist sei usw. Auf zwei Seiten erläutert er anschließend die Funktion seiner historiographischen Neuerung. Mit Hilfe des Horoskops könne erstens die natürliche Mannigfaltigkeit der Menschen erkannt werden - „ad considerandam ingeniorum varietatem".17 Zweitens könne die Wissenschaft der Astrologie an Glaubwürdigkeit gewinnen. Am besten könnten beide Ziele erreicht werden, wenn sich astrologische Erkenntnisse und historische Fakten ergänzten: und zwar indem man durch das Horoskop eines Herrschers zunächst dessen natürliche Veranlagung ermittelt und diese anschließend mit den eingetretenen Ereignissen vergleicht bzw. überprüft. Peucer ist zuversichtlich, auf diese Weise wertvolle moralische Erkenntnisse gewinnen zu können, die schon für Plutarch den Zweck seiner biographischen Skizzen dargestellt hatten.18 Den moralischen Nutzen der Geschichte unterstreicht Peucer kurzerhand durch den Verweis auf den Philosophen Varro in der - oben erwähnten - Erzählung aus Plutarchs Serie paralleler Lebensläufe. Peucer hat nun aus dem Philosophen Varro der Erzählung Plutarchs den Politiker Pomponius Atticus gemacht, der nach den Schilderungen von Cornelius Nepos, die Peucer kannte, sowohl Vorzeigephilosoph als auch der moralisch anständigste Politiker der römischen Bürgerkriegsära und ein Freund Ciceros gewesen ist.19 Da Peucer offensichtlich so vom Stil von Plutarchs parallelen Lebensläufen begeistert war, übernimmt er von ihm nicht nur die Idee des Horoskops, sondern auch dessen historio-
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li Genesin oder Nativitet zu erforschen / also versehe ich mich [und] werde dieser mein fleis in gleichem fall auch den Nachkomen lieb und angeneme sein." So auch in der lateinischen Edition. So verfährt Peucer sowohl in der ersten lateinischen Gesamtausgabe, wie auch in den nachfolgenden deutschen Ausgaben, die jedoch nicht alle diesen Teil der Geschichte haben. In einigen deutschen Ausgaben wurde auch ein Kosmogramm mit abgebildet, dessen Daten eindeutig aus SCHÖNERS De iuditiis nativitatum von 1545 genommen wurden. Siehe PEUCER: Chronica, 1578, S. 1 lOlff. PEUCER: Chronicon, 1572, S. 717. PEUCER: Chronica, 1578, S. 1103: „Denn ich es dafür halte / das ein furnemes stück in guten historien dieses sey / das man die ingenia / das ist / die art und Zuneigung grosser Regenten beschreibe / So bringet es viel nutz und fromen / dis leben recht zu regieren und anzustellen / wenn man die Ungleichheit der Naturen ansiehet / und ist dennoch nicht unlieblich / das man die Geschieht / so sich im werck und in der that mit grossen Herrn zugetragen / gegen die significationes und vorhergehende anzeigunge halte." Vgl. JONES, C. P.: Plutarch and Rome. Oxford 1971, S. 103-109. Vgl. etwa PEUCER: Chronica, 1578, S. 1102. Zu ATTICUS siehe CORNELIUS NEPOS: De viris illustribus. With an English translation by JOHN C. ROLFE. Cambridge/Massachusetts, London 1984, S. 286327.
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graphische Methode, die darin bestand, einen Griechen mit einem Römer zu vergleichen. Peucer vergleicht Maximilian I. nun nicht mit Romulus und Theseus, sondern mit dem Römer Hadrian und dem Griechen Philipp von Makedonien; er mißt Maximilians Lebenswandel, sein Schicksal und seine Neigungen zu den Künsten an dem Römer und an dem Griechen. Peucer analysiert also nicht die Horoskope aller drei Protagonisten, sondern nur die zu res gestae gewordenen Geschichten. Zunächst der Vergleich mit dem Römer. Über den römischen Kaiser Hadrian wußte Melanchthon im zweiten Buch des Chronicon nach damaligem Verständnis Löbliches zu berichten. Sein „furnemste stücken" war in den Augen von Melanchthon die Verfolgung von Juden. Zugleich war Hadrian derjenige Römer, der die Christenverfolgung einzustellen bereit war. Sollte der Judenverfolger und der Beschützer von Christen dem Christen Maximilian I. angeglichen werden? Peucer vermerkt sogleich, daß der deutsche Kaiser seine Taten zu weit „löbliche[re]n Enden" eingesetzt hätte als Hadrian.20 Mit dem Römer teile er die Gelehrsamkeit: die Liebe zur Astronomie und die Liebe zu den Büchern, deretwegen Hadrian auf Bitten christlicher Gelehrter die Verfolgung der Christen untersagt habe.21 Genau diese Liebe zur Kunst und zur Gelehrsamkeit findet Peucer bei Maximilian I. wieder, mit dem Unterschied jedoch, daß Maximilian I. seine Fähigkeiten zu besseren Zwecken eingesetzt hätte. Weit mehr als Hadrian sei Maximilian ein „honestus vir"; dies gibt der deutsche Übersetzer sogleich mit „fromer und auffrichtiger" Mann wieder. Im Vergleich zu einem großen Griechen wählt Peucer Philipp von Makedonien. Diesen Vergleich führt er nicht näher aus; er deutet diese Parallele nur an und sagt erneut bloß, Maximilian sei weit,honoriger' als Philipp. In beiden erkannte er wohl die große Veranlagung, Kriege zu fuhren 2 2 Wie der König von Makedonien Philipp gegen die Griechen und Thraker viele Schlachten geschlagen habe und bereit gewesen sei, Bündnisvereinbarungen mit den Persern aufzukündigen, so sei der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs als „letzter Ritter" auf den Schlachtfeldern von Burgund einhergeritten und habe im Osten gegen die Türken gekämpft. Was bei Plutarch zu einem intensiven Vergleich zwischen Römern und Griechen geführt hatte, verwandelte Peucer in eine knapp ausgeführte triadische Struktur: der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches im Vergleich mit einem großen Römer und im Vergleich mit einem großen Griechen. Inwieweit er damit auch die Idee der „translatio imperii" um einen weiteren symbolischen Trumpf bereichern wollte, sei dahingestellt. Obwohl er diese Vergleiche nur kurz skizziert, will Peucer nach eigener Auskunft auf diese Weise ein historiographisches Modell erneuern, das bedauerlicherweise bei Historikern in Vergessenheit geraten sei. Diese hätten nämlich ihre astrologischen Kenntnisse vernachlässigt.23 Warum, so kann man fragen, hebt Peucer gerade den astrologisch fundierten Vergleich so hervor? Auf eine solche Frage zeigt sich Peucer äußerst wortkarg. Zwei Funktionen sind jedoch eindeutig. Zum einen vergleicht er, wie er selbst sagt, um Unterschiede herauszustellen. Er 20 21 22 23
MELANCHTHON: Chronica, 1578,3. Buch, S. 281-283. Ebenda: „Er ist so gelert gewesen in Astronomia / das er im selbs alle Jar ein Prognosticon gemacht hat." Vgl. auch MELANCHTHON: Chronica, 1578, 2. Buch, S. 177. PEUCER: Chronica, 1578, S. 1101. Peucer setzt sich von den deutschen Historikern wortwörtlich ab, aber er gibt doch zu erkennen, „Das aber in den Historien selten solche Exempla zu finden sind."
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will die natürlichen Verschiedenartigkeiten hervorheben und verfolgt damit genau das Gegenteil des Zieles, das Plutarch mit seinem Vergleich angestrebt hatte: nämlich die Gemeinsamkeiten zu unterstreichen. Modern ausgedrückt könnte man sagen, Peucer hat dezidiert ein Interesse daran, das individuelle Profil eines Menschen zu zeichnen. Dieses Interesse verfolgt er mit seinem doppelten Vergleich, der überdies sehr restriktiv durchgeführt wird. Denn der Vergleich berücksichtigt - erstens - nur das aktuelle Leben, und zweitens achtet Peucer dabei nur darauf, wie eine natürliche Veranlagung realisiert wurde und wird. Letzteres erhält aber noch eine zusätzliche Funktion. Mit dieser Basis seiner Vergleiche will Peucer nämlich auch den Einwand eines astrologischen Determinismus zerstreuen, den Kritiker der Astrologie erhoben hatten, indem sie darauf verwiesen, daß Individuen, die dieselben oder ähnliche im Horoskop ermittelten Anlagen hätten, auch den gleichen Lebensweg zu gehen hätten; dieses träfe jedoch keineswegs zu. Dieser Einwand konnte sich auf Augustinus berufen, der die Kunst des Nativitätenstellens damit kritisiert hatte, daß er sagte, die Zwillinge Jakob und Esau hätten nach Ansicht der Astrologen das gleiche Lebensschicksal erleiden müssen, was de facto nicht stimme.24 Peucer hingegen streicht die historische Kontingenz heraus. Freilich tut er dies alles nur sehr zögernd.
Den Kleinprognosen glaubt man, den Großprognosen nicht Um die res gestae der Geschichte mit den astrologischen Erkenntnissen zu verbinden, wählt Peucer eine Methode, die in den universalhistorischen Werken des 16. Jahrhunderts singulär ist. Weder die großen italienischen Geschichtsschreiber von Guicciardini bis zu Machiavelli noch ihre katholischen und protestantischen Pendants aus dem frühen 16. Jahrhundert verbanden mit Hilfe des Horoskops die beiden Musen Clio, die für die Geschichte zuständig war, und Urania, die die Mathematik beschützte.25 Nur überzeugte Astrologen waren gewohnt, historische Fakten an eine Horoskopanalyse heranzutragen, um ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Damit wollten sie weniger die historischen, als vielmehr die astrologischen Erkenntnisse verifizieren. Um dieses zu tun, wählten sie nicht die Gattung der Universalgeschichte, sondern begaben sich auf andere literarische Terrains. Cardano etwa überprüfte in seiner Autobiographie Vita propria sein Horoskop mit seiner eigenen Vergangenheit.26 Am häufigsten stellte Luca Gaurico kleine historische Subtexte unter seine Naivitäten, da er in seinen Horoskophandbüchern retrospektiv beweisen wollte, daß seine Prophezeiungen historische Wirklichkeit geworden waren. Gaurico beschreibt in seinem Horoskophandbuch Tractatus astrologicus besonders gerne den Lebenslauf großer Persönlichkeiten und illustriert ihr Leben mit Hilfe eines Horoskops. Viel mehr als eine Illustration 24 25 26
AUGUSTINUS: De doctrina Christiana. Christian instruction. Translated BY JOHN J. GAVIGAN. 2nd edition, New York 1950, Buch 2,21,32 -2,22,33. KLTSON, ANNABELLA (HG.): History and astrology: Clio and Urania confer. London 1989. Dieser Sammelband ist für die frühe Neuzeit unzulänglich. CARDANO, GIROLAMO: De propria vita liber. Des Girolamo Cardano eigene Lebensbeschreibung. Übers, von H. HEFELE. München 1969.
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war das Horoskop jedoch nicht. Geschickt weiß Gaurico das Risiko zu vermeiden, allzu spezifisch ein biographisches Ereignis auf seine Prognose zu beziehen. So läßt er historische Wirklichkeit und astrologische Erkenntnis trotz seiner Intentionen unverbunden. Erstaunlich ist, daß er vornehmlich Horoskope erstellte, deren Träger später Selbstmord begangen.27 Dies sei hier nur angemerkt. Gleichwohl waren Stadtschreiber und hauptberufliche Historiker nicht abgeneigt, die Geschichtsschreibung um astrologische Erscheinungen zu bereichern. Der berühmte Nürnberger Hartmann Schedel berichtet in seiner populären Weltchronik (1493) von wundersamen Himmelserscheinungen, von Kometen, Doppelsonnen, Mond- und Sonnenfinsternissen und integriert sie in seine eschatologisch gefärbte Sicht der Geschichte.: „Ain großer comet erschyne im monat Januario des 1472. Jars Tauri was fewrfarbig mit langen schwartzen staymen gein dem nyderganng raichende. Darnach keret er sich gein mitternacht und weeret 80 tag. Aber die weil dieser comet noch nit ga verschynnen was do erweget sich ein anderer mit eim fewin schwantz gein auffgang der sunnen streckende, nach disen dingen folgten erstlich ein unverhörte trücken. und darnach an vil enden pestilentzz und vil grawsam krieg zwitracht und auffruer."28 Weil Tacitus, Machiavelli und viele andere ihre Geschichten mit derartigen Informationen spickten29, waren die deutschen Lokalgeschichten, die Stadt- und Universalgeschichten des 16. Jahrhunderts zumeist ein beliebter Ort, um solche astrologischen Informationen feilzubieten. Versiertere Historiker, die über eine astronomische Ausbildung verfugten, stellten sich zumeist in die Tradition von Ptolemäus' Almagest und benutzten Sonnen- und Mondeklipsen zur Präzisierung ihrer chronologischen Raster.30 Die beliebteste, wenngleich die umstrittenste Art, die Geschichtsschreibung mit der Astrologie zu verknüpfen, war in den spätmittelalterlichen Chroniken oder bei Cardano die Verwendung der Konjunktionen von Jupiter und Saturn. Auf dieses Periodisierungsschema universalhistorischer Ereignisse werden wir später noch ausführlicher eingehen. Zunächst stellt Peucer trotz dieser vielfältigen Möglichkeiten seine Horoskopanalyse als die einzig legitime Art und Weise dar, wie sich Geschichtsschreibung und Astrologie gegenseitig befruchten sollten. Zunächst. Irgendwie will es nicht plausibel erscheinen, daß Peucer, der eigentlich ein begeisterter Befürworter der Astrologie war und großes Vertrauen in diese Weissagungskunst legte, skeptisch gegenüber der Geschichtsastrologie im strengen Sinne
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GAURICO, LUCA: Tractatus astrologicus In quo agitur de praeteritis multorum hominum accidentibus perproprias eorum genituras adunguem examinatis. Venedig 1552. SCHEDEL, HARTMANN: Weltchronik. Nürnberg 1493. ND München 1965; vgl. etwa Blatt 254 über den Kometen aus dem Jahr 1472. Vor allem die gesamte Prognostikenliteratur und die Flugblattliteratur baut auf einer apokalyptischen Deutung von ungewohnten Himmelserscheinungen auf. Siehe BAUER, BARBARA: 18 Kommentare illustrierter Flugblätter zu Himmelserscheinungen. In: W. HARMS und M. SCHILLING (HGG.): Die illustrierten Flugblätter des 16. /17. Jahrhunderts. Bd. 7: Die Sammlung der Zentralbibliothek Zürich: Kommentierte Ausgabe. Teil 2: Die Wickiana II (1570-1588). Tübingen 1997, S. 38, S. 52, S. 86, S. 88. Vgl. etwa TACITUS: Annalen; MACHIAVELLI, NLCCOLÖ: Geschichte von Florenz. Mit einem Nachwort von KURT KLUXEN. Zürich 1986; vgl. insbesondere das 56. Kapitel seiner Discorsi. MACHIAVELLI, NlCCOLÖ: Discorsi. Gedanken über Politik und Staatsführung. Dt. Gesamtausgabe übersetzt und eingeleitet von RUDOLF ZORN. Stuttgart 1966, S. 145ff. So ANTHONY GRAFTON in seinem unpublizierten Manuskript: How historians reached for the skies: some uses of eclipses in Early Modern Chronology, das er mir dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt hat.
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war. War er skeptisch gegenüber dem „rückwärtsgewandten Propheten", wie Schlegel einst den Historiker titulierte? Wie beurteilte Peucer die Konjunktionenlehre oder die Deutung politischer Ereignisse, die ein Komet hervorrief? Wenn die Historiker des 16. Jahrhunderts daran gingen, Universalgeschichte zu schreiben, interessierten sie sich fiir den vielfältigen Wandel, den sie in der Welt erkannten und den sie erklären wollten: den Wandel von Großreichen, den Wandel von Dynastien und den Wandel von Religionen. Caspar Peucer betont, wie Jean Bodin in seiner Methodus (1566), es sei die vornehmste Aufgabe des Historikers, den politischen Wandel zu erklären. Das Raster, das es ihm erlaubt, den universalhistorischen politischen Wandel am besten in einen zeitlichen Rahmen zu fassen, ist seiner Ansicht nach die Danielprophetie: das goldene, silberne, eiserne, und tönerne Zeitalter; das letzte Zeitalter der Danielprophetie läßt er mit Karl dem Großen beginnen.31 Für das Chronicon Carionis verwenden Melanchthon und Peucer bekanntermaßen drei verschiedene in einander geschobene Periodisierungsschemata: erstens das Vatizinium des Eliae als universale Gliederung der Weltgeschichte (insgesamt 6 000 Jahre, in jeweils 2 000 Jahre untergliedert32), sodann die Danielprophetie für die Gliederung der letzten 2 000 Jahre der Menschheitsgeschichte, die Melanchthon mit Kaiser Augustus beginnen lässt. Die Danielprophetie bestimmt also den Rhythmus der Profangeschichte. Schließlich wählten sie drittens eine 500-jährige Binnengliederung, die ausschließlich das kirchengeschichtliche Geschehen betraf. In dem Teil, den Peucer für das Chronicon Carionis bearbeitete, hält er strikt an der Danielprophetie fest. Es gibt heute zwei unterschiedliche Auffassungen über die protestantische Geschichtsschreibung im 16. Jahrhundert: Versuchte diese den politischen Wandel durch eine gewissermaßen zeitlich-profane oder durch eine heilsgeschichtliche Kategorie zu erfassen? Die einen Historiker betonen stärker Melanchthons und Peucers orthodoxe heilsgeschichtliche Absicht. Durch ihre konsequente Befolgung der Danielprophetie unterscheide sich ihre Geschichtsschreibung von .modernen' Historikern wie etwa von Jean Bodin.33 Andere Historiker hingegen heben mit Blick auf Peucers deutliche Unterscheidung zwischen Profan- und Kirchengeschichte das .moderne säkulare Element' im Chronicon hervor. Peucer pflege gegenüber der Danielprophetie eine gewisse Distanz.34 Beiden Versionen liegen innertheologische Überzeugungen zugrunde.
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Vgl. PEUCER: unpag. Vorrede zum Chronicon Carionis, 1572; BODIN, JEAN: Methodus, adfacilem historiarum cognitionem. Paris 1566, S. 177. Vgl. hierzu bereits Luthers Supputatio annorum. LUTHER, MARTIN: Chronica des Erhnwirdigen Herrn D. Marl. Lutheri. Deutsch. Wittenberg 1559. Er ordnet jedoch ausschließlich biblische Ereignisse chronologisch an. So noch die überwiegende Meinung von BEZOLD, FRIEDRICH V.: Astrologische Geschichtskonstruktion im Mittelalter. In: DERS.: AUS Mittelalter und Renaissance. München, Berlin 1918, S. 165-195, hier S. 195; sowie von NEDDERMEYER, UWE: Das Mittelalter in der deutschen Historiographie votn 15. bis zum 18. Jahrhundert. Geschichtsgliederung und Epochenverständnis in der frühen Neuzeit. Köln 1988; vgl. auch POMIAN, KRZYSZTOF: Astrology as a Naturalistic Theology of History. In: P. ZAMBELLI (HG.): ,Astrologi hallucinati'. Stars and the End of the World in Luther's Time. Berlin 1986, S. 29-43. So SEIFERT, ARNO: Der Rückzug der biblischen Prophetie von der neueren Geschichte: Studien zur Geschichte der Reichstheologie des frühneuzeitlichen deutschen Protestantismus. Köln 1990; Die These äußerten bereits vor ihm KLEMPT: Die Säkularisierung der universälhistorischen Auffassung-, MENKE-
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Beide Deutungen lassen sich nicht so ohne weiteres vereinbaren. Es ist aber bisher nicht versucht worden, Peucers universalhistorisches Konzept einmal von einer anderen Seite aus zu betrachten, von derjenigen nämlich, wie Peucer astrologische Modelle zur Erklärung universalen Wandels beurteilt. Sowohl in den Vorreden des Chronicons, wie auch in seinem Commentarius äußert er sich dazu explizit. Der Sächsische Kurfürst August ist der erste, dem Peucer relativ ausführlich seine Vorstellungen über das Verhältnis der Astrologie zur Geschichte mitteilt. Nach einem kurzen Exkurs über Piatons Vorstellung vom Weltjahr und Aristoteles' Ablehnung historischer Providenz erörtert Peucer die Theorie, die bestimmte Fixsterne für den Aufstieg und den Fall von politischen Reichen verantwortlich machen will. Peucer äußert offene Zweifel an dieser Theorie, die, was Peucer wieder einmal bewußt verschweigt, Girolamo Cardano in seinem De supplemento Almanach geäußert hatte. Cardano hatte dort die These vertreten, daß der Aufstieg Roms durch den letzten Stern aus dem Sternbild des Großen Bären verursacht worden sei. Weil dieser vertikal über Rom gestanden und infolge der Himmelsrotation seine Position verändert habe, seien Rom und die nachfolgenden Großreiche Konstantinopel, Frankreich und schließlich Deutschland entstanden.35 Peucer entnimmt diese These Cardanos wohl direkt aus Jean Bodins berühmter Methodus, die dieser sieben Jahre vor Peucers Werk geschrieben hatte.36 Peucer fügt jedoch eine eigenständige Begründung an: Zwar bewundere er universalhistorische astrologische Lehren, könne sie aber deshalb nicht über die Danielprophetie stellen, weil sie unzureichend erforscht seien und der Einfluß der Gestirne nur für das Individuum Geltung beanspruchen könne. Außerdem vernachlässige eine solche Theorie das moralische Defizit, aus welchem politischer Wandel entstehe: „Auch wenn ich diejenigen Theorien, die den universalen Wandel propagieren, so wie sie von weisen Leuten aus den Ereignissen abgeleitet wurden, nicht ablehne; auch nicht diejenigen, die aus gelehrten Mutmaßungen dem Lauf und den Kräften der Sterne angepaßt wurden, und ich ganz und gar nicht ableugne, ja sogar behaupte, daß sie groß und bewundernswürdig sind; bleiben sie unzureichend erforscht. [...] Je mehr nämlich die himmlischen Kräfte untersucht werden, zeigt sich, daß ihre ganze Kraft eine partikulare ist. Deswegen gibt es keine Perioden von Reichen, die aus der himmlischen Rotation oder den Sternen abgeleitet werden können und als unverrückbar gelten; das, was aus diesen Perioden und den Ursachen von Wandlungen erkannt und konstruiert wird, das ist verstümmelt und unvollständig, und der menschliche Verstand kann dieser Erkenntnis nicht beipflichten. Sofern diese Mutmaßungen der Philosophen nicht mit Beispielen und Beweisen aus der Kirche verbunden werden können, ist es notwendig, daß diese in Teilen stecken bleiben und defizitär sind."37
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GLÜCKERT, EMIL: Die Geschichtsschreibung der Reformation und Gegenreformation. Bodin und die Begründung der Geschichtsmethodologie durch Bartholomäus Keckerman. Leipzig 1912. CARDANO: Libelli quinque [...] Eiusdem antea non edita. Aphorismorum Astronomicorum Segmenta VII. Opusculum incomparabile. Nürnberg 1547. Siehe BODIN, JEAN: Methodfar the easy comprehension ofhistory. Transl. by BEATRICE REYNOLDS. New York 1966, Kapitel VI, S. 232. Diese ist eine etwas freiere Übersetzung von PEUCER, CASPAR: Chronicon, 1572, S. a4rf.: „Etsi autem hae et similia alia a sagacibus ingenijs ex eventu animadversa, et coniecturis eruditis ad decursus viresque siderum accommodata nequaquam repudio, neque infitior, magnam et admirandam (sed neutiquam satis pervestigatam) puto. [...] Ita Caelo affixa sidera alias aliter vibrata radiorum ferunt atque afficiunt: denique multas concurrere et quasi conspirare causas fatales, Physicas et morales, de quibus supra dixi, non ignoro, cum quasi a fundamentis evulsa corruunt Imperia: Tamen quantum de coeli viribus
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Peucer distanziert sich eindeutig von astrologischen Versuchen, die Universalgeschichte anders als mit Hilfe der Danielprophetie zu schematisieren. 38 Vor allem wendet er sich gegen die speziellen Lehren von Cardano und von Manilius, der mit den Fixsternen oder Zodiakalzeichen den Aufstieg und den Untergang des römischen Weltreiches beschworen hatten: „Herr ist im Westen die Waage. In ihr fand Rom seine Gründung, wie auch sein Weltreich und gibt den Ausschlag in sämtlichen Dingen und erhöht und erniedrigt die Völker, gelegt in die Schalen." 39 Ein paar Jahre später widerspricht Peucer nicht weniger deutlich heidnischen Geschichtsmodellen. So sagt er in seinem Vorwort an Kurfurstin Anna von Sachsen, das er schon am 23. August 1573 und damit vor der Zeit seines Gefängnis geschrieben hatte, daß nur die Danielprophetie eine sichere „anzahl von jähr" für eine universale Geschichte besäße. 40 Die Heiden könnten den Ursprung ihrer Geschichte weder genau darlegen noch periodisch sichtbar machen. Melanchthon hatte genau dieselben Worte vierzig Jahre vorher in einem Brief an seinen Freund Achilles Pirmin Gasser verwendet. 41 Alle Anzeichen deuten daraufhin, daß Peucer auch in seinen späteren Jahren die Danielprophetie als die Kategorie des universalen Wandels bestehen lassen will und allenfalls einem partikularen Wandel traut, der astrologisch verursacht sein könnte. In seinen frühen Jahren, in den fünfziger und sechziger Jahren, hatte sich diese Skepsis schon angedeutet, wenngleich er hier wohl noch eher die großen Theorien insgeheim bewundert hatte, von deren Bewunderung er 1572 sprach. Was wäre nämlich, so fragt Peucer in seinem Commentarius, eine Geschichtsschreibung, die ausschließlich einen großräumigen Wandel erklären wolle? Würde eine solche Geschichtsschreibung nicht an dem kleinen alltäglichen, jährlichen, dekadischen Wandel, der sich überall in der Geschichte auftat, vorbeigehen, und sie dem reinen Zufall oder dem Willen Gottes überantworten? Soll man tatsächlich für den kleinräumigen politischen Wandel astrologische Periodisierungsschemata in Anspruch nehmen? Ohne nähere Begründung stellt Peucer im Commentarius ganz anders als im Chronicon folgende Periodisierungsschemata für sämtliche Arten von politischem Wandel vor: einen Wandel von Königtümern und Republiken, der ungefähr, aber eben nur ungefähr, nach 500 Jahren eintrete. Daneben gäbe es politische Veränderung, die bereits nach 240 Jahren eintrete. Leicht könne diese Zahl aber auch auf 260, 245 und 230 Jahre erhöht oder vermindert werden. Sodann existierten politische Staatsformen, die durch äußere Einwirkung nach un-
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exploratum est, hoc omne vim tantum particularem habet. Propterea ratae et immotae non sunt Periodi Imperiorum ex circuitibus coeli aut syderum deductae, et ex his quidquid de Periodis et causis mutationum eruitur atque extruitur, hoc mutilum et imperfectum est, nec eo cognito mens humana acquiescit. Nisi ergo coniecturis Philosophorum adiungantur testimonia et exempla Ecclesiae, necesse est eas hac in parte haerere ac deficere." So bereits PEZEL, CHRISTOPH: Nötige und nützliche Erinnerung / von zeit und Ursachen / der allgemeinen und sonderbaren verenderung / in hohen und nidrigen Regimenten. Wittenberg 1571. MANILIUS, MARCUS: Astronomica. Astrologie. Lateinisch-deutsch. Übers, und hrsg. von WOLFGANG FELS. Stuttgart 1990, 4. Buch, 773-775, S. 334f. Vgl. in der Ausgabe PEUCER, CASPAR: Chronica, 1578, S. a4r: „Solches [die Ausbreitung der Völker] bezeuget und beschreibet die Historien der Kirchen alleine / und zeit die zeit von Jar zu Jar / Alle die andern Völcker wissen von ihrer ankunfft oder verenderung / von ihren Königreichen oder Regimenten / wo die her erstanden / gantz und gar nichts." MELANCHTHON, PHILIPP: Brief an Achilles Pirmin Gasser aus dem Jahre 1538. In: BURMEISTER: Achilles Pirmin Gasser, Bd. III, S. 35^43, hier S. 39.
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gefähr 700 Jahren ihrem Niedergang entgegen gingen. Schließlich gäbe es die Übertragung politischer Verantwortung von einem Familienstamm auf den anderen, der sich im Zeitraum einer Generation ereigne.42 Weil Peucer diese Zahlen ohne ein Wort der Begründung auflistet, erscheinen seine Periodisierungen der reinen Willkür zu entspringen. Epochen und Perioden in der Universalgeschichte festzulegen, war im frühen 16. Jahrhundert durchaus ein beliebtes Unterfangen von Historikern und zunehmend auch von Astronomen. Entwürfe über historische Epochen erlebten um die Mitte des 16. Jahrhunderts einen enormen Professionalisierungsschub, der sich daran zeigt, wie Copernicus, Erasmus Reinhold, der Chronist Johann Funck, der Ingolstädter Mathematiker Petrus Apian und vor allem in den siebziger und achtziger Jahren - Martin Crusius und später Joseph Scaliger sich um eine Präzisierung von historischen Epochen bemühten.43 Verstärkt boten die Astronomen in der Nachfolge von Ptolemäus ihre Erkenntnisse an, um die divergierenden Chronologien von ägyptischem, griechischem und julianischem Kalender in Übereinstimmung zu bringen und so verläßliche Daten für bestimmte historische Daten zu gewinnen. Insbesondere die von Ptolemäus beobachteten Eklipsen wurden von diesen Gelehrten zu einem neuen Fixpunkt in der Natur aufgewertet. Peucer interessiert sich jedoch auch in seinem Commentarius nicht für absolute Zahlen. Er vermeidet es tunlichst, chronologisch exakte Daten für bestimmte Epochen zu benennen. Offensichtlich wollte er nicht von den astronomischen Fortschritten zehren, mit denen seine Kollegen Rheticus und Reinhold die Chronologie verbesserten.44 Trotz dieser Tatsache ist eines in Peucers Periodisierungssystem erstaunlich: warum betont Peucer wohl bewußt gerade diese drei verschiedenen Zeiträume - den Rhythmus eines 240jährigen, 500jährigen und 700jährigen Wandels? Warum übergeht er sämtliche Ereignisse in Europa, die dieser relativen chronologischen Monotonie nicht entsprachen? Diese Fragen harren einer Erklärung. Ohne jeden Zweifel gipfeln alle Ereignisse, die Peucer nennt oder schildert, im Heiligen Römischen Reich; schwierig werde es immer, wenn unterschiedliche Periodisierungszyklen zusammenträfen. Wie er selbst ausdrücklich betont, träfen in seiner Zeit zwei Periodisierungen fatalerweise aufeinander, die 700jährige seit Karl dem Großen und die 500jährige seit Einrichtung des Wahlkollegiums unter Otto III. Dieses bewirke, so Peucer, die gegenwärtige politische Unordnung.45 Zieht Peucer aus diesem Faktum einen Schluß? 42 43 44
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Vgl. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 22v-28v. Dieser Text findet sich auch schon in früheren Editionen und wird in späteren nicht überarbeitet. Vgl. hierzu GRAFTON: Scaliger, Vol. II, S. 115-132. Im Gegensatz zu all den Diskussionen, die Copernicus und Reinhold über die exakte Datengewinnung mit Hilfe von Ptolemäus Eklipsen führten, und dabei die Ära Nabunassors immer wieder als fixen Ausgangspunkte ihrer Zählungen wählten, bemüht sich Peucer hier nicht um chronologische Exaktheit. Er gibt für seine Periodisierungen keine absoluten Daten an, was fllr einen Astronomen, der sich mit chronologischen Fragen beschäftigte, oberstes Gebot war. Vgl. die faszinierende Präzision im Almagest. PTOLEMÄUS, CLAUDIUS: Almagestum. Venedig 1515. Vgl. GRAFTON: Scaliger, Vol. n, S. 115-132. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 25v: „Exactus est nunc quoque ab instaurato per Carolum Magnum Imperio Occidentis annus septingentesimus, et a Collegio Electorum sapientia Ottonis tertij constitute quingentesimus: ob quem periodorum concursum, et quod inclinatae videntur esse res orbis Christiani ad praecipitem ruinam, impendere mutationes maximas non est obscurum, quas Deus sua misericordia et bonitate ut leniat et mitiget, ardentibus votis precemur."
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Auf den ersten Blick erinnert Peucers 240jähriges Periodisierungsschema an die arabische Konjunktionenlehre. Die Lehre des arabischen Astrologen Albumashar (787-886), die seit der Übersetzung im 12. Jahrhundert dem lateinischen Westen bekannt war und in Pierre d'Ailly ihren bedeutendsten Anhänger fand,46 übertraf in ihrer Beliebtheit und in ihrer astrologischen Genauigkeit andere arabische astrologische Periodisierungsvorstellungen. So erklärte Albumashar in seiner Schrift De magnis coniunctionibus47 den politischen Wandel sehr differenziert. Die Voraussetzung war die Konjunktionenlehre (ordo nexus circulorum planetarum),48 derzufolge Jupiter und Saturn alle 20 Jahre in ein und demselben Trigon49 beieinander standen. In dem nächsten Trigon bildeten sie alle 240 Jahre eine coniunctio major und alle 960 Jahre eine coniunctio maxima,50 Albumashar und Alkindi kannten also einen 240jährigen Wechsel von Dynastien. Peucer sah dieses nicht viel anders. Er sah eine 240jährige Herrschaft im Königreich der Meder, im Reich der Perser und bei den Nachfolgestaaten Alexanders des Großen gegeben. An jedem der von Albumashar festgestellten astronomisch entscheidenden Zeitpunkte fand ein anderes wichtiges politisches und soziales Ereignis statt. Albumashar ist in der Definition der möglichen Erkenntnis von politischem Wandel sehr präzise.51 So erläutert er in dem zweiten Traktat der insgesamt acht Bücher minutiös, wie man die Interpretationen vom Ort der Konjunktion innerhalb des Zodiakalkreises abhängig zu machen habe. Acht wichtige Differenzierungen trifft er bei der Erkenntnis des politischen Wandels: 1. der Wandel zwischen verschiedenen Völkern, 2. der Wandel innerhalb der Städte, 3. der Wandel im moralischen Zustand der Gesellschaft, 4. die Herrschernativität, 5. die moralische Integrität des jeweiligen Herrschers, 6. der Gesundheitszustand der Vorsteher, 7. der Schaden, den eine ganze Regentschaft erleidet, und 8. sonstige unglückliche Ereignisse. Ein Astrologe konnte somit relativ präzise vorhersagen, welche Art von politischem Schaden bevorstand. Spätestens seit dieser Lehre Albumashars, die mittelalterliche Gelehrte,52 wie etwa Ro-
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SMOLLER, LAURA ACKERMANN: History, Prophecy, and the Stars. The Christian Astrology of Pierre d'Ailly, 1350-1420. Princeton 1994. Vgl. etwa die Ausgabe ABU MASCHAR: De magnis coniunctionibus: annorum revolutionibus ac eorum profectionibus octo continens tractatus. Venedig 1515. Ebenda, S. a2v. Jeweils drei Sternzeichen des Zodiaks zusammengefaßt bilden das feurige, irdische, luftige und wässrige Trigon. Diese coniunctio maxima ist dann erreicht, wenn die Planetenkonjunktionen an den Ausgangspunkt ihrer Wanderung durch den Zodiak zurückkehren. ABU MASCHAR: De magnis coniunctionibus, S. a9r-dlr. Vgl. auch ABU MASCHAR: Introductorium in astronomiam Albumasaris Abalachi octo continens librospartiales. Venedig 1506. Dazu NORTH, JOHN D.: Astrology and the Fortunes of Churches. In: DERS.: Stars, minds and fate: essays in ancient and medieval cosmology. London 1989, S. 59-89. Etwas anders funktioniert die Geschichtsastrologie in Albumashars anderem historischen Werk, siehe PLNGREE, DAVID: The thousands of Abu Ma'shar. London 1968. BEZOLD: Astrologische Geschichtskonstruktion, S. 165-195. Siehe auch HAEUSLER, MARTIN: Das Ende der Geschichte in der Mittelalterlichen Weltchronik. Köln 1980, S. 142ff. GREGORY, TULLIO: Temps astrologique et temps chrétien. In: Le temps chrétien de la fin de l'antiquité au Moyen Age. III e XIIIe siècles. Colloques internationales du Centre National de la Recherche Scientifique, Bd. 604). Paris, S. 557-574. Die frühneuzeitlichen Autoren betreffend siehe v. a. POMIAN.' Astrology as a Naturalistic Theology of History, S. 29-43 und ERNST, GERMANA: From the watery Trigon to the fiery
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ger Bacon,53 Giovanni Villani,54 Pierre d'Ailly, 55 Nikolaus von Kues,56 Johannes Lichtenberger,57 auf die unterschiedlichste Art und Weise variierten, gab es offensichtlich ein etabliertes Muster, mit dem man den Wandel von politischen Reichen astrologisch erklären konnte. Autoren des 16. Jahrhunderts waren dieser Lehre trotz Picos heftiger Kritik an ihr nicht weniger abgeneigt, wie Cardanos Kommentar zu Ptolemäus Quadripartitum (1554)58 und Leowitz von Leonitzenos sehr beliebtes Buch De coniunctionibus magnis (15 64)59 verdeutlichen. Pico della Mirandola hatte einmal mehr die Annahme verspottet, daß man mit Hilfe der Astrologie die Veränderung der Imperien erkennen könne. So schreibt er in seinem dritten Buch: „Das Argument, daß die Sterne, nur weil sie das Kalte, das Warme und andere Qualitäten hervorrufen können, auch Kriege und Revolutionen auslösen, ja sogar Städte oder Imperien der Vernichtung anheim geben können, ist allzu lächerlich."60 An diese Invektiven hatte man sich offensichtlich im 16. Jahrhundert schon so sehr gewöhnt, daß man eine explizite Zurückweisung als überflüssig ansah; trotz dieser Invektiven erlebte Albumashars Geschichtsastrologie eine außergewöhnliche Konjunktur. Peucer jedoch unterscheidet sich von diesem Befürworter einer Konjunktionenlehre erheblich. Für den von ihm beobachteten 240jährigen Wandel nennt er kein einziges astronomisches Datum einer planetaren Konjunktion.61 Stattdessen entnimmt er die Dauer des politischen Umbruchs hauptsächlich der Chronik von Johannes Funck. Ab und an schreibt er Johannes Nauclers Quellenangaben einfach ab. Besonders gern zehrt er aber von Johann Funcks Tabellen, in denen er die Weltzeitalter und die historischen Ereignisse in verschiedenen Regionen übersichtlich angeordnet fand; ihnen konnte er die in Jahren angegebenen Zeiträume der politischen Herrschaftsformen entnehmen. Das war nicht sehr aufwendig, und geriet nicht allzu präzise.62 Der populäre Augsburger Leowitz von Leonitzeno (1524—1574)
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Trigon: Celestial Signs, Prophecies and History. In: P. ZAMBELLI (HG.): .Astrologi hallucinati'. Stars and the End of the World in Luther's Time. Berlin 1986, S. 265-280. BACON, ROGER: Opus maius. Ed. by J. H. Bridges. 3 Bde. Oxford 1897-1900, Bd. 1, 1897, N D Frankfurt am Main, 1964, S. 239-269, v. a. S. 255f. VILLANI, GIOVANNI: Chronica. Hrsg. v. FRANCESCO G. DRAGOMANNI. Florenz 1844. Dazu siehe BEZOLD: Astrologische Geschichtskonstruktion, S. 175; Siehe Anm. 46. CUSANUS, NIKOLAUS: Die Kalenderverbesserung. Lateinisch und Deutsch. Hrsg. v. VIKTOR STEGMANN und BERNHARD BISCHOF (Schriften des Nikolaus von Cues). Heidelberg 1955. HAEUSLER, MARTIN: Das Ende der Geschichte in der Mittelalterlichen Weltchronik. Köln 1980, S. 142FF. KURZE, DIETRICH: Johannes Lichtenberger. Eine Studien zur Geschichte der Prophetie und Astrologie. Lübeck 1960. Vgl. die sehr schöne Ausgabe: CARDANO, GIROLAMO: In CI. Ptolemaei de astrorum iudiciis. Basel 1554. Als kleines Beispiel für die Durchwobenheit des Textes mit Konjunktionen, siehe S. 308. LEOWITZ VON LEONITZENO, CYPRIAN: De coniunctionibus magnis insignioribus superiorum planetarum, solis defectionibus, & cometis, in quarta monarchia, cum eorundem effectuum histórica expositione. London 1573. PICO DELLA MIRANDOLA, GIOVANNI: Discorsi contro l'astrologia. A cura di Eugenio Garin. Florenz 1952, S. 195: „E affermazione anche troppo ridicola che, siccome le stelle possono produrre il freddo, il caldo e le altre qualità, possono produrre anche le guerre, le rivoluzioni, possono rovinare le città e mutare gli imperi." An einer Stelle analysiert Peucer die Auswirkungen einer Konjunktion im Zusammenhang mit der Großen Pest aus dem 14. Jahrhundert etwas genauer. Auf die unheilsamen Auswirkungen von Kometen gehen er und Melanchthon aber nur selten ein. Siehe etwa PEUCER, CASPAR: Chronica, 1578, S. 925. FUNCK, JOHANNES: Chronologia hoc est omnium temporum et annorum ab initio mundi usque ad re-
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hingegen, der Kaiser Maximilian II. eine richtige Geschichtsastrologie gewidmet hatte, liebte die kleinteilige Verbindung zwischen Planetenkonjunktionen und historischen Ereignissen. Jede noch so kleine 20-Jahres Konjunktion in einem Sternzeichen koppelte er an ein bedeutendes historisches Ereignis: 6 n. Chr. trafen sich Jupiter und Saturn im Stemzeichen Löwen. Danach zogen die Apostel aus, um das Evangelium zu verkünden. 47 v. Chr. war eine große Konjunktion im Skorpion: danach begann der Bürgerkrieg des Caesar. 73 n. Chr. fand eine große Konjunktion im Schützen statt und Jerusalem wurde unter Vespasian zerstört, 796 n. Chr traten die Planeten in das feurige Trigon: Karl der Große bestieg den Thron ... Wenngleich man über das Leben von Leowitz von Leonitzeno nicht viel weiß, ist seine Rolle in der deutschen Astrologie nicht zu unterschätzen. Seit den fünfziger Jahren war er in Augsburg als Astrologe tätig, wo er die Fugger beriet. Dort lernte er Achilles Pirmin Gasser und vor allem Hieronymus Wolf kennen, mit denen zusammen er astrologische Traktate publizierte. Später ging er nach Wien und wurde der Hofastrologe Maximilians II. Weil er auf sehr populistische Art und Weise und ohne kritische Stellungnahmen prophetische und astrologische Genres frei kombinierte, 63 titulierte man ihn als typischen Vertreter der „Mehrheitsastrologie". 64 Das hinderte Zeitgenossen nicht daran, ihn zu rezipieren. Tatsächlich sind seine zahlreichen Prognostiken von einem deterministischen Tenor getragen, der sich von den zögerlichen Prognostiken eines Johannes Schöner, eines Caspar Peucer oder eines Erasmus Reinhold deutlich unterscheidet. Leowitz von Leonitzeno vermittelt den Anschein, mit großer Sicherheit erkennen zu können, in welcher Region und in welcher Stadt der nächste Krieg ausbrechen werde. 65 Peucer blieb diese Auffassung wie auch Leowitz' Geschichtsastrologie fremd. Denn in Kenntnis des alle 700 Jahre erfolgenden Wechsels politischer Systeme benutzt Peucer erneut keine geschichtsastrologische Periodisierung. Zwar hatte der italienische Historiker Giovanni Villani in der Chronica66 eine solche propagiert, doch war sie so sehr auf italienische Beispiele begrenzt, daß sie unter Astrologen als anormal galt. Sie wurde nicht rezipiert. Alle historischen Beispiele und die entsprechenden Berechnungen, die Peucer nennt, entnimmt er zeitgenössischen Chroniken: das Reich Karthagos habe 700 Jahre lang existiert, bevor es untergegangen sei; der römische Bürgerkrieg von Caesar und Pompeius habe im 750. Jahr nach der Gründung Roms begonnen; die Goten hätten 700 Jahre nach dem Überfall Roms auf Karthago ihrerseits Rom überfallen; die maurische Herrschaft in surrectionem domini nostri Jesu Christi, computatio. Nürnberg 1545. Auffallend ist, daß Peucer zur Schilderung der jüdischen, persischen, athenischen und römischen Geschichte genau die Herrscher und Abfolgen erkennt, die auch Funck benutzte. Bei anderen Beispielen verließ sich Peucer vor allem auf Naucler. Vgl. etwa NAUCLER: Chronica, S. 180, S. 483 für Übereinstimmungen. 63
Vgl. LEOWITZ VON LEONITZENO: De coniunctionibus
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GRAFTON: Cardanos Kosmos, S. 287. So lautete auch das Urteil von BRAHE über LEOWITZ VON LEONITZENO. Siehe THORNDIKE: History of magic, Vol. VI, S. 111. Vgl. etwa LEOWITZ VON LEONITZENO, CYPRIAN: Prognosticon von dem 1564. jar nach Christi geburdt bis auff die zweintzig nachfolgende. Lauingen 1564. Siehe Anm. 54. Allgemein zu Villani siehe STEGEMANN, VIKTOR: Giovanni Villanis historische Charakterbilder und die astrologischen Texte der planetarischen Anthropologie. Ein Beitrag zur geistigen Physiognomie der Frührenaissance. In: Lebenskräfte in der abendländischen Geistesgeschichte. Dankund Erinnerungsgabe an WALTER GOETZ zum 80. Geburtstag am 11. November 1947 dargebracht von
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magnis.
B. BISCHOFF, H . GOLLWITZER, H. KELLER et al. M a r b u r g 1948, S. 1 2 5 - 1 9 8 .
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Spanien habe 700 Jahre gewährt und seit Karl dem Großen seien nun wieder 700 Jahre vergangen. Die Idee, einen dritten Zyklus für den politischen Wandel ungefähr alle fünfhundert Jahre beginnen zu lassen, bildet er offensichtlich nach biblischen Vorstellungen.67 Peucers Beispiele betreffen z. B. die Geschichte der Juden, die alle nach seinen Berechnungen 500 Jahre unter eine andere Herrschaft gerieten: von der Vertreibung der Juden aus Ägypten dauerte es bis zum ersten Tempel Salomons fünfhundert Jahre, in babylonische Gefangenschaft gerieten sie nach weiteren fünfhundert Jahren; von der babylonischen Gefangenschaft bis zur Geburt Christi dauerte es ein weiteres halbes Jahrtausend; von Esra bis zur Zerstörung Jerusalems durch Vespasian und seinen Sohn Titus vergingen wiederum fünfhundert Jahre usw. Diese „periodi fatales", die Peucer hier im Commentarius für den profanen Wandel anerkennt, läßt er in den Teilen des Chronicon, die er bearbeitet hatte, ausschließlich für den kirchenhistorischen Wandel gelten.68 Für theologisch versierte, wie dem konzilianten Melanchthon, und sensible Gelehrte, wie dem frommen David Chytraeus, - die Rücksicht beider auf die Theologie teilte Peucer mit ihnen - , war die arabische Konjunktionenlehre aus mehreren Gründen problematisch. David Chytraeus (1531-1600) ist einer der theologisch versiertesten Wittenberger, die sich für die Astrologie aussprachen. Als Magister war er 1548 nach Wittenberg gekommen, nachdem er in Tübingen u. a. bei Joachim Camerarius studiert hatte. In Wittenberg hielt er eine Vorlesung über Melanchthons Rhetorik und über dessen Astronomie, das heißt über die Sphaera von Sacrobosco. Seine Interessen galten sein Leben lang der Theologie und der Historie, die
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PEUCER: Commentarius, 1576, S. 22v: „Non pauca coniecturis aut suspitionibus colligunt ex periodis fatalibus, quibus Imperia divinitus comprehensa esse ac definita, inde usque a primis temporibus longa observatione didicerunt. Testantur historiae omnium temporum, si a prima antiquitate repetantur: Regna et Respub. potentiores quingentis annis plerumque floruisse: multa circa medium huius periodi vix ducentis quinquaginta annis completis defecisse, aut certe ultimum terminum non attigisse: nulla aut pauca eodem statu rerum hunc superasse: sed in ipso pene quingentesimi anni articulo, aut aliquando ante, mutationes incidisse, quibus vel eversa Regna ac deleta funditus, vel oppressa, vel translata alio, desierunt, vel in novam sunt commutata formam." Der Ursprung des 500-Jahre Zyklus ist nicht leicht auszumachen: POT, JOHAN HENDRIK VAN DER: Sinndeutung und Periodisierung der Geschichte. Eine systematische Übersicht der Theorien und Auffassungen. Leiden 1999 geht nicht näher auf sie ein. Eine zeitgenössische Quelle benennt aber eindeutig biblische Vorbilder. Vgl. BONGO, PETRO: Mysticae numerorum significationis Uber in duas diffisus partes. Bargemon 1591. In der mittelalterlichen Prophetie gab es teilweise solche Vorstellungen. Vgl. FERRER (PSEUDO), VLNCENZ: Hienach hebt an ein wunderlicher tractat 1472. Erst im späten 16. Jahrhundert und im frühen 17. Jahrhundert sehen wir die Beliebtheit des Topos, der dann aber für profangeschichtliche Abläufe gewählt wird. Sie wiederum gehen auf Peucer zurück. Vgl. etwa KRENTZHEIM, LEONHARD: Coniecturae. Christliche vermuttungen, von künfftiger Zeit, Zustand, in Kirchen und Regimenten. Görlitz 1583; HERLITZ: Astronomisch Schreiben, Lieh 1596. SCHMID, JOHANN: Dissertatio Historica. De Fatalitate temporum, In Acroaterio Majoris Principum Collegii ad d. 24. Novembr. A. S. MDC LXXXIII. Leipzig 1683. FELWINGER, JOHANNES PAUL: Exercitatio politica De Origine, progressu, et fatali rerumpublicarum periodo: Altdorf 1662, S. D4a. Felwinger schreibt direkt aus Peucers Commentarius ab. Diese Hinweise verdanke ich Arndt Brendecke.
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PEUCER: Chronica, 1578, S. 443: „Ist nu mehr das letzte teil und alter der Welt; nach dem Spruch des Propheten Heliae angangen; nemlich die letzten fiinff hundert Jahre; [...] deshalb grössere confusion in der verwinung der Lere." Es sei jedoch Trost in der Kirche versprochen; deswegen bitte er um Gott. „Datum 21.2. 1562: Wittenberg; am Tag der Geburt von Joachim I. Markgraff zu Brandenburg." Siehe auch Peucer, ebenda, S. 530.
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Das Lesen der Geschichte
er in späteren Jahren an der Rostocker Universität vertrat. Zur Förderung der Astronomie und der Astrologie leistete er nur indirekt einen Beitrag. So räumte er in seinen Schulvorschlägen zur Reform des artes-Unterricht in Rostock der Astrologie eine bedeutende Rolle innerhalb der Physik ein.69 Außerdem, und das war vielleicht der wichtigste Dienst, den er der Astrologie tat, beurteilte er von einem theologischen Standpunkt aus bestimmte Dogmen, die durch die Astrologie hätten tangiert sein können: die theologische Vorstellung von göttlicher Determination, von der Kontingenz, vom Wesen des freien Willens und die theologische Ablehnung des fatum.10 Hier äußerte er sich in klarer Abgrenzung von möglicherweise theologischen Mißverständnissen sehr positiv zur Astrologie. Daß er ein natürliches Interesse an der Astronomie hegte, zeigen auch seine Ausführungen zur Chronologie. Seine moraltheologisch eingefarbten Kommentare zum neuen Stern von 1572 und zum Kometen von 1577 sind das einzige, was er zur Astrologie verfaßte. 71 In ihrer Beurteilung folgte er seinem Freund Tycho Brahe. Kehren wir jedoch zur arabischen Geschichtsastrologie zurück bzw. zu ihrer skeptischen Wahrnehmung durch die Wittenberger Astrologen. Die Crux in der arabischen Konjunktionenlehre bestand für die Wittenberger in der engen Verknüpfung der Geschichtsastrologie mit der Lehre vom stellar verursachten Religionswandel. Spätestens seit Roger Bacons Opus Maius72 assoziierten Gelehrte die Konjunktionenlehre über den politischen Wandel mit dem Religionswandel: die Konjunktion von Jupiter und Saturn habe die Gründung der jüdischen Religion bewirkt, die von Jupiter und Mars die Chaldäische, die von Jupiter und Sonne die ägyptische, die von Jupiter und Venus den Islam und diejenige von Jupiter und Merkur das Christentum. Logisch zu Ende gedacht nivellierte diese Theorie das Christentum zu einem naturalistischen Ereignis. Eine solche naturalistische Historisierung hätte für die Wittenberger bedeutete, daß das Christentum, wie es zu existieren anfing, so auch wieder aufhören könnte, wenn es zu einem entsprechenden astronomischen Großereignis käme. Girolamo Cardano etwa, dem die Wittenberger, wie wir noch sehen werden, in all seinen Auffassungen von der Astrologie bedingungslos folgten, pflegte ein ganz besonderes Interesse an der Konjunktionenlehre. In seinem Ptolemäuskommentar (1554) beobachtete er gründlich die Konjunktionen. 73 Außerdem interessierte er sich für die naturalistischen Ursprünge der Religion. 74 In Deutschland hingegen schien eine solche Sicht der eigenen Religion nur für einen praxisorientierteren Gelehrten, wie etwa David Herlitz, keine ekklesiologischen Nachbeben zu verursachen. Konnte er doch mit ihrer Hilfe dem Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg verständlich erklären, daß die Türkengefahr bald abgewendet sei, weil der Islam, wie er entstanden sei, so auch demnächst untergehen werde. Für Peucer und noch mehr für den frommen Chytraeus war eine solche
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CHYTRAEUS, DAVID:
De Ratione discendi, et ordine studiorum in singulis artibus rede instituendo.
Wittenberg 1564. 70 71
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Explicationes vocabulorum: necessitatisi determinationis Divinae; fati; contingentiae; virium humanarum; liberi arbitrii. Rostock 1565. CHYTRAEUS, DAVID: De stella inusitata et nova quae mense novembri anno 1572 conspici coepit. Rostock 1577. D E R S . : Vom newen Stern, welcher A. M. D. LXXII im November erschienen. Und vom Cometen welchen wir im November dieses lauffenden 1577. Jars und noch itzund sehen. Rostock 1577. Siehe Anm. 53. CARDANO: In Cl. Ptolemaei de astrorum iudiciis, 1554, passim. Hierzu siehe Kapitel IV. CHYTRAEUS, DAVID:
Daniel ist für den Wandel im Großen unersetzbar
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Lehre offensichtlich indiskutabel. Kein einziges Mal stellen sie die Person Jesu und mit ihm die historische Einzigartigkeit des Christentums in den ausschließlichen Zusammenhang eines astrologisch interessanten Ereignisses.75 Zwar befürchteten auch sie das baldige Ende des Christentums;76 aber dieses fiel mit dem baldigen Ende der Welt zusammen; die Johannes-Apokalypse hatte hinreichend deutlich angedeutet, daß unmittelbar vor dem Weltenende der Antichrist (vgl. die beiden Tiere aus Apk. 13) in der Kirche die Herrschaft an sich reiße und den Platz Gottes einnehmen werde; da der Antichrist in Gestalt des Papsttums jetzt aber in der Kirche herrsche, sahen Peucer und Chytraeus ausreichend Anzeichen des von Gott gesetzten Endes bereits in ihrer Zeit realisiert. Sie ließen diese Einsichten in das konkrete Ende zeitlich undeterminiert. Das Ende der Geschichte, das sie kommen sahen, blieb ihnen Ergebnis des göttlichen Willens, dessen Zeithorizont sie nicht abzuschätzen wagten. Sie sahen es nicht als Produkt natürlicher stellarer Konstellationen an. Außerdem verwahrten sie sich vor dem chronologisch fixierten Endzeittermin, den die Konjunktionenlehre erfordert hätte.77 Nur ein gelehrter Außenseiter, wie etwa der Mathematiker Michael Stifel, konnte mit numerologischen Spielereien die Apokalypse beschwören und Endzeitdaten festlegen.78 Die meisten ehemaligen Wittenberger Studenten und Professoren blieben gegenüber diesen rein numerologischen Spekulationen sehr skeptisch.
Daniel ist für den Wandel im Großen unersetzbar Man darf Peucers Zurückhaltung, den universalen politischen Wandel mit astrologischen Mitteln erklären zu wollen, nicht als Verrat an der eigenen Sache bewerten. Denn Peucer und Melanchthon waren ähnlich wie Girolamo Cardano souveräne Spieler in der Welt verschiedener Divinationskünste. Die Astrologie stand zwar innerhalb ihres Systems an oberster Stelle, gerade wenn es darum ging, den physikalischen Wandel auf eine verläßliche Art und Weise vorherzusagen; doch bedeutete dieses Vertrauen nicht, daß andere weissagenden Künste damit ihre Gültigkeit verloren hätten. Die biblischen Prophetien und die biblischen Träume, und hier an erster Stelle der Traum des Daniel (Dan. 7-12) waren unersetzbar, um 75
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Nur an einer Stelle referiert Peucer die Meinung, daß das Christentum im Sternzeichen der Waage stünde: „Uterque locus religioni praeficitur et coeli et Zodicaci, sed Libram peculiariter Christianae religioni praesidere volunt." PEUCER: Commentarius, 1560, S. 394v. Vgl. hierzu die zahlreichen Schriften von David Chytraeus sowie BARNES, ROBIN BRUCE: Prophecy andgnosis. Apocalypticism in the wake of the Lutheran Reformation. Stanford 1988. Einen solchen Verzicht zeigt die eschatologische Rede von GARCAEUS, JOHANNES, JUN.: Eine christliche kurtze Widerholung der wahrhafftigen Lere und bekentnis unsers Glaubens von der Zukunfft des Herrn Christi zum Gericht. Wittenberg 1569, fol. dlv: „Wie offi haben wir gesehen schreckliche Cometen, Chasmata, unnd wunderbarliche prodigia, und gesichte am Himel. Item schreckliche winde / Erdbebung / gros Gewitter / Tewrung / Krieg / Pestilentz / wundergeburt / welche zeichen schon erfüllet / und noch erfüllet werden teglich / etc. Gehets nicht zu / wie zur zeit Loth und Noe? Wie viel falsche Propheten stehen teglich auff? wie nimpt die Ungerechtigkeit uberhandt / wie erkeltet die liebe / in hac delira senecta et frigida aetate mundi." STIFEL, MICHAEL: Ein Rechenbüchlein vom End-Christ. Wittenberg 1532.
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Das Lesen der Geschichte
die Zukunft und die Vergangenheit des universalen politischen Wandels verläßlich einsehen und verstehen zu können. Melanchthon und Peucer waren wie viele ihrer Zeitgenossen begeisterte Beobachter von Träumen. 79 Oft erzählte Melanchthon seinen Freunden seine Träume, und wie bei einem Propheten billigte ihm mancher Traumdeuter politische Weitsicht zu. 80 So träumte Melanchthon, als er 1544 in Torgau war, daß ihn ein wunderschönes Weib in sein Schlafzimmer gelockt hätte. Er wäre so angerührt gewesen von ihrer Schönheit, daß er nicht wußte, was er tun sollte. Gerade als Melanchthon - wie der Träumende selbst berichtet - fliehen wollte, wachte er auf. Der unbekannte Traumdeuter bescheinigte ihm am nächsten Tag, daß dieser Traum ihm sage, er solle nicht vom wahren Glauben abfallen. Was immer das wiederum heißen mochte. Melanchthon und Peucer fürchteten, der Teufel könne sich ihrer Träume bemächtigen. Trotz der großen Illusionen, die gerade weissagende Träume hervorrufen konnten, systematisierten beide erwartungsvoll mit Hilfe von Artemidor, Cicero und Cardano die unterschiedlichen Traumtypen: die natürlichen trennten sie von den weissagenden und die teuflischen von den göttlichen. Diese Traumtypen besaßen je eigene Evidenzkriterien. Insbesondere dem Mediziner Caspar Peucer war die Traumanalyse bekannt und wichtig. So bat er kranke Patienten, ihm ihre Träume zu erzählen, weil er diese mit Galen auf ihr zugrundeliegendes Ungleichgewicht der Säfte überprüfen wollte. Er wußte, daß ein Melancholiker gewöhnlich anders träumt als ein Sanguiniker und ein Choleriker wiederum anders als ein Phlegmatiker. Der Überschuß eines Saftes konnte eine Krankheit aufzeigen, auf die der Arzt mit einer entsprechenden Therapie reagieren konnte. Zwar waren die Techniken, einen Traum zu analysieren, weit weniger differenziert als die Techniken, mit denen die Astrologie ein Horoskop interpretierte; doch Melanchthon und Peucer waren sich absolut sicher, daß ein Traum, der direkt von Gott kam, eine höhere Erkenntnis barg und eine größere Gewißheit lieferte als jede noch so versierte Horoskopanalyse oder mehrfach beobachtete Konjunktionen. Göttlich eingegebene Träume, die eigentlich nur die alttestamentlichen Propheten haben konnten, seien „die aller gewissesten / und dennen man alleyn glauben geben soll."81 So erklärt diese Idee auch den hohen Respekt beider Gelehrter vor der Danielprophetie. Gott legte nach ihrer Auffassung die Deutung des Traumes dem Daniel direkt in den Mund. 82 Ein Astrologe hingegen, der nach Peucer natürliche Divination betrieb und damit den göttlichen Willen las, besaß gegenüber dem göttlich Träumenden immer noch die Möglichkeit zur Fehldeutung. Ein weiterer Vorteil, den nach Einschätzung von Melanchthon und Peucer Träume, und insbesondere der göttliche Traum, vor allen anderen Divinationskünsten genossen, war au79
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Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien zur Rolle der Träume in der frühen Neuzeit. Für den deutschen Kontext siehe zur ersten Orientierung GOERTZ, HANS-JÜRGEN: Träume, Offenbarungen und Visionen in der Reformation. In: POSTEL, R. (HG.): Reformation und Revolution. Beiträge zum politischen Wandel und den sozialen Kräften am Beginn der Neuzeit. Festschrift für RAINER WOHLFEIL zum 60. Geburtstag. Stuttgart 1989, S. 171-192. Vgl. etwa MELANCHTHON, PHILIPP: Etliche Trawm Philippi von gegenwertigen und vergangen verfelschung der wahren Religion sehr lustig und nützlich zu lesen. In: CR 20, S. 686-691. Vgl. Melanchthons Vorrede in: ARTEMIDOR VON DALDIS: Traumbuch Artemidori des Griechischen Philosophi [ . . . ] Sambt einer Erinnerung Philippi Melanchthonis von unterscheid der Träume / und angehencktem Bericht / was von Träumen zu halten sey. Straßburg 1616, S. 27; PEUCER: Commentarius, 1576, S. 235r-265r, insbes. S. 263r. Vgl. auch MELANCHTHON, PHILIPP: In Danielem prophetam commentarius. Wittenberg 1543, S. 45v.
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ßerdem der, daß sie von den Kirchenvätern und den mittelalterlichen Theologen nie in ihrer Legitimität angezweifelt worden waren. Luther selbst hatte in seiner Erclerung über den Propheten Danielem (1530/45)83 den Propheten Daniel allen anderen biblischen Propheten vorgezogen, weil dieser dem babylonischen König und damit dem mächtigsten Herrscher der damaligen Welt gedient habe. Freilich fürchteten sich Melanchthon und Peucer vor den träumerischen Sekten eines Thomas Müntzer oder der täuferischen mit ihrer Gewaltherrschaft in der Stadt Münster (1534/35) und die Träume mißbrauchten, um phantastische Vorstellungen in der Welt zu realisieren. Weil jedoch ihre Träume nicht, wie Peucer sagt, mit den göttlichen Intentionen von Gesetz und Evangelium übereinstimmen, seien ihre Vorhersagen nicht glaubwürdig. Ein göttlicher Traum müsse, wie Daniels Traum, geoffenbart sein. Bei der Idee vom universalen politischen Wandel zeigt Peucer genau diesen Respekt vor dem divinatorischen Genre der Traumanalyse. War der Traum gleichermaßen in der Bibel und in der Geschichte geoffenbart, war eine astrologische Erkenntnis nur sekundär. Eine Weissagung, die den politischen Wandel allenfalls aus einer historischen Erfahrung periodisierte, blieb deshalb in Peucers System inferior.
Der Komet als hermeneutisches Instrument des Wandels im Kleinen Mindestens drei Mal während des 16. Jahrhunderts liefen in ganz Deutschland, ob in Tübingen, Wittenberg, Erfurt oder in Kassel die Astronomen, die Astrologen und interessierte Laien scharenweise auf die Straßen und auf die Wiesen ihrer Städte, um „geschwäntzte" Sterne, Kometen oder ungewöhnliche lichtvolle Erscheinungen am dunklen Nachthimmel beobachten zu können. 1531, 1572 und 1577. Weil die Astronomen damals noch keine Fernrohre besaßen, und nur wenige von ihnen in luxuriös ausgestatteten Sternwarten, wie in Hessen-Kassel oder Prag, arbeiten konnten, blieb ihnen oft nichts anderes übrig, als die Gestalt der Kometen und Himmelserscheinungen sehr genau mit den eigenen Augen zu beobachten, diese zu beschreiben und sie anschließend astronomisch zu klassifizieren und ihre Wirkungen zu deuten. Wie der ehemalige Wittenberger Adam Ursinus, der am 22. November um 7 Uhr abends in Tuntoff bei Erfurt 1572 einen wunderlichen Kometen beobachtet hatte, der eigentlich eine Nova im Sternbild Cassiopeia war, so hielten die meisten Beobachter von Kometen in ihren Traktaten sehr genau die Uhrzeit, den genauen Ort und das Datum ihrer Beobachtung fest.84 Ursinus stellte damals fest, er habe wegen des schlechten Wetters
83 Hier die Ausgabe: L U T H E R , M A R T I N : Kurtze erclerung über den Propheten Danielem / darinn mann aller Capitteln kurtze Summarien finden und verstehen mag. Unnd ist für die jenigen / welche die letsten Wittenbergische Bibel nit haben / Darinnen solchen Summarien seind. Frankfurt am Main 1543. Vgl. WA DB XI 2, S. 2-131, S. 132-181. 84 U R S I N U S , A D A M : Prognosticatio auff das Jhar /achn [sie] der Geburt Jhesu Christi /unsers Hylandes. 1574. Byneben einer kurtzen Beschreibunge des erschienen Cometens / im 1572. und 1573. Jhare. Erfurt 1574.
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Das Lesen der Geschichte
elf Tage lang den Kometen nicht beobachten können, obwohl er gewußt habe, daß dieser am Himmel existiere und er ihn gern gesehen hätte. Elf Tage astronomischer Ungewißheit plagten ihn. Nicht weniger ungeduldig wurde der astronomiebegeisterte Landgraf Wilhelm IV. von Kassel in den vier Jahren von 1573 bis 1577. Quälende Zweifel beunruhigten auch ihn: einerseits wußte er nicht, ob die von ihm in seiner Kasseler Sternwarte beobachteten Daten über die Nova vom 11. 11. 1572 korrekt waren85 und was dieser „wunderbarliche Stern", der gegen alle physikalischen Gesetze verstieß, bedeutete. Andererseits wurde er gewahr, wie sein eigener Hofmathematikus Victorin Schönfeldt überlastet war und ihm deshalb die Antworten nicht liefern konnte. Der Mediziner und Mathematiker Schönfeldt kümmerte sich anscheinend an der Marburger Universität um zu viele „lectionibus", so daß er für seine astronomische Arbeit an der Kasseler Sternwarte kaum Zeit hatte. Diese war aber Wilhelms ganzer Stolz. Seit 1560 fanden hier mit höchst präzisen Instrumenten des Uhrmachers Eberhard Baldewein (mit Armillarsphäre, Azimutalquadrant und Torquetum) ständig Beobachtungen des Sternenhimmels statt - für deren Analyse offensichtlich Personalmangel herrschte.86 Schließlich konnte aufgrund von Wilhelms hohen Anforderungen nicht jeder das gewonnene Material verifizieren und deuten, das sie aus der Beobachtung der Fixsterne, der Planeten, von Kometen und von Eklipsen gewonnen hatten; hierzu bedurfte es eines besonderen Sachverstandes, den Wilhelm IV. bei seinem eigenen Hofmathematikus nicht gegeben sah. „Er [Schönfeldt] seu dem werck etwas zu schwach" urteilte Wilhelm IV. in einem Brief an Caspar Peucer, der ihm zu guter letzt wie ein Rettungsanker im Meer des Nichtwissens erschienen war. Unter „werck" verstand Wilhelm IV. die Verifizierung der Supernova und deren Interpretation. Darüber hinaus wollte Wilhelm IV. seine von ihm verfaßte Tabelle über die seltene Konjunktion von Jupiter und Saturn im Sternzeichen Widder auf ihre historische Richtigkeit hin überprüfen lassen; nach Cardano traf nämlich diese Konjunktion alle 794 Jahre ein. Das erste Mal ging sie nach Wilhelms IV. Auffassung der Geschichte der großen Flut voraus. Dann erfolgte sie zu Moses Zeiten, danach wiederum zur Zeit Samarias. Und so weiter und so fort. Wichtig war, daß die Konjunktion immer in den ersten Graden des Widders stattfand. Daß Wilhelm IV. die Arbeit von Victorin Schönfeldt generell als unzureichend empfand, erstaunt, weil dieser doch Ende des Jahres 1573 selbst ein Prognosticon verfaßt hatte, in dem er sich rühmt, die Interpretation der Saturn- und Jupiterkonjunktion für seine jetzige Zeit wiederbelebt zu haben. Dort erklärte er - nachdem er, dem prognostischen Genre entsprechend, die Auswirkungen der Konjunktion auf das Wetter und den Bauernstand geschildert hatte „es seindt grosse mutationes, tarn in religione, quam politijs zufürchten / es mag leicht komen / das nach langweiliger gedult unnd erlittenem ubermuth / das konigreich hispanien werde uberfallen / unnd viel schaden leiden unnd auswarten müssen". Ferner war er sich „nach ausweisungen aller Cronicken" sicher, daß die Konjunktion „grosse Uneinigkeit / unfried / Krieg / blutvergiessen / und andern unraht be-
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SächsHStA, Geheimes Archiv, loc. 10690: Landgraff Wilhelms zu Hessen Schreiben an D. Caspar Peucern des im 1573 Jahre erschienenen ungewöhnlichen Sterns halb., fols. 1-9; fol. 4: „Nos diligentissima observatione deprehendimus stellam novam in 7. gr. 0. mn. Taurij cum latitudine septentrionali 53. grad. 36. min." Die Ausfuhrungen über Wilhelm IV. beziehe ich aus HAMEL: Die astronomischen Forschungen in Kassel unter Wilhelm IV., insbes. S. 8-14, S. 37-40.
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Abb. 4: Sternbild Cassiopeia aus Jakob de Gheyn: Arataea sive signa coelestia. Amsterdam 1621.
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Abb. 5: Sternzeichen Stier aus Jakob de Ghevn: Arataea sive siena coelestia. Amsterdam 1621.
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deutet."87 Falsch kann er für Wilhelm IV. - sofern er das Prognosticon je gelesen hatte - nur in der Beobachtung gelegen haben, die Konjunktion fände im Sternzeichen des Krebses statt und nicht, wie Wilhelm IV. notiert hatte, im Sternzeichen des Widder. Wilhelm IV. hatte seine „Fragstücke des im 1573. Jahre erschienene[n] ungewöhnlichen Sterns halb" an Kurfürst August von Sachsen geschickt mit der Bitte, diese an Peucer weiterzuleiten. Peucers konkrete Antwort auf dieses Schreiben ist jedoch nicht überliefert. Es ist jedoch eine weitere Antwort Peucers auf dasselbe Phänomen erhalten geblieben, deren Adressat August von Sachsen war; Peucer hatte sie nach den ersten durchwachten Nächten des Beobachtens - also vermutlich kurz nach dem 11. 11. 1572 verfaßt. Ungefähr zur selben Zeit schrieb Peucer auch Briefe an Crato von Crafftheim, in denen er dem befreundeten Mediziner seine astronomischen Ergebnisse über den Stern preisgibt.88 Peucers Antwort auf Wilhelms IV. Anfrage ist ein Musterbeispiel für die politische Feinhermeneutik, die die Astrologen zu liefern bereit waren - mit einer Schnelligkeit, die erstaunt. Peucers Epigramm hält sich nicht lange mit den astronomischen Daten auf, da seine Meßergebnisse ohnehin nicht die Minuten-Präzision von Landgraf Wilhelm IV. aufwiesen.89 Peucer definiert auch nur ex negativo das Phänomen als „nicht kometisch". Positiv konnten weder er noch seine Kollegen dieses Phänomen mit der aristotelischen Astronomie bestimmen, weil es keine Autoritäten gab, die so etwas wie einen neuen Stern beschrieben hatten.90 Die Mehrheit der Astronomen verneinte, daß es ein Komet sei. Das Standardargument lautete: „Er ist nicht in der Region der Luft", „non est in regione aeris." Das sublunare Erscheinen des Kometen war aber die Grundbedingung der aristotelischen Kometenlehre.91 Trotzdem zögerte etwa Erasmus Reinhold nicht mit einer Antwort, wenn er sagte: „Da es denn nun kein Planet / kein Stella fixa / und darzu kein Comet sein sol / Was sol es denn letztlich sein? Hierauff ist zu antworten: Gleich wie Gott dem Herrn müglich gewesen die Sonne zuverfinstern / ohne Hülff des Monden / die Sonne zubefestigen an einem orth / fast gantzer zween Tage / zur Zeit Josua / der Sonnen ihren lauff zurück zu ziehen / das mans auch am Schatten gesehen / zur Zeit Hiskia / Warumb sol ihme nun seine Allmacht verkürtzt sein / etwas newes und unerhörtes / für dem End der Welt / zur Bußpredigt / uns für die Augen zu stellen. [...] In diesem Stern aber / keine natürlichen Ursachen können angezogen werden / Derwegen er billich vor einen Newen Wundersterri gehalten wird / dergleichen nicht er-
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SCHÖNFELDT, VICTORIN: Prognosticon
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Universitätsbibliothek Breslau: Akc. 1949/ 611, fols. 51r-65r: Brief von PEUCER an CRAFFTHEIM vom 3. December 1572, Wittenberg, fol. 56. Sächsische Landesbibliothek Dresden: Msc. Dresd. A 21, fols. 101-102: PEUCER, CASPAR: Epigramma de nova Stella quae hisce noctibus ad finem LXXII anni, supra M. D. conspicitur, sub ScaSeicaTrmopuo Tauri in dextro humero Cassiopeae. Zur Einschätzung von Peucers astronomischen Daten siehe HAMEL: Die astronomischen Forschungen in Kassel unter Wilhelm IV., S. 11. Ausfuhrlich dazu VAN NOUHUYS, TABITTA: The age of two-faced Janus. The comets of 1577 and 1618 and the decline of the Aristotelian world view in the Netherlands. Leiden, Boston, Köln 1998, S. 133f. Ihre Studie ersetzt die Arbeit von HELLMAN, DORIS: The comet of 1577: its place in the history of Astronomy. New York 1944. ND. New York 1971. ARISTOTELES: Meteorologica. With an English translation by H. D. P. LEE. Cambridge/Massachusetts, London 1978.
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astrologicum.
[Marburg] [ 1 5 7 3 ] , S. d i r , S c 4 v .
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schienne oder gewesen / weil die Welt gestanden."92 Damit spiegelte er die Meinung der meisten Astronomen wider, die sich einig waren, den neuen Stern als göttliches Wunder einzuschätzen.93 Erst Tycho Brahe gelang es schließlich, mit seinen Beobachtungen des 1572er Phänomens wie des 1577er Kometen festzustellen, daß die 1572er Erscheinung eine Supernova war. Daß damit aber die ganze aristotelische Kosmologie erschüttert worden wäre, wie die ältere Forschung noch annahm, hat sich als unhaltbar erwiesen. Bereits vor 1572 nämlich, und dann vor allem vor 1577 war den meisten Astronomen bewußt, daß es Kometen auch oberhalb der Mondsphäre geben konnte.94 Mehr als sich für die Definition der Nova zu interessieren, konzentrierte sich Peucer auf die Bedeutung dieses unbekannten und noch namenlosen Phänomens. Selbstverständlich nahm er eine kometengleiche Wirkung an, auch wenn das Phänomen weder das Licht eines Kometen noch die Bewegung hin zur Parallaxe (d. h. relativ zum Fixsternhimmel) hatte. Das hatte auch der berühmte Tübinger Astronom Michael Maestlin bestätigt.95 Doch weil Peucer Cicero, Plinius und zahlreiche Chronologien, Annalen und Geschichtswerke gelesen hatte, und vor allem, weil er von älteren deutschen Astrologen Berichte über den 1531er Kometen gelesen hatte, zweifelte er nicht an dem negativen Bedeutungsspektrum eines Kometen. Kometen waren - anders als die Konjunktionenlehre - in ihrer politischen Bedeutung relativ eindeutig. Von Caesar über Origines bis Martin Luther hatten Gelehrte aller Jahrhunderte Geschichten über sie gesammelt. Sie bedeuteten immer Unfrieden, Tod eines Herrschers und Ernteausfälle.96 Zuletzt hatte Peucers Schüler Garcaeus 1568 eine Liste aller vergangener Kometen zusammengestellt, die Peucer für seine eigene Deutung benutzen konnte.97 Peucers Erinnerung schweifte zunächst zum Kometen aus dem Jahre 1531. Dieser 1531er Komet, der später als der Halleysche Komet identifiziert wurde, war ein erinnerungswürdiges Ereignis in der Wittenberger Gelehrtenwelt. Nach Warburgs Einschätzung war er das Schlüsselerlebnis aller späteren Astrologiebegeisterung.98 Ängstlich schrieb Me92
Vgl. REINHOLD, ERASMUS: Practica auff das Jhar / nach der Geburt Jhesu Christi / unsers Heylands MDLXXIIH. Sampt einer erklerung / aller umbstende des N e w e n erschienenen stemes / und wofür er eygentlich zu halten sey. Erfurt 1574, S. C 4 v .
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VAN NOUHUYS: The comets ofl577 and 1618, S. 122ff. VAN NOUHUYS: The comets of1577 and 1618, S. 569 u. ö. Sie kann nachweisen, daß diese Auffassung auf die stoische Tradition zurückging. Die Protagonisten der Diskussion werden auch bei THORNDIKE: History of magic, Vol. VI, S. 67-98; THOREN, VICTOR E.: The lord of Uraniborg. A biography of Tycho Brahe. Cambridge/England 1990, S. 55f. vorgestellt. Maestlin war neben Brahe und später Kepler der wichtigste Astronom in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die Astrologie schien ihn nicht sonderlich zu interessieren. METHUEN, CHARLOTTE: Kepler's Tübingen: stimulus to a theological mathematics. Aldershot 1998. Vgl. CHYTRAEUS: Vom newen Stern. Besonders stark eschatologisch eingefärbt ist THURNHEYSSER, LEONHARD: Ein kurtzer und einfeltiger bericht über den 136 und inn disem lauff 77. Jar am 19. tag Octobris erstlich erschinenen Cometen. Berlin [1577], GARCAEUS, JOHANNES, JUN.: Meteorologia. Wittenberg 1568. In diesem Handbuch meteorologischer Ereignisse ist die eschatologische Dimension unverkennbar. WARBURG: Heidnisch-antike Weissagung, passim. ZAMBELLI, PAOLA: Der Himmel über Wittenberg: Luther, Melanchthon und andere Beobachter von Kometen. In: Annali dellTstituto storico-italogermanico in Trento / Jahrbuch des italienisch-deutschen historischen Instituts in Trient 20, 1994, S. 39-62.
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lanchthon an seinen Studienfreund Carion, daß er acht Tage lang einen Kometen beobachtet habe und ,je mehr sich dieser rot färbe, desto mehr würde er sich furchten."99 Melanchthon fürchtete sich deshalb, weil er und alle ihm nachfolgenden deutschen Astrologen genau das natürliche und gesellschaftliche Unheil voraussahen, das Ptolemäus und Plinius als Wirkung von Planeten beschrieben hatten: Kriege, Pest und Erdbeben.100 Zum anderen erinnerten ihn die Kometen an die Johannes-Apokalypse, in der ausfuhrlich fallende Sterne oder kometenähnliche Erscheinungen beschrieben werden. Vor lauter Angst achtete Melanchthon seitdem sein Leben lang auf Kometen und andere Zeichen.101 So edierte er das Lehrgedicht über Kometen und Himmelserscheinungen des Neapolitaners Giovanni Pontano.102 Viele Wittenberger Studenten übernahmen diese eschatologische Interpretation und stellten Kataloge zusammen, in denen sie zu beweisen suchten, daß ein Komet, wie Peucer sagt, „niemals ohne Schrecken und niemals ohne Ärgernisse" erscheine.103 Doch auch die ältere Generation der Astrologen, wie Jakob Milich,104 Virdung von Haßfurt105 und der gelehrte Joachim Camerarius sen. (1500-1574) schlüpften bereitwillig in die Rolle von Propheten, wenn sie Kometen mit eschatologischer Deutung aufluden. Camerarius schilderte in seiner Norica (1535) ausfuhrlich die Arten des Unglücks, die ein Komet bewirken würde: Kriege, Religionszwiste, Krankheiten, Dynastiewechsel; je nach der Himmelsregion, in der der Komet erschien, variierte er das vorauszusehende Unglück.106 Da Camerarius noch mehrfach in der Untersuchung vorkommt, sei er hier ausfuhrlicher vorgestellt. Joachim Camerarius war wohl einer der wichtigsten deutschen Humanisten, die sich der Astrologie verschrieben hatten. Als Erasmus Reinhold in den dreißiger Jahren ein Horoskop auf Camerarius stellte, vermerkte Reinhold, daß der Planet Merkur im mobilen Zeichen des Sternzeichens Widder und im 10. Haus stand und er deshalb ein so herausragender Gräzist war. Die Zeitgenossen räumten dem Philologen Camerarius ohne Neid einen Platz hinter Erasmus von Rotterdam ein.'07 Doch anders als Erasmus, der der Astrologie zeitlebens ablehnend gegenüberstand, setzte Camerarius seine Griechischkenntnisse auch nutzbringend für die Astrologie ein. Damals, als er zwanzig Jahre alt war, hatte er in Wittenberg den drei Jahre älteren Melanchthon ken99 100
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Brief von Melanchthon an Carion, abgedruckt bei WARBURG: Heidnisch-antike Weissagung, S. 537: „quod si ruberet, magis me terreret." PLINIUS CAECILIUS SECUNDUS, GAIUS: Natural History in ten volumes. Book II. Translated by H. RACKAM. Cambridge/Massachusetts 1967, Book II, 23, 91, hier S. 235. PTOLEMÄUS: Tetrabiblos, II, 9, S. 90f., S. 193-195. BAUER, BARBARA: Philipp Melanchthons Gedichte astronomischen Inhalts im Kontext der naturund himmelskundlichen Lehrbücher. In: G. FRANK und S. RHEIN (HGG.): Melanchthon und die Naturwissenschaften seinerzeit. Sigmaringen 1998, S. 137-181.
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PONTANO, GIOVANNI: Meteora.
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PEUCER: Commentarius, 1576, S. 346r: „numquam sine terrore ...numquam sine calamitatibus." MLLICH, JACOB: Commentarii in librum secundum historiae mundi C. Plinii conscripta Iacobo Milichio professore Mathematum in Schola Wittenbergensi. Grossenhain 1535. VIRDUNG VON HASSFURT, JOHANNES: Ausslegung und bedeutniß des Cometen der gesehen worden ist / im Augustmon im 1531. jare / durch Doctor Johansen Virdung von Haßfurt. [Speyer] [1531]. CAMERARIUS, JOACHIM SEN.: Norica: sive de ostentis: libri duo, cum praefatione PHILIPP MELANCHTHON. Wittenberg 1532, S. c8rv. Eine neuere gründliche Biographie zu CAMERARIUS, die seine weitgespannten wissenschaftlichen Interessen in Kontexte stellen könnte, fehlt leider. Erste Hinweise lassen sich KUNKLER, STEPHAN: Zwischen Humanismus und Reformation. Der Humanist Joachim Camerarius (1500-1574) im Wechselspiel von pädagogischem Pathos und theologischem Ethos. Hildesheim 2000, entnehmen.
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Hrsg. v o n PHILIPP MELANCHTHON. W i t t e n b e r g 1 5 3 4 .
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nengelernt, dessen bester Freund er wurde. An der aufblühenden Universität Martin Luthers sprang wohl schon der Funke, der Melanchthons Begeisterung für Mathematik prägte, auf ihn über. Zeitlebens blieb er der Astrologie an allen Stätten seines Wirkens treu: in Nürnberg, in Tübingen und später in Leipzig. In den späten 20er Jahren war Camerarius nach Nürnberg gegangen und war dort Schulrektor des Aegidiengymnasiums geworden. Dort fing er an, astrologische Bücher zu übersetzen und zu edieren. Seine wichtigste astrologische Edition war die des griechischen Originaltextes von Ptolemäus' Tetrabiblos.m Nicht weniger wichtig wurden sein griechischer Kommentar des Tetrabiblos von Proklos,109 der bis zu Cardanos Kommentar in den sechziger Jahren der einzige Kommentar zu diesem Werk war, sowie der griechische Kommentar zum Almagest von Theon Alexandrinus.110 Außerdem edierte er die erste lateinisch-griechische Edition von Vettius Valens' Anthologie, wie wir später noch genauer sehen werden.111 Seinem Freund Albrecht Dürer, der gerade von den deutschen Astrologen aufgrund seines künstlerischen Ingeniums sehr oft beachtet wurde, übersetzte er Bücher ins Lateinische und machte sie so einem breiten Gelehrtenpublikum bekannt. Doch Nürnberg hatte Seiten und Bewohner, mit denen Camerarius offensichtliche Probleme hatte. Von den vielen Magiern, die wie Faust die Stadt bevölkerten, fühlte er sich abgestoßen. Er selbst machte als praktischer Astrologe sehr schlechte Erfahrungen. Nachdem er Herzog Albrecht in Preußen, der gerade bei Johannes Schöner, seinem Nürnberger Freund, mehrere Horoskope bestellt hatte, erfolglos Horoskope übersandte,112 verließ er 1535 Nürnberg und ging nach Tübingen, um dort als Griechischprofessor tätig zu sein. Seine Liebe galt der griechischen Kultur und der griechischen Philologie. Er übersetzte ein populäres Buch über Wunder, und schrieb über Kometen und andere wundersame Erscheinungen, in dem er auf Übersetzungsfehler aufmerksam machte, die die astrologischen Texte durchzogen.113 In den fünfziger Jahren intensivierten sich über seinen Sohn Joachim, der später Mediziner und Botaniker wurde, seine Kontakte zu Caspar Peucer. Peucer übernahm zusammen mit Melanchthon die Ausbildung von Camerarius' Sohn, und blieb ihm in Freundschaft ein Leben lang verbunden. Camerarius bezog also als gewisse Autorität Stellung zur Bedeutung des Kometen.
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CAMERARIUS, JOACHIM SEN. (HG.): Claudii Ptolemaei Pelusiensis libri quatuor compositi Syro fratri. Nürnberg 1535. Siehe ebenda. CAMERARIUS, JOACHIM SEN.: In Claudii Ptolemaei Magnam Constructionem Commentariorum lib. Theon Alexandrinus. Basel 1538. CAMERARIUS, JOACHIM SEN.: Astrologica, quorum titulos versa pagella indicabit. Nürnberg 1532. Siehe auch Kapitel IV. VOIGT, JOHANNES: Briefwechsel der berühmtesten Gelehrten des Zeitalters der Reformation mit Herzog Albrecht von Preussen. Beiträge zur Gelehrten-, Kirchen- und politischen Geschichte des sechzehnten Jahrhunderts, aus Originalbriefen dieser Zeit. Königsberg 1841. Vgl. auch BARON, FRANK: Camerarius and the historical Doctor Faustus. In: DERS. (HG.): Joachim Camerarius (1500-1574). Beiträge zur Geschichte des Humanismus im Zeitalter der Reformation. Essays on the history of humanism during the Reformation. München 1974, S. 200-222. CAMERARIUS, JOACHIM SEN.: Opuscula aliquot elegantissima: nempe, Erratuum, sive hyperptaismatön, Aeoliae, hoc est de ventis, Phainomena. Siderum & stellarum historia. Prognostica. Planetae ac menses duplices. Disticha. Quaedam multo quam ante accuratius, quaedam nunc primum typis excusa. Basel 1536.
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Die Beobachtung von Kometen verband sich bei den anderen Wittenberger Astrologen zum Nutzen der Astrologie und zum Nutzen der Historie mit der Geschichtsschreibung. Johannes Garcaeus durchstöberte antike und mittelalterliche Historien nach bedeutsamen Kometen und stellte fest, daß Kometen drei Zwecke erfüllten: einen ethischen, einen theologischen und einen physikalischen. Der letztere impliziere, daß Kometen Winde und Erdbeben hervorriefen; der theologische Zweck erfülle sich darin, daß sie Gottes Strafe anzeigten und der ethische ließe vergangenes Unheil im Reich erkennen und zukünftiges voraussagen.114 Der einsam in Coburg praktizierende Arzt Georg Caesius (1542-1604) dachte ähnlich. Er war Student Caspar Peucers in Wittenberg gewesen. Als er schließlich in den sechziger Jahren in verschiedenen Städten des Brandenburgisch-Ansbachischen Territoriums Stadtkaplan wurde, widmete er sich dem Genre der Prognostiken.115 Außerdem diente er dem Brandenburgisch-Ansbachischen Fürsten Georg Friedrich als astrologischer Berater. Sein wichtigster Beitrag, den er für die Astrologie leistete, war eine kleine Sammlung von historischen Berichten über außergewöhnliche Kometenerscheinungen.116 Er schrieb sogar eine kleine knappe Weltgeschichte, in der er alle Kometen auflistete, die gerade im Laufe der Jahrhunderte in verschiedenen Weltregionen aufgetreten waren: in Konstantinopel, in Afrika, in Ungarn und in Deutschland. Ihre politischen und gesellschaftlichen Folgen kamen ihm verheerend vor. In dem Jahr, als sein verehrter Lehrer Melanchthon am 19. 4. 1560 starb, beobachtete er eine Eklipse, Chasmata, und weiß von einem Kometen zu berichten, den man in Frankreich gesichtet hatte.117 Allein der akribische Mathematiker Johannes Schöner, der in Nürnberg tätig war, drückte sich um eine Präzisierung der Auswirkungen eines Kometen, wenn er zugab: „... der astrologus wayß wol das die Cometen oben angezayte deutunge pringen / Er ways aber nit sonderlich gewiße / welchs unter inen / Doch kan er etlicher maß das particular oder sonder iudicium by im abschetzen / wo es in sonderhet möcht hintreffen. Dem nach sage ich / das diser Comet bringt vil und mancherley kranckhayt den menschen und dem vihe / und den menschen in sonderheyt pestilentz und vil schmertzen des hertzen / Starcke Fiber auß übrigen geplüte [...]."' 18 Schöner wollte mit seinen methodischen Kautelen, die dieser Deutung vorangegangen waren, sein leichtgläubiges Stadtpublikum wohl nicht in allzu große Angst versetzen. Vierzig Jahre später interessiert Peucer eine solche Rücksichtnahme nicht mehr. Für ihn stand die eschatologische Bedeutung des 1572er Phänomens fest, weil dieses im 12. Haus des Himmelshoroskops funkelte: „leichtsinnig spaltet sich die Religion bis zu ihrem eigenen Ruin, so wie ich fürchte, werden neue Dogmen entstehen."119 „Germaniam" würde durch 114 115 116 117
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GARCAEUS: Meteorologia, S. 24-25v. CAESIUS, GEORG: Prognosticon Astrologicum, oder Teutsche Practick auff das Jahr / nach unsers Herrn und Seligmachers Jesu Christi Geburt 1596. Nürnberg 1596. CAESIUS, GEORG: Catalogus, nunquam antea visus, omnium cometarum secundum Seriem annorum a diluvio conspectorum, usq. ad huncpraesentempost Christi nativitatem 1579 annum. Nürnberg 1589. Ebenda, S. h7r: „Anno 1560, quo scilicet Philippus Melanchton, vir doctißimus, communis noster Praeceptor, et de re literaria optimè meritus, placidè obdormivit, 19. Aprilis, praeter multa ostenta et chasmata in caelo visa, et Eclipsin Solis in Virgine 21. Augusti, Cometa etiam in Gallia, mense Decembri, per 28. dies conspectus est." SCHÖNER, JOHANNES: Conjectur oder abnemliche Auszlegung Joannis Schoners über de Cometen so im August-Monat, des MDXXX1 jars erschinen ist, zu ehren einem erbarn Rath, und gmainer Burgschafft der Stat Nürnberg außgangen. Nürnberg 15 31, S. b 1 r. PEUCER: Epigramma de nova stella, fols. 101-102.
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allgemeine Unruhen und Kriege erschüttert werden. Das Ende der Welt sei nahe. Ohne spürbare Aufregung beschließt Peucer seine Prognose mit einem Gebet. Diese Prognose war keineswegs außergewöhnlich. Legionen von deutschen und niederländischen Astrologen, u. a. Erasmus Reinhold (der Sohn des berühmteren Vaters), Christoph Stathmion, Adam Ursinus, David Chytraeus und Victorin Schönfeldt, sagten nichts anderes über dieses Phänomen.120 Gleichwohl hatte sich im Vergleich zum Kometen von 1531 der eschatologische Tenor verschärft. Das Phänomen konnte wissenschaftlich einfach nicht eindeutig erklärt werden.121 Wie hatte es Wilhelm IV. in seinem Brief genannt? „Den wunderbarlichen Stern so Gott der Herr allen principiis Physicis zu wundern" und aufgeregt stellt er sogleich ein zweites Mal fest: „allen physicis Principiis zuwider"!122 Nur deshalb galt das 1572er Phänomen als bedeutungsschweres göttliches Zeichen. Es erinnerte einen Christen an Jesu Rede über die Schrecken der Endzeit in Mk 13 und Lk 21. Zwar prägte dieser eschatologische Tenor durchaus viele Prognostiken, die einen Kometen deuteten. Viele von ihnen blieben aber stets reine Bauernpraktiken. Sie sagten das Wetter voraus und kalkulierten die beste Zeit der Ernte.123 Viele Prognostiken taten somit nichts anderes als das, was Herodot schon in seinem Opus Werke und Tage beschrieben hatte.124 1572 war das etwas anderes. Für seine religionsgeschichtliche Deutung hatte Peucer eine astrologische Erklärung angeführt - das 12. Haus. Tycho Brahe hatte ganz ähnlich geurteilt.125 Weil Peucer seit dem Katechismus von Pforta 1571 angefeindet wurde, so dürfen wir annehmen, erschien Peucer seine Vorhersage religiöser Unglücke nun noch plausibler. Ein Jahr nachdem er sein Epigramma verfaßt hatte, geriet Peucer selbst wegen konfessioneller Streitigkeiten ins Gefängnis. In gewisser Weise bewahrheitete sich also seine eigene Prophezeiung. Peucers Deutung des Kometen zeigt, daß er und andere durchaus gewillt waren, ihre eigenen eschatologischen Ängste erklärend ins Spiel zu bringen. Eine Grundvoraussetzung hierfür war aber, daß ein beschriebenes Phänomen ein Fundament in der Natur hatte und prinzipiell erklärbar war - und sei es nur als Wunder Gottes. Ihre Ängste verschärften sich
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REINHOLD, ERASMUS: Practica auff das Jhar nach Christi Geburt 1573. Erfurt 1572; STATHMIOS, CHRISTOPH: Prognosticon Astrologum / oder Practica Teutsch / Von der Witterung und andern gemeinen zufellen / des Nach Jesu Christi unsers Herrn und Seligmachers Geburt. MDLXXIIII Jars. Nürnberg 1573; URSINUS, ADAM: Prognosticatio auff das Jhar / nach der Geburt Jhesu Christi / unsers Hylandes. 1574. Byneben einer kurtzen Beschreibunge des erschienen Cometens / im 1572. und 1573. Jhare. Erfurt 1574. Vgl. als Reaktion auch die Flugblätter, beschrieben bei BAUER: Kommentare illustrierter Flugblätter, S. 86, S. 88. SächsHStA, Geheimes Archiv, loc. 10690: Landgraff Wilhelms zu Hessen Schreiben an D. Caspar Peucern des im 1573 Jahre erschienenen ungewöhnlichen Sterns halb, fols. 1-9, hier fol. 1. Die Tatsache, daß alle Prognosen immer mit Wettervorhersagen beginnen - auch die, die nach besonderen Ereignissen, wie ein Komet publiziert wurden - weist auf den tatsächlichen Gebrauch von Prognostiken für Bauern hin. Die Aussagen über zu erwartendes Wetter, über den günstigsten Zeitpunkt, die Ernte einzufahren etc. stehen immer an erster Stelle. Die eschatologische Funktion der Prognostiken wird in manchen modernen Darstellungen überschätzt. Vgl. etwa SCHECHNER GENUTH, SARA: Comets, Populär culture, and the birth of modern cosmology. Princeton 1997. HESIOD: Werke und Tage. Griechisch / Deutsch. Übers, und hrsg. von OTTO SCHÖNBERGER. Stuttgart 1996. Hier die Ausgabe des ursprünglich 1588 erstmals verfaßten Traktates: BRAHE, TYCHO: His astronomicall coniectur of the new and much admired Star which appeared in the year 1572. London 1 6 3 2 , S. 15.
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in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zusehends, weil eine Vielzahl von Kometen die Aktualität der Endzeit suggerierte. Eindeutig nahmen zu dieser Zeit biblische und teratologische Interpretationen ä la Cicero zu.126 Der Theologe Johannes Garcaeus äußerte deshalb angesichts der Nova: „Es ist offenkundig, daß wir nicht weit von der Endzeit entfernt sind."127 Doch weil die Wittenberger Astrologen stets mit Hilfe wissenschaftlicher Theoreme die Bedeutung genau erweisen wollten, besaß ihre Bereitschaft, moralphilosophische Erklärungen anzubieten, eine fein gezogene Grenze. Sie gewann erst dann an Aktualität, nachdem das Phänomen wissenschaftlich bestimmt und damit in seiner Bedeutung präzisiert worden war.
Das Verhältnis von Prophetie und Geschichte Man kann in Jean Bodin und einigen radikalen Geschichtsastrologen der frühen Neuzeit, die anders als die Wittenberger nicht mehr die Danielprophetie zur Erklärung des historischen Wandels heranzogen, die Heroen sehen, die das Geschichtsverständnis so revolutionierten, daß nachfolgende Gelehrte allmählich ein neues Bewußtsein über die Zukunft entwickeln konnten. So wie Reinhart Koselleck und andere Historiker Jean Bodin interpretieren, war er derjenige Gelehrte, der erstmals systematisch die Geschichte aus ihrem heilsgeschichtlichen Verständnis herausgenommen hat und damit die Zukunft von ihren biblischen Erwartungen entlastete.128 Bodin entwickelte den Gedanken, den Verlauf der Geschichte unter Verzicht auf die biblische Prophetie allein mit Hilfe einer rationalen Kalkulation zu strukturieren. Dieser Jean Bodin des 16. Jahrhunderts wird gemäß dieser Auffassung ein Teil des übergeordneten Säkularisierungsprozeßes.129 In diesem vielschichtigen - rein ideengeschichtlich verstandenen - Säkularisierungsprozeß, den Historiker wie Koselleck und Pomian beschrieben haben, wird auch der Geschichtsastrologie eine maieutische Funktion zugeschrieben. Sie hätte, ähnlich wie Bodins abstrakte Zahl von 496 Jahren, den Gedanken gebären können, die Universalgeschichte von der biblischen Prophetie abzulösen; dies hätte zugleich bedeu-
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VAN NOUHUYS: The comets ofl577 and 1618, S. 575. GARCAEUS: Meteorologia, S. b8rv, S. 65v: „ab hac renovatione & restauratione omnium rerum, nos non procul abesse, manifestum est." Diese Auffassung wird sowohl auf Bodin als auch auf Geschichtsastrologen angewendet. Vgl. POMIAN: Astrology as a naturalistic theology ofhistory, passim. Pomian betont freilich die Mannigfaltigkeit geschichtsastrologischer Entwürfe, die vom Trend her unzweideutig eine Naturalisierung, d. h. eine nicht mehr christlich-metaphysische Interpretation der Geschichte favorisierten. Vgl. für das Folgende KOSELLECK, REINHART: Vergangene Zukunft in der frühen Neuzeit. In: DERS.: Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten. Frankfurt am Main 1979, S. 17-38, hier insbes. S. 25. Siehe nach wie vor KLEMPT: Die Säkularisierung der universalhistorischen Auffassung. Ein sehr spätes Beispiel, das gerne genannt wird, ist Sir Isaak Newton. Vgl. POPKIN, RICHARD H.: Predicting, prophecying, divining and foretelling from Nostradamus to Hume. In: History of European Ideas 5, 1984, S. 117-135.
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tet, daß der Erwartungshorizont neue Konturen und neue Handlungsträger erhalten hätte.130 Historische Erfahrung, so Koselleck, wurde in den Generationen nach Jean Bodin zunehmend seltener als ein Speicher verstanden, aus dem inhaltlich definierte Zukunftsvorstellungen abgeleitet werden konnten; mit seinen Worten: der Erwartungshorizont koppelte sich von der historischen (heilsgeschichtlichen) Erfahrung ab.131 Der Staat wurde zum Handlungs- und Hoffnungsträger einer rationalen säkularisierten Prognostik. Vor dem Hintergrund dieser brillanten Beobachtungen, die weitreichende Erwägungen darüber erfordern, wie frühneuzeitliche Gelehrte generell das Verhältnis von Geschichte, Gegenwart und Zukunft definierten, läßt sich auch Peucers und Melanchthons Verständnis abschließend einordnen. Wie bewerteten sie das Verhältnis von vergangener Geschichte und zu erwartender Zukunft, die sie mit ihren fundierten Erwartungen zu entschlüsseln suchten? Waren sie Propheten oder .moderne' Historiker? Welche Rolle spielte innerhalb dieser Verhältnisbestimmung die Astrologie? Ohne jeden Zweifel haben Peucer und Melanchthon die Geschichte nicht ihres prognostischen biblisch offenbarten Gehaltes beraubt. In ihren Augen war die Danielprophetie nicht eine vergangene Prophetie, die man nur als Gliederungspunkt einer abgeschlossenen Geschichte anzunehmen habe, sie besaß vielmehr eine Geltung, die sich aus der Vergangenheit bis in die eigene Gegenwart hinein erstreckt; ihre Autorität reicht sogar bis in eine Zukunft hin, die das eigene Leben übersteigt. Peucer war der Überzeugung, der Welt verblieben noch fünfhundert Jahre, in denen sie sich langsam ihrem Ende nähere.132 Insofern blieben Peucer und Melanchthon als Historiker auch Propheten. Neben der Danielprophetie waren es, wie wir gesehen haben, die Erkenntnisse aus der Astrologie, die die Wittenberger in ihr Verständnis von Geschichte integrierten. So erklärte die Astrologie in ihrem System den lokalen Wandel. Durch den Kometen konnte der Tod eines Herrschers oder der Aufruhr in einer Stadt retrospektiv erkannt und prospektiv verkündet werden. Ein Horoskop zeigte darüber hinaus die Entwicklung an, die sich retrospektiv für ein Individuum ergeben hatte und prospektiv ergeben konnte. Die Aussagen eines Horoskops waren jedoch anders als die der Kometen nicht mehr von prophetischem Gehalt. Bei einem Horoskop versuchten die Astrologen, den Erfahrungshorizont beständig so zu reformieren und ihrer eigenen Zeit anzupassen, daß er möglichst nahe an ihre eigene Vorstellung von der Gegenwart herankam. Mit Hilfe des Horoskops erhielt der Raum der unmittelbaren Zukunft eine neue Bedeutung. Er wurde aufgewertet. Peucers und Melanchthons Interesse an einer astrologisch einsehbaren Zukunft konzentrierte sich vornehmlich darauf, den Handlungsspielraum von einzelnen Individuen zu erforschen. Benutzten sie dabei eine rationale Methode, die dem Individuum den theologischen Erwartungshorizont in weitere Ferne rückte? Wurde mit der Astrologie der individuelle Erwartungshorizont so rationalisiert, daß in ihm die natürlichen Grenzen aufgezeigt wurden, welche Melanchthon und Peucer positiv als Chance zur Ermittlung des Handlungsspielraums des Individuums nutzen und 130 131 132
So POMIAN: Astrology as a naturalistic theology. Dazu siehe jedoch von BEZOLD: Astrologische Geschichtskonstruktion, S. 195. Die endgültige Ablösung brachte erst die Geschichtsphilosophie, so KOSELLECK: Vergangene Zukunft, S. 33. Anders als bei NOSTRADAMUS beispielsweise diente die Astrologie bei PEUCER und MELANCHTHON nicht dazu, die Eschatologie in fernste Zeiten zu verbannen, weil, wie wir gesehen haben, die Astrologie keine Erkenntnisgewißheit für den universalen Wandel versprach.
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nicht negativ als einschnürende Begrenzung des Individuums verstehen wollten? Peucer und Melanchthon definierten den speziellen Erfahrungshorizont eines Individuums mit physikalischen Begriffen, die sich aus vergangenen (Natur-)beobachtungen speiste. Sie sprachen mehr von natürlichen Veranlagungen als von anthropologischen Bedingungen, die sich aus einem Erbsündenverständnis ergaben. In diesem sehr begrenzten Sinne trennten sie mit Hilfe der Astrologie einen zukünftigen Erwartungshorizont von einem primär heilsgeschichtlich verstandenen Erfahrungshorizont vergangener Individuen. Das bedeutete nicht, daß sie ihre prinzipiellen Erwartungen politischen und gesellschaftlichen Wandels von den biblischen und heilsgeschichtlichen Erfahrungen abkoppelten. Peucer und Melanchthon pflegten also in ihren Vergangenheits- und Zukunftsvorstellungen einen Eklektizismus von prophetischen und rationalistischen prognostischen Genres einerseits und erfahrungsdefinierten und erfahrungsabhängigen Erwartungshorizonten andererseits. Sie trennten fein säuberlich zwischen dem prophetischem Genre der Danielprophetie, dem gemischt astrologisch/eschatologischen Genre der Analyse eines Kometen und dem rein astrologischen Genre des Horoskops. Nun kann man freilich die Tatsache, daß sie überhaupt noch bereit waren, beide Genres zusammen zu benutzen, als ein Bewußtsein bewerten, in welchem sie sich vom .säkularisierten' Jean Bodin distanzierten und in die geistige Nähe eines spätmittelalterlichen Propheten stellten. Eine solche eindeutige Zuordnung wäre jedoch falsch. Sie wäre deshalb falsch, weil sie erstens zwischen dem Bewußtsein, das die Gelehrten von der Vergangenheit hatten, und den Erwartungen, die sie an die Zukunft knüpften, vorschnell übersähe, wie die Gelehrten über ihre eigene Gegenwart dachten. Sie dachten sie als den Raum, der die unmittelbare Zukunft darstellt. Dieser unmittelbare Spielraum erhielt ja gerade, wie wir gesehen haben, eine neue Bedeutung. Zweitens würde die Zuordnung zu einem spätmittelalterliche Propheten übersehen, daß die Funktion der Astrologie gegenüber den voraufgegangenen fünfzig Jahren eine andere geworden war. Ein spätmittelalterlicher Astrologe, wie Johannes Lichtenberger, benötigte die Astrologie nur dazu, um die Prophetien in einem großen zeitlichen Rahmen zu fixieren.133 Er wollte nicht einem Individuum neue Möglichkeiten seines Selbst eröffnen. Diese vielschichtigen Funktionen der Astrologie innerhalb des Geschichts- und Zukunftsverständnisses verdeutlichen, daß es neben so radikalen Neudefinitionen eines Geschichtsverständnisses, wie beispielsweise durch Bodin, unzählige Spielarten gab, in denen die Astrologie das Verhältnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft neuartig definieren und auf jeden Fall befruchtend auf dem Weg zu einem moderneren Geschichtsverständnis wirken konnte. Bei Peucer wirkte freilich die Integration des Horoskops in sein Geschichtswerk noch etwas ungelenk. Gleichwohl zeigt der prinzipielle Eklektizismus aus verschiedenen prognostischen Genres, den die Wittenberger favorisierten, den Erklärungsreichtum, den die Renaissance-Gelehrten, sei es John Dee oder Jean Bodin oder Cardano, für historische Phänomene zu akzeptieren bereit waren. Von einem starren Dogmatismus 133
LICHTENBERGER, JOHANNES: Dise Practica und Prenostication Johannis Liechentbergers Ist gedruckt worden zu Meintz im 1492. Jar. Und werdt biß man zeit 1567 Jar. Darin ein yeder mensch abnemen und erkennen mag/ wie die vergangen zeyt auch yetzt die gegenwertig in diser Practica zutrifft. s.l. 1528. KURZE, DIETRICH: Johannes Lichtenberger. Eine Studie zur Geschichte der Prophetie und Astrologie. Lübeck 1960. Vgl. auch MÜLLER, JAN-DIRK: Poet, Prophet, Politiker: Sebastian Brant als Publizist und die Rolle der laikalen Intelligenz um 1500. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik, 37, 1980, S. 102-127.
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Das Lesen der Geschichte
waren sie alle weit entfernt. So verwundert es also auch nicht, wenn Peucer die verschiedenen Erkenntnismittel nicht nur für historische Objekte, sondern auch für sein eigenes Leben miteinander vermischte und so einsetzte, daß sie der aktuellen Situation jeweils am besten gerecht wurden. Als er nämlich 1584 immer noch im Gefängnis sitzt und offensichtlich nach zehn Jahren Haft seinen größten moralischen Tiefpunkt erreicht, zögert er keine Minute lang, auf die Hilfe Gottes zu setzen und nicht auf sein astrologisches Schicksal. Als er zwei Jahre später dann tatsächlich befreit wird, glaubt er deshalb auch daran, Gott und die Engel hätten ihn befreit. Überschwänglich lobt er in seinen Briefen das unmittelbare Eingreifen Gottes in die Geschichte, das sich in seiner Befreiung manifestiert habe.134 Insofern ist Peucer bereit, jedes historische Ereignis gleichwelcher Qualität auf eine singulär angemessene Erklärung zurückzufuhren - und sei es nur das Ereignis seiner eigenen Befreiung. Mal zeigt sich nach Peucers Auffassung die direkte Intervention Gottes in der Geschichte, beim nächsten Mal bewahrheitet sich in ihr die Danielprophetie, ein weiteres Mal versucht der Teufel die Geschichte zu lenken, wiederum ein anderes Mal sind es die physikalischen Einflüsse der Sterne, die den historischen Wandel im Kleinen bewirkten. Und manchmal sind es offensichtlich nach Peucers Verständnis auch die Engel, die die Geschicke lenken. Ein modernes Verständnis von der ausschließlichen Erklärungskraft einer einzigen Theorie kennt Peucer also nicht.
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Universitätsbibliothek Erlangen: Ms. 993/1,2. Vgl. dort die Briefe von Caspar Peucer an Joachim Camerarius, d. J., etwa den vom 28. Aug. s. a., fol. 12r, an denselben vom 26. April 1586 fol. 60r, vom 30. August 1592, fol. 74r und wieder an denselben vom 5. September 1597, fol. 88r und andere.
Das Lesen des Menschen
„Et quod contra Astrólogos, qui Jovi eripere coelum frustra, more gigantum molirentur, hic ut Palladis alumnus, ille vero ut alter Hercules, egregie decertaverint." (Nikodemus Frischlin)1
Eisegese oder Exegese? Ein Horoskop wird gedeutet. Zum Alltag eines Astrologen gehörte das souveräne Deuten eines Horoskops. Viele Astrologen bewältigten diese Aufgabe offenbar ,im Handumdrehen' - entweder, weil sie deren Erledigung als mühelos empfanden, oder aber, weil sie nicht viel Zeit darauf verwenden wollten.2 Der Wittenberger Astronom Erasmus Reinhold allerdings nahm sich hierfür stets viel Zeit; so auch, als er eines Tages gebeten wurde, auf einen am 5. Dezember 1528 um 10.30 post meridiem geborenen Menschen, dessen Identität heute unbekannt ist, ein Horoskop zu erstellen.3 Ausführlich deutet er die stellare Konstellation und entwirft aus wenigen astrologischen Daten ein lebensnahes Bild eines im 16. Jahrhundert lebenden Menschen. Dieser Vorgang muß allen Nichteingeweihten, damals nicht anders als heute, rätselhaft bleiben. Wie gelangte Reinhold zu den Bedeutungen, die er dann niederschrieb? Konnte er sie wirklich allein aus den Sternen und den Horoskophandbüchern ableiten oder ließ er sich von gesellschaftlichen Überzeugungen bzw. Vorurteilen seiner Zeit leiten? Das Rätsel, das die
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„Und was sie gegen die Astrologen, die dem Jupiter vergeblich den Himmel entreißen wollten, nach Art der Giganten unternahmen, der eine wie ein Schüler des Pallas, der andere wie ein zweiter Herkules, das haben sie erbittert ausgefochten." 2 Vgl. die vielen flüchtig geschriebenen Horoskope, die im Landesarchiv Oranienbaum unter G A R NS, Nr. 5 2 , 1 - 4 lagern. 3 LAO GAR NS, Nr. 52 I, fols. 124-138: REINHOLD, ERASMUS: Nativität auf einen Geboren 1528 am 5. Dez. Dieses Horoskop muß nach 1545 entworfen worden sein, weil sein Autor unzweideutig bis in die Formulierungen hinein SCHÖNERS De iudiciis nativitatum libri tres kennt. Vergleiche etwa REINHOLD: Nativität auf einen Geboren 1528, fol. 129 und SCHÖNER: De iudiciis nativitatum libri tres, S. 40v. Wir haben als Beispiel ein Horoskop genommen, das Erasmus Reinhold nicht für einen Fürsten, sondern für einen Anonymus, einen uns unbekannten Menschen also, anfertigte. Dieses Beispiel ist deshalb besonders zur Beantwortung der Fragen geeignet, weil hier zwischen dem Astrologen und dem unbekannten Horoskopempfänger kein soziales Abhängigkeitsverhältnis - wie im Falle eines Herrscherhoroskops besteht. Soziale Abhängigkeit konnte nämlich durchaus den Inhalt der Horoskope beeinflussen.
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Interpretation einer stellaren Konstellation aufgibt, wollen wir im folgenden anhand einer Analyse des Horoskops, das Reinhold dem Unbekannten erstellte, zu lösen versuchen. Die Auslegungen Reinholds lassen sich rasch zusammenfassen. Reinhold verheißt dem Anonymus, er werde sich oft von der Vernunft und nur manchmal und plötzlich von der Wollust leiten lassen. Er werde nur mittelmäßiges Glück im Leben haben, weil er in den ersten Jahren unter einer unglücklichen Konstellation stünde, die seine Erfolgsaussichten trübte. Im zweiten Lebensabschnitt werde er jedoch wegen seiner künstlerischen Begabung sein Geld mit Malerei und Ahnlichem ansehnlich verdienen. Darüber hinaus habe er eine Veranlagung zur Astrologie und zur Nekromantie. Er behielte zeit seines Lebens seine „meisterschafft" in diesen Künsten. Eine nur mittelmäßige „meisterschafft" werde ihm im Anbau von Kräutern und beim Herstellen von Arzneien zuteil. Fischteiche hingegen könnten seinen Reichtum mehren. Im dritten Lebensabschnitt drohe ihm eine Gefängnisstrafe. Trotz des zu erwartenden mittelmäßigen Reichtums müsse er sich in Acht nehmen, nicht von Geistlichen und von alten Leuten finanziell ausgebeutet zu werden. Es wäre denkbar, daß er manchmal von seinem bisher „acquirierten" Guthaben leben müsse. Mit dem Gesinde werde er kein Glück haben, und Unglück drohe ihm generell - mit Ausnahme der einträglichen Fischteiche - mit dem Vieh. Zweimal werde er heiraten. Die erste Frau werde eine Witwe sein. Diese Frau sei eingebildet und würde das Schwert nicht aus der Hand geben. Die zweite Frau hingegen werde fromm sein, wenngleich sie ein wenig kränkeln würde. Es sei anzunehmen, daß er keine Kinder bekomme. Sollte er wider alles Erwarten doch Kinder bekommen, würden es zwei Töchter sein, die ungehorsam sein würden. Was längere oder kürzere Reisen betreffe, werde er nur kleinere Unternehmungen in die Ferne machen. Dort werde er gelegentlich andere Künstler treffen. Glückliche Reisen werde er nach Brabant, Leipzig, Wittenberg, Erfurt, Heidelberg und nach Flandern unternehmen. Ausgesprochen unglücklich würden die Reisen verlaufen, die ihn nach Oberbayern und Passau, sodann aber auch nach Parthien und nach Kleinasien führten. Er werde große Ehre erlangen durch „bestendigkeit, vleiß, kunst, geschicklichkeit, mancherley hendel". „Viel standhafte gute freund wird er bekommen", Freunde im „gemeinen volk" werde er haben, zu nennen wären Bader, Müller, Fischer und Schiffsleute. Zu seinen Freunden könne er desgleichen „Magister, Kanzler, Schreiber, Rechenmeister, Mathematicos, Poeten, Kaufleute" zählen, zu seinen Feinden den Papst, Kardinäle und Bischöfe; „desgleichen wird er feindschafft haben von etlichen Leuten, so im Regiment sitzen, Graffen, Zunfftleut". Er werde vermutlich an einem äußerst heftigen Fieber sterben. Das nach astrologischen Maßstäben aufscheinende Bild war eingefangen. Die Genese von Reinholds Aussagen ist weit weniger 'evident. Offenkundig mußte der Astrologe bei seinem Vorgehen generell zwei Dinge beachten: er mußte die richtigen astrologischen Beweisträger auswählen, die sogenannten Signifikatoren.4 Darunter verstand ein Astrologe die Planetenaspekte, die Stellung der Planeten in den einzelnen Häusern, die Lokalisierung des Drachenschwanzes, des Glücksknotens und weitere Speziallehren, anhand derer er ablas, ob die betreffende Person ein glückliches oder eher ein unglückliches Leben vor sich hat. Hin-
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Vgl. EADE, J. C.: The forgotten sky: a guide to astrology in English literature. Oxford 1984; NORTH, JOHN D.: Horoscopes and History. London 1986.
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zu kam, daß jedes astrologische Handbuch, das im 16. Jahrhundert zur Verfugung stand,5 die Signifikatoren in eine Rangfolge einordnete, die von Buch zu Buch verschieden war. Damit fing die Interpretationsarbeit erst an. Aus einem Abwägen der Bedeutungen und des Zusammenspiels der verschiedenen Signifikatoren traf der Astrologe inhaltliche Aussagen von der Art, ob der Betreffende eher Astrologe oder eher Künstler werde. Wie der Astrologe zu diesen Aussagen gelangte, werden wir erst dann sehen, wenn wir sein hermeneutisches Vorgehen analysiert haben. Ebenso wie der frühneuzeitliche Hermeneut von Texten die rhetorischen Regeln eines geschriebenen Textes genau kennen und die historischen Umstände zu analysieren verstehen mußte, um die Intention des Autors interpretieren zu können, so mußte auch der Astrologe mehr als das wissen, was die reine Zeichenschrift der astrologischen Daten aussagte. Auch er benötigte eine geschulte Weitsicht, um das Leben eines Menschen astrologisch richtig zu deuten. Zuerst aber soll der Frage nachgegangen werden, wie der Astrologe Reinhold die vorhandenen Bücher verwendete. Vergleicht man Reinholds Rechenschaftsbericht über die astrologischen Signifikatoren mit den Lehren aus den wichtigsten Horoskophandbüchern seiner Zeit, dann ergibt sich folgendes Bild: Reinhold, der bei der Anwendung der Technik nie Autoritäten zitierte, kannte ohne Zweifel den Tetrabiblos und die Centiloquia von Ptolemäus. Er hatte Firmicus Maternus' Astronomicon in Nikolaus Pruckners Ausgabe aus dem Jahre 15336 studiert; darüber hinaus besaß er vermutlich die Sammlung von neun arabischen Autoren7 sowie Johannes Schöners Werk De iudiciis nativitatum libri tres (1545). Doch Reinhold folgt in seiner Auslegung keinem einzigen Autor durchgehend. Vielmehr geht er in der Anwendung der astrologischen Methode sehr selektiv und sehr eklektisch vor und setzt eigene Präferenzen. Einmal übernimmt er die Signifikatoren aus Johannes Schöners paraphrasiertem Teil des Ptolemäus, einmal verläßt er sich ganz auf das Abfrageraster, das ihm die arabischen Handbücher bereitstellten; einmal verkürzt er das Modell des Firmicus Maternus, ein anderes Mal verfeinert er es um einen Signifikator, der so in keinem Horoskophandbuch aufgelistet steht.8 Allerdings berücksichtigt er im allgemeinen nur selten raffiniertere Techniken, wie sie etwa Manilius in seinem Astronomicon9 oder Dorotheus Sidoneus in seinem Carmen astrologicum aufgeschrieben hatten.10 Um Reinholds selektiven Zugang noch deutlicher hervorzuheben, läßt sich ein ungewöhnliches Beispiel anfuhren. Unter dem Abschnitt „Von den Thieren klein und Groß" be5 6 7 8
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Sie werden später eingehender charakterisiert. PRUCKNER, NIKOLAUS (HG.): Julii Firmici Materni Junioris Siculi V. C. ad Mavortium Lollianum [...]. Basel 1533. LlBER NOVEM iudicum in iudiciis astrorum Clarissimi ductores. Venedig 1509. Vgl. etwa REINHOLD: Nativität auf einen Geboren 1528, fol. 131rf. bei Punkt VIII: Ehe und Weiber. Dort betont Reinhold die Notwendigkeit, darauf zu achten, daß der Mond nach der Sonne aufgeht, und zwar in einem Winkel von weniger als 28 Grad. Diese Spezifität des 28-Grad-Winkels findet sich später wieder bei Gaurico, der wiederum jedoch einen anderen Signifikator innerhalb dieses Kapitels von Ehe und Weibern nicht kennt, den Reinhold so schätzt: den Herrn des 7. Hauses, den auch Schöner hervorhebt. Bei Gaurico so wiederum nur in GAURICO, LUCA: Isagogicus in totam Astrologiam praedictivam. In: DERS.: Tomus II, operum Lucae Gaurici Geophonensis ac Civitatensis Episcopi, Scientiae Astrologiae praedictivae peritissimi, Vatisque Astrorum praestantissimi. Basel 1575, S. 859-1103. Vgl. MANILIUS:
Astronómica.
SLDONEUS, DOROTHEUS: Carmen astrologicum. Interpretationem arabicam in linguam anglicam versam una cum Dorothei fragmentis et graecis et latinis. Hrsg. von DAVID PLNGREE. Leipzig 1976.
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ruft sich Reinhold ausschließlich auf den Herrn des sechsten Hauses, das heißt den dominanten Planeten dieses Hauses. Johannes Schöner hingegen, dessen Buch der Horoskopkunst Reinhold eindeutig kannte, wollte bei dieser Frage außer dem dominanten Planeten des sechsten Hauses auch noch den des zwölften, des dritten und die Triplizität des sechsten Hauses untersuchen. Diese Signifikatoren übergeht Reinhold. Er trifft also nicht nur eine wechselnde Auswahl aus den verschiedenen Horoskophandbüchern, sondern nimmt auch innerhalb der bestehenden Lehren Veränderungen vor. Er greift nicht auf alle möglichen Signifikatoren, sondern nur auf solche zurück, die ihm nach seiner persönlichen Erfahrung und seiner Einschätzung am wichtigsten erscheinen. Diesem Stil bleibt er durchgehend treu. Reinholds Umgang mit den Autoritäten ist jedoch keineswegs ungewöhnlich, wenn man bedenkt, daß die Astrologen des 16. Jahrhunderts in zwei Lager eingeteilt werden können. Auf der einen Seite standen diejenigen, die sich um Differenziertheit bemühten, auf der anderen befanden sich die Vereinfacher. Beide Parteien operierten mit einem gewissem Hintersinn. So wollte diejenige, die sehr differenziert vorging - zu der etwa Cardano zählte verhindern, daß jedermann in die Grundlagen ihrer Aussagen schamlos Einblick nahm. Ein Gutteil gehörte es zum Geheimnis des Erfolgs eines Astrologen, an den vielen Wegmarken, die die Lehre prinzipiell zur Verfügung stellte, souverän eigene Entscheidungen zu treffen. Cardano vergleicht die Kunst des Horoskopdeutens deshalb auch mit der Kunst des Steinschleifens. Der Steinschleifer besitzt wie der Astrologe kein vorgefertigtes Set an Regeln, das ungeprüft auf die verschiedenen Qualitäten der Steine angewendet werden konnte. Vielmehr mußte er bei jedem Stein neu entscheiden, durch welche Technik dessen Qualität am schönsten herausgearbeitet werden konnte.11 Reinhold hingegen läßt sich eher der anderen Gruppe von Astrologen zuordnen, deren Protagonist Caspar Peucer war. Diese Gruppe bemühte sich um Einfachheit, Klarheit und Verständlichkeit ihrer Aussagen und erinnert dabei vielfach an Melanchthons rhetorisches und hermeneutisches Ideal, in dem Verständlichkeit oberste Priorität besaß. So lehnte beispielsweise Melanchthon die vier Schriftsinne der Bibelexegese auch deshalb ab, weil sie die klaren Aussagen des Evangeliums und des Alten Testamentes unnötigerweise verdunkelten.12 Die Geheimnisse der astrologischen Interpretationskunst sind mit Reinholds subjektiver Auswahl astrologischer Beweisträger noch längst nicht aufgespürt. Sehr aufschlußreich für einen Einblick in die , Werkstatt' eines Astrologen gestaltet sich Reinholds inhaltliche Deutung der Geschicke des am 5. Dezember 1528 geborenen Unbekannten. Es war ja keineswegs so, daß die verfugbaren Horoskophandbücher nur technische Vorgaben machten. Vielmehr stellten sie auch inhaltliche Interpretationsvorschläge zur Verfügung, die den Astrologen aber prinzipiell vor zwei verschiedene Probleme stellte. Zum einen waren die inhaltlichen Deutungsangebote der antiken Horoskophandbücher sehr vage gehalten. Ihre Deutungsangebote spitzten sich in den Wörtchen ,glücklich' und .unglücklich' zu. Weil aber diese Kategorien, ,Glück' oder .Unglück' nie absolute Größen waren, sondern nur relative Größen, die relativ zu einem gesellschaftlichen Konsens oder re-
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So im ungedruckten Manuskript, das mir ANTHONY GRAFTON freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat: The diamond and the Horoscope', reference, interpretation and verification in Renaissance Astrology. Vortrag in Wolfenbüttel 1998. MELANCHTHON, PHILIPP: Elementa Rhetorices. In: CR 13, Sp. 413-506, Sp. 466ff.
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lativ zu einem subjektiven Verständnis und Empfinden waren, mußte ein Astrologe die Vorgaben, die sich ihm - eben in Form der Aussagen von Glück oder Unglück - in den Horoskophandbüchern darboten, inhaltlich spezifizieren. Er mußte sie mit Bedeutung füllen, sofern er seiner Umgebung diese dehnbaren Begriffe verständlich machen wollte. Was stellte sich aber ein frühneuzeitlicher Astrologe darunter vor, wenn er seinem Probanden eine glückliche Veranlagung bescheinigte oder ihm verhieß,,Glück' bzw. ,Unglück' in bestimmten Lebenssituationen zu haben? Diese Kategorien mit Inhalt zu versehen, gehörte zur wichtigsten Aufgabe des Astrologen; hätte er dies nicht als seine Aufgabe verstanden, hätte er ebenso gut dem Geborenen die Bücher von Ptolemäus oder anderen übergeben können mit der Empfehlung, diese zu lesen, wenn er wissen wolle, was die Sterne ihm sagten. Oftmals finden wir in den antiken Horoskophandbüchem und in Reinholds Auslegungen ein, so könnte man es nennen, zeitlich konstantes Verständnis von ,Glück' und ,Unglück'. So wurden z. B. eine Krankheit oder ein gemeiner Raubmord sowohl in der Antike als auch in der frühen Neuzeit als Unglück verstanden. Gleichwohl expliziert der Astrologe des 16. Jahrhunderts dem Analysierten sehr viel weiterreichende Details, die sich so nicht in den Horoskophandbüchern fanden, und zeigt darin den Willen, dieses , Glück' und .Unglück' näherhin auszubuchstabieren. Er mußte sie auf das Individuum zuschneiden. Genau wie sich ein Redner über das sogenannte aptum der rhetorischen Tradition13 oder der Bibelexeget über die accommodatio14 inhaltliche und dogmatische Vorstellungen zurechtlegte, damit der Zuhörer sie für seine Lebenswelt als passend empfand, so paßte eben auch ein Astrologe die astrologischen Aussagen an die Lebenswelt des Analysierten an. Zum anderen konnte es dem Astrologen bei der Lektüre der Horoskophandbücher auch passieren, daß er über vorgefertigte Deutungsangebote stolperte, die ihm sehr anachronistisch vorkamen. In Dorotheus Sidoneus' Carmen astrologicum konnte er z.B. lesen, daß der Geborene bei einem Planetenstand des Saturn in feuchtem Zeichen im Wasser, beispielsweise im Bauch eines Seemonsters oder in demjenigen eines Fisches, sterben würde.15 Hatte nun der Astrologe des 16. Jahrhunderts ein Horoskop eines Geborenen vor sich, in dem sich genau dieser Planetenstand beobachten ließ, dessen Eltern aber in Nürnberg lebten, wäre es wenig glaubwürdig gewesen, ihm zu verheißen, er würde im Bauch eines Meerungeheuers sterben. Kein Astrologe schrieb jemals eine so irreale Interpretation nieder.16 Diese Diskrepanz zwischen überliefertem Deutungsangebot und zeitgenössischer Wirklichkeit mußte der Astrologe also im Interpretationsprozeß souverän übergehen oder sie umdeuten.
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LAUSBERG, HEINRICH: Handbuch der literarischen Rhetorik. Eine Grundlegung der Literaturwissenschaft. 3. Aufl. 1990. Mit einem Vorwort von ARNOLD ARENS. Stuttgart 1990, S. 507-511. 14 Unter Akkommodation verstehe ich sehr allgemein die Tatsache, daß Theologen, auch wenn sie erst im 17. und 18. Jahrhundert ausführlicher darüber reflektierten, ein Gespür dafür hatten, wie sie Glaubenstatsachen dem Gläubigen verständlich machen konnten. Vgl. hierzu LEIPOLD, HEINRICH: Art Anknüpfung. In: TRE, Bd. 2, 1978, S. 743-747; femer WALDENFELS, H.: Art. Akkomodation. In: LTHK, Bd. 1, 1993, S. 290-293. In der Theologie erfuhr die Theorie der Akkomodation erst im 17. Jahrhundert ihre Blüte. Hierzu siehe FUNKENSTEIN, AMOS: Theology and the Scientific Imagination from the Middle Ages to the Seventeenth Century. Princeton 1986. 15 SIDONEUS: Carmen astrologicum, IV, I, S. 256. 16 Zumindest was meine Lektüreerfahrung betrifft.
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Dafür mußte er vor der Interpretation bestimmte gesellschaftliche Wahrscheinlichkeiten abschätzen können.17 Wenngleich kein einziger Astrologe dieses ureigenste hermeneutische Vorgehen theoretisch reflektierte und überlegte, was seine ,Übersetzung' gesellschaftlich zu leisten vermochte - auch Peucer tat dies allenfalls in naturphilosophischer Hinsicht - , läßt sich aus der astrologischen Praxis einiges über das zugrundeliegende Verständnis der Deutung von Horoskopen herauslesen. Dazu greifen wir erneut auf Reinholds Horoskop für den Unbekannten und in diesem Zusammenhang zunächst auf sein Verständnis der Autoritäten zurück. Bei der Frage etwa, wie das Gemüt eines Menschen beschaffen sein werde, berücksichtigt Reinhold mit Schöner und Ptolemäus den Planetenstand von Merkur und Mond. Bei dem Anonymus stand der Mond im Zeichen der Waage, das als ein mobiles Zeichen gilt. Der Merkur hingegen stand im Sternzeichen des Schützen, einem changierenden Zeichen. Nach Reinholds Interpretation bedeutete dies, daß der Anonymus wankelmütig sein werde, zu guten und bösen Taten neige. Zugleich habe er ein Interesse an „künstlichen [sie!] Dingen", wie etwa an Malen, Spielen und Seidenstickerei, und werde eine Neigung zur Astrologie und mehr noch zur Nekromantie entwickeln. Bei Schöner hingegen, der in seinem Horoskophandbuch wie in allen anderen Handbüchern auch den Mond und den Merkur beobachtete, bedeutete der Mond in einem mobilen Zeichen etwas ganz anderes: für ihn verhieß es, der Anonymus liebe den Stadtfrieden, fröne der Ruhmsucht und begehre überall Lob und Anerkennung. Mit dem von Reinhold prognostiziertem Hang zur Seidenstickerei hatte die Sehnsucht nach Stadtfrieden nicht allzu viel gemein. Nur in der Überzeugung, daß der Anonymus einen scharfen Verstand und ein Interesse für Astrologie entwickeln werde, waren sich beide Autoren einig.18 Auch hier ließe sich ein detaillierterer Vergleich fortsetzen, würde aber das Ergebnis unserer Einsichten nicht entscheidend verändern. Viele von Reinholds Aussagen, die er dem Anonymus mitteilt, lassen sich nicht aus den antiken oder zeitgenössischen Quellen ableiten. Seine Deutungen entstammen seiner eigenen Interpretation. Ptolemäus nämlich, der im zweiten nachchristlichen Jahrhundert ältere Lehren zusammenfaßte, konnte noch nichts darüber aussagen, wie der Papst oder Kardinäle einen Menschen, der im 16. Jahrhundert lebte, bedrohen würden - genau dieses hatte aber Reinhold aus dem Horoskop abgelesen. Selbst in den Horoskophandbüchern von Reinholds Zeitgenossen, etwa in demjenigen von Johannes Schöner, standen diese Informationen nicht. Weil dem so war, war es für einen praktizierenden Astrologen offensichtlich notwendig, gewisse Einschätzungen über den Verlauf eines Lebens aus der eigenen Lebenswelt zu schöpfen. So mußte der Astrologe also, wie wir nun sehen werden, schon bevor er anfing, Glück und Unglück auszudeuten, ein inneres Bild von dem möglichen Lebenslauf dieser Person besitzen. Wie aus einem scopus heraus, der in Melanchthons Augen den Hermeneuten bei der Interpretation eines Textes und den Redner bei der Produktion eines Textes gleichermaßen anleitete, um die Details einer richtigen Interpre17
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Dies war weniger das Problem der Horoskophandbücher als vielmehr das Problem deijenigen Bücher, die sogenannte Electionen vorführten, also die Tagwählerei. Hier, wie auch bei den Interrogationen, tritt die Diskrepanz zwischen antikem Deutungsangebot und gesellschaftlicher Realität besonders deutlich zutage. Solche Diskrepanzen treten bei der Lektüre der Elektionen von Sidoneus auf. Vgl. SLDONEUS: Carmen astrologicum, passim, und bei IBN EZRA, ABRAHAM: Liber de electionibus. Venedig 1507. Vgl. REINHOLD: Nativitätauf einen Geboren 1528, fol. 128 und SCHÖNER: De iudieiis nativitatum libri tres, S. 32r.
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tation zuzuführen, besaß Reinhold eine übergeordnete Vorstellung vom Leben dieser Person. Aus dieser Konzeption schöpfte Reinhold die Details seiner Analyse. So setzte er denjenigen, dessen Horoskop er analysierte, in eine bestimmte gesellschaftliche Konvention hinein, die ihm angemessen schien und die offenbar einem gewissen moralischen Kodex entsprach. Bei dem Anonymus stellte sich Reinhold zwei Gesellschaftspositionen vor. Zweierlei biographische Modelle spiegeln sich hier wider. Einerseits bot er der Person die Figur und die Biographie eines Künstlers an; eines Künstlers, der in einer Stadt wohnt, der Besitzungen außerhalb der Stadt hat, die seinem Unterhalt dienen, der befreundete Künstler in anderen Städten trifft, der ein wenig, aber nicht allzu weit in die niederländischen Städte zieht, ganz so also, wie wir es heute von Albrecht Dürers Biographie kennen.19 Außerdem konnte ein Künstler genauso gut in finanzielle Schwierigkeiten geraten wie ein Astrologe oder ein Nekromantiker; dies war dann das dem ersten entgegengesetzte, zweite Berufs- und Lebensmodell, das sich Reinhold vorstellen konnte und wollte. Auch Astrologen, wie etwa der wandernde historische Faust, lebten in der Stadt, hatten Probleme mit den städtischen Obrigkeiten - wie dem Anonymus prophezeit wird - und mußten darauf achten, nicht ausgebeutet zu werden. Ein Astrologe brauchte nicht unbedingt Glück im Umgang mit dem Gesinde oder mit Tieren zu haben, weil er schließlich kein Bauer war. Was er benötigte, waren Freunde innerhalb der Stadt, die ihn forderten oder ihm wohlgesonnen waren, Gelehrte, mit denen er sich austauschen konnte und die ihm seine Dienste abnahmen. Einerlei, welche Profession der Anonymus letztlich ergreifen werde, seine Hauptfeinde würden auf jeden Fall der Papst und die Bischöfe sein; hier geht Reinhold ganz offensichtlich davon aus, daß der Anonymus in einer protestantischen Umgebung aufwachsen werde. So stellt Reinhold den Protagonisten implizit in ein vorhandenes Rollenmodell seiner Zeit hinein. Diese ,Formung' des Protagonisten, die in der Bestimmung seiner zukünftigen gesellschaftlichen Rolle lag, strahlte auch auf die Prophezeiung von Glück und Unglück aus: Reinhold verhieß dem Unbekannten keine Lebensumstände, die vor dem Hintergrund seiner Zeit irreal hätten erscheinen müssen. So spricht er an keiner Stelle davon, daß, zugespitzt, der Anonymus der nächste Kaiser sein oder zum Tyrannenmörder werde. Theoretisch hätte er dies - vielleicht nicht gerade in diesem speziellen Fall - aufgrund vorhandener Deutungsangebote durchaus anbieten können. Außerdem begutachtet Reinhold ihn durch die Perspektiven der damals herrschenden ,innerfamiliären Machtverhältnisse' wie des vorherrschenden Moralkodex. Die darauf bezogenen konkreten Inhalte und Relationen spiegelten sich in Reinholds Aussagen wider und wurden von ihm offensichtlich befürwortet. So teilte er dem Anonymus mit, er werde zweimal heiraten, wobei die erste Frau ungehorsam und machtgierig, die zweite Frau dagegen fromm sein werde. In diesen Äußerungen zeigt sich die zeitgenössische „Ökonomie"-Lehre. Diese „Lehre" vom guten Hausvater, die sich z. B., wenn auch nicht sehr detailliert, in den Haustafeln von Luthers „Kleinem Katechismus" findet, wurde genau um diese Zeit bis in die feinsten Hausarbeiten hinein ausbuchstabiert. Im Haus und bei den dort zu verrichtenden Arbeiten war ein Hausvater immer bedroht durch die von
19 Vgl. etwa PANOFSKY,
ERWIN:
Das Leben und die Kunst Albrecht Dürers. Darmstadt 1977.
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ihm gefurchtete subtile Machtergreifung durch die Frau.20 Ohne Zweifel trug Reinhold dieses Hausvatermodell auch mit sich, wenn er die zweite Frau als fromm darstellt. Indirekt liest er also mit der Brille eines mit den misogynen Tendenzen der Zeit vertrauten Gelehrten. Der biblische Moralstandard des Dekalogs offenbart sich in eben derselben Weise z. B. in der Aussage, daß die Töchter möglicherweise ungehorsam würden. Ein Kenner des vierten Gebots im Dekalog bedurfte dazu keiner längeren zusätzlichen Erklärung seitens des Astrologen. Schon an dieser Stelle ist das Ergebnis unserer Ausgangsfrage unübersehbar: die Horoskopdeutung konnte keine auch nur annähernd objektive Übersetzung sein, sondern stellte einen durch und durch von der Lebenserfahrung des jeweiligen Astrologen geprägten Vorgang dar. Daß dies ein allgemeines, also nicht etwa nur auf Reinhold zutreffendes Phänomen ist, zeigt sich auch daran, wie Zeitgenossen Reinholds die Horoskopdeutung verspotteten. Bezeichnend ist insoweit eine Anekdote Otto Melanders in seiner Ioco-Serica (1604). Melander berichtet, wie Melanchthon, als er auf das Kind eines Freundes ein Horoskop erstellte, davon ausging, daß das Kind ein Junge war. Melanchthon kannte den Vater des Kindes als einen tüchtigen Gelehrten. In Analogie zum Väter verhieß er dem Kind das Schicksal eines fleißigen Wissenschaftlers: er würde ein großer Gelehrter werden, müsse jedoch in Religionsangelegenheiten mit vielen Schwierigkeiten rechnen. Doch Melanchthons Prognose, die er aus der Biographie des Vaters abgeleitet hatte, wurde mit einem Mal zunichte gemacht, nachdem der Vater Melanchthon darüber aufgeklärt hatte, daß das Kind kein Junge, sondern ein Mädchen sei. Die Analogie zum Lebensweg des Vaters war also von Melanchthon denkbar unpassend gewählt, wie es Melander nicht unterläßt, schadenfroh zu erzählen.21 Dieser verdeckt-subjektivistische - und insoweit Cardanos Geheimniskrämerei .rechtfertigende' - Zugang zeigt sich auch in Reinholds Interpretationskunst, die von den meisten anderen frühneuzeitlichen hermeneutischen Theorien und ihren Praktiken abweicht. Bei einem Vergleich mit Melanchthons hermeneutischem Verständnis, das auf den Prinzipien der Rhetorik und der Dialektik aufbaute (und die Melanchthons Textproduktion genauso anleitete, wie die Regeln der Textinterpretation), lassen sich erstaunliche Übereinstimmungen zwischen der Interpretationspraxis des Astrologen und dem hermeneutischen Ideal Melanchthons feststellen.22 Melanchthon hatte in seiner De locis communibus ratio explizit dargelegt, wie man anhand weniger vorformulierter loci das ganze Leben aufschlüsseln konnte: „Ich nenne sämtliche allgemeinen Formen aller zu behandelnden Gegenstände, der Tugenden, der Laster, und anderer allgemeiner Themen, die üblicherweise behandelt werden, und sich mit den verschiedenen Ursachen der menschlichen Angelegenheiten und der Wissenschaften befassen,
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21 22
Vgl. etwa RLCHARZ, IRMINTRAUT: Oikos, Haus und Haushalt. Ursprung und Geschichte der Haushaltsökonomie. Göttingen 1991; MACLEAN, IAN: The Renaissance notion of women. A study in the fortunes of scholasticism and medical science in European intellectual life. Cambridge/England 1980; JORDAN, CONSTANCE: Renaissance feminism. Literary texts and political models. London, Ithaka 1990. Zitiert bei BAUER: Melanchthon und die Marburger Professoren, Bd. II, S. 357. Vgl. die vorzügliche Studie von EDEN, KATHY: Hermeneutics and the Rhetorical Tradition. Chapters in Ancient Legacy and Its Humanist Reception. New Haven 1997
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loci communes, Themen von allgemeiner Bedeutung."23 Die loci selbst entnahm Melanchthon einerseits der Erfahrung und dem ,Sitz im natürlichen Leben', andererseits der rhetorischen Tradition.24 Obwohl die loci von Melanchthon vor allem eine propädeutische Funktion zugewiesen bekamen, mit denen jedes Wissensgebiet leicht zu entschlüsseln war, hob Melanchthon immer auch ihre besondere Nützlichkeit für das gemeine Leben hervor. Mit diesem Nützlichkeitsgebot hatte sich Melanchthon von der hermeneutischen Tradition des Erasmus von Rotterdam entfernt; doch wie es scheint, haben die praktizierenden Astrologen gerade von dieser Idee profitiert. Wie Melanchthon in seinen zahlreichen Schulbüchern, etwa den Initia doctrinae physicae (1549)25 und den Elementa Rhetorices (1531), die schwierigsten philosophischen Sachverhalte mit einem überschaubaren Set einzelner loci anordnet und erklärt, verfahrt Reinhold bei der Anordnung seiner Horoskopdeutung. Auch er handelt sehr übersichtlich und sehr leicht verständlich die einzelnen astrologischen loci ab: den Reichtum eines Menschen, die Feinde, dessen Kinder usw. Und so wie Melanchthon die loci sowohl aus der Natur als auch aus der rhetorischen Tradition nimmt, schöpft auch Reinhold ohne starre Dogmatik die astrologischen loci aus zwei unterschiedlichen Erkenntnisstämmen: einerseits aus seiner Erfahrung und der persönlichen Einschätzung von der möglichen Biographie des analysierten Menschen, andererseits aus der tradierten Erfahrung der Horoskophandbücher. Es sind nicht nur Melanchthons loci, die bei der astrologischen Hermeneutik eine Rolle spielen, sondern auch die Idee des scopus, wie wir bereits gesehen haben. So betonte Melanchthon etwa bei der Interpretation, und damit auch der Produktion eines Textes, den scopus, oder juristisch gesprochen, den status.26 Ein Hermeneut und ein Textproduzent sollten nach Melanchthons Vorstellung beide auf den scopus ihrer Rede achten, und alle Details der Interpretation bzw. der Produktion ihm anpassen. Den scopus eines Textes konnte der Interpret auch dann herausfinden, wenn er die historischen Umstände (circumstantiae) berücksichtigte. Auch ein Astrologe besaß bei der Herstellung seiner Horoskopdeutung und bei der Deutung des Horoskops diesen scopus und zwar in Form der Vorstellungen von den gesellschaftlichen, eben den historischen, Umständen des von ihm analysierten Menschen. So komponierte er das Horoskop auf einen bestimmten scopus hin. Mit der Konstruktion von loci und der Berücksichtigung eines scopus befolgte der Astrologe zwei der wichtigsten hermeneutischen Prinzipien, die in der protestantischen Hermeneutik des 16. Jahrhunderts weite Anerkennung genossen. Außer bei Melanchthons hermeneutisch-rhetorischer Tradition und ihrer impliziten Anwendung in der Astrologie - andere Astrologen, wie etwa Cardano und Gaurico, gliederten
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MELANCHTHON, PHILIPP: De locis communibus
ratio. In: C R 20, Sp. 6 9 5 - 6 9 8 , hier Sp. 6 9 5 - 6 9 6 :
„Voco igitur locos communes omnes omnium rerum agendarum, virtutum, vitiorum, aliorumque communium thematum communes formas, quae fere in usum, variasque rerum humanarum ac literarum causas incidere possunt." Und er fahrt fort: „possuntque comprehendi locis argumentorum generis deliberativi, ut fortunam, opes honores, vitam, mortem, virtutem, prudentiam, iustitiam, liberalitatem, temperantiam, et his contraria, paupertatem, ignominiam, exilium, temeritatem, iniustitiam, sordes, intemperantiam seu luxum." Vgl. hierzu v. a. MOSS, ANN: Printed Commonplace-books and the structuring of Renaissance thought. Oxford 1996, S. 119-130. MELANCHTHON, PHILIPP: Initia doctrinae physicae, Wittenberg 1549. In: CR 13, Sp. 181 —411. EDEN: Hermeneutics, S. 83ff., S. 103f.
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ihre Horoskopanalysen nicht so offensichtlich und konsequent nach einzelnen loci - , waren andere hermeneutische Praktiken sehr viel stärker einer starren Hermeneutik verpflichtet. Kaum eine andere Wissenschaft (mit Ausnahme der Medizin) ließ einen ähnlich offenen Interpretationsspielraum zu, in dem der Hermeneut eigenmächtig abwog, wie er die Tradition, seine eigene Erfahrung und seine persönliche Einschätzung so zusammenstellte, daß sie ihm die angemessenste Interpretation bot. So folgte in der Theologie die Bibelexegese im frühen 16. Jahrhundert im Vergleich zur astrologischen Praxis schematischen textlichen Vorgaben, weil sie sich wie im Falle von Luther und - mit leichten Abwandlungen - von Melanchthon prinzipiell an innertheologischen topoi orientierte. Allenfalls die juristische Hermeneutik käme auf den ersten Blick für einen Vergleich mit der Astrologie in Betracht, weil auch sie gesellschaftliche Verhältnisse berücksichtigen mußte, um etwa Vorgaben des römischen Rechts anzuwenden. Doch gerade im Vergleich zu ihr zeigen sich Diskrepanzen. Gegenüber der juristischen Hermeneutik war die astrologische Hermeneutik geradezu simpel. Sehr viel gelehrter als Astrologen dies je taten, reflektierten Juristen auf dem hohen Niveau eines Bewußtseins von Sprache die hermeneutischen Prinzipien ihrer Kunst.27 Außerdem gab es hier, was den Umgang mit überlieferten Texten betrifft, ein größeres Traditionsbewußtsein. Immerhin konnte man Juristen in zwei Schulen einteilen: in die der Vertreter des mos gallicus und die des mos italicus. Bei den Astrologen hingegen war jeder Astrologe - strenggenommen - seine eigene Schule. Selbst die Auslegung des Gewohnheitsrechtes folgte strikteren Regeln als die astrologische Konsultation mal dieses, mal jenes Textes. Für einen Juristen im 16. Jahrhundert war es ein Unding, überlieferte Bedeutungsträger unreflektiert beiseite zu lassen, wenn sie seiner persönlichen Erfahrung widersprachen. Ein Astrologe war hier unbekümmerter. Seine Klienten honorierten ihn auch für diese Arbeit, zumeist, wie wir bereits gesehen haben, mit einem stattlichen Lohn. Die interpretative Flexibilität bei der Methodenauswahl und der inhaltlichen Ausdeutungen scheint zur Geschichte der Astrologie zu gehören. Nur weil die Astrologen gelernt hatten, ihre Kunst wie ein Chamäleon an die jeweiligen gesellschaftlichen Umstände anzupassen, überlebte sie einen so langen Zeitraum wie den von der Antike bis ins 16. Jahrhundert. Ohne eine solche Anpassungsfähigkeit hätte sie eine fast funfzehnhundertjährige gesellschaftliche Veränderung sicherlich nicht überbrücken können. Ihren jeweiligen Nutzen mußte jede Generation von Astrologen neuartig definieren. Dies taten sie bereitwillig immer dann, wenn sie davon ausgingen, daß der Mensch in seinem Wesen ohne die Einflüsse der Sterne nicht begriffen werden konnte. Warum dies so war, sehen wir im folgenden.
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MACLEAN, IAN: Interpretation and meaning in the Renaissance. The case of law. Cambridge/England 1992. Trotz der zahlreichen Studien von Donald R. Kelley, der den Zusammenhang zwischen Jus und Historie und ihren jeweiligen Hermeneutiken untersucht hat, bleiben die Analogien zwischen den Hermeneutiken der verschiedenen Wissenschaftstraditionen in der frühen Neuzeit unzureichend erforscht. Vgl. KELLEY, DONALD R.: History, Law and the Human Sciences. Medieval and Renaissance Perspectives. London 1984.
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A nthropologische Voraussetzungen
Anthropologische Voraussetzungen Auf der Suche nach den verlorengegangenen Heroen der Geschichte vergrub sich Caspar Peucer tief hinein in die biblische Lektüre. Ausschließlich dort fand er „heroische Naturen", also Menschen mit „excellenti ingenio", welche die Menschheit aus ihrem selbstverschuldeten Ruin herausgeholt hätten: das waren die biblischen Gestalten David, Daniel und Joseph.28 Der kleine flinke Kämpfer David zum Beispiel konnte die Juden vor dem Riesen Goliath nur deshalb retten, so Peucer, weil seine Fähigkeiten die normale geistige und körperliche Prägung eines jeden Menschen durch stellare Konstellationen überstiegen. David war ein Heros und kein normaler Mensch. Gott selbst hatte ihn über das menschliche Normalmaß hinaus mit seinem Geist angehaucht. Bei Peucer ist die Liste solcher Heroen zugegebenermaßen sehr klein, und seine Beispiele atmen nicht den Geist des 16. Jahrhunderts. Außer seinen biblischen Helden und wenigen anderen, die er nicht beim Namen nennt, waren in Peucers Augen alle anderen Menschen recht normale Menschen, die, und das war entscheidend, durch ihre Eltern und durch himmlische Einflüsse geprägt wurden, ohne daß sie jemals der Geist Gottes angehaucht hätte. Sie bedurften zur Ausbildung ihrer Fähigkeiten der Erziehung. Das galt für den von ihm bewunderten Philipp Melanchthon letztlich genauso wie für seine Ehefrau Magdalena. Pico della Mirandola ist in seiner Antwort auf die Frage nach dem Ursprung bewunderungswürdiger Ingenia ganz anderer Meinung als Peucer. Er glaubte nicht, daß Gott nur die biblischen Propheten direkt mit göttlicher Weisheit versehen hatte, sondern er war der Überzeugung, alle Geistesgrößen, auch das heidnische ,Genie' Aristoteles, seien göttlich begnadet. Aristoteles' philosophische Intelligenz könne nicht auf den Planeten Merkur zurückgeführt und infolgedessen auch nicht durch himmlische Einflüsse erklärt werden. Was machte den antiken Philosophen zum geistigen Vorbild der abendländischen Gelehrtenwelt? Es war Gott. Pico konnte es freilich nicht unterlassen, bei dieser Frage eine seiner beliebten Invektiven zu äußern. So sagte er, weil er auf alle Fragen, die auf eine Beschränkung der menschlichen Willensfreiheit hätten hinauslaufen können, höchst empfindlich reagierte,29 daß die himmlischen Ursachen, die Aristoteles geprägt haben sollen, genauso gut auch die damaligen Schweine Böotiens hätten treffen können. Auch aus ihnen hätten sich Genies entwickeln können. Deshalb gelte: „Begabung, Geist und Talent, auch wenn sie unkörperlich sind,
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PEUCER: Commentarius, 1576, S. 77r. Vgl. nicht nur PICO DELLA MIRANDOLA, GIOVANNI: Oratio de hominis dignitate. Rede über die Würde des Menschen. Lateinisch/Deutsch. Hrsg. von GERD VON DER GÖNNA. Stuttgart 1997, sondern auch eine so emphatische Einschätzung dieser Picoschen Position, die seine Ablehnung der Astrologie bedingte, b e i KLIBANSKY, RAYMOND, ERWIN PANOFSKY, FRITZ SAXL: Saturn
und Melancholie.
S t u d i e n zur
Geschichte der Naturphilosophie und Medizin, der Religion und der Kunst. Übersetzt von CHRISTA BUSCHENDORF. Frankfurt am Main 1990, S. 357: „Der (gewissermaßen) gebundene Mensch des Mittelalters ist der Astrologie gegenüber im großen und ganzen immun, der freie Mensch der Renaissance aber muß sie bekämpfen oder ihr zum Opfer fallen." Eine differenziertere Sicht der Dinge bei KRISTELLER, PAUL OSKAR: Eight philosophers of the Italian Renaissance. N D Stanford 1991, S. 54-72 und bei GRAFTON, ANTHONY T.: Giovanni Pico della Mirandola: Trials and Triumphs of an Omnivore. In: DERS.: Commerce with the Classics: Ancient Books and Renaissance Readers. Ann Arbor 1997, S. 93-135.
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Das Lesen des Menschen
kommen nicht von einem Stern, sondern von Gott, wie der Körper vom Vater stammt, und nicht vom Himmel." 30 Wo der eine also den göttlichen Geist die Ingenia großzügig austeilen läßt, ist der andere damit äußerst sparsam. Beiden ist gemeinsam, daß das „excellens ingenium" der überall möglichen Genies Picos und der wenigen biblischen Heroen Peucers auf Gott selbst, und nicht auf stellare Ursachen, zurückgeführt werden müsse; während Pico die Genethlialogie (also die Kunst der Horoskopdeutung) generell ablehnt und ihr sowieso keinerlei Erklärungswert beimißt, vermag nach Peucer die Astrologie nur in diesem Fall der wenigen biblischen Heroen nichts zu erklären.31 Daneben gab es eine dritte Gruppe von Astrologen, die kein Pardon kannten, jeden exzeptionellen Genius, sei er biblischen oder hellenistischen Ursprungs, einer astrologischen Erklärung zugänglich zu machen. Radikalere Astrologen, wie etwa Girolamo Cardano, hatten nicht gezögert, ihr eigenes Ingenium als Ausnahme darzustellen und es ihr Leben lang minutiös mit Hilfe des Horoskops zu analysieren.32 Dasselbe tat Cardano mit Jesus Christus, auf den er ein Horoskop entwarf, in der Annahme, über dessen Nativität seine Besonderheit erklären zu können. Dieses Verfahren verstieß wiederum gegen einen Grundsatz Peucers, der um den Ausgleich zwischen christlichem Dogma und wissenschaftlicher Rationalität bemüht war. Das Christus-Horoskop hatte eine folgenschwere Vorgeschichte gehabt. Im 14. Jahrhundert exekutierte die Stadt Florenz den berühmten Bologneser Astrologieprofessor Cecco d'Ascoli, weil er mit diesem Horoskop das Wesen Christi erklären wollte.33 Der Kirche erschien dies im Jahre 1327 als Häresie. Ficino und Cardano - mittlerweile waren zweihundert Jahre vergangen - wurden von der kirchlichen Stigmatisierung nicht mehr angefochten und entwarfen wieder Horoskope auf Jesus.34 Nördlich der Alpen jedoch konnte auch gut zweihundert Jahre später das Christus-Horoskop nur geheim und sehr vereinzelt Freunde finden. Kein Wittenberger Student konnte es sich leisten, Jesus Christus, Gott und Mensch zugleich, als nur menschlichen Religionsgründer zu naturalisieren. Das ist wegen des altkirchlichen christologischen Dogmas auch nicht weiter erstaunlich und unterscheidet sich grundlegend von Melanchthons regem Interesse, dem Wiederentdecker des Evangeliums und kirchlichen Erneuerer nachträglich durch das Horoskop die Prophetenrolle zuzuschreiben, was ihm mit großem Aufwand gegen Luthers eigene Vorstellungen gelang. Weder Melanchthon noch Peucer noch Garcaeus publizierten ein Christus-Horoskop. Vermutlich entwarfen sie niemals eines. Es befriedigte allenfalls den Ehrgeiz des Technikers Erasmus 30
PICO DELLA MIRANDOLA: Disputationes adversus astrologos, Venedig 1557, Buch III, Kap. 27, S. 104v: „Nec ingenium a astro, siquidem incorporale: sed a deo sicut corpus a patre: non a coelo." Vgl. GARIN, EUGENIO: Astrologie
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in der
Renaissance.
A u s d e m I t a l i e n i s c h e n v o n ELEANOR LACKNER.
Frankfurt und New York 1997, S. 126. Vgl. zu einer ähnlichen Idee des homo perfectus, die aber mehr auf Galens Temperamentenlehre aufbaut, als auf einer direkten Analyse von Nativitäten INGEGNO, ALFONSO: Cardano et Bruno. Altri spunti per una storia dell' „uomo perfetto". In: KESSLER, ECKHARD (HG.): Girolamo Cardano. Philosoph - Naturforscher - Arzt. Wiesbaden 1994, S. 77-90. CARDANO: De propria vita liber, passim. CECCO D'ASCOLI: L'acerba de l'ordine di cieli. In: DERS.: LO illustre poeta Cecho dascoli: con el contento Venetia. Venedig 1546. Vgl. SHUMAKER, WAYNE (HG.): Renaissance Curiosa. John Dee's conversations with angels, Girolamo Cardano's horoscope of Christ, Johannes Trithemius and Cryptography, George Dalgarno's universal language. Binghamton, New York 1982, S. 53-89.
Anthropologische
Voraussetzungen
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Reinhold. Er rekonstruierte das Horoskop „Salvatoris ad Bethlehem" aus privater Neugierde und verwendete dabei weder die Daten von Cardano noch die von Cecco. Sein Horoskop blieb ungedruckt und unkommentiert und fand offensichtlich keine Nachahmer.35 Gleichwohl waren Peucer und Melanchthon, wie alle anderen Astrologen des 16. Jahrhunderts, daran interessiert, den astrologischen Erklärungsschlüssel fiir Künstler, für Philosophen, für Mathematiker, für Politiker und für Musiker zu finden, deren ingenium herausragend und doch zugleich natürlich war. Was verbarg sich hinter diesen Menschen, fragten sie, und wie wurden sie zu solchen? Dieses spezifische astrologische Interesse an der Anthropologie, dem wir im folgenden nachgehen werden, zog zwei Konsequenzen nach sich. Die erste Konsequenz war die, daß die Wittenberger genauso wie ihre italienischen Kollegen zunächst die überlieferten astrologischen Handbücher zugänglich machen mußten. Wie sollte ein Astrologe ein Horoskop deuten, wenn er nicht die notwendigen Begriffe kannte? In vielerlei Hinsicht versuchten sie darüber hinaus, das begriffliche Instrumentarium zu vereinfachen, es zu verfeinern und zu perfektionieren. Dieser mühselige Prozeß beschäftigte sehr viele deutsche und italienische Astrologen im 16. Jahrhundert, wie ich später aufzeigen werde. Doch zunächst zur zweiten Konsequenz. Sie bestand darin, daß die Gelehrten, und hier einmal mehr Melanchthon und Caspar Peucer, zuvor wichtige philosophische und theologische Fragen klären mußten, um ihrer Astrologie einen akademischen Freiraum zu schaffen, in welchem sie wissenschaftlich operieren konnten. Um nicht von Theologen, Philosophen und anderen mißverstanden zu werden, definierten sie a priori das Wesen des Menschen theologisch und philosophisch. Dies war notwendig, zumal sie als Astrologen in den Augen ihrer Kritiker auf die anima rationalis Zugriffen und damit unweigerlich theologische Annahmen über das Wesen des Menschen radikal in Frage stellten. Vor dieses Problem sah sich auch schon Ficino gestellt.36 Die wichtigste dieser Annahmen war die der menschlichen Willensfreiheit. Sie wiederum erforderte eine Definition vom Ursprung des Bösen. Diese Probleme waren keineswegs neu. Mit erstaunlicher Kontinuität begleiteten beide Fragen die ganze abendländische Geschichte, nicht nur die der Astrologie. Hierbei ging es um das generelle Thema von Determination und Freiheit, das sich in der Theologie, in der Philosophie und in der Astrologie sowohl als gemeinsames Thema wie auch je spezifisch stellte. Schon Cicero, die griechischen Väter und Augustinus diskutierten dieses Problem und reichten es weiter zu den Gelehrten späterer Epochen bis hin zu Oresme und Pico, die es nicht minder gründlich erörterten. Auch sie fanden keine überzeugende Lösung. Indem die Astrologie zu allen Zeiten eine Definition der anima rationalis erforderlich machte, warfen die Astrologen zugleich erkenntnistheoretische Fragen auf. Sie brachten etwa die Frage auf, wie sich die Erkenntnis von Universalien mit partikularer Schöpfung und damit mit partikularer Erkenntnis verbinden ließe und berührten das Problem, wie der Zusammenhang zwischen Immaterialität und Materialität philosophisch und theologisch gedacht werden könnte. Vor dem Hintergrund dieser Probleme konnte ein deutscher Astrologe des 16. Jahrhunderts, der den Anspruch erhob, Wissenschaft zu betreiben, nie ausschließlich Astrologe sein. Er mußte zugleich ein Theologe und ein Philosoph sein. Wir werden sehen, daß die Wittenberger nur 35 36
UB Leipzig, MS Stadtbibliothek 935: REINHOLD, ERASMUS: Handschriftliche s. a., fol. 65v. Vgl. FICINO: Three books on life. Ed. KASKE U. CLARK, S. 57ff.
Horoskopsammlung,
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Das Lesen des Menschen
sehr zögerlich bereit waren, in diese schwierigen philosophischen Fragen einzudringen. Bestimmte Annahmen erschienen ihnen als Selbstverständlichkeiten, und sie wollten und konnten diese nicht hinterfragen. Eine Astrologie, die den Menschen in seiner Mannigfaltigkeit erklären wollte, bedurfte also bestimmter Voraussetzungen; sie mußte zunächst eine klare Vorstellung über die physische Einbindung des Menschen in den Kosmos haben, deren Grundzüge wir noch genauer kennenlernen werden (siehe Kapitel V, 3). Hier geht es jetzt mehr darum, diese Voraussetzungen in ihrem spezifischen Zuschnitt für die Horoskopkunst zu skizzieren. Peucers Vorstellungen diesbezüglich waren weit präziser als diejenigen, die Melanchthon in seinem 1553 publizierten Liber de anima formuliert hatte. Welche Vorstellungen entwickelte Peucer in seinem Commentarius^ Wie stellte er sich die Einwirkung der Sterne und Konstellationen auf den Menschen vor? Wie wollte und konnte er trotz der physikalischen Beeinflussung die Idee der menschlichen Wahlfreiheit in irdischen Angelegenheiten aufrechterhalten? Wie begegnete er den heiklen theologischen Dogmen? Peucers Schema entspricht einer einfachen Hierarchie. In Anlehnung an Thomas von Aquin gibt es für ihn eine Wirkkette, die bei den himmlischen Konstellationen beginnt und bei der anima rationalis endet. Am Anfang stehen die Planeten und die Konstellationen, und an ihrem Ende befindet sich das menschliche Gehirn.37 Das Gehirn würde qualitativ durch die Sternenkonstellationen geprägt und seine Form erhalten.38 Dort lagere der Verstand mit den dazugehörigen Wahrnehmungsorganen und den äußeren Sinnen: dem Sinn des Sehens, Hörens, Schmeckens, Riechens und Tastens. Die Kraft der Sinne, Dinge wahrzunehmen, hängt bei Peucer, in viel größerem Maße als bei Melanchthon, von der natürlichen Beschaffenheit des Gehirns ab.39 Das Gehirn eines Menschen, der Weissagungen träumte, wie der Prophet Daniel, besäße eine andere Struktur als das Gehirn eines Poeten wie Conrad Celtis, der wunderbare Poeme dichten konnte. Das Mischungsverhältnis im Gehirn bestimme, welche Sinneseindrücke aufgenommen werden könnten und wie sie zu den „imagines rerum" verarbeitet würden. Im Verstand lagerten außerdem die „notitiae naturales", das heißt die eingeborenen Ideen, die den Menschen befähigten, wissenschaftliche Aussagen zu treffen. Jede Denkleistung war über diesen Weg himmlisch vorgeprägt. Philipp Melanchthon hatte in seinem populären Liber de anima (1553) in weit geringerem Maß die stellare Grundlegung für die Zusammensetzung des Gehirns betont. Er gab zu, über das Gehirn nur zu wissen, es sei „plenum spirituum".40 Peucer teilte in seinen Anfangsjahren als Medizinprofessor diese Unwissenheit. In späteren Jahren jedoch gewann er durch neue Erkenntnisse in der Anatomie auch ein größeres Wissen über die Anatomie des Ge-
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Thomas macht mehr als Peucer den Einfluß an den Sinnen fest, und damit nur indirekt am Gehirn. Peucer nimmt hingegen mit Galen einen direkten Einfluß auf das Gehirn an. Vgl. THOMAS VON AQUIN: Summa Theologiae, Secunda secundae, quaestio 95, articulus quintus. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 64vf. Peucer: Commentarius, 1576, S. 64v: „Cerebrum vi sui temperamenti et gignit t o \|/ux l K 0 V 7tveuna xo jrpcoiov opyctvov rr)i; riysnoviian; Swansax; et sese deducit, rursusque comprimit vicißitudine continua, et format rerum imagines, cogitationesque spirituum et motus sui ope, ut inferius ostendemus. Quantum ergo referat, ut cerebrum sit recte constitutum et temperatum manifestum est: [ . . . ] Cerebri temperies vi seminum (est enim origo eius ex optima et praestantißima seminum parte) inchoatur et velut primis lineis ductis informatur, astrorum effectionibus conformatur atque absolvitur." MELANCHTHON, PHILIPP: Liber de anima. 1553. In: CR 13, Sp. 5 - 1 7 8 , Sp. 69.
Anthropologische
Voraussetzungen
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hirns.41 Da die Sterne die qualitative Zusammensetzung des Gehirns und damit die Wahrnehmungsweisen und die Verstandesleistungen des Individuums bestimmen, ist für Peucer gesichert, daß die Neigungen eines Menschen42 - auch zu einem bestimmten Beruf - vorherbestimmt sind. Mit dieser Auffassung von der physikalischen Beschaffenheit der anima rationalis berührte Peucer das wunde Thema der Willensfreiheit. Ein so scharfer Kritiker wie der Pfalzer Thomas Erastus, der zeit seines Lebens Hieronymus Savonarola beschwor und unzählige Briefe an Gelehrte verschickte, um Deutschland - nach seiner eigenen Einschätzung - von der Schande der Astrologen zu befreien, sah in Peucers Aussagen die willkommene Gelegenheit, den Wittenberger Astrologen physikalische Determination vorzuwerfen: sie würden die Menschen in den Fängen der Sterne versklaven.43 Erastus war mit seiner Kritik nicht alleine. Wie kam es dazu, daß deutsche Kritiker, wie Erastus, Peucer vorhalten konnten, sein Nachweis physikalisch ermittelter Neigungen eines Menschen sei identisch mit der vollständigen Preisgabe menschlicher Willensfreiheit? Die Antwort liegt in der Struktur der anima rationalis. Weil die anima rationalis seit Augustinus zweiteilig gedacht wurde - sie beinhaltete neben dem Verstand auch den Willen - konnte eine undifferenzierte Lesart von Peucers vorgestellter Wirkkette sogleich den Willen in seiner Freiheit als bedroht ansehen. Peucer will allerdings sehr scharf zwischen den beiden Teilen der anima rationalis trennen. Der in ihr enthaltene menschliche Wille sei der König im Menschen: „suprema in anima rationali potentia est" schreibt er immer wieder nieder.44 Der Wille, und nicht der Verstand, bestimme letztlich die Handlungen eines Menschen. Zwar bedürfe der Wille der
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Bei PEUCER, CASPAR: Oratio de Cerebro. Wittenberg 1560, S. a5r zeigt sich das ganze Pathos, das man mit dem Gehim verband: „Etsi enim nullius quantuuis exiguae partis natura penitus perspici & compraehendi acie mentis humanae potest, cerebrum tarnen & fabricae atque conformationis concinnitate, & admirandarum ac plane divinarum actionum praestantia caeteras superat omnes. Cum non tantum arx sit sensuum omnium & motuum proairetikön artifex, magnas membrorum moles, & musculorum praetumida corpora tenuissimis nervorum fibris saepe ex longo intervallo trahens atque impellens, in quo ipso tarnen multum inest admirationis, sed & sapientiae sit domicilium, & officina cognitionum, iudicii, ratiocinationis, memoriae, quibus Deo genus humanum simile est. Vitam quae ex corde ceu fonte fluit in reliquum corpus, cum brutis habemus communem. Intelligentia quae non ex materia bruta tracia, sed accepta ex divinitate, & hac delibata cognatione quadam animos humanos cum Deo coniungit, longe supra naturas reliquas genus humanum effert atque extollit." So PEUCER in allen Auflagen des Commentarius. Vgl. etwa PEUCER: Commentarius, 1593, S. 114: „Tot cum sint causae, quae eventus hominum, nec praevisos, nec praecogitatos, neque per se gubemant earumque causarum non eadem sit vis atque conditio, sed una sit prima causa, libera, gubernatrix ceterarum omnium, reliquae sint huic subiectae harum rursus quadam, constitute ordine progrediantur, ut astra, semina, temperamenta, inclinations ab astris, et temperamentis ortae, voluntas ordini divinitus praescripto insistens: quadam contra ordinem nitantur, ut Diabolus et voluntas impulsibus Diabolicis obsequens denique cum ordinatamm causarum alias una effectuum ex sese intendat, alias ascitis in societatem actionis pluribus sociis causis: facile intelligi potest, ex quibus causis praedicta de hominum eventibus peti, quae inquiri ac considerali possint, quae a conspectu mentis humanae prorsus remotae sint atque abditae." Seit den fünfziger Jahren wetterte Erastus mit theologischen und wissenschaftlichen Argumenten gegen die Astrologie. Siehe etwa ERASTUS, THOMAS: Defensio libelli Hieronymi Savonarolae, de Astrologia divinatrice, adversus Christophorum Stathmionem. Hannover 1610. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 64r. So auch bei MELANCHTHON, PHILIPP: Ethicae doctrinae elemento, et enarratio libri quinti ethicorum. s. 1. 1550, S. 39.
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Aktivitäten des Verstandes45 und könne erst aufgrund rationaler Zielvorgaben frei entscheiden, welche Aktionen er unternehmen und welche er unterlassen möchte, doch bleibe er frei.46 Nur ein dünnes Band verknüpfe den Willen mit den Vorgaben des Verstandes und damit mit dem Körper. Dieses Band bezeichnet Peucer, wie fast alle Astrologen seit Thomas von Aquin, als die „inclinationes", als die Neigungen des Willens. Weil im Willen außerdem die moralische Verantwortung läge, könne sich das Individuum sowohl für das Gute als auch für das Böse entscheiden: entweder bringe es sein Handeln in Übereinstimmung mit dem göttlichen Willen oder es wähle die teuflischen Verführungskünste.47 In dieser Wahlfreiheit konstituiert sich für Peucer und Melanchthon zugleich die moralische Willensfreiheit. Auch Martin Luther hatte eine solche irdische Wahlfreiheit nie bestritten. Worauf Peucer trotz der hier geschilderten Beeinflussungsmodi die Willensfreiheit nun genau gründet, erläutert er in seinem Commentarius nicht näher. Er weiß sich im Einvernehmen mit vielen humanistischen Astrologen, die, wie Ficino und Pontano, das Dogma der Willensfreiheit nicht antasteten und es einfach setzten.48 Auch Ficino betonte, daß die Seele nicht von den stellaren Einflüssen berührt werde 49 Keiner der Astrologen war bei dieser Frage gewillt, lange philosophische Abhandlungen im Stile eines Pomponazzi50 zu verfassen, in denen sie überlegten, wie das fatum, die fortuna und der freie Wille philosophisch zu vereinen seien.51 Peucers Setzung des freien Willens ist eine rein theologische Entscheidung, die so auch Melanchthon getroffen hatte.52 Ähnlich wie bei der Frage nach der Un-
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PEUCER: Commentarius, 1576, S. 84v: „Ex astris ergo, temperamentis, inclinationibus voluntatis, et temperamentorum effectibus, institui possunt praedictiones illorum eventuum, quos illae causae vel ut causae invehunt, vel ut signa denotant, quive ad effectus causarum consequuntur ordine divinitus sancito."
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PEUCER: Commentarius, 1576, S. 84v: „Manet voluntas libera actionum domina, etiam cum languet, aut incitatur vel impeditur ab alijs causis, potest libere vel inflectere et accomodare sese eo quo pellitur, cum vult, vel renititur impulsui, vel susceptas iam actiones deponere rursum."
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PEUCER: Commentarius, 1576, S. 78v. Vgl. POPPI, ANTONIO: Fate andfree will. In: The Cambridge History of Renaissance Philosophy. Hrsg. v o n CHARLES B . SCHMITT U. a. C a m b r i d g e / E n g l a n d 1988, S. 6 4 1 - 6 6 7 , S. 651.
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Vgl. FICINO: Three books on life, Book III, Kapitel 25, S. 382f sowie den Kommentar dazu S. 57ff. Ficino verfaßte explizit eine Kritik an der Astrologie, um seine Befürwortung der Freiheit des Willens dokumentieren zu können. Vgl. FICINO: Disputatio contra iudicium astrologorum (1477), S. 11-76. POMPONAZZI, PLETRO: Libri quinque de fato, de libero arbitrio et de praedestinatione. Hrsg. von RICHARD LEMAY. L u n g a n o 1957.
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Die Begriffe fatum und fortuna werden auch im 16. Jahrhundert nicht immer klar voneinander getrennt. Zumeist bezeichnete der Begriff der fortuna das individuelle Schicksal eines Menschen. Dieser Begriff wurde wie etwa bei Dante mit dem stellar bewirkten Schicksal so'verbunden, daß die Schicksalsgöttin fortuna das fatum lenkte. Die fortuna konnte aber auch ohne die astrologische Wirkkette gedacht werden. Vgl. CASSIRER, ERNST: Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance. Leipzig 1927; DÖREN, ALFRED: Fortuna im Mittelalter und in der Renaissance. In: Vorträge der Bibliothek W a r b u r g , Teil I, 1922/23, S. 7 1 - 1 4 4 ; HAUG, WALTER: Fortuna.
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T ü b i n g e n 1990; REICHERT, KLAUS:
Fortuna oder die Beständigkeit des Wechsels. Frankfurt am Main 1985; RUEGG, WALTER: Entstehung, Quellen und Ziel von Salutatis „De fato et fortuna". In: Rinascimento [La Rinascita] 5, 1954, S. 143— 190. Zur spätmittelalterlichen Tradition, die Willensfreiheit zu betonen und die Astrologie zu befürworten, siehe DLHLE, ALBRECHT: Die griechische Astrologie und ihre Gegner. In: Antike und Abendland 43, 1997, S. 90-108. Vgl. einen der wichtigsten spätantiken christlichen Kritiker der Astrologie EUSEBIUS VON CAESAREA: Praefatio, qui alterum fragmentum ex praeparatione Evangelica sumptum novit ante nos. In: Patrologia Latina. ED. MIGNE: Cursus
Completus,
Bd. 27, S. 1 - 7 2 5 , S. 1 - 1 0 6 .
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Sterblichkeit der Seele wies Melanchthon in seinem Liber de anima ausdrücklich den Anspruch zurück, theologische Fragen mit philosophischen Begriffen klären zu wollen. So sagte Melanchthon diesbezüglich: „Die rationale Seele ist ein mit Erkenntnisfahigkeit ausgestatteter Geist. Sie ist der zweite Teil der Substanz des Menschen. Sie vergeht nicht, wenn der Körper stirbt, sondern ist unsterblich. Diese Definition kann naturwissenschaftlich nicht bewiesen werden."53 Erst in seinen späteren Jahren wagt es Peucer, wie wir noch sehen werden, die Frage der Willensfreiheit ein wenig philosophischer zu diskutieren. Das erlaubt er sich aber erst, nachdem er im Gefängnis gewesen war. Peucer hob in seinen Vorstellungen über die physikalischen Bedingungen der anima rationalis stärker als Melanchthon die naturphilosophischen Aspekte und die naturphilosophischen Funktionen der Seelenlehre hervor.54 Er will über die Astrologie und mit ihr verbunden die Mannigfaltigkeit des Menschen erkennen. Zwar wollte auch Melanchthon in seiner Anthropologie, als deren neuzeitlicher Begründer er mit seinem Liber de anima gilt, den Menschen als physikalisches und geistiges Wesen in seiner Ganzheit erfassen. Es fällt jedoch auf, daß Melanchthon in seinen Äußerungen sowohl über die Seele wie über eine Astrologie der Astrologie eine primär moralphilosophische Funktion zusprach.55 So sagt er: „Daß diese weissagende Kunst nützlich für die Gestaltung der Sitten ist, ist offenkundig. Sie legt die Neigungen der Natur offen, damit die guten Fähigkeiten entfacht und den lasterhaften Zügel angelegt werden." 56 Peucer hingegen legt größeren Wert auf die physikalische Erkenntnisfunktion der Astrologie.57 Diese unterschiedlichen Intentionen, die sich subtil in den Betonungen der beiden Gelehrten zeigen, können wir noch eingehender im naturphilosophischen Diskurs beobachten. Peucer, und das werden wir im folgenden sehen, schreckte aufgrund seiner etwas anders gelagerten Interessen in späteren Jahren weniger als Melanchthon davor zurück, theologische Gewißheiten, wie etwa die Freiheit des menschlichen Willens, aus der Perspektive eines Naturphilosophen und eines Mediziners zu betrachten und die Er53
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MELANCHTHON: Liber de anima. 1553. In: CR 13, Sp. 16: „Anima rationalis est spiritus intelligens, qui est altera pars substantiae hominis, nec extinguitur, cum a corpore discessit, sed immortalis est. Haec definitio non habet physicas rationes." Zu Melanchthons Seelenlehre vgl. HELM, JÜRGEN: Die ,spiritus' in der medizinischen Tradition und in Melanchthons ,Liber de anima'. In: G. FRANK und S. RHEIN (HGG.): Melanchthon und die Naturwissenschaften seiner Zeit. Sigmaringen 1998, S. 219—238: HELM, JÜRGEN.: Medicinam aspernari impietas est - Zum Verhältnis von Reformation und akademischer Medizin in Wittenberg. In: Sudhoffs Archiv 83, 1999, S. 2 2 - 4 1 ; DERS.: Zwischen Aristotelismus, Protestantismus und zeitgenössischer Medizin: Philipp Melanchthons Lehrbuch De anima (1540 / 1552). In: J. LEONHARDT (HG.): Melanchthon und das Lehrbuch des 16. Jahrhunderts: Begleitband zur Ausstellung im Kulturhistorischen Museum Rostock, 25. April bis 13. Juli 1997. Rostock 1997, S. 175-191; PARK, ¡CATHERINE: The organic soul. In: The Cambridge History of Renaissance Philosophy. Hrsg. von CHARLES B. SCHMITT u. a. Cambridge/England 1988, S. 464-485; KESSLER, ECKHARD: The intellective soul. In: The Cambridge History of Renaissance Philosophy. Hrsg. von CHARLES B. SCHMITT u. a. Cambridge/England 1988, S. 485-535. Vgl. etwa MELANCHTHON, PHILIPP: Oratio de dignitate astrologiae (1535). In: C R 13, S. 261-266. Siehe KUSUKAWA: The transformation of natural philosophy, S. 75-124. MELANCHTHON: Praefatio zu SCHÖNER: De iudiciis nativitatum libri tres, S. b3v: „utilem igitur esse ad mores regendos hac divinatricem manifestum est, quae naturae inclinationes monstrat ut bonae excitentur arte, & viciosis frenum injiciatur". Siehe hierzu insbes. Kapitel V.
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kenntnisgrenzen der jeweiligen Disziplinen genau zu benennen. Die Grenzen theologischer Erkenntnis und die Grenzen philosophischer Erkenntnis lotete er noch einmal in der Frage nach dem Wesen der anima rationalis aus.
Der Astrologe läßt eine Lücke offen Das Thema des freien Willens ließ die Wittenberger Astrologen während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nicht mehr los. Übereinstimmend und heftig wehrten sie sich gegen den Vorwurf, der ihnen offen entgegenschlug, sie würden mit der Genethlialogie den freien Willen des Menschen beschneiden. Beständig verwiesen sie auf das von ihnen nicht geleugnete theologische Argument, daß Gott den Menschen mit einem freien Willen geschaffen habe. Doch dies half den Wittenberger Astrologen gegen ihre theologischen Gegner nicht. Mit ohrenbetäubendem Lärm verschärften die orthodox lutherischen, die katholischen und die calvinistischen Kritiker ihre Kritik. Sie führten theologische Gründe ins Feld und zitierten Bibelstellen, die beweisen sollten, daß die Astrologen, wie die Heiden in Jer 10,2 den freien Willen unter die Himmelskräfte zwangen.58 Bis ins 17. Jahrhundert hinein änderte sich hier nichts, weder der Stil der theologischen Kritik noch die Argumentation. Aus dieser verfahrenen Diskurs-Situation konnte es sowohl für die theologische Opposition wie für die Astrologen nur dann einen überzeugenden Ausweg geben, wenn beide Seiten gewillt waren, neue Argumente zuzulassen. Verzweifelt arbeitet Caspar Peucer noch einmal in seinem Leben daran, aus der verfahrenen astrologischen und theologischen Argumentation herauszufinden; er war unter den deutschen Astrologen am ehesten bereit, astrologische Grundannahmen aus einer philosophischen Perspektive zu beurteilen und auf diesem Hintergrund die Genethlialogie theologisch zu rechtfertigen.59 Eigenartigerweise wird Peucer dabei sehr sprachlos. Als der Philosoph Rudolf Goclenius ihn bat, als Mediziner zum Problem des freien Willens Stellung zu beziehen, verfaßt Peucer einen Diskurs De essentia et ortu animae - über das Wesen und den Ursprung der Seele. Erneut behandelt er die anima rationalis. Der Marburger Philosophieprofessor edierte in seinem Sammelband Psychologia60 Peucers dünne Schrift. Interessanterweise erschien sie darin nur in den beiden ersten Auflagen von 1590
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Vgl. hierzu Kapitel VII. Peucer hält 1554 schon einmal eine Rede über den freien Willen. Vgl. PEUCER, CASPAR: Propositiones de causis liberarum actionum hominis ethicis et physicis: de differentibus in homine (ut vocant) potentijs: et de demonstratione de quibus disputabitur 15. die Decembris. In auditorio collegij maioris hora consueta. Wittenberg 1554. In dieser Rede, die er als Astronomieprofessor vor dem Wittenberger Publikum hielt, bietet er inhaltlich gegenüber seinem Commentarius nichts neues. Auch hier setzt Peucer theologisch die menschliche Freiheit als unhintergehbares Faktum. GOCLENIUS, RUDOLF (D. ÄLTERE): Psychologia, hoc est, de hominis perfectione, animo, et in primis ortu hujus, commentationes ac disputationes quorundam Theologorum & Philosophorum nostrae aetatis. Marburg 1590. In der Ausgabe des Buches von 1594, die hier zitiert werden soll, befindet sich Caspar Peucers Text auf den Seiten 164-190.
Der Astrologe läßt eine Lücke offen
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und 1594. Später ersetzt sie Goclenius durch eine Arbeit von Justus Scaliger. Peucers Schrift ist zunächst eine historische Abhandlung über die verschiedenen Äußerungen von Philosophen und Theologen zum Problem des Wesens der Seele. Das Thema war so alt wie Augustinus' Schrift De libero arbitrio. Teile seiner Schrift hatte Peucer schon früher in seiner Vorlesung über das Chronicon Carionis behandelt, wie eine gleichlautende Vorlesungsmitschrift aus dem Jahre 1567 zeigt.61 Die für die Astrologie interessante Frage ist die, wie Peucer in seiner Schrift von 1590 über den Ursprung der beiden Teile der Seele, des anorganischen und des organischen Teils, erneut nachdenkt und wie er philosophische und theologische Argumente miteinander zu vereinbaren sucht. Sprachlich eleganter als in sämtlichen übrigen Schriften listet Peucer zunächst die Aporien auf, in die sich Aristoteles und Plato mit ihrer Seelenlehre verwickelt hätten. Aristoteles habe die anima rationalis rein materialistisch verstanden und könne deshalb nicht mehr erklären, warum die Seele, theologisch gesprochen, unsterblich sei.62 Einen naturwissenschaftlichen Beweis für die Unsterblichkeit der Seele hält Peucer im Anschluß an Melanchthons liber de anima für unmöglich. So listet er die Aporien auf, in die sich auch Piaton im Phaidon verwickelte hätte: Weil Piaton annehme, der Intellekt stamme von der Weltseele ab, sei er unfähig zu erklären, wie der Intellekt die Fähigkeit erwerbe, Individuelles und nicht nur Universalien zu erkennen. Da Plato die anima rationalis mit dem Körper unverbunden sein lasse,63 könne er, so Peucer, nicht verständlich machen, woher der Verstand seine individuellen Denkdaten erhalte. Beide Theorien konnten, jede für sich genommen, die für Peucer entscheidende Annahme der Gleichzeitigkeit von Immaterialität und Materialität der Seele nicht erklären. Dieses Problem war das Kernproblem eines christlichen Astrologen, der die Freiheit des Willens aufrechterhalten und zugleich die astrologisch bestimmten Neigungen erklären wollte. Peucer wählt schließlich die goldene Mitte und definiert das Wesen der anima rationalis in doppelter Weise: Einerseits sei sie immateriell und zehre zugleich von den Aktionen des Körpers. Andererseits sei sie materiell und hänge mit der organischen Seele und mit deren unterschiedlichen organischen Funktionen zusammen. Peucer spricht hier von den zwei 5uva|!EIodfbatmiMiteto(iue:f in quart» «tnoppofito etusnoenmetw tum % interfeertonem «malum er porte regum : t precipuefifuera in vndeetmo. Étfinonaípereráafeendenoxfiientoireett eurfus falúas afaturnofignifieatm » tummfi$aduementtem*quefuntfigni tn cuius outetoejctftunregntudineecu rabtles.fctfifuera retrogradus tpotrercrufaturno:? fatumußfucra m angulc fi* gnificatUUtda? malum aduotiet in ter genr£s:íerapiinctpiumilUu0oebik:oemde
153
Die Reform der Kunst, ein Horoskop zu deuten
den Aktionen dieses Menschen beeinflussen werde.147 Fälschlicherweise identifizierte Heller diesen jüdischen Schriftsteller als einen Araber. Außerdem edierte er Haly Abenragels De iudiciis nativitatum, ein Werk, das sehr häufig zitiert wurde, wohl auch deshalb, weil Melanchthon 1546 zu ihm ein weiteres seiner zahlreichen Vorworte geschrieben hatte.148 Joachim Heller war ein guter Freund Melanchthons gewesen und gehörte in den späten vierziger Jahren zu denjenigen Gelehrten, die auf Empfehlung Melanchthons in Nürnberg arbeiteten. Einen ersten Versuch, der Masse der in den Horoskophandbüchern zu findenden Informationen Herr zu werden, hatte Johannes Schöner bereits 1539 unternommen. In seinem heute seltenen Handbüchlein Opusculum astrologicum ex diversorum libris deutet er bereits im Untertitel an, worum es ihm geht: er will den Studierenden eine kleine Zusammenfassung liefern.149 Sehr übersichtlich listet er in Tabellen die Bedeutungen der Planeten, der Zodiakalzeichen, der Korrespondenzen zwischen Pflanzen, Metallen, Charakteren, Berufen, Steinen, Geschmäckern und denjenigen mit bestimmten Planeten auf; er gibt Hinweise auf Bücher, in denen bestimmte Fragen nachgelesen werden können. Außerdem enthält dieses Büchlein eine arabische Besonderheit, die im Laufe des 16. Jahrhunderts in deutschen Astrologenkreisen zunehmend in Mißkredit geriet, nämlich die sogenannten Electionen. Electionen bestimmten den günstigsten Zeitpunkt für eine bestimmte Aktion: so z. B. für die Jagd oder den Fischfang.150 Dieses auch Tagwählerei bezeichnete Verfahren blieb zwar im 16. Jahrhundert bei deutschsprachigen Astrologen weiterhin beliebt, wurde jedoch von den lateinisch schreibenden Astronomen mißgünstig beurteilt. Eberhard Schleusinger hatte in Gervasius Marstallers gesammelten Schriften zur Astrologie, in denen Melanchthon und andere bedeutende deutsche Astrologen die Astrologie verteidigten, genau diese Electionenkunst als großen Humbug disqualifiziert. Man solle sie nicht beachten und auch nicht mit der wertvollen Genethlialogie verwechseln.151 Die meisten Astrologen, wie auch Cardano, hielten sich, beurteilt nach den überlieferten Quellen, zumeist an dieses Gebot. Nur in einem Falle muß man von einer Ausnahme sprechen, nämlich bei der von Astrologen nicht selten gestellten Frage, zu welchem Zeitpunkt, und nicht nur gemäß welcher Disposition, eine Monstergeburt erwartet werden könne.
147
148
MESSAHALAH: Libri tres: nunc primum illustris Principis ac Domini D. Georgii Ernesti Comitis Hennenbergensis celebri famae ac gloriae dicati, et editi à JOACHIMO HELLERO Noribergensium Mathematico. Liber primus de Revolutione annorum mundi. Liber secundus, de Significatione Planetamm in nativitatibus. Liber tertius: De Receptione. Nürnberg 1549. Vgl. die zwei verschiedenen Auflagen in ein und demselben Jahr: HELLER, JOACHIM (HG.): Albohali Arabis astrologi antiquissimi ac clarissimi de iudiciis nativitatum liber unus antehac non editus. Cum p r i v i l e g i o D . JOHANNI SCHONERO c o n c e s s o . N ü r n b e r g
149 150
1546; ALBOHAZEN FILIUS ABENRAGEL,
HALY: De iudiciis nativitatum liber unus, antehac non ed. Epistola nuncupatoria IOACHIMI HELLERI ad PHILIPPUM MELANTHONEM. Nürnberg 1546. Eine weitere wurde 1549 gedruckt. SCHÖNER, JOHANNES: Opusculum astrologicum, ex diversorum libris, summa cura pro studiosorum utilitate collectum subnotata continens. Nürnberg 1539. ZAHEL: Arabis de electionibus lib. /. In: FLRMICUS MATERNUS: Astronomicon Hb. VIII. per NICOLAUM PRUCKNERUM. B a s e l 1 5 3 3 , S. 1 1 2 - 1 1 4 . Z u d e n I n t e r r o g a t i o n e n s i e h e SLDONEUS:
151
Carmen
astrologicum, V, S. 262-322. SCHLEUSINGER, EBERHARD: Assertio contra calumniatores Astrologiae. In: MARSTALLER (HG.): Artis divinatricis, S. 1 2 3 - 1 3 3 .
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Abb. 9: Eine Seite aus Johannes Garcaeus' Astrologiae methodus. Basel 1576, auf der sichtbar wird, wie akribisch Johannes Garcaeus die Daten von verschiedenen Astrologen sammelte und sie dem Leser zum Vergleich anbot.
162
Das Lesen des Menschen
meist ehemalige Studenten in Wittenberg gewesen waren. Garcaeus übernahm nicht sämtliche Horoskope, die er in Gauricos und Cardanos Werken finden konnte. Er übernimmt nur solche, die bei Gelehrten einen klingenden Namen hatten: diejenigen von Piccolomini, von Petrarca, von den Medici, ja selbst von Leo X. und Paul III., über dessen Horoskop ein heftiger Streit zwischen Cardano und Gaurico ausgebrochen war. Die Anzahl der Italiener und die Anzahl der Päpste ist in Garcaeus Sammlung verständlicherweise gering, weil ihn Päpste theologisch nicht interessieren. So diente die Horoskopsammlung auch dazu, die deutschen Verhältnisse astrologisch zu beobachten. Eine jede Region unterstand nämlich den besonderen Einflüssen eines Planeten, wie Ptolemäus in seinem zweiten Buch des Quadripartitum ausdrücklich betont hatte. Er unterschied die allgemeinen Vorhersagen, die für verschiedene Völker gelten, von individuellen Vorhersagen, die für einzelne Menschen gelten, und behandelt sie getrennt. Die Araber hatten diese Regionen-Astrologie übernommen.170 Die übrigen Horoskope stammen aus den wichtigsten protestantischen Fürstendynastien: angefangen bei den dänischen Königen, über die Braunschweiger Linie bis hin zu den Brandenburgern, den Sachsen, den Pommeraherzögen und den Anhaltinem. Auffällig ist auch die große Anzahl der Horoskope von Kanzlern in Diensten verschiedenster Höfe, deren Ingenium ohne Ausnahme gelobt wird. Hier zeigt sich ein Trend der politischen Elite, die auf der steten Suche nach guten Beamten war. Außerdem kommt hier ein humanistisches Ideal zum Vorschein, wonach sich ein Fürst mit guten Beratern umgeben solle. Wer aber waren die Zuträger all dieser Informationen? Die Informationen vom Braunschweiger Hof hat Garcaeus vermutlich von Georg Rollenhagen erhalten. Dieser war damals durchaus bekannt für seine astrologischen Gutachten. Er war Schüler Peucers und Ebers gewesen und verfertigte in späteren Jahren ein besonders hübsches privates Horoskophandbuch für Herzog Heinrich Julius von Braunschweig. Mit liebevoll gezeichneten Bildchen, die die komplizierte Technik der Horosköpdeutung auf sehr anschauliche Art und Weise vereinfachte, unterrichtete Rollenhagen seinen Herrn in der Astrologie.171 Die Zuträger von den Brandenburger Höfen, die Garcaeus mit Informationen versorgten, könnten einige der uns bereits bekannten Astrologen gewesen sein. So könnte Garcaeus sie entweder aus dem Nachlaß von Johannes Carion, von Petrus Hosmann, von Martin Chemnitz oder von Leonhard Thurnheysser gehabt haben. Sie alle standen irgendwie in unmittelbarem Kontakt zu den Brandenburger Fürsten und Kurfürsten. Die Daten der Anhaltinerfürsten hatte er entweder noch von Melanchthon selbst, von Peucer, von Jakob Milich oder von Erasmus Reinhold erhalten. Auch hätte ihm der Wittenberger Mathematikprofessor Bartholomäus Schönborn diese Daten übermitteln können. Im Unterschied zu Cardano also, den Garcaeus und Gaurico fleißig kopierten, zehrte Garcaeus nicht nur aus seinem eigenem Erfahrungsschatz. Wovon er profitierte, und das machte und macht den besonderen Reiz seiner Horoskopsammlung aus, war eine Zusammenarbeit von Astrologen, die im späten 16. Jahrhundert immer beliebter wurde. Die Form ihrer Zusammenarbeit war enger als bei den Humanisten der Res Publica Litteraria, sie war weniger eng als beim straff geführten Orden der Jesuiten. Sie war eher informell, wie in der Botanik und in der sogenannten Naturkunde. Sie hatte keinen spiritus rector im eigentlichen
170 171
Vgl. etwa ABU MASCHAR: De magnis coniunctionibus. Venedig 1515. HAB Wolfenbüttel 4. 1 Extra: ROLLENHAGEN, GEORG: Astrologia Genethliaca brevis et perspicua. 1595.
Die Reform der Kunst, ein Horoskop zu deuten
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Sinne, sondern nur begeisterte Anhänger, die, mehr einzeln, auch untereinander in Kontakt standen. Sie war außerdem standesübergreifend, weil sie Praktiker und Universitätsprofessoren gleichermaßen umfaßte; deshalb war sie aber noch lange nicht populistisch, weil aus ihr jede Art von Unwissenschaftlichkeit ausgesondert wurde. Im Grunde genommen war die Zusammenarbeit beliebig und unausschöpflich und ohne klare Zielvorgabe. Melanchthon hatte wohl zu Recht 1545 bedauert, daß die menschliche Vielfalt geradezu unerschöpflich sei und man nicht aufhören könne, Erfahrung zu sammeln.172 Sein Tonfall war eindeutig von der Enttäuschung darob gekennzeichnet. Alle gedruckten Horoskopsammlungen offenbaren den unbedingten Willen der Forscher, mit immer feineren Erkenntnisweisen erklären zu können, weshalb sich ein Mensch so und nicht anders entwickelt hatte. Mit schonungsloser Offenheit und ohne den Ton einer durchaus nachvollziehbaren - Trauer stellt Garcaeus das Horoskop seiner Tochter vor, die kurz nach ihrer Geburt verstorben war. Garcaeus seziert sie wie ein Anatom. Er will wissen, woran sie gestorben war. Diesen Willen, mit der Astrologie hinter die Kulisse eines menschlichen Schicksals zu schauen, haben wir bereits vorgestellt. Peucer hatte 1554, als er eine Rede zum Thema des freien Willens hielt, zugeben müssen, daß die Philosophen die Unterschiede der Menschen nicht erklären könnten.173 Nur die Astrologen könnten sie feststellen; der freie Wille bliebe dabei unangetastet. Auf Garcaeus' Handbuch folgten weitere deutsche Horoskophandbücher und der Eifer, sie zu verfassen, nahm nur langsam ab. Von Christoph Pezel (1539-1604), dem Wittenberger Theologen und Freund Peucers, wurde posthum ein Horoskophandbuch ediert, in dem er alle entscheidenden arabischen Begriffe, die Methoden zur Erstellung eines Horoskops und die verschiedenen Deutungen desselben erklärte.174 Heinrich von Rantzau (1526-1598/99), der ein guter Freund von Peucer gewesen war, wollte noch einmal gegen Ende des 16. Jahrhunderts die Deutungsvielfalt reduzieren und publizierte einen Tractatus astrologicus de genethliacorum thematum (1593).175 Auch Heinrich von Rantzau, der mit Tycho Brahe und dem Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen-Kassel über astronomische Beobachtungen korrespondierte, war ein ehemaliger Student in Wittenberg gewesen.176 Er war vermutlich einer der größten adeligen Förderer der Astrologie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts überhaupt. So publizierte er mehrere Horoskophandbücher und förderte Studenten, die ihm halfen, seine astrologischen Bücher zu verfassen.177 Er widmete sich vorwiegend der Kunst
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MELANCHTHON: Vorrede zu SCHÖNER: De iuditiis nativitatum libri tres, S. b4r. PEUCER, CASPAR: Propositiones de causis liberarum actionum hominis ethicis et physicis: de differentibus in homine (ut vocant) potentijs: et de demonstratione de quibus disputabitur'15. die Decembris. In auditorio collegij maioris hora consueta. Wittenberg 1554. PEZEL, CHRISTOPH: Praecepta genethliaca sive de prognosticandis hominum nativitatibus commentarius eruditissimus. Frankfurt am Main 1607. CHRISTOPH PEZEL hatte in Wittenberg studiert und ist mit den Grundkenntnissen der Astrologie vertraut gemacht worden. Er war Wittenberger Theologieprofessor und machte sich zugleich um die Astrologie verdient. Er war ein sehr guter Freund CASPAR PEUCERS gewesen, dessen Autobiographie er nach dem Tod Peucers herausgab. RANTZAU, HEINRICH VON: Tractatus astrologicus de genethliacorum thematum iudiciis pro singulis nati accidentibus: ex vetustis et optimis quibusque auctoribus industria Henrici Ranzovii Producis cimbrici collectus. Frankfurt am Main 1593.
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Über HEINRICH VON RANTZAU erscheint demnächst die Habilitationsschrift v o n GERHARD OESTMANN.
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Vgl. seine Kontakte zu THOMAS FlNCK., JUN. (1561-1656). THOMAS FlNCK studierte nur kurzfristig in Wittenberg, wo er offensichtlich HEINRICH VON RANTZAU kennenlernte, zu dessen Ehren er 1591 ei-
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Das Lesen des Menschen
des Horoskopstellens. Darüber hinaus war er ein angesehener Antiquar und ein großer Politiker, der als dänischer Statthalter von Schleswig-Holstein eigene Vorstellungen zur Friedenspolitik unterbreitete.178 Sein Catalogus Imperatorumm war eine unkritische Sammlung von Herrschern, die die Astrologie gefördert hatten. Es entsprach seiner Gesinnung als Antiquar. In seinem Tractatus astrologicus de genethliacorum wich er bereits wieder von Cardanos Vorbild der Horoskophandbücher ab. Rantzau publizierte nicht mehr Horoskope, sondern stellte eindeutige Charakterzuschreibungen her, wie es in den deutschsprachigen Handbücher üblich war. So wurde in seinen Augen jeder unter dem Sternzeichen Stier Geborene ein Bauer, mit großem Hals und großen Augen. Er versuchte außerdem, die unterschiedlichen Interpretationen von Cardano, Schöner und Gaurico zu vergleichen, ganz so, wie es zu Beginn des 16. Jahrhunderts bereits Schöner getan hatte. Während Schöner die Lehren der Araber und des Mittelalters zur Verfugung standen, war Rantzau mit der Materialfulle und mit dem Wildwuchs in den Lehren des 16. Jahrhunderts konfrontiert. Die Arbeit, die Horoskopkunst zu verbessern, war somit zu Beginn des 17. Jahrhunderts durchaus nicht beendet. Ein flüchtiger Blick auf David Origanus' posthum erschienene Astrologia naturalis (1654) genügt, um feststellen zu können, daß Astrologen auch um die Mitte des 17. Jahrhunderts Horoskop an Horoskop aneinanderreihen werden, um die erhoffte Eindeutigkeit in der Lehre der Genethlialogie zu finden.180
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ne sogenannte Horoscopographie verfaßte, die eine äußerst geringe Verbreitung fand. Diese Schrift kann verdeutlichen, daß ehemalige Wittenberger Studenten wiederholt versuchten, auf ihre eigene Art und Weise die Kunst des Nativitätenstellens zu verbessern. Bei diesem Beispiel konzentrierten sie sich ausschließlich auf die dahinterstehende Mathematik. FLNCK, THOMAS: Horoscopographia sive de inveniendo stellarum situ astrologica. Schleswig 1591. HANSEN, REIMER: Heinrich Rantzau und das Problem des europäischen Friedens in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In: H. DUCHHARDT (HG.): Zwischenstaatliche Friedenswahrung in Mittelalter und Früher Neuzeit. Köln, Wien 1991, S. 91-111. RANTZAU, HEINRICH VON: Catalogus Imperatorum, Regum, ac virorum illustrium, qui artem astrologicam amarunt, ornarunt & exercuerunt [...]. Leipzig 1584. ORJGANUS, DAVID: Astrologia Naturalis sive tractatus de Effectibus Astrorum absolutissimus. In quo omni Astrologiae, ut vocant, Iudiciariae vanitate, superstitione, ac impietate Christiano homine indigna penitus eversa, vera physica coelestis ex proprijs, ac genuinis fundamentis astruitur. Opus Medicis, agricolis, nautis, ac caeteris naturales actiones recte dirigere cupientibus plane necessarium. Marseille 1654.
Das Lesen der Natur
Die Astrologie als Teil der Naturphilosophie Die Astrologie war in Wittenberg nicht irgendein Handwerk, das man lehrte, um den zukünftigen Gelehrten oder Beamten einen lukrativen Nebenverdienst zu sichern. Das Wissen, wie man ein Horoskop erstellte, machte nur den kleinsten Bruchteil einer komplexen Wissenschaft aus, die gerade wegen ihrer Komplexität fiir die Wittenberger wissenschaftlich attraktiv wurde. Sehr viele ihrer wissenschaftlichen Interessen konnten sie mit der Astrologie lösen: angefangen bei der Erkenntnis der göttlichen Gnade, über diejenige der Welt bis hin zur Erkenntnis des Menschen. Das feste Fundament, dessen die Astrologie bedurfte, um ihre mannigfaltigen Fragen zusammenzuhalten, war die Naturphilosophie. Diese soll im Folgenden untersucht werden. Mit ihr betritt man ein Terrain, das, wenn auch auf sehr subtile Weise, sein Aussehen im Verlauf der Renaissance sehr nachhaltig veränderte, vor allem durch eine interne Revision vorhandener naturwissenschaftlicher Vorstellungen. Die subtilen Veränderungen schlugen sich, wie Charles Schmitt einmal formulierte, in verschiedenen Aristotelismen nieder.1 Auf viele Fragen war man bereit, neue Antworten zu geben. So etwa auf Fragen nach dem Aufbau des Kosmos, nach den Himmels Sphären, nach der Endlichkeit bzw. Unendlichkeit des Universums, nach dem Einfluß der Sterne, nach'dem Verhältnis von Form und Materie, nach den primären Qualitäten auf Erden, nach dem Verhältnis von Rationalität und Wahrnehmung, zur Anatomie des Menschen und nach vielem anderen mehr. Heute kämmen viele Historiker mit großer Sorgfalt unzählige Aristoteleskommentare aus dieser Epoche durch 1
Ich verweise nur auf SCHMITT, CHARLES B.: Aristotle and the Renaissance. Cambridge/Massachusetts 1983, passim, die Sammelbände von KESSLER, ECKHARD (HG.): Aristotelismus und Renaissance: in memoriam
Charles
B.
Schmitt.
Wolfenbüttel
1988;
KESSLER, ECKHARD, CHARLOTTE
METHUEN,
DANIEL A. DL LISCIA (HGG.): Method and order in Renaissance philosophy of nature. The Aristotle Commentary Tradition. Aldershot 1997 und die Beiträge in PADE, MARIANNE (HG.): Renaissance readings of the Corpus Aristotelicum. Proceedings of the conference held in Copenhagen 23.-25. April 1998. Kopenhagen 2001.
166
Das Lesen der Natur
und zeigen Wort- und Begriffsverschiebungen in der Renaissance auf, die die Grundlagen antiker und scholastischer Naturphilosophie im Detail revidieren. So weisen sie auf diejenigen Veränderungen hin, die sich durch die Hinzuziehung der griechischen Kommentatoren von Alexander von Aphrodisias, Simplicius oder Themistios ergaben. Zum anderen machen sie sichtbar, wie neuplatonisches und hermetisches Ideengut ein neuartiges Fragen ermöglichte,2 das vornehmlich durch Ficinos Interesse an Plotin, Jamblich und Proklos bzw. am Picatrix oder dem Asclepius angeregt wurde. Nicht zuletzt zeigen sie auf, wie die Naturphilosophen nicht nur ontologische Annahmen revidierten, sondern auch lebhaft an dem Methodendiskurs teilhatten, den die Medizin gegen Ende des 15. Jahrhunderts begonnen hatte. Kurz: in der Naturphilosophie Italiens und des übrigen Europa suchten die Gelehrten fieberhaft nach neuen Gewißheiten, auch wenn ihre Bemühungen äußerst unterschiedlich motiviert sein konnten. Heute vermittelt dieser Prozeß den Eindruck, daß die mittelalterliche und frühneuzeitliche Naturphilosophie kontinuierlich zu neuen Stufen der Erkenntnis gelangte.3 In seinen Initia doctrinae physicae (1549) legte Melanchthon den Stellenwert der Astrologie in der von ihm befürworteten Naturphilosophie dar.4 Von dieser ging Peucer aus, als er in seinem Commentarius de praecipuis generibus divinationum (1553ff) naturphilosophische Prinzipien formulierte. Anhand von Peucers Naturphilosophie können wir den Dialog der Wittenberger mit ihren Zeitgenossen rekonstruieren. Wir können fragen, woher und weshalb Peucer bestimmte Neuerungen übernahm, welchen Philosophen er folgte, und welche naturphilosophischen Moden er ablehnte. Peucer verfugte über eine Reihe von Wahrheitskriterien, anhand derer er seinen systematischen Entwurf konzipierte, und die im Folgenden herausgearbeitet werden. Es zeigt sich, daß der Begriff System auf Peucers Naturphilosophie durchaus angewendet werden kann. Die Art und Weise nämlich, wie Peucer die Meinungen von Philosophen aus der Antike, dem Mittelalter und seiner eigenen Zeit auswählte, läßt einen Gelehrten erkennen, der sowohl traditionsbewußt als auch selbständig dachte. Er war eigenständig genug, um nicht einen einzigen Philosophen zu kopieren, und ausreichend eigenständig, um sich nicht mit dem Referieren philosophischer Meinungen zu begnügen, wie dies einige Kommentatoren des Aristoteles, etwa Agostino Nifo, getan hat-
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Vgl. zu den neuplatonischen Einflüssen etwa die verschiedenen Aufsätze von MAHONEY, EDWARD P.: Two Aristotelians of the Italian Renaissance. Nicoletto Vernia and Agostino Nifo. Aldershot 2000; ARMSTRONG, A. H.: Later Platonism and its Influence. In: R. BOLGAR (HG.): Classical Influences on European Culture A. D. 500-1500. Proceedings of an International Conference held at King's College, Cambridge, April 1969. Cambridge/England 1971, S. 197-201. INGEGNO, ALFONSO: The new philosophy of nature. In: The Cambridge History of Renaissance Philosophy. Hrsg. von CHARLES B. SCHMITT U. a. Cambridge/England 1988, S. 236-263.
3
Bis heute fehlt für die Naturphilosophie eine leicht zugängliche modellhafte Darstellung dieses komplexen Revisionsprozesses. Ein Konzept hierzu liefert JARDINE, NICHOLAS: The scenes of inquiry. On the reality of questions in the sciences. Oxford 1991. Für den Kontext jenseits von Periodisierungsgrenzen siehe CROMBIE, A. C.: Styles of scientific thinking in the European tradition. The history of argument and explanation especially in the mathematical and biomedical sciences and arts. 3 Volumes. London 1994ff. Vgl. BAUER: Gott, Welt, Mensch und Sterne, S. 149-172; BAUER: Naturphilosophie, Astronomie, Astrologie. In: DIES.: Melanchthon und die Marburger Professoren, S. 3 4 5 ^ 3 9 ; SCHEIBLE, HEINZ: Melanchthon. Eine Biographie. München 1997, S. 94-99; POZZO, RICARDO: Die Etablierung des naturwissenschaftlichen Unterrichts unter dem Einfluß Melanchthons. In: G. FRANK UND S. RHEIN (HGG.): Melanchthon und die Naturwissenschaften seiner Zeit. Sigmaringen 1998, S. 273-287.
4
Die Astrologie als Teil der Naturphilosophie
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ten. Peucer versuchte, die verschiedenen Meinungen zu einer eigenständigen Einheit zusammenzuführen. Dennoch war er ein .Eklektiker', und mit dieser Arbeitsweise ein typischer Vertreter der Renaissance. Manchmal war er es im Sinne eines übereifrigen Gelehrten, dessen Bücherrad ununterbrochen rotierte, um sich mal dieser, mal jener Meinung zu bedienen. Insbesondere in dem Versuch, seine Naturphilosophie zu begründen, stellt er verschiedene Traditionen nebeneinander, die wir entschlüsseln wollen. Zugleich erweckt Peucer bei dieser Arbeitstechnik den Eindruck, daß er sich vor sich selbst Rechenschaft über seine Motivation geben wollte. Fragt man nämlich nach dem -warum seiner Kompilation, dann lassen sich die verschiedenen Ideen, die er zusammenträgt, gewissen Funktionen innerhalb von Peucers Denksystem zuordnen, deren Platz sie ausfüllen. Mit seinem fieberhaften Eifer, fremde Ideen zur Anwendung zu bringen, fand er oft genug Antworten auf Rätsel, die er lösen wollte. Da Peucer äußerst selten einen Autor namentlich zitiert, bleibt unser Vorgehen dadurch bestimmt, seine Gedanken vorsichtig in verschiedene Kontexte einzubetten.5 Wir werden Versatzstücken aus Ficino, Cardano, Pomponazzi, Grosseteste, Fracastoro und aus Werken mancher anderer Autoren wiedererkennen, die Peucers Naturphilosophie ihre bestimmte Form verliehen. Obwohl er mit neuen Ideen den eigenen Entwurf mehrfach korrigierte, ließ er den großen Rahmen seiner Naturphilosophie über die Jahre hinweg unangetastet: Gott war für ihn Schöpfer des Universums und des Menschen, und Peucers Naturwissenschaftsverständnis war jenes, das schon Aristoteles begründet hatte. Dieser auf diese Weise aristotelisch-christlich eingebettete Eklektizismus sollte nach Meinung Peucers helfen, die Astrologie zu reformieren. Dadurch, daß Peucer und Melanchthon uns zwingen, ihre Naturphilosophie in den Kontext der philosophischen Forschungen ihrer Zeitgenossen zu stellen, können sie helfen, unser Bild von den zwei Kulturen der Naturphilosophie, die sich im 15. Jahrhundert herausgebildet hatten, zu präzisieren. Der eine Zweig ist nach dem Urteil von Charles Lohr und Charles Schmitt - sehr vereinfacht gesagt - die Naturphilosophie nördlich der Alpen.6 Sie ist scholastischer und insofern auch mehr von religiösem und metaphysischem Interesse geprägt.7 Außerdem ist sie mehr an der Formulierung von Prinzipien und an der Erkenntnis der Finalursache von Dingen interessiert. Der andere Zweig ist die Naturphilosophie des Südens; sie ist wegen ihrer ursprünglichen Nähe zum medizinischen Curriculum an den norditalienischen Universitäten weit theologiefremder und deshalb, so die gängige Meinung, naturalisti5
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7
Methodisch lehne ich mich an die Studie von Zambelli über das Speculum astronomiae an. Vgl. ZAMBELLI, PAOLA: The speculum astronomiae and its enigma: astrology, theology and science in Albertus Magnus and his contemporaries (Boston studies in the philosophy of science, 135). Dordrecht, Boston, London 1992. LOHR, CHARLES: The sixteenth-century transformation of the Aristotelian natural philosophy. In: E. KESSLER (HG.): Aristotelismus und Renaissance: In memoriam CHARLES B. SCHMITT. Wolfenbüttel 1988, S. 89-100. Sowie neueren Datums DERS.: Metaphysics and natural philosophy as sciences: the Catholic and the Protestant views in the sixteenth and seventeenth centuries. In: S. KUSUKAWA und C. BLACKWELL (HGG.): Philosophy in the sixteenth and seventeenth centuries. Conversations with Aristotle. Aldershot 1999, S. 280-295. Siehe auch SCHMITT: Aristotle and the Renaissance, 28ff. Man bedenke, daß die zwei unterschiedlichen Strömungen nicht unbedingt etwas über das Modernisierungspotential aussagen, wie es bereits CHARLES LOHRS Aufsatz verdeutlicht hat. Auch die geographische Begrenzung ist unpräzise, weil nämlich die scholastische Naturphilosophie im späten 16. Jahrhundert von Spanien ausgehend reformiert wurde: von den Jesuiten, den Dominikanern und den Franziskanern. Vgl. KESSLER: Intellective soul, S. 507.
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Das Lesen der Natur
scher.8 Sie setzte weniger auf Spekulation, sondern mehr auf Empirie. Es wird sich zeigen, zu welcher Richtung Peucers Naturphilosophie die größere Nähe aufweist: zu einer Naturphilosophie, die vornehmlich metaphysische Interessen zu befriedigen suchte und spekulativ vorging; oder zu einer Naturphilosophie, die durch ihre - womöglich - alexandrinische Prägung empirisch vorzugehen bereit war.9 Im folgenden Kapitel wird gezeigt, welche naturphilosophischen Annahmen notwendig waren, damit Melanchthon und Peucer die Astrologie als eine physikalische Wissenschaft präsentieren konnten. In den ersten Abschnitten, vor allem in dem Teil unter dem Titel des fatum physicum, referieren wir zunächst sehr allgemein die grundlegenden Ideen ihrer natürlichen Astrologie, die Melanchthon und Peucer mit allen zeitgenössischen Naturphilosophen teilten, seien diese nun strenge Aristoteliker oder eher Neuplatoniker - das spielt in dieser Hinsicht keine Rolle. Wir nehmen Giovanni Pico als ihren Dialogpartner, weil dieser in seiner Kritik an der judizialen Astrologie messerscharf die naturphilosophischen Probleme benannt hatte, an denen sich die beiden Wittenberger gemeinsam, wie wir sehen werden, orientierten (Abschnitte 1-3). Sodann gehen wir den Positionen nach, die Peucer von Melanchthon unterschieden. Weil Peucer einige Positionen in Melanchthons System im Detail so nicht bestehen lassen wollte, modifizierte er die inhaltlichen Prinzipien der natürlichen Astrologie. So binden wir ihn in einen Dialog mit Pomponazzi, mit Girolamo Cardano, mit Marsilio Ficino, mit John Dee und mit anderen ein (Abschnitte 4—5). Einem von ihnen schenkte Peucer seine besondere Aufmerksamkeit. Es war Pietro Pomponazzi (1462-1525). Als Peucer 1553 seinen Commentarius in Wittenberg drucken ließ, läßt er Anklänge an die naturphilosophische Strenge des Bologneser Philosophieprofessors erahnen.10 Nicht in jeder Hinsicht teilt er Pomponazzis Ausführungen, aber in Hinblick auf den Stellenwert der Astrologie in der Naturphilosophie weiß er sich ihm offensichtlich verbunden. Pomponazzis De Incantationibus Uber besaß Peucer seit 1520, zunächst allerdings nur handschriftlich, wie viele seiner italienischen Kollegen." Seit dem Jahre 1556 lag dieses Werk auch gedruckt vor. Peucer ist beeindruckt von diesem Werk; das zeigt sich insbesondere daran, wie er in seinem umfangreichen Traktat der verschiedenen Formen die Weissagungskünste diskutiert, und wie er in einigen dieser Künste das Walten der Dämonen und des Teufels erblickt. Im einzelnen geht es ihm um die Frage der wissenschaftlichen Seriosität von Orakeln, der Magie, von Zauberformeln und der Opferschau, von den Losen, den Träumen und der Physiognomie. Dabei bringt er auch die verschiedenen Weisen der Naturerkenntnis zur Sprache, die in seinen Augen wissenschaftlich gerechtfertigt waren. Nicht zuletzt geht es ihm wie Pomponazzi darum, Wunder naturphilosophisch erklären zu können. Dies soll uns hier nicht 8
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KESSLER, ECKHARD: Metaphysics or empirical science? The two faces of Aristotelian natural philosophy in the sixteenth century. In: M. PADE (HG.): Renaissance readings of the Corpus Aristotelicum. Proceedings of the conference held in Copenhagen 23. - 2 5 . April 1998. Kopenhagen 2001, S. 79-101. Ebenda. Es ist nicht leicht, mit einschlägigen Zitaten zu belegen, daß Peucers naturphilosophische Grundhaltung derjenigen von Pomponazzi entspricht. Der generelle Tenor beider Werke jedoch ist sich sehr ähnlich. Vgl. PINE, MARTIN L.: Pietro Pomponazzi: Radical Philosopher of the Renaissance. Padua 1986; KESSLER, ECKHARD: Pietro Pomponazzi. Zur Einheit seines philosophischen Lebenswerkes. In: T. ALBERTINI (HG.): Verum et Factum. Beiträge zur Geistesgeschichte und Philosophie der Renaissance zum 60. Geburtstag von STEPHAN OTTO. Frankfurt am Main 1993, S. 397-419. ZANIER, GlANCARLO: Ricerche sulla diffusione e fortuna del „de incantationibus renz 1975.
" di Pomponazzi.
Flo-
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interessieren. Interessant ist allein die Tatsache, daß Peucer im Geiste von Pomponazzi bereit ist, die Astrologie zum universalen Schlüssel seiner Naturphilosophie zu erheben, durch die die Natur ihre einzigartige Konsistenz offenbart. In dieser Gewißheit spitzt Peucer Melanchthons Gedanken zu bzw. modifiziert sie. Die naturphilosophischen Annahmen sagen noch nichts aus über die Methode, mit der die Wittenberger die Naturprozesse zu erkennen suchten. Sollte die Astrologie, mit deren Hilfe diese Prozesse erkannt werden sollten, eine ars oder eine scientia sein? Wie Peucer die angemessene Methode der Naturphilosophie ermittelt, wird in den Abschnitten 6 bis 12 dargelegt. Wie Peucer sich über den Begriff des .Zeichens' mit italienischen Medizinern auseinandersetzt und mit denjenigen Gelehrten, die, wie Agrippa von Nettesheim, neben ihrer magia naturalis auch eine aktive, womöglich gar dämonische Magie befürworten, wird hier zur Sprache kommen.
Grundlagen und Probleme einer teleologischen Kosmologie Als Peucer und Melanchthon in den vierziger und fünfziger Jahren in Wittenberg ihre Naturphilosophien niederschrieben, standen sie staunend und voller Neugier vor der Ordnung dieser Welt: „Und während er [Gott] mit ganzer Weisheit das schönste Haus der Erde geschaffen hat und aus dem Sitz seines entrückten Platzes fortwährend baut, und die ganze Reichhaltigkeit der Dinge so vollendet und so ausgeschmückt hat wie das exquisiteste Theater und die elaborierteste Kunst: So hat er die Weisheit des Baumeisters zur Betrachtung vor Augen gestellt: Er wollte, daß der Mensch ihn erkennen und loben könne, mit ganzer Geistes- und Erkenntniskraft [...]. Obwohl der Verstand - aufgrund seiner Schwäche und der Vernebelungen - zu vielen Dingen der Natur noch nicht vorgedrungen ist, kann er diesen Beschwernissen entfliehen; so vieles nämlich ist noch nicht untersucht."12 Dem Naturforscher bietet sich in Peucers Worten die Welt folgendermaßen an: „Wegen der ewigen [...] Ordnung und wegen des unbeschreiblichen Naturgesetzes sind die Vorhersagen der Wirkungen sicher, die unmittelbar und ohne Behinderung sowohl aus den Bewegungen der Himmelskörper entstehen als auch von ihnen abhängen, und deren Bewegungen sicher aus ihnen folgen. Solche Vorhersagen werden gemacht: aus dem Aufgang, der Erscheinung und dem Niedergang der Sterne, aus den Momenten ihres Aufgangs und den Intervallen ihres Verschwindens, aus den Eklipsen und ähnlichen Dingen. Die Lichter des Himmels sind zu dem Zweck geschaffen worden, damit sie - auf ihren Kreisbahnen fahrend - die übrigen
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PEUCER: Commentarius, 1576, S. 13v-14r. „Etenim ideo Deus ex arcana sede sua prodiens, hoc pulcherrimum Mundi domicilium tanta sapientia fabricavit, tantaque rerum varietate complevit atque exornavit, ut seu theatrum exquisitiBima arte elaboratimi atque expolitum, sapientiam artificis oculis contuendam proponeret: Hominum vero, a quo agnosci ac celebrati voluit, ideo tanta mentis perspicacitate, tamque praestanti intelligentia instruxit [...] Et quamvis sunt quaedam incerta propter mentis imbecillitateli! et caliginem, [...] facile elabuntur ex animis, et evanescunt: quaedam, imo plurima, nondum explorata sunt..."
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Das Lesen der Natur
Sterne und die untergeordneten Welten erleuchten."13 Der Astrologe war in den Augen der Wittenberger also ganz eindeutig ein Naturforscher. Trotz der Bewunderung, die Peucer hier zum Ausdruck bringt, und trotz des erhabenen Gefühls, als Naturforscher philosophische terrae incognitae erkennen zu können, blickten die Wittenberger zugleich auf eine lange Tradition, in der die Rolle der Astrologie umstritten war. In ihrer Geschichte boten sich dem christlichen Denker ihre problematischen Seiten dar. In der abendländischen Debatte über die Astrologie fragten sich die Gelehrten mit erstaunlicher Kontinuität, von Cicero ausgehend über die Kirchenväter bis hin zu den Humanisten, ob die Sterne notwendig auf die sublunare Welt wirkten. Sie fragten sich dies nicht nur aus theoretischem Interesse, sondern drückten in ihrer Frage zugleich eine Sorge aus. Sie sorgten sich nämlich um die dem Menschen zugedachte Stellung im Kosmos.14 Besaß der Mensch trotz seiner physischen Vorprägung durch die Sterne (in Gestalt seiner Temperamente) einen freien Willen, oder war er - stoisch gedacht - in seinen Entscheidungen durch ihren Einfluß auf ihn von den Sternen determiniert? Der römische Poet Manilius brachte in seinem erstaunlich detaillierten Lehrgedicht Astronomica diesen stoischen Gedanken zum Ausdruck, wenn er in seinem vierten Buch beschreibt, wie die Sterne den Schicksalsfaden eines Menschen stricken. „Schickung regiert die Welt, unter festen Gesetzen steht alles, // feste Bestimmungen prägen die langen Jahre des Lebens. // Ab der Geburt droht uns der Tod, und das Ende hängt schon am Anfang. // Dort entspringen Reichtum und Macht und noch häufiger Armut, // ward den Geschöpfen Begabung sowie der Charakter verliehen, // Laster und Tugenden auch und Gewinn und Verlust des Vermögens. // Niemand kann dem Gebotnen entkommen, Versagtes erreichen // oder das störrische Glück mit seinen Gebeten erzwingen// oder, wenn's kommen will, fliehen: sein Schicksal muß jeder ertragen. // Oder, bestimmte das Schicksal nicht über den Tod und das Leben, hätte der Brand dann Aeneas verschont, wäre Troja, in einem // Mann nicht vernichtet, gerade im Unglück von neuem entstanden?"15 Von Piaton, Aristoteles, Ptolemäus, Boethius, Thomas von Aquin, Dante, bis hin zu Plethon, Pomponazzi und vielen anderen Gelehrten wurden diese „Schickung" und diese „festen Gesetze" mit den Begriffen heimarmene und fatum umschrieben. Es besagte so viel wie: Schicksalsordnung. Fatum und heimarmene verweisen zunächst auf die Annahme, daß in der Natur eine Kausalität waltet, die man von der Bewegung der Sterne über die Veränderungen in der sublunaren Welt bis hinab zu den Menschen verfolgen kann - eben bis dorthin, wo die Gelehrten jeweils die Grenze zogen: sei es bei den menschlichen Temperamenten, also bei dem Charakter und bei den Neigungen, oder sei es bei dem menschlichen Willen. Die Neigungen 13
PEUCER: Commentarius, 1576, S. 59r: „Certae sunt ex perpetuo constantique ordine, et inenarrabili lege naturae praedictiones effectuum, qui immediate kai acorisoi et oriuntur ac dependent a proprijs coelestium corporum naturis, et motus eorundem certo comprehensos sequuntur, quales sunt de emersu apparitioneque et occultatione stellarum, de momentis ineuntium, et desinentium intervallis, de Eclipsibus, et aliae huiusmodi. A d eundem finem enim condita sunt lumina coeli, ut suis circumvecta orbibus, reliquas stellas et terras subiectas collustrent."
14 15
Etwa TESTER: History of Western Astrology, S. 2f. MANILIUS: Astronomica, 4. Buch, Zeile 1 3 - 2 5 , S. 261. Vgl. die frühneuzeitliche Ausgabe Antonius Molinius mit einer W i d m u n g für Pontus de Tyard, einem später dezidierten Gegner der Astrologie. MANILIUS, MARCUS: Astronomicon ad Caesarem Augustum. L y o n 1551. HÜBNER, WOLFGANG: Die Rezeption des astrologischen Lehrgedichts des Manilius in der italienischen Renaissance. In: F. KRAFFT und R. SCHMITZ (HGG.): Humanismus und Naturwissenschaften. Boppard 1980, S. 3 9 - 6 7 .
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waren, wie wir bereits gesehen haben und noch sehen werden, für Melanchthon und Peucer die entscheidende Grenze. An der Entscheidung, ein Horoskop zu erstellen, machte sich traditionell die Grenze zwischen der sogenannten natürlichen und der judizialen Astrologie fest. Die judiziale Astrologie arbeitete mit Horoskopen und befürwortete sie, wohingegen die natürliche Astrologie ausschließlich die natürlichen Kausalprozesse untersuchte. Andere, nicht weniger wichtige Fragen, schlössen sich hieran an. Wie gestaltet sich das Verhältnis dieser natürlichen Schicksalsordnung zur göttlichen Omnipotenz und zur Providern'? Kann Gott in seiner Allmacht nach seinem Gutdünken seine eigene Naturordnung aufheben, oder muß er sich an sie halten? In allen Fragen der natürlichen Kausalität, die an den Sternen abgelesen werden konnte, erinnerten sich die Wittenberger implizit an Luthers Streit mit Erasmus über den freien Willen.16 In diesem Streit war nicht strittig, daß der Wille des Menschen in sämtlichen Belangen seines irdischen Daseins frei ist, so oder auch anders zu handeln. Der Streit zwischen Luther und Erasmus ging ausschließlich um die Frage, ob der Mensch mit seinen durch den freien Willen herbeigeführten guten Taten sein Heil bewirken könne oder nicht. Erasmus bejahte diese Frage, Luther verneinte sie; für Luther ist das Heil von Gott in Jesus Christus ein für allemal unwiderruflich allen Menschen angeboten, dessen der Mensch im Glauben und Vertrauen auf Gott teilhaftig wird. Eine Folge dieses Glaubens sind die guten Taten des Menschen; mit den guten Taten an Christus vorbei sozusagen auf eigene Faust das Heil verwirklichen zu wollen, wäre nämlich identisch mit der Ablehnung des Heilsangebotes Gottes. Für Luther kommt hinzu, daß Gott auch demjenigen gegenüber, der Gottes Angebot ablehnt, die Heilszusage als Angebot aufrechterhält; auch hier ist der freie Wille des Menschen nicht mächtig genug, um Gott zu zwingen, die unwiderrufliche Heilszusage für diesen „Ungläubigen" partiell aus dem Verkehr zu ziehen. Hier also ist der Wille des Menschen unfrei und von Gott abhängig. Um all das wußten die Wittenberger. Ist aber der freie Wille des Menschen, der unter stellaren Einflüssen stand aus astrologischer Perspektive betrachtet - auch in den irdischen Dingen nicht in einer vergleichbar abhängigen, und daß heißt unfreien, Lage wie der freie Wille des Menschen in bezug auf das Heil unfrei und abhängig ist von Gottes Heilswillen? Natürlich spielen die theologischen Erwägungen über den freien Willen in der astrologischen Debatte um ihn nur eine nachgeordnete Rolle.17 Doch geriet durch die Astrologie der von der Theologie, auch von Luther und Calvin, verteidigte freie Wille in der Gestaltung des gesamten irdischen Bereichs in die Bredouille. Was in der Astrologie als freier Wille verhandelt wurde, konnte Luther 16
LUTHER, MARTIN: De servo arbitrio. In: DERS.: WA, Bd. 18, Weimar 1908, S. 551-787; ERASMUS v. ROTTERDAM: Hyperaspistes diatribae adversus servum arbitrium Martini Lutheri. Liber Primus. Erstes Buch der Unterredung ,Hyperaspistes' gegen den .Unfreien Willen' Martin Luthers. Übers., eingel. und mit Anmerkungen vers, von WINFRIED LESOWSKY. Darmstadt 1995, S. 197-675. MCSORLEY, HARRY J.: Luthers Lehre vom unfreien Willen. Nach seiner Hauptschrift De Servo Arbitrio im Lichte der biblischen und kirchlichen Tradition. München 1967. Vgl. auch zum Unterschied im Providenzverständnis zwischen Luther und Melanchthon: ROSIN, ROBERT: Reformers, the preacher, and scepticism. Luther, Brenz, Melanchthon, and Ecclesiastes. Mainz 1997.
17
V g l . CRAHAY, ROLAND: Après
colloque.
In: CENTRE V. L. SAULNIER (HG.): Divination et controverse
religieuse en France au XVIe siècle. Paris 1987, S. 147-152. Es wird gezeigt werden, daß die Einschätzungen von ELERT, WERNER: Morphologie des Luthertums. Erster Band: Theologie und Weltanschauung des Lutherthums hauptsächlich im 16. und 17. Jahrhundert. München 1965, S. 385 u. ö. korrigiert werden müssen. Er behauptete, daß Melanchthon ein unbedingter fatums-Anhänger war und setzte diesen Begriff mit Determination gleich.
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Das Lesen der Natur
und Calvin nicht unberührt lassen; sie machten deshalb grundsätzliche Einwände gegen die judiziale Astrologie geltend, die an anderen Fragen sich entzündeten. Bei Calvin war es die Frage: Kann der Mensch die göttliche Providenz einsehen oder nicht?18 Bei Luther die Frage: Ist die Astrologie eine Wissenschaft?19 Das, was die Melanchthonschüler im Zusammenhang mit der Astrologie und dem freien Willen verhandelten, war die Freiheit in irdischen Dingen, die Wahlfreiheit des Menschen. Zu ihr gehörte auch die Freiheit im Bereich der Ethik: ein Mensch, der mit Hilfe der Astrologie seine charakterlichen Neigungen erkannt hatte, konnte entweder seine bösen Neigungen zurückweisen oder seine guten kultivieren. Hieraufbin ich bereits in dem vorangegangenen Kapitel eingegangen. Kritiker der Astrologie, ganz gleich, ob sie nun in der Spätantike oder im Hochmittelalter schrieben, meinten, die Astrologen wollten den Willen des Menschen mit in die stellare Kausalität einbinden. Für sie stellte das Horoskop das Zünglein an der Waage ihres Urteils über die Astrologie dar: zwischen der von ihnen anerkannten natürlichen Astrologie der aristotelischen Physik und der - aus Sorge um den freien Willen - abgelehnten judizialen Astrologie eines Ptolemäus und der Araber. Die Kritiker legten gern all jene, die Horoskope erstellten, in dieselbe intellektuelle Schublade wie Manilius. Sofort kippte für sie die Waagschale zuungunsten der judizialen Astrologie, die, wie das Sprichwort sagt, das Kind mit dem Bade ausgeschüttete. Die Frage, ob die jeweiligen Astrologen tatsächlich annahmen, der Mensch sei stellar determiniert und müsse Zeit seines Lebens in seinem Schicksal ausharren, interessierte die Kritiker nur nebenbei. Sie hegten ihr Vorurteil, die Astrologen wollten bewusst den freien Willen beschränken. Obwohl kaum ein Astrologe explizit den stellaren Determinismus befürwortete, schrieben die Astrologen in Wittenberg und in Italien der natürlichen Astrologie sehr unterschiedliche Funktionen zu. Den einen diente sie zur Erkenntnis der Natur. Die anderen, wie etwa Pico, Ficino und Agrippa, wollten mit der Astrologie natürliche Prozesse verändern, vervollkommnen und nutzbar machen. Pico della Mirandola forderte in seiner Oratio de dignitate hominis (gedruckt 1496) den Menschen dazu auf, sich der naturkausalen Prozesse zu bedienen und sich als ,Vernunftwesen' darüber zu erheben. Das Bild dieser drei ,Magier' übte in der Renaissance eine erstaunliche Faszination auf die Zeitgenossen aus. Hieß das womöglich, daß sich der Mensch über seinen Status als Geschöpf erheben könnte? Die Wittenberger beschränkten sich, wie wir sehen werden, vor allem auf die erkennende, hermeneutische Funktion der Astrologie. Die grundlegenden Vorstellungen der natürlichen Astrologie wurden sowohl von den Kritikern der judizialen Astrologie wie auch von deren Befürwortern gleichermaßen geteilt. Sie waren so eng mit den seit Aristoteles formulierten kausalen Prozessen in der Natur verwoben, daß sie davon nicht getrennt werden konnten. Den Gedanken der natürlichen Kausalität hatte Aristoteles in seinem Werk De generatione et corruptione grundgelegt. Diese Kausalität wurde durch zahlreiche Koalitionen mit medizinischen Vorstellungen eines Galen und eines Hippokrates auf den physischen Menschen ausgedehnt, dessen physische Abhängigkeit von den Sternen in der natürlichen Astrologie bis in die Zeit von Fracastoro befür-
18 19
V. a. CALVIN: Advertisement contre l'astrologie judiciaire, (erstmals 1546), passim. LUDOLPHY, INGETRAUT: Luther und die Astrologie. In: P. ZAMBELLI (HG.): .Astrologi hallucinati'. Stars and the End of the World in Luther's Time. Berlin 1986, S. 101-107.
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wortet wurde. Erst Fracastoro löste diese allmählich von den Einflüssen der Sterne ab.20 Doch selbst bei den Befürwortern zirkulierten die unterschiedlichsten Vorstellungen über die in der Natur waltenden Prozesse. Peucer und Melanchthon sahen sich durch etliche neue Naturphilosophien herausgefordert, deren wichtigste Marsilio Ficino und Pomponazzi verfassten. Sie sahen, wie Marsilio Ficino in seiner Theologica platonica (1482) und seinem De vita triplici (1489) ein großes, wunderbares Gemälde entworfen hatte von den Sympathien und den Antipathien zwischen Mikro- und Makrokosmos. Sie lasen, wie die Weltseele im Kosmos waltete und wie sich der Forscher der magia naturalis der Sympathien und Antipathien bedienen konnte, um medizinisch zu heilen oder einfach nur das Leben angenehm gestalten zu können. Andererseits bemerkten sie, wie Pomponazzi in der Natur eine strenge Kausalität walten sah, in der alles sublunare Geschehen erklärt werden konnte21: sogar Wunder konnten naturalisiert werden und stellten nicht mehr die Folge des Eingriffs einer übernatürlichen Intelligenz dar.22 Auch sie ließen sich mit der Astrologie erklären. Diese Ausgangslage hat die Gelehrten aus Wittenberg stark beschäftigt, weil sie ihre eigene Interpretation von den stellaren Einflüssen formulieren wollten. Einerseits standen sie vor dem Konglomerat an kritischen Einwänden, die sich an der judizialen Astrologie festmachten. Andererseits lagen vor ihnen radikal neue Versuche der Renaissancephilosophen, die Prozesse in der natürlichen Astrologie zu beschreiben. Gleichwohl war bei den Wittenbergem die Bewunderung für die Ordnung in der Natur so stark, daß auch sie in der Astrologie einen Schlüssel fanden, um die Natur und den Menschen besser erklären zu können. Modemen Lesern, die mit der Geschichte der Astrologie wenig vertraut sind, kann diese Debatte leicht als anachronistisch erscheinen. Doch so anachronistisch ist sie nicht. Es wäre nämlich leicht möglich, die philosophischen Probleme der damaligen Debatte modern zu formulieren: So fände etwa die Debatte über die physiologische Determiniertheit des Menschen im heutigen Materialismus ihren Platz. Ist der Mensch ein Produkt seiner cerebralen Leistungen oder ist er über sie erhaben? Ganz zu schweigen von den neuen Herausforderungen der Anthropologie seit Einstein und der durch ihn wieder aufgelebten Debatte über die Stellung des Menschen im Kosmos. Für die Gefühlswelt ist es womöglich ein Unterschied, ob der Mensch sich frei von Bindungen in einen unendlichen Kosmos gestellt sieht, oder ob er sich in einen begrenzten Kosmos eingebunden und in innerem Zusammenhang mit der Natur versteht. Dies ist ein weites Feld möglicher Debatten, die in der Renaissance unter dem Vorzeichen des fatum geführt wurden.
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Vgl. BRUNO ZANOBIO: Art. Fracastoro, Girolamo. In: DSB, Bd. 5, 1972, S. 104-107. POMPONAZZI: De naturalium effectuum causis sive de incantationibus, Basel 1567, S. 123: „Neque tantum ex horum peritia sciuntur futura, verum praesentia et praeterita: ex quibus concluditur, omnem effectum hic inferius aut per se aut per accidens reduci ad coelum, et ex peritia corpomm coelestium miranda et stupenda posse cognosci et pronuncian." PINE: Pietro Pomponazzi, S. 237, S. 255ff.
Das Lesen der Natur
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Fatum physicum Der Begriff des fatum physicum faßte alles Naturgeschehen, das die Wittenberger interpretieren wollten, in einem Begriff zusammen. Melanchthon übernahm den Begriff aus Ptolemäus' Quadripartitum: „Mit Schicksal bezeichnet man eine Folge natürlicher Verursachungen, das heißt die Verbindung der Sterne mit den Temperamenten und den Neigungen." Etwas präziser ausgedrückt besagte der Begriff auch: „Unter physischem Schicksal versteht man den Stand der Sterne, der entweder in den Elementen oder in den Körpern der Lebewesen die Ursache bestimmter Eigenschaften ist, wie klar und deutlich ist: die uns umgebende Luft wird wärmer, sobald im Sommer die Sonne näher an unseren Scheitelpunkt heranrückt und die Strahlen auf ihn senkrechter hinabschickt."23 Für die Zeitgenossen stellte Melanchthons Begriff des fatum physicum etwas besonderes dar; er war so speziell, daß Rudolf Goclenius ihn später ausdrücklich mit dem Namen seines Urhebers verband.24 Speziell war er für ihn deshalb, weil er zweigeteilt war. Melanchthon hatte das fatum divinum von dem fatum physicum getrennt. Die Begriffe Notwendigkeit, Determination und freier Wille hatten in den jeweiligen Aussagebereichen - göttlich oder naturgesetzlich - eine jeweils andere Bedeutung: in der sublunaren Schicksalsordnung herrschten anders gedachte Bedingungen als in der göttlichen Sphäre der Providenz. So erlaubte der Begriff den Wittenbergern, Mißverständnisse auszuräumen, die mit der eigenen theologischen Sicht von der Schöpfung und dem Erhalt der Erde durch Gott nicht vereinbar waren. Eines der großen Mißverständnisse, das die Astrologiebefürworter auf jeden Fall ausräumen wollten, ihre Gegner hingegen in polemischer Absicht zuspitzten, war der bereits erwähnte Gedanke, die stellaren Einflüsse würden auf die Erde mit Notwendigkeit wirken,25 23
24 25
MELANCHTHON: Initia, Sp. 329: „Fatum significai Seriem causarum naturalium, id est copulationem stellarum cum temperamentis et inclinationibus" und Sp. 331 : „Fatum physicum vocari stellarum positum, qui vel in elementis, vel in animantium corporibus causa est certarum qualitatum, ut manifestum est, aerem nos ambientem fieri calidiorem, cum Sol in aestate propius ad verticem nostrum accedens, radios in eum rectiores spargit." GOCLENIUS, RUDOLF (D. ÄLTERE): Lexicon Philosophicum quo tanquam clave philosophiae fores aperiuntur. Frankfurt 1613. ND Hildesheim 1964, Sp. 571-574, hier Sp. 572f. Stoische Naturnotwendigkeit war immer ein Schlagwort in den Astrologiedebatten gewesen. In der Renaissance erhielt das Schlagwort vermutlich über Ficinos spiritus-Gedanken wieder neue Nahrung, denn der Gedanke, daß der Mensch an die Wirkkräfte der Planeten über einen Spiritus gebunden wurde, war letztendlich stoischen Ursprungs. Siehe WALKER, D. P.: Spiritual and demonic magic. From Ficino to Campanella. London 1958, S. 12. Spätestens seit ClCEROS De Divinatione wurde die Idee, daß die stellare Natur notwendig auf die sublunare Welt wirke, mit der stoischen Naturphilosophie überhaupt identifiziert. Die stoische Kosmologie wird am besten in zwei Quellen sichtbar. Erstens, in ClCEROS De natura deorum, Buch II. Heute wird BALBUS, der Redner des II. Buches, mit dem biographisch kaum faßbaren MANILIUS gleichgesetzt. So REEH, ALMUT: Interpretationen zu den Astronomica des Manilius mit besonderer Berücksichtigung der philosophischen Partien. Diss. phil. Marburg 1973. Die zweite darstellende Quelle ist DIOGENES LAERTIUS: Leben und Meinungen berühmter Philosophen, dort das Buch VII über ZENON. Zur antiken Kritik an den Stoikern vgl. LONG, A. A.: Astrology: Arguments for and against.
In: J. BARNES, J. BRUNSCHWIG, M . BURNYEAT u n d M . SCHOFIELD (HGG.): Science and
Speculation. Studies in Hellenistic theory and practice. Cambridge/England 1982, S. 165-193; GUILLAUMONT, FRANÇOIS: Philosophe et augure. Recherches sur la théorie cicéronienne de la divination. Brüssel 1984. In der Renaissance betonte Pomponazzi die Gleichsetzung von Manilius mit den Stoikern, so in POMPONAZZI: Libri quinque de fato, de libero arbitrio et de praedestinatione. Hrsg. von
Fatum
physicum
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und zwar so, w i e es Manilius in seinem Lehrgedicht beschrieben 2 6 und auch der hermetische Traktat Asclepius vorgetragen hatten. 27 Dieser Gedanke sei stoisch - so Pico, Pomponazzi und auch Melanchthon. Alle drei lehnten ihn deshalb generell und aus moralphilosophischen Gründen ab. S o sagt der letztere: „Das stoische Schicksal ist die Verknüpfung der ersten Ursache mit den Zweitursachen, sowohl den natürlichen Ursachen als auch mit denen, die aus freiem Willen entstehen. Dabei darf man nicht annehmen, die erste Ursache könne anders agieren, als die Zweitursachen zu tragen vermögen. A u c h darf man nicht annehmen, der Wille könne anders handeln." 2 8 Wurde dieser Gedanke explizit auf das Individuum g e münzt, brandmarkten die Kritiker diesen Sachverhalt als ,chaldäische Astrologie'. 2 9 Stoischer Notwendigkeitsgedanke und ,chaldäische Astrologie' waren also die Begriffe, in denen sich Kritiker und Befürworter der Astrologie gemeinsam trafen; beide Parteien dachten aber an j e w e i l s andere Zeitgenossen, w e n n sie ihn verwendeten. D a s fatum physicum beinhaltete die Idee, Gott habe als erster B e w e g e r (oder Schöpfer) i m aristotelischen w i e scholastischen Sinne die Sterne und Planeten „ex aethereis tantum" aus d e m Äther 3 0 - geschaffen, und er bestimme durch ihre B e w e g u n g (ihre Umlaufbahnen)
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RICHARD LEMAY. Lungano 1957, S. 190. Vgl. auch POHLENZ, MAX: Die Geschichte der Stoa. Geschichte einer geistigen Bewegung. 2 Bde. 7. Aufl. Göttingen 1992; ZANTA, LEONTINE: La renaissance du stoïcisme au XVIe siècle. Genf 1975. MANILIUS wurde auch in der Renaissance nicht nur als astrologischer Ketzer gebrandmarkt. Sein sehr vielschichtiges Buch wurde von REGIOMONTANUS und BONICONTRI ediert, von PONTANO als stilistisches Vorbild verwendet, von praktizierenden Astrologen, wie dem Kieler DAVID HERLITZ, eifrig benutzt. Siehe HÜBNER: Rezeption des astrologischen Lehrgedichts des Manilius, S. 39-67.
27
COPENHAVER: Hermetica,
28
So MELANCHTHON: Initia, Sp. 329: „Fatum stoicum est connexio primae causae cum secundis naturalibus et voluntariis, talis, ut nec prima causa aliter eiere posse existimetur, quam ut secundae feruntur, ne voluntas aliter agere posse existimetur...". Gleichlautend CHYTRAEUS, DAVID: Explicationes vocabulorum: necessitatis; determinationis Divinae; fati; contingentiae; virium humanarum; liberi arbitrii. Rostock 1565, S. c7r; PEUCER: Commentarius, 1576, S. 413v. Als Bedrohung wurde vor allem die Entlastung des Menschen von seinem Beitrag an bösen Taten empfunden. Wie die Chaldäer langsam zum gemeinsamen Feindbild der Astrologiekritiker wie auch der Astrologiebefürworter wurden, ist eine lange Geschichte. Seit der Antike nahm man an, daß der Chaldäer BEROSUS die Astrologie nach Griechenland brachte. Vgl. dazu R0CHBERG-HALT0N: Elements of the Babylonian contribution to hellenistic astrology. In: Journal of the American Oriental Society 108, 1988, S. 51-62. Die Berosus-Legende wurde außer von Pico della Mirandola auch im 16. Jahrhundert weitererzählt. So Giovanni Nanni seit 1498: NANNI, GIOVANNI (HG.): Antiquitatum variarum autores: Berosi Babylonii • antiquitatum libri V. Lyon 1552, S. 24-54. Zu Picos fulminanter Kritik siehe GRAFTON: Giovanni Pico della Mirandola'. Trials and Triumphs of an Omnivore, S. 93-135. Die Befürworter der Astrologie im 16. Jahrhundert einigten sich darauf, daß Pico della Mirandola eigentlich nur die Chaldäische Astrologie abgelehnt hatte. Deshalb lehnten Luca Gaurico, Melanchthon, Peucer et al. diesen „Wahnsinn" der chaldäischen Astrologie mit dem Argument ab: PEUCER: Commentarius, 1576, S. 418v: „Non artis complector nomine Chaldaeorum inania et aperte conficta commenta, quibus et artem et coelum ipsum repleverunt, dum praeter lucentes stellarum globos, commenticia alia insculpunt orbibus signa, ut quod ambitiöse et falso iactitant, omnium hominum fata, quaeque quis nosse desiderat, quantumvis celata et condita, inde excudant at proférant, omniumque quae eveniunt, rationes protinus e coelo deducant."
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S. 6 7 - 9 2 .
So schon ARISTOTELES, der verneinte, daß die Sterne aus den Elementen Feuer, Wasser, Luft, Erde gemacht sein könnten, weil sie dann einer Veränderung unterlegen hätten. An dieser Theorie halten die Schüler Melanchthons bis weit in das 16. Jahrhundert hinein fest, mit der Begründung: es gäbe keine
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Das Lesen der Natur
Abb. 10: Johannes Stabius' Prognosticon ad annos domini MDIII et 1111. Nürnberg [1502], Man dachte sich die Erde permanent den himmlischen Einflüssen ausgesetzt.
und durch ihr Licht qualitativ die Mischungsverhältnisse aller sublunaren Elemente (Feuer, Erde, Wasser, Luft mit den primären Qualitäten: feucht, kalt, trocken und warm).31 Der Gedankengang von Melanchthon fußt, weitgehend unverändert, auf den Ideen von Ptolemäus und von Aristoteles, insbesondere auf denen, die Aristoteles in der Physik, in De generatione et corruptione,32 in De caelo,33 und in den Meteorologica entwickelt hatte.34 Die aus De caelo entnommenen zentralen Gedanken waren das 2weifache Bewegungsprinzip: die rektilineare und die zirkuläre Bewegung sowie das Wärmeprinzip, das die himmlische Wärme durch die Reibung der Sphären aneinander entstehen ließ.35 Aus den Meteorologica wurden die näheren Ausfuhrungen über das fünfte Element, den Äther, und Vorstellungen über die
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supralunare Veränderung. Vgl. MELANCHTHON: Initia, Sp. 223; PEUCER: Commentarius, 1576, S. 325vfF. Sowie PEUCER: Elementa doctrinae de circuits coelestibus, 1551, passim. MOREAU, JOSEPH: Die finalistische Kosmologie. In: G. SEECK (HG.): Die Naturphilosophie des Aristoteles. Darmstadt 1975, S. 59-76. MANSION, AUGUSTIN: Der Charakter der aristotelischen Physik. In: G. SEECK (HG.): Die Naturphilosophie des Aristoteles. Darmstadt 1975, S. 29-38. Vgl. einführend CRAEMER-RUEGENBERG, INGRID: Die Naturphilosophie des Aristoteles. Freiburg im Breisgau 1980. Folgende Ausgabe von ARISTOTELES: De Generatione et Corruptione wurde verwendet: ARISTOTELES: On Sophistical Refutations, On Coming-to-be and Passing-away, On the Cosmos. With an English translation by E. S. FOSTER und D. J. FURLEY. Cambridge/Massachusetts, London 1965. ARISTOTELES: De Caelo. On the Heavens. With an English translation by W. K. C. GUTHRIE. Cambridge/Massachusetts, London 1971. ARISTOTELES: Meteorologica. With an English translation by H. D. P. LEE. Cambridge/Massachusetts, London 1978. Die Kommentare dieses Werkes von Averroes, Simplicius und später von Petrus de Avernia und Agostino Nifo wurden in der Renaissance sehr wichtig.
Fatum
physicum
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Beschaffenheit der Kometen übernommen. 3 6 D a s Agieren der Elemente in der sublunaren Sphäre (Feuer, Wasser, Erde, Luft) nach dem aktiven und dem leidenden Prinzip übernahm e n die Wittenberger aus De generatione et corruptione.37 Alle L e b e w e s e n unterlagen inf o l g e d e s s e n einer permanenten Veränderung. „Generatio und corruptio", also Leben und Sterben, wurden auf diese W e i s e erklärt. D i e s e s so definierte fatum entsprach den durch Thomas v o n A q u i n adaptierten Vorstellungen von Aristoteles. D e n Hintergrund des fatum physicum bildete bei den Wittenbergern die göttliche Providenz. Sie hielt die natürliche Ordnung aufrecht. Das fatum physicum war nur die logische und physikalische Konsequenz alles dessen, w a s Gott in der Natur intendierte. D e s h a l b konnten die Wittenberger sagen: „Deus imperat astris. Fata augere potest, tollere fata potest." 38 S o war das fatum physicum nicht der Spruch irgendeiner griechischen oder römischen Gottheit - w i e in Vergils Aeneis39 - , sondern es vollstreckte die göttliche Providenz, eine Providenz, die absolut das Gute für die Menschen als Ziel markiert hatte. 4 0 Spätestens seit Boethius war das fatum in dieser Weise christianisiert. 41 Gott blieb der freie Walter über
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Auch dieses Werk hatte griechische Kommentatoren: wie etwa den für die naturalistischen Naturphilosophen w i c h t i g e n ALEXANDER von APHRODISIAS. Später d a n n FABER STAPULENSIS u n d AGOSTINO
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NLFO. Die Idee und Zahl der Elemente im Universum und auf der Erde wurden in der Renaissance heftig debattiert. Die riesige Anzahl an Kommentierungen dieses Werkes, die in der Renaissance zur Verfugung standen, reichen von Marsilius von Inghen, Albert von Sachsen, Nicolas de Grouchy, Flaminio Nobili, Agostino Nifo, dem Kollegium Conimbricense bis zu Franciscus Toledo und anderen. So GEORG CRACOW in seinem Widmungsgedicht zu GARCAEUS: Astrologiae methodus, Basel 1576, S. A2v. Bei Vergil ist die enge Verknüpfung von fatum und Astrologie besonders eindrücklich zu sehen. Die Irrfahrten des Äneas werden durch die Götter und die Sterne gelenkt, weil die antike Astrologie die Planeten ja als Götter dachte. Vgl. VERGIL, PUBLIUS: Aeneis. Epos in zwölf Gesängen. Unter Verwendung der Übertragung LUDWIG NEUFFERS übers, und hrsg. von WILHELM PLANKL unter Mitwirkung von KARL VRETSKA. Stuttgart 1998. Bei den Griechen wurden die Planeten erst nach Piatons Zeiten wieder Götter, etwa Jupiter Zeus, Mars der griechische Gott Ares, Merkur der griechische Hermes etc. Siehe SEZNEC, JEAN: Das Fortleben der antiken Götter. Die mythologische Tradition im Humanismus und in der Kunst der Renaissance. Aus dem Französischen von HEINZ JATHO. München 1990, S. 33, passim. Die Autoren verwenden immer nur den Begriff Providenz und nicht etwa Omnipotenz oder Prädestination. Vgl. CHYTRAEUS: Explicationes vocabulorum, S. b6rv: „Providentia est actio Dei, qua non solum omnia cernit et futura praevidet, verum etiam naturas rerum a se conditas conservai et generi humano praecipue, de omnibus rebus necessariis providet, et bonos iuvat ac defendit, iniustos autem et sceleratos punit." MELANCHTHON, PHILIPP: Initia doctrinae physicae Dictata in Academia Vitebergensi. herum edita. Wittenberg 1550, S. 28: „Usitatum est vocare providentiam et cognitionem, qua Deus omnia cernit et prospicit, et gubernationem, qua naturam universam servat, id est, ordinem motuum, vices temporum, foecunditatem terrae et animantium, et curat et servat genus humanuni, custodit politicam societatem, imperia, iudicia, iusticiam, punit atrocia scelera pugnantia cum lege naturae, in qua voluntatem suam nobis ostendit, et tandem iniuste oppressos liberat." So auch PEUCER: Commentarius, 1576, S. 45r. BOETHIUS, ANICIUS MANLIUS SEVERINUS: Trost der Philosophie. Philosophiae consolationis libri V. Übers, und hrsg. von KARL BÜCHNER. Mit einer Einführung von FRIEDRICH KLINGNER. Stuttgart 1992, 4. Buch, 6. Prosa, hier S. 137: „Aber gibt es in dieser Kette in sich zusammenhängender Ursachen eine Freiheit unserer Entscheidung oder fesselt die Kette des Verhängnisses auch die Bewegungen der menschlichen Seele? Es gibt sie, sagte sie." Den menschlichen freien Willen begründete er geschickt mit dem Gedanken des menschlichen Erkenntnisdefizits.
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Das Lesen der Natur
das physikalische Fatum.42 Er halte sich zwar prinzipiell an die causae secundae (Sterne) als Vermittlungsgestalten seines Willens auf der Erde, könne aber diese von ihm abhängige Naturordnung nach seinem Willen suspendieren (etwa, wenn er, wie beim Tod Jesu, die Sonne stillstehen ließ - so das zeitgenössische Beispiel).43 Auch der Mensch war demzufolge nicht prädeterminiert: er blieb frei, konnte gegen die göttliche Ordnung verstoßen und sich dem Teufel andienen. Konnte der Astrologe aber mit der Entschlüsselung des fatum physicum Einblick nehmen in die göttliche Providenz? Luther und Calvin hatten dies, wie oben dargelegt, kategorisch ausgeschlossen. Doch Melanchthon und die Wittenberger glaubten gerade daran, wie wir noch sehen werden. In seinen Initia hat Melanchthon das fatum physicum weiter ausbuchstabiert. Sein Anliegen war es dabei, den Astrologen, den er als Naturforscher begriff, mit dem Auftrag zu versehen, herauszufinden, warum und wie sich die Elemente auf der Erde miteinander vermischen konnten.44 So sagt Melanchthon: „Es ist die Aufgabe der Physiker, in der Welt der Materie aufzuzeigen, warum sich die Elemente wechselseitig in ein jeweils anderes Element verwandeln können." 45 Die Veränderungsprinzipien erblicken Melanchthon und Peucer in den causae secundae der Planeten- und Sternenbewegung, und hier speziell in den sogenannten okkulten Qualitäten. Das hieß, ein Naturforscher mußte gleichzeitig auch Astrologe sein. Das Wesen der stellaren Ursachen war aber in der Renaissancezeit umstritten, wie Picos Diskussion über die Wirkungsweisen derselben zeigt. Pico della Mirandola bestritt, daß man mit den stellaren Ursachen (Licht, Wärme und Bewegung) die partikularen Veränderungen auf der Erde erklären könne. Sie seien nur als Universalursachen tätig. Die Sterne übten nur generell ihren Einfluß auf die Natur aus - so etwa auf das jährlich wiederkehrende Wachstum der Pflanzen im Frühjahr und auf ihr Vergehen im Winter. Um die individuellen Veränderungen zu erklären, müsse der forschende Geist, so Pico, die Veränderungprinzipien, die in der Materie selbst begründet lägen, untersuchen.46 Gleichwohl war sich auch Pico seiner Überzeugung offensichtlich nicht so sicher, weil er Jahre vor seiner Disputatio contra astrologiam in seiner Oratio de dignitate hominis denjenigen Magier gelobt hatte, der bestimmte Prinzipien der magia naturalis verwendete, um mit ihnen die Natur im Detail zu vollenden.47
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Vgl. CHYTRAEUS: Explicationes vocabulorum, S. c6v und PEUCER: Commentarius, 1576, S. 50rv. CHYTRAEUS: Explicationes vocabulorum, S. c7v; PEUCER: Commentarius, 1576, S. 50r. MELANCHTHON: Initia, Sp. 295: „Erudite igitur Physici non ab elementis, sed a materia [d. i. das Prinzip der Veränderbarkeit; d. h. wie sind die Elemente beschaffen, um Veränderungen aufzunehmen?] exordiuntur, ut ostendant transmutationes non fieri ex nihilo, et monstrent, cur elementa inter se transmutari possint." MELANCHTHON: Initia, Sp. 297: „Physicos haec de materia quaerere, ut monstrent causam, cur elementa inter sese transmutari possint." Vgl. hierzu v. a. PICO DELLA MIRANDOLA, GIOVANNI: Ioannis Pici Mirandulae Concordiae comitis disputationum in astrologiam. Basel 1557, S. 411-732, v. a. S. 455: „Quod cum manifeste appareat in rebus, natura, speciebusque diversis, mirum quomodo non intelligant multo magis idem credendum de varietate individuorum, quae quanto magis et particularis est, et a materia plurimam trahens originem, minus referri potest in causam maxime et formalem et universalem." Bei Pico della Mirandola spielten die Bewegung und die Wärme die herausragendste Rolle. Vgl. für den naturphilosophischen Gesamtkontext INGEGNO: The new philosophy of nature, S. 239ff. PICO DELLA MIRANDOLA: Rede über die Würde des Menschen, S. 64f.
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Fatum physicum
Pomponazzi hatte die Planetenbewegung als universale Ursache der Physik und für den Physiker angenommen.48 Auf Pomponazzi und auf Pico haben die Wittenberger geantwortet.49 Die erste Antwort, die Melanchthon gab, betraf das Wesen der Universalursache. In den Initia ordnet er die Planeten und Sterne der Kategorie der Wirkursachen zu. Solche Ursachen dominierten in der natürlichen Welt. Bei diesen Ursachen fragt der Forscher mit Aristoteles im 2. Buch der Physik (194b3): „Woher [kommt] der anfängliche Anstoß zu Wandel oder Beharrung?" 50 Trotz der bekanntermaßen umfangreichen Klassifizierungen der Ursachen in Aristoteles' Physik genügt es hier, sich auf den von Melanchthon betonten Unterschied zwischen den universal wirkenden Ursachen (Universalursachen) und den partikular wirkenden Ursachen {Partikularursachen) zu konzentrieren, der ganz aristotelisch ist. Die erste universale Ursache ist Gott. Die nachfolgenden Ursachen bezeichnet er als himmlische Ursachen, wodurch er eine Verwechslung mit Pomponazzis Universalursache vermeiden will. „Die erste Ursache, nämlich Gott, nennen wir das Allgemeine, das Universale, weil alle Zweitursachen von ihr bedient werden ... Aber die Aristoteliker nennen die Bewegung des Himmels oft das Allgemeine, das Universale. Diese Ursache können wir aber viel klarer mit dem Begriff himmlisch benennen."51 So will er also ausschließen, daß, wie Pomponazzi annahm, allein die Planetenbewegung als universale Ursache firmieren konnte. Gegenüber den himmlischen Ursachen ist Gott die „erste Ursache" und ist als solcher Universalursache. Mit dieser Bestimmung gibt Melanchthon der Physik ihre metaphysische Begründung.52 Die „himmlischen Ursachen" der Planeten und der Sterne wirken nach Melanchthon aber keineswegs ausschließlich universal - wie dies Pico in seiner Disputatio behauptet hatte. Sie wirken in Melanchthons Konzeption durch ihr Licht eben auch partikular, weil die Strahlenkraft der Planeten an den jeweiligen Stationen ihrer Umlaufbahnen uneinheitlich wirkten. Permanent empfingen sie andere Strahlen und würden damit in ihrer wirkenden Kraft variiert. Erst astrologische Konstellationen könnten diese partikulare Wirkkraft erkennbar werden lassen. Als Beispiel nennt Melanchthon eine Konjunktion (d. h. das Zusammentreffen zweier Planeten an einem Punkt des Zodiak), nämlich die Konjunktion von Saturn und Mars, die die partikulare himmlische Ursache einer Krankheit sei; davon unter-
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KESSLER: Pietro Pomponazzi, S. 397-419. MELANCHTHONS Jnitia doctrinae physicae" können ohne diese Hintergrundfolie gar nicht verstanden werden. Melanchthon ging ausführlich vor allem auf Picos Monita ein und verläßt sich auf die Vernunft von Ptolemäus und Aristoteles, den er teilweise korrigierte. Bei ihm spielt die neuplatonische Kosmologie keine Rolle. Die Vorstellung etwa, daß die Planeten von den Intelligenzen bewegt werden, die sich bei Jamblich finden lassen, lehnt er explizit ab. Vgl. MELANCHTHON: Initia, Sp. 228. Ähnlich straft er die Vorstellungswelt aus dem sogenannten griechischen Corpus Hermeticum und dem „Asclepius" mit Nichtbeachtung.
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ARISTOTELES: Physik. Vorlesung über die Natur. Übersetzt von HANS GÜNTER ZEKL. Hamburg 1995, II, 194b3, S. 31. Vgl. zu den folgenden Ausfuhrungen auch MELANCHTHON: Initia, Sp. 308ff. MELANCHTHON: Initia, Sp. 311; so auch PEUCER: Commentarius, 1576, S. 52v: „Universale vocamus primam causam, scilicet Deum, quia omnes secundae causae servantur a prima, sicut dictum est: Iovis omnia plena. [...] Sed Aristotelici saepe universalem vocant motum coeli. Hanc causam magis perspicue adpellare possumus coelestem."
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Nach der Definition von LOHR: The sixteenth-century losophy, S. 89-100.
transformation
of the Aristotelian
natural phi-
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scheidet er partikulare individuelle Ursachen, wie etwa giftige Säfte im Körper, die uns jedoch erst später interessieren sollen.53 Darüber hinaus glaubte Melanchthon, die Planeten besäßen besondere virtutes (okkulte Qualitäten), die den Naturforscher solche Phänomene begreiflich machen ließen, die dieser durch die von Aristoteles angenommene Mischung der primären Qualitäten nicht erklären konnte. Auf dieser Grundlage von Melanchthon listet Peucer eine ganze Reihe solcher naturphilosophischer Rätsel auf:54 z. B. Monster oder Wunder, die Wirkkraft des Magneten,55 die Heilkraft bestimmter Pflanzen, die man in der Pharmakologie verwendete, oder bestimmte Sympathien und Antipathien der Dinge untereinander. So fragt Peucer in plinianischer Manier - seinen Fragekanon entnahm er zum größten Teil der Naturalis historia56 bzw. Fracastoros De sympathia et antipathia rerum51: Wie läßt sich erklären, daß die Lupine dreimal am Tag ihre Farbe ändert? Nur durch Wärme? Wie läßt sich das Phänomen erklären, daß das Licht und die Bewegung zwar auf alle Pflanzen gleichermaßen einwirkt, diese aber im Frühjar unterschiedlich blühten? Wie hängt das mit ihrem Samen und vor allem: wie hängt das mit den Sternen zusammen? Warum riechen die Rosen mal intensiver und mal weniger intensiv? Warum werden einige Tiere erst bei Nacht aktiv, wohingegen andere schlafen oder gar in einen Winterschlaf verfallen? .... Warum (und die Art der Frage liegt hier auf derselben Ebene): warum wird ein Mensch entweder ein Musiker, ein Mörder oder ein Philosoph? All diese Fragen waren für den forschenden Naturphilosophen schwer zu lösen. Es war deshalb eine hilfreiche Idee, auf dem Weg zur Lösung dieser Probleme vom Wirken der virtutes der Sterne auszugehen. Pico della Mirandola hatte genau dies bestritten. Nach ihm gab es keine virtutes (dies sind die qualitates occultae der magia naturalis), welche die primären Qualitäten affizierten, aber durch die Sinne nicht wahrnehmbar seien.58 Sie widersprächen der Erfahrung, der Vernunft und den Philosophen.59 Pico hat mit dieser naturphilosophischen Kritik den vielfach
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MELANCHTHON: Initia,
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Vgl. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 360vff. Bei der Erklärung der Wirkkraft des Magnets folgt er nicht etwa Fracastoro, der die Erklärung von der supralunaren Sphäre abkoppelte, sondern er hält sich an PETRUS PEREGRINUS: De Magnete, seu Rota perpetui motus, libellus. Augsburg 1558; siehe auch KOLB: Peucer's library, Nr. 1175. Seine Übereinstimmungen mit den pharmakologischen Schriften entnahm er einer der zahlreichen Editionen von Plinius im 16. Jahrhundert. BORST, ARNO: Das Buch der Naturgeschichte. Plinius und seine Leser im Zeitalter des Pergaments. Heidelberg 1994. DAVIES, MARTIN.- Making sense of Pliny in the quattrocento. In: Renaissance studies 9, 1995, S. 240-257. Erste Edition Venedig 1546. Hier zitiert nach FRACASTORO, GIROLAMO: Operum pars prior. Philosophica et medica continens, quorum elenchum pagina sequens indicat: De sympathia et antipathia rerum, liber. Lyon 1591. Zur mittelalterlichen Entwicklung, die Sterneneinflüsse als qualitates occultae zu bezeichnen, siehe BLUM, PAUL RICHARD: Art. Qualitas occulta. In: J. RITTER (HG.): Historisches Wörterbuch der Philosophie 7, 1989, Sp. 1743-1748; DERS.: Qualitates occultae: Zur philosophischen Vorgeschichte eines Schlüsselbegriffs zwischen Okkultismus und Wissenschaft. In: A. BUCK (HG.): Die okkulten Wissenschaften in der Renaissance. Wiesbaden 1992, S. 45-64. PICO DELLA MIRANDOLA: Disputationes adversus astrologos, Venedig 1557, Buch III, Kapitel 13, S. 97v: „quicquid coeli vis efficit in nobis auctoritate philosophorum, testimonio sensus, iudicioque rationis id totum per communem influxum luminis saluberrime calidi de perpetuo moto corpore iugiter emanantis fieri sufficientissime posse: Quare alias fingere virtutes, seu stellares influxus ad corpora es-
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Sp. 311.
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anders motivierten Gegnern gesuchte Argumente an die Hand gegeben; doch wie die Rezeption von Marsilio Ficino bereits zeigt, waren die qualitates occultae ein Stimulus für jedwede Naturphilosophie - bis sie Scaliger, Descartes und andere endgültig wegdefinierten. Die Astrologen aus Wittenberg blieben bei der Annahme der stellaren virtutes, mit denen sie differenziert die Spezies einer Pflanzenart, das Verhalten einer Tierart und auch das Verhalten eines individuellen Menschen verstehen wollten. Was waren diese virtutes aber ihrer Ansicht nach? In einer rein physikalischen Sprache, mit der sie schon Ptolemäus umschrieben hatte, waren sie zunächst für sie nichts anderes als der Ausdruck der von den Planeten bewirkten Mischungsverhältnisse primärer Qualitäten.60 Sie waren okkult, weil sie nicht unmittelbar von den Sinnen wahrgenommen werden konnten. So nennt Johannes Garcaeus etwa in seinem Horoskophandbuch diese okkulten Kräfte bei ihrem Namen: der Mond hat eine befeuchtende Kraft, der Merkur eine trocknende, die Venus hat warm-feuchte Kraft, die Sonne eine wärmende, der Mars eine heiß-trockene, der Jupiter eine gemäßigt-feuchte, der Saturn eine kalt-trockene.61 Peucer nennt diese virtutes die effectus der Planeten.62 Wenn die Planeten nun im Laufe eines oder mehrerer Jahre durch die Zodiakalzeichen der Umlaufbahn der Sonne liefen - das sind die nach Sternenkonstellationen benannten Abschnitte auf der Ekliptik: Widder, Stier, Zwilling, Krebs, Löwe, Waage, Scorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische - empfingen sie von diesen Zodiakalzeichen bestimmte Wirkkräfte: also wiederum die Wirkkräfte: wärmend, trocknend, befeuchtend, kühlend.63 Hinzu kam der entscheidende Gedanke allgemeiner Sympathie- und Antipathie der Qualitäten, den Melanchthon und Peucer aus ihrer aristotelischen Kenntnis auf Empedokles zurückführten: Gleiches zog Gleiches an, Ungleiches stieß sich gegenseitig ab.64 Das hieß, ein kalttrockener Planet Saturn konnte in dem Sternzeichen Steinbock in seiner Wirkmacht verstärkt werden, weil der Steinbock auch kalt-trockener Natur war.65 Dieses Prinzip der gegenseitigen Beeinflussung, des sich gegenseitigen Abstoßens etc. wurde in der hellenistischen Astrologie noch durch zahlreiche weitere Attribute angereichert, wodurch die ursprünglich rein physikalische Sprache der Beeinflussung leicht verschleiert wurde; dazu zählten etwa qualitative Attribute, die den Planeten und dem Zodiak zugeschrieben wurden,
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se superfluum post quae deinde facilius declararetur quas vos finxistis credere non iam superfluum esse sed insanum." PTOLEMÄUS: Tetrabiblos, I, 4, hier S. 35ff. BOUCHE-LECLERCQ, AUGUSTE: L'astrologie grecque. ND Aalen 1979, passim. Vgl. GARCAEUS: Astrologiae methodus, Basel 1576, S. 70-71. Besonders übersichtlich systematisierten die Qualitäten CONRAD DASYPODIUS: Scholia et resolutiones seu Tabulae. Basel 1578 und LUCA GAURICO in seiner Isagogicus in totam Astrologiam praedictivam. Basel 1575, S. 859-1103. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 391rv, S. 320v sagt er: „Coelestia dynameis calida, frigida, humida, et sicca sunt." Vgl. TESTER: History of Western Astrology, S. 1-10; EADE, J. C.: The forgotten sky: a guide to astrology in English literature. Oxford 1984.
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V g l . die Fragmentstellen hierzu v o n E m p e d o k l e s bei KIRK, G.S., J.E. RAVEN u n d
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SCHOFIELD (HGG.): Die vorsokratischen Philosophen. Einfuhrung, Texte und Kommentare. Ins Deutsche übersetzt von KARLHEINZ HÜLSER. Stuttgart, Weimar 2000, S. 337ff; vgl. MELANCHTHON: Initia, Sp. 300. Vgl. etwa PTOLEMÄUS: Tetrabiblos II, 8-9, S. 179-193.
MALCOLM
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Das Lesen der Natur
um Sympathien und Antipathien zu begründen, wie beispielsweise weiblich, männlich,66 fix, mobil, changierend, am Tage und zur Nacht.67 Um aus der astrologisch-physikalischen Perspektive Melanchthons und Peucers Wesen, Veränderungen und Handeln einer Person zu erklären, mußten nun Schritt für Schritt verschiedene Gesichtspunkte berücksichtigt und angewendet werden.68 Sie waren das Herzstück einer sehr differenzierten Astrologie. Der erste Gesichtspunkt richtete das Augenmerk auf den gegenseitigen Einfluß der Wirkkräfte der Planeten und des Zodiak. Die Position der Planeten in einem Sternzeichen erlaubte nach Peucers Auffassung Aussagen über Veränderungen in den Sitten ganzer Völker. Der zweite Gesichtspunkt ist nach Peucer darauf gerichtet, die Verfassung des Himmels nach den Regeln der Horoskopkunst zu beleuchten. Ohne hier auf diese ausführlich eingehen zu können, muß wenigstens in aller Kürze dargelegt werden, wie die physikalische Beeinflussung auf den Menschen gedacht wurde. Hierzu sind der Grundgedanke der Humorallehre des Galen und einige Annahmen des Hippokrates in die Betrachtung mit einzubeziehen.69 Der Mensch ist nach Melanchthon und Peucer von den Sternen (Planeten und Fixsternen) abhängig, weil er sein Temperament von diesen empfängt. Das heißt, sein stellar abgewogenes Mischungsverhältnis der Qualitäten - heiß, kalt, trocken, feucht - mischte sich mit den vier Körpersäften, mit dem Phlegma, mit schwarzer Galle, mit gelber Galle und mit dem Blut. Daraus entwickelten sich die Komplexionen, entweder diejenigen eines Cholerikers, eines Sanguinikers, eines Melancholikers oder eines Phlegmatikers.70 Über dieses spezifische Mischungsverhältnis der Qualitäten im Körper allein war freilich noch kein Individuum zu erklären: weder der Musiker, noch der Herrscher, noch der Verbrecher. Um zur Erkenntnis solcher vorzustoßen, sagt Peucer, seien die Mischungsverhältnisse in jenen einzelnen Körperteilen zu beachten, die der Sitz körperlicher Akzidentien sind und in denen jeweils Kraft und Stärke, Schwäche, intellektuelle Fähigkeit etc. zusammenkommen. Diese Akzidentien eines Körpers werden nach seiner Auffassung dem Individuum - modern gesprochen - entweder durch die Eltern vererbt oder sie sind das Merkmal der Bevölkerung einer Region.71 Im Samen seien diese .Informationen gespeichert', wie es schon Aristoteles in seinem De generatione animalium72 formuliert hatte; die Vollendung ihrer Form erfolge aber erst durch den Einfluß der Sterne. Schon Avicenna hatte ja den Sternen die Rolle des dator formarum zugesprochen.73 In Melanchthons Konzeption wirkt
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PTOLEMÄUS: Tetrabiblos, I, 6, S. 41 f. PTOLEMÄUS: Tetrabiblos, I, 7, S. 43ff. Hier nur grob skizziert, siehe PEUCER: Commentarius 1576, S. 410v. Vgl. HIPPOKRATES: De aeribus aquis locis. Interlineare Ausgabe der spätmittelalterlichen Übersetzung und des Fragments einer hochmittelalterlichen Übersetzung. Hrsg. und bearb. von HERMANN GRENSEMANN. Bonn 1996. SlRAISI: Medieval and early Renaissance Medicine, S. 101-109; DIES.: Avicenna in Renaissance Italy, S. 279-289. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 410v. Vgl. ALTHOFF, JOCHEN: Warm, kalt, flüssig und fest bei Aristoteles. Die Elementarqualitäten in den zoologischen Schriften. Stuttgart 1992. Vgl. COPENHAVER, BRIAN P.: Astrology and Magic. In: The Cambridge History of Renaissance Philosophy. Hrsg. von CHARLES B. SCHMITT u. a. Cambridge/England 1988, S. 264-300, S. 283. SIRAISI: Avicenna in Renaissance Italy, passim. AVICENNA: Liber canonis Avicenne revisus et ab omni errore mendoque etpurgatus. Venedig 1507. ND Hildesheim 1964.
Die Auswirkungen von Kopernikus
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nun die Sternenwärme auf die vegetative Seele, die er wiederum mit dem spiritus Vitalis gleichsetzt, also mit einem feinen Dampf, der als Flämmchen die Lebenswärme in die Glieder transportiere.74 Programmatisch reichte es Peucer und Melanchthon keineswegs aus, einen Charakter oder das Glück eines Menschen allein aus dem stellaren Einfluß abzulesen. Was sie wollten, war eine individuelle Analyse sich gegenseitig bedingender Ursachen, eine Analyse stellarer und anderer Einflüsse.75 Mit dieser programmatischen Forderung folgten sie in gewisser Weise Cardano, der zumindest gefordert hatte, ein Astrologe müsse bei allen seinen Prognosen die individuellen Umstände genau berücksichtigen.76 Sie trugen aber auch der Forderung Picos Rechnung, neben dem Universalen das Partikulare und das Individuelle zu erklären. Und schließlich galt es die drei Kontingenzquellen, die sie annahmen, zu berücksichtigen, nämlich den freien Willen Gottes, den freien Willen des Menschen und die allein den physikalischen Kausalitätsprozess betreffende Instabilität der Materie. Diese seien der Grund, wie Melanchthon und Peucer häufig genug betonen, warum der - hier vorgestellte Weg der Analyse universaler wie partikularer Verursachungen keineswegs immer gleiche Wirkungen zeitige. Dieses hier beschriebene physikalische fatum ist nach unserem heutigen Verständnis weit weniger .weltfremd', als es uns auf den ersten Blick erscheinen will. Wenn die Biologen heute auf die Analyse des Genoms und die Entzifferung der DNA als ihr Paradigma setzen, dann teilen sie mit den damaligen Astrologen das gleiche Erkenntnisziel. Wie die Astrologen ein Lebewesen in seinem Entstehen, in seiner Ausprägung und in seinem Wandel differenziert aus den vier primären Qualitäten und ihrer Kombination auf vielen Ebenen und gesteuert durch einen Ursachenkomplex ableiten und erklären wollten, so wird dasselbe heute unter Rückgriff auf eine weit größere Datenmenge, auf wesentlich zuverlässigere und rein empirisch ermittelte Daten und mit einer weit größeren Anzahl an Buchstaben erforscht. Wenden wir uns nun aber Caspar Peucer zu.
Die Auswirkungen von Kopernikus Mit großer Aufregung berichtet Peucer in seinem Commentarius, wie er in den frühen fünfziger Jahren, als er schon im Hause seines Schwiegervaters Melanchthon wohnte, mehrere Nächte lang beobachtet hatte, wie die Strahlen von Venus, Jupiter und Mars und vor allem des Fixsterns Sirius auf dem Estrich seines Schlafzimmers widerstrahlten. Nachdem er, von dieser Strahlenkraft der Planeten und des Fixsterns fasziniert, in einer dieser Nächte, es muß kurz vor der Dämmerung gewesen sein, den kleinen und großen Zeiger seiner Sonnenuhr
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MELANCHTHON: Liber de anima. Wittenberg 1553. In: Philippi Melanthonis Opera, Bd. 13, Sp. 88. Vgl. HELM: Die ,spiritus' in der medizinischen Tradition und in Melanchthons ,Liber de anima', S. 219-238, sowie PARK: The organic soul, S. 464-485.
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MELANCHTHON: Initia,
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GRAFTON: Cardanos Kosmos, S. 177.
S p . 323FF.
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Das Lesen der Natur
auf dem gleißenden Fußboden befestigt hatte, sah er, daß der Schatten des Zeigers aufgehellt wurde, so als ob die Strahlen durch ein offenes Fenster glitten.77 Durch den Vergleich mit dem geöffneten Fenster gibt Peucer zu erkennen, daß er beobachtet hatte, wie die Strahlen der Venus, des Jupiters und des Fixsterns Sirius, ohne auf ein Hindernis zu stoßen, reflektiert, ja eigentlich durch das Hindernis - und das ist das Entscheidende - in ihrer Wirkkraft verdoppelt wurden. Peucer leitet daraus die Annahme ab, daß die Planeten und die Sterne permanent solche Strahlen zur Erde schicken, die man mit dem bloßen Auge nicht beobachten kann, die aber doch vorhanden seien und aus so weiter Distanz, wie aus derjenigen der Sphäre der Fixsterne, herrührten; die Leuchtkraft dieser Strahlen würde auf ihrem langen Weg durch mehrere Substanzen in einem komplexen Prozeß der permanenten Brechung und Reflexion sogar verstärkt. Ihm, dem Astronomen, der in Wittenberg lehrte, waren die Phänomene der Brechung und der daraus folgenden Verstärkung der Strahlenkraft eigentlich längstens bekannt. Er konnte sie bei Cardano gelesen haben, der ähnliche Beobachtungen geschildert hatte. Er konnte sie aber auch einfach aus den Büchern eines Alberti zur Perspektive oder der (Pseudo-) Optik des so hochgeschätzten Euklid entnehmen, deren Werke in seiner Bibliothek vorhanden waren.78 Er kannte Roger Bacons Opus Maitis; inwieweit er jedoch Grossetestes optische Werke kannte, ist unklar.79 In späteren Jahre bereicherte er seine „philosophische" Sammlung um optische Schriften, z. B. um die von Alsazeni und Witelo.80 Peucer interessierte sich zeitlebens für die Optik. So ruft er noch 1571 in seinen Hypotheses astronomicae dazu auf, fleißig die Optik zu studieren.81 Ungeachtet dieser Tatsachen teilt sich dem Leser bei der Lektüre von Peucers Schilderung jene stolze Entdeckerfreude mit, die diesen ergriffen haben mußte, als er sein kleines 77
PEUCER: Commentarius, 1576, S. 398v.: „Si quaeris qua vi tanta distantia afficiant terrena, qui ceu internuncij contineant, vehant ac deferant emissam virtutem, ne dilabantur in transitu? Exerti, porrectique in terram, et reverberatu coacti duplicatique hoc praestant radij, quorum ex resultu duplicationeque intenditur atque invalescit virtus: idque non tantum in Solis et Lunae, verumetiam Veneris, Iovis, Martis, Sirij radijs, conspicuo cemitur. Eos ego pluries noctu in mei conclavis pavimento non sine admiratione primo refulgere, sique nitidiori parti gnomonem infigerem aut digitum, umbram parere observavi, cum per patentes illaberentur fenestras."
78
Zur Geschichte der Optik siehe LINDBERG, DAVID C.: Auge und Licht im Mittelalter. Die Entwicklung der Optik von Alkindi bis Kepler. Übers, von MATTHIAS ALTHOFF. Frankfurt am Main 1987. LAIRD, W. ROY: Galileo and the mixed sciences. In: C. METHUEN (HG.): Method and Order in Renaissance Philosophy ofNature: The Aristotle Commentary Tradition. Aldershot 1997, S. 253-270. Peucer besaß Grossetestes Werke offenbar nicht. Dessen optische Werke, wie etwa sein: Libellus Linconiensis de phisicis lineis angulis et flguris per quas omnes acciones naturales complentur. Nürnberg 1503, scheinen auch nicht in der Wittenberger Bibliothek gewesen zu sein, wie der Bibliothekskatalog der Wittenberger Universität vermuten läßt. Siehe KUSUKAWA, SACHIKO: A Wittenberg University Library Catalogue of 1536. Binghamton, N e w York 1995. Dieser Katalog gibt aber nur den Bestand bis 1536 wieder.
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In der Ausgabe von FRIEDRICH RLSNER (HG.): Opticae thesaurus libri Septem, nunc primum editi. Basel 1572. Vgl. KOLB, ROBERT: Caspar Peucer's library: Nr. 1135; Nr. 1081: Vittellionis perspectiva; Nr. 1084. ALHAZEN: The optics of Ibn Alh-Hytham. Books I—III. On direct vision. Translated with Introduction and Commentary by A. I. SABRA. 2 Vols. London 1989. PEUCER, CASPAR: Hypotheses astronomicae, seu theoriae planetarum. Wittenberg 1571. Nach der Auffassung von Gingerich stammt dieses Werk ursprünglich von Erasmus Reinhold, das Peucer unter seinem Namen edierte. So GiNGERiCH, OWEN: The fVittich connection: conflict and priority in late sixteenth-century cosmology. Transactions of the American Philosophical Society 78, 1988, S. 27f.
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Experiment durchführte. Nun geht es hier nicht darum, die Genauigkeit von Peucers optischem Wissensstand zu überprüfen; noch sollen die primitiven Arbeitsmittel Peucers angesichts des Planetenlichts im Schlafzimmer inkriminiert werden. Zu den Observatorien, die Graf Tycho Brahe und Landgraf Wilhelm IV. von Hessen-Kassel errichtet hatten, stehen sie ohnehin in denkbar scharfem Kontrast. Tycho Brahe war beispielsweise einer jener Astronomen, deren Stolz auf die technischen Errungenschaften seiner Zeit sich überall Bahn brach. Brahe ließ keine buchdruckerische Gelegenheit vergehen, ohne seine Instrumente und seine Observationsstätte Uraniborg auf der dänischen Insel Hven anzupreisen. Den Leser seiner Bücher führte er gerne - wie bei einer fiktiven Museumstour - in die hintersten Winkel seiner riesigen Forschungsstätte und ließ sich dabei wie ein osmanischer Herrscher in stolzer Positur vor seinem ,Reich' abbilden.82 Er war ein Adeliger. Der vermögende Landgraf Wilhelm IV. besaß ähnlich wie Brahe, und anders als Peucer, weit bessere Instrumente, um die Planeten und Fixsterne zu beobachten. Peucer, ihr gemeinsamer Freund, war, wenn man ihn mit den zwei Zeigern seiner Sonnenuhr hantieren sieht, ein armer Akademiker. Gegen Ende der fünfziger Jahre empfand Peucer solche berufsständischen Angelegenheiten als unwichtig. Ihn interessierten viel mehr die von ihm beobachteten Strahlen. Weil er bewiesen hatte, daß selbst der Fixstern Sirius die kleinsten Gegenstände auf der Erde affizierte und er außerdem aus eigener Erfahrung wußte, daß kein Lebewesen ohne die Kraft der Strahlen der Sonne und der Planeten existieren konnte, fragte er sich, wie wohl der ursprüngliche Zusammenhang zwischen der strahlenden Himmelssphäre einerseits und der empfanglichen Erde andererseits ausgesehen haben mag. Wie konnten die fahlen Strahlen so weit entfernter Fixsterne und der Planeten so viel schöpferische Energie aufbringen, daß sie (neben der Sonne und wie diese) die Dinge affizierten und sogar das Leben auf Erden ermöglichten? Um diese Frage zu beantworten, glaubt Peucer weit in die Geschichte der Welt zurückgehen und die Schöpfungsgeschichte neu deuten zu müssen.83 Dies tat er und ersann eine großartige spekulative Erklärung für seine scheinbar alltäglichen Fragen. Der Astrologie kam sein Nachdenken zugute. Den Prozeß der Potenzierung der Strahlenkräfte und ihrer lebenserhaltenden Funktion erklärt Peucer mit folgenden Annahmen:84 Gott erschuf mit seinem Wort, und nur mit diesem, die Welt. Gemäß johanneischer Theologie und in plotinischer Manier hebt Peucer diesen Sachverhalt besonders hervor. Gott schuf sie aus der zuvor erschaffenen rohen und ungeformten Materie, wie es etwa Chalcidius in seinem Timaeus-Kommentar dargestellt hatte,
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Vgl. die schönen Ausgaben von BRAHE, TYCHO: Astronomiae instauratae mechanica. Nürnberg 1602 und DERS.: Historia caelestis. 2 Bde. Regensburg 1672. 83 Mit seiner Schöpfungsgeschichte wendet Peucer eigentlich kein ungewöhnliches Stilmittel an, um ein naturphilosophisches Problem zu klären. Sowohl Pico als auch Steuco verfassten jeweils persönliche Schöpfungsberichte, um ihrer Philosophie die notwendige Legitimation zu verschaffen. Vgl. Pico DELLA MlRANDOLA, GIOVANNI: De hominis dignitate. Heptaplus. De ente et uno. E scritti vari a cura die Eugenio Garin. Florenz 1942, S. 167-385; STEUCO, AUGUSTINUS: Cosmopoeia vel de mundano opiflcio. Expositio trium capitum Genesis, in quibus de creatione tractat Moses. Lyon 1535. Beide stimmen mit Peucers Darstellungen nicht überein. 84 Die folgenden Ausführung beziehen sich auf PEUCER: Commentarius, 1576, S. 318v-350v.
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EN AVTEM HIC FOR.« nom &vdut viuam quandim ex vais luislineamcntisScproportionibusob oculos pofium Torqueti imaginera, vnde in» ftramcntnm hoctoiumfecun. dum iingulas putes «pcdite cognofcis.
Abb. 11: Ein Torquetum aus Petrus Apians Horoscopion. Ingolstadt 1533. Durch Verschiebung der Horizontal-, Äquatorial- und Ekliptikebene konnte man mit Hilfe des TorquetUms verschiedene Himmelswinkel berechnen.
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und benutzte beim Schöpfungsakt das hylemorphische Prinzip des Aristoteles.85 Aus beiden Bestandteilen, nämlich aus Hyle und Morphe, entwickelte sich die gesamte Natur und jede einzelne Spezies in ihr.86 So entstand die Welt aus dem Nichts, wie es die Theologen seit dem zweiten Jahrhundert dogmatisch festgelegt hatten.87 Die ersten einfachen Körper, die daraus hervorgingen, waren in ihrer prima natura corpora perspicua / dicupavoi (durchscheinende Körper; das waren Luft, Wasser, Äther) und corpora opaca / aöioirta (dichte Körper, das waren die terrestrischen Elemente). An anderer Stelle bezeichnet Peucer sie auch als „durchscheinende Masse" bzw. als „terrestrische Masse". Beide sind in seinen Augen vergänglich.88 Die corpora opaca bilden den Anfang der Welt. Sie wurden dann nach Peucers Vorstellung so lange von Gott in einem allmählichen Prozeß der purgatio gereinigt, bis alle durchscheinenden corpora existierten. So entstand erst das Wasser und dann die Luft. Aus der höchst möglichen Reinigung bildete sich die Materie des Himmels, der Äther.89 Dort gibt es zwei unterschiedliche substanzielle Formen: die ätherischen und reinsten diaphana energeia; das sind solche Wirkkräfte, die vom reinsten Licht angefüllt werden; sodann die elementariae dynameis - das sind die Planeten und Fixsterne. Hier besitzt das Wort dynamis die aristotelische Bedeutung der Potenz, also der Möglichkeit, in den sublunaren Dingen elementare Prozesse auszulösen. Sie sind perspicua und haben die Aufgabe, das himmlische Licht zu reflektieren und zu wärmen.90 Die terrestrischen Elemente nennt er elementaría energeia, in Absetzung von den ätherischen energeia und den elementaren dynameis. Diese beziehen ihre Form durch die „Kräfte, die vom Licht das vom Himmel kommt ausgesendet werden".91 Daß Peucer ausgerechnet dort, wo der biblische Schöpfungsbericht sagt, und ,Gott schuf Himmel und Erde', als erstes die corpora adiopta und diaphanoi nennt, verdankt er vor allem der Optik und Vorstellungen, die schon Ficino in seinem dritten Buch des De vita libri tres (1489) formuliert hatte.92 Der Araber Alhazen hatte alle körperlichen Erscheinungen, dem Grad ihrer Wahrnehmbarkeit entsprechend, entweder als diaphanoi oder adiopta be85 86
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CHALCIDIUS: Timaeus. A Calcidio translatus commentarioque instructus. Hrsg. von J. H. WASZINK. London 1962. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 319r: „Principia omnium tcov cpuaei OVTCÜV, ex quibus composita constant primo ac per sese creata corpora omnia, sunt materia et forma." „Sed refutat haec argumenta [Aristoteles' Annahme von der Ewigkeit der Welt] historia creationis, quae testatur Deum ex nulla praecedente, vel ita dicam, praeexistente materia rudi et informi, distinctas simplicium corporum species finxisse." MAY, GERHARD: Schöpfung aus dem Nichts. Die Entstehung der Lehre von der creatio ex nihilo. Berlin, New York 1978. Peucer argumentiert hier sowohl gegen Aristoteles wie gegen Piaton. Vgl. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 319rv. Peucer benutzt zwar an dieser Stelle nicht den Begriff des Äthers, läßt ihn aber sonst in Verwendung. Das Feuer als höchste Reinigungsstufe läßt er nur für die terrestrischen Elemente gelten. Die oberen Himmelssphären entstanden jedoch so: „Nam ex terrenae molis, ab obscurioribus et crapioribus fecibus expirgatae atque emundata, dilatatione ampiore, sed vi omnipotente perfecta, aquam: ex huius diductione atque expansione maiore aerem: ex aeris summa extremaque attenuatione et perpolitione, futuri cole materiam produxit Deus conditor." (PEUCER: Commentarius, 1576, S. 320r). PEUCER: Commentarius, 1576, S. 120v.
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PEUCER: Commentarius,
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FICINO: Three books on life. Book III, Kapitel 16 und 17, S. 321ff; S. 333 (dazu S. 446). Ficino übernahm die Ideen von PLOTTN: Enn. 4. 5 . 4 2 - 4 9 .
1 5 7 6 , S. 120v.
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griffen und entsprechend eingeteilt.93 Witelo hatte darüber hinaus gezeigt, daß es keinen Körper gab, der nicht durch das Licht geformt wurde.94 Peucers „systema mundi" geht also von einer stofflichen Hierarchie aus, die sich vom Zentrum der Erde bis an die Grenzen des Universums erstreckt. Von unten nach oben gemessen, beurteilt er die Qualität der Substanzen an dem Grad ihrer Durchlässigkeit für Strahlen. Die Erde war undurchlässig; das hieß aber nicht, daß sie nicht für Strahlen empfanglich war. Auf keinen Fall war die Erde wie bei Proklos durchlässig.95 Das Wasser, die Luft und insbesondere der Äther waren graduell unterschiedlich lichterfüllt. Je näher sich die Substanzen den Rändern des Kosmos näherten, desto klarer wurden sie nach Peucers Ansicht. Nun könnte man meinen, Peucer vertrete die Überzeugung, daß das Licht beim Schöpfungsakt - als Formgeber - auf dem Weg zum Zentrum der Erde zunehmend absorbiert werde und an Intensität verliere; dies ließe eine Natur auf Erden entstehen, die nahezu lichtundurchlässig sei. Dieser neuplatonische Gedanke trifft aber nur ansatzweise Peucers Vorstellung. Peucer denkt den Prozeß eher umgekehrt; vom Zentrum ausgehend gibt es für ihn eine zunehmende Ausdehnung des Lichts, wie es Grosseteste annahm. Grosseteste selbst hatte eine Schöpfungsgeschichte, ein Hexaemeron, geschrieben, in dem er dem lumen als forma corporeitatis besondere Aufmerksamkeit widmete. Grossetestes Schöpfungsgeschichte war jedoch gegen Astrologen gerichtet und unterscheidet sich in vielen Details von Peucers Bericht.96 Nur die Grundintention ist vergleichbar. So betont Peucer, daß sich die perspicua corpora von den opaca corpora nicht materiell unterschieden, gemäß der „materia ipsa", sondern durch den Grad ihrer Perfektion und ihrer Durchlässigkeit.97 Auch Aristoteles hatte schon in seiner De anima von denselben verschiedenartigen Durchlässigkeitsstufen gesprochen,98 nur mit dem Unterschied, daß Aristoteles daraus nicht den Aufbau des Kosmos ableitete. Auf diese Weise wurden alle Sphären - auch diejenigen, auf denen die Planeten kreisten - von einem gleißenden Licht durchflutet. Es erleuchtete das weite Universum des Makround des Mikrokosmos, bis es auf die Erde traf. Auf dem Weg dorthin wurde es durch tausenderlei Körper gebrochen, wie in einem großartigen Spiegelkabinett, dessen Spiegel selbst durchlässig waren. Peucer verwendet die Metapher eines Kristalls. Damit nimmt er entweder einen Begriff auf, den optische Traktate verwendeten, um die Struktur des Auges zu um-
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ALHAZEN: Opticae thésaurus libri Septem, nunc primum editi. Basel 1572, S. 23. WITELO, JAKUB: Opticae libri decem. Basel 1572. Nachweis bei BEIERWALTES, WERNER: Art. Licht. In: J. RITTER (HG.): Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 5, 1980, Sp. 2 8 2 - 2 9 0 , Sp. 284. So auch in FICINO, MARSILIO: Théologie platonicienne de l'immortalité des âmes, Bd. I, S. 14. CROMBIE, A. C.: Robert Grosseteste and the origins of experimental science 1100-1700. Oxford 1953. N D Oxford 1971, S. 128ff. Dazu MCEVOY, JAMES: Ein Paradigma der Lichtmetaphysik: Robert Grosseteste. In: DERS.: Robert Grosseteste, Exegete and philosopher. Aldershot 1994, VIII, S. 9 1 - 1 1 0 ; HAGER, HEROLD, NITSCHKE: Art. Kosmogonie. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 4, Darmstadt, 1976, Sp. 1144-1154, hier Sp. 1146. Auch Grosseteste verfaßte eine Schöpfungsgeschichte, in der er aber unter anderem gegen die Astrologen wettert. Siehe GROSSETESTE, ROBERTOS: Hexaemeron.
E d . b y RICHARD C. DALES a n d SERVUS GIEBEN. L o n d o n 1 9 8 2 .
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PEUCER: Commentarius,
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ARISTOTELES: Über die Seele. Nach der Übersetzung von WILLY THEILER. Bearb. von HORST SEIDL. Hamburg 1995, II, 7, 418b, S. 45.
1576, S. 3 1 9 v .
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schreiben," oder er denkt an eine Kristallkugel, wie sie Renaissancemagier verwendeten. Auf jeden Fall muß sich Peucer das Universum wie schon seine mittelalterlichen Vorgänger als lichterfiillt vorgestellt haben.100 In dieser eigenwilligen und eigenständigen Deutung der Schöpfungsgeschichte101 spiegeln sich unterschiedliche Wissenschaften und Praktiken seiner Zeit. Einerseits beschreibt Peucer mit optischen Begriffen die Körper des Universums, andererseits faßt er die Kosmogonie in das alchemistische Bild der Reinigung und der Destillation. (Die Kosmogonie findet ihre Blütezeit erst Jahre später). Beide Modi der Beschreibung griff Peucer unmittelbar aus seiner eigenen Berufswelt. Wie ihm als Astronom die Optik vertraut war, so lag ihm als Mediziner das Bild des Destillierungsvorganges in greifbarer Nähe. Als er 1560 Medizinprofessor geworden war, wurde es seitdem sein Spezialgebiet, aus Pflanzen des Universitätsherbariums bestimmte Pharmaka herzustellen.102 Peucer war deshalb noch kein Alchemist.103 Paracelsus kleidete einige Jahre später als Peucer seine Schöpfungsgeschichte in eine ähnliche Begrifflichkeit.104 Doch bevor wir erörtern, wie Peucer seine Naturphilosophie aus unterschiedlichen philosophischen Traditionen zusammenbaute, ist es hilfreich, weitere Details von Peucers Konzeption des Lichts kennen zu lernen. Peucer vermeidet es, das Licht (lumen) zu definieren. Die Sonne bezeichnet er als die Quelle des Lichtes. Gleichwohl ist für ihn das Licht „imperscrutabilis", unergründbar.105 Damit will er auf die okkulten Qualitäten des Lichtes hinweisen. Die okkulten Qualitäten untersucht er, weil er davon überzeugt ist, daß ihre Kräfte stärker (maior) seien als die der primären Qualitäten.106 Sie sind der dator formarum,107 Die ganze Diskussion über das Wesen des Lichts, die Averroes und die zahlreichen griechischen Kommentatoren von Aristote-
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ALHAZEN: Opticae thesaurus libri Septem. So auch schon bei Witelo. Vgl. LINDBERG: Auge und Licht im Mittelalter, S. 197ff. LEWIS, C. S.: The discarded image. An introduction to Medieval and Renaissance Literature. Cambridge/England 1964. ND 1995, S. 111. Weil Peucer den Schöpfungsbericht in seinem Kapitel „De Meteorologia" niedergelegt hat, lag es nahe, seine Konzeptionen mit den Kommentatoren von Aristoteles Meteorologica zu vergleichen. Die von mir konsultierten Kommentare jedoch interpretieren zwar durchaus das Wesen des Lichts bei der Frage, was ein Regenbogen sei, doch leitet keiner aus dem Licht das kosmologische Schöpfungsprinzip ab. Vgl. ALEXANDER APHRODISIENSIS: In Meteorum Aristotelis commentarii. Venedig 1556. NLFO, AGOSTINO: In libris Aristotelis Meteorologicis Commentaria. Venedig 1547. Vgl. etwa das posthum erschienene Werk von PEUCER, CASPAR: Practica seu methodus curandi morbos internos. Frankfurt am Main 1614, das aus einer Vorlesung aus den frühen 60er Jahren in Wittenberg hervorging. Hierin erklärt Peucer die Herstellung von Pharmaka. Vgl. Peucers medizinische Schriften, die von der Alchemie nichts erkennen lassen. Mitte der sechziger Jahre des 16. Jh. stellte dann Paracelsus den Schöpfungsbericht als einen Reinigungsprozeß dar, wobei er alles auf „Waser, Gas und Blas" (!) aufbaut. Siehe WALTON, MICHAEL T.: Genesis and chemistry in the sixteenth century. In: A. DEBUS und M. WALTON (HGG.): Reading the book of nature. The other side of the scientific revolution. St. Louis 1998, S. 1-14; GUNNOE, CHARLES D.: Erastus and Paracelsianism: theological motifs in Thomas Erastus' rejection of paracelsian natural philosophy. In: Ebd., S. 45-67. Paracelsus' Schöpfungsgeschichte unterscheidet sich in den Details erheblich von Peucers Geschichte.
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PEUCER: Commentarius, PEUCER: Commentarius,
1576, S. 121r. 1576, S. 330v.
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PEUCER: Commentarius, 1576, S. 330v: „Maior est occultarum vis, ut quae propius formis adsunt et exactius congruunt."
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les' De anima geführt hatten, ob das Wesen des Lichts die Durchsichtigkeit, oder ob die Durchsichtigkeit nur mehr ein Akzidenz desselben sei, läßt er beiseite.108 Peucer kümmert sich mehr um die Intensität der Strahlen und deren Auswirkungen auf die Natur. Er vermeidet es darüber hinaus, das Licht mit Gott zu identifizieren, wie es Ficino in seiner Theologia platonica getan hatte.109 Er spricht nur davon, daß der Himmel mit dem Licht erfüllt sei. Trotz seines Vermerkes, das Licht sei „imperscrutabilis", entwickelt Peucer zahlreiche Vorstellungen und liefert Erklärungen, die jedenfalls erkennen lassen, welche Funktion er dem Licht beimißt. Für ihn sind die Sterne und Planeten, wie wir gesehen haben, Anhäufungen der ätherischen Materie und deshalb vom himmlischen Glanz erfüllt. Zugleich senden sie aktiv Strahlen aus und wirken unterschiedlich intensiv auf die Erde ein. Damit weist Peucer die stoische Vorstellung, die Sterne und der Himmel bestünden aus Feuer, zurück. Um die Wirkkraft des Lichtes zu erklären, bemüht Peucer gleich drei Ideen. Die Idee der formgebenden Kraft des himmlischen Lichtes, die des spiritus und die der Wärme. Spiritus und Licht sind in Peucers Vorstellung nicht identisch; der spiritus ist aus dem himmlischen Licht hervorgegangen; er ist ätherisch, göttlich und höherwertiger als die Wärme: „Aus dem himmlischen Licht ist eine andere und höhere Kraft [als die Wärme, C. B.] hervorgegangen, ... der ätherische, göttliche und helle spiritus, der herausragendste Teil des aus den einzelnen Elementen bestehenden konkreten Körpers, der dessen ganze Kräfte in Bewegung setzt, ernährt, zuspitzt, moderiert und vollendet, der Werkmeister aller Handlungen Auch die Wärme ist Wirkung des Lichts; von ihr kann jedenfalls ohne das Licht nicht gesprochen werden; ob Peucer sie wie Cardano in seinem populären De subtilitate mit dem Licht einfach identifiziert, kann nicht eindeutig geklärt werden.111 Die Funktion der Kraft des Lichtes und der Wärme ist es, die primären Qualitäten zu affizieren. Ausdrücklich ist für Peucer alles auf Erden qualitativ sowohl warm und kalt, als auch trocken und feucht." 2 Sodann fährt der spiritus in das Gemisch aus primären Qualitäten hinein, und bestimmt über ihr spezifisches Mischungsverhältnis die Form eines zusammengesetzten Körpers. Somit sind das Licht und der spiritus die Überbringer des dator formarum. Weil nach Peucers Vorstellun108
AVERROES: Aristotelis opera cum Averrois commentariis. Suppl. II: Aristotelis de anima libri très. Venedig apud Junctas. 1562. ND. Frankfurt am Main 1962, S. 84-89. Vgl. auch THEMISTIUS: Commentaire sur le traité de l'âme d'Aristote. Traduction de Guilleume de Moerbeke. Éd. par G. VERBEKE. Leiden 1973, liber quartus, ad 418a 26ff, S. 135ff; SIMPLICIUS: Commentario 4B. In III libros De anima. Venedig 1564. ND Frankfurt am Main 1979, liber secundus, S. 36ff; NIFO, AGOSTINO: Expositio subtilissima nec non et collectanea commentariaque in très libres Aristotelis de anima nuperrime accuratissima diligentia recognita. Venedig 1559, Sp. 415-430.
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FICINO: Théologie platonicienne, Bd. 3, S. 370-378, hier S. 378. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 367: „Sed est alia vis superior e coelesti profecta lumine, et vi huius accensa, quae certamen hoc gubernat atque moderatur, et domitis fractisque atque ad concordiam nexus illius atque coalitus, accensum nimirum certo et analogo demenso luminis calons, in tota illa massa, aethereum, divinum et lucidum spiritum, qui ceu fiamma in elychnio, praecipua pars concreti ex elementis corporis, vires illius universas ciet, végétât, acuit, moderatur ac perficit ceu opifex actionum omnium, aut formae opificis proximum ac praecipuum Organum." Hierzu äußert sich Peucer bewußt vage. Mit einer Gleichsetzung würde er Cardano folgen, wobei er jedoch nicht dessen radikale Idee teilte, durch die Existenz der Himmelswärme die Empedokleische Vierzahl der primären Qualitäten auf drei zu reduzieren. Vgl. SCHÜTZE, INGO: Die Naturphilosophie in Girolamo Cardanos De subtilitate. Zugl. Diss. phil. München 1998. München 2000, S. 110. Die Elemente empfangen diese Qualitäten von den himmlischen dynameis. Siehe PEUCER: Commentarius, 1576, S. 320v.
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gen jeder Stern und jeder Planet eine eigene Strahlenkraft besitzt, die eine je eigenständige Wirkung hervorruft, die zusammen genommen höchst unterschiedliche Wirkungen ergeben, erhält jedes zusammengesetzte Ding seine je eigene Form. 113 Die Kraft der verschiedenen Strahlen klassifiziert Peucer nur mit schwächer, stärker, sehr stark. Geometrisch oder mathematisch exakt berechnen, wie John Dee dies später unternimmt, will Peucer sie nicht, wie wir noch sehen werden. Nachdem das Licht und der spiritus den dator formarum übertragen und so das einzelne Lebendige in seiner Form bestimmt haben, kommt es dem spiritus zu, die ganzen Kräfte eines zusammengesetzten einzelnen Dinges, also eines Individuums, in Bewegung zu setzen, zu ernähren, zuzuspitzen oder zu bündeln, zu moderieren bzw. im Gleichgewicht zu halten und zu vollenden; der spiritus ist der Werkmeister aller Handlungen des Individuums. 114 Der spiritus ist wie bei allen Philosophen der Renaissance aus ätherischer Substanz; er ist das organisierende Lebensprinzip des aus diversen Elementen zusammengesetzten Körpers, der alles zusammenhält. 115 Er hält die einmal geschaffene Mischung in einem harmonischen Gleichgewicht und verhindert, daß das Subjekt auseinander fällt. Außerdem verbindet er die terrestrischen mit den himmlischen Körpern. 116 Insgesamt verbleibt Peucers Begriff des spiritus mit Unklarheiten behaftet; so ist nicht geklärt, ob Peucer ihn spirituell denkt oder als Materie höchster Feinheit. Vermutlich denkt er ihn naturalistisch. Weil er aber seine Physik letztlich auch metaphyisch gegründet sieht, könnte er ihn auch als anteilig an beidem denken. Dies läßt sich bei Peucer letztlich nicht entscheiden. Schließlich ist nicht eindeutig zu klären, ob der spiritus Peucers dem aetherischen Lichtvehikel des Proklus nicht doch näher steht als der Nichtgebrauch dieser Metapher durch Peucer vermuten läßt. 117 Peucer weigert sich aber, diesen „himmlischen" Körper mit der Weltseele zu identifizieren. Der spiritus fahrt mit dem Licht bei der Entstehung in jeden zusammengesetzten Körper. In dem zusammengesetzten Körper bildet er, wie wir bereits im vorhergehenden Abschnitt gesehen haben, ein Flämmchen, das die Substanz des zusammengesetzten Körpers ausdrückt. In den Menschen bildet dieser spiritus den spiritus Vitalis, der nach Melanchthons und Peucers Vorstellungen die Funktion inne hatte, die vitalen Lebensfunktionen aufrechtzuerhalten
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PEUCER: Commentarius, 1576, S. 399: „Utque lucis varietas infinita et stellis singulis propria: sic vires ex luce, ut fonte, cum radijs propagatae atque in aerem impressae et dilatatae, variant. Lucis enim species dißimilis, formas differentes arguit, a quibus mox et diversae manent ac profluunt vires atque effectiones." Siehe Anm. 107. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 376v: „Ardet enim lucetque in omni corpore composito aethereus quidam et lucidus spiritus, quod in viventium corporibus illae ipsae micantium in venis et arterijs, totoque corpore flammulae demonstrant, et in homine maxime vitales spiritus et animales, qui ijs quibus insunt partibus respondent. [...] Flammam conspicamur esse fumum ardentem, quem calor vehemens ex infiammabili corpore attenuato aut dissoluto penitus elicit atque educit, non simplicem sed compositum, quale scilicet est subiectum, e cuius substantia quasi exprimitur." PEUCER: Commentarius, 1576, S. 368rv: „Talis aethereus spiritus et in omnibus est inferioribus naturis, et lucis aetherea, propago est atque particula, et corpora terrena coelo cognata efficit ac copulai. Ex hac cognatione cum coelo oritur admiranda inter se consensio ac ceu conspiratio elementarum ac coelestium, quam in se quisque experitur." Siehe PROCLUS [DIADOCHUS]: The elements of theology. A revised text with translation, introduction and commentary by ERIC ROBERTSON DODDS. Oxford 1964, S. 183. Die Funktion des Lichtvehikels ist bei Proclus eine andere. Sie soll den seelischen Aufstieg zu Gott ermöglichen. Diese Idee teilt Peucer nicht.
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(Herzschlag, Puls, Blutzirkulation).118 Der spiritus animalis, der Verstand und die Wahrnehmung, werden von ihm ebenso affiziert. Nur der höchste Teil der anima rationalis, der Wille, bleibt von ihm unbeeinflußt. Nachdem der spiritus einmal bei der Zeugung bzw. der Geburt formgebend aktiv geworden ist, verbleibt er als Potenz, als Möglichkeit in dem zusammengesetzten Subjekt. Der eigentliche ätherische Körper befreit sich jedoch wieder und kehrt zu seiner eigentlichen Aufgabe zurück: nämlich in der ätherischen Sphäre zu scheinen.119 Seine im Körper zurückbleibende flammende Möglichkeit ist in Peucers Augen deshalb entscheidend wichtig, weil sie den Grund für die Astrologie darstellt. Bei jedem Lichteinfall wird die Möglichkeit neu aktiviert, und der Astrologe kann die Veränderungen begutachten.
Der Ursprung des Lichtes Halten wir einmal kurz inne. Als Humanist und als Magister, der bei Melanchthon in Wittenberg seine Ausbildung erhalten hatte, war es Peucer gewohnt, zu bestimmten loci - etwa aus der Naturphilosophie - Exzerpte anzulegen.120 Aus solchen, oft sehr reichhaltigen, Exzerptsammlungen entstanden in der Zeit des Humanismus Bücher. Gleichwohl wissen wir, daß die Autoren die Zitate oft im Detail veränderten oder nur unvollständig übernahmen. Aus dem Zusammentragen und vorsichtigem Neukomponieren diverser überlieferter Texte entstanden neue Kontexte und neue Ideen. Genau dieses fein überlegte Abschneiden und Zurechtschneiden von Ideen, die in urprünglich weit komplexeren Gedankengebäuden gestanden hatten, prägt auch Peucers Arbeiten zum Licht. Das Licht spielte seit jeher in vielen verschiedenen geistesgeschichtlichen Traditionen eine Rolle: in der neuplatonischen Tradition, in der Tradition der Kirchenväter, in der arabischen Astrologie, in der hermetischen Tradition, hier etwa in den Texten von Poimander und Asclepius, in der optischen Literatur, und auch in der kabbalistischen Tradition. Betrachten wir zunächst die Struktur seiner Kompilation, um anschließend seine Motivation zu ergründen; dazu stellen wir Peucers Werk über den Lichtdiskurs hinein in den größeren geistesgeschichtlichen Kontext.
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Vgl. HELM: Die ,spiritus' in der medizinischen Tradition und in Melanchthons ,Liber de anima', S. 219-238; SlRAISI: Medieval and early Renaissance Medicine, passim. Vgl. auch PEUCER: Commentarius, 1576, S. 368rv: „Quomodo et qua vi sese inseret et admiscebit lumen externeum, et in quo frigitur subiecto, et quo fovebitur alitur pábulo, cum alienum sit a natura mixti? Prius ergo lumen illud corpori inest, impressum certo demenso luminis aetherei, cum formaretur, et tenui puroque et pellucido spiritu vehitur, qui vehementi calore diremtis ac separatis partibus mixti difiimilibus, obscuris et perspicuis, quasi vi effractis carceribus, quibus cohercetur et obscuratur, cum Ímpetu quodam effertur, et explicatus mixte vinculis sibique redditus, redit ad naturam suam ac lucet." Vgl. hierzu JARDINE, LISA und ANTHONY T. GRAFTON (HGG.): From Humanism to the Humanities. Education and the Liberal Arts in the Fifteenth and Sixteenth-Century Europe. London 1986; M o s s , ANN: Printed Commonplace-books and the structuring of Renaissance thought. Oxford 1996.
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Das Licht ließ sich leicht, wie Peucer es unternommen hatte, in die christliche Schöpfungsidee einfügen. So baute schon der spätantike Philo von Alexandrien, der einiges Ansehen in der Renaissance genoß, sein Werk De mundi opificio ganz auf das Licht auf.121 Grosseteste schrieb ein Hexaemeron, das die Rolle des Lichts besonders hervorhob.122 Innerhalb der engeren Geschichte der Astrologie zeigten sich immer wieder Moden, in denen das Licht - anders als die Bewegung - zum dominanten Übermittler stellarer Wirkkräfte erhoben wurde.123 Erinnert sei an Ptolemäus, und vor allem an Albumashar. Albumashars Idee der Rezeptivität, die im 12. Jahrhundert in das Abendland übermittelt wurde, stellte sogar ein Novum gegenüber der hellenistischen Astrologie dar. Roger Bacon und Robert Grosseteste variierten sie mannigfaltig. Peucer nahm sicherlich Bacons Konzeption der optischen Brechung als den entscheidenden Ausgangspunkt seines Schöpfungsberichts.124 Mit der Idee, das Licht und mit ihm den spiritus als Überbringer des dator formarum und zwar der substantiellen Formen - anzusehen, nimmt Peucer Ideen auf, die er bei seiner täglichen medizinischen Lektüre fand: vor allem bei Avicenna.125 Besonders die neuplatonische Tradition eines Ficino, aber auch eines Agrippa von Nettesheim machte diese Ideen zum Herzstück ihrer Naturphilosophien. Peucers Konzeption wurde ohne Zweifel von Ficinos Schriften beeinflusst, von der Theologica platonica und von der Schrift De vita coelitus comparanda. Ficino war, seitdem er Plotin übersetzt hatte, fasziniert von der Kraft des Lichtes, die das Leben schuf und es erhielt. Ficino hatte in demselben Maße wie Peucer im Rückgriff auf Jamblich und Thomas von Aquin den Zusammenhang zwischen dem Himmel und der Materie auf Erden philosophisch mit dem spiritus begründet und die speziesspezifische Einheit von Form und Materie in die Abhängigkeit des Himmels gestellt.126 Er hatte eigens eine Schrift De lumine verfaßt, um darin das Licht als Symbol Gottes zu preisen. Wie in der langen Tradition der sogenannten Lichtmetaphysik erhob Ficino das Licht zu einem entscheidenden Baustein seiner Philosophie.127 Peucer kannte Ficinos Schriften, obwohl er sie wieder einmal nicht zu zitieren bereit ist. Er gibt sich jedoch genau wie Ficino als , Solarier' zu erkennen.128 Er teilt mit ihm die Freude an der Sonne und rühmt die positiven, das
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Vgl. 1 Mose 1; PHILON VON ALEXANDRIEN: Philonis Iudaei lucubrationes omnes quotquot haberi potuerunt ex Graecis factae per Sigismundum Gelenium. Basel 1554, S. 1-27. Peucer folgt jedoch nicht direkt seinem Konzept. Siehe Anm. 93. NORTH, JOHN D.: Celestial influence - the major premiss of astrology. In: DERS.: Stars, minds and fate: essays in ancient and medieval cosmology. London 1989, S. 243-298, hier S. 25If, 267 und passim. Vgl. BACON, ROGER: Opus maius. 2 Vols. Ed. by ROBERT B. BURKE. ND des engl. Originals 1928. New York 1962, Bd. 1,S. 129. LINDBERG, DAVID C.: Roger Bacon and the origins of Perspectiva in the Middle Ages. A critical edition and English translation of Bacon's Perspectiva with introduction and notes. Oxford 1996, S. XCVIII zeigt auf, daß Erasmus Reinhold, Peucers Lehrer in Wittenberg, Bacons Optik rezipiert hat. Siehe Anm. 70. Vgl. COPENHAVER: Astrology and Magic, S. 276ff; FICINO: Three books of life, S. 50-51; INGEGNO: The new philosophy of nature, S. 245. KRISTELLER, PAUL OSKAR: Die Philosophie des Marsilio Ficino. Frankfurt am Main 1972, S. 79, S. 98, S. 114. Vgl. auch weitere Stellenangaben zu Ficinos Lichtmetaphysik in der Einleitung zu FICINO, MARSILIO: Traktate zur Platonischen Philosophie. Übers, und mit Erläuterungen versehen v. ELISABETH BLUM, PAUL RICHARD BLUM u n d THOMAS LEINKAUF. Berlin 1993, S. 26.
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PEUCER: Commentarius,
1576, S. 368v.
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Das Lesen der Natur
Gemüt belebenden Sonnenstrahlen, die jeden Spaziergänger wohltuend erwärmen. Bei Ficino und seiner Rezeption von Plotin, von Porphyrius und von Proclos' De sacrificiis und dem darin beschriebenen ätherischen Vehikel und dann vor allem bei Agrippa von Nettesheim fand Peucer außerdem seine Vorstellungen über den spiritus. Agrippa von Nettesheim sprach schon in seiner Occulta philosophia (1530) davon, wie der spiritus aus dem Licht hervorgeht und darüber die Form der sublunaren Dinge bestimmt.129 Peucer selbst spricht jedoch nie von planetaren Intelligenzen.130 Peucers Ausrichtung unterscheidet sich in mancherlei Hinsicht grundlegend von derjenigen Ficinos, die von der neuplatonischen Areopagitischen Vorstellung einer Hierarchie beeinflusst ist, in deren Mitte die Seele steht. Die Rolle der Liebe, des durchgeistigten Kosmos, der philosophia perennis und viele andere zentrale Gedanken Ficinos teilt Peucer nicht. Grund dafür ist vermutlich die Tatsache, daß der Neuplatonismus dem Christentum zwielichtig erschien.131 Wenngleich Peucer also neben den vielen Gedanken, die er ablehnt, andere Gedanken Ficinos und weiterer Vertreter der sogenannten magia naturalis teilt, ist Peucer dennoch sehr zurückhaltend in der Frage, ob man aus dem Wissen um die Kräfte des Lichtes Instrumente für den Renaissance-Magier formen kann. Der arabische Philosoph Alkindi beispielsweise, den Gianfrancesco Pico della Mirandola wegen seiner Magie attackiert hatte, betonte die Verwendbarkeit des Lichtes für eine transitive natürliche Magie.132 Dort, wo Agrippa, Ficino und andere, Alkindi folgend, die magia naturalis befürworteten, und mit großer Vorsicht Talismane sogar einzusetzen bereit waren, die es z. B. Medizinern möglich machen sollten, bestimmte heilende Kräfte auf die Erde herabzuziehen, dort, wo Ficino orphische Gesänge anstimmte, um die Wirkkräfte des spiritus auf die Menschen zu lenken, dort redet Peucer allein vom passiven Nutzen der Erkenntnis okkulter Kräfte. Er will mit der Akzeptanz okkulter Kräfte im Licht erkennen, was eine Lupine zu einer Lupine macht, die die wundersame Fähigkeit aufweist, ihre Farbe im Laufe eines Tages dreimal zu verändern. Es gibt keine Anzeichen dafür, daß sich Peucer der Strahlen der Planeten bedienen wollte, um mit einem Talisman Himmelskräfte herabziehen zu können. In seinen Schriften erweckt er den Eindruck, daß er nur beobachten will, wie die okkulten Kräfte des Lichtes und der spiritus ihre schöpferischen Kräfte walten lassen. Der forschende Geist sollte die hier durch Beobachtung gewonnenen Erkenntnisse in die Lehren der Astrologie übernehmen, um mit ihnen möglichst vollständig die unterschiedlichen Wirkungen des Lichtes erfassen zu können. Peucer vertritt somit nicht die magia naturalis, sondern deren Schwester, die philo-
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130 131 132
AGRIPPA VON NETTESHEIM, HEINRICH CORNELIUS: De occulta philosophia libri tres. In: Opera. Bd. 1. With an introduction by RICHARD H. POPKIN. ND der Ausgabe Lyon s. d. [1600]. Hildesheim, New York 1970. S. 29: „Nihil enim reperitur in toto mundo quod suae virtutis scintilla careat, magis tarnen ac maxime infunditur his, qui huiusmodi spiritus plurimum hauserint: hauritur autem per radios stellarum, quatenus res his se reddunt conformes. Per hunc itaque spiritum omnis occulta proprietas propagatur, in herbas, lapides, et metalla, et in animantia, per solem, per lunam, per planetas, perque stellas planetis sublimiores." Vgl. WALKER: Spiritual and demonic magic, S. 36-44. Vgl. LOHR: The sixteenth-century transformation of the Aristotelian natural philosophy, S. 89-100. Pico DELLA MIRANDOLA, GIANFRANCESCO: De rerum praenotione libri IX. Straßburg 1507. ND in der Opera Omnia-Ausgabe Basel 1573 mit einem Vorwort von EUGENIO GARIN. Turin 1972, S. 3 6 6 709, Bd. 1,1 Buch 7, S. 634f. Alkindi operiert vor allem mit den species, die auch die menschliche Imagination aussenden würden. Für Peucer wäre dieser Gedanke unvorstellbar gewesen. Vgl. WALKER: Spiritual and demonic magic, S. 149.
Der Ursprung des Lichtes
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sophia naturalis, d. h. er will die Schöpfung und durch sie den Schöpfer erkennen, aber nicht in sie eingreifen.133 Von Ficino und anderen, stärker neuplatonisch ausgerichteten Denkern unterscheidet er sich insofern, als er Gott nicht mit dem Licht identifiziert, nie von der Weltseele spricht, nie die Andeutung macht, aktiv Magie betreiben zu wollen, nie die Konzeption der engen Verbindung zwischen Makro- und Mikrokosmos betont, um aus ihr seelische Läuterung zu erlangen, oder sich als mit der Fähigkeit zur Erkenntnis ausgestatteter Mensch - ontologisch verstanden - über die animalische Natur zu erheben. Wenn es um so entscheidende neuplatonische Vorstellungen geht, wie die Weltseele und die Intelligibilität durch den spiritus, die Abhängigkeit des Körpers von der spirituellen Seele, den Zusammenhang zwischen menschlichem und himmlischen spiritus, wird Peucer vage. Gleichwohl zeigt sich hinreichend, wie er mit seiner dezidierten Betonung des Lichtes von den Schwerpunkten, die Melanchthon in seiner sehr aristotelisch geprägten Naturphilosophie gesetzt hatte, abweicht. Melanchthon hatte in seinem Schulbuch auf sehr verständliche Art und Weise sowohl das aristotelische Bewegungsprinzip als auch die Mischung aus Bewegung und Licht als universale, und doch zugleich partikular wirkende Kräfte herausgestellt. Die Rolle des Lichtes ist bei ihm weit weniger zentral als bei Peucer. Peucer öffnet unter diesem Gesichtspunkt seine Naturphilosophie stärker den neuplatonischen Denkweisen. Wie läßt sich dieser Unterschied zwischen dem Lehrer und seinem Schüler erklären? Einen handfesten Grund haben wir bereits kennengelernt. In Peucers Augen konnte die physikalische Klammer zwischen den beobachtbaren Antipathien und Sympathien nicht ausschließlich durch das aristotelische Bewegungsprinzip erklärt werden.134 Er hatte begründete Zweifel an der Idee des Aristoteles, die permanente Bewegung sich anziehender und abstoßender, von aktiven und erleidenden Elemente könne den dauernden Zusammenhalt zusammengesetzter Körper erklären.135 Außerdem reichten die von Aristoteles verwendeten Kategorien nicht aus, um das riesige Netz von Sympathien und Antipathien im Universum aufzuschlüsseln. Ähnlich wie der Arzt Girolamo Fracastoro136 (hier könnte man auch wieder Agrippa, Ficino und Jean Femel nennen) wollte Peucer vor allem den Zusammenhang von Makro- und Mikrokosmos über den spiritus ergründen.137 Im Unterschied zu den Genannten bezieht Peucer dann noch die genauere Analyse des Lichts in diesen Zusammenhang mit ein. Fracastoro war im Vergleich zu Peucer weit radikaler, was den Stellenwert der Erfahrung innerhalb der Methoden eines Naturforschers betrifft. Zunächst ist es also nur das etwas anders gelagerte Interesse Peucers - vor allem am Problem der Sympathien und Antipathien - , das ihn von Melanchthon abweichen läßt. Später werden wir dann aber auch sehen, daß Peucers neue Betonung des Lichtes ein bestimmtes intellektuelles Vakuum ausfüllen sollte, das durch Kopernikus Ideen entstanden war. Insofern war Peucers Eklektizismus zielgerichtet.
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Vgl. WALKER: Spiritual and demonic magic, S. 76. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 367. Ebenda. FRACASTORO, GIROLAMO: Operum pars prior. Philosophica et medica continens, quorum elenchum pagina sequens indicai: De sympathia et antipathia rerum, liber. Lyon 1591, Kapitel V, S. 1 Iff. PEUCER: Commentario, 1576, S. 331r, S. 365r, S. 367r.
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Peucer ließ sich aber nicht nur von Neuplatonikern inspirieren. Wie Cardanos Überzeugungen in De subtilitate sich Aristoteles verdanken und Aristoteles-immanent verstanden werden können,138 so können Peucers naturphilosophische Vorstellungen - trotz der neuplatonischen Betonung des Lichtes - vor allem einem großen Aristoteliker der Renaissance zugeordnet werden, nämlich Pomponazzi.139 Weil Peucer keine Anzeichen macht, je mit den erworbenen Naturkenntnissen natürliche Magie betreiben zu wollen, schreibt er der Astrologie dieselbe Funktion zu, die Pomponazzi ihr innerhalb seiner Naturphilosophie zugeschrieben hatte. Mit Pomponazzi, der zwar weit weniger präzise als Peucer das Licht beschreibt, teilt er den Rigorismus, alles natürliche Geschehen und seine Verursachung durch das Licht allein mit Hilfe der Astrologie, die diese Verursachung zu erkennen vermag, erklären zu wollen.140 Das mag zunächst paradox erscheinen, weil Peucer doch den spiritus als Erklärung benutzt. Doch Peucer ordnet im Sinne von Pomponazzis Anliegen wie die Wärme so den spiritus dem Licht zu. Der spiritus operiert nur im und durch das Licht. So versucht Peucer, den spiritus in die damaligen Gesetze der Physik einzubinden. Wenn der Naturwissenschaftler die Wirkungen des Lichtes mit Hilfe der Astrologie untersuche, könne er die Wirkmacht der Kräfte von Licht und spiritus erkennen. Außerhalb dieser kausalen Kette gibt es für Peucer weder neues Entstehen noch Vergehen. Selbst der Dämon müsse, wie wir später noch sehen werden, wie ein Astrologe die Kräfte des Lichts und des spiritus ergründen, bevor er die Menschen verwirren könne. Auch im Falle der Selbstrestriktion sei Gott jedoch frei von solcher Restriktion durch diese Kausalkette. Mit der Haltung, die okkulten Kräfte vollständig aufdecken zu wollen, ahmt Peucer ohne Zweifel die Richtung der Argumentation nach, die Pomponazzi begründet hatte.141 Ungeachtet der vielen Übereinstimmungen und der kleineren Abweichungen, die sich bei Peucer finden, können weder Aristotelismus noch Neuplatonismus hinreichend erklären, warum Peucer erst im Jahre 1560 beginnt, die ursprüngliche Schöpfungssituation mit Begriffen aus der Optik zu rekonstruieren. Seit dieser Zeit prägt dieses Gedankengut zusam-
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SCHÜTZE: Die Naturphilosophie in Cardanos De subtilitate, passim. KESSLER: Pietro Pomponazzi, S. 397-419; PlNE, MARTIN L.: Pietro Pomponazzi: Radical Philosopher of the Renaissance. Padua 1986; COPENHAVER, BRIAN P.: Didscience have a Renaissance? In:
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POMPONAZZI: De naturalium effectuum admirandorum causis, 1576, S. 301ff. Es ist nicht leicht, diese Intention von Peucers Werk in einem greifbaren Zitat wiederzugeben. Der ganze Versuch Peucers jedoch, auf den Seiten 1-88 seines Commentarius (1576) die „physikalische Divination" zu begründen, das heißt vor allem die Astrologie, ist von dem Geist getragen, alles mit Hilfe, der Erkenntnis von astrologischen Ursache- und Wirkungsverhältnissen aufdecken zu können. Nur unvollständig kann folgendes Zitat den Tenor wiedergeben: „Voco enim mantiken physiken praedictiones, quae sumuntur a causis signisque in natura ordinatis divinitus, quae signa sunt aut causae, aut effectus, aut proprietates, quae ordine naturae consequuntur causas aut effectus. [...] imo praeter causas, effectus et alia symptömata, sunt in universa natura, plurima vel futurorum eventuum, vel aliarum rerum, quae nondum conspiciuntur vera signa, divinitus condita ad hunc usum, ut vel praesignificent aliquid, vel de ignotis et cognitu tarnen necessarijs erudiant homines, sintque velut vestigia sensibus obvia, quae deducant oculos et animos ad rerum ipsarum procul ex conspectu amotarum atque abditarum inspectionem."
Isis 83, 1992, S. 3 8 7 - 4 0 7 .
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men mit neuplatonischen Einflüssen und Ideen von Pomponazzi seine Naturphilosophie unverändert.142 Theoretisch hätte Peucer auch schon 1553, als er die erste Ausgabe seines Commentarius verfaßte, Zugriff auf die verschiedenen mittelalterlichen optischen Traktate und vor allem auf Bacons Opus malus haben können. Peucer verbesserte und aktualisierte jedoch gerne zeitlebens seine eigenen Entwürfe. Als erkenntnishungriger Geist nahm er beständig neue Bücher zur Kenntnis, die in Astronomie, Medizin und Naturphilosophie publiziert wurden. In seinen späteren Briefen an Joachim Camerarius d. J. offenbart er sich als ein wahrer ,book-hunter';143 seine Neugierde dürfte ihm geholfen haben, 1560 eine Erklärungslücke zu schließen, die ihn vielleicht schon seit längerer Zeit bedrückt haben mag. Warum werden erst 1560, und nicht schon früher, in Peucers naturphilosophisch grundgelegter Astrologie das Licht zum entscheidenden Merkmal der Schöpfung und die Intensität seiner Strahlen zum Leitfaden ihrer Erklärung? Weil Peucer nie über die von ihm benutzten Quellen Auskunft gibt, finden wir mit dem folgenden Antwortversuch bestenfalls die Anfangsbuchstaben dieses Kreuzworträtsels. Zwei Jahre vor Peucers zweiter Auflage seines Commentarius hatte der berühmte Astronom John Dee 1558 seine Propaedeumata aphoristica in London publiziert. John Dee schildert darin in hundert Aphorismen die Grundzüge seiner Reform der Astrologie, die er ganz auf die optische Messung der Strahlenintensität aufbaut und diese mit Ideen von Alkindi vermischt.144 Weil das ganze System von John Dee auf die Neuberechnung der Planetenbewegung durch Kopernikus reagiert und doch dem geozentrischen Weltbild verhaftet bleiben will, bilden das Licht und die optischen Gesetze die Speerspitze seiner Reform.145 Wie magnetische Pole Strahlen aussenden und auf kleinem Raum zeigen, daß einige Dinge sich anziehen und andere sich abstoßen, so senden nach Dees Auffassung die Sterne species aus und beeinflussen die gesamte irdische Welt.146 Darüber hinaus bedarf das Licht eines Mediums, in dem es gebrochen und verstärkt wird. Wie aus einem konkaven Spiegel werden die Strahlen aus dem primum mobile entsendet, also aus der Sphäre, die die Fixsternsphäre bewegt, und affiziert so mit erstaunlicher Intensität die Elemente auf Erden.147 John Dee plädiert deshalb für die genaue Analyse der Strahlenintensität.148 Jeder
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In der ersten Auflage von 1553 lehnte sich Peucer noch ganz an die Struktur von Aristoteles „Meteorologica" an und stellt außerdem die Bewegung in den Mittelpunkt seiner Naturphilosophie. PEUCER: Commentarius, 1553, S. 235-257. Universitätsbibliothek Erlangen: Ms. 993/1,2: Vgl. etwa die Briefe von CASPAR PEUCER an JOACHIM CAMERARIUS, D. J. vom 11. Februar s. a., fol. 9r; vom 17. September s. a., fol. 22r. In den folgenden Ausführungen beziehe ich mich auf die Einleitung von HEILBRON bei SHUMAKER, WAYNE (HG.): John Dee on astronomy. Propaedeumata aphoristica (1558 and 1568). Latin and English. Ed. with an introductory essay by J. L. HEILBRON. Berkeley 1978, bes. S. 50-60.
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HEILBRON b e i SHUMAKER, WAYNE (HG.): John Dee on astronomy,
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Zusammenfassend siehe HEILBRON in SHUMAKER (HG.): John Dee on astronomy, S. 92: „The species of each star and planet are characteristic of it; astrological influence takes place via a kind of species which obeys the laws of reflection and refraction, but which penetrates more deeply into matter than the light that usually accompanies them. In a word, the astrological species resemble the magnetic, with the important exception that magnetism has only local significance, whereas the haevenly bodies ,move' everything here below." SHUMAKER (HG.): John Dee on astronomy, Aphor. 27, S. 137: „The power of penetrating everything either solid or transparent that exists within the limits of the universe - a power in the highest degree characteristic of celestial rays - proves that they possess a great readiness to influence everything, or to imprint their energies upon it. That this may happen with a certain elegance, and that the imparted
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S. 5 1 , S. 5 7 u. ö.
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Stern besitze eine ganz spezielle Strahlung, deren Vielfalt die Mannigfaltigkeit auf Erden erklären könne. Auch Peucer urteilt nicht viel anders über die Spezifizität der Lichtquellen: „Wie die Verschiedenheit des Lichtes unendlich und den einzelnen Sternen eigen ist, so verschieden sind auch die Kräfte, die dem Licht entstammen, die wie aus einer Quelle mit den Strahlen ausgebreitet, in die Luft eingepreßt und so verstreut werden. Die Art des Lichtes ist unterschiedlich, sie bringt deutlich verschiedene Formen hervor, denen wiederum verschiedene Kräfte und Wirkungen entspringen und sich ergießen."149 Obwohl sich John Dee und Peucer gemeinsam einer optischen Begrifflichkeit bedienen, unterscheiden sich ihre Konzeptionen in den Details erheblich; anders als Peucer will John Dee konsequent die Gesetze der Optik und der Katoptrik zur naturwissenschaftlichen Analyse heranziehen.150 Peucer spricht zwar auch von species des Lichtes, stellt sie aber nicht wie John Dee in den Mittelpunkt seiner Analyse.151 Trotz der Unterschiede im Einzelnen ist die Motivation ihrer Reformbestrebungen ähnlich: beide suchen, wie wir bei Peucer sogleich sehen werden, für die Astrologie eine naturphilosophische Akzentverschiebung für die strittig gewordene aristotelische Bewegungslehre.152 Nun ist durchaus anzunehmen, daß Peucer Dees Buch kannte und sich von ihm zu seinen Änderungen in der zweiten Auflage seines Commentarius inspirieren ließ. Noch ein Weiteres ist in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen. In jenem Jahr 1558 wurde in London bei dem Verleger Sutton auch das Nativitätenbuch von Leowitz von Leonitzeno verlegt; im gedruckten Band wurde Leonitzenos Werk umrahmt von einer vorangestellten Rede von Hieronymus Wolf und von John Dees Traktat Libellus de praestantioribus quibusdam naturae virtutibus, der auch unter dem Titel Propaideumata aphoristica bekannt ist.153 John Dees Werk verlegte der Londoner Ver-
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virtue may be retained with some tenacity, or perhaps almost permanently, should, however, be sought by a natural arrangement or an artful preparation of the matter upon which the influence is impressed, as much in visible form as in elemental qualities and other properties." SHUMAKER (HG.): John Dee on astronomy, Aphor. 49, S. 147: „Investigate why the fixed stars and the various planets, both those below the horizon and those situated elsewhere, may reflect to us, or to other places on earth, rays of their own light not merely from the heaven itself but also from the air, clouds, water, mountains, and similar bodies. Observe, too, the many fracturings of the heavenly rays in the air, the clouds, and the water, and you will be driven to wonder and to praise the infinite goodness and wisdom of God." PEUCER: Commentarius, 1576, S. 399rv: „utque lucis varietas infinita et stellis singulis propria: sic vires ex luce, ut fonte cum radijs propagatae atque in aerem impressae et dilatatae, variant. Lucis enim species dißimilis, formas différentes arguit, a quibus mox et diversae manant ac profluunt vires atque effectiones." SHUMAKER (HG.): John Dee on astronomy, Zusatz zu Aphor. 52, S. 149: ,JBy this means [by the catoptrics] obscure, weak, and as it were, hidden virtues of things, when strengthened by the catoptric art, may become quite manifest to our senses. The industrious investigator of secrets has great help offered to him from this source in testing the peculiar powers not merely of stars but also of other things which they work upon through their sensible rays."
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PEUCER: Commentarius,
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In Peucers Argumentation ab 1560 fällt zumindest auf, daß er sehr viel stärker das Licht und die Strahlenintensität betont als in früheren Jahren. Vgl. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 400v. Hier sagt er, daß die Fixsterne keinen Einfluß hätten, würde man diesen allein an der Bewegung festmachen. Bei ihnen ist es vornehmlich das Licht, das sie wirksam werden läßt. Eine Distanzierung fand auch schon im Mittelalter statt Vgl. MAIER, ANNELIESE: Studien zur Naturphilosophie der Spätscholastik. Bd. 4: Metaphysische Hintergründe der spätscholastischen Naturphilosophie. Rom 1955. LEOWITZ VON LEONITZENO: Brevis etperspicua ratio iudicandigenituras. London 1558.
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leger auch einzeln.154 Der Sammelband wurde in Wittenberger Kreisen sicherlich weitergereicht, weil sowohl Leowitz von Leonitzeno als auch Hieronymus Wolf sehr gute Kontakte nach Wittenberg pflegten; Hieronymus Wolf war sogar ein enger Freund Melanchthons. Peucers Überlegungen waren auch noch in späteren Jahren aktuell. Ein prominenter Naturphilosoph wird thematisch ähnliche Ideen verfolgen, nämlich Francesco Patrizi. Patrizi begründete 1591 in dem ersten Teil seiner Nova Philosophia, der „panaugia", ein neues naturphilosophisches Programm, in dem er Themen behandelte, die in dieser Art und Weise auch schon Peucer interessierten: „de luce, de diaphano, de radiis, de lumine, de opaco und de aereo lumine".155 John Dee war womöglich nur der Anlaß dafür, daß Peucer erst ab dem Jahre 1560 dem Licht eine aktuelle und so gewichtige naturphilosophische Rechtfertigung zukommen ließ und es mit den Begriffen aus der Optik zu erfassen suchte. Roger Bacon hatte dies schon vorher unternommen, doch in John Dees Theorie fand Peucer die modernste autoritative Bestätigung seines eigenen Unbehagens über die naturphilosophischen und kosmologischen Grundlagen der Astrologie, die seit Kopernikus' Zeiten brüchig erschienen.'56 Durch die Thesen von Kopernikus in seinem Werk De revolutionibus orbium coelestium (1543) war die antike Bewegungslehre radikal erschüttert worden.157 Anstatt, wie Aristoteles, zwei Bewegungen anzunehmen, die zirkuläre des Himmels und die lineare im irdischen Bereich, ging Kopernikus von drei Bewegungen aus.158 Er fugte als dritte Bewegung diejenige der Erde um ihre eigene Achse hinzu, um somit die Ungleichheiten in den Planetenbewegungen lösen zu können und sich trotzdem nicht von dem zirkulären Bewegungsmodell Piatons und Aristoteles' lösen zu müssen. Doch mit der These, die Erde bewege sich, stießen Kopernikus und seine Anhänger auf heftige Ablehnung bei den Zeitgenossen. Robert Westman, der sehr viel zur Erforschung der Kopernikusrezeption beigetragen hat, zählt gerade einmal zehn Kopemikaner auf, die zwischen 1543 und 1600 dem Gesamt aller Thesen
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DEE, JOHN: Propaideumata aphoristica, de praestantioribus quibusdam naturae virtutibus. London 1558. PATRIZI, FRANCESCO: Nova de universis philosophia, in qua aristotelica methodo non per motum, sed per lucem et lumina, ad primam causam ascenditur. Ferrara 1591. Zumeist wird für die gesamte Nova philosophia ein hermetischer Einfluß geltend gemacht. Den besten Überblick zur Interpretation gibt nach wie vor KRISTELLER: Eight philosophers of the Italian Renaissance, S. 110-126; ebenso INGEGNO: The new philosophy of nature, S. 256-257. Wenig ergiebig in der Quellenanalyse zum ersten Teil sind PULIAFITO, ANNA LAUREA: Francesco Patrizi da Cherso: Nova de universis philosophia. Materiali per un'edizione emendata. Florenz 1993. Ältere Arbeiten von ROSEN, EDWARD: Francesco Patrizi and the celestial spheres. In: Physis 26, 1984, S. 3 0 5 - 3 2 4 und VASOL1, CESARE: Francesco Patrizi e la tradizione ermetica. In: Nuova rivista storica 80, 1964, S. 2 5 - 4 0 betonen ganz besonders den hermetischen Einfluß. Bei Peucer scheint mir der jedoch nicht gegeben zu sein. Zumindest nicht so, daß er sich irgendwie entscheidend in der gesamten philosophischen Konzeption Peucers niedergeschlagen hätte. Vgl. zu den naturphilosophischen Reaktionen INGEGNO: The new philosophy of nature, S. 246. NEUGEBAUER, OTTO und NOEL M. SWERDLOW: Mathematical astronomy in Copernicus ' de revolutionibus. 2 Vols. N e w York 1984. WESTMAN, ROBERT S. (HG.): The Copernican achievement. Berkeley 1975. Siehe auch KANITSCHEIDER, B.: Kosmologie. Geschichte und Systematik in philosophischer Perspektive. Stuttgart 1984, S. 100-103. KOPERNIKUS, NIKOLAUS: On the revolutions.
Edited b y JERZEY DOBRZYCKI. Translation and C o m -
mentary by EDWARD ROSEN. London, Krakau 1978, Buch I, Kapitel 4, 5 , 1 1 .
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des Kopemikus, einschließlich ihrer gesamten kosmologischen Konsequenzen, folgten.159 Rheticus gilt als der prominenteste von ihnen. Nun zeigt Westmans Interpretation, daß sich gerade die Wittenberger Universitätslehrer, allen voran Erasmus Reinhold und Caspar Peucer, gegen die kosmologischen Implikationen des Kopemikus stellten und allenfalls einem „impliziten Kopemikanismus" 160 huldigten, indem sie zwar die Neuberechnungen der Planetenbahnen übernahmen, oder, wie Reinhold, noch einmal neu berechneten, sich jedoch dem heliozentrischen System insgesamt verweigerten. Anstelle des heliozentrischen Systems favorisierten sie Peurbachs Planetentheorie.161 Erst ab den frühen siebziger Jahren tritt nach Einschätzung Westmans eine intellektuelle Elite hervor, die genügend geistige Freiheit besaß, um nun das ganze System von Kopemikus zu übernehmen.162 Westmans Interpretation ist zweifellos richtig, wenn man nur die astronomischen Handbücher als Quellen heranzieht. Weitet man jedoch das Corpus der Quellen auf andere Texte aus, wie etwa auf den Commentarius von Peucer, dann bedürfen Westmans Thesen einiger Modifikationen. Dann nämlich ist Westmans Ansicht nicht mehr zutreffend, die Schüler Melanchthons seien mit Ausnahme von Rheticus in ihren astronomisch-kosmologischen Vorstellungen nicht von der Autorität Melanchthons abgewichen; femer trifft dann Westmans Meinung nicht mehr zu, Peucer sei bis in die siebziger Jahre der Kopf dieser Kopemikus-resistenten Gruppe gewesen; und zu guter letzt lässt sich auch die These nicht mehr aufrechterhalten, die Sichtweisen des Kopemikus hätten allenfalls im engen Bereich der mathematischen Überlegungen Widerhall gefunden, sie hätten aber keinen Einfluß auf kosmologische Konzeptionen ausgeübt. Wie auch immer Peucers Reaktion auf Kopemikus, ob als defensiv oder als offensiv, ob als Abwehrhaltung oder als positive Berücksichtigung, beurteilt werden mag, es könnte durchaus sein, daß Peucer zumindest indirekt auf Kopemikus reagierte, indem er das Licht zur theoretischen Speerspitze seiner Astrologie erhob. Mit dieser Betonung des Lichtes, das natürlich indirekt immer von der Bewegung der Sterne und der Planeten abhängig blieb, ging gleichwohl Peucers ausgesprochene Distanzierung von der Bewegungsphysik des Aristoteles einher, die nach Peucers Auffassung eindeutig nicht die substanzielle Konsistenz der Dinge erklären konnte.163 Außerdem verweist Peucer immer wieder auf die These, daß es in der Astrologie unerheblich sei, wie weit die Planeten und die Fixsterne tatsächlich von der Erde entfernt seien. .Selbst der weit entfernte Sirius schickt klar wahrnehmbare Strahlen aus', wahrnehmbar allein durch einen komplexen optischen Prozeß, das ist sein Tenor. Kopemikus hatte bekanntlich durch seine Neuberechnungen der Distanzen der Planeten zueinander die Größe des Universums erheblich erweitert. Sonne und Steme waren von der Per-
159
WESTMAN, ROBERT S.: The Melanchthon Circle, Rheticus and the Wittenberg interpretation of the Copernican theory. In: Isis 66, 1975, S. 165-193; DERS.: Three responses to the Copernican theory: Johannes Praetorius, Tycho Brahe, and Michael Maestlin. In: DERS. (HG.): The Copernican achievement. Berkeley 1975, S. 285-346; DERS.: The Copernicans and the churches. In: D. LINDBERG und R. NUMBERS (HGG.): God and nature. Historical essays on the encounter between Christianity and Science. Berkeley 1986, S. 76-113, hier S. 84.
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WESTMAN: The Melanchthon Circle, S. 192. ERASMUS REINHOLD edierte mehrmals PEURBACH, GEORG VON: Novae theoricae planetarum. tenberg 1535. WESTMAN: Three responses, passim. Siehe oben Anm. 144.
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spektive der Erde aus betrachtet in weit größere Feme gerückt worden. In Peucers astronomischen Werken läßt sich vielleicht sogar eine Unsicherheit bei der Berücksichtigung verschiedener Theorien in Berechnung und vermeintlichem Verlauf der Planetenbahnen erahnen. Peucer formuliert seine Aussagen über die Zirkularität der Planetenbahnen sehr defensiv und sieht sich gezwungen, die kopernikanische Theorie argumentativ zu widerlegen.164 Vor dem Hintergrund einer allgemein größer gewordenen Unsicherheit in der Berechnung der Planetenbahnen und in die Berechnung der Fixstemsphäre nimmt es nicht wunder, wenn Peucer, anders als Melanchthon, stärker geneigt ist, den Akzent von der Bewegungsphysik des Aristoteles weg und hin zur Strahlenanalyse zu verschieben. Schließlich war Peucer weit mehr Astronom und auf diesem Gebiet kompetenter als Melanchthon, obwohl auch dieser seit den frühen fünfziger Jahren Kopernikus stärker berücksichtigte als zuvor. Peucer verfaßte seinen Commentarius also in einer Zeit, in der über die Bewegungsprinzipien und über die Berechnungen der Planetenbewegung debattiert wurde. Weil nun Aristoteles seine Astrologie auf die Bewegungsphysik gegründet hatte, war es für den Astrologen der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts weitaus sicherer, die unsicher gewordene Beurteilung der Bewegung als naturphilosophische Begründung ein wenig in den argumentativen Hintergrund treten zu lassen und an deren Stelle die weitaus sichereren Wirkungsweisen der Strahlen des Lichts zu betonen. Genau dies hat Peucer getan. Insofern ist Westmanns Beobachtung dahingehend zu ergänzen, daß die Reaktionen auf Kopernikus' erstes Buch De revolutionibus orbium coelestium sehr spärlich ausfielen, insbesondere die Reaktionen auf einen Abschnitt, in dem Kopernikus ein Loblied auf die Sonne angestimmt hatte. In seinem Commentarius scheint Peucer aber geradezu in dieses Lied mit einzustimmen, auch wenn es für ihn wichtig ist, die Sonne in der Mitte aller Planeten zu belassen und so eindeutig an dem geozentrischen System festhält. Unabhängig davon sieht Peucer das Licht aus der lichterfüllten Sphäre der Fixsterne herabsteigen und durch die anderen Sphären hindurchbrechen, bis sie auf die Erde als Zentrum treffen. So läßt sich Peucers Betonung des Lichts mit Blick auf die kosmologische Revolution des Kopernikus auf zweierlei Arten lesen. Die eine Lesart versteht Peucer als einen Gelehrten, der die Ideen des Kopernikus in ihrer kosmologischen Relevanz erfaßt und teilweise adaptiert. Die Idee der Zentralität der Sonne in Kopernikus' Kosmologie honoriert Peucer im übertragenen Sinne dadurch, daß auch er das Licht zum Zentrum seiner Naturphilosophie macht. Er übernahm die Ideen des Kopernikus aber erst, als er eine glaubwürdige Beweisgrundlage gefunden hatte; diese fand er in John Dees Leistung auf dem Gebiet der optischen Messungen. Im Rahmen dieser Interpretation könnte man in der Peucerschen Interpretation der Schöpfungsgeschichte dann auch einen fernen Anklang an Kopernikus' Heliozentrismus erkennen, der in Peucers Spekulation darüber wiedergefunden werden kann, wie sich das Licht bei der Schöpfung allmählich vom Zentrum ausdehnte, wobei dieses Zentrum durchaus als das Zentrum des Universums verstanden werden kann. Die zweite Interpretation würde eher auf die konservierenden Momente in Peucers System achten und die Idee der Lichttheorie lediglich als retardierende Hilfskonstruktion ansehen. Peucer habe eine Konstruktion geliefert, die nicht primär beabsichtigte, respektvoll das Neue einzufangen, sondern der vor allem daran lag, mit Hilfe des Lichtes das Natursystem 164
Vgl. PEUCER: Elementa doctrinae de circulis coelestibus, 1551, passim.
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des Aristoteles so weit wie möglich zu retten. Peucers Lichttheorie wäre dann ein hilfloses Ausweichen vor den Neuartigkeiten der Entdeckungen des Kopernikus. Sie sei dadurch gekennzeichnet, daß sie auf ein anderes, nicht weniger altvorderes Konglomerat an Thesen zurückgreife, zusammengesetzt aus Versatzstücken vom Neuplatonismus an bis hin zur Optik. Einer solchen Interpretation zufolge setzt Peucer die Lichttheorie nur deshalb ein, um den Rest des aristotelischen Systems zu retten, und nicht wie in der zuerst genannten Interpretation aus einer instinktiven inneren Überzeugung von der Richtigkeit der durch Kopernikus ermittelten neuen kosmologischen Perspektive, auf die Peucer mit seiner Lichttheorie eingeht. Doch selbst dann, wenn man Peucer als den naturphilosophischen Retter des Aristotelismus anerkennt, wäre er nicht als konservativ zu bezeichnen, weil er sich damit durchaus im Trend der zeitgenössischen naturphilosophischen Entwicklung befände. Ganz gleich, welcher Interpretation man eher zuneigt, und beide Interpretationen können eine gewisse Plausibilität aufweisen, unbestritten ist, daß Peucer auf Kopernikus reagiert und mit seinen Vorstellungen einen Weg beschreitet, den zukünftige Astrologen und zukünftige Naturphilosophen weit origineller als er selbst ausbauen sollten. Erwähnt seien nur Patrizi und Kepler. So hat Kepler 1610 die Astrologie erneut einer Reform unterzogen, in der er die Kräfte des Lichts neu zu erfassen suchte.165 Mit der Stringenz seines Entwurfes läßt sich deijenige Peucers jedoch nicht messen. Hätte Kepler aber den Weg so ausbauen können, wenn John Dee und Peucer, unter Rückgriff auf neuplatonisches Ideengut nicht schon zuvor mit ihrer Lichttheorie bestimmte neue Weichenstellungen vorgenommen hätten?
Auf der Suche nach der perfekten Methode Nun ist mit dem, was wir bisher betrachtet haben, deutlich geworden, daß die Astrologie in den Augen der Wittenberger eine Naturphilosophie war, die von ptolemäischen und aristotelischen Vorstellungen ausging und Einblick in die natürlichen Kausalitätsbeziehungen gewährte. Anders als die Astronomie, die angewandte Geometrie war, war die Astrologie eine Naturwissenschaft.166 Wir wissen, daß die Astrologie als mit der göttlichen Providenz vereinbar angesehen wurde, und wir haben gesehen, daß sich Peucer an neuplatonische Vorstellungen über das Wesen des Lichtes und über die Wirkungsweise des spiritus anlehnte, um so auf die kosmologischen Herausforderungen durch Kopernikus zu reagieren. Damit rettete er, naturphilosophisch betrachtet, die Astrologie als Wissenschaft. Doch die Wittenberger gingen noch einen Schritt weiter. Sie bemühten sich, die Astrologie als Wissenschaft neu zu organisieren. Wortreich formulierten sie methodische Standards,167 um nicht dem Verdacht ausgesetzt zu sein, sie würden Aberglauben betreiben. Ins165 166 167
KEPLER, JOHANNES: Tertius interveniens. Frankfurt am Main 1610, S. cff. DUHEM, PIERRE: Sözein ta phainomena. Essai sur la notion de théorie physique de Platon à Galilée. Paris 1908. Methode verstanden im Sinne von MELANCHTHON, PHILIPP: Erotemata Dialectices. In: CR 13, Sp. 509-751, Sp. 573: „Et sic Graeci definiunt: methodos estin hexis hodopoiëtikë meta logou, id est: Methodus est habitus, videlicet scientia, seu ars, viam faciens certa ratione, id est, quae quasi per loca
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besondere traten sie dem Verdacht entgegen, ihre Prognosen würden nach dem Zufallsprinzip mal richtige, mal falsche Erkenntnisse liefern. Gerade Melanchthons Mentor, Martin Luther, stichelte mit diesem Urteil seinen auf Astrologie versessenen Kollegen: „Zudem, so ist Astrologia keine Kunst, denn sie hat keine principia und demonstrationes, darauf man gewiß, unwankend fußen und gründen könnte; sondern die Sternenkücker richten sich und urtheiln nach den Fällen, wie sichs zuträgt, und sagen und geben für: Das ist ein Mal und 2wier geschehen, und hat sich also zugetragen, darum muß allzeit so geschehen und ergehen, was sich zuträgt und geschieht, und die Fälle, so da zutreffen, davon sagen sie wol; die aber fehlen, davon schweigen sie wol stille." 168 Luther war nicht gerade der Erfinder dieses Vorwurfs, doch reizte er Melanchthon und Peucer um so mehr dazu, diesen endgültig zu entkräften. Anders als John Dee wollte Peucer jedoch nicht mit geometrischen Messungen die Wirkungsweisen der Planeten erfassen, und anders als Ficino und Agrippa vertrauten weder er noch Melanchthon auf die Offenbarung durch heidnische Weise in der prisca theologica. Nach ihren eigenen Vorstellungen über die modernsten methodischen Standards, die es nun einmal im 16. Jahrhundert gab, wollten sie die Astrologie auf ein .erkenntnistheoretisch' sicheres Fundament stellen. Ptolemäus, dem die Wittenberger ansonsten auf Schritt und Tritt folgten, um die Astrologie als Physik zu konzipieren, konnte ihnen bei der Suche nach der angemessensten Methode einer zuverlässigen Erkenntnistheorie nicht weiter helfen. Er, der in ihren Augen ägyptischer König war, hatte zwar schon damals mögliche Einwände der Kritiker an der Erkenntnisgewißheit der Astrologie vorweggenommen und sie in seiner Rhetorik der approximativen Wahrheitserkenntnis widerlegt. 169 Gleichwohl vertraute er ausschließlich den Erfahrungen und ihren Wiederholungen. Ptolemäus dachte nicht daran, diese Erfahrungen in die Struktur der Logik oder in die medizinische Methodik einzubinden. Beides gewann gerade in der Renaissance größere Aufmerksamkeit. Künstler, Humanisten, Ingenieure, Mediziner und Philosophen debattierten mit Vorliebe, wie am Streit von Leonardo da Vincis Paragone sichtbar wird, über die Hierarchie und den jeweiligen Wert der Wissenschaften. Als Erneuerer des griechischen Wissenschaftskanons, und als solche empfanden sich die Wittenberger,170 war es für sie unerläßlich, die Astrologie mit den besten und neuesten wissenschaftlichen Standards auszustatten. Sie blickten also auf andere Wissenschaften, um sich für die Reform der Astrologie als Wissenschaft inspirieren zu lassen. Gerade im Bereich der Naturwissenschaften war damals eine lebhafte Methodendiskussion im Gange, wie wir noch sehen werden. Noch bevor Peucer - ausgehend von Melanchthons Initia und dessen Erotemata - ausfuhrlich den Beweis antritt, daß die Astrologie im Rahmen der Naturphilosophie als eine Wissenschaft anzusehen ist, die zu sicheren Erkenntnissen fuhrt, oder zumindest als eine vertrauenswürdige ars, und noch bevor er sehr ausführlich ihre Methoden diskutiert, beschwört Peucer wie so viele seiner Zunft die Tradition der großen Astrologen. Vor das gei-
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invia et obsita sentibus (!), per rerum confusionem, viam invenit et aperit, ac res ad propositum pertinentes, eruit ac ordine promit." LUTHER, MARTIN: Tischrede, Nr. 855. In: DERS.: Tischreden: Werke. Kritische Gesamtausgabe, Bd. 1, Weimar 1912, S. 418-421, hier S. 419. LONG: ,4strology: Arguments for and against", S. 165-193. PEUCER, CASPAR: Oratio Caspari Peuceri de studiis veteris Philosophiae, & de successione docentium inter tot mutationes Imperiorum. Wittenberg 1557.
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stige Auge des Lesers stellt er alle Größen dieser Disziplin: Adam, Noah, Aristoteles, Ptolemäus, Thomas von Aquin, Regiomontanus und schließlich Kopernikus.171 Für ihn waren sie samt und sonders Astrologen. Heute würde man die meisten von ihnen als Astronomen bezeichnen. Da Peucer einerseits nur allzu gut zwischen Astrologen und Astronomen zu unterscheiden wußte, er aber andererseits einen Astrologen nur dann als Wissenschaftler ansehen konnte, wenn dieser zugleich auch Astronom war, hatten alle Genannten in seinen Augen die Astrologie schrittweise verbessert. Zwar hatte Peucer keine Idee von einem theoretischen Fortschritt seiner Zunft, doch glaubte er zumindest an die langsame Entwicklung der Wissenschaft, so wie es auch Cardano, Tycho Brahe und Johannes Stadius implizit und explizit annahmen.172 Nach Peucers Verständnis lagen ihre Ursprünge in biblischen Landen des 1. Buch Mose, und gerade die späteren Glieder dieser Genealogie trugen Peucer zufolge zahlreiche neue Erkenntnisse an die Astronomie heran. Derartige Genealogien waren ein beliebtes Sujet der hermetisch-neuplatonisch inspirierten Renaissancephilosophen. Gerade sie können zeigen, daß sich die Wittenberger in anderen wissenschaftlichen Welten zu Hause fühlten als einige Naturphilosophen ihrer Zeit, von denen sie so viel übernahmen. Souverän jonglierten diese Philosophen - eben die hermetisch-neuplatonischen - mit den Geistesgrößen der Menschheitsgeschichte, reihten sie in langen chronologischen Ketten aneinander und vertauschten ab und an die ersten Helden. Manche Philosophen gaben damit, wie Peucer, der Idee der stetigen Entwicklung einer Wissenschaft Ausdruck, andere wie Ficino, Pico della Mirandola und Agrippa von Nettesheim, ja selbst Reuchlin, vermischten in ihren Genealogien die Idee der translatio studii mit der Idee der prisca theologia.m So besaß die Kunst der magia naturalis in Ficinos Augen im ägyptischen Hermes Trismegistus ihren größten Erfinder, der zugleich der erste Weltweise der Menschheitsgeschichte war. Hermes hat die biblische Offenbarung vorweggenommen, wie Ficino in seinem Pimander darlegt. In seiner Theologia platonica vertauscht Ficino Hermes mit Zoroaster, der als östlicher Magus die Reihe ehrwürdiger Wissenschaftler anführt. Agrippa von Nettesheim folgt ihm mit dieser Version. Auch Pico della Mirandola ändert im Laufe seines Lebens mehrmals die Protagonisten, bis er sie schließlich ganz verwirft.174 Diese Details müssen uns hier nicht näher interessieren. Eine der Intentionen, die hinter diesen Genealogien stand, war natürlich die der wissenschaftlichen Rechtfertigung der eigenen Naturphilosophie. Zugleich steckte in ihnen nach Picos und Ficinos Vorstellungen noch in anderer Hinsicht eine große philosophische Anziehungskraft. Durch sie konnte nämlich die christliche Offenbarung mit den heidnischen Wahrheiten so verbunden werden, daß beide aufgewertet wurden. Außerdem konnte sich die theologische Offenbarung so mit 171
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PEUCER: Elementa doctrinae de circuits coelestibus, 1551, Vorwort. Für vergleichbare Genealogien, die manchmal erheblich origineller waren als Peucers siehe JARDINE, NICHOLAS: The birth of history and philosophy of science. Kepler's A Defence of Tycho against Ursus with essays on its provenance and significance. Cambridge/England 1984, S. 258-286. Nachweise siehe ebenda. WALKER, D. P.: The ancient Theology. Studies in Christian Platonism from the fifteenth to the eighteenth century. London 1972. YATES, FRANCES A.: Giordano Bruno and the Hermetic tradition. N D der Ausgabe London 1964. Chicago, London 1991, S. 14f; ALLEN, DON CAMERON: Mysteriously meant. The rediscovery of pagan symbolism and allegorical interpretation in the Renaissance. Baltimore, London 1970. GRAFTON, ANTHONY T : Astrologie, Philologie und prisca sapientia bei Pico della Mirandola, S. 9 5 116; DERS.: Giovanni Pico della Mirandola: Trials and Triumphs o f an Omnivore, S. 93-135.
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der Erkenntnis der magia naturalis vermischen. Das Studium der magia naturalis erforderte deshalb vor allem das Studium der Texte der heidnischen Offenbarungsweisheiten: das konnten beispielsweise die hermetischen Traktate Pimander oder Asclepius sein. Die penible empirische Betrachtung der Natur, deren Ergebnisse dann durch den Syllogismus ihre Gewißheit erhielten und um diese auch vermehrt wurden, war jedoch nicht das primäre Ziel dieser Art des Studiums der magia naturalis;175 primäres Ziel war und blieb, Nektar zu saugen aus okkulten Wahrheiten der Antike. Wie in anderen Genealogien verbürgten auch in Peucers Genealogie die ersten Astrologen, Adam und Moses, die christliche Offenbarung; im Unterschied beispielsweise zu derjenigen von Agrippa hört jedoch seine Genealogie nicht in der römischen Antike auf. Bei Peucer findet sie ihre Fortsetzung - sogar durch das Mittelalter hindurch - bis in seine eigene Zeit. Wie wir sehen werden, glaubte Peucer offensichtlich daran, diese Entwicklung, die in den Genealogien sichtbar wird, vor allem durch das Studium der Erfahrung fortzufuhren. Nachdem Peucer, auf den wir uns konzentrieren werden, Licht und spiritus im neuplatonischen Sinne herangezogen hatte, um wie Ficino und Agrippa von Nettesheim den ontologischen Zusammenhalt von Makro- und Mikrokosmos zu begründen, sah er sich nun dazu gezwungen, sich mit Hilfe eines neuen Methodenverständnisses öffentlich von ihnen zu distanzieren. Genau wie sie wollte er zwar die okkulten Zusammenhänge in der Natur erkennen, doch zugleich mußte er zwei Verdachtsmomente ausräumen: erstens die Vermutung, er würde deren aktive Magie befürworten. Dies wollte er weder in der unverfänglichen Version des aktiven Ausnutzens planetarer Kräfte noch in einer versierteren Version der Kommunikation mit dem himmlischen spiritus. Zweitens wollte er die mögliche Unterstellung vereiteln, auch er teile die Vorstellung von der Superiorität heidnischer Offenbarungsweisheit. Das ist der Hintergrund, vor dem Peucers Methodendiskurs verstanden werden muß. Gerade in diesen beiden Momenten manifestiert sich, was für die , lutherisch-protestantische Naturwissenschaft' charakteristisch ist. Deijenige, der in Peucers Augen auch in methodischer Hinsicht die größte Glaubwürdigkeit besaß, war erneut Pietro Pomponazzi. Pomponazzi besaß den Vorteil, die okkulten Kräfte studiert und sie zugleich mit einer scholastischen Methode verknüpft zu haben. Wie schon Peucers vielbewundertes Vorbild Claudius Galen warf Pomponazzi in seiner Naturphilosophie ein wachsames Auge auf die aristotelische Logik, die ihm, mit Erfahrung kombiniert, Gewißheit in der Astrologie nicht nur versprach, sondern geradezu garantierte.176 Pomponazzi setzte also weder auf die Offenbarung durch Weltweise noch auf den Vergleich bestimmter Ähnlichkeitsbeziehungen in der Natur, auf denen Agrippa von Nettesheim aufbaute. Er betrieb Ursachenforschung und entsprach damit den Vorstellungen von Peucer. Peucers indirekte Diskurspartner sind deshalb Agrippa, Ficino und Pomponazzi. Sein direkter und unmittelbarer Diskurspartner bleibt allerdings Melanchthon. Von beiden Partnern, sowohl von den indirekten wie von dem direkten, setzt er sich teils ab, teils läßt er sich von ihnen inspirieren. Viele ihrer Gedanken teilt er je nach dem Maß seiner Sympathien -
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Vgl. POPKIN in seiner Einleitung zu AGRIPPA VON NETTESHEIM: De occulta philosophia, S. XIII: „Agrippa was willing to reject all of the alleged achievements of Scholasticism, as well as its methods, and to replace these by revealed occult truths learned from those ancient authors who had actually received these revelations." KESSLER: Pietro Pomponazzi, S. 397-419.
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bei Pomponazzi und Melanchthon sind seine Sympathien am größten. Gleichwohl beschneidet er ihre jeweiligen Konzepte und konstruiert aus diesen Gedanken seine eigenen Vorstellungen. Melanchthons Konzept läßt er bei der Methodendiskussion weitgehend unversehrt. Peucer argumentiert jedoch erneut detaillierter, als es seinem Lehrer in seinen Schulbüchern jemals möglich war.
Der ideale Ausgangspunkt In den Augen des Mediziners Niccolö Leoniceno aus dem frühen 16. Jahrhundert macht das Auffinden der richtigen Methode in seiner Disziplin nur dann Sinn, wenn der Wissenschaftler zuvor den Gegenstand der Wissenschaft klar definiert hatte.177 Ein Mediziner müsse einen Begriff von Gesundheit und Krankheit bzw. einem neutralen Zustand haben, um die angemessene Methode formulieren zu können. Zur Heilung eines Kranken könne ein Mediziner nur eine solche Methode anwenden, die den Bedingungen der physikalischen Konstitution des Kranken entspreche. So erfordere eine jede Wissenschaft eine Methode, die auf ihre spezifischen Erkenntnisziele hin zugeschnitten ist. Mit ähnlicher Überzeugung definierten Peucer und Melanchthon die Erkenntnisziele der Astrologie. Astrologie sei weder eine Wissenschaft, die .Wirkungen' aus allgemeinen Prinzipien ableite, noch befasse sie sich mit sämtlichen Wirkungen. Beide wollten vielmehr mit der Astrologie nur physikalische Ursachenforschung betreiben, wobei sie auch nur jene Wirkungen zum Ausgangspunkt ihrer Forschung zuließen, die durch lange Beobachtung gesichert seien.178 Andere Astrologen waren da anderer Auffassung. Ficino beispielsweise, der 1477 Argumente für eine Kritik an der Astrologie als Wissenschaft gesammelt hatte, sprach wie viele andere davon, daß die Astrologie primär die Wirkungen studiere.179 Im Gegensatz dazu betonten die Wittenberger, Astrologie sei letztlich Ursachenforschung. Erforschung stellarer Ursachen stellte allerdings ein erkenntnistheoretisches Problem dar. Nur indirekt und durch Wirkungen vermittelt konnte der Astrologe die Kräfte von Planeten und Sternen erkennen. Weil die Wittenberger die Planeten als Wirkursachen definierten, erlaubten die Erkenntnisse aus den Wirkungen sichere Rückschlüsse auf ihre Ursachen. So antwortet Melanchthon in seinen Initia auf die Frage: „Welche Methode wird in dieser
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EDWARDS, W. F.: Niccolo Leoniceno and the Origins of Humanist Discussion on Method. In: E. MAHONEY (HG.): Philosophy and Humanism. Leiden 1976, S. 283-305. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 418rv: „Est [Astrologia] ergo verae et eruditae Physiologiae quae et notata colligatione ac cohaerentia causarum, remotiores ac coelestes, sed Physicas tamen scrutatur [...] non quidem ex primis derivatas principijs, neque omnes, sed ab effectionibus tamen ea comprehensa scientia, quam longinqua observatione vetustas attulit." Zu Ficino siehe FICINO, MARSILIO: Disputatio contra iudicium astrologorum (1477). In: Supplementum Ficinianum 2 (1937), S. 11-76. Bei vielen - selbst bei Astrologen aus Wittenberg - findet sich diese Klassifizierung. Vgl. hier etwa ABU MASCHAR: Introductorium in astronomiam Albumasaris abalachi octo continens libros partiales. Venedig 1506, S. b9r. Siehe stellvertretend für andere GOCLENIUS, RUDOLF.: Lexicon
Philosophicum,
Sp. 129.
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Wissenschaft angewendet?": „die Physik zieht ihre Erkenntnisse größtenteils aus der Erfahrung, in der meistens von den Wirkungen und Zeichen auf die Ursachen geschlossen wird."180 Und er fugt hinzu: „Die Beobachtung dieser vielfältigen Aktionen ist eine große Weisheit."181 Ein solcher Rückschluß verlangte nach logischer Anleitung, wie wir gleich sehen werden. Der Ausgangspunkt ihrer astrologischen Untersuchungen waren deshalb die Wirkungen. Da Wirkungen aber zugleich als Zeichen einer hinter ihr stehenden Ursache verstanden wurden,182 setzt Peucer am Zeichenbegriff an, um mit Niccolö Leoniceno den richtigen Gegenstand der Astrologie zu finden. In einem kosmologisch so bevölkerten All, wie dem, das die Wittenberger vor Augen hatten, war es gar nicht so leicht, die wirklichen Zeichen von denjenigen, welche die Dämonen nur vorgaukelten, zu unterscheiden. In ihrem Kosmos gab es nämlich neben den Planeten, die ihre ruhigen ewigen Bahnen zogen, neben den Kometen, die sich aus der verunreinigten Luft zusammenballten, und neben den Sonnenstrahlen und dem spiritus, die sich gleichermaßen auf die Erde senkten, ebenso auch die Dämonen, welche die unterschiedlichsten Regionen des Kosmos bevölkerten. Viele Dörfler und Bauern sahen in ungewöhnlichen Himmelserscheinungen, in Blutregen und anderen außergewöhnlichen Erscheinungen bedrohliche Ereignisse auf sie zukommen. Selbst Melanchthon war, wie wir wissen, ein ängstlicher Beobachter von außergewöhnlichen Himmelserscheinungen. Zirkulierende Flugblätter übertrumpften sich mit Hiobsbotschaften. Einiges von dem, was die Flugblätter glauben machen wollten, war in Peucers Augen durchaus berechtigt, in vielem jedoch würden in ihnen allzu naiv Zeichen als Ursache zukünftiger Ereignisse gewertet. In diesem Aberglauben seien nämlich viele dieser Zeichen nur vom Teufel und von Dämonen initiiert, und auch nur dazu, um die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen. Das aber hatten schon Thomas von Aquin, Ficino und Pomponazzi angenommen. 183 Peucer geriet außer sich vor Zorn, wenn er die Verfuhrungskünste des Teufels überall in der Welt beobachtete. Unermüdlich wies er auf die Gefahren hin, die dieser Misanthrop ersinnen konnte. Selbst der Naturforscher war nicht gegen sie gefeit; er hatte sich ständig davor zu hüten, teuflische Zeichen als natürliche Zeichen zu verstehen. Fast erscheint es so, als sei der Astrologe damals den Gefahren seines Berufes in derselben Weise ausgesetzt gewesen wie ein moderner Börsenmakler heute. Denn wie der Börsenmakler mit Wirtschaftsdaten Konjunkturprognosen hoch und runter rechnet, daraus den Schluß einer richtigen Investition zieht und trotz all seiner Vorsichtsmaßnahmen im Falle eines Rates zu einer Investition, die sich als Fehlinvestition herausstellt, die Rache seiner Klienten zu furchten hat, so definierte der Astrologe präzise seine Zeichen und fürchtete bei einer Fehlinteipretation die Schadenfreude des Teufels und seiner Klienten. Verwechselte nämlich der Naturforscher ein natürliches mit einem teuflischen Zeichen, verging er sich nach Peucer erstens 180 181 182
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MELANCHTHON: Initia, Sp. 194: „Ita doctrina physica magna ex parte extructa est ex experientia, in qua plerunque ducimur ab effectibus et signis ad causas." Ebenda, Sp. 195: „Harum variarum actionum observatio magna est sapientia." Die Astrologen verwendeten den Zeichenbegriff allerdings auch für die Konstellationen und die Zodiakalzeichen und in dem Sinne, daß sie Zeichen für etwas zu Erwartendes waren. Der Begriff des Zeichens konnte also verschiedene Bezugspunkte in der Welt haben. Vgl. CLARK, STUART: Thinking with demons: the idea of witchcraft in Early Modern Europe. Oxford 1997.
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an den guten Intentionen der göttlichen Providenz. Zweitens könne dies auch den Ruin der Astrologie als einer Wissenschaft mit gesicherter Erkenntnis zur Folge haben, weil der Rückschluß von einem teuflischen Zeichen auf eine Ursache nur ein Rückschluß auf eine vermeintliche, nicht jedoch auf eine wirkliche Ursache sein könne. Dieses wiederum würde nur neue falsche Prognosen hervorbringen. Die Schwierigkeit bestand also darin, die - von Peucer so bezeichneten - teuflischen vorgegaukelten von den wirklichen Zeichen zu unterscheiden. Das war nicht einfach, weil dieser Unterschied nicht offenkundig und so ohne weiteres einsehbar war; diese Unterscheidung war aber unerläßlich und notwendig, um zu den richtigen Schlußfolgerungen über die Ursachen zu gelangen, ob sie nämlich wirkliche oder nur vermeintliche sind. Peucer gibt dem Astrologen zumindest eine annähernd klare Definition der dämonischen Zeichen. Das Spektrum der Zeichen, die die Dämonen produzieren konnten, ist nach Peucer gering.184 Manche seiner Zeitgenossen schrieben den Dämonen weit größere Kompetenzen zu, wie Stuart Clark aufgeschlüsselt hat.185 In Peucers Augen sind die Dämonen die perfekten Nachahmungskünstler. Durch „erstaunliche Kunstfertigkeit", „mira arte", bilden sie leere Idole, „inania eidola".186 Sie ahmen ausschließlich bestimmte Naturphänomene in der Luft nach. Seit den Zeiten der Kirchenväter ist die Luft ihr angestammter Wohnort. Dämonen gelten als Luftgeister. Sie sind keine planetaren Dämonen.187 Auch wenn sie - Natürliches und Vorgegebenes gebrauchend - schlimme Unwetter und Katastrophen auslösen können,188 so können sie doch ausschließlich in der Luftsphäre operieren. Sie können keine neuen Sachen schaffen.189 Das, was die Dämonen alles nicht vermögen, ist ähnlich umfassend. Weder der Teufel noch die Dämonen haben die Kraft zur Schöpfung aus dem Nichts. „Sie können keine neuen Dinge erschaffen" - wiederholt Peucer mehrere Male.190 Konkret heißt das, daß sie den Regen nicht hätten erfinden können; sie können ihn aber durchaus nachahmen; auch können sie Kometen aus Luftmaterie anhäufen. Sie können den Kometen aber nicht als solchen erfinden. Die Betonung muß auf das Wörtchen „neuartig" gelegt werden und darauf, daß Peucer hier ex negativo von normalen natürlichen Prozessen spricht. Sie können also Orkane, Erd184 185 186
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CLARK: Thinking with demons, S. 484, ist Peucers Dämonologie nicht vollständig gerecht geworden. Siehe Anm. 175. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 30r: „Etsi enim res novas non creant, nec species rerum inter se commutant, nec quae periere revocant aut redintegrant, species tarnen rebus creatis similes et inania eidola mira arte conformant obijiciuntque, aut sparsim in orbe vagantes creaturas in unum cogunt locum, ut a se conditas confectasque hominibus persuadeant." Was Peucer mit „vagantes creaturas", hemmschwirrenden Geschöpfen, meint, ist nicht eindeutig. Auszuschließen ist, daß er damit Planeten meint, weil er den Dämonen an keiner sonstigen Textstelle je die Macht über die Planeten gibt. Sie können nur in der Luft operieren, und der Teufel hat nach Peucer andere Funktionen. Dies sind sie bei einigen neuplatonischen Denkern, etwa bei Ficino. Vgl. WALKER: Spiritual and demonic magic, S. 46f. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 30v: „Cient in aere saevas tempestates, inusitatos ventoium flatus ac turbines, terraemotus, pluvias, imbres, eiaculantur ex nubibus eknepias, typonas, trosoras, tonitura, fulmina ..." Einen Kometen selbst können sie nicht erschaffen. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 31, Peucer verwendet das Adjektiv praecipuus, im Sinne von „ausschließlich", weil er nie davon spricht, daß die Dämonen sich der Planeten bedienen können. In all seinen Aussagen über die Astrologie erwähnt er die Dämonen an keiner Stelle. PEUCER: Commentarius, 1576, S. lOr, S. 18r: „efficere nequeunt, non condere res ex nihilo, non institutum divinitus naturae cursum impedire, destruere, aut mutare."
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beben, Gewitter etc. auslösen, müssen sich dabei aber des schon Vorhandenen bedienen. Entsprechen die Zeichen nach Peucers Aussagen nicht den normalen Erfahrungen, dann weiß der Astrologe, daß die Zeichen dämonischen Ursprungs sind. Diese verdienen keinen Glauben an sie als wirkliche Ursache. Für Peucer sind teuflische, dämonische Zeichen also offensichtlich solche Zeichen, die zwar reale Wirkungen, aber keine notwendigen naturgesetzlichen Ursachen haben. Deshalb sei es nicht erlaubt, auf solche Ursachen zu schließen oder sie als Auskunft über die wahre Natur der Dinge anzusehen. Die Macht des Teufels in astrologischer Hinsicht beschränkt Peucer radikal. Obwohl dieser nach Peucers Konzeption der am besten informierte Astrologe von allen ist, kennt er zwar die Naturkausalitäten;191 kann dieses Wissen aber erneut nur dazu benutzen, um Naturprozesse nachzuahmen. Ein erfahrener Astrologe, der die Ursachen genau erforscht, sollte imstande sein, die vermeintlichen teuflischen Spielereien von den richtigen natürlichen Ursachen zu unterscheiden.192 Physikalische Ursachen sind nach Peucers Verständnis immer ausschließlich jene planetaren und stellaren Konstellationen, die bereits in der Erfahrung Niederschlag gefunden haben. So gibt es letztlich nichts in der wirkenden Natur, das der göttlich gestifteten Ordnung widerspricht. Für den deutenden Astrologen bedeutete dies, daß er alle Zeichen auf die gewonnene Erfahrung hin interpretieren mußte. Je mehr Klarheit er über die Ursachen und ihre normalen, sich wiederholenden Wirkungen gewinnt, desto eindeutiger entpuppen sich nach Peucers Vorstellungen die teuflischen Zeichen als letztlich widernatürliche Phänomene.
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PEUCER: Commentarius, 1576, S. 14v: „Addo nominatim a causis physicis, quibus intelligo naturas creatas, et tas dynameis rerum conditarum a Deo ipsis attributas, quae Deo adiuvante, conservante, et vigorem conferente, efficaces sunt, eodem prohibente et impediente, cessant agere: Et excludo Diaboli conatus, Consilia, astutiam, et solertiam in imitatione operum Dei: qui etsi fuit conditus a Deo, et'excellentibus ornatus dotibus, tamen libera se voluntate avertit a Deo, cumque descivisset, factus hostis Dei, cepit dotibus illis et potentia abuti ad obscuranda aut deformanda opera Dei, et ludificandos, decipiendos, atque opprimendos miseras homines: et quaecunque molitur peragit, aut conficit Diabolus, qualiacunque sint, nego esse physica. Excludo etiam ea, quae homines, vel malicia sponte, vel connata superstitione, vel Diaboli impulsu, contra expressa Dei mandata, et naturae ordinem, instituèrent et exercuerunt, qualia multa postea recensebimus [damit meint er Orakel etc. ]. [...] Nec amplius voluntas est causa ordinata, cum ordini renititur ac répugnât: sed obsequitur tune, aut inclinationibus, ex lapsu et naturae depravatione contractis, vel instinctui Diaboli, qui perturbât eam, quacunque occasione potest, et ex uno errore aut scelere pellicit ac pertrahit in aliud. Porro ad signa itidem disertò adiungo naturalia et ordinata, ut explodam et procul removeam signa, quae vel Diabolus applicat aut offundit rebus creatis ad vexandos homines, vel Ethnici omnibus temporibus, excoecati Diabolico fascino, iisdem contra ordinem naturae divinitus institutum affinxerunt."
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Auf der Suche nach dem richtigen Zeichen - Das Verborgene wird offenbar Beiläufig führt Peucer in seinem Commentarius unterschiedliche Begriffe für das Wort Zeichen ein: OT^ia, signa, TEK|j.r|pia, eiKOiai, ca)p.7txco(j.axa, significatio und solche signa, die besonders als Zeichen von göttlich Gewirktem zu interpretieren sind. Mit mehreren von ihnen hatte sich ein Astrologe zu beschäftigen; aus deren Definition durch Peucer ergibt sich bereits die Anleitung zu ihrer Interpretation. Peucer bekennt mit Melanchthon, daß alle Naturerkenntnis aus den Zeichen schöpft und zu den Ursachen hinführt; Zeichen sind daher die den „Sinnen zugängliche Spuren [...] hin zur Erkenntnis der verborgenen Dinge".193 Seit hellenistischer Zeit begleitete einen Astrologen die Idee der Zeichenhaftigkeit zumeist in der Gestalt, die Cicero in seinem ersten Buch über die Weissagung dargelegt hatte: „Er [Poseidonios] glaubt, daß in der Natur gewisse Zeichen der zukünftigen Dinge enthalten sind. So finden wir doch in der Überlieferung, die Bewohner von Keos pflegten alljährlich den Aufgang des Hundssterns sorgfältig zu beobachten und daraus zu folgern - wie Herakleides Pontikos schreibt - , ob das Jahr gesund oder verseucht sein werde. Wenn nämlich der Stern etwas trüb und gleichsam dunstig hervorkomme, sei die Atmosphäre massig und dicht, so daß ihr Hauch sich als lastend und verseucht erweisen werde; wenn der Stern aber klar und strahlend erscheine, dann bedeute das, die Atmosphäre sei fein und rein und darum gesund."194 In Ciceros Zitat wird der Stem als Zeichen verstanden, der eine Veränderung in der Atmosphäre andeutete. Es bleibt etwas unklar, ob dieser Stern tatsächlich selbst die Veränderung hervorrief, die er anzeigte, oder ob er sie nur andeutete. Bei Ptolemäus waren die Sterne und Planeten vor allem Ursachen eines zukünftigen Geschehens. Zwischen den drei Optionen, entweder die Sterne nur als Zeichen anzusehen, oder die Sterne als Ursachen zu begreifen oder die Sterne als Zeichen für Ursachen aufzufassen, lavierte die abendländische Diskussion über die Astrologie hin und her. Sehr eindeutig standen die Kirchenväter zu dieser Frage. Origenes z. B. reduzierte in seinen Acht Büchern gegen Celsus die Sterne auf ihre anzeigende Funktion.195 Diese „zeichenlastige" Argumentation wurde von jedem Naturphilosophen konterkariert, der primär den physikalischen Zusammenhang der supralunaren Vorgänge mit den sublunaren, also mit denjenigen unterhalb der Mondsphäre erforschte.196 Ptolemäus stand in dieser Tradition. Ihn ließ der theoretische Diskurs über das Zeichen sichtlich indifferent.197 Ahnlich wie die Antike und das Mittelalter gab auch die Renaissance unterschiedliche Antworten auf die Frage, die da lautete: Sind die Sterne nur Zeichen sublunarer Veränderungen oder sind sie auch Ursachen dieser Veränderungen? Der Neffe von Giovanni Pico della Mirandola, Gianfrancesco, gab im Jahre 1507 eine recht eindimensionale Antwort auf diese Problematik. In dem fünften Buch des neun Bücher starken De rerum praenotione libri IX bekannte er auf Seite 573: „Der Himmel kann nicht Zeichen jener Sa-
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PEUCER: Commentarius, 1576, S. 13r. CICERO: Über die Weissagung, I, 130, S. 129. ORIGENES: Acht Bücher gegen Celsus, I, S. 58-61. Den besten Überblick über das Weiterwirken der stellaren Verursachung bei NORTH: Celestial influence, S. 243-298. Auffallend ist seine Abstinenz in Fragen der Zeichentheorie. Vgl. PTOLEMÄUS: Tetrabiblos, passim.
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che sein, deren Ursache er nicht ist: göttliche Wunder können vom Himmel weder ausgehen noch als solche bezeichnet werden."198 Das war 1507. Gut fünfzig Jahre später läßt Peucer diese Antwort mit ihrer Alternative nicht mehr gelten. Er definiert das astrologische Zeichen folgendermaßen: „Jene Zeichen, die im Licht der Sonne und des Mondes beobachtet werden können und ihnen ähnlich sind, sind weder Ursachen noch Wirkungen, sondern etwas mit Ursache und Wirkungen Verbundenes."199 Diese Definition ist für sich genommen zunächst relativ unverständlich. Was heißt denn „die Zeichen sind mit Ursache und Wirkung Verbundenes"? Verwechselt Peucer hier die relationale Bestimmung von Zeichen und Bezeichnetem in Form eines Kausalverhältnisses mit dem Kausalprozeß in der Natur - wie es später typisch wurde für die Kommentatoren der Conimbricenses (1592-1598) mit ihrer Definition des Instrumentalzeichens?200 Oder liefert Peucer hier nur eine Zeichendefmition, die den Medizinern in ihrer alltäglichen Arbeit geläufig war, um ein Krankheitssymptom in sein richtiges Verhältnis zur eigentlichen Krankheit zu bringen?201 Um eine solche Einordnung von Peucers Zeichendefinition in den abendländischen Zeichendiskurs zu ermöglichen, müssen wir nach weiteren Definitionsmerkmalen Ausschau halten. Peucer unterscheidet generell und ganz traditionell zwischen signa naturalia und signa ordinata und fahrt ungehindert fort: „Signa, nomino notas in rebus creatis subiectas sensibus."202 Peucer beschränkt sich also auf diejenigen Zeichen, die natürlich und wahrnehmbar sind. Für Peucer als Mediziner ist diese Perspektive keineswegs verwunderlich. Als Historiker kann man aufatmen, weil Peucer damit die lange und verzwickte Tradition der künstlichen Sprachzeichen außer Acht läßt. Peucer versucht nämlich nicht, Augustins Bestimmung über das Verhältnis von Zeichen, Bezeichnetem und Begriff zu analysieren, und er erörtert auch nicht die Idee der Repräsentation eines Sachverhaltes. Ihn interessiert nicht die erkenntniskritische Frage nach der Erkennbarkeit von Welt. Die Erforschung der Geschichte des Zeichendiskurses will genau zwei disparate Fährten in der theoretischen Diskussion über das Wesen des Zeichens erkannt haben: Die eine Fährte sei die Augustinische und von Peucer ad acta gelegte sprachkritische Zeichenreflektion.203 Die andere Fährte sei die von den Medizinern, Mantikern und Physiognomikern gelegte Fährte der „indices", die als natürliche Anzeichen für etwas Verborgenes verstanden wer-
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Pico DELLA MIRANDOLA, GIANFRANCESCO: De rerum praenotione libri IX. Straßburg 1507, S. 573: „Coelum non posse signum esse rei illius cuius causa non sit: divina item miracula a coelo nec fieri, nec significari." Zitiert nach PEUCER: Commentarius, 1591, S. 13: „Nec causae, tree effectus, sed quiddam cum causis et effectis [effectibus] coniunctum, sunt illa signa, quae in Solis Lunaeque lumine observantur et his similia." Gleichlautend in der Ausgabe von 1560, siehe ebenda, 15r, 62r. Vgl. MEIER-OESER, STEPHAN: Die Spur des Zeichens. Das Zeichen und seine Funktion in der Philosophie des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Berlin, New York 1997, S. 133, S. 199. Das klassische Beispiel für die Annahme eines Instrumentalzeichens, das entweder die Ursache oder die Wirkung darstellte, war dasjenige des Feuers. Die Belege hierzu finden sich weiter unten. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 15v: „Ich nenne Zeichen aber diejenigen Merkmale, die in den geschaffenen Dingen sind, die den Sinnen unterworfen sind." Ein besonders schönes Beispiel für das Weiterwirken des rhetorischen Zeichenbegriffes beschreibt GOMBRICH, ERNST HANS: Icones Symbolicae. Philosophies of symbolism and their bearing on art. In: DERS: Symbolic images. Studies in the art of the Renaissance. London 1972, S. 123-195.
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den. Somit gehört Peucer, um mit Peirces' Terminologie zu sprechen, in die Tradition der „Indices"-Forscher.204 Carlo Ginzburg behauptete von ihnen einmal, sie erfüllten das Urbedürfnis eines jeden Forschers, angefangen bei den Steinzeitmenschen. Selbst Sigmund Freud hätte nur unter Zuhilfenahme eines erkennbaren Dinges, des Zeichens, das nicht Erkennbare erklären können, indem er aus den erinnerten Traumbildern den Rückschluß auf das psychische Empfinden des Menschen gezogen habe.205 In der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Logik hatten diese indices als sogenannte Instrumentalzeichen ein Eigenleben. Für jeden Astrologen, der die sinnlich nicht wahrnehmbaren, also okkulten Qualitäten der Planeten untersuchen wollte, mußte die Konzentration auf diese natürlichen bzw. instrumentalen Zeichen im voraus entschieden sein. Schließlich wollte der Astrologe primär aus gegenwärtig Sichtbarem auf Zukünftiges schließen, und somit mußte das Zeichen die Ursache vertreten. Die Zeichendefinition von Peucer läßt sich also getrost auf diese „indexikalische" Seite des Diskurses stellen. Deren Komplexitität ist keineswegs geringer als diejenige auf Seiten der Sprachzeichen.206 Über die Geschichte der Diskussion des natürlichen Zeichens in der Frühen Neuzeit weiß man wenig, wenngleich deren antike Vorgeschichte, also das Zeichenverständnis von Galen und Hippokrates und dasjenige der Stoiker besser erarbeitet ist.207 Insbesondere ist hierbei die Rezeption der heute als pseudo-aristotelisch geltenden Schrift Physiognomica in der Renaissance zu beachten.208 Die Bedeutung des Zeichendiskurses ist für das Denken des 16. Jahrhunderts kaum zu überschätzen.209 Oftmals benutzten Naturphilosophen, Mediziner, Magier, Theologen und Rhetoriker den Zeichenbegriff als ein Instrument, mit dem sie ihre Erkenntnisse gewannen
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PEIRCE, CHARLES S.: Semiotische
Schriften.
Bd. 1: 1 8 6 5 - 1 9 0 3 . Hrsg. von CHRISTIAN J. W . KLOESEL
und HELMUT PAPE. Frankfurt am Main 2000. Dort, S. 206ff, definiert Peirce den Index so: „Ein Index steht für sein Objekt kraft einer wirklichen Verbindung mit ihm oder weil es den Geist dazu zwingt, sich mit diesem Objekt zu befassen." Die Definition wird gemeinhin als verbindlich für medizinische Zeichen aus der Antike angesehen. Vgl. die brillante tour-de-force durch die Geistesgeschichte, in der Ginzburg die These vertritt, daß der Spurenforscher der Humanwissenschaftler der Neuzeit wird. GINZBURG, CARLO: Spurensicherung. Der Jäger entziffert die Fährte, Sherlock Holmes nimmt die Lupe, Freud liest Morelli - die Wissenschaft auf der Suche nach sich selbst. In: DERS.: Spurensicherungen. Über verborgene Geschichte, Kunst und soziales Gedächtnis. Berlin 1983, S. 7-45. Für die frühe Neuzeit ist dieser Diskurs unbearbeitet. Erste Hinweise bei KRAUS, M. und H.-D. SPENGLER: Art. Indiz. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Hrsg. von G. UEDING, Bd. 4, Tübing e n 1998, S. 3 3 3 - 3 5 1 .
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Vgl. SEBEOK, T. A.: Symptome, systematisch und historisch. In: Zeitschrift für Semiotik 6, 1984, S. 37ff. ; GLIDDEN, DAVID: Sceptic Semiotics. In: Phronesis. A Journal for ancient philosophy, 28, 1983, S. 213-255; BORSCHE, TLLMAN: Zeichentheorie im Übergang von den Stoikern zu Augustin. In: Allgemeine Zeitschrift für Philosophie 19, 1994, S. 40-52 sowie der kurze Überblick bei DEMS.: Was etwas ist. Fragen nach der Wahrheit der Bedeutung bei Piaton - Augustin - Nikolaus von Kues - und Nietzsche. 2. Aufl. München 1992, S. 144ff. Eine sehr gute Kontextualisierung dieser Schrift in der Antike liefert Sabine Vogt. Siehe ARISTOTELES: Physiognomica. Übers, und kommentiert von SABINE VOGT. Darmstadt 1999, S. 120ff, S. 129. FOUCAULT, MICHEL: Die Ordnung der Dinge. 14. Aufl. Frankfurt am Main 1997, S. 46-77, hat bekanntlich die Bedeutung der Zeichenhaftigkeit von Welt als prägendes Element der Episteme des 16. Jahrhunderts überschätzt. Eine hervorragende Auseinandersetzung mit Foucaults Ansatz liefert IAN MACLEAN: Foucault's Renaissance episteme reassessed: an Aristotelian counterblast. In: Journal of the History of Ideas 59, 1988, S. 149-166.
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und bestimmte Sachverhalte plausibel darstellen konnten. Die entscheidende Frage war die nach der Glaubwürdigkeit der Bedeutung, die man einem Zeichenträger zuschrieb. So wußte jeder Gerichtsredner seit Quintilians Institutiones oratoriae und Ciceros Partitiones oratoriae, daß er nur dann seinen Beweis überzeugend führte, wenn er auf die unterschiedlichen Arten von Glaubwürdigkeit bestimmter Anzeichen achtete, die seinen Beweis untermauerten; so wußte er, ob er ein untrügliches Zeichen verwendete oder nur einen schwachen Beweis führte. 210 Ahnlich wußte nach den Ausführungen von Cornelius Agrippa von Nettesheim in seiner Occulta philosophia ein jeder Magier, welche Gefahren und Wohltaten demjenigen drohten, der Zeichen auf Talismane ritzte, damit die himmlischen Intelligenzen diese lesen und in gewünschter Weise reagieren konnten.211 In all seinen verschiedenen Verwendungsweisen ähnelt der Zeichendiskurs jedoch einem frisch beschneiten Feld, auf dem zahlreiche Gelehrte aus den verschiedensten Wissenschaften ihre Spuren hinterlassen haben - kreuz und quer, übereinander, niemals jedoch deckungsgleich: angefangen bei Mantikpraktikern und babylonischen Astronomen über Piaton, Aristoteles, Hippokrates, Galen, die Stoiker, die Epikureer, Origenes, Augustinus, Thomas von Aquin, Roger Bacon und die Conimbricenses bis hin zum modernen Begründer der wissenschaftlichen Semiotik Charles Sanders Peirce. Sie alle glauben daran, daß eine Definition des Zeichens tiefergehende Wahrheiten erschließen könne.212
Das astrologische Zeichen Kehren wir zu Peucer zurück. Peucer präzisiert noch einmal seine oben erwähnte Definition des astrologischen Zeichens, welches etwas sei, das mit Ursache und Wirkung verbunden ist, und fährt fort: „Die Zeichen sind entweder Ursachen der bezeichneten Dinge oder Wirkung, oder sie sind mit Ursache und Wirkung verbundene klare physikalische Zeichen (tekmeria physica), da sie die Kraft der wahren und in hinreichender Zahl (nicht jedoch einzelner) gegebenen Ursachen beweisen ebenso wie die Wirkung, an die sie denken lassen, die sie erfragen und die sie einlösen, da sie den Grund ihrer Wirkungen in sich tragen, (da sie) die Kraft der Ursachen darlegen und zeigen, und da sie mit Ursache oder Wirkung auf das
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Vgl. v. a. QUINTILIAN, M. FABIUS: Institutiones oratoriae libri XII. Ausbildung des Redners. Zwölf Bücher. Hrsg. und übers, von HELMUT RAHN. Erster Teil. Buch I-IV. Darmstadt 1972; hier Buch V,
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AGRIPPA VON NETTESHEIM: De occulta philosophia, S. 69. Vgl. die Beschreibung zur Herstellung eines Talismans bei PARACELSUS, THEOPHRASTUS: Uber de signis zodiaci et mysteriis eorum. Basel
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Die wichtigste Literatur versammelt Meier-Oeser in seiner Habilitationsschrift. Leider konzentriert er sich mehr auf den sprachlichen Zeichendiskurs als auf den theologischen oder medizinischen. Siehe MEIER-OESER: Die Spur des Zeichens. Eine wirre, wenn auch fleißige Zusammenschau der Zeichenbegriffe liefert aus vormoderner Perspektive WlMPlNA, CONRAD: De signis et insomniis, eorumque interpretationibus, libri III. De hypocrisi, superstitione et divinatione libri III. Köln 1531, S. 66r11 lv, hier S. 68ff.
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engste verbunden sind, so wie alles Eigenständige die Natur (das Wesen) seines ihm Zugrundeliegenden ausdrückt und erklärt."213 Das, was Peucer in der erst genannten Definition als ein astrologisches Zeichen klassifiziert hat, das etwas „irgendwie mit Ursache und Wirkung Verbundenes" ist, wird hier - in dieser doch sehr schwierigen Definition - eindeutig als tekméria physica bezeichnet: das heißt als physikalisches Zeichen mit einem strengen Verweischarakter, wie wir gleich noch sehen werden. Die Bedeutung dieses Sachverhaltes, der mit dem astrologischen Zeichen bezeichnet wird, und die Bedeutung des Wörtchens tekméria physica bedürfen einer näheren Analyse. Drei Fragen werden zum Verständnis dieser Definition notwendig sein: Erstens, woher nimmt Peucer diese Definition des astrologischen Zeichens? Zweitens, welche Bedeutung hat diese Definition für die Astrologie? Und drittens, welche wissenschaftstheoretischen Traditionen spielen - über die Definition als solche als auch über den Begriff des tekmérion - mit in diese Definition hinein? Ähnlich wie bei dem Diskurs über das Licht ist auch hier zu beobachten, daß Peucer von mehreren Traditionen inspiriert wird und daß deshalb seine Definition vor mehreren geistesgeschichtlichen Hintergründen gelesen werden kann. Die Definition verdient nähere Betrachtung, weil sie aufzeigen kann, mit welch intimer Kenntnis der aktuellen Diskussionen in den unterschiedlichsten Wissenschaften die Wittenberger versuchten, ihre Astrologie dem aktuellsten Standard anzupassen. Zunächst scheint offensichtlich, daß Peucer mit dieser Definition auf den Zeichenbegriff aus dem Teil der Erotemata Dialéctica Melanchthons zurückgreift, der traditionell mit der Topik des Aristoteles, frühneuzeitlich dagegen mit den loci argumentorum identifiziert wird. Der Zeichenbegriff dient ihm also dazu, neue Argumente aufzufinden, die aber in diesem Falle als loci rerum aufgefaßt werden und so neues Material finden ließen. Melanchthon hatte in seinen Initia und seinen Erotemata sowohl das Wörtchen tekméria physica verwendet als auch den bezeichneten Sachverhalt des astrologischen Zeichens bereits vorgestellt. Peucer übernimmt ihn daraus ein wenig verändert. Da mit Aby Warburg ,der liebe Gott im Detail steckt', lohnt sich einmal ein genauerer Blick. Im Zusammenhang des hier erörterten Problems ersetzt Peucer nämlich immerhin ein „oder" durch ein „und". Dieses Faktum mag zunächst nebensächlich erscheinen, es verleiht aber dem Zeichenbegriff Melanchthons in Hinblick auf die Astrologie einen frappierend neuen Sinn. Melanchthon hatte gesagt: „Ein Zeichen ist etwas, das auf die Sinne trifft, welches dem Schlußfolgemden eine andere Sache in Erinnnerung ruft, die mit jenem Zeichen verbunden ist, weil jenes Indiz, das auf die Sinne trifft, entweder Ursache oder Wirkung ist, oder die Ursachen und Wirkungen begleitet, oder aufgrund göttlicher Anordnung eine Vorhersage ermöglicht, auch wenn das Indiz nicht die Ursache ist."214 Peucer hingegen schrieb: „Ein Zeichen ist etwas
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„Signa sunt vel causae significatorum, vel effectus, vel causis effectibusque copulata tekmeria physica, cum verarum et sufficientium (non particularium) causarum vim vicemque praestant effectum, de quo monent exoquuntur ac complent, cum effectuum rationem sustinent suarum, causarum vim referunt ac ostendunt cum causis effectibusve nexa cohaerent ceu propria suorum subiectorum naturam exprimunt et declarant." Zitiert nach GOCLENIUS, D. Ä.: Lexicon Philosophicum, S. 1049, der sich damit auf Peucer beruft. Dieses Zitat stimmt überein mit Peucers Original. Die Übersetzung verdanke ich meinem Vater. MELANCHTHON: Erotemata Dialectices, Sp. 704: „Signum est quiddam incurrens in sensus, quod ratiocinantem commonefacit de alia re, quae coniuncta est illi signo, quia illud indicium incurrens in
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mit Ursache und Wirkung Verbundenes"215 Daß Peucer mit dieser Abänderung einen ausschließenden Sinn von „oder" auf jeden Fall vermeiden wollte, zeigt sich daran, daß er von dieser kleinen Veränderung drei unterschiedliche Wissenschaften, die alle Wissenschaften von Zeichen sind, voneinander absetzt: die Physiognomik, die Astrologie und die Meteorologie. Die Physiognomik befasse sich mit den Zeichen, die Wirkungen anzeigen,216 die Meteorologie mit den Zeichen, die die Ursachen widerspiegelten,217 und die Astrologie, wie gesagt, mit den Zeichen, die etwas mit Ursachen und Wirkungen Verbundenes anzeige. Das typisch aristotelische Beispiel des Löwen verdeutlicht den Sinn des Gesagten. Der Löwe vereine als Zeichen weit auseinander Liegendes, die allesamt als Wirkungen definiert werden könnten: angefangen vom Affekt bis hin zur Eigenschaft des Mutes. In der Meteorologie sei der Zeichenschluß umgekehrt. Hier zeige ein Komet die Verdichtung der Materie in der Atmosphäre an und damit das darauffolgende Wetter.218 Daraus folgert Peucer: „In diesen und in ähnlichen Dingen sind die Zeichen, wie es offenkundig ist, die Ursache der Wirkungen des Bezeichneten."219 Die Bedeutung einer solchen Definition des Zeichens, die Peucer wählt, ist für die Wissenschaft der Astrologie nicht unerheblich. Peucer gelingt es mit diesem Zeichenbegriff - ob bewußt oder unbewusst, muß dahingestellt bleiben - , einen naturkausalen Determinismus zu vermeiden, den die Kritiker den Astrologen prinzipiell zum Vorwurf machten. Indem Peucer nämlich mit seinem Zeichenbegriff begründet hat, daß jedes astrologische Zeichen nur etwas mit Ursache und Wirkung verbundenes ist, hat er objektiv begründet, daß eine Wirkung nicht monokausal auf eine Ursache zurückgeführt werden kann. Das heißt, eine Sternen- oder Planetenkonstellation ist, ontologisch gefaßt, bereits immer nur ein Teil von Etwas: somit ein Teil der Grundlage eines menschlichen Charakters oder ein Teil der Grundlage der menschlichen Gesundheit etc. Es entspräche nicht dem Sein des Naturprozesses, wollte der Astrologe seine Voraussagen nur auf Horoskope oder ähnliches bauen. Er muß, nach Peucer, weiteren Bedingungen für das Zustandekommen dieser wahrgenommenen Wirkung und demzufolge auch der prognostizierten Wirkung Rechnung tragen. Diese Forderung nach einer - verkürzt formuliert - Umwelt- und/oder Milieuanalyse, welche die astrologischen Erkenntnisse unbedingt begleiten sollten, hatten bereits Ptolemäus, Cardano220 und Melanchthon erhoben. Mit seiner Definition von Zeichen hat Peucer zugleich impliziert, daß ein Subjekt mit einem freien Willen nicht allein durch die Sterne determiniert sein kann. Dem Diskurs über die Determiniertheit des Menschen verleiht er somit eine neue Perspektive. Alle mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Astrologen lehnten die Determiniertheit des Menschen durch
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sensus, vel est causa, vel effectus, vel comitatur causas vel effectus, vel divino ordine praenuncium est, etiamsi non est causa." Hervorhebungen von der Verfasserin. PEUCER: Commentarius, 1591, S. 13r: „quiddam cum causis et effectibus coniunctum." PEUCER: Commentarius, 1591, S. 13r: „Non causae sed effectus sunt signa Physiognomica pleraque quae ex moribus, affectibus motu, figuris, coloribus et similibus sumuntur, qualia multa Galenus enumerat in parva Arte quibus temperamenta partium et totius corporis agnoscere docet, et qualia tradunt Aristoteles, Polemon et Adamantius in Physiognomicis." Ebenda. PEUCER: Commentarius, 1591, S. 12v-13r. Ebenda: „In his et similibus signa, ut manifestum est, causae sunt effectuum significati." Vgl. SlRAISI: The clock and the mirror, S. 83.
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die Sterne ab, indem sie vom Subjekt her argumentierten. Sie behaupteten, daß der Wille des Menschen frei bliebe, weil die natürlichen Einflüsse der Steme die Temperamente nicht determinierten, sondern nur inklinierten. Peucer, der dieses Argument wiederholt, vermag es aber indirekt und objektiv durch seinen Zeichenbeweis zu stärken. Zugleich gibt Peucer, auch wieder unbewusst, eine vorweggenommene Antwort auf eine Kritik, die gegen Ende des 16. Jahrhunderts von Jacobo Zabarella und, wenn auch in anderer Weise, von Galilei formuliert wurde. Galilei monierte, daß das regressive Verfahren nicht erlaube, eine Ursachenvielfalt anzunehmen.221 Diesem Einwand wirkt Peucers Zeichendefinition eigentlich entgegen, indem er die Vielfalt naturphilosophisch voraussetzt. Freilich sah die Praxis der Interpretation, wie wir gleich noch sehen werden, ganz anders aus. An welche Tradition jedoch lehnt sich Peucer mit seiner Vorstellung vom astrologischen Zeichen an? Nimmt er sie tatsächlich nur aus Melanchthons Schriften? Als die unschlagbarsten Semiotiker der frühen Neuzeit gelten heute die Mediziner.222 Dieser Ruf eilte ihnen seit der Antike voraus. Sie besaßen das geschulte Auge, aufgrund weniger Krankheitsanzeichen eine Krankheit richtig zu diagnostizieren. Schließlich lasen sie täglich in ihrem Galen und Hippokrates, welches Signum welche Krankheit bedeutete, und überprüften es in ihrer eigenen Praxis.223 Seitenweise finden sich dort rein medizinische Zeichendefinitionen. Ein rasender Puls bedeutete Fieber. Andere Anzeichen wiederum signalisierten dem Arzt das kritische Stadium einer Krankheit und ermöglichten eine Prognose. Wiederum andere saßen an verschiedenen Orten im menschlichen Körper, die eine Krankheit abzulesen erlaubten. Selbst von italienischen Kunstmäzenen war ihr geschultes Auge und ihr sicheres Urteil heiß begehrt. Guilio Mancini etwa, der Leibarzt Urbans VIII., spielte seine lukrative Doppelrolle als ärztlicher und kunstkritischer Diagnostiker nahezu perfekt. Immerhin war er Mitglied der anerkannten „Accademia dei Lincei" und wurde immer dann zur Begutachtung der Echtheit eines Bildes herbeigerufen, wenn es den hohen Herrschaften gefiel, ein neues Kunstwerk zu erwerben.224 Die Semiotik wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts geradezu zu einem Lieblingsthema der Mediziner. Man sprach weniger von den Ursachen, als vielmehr über die Vielfalt der Zeichen, wie es Andrew Wear für das 16. Jahrhundert beschrieben hat.225 In Anlehnung an die pseudo-galensche Schrift Introductio seu medicus226 ließen anerkannte Ärzte, wie etwa
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Vgl. JARDINE, NICHOLAS: Galileo's road to truth and the demonstrative regress. In: Studies in the History and Philosophy of Science 7, 1976, S. 277-318, S. 303fT. WEAR, ANDREW: Explorations in renaissance writings on the practice of medicine. In: A. WEAR, R. FRENCH und I. LONIE (HGG.): The medical Renaissance of the sixteenth century. Cambridge/England 1985, S. 118-145; SLRAISI, NANCY: The clock and the mirror. Girolamo Cardano and Renaissance Medicine. Princeton 1997, S. 113-118. Vgl. etwa GALEN, CLAUDIUS: Hippocratis aphorismi et Galeni in eos commentarii. In: DERS.: Opera omnia. Bd. 18,1, S. 1-196; GALEN, CLAUDIUS: De crisibus libri III. In: DERS.: Opera omnia. Bd. 9, S. 550-768 und vor allem Galens Kommentar zu Hippokrates Epidemik. Vgl. GlNZBURG: Spurensicherung, S. 21ff. Siehe Anm. 216. GALEN, CLAUDIUS: Introductio seu medicus. In: Ders.: Opera omnia, Bd. 14, S. 674-797, S. 690 sowie S. 693: Nach Galen untersucht die Semiotik vergangene, gegenwärtige Symptome, um auf die Ursache zu schließen und Vorhersagen zu treffen.
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Johann Huggelin und Emilo Campolongo, den Begriff der „Semiotik" auf die Titelseiten ihrer Bücher wandern.227 Hatte Peucer seinen astrologischen Zeichenbegriff, der zwei Dinge miteinander verband, also der Medizin entlehnt? Er selbst besaß eine große medizinische Bibliothek, die allein 431 Titel umfaßte. Gewiß kannte er aus seinen Vorlesungen Galens Ars parva auswendig, weil es das wichtigste medizinische Lehrbuch an deutschen Hochschulen bis weit in das 16. Jahrhundert hinein war. Er zitierte besonders gerne - graece - die Libri locorum affectorum VI, den Methodus medendi sowie Galens Kommentar zu Hippokrates' Prognosticon. Hippokrates' Prognosticon war weit weniger verbreitet als die Ars Parva, weil Jacques Bongars, ein späterer Freund Peucers, nur 1532, 1537 und 1543 Editionen anregen ließ. Außerdem benutzte Peucer Hippokrates' Aphorismen und sehr viele zeitgenössische Schriftsteller, die er jedoch in seinen Schriften nicht explizit nennt. Auch wenn Peucer seine zeitgenössischen Kollegen als zitier-unwürdig einstuft, weiß man, daß er über seinen engen Freund Crato von Crafftheim sowie über dessen Schüler Joachim Camerarius d. J., der später sein eigener Schüler werden sollte, die Debatten an der medizinischen Fakultät zu Padua genau verfolgte. Crato von Crafftheim (1519-1585) war fast zwanzig Jahre jünger als Melanchthon und nur wenig älter als Caspar Peucer, war jedoch der gute Freund beider Gelehrter.228 Er hatte in Wittenberg studiert und wurde später einer der berühmtesten Mediziner seiner Zeit, der mit vielen italienischen Gelehrten korrespondierte und somit Wittenberger Studenten die peregrinatio academica ermöglichte. Er selbst war nach seiner Wittenberger Zeit nach Padua gegangen, um dort Medizin zu studieren.229 1550 kehrte er aus Italien zurück und ließ sich in Breslau als Stadtarzt nieder. Obwohl er kein astrologisches Werk publizierte und seine medizinischen Schriften frei von iathromathematischen Verfahren blieben, blieb er der Astrologie immer verbunden, wie seine Briefe belegen.230 In seiner Tätigkeit als Wissenschaftler verfaßte er zahlreiche medizinische Traktate und war als Leibarzt Kaiser Ferdinands tätig. Nach wie vor war der Ruf Paduas als Hochburg der theoretischen und praktischen Medizin groß.231 So edierte Crato von Crafftheim nahezu sämtliche Werke von Giovanni Battista Monte (11551),232 der als erster und bedeutendster Klinikprofessor der frühen Neuzeit gilt. Montes Werke waren übersät mit theoretischen Definitionen von „Methode" und „signa",
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Vgl. LONIE, IAN M.: The,Paris Hippocratics': teaching and research in Paris in the second half of the s i x t e e n t h c e n t u r y . I n : A . W E A R , R . FRENCH u n d I. LONIE (HGG.): T h e m e d i c a l R e n a i s s a n c e o f t h e s i x -
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teenth century. Cambridge/England 1985, S. 155-174. Vgl. CAMPOLONGO, EMILO: Semeiötike, seu nova cognoscendi morbos methodus. Wittenberg 1601; HUGGELIN, JOHANN J.: De semeiötice medicinae parte tractatus. Basel 1560. GlLLET, J. F. A.: Crato von Crafftheim und seine Freunde. Ein Beitrag zur Kirchengeschichte. 2 Bde. Frankfurt am Main 1860-1861. HENSCHEL, TH.: Crato von Kraftheim 's Leben und ärztliches Wirken, Breslau 1854. Biblioteka Uniwersytecka, Breslau: Akc. 1949/611. GlLLET: Crato von Crafftheim und seine Freunde, Bd. I, S. 62. HENSCHEL: Crato von Kraftheim's Leben, S. 112. Vgl. auch die Kontakte des Camerarius zu italienischen Professoren, beschrieben bei GRÖSCHEL, KARL: Des Camerarius Entwurf einer Nürnberger Medizinalordnung Kurzes und Ordentliches Bedencken 1571. Diss. med. München 1977, S. 90ff. Zu Padua siehe BYLEBYL, JEROME J.: The school of Padua: humanistic medicine in the sixteenth century. In: C. WEBSTER (HG.): Health, medicine and mortality in the sixteenth century. Cambridge/England 1979, S. 335-370.
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V g l . VON CRAFFTHEIM, CRATO: Methodus
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therapeutike.
Basel 1560.
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wobei keine dieser Definitionen Peucers Definition des astrologischen Zeichens erklären kann.233 Mit Vorliebe widmeten sich Monte und seine Kollegen Galens und Hippokrates' zeitlicher Dimensionierung der Zeichen, d. h. der Unterscheidung der Zeichen als Zeichen von etwas Vergangenem, Gegenwärtigem und Zukünftigem. 234 Prognostische Zeichen galten, zumindest nach Crato von Craffitheims Einschätzung, als höchst wahrscheinlich, „admodum necessaria".235 Und so schöpften Monte, Laurentius Laurentianus und Cardano Zutrauen in Hippokrates pathetischen Ausspruch, daß es eine rühmliche Tat sei, als Arzt eine Vorhersage zu erstellen.236 Daraus bezogen sie die Erkenntnissicherheit ihrer Prognosen.237 Einem Astrologen, der zugleich Mediziner war, mußte diese Zuversicht eine willkommene Übereinstimmung beider Professionen darstellen. In der Definition des medizinischen Zeichens, die jeder Mediziner kennen sollte, bevor er Patienten untersucht, folgt Peucer freimütig den Interpretationen seiner Kollegen, und das nicht nur in der oben beschriebenen Frage, sondern auch in der allgemeinen Einsicht, daß ein Zeichen entweder Gesundheit, Krankheit oder etwas zwischen Gesundheit und Krankheit Neutrales anzeige. Diese Unterscheidung hatte Galen so in seiner Ars parva getroffen.238 In der posthum erschienenen Mitschrift von Peucers Vorlesung, die er 1562-63 in Wittenberg gehalten hatte, in der Practica seu methodus curandi morbos internos, zeigt Peucer in gut medizinischer Manier, wie sich das Zeichen einer Krise von dem eines Symptoms unterscheidet.239 Von Peucers astrologischem Zeichenbegriff sind aber auch diese medizinischen Zeichenbegriffe weit entfernt. Erstaunlicherweise reflektiert Peucer in keiner einzigen seiner medizinischen Schriften abstrakt über das Wesen eines medizinischen Zeichens. Nur in seinem Commentarius stellt er eine Inteipretation vor, die für sein Verständnis des astrologischen Zeichens interessant wird. Dort heißt es nämlich: „Die übrigen [Zeichen in der Medizin] sind semeia oder eikota, die nicht nur zu einer einzigen Wirkung gehören, und auch nicht auf ewig unterschiedslos nur diese eine Wirkung sichtbar machen, sondern recht vieles, weil sie mehreren [ergänze: Wirkungen] zukommen. Mit diesen Zeichen ist etwa folgendes gemeint: Sie gehen entweder den Krankheiten voraus wegen irgendeiner Verknüpfung mit Ursachen, oder sie folgen den Krankheiten wegen einer Verbindung mit Wirkungen oder Symptomen. In der ganzen Medizin besteht der Sinn der Zeichen in Hinsicht auf die bezeichneten Sachen darin, daß sie
233
MONTE, JOHANNES BAPTISTA: Medicina universa. Frankfurt am Main 1587, S. 49ff.
234
GALEN, CLAUDIUS: Hippocratisprognosticon
235 236 237
LAURENTIANUS,
238
239
et G a l e n i in e u m l i b r u m c o m m e n t a r i u s I—III. In: DERS.:
Opera omnia, Bd. 18/2, Liber I, S. 589. Siehe auch GALEN: Introductio seu medicus, S. 690; DERS.: De historiaphilosophica liber spurius. In: DERS.: Opera omnia, Bd. 19, S. 222-345, S. 235; so auch in GALEN, CLAUDIUS: Definitiones medicae. In: DERS.: Opera omnia. Bd. 19, S. 346-462, S. 394f. Vgl. VON CRAFFTHEIM: Methodus therapeutikae, S. h7r. HIPPOKRATES: Prognostic. In: HIPPOCRATES Vol. II. With an English translation by W. H. S. JONES. Cambridge/Massachusetts 1981, S. 7. MONTE, JOHANNES BAPTISTA: Opuscula varia ac praeclara. Basel 1558, S. 268, S. 292. LAURENTIUS: Hypocratis
Praedictiones.
Paris
1526,
S.
174-248;
CARDANO,
GLROLAMO: In Hippokrates Coi Prognostica. Basel 1568, Sp. 7-13. GALEN, CLAUDIUS: Ars medica. In: DERS.: Opera omnia. Bd. 1, S. 305-412, S. 307. Symptome konnten, mußten aber nicht notwendigerweise mit einer Krankheit einhergehen. Ein Symptom konnte auch das genaue Gegenteil dessen anzeigen, was es eigentlich bezeichnen sollte. Medizinische Symptome hatten deshalb mit Peucers astrologischem Zeichen nichts gemein. PEUCER: Practica seu methodus curandi morbos internos, S. 25-27.
Das astrologische Zeichen
219
entweder Zeichen der Ursachen mit Bezug auf die Wirkungen, oder Zeichen der Wirkungen mit Bezug auf die Ursachen sind, oder Zeichen deijenigen bezeichneten Sachen, die mit Ursachen und Wirkungen gleichermaßen verbunden sind und auf beides bezogen werden können."240 Diese zusammenhängenden Zeichen charakterisiert er genauer: „sie hängen weder notwendigerweise mit dieser Krankheit zusammen, noch können sie von ihr getrennt werden, noch gehören sie zur Essenz der Krankheit, sondern sie drücken gewöhnlich den Verlauf der Krankheit aus."241 Für Peucer sind diese Zeichen, die mit Ursachen und Wirkungen gleichermaßen notwendigerweise verbunden sind, die Verdauungszeichen, das Fieber und der Puls, also solche Zeichen, die in der frühneuzeitlichen Diagnostik dominierten.242 Nach Ansicht Peucers sind es Zeichen, die mit den Ursachen und Wirkungen gleichermaßen zusammenhängen. Genau dieses Charakteristikum schreibt er auch den astrologischen Zeichen zu. Ging somit ein Astrologe mit einem Horoskop nicht anders um als ein Mediziner mit dem Inhalt eines Uringlases? Sollte also der Astrologe, um den Charakter eines Menschen zu diagnostizieren oder seinen Lebensverlauf zu prognostizieren, dessen Horoskop so einsetzen, wie ein Mediziner mit Hilfe der Exkremente, des Fiebers und eines schleichenden oder rasenden Pulses der Krankheit auf die Spur kommen oder ihren Verlauf abschätzen wollte? In der Tat. Leider fuhrt Peucer diese methodische Analogie nicht weiter aus. Peucer überträgt also denjenigen medizinischen Zeichenbegriff in die Astrologie, der nach seiner Interpretation der Ursachenvielfalt den größten Erkenntnisspielraum ließ und zugleich dessen Notwendigkeit als Erkenntnishilfe begründete. Darin hatte er - soweit ich es erkennen kann - weder einen medizinischen noch einen astrologischen Vorgänger.243 Freilich kannte er Cardanos Meinung, daß astrologische Zeichen nicht nur Zeichen, sondern auch Ursachen waren, doch war dessen Zeichenbegriff längst nicht so spitzfindig wie deijenige Peucers. Cardano sah das Zeichen vielmehr als direkten Hinweis auf eine Wirkursache an; ganz im Sinne des Begriffs des Signum in der aristotelischen „demonstratio quia".244 Auch ein Magier, wie etwa Agrippa, kannte nur die eindimensionale Zuordnung von Zeichen zu den Ursachen.245 Paracelsus, Astrologe und Magier in einem, reflektierte nicht den ontologischen Stellenwert des Ursache-Zeichenverhältnisses.246 Er und viele andere suchten 240
PEUCER: Commentarius, 1576, S. 269v: „Caetera semeia vel eikota sunt, non propria uni effectui, neque eundem perpetuo sine discrimine sed ut plurimum demonstrantia, quandoque communia pluribus. Quae vero signa tantum sunt: aut praecedunt morbos propter aliquam cum causis copulationem, aut sequuntur ex connexu cum effectibus aut Symptomatis. Ergo signorum in tota arte Medica, ea est ratio ad res significatas, quae vel causarum ad effectus vel effectuum ad causas, vel eorum, quae causis et effectibus adiuncta cohaerent, ad eorundem correlativa."
241 242 243
PEUCER: Commentarius, 1576, S. 270v. SlRAISI, NANCY: Medieval and early Renaissance Medicine, passim. Eine sehr instruktive Übersicht über die verschiedenen medizinischen Zeichen bei GLIDDEN: Sceptic Semiotics, S. 213-255. Bislang fehlt eine solche Aufarbeitung für die mittelalterliche und frühneuzeitliche Geistesgeschichte. So: CARDANO, Girolamo: In Ct. Ptolemaeii de astrorum iudiciis, hier 1578 (erstmals 1554), S. 322. GRAFTON: Cardanos Kosmos, S. 294. AGRIPPA VON NETTESHEIM: De occultaphilosophia, S. 289. Etwa in PARACELSUS, THEOPHRASTUS: De vera influentia rerum. In: DERS.: Werke. Bd. 1-4. Hrsg. von WILL-ERICH PEUCKERT. N D der 2. Auflage 1976, Bd. 4, Basel, Stuttgart 2 9 1 - 3 2 5 , hier S. 296. Oder PARACELSUS, THEOPHRASTUS: Uber de signis zodiaci et mysteriis eorum. Basel 1571; S. i2rv: „So haben auch die zeichen ihrer krafft caracteres Buchstaben und signa / jedes sein würckung / so
244 245 246
220
Das Lesen der Natur
zumeist die eingeschriebenen Signaturen in der Welt und schlössen von einem augenfällig wahrnehmbaren Zeichen auf die zugrundeliegende Kraft der Natur.247 Fragt man nun abschließend danach, warum Peucer - und wir konzentrieren uns nur auf seine Definition - ausgerechnet für das astrologische Zeichen den Begriff tekmeria verwendet und nicht, was näherliegender gewesen wäre, den Begriff signa, wird man zunächst auf die Tradition der wundersamen Zeichen und auf die logische Tradition verwiesen. Zunächst dient der Begriff tekmeria physica in den Augen von Peucer sicherlich dazu wenn man das Adjektiv physica betont (die zweite Bedeutung werden wir ein wenig später erläutern) die physikalischen Zeichen eindeutig von den wundersamen Zeichen abzusetzen. Zeichen konnten nämlich auch Wunder anzeigen. Wundersame Zeichen sind in Peucers Naturverständnis genauso wichtig wie die dämonischen. Es sind Zeichen, die Gott gegen die von ihm selbst geschaffene Naturordnung bewirken kann. Deshalb sind sie keine tekmeria physica. Pomponazzi, dem Peucer in seiner Interpretation der teuflischen Zeichen weitgehend folgt,248 spricht Gott - selbst bei Wundem das übernatürliche Wirken in der Natur ab.249 So glaubte Pomponazzi, alle Wunder durch stellare Kausalitäten erklären zu können. Peucer hingegen beläßt die Wunder eindeutig im Residuum außernatürlichen Handelns. Er klärt nicht die Frage, ob er Wunder ontologisch als außerhalb der Naturordnung stehend oder erkenntnistheoretisch verstanden wissen will, in dem Sinne, daß Wunder nur außerhalb der bisher beobachteten Naturprozesse stehen. So sagt er: „Es gibt eine große Anzahl an Wunderzeichen. Doch diesen Namen verwende ich nur für jene Dinge, die in den einfachen oder in den zusammengesetzen Elementen außerhalb der Natur als neu oder als ungewöhnlich bemerkt werden."250 Und er fugt ein unentschiedenes „fortasse" ein, als er noch einmal auf die Ursache von Wundern zu sprechen kommt. „Vielleicht", so sagt er, „weichen sie in dieser Gattung weniger von der Norm ab oder sie entfernen sich weniger weit von der Natur und der Art ihrer Gattung ... und deshalb
247
248 249 250
nun des metalls natur unnd art / auch des Himmels und der Planeten / in fluß unnd würckung / unnd dann der caractern warzeichen und Buchstaben / bedeutung unnd eigenschafft mit sampt warnemung der zeit stund und tagen / zusammen stimmen. Was solt darinn sein / das diß gemacht zeichen oder sigill nit solt ein krafft unnd würckung haben / das zu dem haupt zu seiner zeit/ ein anders zu dem gesicht zu seiner zeit [...] doch das solches alles durch und mit Hilff und zuthun des Vatters der Medicin / Jesum Christum den einigen gesundmacher zugehe unnd beschehe." Allzu oft wird diese Zeichenbedeutung der Magier gleichgesetzt mit dem Gesamt des frühneuzeitlichen Zeichendiskurses. Diese etwas einseitige Perspektive findet man in dem ansonsten hervorragenden Kapitel von FOUCAULT: Ordnung der Dinge, S. 46-77. Eine radikale Verengung findet sich auch bei BIANCHI, MASSIMO LUIGI: Signatura rerum. Segni, magia e conoscenze da Paracelso a Leibniz. Rom 1987. Hierzu vgl. FLNDLEN, PAULA: Empty Signs? Reading the book of nature in Renaissance Science. Review Essay on BIANCHI: Signatura rerum. Rom 1987. In: Studies in the History and Philosophy of Science, Vol. 21, 3, 1990, S. 511-518. Sehr instruktiv ist auch VLCKERS, BRIAN: Analogy versus identity: the rejection of occult symbolism, 1580-1680. In: DERS. (HG.): Occult and Scientific Mentalities in the Renaissance. Cambridge 1984, S. 95-163. Vgl. auch MEIER-OESER, STEPHAN: Art. Signatur, Signaturenlehre. In: J. RITTER (HG.): Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 9, Darmstadt 1995, Sp. 750-754. Vgl. etwa in der Ausgabe POMPONAZZI: De naturalium effectuum causis sive de incantationibus, Basel 1567, S. 18. Ebenda, S. 72, S. 102ff. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 451r: „Prodigiorum magna varietas, quod ego nomen illis accommodo, quae in Elementis praeter naturam novata atque inusitata notantur, aut mixtis rebus."
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sind die Erklärungen dafür nicht so abwegig."251 Eine ähnlich unentschiedene Haltung ergibt sich bei der Erklärung von Monstern. Hier vermeidet es Peucer, und er kommt auch in keiner seiner übrigen Schriften je wieder auf sie zu sprechen, den natürlichen, d. h. den astrologischen Ursprung von Monstern strukturell aufzuklären. Er erwähnt nur viele zeitgenössische Beispiele bestimmter deformierter Kinder. Seine Erklärungen bleiben jedoch mager. So erläutert er, oft würde ein Kind mißraten geboren, weil es im Anfangsstadium der Schwangerschaft durch einen zweiten Koitus beschädigt worden sei.252 An anderer Stelle scheint er zu glauben, daß die Imaginationskraft der Frau einen Foetus schädigen könne.253 Dort, wo Pomponazzi der radikal konsequentere Denker ist, der sich nicht scheut, die Implikationen seines Naturalismus auch auf heikle Fragen, wie die nach dem Wesen der Seele, auszuweiten und hier bei seiner naturalistischen Verhältnisbestimmung von spiritueller und materieller Natur bleibt, weicht Peucer von ihm grundlegend ab: die christliche Seelenlehre tastet er - prinzipiell - nicht an. Peucers tekmeria physica erschöpfen sich aber als physikalische Zeichen keineswegs darin, nur als Gegenbegriff zum Wunder zu fungieren, sie müssen vielmehr positiv auch als Rezeption der Tradition der Logik interpretiert und verstanden werden. Das ist charakteristisch für Peucers Verständnis des astrologischen Zeichens. Man kann davon ausgehen, daß Peucer den Begriff des tekmerion, der ursprünglich in Aristoteles' Erste[r] Analytik vorkommt, aus Galens Kommentar zu Hippokrates' Prognostikon bezieht.254 Aristoteles hatte das tekmerion folgendermaßen definiert: „Ein Zeichen aber will ein beweisender Satz sein, ein notwendiger oder ein glaubhafter. Denn bei wessen Sein ein Ding ist oder bei wessen Geschehen es früher oder später geschieht, das ist ein Zeichen, daß es geschehen ist oder daß es ist."255 „Tekmerion" gilt als „strenger Beleg". Galen hat ihn für die Diagnostik in der Medizin fruchtbar gemacht. In Galens Augen ergab sich das tekmerion selbst aus dem logischen Schluß.256 Peucer läßt zwar auch dem tekmerion seine syllogistische Form, will es aber durch die Erfahrung unterstützen. In der Tradition der Logikkommentare von Philoponos257 bis hin zu Agostino Nifo definierten die Philosophen
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PEUCER: Commentarius, 1576, S. 451r: „Fortasse quae in hoc genere minus exorbitant aut minus longe a natura et specie sui generis recedunt," und er fügt hinzu „et quanquam ostentorum monstrorumque omnium explanations non cuiuis sunt obviae." Diese Deutung könnte als einzige gewertet werden, bei der sich Peucer anscheinend doch nicht sicher war, ob er den Hexenglauben annehmen soll oder nicht. Vgl. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 443v. PEUCER, Commentarius, 1576, S. 443r. GALEN, CLAUDIUS: Hippocratisprognosticon et Galeni in eum librum commentarius I-III. In: DERS.: Opera omnia. Bd. 18/2, S. 1-317, hier S. 307f. Diese Schrift war nach Durling weit weniger verbreitet als etwa Galens „Ars Medica", seine Schrift „De morbis et symptomatibus" et al. Siehe DURLING, RICHARD J.: A chronological census of Renaissance editions and translations of Galen. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 24, 1961, S. 230-305. Cardanos wichtiger Kommentar hierzu erschien erstmals 1560. Siehe etwa CARDANO: In Hippokrates Coi Prognostica, Basel 1568. ARISTOTELES: Erste Analytik, II, 27, 70a, S. 145. GALEN: Hippocratis prognosticon, S. 306v. So heißt es dort: „In secunda vero quod ab observatione est, semeion, quod autem per demonstrationem concludit, tekmerion." PHILOPONOS, JOHANNES: Commentario in libros posteriorem Aristotelis. Übers, v. ANDREAS GRATIOLUS und PHILIPPUS THEODOSIUS. Urspr. 1542. N D . Stuttgart 1995.
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Das Lesen der Natur
den quia-Beweis, den Peucer, wie wir gleich noch sehen werden, als den ausschlaggebenden Beweis in der Astrologie vorstellt, als Zeichenbeweis.258 Vor dieser logischen Tradition könnte man den Begriff der tekmeria physica bei Peucer und Melanchthon deshalb durchaus dahingehend verstehen, daß durch ihn signalisiert werden sollte, man erhalte mit den astrologischen Zeichen einen sicheren, zumindest einen glaubwürdigen Einblick (strengen Beleg) in das, was die Ursache mit der Wirkung verbindet; man erhalte also einen Einblick in die astrologische Kausalität, die hier nur ein - physikalischer - Bestandteil von mehreren anderen ist. Hätte Peucer zur Beschreibung des Wesens der astrologischen Zeichen hingegen den Begriff des semeion benutzt, so hätte er in seiner eigenen Interpretation damit angezeigt, daß das Zeichen nicht etwas notwendig mit dem Gegenstand Verbundenes, sondern nur willkürlich Eingesetztes war, das es deshalb nicht erlaube, aus ihm notwendige Schlußfolgerungen zu ziehen.259
Für Magier ist das Verborgene immer schon offenbar Wo Peucer auf dem strengen Wege der Definition von Begriffen versucht, das Innerste nach Außen zu kehren, und wo er mit Bedacht, von der Medizin und der Logik herkommend, das sichtbare Zeichen mit der physikalischen Ursache und der physikalischen Wirkung verknüpft, dort macht es sich Agrippa von Nettesheim, dessen Zeichenbegriff sehr einfach ist, leichter. Die Natur hatte nämlich nach Agrippas Verständnis das Innerste bereits nach Außen gekehrt, weil er überall in ihr sichtbare Signaturen wahrnahm, die eindimensional auf die okkulten Kräfte hinwiesen. Ein beliebtes Beispiel war das des Augentrost. Die Gestalt ihrer Blüte glich einem Auge und signalisierte dem Naturforscher die heilende Kraft, die in dieser Pflanze steckte und gegen Augenkrankheiten eingesetzt werden sollte. Vor Agrippa breitete sich, wie auch dem Leser seiner Occulta philosophia, die ganze Welt der manifesten Signaturen aus. Wie ein Huhn seine Spuren auf dem Sandboden hinterläßt, so mag es dem unbedarften Leser auf den ersten Anblick erscheinen, so hinterließen die verschiedenen Planeten ihre „characteres" in der sichtbaren Welt.260 Ein Leser solcher Zeichen bedurfte deshalb ganz anderer Kompetenzen als ein Leser der physikalischen Zeichen, die von Melanchthon und vor allem von Peucer definiert worden waren.
258
Sehr gut ist der Artikel von MORRISON, DONALD: Philoponus and Simplicius on tekmeriodic proof. In: C. METHUEN (HG.): Method and Order in Renaissance Philosophy of Nature: The Aristotle Commentary Tradition. Aldershot 1997, S. 1-22; sowie die informative Rezension zu Philiponos von
259 260
Vgl. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 265v u. ö. Vgl. AGRIPPA VON NETTESHEIM: De occulta philosophia, S. 285f.
PETER LAUTNER. In: A n c i e n t philosophy 1 6 , 1 9 9 6 , S. 5 3 6 - 5 4 0 .
Erst die Logik macht den Zeichenleser perfekt
223
Erst die Logik macht den Zeichenleser perfekt Anders als Cardano, der retrospektiv Hippokrates* Methode für seine Reform der Astrologie in Anspruch nimmt, der vor allem aus seinem eigenen Erfahrungsschatz Wirkungen deutet und der sich auf dem Boden dieses Erfahrungsschatzes Gedanken über das Wesen der jeweiligen Ursachen macht, bleiben die Wittenberger von der Logik fasziniert, die sie anleiten sollte, die richtige Interpretation der physikalischen Zeichen vorzulegen. Wie schon Galen darauf verwiesen hatte, daß der beste Mediziner der ausgebildete Logiker261 sei, und damit gegen die „reinen Empiristen" polemisiert hatte, so betont Melanchthon die ordnende Rolle der Logik in allen Wissenschaften. Dies entsprach ganz dem aristotelischen Wissenschaftsbegriff, wie wir sehen werden. In seiner Schrift Contra empiricos medicos kopiert Melanchthon eigentlich nur Galen.262 Dieselbe Ehrfurcht vor der Logik zeigt selbst ein so von den pharmazeutischen Erfahrungen faszinierter Mediziner wie Caspar Peucer. Lang ist die Liste all derjenigen Gelehrten, die seit Pico und seit Juan Luis Vives De causis corruptarum artium (1519) die Astrologie nicht als eine Wissenschaft ansehen wollten. In ihren Augen ist sie eine Ansammlung von Betrügereien. Ihre Schwester, die Astronomie, wird einhellig als die wahre theoretische Kunst gepriesen. Auf sie sind die logischen Kriterien der wissenschaftlichen certitudo anwendbar, die Aristoteles in den Zweiten Analytiken263 und in der Nikomachischen Ethik definiert hatte.264 Das ist vor allem die Notwendigkeit von Klarheit in bezug auf den Gegenstand der Untersuchung; Forschungsgegenstand der Astronomie sind ihnen die gleichbleibenden himmlischen Bewegungen und die unveränderliche supralunare Sphäre. Tatsächlich gingen die Astronomen bis in die siebziger Jahre des 16. Jahrhunderts davon aus, daß sich Veränderungen in der sub-, nicht aber in der supralunaren Sphäre vollziehen. Als man jedoch die Supernova und mehrere Kometen untersuchte, geriet bei Astronomen allmählich die Auffassung von der Gültigkeit der aristotelischen Kosmologie und der aristotelischen Wissenschaftskriterien ins Wanken. Weil die Astrologie in den Augen der meisten Kritiker gegenüber der Astronomie nur von unsteten Wirkungen handelte und sie deshalb nur indirekt die astronomischen Erkenntnisse über die Bewegungen der Ursachen verwertete, fiel allenfalls ein äußerst fahles Licht von der Astronomie auf die Astrologie.265 Das Verdikt, das etwa Ficino 1477 formuliert hatte, wirkte nachhaltig. Hatte dieser doch gesagt, daß die Wirkungen eindimensional und de261 262 263
264
265
TEMKIN, OWSEI: Galenism. Rise and decline of a medical philosophy. London, Ithaca 1973, S. 16f. Vgl. auch MELANCHTHON: Contra empiricos medicos, S. 202-209. Vgl. ARISTOTELES: Zweite Analytiken, I, 12, 77a35ff. Die beste Einführung in das aristotelische Wissenschaftsverständnis bieten MLKKELI, HEIKKI: An Aristotelian response to Renaissance humanism. Jacobo Zabarella on the nature of arts and sciences. Helsinki 1992 und SCHMITT, CHARLES B.: Gianfrancesco Pico della Mirandola (1469-1533) and his critique of Aristotle. Den Haag 1967. So ARISTOTELES in der Nikomachischen Ethik, VI, 3, 1139b20-25, S. 133: „Wir allen halten dafür, daß das, was man weiß, sich nicht anders verhalten kann; was sich aber anders verhalten kann, von dem weiß man, sobald man es nicht mehr vor Augen hat, nicht, ob es noch ist oder nicht. Mithin ist, was Gegenstand des Wissens ist, aus Notwendigkeit. Mithin ist es ewig; denn alles, was schlechthin aus Notwendigkeit ist, ist ewig, das Ewige aber ist ungeworden und unvergänglich." Eine etwas anders gelagerte Wissenschaftskritik gab es allerdings auch. So attakierte Ramus die Astrologie ausgehend von den physikalischen und metaphysischen Prämissen des Aristoteles. RAMUS, PETRUS: Scholae in liberales artes: quorum elenchus est proximo pagina. Basel 1569, S. 960, S. 963.
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terminiert sind: „Die Astrologie ist keine Wissenschaft und zwar deshalb nicht, weil sie sich nur mit determinierten Wirkungen befaßt." 266 Nun mußte es vor diesem Hintergrund in Peucers Augen eine dankbare, wenn auch schwierige Aufgabe gewesen sein, die Gelehrten, die nach wie vor in den fünfziger Jahren des 16. Jahrhunderts behaupteten, „die Astrologie sei wahrlich frei von Beweisen, die allein die Wahrheit beinhalten" 267 , den Beweis des Gegenteils zu erbringen. Ein schlichtes Bekenntnis: „obwohl ich alle diese Einwände kenne, entlasse ich dennoch die Vorhersagenwissenschaft [die Astrologie] nicht aus ihrer Sicherheit",268 reichte hier nicht mehr aus. Auch wenn nach Peucers Urteil die Astrologie wie die Astronomie, wenngleich auf verschiedenartige Weise, ihre Hypothesen bildet, war dies nicht der entscheidende Ort, an dem frühneuzeitliche Gelehrte ihr Wissenschaftsverständnis darlegten. Nicht der hypothetische Charakter astrologischer Aussagen wurde bestritten. Die Kritiker bemängelten an der Astrologie wie Luther, der dies allerdings sehr simpel dargelegt hatte, das „Fehlen der Beweise". Was war aber nach damaligem Verständnis ein Beweis? Mit dieser Frage betritt man das Herzstück der frühneuzeitlichen Methodendiskussion, die vor allem an der Universität von Padua geführt wurde. Padua bzw. der venezianische Aristotelismus gelten heute als Hort der Methodendiskussion im 16. Jahrhundert, sowohl in der Logik, als auch in der Medizin. 269 Betrachten wir zuerst die Logiker. Was ihnen auf den Fingernägeln brannte, war die sogenannte „regressus "-Debatte, 270 das heißt, die Diskussion darüber, ob das von Aristoteles in den Zweiten Analytiken beschriebene Beweisverfahren einen Zirkelschluß enthält oder nicht. Die Logik hatte im 16. Jahrhundert durchaus den Ruf, Grundlagenwissenschaft zu sein.271 Auch für Melanchthon und Peucer galt dies. Wissenschaftliche Beweisverfahren können apriorisch oder aposteriorisch sein; im apriorischen Beweis wird von den Ursachen (= z. B. Geistigkeit der Seele) auf die Wirkungen (=z. B. Unsterblichkeit der Seele) geschlossen, im aposteriorischen von den Wirkungen (= z. B. Welt) auf die Ursachen (= z. B. Existenz Gottes). Sämtliche mathematischen Beweise sind apriorische, sämtliche empirischen dagegen aposteriorische. Aristoteles wissenschaftliches Beweisverfahren bestand ebenso aus zwei verschiedenen Schlußverfahren. Diese müssen im Zusammenhang dieser Studie nicht im einzelnen ausführlich dargelegt 266 267 268 269
FiClNO: Disputatio contra indicium astrologorum, S. 33: „Astrologia non est scientia. Scientia non est nisi de certis determinatisque effectibus." PEUCER: Commentarius, 1576, S. 403v. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 406r. Siehe nach wie vor GILBERT, NEAL WARD: Renaissance concepts of method. New York 1960. RANDALL, JOHN HERMAN: The school of Padua and the emergence of modern science. Padua 1961; dazu kritisch JARDINE: Galileo's road to truth, S. 277-318; sowie DERS.: Epistemology of Science. In: The Cambridge History of Renaissance Philosophy. Hrsg. von CHARLES B. SCHMITT u. a. Cambridge/England 1988, S. 685-711. Vgl. auch die hervorragenden Einleitungen von OTTO zum Wissenschaftsverständnis in: OTTO, STEFAN (HG.): Bd. 3: Renaissance und frühe Neuzeit der Geschichte der Philosophie in Text und Darstellung, hrsg. von RÜDIGER BUBNER. Stuttgart 1984, S. 382-393 und von RUDOLF SCHICKER, in: ZABARELLA, JACOPO: Über die Methoden
(De methodis).
Über den
Rückgang (De regressu). Eingel., übers, und mit kommentierenden Fußnoten versehen von RUDOLF SCHICKER. München 1995, S. 15-80. Siehe femer den Sammelband von KESSLER, ECKHARD,
270 271
CHARLOTTE METHUEN, DANIEL A. DI LISCIA (HGG.): Method and order in Renaissance of nature. The Aristotle Commentary Tradition. Aldershot 1997. Siehe die in Anm. 262 angegebene Literatur. Siehe MIKKELI: An Aristotelian response, S. 53.
philosophy
Erst die Logik macht den Zeichenleser perfekt
225
werden; sie seien lediglich an einem ontologischen und an einem sehr einfachen, von mir gewählten Beispiel aus dem Bereich des Ontischen verkürzt erläutert. Das eine Beweisverfahren des Aristoteles ist der sogenannte quia-Beweis oder daß-Beweis, das andere ist der sogenannte propter-quid- oder Warum-Beweis. Im nur apriorisch möglichen propter-quidBeweis wird die unmittelbare Ursache (= z. B. Willenfreiheit oder Hund) einer Behauptung (= Verantwortlichkeit) oder einer Wirkung (= z. B. bellen) angegeben; der quia-Beweis kann demgegenüber sowohl apriorisch getätigt werden, indem nicht der unmittelbare, sondern die entferntere Ursache (= z. B. Geistigkeit oder Lebewesen) einer Behauptung (= z. B. Verantwortlichkeit) oder einer Wirkung (= z. B. bellen) genannt wird, als auch aposteriorisch, indem von den Wirkungen (= z. B. bellen oder Lob und Tadel) auf die Ursachen (= z. B. Hund oder Verantwortlichkeit) geschlossen wird. Aristoteles erläutert dieses Beweisverfahren sehr ausführlich. In seinen Darlegungen exemplifiziert er seine Theorie, in welcher von ihm nicht minder umfangreiche Reflexionen über ein tertium als Mittelglied und dessen Austauschbarkeit in den beiden Beweisverfahren getätigt werden, die hier für unseren Zweck unerheblich sind, am Beispiel der Planeten,272 dessen Darlegung hier nicht notwendig ist. Dieses hier verkürzt dargestellte wissenschaftliche Beweisverfahren wurde im 16. Jahrhundert heftigst debattiert. Gianfrancesco Pico della Mirandola hatte es als unlogisch disqualifiziert;273 Pomponazzi machte einen wenig beachteten Vorschlag, um es zu erneuern und an die Bedingungen der Naturwissenschaften anzupassen;274 Agostino Nifo und der große Logiker Zabarella, der eine Generation nach Peucer lebte, machten je eigene Vorschläge, dieses Beweisverfahren logisch zu retten; schließlich unterstellten sie Aristoteles einen Zirkelschluß.275 Manchen Gelehrten aus Peucers Generation war angesichts dieser Debatte um die wissenschaftlichen Kriterien daran gelegen, die Naturphilosophie zu retten. Die ganze regressus-Debatte hatte dazu gedient, die Wissenschaftsfähigkeit der Naturphilosophie zu retten, und zwar indem man die beiden Beweise, den quia- und den propter-quid-Beweis, hintereinanderschaltete. Konnte eine Naturphilosophie diesen Beweis nicht erbringen, bedeutete dies womöglich, daß diese Disziplin nicht als Wissenschaft angesehen wurde. Wollten die Wittenberger also ihre Astrologie wissenschaftsfähig darstellen, so war es notwendig, daß Peucer seine Deutung vom regressus näher darlegte. Aristoteles hat im Sinne der Zweiten Analytiken Astronomie und Astrologie als eine einzige Wissenschaft dargestellt,276 die jedoch gemischt ist, das heißt, sie ist einerseits Mathematik, andererseits Physik. Die Astrologie, also derjenige Teil dieser Wissenschaft, der von den Wahrnehmungen abhängig ist, gilt nach Aristoteles als der untergeordnete Teil;277 sie
272 273 274 275 276 277
ARISTOTELES: Zweite Analytiken 1,13, 78a22-78b3, S. 28. SCHMITT: Pico della Mirandola (1469-1533) and his critique of Aristotle, S. 87-124. POPPI, ANTONIO: Pietro Pomponazzi tra Averroismo e Galenismo sulproblema del „regressus". In: Rivista critica di storia della filosofia, Bd. 24, 1969, S. 243-266. JARDINE, NICHOLAS: Galileo 's road to truth, S. 277-318. ARISTOTELES: Zweite Analytiken I, 13, 78b37-79al7, S. 28. Alle rein aus Erfahrung gewonnen Erkenntnisse waren aber für Peucer und seine Zeitgenossen von minderer Gewißheit. Siehe ganz allgemein GILBERT: Renaissance concepts of method; Für den engeren Bereich des Aristotelismus im Heiligen Römischen Reich: KUSUKAWA, SACHIKO: Vinculum concordiae: Lutheran method by Philipp Melanchthon. In: C. METHUEN (HG.): Method and Order in Renaissance Philosophy of Nature: The Aristotle Commentary Tradition. Aldershot 1997, S. 337-
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Das Lesen der Natur
besitzt nur den quia-Beweis. Der andere Teil der Wissenschaft, die Astronomie, hingegen verfugt über den propter-quid-Beweis. So heißt es bei Aristoteles: „Hier nämlich [in der Astrologie] ist es Sache des Wahrnehmenden das Daß [quia-Beweis], und Sache der Mathematiker (i. e. die Astronomie) das Warum [propter-quid-Beweis] zu wissen."278 Spätere Philosophen haben daraus die zwei Teile der einen gemischten Wissenschaft gemäß der zwei verschiedenen Beweisarten auf zwei verschiedene Wissenschaften verteilt.279 Diese Aufteilung der Beweisarten auf zwei unterschiedlich verfahrende Wissenschaften innerhalb einer einzigen will Peucer aber nicht teilen. Er beharrt darauf, auch den physikalischen Teil im Besitz eines vollständigen Beweises zu sehen: also im Besitz sowohl des propter-quid als auch des quia-Beweises. Dies ist zumindest seine Überzeugung, und er gibt ihr - wie schon Melanchthon vor ihm280 - den Namen „ demonstratio physica ". Die erste Hürde, die Peucer überspringen mußte, wollte er die prognostische Astrologie dieser „vera physica" mit ihren demonstrationes zuordnen, war der Nachweis, daß die prognostische Wissenschaft ein Beweisverfahren besaß. Dies war in einer Wissenschaft, die aus den fernen, nicht einsehbaren Ursachen der Planetenbewegung wissenschaftliche Vorhersagen über zukünftige, noch nicht erfahrbare qualitative Naturprozesse traf, problematisch. Wie sollte nämlich etwas im damaligen aristotelischen Sinne des Wortes bewiesen werden, was es noch nicht gab bzw. nicht einsehbar war. Dieses Problem teilte die Astrologie mit allen anderen Naturwissenschaften der Zeit. Peucer läßt einen „richtigen Naturwissenschaftler" durch ein klares Programm zu seinen Beweisen kommen. Ein Naturwissenschaftler ginge - erstens - von den Phänomenen aus; diese definiere er sodann mit den angeborenen Qualitätsbestimmungen, um somit ihre Eigenschaften zu erkennen. Diese Erkenntnis binde er an die Erfahrung zurück.281 Auf diese Weise erhalte er schließlich Prinzipien, die, so scheint es, für Peucer dann universalen Aussagecharakter besitzen. Diese Art des Vorgehens gebäre den quia-Beweis. Peucer nennt leider kein Beispiel. Der propter-quid Beweis in der wahren Physik - zweitens - steht und fallt nach Peucer, unter expliziter Berufung auf Galen,282 mit den verborgenen, eingeschriebenen Prinzipien. „Sie sind entweder von Natur unserer Seele eingeschrieben und werden mit uns geboren, oder vorhergewußt aus der Intelligenz aller Menschen";283 diese nennt er ganz im Sinne von Aristoteles Axiome. Es handelt sich hier also nur um naturphilosophisch relevante Axiome, und nicht etwa um platonisch gedachte Ideen, die im Anamnesis-Prozess Erkenntnis zutage fördern würden.284
278 279
352; sowie nach wie vor: PETERSEN, PETER: Geschichte der aristotelischen Philosophie im protestantischen Deutschland. Leipzig 1921, S. 60-108. ARISTOTELES: Zweite Analytiken, 1,13,79a3-4, S. 30. Von Averroes über Thomas von Aquin und Grosseteste bis hin zu Galilei wurde die Frage lang diskutiert, ob Aristoteles den propter-quid-Beweis und den quia-Beweis auf eine einzige Wissenschaft projizierte, oder auf zwei Wissenschaften verteilte. Vgl. LA1RD: Galileo and the mixed sciences, S. 253-270.
280 281 282
So MELANCHTHON: Erotemata Dialectices, PEUCER: Commentarius, 1576, S. 4 0 3 v . PEUCER: Commentarius, 1576, S. 4 0 3 v .
283
PEUCER: Commentarius, 1576, S. 403v: „Ta kekrymmena aut a natura animis sunt nostris infixa, nataque nobiscum et praescita atque approbata communi omnium hominum intelligentia [...] seu koinai ennoiai: aut [...] demonstrata." Vgl. die sehr gute Darstellung bei MIKKELI: An Aristotelian response, S. 85FF. Siehe auch PETERSEN: Geschichte der aristotelischen Philosophie, passim.
284
Sp. 653.
Erst die Logik macht den Zeichenleser perfekt
227
Den quia-Beweis fuhrt Peucer auch mit dem Begriff der Induktion ein: „Denn wie Aristoteles weise sagt: alles gehe aus Induktion und Syllogismus hervor. Die Induktion schreitet von den durch die sinnliche Wahrnehmung erfassten Dingen zu dem Allgemeinen. Der Syllogismus leitet ab und folgert mit der Vernunft entweder aus dem Allgemeinen oder aus den Dingen, die aus der Natur bekannt sind und vorher bewiesen wurden; Schlussfolgerungen werden gezogen entweder durch vom Empirischen ausgehende Induktion oder durch Deduktion aus dem Allgemeinen oder aus zuvor bewiesenen Dingen der Natur."285 Und weiter: „Die Natur beider Erkenntnisweisen ist im Intellekt gegeben. Galen nennt die Erkenntnis, die von den Sinnen ausgeht, durch die Induktion erworben wird, auf Einsicht aus ist und durch Einsicht bestätigt wird, Erkenntnis, die auf Erfahrung gegründet ist; die andere nennt er Vernunfterkenntnis; sie ist verflochten mit einer syllogistischen Beweisführung, die ebenso auf Einsicht aus ist und kenntnisreiche Folgerungen zieht; sie zieht diese Folgerungen aus dem Allgemeinen, wobei es gleichgültig ist, ob dieses Allgemeine von Natur aus allgemein ist, oder durch Vergleich bewiesen ist, oder durch Induktion konstituiert ist. Erfahrungserkenntnis und Vernunfterkenntnis: Dies sind die beiden Kriterien, die jeder Wissenschaft zugrunde liegen."286 Peucers Begriff der Induktion ist derjenige der Zweiten Analytiken, II, 19,100b.287 Kein syllogistisches Verfahren kommt nach Aristoteles ohne Induktion aus.288 Peucers Zitat verstand demnach jeder eingeweihte frühneuzeitliche Naturphilosoph. Schließlich war der Induktionsschritt notwendig, um ein Tertium für den Syllogismus bzw. für den „quia"-Beweis289 zu finden. Darin stimmten nahezu alle Aristoteleskommentatoren von Averroes bis Agostino Nifo überein. Für die Astrologie reklamiert Peucer nun ein induktives Verfahren, dessen zentraler Ausgangspunkt die Erfahrung ist: „Diese [die Astrologie] geht aus von den Argumenten und Zeugnissen wissenschaftlicher Erfahrung: sie steht gemäß dem Beispiel der wahren Physik sowie auf deren Weise und mit der Hilfe von deren Erfahrung auf den Fundamenten der physikalischen Methoden (rationum) und Beweisverfahren. Wenn dieses Fundament einmal fehlt, dann füllt die Übereinstimmung unbezweifelbarer Erfahrung diese Lücke, wie das in der ganzen Physik geschieht, in welcher sehr wohl die Ursachen von allem aufgezeigt oder die Gesetzmäßigkeiten dargelegt werden können, welche die Erfahrung zu Tage fördert."290
285 286
PEUCER: Commentarius, PEUCER: Commentarius,
1576, S. 404r. 1576, S. 404rv.
287
ARISTOTELES: Zweite Analytiken, II,19,100al7-100b6, S. 106: „Wenn eine der individuellen Erscheinungen, die sich nach der Art nicht mehr unterscheiden, zum Stehen gekommen ist, so ist ein erstes Allgemeines in der Seele erreicht - denn man nimmt das Einzelne wahr, aber die Wahrnehmung geht auf ein allgemeines Objekt; sie geht z. B. auf den Menschen, nicht auf den Menschen Kallias. Dann kommt es wieder bei diesen zum Stehen, bis sich das Unteilbare und Allgemeine einstellt, z. B. bei einem Sinnenwesen von der und der Art, bis das Sinnenwesen erreicht ist, bei dem es dann ebenso weiter geht. Man sieht also, daß wir die ersten Prinzipien durch Induktion kennen lernen müssen. Denn so bildet auch die Wahrnehmung uns das Allgemeine ein." Vgl. auch den einleitenden Kommentar von SEIDL in der Edition von ARISTOTELES: Zweite Analytiken. Mit Einleitung, Übersetzung und Kommentar hrsg. v. HORST SEIDL. Griechischer Text in der Edition von THEODOR WAITZ. Griechisch-deutsch. Würzburg 1984.
288 289 290
Vgl. ARISTOTELES: Zweite Analytiken, I,13,78a30-39, S. 28. ARISTOTELES: Zweite Analytiken, 1,13, 78a33-38. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 379V.
228
Das Lesen der Natur
Diesen erfahrungsbetonten Induktionsbegriff hatte auch Melanchthon in seiner Dialektik verwendet und damit erläutert, wie ein Mediziner die Wirkkraft einer Heilpflanze erkennen könne.291 Allein durch mehrmalige Erfahrung überprüft der Mediziner die Wirkung einer Pflanze. Einem Astrologen war dieses erkennende Verfahren ein Alltagsgeschäft. Wenn er die Planeten-Konstellation in einem Horoskop interpretierte, dann suchte er zunächst nach Vergleichsbeispielen und konnte mit ihrer Hilfe folgern, was die ihm vorliegende Konstellation bedeutete. Aus mehrmaliger Überprüfung der hier sichtbar werdenden Gesetzmäßigkeit an mehreren Beispielen aus der Erfahrung erhielt er die „Universalien", das allgemeine Prinzip, und damit Einblick in das Wesen dieser Planetenkonstellation in ihrer prinzipiellen Wirkung auf den Menschen. Freilich lassen Melanchthon und Peucer ungeklärt, und das läßt sich auch nicht aus den von ihnen inspirierten Horoskophandbüchern in Erfahrung bringen, wie häufig einzelne Wahrnehmungen, die zusammengenommen nach Aristoteles erst eine Erfahrung ausmachen,292 gemacht werden müssen, um dem Prinzip den Charakter einer Gesetzmäßigkeit zusprechen zu können. Oft, so scheint es, reichte bereits eine einzige Wahrnehmung aus, mit der man meinte, dem gesuchten Prinzip Genüge geleistet zu haben. Der hier verwendete Erfahrungsbegriff war schon immer Bestandteil einer Weltsicht gewesen, die das Okkulte erforschte, gerade weil sie betont hatte, daß es keine okkulten, sondern nur erfahrbare Qualitäten gab.293 Vergleicht man Peucers Verfahren mit anderen erkenntnistheoretischen Verfahren, so entspricht seines ohne Zweifel dem plinianischen Ideal der „historia naturalis". Nicht anders als dieses sah es vor, verschiedene Phänomene auf eine gemeinsame Ursache hin zu überprüfen, und die so gewonnene Ursache erneut an partikularen Phänomenen zu verifizieren. Dieses in der Renaissance beliebte Erkenntnismodell294 zehrte von einer anderen Schrift des Aristoteles. In seinem Werk De partibus animalium hatte nämlich Aristoteles deutlich gemacht, daß der Physikos aus der Erfahrung und aus dem Vergleich und dem quia-Beweis die Erkenntnis zieht, und daß ein propter-quid-Beweis nicht notwendig sei.295 Aristoteles hatte darüber hinaus darauf hingewiesen, daß die so ge-
291
292 293
294
MELANCHTHON: Erotemata Dialectics,
Sp. 620f. Vgl. LEINSLE, ULRICH GOTTFRIED: Das Ding und
die Methode. Methodische Konstitutionen und Gegenstand der frühen protestantischen Metaphysik. 2 Bde. Augsburg 1985, Bd. 1, S. 16. ARISTOTELES: Zweite Analytiken, II, 19,100a3ff. SCHMITT, CHARLES B.: Experience and Experiment: A comparison ofZabarella 's view with Galileo 's in , de motu'. In: DERS.: Studies in Renaissance philosophy and science. London 1981, S. VIII, S. 80138. (erstmals 1969). Vgl. BLAIR, ANN: The theater of nature. Jean Bodin and Renaissance science. Princeton 1997, S. 96. Vgl. etwa SCHÜTZE: Die Naturphilosophie in Cardanos De subtilitate, S. 25; sowie FINDLEN, PAULA: The formation of a scientific community: natural history in sixteenth-century Italy. In: A. GRAFTON und N. SIRAISI (HGG.): Natural particulars. Nature and the disciplines in Renaissance Europe. Cambridge/Massachusetts, L o n d o n 1999, S. 3 6 9 - 4 0 0 u n d JARDTNE, NICHOLAS; J. A . SECORD; E. C.
295
SPARY(HGG.): Cultures of natural history. Cambridge/England 1996. ARISTOTELES: De partibus animalium, transl. by WILLIAM OGLE. In: The Works of Aristotle. Translated into English under the editorship of J. A. SMITH, and W. D. Ross, Volume 5. Oxford. 1958, 639b-640a, S. B-B3: „The best course appears to be that we should follow the method already mentioned, and begin with the phenomena presented by each group of animals, and, when this is done, proceed afterwards to state the causes of those phenomena, and to deal with their evolution. For elsewhere, as for instance in house building, this is the true sequence." Vgl. DÜRING, INGEMAR: Die Methode des Aristoteles in der Biologie. Zu de partibus animalium 1,1 639b30-640a2. In: G. SEECK (HG.): Die Naturphilosophie des Aristoteles. Darmstadt 1975, S. 49-59.
Erst die Logik macht den Zeichenleser perfekt
229
wonnenen Erkenntnisse nur hypothetisch seien, das heißt, sie seien von minderer Sicherheit als solche Erkenntnisse, die der logische Beweis erbringt. In der Renaissance - jedoch nicht bei Peucer - hat dieses aristotelische Werk interessante Kommentierungen erfahren. Agostino Nifo zog aus ihm die Konsequenz, das Wesen der Erkenntnis schlechthin als hypothetisch zu definieren, es also nicht ontologisch zu verstehen.296 Peucer hingegen geht nicht so weit, weil er bei der Überzeugung bleibt, daß die Natur prinzipiell vollständig einsehbar ist, deren vollständige Erkenntnis sich der Mensch in seiner Sündhaftigkeit aber faktisch verbaut habe. In Peucers sogenanntem Induktionsbegriff vermischen sich verschiedene naturphilosophische Herangehensweisen. Von einem modernen naturwissenschaftlichen Erfahrungsbegriff war Peucer weit entfernt. Denn er intendierte niemals, mit der persönlich gewonnen Erfahrung systematisch naturphilosophische Theorien zu überprüfen, geschweige denn das aristotelische System zu hinterfragen. Das war für viele Naturphilosophen seiner Zeit üblich, wie Charles Schmitt vor etlichen Jahren bereits gründlich nachgewiesen hat. Seine Beobachtung trifft auch auf die Wittenberger Astrologen zu. Eigentlich hätte Peucer mit dieser Klarstellung des methodischen Verfahrens in der Astrologie - über die Induktion und den quia-Beweis - seine Ausführungen beenden können. Peucer fügt aber hinzu: „Obwohl ich also zugestehen und bekennen muß, daß es innerhalb der Prognostik wenige Beweise TOU 8um [propter-quid-Beweise] gibt, werden sie doch nicht allein gelassen von den Beweisen TOU OTI [quia-Beweisen]."297 Was heißt denn „wenige Beweise TOU 5um"? Meint Peucer damit, daß die Astronomie der Astrologie das Wesen der Ursache erschließe - allein durch ihre Bewegungsanalysen? Das kann er nicht im Sinn gehabt haben, weil sich die Antwort auf das „warum" nicht auf die Bewegung, sondern auf die mit dem Licht ausgesendeten Kräfte beziehen muß. Ein solches „warum" konnte er aber mit keiner Erkenntnismöglichkeit aus dem antiken und frühneuzeitlichen Wissenssystem beantworten. Erst Newton konnte Kräfte mit dem mathematischen Bewegungsgesetz in Einklang bringen. Die Tatsache, daß Peucer zumindest verbal nicht auf den propter-quid-Beweis verzichtet, hängt damit zusammen, daß er von Melanchthons Wissenschaftsverständnis zehrt. Nach Melanchthons Verständnis garantierten bestimmte angeborene Prinzipien, die sogenannten notitiae naturales, den physikalischen Beweis.298 Sie bezeichnen ein angeborenes Wissen, wie etwa dasjenige, daß das Ganze größer ist als die Summe seiner Teile.299 Aus diesen notitiae naturales bezog Melanchthon die Gewißheit, daß wahre Naturerkenntnis die Übereinstimmung mit dem göttlichen Naturgesetz aufzeigt. Damit besaß der Naturforscher schon 296
297
KESSLER, ECKHARD: Method in the Aristotelian tradition: taking a second look. In: C. METHUEN (HG.): Method and Order in Renaissance Philosophy of Nature: The Aristotle Commentary Tradition. Aldershot 1997, S. 113-143. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 404v: „Quanquam igitur concedo et fateor pauciores habere to prognostikon demonstrationes tou dihoti Physicas: non tarnen destituitur altera genere apodexeon tou hoti, inchoata quidem apo tes sympathereseös, absoluta autem ac stabilior consentiente experientia, et rationibus a posteriori collectis, quae duo, logo kai peira kriteria sunt artium omnium ac disciplina-
rum." 298 299
MELANCHTHON: Erotemata Dialectices, Sp. 652-652. Vgl. etwa MELANCHTHON: Erotemata Dialectices, Sp. 536; sowie LEINSLE: Das Ding und die Methode, Bd. 1, S. 16f. FRANK, GÜNTHER: Melanchthons Dialektik und die Geschichte der Logik. In: J. LEONHARDT (HG.): Melanchthon und das Lehrbuch des 16. Jahrhunderts: Begleitband zur Ausstellung im Kulturhistorischen Museum Rostock, 25. April bis 13. Juli 1997. Rostock 1997, S. 125-145.
230
Das Lesen der Natur
dann sichere Prinzipien, wenn die erforschten Dinge mit der göttlichen Schöpfungsidee kongruierten, wie immer Melanchthon das verstanden wissen wollte.300 In Melanchthons Verständnis konnte nämlich auch die universale Erfahrung als Garantie eines propter-quid Beweises verstanden werden.301 Vergleicht man seinen Versuch, die Astrologie als die Kunst der Interpretation der physikalischen Zeichen in Verbindung mit wahren Beweisen vorzustellen, mit anderen Wissenschaftskonzeptionen seiner Zeit - vor allem mit denjenigen von italienischen Zeitgenossen - , so wird die Differenz Peucers zu anderen zeitgenössischen Möglichkeiten sichtbar. Peucers Kenntnis des italienischen Horizontes kann ansatzweise aufgrund seines Bibliothekskataloges ermittelt werden. Mit Pomponazzi teilt er die Auffassung, daß eine in sich konsistent bleibende Erfahrung die wichtigste Methode ist, um Naturkausalitäten zu erkennen.302 Dies haben wir bereits gesehen. Zugleich vereint sie die gemeinsame Liebe zur Logik. Bereits Pomponazzi schloß aus allen sichtbaren Wirkungen auf die stellaren Ursachen, wie schon der Obertitel seines Werkes andeutet.303 In seiner quaestio Utrum detur regressus?m lehnt Pomponazzi dann jedoch in der Naturphilosophie den Gebrauch des zweiten Schrittes des regressus ab, nämlich des von den Ursachen auf die Wirkungen schließenden Verfahrens.305 Mit Nachdruck unterstreicht er die Rolle der Erfahrung und des quia-Beweises für die naturphilosophische Erkenntnis. Zu einer solch radikalen Schlußfolgerung fehlt es Peucer offensichtlich an Mut; was nicht unbedingt bedeuten muß, daß mit dieser philosophischen Tradition ein Weg eingeschlagen wurde, der unfruchtbar bleiben mußte.306 Peucer verbleibt bei der Möglichkeit des propter-quid-Beweises. Ebenso weist er auch logische Konstruktionen ä la Agostino Nifo von sich, der mit seiner negotiatio die schwierige Aufgabe überwinden wollte, die Ursache in ihrem „warum" oder „weswegen" zu erläutern.307 An dieser naturwissenschaftlichen Hürde übte sich auch Zabarella. Erst Galileo Galilei lehnte sie vollständig ab. Peucer übergeht sie mehr oder weniger stillschweigend. Ein Magier machte es sich im Hinblick auf die wahre Methode erneut einfacher als Peucer, der zwischen magia naturalis, medizinischer Tradition und logischer Tradition lavierte. Agrippa vertraute in seiner Occulta philosophia nur auf sorgfältige Beobachtung und Analyse der Ähnlichkeiten.308 Um die Logik kümmerte er sich nicht. Peucer, der die Occulta phi300 301 302 303
304 305 306
307 308
MELANCHTHON: Erotemata Dialectices, Sp. 653. Ebenda. Siehe Anm. 21. Weil er meinte, alle natürlichen und außergewöhnlichen Naturphänomene auf die Steme zurückfuhren zu können, sagte er in POMPONAZZI: Opera: de naturalium effectuum admirandorum causis, 1576, S. 247: „Sed haec est consuetudo vulgi, ascribere daemonibus vel angelis quorum caussas non cognoscunt. Cumque ulterius inferebatur, hoc non esse possibile, quoniam cum idem fit agens videlicet corpus coeleste, idem passum, ut pote vates, Semper idem esset vaticinium vel somnium, quod tarnen non est verum." Vgl. PLNE: Pietro Pomponazzi, S. 273. Dies deshalb, weil nämlich die quaestio Pomponazzis „De anima" seit 1503 beigeheftet war, siehe POPPl: Pomponazzi, S. 245. Die beste Korrektur veralteter und neuerer Mythen über Pomponazzi liefert: KESSLER: Pietro Pomponazzi, S. 397-419. Es gibt Vermutungen, so der freundliche Hinweis von Prof. Eckhard Kessler, daß gerade Leibniz mit seiner Monadenlehre auf Melanchthons philosophisches Modell zurückgreift und somit diese Philosophie weiterwirkte. Vgl. JARDINE: Galileo 's road to truth, S. 290f. Vgl. AGRIPPA VON NETTESHEIM: De occulta philosophia, S. 30f; S. 250f. Zu Foucault siehe Anm. 201.
Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis
231
losophia so gründlich studiert hatte, wäre deshalb auch nie auf die Idee gekommen, die magia naturalis als öffentliches Lehrfach in Wittenberg zu integrieren. Der Astrologe war in Peucers Augen erst dann gegen die teuflischen Verfuhrungskünste gefeit, nachdem er ein sichtbares Zeichen sowohl mit der Erfahrung, wie ein Mediziner, als auch mit dem Syllogismus, wie ein Logiker, auf seine physikalische Ursache hin überprüft hatte - wobei er das Zeichen allerdings nicht eindimensional an die Ursache binden durfte. Vergaß der Astrologe die Definition seines Zeichens, und vergaß er seine Interpretationsmethode, brachte er, wie Peucer am Beispiel der Diätetik geißelt, die „Vernunft in schwere Bedrängnis und setzte sie der Gefahr aus, besiegt zu werden."309
Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis Eigentlich würde man aufgrund der hier beschriebenen Methode erwarten, daß Peucer und andere Astrologen ein großes Interesse daran gehabt hätten, damalige oder auch heutige Leser zuschauen zu lassen, wie der Interpret seine Arbeit verrichtet: wie er aus mehrmaliger Beobachtung eines Zeichens ein physikalisches Zeichen definiert; wie er aus der mehrmaligen Beobachtung die genaue Relation zwischen dem beobachteten himmlischen Zeichen und dem Zeichen der Wirkung bestimmt; wie er sodann aus der Relationsbestimmung das Wesen der Ursache definiert - im Kontext der möglichen Bedingungen der Wirkungen. Selbst die Horoskophandbücher lassen nur wenig von diesem methodischen Selbstverständnis sichtbar werden. Die astrologischen Beobachtungen, die Peucer in seinen Commentarius integriert oder die sich in den Jahresrevolutionen finden lassen, die man den Fürsten zustellte, verzichten bei der Darstellung auf den Hinweis auf die Methode. So läßt zumindest der Italiener Girolamo Cardano durch die Horoskope, die er in seinen Büchern abdrucken ließ, tatsächlich nachvollziehbar werden, wie Astrologen die dargestellten Wirkungen im Lichte der Biographie interpretierten und daraus Rückschlüsse auf das Wesen der Ursachen zogen. Cardano formuliert neue Gesetze, während Garcaeus nur addiert, sowohl die Erfahrungen als auch die Autoritäten. Die Wittenberger, hier insbesondere Peucers Schüler Garcaeus, aber auch Peucer selbst, dokumentierten nie, wie die Forderung von Melanchthon, der Peucer zugestimmt hatte, im einzelnen eingelöst werden kann, daß nämlich die einzelne Erfahrung der universalen Erfahrung nicht widersprechen darf. Das methodische Ideal, welches Peucer zusammen mit den Hinweisen auf die Logik und die Medizin zum Angelpunkt der astrologischen Wissenschaft erheben wollte, birgt so, wie er sie präsentiert, und so, wie er selbst damit umgeht, einige Probleme in sich, die wir abschließend kurz skizzieren möchten. Es wird versucht werden, Peucer und das astrologische Methodenideal sowohl aus seinem eigenen Selbstverständnis als auch aus dem Kontext seiner eigenen Praxis und derjenigen seiner Kollegen zu evaluieren.
309
PEUCER: Commentarius,
1576, Vorrede, S. a5r: „victus rationem turbari, si negligantur signa."
232
Das Lesen der Natur
Beginnen wir mit Peucers Vorstellung, daß die Einzelerfahrung mit der universalen Erfahrung in Übereinstimmung gebracht werden muß, um das Wesen des physikalischen Zeichens zu verstehen. Was heißt das genau? Peucer selbst definiert weder den Begriff Erfahrung noch den der ,universalen Erfahrung'. Wir wissen nicht, ob er darunter nur seine eigenen Erfahrungen versteht, oder auch diejenigen von Ptolemäus und einiger ausgewählter moderner Astrologen, oder auch diejenigen, die in allen historischen und sonstigen Büchern jemals im kollektiven Gedächtnis festgehalten worden waren. Dieses Methodenideal als solches suggeriert einem modernen Leser die Vorstellung, Einzelerfahrung könne durch die universale Erfahrung auch einmal falsifiziert werden. Diese Vorstellung bestätigt sich jedoch nicht. Weder wird in den Horoskophandbüchern dort, wo die Praxis erörtert wird, auch nur irgend ein Wort von Falsifikation gesprochen, noch in anderen Büchern, in denen die Praxis zur Sprache kommt. Es könnte natürlich sein, daß Peucer meinte, jeder Astrologe solle selbständig seine eigenen Erfahrungen mit den in Büchern berichteten Erfahrungen vergleichen; offen bleibt aber, ob dieser Vergleich zur Korrektur der eigenen Erfahrung oder zu den in den Büchern berichteten fuhrt. Doch auch eine andere Erklärung für das Fehlen eines konkreten Vergleichs zwischen Einzelerfahrung und universaler Erfahrung sei in Erwägung gezogen. Es ist natürlich durchaus denkbar, daß die Astrologen deshalb diesen Vergleich nicht durchführten, weil sie sich selbst noch an einer ganz anderen Stelle des von Peucer entwickelten Wissenschaftsprozesses stehen sahen. Peucer hatte von dem langen Prozess der allmählichen und kontinuierlichen Verbesserung der astrologischen Wissenschaft seit Adam gesprochen; vielleicht wußten sich die Astrologen des 16. Jahrhunderts nach ihrem eigenen Selbstverständnis als solche, die noch mitten in diesem Prozeß stehen, der sie zunächst die modernsten astrologischen Daten sammeln ließ. Nach Beendigung dieses Stadiums konnte überhaupt erst, und das kann auch nur rückblickend aus ihrem Ideal erschlossen werden, die zweite Stufe des Erkenntnisprozesses in Angriff genommen werden, auf der dann die Einzelerfahrung mit der universalen Erfahrung überprüft werden konnte. Erst im Anschluß daran konnte der Astrologe dann auch öffentlich dokumentieren, wie sein Erkenntnisprozeß konkret zustande kam. Es scheint wiederholt in der Renaissance der Fall gewesen zu sein, daß Wissenschaftler zunächst nur ihr Methodenideal entwickelten, es aber nicht anwendeten.310 Wo die Astrologen ihr eigenes Methodenideal konkret gebrauchten und wie sie dessen Wert konkret einschätzten, läßt sich nicht eindeutig interpretieren. Trotz ihrer wortreichen methodischen Hinweise lassen die Astrologen die Art und Weise, wie sie ihre Ergebnisse der Interpretation der physikalischen Zeichen gewonnen haben, nicht mehr transparent werden. Sie präsentieren zumeist Beobachtungen, die sie gemacht haben, etwa im Stil folgender Aussage von Peucer: „Wenn die Sonne den Widder passiert und der aufsteigende Mond im Skorpion oder an anderer Stelle hinzutritt, wird das Hirn in einem Menschen so sehr beeinflußt, daß in einem Erwachsenen die Melancholie einsetzt. [...] Wenn in irgendeinem Menschen, der gerade durch einen Mediziner behandelt wird, Mars und Venus zusammenkommen, so daß der eine den anderen dominiert, so kann die Untersuchung besonders glücklich und erfolgreich abgeschlossen werden."311 Doch Peucer beließ es nicht einfach bei dieser Feststellung. So plädiert er theoretisch noch einmal für die 310 311
So der freundliche Hinweis von Herrn Prof. Dr. Eckhard Kessler. Commentarius, 1576, S. 392r.
PEUCER:
Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis
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Erfahrung - „die Nachweise (apodeixis), die aus Ursachen gefuhrt werden, sind erklärungskräftiger, herausragender und sicherer; wenn wir aber in diesen getäuscht werden und darin auch keinen Überfluß haben, warum verschmähen wir dann die Beweise aus den Wirkungen? Wenn irgendeiner diese verneint, dann verwirft er die ganze Erfahrung, beraubt uns darüber hinaus eines großen Teils unserer Wissenschaft und vernichtet geradezu die ganze Physik"312 Doch auch im Blick darauf formuliert Peucer selbst keine neuen astrologischen Gesetze. Nur Cardano tat dies. Garcaeus wiederum addiert nur empirische Ergebnisse und autoritatives Wissen und läßt beides unverbunden nebeneinander stehen. Unsere Untersuchungen lassen nur ein Ergebnis zu: die Wittenberger strebten eine Falsifikation der Erfahrung nicht an. Vor dem Hintergrund ihres eigenen Ideals hätten sie eine solche auch gar nicht zulassen können. Denn in Peucers Augen war der Ausgangspunkt der richtigen Interpretation eines physikalischen Zeichens die innere Kohärenz mit ,der universalen Erfahrung'. So konnte - und dazu zwingt schon die Logik dieses Systems - eine Eingliederung der Einzelerfahrung in die universale Erfahrung nicht zugleich deren Selbstdestruktion befürworten. Würde nun dieser feste Bezugspunkt in Peucers Methodenverständnis schleichend destruiert, gäbe es nichts mehr, was den Interpreten eines astrologischen Zeichens vor dem Teufel hätte retten können. So erwecken die Wittenberger Astrologen mit ihrem Methodendiskurs folgenden Eindruck. In ihrer eigenen Theorie bleibt die Rolle der Methode von Inkohärenzen geprägt. In ihrer Praxis scheint der eigene Methodendiskurs keine Rolle gespielt zu haben. Sie beobachteten, sammelten und staunten. Es stand ihnen nicht im Sinn, systematische Erfahrungsüberprüfung zu dokumentieren. So dürfte dem Methodendiskurs in erster Linie eine Außenfiinktion zukommen; er dürfte hauptsächlich dazu gedient haben, die Kritiker der Astrologie zu befriedigen und ihnen den Beweis zu erbringen, daß sie weder leichtfertig noch abergläubisch mit ihrer Astrologie umgingen. Wie die Mediziner, so wollten auch die Astrologen und womöglich wie die Physik der Zeit überhaupt - ihr Recht auf Anerkennung als Wissenschaftler einfordern. Sie wollten prinzipiell-theoretisch die Möglichkeit einer .empirischen' Wissenschaft beweisen. Als Anleitung für ihre wissenschaftliche Praxis und als Anleitung zur Auffindung neuer Wahrheiten diente ihre Methodenreflexion nur am Rande. Das allerdings entspricht dem Selbstverständnis des Methodenideals, das im frühen 16. Jahrhundert vorherrschte. Der von den Philosophen angeführte abstrakte Diskurs über die Methode zeigt, daß Methode allgemein so verstanden wurde, daß sie der Absicherung von Wissen und nicht dem Auffinden von neuem Wissen diente.313 Erst der Logiker Zabarella begann gegen Ende des 16. Jahrhunderts damit, aus der Methode ein Instrument der Wahrheitsfindung zu ma-
312
PEUCER: Commentarivs, 1576, S. 404v-405r: „Explicatiores, illustriores, et firmiores sunt ex causis extructae apodeixis: sed his cum aut destituimur aut non abundamus, cur ex effectis textas aspemaraur? Eas si quis negaverit, et tollet peiram omnem, et magna tes epistemes parte nos privabit, et fere omnem abolebit Physicam." Es ist interessant zu sehen, daß Peucer hier den Begriff peira verwendet, der eigentlich der sogenannten antiken Empirikerschule zugeschrieben wird. Er ist vor allem durch Galen überliefert. Siehe etwa: DEICHGRÄBER, CARL: Die griechische Empirikerschule. Sammlung und Darstellung der Lehre. Berlin 1930, S. 308ff. u. ö.
313
GILBERT: Renaissance
concepts of method, passim.
234
Das Lesen der Natur
chen und sie dem systematischen Erschließen von unbekannten Naturphänomenen zur Verfugung zu stellen.314 Für Peucer lag es als Wittenberger und als Melanchthonschüler wohl nahe, trotz aller naturphilosophischen Affinitäten zu neüplatonischen Vorstellungen ein letztlich sehr aristotelisches Methodenideal zu vertreten, das mit der methodischen Saumseligkeit eines Agrippa von Nettesheim wenig gemein hatte. Die Wittenberger wählten zur Absicherung der Wissenschaftlichkeit der Astrologie neben dem astronomischen Handwerkszeug eine Kombination aus Logik und medizinischem Methodenideal. Selbst nach damals schon vorhandenem Methodenverständnis hätten sie auch optimalere methodische Lösungen finden können für ihren Untersuchungsgegenstand. Sie hätten entweder, wie Fracastoro,315 ganz auf Instrumente der aristotelischen Logik verzichten, oder sie hätten noch radikaler aus der Botanik und der historia-naturalis-Tradition schöpfen können, um diese Logik verbal zu verabschieden. Dies taten sie nicht. So bleibt aus unserer Perspektive eine Kluft zwischen verbalen Vorstellungen und tatsächlicher Praxis bestehen. Weil aber letztlich ihre Praxis von Inkohärenzen des eigenen wissenschaftlichen Ideals verschont blieb, kann man vielleicht doch die ausfuhrliche Methodendiskussion der Wittenberger als Husarenstück ihrer eigenen Rhetorik verstehen: Sie wollten sowohl die Kritiker als auch sich selbst besänftigen, sich selbst vor allem dahingehend, damit der Teufel sie nicht verführen konnte. Der seriöse Wissenschaftler konnte nämlich, wie gezeigt, den Teufel durchaus widerlegen.
314 315
Vgl. hierzu die Einleitung von SCHICKER in: ZABARELLA: Über die Methoden, S. 73 ff. Hierzu siehe ferner OTTO: Renaissance undfrühe Neuzeit, S. 405-410. Vgl. FRACASTORO, der pathetisch deklamiert: er glaube in seiner Untersuchung nichts, was ihm die Erfahrung nicht lehre: „quam et re ipsa, ac rerum (ut aiunt) magistra experientia fuerint comprobata". FRACASTORO, Girolamo: De causis criticorum dierum per ea quae in nobis sunt. Venedig 1538, S. 70: „Referemus igitur, quae in huius rei pervestigatione, quam diligentissime habuimus, nobis tandem comperta sunt, quae neque prius credi, audirique volumus, quam et re ipsa, ac rerum (ut aiunt) magistra experientia fuerint comprobata, eiusmodi enim sunt, ut et rationibus credi, et observationibus plane spectari possunt."
Das Lesen der Zukunft
Zwischen Wahnsinn und Wissenschaft Der Historiker, der Caspar Peucers Commentarius (erstmals 1553) vor sich liegen hat, gerät schnell in Versuchung, sich Peucers Bibliothek als eine Orakelstätte frühneuzeitlicher Prägung vorzustellen. Der Duft, der darin verströmte, erinnerte weniger an eine sanfte griechische Hügellandschaft mit Olivenbäumen, die die Orakelstätten umgaben, als vielmehr an eine modrige Bibliothek, die mit ledereingebundenen Büchern bestückt war. Caspar Peucer war im Besitz einer wunderbar reichhaltig ausgestatteten Bibliothek und man wäre vermutlich in sie hinein gelangt, nachdem man das Haus seines Schwiegervaters Philipp Melanchthon in Wittenberg durchquert hätte.1 Hätten wir die Möglichkeit, wie bei einer Orakelbefragung vier Fragen an Caspar Peucer zu stellen, so würden wir diese Fragen so formulieren, daß wir Peucers Absichten in Erfahrung bringen könnten, mit denen er seinen Commentarius abgefaßt hatte. Welches Buch ist Dir das wichtigste? Welches Buch würde diesem folgen? Was hebt diese Bücher vor Deinen anderen 1453 Stücken hervor? Wer ist der Verfasser dieser Bücher? Peucer wäre wenig mirakulös und würde antworten: Das liebste Buch ist mir die Heilige Schrift. Das zweitwichtigste Buch ist mir das Buch der Natur, und hier insbesondere dasjenige, das mit den Buchstaben der Astrologie geschrieben ist, und beide Bücher sind wichtiger als alle meine anderen Bücher, weil sie Offenbarungsbücher sind. Auf die letzte Frage hin würde er ein wenig erröten und sagen, Gott ist der Autor dieser beiden Bücher, doch da wir in schlechten Zeiten leben, habe ich ein Buch verfaßt, das die Menschen lehrt, wie sie das Buch der Natur zu lesen haben. Das ist mein Buch: Commentarius de praecipuis generibus divinationum. Es ist ein Buch über das Buch der Natur, dessen eigentlicher Autor Gott ist. Der Inhalt dieses Buches soll im folgenden vorgestellt werden, damit noch eine weitere Perspektive der Astrologiegeschichte eröffnet werden kann.2
1 KOLB: Peucer's library, S. 1. Insgesamt umfaßte Peucers Bibliothek 1455 Titel. 2 Mit Peucers Divinationsbuch haben sich beschäftigt: CÉARD: La nature et les prodiges, S. 176-181 u. ö; DERS.: Jeu et divination, S. 405-420; PIERRE FREYBURGER: Le problème du fatalisme astral dans la
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Das Lesen der Zukunft
Obwohl sich Peucer natürlich nie einer solchen Befragung stellte, zeigte er neben seiner großen Verehrung der Natur eine besondere Vorliebe für die Geheimnisse, die sich ihm in Büchern offenbarten. Insbesondere war er von jenen Büchern fasziniert, in denen griechisch-römische Autoren darüber berichteten, wie man der Zukunft und den darin verborgenen Ereignissen einen Schritt näher kommen könnte; sei es durch den Wahnsinn der Orakelpriesterinnen oder durch Opferzeremonien, sei es durch die Beobachtung des Adlerfluges oder durch die Auguren, sei es durch die edlen Sybillen oder durch bestimmte Magier - all das faszinierte Peucer und erschreckte ihn zugleich. Für seinen Kommentar zu den unterschiedlichen Divinationskünsten unterzog er sie eines gründlichen Studiums. Als Peucer die verschiedenen Zukunftswissenschaften - von den Orakeln bis zur Hydromantie, der Astrologie und der Chiromantie - rekapitulierte, nahm er einen Trend auf, den viele Zeitgenossen in ganz Europa, vor allem aber in Italien und in Frankreich kultivierten. Nur wenige Gelehrte des späten 15. und des 16. Jahrhunderts stimmten mit Dante Alighieri darin überein, jedwede Zukunftsschau zu verbieten, weil sonst der Neugierige im Purgatorium seine Strafen abbüssen müsse.3 Nach Dantes Bericht saßen dort bereits der Hofastrologe Kaiser Friedrichs II. und der berühmte italienische Astrologe Guido Bonatti, zwei von Peucer hoch geschätzte Vertreter der eigenen Kunst. Wie anders lautet da doch im Vergleich zu Dante die hoffhungsfrohe Einschätzung des Marburger Mediziners Rudolf Goclenius, der hundertfünfzig Jahre später - und frei von jedweder Höllenangst - herausfordernd fragte: „Was ist nützlicher, als die Zukunft zu wissen? Was angenehmer, als in diesem Bereich teilzuhaben an irgendeiner Göttlichkeit?"4. Obwohl er nicht allzu originell in seinem Traktat von dem zehrte, was Peucer in seinem Commentarius vorgeschlagen hatte, wollte auch er mit seiner forschen Frage die guten divinatorischen Künste vor den schlechten retten. Genau das gleiche Ziel verfolgte auch Peucer. Als eines schönen Sonntagmittags der Nürnberger Gelehrte Willibald Pirckheimer zusammen mit seinem Begleiter durch die Vorgärten der Stadt Nürnberg spazierte, kam er an einem Garten vorbei, in dem zwei Mädchen Kräuter pflückten.5 Pirckheimer trat nach der pensée protestante en pays germaniques. In: CENTRE V. L. SAULNIER (HG.): Divination et controverse religieuse en France au XVI e siècle. Paris 1987, S. 34-55 und seine in Paris verfaßte Dissertation: Recherches sur le „Traité des divinations" de Caspar Peucer. Paris 1988, die wir bereits an anderer Stelle diskutierten. Vgl. auch THORNDIKE: History of magic, Vol. VI, S. 494-501 sowie DE JOUVENEL, BERTRAND: The art of conjecture. Translated from the French by NLKITA LARY. New York 1967, S. 90; WEICHENHAN, MICHAEL: Astrologie und natürliche Mantik bei Caspar Peucer. In: S. OEHMIG (HG.): 700 Jahre Wittenberg. Stadt - Universität - Reformation. Weimar 1995, S. 213-224. 3 DANTE ALIGHIERI: Die göttliche Komödie. Übers, von HERMANN GMELIN. Mit Anmerkungen und einem Nachwort v. RUDOLF BAHR. Stuttgart 1949. ND Stuttgart 1998, 20. Gesang, 77-79, S. 76-80. Dazu siehe KAY, RICHARD: Dante's Christian astrology. Philadelphia 1994. 4 GOCLENIUS, RUDOLF (a. J.): Apologeticus pro Astromantia Discursus. Marburg 1611, S. 4: „Quid utilius, quam scire futura? quid jueundius, quam divinitatis alieujus hac in parte esse partieipem?" 5 CAMERARIUS: Commentarius de generibus divinationum. Leipzig 1576 (posthum), S. 56f.: „Admirabile est inprimis quod narravit mihi aliquando summus vir Bilibaldus Pyrcamer: Cum quodam se istius artis perito deambulantem quodam tempore sub urbe Norica, vidisse fores apertas horti cuiusdam noti sibi hominis, et placuisse introire. Ibi duas puellas quae herbas rigarent, et flores curarent obversantes, appellasse se familiariter aiebat, et petijsse, ut aliquid decerptum herbarum et florum sibi comitique suo traderent, cuius odore delectarentur: Inprimis autem corniti suo qui inspectis manibus ipsarum praedicere sciret, quando sponsae essent futurae. Tunc unam discessisse, et negasse se esse ostensuram ipsi suam manum. Alteram vero facile ad hoc se praebuisse. Cuius manu inspecta ab eo, quem diximus comitem
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Schilderung von Joachim Camerarius ein und bat eines der Mädchen, seinem Begleiter doch Blumen zu schenken, weil dieser den Duft der Pflanzen so schätze. Bei dieser Gelegenheit fiel dem Begleiter offensichtlich ein, daß er aus der Hand der Mädchen lesen könne. Er bat sie um ihre Hände, doch nur ein Mädchen bot bereitwillig Pirckheimers Begleitung die Hand an. Die andere verzog das Gesicht und ging von dannen. Derjenigen, der er aus der Hand las, sagte er, daß sie bald heiraten werde. Ganz erfreut über diese Nachricht sprang das Mädchen davon. Nachdem jedoch Pirckheimer und sein Begleiter den Garten wieder verlassen hatte, und Pirckheimer seinen Begleiter fragte, was dieser nun tatsächlich in der Hand gesehen hatte, wurde der Begleiter sehr betrübt und sagte, daß er gesehen habe, wie das Mädchen am 8. Oktober diesen Jahres sterben werde. Diese Nachricht erstaunte Pirckheimer, weil er, wie er Camerarius später selbst erzählte, sich das Mädchen wohlwollend angeschaut hatte und sich an ihrer Ausgelassenheit und ihrer guten Gesundheit erfreut hätte. Der Begleiter hatte also dem Mädchen die Wahrheit geflissentlich verschwiegen. Camerarius, der uns diese Geschichte erzählt, fugt noch hinzu, daß er viele solcher wunderbaren und durchaus zutreffenden Geschichten aus Italien gehört hätte, und daß sie dort mit der Astrologie aufs Engste verküpft würden. Einige Jahre später, Willibald Pirckheimer war längst verstorben, sitzen Caspar Peucer und Paul Eber6 über der Lektüre von Johannes ab Indagine, der im frühen 16. Jahrhundert das gelehrteste Handbuch der Chiromantie geschrieben hatte.7 Es erschien in mehreren Auflagen und klärte die Leser darüber auf, was sie in ihrer Herz-, Him- und Leber-Linie über ihr zukünftiges Schicksal erfahren konnten. Ob Peucer und Paul Eber jemals selbst ihre Hände analysierten und außer einer oberflächlichen Neugierde bestimmte Konsequenzen aus ihrem Wissen zogen, wissen wir leider nicht. Gleichwohl fand Peucer an der Chiromantie nichts Verwerfliches und er rühmt sie als eine löbliche Kunst.8 Peucer vertraute darauf, daß die Linien der Hand mit den inneren Organen übereinstimmten und so die Dispositionen des Körpers anzeigten, aus denen man wiederum zukünftige Erkenntnisse über Krankheiten gewinnen könne.9 Wie es nur in einem von Gott geschaffenen Körper sein könne, stimme auch hier das Äußere mit den zarten, über Jahre hinweg gleichbleibenden Handlinien überein. Mit genau dem gleichen Argument hatte auch Agrippa von Nettesheim die Chiromantie
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tune Pyrcameri fuisse, ita floribus acceptis abijsse ambos dicebat. Atque horto cum fuissent egressi, in reliqua deambulatone interrogasse eum, quid animadvertisset in puellae manu? Tunc illum subtristem respondisse, non duraturam vitam ipsius ultra dies prox. octo. Id admiratum se, cui bene Valens et alacriter hilaris ea puella visa esset, diligenter observasse, et comperisse ipsam mortem ante diem octavum inopinato obijsse. Vidi et ego istum, qui longo tempore in Italia, ac diutissime Romae fuerat, in mea patria puer, Ecclesiasticis beneficijs auctum, et de iis praedictionibus multa incredibilia audivi. Qui doctiores videri volunt ad astrologicam disciplinam illas praedictiones referont, et loca in manu certa certis siderum nominibus insigniunt." Paul EBER besaß dieses Buch und hatte es annotiert. Vgl. das Exemplar von INDAGINE, JOHANNES AB: Chiromantia. Straßburg 1534 in der Herzog-August-Bibliothek, Wolfenbüttel: 117. Quodl. 2. Vgl. INDAGINE: Chiromantia. Zu Indagine siehe auch VON DER GÖNNA, SIGRID: Albrecht von Brandenburg als Büchersammler und Mäzen der gelehrten Welt. In: F. JÜRGENSMEIER (HG.): Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1490-1545). Ein Kirchen- und Reichsflirst der frühen Neuzeit. Frankfurt am Main 1991, S. 381-477. PEUCER: Commentario, 1576, S. 355r-362r. Vgl. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 359v, 361v.
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verteidigt. 10 Für Peucer scheint die Chiromantie mehr eine medizinische als eine prognostische Funktion gehabt zu haben. So lehnt er es ab, die Chiromantie als eine der Astrologie gleichrangige Wissenschaft zu behandeln, wie es Johannes ab Indagine tat. Allenfalls gilt sie ihm als Ergänzung. Ob Peucer bei einer besonders schwierigen Frage womöglich zwei Divinationskünste gleichzeitig anwenden wollte, um an das Geheimnis der Zukunft zu gelangen, wissen wir nicht. Wir wissen nur, daß in der chinesischen Gesellschaft beispielsweise mehrfache Konsultationen nichts Ungewöhnliches waren." Im Falle sich widersprechender Ergebnisse wird der Divinator das Ergebnis bevorzugt haben, das die wichtigere Disziplin hervorgebracht hatte. Weil Peucer die Chiromantie generell befürwortete, mißbilligt er auch Cardanos Position, der die Chiromantie im Laufe seiner Karriere aus dem Kanon wissenschaftlicher Prognosemittel ausschloß, weil sie nicht auf der strengen Analyse von Ursachen und Wirkungen aufbaue. 12 Diese Statusminderung hatte sich bei ihm bereits im Jahre 1557 angebahnt, als er in seinem Werk De rerum varietate die Chiromantie als wunderliche Leistung menschlicher Erfindungskunst qualifizierte. In der Geschichte der frühneuzeitlichen Chiromantie gibt es die Praktiker und die naturphilosophisch interessierten Wissenschaftler. 13 Das einfachste Buch schrieb Andreas Corvus aus Mirandola. 14 Corvus führte an etwa hundert Beispielen auf, welche Bedeutungen die wichtigsten Handlinien trugen. Nicht selten erscheinen seine Interpretationen eher simpel. So bezeichnet ihm eine äußerst lange und gerade Lebenslinie ein langes Leben, und zugleich, daß die betreffende Person ein Christ sei. Berühmter und weit komplexer als Corvus' Buch war das 1533 anonym - aber eindeutig della Rocca zuzuschreibende - Buch Physionomi und Chiromanci}$ Deila Rocca sieht es als eine unzulässige Vereinfachung an, den Charakter eines Menschen allein aus dessen Handlinien bestimmen zu wollen. Es war insgesamt eine kleine Legion frühneuzeitlicher Chiromantiker, die von Johannes ab Indagine (1467-1537), dem Hofastrologen Albrechts von Brandenburg und Erzbischof von Mainz, angeführt wurde. Zumeist waren es Mediziner, die die Chiromantie praktizierten. Die gemeinsame Klammer von Medizin und Chiromantie lag in der Astrologie, wie Johannes ab Indagine sagte: „Ich bin mir sicher über das, was ich schon früher gesagt habe, daß diese Künste [Astrologie, Chiromantie, Physiognomie] mit einer gewissen Notwendig10 11 12
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Vgl. AGRIPPA VON NETTESHEIM: De occultaphilosophìa, Buch I, Kapitel 52, S. 97. Siehe Vgl. SMITH: Divination in traditional Chinese society, passim. In seinem Buch de Subtilitate zählt Cardano die Chiromantie noch zum Kanon der natürlichen Divinationskünste. In seinem Hippokrateskommentar schließt er sie bereits aus. Vgl. CARDANO, GIROLAMO: De subtilitate: libri XXI. Nunc demum recogniti atque perfecti. Basel 1554. Über die natürliche Divination heißt es, S. 443-444: „Aut in artem ...naturalem, ut astrologiam, physiognomiam, metoposcopiam, chiromantiam, nauticam, agriculturam, medicinam, somniorum interpretationem." Anders CARDANO: In Hippokrates Coi Prognostica, Sp. 8. Ein spätes Beispiel für den Versuch, die Erkenntnisse der Chiromantie zu verbessern, bei ROTHMANN, JOHANNES: Chiromantiae Theorica - practica - concordantia genethliaca, vetustis novitate addita. Erfurt 1595. Vgl. auch GOCLENIUS, RUDOLF (D. J.): Uranoscopiae, chiroscopiae, metoposcopiae, et ophthalmoscopiae, contemplatio, qua probatur, divinationem ex astris, lineisque manuum fronte, facie, et oculis nec impiam esse nec superstitiosam. Frankfurt am Main 1608. Vgl. auch GOCLENIUS, RUDOLF (D. J.): Aphorismorum chiromanticorum tractatus compendiosus, ex ipsius artis fundamentis sumptus et in partes duas divisus. Lieh 1598. CORVUS, ANDREAS: Excellentissimi et singularis viri in chiromantia exercitatissimi Magistri Andree Corvi Mirandulensis. Lyon um 1510. ANONYMUS: Phisionomi und Chiromanci. Straßburg [ 1533],
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keit untereinander verbunden sind; und die eine ohne die andere nicht recht bestehen kann. Es ist gewiß, daß die niederen Kräfte, die von den höheren Kräften bestimmt und von himmlischen Kräften beeinflußt werden, wiederum zum Verschwinden verurteilt sind."16 Die Chiromantie würde den Menschen über sein persönliches Heil bzw. seine Gefahrdungen sowie über alles, was dem Menschen möglicherweise zustoßen werde, aufklären.17 Die Chiromantie war nur eine der zahlreichen divinatorischen Künste, die auf dem Buchmarkt im 16. Jahrhundert feilgeboten wurden. Bis heute ist eigentlich unklar, wie der Markt der divinatorischen Künste, der eine so große Faszination auf Peucers Zeitgenossen ausübte, funktionierte.18 Jean-Jacques Boissard (1527-1602), der selbst in Wittenberg studiert hatte und als ,Antiquarianer' in Rom fleißig Inschriften untersuchte, und der außerdem viel von Peucers Divinationsbuch übernahm, stellte zu seinem Entsetzen fest, daß Priester, Gelehrte und das Volk, ja jedermann die Divinationskünste pflegte.19 Einer seiner Freunde sei durch einen Magier aufs schlimmste betrogen worden. Der Begriff der „divinatio" war in der Renaissance weitaus schillernder als in der Antike.20 Zunehmend wurde er mit dem ursprünglich untergeordneten Begriff der Magie in eins gesetzt, wie es beispielsweise Nostradamus tat.21 Außerdem konnte der Begriff der Divination entweder die Kunst der Wahrsagung oder die humanistische Kunst der Konjektur bezeichnen. Der Humanist schloß per divinatio auf Wörter, die in einem korrupten Text fehlten.22 Beide Techniken waren den damaligen Gelehrten oft sehr viel vertrauter, als man 16
INDAGINE: Chiromantia, S. 10: „Quo verius hoc comperi quod prius dixi, has artes [astrologia, chiromantia, physiognomia] quadam inter se necessitudine coniunctas, parumque sine alia aliam posse. Sane inferiore haec, a superioribus illis gubemari, ac a coelestibus viribus influere, rursumque defectus inferri, certum est." 17 INDAGINE: Chiromantia, heißt es S. 4: „ita ab ipsis tribus incisuris, seu lineis, de hominis salute, ac pernicie, & quicquid praeter necessarium illi accidere potest, vaticinari licet." 18 Zu den divinatorischen Künsten in der Renaissance gibt es keine zusammenfassende Darstellung. Vgl. jedoch JEAN CÉARD: La nature et les Prodiges. L'insolite au XVIC siècle, en France. Paris 1977; BERGIER (HG.): Zwischen Wahn, Glaube und Wissenschaft: Magie, Astrologie, Alchemie und Wissenschaftsgeschichte. Zürich 1988; PUMFREY, S., M. SLAWINSKI, PAOLO L. Rossi (HGG.): Science, culture and popular belief in Renaissance Europe. Manchester 1991. Zur geistesgeschichtlichen Einordnung von Magie und Divination siehe GRAFTON, ANTHONY T.: Humanism, Magic and Science. In: A. GOODMAN und A. MACKAY (HGG.): The impact of humanism on Western Europe. London 1990, S. 99-117. Siehe ferner TAMBIAH, S. J.: Magic, Science, Religion and the scope of rationality. Cambridge/England 1990. Hinweise zur Divination im Mittelalter geben VEENSTRA, JAN: Magic and divination at the courts of Burgundy and France. Text and context of Laurens Pignon's Contre les devineurs (1411). Leiden 1998 und BURNETT, CHARLES: Magic and divination in the Middle Ages: texts and techniques in the Islamic and Christian worlds. Aldershot 1996. 19
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BOISSARD, JEAN JACQUES: Tractatus posthumus de divinatione et magicis praestigiis. Oppenheim ca. 1605-1615, unpag. Das beste Buch hierzu ist nach wie vor: BOUCHE-LECLERCQ, AUGUSTE: Histoire de la divination dans l'antiquité. IV volumes. Paris 1879-1882. Nach Bokdams Einschätzung war das bei Nostradamus zu beobachten. Vgl. ihre Einleitung von PONTUS DE TYARD: Mantice. Discours de la verité de Divination par Astrologie. Lyon 1558. Hrsg. von MADAME SYLVIANE BOKDAM. Genf 1990, S. 24. Vgl. außerdem DUPÈBE, JEAN: L'ars notoria et la polémique sur la divination et la magie. In: CENTRE V. L. SAULNIER (HG.): Divination et controverse religieuse en France au XVI° siècle. Paris 1987, S. 123-134. Vgl. die sehr gute Studie von HEINZ SCHÄFER: „Divinatio". Die antike Bedeutung des Begriffs und sein Gebrauch in der neuzeitlichen Philologie. In: Archiv für Begriffsgeschichte 21, 1977, S. 188-225. Hier steht der Begriff Divination für die Praxis der „coniectura" bei fehlendem Text. In diesem Sinne
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zunächst annehmen will. So war Agrippa ein gut ausgebildeter Humanist und konnte seine Doppelrolle als Humanist und Wahrsager brillant ausüben.23 Peucers textkritisches Verständnis hingegen war eher schwach ausgebildet. Für ihn und für unseren Kontext ist allein die Bedeutung als Wahrsagekunst entscheidend. Betrachtet man allein den Buchmarkt der Divinationskünste, der im frühen 16. Jahrhundert einen erstaunlichen Aufschwung genoß, so verwundert es nicht, wenn sich in der Renaissance auch solche Schriften mehrten, die versuchten, Ordnung in die Landschaft der Divinationskünste zu bringen. Entweder faßten sie wie Agrippa in seiner De occulta philosophia, dem wohl wichtigsten divinatorischen Werk der Zeit, oder wie Polydor Vergilius in seinem Werk De rerum inventoribus24 vorhandenes Wissen zusammen und träumten vom Wissen der Weltweisen und der Wiederentdeckung von lange als verschollen geglaubtem Wissen. Oder sie diskutierten wie Caspar Peucer primär die Legitimität der Künste. Peucer ging es um die Differenz zwischen Aberglaube und seriöser Wissenschaft. Wie wir im folgenden sehen werden, wollte er der Astrologie den angemessenen Platz in der Welt der Divinationskünste zukommen lassen. Anders als bei solchen Wissenschaften, die fest im Universitätscurriculum verankert waren und einen offiziellen Kanon an Autoritäten pflegten, herrschten auf dem Markt der Divinationskünste größere Freiheiten. Dies ist wohl einer der Gründe dafür, warum so viele Gelehrte über ihre Rechtmäßigkeit stritten.25 Von den Wittenbergern scheint Peucer am meisten gefurchtet zu haben, daß die Astrologie genau wie die anderen divinatorischen Künste, die wiederbelebt wurden, von den Kritikern verworfen würden.26 Über die Motivation seiner Auseinandersetzung sagt er nur kurz: „Welche Arten der Divination nun erlaubt sind und welche nicht, werde ich nun in der Beschreibung und in der jeweiligen Unterscheidung der Spezies erläutern. [...] Damit die Menschen nicht ignorant darüber [über die verschiedenen Divinationsarten] bleiben, und womöglich die wahre Religion mit dem verhexten Aberglauben der Heiden und den Gaukeleien des Teufels verwechseln, will ich sie ohne Unterscheidung alle bekanntgeben." 27 Der Astrologie gebühre im Reigen der divinatorischen Künste die erste Stelle.28 Daß sie überhaupt zu den divinatorischen Künsten gezählt wurde, signalisiert der Begriff der astrologia divinatrix, der sich im Mittelalter eingebürgert hatte.29 Dem Lyoner Bischof Pontus de Tyard, der ein großer Kritiker der Divination war, war es selbstverständlich, in seinem Manti-
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verwendete noch Schleiermacher den Begriff der Divination in seinen hermeneutischen Schriften. Terminologische Unklarheiten bleiben bei den wichtigen Studien von CÉARD: La nature et les Prodiges', und CÉARD: Jeu et divination à la Renaissance. In: Les jeux à la Renaissance. Paris 1982, S. 405-420 bestehen. ANTHONY GRAFTON plant derzeit ein Buch über Magie und divinatorische Künste in der Renaissance. VERGILIUS, POLYDORUS: De rerum inventoribus libri octo. Basel 1540. Vgl. CENTRE V. L. SAULNIER (HG.): Divination et controverse religieuse en France au XVf siècle. Paris 1987. Vgl. CAMERARIUS: Commentarius de generibus divinationum, der stärker ein philologisches humanistisches Interesse pflegt. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 5r. Die besten, wenngleich sehr knappen Bemerkungen zum Thema Divination und zur divinatorischen Astrologie bei SYLVIANE BOKDAM (HG.): Pontus de Tyard: Mantice, S. 7-75. Vgl. BURNETT, CHARLES: Magic and divination in the Middle Ages: texts and techniques in the Islamic and Christian worlds. Aldershot 1996. Burnett sagt im Vorwort: „Astrology is not properly divination."
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ce. Discours de la vérité de Divination par Astrologie (1558) gleich zweimal in dem von ihm gewählten Titel auf die Nähe der Astrologie zur Divination bzw. zur Mantik, so der griechische Terminus, aufmerksam zu machen. Der weit gereiste Gervasius Marstaller (gest. 1578) hatte in seinem Sammelband Artis divinatricis, quam astrologiam seu iudiciariam vocant (1549) bereits gefordert, die Astrologie aus dem engen Konnex mit den anderen divinatorischen Künsten herauszuholen.30 Gervasius Marstaller hatte in Wittenberg zu Beginn des Jahrhunderts studiert und wurde dort zum Mediziner ausgebildet. Aufgrund seiner Kontakte nach Wittenberg edierte er 1549 in Paris den Sammelband, in dem er zahlreiche Aussagen vorwiegend deutscher Gelehrter, die die divinatorische Astrologie verteidigten, sammelte. Hier finden sich gedruckte Vorreden von Philipp Melanchthon, von Jakob Milich, von Joachim Heller und einem unbekannten Eberhard Schleusinger wieder. Diese Sammlung war Marstallers wesentlichster Beitrag zur Förderung des Nativitätenstellens. Später arbeitete er als beratender Leibarzt an verschiedenen Höfen. So wurde er Leibarzt des Anhaltiner Fürsten Bernhard, der zusammen mit Fürst Joachim Ernst in den fünfziger Jahren Anhalt regierte. Er diente auch dem Braunschweiger Herzog Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg. Acht Jahre vor seinem Tod wurde er Medizinprofessor in Jena. Daß er jedoch als Leibarzt die Astrologie anwendete, ist nicht belegt. Erst Peucer realisiert Marstallers Forderung nach Rettung der divinatorischen Astrologie in umfassendem Maßstab. Er befreit sie aus dem antiken Diskurs über die Divinationskünste, weil dieser, wie wir gleich sehen werden, für die Astrologie fatale Folgen gehabt hatte. In der Wittenberger Welt, aus der Peucer kam, verwundert es nicht, wenn Peucer seine Neugierde gegenüber den unterschiedlichen Divinationskünsten - ganz anders als Agrippa einer scharfen intellektuellen Begutachtung unterzog. Wie viele seiner Zeitgenossen konnte er die verschiedenen Divinationskünste nicht wertneutral vorstellen. Sehr häufig verweist er auf den Teufel und stigmatisiert viele Künste als heidnisch. Man glaubt erkennen zu können, daß er genau wie Philipp Melanchthon und David Chytraeus das Bedürfnis verspürte, den möglichen Verdacht des Heidentums öffentlich abzuschütteln. Denn derart erzürnt über einige teuflische Divinationskünste, wie er vorgibt gewesen zu sein, kann er nicht gewesen sein, weil er es sich immerhin erlaubte, daß sich seine Neugierde auf über siebenhundert Seiten geschriebenen Textes entfalten konnte. Ein solch umfangreiches Werk erfordert viel Zeit und setzt eine relativ gründliche Auseinandersetzung mit den heidnischen Künsten voraus. Weil also offensichtlich für die Wittenberger der Bedarf bestand, die Grenzen zwischen den Künsten neu zu ziehen, erstaunt es um so mehr, wenn nach Aby Warburgs Auffassung die Wittenberger den heidnischen Augur - im übertragenen Sinne - durch die Türen der Wittenberger Leucorea hindurchließen.3' War es nicht gerade der heidnische Augur höchstselbst, den die Wittenberger - im wörtlichen Sinne - ausschlössen? Den, den sie bei dem Diskurs über die Divination nicht ausschließen konnten, war ein Gelehrter aus der römischen Welt. Es war Cicero. Fünfundvierzig Jahre nach Christi Geburt, kurz nachdem Markus Tullius Cicero seinen Traktat De natura deorum fertiggestellt hatte, lud Cicero seine fiktiven Gesprächspartner Quintus und Markus in seine Sommerresidenz 30 MARSTALLER, GERVASIUS (HG.): Artis divinatricis, quam astrologiam seu iudiciariam vocant: encomia & patrocinia, quorum catalogum sequens pagella continet. Paris 1549, S. 7 in der Widmungsepistel. 31
WARBURG: Heidnisch-antike
Weissagung, S. 487-556.
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nach Tusculum ein, wo er mit ihnen über die Divination diskutierte. Dieses Buch De Divinatione, genau genommen sind es zwei Bücher in einem, lag in der Renaissance aufgeschlagen vor den Augen all derjenigen Gelehrten, die sich für die Wissenschaftlichkeit der Divinationskünste interessierten. 32 Gerade diejenigen lasen es mit besonderem Interesse, die die theologischen Urteile umgehen wollten, welche die Kirchenväter, etwa Laktanz, Tertullian, Augustinus und Thomas von Aquin in seiner Summa contra gentiles gegen die Divinationskünste vorgebracht hatten. 33 Rabelais las für seinen Pantagruel (1532/33), in dem er die Divinationskünste belächelte, das Werk von Cicero genau so, wie es Agostino Nifo tat,34 der über die Auguren schrieb. Pico della Mirandola, 35 Agrippa, Ficino und zahlreiche andere lasen ebenfalls Cicero. 36 Peucer las ihn selbstverständlich auch. 37 Cicero schien die begehrtesten Argumente für und wider die Divination zusammengestellt zu haben. Was man bei Cicero jedoch nicht erfahren konnte, war eine Beurteilung der neuplatonischen Theurgien, die durch Ficinos Interessen aufkamen. 38 Ebenso wenig besprach Cicero solche Künste und Geheimnisse, die in der Renaissance durch die hermetischen Texte, die Hieroglyphen und die Kabbala viele neue Anhänger fanden. 39 Weil aber Peucer in seinem Divinationsbuch die zuletzt genannten Divinationsarten nicht erwähnt 40 und weil er mit seinem Buch, wie wir sehen werden, eisern ein einziges Ziel verfolgte, orientierte sich Peucer fast ausschließlich an Cicero, an Agrippa, an Pomponazzi, 41 möglicherweise an Johannes Hartlieb 42 und an einigen spezielleren Autoren, die über eine der jeweils angesprochenen Künste geschrieben hatten. Cicero war also die wichtigste Quelle für all jene Renaissancegelehrten, die die Legitimität der Divination diskutieren wollten. Sein Werk scheint Ordnung in den schwer kategorisierbaren Diskurs über die Divination in der Renaissance gebracht zu haben. Erstens lieferte Cicero, wie man bei Peucer sehen kann, die entscheidende Definition von Divination, an die sich die Gelehrten hielten oder die sie korrigierten. So heißt es dort: „die Wahrsagung
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Peucer besaß Cicero in der Pariser Ausgabe von 1511. CICERO, MARCUS TULLIUS: Opera philosophica. Paris 1511. Vgl. insgesamt ZLELINSKI, T.: Cicero im Wandel der Jahrhunderte. 3. Aufl. Leipzig 1912. Vgl. COURCELLE, P.: Art. Divinatio. In: RAC, Bd. 3, 1957, Sp. 1235-1251. Vgl. NLFO, AGOSTINO: De auguriis, libri II. Marburg 1614 (erstmals Bologna 1531).
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PICO DELLA MIRANDOLA, GIANFRANCESCO: De rerum praenotione,
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Viele Nachweise, wenngleich unsortiert, bei CEARD: La nature et les prodiges, passim. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 6v. Vgl. dazu SHAW, GREGORY: Divination in the neoplatonism of Iamblichus. In: R. BERCHMAN (HG.): Mediators of the divine. Horizons of prophecy, divination, dreams and theurgy in Mediterranean antiquity. Atlanta/Ga. 1998, S. 225-267 sowie die Literatur zu Marsilio Ficino. RUDERMAN, DAVID B.: Kabbalah, Magic and Science. The cultural universe of a sixteenth-century Jewish physician. Cambridge/Massachusetts 1988. Nur einmal kurz erwähnt er die Kabbalah, die er aber als dem frommen Verstand abträglich bewertet. Vgl. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 227v. Im folgenden wird zitiert aus POMPONAZZI, PLETRO: De naturalium ejfectuum causis sive de incantationibus. ND der Ausgabe Basel 1567. Hildesheim 1970. Hartliebs Buch der „verbotenen Künste" kursierte lange Zeit nur handschriftlich, genoß aber weite Verbreitung. Ob es Peucer kannte, ist unklar. Siehe FÜRBETH, FRANK: Johannes Hartlieb. Untersuchungen zu Leben und Werk. Tübingen 1992. HARTLIEB, JOHANNES: Das Buch der verbotenen Künste. Aberglaube und Zauberei des Mittelalters. Aus dem Mittelhochdeutschen übers, und mit einem Glossar
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versehen v. FALK EISERMANN und ECKHARD GRAF. M ü n c h e n 1998.
S. 3 6 6 - 7 0 9 .
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Zwischen Wahnsinn und Wissenschaft
[ist das, worunter] wir die Verkündigung und Vorahnung der Dinge verstehen, die man dem Zufall zuschreibt."43 Zweitens lieferte Cicero einen antiken Kanon, an dem sich einige, aber gewiß nicht alle Renaissancegelehrten ablehnend oder befürwortend orientierten.44 Cicero schreibt: „Es gibt zwei Formen von Wahrsagung; die eine stützt sich auf eine Kunstlehre, die andere geht aus der Natur hervor."45 Das waren auf der einen Seite die sogenannten natürlichen Künste (Träume und der Wahnsinn der Orakelpriester), auf der anderen Seite die sogenannten künstlichen (Prophetien von Wahrsagern und Auguren, die Astrologie, Haruspizien, die Loskunst). Die natürliche Divination hatte auch bei Cicero einen höheren Stellenwert, zumal er glaubte, sie beruhe auf direkter göttlicher Eingebung. Entlang dieser Typologisierung zogen mittelalterliche Gelehrte, anders als Cicero selbst, oftmals eine Grenze zwischen den erlaubten und den verworfenen Künsten.46 Träume bzw. deren Deutung waren in der mittelalterlichen Kirche genau wie die natürliche Astrologie seit jeher keine verbotene Kunst, weil Joseph aus dem Alten Testament berühmte Träume geträumt hatte. Drittens liefert Cicero dem Renaissancediskurs die entscheidenden Argumente, sowohl diejenigen, die für die Divinationskünste, als auch solche, die gegen sie sprachen. So synthetisiert er im ersten Buch alle Gedanken der Stoiker, die die Divination befürworteten. Im zweiten Buch rekapituliert er all die Argumente der antiken Schule der Skeptiker. Ciceros Sammlung .rationaler' Argumente begründete in der Renaissance die Haltung zu einer bestimmten Kunst.47 Viertens, und dies darf als autoritatives Moment für die Renaissancegelehrten nicht unterschätzt werden, ließ Cicero seinen Dialog argumentativ unentschieden. Er vermittelt dem Leser keine eigene Position, sondern bietet als Akademiemitglied, was in gewisser Weise seiner eigenen Philosophie entsprach, zwei verschiedene Sets an Argumenten an: einmal für und einmal gegen die Divinationskünste.48
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CICERO, MARCUS TULLIUS: Über
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Als ein Beispiel eines Gelehrten, der sich sehr eng an dieser Unterscheidung anlehnt, sei hier verwiesen auf VERGILIUS, POLYDORUS: Dialogorum deprodigiis: libri III. Basel 1531. CICERO: Über die Weissagung, I, 11, S. 17. FLINT: The rise of Magic, passim. Vgl. das Beispiel von Pontus de Tyard, in BOKDAM (HG.): Pontus de Tyard: Mantice, S. 50, der sich gerade nicht von den Kirchenvätern die Argumente vorgeben ließ. So heißt es am Ende von CICERO: Über die Weissagung, II, 150, S. 275: „Nun zeichnet aber folgendes die Akademie aus: Sie bringt kein eigenes Urteil ins Spiel, anerkennt das, was ihr am wahrscheinlichsten vorkommt, vergleicht Argumente und klärt, was man gegen jede Auffassung vorbringen kann, und verzichtet schließlich auf jeden Druck und läßt das Urteil der Hörer unangetastet und frei." Auch heute noch scheint die Forschung nach Klarheit in dieser Frage zu suchen. Vgl. die sehr guten Arbeiten von MARY BEARD: Cicero and divination: the formation of a Latin discourse. In: The Journal of Roman studies 76, 1986, S. 3 3 - 4 6 und MALCOLM SCHOFIELD: Cicero for and against divination. In: The Journal o f Roman studies 76, 1986, S. 4 7 - 6 3 ; JERZY LINDERSKI: Cicero and Roman divination. In: La parola del passato 37, 1982, S. 12-38; MARIE THERES FÖGEN: Die Enteignung der Wahrsager. Studien zum kaiserlichen Wissensmonopol in der Spätantike. Frankfurt am Main 1997, S. 258f. und die Einlei-
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t u n g z u CICERO: De la Divination.
die Weissagung
1 , 9 , S. 15.
Traduit et c o m m e n t é par GERARD FREYBURGER et JOHN SCHEID.
Préface de AMIN MALOUF. Paris 1992, S. 1-21. Wenig hilfreich für den Kontext des 16. Jahrhunderts sind FRANÇOIS GUILLAUMONT: Philosophe et augure. Recherches sur la théorie cicéronienne de la divination. Brüssel 1984 sowie NERAUDAU, JEAN-PIERRE (HG.): L'Autorité de Cicéron de l'antiquité au XVIIIe siècle. Caen 1993. Es gibt keine umfassende neue Studie über die Rezeption des Philosophen Cicero in der Renaissance.
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Das Lesen der Zukunft
Ciceros eigene Unentschiedenheit überläßt es dem Leser, zu entscheiden, von welchem Set an Argumenten er sich überzeugen lassen will. Entweder neigt er zu den Argumenten, die der Stoiker Quintus in Buch I vorträgt oder zu denen von Markus in Buch II. Zieht er Quintus vor, dann gibt er sich als Anhänger griechisch-römischer Divinationspraktiken zu erkennen. Vermutlich sympathisiert er dann sowohl mit der natürlichen Divination, d. h. der Traumdeutung und der Zukunftsschau im Wahnsinn als auch mit der artifiziellen Divination, d. h. mit den Auguren, der Astrologie etc. Fühlt er sich jedoch eher in das Lager des Skeptikers und des Nationalisten' hingezogen, dann unterschriebe er eindeutig Markus' Argumente. Bei Markus wäre die Divination ein betrügerischer Aberglaube, der die Wissenschaft und die wahre Religion beschäme. Außerdem wäre für ihn jede Zukunftsvorhersage ein Ding der Unmöglichkeit. So gibt es im Spätmittelalter und in der Renaissance durchaus viele Gelehrte, die alle divinatorischen Künste mit Ciceros Sprecher Markus im II. Buch in Bausch und Bogen verwarfen, wie es Nicolas Oresme, Gianfrancesco Pico in seinem Werk De rerum praenotione (1507) oder Agrippa in seiner De vanitate scientiarum (1530), oder Dante, Vives und viele andere taten. Es gab auch einige Renaissancegelehrte, wie etwa Agrippa von Nettesheim, die, wie der stoische Sprecher aus Ciceros erstem Buch, alle divinatorischen Praktiken relativ unterschiedslos befürworteten.49 Nicht jede Parteinahme muß bekanntermaßen nach einem simplen Schwarzweiß-Muster verlaufen und nicht immer ist man bereit, für ein höheres Ziel Kompromisse einzugehen, um auf der Gesamtlinie überein zu stimmen. Man kann durchaus auch selektiv auswählen und gewissermaßen eine dritte Partei gründen. Auf diese Art und Weise verfuhr die größte Gruppe der Cicero-Rezipienten. Sie differenzierten in ihrer Bewertung der verschiedenen Divinationskünste. Es gab diejenigen, die mit einer Vielzahl von verschiedenen Argumenten anhand des ciceronianischen Kanons fein säuberlich trennten zwischen den erlaubten und den verbotenen Divinationskünsten. Dazu zählten Pomponazzi und Peucer, die die Argumente von Cicero mit denen der Kirchenväter mischten. Als Peucer Ciceros Text als argumentatives Modell für seinen Commentarius vor sich liegen hatte, zeigt er sich, wie schon Pomponazzi, sowohl mit dem ersten Buch als auch mit dem zweiten Buch von De Divinatione unzufrieden. Gleichwohl identifiziert er sich partiell mit beiden. Mit dem so erhaltenen Set an Identifikationsmomenten mit beiden Seiten wird deutlich, wie Peucer einen dritten Weg in der Frage einer Umwertung des Divinationskanons geht. Schließlich wollte er die judiziale Astrologie aufwerten, die bei Cicero noch als künstliche Divination galt. Ähnlich wie Peucer verfuhren auch Agostino Nifo und Joachim Camerarius50 und viele der zeitgenössischen Autoren, die sich nur einer ganz bestimmten Kunst aus dem gesamten ciceronianischen Kanon widmeten,51 also entweder nur den Auguren, den Orakeln oder den sehr beliebten römischen Damen, den Sybillen. Diese Autoren stellten oftmals ihren eigenen
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Die stoischen Argumente zur Mantik sind eigens aufgeführt bei HÜLSER, KARLHEINZ: Die Fragmente zur Dialektik der Stoiker. Neue Sammlung der Texte mit deutscher Übersetzung und Kommentaren. Bd. 2. Stuttgart 1987, S. 4 8 9 - 5 1 5 . CAMERARIUS: Commentarius de generibus non, als den, den Peucer befürwortet.
divinationum.
Er favorisiert wiederum einen anderen Ka-
Völlig anders als Peucer argumentiert beispielsweise RAIMONDO, HANNIBAL: Opera del'Antica et honorata scienza di Nomandia, Specchio d'infiniti beni, & mali, che sotto il Cerchio della Luna possono alli viventi intravenire. Per L'eccellen. Astrologo, Geomanto, Chiromanto, Fisionomo A. Annibale Raimondo Veronese, ridotta insieme, Aggiontovi, & castigata. Venedig 1551.
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privaten Kanon von erlaubten und guten Divinationskünsten zusammen und pflegten ihn dementsprechend. So war es beispielsweise, wie bei Johannes ab Indagine, üblich, die Physiognomie, die Chiromantie und die Geomantie zusammenzufassen und sie mit der Astrologie zusammen zu praktizieren. Peucer war also nur einer von zahlreichen Gelehrten, die sich für die Divination interessierten. Und doch wies er der Diskussion eine neue Richtung.
Peucer ordnet den Kanon der Divinationskünste neu Neben der Chiromantie, die Peucer befürwortet hatte, gehörte für ihn auch die Physiognomie zum wenig umstrittenen Kanon der Divinationskünste. Hieronymus Wolf, der Augsburger Byzantinist, der sich selbst als wahrer Unglücksvogel im Leben darstellt, der keine Frau bekam, aber auch keine wollte, dem übel nachgestellt wurde, nur weil er sich linkisch und sehr öffentlichkeitsscheu hinter den Büchern verkroch, der das aufregende und kräftezehrende Hofleben verabscheute, der sich über schlechte Studenten aufregte, weil sie ihn doch davon abhielten, einmal über die Grundlagen hinausgehen zu können - gerade dieser Hieronymus Wolf machte mehrmals in seinem Leben unliebsame Erfahrungen mit den prognostischen Künsten. So lernte er auch die Physiognomie am eigenen Leibe kennen.52 Diesmal gereichte sie zu seinem Vorteil. Als Hieronymus Wolf einmal, als er noch ein Junge war, zu seinem Vater kam, der krank im Bett lag, ereignete sich folgende Geschichte. Der Vater hatte seinen Sohn länger nicht gesehen und war offensichtlich erstaunt darüber, wie sehr sein Sohn gewachsen war. Nachdem er ihn auf seine Latein- und Terenzkenntnisse geprüft hatte, war er über den schlechten Bildungsstand seines Sohnes entsetzt. Er solle lieber, so der Vater, weniger wachsen, und sich mehr um seine Bildung kümmern. Der daneben stehende Arzt hörte dies, drehte daraufhin das Gesicht des Jungen zu sich, blickte ihm ernst auf die Stirn - was im Kanon der divinatorischen Künste als Metoposkopie rangierte - und verhieß Hieronymus eine gute Zukunft. Die Falten seiner Stirn deuteten an, daß er ein gelehrter Mann werde. Das war freilich eine richtige, gleichwohl aber sehr grobe Beschreibung all der Ereignisse, die Hieronymus Wolf tatsächlich in seinem sehr bewegten Leben gewärtigen sollte. Zumindest war mit dieser Diagnose nach Hieronymus Wolfs Schilderung das unerfreuliche Gespräch zwischen Vater und Sohn beendet. Anders als die Chiromantie vermittelte die Physiognomie Erkenntnisse über den Charakter eines Menschen. Zur Wertschätzung dieser Kunst durch Peucer trug bei, daß er und andere glaubten, von Aristoteles höchstselbst eine Physiognomica überliefert bekommen zu haben. Wir haben bereits gesehen, daß die Physiognomie analog zur Astrologie signa von Wirkungen analysierte und daraus ihre Erkenntnisse bezog. Deshalb war sie bei Peucer anerkannt. Wie bei der Astrologie gab es auch hier den Unterschied zwischen einfachen, zumeist deutschsprachigen, und gelehrten lateinischen Traktaten. Viele deutschsprachige Traktate
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BECK: Der Vater der deutschen Byzantinistik, S. 33.
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ließen den astrologischen Hintergrund der Physiognomie nicht mit einfließen.53 In mehr oder weniger grob geschnitzten Vereinfachungen wurde aus der Physiognomie auf den Charakter eines Menschen geschlossen. Bartholomäus Coclitus schließt in seinem 1536 erschienenen Compendium aus den schütteren Augenbrauenhaaren eines Mannes auf seine einfaltige Intelligenz: „Wenn die Haare der Augenbrauen schütter sind, dann bezeichnet das einen Menschen, der einfach, unbedeutend, schwach und schnell von rohem Benehmen ist, worin unsere Gesellschaft hinlänglich übereinstimmt."54 Das Spektrum an voraussagbaren Charaktertypen aus Augen, Stirn, Mund, Ohren und Lippen mutet moderne Ohren erstaunlich an. Die reichhaltige Tradition läßt sich aber bis ins Mittelalter hinein verfolgen, bis zu Michael Scotus, der der Hofastrologe Friedrichs II. gewesen war,55 und zu Giovanni Villani (1276— 1348), der auch ein physiognomisches Traktat verfaßt hatte.56 Im Unterschied zu ihnen bestand bei ihren Nachfolgern im 16. Jahrhundert das Bedürfnis, das Wissen zu systematisieren, und es auf wissenschaftliche Prinzipien zu stellen. Bei der Physiognomie erstaunt besonders das Bedürfnis der Gelehrten und des einfachen Volkes, einen Menschen rein aufgrund seiner äußeren Erscheinung, ohne jede vorherige Bekanntschaft, einschätzen zu wollen. Woraus sich dieses Verlangen nährte, und inwieweit es ein Produkt womöglich sogar konfessionell geprägter Feindbilder war, läßt sich hier nicht entscheiden. Vermutlich liegt das Interesse in der Renaissance auf einer anderen Ebene. Wie Peucer sich mit der Astrologie fiir das Individuum interessierte, so half die Physiognomie, den einzelnen Menschen zu erkennen. Wie Peucer in das Chronicon Carionis das Horoskop von Kaiser Maximilian I. eingeflochten hat, so waren ihm alle Hilfsmittel recht, die eine Beziehung zu natürlichen Ursachen hatten und zugleich psychologische Erkenntnis' versprachen. Die differenzierteste Hermeneutik bot ihm, Peucer, im Angebot aller Divinationskünste und im Unterschied zur Chiromantie und zur Physiognomie weiterhin die Astrologie. Träume, die Peucer sehr hoch einschätzte und die er ebenso als legitime divinatorische Kunst akzeptierte, konnten ihm weit weniger sichere Erkenntnisse liefern als die Astrologie. Bei der Loskunst zeigt sich Peucer unentschieden, weil es im Neuen Testament bei Mt 27,35 und in der Apostelgeschichte 1,26 Erzählungen über Losverfahren gibt. Die Geomantie hingegen lehnte er ab, obwohl sie eine Verbindung zu den astrologischen Lehren aufwies 57 und sehr
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Vgl. etwa ANONYMUS: Eyn newes Complexion Büchlin. Der menschen natur / geburt / sitten / geberden und neygligkeyt / auß der phisionomie / den sieben Planeten / 12. Zeichen / und den 36. Bildern des Himmels. Straßburg [1539]; ANONYMUS: Physionomi und Chiromanci. Straßburg [1533]; MELETIUS: Philosophi de Natura structuraque hominis opus, Polemonis Atheniensis insignis Philosophi naturae signorum interpretationis. Venedig 1552. Nahezu in allen astrologischen Werken finden sich auch Aussagen über die Physiognomie. COCLITUS, BARTHOLOMAEUS: Physiognomiae et Chiromantiae compendium. Straßburg 1536, unpag.: „Cuius cilia sunt rara a pilis, significat hominem simplicem, vanum, debilem, cito crudelem, et in societate satis convenientem." Vgl. SCOTUS, MICHAEL: Liber phisionomie Michaeli Scoti: tractans secreta nature animalium et precipue hominum complexionesque per signa somniaque congrua lucide dignoscuntur. Köln 1508. STEGEMANN: Villanis historische Charakterbilder, S. 125-198. Vgl. ANONYMUS: Geomantia: eyn kunst des warsagens / die bey den alten in geheym und grossen wirden gehalten ist worden. Mainz 1532.
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beliebt war.58 Peucers Skepsis gegenüber der Geomantie ist im Vergleich zu Agrippa oder Gaurico eher ungewöhnlich.59 Sie erklärt sich aber daraus, daß er, wie schon Pomponazzi, das Fehlen einer direkten Verbindung zu einer physikalischen Ursache anmahnte.60 Geomantische Spekulationen beruhten in seinen Augen auf den direkten Einflüsterungen des Teufels. Warum konnte Peucer diese Divinationskünste, also die Chiromantie, die Physiognomie und die Medizin, die er unter dem Titel der physica divinatio zusammenfaßte, akzeptieren, andere hingegen nicht? Die Antwort ist einfach. Peucer befürwortet generell all jene Künste, die aus den natürlichen Ursachen Wirkungen prognostizieren. Alle anderen Künste, wie etwa das Lesen aus der Kristallkugel6' lehnt er ab, weil diese Künste kein naturwissenschaftliches Fundament haben. Neu in Peucers Beurteilung der Divinationskünste ist jedoch die Zuordnung der Astrologie zur natürlichen Divination. Sie ist in seinen Augen der wichtigste Teil der physica divinatio62 Bei Cicero galt sie als Bestandteil der künstlichen Divination, woran sich die meisten Gelehrten bis ins 16. Jahrhundert hielten.63 Da Peucer sie als eine Einheit der sogenannten physikalischen Divination zuordnet, untergräbt er die ehemalige Unterscheidung zwischen natürlicher und judizialer Astrologie. Diese Zuordnung und die gleichzeitige Abspaltung von den anderen Divinationskünsten teilt er mit Pomponazzi.64 Pomponazzi spricht jedoch nicht von physica divinatio und argumentiert überhaupt sehr viel knapper und weit naturphilosophischer als Peucer.65 Beide wollten sie die Astrologie zusammen mit anderen Divinationskünsten auf ein festes naturphilosophisches Fundament stellen. Um die Zukunft vorherzusagen, war nur das in ihren Augen legitim, was ein Fundament in der von Gott geschaffenen Natur hatte und damit eine Verbindung zur göttlichen Offenbarung besaß. Agrippa hingegen ließ auch solche Divinationskünste gelten, die aus „consimiles effectus", und nicht unbedingt nur aus Ursachen, prognostizieren, und aus wahrscheinlichen Zeichen einen Blick in die Zukunft wagten.66 Auch Joachim Camerarius, der noch ein sehr humanistisches Divinationsverständnis hatte, war der Auffassung, daß die Divination generell ohne Verstandesprinzipien operiere.67 Gerade das hatte Peucer mit seinem Methodenkapitel zu widerlegen gesucht. Von solchen Definitionskriterien ausgehend mußte man in seinen Augen schließlich alle Divinationskünste akzeptieren: das teuflische Orakelwesen eben so wie die Hydromantie. 58
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Vgl. CATTAN, CHRISTOFE DE: La Geomance du seigneur Christofe de Cattan, Gentil-homme Genèvois. Livre non moins plaisant & recréatif, que d'ingenieuse invention, pour savoir toutes choses présentes, passees, & advenir. 2. Aufl. Paris 1577. Gaurico gilt als praktizierender Geomantiker. Siehe THORNDIKE: History of magie, Vol. VI, S. 469. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 122ff. MORSHEYMER: Explicatio gravis et eruditae, 1559, S. 131 ff. nennt ein Beispiel für das Lesen aus der Kristallkugel. Vgl. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 13r, S. 17r. THOMAS VON AQUIN: Summa Theologiae; quaestio 95, articulus quintus. Vgl. wie Pomponazzi die Geomantie verteufelt, die Chiromantie jedoch gelten läßt. POMPONAZZI: De naturalium effectuum admirandorum causis, 1576, S. 172, u. ö. Pomponazzi bleibt wohl eher bei dem Begriff der magica naturalis. Ebenda, S. 105. AGRIPPA VON NETTESHEIM: De occulta philosophia, Buch I, Kapitel 52, S. 97. CAMERARIUS: Commentarius de generibus divinationum, S. b5v: „Divinatio est scientia praesignificatrix rei alicuius, non demonstrata ratione."
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Wie kam Peucer zu dieser neuen Sicht der Astrologie als einer natürlichen Divinationskunst? War es nur das Vorbild von Pomponazzi, an das er sich anlehnte? Eine weitere Antwort ist möglich. Die Wittenberger waren bestrebt, ihre Astrologie eng am medizinischen Diskurs auszurichten. Genau hier fand Peucer auch das Vorbild für seine neuartige Zuordnung der Astrologie. Schon in der Antike war der Kranke zum Asklepios-Heiligtum gepilgert, wenn er den Heilkünsten des Zeus oder des Apollon mißtraute. Im Heiligtum des Asklepios versprach er sich höhere Heilungschancen als andernorts.68 Diese ursprüngliche Verbindung zwischen Divination und medizinischer Heilkunst reduzierten die Mediziner der Renaissance dahingehend, daß sie nur noch den Begriff der Divination behielten. Für ihre Krankheits-Prognosen, die Johannes Schröter69 und Cardano aus der Erfahrung und bestimmten Zeichen schöpften, verwendeten sie nicht mehr die Begriffe praevisio oder praenotio, sondern den Begriff der divinatio. Im Kapitel „de scientia" des 16. Buches seiner De subtilitate libri XXI (1550) fugt Cardano einen Abschnitt über die Divination als Zukunftswissenschaft ein und subsumiert die Astrologie ähnlich wie Peucer der natürlichen Divination. Die Divination sei die schwierigste aller Wissenschaften. Zugleich sei sie ihre Königin.70 Seiner Ansicht nach gab es in der gesamten Menschheitsgeschichte nur eine kleine Schar von zwölf Gelehrten, die die Divinationskünste beherrschten. Weil dieses Genre keine Ehre verhieße, seien gelehrte Männer rar.71 Cardanos Zeitgenossen muß es wie ein Affront erschienen sein, wenn er in der illustren Reihe keinen einzigen Zeitgenossen nannte. Cardano war also davon überzeugt, daß sich die Zukunft wissenschaftlich korrekt vorhersagen ließe. Erst in späteren Jahren verwischt Cardano die eindeutigen Grenzen zwischen einer physikalischen Zukunftsschau und einer ,intuitiven', vom Wahnsinn getriebenen Zukunftseinsicht. So zögert er einmal, ob er nicht doch die Übermacht des Zufalls oder die des Schicksals höher einstufen solle als die Kalkulationen einer Zukunftswissenschaft.72 Peucer kennt derartige Ambivalenzen nicht und bleibt sein Leben lang der Definition der rational organisierten und rational vorgehenden Zukunftswissenschaft, die wie die Medizin funktioniere, treu. Ein Schicksal als dritte Macht gab es in seiner Auffassung nicht. Peucers radikale Beschränkung auf die natürliche Divination und die neuartige Zuordnung der gesamten Astrologie zu dieser Sparte hatte Rückwirkungen auf den Divinationsdiskurs. Als der Redner Quintus im I. Buch von Ciceros De Divinatione erfahrungsgesättigt die Hauptargumente der stoischen Schule zum Thema Divination zusammengestellt hatte und dabei alle Arten der Divinationskünste verteidigte, äußerte er einige Argumente, die Peucers eigenem Ideal entsprachen. Sie entsprachen ihm, obwohl Peucer, wie Melanchthon, die stoische Idee der Determination ablehnte. Zunächst hatte Quintus die Überzeugung geäußert,
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BOUCHÉ-LECLERCQ: Histoire de la divination, Bd. 3, S. 271-307. SCHRÖTER, JOHANNES: Typus ex Hippocrate, Galeno, aliisque bonis autoribus, per quem cognitis ex motu et cursu siderum mutationibus anni. Wien 1551, fol. A2rv. Dieser Zusammenhang der Medizin mit anderen Zukunftswissenschaften findet sich auch bei CARDANO. In: In Hippokrates Coi Prognostica, Sp. 8. Ebenda, S. 443. Ebenda, S. 444: Die Reihe lautet: Archimedes, Ptolemaeus, Aristoteles, Euclid, Scotus, Calculatores, Apollonio, Architas, Tarentinus, Algebra, Alehindi, Heber Hispanus, Galen, Vitruv. GRAFTON: Cardanos Kosmos, S. 334.
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menschliche Einsichten in Zukunftsereignisse seien a priori möglich.73 Dem hatte Peucer nichts entgegenzusetzen, solange die Voraussagen ihren physikalischen Grundlagen treu blieben. Der Stoiker begründete die Möglichkeit damit, daß es Götter gibt, die in der Natur göttliche Zeichen aussendeten und auf Zukünftiges hinwiesen. Weil es diese Zeichen gab, müsse man die Möglichkeit annehmen, daß ein Mensch sije lesen könne. Nicht viel anders argumentierten Peucer und Melanchthon. Natürlich verwiesen sie dabei nicht auf die Götter, sondern auf den einen Gott, der Zeichen sendete. Durch diese grundsätzliche Analogie zum stoischen Naturverständnis widerlegte Peucer den Skeptiker Markus - aus dem zweiten Buch von Ciceros De Divinatione - und mit ihm all seine neuzeitlichen Gefolgsleute. Auch in der Renaissance gab es etliche, die alle divinatorischen Künste ablehnten.74 Bereits ein so kritischer Leser von Cicero, wie Augustinus, hatte, als er bei der Option des Skeptikers angelangt war, vermerkt, daß der Verzicht auf die Möglichkeit, Einblicke in die Zukunft zu tätigen, eigentlich keine Lösung bot für das Problem mit den Divinationskünsten. Verneine man diese prinzipiell, beraube man auch die göttliche Providenz ihrer Möglichkeit. Die göttliche Providenz galt es jedoch zu bewahren. Das wollten sowohl Augustinus als auch Peucer. Durch die Autorität des Augustinus wird deutlich, warum es sich Peucer nicht nehmen ließ, Einblicke in die Zukunft als möglich anzuerkennen. Gegenüber zeitgenössischen Starrköpfen, die wie Thomas Erastus, später Lambert Daneau,75 Johannes Wier,76 Hieronymus Zanchi77 und Tobias Wagner78, die alle Arten der Wahrsagung und selbst die Astrologie verteufelten, machte Peucer folgende Argumente geltend: Sie würden die wunderbare Ordnung in der Natur nicht sehen. Sie würden den Nutzen nicht erkennen, der sich daraus ergebe, daß man die Naturordnung auch im vorhinein schon kenne. Sie sähen nicht, daß man, wenn man alle Formen der Weissagung leugne, dann auch die göttliche Providenz leugnen müsse. Sie sähen nicht den göttlichen Auftrag, die Zeichen zu lesen. Die anderen hingegen, die wie Quintus alle Formen der Weissagung ohne ein physikalisches Kriterium befürworteten, sparte Peucer nicht weniger von der Kritik aus. Sie sahen nämlich in Peucers Augen nicht, daß alle Vorhersagungskünste, mit Ausnahme der natürlichen Divination, tatsächlich Verfiihrungskünste des Teufels seien. Sie würden nicht erkennen, daß alle anderen Künste, außer der natürlichen Divination, die sowohl ein Fundament in der Offenbarung der Bibel und in der Offenbarungsrealität der Natur hatte, nur historisch seien. Sie seien Produkte der Heiden, weil diese keine ursprüngliche Verknüpfung mit der biblisch fundierten Naturoffenbarung kennen würden.
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Für Quintus in Buch I basiert diese Möglichkeit auf der universalen Naturkausalität. Vgl. CICERO: Über die Weissagung, I, 56, S. 127. Vor allem wegen des Argumentes, daß die Zukunftswissenschaften einen notwendigen Götterbeweis darstellten. DANEAU, LAMBERT: De veneflcis, quos olim sortílegos, nunc autem vulgo sortiarios vocant. Köln 1597. WlER, JOHANN: Depraestigiis daemonum. Von Teuffelsgespenst, Zauberern und Gifftbereytern. Frankfurt a. Main 1586. ZANCHIUS, HIERONYMUS: De divinatione tarn artificiosa, quam artis experte, et utriusque variis speciebus tractatus, olim studiosae juventuti in scholae Argentinensi publice praelectus. Hannover 1610. Die Physiognomie hingegen befürwortet er. WAGNER, TOBIAS: Astrologia genethliaca, ex theologicis ac physicis principiis, ipsisque Astrologorum penetralibus. Stuttgart 1656.
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Mit seiner Rechtfertigung allein der natürlichen Divination leugnet Peucer, daß es eine „Vorahnung der Dinge" gibt, „die man dem Zufall zuschreibt."79 Für ihn gibt es außerhalb der natürlichen Ordnung keinen Zufall und deshalb war die legitime Divination das Gegenteil einer Kunst des möglichen Zufalls. Nur aus der systematischen Erfahrung der Naturordnung gab es Einsichten in die Zukunft. Mit Koselleck gesprochen blieb der Erwartungshorizont an den Erfahrungshorizont gekoppelt.80 Dieser Erfahrungshorizont wurde jedoch laufend neu definiert. In Peucers Augen wird jede Naturwissenschaft zur Divination. Jede von ihnen analysiert die Relation der Zeichen zu den Ursachen. Insofern hat Foucault mit seiner Beobachtung recht, der Begriff der Divination ersetze nach dem Verständnis der Renaissance den Begriff der Interpretation.81 Nachdem Peucer seine Haltung zum Divinationskanon verdeutlicht und damit in seinen Augen den eindeutigen Beweis geliefert hatte, daß seine Divination an Gottes Schöpfung und dessen Heil gebunden blieb und diese zu erkennen intendierte, läßt sich nun fragen, inwieweit Peucer sich damit nur einen Freiraum verschaffen wollte, der ihn vor den kritischen Theologen schützen sollte. Daß Peucer ein solches Bedürfnis verspürte, ist deshalb anzunehmen, weil er nämlich nur äußerst selten eine von ihm beobachtete physikalische Wirkung auf ihren göttlichen Bezugspunkt hin überprüfte. Ihn selbst interessierte mehr die Natur als die göttliche Intention. Er las die Natur nicht wie Lambert Daneau durch die Anleitung von Bibelstellen. Peucer interpretierte sie mit den Augen eines Mediziners oder eines Naturphilosophen. In diesem Freiraum der physica divinatio konnte er, ohne sich dem Verdacht der Theologen auszusetzen, die Natur beobachten und interpretieren, wie er es als Wissenschaftler wollte: das heißt, er konnte in aller Ruhe das Verhältnis von stellarer Ursache und physikalischer Wirkung analysieren. Von einer sogenannten natürlichen Theologie war er noch weit entfernt. Selbst da, wo Melanchthon in den fünfziger Jahren noch den Kosmos zusammenfallen sah, was seine eschatologischen Ängste erheblich nährte, verabschiedete Peucer diese Idee in der zweiten Auflage seines Commentarius mit dem Hinweis darauf, daß die Himmelsdistanzen seit Ptolemäischen Zeiten gleich geblieben seien.82 In diesem Fall überprüfte er eine eschatologisch gefärbte Interpretation mit den astronomischen Daten und widerlegte sie. Weil Peucer also ausschließlich die in der geschaffenen Natur begründete Divinationskünste guthieß, hatte er all die Assoziationen widerlegt, die sich bei den Kritikern der Divinationskünste durch die ehemals stoische Definition der Divination ergeben hatten: daß die Divination ,fiktiv und eingebildet sei' (Augustinus), daß sie ,reines Theater sei' (Rufinus), daß sie lügnerisch und eingebildet sei, daß sie halb aus Erfahrung und halb aus Mutmaßung
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So die Definition von CICERO, siehe Anm. 44. KOSELLECK: Vergangene Zukunft in der frühen Neuzeit, S. 17-38. Vgl. FOUCAULT: Ordnung der Dinge, S. 65: „Das Erbe der Antike ist wie die Natur selbst ein weiter, zu interpretierender Raum. Hier wie dort muß man Zeichen sammeln und sie allmählich sprechen lassen. Mit anderen Worten: Divinatio und Eruditio sind eine gleiche Hermeneutik, aber sie entwickelt sich, wenn auch nach ähnlichen Figuren, auf zwei verschiedenen Ebenen, deren eine vom stummen Zeichen zu den Dingen selbst verläuft und die Natur sprechen läßt, deren andere vom unbeweglichen Graphismus zum hellen Wort geht und den schlafenden Sprachen erneutes Leben gibt." Zitiert bei GRAFTON: Scaliger, Vol. II, S. 353; PEUCER: Commentarius, 1576, S. 405v.
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bestehe.83 Ferner hatte Peucer auch Piaton widerlegt, der den Wahnsinn - gemeint war der Gemütszustand einer Orakelpriesterin - höher bewertet hatte als das verständige Forschen. In seinem Phaidros hatte es noch geheißen: „So viel heiliger und ehrenvoller nun jenes Wahrsagen ist als dieses Weissagen, dem Namen nach und der Sache nach, um so viel vortrefflicher ist auch nach dem Zeugnis der Alten ein göttlicher Wahnsinn als eine bloß menschliche Verständigkeit."84 In Ficinos Übersetzung von Iamblichs De mysteriis stand den Zeitgenossen unmittelbarer als zuvor ein solcher Wahnsinn wieder vor Augen. 85 Die neue Divination in Peucers Sinne hatte denkbar wenig mit diesen Erkenntnisformen und dem neuplatonisch alten Verständnis von Divination gemein. Um Peucer scharten sich bis weit in das späte 17. Jahrhundert hinein eine ganze Reihe ni-
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von Gelehrten, die wie Gemma Frisius, Rudolf Goclenius, David Origanus und Wolfgang Satler89 die Astrologie mit all ihren Lehren der natürlichen Divination zuordneten. In den Prognostiken eines Georg Caesius,90 in eher unoriginellen Dissertationen91 und in mehreren Werken aus dem Umkreis der natürlichen Magie zitierte man sehr gern Peucers Commentarius92 Die Rezipienten hielten sich nicht unbedingt an den von Peucer vorgesehenen Kanon der Divinationskünste. Der eine nimmt die Geomantie zu den erlaubten Künsten hinzu, der andere läßt sie weg. Manchmal entnahm man ihm nur historische Informationen. So lobt Johann Wier Peucers Fleiß, die teuflischen Künste verdammt zu haben, beläßt aber die Astrologie im alten Kanon der Divinationskünste.93 Auch Andreas Dudith blieb bei der her83 84 85
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So schon bei Cicero. So auch noch bei VERGILIUS, POLYDORUS: Dialogorum de prodigiis: libri III. Basel 1531. PLATON: Phaidros, 244b-d, S. 63-65. Siehe IAMBLICH: Über die Geheimlehren. Aus d. Gr. übers, von THEODOR HOPFNER. ND der Ausgabe Leipzig 1922. Hildesheim 1987, S. 66-118 bzw. die Ausgabe FLCINO, MARSILIO (HG.): lamblichus. De mysteriis aegyptiorum. Sammelband neuplatonischer Schriften übersehen und herausgegeben von Marsilius Ficinus. Venedig 1503. Unveränderter Nachdruck. Frankfurt am Main 1972, S. 1-79. Auch Champier anerkannte den Wahnsinn und die Träume als natürliche Divination. Vgl. CHAMPIER, SYMPHORIEN: Dyalogus singularissimus et perutilis domini Simphoriani Champerii Lugdunensis, in magicarum artium destructionem. [Nachdr. d. Ausg. Lyon, 1500], Den Haag 1978. GEMMA-FRISIUS, CORNELIUS: De naturae divinis characterismis\ seu raris & admirandis spectaculis, causis, indiciis, proprietatibus rerum in partibus singulis universi, Libri II. Antwerpen 1575. Er nimmt explizit Stellung zu Peucer. Gleichwohl ist die Intention seines Werkes mit dem von Peucer nicht vergleichbar. Vom Tenor gleichbleibend ist GOCLENIUS (D. J.): Apologeticus pro Astromanlia Discursus (1611). ORIGANUS, DAVID: Astrologia Naturalis sive tractatus de Effectibus Astrorum absolutissimus. Marseille 1654. Über SATLERS Biographie ist nichts bekannt. Er selbst verfaßte nur eine einzige Schrift, in der er die Astrologie verteidigte und dabei die Argumente von MELANCHTHON und PEUCER wiederholte. Das war 1605. Ihm lag vor allem daran, die Magie von der Astrologie zu trennen, und das Löbliche der Astrologie für die Erkenntnis des physkalischen Prozesses zwischen Makro- und Mikrokosmos herauszustellen. Vgl. SATLER, WOLFGANG: Dianoia astrologica, quae omnium praedictionum astrologicarum veras caussas inquirit, falsas vero examinat et damnat. Mömpelgard 1605. CAESIUS, GEORG: Prognosticon Astrologicum, oder Teutsche Practick auff das Jahr / nach unsers Herrn und Seligmachers Jesu Christi Geburt 1596. Nürnberg 1596. GUALTPERIUS, OTHONIS: De astrologorum prognosticis\ et quae eorum certitudo cum divinis literis conveniens. Marburg 1591. Vgl. etwa LEMNIUS, LEVINUS: Occulta naturae miracula: Das ist wunderbarliche Geheimnüsse der Natur in deß Menschen Leib und Seel / auch in vielen andern natürlichen Dingen. Frankfurt 1672. WIER: De praestigiis daemonum, S. 116.
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kömmlichen Klassifizierung und lehnte die judiziale Astrologie als eine künstliche Divination ab. So heißt es in seinem 1580 geschriebenen Brief an Thaddaeus Hagecius ab Hagek: „Denn ich habe von den alten Philosophen und Theologen und aus Erast's Buche gelernt, daß alle Wahrsagerei über zufallige und zukünftige Dinge falsch, höllisch und wider Gott sei." Hier höre man Ciceros Definition von Divination heraus! Dudith fahrt fort: „Ich leugne, daß ich die ganze Sternkunde verwerfe; aber jene lasse ich nicht gelten, wie ich oft gesagt habe, welche die Gestirne als die wirksamen Ursachen der Tugenden und Fehler und schließlich alles Guten und Bösen, das uns widerfahrt, setzt und aus ihnen über Talent, Sitten, Lebensweise bestimmt."94 Erstaunlich ist die Tatsache, daß Peucers Begriff der physica divinatio explizit keine Nachahmer findet.
Das Unbrauchbare wird abgestoßen Als Cicero in seinem zweiten Buch die Astrologie als künstliche Divination abgelehnt hatte, ließ er seinen Gesprächspartner immer wieder ausrufen:. „Welch ein Wahnsinn!" Zwillinge würden beweisen, daß zwei Menschen nie das gleiche Schicksal hätten, obwohl sie dieses nach der Lehre der Astrologen haben müßten. Die Distanz der Planeten sei so groß, daß ihre Kräfte nicht wirkten. Außerdem würden die Astrologen die Kraft der Samen verleugnen. Der Sprecher seufzt nur: „welch ein Wahnsinn".95 Man erkennt leicht, daß die Argumente von Melanchthon und Peucer indirekt immer schon auch auf diese hier formulierten Urteile reagiert hatten, wenn sie betonten, daß die Sterne die Samen nur zur Vollendung ihrer Form brachten. Peucer schimpft so wortmächtig gegen die magischen Praktiken wie Ciceros Markus gegen die Astrologie. Er rügt das Wesen der Orakel („de oraculis"), die Theomantie („theomanteia"; die zahlreichen Sybillen) und die Magie (dazu zählten die Lecanomantie, die Gastromantie, die Katoptromantie, die Crystollomantie, die Dactylomantie, die Onymantie, die Hydromantie, die Aeromantie). Er diskreditiert Beschwörungen („de incantationibus", die Coscinomantie, die Axinomantie, die Kephalomantie, die Alectryomantie), die Hieroskopie (darunter fallen Tierkadaverbeschwörungen; die Pyromantie und die Anthropomantie), die Auguren und Haruspizien, teilweise die verschiedenen Loskünste (sortes; die Geomantie, die Onomantie, die Arithmantie, Logarithmantik und die Anagrammatie). Zwar analysiert Peucer diese Künste nicht so ausfuhrlich, wie man es hätte tun können, doch das Indiz, daß er sich so ausfuhrlich mit ihnen beschäftigte, zeigt schon an, daß sich Peucer für diese Künste interessierte. Offiziell verteufelte er sie natürlich. Peucer entmachtet diese Künste durch einen doppelten Beweis. Einmal geht er ex negativo und naturphilosophisch vor. Diese Argumentationsweise haben wir bereits kennengelernt. Das andere mal argumentiert er historisch. Pomponazzi hatte ausschließlich naturphi94
Brief Dudiths an Hagecius ab Hagek vom 26. 9. 1580, zitiert bei GILLET: Crato von Crafftheim und seine Freunde, Bd. II, S. 311-312.
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CICERO: Über
die
Weissagung,
II, 8 7 - 1 0 0 , S . 2 1 9 - 2 2 7 .
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losophisch argumentiert. Selbst die wunderbaren Sybillen, die bis in Michelangelos Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle hinein weite Verehrung in der Renaissance genossen, 96 weil sie angeblich Christi Geburt prognostiziert hatten, mußten darunter leiden, daß Peucer sie historisch abwertete. 97 Alles Heidnische war in seinen Augen nur eine schlechte Imitation des Christlichen. Sybillen plagiierten nur die Propheten. Sie waren nur minderwertige Repräsentantinnen dafür, daß sich bei den heidnischen Völkern ein Wissen der mosaischen Weisheit erhalten hatte. 98 An ihrer Echtheit zweifelten Melanchthon und Peucer nicht. Mit einer Akribie, die insofern oberflächlich ist, als sie sich auch in späteren Auflagen seines Commentarius der aufkommenden zeitgenössischen philologischen Kritik an der BerosusLegende verweigerte, widmet sich Peucer dem historischen Beweis, 99 einem Beweis, den so schon die Kirchenväter geführt hatten und der wirklich nicht neu war. Dieser bildet den Schlüssel dafür, daß Peucer bestimmte Divinationsformen, die die Griechen und Römer praktizierten, und nur solche diskutiert er, dem Teufel als Nachahmer Gottes zuordnet. Peucer ist es sogar eine Genugtuung, bestimmte Bräuche, die die katholische Kirche bis in seine Gegenwart hinein verwendete, mit heidnischen und dämonischen Bräuchen zu parallelisie100
ren. Wenn er relativ ausführlich aus Aristophanes, aus den römischen Geschichtsschreibern, aus Suidas, und vor allem aus Agostino Nifos De auguriism und aus Onuphrius Panvinius' Geschichte der römischen Republik 102 entnimmt, wie die Römer in ihrer Stadt die Auguren konsultierten, so gleicht seine Schilderung zunächst nur einem abgeschriebenem historischen Bericht; dieser wurde um die Beschimpfungen eines Laktanz 103 und um die Bewertung Nifos, bei den Auguren handele es sich um Dämonenbeschwörer, bereichert. Beispiel um Beispiel beschreibt er aus der römischen Geschichte und erläutert eigentlich nie, wie denn ein Augur anhand des Vogelflugs wußte, welches private oder öffentliche Schicksal dem Fragenden, sei er Kaiser oder Tribun, drohe. Weil jedoch die Auguren ihre Zeichen nicht direkt an ein bestimmtes Signum aus der Natur knüpften, gaben sich die Auguren in 96
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BETULEIUS, XYSTUS: Sybilükön chresmön logoi oktö. Sybillinorum Oraculorum libri octo, multis huisque seculis abstrusi, nuncque primum in lucem editi. Basel 1545. Vgl. GRAFTON, ANTHONY T.: The strange deaths of Hermes and the Sybils. In: DERS.: Defenders of the text. The tradition of scholarship in an age of science, 1450-1800. ND. Cambridge/Massachusetts, London 1994, S. 162-178. Erst 1580 unterzog Obsopoeus sie einer gründlichen historisch-philologischen Kritik. Kritiker waren durchaus auch im frühen 16. Jahrhundert nicht unüblich. PEUCER argumentiert in seinem Commentarius, S. 118vf., daß der Name der ersten Sybille Sambeth gewesen sei und es deshalb bewiesen sei, daß auch sie von Noah das Wissen über Gott vermittelt bekam. Zur Kritik an der Berosus-Legende siehe GRAFTON, ANTHONY T.: Traditions of invention and inventions of tradition in Renaissance Italy: Annius of Viterbo. In: DERS.: Defenders of the text. The tradition of scholarship in an age of science, 1450-1800. ND Cambridge/Massachusetts, London 1994, S. 76-104. PEUCER: Commentarius, 1576, S. l l l r v . Das entsprach dem Trend der Zeit. Vgl. FRAGONARD, MARIE-MADELEINE: La fonction des arguments tirés de la divination dans I ' , histoire de l'hérésie ' de Florimond de Raemond. In: CENTRE V. L. SAULNIER (HG.): Divination et controverse religieuse en France au XVI e siècle. Paris 1987, S. 135-146. Siehe Anm. 33. PANVINIUS, ONUPHRIUS: Reipublicae Romanae commentariorum libri très. Et alia quaedam quorum Seriem sequens pagella indicabit. Venedig 1558. LACTANZ, LUCIUS C. FIRMIANUS: Divinae Institutiones (304-311). Prag, Wien, Leipzig 1894.
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Peucers Augen dem Aberglauben hin. Ausführlicher erwähnt er die Tatsache, daß die katholische Kirche mit ihren Papstprozessionen nichts anderes tue, als die Römer mit ihren öffentlichen Triumphzügen.'04 Einen ähnlichen Hieb auf katholische Bräuche, wodurch er natürlich die lutherische Kirche sehr direkt und lautstark aufwertete, lanciert er bei den heidnischen Opferriten (extispicium), den Anrufungen (incantantionibus) und überhaupt bei all jenen magischen Praktiken, die wie die Alchemie eine Substanz in die andere verwandelten. Diese ursprünglichen antiken Divinationskünste, deren Inhalte er vor allem Cicero, den römischen Geschichtsschreibern, Polydor Vergilius und Agrippa entnahm, habe die katholische Kirche eigentlich nur adaptiert. So lehre die Papstkirche die Transsubstantiation, doch könne sie genau so gut die magische Umwandlung von Natursubstanzen praktizieren. So feiere sie die Eucharistie wie einen heidnischen Opferritus und könne - so kann man Peucers Gedankengang fortführen sogleich auch die Schlachtung des Stieres anordnen. So würde die abstruse Idee der Heiden, daß die verstorbenen Seelen wanderten und, im Himmel angekommen, dann angerufen werden könnten, in der Idee des Purgatoriums bzw. des mit Seelen bevölkerten Himmels weiterleben.105 Diese Ideen lehnte er als Lutheraner strikt ab. Die katholischen Pervertierungen sind aber nicht der eigentliche Grund dafür, daß Peucer die Divinationskünste, wie die Orakel und andere ablehnt. Für ihn ist wie für Melanchthon und viele Humanisten die ganze Geschichte der Völker die Geschichte des sündhaften Abfalls von Gott. Nur kurz sei Peucers Verständnis dieses Abfalls skizziert. Die Schilderungen von Flavius Josephus, der Berosus-Legende, die Annius von Viterbo erfunden hatte, und diejenige von Steucho scheint Peucer frei miteinander zu kombinieren.106 Noah und seine Söhne stehen in Peucers - sehr zeittypischem - historischen Konzept am Anfang aller historischen Entwicklung der Völker. Nach der Sintflut verteilten sich Noah und seine Söhne über bestimmte Teile der damaligen Welt. Bei den Völkern, die daraus hervorgingen, blieb zumeist ein Funken von der primordialen Weisheit und der Kenntnis Gottes erhalten. Einige Völker behielten mehr von der göttlichen Lehre als andere.107 So kam es, daß selbst die Heiden eine ursprüngliche Kenntnis des Gesetzes, also des Dekalogs mitnahmen; sie kannten die ursprünglich von Gott eingesetzten Riten, die dann aber durch den schwachen Geist der Völker und den „Hang der Menschen zum Aberglauben"108 zunehmend durch den Teufel pervertiert worden seien. Peucers Argumentation ist zwar nicht immer stringent, aber das Muster bleibt sich gleich.
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PEUCER: Commentarius, 1576, S. 153v. Bei PEUCER ist anders als bei der Berosus-Legende nicht Hammon der Sündenbock. Er nimmt wie STEUCHO an, daß die ursprüngliche Weisheit durch den Prozeß der Verteilung über die Erde langsam verblaßte. Anders als bei Steucho wiederum glaubt er nicht, daß der Philosophie und der Magie eine besondere Rolle bei der Wiederentdeckung der urprünglichen Weisheit zukommen sollte. Es war physikalische Divination, die dieses leistete. Siehe auch SCHMIDT-BIGGEMANN, WILHELM: Philosophia perennis. Historische Umrisse abendländischer Spiritualität in Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit. Frankfurt am Main 1998, S. 665-677. So auch MELANCHTHON: Chronica, 1573, S. 66-67. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 91r.
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Konkret sieht dann Peucers historischer Beweis folgendermaßen aus. Die Magier seien ursprünglich noch Priester und Schriftgelehrte bei den Persern gewesen. Zunehmend seien diese Schriftgelehrten, weil das Andenken an Gott über die Zeiten hinweg immer mehr verblaßte, zu Magiern geworden, die im teuflischen Sinne mit Hilfe von allerlei Künsten Erkenntnisse zu Tage förderten. Die Divination der Anrufungen (incantationes) hätte ihren Ursprung in einer von Gott als gut geschaffenen Institution. Man habe hier die Engel als Vermittler anrufen können. Nach dem „lapsus angelorum" sei jedoch die einstmals gute Institution in Vergessenheit geraten. Jetzt offeriere sich der Teufel als Mittler und Menschen riefen ihn an. Eine ähnliche Geschichte erzählt Peucer beim Ursprung von den Opfern. Weil im Alten Testament Opferriten durchaus von Gott eingesetzt worden seien, und weil er im Neuen Testament seinen Sohn geopfert habe, sei das Opfer, im richtig verstandenen Sinne, ursprünglich keine verwerfliche Idee. Weil jedoch die Menschen in der Zeit nach Noahs Söhnen das Gedächtnis an Gott und an den von ihm intendierten Sinn der Opfer verloren hätten, seien aus ihnen heidnische Opfer geworden. Griechen und Römer hätten nämlich ihren heidnischen Göttern geopfert. Bei den Orakeln sei es ähnlich, hier sei es aber primär die Schwachheit der Menschen, die sich ihrem Hang zum Aberglauben hingegeben und den Teufel in Gestalt und mit Hilfe der Orakelpriester angerufen hätten.109 In diesem Stil fährt Peucer fort. Die Astrologie hingegen, die Peucer, wie wir an anderer Stelle bereits gesehen haben, direkt an den christlichen Urvater Adam bindet, sei weitergegeben worden an Noah, dann an Sem bis zu Joseph, dem ägyptischen König. Unter seiner Herrschaft hätte sich die Astronomie in Phönizien, bei den Chaldäern und den Assyrem verbreitet, von denen die Griechen sie erlernt hätten.110 Ptolemäus habe die astrologische und astronomische Lehre an Alkindi weitergegeben. Die Astrologie und die Astronomie seien so lange weitergereicht worden, bis Guido Bonatti, Georg Peurbach und Nikolaus Kopernikus sie übernommen hätten. Durch diese Hierarchie konnte die Astronomie in Peucers Augen relativ frei von teuflischen Künsten bleiben. Gleichwohl war auch sie nicht ganz frei von heidnischen Einflüssen, weil die Chaldäer sie verunreinigt hätten. Sie hätten die Erinnerung an die göttliche Botschaft mißachtet. Seinen historischen Bericht über die Chaldäer hält Peucer an anderer Stelle bewußt vage,111 weil er offensichtlich wußte, daß es bei dem Stichwort der Chaldäer seit Steu-
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So lieferte schon Pomponazzi den Beweis, daß die Orakelpriesterinnen nur mit Hilfe des Teufels weitreichende Einsichten hätten gewinnen können. Vgl. POMPONAZZI: De naturalium effectuum admirandorum causis, 157, S. 98. PEUCER: Elementa doctrinae de circulis coelestibus, 1551, S. A l f f . PEUCER: Commentarius, 1576, S. 120r. Er scheint hier explizit gegen Steuchos Idee der philosophia perennis zu argumentieren. Erstaunlicherweise ist Peucer an anderer Stelle des Commentarius, S. 38 l v sehr vage, was die Geschichte der Weitergabe der Astrologie nach den „primis parentibus" betrifft. Ferner S. 381: „Certe veram Astrologiam, quae pars est Physica, investigans coelestes et remotiores causas mutationum naturae inferiori evenientium (!), a primis observatam ac posteris traditam esse parentibus, mihi dubium non est." [ . . . ] „Procedente aetate cum sua culpa petulanter degenerarent homines, et a maiorum deflecterem vestigijs, ut caetera ab ijs et ex natura divina acumine eruta atque expressa, et sapienter alioquin instituía, vel neglexerunt vel depravarunt: ita hanc quoque pulcherrimam Physicen corrupuerunt abusu pene deformi, cum sine Deo, dubijs animis, speq. ancipiti fluctuantes, suae imbecillitatis cogitatione et reformidarent adversa omnia ac pertimescerent et suspirarent prospera, quaererentque quaevis harum solicitudinem ac perturbationum tamquia seu vera seu falsa. Nec destitit autor superstitionum Diabolus iacta semina pabulo suppeditato fovere et amplificare."
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cho und den Genealogien der Magier unterschiedliche Meinungen über das Verhältnis von christlicher und heidnischer Weisheit gab.112 Peucer, der die Astrologie als physica divinatio betreiben wollte, erhob indirekt den Anspruch, die Astrologie aus vorchaldäischer Zeit wiederherzustellen. Insofern war die Reform der physica divinatio auch ein Produkt seiner heilsgeschichtlichen Vorstellung. Sie war als Teil einer umfassenderen Restitution und einer Wiedergutmachung an der Geschichte gedacht und besaß in seinen Augen heilsgeschichtliche Bedeutung.113 Um diesen Beweis zu erbringen, hatte sich Peucer sehr viel intensiver mit unterschiedlichen Traditionen auseinandergesetzt, als es seine anfänglich betonte besondere Wertschätzung der beiden einzigen Bücher: der Bibel und des Buches der Natur, die wir im fiktiven Orakel vorgestellt hatten, vermuten läßt. Nach Durchsicht all der antiken Divinationskünste will Peucer prinzipiell die Möglichkeit offen lassen, die Zukunft einsehen zu können. Dies gehört in sein von Augustinus geprägtes Verständnis des Christentums. Die Astrologie und die ihr verwandten Künste verankerte er - in der Theorie - als physica divinatio im Buch der Natur. Damit schuf er für sich und andere ein kohärentes Gebäude, in welchem er mit seiner curiositas zeitgenössischen Forschungen nachgehen konnte - ohne jedoch dem Verdacht des Heidentums ausgesetzt zu sein. Diese Freiheit war von großem Nutzen, weil der Vorwurf des Heidentums die Wittenberger ein Leben lang begleitete, wie wir im folgenden Kapitel sehen werden. Zumindest fand ein Gelehrter im frühen 18. Jahrhundert, der Polyhistor Daniel Morhof, Peucers Verbindung von naturwissenschaftlicher Empirie und Schöpfungstheologie überzeugend und durchaus attraktiv.114
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Vgl. SCHMIDT-BIGGEMANN: Philosophia perennis, S. 677ff. Vgl. PEUCER: Commentarius, 1576, S. 111. Luther spielte bei dem übergeordneten Restitutionsprozeß, der den gesamten Geschichtsverlauf charakterisierte, freilich eine große Rolle. MORHOF, DANIEL GEORG: Polyhistor in tres tomos, literarium, philosophicum et practicum. Lübeck 1708, 2. Band, Buch 3, S. 485-510, zu Peucer siehe S. 487.
Im Streit mit den lutherischen und katholischen Theologen
„Was toben die Heiden ...?" (Rainer Maria Rilke)1 „Ich glaube an Astrologie, weil ich nicht an Gott glaube." (Zitat bei Theodor W. Adorno)1
Heidentum in Wittenberg? Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein bloßer Kampf zweier Giganten. In Wahrheit jedoch handelt es sich in Wittenberg um eine harte theologische Auseinandersetzung über die Frage, ob die Astrologie theologisch erlaubt sei, und ob sie historisch gesehen, überhaupt als Wissenschaft angesehen werden könne. Die Kontrahenten fochten mal von der Kanzel herab, mal vom Katheder, mal wandten sie sich an die Gläubigen, mal an die Studenten, mal schrieben sie aus der einsamen Schreibstube heraus für Leserkreise der ganzen Nation: der eine war Martin Luther, der andere Philipp Melanchthon. Die Studenten, die in den zwanziger und dreißiger Jahren dort in der Stadt an der Elbe studierten und beide Männer hören konnten, und die selbst ein wenig Interesse an der Astrologie entwickelt hatten, müssen sich eigentlich gefragt haben, was sie mit Fug und Recht noch glauben sollten. Sofern sie die Debatten der zwei imposanten Männer über einen längeren Zeitraum hinweg verfolgten, konnten sie erkennen, daß diese sich darüber nicht einig waren, ob die Astrologie von der Heiligen Schrift erlaubt war oder verworfen werden mußte. Sollten die Studenten also, wie es Melanchthon mit verschiedenen Argumenten sie glauben machen wollte, annehmen, daß seine Astrologie keine Wiederbelebung eines heidnischen Aberglaubens war oder sollten sie dies nicht? Der Vorwurf des Heidentums war ein beliebtes polemisches Schlagwort im 16. Jahrhundert und wiederholte im Falle der Astrologiegeschichte alles das, was schon die Bibel den Völkern vorgeworfen hatte, vor allem dies, daß die Astrologie eine Kunst des Teufels und der Dämonen sei. Dagegen wehrte sich Melanchthon vehement. 1 RILKE, RAINER MARIA: Der Rath Horn. Was toben die Heiden? Erzählungen aus dem Nachlaß. Mit einem Nachwort von MOIRA PALEARI. Frankfurt am Main, Leipzig 2000. 2 ADORNO, THEODOR W.: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Frankfurt am Main 1969, S. 321. Adorno zitiert einen amerikanischen Zeitgenossen. Vgl. auch Adornos brillante Kritik an der Astrologie seiner Zeit: ADORNO, THEODOR W.:, The stars down to earthJahrbuch für Amerikastudien 2 (1957) = Soziologische Schriften, hrsg. von S. BUCK-MORSS und R. TIEDEMANN, Bd. II, 2. Frankfurt am Main 1975, S. 11-120.
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Im Streit mit den lutherischen und katholischen
Theologen
Abb. 12: Sternzeichen Löwe und Stemzeichen Widder aus Iulius Hyginus's Poeticon Astronomicon. Köln 1534.
Heidentum in Wittenberg?
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Melanchthon selbst legte über die Jahre hinweg immer eindeutiger die Bibel, und hier vor allem das 1. Buch Mose, dahingehend aus, daß die judiziale Astrologie als ein biblisch gerechtfertigtes Unternehmen angesehen werden konnte. Es war in seinen Augen theologisch \ind biblisch erlaubt, die natürliche Disposition eines Menschen so weit vorherzusagen, wie ein Mensch sein zukünftiges Handeln danach ausrichten konnte. Später begreift er dieses Recht sogar als eine Pflicht. Als er im Jahre 1523 zum ersten Mal den biblischen Text des vierten Schöpfungstages (Gen 1,14) öffentlich auslegte, lehrte er gerade einmal fünf Jahre an der Wittenberger Universität. Im Text heißt es: „Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre - fiant luminaria in firmamento caeli, et dividant diem ac noctem, et sint in signa et tempora et dies et annos". Dies ist eine Schlüsselstelle für Astrologen und deren Kritiker, weil das dortige „et sint in signa" die Sterne und Planeten als signa bezeichnete. Weil jedoch aus der Bibelstelle nicht eindeutig hervorgehrt, wofür diese Zeichen stehen sollen - etwa für Zeiten und Tage, oder für etwas Unbekanntes - , gab es seit den patristischen Genesiskommentaren reichlich Interpretationsfreiheit für Exegeten. Mittelalterliche Theologen füllten diesen Begriff zumeist mit der Bedeutung, die Sterne seien Navigationsinstrumente oder Zeitmesser.3 1523 deutet Melanchthon die signa anhand eines innerbiblischen Vergleichs4 und gelangt zu der Einsicht, Sterne und Planeten würden alle natürlichen Ereignisse und Werke, wie etwa das Wetter, anzeigen.5 Diese Deutung Melanchthons war noch wertneutral. Damals konnte man noch nicht ahnen, daß Melanchthon später unter den signa auch die natürliche Beschaffenheit des Menschen verstehen sollte, die mit Hilfe der Astrologie entschlüsselt werden könne. Zwei Jahre zuvor, also 1521, hatte Melanchthon bereits seine loci communes konzipiert und dargelegt, daß alle signa - seien es sakramentarische oder natürliche - die göttlichen Intentionen so abbildeten, wie Gott sie im Evangelium geoffenbart hatte.6 Aufgrund dessen sind biblische signa in Melanchthons Theologie und in seiner späteren Naturphilosophie immer auch Hinweise auf das Gnadenversprechen Gottes. Erst rund zwölf Jahre später benennt er deutlicher das Faktum, daß die stellaren Zeichen des 1. Buch Mose auch als Zeichen gelesen werden können, die das menschliche Handeln betreffen.7 Zumindest betreffen sie die Veranlagungen, die das menschliche Handeln prägen. Mittlerweile war Melanchthon also offenbar durch seine persönlichen Erfahrungen mit
3 Vgl. etwa RABANUS MAURUS: Commentaria in Genesim, Liber primus in: Patrologiae Cursus completus. Hrsg. von J. P. MLGNE. 1966, Sp. 443-502, Sp. 453; AMBROSIUS: Hexaemeron, liber IIII, S. 56-94. Gerade Ambrosius wettert an dieser Stelle gegen die Astrologen. 4 Durch seine collatio locomm verwendet er zur Aufhellung des Sinnes neutestamentliche Stellen, wie etwa Lk, 21, 7-19; Mk, 13, 24-26. Dadurch versteht er Gen. 1,14 nicht mehr als „sint" in signa, sondern als „erunt" in signa. Ausführlicher bei BELLUCI, DlNO: Genèse 1,14 et astrologie dans l'exégèse de Philippe Melanchthon. In: I. BACKUS (HG.): Théorie et pratique de l'exégèse = Actes du troisième colloque international sur l'histoire de l'exégèse biblique au XVIe siècle. Genf 1990, S. 177-190. 5 MELANCHTHON, PHILIPP: Commentarius in Genesin (1523). In: CR 13, Sp. 753-792, Sp. 769: „Sunt ergo Stellae non autores, sed signa, et signa non omnium eventuum, sed eorum ad quae Deus ordinavit, et quorsum ordinarit haec signa, sciri non potest nisi ex Scripturis. Porro Scripturae docent signa esse opemm vel eventuum, sicut vocant naturalium, seu tempestatum." 6 MELANCHTHON, PHILIPP: Loci communes 1521. Lateinisch-Deutsch. Übers, und mit kommentierenden Anmerkungen versehen von HORST GEORG PÖHLMANN. Hrsg. vom Lutherischen Kirchenamt der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Gütersloh 1993, S. 323 u. ö. 7
MELANCHTHON: De dignitate astrologiae (1535), S. 261-266.
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der schrecklichen Ungewißheit über die Deutung des Kometen aus dem Jahre 1531 darin bestärkt worden, den Kometen und andere himmlische Zeichen im Horizont biblischer Eschatologie zu deuten. Erst nachdem Jakob Milich und Joachim Camerarius über dasselbe Thema nachgedacht und gezeigt hatten,8 daß Kometen in der ganzen Geschichte immer das von Gott zugelassene Unheil bedeuteten, war ihm klarer geworden, daß Gott mit den Sternen Zeichen gab, die seinen Willen kundtaten, den sowohl die Gesellschaft wie auch das Individuum auf sich selbst anwenden und interpretieren sollten. Insofern sollten die Zeichen Menschen an ihre Inklinationen erinnern. Melanchthon will sie darüber hinaus aber auch als privaten moralphilosophischen Spiegel verstanden wissen, was im Detail nur die Astrologie untersuchen konnte.9 Damit war also für Melanchthon auf der Grundlage einer einzigen Bibelstelle die Astrologie biblisch gerechtfertigt. Gleichwohl ist Melanchthons Bibelexegese, die er aus dem scopus des Evangeliums abgeleitet haben will, nur dann verständlich, wenn man die Prämissen seines Weltbildes, des aristotelischen, galenschen und des augustinischen, mitliest. Nur durch sie gelangt er zu einem etwas anderen Ergebnis als Luther.10 Hinzu kommt noch eine weitere implizite und von seinen theologischen Gegnern attackierte Annahme, mit deren Hilfe er den scopus der Bibel interpretierte. Diese Annahme betraf die Funktion heidnischer Philosophien. Melanchthon glaubte, daß heidnische Philosophen genau dann nützlich und forderlich in der Kirche seien, wenn sie Erkenntnisse lieferten, die die Bibel nicht enthielt, die er aber als allgemein nützlich (utile) ansah und die dem Geist von Gesetz und Evangelium nicht widersprachen." Luther hingegen sah die heidnischen Philosophen deshalb als überflüssig an, weil er sich für die Physik schlichtweg nicht interessierte.12 Und wie Melanchthon fein säuberlich die guten von den schlechten heidnischen Philosophen schied, wobei er zumindest Aristoteles und Piaton auf die gute Seite stellte, so sonderte er auch unter den Kirchenvätern die schwarzen von den weißen Schafen. In diesem speziellen Fall von Gen. 1,14 kamen ihm Aristoteles' und Galens Gedanken und zugleich auch Augustinus' Vorstellungen zu Hilfe. Alle drei gaben ihm die Zuversicht, daß der biblische Auftrag, die Natur zu lesen, zugleich die menschliche Natur mit einbezog. So hatten Aristoteles und Galen etwa in ihren Naturphilosophien aufgezeigt, daß Wind und Regen auf dieselbe Weise verursacht würden wie das Gemüt eines Menschen. Von Augustinus profitierte Melanchthon in ähnlicher Weise. Zwar hatte der Bischof von Hippo in seinen Bekenntnissen reumütig gestanden, er habe mehrmals in seinem Leben einen Astrologen konsultiert; genauso wie er - so im gleichen Atemzug drei Zeilen später 8 9
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Vgl. die Reflektionen über natürliche und göttliche Zeichen in CAMERARIUS: Norica, passim; MILICH: Commentarli in librum secundum historiae mundi C. Plinii, passim. MELANCHTHON: De dignitate astrologiae (1535), Sp. 265-266: „Ut in agriculture, in navigando, non est irreligiosum observare prognostica tempestatum, ita in administratione rerum considerare naturales significationes, quas Deus proposuit, ut nos vigilantores reddat, et curam in nobis acuat, pium et utile est. Sed videamus privatos mores. Si quis naturae suae inclinationem intelligit, alere bona et confirmare, et vitare vitia diligentia ac ratione potest." Luthers theologische Meinung wird etwas weiter unten dargestellt. Vgl. seine Heidentumsdefintion in MELANCHTHON, PHILIPP: Tertia aetas locorum theologicorum ab ipso Melanchthone editorum. In: CR 21, Sp. 560-1106, hier Sp. 824. Vgl. FRAENKEL, PETER: Testimonium patrum. The function of the patristic argument in the theology of Philip Melanchthon. Genf 1961, S. 352, S. 105. Vgl. KUSUKAWA: The transformation of natural philosophy, S. 35f.
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als unschuldiger Jüngling von siebzehn Jahren eine Prostituierte besucht habe. Beides hielt er sich gegen Ende seines Lebens als unverzeihlichen Fehler vor.13 Gleichwohl hatte Augustinus - und das spielte für das Überleben der Astrologie während des gesamten Mittelalters eine große Rolle14 - bei seinen späteren Widerlegungen der astrologischen Weissagung doch zwei Argumente hervorgebracht, deren Sinn Melanchthon und den Wittenbergera tausend Jahre später zugute kommen sollte: erstens die Aussage des Augustinus, daß er die Vorhersage über die menschliche Physis noch zulassen wolle*15 und zweitens die Aussage, daß man nicht generell die Möglichkeit der Weissagung, die ein Mensch unternehmen könne, leugnen dürfe, weil sonst auch die göttliche Providenz geleugnet würde.16 Auch Peucer hatte sich auf dieses Argument berufen. So war es immer noch besser, die Weissagungskunst prinzipiell anzuerkennen, als die Möglichkeit göttlicher Providenz überhaupt zu negieren. Melanchthons Werdegang in der Beurteilung der Astrologie entwickelte sich von dieser Perspektive aus gesehen aus einem anfänglichen Schrecken zu einem göttlichen Auftrag, den er in der Bibel vorfand. Berücksichtigt man dies, behielte Aby Warburg in einem bestimmten Punkt Recht. Dieser hatte, wenngleich auf etwas andere Art und Weise, die Astrologie als eine Geburt aus der Angst dargestellt.17 Warburg glaubte, daß sich Melanchthons Angst vor allem aus seiner Furcht vor den heidnischen Göttern bzw. den Dämonen nährte. Luther war sich nicht so schlüssig darüber, ob die Astrologen tatsächlich etwas anderes taten als die Heiden aus biblischen Zeiten. So denunziert er Astrologen zwar einerseits nicht als Heiden, weil er begrifflich nur denjenigen als Heiden ansieht, der innerlich auf die göttliche Gnadenzusage in Jesus Christus verzichtet bzw. sie ablehnt.18 Andererseits assoziierte Luther mit den Astrologen Vorstellungen, die schon die Kirchenväter in der Debatte gegen sie als heidnisch vorgebracht hatten: etwa, daß es eine teuflische Kunst sei.19 Und bei ande13
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AUGUSTINUS, AURELIUS: Bekenntnisse. Lateinisch und deutsch. Eingel., übers, und erl. von JOSEPH BERNHART. Mit einem Vorwort von ERNST LUDWIG GRASMÜCK. Frankfurt am Main 1987, 4. Buch, 2. Abschnitt, hier S. 143f. Vgl. FLINT: The rise of Magic, passim. Vgl. AUGUSTINUS, AURELIUS: Vom Gottestaat. De civitate dei. Buch 1 bis 10. Aus dem Lat. übertragen von WILHELM THIMME. Eingeleitet und kommentiert von CARL ANDRESEN. 4. Aufl. Düsseldorf / Zürich 1997, 5. Buch, Kapitel 6, hier S. 229f. Die wichtigsten Augustinischen Textstellen, in denen er .die Astrologie ablehnt, finden sich außerdem im 21. Buch, Kapitel 8 des Gottesstaates, sowie in AUGUSTINUS: De doctrina christiana, Buch 2, Kapitel 21,32 -2,22,33. AUGUSTINUS: Vom Gottesstaat, Buch 5, Kapitel 9, S. 234-240. WARBURG: Heidnisch-antike Weissagung, S. 487-556. Zu den impliziten Annahmen und den äußeren Umständen von Aby Warburg, ohne die Warburgs brillante, aber auch sehr problematische Deutung nicht verstanden werden kann, siehe GOMBRICH, ERNST HANS: Aby Warburg. Eine intellektuelle Biographie. Aus dem Englischen von MATTHIAS FIENBORK. Hamburg 1992, S. 245-295. Der Heidentumsbegriff in der frühen Neuzeit ist keineswegs ausreichend erforscht. Erste Einblicke jedoch bei BLÖCHLE, HERBERT: Luthers Stellung zum Heidentum im Spannungsfeld von Tradition, Humanismus und Reformation. Frankfurt am Main, Wien, Berlin 1995. Siehe auch GENSICHEN, HANSWERNER: Heidentum /: Biblisch / Kirchen-missionsgeschichtlich. In: TRE, Bd. 14, 1985, S. 590-601. Ausführliche Nachweise über die Argumente der Kirchenväter bei GUNDEL, WILHELM: Art. Astrologie. In: RAC, Bd. 1, 1950, S. 817-831. RIEDINGER, ULTO: Die Heilige Schrift im Kampf der griechischen Kirche gegen die Astrologie, von Origenes bis Johannes von Damaskos: Studien zur Dogmengeschichte und zur Geschichte der Astrologie. Innsbruck 1956. DERS.: Art Astrologie IV: Die Auseinandersetzung der Kirchenväter mit der A s t r o l o g i e . In: T R E , Bd. 4, 1 9 7 9 , S. 3 0 8 - 3 1 1 . BEZOLD, CARL u. FRANZ BOLL
u. WILHELM GUNDEL: Sternglaube und Sterndeutung: Die Geschichte und das Wesen der Astrologie.
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rer Gelegenheit äußerte Luther, die Astrologie sei ein Spiel mit dem Teufel.20 Die Kirchenväter - mit Ausnahme von Augustinus, der sich in seinen frühen Jahren ambivalent gegenüber der Astrologie gezeigt hatte - und ihre modernen Nachahmer, die wir gleich noch kennen lernen werden, kaprizierten sich auf die zahlreichen Bibelstellen, die die Kunst der Astrologie als heidnischen Tand verteufelten. Die Astrologie war ihnen suspekt. Immerhin sprechen sehr viele Bibelstellen aus dem Alten und dem Neuen Testament gegen die Astrologie: so gab es den Spruch des Jeremias (10,2): „Erschreckt nicht vor den Zeichen des Himmels, wenn auch die Völker vor ihnen erschrecken. Denn die Gebräuche der Völker sind leerer Wahn"; oder Dtn. 4,19: „Wenn du die Augen zum Himmel erhebst und das ganze Himmelsheer siehst, die Sonnen, den Mond und die Sterne, dann laß dich nicht verführen! Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und ihnen nicht dienen. Der Herr, dein Gott, hat sie allen anderen Völkern überall unter dem Himmel zugewiesen: Euch aber hat der Herr genommen und aus dem Schmelzofen, aus Ägypten, herausgeführt, damit ihr sein Volk, sein Erbbesitz werdet - wie ihr es heute seid." Oder Paulus, der an die Galater (Gal 4, 9-10) schrieb: „Ihr beobachtet Tage und Monate und Zeiten und Jahre", doch erst durch die Botschaft Christi seien die Menschen von diesen Elementarkräften befreit worden. Und im Kolosserbrief steht geschrieben, „Er [Gott] hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet [gemeint sind die Stemendämonen] und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus." Wie konnte man all diese göttlichen Ge- und Verbote umgehen? Als Luther nun die ausschlaggebende Stelle in Gen 1,14 auslegte, gelangte er mit literaler Exegese zu einem anderen Ergebnis als sein jüngerer Kollege. Luther glaubte, daß dieser einen Schritt zu weit ging. Legte man den vierten Schöpfungstag nämlich strikt literal aus, dann war nur diejenige Zeichenleskunst vonnöten, die das Wetter ankündigte, oder die die Zeit maß. Alle anderen Künste, vor allem die judiziale Astrologie, wurden von der Bibel nicht ausdrücklich berücksichtigt, geschweige denn gutgeheißen. Noch Jahre später echote der Berner Wolfgang Musculus genau diese Interpretation. Er geißelte die Astrologen, mit dem biblischen „et sint in signa" ihre Kunst rechtfertigen zu wollen.21 In seinem Genesiskommentar aus dem Jahre 1535 fugte Luther aber noch eine weitere Deutung hinzu, die für die Kritiker und für die Astrologen gleichermaßen bestimmend wurde. Die Sterne sollten als Anzeichen für drohendes Unheil gelesen werden.22 Wiederum ist es die Bibel selbst, die diese Deutung suggeriert. Von den wichtigsten acht Bibelstellen des Alten und Neuen Testamentes - im Neuen Testament vom Matthäus-Evangelium bis hin zur Johannes-Apokalypse - , in denen die Sterne als Zeichen erwähnt werden, wird v. a. nur eine von diesen mit einem positiven Resultat verbunden. Das ist der Stern von Bethlehem. Die meisten anderen Bibelstellen berichten über das unheilverheißende Spektrum der stellaren
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Darmstadt 1966. Neuer: KOCH, KLAUS U. A.: Art Astrologie. 863.
In: RGG, 4. Aufl., Bd. 1, 1998, S. 856-
LUTHER, MARTIN: Predigt
18. M a i 1 5 2 9 . In: DERS.: W A , Bd. 2 9 ,
am Pfingstdienstag
nachmittags,
1904, S. 376-379. Vgl. auch HAUSTEIN, JÖRG: Martin Luthers Stellung zum Zauber- und Hexenwesen. Diss. theol. Kiel 1988. Stuttgart 1990, S. 63-67. MUSCULUS, WOLFGANG: In Mosis Genesim pienissimi Commentarii, in quibus veterum et recentiorum sententiae diligenter expenduntur. Basel 1565, S. 31-32. LUTHER, MARTIN: Enarratio in I. Cap. Genesis per reverendum Patrem dominum D. Mart. Lutherum in Schola Wittenbergensi: opus quarti diei. In: WA, Bd. 42, 1911, S. 30-36.
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Zeichen: Hunger, Not und Seuchen. Gott sendet sie als Ausdruck seines Zornes über die Menschen. Diese Auflistung negativer Vorzeichen übersteigt gewaltig das des gnadenverheißenden Alphabets, das Melanchthon gerne aus ihnen machen wollte.23 So verließ sich Luther eher auf die Zeichendeutung, die durch das ganze Mittelalter hindurch fester Bestandteil eschatologischen Naherwartens war. Er las Gen 1,14 zusammen mit Luk 21,7-19, zog womöglich die Apokalypse hinzu und wußte, daß Gott die Sterne als Zeichen für die Endzeit eingesetzt hatte. Für Studenten, die also dringend wissen wollten, ob sie die judiziale Astrologie nun eher wie die Kirchenväter und wie Luther als dämonische oder sogar als teuflische Kunst auffassen, oder eher mit Thomas von Aquin und Philipp Melanchthon als legitime Physik einstufen sollten, konnte der Schlagabtausch zwischen den zwei Giganten keine allzu große Orientierung bieten. Der eine hielt sie vereinfacht gesagt für eine einem jeden Christenmenschen löbliche und nützliche Kunst, der andere eher als eine unbewiesene Kunst, die er tolerierte. Luther empfand sie nicht als einen göttlichen Auftrag, und ab und an verachtete er sie als ein teuflisches Machwerk, das fortdauere, um die Menschen wie die Heiden in Furcht und Schrecken zu versetzen. Zumindest hielt die Astrologie die Studenten - wie er bei seinem Kollegen Melanchthon täglich sehen konnte - davon ab, die lange Geschichte von der göttlichen Gnade zu erzählen bzw. ihr zuzuhören. Diese Auseinandersetzung zwischen Luther und Melanchthon über die Beurteilung der Astrologie aus theologischer Perspektive erinnert an den Jahrhunderte währenden Kampf in der alten Kirche gegen die Astrologie, der immer auch ein Kampf gegen das Heidentum gewesen war. Im 16. Jahrhundert nimmt dieser in der Astrologie fokussierte Kampf gegen das .Heidentum' über Luther hinausgehend eine neue Dramatik an. Insbesondere diejenigen theologischen Kritiker der Astrologie, die so gerne als fromme moderne Gefolgschaft der Kirchenväter auftraten, waren scharfzüngige Polemiker. Der Florentiner Theologe Savonarola24 war der wortmächtigste unter ihnen, aber auch so fromme Tübinger Professoren wie Jakob Andreae25 und intransingente orthodoxe Lutheraner wie Tobias Wagner gefielen sich bis weit in das 17. Jahrhundert hinein unter getreuer Berufung auf die Bibel als Kritiker der Astrologen.26 Einigen von ihnen ging die Klassifizierung der Astrologie als heidnische Kunst leicht von den Lippen. So war es gegen Ende des 15. Jahrhunderts bereits Sebastian Brant, der gesagt hatte: „Eym kristen menshen nit zu stat, das er mit heyden künst umgat".27 Dieses Diktum gegen die Astrologie erhärteten dann später mit vielen Kirchenväterzitaten
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Die entscheidenden Stellen der Diskussion waren für Christen: a) wertneutral: Genesis 1,14; Sir, 43,57; b) mit negativer Konnotation: Jer 10,2; Lk 21,7-19; Mk 13,24-26; c) gegen Astrologen negativ: Dan 2,27 u. ö; DtJes 47,13-14; Mi 5,11; d) mit positiver Konnotation: Mt 2,1-12; Sir 34,5-6. Prototypisch unter den zahlreichen Schriften ist SAVONAROLA, GIROLAMO: Opus eximium adversus divinatricem astronomiam. Florenz 1582. ANDREAE: Christliche, notwendige und ernstliche Erinnerung, 1567. Hier sagt er kritisch gegenüber der Astrologie, daß man doch nur die Bibel lesen solle, und nicht die Sterne, um Vorhersagen zu treffen. WAGNER, TOBIAS: Astrologia genethliaca, ex theologicis ac physicis principiis, ipsisque Astrologorum penetralibus. Stuttgart 1656. Vgl. auch als eines der späten Beispiele den ANONYMUS: Kurtzer und deutlicher Beweiß. s. 1. 1660. BRANT, SEBASTIAN: Das Narrenschiff. Faksimile der Erstausgabe Basel 1494. Hrsg. von DIETER WUTTKE. B a d e n - B a d e n 1994, S. 1 6 2 - 1 6 4 .
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Flacius Illyricus, Thomas Birck, Thomas Erastus, Augustin Lercheimer, Wolfgang Musculus,32 Jean Jacques Boissard,33 der sich lang und breit mit Peucer auseinandersetzte und die Astrologie als heidnische und dämonische Kunst verteufelte, Nikodemus Frischlin,34 Nikolaus Winckler35 und andere. Alle diese Gelehrten wußten nichts von biblischen Aufträgen oder biblischen Rechtfertigungen; sie wußten auch nicht, wie man sich als Astrologe des göttlichen Einverständnisses gewiß sein konnte;36 das, was die Wittenberger betrieben, erschien ihnen letztlich als widerchristlich - oder einfach nur als: heidnisch. Nichts anderes hatten schon die Kirchenväter den heidnischen Astrologen unterstellt. Was warfen sie den Astrologen vor? Die wichtigsten Einwände, die sie gegen die Astrologen erhoben, und die diese als heidnisch entlarven sollten, lassen sich auf drei reduzieren. Erstens wurde die Annahme einer notwendig zwingenden Schicksalsmacht kritisiert. Wir haben bereits im Kapitel V gesehen, wie Melanchthon und die anderen diesen Vorwurf entkräfteten. Zweitens geißelten die Kritiker die heidnische Praxis, mit Hilfe der Astrologie in Kontakt zu den Dämonen treten zu wollen. Die Astrologie zwänge Menschen in ihr dämonisches Schicksal. Drittens wurde den Astrologen heidnische Praxis unterstellt, weil ihre Kunst überhaupt eine Erfindung des Teufels sei, die nur die Verführung der Menschen zur Folge haben konnte. Gegen diese Annahmen wehrten sich die Wittenberger, wie wir anhand der verschiedensten Argumente sehen werden. Mit dem Vorwurf des Heidentums, mit dem insbesondere die Theologen die Astrologie belegten, riefen sie also - und das ist wichtiger als jede Definition des schillernden Heidentumsbegriffs, wobei der eine mal dies, der andere mal jenes als häretisch empfand37 - be28
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Er stellte besonders handlich, durchaus befürwortend, die Argumente der Kirchenväter zusammen. Siehe FLACIUS ILLYRICUS, MATTHIAS: Quarta centuria Ecclesiasticae historiae. Basel 1560 im Kapitel über die Doktrinen und FLACIUS ILLYRICUS, MATTHIAS: Quinta Centuria Ecclesiasticae Historiae. Basel 1562. Sehr biblisch gegen die Astrologie argumentiert BIRCK: Regentenspiegel, 1607. ERASTUS, THOMAS: Astrologia confutata. Schleusingen 1557. LERCHEIMER, AUGUSTIN: Christlich Bedencken und Erinnerung von Zauberey. Straßburg 1586. Darunter subsumiert er ausdrücklich die Astrologie. MUSCULUS, WOLFGANG: In Mosis Genesim plenissimi Commentarii, in quibus veterum et recentiorum sententiae diligenter expenduntur. Basel 1565. Hier argumentiert Musculus, daß der Astrologe nur das Schlechte suche. BOISSARD: Tractatus posthumus de divinatione, passim. Vgl. etwa FRISCHLIN: De astronomicae artis cum doctrina coelesti et naturali philosophia congruen/M, 1586, S. 15: „Est nimirum, quem ipse Deus praescripsit: ut ex motu superiorum corporum numeremus dies, menses, et annos. [...] Etsi autem Astrologia gentium illarum Theologia fuit, tarnen etiam Plato in his disciplinis noluit hominem aquiescere, sed ab istis initijs ad alia progredi." WINCKLER, NIKOLAUS EBERHARD: Eine hohe notwendige Betrachtung und gründliche Widerlegung / deß oberenzigen Mißbrauchs Astrologiae. Augsburg 1615. ERASTUS: Astrologia confittata heißt es gegen die Astrologen gerichtet, S. a6v: „Und eben wider dieselbigen redet die hylige schlifft mher denn an einem orth. Das aber auch die Astrologie unter denselben falschen propheten und warsagern gemeinet und begriffen sind / darff keines zweyffelns / ob wol das wort Astrologi mit diesem buchstaben in der hyligen schrifft geschrieben nicht gefunden wirdt / wie hernach klerlicher angezeigt werden soll." Sodann fährt er fort, die Astrologie als eine Kunst darzustellen, die mit dem Teufel paktiert. Der Begriff des Heidentums wurde von beiden Seiten, von den Kritikern wie den Befürwortern, gerne als polemisches Schlagwort verwendet. Entweder wurde er historisch gefaßt und es war der alte Be-
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stimmte Assoziationen bei den Zeitgenossen wach, die Melanchthon und andere von historischer und naturphilosophischer Warte aus als anachronistisch widerlegen mußten. Das waren genau die mit den biblischen Verboten der Astrologie mitgelieferten Assoziationen, Astrologie sei eine Kunst der Dämonen und des Teufels, um die Menschen zu verfuhren. Wie wir sehen werden, arbeiteten Melanchthon, David Chytraeus und Caspar Peucer sehr systematisch daran, - und wählten hiefilr immer wieder neue Herangehensweisen - die Astrologie von diesen Assoziationen zu befreien. Die Geschichte der Astrologie ist deshalb in Deutschland im 16. Jahrhundert über weite Strecken oft nur eine Geschichte der zeitgenössischen Vorurteile, gegen die sich die Befürworter verwahren mußten. Gerade der Vorwurf des Heidentums kann die drückenden Bedingungen aufzeigen, unter denen die Wittenberger standen, zumal dann, wenn man, wie Melanchthon, den Anspruch erhob, mit der Astrologie nicht nur Einblick in die Ordnung der Natur als solche zu gewinnen, sondern auch Einblick in die Providenz. Diesen Anspruch haben wir bereits kennen gelernt. Er war an sich nicht neu und prinzipiell hatten ihn schon viele mittelalterliche Theologen formuliert. Gleichwohl waren die Bedingungen, unter denen die Wittenberger diesen Anspruch einlösen wollten, in der Renaissance andere als zuvor. Proportional zu den Gelehrten, die in der Renaissance fasziniert waren von den heidnischen Texten und sie fleißig rezipierten, stieg schließlich auch die Anzahl der theologischen Kritiker, die alle neuplatonischen, hermetischen und jüdisch-kabbalistischen Texte als dreiste Herausforderung der christlichen Wahrheit verstanden und infolgedessen massiv ablehnten. Man unterschätzt vielleicht, wie sehr die Wittenberger Astrologen von den Theologen angefeindet wurden. Relativ plastisch und direkt wird dieser Druck der Theologen nur im Falle Peucers sichtbar, der zwölf Jahre lang im Gefängnis saß, nur weil er ein als unorthodox eingeschätztes Abendmahlsverständnis befürwortete. Der von den Theologen ausgeübte Druck läßt sich aber auch indirekt den theologischen Argumenten der Astrologen entnehmen. Wie sehr rangen sie darum, die Astrologie mit der Theologie zu vereinbaren. Wie viele Seufzer im Stile von ,Ach, wir tun nichts Heidnisches' prägen ihre Texte! Keine Embleme, keine Bilder, keine Darstellungen von Planeten zierten je ihre Bücher. Und obwohl es ihnen in den poetischen Texten leicht fiel, mythologische Gehalte zu integrieren, schienen sie bei der Astrologie jede Analogie zu den heidnischen Gebräuchen, zu denen ja nach ihrer Definition auch die katholischen gehörten, auf alle Fälle vermeiden zu wollen.38 Schließlich entsprang die Astrologie nicht ursprünglich ihrem theologischen Denken, sondern sie wollten sie als neues Element in dieses integrieren.39 Dabei konnten sie nicht so vorgehen, wie es später Galilei tat, der die biblische Autorität einfach beiseite legte. Das hätte ihrem eigenen
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griff, den auch die Kirchenväter schon verwendet hatten: er bezeichnete die ethnae bzw. latinisiert die nationes, also die Völker, die keine Juden waren, und erst später allmählich christianisiert wurden. Oder aber er diente rein der Stigmatisierung einer als unchristlich verstandenen Häresie. Bei den Lutheranern verstand man unter einem Heiden denjenigen Menschen, der sich der göttlichen Gnadenzusage verweigerte. Der größte gemeinsame heidnische Feind der Wittenberger, der aber hier keine Rolle spielt, waren die Katholiken. Deren Heiligenverehrung war in ihren Augen Idolatrie. So stand für Peucer fest: „Pontificae Ecclesiae furores Ethnicorum similes." Vgl. P E U C E R : Commentarius, 1576, S. 4v. Vgl. Anm. 37. Anders K U S U K A W A : The transformation of natural philosophy. Insbesondere in älteren Astrologiegeschichten findet man die Betonung, daß die Astrologie immer Religion sein wollte. B E Z O L D , C A R L u a.: Sternglaube und Sterndeutung, S. 72.
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Glauben fundamental widersprochen. Allerdings wollten sie auch nicht wie die Verfechter der natürlichen Theologie jede Einzelerkenntnis in Übereinstimmung mit der Bibel bringen. Deshalb gingen die Wittenberger zwischen Galilei, der sich um die Tradition wenig scherte, und dem sehr bemühten Akkommodisten Daneau einen mittleren Weg. Sie wollten nicht Gott selbst bzw. seine Attribute erkennen, sondern nur dessen Willen. Was sie hierfür benötigten, war für sie selbst die Gewißheit, daß ihre Astrologie ein biblisches Fundament besaß. Um dieses zu erlangen, mußten sie den Verdacht des Heidentums entkräften. Einige orthodoxe Kritiker, die die Astrologie kritisierten, erwecken den Eindruck, als lebten die Astrologen genau wie zu Zeiten der Kirchenväter in der nordafrikanischen Wüste eines Bischofs von Hippo im 4. Jahrhundert nach Christus. Viele Kritiker taten so, wenn man sie heute liest, als sähen sie Melanchthon nicht in seiner Wittenberger Universität Vorlesungen halten oder von der Kanzel herab predigen, sondern sähen in ihm einen vagabundierenden Astrologen, der durch die Wüsten von Nordafrika streifte, um mal hier und mal dort auf den Straßen und Märkten Horoskope zu verkaufen, oder als einen, der an die Pforten der primitiven Gemeindehäuser klopfte, um Horoskope zu erstellen; oder so, als würde Melanchthon in einem Winkel des römischen Reiches als heidnischer Opferpriester tätig sein, der dem Göttervater Zeus opferte, dessen römischer Name Jupiter war, und der nur von der kirchlichen Heidenmission der Spätantike übersehen worden war. Wie dem auch sei: trotz dieser im 16. Jahrhundert immer wieder zu beobachtenden frappierenden Diskrepanz zwischen dem überlieferten Glauben an den Wahrheitsgehalt von Autoritäten und der Krise, in die diese Autoritäten geraten waren, erhielt das polemische Schlagwort vom Heidentum gerade eben jetzt neue Aktualität. Es war nicht nur ein Argument, das aus einer alten Bücherkiste herausgeholt wurde. Ganz im Gegenteil, es hatte viel von dem Staub verloren, der sich von patristischen Zeiten an bis in das 15. Jahrhundert auf ihm angesammelt hatte. So war der Begriff des Heidentums zumindest für die theologischen Kritiker in der Renaissance von neuer Qualität. Schließlich befinden wir uns in der Renaissance, in der man in Italien oder auch im humanistischen Nürnberg oder in Wien zu Beginn des 16. Jahrhunderts unzählige Dokumente, Bilder und Texte findet, in denen die klassische heidnische Antike eine ungeahnte Blüte erlebte.40 Es ist hinlänglich bekannt, wie gerade die astrologische Bilderwelt im Italien des 15. Jahrhunderts von dem neuen Interesse an den heidnischen Mythologien zehrte.41 Mit ihnen gelangten die Planetengötter der Griechen und Römer zu neuer Popularität. In der erstaunlichen kulturellen Blütezeit des 15. Jahrhunderts finden sich in Italien in den Privatkapellen der Medici, in Albertis Tempio Maltestiano in Rimini und an den verschiedensten Höfen ganz Italiens astrologische Fresken aller Art. Hoffeste wurden aufgeführt, in denen sich Bürger und Adelige als Planeten verkleideten und in Himmelswagen durch die Städte fuhren. 40
Vgl. GRUPPE, OTTO: Geschichte der klassischen Mythologie WIND, EDGAR: Heidnische Mysterien in der Renaissance. BUSCHENDORF.
Übersetzt
von
CHRISTA
und Religionsgeschichte. Leipzig 1921; Mit einem Nachwort von BERNHARD
MÜNSTERMANN
unter
Mitarbeit
von
BERNHARD
BUSCHENDORF und GISELA HEINRICHS. Frankfurt a m Main 1981; SEZNEC, JEAN: Das Fortleben
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der
antiken Götter. Die mythologische Tradition im Humanismus und in der Kunst der Renaissance. Aus dem Französischen von HEINZ JATHO. München 1990. Zum folgenden siehe BLUME, DIETER: Regenten des Himmels. Astrologische Bilder in Mittelalter und Renaissance. Berlin 2000.
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Betrachtet man die restaurierten Fresken im Palazzo Schifanoia in Ferrara42 mit ihrer zarten Pinselfiihrung und den kräftigen Farben, die Villa Farnese in Rom, die Sala dei Pontifici im Vatikan43 mit zahlreichen astrologischen Herrscherallegorien, so entsteht der Eindruck, die heidnischen Planetengötter seien sehr real wieder auferstanden. Gelehrte und Politiker huldigten ihnen unübersehbar.44 Das Stilmittel der Allegorie, das beispielsweise Botticelli seiner Primavera überstülpte, verhüllte eher schlecht als recht die dahinterstehende Faszination heidnischer Mythen.45 Interessant ist gerade der Trend, daß man in den astrologischen Bildprogrammen, die in Kapellen und öffentlichen Ratssälen vor allem in Italien angebracht sind, nur wenige naturalistische Darstellungen von Konstellationen findet, wie man sie auch von Himmelsgloben kennt. Viel häufiger findet man solche Planetendarstellungen, in denen Planeten als heidnische Götter auftreten. Boccaccio hatte sie 1366 in eine leicht begreifbare genealogische Reihenfolge gebracht.46 Selbst in Deutschland, wo die Druckgraphik die wichtigsten astrologischen Darstellungen verbreitete, finden wir an zahlreichen Patrizierhäusern in den Städten, wie an dem sogenannten ,Brusttuch' in Goslar, oder dem Huneborstelschen Haus in Braunschweig oder im Heidelberger Schloß und an einigen anderen kunsthistorischen Orten Darstellungen der Planetengötter.47 Vor allem aber war die Druckgraphik geziert mit planetarischen Götterbildern, die vom primitivsten Holzschnitt bis zur feinsten und gelehrtesten druckgraphischen Darstellung Albrecht Dürers oder Sebald Behams alles versammelte. Die Welt der Höfe und Stadtresidenzen vermittelt aber nur eine Seite des künstlerischen Ausdrucks, den die Astrologie im 16. Jahrhundert inspirierte. Für die nachfolgende Zeit bleibt es nämlich in Deutschland unvorstellbar - und tatsächlich gibt es keine diesbezüglichen Dokumente daß der astrologische Bilderreichtum ähnlich wie in Italien Einzug in die Kirchen der norddeutschen, jetzt lutherisch gewordenen Backsteingotik oder des Barock gefunden hätte. Selbst die von Wittenberger Autoren verfaßten astrologischen Bücher kamen ohne lebendige Planetendarstellungen aus. Ihre Bildsprache ist äußerst karg und beschränkt sich auf Diagramme. Für künstlerische Ausschmückungen, die man in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vermuten könnte, boten die Wittenberger den Künstlern auch keinen unmittelbaren Anlaß. Wie sollte man denn Saturn darstellen, wenn er in den Augen der Gelehrten nicht mehr der dräuende Gott war, der seine Kinder fraß, sondern nur ein ätherischer Haufen, des-
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WARBURG, ABY: Italienische Kunst und internationale Astrologie im Palazzo Schifanoja zu Ferrara (1912). In: H. BREDEKAMP, M. DLERS und K. FORSTER u. a. (Hgg.): Aby Warburg: Die Erneuerung der heidnischen Antike: kulturwissenschaftliche Beiträge zur Geschichte der europäischen Renaissance. (= Gesammelte Schriften. Studienausgabe. Erste Abteilung, Band I. 2). Berlin 1998, S. 459-481. ROSSI, PAOLO L.: Society, culture and the dissemination of learning. In: S. PUMFREY, M. SLAWINSKI und P. ROSSI (HGG.): Science, culture and popular belief in Renaissance Europe. Manchester 1991, S. 143-175. Siehe auch ROUSSEAU, CLAUDIA: Cosimo de Medici and astrology: the symbolism of prophecy. Diss, phil. Ann Arbor. Columbia 1983. LEVI D'ANCONA, MIRELLA: Botticelli's primavera: a botanical interpretation including astrology, alchemy and the Medici. Florenz 1983. Siehe BLUME: Regenten des Himmels, passim. BEHRENDSEN, O.: Darstellungen von Planetengottheiten an und im deutschen Barock. Straßburg 1926. Leider haben es Kunsthistoriker bisher versäumt, die astrologischen Zeugnisse im Deutschland des 16. Jahrhunderts neu aufzuarbeiten. Für erste Hinweise bin ich Prof. Blume zu Dank verpflichtet.
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sen Qualitäten feucht-kalter Natur waren und so bestimmte physikalische Wirkungen provozierte? Die Einschätzung, daß die Renaissance nicht nur die schöne ästhetische Seite der Wiederentdeckung des Heidentums kannte, sondern auch die neuen problematischen Horizonte sah, ist heute allgemein anerkannt. Trotz der Tatsache, daß, wie Panofsky beobachtete, in der Renaissance eine qualitativ neue Synthese von klassischen Formen und klassischen Inhalten zu beobachten ist,48 war das Problem des Heidentums angesichts der angedeuteten Bilderfülle für die Gelehrten der Renaissance sehr real. Man muß außerdem nur die groß angelegte Widerlegung des heidnischen Aristoteles betrachten, die Giovanni Picos Neffe in seinem Examen vanitatis (1520) versuchte, um zu begreifen, wie lebendig trotz aller Ambiguitäten, die sich bei den Gelehrten zeigten (einerseits Faszination, andererseits Schrecken), das Heidentum als Gefahr verstanden wurde.49 Auch vor diesem Hintergrund des Kampfes um biblische Rechtschaffenheit und heidnischen Synkretismus hat Panofksys Bild viele Korrekturen erfahren.50 Interessant sind die unterschiedlichen Stile, die Gelehrte fanden, um auf die theologischen Anfeindungen, beispielsweise von Savonarola, zu reagieren. Gerade die Vertreter der magia naturalis scheinen Wege gefunden zu haben, geschickt zwischen der offenen Preisgabe ihrer eigentlichen Intentionen und zurückgehaltenen Meinungen fein säuberlich zu trennen, um sich so vor öffentlicher Anklage schützen zu können.51 Die Wittenberger scheinen sich eher für den ostentativen Weg der Verteidigung entschieden zu haben, zumal dies vielleicht auch noch eher mit der eigenen theologischen Überzeugung in Einklang zu bringen war. Dennoch läßt sich auch bei ihnen die Grenze zwischen einer offensichtlichen Überzeugung und eines wohl nur gegen die Kritiker intendierten Argumentes nicht immer genau ziehen. Peucer, um ein konkretes Beispiel zu benennen, hüllt die Diskussion der magischen Praktiken ganz in die Rhetorik der Verteufelung ein; obwohl er von der Verteufelung auch überzeugt war, hätte er, wenn die magischen Praktiken ihm wirklich so zuwider gewesen wären, sicherlich nicht so lang und breit über sie gesprochen. Er behandelt sie so ausführlich, daß sein Commentarius, wie wir gesehen haben, geradezu zu einem Handbuch magischer Praktiken avancierte. Die Rettung der Astrologie aus dem Schmelzofen der antiheidnischen Polemik ist trotz aller Ambivalenzen nicht nur als Kampf gegen Dritte zu verstehen. Es war auch ein Kampf gegen eigene Vorstellungen und eigene Ängste. Für die Wittenberger Astrologen selbst senkte sich hier, wie aber auch in anderen Bereichen, in der Frage der Sympathie mit dem Heidentum das theologische Gewissen wie ein schwerer Stein auf sie herab. Dies zeigt sich beispielsweise an Paul Ebers Begründung für seine zweisprachige Bibeledition in deutscher und in lateinischer Sprache. Er habe sie deswegen derartig ediert, so Eber, damit Studenten die lateinische Sprache nicht mehr von heidnischen Autoren lernen müssten. Fürchtete er
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PANOFSKY, ERWIN: Artist, Scientist, Genius: notes on the ,Renaissance-Dämmerung'. In: W. FERGUSON (HG.): The Renaissance. Six Essays. New York 1962, S. 121-181. PICO DELLA MIRANDOLA, GIANFRANCESCO: Examen vanitatis doctrinae gentium et veritatis Christianae disciplinae (1520). In: Opera Omnia. Hrsg. von EUGENIO GARIN, Bd. 1, Turin, 1972, S. 1210-1264. Vgl. die Einleitung von Grafton und Siraisi zu GRAFTON, ANTHONY U. SIRAISI, NANCY (HGG.): Natu-
ral particulars. Nature and the disciplines in Renaissance Europe. Cambridge/Massachusetts, London 1999. Vgl. ZAGORIN, PEREZ: Ways of lying. Dissimulation, persecution and conformity in Early Modern Europe. Cambridge/England 1990, S. 255-288, der aber das komplexe Thema keineswegs erschöpft.
Heidentum in Wittenberg?
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etwa, daß ein Übermaß an lateinischem Cicero die Studierenden vom Evangelium ablenken könnte? Zugegebenermaßen, Paul Eber scheint von der besonders ängstlichen Sorte gewesen zu sein. Ein so begeisterter Rhetoriker wie Melanchthon hätte diese Vorstellung nicht geteilt. Selbst Peucer, dessen theologische Rechtfertigungen ansonsten so knapp wie möglich ausfallen und der Aristoteles als ersten Quell aller wahren Naturerkenntnis schätzte, macht explizit darauf aufmerksam, daß das Studium eines heidnischen Philosophen wie Aristoteles erlaubt sei.52 Er tut so, als müsse er insgeheim Zweifel anderer zerstreuen. So waren die Wittenberger zugleich besonders stolz darauf, die Geschichte der Weisen aus dem Morgenland in ihrem Sinne wiedergeben zu können. Bei dieser Geschichte mußten sie die Frage lösen, ob die drei Weisen aus dem Morgenland nicht Heiden gewesen waren, die durch ihr Auffinden von Jesus den Triumph des Christentums über das astrologiegläubige Heidentum markierten und damit auch den Sieg über die Kunst der Astrologie? Diese Geschichte galt in der patristischen Literatur als das Symbol der Heidentumsbekehrung schlechthin.53 Die Tatsache, daß man die Verkündigung des Sterns von Bethlehem an die alttestamentliche Vorhersage Bileams knüpfte (4. Mose 17-19: „Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen"), spielt in diesem Kontext keine Rolle. Die eindeutige Identifizierung dieses wundersamen Sterns als Kometen gelang ohnehin erst Kepler. Die Geschichte der ,Magi' war aber bedeutend, und sie wanderte im 16. Jahrhundert in den astro-legitimatorischen Traktaten immer wieder durch die Zeilen. Man ließ sie von Ost nach West ziehen, und fragte gründlich nach ihrem historisch-genealogischen Status und ihrer beruflichen Profession. Morsheymer findet rasch den Anknüpfungspunkt zu den üblichen Genealogien, die wie Flavius Josephus Abraham als den Stammvater aller Astrologen ansahen. Nach Morsheymers Vorstellung hatte Moses, nachdem er von den Ägyptern, die ihn aufgezogen hatten, das astrologische Wissen ererbt hatte, dieses auf den Prophet Daniel übertragen. Dieser wiederum hatte, da er nun in babylonischer Gefangenschaft saß, nach den Vorstellungen Morsheymers nichts anderes zu tun, als die Chaldäer in der Kunst der Astrologie zu unterrichten. Die Folge war, daß damit auch die Weisen aus dem Morgenland die Astrologie erlernten. Erst mit dieser Fertigkeit gelang es ihnen, den biblischen Jesus in Bethlehem zu entdecken.54 Der Astrologe war also aus dieser Interpretation betrachtet ein guter Christ. Neben der Frage nach ihrer Herkunft konnte auch die Frage nach dem Beruf der ,Magi' im Vordergrund stehen. Die Kirchenväter, insbesondere Augustinus, hatten die Weisen ihres Gewandes als Astrologen entkleidet.55 Erst während des Mittelalters erhielten sie ihren Status als ,Magi' und als Astrologen zurück.56 Interessant erscheint nun, wie im 16. Jahrhundert David Chytraeus und Johannes Garcaeus aus den mittelalterlichen Astrologen die ,Magi' wieder zu Theologen und Gelehrten machten, die sie selbst ja auch waren. Damit 52
V g l . MELANCHTHON u n d PEUCER: Chronica,
53
Aristotele (1544). In: CR 11, Sp. 647-658. Faszinierend ist hier zu sehen, wie Melanchthon die Nützlichkeit des heidnischen Philosophen betont. Vgl. RIEDINGER: Die Heilige Schrift im Kampf der griechischen Kirche gegen die Astrologie, S. 142-
1573, S. b 3 r und MELANCHTHON, PHILIPP: Oratio
54 55 56
MORSHEYMER: Explicatio gravis et eruditae, 1559, S. 56-61. Ebenda. Vgl. FLINT: The rise of Magic, passim.
144.
de
270
Im Streit mit den lutherischen und katholischen Theologen
(er)finden sie ein Vorbild für ihre eigenen astrologischen Interessen und eine wunderbare Methode, deren Rechtmäßigkeit zu betonen. David Chytraeus hat die oft wiederholten Sätze formuliert. „Magi", so sagt er, „werden in Persien diejenigen genannt, die bei uns Theologen heißen, oder Gelehrte, oder Philosophen bei den Griechen. Sie waren jedenfalls weise Männer, die sich ganz den Studien der Lehre über Gott und über die Bewegung der Himmelskörper oder den Studien der Natur der Dinge widmeten. Und damit paßt zusammen, daß diese Magier aus der Prophetie Daniels (9), der in Persien gelebt hat, sich mit der Lehre über Christus und über die Zeit seiner Ankunft abgefunden hätten." 57 Die Reliquien der Weisen lagerten zwar seit 1168 in Köln, so Chytraeus, er aber vermute, daß es sich bei diesen Gebeinen um Gebeine von Bauern aus Westfalen handele und keineswegs um persische Originale. 58 Diese Einsicht des Chytraeus erinnert an die polemischen Sticheleien Peucers gegen den katholischen Heiligenkult. 59 Halten wir kurz einmal inne. In ihren ersten Schritten, die vor allem Melanchthon gegen den Vorwurf des Heidentums unternahm, hatten sich die Wittenberger der Bibelexegese bedient. David Chytraeus baute als Theologe die Vereinbarkeit von Astrologie und biblisch begründetem, an der Natur ablesbarem Willen Gottes aus. In ein besonders plastisches Bild faßte der Tübinger Professor Samuel Eisenmenger, der später auch eine Leichenrede auf Peucer hielt, die naturphilosophische Auseinandersetzung mit den Heiden: Er sagte, daß man den Heiden die Deutung der Natur nicht so lange überlassen sollte, bis diese das Buch der Natur wie einen Brief zusammengefaltet hätten. Vermutlich meinte er damit, daß ein Brief gemäß humanistischer Praxis überallhin gesendet werden konnte und der Absender dadurch klar war. Möglicherweise dachte er aber auch daran, daß ein zusammengefalteter Brief leichter weggeworfen werden konnte als einer, der noch offen vor einem lag, und daß man als Christ in diesem Sinne dann ganz auf die Deutung der Natur verzichten würde. Deshalb plädiert Eisenmenger für die Vereinbarkeit von Astrologie und christlichem Glauben. 60 Für Melanchthon stellte die Auseinandersetzung aber kein Kampf gegen heidnische Interpreten dar, die die Natur zusammenfalteten, sondern eher ein Kampf gegen Zyklopen, wie wir gleich noch sehen werden. 6 ' Im zweiten Schritt explizieren die Wittenberger die Vereinbarkeit von Astrologie und historisch geoffenbartem Willen Gottes und unternehmen eine fein säuberliche Trennung zwischen den rechtschaffenen und den von ihnen selbst als heidnisch stigmatisierten Zukunftswissenschaften. Mit diesen zwei wichtigsten Ebenen der Argumentation, mit der Historie 57
58 59
CHYTRAEUS, DAVID: Commentarius in Matthaeum Evangelistam. s. 1. 1556, S. 15rv: „Magi vocabuntur in Persia, qui apud nos dicuntur Theologi, vel homines docti, di gelerten / aut Philosophi apud Graecos, fuerunt autem homines sapientes dediti studiis doctrinae de Deo et motibus corponim coelestium, ac naturae rerum, ac consentaneum est hosce Magos ex prophetia Danielis 9. qui in Persia vixit, doctrinam de Christo, et de tempore adventus eius decisse." Ebenda, S. 16rv. Dies war die zeittypische Verbindung, siehe DOMPNIER, BERNARD: L'Eglise romaine, conservatoire des religions antiques. La critique protestante du culte des saints et des images au XVIIe siècle. In: Les religions du paganisme antique dans L'Europe chrétienne XVIe - XVIIIe siècle. Colloque tenu en Sorbonne les 26-27 mai 1987. Paris 1987, S. 51-66.
60
EISENMENGER, SAMUEL: Cyclopedia
61
Diesen Begriff verwendet Melanchthon öfters. Vgl. etw MELANCHTHON, PHILIPP: Epistola nuncupatoria. In: PROCLUS [DIADOCHUS]: Paraphrasis in quatuor Ptolemaei libros de siderum effectionibus. Basel 1554, S. 5-12.
Paracelsia
Christiana,
s. 1.1585, S. 61.
Von Cyclopen und zweiäugigen Wittenbergern
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und der Bibelexegese, widerlegten sie systematisch die alten Vorwürfe der Kirchenväter, die manche ihrer Zeitgenossen zu wiederholen nicht müde wurden. Anders als Warburg noch meinte, ging also bei den Wittenbergern das Interesse für die Astrologie nicht mit klaren Sympathien für alles Heidnisch-Antike einher. Vielmehr sortierten sie die guten von den schlechten heidnischen Vorstellungen, wobei allerdings klarzustellen ist, daß Warburg für seine Interpretation nur die Dokumente aus den frühen 30er Jahren heranzog. Erst die Dokumente der späteren Zeit vermitteln das Bild, das hier vorgestellt wurde.62
Von Cyclopen und zweiäugigen Wittenbergern Recht hat Warburg mit seiner Einschätzung, daß sich Melanchthon vor Kometen und auch vor Planeten fürchtete. Auch in späteren Schriften von Melanchthon und anderen Wittenbergem sehen wir, wie sehr sie, genau wie Ficino, den Planeten Saturn fürchteten, der in den antiken Darstellungen mit der Vorstellung einherging, seine eigenen Kinder zu fressen; so war also Saturn im ,kollektiven Gedächtnis' als Quelle der Angst weitergegeben worden. Gleichwohl war die Ursache dieses Schreckens nicht mehr, wie Warburg noch meinte, der Glaube an „religiöse Wesen".63 Diese Einschätzung scheint allzu sehr entweder von den Berichten der Kirchenväter geprägt, oder von ihrem genauen Gegenteil, dem klassischen Götterhimmel eines Boccaccio, beeinflußt. Für Melanchthon waren der Planet Merkur schon nicht mehr der griechische Götterbote Hermes, die Venus nicht die Liebesgöttin Aphrodite, der Planet Mars nicht der griechische Kriegsgott Ares, Jupiter nicht der Göttervater Zeus und Saturn nicht der der griechischen Mythologie entstammende Titan Kronos64 - noch waren sie, was die Kirchenväter aus ihnen gemacht hatten, böse Dämonen.65 Doch aus dieser Ecke mußten sie erst explizit herausgeholt werden. Melanchthon versuchte dies erneut über die Bibelexegese. Weil er genau wußte, daß theologische Kritiker nur mit biblischen Gegenbeweisen zu überzeugen waren, bot er ihnen noch einmal den genauen biblischen Beweis darüber, daß die Astrologie nicht mit Dämonen hantiere. Bei diesem Verfahren sehen wir noch einmal, daß er seine angeblich so literale Deutung der Bibel von entscheidenden theologischen Grundannahmen leiten ließ, die dafür verantwortlich
62
63 64 65
Interessant und zugleich problematisch ist eine weitere Idee Aby Warburgs. Er sieht die Astrologiediskussion an der Grenze zwischen einer rationalen Theorie und einer irrationalen Praxis oder einer logischen Theorie und einer mythologisierenden Geistigkeit. Die Dokumente aus Wittenberg legen eine solche Interpretation nicht nahe. WARBURG: Heidnisch-antike Weissagung, S. 490f. Über den Gestaltenwandel der heidnischen Götter informiert SEZNEC: Das Fortleben der antiken Götter. SEZNEC: Das Fortleben der antiken Götter, S. 37: „Für sie alle [die Apologeten und Kirchenväter], wie für die Kirche überhaupt, ist die Existenz von bösen Engeln ein Glaubensartikel; die Götter der heidnischen Sage jedoch werden mit diesen biblischen Dämonen zu einer einzigen Schar böser Geister verschmolzen."
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Im Streit mit den lutherischen und katholischen Theologen
sind, daß er zu einer anderen theologischen Einschätzung der Astrologie gelangte als die Kirchenväter oder Martin Luther. Auch wenn Melanchthon glaubte, den positiven Beweis erbracht zu haben, daß die Bibel gebot, die natürlichen Zeichen zu lesen, waren damit noch nicht die zahlreichen Bibelstellen entkräftet, die alle Weissagung generell verboten hatten. Die Kirchenväter hatten sie besonders gerne dekliniert: Jer 10, 2; Dtn 4, 19; DtJes 44, 25; DtJes 47, 13-14 ... Um sie zu widerlegen, widmete sich Melanchthon der babylonischen Sprachenvielfalt des Alten Testamentes, die, wie er selbst zugibt, sein Verständnis erheblich erschwerte.66 Er zieht im Sinne der collatio locorum seinen ganzen alttestamentlichen und neutestamentlichen Leporello auseinander und entnimmt ihm Schritt für Schritt all jene Textstellen, die beweisen, welche Art von Weissagung erlaubt war und welche nicht. Geduldig wägt er den Sinn der Worte ab und berücksichtigt wie in all seinen hermeneutischen Vorgehensweisen die historischen circumstantiae. Das Ergebnis seiner Interpretation ist ihm nicht weniger wichtig als uns, weil wir, davon ausgehend, aufzeigen können, daß Melanchthons Heidentumsverständnis gar nicht so weit entfernt ist von dem der Kirchenväter. Melanchthon steht jedoch wie der Zwerg auf dem Riesen, dessen Position es ihm erlaubt, die Heiden der Geschichte zu biblischen Zeiten noch sorgfaltiger von der Heilsgeschichte abzusondern, als es den Kirchenvätern möglich gewesen ist. Das Ergebnis seines innerbiblischen Vergleiches ist, daß es Künste gab, die tatsächlich mit Dämonen kommunizierten und deshalb sowohl aufgrund der Bibel als auch nach Ansicht der Kirchenväter völlig zurecht verboten waren. Das betraf die Prophezeiungen aus der Kristallkugel, die Tagewählerei, die Zauberei, das Befragen der Auguren usw. Diese Verbote sollten nach Melanchthons Einschätzung aufrechterhalten werden, weil sie kein Fundament in der Natur hatten, dem zweiten, der Bibel entnommenen Maßstab. In dem Stichwort des Dämon lag also der ganze Fehlschluß begründet, der nach Melanchthons Einschätzung die Kirchenväter dazu verleitet hatte, die Astrologie abzulehnen, weil sie und ihre Nachfolger, nicht gerade auf dem modernsten naturphilosophischen Standard der Zeit, nach wie vor in den Planeten Dämonen witterten. Melanchthon wußte allzu gut, daß Juristen noch immer davon sprachen, Astrologen hantierten mit Dämonen. Daß die Astrologie mit den Dämonen assoziiert wurde, entsprang der simplen Definition der Kirchenväter, die die heidnischen Götter des Olymp bzw. Roms, die ja oftmals ursprünglich Planetennamen hatten, als Dämonen bezeichneten. Für Augustinus waren alle Götter der heidnischen Völker, in Ägypten, in Griechenland und in Rom noch recht lebendig und anschaulich Dämonen.67 Diese Dämonen konkurrierten mit dem einen christlichen Gott. Zwar waren sie in ihren Augen seit Christi Geburt bekämpft und lahmgelegt, wie es in Kol. 1,16 und Kol. 2,15 geschrieben steht. Zugleich waren die Dämonen bis ins 16. Jahrhundert hinein nicht aus der nunmehr christlichen Himmelshierarchie verschwunden. Sie gesellten sich nunmehr zu all denjenigen Dämonen, die seit Adams Fall ihr Unwesen trieben und die Menschen verführten - auch nachdem sie von Gottes Botschaft gehört hatten. So kam alles darauf an, wie man diese Dämonen definierte. Sollten sie wie in der neuplatonischen Tradition als Planetengötter definiert werden, wie sie auch Agrippa von Net-
66 67
MELANCHTHON: Initia, Sp. 338ff. AUGUSTINUS: Der Gottesstaat, Buch 9, Kapitel 7, S. 435-437.
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tesheim noch als Typus in seiner Occulta philosophia vorstellte68? Oder sollten sie, wie es Pomponazzi tat, als Kräfte definiert werden, mit denen die Dämonen operieren konnten, die mit ihnen aber nicht identisch waren? Was für Kritiker der Astrologie, die sich der Kirchenväterzitate bedienten, entweder aus Bosheit oder aus polemischer Absicht oder tatsächlich reale Vorstellung war, nämlich daß die Planeten ehemals heidnische Götter seien und deshalb Dämonen sind, hatte in den Augen der Wittenberger schon lange keinen realen Seinsgrund mehr. Als Melanchthon deshalb heranging, die Versatzstücke der wiederaufgelebten Assoziationskette, Astrologie hantiere mit Dämonen, zu widerlegen, besaß sie für ihn anders als etwa für Thomas Erastus deshalb schon von vornherein keine Plausiblität mehr. Seit Aristoteles' Zeiten und wieder seit Salutati und seit Pomponazzi galten die Planeten nicht mehr als Dämonen. Bereits Thomas von Aquin,69 später auch Salutati und andere hatten Planeten und Gestirne nicht mehr als Dämonen im Sinne der Kirchenväter, sondern im aristotelischen und ptolemäischen Sinne als natürliche Wirkkräfte angesehen, wie wir bereits gesehen haben. Sie sind Kräfte, aber keine Dämonen. Das ist die entscheidende Differenz zwischen Kritikern und Befürwortern der Astrologie. So hieß der erste Satz über den Mond bei Melanchthon schlicht: „Der Mond ist das unterste Licht am Himmel, das den ganzen Zodiakus in 27 Tagen, 7 Stunden, 43 Minuten und 7 Sekunden durchschreitet." und er fahrt mit der nüchternen Beschreibung von natürlichen Wirkkräften fort.70 In seinen ganzen Initia spielen Dämonen keine Rolle, und das, obwohl ihr Himmel von Dämonen bevölkert blieb. Diese Dämonen hatten in den Augen der Wittenberger aber andere Wohnorte als Planeten und Sterne und andere Betätigungsfelder als diejenigen, mit Hilfe von Planeten und Sternen zu wirken. Pomponazzi, und hier zeigt sich indirekt wieder, wie wichtig seine Naturphilosophie auch in Wittenberg gewesen ist und hier vor allem für Peucer, hatte bereits 1520 klar gemacht, daß man als Astrologe nicht mit Dämonen und nicht mit ehemals heidnischen Göttern umgehe, sondern mit physikalischen Ursachen. Diese naturphilosophische Befreiung des Dämons aus seiner planetaren und stellaren Körperhülle, in der sie durch Augustinus im Abendland herumgeisterten, erlaubte es den Wittenberger Gelehrten im 16. Jahrhundert gegen all die modernen .Kirchenväter', ihre Idee von der Astrologie als biblisch gerechtfertigt zu entwickeln. Wäre Aristoteles' Lehre so rein durch das Mittelalter hinweg überliefert worden, wie er sie selbst konzipiert hatte (schließlich kannte er keine Dämonen), dann hätte vielleicht auch das Mittelalter nicht so bereitwillig die Idee perpetuiert, daß die Astrologen sich mit Dämonen beschäftigten. Es gab aber immer genug Gelehrte, z. B. Pierre d'Ailly, die sich schon im Mittelalter gegen diese Auffassung gewehrt hatten, und selbst die Kirche sah während des Mittelalters die Astrologie als das kleinere Übel an - im Gegensatz zur Magie. Wenn es eindeutig nicht mehr der theologische Schrecken vor den Dämonen war, der Melanchthon und die anderen beeinflußt haben konnte, was war es dann, das den Schrecken nährte? Kann die Vorstellung der Wittenberger, Planeten und Sterne seien physikalische
68
AGRIPPA von NETTESHEIM: De occulta philosophia, Buch III, Kapitel 16, S. 353.
69
THOMAS VON AQUIN: Summa
70
MELANCHTHON: Initia, Sp. 242: „Luna infimum in coelo lumen est, quod totum Zodiacum peragrat diebus 27, horis 7, minutis 43, secundis 7."
theologiae,
q. 115,5.
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Im Streit mit den lutherischen und katholischen Theologen
Kräfte, diesen Schrecken bewirkt haben? Das erscheint höchst unwahrscheinlich. Relativ unprosaisch heißt es ja hier nur, Merkur sei changierender Konstitution, Venus kaltfeuchter, Mars heiß-trockener, Jupiter gemäßigt-feuchter, und Saturn kalt-trockener Konstitution, Sonne und Mond deren heiß-trockene bzw. kalt-feuchte Seinsweise. Angst rief deshalb weder physikalische Beschaffenheit noch der Dämon, sondern vielmehr der göttliche Wille hervor, mit dem Melanchthon die Astrologie relativ fest verknüpft hatte. War nicht gerade seine Bibelexegese dafür verantwortlich, daß er jedes himmlische Zeichen hinfort als ein jeweils neu zu entschlüsselndes Zeichen des göttlichen Willens las - und gerade nicht nur als physikalische Ursache, die man auch ohne weitere Hintergedanken hätte analysieren können? Für Melanchthon waren himmlische Konstellationen vielmehr auch klare Zeichen für eine Androhung von Unheil oder für das indirekte Gnaden versprechen Gottes. Wenden wir uns nun aber den Cyclopen zu. Weil Melanchthon betont hatte, alle natürlichen Zeichen, auch die der Sterne, seien auf den Willen Gottes hin zu lesen, erschienen ihm all diejenigen Philosophen als einäugig, die die göttliche Naturordnung nicht als göttlichen Auftrag empfanden.71 Am ehesten meinte er damit Demokrit und die Atomisten, die das ganze natürliche Geschehen in die Hände des Zufalls gelegt sahen. Gleichzeitig meinte er damit auch die Stoiker, die, obwohl sie nach Chrysipps Vorstellungen immer die Zeichen Gottes lesen wollten,72 sich jedoch weigerten, die Zeichen des christlichen Gottes zu erkennen. Sie befürworteten darüber hinaus den stellaren Determinismus, wogegen sich Melanchthon entschieden verwahrte. Auch die Pyrriionisten der jüngeren Akademie in Athen vergingen sich ihm zufolge an der von Gott etablierten Ordnung der Natur. Nach Melanchthons eigener Definition des Heiden, die wir weiter oben schon kennengelernt haben, waren Stoiker, Epikureer, Pyrrhonisten diejenigen Heiden, die als wahre Heiden verteufelt werden mußten.73 Weil er aber mit seiner Astrologie den paganen Determinismus all dieser naturphilosophischen Schulen bekämpfen wollte, versuchte er zweierlei: einerseits wollte er die göttlichen Zeichen in der Natur lesen, andererseits aber auch den freien Willen Gottes. Deshalb war in Melanchthons Augen der Naturphilosoph immer zugleich Interpret des göttlichen Willens. Sendete dieser einen Kometen, hatte es offensichtlich Nachteile, wenn man, wie Melanchthon es tat, gewisse Naturphilosophen als Cyclopen schalt, weil sie auf dem 71 72 73
MELANCHTHON: Initia, Sp. 187: Die Erfahrung innerhalb der Physik lehre, daß alle Erfahrung sowohl „testimonium doctrinae coelestis et voluntatis Dei" sei. Vgl. CICERO: Über die Weissagung, I, 82, S. 85. Vgl. MELANCHTHON: Initia, Sp. 191; sowie MELANCHTHON: Erotemata, Sp. 656f. So sagt er hier: „Epicurea piena est horribilium fiirorum. [...] In physicis componit mundum ex atomis, et somniat subinde alios mundos nasci [...] Negat esse Deum, et affirmat omnia sine Providentia divina, tantum casu nata esse, et casu ferri. Stellas ridicule fingit non esse durabilia corpora, sed quotidie novos halitus accendi ed deflagrare, qui speciem Solis et aliarum stellarum eficiant." Über die Stoiker sagt er folgendes: „Alligai [die stoische Doktrin] Deum ad causas secundas, et negat eum aliter posse agere, quam ut caussae secundae feruntur, quia ordo turbaretur." Und über die Academia recentior [er nimmt deren Vertreter allesamt aus Diogenes Laertius Leben und Meinungen berühmter Philosophen] meint er: „Academia recentior, cum videret magnas esse dissensiones aliarum sectarum, et animadverteret quasdam partes in Physicis, ut de mundi initio, de fluminum perennitate, et alia quadam non satis comprehendi acie humani ingenii, addidit falsam hyperbolen, omnia incerta esse, quod etiam ad numeros et ad konas ennoias in Geometria transtulit, quarum certitudinem variis praestigiis sophismatum labefactare conata est." Sodann fugt er als pädagogische Mahnung hinzu: „Haec de sectis monere adolescentes utile est, ne veras et receptas sententias, quas docet communis Aristotelica doctrina, fastidiant, et amore novitatis admirentur et amplectantur prodigiosas opiniones." (Sp. 658).
Katholische Astrologen in Deutschland
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Auge, das den göttlichen Willen nicht wahrnehmen konnte, offensichtlich blind waren. Er mußte dann nämlich furchten, daß Gottes Zorn ihm und der Gesellschaft drohe. Vielleicht betonen gerade deshalb Schüler Melanchthons, wie etwa David Chytraeus, noch eindeutiger, daß die Sterne nicht nur an den Zorn Gottes sondern auch an sein Gnadenversprechen erinnern. Dezidiert heben David Chytraeus74 und Nikolaus Seinecker75 von theologischer Warte aus die Relation zwischen göttlicher Gnade und stellarem Zeichen hervor. David Chytraeus nimmt sogar eine subtile Scheidung im Bedeutungsgehalt zwischen Eklipsen und Planetenkonjunktionen einerseits und Sternen andererseits vor, um die Steme wenigstens begrifflich aus dem Bedeutungsspektrum des Unheils herausnehmen zu können. Bisher waren Kometen, Eklipsen, Steme und Planeten undifferenziert in denselben Topf geworfen worden: sie alle bedeuteten, wie z. B. noch bei Martin Luther, drohendes Unheil. Damit waren auch die letzten bibelexegetischen Ressourcen erschöpft, die Melanchthon und einige seiner Schüler für die Astrologie und für sich selbst als Astrologen reklamieren konnten. Gegenüber den theologischen Kritikern war es in ihren Augen ausreichend erwiesen, daß ihre Kunst alles andere als eine heidnische Kunst war. Viele seiner Kritiker waren davon nicht zu überzeugen. Melanchthon fand dennoch ausreichend Studenten in Wittenberg, die seine Überzeugungen über Jahrzehnte hinweg teilten. Auch wenn der Kampf der zwei Giganten in Wittenberg als unentschieden gelten muß, kamen die fuhrenden Astrologen Deutschlands aus dem reformatorischen Lager. Da wir in diesem Kapitel die Auseinandersetzung der Astrologie mit der Theologie untersuchen, lohnt sich gerade hier ein Blick in das katholisches Lager.
Katholische Astrologen in Deutschland Im Jahre 1603 genoß es der anglikanische Professor für Mathematik Christopher Heydon (t 1623) sichtlich, daß er im heimischen Baconsthorpe, Norfolk, in die vielen astrologischen Publikationen des letzten Jahrhunderts eintauchen konnte. Zwar mußte er die wissenschaftliche Seriosität der judizialen Astrologie beweisen, was eher unangenehm war, doch verschaffte er sich so einen gründlichen Überblick über die astrologischen Publikationen. Er las astrologische Bücher und gelehrte Äußerungen jedweder Couleur. Stellungnahmen der Katholiken Petrus Apian und Martin Delrio werden genauso in seiner Defence of Iudiciall Astrologie (1603) zitiert, wie Aussagen der Lutheraner Philipp Melanchthon und Johannes Garcaeus. Nachdem er etliche dieser astrologischen Schriftsteller untersucht hatte, stellte Heydon zu seiner Überraschung fest, daß die Gelehrten zwar unterschiedlich über Astrologie dachten, diese Verschiedenheit aber nicht aus ihren konfessionellen Überzeugungen bezogen. Ob Lutheraner oder Katholiken, beide konnten sie nach Heydons Beobachtung die Astrologie sowohl verteidigen wie auch angreifen. So ließ er verlauten, daß es im 16. Jahr74 75
CHYTRAEUS, DAVID: In Genesin enarratio, tradita, ut ad lectionem textus bibliorum auditores invitarentur. Wittenberg 1561, S. 46-52. SELNECKER, NIKOLAUS: In Genesin, primum librum Moysis, Commentarius. Leipzig 1569, S. 77r.
Im Streit mit den lutherischen
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und katholischen
Theologen
hundert k e i n e n k o n f e s s i o n e l l e n .Kontinentalbruch' z w i s c h e n den Astrologie-Diskutanten gab. 7 6 Christopher H e y d o n hatte mit seiner B e o b a c h t u n g durchaus recht. Ein B l i c k nach Italien oder D e u t s c h l a n d genügt, u m z u sehen, daß katholische Astrologen, katholische Magier, katholische Fürsten und B i s c h ö f e und die Habsburger g e n a u w i e ihre e v a n g e l i s c h e n K o l l e g e n v o n der N o t w e n d i g k e i t und der B e d e u t u n g der Astrologie überzeugt waren. A n z w e i katholischen A s t r o l o g e n aus Deutschland, Petrus und Philipp Apian, soll dies i m f o l g e n d e n illustriert werden. Zwar ist in anderen Wissenschaftsbereichen viel darüber spekuliert worden, w i e die K o n f e s s i o n die W i s s e n s c h a f t prägte, 7 7 doch die A s t r o l o g e n sperren sich erfolgreich e i n e m einseitigen k o n f e s s i o n e l l e n Zugriff. 7 8 G e m e i n s a m mit Wittenberger K o l l e g e n lebten sie in einer ideellen überkonfessionellen Gelehrtenwelt. V o m frühen 16. Jahrhundert an bis tief in das 16. Jahrhundert hinein haben katholische W i s s e n s c h a f t l e r trotz ihrer katholischen Prägung die A s t r o l o g i e o h n e G e w i s s e n s b i s s e betrieben und w e n i g Z w a n g verspürt, sich d e s w e g e n t h e o l o g i s c h z u rechtfertigen. 76
77
HEYDON, CHRISTOPHER: Defence of iudiciall Astrologie. Cambridge 1603, S. K4v: „But to this he [Mr. Chamber] addeth that divers other Divines, both Papists and Protestants are of his opinion: albeit for brevities sake, he omitted to name one. Yet considering that many men are of many mindes, I will not denie but he may produce some, as sashly mistaken as himselfe. But on the contrary part, doth he thinke astrologers destitute, if they will contest with him? If he does, he is deceived. For there hath not wanted of both religions that have maintained astrologie: as for example, Paulus 3. the Pope, who so excelled in this arte, that he warned his sonne long before of the very daie in which he was flaine: Patritius, Episcopus Vienensis, Petrus de Aliaco, Cardinall Cusanus, Leopoldus, Robertas Lincolniensis, Paulus de Middelburgo, Lucas Gauricus, Appolinaris, all which were Cardinalls or bishops. Besides, Paulus Monachus, Vincentius, Franciscus Iunctinus, Michael a Petra sancta, Franciscus Toletus, Martinus Delrius, Clavius. And of Protestants, Melancthon, Peter Martyr, Bullinger, Mariorat, Garcaeus, Beza, Brentius, with an infinite number of others, that beeing divines, have either written in approbation of Astrologie, or professed the arte itselfe." Insbesondere die Medizingeschichte diskutiert diese Fragen mit Bezug auf das 16. Jahrhundert. Vgl. die z u s a m m e n f a s s e n d e Diskussion bei GRELL, OLE PETER u n d ANDREW CUNNINGHAM (HGG.):
Medicine
and the Reformation. London 1993; HELM, JÜRGEN: „Medicinam aspernari impietas est" - Zum Verhältnis von Reformation und akademischer Medizin in Wittenberg. In: Sudhoffs Archiv 83, 1999, S. 22-41. Kusukawa geht eindeutig von einer solchen konfessionellen Prägung aus. Vgl. neben ihren hier häufiger genannten Studien auch KUSUKAWA, SACHIKO: Aspectio divinorum operum: Melanchthon and astrology for Lutheran medics. In: O. GRELL und A. CUNNINGHAM (HGG.): Medicine and the Reformation. London 1993, S. 33-56. Die geistesgeschichtliche Forschung zum 17. Jahrhundert diskutiert die Frage nach der Konfessionalisierung umsichtig und bestreitet teilweise dogmatische Differenzen. Vgl. den Aufsatz von ASHWORTH JR., WILLIAM B.: Catholicism and Early Modern Science. In: D. LINDBERG und R. NUMBERS (HGG.): God and nature. Historical essays on the encounter between Christianity and Science. Berkeley 1986, S. 136-166. Siehe ferner ROBERT WESTMAN, der die Rezeption des Kopernikus bei Katholiken und Protestanten untersucht hat. Auch er gelangt zu der Feststellung, daß die Ablehnung in ihrem Ergebnis gleich ist, die Gründe dafür aber womöglich unterschiedlich sind; vgl. DERS.: The Copernicans and the churches. In: ebd., S. 76-113. 78
In der Geschichte der Astrologie wird weitgehend eine konfessionelle Beeinflussung negiert. Vgl. die Erträge des Kolloquiums des CENTRE V. L. SAULNIER (HG.): Divination et controverse religieuse en France au XVIe siècle. Paris 1987. Siehe hier v. a. die Beiträge von LEWIS, JOHN: Les pronostications et la propaganda évangèlique. In: ebd., S. 73-83 und BOKDAM, SYLVLANE: Les mythes de l'origine de l'astrologie à la Renaissance. In: ebd., S. 57-72. Bokdam hat femer in der Edition Pontus de Tyards selbst ein Bischof von Lyon - feststellen können, daß die Kritik an der Astrologie gerade nicht aus einem konfessionellen Geist lanciert wurde. Siehe PONTUS DE TYARD: Mantice. Discours de la vérité de Divination par Astrologie. Lyon 1558. Hrsg. von Madame SYLVIANE BOKDAM. Genf 1990.
Katholische Astrologen in Deutschland
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In einem Punkt jedoch ist Heydons Einschätzung zu korrigieren. Heydon berücksichtigte in seiner Geschichte der Astrologie nur die Gelehrten und nur einige wenige Herrscher. Er wußte genau, warum er einen entscheidenden Faktor in seinem irenischen Gesamtbild nicht benannte: die offizielle Meinung der katholischen Kirche. Er sparte sie geflissentlich aus, weil einigen katholischen Theologen daran gelegen war, die Astrologie zu konfessionalisieren und sie für kontroverstheologische Polemiken zu instrumentalisieren. Dieser innerkirchliche Diskurs soll hier als zweites vorgestellt werden. In der katholischen Welt des 16. Jahrhunderts laufen deshalb lange Zeit zwei parallele Diskurse friedlich nebeneinander: der der Wissenschaftler einerseits und der der katholischen Theologen andererseits. Beide können nur in gebührender Kürze vorgestellt werden. Wie diese Diskurse schließlich unter den Bedingungen der Institutionengeschichte und der katholischen Kirchengeschichte gegen Ende des 16. Jahrhunderts, wenn überhaupt, konvergierten, kann nur im Zusammenhang einer umfassenden Geschichte des katholischen Bildungswesens dargestellt werden. Als Christopher Heydon so wichtige katholische Gelehrte wie Christopher Clavius, Francisco Giuntini, Martin Delrio und Luca Gaurico aufzählt, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts noch öffentlich die judiziale Astrologie befürworteten, hätte er leicht noch weitere Astrologen anfuhren können. Ganz Frankreich und ganz Italien sah während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wissenschaftlich arbeitende Astrologen. Er hätte Girolamo Cardano zitieren können sowie die deutschen Astrologen Petrus und Philipp Apian. Außerdem hätte er auf die Würzburger und Eichstädter sowie auf den Mainzer Erzbischof aufmerksam machen können, um seine These zu bekräftigen.79 Bleiben wir deshalb in Deutschland und zwar in Bayern. An der katholischen Universität Ingolstadt wurde Petrus Apian genau in dem Jahr, 1526, auf den Mathematiklehrstuhl (offiziell eine sogenannte Mathematiklektur) berufen, als die Astrologen Johannes Volmar und etwas später Jakob Milich in Wittenberg ihre Arbeit als Astronomie- und Mathematiklehrer antraten.80 Wie Jakob Milich hatte auch er bei Georg Tannstetter in Wien studiert, und so verwundert es nicht, wenn Apians Ruf als Astronom und Astrologe weit über die Ingolstädter Grenzen hinausreichte. Er beriet in astrologischen Angelegenheiten sowohl den sächsischen Herzog Johann Georg als auch die bayerischen Herzöge.8' Kaiser Karl V. ernannte ihn 1541 zum Hofmathematicus, nachdem ihm Apian 79
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Vgl. VON DER GÖNNA: Albrecht von Brandenburg, S. 381-477; Zum Würzburger Bischof siehe BARON: Camerarius and the historical Doctor Faustus, S. 200-222; dem Eichstädter Bischof Gabriel von Eyb (1496-1535) widmete ein gewisser Michael Krautwadel eine Praktik: KRAUTWADEL, MICHAEL: Practica Teutsch auff das MD und XXXI Jar. Gemacht durch Michaelen Krautwadel / der Artzney Doctor zu Landsperg zu ehren dem hochwirdigen fürsten und Herrn Herrn Gabriel Bischoff zu Aychstät / Cantzler des Ertzstiffts Mentz und der Universitet Ingolstadt, s. 1. s. a . . Die folgenden Informationen beziehe ich aus SCHÖNER, CHRISTOPH: Mathematik und Astronomie an der Universität Ingolstadt im 15. und 16. Jahrhundert. Diss. phil. München 1993. Berlin 1994, insb. S. 358ff, S. 415, S. 420. Vgl. auch die Einträge zu den einzelnen Professoren von SCHÖNER in: BOEHM, LAETITIA u n d WINFRIED MÜLLER U. a. (HGG.): B i o g r a p h i s c h e s L e x i k o n d e r
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Ludwig-Maximilians-
Universität München. Teil I: Ingolstadt-Landshut 1472-1826. Berlin 1998, S. 15-16, S. 16-18. Leider sind nur einige Prognostiken überliefert. Von einer Anstellung als Hofmathematikus bei den bayerischen Wittelsbachem wissen wir bisher nichts. Dies müßte jedoch noch eingehender erforscht werden. Vgl. APIAN, PETRUS: Practica auff das 1532. Jar. Zu Eeren den Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten unnd H. H. Herrn Wilhelmen und Herrn Ludwigen Pfaltz by Rheyn Herrtzogen in Obern
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einige Jahre zuvor sein wichtigstes astronomisches Lehrbuch, das Horoscopion generale, gewidmet hatte. In diesem astronomischen Lehrbuch sind die Spuren von Apians astrologischer Bewandtheit sichtbar zu verfolgen. Nach astrologischem Brauch übergab er das Buch zu einem astrologisch günstigen Zeitpunkt der Öffentlichkeit.82 Zeit seines Lebens lag ihm aber besonders die Astronomie am Herzen. Als er den bayerischen Herzögen mehrere Prognostiken über den Kometen aus dem Jahre 1531 überreichte, bestimmte er mit mustergültiger astronomischer Präzision die Bahn des Kometen. Weit weniger Aufmerksamkeit schenkte er den unheilvollen Auswirkungen des Kometen, obgleich sie natürlich in das Genre der Prognostiken gehörten und er auch dieses analysierte. Über den Unterricht der Astrologie in Ingolstadt sind wir nur ungenügend informiert. Als Mathematikprofessor an der Ingolstädter Universität lehrte Apian die Planetentheorie von Peurbach, er behandelte die Sphaera von Sacrobosco und vermittelte mit Hilfe von Himmelsgloben astronomische Erkenntnisse.83 Außerdem las er Euklids Geometrie und lehrte die Arithmetik. Die Astrologie wollte er 1517 mit Hilfe von Alcabitius vermitteln; ob es jemals dazu kam, wissen wir nicht.84 Insgesamt war das curriculum der Artistenfakultät an der Ingolstädter Universität weit mehr als in Wittenberg von den astronomischen und physikalischen Schriften des Aristoteles geprägt. So sahen die Statuten der Artistenfakultät aus dem Jahre 1535 in der Physik den Unterricht von Aristoteles De caelo, De generatione et corruptione und der Meteorologie vor.85 Von einer Vorlesung über den Tetrabiblos wissen wir nichts.86 Doch weil Apians Sohn Philipp in Ingolstadt studierte und auch dieser ein berühmter Astrologe wurde, ist anzunehmen, daß Petrus Apian in seinem Mathematikunterricht in die Astrologie einführte. Selbst die Mediziner befürworteten bis ins späte 16. Jahrhundert hinein die Astrologie. Als Johannes Lonaeus Boscius, der gleichzeitig Mathematik und Medizin unterrichtete, zu Beginn der achtziger Jahre eine Rede hielt, betonte er, daß die Astrologie die wichtigste Hilfswissenschaft der Medizin sei und kaufte zahlreiche Ephemeridentafeln, die auch heute noch den astronomischen Grundstock der Universitätsbibliothek bilden.87 Wenn es auch schwierig ist, ein klares Bild über die Vorlesungen in Ingolstadt zu gewinnen, so scheinen die Aktivitäten, mit denen die Astrologie vermittelt wurde, in Ingolstadt weniger intensiv gewesen zu sein als in Wittenberg. Wo es in Wittenberg zwei Lehrstühle der Mathematik gab, gab es in Ingolstadt nur einen. Die Aktivitäten der einzelnen Mathema-
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und Nidem Bayern und Gebrüdere / Durch Petrum Apianum der löblichen Hohennschul zu Ingolstat Mathematicum nach rechter kunst und art der Astronomey Practicirt. Landshut 1532. Vgl. APIAN, PETRUS: Horoscopion Apiani generale dignoscendis horis cvivscvmqve generis aptissimum. Ingolstadt 1533; unpag. erste Seite der Ausgabe BSB: Res/2 Math. a. 12: vermerkt Apian: „sole Virginem intrante, cum Luna Veneris stellam foelicissimo radio aspiceret." SCHÖNER: Astronomie und Mathematik in Ingolstadt, S. 365. SCHÖNER: Astronomie und Mathematik in Ingolstadt, S. 322. Vgl. etwa ALCABITIUS, ABDYLAZIS: Preclarum Summi in Astrorum scientia principis Alchabitij Opus. Venedig 1521. Auch Valentin Nabod bediente sich dieses astrologischen Einfuhrungswerkes anstatt des Tetrabiblos. Vgl. PRANTL, CARL V.: Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität in Ingolstadt, Landshut, München. 2 Bde. München 1872, Bd. 1, S. 201; Bd. 2, S. 181ff. In Ingolstadt wurde in der universitätseigenen Druckerei Ptolemäus nicht gedruckt. Man konnte aber vermutlich ausreichend auf die Wittenberger Editionen zurückgreifen, oder auf Drucke aus Basel, Rom und anderen italienischen Städten. Vgl. SCHÖNER: Astronomie und Mathematik in Ingolstadt, S. 430ff.
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tikprofessoren nahmen sich, was ihr Drang in die Öffentlichkeit betraf, auch eher bescheiden aus. Petrus Apian publizierte keine eigenen Schulbücher, die die Astrologie aus der Perspektive der Astronomie, der Naturphilosophie oder der Theologie irgendwie rechtfertigten. Er hielt auch keine Reden über den Wert der Astrologie, zu denen dann traditionsgemäß gelehrtes Publikum die Universitätsräume aufsuchte; er bemühte sich auch nicht darum, die Astrologie zu reformieren, wie es den Wittenbergern im Sinn stand. Offensichtlich reichte ihm das, was Erasmus Reinhold, Johannes Schöner und andere bereits publiziert hatten, aus, um seine Astrologie zu lehren und selbst zu praktizieren. Die Astrologie war ihm - genau wie seinem Sohn - nur ein recht normales und überdies auch einträgliches Handwerk. Wie Petrus Apian Fürsten beriet und es immerhin bis zum kaiserlichen Hofmathematiker gebracht hatte, so begab sich sein Sohn Philipp, der in den späten fünfziger Jahren für Herzog Albrecht V. von Bayern die berühmte bayerische Landkarte anfertigte, schon als junger Mann auf der Seite von Albrecht Alcibiades und Ottheinrich von der Pfalz in der Schlacht von Mühlberg in das astrologische Schlachtengetümmel.88 Sein Freund Erhard Cellius schildert den jungen Apian als einen sehr begehrten Astrologen im Heiligen Römischen Reich, dessen Rat sich Fürsten unterschiedlichster Konfession einholten. Philipp Apians Schicksal ist sehr viel bewegter als das seines Vaters, das doch eher geruhsam war. An der Biographie des Sohnes lassen sich einige übergeordnete Bedingungen erkennen, die das Leben eines katholischen Astrologen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu erschweren begannen. Als der frisch gekürte Doktor der Medizin Philipp Apian 1566 aus Bologna, Ferrara und Padua heimkehrte, wo er unter anderem Cardano besucht hatte, fand er in der Universität Ingolstadt ein theologisch verhärtetes Klima vor. Die Auseinandersetzung zwischen dem Hof, den Dekanen der Fakultäten und den Jesuiten, die seit den sechziger Jahren allmählich den Unterricht in der Artistenfakultät übernahmen, hatte sich verschärft. Die Dekane wollten schon einige Jahre zuvor die Kontrolle über die astrologischen Publikationen gewinnen, sie aber aber auch zugleich vor ungerechten Angriffen schützen. So sahen die allgemeinen Statuten der Ingolstädter Artistenfakultät aus dem Jahre 1556 vor, daß astrologische Prognostiken nicht leichtfertig dem Spott preisgegeben werden durften. So hieß es dort: „Über die Mathematiker legen wir fest, daß diese erst dann Prognostiken und astrologische Urteile in der Rolle des Spötters verhöhnen dürfen, wenn sie zuvor vom Rektor und vier Dekanen geprüft und zugelassen worden sind; wer sich außerhalb dieser Anordnung bewegt, soll bestraft werden."89 Bevor also die katholische Kirche in Trient offiziell und explizit gegen die judiziale Astrologie vorging, hatte die Ingolstädter Universität zumindest ein wachsames Auge auf sie geworfen. Als Philipp Apian reich an Italienerfahrung nach Ingolstadt zurückkehrte und eine Mathematikprofessur antreten wollte, forderte ihn der Dekan der Ingolstädter Artistenfakultät als erstes auf, den Eid auf das Tridentinum zu schwören. Ein unverschämteres Ansinnen konnte sich Philipp Apian kaum vorstellten. Demonstrativ verweigerte er den geforderten 88
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Zum Leben des Philipp Apian und seinen weiten astrologischen Betätigungen informiert am besten: C E L L I U S , E R H A R D : Oratio de vìtae et morte nobilis, et clarissimi vir Philippi Apiani Ingolstadiensis, Medicinae Doctoris, et Mathematum in Academia Tubingensi Professons quondam celeberrimi: anno salutis humanae 1589. Die 14. Novembris, Tubingae pie in Christo mortui. Tübingen 1591. Vgl. PRANTL: Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität, Bd. 1, S. 212ff. : „Item de mathematicis statuimus, ne prognostica neve siderea iudicia sub prelum calcographi [sic] committant, nisi prius rectore et quatuor decanis examinata et admissa fuerint, qui secus fuerit, puniatur."
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Eid und verließ umgehend die katholische Universität. Ohne zu zögern, wandte er sich an die protestantische Universität in Tübingen, wo er nicht als Häretiker empfangen wurde, sondern als der berühmte Arzt und Astrologe.90 In Tübingen war man für diesen ausgewiesenen Fachmann dankbar und gab ihm eine Professur. Als sich aber auch hier fünfzehn Jahre später dasselbe Spiel noch einmal wiederholte und man ihn aufforderte, einen Eid zu leisten, diesmal auf die Konkordienformel, verweigerte sich Apian erneut und verließ noch einmal unverdrossen die Universität. Ganz gleich, welche Konfession es also war, die den Wissenschaftler theologisch-dogmatisch oder kirchlich bevormunden wollte: Philipp Apian sperrte sich dagegen. Er wollte sich seine wissenschaftliche Arbeit durch nichts und niemanden beeinträchtigen lassen. Seine Entschlossenheit ist im 16. Jahrhundert sehr konsequent. Ingolstadt bietet mit Philipp Apian vielleicht eines der interessanteren Beispiele aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts; gleichwohl können in Köln und an anderen Orten katholische Astrologen bei ihrer normalen Arbeit beobachtet werden. Im frühen 16. Jahrhundert spielte es noch keine Rolle, ob ein Astrologe wie der Kölner Conrad Wimpina Theologe war oder wie Valentin Nabod Mathematiker. Conrad Wimpina (1460-1531) war ein treuer Papalist und wortmächtiger Kontroverstheologe bzw. Polemiker. Kurz vor seinem Tod veröffentlichte er seinen Farrago, ein buntes Gemisch verschiedener Thesen zu verschiedenen Themen der Divination.91 Er ist von einer seltsamen Engführung der judizialen Astrologie überzeugt. Die Individualhoroskopie lehnt er ab und befürwortet ausschließlich die Regionalastrologie. Wenn ein guter Astrologe Genethlialogien erstellt, die dem Volk einer ganzen Region Nutzen bringen können, dann sei diese Astrologie erlaubt. Freilich fragt man sich hier als Leser umgehend, was Wimpina unter einem guten Astrologen versteht, und warum die Universalastrologie Anerkennung und Achtung verdient, nicht jedoch die Individualastrologie. Eine zufriedenstellende Antwort sucht man vergeblich. Seine Argumentation, Voraussagen für Regionen brächten „ewige", allgemeingültige Gesetze hervor, Individualhoroskope dagegen nur ,particulare', kann er, so wollen wir zu seinen Gunsten annehmen, im Emst kaum selbst geglaubt haben. Sehr viel deutlicher noch als Conrad Wimpina zeigt sich der Kölner Mathematikprofessor Valentin Nabod (fl559) von der judizialen Astrologie überzeugt.92 In seinem astrologischen Handbuch analysiert er in Anlehnung an Ptolemäus und Alcabitius die technischen Feinheiten der Astrologie. In vielerlei Hinsicht ähnelt dieses Werk Gauricos astrologischen Handbüchern. Nabod geht sogar so weit, daß er den argumentativen Meilenstein innerhalb der katholischen Astrologie, nämlich den ,freien Willen', in der astrologischen Determination aufgehen läßt. Das Böse, so argumentiert er eindringlich, entstehe nicht im Residuum des freien Willens, sondern in dem der weit entfernten planetaren Zusammenkünfte. Für die
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Vgl. SCHÖNER, in BÖHM: Biographisches Lexikon, S. 16-18. WIMPINA, CONRAD: De signis et insomniis, eorumque interpretationibus, libri III. De hypocrisi, superstitione et divinatione libri III. In: Farrago miscellaneorum. Köln 1531, S. 66r—111 v. Vgl. die interessante Anekdote über Nabod, die Thorndike erzählt. Nabod fürchtete sich derart vor seinem eigenen prognostizierten Tod, daß er in Padua trotz aller gegenteiligen Maßnahmen eigentlich seinen eigenen Tod hervorgerufen hat. Er hatte Angst, aus dem Haus zu gehen, weil er fürchtete, draußen umgebracht zu werden. Schließlich starb er tatsächlich durch Räuber, die in sein Haus vorgedrungen waren. Vgl. THORNDIKE: History of magic, Vol. VI, S. 119 sowie NABOD, VALENTIN: Enarratio elementorum astrologiae. Köln 1560.
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Wittenberger Astrologen klang eine solche Auffassung als häretisch, weil sie den sündhaften Menschen argumentativ entlastete. Eine solche Auffassung reizte aber auch, wie wir später bei Cajetan sehen werden, gerade katholische Astrologen. Wenngleich also katholische Astrologen in Deutschland wie ihre Wittenberger Kollegen die Astrologie betrieben, und wenngleich sie wie Apian und Johannes Petreius mit ihnen zusammenarbeiteten, legten sie offensichtlich keinen Wert darauf, ihre Astrologie theologisch und naturphilosophisch zu rechtfertigen. Petrus und Philipp Apian verliehen ihrer Astrologie, und das ist vielleicht die gravierendste Differenz, die sie von den Wittenbergern unterschied, keinen überzeugenden theologischen Rückhalt. Wo Lutheraner ihre Astrologie mit Gen. 1,14 rechtfertigten, gab es - soweit mir bekannt ist - keinen katholischen Astrologen, der ein ähnliches Bemühen systematisch verfolgt hätte.93 Weder Cardano noch Luca Gaurico, Apian oder Nabod sicherten sich biblisch ab. Dies wäre sicherlich auch niemals notwendig geworden, hätten nicht katholische Theologen im Laufe des 16. Jahrhunderts damit begonnen, ihre eigenen Vorstellungen über die judiziale Astrologie offensiver zu vertreten und für diese ihre Kirchenoberen zu gewinnen. Ihre theologischen Interpretationen kamen einer theologischen Vernichtung der judizialen Astrologie gleich. Möglicherweise hat also die fehlende theologische Beschlagenheit der katholischen Astrologen dazu beigetragen, daß sie den Theologen der eigenen Konfession, die nun mit kirchlichen Repressionsmitteln drohten, kaum Widerstand entgegensetzen konnten. Es fällt oberflächlich betrachtet auf, daß katholische Astrologen - mit Ausnahme der Prager Astrologen - nach dem Trienter Konzil sehr schnell bereit sind, in öffentlichen Verlautbarungen auf die Astrologie zu verzichten, und sich stattdessen auf die Astronomie zu konzentrieren. Diese Beobachtung müßte jedoch in Deutschland in jedem einzelnen Fall genauer untersucht werden. Von diesen Differenzen abgesehen gab es, wie Heydon schon feststellte, auch in der katholischen Welt nicht nur Befürworter der Astrologie, sondern auch Gegner. Erasmus von Rotterdam und Thomas Morus hätten sich mit ihren Vorstellungen zur Astrologie ohne Angst vor einem Zerwürfnis mit Luther an seine Tafelrunde setzen können. Sie beide und Luther unterschieden sich in ihrer gemeinsamen Geringschätzung der Astrologie in nichts. Erasmus hatte mehrere Male deutlich zu erkennen gegeben, wie er die Astrologie beurteilte. Nüchtern stellte er fest, daß die Sterne durchaus Menschen beeinflußten; inwieweit sie aber deren Reaktionsmuster vorprägten, sei schwer zu definieren. Höchst problematisch sei es, so Erasmus, aus der Bewegung der Sterne ableiten zu wollen, daß ein Pferd renne, oder ein Hahn krähe oder Menschen in Tumult und Aufruhr versetzt würden. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, und auf dieses Argument will Erasmus hinaus, wisse er nicht, wie diese Ein-
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Ablehnend gegenüber einer solchen Interpretation zeigt sich PEREIRA, BENITO: Commentarìorum et disputationum in Genesim. Lyon 1594, S. 337: „Ad extremum, non defuere, qui verba illa Et sint in Signa, referrunt ad divinationem astrologicam, qua scilicet et ex observatione syderum futura rerum eventa praenosci et praedici posse dicuntur. Sic enim verba haec interpretanda et intelligenda esse, Origenes, referente Eusebio libro 6. de Praeparatione Evangelica cap. 9 existimavit: et vanissimi ac mendacissimi mortalium Astrologi, quos appellant Iudiciarìos, verba hae Mosis suae astromantiae magnam fidem facere, et auctoritatem adiungere gloriantur." Vgl. auch die Neuedition des Genesiskommentars des frühmittelalterlichen Lyoner Bischofs Eucherius im Jahre 1564, der in den Zeichen keine astrologische Legitimationsgrundlage erkannte. EUCHERIUS: Commentarli in Genesim, et in libros Regum. Reliquos eiusdem libros versa pagina indicabit. Rom 1564, S. 6.
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sichten von Nutzen sein könnten. Vernünftiges, wie z. B. die Umwandlung des Bösen ins Gute, könne durch astrologisches Vorherwissen nicht bewirkt werden. Weder die Steme noch die Astrologie könnten essentiell etwas verändern. Veränderungen spielten sich allenfalls auf der .Erkenntnisebene' ab. So könne ein Mensch, wenn er sich durch die Astrologie mit seinen Neigungen zum zukünftig Bösen oder Guten vertraut gemacht hätte, entweder seine Freude maximieren oder seine Ängste minimieren. Der Nutzen der Astrologie ist somit nach Erasmus' Verständnis allenfalls ein psychologischer.94 Das ist eine durchaus andere Auffassung, als die, die Melanchthon oder Peucer vertraten. Weit skeptischer als Erasmus präsentiert sich Thomas Morus, der andere große katholische Humanist. Ihm waren die Aussagen des Erasmus freilich bekannt, doch will er noch nicht einmal etwas vom psychologischen Nutzen eines Vorherwissens wissen.95 Er vertritt nur das Lob des einfaltigen Nichtwissens als Gegenargument gegen die Astrologie und sekundiert es mit beißendem Spott gegenüber den Astrologen.96 Es läßt sich unschwer erkennen, daß Thomas Morus ein großer Verehrer von Pico della Mirandola war, dem er eine Biographie widmete.
Die Versklavung des freien Willens - ein katholisches Problem Erasmus* und Morus' Positionen drangen lange Jahre nicht bis in die geheimen Kammern des Vatikans vor. Im katholischen Rom genoß die Astrologie unter den Päpsten bis weit in das 16. Jahrhundert hinein ein sehr hohes Ansehen.97 Papst Nikolaus V. (1447-1455) schätzte die Astrologie so sehr, daß er seine privaten Gemächer mit planetaren Symbolen ausschmücken ließ. Täglich brachte er sich die außermenschlichen Einflüsse seitens der Planeten zu Bewußtsein. Selbst Leo X. (1513-1521), der Luther zu seinem persönlichen Feind auserkoren hatte, war der astrologischen Beratung zugetan. Ebenso pflegte sie Paul III. (1534-1549). Erst als das Trienter Konzil einberufen worden war und die Indexkongregation 1559 konkrete negative Beschlüsse faßte, war das, was aus Rom verlautete, nicht mehr vom Glanz der Residenzen der Borgia-Päpste erfüllt, sondern vom schneidenden Ton der Bücherzensur. 94
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ERASMUS V. ROTTERDAM: Luciani Samosatensis dialogi aliquot', Desiderio Erasmo Roterdamo interprete. Tomus I. In: DERS.: Opera omnia in decern tomos distincta. Recognovit Joannes Clericus. ND der Ausgabe Leiden 1703. Hildesheim 1961, Sp. 185-340, Sp. 340. MORUS, THOMAS: The complete works of St. Thomas More. 14 volumes. New Haven 1976-1997. Hier: V o l u m e 3. Part II: Latin Poems. Ed. b y CLARENCE H. MILLER, LEICESTER BRADNER, CHARLES A. LYNCH a n d REVILO OLIVIER. N e w H a v e n 1 9 8 4 , S. 2 0 9 .
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Ebenda, S. 215 heißt es: „On Fabian, the Astrologer: Now that credulous people, in great numbers, every day, are buying from you great quantities of predictions, if among the many lies you tell there is. by chance, a single truth, then, Fabian, right off, you want me to think you a prophet. But make your predictions invariably wrong. If you can keep this up, Fabian, I might think you a prophet." THORNDIKE: History of Magic, Vol. VI, S. 145-178; BURCKHARDT, JACOB: Die Kultur der Renaissance in Italien. ND. Essen s. a., S. 512-556, hier S. 513. Siehe auch die Liste der Päpste bei RANTZAU: Catalogus Imperatorum, 1580, passim.
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Die Hauptverantwortlichen für diese Trendwende waren katholische Theologen, die schon im frühen 16. Jahrhundert begonnen hatten, im Rückgriff auf eine lange kirchliche Tradition98 die judiziale Astrologie erneut dogmatisch zu widerlegen. Wie Sepulvedas (1489-1573) Buch De fato et libero arbitrio (1526) zeigen kann, gab es katholische Theologen, die versucht hatten, die Astrologie kontroverstheologisch zu instrumentalisieren. Sepulveda hatte nämlich beobachtet, daß sich die Diskussion über den .freien Willen' so, wie sie von den Astrologen, aber auch von ihren Kritikern, geführt wurde, mit der Diskussion über Luthers Doktrin des ,unfreien Willen' zu vermischen beliebte. So sagt er zwischen all seinen unoriginellen Aussagen über die absolute Freiheit des menschlichen Willens unvermittelt folgendes: „Ich komme nun zu jenem Argument von der göttlichen Weissagung und der Erkenntnis der zukünftigen Dinge, von denen jene Philosophen glaubten, daß sie seine [Luthers] Sache [die des unfreien Willens] vorzüglich bestätige, und in das Luther am meisten von allen Vertrauen setzte. Wir müssen aber die Trugschlüsse dieses Häretikers getrennt widerlegen; anders nun, sodann, widerlegen wir die (zu Betrügereien anstiftende) Vorhersage der Chaldäer und dann der Physiker, mit ihrer natürlichen Untersuchung vom göttlichen Vorherwissen; die sich in ganz ähnlicher Weise darbieten."99 Zwar erläutert Sepulveda nicht weiter, wer Luthers Lehre vom unfreien Willen mit der chaldäischen Astrologie verglich und wer ein solch undifferenziertes Urteil ablieferte, doch zeigt sich hier indirekt, daß bei so manch einem Katholiken nach Sepulvedas Auskunft ein gedanklicher Fehlschluß vorlag. Luthers .unfreier Wille', der sich nach Luthers eigenen Vorstellungen nur auf die menschliche Unfreiheit in Heilsfragen bezog, war gleichgesetzt worden mit dem .unfreien Willen', den Astrologen angeblich propagierten. Lutherische Unfreiheit in Heilsfragen wurde offensichtlich von einigen katholischen Theologen gleichgestellt mit Handlungsunfreiheit durch stellare Einflüsse. Für Sepulveda waren dies aber eindeutig zwei unterschiedliche Konzeptionen, die jedoch beide bekämpft werden mußten. Sepulvedas Unterscheidung und seine Warnung wurden jedoch kaum beachtet. Im Laufe des 16. Jahrhunderts entwickelte sich die Betonung des freien Willens zu dem katholischen Gegenargument gegen die Astrologie par excellence. Drei Männer sind hierfür maßgeblich: Thomas Cajetan, Franciscus Toletus, der einflußreiche Naturphilosoph und der nicht minder bedeutende Benito Pereira. Sie stützten unter Berufung a u f d e n f r e i e n W i l l e n ihre p e r s ö n l i che Aversion gegen die judiziale Astrologie. Man darf - nach den Andeutungen von Sepulveda - hinter dieser argumentativen Zuspitzung durchaus auch eine kontroverstheologische Instrumentalisierung vermuten. Hätten manche katholische Theologen nicht in ihrer Widerlegung des astrologisch aufgefaßten unfreien Willens gleichzeitig den lutherisch aufgefaßten
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Siehe DENZINGER, HEINRICH: Enchiridion symbolorum definitionum et declarationum de rebus fidei et morum. Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen. Verb, und erw., ins Dt. übertragen von PETER HONERMANN. 37. Aufl. Freiburg im Breisgau et al. 1991 : Nr. 205, S. 98 (Synode von Toledo im Jahre 400); Art. 10, S. 208-210 (Synode von Braga im Jahre 561). SEPULVEDA, JOHANNES GENESIUS: De fato et libero arbitrio libri tres. Rom 1526, S. Ir: „Venio ad illud argumentum de deorum vaticiniis et praecognitione rerum futurarum quo isti philosophi, putabant causam suam vel in primis confirmari, et cui confidit maxime omnium Lutherus. Sed hic locus aliter tractandus erit, cum huius haeretici captationes separatum refellemus, aliter nunc, dum physicos ratione naturali deorum perscientiam et chaldeorum praedictiones, quibus similiter occurritur, allegantes refutamus".
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unfreien Willen diffamieren können, wäre es fraglich, ob sich bei Pereira und anderen dieser Topos gegen Ende des 16. Jahrhunderts solch wachsender Beliebtheit erfreut hätte. Martin Chemnitz, ein aufmerksamer Beobachter und kompetenter Kommentator der dogmatischen Entscheidungen auf dem Trienter Konzil, attestierte den Konzilsteilnehmern insbesondere in der Frage des ,freien Willens' begriffliche Unredlichkeit. Ihm erschien es unbegreiflich, warum Katholiken in der Willenslehre kein Verständnis für Unterscheidungen aufbrachten und alle Begriffe durcheinander warfen; so könnten sie nicht klar erkennen, daß der Wille des Menschen in allen Belangen frei ist, nicht jedoch in bezug auf das Heil, da der menschliche Wille nicht die Macht habe, Gottes Heilsabsicht und sein in Christus errichtetes Heil zu ändern bzw. außer Kraft zu setzen.100 Wer waren die katholischen Retter des freien Willens, die schon lange vor dem Trienter Konzil gegen die Astrologen zu Felde zogen und während des Konzils neue theologische Autorität gewannen? Cardinal Cajetan (1469-1534), der größte Thomist seiner Zeit, war sicherlich der wichtigste von ihnen; der erst nach Cajetans Tod geborene Kardinal Robert Bellarmin (1542-1621), einer der bedeutendsten Jesuiten seiner Zeit, interessierte sich für die judiziale Astrologie nicht weiter.101 Obwohl Thomas von Aquin die Astrologie in Form der These „die Sterne stiften Neigungen, aber sie nötigen nicht" 102 befürwortet hatte und obwohl die Gegenreformation Thomas v. Aquin zu einem ihrer Säulenheiligen auserkoren hatte, war es der in den Lutherprozeß involvierte Kardinal Cajetan, der Thomas von Aquins Ansichten über die Astrologie kritisch begutachtete und sie sehr oft widerlegte. In der Formel „astra inclinant non necessitant" sah er eine unzulässige Freiheitsberaubung des Menschen. 1496 war ihm dies nur eine naturphilosophische Argumentation wert. 103 Später radikalisierte er seine Auffassung durch theologische Zensuren. 104 Mit Strafandrohungen belegte er die Schlußfolgerung der Astrologen, die menschliche Zukunft läge nicht in der Vollmacht des Menschen. Er verketzerte die Tagwählerei, weil sie gegen die Ordnung aus göttlicher Gnade und gegen die damit verbundene Dignität des menschlichen Verstandes verstoße. Durch die Tagwählerei verbünde sich der Mensch mit dem Teufel. Würde ein Astrologe aus einer Na-
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CHEMNITZ, MARTIN: Examen Concila Tridentini. Frankfurt am Main 1609, S. 124: „His ita explicatis, Lectori parucis iam ostendam, quam insidiose Canones Concilii ludant metis aequivocationibus. Unde colligi poterit, quale ibi Studium fuerit veritatis: cum ideo convehant tenebras aequivocationum, ne Veritas per se manifesta emergere possit, Canone quinto, dicunt anathema illis, qui sentiunt liberum hominis arbitrium post Adae peccatum amissum et extinctum esse, non autem explicant, quid vocabulo liberi arbitrii intelligant. Nam si intelligatur ipsa substantia mentis et voluntatis, vel libertas in rebus extemis, aut in actionibus vitiosis: manifestum est liberum arbitrium non esse omnino extinctum et amissum. Si autem intelligatur potentia, vis aut efficacia ad inchoandas et efficiendas actiones spirit u a l s : aut talis libertas quae aequam habeat potestatem sicut ad mala, ita est ad bona: iam in praecedentibus ostendimus, quid ex Scripturae testimoniis recte responderi possit."
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Er diskutiert die Sterne in seinem ganzen Opus nur als Instrumente der Kontemplation der göttlichen Schöpfung. Vgl. BELLARMINO, ROBERTO: De ascensione mentis in Deum per scalas rerum creatarum. In: DERS.: Opera omnia. Hrsg. von JUSTINUS FÈRRE. 12 Bde. Paris 1870-1873. Bd. 8, Paris
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Die Standardformel lautete: „astra inclinant non necessitant." CAJETAN, THOMAS: 5. Thomae Aquinatis praeclarissima commentario, in libros perihermeneias et posteriorum analyticorum. Venedig 1570. Ursprünglich stammt dieses Werk aus dem Jahre 1496. CAJETAN, THOMAS: Secunda Secundae Sancii Thomae, cum commentariis Cardinalis Caietani. Lyon 1548. Das Werk wurde 1517 fertiggestellt
1 8 7 3 , S. 2 3 8 - 3 1 3 .
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tivität Erkenntnisse über die Zukunft eines Menschen ziehen wollen, so sei dieser verdammt. Jahre später verschärft Cajetan noch einmal seine Argumentation. Jede angenommene Inklination des menschlichen Willens durch die Sterne lehnt er nun strikt ab. Es sei zur Rettung der Moral wie auch zur theologischen Rettung der Sündhaftigkeit des Menschen unerläßlich anzunehmen, daß die bösen Leidenschaften des Menschen - und nicht die Planeten diesen zu seinen bösen Handlungen motivierten.105 Das ist Cajetans wichtigstes Argument. Aufgrund des Dogmas vom .freien Willen' müsse der Wille in jeder Hinsicht frei bleiben: sei es in heilsgeschichtlichen oder sei es in weltlichen Angelegenheiten. Das Dogma dulde keinerlei Einschränkung der Freiheit. Die einzige Legitimation für die Astrologie als Wissenschaft liege in der Voraussage von Krankheiten, von Fruchtbarkeit, von Regen und von Trockenheit. Cajetan lässt also die natürliche Astrologie unangetastet. Rückendeckung erhielt Cajetan von dem spanischen Naturphilosophen Franciscus Toletus.106 Toletus erkor als Naturphilosoph zwar nicht wie Cajetan die Sündhaftigkeit des Menschen zum Ausgangspunkt seiner Argumentation, nein, er wählte Aristoteles' Begriff des fatum, um die judiziale Astrologie zu widerlegen. Im Jahre 1573 erschien erstmals sein Kommentar zur Physik des Aristoteles in Venedig, dem mehrere Auflagen innerhalb der nächsten Jahre folgten. Der Kommentar löst das Problem der universellen Geltung sowohl des fatum wie des liberum arbitrium allerdings nur paradox: einerseits müsse man das fatum aufgrund einer nicht anders denkbaren Naturgesetzlichkeit annehmen, andererseits könne jedoch der menschliche Wille nicht in den Geruch einer stellaren externen Abhängigkeit gebracht werden. Die einzige äußere Fessel, die Toletus anerkennt, sind nicht die Sterne, sondern der göttliche Wille, der den menschlichen Willen regiere.107 Toletus scheint seinen Widerspruch selbst bemerkt zu haben; seine Unterscheidung „non per se", „sed per accidens" hat ihn als Philosophen offensichtlich überzeugt. Um den Status des Menschen als Sünder aufrechterhalten zu können, bedurfte es nach Ansicht dieser katholischen Theologen eines Willens, der wirklich frei gedacht wurde und 105
CAJETAN, THOMAS: Summula perquam docta, resoluta ac compendiosa, de peccatis. Lyon 1560, S. 34: „Et sicut erraremus subiciendo nos passionibus irae odij spei timoris ita quod haberemus impetus passionum pro lege: ita vilificamus nos, si inclinationes coelorum habemus per legem: corpora enim sunt, et per modum passionum inclinant nos. Si quis autem coelestium influxuum causas ut inclinativas ad ea quae ex corporibus pendent humana, suscipia: nec errat, nec peccat: ita quod ex consideratione astrorum timere, cavere, audere etc. aliquod quatenus ex corporibus pendet, nullum peccatum est, servato moderamine coniecturae ut scilicet homo, non pro certo, sed coniectura habeat quicquod ex coelo dicitur circa humanas actiones: non ex ratione: quia caremus scientia astrorum, sed quia non subiiciuntur actiones humanae coelo, nisi per indirectam inclinationem, hoc es nisi per quanto pendent a corporibus. Secundum haec igitur iudicare potes eos, qua astrologorum iudicia sequ. circa humana. De astrorum autem iudiciis circa corporales effectus (puta sanitas, vel infirmitas, fertilitatis vel sterilitatis, pluviae, vel siccitatis) nulla est questio, quia haec absque peccato fiunt: quoniam effectus quaeruntur, et reducuntur in suas causas naturales."
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TOLETUS, FRANCISCUS: Opera omnia philosophica (Köln 1615/1616) IV: Commentaria in octo libros Aristotelis de physica auscultatione; V: Commentaria in libros Aristotelis de generatione et corruptione. N D Hildesheim 1985. Ebenda, Sp. 4: „Ulterius, homo quantum ad suas actiones humanas et libéras, non subditur per se fato, quia non a caelo, sed a Deo ipso hominis voluntas regitur: per accidens vero movetur a coelis corpus, in quo ipso est, alterantibus, ac ob id ipsum per corpus ad aliquos effectus, inclinationibus, non tamen cogentibus, et ista satis de fato [...]."
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Im Streit mit den lutherischen und katholischen Theologen
keinerlei Einschränkungen durch stellare Einflüsse unterlag. Trotz ihrer gegensätzlichen Bewertung des Willens in Sachen des Heils konnten sich in der Ablehnung der judizialen Astrologie katholische Theologen mit ihren lutherischen und calvinischen Kollegen einig wissen. Jean Calvin, Petrus Ramus, Jakob Heerbrand, Martin Luther, Thomas Erastus, Nikodemus Frischlin können hier genauso genannt werden wie Thomas Cajetan und Benito Pereira. Sie alle stellen den freien Willen des Menschen in den Vordergrund, um die judiziale Astrologie abzulehnen.108 Gleichwohl müssen wir differenzieren. Bei orthodoxen Lutheranern hatte die Ablehnung der Astrologie mit dem Argument, sie tangiere den freien Willen in sämtlichen irdischen Angelegenheiten, ein anderes theologisches Gewicht als bei Katholiken. Luther lehnte die Astrologie zwar ab, konnte sie aber dulden, weil er genau wußte, daß sie den unfreien Willen in Sachen des Heils nicht tangierte, sie berührte allenfalls die irdische Wahlfreiheit des Willens. Als schwerer empfanden offensichtlich die Katholiken den Angriff der Astrologie auf ihr theologisches Dogma vom freien Willen. Da die Katholiken nicht zwischen dem ,heilsgeschichtlichen' und dem ,weltlichen' Willen unterschieden, mußte ihnen eine Astrologie, die den irdischen freien Willen betraf, zugleich als eine Beschränkung des heilsgeschichtlich und moralphilosophisch notwendigen freien Willens des Individuums erscheinen. Deshalb konnten Cajetan und Pereira die judiziale Astrologie nicht akzeptieren. Ein manifester Unterschied bestand ohnehin in der Wirkungsweise dieses Arguments bei Lutheranern einerseits und Katholiken andererseits; weil die offizielle Kirche und die Jesuiten während des Tridentinums die Positionen eines Cajetan oder eines Pereira adaptierten, versuchten beide, mit kirchenpolitischer Macht die judiziale Astrologie von den katholischen Universitäten zu verbannen. Laut tönte es im Jahre 1559 aus der Indexkongregation in Rom: „Alle Bücher und Schriften der Erdwahrsagerei, Wasserwahrsagerei, Luftwahrsagerei, Feuerwahrsagerei, Traumdeutung, Handlesekunst, Totenwahrsagerei oder in denen von Zaubereien, Giftmischereien, Weissagungen, Vogelschauen oder Zauberformeln der magischen Kunst die Rede ist, werden ganz und gar verworfen. Die Bischöfe sollen aber sorgsam darauf achten, daß keine Bücher, Abhandlungen oder Verzeichnisse der urteilenden Astrologie gelesen oder besessen werden, die in bezug auf künftig eintretende Glücksfalle, etwaige Unglücksfälle oder solche Handlungen, die vom menschlichen Willen abhängen, zu behaupten wagen, es werde sich etwas Bestimmtes ereignen ..." l09 Wie oft hatte die Kirche ähnliche Verbote schon verlauten lassen." 0 Wie oft wurde selbst auf der höchsten politischen Ebene dieser Kirche dieses Verbot nicht beachtet. Die letzte große Auseinandersetzung in der Welt der Gelehrten hatte es darüber in den siebziger
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Vgl. die dahinterstehende Position der Kirchenväter, die sehr gut zusammengefaßt wird in: SCHRÖDER, H. O.: Art Fatum (Heimarmene). In: RAC, Bd. 7, 1969, Sp. 524-636. Hier zitiert nach: DENZINGER: Enchiridion symbolorum definitionum et declarationum de rebus fidei et morum, Nr. 1859, S. 586: „Tridentinische Regel" vom 24. März 1564. Der Wortlaut stimmt haargenau mit dem aus dem Jahre 1559 überein. Vgl. CORPUS IURIS CANONICI: Decreti huius plenissimum argumentum, s. 1. s. a. [frühes 16. Jh. ], S. 304: „Christiana et vera pietas planetarios expellit et damnat. Illos planetarios quos mathematicos vocant plane consulere non desistebat quod quasi nullum eius sacrificium et nulle preces ad aliquem spiritum ob divinationem dirigeretur: quod tarnen [...] consequenter expellit et damnat. Item Hiero. Cultura est idolatrie auguria servare et stellarum requirere cursus."
Die Versklavung des freien Willens - ein katholisches Problem
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Jahren des 15. Jahrhunderts gegeben. So lud auch diesmal das Verbot mehr dazu ein, es geschickt zu umgehen, als angsterfüllt der Exkommunikation zu harren. Zumindest folgte ein einfacher römischer Medizinstudent diesem Rezept, mit dessen Augen wir uns für kurze Zeit in das Rom der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts versetzen wollen, genauer in den Lesesaal der Bibliothek der Patres von St. Agostino unweit der Piazza Navona, an der Piazza S. Agostino. An diesen stillen schönen Ort, inmitten des römischen Trubels, hatte sich ein Medizinstudent, irgendwann nach 1559, begeben, um das astrologische Lehrbuch des 16. Jahrhunderts, Ptolemäus' Quadripartitum zu studieren. Er wollte Cardanos Kommentar zu Ptolemäus aus dem Jahre 1554 gründlich mit anderen Ptolemäus-Ausgaben vergleichen. Das Buch, das ihm die Patres zur Verfugung stellten, war Melanchthons QuadripartitumKommentar aus dem Jahre 1553.111 Diese Tatsache traf den konfessionellen Nerv des Studenten. Weil er wußte, daß die katholische Kirche den Verfasser dieses Werkes auf den ersten römischen Index gesetzt hatte," 2 unterwarf der eifrige Medizinstudent das vorliegende Buch im Geiste der Indexkongregation einer persönlichen Zensur.113 Er trennte das Vorwort Melanchthons heraus, er bleichte das Erscheinungsjahr gründlich und er strich den Namen des Interpreten bis zur Unkenntlichkeit durch. An den Rand kritzelte er: „Melanchthon prohibitus in prima classe". Der Text des Buches blieb jedoch unversehrt erhalten, wie seine wissenschaftlichen Anmerkungen zeigen, die alle von einer Hand sind. So ließ sich der Student also nicht davon abhalten, den Inhalt des Textes zu studieren. Seitdem zieren seine Kommentare dieses verstümmelte Exemplar von Melanchthons Quadripartitum-Kommentar. Die Erfolge des Tridentiner Verbotes waren in den ersten Jahren sehr gering." 4 Astrologen in Italien, wie Francesco Giuntini (1523-1590), publizierten auch danach noch ihre Horoskophandbücher. Wenn sie nicht selbst nach Frankreich gingen, ließen sie ihre Bücher im Ausland, beispielsweise in Lyon, drucken." 5 Philipp Apian änderte kurzerhand seine Konfession. So erstaunt es nicht, wenn Papst Sixtus V. (1585-1590) siebenundzwanzig Jahre später das Verbot erheblich verschärfte. Am 5. Januar 1586 veröffentlichte er die Bulle Contra exercentes artem Astrologiae iudiciariae.u6 In ihr wiederholt Sixtus V. das Verbot, mit Hilfe der Astrologie die menschlichen Taten einer übergeordneten Instanz zuzuschreiben und verwirft in scharfem Ton die Zukunftsschau als Pakt mit dem Teufel:" 7 Jedwede Zu111
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Vgl. PTOLEMÄUS, CLAUDIUS: De Praedictionibus Astronomici, cui titulum fecerunt Quadripartitum Grecè et Latinè, Libri IUI. [handschriftlich: PHILIPPO MELANCTHONE interprete.] Eiusdem Fructus librorum, sive Centum dieta, ex conversione Iovani Pontani. Basel 1553. BSB: A. gr. b. 3074,1. Vgl. hier nur die spätere Ausgabe: Index librorum prohibitorum, cum regulis confectis per patres a Tridentina Synodo delectos, auetoritate Sanctiss. D. N. Pii IUI, Pont. Max. comprobatus. Rom 1564, S. 64. Siehe zu Peucer u. a. S. 28, passim. Die Handschrift des Titelblattes und der Annotationen ist dieselbe. Vgl. GRENDLER, PAUL F.: The Roman inquisition and the Venetian Press. 1540-1605. Princeton 1977. Vgl. GIUNTINI, FRANCESCO: Speculum astrologiae. Lyon 1573. SIXTUS V.: Contra exercentes artem Astrologiae iudiciariae, et alia quaecumque divinationum genera, librosque legentes, vel tenentes. In: Bullarum privilegiorum ac diplomatimi Romanorum Pontificum. Amplissima collectio cui accessere Pontificum omnium vitae, notae et indices opportuni. Opera et studio Caroli Cocquelines. Tomus quartus, pars quarta: Ab anno Gregorii XIII usque ad annum III. Sixti V. scilicet ab anno 1581 ad 1588. Rom 1747, S. 176-179. Vgl. ebenda, S. 178: , 3 t licet jampridem regulis Indicis librorum prohibitorum ex decreto Sacri Generalis Tridentini Concilii confecti, illud inter cetera constitutum fuerit, ut Episcopi diligenter providerent ne hujusmodi Astrologiae judiciariae libri, tractatus et indices legerentur, vel haberentur, qui de
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kunftsschau sei ein unerhörtes Überschreiten m e n s c h l i c h e r K o m p e t e n z . A s t r o l o g e n sündigten schwer; sie b e l e i d i g t e n Gott und unterlägen s c h w e r e n Irrtümern; sie h i n g e n einer nichtig e n „ W i s s e n s c h a f t " an, die s i c h erdreiste, aus den Sternen die göttliche O f f e n b a r u n g in Zeit und G e s c h i c h t e v o r a u s s a g e n z u w o l l e n . S i e erkühne sich, aus d e m L a u f der Gestirne das Schicksal der M e n s c h h e i t als g a n z e s o w i e das G e s c h i c k e i n e s j e d e n e i n z e l n e n M e n s c h e n i m voraus z u w i s s e n b z w . i m N a c h h i n e i n rekonstruieren z u w o l l e n . D a s alles sei aberwitzig, irrig und diene nur d e m U n g l a u b e n . 1 1 8 S c h o n den G e s i n n u n g e n Pauls IV. ( 1 5 5 5 - 1 5 5 9 ) , der für d e n ersten k a t h o l i s c h e n Index aus d e m Jahre 1 5 5 9 verantwortlich war, u n d Pius IV. ( 1 5 5 9 - 1 5 6 5 ) , der die E n t s c h e i d u n g e n der Indexkongregation 1 5 6 4 befürwortet hatte, liegt i m V e r g l e i c h z u all d e n v o r a n g e g a n g e n e n kirchlichen V e r b o t e n , die die W e l t der A s t r o l o g e n seit j e h e r kannte, e i n e i g e n t ü m l i c h e r S t i m m u n g s w a n d e l zugrunde. 1 1 9 Lehramtliche D o g m a t i s i e r u n g e n , Antiprotestantismus u n d aktuelle R ü c k b e s i n n u n g a u f O p t i o n e n der Kirchenväter u n d z e i t g e n ö s s i s c h e r
Theologen
dürften hierbei sicherlich e i n e R o l l e gespielt haben. G l e i c h w o h l hatte e s e i n e n S a v o n a r o l a ( 1 4 5 2 - 1 4 9 8 ) a u c h s c h o n früher g e g e b e n , und die D e k r e t e des Corpus
Iuris
Canonici
waren
bereits v o r d e m Trienter K o n z i l e i n e beliebte Q u e l l e aller A s t r o l o g i e g e g n e r . D o r t w u r d e n ängstliche M e n s c h e n , d i e aus der Tagwählerei Sicherheit b e z o g e n , einer s c h w e r e n S ü n d e bezichtigt. Mathematikern, s o g e n a n n t e n „planetarii", kündigten die D e k r e t e die Exilierung „ „ 120 an. In einer politisch s o radikalen Persönlichkeit w i e Sixtus V . f a n d a l s o der W i l l e , mit größerer M a c h t g e g e n A s t r o l o g e n einschreiten z u w o l l e n , e i n e n e i f r i g e n V o l l e n d e r . 1 2 1 Sixtus'
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füturis contingentibus successibus, fortuitisve casibus, aut iis actionibus, quae ab humana voluntate pendent, certo aliquid eventurum affirmare audent, praemissis tarnen judiciis, et naturalibus observationibus, quae navigationis, agriculturae, sive medicae artis juvandae practica conscripta fuissent." Ebenda, S. 177: „Quae cum ita sint, nonnulli haec fideliter, et religiose, ut debent, non attendentes, sed curiosa sectantes, graviter Deum offendunt, errante's ipsi, et alios in errorem mittentes: tales in primi sunt Astrologi olim Mathematici, Genethliaci, et Planetarii vocati, qui vanam, falsamque syderum, et astrorum scientiam profitentes, divinaeque dispositionis ordinationem suo tempore revelandam praevenire audacissime satagentes, hominum nativitates, seu genituras ex motu syderum, et astrorum cursu metiuntur, ac judicant futura, sive etiam praesentia et praeterita occulta, atque ex puerorum ortu, et natali die, sive quavis alia temporum, et momentorum vanissima observatione, et notatione, de uniuscujusque hominis statu, conditione, vitae cursu, honoribus, divitiis, sobole, salute, morte, itineribus, certaminibus, inimicitiis, carceribus, caedibus, variis discriminibus, aliisque prosperis, et adversis casibus, et eventibus praecognoscere, judicare, et affirmare temere praesumunt, non sine magno periculo erroris, et infidelitatis." Vgl. zur äußeren Geschichte der päpstlichen Bulle ERNST, GERMANA: Astrology, religion and politics in Counter-Reformation Rome. In: S. PUMFREY, M. SLAWINSKI und P. Rossi (HGG.): Science, culture and populär belief in Renaissance Europe. Manchester, New York 1991, S. 249-273. Leider gibt es keine gedruckten Quellen zu den Beratungen der Indexkongregation zu diesem Thema. Vgl. - wenn auch hier aus einer späten Ausgabe zitiert - CORPUS IURIS CANONICI-, hoc est, decretorum canonicorum collectanea, olim ab Gratiano in suas classes digesta, et nuper iussu Gregorij XIII P. M. repurgata, notisque et variis lectionibus passim aucta [...]. Frankfurt am Main 1586, S. 545r-v. Die Begründung liegt in einem vermuteten Teufelspakt. Der von Niccoli seit 1524 beobachtete Niedergang des prophetischen Genres, für den sie maßgeblich das .Volk' verantwortlich zeichnet, kann die Entscheidungen der Päpste nicht hinreichend erklären. Theologischer Wertewandel muß hier zusätzlich berücksichtigt werden. NICCOLI, OTTAVIA: Profeti e popolo nell'Italia des Rinascimento. Rom, Bari 1987; dazu GRAFTON: Cardanos Kosmos, S. 97. Gegen ihre Auffassung spricht, daß BARONIUS, dessen Kirchengeschichte lange Zeit hohes Ansehen ge-
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unmittelbare Motivationen für den Erlaß seiner Bulle sind unklar. Doch wollte dieser Papst ganz Rom vom heidnischen Ruch befreien. Seine zahlreichen anti-heidnischen Maßnahmen glichen einem kolossalen Bildersturm. So weiß der Biograph Sixtus' V., Gregorio Leti aus dem 18. Jahrhundert, zu berichten, daß dieser Papst kein zimperlicher Mann war, wenn es darum ging, seine persönlichen Feinde zu vertreiben: „Er verbot auch die Astrologiam judiciariam, au ff welche man sich damals um Rom herum gar sehr geleget hatte / und weil sich auch nach diesem ergangenen befehle noch einige fanden / welche ihre Vergnügungen darinnen suchten / verdammte er sie auff die galeren / ungeachtet es seine leute waren / und deren sich noch darzu unterschiedene cardinale annahmen."122 Wohin die armen Kardinäle, die die Astrologie weiterhin befürworteten, - so es überhaupt wahr war - geschifft wurden, ist nicht weiter bekannt. Seit dieser Amtshandlung von 1586 war Sixtus V. in den Augen vieler katholischer Kritiker der Astrologie der unbestrittene Held. Alexander de Angelis, selbst Verfasser einer unter dem Titel In astrologos coniectores libri quinque (1615) erschienenen Invektive, urteilte voll Ehrfurcht über diesen Papst: Er sei der gebildetste Papst, dem es zustände, die Astrologie zu verbieten.123 Weil aber offensichtlich die katholischen kirchenamtlichen Verbote selbst nach 1586 noch lange Zeit relativ unwirksam blieben, sah sich Papst Urban VIII. nicht ohne Grund 1631 noch einmal gezwungen, die Astrologie ex cathedra zu verurteilen. Die Ansicht eines de Angelis, der glaubte, mittlerweile - das war im Jahr 1615 - seien die Astrologen aus den Reihen der Gelehrtenrepublik beseitigt worden, entsprach vor allem seinem eigenen Wunschdenken.124 Sie entsprach weder in Ingolstadt noch in Rom der Realität.125
Die Hartnäckigkeit katholischer Theologen An der Universität Ingolstadt lassen sich noch einmal zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Reibungen zwischen kirchlichem Interesse einerseits und wissenschaftlichem Interesse andererseits beobachten. Unerbittlich versuchen katholische Theologen auch hier, wie überall, auf die gesamten Wissenschaften Zugriff zu nehmen. Seitdem die Jesuiten endgültig in Ingolstadt den Mathematikunterricht übernommen hatten, lehrten sie vornehmlich die Astro-
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noß, NOSTRADAMUS' Tod mit wohlwollender Anerkennung dokumentierte. Vgl. BARONIUS, CAESAR: Annales ecclesiastici ab anno 1566 ubi Odericus Rynaldus desinit. Auetore Jacobo de Laderchio Faventino Congregationis oratorii presbytero. Tomus 22. Rom 1728, S. 267. LETI, GREGORIO: Leben des berühmten Pabst Sixti V. Aus d. Italienischen übers. Leipzig 1706, 9. Buch, S. 107. DE ANGELIS, ALEXANDER: In astrologos coniectores libri quinque. Auetore Alexandra de Angelis, in collegio Romano Societatis Jesu, studiorum praefecto. Rom 1615, S. 342. DE ANGELIS: In astrologos coniectores, S. 314: „Sapientiae optimates iure Astrologos tamquam veritatis hostes a república literaria amoverunt." Vgl. WAGNER, TOBIAS: Astrologia genethliaca, S. 97: Wagner hatte gehört, daß bei der Wahl Urbans VIII. (1623-1644) die Kardinäle im Konklave zusammengekommen seien und ein Horoskop analysiert hätten, um zu wissen, wie lange Urban VIII. regieren würde.
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nomie.126 In ihr waren sie wahre Meister. Christoph Clavius, der an dem 1552 gegründeten Collegio Romano lehrte, ist sicherlich einer der größten Astronomen des späten 16. Jahrhunderts. Aus Ingolstadt dringen vornehmlich theologische Verlautbarungen an die Öffentlichkeit, die sich gegen eine - nach wie vor offensichtlich mächtige - Astrologie richten. Mit Benito Pereira (1535-1610), der hier zu ungeahnter Wertschätzung aufsteigt, scheint die rabies theologorum zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Oberhand gegen die Astrologie gewonnen zu haben. Es gibt wohl keinen katholischen Gelehrten, der so oft wie dieser Spanier die Druckerpressen gegen die Astrologie in Gang setzen ließ, um seine ständig wiederholten Argumente gegen sie zu verbreiten. Alle seine Bücher sagen ein und dasselbe. Seit 1591 veröffentlichte Pereira in seinem Genesiskommentar und im Daniel-Kommentar hundertseitige Invektiven gegen die Astrologie.127 Ähnlich scharfe Attacken wiederholte er 1594 und zierte damit auch noch die erste Ausgabe seines Gesamtwerkes. Vermutlich hat er in Erasmus' Copia verborum diejenigen Seiten gefunden, auf denen Erasmus Hilfestellung anbietet, dasjenige galant auszudrücken, was man mit Abscheu treffen will. Mit einem Wortschwall überhäuft er die Astrologie. Sie sei „Schnickschnack", „eine Nichtigkeit", „schädlich", „hohl" etc. Seit es Menschen mit Verstand und moralischer Integrität gebe, seien die Geburtsvorhersagen der Chaldäer als Nonsens entlarvt worden.128 Pereira lehnt physikalische Einflüsse der Sterne ab. Er verneint den politischen Nutzen der Astrologie. Schließlich hätten die römischen Kaiser - und damit lancierte er offenkundig eine Spitze gegen Kaiser Rudolf II. - gut daran getan, die Chaldäer aus dem römischen Weltreich zu verbannen. Das Volk sei neugierig, leichtgläubig und falle gern auf alle möglichen Curiositäten herein; aber nicht minder neugierig seien die philosophischen Oberpriester, die anscheinend nicht mehr wüßten, wo sie ihre Sorge walten lassen sollten. Außerdem verleite die Sternenkunst zur Unmoral.129 Die theologische bzw. genauer die kirchenpolitische Pointe setzt er an den Schluß. Genüßlich zieht Pereira die spezifisch katholische Drohkulisse auf: Da es auch heute Fortpflanzer - wie er sich ausdrückt - dieser Lehre gäbe, die „contra veritatem fidei et Ecclesiae Catholicae auetoritatem" sei, erinnere er nur daran, daß diese Leute früher mit dem Tod durch das Feuer bestraft worden seien. Ja, den Astrologen drohe die Strafe durch das Feuer: „ignis supplicio mulcatum iri."130 Als Spanier mit den Praktiken der Inquisition durchaus
126
Vgl. zum Folgenden: SEIFERT: Das höhere Schulwesen, S. 312-332. Die Horoskopkunst wurde, und dies läßt auch die Ratio studiorum der Jesuiten vermuten, nicht explizit gelehrt. Vgl. Ratio atque institutio studiorum
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Societatis
Jesu.
[ R o m ] 1591 b z w . PACHTLER, GEORG MICHAEL (HG.): R a t i o S t u d i o -
rum et institutiones scholasticae Societatis Jesu per Germaniam olim vigentes collectae concinnatae dilucidatae. Tomus II: Ratio studionim ann. 1586. 1599. 1832, Berlin 1887. Zum Mathematikunterricht der Jesuiten siehe außerdem BALDINI, UGO: Christoph Clavius e l'attività scientifica die Gesuiti nell'età die Galileo. Atti del Convegno Internazionale (Chieti, 28-30 aprile 1993). Rom 1995. Vgl. PEREIRA: Commentariorum et disputationum in Genesim, passim; PEREIRA, BENITO: Commentarium in Danielem prophetam. Antwerpen 1594. PEREIRA, BENITO: De Magia,
de observatione somniorum et de divinatione astrologica libri tres. A d -
versus fallaces, et superstitiosas artes. Köln 1598. 129
PEREIRA, BENITO: Adversus
fallaces
artes. Köln 1620, S. 275: „Huic quoque opinioni c o n s e q u e n s est,
neglectio et praetermissio bonorum operum, licentia o m n i u m cupiditatum, quorumlibet falsitiorum excusatio, denique inutilitas atque crudelitas humanarum pariter atque divinarum legum."
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Beide Zitate ebd., S. 234.
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vertraut, hatte er vermutlich bei der Niederschrift dieses Satzes reale Beispiele vor Augen. Cardano wurde im Jahre 1570/71 scharf gemaßregelt, Campanella von 1594-1597 gerichtlich verfolgt. Der Prozeß gegen Giordano Bruno endete einige Jahre später, 1600, mit seiner Hinrichtung auf dem Campo di Fiori in Rom. Pereiras Position belegt die verschärfte Intoleranz in der Gegenreformation gegenüber abweichenden Meinungen in den eigenen Reihen. Der Ingolstädter Theologieprofessor Albert Hunger war von Pereiras Drohkulisse offensichtlich so angetan, daß er sie für die ganze Fakultät verbindlich machen wollte.131 Gleichwohl ließen sich selbst die Ingolstädter Theologen von diesen offenen Androhungen nicht davon abhalten, Vor- und Nachteile einer Astrologie abzuwägen. So ließ Adam Tanner (1572-1632), immerhin einer der wichtigsten deutschen Theologen der Gegenreformation, zwei Ingolstädter Promovenden über die Sacra Astrologia disputieren.132 Der Titel „sacra Astrologia" ist ungewöhnlich, weil er doch zunächst vermuten läßt, hier wolle sich ein katholischer Astrologe einmal positiv zur judizialen Astrologie äußeren, zumal Tanner selbst in der Astrologie den unbestreitbaren Nutzen sah, „in huius mundi sydereo illo theatro", himmlisch Angekündigtes auf Erden vorhersehen zu können.133 Diese Astrologie dürfe sich jedoch nicht des Magieverdachtes schuldig machen, wie der Promovend Heinrich Bachmaier im ersten Teil seiner Rede expliziert. In Auseinandersetzung mit dem Benediktiner*Abt Johannes Trithemius und seiner Steganographia (1606) markiert er die Grenzen innerhalb der Astrologie, die nicht überschritten werden dürften; die Vorstellungen von Trithemius dürften nicht in die „heilige Astrologie" integriert werden, weil sie nicht frei von angewandter Magie seien. Im zweiten Teil seiner Rede deckt er sodann die positiven Seiten der natürlichen Astrologie auf. Die judiziale sei seitens der Bibel und seitens des kirchlichen Lehramts eindeutig verboten; sie sei jedoch für medizinische Prognosen unerläßlich.134 Wenn es gegen die Astrologie ging, konnten Katholiken einem positivistischen Biblizismus huldigen. In der Rede des zweiten Promovenden, Pirchinger, erfährt dieser eine eigentümliche Zuspitzung. Diese ist zwar nicht mehr für die Geschichte der Astrologie relevant; sie kann aber doch zeigen, daß sich bei katholischen Theologen eine neue Einstellung gegenüber den wissenschaftlichen Errungenschaften der Zeit Bahn brach. Dies geschah nicht nur in Rom im Prozeß gegen Galilei, sondern auch in Ingolstadt. In Pirchingers Rede stehen zwei Theorien aus der Astronomie zur Debatte. Erstens die indirekt vorgetragene These, die Wissenschaft solle von der Theologie getrennt werden, und zweitens Galileis Entdeckungen, die er im Sidereus nuncius (1610) veröffentlicht hatte. In Ingolstadt hatte Christopher Scheiner (1573-1650) schon vor Galilei die Sonnenflecken entdeckt.135 Im ka131
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PEREIRA: Adversus fallaces et superstitiosas artes, 1620, S. 242-298; S. 298: „Libros hos tres R. P. Benedirti Pererij adversus fallaces et superstitiosas artes, etc. non modo propter brevitatem, perspicuitatem, elegantiam, verum etiam propter orthodoxam, et accuratam pulcerrimarum, et utilissimarum quaestionum explicatione, tum luce tum laude dignissimos iudico. Albertus Hungerus, St. Theologiae Professor et procancellarius der Ingolstaedter Akademie." TANNER, ADAM: Astrologia sacra: hoc est orationes et quaestiones quinque, quibus explicatur, an et qua ratione fas sit homini christiano de rebus occultis, praesertim futuris, ex astris judicium ferre. Ingolstadt 1615. Ebenda, S. A2v. Ebenda, S. 24. SWERDLOW, NOEL M.: Galileo 's discoveries with the telescope and their evidence for the Copernican theory. In: P. MACHAMER (HG.): The Cambridge Companion to Galileo. Cambridge/England 1998, S. 244-271.
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Im Streit mit den lutherischen und katholischen Theologen
tholischen Verständnis Pirchingers gab es jedoch keine einzige wissenschaftliche Erkenntnis, die nicht bereits zu biblischen Zeiten bekannt gewesen wäre. Die Erde habe sich nicht geändert, auch wenn das Teleskop erst im frühen 17. Jahrhundert neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu Tage gefordert habe. Daß diese Erkenntnis nicht wirklich neu ist, will Pirchinger unter Berufung auf die Bibel beweisen. So weist er nach, daß die Sonnenflecken Galileis und die neu entdeckten Jupitermonde schon zu biblischen Zeiten bekannt gewesen seien.136 Wie Jes 13137, Hes 32138 und Mt 24139 belegen, hätten bereits die Verfasser dieser Schriften gewußt, daß Sonnenflecken existierten. Galilei würde somit überhaupt keine neuen Entdeckungen vorlegen. In diesem Stile wird die gesamte Diskussion gefuhrt. Sie wird nicht sehr viel anders gefuhrt, als Clemens von Alexandrien dies in seinem Werk Teppiche getan hat, als er nachzuweisen suchte, daß die Griechen alles von Moses, der ja so viel älter sei, abgeschrieben hätten. Ein solcher positivistischer Biblizismus unterschied sich erheblich von den naturphilosophischen Überzeugungen der Wittenberger wie auch von deren Auslegung der Bibel. Zwar bemühten sich auch Peucer und Chytraeus darum, Kometen im Horizont der Bibelexegese zu deuten; auch dienten ihnen die Naturphilosophie und die Astrologie dazu, in die Providenz Gottes Einblick nehmen zu können; doch ging es ihnen vor allem darum, die physikalische Erkenntnis der Welt zu vervollständigen: im Sinne der physikalischen Sprache der Astrologie. Anders als diese katholischen Stellungnahmen aus Ingolstadt sind sie nie der Idee verfallen, der zweitausend bis fünfzehnhundert Jähre alten Bibel naturwissenschaftliche Vollkommenheit nachzuweisen. Die Heftigkeit der Bemühungen der Theologen Ingolstadts, die judiziale Astrologie ihrer theologischen Unrechtmäßigkeit zu überführen, ist nur dann wirklich verständlich, wenn es auch tatsächlich einen pro-astrologischen Diskurs gegeben hat, der sich unterhalb der Oberfläche veröffentlichter Stellungnahmen abgespielt haben muß. Dessen Rekonstruktion kann jedoch nur in weiteren Studien gelingen. Je weiter man sich also innerhalb der katholischen Welt dem 17. Jahrhundert nähert und je lauter die theologischen Stellungnahmen aus der nachtridentinischen Kirche wurden, desto mehr entsteht der Eindruck, daß die Luft für die katholischen Astrologen dünner geworden war. Dieser Eindruck wird dadurch bestätigt, daß in Deutschland zu Beginn des 17. Jahrhunderts von katholischen Astronomen keine astrologischen Handbücher mehr publiziert wurden. Die katholischen Astronomen, die wir zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Ingolstadt und andernorts antreffen, sind fast ausschließlich berühmte Astronomen, wie z. B. Johann Herwarth von Hohenburg (1533-1622), der nichts Entscheidendes zur Astrologie publiziert hat.
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Inwieweit Pirchinger damit auch Galileo Galilei gegen den Vorwurf der Unorthodoxie schützen wollte, kann hier nicht weiter untersucht werden. Uns interessiert an dieser Stelle der positivistische Biblizismus, da er für die Haltung der Gelehrten gegenüber der Astrologie ganz entscheidend ist. Jes 13, 10: „Denn die Sterne am Himmel und sein Orion scheinen nicht hell, die Sonne geht finster auf und der Mond gibt keinen Schein." Hes 32, 7: „Und wenn du dann ganz dahin bist, so will ich den Himmel verhüllen und seine Sterne verfinstern und die Sonne mit Wolken überziehen, und der Mond soll nicht scheinen." Mt 24, 29: „Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen."
Die Hartnäckigkeit katholischer Theologen
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Ein ganzes Bündel an Gründen muß herangezogen werden, um die Unterschiede, die sich erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts zwischen der wissenschaftlichen Welt der katholischen Astrologen und der der Lutheraner deutlicher manifestieren, genauer zu erklären.140 Den Faktor konfessioneller Überzeugungen infolge tiefgreifender kirchengeschichtlicher Wandlungen allein als Erklärung heranzuziehen, wäre ein vorschneller Schluß, der an den Fakten nicht verifiziert werden konnte. Ein entscheidender Grund für den Wandel innerhalb der katholischen wissenschaftlichen Welt ist ohne Zweifel die Erstarkung der kirchlichen Macht im Zuge der Gegenreformation. Ein anderer mag, wie gesagt, die atheologische Astrologie der katholischen Astrologen gewesen sein. Zugleich jedoch darf nicht vergessen werden, daß allmählich der allgemeine wissenschaftliche Diskurs über die Astrologie neue Formen annahm - das gilt für die Wittenberger Astrologie eben so wie für die Astrologie in Ingolstadt. Auch die Wittenberger Astrologie blieb nicht über Jahre hinweg unverändert das, was sie einmal war. Der Wandel, den die Astrologie in allen ihren verschiedenen Ausformungen vollziehen mußte, hatte die Qualität einer longue durée. Die Renaissanceastrologie als solche und als ganze war von ihr betroffen.
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Siehe zu den Wandlungen in der lutherischen Welt das nächste Kapitel.
Ende und Wandel
Stillstand oder Metamorphosen? Im Jahre 1699 begann zwischen zwei Gelehrten der Nachkriegsgeneration - mittlerweile waren die Schäden des dreißigjährigen Krieges selbst an der Wittenberger Universität wieder behoben - ein seltsamer öffentlicher Streit mit einem Hin und Her an Argumenten. Der eine, Johann Ludwig Hannemann (1640-1724), saß in Stade, der andere, Leonhard Christoph Sturm, in Altdorf.1 Beide bewaffneten sich jedes halbe Jahr mit einem dünnen Heftchen, in dem sie die Argumente des anderen widerlegten. Wie es bei einem Streit, der an dieser Stelle vorgestellt wird, nicht anders sein kann, ging es um die Wissenschaftlichkeit der Astrologie. Und, wie konnte es für einige damalige Gelehrte anders sein, es wurde für und wider das biblische Ge- und Verbot der Astrologie gestritten. Manches Mal geriet Peucer mit seinem Commentarius, auf dessen erste Edition sich mittlerweile der Staub von hundertfunfzig Jahren gelegt hatte, zwischen die Mühlen der Kontrahenten und lieferte Hannemann, der in Wittenberg studiert hatte, den so wertvollen Autoritätsbeweis. Leonhard Christoph Sturm hingegen wollte von Peucers Argument, daß die Astrologie eine rein physikalische Wissenschaft sei, die jeden Anklang an Determinismus und jeden Verdacht des Heidentums beiseite geschoben habe, nichts hören. Eigentlich hätte man von ihm, der den ganzen drei Jahre lang währbnden Papierkrieg begonnen hatte, etwas anderes erwartet, als daß er sich der Debatte ausschließlich theologisch näherte; denn Sturm war ein anerkannter Physiker und Mathematikprofessor an der Altdorfer Universität, kein Theologe. Es wäre deshalb - auf den ersten Blick - naheliegend gewesen, wenn er die zahlreichen wissenschaftlichen Errungenschaften, die sich außerhalb der Theologie während des 17. Jahr-
1 HANNEMANN, JOHANN LUDWIG: Verthädigung der Astrologie. Oder rechtmässige Erklärung der Sprüche / so von dem Herrn Professore Sturmio in seinem Tractat / genandt: Die Abfertigung Bileams gegen die artes divinandi sind angeführet worden. Hamburg 1699, S. 30 zitiert er Peucer. STURM, LEONHARD CHRISTOPH: Bileams Abfertigung oder gründliche Widerlegung der Astrologie und aller anverwandten Wahrsagerkünste. Braunschweig 1699. Zu Sturm liegen keine Lebensdaten vor.
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Ende und Wandel
hunderte von Kepler bis hin zu Newton ereignet hatten, als Ansatzpunkt einer Kritik an der Astrologie genutzt hätte. So hätte er auf die Inkongruenzen im astrologischen Weltbild des Aristoteles und Galens hinweisen können, auf denen Peucer und Hannemann aufbauten. Oder er hätte auf die Erfahrungen eines Baron Verulam in dessen Geschichte der Winde bauen können, die eindeutig widerlegten, daß Fixsterne einen Einfluß auf die Entstehung von Winden hatten. 2 Sturm jedoch entschied sich für jene Bibelstellen, die die Astrologen des 16. Jahrhunderts für die Apologie ihrer Kunst verwendet hatten (Gen. 1,14; Jer. 10,2 und all die anderen). Mit ihnen versuchte er die Astrologie zu widerlegen und argumentierte dabei nicht anders als astrologische Kritiker aus dem vergangenen Jahrhundert, wie z. B. Johannes Musculus und Thomas Erastus, die gegen die Wittenberger polemisiert hatten, als diese noch lebten. Sturm interessierte dies nicht, und er sagte selbst, er wolle ,3ileam" „abfertigen". Damit meinte er jenen Wahrsager aus dem Alten Testament, der im Auftrag der Moabiter das Volk Israel verdammen sollte, dann jedoch von Gott bekehrt wurde und Christi Geburt voraussagte. 3 Sturms Abfertigung der Astrologie ist minutiös. Im Laufe der Debatte, die sich allmählich immer mehr zu einem Streit um die richtige Bibelexegese ausweitete - um die „principia hermeneutica", wie es Hannemann formulierte - , wurde darüber gestritten, ob und wie die Astrologie eine physikalische Disziplin sei oder nicht viel eher heidnischer Aberglaube. Nach Hannemann war sie eindeutig das erstere, weil sie der Erkenntnis der menschlichen Physis diene. Sie würde keine Vorhersagen „supra naturam", sondern nur innerhalb der Natur treffen. Für Sturm war sie allerdings das letztere. Ohne den Streit nun im einzelnen zu schildern - was sachlich wenig ergiebig und ein Unternehmen wäre, das ähnlich wie Ciceros Buch De Divinatione mit einem niemals beide Seiten befriedigenden Konsens enden würde - , bietet er, vom Ende des 17. Jahrhunderts aus betrachtet, einen willkommenen Einstieg sowohl in den Wandel wie auch in das erstaunliche Fortleben der Wittenberger Astrologie. Für ihr langes Überdauern - und manchmal war das Überleben weit weniger oberflächlich als im gegenseitigen Zitatenkrieg des vorliegenden Falles - waren solche Gelehrte verantwortlich, die wie Johannes Kepler, Abdias Trew, Laurenz Eichstädt, Aegidius Strauch und andere die Astrologie veränderten, sie jedoch zugleich in ihrem Weltbild bestehen ließen. Wie wir sehen werden, überlebte die Astrologie in den Reihen dieser Gelehrten noch eine geraume Zeit, nämlich noch bis in das späte 17. Jahrhundert hinein. Die Tatsache, daß der Altdorfer Leonhard Christoph Sturm so vehement theologisch gegen die Astrologie polemisiert hatte und dabei solche Mittel verwendete, die für die Wittenberger Astrologie typisch gewesen waren - schließlich waren sie die einzigen Astrologen des 16. Jahrhunderts, die anders als Cardano, Gaurico oder Nostradamus so systematisch Bibelstellen für ihre Astrologie reklamierten - , ist nicht so erstaunlich, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Die theologischen Kritiker blieben auch im 17. Jahrhundert eine wortmächtige Macht gegen die Astrologie 4 und rieben sich nicht anders als ihre naturwissenschaftlichen Kollegen an der wissenschaftlichen Seriosität der Astrologen. Darüber hin2
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Dieses Argument macht sich in jenen Jahren ein Namensvetter Sturms zu eigen. STURM, JOHANN CHRISTOPH: Scientia cosmica sive astronomia tarn theoretica quam sphaerica paucis tabulis in usum incipientium comprehensa. Nürnberg 1693, S. 30. Vgl. 4. Mose 22-25. 4. Mose 24, 17 wird schon bei Mt 2,2 auf Christi Geburt bezogen. Vgl. etwa WAGNER: Astrologia genethliaca. Stuttgart 1656 und TANNER, ADAM: Astrologia sacra. Ingolstadt 1615.
Selbstbeschränkungen der Astrologen - Kepler, Trew und andere
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aus gehörte es an der Universität in Altdorf, an der Sturm lehrte, fast schon zum guten Stil, gegen die Astrologie zu polemisieren, seitdem der ursprünglich in Wittenberg ausgebildete Johann Praetorius dort zu lehren begann. Praetorius hatte sich geweigert, eine Professur an der Elbe anzunehmen und war stattdessen als erster Mathematikprofessor nach Altdorf gegangen. Dort machte er es sich zur Gewohnheit, alle paar Jahre eine Schmähschrift gegen die Astrologen zu „expedieren". Er kritisierte die Astrologen und verhöhnte Prognosen aller Art.5 Er war Astronom und glaubte nicht an die Verläßlichkeit der Astrologie. Warum und weshalb sich gerade an der Altdorfer Universität die Kritik so lautstark vernehmbar machte, auf deren philosophische Vergangenheit Jakobi Brucker, der Verfasser der ersten umfassenden Geschichte der Philosophie, so große Stücke hielt,6 die auch Praetorius' Astrologiekritik mit beeinflußten, kann hier nicht untersucht werden. Schließlich gab es in Altdorf auch noch einen anderen Professor, der eine konstruktive Kritik an der Astrologie übte und durch seine Reform das Fortleben der wissenschaftlichen Astrologie entscheidend beeinflußte. Es war Abdias Trew.
Selbstbeschränkungen der Astrologen - Kepler, Trew und andere Abdias Trew (1579-1669) war Mathematik- und Physikprofessor in Altdorf, und die Gelehrten der Zeit kannten und schätzten ihn. Er war auch Astrologe. Als solcher versuchte er in mehreren Schriften, die er zwischen 1643 und 1660 edierte, die Astrologie als Wissenschaft zu reformieren. Zunächst trennte er sich von dem Ballast der ehemals judizialen Astrologie und verabschiedete das Begehren der Astrologen, über die Horoskop-Häuser Nummer sieben, zwei und fünf die Zukunft von Ehen, Reichtümern und die Zahl der Kinder vorauszusagen. Derartige Zufalle des Lebens könnten nicht aus den physikalischen Gegebenheiten eines Menschen abgeleitet werden. „Daß man aber von solcher inclination auff das Werck / und den habitum selbst gehen will / das ist zu weit gegangen", meint Trew in seiner Einschätzung.7 Zugleich lehnt er es auch ab, mit der Astrologie den Willen Gottes einsehen zu können; auch hier hätten die Astrologen den Bogen überspannt.8 Aus dieser Stellungnahme läßt sich eindeutig eine Kritik an Melanchthon und Peucer heraushören, die der Astrologie solche Erklärungskraft zugebilligt hatten.9 Genau wie Johannes Kepler, des-
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So urteilt RECKTENWALD, HORST CLAUS: Die fränkische Universität Altdorf. Nürnberg 1966, S. 46 noch: „Zu seinem Ruhme gehöret, daß er ein Feind der astrologischen Eitelkeit gewesen." 6 Vgl. BRUCKER, JAKOBI: Historia critica philosophiae. Tomus IV, II, 2. Leipzig 1766, S. 575 zu Ramus. 7 TREW, ABDIAS: Discursus von Grund und Verbesserung der Astrologiae, und was durch Anleytung derselben auß dem Gestirn / Conjunctionibus, Finstemussen und andern Constellationibus, sowol von Natürlichen / als Welthändeln / ohne Aberglauben könne geurtheilt / und prognosticirt werden / angestellt / und auff jetzige Zeiten mit fleiß gerichtet. Nürnberg 1643, S. Blr. 8 Vgl. auch TREW, ABDIAS: Kurtzer und grundlicher Bericht von dem Nutzen des Nativitätenstellen. Aus seinem Nucleo Astrologico außgezogen. Und Gott zu Ehren / Auch dem lieben Nechsten zu Nutz / an Tag gegeben. Durch Joannem Magirum. Giessen 1672. 9
V g l . MELANCHTHON: Initia,
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sen Vorstellungen zur Astrologie wir gleich noch näher vorstellen werden, wollte Abdias Trew die Astrologie schlicht als ein Instrument konservieren, mit dessen Hilfe sich Einblikke in das physikalische und physiologische Geschehen gewinnen ließen. In ähnlicher Weise hatte Kepler den Nutzen der Astrologie für physikalische Prozesse, wie etwa für das Wetter, betont. Das Wetter wiederum interessierte Trew weniger, weil er vor allem an dem physiologischen Nutzen interessiert war. Er baute seine Astrologie ausschließlich auf den Aspekten der Planeten auf - auch dieses hatte ihm Kepler vorgemacht - und schlüsselte mit ihnen die Konstitution des menschlichen Körpers und dessen physische Reaktion bei drohenden Widrigkeiten, etwa bei Krankheiten, auf. Die angeblichen Eigenschaften des Zodiaks belächelte er nur, wodurch er viele beschriebene Seiten alter Horoskophandbücher als unbrauchbar qualifizierte. 10 Für eine so reduzierte Astrologie spielte es offensichtlich keine Rolle, daß Gabriel Harvey mittlerweile den Blutkreislauf entdeckt hatte und mehrere Mediziner, wie von Helmont mit der Archeus-Theorie, Daniel Sennert mit seinen chymischen Vorstellungen oder Boyle mit seiner Korpuskulartheorie, die metaphysischen Grundlagen von Galens Humoralpathologie (wie die Idee von materia bzw. forma) langsam veränderten." Daniel Sennert (1572-1637) beispielsweise, der in Wittenberg einer der wichtigsten Mediziner wurde, hatte die physikalischen makrokosmischen Vorstellungen zurückgewiesen.12 Gleichwohl waren auch im 17. Jahrhundert die Grundprinzipien Galens nicht überholt. Dadurch läßt sich erklären, daß sich in Deutschland bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts hinein Mediziner finden lassen, die wie Abdias Trew und andere die Astrologie befürworteten. 13 Der Mediziner Laurenz Eichstädt ist ein solcher Fall. Eichstädt lebte im fernen Stettin unmittelbar an der Ostsee und berechnete die Ephemeriden nach den neuesten Rudolfmischen Tafeln von Johannes Kepler. Bis ins Jahr 1650 sollten sie gültig sein.14 Eichstädt war ein guter Freund von David Herlitz gewesen, dem Brandenburger Hofastrologen von Johann Sigismund, den wir bereits an anderer Stelle kennengelernt haben. Mehr als die eigentlichen Tafeln scheint ihn ein ,Schnellkurs' in der astrologischen Lehre interessiert zu haben, den er seinem Werk voranstellt. Er bezeichnet ihn mit dem modischen Wort der „paediae astronomiae". Dabei fallt auf, daß die Vorhersagen der Entwicklung von Künstlern, von Monstergeburten oder von Gefängnisstrafen, von Ehe und Reichtum, auf die alle
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TREW: Discursus von Grund und Verbesserung der Astrologiae, S. B4r. Vgl. TEMKIN, OWSEI: Galenism. Rise and decline of a medical philosophy. London, Ithaca 1973, S. 58 zu HARVEY und seinem Einfluß auf den Galenismus. Er setzt das Ende um 1700 an. Vgl. auch K.ING, LESTER S.: The road to medical enlightenment 1650-1695. London 1970. Er betont, daß es auch bei den Medizinern nach 1650 sehr viele unterschiedliche Stile gab und daß das Galensche Paradigma noch länger weiterlebte. Der Ausblick auf das 17. Jahrhundert bei MOLLER-JAHNCKE: Astrologischmagische Theorie und Praxis in der Heilkunde, S. 245-259 ist zur Erklärung des Niedergangs der Astrologie deshalb unzureichend, weil er, sehr allgemein, das Ende der Astrologie sehr oberflächlich an das Ende des „mythischen Denkens" knüpft. KANGRO, HANS: Art Daniel Sennert. In: DSB, Bd. 12, 1975, S. 310-313. Siehe einige der Iathromathematiker aus dem frühen 17. Jahrhundert, die erwähnt werden bei THORNDIKE, LYNN: A history of magic. Vol. VII, S. 132ff. EICHSTÄDT, LAURENZ: Pars altera ephemeridum novarum et motuum coelestium decennalis. Ab anno aerae Christianae 1641 incipientium et in annum 1650 definientium. Stettin 1636. EICHSTÄDT, LAURENZ: Pars Prima Ephemeridum novarum et motuum coelestium quinquennalis. Stettin 1634. Die Berechnungen gehen bis ins Jahr 1650.
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Horoskophandbücher des 16. Jahrhunderts ihre besondere Aufmerksamkeit gerichtet hatten, nicht mehr erwähnt werden. Der wichtigste Abschnitt seiner „paedia" ist eine eher konventionelle Lehre der astrologisch definierten Temperamente. Emeut wird hier ein rein physiologischer Nutzen der Astrologie angestrebt. Außerdem, und das weist auf den intendierten medizinischen Nutzen im Umkreis von Stettin hin, trägt er alle Planetenaspekte vorgefertigt in Jahreskalender ein, eine Rechenarbeit, die dem Praktiker die Arbeit erleichterte. Erasmus Reinhold beispielsweise hatte sich diese noch erspart. Anhand von Gelehrten wie Abdias Trew und Laurenz Eichstädt läßt sich verdeutlichen, daß das Selbstverständnis mancher Astrologen als Astrologen auf eine allmähliche Selbstbeschränkung hinauslief. Propagiert wurde zunehmend allein der Nutzen der Astrologie für die Erkenntnis der menschlichen physis, die frohen Botschaften über die universalen Erkenntniskräfte im Stile eines Melanchthon wurden hingegen stillschweigend beiseite gelassen. Bezeichnend für das veränderte Selbstbewußtsein solcher Gelehrten, die Astrologen waren, erscheint der Tenor von Abdias Trews posthum erschienenem Bericht von dem Nutzen des NativitätenstellenfsJ. Dieser Bericht sollte letztlich zeigen, daß die Astrologie mehr nutzen als schaden könne.15 Wie anders lautete da noch Peucers, Garcaeus', Reinholds und Chytraeus' Optimismus, wenn sie den Nutzen der Astrologie auch aus ihrer Vielfalt heraus mit Argumenten begründet hatten wie: .nützlich, um die Sitten zu bestimmen, nützlich, für das Voraussehen in den öffentlichen Angelegenheiten etc.'! Genau dieser universale Anspruch der Astrologie auf Erkenntnis und ihr Nutzen für so viele Ereignisse des Lebens schwand allmählich im 17. Jahrhundert. Er verlor sich zunächst aus den Köpfen mancher überzeugten Astrologen. Zeitgleich, und das werden wir im folgenden sehen, nahm die Anzahl ihrer Kritiker zu. Der langsame Niedergang der wissenschaftlichen Astrologie in Deutschland muß als ein komplexer dialektischer Prozeß verstanden werden, von dem wir nur die wichtigsten Stationen benennen werden.16 Simultan argumentierten Kritiker gegen und Befürworter für die Astrologie, ohne daß sie sich notwendigerweise aufeinander bezogen. Vielmehr arbeiteten beide Seiten immer nur an Teilaspekten. Gerade das zu Anfang erwähnte Beispiel von Leonhard Christoph Sturm kann die Vielschichtigkeit dieses wissenschaftlichen Prozesses verdeutlichen. Wo man von ihm erwartet hätte, daß er als Astronom naturwissenschaftliche Argumente gegen die Astrologie vorgetragen hätte, kaprizierte er sich unerwartet auf deren theologische Kritik. Auch die folgenden Beispiele werden verdeutlichen, daß die schleichende Veränderung der wissenschaftli-
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TREW: Kurtzer und gründlicher Bericht von dem Nutzen des Nativitätenstellen. Giessen 1672. Die Geschichte der Astrologie im 17. Jahrhunderts ist für Deutschland noch nicht geschrieben worden. Für England, Frankreich und Italien ist dies ein anderer Fall, zumal in England die Astrologie erst im 17. Jahrhundert blühte. Siehe GENEVA, ANN: Astrology and the seventeenth century mind: William Lilly and the language of the stars. Manchester 1995; CURRY, PATRICK: Prophecy and Power. Astrology in Early Modern England. Princeton 1989 und weitere Studien desselben Autors. MÜLLERJAHNCKE: Astrologisch-magische Theorie und Praxis in der Heilkunde, S. 245-258; ALLEN, DON CAMERON: The star-crossed Renaissance. Durham 1941 und KNAPPICH, WILHELM: Geschichte der Astrologie. Frankfurt am Main 1967 machen allzusehr einzelne Kritiker für den Niedergang der wissenschaftlichen Astrologie verantwortlich und übersehen, daß auch die Astrologen im 17. Jahrhundert das Gesicht der Astrologie veränderten.
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chen Astrologie kein kohärenter Prozeß war. Die Gelehrten ließen sich von den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Nonnen leiten. Wenn im folgenden versucht wird, einige Stationen dieses Prozesses zu illustrieren, darf dessen Verlauf nicht als ein eindimensionales Geschehen mißverstanden werden, wie überhaupt einlinige teleologische Geschichtsschreibung in jeder Hinsicht zu kurz greift, weil sie die Disparität der Phänomene nicht angemessen wiederzugeben vermag. Die intellektuelle Gemengelage in der Respublica litteraria war gerade im 17. Jahrhundert polymorph. Wie die Astrologen im 16. Jahrhundert aus den unterschiedlichsten Gründen die Astrologie befürworteten - den einen interessierte mehr die göttliche Schöpfixngsordnung, den anderen mehr die Charaktere der Menschen, der eine wollte das Wetter besser vorhersagen können, der andere sah in der Astrologie einen Schlüssel zur Weisheit der orientalischen Weisen - so lehnten auch die Kritiker aus verschiedenen Überzeugungen die Astrologie ab. Der eine bewertete sie als Aberglauben, der andere hatte Aristoteles' Finalursachen aus seiner Physik verabschiedet, ein nächster betrachtete Korpuskeln, die nach seiner Überzeugung nicht von den Sternen ausgesendet sein konnten, und wieder ein anderer hatte überhaupt die Idee eines Kosmos verabschiedet, in dem physikalische Gesetzmäßigkeiten herrschten, die von den Sternen beeinflußt wurden. Wenden wir uns dem wichtigsten Astronomen des frühen 17. Jahrhunderts zu, an dem genau die subtilen Veränderungen innerhalb des Selbstverständnisses der Astrologen abgelesen werden können. Viele Historiker, die sich eingehend mit Johannes Keplers ambivalentem Verhältnis zur Astrologie beschäftigten, haben aufgezeigt, wie Keplers kosmologische Vorstellungen in seinem Mysterium cosmographicum (1596) und in seiner Harmonice mundi (1619) von astrologischen Annahmen durchdrungen sind. So haben sie Keplers anfängliche Unentschiedenheit gegenüber der judizialen Astrologie erforscht,17 und darauf verwiesen, wie er mehrere Horoskope für so berühmte Klienten wie die Habsburger, für Wallenstein und etliche andere erstellt hatte.18 Drei Schriften verfaßte Kepler, in denen er sich zur Astrologie ausfuhrlich äußerte: seine Schrift De fundamentis astrologiae certioribus (1601),19 De Stella nova (1606) und, nachdem er sein astronomisches Hauptwerk Astronomía nova aitiologétos (1609) publiziert hatte, sein Tertius interveniens (1609). Bis in das Jahr 1606 hinein schrieb er Briefe, in denen er sich einmal für, ein andermal gegen die judiziale Astrologie 17
Keplers Verhältnis zur Astrologie ist auch in neuerer Zeit ausreichend gewürdigt worden. Vgl. KRAFFT, FRITZ: Tertius Interveniens: Johannes Keplers Bemühungen um eine Reform der Astrologie. In: A. BUCK (HG.): Die okkulten Wissenschaften in der Renaissance. Wiesbaden 1992, S. 197-225; RABIN, SHEILA: Kepler's attitude toward Pico and anti-ästrology polemic. In: Renaissance-Quarterly 50, 1997, S. 750-770; ROSEN, EDWARD: Kepler's attitude towards astrology and mysticism. In: B. VLCKERS (HG.): Occult and Scientific Mentalities in the Renaissance. Cambridge 1984, S. 253-273; FIELD, JUDITH v . : Astrology in Kepler's cosmology. In: P. CURRY (HG.): Astrology, science and society. Historical essays. Woodbridge 1987, S. 143-171. Für den weiteren Kontext von Keplers wissenschaftlichen Vorstellungen siehe GRAFTON, ANTHONY T.: Humanism and Science in Rudolphine Prague, S. 19-45; DERS.: The new science and the traditions of humanism. In: J. KRAYE (HG.): The Cambridge Companion to Renaissance Humanism. London 1996, S. 203-224; DERS.: Giovanni Pico della Mirandola: Trials and Triumphs of an Omnivore, S. 93-135.
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ROSEN beziffert die Zahl der von Kepler erstellten Horoskope auf ca. achthundert. Siehe Anm. 17. Siehe KEPLER, JOHANNES: De fundamentis astrologiae certioribus. In: Kepler: Gesammelte Werke. Hrsg. von MAX CASPAR, Bd. 4. München 1941, S. 1-35.
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aussprach; und in einem berühmten Brief warnte er einen befreundeten Gelehrten, alle Prognosen vom leichtgläubigen Kaiser Rudolf II. fernzuhalten.20 Als Kepler 1609 seine wichtigste astrologische Schrift, den Tertius interveniens, verfaßte, hatte er erkannt, daß sich die Vorstellungen der Wittenberger zur Astrologie, um die herum sich von Zeit zu Zeit dunkle Wolken einer astrologischen Streitkultur zusammenbrauten, heillos verfahren hatten - ohne jemals ein zufriedenstellendes Ergebnis in Fragen der Verläßlichkeit oder der Rechtmäßigkeit der Astrologie zu erlangen.21 Als er versuchte, einen zeittypischen Streit, wie den zwischen dem Mentzinger Pfarrer Melchior Schaerer und dem Arzt und Theologen Philipp Feselius, die beide aus Keplers Heimatregion stammten, zu schlichten, stand diejenige Astrologie auf dem Prüfstand, die Melanchthon und andere befürwortet hatten. Für Melchior Schaerer war die Astrologie eine anerkannte Physik, und aus diesem Grund glaubte er, Prognostiken erstellen zu dürfen.22 Feselius hingegen reizte die Astrologie nur noch dazu, das übliche Bündel an theologischen und wissenschaftlichen Argumenten gegen sie vorzutragen.23 Außerdem wies Feselius darauf hin: „Philippo Melanchthone / so [...] der Astrologei mehr als zuviel ergeben gewessen / unnd aber in derselbigen viel grober fehlschütz begangen."24 Autoritäten hin oder her: Im Vergleich zu diesen beiden Diskutanten beschritt Kepler einen neuen Weg, um das zu verteidigen, was in seinen Augen an der Astrologie bedenkenswert war. Er stellte eine abgespeckte Version der Astrologie vor, in der er das Licht und die Planetenaspekte analysierte, um damit die Inklinationen vorhersehen und analysieren zu können. Damit wollte er die Astrologie retten. Man merkt Keplers Argumentation an, daß er anders als Schaerer die nötige Distanz und das nötige astronomische Wissen hatte, um neuartige Argumente wider Feselius vorbringen zu können. Schließlich bleibt Kepler bei der Annahme, daß das Licht „species immateriata" aussende und daß die Aspekte der Planeten die natürlichen Qualitäten beeinflussen. Das Licht „mahlet
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ROSEN: Kepler's attitude towards astrology, S. 253-273. Siehe die deutsche Ausgabe Kepler: Tertius interveniens. Das ist / Warnung an etliche Theologos, Médicos und Philosophos, sonderlich D. Philippum Feselium, daß sie bey billicher Verwerfung der Sternguckerischen Aberglauben / nicht das Kindt mit dem Badt ausschütten / und hiermit ihrer Profession unwissendt zuwider handeln. Frankfurt am Main 1610. Siehe auch DERS.: Tertius Interveniens. In: Kepler: Gesammelte Werke. Hrsg. von MAX CASPAR. Bd. 4, München 1941, S. 149-258.
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Vgl. die dritte A p o l o g i e von SCHAERER, MELCHIOR: V e r a n t w o r t u n g u n d R e t t u n g d e r A r g u m e n t e n und
Ursachen welche M. Melchior Scherer / in den Vorreden seiner zewyen Prognosticoram verschiener 1608. und 1609. Jahren / zur Behauptung / daß die himlische Liechter und Sternen / so wol als alle anderen Creatoren / ihre besondere von Gott eingepflantzte Eygenschafften / Kräfften und Wirckungen habe. s. 1. 1611. So sagt er S. 220: „Sondern verbleibe auff der mittlem Strassen / und vertheidige allein / die wahre sobriam Astrologiam, die nichts anders / dann ein stück der Physic, und auff lauter natürliche Ursachen gegründet ist / und mit guten Ehren Astrophysiologia mag genennt werden / dahin dann nit allein dise meine gegenwertig Astrologia gemeynt / sonder auch die Argumenta / in den vilgedachten Vorreden meiner Prognosticorum (mit außgetruckter protestation) seynd gericht gewesen. Werden demnach die / welche vor diesem beredt worden / die Astrolgia sey nicht anders / als eine verbottne Magia, Zauberey und Teuffelskunst / sie dieselbigen beschwerlichen Verdachts erlassen / und ihr unter den freyen scientien und Künsten / Gott und seinen wunderlichen Geschöpffen zu Ehren ihren gebürlichen Ort gern gönnen." 23
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FESELIUS, PHILIPP: Gruendtlicher Discurs von der Astrologia Judiciaria. Auß den fürnemsten authoribus zusammen gezogen / und den Vorrede zweyer Prognosticorum Herren M. Melchior Schärers Pfarherren zu Mentzigen / von Anno 1608. und 1609. entgegen gesetzt. Straßburg 1609. Ebenda, S. C3r.
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und beleuchtet alle cörperliche Dinge von aussen herumb".25 Die Kunst des Nativitätenstellens beäugte er skeptisch, wie es Abdias Trew nachahmen sollte. Ein Resümee der durch Kepler bewirkten Neuerungen zeigt, daß er einerseits noch im Bann der Wittenberger Tradition stand,26 sich andererseits aber schon von ihm befreit hatte. Die Astrologie, die Kepler zurückbehielt, war in erster Linie eine für Wetterprognosen und für die Erkenntnis der physiologischen Konstitution des Menschen.27 Sowohl durch eine intensive Auseinandersetzung mit der vorformulierten Kritik Pico della Mirandolas als auch durch Beobachtung der aktuellen Funktionen der Astrologie war er zu der Einsicht gelangt, daß der judizialen Astrologie ein zu großer Einfluß eingeräumt werde. Der von ihm konstatierte soziale und politische Mißbrauch mit den Horoskopen ließ ihn kritisch werden gegenüber der Aussagekraft der Genethlialogie. Das bedeutete nicht, daß er nicht selbst bereit war, zahlenden Klienten Horoskope zu erstellen. Obwohl er den spiritus der Planeten durch neue astronomische Prinzipien wie etwa das der Kraft ersetzte, hatte er sich jedoch prinzipiell nicht von der Kosmologie verabschiedet, die auch die Wittenberger vertraten. Die physikalischen Verbindungen zwischen den Planetenständen und der Erde blieben bestehen. Auch die Erkenntnis der göttlichen Ordnung blieb in seinen Augen eine sinnvolle Aufgabe. Astrologie war für ihn weiterhin „ein Gottesdienst".28 Keplers Intention, die Astrologie allmählich auf die physikalischen Prozesse und auf deren Erfahrung zu beschränken, hatte sich bereits bei Peucer angedeutet. Peucer setzte sich von Melanchthon, dem vorrangig an der moralischen Funktion der Astrologie lag, ab, indem er den Schwerpunkt der Astrologie physikalisch definierte. Damit distanzierte er sich zugleich vom mondänen Astrologen Luca Gaurico, der für physikalische Prozesse kein Interesse aufbrachte, sondern allein lukrative Kunden beraten wollte. Peucer kam es allerdings noch nicht in den Sinn, wie Kepler auf die Kunst des Nativitätenstellens zu verzichten. Das hätte in seinen wie auch in Cardanos Augen die Astrologie ihrer wesentlichsten Funktion beraubt. In ihren Augen war der Mensch bis zum Gehirn durch und durch stellar vorgeprägt. Diese anthropologische Prämisse begründete die Differenz der Auffassungen Peucers und Cardanos auf der einen sowie Keplers auf der anderen Seite. Keplers Konzeption weist in der Frage der Anthropologie eine bewußte Leerstelle auf. Sein Interesse, und darin liegt die Neuerung, richtete sich allein auf das allgemeine Naturgeschehen und die Astronomie. Als Kepler dafür plädierte, von Rudolf II. Prognosen und Revolutionen fernzuhalten, zeigte er indirekt, daß die Tradition der astrologischen Beratung, die wir zu Beginn unseres Buches beschrieben hatten, zu Beginn des 17. Jahrhunderts noch nicht zu Ende gegangen war. So wie in Brandenburg Johann Sigismund in dieser Zeit fortfuhr, sich von David Herlitz beraten zu lassen, fuhren die Askanier in ihren kleinen zersplitterten Territorien unermüdlich fort, astrologische Berater vor allem in Fragen der Gesundheit und des persönlichen Wohlergehens zu kontaktieren. Dies taten sie bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts hinein, wobei auch hier ein Trend sichtbar wird, der sich bereits bei David Herlitz angedeutet hatte:
25 26
KEPLER: Tertius interveniens, S. C2rv. Siehe METHUEN, CHARLOTTE: Kepler's 1998.
27
Kepler selbst legte sich eine gründliche Sammlung von Daten über den Einfluß der Planetenkonjunktionen auf das Wetter an. Vgl. RABIN: Kepler on astrology, S. 751. So KEPLER: Tertius interveniens, S. P2rff.
28
Tübingen:
stimulus to a theological mathematics. Aldershot
Selbstbeschränkungen der Astrologen - Kepler, Trew und andere
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Fürsten suchten jetzt primär nach medizinischem und weniger nach politischem Rat.29 Fixe Zeitgrenzen für diese Trendwende in den einzelnen Territorien lassen sich jedoch nicht nennen; die Trendwende im 17. Jahrhundert steht am Ende eines sehr langwierigen Prozesses, dessen Anfang nicht weniger in das Belieben eines einzelnen Fürsten gestellt war wie das seinerzeitige Suchen der Fürsten nach politischem Rat im 16. Jahrhundert. Dieser Trend erfaßte praktizierende Astrologen und gelehrte Astrologen, die über das Wesen der Astrologie weiterhin nachdachten, gleichermaßen. In den Schriften von Astronomen und Astrologen über die Kunst des Nativitätenstellens verschwindet graduell die Bereitschaft, politischer Berater zu sein. Die Astrologen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, wie etwa Johannes Kepler oder Abdias Trew, zeigten sich zögerlicher, in eine politische Beraterrolle hineinzuschlüpfen, wie Barbara Bauer aufzeigen konnte.30 Die Gründe dafür konnten durchaus unterschiedlich sein: Sei es, daß sich der vormals universal beratende Astrologe des 16. Jahrhunderts zunehmend hinter die Professionalität als Astronom zurückzog, wie im Falle von Johannes Kepler; oder sei es, daß der Astrologe, wie etwa der gelehrte Astronom Abdias Trew, den Nutzen der Genethlialogie auf die Medizin und die Naturphilosophie beschränkte, und sich deshalb gegenüber der politischen Beratung skeptisch äußerte.31 Durch diesen Gesinnungswandel auf Seiten der Astrologen reduzierte sich allmählich aber, wie gesagt, sehr allmählich - , die astrologische Beratertätigkeit im 17. Jahrhundert auf wenige ihrer vormals innegehabten Funktionen. Das Phänomen des allwissenden' Beraters wurde zunehmend von Astrologen und Fürsten als anachronistisch empfunden. Ausnahmen dieses Trends gab es freilich noch lange, wie etwa das berühmte Beispiel des Grafen Wallenstein zeigt, der sich im dreißigjährigen Krieg von dem heute mythologisch verklärten Seni beraten ließ.32 Analog dazu dauerte es auf Seiten der europäischen Fürsten bis weit in die Konsolidierungsphase absolutistischer Staaten hinein, bis das Interesse an der politischen Astrologie mit all ihren weiteren Erkenntnisfunktionen schwand.33 Je mehr sich langfristig in den deutschen Territorien die politische Realität wandelte und der Privatmann vom Staatsmann getrennt wurde, je mehr die politische Entscheidungsfindung durch die Geheimen Räte vorgegeben wurde, erlahmte wohl auch hier allmählich das Interesse der Fürsten an einem politisch beratenden Astrologen.34 Gänzlich verschwunden ist dieses Interesse freilich bis heute nicht. Hätte dieser Prozeß kürzer gewährt, hätten Gelehrte des späten 17. Jahrhunderts, von Tobias Wagner angefangen bis zu Gassendi und Pierre Bayle, auch nicht ver-
29
Vgl. etwa den riesigen Bestand an iathromathematischer Literatur im Landesarchiv Oranienbaum unter GAR NS Nr. 52 IV sowie LAO GAR NS, Nr. 52 III, 7. Stück: Anonyme Revolution ad annum 1645 auf Johann Kasimir; LAO GAR NS, Nr. 52 III, Stücke 3f: iathromathematische Beratungsbriefe verschiedener Mediziner aus dem späten 16. und frühen 17. Jh.; LAO GAR NS, Nr. 52 III, 12. Stück: Ein Vaticinium Jacobi Hartmanni, anno 1638 plus Nativität auf Ernst.
30
BAUER: Die Rolle des Hofastrologen,
31 32
TREW: Discursus von Grund und Verbesserung der Astrologiae, passim. GEIGER, ANGELIKA: Wallensteins Astrologie. Eine kritische Überprüfung der Überlieferung nach dem gegenwärtigen Quellenbestand. Diss. phil. Bonn 1982. Graz 1983. BREMMER, JAN N.: Prophets, Seers and Politics in Greece, Israel and Early Modern Europe. In: Numen 40, 1993, S. 150-183. SOPRANI: Les rois et leurs astrologues, passim. Für den Wandel, der auf Seiten des Selbstverständnisses des Politikers auftritt, siehe u. a. H A M M E R STEIN, N O T K E R ( H G . ) : Staatslehre der Frühen Neuzeit. Frankfurt am Main 1995, sowie die protestantischen Fürsten betreffend DUCHHARDT, H E I N Z ; Das protestantische Herrscherbild des 17. Jahrhunderts im Reich. In: K. R E P G E N (HG.): Das HerTScherbild im 17. Jahrhundert. Münster 1991, S. 2 6 - 4 3 .
33 34
S. 9 3 - 1 1 7 .
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sucht, ihren Zeitgenossen - Politikern, Gelehrten und Bürgern gleichermaßen - mit allen Registern der Argumentationskunst vorzuwerfen, sie seien gerade im Blick auf die Astrologie außerordentlich leichtgläubig.35
Anpassungsfähigkeit von Astrologen und ihren Kritikern Wie Kepler die Astrologie in ihren physikalischen Rudimenten bestehen lassen wollte, favorisierten einige andere deutsche Astronomen und Mediziner eine neue Art von Astrologie. Die meisten deutschen Befürworter der Astrologie im frühen 17. Jahrhundert, die hier untersucht wurden, beherrschten nämlich genau wie ihre Kritiker die Kunst der Inkorporation neuartiger wissenschaftlicher Erkenntnisse. Sie paßten die Astrologie indirekt sich wandelnden wissenschaftlichen Standards bzw. dem von ihnen diagnostizierten wissenschaftlichen Konsens an, genau wie einst die Griechen fremde Götter in ihren Himmel integriert hatten. Einzelne Astrologen hatten noch lange Zeit nicht das Gefühl, daß ihr wissenschaftliches Weltbild damit inkongruent geworden sei. Ungeachtet der Tatsache also, daß seit Kepler die Planeten nicht mehr von Intelligenzen, sondern durch Kraft bewegt wurden; ungeachtet der Tatsache, daß man seit Galilei endgültige Gewißheit darüber hatte, daß in der supralunaren Sphäre Veränderungen stattfinden konnten,36 womit die Astrologie zumindest als aristotelische Naturwissenschaft eines ihrer Fundamente verlor, befürworteten Mediziner und Astronomen noch längere Zeit die Astrologie. Selbst Francis Bacon war einer Reform der Astrologie nicht abgeneigt,37 und Robert Boyle empfahl das Sammeln von Kräutern zum astrologisch günstigsten Zeitpunkt.38 Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts kann man im deutschen Diskurs beobachten, wie Rudolf Goclenius in seinem Acroteleution astrologicum (1618) indirekt auf Veränderungen in der zeitgenössischen Naturphilosophie reagiert hatte. Stillschweigend verbannt er die okkulten Qualitäten aus der Astrologie und behauptet, nur Wärme und Licht seien die Träger der astrologischen Einflüsse. Goclenius reagierte damit auf Telesios Naturphilosophie und auf die Kritiker der okkulten Qualitäten.39 Er legte die physikalischen Einflüsse der Planeten 35 36
Vgl. BAYLE, PIERRE: Pensées diverses, écrites à un docteur de Sorbonne. A l'occasion de la comète qui parut au mois de Décembre 1680. Rotterdam 1683, S. 52f. Dies wußten auch schon die Astronomen eigentlich seit 1577, wie van Nouhuys nachweisen kann. Vgl. van NOUHUYS: The age of two-faced Janus, S. 569.
37
Vgl. BOWDEN, MARY ELLEN: The scientific revolution in astrology, the English reformers, 1558-1686.
38
Diss. phil. Yale 1974. Ann Arbor 1980, passim. COPENHAVER: Astrology and Magic, S. 296-298. Ross, GEORGE MACDONALD: Okkulte Strömungen. In: Die Philosophie des 17. Jahrhunderts. Bd. 1,1: Allgemeine Themen. Iberische Halbinsel, Italien. Hrsg. von JEAN-PIERRE SCHOBINGER. Basel 1998, S. 1 9 6 - 2 2 4 .
39
Zum Niedergang der okkulten Qualitäten vgl. MEINEL, CHRISTOPH: Okkulte und exakte Wissenschaften. In: A. BUCK. (HG.): Die okkulten Wissenschaften in der Renaissance. Wiesbaden 1992, S. 21-43 sowie BLUM, PAUL RICHARD: Qualitates occultae: Zur philosophischen Vorgeschichte eines Schlüsselbegriffs zwischen Okkultismus und Wissenschaft. In: A. BUCK (HG.): Die okkulten Wissenschaften in der Renaissance. Wiesbaden 1992, S. 45-64.
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durch Licht und Wärme offen, ohne daß sich prinzipiell an seiner Befürwortung der Astrologie etwas änderte. Insbesondere seine substantialistische Naturauffassung blieb unverändert. Im Vergleich zu Peucers Naturphilosophie bot Goclenius' Acroteleution nichts Neues. Der Pfad des „christianus astrologus" wurde von ihm weiterhin befolgt, mit dem einzigen Unterschied eben, daß in Peucers Naturphilosophie die okkulten Qualitäten noch den Sinn der astrologischen Arbeit überhaupt begründet hatten.40 Strukturell ähnlich hatte ein anderer Verteidiger der Astrologie gegen Ende des 16. Jahrhunderts, Nikolaus Winkler (1529-1613), versucht, die Astrologie einem neuen wissenschaftlichen Standard anzupassen. Über Nikolaus Winkler ist nicht viel bekannt. Er selbst bezeichnet sich als Arzt in Schwäbisch-Hall.41 Weil er in seinem bemerkenswerten Astrologietraktat die die Astrologie rechtfertigenden Argumente von Peucer und Melanchthon wiederholt und er auf sehr gelehrte Art und Weise die Astrologie verteidigt, liegt es nahe, ihn in die geistige Nähe Wittenberger Astrologen zu stellen.42 Seine Prognostiken ließ er in Augsburg und in Nürnberg drucken. Sie entsprechen dem Standard des Genre. Aus der Menge des astrologischen Schrifttums sind nur seine wissenschaftshistorischen Argumente bemerkenswert, mit denen er die Astrologie an neue Vorstellungen über die Hierarchie der Wissenschaften anpaßt, wie sie etwa Zabarella vorgetragen hatte. Das Ergebnis von Winklers Anpassung war, daß er die Wahrheit der Aussagen der Astrologie neben diejenige der Rechtswissenschaft stellte. So sei die Astrologie keine Wissenschaft, die aus absoluten Prinzipien zu Erkenntnissen gelange, sondern würde wie die Rechtswissenschaft und wie die Medizin ihre Erfahrungserkenntnis an wahrscheinliche Prinzipien binden und so wahrscheinliche Erkenntnisse, wenngleich von universaler Aussagekraft, zutage fördern.43 Peucer hingegen war noch davon ausgegangen, daß die Astrologie sichere Erkenntnisse über die Zukunft liefern könne. Als ein weiteres typisches Beispiel dafür, wie Astronomen versuchten, die Astrologie neuen naturwissenschaftlichen Bedingungen anzupassen, können die Diskussionen der deutschen Gelehrten über die zahlreichen Kometen angesehen werden. Bereits vor dem Kometen aus dem Jahre 1680, den man gemeinhin als den Schlußstein des Vertrauens von Gelehrten in die Astrologie wertet,44 läßt sich erkennen, wie deutsche Astronomen die Kometen neuartig interpretierten. Auf ihre Deutung und ihre Wahrnehmung hatten sich während des 17. Jahrhunderts besonders die neuen astronomischen Erkenntnisse von Galilei ausgewirkt. Im Jahre 1656 erschienen in kurzer Folge mehrere Kometen nacheinander, die der Wittenberger Astronomieprofessor Christopher Notnagel (1607-1666) beobachtete. Notnagel hatte in Wittenberg und Königsberg studiert und ist einer deijenigen Wittenberger Professoren, die bis weit in das 17. Jahrhundert hinein die Astrologie zu verteidigen suchten. Notnagel rückt zwar nicht davon ab, die Kometen aus dem Jahre 1656 als drohendes Unheil zu in40 41 42 43 44
GOCLENIUS, RUDOLF: Acroteleution astrologicum. Marburg 1618, S. 73: „praeter generalem illam virtutem illuminandi et calefaciendi, occultiores vires non inesse." WINKLER, NICOLAUS: Practica undBedencken. Augsburg 1596. DERS.: Tractatus de Astrologiae, et omnium artium principiis, et differentiis divinationum, contra Anonymos quosdam, qui nullas in Astros causas esse contendunt. Frankfurt am Main 1580, unpag. Ebenda. So etwa MATTHÄUS, KLAUS: Art. Astrologie II, 2: Reformations- und Neuzeit. In: TRE, Bd. 4, 1979, S. 288-294. Vgl. auch SCHAFFER, SIMON: Newton 's comets and the transformation of astrology. In: P. CURRY (HG.): Astrology, science and society. Historical essays. Woodbridge 1987, S. 219-243.
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terpretieren, 45 gleichwohl verändert er die Art und Weise der Begründung für seine Annahmen. In langen Ausfuhrungen windet er sich über die Korrektheit seiner Beobachtung des Kometen und hebt sich seine Ausfuhrungen über dessen „vermuthlich-merckwürdige Bedeutung" bis ganz zum Schluß auf. Das Ergebnis selbst ist uninteressant, weil es nicht neu ist; interessant ist allerdings, daß Notnagel die Unheil verkündende Bedeutung des Kometen nicht mehr physikalisch, sondern rein zeichenhaft begründet. 46 Der Komet ist nun nur noch ein Zeichen, das Gott geschickt hat, das nicht mehr identisch mit der natürlichen Ursache ist. Zeichen und Ursache sind nun zwei getrennte Dinge. Das allmähliche Auseinandertreten von Sprache und Gegenstand, das aus den zeitgenössischen magischen und philologischen Diskussionen bekannt ist, wird auf eine solche Auffassung indirekt einen Einfluß genommen haben. 47 Vergleicht man Notnagels Aussagen mit solchen, mit denen Astronomen den Kometen von 1618 kommentierten, zeigt sich, inwieweit neue astronomische Erkenntnisse berücksichtigt und in die Astrologie allmählich eingebracht wurden, ohne daß man ihre Erkenntnisse gleich verwarf. Wo 1618 noch das Pathos waltete, daß der Komet Kriege und Religionszwiste anzeige und sie physikalisch hervorrufe, 48 sind die Aussagen 1656 viel vorsichtiger gehalten. Schon vor dem Jahre 1680 sind sie bei manchen Astrologen zu puren Zeichen geworden. An diesem Beispiel des Kometen zeigt sich also, daß die Astrologen selbst viel dazu beigetragen haben, das Gesicht der Astrologie zu verändern. Indirekt reagieren sie damit auf die zahlreichen Kritiker, die seit Mitte des 17. Jahrhunderts auf dem europäischen Kontinent 49 bis ca. 1680 Macht und Stimme in der (natur-)wissenschaftlichen Respublica litteraria gewannen. Zu ihnen zählen Gassendi, 50 Robert Boyle, Isaac Newton und Thomas Hobbes. Kein einziger von ihnen kann allein für den wissenschaftlichen Niedergang der Astrologie verantwortlich gemacht werden. Eine solche Interpretation widerspräche dem relativ offenen System der Gelehrtenrepublik, in denen nur wenige bestimmte wissenschaftli-
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NOTNAGEL, CHRISTOPHER.- Gründlicher Bericht von dem bis in den Februar, dieses 1665sten Jahres am Himmel gestandenen importirlichen Cometen. Und dessen vermuthlich-merckwürdigen Bedeutung. Wittenberg 1665. Vgl. auch DERS.: Appendix vom neuen Cometen und dessen vermuthlichen Bedeutung. Wittenberg 1665. NOTNAGEL: Gründlicher Bericht, S. c2v: „Denn wie auff einen Cometen offt viel seltzames Dinges und grosse importirliche Wunderfälle zu folgen pflegen/ also halte ich nicht dafür / daß er dessen Urheber und Wircker seyn wenig aber solches aus natürlichen Kräfften verursachen können / werde auch nicht zu dem Ende am Himmel auffgestellet / weil er dazu allzuweit / und et effectus sonsten grösser als die causa selbst ist / heraus kommen würde / sondern vermyne gäntzlich / daß er nur ein blosser ankündiger und Bedeuter desjenigen sey / welches auff seine Erscheinung zu erfolgen pfleget." Vgl. zu diesem Problem VLCKERS, BRIAN: Analogy versus identity: the rejection of occult symbolism, 1580-1680. In: DERS. (HG.): Occult and Scientific Mentalities in the Renaissance. Cambridge 1984, S. 95-163.Vgl. auch KLEIN, WOLF PETER: Am Anfang war das Wort. Theorie- und wissenschaftsgeschichtliche Elemente frühneuzeitlichen Sprachbewußtseins. Zugl. Diss. phil. Berlin 1991. Berlin 1992. So die retrospektive Stellungnahme des Wittenberger Mathematikprofessors SCHMIED, ERASMUS: Prodromus coniunctionis magnae, anno 1623 futurae. Wittenberg 1619. Die Entwicklung in England läßt sich zeitlich nicht mit der auf dem Kontinent vergleichen. Siehe Anm. 38. An Gassendis systematische wissenschaftliche Kritik aus dem Jahre 1647 reichte kaum ein anderer Kritiker heran. Vgl. GASSENDI, PIERRE: Physicae sectio secunda, de rebus coelestibus Uber VI: de effectibus siderum. In: Opera omnia. Faksimile-Neudruck der Ausgabe von Lyon 1658 in 6 Bänden mit einer Einleitung von TULLIO GREGORY. Stuttgart, Bad-Cannstatt 1964, S. 713-752, S. 743f.
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che Standards als verbindlich angesehen wurden; sie würde darüber hinaus der Tatsache widersprechen, daß die Astrologie im 16. Jahrhundert eben in vielen Kontexten stand und nicht nur in einem einzigen.51 Dieses lang anhaltende wissenschaftliche „Für" und „Wider" zeigt sich besonders bei den Astronomen an den deutschen Universitäten. Die meisten von ihnen verloren zwar bis in die achtziger Jahre hinein tatsächlich ihr Vertrauen in den physikalischen Einfluß der Sterne und in die schrecklichen Auswirkungen der Kometen, weil es nicht mehr ihrem astronomischen Verständnis entsprach.52 Gleichwohl sahen sie sich gezwungen, die Astrologie noch explizit mit wissenschaftlichen Argumenten zu widerlegen. Der Altdorfer Astronom Johann Christoph Sturm (1635-1703) ist ein gutes Beispiel für die Unentschiedenheit im wissenschaftlichen Diskurs. In seinem Kommentar zum Kometen von 1680 ignorierte er bereits völlig die astrologische Analyse. Ihn interessierte die Farbe des Kometen und seine astronomische Klassifizierung. Trotz seiner rein astronomischen Perspektive, sah er sich dreizehn Jahre später in seiner Scientia cosmica (1693), in einem Werk, das durch und durch von den neuen Ideen Galileis, Bacons und Gassendis durchdrungen ist, genötigt, die Astrologie wissenschaftlich zu widerlegen.53 Schritt für Schritt führt er naturwissenschaftliche Beweisgründe gegen sie an. Hieran läßt sich ablesen, wie sehr die Astrologie für Astronomen ein emstzunehmender Gegenstand blieb, der einer gründlichen Widerlegung bedurfte. Erstaunlich ist diese Praxis einer schrittweisen argumentativen Widerlegung astrologischer Annahmen insofern, als Newton in seiner Philosophiae naturalis principia mathematica (1687) den Beweis erbracht hatte, daß im Himmel keine anderen physikalischen Gesetzmäßigkeiten walteten als auf der Erde. Die Gelehrtenrepublik war offensichtlich mannigfaltig und schwerfällig. Bis Ideen von Wissenschaftlern rezipiert wurden, konnte es, wie im Falle der Astrologie, Jahre und Jahrzehnte dauern. Bis ein Konsens unter Astronomen und Gelehrten, die die Astrologie auf allen ihren Ebenen als wissenschaftlich unredlich dargestellt hatten, das institutionelle Gedächtnis einer Institution wie der Wittenberger Universität veränderte, dauerte es tatsächlich mehrere Jahrzehnte. Angesichts der Geschichte in Wittenberg ist es nicht verwunderlich, daß sich die Astrologie gerade hier besonders lange unter den Gelehrten erhielt. Doch selbst hier fand schließlich über ein ganzes Jahrhundert hinweg ein schleichender Wandel des Antlitzes der Astrologie statt. Dies garantierte ihr das Überleben in anderen Kontexten und in anderer Gestalt.
51
52 53
Vgl., wie IÜRCHER mit der Astrologie vertraut war, obwohl er öffentlich dagegen polemisierte. KlRCHER, ATHANASIUS: Iter exstaticum coeleste, quo mundi opificium, id est, coelestis expansio, siderumque tarn errantium, quam fixorum natura, vires, proprietates, singulorumque compositio et structura. Würzburg 1660. Siehe dazu BAUER, BARBARA: Copernicanische Astronomie und cusanische Kosmologie in Athanasius Kirchers ,Iter exstaticum coeleste' (1656/1660). In: Willibald-PirckheimerJahrbuch 5, 1989/1990, S. 69-107. So etwa bei STURM, JOHANN CHRISTOPH: Cometarum natura, motus et origo. Altdorf 1681. STURM, JOHANN CHRISTOPH: Scientia cosmica sive astronomia tam theoretica quam sphaerica paucis tabulis in usum incipientium comprehensa. Nürnberg 1693.
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Wittenberger Traditionen - eine andere Form der Selbstbeschränkung In der Wittenberger Leucorea herrschte sowohl im frühen wie im späten 17. Jahrhundert ein etwas anderes Bild als beispielsweise in den Fluren von Port-Royal, dem neuen wissenschaftlichen Zentrum des späten 17. Jahrhunderts und Hochburg des Jansenismus. Zunächst könnte der Eindruck entstehen, daß in der philosophischen Fakultät von Wittenberg bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts hinein die Uhren stehen geblieben seien. Die Astronomen Erasmus Reinhold und Joachim Rheticus blieben neben den Astronomieprofessoren Michael Waither und Aegidius Strauch stehen, ohne daß sich die Gespräche inhaltlich entscheidend verändert hätten. Weiterhin debattierten nämlich die Professoren über die Astronomie, und weiterhin wurde die Astrologie gelehrt. In der Tat änderte sich der Mathematikunterricht an der Leucorea während des gesamten 17. Jahrhunderts nur wenig. 54 Noch immer erlaubte sich die Universität zwei Mathematikprofessoren: einen für die Astronomie und einen für die niedere Mathematik. Die einen lehrten jetzt vor allem die Trigonometrie und die Logarithmen. Die anderen benutzten nach wie vor die Sphaera von Sacrobosco, um den Astronomieunterricht zu gestalten. Die Sphaera lag nun in der Bearbeitung durch Thomas Blebel vor. Sie mutet modernen Augen seltsam anachronistisch an. Bis ins Jahr 1629 wurde sie unverändert nachgedruckt, obwohl sie nach wie vor jede explizite Stellungnahme zum Kopemikanischen Heliozentrismus vermied.55 In diesem Schulbuch okkupierte die Sonne tatsächlich noch den mittleren Platz zwischen den Planeten: „sol inter planetas omnes medium obtineat." 56 Offensichtlich reichte das Buch aus, um die astronomischen Grundlagen zu vermitteln. Der Titel machte auch nur den Anspruch von „primis rudimentis" geltend. Während des 17. Jahrhunderts wurde auch Ptolemäus' Quadripartitum nachgedruckt. In welcher Ausgabe man sie in Wittenberg verwendete, ist unklar.57 Noch lange blieben die Mathematiker vom Einfluß der mächtig gewordenen theologischen Fakultät, die unter Calov sehr orthodox ausgerichtet war, verschont. 58 Nur während des Krieges kamen den Mathematikern zeitweise die Studenten abhanden, so daß ein Mathematiklehrer gegen Ende des 17. Jahrhunderts nur vor einer kleinen Anzahl von Studenten lehrte.59 Im Vergleich zu den Hundertschaften, die Melanchthons Astrologievorlesung gehört hatten, ergab dies ein sehr ungewohntes Bild in der Leucorea. Den Rückgang der Astronomen hatte schon ein anderer deutscher Astronom im frühen 17. Jahrhundert beklagt - und zwar noch vor dem kriegsbedingten Rückgang, der in Wittenberg für die schwindenden Studentenzahlen verantwortlich war. David Origanus (Trost) (1558-1628) lehrte Astronomie in Frankfurt an der Oder. Obwohl er in Frankfurt an der Oder Mathematik studiert hatte und ebendort ein anerkannter Mathematikprofessor gegen
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FRIEDENSBURG, WALTER: Geschichte der Universität Wittenberg. Halle 1917, S. 471 ff. BLEBEL1US, THOMAS: De Sphaera et primis astronomiae rudimentis libellus ad usum scholarum maxime accomodatus: accurata methodo et brevitate conscriptus, ac denuo editus. Wittenberg 1611. Ebenda, S. 4. Sie alle erschienen in Frankfurt am Main. Siehe FRIEDENSBURG: Geschichte der Universität, S. 513. Ebenda, S. 205.
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Ende des 16. Jahrhunderts wurde, stellte er sich in die Tradition der Astrologie von Philipp Melanchthon und Caspar Peucer. Er schrieb noch einmal eine Verteidigung der Astrologie, die den naturphilosophischen Argumenten von Melanchthon nichts Neues hinzufügt.60 Er wollte einen Rückzug der Astrologie im wörtlichen Sinne antreten, weil er die Chancen für deutsche Astrologen an deutschen Universitäten vergeben sah. So schlug er 1633 vor, „geschickte Ingenia, so sich auff das Studium Astrologicum geleget / in die newe Welt" zu schicken. Sie sollten von Fürsten mit ,,ehrliche[m] Unterhalt" nach Südamerika gesendet werden, um dort unter den Bedingungen des südlichen Himmels die astronomischen und astrologischen Lehren zu studieren. Dies sollte zunächst dem Studium des Sternenhimmels der Südhalbkugel dienen. Um seinen Plan des Zugs gen Süden attraktiv erscheinen zu lassen, betont er, daß die Evangelischen ähnlich wie die Jesuiten mit Hilfe der Astrologie eine Missionierung der „evangelischen Lehr" betreiben könnten. Origanus dachte wohl an die jesuitischen Missionen in China, die dort die Astronomie lehrten. Sein Plan ist von unbekanntem Ausgang und wird auch nicht weiter begründet.61 In Wittenberg hatte man andere Sorgen. Nachdem eine beabsichtigte Berufung Keplers fehlgeschlagen war, taten die ersten drei Astronomieprofessoren, die dort im frühen 17. Jahrhundert lehrten, wenig für die Astrologie. Melchior Walther wollte zwar ein Observatorium einrichten lassen; ob er und seine Kollegen jedoch die Astrologie vermittelten, wissen wir nicht. Jedenfalls publizierten er und seine Kollegen nichts zu ihr. Gleichwohl fuhr man fort, die Astrologie zu lehren. Nicht alle Wittenberger Mathematiker hatten dabei die Erinnerung an Melanchthons und Peucers Astrologie aufgegeben. Denn 1651 - dreizehn Jahre vor Aegidius Strauchs Publikationen - ließ Christopher Notnagel eine Dissertation veröffentlichen, in der der Promovend noch einmal Peucers und Melanchthons Tenor vom Nutzen der Astrologie beschwor, nach immerhin hundert Jahren. Das Ziel dieser Dissertation war keine historische Aufarbeitung; die Dissertation sollte vielmehr dazu dienen, die astrologische Wissenschaft als solche zu verteidigen. Zugleich sollte erstaunlicherweise das Gedächtnis an Melanchthon rein gehalten werden. Denn als der Professor die von ihm offensichtlich als skandalös empfundene Geschichte zum Horoskop von Luther anschneidet, nennt der Promovend einzig und allein Cardano als den dafür Hauptverantwortlichen. Cardano sei ein etwas vorwitziger Astrologe gewesen, der von keinem anerkannt wor-
60 61
Vgl. das posthum erschienene Werk ORIGANUS: Astrologia Naturalis. Marseille 1654. O R I G A N U S , D A V I D : Ein sonderlich Prognosticon und astrologischer Discurs: Auff das Jahr nach der Geburt Christi 1633. s.l. 1633, S. C4v: „New Weinschein trit ein den 23. Vormittag nach sieben Uhr / dabey auch eine Sonnenfinsterniß in der newen Welt sich begeben wird umb Madagascar und benachbarten Oertern/ welch ich Origanus in meinen Ephemeridibus beschrieben habe. Ich wolte wünschen / das grosse Herren etliche geschickte Ingenia, so sich auff das Studium Astrologicum geleget / in die newe Welt schicketen / und ihnen gute Ehrlichen Unterhalt verschafften / die würden diese und dergleichen Finsternussen sein können observiren: Sie könten auch die Figuren der newen Sterne / so unter dem Polo Antarctico biß zu dem Tropico Capricorni zufinden / eigentlich beschreiben: Es würde auch der Evangelische Glaube desto mehr außgebreitet werden. Sed surdis narratur fabula. Kan man doch auff den Universiteten kaum einen Astronomum erhalten / geschweige unter Fremden. Tycho Brahe hat kurtz vor seinem Todte die Venedische Herrschaft auff diese Gedancken gebracht / welche ihm auch würkliche Hülffe darin leisten wolten. Aber dieser treffliche Meister der Sternkunst starb darüber / also ist diß Werck bißher stecken blieben / Vide Mechanicam ejus Astronomiam."
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den sei und dennoch die Kühnheit besessen habe, das Geburtsdatum Luthers zu fälschen. 62 Ein interessanter Fall von Geschichtsklitterung. Nicht weniger überzeugt von der Astrologie war der für nur kurze Zeit als Mathematikprofessor eingesetzte Aegidius Strauch, der später auf die Geschichtsprofessur wechselte. Diese war berühmt, weil sie in Deutschland eine der ersten überhaupt war. Strauch war eindeutig ein überzeugter Astrologe. Er hielt in Wittenberg die Fackel der astrologischen Tradition noch hoch. Seine Aphorismi astrologici paßten in jede Westentasche. Sie boten eine kurze Einführung in die wichtigsten Merksätze und Begriffe der Astrologie. Strauch erläutert kurz und knapp, wie man ein Horoskop erstelle und wie man die Bedeutung der Planeten zu interpretieren habe. Eine besondere Affinität zu Johannes Garcaeus oder anderen ehemals Wittenberg nahestehenden Astrologen, wie Heinrich von Rantzau, der auch gegen Ende des 16. Jahrhunderts astrologische Einfuhrungswerke schrieb, läßt sich jedoch nicht erkennen. Strauch bedient sich für seine Aphorismi frei der Lehren von Cardano, von Ptolemäus und vieler anderer Quellen, so vor allem auch arabischer Autoren und ihrer Bücher. Die Kosmogramme sind verschwunden, und der Autor sieht keine Veranlassung mehr, sein Werk mit dem Ziel zu verfassen, um ein gründliches Eigenstudium und um einen eigenen Erfahrungsbeweis zu ermöglichen. Er vermittelt einfach nur die astrologische Technik in einem kurzen Verfahren. Immerhin erlebte seine kleine Fibel von ihrem ersten Erscheinungsjahr 1664 bis ins Jahr 1712 vier Auflagen, die alle in Wittenberg gedruckt wurden. Am Charakter des astrologischen Handbüchleins hat sich somit vieles geändert, wenn man es mit seinen Vorgängern vergleicht. Zwar entsprach es ohnehin eher, wie der Titel schon andeutet, einer Lehr-Sammlung, die auch schon Cardano geliefert hatte, doch das Pathos von einst, mit Hilfe der Astrologie alle Phänomene in ihrem Wesen erklären zu können, das alle astrologischen Schriften des 16. Jahrhunderts ungeachtet ihrer vielfältigen Formen begleitete, ist nicht mehr zu finden. Auch fehlt in den Aphorismi - vielleicht wegen ihrer Knappheit - jegliche Apologie. Sehr unvermittelt konfrontieren sie den Leser nur mit der Technik. Zwar, könnte dies ein Hinweis darauf sein, daß eine Apologie als überflüssig empfunden wurde an einer Universität, in der die Astrologie zur Tradition gehörte. Viel wahrscheinlicher jedoch ist die Tatsache, und das würde auch dem Tenor der anderen Schriften Strauchs entsprechen, daß es offensichtlich nicht mehr zum guten Stil gehörte, die Astrologie dahingehend zu rühmen, man könne mit ihrer Hilfe die Sitten kontrollieren, das Unglück einer Stadt voraussehen, das Wohlbefinden eines Menschen regulieren und manches andere: ,ad regendos mores, ad tuendam valetudinem, ad praevidenda pericula, ad observandas mutationes rerumpublicarum'. 63 Ein Astrologe wie Aegidius Strauch wollte nur noch Glück und Unglück erkennen. Indem er nur noch Technik vermittelte, war er bescheiden geworden. Selbst der Verweis auf die göttliche Naturordnung, zu deren Erkenntnis die Astrologie dienen sollte und der im 16. Jahrhundert gewissermaßen obligatorisch war, fehlt ganz und scheint auch nicht intendiert gewesen zu sein. Das, was man also in Wittenberg im späten 17. Jahrhundert als astrologisches Werk vor sich liegen hat, ist eine kleine Einfuhrung in die Lehre der Astrologie, deren Techniken und
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NOTNAGEL, CHRISTOPHER: Discursum Astrologicum. Exertitii Academici causa in Illustri Leucorea Ann. Dom. 1551 [korrekt: 1651], Wittenberg o.J.[1651], These 50. So lauten die Vorstellungen über den Nutzen der Astrologie bei Melanchthon, Chytraeus, Milich und den anderen, wenn man den Tenor ihrer Schriften kurz zusammenfassen will.
Wittenberger Traditionen - eine andere Form der Selbstbeschränkung
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deren Prinzipien. Mehr nicht. Selbst die Verbindung mit der Physik spielte keine Rolle mehr. Eine solche Distanzierung der Astrologie von der Physik, die gerade das Gegenteil der Keplerschen Distanzierung bedeutete, wird verständlich, wenn man die Entwicklung der Physik im frühen 17. Jahrhundert betrachtet. In Wittenberg benutzte man schon lange nicht mehr Melanchthons Initia im Physikunterricht, sondern lehrte nun in der Physik vornehmlich die Tierkunde, wie es Johann Sperling tat. Oder aber man benutzte die Epitome des Daniel Sennert, wie es Konstantin Ziegra tat, ein Schüler Sennerts; die Epitome aber baute auf der Chemie und nicht auf der Astrologie auf; Sennert hatte explizit auf das makrokosmische Paradigma verzichtet.64 Weil sich die Astrologie in Wittenberg in der Mehrzahl der Fälle von dem Anspruch verabschiedet hatte, einzig und allein Physik zu sein, verwundert es kaum, wenn sie als eine Speziallehre unter mehreren anderen auftrat. Diese Entwicklung hatte auch Johann Ludwig Havvenreuter angedeutet, der als Nachfolger einer philippistischen Naturphilosophie gilt.65 Er trennte in seinem sehr aristotelisch ausgerichteten Physikbuch die Astrologie klar von der Physik.66 Die Physik erforsche die Materie in der Welt, die Astrologie dagegen allein die Himmelskörper.67 So war der himmlische Kosmos im Weltbild dieses Gelehrten bereits so weit weggerückt von den Natuiphänomenen der Erde, daß es weder wichtig noch relevant war, das Verhältnis des Makro- zum Mikrokosmos zu untersuchen. Licht und Bewegung blieben freilich weiterhin Verursacher des sublunaren Geschehens, doch der Nachweis, wie und wo sie auf die Materie wirkten, war nicht mehr Aufgabe des Astrologen. Für Havvenreuters calvinistischen Zeitgenossen Lambert Daneau, der einen anderen Trend der Physik im 17. Jahrhundert repräsentiert und dessen Physik eher einer Auslegung der Bibel denn der Erforschung der Natur gleicht, stand die Astrologie ohnehin unter einem theologischen Anathema.68 Für Petrus Ramus, den dritten Repräsentanten, war die Astrologie ebenso aus anderen Gründen indiskutabel.69 Vor dem Hintergrund dieses subtilen Wandels in allen möglichen wissenschaftlichen Disziplinen, die ehemals selbstverständlich als Träger des astrologischen Weltbildes fungierten, erstaunt es nicht, daß sich Aegidius Strauch als Lehrer der Astrologie mit einer Speziallehre begnügte. Sie entsprach den neuen Grenzen zwischen den einzelnen Wissenschaften, die anders verliefen als im 16. Jahrhundert. So konnte Strauch durch seinen Verzicht, universale Erkennmisse zu liefern, vielleicht um so unbekümmerter seiner Astrologie als einer Speziallehre frönen. Sie gab nicht vor, mit anderen Wissenschaften konkurrieren zu wollen. Seit 1665 war auch hier, wie die Diskussion über den Kometen verdeutlicht hat, die Astrologie getrennt von der Astronomie. In der Astrologie war man nach dem Abschied von der Physik zu einer Auffassung zurückgekehrt, die davon sprach, daß Gott in der Welt Zeichen aussendet.
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S i e h e A n m . 12.
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KUSUKAWA: The transformation
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HAVVENREUTER, JOHANN LUDWIG: Compendiumphysicae. Straßburg 1589. Ebd., S. 26. D e n B e g r i f f Astrologie verwendet er ausschließlich für die Themen, die bei Melanchthon noch unter der Astronomie firmierten.
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DANEAU, LAMBERT: Physica Secunda editio. G e n f 1579.
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RAMUS, PETRUS: Scholarum
of natural philosophy,
Christiana physicarum
S. 208.
sive Christiana de rerum creatarum origine et usu disputatio. libri 8 in totid. acroamat. libros Aristoteles. Paris 1565.
Ende und Wandel
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Selbst in dieser wissenschaftlichen Nische, in der sie an der Universität in Wittenberg gegen Ende des 17. Jahrhunderts noch lebte, starb sie jedoch langsam aus, weil die neue wissenschaftliche Generation das Vertrauen in sie als Wissenschaft verloren hatte. Das hatte viele Gründe, etwa weil ein neues Methodenideal für die Naturwissenschaften entwickelt worden war, oder aber, weil der Kosmos seine Gestalt derart verändert hatte, daß die Astrologie keinen wissenschaftlichen Sinn mehr machte. Hinzu kommt, daß auch die Theologie nun endlich den vermeintlichen Aberglauben verabschieden wollte und sich als Wissenschaft zu legitimieren beabsichtigte. Dabei wollte sie entweder von der philosophischen Vernunft in ihren Reihen nichts mehr hören, oder hatte sie, ganz im Gegenteil, als Metaphysik schon integriert.
Die Verdrängung aus der Machtbastion der Universität und die Historisierung der Astrologie Im frühen 18. Jahrhundert gelangten in Wittenberg nur noch solche Professoren auf die Lehrstühle der Mathematik, die ihre Studenten darüber promovieren ließen, warum die Astrologie „keine verläßliche" physikalische Grundlage für meteorologische Vorhersagen böte. Zwar hatte noch ein Bruder von Aegidius Strauch, Michael Strauch, in Wittenberg gegen Ende des 17. Jahrhunderts die Professur für die niedere Mathematik übernommen und angekündigt, im Jahre 1705 über die Astrologie zu lesen. 70 Eigentlich jedoch hatte in Wittenberg die akademische Astrologie keine Zukunft mehr. So formulierte Johann Nikius, Professor für Physik, seine Aufgabenstellung so, daß der Promovend nur noch gegen die physikalische Astrologie den Beweis anzutreten brauchte.71 Selbst Ptolemäus wird nun, wie es manch frühere und auch die späteren Jahrhunderte gerne taten, als der wahre Autor des Tetrabiblos geleugnet. 72 Für den Geographen, Historiker, Astronomen, Juristen und Vielschreiber Johann Friedrich Weidler (1692-1755) war die Astrologie in den dreißiger und vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts vollends zur historischen Erscheinung geworden. Man könne sie so wie die Astronomie und zahlreiche andere Fächer früherer Zeiten im Gedächtnis bewahren. 73 Im Vergleich zur Astronomie genoß sie aber kein wirkliches historisches Ansehen mehr. So rühmt Weidler in seinen historischen Werken zwar die Astronomie von Caspar Peucer, Joachim Georg Rheticus, Johannes Schöner, Joachim Heller von Weissenfels und anderer, an ihre astrologische Vergangenheit erinnert er sich allerdings nicht. 74
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Geschichte der Universität, S . 5 1 7 . Summo astrorum conditore auxiliante. Astrologiam meteorologicam systemati mundi physico-geometrico esse contrariam indulgente spectatissimo sapientum ordine in celeberrima ad Albim Academia. Wittenberg 1722. Ebenda, S. 10. Vgl. die Vielzahl der historischen und bibliographischen Schriften von Weidler zum Thema Astronomie, besonders aber W E I D L E R , J O H A N N F R I E D R I C H : Historia Astronomiae sive de ortu et progressu astronomiae liber singularis. Wittenberg 1741. Vgl. die Einträge von W E I D L E R in seiner Historia Astronomiae zu C A S P A R P E U C E R , S. 367. Dort erFRIEDENSBURG:
NIKIUS, JOHANN:
Die Verdrängung aus der Machtbastion der Universität
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Astronomie und Astrologie sind zu zwei getrennten Geschichten geworden. Außerdem verloren die ehemaligen Wittenberger Astronomen in Weidlers Erinnerungspolitik ihre herausragende Stellung und waren zu solchen neben zahlreichen anderen geworden. Die hier vorgelegte kurze Skizze zur Geschichte der deutschen Astrologie im 17. Jahrhundert ging davon aus, daß sich die Astrologie allmählich zu einer Speziallehre entwickelte, weil zwei verschiedene Prozesse aufeinander trafen. Zum einen hatten ihr die Astrologen selbst, wie etwa Kepler, eine neue Funktion zugesprochen. Zum anderen waren es Wissenschaftler, Naturwissenschaftler oder Gelehrte, die auf universale Erkenntnis der Astrologie verzichteten, weil sie deren physikalische Grundlage durch neue Theorien ersetzt hatten. Zunehmend verloren so die Anhänger der physikalischen Astrologie die Machtbastionen an den Universitäten und die Astrologie lebte lediglich als eine Speziallehre fort. Als eine solche jedoch, die sich ihres Erkenntnisanspruchs auf physikalische Prozesse entledigt hatte, blieb die Astrologie selbst unter Gelehrten noch lange Zeit beliebt. Wie sich Urban VIII., der sich 1631 veranlaßt sah, die Bulle Coeli et terrae von Sixtus VI. aus dem Jahre 1586 offiziell neu in Kraft zu setzen, und alle Astrologen und Horoskopsteller offiziell verdammt hatte, von Tommasso Campanella ein Horoskop erstellen ließ,75 so fuhren Gelehrte fort, sich Horoskope erstellen zu lassen. Und wie es Johann Wolfgang von Goethe in Dichtung und Wahrheit beschrieben hatte, blickte man noch lange Zeit neugierig auf das Horoskop. Goethe hatte geschrieben: „Am 28. August 1749, mittags mit dem Glockenschlag zwölf, kam ich in Frankfurt am Main auf die Welt. Die Konstellation war glücklich: die Sonne stand im Zeichen der Jungfrau und kulminierte für den Tag; Jupiter und Venus blickten sie freundlich an, Merkur nicht widerwärtig; Saturn und Mars verhielten sich gleichgültig, nur der Mond, der soeben voll ward, übte die Kraft seines Gegenscheins um so mehr, als zugleich seine Planetenstunde eingetreten war. [...] Diese guten Aspekte, welche mir die Astrologen in der Folgezeit sehr hoch anzurechnen wußten, mögen die Ursache meiner Erhaltung gewesen sein: denn durch Ungeschicklichkeit der Hebamme kam ich für tot auf die Welt, und nur durch vielfache Bemühungen brachte man es dahin, daß ich das Licht erblickte."76 Mit dem Blick durch die Astrologie auf Welt und Kosmos, den Melanchthon und die Wittenberger Astrologen getätigt hatten, hatte dies freilich kaum mehr etwas gemein. Deren Emphase, die eine beeindruckende Rede von Regiomontanus gegen Ende des 15. Jahrhunderts vor den Gelehrten der Paduaner Universität vorweggenommen hatte, verschwand mit dem späten 17. Jahrhundert. Der Glaube an die universale Erkenntniskraft der Astrologie hatte sich überlebt. So mußten Regiomontanus' pathetische Worte einem Gelehrten des späten 17. Jahrhunderts wie leerer Schall und Rauch erscheinen. Dieser hatte die Stärke der Astronomie und der Astrologie darin gesehen, mit ihrer Hilfe neue Antworten auf viele offene Fragen geben zu können. Er nannte die Astrologie ein göttliches Numen und verwies darauf, daß Gott den Menschen in den Sternen mit Wohltaten überhäuft habe. Was könne es Ergötzlicheres und Vergnüglicheres geben als die Betrachtung der Sterne?77 Außerdem fug-
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wähnt er ausschließlich die astronomischen Schriften von Peucer. Bei GEORG CAESIUS und anderen erwähnt er deren astrologische Schriften nur dann, wenn der Autor keine astronomische Schrift verfaßt hat. Zitiert bei ROSS: Okkulte Strömungen, S. 208. GOETHE, JOHANN WOLFGANG V.: Dichtung und Wahrheit. I. Mit zeitgenössischen Illustrationen ausgewählt von Jörn GÖRES. Frankfurt am Main 1991, erstes Buch, S. 15. REGIOMONTANUS (HG.): Continetur in hoc libro. Rudimenta astronomica Alfragrani. Item Albategnius
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Ende und Wandel
te er hinzu: „und nicht eher hat mein Geist geruht, als bis ich die göttliche Gabe der Kunst der Astrologie mit einzigartigem Lob versehen konnte, und das durchaus mit einigem Verdienst."78 Mit derselben Energie hatten sich auch die Wittenberger der Astrologie verschrieben; so lange, bis neue wissenschaftliche Vorstellungen ihre Ideen ersetzten.
astronomus peritissimus de motu stellarum, ex observationibus tum proprijs, tum Ptolemaei omni cum demonstrationibus Geometricis et Additionibus Ioannis de Regiomonte. Item Oratio introductoria in omnes scientias Mathematicas Ioannis de Regiomonte, Patavij habita, cum Alfraganum publice praelegeret. Eiusdem utilissima introductio in elementa Euclidis.Item Epistola Philippi Melanchthonis nuncupatoria, ad Senatum Noribergensem. Omnia recens prelis publicata. Nürnberg 1537, S. b4r: „Te igitur divinum Astrologiae numen appello, tuis velim aspires praeconijs, beneficia tua immensa mortalibus demonstratura venias. Tu es procul dubio fidelissima immortalis Dei nuncia, quae secretis suis interpretandis legem praebes, cuius gratia coelos constituere decrevit omnipotens, quibus passim ignes sidereos, monimenta futurorum impressit. Tales spectare iussit Astrorum choros, dum mortalibus ora daret sublimia rerum conditor, dignum profecto arbitratus quae universis praefecerat creaturis medium inter eas considere, ut pede quidem calcante terrenis imperare videretur, fronte autem turgente atque erecta divinis fueretur delicijs. Quid enim iucundius? Quid amoenius! Quid denique suavissima atque ordinalissima series? eo quippe si rapiaris animo experieris nihil te unque sensisse in omni vita delectabilius." 78
Ebenda, S. b5r: ,,nec prius quievit animus, quam divinam Astrorum peritiam singulari praeconio extollerem, et quidem merito."
Epilog: die Astrologie und ihr universalhermeneutischer Anspruch
Zunächst erschien es als eine fremdartige Welt, in der ein Fürst tagaus, tagein sich den Ratschlägen seines Astrologen beugte, und in der Universitätsabsolventen ihm diesen Dienst erwiesen. Es wirkte befremdend, daß es in der Welt der Hofastrologen nicht einen Verhaltenskodex gab, der es erlaubt hätte, alle Phänomene unter eine einzige leicht begreifbare Kategorie zu stellen, sondern derer viele. In Dresden herrschten andere soziopolitische Gesetze als in Brandenburg; in Dessau wiederum andere als in Weimar. Je weiter wir in die Diskussionszusammenhänge der Astrologen vordrangen, desto größer wurde die Menge an Einzelergebnissen, die oft enthüllend zeigten, daß die Astrologen mal sehr zielstrebig und sehr durchdacht, ein andermal eher unbeholfen und zögerlich über die Astrologie sprachen und sie den verschiedenen Wissens- und Vorstellungsbereichen zuordneten: der Geschichte, der Naturphilosophie, der Astronomie und der Anthropologie. In der Welt der divinatorischen Künste plazierten sich die deutschen Astrologen in Wittenberg unter erheblichen theologischen Vorsichtsmaßnahmen auf einer in ihrem Verständnis heidentums-unverdächtigen, das heißt dämonologie-freien Seite. In den aufscheinenden Details offenbarte sich die große Nähe der Wittenberger Astrologen zu anderen, vornehmlich italienischen, Astrologen, und gleichzeitig zeigte sich darin auch ihre Distanz. Am dichtesten folgten sie mit ihrer Astrologie Girolamo Cardano und wichen nur bei der Deutung vom Nutzen der Astrologie für die Geschichte von ihm ab. Hier zeigte sich Cardano weit weniger den theologischen Überzeugungen verpflichtet als sie selbst. Denn wo Cardano die großartigen historischen Periodisierungen mit Hilfe der Planetenkonjunktionen favorisierte, verrannte sich Peucer in astrologische historische Partikularismen, die den Propheten Daniel nicht von seinem historischen Thron stürzen konnten und dieses schon gar nicht zu tun beabsichtigten. In der Art und Weise, wie dann die spätere Generation der Wittenberger die Horoskopkunst verbesserte, folgte sie dem Bologneser Professor bedingungslos. Dieser hatte sie auf dem Umweg über Nürnberg nach Wittenberg vermittelt. Das Cardanosche Vorhaben wuchs sich allerdings unter der personellen Stärke der norddeutschen Universität zu einem Projekt aus, das sie selbst kaum mehr kontrollieren konnte. Doch auch von Marsilio Ficino, der der Astrologie eine lebensplanende Funktion zugesprochen hatte, übernahmen die deutschen Astrologen Impulse, die wiederum den
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Epilog: die Astrologie und ihr universalhermeneutischer Anspruch
Wünschen der Wittenberger entsprach. Sie wollten nämlich mit Hilfe der Astrologie die Neigungen zum Bösen bändigen und das Gute fördern. Skeptisch beäugten sie allerdings die aktivistische Seite von Ficinos magia naturalis und distanzierten sich von ihr. Als dritter italienischer Diskurspartner von Bedeutung erwies sich Pietro Pomponazzi. Wo Pomponazzi, philosophisch stringent, astrologisch verursachte Naturkausalitäten bis auf das Wesen des Menschen ausdehnte und sogar die Seele daraufhin als sterblich apostrophierte, teilte Peucer zwar mit ihm die generelle naturphilosophische Zielsetzung, blieb aber auf halbem Weg zwischen Metaphysik und empirischem Naturalismus stehen. Gleichwohl glühte Peucer von demselben Eifer, die Welt, den Menschen und die Natur mit Hilfe der Astrologie umfassend erklärbar zu machen. Können all diese Einzelergebnisse tatsächlich erklären, worin im 16. Jahrhundert für die zahlreichen Astrologen der Reiz der Astrologie lag? Natürlich ist es möglich, das hier durch diese Einzelergebnisse entworfene Bild durch zahlreiche weitere Einzelergebnisse so genau zu malen, daß es bis zur Präzision eines Schlachtenbildes von Albrecht Altdorfer gesteigert wird: je weiter man in die Details der deutschen Astrologiegeschichte vordringen würde, desto wahrscheinlicher ist es, weitere Schlachtenteilnehmer identifizieren zu können: vor allem die vielen Anonymi, die in den Archivakten der Fürstenhöfe lagern und bisher von der Forschung unbeachtet geblieben sind. Außerdem ließen sich weitere Erkenntnisse über einzelne Begriffe und über übernommene antike und mittelalterliche Leitbilder und Ideen, die generell die Diskussionen leiteten, hinzufügen. Wäre damit jedoch unsere Frage schon beantwortet? Würde sich dadurch der generelle Eindruck, den der Astrologiediskurs beim Betrachter hinterläßt, entscheidend verändern? Im Falle der Wittenberger Astrologie scheint mir dies - zumindest nicht so schnell - der Fall zu sein, weil die vielen Einzelergebnisse, je für sich genommen - so interessant sie für die verschiedenen Diskurse auch sein mögen ohnehin eine entscheidende Seite der Geschichte unberücksichtigt lassen, nämlich das Pathos, den Tenor und die ausgesprochene Zuversicht, mit der die Wittenberger von ihrer Astrologie als einer Wissenschaft von universaler Nützlichkeit und universaler Erkenntniskraft sprachen. Gerade diese Zuversicht präsentiert sich jedem modernen Leser, nachdem er durch Folianten und kleine Quartformate hindurch, Fachtermini und Symbole wie im Dschungel hinter sich lassend, in die lateinischsprachige Welt der deutschen Astrologen im 16. Jahrhundert eingetaucht ist. Diese Zuversicht gewinnt nur aus der Rückschau an Plausibilität. Die Überzeugung der Wittenberger Astrologen, mit ihrer Wissenschaft der Theologie, der Medizin, der Geschichte, der Politik und dem Individuum beistehen zu können, scheint von einer weit wirksameren Anziehungskraft geleitet worden zu sein, als sie die partikularen Lösungsangebote jemals hätten ausstrahlen können. Um diese Anziehungskraft erklären zu können, die das Pathos der Wittenberger nährte, war es hilfreich, noch einmal einige ihrer pathetischen Ausführungen mit den Ergebnissen gegenzulesen, die wir aus den Einzeldiskursen gewonnen hatten. Beim ersten Lesen hatten diese Äußerungen den Eindruck erweckt, die Autoren würden nur rhetorische Floskeln verwenden und keine aussagekräftigen Inhalte bieten; dennoch täuschte dieser Eindruck. So hatte Johannes Schöner 1545 in der Hochphase des astrologischen Enthusiasmus im Vorwort zu seinem astrologischen Werk De iuditiis nativitatum ausdrücklich erklärt, ohne die Astronomie sei ,jede Wissenschaft unvollständig".1 1 SCHÖNER: De iudiciis nativitatum libri tres, S. 5r: „Astrorum leges cui enim non utiles erunt? Monumen-
Epilog: die Astrologie und ihr universalhermeneutischer
Anspruch
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Wenige Jahre später verwendet Victor Strigel unter Abwandlung der Rede von Regiomontanus, die wir im letzten Kapitel vorgestellt haben, dessen Idee, daß die Astronomie für alle Lebensbereiche nützlich sei.2 Gerade den Gedanken der Nützlichkeit für alle Wissenschaften und für alle Lebensbereiche, der den hohen Stellenwert der Astronomie nach Meinung der Gelehrten bedingte, teilte die praktisch orientierte Astrologie mit der Astronomie. Mit dieser im 16. Jahrhundert gegebenen Zuversicht der Astrologen vor Augen lassen sich die einzelnen Einblicke, die wir in die deutsche Astrologie gewonnen haben, einer interpretativen Einheit zufuhren. Diese Interpretation soll nicht für das Phänomen der gesamten Renaissanceastrologie gelten - dazu müßten umfassende Studien für viele Länder Europas erstellt werden; sie soll vielmehr nur dazu dienen, eine Deutung für die deutsche Astrologie in Wittenberg vorzubereiten. Die Universitätsastrologen in Wittenberg verstanden ihre Wissenschaft nicht als eine unter vielen anderen: nicht etwa so, wie der Jurist Jurisprudenz betrieb und dem Mediziner die Medizin überließ, oder der Mediziner, der seine Medizin praktizierte, ohne das Bedürfnis zu hegen, dem Theologen Erkenntnisse anzubieten, die dieser womöglich zu neuen Überlegungen in der Dogmatik veranlaßen sollten. Hätten die Wittenberger Astrologen den Nutzen ihrer Wissenschaft nur darin erblickt, mit ihr ein treffliches Instrument zur Erforschung der Sterne, der Planeten und ihrer physikalischen Wirkungen zu besitzen, das es womöglich erlaube, von den irdischen Unzulänglichkeiten absehen oder ein Remedium für kleinere Probleme anbieten zu können, dann hätten die Renaissanceastrologen - und hier schließe ich Cardano ein, weil sein Anspruch dem der deutschen Astrologen sehr nahe kommt3 - vermutlich nicht die Nähe zur Politik gesucht. Dann hätten sie auch kaum die so deutlich vernehmbare Kritik von Medizinern, Juristen, Theologen und von solchen Schriftstellern, die sich als Fürstenberater betrachteten, auf sich ziehen können, die sie tatsächlich auf sich gezogen haben. Wie die Ergebnisse der einzelnen Diskurse gezeigt haben, war die deutsche Astrologie eine Wissenschaft, die Erkenntnisse liefern sollte, die sowohl der Politik als auch der Geschichte dienen; sie sollte aber auch zu Erkenntnissen gelangen, die dem Individuum bei seiner Lebensplanung helfen, und schließlich sollte sie Erkenntnisse über die göttliche Schöpfungsordnung gewinnen. Die astrologischen Gesetze waren ihr hermeneutisches Instrument; mit diesem Instrument konnte die Astrologie der Erkenntnis des lokalen Wandels tum certè maximum praebent haec studia verè liberalia, rebus in mundo universis. Nulla est etiam disciplina, quae non sit manca, sine astrorum cognitione." 2 STRIGEL, VICTOR: Epitome doctrinae de primo motu aliquot demonstrationibus illustrata. Leipzig o. J. [1563], S. A2rv: „Neque vero ex Astronomia tantum existit maxime ingenua delectatio et digna hominis natura, sed etiam summa utilitas, quae per omnes partes vitae manat et funditur. Nulla enim vitae pars neque publicis, neque privatis, neque forensibus neque domesticis in rebus carere erudita annorum et mensium disctinctione potest. Manifesta est huius distinctionis utilitas in quotidiani contractibus, in iudiciis et in ceteris actionibus tarn politicis quam oeconomicis. De multo magis conspicitur eadem utilitas in historia ecclesiae et imperiorum, in quibus necesse est considerali mundi et generis humani initia, antiquitatem doctrinae, ordinem patefactionum divinarum, Seriem Monarchiarum, missionem filii, finem generationis humanae et omnium politiarum." 3 Gerade in naturphilosophischer Hinsicht ist CARDANOS universaler Anspruch demjenigen der deutschen Astrologen ähnlich. Vgl. KESSLER, ECKHARD: Alles ist Eines wie der Mensch und das Pferd. Zu CARDANOS Naturbegriff. In: E. KESSLER (HG.): Girolamo Cardano. Philosoph - Naturforscher - Arzt. Wiesbaden 1994, S. 91-114.
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Epilog: die Astrologie und ihr universalhermeneutischer Anspruch
in der Geschichte präter propter Genüge leisten, sie konnte den Menschen als Individuum verstehbar werden lassen, und sie konnte begründen, warum es Ingenia, warum es außergewöhnliche Künstler und warum es den durchschnittlichen .Bürger' gab. Und schließlich vermochte sie sogar Einblick in die Zukunft zu gewähren. Sie war offensichtlich eine Wissenschaft mit dem Anspruch, universale Erkenntnis liefern zu können,4 wobei keine ihrer Spezialinteressen von den Astrologen jemals absolut oder ausschließlich gesetzt wurde.5 Mit dem Anspruch nach universaler Erkenntnis6 glaubten die Wittenberger Astrologen offenbar daran, daß ihre Wissenschaft als einzige die Wirklichkeit der Welt der Natur und diejenige der Geschichte zusammen zu erfassen vermag. Wie beim Weben das Weberschiffchen Längs- und Querfäden miteinander verwebt, so verknüpft die Astrologie Natur und Geschichte. Die Astrologen glaubten an die Einheit von Natur und Geschichte, die sie durch ihre Wissenschaft einsichtig zu machen versuchten. Die Astrologie war das Erkenntnisinstrument dieser Einheit; gestiftet wurde sie in ihren Augen weiterhin von der Theologie. Versteht man die Wittenberger Astrologie in diesem Sinne also als eine hermeneutische Kunst, die Erkenntnis von universaler Reichweite nährte und zugleich universale Erklärungskraft besaß, dann geraten zwei übergeordnete Fragen in den Blick, deren Beantwortung der genaueren Klärung der beiden Begriffe ,universal' und .Hermeneutik' im Verständnis der Wittenberger Astrologen dient: Erstens, wie gestaltet sich das Verhältnis einer sich universalhermeneutisch verstehenden Astrologie mit dem universalhermeneutischem Anspruch der Theologie? Zweitens, wie fugt sich dieses Wissenschaftsverständnis in dasjenige der Zeitgenossen ein? Erst durch die Beantwortung dieser beiden Fragen läßt sich die Bedeutung der spezifisch deutschen Astrologie, die in den Wittenberger Gelehrten ihre wichtigsten Vertreter fand, ermessen. Gewiß grenzte die Astrologie mit ihrem universalen Erkenntnisanspruch an den der Theologie. Doch nach dem Verständnis der Wittenberger konnte und sollte die erstere der letzteren nicht zum Konkurrenten werden, geschweige denn sie ersetzen. So betonten die Wittenberger, die Astrologie sei nur die Magd der Theologie, der sie helfe, den göttlichen Willen und die göttliche Ordnung einsehbar zu machen. Hierbei beharrte Melanchthon noch stärker als Caspar Peucer darauf, die Erkenntnisweisen der Astrologie mit den Einsichten der Bibelexegese in Übereinstimmung zu bringen und die ersteren auf die letzteren zu verpflichten. Bei Peucer war die Schöpfungstheologie eher Grundbedingung als explizites Erkenntnisziel. Gewiß ist deshalb, daß das Buch der Natur und das der Bibel in den Augen der Wittenberger eine Einheit bildeten.7 Nur innerhalb dieser vier Buchdeckel wurden mit der Astrologie die Gewichte verschoben, wie es typisch für diese Zeit war. Die Wittenberger Gelehrten brachten in der Astrologie also die Einheit der beiden Bücher zum Ausdruck. Während die Historie bei den Wittenbergern fest an die biblische Offenbarung gebunden blieb, wie wir an der Vorherrschaft der Danielsprophetie für ihr Ge4
Sofern man Aussagen darüber treffen will, wie sich die deutschen Astrologen des 16. Jahrhunderts von ihren mittelalterlichen Vorgängern unterschieden, müßte man den hinter mittelalterlichen Astrologen stehenden intellektuellen Anspruch deutlicher klären und somit also über die technischen Differenzen hinausgehen, die ohne jeden Zweifel zwischen ihnen gegeben waren. 5 Anders KUSUKAWA: The transformation of natural philosophy. 6 Etwas anders bereits bei THORNDIKE, LYNN: The true place of astrology in the history of science. In: Isis 46, 1955, S. 273-278. 7 BLUMENBERG, HANS: Die Lesbarkeit der Welt. Frankfurt am Main 1981.
Epilog: die Astrologie und ihr universalhermeneutischer
Anspruch
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schichtsverständnis sehen konnten, so stellt ihre Naturphilosophie den Versuch dar, eine neue Lesart für die Natur zu gewinnen, die sich nicht direkt aus der Bibel speiste und doch mit ihr vereinbar war. Sie war nicht aus ihr genommen; sie widersprach allerdings der kirchlichen Tradition. Gleichwohl verfuhren Katholiken und Protestanten seit jeher lax mit dieser Tradition. Die astrologische Lesart war eine solche, die sowohl den logischen als auch den naturwissenschaftlichen Ansprüchen der Zeit gerecht zu werden versuchte. Makro- und Mikrokosmos suchte sie auf solche Art und Weise zusammenzubinden, daß selbst die Lupine und andere Objekte von normaler oder außergewöhnlicher Beschaffenheit erklärt werden konnten. In der prinzipiellen Vereinbarkeit astrologischer Erklärungen mit der Heiligen Schrift und mit grundlegenden kirchlichen Dogmen lag für die Wittenberger der Unterschied der Astrologie zur Magie. Die Wittenberger paßten zumeist erst im Nachhinein die Ergebnisse, die sie zuvor durch astrologisch-naturphilosophische Interpretation gewonnen hatten, an biblische Vorstellungen an, wie man beispielsweise bei Rheticus und später auch noch bei Kepler sieht. Dieses Verfahren galt ihnen offensichtlich als notwendig.8 Den Ausgangspunkt ihrer Naturbeobachtung schöpften sie aber aus einer rein säkularen Wissenschaft. Abgesehen von der magia naturalis, die auf der Astrologie aufbaute und doch weiterreichende Vorstellungen besaß als diese, war die Astrologie in der Renaissance für all diejenigen Wissenschaftler die einzige wirkliche Alternative, die eine praktisch orientierte Erforschung der Natur suchten und damit weder Naturphilosophie im rein spekulativen Sinne noch natürliche Theologie betreiben wollten. Für derartige naturwissenschaftliche Interessen herrschte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Wittenberg eine kürzere Phase wissenschaftlicher Offenheit, in der sich Gelehrte ausreichend weit von Luthers Desinteresse an der Naturwissenschaft distanziert hatten und zugleich noch weit entfernt davon waren, dem Zugriff orthodoxer Theologen unterworfen zu sein. Man konnte radikalere italienische Naturphilosophen rezipieren, wenngleich man auf die namentliche Nennung der Italiener entweder aus humanistisch generöser Geste oder aus reiner Vorsicht verzichtete. Im Falle Peucers kann man sehen, daß zudem die konfessionspolitische Gefahr diesen Gelehrten im Nacken saß und sie zwischen die Mühlsteine der Konfessionen geraten konnten. So war es eine ausgesprochen günstige Zeit für die Blüte einer neuen universalen Hermeneutik, die behutsam theologisch-dogmatische und wissenschaftlich-säkulare Interpretation von Wirklichkeit austarierte und doch der letzteren einen größeren Freiraum zugestand, mehr jedenfalls, als so manchem Zeitgenossen lieb war. Doch die Phase der Offenheit wurde abgelöst durch eine Epoche verschärfter theologischer Kritik an der Astrologie und einen veränderten naturwissenschaftlichen Diskurs. Insofern liefert die Astrologiegeschichte ein eindrückliches Zeugnis dafür, wie sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die ersten Beben in der Gelehrtenwelt bemerkbar machten, die zu einem beschleunigten Auseinanderdriften des Buches der Natur und des Buches der Geschichte führten. 9
8
S o BLUMENBERG: Die
Lesbarkeit
der
Welt,
S. 6 8 - 8 5 ; DANNEBERG, LUTZ: Die
Auslegungslehre
des
Christian Thomasius in der Tradition von Logik und Hermeneutik. In: F. VOLLHARDT (HG.): Christian Thomasius (1655-1728). Neue Forschungen im Kontext der Frühaufklärung. Tübingen 1997, S. 2 5 3 316, S. 302 mit weiterführender Literatur. 9 Vgl. BLUMENBERG: Die Lesbarkeit der Welt, S. 81; RLCOEUR, PAUL: Die Interpretation. Ein Versuch über Freud. 4. Aufl. Frankfurt am Main 1999, S. 37ff. Aus dieser Konkurrenz heraus will auch GADAMER den Ursprung der neuzeitlichen Hermeneutik vorstellen.
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Epilog: die Astrologie
und ihr universalhermeneutischer
Anspruch
Diesem Auseinanderdriften, das die Wittenberger des 16. Jahrhunderts nie explizit in Worte faßten, weder in bloß feststellende noch in kritische, von dem ich aber mit guten Gründen meine, daß sie es beobachtet hatten, stellten die Astrologen eine Wissenschaft mit universalhermeneutischem Anspruch entgegen. Gegenwärtige Historiker sprechen darüber hinaus für das späte 16. Jahrhundert von einem Auseinanderdriften der Wissenschaften hin zur Entwicklung eigenständiger Einzelwissenschaften. Die Astrologie des 16. Jahrhunderts baute auf einer ontologischen Konzeption von der Einheit von Welt auf, die ihren universalhermeneutischen Anspruch nährte. Ihr beständiges Plädoyer für die Einheit von theologischer und wissenschaftlich-moderner Lesart kann durchaus als defensiv verstanden werden. Mit ihrem schöpfungs-theologischen Wahrheitsanspruch, den sie um einen zeitgenössischen modernen astrologisch-wissenschaftlichen Wahrheitsbegriff bereichert und mit diesem innerlich in Verbindung gebracht hatten, setzten sie einen Kontrapunkt zur größer werdenden Kluft zwischen partikularen Wahrheitsansprüchen, deren Anzahl im 16. Jahrhundert durch die konfessionelle und philosophische Vielfalt zugenommen hatte. Der universalhermeneutische Anspruch kann aber ebenso als Kontrapunkt zur sogenannten „decompartmentalization" verstanden werden.10 Dem allmählichen Abgrenzen der Einzeldisziplinen voneinander, das sich etwa durch verschärftes theoretisches Methodenbewußtsein oder durch die Schaffung neuer Disziplinen zu erhärten begann, stand die Astrologie konträr gegenüber, da sie in viele Disziplinen hineinreichte und die Vielfalt der Wirklichkeitsbereiche wissenschaftlich erschloß. Die Astrologie vereinigte in sich neben dem Zukunftswissen medizinisches, historisches, politisches und anthropologisches Wissen. Deshalb glaubte sie von sich auch, ihre gewonnenen Erkenntnisse der Geschichtsschreibung, der Politik, der Anthropologie, der Medizin und teilweise auch der Ökonomie zur Verfugung stellen zu können. Damit wollte sie freilich nicht die ,Methoden' der jeweiligen Wissensbereiche ersetzen, sonderii nur praktisch ergänzen. Mit dieser universalen Erklärungsfunktion wirkt sie in den Augen des modernen Betrachters manchmal wie ein Fossil von der Qualität der scholastischen mittelalterlichen Theologie. Cardanos Naturphilosophie war - wenngleich sehr verschieden von deijenigen der Wittenberger - zumindest prinzipiell von einer ähnlich komplexen Einheitsvorstellung geprägt." Die einzelnen Wissenschaften wendeten sich seit Beginn des 17. Jahrhunderts zunehmend von der Astrologie und ihrem universalhermeneutischen Anspruch, alles erklären zu wollen und zu können, ab: als erstes wurden die Naturphilosophen gegenüber den Erkenntnissen der Astrologie skeptisch, nämlich schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts; die Mediziner verzichteten in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts allmählich auf deren physiologischen Erkenntnisse; die Politiker taten dies sehr schwankend und die Historiker verzichteten noch längere Zeit nicht auf sie. Relativ schnell verlief sich, wissenschaftshistorisch betrachtet, der universalhermeneutische Erkenntnisanspruch der Astrologie im Sande. Abgelöst von 10
PANOFSKY, ERWIN: Artist, Scientist, Genius: notes on the ,Renaissance-Dämmerung'. In: W. FERGUSON (HG.): The Renaissance. Six Essays. New York 1962, S. 121-181. Vgl. dazu unbedingt die Anmerkungen v o n GRAFTON und SIRAISL zu GRAFTON und SIRAISI (HG.): Natural
11
particulars.
Nature
and the disciplines in Renaissance Europe, S. 1-21. Natürlich ist der hier gezeichnete Prozeß zu schematisch gezeichnet; damit soll nur erklärt werden, worin die Attraktivität der Astrologie für Renaissancewissenschaftler verborgen lag. Siehe Anm. 3.
Epilog: die Astrologie und ihr universalhermeneutischer
Anspruch
321
der Astrologie wanderte der säkulare universalhermeneutische Anspruch der Astrologie der Wittenberger in andere Disziplinen, die diesen Anspruch erhoben und erheben, ohne jemals wieder allgemeine Anerkennung gefunden zu haben bzw. zu finden; er nahm und nimmt neue Gestalten an. Das trifft z. B. zu für die Naturwissenschaft und die Geschichtswissenschaft im 19. Jahrhundert, oder fiir die Ökonomie im auslaufenden 20. Jahrhundert. Ohne den universalen Anspruch und sehr begrenzt erfuhr die alte wissenschaftliche Astrologie nur in der Psychologie und in der Psychoanalyse der Gegenwart ihre wissenschaftliche Auferstehung. Betont man bei dem komplexen Begriff des ,universalhermeneutischen Anspruches' weniger das ,universale', sondern mehr das ,hermeneutische', dann lassen sich Verbindungen zu anderen wissenschaftshistorischen Diskursen ziehen, die weiterreichende Perspektiven eröffnen. Die Wittenberger verstanden ohne Zweifel die Astrologie als Hermeneutik. Da sie die Sterne mit Gen 1,14 als signa verstanden, war für sie die Hermeneutik die Kunst, die Zeichen nach bestimmten Regeln zu interpretieren. Im Zentrum von Peucers naturwissenschaftlichem Verständnis steht deshalb sein Zeichenbegriff.12 Auch Peucer versteht die himmlischen Konstellationen als natürliche Zeichen, die physikalische Ursachen repräsentieren, auf die mit einem logisch abgesicherten Beweisverfahren rückgeschlossen werden kann. In diesem Begriff des natürlichen Zeichens verbirgt sich die Verbindung von Rhetorik und Logik. Konsequenterweise verwendet Peucer deshalb den Begriff der physica divinatio, einen Begriff also, der seinen Ursprung in der Rhetorik hat und den Peucer um den Begriff des tekmerion erweitert und so mit der logischen Tradition verbindet. In dem von Peucer verwendeten Begriff der divinatio treffen rhetorisch-hermeneutische und logische Tradition aufeinander. Daß hier außerdem Mantik und Hermeneutik zusammenlaufen, ist für die Astrologen der Renaissance nicht neu; denn schon Piaton hatte in der ihm zugeschriebenen Schrift Epinomis „Mantik" und „Hermeneutik" in begriffliche Nähe gerückt, in einer Schrift, die von Astrologen ausgesprochen gern zitiert wurde.13 Ist nun Peucer derjenige, der in der Astrologie im Begriff der divinatio als erster mantische und rhetorisch-hermeneutische Tradition einerseits und logische Tradition andererseits miteinander verbindet? Diese Frage muß verneint werden, da diese Verknüpfung das Verdienst Melanchthons ist, dessen Gedanken Peucer zum Ausgangspunkt wählt. Melanchthon prägte die Idee der notitiae naturales. Er glaubte daran, daß die Interpretation der natürlichen physikalischen Zeichen den Willen Gottes zu entschlüsseln vermag, und zwar so, wie die landläufige rhetorische Hermeneutik den Sinn des Textes eines Autors und dessen Aussageabsicht zu ermitteln in der Lage ist; zugleich glaubte Melanchthon aber auch fest daran, daß die Interpretation der Zeichen auch Wahrheitsaussagen hervorbringt, die das Geschäft der Logik sind und traditionell auch in ihr angesiedelt waren. In der Interpretation der physikalischen Zeichen verbirgt sich deshalb der doppelte Anspruch, sowohl Sinn als auch Wahrheit aufschlüsseln zu können. Die Einlösung dieses Anspruchs war nur durch Melanchthons Idee der notitiae naturales möglich, die beide Traditionsstränge verknüpften.
12 13
Vgl. die moderne Definition bei RICOEUR: Die Interpretation, S. 20. So etwa bei CHYTRAEUS, DAVID: In Genesin enarratio, tradita, ut ad lectionem textus bibliorum auditores invitarentur. Wittenberg 1561, S. 46-52.
322
Epilog: die Astrologie und ihr universalhermeneutischer
Anspruch
Als ein weiteres, gleichwohl weniger aussagekräftiges Indiz dafür, daß die Wittenberger ihre Astrologie als eine zutiefst hermeneutische Kunst auffaßten, kann gewertet werden, wie sie die Loci Melanchthons verwendeten. Diese leiteten das Auffinden der Deutungen und die Struktur ihrer Horoskopanalysen. Wenn ihr hermeneutischer Anspruch darüber hinaus auch noch universal war, wie die Begrifflichkeiten, die Aussagen und die Vielfalt der einzelnen Diskurse belegen, und wenn die Wittenberger deshalb mit staunender Begeisterung in die unendliche Vielfalt des Sternenkosmos blickten, dann wußten sie zugleich, daß noch viel Arbeit vor ihnen lag. Sie feilten an dem hermeneutischen Instrumentarium, um es zu perfektionieren; sie hielten es flexibel genug, so daß sie für jeden Wissensbereich und für jeden sozialen und politischen Bereich eigene astrologische Methoden bereit hielten. Sogenannte Revolutionen galten vornehmlich der Politik und den ,Feindanalysen', die Geschichtsschreibung sollte vornehmlich Horoskope benutzen und die Kometen interpretieren; in beiden Fällen sollten die mit diesen Methoden gewonnenen Kenntnisse durch Erfahrung der Gewißheit zugeführt werden. Das Individuum sollte durch Horoskopanalyse und Iathromathematik erfaßt werden. Alle Hermeneutiken aber sollten der Erkenntnis von Zukunft dienen. Die astrologisch angeleitete Interpretation der Natur operierte dabei vor allem mit wiederum astrologisch aufklärbaren Sympathien und Antipathien. Diese von den Wittenbergern betriebene Hermeneutik ist für die Geschichte der Hermeneutik von größtem Interesse, weil die Entwicklung der sogenannten Universalhermeneutik im Stile eines Michael Piccart und eines Johann Conrad Dannhauer und später einiger Frühaufklärer, wie Lutz Danneberg gezeigt hat,14 davon abhing, daß gegen Ende des 16. Jahrhunderts die vormals separaten Traditionen der Logik und der Hermeneutik zusammengeführt wurden. Viele Aspekte forderten diese Verknüpfung.15 Einer der Bereiche, in welchem ein solches Zusammentreten von logischen Prinzipien und hermeneutischem Selbstverständnis in der Praxis stattfand16 - die Astrologen reflektierten das Verhältnis von Logik und Hermeneutik nie explizit - ist die Astrologie. Die später entwickelte Universalhermeneutik ist freilich der Astrologie sehr unähnlich. Nur in ihrer Zielrichtung, mit einem logischhermeneutischen Verfahren methodisch die einzelnen Wirklichkeitsbereiche zu überbrücken und die Pluriformität von Wirklichkeit überhaupt angemessen zu erfassen, stimmen sie überein. Daß die Astrologie dies zugleich auch ontologisch verstand, begründet ihre Differenz zur späteren Universalhermeneutik, die dies nur noch methodisch begriff. Sie war nicht mehr, wie noch die Astrologie der Wittenberger, in der Theologie verankert. In der späteren Unversalhermeneutik sieht man gerne diejenige Kraft, welche sämtliche theologischdogmatische Differenzen, ja die Theologie überhaupt, aus den wissenschaftlichen Diskursen erfolgreich heraushielt; ohne eine dogmatisch-indifferente Interpretationsmethode wäre sie nie entstanden.17 Sehr effizient ließ sie gegenüber den Einzelwissenschaften Toleranz walten, ohne einen Absolutheitsanspruch zu formulieren. Die Wittenberger Astrologie hingegen erhob neben der Theologie einen eigenen säkularen universalen Deutungsanspruch, den sie 14 15 16 17
Vgl. v. a. DANNEBERG: Die Auslegungslehre des Christian Thomasius, S. 253-316. Vgl. neben DANNEBERG außerdem JAEGER, H.-E. HASSO: Studien zur Frühgeschichte der Hermeneutik. In: Archiv für Begriffsgeschichte 18,1974, S. 35-84. Hier ist sie auch DANNEBERG schon bekannt. Vgl. die unterschiedlichen Meinungen, die zusammengefaßt sind bei v. BORMANN, KLAUS: Art. Hermeneutik I. In: TRE, Bd. 15, 1986, S. 108-137, hier S. 113.
Epilog: die Astrologie und ihr universalhermeneutischer Anspruch
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aber mit diesem zu verbinden wusste, der aber dennoch die Pluriformität der Wissenschaften und der Lebensbereiche gelten lassen konnte und die Methoden der Einzelwissenschaften nicht obsolet machte. Die Astrologie wollte sie nur ergänzen. Die Einheit von Geschichte und Natur zu begründen und die Einheit der einzelnen Wissenschaften über eine Methode herstellen zu wollen, war noch lange Zeit das Begehren von Philosophen späterer Zeiten. So wollte ein Gelehrter des frühen 18. Jahrhunderts, der Hallenser Georg Friedrich Meier, ähnlich wie Astrologen des 16. Jahrhunderts, die Vielfalt der Welt über die mannigfaltigen Zeichenbegriffe miteinander verbinden.18 Neuere Versuche in der Philosophie gehen sogar dahin zurück, die Hermeneutik als den Schlüssel für eine solche Verbindung anerkennen zu wollen.19 Daß in der Astrologiegeschichte also neue wissenschaftliche Lösungen versucht wurden, die von späteren Generationen unter anderen Vorzeichen wiederaufgenommen und in neue Richtungen gelenkt wurden, das freilich konnte ein Petrus Cnemiander noch nicht ahnen, als er dem Markgrafen Johann von Küstrin riet, am 28. Mai 1555 all sein ritterliches Können aufzubringen, weil ihm das Sternenglück nicht wohlgesonnen sei.
18
MEIER, GEORG FRIEDRICH: Versuch einer allgemeinen Auslegungskunst. Mit einer Einleitung von Lutz Geldsetzer (= Instrumenta philosophica, Series Hermeneutica I). Düsseldorf 1965. Eigentlich iuxtapostierte er nur die verschiedenen Begriffe und verknüpfte sie nicht systematisch. 19 Vgl. solche Versuche wie bei WETZ, FRANZ JOSEF: Hermeneutik der Natur - Hermeneutik des Universums. In: Philosophia naturalis 32, 1995, S. 155-182 und auf andere Art und Weise bei PANNENBERG, WOLFHART: Toward a theology of nature. Essays on science and faith. Ed. by TED PETERS. Westminster 1993. Dieser englische Sammelband faßt konzis die Überlegungen zu der Thematik zusammen.
Anhang
A bbildungsnachweis
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Hinweise In den Fußnotenangaben sind lange lateinische Titel oftmals abgekürzt, weil sie in vollständiger Länge im Quellenverzeichnis aufgeführt sind. Manche Druckfehler in alten Texten habe ich stillschweigend korrigiert. Die Übersetzungen stammen, soweit nicht anders vermerkt, von mir.
Abbildungsnachweis Herzog-August-Bibliothek, Wolfenbüttel Abb. 1: Porträtslg. A 16214 (S. 21) Bayerische Staatsbibliothek, München Abb. 2:: Res/4 A. obst. 19, S. 28v (S. 38) Abb. 3: Cod. Lat. 27003 (S. 61) Abb. 4: Res/2 Arch. 112x (S. 101) Abb. 5: Res/2 Arch. 112x. (S. 102) Abb. 6: 2 Inc. C.a. 3388 (S. 150) Abb. 7: Res/4 Astr. p. 7 (S. 152) Abb. 8: Res/4 Astr. p. 7 (S. 154) Abb. 9: Res/4 Astr. p. 1 la. (S. 161) Abb. 10: Res/2 Einbl. IV, 7 (S. 176) Abb. 11: Res/2 Math. a. 12 (S. 186) Abb. 12.: Res/2 A. lat. B. 385 hllr (S. 258)
328
Anhang
Abkürzungsverzeichnis ADB
BSB
Allgemeine Deutsche Biographie. Hrsg. durch die Historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. Bd. Iff, München 1875ff (ND Berlin 1967ff). Bayerische Staatsbibliothek.
DSB
Dictionary of Scientific Biography. Hrsg. von Charles C. Gillispie u. a. Bd. Iff, New York 1970ff.
NDB
Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 1 ff, Berlin 1953ff.
RAC
Reallexikon fur Antike und Christentum. Sachwörterbuch zur Auseinandersetzung des Christentums mit der Antiken Welt. Bd. Iff. Stuttgart 1950ff.
RGG
Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch fur Theologie und Religionswissenschaft. Hrsg. von Hans Dieter Betz u. a. 4. voll. neub. Aufl. Bd. Iff, Tübingen 1998ff.
TRE
Theologische Realenzyklopädie. Hrsg. von Gerhard Krause und Gerhard Müller u. a.. Bd. 1 ff, Berlin/ New York 1977ff.
WA
D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe (Weimarer Ausgabe). Abt. 1^1. Weimar 1883-1968.
Handschriften und annotierte Bücher
329
Handschriften und annotierte Bücher
Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz: Ms. Boruss. quart. 374-383: CHEMNITZ, MARTIN: Revolutionen
vom dem Jahre 1555 an bis 1563 für Johann
von Kü-
strin. CHEMNITZ, MARTIN: Revolutionen auf das Jahr 1556: Revolutio 56 Henrici Dux Brunschwigii; „De Cometa", Explicatio Revolutionis 37 Henrici Regis Gallici; Explicatio Revolutionis 34 Alberti Marchionis; De 53 Revolutione Ferdinandi regis; de revolutione Philippi principis; Ein kurtz grundliche Mathematisches Judicium über die 56 Revolution des Rom. kaiserl. Majest., so sich angeht anno domini 1556. Die Februarii 24 hori 5 mi. 24 post meridiem. CHEMNITZ, MARTIN: Rechnung auff die 41. revolutioni Illustrissimi principi Marchionis Johannis etc. umb welche zeit des Jahres die eventus so in der Revolution bedeut sich furnemlich erzeigen und beweisen. HERLITZ, DAVID: Nativität plus Medicamentenblätter zu einer unbek. Person Anno salutis 1538 den 26. November vor mittag 10 Uhr. HOSMANN, PETRUS: Iuditium revolutionis illustrissimi principis ac domini, domini Ioannis Marchionis Brandenburgensis, Stetini et Pomeraniae et Ducis etc. Burggravii Noribergensis: ad annis Christi MDLII et LUI aetatis quadragesimum currendi. HOSMANN, PETRUS: Des durchlauchtigenn Hochgebornen fursten und Herrn Johansen Markgraffen zu Brandenburg et Revolution auff das Jar nach Christi unsers seligmachers geburt 1559. Und hochgedachter Ihrer F.G. alters im 47. itzt lauffenden Jares. HOSMANN, PETRUS: Des durchlauchten hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn, Johansen, Markgraffen zu Brandenburg zu Stettin, Pomern, der Cassüben, Wenden und zu Schlesien zu Crossen Hertzogen, Burggraffen zu Nürnberg unnd Fürstenn zu Rügen et Revolution. Auff das Jhar nach Christi unsers lieben Herrn und erlösers geburt 1564, den 3 tag Augusti anzufahen biß wiederumb auff den dritten desselben Monats um folgenden 1565 Jare und hochgedachter irer F.G. alters im anfangenden 52 Jare, mit allem vleiß und trewen vermöge himmlischer influentz und derselben althergebrachten astrologischen gegründeten kunst, gestellt und beschrieben durch hochgedachter Ihrer F.G. underthenigen diener M. Petrimi Cnemiandrum. HOSMANN, PETRUS: Des durchlauchtigen hochgebornen fursten und herrn, Herrn Johansen Marggraffe zu Brandenburg zu Stettin, Pomern, der Cassüben und Wenden hertzogen und fursten zu Rügen etc. Revolution. Auff das Jar nach Christi unsers lieben herrn und erlosers geburt 1558. Den dritten Augusti anzufahen, biß wiederum auf den dritten desselben Monats den folgenden 59 Jare, und hochgedachter Ihrer forstlichen Gnaden alterr Im anfallenden sechs und dreyßigsten, mit sondern vleis und trewen gestellet, durch hochgedachter Irer F.G. undertehnigen M. Petrum Cnemiandrum. HOSMANN, PETRUS: Iuditium Revolutionis Illustrissimi Principis ac Domini, Domini Ioannis Marchionis Brandenburgensis, Stetini et Pomeraniae et Ducis et Burggravii Noriber-
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gensis: ad annos Christi MDLI1 et MDLIII. Aetatis quadragesimum currentem. Iuditium Revolutionis illustrissimi principis ac domini, domini Ioannis Marchionis Brandenburgensis, Stetini et Pomeraniae etc Ducis etc Burggravii Noribergensis. Ad Annos Christi 1553-1554 Aetatis Quadragesimim Primum currentem. HOSMANN, PETRUS: Magistri Petri Cnemiandri Iuditium. Collatio revolutionum quarundam Illustrissimi Principis et Domini, Domini Joannis Marchionis Brandenburgensis etc.: ad annum aetatis Cels. suae 41. HOSMANN, PETRUS: Des großmechtigen kaysers Caroli des alten: itzt Regirender kayser Mayest. Ferdinandi: Beider Könige, von Franckreich und Engeland, des F.G. Hertzog Augusti von Sachsen: und Ma.rggra.jf Jorg. Friderichs von Anspach etc. Revolution und haltung Meines gnedigen Herrn Margraff Hansen itzt lauffendes Irer F.G. 46. jares Revolution gesteh durch M. Petrum Cnemiandrum. HOSMANN, PETRUS: Election auff des Durchlauchtigen unnd Hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Marggraff Johansen unnd Hertzogen Augusti Churfürst zu Sachsen Thurnier den 27. 28. 29. unnd 30 Maij itztlaujfenden 1555 Jares. HOSMANN, PETRUS: Iudicium natale. Illustrissimi Principis et Domini, Domini Iohannis Marchionis Brandenburgesis etc. HOSMANN, PETRUS:
2 d 1570: Ms. theol. lat. fol 230: sog. Nachlass Caspar Peucers.
Berlin/Dahlem, G e h e i m e s Staatsarchiv Preussischer Kulturbesitz: I. HA Rep. 9 Allgemeine Verwaltung: K. lit. m. I fasc. 1: HOSMANN, PETRUS: Bestallungsurkunde des Petrus Cnemiander als Leibmedicus des Johann Georg aus dem Jahre 1586. I. HA Rep. 9 Allgemeine Verwaltung: K. lit. m. I fasc. 2: Iuditium Astrologicum Revolutionis Anni Mundi, a nato Christo 1555 a prima eius conditione 5517. In gratiam atque iussum Illustrissimorum principorum ac Dominore Dominorum Joachimi II. et Joannis, Marchionum Brandenburgensium et Meridianum Celebris oppidi Berlini. A M. Petro Cnemiandro magno studio fideliter elaboratum.
HOSMANN, PETRUS:
I. HA Rep. 9 Allgemeine Verwaltung: K. lit. m. I fasc. 4: CHEMNITZ, MARTIN: Von des Keisers Caroli V. Revolution; Von des Königs aus Franckreich Revolution; Margkraff Albrechts des eitern Hertzogen in Preussen Revolution; Markraff Albrechts des Jüngern Revolution. CHEMNITZ, MARTIN: Nativität des Hertzogs in Preußen Alberti Friderici, welcher Anno 1553 geboren. HOSMANN, PETRUS: Verzaichung der Planeten und Himlischen zeichen unter welchen ertliche vornehme ietzund Regirende Potentaten, Konig, Fürsten unnd Herren geborn. Auch welchen Planeten jeders stats und wesens Personen unterwissen sinnd. In gemein. HOSMANN, PETRUS: Des durchlauchtigen hochgeborenen Fürsten und Herrn, Herrn Johansenn Marggraf zu Branndenburg zu Stettin, Pomern, der Cassuben und Wenden Herttzoge Burggraf zu Nürnberg und Fürsten zu Rügen. Revolution auff das Jar nach Christi
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Geburtt 1554 den dritten Augusti antzufahen bis wiederbumb auff den denselben Monatts dritten tag im nachfolgenden 1555 Jare und solchgedachter Euer F.G. alters zu anfallenden 43 und uns thagk Bertold von Ihrer F.G. gehorsamen unterhenigen M. Petrum Cnemiandrum. Hosmann, PETRUS: Abschrift eines Prognosticon von Cnemiander auf das Jahr 1562 in Briefformat. I. HA Rep. 9 Allgemeine Verwaltung: K. lit. m. I fasc. 5: XX. HA HBA A 4, Kasten Nr. 185: CARION, JOHANNES: ein Brief plus eine Horoskopsammlung 15. Februar 1529. CARION, JOHANNES: ein Brief plus eine Horoskopsammlung. BPHA Rep. 29 A 1: CARION, JOHANNES:
Revolution für Joachim I. - Anno salutis 1532, aetatis 49.
BPHA Rep. 29 V 4: Des Durchlauchten, Hochgebornen, Fürsten und Herrn, Herrn Johansen Marggraffen zu Brandenburgk zu Stettin, Pomerm, der Cassuben, Wenden und in Schlesien zu Crossen Hertzoge, Burggraffen zu Nürnberg, unnd Fürsten zu Rügen etc. Revolution, auff das Jar nach Christi Geburt 1562 den 3. Augusti anzufangen, bis wider auff den 3. des selben Monats Im folgenden 1563 Jar, unnd hochgedachter Jare fürstlicher Gnaden alters im anfangenden funffzigsten Jar, mit sonderlichen fleiß und trew gestellt, durch Hochgedachten Ihrer F.G. underthenigen M. Petrum Cnemiandrum.
HOSMANN, PETRUS:
BPHA Rep. 29 V 5: Des Durchlauchtigen Hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn, Johansen Marggrafen zu Brandenburg zu Stettin, Pomern, der Casuben, Wenden und in Schlesien zu Crossen Hertzogen etc. Burggrafen zu Nürnbergk und Fürsten zu Rügen Revolution auff das Jar nach Christi unser liben Herrn und erlösers geburt 1565, den dritten tag Augusti anzufallen biß wiederumb auff den dritten desselben Monats im folgenden Ihrer F.G. alters Im anfahenden drey und funffzigsten Jare. Mit allem vleiß und trewen vermöge himlischer Influentz und astrologischer gegründter Kunst gestellt und beschrieben durch hochgedachter Ihrer F.G. unterthenigen diener Petrum Cnemiandrum.
HOSMANN, PETRUS:
BPHA Rep. 32. BPHA Rep. 33 F l : Nativitaet. Dem Kurfürsten Johann Sigismund gestellet 1608. HERLITZ, DAVID: Ein kurtzer Extract oder Auszug, generaliter, und in specie uff etliche Jar fertiget im octobri 1619. HERLITZ, DAVID:
BPHA Rep. 33 S 2: HERLITZ, DAVID: Nativität der Kurfurstin Anna gestellt durch David Herlicius nebst Auszug daraus.
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332
BPHA Rep. 33 V 1: HERLITZ, DAVID: Nativität dem Markgrafen von Brandenburg Joachim Sigismund, Herrnmeister des Johanniterordens, gestelet durch Dr. David Herlicius, nebst Auszug daraus. BPHA Rep. 33 W 61: HERLITZ, DAVID: Nativität der Markgräfin Katharina von Brandenburg-, Tochter Kurfürst Johann Sigismund und Gemahlin des Fürsten Bethlen Gabor von Siebenbürgen gestellet durch David Herlicius. BPHA Rep 41 V F 1: HOSMANN, PETRUS: Des durchlauchtigen Hochgebornen Fürsten und Herrn, Herrn Georg Friedrich Marggraffen zu Brandenburg in Preussen, Stetin, Pommern, Cassuben, Wenden, unnd Schlesien zu Jegerndorff Herzogen, Burggrafen zu Nürnbergk und Fürsten zu Rügen etc. Meines gnedigen Fürsten unnd Herrn Revolution, auff das Jar nach Christi geburtt anzufahen im 1580. und hochgedachte Ihrer F.G. alters das zwei und vierzigste, Bestellet durch I.F.G. untertehnigen diener Petrum Hossman der artzney und Physicum zu Cottbus. LEOWITZ VON LEONITZENO, CYPRIAN: Brief wegen des Horoskops an Georg Friedrich. LEOWITZ VON LEONITZENO, CYPRIAN: H o r o s k o p f ü r G e o r g F r i e d r i c h .
MELANCHTHON, PHILIPP: Horoskop: Georgius Fridericus Marchio Brandenburgensis, Illustrissimi principis et Domini Domini Georgij filius, nascitur Anno MDXXXIX V. die Aprilis. REINHOLD, ERASMUS: Brief und Horoskop für Markgraf Georg Friedrich. Ostpreußischer Foliant, 31: REINHOLD, Erasmus: Brief von Albrecht von Preußen an Erasmus Reinholt.
Bremen, Universitätsbibliothek: Ms.a. Ms.a. Ms.a. Ms.a. Ms.a. Ms.a.
0009/010 0009/099 00012/052 00012/053 00012/054 00012/166
Breslau, Biblioteka Uniwersytecka - Universytet Wroclawski: Akc. 1949/611 M 1330
Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek: K 338 N 22, 1
Handschriften und annotierte Bücher
333
A 21 K 206, 2 C 316, C 300, C 283
Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv: loc. loc. loc. loc. loc.
10597/3 8217/9 8222/6 9603 9604
Erlangen-Niirnberg, Universitätsbibliothek: Ms. 1016, fol. 301 Ms. 993/1,2
Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky: Sup. ep. 1,4, 13,48 Sup. ep. (4)19, (4)45
Leipzig, Universitätsbibliothek: Rep. IV 87 MS Stadtbibliothek 935. s.a.
München, Bayerische Staatsbibliothek: Clm27003 4 L.impr.c.n.mss. 1024
Oranienbaum, Landesarchiv: GAR NS Nr. 52,1: CARION, JOHANNES: Nativität und Revolution auf die Geburt Fürst Joachims von Anhalt, 1536. GOTSCHALRUS, CASPAR: Brief plus Nativitätsanalyse der Eleonora von Württemberg übersendet an Joachim Ernst von Anhalt. MELANCHTHON, PHILIPP: Kurfürst Joachims Nativitet Anno Domini 1534. MLLICH, JACOB: Revolucio Illustrissimiprincipis Joachimi adAnhald etc. Ad annum domini 1541 currentem. MlLICH, JACOB: Revolutio Illustrissimi Principis ac Domini, Domini Joachimi ad Anhalt etc. Ad annum Domini 1546 currentem. MlLICH, JACOB: Revolutio Illustrissimi principis Joachimi ad Anhalt ad annum aetetate 30.
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Anhang
Etliche Fürst Johansen zu Anhalt gestalte Nativiteten und Fürst Joachimi im Jahre 1550. REINHOLD, ERASMUS: Nativität von Erasmus Reinhold mit Kommentar auf einen Geboren; 1528 am 5. Dez. deutsch und lateinisch. SCHÖNER, JOHANNES: Nativität auf einen Anonymus, geh am 5. Dezember 1528. REINHOLD, ERASMUS:
GAR NS Nr. 52, II: Revolucio Illustrissimiprincipis Joachimi ad Anhaldt etc. Ad Annum domini currentem 1548 aetatis vero 39 completum currentem vero 40. MlLICH, JACOB: Revolucio Illustrissimi Principis Joachimi ad Anhald etc. Ad annum domini 1540. MlLICH, JACOB: Revolutio Illustrißimiprincipis Joachimi ad Anhald. Ad Annum domini currentem 1540. MlLICH, JACOB:
MlLICH, JACOB:
Revolutio Illustrissimi Principis et domini D. Joachimi ad Anhalt 1543.
GAR NS Nr. 52, III: Oratio de scientia siderali, gewidmet Joachim Ernst. Nativität auf Latein auf Johann Georgius in Anhalt. GAR NS Nr. 52, IV: MlLICH, JACOB: Coniugalhoroskop für einen 1536 geb. Revolutio anno aetatis 35 currente. GOTSCHALRUS, CASPAR: PEUCER, CASPAR:
GAR NS Nr. 935, fols. 1-24 GARNS Nr. 1226 GAR NS Nr. 159: PEUCER, Peucer im Jahre 1589.
CASPAR:
Korrespondenz zwischen Tycho Brahe und Caspar
Vatikanstadt, Biblioteca Apostolica Vaticana: Regin. lat. 1 2 0 8 : Horoskopsammlung von MICHAEL STIFEL. Regin. lat. 1084: verschiedene astrologische Handschriften. Palat. lat. 1 8 7 9 : Prognostiken von JOHANNES V l R D U N G VON
Weimar, Thüringisches Hauptstaatsarchiv: Reg. O Nr. 147 Reg. 0 Nr. 144 Reg. K fol. 1-2
Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibliothek: Extrav. 226.1 Extrav. 4.1 Extrav. 64.4
HAßFURT.
Gedruckte Quellen
335
Gedruckte Quellen
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Anhang
ALBUBATRIS: Liber genethliacus, sive de nativitatibus, non solum ingenti rerum scitu dignarum copia, verum etiam iucundissimo illarum ordine conspicuus. Nürnberg 1540. ALBUMASAR: De revolutionibus nativitatum. Greek transl. edited by DAVID PINGREE. Leipzig 1968. ALCABITIUS, ABDYLAZIS: Preclarum Summi in Astrorum scientia principis Alchabitij Opus ad scrutanda Stellarum Magisteria isagogicum pristino Landori nuperrime restitutum ab Excellentissimo Doctore Antonio de Fantis Tarvisino. Qui notabilem eiusdem Auctoris libellum de planetarum coniunctionibus nusquam antea impressum addidit et pleraque scitu dignissima cum castigatissimo JOANNIS DE SAXONIA Commentario. Venedig 1521. ALEXANDER APHRODISIENSIS: In Meteorum Aristotelis commentarii. Io. Baptista Camotio interprete. Venedig 1556. ALHAZEN: The optics of Ibn Alh-Hytham. Books I—III. On direct vision. Translated with Introduction and Commentary by A. I. SABRA. 2 Vols. London 1989. ALMANSOR: Astrologi
propositiones
ad Saracenorum
regem.
In: FLRMLCUS MATERNUS:
Astronomicon lib. VIII. per NICOLAUM PRUCKNERUM Astrologum nuper ab innumeris mendis vindicati. Basel 1533, S. 95-110. AMBROSIUS: Hexaemeron, liber IUI. In: DERS.: Opera omnia accuratissime revisa atque in tres partes nitidissime excusa. Eiusdem sanctissimi Ambrosii vita a Paulino episcopo eleganter conscripta. Repertorium in tripartitum opus beatissimi Ambrosii alphabetica serie certissimoque folio numero exquisitissime digestum. s. 1. [Basel] 1516, S. 56-94. AMMIRATO, SCIPIONE: Dissertationes politicae sive Discursus in C. Cornelium Tacitum, politicam doctrinam apprime illustrantes, nuper ex Italico in Latinum versi, et cum toto rei politicae studiosorum orbe communicati. Adiunctae sunt digressiones politicae a CHRISTOPHORO PFLUGIO Equite. Frankfurt am Main 1618.
ANDREAE, JAKOB: Christliche / notwendige und ernstliche Erinnerung / Nach dem Lauff der irdischen Planeten gesteh / Darauß ein jeder einfältiger Christ zusehen / was für Glück oder Unglück / Teutschland diser zeit zugewarten. Auß der Vermanung Christi / Luc. 21. in funff Predigen verfasset. Dardurch hoch und nider Stands / Päpstliche und Lutherische / Vom Fresen / Sauffen / Geitz / Abgötterey / Lästerung des Namens Gottes / Unzucht / Sicherheit / Verachtung Gottes Worts / unnd andern Sünden / zur wahrhafftigen Büß und enstlichem Gebett vermanet werden. Tübingen 1567. ANONYMUS: Astronomia. Teutsch Astronomei. Von Art / eygenschafften / und wirckung. Der 12 Zeychen des Himels. Der 7 Planeten. Der 36 Himelischen Bildern und ihren Sternen. [...]. Frankfurt am Main 1545. ANONYMUS: Complexion, Natur und eigenschafft eines yeden Menschen zu erfarn, auch seiner geburtsstund und zeychen. Mainz 1534. ANONYMUS: Eyn newes Complexion Büchlin. Der menschen natur / geburt / sitten / geberden und neygligkeyt / auß der phisionomie / den sieben Planeten /12. Zeichen / und den 36. Bildern des Himmels / Auch nach den zwölff Monaten / eyn kurtzer Bericht auß der Astronomi. Straßburg s. a. [1539], ANONYMUS: Geomantia: eyn kunst des warsagens / die bey den alten in geheym und grossen wirden gehalten ist worden / durch welche auch vil zukünfftiger ding / es sey zu glück odder zu unsal / eröffnet werden / Unnd das alles leychtlich durch rechnunge der Planeten stunden / unnd des menschen namen / dero etwas künffitiges zu wissen begeret / klaren bericht / wie es die alten gebraucht / wirt in diesem büchlein ordentlich beschrie-
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ben und angezeigt. Mainz 1532. Kurtzer und deutlicher Beweiß / daß weder die Verkündigung zukünfftiger Dinge / aus der Bewegung des Gestirns / insgemein / noch insonderheit Die Anmerckung gewisser Jahr menschlichen Lebens / welche vor andern gefahrlich seyn sollen und bey den Gelehrten Climacterici genennet werden / Beständigen Grund habe / sondern solche Unterscheidung an sich selbst nichtig und vergeblich sey. Dem hochwerthesten Häupt der Fruchtbringenden Geseilschafft / als dessen Fürstliche Durchleuchtigkeit am 11. April 1660. Das Drey und sechtzigste Jahr dero Alters angetreten, s. 1. 1660. ANONYMUS: Nativität-Spiegel Ludwig des XIV. Mit dem Zunahmen des Grossen / Königs in Franckreich und Navarra / u. worin von dessen Leben und Ende muthmaßlich geurtheilet wird / Aus den reinsten Gründen der Astrologie gerechnet / Und zu mehrer Erläuterungen der angefochtenen Frage: Ob die Astrologie und die ihr anverwandte Künste rechtmäßig und wahrhafftig seyn?. s. 1. 1697. ANONYMUS: Physionomi und Chiromanci. Eyn newes Complexion büchlein / der menschen geburt / sitten / geberden und neygligkeyten / auß der Phisionomi / Chiromanci / den siben Planeten / zwölff Zeichen / unnd den XXXVI. Bildern deß humels / Auch nach den zwölff monaten / leichtlich un gruntlich zu lernen / auß Piatone / Aristotele / Ptolomeo / Hali / Albumasar / unnd Johanne Künigsperger etc. in fünff büchlein kurtzlich gezogen / Und im sechsten werden erzelt wunder gestalt lewt mit iren sitten. Straßburg s. a. [1533], ANONYMUS: Somnia Danielis. Augsburg 1 5 1 0 . APIAN, PETRUS: Horoscopion Apiani generale dignoscendis horis cvivscvmqve generis aptissimum; neque id ex sole tantum interdiu, sed et noctu ex luna, aliisque, planetis et stellis quibuisdam fixis, quo per universum Rhomanum imperium atque adeo ubivis, gentium uti queas, adiuncta ratione, qua utaris, expeditissima, nunc ab illo primum et inventum et aeditum. His accedit distantiarum altitudinum, et profunditatum per idem hoc instrumentum dimentiendarum ratio longe acccuratissima et ingeniosa. Similiter in quam altitudinem aqua naturaliter citrä omne artis veneficium. Deinde quanto sublimius scaturigine sua adminiculo artis per canales deduci possit. Nocturna quoque adnexa est observatio horaria ex digitis manuum, priorum illa quae superiori anno una cum Quadrante aedita est, tum promptior tum expeditior. Ingolstadt 1533. APIAN, PETRUS: Practica auff das 1532. Jar. Zu Eeren den Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten unnd H. H. Herrn Wilhelmen und Herrn Ludwigen Pfaltz by Rheyn Hertzogen in Obern und Nidern Bayern und Gebrüdere / Durch Petrum Apianum der löblichen Hohennschul zu Ingolstat Mathematicum nach rechter kunst und art der Astronomey Practicirt. Landshut 1532. ARISTOTELES: De Caelo. On the Heavens. With an English translation by W. K. C. GUTHRIE. (= Aristotle in twenty-three volumes; Vol. VI) (= The Loeb Classical Library, 338). Cambridge/Massachusetts, London 1971. ARISTOTELES: De partibus animalium, transl. by WILLIAM OGLE. In: The Works of Aristotle. Translated into English under the editorship of J. A. SMITH, and W. D . ROSS, Vol. 5. Oxford. 1958. ARISTOTELES: Lehre vom Beweis oder Zweite Analytik. Übersetzt von EUGEN ROLFES ( = Aristoteles, Philosophische Schriften in 6 Bänden, Bd. 1). Hamburg 1995. ARISTOTELES: Lehre vom Schluß oder Erste Analytik. Übersetzt von EUGEN ROLFES (= Aristoteles, Philosophische Schriften in 6 Bänden, Bd. 1). Hamburg 1995. ANONYMUS:
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Meteorologica. With an English translation by H. D. P. LEE. (= Aristotle in twenty-three volumes; Vol. VII) (= The Loeb Classical Library, 397). Cambridge/Massachusetts, London 1978. ARISTOTELES: Nikomachische Ethik. Nach der Übersetzung von EUGEN ROLFES, bearbeitet von GÜNTHER BIEN (= Aristoteles, Philosophische Schriften in sechs Bänden, Bd. 3 ) . Hamburg 1995. ARISTOTELES: On Sophistical Refutations, On Coming-to-be and Passing-away, On the Cosmos. With an English translation by E. S. FOSTER und D. J. FURLEY (= The Loeb Classical Library). Cambridge/Massachusetts, London 1965. ARISTOTELES: Physik. Vorlesung über die Natur. Übersetzt von HANS GÜNTER ZEKL (= Aristoteles, Philosophische Schriften in sechs Bänden, Bd. 6). Hamburg 1995. ARISTOTELES: Physiognomica. Übers, und kommentiert von SABINE VOGT (= Aristoteles Werke in deutscher Übersetzung, Bd. 18, Opuscula, Teil VI). Darmstadt 1999. ARISTOTELES: Über die Seele. Nach der Übersetzung von WILLY THEILER. Bearb. von HORST SEIDL (= Aristoteles. Philosophische Schriften in sechs Bänden, Bd. 6). Hamburg 1995. ARISTOTELES: Zweite Analytiken. Mit Einleitung, Übersetzung und Kommentar hrsg. v. HORST SEIDL. Griechischer Text in der Edition von THEODOR WAITZ. Griechischdeutsch. Würzburg 1984. ARTEMIDOR VON DALDIS: Das Traumbuch: Oneirocritica, deutsch. Vollständige Ausgabe. Aus dem Griechischen übertragen, mit einem Nachwort, Anmerkungen und Literaturhinweisen versehen von KARL BRACKERTS. München 1979. ARTEMIDOR VON DALDIS: Traumbuch Artemidori des Griechischen Philosophi / darinnen ursprung / unterscheid / und bedeutung / allerhand Träume / wie dieslben eynem im Schlaf fürkommen mögen / auß Natürlichen Ursachen gründlich außgelegt und erklärt worden. Sambt einer Erinnerung Philippi Melanchthonis von unterscheid der Träume / und angehencktem Bericht / was von Träumen zu halten sey. Straßburg 1616. AUGUSTINUS, AURELIUS: Bekenntnisse. Lateinisch und deutsch. Eingel., übers, und erl. von JOSEPH BERNHART. Mit einem Vorwort von ERNST LUDWIG GRASMÜCK. Frankfurt am Main 1987. AUGUSTINUS, AURELIUS: De doctrina Christiana. Christian instruction. Translated by JOHN J. GAVIGAN (= The fathers of the church, Vol. 2). 2nd edition. New York 1950. AUGUSTINUS, AURELIUS: Vom Gottesstaat. De civitate dei. Buch 1 bis 10. Aus dem Lat. übertragen von WILHELM THIMME. Eingeleitet und kommentiert von CARL ANDRESEN. 4 . Aufl. Düsseldorf/Zürich 1997. AVENAR, ABRAHAM: Abraham Avenaris Judei Astrologiperitissimi in re iudiciali opera: ab excellentissimo philosopho Petro d'Abano post accuratam castigationem in latinum traducía. Introductorium quod dicitur principium sapiente. Liber rationum. Liber nativitatum et revolutionum earum. Liber interrogationum. Liber electionum. Liber luminarium et est de cognitione diei critici seu de cognitione cause crisis. Liber coniunctionum planetarum et revolutionum annorum mundi qui dicitur de mundo vel seculo. Tractatus insuper quídam particulares eiusdem Arabi Liber de consuetudinibus in iudiciis astrorum et est centiloquium Bethem breve admodum. Eiusdem de horis planetarum. Venedig 1507. AVERROES: Aristotelis opera cum Averrois commentariis. Suppl. II: Aristotelis de anima libri tres. Venedig apud Junctas. 1562. ND Frankfurt am Main 1962. ARISTOTELES:
Gedruckte Quellen
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AVICENNA: Liber canonis Avicenne revisus et ab omni errore mendoque et purgatus summaque cum diligentia impressus. Venedig 1507. ND Hildesheim 1964. Opus malus. 2 Vols. Ed. by ROBERT B . BURKE. ND des engl. Originals 1928. New York 1962. BACON, ROGER: Opus malus. Ed. by J . H . BRIDGES. 3 Bde. Oxford 1 8 9 7 - 1 9 0 0 . BARONIUS, CAESAR: Annales ecclesiastici ab anno 1 5 6 6 ubi Odericus Rynaldus desinit. Auetore Jacobo de Laderchio Faventino Congregationis oratorii presbytero. Tomus 22. Rom 1 7 2 8 . BARTHOLINUS, CASPAR: Astrologia seu de stellarum natura et effectionibus exercitatio. Qua difficultates praeeipuae, de stellarum definitione, caußis, ordine, divisione, quantitate, coloribus, luce, et lumine, motu ingenito, distantia a terra, scintillatione, de calore coelesti, influentiis, praedictionibus astrologicis, eclipsibus, de maculis lunae, via lactea de stellis magis exhibit, de novis nostri seculi stellis etc. succincte et nervose expediuntur. s. 1. 1624. BATTUS, LEVINUS: Carmen de eclipsi lunae, anno a nato Christo 1 5 5 9 . Mense Septembri die 16. hora 4 minuto 45. Rostock 1559. BAYLE, PIERRE: Pensées diverses, écrites à un docteur de Sorbonne. A l'occasion de la comète qui parut au mois de Décembre 1680. Rotterdam 1683. BEILFUSSEN, JACOBO: Wolgemeintes Bedencken was von der Astrologia oder von der aus dem Positu des Gestirns geschoppften Weissagung zuhalten? Alten Stettin 1668. BELLARMINO, ROBERTO: De ascensione mentis in Deum per scalas rerum creatarum. In: DERS.: Opera omnia. Hrsg. von JUSTINUS FÈRRE. 12 Bde. Paris 1 8 7 0 - 1 8 7 3 . N D , 8, Paris BACON, ROGER:
1 8 7 3 , S. 2 3 8 - 3 1 3 .
Centiloquium. In: FLRMLCUS MATERNUS: Astronomicon Hb. VIII. per NLCOLAUM Astrologum nuper ab innumeris mendis vindicati. Basel 1533, S. 89-95. BETULEIUS, XYSTUS." Sybillikön chrësmôn logoi oktö. Sybillinorum Oraculorum libri octo, multis huisque seculis abstrusi, nuneque primum in lucem editi. Adiecta quoque sunt Lactantii excerpta de his testimonia, cum Annotationibus, per Xystum Betuleium Augustanum. Basel 1545. BIERLING, FRIEDRICH WILHELM: Q. D. B. V. de superstitione adhibita tamquam arcano dominationis, publice disputabant praeses FRIDERICUS WILHELMUS BIERLING, Phil. Profess. Extraordin. Et Respondens JOHANNES HENRICUS PRASHUHN, Sellingdorfiensis-Schaumburgicus. Die 20. Septembr. 1701. Rinteln 1701. BIRCK, THOMAS: Regentenspiegel / darinnen alle fromme Regenten / ihre Räht / unnd Beampte / bey vielen denckwürdigen Exempeln der Alten'/ augenscheinlich zu sehen haben: Wie sie in Geistlichen Wund Weltlichen Händlen / beydes / zu irem ewigen Heil und zeitlichen Wolfahrt / durch den gantzen Lauff ihres Lebens / ohne Anstoß deß Gewissens / und Verlust eines guten Namens / sich verhalten sollen. Frankfurt am Main 1607. ( = BIRCK: Regentenspiegel, 1607). BLEBELIUS, THOMAS: De sphaera et primis astronomiae rudimentis libellus, ad usum scholarum maxime accomodatus: accurata methodo et brevitate conscriptus, ac denuo editus. Wittenberg 1588. BLEBELIUS, THOMAS: De Sphaera et primis astronomiae rudimentis libellus ad usum scholarum maxime accomodatus: accurata methodo et brevitate conscriptus, ac denuo editus. Wittenberg 1611. BETHEM:
PRUCKNERUM
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De Republìca libri sex, latine ab autore redditi multo quam antea locupletiores. Paris 1586. BODIN, JEAN: Methodus, ad facilem historiarum cognitionem. Paris 1566. BODIN, JEAN: Sechs Bücher über den Staat Buch I V - V I . Übers, und mit Anm. vers, von BODIN, JEAN:
BERND WIMMER. Hrsg. von P. C. MAYER-TASCH. München 1986.
Trost der Philosophie. Philosophiae consolationis libri V. Übers, und hrsg. von KARL BÜCHNER. Mit einer Einführung von FRIEDRICH KLINGNER (= Reclams Universal-Bibliothek, Nr. 3154). Stuttgart 1992. BOISSARD, JEAN JACQUES: Tractatus posthumus de divinatione et magicis praestigiis, quarum veritas ac vanitas exponitur per descriptionem deorum fatidicorum qui olim responsa dederunt; eorundemque prophetarum, sacerdotum, phoebadum, sibyllarum et divinorum, qui priscis temporibus célébrés oraculis exstituerunt: adjuncto simul omnium effigiebus, ab ipso autore e gemmis, marmoribus, tabulisque antiquis ad vivum delineatis, jam modo eleganter aerae incisis per JOH. THEODOR DE BRY civem Oppenheimensem, in cujus Icono-Bibliopolio prostat. Opus Theologis, historicis, poetis, politicis, philosophis, antiquaryis, tarn jucundum, quam utile, imo vero necessarium. Oppenheim ca. 1605-1615. BONATTI, GUIDO: De Astronomia tractatus X. universum quod ad iudiciariam rationem Nativitatum, Aeris, Tempestatum, attinet, comprehendentes. Adiectus est Cl. Ptolemaei über Fructus, cum Commentariis GEORGU TRAPEZUNTIJ. Basel 1550. BONATTI, GUIDO: Liber astronomica. 1 5 5 0 . BONGO, PETRO: Mysticae numerorum significationis liber in duas diffissus partes. Bargemon 1591. BOTERO, GIOVANNI: Gründlicher Bericht von Anordnung guter Policeyen und Regiments: auch Fürsten und Herren Stands. Sampt Gründlicher Erklärung der Ursachen/ wodurch Stätt / zu Auffnemmen und Hochheiten kommen mögen. Gemeinem Vatterland zum besten auß Italianischer in Teutsche Sprach gebracht. Straßburg 1546. BOULENGER, JULIUS CAESAR: De sortibus liber I; De auguriis et auspiciis; De ominibus liber III; De prodigiis liber IV; De terrae motu et fiilminibus liber V. In: J. GRAEVIUS (HG.): Thesaurus Antiquitatum Romanarum. Accesserunt variae et accurate tabulae aeneae. Tomus quintus. Lyon 1696, Sp. 361-541. BOURDIN, NICOLAS DE: Le centiloque de Ptolemee ou la seconde partie de l'Uranie. Par une exposition fort ample, commode à tous Astronomes, Philosophes, Astrologues, Medecins, Arboristes, Jardiniers, Natonniers, Chronologistes, et Cosmographes avec en postface: Etudes autour des éditions ptolémaiques de Nicolas de Bourdin (1640-1651) par JAQUES BOETHIUS, ANICIUS MANLIUS SEVERINUS:
HALBRONN. Héricourt 1993.
Astronomiae instauratae progymnasmata. Quorum haec prima pars de restitutione motuum solis et lunae, stellarumque inerrantium tractat. Frankfurt am Main 1610. BRAHE, TYCHO: Astronomiae instauratae mechanica. Nürnberg 1602. BRAHE, TYCHO: His astronomicall coniectur of the new and much admired Star which appeared in theyear 1572. London 1632. BRAHE, TYCHO: Historia caelestis. 2 Bde. Regensburg 1672. BRANT, SEBASTIAN: Das Narrenschiff. Faksimile der Erstausgabe Basel 1 4 9 4 . Hrsg. von BRAHE, TYCHO:
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FIRMICUS MATERNUS: A s t r o n o m i c o n Hb. VIII. p e r NICOLAUM PRUCKNERUM A s t r o l o g u m
nuper ab innumeris mendis vindicati. Basel 1533. CAESIUS, GEORG: Catalogus, nunquam antea visus, omnium cometarum secundum Seriem annorum a diluvio conspectorum, usq. ad huncpraesentem post Christi nativitatem 1579 annum, cum portentis seu eventuum annotationibus, et de Cometarum in singulis Zodiaci signis, effectibus: ex quibus prudens lector posthac facillime de quovis Cometa iudicare poterit, etc. ex multorum Historicorum, Philosophorum et Astronomorum, quorum praefatio mentionem facit, scriptis, memoriae causa, et propter alias multiplices utilitates, plurimo labore et diligentissima inquisitione collectus, et dedicatus. Nürnberg 1589. CAESIUS, GEORG: Prognosticon astrologicum [...] auf das Jahr 1597. Nürnberg 1597. CAESIUS, GEORG: Prognosticon astrologicum oder Practica Teutsch / von den vier Zeiten / und andern zufeilen / Auff das Jar nach unsers Herrn und Seligmachers Jesu Christi geburt MDLXXVIII. Nürnberg [1577], CAESIUS, GEORG: Prognosticon Astrologicum, oder Teutsche Practick auff das Jahr / nach unsers Herrn und Seligmachers Jesu Christi Geburt 1596. Nach Erschaffung der Welt 5558. Auß der Planeten L a u f f u n d Finstemussen / mit sondern fleiß / doch auff das kürzest beschrieben / unnd zu glückselige Newen Jar dedicirt: Dem durchleuchtigsten Hochgebornen Fürsten und Herrn / Herrn Georg Friedrich / Marggraf zu Brandenburg. Nürnberg 1596. CAJETAN, THOMAS: S. Thomae Aquinatispraeclarissima commentario, in libros perihermeneias et posteriorum analyticorum, cum antiqua textus translatione, atque etiam nova Ioannis Argyropyli [...]. Venedig 1570. CAJETAN, THOMAS: Secunda Secundae Sancii Thomae, cum commentariis Cardinalis Caietani. Lyon 1548. CAJETAN, THOMAS: Summula perquam docta, resoluta ac compendiosa, de peccatis. Lyon 1560. CALVIN, JEAN: Advertissement contre l'astrologie judiciaire. Edition critique par OLIVIER MILLET. Genf 1985. (= CALVIN: Advertissement contre l'astrologie judiciare). CALVIN, JEAN: Praelectionum in leremiam Prophetam. In: DERS.: Opera quae supersunt o m n i a . H r s g . v o n WILHELM BAUM, EDUARD CUNITZ, EDUARD REUSS (= C o r p u s R e f o r -
matorum). Bde. 1-57. Braunschweig 1863-1957. ND, Bd. 38, New York und London 1888, S. 1-703. CAMERARIUS, JOACHIM SEN. (HG.): Claudii Ptolemaei Pelusiensis libri quatuor compositi Syro fratri. Eiusdem fructus librorum suorum, sive centum dieta, ad eundem Syrum. Traduetio in linguam Latinam librorum Ptolemaei duum priorum, et ex aliis praeeipuorum aliquot locorum, Ioachimi Camerarii Pabergensis. Conversio centum dictorum Ptolemaei in latinum IOVIANI PONTANI. Annotatiunculae eiusdem Ioachimi ad libros priores duos iudiciorum Ptol. MATTHAEI GUARIMBERTI Parmensis opusculum de radijs et aspectibus planetarum. Aphorismi Astrologici LUDOVICI DE RLGHS ad patriarcham Constantinopolitanum. Nürnberg 1535. CAMERARIUS, JOACHIM SEN. (HG.): Querela Martini Luteri, seu somnium. Brevis Defensio Martini Luteri, in modum somnii, eidem opposita, autore Ioanne Stoltzio. Onar Hypar, seu Syndicus Querelae M. Luteri. Basel 1555.
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Astrologica, quorum titulos versa pagella indicabit. Continenturhoc libello. [...] Circulus solaris. De iudicijs sive significationibus duodecim locorum orbis signiferi. Decreta planetarum in singulis locis Zodiaci. Atque haec latina quoque facta sunt. Iisque adiectus est libellus de natura planetarum. Meditationes accommodatae ad astrologicam rationem. Nürnberg 1532. CAMERARIUS, JOACHIM SEN.: Chronologia secundum Graecorum rationem temporibus expositis, autore Nicephoro achiepiscopo Constantinopolis: conversa in sermonem Latinum de Graeco, & explicata à Joachimo Camerario Papebergensi, nuncque primum edita. Basel 1561. CAMERARIUS, JOACHIM SEN.: Commentarius de generibus divinationum, ac graecis latinisque earum vocabulis, autore Joachime Camerario. Leipzig 1576. (= CAMERARIUS: Commentarius de generibus divinationum). CAMERARIUS, JOACHIM SEN.: De Graecis latinisque numerorum notis & praeterea Saracenis seu Indicis, cum indicatione elementorum eius, quam Logisticen graeci nominant (quae est methodus conficiendarum rationum) et vocabulorum artis interpretatio, et aliis quibusdam ad hanc pertinentibus. Additae etiam sunt gnöma graecae serie literarum expositae, ad usum puerilis institutionis. Studio Ioachimi Camerarii Pabenbergensis. Nürnberg 1557. CAMERARIUS, JOACHIM SEN.: De Philippi Melanchthonis ortu, totius vitae curriculo et morte, implicata rerum memorabilium temporis illius hominumque, mentione atque indicio, cum expositionis serie cohaerentium: narratio diligens et accurata. Leipzig 1591. CAMERARIUS, JOACHIM SEN.: De Theriacis et Mithridateis commentarius. Nürnberg 1533. CAMERARIUS, JOACHIM SEN.: In Claudii Ptolemaei Magnam Constructionem Commentariorum lib. Theon Alexandrinus. Basel 1538. CAMERARIUS, JOACHIM SEN.: Norica: sive de ostentis: libri duo, cum praefatione PHILIPP MELANCHTHON. Wittenberg 1532. ( = CAMERARIUS: Norica). CAMERARIUS, JOACHIM SEN.: Opuscula aliquot elegantissima: nempe, Erratuum, sive hyper ptaismatön, Aeoliae, hoc est de ventis, Phainomena. Siderum & stellarum historia. Prognostica. Planetae ac menses duplices. Disticha. Quaedam multo quam ante accuratius, quaedam nunc primum typis excusa. Basel 1536. CAMERARIUS, JOACHIM: De eorum qui cometae appellantur, nominibus, natura, causis. Leipzig 1582. CAMERARIUS, JOHANN RUDOLF: Horarum natalium centuria una sive narratio historica, variorum in vita casuum, mirabilium in fortunis et honoribus vicissitudinem, diversissimorumque eventuum, quos tarnen Illustres, clarique viri, quam inferioris conditionis homines in utramque partem sustinuerunt: in qua scientiae astrologicae Veritas ac certitudo adversus Astrologomastiches (praesertim Sixtum ab Hemminga et alios) plane et perspicue ostenditur. Ad exemplum atque institutum Gaurici, Cardani, Goclenii aliorumque clarissimorum virorum concinnata. Frankfurt am Main 1607. CAMPANELLA, TOMMASO: Astrologicorum libri VI. In quibus Astrologia, omni superstitione Arabum, & Judaeorum eliminata, physiologice tractatur, secundum S. Scripturas, & doctrinam S. Thomae, & Alberti, & summorum theologorum; ita ut absque suspicione mala in Ecclesia Dei multa cum utilitate legi possint. Paris 1629. CAMPOLONGO, EMILO: Sèmeiótikè, seu nova cognoscendi morbos methodus. Wittenberg 1601. CARDANO, GIROLAMO: Aforismi astrologici. A cura di GIUSEPPE BEZZA. Mailand 1998. CARDANO, GIROLAMO: Contradicentium medicorum libri duodecim. In: DERS.: Opera omnia. Hrsg. von C. SPONIUS, 10 vols., Bd. 6, Lyon 1663, S. 295-923. CAMERARIUS, JOACHIM SEN.:
Gedruckte Quellen
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De rerum varietale libri 17 [deutsch]: Offenbarung der Natur und natürlicher Dingen / auch mancherley wunderbarlichen und subtilen Würckungen. [...] Jetzt newlich gemeinem Vatterlandt zu gutem in die verstendtliche Teutsche zungen ge-
CARDANO, GIROLAMO:
bracht durch HULDERICH FRÖLICH VON PLAWEN. Basel 1591. CARDANO, GIROLAMO: De Septem erraticis stellis liber. In: DERS.: In CI. Ptolemaei de astro-
rum iudiciis, aut (ut vulgo appellant) quadripartitae constructionis lib. IUI, Commentaria, ab autore postremum castigata et locupletata. His accesserunt, eiusdem Cardani, de septem erraticarum stellarum qualitatibus atque viribus liber posthumus, ante non visus. Geniturarum item XII. ad hanc scientiam recte exercendam observatur utilium, exempla. Item, Cunradi Dasypodii, mathematici Argent, scholia et resolutiones seu tabulae in lib. IIII. Apotelesmaticos CI. Ptolemaei: ima cum aphorismis eorundem librorum. Denique brevis explicatio Astronomici Horologii Argentoratensis, ad veri et exacti temporis investigationem extructi. Basel 1578, S. 1-94. CARDANO, GIROLAMO: De subtilitate: libri XXI. Nunc demum recogniti atque perfecti. Basel 1554. CARDANO, GIROLAMO: Des Girolamo Cardano von Mailand eigene Lebensbeschreibung. Aus dem Lat. übers, von HERMAN HEFELE. München 1969.
Encomium Astrologiae. In: DERS.: Libelli quinque, quorum duo priores, iam denuo sunt emendati, duo sequentes iam primum in lucem editi, et quintus magna parte auctus est. I. De supplemento Almanach. II. De Restitutione temporum et motuum coelestium. III. De Iudiciis geniturarum IIII. De Revolutionibus. V. De exemplis centum geniturarum. Nürnberg 1547, S. 6-8. CARDANO, GIROLAMO: Geniturarum exempla. Praeterea et multa, quae ad interrogationes et electiones pertinent superaddita. Et exemplum eclipsis, quam consecuta est gravissima pestis. Basel 1578. CARDANO, GIROLAMO: In CI. Ptolemaei de astrorum iudiciis, aut (ut vulgo appellant) quadripartitae constructionis lib. IIII, Commentaria, ab autore postremum castigata et locupletata. His accesserunt, eiusdem Cardani, de septem erraticarum stellarum qualitatibus atque viribus liber posthumus, ante non visus. Geniturarum item XII. ad hanc scientiam recte exercendam observatur utilium, exempla. item, Cunradi Dasypodii, mathematici Argent, scholia et resolutiones seu tabulae in lib. IIII. Apotelesmaticos Cl. Ptolemaei: una cum aphorismis eorundem librorum. Denique brevis explicatio Astronomici Horologii Argentoratensis, ad veri et exacti temporis investigationem extructi. Basel 1578. CARDANO, GIROLAMO: In CI. Ptolemaei de astrorum iudiciis, aut ut vulgo appellant Quadripartitae constructionis libros commentaria, quae non solum Astronomis et Astrologis, sed etiam omnibus philosophiae studiosis plurimum adiumenti adferre poterunt. Nunc primum in lucem aedita. Basel 1554. CARDANO, GIROLAMO: In Hippokrates Coi Prognostica, opus divinum, superans humani ingenii captum, quo nihil unquam, omnium, sapientium virorum testimonio, perfectius scriptum est, utilissimum non duntaxat ad praedictionem in morbis sed & curationem. Atque etiam in Galeni prognosticorum expositionem. Commentarii absolutissimi. Basel 1568. CARDANO, GIROLAMO: Libelli duo. Unus, de Supplemento Almanach. Alter, de restitutione temporum et motuum coelestium Item Geniturae 67. insignes casibus et fortuna, cum expositione. Nürnberg 1543.
CARDANO, GIROLAMO:
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Libelli quinque, quorum duo priores, iam denuo sunt emendati, duo sequentes iam primum in lucem editi, et quintus magna parte auctus est. I. De supplemento Almanach. II. De Restitutione temporum et motuum coelestium. III. De Iudiciis geniturarum IUI. De Revolutionibus. V. De exemplis centum geniturarum. Additis insuper tabulis ascensionum rectarum et obliquorum eclipticae et stellarum et radiorum, usque ad latitudinem octo partium. Eiusdem antea non edita. Aphorismorum Astronomicorum Segmenta VII. Opusculum incomparabile. Nürnberg 1547, S. 47-81. (= die Aphorismen werden zitiert als: CARDANO: Libelli quinque [...] Eiusdem antea non edita. Aphorismorum Astronomicorum Segmenta VII. Opusculum incomparabile. Nürnberg 1547; die De exemplis centum geniturarum werden zitiert als CARDANO: Libelli quinque [...] V. De exemplis centum geniturarum [...]. Nürnberg 1547). CARDANO, GIROLAMO: Libellus qui dicitur supplementum almanach. Libellus alius de restitutione temporum et motuum colestium. Quinque principum geniture cum expositione. Quinque eruditorum virorum geniture cum expositione. Mailand 1538. CARION, JOHANNES: Bedeutnis und Offenbarung warer himlischer Influxion, s. 1. 1 5 2 7 . CARION, JOHANNES: Chronica. Augsburg 1533. CASE, JOHN: Sphaera civitatis-, hoc est Reipublicae recte ac pie secundum leges administrandae ratio; cuius ingentem utilitatem, nec non doctrinam necessariam, quaestiones post praefationem ad Lectorem Christianum positae, et deinde libris octo tractatae, luculenter demonstrant. Frankfurt am Main 1589. CASTIGLIONE, BALDASSARE: Der Hofmann. Lebensart in der Renaissance. Aus dem ItalieniCARDANO, GIROLAMO:
schen von ALBERT WESSELSKI. Mit einem Vorwort von ANDREAS BEYER. Berlin 1996.
continens explicationem simplicem, et brevem, Decalogi, Symboli Apostolici, Orationis Dominicae, Doctrinae de Poenitentia et de Sacramentis, contextam ex corpore Christianae doctrinae; quod amplectuntur ac tuentur Ecclesiae regionum Saxonicarum et Misnicarum, quae sunt subiectae dictioni Ducis Electoris Saxoniae etc. Edita in Academia Witebergensi: et accommodata ad usum Scholarum puerilium. Wittenberg 1571. CATTAN, CHRISTOFE DE: La Geomance du seigneur Christofe de Cattan, Gentil-homme Genevois. Livre non moins plaisant & récréatif, que d'ingenieuse invention, pour savoir toutes choses présentes, passees, & advenir. 2. Aufl. Paris 1577. CECCO D'ASCOLI: L'acerba de l'ordine di cieli. In: DERS.: Lo illustre poeta Cecho dascoli: con el comento Venetia. Venedig 1546. CELLIUS, ERHARD: Oratio de vita et morte nobilis, et clarissimi vir Philippi Apiani Ingolstadiensis, Medicinae Doctoris, et Mathematum in Academia Tubingensi Professoris quondam celeberrimi: anno salutis humanae 1589. Die 14. Novembris, Tubingae pie in Christo mortui. Tübingen 1591. CELTIS, KONRAD: Quatuor libri amorum secundum quatuor latera Germanie (1502). Vier Bücher Liebesgedichte, gemäß den vier Himmelsgegenden Deutschlands. Eine Auswahl. CATECHESIS
In: W. KÜHLMANN, R. SEIDEL und H. WIEGAND (HGG.): Humanistische Lyrik des 16.
Jahrhunderts. Lateinisch und deutsch. (= Bibliothek der Frühen Neuzeit, Bd. 5). Frankfurt am Main 1997, S. 72-137. CHALCIDIUS: Timaeus. A Calcidio translatas commentarioque instructus. Hrsg. von J. H. WASZINK (= Plato Latinus, Vol. 4). London 1962. CHAMPIER, SYMPHORIEN: Dyalogus singularissimus et perutilis domini Simphoriani Champerii Lugdunensis, in magicarum artium destructionem. [Nachdr. d. Ausg. Lyon, 1500].
Gedruckte Quellen
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CICERO, MARCUS TULLIUS:
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praesentem Scholae statum, pudoris, & veritatis obliti, deformare quantum possunt iampridem laborant etc. Scripta oratio ab ARNOLDO BURENIO. Wittenberg 1556. CURRICULA: Disciplina et doctrina Gymnasii Gorlicensis 1566. In: Instaurationes literatae sive de discendi atque docendi ratione. Tomus IIL.Torun 1588. (= CURRICULA: Disciplina et doctrina Gymnasii Gorlicensis 1566. In: Instaurationes literatae, Tomus III.). CURRICULA: Harmonía de Ratione Institutionis Scholasticae. Ioannis Garcaei Iunioris. Cui additae sunt praestantissimorum virorum commonefactiones, Dn. Philippi Melanthonis fidelissimi e felicissimi praeceptoris, D. D. Eberi, & D. Victorini Strigelii de formandis studiis, omnibus scholasticis profiturae. In: Institutiones Literatae sive de discendi atque docendi ratione. Tomus III. Torun 1588. CURRICULA-. Paedagogii Illustris Gandershemii 1571. In: Instaurationes literatae sive de discendi atque docendi ratione. Tomus II. Torun 1587. (= CURRICULA: Paedagogii Illustris Gandershemii 1571. In: Instaurationes literatae, Tomus II). CURRICULA: Scholae Lauinganae 1581. In: Institutiones literatae sive de discendi atque docendi ratione. Tomus I, Torun 1586. (= CURRICULA: Scholae Lauinganae 1581. In: Institutiones literatae, Tomus I). CUSANUS, NIKOLAUS: Compendium //Kompendium. In: Philosophisch-theologische Schriften. H r s g . v o n LEO GABRIEL. Ü b e r s , u n d k o m m e n t i e r t v o n DIETLIND u n d WILHELM
DUPRÉ. Studien- und Jubiläumsausgabe Lateinisch-Deutsch. 3 Bde., Wien 1964-67, hier B d . 2, W i e n 1 9 6 6 , S. 6 8 3 - 7 2 9 . CUSANUS, NIKOLAUS:
Die Kalenderverbesserung. De correctione Kalendarii. Lateinisch
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D'ABANO, PIETRO:
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EBER, PAULUS (HG.): Quaestiones de rebus cognitione dignissimis: explicatae in publicis congressibus in academia Witebergensi; Item utiles aliquot commonefactiones de disciplina et legum dignitate, recitatae à Rectoribus ante lectionem Statutorum: scriptae pleraeque a PHILIPPO MELANCTHONE. Wittenberg 1558. EBER, PAULUS und CASPAR PEUCER: Appellationes
quadrupedum,
insectorum,
volucrum,
piscium, frugum, leguminum, olerum etfructuum communium. Wittenberg 1551. EBER, PAULUS: Beschreibung des schrecklichen Zeichens / so am 13. Tag Martij / fast die gantze nacht über / zu Wittenberg und an viel andern orten ist gesehen worden / mit einer vermanung D. Pauli Eberi Pfarhern zu Wittenberg zur Christlichen Bekerung. Wittenberg 1562. EBER, PAULUS: Calendarium historicum conscriptum a Paulo Ebero. Wittenberg 1550. EBER, PAULUS: Historiapopuli judaici a reditu ex Babylonico exilio usque ad ultimum excidium Jerosolymae, cum accurata descriptione trium familiarum Sacerdotalis, Asmoneae et Herodianae. Wittenberg 1548. EICHSTÄDT, LAURENZ: Pars altera ephemeridum novarum et motuum coelestium decennalis. Ab anno aerae Christianae 1641 incipientium et in annum 1650 definientium. Stettin 1636. EICHSTÄDT, LAURENZ: Pars Prima Ephemeridum novarum et motuum coelestium quinquennalis. Ad annos aerae christianae 1636, 1637, 1638, 1639, 1640. In luminarium motibus et eclipsibus ex tabulis Danicis Christiani S. Longomanti, in reliquis Planetis ex tabulis Rudolfhis Johannis Kepleri juxta exquisitas Nov. Tychonis Brahei observationes constructis, debita diligentia elaborata et supputata. Stettin 1634. ELSENMENGER, SAMUEL: Cyclopedia Paracelsia Christiana: Drey Buecher von dem waren ursprung und herkommen der freyen Kuensten, auch der Physiognomia, obera Wunderwercken und Witterungen / darinn auß der H. Schrifft mit beständigen grund nach noturfft dargethan würt / daß alle freye Künst / als Schreiberey / Rednerey / Rechnung / Singkunst / Erdmesserey / Gestirnkunst sampt der Naturkündigkeit und Artzeneykunst / nit auß menschlichen vermeinten erfindungen / sondern allein von Gott dem Allmächtigen / als vom reichen uberquellenden Bronnen herkommen / daß auch solche Künst allein
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bey Gott durch den Glauben gesucht / und inn den Büchern Gottes unnd seiner Diener bezeuget / unnd gelehrt sollen werden. Erstlichen von einem Anonymo liebhaber der Wahrheit zusammen getragen und gestellt / und jetzt ubersehen / corrigiert / gebessert unnd inn Truck verfertiget, s. 1. 1585. ElSENMENGER, SAMUEL: Libellus geographicus, locorum numerarteli intervalla rationem in lineis rectis et Sphaericis complectens. Tübingen 1562. ElSENMENGER, SAMUEL: Oratio de methodo iatromathematicae coniunctionis, iathromatematikön syntaxeön. In qua, eam semper medicis veteribus et recentibus usui necessario fuisse, ipsorum testimonio, ratione, et experientia confirmatur, et Astrologiae fondamenta certissima indicantur. Conscripta et habita Tubingae à Samuele Siderocrate Brettano, philiatromathematico. Straßburg 1563. ERASMUS V. ROTTERDAM: Hyperaspistes diatribae adversus servum arbitrium Martini Lutheri. Liber Primus. Erstes Buch der Unterredung ,Hyperaspistes' gegen den .Unfreien Willen' Martin Luthers. Übers., eingel. und mit Anmerkungen vers. von WINFRIED LESOWSKY (= Ausgewählte Schriften. Acht Bände lateinisch und deutsch. Hrsg. von WERNER WELZIG. Sonderausgabe, Bd. 4). Darmstadt 1995, S. 197- 675. ERASMUS V. ROTTERDAM: Luciani Samosatensis dialogi aliquot, Desiderio Erasmo Roterdamo interprete. Tomus I. In: DERS.: Opera omnia in decem tomos distineta. Recognovit JOANNES CLERICUS. ND der Ausgabe Leiden 1703. Hildesheim 1961, S. 185-340. ERASTUS, THOMAS: Astrologia confutata. Ein wahrhafte gegründte unwidersprechliche Confutation / der falschen Astrologei oder abgottischen warsagung aus des himels und der gestirnen lauff / die warheit zu Steuer [!] / unnd dem gemeinen man zur Warnung / aus welscher und Lateinischer sprach / wie volgend zu sehen / von neuen ins deutsch gebracht. Schleusingen 1557. ERASTUS, THOMAS: De astrologia divinatrice epistolae\ iam olim ab eodem ad diversos scriptae, & in duos libros digestae, ac nunc demum in gratiam veritatis studiosorum in lucem aeditae, opera & studio Joannis Jacobi Grynaei. Basel 1580. ERASTUS, THOMAS: Defensio libelli Hieronymi Savonarolae, De Astrologia divinatrice, adversus Christophorum Stathmionem, Medicum Coburgensem: in qua simul declaratur, quae sit ista Divinatio; quae eius partes; ad quam praenotionis speciem pertineat; quomodo à licitis Divinationibus differat. Accessit huic alia eiusdem argumenti Disputatio, qua 178 theses pro divinatione astrologica scriptae solidissime confutantur, per Thomam Erastum. Hannover 1610. ERASTUS, THOMAS: Disputatio de medicina nova Philippi Paracelsi. Pars Prima. In Qua, quae de remediis superstitiosis et magicis curationibus ille prodit, praeeipue examinantur. Basel 1572. EUSEBIUS VON CAESAREA (lat. v. HIERONYMUS): Interpretatio Chronica Eusebii Pamphili. In: Patrologia Latina. Ed. MLGNE: Cursus completus, Bd. 27, S. 1-725, S. 1-106. FELWINGER, JOHANNES PAUL: Exercitatio politica De Origine, progressu, et fatali rerumpublicarum periodo, Quam praesidente viro [...] Dn. Johan. Paulo Felwinger / [ . . . ] Publicae ac Amecae Eruditorum ventilationi subjicit Johannes Christianus Hubrigk / Wratislaviensis-Silesius [...]. Altdorf 1662. FELWINGER, JOHANNES PAUL: Exercitatio politica De Origine, progressu, et fatali rerumpublicarum periodo, Quam praesidente viro [...] Dn. JOHAN. PAULO FELWINGER [...]. Alt-
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dorf 1683. Hienach hebt an ein wunderlicher tractat des heyligen sant Vincency prediger ordens von dem ende der weltt. Darinn werdent dreii merckliche dinge begriffe. Zu dem ersten von dem val des geystlichen Lebens. Zu dem andern von dem val der wirdigkeyt der heyligen kirchen. Zum driten vom val des christlichen gelaubens. [...] Und zum letsten von zweyerley zukunfte des antichristen. das ist des vermischten und des lautem.[...] 1472. FERRIER, OGER: Des iugemens astronomiques sur les nativitéz, par Oger Ferrier Medecin, natif de Tolouze. Paris 1557. FERRIER, OGER: Liber de somniis. Hippocratis de Insomniis Liber. Galeni Liber de Insomniis. Synesii Liber de Somniis. Lyon 1549. FESELIUS, PHILIPP: Gruendtlicher Diseurs von der Astrologia Judiciaria. Auß den flirnemsten authoribus zusammen gezogen / und den Vorrede zweyer Prognosticorum Herren M. Melchior Schärers Pfarherren zu Mentzigen / von Anno 1608. und 1609. entgegen gesetzt. Straßburg 1609. FLCLNO, MARSILIO (HG.): Iamblichus. De mysteriis aegyptiorum. Sammelband neuplatonischer Schriften übersehen und herausgegeben von MARSILIUS FICINUS. Venedig 1503. Unveränderter Nachdruck. Frankfurt am Main 1972. FICINO, MARSILIO: Disputatio contra iudicium astrologorum (1477). In: Supplementum FiFERRER (PSEUDO), VINCENZ:
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Théologie platonicienne de l'immortalité des âmes. Tomes 1-3. Texte critique établi et traduit par RAYMOND MARCEL. Tome I: livres I-VIII; Tome II: IX-XIV; Tome III: X V - X V I I I . Paris 1964. (= FLCINO: Théologie platonicienne). FICINO, MARSILIO: Three books on life. A critical edition and translation with notes by CAROL V. KASKE and JOHN R. CLARK. Binghamton 1989. (= FICINO: Three books on life). FICINO, MARSILIO: Traktate zur Platonischen Philosophie. Übers, und mit Erläuterungen FICINO, MARSILIO:
v e r s e h e n v. ELISABETH BLUM, PAUL RICHARD BLUM u n d THOMAS LEINKAUF ( = C o l l e -
gia: Philosophische Texte). Berlin 1993. Horoscopographia sive de inveniendo stellarum situ astrologica. In qua tabulae declinationum, ascensionum rectarum, differentiarumque ascensionalium, générales: ascensionum pro Sphaerae omni gradibus definita obliquitate: positionum et caelestium domorum quidem pro Germania magnaque orbis aretoi parte, Cardinum vero Ranzoviana Holsatica, cum solis diario: revolutio: profectio: Directio. Ad Henricum Ranzovium Vicarium Regium. Schleswig 1591. FLACIUS ILLYRICUS, MATTHIAS: Ecclesiastica historia integram ecclesiae Christi ideam. Basel 1559-1574. FLACIUS ILLYRICUS, MATTHIAS: Quarta centuria Ecclesiasticae historiae. Basel 1560. FLACIUS ILLYRICUS, MATTHIAS: Quinta Centuria Ecclesiasticae Historiae. Basel 1562. FLACIUS ILLYRICUS, MATTHIAS: Secta centuria ecclesiasticae historiae et septima centuria. Basel 1562. FLACIUS ILLYRICUS, MATTHIAS: Octava centuria Ecclesiasticae et nona centuria ecclesiasticae historiae. Basel 1565. FLACIUS ILLYRICUS, MATTHIAS: Duodecimo centuria Ecclesiasticae historiae. Basel 1569. FLOCK, ERASMUS (HG.): Epitome Almagesti Ptolemaici. Nürnberg 1550. FINCK, THOMAS:
Gedruckte Quellen
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FLOCK, ERASMUS: Oratio de Aristotele habita a magistro Erasmo Flocco Noribergensi, cum decerneret gradum magisterij philosophici aliquot honestis et eruditis viris. Wittenberg 1544. FRACASTORO, GIROLAMO: De causis criticorum dierum per ea quae in nobis sunt. V e n e d i g 1538. FRACASTORO, GIROLAMO: Operum pars prior. Philosophica et medica continens, quorum elenchum pagina sequens indicat: De sympathia et antipathia rerum, liber. Lyon 1591. FRANCK, SEBASTIAN: Chronica Zeitbuch unnd Geschichtsbibell von Anbegyn bis in dis gegenwertig M. D. xxxvi. Jar verlengt / Darinn beide Gottes und der weit lauff / hendel / art / wort / werck / thun / lassen / kriegen / wesen / und leben ersehen und begriffen wirt [...]. Straßburg 1531. FRIEDRICH, HENNING: Gründliche Widerlegung der Abergläubischen Astrologorum, so auß dem Gestirn und derselben Influentz prognosticiren. Erfurt 1624. FRISCHLIN, NLCODEMUS: De astronomicae artis cum doctrina coelesti et naturali philosophia congruentia ex optimis quibusque Graecis Latinisque scriptoribus, Theologis, Medicis, Mathematicis, Philosophis et poetis collecta. Libri quinque. Passim inserta est huic operi solida divinationum astrologicarum confutatio, repetita ex optimis quibusq. Auetoribus, tam recentibus quam veteribus: quorum nomina post praefationem invenies. Frankfurt am Main 1586. FRISIUS, GEMMA (HG.): CI. Ptolemaei Pelusiensis Mathematici operis quadripartiti, in Latinum sermonem traduetio. Leiden 1548. FUNCK, JOHANNES: Chronologia hoc est omnium temporum et annorum ab initio mundi usque ad resurrectionem domini nostri Jesu Christi, computatio. In qua methodice enumerantur omnium populorum, regnorumque memorabilium origines ac successiones. Item omnes eorum reges, quando quisque coeperit, quam diu regnarit, quid memoria dignum gesserit [...]. Nürnberg 1545. Ars medica. In: DERS.: Opera omnia. Hrsg. von GOTTLOB KÜHN, 20 Bde, Bd. 1, Leipzig 1821. ND Hildesheim 1997, S. 305^12. GALEN, CLAUDIUS: De crisibus libri III. In: DERS.: Opera omnia. Hrsg. von GOTTLOB KÜHN, 20 Bde, Bd. 9, Leipzig 1821, ND Hildesheim 1997, S. 550-768. GALEN, CLAUDIUS: De historia philosophica liber spurius. In: DERS.: Opera omnia. Hrsg. GALEN, CLAUDIUS:
v o n GOTTLOB KÜHN, 2 0 B d e , B d . 19, L e i p z i g 1 8 2 1 , N D H i l d e s h e i m 1 9 9 7 , S. 2 2 2 - 3 4 5 .
Definitiones medicae. In: DERS.: Opera omnia. Hrsg. von GOTTLOB KÜHN, 20 Bde, Bd. 19, Leipzig 1821, ND Hildesheim 1997, S. 346-462. GALEN, CLAUDIUS: Hippocratis aphorismi et Galeni in eos commentarii. In: DERS.: Opera omnia. Hrsg. von GOTTLOB KÜHN, 20 Bde, Bd. 18, Leipzig 1821, ND Hildesheim 1997, S. 1-196. GALEN, CLAUDIUS: Hippocratis prognosticon et Galeni in eum librum commentarius /-///. In: DERS.: Opera omnia. Hrsg. von GOTTLOB KÜHN, 20 Bde, Bd. 18/2, Leipzig 1821, ND Hildesheim 1997, S. 1-317. GALEN, CLAUDIUS: Introductio seu medicus. In: DERS.: Opera omnia. Hrsg. von GOTTLOB KÜHN, 20 Bde, Bd. 14, Leipzig 1821, ND Hildesheim 1997, S. 674-797. GARCAEUS, JOHANNES, JUN.: Astrologiae methodus in qua secundam doctrinam Ptolemaei, exaetissima facillima'que Genituras qualescunque iudicandi ratio traditur: ex probatissiGALEN, CLAUDIUS:
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morum artificium monumentis, de omni bonorum & malorum genere (de quibus per syderum Apotelesmata sobrie iudicare licet) sive animo, sive corpori, fortunaeve accidant, deprompta: inque certas classes digesta: Nativitatibus insuper quadringentis circiter, hominum cuiuscunque Ordinis, nostri seculi, illustratum. Nunc primum in lucem edita, in honorem Illustrissimi Principis, D. Augusti Saxoniae Electoris, &c. Accessit huic: Erasmi Osvaldi Schreckenfuchsii Mathematici opus novum, nobiliss. Gentium, utpote Romanorum, Alexandrinorum, Graecorum, Aegyptiorum, Persarum, Arabum & Hebraeorum, Calendaria: hoc est, annos numerandi viam & modum, eorundemque cum anno Romano sive Iuliano collocationem adaptionemque, eruditissime demonstrans: Una cum Instrumentis ad eam rem necessariis. Opera antehuc numquam visa, et iam primum in Reip. Literariae usum decusque publicata. Basel 1576. (= GARCAEUS: Astrologiae methodus, 1576). GARCAEUS, JOHANNES, JUN.: De erigendis figuris coeli. Wittenberg 1573. GARCAEUS, JOHANNES, JUN.: De praedestinatione sive electione, et induratione pia et sana ecclesiarum sententia, scripta studio et amore veritatis. Wittenberg 1566. GARCAEUS, JOHANNES, JUN.: Eine christliche kurtze Widerholung der wahrhafftigen Lere und bekentnis unsers Glaubens von der Zukunfft des Herrn Christi zum Gericht. Wittenberg 1569. GARCAEUS, JOHANNES, JUN.: Harmonia de ratione institutionis scholasticae. Cui additae sunt praestantissimorum virorum commonefactiones, Domini Philippi Melanthonis fidelissimi et felicissimi praeceptoris, D. D. Eberi et D. Victorij Strigelij de formandis studijs, omnibus scholasticis profuturae. Wittenberg 1565. GARCAEUS, JOHANNES, JUN.: Historica narratio de infanticidio Herodis magni. Addita est integra Genealogia Herodis Magni. Wittenberg 1565. GARCAEUS, JOHANNES, JUN.: Meteorologia-, Additae sunt tabellae, quae totam meteororum (!) doctrinam complectuntur, et exempla historica sacra et prophana, multorum seculorum, quibus haec materia scholasticorum causa illustrata est. Wittenberg 1568. (= GARCAEUS: Meteorologia). GARCAEUS, JOHANNES, JUN.: Narratiuncula historiae de magis, qui inter gentes omnium primi ex philosophorum ordine Christum recens natum Emmanuelem adorarunt, collecta in gratiam studiosorum. Wittenberg 1562. (= GARCAEUS: Narratiuncula historiae de magis). GARCAEUS, JOHANNES, JUN.: Oratiuncula de sole, collecta ex sacris literis et monumentis sanctorum patrum ac praeceptorum, recitata valedictionis loco in Academia Gryphiswaldiana Vili. Calendarum Octobris, Anno ab orbe redempto 1561. Wittenberg 1561. GARCAEUS, JOHANNES, JUN.: Tertius tractatus de usu globi astriferi, collectus studio. Wittenberg 1565. GARCAEUS, JOHANNES, JUN.: Tractatus brevis et utilis, de erigendis figuris coeli, verificationibus, revolutionibus & directionibus. Wittenberg 1573. GASSENDI, PIERRE: Physicae Sectio secunda, de rebus coelestibus Uber VI: de effectibus siderum. In: Opera omnia. Faksimile-Neudruck der Ausgabe von Lyon 1658 in 6 Bänden mit einer Einleitung von TULLIO GREGORY. Stuttgart, Bad-Cannstatt 1964, S. 713-752. GASSER, ACHILLES PIRMIN: A prognostication for this yere 1546, written by the experte docter of Astronomie & Phisicke. Dominators are Mars & Luna. London o. J. [1546]. GASSER, ACHILLES PIRMIN: A in kurtze underricht von dem Cometen und harigen Sternen so den Summer des 1533. jars etlich zeyt [...] ersehen ist worden, s. 1. 1533.
Gedruckte Quellen
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Catalogus regum omnium, quorum sub Christiana professione perEuropam adhuc regna florent. s. 1. 1554. GASSER, ACHILLES PIRMIN: Elementale cosmographicum, quo totius & Astronomiae & Geographiae rudimenta, certissimis brevissimisque docentur apodixibus. Recens castigatimi & emendatimi, figurisque & annotationibus opportuniss. illustratimi. Adiunximus huic libro Cosmographiae introductio cum quibusdam Geometriae ac Astronomiae principiis ad eam rem necessariis. Paris 1551. GASSER, ACHILLES PIRMIN: Gemeine anzeigung der vier Finsternussen, so sich im Jar der Geburt Christi 1544 begeben. Nürnberg 1543. GASSER, ACHILLES PIRMIN: Practica auff das 1547. Jar. s. 1.1547. GASSER, ACHILLES PIRMIN: Prognosticum astrologicum adannum 1545. Nürnberg 1544. GASSER, ACHILLES PIRMIN: Unterricht / Wider die Pestilenti /So itzt an allen örtern einrisset /gestellet, s. 1., [Augsburg] 1564. GASSER, ACHILLES PIRMIN: Von dem Cometen, so im Jenner des 1538. Jars etwa bey 11 Naechten gesehen ist worden. Augsburg 1538. GAURICO, LUCA (HG.): Abrahami Iudaei Tractatus.de nativitatibus per Lucam Gauricam Geophonensem. castigatus et in ordinem redactus, atque recognitus, cum infinitis propemodum annotationibus. Rom 1555. GAURICO, LUCA: Isagogicus in totam Astrologiam praedictivam. In: DERS.: Tomus II, operimi Lucae Gaurici Geophonensis ac Civitatensis Episcopi, Scientiae Astrologiae praedictivae peritissimi, Vatisque Astrorum praestantissimi. Basel 1575, S. 859-1103. GAURICO, LUCA: Tomus I operum omnium, quae quidem exstant L. Gaurici Geophonensis Civitatensis Episcopi Astronomi ac Astrologi praestantissimi, Vatisque celeberrimi, omnium bonarum ac humanitatis artium: imprimís vero Mathematicae et Iudiciariae seu praenotationis scientiae ad miraculum usque Doctissimi: ingenio plane admirando et divino; Philosophi, omni tàm Poeticarum, Logicarum, quàm Physicarum, Philosophicarum, Theologicarumque scientiarum ac dogmatum Mathematicae, vel Iudiciariae seu praedictivae artis, ad eam cognoscendam, non tarn necessaria, quàm utilia: Iam pridem summa cura ac singulari studio à suo interitu vindicata, et quasi postliminio revocata, corpus redacta: quorum Catalogum singulorum Tomorum et Tractatuum, versa pagina demonstrabit. Basel 1575. GAURICO, LUCA: Tractatus astrologiae iudiciariae de nativitatibus virorum et mulierum, compositus per D. Lucam Gauricum Neapolitanum, ex Ptolemaeo et aliis autoribus dignissimis, cum multis aphorismis expertis et comprobatis ab eodem. Addito in fine libello Antonii de Montulmo, de eadem re, cum annotationibus Ioannis de Regiomonte, hactenus nusquam impresso. Nürnberg 1540. GAURICO, LUCA: Tractatus iudicandi conversiones sive revolutiones nativitatum. Rom 1560. GEMMA-FRISIUS, CORNELIUS: De naturae divinis characterismis; seu raris & admirandis spectaculis, causis, indiciis, proprietatibus rerum in partibus singulis universi, Libri II. Antwerpen 1575. GLUNTINL, FRANCESCO: De Divinatione, quae fit per astra, diversum ac discrepans duorum catholicorum sacrae Theologiae Doctorum iudicium: scilicet Francisci Iunctini Florentini, GASSER, ACHILLES PIRMIN:
ac IOANNIS LENSAEI Belliolani Professoris Lovaniensis. Item Divi THOMAE AQUINATIS, LUCII NELLANTII Senensis Physici, ac MARSILII FICINI Philosophi, de eadem divinatione,
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sententia. Köln 1580. GIUNTINI, FRANCESCO: Speculum astrologiae, quod attinet ad iudiciariam rationem nativita-
tum atque annuarum revolutionum: cum nonnullis approbatis Astrologorum sententiis. Auetore Francisco Iunctino Florentino, sacrae Theologiae Doctore, ad publicam utilitatem studiosorum omnium aeditum. Lyon 1573. GOCLENIUS, RUDOLF (D. Ä.): Lexicon Philosophìcum quo tanquam clave philosophiae fores aperiuntur. Frankfurt 1613. ND Hildesheim 1964. (= GOCLENIUS, D. Ä.: Lexicon Philosophicum). GOCLENIUS, RUDOLF (D. Ä.): Psychologia, hoc est, de hominis perfectione, animo, et in primis ortu hujus, commentationes ac disputationes quorundam Theologorum & Philosophorum nostrae aetatis, quos versa pagina ostendit. Philosophiae studiosis lectui iueundae & utiles. Recensente Rodolpho Goclenio, Professore in Academia Marpurgensi Philosophico. Marburg 1590.
GOCLENIUS, RUDOLF (D. J.): Acroteleution astrologicum, triplex hominum genus circa divinationem ex astris in scenam producens, falsamque Astrologiam a vera, rationibus, exemplis et experimentis distinguens, contra novas criminationes. Annexus quoque est tractatus integer correctior quam fuit ante Cypriani Leovitii, mathematici excellentis. de conjunctionibus magnis, eclipsibus solaribus et Cometis, cum eorundem effectuum historica expositione, ob exemplarium raritatem rerumque et historiarum memorabilium excellentiam hoc loco dignissimus. Marburg 1618. GOCLENIUS, RUDOLF (D. J.): Aphorismorum chiromanticorum tractatus compendiosus, ex ipsius artis fundamentis sumptus et in partes duas divisus. In gratiam naturalis philosophiae studiosorum conscriptus et in lucem emissus. Addita est praxis astrologica, continens quarundam geniturarum judicia et miras significationes: omnibus Astrol. et Phys. Studiosis grata, ut spero et utilißima. Lieh 1598. GOCLENIUS, RUDOLF (D. J.): Apologeticus pro Astromantia Discursus: Contra Eiusdem huius Aevi Mastiges, orationes forma scriptus, ac habitus in Academiae Marpurgensis publico conventu, & honoratissimo concessu, a Rod. Goclenio, Med. D. et Professore Physic. ordinar, in quo divinatio ex astris defenditur, certitudo & utilitas demonstratur, objectionesque, quae in contrarium afferri solent, solide & perspicue refutantur. Lege, & dextre judica. Marburg 1611. (= GOCLENIUS (D. J.): Apologeticus pro Astromantia Discursus). GOCLENIUS, RUDOLF (D. J.): Synopsis astrologiae specialis. In: DERS.: Synopsis methodica geometriae, astronomiae, astrologiae, opticae et geographicae. Frankfurt am Main 1620. GOCLENIUS, RUDOLF (D. J.): Synopsis methodica geometriae, astronomiae, astrologiae, opticae et geographicae. Frankfurt am Main 1620.
GOCLENIUS, RUDOLF (D. J.): Uranoscopiae, chiroscopiae, metoposcopiae, et ophthalmoscopiae, contemplatio, qua probatur, divinationem ex astris, lineisque manuum fronte, facie, et oculis nec impiam esse nee superstitiosam. Editio nova. Cui accessit totius Physiognomiae solida ex causis et affectibus demonstratio. Frankfurt am Main 1608. GOETHE, JOHANN WOLFGANG V.: Dichtung und Wahrheit. I. Mit zeitgenössischen Illustrationen ausgewählt von JÖRN GÖRES. (= Insel Taschenbuch, 149). Frankfurt am Main 1991. GREVENBROICH, WILHELM G. VON: Divinatio extremorum mundi temporum, ex rationibus Physicis potissimum sumpta. Köln 1549.
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Gedruckte Quellen
GRILLANDUS, PAULUS: Tractatus duo\ unus de sortilegiis. Alter: de lamiis et excellentia iuris utriusque D. Ioannis Francisci Ponzinibij Florentini, summae autoritatis viri, LL. Doctoris atque interpretis omnium longe praestantissimi. Frankfurt am Main 1592. GROSSE, HENNING: Magica, seu mirabilium historiarum de spectris et apparitionibus spirituum: item de Magicis & Diabolicis incantationibus: De Miraculis, Oraculis, Vaticiniis, Divinationibus, Praedictionibus, Visionibus, Revelationibus, & aliis eiusmodi multis ac variis praestigiis, ludibriis, & imposturis malorum Daemonum Libri II ex probatis, et fide dignis historiarum scriptoribus diligenter collecti. Eisleben 1597. GROSSETESTE, ROBERTOS: Hexaemeron.
E d . b y RICHARD C. DALES a n d SERVUS GIEBEN (=
Auetores Britannici medii aevi, VI). London 1982. GROSSETESTE, ROBERTOS: Libellus Linconiensis de phisicis lineis angulis et figuris per quas omnes acciones naturales complentur. Nürnberg 1503. GRYNAEUS, SIMON (HG.): Euclides: Eukleidou stoicheiön biblia ie. ek tön theonos synousiön eis tö auto e pröton ezegematön Proklö biblia. Adiecta praefatiuneula in qua de disciplinis Mathematicis nonnihil. Basel 1533. GRYNAEUS, SIMON (HG.): Johannis de Sacro Busto, de Sphaera. Addita es praefatio in eundem librum Philippi Mei. ad Simonem Gryneum. Wittenberg 1531. GRYNAEUS, SIMON (HG.): Proklou Diadochou eis to pröton tön Eukleidous stocheiön bibliön. Basel 1533. GRYNAEUS, SIMON: Commentarii duo, de ignitis meteoris unus: alter De cometarum causis atque signifìcationibus. Accessit eiusdem observatio cometae, qui anno superiore 77 ab initio 78 fulsit. Basel 1580. GRYNAEUS, SIMON: De cometis:
Dissertationes novae Clarriss. Virorum THOM. ERAS'TI,
ANDREAS DUDITHII MARC. SQUARCIALUPI. B a s e l 1580.
GRYNAEUS, SIMON: Magnae constructions id est perfectae de coelestium motuum praecantationibus lib. 13 Claudius Ptolemaius. Basel 1538. GRYNAEUS, SIMON: Medicinae Encomium, sive commendatio, per Clarissimum et incomparabilem in omni doctrinae genere virum Simonem Grynaeum, miro sane ac inimitabili fere artificio conscriptum. Basel 1542. GRYNAEUS, SIMON: NOVUS Orbis Regionum Ac Insularum Veteribus Incognitarum: una cum tabula cosmographica, & aliquot aliis consimilis argumenti libellis, quorum omnium catalogus, sequenti patebit pagina; His accessit copiosius rerum memorabilium index. Basel 1537.
GRYNAEUS, SIMON: Scholion in Aristotelis libellum de mundo. Basel 1533. GUALTPERIUS, OTHONIS: De astrologorum prognosticis', et quae eorum certitudo cum divinis literis conveniens. Marburg 1591. GUNTZ, SIMONE MARIO: Tabulae directionum novae. Universae pene Europae inservientes in quibus. Nürnberg 1599. HAGECIUS AB HAGEK, THADDAEUS: Astrologica opuscula antiqua: Fragmentum Astrologicum, incerto autore, in quo, praeter caetera, aliquot exemplis ostenditur, quomodo medicatio ad Astrologicam rationem sit accomodanda. Liber Regum de signifìcationibus Planetarum in duodeeim domiciliis Coeli, & de natura duodeeim signorum Zodiaci. Liber Hermetis centum Aphorismorum, cum commentationibus Thaddaei Hagecii ab Hagek D. Omnia nunc primum in lucem edita. Prag 1564.
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356 HAGECIUS AB HAGEK, THADDAEUS: Dialexis
de n o v a e et p r i u s i n c o g n i t a e stellae i n u s i t a t a e
magnitudinis et splendidissimi luminis apparitione, et de eiusdem stellae vero loco constituendo. Frankfurt am Main 1574. HANNEMANN, JOHANN LUDWIG: Verthädigung
der Astrologie.
Oder rechtmässige Erklärung
der Sprüche / so von dem Herrn Professore Sturmio in seinem Tractat / genandt: Die Abfertigung Bileams gegen die artes divinandi sind angefuhret worden. Worinnen gezeiget wird / daß die Astrologia judiciaria, chiromantia, metoposcopia und Geomantia aus den Gründen der H. Schrifft und der Natur fuglich können behauptet werden. Hamburg 1699 HARTLIEB, JOHANNES: Das Buch der verbotenen Künste. Aberglaube und Zauberei des Mittelalters. Aus dem Mittelhochdeutschen übers, und mit einem Glossar versehen v. FALK EISERMANN u n d ECKHARD GRAF. M ü n c h e n 1998. HAVVENREUTER, JOHANN LUDWIG: Compendium
physicae:
in A c a d e m i a
Argentoratensi
[...] praelectum, summaque diligentia et perspicuitate concinnatum, ex libris Aristotelis octo, physicorum: quatuor de caelo, duobus de genera, et interitu: quatuor meteorologicorum, tribus de animae. Straßburg 1589. (= HAVVENREUTER: Compendium physicae). HEBENSTREIDT, JOHANNES JR.: Prognosticon Astrologicon, et physicum ad annum Christi MDLXIIII de accidentibus variis, quae physicas causas naturaliter ut plurimum sequi solent, ex observationibus Artificum conscriptum. Erfurt 1564. HEERBRAND, JACOB: De Magia-, disputatio ex cap. 7 Exo. Deo patre per filium Jesum Christum virtute Spiritus sancti nos iuvante. Praeside reverendo et clarissimo viro Jacobo Heerbrando, sacrae theologiae doctore eximio, ac eiusdem in Academia Tubingensi Professore publico, Domino ac Praeceptore suo omni pietate colendo, Nicolaus Falco Salveldensis, ad subiectas cum quaestione theses, XV. die Decembris, loco consueto, hora septima antemeridiana, pro ingenij si viribus, exercitij causa, respondere conabitur. Tübingen 1570. HEERBRAND, JACOB: Gedächtnisrede auf Melanchthon. Oratio funebris in obitum incomparabilis viri domini Philippi Melanthonis, 1560. Übers, von GERHARD WENG. In: S. RHEIN, G . WARTENBERG u n d M . BEYER (HGG.): M e l a n c h t h o n d e u t s c h . B d . 1 : S c h u l e u n d
Universität, Philosophie, Geschichte und Politik. Leipzig 1997, S. 11-37. HELLER, JOACHIM (HG.): Albohali
Arabis
astrologi
antiquissimi
ac clarissimi
de iudiciis
na-
tivitatum Uber unus antehac non editus. Cum privilegio D. Johanni Schonero concesso. Nürnberg 1546. HELLER, JOACHIM (HG.): Epitome
totius Astrologiae
conscripta
a Ioanne
Hispalensi
Hispa-
no Astrologo celeberrimo, ante annos quadringentos. Ac nunc primum in lucem edita. Cum praefatione Ioachimi Hellen Leucopetraei, contra Astrologiae adversarios. Nürnberg 1548. HELLER, JOACHIM (HG.,): Messahalae
antiquissimi
ac laudatissimi
inter Arabes
Astrologi,
libri tres: nunc primum illustrissimi Principis ac Domini D. Georgii Ernesti Comitis Hennenbergensis celebri famae ac gloriae dicati, et editi a Joachimo Hellero Noribergensium Mathematico. Liber primus de Revolutione annorum mundi. Liber secundus, de Significatione Planetarum in nativitatibus. Liber tertius: De Receptione. Nürnberg 1549. HELLER, JOACHIM: Practica / auff das MDLXIIII. Jar / von zunahenden grossen verenderungen / auß warem grand der Astronomey / mit fleiß gerechnet unnd prognosticirt. Nürnberg 1564. HELLER, JOACHIM: Practica
auf das 1557. Jar, sampt A n z e i g u n g unnd erclerung, w a s die
Gedruckte Quellen
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erscheinung, unnd bewegung, des vergangenen unnd zuvor angezeygten cometen Im sechs und fiinnfzigsten Jar gewesen. Nürnberg 1556. HELLER, JOACHIM: Practica auf das MDLIX Jar / darin die zukünffiige verenderung des gewittere unnd etlicher Regiment / auß den Revolutionibus der Regirenden Finsternissen sampt dreyer nechst erschinenen Cometen bedeutung trewlich angezeygt werden. Nürnberg 1558. HELLER, JOACHIM: Practica auff das 1562. Jar. Nürnberg 1561. HELLER, JOACHIM: Practica auff das 1580. Jar / Welches ist ein Schaltjar. Leipzig 1580. HELLER, JOACHIM: Practica Joachim Hellers verordneten Lesers zu Nürnberg: Auff das 1551. Jar nach Christi Jesu geburt. Gestellet zu ehren des Ernvesten / Fürsichtigen / Erbarn und weysen Rats der Löblichen Reychstat Nürnberg. Nürnberg o. J. [1551], HELLER, JOACHIM: Practica Magistri Joachim Hellers Astronomi zu Nürnberg über das MDLXII Jar / nach der Geburt Jesu Christi unsers lieben Herrn und Heylandts / Auß warem grundt der Astronomey / mit fleiß von newem gestellet. [Nürnberg] [1561]. HELLER, JOACHIM: Praefatio in Isagogen Astrologicam Io. Hispalensis. In: G . MARSTALLER (HG.): Artis divinatricis, quam astrologiam seu iudiciariam vocant: encomia & patrocinia, quorum sequens pagella continet. Paris 1549, S. 88-122. HENISCH, GEORG: Iudicium de Pogonia ad finem anni MDLXXVII conspecti. Augsburg 1578. HENISCH, GEORG: Praktica: Auff das Schaltjar / nach der Heiligen und Seligen Geburt Jesu Christi unsers Heilandts MDC. Augsburg 1600. HENISCH, GEORG: Tabulae institutionum astronomicarum. Adiuncta est Sphaera Prodi cum textu Graeco e regione in latinam linguam converso. Augsburg 1575. HERLITZ, DAVID: Astronomisch Schreiben an Ihr Churf. G . zu Brandenburg: Von des Jetzigen Türckischen Reichs Untergang und endtlicher Zerstörung / auch von Veränderungen etlicher verlauffener Zeiten / und wie lang die Welt noch zu stehen habe / neben etlicher Zeichen und CometStem am Himmel. Alles auß etlichen Coniectum und Vermuthungen auß der H. Schrifft / Sternkunst und Historien genommen. Lieh 1596. HERLITZ, DAVID: Epistola, oder Sendbrieff Doctoris Davidis Herlicij, Physici Ordinarij der Keyserlichen ReichsStadt Lübec. Erstlich an einen guten Freund geschrieben / Jetzo aber aus bewilligunge des Autoris publiciret / im Octobri des 1608. Jares. Von seiner Calendariographia, oder Astronomischen Opere, so in 4. tomos, oder Theile geordnet / darinnen aus rechtem / warhen Fundament / gantz und vollkomen / die herrliche und nötige Kunst / jährliche Calender und Prognostica zu verfertigen / auffs aller trewlichste und fleissigste verfasset werden sol / dergleichen noch niemahls in dem offenen Drucke gegeben wurden. Stettin o. J. [1609]. HERLITZ, DAVID: Erster und ander Theil der anstronomische Schreiben / an Ihr Churfurstl. G. zu Brandenburg. Von des jetzigen türckischen Reichs Untergang und endtlicher Zerstörung / auch von Veränderungen etlicher verlauffener Zeiten / unnd wie lang die Welt noch zustehen habe / neben etlicher Zeichen und Comet Stern am Himmel. Alles auß etlichen Coniecturn und Vermuthungen auß der H. Schrifft / Sternkunst und Historien genommen. Lieh 1597. HERLITZ, DAVID: Kurtze / aber Trewhertzige Erklerung / des geschwätzten newen Sterns oder Cometen / so sich im September diese 1607. Jahrs hat sehen lassen / in der eil / auff Ermanung und Bitten hoher und furnehmer Leute / gestellet durch Doctorem Davidem
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Anhang
Herlicium von Zeitz / Physicum Ordinarium der Keyserlichen Freyen Reichsstadt Lübeck. Lübeck o. J. HERLITZ, DAVID: Tractatus Theologastronomistoricus. Von des Tuerckischen Reichs untergange und endtlicher zerstoerung etc. etliche conjecturen und Vermutungen / auß der H. Schrifft / Sternkunst/ und den Historien genommen: Neben gründlicher Erklerung und Beweiß / das numehr in den weltlichen Regimenten grosse und gefehrliche Verenderungen / viel trawrige betrübte Zeiten / Verfolgungen und Zerrüttungen gewiß vor der thür stehen / Die Gottlose straffreiffe und Todsüchtige Welt auffzumuntem / und zur busse zubekehren: trewlich und wolmeinend gestellet. Magdeburg 1597. HERLITZ, DAVID: Wahrhafftige und gruendliche Widerlegung der grewlichen unbesonnen Schmekarten, welche im Junio 1606. Jahrs erst zu Luebeck publiciert und spargiert wurden, von einem, der ihm daher in seinen zusammen geflicketen Allmanachen und Prognosticis, viel unterschiedene Namen gegeben hat / itzo aber sie nennet Bernhardum Messingium Rigensem Livonum. Nothwendig zu Ehrenerettung / und das der gröblichen calumniae und Lesterung geantwortet werde. Stettin 1606. HESIOD: Werke und Tage. Griechisch / Deutsch. Übers, und hrsg. von OTTO SCHÖNBERGER. Stuttgart 1996. HEYDON, CHRISTOPHER: Defence of iudiciall Astrologie, In answer to a treatise lately published by M. lohn Chamber. Wherein all those places of Scripture, Councells, Fathers, Schoolemen, later Divines, Philosophers, Histories, Lawes, Constitutions, and reasons drawne out of Sixtus Empericus, Picus, Pererius, Sixtus ab Heminga, and others, against this Arte, are particularly examined: and the lawfiilnes thereof, by equivalent proofes warranted. Cambridge/England 1603. HIPPOKRATES: Airs, Waters, Places. In: HIPPOCRATES, Vol. I. With an English translation of W. H. S. JONES (= The Loeb Classical Library, 147). Cambridge/Massachusetts 1984. HIPPOKRATES: De aeribus aquis locis. Interlineare Ausgabe der spätmittelalterlichen Übersetzung und des Fragments einer hochmittelalterlichen Übersetzung. Hrsg. und bearb. von HERMANN GRENSEMANN. B o n n 1996.
Prognostic. In: HIPPOCRATES Vol. II. With an English translation by W. H . S. JONES (= The Loeb Classical Library, 148). Cambridge/Massachusetts 1981. HISPALENSIS, JOHANNES: Epitome totius astrologiae, conscripta Ä Ioanne Hispalensi [...] ac nunc primum in lucem ed. Cum praefatione IOACHIMI HELLERI. Nürnberg 1548. HOSMANN, MARTIN: De adventu magorum et allegoria Munerum, Auri, Thuns et Myrrhae Elegia. Dedicata strenae loco viro doctissimo M. Petro Cnemiandro, Astrologo Medico. Leipzig 1557. HOSMANN, MARTIN: Elegia de mundi consummatione et iuditio extremo, ex verbis Christi Mathaei 24 et 25. Scripta ad clarissimum virum Hadrianum Albinum, Illustrissimi Prineipis Ioannis Marchionis Brandenburgensis Consiliarium. Leipzig 1557. HOSMANN, PETRUS: Praesidente Casparo Peucero Philosophiae et artis Medicae Doctore et Professore in Academia Witebergensi, respondebunt de sequentibus Thematibus pro Licentia in medicina consequenda Magister PETRUS CNEMEANDER Lubanensis Magister MICHAEL SCHREIBER Averbacensis. Die secunda Martij in loco usitato hora septima. Wittenberg 1565. HUGGELIN, JOHANN J.: De semeiötice medicinaeparte tractatus. B a s e l 1560. HÜLSER, KARLHEINZ: Die Fragmente zur Dialektik der Stoiker. Neue Sammlung der Texte HIPPOKRATES:
359
Gedruckte Quellen
mit deutscher Übersetzung und Kommentaren. Bd. 2. Stuttgart 1987. HUNGER, ALBERT: Theses in naturalis philosophiae de coelo, in alma universitate Ingolstadiensi ad publicam disputationem XVI. Decembris propositae. Praeside Alberto Hungero. Respondente Lectissimo adolescente CASPARO HEEL. Ingolstadt 1573. IAMBLICH: Über die Geheimlehren.
Aus d. Gr. übers, von THEODOR HOPFNER. N D der Aus-
gabe Leipzig 1922. Hildesheim 1987. IBN EZRA, ABRAHAM: Introductorium
in quo dicitur principium
sapientie.
In: DERS.: In re
iudiciali opera ab Petro de Abano post accurat. castigationem in latinum trad. Venedig 1507. IBN EZRA, ABRAHAM: Liber de electionibus. In: DERS.: In re iudiciali opera ab Petro de Abano post accurat. castigationem in latinum trad. Venedig 1507. IBN EZRA, ABRAHAM: Liber de revolutionibus et nativitatibus. In: DERS.: In re iudiciali opera ab Petro de Abano post accurat. castigationem in latinum trad. Venedig 1507. INDAGINE, JOHANNES AB: Chiromantia.
Straßburg 1534. (= INDAGINE:
Chiromantia).
cum regulis confectis per patres a Tridentina Synodo delectos, auctoritate Sanctiss. D. N. Pii IUI, Pont. Max. comprobatus. Rom 1564.
INDEX
LIBRORUM
PROHIBITORUM,
KEPLER, JOHANNES: De fundamentis astrologiae certioribus. In: Gesammelte Werke. Hrsg. von MAX CASPAR, Bd. 4. München 1941, S. 1 - 3 5 .
KEPLER, JOHANNES: Tertius interveniens. Das ist / Warnung an etliche Theologos, Medicos und Philosophos, sonderlich D. Philippum Feselium, daß sie bey billicher Verwerfung der Sternguckerischen Aberglauben / nicht das Kindt mit dem Badt ausschütten / und hiermit ihrer Profession unwissendt zuwider handeln. Mit vielen hochwichtigen zuvor nie erregten oder erörterten Fragen gezieret / Allen wahren Liebhabern der natürlichen Geheymnussen zu nothwendigem Unterricht. Frankfurt am Main 1610. (= KEPLER: Tertius interveniens). KIRCHER, ATHANASIUS: Iter exstaticum coeleste, quo mundi opificium, id est, coelestis expansi, siderumque tarn errantium, quam fixorum natura, vires, proprietates, singulorumque compositio et structura, ab infimo Telluries globo, usque ad ultima Mundi confinia, per ficti raptus integumentum explorata, nova hypothesi exponitur ad veritatem. Interlocutionibus Cosmiele et Theodidacto: Hac secunda editione praelusionibus et scholiis illustratimi, ac schematismis necessariis, qui deerant, exomatum, nec non a mendis, quae in primam Romanam editionem irrepserant expurgatum. Ipso auctore annuente a P. GASPARE SCHOTTO. W ü r z b u r g 1 6 6 0 . KIRK, G . S., J. E . RAVEN, MALCOLM SCHOFIELD (HGG.): Die vorsokratischen
Philosophen.
Einführung, Texte und Kommentare. Ins Deutsche übersetzt von KARLHEINZ HÜLSER. Stuttgart, Weimar 2000. KOPERNIKUS, NIKOLAUS: On the revolutions.
Edited by JERZEY DOBRZYCKI. Translation
and Commentary by EDWARD ROSEN (= Nicholas Copernicus Complete Works; Vol. 2). London, Krakau 1978. KRAUß, WOLFGANG: Stam und Ankunft des hochlöblichen Hauses zu Sachsen / in welchem / so viel müglich und zuerreichen / ohngeferlich bey 900 jaren / biß auff diese jetzige zeit aus mancherley Cronicken / Schrifften / Briffen / und Verzeichnissen / alle Personen / Menliches und Weiblichs Geschlechts [...] zusammen gezogen und in druck gegeben ist.
360
Anhang
Magdeburg 1587. KRAUTWADEL, MICHAEL: Practica Teutsch auff das MD und XXXI Jar. Gemacht durch chaelen Krautwadel / der Artzney Doctor zu Landsperg zu ehren dem hochwirdigen sten und Herrn Herrn Gabriel Bischoff zu Aychstät / Cantzler des Ertzstiffts Mentz der Universitet Ingolstadt, s. 1. s. a. KRENTZHEIM, LEONHARD: Coniecturae. Christliche vermuttungen, von künftiger Zeit, stand, in Kirchen und Regimenten. Görlitz 1583.
Mifurund Zu-
LACTANZ, LUCIUS C. FLRMIANUS: Divinae Institutiones (304-311). (= Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum, Vol. 19. 27). Prag, Wien, Leipzig 1894. LAURENTIANUS, LAURENTIUS: Hypocratis Praedictiones, cum Galeni commentariis, Laurentino Laurentiano interprete. Hippocratis Aphorismi, cum Galeni commentariis, Nicoiao Leoniceno interprete. Paris 1526, S. 174-248. LAUTERBECK, GEORG: Regentenbuch. Darinn vil und mancherley nützliche anweisungen / herliche Räth und anschläge / zu löblicher und glückhaffter Regierung / anrichtungen / besserung und erhaltung guter Policey / in Friedens und Kriegszeiten / auch auffbringung deß Gemeinen nutzes bey den unterthanen / und was sonst zu bestendigem Regiment dienlich seyn kan / auß den furnebmbste alten und newen Historien / auch sonster fiirtrefflicher hochgelehrter Männer und Schrifften unnd Büchern / zusamen getragen / und zum fleissigsten in Truck verfertiget. Frankfurt am Main 1579. LEMNIUS, LEVINUS: Occulta naturae miracula: Das ist wunderbarliche Geheimnüsse der Natur in deß Menschen Leib und Seel/ auch in vielen andern natürlichen Dingen / als steinen / Ertz / Gewächs und Thieren: So dann auch von den zwölf himmlischen Zeichen / deren Lauff und Wirckung / so wol in Gewächse deß Erdbodens / als auch deß Menschlichen Leibe. Allen frommen Haußwirthen / verständigen Haußfrauen / fleissigen Naturkündigern / guten Haußärtzten / Liebhabern der Gesundheit / und gemeinem Vatterland zum Besten / nicht allein auß dem Latein in Teutsche Sprach gebracht / sondern zum vierdten mal vermehrt / verbessert / und durch und durch mit neuen Poesien gezieret / eines grossen Theils von neuem selbst geschrieben. Durch JACOB HORSTIUM. Frankfurt, Hamburg 1672. LEO WITZ VON LEONITZENO, CYPRIAN (HG.): Tabulae directionum
et profectionum
clarissimi
viri ac praestantissimi mathematici. Ioanis Regiomontani, non tam Astrologiae iudiciariae, quam tabulis et instrumentis Astronomicis varijs conficiendis, plurimum utiles ac necessariae. Augsburg 1551. LEO WITZ VON LEONITZENO, CYPRIAN: Bericht Cypriani von Leowitz Mathematici zu Lau-
gingen / von dem newen Stern oder Cometen / welcher gesehen worden im November und December des 1572. auch im Januario und Februario des 1573. Jars. Lauingen 1573. LEOWITZ VON LEONITZENO, CYPRIAN: Brevis et perspicua ratio iudicandi genituras ex physicis causis extructa: et ea Methodo tradita, ut quivis facile, in genere, omnium Thematum iuditia inde colligere possit: Cypriano Leovitio ä Leonicia, excellente Mathematico, Autore. Praefixa est admonitio de vero et licito Astrologiae usu per Hyronymum Wolfium, virum in omni humaniore literatura, linguarum, artiumque, Mathematicarum cognitione praestantem, in Dialogo conscripta. Adiectus est libellus de praestantioribus quibusdam naturae virtutibus J. DEE Londinense authore. London 1558. (= LEO WITZ VON LEONITZENO: Brevis et perspicua ratio iudicandi genituras).
Gedruckte Quellen
361
LEOWITZ VON LEONITZENO, CYPRIAN: De coniunctionibus magnis insignioribus superiorum planetarum, solis defectionibus, & cometis, in quarta monarchia, cum eorundem effectuum histórica expositione. Eiusdem Authoris. His accésit, ab anno Domini 1564 in viginti annos sequentes, prognosticon, In quo quid planetae de proximo totius Orbis Interitu portendant aperte ostenditur. Item pij cuiusdam viri, de Stella quae citra naturae ordinem proximo mense Decembri aparuit epigrammate conclusum Iudicium. London 1573. LEOWITZ VON LEONITZENO, CYPRIAN: De magnis coniunctionibus, Solis defectibus, et Cometis in quarta Monarchia, cum eorundem effectuum histórica expositione. His ad calcem acc. Prognosticon ab anno Domini 1564 usque ad annum 1584. Wittenberg 1586. LEOWITZ VON LEONITZENO, CYPRIAN: Prognosticon und Weyssagung der fiirnemsten dinge so vom M. D. LXIIII. Jar biß auff M. D. C. VII. sich zutragen werden / auß den Finsternissen und grossen Ephemeri des Hochgelehrten Cypriani Leunicij / und auß dem Prognostico Samuelis Syderocratis / gezogen und zusamen gesteh, s. 1. 1564. LEÖWITZ VON LEONITZENO, CYPRIAN: Prognosticon von dem 1564. jar nach Christi geburdt bis auff die zweintzig nachfolgende / zusammen gezogen auß den grossen Coniunctionen und Oppositionen der obem Planeten / Sonnen finstemußen / und anderen der gestirn Vermischungen / welche zwüschen derselbigen zeit sich zutragen werden. Lauingen 1564. LERCHEIMER, AUGUSTIN: Christlich Bedencken und Erinnerung von Zauberey / woher / was / und wie vilfaltig sie sey / welchem sie schaden können oder nicht / wie diesem Laster zu wehren und die / so damit behafft / zu bekehren / oder auch zu straffen seien. Straßburg 1586. LETI, GREGORIO: Leben des berühmten Pabst Sixti V. Aus d. Italienischen übers. Leipzig 1706. LIBER NOVEM iudicum in iudiciis astrorum Clarissimi auctores. Venedig 1509. LICHTENBERGER, JOHANNES: Dise Practica und Prenostication Johannis Liechentbergers Ist gedruckt worden zu Meintz im 1492. Jar. Und werdt biß man zeit 1567 Jar. Darin ein yeder mensch abnemen und erkennen mag / wie die vergangen zeyt auch yetzt die gegenwertig in diser Practica zutrifft / und darneben zu besorgen wie hierinn künfftiges zukommen mag / doch Gott ist alle ding möglich. Fleissig nach dem Latin in das deutsch gebracht, s. 1. 1528. LIECHTENSTEIN, PETRUS (HG.): Lib er novem iudicum in judiciis astrorum. Clarissimi auctores: Mesehella, Aomar, Alkindus, Zael, Albenait, Dorotheus, Jergis, Aristoteles, Ptholemeus istius voluminis. Venedig 1508. LILLY, WILLIAM: Christian Astrology modestly treated of in three books. The first containing the use of an Ephemeris, the erecting of a Schern of Heaven; nature of the twelve Signs of the Zodiack, of the Planets; with a most easie Introduction to the whole Art of Astrology. The second, by a most Methodicall way, Instructeth the Student how to Judge of Resolve all manner of Questions contingent unto Man, viz. of Healts, Sicknesse, Riches, Marriage, Preferment, Joumies, &c. Severall Questions inserted and Judged. The third, contains an exact Method, whereby to Judge upon Nativities; severall wayed how to rectifie them; How to judge the generell fate of the Native by the twelfe Houses of Heaven, according to the naturall influence of Stars; How his particular and Annual Accidents, by the Art of Direction, and its exact measure of Time by Profections, Revolutions, Transits, A Nativity Judged by the Method preceding. London 1647. 3. Aufl. ND London 1985.
Anhang
362
LINDBERG, DAVID C. (HG.): Roger Bacon and the origins of Perspectiva in the Middle Ages. A criticai edition and English translation of Bacon's Perspectiva with introduction and notes. Oxford 1996. LLPSIUS, JUSTUS: Sechs Bücher / Von Unterweisung zum Weltlichen Regiment: oder / von Bürgerlicher Lehr: So fumemlich auff den Principat oder Fürstenstand gerichtet: Erstlich durch den Autorn in Lateinischer Sprach beschrieben / und auß allerhand Alten / so wol Griechischen als auch Lateinischen Scribenten gantz zierlich / schön und künstlich zusamen getragen unnd in Truck verfertiget. [...] in unsere Hochteutsche Sprach transferirt und übergesetzet. Durch MELCHIOREM HAGANAEUM. Neustadt a. d. Hardt 1618. LlPSIUS, JUSTUS: Von der Bestendigkeit [De constantia]. Faksimiledruck der deutschen Übersetzung des ANDREAS VIRITIUS nach der zweiten Auflage von c. 1601, mit den wichtigsten Lesarten der ersten Auflage von 1599. Hrsg. von LEONARD FORSTER. Stuttgart 1965. LUKREZ: De rerum natura. Welt aus Atomen. Lateinisch und deutsch. Übersetzt und mit einem Nachwort hrsg. von KARL BÜCHNER (Reclams Universalbibliothek, 4257). Stuttgart 1994.
LUTHER, MARTIN: Chronica des Erhnwirdigen Herrn D. Mart. Lutheri. Deutsch. Wittenberg 1559. LUTHER, MARTIN: De servo arbitrio. In: DERS.: WA, Bd. 18, Weimar 1908, S. 551-787.
LUTHER, MARTIN: Enarratio in I. Cap. Genesis per reverendum Patrem dominum D. Mart. Lutherum in Schola Wittenbergensi: opus quarti diei. In: WA, Bd. 42, Weimar 1911, S. 30-36. LUTHER, MARTIN: Kurtze erclerung über den Propheten Danielem / darinn mann aller Capitteln kurtze Summarien finden und verstehen mag. Unnd ist für die jenigen / welche die letsten Wittenbergische Bibel nit haben / Darinnen solchen Summarien seind. Frankfurt am Main 1543. LUTHER, MARTIN: Predigt
am 2. Adventssonntag,
4. Dezember 1530. In: WA, Bd. 32,
Weimar 1906, S. 226-238. LUTHER, MARTIN: Predigt am Pfingstdienstag
nachmittags,
18. Mai 1529. In: WA, Bd. 29,
Weimar 1904, S. 376-379. LUTHER, MARTIN: Tischrede Nr. 589. In: WA: Tischreden, Bd. 1, Weimar 1912, S. 275. LUTHER, MARTIN: Tischrede Nr. 855. In: WA: Tischreden, Bd. 1, Weimar 1912, S. 4 1 8 -
421. LUTHER, MARTIN: Tischrede, Nr. 5573. In: WA: Tischreden, Bd. 5, Weimar 1919, S. 254. MACHIAVELLI, NICCOLÒ: Geschichte
von Florenz. Mit einem Nachwort von KURT KLUXEN
(= Manesse Bibliothek der Weltgeschichte). Zürich 1986. MAESTLIN, MICHAEL: Außföhrlicher und gründtlicher Bericht von der allgemainen und nunmehr bey sechtzehen hundert Jaren von dem ersten Keyser Julio biß auff jetzige unsere Zeit im gantzen H. Römischen Reich gebrauchter Jarrechnung oder Kalender: sambt Erklärung der newen Reformation welche jetziger Bapst zu Rom Gregorius XIII. in demselben Kalender hat angestellet / gesteint durch M. Michaelem Maestlinum. Heidelberg 1583. MAESTLIN, MICHAEL: Considerano et observatio cometae aetherei astronomica, qui anno 1580. mensibus Octobri [...] in alto Aethere apparuit. H e i d e 1581.
Gedruckte Quellen
363
MAESTLIN, MICHAEL: Consideratio novae Stellae, quae mense Novembri, Anno salutis 1572 in signo Cassiopeae [...] apparuit. Tübingen 1573. MAESTLIN, MICHAEL: Ephemeris nova anni 1577. sequens ultimam hactenus a Ioanne Stadio Leonovthesio editarum Ephemeridum, supputata ex tabulis Prutenicis. Tübingen 1576. M A N I L I U S , M A R C U S : Astronomica / Astrologie. Lateinisch-deutsch. Übers, und hrsg. von WOLFGANG FELS. Stuttgart 1 9 9 0 . ( = MANILIUS: Astronomica). MANILIUS, MARCUS: Astronomicon ad Caesarem Augustum. Lyon 1551. M A R S T A L L E R , G E R V A S I U S ( H G . ) : Artis divinatricis, quam astrologiam seu iudiciariam vocant: encomia & patrocinia, quorum catalogum sequens pagella continet. Paris 1549. (= M A R S T A L L E R (HG.): Artis divinatricis). MARSTALLER, GERVASIUS: Artis medicae studiosis in academia Jenensis. Jena 1570. MARSTALLER, GERVASIUS: De vita et obitu illustrissimi et christianissimi Domini Bernhardi Principis Anhaltini [...]. Wittenberg 1570. MARSTALLER, GERVASIUS: Theoremata, quibus iuxta methodum dialecticam ostendit, quid sit de arte divinatrice, quam Astrologiam seu iudiciarum vocant, sentiendum. In: DERS. (HG.): Artis divinatricis, quam astrologiam seu iudicariam vocant: encomia & patrocinia, quorum catalogum sequens pagella continet. Paris 1549, S. 13-45. MAY, PHILIPPE: La Chiromancie médicinale. Accompagnée d'un Traité de la Physionomie, & d'un autre des marques qui paroissent sur les ongles des doigts. Le tout composé en allemand par PHILIPPE MAY, de Franconie. Et tradduit en François par PHILIPPE HENRY TREUCHSES. D e n Haag 1665.
MEIER, GEORG FRIEDRICH: Versuch einer allgemeinen Auslegungskunst. Mit einer Einleitung von LUTZ GELDSETZER (= Instrumenta philosophica, Sériés Hermeneutica I). Düsseldorf 1965. MELANCHTHON, PHILIPP (HG.): Sphere von Sacrobosco. Wittenberg 1531. MELANCHTHON, PHILIPP und CASPAR PEUCER: Chronica Carionis. Von A n f a n g der Welt /
bis uff Keiser Carolum den Fünfften. Auffs newe in Lateinischer Sprach beschrieben / und mit vielen alten und newen Historien / Auch mit beschreibung vieler alten Königreich und Völcker / Und mit Erzelung ertlicher furnemer Geschichten / so sich in der Kirchen Gottes / und in weltlichen Regimenten / sonderlich in Griechenland / im Römischen Reich und Deudscher Nation / haben zugetragen / vermehret und gebessert. Durch Herrn Philippum Melanthonem und Casparum Peucerum. Jetzund zum Ersten / aus dem Lateinischen gantz und volkömlich in Deudsche Sprach gebracht. Wittenberg 1573. (= der Teil, den Peucer bearbeitet hat, wird zitiert als: PEUCER: Chronica, 1573). MELANCHTHON, PHILIPP und CASPAR PEUCER: Chronica
Carionis.
Von A n f a n g der Welt /
bis uff Keiser Carolum den Fünfften. Auffs newe in Lateinischer Sprach beschriebn und mit vielen alten und newen Historien / Auch mit beschreibung vieler alten Königreich und Völcker / Und mit erzelung etlicher furnemer Geschichten / so sich in der Kirchen Gottes und in Weltlichen Regimenten sonderlich in Griechenland/ im Römischen Reich und Deudscher Nation habe zugetragen / vermehrt und gebessert durch Philippum Melanchthonem und Casparum Peucerum. Itzund zum ersten / aus dem Lateinischen gantz und volkömlich in Deutsche Sprach gebracht. Wittenberg 1578. (= der Teil, den Peucer bearbeitet hat, wird zitiert als: PEUCER: Chronica, 1578; der Teil, den Melanchthon bearbeitet hat, wird zitiert als: MELANCHTHON: Chronica, 1578).
Anhang
364 MELANCHTHON, PHILIPP und CASPAR PEUCER: Chrönicon
Carionis,
expositum, et auctum
multis, et veteribus, et recentibus historiis, in descriptionibus regnorum, et gentium antiquarum, et narrationibus rerum Ecclesiasticarum, et Politicarum, Graecarum, Romanarum, Germanicarum, et aliarum, ab exordio Mundi, usque ad Carolum Quintum Imperatorem. Bern 1601. MELANCHTHON, PHILIPP und CASPAR PEUCER: Chronicon
Carionis.
Expositum et auctum
multis et veteribus et recentibus historiis, in descriptionibus regnorum et gentium antiquarum, et narrationibus rerum Ecclesiasticarum, et politicarum, Graecarum, Romanarum, Germanicarum et aliarum, ab exordio Mundi usqe ad Carolum Quintum Imperatorem. A Philippo Melanchthone et Casparo Peucero. Wittenberg 1572. (= der Teil, den Peucer bearbeitet hat, wird zitiert als: PEUCER: Chronica, 1572). MELANCHTHON, PHILIPP: Brief an Achilles Pirmin Gasser aus dem Jahre 1538. In: K. BURMEISTER: Achilles Pirmin Gasser. 3 Bde, Bd. 3, Wiesbaden 1975, S. 3 5 ^ 3 . MELANCHTHON, PHILIPP: Commentarius de anima. Wittenberg 1550. MELANCHTHON, PHILIPP: Commentarius in Genesin (1523). In: C. G. BRETSCHNEIDER
(HG.): Philippi Melanthonis Opera quae supersunt omnia, Bd. 13. Halle 1846, Sp. 753792. (=MELANCHTHON: Commentarius in Genesin, in: CR 13). MELANCHTHON, PHILIPP: Compendiaria
dialectices
ratio. In: C. G. BRETSCHNEIDER (HG.):
Philippi Melanthonis Opera quae supersunt omnia, Bd. 16. Braunschweig 1854, Sp. 709764. (= MELANCHTHON: Compendiaria dialectices ratio, in: CR 16). MELANCHTHON, PHILIPP: Contra empíricos medicos. In: C. G. BRETSCHNEIDER (HG.): Phil-
ippi Melanthonis Opera quae supersunt omnia, Bd. 11, Halle 1843, Sp. 202-209. (= MELANCHTHON: Contra empíricos medicos, in: CR 11). MELANCHTHON, PHILIPP: De Iohanne Regiomontano.
In: C. G. BRETSCHNEIDER (HG.): Phil-
ippi Melanthonis Opera quae supersunt omnia, Bd. 11, Halle 1843, S. 814-826. (= MELANCHTHON: De Iohanne Regiomontano, in: CR 11). MELANCHTHON, PHILIPP: De locis communibus
ratio. In: C. G. BRETSCHNEIDER (HG.): Phil-
ippi Melanthonis Opera quae supersunt omnia. Bd. 20, Braunschweig 1854, Sp. 695-698. (= MELANCHTHON: De locis communibus ratio, in: CR 20). MELANCHTHON, PHILIPP: Elementa
Rhetorices.
In: C. G. BRETSCHNEIDER (HG.): Philippi
Melanthonis Opera quae supersunt omnia, Bd. 13, Halle 1846, Sp. 413-506. (= MELANCHTHON: Elementa Rhetorices, in: CR 13). MELANCHTHON, PHILIPP: Epigrammata Philippi Melanthonis selectiora, formulis precum, historiis, paraphrasi dictorum divinorum & sententiis gravissimis maxime insignia. Frankfurt am Main 1583. MELANCHTHON, PHILIPP: Epistola
nuncupatoria.
In: PROCLUS [DIADOCHUS]: Paraphrasis in
quatuor Ptolemaei libros de siderum effectionibus. Basel 1554, S. 5-12. MELANCHTHON, PHILIPP: Erotemata
Dialectices.
In: C. G. BRETSCHNEIDER (HG.): Philippi
Melanthonis Opera quae supersunt omnia, Bd. 13. Halle 1846, Sp. 509-751. (= MELANCHTHON: Erotemata Dialectices, in: CR 13). MELANCHTHON, PHILIPP: Ethicae doctrinae elementa, et enarratio libri quinti ethicorum. s. 1. 1550. MELANCHTHON, PHILIPP: Etliche Trawm Philippi von gegenwertigen und vergangen verfelschung der wahren Religion sehr lustig und nützlich zu lesen. In: C. G. BRETSCHNEIDER (HG.): Philippi Melanthonis Opera quae supersunt omnia, Bd. 20, Braunschweig 1854, S.
365
Gedruckte Quellen
686-691. (= MELANCHTHON: Etliche Trawm Philippi, in: CR 20). MELANCHTHON, PHILIPP: In Danielem prophetam commentarius. Wittenberg 1543. MELANCHTHON, PHILIPP: Initia doctrinae physicae, Wittenberg 1549. In: C. G. BRETSCHNEIDER (HG.): Philippi Melanthonis Opera quae supersunt omnia, Bd. 13. Halle 1846, S. 1 8 1 - 4 1 1 . (= MELANCHTHON: Initia).
MELANCHTHON, PHILIPP: Initia doctrinae physicae, Dictata in Academia Vitebergensi. Iterum edita. Wittenberg 1550. MELANCHTHON, PHILIPP: Institutio Iohannis Friderici, inclyti Ducis Pomeraniae. 1554. In: GARCAEUS, JOHANNES, JUN.: Harmonia de ratione institutionis scholasticae. Cui additae sunt praestantissimorum virorum commonefactiones, Domini Philippi Melanthonis fedelissimi et felicissimi praeceptoris, D. D. Eberi et D. Victorij Strigelij de formandis studijs, omnibus scholasticis profiiturae. Wittenberg 1565. MELANCHTHON, PHILIPP: Liber de anima recognitus ab autore. Wittenberg 1553. MELANCHTHON, PHILIPP: Liber
de anima.
Wittenberg 1553. In: C . G. BRETSCHNEIDER
(HG.): Philippi Melanthonis Opera quae supersunt omnia, Bd. 13, Halle 1846, Sp. 5-178. (= MELANCHTHON: Liber de anima. Wittenberg 1553, in: CR 13). MELANCHTHON, PHILIPP: Loci communes 1521. Lateinisch-Deutsch. Übers, und mit kommentierenden Anmerkungen versehen von HORST GEORG PÖHLMANN. Hrsg. vom Lutherischen Kirchenamt der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Gütersloh 1993. MELANCHTHON, PHILIPP: Nativitäten auf Ulrich von Hutten; Desiderius Erasmus von Rotterdam; Kanzler Lampert Distelmeyer; den Söhnen von Prinz Wilhelm von Oranien; Kaiser Karl V. In: J. MOEHSEN: Beschreibung einer Berlinischen Medaillen-Sammlung, die vorzüglich aus Gedächtnismünzen berühmter Ärtzte bestehet; nebst einer Geschichte der Wissenschaften in der Mark Brandenburg, besonders der Arzneiwissenschaft, von den ältesten Zeiten an bis zu Ende des sechzehnten Jahrhunderts. Zweiter Theil. Berlin, Leipzig 1781, S. 416. MELANCHTHON, PHILIPP: Oratio de Aristotele
(1544). In: C. G. BRETSCHNEIDER (HG.): Phil-
ippi Melanthonis Opera quae supersunt omnia, Bd. 11, Halle 1843, Sp. 647-658. (= MELANCHTHON: Oratio de Aristotele (1544), in: CR 11). MELANCHTHON, PHILIPP: Oratio de dignitate astrologiae (1535). In: C. G. BRETSCHNEIDER (HG.): Philippi Melanthonis Opera quae supersunt omnia, Bd. 13. Halle 1846, S. 261266. (= MELANCHTHON: De dignitate astrologiae (1535). MELANCHTHON, PHILIPP: Oratio de doctrina Physica, recitata a Paulo Ebero die quartodecimo Augusti. Wittenberg 1550.
MELANCHTHON, PHILIPP: Praefatio D. Philippi Melanthonis. In Joannis Schoneri libros de iudiciis nativitatum. In: J. SCHÖNER: Artis divinatricis, quam astrologiam seu iudicariam vocant: encomia & patrocinia, quorum catalogum sequens pagella continet. Nürnberg 1545, S. 46-77. (= MELANCHTHON: Praefatio zu Schöner: De iudiciis nativitatum libri tres). MELANCHTHON, PHILIPP: Praefatio in Sphaeram Johannis de Sacrobosco. In: G. MARSTALLER (HG.): Artis divinatricis, quam astrologiam seu iudiciariam vocant: encomia & patrocinia, quorum catalogum sequens pagella continet. Paris 1549, S. 60-66. MELANCHTHON, PHILIPP: Praefatio zu Joachim Camararius: Norica sive de Ostentis libri II. Wittenberg 1532.
366
Anhang
Praefatio zu Michael Stifelius ' Arithmetica. 1 5 4 3 . Praefatio. In: J. SCHÖNER: Tabulae astronomicae, quas vulgo, quia omni difficultate et obscuritate carent, resolutas vocant. Ex quibus cum erraticorum, tum etiam fixorum siderum, motus, tarn ad praeterita quam futura, quantumvis etiam longa secula, facillime calculari possunt, per Ioannem Sconerum Mathematicum diligentissimum correctae et locupletatae. Nürnberg 1536, S. 3v-6v. (= MELANCHTHON: Praefatio zu Schöner: Tabulae astronomicae, 1536). MELANCHTHON, PHILIPP: Rede über die politische Ordnung: De ordine politico, 1552. In: S. MELANCHTHON, PHILIPP:
MELANCHTHON, PHILIPP:
RHEIN, G. WARTENBERG und M. BEYER (HGG.): Melanchthon deutsch. Bd. 1 : Schule und
Universität, Philosophie, Geschichte und Politik. Leipzig 1997, S. 313-320. Rede über die Würde der Gesetze: Oratio de dignitate legum 1543. In: N. HAMMERSTEIN (HG.): Staatslehre der Frühen Neuzeit (= Bibliothek der Geschichte und Politik, Bd. 16). Frankfurt am Main 1995, S. 176-193. MELANCHTHON, PHILIPP: Tertia aetas locorum theologicorum ab ipso Melanchthone editorum. In: H. E. BLNDSEIL (HG.): Philippi Melanthonis Opera quae supersunt omnia, Bd. 21, Braunschweig, 1854, Sp. 560-1106. (= MELANCHTHON: Tertia aetas locorum theologicorum). MELETIUS: Philosophi de Natura structuraque hominis opus, Polemonis Atheniensis insignis Philosophi naturae signorum interpretationis: Hippocratis de hominis structura. Dioclis ad Antigonum Regem de tuenda valetudine Epistola MELAMPI de nevis corporis tracMELANCHTHON, PHILIPP:
tatus, NICOLAO PETREIO CORCYRAEO interprete. Venedig 1552.
Libri tres: nunc primum illustris Principis ac Domini D. Georgii Ernesti Comitis Hennenbergensis celebri famae ac gloriae dicati, et editi à Joachimo Hellero Noribergensium Mathematico. Liber primus de Revolutione annorum mundi. Liber secundus, de Significatione Planetarum in nativitatibus. Liber tertius: De Receptione. Nürnberg 1549. MILICH, JACOB (HG.): Libri 2 de mundi Historia C. Plinius. Wittenberg 1538. MLLICH, JACOB: Commentarvi in librum secundum historiae mundi C. Plinii conscripta Iacobo Lilichio professore Mathematum in Schola Wittenbergensi. Grossenhain 1535. (= MILICH: Commentarii in librum secundum historiae mundi C. Plinii). MlLICH, JACOB: Oratio de considerando sympathia et antipathia in rerum natura recitata a Iacobo Milichio Doctore artis Medicae cum decerneretur gradus, Doctori Vito Ortel Winshemio. Wittenberg 1550. MlLICH, JACOB: Oratio de dignitate astrologiae. In: G. MARSTALLER (HG.): Artis divinatricis, quam astrologiam seu iudiciariam vocant: encomia & patrocinia, quorum catalogum sequens pagella continet. Paris 1549, S. 68-78. MlLICH, JACOB: Praesidente Jacobo Milichio respondebit de XX. prioribus propositionibus M. C. Peucerus. De sequentibis M . JOHANNES NATHERUS CYGNAEUS monitoriales Ad CL.
MESSAHALAH:
V . D . CASPARUM PEUCERUM. W i t t e n b e r g 1552.
Essais. Erste moderne Gesamtübersetzung von HANS STILETT ( = Die andere Bibliothek). Frankfurt am Main 1998. MONTE, JOHANNES BAPTISTA: Medicina universa. Ex lectionibus eius, caeterisque opusculis, tum impreßis, tum scriptis collecta, et in tres tomos nunc primum decenti ordine digesta, studio et opera. Martini Wendrichii. Frankfurt am Main 1587. MONTE, JOHANNES BAPTISTA: Opuscula varia ac praeclara: in quibus tota fere Medicina methodice explicatur, quorum nomina sequens pagina declarat. Omnia, post alios erudiMONTAIGNE, MICHEL DE:
Gedruckte Quellen
367
tos viros qui in corrigendis defuderunt, nunc tandem Hieronymi Donzellini Medici ac Philosophi Brixiani opera ab infinitis prope mendis vindicata, atque in duo volumina digesta. Basel 1558. MONTULMO, ANTONIUS DE: De iudiciis Nativitatum Uber praeclarissimus. Additionibus Iohan. de Monteregio illustratus, nec unquam ante hac aeditus. Nürnberg 1540. MORHOF, DANIEL GEORG: Polyhistor in tres tomos, literarium, philosophicum etpracticum. Opus posthumum, ut multorum votis satisfieret, accurate revisum, emendatum ex Autoris Annotationibus [...] à JOHANNEMOLLERO. Lübeck 1708. MORSHEYMER, JOHANNES: Depraedicationibus astrologicis themata. Basel 1558. MORSHEYMER, JOHANNES: Divisio vocabuli astronomiae iuxta methodum dialecticam ex variis hinc inde collecta recentiorum Mathematices peritorum scriptis, in usum studiosae Iuventutis Heydelbergensis, ut aliquis esset ad sphaericam doctrinam et Theoricas Planetarum aditus. Heidelberg 1548. MORSHEYMER, JOHANNES: Explicatio gravis et eruditae cuiusdam quaestionis peri prognostikou di astronomias hoc est, de Praesignificationibus atque iudiciis Astrologicis, per Propositiones quasdam apotelesmatikös facta: in qua breviter & perspicue docetur, quid vere, pie & erudite, & poßit & debeat omnino ab homine Christiano de praedictionibus Astrologicis, quae causas in natura habent, contra omnium seculorum violenta iudicia statui. Accessit huic CI. Ptolemaei Pelusiensis Mathematici vita, per eundem descripta. Item Iuridica disputatio de rebus mathematicis: & alia quaedam adiecta, quorum omnium Catalogum versa pagella docebit. Basel 1559. MORSHEYMER, JOHANNES: Orationes duae de motibus coelestibus, quarum prior de omnium dulcissima illa Philosophiae parte est, quae continet doctrinam de motibus coelestibus, et quam vulgo Astronomiam vocamus: altera de iudiciaria illa parte, quae Astrologia dicitur. Heidelberg 1551. MORSHEYMER, JOHANNES: Propeideumata arithmetica erotematica. Frankfurt am Main 1562. MORUS, THOMAS: The complete works of St. Thomas More. 14 Volumes. New Haven 1976— 1997. Volume 3. Part II: Latin Poems. Ed. by CLARENCE H. MILLER, LEICESTER BRADNER, CHARLES A . LYNCH a n d REVILO P. OLIVIER. N e w H a v e n 1984.
MUSCULUS, WOLFGANG: In Mosis Genesim pienissimi Commentarii, in quibus veterum et recentiorum sententiae diligenter expenduntur. Basel 1565. NABOD, VALENTIN: Enarratio elementorum astrologiae, in qua praeter Alcabicii, qui Arabum doctrinam compendio prodidit, expositionem, atque cum Ptolemaei principiis collationem, reiectis sortilegiis & absurdis vulgoque; receptis opinionibus, de verae artis praeceptorum origine & usu satis disseritur: in celeberrima Coloniensi Academia studiosis philosophiae proposita. Köln 1560. NANNI, GIOVANNI (HG.): Antiquitatum variorum autores: Berosi Babylonii antiquitatum libri V. Lyon 1552 NAUCLERUS, JOHANNES: Chronica, succinctum compraehendentia res memorabiles seculorum omnium gentium, ab initio mundi usque ad annum Christi nati 1500. Köln 1544. NEANDER, MICHAEL: Chronicon sive Synopsis historiarum, quae res gestas praecipuarum in orbe gentium a rebus humanis conditis ad hanc usque nostram aetatem certa expositionis imperiorum, gentium, rerum variarum et maxime insignium: annorum item et temporum serie annotates et expositas continet. Leipzig 1590.
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Compendium chronicorum sive historiarum omnium aetatum, gentium, imperiorum ac regnorum tum veterum tum recentium maxime insignium a conditis rebus humanis usque ad haec nostra tempora certa expositionis rerum et indicationis annorum serie de probatissimis autoribus in gratiam et usum studiosae iuventutis in scholis privatis et publicis literas discentis, cui longiores. documentationes minus sunt idoneae conscriptum in schola Ilfeldens. Leipzig 1586. NEANDER, MICHAEL: Compendium rerum physicarum, conscriptum in gratiam et usum studiosae iuventutis. Wittenberg 1587. NEANDER, MICHAEL: Elemento sphaericae doctrinae, seu De primo motu. In usum studiosae iuventutis methodice et perspicue conscripta a Michele Neandro ex valle Joachimica. Basel 1561. NEANDER, MICHAEL: Menschenspiegel. Das ist / Von den Menschen vor dem Fall / nach dem Fall / nach der Widergeburt / nach der aufferstehung der Menschen Seligkeit / worin sie stehet / wodurch sie dieselbige bekomen und behalten. Leipzig 1590. NEANDER, MICHAEL: Orbis terrae partium succincta, explicatio, seu simplex enumeratio, distributa in singularum partium regiones. Leipzig 1589. NEANDER, MICHAEL: Physice, sive potius syllogae rerum eruditarum, ad omnem vitam utilium, iucundarum et variarum, testimoniorum Graecorum et Latinorum, veterum atque recentium eruditorum Scriptorum, varietate fere conditae et illustratae: ac de praelectionibus atque notationibus variis Michaelis Neandri excerptae, collectae, et in gratiam studiosae iuventutis descriptae et editae. Pars Prima. Leipzig 1585. NLFO, AGOSTINO: De auguriis, libri II. Nec non de Diebus criticis, Liber I. Nunc denuo excusi, et a Crassioribus, quibus in vetusto Codice statuebant, mendis repurgati. His accesserunt Uraniae Divinatricis, quoad Astrologiae generalia, Libri II. Iam primum in lucem evolantes, alas suppeditante RODOLPHO GOCLENIO, Med. D. & Profess. Math. ord. in Acad. Marpurg. Ad Illustres et Amplissimos ordines Groningae et Omlandiae. Marburg 1614. NLFO, AGOSTINO: Expositio subtilissima nec non et collectanea commentariaque in tres libros Aristotelis de anima nuperrime accuratissima diligentia recognita. Venedig 1559. NLFO, AGOSTINO: In libris Aristotelis Meteorologicis Commentaria. Venedig 1547. NLGRINUS, GEORG: Daniel. Der allerweyseste und heiligste Prophet / ausgelegt in fünfftzig Predigen: welcher sonderlich in diesen letzten / gefehrlichsten Zeiten / gantz nütz und Trostreich ist / wider alle Ergemus der Welt / zumal wider den Antichristischen Grewel und allen seinen Anhang geprediget. Ursel 1574. NlKlUS, JOHANN: Summo astrorum conditore auxiliante. Astrologiam meteorologicam systemati mundi physico-geometrico esse contrariam indulgente spectatissimo sapientium ordine in celeberrima ad Albim Academia [...] Praeses M. Ioannes Gottlieb Nikius. Wittenberg 1722. NOTNAGEL, CHRISTOPHER: Appendix vom neuen Cometen und dessen vermuthlichen Bedeutung. Wittenberg 1665. NOTNAGEL, CHRISTOPHER: Discursum Astrologicum. Exertitii Academici causa in Illustri Leucorea Ann. Dom. 1551 [1651] D. XXII. Apr. In Auditorio Majori examini publico NEANDER, MICHAEL:
praesentat CHRISTOPH. DANIEL SCHREITER. Wittenberg o. J. [1651].
Disputano physico-mathematica de stellis, tarn fixis quam erraticis, tam ordinarijs quam extraordinarijs. Wittenberg 1655.
NOTNAGEL, CHRISTOPHER:
369
Gedruckte Quellen NOTNAGEL, CHRISTOPHER:
Gründlicher
Bericht
von
dem
bis
in den
Februar,
dieses
1665sten Jahres am Himmel gestandenen importirlichen Cometen. Und dessen vermuthlich-merckwürdigen Bedeutung. Wittenberg 1665. (= NOTNAGEL: Gründlicher Bericht). OMAR: De
nativitatibus
lib. III.
I n : FIRMICUS MATERNUS: A s t r o n o m i c o n lib. V I I I . p e r
NLCOLAUM PRUCKNERUM Astrologum nuper ab innumeris mendis vindicati. Basel 1533, S. 118-143. ORÌGANUS, DAVID: Astrologia Naturalis sive tractatus de Effectibus Astrorum absolutissimus. In quo omni Astrologiae, ut vocant, Iudiciariae Vanitate, superstitione, ac impietate Christiano homine indigna penitus eversa, vera physica coelestis ex proprijs, ac genuinis fundamentis astruitur. Opus Medicis, agricolis, nautis, ac caeteris naturales actiones recte dirigere cupientibus plane necessarium. Marseille 1654. (= ORIGANUS: Astrologia Naturalis). ORIGANUS, DAVID: Brevis ac utilis thematographia, ostendens tabularum domorum, ex quibus figurae coeli compendiosissime eriguntur, fundamentalem compositionem ac usum. Frankfurt a. 0 . 1614. ORIGANUS, DAVID: Ein sonderlich Prognosticon und astrologischer Discurs: Auff das Jahr nach der Geburt Christi 1633. Von Leyden / Sterben und Aufferstehung unsers Heylandes 1600. s. 1. 1633. ORIGANUS, DAVID: Ephemerides Brandenburgicae coelestium motuum et temporum; Annorum priorum 30 incipientium ab Anno Christi 1595 et desinentium in annum 1624, summma diligentia in luminaribus calculo duplici Tychonico et Prutenico, in reliquis Planetis Prutenico seu Copemicaeo elaboratae. Stettin 1609. ORIGENES: Acht Bücher gegen Celsus. Aus dem Griechischen übersetzt von PAUL KOETSCHAU. I. Teil Buch I-IV (= Bibliothek der Kirchenväter). München o. J. [1928], OSSE, MELCHIOR VON: Prudentia
regnativa.
D a s ist: Ein n ü t z l i c h e s B e d e n c k e n / e i n R e -
giment / so wol in Kriegs als Friedens Zeiten / recht zu bestellen / zu verbessern und zu erhalten: Allen Regenten / dero Räthen und guter Pollicey zuwissen. Frankfurt am Main 1607. PACEUS, JOHANNES: Astrologia Vindicata. Wahrhaftige und gründtliche ablainung / der ungegründeten unnd unerfindtlichen aufflag / darmit jetziger zeyt di Astrologey / als Unchristlich / Abergläubisch / und Gotteslesterisch verdampt wirdt. Nürnberg 1562. PACHTLER, GEORG MICHAEL (HG.): Ratio
Studiorum
et i n s t i t u t i o n e s s c h o l a s t i c a e S o c i e t a t i s
Jesu per Germaniam olim vigentes collectae concinnatae dilucidatae. Tomus II: Ratio studiorum ann. 1586. 1599. 1832, Berlin 1887. PANVINIUS, ONUPHRIUS: Reipublicae Romanae commentariorum libri tres. Et alia quaedam q u o r u m Seriem sequens pagella indicabit. V e n e d i g 1558. PARACELSUS, THEOPHRASTUS: De vera inßuentia
rerum.
In: DERS.: W e r k e . B d . 1 - 4 . H r s g .
v o n WILL-ERICH PEUCKERT. N D d e r 2. u n v e r . A u f l a g e , B a s e l , S t u t t g a r t 1 9 7 6 , B d . 4 , S. 291-325.
PARACELSUS, THEOPHRASTUS: Liber de signis zodiaci et mysteriis eorum. In: ders.: De spiritibus planetarum sive metallorum doctoris Theophrasti Paracelsi ab Hohenheim. Libri III. Basel 1571.
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Anhang
PARE, AMBROISE: On monsters and marvels. Translated with an introduction and notes by JANIS L. PALLISTER. Chicago, London 1982. PATRIZI, FRANCESCO: Nova de universis philosophia, in qua aristotelica methodo non per motum, sed per lucem et lumina, ad primam causam ascenditur. Ferrara 1591. PAULUS ALEXANDRINUS: Eisagoge eis tén apotelesmatikén sive Rudimenta in doctrinam de praedictis nataliciiss. ex Dn. Henrici Ranzovii Dan. Reg. Leg. Bibliotheca primum Graece et Latine edita: et nunc denuò correda. Accessit Henrici Ranzovii Horoscopographia. Wittenberg 1588. PEGIUS, MARTIN: Geburtsstundenbuch winem [sic] eines jeglichen Menschen Natur und Eigenschafft / sampt allerley zufählen / auß den gewissen Leuffen deren Gestirn / nach rechter warhafftiger und grundlticher ahrt der Gestirnkunst / mit geringer müh außgebreitet / und derselb vorzüfelligem Unfal gewarnet: Auch dameben alles das iherige / was zu der Grundveste der loblichen Gestirnkunst in allen fählen gehörig ist / nach Notturfft / mit guttem bestandt gefunden werden mag. Fürnemlich aber Wie man die Himmels Figuren in auffrichtung der zwölff Heusern / auff die Geburtstunden / und andere Zufahl kunstlich stellen solle. Item Wie die Gleichlichen und Sichtigen leuffe der sieben Planeten und stäten Sternen / in die lenge und breite / auff ein jede zeit zu finden Seyen. Sampt deren angehörigen Astronomischen Tafel / auch wie dieselben verstanden unnd gebraucht werden solle / u. Alles mit so klarer und weitleffiger einleitung flirgestellt / das der Gemeine / und Lateinischen Sprach unkundige mann / nun hinfuro die herrliche Gestirnkunst / mit aller irer heimligkeit / so bisher auch den Gelehrten arbeitsam gewesen ist / ohne besondere arbeit getunlich ergreiffen mag. Dergleichen in Teutscher Zungen vormalen nie außgangen. Basel 1570. PEREGRINUS, PETRUS: De Magnete, seu Rota perpetui motus, libellus. Augsburg 1558. PEREIRA, BENITO: Adversus fallaces et superstitiosas artes, id est: de magia, de observatione somniorum, et de divinatione astrologica, libri tres. In: DERS.: Opera theologica quotquot extant omnia. Nunc primum in Germania ornatius et emendatius coniunctim in lucem edita. Köln 1620, S. 242-298. (= PEREIRA: Adversus fallaces artes, 1620). PEREIRA, BENITO: Adversus fallaces et superstitiosas artes. Ingolstadt 1591. PEREIRA, BENITO: Commentariorum et disputationum in Genesim tomi 1—4: continens historiam Mosis ab exordio mundi usque ad Noeticum diluvium, in septem libris explanatam. Lyon 1594. (= PEREIRA: Commentariorum et disputationum in Genesim). PEREIRA, BENITO: Commentarium in Danielem prophetam. Libri sexdecum Adiecti sunt quatuor indices, unus quaestionum, alter eorum quae pertinent ad doctrinam moralem [...] tertius locorum sacrae Scripturae: quartus generalis. Antwerpen 1594. PEREIRA, BENITO: De Magia, de observatione somniorum et de divinatione astrologica libri tres. Adversus fallaces, et superstitiosas artes. Köln 1598. PEUCER, CASPAR (HG.): Catechesis continens explicationem simplicem, et brevem, Decalogi, Symboli Apostolici, Orationis Dominicae, Doctrinae de Poenitentia et de Sacramentis, contextam ex corpore Christianae doctrinae; quod amplectuntur ac tuentur Ecclesiae regionum Saxonicarum et Misnicarum, quae sunt subiectae ditioni Ducis Electoris Saxoniae etc. Edita in Academia Witebergensi: et accommodata ad usum Scholarum puerilium. Wittenberg 1571. PEUCER, CASPAR (HG.): De differentiis medicamentorum et causis diversarum virium ac facultatum in medicamentis tractatus pulcherrimus excerptus ex ore enarrantis quartam par-
Gedruckte Quellen
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tem primi libri Avicennae. Wittenberg 1551. Epistolarum Philippi Melanthonis liber. Wittenberg 1570ff. PEUCER, CASPAR ( H G . ) : Hypotheses orbium coelestium, quas appellant theoricas planetarum: congruentes cum tabulis Alphonsinis & Copernici. Straßburg 1568. PEUCER, CASPAR ( H G . ) : Orationes ex Historia Thucydidis, et insigniores aliquot Demosthenis & aliorum Oratorum Graecorum, conversae in latinura sermonem a Philippo Melanthone. Editae a Casparo Peucero. Wittenberg 1567. PEUCER, CASPAR und PHILIPP MELANCHTHON: Chronica Carionis. Von Anfang der Welt bis uff Keiser Carolum den Fünfften [...] Durch Herrn Philippum Melanchthonem und Doctorem Casparum Peucerum. Itztund zum erstem / aus dem Lateinischen gantz und volkömlich in Deutsche Sprach gebracht. Wittenberg 1588. PEUCER, CASPAR: Chronica Carionis. Von Anfang der Welt / bis uff Keiser Carolum den Fünfften. Auffs newe in Lateinischer Sprach beschrieben und mit vielen alten und newen Historien / Auch mit beschreibung vieler alten Königreich und Völcker / Und mit erzelung etlicher furnemer Geschichten / so sich in der Kirchen Gottes und in Weltlichen Regimenten sonderlich in Griechenland/ im Römischen Reich und Deudscher Nation habe zugetragen / vermehrt und gebessert durch Philippum Melanchthonem und Casparum Peucerum. Itzund zum ersten / aus dem Lateinischen gantz und volkömlich in Deutsche Sprach gebracht. Wittenberg 1578. PEUCER, CASPAR: Chronica Carionis. Von Anfang der Welt bis uff Keiser Carolum den Fünfften [...] Durch Herrn Philippum Melanchthonem und Doctorem Casparum Peucerum. Itztund zum erstem / aus dem Lateinischen gantz und volkömlich in Deutsche Sprach gebracht. Wittenberg 1588. PEUCER, CASPAR: Chronicon Carionis, expositum, et auctum multis, et veteribus, et recentibus historiis, in descriptionibus regnorum, et gentium antiquarum, et narrationibus rerum Ecclesiasticarum, et Politicarum, Graecarum, Romanarum, Germanicarum, et aliarum, ab exordio Mundi, usque ad Carolum Quintum Imperatorem. Bern 1601. PEUCER, CASPAR: Chronicon Carionis. Expositum et auctum multis et veteribus et recentibus historiis, in descriptionibus regnorum et gentium antiquarum, et narrationibus rerum Ecclesiasticarum, et politicarum, Graecarum, Romanarum, Germanicarum et aliarum, ab exordio Mundi usque ad Carolum Quintum Imperatorem. A Philippo Melanchthone et Casparo Peucero. Wittenberg 1572. PEUCER, CASPAR: Commentarius de praecipuis divinationum generibus, in quo a prophetiis divina autoritate traditis, et Physicis praedictionibus, separantur Diabolicae fraudes et superstitiosae observationes, et explicantur fontes ac causae Physicarum praedictionum, Diabolicae et superstitiosae confutatae damnantur, ea serie, quam tabula indicis vice praefixa ostendit. Wittenberg 1553. (= PEUCER: Commentarius, 1553). PEUCER, CASPAR: Commentarius de praecipuis divinationum generibus, in quo a prophetiis, authoritate divina traditis, et a Physicis coniecturis, discernentur artes et imposturae Diabolicae, atque observationes natae ex superstitione, et cum hac coniunctae: Et monstrantur fontes ac causae Physicarum praedictionum: Diabolicae vero ac superstitiosae confutatae damnantur, ea serie, quam tabella praefixa ostendit. Recognitus ultimo, et auctus. Frankfurt am Main 1593. (= PEUCER: Commentarius, 1593). PEUCER, CASPAR: Commentarius de praecipuis generibus divinationum, in quo a prophetiis autoritate divina traditis, & a Physicis coniecturis, discernuntur artes & imposturae DiaPEUCER, CASPAR ( H G . ) :
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bolicae, atque observationes natae ex superstitione & cum hac coniunctae: Et monstrantur fontes ac causae Physicarum praedictionum: Diabolicae vero ac superstitiosae confutatae damnantur ea serie, quam tabella praefixa ostendit. Recens editus, et auctus acceßione multiplici. Wittenberg 1560. (=PEUCER: Commentarius, 1560). PEUCER, CASPAR: Commentarius de praecipuis generibus divinationum, in quo a prophetiis autoritate divina traditis, & a Physicis coniecturis, discemuntur artes & imposturae Diabolicae, atque observationes natae ex superstitione & cum hac coniunctae: Et monstrantur fontes ac causae Physicarum praedictionum: Diabolicae vero ac superstitiosae confutatae damnantur ea serie, quam tabella praefixa ostendit. Recens editus et auctus acceßione multiplici, copiosoque rerum et verborum Indice. Wittenberg 1572. (= PEUCER: Commentarius, 1572). PEUCER, CASPAR: Commentarius de praecipuis generibus divinationum, in quo a prophetiis autoritate divina traditis, & a Physicis coniecturis, discemuntur artes & imposturae Diabolicae, atque observationes natae ex superstitione & cum hac coniunctae: Et monstrantur fontes ac causae Physicarum praedictionum: Diabolicae vero ac superstitiosae confutatae damnantur ea serie, quam tabella praefixa ostendit. Recens editus, et auctus acceßione multiplici, copiosoque rerum & verborum Indice. Wittenberg 1576. (= PEUCER: Commentarius, 1576). PEUCER, CASPAR: Commentarius de praecipuis generibus divinationum, in quo a prophetiis autoritate divina traditis, & a Physicis coniecturis, discemuntur artes & imposturae Diabolicae, atque observationes natae ex superstitione & cum hac coniunctae: Et monstrantur fontes ac causae Physicarum praedictionum: Diabolicae vero ac superstitiosae confutatae damnantur ea serie, quam tabella praefixa ostendit. Recens editus et auctus acceßione multiplici, copiosoque rerum et verborum Indice. Wittenberg 1580. (= PEUCER: Commentarius, 1580). PEUCER, CASPAR: Commentarius de praecipuis generibus divinationum, in quo a prophetiis autoritate divina traditis, & a Physicis coniecturis, discemuntur artes & imposturae Diabolicae, atque observationes natae ex superstitione & cum hac coniunctae: Et monstrantur fontes ac causae Physicarum praedictionum: Diabolicae vero ac superstitiosae confutatae damnantur ea serie, quam tabella praefixa ostendit. Recognitus ultimo, & auctus ab autore ipso Casparo Peucero D. cum interpretatione Graecorum. Zerbst 1591. (= PEUCER: Commentarius, 1591). PEUCER, CASPAR: Commonefactio de periculis horum temporum, proposita scholasticis Academiae Vitebergensis, XII. Cal. IXbris, Anno M. D. LXV. Rectore Micaelo Teubero, I. V. Doctore. Wittenberg 1565. PEUCER, CASPAR: De dimensione terrae et geometrice numerandis locorum particularium intervallis, ex Doctrina triangulorum Sphaericorum et Canone sustentatarum. Liber denuo editus, sed auctius multo et correctius, quam antea. Descriptio locorum terrae sanctae exactissima, autore quodam Brocardo Monacho. Aliquot insignium locorum terrae sanctae explicatio et historiae, per Philippum Melanthonem. Wittenberg 1587. PEUCER, CASPAR: De dimensione terrae, et fontibus doctrinae longitudinis et latitudinis locorum. Wittenberg 1550. PEUCER, CASPAR: De essentia, natura et ortu animi hominis', commentatio Clariss. Viri Caspari Peuceri, Philosophi et Medici eximii: in gratiam clarissimi viri Victorino Schonfeldt, Mathematici Sch. Marpurg. recognita. In: R. GOCLENIUS: Psychologia, hoc est, de
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hominis perfectione, animo, et in primis ortu hujus, commentationes ac disputationes quorundam Theologorum & Philosophorum nostrae aetatis, quos versa pagina ostendit. Philosophiae studiosis lectui iucundae & utiles. Recensente RODOLPHO GOCLENIO, Professore in Academia Marpurgensi Philosophico. Marburg 1590. PEUCER, CASPAR: De hydrope. Wittenberg 1563. PEUCER, CASPAR: Decades très epistolarum, Huberti Langueti, Jo. Camerarii, Io. Cratonis et Caspa. Peuceri; Promulsidis loco apparatui epistolarum Theologicarum majori praemittuntur et primum prodeunt e Museo Immanuelis Weberi. Frankfurt am Main 1702. PEUCER, CASPAR: Elemento doctrinae de circulis coelestibus et primo motu: recognita et correcta. Wittenberg 1587. (= PEUCER: Elemento doctrinae de circulis coelestibus, 1587). PEUCER, CASPAR: Elemento doctrinae de circulis coelestibus, et primo motu. Wittenberg 1551. ( = PEUCER: Elemento doctrinae de circulis coelestibus, 1 5 5 1 ) . PEUCER, CASPAR: Hypotheses astronomicae, seu theoriae planetarum: Ex Ptolemaei et aliorum veterum doctrina ad observationes Nicolai Copernici, et canones motuum ab eo conditos accomodatae. Wittenberg 1571. PEUCER} CASPAR: Idyllum Patria. Quod repetit historiam eius regionis, quae olim dieta provincia Nissana, & Nicaea, nunc Hexapolis & Lusatia superior vocatur, A Casparo Peucero Philosophiae et Medicinae Doctore. In carcere scriptum et dedicatum amplissimis ordinibus eius regionis: in monumentum ac mnëmosynën gratitudinis aetemae erga Deum et patriam. Bautzen 1594. PEUCER, CASPAR: Les Devins ou principales sortes de divinations: Distingué en quinze livres, dans lesquels les ruses & impostures de Satan sont descouvertes, solidement refutées, & separées d'avec les sainctes Prophéties & d'avec les prédictions Naturelles. Escrit en Latin par M. Gaspar Peucer, très doctes Philosophe, Mathématicien & Medicin de nostre temps: Nouvellement tourné en François par S. G. S. Avec les Tables & Indices nécessaires pur le soulagement des Lecteurs. Anvers 1584. PEUCER, CASPAR: Liber Qvintvs Chronici Carionis A Friderico secundo vsque ad Carolum Quintum [...]. Wittenberg 1565. PEUCER, CASPAR: Logistice astronomica hexacontadon et scrupulorum sexagesimorum quam algorythmum minutarium physicalium vocant, Regulis explicata & demonstrationibus. Item: Logistice regulae arithmeticae, quam Cossam & Algebram quadratam vocant, compendio tractata & illustrata Exemplis, ut Scholarum usui sit accomodata. Wittenberg 1556. PEUCER, CASPAR: Newe Zeitung / welch ein Teutscher kauffman von Constantinopel eynem guten freund zugeschriben hat / von eynem gesprech / so zwischen dem Türckischen Keyser und eynem Teutschen Kaufman gehalten / wunderbarlich und erschrockenlich zulesen. s. 1. 1561. PEUCER, CASPAR: Occulta naturae miracula: das ist: wunderbarliche Geheimnusse der Natur in des Menschen Leib und Seele. 4. Aufl. Frankfurt am Main 1672. PEUCER, CASPAR: Oratio Caspari Peuceri de studiis veteris Philosophiae, & de successione docentium inter tot mutationes Imperiorum, Recitata Witebergae. Wittenberg 1557. PEUCER, CASPAR: Oratio continens commonefactionem de peste, quae late vagatur per Europeam. Recitata a Casparo Peucero, Philosophiae et Medicinae Doctore, cùm insigniae Doctoris in Arte Medica conferrentur Viro doctrina et virtute omatißimo, Magistro PETRO CNEMIANDRO Laubanensi. Die 27 Martii Anno 1565. Wittenberg 1565.
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Oratio de Cerebro, recitata a Casparo Peucero Artis Medicae Doctore, cum renunciarentur Doctores in arte Medica duo honesti & docti viri SLGLSMUNDUS
PEUCER, CASPAR:
SCHORKELIUS Naumburgensis & JOACHIM STRUPPIUS Gelnhusensis. In Academia Wite-
bergensis die 14. Novemb. Anno 1560. Wittenberg 1560. PEUCER, CASPAR: Oratio de illustrissimo Friderico, Landgravio Thuringiae et Marchione Mysniae, cuius fuit a matre admorsa gena. Wittenberg 1554. PEUCER, CASPAR: Oratio de Studiis Veteris Graeciae. Proncunciata a Doctore Casparo Peucero, cum testimonia & ornamenta Doctorum in Medicina tribuerentur Viris Clarissimis M. SEBASTIANO THEODORICO Winshemio, Mathematum in Academia Witebergensi Professori, & URBANO ZUESSNERO carinthio. Die 13. Cai. Julii, Anno 1571. Wittenberg o. J. (1571).
Oratio de sympathia cordis et cerebri in magnis doloribus animi. Recitata a Casparo Peucero, Philosophiae & Medicinae Doctore, cum fueret renunciatio duorum
PEUCER, CASPAR:
in
Medicina
Doctorum,
M.
MLCAEILI
SCHREIBER
Auerbacensis,
&
M.
PETRL
WANDEREISEN Noribergensis. Quarto Calend. Novembris, Anno 1566. Wittenberg 1566. PEUCER, CASPAR: Practica seu methodus curandi morbos internos, cum generalis, tum particularis. Tradita primum et praelecta. Frankfurt am Main 1614. PEUCER, CASPAR: Preside Casparo Peucero Philosophiae et Medicinae Doctore ac Professore in Academia Witebergensi, disputabunt publice de sequentibus propositionibus pro Licentia, ut vocant, De Epilepsia, M. GEORGIUS AGRICOLA Ambergensis. De Pleuritide, HIERONYMUS SCHALLER Norimbergensis, D e Arthritide, M. FABIANUS SUMMER natus in
oppido Regni Boemici ad Thermas Carolinas. Die XX. Ianuarii hora VII matutina in Lectorio Collegii Maioris 1570. Wittenberg 1570. PEUCER, CASPAR: Presidente Iacobo Millichio Artis Medicae Doctore, respondebit de XX. prioribus propositionibus M. Casparus Peucerus. De Sequentibus M. JOHANNES NATHERUS CYGNEUS. 27. Juni Witebergae Anno 1552. Wittenberg 1552. PEUCER, CASPAR: Propositiones de causis liberarum actionum hominis ethicis et physicis: de differentibus in homine (ut vocant) potentijs: et de demonstratione de quibus disputabitur 15. die Decembris. In auditorio collegij maioris hora consueta. Wittenberg 1554. PEUCER, CASPAR: Propositiones de coctionibus et anni ratione. Wittenberg 1554. PEUCER, CASPAR: Propositiones de origine et causis Succini Prussiaci. Wittenberg 1555. PEUCER, CASPAR: Propositiones de principiis rerum physicis, de quibus disputabitur 27 Februarii / In auditorio Collegii majoris, hora consueta. Wittenberg 1557. PEUCER, CASPAR: Tabulae ascensionum rectarum et obliquarum ad elevationem poli grad: 32, 33, 48, 51, 52. Wittenberg 1564. PEUCER, CASPAR: Testamentum Latinum D. Casparis Peuceri, in Carcere ab ipsomet, distinctis quidem, sed tarnen per literas combinatis chartulis, in defectu plenioris chartae, scriptum. Et ab ipsius haeredibus, in gratiam pij lectoris, publicatum. Zerbst 1603. PEUCER, CASPAR: Themata medica, de morbis contagiosis, de corbuto, de ictero, de destillationibus ex capite, de evacuationum generibus. De quibus Praesidente Casparo Peucero, publice disputabunt, accepturi testimomnium profectus sui in doctrina et usu artis medicae: M. Salomon Albertus Noribergensis, M. Iohannes Lehman Ileburgensis, Hieronymus Drachstet Hallensis. M. Caspar Connerdring Hildesianus. M. Gregorius Heilandt Cicensis. D. IX. Cai. Maij. Witebergae in Lectorio Collegij Maioris, mane hora septima. Wittenberg 1574.
Gedruckte Quellen
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Tractatus de febribus ab autore ipso primum publice praelectus, nunc vero in lucem emissus duplicique. Frankfurt am Main 1614. PEUCER, Caspar: Visiones de leone septentrionali triumphante. s. 1. 1636. PEZEL, CHRISTOPH (HG.): Casparis Peuceri Historici Carcerum et liberationis divinae. Seriem scriptorum in hac historia contentorum, penultima ab hac pagina indicabit. Tiguri 1605. PEZEL, CHRISTOPH: Mellificium historicum integrum: cuius pars prima complectitur historiam trium Monarchiarum: chaldaicae sive assyriacae, persicae, graecae et rerum omnium quae a morte Alexandri M. a successoribus ejus gestae sunt in regnis diversis. [...] nunc vero revocatum et perfectum [...] a JOHANNE LAMPADIO. Frankfurt am Main 1629. PEZEL, CHRISTOPH: Nötige und nützliche Erinnerung / von zeit und Ursachen /der allgemeinen und sonderbaren verenderung / in hohen und nidrigen Regimenten. Aus heiliger Göttlicher Schrifft / und aus den Büchern gelerter / vernünffliger Heiden / und aus teglicher erfarung weiser verstendiger Leut / gründlich und uffs kürtzte zusammen gezogen. Sampt vielen andern notwendigen und nützlichen Ermanungen / von zustand dieser gefehrlichen und betrübten zeit im letzten alter der Welt. Wittenberg 1571. PEZEL, CHRISTOPH: Oratio de generatione hominis, in qua recitantur et miracula praeeipua et imagines insigniores, quae in opere Generationis humanae lucent ac conspiciuntur. Wittenberg 1565. PEZEL, CHRISTOPH: Orthodoxus, brevis et perspieuus de praedestinatione tractatus, fideliter ex verbo Dei proprio, vero, genuinoque sensu collectus et jam primum in lucem editus. Lieh 1606. PEZEL, CHRISTOPH: Praecepta genethliaca sive de prognosticandis hominum nativitatibus commentarius eruditissimus, In quo non solum Astrologiae praecepta et certa istius fondamenta demonstrantur, verum etiam varii casus historiae, eventus et excepta lepidissima proponuntur. Omnibus et singulis cuiuscunque facultatis studiosis lectu iueundus et scitu necessarius. Frankfurt am Main 1607. PHILON VON ALEXANDRIEN: Philonis Iudaei Lucubrationes omnes quotquot haberi potuerunt ex Graecis factae per SIGISMUNDUM GELENIUM. Basel 1554. PHILOPONOS, JOHANNES: Commentario in libros posteriorum Aristotelis. Übers, v. PEUCER, CASPAR:
ANDEREAS GRATIOLUS und PHILIPPUS THEODOSIUS. Urspr. 1542. (= C o m m e n t a r i a in
Aristotelem Freaeca versiones latinae. Bd. 5.). ND Stuttgart 1995. Pico DELLA MIRANDOLA, GIANFRANCESCO: De rerumpraenotione libri IX. Straßburg 1507. ND in der Opera Omnia- Ausgabe Basel 1573 mit einem Vorwort von EUGENIO GARIN (= Monumenta politica philosophica humanistica rariora, Serie I, Nr. 14a). Turin 1972, S. 366-709. (= Pico DELLA MIRANDOLA, GIANFRANCESCO: De rerum praenotione). PICO DELLA MIRANDOLA, GIANFRANCESCO: Examen vanitatis doctrinae gentium et veritatis Christianae disciplinae (1520). In: Opera Omnia. Hrsg. von EUGENIO GARIN, Bd. 1, Turin, 1972, S. 1210-1264. PICO DELLA MIRANDOLA, GIOVANNI: Discorsi contro l'astrologia. A cura di EUGENIO GARIN. Florenz 1952. (= Pico DELLA MIRANDOLA: Discorsi contro l'astrologia). PICO DELLA MIRANDOLA, GIOVANNI: Disputationes adversus astrologos. In: Omnia quae extant opera: nuper clariss. virorum ingenio, ac labore illustrata, et innumeris erroribus expurgata. Ea autem haec sunt. Venedig 1557. PICO DELLA MIRANDOLA, GIOVANNI: Ioannis Pici Mirandulae concordiae comitis disputa-
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376
tionum adversus astrologos Uberprimus. In: Omnia Opera. Paris 1517. Pico DELLA MIRANDOLA, GIOVANNI: Ioannis Pici Mirandulae Concordiae comitis disputationum in astrologiam. In: DERS.: Opera omnia Ioannis Pici, Mirandulae Concordiaeque comitis, Theologorum et Philosophorum, sine controversia, principis: Viri, sive linguarum, sive rerum et humanarum et divinarum cognitionem spectes, doctrina et ingenio admirando. Basel 1557, S. 411-732. Pico DELLA MIRANDOLA, GIOVANNI: Oratio de hominis dignitate. Rede über die Würde des Menschen. Lateinisch/Deutsch. Hrsg. von GERD VON DER GÖNNA. Stuttgart 1997. (= Pico DELLA MIRANDOLA: Rede über die Würde des Menschen). PIUS IV., PAPST (HG.): Index librorum prohibitorum, cum regulis confectis per patres a Tridentina Synodo delectos, auctoritate Sanctiss. D. N. Pii IUI, Pont. Max. comprobatus. Rom 1564. PLATO: Phaidon. Das Gastmahl. Kratylos. Bearb. von DIETRICH KURZ ( = PLATON, Werke in acht Bänden, griechisch-deutsch. Sonderausgabe, Bd. 3). Darmstadt 1990. PLATO: Politeia. Der Staat. Bearb. von DIETRICH KURZ. Gr. Text von ÉMILE CHAMBRY. Dt. Übers, von FRIEDRICH SCHLEIERMACHER (PLATON: Werke in acht Bänden griechisch und deutsch. Sonderausgabe, Bd. 4). Darmstadt 1990. PLATO: Timaios, Kritias, Philebos. Bearb. von KLAUS WIDDRA. Übers, von HIERONYMUS MÜLLER und FRIEDRICH SCHLEIERMACHER (= PLATON, Werke in acht Bänden, Grie-
chisch und Deutsch, Bd. 7). Darmstadt 1972. Phaidros, Parmenides, Briefe. Bearb. von
PLATON:
DIETRICH KURZ.
Dt. Übers, v.
FRIEDRICH SCHLEIERMACHER u n d DIETRICH KURZ. ( = PLATON, W e r k e i n a c h t B ä n d e n ,
Griechisch und Deutsch, Bd. 5), Darmstadt 1983. Natural History in ten volumes. Book II. Translated by H. RACKAM. (= The loeb classical library, Nr. 330). Cambridge/Massachusetts 1967. PLUTARCH VON CHAIRONEIA: De defectu oracularum / Sur la disparition des oracles. In: PLUTARQUE: Ouevres Morales, Tome VI: Dialogues Pythiques. Texte établi et traduit par ROBERT FLACELIERE (= Collection des universitès de France). Paris 1974. PLUTARCH VON CHAIRONEIA: De Pythiae Oraculis / Sur les Oracles de Pyhtie. In: PLUTARQUE: Oevres Morales, Tome VI: Dialogues Pythiques. Texte établi et traduit par ROBERT FLACELIERE (= Collection des universitès de France). Paris 1974. PLUTARCH VON CHAIRONEIA: Grosse Griechen und Römer. Bd. 1. Eingel. und übers, von PLINIUS CAECILIUS SECUNDUS, GAIUS:
KONRAT ZIEGLER. Zürich, Stuttgart 1954.
POMPONAZZI, PIETRO: De naturalium effectuum causis sive de incantationibus. ND der A u s g a b e B a s e l 1 5 6 7 . H i l d e s h e i m 1970. POMPONAZZI, PIETRO:
Libri quinque de fato, de libero arbitrio et de praedestinatione. Hrsg.
v o n RICHARD LEMAY. L u n g a n o 1957.
Opera: De naturalium effectuum admirandorum causis, seu de incantationibus Uber. Item de Fato: Libero arbitrio: praedestinatione: Providentia Dei, libri V. In quibus difficillima capita et quaestiones Theologicae et Philosophicae ex sana orthodoxae fidei doctrina explicantur et multis raris historijs passim illustrantur, per autorem, qui se in omnibus Canonicae scripturae sanctorumque doctorum iudicio submittit. Basel 1576. (= POMPONAZZI: De naturalium effectuum admirandorum causis, 1576). PONTANO, GIOVANNI: De rebus coelestibus libri XIIII. Eiusdem de Luna fragmentum. Basel 1530. POMPONAZZI, PIETRO:
Gedruckte Quellen
377
Meteora. Hrsg. von PHILIPP MELANCHTHON. Wittenberg 1 5 3 4 . Mantice. Discours de la verità de Divination par Astrologie. Lyon 1558. Hrsg. von Madame SYLVIANE BOKDAM. Genf 1990. PONZETTL, FERDINAND: Trespartesphilosophie naturalis. Rom 1515. PORTA, GIAMBATTISTA DELLA: Magiae naturalis libri viginti. 1589. PRAETEIUS, P.: Thesaurus iuris civilis et canonici sive potius Thesaurus, de verborum, quae ad Ius pertinent, significatione. Venedig 1572. PRAETORIUS, JOHANNES: Astrologia Germanica et Germana-, d. i. eine neuerfundene geographische Astrologie. Leipzig 1665. PRAETORIUS, JOHANNES: Reformata Astrologia cometica: Das ist: Eine verbluemte Vermaehlung des hoechsten Himmels mit der untersten Erden-Kugel. Leipzig 1665. PROCLUS [DIADOCHUS]: In Claudii Ptolemaei quadripartitum enarrator ignoti nominis, quem tarnen Procium fitisse quidam existimant. Porphyriou Philosophou eisagoge eis ton apotelesmatikon tou Ptolemaiou. Prophyrii Philosophi introductio in Ptolemaei opus de effectibus astrorum. praeterea Hermetis Philosphi de Revolutionibus nativitatum libri duo incerto interprete. Basel 1559. PROCLUS [DIADOCHUS]: The elements of theology. A revised text with translation, introducPONTANO, GIOVANNI: PONTUS DE TYARD:
tion and commentary by ERIC ROBERTSON DODDS. Oxford 1964. PROCLUS [DIADOCHUS]:
Über die Vorsehung, das Schicksal und den freien Willen und Theo-
doras, den Ingenieur. Übers, von MICHAEL ERLER und THEO BORGER (= Beiträge zur
klassischen Philologie, 121). Meisenheim 1980. PRUCKNER, NIKOLAUS (HG.): Julii Firmici Materni Junioris Siculi V. C. ad Mavortium Lollianum [...]. Basel 1533. PRUCKNER, NIKOLAUS: Practik deutsch auf die nächsten acht jar künfftig / von finsternüssen / Coniunctionen / oder zusamen fugungen der obersten Planeten / so sich darinn erzeygen werden. Straßburg 1538. PRUCKNER, NIKOLAUS: Practik oder Prognosticon uß dem Lauff des Hymels und Planeten sampt andern vesten Sternen / und vergangener Coniuctionen profectionibus / uff das Jar 1533. [Straßburg] [1533], PTOLEMÄUS, CLAUDIUS: Almagestum. Opus ingens ac nobile omnes Celorum motus continens. Felicibus Astris eat in lucem Ductu Petri Liechtenstein Coloniensis Hermani. Venedig 1515. PTOLEMÄUS, CLAUDIUS: De Praedictionibus Astronomicis, cui titulum fecerunt Quadripartitum Grece et Latine, Libri IUI. [Philippo Melanthone interprete. ] Eiusdem Fructus librorum, sive Centum dieta, ex conversione Iovani Pontani. Basel 1553. PTOLEMÄUS, CLAUDIUS: Tetrabiblos. Edited and translated into English by F. E. ROBBINS ( = The Loeb Classical Library). Cambridge/Massachusetts 1940. (= PTOLEMÄUS: Tetrabiblos). M. FABIUS: Institutiones oratoriae libri XII. Ausbildung des Redners. Zwölf Bücher. Hrsg. und übers, von HELMUT RAHN. Erster Teil. Buch I-IV. Darmstadt 1972.
QUINTILIAN,
Commentario in Genesim, Liber primus. In: Patrologiae Cursus completus. Hrsg. von J. P. MLGNE. 1966, Sp. 443-502. RAGUSEIUS, GEORG: Epistolarum mathematicarum seu de divinatione, libri duo. Quibus non
RABANUS MAURUS:
378
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solum divinatrix astrologia, verum etiam chiromantia, physiognomia, geomantia, nomantia, cabala, magia, caeteraeque huius generis superstitiosae disciplinae tanquam inanes exploduntur, et naturalibus rationibus a fundamentis penitus evertuntur. Paris 1623. RAIMONDO, HANNIBAL: Opera del'Antica et honorata scienza di Nomandia, Specchio d'infiniti beni, & mali, che sotto il Cerchio della Luna possono alli viventi intravenire. Per L'eccellen. Astrologo, Geomanto, Chiromanto, Fisionomo A. Annibale Raimondo Veronese, ridotta insieme, Aggiontovi, & castigata. Venedig 1551. RAMUS, PETRUS: Scholae in liberales artes: quorum elenchus est proxima pagina. Basel 1569.
Catalogus Imperatorum, regum ac principum qui astrologicam artem amarunt, ornarunt et exercuerunt: quibus additae sunt. Collecta ab Henrico Ranzovio, ac edita a THEOPHILO SILVIO, anno 1 5 8 0 . Antwerpen 1 5 8 0 . RANTZAU, HEINRICH VON: Catalogus Imperatorum, Regum, ac virorum illustrium, qui artem astrologicam amarunt, ornarunt & exercuerunt: quibus addita sunt testimonia, quae ostendunt elementa, et quae ex his Constant corpora, perpetuo affici a corporibus coelestibus: atque ab horum diverso positu, varias et diversas actiones tum fieri, tum hominibus denunciari. Leipzig 1584. RANTZAU, HEINRICH VON: Horoscopographia, contingens fabricam cardinum coelestium ad quodvis datum tempus: et viam deductionis Ptolemaicam. Wittenberg 1588. RANTZAU, HEINRICH VON: Scriptorius veteris, Pauli Alexandrini, eisagöge eis ton apotelesmatikon sive rudimenta in doctrinam de praedictis natalitijs: ex Henrici Ranzovii [...] Bibliotheca. Wittenberg 1586. RANTZAU, HEINRICH VON: Tractatus astrologicus de genethliacorum thematum iudiciis pro singulis nati accidentibus: ex vetustis et optimis quibusque auctoribus Industria Henrici Ranzovii Producis cimbrici collectus. Frankfurt am Main 1593. RANTZAU, HEINRICH VON: Tractatus astrologicus de genethliacorum thematum iudiciis pro singulis nati accidentibus: ex vetustis et optimis quibusque auctoribus collectus. Frankfurt am Main 1633. Ratio atque institutio studiorum Societatis Jesu. [Rom] 1591. RAUCHDORN, HEINRICH: Practica und Proces Peinlicher Halsgerichtsordnung aus Geistlichen und Weltlichen / Keyserlichen und Sächsischen Rechten. Allen Richtern / Schoppen / Gerichtsvorwaltern und Amptleuten / so wol auch Peinlichen Anklägern und Beklagten uberaus nützlich und dienstlich. Jetzo aber auffs newe mit fleis Revidieret / auch umb mehrer richtigkeit willen / anders außgetheilet / Darneben nicht allein nach den newen Churfurstlichen Sechsischen Constitutionen corrigiret / Sondern auch mit newen Additionen und ordentlichn Registern verwehret und verbessert. Leipzig 1599. REGIOMONTANUS ( H G . ) : Continetur in hoc libro. Rudimenta astronomica Alfragrani. Item Albategnius astronomus peritissimus de motu stellarum, ex observationibus tum proprijs, tum Ptolemaei omni cum demonstrationibus Geometricis et Additionibus Ioannis de Regiomonte. Item Oratio introductoria in omnes scientias Mathematicas Ioannis de Regiomonte, Patavij habita, cum Alfraganum publice praelegeret. Eiusdem utilissima introductio in elementa Euclidis. Item Epistola Philippi Melanchthonis nuncupatoria, ad Senatum Noribergensem. Omnia recensprelispublicata. Nürnberg 1537. REINHOLD, Erasmus (HG.): Peurbach, Georg von: Novae theoricae planetarum. Wittenberg 1535. RANTZAU, HEINRICH VON:
Gedruckte Quellen
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REINHOLD, Erasmus (HG.): Theoricae novae planetarum de Georgi Peurbachi. Inserta item methodica tractatio de illuminatione Lunae. Wittenberg 1542. REINHOLD, ERASMUS, D. J. (HG.): Tabulae directionum profectionumque, non tarn astrologiae iudicariae, quam tabulis instrumentisque innumeris fabricandis útiles ac necessariae [...] Johannes de Monte Regio. Wittenberg 1584. REINHOLD, ERASMUS, D. J.: Practica auff das Jhar / nach der Geburt Jhesu Christi / unsers Heylands MDLXXIIIL Sampt einer erklerung / aller umbstende des Newen erschienenen sternes / und wo für er eygentlich zu halten sey. Erfurt 1574. REINHOLD, ERASMUS, D. J..- Practica auff das Jhar nach Christi Geburt 1573. Darinnen das fümembste Gewitter / durch das gantze Jhar / angezeigt wird. Desgleichen was von Früchten zu hoffen / Und von Kranchkeiten zubefaren / etc. Erfurt 1572. REINHOLD, ERASMUS.- Absolutissimae orbium coelestium Hypotheses, quas planetarum theoricas vocant. s. 1. 1573. REINHOLD, ERASMUS: Ephemerides duorum annorum 50. et 51. supputatae ex novis tabulis astronomicis per Erasmum Reinholdum Salveldensem ad meridionum Wittebergensem. Tübingen 1550.
Libellus de sphaera - Accessit eiusdem autoris computus ecclesiasticus. Wittenberg 1574. REINHOLD, ERASMUS: Logistice scrupulorum astronomicorum. Tübingen o. J. REINHOLD, ERASMUS: Mathematicae constructionis Uberprimus. Wittenberg 1549. REINHOLD, ERASMUS: Oratio de Johanne Regiomontano in renunciatione gradus magisterii philosophici, recitata ab Erasmo Rheinhold Salveldesi Mathematum professore. Wittenberg 1549. REINHOLD, ERASMUS: Primus liber tabularum directionum discentibus prima elementa astronomiae necessarius et utilissimus. Tübingen 1554. REINHOLD, ERASMUS: Themata quae continent methodicam tractationem de Horizonte. In: REINHOLD, ERASMUS:
JOHANNIS DE SACRO BUSTO libellus de Sphaera. Wittenberg 1550.
Astronomía Teutsch / Dergleichen vormals nye in druck außgangen / darinn verfaßt seind vier Bücher. [...] Im dritten Buch wirst du mit fleiß Unterricht / wie du ein jedes iudicium über ein jede Nativitet des menschen stellen kanst / und im sein glück und unglück anzeigen. Im vierdten Buch wirdt angezeiget / was die Sterne beim gebornen ein jedes Jar in Sonderheit anzeigen und bedeuten. Dises alles ist mit trewem und hohem fleiß an tag geben und beschrieben worden. Augsburg 1568. RHETICUS, JOACHIM GEORG (HG.): De revolutionibus orbium coelestium [...] Nicolai Copemici. Basel 1586. RHETICUS, JOACHIM GEORG: Narrado prima. In: E. ROSEN (HG.): Three Copernican treatises. The Commentariolus of COPERNICUS. The letter against WERNER. The Narratio prima of RHETICUS. 3. Aufl. New York 1971, S. 168-196. RHETICUS, JOACHIM GEORG: Prognosticon oder Practica Deutsch / auff das jar Christi 1551 gestellet / durch Georgium Joachim Rheticum / mathematicum zu Leipzig. Leipzig 1551. RHETICUS, JOACHIM GEORG: Quaestio, an leges damnent praedicationes astrológicas?. In: C. G. BRETSCHNEIDER (HG.): Philippi Melanthonis Opera quae supersunt omnia, Bd. 10, Halle 1842, Sp. 712-15. RHETICUS, JOACHIM GEORG: Tabulae astronomicae in gratiam studiosae inventutis [...] De RENSBERG, NICOLAUS:
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ascensionibus signorum in sphera recta, et oblique Latitudinem 52 gradum. Wittenberg 1545. RLSNER, FRIEDRICH (HG.): Alhazen: Opticae thesaurus libri Septem, nunc primum editi. Basel 1572. ROLLENHAGEN, GEORG: Froschmeuseler. Mit den Holzschnitten der Erstausgabe. Hrsg. von DIETMAR PEIL (= Bibliothek deutscher Klassiker, 48). Frankfurt am Main 1989. RÖSSLIN, EUCHARIUS: Kalender mit allen astronomischen haltungen. Von natürlichem Influss der Gestirn, Planeten und Zeichen etc. Wie alle Artzney nach gebürlichem Lauff des Gestirn sol geben und gethan werden. Unnd wie fem die Medicin angehörig der Astronomei / on welcher erkenntnus kein rechter Artzt genennt mag werden. Nach Meynunge der Allten unnd Neuwen bestberümbtesten ärtzt und Astronomen. Frankfurt am Main 1533. ROTHMANN, JOHANNES: Chiromantiae Theorica - practica - concordantia genethliaca, vetustis novitate addita. Erfurt 1595. RUNGE, JAKOB: De nativitate principis D. Erici Ducis Pomeraniae, Carmen. Wittenberg 1551. RYFF, WALTHER H.: Wahrhafftige / gewisse / und unbetrügliche underweisung / wie alle Tröum [sie] / Erscheinungen / unnd Nächtliche gesicht / die uns von der seelen /wann sich der leib zu rügen begeben hat / eingebildet und fürbracht werden / wie solche natürlich und recht erklärt / unnd außgelegt werden sollen / als dann solchs von den alten Philosophis unnd weissagem der Heyden durch langwirigen brauch / unnd fleissige nachtrachtung warhafftig und gewiß erfunden ist / dardurch künftige züfäll / glücks unn Unglücks erfaren und erlernet werden mögen / on einige entziehung oder abbruch / des gewalts und der krafft Gottes. Newlich durch M. Gualtherum H. Ryff inn truck verordnet. Straßburg 1540. SACROBOSCO, JOHANN: Libellus de Sphaera. Accessit eiusdem auctoris computus ecclesiasticus, Et alia quaedam in studiosorum gratiam edita. Cum Praefatione PHILIPPI MELANTHONIS. Wittenberg 1531.
SATLER, WOLFGANG: Dianoia astrologica, quae omnium praedictionum astrologicarum Veras caussas inquirit, falsas vero examinat et damnat; nulli non peratilissima. Coronidis loco defenditur Aristoteles contra Neotericos plerosque, qui de apparentia stellarum prioribus annis modo deprehensarum scripserunt. Accessit tandem et succincta Exegesis astrologica, definitionum et divisionum Astrologicarum verum Sistema. Mömpelgard 1605. SAVONAROLA, GLROLAMO: Opus eximium adversus divinatricem astronomiam in confirmationem confutationis eiusdem astronomicae praedictionis JOAN. PLCI MLRANDULAE Comitis ex Italico in Latinum translatum / Interprete F. THOMA BONINSIGNIO SENENSIS. [ . . . ] Ab eodem scholiis, adnotationibus atque indice illustr. Accedit eiusdem interpretis Apologeticus adversus huius operis vituperatores. Florenz 1582. SCHAERER, MELCHIOR: Verantwortung und Rettung der Argumenten und Ursachen welche M. Melchior Scherer / in den Vorreden seiner zewyen Prognosticorum verschiener 1608. und 1609. Jahren / zur Behauptung / daß die himlische Liechter und Sternen / so wol als alle anderen Creaturen / ihre besondere von Gott eingepflantzte Eygenschafften / Kräfften und Wirckungen habe / etc. die sie durch ihren Lauff und schein in diese untere Welt exereim und außgiessen / eingeführet: Wider den Hochgelehrten Herrn PHILIPPUM FE-
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SELIUM, Medicinae et Phil. Doctorem Fürst. Margg. Bad Leib-Medicum zu Carspurg / Welcher in seinem übel gegründten Discurs von der Astrologia Judiciaria, so er den gedachten Vorreden entgegen gesetzt / und vergangen 1609. Jahrs Herbstmeß in öffentlichen Druck außgesprengt / solches rund verläugnet / und hiermit auch die wahre sobriam Astrologiam zu explodirn und aller dings zu boden zu stossen vermeynet. Zur Handhabung der lieben Warheit / Ablehnung der ungütlichen Bezügen / und Außbreitung der herrlichen Wunderwerck deß Allmächtigen, s. 1. 1611. SCHEDEL, HARTMANN: Weltchronik: Register des buchs der Croniken und geschichten mit figur und pildnissen von anbegin der weit bis auf diese unsere zeit. Faksimile Druck der Ausgabe Nürnberg 1493. München 1965. SCHEPPER, CORNELIUS: Adversus falsos quorundam astrologorum augurationes Cornelij Scepperij Assertio, ad reverendissimum Cardinalem D. Erhardum a Marka, Archiepiscopum Valentinum Episcopum Leodiensem Ducem Bulionium comitemque Lossensem. Libri Sex. Köln 1548. SCHLEUSINGER, EBERHARD: Assertio
contra calumniatores
Astrologiae.
In: G. MARSTAL-
LER (HG.): Artis divinatricis, quam astrologiam seu iudiciariam vocant: encomia & patrocinia, quorum catalogum sequens pagella continet. Paris 1549, S. 123-133. SCHMID, JOHANN: Dissertano Historica, De Fatalitate temporum, Quam Annuente Inclyto Philosophorum Senatu In Alma philurea praeside Dn. M. JOHANNE SCHMIDIO [...]. Leipzig 1683. SCHMIED, ERASMUS: Prodromus coniunctionis magnae, anno 1623 futurae\ Das ist kurtzes und einfeltiges doch in Gottes Wort und der Astrologischen Kunst gegründetes Bedenkken von dem grossen Cometstern / der in abgewichenem 1618. Jahre im Novembri sich erst recht sehen lassen und der vorstehenden grossen Conjunction, die anno 1623. geschehen wird / gleichsam ein Morgenstern gewesen. Wittenberg 1619. SCHÖNBORN, BARTHOLOMÄUS: Computus Vel Calendarium Astronomicum: Continens Praecipuarum Partium temporis descriptiones: Anno MDLXII. conscriptum, et in Academia Witebergensi Scholasticae iuventuti propositum. Wittenberg 1567. SCHÖNBORN, BARTHOLOMÄUS: Dialogus de peste. Grassante ibidem peste anno 1582 conscriptus, mense novembri et decembri. Editus per BALTHASAR KISEWETTER. Wittenberg 1613. SCHÖNBORN, BARTHOLOMÄUS: Oratio de studiis astronomicis, recitata a Decano collegij Philosophici, Magistro Bartolomaeo Schonborn, cum tribueretur testimonium doctrinae quinquagint tribus honestis ac doctis viris, in Academia Vitebergensi, die Matthiae Apostoli. Wittenberg 1564. SCHÖNER, JOHANNES (HG.): Regiomontanus:
De cometae
magnitudine,
longitudineque
ac
de loco eius vero,problemata 16. ad 10 annos. Nürnberg 1531. SCHÖNER, JOHANNES: Albohali Arabis astrologi antiquissimi, ac clarissimi de iudiciis Nativitatum Uber unus, antehac non editus: cum privilegio D. Johanni Schonero concesso. Nürnberg 1546. SCHÖNER, JOHANNES: Conjectur oder abnemliche Auszlegung Joannis Schoners über de Cometen so im August-Monat, des MDXXXI jars erschinen ist, zu ehren einem erbarn Rath, und gemainer Burgschafft der Stat Nürnberg außgangen. Nürnberg 1531. SCHÖNER, JOHANNES: De iudiciis nativitatum libri tres. Scripti a Joanne Schonero Carolostadio, Professore publico Mathematum, in celebri Germaniae Norimberga. Item praefa-
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Anhang
tio D. PHILIPPI MELANCHTHONIS in hos de Iudiciis Nativitatum Ioannis Schonen libros. Nürnberg 1545. (= SCHÖNER: De iudiciis nativitatum libri tres). SCHÖNER, JOHANNES: De medicis et infirmis collectanea in ordinem centiloquii congesta [...] Insuper in vigintiocto mansiones lunae, deque impedimentis eiusdem generalibus. Nürnberg 1530. SCHÖNER, JOHANNES: De torqueto, astrolabio armillari, regula magna Ptolemaica, baculoque astronomico, et observationibus cometarum [ . . . ] IOANNES REGIOMONTANUS. Nürnberg 1544. SCHÖNER, JOHANNES: De usu globi astriferi opusculum. s. 1. 1548. SCHÖNER, Johannes: De vero exquisito tempore solaris eclipsis, que nuper anno vertente 1 5 3 4 accidit. N ü r n b e r g 1 5 3 5 .
Ephemeris pro anno Domini 1532 accuratissime supputata. Adiecta est praeterea instructio pro intelligenda Ephemeride. De iudicijs erigendis. De electionibus communibus. Canones nativitatum. Nürnberg [1532]. SCHÖNER, JOHANNES: Globi stelliferi, sive sphaerae stellarum fixarum usus, et explicationes, quibus quicquid de primo mobili demonstrari solet, id universum prope continetur, Directionum autem ipsarum quas vocant, ratio accuratiss., et exposita. Autore Ioanne Schonero Carolostadio. atque haec omnia multo quam ante emendatiora et copiosiora singulari cura ac studio in lucem edita fuere. Anno Christi MDXXXIII. Nürnberg 1533. SCHÖNER, JOHANNES: Horoscopium generale, omni regioni accomodum. Nürnberg 1535. SCHÖNER, JOHANNES: Luculentissima quaedam terrae totius descriptio: cum multis utilissimis Cosmographiae iniciis. Novaque et quae ante fuit verior Europae nostrae formatio. Praeterea, fluviorum montium provintiarum urbium et gentium quorum plurimorum vetustissima nomina recentioribus admixta vocabulis. Multa etiam quae diligens lector nova usuique futura inveniet. Nürnberg 1515. SCHÖNER, JOHANNES: Opusculum astrologicum, ex diversorum libris, summa cura pro studiosorum utilitate collectum subnotata continens. Nürnberg 1539. SCHÖNER, JOHANNES: Practica auff das 1536. Jar / zu ehren und wolfart der löblichen Stadt Nürnberg auß der lere Ptolemei und anderer gezogen. Nürnberg [1535]. SCHÖNER, JOHANNES: Practica auff das jar 1547 [...] zu gemeynem Nutz des Deutschen Reychs. Nürnberg 1546. SCHÖNER, JOHANNES: Practica auff das MCCCCCXXXIX Jare / zu ehren und wolfart der löblichen Stadt Nürnberg / auß der lere Ptolemei gezogen. Nürnberg [1538]. SCHÖNER, JOHANNES: Practica Johannis Schöners von Karlstat / Auf das jar Christi MCCCCCXXXI. Zu ehren unnd wolfart der löblichen Statt Nürnberg / auß der lere Ptolomei gezogen. Augsburg [1531]. SCHÖNER, JOHANNES: Prognosticon astrologicum pro anno Christi M. D. XLVII. ad communem Imperii Germanici utilitatem conscriptum, ac celebri Senatus, Populique Norimbergensis gloriae dicatum a Johanne Schonero Carolstadio mathematico. Nürnberg o. J. [1547] SCHÖNER, JOHANNES: Prognosticon oder practica Johann Schoeners von Karlstat, auff das jar Christi 1534: zu ehren und wolfart der loeblichen Stat Nuermberg, auss der lere Ptholemei gezogen. Nürnberg 1533. SCHÖNER, JOHANNES: Sapheae recentiores doctrinae patris Abusakh Azarchelis a Joannis Schonero innumeris in locis em. corr. erroribus eius qui ex Arabico convertit. Nürnberg 1534. SCHÖNER, JOHANNES:
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Tabulae astronomicae, quas vulgo, quia omni difficultate et obscuritate carent, resolutas vocant. Ex quibus cum erraticorum, tum etiam fixorum siderum, motus, tam ad praeterita quam futura, quantumvis etiam longa secula, facillime calculari possunt, per Ioannem Schonerum Mathematicum diligentissimum correctae et locupletatae. Nürnberg 1536. (= SCHÖNER: Tabulae astronomicae, 1536). SCHÖNER, JOHANNES: Tabule radicum extractarum ad fines annorum conscriptorum cum demonstrationibus exemplaribus pro motibus planetarum ex Equatorio encupadis. s. 1. 1524. SCHONFELDT, VICTORIN: Prognosticon astrologicum Auff die vier förnemsten Revolutiones und andere Zuneigung der Planeten des Jars nach der Geburt und Gnadenreichen Menschwerdung unsers einigen Fürbitters und Seligmachers Jhesu Christ) / 1564. Wittenberg 1564. SCHONFELDT, VICTORIN: Prognosticon Astrologicum. Auff die Revolutiones und zuhauffugungen der Planeten des Jars. Nach der geburt / und Gnadenreichen Menschwerdung unsers einigen Vorbitters und Seligmachers Jhesu Christi 1562. Wittenberg 1562. SCHONFELDT, VICTORIN: Prognosticon astrologicum. Auff die vier Zeiten und andere bedeutung der Planeten / Finsternis des Monden / und bescheener Coniunction Saturni und Jovis / Sonderlichen auff das Jahr der Gnadenreichen Geburt Jhesu Christi undsers Seligmachers. 1573. [Marburg] [1573]. SCHÖNFELDT, BURGHARD VICTORIN: Prognosticum astrologicum. Auff die vier Jahrzeiten / nach der Geburt und Gnadenreichen Menschwerdung unsers einigen Erlösers und Seligmachers Jesu Christi/1596 Gestellet. Magdeburg 1596. SCHRÖTER, JOHANNES: Typus ex Hippocrate, Galeno, aliisque bonis autoribus, per quem cognitis ex motu et cursu siderum mutationibus anni, uno intuitu de futuris inde morbis unusquisque facile praedicere poterit, in bonorum gratiam excogitatus. Wien 1551. SCHWARZ, CHRISTIAN GOTTLIEB: Dissertatio inauguralis de sortibuspoeticis quam auctoritate amplissimi philosophorum ordinis, sub praesidio magnifici Academiae rectoris, CHRISTIA. GOTL. SCHWARZII, Phil. Moralis, Oratioriae et Poeseos Prof. Pubi, et beneficiariorum Noricorum inspectoris bene meritissimi. Consequendi summi in Philosophia honoris caussa. Die 21. Iunii, Anno Domini 1712. Publicae Disputationi submittit GESCHÖNER, JOHANNES:
ORGIUS CHRISTOPHORUS EICHLERUS, Noricus. Altdorf 1734.
Liber phisionomie Michaeli Scoti: tractans secreta nature animalium et precipue hominum complexionesque per signa somniaque congrua lucide dignoscuntur. Köln 1508. SCRIPTORUM PUBLICE PROPOSITORUM a professoribus in Academia Witebergensis, ab anno 1540 usque ad annum 1553. Tomus Primus. Wittenberg 1560. SELNECKER, NIKOLAUS: In Genesin, primum librum Moysis, Commentarius ita scriptus, ut docentibus et discentibus coelestem doctrinam magno usui esse possit, hoc praesertim tempore, in quo vera doctrina de S. Trinitate, divinitateque Filii et Spiritus sancti contra Arianos: et de Peccato atque iustificatione, libero arbitrio, praedestinatione, bonis operibus, et, qui his cohaerent, Articulis et Locus, cum contra adversarios tum contra hypocritas et piarum Ecclesiarum et Scholarum calumniatores Iuventuti et piis omnibus maxime opus est. Leipzig 1569. SEPULVEDA, JOHANNES GENESIUS: De fato et libero arbitrio libri tres, quo in opere dogma nefarium Martini Lutheri de cunctarum actionum, eventorumque necessitate tum naturaSCOTUS, MICHAEL:
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libus tum theologicis rationibus doctissime ac elegantissime confutata. Rom 1526. Carmen astrologicum. Interpretationem arabicam in linguam anglicani versam una cum Dorothei fragmentis et graecis et latinis. Hrsg. von DAVID PlNGREE (= Bibliotheca scriptorum graecorum et romanorum Teubneriana). Leipzig 1976. (= SlDONEUS: Carmen astrologicum). SLMPLICIUS: Commentario 4B. In III libros De anima. Interprete Evangelista Lurivo Asulano. Venedig 1564. ND Frankfurt am Main 1979. SIXTUS AB HEMMINGA: Astrologiae ratione et experientia refutatae liber. Antwerpen 1583. SIXTUS V.: Contra exercentes artem Astrologiae iudiciariae, et alia quaecumque divinationum genera, librosque legentes, vel tenentes. In: Bullarum privilegiorum ac diplomatum Romanorum Pontificum. Amplissima collectio cui accessere Pontificum omnium vitae, notae et indices opportuni. Opera et studio Caroli Cocquelines. Tomus quartus, pars quarta: Ab anno Gregorii XIII usque ad annum III. Sixti V. scilicet ab anno 1581 ad 1588. Rom 1747. SQUARCIALUPUS, MARCELLUS: De Cometa in universum, atque de ilio qui anno 1566, visus est. In: S. GRYNAEUS: De cometis: Dissertationes novae Clairiss. Virorum THOM. ERASTI, ANDREAS DUDITHII M A R C SQUARCIALUPI. Basel 1 5 8 0 . STAPHYLUS, FRIEDRICH: Vom letzten unndgroßen Abfall so vor der Zukunfft deß Antichristi geschehen soll. Ingolstadt 1576. STATHMIOS, CHRISTOPH: Astrologia asserto oder ein kurtze unnd gründliche Verlegung / der langen unnd unergründten schrifft D. Thome Erasti / Darinne er sich unterstehet / die kunst / so auß der Sternen lauff natürlich urteylet / zu vernichten. Nürnberg 1558. STATHMIOS, CHRISTOPH: De tertiana Febri astrologica experientia et contra Menardum defensio considerationis astrologicae in medicatione. Ad Simonem Wildt illustrissimorum Ducum Saxoniae Medicum Vlnariensisque aulae physicum ordinarium. Wittenberg 1556. STATHMIOS, CHRISTOPH: Practica Auff das Jar: MDLXIX. N ü r n b e r g 1569. STATHMIOS, CHRISTOPH: Practica auff das Jare: MDLXIII. Augsburg 1562. STATHMIOS, CHRISTOPH: Prognosticon Astrologum / oder Practica Teutsch / Von der Witterung und andern gemeinen zufellen / des Nach Jesu Christi unsers Herrn und Seligmachers Geburt. MDLXXIIII Jars. Nürnberg 1574. STEIN, SIMON (HG.): Oratio quae publice in Academia Heidelbergensis, clarißimi ac singularis exempli viri D. CASPARIS PEUCERI Budissini. Philosophiae, Artisq Medicae Doctoris praestantissimi, archiatri & Consiliarij Palatini atq; Anhaltini fidelissimi, Manibus parentatum est. 20. Octobr. Anno 1603. Zerbst 1603. STEUCO, AUGUSTINUS: Cosmopoeia vel de mundano opifìcio. Expositio trium capitum Genesis, in quibus de creatione tractat Moses. Lyon 1535. STIFEL, MICHAEL: Arithmetica ìntegra. Cum praefatione PHILIPPI MELANCHTHONIS. Nürnberg 1544. STIFEL, MICHAEL: Deutsche Arithmetica inhaltend Die Haußrechnung. Deutsch Coss. Kirchrechnung. Nürnberg 1545. STIFEL, MICHAEL: Ein Rechenbüchlein vom End-Christ. Wittenberg 1532. STIGEL, JOHANNES: De eclipsi solis anni MDLI elegia: Elegia eiusdem de utilitate doctrinae de fabricatione humani corporis. Wittenberg 1551. STIGEL, JOHANNES: Elegia de causis et usu liberalium artium petituris gradum Magisteri/ in artibusproposito. Jena 1558. SlDONEUS, DOROTHEUS:
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Elegia, qua celebrato dignitas et fructus legitimi conjugij, scripta in nuptijs doctissimi viri DAVIDIS CHYTRAEI professoris Academiae Rostochianae. Wittenberg 1553. STIGEL, JOHANNES: Prognosticon anni 1537 ex praesentis anni Solari Eclipsi. Wittenberg 1536. STÖFFLER, JOHANN: Elucidatio fabricae ususque astrolabi. Oppenheim 1513. STÖFFLER, JOHANN: Ephemeridum reliquiae Ioannis Stoeffleri Germani, superadditis novis usque ad annum Christi 1556, durantibus, PETRI PLTATI Veronensis Mathematici, una cum additionibus longe utilissimis eiusdem. Isagogica in coelestem Astronomicam disciplinam. Tractatus tres perbreves de Electionibus, Revolutionibus annorum, et mutationibus aeris. Item horariae Tabulae per altitudinem Solis in die, ac stellarum in nocte ad medium sexti climatis. Tübingen 1548. STÖFFLER, JOHANN: In Procli Diadochi, authoris gravissimi Sphaeram mundi, omnibus numeris longe absolutissimus commentarius. Ante hanc nunquam typis excusus. Tübingen 1534. STOIUS, MATTHIAS: Ecloga de coniugio Peuceri Budissensis et Magdalenae, filiae Philippi Melanchthonis. Wittenberg 1550. STOIUS, MATTHIAS: EmOalaniov doctissimo viro Erasmo Reinholt Salveldensi mathematum professori in Academia Witebergensi, et honestissimae virgini Marthae natae patre praetore Görlicensi [...] Elegia gratulatoria. Wittenberg 1550. STRIGEL, VICTOR: Arithmeticus libellus continens non modo praecepta nota et usitata, sed etiam demonstrationes praeceptorum. Leipzig 1563. STRIGEL, VICTOR: Epitome doctrinae de primo motu aliquot demonstrationibus illustrata. Leipzig o. J. [1563]. STRIGEL, VICTOR: In Philippi Melanchthonis Libellum de anima Notae breves et eruditae traditae in Academia Jenensi. Leipzig 1590. STRIGEL, VICTOR: Oratio de curriculo Ieremiae. Recitata initio repetitionis praeceptorum Dialecticorum. Leipzig 1563. STRIGEL, VICTOR: Oratio de Noha altero parente Generis humani. Recitata ante explicationem doctrinae de bonis operibus. s. 1. 1565. STRIGEL, VICTOR: Oratio de Propheta Daniele recitata. Cum decerneretur gradus magisterii philosphici aliquot honestis et doctis viris in Academia Lipsica. Leipzig 1565. STRIGEL, VICTOR: Oratio de Propheta Esaia. Proniunciata ante secundam recitationem legum Academiae Lipsensis. Leipzig 1564. STRIGEL, VICTOR: Oratio de sapientissimo rege Salomone, filio Davidis recitata. Leipzig 1565. STRIGEL, VICTOR: Primus Uber Moysi, qui inscribitur Genesis, ad Ebraicam veritatem recognitus etargumentis atque scholiis illustratus. Leipzig 1574. STRIGEL, VICTOR: Theodoreti Episcopi Cyri De Providentia orationes decem. Interprete Victorino Strigelio. Leipzig 1564. STURM, JOHANN CHRISTOPH: Bileams Abfertigung oder gründliche Widerlegung der Astrologie und aller anverwandten Wahrsagerkünste / Aus der Heil. Schrifft / der realen Philosophie, der unfehlbaren Mathesi, und der Historie, In reinen und deutlichen Beweißthümern abgefasset. Braunschweig 1699. STURM, JOHANN CHRISTOPH: Cometarum natura, motus et origo: secundum duas hodie STIGEL, JOHANNES:
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celebriores Joh. Heveiii & P. Petiti celeberrimorum mathematicorum hypotheses ita declarata, ut non solum novissimi illius nostri, sed insigniorum aliorum quorumque, quos anni 1677, 1665, 1664, 1661, 1652, 1647, 1618, 1607, 1590, 1585, 1580, 1577 & superiores alii viderunt, & historia & naturalis ratio gratâ quadam brevitate exinde diagnosci queat / praeside M. Joh. Christophoro Sturmio [...] respondendo publice tuebitur CHRISTOPHORUS FÜRER ab Haimendorf & Weickersdorf. Altdorf 1681. STURM, JOHANN CHRISTOPH: Scientia cosmica sive astronomia tarn theoretica quam sphaerica paucis tabulis in usum incipientium comprehensa. Nürnberg 1693. (= STURM: Scientia cosmica). STURM, JOHANN CHRISTOPH: Wahrhaffte und gründliche Vorstellung von der lügenhafften Stern-Warhsagerey, das ist, von der Nativitätstellung wie auch Bedeutung und E i n t e i lung derer 12. Himmlischen Zeichen unter die Planeten, Länder und Städte etc. Aus seinen hinterlassenen Schrifften getreulich mithgetheilet von dessen jüngsten Sohn Georg Reichard Sturm. Coburg 1722. SUTORIUS, JOHANN PAULUS: Prognostikon astrologikon katholikon. Auff das Jar Jesu Christ, tou theanthropou philanthropou toutou MDCXCVI. Aus den Jährlichen Revolutionibus, Finsternussen und grossen Conjunctionen der Planeten und Sternen / als natürlichen Ursachen und Zeichen / guthertzigen Christen / zu treuer Warnung und Unterricht in den fehrlichen sorglichen Zeiten verfasset und gestellet. Nürnberg 1596. TANNER, ADAM: Astrologia sacra: hoc est orationes et quaestiones quinqué, quibus explicatur, an et qua ratione fas sit homini christiano de rebus occultis, praesertim futuris, ex astris iudicium ferre. Dictae et discussae In catholica et celebri academia Ingolstadiensi, cum anno salutis 1614 die 19. novemb. Reverendi et clarissimi SS. Theologiae licentiati D. OTHO HENRJCUS BACHMAIR, Monacensis archidecanus et parochus Donaustauffensis et D. FRIDERICUS PLRCHINGER Monacensis, suprema theolgici doctoratus laurea insignirentur. Ingolstadt 1615. TANNSTETTER: Artificium De Applicatione Astrologie ad Medicinafmj: deq[ue] convenienz a earundem, Georgii Collimitii Tansteteri, Cánones aliquot, & quaedam alia, quorum Catalogum reperies in próxima pagella. Straßburg 1531. TERTULLIAN: De anima. In: Opera Quinti Septimi Florentinis Tertulliani. Pars II: Opera Montanistica. Turnhout 1954, S. 811-813. (= TERTULLIAN: De anima). THEMISTIUS: Commentaire sur le traité de l'âme d'Aristote. Traduction de GUILLEUME DE MOERBEKE. É d . p a r G. VERBEKE. L e i d e n 1973.
THEODORICUS , SEBASTIAN: Breve, perspicuum, et facile compendium Logisticae Astronomicae. Wittenberg 1563. THEODORICUS , SEBASTIAN: Canon sexagenarum et scrupulorum sexagesimorum, utilis ad multiplicationem et divisionem logisticae astronomicae. Wittenberg 1564. THEODORICUS , SEBASTIAN: Novae quaestiones sphaerae, hoc est, de circulis coelestibus et primo mobili, in gratiam studiosae iuventutis scriptae. Wittenberg 1567. THEODORICUS , SEBASTIAN: Oratio Sebastiani Theodori Winshemii recitata, cum decemeretur gradus Magisterij Philosophice, aliquot honestis viris. Wittenberg 1553. THOMAS VON AQUIN: Summa Theologiae: Cum textu et recensione Leonina. Cura et studio Petri Caramello. 5 Bde. Turin 1952-1976.
Gedruckte Quellen
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Ein kurtzer und einfeltiger bericht über den 136 und inn disem laujf77. Jar am 19. tag Octobris erstlich erschinenen Cometen. Berlin [1577], TOLETUS, FRANCISCUS: Opera omnia philosophica (Köln 1615 /1616) IV: Commentaria in octo libros Aristotelis de physica auscultatione; V: Commentaria in libros Aristotelis de generatione et corruptione. ND Hildesheim 1985. TREW, ABDIAS: Compendiorum Astronomiae et Astrologiae. Das ist kurtze und doch klare Verfassung der gantzen Sternkunst so wol was deren Lauff als Wirckung sonderlich in den Menschen betrifft. Und wie man ihme solches / so wol in der Diaet alß in der Cur möge zu nutz machen. Jederman so wol Gelehrten als Ungelehrten und Disen so wol als Jenen zu nützlichen Unterricht verfasset. Altdorf 1660. TREW, ABDIAS: Discursus von Grund und Verbesserung der Astrologiae, und was durch Anleytung derselben auß dem Gestirn / Conjunctionibus, Finsternussen und andern Constellationibus, sowol von Natürlichen / als Welthändeln / ohne Aberglauben könne geurtheilt / und prognosticirt werden / angestellt / und auff jetzige Zeiten mit fleiß gerichtet. Nürnberg 1643. TREW, ABDIAS: Kurtzer und gründlicher Bericht von dem Nutzen des Nativitätenstellen. Aus seinem Núcleo Astrologico außgezogen. Und Gott zu Ehren / Auch dem lieben Nechsten zu Nutz / an tag gegeben. Durch Joannem Magirum. Giessen 1672. TRITHEMIUS, JOHANNES: De Septem secundeis, id est intelligentiis sive spiritibus moventibus orbes, libellus sane preciosissimus Imperatori Caesari Maximiliano Augusto Pió: Foelici dicatus. Nürnberg 1522. TURNÉBE, ADRIEN (HG.): Plutarchi Chaeroneia de oraculorum defectu liber, ab ADRIANO THURNHEYSSER, LEONHARD:
TURNEBO latinitate donatas, & annotationibus quibusdam illustratus. Paris 1556.
Prognosticatio auff das Jhar / nach der Geburt Jhesu Christi / unsers Hylandes. ¡574. Byneben einer kurtzen Beschreibunge des erschienen Cometens / im 1572. und 1573. Jhare. Erfurt 1574.
URSINUS, ADAM:
Commentarii in universam physicam Aristotelis libri quatuor, diligenter recogniti. Tübingen 1589. VERGIL, PUBLIUS: Aeneis. Epos in zwölf Gesängen. Unter Verwendung der Übertragung VELCURIO, JOHANNES:
LUDWIG NEUFFERS ü b e r s , u n d h r s g . v o n WILHELM PLANKL u n t e r M i t w i r k u n g v o n KARL
VRETSKA (= Reclams Universalbibliothek, 221). Stuttgart 1998. VERGILIUS, POLYDORUS: De rerum inventoribus libri octo. Basel 1540. VERGILIUS, POLYDORUS: Dialogorum deprodigiis: libri III. B a s e l 1531. VETTIUS VALENS: Anthologiarum libri novem. Hrsg. von DAVID PLNGREE. (= Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). Leipzig 1986. VLLLANI, GIOVANNI: Chronica. Hrsg. v. FRANCESCO G. DRAGOMANNI (= Collezione di storici e cronisti italiani, P. 1-4). Florenz 1844. VIRDUNG VON HASSFURT, JOHANNES: Ausslegung und bedeutniß des Cometen der gesehen worden ist / im Augustmon im 1531. jare / durch Doctor Johansen Virdung von Haßfurt zu Eren Dem durchleuchtigsten hochgebomen Fürsten unnd herren Herrn Ludwigen Pfaltzgravenn bey Rheyn Hertzogen in Bayern des heiligen Römischen Reichs Ertzdruchsessen und Churfursten. Unnd zu eyner Warnung yedermennigliichen / wann es ist nye kein Comet gesehen worden / der nit etwas groß erschröcklichs bracht hab / und be-
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388 zeigt wie hernach volgt Capitels weyß. [Speyer] [1531]. VLRDUNG VON HASSFURT, JOHANNES: Außlegung
und erclerung der wunderbarlichen
künf-
tigen erschrocklichen ding, die uns der Stern mit dem schwantz, den mann Comet nent / in unsern landen gesehen im iar. MCCCCCVI dyß nachfolgenden iar so man zelen wirt MCCCCCVII bedeutung ist Durch den hoch erfarnen außleger der Stern Mayster Hansen Virdung von Hassfurt. Zu eren dem Durchleuchtigsten Hochgebornen Fürsten und herren Herren Philippen Pfaltzgrafen bey Rhein Kurfürsten u. zugeschriben/ offenbart / und mit hohem fleyß ergrund etc. s. 1. 1507. VLRDUNG VON HASSFURT, JOHANNES: De cognoscendis
et medendis
morbis ex
corporum
coelestium positione libri IUI. Venedig 1584. VlRDUNG VON HASSFURT, JOHANNES: Die außlegung über die wunderbarlichen
Zeichen die
do gesehen worden sein, bey dem Mon uff den Schloß hohem Urach im Wirttenberger landt im MCCCCCXIHI. Jare, Am dinstag nach Erhardi / umb drey uren / do der Scorpion im anfang der Sonnen gesehen wart. Speyer 1514. VIRDUNG VON HASSFURT, JOHANNES: Novae medicinae methodus, nunc primum et condita et aedita [...] Ioanne Hasfurto medico et astrologo. Ettlingen 1532. VLRDUNG VON HASSFURT, JOHANNES: Prognosticon super novis stupendis & prius non visis Planetarum coniunctionibus magnis Anno domini MDXXIIII futuris, In honorem Domini mundi divi Caroli Caesaris & Romanorum Imperatoris Invicti. Semper augusti &c. ac nonnullorum principum electorum, sub quorum alis protectionis: Et precipue illustrissimi principis Ludovici Comitis Palatini Rheni electoris Imperatii &c. Ipse auctor magister Ioannes Virdungus Hassfurdensis Mathematicus clementissime fovetur. Oppenheim 1521. VIRDUNG VON HASSFURT, JOHANNES: Tabulae resolutae de supputandis siderum motibus, clarissimi Mathematici et Medici Ioannis Virdungi Hasfurdij, Ex quibus omnium siderum motus tam ad praeterita quod ad futura, quantumvis longatempora, facile calculari possunt. Nürnberg 1542. VLVES, JUAN LUIS: Über die Gründe des Verfalls der Künste. De causis corruptarum artium. Lateinisch-deutsche Ausgabe, übers, von WILHELM SENDNER unter Mitarbeit von CHRISTIAN WOLF; hrsg. kommentiert u. eingel. v. EMILIO HIDALGO SERNA (= Humanisti-
sche Bibliothek, Reihe II. Texte, Bd. 28). München 1989. WAGNER, TOBIAS: Astrologia genethliaca, ex theologicis ac physicis principiis, ipsisque Astrologorum penetralibus. Stuttgart 1656. (= WAGNER: Astrologia genethliaca). WEIDLER, JOHANN FRIEDRICH: Historia Astronomiae sive de ortu et progressu astronomiae liber singularis. Wittenberg 1741. WLER, JOHANN: Depraestigiis daemonum. Von Teuffelsgespenst Zauberern und Gifftbereytem / Schwartzkünstlern / Hexen und Unholden / darzu irer Straff / auch von den Bezauberten / und wie ihnen zuhelffen sey / Ordentlich und eigentlich mit sonderm fleiß in VI Bücher getheilet: Darinnen gründlich und eigentlich dargethan / was von solchen jeder Zeit disputiert / und gehalten worden. Erstlich durch D. JOHANNEM WEIER in Latein beschrieben / nachmals von JOHANNE FUGLINO verteutscht [...]. Frankfurt a. Main 1586. (= WLER: De praestigiis daemonum). WlMPINA, CONRAD: De signis et insomniis, eorumque interpretationibus, libri III. De hypocrisi, superstitione et divinatione libri III. In: Farrago miscellaneorum. Köln 1531, S. 66rlllv.
Gedruckte Quellen
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Eine hohe notwendige Betrachtung und gründliche Widerlegung / deß oberenzigen Mißbrauchs Astrologiae, so jetziger Zeyt je länger unnd mehr in Calendern und Practigken / ohn allen schew / mit grosser Ergernuß pflegt einzureyssen. Auß der H. Schrifft / und fürnembsten S. Patribus, auch Scholasticis Doctoribus, zusammen verfast / beschriben unnd gnugsam erwisen. Augsburg 1615. WLNKLER, NICOLAUS: Bedencken von kunfftiger verenderung Weltlicher Policey / und Ende der Welt / auß heyliger Göttlicher Schrifft und Patribus, auch auß dem Lauff der Natur des 83. biß auff das 88. und 89. Jar. Augsburg [1582], WlNKLER, NICOLAUS: Cometa pogonias, qui anno tabescente 1577. mense novembri et decembri apparuit, demonstaturus una cum parallaci, distantia a Centro terrae et signißcatione eius. Nürnberg 1573. WLNKLER, NICOLAUS: Practica / und Bedencken: von des Himmels und der Welt lauff / Durch Nicolaum Wincklerum Forchemium, Doctorem Medicum Seniorem, verordneten Physicum und Astronomum, der Kayerserlichen Reichs Statt Schwäbisch Hall. Auff das Jar / unnd nach der Regierung des hochlöblichen Römischen Kaysers Rudolphi II in dem XXIIII. Jar Emergentis, Und nach anfang des VII. grossen Jars / XVI / M. D. XCIX. Augsburg 1599. WlNKLER, NICOLAUS: Tractatus de Astrologiae, et omnium artium principiis, et differentiis divinationum, contra Anonymos quosdam, qui nullas in Astros causas esse contendunt. Frankfurt am Main 1580. WINSHEIM, VEIT: Oratio habita in funebre reverendi et clarissimi viri Philippi Melanchthonis. Wittenberg 1560. WINSHEIM, VEIT: Praesidente Vito Winsemio, artis medicae doctore, pro licentia in arte medica consequenda respondebit de Propositionibus sequentibus vir doctus et honestus Magister LOHANNES MONIGNER ONOLTZBACHENSIS loco consueto, die decima nona Maii, Anno 1559, Hora séptima. Wittenberg 1559. WlTEKIND, HERMANN: Christlich bedenken und erinnerung von Zauberey. S p e y e r 1597. WlTEKIND, HERMANN: De sphaera mundi et temporis ratione apud Christianos. Heidelberg 1590. WITELO, JAKUB: Opticae libri decem. Instaurati, figuris novis illustrati atque aucti: infinitisque erroribus, quibus antea scatebant, expurgati. Basel 1572. WOLF, HIERONYMUS (HG.): Hermetis Philosophi de revolutionibus nativitatum libri duo, incerto interprete. Basel 1559. WOLF, HIERONYMUS: Admonitio de astrologiae usu. In: C . LEOWITZ VON LEONITZENO: Brevis et perspicua ratio iudicandi genituras ex physicis causis extructa: et ea Methodo tradita, ut quivis facile, in genere, omnium Thematum iuditia inde colligere possit: Cypriano Leovitio a Leonicia, excellente Mathematico, Autore. Praefixa est admonitio de vero et licito Astrologiae usu per HYRONYMUM W.OLFIUM, virum in omni humaniore literatura, linguarum, artiumque, Mathematicarum cognitione praestantem, in Dialogo conscripta. Adiectus est libellus de praestantioribus quibusdam naturae virtutibus J. DEE Londinense authore. London 1558, S. bl-d2. WOLF, HIERONYMUS: Loblied auf die Astrologie. In: C. LEOWITZ VON LEONITZENO (HG.): Tabulae directionum et profectionum clarissimi viri ac praestantissimi mathematici. Ioanis Regiomontani, non tarn Astrologiae iudiciariae, quam tabulis et instrumentis Astronomicis varijs conficiendis, plurimum útiles ac necessariae. Augsburg 1551. WLNCKLER, NIKOLAUS EBERHARD:
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Anhang
ZABARELLA, JACOPO: Über die Methoden (De methodis). Über den Rückgang (De regressu). Eingel., übers, und mit kommentierenden Fußnoten versehen von RUDOLF SCHICKER (= Die Geistesgeschichte und ihre Methoden, Quellen und Forschungen, Bd. 19). München 1995. (= ZABARELLA: Über die Methoden). ZAHEL: Arabis de electionibus lib. I. In: FIRMICUS MATERNUS: Astronomicon lib. VIII. per NLCOLAUM PRUCKNERUM Astrologum nuper ab innumeris mendis vindicati. Basel 1533, S. 1 1 2 - 1 1 4 . ZANCHIUS, HIERONYMUS: De divinatione tarn artificiosa, quam artis experte, et utriusque variis speciebus Tractatus, olim studiosae juventuti in scholae Argentinensi publice praelectus; nunc verö in gratiam eiusdem ab haeredibus primum in lucem editus. Accessit tractatus THOMAEERASTI Medici clarissimi De Astrologia Divinatrice. Hannover 1610.
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Sekundärliteratur
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Anhang
Register
Abu Mashar (Albumasar) 32, 92, 148, 151, 155, 162,193, 206 Adorno, Theodor W. 257 Agnes von Barby 69 Agrippa von Nettesheim, Heinrich Cornelius 115, 169, 172, 193-194, 204-205, 213, 219, 222, 230, 238, 240-242,244, 247, 254, 272-273 Albert V. von Bayern 279 Alberti, Leon Battista 184, 266 Albertini, Tamara 168 Albinus, Johann 53 Albohazen filius Abenragel, Haly 147, 153, 160 Albrecht Alcibiades 279 Albrecht in Preußen 29, 31, 33,44, 66, 106, 155 Albrecht von Brandenburg 238 Albubatris 149, 151 Alcabitius, Abdylazis 156, 278, 280 Alexander von Aphrodisias 166, 177,189 Alhazen 184, 187-189 Alkindi 92, 194, 197 Allen, Don Cameron 204, 299 Almansor 147 Alsazeni 184 Altdorfer, Albrecht 316 Althoff, Jochen 182 Ambrosius 259 Andreae, Jakob 24, 50, 263 Angelis, Alexander de 289 Anna von Brandenburg 74 Anna von Sachsen 59, 90 Annius von Viterbo 254 Apian, Petrus 49, 91, 277-279 Apian, Philipp 15, 277-281, 287 Apuleius 22 Argyropolus 82 Aristophanes 253 Aristoteles 89, 103, 123, 131, 138, 170, 172, 175177, 179, 182, 187-188, 195-196, 204, 213214, 221, 223, 225-228, 260, 298, 300 Armstrong, A. H. 166 Artemidor von Daldis 98 Ashworth Jr., William B. 276 Askletarion 29 August von Sachsen 23-24, 27-28, 35, 44, 47, 53-60, 62, 89, 103 Augustinus, Aurelius 86, 125, 131, 213, 242, 249250, 260-262, 272
Augustus 29 Avenarius, Johannes 52 Avernia, Petrus de 176 Averroes 132,176,190 Avicenna 182,193 Bachmaier, Heinrich 291 Backus, Irena 259 Bacon, Francis 304, 307 Bacon, Roger 92-93, 96, 184, 192, 199, 213 Baldewein, Eberhard 57 Baldini, Ugo 290 Bames, Jonathan 174 Barnes, Robin Bruce 18-19, 97 Baron, Frank 106,277 Baronius, Caesar 289 Barton, Tamsyn 29 Bauduin, François 82 Bauer, Barbara 17-20, 43, 47, 78, 87, 105, 108, 120, 138, 166,303,307 Bauer, Ulrike 28 Bayle, Pierre 303-304 Beard, Marie 243 Beck, Hans-Georg 143, 245 Behrendsen, O. 267 Beierwaltes, Werner 188 Bellarmino, Roberto 284 Belluci, Dino 259 Bepler, Gillian 7 Berchman, Robert M. 242 Bergier, François 74, 239 Bernhard von Anhalt 241 Berosus 175 Betuleius, Xystus 253 Beyer, Michael 12,137 Bezold, Carl 261,265 Bezold, Friedrich v. 88, 92, 110 Biagioli, Mario 49 Bianchi, Massimo Luigi 220 Birck, Thomas 50-51, 264 Bischoff, Bernhard 94 Blackwell, Constance 167 Blebelius, Thomas 308 Blöchle, Herbert 261 Blum, Elisabeth 193 Blum, Paul Richard 180, 193, 304 Blume, Dieter 266-267
421
Register Blumenberg, Hans 20, 318-319 Boccaccio, Giovanni 267 Bodin, Jean 53,88-89,109 Boehm, Laetitia 277 Boethius, Anicius Manlius Severinus 170, 177 Böhmer, Wolfgang 59 Boissard, Jean Jacques 239, 264 Bokdam, Sylviane 239-240, 243, 276 Bolgar, R.R. 166 Boll, Franz 261 Bonatti, Guido 146, 236 Bongars, Jacques 24,217 Bongo, Petro 95 Bonicontri 175 Bormann, Klaus 322 Borsche, Tilman 212 Borst, Arno 180 Boscius, Lonaeus 278 Botero, Giovanni 52-53 Bouché-Leclercq, Auguste 19,181, 239, 248 Bowden, Mary Ellen 304 Boyle, Robert 298,304,306 Brahe, Tycho 75, 79, 96, 104, 108, 163, 185, 204 Brant, Sebastian 263 Bredekamp, Horst 13,267 Bremmer, Jan N. 303 Brind'Amour, Piene 19,29 Brucker, Jakobi 297 Bruno, Giordano 291 Brunschwig, Jacques 174 Bubner, Rüdiger 224 Bucher, Hans 57 Buck, August 180, 300, 304 Burckhardt, Jakob 282 Burke, Peter 49 Burmeister, Karl Heinz 48, 62, 139-141 Burnett, Charles 54, 239-240 Bylebyl, Jerome J. 217 Bymeat, Miles 174 Caesar 29, 104 Caesius, Georg 17, 71, 107, 251, 313 Cajetan, Thomas 283-286 Caligula 47 Calvin, Jean 77, 171-172, 178, 286 Camerarius, Joachim d. Ä. 12-13, 14, 37, 95, 105-106, 141-144, 148-149, 237, 244, 247, 260 Camerarius, Joachim d. J. 112, 197, 217, 240 Campanella, Tommaso 291,313 Campanus 141 Campolongo, Emilo 217 Cardano, Girolamo 9, 19, 32, 40, 62, 70, 83, 8687, 89-90, 93, 96, 106, 116, 120, 124-125, 135, 137, 153, 156-160, 162, 164, 167, 184, 190,
204, 215, 218-219, 221, 223, 231, 233, 238, 248, 277, 279, 281, 287, 291, 309-310, 315, 317, 320 Carey, Hilary M. 34,41 Carion, Johannes 12-13, 30-31, 44, 83, 162 Caroti, Stefano 13 Case, John 52 Cassirer, Ernst 128 Castiglione, Baldassare 49 Catilina 47 Cattan, Christofe de 247 Ceard, Jean 235,239-240 Cecco d'Ascoli 124-125 Celtis, Konrad 13,126 Chalcidius 187 Chemnitz, Martin 16, 32-33, 40, 42, 72, 156, 162, 284 Chojecka, Ewa 55 Christian II. 51 Christian III. 59 Chrysipp 274 Chytraeus, David 12, 59, 95-97, 108, 175, 177178, 241, 265, 269-270, 275, 292, 299, 321 Cicero, Marcus Tullius 29, 104, 109, 125, 170, 174, 210, 213, 241-244, 247, 249-250, 252, 254, 269, 274, 296 Clark, Stuart 200, 207 Clavius, Christoph 277, 290 Clemens von Alexandrien 292 Clulee, Nicholas H. 395 Coclitus, Bartholomäus 246 Coler, David 147 Conti, Antonius 52 Copenhaver, Brian P. 158,175,182,193,196,304 Cornelius Nepos 81, 83-84 Corvus, Andreas 238 Courcelle, P. 242 Cracow, Georg 16, 55, 58, 177 Craemer-Ruegenberg, Ingrid 176 Crahay, Roland 171 Cramer, Friedrich 29-30 Crassus 29 Crato von Crafftheim, Johannes 11, 23, 24, 103, 217-218 Crato, Johannes 83 Crombie, A. C. 166,188 Crusius, Martin 91 Cujas, Jakob 52 Cunningham, Andrew 276 Cureus, Joachim 12,14 Curry, Patrick 19, 299-300, 305 Cusanus, Nikolaus 92, 93 D'Ailly, Piene
92,273
422
Anhang
D'Ancona, Levi 267 D'Ascoli, Cecco 124 D'Abano, Pietro 151 DaCosta Kaufmann, Thomas 49 Dales, Richard C. 188 Damhouder, Joost de 51 Daneau, Lambert 249, 311 Danneberg, Lutz 319, 322 Dannhauer, Johann Conrad 322 Dante Alighieri 170, 236, 244 Dasypodius, Conrad 144,181 Davies, Martin 180 Debus, Allen G. 189 Dee, John 29, 197-199, 202-203 Deichgräber, Cari 233 Della Rocca, Bartholome 238 Delrio, Martin 277 Demokrit 274
Eusebius von Caesarea 128 Evans, Robert John Weston 157
Denzinger, Heinrich 283, 286 Descartes, Michel 181 Di Liscia, Daniel A. 165,224 Diers, Michael 13,267 Dihle, Albrecht 128 Diogenes Laertius 174 Dioscorides 138 Dolz, Wolfram 55 Domitian 29 Dompnier, Bernard 270 Dören, Alfred 129 Dryander, Johannes 17,151 Duchhardt, Heinz 303 Dudith, Andreas 11, 16-17, 251-252 Duhem, Pierre 202 Dupèbe, Jean 19,69,239 Dürer, Albrecht 106,119, 141,147 Düring, Ingemar 228 Dybvad, Jörgen 15
Firmicus Matemus 28, 70, 115, 146-147, 149, 160 Flacius Illyricus 8 1 , 2 6 4 Flavius Josephus 269 Flemming, Paul 142 Flint, Valerie 19,28,243,261,269 Flock, Erasmus 12,138-139 Fögen, Marie Theres 52, 243 Forster, Kurt W. 13,267 Foucault, Michel 212, 220, 250 Fracastoro, Girolamo 167, 173, 180, 195, 234 Fraenkel, Peter 260 Fragonard, Marie-Madeleine 253 Franck, Sebastian 81 Frank, Günther 105, 129, 137-138, 166, 229 Franz II. 35 Frasca-Spada, Marina 30 Freedman, Joseph F. 144 French, Roger K. 142, 216-217 Freud, Sigmund 212 Freyburger, Pierre 235 Friedensburg, Walter 138,308,312 Friedrich der Weise 60 Friedrich II. 2 8 , 4 4 , 8 1 , 2 4 6 Friedrich III. 2 4 , 2 8 Friedrich von der Pfalz 66 Friedrich von Pommem 45 Frischiin, Nicodemus 11,16-17, 2 6 4 , 2 8 6 Frisius, Gemma 17, 251 Fugger, Georg 69 Funck, Johannes 9 1 , 9 3 Funkenstein, Amos 117 Fürbeth, Frank 242 Fürst, Dietmar 31 Füssel, Stephan 47
Eade, J. C. 19,114,136,141,181 Eber, Paulus 16, 79, 138-139, 142, 145-146, 162, 237, 268-269 Eden, Kathy 120-121 Edwards, W. F. 206 Eichstädt, Laurenz 296, 298, Eisenmenger, Samuel 1 5 , 1 7 , 2 7 0 Eleonora von Württemberg 36, 6 4 , 6 8 Elert, Werner 171 Elizabeth I. 29, 34 Empedokles 181 Erasmus v. Rotterdam 105, 171, 281-282, 290 Erastus, Thomas 15, 127, 249, 264, 273, 286, 296 Ernst, Germana 92, 288 Eucherius 281 Euklid 45, 138, 140, 184
Faber Stapulensis 177 Felwinger, Johannes Paul 95 Ferdinand 3 4 , 3 6 Ferdinand I. 79 Ferinarius, Johannes 14 Fernel, Jean 195 Ferrer (Pseudo), Vincenz 95 Feselius, Philipp 5 0 , 5 1 , 3 0 1 Festinger, Leon 40 Ficino, Marsilio 124, 128, 166-167, 172-173, 181, 187-188, 190, 193-195, 204-206, 223224, 242, 2 5 1 , 2 7 1 , 3 1 5 - 3 1 6 Field, Judith V. 300 Finck, Thomas 17,163 Findlen, Paula 220, 228
423
Register Galen, Claudius 98, 160, 182, 205, 212-213, 216218,221,223,226,260, 296,298 Galilei, Galileo 230,266,291-292, 304, 307 Garcaeus, Johannes, Jun. 16, 22, 44-48, 62, 97, 104, 107, 109, 124, 145-146, 158-160, 162164,177,181,231,233, 275,299 Garin, Eugenio 10,17,124 Gassendi, Pierre 303, 306-307 Gasser, Achilles Pirmin 12, 56, 62-63, 65, 90, 94 Gaurico, Luca 13, 32, 61, 86, 137, 149, 151, 156, 158-160,162, 247, 277, 281, 302 Geiger, Angelika 303 Geneva, Ann 299 Gensichen, Hans-Werner 261 Georg der Fromme von Brandenburg-Ansbach 65 Georg Friedrich von Anhalt 24 Georg Friedrich von Brandenburg 71 Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach 31, 42, 79,107 Georg Friedrich von Brandenburg-Kulmbach 66 Gieben, Servus 188 Gilbert, Neal Ward 224, 233 Gillet, J. F. A. 11,217, 252 Gingerich, Owen 65,184 Ginzburg, Carlo 212, 216 Giuntini, Francesco 277, 287 Glidden, David 212 Glückert, Emil 89 Goclenius, Rudolf d. Ä. 130,174, 206, 214 Goclenius, Rudolf d. J. 17, 78, 236, 238, 251, 304-305 Goertz, Hans-Jürgen 98 Goethe, Johann Wolfgang von 313 Gollwitzer, Heinz 94 Gombrich, Emst Hans 211 Goodman, Anthony 239 Gotstein, Chilianus 134 Gottschalck, Caspar 16, 36, 64, 68-70 Grafton, Anthony T. 7, 10, 17-19, 29-30, 40, 49, 55, 66, 87, 91, 94, 116, 123, 137, 139, 142, 157, 159, 175, 183, 192, 204, 219, 228, 239-240, 248, 250, 253, 268, 288, 300, 320 Gregory, Tullio 92 Grell, Ole Peter 276 Grendler, Paul F. 287 Grillandus, Paulus 51 Gröschel, Karl 217 Grosseteste, Robertos 167, 184, 188, 193 Grössing, Helmuth 29 Grouchy, Nicolas de 177 Gruppe, Otto 266 Grynaeus, Simon 12,16,45 Gualtperius, Othonis 251 Guevara, Fray Antonio de 49, 79
Guicciardini, Francesco 86 Guillaumont, François 174, 243 Gundel, Wilhelm 261 Gunnoe, Charles D. 189 Hadrian 85 Haeusler, Martin 92 Hagecius ab Hagek, Thaddaeus 17,157-158, 252 Hager, Herold 188 Hahne, Hans 60 Hamel, Jürgen 31, 78, 100, 103 Hammer, Wilhelm 15 Hammerstein, Notker 55, 144, 303 Hannemann, Johann Ludwig 295-296 Hansen, Reimer 164 Hardenberg, Albert 59 Harms, Wolfgang 87 Hartfelder, Karl 15 Hartlieb, Johannes 242 Harvey, William 159,298 Haug, Walter 128 Haustein, Jörg 262 Hawenreuter, Johann Ludwig 311 Heerbrand, Jacob 12, 14-15, 286 Heilbron, J. L. 197 Heinrich II. 34 Heinrich Julius von Braunschweig Wolfenbüttel 79 Heller, Joachim 12, 16, 151, 153, 155, 241, 312 Hellmann, Doris 103 Helm, Jürgen 129,192,276 Helmont, Johann Baptista von 298 Henschel, Th. 217 Herlitz, David 16, 40, 44, 48-49, 72-76, 95, 144, 298 Hermes Trismegistos 143,147,204 Herodot 108 Herold 188 Herwarth von Hohenburg, Johann 292 Hesiod 108 Hessus, Eobanus 148 Heydon, Christopher 275,281 Hippokrates 182, 212-213, 217-218, 223 Hobbes, Thomas 306 Hockney, David 18 Homelius, Johannes 12, 15-16 Hoppmann, Jürgen G. H. 31 Hosmann, Martin 16 Hosmann, Petrus, genannt Cnemiander 16, 27-28, 31-37, 39-44, 48, 59, 67, 71-72, 79, 156, 162, 323 Hübner, Wolfgang 138, 170, 175 Huggelin, Johann J. 217 Hülser, Karlheinz 244
424 Hunger, Hermann 29 Hutten, Ulrich von 48 Ibn Ezra, Abraham 32, 118, 151 Indagine, Johannes ab 237-239, 245 Ingegno, Alfonso 124, 166, 178, 193 Jaeger, H.-E. 322 Jamblich 166,193,251 Jardine, Lisa 192 Jardine, Nicholas 19, 30, 49, 166, 204, 216, 224225, 228, 230 Joachim Emst von Anhalt 24, 36, 64, 67-71, 241 Joachim I. von Brandenburg 30-31,71 Joachim von Anhalt 37, 64, 67 Johann Albrecht von Brandenburg 79 Johann Casimir von der Pfalz 79 Johann Friedrich der Großmütige von Sachsen 60, 62-63, 77 Johann Friedrich der Mittlere von Sachsen 60 Johann Georg von Anhalt 69-71 Johann Georg von Brandenburg 31, 43-44, 58, 74, 96, 277 Johann Sigismund von Brandenburg 44, 74-75, 77, 79, 298, 302 Johann VII. von Mecklenburg 79 Johann von Küstrin 27-36, 39-12, 48, 53, 68, 7 1 72 Johann Wilhelm von Sachsen 60 Johannes Hispalensis 155 Johannes II. von Ahnhalt-Zerbst 66, 68 Jonas, Justus 60 Jones, C. P. 84 Jordan, Constance 120 Jouvenel, Bertrand de 236 Junghans, Helmar 24 Jürgensmeier, Friedhelm 237 Kangro, Hans 298 Kanitscheider, B. 199 Karl der Große 8 1 , 8 8 , 9 1 Karl V. 29, 33-34, 36, 44, 49, 63, 79, 81-82, 158, 277 Katharina von Medici 29 Kaufmann, Thomas 32 Kay, Richard 236 Kelley, Donald R. 122,139 Kepler, Johannes 202, 296, 298, 300-304 Kessler, Eckhard 7, 124, 129, 132, 165, 167-168, 179,196, 205, 224, 229-230, 232, 317 King, Lester S. 298 Kircher, Athanasius 307 Kirk, G. S. 181 Kitson, Annabella 86
Anhang Klein, Wolf Peter 306 Klemm, Friedrich 55 Klemm, Hans Gunther 56 Klempt, Adalbert 8 2 , 1 0 9 Klibansky, Raymond 123 Kluckhohn 54 Knappich, Wilhelm 299 Köberlin, Karl 143 Koch, Ernst 2 4 , 1 4 0 Koch, Hans-Theodor 51 Koch, Klaus 262 Koch-Westenholz, Ulla 29 Kolb, Robert 180, 184,235 Kopemikus, Nikolaus 15, 53, 56, 65, 91, 139, 199-201, 204 Koselleck, Reinhart 1 0 9 - 1 1 0 , 2 5 0 Krafft, Fritz 170,300 Kraus, M. 212 Krauß, Wolfgang 59 Krautwadel, Michael 277 Krentzheim, Leonhard 95 Kristeller, Paul Oskar 123,193 Kroker, Ernst 65 Kuhlow, Hermann 31 Kühne, Heinrich 59 Kunkler, Stephan 105 Kurze, Dietrich 93, 111 Kusukawa, Sachiko 19-20, 52, 129, 138, 141, 167, 184, 225, 260, 2 6 5 , 2 7 6 , 3 1 1 , 3 1 8 Lactanz, Lucius C. Firmianus 242, 253 Laird, W. Roy 184 Languet, Hubert 24 Laurentianus, Laurentius 218 Lausberg, Heinrich 117 Lauterbeck, Georg 50 Lauterflesch, Heinrich 60 Lautner, Peter 222 Leinkauf, Thomas 193 Leinsle, Ulrich Gottfried 228-229 Leipold, Richard Heinrich 117 Lemay, Richard 1 3 8 , 1 5 1 , 1 7 5 Lemnius, Levinus 251 Leo X. 8 2 , 1 6 2 , 2 8 2 Leonardo da Vinci 203 Leonhardt, Jürgen 129, 13 8, 229 Leoniceno, Niccolö 206-207 Leowitz von Leonitzeno, Cyprian 9, 16, 31, 46, 65, 69, 79, 93-94, 144, 151, 155, 157, 198-199 Lercheimer, Augustin 50, 261, 264 Leti, Gregorio 289 Lewis, C. S. 189 Lewis, John 276 Lichtenberger, Johannes 28, 92, 111
Register Lindberg, David C. 184,193, 200,276 Linderski, Jerzy 243 Lipsius, Justus 53 Lohr, Charles 167, 179,194 Long, A. A. 174,203 Lonie, Iain M. 216-217 Ludolphy, Ingetraut 172 Ludwig III. von Württemberg 69 Luther, Martin 13, 82, 88, 99, 104, 119, 122, 128, 134-135, 138, 141, 171, 178, 203, 224, 257, 260-262, 272, 275, 286, 309-310,319 Machamer, P. 291 Machiavelli, Niccolò 86-87 Machilek, Franz 47 MacKay, Angus 239 MacLean, Ian 120, 122, 212 Maczak, Antoni 72 Maestlin, Michael 104 Magirus, Ambrosius 57 Magirus, Johannes 17 Mahoney, Edward P. 166, 206 Maier, Anneliese 198 Mancini, Gulio 216 Manilius, Marcus 90, 115, 146-147, 149, 170, 172,175 Mansion, Augustin 176 Marius, Simon 17 Marsilius von Inghen 177 Mars taller, Gervasius 16,47, 153, 241 Matthäus, Klaus 56, 305 Maurer, Wilhelm 13 Maximilian I. 29,44, 79, 83-85,156-157 Maximilian II. 24, 79, 94 May, Gerhard 187 McEvoy, James 188 McSorley, Harry J. 171 Meier, Georg Friedrich 323 Meier-Oeser, Stephan 211,213,220 Meinel, Christoph 304 Melanchthon, Philipp 11-14, 16, 22-24, 31, 37, 41, 45-46, 48, 56-57, 60, 64, 71-72, 81-82, 85, 88, 90, 95, 98-99, 105-107, 110-111, 116, 118, 120-121, 123, 125-127, 129, 132, 134-135, 137-138, 141-143, 146-147, 153, 155, 157, 162-163, 166-169, 171, 173-183, 192, 195, 202-203, 206-207, 210, 214-215, 222-223, 226, 228-230, 241, 248-249, 253-254, 257, 259-261, 263-266, 269-275, 297, 301, 309, 311,313,318, 321,322 Melander, Otto 120 Meletius 246 Menzhausen, Joachim 55 Mertens, Dieter 55
425 Messahalah 151,153 Messinger, Bernhard 73 Methuen, Charlotte 104, 165, 184, 222, 224, 229, 255, 302 Midelfort, H. C. Eric 50, 76 Mikkeli, Heikki 223-224, 226 Milich, Jacob 11-12, 37, 47, 64, 67, 71, 105, 138, 142-143,241,260, 277 Mithobius, Burkhardt 143 Moehsen, J. W. 28 Mollwo, Ludwig 28, 30, 33, 43 Monau, Jakob 24 Montaigne, Michel de 55 Monte, Johannes Baptista 23,217-218 Montulmo, Antonius de 140,148-149 Moran, Bruce T. 54 Moraw, Peter 72 Moreau, Joseph 176 Morhof, Daniel Georg 256 Moritz von Sachsen 28, 33-34, 71 Morrison, Donald 222 Morsheymer, Johannes 12,16, 51-52, 247, 269 Morus, Thomas 281-282 Moss, Ann 121,192 Mühleisen, Hans-Otto 52 Müller, Jan-Dirk 111 Müller, Winfried 277 Müller-Jahncke, Wolf-Dieter 19-20, 67, 137, 298-299 Münnich, Franz 68 Müntzer, Thomas 99 Musculus, Wolfgang 262,264, 296 Nabod, Valentin 17, 280-281 Nanni, Giovanni 175 Nauclerus, Johannes 81, 93-94 Neander, Michael 15-16,143, 145 Neddermeyer, Uwe 82, 88 Néraudau, Jean-Pierre 243 Nero 47 Neugebauer, Otto 29,199 Newton, Isaac 229, 296, 306-307 Niccoli, Ottavia 288 Niccolier de Weck, Béatrice 24 Nifo, Agostino 132, 166, 177, 189-190, 225, 227, 229-230, 242, 244, 253 Nikius, Johann 312 Nikolaus V. 282 Nobili, Flaminio 177 North, John D. 92,114,141,193,210 Nostradamus 19,289 Notnagel, Christopher 17, 305-306, 309-310 Numbers, Ronald 200, 276
426 Oehmig 60 Oestmann, Gerhard 136,142 Omar 147 Oresme 125,244 Origanus, David 17, 22, 78, 164, 251, 308-309 Origenes 104,210,213 Osse, Melchior von 48 Ottheinrich 79 Ottolli. 91 Otto, Stephan 224, 234 Pade, Marianne 165, 168 Pannenberg, Wolfhart 323 Panofsky, Erwin 119, 123, 268,320 Panvinius, Onuphrius 253 Paracelsus, Theophrastus 213,219 Parente, James A. 55 Park, Katherine 129,183 Patrizi, Francesco 199,202 Paul III. 162,282 Paul IV. 288 Pegius, Martin 147 Peirce, Charles S. 212 Peregrinus, Petrus 180 Pereira, Benito 50, 281, 283-284, 286, 290-291 Petersen, Peter 226 Petrarca, Francesco 162 Petreius, Johannes 147-149, 281 Peucer, Caspar 11-12, 16, 20-24, 32, 37, 45, 4748, 54-59, 64-65, 67, 71, 73-74, 78-79, 81-99, 103-108, 110-112, 116, 118, 123-133, 138140, 142-143, 157, 162-163, 166-173, 175176, 178-185, 187-224, 226-227, 229-242, 244-256, 264-265, 292, 295, 299, 302, 305, 309,312,316,318, 321 Peucer, Magdalena 23, 123 Peuckert, Will-Erich 219 Peurbach, Georg 13, 28, 31, 138, 200, 255 Pezel, Christoph 16, 24, 59, 90,163 Pfeyl, Johannes 16, 71 Pfintzung, Melchior 147 Pfister, Silvia 50 Philipp II. 29 Philipp von Hessen 57 Philipp von Makedonien 85 Philon von Alexandrien 193 Philoponos, Johannes 221 Piccart, Michael 322 Piccolomini, Alexander 162 Pico della Mirandola, Gianfrancesco 210-211, 225, 244, 268 Pico della Mirandola, Giovanni 92, 123-125, 137, 168, 172, 175, 178-180, 183, 185, 194, 204, 223, 242, 268, 282, 302
Anhang Pine, Martin L. 173, 168, 196, 230 Pingree, David 92,149 Pirchinger, Friedrich 291 Pirckheimer, Willibald 147,236-237 Pius IV. 288 Plato 70,89,131,170,213,251,321 Plethon 170 Plinius Caecilius Secundus, Gaius 104-105, 138 Plotin 166, 187, 193-194 Plutarch von Chaironeia 81, 83-85 Pohlenz, Max 175 Pollich, Martin 16 Pomian, Krzysztof 88, 92,109-110 Pompeius 29 Pomponazzi, Pietro 128, 132-133, 167-170, 173175, 179, 196, 205-206, 220-221, 225, 230, 242,244, 247-248,255, 273, 310 Pomponius Atticus 84 Pontano, Giovanni 20,105,128,146-147,160,175 Pontus de Tyard 239-240, 276 Popkin, Richard H. 109, 205 Poppi, Antonio 128,225,230 Porphyrius 141, 194 Postel, Rainer 98 Pot, Johan Hendrik van der 95 Poulle, Emmanuel 29 Pozzo, Ricardo 166 Praeteius, P. 2 Praetorius, Johannes 11, 15, 297 Prantl, Carl v. 278-279 Proclus [Diadochus] 41, 106, 166, 191, 194, 270 Pruckner, Nikolaus 17, 115,147,156 Ptolemäus, Claudius 32, 35, 46, 87, 91, 105-106, 115, 118, 135, 138, 141-142, 144-146, 149151, 155-156, 158-160, 170, 176, 181-182, 193, 203-204, 210, 215, 280, 287, 308, 310, 312 Pumfrey, Stephen 29, 239, 267, 288 Quintilian, M. Fabius
213
Rabanus Maurus 259 Rabelais 242 Rabin, Sheila 300, 302 Raimondo, Hannibal 244 Ramus, Petrus 223, 286, 311 Randall, John Herman 224 Rantzau, Heinrich von 17, 44, 79, 163, 282 Ratdoldt, Erhard 148 Rauchdorn, Heinrich 51-52 Raven, J. E. 181 Recktenwald, Horst Claus 297 Reeh, Almut 174 Regiomontanus 13, 31, 56, 139, 141, 147-149, 175,204,313
Register Reich, Karin 138 Reichert, Klaus 128 Reineccius, Reiner 30 Reinhold, Erasmus 12, 22-23, 31, 48-49, 56, 6467, 71-72, 91, 103-104, 113-121, 125, 136, 138-140, 142-143, 148, 160, 200, 279, 299, 308,312 Reinhold, Erasmus d. J. 108 Reisner, Friedrich 184 Rensberg, Nicolaus 147 Repgen, Konrad 303 Reuchlin, Johannes 82, 204 Rhediger 24 Rhein, Stefan 12, 16, 105,129, 137-138,166 Rheticus, Joachim Georg 12, 15-16, 22, 56, 91, 94, 134, 137-139, 140-143, 157-158, 308 Richarz, Irmintraut 120 Ricoeur, Paul 319,321 Riecken, Henry W. 40 Riedinger, Utto 261, 269 Rilke, Rainer Maria 257 Rochberg-Halton, F. 19,29,175 Rollenhagen, Georg 16, 79,162 Rosen, Edward 56, 65, 139, 300 Rosenberger, Hans 69 Rosin, Robert 171 Ross, George MacDonald 304 Rossi, Paolo L. 29, 239, 267, 288 Rößler, Hellmuth 59 Rothmann, Christoph 78 Rothmann, Johannes 238 Rousseau, Claudia 267 Ruderman, David B. 242 Rudolf II. 79,290,301-302 Ruegg, Walter 128 Rufinus 250 Runge, Jakob 16 Sacrobosco 95,138, 144-145,308 Sargon II. 29 Satler, Wolfgang 17,251 Savonarola, Girolamo 50, 263, 266, 268, 288 Saxl, Fritz 123 Scaliger, Joseph 91,131,181 Schachter, Stanley 40 Schade, Richard Erich 55 Schaerer, Melchior 301 Schäfer, Heinz 239 Schaffer, Simon 305 Schechner Genuth, Sara 108 Schedel, Hartmann 87 Scheible, Heinz 16, 32, 51, 82, 146, 166 Scheiner, Christopher 291 Schicker, Rudolf 224, 234
427 Schilling, Michael 24, 87 Schleusinger, Eberhard 153,241 Schmid, Johann 95 Schmidt-Biggemann, Wilhelm 254,256 Schmied, Erasmus 306 Schmitt, Charles B. 165-167, 182, 223-225, 228229 Schmitz, Rudolf 74,170 Schoerckel, Sigismund 16 Schofield, Malcolm 174, 181, 243 Schönbom, Bartholomäus 16, 51, 64-65, 68, 79, 144,162 Schöner, Christoph 277-278, 280 Schöner, Johannes 11-12, 31, 37, 44, 46, 56, 64, 94, 106-107, 113, 115-116, 118, 135, 137, 139, 141-142, 144-148, 151, 153, 155-158, 160, 164,279,312,316 Schönfeldt, Burghard Victorin 78 Schönfeldt, Victorin 17, 78, 100,103,108 Schoolfield, George C. 55 Schröder, H. O. 286 Schröter, Johannes 248 Schulze, Winfried 7,228 Schurff, Augustin 142 Schütze, Ingo 190, 196 Schwartz, Paul 28, 34 Scotus, Duns 133 Scotus, Michael 28, 246 Sebeok, T. A. 212 Secord, J. A. 228 Seeck, Gustav A. 176,228 Seifert, Arno 88, 144, 290 Seiden, Georg 82 Sellen, Wolfgang 51 Seinecker, Nikolaus 24, 275 Sennert, Daniel 298,311 Sepulveda, Johannes Genesius 283 Seznec, Jean 177,271 Shaw, Gregory 242 Sherman, William H. 29 Shumaker, Wayne 124, 197-198 Sidoneus, Dorotheus 115, 117-118, 153 Simplicius 166, 176, 190 Singer, Bruno 50 Siraisi, Nancy 18, 49, 182, 192, 215-216, 219, 228, 268, 320 Sixtus V. 287-288 Slawinski, Maurice 29, 239,267, 288 Smith, Pamela H. 54 Smith, Richard J. 30,238 Smoller, Laura Ackermann 19, 92 Soprani, Anne 29 Spary, E. C. 228 Spengler, H.-D. 212
Anhang
428 Sperling, Johann 311 Spitzer, Gabriele 74 Staats, Reinhard 13 Stadius, Johannes 204 Stammen, Theo 52 Staphylus, Friedrich 15 Stathmios, Christoph 12, 62,108 Stegemann, Viktor 94, 246 Stein, Simon 22 Steinmetz, Max 13 Stephanus Martinus 69 Steuco, Augustinus 185,254-255 Stifel, Michael 12, 16, 37, 97, 140 Stigel, Johannes 16,17 Stöffler, Johann 13, 16, 31, 56 Stoius, Matthias 15, 17, 59, 65, 67 Stolleis, Michael 53 Stoltz, Tilemann 17,79 Stone, David 29 Strauch, Aegidius 296,308,310 Strauss, Gerald 48 Strigel, Victorin 15, 16, 140, 145, 317 Stuhlhofer, Franz 29 Sturm, Johann Christoph 307 Sturm, Johannes 144 Sturm, Leonhard Christoph 295-296,299 Sueton 81,83 Swerdlow, Noel M. 19, 147, 199, 291 Tacitus 82,87 Talkenberger, Heike 18 Tambiah, S. J. 239 Tanner, Adam 291,296 Tannstetter, Georg 28, 37, 79, 277 Tarutius 83 Temkin, Owsei 223, 298 Tertullian 132,242 Tester, S. J. 32,158,170,181 Themistius 166, 190 Theodoricus Winsheim, Sebastian 16, 139 Thielen, Peter Gerrit 29, 31 Thomas von Aquin 51, 126, 128, 132, 170, 177, 213, 242, 247, 263, 273, 284 Thoren, Victor E. 104 Thorndike, Lynn 12, 14, 16, 18, 20, 94, 236, 247, 280, 282, 298,318 Thrasyllus 29 Thüringer, Walter 146 Thurnheysser, Leonhard 17, 74, 78, 162 Tiberius 29 Toletus, Franciscus 283, 285 Trew, Abdias 296-299, 302-303 Trithemius, Johannes 291 Troncarelli 137
Trotzendorf, Valentin Friedland von Tubbe, Laurentius 69
22
Ueding, Gert 212 Urban VIII. 216,289,313 Ursinus, Adam 99,108 Valens, Vettius 106,149 van Hoesen, H. B. 29 van Nouhuys, Tabitta 103-104, 109, 304 Varro 81,83-84 Veenstra, Jan 239 Velen, Alexander von 78 Vergil, Publius 177 Vergilius, Polydorus 240, 243,254 Vickers, Brian 220, 300, 306 Villani, Giovanni 92-94 Virdung von Hassfurt, Johannes 13,16, 79,105 Vitalinis, Bonifacius de 51 Vives, Juan Luis 223, 224 Vogt, Sabine 212 Voigt, Johannes 106 Vollhardt, Friedrich 319 Volmar, Johannes 60, 65 Von der Gönna, Sigrid 237, 277 Wagner, Tobias 138, 249, 263,289, 296, 303 Waidenfels, H. 117 Walker, D. P. 174, 194-195, 204, 208 Walther, Gerrit 55 Walther, Michael 308 Walton, Michael T. 189 Warburg, Aby 13-15,19, 104,241,261,267,271 Wartenberg, Günther 12,137 Wäschke, H. 64 Wear, Andrew 216-217 Weber, Karl v. 59 Weber, Wolfgang 52 Webster, Charles 217 Wegener, W. G. 28 Weichenhan, Michael 236 Weidler, Johann Friedrich 312 Werner, Johann 147 Westman, Robert S. 15, 19, 65, 139, 199-201, 276 Wetz, Franz Josef 323 Wier, Johann 249,251 Wilhelm IV. von Hessen-Kassel 24, 55-56, 60, 78, 100, 103, 163, 185 Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg 241 Wimpina, Conrad 213,280 Winckler, Nikolaus Eberhard 50, 51, 264 Wind, Edgar 266 Winkler, Nicolaus 17, 48, 65, 305
Register
429
Winsheim, Veit 11,17,37 Witekind, Hermann 12 Witelo, Jakub 184,188 Wolf, Hieronymus 9, 12, 20, 69, 94, 143, 149, 151,155, 157, 199,245 Wolfgang zu Zweybrücken 36 Yates, Frances A.
204
Zabarella, Jacopo 224-225, 230,234 Zagorin, Perez 268
Zahel 147,153 Zambelli, Paola 13, 19, 60, 65, 88, 104, 137, 167, 172 Zanchius, Hieronymus 249 Zanier, Giancarlo 168 Zanobio, Bruno 173 Zanta, Leontine 175 Zielinski, T. 242 Zinner, Ernst 78 Zoroaster 204