Iatrus-Krivina: Band 3 Die mittelalterlichen Siedlungen [Reprint 2021 ed.] 9783112599020, 9783112599013


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German Pages 338 [345] Year 1987

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Iatrus-Krivina: Band 3 Die mittelalterlichen Siedlungen [Reprint 2021 ed.]
 9783112599020, 9783112599013

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SCHRIFTEN ZUR GESCHICHTE UND KULTUR DER ANTIKE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN D E R DDR ZENTRALINSTITUT F Ü R ALTE GESCHICHTE U N D ARCHÄOLOGIE

IATRUS KRIVINA Spätantike Befestigung und frühmittelalterliche Siedlung an der unteren Donau Herausgegeben vom Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften der D D R in Verbindung mit dem Archäologischen Institut der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften

Band III: Die mittelalterlichen Siedlungen Von Michael Wendel, Stefka Angelova, Gudrun Gomolka-Fuchs, Joachim Herrmann und Edith Schönert-Geiß

Mit 74 Abbildungen, 6 Tabellen, 83 Tafeln und 3 Beilagen

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AKADEMIE-VERLAG BERLIN 1986

Redaktion: Dietlind Schieferdecker

U mschlagbild: Schnitte zur E r f o r s c h u n g der mittelalterlichen Siedlungsschichten (Gruppe VII) auf der Gradiste bei Krivina, Bezirk Ruse, V R Bulgarien. I m H i n t e r g r u n d das Z e n t r u m (principia) des s p ä t a n t i k e n Limeskastells I a t r u s .

Erschienen im Akademie-Verlag Berlin, D D R - 1086 Berlin, Leipziger Str. 3—4 © Akademie-Verlag Berlin 1986 L i z e n z n u m m e r : 202 • 100/112/85 P r i n t e d in t h e German Democratic Republic Gesamtherstellung: V E B Druckerei „Gottfried Wilhelm Leibniz", 4450 Gräfenhainichen • 6347 L e k t o r : Ursula Diecke Schutzumschlaggestaltung: K a r l Salzbrunn L S V 0225 B e s t e l l n u m m e r : 7 5 4 3 2 4 8 (2143/17/111) 12500

Inhaltsverzeichnis

Die altbulgarische Siedlung über dem antiken Kastell Iatrus/Krivina bei Ruse, VR Bulgarien. Zum Abschluß der Ausgrabungen. Von Joachim H e r r m a n n

4.3. Trachtbestandteile und Schmuck 4.4. Sonstiges 5

Chronologie und Periodisierung

6.

Die mittelalterlichen Siedlungen und ihr historischer, kultureller, ethnischer und sozialökonomischer Hintergrund Autochthone Grundlagen . . . . . . . Slawische Besiedlung und awarische Einflüsse Der protobulgarische Anteil und die Herausbildung einer altbulgarischen Bevölkerung Die Siedlung im 10. J a h r h u n d e r t und ihr Untergang Die soziale und ökonomische Organisation der Bevölkerung

200

7.

Zusammenfassung und Schluß

204

8.

Resümee (in bulgarischer Sprache)

17

6.1. 6.2.

Abkürzungsverzeichnis

24

6.3.

Die mittelalterlichen Siedlungen. Von Michael Wendel

27

6.4.

Das mittelalterliche Siedlungsareal im Mündungsgebiet der J a n t r a . 1.1. Topographie 1.2. Die Untersuchungen auf dem Siedlungsgelände bei Krivina bis 1972 Die mittelalterlichen Siedlungsreste auf der Gradiste bei Krivina 2.1. Beschreibung der Siedlungsobjekte . . 2.2. Stratigraphische Beziehungen . . . 2.3. Zum Komplexcharakter einiger Bauwerke

27 27 31

2.

3. Die Keramik 3.1. Spätantik-frühbyzantinische Drehscheibenkeramik 3.2. Frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung 3.3. Graue Keramik 3.4. Grün- bzw. braunglasierte Keramik - . 3.5. Nomadische Keramik 3.6. Keramik des 12.—14. J a h r h u n d e r t s . . 4. Kleinfunde 4.1. Werkzeuge, Geräte und Gegenstände des täglichen Bedarfs 4.2. Waffen

33 33 107 112 114 115 119 142 144 144 145 146 146 146

6.5.

. . . .

146 146

5.

CTap06i.jirapcK0T0 cejnrnje Ha« aHTHHHHH KacTeji flTpyc-KpHBHHa npn rpan Pyce, H P B-bjirapHH. 3aBi>pmBaHe Ha npoyiBaHHHTa. MoaxHM XepMaH

1.

. . .

. . . .

183

191 191 194

196 197

. .

207

Bemerkungen zu den Ergebnissen der Untersuchung der frühmittelalterlichen Siedlung über den Ruinen des spätantiken Kastells Iatrus. Von Stefka Angelova

211

Die Kleinfunde der mittelalterlichen Siedlung bei Krivina, Bezirk Ruse (Grabungskampagnen 1966-1970). Von Gudrun Gomolka-Fuchs

214

Der Goldfund Schönert-Geiß

230

von

Krivina.

Verzeichnis der Beilagen Tafelteil Tafeln 1 - 8 3 Beilagen 1—3

Von

Edith

239

Die altbulgarische Siedlung über dem antiken Kastell Iatrus/Krivina bei Ruse, YR Bulgarien Zum Abschluß der Ausgrabungen JOACHIM H E R B M A N N

Zwanzig J a h r e nach Beginn der Ausgrabungen in Krivina im Bezirk Ruse, VR Bulgarien, konnten die Feldarbeiten zur frühmittelalterlichen Siedlung abgeschlossen werden (zur Lage von Krivina vgl. Abb. 1). Die Arbeiten in Krivina waren — wie im ersten Band der Veröffentlichungsreihe Iatrus-Krivina im J a h r e 1979 dargestellt — ursprünglich zwischen der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften der D D R vereinbart worden, um klassischen Archäologen praktische Ausgrabungserfahrung zu ermöglichen und antike Bauwerke bzw. das antike Kastell auszugraben. Die altbulgarischen Siedlungsschichten wurden zwar von Anbeginn der Ausgrabungen erkannt, ihre

genauere Untersuchung entzog sich jedoch der von der klassischen Archäologie entwickelten und praktizierten Methodik. Im J a h r e 1970 konnte daher in beiderseitiger Übereinstimmung der P a r t n e r eine neue E t a p p e der gemeinsamen Arbeiten eingeleitet werden. Die Erkenntnis des J a h r e s 1970, daß in den z. T. mehrere Meter starken Schuttschichten oberhalb der spätantiken und frühbyzantinischen Ruinen Siedlungshorizonte mit Grubenhäusern lagen, deren unterster offenbar ohne besonderen Hiatus an die Zerstörungsschicht des antiken I a t r u s aus dem Beginn des 7. J h . anschloß, f ü h r t e zu der Entscheidung, diesen frühmittelalterlichen Schichten größere Aufmerksamkeit zu widmen. Es verstand sich von selbst,

Abb. 1. Die Verbreitung der archäologischen Kultur vom Prag-Koröak-Typ

und die Lage von

Krivina

6

JOACHIM

daß die Ausgrabungsmethoden gewisser Veränderungen bedurften. Diese Änderungen betrafen: 1. Die Anwendung einer detaillierten und konsequenten Profil-Planum-Strategie. 2. Die Gewährleistung von detaillierten Schichtenanalysen, denen u. a. spezielle Varianten der Schichtendurchfeuchtung, der Schichtendokumentation und der Infrarot-Fotografie dienten.

Zu den Arbeiten

1972-1978

Diese Überlegungen konnten auf der Grundlage einer bereits im Jahre 1970 zwischen der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften der DDR geschlossenen ergänzenden Vereinbarung zu Krivina erstmals in der darauf folgenden Ausgrabungskampagne 1972 angewandt werden. Es wurde ein Modus gefunden, der ein aufeinander abgestimmtes Arbeiten in den altbulgarischen und in den antiken Schichten ermöglichte. Die Ergebnisse, die aus den Schichtenanalysen 1970 sowie den Grabungskampagnen 1972 und 1973 zur frühmittelalterlichen Siedlungsgeschichte von Krivina erreicht worden sind, konnten im Bd. I der IatrusKrivina-Reihe dargestellt werden. 1 Seit dem Jahre 1972 wurde Michael Wendel in die Problematik der Untersuchungen der frühmittelalterlichen Schichten von Krivina eingeführt. Er hat sich dieser Aufgabe mit großem Interesse, zunehmendem Verständnis für die spezifischen Grabungsbedingungen und mit größter Einsatzbereitschaft angenommen. So entstand innerhalb des Krivina-Unternehmens allmählich die spezielle Richtung der Frühmittelalterforschung, für die M. Wendel seit 1974 die Verantwortung des örtlichen Grabungsleiters übernahm. Die Überarbeitung und Vervollständigung der 1972/1973 erarbeiteten Stratigraphie sowie die Bearbeitung der umfangreichen, in hohem Maße stratigraphisch und zu Komplexen zuzuordnenden Keramik waren eine der wesentlichen wissenschaftlichen Aufgaben. 1978 verteidigte Michael Wendel auf dieser Materialgrundlage seine Dissertation „Die Funde aus der frühmittelalterlichen Siedlung bei Krivina, Bezirk Ruse, VR Bulgarien (Grabungskampagnen 1972—1975)" erfolgreich. Die Ergebnisse der Dissertation, ergänzt durch die Feldarbeiten in Krivina 1977 und 1978, und die Beschreibung der Objekte bilden die Grundlage des vorliegenden 3. Bandes der Krivina-Monographie. Die detaillierten Untersuchungen der altbulgarischen Schichten in Krivina nahmen 5 Grabungskampagnen zwischen 1972 und 1978 in Anspruch. In dieser Zeit wurde eine Fläche von etwa 2000 m 2 untersucht (Abb. 2). Zur gleichen Zeit setzten die Bemühungen 1

Iatrus-Krivina. Spätantike Befestigung und frühmittelalterliche Siedlung an der unteren Donau, Bd. I: Ergebnisse der Ausgrabungen 1966—1973, Berlin 1979; darin: u. a. J. Herrmann, Fragen der Stratigraphie von Iatrus/Krivina; Die frühmittelalterlichen Siedlungen auf dem Gelände des Kastells Iatrus. J. Herrmann, M. Wendel, Beschreibung der frühmittelalterlichen Siedlungsobjekte u. a.

HERRMANN

der bulgarischen Kollegen zur verstärkten Untersuchung der altbulgarischen Schichten ein. Von bulgarischer Seite wurde die Untersuchung des südlichen Abschnittes der altbulgarischen Siedlung unter Leitung von Zivka Väzarova aufgenommen. Über die bemerkenswerten Befunde, die Keramikdepots, gut erhaltene Steinkuppelöfen und mancherlei interessante Kleinfunde einschließen, wird von 55. Väzarova gesondert berichtet. Der bulgarische Grabungssektor berührte offenbar einen stärker handwerklich orientierten Siedlungsteil an der Südmauer des ehemaligen Kastells. Es ist zu hoffen, daß es den bulgarischen Kollegen in Fortsetzung der Untersuchungen in ihrem Sektor gelingen möge, das bisher nicht völlig geklärte und durch unsere Grabungen nicht klärbare Verhältnis zwischen antiker Befestigungsmauer und mittelalterlicher Siedlung endgültig zu bestimmen. Bereits in den Jahren vor 1970 waren bemerkenswerte Funde angetroffen worden, auch wenn die Befunde und Siedlungsstrukturen in Einzelheiten nicht immer erkannt werden konnten. 2 Gudrun GomolkaFuchs, seit 1960 an den Grabungen in Krivina beteiligt, übernahm für den vorliegenden Band die Aufarbeitung und Darstellung der Kleinfunde, die zwischen 1966 und 1970 aus den frühmittelalterlichen Schichten geborgen wurden. Damit ist die bisher bestehende Lücke geschlossen. Alle frühmittelalterlichen Kleinfunde, die in Verantwortung des DDRAnteils an den Krivina-Arbeiten geborgen wurden, sind damit veröffentlicht. Einen besonderen Höhepunkt der Krivina-Grabungen stellte die Entdeckung eines Schatzes mit 45 Goldmünzen in einem Gefäß dar. Dieser Münzschatz war ursprünglich im Haus 46/21 N untergebracht. Beim Brand von Haus und Siedlung stürzte das Gefäß in den Brandschutt und blieb dort verwahrt. Edith Schönert-Geiß hat diesen Schatzfund analysiert (unten). Die 45 Solidi waren prägefrisch. Sie entstammen zwei Gruppen: 28 Exemplare sind Gepräge von Christophoros und Romanos I. zwischen dem 20. Mai 921 und August 931. Insgesamt sind bisher nur 34 Exemplare dieser Emission bekannt. 17 Exemplare sind Gepräge von Konstantinos VII. und Romanos II. zwischen dem 6. April 945 und dem 9. November 959. Die Münzstätte war Konstantinopel. Bereits 1958 wurden 9 Solidi der gleichen Emission in Krivina sowie ein Goldsolidus von Nicophorus II. und^Basilius II., geprägt 963, gefunden. 3 Im Jahre 1979 konnte ein weiterer Schatzfund in einem antiken Gefäß geborgen werden. Das Gefäß lag in einer Grube, die in antiken Schichten durchschnitt und enthielt ebenfalls 3 Goldsolidi von Konstantinos VII. und Romanos I I . 4 Ein einzelner Goldsolidus dieses Gepräges fand sich 1978 im Schnitt 78/1. Damit entfallen auf Krivina 46 % der bisher bekannten Gepräge dieser 2

T. Ivanov, Die Ausgrabungen der Jahre 1958, 1960 und 1962 in Iatrus, Klio 47, 1966, 15-21. 3 E. Kluwe, Münzfunde, Klio 47, 1966, 397-398. 4 G. v. Bülow, Mittelalterliche Öfen im Limeskastell Iatrus, Ausgrabungen und Funde 25, 1980, 292.

Einleitung

7

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Grabung bis 1970

H H

DDR Sektor 1972-1981

¡ g g ) Bulg. Sektor 1973-1981

® Schatzfund 1 > Goldsolidi x Einzelfund J t

Pfeilspitzen

C Ofen freistehend T Schwert

Abb. 2. Krivina. Antikes Kastell und frühmittelalterliche Siedlung a — Grundriß antiker Bebauung, Schichten A—D b — Lage der Ausgrabungsschnitte c — A usdehnung der frühmittelalterlichen Siedlung vom 7.—10. Jh,

8

Joachim Herrmann

Abb. 3a—b. Die frühmittelalterlichen Siedlungen der Perioden Art. Während die Solidi der Gruppe I als reguläre Zahlungsmittel geprägt wurden, handelt es sich bei denen der Gruppe I I um Sonderprägungen anläßlich von Krönungen. Die Solidifunde von Krivina heben diesen Ort in

E,F

bemerkenswerter Weise heraus. Da beide Schätze in zerstörten Wohnhäusern der jüngsten altbulgarischen Siedlung gefunden wurden, ist erstens mit der Anwesenheit von Leuten zu rechnen, die zum Hof von Preslav bzw. über diesen zu Byzanz engere Beziehun-

Einleitung

Abb. 3 c—d. Die frühmittelalterlichen

9

Siedlungen der Perioden 01_2, 03

gen hatten. Zweitens sind diese Leute, die Besitzer der Schätze, bei der Zerstörung der Siedlung zugrunde gegangen bzw. wurden durch Verschleppung daran gehindert, die verlorenen Schätze wieder zu heben. Es muß und kann also nur eine kriegerische

Katastrophe gewesen sein, die nach 959 bzw. 963 — dem letztmöglichen Prägejahr der Münzschätze — Krivina heimsuchte und die die altbulgarische Siedlung endgültig auslöschte. Man wird an die bulgarisch-russisch-byzantinischen Auseinandersetzungen

10

JOACHIM H E R R M A N N

zu denken haben, in deren Verlauf 971 Preslav von byzantinischen Truppen erobert wurde. Krivina als bulgarischer militärischer Stützpunkt an der Donau konnte von den Überfällen Svjastoslavs von Kiew bzw. von der Eroberung der Byzantiner nicht unbehelligt bleiben. Es ging unter. Die zweite Epoche der Geschichte von Iatrus-Krivina — die altbulgarische Epoche — endete um 970. Die Goldschätze markieren die letzte Spur dieses Unterganges. Danach folgten vereinzelte Bauwerke auf dem Ruinenhügel. Der heutige Ort Krivina entstand im späten Mittelalter neben der Gradiste und ohne Kontinuität zu seinen bedeutenden historischen Vorgänge.n. Das Ende des altbulgarischen Jantra-Ortes läßt sich also fast auf das J a h r genau datieren. Davor jedoch lagen mehr als 350 Jahre Geschichte zwischen dem Ende des byzantinischen Iatrus um 602 infolge von Awaren- und Slaweneinfällen und der Zerstörung des Ortes um 970.

Gliederung und Grundzüge der frühmittelalterlichen Epoche Die frühmittelalterliche Epoche läßt sich in drei größere Perioden unterteilen, die stratigraphisch gesichert sind: Periode E, die das 7. J h . ausfüllt und noch größere Gebäude mit Steinfundamenten kennt (wie 27/11 N und 30/14 N [Abb. 3]. Aus einem Haus der Periode E ist — neben Keramik byzantinischer Tradition — auch unverzierte Keramik, die sich an solche vom Prager Typ anschließen ließe, bekannt (Haus 55/4 S). Periode F, zwischen dem Ende des 7. J h . bis zum Ende des 9. Jh.' Periode G, vom Ende des 9. J h . bis etwa 970 (Abb. 3). Darauf folgten vereinzelte jüngere Bauten, die den Perioden H und I zugewiesen werden. Sie hatten lediglich örtliche Bedeutung. Mehrere Kleinfunde und Metallfunde aus der Periode oder Schicht E, die z. T. bereits in früheren Publikationen genannt wurden, wie eine gepreßte awarische Gürtelapplikation, Bügelfibeln, eine Fibel mit umgeschlagenem Fuß und dreifliiglige Pfeilspitzen, weisen in das 7. J h . Die Schicht E, die M. Wendel nunmehr in zwei Phasen zu untergliedern vermag, ist am Ende des 7. Jh. durch eine Brandkatastrophe abgeschlossen worden. Wenn man schriftlich überlieferte Ereignisse in Betracht zieht, so wäre am ehesten an die Bewegung im unteren Donauraum zu denken, die mit dem Eindringen der Protobulgaren, der bulgarischen Staatsbildung von 681 und der Umsiedlung slawischer Stämme verbunden war. 5 Die Periode F füllte die Zeit der Konsolidierung des altbulgarischen Staates aus. Charakteristisch ° / war die auf Solidität und Dauerhaftigkeit des Siedlungswesens begründete Errichtung von Langhäu5

D. Angelov, Die Entstehung des bulgarischen Volkes, Berlin 1980, 81 ff.; J. Herrmann, Staatsbildung in Südosteuropa und in Mitteleuropa, in: Jahrbuch des Feudalismus, Bd. 5, Berlin 1981, 11 ff. mit Literatur und Quellen; S. 18.

sern — unserer Meinung nach im wesentlichen von zweietagigen Häusern. Während der zwei Jahrhunderte der Siedlung F gab es mehrere Bauhorizonte — M. Wendel meint 4—5 unterscheiden zu können (S. 186ff.) —, aber keine Zerstörungshorizonte. Auch dieser Sachverhalt läßt auf eine relativ ruhige Entwicklung an der unteren J a n t r a im altbulgarischen Staat schließen. Das Ende der Siedlung der Periode F wurde hingegen gewaltsam herbeigeführt. Die Siedlung brannte nieder. Danach setzten erhebliche Veränderungen in der Siedlungsstruktur und in der materiellen Kultur ein. Die spezifische „Krivina"Variante der Gruppe 2 schwindet aus dem Keramikbestand der nun folgenden Periode G. Ebenso wurde die Tradition des Lang- oder Zwei-Etagenhauses nicht bzw. nur begrenzt fortgeführt. Kleinere eingetiefte Häuser oder auf kleinen planierten Grundflächen errichtete Bauwerke bestimmten das Bild, das nur wenige größere Bauten — so die stein- bzw. lehmziegelfundamentierten Gebäude 44/24 N und 40/22 N — überragten. Gewisse Gruppierungen der kleinen Häuser scheinen vorgenommen worden zu sein, manches deutet also auf eine neue, planende und lenkende Hand bei der Anlage der Siedlung G an der Wende des 9. zum 10. J h . hin (Abb. 3). Schließlich dominierte das Schatzfundhaus 46/21 N auf der höchsten Stelle der Siedlung am Jantra-Donau-Hang. Ein weiteres Haus mit Goldschatz wurde bereits 1958 von T. Ivanov über bzw. in den Ruinen der Basilika gefunden. Dort lag auch ein Gebäude, das zwei Schwerter des 10. J h . enthielt 6 (Abb. 2c). Während die Siedlungen der Periode F im 8. und 9. J h . den Eindruck von sich selbst versorgenden Siedlungen machten, die auf Agrarproduktion und dörflichem Handwerk beruhten und die darin ein gewisses Gleichgewicht und Stabilität erlangten, ist die nach dem gewaltsamen Untergang von F errichtete Siedlung G nicht nur durch andere Siedlungsbauten, sondern auch durch eine differenziertere materielle Kultur, angefangen bei der Keramik, gekennzeichnet. Die Zerstörung der Siedlung F und die Gründung der Siedlung G führten also offensichtlich zu tiefen Veränderungen in der Siedlungsstruktur, in der Lebensweise der Bewohner. Letztlich änderte sich die Funktion der Siedlungen grundlegend. Es gibt keine direkten Hinweise auf konkrete historische Ereignisse, kriegerische Auseinandersetzungen, die um 900 das Gebiet von Krivina berührt und das Ende der Siedlung F herbeigeführt haben könnten. Es wird jedoch nicht verfehlt sein, die Funktions- und Strukturveränderung von F zu G mit der im 9. J h . einsetzenden Zentralisierung des altbulgarischen Staates in Verbindung zu setzen. Der Stand der Feudalisierung im altbulgarischen Staat, der daraus resultierende Machtzuwachs der zentralen Gewalt, die voranschreitende ethnische Angleichung von Protobulgaren und Slawen bildeten die Grund6

T. Ivanov, Zwei altchristliche Basiliken des 4 . - 6 . Jahrhunderts in Sektor TU, K l i o 4 7 , 1966, 174; G. Gomolka, Katalog der Kleinfunde, Klio 47, 1966, 291-356.

11

Einleitung

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^466. Iatrus/Krivina a. d. Donau a) Allgemeine Lage b) Topographische Lage an der Jantra-Mündung. Südlich der altbulgarischen Siedlung im ehemaligen Kastell Iatrus entstand eine Vorburg Siedlung (mit „S" gekennzeichnet)

läge, um althergebrachte Stammesgewalten zu beschränken und die Zarenmacht zu stärken. Unter Zar Omurtag (814—832) wurde diese Tendenz in den nordwestlichen Randgebieten des bulgarischen Großreiches, in den Auseinandersetzungen mit den Donauabodriten um Belgrad, mit den Stämmen der Branicever und Timocanen durchgesetzt. Die Stammesfürsten wurden vertrieben, die Gebiete in staatliche Verwaltungseinheiten umgewandelt. Bis zur Mitte des 9. J h . gingen daraus die Grundlagen f ü r eine neue, auf K o m i t a t e gegründete militärische und poli-

tische Territorialstruktur hervor. Der Vorsteher eines Komitats, der Komes — vergleichbar den karolingischen Grafen —, wurde vom K h a n eingesetzt. Die Macht des lokalen Adels sollte damit zurückgedrängt werden. Diese Politik traf z. T. auf Widerstand. Es kam — wie H i n k m a r von Reims beiläufig 866 bemerkt — zu Bojarenerhebungen 7 gegen Zar 7

Annalea Bertiniami a. a. 866, Script, rer. germ. in usum schol. Nr. 5, Hannover 1883, 85 f. Vgl. dazu vor allem die Arbeiten von D. Angelov, u. a., Die Entstehung des bulgarischen Volkes, Berlin 1980, 105.

12

JOACHIM H E R R M A N N

Boris. Wahrscheinlich spielte in diesen Auseinandersetzungen, die Zar Simeon (892—927) in aller Härte fortführte, auch der Jantra-Ort mit seiner antiken Festungsmauer eine Rolle. Denkbar aber ist auch, daß die Krivina-Siedlungsperiode F im Verlauf der Ungarneinfälle um 895 endete und anschließend als bulgarischer Militärstützpunkt an der Donaulinie ausgebaut wurde (Abb. 4). Lassen die Quellen auch die Rekonstruktion des Herganges nicht im einzelnen zu, so ist durch unsere Untersuchungen die Strukturund Funktionsveränderung am Ende des 9. J h . oder zu Beginn des 10. J h . in aller Eindeutigkeit feststellbar. Der Jantra-Ort wurde in neuer Weise — als staatlicher Militärstützpunkt — von der Zentralgewalt eingerichtet. In der gleichen Zeit — im letzten Viertel des 9. J h . — entstand auch die Burg Stürmen an der Jantra, die durch bulgarisch-polnische Forschungen untersucht worden ist. 8 Während der Periode G bildete sich im Süden der antiken Festungsmauer eine größere Siedlung, die bisher jedoch nur aus zufälligen Fundbeobachtungen bekanntgeworden ist (u. S. 29). Eine gründliche Klärung dieser komplizierten, neuartigen Siedlungsverhältnisse, die sich am ehesten mit dem Begriffspaar Burg — Vorburgsiedlung umschreiben lassen, ist nicht erreicht worden und war nicht beabsichtigt. Hier kann lediglich auf die Problemstellung verwiesen werden. Insgesamt erlauben also die Schichten-, Fund- und Bauanalysen von Krivina eine im großen und ganzen gesicherte Feststellung von historischen Zäsuren. Historische Abläufe und deren Auswirkungen geben sich — mehr oder weniger deutlich — zu erkennen. Das Bild wird ohne Zweifel ergänzt werden, sobald die Forschungen und Materialbearbeitungen des bulgarischen Sektors abgeschlossen sind.

Zur materiellen Kultur: und Hausbau

Keramik

Die Ergebnisse der Ausgrabungen der frühmittelalterlichen Schichten in Krivina führen zu Problemsichten, die über die Region hinausweisen. Das betrifft besonders die Erkenntnisse zur frühslawischen Keramik, die unter byzantinisch-slawischen Synthesebedingungen entstanden ist, und das berührt Fragen des Siedlungswesens und des Hausbaus. Ein großer Teil der Keramik (Abb. 5) setzte in Krivina unmittelbar die spätantik-frühbyzantinische Tradition fort (S. 115 ff.). Es handelt sich um 2487 Fundstücke oder — auf die in Fundkomplexen gefundenen Materialien bezogen — um etwa 30 % der Keramik. Zunächst ist man geneigt, einen hohen Prozentsatz dieses Materials als umgelagertes Fundmaterial aus 8

Styrmen nad Jantr^ (Bulgaria). Badania archeologiezne w latach 1961-1964 i 1967-1968. Sammelband unter der Redaktion von Witold Hensel, Wroolaw — Warszawa — Krakow - Gdansk 1980, 298 u. a.

älteren Schichten anzusehen. Das trifft sicher in nicht geringem Umfang zu. Dank der gründlichen Analysen der spätantik-byzantinischen Keramik, die B. Böttger in Band I I der Iatrus-Krivina-Publikation vorgenommen hat, läßt sich jedoch erkennen, daß eine spezifische, aktive Fortführung der Produktion oder Nutzung antiker Keramik nach der Zerstörung des Kastells in den frühmittelalterlichen Perioden erfolgt ist. Das gilt offenbar für alle drei Hauptformen dieser Keramik: für Amphoren, Töpfe und Kannen. Die Amphoren vom Typ I I nach Böttger wurden kurzmündiger, die Henkelansätze verschoben sich zum Rande hin. Die Gurtung wurde tiefer und tendierte zur wellenartigen Führung. 9 Die Produktion von Amphoren bzw. deren Nutzung ging jedoch im Verlauf des 7. J h . zurück und erlosch schließlich gänzlich (Abb. 5). Spätantik-frühbyzantinische Töpfe scheinen gleichfalls im 7. Jh. noch produziert worden zu sein (S. 203). Dagegen sind die spätantik-frühbyzantinischen Kannen nur in geringem Maße im Gebrauch geblieben. Nicht geklärt werden konnte, ob diese der Tradition nach spätantike Keramik im 7. J h . durchweg am Ort produziert bzw. wie weit sie importiert bzw. wie weit Restbestände aufgebraucht wurden (S. 203). Jedenfalls — und dieses Ergebnis ist gewiß — hatten die Bewohner der Siedlung des 7. Jh. dieses Material in Benutzung. Darüber hinaus jedoch begann die Herstellung der wesentlich einfacheren frühmittelalterlichen Keramik, von M. Wendel als Gruppe 1: frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung bezeichnet. Wulsttechnik auf der langsam rotierenden Drehscheibe charakterisiert die Technologie dieser Keramik. Die Brenntemperatur lag im unvollkommenen Ofen oder in der Brenngrube nicht über 1000 °C (S. 119). Die Verzierung wurde mit einem Zinken oder einem mehrzinkigen Gerät während der Drehbewegung auf der Töpferscheibe eingeritzt. Manchmal wurde der Innenrand der Gefäße verziert. Die Drehscheibe hat hin und wieder den charakteristischen Achseindruck auf den Gefäßböden hinterlassen. Dieses Material macht 67 % der Keramik der Periode E aus. Die typologischen Unterschiede zwischen diesem im 7. J h . entstandenen Material der Gruppe 2 und dem des 9. J h . sind verhältnismäßig gering (S. 119). Die älteren Gefäße scheinen sich vor allem durch verdickte Randlippen auszuzeichnen (S. 124). M. Wendel hat dazu sehr detaillierte Analysen der Form- und Dekordetails vorgenommen. Der Wert dieser Analysen besteht vor allem darin, daß sie sich auf Merkmale stützen, die von stratigraphisch fixierten Gefäßen herrühren. Es wird dadurch erkennbar, in welch geringem Umfang wirkliche Innovationen erfolgten; vor allem aber zeigt sich, daß sich auf abweichenden typologischen Details in der Regel keine Datierung begründen läßt (Tabelle S. 129). Auffallend ist in 9

B. Böttger, Die Gefäßkeramik aus dem Kastell Iatrus, in: Tatrus-Krivina, Bd. II, Berlin 1983.

13

Einleitung

Abb. 4. Die hauptsächlichen Formen der frühmittelalterlichen Keramik von Krivina (auf Grundlage der Gliederung von M. Wendel, in diesem Band) Krivina das fast völlige Fehlen der von Hand gefertigten Keramik, als Gruppe 1 bezeichnet(S. 136f.), wie diese allgemein für die slawische Wanderungszeit vorausgesetzt wird. Es finden sich nur sehr vereinzelt Keramikreste, die mit der als Korcak Typ oder Prager Typ bezeichneten Keramik (Haus 55/4 S) verglichen werden können (Abb. 5 Gruppe 1). Das Fehlen dieses Materials war in den Diskussionen früherer Jahre zureichender Grund, um eine Besiedlung in Krivina während des 7. J h . überhaupt in Abrede zu stellen. Charakteristisch für das 7. J h . in Krivina war die als Gruppe 2 bezeichnete Gebrauchskeramik, die auf der Töpferscheibe hergestellt und mit Wellenlinie und Gurtung verziert worden ist (S. 137, Abb. 63, Tai. 23, 24, 4 0 d - h ) . Mit Recht wird sie handwerklicher Tätigkeit zugeschrieben. In Bulgarien findet sie sich als Grabkeramik und auf Siedlungen mit antiker Tradition wie Razgrad, Batin und Noviodunum. Dagegen ist sie in der erst im 8. J h . gegründeten Siedlung Stärmen an der Jantra, 20 km südlich von Kri-

vina, wohl unbekannt, d. h., sie war bereits außer Gebrauch. 10 Gröbere Keramik der Gruppe 3 schließt an solche byzantinischer Tradition an, die jedoch in einer bereits nicht mehr von Byzanz dominierten Umwelt produziert wurde (S. 137f.). Esfindetalso — wenn wir die Dinge recht sehen — ein technologischer Verfall vom 8. zum 9. J h . und zugleich ein Neubeginn statt. Aufgrund der stratigraphisch-typologischen Analysen können Leittypen aufgestellt werden, die gewissermaßen die stratigraphischen Schichten verbinden (S. 139ff., Typ 1 Taf. 2 8 a ; Typ 2 Taf. 28 b; Typ 3 Tai. 29; Typ 4 Taf. 30a; Typ 5 Taf. 30b, 31; Typ 6 Taf. 32; Typ 7 Taf. 33; Typ 8 - Krivina-Typ Taf. 34, 35, 42g, h). Der zuletzt genannte Typ ist am Ort hergestellt worden, jedoch auf den Horizont Haus 40/22 N und 22/2 S begrenzt (Abb. 4). Die Problematik 111

der Keramikentwicklung,

die

W. Hensel bzw. die anderen Autoren des Sammelwerkes über Stärmen gehen nicht a u f solche Formen ein.

14 durch die Krivina-Arbeiten angeschnitten und z. T. differenziert behandelt werden kann, führt über das Umfeld von Krivina hinaus. Es handelt sich im Grunde um die Frage, wie, wo und unter welchen Bedingungen die frühmittelalterliche slawische Keramik (und die anderer Völker Ost- und Südosteuropas) entstanden ist. Ein wesentlicher Aspekt berührt die sogenannte Keramik vom Donautypus. In anderer Region und in anderem Zusammenhang hat erstmals J . Eisner diese Keramik auf den Gräberfeldern an der unteren March, vor allem in Devinska Nova Ves, erkannt und beschrieben. 11 Mittlerweile ist dieser Typ und sind dessen lokale Varianten in technischen Details, in der Ornamentanordnung und der Randausformung, zwischen Ohrid in Mazedonien und dem mittleren Elbegebiet mit Ausläufern selbst im mittleren Havelgebiet, in Schlesien und Kleinpolen nachgewiesen. Die hohen, eiförmigen Töpfe, die in der Regel auf der Töpferscheibe, und zwar vorwiegend auf der langsam rotierenden Drehscheibe hergestellt wurden, gehen ohne Zweifel auf spätantike Tradition oder sogar auf Handwerker zurück, die diese Tradition direkt unter den Bedingungen der Einwanderung von Slawen, Bulgaren und Awaren fortsetzten. 1 2 Es scheint, daß — analog dieser Entwicklung — der Typ 1 der Gruppe 2 von Krivina der Tätigkeit von Töpfern, die in antiken Werkstätten geschult waren, ihren Ursprung verdankt. Andere Typen der Gruppe 2 und die der Gruppe 3 hingegen wären bereits die eigenständige Umsetzung unter dörflich-rustikalen Bedingungen. Das Problem besteht offenbar darin, daß die jeweiligen konkreten Umstände mannigfaltige Varianten zuließen : a) die Fortsetzung von Werkstattarbeit und dessen allmähliche technische und geschmackliche Ausgestaltung entsprechend den gegebenen Möglichkeiten und den Forderungen der neuen Abnehmer; b) die Auflösung der Produktion in dorfhandwerkliche Töpferei, vielleicht auch in solche von Wanderhandwerkern; c) den Neubeginn nach einer dorfhandwerklichen Zwischenstufe der Konsolidierung politisch-ökonomischer Zentren und frühstädtischer Entwicklung in Werkstätten des neuen, des mittelalterlichen Typs. In Krivina lassen sich die Varianten a) und b) verfolgen. Im benachbarten Styrmen wurde von W. Hensel der „Typ Styrmen" als ältester frühmittelalterlicher Typ des 6.-7. J h . beschrieben. Er fand sich noch in der unbefestigten 11

12

J. Eisner, Devinska ISIovâ Ves. Slovenské pohfebiStë, Bratislava 1952. J. Herrmann, Probleme der Herausbildung der archäologischen Kulturen slawischer Stämme des 6.-9. Jh., in: Rapports du III e Congrès International d'Archéologie Slave, Bd. 1, Bratislava 1979, 49ff., Karte S. 59; jedoch noch ohne Berücksichtigung der Ergebnisse von Krivina und Stärmen. Vgl. auch Z. Kurnatowska, Sîowiarïszyzna Poludniowa, Wroclaw u. a. 1977, u. a. S. 28. M. Comsa, Die Slawen im karpatisch-donauländischen Raum im 6.-7. Jahrh., Zeitschrift für Archäologie 7, 1973, 192-228, hier ist der „Donautyp" mit der archäologischen Kultur von IpotestiCiurcli-Cindesti verbunden.

JOACHIM H E R R M A N H

ältesten Siedlung, die in das 8. J h . datiert wird, nur etwa 20 km südlich von Krivina. Der „Typ Styrmen" ist nach Hensel handgeformt auf der Grundlage von antiken Vorbildern 13 und besteht neben dem auf der langsam rotierenden Drehscheibe hergestellten Donautyp. Im wesentlichen herrschte in Stärmen die gleiche Situation wie in Krivina. Krivina hat lediglich den Vorteil der größeren stratigraphischen Klarheit und der größeren Materialmenge ; die Schlußfolgerungen, die W. Hensel andeutet, gewinnen dadurch gewisse Sicherheiten, aber auch Nuancierungen. Das Material von Stärmen setzt erst am Ende des 8. J h . ein, das stratigraphisch zuzuordnende Material hat geringen Umfang, und in der Praxis wird das gesamte keramische Material als Kategorie I (darunter wohl Donautyp und „Styrmen-Typ" verstanden) 1 4 zusammengefaßt. Damit ist aber auch ein Grundproblem gekennzeichnet, dem sich die Erforschung der slawischen Einwanderung in ehemalig byzantinisches Gebiet gegenübersieht. Eine chronologische Fixierung von Einzelstücken der Keramik, ja selbst von ganzen Komplexen, in das 7. bis 9. J h . ist nahezu undurchführbar, sofern nicht Fundstratigraphie und datierende Einzelfunde zur Verfügung stehen. Ein gewisses Indiz kann in dem Vorkommen von Keramik des Prager Typs/Korcak Typs in einzelnen Fundverbänden gesehen werden. Auch in Krivina fanden sich in den Schichten des 7. J h . vereinzelt Stücke dieser Keramik. Dort, wo im 6. J h . eine geschlossene Niederlassung slawischer Einwanderer erfolgte, konnte diese Keramik auch kurzzeitig als mitgebrachte Hauskeramik bestimmend sein — die Beweise dafür hat 2ivka Väzarova zusammengestellt. 15 Das Jantra-Gebiet, Krivina und Stärmen scheinen zwischen solchen Zonen geschlossener ursprünglicher slawischer Siedlung mit Prager Typ gelegen zu haben (oben Abb. 1). Erst nach und nach und bereits unter den Bedingungen der archäologisch-kulturellen Synthese wurde offenbar die romanisierte Restbevölkerung dieses Gebietes an die im 7./8. J h . einsetzende slawisch-bulgarische Synthese assimiliert und in den kulturellen Ausgleich einbezogen. In Krivina war die Periode F im 8. und 9. J h . eine solche Synthese-Epoche. Ein weiteres wesentliches Ergebnis kann im vorliegenden Band am Beispiel dargestellt werden: das Fortleben bzw. Neuerstehen einer frühmittelalter13

W. Hensel, in: Styrmen, wie Anm. 8, 296f.; derselbe: Recherches archéologiques polonaises à Styrmen (Distrikt Roussé) en Bulgarie (1962-1968), in: Archaeologia Polona XII, 1970, 158ff. 14 Z. Kurnatowska, Osadnictwo wczesnoéredniowieczne, in: Styrmen, wie Anm. 8, 75 ff. 15 5K. H. BiJKapoBa, CnaBHHCKH H cnaBHiio-ÖMrapcKH cejmma B ßtJirapcKHTe 3eMH OT npan Ha VI—XI Ben, C O $ H H 1965; dieselbe, IlaMHTHHKH 6oJirapnn KOHua VI—XI B H HX aTHMecKan npeHaflJieJKHOCTb, ConeTCKan Apxeonoraa 1968/3, 148ff.; dieselbe, Cejrania H HeKponojiH (Kpan HA V I - X I B), ApxeoJiorHH 1974, H. 3, 9ff. H. II. PycaHOBa, CjiaBHHCKiie APEBHOCTH VI—VII BB. KyjiBTypa IIpajKKoro Tnna, MocKBa 1976, anerkennt Funde des Prager Typs südlich der Donau nicht (S. 189).

15

Kinleitung

Pfosten

Stampflehmwand, stabilisiert durch Ptosten-u. Holzeinlagen

Abb. 5. Zweietagenhäuser a) Rekonstruktion nach Beobachtungen in Krivina, Schichten E, F und Grundriß des Hauses 41/6 N b) Rekonstruktion eines Hauses aus dem, Podol' von Kiev (n. Toloäko 1982) liehen Siedlung auf antiken Ruinen zur Zeit der slawischen Einwanderung. Der Verfall des antiken Iatrus, der Übergang zur Lehm-Trockenziegelbauweise und zum Bau von Häusern mit Stampflehmwänden h a t t e bereits in der Siedlungsperiode C eingesetzt und war vor allem in der Justinianzeit und in der 2. Hälfte des 6. J h . in der Schicht D weit vorangeschritten. Gleichsam als Glanzpunkte erhoben sich über dem Siedlungsgefüge niedriger L e h m b a u t e n der Periode I) die Steinmauern der Basilika und vielleicht die Reste einiger weiterer ehemaliger Repräsentationsgebäude. Auch die Kastellmauer dürfte im wesentlichen intakt geblieben sein. Nach der Zerstörung um 602, wahrscheinlich durch die A w a r e n , u n d nach dem Verlust der Verbindun10

T. I v a n o v , S c h r i f t q u e l l e n u n d geographische K a r t e n zur G e s c h i c h t e v o n I a t r u s , Klio 47, i960, 5 - 1 0 .

gen zu Byzanz ging die Restbevölkerung von I a t r u s daran, sich notdürftig in den Ruinen bzw. zwischen den Hügeln der verfallenen L e h m b a u t e n einzurichten. Es wurden verhältnismäßig kleine Häuser von etwa 4 x 4 m Grundfläche unter Verwendung von S t a m p f lehm und Lehmtrockenziegeln in lockerer Anordnung, ohne festere Bindung oder Orientierung, gegründet. Nicht einmal der gesamte, von der alten Kastellmauer umschlossene Raum konnte ausgefüllt werden. Der Ostteil blieb weitgehend oder gänzlich unbebaut. Auch der Westteil scheint nicht besonders besetzt worden zu sein. Die Häuser lagen im Mittelteil, vielleicht, weil dort das Gelände zum Donautal geöffnet war (Abb. 2c). Die erhaltenen Grundrisse quadratisch. Sie sind leicht erscheinen leicht eingetieft, mäßige Ruinenoberfläche

der Häuser sind zumeist eingetieft gewesen oder da man in die unregelhinein planierte. Der

16 steingepackte oder aus Lehm aufgebaute Kuppelofen — ein typisches Merkmal slawischer Siedlung — fehlt noch im 7. Jh., ebenso wie das ausgeprägte slawische Grubenhaus oder die Halbzemljanke erst in der folgenden Période — in Periode F — vorkommen. In anderen Fällen legte man größere, langgestreckte Häuser an, am besten an H a u s 41/6 N der Periode F beobachtet. Auf die Existenz solcher Langhäuser bereits im 7. Jh. weist jedoch der bedauerlicherweise teils abgestürzte, teils durch einen älteren Eingriff zerstörte Gebäuderest (66/23 N) am Jantrahang hin. In der Restgrube lag eine Bügelfibel des 7. Jh., und zwar ein Rohling. 1 7 Ebenso gehörte wohl das durch eine awarische Gürtelapplikation in das 7. Jh. datierte Haus 61/13 N zu den Langhäusern. Die 1970 erstmals erschlossenen, später in größerer Deutlichkeit ermittelten Grundrisse derartiger Langhäuser, verbunden mit Pfostensetzungen in den Wandfluchten und vor den Wänden, Spuren von Lehmstampfwänden mit Pfostengerüst und Spuren herabgebrochener Lehm-Stampfdecken, ließen die Frage entstehen, ob in Krivina Häuser mit eingetiefter unterer Etage und darüber gelegenem Obergeschoß gebaut wurden. Die Argumente für eine solche Rekonstruktion, die 1972 erstmals vorgebracht wurden, 1 8 konnten insbesondere bulgarische Kollegen nicht oder nicht völlig überzeugen. 1 9 Bedauerlicherweise haben sich unsere Hoffnungen nicht erfüllt, in den letzten Grabungskampagnen noch zusätzliche, klarere Grabungsbefunde zu dieser Frage zu erhalten. 2 0 Die Existenz von Häusern, die aus zwei Etagen bestehen, ist mithin durch die Krivina-Grabungen erschlossen worden. D a s Problem wurde aber nicht für alle Kritiker überzeugend und endgültig gelöst. Darüber hinaus gelangten wir zu keiner klaren Entscheidung, ob der eine oder andere quadratisch eingetiefte Grundriß Teil eines solchen doppelstöckigen Unterbaues gewesen ist. Generell war eine Hausbauweise mit Unter- und Oberetage ohne Zweifel in den Jahrhunderten, die die Krivina-Siedlung umfaßte, bekannt. Der Umfang, in dem sie genutzt wurde, und der Ursprung dieser Bauweise konnten aufgrund der Krivina-Grabungen allein jedoch nicht ermittelt werden. Die Bindung an die einheimische, nichtslawische Traditionslinie der bulgarischen Be-

17

J. Herrmann, Siedlung, in: Iatrus-Krivina, Bd. I, wie Anm. 1, 114. 18 J. Herrmann, Der Beitrag der Ausgrabungen auf der Stelle desrömisch-byzantinischenKastellsIatrus bei Krivina,Bez. Ruse, in der VR Bulgarien, zum Problem des Überganges von der Antike zum Mittelalter, Baleanoslavica 2, 1973, 36 ff. (nach einem im Frühjahr 1972 gehaltenen Vortrag). 19 St. Michailov, Einige Bemerkungen zu den Ausgrabungsergebnissen der deutschen archäologischen Expedition in Krivina, in: Iatrus-Krivina, Bd. I, wie Anm. 1, 211. 20 Die Darstellung der Argumente zu dieser Frage, in : IatrusKrivina, Bd. I, wie Anm. 1, 104-110.

JOACHIM HERRMANN

völkerung läßt sich vermuten, jedoch nicht schlüssig nachweisen (Abb. 5). Unabhängig von den Krivina-Arbeiten wurden in jüngster Zeit in Kiewzweietagige Häuser festgestellt 2 1 (Abb. 6). So ist es nicht ausgeschlossen, daß im unteren Donaugebiet jene spezielle Form des Hausbaues im frühen Mittelalter aus antiken Wurzeln übernomm e n und in die s l a w i s c h e Kultur vermittelt wurde. 2 2 Die Ergebnisse der Grabungen in Krivina fügen sich insgesamt in die reichen Forschungsfortschritte der bulgarischen Frühgeschichtsforschung der letzten Jahrzehnte ein; sie beruhen auf diesen, rücken aber auch die eine oder andere Problemstellung in ein neues Licht — so die der Keramikstratigraphie und der Keramikdatierung, oder werfen neue Fragen auf — so die der antiken Tradition in Lebensweise und Siedlungswesen. In den vergangenen Jahrzehnten sind mancherlei Siedlungsreste und Siedlungsspuren des frühen Mittelalters in den Ruinen ehemaliger antiker Befestigungen und in deren Mauern erforscht worden — zwischen Britannien und dem Schwarzen Meer, zwischen Rhein, D o n a u und Mittelmeer. Krivina bot besonders günstige Bedingungen infolge des Siedlungsabbruches im hohen Mittelalter. Daher gehören zur Zeit die frühmittelalterlichen Siedlungen von Krivina zu der Gruppe von Nachfolgesiedlungen auf antiken Plätzen, die am gründlichsten und in einem sonst nicht erreichten Zusammenhang untersucht und veröffentlicht werden k o n n t e n . 2 3 Der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften, ihrem Archäologischen Institut, der Leitung dieses Instituts und den im B a n d I der Iatrus-Krivina-Publikation genannten Kolleginnen und Kollegen sei auch an dieser Stelle nochmals herzlichst für die jahrelange vertrauensvolle und kollegiale Zusammenarbeit am „altbulgarischen" Krivina gedankt.

21 P. P. Toloöko, Das Kiever Wohnhaus des 10. bis 13. Jahrhunderts, Das Altertum 28, 1982, H. 3, 169-176. 22 In Betracht zu ziehen ist jedoch auch eine wesentlich frühere Vermittlung zweiëtagigen Hausbaus durch die Cernjachov-Kultur nach Osteuropa. V. D. Baran traf auf Fundsituationen in mehreren Siedlungen dieser Kultur, die denen von Krivina vergleichbar sind. Wir gelangten völlig unabhängig voneinander zur gleichen Interpretation—vgl. V. D. Baran, Siedlungen der Cernjachov-Kultur an Bug und oberem Dnestr, Zeitschrift für Archäologie 7, 1973, H. 1, 38 ff. 23 Ähnlich wie in Krivina kann das Verhältnis von frühmittelalterlicher Siedlung und spätantiker Befestigungsmauer in Odercy gewesen sein — vgl. Z. Kurnatowska, Quelques notes sur le processus de différenciation du paysage d'habitat des populations slaves dans les Balkans et sur le Danube pendant les IX e et X e siècles, in: Rapports du III e Congrès International d'Archéologie Slave, Bratislava 7 - 1 4 septembre 1975, Tome 2, Bratislava 1980, 243-254.

Einleitung

17

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19

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2487

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8 6

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1958 r. T h e önjia p a 3 n o j i o f f i e H a H a « p a 3 B a n H H H T e

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20

JOACHIM HERRMANN

e yKpaceHa c BtJiHoo6pa3HH B P H 3 A H H JIHHHH. TH r p y n a T a 2 (B?K. C T p . 137, o6p. 63, T a Ô J i . 23,

Aa ce ycTaHOBH, ne e c t m e c T B y B a j i o npoAMJKeHHe Ha

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c p e m a , KAKTO BI.B BHA HA n o r p e ö a j m n AAPOBE, TAKA H B cejrama C AHTHHHA TPANNIJHH KATO Pa3rpaA, B A T H H H HoBHOAyHyM. OT A p y r a CTPAHA TH e N O N ™ HENO3HAIA B OCHOBAHOTO npe3 V I I I BEK cejiHine

XopH30HTaJIHHTe BpH3aHH JIHHHH CTaBaT nO-A'BJlÖOKH,

C T I P M E H , P A 3 N 0 J I 0 H I E H 0 HA 2 0 KM. IOHÏHO OT K P H B H H A . 1 0

BT>B B T > j i H 0 0 6 p a 3 H H . 9

I I o - r p y ö a T a K e p a M H K a OT rpyna 3 H M a B P T 3 K A c BH3AHTHÜCKATA TPAFLHI(HH, Manap, NE e ß n j i a npoH3BEAEHA B cpeAa Bene BI>H OT TepHTopHHTa Ha

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CaM0T0 npoH3BOflCTBO Ha AMIJTOPH o ö a n e B PAMKHTE Ha V I I B. NOCTENEHHO 3arjn>xBa. (06p. 5). KtCH0aHTH3MO!KHO,

KopiaK)

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3a ci>mecTByBaHeTo Ha noAOÖHH nocTpoliKH ome npe3

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V I I BeK CT>AHM OT ocTaHKHTe Ha?KHjiHme 66/23 N Ha

HacejieHHe, Ta3H KepaMHKa ce orapHBa KaTo AOHeceHa

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OT sacejiHHijHTe — AOKASATEJICTBA 3a TOBA e cböpana

e CBjieKJio, a OTHACTH e 6HJIO saceraaTo OT no-KiCHH

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H3KonH. B PA3BAJIHHHTE 6e OTKPHTA y6yjia OT V I I

13

14

15

PaftoHM

HA

flHTpa,

KPHBHHA

W. Hensel, Styrmen, KaKTO 3a6ejiejKKa N? 8, CTp. 296 H AP • ; CT>mHHT, Recherches archéologiques polonaises à Styrmen (Distrikt Roussé) en Bulgarie (1962—1968), Archaeologia Polona X I I , 1970, 158 H CNEAB.

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10

22

JOACHIM HERBMANN

BEN

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•raKaBa p e K O H C T p y n i j H H ,

p a H e , HJIH n o B A H r a T HHKOH HOBH B t n p o c H

H3HCceHH n p e 3 1 9 7 2 r . ' * , He

6 n x a H a n u m o y ö e f l H T e j i H H , 0 C 0 6 e H H 0 3a ß t J i r a p c K H T e

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K a T e r o p H M H H A O K a a a T e j i C T B a H a T e p e H a , ocbeTJiHBRIHH

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r p a A e H H B i p x y a H T H i H H oöeKTH.

HSHCHEHH.

MecTHaTa,

HecjiaB-

2» P . P . Toloêko, D a s K i e v e r W o h n h a u s des 10. bis 13. J a h r hunderts, D a s A l t e r t u m 28, 1982, KH. 3, 1 6 9 - 1 7 6 .

HHCKA T p a A H U H H MOJKC a& c e n p e A n o j i a r a , HO He H A a 22

ce AOKawe.

TpnßBa na ce HMa H B npeABHA ÖAHO MHoro no-paHHO BJIHHHHe Ha AByeTaJKHOTO JKH.IHIHHO CTpOHTejICTBO B HepHHXOB-

B e 3 TOBa A a HMa B p i > 3 K a c p a a K o n K H T e B K p H B H H a ,

CKaTa KyjiTypa B HBTOiHa E ß p o n a . B . fl. B a p a H cpemHan noflo6Ha CHTYAUHH B MHoro CEJINMA OT Taan 17

18

KOHTO MoraT Aa ce epaBHHT c Te3H OT KpHBHHa. He3aBHCHM0

newKa JV» 1, cTp. 17.

OT TOBA MHEHHE HNE CTHRHAXME AO C^UIATA HHTepnpeTa-

J. H e r r m a n n , D e r B e i t r a g der A u s g r a b u n g e n auf der Stelle

IIHH — cpaBHH: V . D . B a r a n , Siedlungen der Cernjachov-

Siedlung,

Iatrus-Krivina I,

des römisch-byzantinischen K a s t e l l s I a t r u s bei K r i v i n a ,

K u l t u r an B u g und oberem Dnestr, Zeitschrift f ü r A r c h ä o -

B e z . B u s e , in der V R B u l g a r i e n , z u m P r o b l e m des Ü b e r -

logie 7, 1973, KH. 1, 38 H cjieAB.

ganges von der A n t i k e z u m Mittelalter, Balcanoslavica 2, 19

23

IIOAOÔHO HA KPHBHHA e 6HJIO MOME 6H BPTSKATA MEW^Y

1973, 36 H cjieAB. (cneA AOKJiaA, H3HeceH n p o n e n a 1972).

paHHocpeAHOBeKOBHOTo cejiHme H KT.CHoaHTHHHaTa yKpe-

St. Michailov, E i n i g e B e m e r k u n g e n zu den A u s g r a b u n g s -

niiTeJiHa CTeHa B OAtpiIH : cpaBHH Z. K u r n a t o w s k a , Quel-

ergebnissen der deutschen archäologischen E x p e d i t i o n in

ques notes sur le processus de différenciation du p a y s a g e

Krivina,

d ' h a b i t a t des populations slaves dans les B a l k a n s et sur le

Iatrus-Krivina

TOM I,

KAKTO 3a6enemKa JV? 1,

CTp. 211. 20

KyjiTypa,

KaKTO 3a6e-

J. H e r r m a n n ,

D a n u b e p e n d a n t les I X e et X e siècles, R a p p o r t s d u I I I e

Mnfic.HoiincTO Ha apryMeHTHTe no T03H B t n p o c

Congrès

BHJK B

International

d'Archéologie

Slave,

Bratislava

7—14 septembre 1975, TOM 2, B r a t i s l a v a 1980, 2 4 3 - 2 5 4 .

I a t r u s - K r i v i n a TOM I, KAKTO 3a6ejie?KKa JV? 1, CTp. 104—110.

Mjaocmpat^uu, MjiiocTp. 1 Pa3npocTpaHeHHeTo CKATA K y j i T y p a TO n p a w K H NOJIOHTEHHETO HA MjiiocTp. 2

apxeojiornieTHn

H

MecTO-

KacTeji H

paHHO-

AHTHHHHHT

b

— IIojioîKeHHe

c

— Ü j i a H Ha p a H H o c p e A H O B e K O B H O T o c e j i n m e OT V I I

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KPHBHHA

KpHBHHa.

cpeAHOBeKOBHOTo

Ha

(KOPIAN)

cejiHme.

a — Ü j i a H H a aHTHHH0T0 3 a c T p 0 H B a H e , n j i a c T 0 B e T e A — D

Ha

coHAaîKHTe

Ha

pa3KonKHTe

BeK.

M j i i o c T p . 3 PAHHOCPEAHOBEKOBHOTO c e j i H m e OT n e p n OAHTe E , F , G ( _ 2 ,

G3

23

Einleitung

MjiiocTp. 4 KpHBHHa H CTapo6i>jirapCKaTa ,ui>p>KaBa KaKTo H oßjiacTHTe c H e i m o BJIHHHHG OT VII X BEK 1 - no» Acnapyx (671-701) H Tepßeji (701-718); 2 - qofl Kpy M (803-814) H OMypTar (814-831); 3 . - noji MajiHMHp (831-836); 4 - no» Ilep3HaH (836-852) H EopHC (852-889); 5 - no« CHMeoH (893—927); 6 — npH6jiH3HTejiHH rpammH no BpeMecTO HA C A M Y N J I OKOJIO

996

HJLLÜCTP. 5 OcHOBHH

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1982)

Abkürzungsverzeichnis

AM ApxeojiorHH

Arch. Hun. Arch. Pol. Arch. rozhl. AuF Balcanoslavica BVB

Arheologia Moldovei, Bueure§ti ApxeojiorHH, OpraH Ha ApxeoJioraiecKHH HHCTHTyT h My3eft npH BAH, Co(|)HH Archeologia Hungarica, Budapest Archeologia Polona, Wroclaw — Warszawa — Krakow Archeologicke rozhledy, Praha Ausgrabungen und Funde, Berlin Balcanoslavica, Prilep

Bayerische Vorgeschichtsblätter, München Capidava I, Gr. Florescu u. a. Capidava. Mono1958 grafie arheologica, vol. I, Bucure^ti Dacia Dacia, Revue d'archeologie et d' histoire ancienne, Bucure^ti Das Altertum Das Altertum, Berlin Die Kunde Die Kunde, Mitteilungen des Niedersächsischen Landesvereins für Urgeschichte, Hannover Fundberichte Fundberichte aus Schwaben, Stuttaus Schwaben gart Germania Germania, Anzeiger der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Institutes, Berlin FHM roHMuiHHK Ha HapoßHHH apxeojioraIECKH M y 3 e ö ,

rcyMO®

M3BopH ldAM latrus-Krivina I, 1979

MBA/], I1BAH MEH/J

HHM K HHM III

Materiale MMA MI1K

M3BecTHH Ha HaponHHH Myseli BapHa, BapHa HsBecTHH Ha HapoAHHH My3eit KojiapoBrpafl, BapHa MsBecTHH Ha HapoflHira Myseü UlyMen, BapHa

Klio, Beiträge zur alten Geschichte Berlin Materiale si cercetäri arheologice, Bucuresti M A T E P H A J I H H HccjieflOBaHHH no apxeojiorwH CCCP, MocKBa My3eft H naMeTHHiiH Ha KyjrrypaTa, CoJIrapcKaTa HCTopun, C O ^ I H H MsBecTH« na ApxeojiorHiecKMH HHCTMTYT npw BAH, C O $ H H Iatrus-Krivina, Spätantike Befestigung und frühmittelalterliche Siedlung an der unteren Donau, Bd. I, Ergebnisse der Ausgrabungen 1966—1973, Berlin 1979, Schriften zur Geschichte und Kultur der Antike 17 M3BecTHH Ha BinrapcKOTO apxeojionmecKO mpyjKecTBo, CO$HH M3BecTHH Ha BuirapcKHH apxeojiorHnecKH HHCTHTyT M3BecTHH Ha EtJirapcKOTO HCTopHHECKO H P Y W E C T B O , COI|>HH

HHM B

Klio

Slavia Antiqua Slovenskä Archeologia StudiiBeKOBe ZfA ZSNM Dinogetia I, 1967

Abb. Anm. Beschr. Br./br. bzw. z. B. d. h. D. ders. dies.

Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte, Hildesheim

Norwegian Oslo

Archaeological

Review,

Pamätky archeologicke, Praha Peuce, Studii §i comunicäri de istorie, etnografie fji muzeologie Muzeul delta Dunärii, Tulcea Pontica, Acta Musei Tomitani, Constala Praehistorische Zeitschrift, Berlin, New York P0fl0nCKH CÖOpHHK, CoanoB, HAH 34, 1974, 2 9 4 f f . M3B0J)H 13, 1968, 175 (türkisches Register).

1C

H. Lewenklaw, Neuwer Musulmanischer Histori, Franckfurt 1595, 161. K. IIlKopnHJi, MaTepianbi 3JiH BoJirapcmixi apemiocTeti AöoCa-RI.iMCKa, H3BICTHH PyccKaro ApxeoJioriwecKaro HHCTHTyTa BT. KoHCTaHTHHOnOJIt, TOM X , CoiJiH 1905, 456, Taf. X C I X , CT. OeiJtaHOB, CTapiimiTe no AOJIHHH fiaceftH HA flmpa, C O $ H H 1 9 5 6 , fO.

22 23

LR

Die U n t e r s u c h u n g e n auf d e m Siedlungsgelände bei K r i v i n a bis 1972

A. O., 10. H. Reusch, 2000 k m im 3yM durch Bulgarien, Mitteilungsblatt für die Mitarbeiter der DAVV zu Berlin 3, H. 9/10, 1957, 226.

32 wann und wie lange auf den Trümmern des Kastells eine mittelalterlich bulgarische Siedlung bestanden hat; ob es eine Kontinuität zwischen Spätantike und frühbulgarischer Zeit im Bereich der materiellen Kultur gibt oder nicht; wodurch die frühbulgarische Kultur charakterisiert ist (Hausbau, Arbeitsgeräte, Lebensweise) und wann die mittelalterliche Siedlung untergegangen ist" 2 4 diese Aufgabenstellung. Die Ergebnisse der Ausgrabungen bis 1962 wurden in einzelnen Aufsätzen, 2 5 zusammenfassend jedoch erstmals 1966 publiziert. 26 B. Döhle stellte für den Sektor VII eine slawische Besiedlung fest, dokumentiert durch „schwarze slawische" Keramik und an einer Stelle durch ein Niveau mit Brandstelle, Fußboden und Grube mit slawischer Keramik. 2 7 Hinsichtlich des Verhältnisses von „slawischer" Besiedlung zur Befestigungsanlage des spätantiken Kastells kam er zu dem Schluß, daß letztere erst in „nachslawischer Zeit" abgetragen worden sei, d. h., daß die Ausraubung der Mauern von oberhalb der „slawischen Schicht" ausging. 28 Aus dem Sektor I sind keine Angaben über frühmittelalterliche Befunde bekannt. 2 9 T. Ivanov berichtete über zwei in die Basilika I I (heute Basilika III) eingetiefte „bulgarische" Wohnungen aus dem 9. J h . 3 0 Ausgrabungsbefunde, Fundmaterialien sowie das Fehlen handgemachter Keramik vom Typ Hlincea I veranlaßten ihn, die nachkastellzeitliche Besiedlung in die Zeit vom Ende des 8. bis ins 13. J h . zu datieren. Für die zwei Jahrhunderte zwischen der Zerstörung des Kastells und dem Beginn der frühmittelalterlichen Besiedlung postulierte er einen Hiatus. Mehrere 24

25

T. Ivanov, Die Ausgrabungen der Jahre 1958, 1960 und 1962 in Iatrus, Klio 47, 1966, 15f. J. Irmscher, Bericht über die archäologische Grabung des Institutes für griechisch-römische Altertumskunde der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin auf der Gradischte bei Kriwina (Bulgarien) im Sommer 1958, Klio 38, 1960, 292-294; R. Heidenreich, Die Ausgrabungen auf der Gradischte bei Krivina in Bulgarien, Griechische Städte und einheimische Völker des Schwarzmeergebietes, Schriften der Sektion für Altertumswissenschaften der DAW zu Berlin 28, 1961, 2 0 - 2 3 ; G. Bockisch, Das Kastell Jatrus/Ein Ausgrabungsbericht, Spektrum, Mitteilungsblatt für die Mitarbeiter der DAW zu Berlin, 9. Jahrgang, H. 10, 1963, 360-366; H. Krummrey, Erste Ergebpisse einer Lehrgrabung im niedermösischen Kastell Iatrus, Das Altertum 9, H. 4, 1963, 221-239; T. IlBanon, ApxeoJiorHiecKH npoyiBaHHH b KacTeJia flTpyc, ApxeoJiorHH 3, kh. 3, 1961, 18-26.

» In Klio 47, 1966. 27 B. Döhle, Der Sektor VII, KUo 47, 1966, 94. 28 A. O., 95 und 106, Profil G 1 und 107, Profile H 1 und 3. 29 B. Döhle, Das römische Gebäude im Sektor I, Klio 47, 1966, 137-152. 30 T. Ivanov, Zwei altchristliche Basiliken des 4 . - 6 . Jahrhunderts im Sektor III, Klio 47, 1966, 170-173; vgl. auch T . Ü B a H O B , CTapoxpHCTHHHCKHTe SaaHJTHKH b flTpyc (IV— VIb.), ApxeoJiorHH 18, kh. 3,1976, 6—23; sowie T. Ivanov, Die neuentdeckte dritte Basilika, Iatrus-Krivina I, 1979, 27-33.

Michael

Wendel

Wohngruben, zwei eiserne Schwerter, 3 1 Keramikfragmente sowie ein vollständig erhaltenes Gefäß mit 9 byzantinischen Goldsolidi aus der Mitte des 10. J h . 3 2 dokumentieren nach seiner Meinung drei mittelalterliche Siedlungshorizonte im Sektor I I I . 3 3 Einen ersten Hinweis auf mögliche Zusammenhänge von spätantik-frühbyzantinischer und frühmittelalterlicher Keramik gab H.-J. Gomolka anhand der Befunde im Sektor IX, wenn er zur Charakterisierung der Schicht I I (Kastellperiode D) schreibt: „Neu ist das Auftreten slawischer Keramik neben der bereits vorhandenen spätantiken Ware." 3 4 In den aus Sektor I X publizierten Profilen AI, A3 und C2 sind auch Reste mittelalterlicher Bauwerke abgebildet. 35 V. Dimova kam auf Grund ihrer Bearbeitung der mittelalterlichen Keramik ebenfalls zu dem Schluß, daß zwischen der Zerstörung des Kastells und dem Wiederbeginn der Besiedlung in „slawisch-bulgarischer Zeit" eine Siedlungsleere während mindestens zweier Jahrhunderte bestanden haben muß. 3 6 Die Keramik wurde von ihr chronologisch zwei Zeithorizonten — vom 8. bis zum 10. und vom 12. bis zum 14. J h . — zugeordnet. Die Gefäße der frühen Periode gliederte sie nach typologischen und herstellungstechnischen Gesichtspunkten. 3 7 Das Zusammenvorkommen von spätantik-frühbyzantinischer mit frühmittelalterlicher Keramik erklärte sie durch die Art und Weise der Eintiefung mittelalterlicher Hausgruben in die frühen Kulturschichten. 3 8 In Einschätzung dieser kurz resümierten Ergebnisse forderte T. Ivanov f ü r die künftigen Grabungskampagnen vor allem mehr stratigraphisch gesichertes Material aus den mittelalterlichen Siedlungsschichten sowie eipe Vertiefung der Kenntnisse hauptsächlich über den Wohnungsbau. 39 Während der folgenden Grabungsjahre wurde das Fundmaterial weiter angereichert. In einem Aufsatz versuchte D. Mitova—Dzonova die Kenntnisse über Struktur, Chronologie und sozialökonomische Verhältnisse der Siedlung zu erweitern. 40 Von besonderer strat¡graphischer Bedeutung war 1968 der Fund einer Lehmbackwanne (podnica) mit 23 vollständig erhaltenen Gefäßen, 4 1 ein Fund, der weiter unten (S. 187 und 203) noch auszuwerten sein wird. Nach der Grabungskampagne 1970 wurde in einer neuen Vereinbarung zwischen der BAN und der AdW 31

G. Gomolka, Katalog der Kleinfunde, Klio 47, 1966, 326, Kat. Nr. 368a und b; dies., Die Kleinfunde vom Limeskastell Iatrus in Moesia inferior, Klio 50,1968, 236-239. 32 E. Kluwe, Münzfunde, Klio 47,1966, Kat. Nr. 2 - 9 und 11. 33 T. Ivanov, Klio 47, 1966, 172f.; ders., Iatrus-Krivina I, 1979, 27-331, 34 H.-J. Gomolka, Der Sektor I X , Klio 47, 1966, 199. 35 A. O., 201-202, Abb. 2 und 3. 36 V. Dimova, Mittelalterliche Keramik, Klio 47,1966,257. 37 A. O., 258 f. 38 A. O., 257. 39 T. Ivanov, Klio 47, 1966, 21. 40 fl. MnTOBa—fl>KOHOBa, CpeRHOBeKOBHOTO ceroime Haa aHTHiHHH KacTeji flTpyc, ApxeoJiorHH 12, kh. 3, 1970, 10-15. 41 B. ^HMOBa, PaHHocpeflHOBeKOBHO cenHiiie HSA pyHHHTe Ha KacTena flTpyc, BeKOBe 4, kh. 2, 1975, 54 f.

Beschreibung der Siedlungsobjekte

der D D R letzterer eine erhöhte Verantwortung auch für die Untersuchung der mittelalterlichen Schichten übertragen. Der Anstoß erfolgte durch J . Herrmann, der 1970 an einigen größeren Profilen eine subtile Analyse der nachkastellzeitlichen Schichten vornehmen konnte. 4 2 Dabei gelangte er zu völlig neuen Ergebnissen hinsichtlich Stratigraphie und Hausbau/' 3 Der wichtigste Grund für die Verstärkung der Aufmerksamkeit auf die frühmittelalterliche Siedlung war vor allem das aus der Profilanalyse gewonnene Ergebnis, daß bald nach der Zerstörung eine Wiederbesiedlung auf dem Kastellgelände eingesetzt haben muß. Die Siedlung bestand bis zum 10. J h . und wurde in zwei Perioden (Periode E 7. J h . und F 8.—10. Jh.) mit mehreren Phasen eingeteilt/* 4 Gestützt wurde diese, vorerst auf rein stratigraphischen Beobachtungen beruhende Feststellung durch den Fund eines aus Bronzeblech getriebenen herzförmigen Gürtelbesatzes (Inv. Nr. 70/400) vom Boden der Hausgrube 61/13 N. 4 5 Die 1970 von J . Herrmann gewonnenen Erkenntnisse über den Hausbau wurden 1972 durch die Freilegung des Hauses 41/6 N bestätigt/' 6 Die Ziele und Aufgaben f ü r die nächsten Grabungskampagnen wurden von ihm folgendermaßen formuliert: 1. „Im Zusammenhang mit der Untersuchung des spätantiken Kastells bzw. der spätantiken Siedlung auch die Struktur der frühmittelalterlichen Siedlung zu untersuchen. 2. Ausgehend von den Beobachtungen im Jahre 1970 das Problem der Kontinuität zwischen Antike und Mittelalter genauer zu verfolgen, also die einheimisch-donauländische Bevölkerungstradition und die slawische bzw. protobulgarische Tradition der Siedlung und der materiellen Kultur wenn möglich herauszuarbeiten. 3. Die Entwicklung der materiellen Kultur im Prozeß des Zusammenfließens dieser Traditionen sowohl im Hausbau und Siedlungswesen als auch in der materiellen Kultur zu erfassen. 4. Die zu erwartende Stratigraphie von Fundkomplexen in Verbindung mit den datierenden Funden 42

J. Herrmann, Die frühmittelalterlichen Siedlungen auf dem Gelände des Kastells Iatrus, Iatrus-Krivina I, 1979, lOlf. 43 A. O., 108; vgl. auch ders., Der bisherige Beitrag der Ausgrabungen auf der Stelle des römisch-byzantinischen Kastells Iatrus bei Krivina, Bez. Russe in der VR Bulgarien zum Problem des Überganges von der Antike zum Mittelalter, Balcanoslavica 2, 1973, 33-49. 44 A. O., 38 und 47f.; ders., Iatrus-Krivina I, 1979, 116. 45 J. Herrmann, Balcanoslavica 2, 1973, 46; ders., IatrusKrivina I, 1979, 114, Abb. 47 g und Taf. 46 g; J. Herrmann und M.Wendel, Iatrus-Krivina I, 1979, 142 und 138, Abb. 64. 46 J. Herrmann, Einige Gesichtspunkte und Ergebnisse der Ausgrabungen in der frühgeschichtlich-bulgarischen Siedlung von Krivina, Bez. Ruse (VR Bulgarien), AuF 19, 1974, H. 1, 49-56; M. Wendel, Zu einigen frühmittelalterlichen Funden aus Krivina, Bez. Russe (VR Bulgarien), AuF 19,1974, H. 1, 57-59; J. Herrmann, Iatrus-Krivina I, 1979, 108; J. Herrmann und M. Wendel, Iatrus-Krivina I, 1979, 130f., Abb. 58-59, Taf. 51 und 52. 3

Iatrus-Krivina I I I

33 für die Keramikgliederung und die Untersuchung des Zusammenhanges der slawisch-bulgarischen Keramik mit der spätantiken Keramik zu nutzen." 4 7 Seit 1972 wurde großes Gewicht auf die stratigraphische Beobachtung, Aufnahme und Bearbeitung des Fundmaterials gelegt. Grundvoraussetzung war jedoch eine gegenüber früheren Grabungskampagnen bzw. der Ausgrabung des spätantiken Kastells veränderte Grabungsmethode. 4 8 Die Ergebnisse von 1972 und teilweise 1973 wurden ausführlich publiziert, wobei zahlreiche neue Erkenntnisse zur Stratigraphie, Chronologie und vor allem zum Hausbau vorgelegt werden konnten. 4 9

2.

Die mittelalterlichen auf der Gradiste bei

2.1.

Beschreibung der Siedlungsobjekte

Siedlungsreste Krivina

Reihenfolge der beschriebenen Objekte 1 29/11 33/11 32/9 30/3 22/2 27/1 32/4 34/1 25/5 31/2 20/8 23/10

S S S S S S S S N N N N

28/10 32/8 27/7 27/11 30/14 26/15 32/19 18/15 18/20 21/20 26/23

N N N N N N N N N N N

30/21 41/6 42/16 38/23 40/22 44/24 46/21 47/25 47/20 50/19 66/23

N N N N N N N N N N N

72/15 73/12 77/15 71/7 76/8 79/11 46/12 47/8 49/6 53/8 55/4

N N N N N N S S S

s s

57/7 58/12 57/15 61/10 65/6 61/16 67/11 75/6 76/9 76/15 79/14

S S S S S S S S S S S

Grubenhaus 29/11 S2 Länge: =>3,20 m Breite: >3,10 m Grubentiefe: 0,40-0,50 m Orientierung: O—W Oberfläche: alte Oberfläche bei +1,80 m/T. 2, etwa 0,90 m unter dem heutigen Niveau 47

J. Herrmann, Iatrus-Krivina I, 1979, 103 f. J. Herrmann, Iatrus-Krivina 1,1979,103 beschreibt detailliert die für die Erforschung der mittelalterlichen Siedlungen angewandten Grabungsmethoden. Zur Anwendung der Infrarotfotografie vgl. K. Hamann und M. Wendel, Anwendungsmöglichkeiten der Infrarotfotografie bei archäologischen Ausgrabungen, Bild und Ton 33,1980, H. 4,110113. 49 J. Herrmann und J. Herrmann und M. Wendel, IatrusKrivina I, 1979, 101-144. 1 Die bis 1973 ausgegrabenen Objekte wurden bereits von J. Herrmann und M. Wendel, Iatrus-Krivina I, 1979, 119— 144 publiziert. Da zum damaligen Zeitpunkt die Fundauswertung noch nicht abgeschlossen war (vgl. J. Herrmann, a. O., 104, Anm. 5), wird an dieser Stelle bei den Hausgrubenkomplexen die Fundstatistik nachgereicht. Alle Objekte werden durch eine Mittelkoordinate, die ihre Lage auf dem Grabungsplan (Beilage 2) eindeutig identifiziert, bezeichnet. Im Gegensatz zu Iatrus-Krivina I, 1979, 119— 144 wurde auf die vorangestellte Jahreszahl verzichtet. 2 J. Herrmann und M. Wendel, a. O., 122 und 121, Abb. 50. 48

34

MICHAEL

— p ^ j j gebrannter Lehm l - o ' 7 ' o ' l und gebrannte lehmbrocken I

I Holzkohle

I .

i Asche

A

Kostellzeit Periode A

8

Kostellzeit Periode 6

C

Kasteilzeit Periode C

0

Kastetlzeit Periode D

p ^ r

frühmittelalterlicher Siedlungshonzont fnjhrritteialterlicher Siedlungshonzont

r

(a)

Hausboden, Estrich

'u

Schicht vor Zerstörung in der Hausgrube abgelagert Schicht nach oder bei der Zerstörung in d e r H a u s grube abgelagert

u

j Ziegel

-

«

I Mörtel (d) J Steinsplitt/Schotter

¡Fuflbodenplatten aus Ziegel

1.3.

Anzahl

1111 25 i l i 3111 4111 4211 1311 4112

Wandsockel

( T ' Oten, Herde, reuerstellen (g)

Frühmittelalterliche Randseherben mit eingeritzter Verzierung 5 :

Randdefinition

e . sekundärer Wandschutt

ehemalige Oberflachen

WENDEL

Gruppe

Verzierung

11 I 1 II 11 12 I 3 II 1

AB, G AK A A, AH AD A

von Turm 2 0

Pf

^ - ^ I behauene Steine

StÖ Lehmziegel

Pfosten Störung

Eg

Eingong

Tg

Tiergang

Grasnarbe

Abb. 3. Legende für die Plan- und

Keramik

1.1.

Gesamtaufkommen 3 : frühbyz.

RS WS B H D Gesamt

1.2.

II III Vx Gesamt

3

4

4(3) 9(2)

frühma.

Kaolin helle Ein- hoch- Gesamt glatt, ma.

10(10) 17( 9) 6(2) 5( 2)

14(13) 32(13) 5( 2)

1(1) 14(6)

K 1) 32(21)

6(2)

Spätantik-frühbyzantinischer teil4: Amphoren

Töpfe

7(1) 1(1) 1(1) 9(3)

Vx 5(3)

Kleinfunde :

3.

Münzen:

Profilzeichnungen

Funde: 1.

2.

52(29)

Gesamtan-

5(3)

Die Zahlen in den Klammern bezeichnen die errechneten Gefäßindividuen. Folgende Abkürzungen gelten für die Statistiken: frühbyz. — spätantik — frühbyzantinische Drehscheibenkeramik, f r ü h m a . — frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung, Kaolin — Gruppe 4 der Keramik mit eingeritzter Verzierung, helle — Keramik aus hellem feingeschlämmtem Ton, Einglätt. — graue Keramik mit Einglättung, hochma. — Keramik des 12.—14. J h . , R S — Randscherben, W S — Wandungsscherben, B — Boden- bzw. Bodenansatzscherben, H — Henkel, D — Deckel, Vx — Varia. Sämtliche Typen nach B. Böttger, Die Gefäßkeramik aus dem Kastell Iatrus, unveröffentlichte Schrift zur Promotion B im Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie der AdW der D D R , Berlin 1978. Die Keramiktypologie Böttgers ist im Bd. I I von latnis-Krivina, Berlin 1983, 33-148, publiziert.

Das Grubenhaus war durch das Gebäude 33/11 S zur Hälfte überlagert und zerstört. D a s keramische Material aus dem Grubenrest war äußerst spärlich. Alle Scherben sind zudem ziemlich klein und können kaum mehr zum Inventar des Hauses gerechnet werden, konnten aber doch als Fundkomplex ausgewertet werden. Ihr spätantik-frühbyzantinischer Anteil wird durch Scherben der Amphore I 1 und grauer Töpfe repräsentiert. Die frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung konnte den Gruppen 2 und 4 zugeordnet werden. Lediglich eine Scherbe wurde der Gruppe 3 zugewiesen. Die Ränder gehören zu den Randformengruppen I 1, I 2, I 3 und II 1. Die Keramik in den Schichten über der Grube ist differenzierter, obwohl auch da Scherben der Gruppe 5 fehlen, und muß einer wesentlich späteren Zeit zugeordnet werden. Das Haus war nicht einer gewaltsamen Zerstörung anheimgefallen, sondern systematisch ausgeräumt.

Gruben-Landhaus Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

5

6

33/11 S« =»4,70 m >2,80 m 0,40-0,50 m N—S alte Oberfläche bei + 1 , 8 0 m/T. 2, etwa 0,80 m unter dem heutigen Niveau

Die Statistik des frühmittelalterlichen Anteils bezieht sich nur auf die auswertbaren Randscherben der Gruppen 2—5 der Keramik mit eingeritzter Verzierung, bei denen sämtliche Einzelmerkmale der Randgestaltung beobachtet werden konnten. Rand- und Verzierungsdefinition folgen der im Text (u. S. 119ff.) beschriebenen Methode. Die mit einem (x) gekennzeichneten Scherben sind mit dem entsprechenden Verzierungsmerkmal auf dem I n n e n r a n d versehen. J . H e r r m a n n und M. Wendel, Iatrus-Krivina I, 1979, 122 und 121, Abb. 50.

35

Beschreibung der Siedlungsobjekte

Funde: 1. 1.1.

Keramik Gesamtaufkommen : frühbyz.

frühma.

Kaolin helle Ein- hochma. Gesamt glatt.

RS 3( 2) 22(18) WS 31(21) 138(29) B 2( 2) 13( 5) H 2( 2) D Gesamt 38(27) 173(52)

1.2.

11 II 1 III 1 IV 1

Vx Gesamt 1.3.

Spätantik-frühbyzantinischer teil:

1(1)

25(20) 169(50) 15( 7) 3( 3)

1(1)

212(80)

Gesamtan-

Amphoren

Töpfe

Kannen

Tassen

10( 6) 2( 2) 2( 2) 3( 3) 3( 3) 20(16)

Vx 13(9)

Vx 1(1)

114(1)

13(9)

1(1)

4(1)

Frühmittelalterliche Randscherben mit eingeritzter Verzierung:

Randdefinition

Anzah!l Gruppe

Verzierung

1111 15111 2111 25111 3111 4111 4211 13321 2112 13212 1322

4 1 1 1 2 1 3 1 1 1 1

A, AG, - , -

I1 I 1 I1 I1 I1 I1 12 13 II 1 112 113

_



-

ABH, J AC A, - , EF ABH AM AJ

Grubenhaus 32/9 Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

Eisenmesser Nagel Zierscheibe Armringfragment 3.

Nr. 5 Nr. 151 Nr. 641 Nr. 673

Münzen:

Das Langhaus war im SW mit der alten Schnittanlage 68/IX F weggegraben worden. Die bis in den Schutt der Kastellperiode D eingetiefte Grube h a t t e das frühmittelalterliche Objekt 29/11 S teilweise zerstört. Das aus 33/11 S geborgene Material war nicht sehr umfangreich, wurde jedoch als Fundkomplex behandelt. Den größten Teil der spätantik-frühbyzantinischen Keramik nahmen Scherben der Amphore I 1 in ihrer spätesten Ausprägung sowie kleine Scherben grauer Töpfe ein. Die frühmittelalterliche KeraDie in der Fundstatistik der Hausgrubenkomplexe aufgeführten Kleinfunde sind unter der entsprechenden Nummer u. S. 146 bis 183 genau beschrieben.



S8 >2,50 m >1,80 m 0,40-0,50 m N - S oder O - W alte Oberfläche bei +2,00 m/T. 2, etwa 0,60 m unter dem heutigen Niveau

Funde : 1. 1.1.

Kleinfunde 7 :

2.

7

niik mit eingeritzter Verzierung gehört überwiegend der Gruppe 2 an. Einige Fragmente m u ß t e n der Gruppe 3, die Ränder den Randformengruppen I 1, 12, 1 3 , I I 1, I I 2 und I I 3 zugewiesen werden. Die zur Gruppe 2 gehörigen Ränder haben die Randformen I Í und I 2. Der Ton aller Fragmente mit eingeritzter Verzierung ist ausnahmslos mit Sand gemagert. In der Grube wurden neben anderen Kleinfunden die Fragmente einer Zierseheibe sowie eines Bronzearmringes mit trompetenförmigem Ende gefunden. Diese Stücke müssen wohl aus dem D-Schutt verlagert worden sein. Die Schichten über der Hausgrube zeigen ein f ü r das 10. J h . typisches Keramikspektrum. Möglicherweise bildeten sie die Oberfläche zur Zeit des nahegelegenen Objektes 25/7 S. Wie schon erwähnt, überlagerte 33/11 S das Objekt 29/11 S, es war also eindeutig jünger. Ob in ihm der Nachfolgebau von 29/11 S zu sehen ist oder ob ein größerer Zeitabschnitt bis zu seiner Errichtung verstrichen war, kann durch das Fundmaterial geklärt werden. Die keramischen Materialien zeigen in beiden Gruben ein nahezu übereinstimmendes Bild, so daß die Zeit zwischen dem Zusammensturz des einen und dem Aufbau des anderen nicht sehr lang gewesen sein kann.

Keramik Gesamtaufkommen: frühbyz.

RS WS B

früh- Kaolin helle Ein- hochma. Gesamt ma. glatt.

2( 2) 5( 4) 33(15) 43(13) 6( 6) 4( 4)

H D Gesamt 39(21) 54(23)

1.2.

1(1)

9( 8) 76(28) 6( 6) 4( 4)

1(1)

1(1)

95(46)

Spätantik-frühbyzantinischer Gesamtanteil:

Amphoren 1 1 16(7) I I I 1(1)

113 1(1) III 1 1(1) IV I 1(1) 3(3) Vx Gesamt 23(14) 8

1(1)

Töpfe Vx 16(7)

16(7)

J. Herrmann und M. Wendel, latrus-Krivina 1,1979, 124 und 121, Abb. 50.

36 1.3.

MICHAEL W E N D E L

Frühmittelalterliche Randscherben mit eingeritzter Verzierung:

Randdefinition Anzahl 3111 4111 16211

1 1 1

Gruppe Verzierung

11 11 12

2.

Kleinfunde:

3.

Münzen:

1.2.

Amphoren Töpfe

ABG AD D

II 113

1.3.

S9 3,30 m 2,50 m 0,30-0,40 m OSO-WNW alte Oberfläche bei +1,60 m/T. 2, etwa 0,90 m unter dem heutigen Niveau

Funde: 1. 1.1.

Keramik Gesamtaufkommen: früh- früh- Kaolin helle Ein- hochma. Gesamt byz. ma. glatt.

BS WS

B

5( 5) 11( 9) 24(19) 29(10) 2( 1) 5( 4)

1< 1) H D 1( 1) Gesamt 33(27) 45(23) » A. O., 125 und Abb. 53.

9( 7)

17(15) 53(29)

1(1)

1(1)?

8( 6)

K 1) 1(

KD

1(1)?

1)

80(52)

Kannen

Becher Schalen

Vx 11(7) Kleeblatt B 1(1)

KD

11(7)

3(3)

Standring

1(D

Vx 2(2)

K 1)

IV 1 1( 1 ) Vx 6( 6) Gesamt 17(15)

Von der Hausgrube war nur noch ein geringer Rest erhalten. Fast das gesamte Bauwerk ist durch die Schnittanlage 70/N 1 und N 2 zerstört worden. Dementsprechend gering war das geborgene keramische Material, das aber als Fundkomplex behandelt werden konnte. Münzen oder Kleinfunde wurden nicht gefunden. Außer einigen wenigen größeren Scherben müssen die meisten während der Benutzung in die Grube gelangt sein. Drei größere Scherben der Keramik mit eingeritzter Verzierung sowie Scherben der grauen Keramik können als originales Grubeninventar angesprochen werden. Die Fragmente mit eingeritzter Verzierung sind der Gruppe 2 zuzurechnen, die Ränder können den Randformengruppen 1 1 und I 2 zugeordnet werden. Der Rand I 2 weist zudem einen Deckelfalz auf. Die Auswertung der Keramik sowie die stratigraphischen Beobachtungen weisen das Haus in einen relativ frühen Horizont. Aus den Schichten neben bzw. über der Grube konnte keine Scherbe gefunden werden, die mit einer aus dem Komplex zusammenpaßte. Das Haus lag relativ hoch, das Fundmaterial über der Grube unterschied sich in seiner Zusammensetzung kaum von dem aus der Grube. Lediglich im Humus wurden Scherben aus dem 12.—14. J h . gefunden, die als Oberflächenfunde gewertet werden können. Grubenhaus 30/3 Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

Spätantik-frühbyzantinischer Gesamtanteil:

1(1)

1(1)

Frühmittelalterliche Randscherben mit eingeritzter Verzierung:

Randdefinition Anzahl

Uli 2111 35111 4111 47111

Gruppe

Verzierung

I1 I1

A A, AD, D A ACG, AJ AI

I1

I1 I1

2. Kleinfunde: Werkzeugfragment Nr. 130 Zierscheibe Nr. 640 3.

Münzen

Die Grube hatte eine unregelmäßige Form. Ihr Oberbau wurde durch 9. starke Pfosten gestützt. Auf Grund dieses Umstandes konnte das Gebäude als Turmspeicher gedeutet werden. 10 Die Gesamtzahl der Keramik ist gering, ihre Auswertung als Fundkomplex jedoch gesichert. Größe und Einheitlichkeit der Scherben lassen aber darauf schließen, daß sie zum Grubeninventar gehört haben. Die spätantik-frühbyzantinische Keramik wird vor allem durch Amphorenscherben repräsentiert, die wahrscheinlich nicht primär aus dem Komplex stammen. Anders hingegen die Keramik mit eingeritzter Verzierung, die sämtlich der Gruppe 2 zuzuordnen war. Alle Randscherben müssen der Randformengruppe I 1 mit sehr einheitlicher Verzierung (Gurtung mit Wellenlinie bzw. -band) zugeordnet werden. Keine andere Scherbe aus den Schichten neben oder über der Grube konnte mit ihnen zusammengepaßt werden. Im S wurde eine Grabstörung aus späterer Zeit beobachtet, die fast den Boden der Grube erreicht hatte. Dieser Umstand kann vielleicht für die geringe Menge Fundmaterial verantwortlich gemacht werden. Die Schneide eines beilähnlichen Gerätes, ein beim Blasen deformiertes Kelchglas sowie das Zierscheibenfragment ergänzen den Fundbestand. Auffallend war die Stellung der Pfosten. Während sie im W direkt in der Grubenwand standen und diese begrenzten, befanden sich die stärkeren inmitten der Grube. Der Eingang muß wohl im NW in einer rampenartigen Ausbuchtung vermutet werden. DemzuA. O., 126.

37

Beschreibung der Siedlungsobjekte

folge könnte eine eventuell vorhanden gewesene Feuerstelle vom Grab zerstört worden sein. Grubenhaus 22/2 Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

11

S 3,70 m 3,00 m 0,40 m ONO-WSW alte Oberfläche bei +1,70 m/T. 2, etwa 0,70 bis 0,80 m unter dem heutigen Niveau

Funde: 1. 1.1.

Keramik Gesamtaufkommen: früh- frühbyz. ma.

Kaolin

RS 6( 3) 60( 60) WS 59(23) 372(202) 11(8) B 2( 1) 60( 38) 2(2) H 2( 1) 1( 1) D 1( 1) Gesamt 69(28) 494(302) 13(10)

1.2.

11 39(10) III 2( 1) Vx 8( 7) Gesamt 49(18)

1.3.

helle Ein- hoch- Gesamt glatt, ma. 1(1) 2(2) 3(2) 1(1) 1(1)

1(1)

6(5)

1(1)

2(2)

69( 66) 445(235) 65( 42) 5( 4) 1( 1) 585(348)

Töpfe Vx 20(10)

20(10)

Frühmittelalterliche Randscherben mit eingeritzter Verzierung:

Randdefinition Anzahl

Gruppe

Verzierung

1111 1121 2111 3111 35121 4111 45111 45121 1211 1221 3221 4221 46221 1421 1112 15112 2122 3112 3122 45112 45122 1222 3222

11 11 II 11 11 11 11 II 12 12 12 12 12 13 III III III II 1 II 1 III II 1 112 112

A, ABJ, EF, - , A, H, AG, AG, E F AC, A(xC), (xD)H, -

5 3 3 5 1 4 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

1 1 1

« A. O., 128, Abb. 56.

1113 2123 1223 15223 2223 2323

-

AB, - , - , — —

AC —

•—

A(xJ) —

1 1 4 1 1 1

Gruppe

Verzierung

III III III III III III

AG AH, - , - , AH AB ABD

1 1 2 2 2 3



-

2. Kleinfunde: Eisenmesser Nr. 4 Nr. 106 Sichelrest Knochenpfrieme Nr. 381, 382 Wetzstein Nr. 443, 444 3.

Spätantik-f rühbyzantinischer Gesamtanteil: Amphoren

Randdefinition Anzahl

Münzen:

Die Grube war mit rot- und orangefarben gebrannten Lehmschuttmassen bedeckt und dadurch versiegelt. Ihr Material hat daher Komplexcharakter. Den Hauptanteil der spätantik-frühbyzantinischen Keramik bilden Scherben der Amphore I 1 und grauer Töpfe. Sie sind jedoch sehr klein, und es kann nicht angenommen werden, daß sie in primärem Zusammenhang mit dem Haus gestanden haben. Die frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung wird durch die Gruppen 3, 4 und 5 repräsentiert. Die Gruppe 4 ist am schwächsten vertreten. Die manchmal innen verzierten Ränder wurden bis auf I I 3 allen anderen Randformengruppen zugeordnet. Als Sonderform gelten zwei Tellerscherben. Die graue Keramik ist durch je eine Topfrandscherbe bzw. eine Scherbe eines amphorenartigen Kruges aus hellem feingeschlämmtem Ton sowie zwei kleinen Randscherben von grauschwarzen Töpfen mit Einglättmuster vertreten. Das Henkelbruchstück aus der Zeit des 12.—14. J h . kann gewiß als verlagert gelten. Die Keramikfragmente aus der Grube sind teilweise groß und passen häufig zusammen. Viele wurden auf dem Fußboden in der Nähe des zerstörten Ofens gefunden. Sie gehören mit ziemlicher Sicherheit zum Inventar des Hauses. Die Kleinfunde können als Gegenstände des täglichen Bedarfs einer landwirtschaftlich tätigen Bevölkerung verstanden werden. Absolute Datierungsmöglichkeiten ergeben sich sowohl aus der stratigraphischen Lage des Hauses als auch aus dem Vergleich des Fundmaterials, insbesondere mit dem aus 46/21 N, das eine verblüffende Ähnlichkeit zeigt. Die über dem Haus abgelagerten Schichten zeigen kein wesentlich anderes Keramikspektrum.

(xH) — —

AH AK, - , AK, ABG (xC) AK unverziert

Grubenhaus 27/1 Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

-

12

S" 3,10 m 3,00 m 0,40 m OSO-WNW alte Oberfläche bei +1,60 m/T. 2, etwa 0,85 m unter dem heutigen Niveau

A. O., 126 und 127, Abb. 55.

38

MICHAEL W E N D E L

Funde : 1. 1.1.

Keramik Gesauitauf kommen : früh- frühbyz. ma.

Kaolin helle Ein- hochglätt. ma.

RS 41(41) WS 16(15) 154(45) B 10( 7) H 3(1) D Gesamt 19(16) 205(93)

1.2.

II II 1

113

KD

H(

1(1)

4(

15(6)

8)

2)

241(116)

Spätantik-frühbyzantinischer Gesamtanteil: Amphoren

Töpfe

5(3)

Vx 7(6) Vx 4(4)

1(1)

Kannen

KD

1(1) IV 1 Gesamt 8(6)

1.3.

42( 42) 184( 64)

1(1)

2(1) 12(3)

2(1)

Gesamt

7(6)

4(4)

Frühmittelalterliche Randscherben mit eingeritzter Verzierung:

Randdefinition Anzahl Gruppen

Verzierung

1111 1121 16121 2121 3111 3121 4111 4121 1211 15221 ' 26211 4211 4221 16321 36311 2112 3112 1222 3322 2113 1223 16213 35223 3323

AC, DF, EK (xG) H D A AB, (xD), AG AG, H, (xC) AB A ABD E AB(xC) G

3 2 1 1 2 3 1 3 1 1 1 1 1 1 1 2 1 1 1 1 2 1 1 1

2.

Kleinfunde :

3.

Münzen:

11 II 11 11 11 I1 11 11 12 12 12 12 12 13 13 III II 1 112 113 IUI III 2 III 2 III 2 III 3

-

(xH) A, ABJ AB A -

AD A(xD), EJ AJ I)

Das quadratische Grubenhaus barg eine große Anzahl von Scherben, die als Fundkomplex ausgewertet werden konnten. Davon stellte die frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung einen hohen Prozentsatz. Die wenigen kleinen Scherben der

spätantik-frühbyzantinischen Keramik waren sicherlich verlagert und konnten mit der Grube in keinen originären Zusammenhang gebracht werden. Die Scherben mit eingeritzter Verzierung gehören sämtlich zu den Gruppen 3, 4 und 5. Die Gruppe 4 war durch zwei Scherben nur schwach vertreten, die der Gruppe 3 überwiegen bei weitem. Die Randscherben konnten allen vorhandenen Randformengruppen zugeordnet werden. Die Verzierungsmotive sind variabel, Innenrandverzierung tritt häufiger auf. Die graue Keramik ist durch 15 Scherben von Töpfen oder amphorenartigen Krügen aus hellem feingeschlämmtem Ton repräsentiert. Mehrere Keramikbruchstücke konnten zusammengepaßt werden, sie gehörten in der Mehrzahl zum Inventar des Hauses. Die Keramik aus den Schichten über der Grube zeigte keine andere Zusammensetzung. Sie war mit Material aus dem 12.—14. J h . vermischt. Kleinfunde kamen in dem Haus mit der zerstörten Herdstelle oder Ofen nicht vor. Die Funde aus der frühmittelalterlichen Schicht unter dem Hausboden zeigen eine andere Zusammensetzung. Die Scherben gehören zwar sämtlich zur Gruppe 3, doch fehlen sowohl die Gruppe 5 als auch Randscherben mit Innenrandverzierung. Trotzdem beweist das Vorhandensein, vor allem der Randformengruppen I I I 2 und I I I 3, daß diese Schicht nicht viel früher als die Hausgrube selbst zu datieren ist. Möglicherweise stand sie mit der Anlage des Hausbodens in Zusammenhang. Grubenhaus 32/4 Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

S (Abb. 4, Taf. 1) 4,20 m etwa 3,20 m 0,30 m unbekannt altes Niveau bei +1,80 m/T. 2, etwa 0,80 m unter der heutigen Oberfläche

Beschreibung: 1975 wurde im Profil I - I I bei O 34,50-35/S 5 , 7 0 2,00 (Abb. 4, Taf. l a ) das Haus 32/4 S entdeckt, das jedoch erst 1977 ausgegraben werden konnte. Der Schnitt 75/38, in dem das Objekt gefunden wurde, stellte nur den Rest eines aus grabungsorganisatorischen Gründen stehengebliebenen Steges zwischen den Schnitten 72/8 N und 70/0 (s. Beilage 1) dar. Im Verlaufe der fünf Jahre war das Erdreich derart ausgetrocknet und verwittert, daß in ihm keine Verfärbungen mehr beobachtet werden konnten. Aus diesem Grund konnte das Gebäude nur noch im Profil untersucht werden. Im Planum wurde die Grube durch ihre lockere humose Füllung identifiziert, die sich deutlich von der festeren Umgebung abhob. Außerdem war in ihr eine deutliche Anreicherung mit Keramik festzustellen. Die Grube war in eine ältere Lehmschuttschicht eingetieft, in der Reste von Lehmziegeln beobachtet werden konnten. Der Fußboden bestand aus einem etwa 5 cm starken Lehmestrich, der in dieser offensichtlich planierten, von einem schmalen Stein-

Beschreibung der Siedkingsobjekte

39

+

Schnitt

70/0

N

1 ©

>

/,

Profil 1 vergleiche Herrmann/Wendel,latrus-Krivina 1,1979,123. Abb 51

T-2,00mJ

1

S 5,50 'ii^^ytTT-,

i i!!

Abb. 4. Grubenbaus 32/4 8 und Kochgrube 34/1 S Mörtelband durchzogenen Schuttschicht angelegt war. 1 3 Die recht ausgeprägte Wandfundamentierung « Die gleiche Schicht wurde ebenfalls vom Speichergebäude 30/3 S, a. 0 . , 125 u n d vom H a u s 31/2 N (s. u. S. 43 f.) geschnitten.

bestand aus festem ungebranntem Lehm. In die Grube gestürzte Lehmziegelreste deuten auf die Wandkonstruktion. Die Oberfläche in der Umgebung des Hauses war sorgfältig planiert. Der Wandversturz konnte auf Grund der isolierten Schnittlage nicht mehr ver-

40 messen werden. Die Pfosten 1 und 2 können dem Objekt mit großer Wahrscheinlichkeit zugeordnet werden. Deutung: Obwohl über die Hausform nichts Endgültiges ausgesagt werden kann, muß das Gebäude wahrscheinlich als quadratisches Grubenhaus angesprochen werden. Funde: Die Funde konnten nicht als Komplex ausgewertet werden. Trotzdem geben sie für die Datierung aufschlußreiche Hinweise. Die Keramik war der aus dem Komplex 22/2 S (s. o. S. 37) sehr ähnlich. Scherben der spätantik-frühbyzantinischen Drehscheibenkeramik wurden wenig gefunden. Die kleinen verschliffenen Bruchstücke gehören vor allem der Amphore I 1 und grauen Töpfen an, können aber nicht mehr als Inventar angesprochen werden. Die frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung muß den Gruppen 3 und 5 und sämtlichen Randformen zugeordnet werden. Innenrandverzierung wurde häufiger beobachtet. Auch die Keramik aus den Schichten über der Grube zeigte kein wesentlich anderes Bild. Grube 34/1 S (Abb. 4, Taf. 1) Länge: 2,30 m Breite: 0,60 m Grubentiefe: 0,80 m Orientierung: NO—SW Oberfläche: alte Oberfläche bei + 1 , 8 0 m/T. 2, etwa 0,80 m unter dem heutigen Niveau Beschreibung: Die Grube wurde 1975 im Profil I - I I bei O 35/S 1 - 2 (Abb. 4, Taf. l a , b) entdeckt, jedoch erst 1977 gemeinsam mit Objekt 32/4 S ausgegraben. Sie zeichnete sich im Planum als halbovale bis birnenförmige dunkle Verfärbung im hellgelben Lehm ab, die an ihrer Schmal- also der westlichen Seite in einen schlauchartigen Kanal mündet. Ihre Wände waren vom selben Niveau wie das Haus 32/4 S senkrecht in den Boden eingetieft. Gleichzeitigkeit und funktioneller Zusammenhang beider Objekte scheinen somit sicher (vgl. Profil I—II, Abb. 4). Die Grubenwände waren sauber aus Steintrockenwerk, Dachziegeln und an der Luft getrockneten Lehmziegeln gepackt und an den Innenseiten mit einer dünnen brandverfärbten Lehmschicht verputzt. Ihren oberen Abschluß bildete eine Dachziegellage. Darüber befand sich zu beiden Seiten eine etwa 0,20 m und 0,30 m breite Pakkung aus hellem Lehm. Der Grubenboden war mit einer dünnen Schicht verkohlter organischer Materialien bedeckt. Die humose Füllung war bis zum oberen Niveau der unteren Steinlage etwa 0,30 m hoch tiefschwarz und sehr fettig. Die Brandverfärbung der Grubenyerkleidung reichte noch etwa 0,20 m darüber. Die Grube war verfüllt mit Asche und lockerer grauer Erde, in die vereinzelte Ziegel aus der Ab-

MICHAEL W E N D E L

deckung gefallen waren. Auf der Oberfläche befanden sich in unmittelbarer Grubennähe Reste von Lehmziegeln. Rund um das Objekt wurden acht kleinere Pfosten mit einem Durchmesser von etwa 5—7 cm gefunden. Sie müssen als Reste von Staketen gedeutet werden, die zur Abdeckung dienten. Deutung: Die Grube kann als Kochgrube gedeutet werden, deren Wände kräftig angeheizt wurden, um Speisen, vor allem wohl Fleisch, zu garen. Der kleine Kanal an der Westseite muß mit der Rauchregulierung in Zusammenhang gestanden haben. Funde: Aus der Grube wurden lediglich die beiden Nägel Nr. 236 und 237 geborgen. Die Keramik in ihrer Umgebung entspricht jedoch der aus dem Haus 32/4 S. Grubenhaus 25/5 Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

N (Abb. 5, Taf. 2a, b) 3,40 m 3,40 m 0,30-0,40 m O—W alte Oberfläche bei + 1 , 7 0 m/T. 2, etwa 0,50 m unter dem heutigen Niveau

Beschreibung: Die Hausgrube wurde in den Schnitten 73/10, 19 und 75/1 im Planum bei etwa + 1 , 7 0 m/T. 2 als nahezu quadratische graue Verfärbung im hellen ungebrannten Lehm bzw. rötlichen Brandschutt beobachtet. Ihre Wände fielen an der W- und S-Seite steil, an den anderen flacher in den Schutt der letzten kastellzeitlichen Periode D ein. Sowohl die Wände als auch der Grubenboden waren mit Lehmziegeln befestigt. Im W waren Steinlagen in die Wand eingebaut, im O befand sich eine rampenartige Ausbuchtung, die mit dem ehemaligen Eingang in Zusammenhang zu bringen ist. Der Grubeneinfall war an dieser Stelle flach stufenförmig (Profil I—II, Abb. 4). Der Fußboden bestand aus einer 0,10 bis 0,20 m starken Lehmschicht, die im Zusammenhang mit der Wandfundamentierung angelegt worden ist. Auf der teilweise rötlich gebrannten Oberfläche des Estrichs wurden Holzkohlereste und Asche gefunden. Die Grubenfüllung setzte sich aus gebranntem und ungebranntem Lehmschutt mit Rutenabdrücken zusammen, der mit Ziegelbruchstücken, kleinen Steinen und Holzkohle vermischt war. Reste des Wandschutts wurden hauptsächlich in der Nähe der Grubenwände gefunden. Auf dem Fußboden unweit des Eingangs befand sich ein Pflaster (f) aus Scherben eines zerschlagenen Topfes mit eingeritzter Verzierung, das die Unterlage eines Herdes bildete (Taf. 2b). Die Keramikbruchstücke waren durch den Brand stark angegriffen und lagen gut geordnet auf einer rot gebrannten Unterlage aus Lehm. Der Rauchabzug erfolgte sicherlich durch den nahegelegenen Eingang.

Beschreibung der Siedlungsobjekte

41

Abb. 5. Grubenhaus 25/5 N Die teilweise in die Grube gestürzte Wand bestand hauptsächlich aus gebrannten Lehmbrocken mit Rutenabdrücken. Der maximale Wandversturz betrug etwa 2,00 m. Über die Dachkonstruktion ist nichts bekannt. Auf dem Fußboden war die Unterlage für den mit Lehm umkleideten Pfosten 1 aufgelegt. Es ist un-

wahrscheinlich, daß er zum Bauwerk gehört hat. Seine Errichtung erfolgte wohl zu einem späteren Zeitpunkt. Die anderen Pfosten (Pf. 2—4) befanden sich außerhalb der Grube und waren in die Wandfundamentierung eingelassen. Südöstlich in der Nähe der Eingangsrampe lag auf der alten Oberfläche bei +1,70 m/T. 2 ein großer Stein mit einer runden Ein-

42

Michael W e n d e l

tiefung von 0,18 m ( P f . 5,

T a f . 2a).

Durchmesser

Sicherlich

stand

und 7 cm er

Tiefe

ebenso

wie

P f o s t e n 6 in keiner architektonischen Beziehung zum

I n v . N r . : 75/55 K o o r d . : 0 25,20/N 2,50; N i v /

1,42 m/T. 2

B e s t i m m u n g : 548/549

Bauwerk. I n v . N r . : 75/56 Deutung:

K o o r d . : 0 25,20/N 2,50; N i v . : + 1 , 4 2 m/T. 2

Quadratisches Wohnhaus mit Herdstelle.

B e s t i m m u n g : 518—527 I m rotgebrannten Lehmschutt des Hauses befanden

Funde :

sich zahlreiche R e s t e von Baumaterialien wie N ä g e l ,

1.

Keramik

1.1.

Gesamtaufkonimen :

Klammern,

früh- früh- Kaolin helle Ein- hochbyz. ma. glätt. ma. 2(2) 6(5)

2( 2) 14(14) RS WS 61(23) 154(18) B 2( 2) 15(10) H K l) D Gesamt 66(28) 183(42)

H a k e n und auffallend v i e l e Blei- und

Glasreste. Besondere A u f m e r k s a m k e i t beanspruchen

4(2) 1(1)

Gesamt 18(18) 225(48) 18(13) 1(

8(7)

5(3)

1)

262(80)

mehrere große Bruchstücke planen Glases, die zusammen mit geschmolzenem Blei als R e s t e v o n F e n stern gedeutet werden können. 1 5 Die

Keramik

zeigt

,frühmittelalterlichen

ein starkes Ü b e r w i e g e n Anteils.

Die

byzantinischen Scherben müssen als sekundär aus der Schicht D verlagert angesehen werden. Sie sind im allgemeinen recht klein, verschliffen und uneinheitlich, in ihrer Zusammensetzung.

1.2.

Spätantik-f rühbyzantinischer

des

spätantik-früh-

Es herrschen

die

F r a g m e n t e der A m p h o r e n I 1 und I I 5 sowie Scherben grauer T ö p f e vor. D i e frühmittelalterliche K e r a -

Gesamtanteil:

m i k mit eingeritzter Verzierung gehört ausnahmslos Amphoren

Töpfe

15( 6) I 1 4( 2) II 1 8( 3) 115 3( 2) Vx Gesamt 30(13) 1.3.

Kannen

Vx 19(7)

I 1 4(2) Vx 13(6)

R a n d f o r m e n g r u p p e I 1 zugeordnet werden, aber auch Scherben v o n I 2 und I I 1 sind vertreten. I m W - T e i l der Grube wurde ein H e r d ausgegraben, der aus einem mit L e h m beschmierten Scherbenpflaster zweier Ge-

17(8)

19(7)

Frühmittelalterliche Randscherben mit eingeritzter V e r z i e r u n g :

Randdefinition Anzahl 1121 17111 35121 4111 4121 45121 3211 4112 45122

der Gruppe 2 an, die meisten R ä n d e r können der

1 1 1 3 1 1 1 1 1

1 1 1 1 II I 1 12 II 1 II 1

Farbe, die R ä n d e r gehören den R a n d f o r m e n g r u p p e n I 1 und I 2 an, die W a n d u n g e n waren mit W e l l e n band

Gruppe Verzierung I I I I

fäße bestanden hat. D i e Gefäße sind einheitlich in der

AB AD ABJ AB, AD, ACH AC —

AC ACH

bzw. Wellenlinie

und

Gurtung

verziert.

Die

graue K e r a m i k war durch Scherben v o n T ö p f e n aus hellem feingeschlämmtem

Ton

vertreten.

Aus

der

Hausgrube wurden zahlreiche K l e i n f u n d e geborgen. Lampenbruchstücke, die am Eingang des Hauses gefunden wurden, sind dem 6./7. Jh. zuzuweisen und dürften mit den Münzen (518^527 bzw. 548/49) konf o r m gehen. Man wird sowohl die Lampenbruchstücke als auch die Münzen sicherlich den umliegenden gelben Lehmschichten zuordnen müssen, in die das Haus eingetieft war und die zur Zeit seines Bestehens die Oberfläche bildeten. D a s Bleistück N r . 594 ist als

2.

Gewicht bzw. als N e t z s e n k e r oder ähnliches zu deu-

Kleirif unde : Nr.

Messer

39, 40

Knochennadel

N r . 400

Eisenspitze

N r . 470

Lampen

N r . 493 494

Beschlag

N r . 533

Bleistücke

N r . 594 595

ten. D i e Schichten über dem Haus wurden starken

Münzen 1/1 :

I n v . N r . : 75/53 K o o r d . : O 27,30/N 2,55; N i v . + 1 , 5 2 m/T. 2 B e s t i m m u n g : 518—527 1,1

Die Münzen werden von E. Schönert-Geiß bearbeitet, die mir die Datierungen dankenswerterweise zur Verfügung stellte. Ihre Publikation wird gemeinsam mit denen aus der Kastellzeit im Bd. I V von Iatrus-Krivina (in Vorbereitung) erfolgen.

mit

sehr

vielen

durch

gebrannten

L e h m b r o c k e n gebildet. E r stellte die Oberfläche der in der N ä h e liegenden O b j e k t e dar und enthielt K e r a mik des 10. Jh.

15

3.

Brandschutt

Ähnliche Funde aus Preslav-Avradaka bei B. HßaHOBa, P a 3 K o n K H Ha A B p a n a w a b ü p e c i i a B ,

P I 1 3, 1948, 13—64;

Werkstattbefund aus Preslav bei Ft.HaHroBa, Kim npoyrBaHeTO Ha npecJiaBcuaTa pwcyBaHa Kepawiina, ApxcojioniH 14, 1972, kh. 1, 36; dazu auch F. ^mHHroB, flpeBHOTO CTT.KJI0 m CTT>Kjionpoö3BOACTBO b En.jirapMH, ApxeoiiorHH 7, 1965, kh. 4, 11—20; ein anderer Werkstattbefund aus Chisar bei A. 3anpnnoB, Cpe¿uiOBeKOBHH naiweTHHiiii Ha KyjiLTypaTa ot XHcap, ApxeoJiorHH 9, 1967, kh. 1, 40; Fensterglas ebenfalls aus Kärdiali (11.—14. Jh.) bei E. MaHOBa, P a s K o n K H n a c p e j u i O B e K o n n a u t p K B a b KI,prtHtaJiH,

ApxeojiorHH 5, 1963, kh. 3, 76.

43

Beschreibung der Siedlungsobjektc

Ofen im P l a n u m bei T«1,40m 0 29,40 N 1,60

0 29 40 N 3,40

ifiPMlfriDiiüilh •i-li'l Ii,

»

II l-T.2.00m

il ¡In' Tlliilljitfl

(hart-und rotgebrannt J 1,60

2

3

3^0m

Abb. 6. Grubenbaus 31/2 N Grubenhaus 31/2 Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

N (Abb. 6) 3,80 m 3,00 m 0,30-0,40 m N-S alte Oberfläche bei + 1 , 7 0 m/T. 2, etwa 0,70 m unter dem heutigen Niveau

Beschreibung: Das Objekt 31/2 N wurde in den Schnitten 73/25 und 25 E im Planum bei etwa + 1 , 6 0 m/T. 2 als dunkle Verfärbung sichtbar. E s konnte nicht vollständig untersucht werden, da es sowohl durch den Raubgraben über einer Mauer aus der Kastellperiode D im Schnitt 75/12 als auch durch eine neuzeitliche Schindergrube gestört war. Die Störung hatte einen Dureh-

44

MICHAEL W E N D E L

messer von etwa 1,30—1,60 m und war bis auf ein Niveau von +1,15 m/T. 2 eingetieft. Sie war mit großen Steinen bedeckt. Ihre fettigschwarze Füllung bedeckte auf dem Boden liegende Steine und viele unterschiedliche Knochen. Sie konnte von der Hausgrube sehr gut abgegrenzt werden, so daß die komplexe Auswertung des Fundmaterials gewährleistet blieb. Die Hausgrube war auf kastellzeitlichem Lehmschutt angelegt und wannenförmig eingetieft. Der Fußboden zeigte einen Estrich aus gebranntem Lehm, über dem bei etwa +1,20 m/T. 2 ein dünnes Holzkohleband abgelagert war. In der W-Ecke war ein Ofen etwa 0,40 m in den Grubenboden eingetieft (Abb. 6). Er hatte U-Form, und seine rechteckige Brennkammer war mit Brandrückständen gefüllt. Unter einer oberen weißen Ascheschicht befand sich eine dünne Holzkohlelage, darunter lag wieder Asche auf einer Brandschicht. Die Ofendecksteine waren beim Zusammensturz des Hauses verrutscht und befanden sich nicht mehr in der ursprünglichen Lage. Die Fugen zwischen den Steinen waren sorgfältig mit Lehm abgedichtet. Die Hauswände bestanden aus Lehmziegeln. Ihr Versturz konnte im S mit etwa 2,00 m gemessen werden. Der Wandschutt setzte sich aus humosem Lehm, Holzkohle und Ziegeleinschlüssen zusammen und war teilweise in das Grubeninnere gestürzt. Direkt in der Grubenwarid befand sich Pfosten 1. Pfosten 2 war in der Nähe des Ofens in die Wandbank eingelassen. Über einen Hauseingang ist nichts bekannt. Deutung: Quadratisches Grubenhaus mit steinernem Ofen. Funde : 1. Keramik 1.1. Gesamtaufkommen früh- früh- Kaolin helle 16 Ein- hoehma. Gesamt byz. ma. glätt. RS WS B

5( 5 )

15(15)

5(5)

25(

25)

39(26)

91(34)

10(4)

140(

64)

1( 1)

18(13)

19(

14)

H D

Gesamt 45(32) 124(62)

1.2.

11

184(103)

Spätantik-frühbyzantinischer Gesamtanteil : Amphoren

Töpfe

20(15)

VX 5(4)

II 1

5(

5)

115

15(

8)

G e s a m t 40(28) 16

15(9)

5(4)

Unter der Rubrik „helle" werden in diesem Falle auch die Scherben der Kessel mit Innenösen (sogenannte Peienegenkessel) geführt.

1.3.

Frühmittelalterliche Randscherben mit eingeritzter Verzierung:

Randdefinition Anzahl

Gruppe

Verzierung

1121 178121 2111 3111 4111 1221 1223 27323 35313

I 1 11 11 11 11 12 III 2 III 3 III 3

AH

1 1 2 1 1 1 1 1 1

-

AC, -

H -

AI) —

2. Kleinfunde : Spinnwirtel Nr. 336 Bronzebeschlag Nr. 528 3.

Münzen:

Der spätantik-frühbyzantinische Keramikanteil wird durch kleine Scherben der Amphoren I 1 und I I 5 repräsentiert. Sie waren, wie auch die Vielfalt der aus wenigen Scherben errechneten Gefäßindividuen zeigt, eindeutig sekundär in die Grube gelangt. Die frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung Tjrird durch die Gruppen 3, die den Hauptanteil stellt, und 5 vertreten. Die Ränder gehören zu den späten Randformengruppen I I , 12, I I I 2 und I I I 3. Innenverzierung wurde nicht beobachtet. Das Auffälligste am keramischen Inventar war das gehäufte Vorkommen von großen Scherben der Pecenegenkessel, sowohl in der Grube als auch in den unmittelbar darüber gelegenen Schuttschichten. Die Fragmente sind teilweise von beträchtlicher Größe und passen zusammen. Daher muß davon ausgegangen werden, daß sie zum Inventar des Hauses gehört haben. Eindeutig stratigraphisch jünger waren die Objekte 32/8 N und 22/2 S, von denen letzteres mit dem münzdatierten Objekt 46/21 N parallelisiert werden kann. In diesen Komplexen wurden derartige Scherben nicht mehr gefunden. Auch das in der Grube gefundene zusammengefaltete Stück Bronzeblech gibt keinerlei absolute Datierungsmöglichkeiten. Die Bedeutung der vorhandenen Pecenegenkesselscherben in der Hausgrube wird u. S. 199 noch näher erörtert werden. Die Schichten über dem Haus erbrachten aus dem oberflächennahen Bereich kein sehr umfangreiches keramisches Material, das für das 11. und 12. J h . typisch ist. Scherben von Pecenegenkesseln waren in diesen Schichten jedoch nicht mehr vorhanden. Grubenhaus 20/8 Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

N (Abb. 7) 3,10 m 2,80 m 0,40-0,50 m O—W alte Oberfläche bei +1,30 m/T. 2, etwa 0,80 m unter dem heutigen Niveau

Beschreibung der Siedlungsobjekte

m

45

20/8 N

Schnitt 66/IX H

1.115m

Abb. 7. Grubenhaus 2018 N Beschreibung. Das Objekt 20/8 N wurde in den Schnitten 73/6 und 7 auf einem Niveau bei + 1 , 3 0 m/T. 2 als dunkle Verfärbung im hellen Lehmschutt erkannt. Im W war es durch die Schnittanlage 66/IX H zerstört. Die Grubenwände waren wannenförmig in den festen Brandschutt der letzten Kastellperiode D eingetieft, der auch die Unterlage f ü r den Fußboden bildete. Reste eines Lehmestrichs bzw. von organischen Materialien wurden nicht beobachtet. Die Grubenfüllung bestand aus humosem Lehm, der mit gebrannten und ungeb r a n n t e n Bestandteilen sowie Bruchstücken von Ziegeln und Steinen vermischt war. Reste von Innenbauten konnten nicht festgestellt werden. Möglicherweise geben die Steine in der Grubenmitte einen Hinweis auf die Zerstörung einer Ofen- oder Herdanlage. I m O buchtete die Grube leicht aus, und die Wand fiel an dieser Stelle seicht und leicht stufenförmig ein, so daß hier der Eingang vermutet werden kann. Der direkt im Eingang eingetiefte Pfosten 2 war jünger als das Gebäude. E r wurde nur im Schutt beobachtet und hat den Grubenboden nicht erreicht. Die Zugehörigkeit des mit Lehm ummantelten Pfostens 1 zum H a u s muß ebenfalls in Frage gestellt werden. Reste der W a n d b a n k aus Lehm konnten nur sporadisch beobachtet werden. Vor allem war der Eingang mit einer Schicht festen hellen Lehms umgeben und unterlegt. R u t e n a b d r ü c k e waren nicht vorhanden. Deshalb ist ein W a n d a u f b a u aus Lehmziegeln zu vermuten, deren Versturz aber nicht mehr gemessen werden konnte. Die Schicht oberhalb der Grube war durch spätere Erdbewegungen stark gestört. Deutung: Quadratisches Grubenhaus evtl. mit Ofen- oder Herdanlage.

Funde: Aus der Grube wurden nur Keramikbruchstücke aus der Zeit des 2. Bulgarischen Reiches (12.—14. Jh.) geborgen. Andere F u n d e fehlen. Die K e r a m i k wird hauptsächlich durch Scherben von dünnwandigen scheibengedrehten Töpfen und Krügen repräsentiert. Diese werden durch Bruchstücke von Tellern und Schalen in Sgraffito-Art ergänzt. Grubenhaus 23/10 N (Abb. 9, Taf. 2c) Länge: 4,20 m Breite: 3,00 m Grubentiefe: 0,40 m Orientierung: NW—SO Oberfläche: alte Oberfläche zwischen + 1 , 4 0 und + 1 , 5 0 m/T. 2, etwa 0 , 7 0 0,80 m unter dem heutigen Niveau Beschreibung: Das Objekt 23/10 N wurde in den Schnitten 73/7, 10 und 11 im Planum bei + 1 , 3 5 m/T. 2 als dunkle Verfärbung beobachtet. I n seiner Mitte befand sich die durch Eintiefung eines Stromleitungsmastes hervorgerufene moderne Störung. Die Grube war steil wannenförmig in den Bau- und W a n d s c h u t t älterer Objekte z. T. bis auf den Brandschutt der Kastellperiode D eingetieft, dessen Unebenheiten durch eine Ausgleichsschicht planiert waren. Darüber war ein etwa 5 cm starker, fest gestampfter Lehmestrich aufgetragen, der jedoch nur an einigen Stellen erhalten war. Die Grubenfüllung bestand aus humosem Lehmschutt, vermischt mit gebrannten und ungebrannten Bestandteilen, Holzkohle und Ziegelbruchstücken. Bemerkenswerte zur Grube gehörige Inneneinbauten konnten nicht festgestellt werden. Der mit Lehm ummantelte Pfosten 7 gehörte wohl ebenso wie der große Pfostenstein (Pf. 6, Taf. 2c) zum Gebäude

MICHAEL W E N D E L

e

I

27/11 N. In der NO-Wand befand sich in unmittelbarer Nähe der modernen Störung eine Anhäufung von gebrannten Bestandteilen wie gebrannte Lehmbrocken, Holzkohle und Asche. Wahrscheinlich ist hier die durch die Strommasteintiefung zerstörte Herd- oder üfenanlage (f) zu vermuten. Die Grube besaß keine ausgeprägte Wandbank. In ihrer Füllung und auf der Überfläche in der Umgebung wurden vielfach größere gebrannte Lehmbrocken mit Rutenabdriicken beobachtet, die darauf hindeuten, daß die Wand aus Flechtwerk mit Lehmbewurf bestanden haben muß. Ihr Versturz wurde im S mit etwa 2,00 m vermessen. Die SO-Seite der Grube buchtete rampenförmig aus und fiel an dieser Stelle flacher ein. Hier muß sich der ehemalige Eingang befunden haben, der ebenso wie bei 28/10 N mit Steinen verstärkt war. Die beiden Pfosten (Pf. 1 und 2) rechts und links der Rampe bestärken diese Annahme. Pfosten 1 war mit Steinen verkeilt, Pfosten 11 gehörte zum Gebäude, die Zugehörigkeit von Pfosten 12 kann als wahrscheinlich gelten.

*

Deutung: Quadratisches Grubenhaus mit zerstörter Ofen- oder Herdanlage. Funde: 1. 1.1.

Keramik Gesamtaufkommen: frühbyz.

te; 4« © S

o ^

AH OÒ

-cj -o

Kaolin helle Ein- hochglätt. ma.

RS 2( 1) 15(14) WS 36(12) 155(31) 1(1) B 26(12) H 3(3) D Gesamt 38(13) 199(60) 1(1)

1.2.

îs te

frühma.

Kl) 6(6)

19(17) 195(47) 27(13) 3( 3) 244(80)

Spätantik-f rühbyzantinischer Gesamtanteil: Amphoren

11 II t 115 IV!

18(4) 4(3) 5(1) 1(1) Gesamt 28(9)

1.3.

2(2) 3(3)

Gesamt

Töpfe Vx i0(4)

10(4)

Frühmittelalterliche Randscherben mit eingeritzter Verzierung:

Randdefinition Anzahl

Gruppe Verzierung

2211 16112 4112 1322 1113 1123 15323

12 III II 1 113 III 1 III 1 III 3

1 1 1 2 1 1 1

ABCH —

K —

ACD (xH) EH

47

Beschreibung der Siedlungsobjekte

(?) moderner Strommast

Abb. 9. Grubenhaus 23/10 N

2. Kleinfunde: Sichelrest Nr. 112 Eisenklammer Nr. 282 Bleistück Nr. 590 Amulett Nr. 642 3.

Münzen:

Das Objekt war durch die Eintiefung eines modernen Lichtmastes gestört, die sich jedoch klar von der Hausgrube abgrenzen ließ. Das aus dem H a u s geborgene Material konnte demnach als Komplex ausgewertet werden. Der spätantik-fiühbyzantinische Anteil war durch kleine Scherben vor allem der Amphore I 1 und grauer Töpfe vertreten. E r ist sicher nicht zum I n v e n t a r des Hauses zu zählen. Die frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung wurde ausschließlich durch die Gruppen 3 und 5 repräsentiert. Lediglich eine Scherbe konnte der Gruppe 4 zugeordnet werden. Die Topfränder gehören den Randformengruppen I 2, I I 1, I I 3, I I I 1 und I I I 3 a n . Innenrandverzierung wurde an Fragmenten von I I I 1 festgestellt. Einige Scherben von Töpfen bzw. amphorenartigen Krügen aus hellem feingeschlämmtem Ton ergänzen das keramische Spektrum. Die meisten in der Hausgrube gefundenen Keramikbruchstücke können als Hausinventar gedeutet werden. In den Schichten über dem H a u s war Keramik der Gruppe 5 mit Innenrandverzierung zwar häufiger zu finden, an-

sonsten zeigten sie aber keine andere Zusammensetzung. Abgesehen von der kleinen Bronzescheibe mit sekundärer Durchbohrung, konnten keine weiteren Kleinfunde geborgen werden, die Hinweise auf eine absolute Datierung geben könnten. Grubenhaus 28/10 Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Überfläche:

N (Abb. 10, Taf. 5a) 3,60 m 2,50 m 0,30-0,40 m NNW-SSO alte Oberfläche bei etwa + 1,55 m/ T. 2, 0,60 m unter dem heutigen Niveau

Beschreibung: Das Objekt 28/10 N wurde in den Schnitten 73/19 und 20 auf einem Niveau bei + 1 , 4 0 m/T. 2 als dunkle Verfärbung im hellen Lehmschutt beobachtet. Das H a u s konnte nur teilweise exakt ausgegraben werden, da es an verschiedenen Stellen durch spätere Hausgruben (23/10 N, 32/8 N, s. Beilage 2) bzw. deren Wandschutt gestört war. Die Grube war wannenförmig in den Lehmschutt älterer Gebäude vor allem von 27/11 N eingetieft. Sie war mit humosem Lehmschutt gefüllt, der mit Teilen ungebrannten und gebrannten Lehms, Holzkohle und Ziegelbruchstücken durchsetzt war. Ihr Fußboden lag z. T. auf dem harten Brandschutt der Kastellperiode D auf und war an

48

MICHAEL W E N D E L

29/14 N

23/10 N

I

+—

32/8 N

i—

Gesamt

9( 6) 135(26) 3( 3) 1(

1)

148(36)

Töpfe

1.2.

II II 1 115 Gesamt

Frühmittelalterliche Randscherben mit eingeritzter Verzierung :

3. Münzen: Inv. Nr. 73/33; Kat. Nr. 504 2,60 m etwa 2,50 m 0,30-0,40 m NW—SO alte Oberfläche bei +1,30 m/T. 2, etwa 0,65 m unter dem heutigen Niveau

Beschreibung: Das Objekt 18/20 N wurde in den Schnitten 75/2 und 3 im Planum bei etwa +1,25 m/T. 2 als dunkle Verfärbung im Lehmschutt erkannt. Von der Grube war nur noch ein Rest erhalten, da der größere Teil mit den Erdmassen der Gradiste in die J a n t r a abgestürzt war. Die Absturzkante begann unmittelbar im N-Teil der Schnitte 75/2 und 3. Dort war die Oberfläche mit einer etwa 0,10 m starken Mörtel-Steinsplittschicht bedeckt, die von neuzeitlicher Bearbeitung aus dem Kastell geraubter Steine zeigt und größere Störungen in den Schichten hervorgerufen hat. Der Grubenboden war auf hartem kastellzeitlichem Brandschutt angelegt, dessen Abfall durch eine Lehmschicht planiert war. Darauf wurde ein schmales schwarzes Band beobachtet, das von Resten vergangener organischer Materialien herrührte. Innenbauten und Pfosten waren nicht mehr erhalten. Das Haus besaß eine ausgeprägte Wandbank aus Lehm, seine Füllung bestand aus humosem Lehmschutt, der mit wenigen Holz-

61 kohlebruchstücken, Ziegelfragmenten und kleinen Steinen vermischt war: Die Ausdehnung des Versturzes der aus an der Luft getrockneten Lehmziegeln errichteten Wände konnte wegen der zahlreichen jüngeren Störungen nicht mehr vermessen werden. Deutung: Wahrscheinlich Rest eines Gruben-Langhauses. Funde: 1. 1.1.

Keramik Gesamtaufkommen: frühbyz.

RS WS B H

D

frühma.

Kaolin helle Ein- hoch- Gesamt glätt. ma.

1( 1) 4( 4) KD 65( 8) 17( 9) 4( 3) 4( 4)

Gesamt 70(13) 25(16)

1.2.

1(1)

Töpfe

II

45(2)

Vx 9(6)

II 1

1(1)

14(3) Vx 1(1) Gesamt 61(7)

1.3.

96(30)

Spätantik-f rühbyzantinischer Gesamtanteil: Amphoren

115

6( 6)

82(17) 4( 3) 4( 4)

9(6)

Frühmittelalterliche Randscherben mit eingeritzter Verzierung:

Banddefinition Anzahl

Gruppe Verzierung

1111 3111 45111

11 11 I1 12

1221

AG, AJ AL

2. Kleinfunde: Eisenstück Nr. 471 Eisenstück Nr. 540 Ring Nr. 570 Applikation Nr. 644 3.

Münzen:

Entsprechend dem Zerstörungsgrad des Hauses war die Anzahl der gefundenen Scherben gering. Auffallend am keramischen Spektrum ist die große Zahl von Bruchstücken der frühbyzantinischen Amphore I 1. Alle 45 Fragmente sind sehr groß, wurden an einer Stelle konzentriert gefunden und gehörten zwei Gefäßen an. Sie sind von fahlgelber Farbe, die Gurtung ist tief und wellenförmig angebracht, auch die Form der Mündung kommt den mittelalterlichen Amphoren nahe. Die Häufung von Scherben dieser Größe läßt vermuten, daß Amphoren I 1 zum Hausinventar gehört haben. Die frühmittelalterliche Kera-

62

mik mit eingeritzter Verzierung gehört sämtlich zur Gruppe 2. Lediglich eine Scherbe konnte der Gruppe 4 zugeordnet werden. Ihre Ränder wurden ( den Randformengruppen I 1 und eine Scherbe I 2 zugewiesen. Erst in den Schichten über der Grube tauchten Bruchstücke der Gruppe 5, der Randformengruppen I I 2 und I I I 1 sowie graue Keramik auf. Interessant ist die Häufung von Kleinfunden in, über und neben der Grube. Für die Datierung sind sowohl der Ring als auch die herzförmig gegossene Gürtelapplikation mit

MICHAEL W E H D E L

Rankenornament zu nennen. Letztere wurde jedoch nicht auf dem Grubenboden, sondern im oberen Horizont des Hausgrubenschuttes gefunden. Solche Applikationen wurden auf anderen Fundplätzen ins 9./10. J h . datiert. Diese Datierung stimmt jedoch nicht mit dem keramischen Material aus der Hausgrube, dafür aber mit dem aus den Schichten oberhalb der Grube überein. Damit ist erwiesen, daß dieser an sich gut datierende, aber auch sehr kleine Fund verlagert war.

63

Beschreibung der Siedlungsobjekte

antik-frühbyzantinische Keramik war durch einige Wandungsscherben der Amphoren I 1 und I I 5, die Keramik mit eingeritzter Verzierung nur durch Randscherben der Gruppe I 1 vertreten. Im weiteren Umkreis der Grube wurden zudem Randformen II 1 und I I I 1 gefunden. Die Scherben waren hauptsächlich mit Gurtung, Wellenlinien und Fingernageleindrücken verziert. Grubenhaus 26/23 Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

21. Grubenhaus 21/20 N Grubenhaus 21/20 Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

N (Abb. 21) 4,40 m 3,20 m 0,30-0,40 m NW—SO alte Oberfläche wahrscheinlich bei etwa +1,40 m/T. 2, 0,40 m unter dem heutigen Niveau

Beschreibung: Die Grube 21/20 N war nur sehr undeutlich im Schnitt 73/9 über dem Raum 20/16 N als schwache Verfärbung zu erkennen. Im Schnitt 75/3 war sie deutlicher im Wandlehm vom Gruben-Langhaus 18/20 N erhalten und schnitt den Lehm, der von der nördlich gelegenen mit Mörtel gebundenen Mauer abgeflossen war. Der östliche Hausteil konnte wegen des aus grabungsorganisatorischen Gründen stehengebliebenen Steges nicht untersucht werden. Die extrem oberflächennahe Lage sowie mehrere spätere Störungen machten eine exakte Beobachtung und Ausgrabung des Bauwerkes unmöglich. Von den in der Nähe stehenden Pfosten düifte Pfosten 1 jünger als das Gebäude gewesen sein. Pfosten 28 hatte einen sehr kleinen Durchmesser und befand sich in der N-Wand

Beschreibung: Direkt an der Absturzkante zur J a n t r a im Schnitt 75/4 wurde in einer Tiefe bei +1,30 m/T. 2 der Grubenhausrest 26/23 N als dunkle Verfärbung im hellen Lehm entdeckt. Im Schnitt 75/10 wurde die Grubengrenze im Planum nicht mit Sicherheit ermittelt. Von der Hauseintiefung war nur noch ein schmaler Rest vorhanden, da weit über zwei Drittel dem Hochwasser von Donau und J a n t r a zum Opfer gefallen und abgestürzt war. Entsprechend gering sind demzufolge die Aussagemöglichkeiten. Das Gebäude war steil in den abgeflossenen Wandlehm einer älteren mit Mörtel gebundenen Mauer eingetieft. In der S-Wand waren mit einer rampenartigen Ausbuchtung noch die Reste des Einganges vorhanden. Der Fußboden war auf hartem kastellzeitlichem Brandschutt angelegt. Auf der zum Objekt gehörenden Oberfläche lagen viele Steine und Mörtelreste, die von der abgerissenen Mauer stammten. Diese begrenzte im SW die Grube und verstärkte ihre Wand. Dazwischen wurden sehr große und viele Scherben der spätantiken Amphore I 1 in ihrer spätesten Ausprägung gefunden. Die Grubenfüllung war aus humosem Lehmschutt, wenig Holzkohle, Ziegelbruchstücken und gebrannten Lehmresten zusammengesetzt. Pfostenstellen wurden nicht beobachtet. Deutung: Möglicherweise quadratisches Grubenhaus. Funde: 1. 1.1.

Funde: Aus den untersuchten Grubenteilen wurden nur sehr wenige, für eine' komplexe Auswertung nicht repräsentative Anzahl von Scherben geborgen. Die spät-

Keramik Gesamtaufkommen: früh- frühbyz. ma.

Deutung: Stark zerstörtes quadratisches Grubenhaus.

N (Abb. 22) >5,00 m > 1,00 m 0,40 m NO—SW alte Oberfläche bei +1,25 m/T. 2, etwa 0,30 m unter dem heutigen Niveau

RS WS

2(1)

B H D Gesamt 2(1)

Kaolin helle Ein- hoch- Gesaint glätt. ma.

4( 4) 6( 5)

8( 6)

4( 4)

3( 2)

3( 2)

13(11)

15(12)

64

MICHAEL W E N D E L ,0 30

_jN23 I

I I I

L_

I I I I I 1 + I I I I I + -

'i l1 (T) Funde von Amphoren Typ Ii

+rr

' @

1.2.

Spätantik-frühbyzantinischer Gesamtanteil: Amphore I I 1 2(1) 1.3.

Frühmittelalterliche Randscherben mit eingeritzter Verzierung:

Randdefinition Anzahl 1121

3111 16112

1223

Gruppe

Verzierung

11 11 II 1 III 2

AB

2. Kleinfunde: Sichelrest Eisenklammer oder -haken Spinnwirtel Bronzestück 3.

EL Nr. Nr. Nr. Nr.

Abb. 22. Grubenhaus 26/23 N

Mahlsteinbruchstück

116 291 344 687

Münzen:

Das aus dem Grubenrest geborgene Fundmaterial bot eine gewisse Repräsentanz, die es erlaubte, es als Komplex zu betrachten. Der spätantik-frühbyzantinische Anteil bestand lediglich aus zwei Scherben der Amphore I I 1. Die frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung wurde den Gruppen 3 und 5 zugewiesen. Die vier Ränder konnten als Formen 11, I I 1 und I I I 2 klassifiziert werden. Die Verteilung der Keramik auf die diversen Gruppen läßt nach allen bisherigen Erkenntnissen eine zeitliche Einordnung der Grube zu. Leider ergaben die Kleinfunde, im wesentlichen Baumaterialien und Gegenstände des täglichen Bedarfs der ländlichen Bevölkerung, keine Anhaltspunkte für eine absolute Datierung. Die in den Schichten über dem Objekt gefundenen Randscherben mit eingeritzter Verzierung gehören ausschließlich den Gruppen 3 und 5 sowie den Randformengruppen I 2 und I I I 1 an. Die Keramik des 12.— 14. J h . beschränkte sich auf die oberflächennahen Schichten.

Gruben-Langhaus Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

30/21 N (Abb. 23, Taf. 5d) =-4,00 m 2,80 m 0,30-0,40 m NNO-SSW alte Oberfläche bei +1,40 m/T. 2, etwa 0,60 m unter dem heutigen Niveau

Beschreibung: Das Objekt 30/21 N wurde in den Schnitten 75/9, 10 und 20 im Planum bei +1,30 m/T. 2 als dunkle Verfärbung im helleren Lehmschutt erkannt. Im N war ein Grubenteil zur J a n t r a abgebrochen. Auch die nordöstliche Ecke konnte wegen einer Störung aus dem 12.—14. J h . nicht untersucht werden. Die Grubenränder waren flach in den harten Lehm-Mörtelschutt eines älteren wahrscheinlich kastellzeitlichen Gebäudes eingetieft, der an einigen Stellen den Fußboden bildete. Dort, wo diese Schicht durch Niveauabfall oder frühere Störungen aussetzte, war eine Ausgleichsschicht aus hellgelbem festgestampftem Lehm aufgefüllt. Stellenweise wurden auf dem Estrich Reste vergangener organischer Materialien gefunden. Die Grube war mit humosem Lehmschutt, Holzkohle, ungebrannten und gebrannten Lehmbrokken, Ziegeln und Steinbruchstücken verfüllt. Inmitten von 30/21 N wurde eine auf dem Fußboden aufliegende konvexe Linse aus Lehm von 0,80 m Durchmesser festgestellt. Auf ihrer untersten mit Holzkohle stark durchsetzten Brandschicht lag weiße Asche, die wiederum mit einer Lehmschicht bedeckt war. Darin war ein aus den Scherben eines zerschlagenen Keramiktopfes bestehendes Pflaster mit dem Durchmesser von 0,40 m eingebettet und mit einer dünnen rot gebrannten Lehmschicht überzogen. Die Anlage wird als Backstelle (podnica) interpretiert und muß mehrmals erneuert worden sein. Ihr Scherbenpflaster gehörte zur zweiten Phase und diente der besseren Wärmeisolation und Befestigung des Untergrundes. An der südwestlichen Schmalseite der Grube wurde

65

Beschreibung der Siedlungsobjekte

N 0N 20,2 33

I 030 N2ft2

iiifiriiyii tfii | fnnnüifniTnnTiBiiniflll ifluifin Uli iffii ir^»-00-"

Backstelle

(Podnica)

03080 AufriO_, N2J,50j. _

o(NSS »»

I A

*Ti | j

[jehrbn pflosler 031. N21».S00

A Profil T»t,26 m -j— j T » 1 ,B2 6 m

Abb. 23. Gruben-Langhaus 30/21 N eine Steinpackung gefunden, die als Ofen gedeutet wird. Trotz seiner Zerstörung war die U-Form noch deutlich erkennbar. Die 0,40 m breite und mit viel Asche und Holzkohle gefüllte Brennkammer entspricht dem Standardmaß der aus Krivina bekannten Steinöfen. Im Gegensatz aber zu solchen Anlagen wie beispielsweise in den Häusern 31/2 N oder 32/8 N (vgl. o. S. 43 u. 50) war der Ofen nicht in den Fußboden eingetieft. Etwa in der mittleren Längsflucht des Hauses stand in dessen südwestlichem Teil der mit Lehm ummantelte Pfosten 33, der sicher zur Stützung der Firstdachkonstruktion beigetragen hat. Auf eine solche Dachkonstruktion weist auch die Lage der Backstelle in der Grubenmitte, also dort, wo das Haus am höchsten war, hin. Pfosten 32 in der SO-Ecke war in den Grubenwandverlauf einbezogen. 30/21 N hatte keine stark ausgeprägte Wandfundamentierung. Die Zusammensetzung des Wandschuttes, dessen Versturz wegen der jüngeren Störungen nicht mehr vermessen werden konnte, weist auf Wände aus an der Luft getrockneten Lehmziegeln hin (Taf. 6a). Deutung: Gruben-Langhaus mit Backstelle und Heizanlage. Funde: 1. 1.1.

Keramik Gesamtaufkommen: früh- frühbyz. ma.

RS WS B 5

Kaolin helle Ein- hoch- Gesamt glatt, ma.

2( 1) 25(22) 1(1) 58(19) 244(47) 7(7)

Iatrus-Krivina I I I

1(1) 1(1) 1(1)

7(4)

28(24) 310(71) 9( 9)

frühbyz.

frühma.

Kaolin helle Ein- hoch- Gesamt glätt. ma.

H 5( 5) 1( 1) D Gesamt 65(25) 277(77) 1(1)

1.2.

11 17( 5) II 1 7( 4) 115 11( 3) 2( 2) IV 1 Vx 7( 4) Gesamt 44(18)

Töpfe

7(4)

353(110)

Kannen

Becher

Vx 19(5)

111(1)

111(1)

19(5)

1(1)

1(D

Frühmittelalterliche Randscherben mit < geritzter Verzierung:

Randdefinition Anzahl 1111 2111 2121 3111 4111 4121 2112 3112

2(2) 1(1)

6)

Spätantik-f rühbyzantinischer Gesamtanteil: Amphoren

1.3.

6(

4 3 2 2 5 1 1 2

Gruppe Verzierung I I I I I I II II

1 1 1 1 1 1 1 1

A, AB, G, AK, - , AD, AG )

"

A, AB, AJ, D, G D A, AJ

2. Kleinfunde: Messer Nr. 29,47,49,52 Gerät zum Säubern der Pflugschar Nr. 122 Axtschneide Nr. 125

Michael Wendiíl

66 Eisennägel

N r . 201, 202, 204

Webgewicht

N r . 371

Net zsenker

N r . 432

Wetzstein

N r . 448

Ring

N r . 568

Gürtelschnalle

N r . 656

3.

Funde : 1.

Keramik

1.1.

Gesamtaufkonimen : früh- frühbyz. ma.

Kaolin helle Ein- hochglatt, raa.

RS 8( 6) 26( 25) WS 98(30) 194(132) 2(2) B 3( 2) 11( 10) H 6( 6)' 1( 1) D Gesamt 115(44) 232(168) 2(2)

Münzen:

I n v . N r . : 75/60 K o o r d . : O 31,86/N 22,12; N i v . : + 1,42 m B e s t i m m u n g : 337-341

Gesamt

1( 1) 35( 32) 16(15) 317(184) 15( 13) 7( 7)

7(5) 1(1)

8(6)

17(16) 374.(236)

Aus dem R e s t der Grube konnte eine g r o ß e M e n g e von Funden geborgen werden. Auch die Schichten

1.2.

Spätantik-frühbyzantinischer Gesamtanteil:

über und neben dem O b j e k t waren sehr fundreich. D i e größte K e r a m i k m e n g e wurde in der U m g e b u n g der Podnica

und deren Scherbenpflaster gefunden.

Dieses Gefäß, zerschlagen in 4 R a n d - , 76 Wandungsund 7 Bodenscherben, reiht sich nach Machart, F a r b e und F o r m in die R e i h e der übrigen, in der Grube gefundenen Scherben mit eingeritzter Verzierung ein. Den

höchsten

schen K e r a m i k

Anteil

der

stellten

spätantik-friihbyzantini-

wiederum

Fragmente

A m p h o r e n I 1 und I I 5, aber auch Scherben grauer Verzierung

mußten

Töpfe

Kannen

Teller

35(12) 13( 2) 1( 1) 15(10) 64(25)

Vx 48(16)

Vx 2(2)

Rotlack 1(1)

48(16)

2(2)

1(1)

der

frühbyzantinischer T ö p f e . A l l e Scherben mit eingeritzter

Amphoren I 1 II 1 IVI Vx Gesamt

1.3.

Frühmittelalterliche-Randscherben mit eingeritzter Verzierung:

der Gruppe 2 bzw. ein

Bruchstück der Gruppe 4 zugeordnet

werden. D i e

R ä n d e r konnten den R a n d f o r m e n g r u p p e n

I 1 und

I I 1 zugewiesen werden. D i e F r a g m e n t e sind in ihrem Habitus einheitlich und von teilweise beträchtlicher Größe, so daß sie zum I n v e n t a r des ehemaligen H a u ses gezählt werden können. D a f ü r spricht auch ihre K o n z e n t r a t i o n auf dem Hausboden in der N ä h e des1 Herdes. N a c h der Magerung kann man Scherben mit Kalksteinbruchstücken v o n den mit Sand g e m a g e r t e n unterscheiden. D r e i F r a g m e n t e der grauen K e r a m i k sowie einige kleine Scherben aus der Zeit des 12.— 14. Jh., clie sicherlich durch die Störung in die Grube gelangten, ergänzen das keramische Spektrum. Eben-

Randdefinition Anzahl

Gruppe I I I I I

IUI 15111 18111 2111

3111 37111 4111 43211 35321 26222 26213

1 1 1 1 1

Verzierung

(xC), (xC), H, - , - , - , -

I 1 I 1 12 13 II 2 III 2

(xB), AB, AG

AB AD D

falls wie beim O b j e k t 18/20 N konnte eine H ä u f u n g von

Kleinfunden

beobachtet

werden.

Es

wurden

2.

Kleinfunde:

Geräte des täglichen Bedarfs gefunden, die v o n einer

Spinnwirtel

N r . 322

landwirtschaftlich

auch

Pfeilspitze

N r . 615

Fischfang betrieben hat, benutzt worden sind. D i e

Fingerring

N r . 674

Schichten

tätigen

Bevölkerung,

über der Hausgrube

wurden

die vor

allem

durch eine H ä u f u n g der Materialien aus der Zeit des 12.—14. Jh. gekennzeichnet.

D i e in der

gefundene

4. Jh. war

Münze

aus dem

Münzen:

3.

Hausgrube sicher

ver-

schleppt.

Das Langhaus wurde schon an anderer Stelle ausführlich besprochen. 2 1 Es ist das bisher am besten erforschte Gruben-Langhaus. Lediglich im SO war es

Gruben-Langhaus 41/6 N ®

durch die Schnittanlage 70/A geringfügig

Länge:

7,30 m

I n demselben Bereich befand sich ein größeres Ob-

Breite:

2,50 m

jekt des 12.—14. Jh., das ebenfalls durch 70/A zer-

Grubentiefe:

0,40-0,50 m

stört worden war. I n die Grube waren mehrere kleine

Orientierung:

NW—SO

Oberfläche:

alte

m

A. O.

Obeifläche

Scherben aus jener Zeit bei

+1,50

bis

Störung

konnte

Funde

verschleppt

nicht

klar

worden.

schichtenmäßig,

abgegrenzt

werden.

Die aber

+ 1,60 m/T. 2, etwa 0,80 bis 1,00 m

durch

unter dem heutigen N i v e a u

spätantik-frühbyzantinische K e r a m i k ist am häufigA. O.

die

zwar

zerstört.

Die

67

Beschreibung der Siedlungsobjekte

sten durch F r a g m e n t e von Amphoren I 1 und I I 1 bzw. Töpfen v e r t r e t e n . Die R a n d s c h e r b e eines R o t lacktellers war sicher ebenso verlagert, wie die meisten a n d e r e n Bruchstücke aus dieser Zeit, ü b das große T o p f r a n d f r a g n i e n t s e k u n d ä r in die Grube gelangte, bleibt fraglich. Die Scherben mit eingeritzter Verzierung gehören den G r u p p e n 2, 3 und 4 an. Das Verhältnis zwischen den G r u p p e n 2 und 3 ist ausgewogen. Die R ä n d e r ließen sich den R a n d f o r m e n g r u p pen I 1, I 2, I 3, I I 2 u n d I I I 2 zuordnen. Erstmalig wurden R a n d s c h e r b e n beobachtet, deren Innenseiten mit Wellenlinien u n d - b ä n d e r n verziert sind. Das keramische S p e k t r u m wird durch acht Scherben aus hellem feingeschlämmtem Ton ergänzt. Die D e u t u n g des keramischen Materials als H a u s i n v e n t a r ist schwierig und nicht eindeutig zu klären. Die Schicht e n über dem H a u s zeigten in der Zusammensetzung des F u n d m a t e r i a l s kein wesentlich anderes Bild als das in der Grube. Sie wurden jedoch durch ein geh ä u f t e s A u f t r e t e n von Scherben aus der Zeit des 12.—14. J h . , vor allem im Bereich des oben e r w ä h n t e n Objektes aus dieser Zeit bestimmt. Gewisse absolute Datierungshinweise f ü r die Grube können die Pfeilspitze und der Fingerring geben (s. u. S. 174 u. 180).

Gruben-Langhaus Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

42/16 N 2 2 =-6,50 m etwa 3,00 m 0,40-0,50 m NW-SO alte Obeifläche bei + 1,45 m / T . 2, etwa 0,80 m u n t e r dem heutigen Niveau

Funde: 1. 1.1.

Keramik Gesamtaufkommen: früh- frühbyz. ma.

RS WS B H

Kaolin helle Ein- hoch- Gesamt glatt, ma.

6( 6) 10( 9) 4(1) 77(13) 73(20) 8( 8)

5(3)

17(16) 155(36) 8( 8)

Gesamt 83(19) 91(37) 4(1)

6(4)

180(60)

KD

D

1.2.

11 II 1

S p ä t a n t i k - f r ü h b y z a n t i n i s c h e r Gesamtanteil: Amphoren

Töpfe

24 (. 2)

Vx 14(5)

2(

I 1 6 ( 1) I 1 Einglättung 9( 1) Vx 8( 1)

1)

II 3 2( 1) II 5 9( 2) Vx 9( 5) Gesamt 46(11)

Kannen

14(5)

A. O., 136 und 135, Abb. 62.

23(3)

1.3.

Frühmittelalterliche R a n d s c h e r b e n mit eingeritzter Verzierung:

Randdefinition Anzahl 1111 16121 3111 3121

2 1 3 1

2.

Kleinfunde:

3.

Münzen:

Gruppe

Verzierung

11 11 11 11

AC, -AG AD AG, ABG, unverziert AK

Die B e o b a c h t u n g des Gebäudes wurde durch eine Grabeintiefung, ein Objekt aus dem 12.—14. J h . im N bzw. durch die alte Schnittanlage 70/C und D (vgl. Beilage 2), erschwert. Trotzdem gelang es, das L a n g h a u s exakt zu untersuchen und die Materialien als Komplex auszuwerten. Ein großer Teil der geborgenen K e r a m i k k o n n t e als I n v e n t a r des ehemaligen Hauses identifiziert werden. Das betrifft vorallem die in u n m i t t e l b a r e r Nähe des Ofens auf dem Grubenboden gefundenen Scherben. Der spätantik-friihbyzantinische Anteil wurde durch ziemlich große A J I I phorenscherben der Gruppe I 1 u n d K a n n e n s c h e r b e n gebildet. Bei den 24 großen F r a g m e n t e n der Amphoren I 1, die zwei Gefäßen angehörten, liegt die Verm u t u n g nahe, d a ß solche Gefäße während des Bestehens des Hauses benutzt worden sind. Die f r ü h mittelalterliche K e r a m i k mit eingeritzter Verzierung ist der Gruppe 2 zuzurechnen. Alle R a n d s c h e r b e n k o n n t e n der R a n d f o r m e n g r u p p e I 1 zugeordnet werden. An ihren R ä n d e r n wurde erstmalig ein Deckelfalz beobachtet. Der Ton der Scherben ist in der H a u p t s a c h e mit Sand und lediglich zwei Fragm e n t e mit Kalksteinbruchstücken gemagert. Scherben a u s hellem feingeschlämmteni Ton sind in größerer Zahl zu registrieren. J e d o c h wurde kein Fragment in der Nähe des Ofens gefunden. D a h e r ist nicht sicher zu klären, ob sie original in die Grube gehören. Grubenhaus 38/23 Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

N (Abb. 24, Taf. 7) 3,80 m 3,60 m 0,30-0,40 m NNO-SSW alte Oberfläche bei + 1 , 6 0 m/T. 2, etwa 0,60—0,70 m u n t e r dem heutigen Niveau

Beschreibung: P a s G r u b e n h a u s 38/23 N wurde schon 1975 im Schnitt 75/34 auf einem Niveau bei + 1 , 4 0 m / T . 2 als dunkel-schwarze Verfärbung im hellen L e h m schutt e r k a n n t , aber erst 1977 vollständig ausgegraben. Seine G r u b e n w ä n d e waren steil in ältere Lehmschuttschichten eingetieft, mit Holz verkleidet und d a h i n t e r mit L e h m - oder Steinpackungen v e r s t ä r k t . Vor allem in der S W - W a n d waren die Holzreste noch sehr gut erhalten (Taf. 7). Sie b e s t a n d e n aus zuge-

68

MICHAEL W E N D E L

0(1

+

iN26

\

© Störung 1 2 - K Jh. oberhalb der Grube (5) neuzeitliche Störung

VI 039.5 N25

Y 038.5 N20.3

^^'l'flllllllìllllUlllÌllÉliiiiiClli1 ^V'j-W.Wm

T.1.50«]^1

.38/23 N verkohlte Balken



.

/

ffit.'i.!

v&Sbsmii"l

© W a n d 40/22 N

.466. 24. Grubenhaus 38/23 N hauenen im Querschnitt ovalen Balken aus Akazienholz. Der Fußboden auf hartem kastellzeitlichem Brandschutt angelegt und mit einem dunklen Band aus verkohlten organischen Materialien bedeckt, läßt einen ehemaligen Belag vermuten. Darauf fanden sich

in der Nähe der Wände die in das Haus gestürzten Reste der Wandverkleidung. Die Grube war mit humosem Lehmschutt und viel Holzkohle, Brocken aus gebranntem und ungebranntem Lehm, kleinen Steinen und Ziegelbruchstücken verfüllt.

Beschreibung der Siedlungsobjekte

69

Innenbauten wurden nicht festgestellt. Die Hauswände bestanden sicherlich aus an der Luft getrockneten Lehmziegeln, von denen Teile in die Grube gestürzt waren. Die Ausmaße ihres Versturzes konnten nicht mehr gemessen werden, da sich im N der Jantrahang mit seinen Absturzschichten, im W eine größere Störung aus dem 12.—14. J h . und im S die alte Schnittanlage 70/XD befand. Pfosten wurden nicht beobachtet. Deutung: Quadratisches Grubenhaus, dessen Grubenwände, ähnlich wie beim Haus 65/6 S, mit Holz ausgekleidet waren. 2 3 Funde: 1. 1.1.

Keramik Gesamtaufkommen: früh- frühbyz. ma.

Kaolin helle Ein- hoch- Gesamt glätt. ma.

5( 5) 24(24) RS 32(23) 186(19) WS 4( 2) U ( 4) B 3( 3) H D Gesamt 44(33) 221(47)

1.2.

I1 16 Iv II 1

29(29) 223(47) 18( 9) 3( 3)

5(5)

3(3)

273(88)

Spätantik-f rühbyzantinischer Gesamtanteil: Amphoren

Töpfe

Kannen

21(14)

Vx 10(7)

Vx 2(2)

10(7)

2(2)

2 ( 1) 1(

1)

2( 2)

115 5¡ 5) IV 1 K 1) Gesamt 32(24) 1.3.

2(2)

2(2) 1(1)

3(3)

Frühmittelalterliche Randscherben mit eingeritzter Verzierung:

Randdefinition Anzahl

Gruppe Verzierung

Uli 16111 2111 3111 35111 35121 4111 4121 1321 3112 1123 2223 35223

I1 11 11 11 11 II 11 II 13 II 1 III 1 III 2 III 2

2 1 2 5 2 1 4 1 2 1 1 1 1

« A. O., 119, Abb. 49.

-

AB AB, K (xK) AB, ABK, AG, AG, X(H), B B(xB), unverziert, —. —

AH, AH D — —

AB

2. Kleinfunde: Eisenstück Nr. 274 Knochenpfriem Nr. 411 Eisenstücke Nr. 482, 547 Bleistücke Nr. 605, 606 3.

Münzen:

Die Grube 38/23 N wurde auf Grund ihrer signifikanten Verfärbung exakt beobachtet und untersucht, so daß die geborgenen Funde als Komplex ausgewertet werden konnten. Der spätantik-frühbyzantinische Anteil war durch verschiedene hauptsächlich verschleppte Wandungsscherben der Amphore I 1 sowie Streuscherben anderer Amphorentypen, Töpfe und Kannen repräsentiert. Die z. T. großen Bruchstücke der Keramik mit eingeritzter Verzierung wurden auf dem Fußboden zwischen den verkohlten Holzbalken gefunden und müssen daher als Hausinventar angesprochen werden. Sie gehören bis auf wenige Ausnahmen zur Gruppe 3 und den Randformengruppen I I , 13, I I 1, I I I 1 und I I I 2. Ihre vorherrschende Verzierung ist der Kammstrich mit Gurtung. Einige Scherben konnten der Gruppe 5 zugeordnet werden. Sie waren teilweise auf dem Innenrand verziert. Von den hellen Scherben aus feingeschlämmtem Ton wies eine rote Bemalung auf. Aus den Schichten über der Grube, die Fundgut aus dem 12.—14. J h . aufwiesen, waren drei kleine Fragmente in die Hausgrube gelangt. Haus 40/22 N (Abb. 25, Taf. 10a, b, I I a , b) Länge: -2,50 m Breite: -3,00 m Grubentiefe: Orientierung: O-W Oberfläche: alte Oberfläche bei +1,60 m/T. 2, etwa 0,60 m unter dem heutigen Niveau Beschreibung: Das Objekt 40/22 N wurde in den Schnitten 75/8 und 14 auf einem Niveau bei +1,50 m/T. 2 entdeckt. Die Gebäudereste waren im NW bei 0 etwa 39—40 von einer größeren Grube aus dem 12.—14. J h . und Haus 38/23 N (vgl. o. S. 67f.) gestört. Ihre Wände waren durch lockere Steinschüttung bzw. dort, wo aus irgendeinem Grunde keine Steine vorhanden waren, durch Lehmziegel fundamentiert. Der Fußboden war auf einem Ausgleichshorizont zum kastellzeitlichen Brandschutt aus Stampflehm hergestellt. Auf ihm wurden vergangene Reste organischer Materialien und sehr viel Holzkohle beobachtet. Der Hausschutt setzte sich aus humosem Lehm, vermischt mit gebrannten und ungebrannten Brocken sowie Ziegelfragmenten, zusammen. Viele kleine Holzkohlepartikel im hellen gelben Lehm müssen als Magerungsbestandteile von an der Luft getrockneten Lehmziegeln angesehen werden, aus denen die Wände bestanden. Teile der Lehmziegelwand waren in das

70

MICHAEL W E N D E L

Haus gestürzt und wurden dort in situ sowohl im Planum als auch im Profil beobachtet (Tai. I I a ) . Ihr äußerer Versturz konnte wegen der jüngeren Eintiefungen im O und W bzw. dem nördlich gelegenen J a n t r a a b s t u r z und d e r a l t e n Schnittanlage 70/XD im S (vgl. Beilage 2) nicht mehr vermessen werden, ü b der mit Lehm ummantelte Pfosten 1 im N W von Schnitt 75/14 zum Gebäude gehört hat, war nicht mit Sicherheit zu ermitteln. Andere Pfostenstellungen im Zusammenhang mit dem Gebäude wurden nicht erkannt. Deutung: Nur schwach wänden.

eingetieftes H a u s mit

Lehmziegel-

Funde: 1. 1.1.

Keramik Gesamtaufkommen : frühbyz.

RS WS

friihma.

Kaolin helle Ein- hochglätt. ma.

6( 6) 16(15) 87(11) 202(31)

115

1)

1(

1)

Spätantik-frühbyzantinischer Gesamtanteil : Amphoren

Töpfe

22( 3) 5( 2) 16( 3)

Vx 45(6)

45(6)

Frühmittelalterliche Randscherben mit eingeritzter Verzierung:

Kanddefinition Anzahl

Gruppe Verzierung

1 111 15111 1121 2111 4111 2221 1222 2123 1223

I 1 I 1 I 1 I 1 I 1 12 112 III 1 III 2

2.

1(

314(65)

2(1)

III 1 K 1) IV 1 2( 1) Vx 2( 1 ) Gesamt 48(11)

1.3.

290(42)

1(1)

H K 1) D Gesamt 93(17) 219(47)

I 1 II 1

22(21)

1

B

1.2.

Gesamt

1 1 1 1 4 2 1 1 1

Kleinfunde :

Eisenmesser Hornpfriem Eimerattache Beschlag Bleistücke

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

Münzen:

66 402 512 541 599, 602

AC -

AC AD, AG, - , AJN, G

AH

-

Trotz der Störungen konnte aus 40/22 N genügend repräsentatives Material geborgen werden. Der spätantik-friihbyzantinische Keramikteil wird durch Fragmente der Amphoren I 1 und I I 5 sowie Scherben grauer Töpfe vertreten. Die frühmittelalterliche Keralnik mit eingeritzter Verzierung wird nahezu ausschließlich durch Scherben der Gruppe 3 bestimmt. Ein Fragment mußte der Gruppe 2, mehrere andere der Gruppe 5 zugerechnet werden. Die Ränder der Töpfe konnten als Randformen I I , 1 2 , I I 2, I I I 1 und I I I 2 definiert werden. Zwei Scherben wurden der grauen Keramik zugeordnet, es sind Fragmente von Töpfen aus hellem feingeschlämmtem Ton. Alle Bruchstücke sind entweder mit Sand oder Kalksteinbruchstücken gemagert. Die im Objekt gefundene Keramik kann als Hausinventar gedeutet werden. Im H a u s und dessen Schutt wurden Kleinfunde geborgen, die als Baumaterialien bzw. Gegenstände des täglichen Bedarfs identifiziert werden konnten. Hinweise f ü r die absolute Datierung gibt die doppelankerförmige Eimerattache Nr. 512 (s. u. S. 167). Die Schichten über dem Haus zeigten im wesentlichen kein anderes Bild als die Fundmaterialien aus der Grube. Einige Ränder I 3 waren innen verziert. Am Material aus dem Komplex konnte diese Verzierungsweise nicht beobachtet werden. Man geht wohl nicht fehl, wenn man diese Schichten zeitlich dem benachbarten Objekt 46/21 N (s. n. S. 71) gleichsetzt. Die Keramik des 12.—14. J h . wurde entweder von der Oberfläche oder aus der Nähe des erwähnten benachbarten Objektes aus dieser Zeit geborgen. Haus 44/24 N (Abb. 25, Taf. 10a, b, 11c) Länge: >2,00 m Breite: >4,40 m Grubentiefe:. — Orientierung: O—W Oberfläche: alte Oberfläche bei + 1 , 4 0 bis + 1,50 m/T. 2, etwa 0,60 m unter dem heutigen Niveau Beschreibung: Vom H a u s 44/24 N wurden nur noch geringe Reste der Wandfundamentierung, die ebenso wie bei 40/22 N (vgl. o. S. 69f.) entweder aus geschütteten Steinen oder Lehmziegeln bestanden, in den Schnitten 75/5, 7, 8 und 35 entdeckt. Seine W ä n d e waren ebenfalls aus an der L u f t getrockneten Lehmziegeln errichtet. Über den Fußboden im Hausinneren k a n n nichts mehr ausgesagt werden, da er durch eine größere Grube im Schnitt 75/14 zerstört worden war. Beobachtungen im Schnitt 75/8 weisen jedoch darauf hin, daß er aus einem gestampften Lehmestrich bestanden hat. Uber I n n e n b a u t e n ist nichts bekannt. Der nördliche Hausteil war dem Hochwasser von J a n t r a und Donau zum Opfer gefallen, der W-Teil durch H a u s 40/22 N zerstört (s. Beilage 2). Zum Gebäude gehörten zwei Pfosten. Pfosten 2 war in den W a n d a u f b a u eingetieft und der mit Lehm verstärkte Pfosten 3 stand in der O-Wand,

71

Beschreibung der Siedlungsobjekte

f-

ifflmfliiilliiiftMiitprtMlwiiTif!^' Ii I I Pi! 1 Ii i • ^46/21 NW!

m < NH 223.3i , ,,„. Ä

(T) Wandaufbau aus Lehmziegeln Ausgleich durch Ziegel

IV

043, N255

, M

sto

:4

^iMlllksBBSSK-iÄJ (T) Niveau U/24N ' 2;Lehmziegelwand 40/22N (f) Schutt «6/21N 22,3 23 2t 25m

Abb. 25. Häuser 40/22 N und 44/24 N Deutung: Nur schwach eingetieftes Haus mit Lehmziegelwänden. Funde: Dem Bauwerk könnten keine Funde zugeordnet werden. Die Stein-Lehmpackung war bis auf wenige kleine spätantik-friihbyzantinische Wandungsscherben fundsteril. Im Schnitt 75/14, in dem sich das Hausinnere vornehmlich befunden hat, wurden Bruchstücke der Keramik mit eingeritzter Verzierung der Randformengruppen I I , 12, 13, I I 1 und I I I 1 geborgen, die zu den Gruppen 3 und 5 gehören. Allerdings konnte diese Keramik nicht sicher von der Störung abgesetzt werden. Lnrigh lus 46/21 N (Abb. 26, Taf. 8) 9,00 m Länge 3,80 m Breite

Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

NO-SW alte Oberfläche bei +1,90 m/T. 2, ungefähr 0,30 m unter dem heutigen Niveau

Beschreibung: Das Objekt 46/21 N wurde in den Schnitten 75/5-8, 13 und 14 identifiziert. Ausgangspunkt der Beobachtung dieses extrem oberflächennahen Bauwerkes war der Fund der Kanne mit den Goldmünzen im Schnitt 75/5 (Taf. 8c, 41g, vgl. Beitrag von E. Schönert-Geiß u. S. 230ff.). Außerdem konnten in demselben Schnitt vier teilweise deutlich voneinander abgehobene Keramikhorizonte festgestellt werden. Unterhalb der Grasnarbe befand sich die typische zertrümmerte heterogene Oberflächenkeramik. Zwischen +1,85 und +1,60 m/T. 2 verlief ein Horizont mit sehr vielen großen Keramikfragmenten, die oft zusammen-

72

MICHAEL W E N D E L

Abb. 26. Haus 46/21 N paßten, einen einheitlichen Habitus aufwiesen und einem Zeithorizont zugeordnet werden mußten. Ab + 1,60 m/T. 2 wurde eine 0,20-0,30 m starke Fundschicht ausgesondert, die sich durch sehr viele kleine Fragmente aus unterschiedlichen Zeiten auszeichnete und demnach als Schuttschicht angesprochen werden muß. Darunter wurde die Hausgrube 47/20 N (vgl. u. S. 74ff.) mit ihrer typischen Keramik, die sich beträchtlich von der aus 46/21 N unterschied, ausgegraben. Die Fundsituation fand ihre Bestätigung in der Schichtenabfolge (Abb. 28), wobei der Fundhorizont zwischen +1,60 und +1,85 m/T. 2 dem Haus 46/21 N zugeordnet werden konnte. Dessen Untersuchung war jedoch durch mehrere Faktoren außerordentlich erschwert, und es gelang nur in den Schnitten 75/5, 8 und 14, es einigermaßen exakt zu erfassen; Vor allem die Erdbewegungen im Zusammenhang mit der Anlage einer Artilleriestellung nebst zugehörigem Splittergraben haben einen Großteil des Gebäudes zerstört (s. Beilage 2). Auch die 0,50 m starke Humusbildung in diesem Bereich ließ die Beobachtung von Verfärbungen nicht zu und bewirkte eine sehr feine Zertrümmerung des Hausschuttes. Erst die intensive Analyse des Profils 7 bei O 43-53/N 20-18 (Abb. 28, Taf. 12a) unter Zuhilfenahme der Infrarotfotografie führte zur sicheren Identifizierung des Fußbodens, der durch eine nur schwach sichtbare Grenze im humosen Lehm zu belegen war. Er war zudem durch jüngere Eintiefungen sowie die starke Lehmschuttzertrümmerung so stark gestört, daß weder ein Estrich noch irgendwelche Einbauten beobachtet

werden konnten. Die westliche Hausgrenze war gut erkennbar. Sie wurde in den Schnitten 75/8 und 14 durch die unterschiedliche Zusammensetzung des Siedlungsschuttes sowie die sich nur schwach abzeichnende Lehmbank identifiziert. Der über dem Fußboden abgelagerte Hausschutt bestand aus stark humifiziertem Lehm mit zertrümmerten kleinen und größeren gebrannten Lehmbruchstücken, die sich über dem Haus häuften. Auch viele kleine gebrannte Reste organischer Matrialien deuten auf eine gewaltsame Zerstörung durch Brand hin. Die W-Wand wurde zudem durch die Stellung dreier Pfosten gekennzeichnet. Pfosten 1 und 2 waren noch schwach erkennbar mit Lehm verstärkt, Pfosten 3 dagegen mit Steinen verkeilt. Von der nördlichen Hauswand wurde wegen der Farbindifferenz in den humosen Schichten der Störung kaum etwas beobachtet. Einigermaßen sicher wurde die O-Wand gesehen, die sich ähnlich wie die westliche durch eine starke Anhäufung von gebrannten Lehmbestandteilen im Humus sowie die Verstärkung des lehmigen Anteils im Bereich der Wandfundamentierung auszeichnete. Der mit Steinen verkeilte Pfosten 8 im Zuge des Wandverlaufes muß dem Gebäude zugeordnet werden. Die südliche Hauswand hat im schon ausgegrabenen Schnitt 70/XC gelegen. Einige Pfosten in der Profilwand 7 zwischen O 43-53/N 20-18 (Abb. 28) gehörten ebenfalls zum Haus. Die Wände des Bauwerkes waren sicherlich aus an der Luft getrockneten Lehmziegeln errichtet. Über Innenbauten oder architektonische Besonderheiten dieses durch seine Größe und

Beschreibung der Siedlungsobjekte

73

Funde exponierten Gebäudes kann nichts mehr ausgesagt werden.

Beschläge Nr. 530, 538 Blechscheibe Nr. 596 Armringfragment Nr. 679

Deutung: Nur schwach eingetieftes repräsentatives Langhaus. Funde: 1. Keramik 1.1. Gesamtaufkommen: frühbyz.

frühma.

Kaolin helle Ein- hoch- Gesamt glätt. ma.

5( 4) 58(56) 1(1) RS WS 118(26) 480(67) 1(1) B 1( 1) 29(20) H 8( 6) 1( 1) D Gesamt 132(37) 568(144) 2(2)

1.2.

64 ( 604( 31( 9(

5(3) 1(1)

6(4)

708(187)

Spätantik-frühbyzantinischer Gesamtanteil: Amphoren

Töpfe

Kannen

I 1 II 1

65(15) 6( 3)

Vx 43(11)

112(2)

115

16( 6) 43(11)

2(2)

Gesamt 87(24)

1.3.

Frühmittelalterliche Randscherben mit eingeritzter Verzierung:

Banddefinition Anzahl

Gruppe Verzierung

IUI 1121 2111 3111 4111 4121 1221 4211 1321 4321 2222 1113 1123 2123 1223 2223 1323 16323

I1 I1 I1 I1 I1 I1 12 12 13 13 112 III 1 III 1 IUI III 2 III 2 III 3 III 3

2.

61) 97) 22) 7)

5 1 2 2 7 3 2 1

1 1, 1 1 1 1 1 1 1 1

Kleinfunde:

Eisenmesser Meißel Schmiedewerkzeug Nagel Nietblech Eisenklammer Spinn wirtel Wetzstein Eisenspitze

Nr. 53 Nr. 139, 140 Nr. 144 Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

194 270 285 337, 341 452 476

A, A, AJ, - , AL HP, A, C A, A, AB, DH, K, - , AG, DG, A, -

_ -

D(x)K ACD A A(x)DKQ, EH, AB AJ ABL —

_

3.

Münzen:

Goldmünzen 921-927 (vgl. u. S. 230f.) Goldmünzen 945-959 (vgl. u. S. 232f.) Das Häus hat für die Erforschung der frühmittelalterlichen Siedlung eine besondere Bedeutung. Sie beruht insbesondere auf dem Fund von 45 in einer kleinen Kanne verwahrten Goldmünzen aus der Mitte des 10. J h . (s.u. S.230ff.). Die Ausgrabung und exakte Beobachtung des Hauses gestalteten sich auf Grund der extrem oberflächennahen Lage schwierig, sein Fundmaterial konnte aber als Komplex ausgewertet werden. Die spätantik-frühbyzantinische Keramik war durch Scherben der Amphoren I 1 und I I 5 sowie Fragmente von Töpfen vertreten. Sie müssen jedoch auf Grand ihrer Kleinheit, Unterschiedlichkeit und Streuung als nicht zum Haus gehörig betrachtet werden. Bedeutend war die Anzahl der frühmittelalterlichen Keramik mit eingeritzter Verzierung. 58 Randscherben boten eine gute und ausreichende Grundlage für die Auswertung. Sie gehören den Gruppen 3 und 5 an. Nur zwei Scherben konnten der Gruppe 4 zugerechnet werden. Die Ränder wurden in der Hauptsache den Randformengruppen I 1, I 2, I 3 sowie I I 2 und allen Untergruppen der Gruppe I I I zugeordnet. Zwei Scherben weisen eine Verzierung des Innenrandes auf. Fragmente der grauen Keramik — ausschließlich durch Topfscherben aus hellem feingeschlämmtem Ton repräsentiert — waren verhältnismäßig selten. Der Schutt des Hauses hat viele bemerkenswerte Kleinfunde erbracht. Das Bruchstück eines Armringes aus blauem Glas Nr. 679 ist für die Zeit des 10. J h . geläufig (s. u. S. 181). Auch der Fund zweier nahezu übereinandergelagerter Eimer- bzw. Faßreifen (Nr. 530 und 538) sollte erwähnt werden. Es ist anzunehmen, daß der in unmittelbarer Nähe des Goldschatzes entdeckte Fund als Rest eines Eimers aus vergangenem organischem Material gedeutet werden kann. Die anderen Funde lassen sich als Baumaterialien bzw. Gegenstände des täglichen Bedarfs interpretieren. Das Haus wurde auf Grund seiner Besonderheit und Ausnahmestellung im Hausbau sowie Größe und exponierten Lage als Repräsentationsbau gedeutet. Die in der kleinen Kanne aus rötlichem Ton gefundenen Goldsolidi mit den Schlußmünzen 945—959 unterstreichen diese Feststellung nachhaltig. Dem Kännchen vergleichbare Scherben konnten in Krivina nicht beobachtet werden. Die Möglichkeit von Parallelfunden sind im keramischen Material von Preslav gegeben. Ähnliche Kannen wurden dort geborgen und ins 11. J h . datiert (vgl. u. S. 135). Die Schichten über dem Haus haben vermischtes keramisches Material erbracht, das typisch für die Oberfläche der Gradiste ist. In den 30— 40 cm Humus bis zur Grasnarbe konnten mehrere Scherben des 12.—14. J h . geborgen werden. Die

74

MICHAEL

WENDEL

Jontra-Absturz •stA

+

(T)olter Abraum

(2) moderne Brandstellen

( 1 )moderne Störung

vergangenes Holz

Abb. 27. Grubenhaus 47/25 N und Grube 46/24 N Keramik aus dem Hausschutt setzt sich aber ebenso klar von den unter dem Hausboden liegenden Schichten ab. Die Datierung des Hauses in das 2. Drittel des 10. J h . ist durch den Goldschatz gesichert. Die Richtigkeit der durch den Vergleich des keramischen Materials vorgenommenen Datierung wird durch ihn bestätigt. Die aus dem Haus geborgene Keramik bot infolge der auswertbaren Randscherbenmenge und sicheren Datierung durch den Goldschatz hervorragende Möglichkeiten des intensiven Materialvergleiches mit den anderen Komplexen. Grubenbaus 47/25 (Abb. 27, Taf. 9c) Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Überfläche:

N und Grube 4G/24 N =» 2,00 ni > 1,80 m 0,30 m N—S oder O—W alte Oberfläche bei + 1 , 6 0 bis + 1,70 m/T. 2, etwa 0,40 m unter dem heutigen Niveau

Beschreibung: Das Objekt 47/25 N konnte nur als schwache Verfärbung im Schnitt 75/35 erst auf einem Niveau bei + 1,35 m/T. 2, also 3—5 cm über dem Grubenboden, entdeckt werden. Von der Grube waren nur noch k n a p p 4 m 2 erhalten, da der nördliche Teil zur J a n t r a abgestürzt war. Sie war in älteren wahrscheinlich frühmittelalterlichen Lehmschutt eingetieft. I h r Fußboden lag nur teilweise auf einer Brandschuttschicht aus der Kastellzeit auf, die durch humosen Lehmschutt planiert worden war. Die Schichten oberhalb der Grube waren bis zu einem Niveau bei etwa + 1,35 m/T. 2 durch die große Artilleriestellung zerstört. Aus diesem Grund kann über den W a n d a u f b a u des Gebäudes nichts mehr ausgesagt werden. Im SO war Pfosten 3 in den Grubenwandverlauf eingetieft. Pfosten 2 inmitten der Grube war möglicherweise jüngeren Ursprungs, während der mit Lehm verstärkte Pfosten 1 im N W ebenfalls in die Grubenwand eingelassen war. Südlich befand sich die etwa 1,00x1,00 m große

Grube 46/24 N, die von derselben Oberfläche wie 47/25 N eingetieft war. Sie h a t t e eine Tiefe von 0,30 m urid war mit fettig-schwarzer, völlig fundsteriler Erde gefüllt. Deutung: Quadratisches Grubenhaus oder Gruben-Langhaus mit Vorratsgrube an der wettergeschützten Seite. Funde: Aus dem Hausgrubenrest konnten nur noch sehr wenige F u n d e geborgen werden, die einen repräsentativen Vergleich auf der Basis der Komplexe nicht zuließen. Dazu gehören 17(6) Scherben der spätantik-friibbyzantinischen Amphore I 1, 13(5) von Töpfen Vx und 2(2) von Kannen. Insgesamt 34(9) Scherben müssen der frühmittelalterlichen Keramik mit eingeritzter Verzierung und von ihnen 2 kleine Randscherben der Gruppe I 1 zugeordnet werden. Ein kleines Bruchstück aus hellem feingeschlämmtem Ton ergänzt dieses Spektrum. Auch im Schnitt 75/35 selbst wurden wegen der neuzeitlichen Störung ausnehmend wenige F u n d e beobachtet. Insgesamt konnten nur 5 Randscherben mit eingeritzter Verzierung geborgen werden, die ausnahmslos zur Randformengruppe I 1 und den Gruppen 3 und 5 gehören. Sie waren hauptsächlich mit Gurtung, Wellenlinien und -band, dreieckigen Einstichen und Kammstich verziert. Gruben-Langhaus Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

47/20 N (Abb. 31, Taf. 9a, b, 12b) 5,20 m etwa 3,20 m 0,40-0,50 m NW-SO alte Oberfläche bei + 1 , 3 0 bis + 1,40 m/T. 2, etwa 1,00 m unter dem heutigen Niveau

Beschreibung: Das Objekt 47/20 wurde in den Schnitten 75/5 und 7 auf einem Niveau bei + 1 , 5 0 ni/T. 2 als dunkle Verfärbung im grauen humosen Lehmschutt erkannt. Von der Grube war nur noch ein Teil erhalten, da sie

Beschreibung der Siedlungsobjekte

Profil 7

Abb. 28. Profil

7 mit den Objekten 46/21 N und 47/20 N

Profil 8

¡Slip

® Estrich Haus U/24N 10,00 m Länge: vermutlich 8,00 m Breite: Grubentiefe: O-W Orientierung: alte Oberfläche bei +2,00 m/T. 2, Oberfläche: durchschnittlich 0,60 m unter dem heutigen Niveau Beschreibung: 1968 wurde im Schnitt 68/T 9 in der mittelalterlichen Siedlungsschicht (Schicht I/II) 3 2 ein Mauerrest erkannt und dokumentiert, der erste Hinweise auf ein großes mittelalterliches Gebäude mit starker Mauerfundamentierung gab. In den folgenden Jahren seit 1972 wurden an den S-Profilen der Schnitte 66/T 9 und 70/T 9 E mehrfach Mauerreste aufgenommen, die zu diesem Gebäude gehören mußten. 1978 wurde mit der Anlage der Schnitte 78/11—14, 16 und 17 die systematische Untersuchung begonnen, wobei sich herausstellte, daß von dem Bauwerk nicht viel mehr als die S- und O-Mauer erhalten waren, die zudem mehrfach gestört waren (s. Beilage 2). Mindestens fünf neuzeitliche Gräber, eine Schindergrube sowie das Grubenhaus 76/9 S waren direkt in oder über die Mauerreste eingetieft, wodurch der gesamte Innenraum zerstört wurde. An seiner höchsten Stelle war das in Lehm gesetzte Fundament zusammen mit Teilen des Aufgehenden noch 1,20 m hoch erhalten. Seine Stärke betrug 0,70 m, die Gründungstiefe 0,70—0,80 m. Die Mauern waren durch die Oberfläche der Kastellperiode D hindurch in ältere Lehmschuttschichten eingetieft. Ihr Außenniveau befand sieh jedoch 0,40 m über dem D-Horizont und wurde durch eine 0,40—0,50 m starke, gut planierte Lehmschuttschicht kastellzeitlicher Gebäude gebildet. Vor allem in unmittelbarer Mauernähe war sie sorgfältig geebnet und vom Lehmschutt der darauf gestürzten aufgehenden Lehmziegelwand bedeckt. Die mit vielen Dachziegelbruchstücken angereicherte Schicht besaß eine Stärke von etwa 0,30 m. Das nur etwa 0,20 m tiefer Hegende Innenniveau war in der Mauer durch eine doppelte Lage kastellzeitlicher Fußbodenziegel markiert (Abb. 51). Höchstwahrscheinlich war der gesamte Hausboden derart ausgelegt, da überall dort, wo der Fußboden vor allem in Mauernähe noch ungestört war, eine doppelte Ziegellage beobachtet wurde, was auch die Befunde von 1968 andeuten. Die südliche Wand war an einigen Stellen wesentlich besser erhalten als die östliche, bei der nur noch die Fundamentunterkante die Flucht anzeigte. Der. Versturz hing mit den Grabeintiefungen zusammen. Unmittelbar unter 75/6 S befand sich, wie beim Raum

3

2 Vgl. K.Wachtel, Das Verhältnis der Schichten I - V I der Grabungskampagnen 1958—1962 zu den Siedlungsperioden A - D , a. O., 10; B. Döhle, Der Raum XXVII 1 mit nördlichem Vorhof, a. 0 . , 77, Abb. 34, Profil T 9 Nord.

20/14 N (vgl. o. S. 54) eine kastellzeitliche Mauerflucht, die etwa gleich ausgerichtet war. Beide Mauern waren jedoch durch eine sterile Zwischenschicht von etwa 0,20 m Stärke voneinander getrennt. Von .diesem kastellzeitlichen Gebäude stammen auch die Steinanhäufungen in den Schnitten 78/5—7 (s. Beilage 2). Deutung: Großes Gebäude mit Steinfundamentierung. Auf der oberirdisch noch sichtbaren, mit Ziegeldurchschüssen ausgeglichenen Mauer waren Wände aus an der Luft getrockneten Lehmziegeln errichtet. Funde: Der Hausfußboden war bis auf wenige Stellen in unmittelbarer Mauernähe vollständig zerstört. Soweit überhaupt Keramik beobachtet werden konnte, war sie spätantik-frühbyzantinischer Provenienz. Es war nicht mit Sicherheit bestimmbar, ob die Scherben mit eingeritzter Verzierung in Mauernähe aus dem Haus stammten oder durch Störungen in den Schutt verlagert waren. Grubenhaus 76/9 Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

S (Abb. 52, Taf. 18 b) etwa 3,00 m etwa 2,60 m 0,30-0,40 m NNW-SSO alte Oberfläche bei +2,00 m/T. 2, etwa 0,60—0,70 m unter dem heutigen Niveau

Beschreibung: Die Hausgrube 76/9 S wurde im Planum der Schnitte 78/13, 14 und 16 bei + 1,80 m/T. 2 als dunkle Verfärbung im hellen Lehmschutt über dem südlichen Fundament nahe der SO-Ecke von 75/6 S erkannt. Ihr gesamter S-Teil war durch zwei neuzeitliche Gräber und eine Schindergrube zerstört (s. Beilage 2). Die Grubenränder waren flach bis auf den unebenen Fußboden eingetieft, der einen Estrich aus einer etwa 5 cm starken Schicht aus verkohltem Holz aufwies. Verfüllt war die Grube mit humosem Lehmschutt, gebrannten Lehmbestandteilen und Holzkohle. Auf dem Fußboden lagen an der O-Wand über- und ineinander gestürzte vollständig erhaltene und größere Bruchstücke von Gefäßen. Dazwischen waren große Stücke Holzkohle, z. T. längere Aststücke und weiße Asche zu finden. Etwas abseits wurde unter einem Stein ein Bronzegefäß entdeckt. Unweit davon befanden sich die Reste eines verkohlten Holzkästchens mit eisernen Beschlägen sowie sechs dicht beieinanderliegende Pfeilspitzen. In der Nähe wurden zahlreiche Fischschuppen geborgen. Eine Interpretation der Brandstelle als Herd ist fraglich, eher wäre an ein verbranntes und zusammengestürztes hölzernes Regal (oder Bank) zu denken, auf dem die Gefäße aufgehoben waren. Das Gebäude hatte eine ausgeprägte Wandbank aus hellem Lehm, auf der die Wände aus an der Luft getrockneten Lehmziegeln errichtet wa-

104

ren. Pfosten konnten wahrscheinlich wegen der vielen Störungen nicht beobachtet werden. Das Haus ist durch Brand zugrunde gegangen. Davon zeugen neben dem stark gebrannten Fußboden mit Holzkohle und Asche um die Gefäße auch die zahlreichen im Wandschutt geborgenen gebrannten Lehmbrocken, an denen keine Rutenabdrücke festgestellt werden konnten. Deutung: Durch Brand zerstörtes quadratisches Grubenhaus mit Gefäß- und Pfeilspitzendepot.

MICHAEL W E N D E L

Funde: 1. 1.1.

RS WS

Keramik Gesamtaufkommen: frühbyz.

früh- Kaolin helle Bin- hoch- Gesamt ma. glätt. ma.

5(5)

5( 4 Gefäße) (5) 14(10)

5( 5) 19(15)

19(15)

24(20)

B Gesamt 5(5)

Beschreibung der Siedlungsobjekte

Planum d e s GefäOdepots

76

W/

s

(T) Bronzegefäfl (2) Reste eines Holzkästchens 3 Lehm mit Holzkohle

Abb. 52. Grubenhaus 76/9 S mit Gefäßdepot

1.2.

Amphoren

Töpfe

2(2)

Vx 2(2)

115 1(1) Gesamt 3(3)

2(2)

I 1

1.3.

Frühmittelalterliche Randscherben eingeritzter Verzierung:

Randdefinition Anzahl 1121

24111 3121 4111 1112

2.

Spätantik-frühbyzantinischer Gesamtanteil:

Gruppe Verzierung

II II II II II 1

AC (Gefäß) AFJ AK (Gefäß) AM (Gefäß) AG (Gefäß)

mit

Kleinfunde:

Messerreste Nagel Niet Klammerreste Spinn wirtel Webgewichte Knochenstück Schleifstein Tüllenspitze Griffbruchstück Kästchenbeschläge 6 Pfeilspitzen Bronzegefäß

Nr. 92, 93, 94, 96 Nr. 248 Nr. 275 Nr. 310 Nr. 358 Nr. 373, 374 Nr. 418 Nr. 459 Nr. 488 Nr. 515 Nr. 559 Nr. 633, 634, 635, 636 Nr. 696

106

MICHAEL W E N D E L

3. Münzen: Inv. Nr. 78/160 Koordinaten: O 74,40/S 9,10; Niv. + 1 7 1 in Bestimmung: 527-565(?) Die Grube 76/9 S war durch spätere neuzeitliche Eintiefungen stark gestört. Im erhaltenen Teil wurde jedoch eine Gefäßgruppe gefunden, die unbedingt als Hausinventar und damit als Komplex klassifiziert werden muß (Taf. 40e—h). Die Gefäße befanden sich auf einem durch Brand zusammengestürzten hölzernen Regal oder einer Bank und müssen als das typische Keramikinventar eines quadratischen Wohnhauses jener Zeit angesehen werden. Alle Töpfe mit eingeritzter Verzierung gehören zur Gruppe 2 und die Randformen zu I 1 und I I 1. Der frühbyzantinische Anteil war durch einige kleinere sicher verlagerte Scherben von Amphoren 1 1 und I I 5 sowie von Töpfen Vx vertreten. Bemerkenswert sind Bronzegefäß (Taf. 19, 32; 39) und verbranntes Holzkästchen. Alle anderen Funde müssen als das typische Inventar einer land- utid hauswirtschaftlich tätigen Bevölkerung gedeutet werden. Die sechs Pfeilspitzen haben alle Lanzett- oder Rautenform. Daß jeweils zwei zusammenklebten (Nr. 633 und 635) sowie bei den Exemplaren Nr. 633 der Dorn abgebrochen war, spricht m. E . dafür, die Waffen als Hausinventar und nicht als Feindwaffen anzusprechen. D a s wird durch den gemeinsamen Fundort bestätigt, so daß der Fund als Depot angesprochen werden kann. Grubenhaus 76/15 Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

S (Abb. 53, Taf. 17d) etwa 3,70 m, 3,20 m 0,30-0,40 m N—S alte Oberfläche bei + 1 , 9 0 m/T. 2, etwa 0,70 m unter dem heutigen Niveau

Beschreibung: D a s Objekt 76/15 S wurde in den Schnitten 78/6 und 7 im Planum bei + 1 , 9 0 m/T. 2 als leicht dunkle Verfärbung durch die schräg stehenden Mühlsteine schon ab + 2 , 2 5 m/T. 2 im helleren Lehmschutt erkannt. D a s Gebäude konnte wegen des Trennungssteges zum bulgarischen Sektor nicht vollständig ausgegraben werden. Im S und W war es zudem durch zwei neuzeitliche Gräber und im N durch eine größere neuzeitliche Eintiefung, die nicht näher abgegrenzt werden konnte, jedoch im v Zusammenhang mit der Steinanhäufung stand, gestört (s. Beilage 2). Die Steine stammen von der Mauerkrone eines älteren kastellzeitlichen Objektes, das sich unter 75/6 S befunden hat (vgl. o. S. 103). Dadurch war 76/15 S nahezu völlig zerstört. Erhalten blieben lediglich die stark zerwühlten Reste eines Steinofens, ein Wandteil sowie die in situ stehenden Mahlsteine (Taf. 17d). Der Grubenboden war über einer Mauer aus der Kastellperiode C und deren Brandschutt angelegt. Reste eines Estrichs wurden nicht festgestellt. Die

Grubenwände waren steil und teilweise mit Steinen verfestigt. Die Wandlehmbank war nur noch an der O-Seite im Schnitt 78/7 stellenweise erhalten. Die aufgehenden Wände bestanden aus an der L u f t getrockneten Lehmziegeln. In der NW-Ecke waren die Reste eines aus Stein gebauten Ofens erhalten, dessen Steine sich von den aus den Kastellschichten hochgewühlten durch ihre charakteristischen Brandverfärbungen unterschieden. Obwohl die Anlage nahezu völlig zerstört war, konnte seine Bauweise noch klar erkannt werden. E r hatte U-Forni, war oben durch Decksteine verschlossen und ähnelte in seiner Form dem Ofen aus 32/8 N (Taf. 3 c). Vor der Feueröffnung befand sich eine kreisrunde, brandverfärbte Lehmplatte. In etwa 1,00 m Abstand wurden schräg im Grubenschutt stehend zwei aneinanderliegende Mahlsteine gefunden. Zwischen Mühle und Ofen wurden nur 0,20 m tiefer unter dem Fußbodenniveau ein sogenannter Pfostenstein beobachtet, der möglicherweise zur Achsführung der Mühle diente. Der Durchmesser seiner Höhlung mit knapp 0,10 m korrespondierte mit der Durchlochung der Mahlsteine und befand sich genau unter der Lehmlinse. Dadurch scheint ein funktioneller Zusammenhang von Pfostenstein, Lehmlinse, die zur Arretierung diente, und Mühle erwiesen. An der O-Seite war Pfosten 3 eingelassen, der wahrscheinlich zum Gebäude gehört hat. Deutung: Quadratisches Grubenhaus mit Ofen und Getreidemühle. Funde: Wegen der zahlreichen Störungen konnte das Fundmaterial aus 76/15 S nicht komplex ausgewertet werden. Der frühbyzantinische Anteil bestand aus Streuscherben der Amphoren I I , 1 1 5 und der Töpfe VII. Die frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung konnte den Gruppen 3, 4 und 5 und den Randformen I I , 1 2 , 1 3 , I I 1, I I 3 und I I I 1 zugeordnet werden. Einige Bruchstücke .waren innenrandverziert. Zwei Scherben aus hellem feingeschlämmten Ton zeigten rote Bemalung, mehrere Scherben waren grün- bzw. braunglasiert. Grubenhaus 79/14 Länge: Breite: Grubentiefe: Orientierung: Oberfläche:

S (Abb. 53) =»2,60 m >2,20 m 0,30-0,40 m N—S oder O—W alte Oberfläche bei + 2 , 0 0 n i / T . 2, etwa 0,60 m unter dem heutigen Niveau

Beschreibung: D a s Objekt 79/14 S wurde im Schnitt 78/7 auf einem Niveau bei + 2 , 0 0 m/T. 2 als humose Verfärbung, die sich vom helleren Lehmschutt abhob, erkannt. Vom Gebäude war nur noch ein Rest der S-Wand erhalten. Zwei Gräber im O-Teil des Schnittes, eine moderne

Stratigraphische Beziehungen

107

st»

sw

tiiitaiftii

T'^OOm.

-M.OOm 79/14 S

kostenzeitlich Mauer

mm

kastellzeitliche Mauer

iihl8lillillüü i|

m ' ^•ffl! Uli. ^ Grab

r r'2'°°m

Abb. 53. Grubenhäuser 76/15 S und 79/14 S

Eintiefung mit vielen Steinen im N und W sowie die Uberlagerung durch das jüngere Gebäude 76/15 S haben die Grube fast völlig zerstört (s. Beilage 2). Der Fußboden war auf dem Lehmschutt älterer nicht zu identifizierender Gebäude angelegt. Sein Estrich bestand aus einer etwa 0,10 m starken Schicht aus gestampftem Lehm. Die Grube war mit humosem Lehmschutt, gebrannten und ungebrannten Lehmbrocken und Steinbruchstücken verfüllt. Innenbauten konnten nicht beobachtet werden. Das Gebäude besaß eine ausgeprägte Wandlehmbank, auf der die aufgehenden W ä n d e aus an der L u f t getrockneten Lehmziegeln errichtet waren. Direkt in die W a n d f u n d a m e n tierung waren die Pfosten 1 und 2 eingelassen. In der Nähe des östlichen wurde eine starke Brandverfärbung mit viel Holzkohle beobachtet. Deutung: Stark gestörtes Grubenhaus von Form.

unbestimmbarer

Funde: Die Fundmaterialien aus der Grube konnten nicht komplex ausgewertet werden. Der frühbyzantinische Anteil war durch Amphorenscherben I 1, I I 1, I I 5, Scherben von K a n n e n I 1 und vom Topf VI, V I I und Vx stark vertreten. Die f r ü h mittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung beschränkte sich auf die Gruppe 2 mit eingeritzter Verzierung, die ausschließlich der Randformengruppe I 1 zugeordnet werden konnte. 2.2.

S t r a t i g r a p h i s c h e Beziehungen

Feldstratigraphische Beobachtungen geben die Möglichkeit, auf Grund von Überlagerungen, Verzahnungen oder Zerstörungen von Bauwerkresten und Schuttschichten relativ-chronologische Verhältnisse und Beziehungen zu fixieren. Dabei erweist es sich schon als schwierig, Gleichzeitigkeiten festzustellen und bis auf seltene Ausnahmen unmöglich den zeitlichen Ab-

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MICHAEL W E N D E L

Abb. 54. Direkte str atigraphische Beziehungen zwischen den Objekten und stand genauer zu bemessen. Die Siedlungsweise der mittelalterlichen Bevölkerung hat auf der Gradiste nicht zur Herausbildung klar voneinander absetzbarer, jeweils einen bestimmten Zeithorizont repräsentierenden Straten geführt. 3 3 Aus diesem Grunde beschränken sich Aussagen ausderfeldstratigraphischen Analyse zumeist auf „jünger" oder „älter", wobei die Erfahrung den mit dem Objekt vertrauten Ausgräber durchaus berechtigt, diese Begriffe im Sinne von „viel" oder „weniger" zu modifizieren. Die absolute Chronologie kann jedoch nur durch die Fundanalyse im Vergleich mit dem Siedlungsplan erarbeitet werden. Dafür sind die relativ-chronologischen Beziehungen und Verhältnisse zwischen Objekten und Schichten unabdingbare Voraussetzung. J . Herrmann hat 1979 ein Stratigraphieschema f ü r die 1972 und einige wenige 1973 ausgegrabenen Objekte veröffentlicht, 3 4 das auf der rein feldstratigraphischen Analyse beruhte. Zur Ergänzung wurden einige datierende Kleinfunde sowie der Goldschatz von 1975 (s. u. S. 230ff.) herangezogen und zur Datierung der entsprechenden Horizonte benutzt. Der Ausgrabungsstand von 1973 erlaubte es ihm jedoch noch nicht, die wegen der alten Schnittanlagen 3 5 isolierten Grabungsflächen I—III miteinander zu verbinden. 3 « 1973 und 1975 wurde mit der Fläche IV (vgl. Beilage 2) ein Abschnitt ausgegraben, der sich stratigraphisch als außerordentlich aussagefähig er33

Allgemeine Ausführungen zur Art der Schuttbildung, den Schichtenverhältnissen und der Grabungsmethode bei J. Herrmann, a. O., 101-104. 3 « A.Ö., 112, Abb. 45. 35 V. Dimova, Die mittelalterliche Siedlung über den Ruinen des Kastells Iatrus. Ergebnisse der Grabungskampagnen 1966, 1968 und 1970, a. 0., 95-100; K.Wachtel, a. O., 22 f. 36 A. O., Beilage 3.

Komplexen

wies und den eigentlichen Schlüssel für die Erarbeitung der Stratigraphie des Mittelalters lieferte. Von besonderer Bedeutung war, daß die hier untersuchten Objekte nahezu den gesamten Zeithorizont der frühmittelalterlichen Siedlung repräsentierten. Die 1975 und 1977 untersuchte Gruppe V stellte die Verbindung zwischen den Flächen I und I I und die Gruppe VI den Anschluß an Gruppe I I her. Weitestgehend wegen der alten Schnittanlagen 70/X A und 70/0 isoliert liegt die 1978 ausgegrabene Gruppe VII. Zur Gruppe VI konnte wegen des neuzeitlichen Friedhofes kein Anschluß mehr hergestellt werden. Über die N-Profile der Schnitte 70/0 (Ost) und 70/0 wurde jedoch eine gewisse Verbindung zur Gruppe I I I gefunden (s. Beilage 2 und Abb. 54). Als die ältesten frühmittelalterlichen Objekte in der Gruppe IV müssen die Objekte 27/7 N und 27/11 N bezeichnet werden. Von 27/7 N waren nur noch Reste der angeschnittenen Wandfundamente bei +1,05 — 1 , 2 5 m/ T. 2 erhalten, die in eine durch die Münzen (Inv. Nr. 75/52, 53, 54, 55 und 56) 37 ins 6. J h . datierte Schicht eingelassen waren. Nicht klar zu entscheiden war, ob 27/7 N noch in die letzte Phase der Kastellperiode D eingeordnet oder als ältestes frühmittelalterliches Gebäude bezeichnet werden muß. Der Schutt in seiner Umgebung zeigte keine Anzeichen von Brandeinwirkung. Zerstört wurden die Fundamente durch die Anlage von 27/11 N (Abb. 12). Wie die Profile (Abb. 12) ausweisen, wurde die Fundamentierung von 27/11 N klar über dem kastellzeitlichen Brandschutt angelegt und ist demnach eindeutig der frühmittelalterlichen Siedlung zuzuordnen. Der unregelmäßige Kastellschutt wurde durch eine Lehmschicht planiert und darauf der Fußboden angelegt. Der Bau von 37

Veröffentlichung durch E. Schönert-Geiß im Bd. IV von Iatrus-Krivina (in Vorbereitung).

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Stratigraphische Beziehungen

27/11 N muß jedoch unmittelbar nach der Kastellzeit vor sich gegangen sein, da keine humóse Zwischenschicht festgestellt werden konnte. Auf den Trümmern dieses Hauses wurde der Gebäudekomplex 30/14 N errichtet, der einen Teil der alten Fundamente weiterbenutzt, den anderen zerstört hat (vgl. die Steinlagen bei O 23-24/N 12-13 bzw. O 29/ N 10 usw. Abb. 13). Auch bei diesem Gebäude konnte nach der Kastellzerstörung kein allzu langer Zeitraum verstrichen sein. Es wurde ebenfalls keine humóse Zwischenschicht zum planierten Zerstörungshorizont des Kastells festgestellt (vgl. im Profil 2, Abb. 15 bei N 17 oder im Profil 3, Abb. 16 bei N 12). Im unmittelbaren stratigraphischen Zusammenhang mit 30/14 N standen nahezu alle Grubenhäuser der Gruppe IV, die in dessen Schutt eingetieft waren. Direkten Einfluß auf die Zerstörung seiner Fundamente hatten 23/10 N, 32/8 N, 20/8 N, 18/15 N, 26/15 N, 32/19 N, 18/20 N, 21/20 N, 30/21 N und möglicherweise auch 26/23 N. Somit kann derGrubenhaushorizont klar von den stein-lehmfundamentierten Gebäuden 27/7 N, 27/11 N und 30/14 N abgesetzt werden. Die Klärung der stratigraphischen Beziehungen zwischen den Grubenhäusern kann teilweise über direkte Verzahnungen, teilweise aber nur durch Analogieschlüsse erfolgen. Die Eingangsrampe von 32/8 N schnitt im Planum das Haus 28/10 N, das im W wiederum vom Schutt der Grube 23/10 N überlagert war (Abb. 10, Profil I—II, Abb. 12). Die Abfolge zwischen den Objekten 25/5 N, 23/10 N, 26/15 N und 26/23 N ist im Profil 3 (Abb. 16) zu erkennen. Der Schutt von 23/10 N fällt bei N 8 - 9 über den Wandschutt von 25/5 N. Bei N 12 wird die umgestürzte Wand von 23/10 N durch den Schutt von 26/15 N überlagert. Die Verbindung zu 26/23 N ist über diese Kette nicht eindeutig zu klären, doch scheint die Verzahnung der Schuttschichten bei N 17-21 (Profil 3, Abb. 16) dafür zu sprechen, daß 26/23 N jünger als 26/15 N gewesen sein muß. Dadurch ergibt sich die stratigraphische Abfolge 25/5 N - 23/10 N - 26/15 N - 26/23 N (vgl. Abb. 54). Die Beziehungen zwischen 25/5 N und 28/10 N realisieren sich über das Profil III—IV (Abb. 12) bei O 25,50/N 6, wo die Grube 25/5 N klar den Wandschutt von 28/10 N schneidet. Im Profil III—IV (Abb. 20) sind die Beziehungen zwischen 18/15 N, 18/20 N und 21/20 N trotz der zahlreichen Störungen zu klären. Sowohl 18/20 N wie auch 18/15 N wurden von der gleichen Oberfläche eingetieft. Ohne daß aber Sicherheit in der Aussage erreicht werden kann, scheint 18/20 N das ältere von beiden Gebäuden gewesen zu sein, da sein Schutt nur bis zu einem Niveau von +1,30 m/T. 2, der von 18/15 N dagegen bis zu +1,50 m/T. 2 anstand. Die Kontaktstellen zwischen den Schuttschichten wurden durch die erwähnten Störungen beseitigt. Beide Gruben sind, wie aus dem Planum bei +1,40 bis + 1,50 m/T. 2 (Abb. 20, 21) hervorgeht, älter als 21/20 N. Die Grube schneidet den Schutt beider Gebäude. •ßO/8 N durchstößt den von frühmittelalterlichen

Schuttmassen gebildeten Horizont und war von sehr oberflächennahen Schichten eingetieft (Profil 1, Abb. 8). Es muß demnach als jüngstes Bauwerk angesehen werden. Die Abfolge lautet also 18/20 N— 18/15 N - 2 1 / 2 0 N — 20/8 N (Abb. 54). Im Profil 2 (Abb. 15) liegt bei N 16-19 der Wandschutt von 26/15 N über der Grube 21/20. Die Verbindung zu 23/10 N kann dagegen im direkten Vergleich nicht mehr hergestellt werden. Ihre Gleichzeitigkeit, vergleicht man die Eintiefungshorizonte im Profil 2 (Abb. 15), ist nicht ausgeschlossen. Im NO der Fläche kann eine weitere direkt miteinander verbundene Dreiergruppe herausgearbeitet werden. Im Profil 6 ist zu erkennen, daß 30/21 N älter war als 32/19 N, da letzteres den Wandschutt von 30/21 N bei N 19 schneidet (Taf. 6a). Die Querverbindung zu 26/15 N ergibt sich im Profil 5 (Abb. 19), wo der Schutt von 32/19 N von dieser Grube geschnitten wird. Das Planum im Schnitt 75/10 N (Abb. 22) zeigt an, daß 30/21 N älter als 26/23 N war. Demnach lautet die stratigraphische Abfolge unter Einbeziehung von 26/15 N : 30/21 N - 32/19 N - 26/15 N - 26/23 N (vgl. Abb. 54). Die alte Oberfläche von 23/10 N lag um etwa 0,20 m tiefer als 32/8 N, was bei der räumlichen Entfernung von nur 4 m für eine frühere Einordnung von 23/10 N spricht. Beide Objekte waren aber jünger als 28/10 N. Das Verhältnis zwischen 32/8 N und 31/2 N realisiert sich über das Profil I - I I (Abb. 6), wo bei N 7,50 der Schutt von 31/2 N durch die Grube 32/8 N geschnitten wurde. Wie das Profil I I I - I V (Abb. 6) belegt, war 31/2 N aber jünger als 25/5 N, da dessen Wandschutt bei +1,70 m/T. 2 geschnitten wurde (vgl. Profil III—IV, Abb. 5). Daraus resultiert die Abfolge 25/5 N - 3 1 / 2 N - 3 2 / 8 N, wobei letzteres ja jünger als 28/10 N und 23/10 N war. Die gesamte stratigraphische Verknüpfung in der Gruppe IV ist in Abb. 54 dargestellt. Dabei standen 27/7 N - 27/11 N - 30/14 N - 28/10 N in direkter Abfolge und verkörpern insgesamt vier Bauphasen. Darüber scheint sich ein Horizont mit den Objekten 25/5 N, 18/20 N und 30/21 N abzuzeichnen, auf den die Objekte 18/15 N, 32/19 N, 23/10 N und 31/2 N folgen. Als die jüngsten Bauwerke müssen 32/8 N, 26/15 N, 21/20 N, 26/23 N sowie 20/8 N angesprochen werden. Damit ließen sich in diesem Abschnitt mindestens acht Bauphasen herausarbeiten, da 20/8 N vom frühmittelalterlichen Horizont abgesetzt werden muß. Die stratigraphische Verknüpfung zwischen den Gruppen IV und I I I kann über die Gruben 25/5 N und 27/1 N vorgenommen werden. Im Profil V—VI (Abb. 5) wird bei N 1 der Schutt von 25/5 N durch die weitaus jüngere Eintiefung von 27/1 S geschnitten. Die stratigraphischen Beziehungen innerhalb der Gruppe I I I wurden schon beschrieben, 38 so daß beide Gruppen im Schema (Abb. 54) miteinander verbunden werden können. Die Verbindung zur Gruppe I kann dagegen nur über die Gruppe V hergestellt werden. Daher ist es notwendig, erst ,in diesem Abschnitt die Beziehungen s» ,T. Herrmann, Iatrus-Krivina I, 1979, 111-113.

110 zu klären. Als eindeutig jüngstes Bauwerk muß 46/21 N, das über allen anderen Gebäuderesten lag, bezeichnet werden. Unter diesem Gebäude befand sich durch eine 0,30 m starke Zwischenschicht getrennt 47/20 N, das 50/19 N zerstört hat (Profil 7 bei 0 48, Abb. 28). 47/20 N wurde teilweise vom Gebäuderest 44/24 N überlagert, das wiederum durch die Fundamente von 40/22 N abgeschnitten wurde, dessen Stein- und Lehmfundamentierung z. T. durch die Anlage von 38/23 N weggegraben war (vgl. Planum, Beilage 2). Zur endgültigen Klärung der stratigraphischen Verhältnisse muß die Verbindung zwischen 46/21 N und 38/23 N gefunden werden. Im Profil I - I I (Abb. 25) schneidet 38/23 N den Schutt von 40/22 N, wird jedoch bei O 40 selbst durch den Wandschutt von 46/21 N überlagert. Im Planum ist klar zu erkennen, daß 47/25 N und die gleichzeitige Grube 46/24 N jünger als 47/20 N gewesen sind (vgl. Beilage 2), aber eindeutig älter als 46/21 N, dessen Horizont um 0,30 m höher gelegen hat. Die Beziehungen zu Haus 44/24 N sind im Profil 8 (Abb. 29) und im Profil I - I I (Abb. 27) zu klären. 47/25 N wurde bei O 45 von einem Niveau bei +1,50 m/T. 2 eingetieft. Die Lehmschuttschicht bei +1,70 m/T. 2 wird durch das Objekt nicht geschnitten (Profil I - I I , O 45/N 25,80, Abb. 27). Durch dieselbe Schicht hindurch wurden aber bei O 44/N 24,50 im Profil 8 (Abb. 29) die Fundamente von 44/24 N eingetieft. Die stratigraphische Kette muß also in der Gruppe V 50/19 N - 47/20 N 47/25 N (und 46/24 N) - 44/24 N - 40/22 N - 38/23 N 46/21 N lauten. Damit wären auch in diesem Abschnitt sieben Bauphasen herausgearbeitet, wobei sie nicht automatisch mit denen aus der Gruppe IV korrelierbar sind. Die von J . Herrmann geklärten stratigraphisehen Verhältnisse in den Gruppen I und I I sowie ihre Verbindung können übernommen werden. 39 Allerdings muß 42/16 N älter angesetzt werden als 41/6 N. Bei O 42,60/N 15 schneidet 42/16 N bei + 1,40 m/T. 2 eine Schicht, die als Wandschutt von 41/6 N bezeichnet wird. 40 Dieselbe Schicht wurde jedoch auch von 41/6 N, dessen Oberfläche sich bei 4-1,50—1-1,60 m/T. 2 befunden hat, durchstoßen. Sie muß daher einem älteren Gebäude zugeordnet werden. Die alte Oberfläche mit dem Wandschutt von 42/16 N befand sich auf deren Oberkante und war durch die Eintiefung von 41/6 N abgegraben 4 1 (Abb. 54). Die Verknüpfung mit der Gruppe IV kann nur irti indirekten Schluß geklärt werden, da der 2,00 m breite Trennungssteg zwischen O 33—35 (Beilage 1) zur damaligen Zeit aus grabungsorganisatorischen Gründen nicht abgebaut werden konnte. Wie die spätere Untersuchung erwies, befand sich zwischen den Häusern 38/23 N und 30/21 N eine große Störung aus dem 12.-14. J h . (s. o. S. 67 und S. 64). Dem30 A. O., 111. J . Herrmann und M. Wendel, a. O., 137, Abb. 63, Profil 8. 41 A. O. Dieser Sachverhalt ist in dem abgebildeten Profil nicht eindeutig erkennbar, wird jedoch durch das unpublizierte südliche Anschlußprofil deutlich.

MICHAEL W I N D E L

zufolge kann nur versucht werden, über die Nivellements der Oberflächen einen Schluß zu ziehen. Die Oberfläche von 30/21 N lag um 0,30 m tiefer (Profil I I I - I V , Abb. 23) als die von 38/23 N (Abb. 24), was für die ältere Datierung von 30/21 N spricht. Auch zwischen 32/19 N und 38/15 N waren die frühmittelalterlichen Schichten noch durch die Eintiefung aus dem 2.' Bulgarischen Reich gestört. Aberauch 38/15 N scheint ebenso wie 36/9 N und 38/5 N jünger gewesen zu sein als die entsprechenden Bauwerke 32/19 N, 32/8 N und 31/2 N, da ihre Oberflächen auf dieser kurzen räumlichen Entfernung um 0,20—0,30 m höher gelegen haben. Die endgültige Klärung der chronologischen Verhältnisse zwischen diesen Bauwerken muß aber durch die Fundanalyse vorgenommen werden (u. S. 120ff.). • Die stratigraphische Abfolge in der 1977 ausgegrabenen Fläche VI kann über die Objekte 72/15 N, 73/12 N und 71/7 N im Profil 10 (Abb. 35) geklärt werden. Als das älteste muß Haus 72/15 N angesprochen werden, das im Planum durch 73/12 N überlagert wird (Beilage 2). Die Schichten zwischen 73/12 N und 71/7 N waren bei N 8 - 9 durch eine Eintiefung über der kastellzeitlichen Mauer gestört. Die Oberfläche von 73/12 N befand sich bei + 1,80 m/T. 2, die von 71/7 N lag bei O 68/N.7 nicht wesentlich tiefer, bei O 70,40/N 8 jedoch auf einem Niveau bei + 1,60 m/T. 2 und damit deutlich niedriger. Sie stellt den Horizont dar, auf dem der Fußboden von 73/12 N angelegt worden ist. Die Verbindung zwischen 71/7 N und 72/15 N muß über diese Schicht weiterverfolgt werden. Durch die Anlage des Wandfundamentes von 73/12 N bei N 13 ist die Schichtenabfolge sehr unklar. Es ist nicht sicher, ob die Oberfläche von 71/7 N auch durch 72/15 N geschnitten wird. Bei N 18 verläuft die Oberflächenlinie von 72/ 15 N jedoch auf einem 0,10 m tieferen Niveau. Vergleicht man die Schichtenabfolge über dem D-Horizont bei O 68/N 7, so liegen zwischen dem klar erkennbaren Brandschutt und der Oberfläche von 71/7 N mindestens drei weitere Horizonte. Bei O 70,40/N 17—18 kann zwischen dem Brandschutt D und der Oberfläche von 72/15 N aber nur eine Zwischenschicht festgestellt werden, so daß die Abfolge 72/15 N — 71/7 N — 73/12 N erwiesen ist. Die im O der Gruppe gelegenen Hausreste 77/15 N, 79/11 N und 76/8 N sind in ihren stratigraphischen Beziehungen klar zu bestimmen. 79/11 N war, wie das Planum zeigt (Beilage 2), älter als 77/15 N, da sein N-Teil durch dessen Anlage zerstört worden war. Die Verbindung zwischen 79/11 N und 76/8 N ist über die Profile I - I I (Abb. 37) und V - V I bei O 76,50/N 11,50 (Abb. 36) zu erkennen, weil dort der Schutt von 76/8 N durch die Grube 79/11 N geschnitten wird. Dadurch lautet diese K e t t e : 76/8 N - 7 9 / 1 1 N - 7 7 / 1 5 N. Im Profil I - I I bei O 73,50/N 10 (Abb. 36) wird der Schutt von 73/12 N durch die Grube 76/8 N a durchstoßen, die jünger als Haus 76/8 N war. Aus dem Profil I I I - I V bei O 76/N 10-11 (Abb. 36) ist ersichtlich, daß auch 76/8 N den Schutt von 73/12 N weggegraben hat. Die Richtigkeit dieser Feststellung wird dadurch erhärtet, daß

Stratigraphische Beziehungen

auch über der jüngeren Grube 77/15 N (vgl. Profil I - I I bei 0 76,50/N 12,50, Abb. 33) kein Schutt von 73/12 N zu finden war. Da von der westlichen Häusergruppe in der Fläche VI 73/12 N das jüngste gewesen ist und von der östlichen 76/8 N das älteste, kann die stratigraphische Abfolge nur 72/15 N - 71/7 N - 73/12 N - 7 6 / 8 N - 7 9 / 1 1 N - 7 7 / 1 5 N - 7 6 / 8 N alauten (Abb.54). Die Grube 76/8 N a wird deshalb ans Ende der Abfolge gesetzt, da ihr Eintiefungshorizont bei 0 73,50/N 8 (im Profil I - I I , Abb. 36) nur 0,20 m unter dem heutigen Niveau ( + 2,10 m/T. 2) lag. Ihre Zugehörigkeit zum frühen Mittelalter muß ebenso bezweifelt werden, wie die der vielen anderen oberflächennahen Störungen, die im Plan nicht erfaßt werden konnten. Die stratigraphische Verknüpfung dieses Abschnittes mit der Gruppe II, die von J . Herrmann beschrieben wurde,/*2 erfolgt über das Profil 10 (Abb. 35) und das O—W-Profil bei N 12,70-12,80.« Die ältesten Gruben in der Gruppe II, 61/13 N a und b, waren von einem 0,50 m tiefer liegenden Niveau als das älteste Haus der Gruppe VI, also 72/15 N eingetieft. Die umfangreichen Störungen in diesem Bereich (s. Beilage 2) verbieten allerdings weitere Schlußfolgerungen, die von der Fundanalyse erbracht werden müssen (vgl. u. S. 120ff.). 1978 wurde die Fläche VII südlich des ehemaligen Sektors X ausgegraben. Mit den bereits 1972 (46/12 S, 47/8 S und 65/6 S) bzw. 1973 (49/6 S, 53/8 S und 55/4 S) teilweise oder ganz untersuchten Gebäuden befanden sich auf der Fläche sechzehn Hausreste. Die Erreichung einer durchgehenden stratigraphischen Verbindung aller Bauwerke ist in diesem 40 m langgestreckten Abschnitt unmöglich. Insgesamt 19 Gräber aus dem 18.—19. J h . und zahlreiche andere umfangreiche neuzeitliche Erdbewegungen haben die Schichten teilweise empfindlich gestört (s. Beilage 2). Als ältestes Gebäude ist 75/6 S anzusprechen, in dessen Schutt die Hausgrube 76/9 S eingetieft war. Im Profil 11 a (Abb. 51) bei O etwa 66-67 zeigt sich, daß die Wandfundamentierung von 75/6 S den Schutt der letzten Kastellperiode D durchstoßen hat. Sein auf dieser Schicht liegendes Außenniveau wurde durch ein schmales Band aus breitgeflossenem Baulehni gebildet. Da sich zwischen Brandschutt und Baulehm keinerlei Anzeichen für eine ehemalige Oberfläche zeigte, kann 75/6 S auch durch seine Architektur direkt mit den Gebäuden 27/11 N und 30/14 N aus Gruppe IV parallelisiert werden. Südlich von 75/6 S befanden sich die Gebäudereste 79/14 S und 76/15 S, deren Beziehungen zueinander aus dem Planum (s. Beilage 2) sichtbar werden. Beide Gruben waren jünger als 75/6 S, da sie ebenso wie 76/9 S in dessen Schutt eingetieft waren. Ihr Verhältnis zu 76/9 S war wegen der Schindergrube und der Grabeintiefurigen nicht mehr zu klären. Auch die Hausgruben 67/11 S und 65/6 S waren in den Wandschutt von 75/6 S (vgl. Profil I I a bei O 66 und 62-63, Abb. n

J, Herrmann, a. 0 . , 111. J. Herrmann und M. Wendel, a. 0 . , 139, Abb. 65, Profil 9.

111 51) eingetieft. Komplizierter ist jedoch das Verhältnis beider Gruben zueinander. Ihre Schuttschichten liegen auf derselben Schicht. Dieser Horizont wird von 65/6 S bei O 62 (Profil I I a , Abb. 51) gestört und Teile des Wandschutts von 75/6 S abgegraben und planiert, während der Schutt von 67/11 S sich lediglich darüber gelegt hat. Es spricht daher alles für eine frühere Datierung von 67/11 S. Eine stratigraphische Verbindung von 67/11 S zu den westlich gelegenen Hausgruben konnte wegen größerer Störungeh nicht verfolgt werden. Der unterschiedliche Eintiefungshorizont von 67/11 S (vgl. Profil I - I I , Abb. 49) und 61/10 S (Profil I - I I , Abb. 47) spricht aber f ü r eine frühere Datierung von 61/10 S. Die Wandbank von 61/10 S ist bei O 62 auf dem Niveau +1,73 m/T. 2 (Profil I—II, Abb. 47) nur schwach angedeutet, während 67/11 Svon einem Niveau oberhalb +1,90 m/ T. 2 eingetieft worden sein muß. Im Planum des Schnittes 78/8 wird die Hausgrube 58/12 S durch 61/10 S geschnitten (s. Beilage 2). Auch der Vergleich der Profile I - I I (Abb. 47) und I - I I (Abb. 44) belegt, daß 61/10 S älter war, obwohl beide Gruben von demselben Niveau bei + 1 , 7 0 - + 1 , 8 0 m/T. 2 eingetieft worden sind. Aus diesem Grund kann zwischen der Errichtung beider Bauwerke keine lange Zeitspanne verstrichen sein. Zerstört wurde 58/12 S nicht nur durch die umfangreichen neuzeitlichen Erdbewegungen (s. o. S. 95), sondern auch durch die Eintiefung von 57/15 S, was sich sowohl im Planum (s. Beilage 2) als auch im Profil 12 bei S 12 (Abb. 46) dokumentiert. In den Profilen I - I I (Abb. 44) und I - I I (Abb. 48) kann bei O 60-60,50/S 13 festgestellt werden, daß 58/12 S von einem wesentlich tieferen Niveau eingetieft worden ist als 61/16 S, wobei dessen Fußboden in gleicher Höhe wie die Oberfläche von 58/12 S gelegen hat. Der Wandschutt von 58/12 S muß daher von den Erbauern des Gebäudes 61/16 S beiseite geräumt worden sein. Die Verbindung zwischen 61/16 S und 57/15 S war durch ein neuzeitliches Grab gestört. Beide Objekte waren von einem Niveau bei etwa + 2,20 m/T. 2 eingetieft, und ihre Fußböden befanden sich bei +1,70 bis +1,80 m/T. 2, so daß keine Entscheidung getroffen werden kann. Sie liegen jedoch so nahe beieinander, daß eine Gleichzeitigkeit ausgeschlossen ist. Es scheint aber, als sei im Planum bei + 1,90 m/T. 2 (Abb. 45) die östliche Wandbank von 57/15 S nicht durch 61/16 S geschnitten worden. Die Hausgrube 57/7 S war demnach jünger als 58/12 S und 61/10 S. Die nördliche Ecke von 58/12 S wurde durch 57/7 S geschnitten. Ihr Fußboden lag auch höher als der von 58/12 S (s. Beilage 2). Gleichzeitig schneidet sie auch den Schutt von 61/10 S. Die stratigraphischen Beziehungen zwischen 47/8 S, 49/6 S und 53/8 S sind über das Profil 13 (Abb. 41) zu klären. Der Fußboden von 47/8 S wird bei O 46—47 von 49/6 S durchstoßen, dessen Wandbank stellenweise in 47/8 S hineingestürzt war. Komplizierter ist die Verbindung zwischen 49/6 S und 53/8 S, weil zwischen der Errichtung beider Gebäude keine große Zeitspanne vergangen sein kann. Die Schuttdecke über 53/8 S war geschlossen und darauf eine neue

112 Oberfläche angelegt. Bei 0 49-51 (Profil 13, Abb. 41) zeigt die Fallrichtung der kleinen Steine und Dachziegel, daß 49/6 S später verschüttet worden sein muß. 47/8 S wurde auf dem D-Niveau gegründet, ohne daß zwischen Fußboden und Kastellschutt eine Planierschicht festgestellt werden konnte. 53/8 S hat ebenso wie 49/6 S von einem höheren Niveau als 47/8 S diesen Schutt durchstoßen und beseitigt. Damit kann die Abfolge mit 47/8 S - 53/8 S - 49/6 S festgelegt werden. Der Anschluß von 53/8 S zu den im O gelegenen Hausresten realisiert sich über das Profil 12 bei S 9—11 (Abb. 46), wo sein Bauschutt klar identifiziert werden kann und sich eindeutig über die Schuttreste von 58/12 S legt. Leider hat die moderne Eintiefung bei S 11—13 die stratigraphische Verbindung zu 57/15 S zerstört, so daß aus dieser Sicht keine Entscheidung getroffen werden kann. Ein Vergleich der Eintiefungshorizonte und Schuttschichten von 53/8 S und 57/7 S (Profil 13, Abb. 41 und Profil I - I I , Abb. 43) spricht f ü r eine jüngere Datierung von 53/8 S. Die Reste von 55/4 S werden im Profil I - I I bei 0 55—56 (Abb. 43) klar von 57/7 S abgeschnitten und die Basisschicht durchstoßen. Bauweise und Funde lassen an eine Zeitgleichheit von 55/4 S und 75/6 S denken. Im Profil 4 4 wird bei S 11-12 der Schutt von 47/8 S durch 46/12 S geschnitten. Da beide Oberflächen durch eine etwa 0,30—0,40 m starke Humusschicht getrennt waren, muß zwischen Zerstörung des einen und Aufbau des anderen eine beträchtliche Zeitspanne verstrichen sein. Westlich der Gruppe VII befanden sich im Bereich der Gruppe I I I die 1977 ausgegrabenen Reste von 32/4 S und 34/1 S. Beide Objekte müssen als gleichzeitig angesprochen werden, da sie in unmittelbarer Nähe vom selben Niveau bei +1,80 m/T. 2 eingetieft waren (Profil I—II, Abb. 4). Wie aus den Profilen I—II (Abb. 4) und dem südlichen Anschlußprofil 45 (bei S 5 Einschnitt von 32/4 S) zu schließen ist, waren sie jünger als 32/9 S. Der Schutt von 32/4 S bedeckte dieses Objekt, der wiederum vom Wandschutt 35/12 S überlagert war. Im Profil III—IV (Abb. 4) wird der Schutt von 30/3 S durch die Grube 32/4 S geschnitten. Ein Niveauvergleich mit dem Objekt 47/8 S über die Profile I - I I (Abb. 4) und Profil 13 (Abb. 41) scheint eine frühere Datierung von 47/8 S zu belegen. Das Verhältnis zu 49/6 S und 53/8 S war feldstratigraphisch nicht mehr zu bestimmen. Der Fundvergleich bringt jedoch eindeutige Aussagen (s. u. S. 120ff.). Das unter Abb. 54 vorgelegte Schema drückt die beschriebenen feldstratigraphischen Beziehungen zwischen den Bauwerkresten, die lediglich relativ-chronologischen Charakter haben, aus. Deshalb können und sollen die dargestellten Zwischenräume nichts über die Zeitabstände zwischen Zerstörung und Aufbau aussagen. Aus den beschriebenen und dargestellten stratigraphischen Verhältnissen lassen sich mindestens zehn bis zwölf Phasen herausarbeiten, die

MICHAEL W E N D E L

aber erst im Vergleich mit den Ergebnissen der Fundanalyse und dem Siedlungsplan genau gefaßt und datiert werden können (s. u. S. 183ff. und Beilage 3). 2.3.

Zum Komplexcharakter einiger B a u w e r k e

Die Siedler, die im Mittelalter ihre Häuser auf dem Gelände des ehemaligen Kastells bauten, tieften sie zumeist an Plätzen ein, wo günstige Terrainbedingungen wie Mulden oder planierte Flächen vorhanden waren. Dabei wurden natürlich auch Erdbewegungen wiePlanierungsarbeiten, Umschichtungen von Schuttresten vorgenommen und auf diese Weise Materialien aus anderen Epochen verlagert. Daher verbot sich von vornherein, wollte man zu Ergebnissen gelangen, nicht nur eine Grabung nach vermeintlichen Schichten, sondern auch eine Fundbearbeitung nach ausschließlich typologischen Gesichtspunkten. Ebenso komplizierten die zahlreichen oben erwähnten, z. T. bis auf den Schutt der Kastellperiode C reichenden Störungen eine exakte Bergung der Fundmaterialien. In manchen Bereichen der Grabung entzogen sich die mittelalterlichen Siedlungsreste auf Grund ungünstiger Erhaltungsbedingungen durch Bodenbeschaffenheit, Erosion und andere Faktoren völlig der Beobachtung im Planum. Vor allem in den Schnitten 72/16, 17, 24-26, 73/13 und 22 konnten die dort vorhandenen frühmittelalterlichen Objekte 25/7 S, 46 20/6 S, 26/15 N, 49/6 S sowie der im Schnitt 73/22 gelegene Teil der Hausgrube 32/19 N erst nachträglich durch die Analyse der stehengebliebenen Profile beobachtet werden. Schied also auf Grund der geschilderten Verhältnisse eine Bearbeitung der Funde nach Straten aus, so konnten nur Trennung und anschließender chronologischer und typologischer Vergleich der Materialien aus gesicherten Komplexen mit einem festen terminus post quem Erfolg versprechen. Daher wurden die Objekte streng auf ihren Komplexcharakter geprüft, d. h. ihrer Geschlossenheit größter Wert beigemessen. Folgende Forderungen mußten erfüllt werden: 1. Das Objekt mußte optimal beobachtet worden sein, d. h. die Ausgrabung, Fundbergung und Zuordnung des Materials zur Hausgrube als gesichert gelten. 2. Vorhandene Störungen mußten auf Grund der Feldbeobachtungen als solche erkannt, das aus ihnen geborgene Material vom Komplex klar abgesetzt werden können. 3. Die schichtenmäßige Ablagerung über dem Haus mußte derart erfolgt sein, daß durch den Zusammensturz der Wand- und Dachteile das Innere praktisch versiegelt wurde, d. h. die daraus geborgenen Materialien können im wesentlichen als gleichzeitig bzw. älter als die Zerstörung angesetzt werden. 4. Das Haus mußte ausreichend repräsentatives und aussagekräftiges Material erbracht haben.

44

Vgl. Anm. 26, o. S. 87. « A. O., 123, Abb. 51, Profil 1.

« A. O., 129f., Abb. 57.

Zum Komplexcharakter einiger Bauwerke

Als sicherer Komplex in unserem Sinne ist demnach ein Haus zu werten, das im w e s e n t l i c h e n keine Funde enthält, die nach dem Zusammensturz des Gebäudes in das Innere gelangt sind. Von besonderer Bedeutung war dabei, ab welcher Tiefe der Grube die Funde als sicher zum Komplex gehörig betrachtet werden konnten. 4 7 Die Bauten waren im Planum als dunkle Verfärbungen mehr oder weniger gut im hellen Lehmschutt zu erkennen. Auf der dunklen unteren Kulturschicht dicht über dem Hausboden lagerten sich beim Zusammensturz die Wand-, Deckenund Dachteile ab, die in ihrer Konsistenz nicht so einheitlich humos, sehr oft verbrannt sind bzw. größere Brocken gebrannten Wandlehms enthalten. Diese Schichtung innerhalb der Hausgrubeli ist sehr deutlich in der Infrarotaufnahme des Profils 6 (Taf. 6a) durch die Hausgrube 32/19 N bei 30,00 und N 13,00 bis 20,00 bzw. im Planum des Hauses 22/2 S « zu erkennen. Das unterhalb der hereingestürzten Schuttmassen geborgene Fundmaterial kann demnach als echter Fundkomplex betrachtet werden, obwohl eine exakte Trennung der einzelnen in den Gruben abgelagerten Schichten oftmals sehr schwierig ist. Im allgemeinen sind die Gruben in der frühmittelalterlichen Siedlung bei Krivina nicht mehr als 0,40, selten 0,50 m eingetieft. Die vor bzw. während de3 Zusammensturzes entstandene Kulturschieht innerhalb der Grube war in den meisten Fällen nicht stärker als 0,20—0,30 m. Als Probe f ü r die Sicherheit der von uns als Komplexe angesprochenen Objekte wurde in jedem Falle die Keramik mit dem Material der darüber und daneben liegenden Schichten verglichen. Das Ergebnis war in keinem einzigen Falle positiv, d. h. es fanden sich nie Paßstücke. Im allgemeinen unterschieden sich diese Materialien sogar recht deutlich voneinander, da in den meisten Fällen eine gewisse Zeitspanne verging, ehe auf dem Schuttberg des zusammengestürzten Hauses eine Neubesiedlung einsetzte. So war z. B. über dem Raum 20/14 N sowie den Gebäuden der Gruppe VI eine deutliche Fundschicht des 11. J h . abgelagert. Über den meisten Bauten aus der Mitte des 10. J h . ist die hochmittelalterliche Fundschicht aus dem 12.—14. J h . nur sehr schwach ausgebildet bzw. fehlt völlig, während sie über den älteren Objekten z. T. recht stark ausgeprägt ist. Ein weiteres methodologisches Problem bestand in der Klärung der Frage nach dem Verhältnis der Funde zum Objekt. Zu entscheiden war in jedem Falle, ob die entsprechenden, vor allem keramischen Materialien in primärem oder sekundärem Zusammenhang mit dem zerstörten Bauwerk gestanden 47

Zu dieser Problematik vgl. G. Behm-Blancke, Stand der Stadtkernforschung in Mühlhausen, AuF 1, H. 6, 288; J. Herrmann, Die germanischen und slawischen Siedlungen und das mittelalterliche Dorf von Tornow, Krs. Calau, Berlin 1973, 78ff. sowie seine Bemerkungen zu den Untersuchungen von H. Hinz in Bonner Jahrbuch 176, 1976,490 und Anm. 2. 48 J. Herrmann und M.Wendel, Iatrus-Krivina I, 1979, 128, Abb. 56, Taf. 50 b. 8

Iatrus-Krivina I I I

113 haben bzw. welche Funktionen sie hatten. Unter diesem Aspekt können sie nach unterschiedlichen Gesichtspunkten klassifiziert werden in: 1. Scherben, die zum Inventar des Hauses gehört haben, also von den Schuttmassen der Wände und Decken begraben worden sind. Dazu gehören a) solche, die als Geschirr in Gebrauch waren und oftmals in Nähe der Öfen und Herde zu finden sind (z. B. in 53/8 S und 76/9 S) b) und solche, die als Unterlagen oder Pflaster für Herdstellen usw. dienten (z. B. in 25/5 N oder 30/21 N), also eine quasi architektonische Funktion im Hause hatten. Kennzeichnend für diese Scherben ist ihre relative Größe, ihr einheitlicher Habitus in Form, Verzierung und meist auch der Herstellungstechnik. Sie lassen sich oftmals zu halben oder ganzen Gefäßen zusammenpassen bzw. als einem Gefäß zugehörig identifizieren. Auch wurde bei den Scherbenpflastern ein meist schon beschädigter Topf zerschlagen. Diese Keramikfragmente, die sich auf dem Fußboden konzentrieren, müssen als gleichzeitig mit dem Haus betrachtet werden. 2. Bruchstücke, die während der Benutzung des Hauses durch die Bewohner in die Grube gebracht worden sind bzw. beim Fehlen eines echten Lehmestrichs hochgetreten wurden oder durch Baumaßnahmen in die Grube gelangt sind. Sie zeichnen sich durch ihre Kleinheit und dadurch aus, daß keinerlei zusammengehörige Scherben gefunden werden konnten. In den meisten Fällen sind Oberflächen und Brüche verwittert und abgeschliffen. Diese Stücke werden als gleichzeitig oder älter als das Bauwerk gewertet, wobei das „älter" in dem Sinne zu relativieren ist, daß die Keramik normalerweise von der Oberfläche im Umkreis des Gebäudes in die Grube gelangt ist. 3. Materialien, die durch Störungen nachträglich in die Häuser gelangt sind. Der Transport von Fundmaterial erfolgte im Gefälle von oben nach unten, so daß jüngere Funde unter ältere gerieten. In beschränktem Umfang vollzog sich dieser Vorgang in umgekehrter Richtung, wobei die transportierten Materialien kleinere Ausmaße hatten. Diesem Umstand dürfte wohl der Fund einiger antiker Münzen in den Hausgruben zu verdanken sein. Die z. B. in einem dunklen Tiergang im gelben Lehmschutt von Raum 20/14 N gefundene Münze des 11. J h . war nicht mit den übrigen Funden vom Boden des Hauses in Übereinstimmung zu bringen, wohl aber mit den über dem Hausschutt liegenden Schichten. Die im Objekt 25/5 N gefundenen Münzen des 6. J h . entstammen sicherlich den umliegenden Schichten aus der Kastellperiode D. Die auf diese Weise verschleppten Funde zu erkennen und auszuscheiden, die ja das Prinzip des terminus post quem durchbrechen, hatte große Bedeutung. Für die Auswertung spielten sie jedoch nur dann eine größere Rolle, wenn sie zahlenmäßig stärker vertreten waren bzw. es sich um Randscherben oder gut datierende Funde handelte. In der Praxis

114

MICHAEL

konnten sie in den meisten Fällen statistisch vernachlässigt und diskriminiert werden, da sie auf Grund der oben beschriebenen Siedlungsweise jeweils ziemlich eindeutig anderen Zeiten zugeordnet werden konnten. Für die Bewertung des Fundmaterials frühmittelalterlicher Objekte als Komplex mußten sie ausgeschieden werden.

3.

Die

3.1.

Spätantik-frühbyzantinische Drehscheibenkeramik Amphoren Amphore I 1, II 1, II 5, IV 1 Töpfe Kannen Andere Formen Frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung Arbeitsmethode Formen- und Veizierungsmerkmale Randformengruppen Gruppe I Untergruppen I 1—I 3 Gruppe II Untergruppen II 1—II 3 Gruppe III Untergruppe III 1—III 3 Bodenzeichen Sonderformen Töpfe mit Henkeln Näpfe Schüsseln und-Teller Eimer Kannen Miniaturgefäß Gruppen der Keramik mit eingeritzter Verzierung Gruppe 1 Handgemachte Keramik Gruppe 2 Braune dünnwandige Gebrauchskeramik Gruppe 3 Dickwandige Gebrauchskeramik Gruppe 4 Gebrauchskeramik aus hellem kaolinhaltigem Ton Gruppe 5 Ockerfarbene dickwandige Gebrauchskeramik mit klar erkennbaren Wülsten Leittypen Typ 1 - 8 (Krivina) Graue Keramik Helle Keramik aus feingeschlämmtem Ton Weitmundige Töpfe mit ösenhenkeln Amphorenartige Krüge Schwarzpolierte Keramik mit Einglättmuster Grün- bzw. braunglasierte Keramik Nomadische Keramik Keramik des 12.-14. Jh Dünnwandige rotbraune Drehscheibenware Sgraffito-Keramik

3.1.1. 3.1.2. 3.1.3. 3.1.4. 3.2. 3.2.1. 3.2.2. 3.2.3.

3.2.4. 3.2.5.

3.2.6.

3.2.7. 3.3. 3.3.1.

3.3.2. 3.4. 3.5. 3.6.

Keramik

WENDEL

Den weitaus größten Teil aller Funde aus den mittelalterlichen Schichten stellt die Keramik. Sie ist — wie in Siedlungen üblich — stark fragmentiert, vollständig erhaltene Gefäße finden sich selten. Auch die Ergänzbarkeit der Scherben zu Gefäßen hält sich in bescheidenen Grenzen. Der Aufwand beim Zusammensuchen und -passen der Scherben lohnt die dabei zu erreichenden Aussagen oft nicht. Während der Grabungskampagnen 1972 bis 1978 konnten aus den mittelalterlichen Schichten über 80000 Fragmente keramischer Gefäße geborgen werden. Von diesen wurden 8458 den 33 Komplexen und weitere 3—4000 anderen stratigraphisch auswertbaren Zusammenhängen zugeordnet. Viele Scherben waren in ihrer Aussagefähigkeit auf Grund des schlechten Erhaltungszustandes (starke Fragmentierung, Verwitterung, nachträglicher Brand usw.) stark begrenzt. Die Selektion erfolgte daher natürlicherweisé nach dem Grad ihrer Interpretationsmöglichkeit zu bestimmten Fragestellungen. So wurde z. B. das keramische Material aus den Hausgruben erschöpfend interpretiert. Die Keramik aus unsicheren stratigaphischen Zusammenhängen kennte zur Ergänzung und Vervollkommnung der Typologie bzw. de3 Gesamtbildes zu bestimmten Aussagen über die Wirtschaftsweise oder zur Einschätzung chronologischer Zusammenhänge herangezogen werden. Die Einteilung der Keramik ließ sich grundlegend nach verschiedenen aus der Literatur bekannten sich völlig voneinander unterscheidenden Kategorien vornehmen. Sie unterscheiden sich nach Form, Ve zierung, Brand, Farbe usw., aber auch nach Zeitstellung, kultureller und ethnischer Zuordnung. Das sind: 1.

die spätantik-friihbyzantinische Drehscheibenkeramik, 2. die frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung, 3. die graue Keramik (Saltovo), 3.1. die Keramik aus hellem feingeschlämmtem Ton, 3.2. die grau-schwarze Keramik mit Einglättmustern, 4. die grün- bzw. braunglasierte Keramik, 5. die nomadische Keramik (Pecenegenkessel), 6. die Keramik des 12.—14. Jh. Den weitaus größten Anteil am gesamten Material stellen die Wandungsbruchstücke, ihnen folgen Rand-, Boden- und Bodenansatzscherben, Henkel und Deckel. So beträgt bei der frühmittelalterlichen Keramik mit eingeritzter Verzierung das Verhältnis von Wandungs- zu Rand- und Bodenscherben aus den Hausgruben 12:1: 1 . Bei der spätantik-frühbyzantinischen Drehscheibenkeramik stellt sich das Verhältnis unter Hinzuziehung der Henkel wie etwa 16,4 : 1 : 0,2 : 0,5 dar . Als eine Ursache für die verschiedenartigen Zahlen muß die Art der Zerscherbung spätantiker Amphoren gesehen werden. Für das gesamte Scherbenmaterial dürfte das Verhältnis noch mehr zugunsten der Wandungsscherben verschoben sein. Im folgenden soll versucht werden, die Keramik gruppenweise^

Spätantik-frühbyzantinische Keramik getrennt nach Formen vorzustellen, Zusammenhänge zwischen den Kategorien anzudeuten, Entwicklungstendenzen herauszuarbeiten und Datierungs- und Chronologiefragen zu behandeln. Auf eine detaillierte Erörterung von speziellen Problemen der Herstellungstechnik wird bewußt verzichtet, da hierüber eine breite Literatur vorliegt und diese Fragen bereits ausführlich behandelt worden sind. 1 3.1.

Spätantik- frühbyzantinische Drehscheibenkeramik

Analysiert man die keramischen Materialien aus den frühmittelalterlichen Hausgruben und Schichten, so stellt man einen hohen Anteil Keramik aus der Zeit des Kastells Iatrus fest. D a s als spätantik-frühbyzantinische Drehscheibenkeramik zu bezeichnende Material wird gemeinhin in die Zeit de3 4.—6./7. Jh. datiert. Für Iatrus wurde in den bisherigen Publikationen als Endterminus für sein Vorkommen und Gebrauch das D a t u m der Zerstörung des Kastells um 600 u. Z. g e n a n n t . 2 Nahezu alle Gefäße wurden auf der schnellrotierenden Drehscheibe hergestellt. B. Böttger, der sich seit nunmehr 15 Jahren mit der Gliederung und Auswertung der Keramik aus den kastellzeitlichen Gebäuden und Schichten beschäftigt, hat sie bereits ausführlich vorgestellt, so daß im wesentlichen auf diese Arbeiten Bezug genommen wird. Seine nach einem differenzierten Typologieschema gegliederten Formen konnten übernommen werden, da sich die in den frühmittelalterlichen Schichten gefundene spätantik-frühbyzantinische Keramik nicht grundlegend unterscheidet. 3 1

Für die im folgenden zu behandelnde Kerpmik vgl. v. a, JI.floHTOBa— IleTKOBa, TexnojioriiH Ha paHH0CJiaBHHCKopbi C e B e p H o r o I l p i w e p H O M o p t H , C A 1 5 , 1951, 325—344;

H-. H a H r o B a , Cpe^HOBeKOBini a n n j o p i i OT

B i J i r a p H H , H A H 2 2 , 1 9 5 9 , 2 4 3 - 2 6 2 ; r . Ky3MaH0B, T i m o J i o r u f l H xpoHOJioriiH Ha pamtoDHaaiiTiiftcitHTc aM(fiopn ( I V — V I B.), A p x e o j i o r H H 1 5 , 1 9 7 3 , KH. 1, 1 4 - 2 1 .

Stücke sind ausgesprochen kurz, die Henkel setzen weit oben an. Außerdem zeigt die Gurtung Veränderungen. Wardiemiteinemkammähnlichen Instrument ausgeführte Verzierung in der Periode A noch relativ flach, zeigt sie zunehmend die Tendenz sich zu vertiefen. Die frühmittelalterlichen Scherben zeichnen sich durch eine außerordentlich tiefe, schräg und wellenförmig verlaufende Rillung aus. Dabei gerieten die vorstehenden Grate oftmals so scharf und dünn, daß sie weggebrochen sind. Diese bemerkenswerten Beobachtungen lassen darauf schließen, daß auch noch nach der Zerstörung des Kastells Amphoren I 1 benutzt und importiert worden sind. Das sollte durch die Funde in den Hausgruben 18/15 N, 18/20 N und 73/12 N gestützt werden. Es muß angenommen werden, daß sie zum Inventar der Häuser gehört haben. In den jüngeren Hausgruben ist das Scherbenmaterial wesentlich kleiner und variabler, so daß hier nicht an Inventar zu denken ist. Amphore I I 1 (Taf. 19,12-16) Ebenfalls durchweg in allen frühmittelalterlichen Komplexen (außer 30/3 S und 76/9 S) waren Scherben der Amphoren vom Typ I I 1 vertreten. Die Amphore zeichnet sich durch einen zylindrischen Hals und etwas gestreckteren Körper sowie Nabelboden, aus. Der Ton ihrer Fragmente aus den kastellzeitlichen Schichten ist gelb, ocker bis hellrot, sehr feinkörnig mit einem hohen Augitgehalt. Die Henkel setzen unmittelbar unter der Randlippe an und enden auf der Schulter. Der gesamte Gefäßkörper ist mit breiten Spanrillen bedeckt. Der Typ wurde hauptsächlich in den Kastellperioden B bis D benutzt. In den frühmittelalterlichen Hausgruben war er in weitaus geringerer Anzahl als Typ I 1 vertreten. Es können aber auch bei seinen Scherben gewisse Veränderungen gegenüber der Periode D festgestellt werden, die sich vor allem auf die Farbe beziehen. Die Stücke sind braun und manchmal schmutziggrau, ihre Ränder gerader gestaltet und nicht so stark profiliert. E s gelten im wesentlichen die gleichen Beobachtungen wie für die Amphore I 1. In den älteren Hausgruben waren die Fragmente relativ groß, und es traten Randscherben auf, während das Material der jüngeren Gruben stärker fragmentiert und verwittert war. So muß auch für die Amphore I I 1 gefolgert werden, daß einzelne Gefäße noch in der Frühzeit der mittelalterlichen Siedlung benutzt und importiert worden sind.

Amphore I I 5 (Taf. 19,17-19) Wesentlich häufiger wurden Scherben vom Typ I I 5 in den Hausgrubenkomplexen gefunden. Diese Amphoren sind vor allem in den kastellzeitlichen Perioden C und D vertreten. Ihr Ton ist ziegelrot bis rätbraun und fein geschlämmt. Die Ränder im Querschnitt dreieckig, haben oben eine umlaufende Rille und sind an den Innenseiten mehr oder weniger stark gekehlt. Die Wände zeichnen sich durch ihre Dünne aus, die Henkel setzen unmittelbar unter der Lippe

117

Spätantik-frühbyzantinischie Keramik

an und reichen bis zur Schulter. Der Körper der Amphoren ist gebaucht. Auf Grund ihrer Diinnwandigkeit waren die Gefäße in viele kleine Bruchstücke zerscherbt. An den Scherben aus den frühmittelalterlichen Hausgruben konnten gegenüber der Kastellzeit keine auffallenden Veränderungen festgestellt werden. Es scheint zwar, als sei die Kehlung der Ränder weniger kräftig, doch ist diese Beobachtung kaum belegbar. Ob Amphoren dieses Typs in den frühen Phasen der mittelalterlichen Siedlung noch in Gebrauch waren, wäre denkbar, aber nicht zu beweisen. Amphore IV 1 Scherben der Amphore IV 1 waren in nahezu jeder Hausgrube vertreten. Sie sind durch einen grauen bis grauschwarzen feinkörnigen Ton charakterisiert. Die Wände der ausgebauchten Gefäße, bei denen die Henkel am zylindrischen Hals ansetzen, zeichnen sich durch eine polierte Oberfläche mit eingeglätteten Mustern aus. Die Amphoren sind wegen ihrer Dünnwandigkeit in viele kleine Fragmente zerscherbt gewesen. Ihre wenigen in den frühmittelalterlichen Gruben gefundenen Bruchstücke zeigen gegenüber Scherben gleichen Typs aus den Kastellschichten keine Veränderungen. Sie häuften sich jedoch auch in den älteren und mittleren Komplexen. 3.1.2.

Töpfe (Taf. 19,20-30)

Fragmente frühbyzantinischer Töpfe fanden sich in den frühmittelalterlichen Hausgruben und Schichten sehr oft. Sie nehmen anteilmäßig nach den Amphorenscherben den zweiten Platz ein. Die grauen oder braunen Töpfe wurden auf der schnellrotierenden Drehscheibe gefertigt. Während B. Böttger sie 1967 noch nach dem Vorhandensein von Henkeln unterschied, 3 konnte 1979 schon eine Untergliederung in acht Typen vorgenommen werden. 6 Der Ton ist nicht sehr fein gemagert, eher grob mit recht großen Sandkörnern. Die Oberflächen der dünnen meist unverzierten Wandungen sind manchmal geglättet. Die runden Hälse sind selten abgesetzt, der größte Durchmesser befindet sich im zweiten Drittel. Die Gefäße haben plane oder leicht nach innen gedellte Böden. Frühbyzantinische Töpfe aus den mittelalterlichen Hausgruben waren oftmals in viele kleine Stücke zerscherbt. Jedoch kamen auch wie z. B. in 41/6 N größere Bruchstücke vor, die darauf schließen lassen, daß solche Gefäße zum Inventar der Häuser gehört haben (Taf. 19e). 7 An den Topfrändern wurden drei verschiedene Profile beobachtet, deren Extreme typisch sind. Andererseits gehen sie formenmäßig auch wieder so ineinander über, daß sich die Unterschiede verwischen. Aus diesem Grund, vor allem aber weil sehr wenige Profile in den Gruben gefunden worden sind, ergab sich kein statistisch auswertbares Bild. 5 B. Böttger, Klio 48, 1967, 290-294. 6 Ders., vgl. Anm. 4, o. S. 34, 92-102. ? M. Wendel, AuF 19, 1974, H. 1, 58, Abb. Id.

Die steilen Ränder der ersten Form haben Deckelfalz und sind gekehlt, ihre unprofilierten Lippen wurden waagerecht abgestrichen. Andere Töpfe haben nach außen geneigte Ränder, die horizontal gekehlt sind. Die Enden der Lippen sind schräg oder senkrecht abgestrichen. Die dritte Form hat waagerecht nach außen abgeknickte und leicht verdickte Ränder, die entweder waagerecht abgestrichen oder nur manchmal mit einer leichten Kehlung versehen worden sind (Taf. 19e). Die drei Randformen wurden in allen Hausgruben beobachtet. Sie gehören im wesentlichen dem Typ VII an. 8 Spätantik-frühbyzantinische Töpfe, die B. Böttger als Lokalproduktion anspricht, müssen wegen der vorhandenen Scherbenmenge und Stückgröße in den älteren Hausgruben zum Inventar gerechnet werden. 3.1.3.

Kannen (Taf. 19, 31)

Fragmente spätantik-frühbyzantinischer Kannen, vor allem vom Typ I I mit und ohne Einglättung, 9 aber auch von Kleeblattkannen, 1 0 wurden in fast allen Hausgruben gefunden. Im Gebäude 73/12 N wurde unter dem dicken Brandschutt ein vollständiges Exemplar geborgen (s. o. S. 79). Auch in der Grube 42/16 N wurden 23 Kannenscherben von drei Gefäßen gefunden. In keinem anderen Komplex war die Anhäufung der Kannenscherben jedoch So groß, daß man sie primär zum Inventar hätte rechnen können. Bemerkenswert ist ihr Vorkommen aber insofern, als auch ihre Zahl in den jüngeren Komplexen wesentlich geringer war als in den älteren. 3.1.4.

Andere Formen

Außer Amphoren, Töpfen und Kannen traten vereinzelt Fragmente verschiedener anderer Gefäße in den frühmittelalterlichen Hausgruben auf. Es waren Scherben von Tassen, Tellern (z. B. in 41/6 N das Bruchstück eines „Rotlacktellers", Typ I 11 ), Schalen, Bechern und Kesseln. Diese Scherben waren sicherlich sekundär durch Bautätigkeit, Umschichtungen oder als Material von der jeweiligen Oberfläche in die Komplexe gelangt. Bemerkenswert ist, daß ihr Vorkommen auf die älteren und mittleren Hausgruben beschränkt bleibt, unabhängig vom Grad der Eintiefung in die antiken Schichten. Von V. Dimova, die das Vorkommen spätantikfrühbyzantinischen Materials in den mittelalterlichen Schichten ebenfalls bemerkt hatte, wurde diese Erscheinung auf die Vermischung durch Bautätigkeit, Störungen usw. zurückgeführt. 1 2 Ganz sicher ist mit ihr übereinzustimmen, daß ein gewisser Teil durch solche Umstände in frühmittelalterliche Kulturschichten verlagert worden ist. Das sind vor allem die 8 9

10 11 12

B. Böttger, vgl. Anm. 4, o. S. 34, 99-101. A. O., 62—64; vgl. auch ders., Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock 1967, 421-423. Ders-, vgl. Anm. 4, o. S. 34, 67-69. A. O., 75-85; M. Wendel, AuF 19, 1974, H. 1, 58, Abb. 1 e. V. Dimova, Klio 47, 1966, 257.

118

v/////,\ s p ä t a n t i k - f r ü h b y z a n t i n i s c h e Drehscheibenkeramik

MICHAEL W E N D E L

l

l frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung

Abb. 55. Prozentanteile der Keramikgruppen in den Hausgrubenkomplexen, schlossenen Oefäßindividuen (ohne 12.-14. Jh.) zahllosen kleinen, teilweise verwitterten und stark zerscherbten Fragmente vieler Gefäße, die Bestandteil des bei Bautätigkeit umgeschichteten Erdreichs bzw. Opfer des Transportes durch Tiere von einer Schicht zur anderen waren. Die Kriterien, die diese Scherben von denen trennen, die zum Inventar der Gruben gezählt werden müssen, können jedoch nur folgende sein: 1. Die Zahl, Größe und Einheitlichkeit der Scherben. Das Verhältnis zwischen Menge und den daraus erschlossenen Gefäßindividuen muß auf das Vorhandensein von mindestens einem Gefäß im Komplex schließen lassen. 2. Ein direkter Vergleich der Scherben aus den frühmittelalterlichen Objekten mit den Leittypen aus den Kastellperioden muß eine eindeutige Veränderung ergeben, d. h. die in den frühmittelalterlichen Schichten gefundenen Scherben wurden in dieser Form, Verzierung und Farbe in den Kastellperioden nicht beobachtet. Bei der Betrachtung des Materials konnte verschiedentlich — vor allem bei den Amphoren I 1 und I I 1 — nachgewiesen werden, daß die in den frühmittelalterlichen Schichten gefundenen Scherben Veränderungen unterlegen waren. Dieser Tatbestand und verschiedene andere Faktoren, wie Menge und Größe der Fragmente, lassen eine Weiterbenutzung bestimmter friihbyzantinischer Gefäßformen im frühen Mittelalter als wahrscheinlich erscheinen. Von B. Böttger wurden die Amphoren als reine Importkeramik charakterisiert. 1:! Als Zwischenstationen für den Handel in das Innere der ehemaligen Provinzen könnten die Städte am Schwarzen Meer gedient haben 1 4 (s. u. S. 191 ff.). Sie verloren erst nach den Binnenorten ihre Zugehörigkeit zum Byzantinischen Reich und wurden sicherlich noch im 7. J h . mit Gefäßen dieser Art versorgt. Als Beispiel könnte Tomis-Constan^a 15 dienen. Aber auch aus Histria sind solche Gefäße bekannt, die von der rumänischen Forschung ins 6./7. J h . datiert wurden. 1 6 In Kaliakra 13

B. Böttger, vgl. Anm. 4, o. S. 34, 149-181. K. H. B i m a p o ß a , CjiaBHHCKH H cjiaBHHoôuirapcKH cejinma B ötjirapcKMTe 3eMH OT Kpan HA V I — X I BeK, COIJIHH 1 9 6 5 ; dies., CjiaBHHH H n p a ö t j i rapn

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rmeCKHTe jaiimi, ApxeojiorHH 13, 1971, KH. 1, 1—23; dies., CejiHiija H HeKpononn (Kpan Ha V I — X I B.), ApxeojiorHH 16, 1974, KH. 3,9—27 ; dies., CjiaBHHH H npaö-bjirapn (no «aHHH Ha HeKponojiHTe OT V I — X I B. Ha TepiiTopHHTa Ha B t . i r a pHfl), COHH 1 9 7 6 ; JI. .IJoHieBa — TTeTKoua, ApxeojiorHH 11, 1969, KH. 2, 10—24; dies., Tpane3HaTa KepaMHKa B E M r a p H H npe3 V I I I — X I B., ApxeojiorHH 12, 1970, KH. 1, 12—25; dies., CpeflHOBeKOBHH rjiHHeHH CLjone c BiTpeumii yuiH, ApxeojiorHH

13, 1971, KH. 4, 32—38; dies., PaHHO-

cpenHOBeKOBHH aHroÔHpaHH ciHOBe, ApxeojiorHH 1 5 , 1 9 7 3 , KH. 3, 14—21; dies., Ei>jirapcKa ÖHTOBa KepaMHKa npe3 paHHOTO CpeflHOBeKOBHe, Co$HH 1 9 7 7 ;

Mjl. JiHMHTpOB,

KepaMHKaTa OT paHHo6i>jirapcKHTe HeKponojiH B-BB B a p HeHCKO, MHM B 9 (24), 1973, 6 5 - 9 9 ; ders., PaHHoß-Mirap19

I n der bulgarischen F o r s c h u n g eingebürgerter F a c h t e r minus „KepaMHKa c BpnaaHa y K p a c a " .

20

Kp. MuHTeB, CjiäBHHCKa KepaMHKa B BtJirapHH H

Heft-1

HOTO 3 n a i e n n e 3a cjiaBHiicKaTa apxeojiorHH na BajiKaHa, CO(J)HH 1948.

CKH HeKponojiH BT.B BapneHCKO, unveröffentlichte Schrift im A I M der B A N , Sofia 1 9 7 4 ; M. Comsa, L a civilisation balkano — danubienne ( I X e — X I e siècles) sur le territoire de la R . P . Roumaine (origine, évolution et de appartenance ethnique). É t u d e préliminaire, Dacia 7, 1963, 4 1 3 — 4 3 8 ;

120 Trotzdem mußte davon ausgegangen werden, daß die Keramik im Laufe der Jahrhunderte des Bestehens der frühmittelalterlichen Siedlung bestimmten Entwicklungen unterworfen war. Diese müßten an den Gefäßresten zu bemerken sein, sei es, daß sich ihre Form verändert hat, die Verzierungsweise variiert wurde bzw. neue Elemente dazugekommen sind. Ausgegangen wurde bei der Herausarbeitung solcher Veränderungen von einer im wesentlichen stratigraphisch gesicherten Abfolge der Hausgruben, deren Inventar verglichen werden mußte. Der Vergleich sollte so umfassend wie möglich sein, d. h. viele zu vergleichende Merkmale einschließen. Bestimmte Merkmale wurden in vergleichbare Kategorien eingeteilt und mittels Korrelation in ein Verhältnis zueinander gesetzt. Grundsätzlich konnte anhand des keramischen Materials aus den Hausgruben verglichen werden: 1. Das Verhältnis der drei großen Keramikgruppen zueinander (Abb. 55). 2. Bestimmte Typen der spätantik-frühbyzantinischen Keramik. 3. Möglichst viele objektive Merkmale des Hauptanteils, der Keramik mit eingeritzter Verzierung, mit dem Ziel der Typologisierung und der Gewinnung chronologischer Anhaltspunkte. Ausgangspunkt des Vergleichs waren die Hausgrubenkomplexe, von denen jeweils mehrere in gesicherter stratigraphischer Abfolge zueinander stehen und deren relativ zeitliches Verhältnis durch intensive Profilanalysen im Felde geklärt werden konnte (s. o. S. 108, Abb. 54). In Rechnung gestellt wurde dabei, daß die stratigraphische Abfolge an sich nichts über das absolut chronologische Verhältnis der Komplexe zueinander aussagen konnte. Das stratigraphische Gerüst — und das war ein Ziel der Keramikbearbeitung — wurde im Arbeitsgang und durch die gewonnenen Ergebnisse vervollständigt. Es gelang, die einzelnen Komplexgruppen durch die statistische Kombination der Merkmale sowie die Verallgemeinerung der Ergebnisse vorläufig in ein gesichertes relatives Gesamtverhältnis zu bringen. Die Scherben wurden objektweise auf Listen, die alle interessierenden Fragestellungen enthielten, aufgenommen. 2 3 Bei dieser Art Scherbenzählung ergab sich das grundlegende methodologische Problem der Erschließung von Gefäßindividuen aus der Scherbenmenge für die einigermaßen exakte Berechnung der prozentualen Verhältnisse. 24 Randscherben lassen

23

24

dies., Ceramica lokalä, Dinogetia I, 1967, 134-228; E. Zaharia, Säpäturile de la Dridu. Contribu^ie la arheologia si istoria perioadei de formare a poporului romän, Bucuresti 1967; P. Diaconu, D. Vilceanu, Päcuiul lui Soare. Cetatea Bizantinä, vol. I., Bucuresti 1972. Detaillierter bei M. Wendel, Zur Gliederungsmethode der Keramik mit eingeritzter Verzierung aus der frühmittelalterlichen Siedlung beim Dorf Krivina in Nordbulgarien, ZfA 14, H. 2, 1980, 173-192. A. O., P. Stehli, Keramik, Der bandkeramische Siedlungsplatz Langweiler 2, Gemeinde Aldenhoven, Kreis Düren, Rheinische Ausgrabungen Bd. 13, Bonn 1973, 60.

MICHAEL W E N D E L

sich auf Grund signifikanter, relativ gut erfaßbarer Form- und Verzierungsmerkmale einordnen. Wandungs- und Bodenscherben jedoch besitzen nur sehr wenige dieser Merkmale. Oft kann tatsächlich nur nach technologisch bedingten Merkmalen wie Farbe, Brand, Magerung geordnet werden. Selbst abgesehen von unterschiedlichen Betrachtungsweisen der Bearbeiter bzw. der Unmöglichkeit von großen Serien petrographischer Untersuchungen täuschen derartige Kriterien auch durch objektive Umstände wie Bodenbeschaffenheit, Lagerungsbedingungen. Ebenso ist die Aufnahme von Wandungsstärken sowie Verzierungen wegen der unterschiedlichen Zerscherbung der Gefäße problematisch, da sie das Bild vorhandener oder nicht vorhandener Verzierungselemente bzw. -kombinationen in den Komplexen bestimmt. So bleibt die Errechnung der Zahl der Gefäßindividuen nach wie vor umstritten. Man wird kaum annehmen können, daß sich in einer Hausgrube wie 22/2 S auf einer Fläche von 9 m 2 348 Gefäße befunden haben. Dabei tritt jedoch bereits die o. S. 113f. besprochene Frage der Identifizierung des Materials als Hausinventar in Kraft. Trotzdem — und das muß noch einmal betont werden — vermitteln alle Erfahrungen, daß die Zahl der errechneten Gefäßindividuen bei aller methodologischen Vorsicht für die statistische Auswertung immer noch aussagefähiger ist als die absolute Stückzahl der Scherben. Welche Schwierigkeiten sich beim heutigen Stand der Forschung für eine Definition und mathematisch — statistische Aufnahme objektiver Kategorien ergeben, liegt auf der Hand. 2 5 Während z . B . H . S t e u e r 2 6 große Mühe darauf verwandt hat, objektive Kriterien für viele Gefäßformen in allen Einzelheiten zu erarbeiten, kamen für die zerscherbte Keramik von Krivina von Anfang an nur Formenmerkmale der Randscherben in Betracht. Sie wurden definiert, zeichnerisch kombiniert und dokumentiert, um alle nur möglichen Entwicklungen zu beobachten (Abb. 56). Ihre Bezeichnung erfolgte im allgemeinen durch vierstellige miteinander kombinierte arabische Zahlen. Die verschie-

25

Auf die Schwierigkeiten bei der Erfassung dieser vom Bearbeiter oft subjektiv gesehenen Eigenschaften verwies bereits P. Stehli, a. O., 58. Die meisten Verfasser, die mathematisch-statistische Methoden angewandt haben, verzichteten auf solche Merkmale entweder gänzlich, wie I. Pleinerovä, Zur relativen Chronologie der Keramik vom Prager Typus auf Grund der Siedlungsgrabung Brezno bei Louny, Arch. rozhl. 20,1968,1, 652, oder diskriminieren sie letztlich, wie beispielsweise B. Soudsk^, Principles of automatic data treatment applied on neolithic pottery, Prague 1967, 26, oder H. Steuer, Die Südsiedlung von Haithabu. Studien zur frühmittelalterlichen Keramik im Nordseeküstenbereich und in Schleswig-Holstein, Neumünster 1974, 56. ^ A . O.; ders., Zur „statistischen" Auswertung frühmittelalterlicher Keramik im Nordseeküstenbereich, Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 40,1971, 1—27; ders., Zur statistischen Auswertung frühmittelalterlicher Keramik im Nordseeküstenbereich (II. Teil), Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 42, 1973, 1—12.

121

Frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung Uppenaus- , - ¡ , 5 - j , 6 \pr»Qung RandX. st«llung\ Randlingrv. Halsform \

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Abb. 56. Definition der Randformen der Keramik mit eingeritzter Verzierung (in den Komplexen Ränder sind geschwärzt) denen Merkmale für die Formen der Randlippen sind nochmals miteinander kombinierbar. Z. B. kann „rundlich verdickt" mit „senkrecht abgestrichen" zusammengefaßt werden, so daß manchmal fünf- oder sechsstellige Zahlen die Scherben bestimmen. Diese Art der Definition bereitete anfangs Schwierigkeiten und konnte oft nur durch die zeichnerische Darstellung der Profile vorgenommen werden. Komplikationen ergaben sich immer wieder durch die fließenden Ubergänge zwischen den Merkmalen. Wenn eine Entscheidung definitiv nicht möglich schien, wurde immer zugunsten des progressiven Elements innerhalb des Komplexes entschieden. Ähnlich wurde mit der Verzierung der Gefäße verfahren. Da ja nahezu alle Gefäße verziert waren, wurden sie ebenfalls in einzelne Elemente wie Wellenlinie oder -band, Kammstrich oder -stich usw. aufgelöst und aufgenommen (Abb. 57). Dabei mußte eine anschließende Rückführung der Einzeleleniente zu Motiven gewährleistet

2 ni

3

vorkommende

bleiben. Vernachlässigt wurde der Platz, den die Motive auf den Scherben eingenommen hatten. Nachträgliche Versuche, diesen in den Vergleich einzubeziehen, erbrachten eine derartige Vielfalt von Möglichkeiten, die infolge der geringen absoluten Stückzahlen keinen statistischen Aussagewert mehr besaßen. Das läßt natürlich Reserven offen. Bei einer noch größeren Anzahl auswertbarer Fragmente könnte die Liste um mehrere Merkmale erweitert werden. Ihre Auswahl ist die schwierigste Aufgabe bei der statistischen Aufarbeitung. 27 27

S. a. bei K. Goldmann, Zur Auswertung archäologischer Funde mit Hilfe von Computern, Die Kunde N F 19, 1968, 123; H. Steuer, Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 40, 1971,4ff.; P. Stehli, vgl. Anm. 24, o. S. 120, 58; M. Dohrn-Ihmig, Die Anwendung statistischer Prüfverfahren bei der Stilanalyse und bei der Erkennung von Typen am Beispiel verzierter bandkeramischer Gefäße, PrZ 51, 1976, H. 1, 2.

122

MICHAEL W E N D E L

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die Koniplexfolge dar, so gewinnt man ein klares Bild (Tabelle 6, A b b . 61, 62). Die Randformengruppen wurden nur durch die Auswertung des Materials aus den Hausgrubenkomplexen von K r i v i n a gewonnen. Eine Gliederung kann aber nur dann vollständig sein, wenn man den gesamten Gefäßaufbau kennt. Bedauerlicherweise war das anhand dieses Siedlungsmaterials nicht möglich. Gruppe I Die T ö p f e mit rundem Hals Diese Gruppe stellt den weitaus höchsten Anteil aller Formen. Ihr Verhältnis zu den beiden anderen Hauptgruppen beträgt 6:1:1. Gruppe I ist in allen Hausgrubenkomplexen vertreten und zwar in den älteren K o m p l e x e n ausschließlich, während sich ihr Anteil in den jüngeren Gruben zugunsten der anderen verringert (Tabelle 6). II

T ö p f e mit rundem Hals und steilem Rand (90—45°) ( T a i . 20) Die Scherben der Untergruppe haben in allen Hausgruben den größten Anteil (Tabelle 6). I n den K o m plexen 31/14 N bis 42/16 N stellen sie die einzige R a n d f o r m dar. Betrachtet man in der Gruppe I 1 die Randlängen, so zeigt sich, daß in den älteren Hausgruben die längeren Ränder vorherrschen. I m Horizont zwischen 30/21 N und 47/20 N steigt der Anteil der kurzen stark an, um in den folgenden Hausgruben bis 27/1 S wieder zurückzugehen. Die jüngsten K o m plexe zeigen dann eine relative Ausgewogenheit zwischen langen und kurzen Rändern ( A b b . 62). Die Lippenformen sind in dieser Gruppe am variationsreichsten. N u r zwei Scherben aus den jüngeren Objekten haben am Rand eine horizontale Rille. Ränder mit Deckelfalz wurden zum ersten Mal in 42/16 N beobachtet. Die Sitte des vertikalen Abstreichens unprofilierter Lippen (13 111) kommt erstmalig in der ;!fi

E i n e automatische Ü b e r t r a g u n g der in K r i v i n a g e w o n n e n e n Ergebnisse a u f andere F u n d p l ä t z e ist methodisch bisher nicht v e r t r e t b a r , da es eines k o m p l e x e n V e r g l e i c h s bedarf. D i e v o r l i e g e n d e n P u b l i k a t i o n e n bieten d a f ü r j e d o c h keine V o r a u s s e t z u n g e n .

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Hausgrube 65/6 S vor. Diese Beobachtung ist auch für alle anderen Gruppen zutreffend. Verdickte, senkrecht abgestrichene Lippen tauchen jedoch schon in den älteren Objekten auf. Ein sehr breites Spektrum bieten die auf Scherben der Gruppe I 1 vorgefundenen Verzierungsmotive. Sie sind geeignet, die Randscherben innerhalb der Gruppe weiter zeitlich zu differenzieren. Dafür gelten die gleichen schon beschriebenen Kriterien wie für alle Verzierungsmotive. Daraus läßt sich folgern, daß Scherben mit den K o m binationen A D , A B G , A K und unverziert nur im mittleren Bereich der Hausgrubenabfolge zu finden sind. Mit den Motiven A G , D, A , A J , A C verziert, sind sie über das gesamte Spektrum verteilt,, N u r im jüngeren Horizont präsent sind Scherben mit dem M o t i v H . A H setzt dagegen schon in den mittleren K o m p l e x e n ein. Untergruppe I 2 T ö p f e mit rundem Hals und umgebogenem ( 4 5 - 0 ° ) (Taf. 20)

Rand

Randscherben dieser Untergruppe wurden zuerst im K o m p l e x 32/9 S gefunden. Ihr Anteil in den jüngeren Gruben bleibt fast gleich, ja verringert sich leicht im Verhältnis zu den anderen Gruppen. Auch in dieser Gruppe zeigt sich in den älteren Hausgruben ein Vorherrschen der langen Ränder. Das Verhältnis zu den kürzeren Rändern gleicht sich aber erst in den jüngsten K o m p l e x e n ab 27/1 S aus. Auch die L i p p e n formen weisen nicht mehr so viele Variationen wie in der Gruppe I 1 auf. R ä n d e r mit Deckelfalz sind relat i v häufig, mit umlaufender Rille dagegen nur einmal, mit senkrecht abgestrichener L i p p e zweimal vertreten. Die Verzierungsmotive bieten eine breite Palette. Sie waren einer statistischen Auswertung zur weiteren Untergliederung, abgesehen von den schon behandelten Entwicklungstrends, auf Grund der geringen Zahl nicht mehr zugänglich. Gurtung, Wellenlinien und Kammstriche beherrschen das Bild der Verzierungsweisen. Untergruppe I 3 T ö p f e mit rundem Hals und liegendem R a n d ( T a f . 20) Randscherben dieser Gruppe sind formenmäßig von denen der Untergruppe I I I 3 oft schwer abzugrenzen. Eine Entscheidung, ob der Übergang v o m R a n d zur Schulter auf Grund des starken Knicks noch rund

Frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung

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« CT. Ore$aHOB, H A H 34, 1974.

68

V. Dimova, Klio 47, 1966, 258; dies., Iatrus-Krivina I, 1979, 98 f. Vgl. die Beschreibung der Keramikgruppen B und B bei }K. H. BMtapoBa, CjiaBHHCKH H cjiaBHHoStJirapcKM ceJ M M A b SxjirapcKHTe 3 6 M H OT Kpan Ha VI—XI BeK, C O $ M H 1905, 96f. und Abb. 66; 99f. und 101, Abb. 72.

satten reh- bis dunkelbraun, oft sekundär geschwärzt. Der im Bruch erscheinende schwarze Kern ist gleichmäßig und in den meisten Fällen tiefschwarz. Fehlbrände, während des Brandes verzogene Ränder, Risse am Randansatz und andere Unregelmäßigkeiten wurden selten beobachtet. Die Formen dieser Töpfe sind klar und gut herausgearbeitet, ihren Hauptanteil nehmen die Randformengruppen I 1, I 2 und I I 1 ein. Die Lippen der meist langen und dünnen Ränder sind unprofiliert oder verdickt, niemals zipfelig. Die Verzierungen sind vielfältig. Wellenlinien auf der Schulter und Gurtung sind die beherrschenden Verzierungsweisen, aber auch Fingernageleindrücke und senkrechter Kammstrich sowie Wellenbänder wurden benutzt. Die Motive sind immer sehr sorgfältig ausgeführt, die Gurtung ist gleichmäßig und tief. Verzierung der Innenränder tritt in keinem einzigen Falle auf. Alles in allem ist die Keramik so einheitlich und gut gearbeitet, daß sie wahrscheinlich von spezialisierten Töpfern für einen größeren Absatzkreis hergestellt worden ist. Sie beherrschten die Technologie der Herstellung von Gefäßen dieser Art perfekt. Die Keramikgruppe 2 ist typisch für den älteren Horizont der Komplexabfolge, ja sie ist in diesen Hausgruben die alleinige Keramik (Abb. 63). Ihren Höhepunkt findet sie zweifellos in den Gruben 18/15 N bis 47/20 N. Hier treten die meisten Verzierungsmotive auf, und die Keramik hat die klarste Ausprägung. In den folgenden Komplexen bis etwa 53/8 S wird ihr Anteil geringer. Im jüngsten Hausgrubenhorizont fehlt sie gänzlich (Abb. 63). Die deutlichsten Parallelen zu dieser Keramik sind in den großen Friedhöfen Devnja l 6 9 und Izvoru 7 0 zu finden. Aber auch ein Teil der Keramik aus AbrittusRazgrad, 7 1 Batin 7 2 und Scherben aus NoviodunumIsaccea 7 3 dürften dieser Gruppe angehören. Sie kann in das 8. und 9. J h . datiert werden. Gruppe 3 Dickwandige Gebrauchskeramik (Taf. 25; 41 a—d) Die Gruppe 3 ist nicht so klar zu umschreiben wie die vorhergehende. Sie ist insgesamt weitaus differen69

ß . Hn. ^HMHTpOB, HOBOOTKPHT paHH06l>JirapCKH HeKpOnoji npa 3eBHH (npeRBapHTejiHO cboßmeHwe), HHM B 7 (22), 1971, 5 7 - 7 6 . Verfasser hatte 1974 in Varna Gelegenheit, derartige Gefäße aufzunehmen. An dieser Stelle sei Herrn D. II. Dimitrov, Museum Varna, für seine Unterstützung gedankt. 70 Diese Nekropole ist noch unpubliziert. Vorlaufiger Bericht von B. Mitrea, Necropola feudalä timpurie de la IzvoruGiurgiu, jud. Ilfov (1970), Materiale 10, 1973, 213 (das Gefäß fig. 5 dürfte zu unserer Gruppe 3 gehören). Ebenfalls 1974 konnte Verfasser die Materialien von Izvoru sehen. Dafür danke ich Herrn Prof. B. Mitrea, Bukarest, sehr herzlich. 71

C. TeoprHeBa, HAH 24, 1961, 18 und 17, Abb. 12 a. Museum Ruse, ohne Nr. Gedankt sei an dieser Stelle Herrn D. Stanfiev, Ruse, der den Verfasser bei der Keramikaufnahme unterstützte. 73 1. Barnea si colaboratori, Säpäturile de salvare de la Noviodunum, Materiale 4, 1957, 168, fig. 14, 7 und 9.

72

138

zierter, vielfältiger und nicht so einheitlich wie jene. Die ihr zuzurechnenden Scherben ließen sich hauptsächlich in den jüngeren Hausgruben beobachten, wo sie die Keramik der Gruppe 2 abgelöst haben (Abb. 63). Die Gefäßwandungen sind durchschnittlich um 2—3 mm stärker als bei der Gruppe 2. Auch diese Gefäße wurden auf der langsam rotierenden Drehscheibe, ob mit Fuß- oder Handbetrieb läßt sich schwer entscheiden, hergestellt. Die Wände wurden hochgewulstet, der Rand angesetzt und abgedreht. Oftmals kann man gerade an der Ansatzstelle einen Riß erkennen. Der Ton ist entweder mit Sand, Kalkstein- oder Ziegelbruchstücken gemagert. Der Brand ist ungleichmäßiger, aber härter als bei der Gruppe 2. Die Scherben klingen heller. Oft sind die dünneren Stellen, also Randansatz bzw. Randbiegung, durchoxidiert, und erst in den dickeren Wandungsteilen ist der graue bis schwarze Kern im Bruch deutlich sichtbar. Die Farbe der Gefäße ist in der Mehrzahl schmutziggelb, ocker, rot bis braun. Dunklere Gefäßreste kommen nur selten vor. Die Topfböden sind ziemlich dick, nur schwach oder gar nicht gesandet, oftmals haben sie einen leichten Standring. In der Keramikgruppe 3 kommen sämtliche Randformengruppen vor. Lediglich zipflige Lippen wurden nicht beobachtet. Die Verzierung der kaum geglätteten rauhen Oberflächen ist meist flüchtig und liederlich. Innenrandverzierung wurde oft geübt. Anhand der Verzierung läßt sich häufig die Drehrichtung der Scheibe bestimmen. Die Gurtung ist flacher, Wellenbänder und -linien bilden mit ihr oftmals ein „wildes" Muster. Zum ersten Mal wurden solche Scherben in 29/11 S beobachtet. Ihr Anteil erhöht sich in den folgenden Komplexen ständig und löst die Gruppe 2 ab (Abb. 63). Ihre typischen Parallelen findet diese Keramik in den Nekropolen von Razdelna, 7 ' 1 Devnja 3, 75 vor allem aber im gesamten Bereich der Dridu-Kultur. 7 6 Sie wurde in nahezu allen Fundverbänden des 9.— 10. Jh. gefunden und war auch in Krivina f ü r diese Zeit typisch.

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73

70

¿1. Ha. ¿jHMMTpOB, PaHHOCpe^HOBeKOBeH HeKponoji npH rapa Pa3AeJiHa (IIpeAuapHTWino ctoGmenuo), ApxeojioNIH 1, 1959, KH. 3 - 4 , 5 5 - 6 0 . Ders., PaHHoö'tnrapCKH HeKpono.n N° 3 npH fleBHH, HHM B 8 (23), 1972, 4 5 - 6 5 ; zusammenfassend ders., MHM B 9 (24), 1973, 6 5 - 9 9 (z. B. typisch Taf. B 2, 3 u. a. m.). E. Zaharia, vgl. Anm.22, o. S.119f., 167 ff., pl. II (sehr oft mit schrägen Kammstrichreihen), aber auch 169, pl. IV 1; 172, pl. VII 5; 177, pl. X I I 5 u. a. Aber beispielsweise auch aus Jialbant, G. Simion, Peuce2, 1971, pl. X I - X I I I ; Capul Viilor, B. 3nppa, Dacia 7, 1963, Abb. 1 1 - 1 8 ; Noviodunum, I. Barnea si colaboratori, Materiale 4, 1957, 168, fig. 1 4 , 3 , 6 ; Dinogetia-Garvän, Dinogetia I, 1967, 135f., fig. 7 6 - 7 7 ; Castelu, A. Rädulesnu-N. Har^uchi, vgl. Anm. 51, o. S. 134, 9 8 - 1 1 0 , pl. I I I - X V . Auch aus Muntenien, z. B. Dulceanca I, S. Ferche, O locun^ä feudalä timpurie descoperita la Dulceanca I (judetul Teleorman), SCIV 27, 1976, nr. 2, 251, fig. 3; grundsätzlich zu dieser Keramik vgl. P. Diaconu D.Vilceanu, vgl. Anm. 22, o. S. 119f., 121 ff.

MIOHAJSL W E N D E L

Gruppe 4 Gebrauchskeramik aus hellem kaolinhaltigem Ton (Taf. 26, 41 e) Diese Gruppe fällt durch Brand und Farbe besonders auf. Die Farbe schwankt zwischen hellem Grau und Schwarz. Der Bruch und die Innenseiten der Fragmente sind hell, weiß oder hellgelb. Die Gefäße wurden sämtlich reduzierend gebrannt, waren sekundär völlig oder partiell geschwärzt. Der Ton ist mit Sandkörnern, häufiger jedoch mit Ziegelmehl gemagert. Ihre Scherben konnten den Randformengruppen I 1, I 2, I 3, I I 1, I I 2 und I I I 1 zugeordnet werden. Die Ränder sind in der Mehrzahl längerals drei Wandungsstärken, die Dicke der Wandungen ist unterschiedlich. Die Oberflächen sind nicht immer glatt verstrichen. Auch die Verzierungen sind unterschiedlich sorgfältig ausgeführt und bestehen überwiegend aus Gurtung, senkrechten und schrägen Kammstrichen bzw. einzelnen Linien. Es kommen aber auch Fingernageleindrücke und dreieckige Einstiche vor. Scherben dieser Gruppe fanden sich relativ selten. In den Hausgrubenkomplexen stellen sie einen Anteil von rund 1 % aller Scherben. Das Gefäß aus 53/8 S (Taf. 41 e) muß dieser Gruppe zugeordnet werden. Die Scherben verteilen sich jedoch auf die gesamte durch die Komplexe repräsentierte Zeit (Abb. 63). Im jüngeren Horizont kommen sie etwas häufiger vor. Dort sind sie feiner gemagert und dickwandiger als die dünneren, aber grober gemagerten aus den älteren Komplexen. Auch die Verzierungen an den Scherben aus den älteren Komplexen sind wesentlich sorgfältiger ausgeführt, als die manchmal sehr flüchtigen und wilden Muster auf den Fragmenten aus den jüngeren Objekten. Parallelen zu dieser Keramik wurden nur selten publiziert. 77 Das mag mehr eine Forschungslücke, als das Fehlen dieser Keramikgruppe zur Ursache haben. Sie folgt dem allgemeinen Entwicklungstrend der Formen in Krivina, ist aber aus anderem Ton und abweichender Brenntechnik hergestellt. Die Herkunft ist schwer zu bestimmen. Ohne detaillierte naturwissenschaftliche Untersuchungen kann diese Frage nicht befriedigend beantwortet werden. Aus der Tatsache jedoch, daß sie mit einem gleichbleibend geringen Anteil in allen Hausgruben vorkommt, sämtlichen allgemeinen Entwicklungstendenzen der Keramik mit eingeritzter Verzierung folgt und eine völlig andere Tonmischung aufweist, ist diese Gruppe m. E. klar als Import anzusprechen. Als Herkunftgebiet wäre an die Dobrudscha mit ihren Kaolinvorkonimen zu denken. Gruppe 5 Ockerfarbene dickwandige Gebrauchskeramik mit klar erkennbaren Wülsten und eingeritzter Verzierung (Taf. 27, 41 f) 77

Aus Abrittus-Razgrad, C. TeopmeBa, HAH 24, 1961, 18, Abb. 24 (?); Preslav, ß . Ham-OBa, HAH 21, 1957, Taf. XV, 2; Brestak, ft. Hji. flHMHTpoB, HHM B 5 (20), 1969, 125; Car Asen und Batin, Bez. Ruse (unpubliziert), Museum Ruse ohne Nr.; Satu Nou, B. Mitrea si N. Anghelescu, Materiale 5,1959,539, fig.4; Capidava, Capidaval, 1958,193.

139

Frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung

Diese Gruppe, deren Formenschatz ausschließlich aus Töpfen besteht, könnte teilweise mit der von V. Dimova beschriebenen 1. Gruppe identisch sein. 78 Sie stellt eine Sondergruppe dar, deren Vorkommen auf die j iingsten Hausgruben beschränkt ist (Abb. 63). Im Komplex 40/22 N wurden entsprechende Scherben zum ersten Mal beobachtet, in 32/8 N ist sie ausschließlich vertreten. Vollständig erhaltene Gefäße wurden nicht gefunden. Typisch für die Fragmente ist ihre Farbe. Sie schwankt zwischen einem hellem gelbem bis rotem oder braunem Ocker. Niemals wurden sekundär geschwärzte Scherben gefunden. Die Innenseiten der Gefäße sind außerordentlich schlecht verstrichen, so daß die Wülste weit herausragen. Auch die Oberflächen der Wandungen wurden nur flüchtig überstrichen — man findet oft Abdrücke der Töpferhände — und schlecht geglättet. Die Böden sind nicht gesandet und sehr dick. Der Ton wurde mit Sand, oftmals auch mit Kalksteinbruchstücken relativ fein gemagert und bei niedrigen Temperaturen gebrannt. Die Formen der Ränder konnten allen Randformengruppen zugeordnet werden. Am häufigsten wurden jedoch stark nach außen geneigte Ränder beobachtet. Die Lippen sind vielfach verdickt und oft zipfelig ausgezogen, die Ränder bis auf wenige Ausnahmen kurz. In den meisten Fällen sind die Gefäße sehr flüchtig verziert. Grübchen und Einstiche kombiniert mit Besenstrich, Fingernageleindrücke und senkrechter Besenstrich sind die häufigsten Verzierungselemente. Seltener wurden Wellenlinien und -bänder beobachtet. Meist sind die Innenränder mit Kerben oder Grübchen bzw. Einstichen, ganz selten einmal mit Wellenlinie oder -band verziert. Diese Gruppe der Keramik mit eingeritzter Verzierung ist sehr einheitlich und war leicht auszusondern. Ähnliche Gefäße konnten auch auf anderen frühmittelalterlichen Fundplätzen geborgen werden. 7 9 Ihre Einheitlichkeit, die schlechte Qualität und primitive Machart sowie die ärmliche Verzierung (vor allem aus 32/8 N, s. o. S. 50f.) erlauben es, sie als Lokalproduktion anzusprechen. Ihre Datierung ins 10. J h . scheint verläßlich. 3.2.7.

Leittypen (Abb. 64)

Die Keramik mit eingeritzter Verzierung macht, wie o. S. 119 erwähnt, einen sehr uniformen Eindruck, der sie jedem Gliederungsversuch zu entziehen scheint. Es wurde versucht, chronologisch determinierte Entwicklungstendenzen durch den Vergleich von Form, Verzierung und technologischer Unterschiede des Scherbenmaterials aus den Hausgrubenkomplexen herauszuarbeiten. Dabei konnte wegen" der starken Fragmentierung nicht auf die Gesamtform der Gera V. Dimova, Klio 47, 1966, 258. 79 Z. B. aus Dinogetia-Garvän, Dinogetia I, 1967, typisch 136, fig. 77, 6; Capidava, Capidava 1,1958, 187, pl. XVIII, 7 und pl. XXIII, 3 (?); 4 Gefäße dieser Art konnten auch aus dem von D. Stancev, Ruse, ausgegrabenen Friedhof beim Dorf Nikolovo, Bez. Ruse, geborgen werden (unpubliziert).

fäße zurückgegriffen werden. Versuche einer Parallelisierung mit der Keramik von anderen Fundplätzen mußten wegen des unterschiedlichen methodischen Ansatzes in deren Aufarbeitung zurückgestellt werden (s. o. S. 130). 80 Ein automatischer Vergleich mit dem Material aus den zahlreichen Gräberfeldern verbietet sich ohnehin, da es einer anderen Entwicklung zu folgen scheint als die Siedlungskeramik. 81 Auch ein Anschluß an die bisherigen Gliederungsversuche war wegen der rein typologischen Fragestellung nicht möglich. 82 M. E. sind am Topfmaterial der Keramik mit eingeritzter Verzierung ohnehin nur sechs Grundformen zu finden, die sich zeitlich kaum differenzieren lassen. 83 Eine Typologie unter entwicklungsmäßigen Gesichtspunkten nur anhand der Gefäßform scheint mir für die Keramik mit eingeritzter Verzierung undurchführbar. Deshalb muß versucht werden, im Einklang mit anderen Kriterien, unter Berücksichtigung klar zu definierender stratigraphischer Zusammenhänge, Aussagen zur Chronologie, zu regionalen Gruppen, Werkstätten oder Werkstattkreisen und letztendlich auch zu kulturellen Unterschieden zu erlangen, was mit dem Material von nur einem Fundplatz wie Krivina natürlich nur begrenzt zu erreichen ist. Die sich in den Randformengruppen I—III widerspiegelnden Entwicklungen belegen allgemein typische Trends der Randentwicklung. 8'J Sie sind für die formenmäßige Bestimmung stark fragmentierten Materials wertvoll. Die Aufstellung der Gruppen 1—5 weist auf technologische Besonderheiten ihrer Herstellung hin, wobei es sich, wie beispielsweise bei den Gruppen 4 und 5, um die Erfassung regionaler Besonderheiten handeln kann. Sie können Aufschluß über Werkstattkreise geben oder zeigen wie die Gruppen 1, 2 und 3 chronologische und regionale Unterschiede. In den Verzierungsweisen kommt ein allgemeines traditionelles Kulturelement zum Ausdruck, welches durch das schöpferische und gestalterische Vermögen des Töpfers unterschiedlich umgesetzt so Vgl. dazu JK. BimapoBa, vgl. Anm. 68, o. S. 137, 92ff. Grabkeramik zeigt nach meiner Kenntnis ein wesentlich begrenzteres Spektrum an Formen und Verzierungsweisen als die Keramik aus Siedlungen; vgl. dazu ¿ J . H J I . J J H M H T P O B , HHM B 9 (24), 1973, 65-99 und 7K. ßtwapoBa, vgl. Anm. 45, o. S. 133. »2 Siehe dazu fl. H J I . ^ H M H T P O B , H H M B 9 (24), 1973, 67, 85 mit insgesamt 26 Typen und 78 Untervarianten bzw. JI. ßonieBa-neTKOBa, vgl. Anm. 40, o. S. 133, 35-110 mit insgesamt 56 Typen und 46 Untervarianten sowie teilweise nur einem Beleg pro Typ oder Variante (a. O., 164, 165, 166, 167 u. a. m.). 83 Die Topfformen können sich m. E. nur nach den Verhältnissen zwischen Mündungs-, größtem und Bodendurchmesser einerseits sowie Gefäßhöhe und dem größten Durchmesser andererseits, aber auch die Bestimmung der Lage des größten Durchmessers definieren lassen. Daraus würden sich sechs Grundformen ergeben. Eine Typologisierung der Keramik mit eingeritzter Verzierung nur nach den Topfformen muß ebenso scheitern, wie die nach irgendeinem einzelnen Element. 84 H. Steuer, vgl. Anm. 25, o. S. 120; C. TeoprueBa, HAH 24, 1961, 19.

81

140

MICHAEL W E N D E L

Abb. 64. Die Leittypen der Keramik mit eingeritzter Verzierung in den Komplexen

141

Frühmittelalterliche Keramik" mit eingeritzter Verzierung

wird. Durch alle diese Faktoren können, wenn sie zusammentreffen, Typen herausgearbeitet werden, die in abgegrenzten Zeiten Leitfunktion ausüben. Sie müssen in größerer Menge, einheitlichem Habitus, Form und Verzierung in klar abgrenzbaren Zeiträumen vorkommen. Bei einer derartigen Vielfalt wie sie an der Keramik von Krivina zu beobachten ist, kann natürlich nur ein nicht allzu großer Teil von Scherben zu Typen geordnet werden, und zwar immer nur die, die die oben beschriebenen Anforderungen erfüllen. Da sie f ü r die einzelnen Zeithorizonte jedoch so typisch sind und in den entsprechenden Komplexen und Schichten immer wieder zu finden waren, sind sie geeignet, eine Leitfunktion zu übernehmen und damit klare Anhaltspunkte für die Einordnung stratigraphisch nicht gesicherter Siedlungsreste und Schichten zu geben. Randformen, Verzierungsweisen, Gruppen und Leittypen ergeben somit gemeinsam ein abgesichertes System auf stratigraphischer Grundlage zur Bestimmung und zeitlichen Einordnung der Keramik sowie der sie bergenden Objekte und Schichten. Typ 1 (Taf. 28, 1 - 3 ) Die dünnwandigen Scherben von rotbrauner Farbe sind sekundär geschwärzt und meist mit Kalksteinbruchstücken mittelfein gemagert. Ihre Ränder wurden sorgfältig abgedreht, im Bruch erscheint ein schwarzer Kern. Alle Fragmente gehören zur Gruppe 2 mit eingeritzter Verzierung, und ihre Ränder konnten den Randformengruppen I 1 und I 2 zugeordnet werden. Sie sind mit einer flachen Wellenlinie, die auch in einzelne aneinandergereihte halbmondförmige Grübchen aufgelöst sein kann, auf der Schulter sowie gerader klarer Gurtung auf Bauch und Unterteil verziert. Es wurde kein ganz erhaltener Topf geborgen. Die Gefäßform läßt sich jedoch ergänzen. Danach hat der größte Durchmesser zwischen dem ersten und zweiten Gefäßdrittel gelegen und war etwas größer als der Mündungsdurchmesser. Das Unterteil der mittelgroßen Gefäße war konisch. Typ 1 nimmt die Zeit zwischen den Hausgruben 30/3 S und 65/6 S in Anspruch (Abb. 64). Typ 2 (Taf. 28, 4-11) Zum Typ 2 gehören Scherben von dunkel- bis schwarzbrauner Farbe, die am Rand und auf der Oberfläche sekundär geschwärzt sind. Sie sind mittelfein mit Sand gemagert, sorgfältig gearbeitet und gehören zur Gruppe 2 mit eingeritzter Verzierung und der Randformengruppe I 1. Es wurden keine ganz erhaltenen Gefäße geborgen, die aber ähnlich wie Typ 1 aufgebaut gewesen sein müssen, allerdings eine insgesamt schlankere Form haben. Der Mündungsdurchmesser war nur wenig kleiner als der am Umbruch, der im zweiten Gefäßdrittel gelegen haben muß. Die charakteristische Verzierung bestand aus Fingernageleindrücken am Hals und Gurtung auf der Schulter, Bauch und Unterteil. Die Gurtung war auf der Schulter durch Gruppen von jeweils drei schrägen Kammstrichen aufgelockert. Insgesamt ist die Verzierung sehr sorgfältig und gradlinig ausgeführt, die

Gurtung ist ebenso wie der Kammstrich regelmäßig. Ihr Vorkommen beschränkt sich auf den Bereich zwischen den Hausgruben 42/16 N und 32/9 S (Abb. 64). Typ 3 (Taf. 29) Dieser Typ wird durch dünnwandige rotbraune mit Sand mittelfein gemagerte Scherben repräsentiert, die am Rand oder auf der Oberfläche sekundär geschwärzt sind. Alle Fragmente gehören zur Gruppe 2 mit eingeritzter Verzierung und den Randformengruppen I 1 und I I 1. Ihre Verzierung besteht aus einer waagerechten Reihe sorgsam ausgeführter schwalbenschwanzförmiger Einstiche auf der Schulter und gleichmäßiger gerader Gurtung auf Bauch und Unterteil. Die Ränder waren sorgsam abgedreht. Auch von diesem Typ konnten keine ganzen Gefäße gefunden werden. Die Ergänzung der Scherben sowie Parallelgefäße aus Preslav geben Aufschluß über deren Form. Sie sind von mittlerer Größe, ihr Umbruch liegt an der Grenze zwischen dem ersten und zweiten Gefäßdrittel, der Mündungsdurchmesser ist wenig kleiner als der größte, und das Unterteil ist konisch gerundet. 85 Andere Gefäße haben den Umbruch im oberen Drittel und gerades konisches Unterteil. Ihr Mündungsdurchmesser ist nur wenig kleiner als der größte Durchmesser. 8 6 Der Typ ist auf den Bereich zwischen den Hausgruben 18/20 N und 47/20 N begrenzt (Abb. 64). Typ 4 (Taf. 30, 1 - 5 ) Der Typ 4 ist in Krivina in außerordentlich großer Zahl und durch viele ganz erhaltene Gefäße vertreten. 8 7 Es sind dünnwandige Scherben und Gefäße von brauner bis graubrauner Farbe mit gut abgedrehten Rändern und sorgfältig ausgeführter Verzierung. Sie gehören zur Gruppe 2 mit eingeritzter Verzierung und den Randformengruppen I 1 und I 2. Die Töpfe sind mittel- bis groß, ihr Körper baucht weit aus, und das Unterteil ist konisch. Die Profile haben klassische S-Form, die Gefäße wirken gedrungen. Trotz der relativ weiten Mündung ist der Durchmesser am Umbruch bedeutend größer. Ihre typische Verzierung besteht aus einem Band kurzer eng aneinandergereihter Kammstriche auf der Schulter und Gurtung auf Bauch und Unterteil. Ihr Vorkommen ist auf den Horizont zwischen den Hausgruben 30/21 N und 61/16 S begrenzt (Abb. 64). Typ 5 (Taf. 30, 6 - 7 ; 31) Die Scherben und Gefäße dieses Typs haben graubraune bis schwarze Farbe. Ihre Ränder sind sauber abgedreht, der Ton mittelfein mit Sand gemagert. Alle Scherben gehören zur Gruppe 2 mit eingeritzter Verzierung und den Randformen 1 1 , 1 2 und I I 1. Die Gefäße sind mittelgroß und wirken gedrungen. 85

Gefäße aus dem Museum Preslav, Nr. 1970, 8341, 1973, ohne Nr. m Ebenfalls aus dem Museum Preslav, Nr. 26 und ohne Nr. »7 Vgl. V. Dimova, Klio 47, 1966, 271, Taf. II, 6; dies., Iatrus-Krivina I, 1979, Taf. 39a, e, Taf. 4 0 a - c .

142 Ihre Mündung ist wenig kleiner als der größte Durchmesser, der Umbruch befindet sich im oberen Drittel, das Unterteil ist konisch, manchmal kürzer oder länger. Sie sind reich verziert. Auf der Schulter befinden sich entweder eine oder zwei Reihen von Grübchen oder Fingertupfen bzw. zur Wellenlinie zusammengefaßte Grübchen. Bauch und Unterteil sind mit gerader Gurtung versehen, die auf der Schulter manchmal noch durch schräge Kammstriche aufgelockert wird. Der Typ ist auf den Horizont zwischen den Hausgruben 25/5 N bis 53/8 S begrenzt (Abb. 64). Typ 6 (Taf. 32) Die dickwandigen hartgebrannten Scherben und Gefäße dieses Typs haben hellrote bis rote Farbe. Ihr Ton ist mittelfein bis grob mit Sand oder manchmal mit Kalksteinbruchstücken gemagert. Alle Scherben gehören zur Gruppe 3 mit eingeritzter Verzierung und nahezu sämtlichen Randformengruppen. Die Gefäße sind groß und selten sekundär geschwärzt. Ihr Umbruch befindet sich zumeist im zweiten Drittel und ist weich geschwungen. Der Mündungsdurchmesser ist zumeist kleiner als der größte Durchmesser. Bei anderen Gefäßen liegt der Umbruch wesentlich höher, und sein Verhältnis zum Mündungsdurchmesser verringert sich. Die Verzierung ist vielfältig. Auf der Schulter befindet sich eine Zone mit langen Kerben, die bis unter den Rand reichen kann oder Wellenlinien oder beides kombiniert. Bauch und Unterteil sind mit Gurtung verziert. Diese Gefäße kommen im Bereich der Hausgruben zwischen 33/11 S und 22/2 S, also bis zum Ende der frühmittelalterlichen Besiedlung, vor (Abb. 64). Typ 7 (Taf. 33) Ebenfalls wie der sehr einheitliche Typ 4 kommen die dickwandigen, mit Sand gemagerten Scherben und Gefäße vom Typ 7 in großer Anzahl vor. 8 8 Der Typ gehört sowohl zur Gruppe 3 als auch 4 mit eingeritzter Verzierung und nahezu allen Randformen. Die Farbe schwankt zwischen graubraun, grau und schwarz. Die Gefäße haben eine relativ weite Mündung, ihr Umbruch erfolgt im oberen Drittel oder am Beginn des zweiten. Die Unterteile sind konisch und ziehen oft ein. Insgesamt machen die weitmundigen Töpfe einen gedrungenen Eindruck. Sie sind mit Gurtung auf Schulter, Bauch und Unterteil verziert. Auf der Gurtung befinden sich entweder nur auf der Schulter oder über das ganze Gefäß verteilt schräge Kammstrichbündel. Die Verzierung wirkt insgesamt recht liederlich. Solche Gefäße sind vor allem im Bereich der Dridu-Kultur weit verbreitet und scheinen dort ihre Heimat zu haben. 8 9 Typ 7 ist zwischen den Hausgruben 41/6 N und 22/2 S verbreitet (Abb. 64).

MICHAEL W E N D E L

Typ 8 - Krivina (Taf. 34, 35; 42 g, h) Seine Scherben gehören sämtlich zur Gruppe 5 mit eingeritzter Verzierung, die als Lokalproduktion angesprochen und entsprechend charakterisiert wurde (s.o. S.138f.). Die schlechte Qualität der Gefäße hat zu ihrer Zerscherbung geführt, so daß kein ganz erhaltener Topf gefunden werden konnte. Die Bruchstücke hatten teilweise aber beträchtliche Größe, wodurch der Gefäßaufbau ermittelt werden kann. Sämtliche Scherben sind von ocker bis schmutziggelber Farbe, sehr schlecht gearbeitet und gebrannt. Die Wülste sind an den Innenseiten deutlich ausgeprägt. Sämtliche Randformen wurden beobachtet, jedoch überwiegen die kurzen umgebogenen, teilweise zipfelig ausgezogenen Ränder. Die Gefäße haben Ei-Form, d. h. der Mündungsdurchmesser war nicht oder nur wenig kleiner als der größte Durchmesser. Der Umbruch befand sich im zweiten Gefäßdrittel, oft zogen die Wände des gerundeten Unterteils zu einem leichten Standfuß ein. Der Typ wird durch einfache, doppelte oder dreifache Reihen von dreieckigen oder schwalbenschwanzförmigen Einstichen charakterisiert, die sich auf der Schulter über dem Besenstrich oder der Gurtung befinden. Die Gefäße wurden wahrscheinlich am Ort in Krivina hergestellt. Der Typ sollte daher seinen Namen tragen. Er ist auf die Hausgruben zwischen 40/22 N und 22/2 S beschränkt, hat seinen größten Anteil aber in der Hausgrube 32/8 N, wo er nahezu ausschließlich vertreten war (vgl.' Abb. 63 und 64).

3.3.

Graue Keramik

Unter diesem Begriff wird die Keramik subsumiert, die vor allem als Kulturgut den Protobulgaren zuzurechnen ist. Sie stellt in NO-Bulgarien, dem ersten Siedlungsgebiet der auf die Balkanhalbinsel eingedrungenen protobulgarischen Stämme, einen Hauptanteil der frühmittelalterlichen Keramik. Anlaß für die bulgarische Forschung, sich mit ihr detailliert auseinanderzusetzen, waren die Ausgrabungen der Nekropole von Novi Pazar 9 0 sowie der Grabhügel X X X I I und X X X I I I von Pliska. 9 » Diese beiden wichtigen Fundplätze vermittelten auch erste Anhaltspunkte zur Herkunft, ethnischen Zuordnung und Datierung. Die Keramik wurde von der steppennomadischen Saltovo-Majack-Kultur hergeleitet 92 und als die typische Keramik angesehen, die die Protobulgaren aus ihren Gebieten um die Wolgamündung mit

90

CT. MiixaüJioB, ESHH CTapHHeH HeKponon npa HOBH Ila-

oap, HAH 20, 1955, 2 9 3 - 3 3 7 ; CT. CTaiweB, KaTanor Ha KepaMHKaTa OT HeKponona flo HOBH Ü a 3 a p , H A H 2 0 , 1 9 5 5 , 3 3 7 — 3 4 6 ; C/r. CTaiweB, Gr.HBaHOB, HeKponojn>T RO HOBH

88

89

Vgl. dies., Klio 47, 1966, 271, Taf. II, 1, 3, 4 sowie dies. Iatrus-Krivina I, 1979, Taf. 39 b, f. Siehe v. a. aus Dridu, E . Zaharia, vgl. Anm. 22, o. S. 119f., z. B . fig. 48, 1, 49, 1 - 3 , 61, 1, PI. X V , 9, X I X , 4, 5 usw. Der Typ ist mit dem Typ X I I I , Variante G (/") ( 9 . - 1 0 . J h . ) von JI. ^0HieRa-IIeTK0Ba, vgl. Anm. 40, o. S. 133, 62 und (¡0, Abb. 14 zu parallelisieren.

N A 3 A P , COIJIHH 1 9 5 8 . 91

C. FeopraeBa, Pa3KonKH Ha Mormm X X X I I I H X X X I I B NJIHCKA, H A H 2 0 , 1 9 5 5 ,

92

11-41.

CT. CiaH^eB, CT. HßaHOB, vgl. Anm. 90, 9 3 ; zuletzt m.. B-bHtapOBa, vgl. Anm.45, o. S. 133, 385ff. und 425ff.; sowie CT. BaKKHHOB, (JiopMHpaHe Ha CTapootnrapcKaTa KyjiTypa V I - X I Ben, CO$HH 1977, 132 ff.

143

Graue Keramik

auf die Balkanhalbinsel gebracht hatten. 9 3 Von manchen Forschern wurde jedoch auch eine starke Beeinflussung durch die byzantinische Kultur nicht ausgeschlossen. 9 ' 1 Gerade die Kannen mit Kleeblattmündung und Einglättmustern auf der Gefäßwandung ähneln sehr den frühbyzantinischen. 9 3 Die graue Keramik wurde von verschiedenen Forschern systematisiert und gegliedert. 96 Zu dieser Gliederung kann anhand des Materials von Krivina nichts beigetragen werden. Sie wird in Bulgarien nicht nur nach den Formen, wie Kannen oder Töpfe, sondern auch nach Farbe und Verzierung eingeteilt. Es gibt Fragmente aus hellem feingeschlämmtem Ton mit sparsamer Ritzverzierung auf der Gefäßwandung und ähnliche braune Scherben von Töpfen. Die eigentliche schwarz-graue Keramik mit Einglättmuster ist dagegen nur in sehr geringem Maße in den frühmittelalterlichen Schichten vorhanden. 3.3.1.

Helle Keramik aus feingeschlämmtem Ton

Den drittgrößten Anteil in den Hausgruben nimmt die Keramik aus hellem feingeschlämmtem Ton ein. Sie hebt sich in bezug auf Farbe, Ton, Brand, Form und Verzierung deutlich von der Keramik mit eingeritzter Verzierung ab. Der Ton dieser meist hellgelben, gelben, eierschalenfarbigen oder rosa Gefäße ist fein geschlämmt und kaum gemagert. Die Oberflächen sind sehr gut geglättet und fühlen sich fettig an. Die Gefäße wurden gut und lediglich reduzierend gebrannt. Sie sind sicherlich ebenfalls in Wulsttechnik aufgebaut, aber gut abgedreht. Oft findet sich im Inneren, dort wo der Rand beginnt, der heruntergeschobene Ton. Die Verzierungen wurden ebenfalls in den noch ungebrannten, weichen Ton eingeritzt. Sie bestehen aus sparsamer Ornamentik. 9 7 Weitmundige Töpfe mit ösenhenkeln (Taf. 36, 13— 26; 42e—g) Die Ursache für die formenmäßige Verwandtschaft zu den unter 3.2.5. (o. S. 134f.) beschriebenen Töpfen liegt in ihrer Herstellung. Die Gefäße aus hellem Ton, sind aber in der übergroßen Mehrzahl weitmundiger

ihr Mündungsdurchmesser ist nie kleiner als 12 cm. Die Ränder sind ähnlich denen der Keramik mit eingeritzter Verzierung gestaltet. Die Lippen sind unprofiliert, in den meisten Fällen verdickt und oftmals senkrecht oder parallel zur Schulter abgestrichen. Die Ränder sind nach außen geneigt, die Halspartien unterschiedlich ausgebildet. Sie können rund oder abgesetzt sein bzw. ganz fehlen. Die ösenhenkel sind entweder direkt an der Gefäßmündung oder an der Schulter angebracht. Die Töpfe bauchen fast immer weit aus. Der größte Durchmesser liegt oberhalb der Mitte. Bei einigen Töpfen ist der Durchmesser des seichten Umbruchs kaum größer als die Mündung. Die Böden sind flach und geschnitten. Zwei Scherben zeigen sekundäre Durchbohrungen, die evtl. zur Aufnahme einer Schnur gedient haben. Manchmal findet man Reste roter Bemalung 9 8 (Taf. 36, 27; 42h). Die weitmundigen Töpfe mit ösenhenkeln werden auf anderen Fundplätzen meistens der Zeit des 9./10. J h . zugeordnet. 9 9 Amphorenartige Krüge 1 « 9 (Taf. 36, 1 - 1 2 ; 4 2 c - d ) Seltener als Scherben von Töpfen mit ösenhenkeln, wurden Fragmente von Amphoren oder amphorenartigen Krügen gefunden. Man kann ihre Mündungen nach dem Henkelansatz, entweder direkt an der Mündung oder unterhalb der verdickten Randlippe unterscheiden. Die Gefäße sind hoch und schmal. Ihr Durchmesser ist nicht sehr groß und befindet sich im oberen Drittel. Der Bauch zieht oftmals leicht ein. Die Verzierungen sind sehr sparsam. Horizontal und vertikal eingeritzte Linien oder Rillen sind oft so angebracht, daß sie die Gefäßform betonen. Auf einer Randscherbe, dicht unterhalb des Randes befindet sich ein Girlandmuster. Das Randstück eines anderen Gefäßes zeigt eine sekundäre Durchbohrung. An diesen Gefäßen kann man oft an der Innenseite unterhalb des Randes Tonklumpen entdecken, die vom Herunterschieben des überflüssigen Tones beim Abdrehen herrühren. Amphorenartige Krüge wurden in Krivina schon früher gefunden. 1 0 1 Sie werden ebenfalls der protobulgarischen Kultur zugerechnet und hauptsächlich in das 8.-10. J h . datiert. 102

9:!

M. H. ApTaMOHOB, K Bonpocy 06 apxeoJiormecKHx naMHTcjiaBHii H npaßonrap HA HHHÍHGM ,H,yHae> H. BimapoBa, CjiaBHHci-ßtJirapcKOTo cejinme npañ ceno rionnHa, CmiMCTpeHCKO, CO$hh 1956, 3—10. m CT. MHxafljioB, HAH 2 0 , 1 9 5 5 , 1 3 5 ; C. TeopraeBa, HAH 24, 1961, 33. HHKAX

05

96

B. Böttger, Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock 16, 1967, H. 7/8, 421; vgl. auch I. Barnea, SCIV 13, 1962, nr. 2, 360f. CT. CTaHHeB, CT.HßaHOB, vgl. Anm. 90, o. S. 142;/K.B^mapOBa, vgl. Anm. 45, o. S. 133, 385 und 388 f., Abb. 2 3 1 - 2 3 2 ; JI. ÄomeBa-üeTKOBa, vgl. Anm. 40, o. S. 133, 6 8 - 8 3 ; M. Comsa, Dacia 7, 1963, pl. II und Verbreitungskarte pl. IV. Zu dieser Keramik vgl. aus Preslav bei CT. Cxaiwen, P ü 3, 1948, 129; C. TeopraeBa, HAH 24, 1961, 21 aus AbrittusRazgrad sowie aus Novgrad bei CT. C/reifianon, HAH 34, 1974, 306.

98

Auch aus Abrittus-Razgrad, C. FeoprHena, HAH 24,1961 21 und 31, Abb. 27; aus Capidava, Capidava I, 1958, 205, fig. 109; Päcuiul lui Soare, P. Diaconu, D. Vilceanu, vgl. Anm. 22, o. S. 119f., fig. 32. '•» C. TeoprueBa, HAH 24, 1961, 31, Abb. 27; aus Garvan, aber mit Einglättung bei 5K. BtmapoBa, ApxeonorHH 8, 1966, KH. 2, 25, Abb. 4 a ; Dolno Cerovo, A. CTOHHOBaCepapfl>KHßCKH posa OT rp. IIIyMeH, HHM III 5,1972, Beilage II 6, I I I 1, 2 bzw. B. ^oieBa-IIonoBa, KIM BOnpoca 3a MEAINIKAPCTBOTO B IIIyMeH, HHM III 6,1973,324, Beilage I 1 und 325, Beilage I I 1 - 4 . « « V . Dimova, Klio 47, 1966, 264f., 279, Taf. X ; dies. Iatrus-Krivina I, 1979, Taf. 44d.

146

MICHAEL W E N D E L

Schulter bilden die spärliche Verzierung. Außer diesen Scherben wurden auch Bruchstücke von Töpfen gefunden, die jedoch so klein waren, daß die Gefäßform nicht rekonstruiert werden konnte. Die Keramik wurde anhand der Materialien aus Veliko Tärnovo typologisiert. 117 Sgraffito-Keramik (Taf. 4 4 d - h ) Mit der rotbraunen dünnwandigen Drehscheibenkeramik sind die innen glasierten Teller, Schalen und Schüsseln in Sgraffito-Art vergesellschaftet. 118 Sie bestehen aus fein gemagertem lediglich reduzierend gebranntem rotem Ton. Ihre glasierten Innenseiten sind mit vielfältigen Ritzmustern oder Bemalung versehen. Es finden sich Linearmuster, Einstiche, konzentrische Ringe, Tannenzweig-, Spiral-, Rankenoder Girlandenmuster und viele andere mehr. Zu ihrer Typologie kann anhand der Kerarrlik aus Krivina nichts beigetragen werden. 119

4.

Kleinfunde

4.1.

Werkzeuge, Geräte und Gegenstände des täglichen Bedarfs

Messer Hortfund landwirtschaftlicher Geräte Sicheln und Sensen Spaten Geräte zum Säubern der Pflugscharen Beile, Äxte und Dechsel Meißel Schmiedewerkzeuge Nägel Nieten Klammern und Haken Spinnwirtel Webgewichte Knochenpfrieme und -nadeln Netzsenker Angelhaken Wetzsteine Glätt- und Poliersteine bzw. Mörser Spitze eiserne Gegenstände Lampen Schloß und Schlüssel Kämme Henkel und Griffe Beschläge Ringe Trensenteile 117

C. FeopraeBa, KepaMHKaTa OT ABopeua Ha IJapeBeij, Hapeiirpaa T i p H O B . J3,Bopeii'i>T H a ß i J i r a p c K H T e nape n p e 3 BTopaTa ßuirapcKa Axpittaua, TOM 2, KepaMHKa, 6HTOBH n p e f f M e T H H B t O p m e H H e , HaKHTH H TT>KaHH, C,0({lHH 1 9 7 4 ,

7-56. '18 V. Dimova, Klio 47, 1966, 264f., 279, Taf. X; dies., Iatrus-Krivina I, 1979, Taf. 44. 1111 C. reoprHeiia, U a p e u r p a A Ttpiion, v g l . Anm. 117, 58-153.

Glocken Gegenstände aus Blei 4.2.

Waffen

Pfeilspitzen Lanzenspitzen 4.3.

Trachtbestandteile und Schmuck

Zierscheiben und Applikationen Riemenzungen Schließen und Schnallen Fibeln Kreuze Arm-, Finger- und Ohrringe 4.4.

Sonstiges

Die aus den mittelalterlichen Komplexen und Schichten geborgenen Kleinfunde sind vor allem typische Siedlungsfunde, d. h. die Anzahl der beschädigten, weggeworfenen Gegenstände ist weitaus größer als die der Zufallsfunde von Tracht- oder Schmuckteilen. Es überwiegen Verbundteile von Bauelementen wie Nägel, Nieten, Klammern, aber auch Gegenstände des täglichen Bedarfs wie Messer, Beile, Spinnwirtel und Pfrieme. Viele Gegenstände weisen Formen auf, die noch heute allgemein gebräuchlich sind. Sie können zwar für die Untersuchung der Wirtschaftsweise der Siedler in bestimmtem Grad aussagefähig sein, haben auf Datierungsfragen jedoch keinen Einfluß. Es kann, wenn keine genaueren stratigraphischen Beobachtungen vorgelegen haben, oftmals nicht unterschieden werden, ob dieser oder jener Fund aus der früh- oderhochniittelalterlichen Siedlung bzw. den Kastellperioden stammt. Die langlebigen Formen einiger Gegenstände lassen eine genaue Zeitbestimmung nicht zu. Anders verhält es sich mit den wenigen datierenden Funden. Diese geben einen ungefähren chronologischen Anhaltspunkt, besser gesagt, sie bilden zusammen mit den Münzen den Rahmen für die absolute Chronologie. Voraussetzung ist natürlich, daß sie aus gut beobachteten stratigraphischen Verhältnissen stammen, die eine eindeutige Zuweisung zu Schichten oder Objekten erlauben. Die Beschreibung der Kleinfunde erfolgt unter thematischen Gesichtspunkten, deren Reihenfolge keine Prioritäten setzen will. Auch manche Funddeutung machte auf Grund des schlechten Erhaltungszustandes Schwierigkeiten; die Funktion des Gegenstandes ließ sich dann nur erahnen. Die vorgestellten Kleinfunde bieten daher nur eine Auswahl aller in den mittelalterlichen Schichten geborgenen, da viele nicht mehr zu identifizierende korrodierte Eisenstücke nicht mit aufgenommen wurden. Auch die Glasfunde sind nicht enthalten, da sie Gegenstand einer gesonderten Bearbeitung durch G. Gomolka sein werden. 1 Alle Maßangaben im Katalog erfolgen in mm. 1

Ihre Publikation erfolgt gemeinsam mit den Gläsern aus der Kastellzeit in Iatrus-Krivina IV (in Vorbereitung).

Werkzeuge, Geräte und Gegenstände des täglichen Bedarfs

4.1.

147

Werkzeuge, Geräte und Gegenstände des täglichen Bedarfs

Eisenmesser Nr.

Inv.Nr.

Schnitt

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61

72/ 58 72/ 59 72/ 64 72/ 84 72/107 72/203 72/211 72/234 72/243 72/247 72/250 72/408 73/ 4 73/ 19 73/ 27 73/ 47 73/ 48 73/ 55 73/ 67 73/ 77 73/ 80 73/ 91 73/ 92 73/ 93 73/100 73/118 73/124 75/ 13 75/ 20 75/ 21 75/ 26 75/ 28 75/ 62 75/ 75 75/ 85 75/ 90 75/ 92 75/103 75/104 a 75/104 b 75/110 75/127 75/152 75/153 75/157 75/160 75/168 75/171 75/195 75/197 75/199b 75/205 75/232 75/239 75/241 75/242 75/251 75/252 75/253 75/257 75/265

_ 72/16 72/16 72/16 72/14, 15 22/ 2 S 72/ 8a(S) 33/11 S 72/ 2 72/ 6 72/11 72/11 72/12 72/ 2 61/13 N a 72/18 66/15 N 73/ 2 73/ 1 65/ 6 S 73/ 4 73/12 73/14 73/12 73/ 9 73/21 Steg zwischen 73/7 und 8 73/10 73/13 73/19 73/26 73/28 73/ 8 - 9 20/14 N 75/ 7 75/20 30/21 N 75/ 9 73/25 75/ 2 75/ 8 75/ 9 75/ 9 75/ 2 18/15 N 75/ 4 75/ 1 75/ 1 25/ 5 N 75/ 1 25/ 5 N 75/ 1 75/15 75/23 75/23 75/33 75/ 5 75/20 30/21 N 75/ 4 75/ 9 30/21 N 75/ 3 75/15 75/ 9 30/21 N 75/ 5 46/21 N 75/ 7 47/20 N 75/ 7 47/20 N 75/ 7 75/35 44/24 N 75/35 44/24 N 75/35 75/28 75/ 2

10*.

Obj.

Koord. 0 0 0 0 0 0 0

21,00/S 20,00/S 20,50/S 22,50/S 32,00/S 62,00/N 43,00/N

7,50 6,10 6,60 2,00 11,00 13,50 8,00

0 40,27/N 0 36,80/N 0 62,00/N 0 66,00/N W-Teil 0 62,00/S 0 54,00/S 0 23,50/N 0 67,50/N 0 23,50/N 0 18,60/N 0 29,00/N

11,48 4,90 13,00 14,00

-

5,00 7,50 14,00 24,80 15,00 20,00 13,20

-

0 0

Taf.

+ 2,00 + 2,00 + 1,78 + 1,30 + 1,50 + 1,70 + 1,60 + 2,10 + 1,85 + 2,10 + 1,10 + 1,60 + 2,10 + 1,72 + 2,06 + 1,30 + 1,15 + 1,30 + 1,38 + 1,60

45 45 46 45 45

m ra m m m m m m m m m m m m m m m m m m

45

45 45 46 45 45 45

-

24,00/N 9,00 25,00/N 19,00

-

+ 1,60 m + 1,22 m

46

-

-

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Niv./T.2

30,50/N 21,00/N 46,00/N 30,42/N 31,10/N 31,50/N 17,00/N 42,50/N 31,65/N 32,35/N 17,03/N 24,55/N 26,94/N 26,20/N 26,20/N 27,22/N

19,00 14,00 24,00 22,25 21,50 7,50 17,20 21,70 21,13 20,44 20,02 21,00 1,66 2,39 2,39 2,11

-

0 72,75/N 10,20 0 72,33/N 10,76 0 78,65/N 5,34 0 46,20/N 20,20 0 30,25/N 22,76 0 23,35/N 21,30 0 32,96/N 21,53 0 21,06/N 21,95 0 15,72/N 20,83 0 31,93/N 21,85 0 45,40/N 21,04 0 45,78/N 22,80 0 46,52/N 22,41 0 46,95, N 22,30 0 44,32/N 25,45 0 44,43/N 25,30 0 45,33/N 24,48 0 73,20/N 14,57 0 16,73/N 21,30

+ 1,50 m + 1,75 m + 1,20 m + 1,85 m + 1,12 m + 1,85 m + 0,99 m + 1,55 m + 1,85 m + 1,55 m + 1,45 m + 1,35 m + 1,20 m + 1,51 m + 1,42 m + 1,42 m + 1,42 m + 1 , 4 0 - +1,30 m + 1,95 m + 1,95 m + 2,04 m + 1,57 m + 1,47 m + 1,20 m + 1,20 m + 1,28 m + 1,15 m + 1,08 m + 1,60 m + 1,35 m + 1,35 m + 1,35 m + 1,43 m + 1,43 m + 1,43 m + 1,75 m + 0,96 m

45

45 45 45 45 45

45

45 45 46

148

MICHAEL W E N D E L

Nr.

Inv. Nr.

62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104

75/274 75/279 75/284 75/286 75/288 75/302 75/308 75/315 75/319 75/334 77/ 58 77/ 86 77/ 98 77/123 77/124 77/127 77/155 78/ 8 78/ 25 78/ 32 . 78/ 56 78/ 63 78/ 68 78/ 69 78/ 77 78/ 81 78/113 78/130 78/138 78/145 78/148 78/151 78/158 78/170 78/201 78/226 78/252 78/269 78/273 78/274 78/291 78/289 78/o. Nr.

Schnitt

Obj.

Koord.

73/28 75/15 75/ 2 75/ 6 75/14 75/ 5 73/ 9 75/ 2 ~ 75/25 75/35 75/28 75/ 5 75/ 5 77/ 3 75/34 75/28 77/ 4 78/ 1 78/12 78/14 78/17 78/ 5 78/ 4 78/ 5 78/18 78/17 78/ 4 78/15 78/22 78/ 3 78/13 78/16 78/16 78/ 3 78/16 78/ 3 78/ 4 78/10 78/ 7 78/ 6 78/12 78/17 78/13

32/19 N 18/15 N 18/15 N

O O O O O O O O O O O O O O O O O O 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 o 0 0 0 0 0

-

40/22 N 47/20 N -

18/15 N -

44/24 N 73/12 N -

47/20 N — '

-

-

49/ 6 S -

76/ 9 S 76/ 9 S 76/ 9 S -

76/ 9 S -

67/11 S -

-

75/ 6 S -

Messerreste sind nach den Nägeln am häufigsten vertreten. Ihr Anteil dürfte durchaus noch höher gelegen haben, k ö n n t e man die vielen kaum mehr identifizierbaren Eisenreste richtig deuten. Messer sind Werkzeuge, Geräte und Gegenstände des täglichen Bedarfs in einem. Ihr Verwendungszweck war außerordentlich vielfältig. Sie ließen sich nach Form und Gebrauch in mehrere Gruppen gliedern. Messer mit geradem R ü c k e n und aufschwingender Schneide' 2 D i e vierkantige Griffangel ist v o m R ü c k e n durch 2

Diese Messerform ist sehr weit verbreitet und auf fast allen Fundplätzen des 7.—10. J h . im Balkanraum zu finden. Aus Krivina, vgl. G. Gomolka, Klio 47, 1966, 342, Taf. X I I , 96; dies., Klio 50, 1968, 217; s. a. die Grabfunde aus den von 2.Väiarova untersuchten Nekropolen, z. B. JK. BtHtapoua, vgl. Anm.45, o. S. 133, 16, Abb, 5, 3, 6; 17, Abb. 6, 2, 4 (aus

30,00/N 14,64/N 16,22/N 50,10/N 40,95/N 47,20/N 19,03/N 16,84/N 70,80/N 44,40/N 74,30/N 46,40/N 46,70/N 113,5/ N 36,14/N 75,80/N 124,3/ N 58,30/S 71,50/S 79,20/S 78,40/S 72,90/S 68,60/S 72,50/S 81,20/S 79,60/S 69,20/S 81,30/S 49,80/S 65,30/S 75,60/S 76,90/S 76,20/S 64,30/S 74,38/S 65,50/S 69,50/S 66,70/S 77,80/S 73,20/S 71,40/S 78,00/S 74,50/S

Niv./T. 2 16,18 18,37 18,94 19,13 23,47 20,20 19,90 17,50 17,70 25,00 13,70 22,20 21,50 4,40 21,10 12,50 4,20 15,70 10,50 10,60 8,60 15,80 16,90 15,80 8,00 7,10 15,10 9,60 6,40 16,10 9,00 9,00 8,60 16,30 8,80 16,30 14,50 11,20 15,90 15,00 12,10 9,00 12,25

+ 1,14 m + 0,98 m + 0,89 m + 1,43 m + 1,18 m + 1,36 m + 0,86 m + 0,75 m + 1,69 m + 1,14 m + 1,46 m + 1,45 m + 1,14 m + 1,32 m + 1,14 m + 1,60 m + 1,43 m + 2,18 m + 2,15 m + 2,04 m + 2,20 m + 2,00 m + 1,97 m + 1,93 m + 1,76 m + 1,99 m + 1,77 m + 1,71 m + 2,00 m + 1,43 m + 1,76 m + 1,74 m + 1,76 m + 1,25 m + 1,55 m + 0,71 m + 1,44 m + 1,48 m + 1,39 m + 1,69 m + 1,92 m + 1,70 m + 1,84 m

einen K n i c k abgesetzt. D i e Schneide schwingt an dieser Stelle nur schwach nach unten. D e r K n i c k zwischen Griffangel und Messerrücken ist stärker (Nr. 1, 2, 70, 79, 8 5 , 8 6 ) oder schwächer (Nr. 12, 33, 35, 37, 59) ausgeprägt. Bei dem Messerrest Nr. 46 ist die Griffangel umgebogen. Er war stark korrodiert, der K n i c k zwischen Angel und R ü c k e n ist jedoch deutlich erkennbar. Die Messerspitze befindet sich bei diesen S t ü c k e n meist in H ö h e der Mittellängsachse. Garvan mit handgemachter Keramik), 48, Abb. 27, 7; 55; Abb. 31, 8 (Babovo) oder 65, Abb. 37, 1 (Juper). Zusammen mit Keramik vom Typ Ciurel — Ipotesti — Cinde^ti sowie Hlincea I aus einer Hausgrube von Lozna Dorohoi, bei D. G. Teodor si I. Mitrea, Cercetäri arheologice in asezarea prefeudalä de la Lozna Dorohoi, AM 4, 1966, 285, fig. 6; oder aus dem Hügelgrab von Nusfaläu (8./9. Jh.), M. Comsa, Säpäturile de la Nusfaläu, Materiale 7, 1960, 525, Abb. 1,1.

Werkzeuge, Geräte und Gegenstände des täglichen Bedarfs

Messer, bei denen Griffange] und Rücken eine Gerade bilden Die Schneide schwingt von der Griffangel nach unten. Bei den Stücken Nr. 11 und 39 schwingen die Schneiden von der vierkantigen (Nr. 11) bzw. runden Griffangel nach unten, um schräg nach oben zu der in Höhe des Messerrückens liegenden Spitze zu verlaufen. Bei dem großen Eisenmesser Nr. 62 bilden Messerrücken und Griffangel ebenfalls eine Gerade, die Klinge ist jedoch länger und gestreckter als bei den anderen Messern dieser Gruppe. Der Klingenrücken schwingt im letzten Drittel zu der in Höhe der Mittellängsachse liegenden Spitze herunter. Messer von lanzettförmiger Gestalt mit Griffzunge 3 Die Spitzen befinden sich bei diesen Messern immer in der Ebene der Mittellängsachse. Bei den Exemplaren Nr. 4, 5 und 16 sind die Griffzungen weder vom Rücken noch von der Schneide abgesetzt und bilden eine Einheit. Die Klinge geht also allmählich in die Griffzunge über. Beim Messerfragment Nr. 18 schwingt die Griffzunge in gleichmäßigen Absätzen zu Rücken und Schneide aus. Spitze und Ende der Griffangel des Messers befinden sich in Höhe der Mittellängsachse.

149 eingezogen. Fraglich ist die Deutung des sichelförmig geschwungenen Messers mit abgesetzter kurzer Griffangel (Nr. 60). Es könnte auch anderen Zwecken als dem Rasieren gedient haben. An dieser Stelle sei noch das kleine Messerchen mit dem geraden, von der Griffangel abgesetzten Rücken genannt (Nr. 13). Die Schneide schwingt bei diesem Exemplar nach oben, die Spitze liegt in Höhe des Messerrückens. Nach seiner Form wäre es der 1. Gruppe zuzuordnen. Messer aller aufgeführten Gruppen sind im Inventar nahezu sämtlicher frühmittelalterlicher Fundplätze des 7.—10. J h . im unteren Donaugebiet zahlreich vertreten. Hortfund landwirtschaftlicher Geräte 105

a)

Rasiermesser Auch alle in Krivina gefundenen Messer, die als Rasiermesser gedeutet werden können, sind aus Eisen hergestellt. Drei Exemplare Nr. 15, 30 und 36 haben eine lange, z. T. (Nr. 15) nach oben umgebogene Griffangel, die mit dem Rücken der kleinen schmalen Klinge eine Gerade bildet. Sie ist am Ende entweder zu einer Öse (Nr. 30) oder einfach rechtwinklig (Nr. 15) umgebogen. Die Spitzen der Klingen liegen in Höhe des Messerrückens. Gleichfalls als Rasiermesser gedeutet wurde das Exemplar Nr. 7. Das Messer hat keine eigentliche Spitze, sondern ist vorn am breitesten. Es verjüngt sich und geht in die kleine schmale, nach oben gebogene Griffangel über. An dieser rundlich verbreiterten und durchlochten Stelle ist ein Niet eingelassen. Mit diesem war es sicherlich an einer beidseitig geöffneten Scheide befestigt, die ein Ausschwenken — ähnlich wie bei den modernen Rasiermessern — erlaubte. Auf der .Klinge mit der leicht geschwungenen Schneide ist ein sechsstrahliger Stern eingepunzt, der eventuell als Hersteller- oder Besitzersignum zu deuten ist. Zwei weitere kleinere Fragmente Nr. 3 und 22 könnten vielleicht ebenfalls als Reste von Rasiermessern angesehen werden. Bei beiden sind die Griffangeln abgebrochen. Die Schneiden schwingen nach oben. Während Nr. 3 einen gebogenen Rücken aufweist, ist er beim Exemplar Nr. 22 3 Aus Krivina, G. Gomolka, Klio 47,1966, 342, Taf. X I I , 108, 116; dies., Klio 50, 1968, 217; ein Messer ähnlieh Nr. 18 zusammen mit slawischer Bügelfibel, dreiflügeligen Pfeilspitzen und handgemachter Keramik aus Särata-Monteoru, I. Nestor si E. Zaharia, Säpäturile de la Särata-Monteoru din 1955, Materiale 4, 1957,191, fig. 1, 5; ebenfalls aus dem Hügelgrab von Nusfaläu, M.Comsa, Materiale 7, 1960, 525, Abb. 1,3.

b)

c)

d)

e)

f)

g)

h)

(Taf. 16) Kr. 1978; Inv. Nr.: 292 Schnitt: 78/4; Obj.: Koord.: O 68,70/ S 14,50 ;Niv.: +2,28 m ... 2,08 M/T. 2 Fundumst.: Aus dem oberflächennahen humosen Lehmschutt auf einer Lehmlinse nördlich der großen Störung und westlich der neuzeitlichen Grabeintiefung. Reste eines Bauwerkes oder Zusammenhang mit einem solchen konnten nicht festgestellt werden. Beschr.: Eiserne Kette aus stabförmigen Gliedern, die durch einen großen Ring gezogen ist. Die Verbindung zum Ring wird durch eine Öse mit einer Arretierungslasche hergestellt. An einem Kettenende befindet sich ein kleiner Ring. Maße: Lg.: 1480; Lg.: Kettenglieder: 85; Dm. großer Ring: 150; Dm. kleiner Ring: 60 Taf. 47, 66a, b Große asymmetrische Pflugschar, deren rechte Arbeitsseite abgenutzt ist. Maße: Lg.: 262; gr. Br.: 140; Br. Schaft: 75; H. Schaftklammerung: 25 Taf. 48, 67 d Stark korrodierte asymmetrische Pflugschar, deren rechte Arbeitsseite abgenutzt ist. Maße: Lg.: 160; gr. Br.: 95; Br. Schaft: 80; H. Schaftklammerung: 20 Taf. 48, 67 e Korrodierte asymmetrische Pflugschar, deren rechte Arbeitsseite völlig abgenutzt ist. Maße: Lg.: 150; gr. Br.: 85; Br. Schaft: 75; H. Schaftklammerung: 25 Taf. 48, 67 f Sehr gut erhaltenes großes Sech mit langem Schaft, an dessen Ende auf der Breitseite sich eine längliche Nut zur Arretierung befindet. Der Schaft ist gerade, der Rücken der Schneide gebogen. Maße: Lg.: 385; gr. Br. der Schneide: 50; Lg. Schaft: 235; Dm. Schaft: 2 0 x 3 2 Taf. 49, 67a Gut erhaltenes Sech, dessen Schaft am hinteren Ende eingeschnürt ist. Dort beginnt die Wölbung und Verbreiterung zur Schneide. Die Einschnürung diente zur Arretierung des Sechs, seine Arbeitskante ist stark abgenutzt. Maße: Lg.: 305; gr. Br. Schneide: 45; Lg. Schaft: 185; St. der Einschnürung: 15 Taf. 49, 67b Gut erhaltenes Sech mit extrem kurzem Schaft. Schaft- und Schneidenrücken sind gebogen, die Arbeitskante ist abgenutzt. Eine Breitseite vom Schaft ist konkav geschwungen und diente zur Arretierung. Maße: Lg.: 250; gr. Br. Schneide: 50; Lg. Schaft: 60; Dm. Schaft: 1 5 x 2 7 Taf. 49, 67c Korrodierte große Breithacke, deren ausgeschwungene

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Seite einseitig abgearbeitet ist. Die Schäftung ist an einer Seite durchbrochen. Maße: Lg.: 255; gr. Br. Schneide: 135; St. Schäftung: 40X55; Dm. Schäftungsloch: 3 5 x 4 0 Taf. 50, 66c i) Stark korrodierte auseinandergebrochene Breithacke vom gleichen Typ. Von der Schneide ist nichts mehr erhalten, die Schäftung ist auseinandergebrochen. Maße: Lg.: wahrscheinlich 220; noch erhaltene Br. Schneide: 65; Dm. Schäftungsloch wahrscheinlich 35X35 Taf. 50, 66 d k) Stark korrodierter und völlig auseinandergefallener Rest einer kleinen Breithacke vom gleichen Typ. Maße: 1) Korrodierter Rest einer Sense, deren Schäftung aus einer geschlossenen Tülle besteht. Der Nagelkopf zur Arretierung des Stiels ist außen noch sichtbar. Von der Tülle knickt der Vierkantstahl nach oben, und zum breitgeschmiedeten Blatt schwingt er nach unten aus. Maße: Lg.: 280; Lg. Tülle: 140; Dm. Tülle: 3 0 x 3 2 ; gr. Br. Blatt: 35; St. Vierkant: 11 k l 3 Taf. 48, 66e m) Rest einer eisernen Sichel mit umgebogenem Griffangelende (vgl. Nr. 114, o. S. 151) Maße: Lg.: 180; Br. Blatt: 23, Lg. Griffangel: 120 n)

o) p)

Taf. 48, 66 f Korrodierter Rest vom Blatt einer Sichel mit gebogenem Rücken, der im Vorderteil stark abschwingt. Maße: Lg.: 118; Br.: 20 Taf. 48 Zwei stark korrodierte Reste von Sichelblättern. Maße: Zwei runde Luppen aus blasigem Bisen. Bei beiden wurde ein Sektor zur Prüfung der Metallqualität herausgesägt, wodurch eine in der Mitte auseinandergebrochen ist. Maße: Dm. 200; St.: 90 Taf. 66g, h

1978 wurde im Schnitt 78/4 dicht unter der Oberfläche ein H o r t f u n d landwirtschaftlicher Geräte geborgen. D a s E n s e m b l e von jeweils drei Pflugscharen verschiedener Größe mit entsprechenden Sechs und Breithacken, Sense, Sicheln, P f l u g k e t t e sowie zwei großen L u p p e n lag sorgsam iibereinandergepackt an einer Stelle (Taf. 16). D i e extrem oberflächennahe Lage und die N ä h e der neuzeitlichen Störungen ließen jedoch keine B e o b a c h t u n g e n über F u n d z u s a m m e n hänge zu. D i e angeschnittenen L u p p e n und die genaue Auswahl der Geräte geben H i n w e i s e auf den Vorrat eines Grobschmiedes. D a die Pflugscharen und die Sechs (mit A u s n a h m e von Nr. 105e) abgearbeitet waren, kann v e r m u t e t werden, daß sie sich zur Aufarbeitung beim Schmied b e f u n d e n haben müssen. D a s Sech Nr. 105e scheint jedoch völlig neu g e w e s e n zu sein. D i e im Bereich des H o r t f u n d e s g e f u n d e n e Keramik (Gruppe 3 m i t eingeritzter Verzierung, Randformengruppe I 3 und I I I 3 sowie K r i v i n a - T y p ) weist ihn an das E n d e der frühmittelalterlichen B e siedlung. Derartige Geräte waren sowohl während der S p ä t a n t i k e als auch im frühen Mittelalter im Gebrauch und geben A n h a l t s p u n k t e über den S t a n d der landwirtschaftlichen P r o d u k t i o n . 4 4

Zu verweisen ist an dieser Stelle auf Untersuchungen zur landwirtschaftlichen Produktion im Übergang von der Sklavenhaltergesellschaft zur Feudalordnung in Südosteuropa, die im Rahmen einer Dissertation von J . Henning, Berlin wurden vorgenommen. Vgl. dazu J . Henning,

Sicheln und Sensen 106

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Kr. 1972; Inv. Nr. 80 Schnitt: 72/14-15; Obj.: 22/2 S Koord.: O 22,00/S 3,00; Niv.: +1,52 m/T. 2 Fundumst.: Unmittelbar über der Hausgrube Beschr.: Korrodierter Rest eines eisernen Sichelblattes. Maße: Lg.: 76; Br. 24 Kr. 1972; Inv. Nr. 210 Schnitt: 72/6; Obj.: Koord.: O 44,50/N 6,15; Niv.: +1,68 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Lehmschutt neben Haus 41/6 N Beschr.: Korrodierter Rest des Blattes einer eisernen Sichel. Maße: Lg.: 103; gr. Br. 35 Taf. 46 Kr. 1972; Inv. Nr. 265 Schnitt: 72/2; Obj.: Koord.: Etwa: 0 62,30/N 14,20; N i v . : + 1,50 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Wandlehm von Haus 61/13 N b Beschr.: Stark korrodierter Rest des Blattes einer eisernen Sichel oder Sense. Maße: Lg.: 100; Br.: etwa 58 Taf. 46 Kr. 1972; Inv. Nr. 332 Schnitt: 72/4b; Obj.: Koord.: 0 66,65/N 17,80; Niv.: +1,50 m/T. 2 Fundumst.: Aus Brandschutt, wahrscheinlich Störung Beschr.: Korrodierter Rest, vielleicht des Blattes einer eisernen Sense. Maße: Lg.: 67; Br.: 65 Kr. 1973; Inv. Nr. 25 Schnitt: 73/3; Obj.: Koord.: 0 54,70/S 8,30; Niv.: +2,20 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem humosen Lehmschutt über Haus 53/8 S Beschr.: Korrodierter Rest des Blattes, wahrscheinlich einer eisernen Sense. Maße: Lg.: 75; gr. Br.: 50 Kr. 1973; Inv. Nr. 34 Schnitt: 73/9; Obj.: Koord.: 0 21,00/N 19,00; Niv.: +1,72 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Lehmschutt über Haus 21/20 N Beschr.: Korrodierter Rest des Blattes einer halbmondförmigen eisernen Sichel. Maße: Lg.: 175; Br.: 17 Taf. 40 Kr. 1973; Inv. Nr. 38 Schnitt: 73/10; Obj.: 23/10 N Koord.: O 23,90/N 8,20; Niv.: +1,40 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Hausgrube Beschr.: Korrodierter Rest des Blattes einer eisernen Sichel oder Sense. Maße: Lg.: 50; Br. 29 Kr. 1973; Inv. Nr. 78 Schnitt: 73/7, 8 - 9 ; Obj. 20/14 N Koord.: 0 20,00/N 16,00; Niv.: +1,15 m/T. 2 Fundumst.: Vom Boden des Hauses aus der Getreidegrube Beschr.: Flaches Eisenstück, vielleicht Rest vom Blatt einer eisernen Sense oder Sichel. Maße: Lg.: 54; Br. 34

Die Entwicklung der Landwirtschaftstechnik und gesellschaftliche Veränderungen im Übergang von der Antike zum Mittelalter im unteren Donaugebiet, Sammelband, Produktivkräfte und Gesellschaftsformationen in vorkapitalistischer Zeit, Berlin 1982, mit Aufarbeitung aller bekannten Hortfunde aus diesem Raum und nahezu vollständiger Literatur.

Werkzeuge, Geräte und Gegenstände des täglichen Bedarfs 114

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Kr. 1973; Inv. Nr. 122 Schnitt: 73/28; Obj.: 32/19 N Koord.: 0 32,40/N 17,50; Niv.: +1,50 m/T. 2 Fundumst.: Aua dem oberen Teil der Hausgrube Beschr.: Korrodierte eiserne Sichel mit abgebrochener Spitze. Die sich verjüngende, vom Blatt im stumpfen Winkel abgeknickte vierkantige Griffangel ist am Ende rechtwinklig umgebogen. Maße: Lg.: 250; Br. Blatt: 23; Lg. Griffangel: 100 Taf. 46 Kr. 1975; Inv. Nr. 32 Schnitt: 75/14; Obj.: 46/21 N Koord.: O 42,20/N 23,30; Niv.: +1,73 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Schutt über dem Fußboden des Hauses Beschr.: Korrodierter Rest vom Blatt einer eisernen Sichel oder Sense bzw. eines anderen Schneidwerkzeuges, da der Rücken des Blattes nach innen schwingt. Maße: Lg.: 61; Br.: 33 Kr. 1975; Inv. Nr. 116 Schnitt: 75/10; Obj.: 26/23 N Koord.: 0 25,95/N 21,65; Niv.: +1,49 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Hausgrube Beschr.: Wahrscheinlich Rest vom Blatt einer eisernen Sichel oder Sense. Maße: Lg.: 34; Br.: 26 Kr. 1975; Inv. Nr. 126 Schnitt: 75/15; Obj.: Koord.: O 14,05/N 18,40; Niv.: +1,48 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Wandschutt über Haus 18/15 N Beschr.: Korrodierter Rest vom Blatt einer Sichel. Maße: Lg.: 54; Br.: 29 Kr. 1975; Inv. Nr. 138 Schnitt: 75/7; Obj.: 44/24 N Koord.: O 44,40/N 22,40; Niv.: +1,65 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Wand des Hauses Beschr.: Fragment einer korrodierten eisernen Sichel mit abgebrochener Spitze. Vom halbmondförmig geschwungenen Blatt knickt die vierkantige Griffangel im stumpfen Winkel ab. Maße: Lg.: 290; Br. Blatt: 34 Taf. 46 Kr. 1977; Inv. Nr. 37 Schnitt: 75/13; Obj.: Koord.: O 50,00/N 24,00; Niv.: Fundumst.: Aus dem N-Profil geborgen Beschr.: Griffangel und Blattrest einer eisernen Sichel. Maße: Lg.: 152; Br. Blatt: 18; Lg.: Griffangel: 99 Taf. 46

Sicheln und Sensen spielten als Produktionsinstrumente einer im wesentlichen auf Ackerbau ausgerichteten Bevölkerung eine wichtige Rolle. Ihre Formen sind wie die der Messer sehr langlebig, sie werden in diesen Ausführungen teilweise heute noch verwendet. Sie sind seit dem 6./7. Jh. in Gebrauch, beruhen auf provinzial-römischen Vorbildern und eignen sich daher nicht zu Datierungszwecken. 5 Sicheln wie Nr. 114, 118 und 119 werden in ländlichen Gegenden des Balkans gegenwärtig noch benutzt. Die Griffangel bei Nr. 114 ist am Ende rechtwinklig umgebogen. Diese Maßnahme diente der Arretierung des hölzernen Griffteiles. Der stumpfe Winkel, in dem das Blatt des 5

M. Beranovä, Slovanske inove nastroje v 6.—12. stoleti, PÄ 48, 1957, 101 ff.; J. Kudrnai, Citeva date noi despre agrieultura la slavi, AM 1, 1961, 229.

151 Exemplars Nr. 114 von der Griffangel abknickt, ist kleiner als bei den weniger ausschwingenden Stücken Nr. 118 oder 119. Beide Exemplare zeigen an den Arbeitskanten starke Korrosionserscheinungen, die darauf hindeuten, daß sie lange in Verwendung gewesen sind. 0 Eventuell als Reste von Sensenblättern könnten die Funde Nr. 107 und 108 interpretiert werden. Klarere Aussagen können jedoch auf Grund des schlechten Erhaltungszustandes nicht gemacht werden. E s wurden noch mehrere flache Eisenstücke gefunden, möglicherweise ebenfalls Reste von Sicheloder Sensenblättern. Auch sie waren so schlecht erhalten, daß eine sichere D e u t u n g nicht vorgenommen werden konnte. Spaten 120

Kr. 1972; Inv. Nr. 124 Schnitt: 72/24; Obj.: Koord.:.-; Niv.: +2,10 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Humus unter der Grasnarbe Beschr.: Großes, flaches, stark korrodiertes Eisenstück, vielleicht Rest eines Spatenblattes. Maße: Gr. Br.: 130; gr. H.: 113 Taf. 46

Unter den vielen undefinierbaren Eisenstücken, die stark korrodiert und zerstückelt waren, ließen sich mit Sicherheit keine Reste von Spaten oder -beschlägen feststellen. Als Rest eines Spatenblattes könnte vielleicht das stark korrodierte große flache Eisenstück Nr. 120 gedeutet werden.

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Geräte zum Säubern der Pflugscharen Kr. 1973: Inv. Nr. 69 Schnitt: 73/22; Obj.: Koord.: O 26,00/N 19,00; Niv.: +1,85 m/T. 2 Fundumst.: Aus humosem Lehmschutt Beschr.: Eisernes Werkzeug von dreieckiger Form mit einem zur Tülle einseitig umgebogenem Schaft. Instrument zum Säubern der Pflugschar von anhaftender Erde. Maße: Lg.: 50; gr. Br.: 77 Taf.: 50

Z u s a m m e n f a s s e n d H . M a H r o B a , CpeflHOBeKOBHH opi>AHH Ha B E-bJirapHH, HAH 25, 1962, 19-55; a u s K r i v i n a , G. Gomolka, Klio 47, 1966, 349, Taf. 324-329; dies., Klio 50, 1968, 223 ff. Aus Pliska, CT. OraHMeB, HAH 23, 1960, 31, Abb. 4, 16; Preslav-Argatovo, Hb. JfpeMCH.ioBa, ITpoy'i-BaHe B MeeTHoeTTa „ A p r a T 0 B 0 " , npeejiaBeKO, ApxeojiorHH 1,1959, KH. 1-2,76, Abb. 55, 3, 4(mitTzimiskesmünze, 78); Preslav, T. ^ J K H H R O B , ApxeojiorHH 8, 1966, KH. 2, 52, Abb. Tpyna

1 6 ; Vi. H a H r o B a , H A H

31, 1969, 220, A b b . 13; a u s d e m

Aul

des Omurtag beim Dorf Car Krum, B. AHTOHOBa, IIB. 3,peMCH30Ba, Ayjivr Ha OinypTar Kpait c. Ifap KpyM, KojiapoBrpaflCKO (npoyiBaHHH npe3 1958 r.), ApxeojiorHH 2, 1960, KH. 2, 33, Abb. 14; Abrittus-Razgrad, C. TeoprHeßa, HAH 24, 1961, 13, Abb. 5; Nova Cerna. AT. MnjweB, CT. AHrenoBa, TCYHOO 63, 1971, 198, Taf. XXXVIII, 5; Stärmen, AI. Dymaczewski, Die frühmittelalterliche Siedlung von Stärmen in Nordostbulgarien, Balcanoslavica 2, 29, Abb. 9, 5, 6; Dälgopol, fl. 3jiaTapcKH, KtwicKTUBHa HaxoflKa OT cjiaBHHCKH ce^HBa OT c. ^tjironoji, H B A ^ 11, 1960, 104, Abb. 3, vgl. auch 108; Bosurevo, JI. Bo6leBa, OpT>»HH Ha Tpyna OT CpCAIIOBeKOBMOTO B My3eH B ToJlßyXHH, MnK 12, 1972, 9, Abb. 2; Stausee „Georgi Dimitrov", H. HanroBa, HAH 25,1962, 29, Abb. 9, 3; 30, Abb. 10.

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122

K r . 1975; Inv. Nr. 194 Schnitt: 75/20; Obj.: 30/21 N Koord.: 0 30,71/N 22,81; Niv.: + 1 , 1 8 m/T. 2 F u n d u m s t . : Vom Boden der Hausgrube Beschr.: Eisernes Werkzeug von dreieckiger Form mit einer an beiden Seiten geschlitzten Tülle. I n s t r u m e n t zum Säubern der Pflugschar von anhaftender Erde. Maße: Lg.: 135; gr. Br.: 72 Taf. 49

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126 Z w e i eiserne F u n d e (Nr. 121 u n d 122) h a b e n eine n a h e z u dreieckige Arbeitsfläche, d e r e n l ä n g s t e Gerade, leicht a n g e s c h ä r f t , als A r b e i t s k a n t e b e n u t z t w o r d e n ist. D i e S p i t z e v o n N r . 121 e n d e t in einer halb e n Tülle, d i e d e n d a r a n b e f e s t i g t e n Stiel g e k l a m m e r t h a t . D i e T ü l l e v o n N r . 122 ist g e s c h l o s s e n u n d g e s c h l i t z t . D e r S t i e l w u r d e voll u m s c h l o s s e n . Geräte dieser Art s i n d v o n zahlreichen F u n d p l ä t z e n B u l g a riens b e k a n n t . 7 Sie w e r d e n als Geräte z u m S ä u b e r n der P f l u g s c h a r g e d e u t e t . D e r P f l ü g e r h a t t e d a s a n e i n e m l a n g e n S t i e l b e f e s t i g t e I n s t r u m e n t bei der Arbeit in der H a n d u n d k o n n t e b e q u e m die a n der Pflugschar haftende Erde abstreichen.

127

Beile, Äxte u n d Dechsel 123

K r . 1972; I n v . Nr. 433 Schnitt: 72/20; Obj.: Koord.: E t w a O 52,00/N 14,00; Niv.: +1,60 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus dem humosen Lehmschutt von H a u s 53/17 N Beschr.: Korrodiertes im Querschnitt länglich dreieckiges Eisenstück, wahrscheinlich Rest einer Axt oder Beilschneide. Maße: Lg.: 76; Br. 44 124 K r . 1973; I n v . Nr. 97 Schnitt: 73/26; Obj.: Koord.: O 30,60/N 12,00; Niv.: + 1 , 8 0 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus humosem Lehmschutt Beschr.: Korrodierte Reste einer eisernen Axt mit großer halbmondförmig geschwungener beidseitig geschärfter Schneide und ausgebrochenem Schäftungsloeh. Maße: Lg. der Schneide: 217 7

Aus Sadovec, I. Welkow, Eine Gotenfestung bei Sadowetz (Nordbulgarien), Germania 19, 1935, 155, Abb. 5, 21 (6./ 7. J h . ) ; aus der spätbyzantinischen Festung Chisarläk bei Kjustendil, 3.1. Toqeßa, K p e n o c T naMecTHOCTTaXMcapjitKa B r p a f l KKICTCHAHJI, MBHJ127, 1970, 249, A b b . 14 6 (strati-

graphisch nicht einzuordnen). Zwei Exemplare wurden auch bei II. MyxaijiHHeBL H K). rocnoflmioiiL, Ea3HJiHKaTa npii HoSaHb — aepe, ECKH -FLMYMATTCKO, H E A f l 7, 1 9 1 9 - 1 9 2 0 ,

31, Abb. 26, 1, 2 (heute Ovöarovo, Bez. Tärgoviste) abgebildet. Aus Pliska CT. OraiweB, HAH 23, 1960, 31, Abb. 4 ; Preslav, T. ^jKHHrOB, Apxeojiornn 8, 1966, KH. 2, 44, Abb. 2; Stausee „Georgi Dimitrov", ß . Ham-OBa, HAH 25, 1962, 25, Abb. 5; Popina-Kaleto, }K. BtmapoBa, vgl. Anm. 93, o. S. 143, 29, Abb. 21A; Aul des Omurtag beim Dorf Car K r u m , B. AHTOHOBa, ApxeoJiorHH 10, 1968, KH. 4, 59, Abb. 7 , 1 ; Dälgopol, fl. 3 n a T a p c K H , H E A f l 1 1 , 1 9 6 0 , 1 0 5 , Abb. 4 ; Z l a t a r , T . T o T e B , K o j i e K T H B H a H a x o n n a OT cpeflHOBeKOBHH opijiHH

H a

T p y n a OT c . 3 n a T a p , A p x e o j i o r n n 8, 1 9 6 6 , KH. 4 ,

33, Abb. 1 r. Diese Geräte sind jedoch auch noch im 12.— 14. J h . in Gebrauch, wie die Funde aus Veliko Tärnovo zeigen, H. HnKOJiOBa, ^.oMaiiiHHHT 6HT m B t o p j K e i r a e T o B A ß o p e i j a Ha IlapoBeii cnopcA apxeojioriMocKHfi MaTepnaji, HapeBr p a « Ti>pHOB, vgl. Anm. 117, o. S. 146, 213, 29.

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Kr. 1975; I n v . Nr. 224 Schnitt: 75/9; Obj.: 30/21 N Koord.: O 31,94/N 20,81; Niv.: + 0 , 9 5 m/T. 2 F u n d u m s t . : Vom Boden der Hausgrube Beschr.: Zwei stark korrodierte in Längsrichtung gebogene massive Eisenstücke mit länglich dreieckigem Querschnitt, wahrscheinlich Reste einer Axtschneide. Maße: Lg.: etwa 150; Br.: etwa 40 Kr. 1975; I n v . Nr. 275 Schnitt: 75/2; Obj.: 18/15 N Koord.: O 16,73/N 18,78; Niv.: +0,90 m/T. 2 F u n d u m s t . : Vom Boden der Hausgrube Beschr.: Flaches und breites stark korrodiertes Eisenstück von trapezoider Form, vielleicht Schneide einer Axt oder eines Beiles. Maße: Lg.: 65; Br. der Schneide: 57; S t . : 15 Kr. 1975; I n v . Nr. 25 Schnitt: 75/2; Obj.: Koord.: O 17,20/N 21,10; Niv.: + 1 , 5 5 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus humosem Lehmschutt über H a u s 18/20 N Beschr.: Gegenstand aus vierkantigem Eisen, dessen beide Enden rechtwinklig umgebogen und flach ausgeschmiedet sind. Die Innenfläche ist abgerundet. Rest vom Schäftungsteil eines Beiles. Maße: Lg.: 44; Br. der E n d e n : 34; D m . : 10 Taf. 50 Kr. 1977; Inv. Nr. 132 Schnitt: 75/34; Obj.: Koord.: O 35,40/N 21,80; Niv.: +1,22 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus dem Lehmschutt neben 38/23 N Beschr.: Zwei stark korrodierte Reste eines kleinen eisernen Dechsels mit geschlitzter Tülle. Maße: Lg.: 123; Br. der Schneide: 42 Taf. 50 Kr. 1978; I n v . Nr. 115 Schnitt: 78/16; Obj.: Koord.: O 75,90/S 8,00; Niv.: +1,94 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aua dem W a n d s c h u t t von 76/9 S Beschr.: Korrodierter kleiner Dechsel. Maße: Lg.: 121; gr. Br.: 43; Tülle: 17 Taf. 50 Kr. 1972; I n v . Nr. 71 Schnitt: 72/8 N ; Obj.: 30/3 S Koord.: O 30,50/S 3,50; Niv.: +1,50 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus der Grube Beschr.: F r a g m e n t eines eisernen Werkzeuges mit einseitig geschärfter Schneide, vielleicht Rest eines Beitels oder einer Hacke. Maße: Lg.: 74; Br.: 38 Taf. 49 Kr. 1972; I n v . Nr. 106 Schnitt: 72/7a (W); Obj.: Koord.: O 26,50/S 3,90; Niv.: + 1 , 3 5 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus humosem Lehmschutt neben H a u s 25/7 S Beschr.: Fragment eines eisernen Werkzeuges mit beidseitig geschärfter Schneide, vielleicht Rest eines Beitels oder einer Hacke. Maße: Lg.: 67; gr. Br.: 47 gr. St.: 5 Taf. 49

A u c h B e i l e u n d Ä x t e w a r e n in j e d e m l ä n d l i c h e n H a u s halt zu f i n d e n . I h r e F o r m e n sind e b e n s o langlebig, wie die a n d e r e r Geräte u n d I n s t r u m e n t e u n d w e r d e n z. T. h e u t e n o c h in dieser Art b e n u t z t . E i n i g e korrod i e r t e E i s e n s t ü c k e k ö n n e n als R e s t e v o n B e i l e n , Ä x t e n und Dechsel bestimmt werden. U n t e r ihnen — m e i s t R e s t e v o n S c h n e i d e n , in e i n e m F a l l a u c h e i n e s S c h ä f t u n g s t e i l e s — ragt eine große, zwar s t a r k korrodierte, aber f a s t gänzlich e r h a l t e n e A x t h e r a u s (Nr.

Werkzeuge, Geräte und Gegenstände des täglichen Bedarfs 124). Sie hat eine halbmondförmige g e s c h w u n g e n e Schneide, der S c h a f t sitzt in der Mitte, das Schäftungsloch zur A u f n a h m e des Stiels ist a u s g e b r o c h e n . 8 Ob der D e c h s e l Nr. 129 neuzeitlich ist, kann nicht sicher' b e s t i m m t werden. Ein anderes korrodiertes, nahezu rechteckiges Eisenstück (Nr. 130) k ö n n t e — genauso wie das trapezförmige, im Querschnitt aber flache E x e m p l a r Nr. 131 — als R e s t eines beilähnlichen I n s t r u m e n t e s , vielleicht auch als H a c k e , Beitel oder ähnliches g e d e u t e t werden. D a s E i s e n s t ü c k "Nr. 127 m u ß als Schäftungsteil eines Beiles a n g e s e h e n werden.

153

139

140

Meißel 132

133

134

135

136

137

138

R

Kr. 1972; Inv. Nr. 311 Schnitt: 72/4 a E 2 O b j . : Koord.: etwa 0 59,00/N 19,00 Niv.: +1,90 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem humosen Lehmschutt über der Grube 58/20 N Beschr.: Langer vierkantiger eiserner Meißel mit nur schwach ausgebildetem Kopf. Maße: Lg: 189; Dm.: 1 2 x 1 2 Taf. 51 Kr. 1973; Inv. Nr. 119 Schnitt: 73/25 E Obj.: Koord.: 0 31,00/N 2,80 Niv.: +1,65 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Grabstörung über Haus 31/2 N Beschr.: Gebogenes vierkantiges Eisenstück mit meißelartig abgeflachtem Ende. Maße: Lg.: 60; Dm.: 8 X 9 Kr. 1975; Inv. Nr. 63 Schnitt: Steg zwischen 73/28 und 75/9; Obj.: — Koord.: 0 31,00/N 20,10; Niv.: +1,75 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Lehmschutt über Haus 30/21 N Beschr.: Kleiner schmaler Meißel mit vierkantigem Querschnitt. Maße: Lg.: 62; Dm.: etwa 8 x 8 Kr. 1975; Inv. Nr. 78 a Schnitt: 75/3; Obj.: Koord.: O 21,30/N 21,40; Niv.: +1,35 m/T. 2 Fundumst.: Über der Steinsetzung nördlich von Obj. 21/20 N Beschr.: Kleiner sich nach oben verbreiternder eiserner Meißel. Maße: Lg.: 55; Br.: 15; gr. St.: 8 Kr. 1975; Inv. Nr. 119 Schnitt: 75/6; Obj.: Koord.: 0 52,40/N 20,63; Niv.: +1,67 m/T. 2 Fundumst.: Aus Lehmschutt, wahrscheinlich aus der Störung Beschr.: Großer eiserner Meißel mit vierkantigem Querschnitt und einem vom Schlagen verbreiterten Kopf. Maße: Lg.: 160; Dm. Kopf: 2 1 x 2 1 Taf. 51 Kr. 1975; Inv. Nr. 140 Schnitt: 75/24; Obj.: Koord.: - ; Niv.: +2,20 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Grasnarbe Beschr.: Vierkantiger langer Eisenstift mit einem abgeflachten Ende. Maße: Lg.: 124; Dm.: 4 X 6 Kr. 1975; Inv. Nr. 217 Schnitt: 75/14; Obj.: 44/24 N Koord.: 0 43,50/N 22,60; Niv.: +1,45 m/T. 2

Zu diesem Stück sind keine Parallelen bekannt. Der Fund ist neuzeitlich.

141

142

143

Fundumst.: Aus dem Schutt im Innern des Hauses Beschr.: Fragment eines eisernen Meißels mit verbreiterter Schneide. Maße: Lg.: 80; Dm,; 8X11 Taf. 51 Kr. 1975; Inv. Nr. 219 Schnitt: 75/5; Obj.: 46/21 N Koord.: O 47,63/N 20,70; Niv.: +1,65 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Hausschutt über dem Fußboden des Hauses Beschr.: Kleiner eiserner vierkantiger Meißel. Maße: Lg.: 72; Dm.: 7 X9 Taf. 51 Kr. 1975; Inv. Nr. 228 Schnitt: 75/5; Obj.: 46/21 N Koord.: 0 46,20/N 21,11; Niv.: +1,65 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Hausschutt über dem Fußboden Beschr.: Kleines eisernes vierkantiges Werkzeug mit einem breit ausgeschmiedeten Ende und umgebogenem Schaft. Maße: Lg.: 42; Dm.: 5 X 8 ; gr. Br. 20 Kr. 1977; Inv. Nr. 33 Schnitt:-; Obj.:Koord.: O 34,20/S 2,10; Niv.: +1,71 m/T. 2 Fundumst.: Aus humosem Lehmschutt Beschr.: Langer eiserner Meißel aus Vierkant mit ausgeschlagenem Kopf. Maße: Lg.: 190; St.: 1 3 x 1 3 Taf. 51 Kr. 1978; Inv. Nr. 80 Schnitt: 78/17; Obj.: Koord.: O 79,60/S 8,60; Niv.: +2,05 m/T. 2 Fundumst.: Aus humosem Lehmschutt Beschr.: Schmaler eiserner Meißel aus Vierkant mit schwach ausgeschlagenem Kopf. Maße: Lg.: 148; St.: 8 X 9 Taf. 51 Kr. 1978; Inv. Nr. 288 Schnitt: 78/7; Obj.: Koord.: O 64,80/S 16,25; Niv.: +0,86 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem humosen Schutt der Störung Beschr.: Stark korrodiertes langes, im Querschnitt rundes Eisenstück, evtl. Meißel. Maße: Lg.: 146; Dm.: 11

Acht K l e i n f u n d e aus E i s e n k ö n n e n als R e s t e bzw. ganz erhaltene Meißel b e s t i m m t werden. Auch die Form dieser I n s t r u m e n t e hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten, kann also gleichfalls nicht als Datierungsgrundlage dienen. Drei sehr große E x e m plare Nr. 132, 136 und 141 haben einen vierkantigen Querschnitt, Nr. 132 mit leicht abgerundeten K a n t e n . D i e K ö p f e sind schwach ausgeschlagen, die Arbeitsk a n t e n leicht verbreitert. Zwei k l e i n e vierkantige Meißel (Nr. 134, 138) k ö n n t e n möglicherweise Werkzeuge v o n Feinschmieden gewesen sein, wobei das E x e m p l a r Nr. 138 eine verbreiterte Arbeitskante aufweist. Bis auf dieses E x e m p l a r sind alle Meißel gut erhalten und relativ wenig korrodiert. Meißel f i n d e n sich auf mehreren F u n d p l ä t z e n im unteren D o n a u g e biet aus der Zeit des frühen Mittelalters. 9 9

Pliska, CT. OraiweB, HAH 23, 1960, 33, Abb. 5 B, 13; Stausee „Georgi Dimitrov", H. Haiiroßa, HAH 25, 1962, 36, Abb. 16 und 17; 37, Abb. 18; Abrittus-Razgrad,C. Teoprneßa( HAH 24,1961, 14, Abb. 7; Nova Cerna, AT. Mminen, CT. AHreJiOBa, R C Y H O D ) 63, 1971, 198, Taf. X X X I I I , 8 (1—2); Stärmen, AI. Dymaczewski, Balcanoslavica 2, 1973, 29, Abb. 9 , 8 , 9 ; Päcuiullui Soare, P. Diaconu, D. Vilceanu, vgl. Anm. 22, o. S. 119 f., 166, fig. 66, 1, 3.

154

MICHAEL W E N D E L

Schmiedewerkzeuge

Beschr.: Sehr schweres massives pyramidenstumpfförmiges Eisenstück; vielleicht kleiner Amboß. Maße: Lg.: 69; Br.: 67; gr. St.: 42 Taf. 50

144

Kr. 1975; Inv. Nr. 16 Schnitt: 75/5; Obj.: Koord.: 0 45,70/N 19,20; Niv.: +1,55 m/T. 2 Fundumst.: Unter dem Hausboden von 46/21 N Beschr.: Eiserner Gegenstand bzw. Werkzeug in Form einer kleinen Kelle. Von einem horizontalen runden und flachen Unterteil steigt ein vierkantiges Griffstück schräg nach oben, um dort wieder in die Horizontale umzubiegen und sich noch einmal zu verbreitern; vielleicht kleiner Gußlöffel. Maße: Lg.: 95; Br. des Unterteils: 31; Dm. des Griffstückes: 6 x 9 Taf. 50 145 Kr. 1975; Inv. Nr. 81 Schnitt:-75/9; Obj.: 30/21 N Koord.: O 30,90/N 20,60; Niv.: +1,55 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Lehmschutt unmittelbar über der Hausgrube

Als kleiner Amboß eines Feinschmiedes muß der leicht trapezförmige, im Querschnitt dreieckige Eisenklumpen Nr. 145 betrachtet werden. 1 0 Er ist korrodiert, eine Längsseite zieht leicht ein, und die Arbeitsfläche ist plan. Ein anderes Werkzeug (Nr. 144) in Form einer kleinen massiven Kelle bzw. eines Schöpflöffels könnte eventuell als Gußlöffel für das Schmelzen von Metall gedient haben. Parallelen aus der Literatur sind mir nicht bekannt geworden. 1° Ein ähnliches Stück bildet H. Ham-OBa MAM 25, 1962, 31, Abb. 11 bzw. 53, Taf. VII aus Preslav ab.

Eisennägel Nr.

Inv. Nr.

Schnitt

146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 Ì 89

72/ 8 72/ 12 72/ 22 72/ 35 72/ 77 72/ 81 72/116 72/204 72/208 72/213 72/214 72/215 72/216 72/225 72/227 72/228 72/254 72/260 72/268 72/302 72/404 73/ 20 73/ 22 73/ 23 73/ 24 73/ 28 73/ 37 73/ 52 73/ 53 73/ 56 73/ 58 73/ 71 73/ 86 73/ 96 73/101 73/102 73/105 73/111 73/112 73/123 73/125 73/131 75/ 11 75/ 60

72/ 8 (N) 72/ 8 (S) 72/ 8 N) 72/ 7 (O) 72/ 17 72/ 8a(S) 33/11 S 72/17 72/ 6 61/13 N b 72/ 2 72/ 1 72/ 4' 53/17 N 72/ 1 72/10 , 72/ 4 a 72/ 6a 61/13 N b 72/ 2 38/15 N 72/11 72/ 6 b 72/ l a 38/15 N 72/11 72/18 73/ 2 73/ 1 55/4 S 73/ 2 73/ 3 73/ 3 23/10 N 73/10 73/ 7 20/14 N 73/ 7 ' 23/10 N 20/14 N Steg Steg zwischen 66/IX K und 73/8 73/19 20/14 N 73/ 7 73/26 73/25 73/25 73/25 Steg zwischen 73/19 und 73/20 73/25 32/ 8 N 73/25 E 31/ 2 N 73/8-9 20/14 N 73/28 75/ 1 Steg -

Obj.

Niv./T. 2

Koord. O

55,00/S 4,30 60,00/S 4,50 53,50/S 4,00 54,50/S 8,00 53,70/S 8,00 24,20/N 6,80 21,00/N 11,60 20,00/N 11,00 18,75/N 13,50

+ 1,80 m + 1 , 7 5 - + 1,60 m + 1,45 m + 1,50 m + 1,90 m + 1,80 m + 2,00 m + 1,85 m + 1,50 m + 1,60 m + 1,65 m + 1,60 m + 1,30 m + 1,65 m + 1,60 m + 1,30 m + 1,60 m + 2,00 m + 1 , 5 0 - +1,40 m + 1,50 m + 1,70 m + 1,55 m + 1,45 m + 1,55 m + 2,20 m + 1,95 m + 1,40 m + 1,25 m + 1,25 m + 1,55 m

26,60/N 6,50 22,00/N 11,30 32,00/N 9,50 31,40/N 5,40

+ + + +

31,00/S

4,00

-

O 30,40/S 1,20 O 32,58/S 6,00 O 21,50/S 9,40 0 31,50/S 13,00 .

-

O 0 0 0 0

43,50/N 60,00/N 69,00/N 54,00/N 69,00/N

7,80 13,00 14,00 17,50 14,00

58,00/N 39,00/N 62,60/N 37,73/N 41,23/N 68,00/N 38,10/N

17,00 7,00 13,80 13,84 2,65 14,00 14,20



0 0 0 0 0 0 0 -

0 0 0 0 0 0 0 0 0

-

0

2,50

1,50 1,30 1,80 1,60

m m m m

51 51

+ 1,50 m -

30,30/N

7,50

-

0 0 0 0

51

-

32,20/N

-

0

51 51

-

-

0 0 0 0

Taf.

19,50/N 13,00 31,90/N 20,00 26,40/N 1,70 25,00/N 1,00

+ 1,16 m + 1,40 m + 1,15 m + 1,20 m +1,75 m + 2,00 m

51 51

51

Werkzeuge, Geräte und Gegenstände des täglichen Bedarfs Nr.

Inv. Nr.

Schnitt

190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254

75/ 82 75/ 86 75/106 75/118 75/122 75/125 75/133 75/142 75/146 75/151 75/155 75/156a 75/156 b 75/175 75/184 75/186 75/199 a 75/209 75/221 75/233 75/255 75/267 75/271 75/272 75/282 75/297 75/299 75/303 75/306 75/307 75/324 75/328 77/ 12 77/ 13 77/ 14 77/ 78 77/ 90 77/101 77/109 77/111 77/118 77/121 77/128 77/150 77/158 77/162 77/172 77/173 77/175 78/ 17 78/ 59 78/ 60 78/ 70 78/ 92 78/105 78/125 78/129 78/134 78/162 78/171 78/179 78/186 78/195 78/196 78/205

75/10 75/ 9 75/ 3 75/ 1 75/ 5 75/15 75/14 75/27 75/23 75/23 75/23 75/ 9 75/ 9 75/27 75/10 75/15 75/15 75/ 2 75/ 9 75/ 7 75/13 75/15 75/13 75/ 2 75/ 6 75/15 75/15 75/ 5 75/ 5 75/ 5 75/ 6 75/ 5 75/28 75/28 75/24 75/ 8 75/ 5 75/ 5 75/24 75/24 75/34 77/ 3 75/24 75/24 75/27 77/ 4 75/38 75/38 77/ 2 78/10 78/15 78/17 78/22 78/ 3 78/ 3 78/ 4 78/ 4 78/16 78/16 78/ 5 78/ 3 78/18 78/ 7 78/ 7 78/21

155

Obj.

Koord.

_

0 0 0 0 0 0 0

30/21 N -

-

46/21 N -1-1 21 N -

30/21 N 30/21 N -

30/21 N 18/15 N -

18/15 N -

47/20 N -

18/15 N -

-

18/15N -

47/20 N 47/20 N -

50/19 N 47/20 N -

-

-

73/12 N -

34/ 1 S 34/ 1 S -

47 8 S -

7li 9 S -

-

Niv./T. 2

26,25/N 32,15/N 20,40/N 27,98/N 45,04/N 14,94/N 41,56/N

21,00 21,11 22,00 4,55 21,89 19,13 22,97

72,35/N 71,83/N 72,10/N 31,13/N 31,13/N 74,14/N 29,22/N 14,73/N 15,72/N 16,50/N 30,65/N 45,52/N 50,92/N 14,68/N 49,30/N 17,38/N 52,17/N 15,34/N 15,16/N 47,95/N 47,45/N 48,20/N 51,20/N 47,50/N 74,40/N 74,20/N 72,90/N 40,90/N 47,70/N 45,60/N 71,40/N 73,00/N 36,50/N 112,6/S 72,10/N 71,90/N 73,90/N 124,5/S 34,68/S 33,60/S 166,6/S 66,00/S 82,90/S 79,30/S 45,80/S 64,42/S 55,55/S 69,00/S 69,00/S 75,10/S 75,80/S 72,30/S 65,10/S 80,80/S 78,10/S 78,50/S 62,00/S

10,80 9,65 8,45 21,15 21,15 8,25 21,20 19,00 20,83 19,23 21,60 22,85 22,86 18,18 23,70 21,85 21,67 18,05 21,55 20,00 19,95 21,10 19,10 20,80 12,65 12,60 14,91 20,60 21,30 22,10 15,60 15,30 22,20 4,60 13,40 13,30 11,70 4,20 1,75 1,60 4,30 12,00 12,10 7,30 3,60 14,57 7,30 15,80 15,82 7,70 8,70 13,40 16,20 8,20 16,10 16,70 8,20

-

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 o 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

+ 1,53 m + 1,45 m + 1,48 m + 1,64 m + 1,76 m +1,55 m + 1,56 m -

+ 2,06 m + 2,05 m + 1,85 m + 1,26 m + 1,26 m + 1,98 m + 1,23 m + 1,19 m + 1,15 m + 1,10 m + 0,95 m + 1,40 m + 1,48 m + 0,95 m + 1,85 m + 0,95 m + 1,37 m + 0,97 m + 0,92 m + 1,36 m + 1,32 m + 1,28 m + 1,30 m + 0,99 m + 1,74 m + 1,70 m + 1,62 m + 1,46 m + 1,13 m + 0,99 m + 1,03 m + 1,82 m + 1,04 m + 1,30 m + 1,35 m + 1,09 m + 1,65 m + 1,19 m + 1,02 m + 0,76 m + 1,19 m + 2,26 m + 2,11 m + 2,12 m + 1,85 m + 1,94 m + 0,81 m + 1,72 m + 1,71 m + 1,77 m + 1,62 m + 1,78 m + 1,14 m + 1,56 m + 1,78 m + 1,75 m + 2,13 m

156 Nr. 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267

MICHAEL W E N D E L

Inv. Nr. 78/210 78/212 78/234 78/236 78/244 78/247 78/248 ' 78/258 78/267 78/268 78/272 78/283 78/290

Schnitt 78/ 1 78/21 78/12 78/ 2 78/16 • 78/18 78/ 3 78/18 78/10 78/10 78/ 4 78/ 1 Steg

Obj. III in s -

67/11 S -

67/11 S 67/11 S -

-

75/ 6 S

Nieten 268

269

270

271

272

273

Kr. 1972; Inv. Nr. 118 Schnitt: 72/16; Obj.: Koord.: 0 20,50/S 6,60; Niv.: +1,78 m/T. 2 Fundumst.: Aus humosera Lehmschutt Beschr.: Großer vierkantiger Niet aus Eisen mit zwei breit ausgeschlagenen gewölbten Enden. Maße: Lg.: 52; Dm. Nietenkopf; 33 Taf. 51 Kr. 1972; Inv. Nr. 367 Schnitt: 72/9; Obj.: 38/15 N Koord.: O 38,80/N 15,50; Niv.: +1,25 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Hausgrube Beschr.: Zwei kleine runde durch ein ovales Bronzeblech geführte Nieten aus Bronze, deren untere Enden abgeschnitten sind. Maße: Lg.: Blech: 19; Nieten: 16; Br. Blech; 8; Dm. Niet: 4 Taf. 51 Kr. 1975; Inv. Nr. 220 Schnitt: 75/5; Obj.: 46/21 N Koord.: O 47,83/N 20,34; Niv.: +1,62 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Hausschutt Beschr.: Fast quadratisches dünnes Bronzeblech mit einem durchgeschlagenen Loch in der Mitte. Das Blech ist in der Mitte nach einer Seite wie von einem starken Druck, der vom Loch ausging, gewölbt; wahrscheinlich Nietscheibe. Maße: Lg.: 20; Br.: 18; Dm. Loch: 5 Taf. 51 Kr. 1977; Inv. Nr. 16 Schnitt: 75/31; Obj.: 76/8 N Koord.: 0 76,90/N 9,25; Niv.: +1,78 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Lehmschutt der Grube Beschr.: Länglicher eiserner Vierkant mit einem umgebogenen Ende, Niet. Maße: Lg.: 76; Dm.: 6 x 6 Kr. 1977; Inv. Nr. 16 Schnitt: 75/33; O b j . : Koord.: 0 76,50-79,00/S 16,50; Niv.: zwischen Oberfläche und +1,28 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Profil geborgen, unsicher aus welcher Schicht Beschr.: Kleiner korrodierter eiserner Niet, der durch ein Blech geführt ist. Maße: Lg. Niet: 21 Taf. 51 Kr. 1977; Inv. Nr. 31 Schnitt: 75/24; Obj.: Koord.: O 71,20/N 13,20; Niv.: +1,61 m/T. 2 Fundumst.: Aus humosem Lehm der Störung Beschr.: Kleines dreieckiges Stück Bronze mit dem Rest eines Nietes. Maße: -

Niv./T. 2

Koord. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

58,16/S 61,40/S 72,50/S 61,50/S 74,10/S 80,80/S 66,40/S 83,50/S 65,90/S 66,70/S 70,00/S 58,50/S 73,30/S

14,00 8,80 11,00 14,50 9,00 8,80 13,80 7,10 10,90 .11,20 14,00 16,70 8,70

Taf.

+ 1,79 m + 1,97 m + 1,57 m + 1,34 m + 1,43 m + 1,34 m + 1,85 m + 1,93 m + 1,48 m + 1,48 m + 1,35 m + 1,42 m + 1,67 m

274

Kr. 1977; Inv. Nr. 65 Schnitt: 75/8; Obj.: 38/23 N Koord.: O 39,50/N 21,90; Niv.: +1,25 m/T. 2 Fundumst.: Aus Lehmschutt der Grube Beschr.: Stark korrodiertes Eisenstück mit dem Rest eines Nietes. Maße: Lg.: 64; St.: 17x27 275 Kr. 1978; Inv. Nr. 38 Schnitt: 78/13; Obj.: 76/9 S Koord.: O 75,40/S 9,60; Niv.: +1,97 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Hausschutt Beschr.: Längliches vierkantiges Eisenstück mit einem flach geschlagenen und einem leicht umgebogenen Ende, Niet. Maße: Lg.: 78; Dm.: 5 x 8 276 Kr. 1978; Inv. Nr. 152 Schnitt: 78/16; Obj.: 76/9 S Koord.: 0 75,80/S 8,40; Niv.: +1,68 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Hausgrube Beschr.: Großes halbrundes Eisenblech mit drei Nieten Maße: Lg.: 101; Br.: 47; St.: 5 Am zahlreichsten von allen Kleinfunden waren in den frühmittelalterlichen Objekten und Schichten Nägel vertreten. Sie stellen Verbundteile — meistens hölzerner Materialien — dar und wurden vor allem beim Bau und der Einrichtung von Gebäuden verwendet. 1 1 Die gefundenen Nägel haben unterschiedliche Längen und Stärken. Vor allem aber unterscheiden sie sich nach der Gestaltung des oberen Schaftteils und de3 Kopfes. Die meisten oft stark korrodierten Exemplare haben einen vierkantigen Querschnitt. Mehrere weisen einen bis zum Kopf gleichmäßig starken Schaft und flachen linsenförmigen oder eckigen Kopf auf. Bei anderen Nägeln mit flach ausgeschmiedeten K ö p f e n verdickt sich der Schaft im oberen Teil zusehends bzw. das verdickte, im Querschnitt vierkantige Schaftende bildet zugleich, ohne erkennbare Verbreiterung, den Kopf. Manche Exemplare besitzen lediglich einen nach einer Seite umgeschmiedeten Kopf. 11

Vgl. die Abbildungen der Nägel aus dem Palastzentrum von Pliska, CT. Gramen, HAH 23, 1960, 29, Abb. 3, 9 - 1 3 ; 31, Abb. 4 B; 33, Abb. 5 B; 35, Abb. 6 A, T; 38, Abb. 7 A, B; 40, Abb. 8 B, T; oder aus Preslav-Avradaka, B. Mnaiiona, p n 3, 1948, 20, Abb. 11.

157

Werkzeuge, Geräte und Gegenstände des täglichen Bedarfs

Interessant ist das kleine Plättchen, durch dessen Löcher zwei Bronzenieten geführt sind (Nr. 269). Ihre runden dachartigen Köpfe waren jeweils an einem Ende abgerissen. Der mit dem Stück vernietete Gegenstand war nicht mehr erhalten, er wurde gewaltsam aus dem Verbund gelöst. Die ehemalige Aufgabe des Stückes war nicht mehr zu erkennen. Mit Bautätigkeit hatte es jedoch ebensowenig zu tun, wie die kleine, fast quadratische Nietscheibe aus Bronze (Nr. 270), durch deren Loch ein Niet geführt haben muß, denn sie zeigt die dafür typische Verformung.

Andere Nägel haben einen flach pyramidenförmigdaehartigen Kopf. Diese waren schmiedetechnisch schwieriger herzustellen als die vorher genannten. Die meisten gefundenen Nägel waren benutzt, d. h. sie entstammen verrotteten Holzteilen. Nägelfunde häufen sich in der Nähe von Hausgruben bzw. in deren Schutt. Als Verbundteile, vor allem von Metallen, gelten Nieten. Eine Funktion im Bauwerk eines Hauses könnte der eiserne vierkantige Niet mit den beiden großen, flach ausgeschmiedeten Köpfen (Nr. 268) gehabt haben. Klammern und Haken Nr. 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315

Inv. Nr. 72/ 2 72/ 7 72/236 73/ 13 73/ 15 73/ 41 73/ 74 73/ 99 , 75/ 27 75/ 30 75/ 87 75/ 99 75/117 75/126 75/130 75/131 75/167 75/190 75/192 75/201 75/266 75/270 75/273 75/295 75/301 75/302 75/323 75/325 77/ 38 77/ 59 78/ 41 78/111 78/118 78/120 78/168 78/253 78/257 78/275 78/287

Schnitt

Obj.

— 72/ 8 (N) 72/ 8 (S) 72/11 73/ 1 65/ 6 S 73/ 1 55/ 4 S73/ 7 23/10 N Steg zwischen 73/8 und 9 73/22 75/ 6 46/21 N 75/14 75/ 2 75/ 2 75/16 75/15 75/10 26/23 N — 75/14 — 75/ 7 75/13 75/22 75/ 2 18/15 N 75/ 2 18/15 N 75/14 40/22 N 75/21 75/15 18/15 N 75/ 5 47/20 N 75/ 5 47/20 N 75/ 5 75/ 6 50/19 N a 75/34 75/26 76/ 8 N 78/ 1 78/ 4 78/ 4 78/16 76/ 9 S 78/ 3 78/16 78/17 78,10 78/19 -

Ebenfalls im Bauwerk benutzt wurden Klammern und (Wand)haken. Der Querschnitt dieser Verbundteile ist meist flach rechteckig, in selteneren Fällen abgerundet. Solch eine Ausnahme bildet die Krampe aus Rundmaterial mit langen angespitzten Enden (Nr. 283). Die kurz umgebogenen Enden der Klammern aus flach bandförmigem Material sind häufig abgebrochen, was wohl in den meisten Fällen auf ein gewaltsames Auseinanderreißen der verbundenen

Niv./T. 2

Koord. O

30,50/S

+ + + + + +

2,00

-

O O 0 0

40,30/N 13,90 61,00/S 5,00 59,00/S 5,60 22,00/N 9,50

-

2,40 1,95 1,75 1,78 1,73 1,30

m m m m m m

-

0 0 0 0 0

+ + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + +

26,10/N 20,00 49,40/N 19,00 39,90/N 23,60 16,16/N 19,22 18,00/N 17,91

-

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

26,20/N 40,12/N 47,72/N 50,25/N 74,13/N 16,91/N 16,50/N 42,63/N 69,34/N 14,71/N 47,20/N 47,20/N 45,35/N 50,30/N 36,40/N 75,30/N 57,10/S 67,70/S 69,71/S 75,40/S 64,90/S 77,00/S 77,60/S 66,50/S 80,26/N

21,30 22,70 23,75 23,61 15,27 17,91 18,35 22,78 5,88 18,32 20,20 20,20 19,81 19,40 20,60 6,70 16,50 16,30 16,20 8,70 16,30 8,10 7,00 8,40 15,87

1,10 m 1,80 m 1,95 m 1,36 m 1,41 m 1,70 m 1,40- +1,30 m 1,32 m 1,55 m 1,50 m 1,42 m 1,95 m 1,13 m 0,95 m 1,37 m 2,03 m 0,96 m 1,36 m 1,36 m 1,14 m 1,18 m 1,29 m 1,55 m

Taf. 51 51 51 51 51 51 51

51 51

-

+ + + + + + + +

1,79 1,77 1,82 1,19 1,33 1,30 1,48 1,36

m m m m m m m m

Teile schließen läßt. Darum ist oft schwer zu entscheiden, ob die Exemplare, bei denen nur noch ein umgebogenes Ende vorhanden ist, als Klammern oder Wandhaken angesehen werden müssen, zumal sie stark korrodiert sind. 12 die abgebildeten Klammern und Haken aus Nova Cerna bei AT. MIUMEN, CT. Aiirenona, R C Y H O O 6 3 , 1 9 7 1 , 203,

Taf. X L I ,

2.

158

MICHAEL W E N D E L

Der Haken Nr. 287 mit einem abgebrochenen und einem zweimal rechtwinklig umgebogenen, flach ge-

schmiedeten Ende kann als Kesselhaken gedeutet werden. 1 3

Spinnwirtel Nr.

Inv. Nr.

316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360

72/ 49 72/120 a 72/251 72/263 72/282 72/290 72/296 72/326 72/331 72/410 72/458 73/ 2 73/ 29 73/ 57 73/ 61 73/ 64 73/ 68 73/ 83 73/ 87 73/ 95 73/106 75/ 17 75/ 34 75/ 49 75/ 58 75/ 72 75/121 75/165 75/196 75/231 75/264 75/332 77/ 41 77/139 77/157 77/164 77/171 78/ 3 78/ 6 78/ 45 78/117 78/143 78/161 78/240 78/261

Schnitt 72/24 72/25 72/12 72/12 72/ 4 72/12 72/ 6 72/12 72/ 4 b 72/ 4 a E2 72/27 70/ A 73/ 4 73/ 8E 73/ 7 73/ 9 73/20 73/20 73/20 73/26 73/25 75/ 8 75/ 9 73/20 73/26 75/ 8 75/ 6 75/20 75/10 75/35 75/ 4 75/ 7 75/26 75/34 75/21 75/21 75/38 78/ 9 78/ 1 78/11 78/16 78/ 5 78/16 78/ 1 78/13

Obj.

K noni.

Niv./T.2

Taf.

_

0 O 0 0 0

+ 2,40 m + 2,55 m + 2,00 m + 1,80 m + 1,55 m + 2,00 m + 1,35 m + 1,50 m +1,60 m + 1,05 m + 1,77 m 1 4 ) + 1,07 m + 1,55 m + 1,50 m + 1,05 m + 1,60 m + 1,75 m + 1,50 m + 1,50 m + 1,80 m + 1,50 m + 1,61 m + 1,58 m + 1,20 m + 1,16 m + 1,83 m + 1,68 m + 1,61 m +1,20 m + 1,40 m + 1,60 m + 1,17 m + 1,86 m + 1,01 m + 1,04 m + 1,03 m + 1,00 m + 2,33 m + 2,23 m + 1,90 m + 1,82 m + 1,84 m + 1,68 m + 1,65 m +1,30 m

53 53 53 53

-

53/17 N -

41/ 6 N -

58/20 N 65/ 6 S -

28/10 N 28/10 N -

31/ 2 N 46/21 N -

29/14 N 29/14 N 46/21 N -

26/23 N 44/24 N -

46/24 N -

• 71/ 7 N 71/ 7 N -

— -

76/ 9 S

Zwischen 1972 und 1978 wurden 44 Spinnwirtel bzw. Reste von Spinnwirteln gefunden. Die meisten bestehen aus Ton und haben gut geglättete Oberflächen, andere sind aus Knochen oder Stein gefertigt. Ihre Formen sind verschieden. 1 5 Den Hauptanteil stellen die doppelkonischen Spinnwirtel. Ihre Ober- und Unterseiten sind mehr oder weniger abgeplattet, der Umbruch kann scharf, aber auch verwaschen bzw. abgerundet sein. Bei einigen Exemplaren ist er so abgerundet, daß die Wirtel fast kugelige Formen annehmen. Die Durchbohrungen sind in den weitaus meisten Fällen zylindrisch und nur einmal sanduhrförmig

50,00/S 15,00 50,00/S 12,00 36,14/N 4,56 36,94/N 7,00 52,70/N 15,00

-

0

44,00/N

4,00

-

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 o 0 0 0 0 0 0 0

61,00/N 19,00 65,30/S 5,38 60,00/S 3,00 54,50/S 12,50 19,00/N 13,00 20,00/N 10,50 18,70/N 19,50 28,80/N 9,30 26,50/N 10,00 27,15/N 9,85 32,00/N 9,50 32,00/N 4,50 43,50/N 19,40 31,00/N 21,70 29,30/N 11,70 30,00/N 11,00 43,10/N 20,50 52,63/N 21,47 31,04/N 22,75 25,91/N 21,59 44,32/N 24,55 24,36/N 20,51 46,30/N 23,40 73,50/N 5,70 35,20/N 22,50 69,60/N 6,50 68,20/N 5,10 34,20/N 2,16 61,60/S 9,60 58,20/S 13,60 69,70/S 10,70 75,90/S 8,00 71,10/S 16,60 76,30/S 8,60 58,00/S 16,83 75,50/S 11,75

53 53 53 53 53 53 53 53 53 53 53 53 53 53 53 53 53 53

53 53 53 53 53 54 54 54 54 53 54 54 54 54 53 53 53

(Nr. 343). Bei einigen Wirtein (Nr. 322, 332) ziehen die Ober- und Unterseiten leicht ein. Das Exemplar Nr. 335 hat je eine umlaufende Rille, die die Durchbohrung begrenzt. Sechs Wirtel (Nr. 317, 337, 338, Ein ähnliches Exemplar aus dem Bereich der CernjachovSîntana-Kultur aus Botosani bei I. Ionisa, Contribuai eu privire la cultura Sîntana de Mures-Cerneahov pe teritoriul RepubliciiSocialiste Romänia, AM4,1966,202,fig. 8,1. u J . Herrmann, Iatrus-Krivina I, 1979, 114, Abb. 47 a. 13 Aus Dinogetia-Garvän ist ein sehr breites Spektrum verschiedener Spinnwirtelformen bekannt. Dinogetia I, 1967, 101 ff. sowie 102-116, fig. 52-66. Gegliedert wurden diese Funde von M. Comsa, a. 0., 118, fig. 67. 13

159

Werkzeuge, Geräte und Gegenstände des täglichen Bedarfs

348, 349, 354) sind auf den Wänden verziert. 10 Nr. 317 weist eingeritzte, jedoch nicht näher zu deutende Zeichen an den Seitenwänden auf. 1 7 Eine Seitenwand des Spinnwirteis Nr. 337 ist mit eingeritzten Kreuzlinien, die andere mit umlaufenden konzentrischen Rillen verziert. Zwei konzentrisch verlaufende, mit dreieckigen Einstichen gefüllte Bänder, die von Rillen begrenzt werden, schmücken das Exemplar Nr. 338. 18 Eine zweite Gruppe von Spinnwirteln besitzt einfach konische Form, wie das kleine Exemplar Nr. 318 aus Knochen. Die meisten Stücke dieser Gruppe haben jedoch nach außen gewölbte Seitenwände, so daß die Wirtel halbkugelig erscheinen. Diese Form verdeutlichen ein aus poliertem Knochen hergestelltes Stück (Nr. 328) sowie drei aus grauem poliertem Stein (Nr. 339, 344, 354). Sie sind mit umlaufenden konzentrischen Rillen verziert. 1 9 Die dritte Gruppe wird durch scheibenförmige Exemplare repräsentiert. Die Außenwände der flachen Stücke sind gewölbt (Nr. 336, 323, 330, 352,

359) oder profiliert (Nr. 324, 325). Der tönerne Spinnwirtel Nr. 330 weist eine konkav gewölbte Überfläche auf. Die beiden Exemplare Nr. 324, 325 wurden aus Spiegeln antiker Tonlampen hergestellt. Nr. 324 ist flach scheibenförmig, hat profilierte Seitenwände, zylindrische Durchbohrung und eine zur Mitte stark einziehende Oberfläche. Nr. 325 ist noch flacher, besitzt ebenfalls profilierte Seitenwände und eine umgekehrt trichterförmige Durchbohrung. Die Oberfläche ist mit umlaufenden konzentrischen Rillen verziert.' 20 Spinnwirtel gehören zum Fundinventar aller mittelalterlichen Siedlungen. Sie stellen ein langlebiges Gebrauchsgut dar, daß trotz einer gewissen Formenvielfalt kaum Hinweise auf feinere Datierungsmöglichkeiten bieten kann. Soweit es sich auf Grund der geringen Zahl der Funde sagen läßt, kommen alle drei Grundformen während der gesamten Zeit des Bestehens der frühmittelalterlichen Siedlung gleichzeitig vor.

Webgewichte Nr.

Inv. Nr.

Schnitt

361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375

72/324 72/464 73/ 6 73/ 7 73/ 8 73/ 9 73/ 10 73/ 11 73/ 14 73/ 16 75/169 a 78/217 78/237 78/238 78/239

72/ 4 b 72/27 73/ 1 73/ 1 73/ 1 73/ 1 73/ 1 73/ 1 73/ 1 73/ 1 75/20 78/21 78/16 78/16 78/16

Obj.

_

_

65/ 6 S 65/ 6. S 65/ 6 S 65/ 6 S 65/ 6 S 65/ 6 S 65/ 6 S 65/ 6 S 65/ 6 S 30/21 N

O O 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

-

76/ 9 S 76/ 9 S 76/ 9 S

Ein wichtiges Zubehör zum Vertikalwebstuhl waren die Webgewichte. Die in Krivina ausgegrabenen Stücke bestehen aus gebranntem, in den meisten Fällen jedoch aus ungebranntem, an der Luft getrocknetem Lehm. Ihre Form ist hoch kegelstumpf,(i

17

ls

19

Koord.

Ähnliche aus Dinogetia-Garvän, a. O., 109, fig. 60 und Dridu, E.Zaharia, vgl.Anm. 22, o. S. 119f., 126, fig. 52, 8. Dinogetia-Garvän, Dinogetia I, 1967, 113, fig. 63, 1, 14; Päcuiullui Soare, P. Diaeonu, D.Vilceanu, vgl. Anm. 22, 0. S. 119f., 172, fig. 70, 2. Aus Dälgopol, JK. B-bmapoBa, fl. 3naTapcKH, ApxeoJiorHH 11, 1969, KH. 3, 53, Abb. 5e. Ähnliche Exemplare sind aus Novae bekannt, wo sie zusammen mit Fibeln aus dem 6. Jh. gefunden wurden. II. Jl,HMHTpoB, M. MiWHKOBa, B. CyjiTOB, ApxeojioraMecKne pa3KonKH B BOCTOWHOM cenTope Hoße B 1962 rofly, HAH 27, 1964, 228, Abb. 16, 8; ebenfalls aus Sadovec, 1. Welkow, Germania 19, 1935, 153, Taf. 16, Abb. 3; aber auch aus Nova Cerna, A T . MmiieB, CT. AHreJiOBa, RCYM 63, 1971, 146, Taf. XIII, 4; Popina-Kaleto, )K. BtiKapoBa, vgl. Anm. 93, o. S. 143, 17, Abb. 5 ,T, sowie Dinogetia-Garvän, Dinogetia I, 1967, 104,. fig. 54, 11, 12.

63,75/S 62,50/S 62,50/S 62,50/S 62,50/S 62,50/S 62,50/S 61,50/S 63,00/S 30,05/N 59,50/S 77,00/S 77,00/S 77,00/S

Niv./T. 2 5,9.3 5,50 5,50 5,50 5,50 5,50 5,50 4,75 5,50 22,45 7,80 9,75 9,75 9,75

+ + + + + + + + + + + + + + +

2,00 1,62 1,85 1,85 1,85 1,85 1,85 1,85 1,75 1,71 1,47 1,86 1,43 1,43 1,43

m m21 ' m22 m 2-! m2< m23 m m m m m m m m m

Taf. 52 52 52 52 52

52 52 52

förmig, sie sind grob gearbeitet, die Durchbohrung horizontal etwa in Mitte der Höhe angelegt. Das Exemplar Nr. 361 aus gebranntem Lehm stellt eine Ausnahme dar. Es hat flach konische Form, die Seitenwand wird von vier vertikalen Rillen geschmückt, die Durchbohrung ist senkrecht angebracht. Seine Interpretation als Webgewicht ist zweifelhaft, es könnte ebenso — worauf die vertikale Bohrung hindeutet — als Netzsenker gebraucht worden sein. Außer dem kegelstumpfförmigen Webgewicht aus gebranntem Lehm (Nr. 371), das in der Haasgrube 30/21 N gefunden wurde, stammen alle anderen, nach Form, Material und Aussehen einheitlichen Exemplare, aus den Komplexen 65/6 S und 76/9 S. Insgesamt wurden 20

Aus Krivina vgl. G. Gomolka, Klio 47, 1966, 343, Taf. X I I I , 171, 1 7 4 - 1 7 7 ; dies., Klio 50, 1968, 208. 21 J. Herrmann und M. Wendel, Iatrus-Krivina I, 1979, Taf. 57 a. 22 2;l A. 0 . A. O. 2 < A. O. 25 A. O.

160

MICHAEL W E N D E L

tene Erosionsschäden abgetragen worden war. 2 6 Webgewichte sind formenmäßig ein langlebiges Gebrauchsgut, das aber nicht als Grundlage einer feineren Datierung dienen kann. Leider wurden sie in der Literatur selten abgebildet. 27

in der Grube bzw. im Wandschutt des Hauses 65/6 S 9 Webgewichte gefunden. Bedauerlicherweise war es nicht mehr möglich, den Wandschutt im N der Hausgrube auszugraben, da dieser durch die alte Schnittanlage 66/T 9 bzw. zwischen 1967 und 1972 aufgetreKnochenpfrieme und -nadeln Nr.

Inv. Nr.

Schnitt

376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412 413 414 415 416 417 418 419 420 421

72/ 5 72/ 32 72/ 33 72/ 34 72/ 51 72/ 83 72/ 86 72/ 93 72/ 95 72/255 72/264 72/291 72/304 72/313 72/336 72/429 72/460 72/477 72/501 73/ 50 73/117 75/ 3 75/ 6 75/ 61 75/ 98 75/283 75/287 75/297 75/318 75/333 77/, 44 77/ 66 77/ 81 77/ 98 77/103 77/129 77/135 77/136 77/144 77/149 78/135 78/139 78/159 78/206 78/276 78/278

72/ 8 (S) 72/ 8 (N) 72/ 8 (N) 72/ 7 (W) 72/ 8 a (N) 72/14 72/14 72/16 72/13 72/11 72/12 72/11 72/12 72/ 4 a 72/ 4 a 72/27 72/27 72/27 72/27 Steg 73/25-26 75/ 1 75/ 1 Steg 75/ 1 75/ 2 75/14 75/ 6 75/27 75/ 5 75/ 5 75/24 75/30 77/ 2 75/23-24 75/34 75/34 75/34

Obj. — -

O 31,00/S 10,10 -

-

O 32,50/S

-

-

-

0 0 0 0 0

-

-

-

-

-

22/ 2 S 22/ 2 S -

-

-

-

0

-

-

58/16 N -

65/ 6 S -

32/ 8 S -

25/ 5 N 18/15 N 40/22 N — -

47/20 N -

38/23 N —

77 2 78/ 2 78/18 78/16 78/21 78/ 6 78/ 6

Koord.

-

61/16 S -

76/ 9 S -

76/15 S

28 A. O., 119. 27 Z. B. nahezu identische Exemplare aus Herina, St. Danilä, Asezäri vechi descoperite in jud. Bistri$a-Näsäud, Materiale 9, 1970, 442, fig. 15, deren Datierung unsicher ist, die aber aus der Nähe von Hallstatt- und Laténefunden stammen. Etwas höhere Stücke wurden aus einer Hausgrube des 2./3. Jh. aus Cucuräni geborgen, S. Teodor, Säpäturilede la Cucuräni (jud. Botosani), AM 8, 1975, 190, fig. 51, 5, 6, 9—12; aus der Hausgrube V der Siedlung bei Dulceanca (dakisch), S. Dolinescu-Ferche, Asezäri din secolele IV si VI e. n. in sud—vestul Munteniei. Cercetärile de la Dulce-

29,00/S 22,30/S 21,00/S 23,00/S 26,00/S

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 O 0 0 0 0 0 O 0 0 0 0 0 0

2,00 2,00 0,50 0,80 7,00 1,00

37,80/N

6,15

58,00/N 65,70/S 66,95/S 66,00/S 67,90/S 21,50/N 30,00/N 29,00/N 29,00/N 28,00/N 25,50/N 16,40/N 40,62/N 52,00/N 74,10/N 45,00/N 48,00/N 70,80/N 78,10/N 103,00/S 71,80/N 38,60/N 35,05/N 35,60/N 71,50/N 106,00/S 61,60/S 81,00/S 75,00/S 62,80/S 76,20/S 76,20/S

17,00 4,10 6,18 4,70 4,65 4,50 8,50 4,20 1,50 1,00 3,48 18,78 23,88 20,85 8,70 20,30 19,50 17,40 1,50 3,00 12,30 23,10 21,90 22,80 13,60 3,74 16,90 8,40 9,00 7,80 14,50 15,30

Niv./T. 2

Taf.

+ 2,35 m + 2,30 m + 1,70 m + 2,00 m + 1,80 m + 1,22 m + 1,30 m + 2,10 m + 2,30 m + 1,60 m + 1,90 m + 1,70 m + 1,39 m bis+ 1,35 m + 1,40 m + 1,65 m + 1,69 m 26 + 1,25 m29 + 1,03 m + 1,40 m + 1,40 m + 1,85 m + 1,80 m + 1,70 m + 1,52 m + 0,90 m + 1,20 m + 1,41 m + 1,89 m + 1,14 m + 0,92 m + 1,29 m + 1,51 m + 2,07 m + 1,10 m + 1,22 m + 1,04 m + 1,19 m +1,09 m + 1,12 m + 1,67 m + 1,71 m + 1,75 m + 2,14 m + 1,71 m + 1,71 m

55 54

55 54 54 54 55 54 54 54 54 55 54 55 55 55 54 55 55 55, 68 a 55 54 54 54 55,68 b 55 55 54 55, 68 c

anca, Bucure?ti 1974, 53, fig. 38, 1 bzw. 213. Aus dem 6./ 7. Jh. bildet K. Horedt, SCIV4, 1953, nr. 1-2,286, fig. 9, 4—6, vgl. dazu auch 285, fig. 7 und 8 ähnliche Webgewichte ab. Ebenfalls ähnliche, doch steinerne Exemplare wurden beim Dorf Ljubenovo (Rhodopen) aus einer Schicht geborgen, in der handgemachte und Keramik mit eingeritzter Verzierung vermischt waren, AnaAJKOB, fl. BajiaSaHHH, Pa3KonKH B ceno JIioßeHOBO npe3 1968 r., PC 3, 1972, 130 Abb. 34; 131, Abb. 35. 2S J . Herrmann, Iatrus-Krivina I, 1979, 114, Abb. 47 b. 29 A. 0., Abb. 47 c.

Werkzeuge, Geräte und Gegenstände des täglichen Bedarfs

161 essant sind die aus Horn hergestellten Pfrieme (Nr. 376, 401, 407), deren obere E n d e n Durchbohrungen aufweisen. Sie haben (Nr. 376) zwei nebeneinanderliegende und Nr. 401 von drei Seiten zum Hohlraum des Röhrenknochens gebohrte Löcher. 3 3 Es ist durchaus berechtigt anzunehmen, daß diese Pfrieme zum Weben oder K n ü p f e n bzw. anderen Arbeiten, bei denen ein Faden am Pfriem befestigt werden mußte, verwendet worden sind. Ein ähnliches I n s t r u m e n t aus Knochen hat einen annähernd achteckigen Querschnitt (Nr. 399). Am oberen Teil des Schaftes wurde eine Wulst angeschnitzt, die sicherlich ebenfalls zur Arretierung eines Fadens oder einer Schnur gedient haben mag. Leider ist die Hälfte des Schaftes oberhalb dieser Wulst weggebrochen. Vier kleinere schmale Nadeln sind aus poliertem Knochen gefertigt. Während die Exemplare Nr. 400, 406, 417 einen flach ovalen Querschnitt aufweisen, ist der des Stückes Nr. 405 flach v-förmig. Nr. 410 stellt ein an beiden Enden abgesägtes Hornstück dar, dessen Bedeutung ebenso unklar ist wie das länglich schmale, gebogene Knochenplättchen Nr. 414 mit der Einkerbung. Nr. 421 ist ein länglich schmaler Knochen, dessen oberes Ende an beiden Seiten eingekerbt ist. Leider ist der untere Teil nicht mehr erhalten.

Aus Knochen bzw. Horn gefertigte Pfrieme oder Nadeln wurden relativ häufig gefunden. 3 0 Ihr Verwendungszweck war vielfältig. Sie dienten zum K e t t e n der F ä d e n beim Weben, dem K n ü p f e n von Fischernetzen, zum Bohren von Löchern in weiche Materialien oder auch dem Verzieren von Tongefäßen. Die meisten Pfrieme wurden durch einseitiges Anspitzen eines Röhrenknochens gefertigt, wobei die Gelenkpfanne das Griffende bildete. 3 1 Das angespitzte Ende erscheint durch einen kurzen Schnitt relativ kräftig oder durch einen langen schmaler. In einem Fall wurde ein sehr kräftiger Knochen angespitzt (Nr. 390), der, ebenso wie das Exemplar Nr. 393, verschiedene Einkerbungen auf dem Schaft zeigt. Auf der Gelenkpfanne von Nr. 413 ist ein A eingeritzt. Pfrieme wurden aber auch durch allseitiges Anspitzen voller Knochen hergestellt. Bei ihnen bildete ebenfalls der Gelenkansatz den Abschluß des Schaftes. Nr. 407 ist am oberen Ende durchbohrt. Nr. 385 und 415 besitzen keine ausgeprägte Spitze, sondern einen stumpfen halbrunden Abschluß. 3 2 Einstiche, die solch ein Pfriem hervorbringt, konnten auf verschiedenen Scherben tönerner Gefäße beobachtet werden. Leider konnten diese Instrumente, die mit Sicherheit als Töpferwerkzeug interpretiert werden können, keinem gesicherten Fundverband zugewiesen werden. InterNetzsenker Nr.

Inv. Nr.

Schnitt

422 423 424 425 426 427 428 429 430 431 432 433 434 435 436 437

72/113 72/272 72/423 73/ 18 73/ 21 73/ 26 73/ 32 73/ 35 73/ 85 73/115 75/202 75/330 75/337 75/350 75/ 42 78/262

72/17 72/12 72/20 73/ 1 73/ 1 73/ 4 66/IX K 73/10 73/10 73/25-26 75/20 75/ 7 75/ 1 75/ 5 73/28 78/12

Obj.

Koord.

Niv./T. 2

Taf.

_

_

+ 2,20 m

-

-

-

57 56 56 56 56 56 56 56

-

-

65/ 6 S 65/ 6 S -



-

25/ 5 N 32/ 8 N 30/21 N -

32/19 N 75/ 6 S

Gebrannte Lehmscheiben mit vertikaler Durchbohrung in der Mitte werden als Netzsenker gedeutet. Krivina, direkt an den fischreichen Flüssen J a n t r a und Donau gelegen, war schon immer ein Dorf der Fischer. Das wird in frühmittelalterlicher Zeit kaum anders gewesen sein. 30

31

Vgl. die große Menge abgebildeter Knochenpfrieme und -nadeln aus Pliska bei Ct. MHxafijiOB, Pa3KonKH b ÜJiHCKa npe3 1959-1961 r., HAH 16, 1963, 10, Abb. 7. Zur Herstellungstechnik knöcherner Instrumente, T. ToTeB,

3a

oSpaßoTKa Ha

koct b

cpeflHOBeKOBHa B t n r a p H H ,

ApxeonorHH 5, 1963, kh. 3, 83—92 (mit umfangreicher Literatur). 32 Z. B. weitere aus Krivina, G. Gomolka, Klio 47, 1966, 345, Taf. XV, 230, 231, 247, 251; dies., Klio 50, 1968, 211. 11 Iatrus-Krivina I I I

O O 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

61,40/S 61,00/S 54,80/S 17,00/N 24,00/N 23,20/N 30,50/N 30,02/N 47,60/N 27,85/N 48,50/N 31,40/N 72, 4/S

4,50 5,50 14,00 17,00 5,50 5,30 8,20 22,21 23,30 4,00 19,80 18,00 ' 9,90

+ 2,10 m + 1,70 m + 1,45 m + 2,15 m -

+ 2,05 m + 1,44 m + 1,40 m + 1,24 m + 1,26 m + 1,42 m + 1,00 m + 0,98 m + 1,52 m

56 56 56 57 56 56

Die Größe der Netzsenker schwankt beträchtlich. Als größter Durchmesser des Exemplares Nr. 424 konnten 10 cm, als kleinster bei Nr. 429, 4,5 cm ge33

Ähnliche Stücke aus Pliska, Preslav oder Car Krum abgebildet bei ÎK. Bi.>KapoBa, K Bonpocy o MaTepHanhHott e K y j i b x y p e Iïjihckh m ü p e c j i a B a , Actes du XII Congrès International des Études Byzantines, tome III, Beograd 1964, Abb. 4; aus Pliska mit Zeichen versehene bei Ct. MnxaöJiOB, HAH 20, 1955, 65, Abb. 19, 66, Abb. 20; Preslav-Seliste, H. MaHroBa, HAH 31, 1969, 224, Abb. 19, 3; Popina-Kaleto, ÎK. BtmapoBa, vgl. Anm. 93, o. S. 143, 15, Abb. 4 — r; Dïedïovi-Lozja, Haus 4 (9.—10. Jh.), dies., vgl. Anm. 68, o. S. 137, 18, Abb. 6; Nova Cerna, At. Mhjitob, Ct. ÂHreJiOBa, rCYHOO 63, 1971, 211, Taf. XLVII, 3 (4 und 5) ; Kjulevöa, Ht. Btmapoßa, vgl. Anm. 45, o. S. 133, 105, Abb. 59, 4.

162

M ICHAEL W E N D E L

messen werden. Die Durchbohrungen der mehr oder weniger flachen Scheiben mit den gewölbten Außenseiten und den unregelmäßig gestalteten Rändern wurden entweder von einer Seite aus vorgenommen, dann erscheinen sie zylindrisch, oder von zwei Seiten, dann ist die Bohrung im Sthnitt sanduhrförmig. 3 4 Als Fehlprodukt in diesem Zusammenhang muß der Netzsenker Nr. 427 angesehen werden, bei dem sich die von beiden Seiten angelegten Bohrungen verfehlt haben. Das Exemplar Nr. 434 wurde sehr sorgfältig gearbeitet. Es ist flach scheibenförmig mit gewölbten Außenseiten, die Durchbohrung ist zylindrisch. Der Rand des Stückes ist mit vertikalen Kerben verziert. Neben den flach scheibenförmigen Netzsenkern gibt es auch einen aus gebranntem Ton von fast kugelförmiger Gestalt (Nr. 428). Er ist roh gearbeitet, seine Durchbohrung zylindrisch, die Oberfläche sehr uneben. Einen ganz anderen Typ Netzsenker verkörpern die flachdreieckigen aus gebranntem Lehm (Nr. 422, 435). 35 Der Senker Nr. 435 wurde aus Ton hergestellt und anschließend gebrannt. Er hat eine horizontale sanduhrförmige Durchbohrung, die unterhalb der Spitze des nahezu gleichschenkligen Dreiecks mit abgerundeten Ecken angebracht ist. Genau entgegengesetzt wurde die leicht konische Durchbohrung an dem anderen Netzsenker dieses Typs vorgenommen. Sie befindet sich unterhalb einer Seite des gleichschenkligen Dreiecks. Dadurch hing das Stück mit der 'Spitze nach unten am Netz. Es wurde übrigens aus einem Topfboden der Keramik mit eingeritzter Verzierung gearbeitet. Netzsenker stellen ein nach Form und Machart langlebiges Gebrauchsgut dar, das sich nicht zu chronologischen Aussagen eignet. Angelhaken 438

Kr. 1972; Inv. Nr. 1 Schnitt: 72/7 (W); Obj.: Koord.: 0 29,00/S 6,20; Niv.: +2,25 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Humus unmittelbar unter der Grasnarbe Beschr.: Stark korrodierter Rest eines kleinen eisernen Angelhakens aus bandförmigem Material, an dessen Ende sich ein Widerhaken befindet. Maße: Lg.: 49; Dm.: 5

34

Netzsenker sind von vielen Fundorten bekannt, stellvertretend, Preslav, H. MaHroBa, HAH 31, 1969, 225, Abb. 22,2; Nova Cerna, AT. Mmmen, CT. AHrejiOBa, TCYHOO 63, 1971, 207, Taf. XLIV; Bisone-Carvuna (Kavarna), M. Mapies, T. ToHieBa, fl. ,H,HMHTPOB, EmoHe-KapByHa, HBA,n, 13,1962, 96, Abb. 69; Dinogetia-Garvän, Dinogetia I, 1967, 82, fig. 42, 27 und 28. Aus Krivina, vgl. G. Gomolka, Klio 47, 1966, 344, Taf. XIV, 197 und 208; dies., Klio 50, 1968, 210. 1,5 AusPopina-Diediovi Lozja, Haus 14und 26 bei JK. B i m a pOBa, vgl. A n m . 6 8 , o . S. 1 3 7 , 3 2 , Abb. 18; 47, Abb. 29, 5;

Capidava, Capidava I, 1958, 237, fig. 120, 5; DinogetiaGarvän, Dinogetia I, 1967, 53, fig. 33, 17.

439

440

441

442

Kr. 1972; Inv. Nr. 223 Schnitt: 72/4a; Obj.: 58/16 N Koord.: Etwa O 58,00/N 14,00; Niv.: +1,40 m/T. 2 Fundumst.: Vom Boden der Hausgrube Beschr.: Großer eiserner Angelhaken aus bandförmigem Material mit einem Widerhaken an der Spitze. Das obere Ende ist verbreitert und war ehemals durchbohrt. Maße: Lg.: 94; Dm.: 7 Kr. 1975; Inv. Nr. 7 Schnitt: 75/1; Obj.: Koord.: O 26,50/N 2,50; Niv.: +1,80 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Schutt über Haus 25/5 N Beschr.: Kleiner eiserner Angelhaken aus vierkantigem Material. Maße: Lg.: 37; Dm.: 3 x 4 Taf. 58 Kr. 1975; Inv. Nr. 77 Schnitt: 75/7; Obj.: Koord.: O 46,30/N 24,00; Niv.: +1,79 m/T. 2 Fundumst.: Aus humosem Lehmschutt nördlich von Haus 46/21 N Beschr.: Kleines eisernes Häkchen aus vierkantigem Material. Maße: Lg.: 31; Dm.: 3 Taf. 58 Kr. 1977; Inv. Nr. 104 Schnitt: 77/1; Obj.: Koord : 0 96,20/S 3,70; Niv.: +1,92 m/T. 2 Fundumst.: Aus Lehmschutt Beschr.: Großer eiserner Angelhaken aus Vierkantmaterial, der am oberen Ende abgeplattet ist. Maße: Lg.: 97; St.: 5 X 5 Taf. 58

Instrumente für den Fischfang sind Angelhaken. Während der Grabungskampagnen wurden lediglich fünf Exemplare gefunden. Sie sind relativ kräftig, haben runden oder vierkantigen Querschnitt und sind an einem Ende umgebogen. Angelhaken bestehen im allgemeinen aus dünnem Eisendraht, so daß angenommen werden muß, daß sie im Laufe der Jahrhunderte wegen ihrer Lagerung in der Erde zum größten Teil vergangen sind und nur die stärkeren Exemplare erhalten blieben. Die Hakenenden sind spitz oder haben Widerhaken. Ihre Stärke läßt darauf schließen, daß mit ihnen größere Donaufische, wie beispielsweise Welse geangelt worden sind, was vor allem f ü r das extrem große Exemplar Nr. 442 zutrifft. Sie sind ein langlebiges Gebrauchsgut, das sich in seiner Grundform bis auf den heutigen Tag kaum verändert hat. Daher ist es zu Datierungszwecken ungeeignet. 36 36 Vgl. die Exemplare aus Pliska, CT. CTaiweB, HAH 23, 1960, 40, Abb. 8 B, 21; Car Krum, B. AHTOHOBa, U B . flpeMCH30Ba, ApxeojiorHH 2, 1960, KH. 2, 32, Abb. 14; PopinaDiediovi Lozja, Haus 4, >K. B bjKapoua, vgl. Anm. 68, o. S. 137, 18, Abb. 6; Nova Cerna,^AT. MnnHeB, CT. AHrejiOBa, rCYHOO) 63, 1971, 199, Taf. X X X I X , 4 (4-5), Dinogetia-Garvän, Dinogetia I, 1967, 56, fig. 35, 9 - 1 8 ; Päcuiul lui Soare, P. Diaconu, D. Vilceanu, vgl. Anm. 22, o. S. 119f, 175, fig. 71, 3, 5, 6. Aber auch aus Novae fl. n . flHMHTpoB, M. HmmtoBa, B. CynTOB h A. fliiMHTpoRa, ApxeonormecKHe pa3nonKii B BOCTOIHOM ceKTope HoBe B 1963 ro«y, HAH 28, 1965, 56, Abb. 25 bzw. K. MaeBCKH u. a., Apxeojioru'iecKiie HccneflOBaHUH B 3anaflH0M ceKTope HoBe B 1966 rofly, HAH 32, 1970, 87, Abb. 24a.

Werkzeuge, Geräte und Gegenstände des täglichen Bedarfs

163

Wetzsteine Nr.

Inv. Nr.

Schnitt

Obj.

443 444 445 446 447 448 449 450 451 452 453 454 455 456 457 458 459

72/ 99 72/100 72/284 72/406 75/ 18 75/200 75/277 75/300 75/335 75/336 77/ 5 77/ 8 77/ 48 77/112 77/147 78/286 78/ 16

72/14-15 72/14-15 72/ 4a E 72/ 4a E Steg 75/20 75/ 2 75/ 2 75/13 75/ 7 75/32 75/24 75/14 77/ 2 75/ 5 78/ 2 78/16

22/ 2 S 22/ 2 S 58/20 N -

30/21N 18/15 N 18/15 N -

46/21 N 77/15 N -

38/23 N -

47/20 N -

76/ 9 S

Wetz- und Schleifsteine wurden zumeist aus Schiefer oder Grünstein hergestellt. Bei den im Querschnitt flach rechteckigen Stücken wurden nur die Breitseiten als Arbeitsflächen benutzt. Andere Exemplare haben einen fast quadratischen oder trapezoiden Querschnitt. Bei diesen wurde mit allen vier Seiten, beim im Querschnitt ovalen Exemplar Nr. 453 mit den Kanten gearbeitet. Die in Krivina gefundenen Wetzsteine sind unterschiedlich abgenutzt. Dadurch verändert sich nicht nur ihre Stärke, sondern auch die Größe. Ein sehr schön gleichmäßig abgeschliffenes Stück stellt Nr. 452 dar. In seinem oberen Teil, dicht an der Kante, befindet sich eine horizontale leicht sanduhrförmige Durchbohrung, die darauf hinweist, daß sein Besitzer es an einer Schnur getragen hat. Da die untere Hälfte des Werkzeuges abgebrochen ist, kann über seine Länge leider nichts mehr ausgesagt werden. 3 7 Glatt- oder Poliersteine bzw. Mörser 460

Kr. 1973; Inv. Nr. 98 Schnitt: 73/25; Obj.: Koord.: O 30,80/N 8,00; Niv.: +1,80 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Schutt über der Hausgrube 32/8 N Beschr.: Großer kegelstumpfförmiger Glätt- oder Polierstein mit Arbeitsspuren sowohl an der Längswand als auch an Ober- und Unterseite. Maße: Lg.: 117; gr. Dm.: 62 Taf. 58 461 Kr. 1975; Inv. Nr. 177 Schnitt: 75/26; Obj.: Koord.: 0 73,95/N 5,21; Niv.: +2,00 m/T. 2 Fundumst.: Aus humoser Schicht unter der Grasnarbe Beschr.: Bruchstück eines runden Glätt- und Poliersteines. Maße: 462 Kr. 1975; Inv. Nr. 180 Schnitt: 75/15; Obj.: 18/15 N 37

Vgl. die parallelen Stücke aus Nova Öerna, AT. Miijmen, CT. AHrenona, R C Y H < M > 6 3 , 1 9 7 1 , 2 0 8 , Taf. XLV, 3 ( 2

und

)1*

3).

Koord. O O O O 0 O O O . O O O 0 0 0 0 0 0

21,00/S 3,00 23,00/S 2,00 57,00/N 20,00 55,50/N 18,50 30,00/N 13,50 31,45/N 22,18 16,68/N 18,34 15,94/N 19,12 51,95/N 23,73 46,80/N 22,80 77,10/N 13,25 72,85/N 15,25 39,80/N 39,00 106,5/S 4,60 46,40/N 21,65 62,90/S 13,90 8,55 76,20/S

463

Taf.

Niv./T.2 +1,20 m + 1,20 m + 1,60 m + 1,10 m + 1,30 m + 1,09 m + 0,90 m + 0,92 m + 1,38 m + 1,72 m + 1,51 m + 1,65 m + 1,14 m + 1,68 m + 0,92 m + 1,54 m + 1,62 m

57 57 57 57 57

,

57 57 58 57 57 58 58 57

Koord.: 0 15,50/N19,70; Niv.: +1,17 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Wandlehmbank des Hauses Beschr.: Grobporige stark verwitterte Steinkugel, die an einer Stelle etwas abgeplatzt ist, jedoch keine Glättspuren zeigt. Maße: Dm.: etwa 55 Taf. 58 Kr. 1975; Inv. Nr. 351 Schnitt: 73/28; Obj.: 32/19 N Koord.: O 30,80/N 17,75; Niv.: +1,05 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Hausgrube Beschr.: Großer polierter Glätt- oder Polierstein mit gewölbter Arbeitsfläche. Maße: Lg.: 116; Br.: 84 Taf. 58

Außer den Wetzsteinen wurden einige kompakte, gut polierte und an den Arbeitsflächen besonders glatte Steine gefunden. Ihre Formen sind verschieden. Ein Stein (Nr. 462) hat die Form einer Kugel, die an einer Stelle eingedellt ist, wahrscheinlich um eine bessere Griffigkeit zu erzielen. Größer ist das lange, konische Exemplar Nr. 460, bei dem die Grundfläche die Arbeitsseite darstellte. Auch dieses Stück liegt gut in der Hand. Der Stein Nr. 463 hat eiförmige Gestalt mit einer Griffauswuchtung. Die lange Fläche diente zur Arbeit. Alle diese Steine liegen gut in der Hand. Mit ihnen ließen sich reibartige Tätigkeiten ausführen. Sie können als Mörser oder Reiben gedient haben, aber auch als Glättsteine zum Bearbeiten von Fellen. Zu keinem Exemplar, auch nicht zu Nr. 460, das über der Hausgrube 32/8 N lag sowie Nr. 462 aus der Wandlehmbank von 18/15 N, wurde ein passendes Unterteil gefunden. Interessant ist jedoch, daß mitten in der Grube 32/19 N ein sogenannter „Pfostenstein" entdeckt wurde, der in der Mitte muldenförmig ausgehöhlt war und bisher als Unterlage für Pfosten angesehen worden ist. Dieser Stein war zerbrochen und befand sich im Schutt des Hauses etwa 0,20 m neben und 0,10m über der darunter beobachteten mit Lehm umkleideten Pfostenstellung. Ein Zusammenhang mit dem in der Nähe gefundenen Reibstein Nr. 463 sollte nicht ausgeschlossen werden.

164

MICHAEL

WENDEL

Spitze eiserne Gegenstände Nr.

Inv. Nr.

Schnitt

Obj.

Koord.

464 465 466 467 468 469 470 471 472 473 474 475 476 477 478 479 480 481 482 483 484 485 486 487 488

72/ 55 72/221 72/274 72/314 73/ 5 73/134 75/ 43 75/ 93 75/204 75/216 75/218 75/245 75/247 75/249 75/258 75/263 75/326 75/335 77/114 78/ 12 78/101 78/127 78/181 78/207 78/242

72/15 72/ 6 a 72/12a 72/ 4 a E 73/ 1 73/10 75/ 1 75/ 2 75/10 75/ 7 75/34 75/35 75/ 5 75/35 75/27 75/34 75/ 6 75/ 3 75/34 78/11 78/ 1 E 78/22 78/18 78/ 7 78/16

_

0





— —

55/ 4 S —

25/ 5 N 18/20 N

_

44/24 N — — — —

-

50/19 N a —

38/23 N — —

49/ 6 S -

76/ 9 S

Eiserne Bestandteile von I n s t r u m e n t e n unbekannter B e s t i m m u n g stellen die b e i d e n S p i t z t ü l l e n N r . 4 6 5 u n d 468 d a r . B e i d e sind a u s E i s e n b l e c h z u s a m m e n g e b o g e n , d a s sich bei N r . 465 a m E n d e ü b e r l a p p t . D i e S p i t z e v o n N r . 468 ist umgebogen. 1 1 8 Massig ist d a g e g e n ein k l e i n e r eiserner B o l z e n v o n f a s t q u a d r a t i s c h e m Q u e r s c h n i t t (Nr. 472). D r e i lange, d ü n n e , vierk a n t i g e E i s e n s t ä b e weisen e b e n f a l l s eine S p i t z e auf (Nr. 470, 476, 478). I h r e B e s t i m m u n g ist u n k l a r . Sie sind so s t a r k k o r r o d i e r t , d a ß ihre E n d e n a b g e b r o c h e n sein k ö n n e n . Bei d e n k l e i n e n , s t a r k k o r r o d i e r t e n S p i t z e n N r . 471 k ö n n t e es sich e v e n t u e l l u m d a s F r a g m e n t einer Pfeilspitze handeln.

489

490

38

Lampen Kr. 1972; Inv. Nr. 286 Schnitt: 72/6a; Obj.: Koord.: Niv.: +1,90 bis +1,75 m/T. 2 Fundumst.: Nachträglich aus dem Abraum ausgelesen Beschr.: Kleines Bruchstück des Oberteils einer Öllampe aus rotbraunem Ton mit Warzendekors und Zapfengriff. Maße: H. des Griffes: 16 Kr. 1972; Inv. Nr. 292 Schnitt: 72/6b; Obj.: K o o r d . : N i v . : +1,80 bis + l , 5 0 m / T . 2 Fundumst.: Nachträglich aus dem Abraum ausgelesen Beschr.: Kleines Fragment eines Lampenoberteiles mit senkrecht stehendem Zapfengriff und Verzierung zu beiden Seiten des Griffes, die jedoch wegen der flauen

In einem Kindergrab der Nekropole Devnja 2 wurde eine analoge Tülle gefunden, die als Lanzenfuß gedeutet worden i s t . fl. H J I .

flHMHTpoB,

H H M B 0 (21), 1970, 35, A b b .

14.

21,00/S

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

1,00

38,10/N 2,30 56,00/N 21,00 59,00/S 6,00 23,60/N 6,00 27,00/N 3,80 17,37/N 21,84 27,68/N 21,48 44,78/N 23,90 36,47/N 21,26 46,54/N 25,90 46,53/N 21,02 47,20/N 24,73 75,66/N 13,56 37,79/N 21,64 49,90/N 19,10 19,96/N 21,64 37,10/N 22,00 69,80/S 9,70 55,40/S 16,18 48,05/S 6,35 7,15 81,60/S 77,80/S 14,50 74,70/S 8,90

Niv.

Taf.

+ 2,13 m bis + 1,90 m + 2,14 m

58



+ 1,85 m + 1,20 m + 1,68 m + 1,35 m +1,08 m , +1,40 m + 1,45 m + 1,65 m + 1,55 m + 1,48 m + 1,85 m + 1,34 m + 1,18 m + 0,85 m + 1,20 m + 2,38 m + 2,45 m + 1,46 m + 1,57 m + 1,69 m + 1,43 m

58 58 58 58

58 58

Konturen nicht mehr erkennbar ist. Auf der Unterseite zeigen sich auf dem hellroten Ton Arbeitsspuren durch Abschmierungen mit dem Daumen. Maße: 491

Kr. 1973; Inv. Nr. 66 Schnitt: 73/8; Obj.: Koord.: - ; Niv.: Oberfläche bis +1,60 m/T. 2 Fundumst.: Nachträglich aus dem Abraum ausgelesen Beschr.: Fragment des Oberteils einer Öllampe aus braunem Ton. Eine plastische Doppelleiste umschließt runde Eindellungen, die um das Fülloch angeordnet sind. Auf der Schulter befinden sieh Fingernageleindrücke. Maße: Noch erh. Lg.: 71 Taf. 59 492 Kr. 1973; Inv. Nr. 79 Schnitt: Steg zwischen 73/7 und"8; Obj.: 20/14 N Koord.: 0 20,00/N 15,80; Niv.: +1,15 m/T. 2 Fundumst.: Vom Boden des Raumes Beschr.: Fragment einer Öllampe aus braunem Ton mit hochstehendem Griff, plastischer Verzierung um das Fülloch sowie Mäander auf der Schulter. Maße: Lg.: noch erh. 80; H. des Griffes: 29 Taf. 59 493 Kr. 1975; Inv. Nr. 50 Schnitt: 75/1; Obj.: 25/5 N Koord.: 0 26,70/N 2,50; Niv.: +1,64 m/T. 2 Fundumst.: Unmittelbar vor der Eingangsrampe des Hauses Beschr.: Fragment einer Öllampe aus hellgraubraunem Ton mit sehr breitem Körper und abfallenden Schultern. Um das Fülloch ein radial angelegtes plastisches Muster, das von zwei Leisten begrenzt wird, von denen eine ebenfalls die Schnauze umschließt. Auf der Schulter befindet sich das gleiche Ornament aus kleinen Leisten, die in Kügelchen enden. Der Boden hat einen Standring, der Griff fehlt, die Schnauze ist beschädigt, dort zeigen sich Rußspuren.

Werkzeuge, Geräte und Gegenstände des täglichen Bedarfs

494

495

Maße: Lg.: 70; H . : 27; gr. D m . : 72; Dm. des Füllochs: 13 Taf. 59 K r . 1975; I n v . Nr. 64 S c h n i t t : 75/1; Obj.: 25/5 N Koord.: 0 27,00/N 4,50; Niv.: + 1 , 4 8 m/T.2 F u n d u m s t . : Aus der Hausgrube Beschr.: Ovale Öllampe aus rotbraunem Ton mit Warzendekors auf der Schulter. Um Fülloch und Schnauze zieht sich eine Rille. Dort, wo die Schnauze in die Schulter übergeht, befindet sich zu beiden Seiten je ein Punktkreis. Auf dem Boden sind drei konzentrisch verlaufende Rillen angebracht sowie zum Griffansatz hin jeweils drei, die sich zu fünf Rillen verjüngend vereinigen. Die Schnauze ist abgebrochen und weist Rußspuren auf, auch das Fülloch ist ausgebrochen. Maße: Lg.: 74; H . : 24; Griffhöhe: 12; Dm. des Bodens: 27 Taf. 59 K r . 1978; I n v . Nr. 35 S c h n i t t : 78/10; Obj.: K o o r d . : O 65,10/S 10,10; Niv.: +2,07 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus d e m h u m o s e n L e h m s c h u t t ü b e r 6 7 / l l S Beschr.: Verzierte Schnauze einer antiken Lampe aus rotem Ton. Maße: Lg.: 46; gr. Br.: 42

I n d e n f r ü h m i t t e l a l t e r l i c h e n S c h i c h t e n w u r d e n verschiedentlich Bruchstücke von spätantik-frühbyzantinischen tönernen Öllampen gefunden. Die meisten Fragmente können aus den kastellzeitlichen Schichten verlagert w o r d e n sein. D a s S t ü c k Nr. 4 9 2 s t a m m t v o m F u ß b o d e n d e s R a u m e s 2 0 / 1 4 N und f ü g t sich n a h t l o s m i t d e m übrigen k e r a m i s c h e n Material z u s a m m e n . L a m p e n dieser Art sind a u s der S c h i c h t D v o n Krivina b e k a n n t . 3 9 Die beiden Exemplare Nr. 493/l0 und 4 9 4 s t a m m e n a u s der H a u s g r u b e 2 5 / 5 N . Vor a l l e m die völlig e r h a l t e n e L a m p e m i t W a r z e n d e k o r hat eine w e i t e V e r b r e i t u n g . Sie wird a l l g e m e i n der S p ä t a n t i k e z u g e o r d n e t u n d h ä u f i g in S c h i c h t e n d e s 6./7. J h . gef u n d e n . 4 1 Möglicherweise müssen beide Fragmente z u m I n v e n t a r d e s H a u s e s g e z ä h l t w e r d e n . Sie w u r d e n sicherlich s e k u n d ä r b e n u t z t .

39

40

Vgl. auch die Lampen aus den kastellzeitlichen Schichten von Krivina, G. Gomolka, Klio 47, 1966, 331 ff., Taf. I V I I I , K a t . Nr. 292-299 bzw. den ausführlichen Text bei ders., Klio 50, 1968, 183-200. Ähnliche Exemplare, die ins 7. J h . (!) datiert werden, stammen aus Novae, K. MaeBCKH u. a., HAH 32, 1970, 87, Abb. 23; ders., ApxeonornqecKH H3CJieaBaHHH b 3anaji,HiiH ceKTop Ha HoBe npe3 1967-1969 r., HAH 34, 1974, 190, Abb. 18, zur Datierung vgl. 189.

« G. Gomolka, Klio 47, 1966, 336, Taf. VI, 43 a ; 337, Taf. V I I , 50; 338, Taf. V I I I , 55 bzw. Text, dies., Klio 50, 1968, 198 f. Ähnliche aus Histria durch Münzen von lustin I I . (565-578) und Tiberius Constantin I I . (578-582) datiert. E . M. Condurachi si colaboratori, Santierul Histria, Materiale 6, 1959, 280, fig. 5, zusammen mit Dreilagenk a m m ; ders., Materiale 7, 1960, 242, fig. 15. Aus den spätantiken Festungen Sucidava I I , T. Tudor, Sucidava IV, Materiale 1, 1953, 709, fig. 12 a u n d g u n d Sadovec, I. Welkow, Germania 19, 1935, Taf. 20 (münzdatiert 6./ 7. J h . , 154). Aber auch aus Novae, SondageB, II. ^hmhTpon u. a., ApxeojToriMecKHe pasKonKH b boctoihom ceKTope HoBe b 1965 r., HAH 30, 1967, 98, Abb. 30, 2.

165 Schloß und Schlüssel 496

497

498

Kr. 1973; I n v . Nr. 120 Schnitt: 73/27; Obj.: Koord.: O 30,50/N 15,00; Niv.: + 1 , 5 5 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus dem Lehmschutt über H a u s 32/19 N Beschr. : Verbogene Feder eines Steckschlosses aus Eisen, wahrscheinlich ehemals mit Kupfer tauschiert. Die Feder besteht aus vier, z. T. abgebrochenen Blättern. Maße: Lg.: ehemals etwa 185; Dm. der Federplatte: 22; Lg. der Blätter: etwa 40 Taf. 59 Kr. 1972; I n v . Nr. 6 Schnitt: 72/7 (W); Obj.: Koord.: - ; Niv.: + 2 , 1 5 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus dem H u m u s unter der Grasnarbe Beschr. : Aus einem Stück Eisenblech gefertigter hohler Schlüssel mit rechteckigem Bart, der eine Einkerbung aufweist. Die am anderen Ende des Schlüssels angeschweißte Öse ist nur noch zur H ä l f t e erhalten. Maße: Lg.: 89; Lg. B a r t : 20; Br. B a r t : etwa 15; Dm. S c h a f t : etwa 9 Taf. 59 Kr. 1978; Inv. Nr. 24 Schnitt: 78/12; Obj.: Koord.: O 71,50/S 10,10; Niv.: +2,15 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus dem Lehmschutt neben der Mauer von 75/6 S Beschr. : Korrodiertes eisernes Federschloß in Kastenform. Maße: Lg.: 115; Br.: 30; H . : 40; Feder: 8 x 9 Taf. 59, 68 f

N u r in drei E x e m p l a r e n k o n n t e n 2 S c h l ö s s e r (Nr. 496, 498) u n d S c h l ü s s e l (Nr. 497) a n g e t r o f f e n w e r d e n . Die Schloßfeder stammt aus dem Lehmschutt des Langhauses 32/19 N, das Kastenschloß aus den o b e r f l ä c h e n n a h e n S c h i c h t e n . E s ist n i c h t sicher, o b die Schlösser ü b e r h a u p t ins f r ü h e M i t t e l a l t e r g e h ö r t h a b e n . Möglicherweise m ü s s e n sie d e n S t ö r u n g e n d e s 12.—14. J h . u n d s p ä t e r z u g e r e c h n e t w e r d e n . Derartige Schlösser w a r e n j e d o c h im f r ü h e n Mittelalter üblich. « I m H u m u s w u r d e ein eiserner S c h l ü s s e l m i t e i n e m e i n f a c h e n , nur m i t einer K e r b e v e r s e h e n e n B a r t gefunden. Ein ähnliches Exemplar aus NoviodunumI s a c c e a zeigt jedenfalls, d a ß S c h l ü s s e l dieser Art im Mittelalter d u r c h a u s in G e b r a u c h g e w e s e n s i n d . 4 3 Kämme 499

42

K r . 1972; I n v . Nr. 128 Schnitt: 72/17; Obj.: ICoord.: O 26,50/S 11,00g; Niv.: +1,40 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus lockerem humosem Lehmschutt Beschr.: F r a g m e n t eines zweizeiligen Dreilagenkammes aus Knochen mit einem erhaltenen Niet aus

Ähnliche Schloßfedern wurden in Pliska gefunden, CraHHeB, HAH 23, 1960, 31, Abb. 4 E, A - f l ; dieselben 5K. B i m a p o ß a , Actes du X I I e Congrès International É t u d e s Byzantines, tome I I I , Beograd 1964, Abb. Aber auch aus der Festung Pernik, H. 'laiircma, HAH 1962, 49, Taf. I I I . Ähnliche Kastenschlösser siehe Fl. HnK0Ji0Ba,

43

HapeBrpaa

TipHOB,

v g l . A n m . 117,

Ct. bei des 2a. 25, bei o.

S. 146, 234, Abb. 63. I . Barnea si colaboratori, Materiale 4, 1957, 170, fig. 16,4.

166

500

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.

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505

MICHAEL W E N D E L

Bronze. Die Griffleiste zeigt eingeritztes Fischgrätenmuster und gebündelte senkrechte Linien. Die Ränder an den Zinkenreihen sind mit Einschnitten versehen, die durch das Aussägen der Zinken entstanden sind. Maße: Lg.: 33; Br.: 40; Br. der Griff leiste: 15; St.: ehemals 10 Taf. 59 Kr. 1973; Inv. Nr. 49 Schnitt: 73/6; Obj.: 20/8 N Koord.: 0 19,70/N 7,30; Niv.: +1,36 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Wandschutt des Hauses Beschr.: Rest des Mittelstückes eines Dreilagenkammes aus Knochen. Bohrung zur Aufnahme des Nietes ist noch erkennbar, die Zähne sind ausgebrochen. Maße: Lg.: 13; Br.: 27; St.: 25 Dm. der Bohrung: 3 Taf. 59 Kr. 1973; Inv. Nr. 130 Schnitt: 73/25 O b j . : Koord.: O 30,10/N 6,95 Niv.: +1,01 m/T. 2 Fundumst.: Unter der Hausgrube 32/8 N aus einer Holzkohleschicht Beschr.: Dreilagenkamm aus Knochen mit 4 Bronzenieten. Auf der Griffleiste nur spärliche Verzierung in Form zweier schräg laufender Linienpaare und senkrechter gebündelter Linien. Die senkrechten Ritzlinien an den Rändern stammen vom Einschneiden der Zinken, die z. T. ausgebrochen sind. Maße: Lg.: 92; Br.: 45; St.: 10; Dm. der Nieten: 4,5 Taf. 59, 68 d Kr. 1972; Inv. Nr. 189 Schnitt: 75/13; Obj.: Koord.: O 49,52/N 23,97; Niv.: +1,42 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Störung Beschr.: Fragment vom Ende des Mittelstückes eines Dreilagenkammes aus Knochen. Die Reste der Bohrung zur Aufnahme eines Nietes sind noch erkennbar. Die Zinken sind z. T. ausgebrochen. Maße: Lg.: 17; Br.: 43; St.: 3 Taf. 59 Kr. 1977; Inv. Nr. 43 Schnitt: 75/3 und 6; Obj.: Koord.: O 49,20/N 21,60; Niv.: +1,18 m/T.2 Fundumst.: Aus dem humosen Schutt der modernen Störung Beschr.: Rest des Mittelteils eines Dreilagenkammes. Maße: Lg.: 24; Br.: 17; St.: 3 Taf. 59 Kr. 1977; Inv. Nr. 75 Schnitt: 75/26; Obj.: Koord.: O 74,70/N 5,20; Niv.: +1,49 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Lehmschutt neben 76/8 N Beschr.: Dreilagenkamm aus Knochen mit 3 Nieten aus Bronze. Maße: Lg.: 103; Br.: 42; St.: 10 Taf. 59 Kr. 1978; Inv. Nr. 270 Schnitt: 78/10; Obj.: 67/11 S Koord.: 0 65,30/S 11,90; Niv.: + l , 4 8 m / T . 2 Fundumst.: Aus der Hausgrube Beschr.: Fragment eines knöchernen Dreilagenkammes mit drei eisernen Nieten. Die Mittelleiste ist mit senkrechten Ritzlinien, die den Einschnitten der Zinken folgen, verziert. Maße: Lg.: 78; gr. Br.: 39; St.: 14 Taf. 59, 68e

Die in den mittelalterlichen Schichten gefundenen Kämme gehören alle zum Typ der sogenannten „Dreilagenkämme". 44 Sie bestehen aus einem zwei4,1

Zur Herstellungstechnik und den grundlegenden Formen vgl. T. ToTeB, ApxeonorHH 5, 1963, KH. 3, 91 f.

seitig eingesägten Mittelstück, das von beiden Seiten mit je einer Griff platte versehen und mit Nieten verbunden wurde. Die Griffplatten sind mit senkrechten bzw. schräg verlaufenden Strichmustern verziert. Nur das Exemplar Nr. 505 konnte aus einer Hausgrube geborgen werden (67/11 S). Kämme dieser Art werden meist in spätantiken Objekten gefunden und allgemein in das 6-/7. Jh. datiert. Aber auch auf Fundplätzen des frühen Mittelalters sind sie häufig vertreten. /l5 Henkel und Griffe 506

Kr. 1972; Inv. Nr. 231 Schnitt: 72/4; Obj.: 53/17 N Koord.: Etwa O 51,00/N 17,00; Niv.: +1,45 m/T.2 Fundumst.: Aus der Hausgrube Beschr.: Stark korrodiertes, längliches, gebogenes. Eisenstück mit rechteckigem Querschnitt. Evtl. Rest eines Henkels oder Griffes. Maße: Lg.: 110; Dm.: 5 x 8 507 Kr. 1973; Inv. Nr, 73 Schnitt: Steg zwischen 73/8 und 9; Obj.: — Koord.: 0 18,50-22,00/N 15,50-16,50; Niv.: +1,70 m/T. 2 Fundumst.: Nachträglich aus dem Schutt über Raum 20/14 N ausgelesen Beschr.: Tordierter Eisengriff mit umgebogenen flachgeschmiedeten Enden. Maße: Lg.: 97; Dm.: 7 Taf, 60 508 Kr. 1973; Inv. Nr. 84 Schnitt: 73/21; Obj.: Koord.: 0 28,00/N 15,00; Niv.: +1,50 m/T. 2 Fundumst.: Aus humosem Lehmschutt, evtl. der Wand des Hauses 32/19 N Beschr.: Tordiertes Eisenstück, dessen Enden abgebrochen sind; Rest eines Griffes oder Henkels. Maße: Lg.: 84; DM.: 45 Taf. 60 « A. O., 92, Abb. 10 und 11 aus dem AIM Sofia, Fundort unbekannt (v. a. das Stück Abb. 10 mit unserer Nr. 499 nahezu identisch). Aus Krivina, G. Gomolka, Klio47,1966, 339, Taf. I X v. a. 63, 66, 68, vgl. Text dies., Klio 50, 1968, 201 ff. Relativ gut datierte ähnliche Exemplare von Dreilagenkämmen stammen aus Moresti (5.-6. Jh.), K. Horedtu. a., SCIV 5, 1954, nr. 1 - 2 , 208, fig. 5,2; aus Piatra Frecafei zusammen mit slawischen Bügelfibeln und einem Armring mit trompetenförmigen Enden aus einem Grab des 6./ 7. Jh., P. Aurelian, Materiale 8,1962,581, fig. 18,1, 5; aus Histria mit Münzen Iustins II., E. M. Condurachi si colaboratori, Materiale 6, 1959, 288, fig. 10, 1; mit Warzendekorlampen, ders., Materiale 7, 1960, 260, fig. 25; aus Novae mit Münzen aus dem 5./6. J h . bei K. MaeBCKiiit, ApxeojiorHHecKHc nccjie.iOBanHH 3ananHoro ceKTopa Hoße B 1960-1961 r, HAH 26, 1963, 120, Abb. 8, 1; mit Münze aus der Mitte des 6. Jh., ders., ApxeojiornHH 1936, 70 stellte ebenso wie H. MaBpoAHHOB, ITpa6i>jirapcKaTa xynoi«ecTBeHa HHjjyCTpHH C OrjieH Ha 3JiaTHHTe MaAapCKH HaKHTH, CöOpHMK Manapa II, 1936, 184 sowie ders., CTapoÖMrapcKOTO H3KyCTBO, CO({IHH 1959, 229, die These auf, daß die Ungarn derartige Applikationen von den Bulgaren übernommen hätten. H. MaBp0«HH0B, C6opHHK Maaapa II, 1936, 186, Abb. 233, 235 bildete eine Gußform derartiger Applikationen aus Vidin ab. Ähnliche stammen aus Devinska nova ves, J. Eisner, Devinska nova ves. Slovenské pohrebisté, Bratislava 1952, Abb. 88/10. Zur Datierung vgl. 12

Iatrus-Krivina III

650

651

Kr. 1972; Inv. Nr. 317 Schnitt: 72/12; Obj.: Koord.: O 36,25/N 6,60; Niv.: +1,28 m/T.2 Fundumst.: Aus gelbem Lehm neben Haus 38/5 N Beschr.: Flache Riemenzunge aus Eisen. Maße: Lg.: 51; Br. : 20 Taf. 64 Kr. 1972; Inv. Nr. 411 Schnitt: 72/4b; Obj.: Koord.: O 63,65/N 17,60; Niv.: +1,40 m/T. 2 Fundumst.: Aus Lehmschutt,wahrscheinlich Störung Beschr.: Breite, flache Riemenzunge aus Eisen. Maße: Lg.: 63; Br.: 39 Taf. 64 Kr. 1973; Inv. Nr. 31 Schnitt: Steg zwischen 72/26 und 73/3; Obj.: 53/8 S Koord.: O 51,70-52,60/S 7,00-9,70; Niv.: +1,94 m/ T.2 Fundumst.: Aus dem Schutt des Hauses unmittelbar über den Lehmbackwannen Beschr.: Kleine Riemenzunge aus Bronze mit schwalbenförmigem Ende und drei Nieten an der Rückseite. Die Vorderseite weist eine einfache Punzverzierung, bestehend aus zwei in Längsrichtung verlaufenden Linien auf, die durch einandergereihte, dreieckige Punzen gebildet werden. Maße: Lg.: 32; Br.: etwa 9 . Taf. 64 Kr. 1973; Inv. Nr. 109 Schnitt: 73/12a; Obj.: Koord.: O 35,40/N 5,90; Niv.: +1,30 m/T.2 Fundumst.: Aus dem gelben Lehm über dem Obj. 38/5 N Beschr.: Länglich rechteckiges, dünnes Bronzeblech mit leicht eingebogenen Enden und einer Durchbohrung an einem Ende; Rest eines Beschlages. Maße: Lg.: 49; Br.: 9,5; Dm. Durchbohrung: 4 Kr. 1975; Inv. Nr. 71 Schnitt: 75/9; Obj.: Koord.: O 30,00/N 21,10; Niv.: +1,60 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Lehmschutt über Haus 30/21 N Beschr.: Flaches, sich nach einem Ende'verjüngendes Eisenband, evtl. Riemenzunge. Maße: Lg.: 71; Br.: 29 Taf. 64 Kr. 1975; Inv. Nr. 281 Schnitt: 75/2; Obj.: 18/15 N Koord.: 0 16,87/N 18,66; Niv.: +1,42 m/T.2 Fundumst.: Aus dem Schutt der Hausgrube Beschr.: Stark korrodiertes, flaches Stück Eisen mit

J . Hampel, Altertümer des frühen Mittelalters in Ungarn, Braunschweig 1905, Bd. 1, 807ff.; N. Fettich, die Metallkunst der landnehmenden Ungarn, Arch. Hun. 21, 1937, 296 sowie I. Kovrig, Das awarenzeitliche Gräberfeld von Alattyän, Arch. Hun. NS 40, 1963, 237 halten diese Trachtbestandteile für ungarisch, die von den Bulgaren übernommen worden seien. Ihre Datierung stimmt mit der von Hampel überein. Weitere Parallelen aus Jakimovo-2, AT. MHJWEB, ApxeoJiorHH 5, 1963, KH. 3, 33, Abb. 12; ders., Slavia Antiqua 13, 1966, 349, Abb. 11; aber auch in H3TOPHH Ha 6-bJirapCKOTO H30ßpa3HTejIH0 H3KyCTB0, CcxJtHH 1976, 131, Abb. 148; Nova Cerna, AT. MKMCB, CT. AHreJioßa, r C Y H O O 63, 1971, 204, Taf. XLII 3 (1); Stärmen, U. Dymaczewska u. a., Slavia Antiqua 13, 1966, 296, rys. 26, 11; Dinogetia-Garvän, Dinogetia I, 1967, 295, fig. 173, 4; und Päcuiul lui Soare, P. Diaconu, D. Vilceanu, vgl. Anm. 22, o. S. 119f., 155, fig. 62,1.

178

MICHAEL W E N D E L

einem halbrunden Ende, wahrscheinlich Rest einer Riemenzunge. Maße: Lg.: 48; Br.: 29 Taf. 64 652 Kr. 1977; Inv. Nr. 26 Schnitt: 75/34; Obj.: Koord.: 0 38,25/N 20,80; Niv.: +1,72 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem humosen Lehmschutt neben 38/23 N Beschr.: Kleine Riemenzunge aus Bronze, die am Ende ausgebrochen und deren Oberfläche mit feinen Ritzlinien verziert ist. Maße: Lg.: 36; Br.: 11; St.: 3 Taf. 64, 71 d 653 Kr. 1978; Inv. Nr. 94 Schnitt: 78/2; Obj.: 61/16 S Koord.: O 61,65/ S 14,75; Niv.: +1,85 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Hausgrube Beschr.: Kleine schmale Riemenzunge aus Bronze mit einer Durchbohrung am halbrunden Ende. Maße: Lg.: 56; Br.: 8; St.: 2 Taf. 64 654 Kr. 1978; Inv. Nr. 204 Schnitt: 78/5; Obj.: Koord.: O 71,00/S 14,47; Niv.: +1,74 m/T. 2 Fundumst.: Aus Lehmschutt Beschr.: Flaches Eisenstück mit einem halbrunden Ende und einer Rippe auf der Oberseite, Riemenzunge. Maße: Lg.: 45; Br.: 27; St.: 7 Verschiedentlich konnten an einem Ende halbrunde, flache, schmale Eisenfragmente ausgegraben werden, die als Riemenzungen gedeutet werden. Ob diese Interpretation bei Nr. 647, 650 und 653 zu Recht besteht, ist fraglich. Zweifellos das interessanteste Stück stellt die kleine schwalbenschwanzförmige, bronzene Riemenzunge Nr. 648 mit den zwei schwachen Punzlinien auf der Vorderseite dar. Auf der Rückseite des Stückes befinden sich kleine Häkchen, die zur Arretierung auf dem Gürtel dienten. Ähnlich ist Nr. 652, das allerdings den Riemen klemmte und mit einem Niet befestigt war. Solche Riemenzungen sind aus Dinogetia-Garvän bekannt. 7 0 In Noviodunum-Isaccea und Preslav wurden zwei nahezu identische Exemplare wie Nr. 648 gefunden und auf Grund der Keramik ins 10. Jh. datiert. 7 1 Schließen und Schnallen 655

Kr. 1973; Inv. Nr. 89 Schnitte 73/20; Obj.: 28/10 N Koord.: O 28,70/N 10,50; Niv.: +1,45 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Hausgrube Beschr.: Rest einer ovalen, an einer Längsseite leicht eingezogenen Schließe aus Bronze. Die Enden des aus rundem Material bestehenden Stückes sind leicht geöffnet und angespitzt. Maße: Lg.: 38; Br.: 23; Dm.: 3 Taf. 64 656 Kr. 1975; Inv. Nr. 193 Schnitt: 75/20; Obj.: 30/21 N Koord.: 0 31,64/N 22,87; Niv.: +1,18 m/T.2 Fundumst.: Vom Boden der Hausgrube Beschr.: Zu einer rechteckigen Öse gebogenes, vierkan70 7

Dinogetia I, 1967, 295, fig. 173, 24. ' I . Barnea, Materiale 4, 1957, 170, fig. 16, 7; T. ToTeB, EarmjiHKa npw Caitanona Mormra n Ilpecjiai!, CfiopuHK ITpecjiau 2, Coijmti 1976, 52. Abb. 15.

tiges Eisenstück. Rest einer rechteckigen Gürtelschnalle mit Mittelsteg. Maße: Lg.: 52; Br.: 30; Dm.: 9 x 1 2 Taf. 64 657 Kr. 1975; Inv. Nr. 317 Schnitt: 75/3; Obj.: Koord.: O 20,43/N 21,64; Niv.: +0,86 m/T.2 Fundumst.: Aus humosem Lehmschutt unmittelbar an der Absturzkante zur Jantra Beschr.: Stark korrodierte, große, eiserne Gürtelschnalle von fast quadratischer Form aus flachem Material. Maße: Lg.: 50; Br.: 50; Dm.: 8 x 1 1 Taf. 64 658

Kr. 1975; Inv. Nr. 321 Schnitt: 75/5; Obj.: 47/20 N Koord.: O 47,40/N 20,90; Niv.: +1,14 m/T.2 Fundumst.: Aus der Hausgrube dicht an der Grenze zur neuzeitlichen Störung Beschr.: Rechtwinklig umgebogenes Stück Eisen mit rechteckigem Querschnitt, wahrscheinlich Rest einer Gürtelschließe. Maße: Lg.: 41; Br.: 35; Dm.: 8 x 1 1 Taf. 64

659

Kr. 1977; Inv. Nr. 68 Schnitt: 75/28; Obj.: Koord.: O 74,30/N 14,30; Niv.: +1,08 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Lehmschutt unter 73/12 N Beschr.: Ovale eiserne Gürtelschnalle mit bronzenem Dorn. Maße: Lg.: 43; Br.: 24; Lg.: Dorn: 24 Taf. 64, 71 a 660 Kr. 1977; Inv. Nr. 148 Schnitt: 75/34; Obj.: Koord.: O 35,30/N 21,40; Niv.: +1,04 m/T. 2 Fundumst.: Aus Lehmschutt Beschr.: Rechteckige, stark korrodierte eiserne Gürtelschnalle mit Dorn. Maße: Lg.: 55; Br.: 50 Taf. 64 661 Kr. 1978; Inv. Nr. 2 Schnitt: 78/1; Obj.: Koord.: O 59,20/S 15,00; Niv.: +2,38 m/T.2 Fundumst.: Aus dem Humus unter der Grasnarbe Beschr.: Änkerförmiger Gürtelhaken aus Bronze. Der Ring am oberen Ende ist zu zwei Dritteln weggebrochen. Der Haken ist mit eingepunzten Punktkreisen verziert. Maße: noch erh. Lg.: 27; Br. des Hakens: 30 Taf. 64, 71 c 662 Kr. 1978; Inv. Nr. 10 Schnitt: 78/11; Obj.: Koord.: 0 69,80/S 10,50; Niv.: +2,49 m/T.2 Fundumst.: Aus dem Humus unter der Grasnarbe Beschr.: Kleine Gürtelschließe aus Bronze in Tierfigur. Das linde zeigt peltenartige Auswüchse, unterhalb der Öse sind zwei seitliche Fortsätze angebracht. An der Unterseite befinden sich zwei Nieten, auf denen noch kleine rechteckige Nietbleche stecken. Maße: Lg.: 43; Br. an den Fortsätzen: 14; Dm. Öse: 5 X 8; Höhe der Nieten: 6 Taf. 64, 71 e 663

Kr. 1978; Inv. Nr. 254 Schnitt: 78/4; O b j . : Koord.: O 68,20/S 15,90; Niv.: +1,41 m/T.2 Fundumst.: Aus der Störung Beschr.: Verbogene Gürtelschnalle aus Bronze. Die rechteckige Halteplatte weist in Reihe drei Nieten auf, von denen zwei noch erhalten und eine ausgebrochen ist. An der Oberkante befindet sich ein großes Loch. Maße: Lg.: 50; Br.: 50; Halteplatte: Lg.: 42; Br.: 20; St. Öse: 3 Taf. 64, 71b

Trachtbestandteile und Schmuck Quadratische Gürtelschnallen sind v o n vielen F u n d plätzen des 8.—10. Jh. b e k a n n t . 7 2 Ob der kleine aufgebogene Bronzering Nr. 655 als Teil einer Schließe oder Bestandteil einer R i e m e n f ü h r u n g zu interpretieren ist, bleibt fraglieh. D i e halbrunde Gürtelschnalle mit dem a n g e s e t z t e n rechteckigen Blech (Nr. 663) hat ebenso Parallelen in der Spätantike wie der plastische D o r n v o n Nr. 6 5 9 . 7 3 D i e Gürtelschließe Nr. 662 mit der vertikalen Öse und d e m pelt e n a r t i g e n E n d e m u ß in die Kategorie der R i e m e n enden eingeordnet werden. 7 4 Nicht ganz sicher k a n n E x e m p l a r Nr. 661 als Gürtelhaken interpretiert werden. Wahrscheinlicher ist eine Einordnung als Attache, wofür Parallelen vorliegen. 7 5 Fibeln 664

Kr. 1973; Inv. Nr. 46 Schnitt: 73/14; Obj.: 66/23 N Koord.: O 66,00/N 21,10; Niv.: +1,40 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Hausgrube Beschr.: Bronzene Bügelfibel mit halbrunder Kopfplatte und fünf Knöpfen sowie vier Sprossen im Mittelteil und noch einmal zwei unmittelbar am Übergang zum Fußabschluß. Die Fibel scheint ein Rohling zu sein, denn sie weist keinerlei Verzierung auf der Vorderseite auf, noch sind auf der Bückseite irgendwelche Reste der • Nadelhalterung zu beobachten. Lediglich zwei horizontale geritzte Linien auf der Kopfplatte deuten eine Verzierung an. Der Bügel ist sehr flach gestaltet. Maße: Lg.: 61; Br. des Kopfes: 18; Br. des Bügels: 8 Taf. 65 665 Kr. 1975; Inv. Nr. 36 Schnitt: 73/27; Obj.: 30/14 N Koord.: 0 30,55/N 14,95; Niv : +1,04 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Wandlehm Beschr.: Bronzene Bügelfibel mit umgeschlagenem Fuß. Der Bügel und Fuß sind mit eingepunzten Linien und Punktkreisen verziert. Die Nadel ist abgebrochen, die Spirale stark verrottet. Um das Oberteil des Fußes wurde dünner Bronzedraht gewunden, um diese schmale Stelle zu verstärken. Maße: Lg.: 51; Br. des Bügels: 75 Taf. 65 666 Kr. 1975; Inv. Nr. 37 Schnitt: 73/8; Obj.: Koord.: O 18,60/N 13,90; Niv.: +0,95 m/T. 2

'2 Z. B. aus Pliska, CT. OanieB, HAH 13,1960, 35, Abb. 6 B, 10, 11; CT. MHxaöJlOB, HAH 34, 1974, 236, Abb. 33; Abrittus-Razgrad, C. TeopraeBa, HAH 24, 1961, 16, Abb. 11; Nova Öerna, AT. MmineB, CT. AHreJiOBa, r e y H ® ® 63, 1971, 205, Taf. X L I I 5 ; Babovo, JK. BtwapoBa, vgl. Anm. 45, o. S. 133, 59, Abb. 34,1; Kjulevöa, a. 0 . , 98, Abb. 52,3; 105, Abb. 59, 5; 114, Abb. 66,2; 117, Abb. 69,5; 118, Abb. 70, 4; Bdinci, a. O., 155, Abb. 97, 4, 9; Jakimovo, At. MilSev, Slavia Antiqua 13, 1966, 353, Abb. 13. Aber auch aus Capul Viilor, B . 3 a p p a , Dacia 7, 1963, 392, Abb. 28, 1 - 4 , 6; oder Dridu, E. Zaharia, vgl. Anm. 22, o. S. 119f., 127, fig. 53, 3. 73

Z. B. aus der Dobrudscha bei R. Vulpe, I. Barnea, Din istoria Dobrogei, vol. I I , Bucuresti 1968, 548f., fig. 60 (6. J h . aus Callatis) und fig. 61, 6 (6.-7. Jh., Histria). 74 Vgl. S. Uenze, Die Schnallen mit Riemenschlaufen aus dem 6. und 7. Jh., BVB 31, 1966, 142-181. 7 "' Vgl. Anm. 47-49, o. S. 167.

12»

179 Fundumst.: Aus dem gelben Lehm unter der Wand von Raum 20/14 N Beschr.: Stark korrodierter Eisenrest, dessen Biegung auf eine Eisenfibel schließen läßt.. Maße: Lg.: 76 Taf. 65 Mit der Biigelfibel aus d e m H a u s 66/23 N setzte sich J. Herrmann ausführlich auseinander, so daß hier auf eine B e h a n d l u n g dieser Problematik verzichtet werden k a n n . 7 6 Bemerkenswert ist auch die Fibel mit umgeschlag e n e m F u ß aus dem Objekt 30/14 N . Ähnliche Fibeln wurden i n K r i v i n a schon aus d e r P e r i o d e D g e b o r g e n . 7 7 F a s t identische E x e m p l a r e wurden in Histria und a n anderen Orten g e f u n d e n und dort ins 6./7. Jh. datiert. 7 8 D e r Eisenrest Nr. 666 aus demselben Objekt ist schwer deutbar. D i e charakteristische K r ü m m u n g des Stückes sowie seine Form an b e s t i m m t e n Stellen k ö n n t e n a n eine Fibel erinnern. Leider ist das Fragm e n t so stark korrodiert, das es einer R e s t a u r a t i o n nicht mehr zugänglich war. Kreuze 667

Kr. 1972; Inv. Nr. 462 Schnitt: 72/27; Obj.: 65/6 S Koord.: O 65,26/S 5,94; Niv.: +1,55 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Hausgrube Beschr.: Arm eines Votivkreuzes aus Bronze mit eingepunzten Punktkreisen auf der Fläche als auch auf den runden Auswüchsen, zu denen der Rand von der Mitte ausschwingt. Im schnjalen Teil des Stückes, also zur Mitte des Kreuzes, sind zwei kleine Löcher von Nieten zu sehen. Maße: Lg.: 37; gr. Br.: 48; kl. Br.: 13 Taf. 65 668 Kr. 1975; Inv. Nr. 54 Schnitt: 73/19; Obj.: Koord.: O 29,00/N 4,50; Niv.: +2,10 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Humusschicht, unmittelbar unter der Grasnarbe E Beschr.: Kreuz-Enkolpion aus Bronze mit 2 Scharnieren zum Aufklappen. Die Vorderseite ist mit einer stark stilisierten eingepunzten Figur verziert, die, wie die sich darüber befindliche griechische Inschrift (MTpey) besagt, die Mutter Gottes darstellt. Auf der Rückseite wurde das Kreuz mit einfachen Punzlinien, u. a. mit Fischgrätenmustern, ornamental ausgestaltet. I m Inneren des Kreuzes befanden sich noch vergangene Reste einer nicht mehr zu deutenden Reliquie. Maße: Lg.: 66; Br.: 35; St. zusammengeklappt: 5 Taf. 65, 70 a—o 669 Kr. 1978; Inv. Nr. 185 Schnitt: 78/4; Obj.: Koord.: O 69,20/S 14,70; Niv : +1,62 m/T. 2 76

J . Herrmann, Iatrus-Krivina I, 1979, 114f., Abb. 46a Taf. 46 a. 77 G. Gomolka, Zu den spätkaiserzeitlichen Fibeln aus dem Donaukastell Iatrus, Nordbulgarien, Klio 48, 1967, 3 1 5 319, datiert sie anhand von Parallelen ins 5.—Anfang 7. J h . (318). Vgl. auch Taf. X I X , 342 und 343. 78 E. M. Condurachi si colaboratori, Materiale 4, 1957, 21, 20, fig. 7b; Sintana de Mures, I. Ioni^a, AM 4, 1966, 243, fig. 35,17 und Ablanica — 1, }K. Bimapoßa, vgl. Anm. 45, o. S. 133, 284, Abb. 178, l a und b,

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MICHAEL W E N D E L

F u n d u m s t . : Aus humosem Lehmschutt unter dem Hortfund Beschr.: Versilbertes Votivkreuz aus Bronze, dessen Arme peltenartige Fortsätze haben. In der Kreuzmitte befindet sich ein eingelassener schwarzer Stein. Die Öse zum Anhängen weist auf ihrer Oberfläche drei Längsrippen auf. Maße: Lg.: 50; Br.: 37; Dm. Stein: 8 Taf. 65, 70 d Der aus dem K o m p l e x 65/6 S stammende Arm eines V o t i v k r e u z e s m i t P u n k t k r e i s v e r z i e r u n g (Nr. 667) w u r d e bereits v o n J . H e r r m a n n v o r g e s t e l l t . 7 9 K r e u z e dieser Art h a b e n ihren U r s p r u n g w o h l im 5. J h . in Smyrna, Palästina80 und wurden während des ges a m t e n Mittelalters b e n u t z t . Ihre f e i n e r e D a t i e r u n g ist d a h e r s c h w i e r i g . 8 1 E b e n f a l l s a n ö s t l i c h e Vorbilder l e h n t sich d a s K r e u z m i t d e n p e l t e n f ö r m i g e n E n d e n (Nr. 669) a n . 8 2 D a s K r e u z - E n k o l p i o n N r . 6 6 8 ist e i n besonders schönes Exemplar seiner Gattung. Diese s o g e n a n n t e n P a l ä s t i n e n s e r k r e u z e h a b e n in der bulg a r i s c h e n L i t e r a t u r eine g e h ö r i g e A u f m e r k s a m k e i t b e a n s p r u c h t , so d a ß hier auf g r u n d l e g e n d e A u s f ü h r u n g e n v e r z i c h t e t w e r d e n k a n n . 8 3 E s ist a b e r n i c h t g e l u n g e n , a u s der r e i c h h a l t i g e n L i t e r a t u r ein in der P u n z v e r z i e r u n g ä h n l i c h e s E x e m p l a r zu f i n d e n . Alle P a r a l l e l e n w e i s e n d a s a u s der H u m u s s c h i c h t s t a m m e n d e E x e m p l a r ins 8.—10. Jh. 8 ' 4

'9 J . H e r r m a n n , Iatrus-Krivina I, 1979, 114, Abb. 46d, 115, Taf. 46 d. so O. Wulff, vgl. Anm. 65, o. S. 177,195, Abb. Taf. X L I V , 944 (ein nahezu identisches Exemplar aus Smyrna), 943, 961; ders., Altchristliche u n d byzantinische K u n s t , Bd. 1, Berlin 1916, 199, Abb. 201, rechts o. auf Silbergeschirr. 81 Parallele aus Preslav, Kp. MHHTeB, Pa3KoriKHTi, Bt> üpecjiaBT) npe3T> 1930 r., THM 5, 1926-1931, 1933, 218, Abb. 124; ein ähnliches (Zufallsfund) bei II. MyTa^HHeB, Bp0H30Bi BOTHBeHi. KptCTi., H B A f l 4, 1914, 262, Abb. 237; Kp. MHHTeB, IlaJiecTJiHCKH KpicTOBe B BtjirapHH, THM 3, 1921, 80, Abb. 68; T. ToTeB, HHM HI 5, 1972, 48, Abb. 7 a ; aus dem Peristylgebäude von Chisar Arm eines Kreuzes mit griechischer Inschrift und Kopfzeichnung bei K. Ma^iKapon, KtCHopniviCKa nepnCTUjTHa crpafla B XHcap, Apxeojioi'HH 9, 1967, KH. 1, 54, Abb. 10; mit Punktkreismuster aus Jakimovo-2, AT. MHICB, ApxeoJioriiH 5, 1963; KH. 3, 29, Abb. 8; s. a. ders., Slavia Antiqua 13,1966, 344, Abb. 7; ein ähnliches aus dem 12.—14. J h . aus Veliko Tärnovo, H. HHKOJiOBa, U,apeBrpaA TtpHOB, vgl. Anm. 117, o. S. 146, 260 f., Abb. 8 2 - 8 4 . Ein ebenfalls nahezu identisches Exemplar wurde in Vinica gefunden, T. ToTeB, CTapoS'L.irapcKH H e n p o n o n B l a u i a T a H a H30BHp „BHHH-

Ua", HHM III 4, 1967, 48, Abb. 7 a ; auch a u s P ä c u i u l lui Soare, P. Diaconu, D. Vilceanu, vgl. Anm. 22, o. S. 119f., 268, pl. X X I X , 5 und Dinogetia-Garvän (mit eingepunztem orans), Dinogetia I, 1967, 361, fig. 192, 15. 82

Siehe McnyccTBO BH3aHTHH B coöpaHHax CCCP, TOM 1, MocKBa 1977, 118, 161 6, B aus Tarsus, 6. J h . in Gold. M O. Wulff, vgl. Anm. 65, o. S. 177, 195ff., Taf. XLV, 918, 923, 924, 928, 930 (vorwiegend aus Smyrna, 6./7. Jh.). Zur bulgarischen Literatur vgl. Kp. MHHTeB, THM 3, 1921, 59 (Datierung 6.—14. J h . ) ; AT. MnjiqeB, ApxeonorHH 5, 1963, KH. 3, 3 0 f . ; JI.FLOMEBA-ÜETKOBA,EporaoB «ptcT OT Bpaija, ApxeonorHH 17, 1975, KH. 2, 60—65. 84 Aus Preslav, Kp. MHHTeB, THM 5, 1933, 218, Abb. 124, links u.; T. ToTen, HHM Ol 5, 1972, 48, Abb. 7 6, B, r ;

Arm-, Finger- u n d Ohrringe 670

Kr. 1972; Inv. Nr. 4 Schnitt: 72/8 (N); Obj.: Koord.: O 31,50/S 4,80; Niv.: + 2 , 2 5 m/T. 2 . F u n d u m s t . : Aus dem H u m u s unter der Grasnarbe Beschr.: Kleiner, reifartiger Fingerring aus Bronze mit verbreiterten Enden. Maße: D m . : 19; S t . : 1 671 Kr. 1972; I n v . Nr. 57 S c h n i t t : 7 2 / 7 a ; Obj.: Koord.: O 29,20/S 3,70; Niv.: + 1 , 5 0 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus der Grabgrube, unmittelbar beim Schädel Beschr.: Kleines Bronzedrahtfragment von verschlungenen Bronzedrähten u n d einer Schleife, wohl Teil eines Ohrringes. Maße: Lg.: 7 672 Kr. 1972; Inv. Nr. 75 Schnitt: 72/17; Obj.: Koord.: O 22,00/S 9,00; Niv.: + 2 , 1 0 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus humosem Lehmschutt unter der Grasnarbe Beschr.: Fingerring aus Bronze mit rundem, ungleich starkem Querschnitt. Maße: D m . : 28; D m . des Reifes: etwa 3 673 Kr. 1972; I n v . Nr. 105 Schnitt: 72/8a (S); Obj.: 33/11 S K o o r d . : O 32,00/S 12,60; Niv.: + 1 , 7 0 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus der Hausgrube Beschr.: Fragment eines Armringes aus Bronze mit trompetenartig verdicktem Ende, auf dem ein Gittermuster und zwei umlaufende Killen eingepunzt sind. Maße: Lg.: 45; gr. D m . : 5; kl. D m . : 3 Taf. 65 674 K r . 1972; I n v . Nr. 170 Schnitt: 7 2 / 6 b ; Obj.: 4 1 / 6 N Koord.: O 42,50/N 3,00; Niv.: + 1 , 7 0 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus der Hausgrube Beschr.: Fingerring aus Bronze mit rhombischer Schauseite, auf der 4 Kreispunkte eingepunzt sind. Die Schauseite u n d der im Querschnitt flach dreieckige Reif werden durch halbmondförmige Fortsätze getrennt. Maße: D m . : 23; Dm. Schauseite: 10; D m . Schulter: 7; D m . Reif: 4 Taf. 65 675 Kr. 1972; I n v . Nr. 262 Schnitt: 7 2 / 6 b ; Obj.: Koord.: E t w a O 42,00/N 3,00; Niv.: + 1 , 8 0 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus dem Schutt über dem H a u s 41/6 N JI. OrHeHOBa, C. TeopnieBa, HAH 20, 1955, 405, Abb. 45; B. HBaHOBa, ,H,BeTe ijtjPKBH npH HynKaTa Ha H3TOHHaTa CTeHa Ha BT/rpeniHHH r p a n B npecjiaB, HAH 20, 1955, 467, A b b . 5 ; P l i s k a , CT. OraHieB, H A H 2 3 , 1 9 6 0 , 2 9 , A b b . 3 B, 1,

2; Vinica, T. ToTeB, H H M IH 4, 1967, 48, Abb. 7 B - r ; Stàrmen, U. Dymaczewska u. a., Slavia Antiqua 13, 1966, 296, rys. 26, 6, 7 ; Chisar, K. MaflH«apoB, ApxeonorHH 9, 1967, 54, Abb. 8; Abrittus-Razgrad, C. l'eoprHeBa, HAH 24, 1961, 16, Abb. 11; Jakimovo-2, AT. MHJineB, ApxeonorHH 5, 1963, KH. 3, 29, Abb. 8; 30, Abb. 9; s. a. ders., Slavia Antiqua 13, 1966, 344, Abb. 8; Nova Cerna, AT. MHJTHCB, CT. AHrejiOBa, F C Y H O O 63, 1971, 205, Taf. X L I I , 6; Piatra Freca$ei, P. Aurelian, Materiale 8, 1962, 586, fig. 23 (10.-12. J h . ) ; Dinogetia-Garvàn, Dinogetia I, 1967, 3 5 9 363, fig. 191-193; Pàcuiul lui Soare, P. Diaconu, D. Vìlceanu, vgl. Anm. 22, o. S. 119 f., 268, pl. X X V I I I und X X I X . Aber auch noch aus Pirdop u n d Kàrdiali, E . MaHOBa, Apxeojiornn 5, 1963, KH. 3, 73, Abb. 47, 1, 4, 5 und 77.

Trachtbestandteile und Schmuck Beschr.: Fragment eines Armringes aus Bronze mit trompetenartig verdicktem Ende, auf dem sich drei umlaufende eingepunzte Rillen befinden. Maße: Gr. Dm.: 6; kl. Dm.: 3 676

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Kr. 1972; I n v . N r . 362 Schnitt: 72/6; Obj.: Koord.: O 44,20/N 6,75; Niv.: +1,05 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Lehmschicht unter dem Haus 41/6 N Beschr.: Einfacher, aus dünnem Kupferdraht gefertigter Ohrring. Maße: Dm.: 32; Dm. Draht: 2 Kr. 1973; Inv. Nr. 104 Schnitt: Steg zwischen 73/3 und 4; Obj.: — Koord.: O 52,60-55,00/N 11,10-11,50; Niv.: Fundumst.: Beim Abtragen des Steges nachträglich aus dem Abraum ausgelesen. Beschr.: Kleiner Fingerring aus Bronze mit flachem Querschnitt. Maße: Dm.: 14; Dm. Reif: 2 x 2 , 5 Taf. 65 Kr. 1973; Inv. Nr. 107 Schnitt: 73/25; Obj.: Koord.: O 32,20/N 3,50; Niv.: +1,50 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Grabstörung über Haus 31/2 N, 0,10 m unterhalb der Schädelkalotte Beschr.: Kleiner Fingerring aus Bronzedraht mit übereinandergelegten Enden. Maße: Dm.: 9; Draht: 1 Taf. 65 Kr. 1975; Inv. Nr. 12 Schnitt: 75/5; Obj.: 46/21 N Koord.: 0 46,10/N 20,40; Niv.: +1,80 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Hausschutt Beschr.: Hälfte eines Armringes aus blauem Glas mit schmalen Längsrillen. Maße: Errechneter Dm.: etwa 45; St.: 6 Taf. 65 Kr. 1975; Inv. Nr. 67 Schnitt: 75/14; Obj.: Koord.: 0 39,50/N 23,50; Niv.: +1,72 m/T. 2 Fundumst.: Aus dem Schutt des Hauses 40/22 N Beschr.: Fingerring aus Bronze mit ellipsoider, stark abgenutzter Schauseite, auf der ein Vogel (Adler) stehend mit ausgebreiteten Flügeln eingepunzt ist. Unmittelbar am Übergang des Reifes zum Schild wurde auf jeder Seite ein „x" eingepunzt. Maße: Dm.: 21; Lg. Schild: 17; Br. Schild: 15 Taf. 65 Kr. 1977; Inv. Nr. 160 Schnitt: 77/4; O b j . : Koord.: 0 124,15/S 4,90; Niv.: +1,25 m/T. 2 Fundumst.: Aus Störung Beschr.: Hälfte eines Armreifens aus Bronze. Maße: Dm.: 54; St.: 6

Kr. 1978; Inv. Nr. 52 Schnitt: 78/3; Obj.: Koord.: O 66,10/S 15,30; Niv.: +2,00 m/T. 2 Fundumst.: Aus der Störung Beschr.: Reif eines Fingerringes aus Bronze. Dort, wo die Schauseite angebracht war, ist der Ring breitgeklopft. Maße: Äußerer Dm.: 21; innerer Dm: 18; St.: 8 Taf. 65 683 Kr. 1978; Inv. Nr. 75 Schnitt: 78/15; Obj.: Koord.: O 80,60/S 10,00; Niv.: +1,75 m/T. 2 Fundumst.: Zwischen Steinen und Tierknochen aus Störung

181 Beschr.: Kleiner zusammengebogener Bronzering mit halbrundem Querschnitt. Maße: Äußerer Dm.: 26; innerer Dm.: 18; St.: 5 Taf. 65 Die beiden Bronzeringfragmente mit trompetenförmigen Enden Nr. 673 und 675 wurden von J. Herrmann beschrieben. 8 5 Beide Ringe haben ihre Vorbilder vor allem im provinzialrömischen Bereich. Fast identische Exemplare wurden in die Zeit des 6-/7. Jh. datiert. 8 6 Insgesamt konnten drei Fingerringe gefunden werden, von denen das Stück Nr. 674 besprochen und vorgestellt worden ist. 8 7 Ringe dieser Form sind von verschiedenen frühmittelalterlichen Fundplätzen bekannt und wurden dort ins 8.—10. Jh. datiert. 8 8 Der Fingerring mit dem eingeritzten stehenden Adler mit ausgebreiteten Flügeln auf der Schauseite Nr. 680 ist im bulgarischen Fundmaterial weit verbreitet. Seine Datierung erfolgte im allgemeinen in die Zeit des 9./10. Jh. 89 85 J . Herrmann, Iatrus-Krivina I, ,1979, 114, Abb. 46 c, Taf. 46c. 86 Aus einem Grab von Piatra Freca^ei zusammen mit slawischer Bügelfibel und Dreilagenkamm, P. Aurelian, Materiale 8, 1962, 581, fig. 18, 3; aus der Nekropole Kajläka in der Nähe von Pleven, Ct. CTaHHeB, ß . HanroRa h Xp. IleTKOB, HeKponojii>T b MecTHOcrra „Kaitabna" npH ÜJieBeH, ApxeojiorHH 3, 1961, kh. 1, 35, Abb. 3, 4 (wird ins 4.-5. Jh. datiert). Aus der Basilika von Öoban- dere beim Dorf Eski-Diumaisko (Ovfiarovo, Bez. Tärgoviäte), II. MyTa$HHeBb h K». rocnoffimoBb, 11 B A ß 7, 1919-1920, 31, Abb. 26, 6 (vorher wurden dort Münzfunde aus dem 3. und 14. Jh. geborgen. Die auf Grund dessen vorgenommene Datierung des Stückes ins 13./14. Jh. ist m. E. nicht annehmbar). 87 M. Wendel, AuF 19, 1974, H. 1,58, Abb. I b ; J. Herrmann Iatrus-Krivina I, 1979, 114, Abb. 46b; 115 und Taf.46b. 88 Abgebildet bei At. Mhutob, ApxeojiorHH 5,1963, kh 3, 31, Abb. 10; ders., Slavia Antiqua 13, 1966, 346, Abb. 9; aus Stärmen, TJ. Dymaczewska u. a., Slavia Antiqua 13, 1966, 296, rys. 26, 9; vgl. auch W. Hensel, Arch. Pol. 12, 1970, 173, fig. 17, 13, 16; ähnliche auch aus Dolni Lukovit bei 2K. BimapoBa. vgl. Anm. 45, o. S. 133, 201, Abb. 124, 11; 208, Abb. 129,4; mit Punktkreisen ebenfalls aus Ablanica2, a. O., 296, Abb. 184, 8 a, 6; sowie Dinogetia-Garvän, Dinogetia I, 1967, 285, fig. 170, 2. S9 Aus Preslav, H. HaHroBa, MAM 31, 1969, 224, Abb. 20,2; Nova Cerna, At. MujineB, Ct. AHreJiOBa, r C Y H C " ® 63, 1971, 204, Taf. XLII (1 und 3); Ablanica, HÍ. BtmapoBa, vgl. Anm. 45, o. S. 133, 290, Abb. 180, 8; Misevsko, a. 0., 302, Abb. 188, 4; 307, Abb. 191, 6 6 ; 309, Abb. 193, 1 - 5 ; Vinica, T. ToTeB, MHM HI 4, 1967, 41, Abb. 8; Lukovit, Ct. CTaHieB h Kp. Haießa, CpeAHOBeKOBeii St.irapcKH HeKponoJi ¡V)flyKOBHT,HAH 23, 1960, 85, Abb. 8; Väliedrám, At. Milfiev, Slavia Antiqua 13, 1966, 347, Abb. 10; Piatra Frecafei, Grabfund des 10.—12. Jh., P. Aurelian, Materiale 8, 1962, 585, fig. 22; Capidava, Capidaval, 1958, 235, fig. 11, 4; Dinogetia-Garvän, Dinogetia I, 1967, 285, fig. 170,11; Päcuiul lui Soare, P. Diaconu, D. Vilceanu, vgl. Anm. 22, o. S. 119f., 140, fig. 56,8. Diese Ringe wurden aber auch auf Fundplätzen des 12.—14. Jh. gefunden. Vgl. aus dem Gebiet um Zlatograd, Grabfunde aus dieser Zeit bei E. Ma«0Ba, ApxeonorM 6,1964, kh. 4, 21, Abb. 4, 1, 2, 5 - 7 ; 22, Abb. 5,5 und 6 sowie Abb. 6; dies., PC 2, 1969, 215, Abb. 4, 1,2, 5 - 7 ; 216, Abb. 5, 5, 6, Abb. 6.

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MICHAEL W E N D E L

Armringe »us blauem Glas, wie das Fragment Nr. 679 aus dem Haus 46/21 N, sind ebenfalls im bulgarischen Fundgut des 9.—11. Jh. wohlbekannt. 90 4.4.

Sonstiges

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K r . 1972; I n v . Nr. 3 Schnitt: 72/8 (N); Obj.: Koord.: —; N i v . : — F u n d u m s t . : Aus der Grasnarbe Beschr.: F r a g m e n t einer gläsernen Verzierungseinlage aus dunkelblauem Glas. Maße: 685 K r . 1973; I n v . Nr. 129 Schnitt: 73/26; Obj.: 31/14 N Koord.: etwa 0 31,00/N 11,00; Niv.: + 1 , 3 0 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus dem gelben Wandlehm der halbrunden Steinsetzung Beschr.: Keramikfragment aus hellem, fein geschlämmtem Ton. Wohl ehemals ein rundes Stück, dessen durch Reliefleisten abgeteilte Felder mit plastischen Kreuzen gefüllt sind; wahrscheinlich Baukeramik. Maße: D m . ehemals etwa 140; S t . : 11 Taf. 65, 70e 686 K r . 1975; I n v . Nr. 137 Schnitt: 75/10; Obj.: 26/23 N Koord.: O 27,30/N 21,65 Niv.: + 1 , 3 0 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus der Hausgrube Beschr.: Kleines, undefinierbares, sich nach unten verjüngendes Stück aus Bronze mit verbogener Spitze u n d quadratischem, hohlem Querschnitt. Maße: Lg.: 40 687 K r . 1975; I n v . Nr. 243 Schnitt: 75/6; Obj.: Koord.: 0 52,75/N 21,78; Niv.: + 1 , 5 5 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus dem Schutt der neuzeitlichen Störung Beschr.: Kleines Stück Bronzeblech mit den Besten einer Ritz Verzierung an einer Ecke, wahrscheinlich ehemals in Form konzentrischer Kreise, sowie einer geraden geritzten Linie an einer Längskante. Maße: Lg.: 15; Br.: 11 688 K r . 1977; Inv. Nr. 49 S c h n i t t : 75/5; Obj.: Koord.: O 45,60/N 19,70; Niv.: + 0 , 6 8 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus Lehmschutt Beschr.: Eiserner Feuerstahl, dessen eines E n d e rechtwinklig, das andere zu einer Grifföse umgebogen ist. Maße: Lg.: 59; Br.: 30 Taf. 65, 71 j 689 K r . 1978; I n v . Nr. 16 Schnitt: 78/10; Obj.: Koord.: 0 66,10/S 11,50; Niv.: + 2 , 2 3 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus humosem Lehmschutt über 67/11 S OO Aus Pliska CT. OaimeB, MAH 23, 1960, 27, Abb. 2; ders., MAM 20, 1955, 208, Abb. 26, 5 - 8 ; aus Preslav, II. Maiii'OBa, MAH 21, 1957, 238 (zusammen mit Bleisiegel aus der Zeit J o h a n n s I . Tzimiskes); Dolno Cerovo, fl. CTOHHOBa-Cepa$HMOBa, ApxeonorHH 5,1963, KH. 4,26, Abb. 9; Kärdiali, E . MaHOBa, ApxeoaorHH 5, 1963, KH. 3, 76; Gräberfeld von Nanovica, }K. BiwapoBa, vgl. Anm. 45, o. S., 133, 314, Abb. 196, 6'; 316, Abb. 197, v. a. 325, Abb. 203; sowie aus Mirkovo, a. O., 238, Abb. 204, 4. Ringe dieser Art wurden auch auf Fundplätzen aus späterer Zeit gefunden, wie im Gräberfeld von Loveö (10.—13. Jh.), C. F e o p r a c B a

H P. üemeBa,

CpeAHOBeKOBeH

ßtJirapcKH

iieitponojT itpavi r p . JIoBei m nannTHTe HaMepeHM B Hero, HAH 20, 1955, 540, Abb. 38.

Beschr.: Tropfenförmiger Anhänger aus Eisen mit einer leicht verbogenen Öse. Taf. 65, 71 h Maße: Lg.: 45; gr. Br.: 12; S t . : 1 690 Kr. 1978; I n v . Nr. 29 Schnitt: 78/1; Obj.: Koord.: 0 58,50/S 14,70; Niv.: + 2 , 2 5 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus humosem Lehmschutt Beschr.: Kleiner runder Anhänger aus Blei mit radial angeordneter PunzVerzierung auf der Vorderseite. Maße: D m . : 14; S t . : 2 Taf. 65, 71 i 691 Kr. 1978; I n v . Nr. 51 Schnitt: 78/4; Obj.: Koord.: O 68,90/S 16,20; Niv.: +2,02 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus Störung Beschr.: Flach zusammengedrücktes, eisernes Tüllenfragment. Maße: Lg.: 46; Br.: 25; S t . : 5 692 Kr. 1978; I n v . Nr. 107 Schnitt: 78/22; Obj.: Koord.: O 55,50/S 5,95; N i v . : + 1 , 6 7 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus L e h m s c h u t t Beschr.: Rechteckiges, sehr schweres Eisenstück mit einer Bohrung in der Mitte. Maße: Lg.: 56; Br.: 51; St.: 15; D m . Loch: 12 693 Kr. 1978; I n v . Nr. 147 Schnitt: 78/3; Obj: Koord.: O 64, 40/S 16,00; Niv.: +1,39 m/T. 2 F u n d u m s t . :Aus der Störung Beschr.: H ä l f t e einer runden P l a t t e aus hellrot gebranntem Ton mit Inschrift am R a n d : KW^LB einem Kreuz sowie $ als erhabene Zeichen. Der P l a t t e n r a n d wird durch eine plastische umlaufende Leiste ergänzt. Maße: D m . : 140; St.: 15 Taf. 65, 70f 694

K r . 1978; I n v . Nr. 277 Schnitt: 78/6; Obj.: 76/15 S Koord.: 0 76,00/S 14,50; Niv.: + 1 , 7 1 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus dem Hausschutt Beschr.: Kleiner halbkugeliger Knopf aus violettem Glas. Maße: H . : 7; gr. D m . : 20 Taf. 65 695 K r . 1978; I n v . Nr. 293 Schnitt: 78/16; Obj.: 76/9 S • Koord.: O 77,00/S 9,30; Niv.: + 1 , 7 5 m/T. 2 F u n d u m s t . : Aus der Hausgrube unter einem Stein Beschr.: Bronzegefäß mit flachem in der Mitte gedelltem Boden und aufstehendem R a n d (Eimer). Am R a n d befinden sich drei Lötstellen, von denen zwei gegenständig sind. Auf dem Bauch des Gefäßes ist eine feine umlaufende Mäanderleiste sichtbar. Maße: H . : 125; Mündungsdm.: 133; gr. D m . : 140 Taf. 19, 32, 39

Unter der Rubrik „Sonstiges" wurden einige Funde erfaßt, die sich in keine der vorangehenden Kategorien einordnen ließen. Weitverbreitet waren im mittelalterlichen Bulgarien die Feuerstähle verschiedenster Form, die vor allem in Gräbern gefunden wurden. 91 Ein ähnlicher tropfenförmiger Anhänger aus 9

< Aus Babovo, JK. BiHtapoBa vgl. Anm. 45, o. S. 133, 56, Abb. 32, 2, 7; oder Kjulevöa, a. 0 . , 135, Abb. 83, 5; aber auch aus Castelu, A. Rädulescu — N. Har^uchi, vgl. Anm. 51, o. R. 134, 127, pl. X X X I , 5 - 7 um n u r einige Beispiele zu nennen.

Sonstige Kleinfunde

183

Eisen wie Nr. 689 stammt aus Pliska, 9 - während nahezu identische runde Bleianhänger wie Nr. 690 aus Dridu und Päcuiul lui Soare stammen. 9 3 Aufmerksamkeit dürfen ebenfalls die beiden mit christlichen Symbolen verzierten runden Keramikplatten Nr. 685 und 693 beanspruchen. Ähnliche Platten sind aus der Spätantike bekannt und werden meist als Gefäßdeckel gedeutet. 9 '* Ebenfalls spätantikprovinzialrömischer Provenienz ist das im Keramikkomplex von 76/9 S gefundene Bronzegefäß Nr. 695, das in Ungarn sehr ähnliche Entsprechungen hat. 9 "'

5.

Chronologie und

Periodisierung

Die ausgegrabene Fläche stellt lediglich einen kleinen Ausschnitt aus dem gesamten Siedlungsareal dar, was vor allem für die historisch-chronologische Interpretation und Untergliederung in Perioden und Phasen von Bedeutung ist. 1 Die Berücksichtigung der unmittelbaren stratigraphischen Zusammenhänge bzw. Abfolgen (Abb. 54), Aussagen zum Fundmaterial sowie einschneidende historische Daten lassen jedoch ein dichtes Netz logischer Schlußfolgerungen zur relativen und absoluten Chronologie entstehen. Die frühmittelalterliche Siedlung muß in mehrere Eckdaten eingebettet werden. Das sind einmal die goldmünzdatierten Objekte 46/21 N sowie die Hausgrube über der Basilika I I I , 2 die deutlich das Ende der frühmittelalterlichen Besiedlung anzeigen. Auf deren Beginn weisen vor allem zwei Objekte in der Fläche IV hin, die unter den ältesten Hausgruben wie 28/10 N, aber eindeutig über dem münzdatierten Schutt der letzten Kastellperiode D angelegt waren. Da diese sich wiederum überschnitten haben und unter Hausgruben lagen, die auf Grund des Fundmaterials, der Stratigraphie und des Siedlungsplans ins 92

MB. 3axapHeB, lOwHaia KpenocTHa CTeHa Ha IIjiHCKa K neitponojibT OTKpHT no MCH. (Pa3KonKH npe3 1971—1974 r.), ünHCKa-IIpecnaB, TOM 1, C O $ H H 1979, 118, Abb. 28. m E.Zaharia, vgl. A n m . 22, o. S . 1 1 9 f . , 127, fig. 53, 7; P. Diaconu, D . Vilceanu, vgl. Anm. 22, o. S. 119f., 145, fig. 58.

94

95

1

R. Vulpe, I. Barnea, vgl. Anm. 73, o. S. 179, 542, fig. 53; oder A T . MHmeB, CT. AHrejiosa, R C Y M O O ) 63, 1971, 137, Taf. VIII, 3, 4. Vgl. die Eimerformen bei A. Radnöti, Die römischen Bronzegefäße aus Pannonien, DissertationesPannonieae, Budapest 1938, 174ff. und Taf. X X X I I u. X X X I I I . B. FLHMOBA, BeKOBe 4 , 1 9 7 5 , KH.2, 52 k o m m t z u d e m Schluß, daß es in Krivina mehrere Phasen der Zerstörung und des Wiederaufbaus gegeben haben muß. Vgl. auch dies., Iatrus-Krivina I, 1979, 96. ,11,. MuTOBa-fliKOHOBa, ApxeoJioRHH 12, 1970, KH. 3, 11 sah im wesentlichen zwei Wohnniveaus. Die Kriterien für die v o n ihr postulierten Horizonte können jedoch nicht akzeptiert werden. J . Herrmann, Iatrus-Krivina I, 1979, 1 1 1 - 1 1 3 stellt 6 Schichten fest (Schema siehe a. 0 . , 112, Abb. 45).

2 T . I v a n o v , K l i o 4 7 , 1 9 6 6 , 1 7 2 - 1 7 4 , vgl.dazuauchT.MBaHOB, ApxeonorHH 18, 1976, KH. 3. 1978 wurde wiederum eine Goldmünze v o n Constantinus I I / R o m a n o s I I (945—959) und 1979 erneut ein Gefäß mit drei derartigen Münzen geborgen.

frühe 8. J h . datiert werden können, müssen sie zwangsläufig ins 7. J h . gehören. Eine andere Möglichkeit, vergleicht man Phasenschema (Beilage 3) und Siedlungsplan (Beilage 2), bleibt nicht. Aber auch die datierenden Funde aus diesen Objekten sprechen für eine solche Zeitstellung. Vor allem der awarische Gürtelbesatz aus 61/13 N a, die dreiflügeligen Pfeilspitzen aus demselben Haus, die slawische Bügelfibel aus 66/23 N (eine weitere wurde 1977 gefunden), die handgemachten frühslawischen Scherben aus Raum 20/14 N und das halbe Gefäß derselben Art aus 55/4 S sind eindeutige Belege für diese Feststellung. In diesen Zeitraum zwischen Anfang des 7. J h . bis zur Zerstörung der frühmittelalterlichen Siedlung im 2. Drittel des 10. J h . müssen alle anderen frühmittelalterlichen Objekte eingeordnet werden. Die Abfolgen stratigraphisch direkt aufeinander bezogener Komplexe und Zwischenschichten geben durch den Vergleich bzw. die Parallelisierung ihrer Fundmaterialien eine ziemlich zuverlässige Datierungsgrundlage. Die komparative Auswertung der Materialien aus den Schichten über, unter und zwischen den Objekten und ihr direkter Vergleich mit den Komplexen läßt nicht nur Rückschlüsse auf Siedlungsperioden und -phasen zu, sondern bietet immer wieder Kontrollmöglichkeiten bei der Datierung und Einordnung aller Objekte in den chronologisch fixierten Rahmen. Die komplexe Auswertung der stratigraphischen Verhältnisse unter Einbeziehung aller Ergebnisse der Fundanälyse hat so abgesicherte Erkenntnisse erbracht, daß sie für die gesamte frühmittelalterliche Siedlung verallgemeinert werden können. Verschiedene noch näher zu erörternde Zäsuren bieten Anlaß die Anfang des 7. J h . einsetzende mittelalterliche Besiedlung in fünf Perioden zu untergliedern. Das sind: Periode E - 7. Jh. Periode F - Ende 7. J h . bis Ende 9. J h . Periode G - Ende 9. J h . bis Ende 2. Drittel 10. J h . Periode H - 11./12. J h . Periode I - 12. bis 14. Jh. 3 Die Perioden können wiederum in mehrere Phasen unterteilt werden, die sieh aus Zerstörung bzw. Neubau von Häusern herleiten lassen. Vorgänger- und • Nachfolgebauten befanden sich jeweils in unmittelbarer Nähe und konnten in den meisten Fällen stratigraphisch miteinander verbunden werden. Die Phasengliederung, in Beilage 3 scheniatisch dargestellt, war in der historischen Wirklichkeit wesentlich differenzierter. Aufbau und Zerstörung der zu einer 3

I m wesentlichen bestätigen sich damit die Ergebnisse v o n J. Herrmann, Balcanoslavica 2, 1973, 44—48 und ders., Iatrus-Krivina I, 1979, 1 1 1 - 1 1 3 . Die Perioden E und F wurden schon damals erkannt. G konnte durch die Auswert u n g der F u n d e inhaltlich neu bestimmt werden, H und I wurden neu herausgearbeitet. Durch die intensive Grabungstätigkeit 1973—1978 erfolgte eine große Anreicherung mit Objekten und Materialien sowie neuen Erkenntnissen, die auch eine stärkere Differenzierung der einzelnen Perioden und Phasen bedingten»

184 Phase zusammengefaßten Häuser waren zeitlich sicherlich verschieden. Derartige Schwierigkeiten zeigten sich vor allem in der Periode G bei der Einordnung der Gebäude 44/24 N - 40/22 N - 46/21 N sowie 27/1 S - 22/2 S - 25/7 S. Danach mußten Gebäude einer Phase zugeordnet werden, obwohl sie in direkter stratigraphischer Abfolge standen. Das Fundmaterial und der Überkreuzvergleich mit anderen Objekten ließ jedoch keine andere Möglichkeit zu. Wie aber aus den erstellten Siedlungsplänen für die einzelnen Perioden und Phasen zu erkennen ist, haben sie doch ihre historische Berechtigung. Vor allem Anfang und Ende einer jeden Periode lassen sich gut herausarbeiten und bestimmen. Ergänzt wird diese Gliederung durch Beobachtungen am Fundmaterial, die ausgehend von der Komplexabfolge die Richtigkeit der gewonnenen Ergebnisse hinlänglich belegen. Die Länge der Phasen wird also im wesentlichen durch die Lebensdauer der mittelalterlichen Häuser bestimmt. Es gibt meines Wissens keine speziellen Arbeiten zur Lebensdauer solcher Gebäude, wie sie in Krivina ausgegraben werden konnten. Geht man von heutigen bzw. Verhältnissen der jüngsten Vergangenheit in Krivina f ü r die Lebensdauer von Lehmhäusern aus, so ist bezeugt, daß sie etwa 50 bis 60 Jahre und noch länger Bestand hatten. Diese Zahl auf das frühe Mittelalter bezogen, würde überall auf heftige Kritik stoßen. Bezieht man aber die Überlegung in die Argumentation ein, daß auch heute noch solche Häuser im wesentlichen von einer Generation genutzt werden, so ist das m. E. berechtigterweise auch für das frühe Mittelalter anzunehmen, falls nicht gewaltsame Einwirkungen ihre Lebensdauer beschränkt haben. Dividiert man die 270 Jahre der Perioden F und G durch die Anzahl ihrer Besiedlungsphasen, so ergibt sich ein durchschnittliches Lebensalter für die Häuser von 30 bis 35 Jahren. Für die Periode F mit ihrem durch Langhäuser bestimmten Siedlungsbild und der weitestgehend friedlichen Entwicklung (s. u. S. 186ff.) können rund 40 Jahre, f ü r Gdagegen nur 25 Jahre errechnet werden. Die verschiedenen Zahlen haben ihren Grund nicht nur in der Bauweise, sondern in der gesamten historischen Entwicklung (s. u. Kap. 6). Diese Zahlen scheinen annehmbar, eher noch etwas zu gering. Interpretiert man sie jedoch als Durchschnittswert, so sind sie sehr wahrscheinlich. Erkennt man sie also an, so belegt auch dieser Analogieschluß die Richtigkeit einer Datierung derPeriodeE ins 7. J h . Ihre Bauten können demnach nicht nur auf Grund stratigraphischer bzw. fundstratigraphischer Ergebnisse in diese Zeit gestellt werden, sondern ebenso durch die sich aus der Phasengliederung ergebenden Möglichkeiten. Damit ergibt sich durch ein dichtes Netz von aus der umfassenden Analyse gewonnenen Schlußfolgerungen eine insgesamt sehr feine Datierung für die Bauwerke aller frühmittelalterlichen Perioden und Phasen (Beilage 3). Für die großen in die Periode E datierten Gebäudekomplexe sollte eine längere Nutzungszeit als 30 Jahre angenommen werden. Das resultiert aus ihrer massiven Bauweise und der exponierten Lage.

MICHAEL W E N D E L

Periode

E (Abb.

65)

Die frühmittelalterliche Periode E war die erste nachkastellzeitliche Siedlungsperiode auf der Gradiste bei Krivina, den Ruinen des spätantiken Kastells Iatrus. Sie kann in mindestens zwei Phasen unterteilt werden, die durch die aufeinanderfolgenden Gebäude 27/11 N sowie 30/14 N in der Fläche IV gekennzeichnet sind (Abb. 12, 13). 27/11 N war das erste frühmittelalterliche Gebäude, das unmittelbar auf dem Schutt der Kastellperiode D angelegt worden war. Der Lehmschutt war in diesem Grabungsabschnitt durch Münzen aus der Zeit Iustinians sowie Gebäudereste hinlänglich charakterisiert. 27/11 N war stratigraphisch eindeutig jünger als dieser das Ende des Kastells bezeugende Schutt. Von allen in diesem Grabungsabschnitt (Gruppe IV) untersuchten mittelalterlichen Häusern war es aber andererseits das älteste (Abb. 54). 4 Seine Datierung in die erste Hälfte des 7. J h . kann somit nach obigen Ausführungen als gesichert angesehen werden. Das Objekt war durch den großen Gebäudekomplex 30/14 N teilweise überlagert und zerstört worden. Nur dem Umstand, daß die spätere Hausgrube 28/10 N nicht so tief eingegraben war, ist es zu verdanken, daß seine südliche Wandfundamentierung noch beobachtet werden konnte. Diesem Sachverhalt muß aber gleichzeitig zugerechnet werden, daß aus dem Haus kein Material geborgen werden konnte. Die wenigen zwischen den Steinen des Fundaments gefundenen Scherben sind sämtlich spätantik-frühbyzantinischer Provenienz. Das aus mehreren Räumen bestehende Bauwerk 30/14 N, dessen Wände mit Steinen und Lehm fundamentiert gewesen sind, war eindeutig jünger als 27/11 N, jedoch ebenso deutlich älter als die früheste Hausgrube in diesem Grabungsabschnitt. Man geht wohl nicht fehl, wenn der Bau als Nachfolger von 27/11 N in der zweiten Hälfte des 7. J h . bezeichnet wird. Die aus ihm geborgenen Funde sind vor allem frühbyzantinisch. Amphorenscherben I I , I I 1, I I 5, I I I 1, IV 1 sowie Scherben grauer Töpfe gaben erste Hinweise für die Datierung. Einige kleinere Wandungsscherben mit eingeritzter Verzierung waren nicht auswertbar. Ihre Interpretation ist deshalb schwierig, weil über den Räumen 20/14 N und 20/16 N eine Kulturschicht aus dem 11./12. Jh. abgelagert war. Aus dieser Schicht ist auch die Münze Michaels IV. (1034—1041) in das Haus gelangt. Aufmerksamkeit dürften auch die handgemachten frühslawischen Wandungsscherben beanspruchen, die zusammen mit der frühbyzantinischen Drehscheibenkeramik im Raum 20/14 N geborgen werden konnten. Sie können die Datierung des Gebäudes ebenso unterstützen wie die Fibel mit umgeschlagenem Fuß aus dem Raum 29/14 N. Der Rest des großen Gebäudes 75/6 S gleicht in der Bauweise 27/11 N und 30/14 N. Seine Mauern waren eindeutig über kastellzeitlichen Fundamenten und dem Brand-

4

Die Zugehörigkeit von 27/7 N zur frühmittelalterlichen Siedlung konnte dagegen nicht eindeutig geklärt werden (s. o. S. 108).

Chronologie und Periodisierung

185

Abb. 65. Plan der Siedlungsperiode E

Schutt aus der Periode D angelegt. Da auch dieses Haus das älteste im Grabungsabschnitt VII war und mitten in das Gebäude hinein die Hausgrube 76/9 S eingetieft worden ist, auch die.im wesentlichen frühbyzantinischen Fundmaterialien nicht dagegen sprechen, kann eine Zuordnung zur Periode E als gesichert gelten. In den gleichen Horizont, vergleicht man Bauweise und Fundmaterial, muß 55/4 S gehört haben. Seine Fundamentreste waren ebenso wie bei 75/6 S mit spätantiken Fußbodenziegeln ausgeglichen. Aufmerksamkeit dürfen vor allem aber die handgemachten Scherben eines frühslawischen Topfunterteils beanspruchen, die zusammen mit frühbyzantinischer Drehscheibenkeramik das Gebäude in die zweite Hälfte des 7. J h . weist. Der zweiten Phase von E haben zweifelsohne auch die schon ausführlich publizierten Objekte 61/13 N a und 66/23 N angehört. 5 Insbesondere 61/13 N a erbrachte einige Kleinfunde, die es zweifelsfrei ins 7. Jh. weisen. Auch die Datierung von 66/23 N ist durch die slawische Bügelfibel gesichert. Da beide Objekte aber weder mit 27/11 N, 30/14 N noch mit 75/6 S oder 55/4 S bzw. untereinander stratigraphisch verbunden waren, kann nicht endgültig entschieden werden, ob die beiden Hausgruben der ersten oder zweiten Phase von E zuzuordnen sind. Sie wurden aber durch die Fund5

J. Herrmann und M. Wendel, Iatrus-Krivina I, 1979, 142 und 144.

analyse in die zweite Phase gestellt, weil weder Gürtelbesatz noch slawische Bügelfibel eine frühere Datierung zulassen. Die frühmittelalterliche Periode E wird demnach durch mindestens zwei Phasen charakterisiert, von denen E l im ausgegrabenen Siedlungsabschnitt durch ein Gebäude mit Steinfundament (27/11 N) und E 2 durch in der gleichen Technik errichtete repräsentative Bauwerke (30/14 N, 75/6 S und 55/4 S) charakterisiert wird. Ob die beiden Hausgruben 61/13 N a und 66/23 N als Langhäuser oder quadratische Grubenhäuser anzusehen sind, war nicht mehr zu entscheiden. Die Breite der ausgegrabenen Grubenreste spricht eher für Langhausbauten. Die Bauwerke der Periode E waren sämtlich in den münzdatierten Zerstörungshorizont der Kastellperiode D, der das Ende von Iatrus belegt, eingetieft bzw. auf ihm angelegt. Sie waren aber auch alle stratigraphisch älter als die später eingetieften Hausgruben vom slawischen Typ. Sie unterschieden sich von ihnen sowohl nach ihrer Form als auch der angewandten Bautechnik. Die Fundmaterialien sind im wesentlichen frühbyzantinischer Provenienz und unterscheiden sich vom Fufidgut aus den Kastellperioden durch die Kollektionierung der Typen und ihre Ausprägung. Scherben handgemachter frühslawischer Gefäße, awarischer Gürtelbesatz, dreiflügelige Pfeilspitzen, Fibel mit umgeschlagenem Fuß und slawische Bügelfibel unterstützen die Datierung dieser Periode ins 7. Jh.

186

MICHAEL W E N D E L

_MO_

Abb. 66. Plan der Siedlungsperiode

F

Periode F (Abb 66). Nach dem Untergang des großen Gebäudekomplexes 30/14 N änderten sich Hausbauweise und Siedlungsstruktur grundlegend. Der Übergang deutete sich schon durch die beiden Hausgruben 61/13 Na und 66 23 N in der Phase E 2 an. Stratigraphie, materielle Kultur und Siedlungsplan erlauben eine Untergliederung der frühmittelalterlichen Periode F in fünf aufeinanderfolgende Phasen, deren Übergänge sich fließend durch Zerstörung bzw. Neuaufbau der Häuser ergeben haben (Beilage 3). Die Phase F 1 wird im untersuchten Siedlungsabschnitt durch die Häuser 61/13 N b als Nachfolgebau von 61/13 Na, das Langhaus 47/8 S, das Wirtschaftsgebäude 30/3 S sowie die Häuser 58/12 S und 79/14 S repräsentiert. Die Bauten zeigen wegen der zerstückelten Grabungsiläche kein klares Siedlungsbild. Ihre Zusammenfassung zu einer Phase ist sowohl durch die stratigraphische Abfolge, insbesondere von 61/13 N a zu 61/13 N b und von 30/3 S, 58/12 S sowie 79/14 S zu den nachfolgenden Gebäuden, als auch durch die Auswertung der Komplexe berechtigt. Die Stellung von 30/3 S und 47/8 S in der Komplexabfolge ist durch die keramischen Materialien gesichert. Vor ailem aus der stark zerstörten Hausgrube 79/14 S wurde fast nur spätantik-frühbyzantinisches Material geborgen. Das prozentuale Verhältnis von frühbyzantinischer zu frühmittelalterlicher Keramik war in diesen Objekten ziemlich ausgewogen (Abb. 55). Die Keramik mit eingeritzter Veiznrung wurde aus-

schließlich durch die Gruppe 2 sowie die Randformengruppe I 1 bestimmt. Der Typ 1 übernimmt in diesem Horizont Leitfunktion. Die Datierung der Phase in das Ende 7./Anfang 8. J h . wurde durch das Zierscheibenfragment aus 30/3 S unterstützt. Die Phase F 2 wird durch das erste massive Vorkommen von Langhäusern charakterisiert, die sich in der von uns untersuchten Fläche zu einem verständlichen Siedlungsbild formierten (Abb. 66). Die Gebäude 28/10 N, 42/16 N, 18/20 N, 32/9 S und 61/10 S konnten nicht nur stratigraphisch diesem Horizont zugeordnet werden, auch die Auswertung der Komplexe ergab ein einheitliches Bild der materiellen Kultur. Der frühbyzantinische Anteil verringert sich, ist aber als Inventar zu fassen, wie z. B . der Fund der Amphore I 1 im Haus 18/20 N beweist. Die Keramik mit eingeritzter Verzierung wurde durch die Gruppe 2 und Randformen I 1 sowie eine Scherbe I 2 repräsentiert. Neben dem Typ 1 charakterisiert vor allem der auf diese Phase beschränkte Typ 2 und der zum ersten Mal auftauchende Typ 3 das keramische Spektrum. Die Siedlungsstruktur wurde durch die drei auseinanderliegenden Langhäuser 42/16 N, 18/20 N und 32/9 S gebildet. Etwa in ihrer Mitte befand sich die kleinere Hausgrube 28/10 N. Die Entfernungen zwischen den Langhäusern betrugen jeweils ungefähr 20 m. Leider ergab sich kein struktureller Zusammenhang mit der Fläche V I I . Der Übergang zur dritten Phase von F ist ebenso fließend vor sich'gegangen wie bei allen anderen

187

Chronologie und Periodisierung

Phasen dieser Periode. Es gibt kein Anzeichen für eine gewaltsame Zerstörung aller Gebäude, dafür umso mehr für einen kontinuierlichen Übergang. In F 3 wurde die Hausgrube 28/10 N wahrscheinlich durch 25/5 N, 18/20 N durch 18/15 N und 61/10 S durch 67/11 S abgelöst. Das Haus 42/16 N f a n d seinen Nachfolger eventuell in 50/19 N. 32/9 S bestand möglicherweise weiter, oder der Nachfolgebau konnte wegen der alten Schnittanlagen nicht mehr ermittelt werden. Im Norden verdichtete sich das Siedlungsbild durch das Langhaus 30/21 N. Dadurch blieb die in F 2 gebildete Siedlungsstruktur vollständig erhalten. 18/15 N war ähnlich wie das ganz in der Nähe befindliche Haus 18/20 N ausgerichtet. Die stratigraphische Abfolge zwischen beiden ist klar. In der Fläche VII wird auf Grund des keramischen Materials, vor allem durch die Vergesellschaftung der Typen 4 und 5, Haus 76/15 S der Phase F 3 zugeordnet. Die stratigraphischen Verhältnisse in der Fläche VI, insbesondere zwischen 72/12 N und dem Komplex 79/11 N, der wegen seines Materials der Phase G 1 zugeordnet werden mußte, lassen keine andere Möglichkeit zu, als auch 72/15 N diesem Horizont zuzuschreiben. Die materielle Kultur zeigt für F 3 ein einheitliches Bild. Die Keramik mit eingeritzter Verzierung gehört ausschließlich der Gruppe 2 und den Randformengruppen 1 1 , 1 2 und I I 1 an. Neben dem Typ 1 kommen häufig Fragmente von Typ 3 und 4, der auf F 3 beschränkt bleibt, vor. Außerdem wurden erstmalig Scherben vom Typ 5 beobachtet. Auch die Hausbauweise veränderte sich nicht. Bemerkenswert ist, daß im Inventar von 18/15 N, ebenso wie in dessen Vorgängerbau 18/20 N große Scherben der frühbyzantinischen Amphore I 1 gefunden worden sind. In der vierten Phase von F schien sich das Siedlungsbild etwas verlagert zu haben, was möglicherweise aber auf den Grabungsausschnitt zurückzuführen ist. Wesentliches änderte sich an der Siedlungsstruktur allerdings nicht. In der Umgebung von 18/15 N befanden sich überall ausgegrabene Flächen. Daraus läßt sich folgern, daß, wenn es in diesem Bereich eine weitere Baukontinuität gegeben hat, diese durch die Ausgrabungen vor 1972 zerstört worden sind. Anstelle von 30/21 N erschien als Nachfolger das Langhaus 32/19 N, anstelle von 32/9 S 29/11 S, und der Nachfolgebau^von 50/19 N wird wahrscheinlich Langhaus 47/20 N gewesen sein. Dieser Phase mußte auf Grund der Fundauswertung auch die Grube 65/6 S, wahrscheinlich als Nachfolger von 67/11 S, zugewiesen werden. Die Einordnung des Grubenhauses 58/16 N bleibt dagegen problematisch, ist aber wahrscheinlich. Der Nachfolger von 72/15 N wird 71/7 N gewesen sein. Die Zuordnung von Komplex 61/16 S ist auf Grund der Fundanalyse ebenso berechtigt wie von 76/9 S. Die Langhäuser standen wiederum in einem größeren Abstand und in der Ausrichtung versetzt zueinander. Die materielle Kultur blieb in etwa die gleiche. Die frühbyzantinische Keramik verringerte ihren Anteil weiter zugunsten der Keramik mit eingeritzter Verzierung, die ausschließlich durch die Gruppe 2 mit den Randfor-

men I 1, I 2, I 3, I I 1 und II 2 repräsentiert ist. Vor allem die Typen 3 und 5 haben ihre größte Verbreitung in nahezu allen Objekten und Schichten dieses Horizontes. Der frühbyzantinische Anteil läuft in F 4 nahezu aus. Verwiesen sei in diesem Zusammenhang allerdings nochmals auf das Bronzegefäß im Komplex 76/9 S, das eindeutig zum Inventar gehört hat. In diese Phase oder schon in F 3 sollte auf Grund des Keramikvergleichs auch die Lehmbackwanne mit den 23 Gefäßen von 1968 gehören. 6 Die Töpfe zählen zur Gruppe 2, ihre Ränder lassen sich den Randformengruppen I 1, I 2, I I 1 und I I 2 zuordnen. Neun von ihnen müssen dem f ü r die Phasen F 3 und 4 festgestellten Leittyp 3 zugegliedert werden. Das Vorkommen von Lehmbackwannen und Backstellen bleibt damit in dem von uns ausgegrabenen Siedlungsabschnitt auf die Häuser der Phasen F 3—5 beschränkt (Beilage 3). Auch in dieser Phase, in der die Keramikgruppe 2 mit eingeritzter Verzierung ihre Blütezeit erlebt, gibt es keine Anzeichen f ü r einen durchgehenden Zerstörungshorizont. Der Übergang zu F 5 war ebenso kontinuierlich wie der zu den vorherigen Phasen. In F 5 fand eine weitere scheinbare Verlagerung der Siedlungs„einheit" nach Osten statt. Ob sie nur scheinbar oder tatsächlich vonstatten ging, kann wegen des Grabungsabschnittes nicht mehr eindeutig entschieden werden. Das Haus 29/11 S wurde durch das Objekt 33/11 S abgelöst. Der Nachfolgebau von 47/20 N war entweder das durch den Absturz zur J a n t r a später zerstörte Objekt 47/25 N oder auch 41/6 N. Möglicherweise ist noch ein weiterer zu dieser Phase gehöriger Gebäuderest zum Fluß abgestürzt. In F 5 muß auch das Haus 53/8 S mit den Lehmbackwannen datiert werden. Der Nachfolger von 61/16 S war möglicherweise 57/15 S, 58/20 N folgte auf 58/16 N und 73/12 N auf 71/7 N. Der Fundvergleich ergab f ü r die letzte Phase von F interessante Beobachtungen. Der spätantik-friihbyzantinische Anteil spielte f ü r die Bewertung des Keramikmaterials als Hausinventar keine Rolle mehr. Die frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung wurde nicht nur ausschließlich durch die Gruppen 2 und 4, sondern auch durch die Gruppe 3 vertreten. Die Randformen der Gruppe 2 beschränkten sich weiterhin auf diejenigen, die schon in F 4 beobachtet worden sind. Neu erscheinende Randformen wie I I 3 und I I I 2 wurden ausschließlich an Scherben der Gruppe 3 beobachtet. I n den Komplexen 41/6 N und 53/8 S weisen Randscherben der Gruppe 3 Innenrandverzierung auf. Während der Typ 5 ausläuft, wurden Scherben der Gefäße vom Typ 6 und 7 beobachtet. Die Phase F 5 endete gewaltsam. 41/6 N war völlig ausgebrannt und

6

ß . ,N,HM0Ba, BeKOBe 4, 1975, KH. 2, 54, Abb. 2 gibt keine genaue Datierung für dieses Haus, sondern ordnet es allgemein in die Zeit vom 8.—10. Jh. ein. Leider publizierte sie in IatrusKrivina I, 1979, 95—99 weder einen Plan, noch genauere Angaben zu den von ihr untersuchten Häusern und deren Fundmaterialien, die eine Einbeziehung in den Gesamtplan der mittelalterlichen Siedlungen erlaubt hätten.

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MICHAEL W E N D E L

mit einer starken Brandschuttschicht bedeckt. 33/11 S hatte einen hart gebrannten Lehmestrich, die Lehmbackwannen in 53/8 S waren durch Brand zerstört, die Grube ebenfalls mit Brandschutt bedeckt. Gleiches kann von Haus 47/25 N gesagt werden. Der Schutt von 57/15 S war durch sehr große Brocken aus gebranntem Lehm gekennzeichnet, 73/12 N zeichnete sich durch seinen dicken Brandschutt aus. Die Siedlung muß in F 5 durch Brand zugrunde gegangen sein. Ihre Datierung in das ausgehende 9. J h . ist sowohl durch die Phasengliederung, Stratigraphie, den Siedlungsplan und in Verbindung mit der Fundanalyse gesichert. Das durch den Brandhorizont bewiesene gewaltsame Ende aller Häuser wird ebenfalls durch die Fundauswertung belegt. Der Bruch in der materiellen Kultur zeichnet sich deutlich ab (vgl. Beilage 3). Die Periode F mit ihren fünf Phasen wurde durch das massierte Vorkommen von eingetieften Bajiten charakterisiert. Vor allem die Langhäuser bestimmten das Siedlungsbild. Neben ihnen wurden in mehreren Fällen auch quadratische Grubenhäuser ausgegraben. Die Siedlungsstruktur war aufgelockert, die Abstände zwischen den einzelnen Bauten relativ groß. Es wurde eine ungestörte Kontinuität der Besiedlung und im Hausbau festgestellt. Die materielle Kultur war bis auf die letzte Phase einheitlich. Spielte der spätantik-frühbyzantinische Anteil in den ersten beiden Phasen im Hausinventar noch eine Rolle, so wurde er in den jüngsten Horizonten immer mehr zu-

Abb. 67. Plan der Siedlungsperiode

0

gunsten des frühmittelalterlichen Anteils verdrängt. Die Keramik mit eingeritzter Verzierung konnte von F l bis F 4 uneingeschränkt der Gruppe 2 zugeordnet werden. Nur wenige Scherben gehören jeweils zur Gruppe 4. Erst in F 5 zeichneten sich mit dem Vorkommen der Keramikgruppe 3 gewisse Veränderungen ab, die sich ebenfalls im Vorkommen der Typen 6 und 7 dokumentieren. Das Ende der Periode war gewaltsam. Mit ihr endete im wesentlichen die Tradition der Langhausbauweise. Die erste Phase von F muß an den Beginn des 8. J h . gestellt werden. Das Ende von F 5 kann in das auslaufende 9. J h . datiert werden. Diese Zeitstellung wird durch Stratigraphie, materielle Kultur und Siedlungsplan gestützt. Periode

G (Abb.

67)

Die Periode G unterschied sich von der gewaltsam zu Ende gegangenen Periode F beträchtlich. Das betrifft sowohl den Hausbau als auch die materielle Kultur und die Siedlungsstruktur. Stratigraphie, Fundmaterial und Siedlungsplan erlauben eine Untergliederung in mindestens drei Phasen, deren Übergänge fließend verlaufen sind (s. Beilage 3). Auch die erste Phase von G ergab kein aussagefähiges Siedlungsbild. Sie ist aber auf Grund der stratigraphischen Beziehungen von 53/8 S zu 49/6 S, 58/20 N zu 61/18 N sowie 44/24 N zu 40/22 N und 46/21 N und zu den umliegenden Gebäuden als Phase berechtigt. Anstelle von 58/20 N wurde wahrscheinlich 61/18 N und nach 73/12 N 79/11 N gebaut. In die

Chronologie und Periodisierung

gleiche Phase gehört Gebäude 57/7 S, das dieser wegen der in seinem Umkreis gefundenen Materialien zugeordnet werden konnte, sowie der Komplex 76/8 N. Auch eine Betrachtung des keramischen Materials aus den Komplexen 26/23 N, 40/22 N und 79/11 N unterstützt diese Feststellung. Die frühbyzantinische Keramik spielt keine Rolle mehr. Der frühmittelalterliche Anteil wird vor allem durch die Keramik mit eingeritzter Verzierung der Gruppen 3 und 4 repräsentiert. Die Gruppe 2 ist mit den Langhäusern der Periode F nahezu von der Gradiste verschwunden. In 40/22 N und 26/23 N konnten auch schon einige Scherben der Gruppe 5 gleichzeitig mit dem Auftauchen des Typs Krivina beobachtet werden. Ihr Anteil war jedoch nicht bedeutend. Die während der Periode F schwach vertretene graue Keramik vermehrte ihren Anteil nur unwesentlich. Im Norden der heutigen Gradiste wurden mit 44/24 N und 40/22 N Gebäude ausgegraben, die mit Steinen bzw. Lehmziegeln fundamentiert waren. Diese hoben sich ebenso wie der Nachfolgebau 46/21 N von den übrigen Häusern nicht allein durch ihre Bauweise ab. Man muß ihnen deshalb eine besondere Bedeutung in der Siedlung G zuweisen (Abb. 67). Die Zuordnung von 44/24 N und 40/22 N zur ersten Phase von G ist deshalb problematisch, da beide in direkter stratigraphischer Abfolge stehend, einer Phase zugeteilt werden mußten. Die Fundmaterialien aus 40/22 N sowie die stratigraphischen Verhältnisse zu den umliegenden Gebäuden lassen jedoch keine andere Möglichkeit zu. An dieser Stelle zeigten sich die Schwierigkeiten einer Phasengliederung aller Gebäude bei fehlenden durchgehenden horizontalen Schichten. In der Phase G 2 verdichtete sich das Siedlungsbild durch weitere Hausgruben beträchtlich. Aus den Gruppen I I I und IV müssen die Objekte 35/12 S, 27/1 S, 23/10 N, 31/2 N und 21/20 N zugeordnet werden. Damit bildete sich in diesem Abschnitt eine Siedlungseinheit heraus, die sich auch in G 3 fortsetzte. Jeweils drei Hausgruben gruppierten sich im Halbkreis. Ihr Abstand voneinander betrug 7—8 m. Ob die Gruppe geschlossen war, kann auf Grund der alten Schnittanlagen 62/C und D nicht mehr entschieden werden (Abb. 67). In der Gruppe V bestand 40/22 N weiter. Wahrscheinlich erfolgte die Ablösung durch 46/21 N noch in G 2, wie die stratigraphische Abfolge zu 38/23 N, das als Komplex ebenfalls dieser Phase zugeordnet werden mußte, und stratigraphisch älter als 46/21 N war, vermuten läßt. Aus der Gruppe I I gehörte 53/17 N in diesen Horizont. Die Keramik wird durch die Gruppen 3 und 5 mit allen Randformengruppen charakterisiert. Die Typen 6—8 übernehmen die Leitfunktion innerhalb des keramischen Inventars. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang die Hausgrube 31/2 N, aus der eine größere Anzahl von Fragmenten der Pecenegenkessel geborgen wurden. Sie waren mit den für G 2 bestimmenden Randformen und Typen der Gruppe 3 mit eingeritzter Verzierung vergesellschaftet. Die folgende dritte Phase von G wird vor allem durch den Nachfolgebau von 40/22 N, das Haus

189 46/21 N gekennzeichnet. Es war ein großes ebenerdiges Bauwerk, das sich repräsentativ von den umgebenden quadratischen Hausgruben abhob. Anstelle von 35/12 S wird wahrscheinlich die Hausgrube 32/4 S mit der Kochgrube 34/1 S getreten sein. Nachfolger von 27/1 S wurde 22/2 S, das wahrscheinlich in etwa gleichzeitig mit 25/7 S bestanden haben muß. 31/2 N wurde durch 32/8 N und 21/20 N durch 26/15 N abgelöst. Möglicherweise fand die Hausgrube 38/23 N seinen Nachfolger in 38/15 N und 53/17 N in 55/13 N. 22/2 S bildete wiederum mit 32/8 N und 26/15 N eine halbkreisförmig angeordnete, etwas nach Norden verlagerte Gebäudegruppe, die die Kontinuität zu G 2 belegt (Abb. 67). Die Zuordnung dieser Hausgruben zur letzten frühmittelalterlichen Besiedlungsphase wird sowohl durch Stratigraphie, Siedlungsplan und materielle Kultur gestützt. Von besonderer Bedeutung ist dabei der Keramikvergleich mit dem münzdatierten Objekt 46/21 N. Das Objekt 26/15 N wurde auf Grund seiner stratigraphischen Beziehungen in G 3 eingeordnet. Das in seiner Umgebung gefundene keramische Material läßt diese Zuordnung als wahrscheinlich gelten. Auch die in der Umgebung von 38/15 N gefundenen Keramikfragmente einschließlich der Scherben von Pecenegenkesseln lassen eine derartige Einordnung zu. Die materielle Kultur aus den Hausresten der letzten Phase wird durch die Gruppen 3, 4 und 5 sowie durch alle Randformen bestimmt. Das Objekt 32/8 N hat nahezu ausschließlich Keramik der Gruppe 5 und sehr viele Scherben vom Typ Krivina erbracht. Dadurch deutet sich ein gewisser Unterschied zum Fundmaterial der anderen Komplexe in diesem Bereich an. Die Vielfalt von Randformen und Verzierungen an den Scherben kulminiert. Auch die Typen 6—8 und vor allem der Krivina-Typ haben ihr intensivstes Vorkommen in dieser Phase. Das bedeutendste Gebäude war, wie schon erwähnt, das Haus 46/21 N. Seine Ausnahmestellung wurde durch die Bauweise, vor allem aber durch den Goldschatz geprägt, der eine hervorragende Datierung ins 2. Drittel des 10. J h . erlaubt (s. u. S. 230ff.). In dieselbe Phase müssen auf Grund der materiellen Kultur auch die beiden von T. Ivanov untersuchten Häuser über der Basilika eingegliedert werden, von denen eines ebenfalls einen Goldschatz aus derselben Zeit enthalten hatte. Die andere Hausgrube wurde durch die in ihr gefundenen Schwerter hinlänglich datiert. 7 Die Siedlung G fand ein gewaltsames Ende. Das wird einerseits durch die Goldschatzfunde und den Hort landwirtschaftlicher Geräte, der durch die Keramik in dieser Zeit gestellt werden kann, andererseits durch die starken Brandschuttschichten über den Häusern belegt. Die Menge der in allen Häusern gefundenen Zeugnisse der materiellen Kultur beweist diese Vermutung hinlänglich. G war die letzte frühmittelalterliche Periode auf der Gradiste bei Krivina. Sie konnte in drei Phasen untergliedert werden, die ' T. Ivanov, Klio47, 1966, 1 7 0 - 1 7 5 ; fl. MHTOBa-fljKOHOBa, ApxeonorHH 17, 1970, KH. 3, 12.

190

MICHAEL W E N D E L

078

F ttdw 1979/00 asgqnbin jJRÄhoit

Abb. 68. Plan der Siedlungsperioden

H und I

durch ein massiertes Vorkommen von quadratischen Grubenhäusern charakterisiert wurden. Neben ihnen bestand ein größeres Gebäude, dessen Wände mit Steinen bzw. an der Luft getrockneten Lehmziegeln oder Stampflehm fundamentiert waren. Während der Periode G wurden kaum noch Langhäuser und Scherben der Keramikgruppe 2 mit eingeritzter Verzierung beobachtet. War das Siedlungsbild während der ersten Phase noch nicht aufschlußreich, so konnte in den späteren eine bestimmte Gruppierung von je drei quadratischen Grubenhäusern beobachtet werden. Die materielle Kultur beinhaltete zahlreiche neue Elemente. Sie manifestierten sich im Gebrauch der Keramikgruppen 3 und 5, den Typen 6—8 sowie im Vorkommen erster Fragmente von Pecenegenkesseln. Auffällig war eine Häufung von Bruchstücken amphorenartiger Krüge aus hellem feingeschlämmtem Ton. Das Ende der Periode G wird durch die drei Goldmünzschätze angezeigt, die sie in das 2. Drittel des 10. J h . datieren. Der Beginn wurde durch das Ende von F 5 am Ausgang des 9. J h . bestimmt. Mit der Zerstörung der Siedlung im 10. J h . endete das frühe Mittelalter auf den Ruinen des spätantiken Kastells Iatrus. Materielle Kultur, Münzfunde und stratigraphische Beobachtungen belegen eine dünne Besiedlung im 11. und 12. J h . (Abb. 68). Sie wird als Periode H bezeichnet und läßt sich durch die aufeinanderfolgenden Objekte 36/9 N und 38/5 N sowie das zerstörte

Steinfundament 20/6 S in möglicherweise zwei Phasen gliedern (Beilage 3). Periode I kann ins 12.—14. J h . datiert werden. Leider gestaltete sich ihre Erforschung auf Grund der teilweise extrem oberflächennahen Lage der Objekte sehr schwierig (s. o. S. 145f.). 8 Das Haus 20/8 N und die mehrfach erwähnten Gruben, sind die einzigen beobachteten Reste aus dieser Zeit. Die Schlußmünze aus mittelalterlicher Zeit datiert aus den Jahren 1195-1203 (Alexius II. Angelus).» Mit dem Beginn der Türkenherrschaft endete nach nahezu lOOOjähriger Siedlungskontinuität auf der Gradiste bei Krivina das Leben. Die ersten Spuren einer Besiedlung des heutigen Ortes stammen aus dem 18. Jh. 1 0 Dieser Zeit muß auch der im Ostteil der Gradiste beobachtete Friedhof zugeordnet werden, dessen Belegung am Beginn unseres Jahrhunderts abgeschlossen wurde. 8

Nach Auffassung von fl. MHTOBa-fljKOHOBa, a. O., 15 sind die Scherben aus dem 12.—14. Jh. von einer nahen Siedlung auf die Gradiste verschleppt worden. 9 Vgl. E. Kluwe, Klio 47, 1966, 411. M T. Ivanov, Klio 47, 1966, 8ff. Vgl. auch die Münzfunde bei E. Schönert-Geiß, Die Fundmünzen von Krivina, IatrusKrivina I, 1979, 208, Nr. 562 und 564-566.

191

Autochthone Grundlagen

6.

Die mittelalterlichen Siedlungen und ihr historischer, kultureller, ethnischer und sozialökonomischer Hintergrund

6.1.

Autochthone Grundlagen

Mit dem Fall des Donaulimes um 600 u. Z. unter dem Ansturm von slawischen und awarischen Völkern begann f ü r die Gebiete zwischen Donau und Balkan eine neue historische Epoche. Die Zerschlagung der byzantinischen Herrschaft und ihrer gesellschaftlichen Struktur sowie die Besiedlung durch die Slawen bedingten große Umwälzungen auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens. Eine der Aufgaben, die vor den Ausgräbern der frühmittelalterlichen Siedlungen bei Krivina stand, war, mit archäologischen Methoden einen Beitrag zur Erforschung dieses komplizierten historischen und gesellschaftlichen Prozesses zu liefern. Aus diesem Grunde mußte eine historische Auswertung der Funde und Befunde die kulturellen Traditionen der einheimischen Bevölkerung, die die eingewanderten Völker nachhaltig beeinflußt haben, einbeziehen. Ausgangspunkte zur Erhellung dieser Vorgänge boten deshalb vor allem die Perioden D und E. In ihnen fanden sich wichtige Zeugnisse, die es ermöglichten, diese Prozesse besser zu erkennen und zu interpretieren. J . Herrmann hat den bisherigen Forschungsstand für die Periode D schon mehrfach resümiert, so daß an dieser Stelle auf eine eingehende Darlegung der Grabungsergebnisse verzichtet werden kann. 1 Außerdem ist die Periode D insgesamt nur ungenügend erforscht. Erst in den letzten Grabungskampagnen wurden detailliertere Untersuchungen zu der für die Problematik so wichtigen Siedlungsperiode des spätantiken Kastells vorgenommen. Die daraus resultierenden Ergebnisse müssen jedoch erst abgewartet werden, ehe abschließende Wertungen gegeben werden können. Als Periode E wird die erste auf den Ruinen des Kastells Iatrus angelegte frühmittelalterliche Siedlung bezeichnet. Inwieweit das Kastell um 600 u. Z. von den Eindringlingen tatsächlich bis auf den Grund zerstört worden ist, konnte nicht endgültig geklärt werden. Der Zerstörungshorizont von D ist aber längst nicht so stark ausgeprägt wie z. B. der aus der Kastellperiode C. Die Ursachen liegen sowohl in der Bauweise der Gebäude, als auch in der Bautätigkeit der frühmittelalterlichen Siedler,' die umfangreiche Aufräumungsarbeiten geleistet haben. Der Schutt von D war aber nicht überall gebrannt. An einigen Stellen ging der ungebrannte Lehmschutt in den der frühmittelalterlichen Objekte der Periode E über. So muß angenommen werden, daß das Kastell um 600 u. Z. längst nicht so stark (wie beispielsweise am Ende der Periode C) zerstört worden ist, wie unter dem Eindruck der schriftlichen Quellen bisher immer angenommen worden ist. Einige wichtige Fragen, wie

beispielsweise der Zustand der Kasteliniauer nach den Slawen- und Awareneinfällen bzw. größerer Gebäude, konnten leider nicht ausreichend geklärt werden. Die Periode E unterscheidet sich nach Bauweise und Anlage der Häuser sowie anderer Zeugnisse der materiellen Kultur mehr von F als von D. Es gibt aber ausreichende Belege dafür, daß ihre Trennung berechtigt ist. Sie beziehen sich a,uf die stratigraphischen Verhältnisse und die materielle Kultur. Im Siedlungsplan fallen besonders die unterschiedlichen Grundrisse der Hausformen in E und F auf.' 2 Die Bauten sind breiter als die Langhäuser der Periode F. Sie waren nur schwach, wenn überhaupt eingetieft. Ihre Wände wurden entweder mit Steinen oder Stampflehm fundamentiert. Der Oberbau bestand aus an der Luft getrockneten Lehmziegeln. Die Häuser richteten sich auffallend nach der Siedlungsstruktur des Kastells aus. Ihre Fundamente folgten oft antiken Mauern aus den Perioden B und C. Zwischen den Kastellmauern (Periode C) und den Wandfundamenten von 20/14 N und 75/6 S beispielsweise existierten jedoch Zwischenschichten, die der Periode D zugewiesen werden müssen. Nach allen Kenntnissen über die Bauweise in D haben sich die Häuser in E nicht wesentlich davon unterschieden, waren aber etwas kleiner. Die Bauweise mit Stein- bzw. Lehmfundamentierung und Wänden aus an der Luft getrockneten Lehmziegeln, die zum ersten Mal in der Kastellperiode C beobachtet worden ist, setzte sich nicht nur in der Periode E fort, sondern ist noch an den Häusern im 10. J h . zu finden. Daß sie als Tradition bis in die heutige Zeit ungebrochen ist, beweisen noch die zahlreichen in Krivina erhaltenen älteren Häuser. 3 Die Größe der Innenfläche der Gebäude in E entspricht etwa den größten Langhäusern aus der Periode F. Dagegen fallen die quadratischen Grubenbauten eindeutig ab, während die Repräsentativbauten in G wieder die gleiche Größe erreichen. Die „E-Häuser" waren aber schlechter fundajnentiert als in D. Denn dort, wo Steine nicht mehr ausreichten, setzte eine Lehmziegel- oder Stampflehmfundamentierung ein. Derartige Beobachtungen wurden auch noch an den Häusern in G wie 40/22 N und 44/24 N gemacht. Ebenso zeichnen sich in anderen Bereichen der materiellen Kultur Unterschiede zwischen den Perioden ab und lassen sich Hinweise für das Fortleben spätantiker Traditionen feststellen. Über die Veränderungen an den einzelnen Typen der frühbyzantinischen Keramik wurde schon geschrieben (o. S. 116ff.). Leider haben alle Häuser aus dem 7. J h . sehr wenig Material erbracht. Der antike Keramikanteil ist aber in den ersten Phasen der Periode F noch so bestimmend, daß er repräsentativ ausgewertet werden konnte. Die Gefäße verändern sich nicht nur nach Form, Farbe und Verzierung, sondern auch in ihrer Kollektionierung. Diese besteht im wesentlichen aus

2 3

i J. Herrmann, Das Altertum, 22, 1976, H. i , 4 5 f . ; ders., Iatrus-Krivina I, 1979, 9 f. und 1 1 - 1 4 .

A. O., 104-110. A. O., 116, Abb. 48 bildet J. Herrmann ein neuzeitliches Haus aus dem Dorf Krivina ab, das den Ausgräbern als Grabungshaus gedient hat.

192 Scherben der Amphoren I I , I I I , 115, I U I und IV 1, den Töpfen mit den entsprechenden Profilen sowie Kannen I 1 mit oder ohne Einglättmustern. Andere Bruchstücke kamen nur unregelmäßig und in verschwindend geringer Anzahl vor. Die Keramikkomplexe in der Periode C setzen sich aus mehr Typen zusammen. Die Verarmung der Formenvielfalt während der Perioden D, E und F muß auf einen unterbrochenen und schlecht fließenden Nachschub der Drehscheibenkeramik für die Siedler von Krivina schließen lassen. Daß er aber überhaupt noch vorhanden war, beweisen die beschriebenen formenmäßigen Veränderungen. Es scheint auch eine gewisse Selektion, hervorgerufen durch den Gebrauch, stattgefunden zu haben. Die weitere Verdörflichung und Verarmung der Siedler nach der Zerstörung des Kastells war der Anlaß, gewisse „luxuriöse" Keramikformen von vornherein aus dem Gebrauch ausscheiden zu lassen. Das Weiterleben bzw. Weiterbenutzen anderer Formen kann nicht nur durch Verlagerung kastellzeitlichen Materials in frühmittelalterliche Schichten erklärt werden. Denn Menge und Keramikauswahl zeigten in den ausgewerteten Komplexen ein gesetzmäßiges Verhalten, unabhängig vom Grad der Eintiefung in die antiken Schichten. In der bulgarischen Forschung wurden ähnliche Tatbestände zwar beobachtet, aber nie — wenn sie überhaupt beschrieben worden sind — mit der ihnen gebührenden Aufmerksamkeit behandelt. So konnte an der östlichen Festungsmauer von Pliska, südlich des Osttores, und in verschiedenen Monumentalbauten im Inneren der Zarenstadt 4 frühbyzantinische Keramik vergesellschaftet mit Scherben des 8.-9. J h . angetroffen werden, ebenso wie in Preslav-Argatovo. 5 Ein ähnlicher Sachverhalt ist vom Ende der Ostmauer sowie allen anderen Sondagen innerhalb der Stadt Chisar bekannt. 6 Auch in der frühbyzantinischen Kirche bei Botevo hatte sich frühbyzantinische mit Keramik des frühen Mittelalters vermischt. 7 Dasselbe Bild bot sich in Brestak und Ljubenovo. 8 Überall wurde die Vergesellschaftung beider Keramikanteile auf Störungen zurückgeführt. In Nova Cerna wurde frühbyzantinische Keramik zusammen mit handgemachter vom Typ Hlincea I in einer Abfallgrube gefunden. 9 Auch aus Bucov-Rotari sind ähnliche Befunde bekannt. 1 0

4

CT. MitxaitaOB, ApxeoJiorHH 6, 1964, KH. 2, 18 ff. ; dazu CT. GraHleB, ApxeonoriiH 4, 1962, KH. 4,1—6.

5

U B . 3PEMCN30BA, A p x e o J i o r H H 1, 1 9 5 9 , KH. 1—2, 7 4 .

6

A. 3anpHH0B, ApxeJiornn 9, 1967, KH. 1, 43 und 49. 7 CT. CTaHMGB, Hi.pitnaTa B BoTeBO, BHAHHCKO, Apxcoaornn 1, 1959, KH. 3 - 4 , 74, s. a. 75, Abb. 59. 8 R. Hji. ßiiMHTpoB, MHM B 5 (20), 1969, 114; fl. AnaflîKOB, fl. BanaßaHHH, PC 3, 1972, 131. 9 AT. MHJweB, CT. AHrenosa, r c y i l © < D 63, 1971, 114; ähnliche Befunde auch aus den Schichten von Stärmen, Or.MHxafiJioB, HAH 26, 1963, 11 f. 10 M. Comsa, Contribuai la cunoasterea culturi stâromîne în lumina säpäturilor de la Bucov, SCIV10, 1959, nr. 1, 83. Vgl. dazu auch die Ergebnisse der Ortsnamenforschung sowie die Meinung der Mediävisten, zuletzt zusammenfassend dargestellt bei D. Angelov, Die Entstehung des

MICHAEL W E N D E L

Interessant sind in diesem Zusammenhang die Veränderungen, die an den Amphoren aus frühbyzantinischer Zeit in Krivina beobachtet worden sind. Sie werden formenmäßig den von verschiedenen Orten Bulgariens und Rumäniens bekannten mittelalterlichen Amphoren immer ähnlicher. Eine der auffallendsten Veränderungen bei der Amphore I 1 aus den frühmittelalterlichen Komplexen war der kürzere Hals. Ähnliche Beobachtungen stellte schon J . Öangova 1959 an. 1 1 Die Kamm- bzw. Spanrillung ist frühbyzantinischen und frühmittelalterlichen Amphoren gemeinsam. Die Tradition dieser Verzierungsweise wurde von St. Michailov verfolgt. 12 Hauptsächlich die Typen I I , I I 1, I I I 1 und IV 1 scheinen im frühen Mittelalter weiterentwickelt worden zu sein. Formenmäßig verwandte Gefäße sind aus Pliska, 1 3 Madara, 1 4 aber auch Dinogetia-Garvän, 1 5 Capidava 1 6 und Basarabi 1 7 bekannt. Sie wurden in das 9.—11. J h . datiert. Im 8./9. J h . verschwanden ihre frühbyzantinischen Vorbilder aus dem Fundmaterial von Krivina. Leider konnten nur wenige und schlecht identifizierbare Bruchstücke mittelalterlicher Amphoren auf der Gradiste gefunden werden. Die mittelalterlichen Formen sind jedoch weniger differenziert und wurden nach I. Barnea im 10. J h . in Konstantinopel und einigen anderen Orten unter byzantinischem Einfluß hergestellt. 18 L. Donceva-Petkova verneint zwar nicht die Existenz ähnlicher Gefäße in frühbyzantinischer Zeit, stellt ihren Einfluß auf die Produktion der mittelalterlichen Amphoren jedoch in Abrede. 19 Bei den Töpfen vollzog sich die Weiterentwicklung des frühbyzantinischen Formenschatzes nicht so auffällig. In der Periode E ist er aber schon wesentlich kleiner als in C. Die Profile bestehen nur noch aus drei Formen. Interessant ist auch die Beobachtung, daß erst im späten Horizont der frühmittelalterlichen Siedlung (etwa ab F 5) die Randformen der Töpfe mit eingeritzter Verzierung den abgeknickten frühbyzantini-

bulgarischen Volkes, Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften der DDR, Bd. 10, Berlin 1980, 50ff., besonders 69 ff. 11 H. Hauroßa, ApxeoJiorHH 1, 1959, KH. 1—2, 140. Sicherlich sind solche Formen wie 139, Abb. 125, 9 und 140, Abb. 126,1 aus den spätantik-frühbyzantinischen Typen 11 und 139, Abb. 125, 8 aus II 1 hervorgegangen. 12 CT. MHxailJiOB, HAH 34, 1974, 240. Aus Pliska stammen Amphoren, die den spätantik-frühbyzantinischen Typen III 1 und IV 1 sehr ähnlich sind. Vgl. dazu auch CT. MHx a ü J i O B , HAH 20,1955, 93, Abb. 36. 13 K. Mijatev, Die mittelalterliche Keramik in Bulgarien, PrZ 37, 1959, 223, Abb. 2 c (ähnlich der spätantik-frühbyzantinischen Amphore II 1). w A. O., Abb. 2 d (ähnlich Typ 11). 15 I. Barnea, Amforele feudale de Ia Dinogetia, Studii V, 1954, nr. 3 - 4 , 523, v. a. fig. 4, 1 (ähnlich Typ IV 1). lc R. Florescu, Unele observa^ii cu privire la ceramica decoratä cu culoare rosie din asezarea tirzie de la Capidava, SCIV 9, 1958, nr. i, 136. " I. Barnea, SCIV 13, 1962, nr. 2, 364. 18 Ders., Studii 5, 1954, nr. 3 - 4 , 524f. 19 JI. ^oiiieBa — üeTKOBa, ApxeoJiorHH 15, 1973, KH. 3, 20.

Autochthone Grundlagen sehen Profilen sehr ähnlich werden. Vor allem das als dritter R a n d t y p charakterisierte Profil kann oft an Töpfen des frühen Mittelalters festgestellt werden. Einige Topftypen, an denen sich protobulgarische Kulturtraditionen bemerkbar machen, weisen starke Analogien in der Gestaltung des Gefäßkörpers zu frühbyzantinischen Töpfen auf. Die Bedeutung der Kammrillung, sprich Gurtung, wurde bereits erwähnt. Die Problematik der Kannen mit Einglättmuster wurde schon von B. Böttger behandelt. 2 0 Bei den Kleinfunden lassen sich analoge Tendenzen feststellen. Etwa bis zur Mitte der Periode F kommen in den frühmittelalterlichen Schichten Kleinfunde vor, die spätantik-frühbyzantinischer Provenienz sind. Erinnert sei an Lampen, Dreilagenkämme, Zierscheiben, die Fibel mit umgeschlagenem Fuß oder das Bronzegefäß aus 76/9 S. Auch an anderen Fundorten wurden sie, wie wir gesehen haben, nicht nur in Schichten des 6-/7. Jh., sondern auch noch des 8./9. J h . gefunden. In Krivina und anderswo fehlen sie dagegen in Schichten und Komplexen des ausgehenden 9./10. J h . Andere zweckgebundene Formen, vor allem Gegenstände des täglichen Bedarfs und bestimmte Produktionsinstrumente veränderten sich seit der Antike nicht mehr. Sie sind bereits erster Ausdruck einer über weite Gebiete Europas verbreiteten Kultur geworden, die ganz entscheidend durch die Antike beeinflußt worden ist. Aus alldem läßt sich ableiten, daß im mittelalterlichen Fundmaterial von Krivina frühbyzantinische Formen mehr oder weniger variiert bis in das 8./9. J h . weiterlebten. Während sie in der Periode E das bestimmende Gebrauchsgut darstellen, verloren sie in der Folgezeit immer mehr an Bedeutung. In der Mitte der Periode F können sie nur noch als Relikte bezeichnet werden. Sie flössen während jener Zeit in die sich neu herausbildende Kultur ein und wurden durch neue, jedoch von ihnen beeinflußte Formen abgelöst. Der Münzumlauf endete in Krivina in der zweiten Hälfte des 6. J h . Bis zur zweiten Hälfte des 10. Jh., in der wiederum byzantinische Münzen auftauchten, wurden in den mittelalterlichen Schichten keine Münzen mehr gefunden. Aber in den Objekten des 8./9. J h . kamen mehrfach Münzen aus der Zeit Justinians vor. Möglicherweise waren sie zu dieser Zeit noch im Umlauf und wurden als Zahlungsmittel gebraucht (vgl. Beilage 3). Aus allen vorgelegten Befunden von Krivina für das frühe Mittelalter ist es unmöglich, der Meinung jener Forscher zu folgen, die f ü r das 7. J h . eine totale Entsiedlung der Gebiete zwischen Donau und Balkan annehmen. 2 1 Frühbyzantinische Keramik wird in Bulgarien, gleich wo und unter welchen Umständen

193 sie gefunden wird, nicht später als ins 6. J h . datiert. Nur dort, wo sich nach schriftlichen Belegen die byzantinische Herrschaft noch bis in die Mitte des 7. J h . hinübergerettet hat, wie z. B. in den Schwarzmeerstädten oder in Südbulgarien, wird dieses als Enddatum akzeptiert. Während des 7. J h . sind also nach deren Meinung alle römisch-byzantinischen Plätze in Nordbulgarien zerstört und die Gebiete vollständig entsiedelt. In dieses Vakuum stießen die einwandernden Slawen mit ihrer eigenständigen Kultur. Sie ließen sich vorerst in unbefestigten Freilandsiedlungen nieder, und erst im 9./10. Jh., also zwei Jahrhunderte später, werden viele der ehemaligen Befestigungen und Städte wieder belegt. 22 Warum blieben viele ehemalige Donaukastelle zwei Jahrhunderte unbesiedelt, und warum ließ sich die neue Bevölkerung erst im 9./10. J h . auf diesen Plätzen nieder? Die Erklärung mit dem Argument der unterschiedlichen Kulturauffassungen genügt nicht. Die einfachste und logischste Erklärung für den 2 Jahrhunderte scheinbaren Hiatus auf einer Vielzahl römischer Plätze mit dariiberliegenden mittelalterlichen Schichten liegt darin, daß sie schon besiedelt waren. Die Population an der Donaugrenze während des ausgehenden 6. J h . setzte sich aus ländlicher und städtischer Bevölkerung sowie militärischen Besatzungen zusammen. Die Trennung zwischen den Bevölkerungsteilen war oft verwischt, denn sowohl städtische als auch dörfliche Bewohner scheinen Grenzwachtfunktionen ausgeübt zu haben, und die militärische Besatzung war ein Teil der ansässigen Bevölkerung. Anzunehmen ist, daß sich die mit dem byzantinischen Reich eng verbundenen Bevölkerungsteile, also die ländliche und städtische Oberschicht, Beamten und militärischen Einheiten nach dem Fall des Limes in die Reichsgebiete zurückgezogen haben. Die mit dem Boden verwurzelten Siedler jedoch blieben zurück. Sie waren nur für die byzantinischen Chronisten als „Reichsangehörige" nicht mehr erwähnenswert. Ihre Flucht ins Reich hätte ihre weitere Verarmung und das Eingehen neuer Knechtschaftsverhältnisse mit sich gebracht. In den archäologischen Quellen sind sie, wie die Befunde von Krivina zeigten, nachweisbar. Interessant ist in dem Zusammenhang der Tatbestand, daß sich häufig in der Nähe von spätantiken Orten eine frühslawische Siedlung des 7. J h . befunden hat. In Popina z. B. bestand neben dem Kastell auf „Kaleto" ebenso eine Siedlung auf der Flur Dzedzovi Lozja, wie in der Nähe von Durostorum-Silistra. 2 3 Die Siedlung bei Novgrad wurde von St. Stefanov auf Grund der Keramik und der Bügelfibel in die Zeit

22 20

21

B. Böttger, Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock 16, 1967, H. 7/8, 4 2 1 - 4 2 3 . Insbesondere St. Vaklinov, Die slawische Kultur in Bulgarien und die byzantinische Hinterlassenschaft, Berichte über den Il.Internationalen Kongreß für Slawische Archäologie, Bd. II, Berlin 1973, 203; }K. BtHtapoBa, Apxeojioran 16, 1974, KH. 3, 9. Vgl. dazu D. Angelov, vgl. Anm. 10, o. S. 192, 50ff.

13 Iatrus-Krivina I I I

St. Vaklinov, Berichte über den II. Internationalen Kongreß für Slawische Archäologie, Bd. II, Berlin 1973, 2 0 0 207. " tti. BimapOBa, vgl. Anm. 93, o. S. 143, dies., vgl. Anm. 68, o. S.137. Verfasser dankt für die freundliche Mitteilung von Frau St. Angelova, Sofia. S. a. CT. AnrejtOBa, KpenocTHaTa CTeHa Ha ¿lypoeropyM — JJ,pi.cTi,p — CiuiuoTpa (npeaBapuTOJiHO ccn.ofiuyiiue), ApxeoJiortia 15, 1973, KH. 3, 83-93.

194

zwischen dem 7. und 10. J h . datiert. 2 4 Auch in der Nähe anderer Orte, wie Arcar, Dervent und Histria, wurden slawische Bügelfibeln gefunden, die auf die Existenz einer frühslawischen Siedlung in der Nähe hinweisen. 2 "' Die respektvolle aber doch geringe Entfernung zu den spätantiken Orten weist darauf hin, daß diese noch von Menschen besiedelt waren, mit denen die Slawen friedlich zusammenlebten. 2 0 Erst im 8. bis 10. J h . bildete sich die altbulgarische Kultur heraus. Die mösischen Bevölkerungsteile wurden weitestgehend assimiliert, und es erscheint auf den ehemals antiken Plätzen und in den slawischen Siedlungen die gleiche Kultur. Die materielle Kultur der in ihren Siedlungen belassenen mösischen Bevölkerung blieb während des 7. Jh. im wesentlichen die gleiche wie vor dem Fall der Grenzen. Die Siedlung in E hatte dörflichen Charakter, die Bauweise wurde vorerst nicht verändert, ihre Traditionen lebten noch lange fort. Veränderungen im Formenbestand der Keramik beweisen, daß die Siedler auch nach der Zerstörung des Kastells, wenn auch in bescheidenem Maße mit Gebrauchsgütern versorgt worden sind. Den f ü r Nachschub sorgenden Händlern war der Ort noch wohlbekannt. Es bestanden Beziehungen, der Austausch funktionierte. Diese Feststellungen sind nicht so abwegig, bedenkt man, daß während des 7. J h . das bulgarische Reich noch nicht bestand und keine festen Grenzen existierten. Während des 8. J h . waren die Beziehungen z. B. unter der Herrschaft des Chan Tervel (702—719) zu Byzanz nicht nur feindlich. Die Administration des jungen Staates war anfangs sicher nicht so gut organisiert, daß sie starke Kontrollen hätte ausüben können. Aus dem Fundmaterial von Krivina ist abzulesen, daß der Übergang zur Periode F nicht gewaltsam erfolgt ist. Es deutet alles auf ein langsames Verschmelzen der byzantinischen mit der slawisch-protobulgarisehen Kulturtradition hin. Die frühbyzantinische wird während der Periode F langsam durch "die sich neu herausbildende Kultur aufgesogen und gleichermaßen durch neue Elemente ersetzt. Die Traditionslinien dieser Kultur sind aber noch durch die Jahrhunderte bis zur heutigen Zeit zu verfolgen. M CT. OeiftaHOB, HAH 34,1974,302; s. a. W.Hensel,Materiaiy z badan archeologicznych w Bulgarii w 1961 r., Slavia Antiqua 12, 1965, 262. Verfasser konnte bei Flurbegehungen auf dem Siedlungsgelände bei Novgrad sowohl spätantik-frühbyzantinische Drehscheibenkeramik, handgemachte slawische als auch Keramik mit eingeritzter Verzierung und Fragmente der grauen Keramik sammeln. 23 P. Diaconu, Fibula digitatä descoperitä la Dervent (reg. Dobrogea), SCIV 13, 1962, nr. 2, 447ff.; CT. MnxaöJiOB, PAHHOCPEAHOBEKOBHH (JiHÖyjiH B BtnrapHH, HAH 24, 1961, 41; P.Aurelian, Fibulele „digitate" de la Histria (Partea I), SCIV 16, 1965, nr. 1, 6 7 - 9 6 . 20 Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch schon At. Miliev, Die Slawen und die Völker der römischen Provinzen im östlichen Teil der Balkanhalbinsel, Berichte über den II. Internationalen Kongreß für Slawische Archäologie, Bd. II, Berlin 1973, 161. Vgl. dazu auch CT. MHxaßnoB, ApxeojiorHH 6, 1964, KH. 2, 23 sowie D. Angelov, vgl. Anm. 10, o. S. 192, 67 ff.

MICHAEL W E N D E L

6.2.

Slawische Besiedlung u n d awarische Einflüsse

Slawische Stämme überschritten spätestens vom ersten Drittel des 6. J h . an die byzantinische Donaugrenze und drangen tief in die Reichsprovinzen ein. Seit dieser Zeit dürften auch die Gebiete nördlich der Donau von ihnen besiedelt gewesen sein. Bei den mehrfachen Vorstößen und Raubzügen in das heutige Nord- und Südbulgarien zerstörten und verwüsteten sie nicht nur, sondern bekamen auch Kontakte zur griechisch-römischen Kultur. Die Politik Justinians I. (527—565) lief nicht allein darauf hinaus, die Donaugrenze neu befestigen zu lassen (Periode D von Krivina), sondern auch Slawen innerhalb der Reichsgrenzen zu kolonisieren und mit dem Schutz der Grenzen zu betrauen. Diese Slawen nahmen unter anderem an Kämpfen in Italien und Asien teil. Sie waren die besten und tapfersten Heerführer des Imperators. 27 Nicht von der Hand zu weisen ist demzufolge die Überlegung, daß die Siedler slawischer Herkunft vorwiegend an strategisch wichtigen Punkten der Donau angesiedelt worden sind. Als diese Politik keinen Erfolg zeitigte, verbündete sich der Kaiser mit den Awaren, um sie zum Kampf gegen die slawischen Eindringlinge zu bewegen. Die neuen Bündnispartner paktierten ihrerseits jedoch bald mit den Slawen, die sich in der Folgezeit besser organisierten und sich in den romäischen Provinzen anzusiedeln begannen, zumal die Reichstruppen durch die Perserkriege gebunden waren. Das Bündnis zwischen Byzantinern und Awaren dauerte noch bis in die Regierungszeit Tiberius I. (578—582).28 In. den achtziger und neunziger Jahren des 6. J h . drangen Slawen wiederum mehrfach tief in byzantinisches Reichsgebiet ein und belagerten Solun. 29 Unter dem Imperator Maurikios (582—602) wurde zwischen Byzanz, den Persern und Awaren Frieden geschlossen. Der Kaiser konnte sich nunmehr ganz den Slawen zuwenden. Er griff sie in den Gebieten nördlich der Donau an, erlitt aber eine große Niederlage. Zu vermuten ist, daß während dieser Kriege auch eine größere Schlacht in der Nähe des Kastells Iatrus stattgefunden hat. 3 0 Um 600 u. Z. fiel die Donaulinie endgültig. Die vollständige slawische Besiedlung der Gebiete zwischen Donau und Balken hatte begonnen. Die ehemaligen Provinzen waren nach schriftlichen Überlieferungen zur damaligen Zeit mit Barbaren, fremden Völkern und Awaren, die die Städte verwüsteten und die Bevölkerung in die Sklaverei brachten, gefüllt. 3 1 Die Kämpfe zwischen Slawen und Byzantinern setzten sich in der Folgezeit fort. Die Eindringlinge lieferten den Romäern eine größere Schlacht an der Donau, drangen mehrfach in die Gebiete südlich des Hemus 27

B. 3naTapcKH, HCTOPHH Ha BuirapcKaTa flipmaBa npe3 cpeaHHTe BeKOBe, COIJIHH 1970, TOM 1, ^acT 1, 41 f. 28 A. O., 45. 29 A. O., 46, vgl. dazu Anm. 2. •',0 Theophylacti Simocattae Historia 18, Manopii 3, 1958, 345 f. 31 B. 3jiaTapcKH, vgl. Anm. 27, o. S. 194, 48.

195

Slawische Besiedlung und awarische Einflüsse

ein, erschienen mit einer improvisierten Flotte vor Konstantinopel, belagerten wiederum Solun und drangen bis weit nach Griechenland vor. Etwa um 630 war die Besiedlung der ehemals mösischen Provinzen abgeschlossen. Die slawischen Stämme, vor allem Sklawinen und Anten, die sich in der Folgezeit zu den „sieben Stämmen" zusammengeschlossen hatten, waren in ihren neuen Gebieten durchaus Herren der Lage. 3 2 Schon unter Justinian I. wurden — wie erwähnt — slawische Bevölkerungsteile innerhalb der Grenzen des byzantinischen Reiches angesiedelt. Leider sind ihre Spuren im archäologischen Fundmaterial bisher nicht nachzuweisen gewesen. In den Gebieten nördlich der Donau repräsentiert die IpotestiCiurel — Cindesti-Kultur die materielle Hinterlassenschaft jener slawischen Stämme, die dort schon während des 6. J h . ihre Wohnsitze hatten. 3 3 In dieser Kultur widerspiegeln sich deutlich kulturelle Kontakte zum Reich. 3/> In der Forschung existiert die sicherlieh richtige Meinung, daß die innerhalb der Grenzen angesiedelten slawischen Bevölkerungsteile schnell von der ansässigen Bevölkerung aufgesogen worden sind. 3 5 Demzufolge kann überlegt werden, ob es sich nicht bei den Siedlern, die nach dem Fall der Grenze im Kastell verblieben waren, um eine Mischbevölkerung aus Slawen und Mösiern gehandelt haben könnte. Noch fehlen dafür die archäologischen Beweise. Sie würden aber eine Erklärung f ü r das Verharren eines Teiles der Bevölkerung in den Ruinen des Kastells liefern. Auch das friedliche Zusammenleben mit den nachfolgenden slawischen Stämmen der Anten, die nach M. Cornea erst zu Beginn de3 7. J h . aus dem Osten vorgedrungen sind und die Donau überschritten haben, fände eine einleuchtende Deutung. 3 6 Im Fundmaterial der Periode D konnte ein slawischer Siedlungsanteil nicht gefaßt werden, wobei die Gründe wohl mehr in der Forschung als in der historischen Wirklichkeit zu suchen sind. Er3t am Ende der Penode E begegnet man in der materiellen Kultur neuen Elementen, die mit slawischer Kultur in Zusammenhang zu bringen sind. Die wenigen auf der Gradiste gefundenen handgemachten Scherben vom Ende der Periode E deuten auf eine gewisse Kommunikation zwischen alten und neuen Siedlern hin. Ähnliches muß von der slawischen Bügelfibel gesagt werden, deren ähnlichste Entsprechung gerade aus Novgrad stammt. Erst am Ende der Periode E veränderte sich sowohl das Siedlungsbild als auch die materielle Kultur. Halbeingetiefte Grabenhäuser, Keramik mit eingeritzter Verzierung, Bügelfibel und dreiflügelige Pfeilspitzen treten mit dem bekannten frühbyzantinischen Kulturgut vergesellschaftet auf. Die Keramik der Gruppe 2, die nicht zuletzt durch die 32 A. O., 49 f. 33

V. Teodorescu, Despre culture Ipotesti — Cindestiin lumina cercetärilor arheologice din nord — estul Munteniei (regiunea Ploiesti), SCIV 15, 1964, nr. 4, 4 8 7 f f . Vgl. auch M. Comsa, ZfA 7, 1973, H. 2, 198 ff. 3/ ' A. O., 212. 35

B.

3,i

Zuletzt M. Comsa, ZfA 7, 1973, H. 2, 2 1 3 f f .

13*

3-JiaTapcKn, vgl. A n m .

27, o. S. 194,

41.

stratigraphischen Befunde von Popina in das 9.— 11. Jh. datiert wurde, 37 muß in Krivina bereits Anfang des 8. J h . — wenn nicht noch früher — datiert werden.® Woher kommt um diese Zeit eine derartig entwickelte Kultur mit der sehr gut und sorgfältig gearbeiteten, große Produktionserfahrung verratenden Keramik? Nach dem Einfall der Protobulgaren in die heutigen nordostbulgarischen Gebiete siedelten sie laut schriftlichen Quellen die auf diesem Territorium lebenden „sieben slawischen Stämme" zum Schutze der neuen Grenzen um. 3 9 Das waren die Gebiete um Varna, die Pässe im Balkangebirge und die Westgrenze zum awarischen Chaganat. Zlatarski meint, daß die Weätgrenze nach Teophanes und Nikephoros entlang des Flusses Iskär bis zur Mündung der Panega, von dort zum Hügel Drenovica bis zum Dorf Gabare, dann zum Ostrovskigraben und bis zur Donau verlief. Dort wurde auf dem Gipfel Alibas eine Erdbefestigung angelegt, von der Asparuch die Awaren vertrieben hat.' 1 " Die materielle Kultur der frühmittelalterlichen Siedlung Krivina ist der zeitgleicher Fundplätze in Nordwestbulgarien jedoch wesentlich ähnlicher als in Nordostbulgarien. 4 1 Es ist in diesem Zusammenhang sicher von untergeordneter Bedeutung, ob in der Frühzeit des bulgarischen Reiches J a n t r a oder Iskär Grenzfluß gewesen ist. Die schriftlich bezeugte Umsiedlung der slawischen Stämme fällt zeitlich mit dem Ende der Periode E und dem Beginn von F in Krivina zusammen. Leider fehlen ganz entscheidend die Untersuchungen an der Festungsmauer von Iatrus/' 2 Daher kann keine Aussage mehr getroffen werden, ob jene Siedlung befestigt war oder nicht. Die in ihr gefundene materielle Kultur aus dieser Zeit ist jedoch ganz entscheidend durch slawische Elemente beeinflußt worden (Grubenhäuser, Keramik, Bügelfibel usw.). Den umgesiedelten Slawen war eine Kultur zu eigen, die durch längeren Kontakt mit Byzanz beeinflußt war. Im archäologischen Material, aber auch in 37 38

39

}K. Bimapcma, vgl. Anm. 68, o. S. 137, 156ff. I n den Ipotesti-Ciurel-Ctndesti-Verbänden begegnet man neben handgemachter auch „entwickelter" Keramik mit eingeritzter Verzierung, die auf der langsamen Drehscheibe hergestellt wurde. M. Comsa, ZfA 7 , 1 9 7 3 , H. 2, 201, Abb. 2, 6, 7. Theophanes Confessor, Chronographia 32, H:mopn 6 , 1 9 6 0 , 263; Nieephori patriarchae, A. Breviarum 5, H3Bopii 6, 1960, 296.

K. B-bmapoBa, vgl. Anm. 45, o. S. 133, 385 bzw. 423 ff.

197

Die Siedlung im 10. Jh. und ihr Untergang

Keramik nahezu überschwemmt sind, herrscht in allen übrigen Gebieten des Landes die slawische Keramik mit eingeritzter Verzierung vor. In diesen Tatbeständen widerspiegelt sich sehr klar die schriftlich überlieferte Geschichte. Die Wahrung der Interessen des jungen bulgarischen Reiches war in der frühmittelalterlichen Siedlung bei Krivina hauptsächlich den dort ansässigen Bevölkerungsteilen mösischer und slawischer Herkunft vorbehalten. Es gibt keine Hinweise für eine ständige Anwesenheit von Protobulgaren, z. B. konnten keine Reste von Jurten beobachtet werden. Der in fast jedem Haus gleichbleibend niedrige Anteil von Saltovo-Keramik beweist jedoch, daß sie Bestandteil des Gebrauchsgutes und damit eine Komponente der Kultur während der Periode F war. Ob die in späterer Zeit auftauchenden wenigen braunen Töpfe mit ösenhenkeln eine Symbiose zwischen Saltovo-Majack und slawischer Keramik zu schöpferisch neuen Formen darstellt, ist vom Material aus Krivina nicht zu beurteilen. In diesem Zusammenhang ist auch die Existenz von Langhäusern interessant. Ähnliche Bauwerke wurden im Bereich der Saltovo-Kultur im Wolga-Dongebiet gefunden und dort in die gleiche Zeit datiert/ 1 7 Sicherlich scheint sich hier wie dort byzantinischer Einfluß bemerkbar zu machen. Während der Periode F wurde nicht nur frühbyzantinische, slawische und protobulgarische Keramik gemeinsam benutzt, sondern es existierten mehrere Hausformen, die sich zu einem sinnvollen Siedlungsbild ordneten. Das Fundmaterial aus den verschiedenen Haustypen unterschied sich nach seiner Zusammensetzung kaum. Allerdings war in den Langhäusern ein leichtes Überwiegen der frühbyzantinischen Keramik zu beobachten. Die materielle Kultur, insbesondere die Keramik der Gruppe 2 mit eingeritzter Verzierung war in F 4 derart einheitlich ausgeprägt, daß man um diese Zeit einen gewissen Höhepunkt der kulturellen Entwicklung postulieren kann (vgl. auch Abb. 63). Die frühbyzantinische Keramik wurde weitestgehend zurückgedrängt, und auch die Saltovogefäße spielten kaum eine Rolle. Langhäuser beherrschten das Siedlungsbild, aber auch quadratische Grubenhäuser wurden errichtet. Das Siedlungsbild verschob sich zwar von Phase zu Phase, blieb im wesentlichen jedoch gleich. Gegen Mitte des 9. J h . hatte sich die frühmittelalterliche Siedlung stabilisiert. Kontakte zum byzantinischen Gebiet bestanden ebensowenig wie zum Awarenreich. Die Siedlung befand sich mitten im Gebiet des Bulgarenreiches und unterschied sich in seiner Kultur kaum von anderen Orten im weiteren Umkreis südlich und nördlich der Donau. Die Bedeutung der Siedlung war um diese Zeit sicher nicht groß. Sie hatte kaum strategische Bedeutung. Weder Funde noch Befunde deuten auf kriegerische Ereignisse hin. Auch der Handelskontakt zu den Zentren des Reiches wie Pliska und Preslav war — betrachtet man das Fundmaterial — nicht übermäßig stark. Die Siedlung erlebte während der Peri-

ode F eine Zeit der Konsolidierung und friedlichen Entwicklung. Es vollzog sich durch die Verschmelzung der beschriebenen kulturellen Elemente die Herausbildung der altbulgarischen Kultur und des bulgarischen Volkes. 6.4.

Die Siedlung im 10. J a h r h u n d e r t u n d ihr U n t e r g a n g

Es wurde bereits mehrfach festgestellt, daß am Ende der Periode F bzw. Anfang G in der Siedlung einschneidende Veränderungen vor sich gegangen sind. Die letzte Phase von F zeichnete sich durch einen Brandhorizont aus. Ab G 1 konnten kaum noch Langhäuser festgestellt werden. Die quadratischen Grubenhäuser bildeten ein gegenüber F völlig verändertes Siedlungsbild. Die Repräsentationsbauten im Norden lassen auf soziale Differenzierung schließen. Statt der in F ausschließlich vertretenen Keramikgruppe 2 wurden in G nur noch Scherben der Gruppen 3 und 5 mit eingeritzter Verzierung gefunden. Vom frühbyzantinischen Material als Hausinventar kann keine Rede sein. Alle diese Umstände können nur durch größere gesellschaftliche Umwälzungen erklärt werden, die mit einer Neubesiedlung nach vorangegangener Zerstörung einher gegangen sind. Ihre Datierung ist mit dem Ende des 9. J h . gesichert . Aus dieser Zeit aber berichten die schriftlichen Quellen von größeren kriegerischen Ereignissen an der Donau. Die Beziehungen zwischen Bulgaren und Byzantinern hatten sich derart verschlechtert, daß Leo VI. (886—912) beschloß, mit Hilfe der Magyaren die Bulgaren von Norden und Osten aus anzugreifen. Er schickte um 894/95 Gesandte mit Geschenken und Waffen zum Magyarenführer Ärpad. Für den Fall eines Angriffs auf das Bulgarenreich versprach er ihm Unterstützung durch die byzantinische Flotte, die sie an der Mündung der Donau treffen sollten/' 8 Die Magyaren siedelten in den Gegenden zwischen Dnepr und unterer Donau und waren zu jener Zeit bereits ein Machtfaktor in der europäischen Politik geworden/» 9 895 brach die byzantinische Flottille in Konstantinopel auf. Die Magyaren fielen verabredungsgemäß in Nordostbulgarien ein, begannen die Bevölkerung zu berauben und zugrunde zu richten. Unter anderem zerstörten sie Preslav, beraubten und verschleppten viele Bulgaren in die Gefangenschaft und boten sie dem Imperator als Sklaven an. 5 0 Der bulgarische Zar 48

Leonis Grammatici Chronographie 46, M3B0pn 9,1964,158; Ioannis Zonarae I. Epitomae historiarum libri XVIII, 30, H3BOpn 14, 1968, 172; Theophanis Continuati Chronographie 14, VI, 9, Ü3BopH 9,1964,122; Constantinos Porphyrogenitos, De admin. imp. 16, H3B0pn 9, 1964, 220; Annales Fuldenses, Pars quinta auctore quodam bavaro 16, MGH SS 1, rer. Germ, in us. schol., ng. von F. Kurze, Hannover

49

B. 3jiaTapcnn, Mctophh Ha EtnrapcKaTa Atpn;aBa npea

1891. cpeAHHTe BeKOBe, tom 1, iacr 2, Co$hh 1971, 291. 50

',7 M. H. JlflnyiiiKHH, KapHayxoBeKoe nocejienne, MMA 62, 291 , Abb. 33, 296, Abb. 40 u. a., besonders 314.

Leonis GrammaticiChronographia46, M3BopH9,1964,159; Ioannis Zonarae I. Epitomae historiarum libri XVIII, 30, H3Bopn 14, 1968,173; Theophanis Continuati Chronogra-

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Simeon (893—927) konnte sich aber noch im selben J a h r von Magyaren und Byzantinern befreien. Dazu dienten ihm geheime Besprechungen mit denPecenegen, damit diese sich gegen die Magyaren wendeten. Zwischen Bulgaren und Pecenegen entstand ein Bündnis, nachdem beide gemeinsam bei der ersten sich bietenden Gelegenheit über die Magyaren herzufallen beabsichtigten. 51 Der Plan wurde im Jahre 896 verwirklicht, als die Magyaren wieder einige Raubzüge in die Gebiete benachbarter Slawen unternahmen. Im Ergebnis dieser Kämpfe mit Simeon konnten sie nicht länger in ihren Wohnsitzen bleiben und siedelten sich daraufhin in der Theißebene an. Der Bulgarenzar legte großen Wert auf die sehneile Beseitigung der Zerstörungen. Unter anderem wurde zu jener Zeit das Boriskloster bei Preslav wieder aufgebaut. 5 2 896 kam der Frieden mit Byzanz zustande. Der Imperator verpflichtete sich zu Tribut Zahlungen an den bulgarischen Zaren. Diese Zahlungen sowie die Grenzen wurden in zwei weiteren Verträgen 904 und beim Friedensschluß 927 mit Peter I. (927-969) nochmals bestätigt. 5 3 Noch aus dem J a h r 966 ist überliefert, daß Zar Peter Gesandte nach Byzanz schickte, um die vereinbarten Tribute in Empfang zu nehmen. 5 4 Die geschilderten historischen Ereignisse lassen bestimmte Schlußfolgerungen für die Siedlung bei Krivina zu. Am Ende der Periode F tauchten neben der Keramikgruppe 2 auch Scherben, z. T. mit Innenrandverzierung der Gruppe 3 in den Häusern auf. Wahrscheinlich muß schon während des letzten Drittels des 9. J h . mit einer Zuwanderung neuer Siedler aus dem Norden gerechnet werden. Dieser Umstand resultierte aus der Unsicherheit in den Gebieten nördlich der Donau, die durch die Herauslösung der Magyaren aus dem Chasarenreich, die Verlegung ihrer Wohnsitze nach Atalküs sowie das Vordringen der Pecenegen in die Gebiete zwischen Don und Karpaten verursacht worden ist. 55 Die Einwohner mußten sich ständiger Überfälle der Magyaren, die ihrerseits in Kämpfe mit den Pecenegen verwickelt waren, andererseits aber auch schon ausgedehnte Kriegszüge bis nach Großmähren (892—894) unternahmen, erwehren. 5 ' 1 Der Druck der Nomadenstämme veranlaßte einen Teil der Bevölkerung in die Gebiete südlich der Donau zu fliehen, wo sie Aufnahme im inneren Bulgarenreich fanden. Dorthin brachten

phia 14, VI, 9, M3BopH 9, 1964, 123; B. 3jiaTapcKH, vgl. Anm. 49, o. S. 197, 300. 51 Ioannis Zonarae I. Epitomae historiarum, libri X V I I I , 30, M3Bopn 14, 1968, 173. 52 B. 3jiaTapcKH, vgl. Anm. 49, o. S. 197, 3 1 2 f f . und 338. 53 A. 0 . , 338; LeonisGrammatici Chronographia 58, Il3Bopn 9, 1964, 167; Georgi Cedreni — Ioannis Scylitzae, Historiarum compendium 88, Ü3BopH 11, 1965, 255. 6/ ' Leonis Diaconi Historiae 2, H3Bopn 9, 1964, 2 4 6 f . 55 U m die Frage der Sicherheit der bulgarischen Macht in den Gebieten nördlich der Donau gibt es in der mediävistischen Literatur unterschiedliche Auffassungen, die zuletzt v o n II. KojieaapoB, vgl. Anm. 40, o. S. 195, 48, v. a. Anm. 27— 29 dargestellt, worden sind. 50 B. 3jiaTapcKH, vgl. Anm. 49, o. S. 197, 292.

MICHAEL

WENDEL

sie ihre materielle Grundaiisstattung mit, die von zahlreichen Fundplätzen in der SR Rumänien bekannt geworden ist. Die kulturellen Unterschiede zur Bevölkerung südlich der Donau waren jedoch nicht gravierend. 5 7 Doch auch hier war ihre Sicherheit nicht lange gewährleistet, wie aus den schriftlichen Überlieferungen und den archäologischen Befunden hervorgeht. Die Siedlung muß tatsächlich bei den Magyareneinfällen 895 zerstört worden sein. Das gewaltsame, durch Brandschuttschichten dokumentierte Ende der Langhäuser und das Verschwinden der Keramikgruppe 2 sprechen für eine physische Vernichtung der Bevölkerung. Der Ort muß jedoch sofort nach dem Sieg der Bulgaren wieder neu besiedelt und organisiert worden sein. Die Repräsentationsbauten, aber auch die Waffen lassen vermuten — ein Gedanke, den J . Herrmann zum ersten Mal geäußert hat —, daß die Siedlung nunmehr mit einer Grenzwachtfunktion ausgestattet wurde. 5 8 Auch die neuen Eiijwohner stammten aus dem Norden der Donau, wie ihre materielle Kultur belegt. Wahrscheinlich erhielt der Fluß um diese Zeit Grenzcharakter und sei es zum Schutze des inneren Territoriums, was sich auf die Restaurierung und die Neuanlage von Befestigungen längs der Donau auswirkte. 59 57

Die frühmittelalterliche Kultur in diesem Gebiet wurde v o n M. Chisvasi-Com§a, Slavii de räsärit pe teritoriul R. P. R. si pätrunderea elementulüi romanic in Moldova pe baza datelor arheologice, SCIV 9 , 1 9 5 8 , nr. 1, 81 zum ersten Mal als „Balkan-Donaukultur" bezeichnet. S. a. dies., Dacia 7, 1963, 413—438 und dies., Cu privire la evolu^ia culturii balcano-dunärene in sec. I X — X I (Studia preliminar) SCIV 14, 1963, nr. 1, 1 0 7 - 1 2 2 . 5« J. Herrmann, Das Altertum 22, H. 1, 1976, 47f. 50 W. N . Slatarski, Geschichte der Bulgaren, I. Teil, Von der Gründung des bulgarischen Reiches bis zur Türkenzeit ( 6 7 9 - 1 3 9 6 ) , Leipzig 1918, 52. Die dargestellte historische Entwicklung wird auch durch die Untersuchungen der polnischen Kollegen in Stürmen an der Jantra bestätigt. V g l . W . Hensel, Arch. Pol. X I I , 1970, 241; AI. Dymaczewski, Balcanodavica 2, 1973, 2 1 ; v. a. aber in der zusammenfassenden Monographie Styrmen nad .Jantrq (Bulgaria), Badania archeologiczne w latach 1 9 6 1 - 1 9 6 4 I 1 9 6 7 - 1 9 6 8 , Wroelaw - Warszawa Krakow - Gdarisk 1980. Stärmen liegt nur etwa 25 km südlich v o n Krivina an der Jantra und damit noch im strategischen Einzugsbereich der Donaulinie bzw. am wichtigen Jantratalweg ins Landesinnere. Die für Stärmen aufgestellte Chronologie deckt sich im wesentlichen mit der von Krivina. (vgl. Z. Kurnatowska, Czgsc druga: Osadnictwo wczesnosredniowieczne, a. O. 97—246). So kann man die Phase Stärmen I etwa mit unseren Perioden E u n d F u n d die Phase Stärmen I I mit der Periode G parallelisieren. Wichtig scheint die Tatsache, daß die entscheidenden historischen Zäsuren wie E n d e Periode E / A n f a n g F (slawische Besiedlung nach 680) sowie Ende F / A n f a n g G (Nomadeneinfälle u m 900) durch die Untersuchungen in Stärmen bestätigt werden (s. a. O. 71, Tabela 1). Diese D a t e n werden in Zukunft bei anderen Ausgrabungen in diesem geographischen Bereich stärker als bisher berücksichtigt werden müssen.

Die Siedlung im 10. J h . und ihr Untergang Der F u n d von mehreren Pecenegenkesselfragment e n in d e r H a u s g r u b e 3 1 / 2 N v e r d i e n t b e s o n d e r e B e achtung. D i e Hausgrube wurde der P h a s e G 2 zuge-

Neben diesen Gemeinsamkeiten seheinen sich jedoch im Vergleich beider F u n d p l ä t z e gewisse Unterschiede anzudeuten. B e t r a c h t e t m a n beispielsweise die H ä u f i g k e i t der auf die einzelnen Subphasen von S t ä r m e n verteilten Objekte, so m u ß k o n s t a t i e r t werden, d a ß die Siedlung f ü r das 7. u n d 8. J h . außergewöhnlich wenige Bauwerke aufzuweisen h a t . Auch fehlen die f ü r Krivina so typischen Langh a u s b a u t e n mit ihrer speziellen I n n e n a u s s t a t t u n g . Vor allem die D a t i e r u n g der O b j e k t e 63 u n d 79 von S t ä r m e n ins 7. J h . scheint fraglich, was ja von Z. K u r n a t o w s k a selbst a n g e d e u t e t wird (a. 0 . 72). Auch die R e p r ä s e n t a t i o n des gesamten 8. J h . durch lediglich acht Objekte überzeugt nicht (a. O. 73—81). W ä h r e n d dieser Zeit vollzieht sich in K r i v i n a — im Gegensatz zu S t ä r m e n — der U m w a n d lungsprozeß von einer durch s p ä t a n t i k e Elemente geprägt e n dörflichen Ansiedlung zu einem frühmittelalterlichen slawisch-bulgarischen Dorf mit f r ü h f e u d a l e n Zügen. Der S c h w e r p u n k t der E n t w i c k l u n g liegt in S t ä r m e n zweifellos in seiner Existenz als Burg w ä h r e n d des 10. J h . I h r voran geht offensichtlich eine kleine u n b e d e u t e n d e Siedlung, deren Bewohner eine K e r a m i k b e n u t z t e n , die der von K r i v i n a aus dem 9. J h . sehr ähnlich ist. Sowohl die R a n d entwicklung der Gefäße, als auch das V o r k o m m e n der in Krivina festgestellten T y p e n decken sich f ü r diese Zeit. Die T y p e n K r i v i n a 1—4 sowie der als „ K r i v i n a " bezeichnete T y p 8 k o n n t e n in S t ä r m e n nicht beobachtet werden. Aus der Subphase S t ä r m e n I 2 (8. J h . ) wurde aus vier a u s w e r t b a r e n O b j e k t e n je einmal T y p 5 (Objekt 76, a. O. 231, Tabl. L H ) sowie T y p 6 (Objekt 25, a. 0 . 202, Tabl. X X I I I ) festgestellt. Weder k o n n t e n in dieser P h a s e die R a n d f o r m e n g r u p p e n I 3, I I 2, I I 3 u n d I I I 3 noch I n n e n randverzierung g e f u n d e n werden. Aus der Subphase S t ä r m e n I 3 (9. J h . ) wurde dreimal der T y p 5 (Obj e k t 23, a. O. 199, Tabl. X X , O b j e k t 31, a. 0 . 204, Tabl. X X V , O b j e k t 37, a. O. 209, Tabl. X X X ) , viermal der T y p 6 (Objekt 23, a. O. 199, Tabl. X X , O b j e k t 29, zweimal, a. O. 203, Tabl. X X I V , O b j e k t 24, a. O. 2 0 0 - 2 0 1 , Tabl. X X I u n d X X I I ) sowie viermal T y p 7 (Objekt 14a, dreimal, a. O. 191, Tabl. X I I u n d O b j e k t 24, a. O. 200, Tabl. X X I ) verifiziert. Lediglich einmal f a n d sich die Verzierung eines R a n d e s (Objekt 29, a. O. 203, Tabl. X X I V ) . Von den in die Subphase S t ä r m e n I 2 (8. J h . ) datierten acht Objekt e n haben somit lediglich vier-und von den insgesamt zwanzig aus der Subphase I 3 (9. J h . ) n u r zehn repräsentatives Material in unserem Sinne (vgl. o. 112ff.) erbracht. Legt m a n die am Material von Krivina gewonnenen Ergebnisse zugrunde, so ergäbe sich eine E i n o r d n u n g aller dieser Obj e k t e erst in die Zeit nach dem ersten Drittel des 9. J h . , wobei sich auch hier eine stratigraphische Abfolge beobacht e n ließe. Die entscheidende W e n d e liegt in S t ä r m e n am E n d e des 9. J h . , wo sich gleiche Erscheinungen wie in Krivina beobachten lassen. Die Zahl der O b j e k t e erhöht sich sprungh a f t , d. h. die Siedlung verdichtete sich. Die Anlage der B u r g auf dem P l a t z einer kleinen u n b e d e u t e n d e n Ansiedlung scheint ein klares Zeichen f ü r die Richtigkeit der dargelegten strategischen Situation a b Mitte des 9. J h . zu sein. Auch das keramische I n v e n t a r entspricht n u n gänzlich dem von Krivina aus dieser Zeit. Alle R a n d g r u p p e n sind v e r t r e t e n , vor allem die T y p e n 6 u n d 7 dominieren. Auch die Tnnenrandverzierung wird v e r s t ä r k t a n g e w a n d t (a. O. 97—158). Lediglich der „ K r i v i n a - T y p " der K e r a m i k

199 o r d n e t u n d s o m i t in d a s z w e i t e D r i t t e l d e s 10. J h . datiert. S c h o n um 914 schloß der byzantinische Kaiser K o n s t a n t i n V I I . (913—959) e i n e n V e r t r a g m i t d e n P e c e n e g e n gegen die Bulgaren,00 die um 944 mit d e n e r s t e n E i n f ä l l e n in b u l g a r i s c h e s G e b i e t b e g a n n e n . 6 1 D i e H a u s g r u b e 3 8 / 1 5 N , in d e r e n U m g e b u n g e b e n falls Kesselfragmente g e f u n d e n wurden, gehörte der P h a s e G 3 an. D i e K e s s e l s c h e r b e n waren mit Keramik mit eingeritzter Verzierung vergesellschaftet, die zur n o r m a l e n A u s s t a t t u n g der H ä u s e r in d i e s e r P h a s e g e h ö r t e . D i e b e i d e n G r u b e n h e b e n s i c h in F o r m u n d G r u n d a u s s t a t t u n g n i c h t v o n d e n a n d e r e n a b , j a sie o r d n e t e n s i c h s i n n v o l l in d i e S i e d l u n g s s t r u k t u r ein, w a r e n e i n i n t e g r i e r t e r B e s t a n d t e i l d e s Ortes. E s ist k a u m a n z u n e h m e n , d a ß P e c e n e g e n i n m i t t e n der bulgarischen Bevölkerung gelebt haben. Außerdem hätt e n dann Hausform und F u n d e ein anderes Gepräge haben müssen. D a g e g e n unterstützt dieser Tatbes t a n d d i e H y p o t h e s e v o n der H e r k u n f t der B e w o h n e r a u s d e m N o r d e n , w o b e i a n z u n e h m e n ist, d a ß n o c h in G 2 d i e Z u w a n d e r u n g n i c h t a b g e s c h l o s s e n war. D i e K e s s e l s c h e r b e n v e r r a t e n j e d o c h K o n t a k t e zu d e n N o m a d e n u n d w u r d e n in d a s G e b r a u c h s g u t j e n e r B e v ö l k e r u n g s t e i l e a u f g e n o m m e n . E s ist v o n unserer W a r t e nicht zu entscheiden, ob die K e s s e l tatsächlich n u r d e r P e c e n e g e n k u l t u r z u z u o r d n e n sind o d e r n i c h t . D e r B e f u n d von Krivina scheint jedoch gewisse Anh a l t s p u n k t e d a f ü r z u g e b e n , d a ß sie a l s G e b r a u c h s g u t s c h o n M i t t e d e s 10. J h . n i c h t m e h r n u r m i t d e m E t h n o s d e r P e c e n e g e n i n V e r b i n d u n g zu b r i n g e n s i n d . Auch an anderen Orten sollte geprüft werden, inwiew e i t in d i e s e r Zeit K e s s e l m i t I n n e n h e n k e l n n i c h t schon B e s t a n d t e i l einer weiter verbreiteten K u l t u r g e w o r d e n s i n d . W i e der B e f u n d v o n K r i v i n a im E i n z e l n e n g e d e u t e t w e r d e n k a n n , d ü r f t e in d e n B e r e i c h d e r S p e k u l a t i o n fallen. 1 1 2 G e g e n ü b e r d e r P e r i o d e F h a t t e d i e S i e d l u n g im 10. J h . e i n e e r h ö h t e B e d e u t u n g . D i e s e r U m s t a n d kann durch verschiedene B e o b a c h t u n g e n belegt w e r d e n . Z u m e i n e n r e s u l t i e r t er a u s der h ö h e r e n s t r a t e g i s c h e n B e d e u t u n g . R e p r ä s e n t a t i o n s b a u t e n mit d e n Goldmünzen, die J. H e r r m a n n als Teil jener Tributzahlung ansieht, die der byzantinische Kaiser d e m B u l g a r e n z a r z a h l e n m u ß t e (s. u. S. 2 3 5 ) , 6 3 s o w i e die S c h w e r t f u n d e unterstützen diese These. Zum and e r e n r ü c k t e n d i e H ä u s e r j e n e r Zeit e n g e r z u s a m m e n . Ob s i c h d i e S i e d l u n g g l e i c h z e i t i g a u s g e d e h n t h a t , ist

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(il U2

mit eingeritzter Verzierung k o n n t e nicht b e o b a c h t e t werden, was auf die Richtigkeit seiner Charakterisierung als L o k a l p r o d u k t i o n hinweist. Auch die K l e i n f u n d e unterscheiden sich in ihrem S p e k t r u m nicht wesentlich von denen aus Krivina. Das E n d e beider Siedlungen im 10. J h . scheint parallel gewesen zu sein. Aber auch andere Orte entlang der Donau wurden ab Mitte des 9. J h . befestigt wie das Beispiel Capidava zeigt, Capidava I , 1958, 226. Theophanis Continuati Chronographie 21, VI, 7, H3BopH 9, 1964, 127. B. SjiaTapcKH, vgl. Anm. 49, o. S. 197, 520. M. Wendel, vgl. Anm. 112, o. S. 145. Vgl. Anm.-68, o. S. 198.

200 nicht mehr zu belegen. Der dichter besiedelte Ort dokumentiert ein gewisses Aufblühen vor allem während der Phasen G 2 und 3, was wohl wiederum auf die erhöhte strategische Bedeutung zurückzuführen ist. Der verstärkte Import läßt auf eine Ausweitung der Handelsbeziehungen schließen. Die Vielfalt an Keramikformen, Funde von Luxusgütern belegen diese Vermutung hinlänglich. Die Entwicklung wurde jedoch jäh unterbrochen. Auf dem scheinbaren Kulminationspunkt wurde die Siedlung wiederum zerstört. Der Zeitpunkt wird durch die Goldmünzschätze mit den Schlußmünzen 959 bzw. 963 (aus dem Schatz von 1962) sowie das fast völlige Fehlen von Münzen Johanns I. Tzimiskes (969-976) klar bestimmt. Das Ende der Siedlung muß in den Zeitraum zwischen 959 und 969 fallen. Während auf allen bedeutenden Fundplätzen im unteren Donaugebiet Tzimiskesmiinzen den Endpunkt B< bzw. auf anderen das Anfangsdatum einer Entwicklung e 3 bestimmen, fehlen sie in Krivina bis auf zwei Exemplare, von denen eines durchlocht ist, völlig. 66 Zum ersten Mal hat T. Ivanov das Ende der frühmittelalterlichen Siedlung mit den Feldzügen des Svjatoslav in Verbindung gebracht. 6 7 968 zog Svjatoslav vom Dnepr zur Donaumündung. .Ihm stellte sich die versammelte bulgarische Streitmacht entgegen. Die Schlacht in der Nähe von Drästär (heute Silistra) wurde von den Bulgaren verloren. Ein großer Teil ihrer Krieger wurde in der Festung von Drästär gefangengesetzt. Svjatoslavs Soldaten fanden nun keine Gegenwehr mehr und zerstörten eine Stadt nach der anderen bis auf den Grund. 6 8 Insgesamt sollen es 80 Städte gewesen sein, die von ihnen dem Erdboden gleichgemacht worden sind.® Sie nahmen die Dobrudscha und das heutige Deliorman. Nach Zlatarski kann aber nicht verneint werden, daß sie auch im Inneren des Reiches Ortschaften zerstört haben. 7 0 Sicherlich waren auch solche Grenzdörfer wie Krivina am meisten gefährdet. Einen zweiten Feldzug gegen die bulgarischen Gebiete unternahm Svjatoslav im Spätsommer 969. Er belagerte Preslav und nahm Zar Boris II. (969—972) mit seiner Familie gefangen. Dabei wurde das gesamte Bulgarien zwischen Donau und Balkangebirge erobert und verwüstet. 7 1 Es ist anzunehmen, daß auch Krivina in den Wirren jener Feldzüge zerstört worden ist. Ob 64

Hi. B i m a p o ß a , ApxeoJioran 16, 1974, KH. 3, 12, Taf. 1. Z. B. in der Dobrudscha, I. Barnea, ijt. Stefanescu, Din istoria Dobrogei, vol. I I I , Bucuresti 1971, 169 ff. bzw. 326. 66 E. Kluwe, Klio 47, 1966, 411, Nr. 88. D a s zweite Exemplar wurde 1978 geborgen. 6' T. Ivanov, Klio 47, 1966, 174. 68 Leonis Diaconi Historiae 3, H3BopH 9, 1964, 248; Ioannis Zonarae I. Epitomae historiarum, libri X V I I I , 37, HaBOpH 14, 1968, 179; GeorgiCedreni — I o a n n i s S c y l i t z a e H i s t o r i a rum compendium 93, H3B0pn 11, 259 65

69

B. 3jiaTapcKH, vgl. A n m . 49, o. S. 197, 554. ™ A. O. 71 Leonis Diaconu Historiae 6 - 1 1 , H3B0pH 9, 1964, 2 5 3 - 2 5 9 ; Ioannis Zonarae I. E p i t o m a e historiarum, libri X V I I I ,

MICHAEL W E N D E L

während des ersten oder zweiten kann kaum entschieden werden. Wichtig ist jedoch, daß alle während des folgenden russisch-byzantinischen Krieges um 972 zerstörten Ortschaften Tzimiskesmünzen erbracht haben. Daß in Krivina keine gefunden worden sind, ist ein wichtiges Indiz dafür, daß die Ortschaft in dieser Zeit schon nicht mehr bestanden hat. Ein großer Teil der von den Byzantinern eroberten Orte wies ein recht reges Leben während des 11. J h . also der Zeit ihrer Herrschaft auf. 7 2 In Krivina wurden dagegen nur sehr schwache Siedlungsspuren aus dem 11./12. Jh. gefunden. In den Wirren der russisch-bulgarischen Kriege endete die frühmittelalterliche Siedlung bei Krivina. Aus der Folgezeit gibt es nur geringe Spuren über die Existenz eines Ortes auf der Gradiäte. Sie fanden sich vor allem in der Fläche VI, wo zahlreiche Fragmente von Pecenegenkesseln und Keramik mit eingeritzter Verzierung aus dem 11. J h . geborgen werden konnten. Die oberflächennahe Lage der Objekte aus dem 11.—14. J h . verhinderte jedoch eine umfassende Untersuchung, so daß über den Siedlungscharakter jener Zeit nichts ausgesagt werden kann. Die zahlreichen Störungen, Gruben und Gräben mit Kesselfragmenten dürften jedoch ebenso wie das 1977 geborgene Grab mit Lanzenspitze, das den Pecenegen zugeordnet wurde, für eine längere Anwesenheit von Nomaden auf dem Siedlungsgelände sprechen. 7 3 Das Fehlen starker Schuttschichten und Siedlungsreste, aber auch die im Gegensatz zu den frühmittelalterlichen Siedlungen geringe Fundintensität lassen Zweifel darüber aufkommen, daß während des 11.—14. J h . auf der GradiSte ein geschlossener Ort existiert haben könnte. Dagegen spricht auch die archäologisch und namentlich bezeugte Verlagerung des Siedlungsschwergewichts nach Novgrad (s. o. S. 31). Andererseits beweisen die Funde und spärlichen Baureste jedoch, daß das Leben, wenn auch in vergleichsweise bescheidenem Maße auf der Gradiste bis zur Türkenherrschaft weiterging.

6.5.

Die soziale und ökonomische Organisation der Bevölkerung

Die zwischen 1972 und 1978 untersuchte Fläche stellt lediglich einen sehr kleinen Ausschnitt der gesamten Siedlung dar und läßt nur bescheidene Schlußfolgerungen zu den sozialökonomischen Verhältnissen im frühen Mittelalter zu. Werkstattbefunde wurden nicht beobachtet. Die Anzahl der gefundenen Produktionsinstrumente hält sich in bescheidenen Gren-

3 9 - 4 0 , H3BopH 1 4 , 1 9 6 8 , 1 8 0 - 1 8 4 ; Georgi C e d r e n i - I o a n n i s Scylitzae Historiarum compendium 95—96, H3BOpn 11, 260-269. 72 Vgl. }K. BiiKapoBa, A p x e o n o r n n l 6 , 1 9 7 4 , KH. 3 , 1 2 , Taf. 1. 73

1977 wurde von den Teilnehmern des bulgarischen Grabungsteams unter Leitung von 2. V á i a r o v a dieses Grab gehoben. Für die freundliche Mitteilung dankt Verfasser Frau Prof. Í . Väiarova, Sofia.

201

Sozialökonomische Organisation

zen. So können Aussagen zu dieser Problematik nur auf Schlußfolgerungen basieren, die sich aus der Auswertung aller Tatbestände und Indizien ergeben. Über die soziale und ökonomische Organisation der Siedler während der Periode E läßt sich so gut wie nichts aussagen. Dafür ist der Forschungsstand mit lediglich sechs ausgegrabenen, über die erforschte Fläche verstreuten Häuserresten zu niedrig. Die Bauwerke waren auf Grund verschiedener Umstände so schlecht erhalten, daß sie bis auf 66/23 N und 30/14 N nicht als Komplexe ausgewertet werden konnten. Der Hauptgrund liegt wohl in der intensiven späteren Bebauung des Geländes. Ein sinnvolles Siedlungsbild wurde erstmalig f ü r die Phase F 2 festgestellt. Ab dieser Zeit ergibt sich für F eine gewisse Platzkontinuität von Häusern, d. h. Nachfolgebauten werden immer wieder an demselben oder einem in unmittelbarer Nähe gelegenen Platz errichtet. Die Langhäuser stehen wie in einem Straßensystem gruppiert relativ weit auseinander. Es konnte kein repräsentatives Gebäude, das sich in irgendeiner Weise von den anderen abgehoben hätte, ausgegraben werden. Keines der Langhäuser zeichnete sich durch eine besondere Innenausstattung oder reichhaltigere, wertvollere Funde aus. Selbst die kleineren quadratischen Hausgruben, von denen zumindestens 30/3 S und 65/6 S als Wirtschaftsgebäude genutzt worden sind, wiesen ähnliche Fundvergesellschaftungen wie die Langhäuser auf. In ihnen scheinen Familien gelebt zu haben, die sozial untereinander kaum differenziert waren. Die weiten Abstände zwischen den Gebäuden lassen auf das Vorhandensein von Gärten bzw. gehöftähnlichen Anlagen schließen. Leider konnten keinerlei Spuren von Zäunen oder anderen Gehöft grenzen beobachtet werden. Die Schlösser sowie der im Humus gefundene, aber ins frühe Mittelalter datierte Schlüssel weisen auf unter Verschluß gehaltenes Eigentum hin. Inwieweit bestimmte Arbeiten gemeinschaftlich verrichtet bzw. Einrichtungen gemeinsam genutzt worden sind, ist nicht zu klären. Nicht unerwähnt bleiben soll in diesem Zusammenhang noch einmal das von J . Herrmann als Webhaus gedeutete Grubenhaus 65/6 S. 74 Anders muß das Siedlungsbild während der Periode G beurteilt werden. Der vorherrschende Haustyp war das quadratische Grubenhaus, meist mit einer Ofenanlage aus Steinen. Ein sinnvolles Siedlungsbild kann aber auch in G erst ab der zweiten Phase beobachtet werden. Die Platzkontinuität der Bauten ist wiederum nicht zu übersehen. Sie gruppierten sich halbkreis- oder kreisförmig um einen kleinen Platz und bildeten eine feste Wohneinheit. Die Ausstattung der Häuser war untereinander bis auf einige Besonderheiten völlig gleich. Es fanden sich weder solche, die durch herausragende Funde, noch durch eine besondere Innenausstattung aufgefallen wären. Vergleicht man das Siedlungsbild mit ethnographischen Parallelen, beispielsweise aus Serbien und Kroatien, läßt sich an eine zadrugaähnliche Organisationsform der

Bewohner denken. 7 5 Diese Vermutung wird durch die Beobachtung gestärkt, daß innerhalb der Siedlung mehrere derartige Gruppierungen existiert haben. Leider ist die lintersuchte Fläche zu klein, um diese herausarbeiten zu können. Der Gruppe quadratischer Grubenhäuser standen im Norden der heutigen Gradiste jeweils eingroßes repräsentatives Bauwerkgegenüber. Es hob sich nicht nur durch Größe und Bauweise von den übrigen ab, sondern auch durch die in ihnen enthaltenen Fundmaterialien. Dieser Unterschied zeigt sich am deutlichsten in der letzten Phase der Periode G. Sokonnteaus46/21 N der Goldmünzschatz geborgen werden. Diese Fakten lassen auf soziale Differenzierungen und Abhängigkeitsverhältnisse schließen. Daß jedoch nicht nur repräsentative Gebäude reiche Funde enthalten hatten, beweisen die Hausgruben über der Basilika mit Goldmünzen und Schwertern, wobei über deren Form nichts ausgesagt werden kann. 7 0 Es muß immer davon ausgegangen werden, daß nur ein kleiner Ausschnitt der Siedlung wissenschaftlich exakt ausgegraben und erforscht werden konnte. Daher können allgemeine Schlußfolgerungen nur mit größter Vorsicht gezogen werden. Das gilt auch, wenn die Befunde und Funde im Hinlick auf die wirtschaftliche Organisation der Siedler ausgewertet werden. 7 7 Die Bevölkerung war während des gesamten Zeitraumes des Bestehens der frühmittelalterlichen Siedlung hauptsächlich in der landwirtschaftlichen Produktion organisiert. Das wird auch durch die dörfliche Anlage der Siedlung und durch zahlreiche gefundene Produktionsinstrumente aus diesem Bereich der menschlichen Tätigkeit belegt . Pflugscharen, Sechs, Sicheln, Sensen und Geräte zum Säubern der Pflugscharen sind die typischsten Vertreter. 7 8 Interessante Aufschlüsse bieten die beiden Getreidebefunde vom Boden der Häuser 20/14 N und 50/19 N. 7 9 20/14 N (Taf. 72) Insgesamt 5641,80 g Material, das verkohlte Pflanzenreste (vorwiegend Diasporen) enthielt, davon 250 g bearbeitet. Nach dem Aussieben verblieben: 75

F. Kanitz, Das Königreich Serbien und das Serbenvolk, Bd. III, Leipzig 1904-1914, 56 f. und 7 2 - 7 5 . 76 T. Ivanov, Klio 47, 1966, 172. 77 Mit der Hausbauweise hat sich J. Herrmann, Iatrus-Krivina I, 1979, 104—110 auseinandergesetzt. Er konnte sich dabei auf die Grabungsergebnisse von 1972 bis 1975 stützen. Während der Kampagnen 1977 und 1978 konnten keine grundsätzlich neuen Erkenntnisse erzielt werden, die ein erneutes Aufgreifen dieser Problematik rechtfertigten. Vielmehr bestätigen sich die Ausführungen von J. Herrmann v. a. auch durch die Beobachtungen am Haus 73/12 N (s. o. S. 79f.). Hinzugefügt werden müssen allerdings als vierter Haustyp die Stein-lehmfundamentierten Gebäude wie 30/14 N, 40/22 N, 44/24 N und 75/6 S (vgl. o. Kap. 2). 78

79 74

J. Herrmann, Iatrus-Krivina I, 1979, 110.

Auch frühere Grabungskampagnen haben derartige Funde erbracht. S. G. Gomolka, Klio 50, 1968, 226f.; dies., Klio 47, 1966, 349, Taf. X I X . Zur Problematik der Entwicklung der landwirtschaftlichen Geräte in der Antike und im Mittelalter s. J. Henning, vgl. Anm. 4, o. S. 150. An dieser Stelle möchte ich Frau Prof. Dr. sc. E. Lange, Berlin, sehr herzlich für die Bestimmungen danken.

202 14,450 g Diasporen 39,596 g Kornbruch 0,539 g Holzkohle Unter den Diasporen dominierte Saathafer (Avena sativa) mit 13,391 g, ferner waren enthalten: 0,323 g Hordeum vulgare (Gerste), 0,151 g Seeale cereale (Roggen), 0,080 g Lens culinaris (Linse), 0,092 g Spelzen 0,082 g Wildgräser 0,371 g Unkräuter. Avena sativa 100 KG = 0,89 g w= 100 L (5,26-6,92) 6,11; B (1,68-2,38) 2,07; H (1, 37-2,46) 1,76 Indices: L : B 2,95; L : H 3,47; B : H 1,18 Hordeuni vulgare n = 16 L (4,84-6,37) 5,23; B (2,79-3,90) 3,18; H (2,15-3,00) 2,60 Indices: L : B 1,64; L : H 2,01; B : H 1,22 Seeale cereale w= 9 L (4,89-6,94) 5,71; 3 (1,90-2,84) 2,29; H (1,87-2,45) 2,14 Indices: L : B 2,49; L : H 2,67; B : H 1,0 An Unkräutern waren enthalten: 44 x Wildgräser 19 X Panicum/Setaria 39 x Polygonum/Rumex 38 x Rosaceae/Ranunculaceae 21 xFabaceae 16 x Rubiaceae 9 x Agrostemna githago 8 x Ammiaceae (Toriiis arvensis, Bupleurum rotundifoliuni, Apium graveolens) 14 X diverse (Stachys, Galeopsis, Salvia, Urtica, Solanaceas) Die Holzkohlen stammten von Corylus avellana (Hasel) und von Salix spec. (Weide) 50/19 N (Taf. 72) Insgesamt wurden 74,4g Material übergeben; nach dem Aussieben verblieben: 8,695 g verkohlte Diasporen 0,951 g Holzkohle In diesem Fund herrschte Seeale cereale (Roggen) mit 7,813 g vor, ferner waren enthalten: 0,630 g Triticum aestivum (Saatweizen) 0,115 g Hordeum vulgare (Gerste) 0,086 g Avena sativa (Saathafer) 0,321 g Leguminosen (Hülsenfrüchte), größere Bruchstücke von cf. Pisum sativa (Erbse) und cf. Vicia faba (Ackerbohne) Seeale cereale 100 KG = 0,886 g w= 113 L (4,94-6,95) 5,69; B (2,05-2,78) 2,34; H (1,54-2,61) 2,25 Indices: L : B 2,43; L : H 2,53; B : H 1,04 Triticum aestivum n= 17 L (4,31-5,25) 4,68; B (2,37-3,51) 2,99; H (1,78-2,64) 2,34 Indices: 1.: B 1,56; L : H 2,00; B : H 1,28

MICHAEL W E N D E L

Avena sativa, » = 14 L (4,22-5,58) 4,80; B (1,46-2,34) 1,81; H (1,08-1,79) 1,42 Indices: L : B 2,65; L : H 3,38; B : H 1,27 Hordeum vulgare n = 6 L (3,33-6,44) 5,07; B (2,82-3,59) 3,18; H (2,27-2,70) 2,51 Indices: L : B 1,59; L : H 2,02; B : H 1,27 Diesem Fund fehlten Unkräuter nahezu völlig (1 X Wildgras und 1 X Ampfer); die Holzkohlen stammten von Corvlos avellana (Hasel) und von Ulmus (Ulme) oder Celtis. Die in Krivina geborgenen frühmittelalterlichen Pflanzenfunde (verkohlte Diasporen und Holzkohle) fügen sich sowohl im Artenbestand als auch nach den Meßwerten in das aus älterslawischen Funden Mitteleuropas bekannte Bild ein. 80 Leider fehlen spezielle Untersuchungen zu dieser Problematik, so daß es schwerfällt, aus den außerordentlich geringen Befunden Schlußfolgerungen zu ziehen. 81 Neben dem Ackerbau als der Hauptnahrungsquelle muß auf Grund der zahlreichen Tierknochenfunde, die leider nicht untersucht werden konnten, eine ausgeprägte Viehhaltung bzw. -zucht angenommen werden. Knochen vom Rind, Pferd, Esel, Schwein, Schaf und von der Ziege waren im Fundmaterial häufig zu finden. Sicherlich wurde ausgedehnte extensive Weidewirtschaft betrieben. Die gefundenen Glocken belegen das Vorhandensein von Viehherden, die möglicherweise gemeinschaftlich bewirtschaftet worden sind. Bisher fanden sich in der Siedlung selbst keine Hinweise auf die Existenz von Stallungen. Eine Unterbringung der Tiere außerhalb der Ortschaft scheint daher eher wahrscheinlich. Die zahlreichen Spinnwirtel und Webgewichte, die das Verarbeiten von Wolle beweisen, dürften Schafzucht und -haltung belegen. Anhaltspunkte für die Haltung und Nutzung von Pferden und Eseln als Transportmittel geben die gefundenen Trensenfragmente. Sicherlich diente auch so mancher gefundene Ring zur Riemenführung. Pferd und Esel waren auch zur damaligen Zeit die wichtigsten Transportmittel. Die Existenz von Kleinviehhaltung beweisen die zahlreichen Geflügelknochen. Für die Bevölkerung der Siedlung, die an den fischreichen Gewässern Donau und Jantra lag, war Fischfang sicherlich ein wichtiger Ernährungszweig.8'2 Das beweisen zahlreiche Netzsenker, einige Angelhaken, aber auch Funde von Fisehschuppen und -gräten hinlänglich. Möglicherweise war Fischfang ein spezialisiertes Gewerbe. Darauf deuten die gut gearbeiteten Netzsenker aus Ton und die als Netzsen80 81

82

Freundliche Mitteilung E. Lange, Berlin. Vgl. dazu die Auswertung der Getreidebefunde aus dem Kastell Iatrus von E. Hajnalovä im Bd. II von IatrusKrivina, Berlin 1982. Ähnliche Befunde stammen aus Stärmen, AI. Dymaczewski, Balcanoslavica 2, 1973, 25. Siehe die Befunde aus Dinogetia-Garvän, St. Constantinescu, Pescuitul in bälfile Dunärii in lumina säpäturilor arheologice de la Carvän (sec. X - X T I ) , SCIV 7, 1950, nr. 3 - 4 407-419.

203

Sozialökonomische Organisation

ker angesprochenen Bleigewichte hin. Fischfang mit Netzen bedingt den Anfall größerer Mengen Fisch und erfordert eine gewisse Spezialisierung. Zahlreiche Knochenpfrienie und -nadeln dienten ebenso der Reparatur, wie dem Neuanfertigen von Netzen. Die recht großen Angelhaken weisen auf spezialisierte Jagd von größeren Fischen wie Wels, Hecht hin. Des öfteren wurden Eisen- und Glasschlacken gefunden. Sie sind ebenso wie die Luppen aus dem Hortfund wichtige Hinweise auf Eisenverhüttung und -Verarbeitung. Der Hortfund landwirtschaftlicher Geräte muß als Hinterlassenschaft eines Metallgießers/Schmied interpretiert werden, der vor den Gefahren, die im Zusammenhang mit den Einfällen Svjatoslavs gestanden haben, verborgen worden ist. Alle Instrumente waren ziemlich abgearbeitet bzw. nicht mehr in Ordnung. Auch die Auswahl von je drei Instrumenten im Verband mit den Luppen, die zwecks Prüfung ihrer Metallqualität angehackt sind, weist daraufhin, daß die Geräte zur Neugewinnung von Eisen gesammelt worden sind. 8 3 Auf Glasproduktion deutet auch noch ein beim Blasen verformtes Kelchglas aus der Hausgrube 30/3 S hin. Die Produktionsanlagen zur Herstellung von Eisen und Glas waren sicherlich außerhalb der Siedlung stationiert. Schmiedewerkzeuge wurden bis auf den kleinen Amboß eines Feinschmiedes nicht geborgen. Die Tätigkeit eines solchen Spezialisten wird durch die als Halbfabrikat gedeutete slawische Bügelfibel 8 ' 1 und das als Gußlöffel interpretierte Instrument bezeugt. Die zahlreichen eisernen Gegenstände, wie Nägel, Klammern und Haken, aber auch die Messer lassen die Existenz einer Schmiede in der frühmittelalterlichen Siedlung als wahrscheinlich gelten. Zur alltäglichen Arbeit eines Siedlers zählte das Bearbeiten von Holz. Diese Tätigkeit wird durch Beile, Äxte und Dechsel, zahlreiche Abdrücke behauener Balken im Lehm und verkohlte Reste hölzerner Grubenauskleidung bewiesen. 85 Spinnwirtel und Webgewichte deuten auf Wollverarbeitung hin. Spinnen und Weben gehörte sicherlich zum Hauswerk. Das Gebäude 65/6 S mit dem Webstuhlfundament, den Webgewichten aus getrocknetem Lehm sowie dem Knochenpfriem wurde von J . Herrmann als Webhaus interpretiert. 8 6 Der Fund von Webgewichten in anderen Gebäuden bezeugt diese Tätigkeit auch außerhalb eines speziellen Hauses. Uber die Webprodukte ist außer den von J . Herrmann auf dem Estrich von 32/19 N beobachteten Stoffresten nichts bekannt geworden. 87 Ein wichtiger Produktionszweig war die Töpferei. Leider konnten in der Siedlung keine direkten Hinweise auf Keramikproduktion entdeckt werden. Als 83

Eine Analyse ausgewählter Metallfunde aus Kastell und frühmittelalterlicher Siedlung wird von Prof. J. Piaskowski, Kraków, vorgenommen. 8/1 J. Herrmann, Iatrus-Krivina I, 1979, 115. 85 Dafür wurden, wie die Holzanalyse durch E. Hajnalová gezeigt hat (Iatrus-Krivina II, 1982), ganz verschiedene Gehölze benutzt. 80 J. Herrmann, Iatrus-Krivina I, 1979, 110. 87 A. O.

Anhaltspunkte müssen die Produkte selbst und einige Instrumente aus Knochen oder Horn dienen, die zur Verzierung der ungebrannten Gefäße benutzt worden sind. Während der Periode E wurden die Bewohner mit manufaktureil gefertigten Gefäßen aus größeren Produktionszentren beliefert bzw. benutzten deren Produkte weiter. Die Technologie der Keramikherstellung mittels schnellrotierender Scheibe war ihnen nicht bekannt. Das Problem der Belieferung und die Lokalisierung der im 7. J h . noch tätigen Produktionszentren scheinen beim gegenwärtigen Forschungsstand nicht lösbar. Die Keramik wurde in den folgenden Perioden auf der langsamen Drehscheibe hergestellt. Eine Unterscheidung nach handoder fußbetriebener langsamer Scheibe, wie sie V. Dimova trifft, fällt schwer. 88 Die Gefäße wurden in Wulsttechnik aufgebaut und mehr oder weniger gut abgedreht. Besonders die Gruppe 2 mit eingeritzter Verzierung verrät ein hohes technologisches Niveau. Immer wieder tauchen an verschiedenen Stellen in den frühmittelalterlichen Schichten Fragmente von nahezu völlig gleichartigen Gefäßen auf. Besonders Farbe, Brand und Oberflächengestaltung sind sich so ähnlich, daß man sie einer Werkstatt bzw. einem Töpfer zusprechen muß. So erregt beispielsweise im Fundmaterial der Phasen F 2 bis F 4 die Verzierung mit einem horizontalen Band senkrechter oder schräger Kammstriche auf der Schulter sowie Gurtung auf Bauch und Unterteile der rehbraunen Gefäße die Aufmerksamkeit (Typ 4). Von den 23 Gefäßen der 1968er Hausgrube mit Lehmbackwanne sind 9 derartig verziert. 8 9 Ähnliches kann auch von der Gruppe 5 der Keramik mit eingeritzter Verzierung gesagt werden, die sehr einheitlich ausgeprägt ist (Typ Krivina). Ihre Gefäße sind nur mit wenigen sich immer wiederholenden Motiven verziert. Die Keramik in der Periode F macht einen sehr einheitlichen Eindruck und bezeugt im Gegensatz zur Periode G ein hohes technologisches Niveau. Immer wiederkehrende Motive sind Indizien, wenn die Keramik am Ort hergestellt worden ist, f ü r die Arbeit weniger Spezialisten, die das Dorf versorgt haben. Sie werden durch geringe Formenvielfalt und einheitlichen Gesamteindruck verstärkt. In diesem Zusammenhang ist eine Erörterung der Keramikgruppe 4 interessant. Ihre Gefäße folgen in Form und Verzierung den vorherrschenden Keramikgruppen. Der weißgraue Ton und die geschwärzten Oberflächen verraten jedoch eine andere Technologie der Tonaufbereitung (Käolinzugaben) und des Brenn Verfahrens (Reduktionsbrand). Auf ihren Scherben wurde z. B. o. erwähntes Verzierungsmotiv niemals beobachtet. Es kann angenommen werden, daß diese Keramik gemeinsam mit Exemplaren der grauen und der glasierten Keramik aus anderen Produktionszentren importiert worden ist. Dafür spricht die Kontinuität ihres Vorkommens ebenso wie die geringe

88

V. Dimova, Klio 47, 1966, 258. 8» Museum Ruse, Inv. Nr. Kr. 68/1, 3, 6, 8, 9, 16, 17, 19, ohne Nr.; s. a. V. Dimova, Iatrus-Krivina I, 1979, Taf. 39 a, c, 40 a—c.

204

MICHAEL

Menge. Nur petrographische Untersuchungen im Zusammenhang mit der Lokalisierung von Tonlagerstätten könnten das Problem erhellen. Auch die Kanne, das Behältnis für die Goldmünzen, kann nicht in Krivina produziert worden sein. Ähnliche Formen wurden nicht wieder gefunden. Sie wurde vielleicht ebenso wie die glasierte, engobierte oder bemalte Keramik in den Zentren nahe den Hauptstädten des Bulgarischen Reiches Pliska und Preslav hergestellt. 00 Wurde für die Periode F eine große Einheitlichkeit der am Ort produzierten Keramik festgestellt, so änderte sich das Bild in G. Die meisten Scherben mußten der sehr differenzierten Gruppe 3 mit eingeritzter Verzierung zugeordnet werden. Die dagegen einheitliche Gruppe 5, vor allem das Material aus dem Haus 32/8 N bezeugt am Ort produzierte Keramik. Herstellungstechnik, Form und Verzierung weisen auf einen relativen Rückschritt in der Technologie hin. An den Innenseiten der dicken Gefäßwandungen sind die Wülste gut erkennbar, die Ränder unsauber abgedreht und die Verzierung flüchtig ausgeführt. Die Oberflächen wurden mit der Hand nur schlecht verstrichen. Randformen und Verzierungsmotive der Gruppe 3 weisen eine größere Variationsbreite auf. Die Sitte der Innenrandverzierung blieb auf beide Gruppen beschränkt. Vielfältigkeit, variable Formen, unterschiedliche Farben und Brände, verschiedene Magerungsarten usw. lassen mit Sicherheit auf verstärkten Import schließen. Die Kommunikation mit den umliegenden Gebieten schien während der Periode G größer geworden zu sein. Auch die Gruppe 4 bot ein verändertes Bild. So viel wie am geringen Fundmaterial festgestellt werden konnte, sind die Gefäßwände in G dicker, der Ton jedoch feiner geschlämmt als während der Periode F. Mit Sicherheit können nur einige Keramikformen als Import gedeutet werden. Gleiches ist für bestimmte Schmucksachen, wie z. B. die bronzenen Gürtelapplikationen Nr. 644 und 645, die Kreuze, die Fingerringe Nr. 674 bzw. 680 oder das Glasfragment Nr. 679 anzunehmen. Sowohl der Fingerring mit dem stehenden Adler, als auch der Armring aus blauem Glas waren im Bulgarischen Reich hergestellte Massenartikel mit großer Verbreitung. Auch die Gürtelapplikationen fanden Entsprechungen an anderen Orten. Was die Siedler als Gegenwert verhandelt haben, ist beim gegenwärtigen Forschungsstand nicht zu erkennen. Die Wasserstraßen Donau und Jantra haben den Handel sicher begünstigt. Allerdings kann nicht angenommen werden, daß die Siedlung in frühmittelalterlicher Zeit jemals ein Handelsplatz gewesen ist.

7.

Zusammenfassung

und Schluß

Die mittelalterlichen Siedlungen auf der Gradiste bei Krivina, Bez. Ruse, VR Bulgarien deckten sich im Osten und Norden flächenmäßig etwa mit dem Ge00

.TT. JIOH'IEBA-ITETKOBA, Apxeojioran 12, 1970, K H . 1, 1 8 f f . ; (lies., ApxnoJiorHH lfl, 1973, KIR. 3, 20; dies., vgl. Anm. 40,

WENDJSL

lände des spätantiken Limeskastells Iatrus. Im Westen erstreckten sie sich möglicherweise über die Mauern der antiken Befestigung hinaus. Die zu den Siedlungen gehörigen Nekropolen konnten auf dem Gelände des heutigen Friedhofes von Krivina, dem „stopanski dvor" der TKZS von Krivina/Novgrad bzw. am nordöstlichen Dorfende lokalisiert werden. Das Siedlungsschwergewicht verlagerte sich spätestens im 12.—14. J h . von der Gradiste bei Krivina nach Novgrad, wo ein Dorf mit fünf Wirtschaften, wahrscheinlich in feudaler Abhängigkeit der Burg auf Kaie Ba'ir (Neokastro), schriftlich erwähnt wird (Kap. 1). Auf einer Fläche von annähernd 2000 m 2 wurden zwischen 1972 und 1978 75 mittelalterliche Objekte, eingetiefte und ebenerdige Häuser, Wirtschaftsgebäude, Vorrats- und Kochgruben untersucht. Das Fehlen von durchgängigen horizontalen Straten, zahlreiche Störungen aus den verschiedensten historischen Epochen und die alten Schnittanlagen vor 1972 bedingten nicht nur sehr komplizierte Schichtenverhältnisse, sondern auch eine zerstückelte Grabungsfläche. Daher konnte nur eine Grabungsmethode und Fundanalyse erfolgreich sein, die sich an geschlossenen Fundkomplexen ausrichtete. Von den 75 Grabungsobjekten wurden schließlich 33 stratigraphisch teilweise direkt miteinander verknüpfte Komplexe mit einem echten terminus post quem ausgegliedert und in eine relativ chronologische Abfolge gestellt. Somit wurden die im Felde beobachteten feinstratigraphischen Verhältnisse zur Grundlage und die Komplexabfolge zur methodischen Zwischenstation auf dem Wege zu einer relativen und absoluten Chronologie der Siedlungen. Die durch den Zusammensturz der Wand- und Dachteile verschütteten Materialien wurden nach ihrem Verhältnis zum Objekt klassifiziert und vor allem die keramischen Massenfunde mit der Methode des statistischen und unmittelbaren Vergleichs untersucht. Das Ergebnis erbrachte Aussagen zur Entwicklung der Keramik bzw. ermöglichte ihre Typologisierung. Nur durch die komplexe Einbeziehung von Stratigraphie und Siedlungsplan in die Analyse sowie die Auswertung aller anderen Funde und Befunde war es letztendlich möglich, auch die übrigen Grabungsobjekte in das Chronologiegerüst einzubauen und damit ein Chronologieschema für die gesamte Siedlung aufzustellen (Kap. 2). Die Keramik ließ sich von vornherein in mehrere aus der Literatur bekannte Gruppen unterteilen, die sich voneinander völlig durch ihre Form, Brand, Farbe usw., aber auch nach Zeitstellung, kultureller und ethnischer Zuordnung unterscheiden. Die spätantik-frühbyzantinische Drehscheibenkeramik nimmt in der Hausgrubenabfolge — unabhängig vom Grad der Eintiefung der mittelalterlichen Gruben in die antiken Schichten — in gleichem Maße ab, wie die o. S. 133, 75, Abb. 19, 246 (TypIX); Ii. Ham-OBa, ApxeojioRHH 14, 1972, KII. 1, 33-39; T. ^ H U M R O B , ApxeonorHH 8, 1900, itir. 2, 44.

Zusammenfassung und Schluß

frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung zunimmt. Die anerkannterweise aus dem Saltovo-Majack-Bereich stammende graue Keramik behält dabei einen geringen, aber immer gleichbleibenden Anteil. Die Drehscheibenkeramik wird allgemein mit dem Sturz der byzantinischen Herrschaft im Donau-Balkanraum um 600 u. Z. enddatiert. Ihre Analyse in den Komplexen des frühen Mittelalters erbrachte jedoch eine gegenüber der Kastellzeit veränderte Ausprägung. Die einzelnen Typen unterscheiden sieh von den Leittypen aus den letzten Perioden (C und D) des spätantiken Kastells durch Form, Farbe, aber auch durch ihre Kollektionierung. Die frühmittelalterliche Keramik mit eingeritzter Verzierung, die den höchsten Anteil stellt, wurde mit der Methode des statistischen Vergleichs einzelner Formen- und Verzierungsmerkmale bzw. -kombinationen in drei Randformengruppen mit je drei Untergruppen gegliedert. Vorwiegend technologische Merkmale dieser in der slawischen Tradition stehenden Keramik bedingten die Unterteilung in 5 Gruppen, denen die einzelnen Randformen zugeordnet werden konnten. Diese Gruppeneinteilung war durch die stratigraphisch weitestgehend gesicherte Komplexabfolge von Anfang an chronologisch und entwicklungsmäßig determiniert. Randformengruppen, Verzierungsweisen und die Zugehörigkeit zu den einzelnen Gruppen sind die wesentlichsten Merkmale von Keramiktypen mit eingeritzter Verzierung, die in den einzelnen Perioden und Phasen jeweils Leitfunktion übernehmen. Sie sind für diese Siedlungen derart charakteristisch, daß für den Typ 8 die Bezeichnung „Krivina-Typ" vorgeschlagen werden konnte (Kap. 3). Die Auswertung der Kleinfunde bestätigte ungefähr das durch die Keramikanalyse gewonnene Bild, nämlich, daß Materialien spätantik-frühbyzantinischer Provenienz in den älteren frühmittelalterlichen Häusern noch als Inventar anzutreffen sind. Die Parallelisierung datierender Kleinfunde mit entsprechenden Materialien aus anderen Siedlungen und Gräberfeldern erlaubt die Unterstützung von Ergebnissen zur Chronologie, die aus der stratigraphischen und Keramikanalyse gewonnen werden konnten (Kap. 4). Der Vergleich von Materialien aus den Komplexen mit denen aus den Schichten über, unter oder zwischen den Objekten ließ nicht nur Rückschlüsse auf Siedlungsperioden und -phasen zu, sondern bot auch Kontrollmöglichkeiten bei der Datierung und Einordnung der übrigen Objekte in den chronologisch fixierten Rahmen. Die herausgearbeiteten drei frühmittelalterlichen Perioden mit jeweils mehreren Phasen konnten nicht nur durch diekomplexe Analyse, also mit archäologischen Methoden genau datiert werden, sondern finden ihre Berechtigung und Bestätigung auch in der schriftlich überlieferten Geschichte. Die frühmittelalterliche Siedlung muß in mehrere Eckdaten eingebettet werden. Ihr Ende zeigen die Objekte mit den Schätzen byzantinischer Goldsolidi aus der Mitte des 10. J h . klar an. Auf den Beginn weisen einige Hausreste hin, die eindeutig über dem münzdatierten ßrandsehutt der letzten Kastell-

205 periode D, aber unter den Hausgruben aus dem frühen 8. Jh. gelegen haben. Kleinfunde wie slawische Bügelfibel, awarischer Gürtelbeschlag, dreifliigelige Pfeilspitzen u. a. unterstützen ihre Datierung ins 7. Jh. In diese Zeit also, vom Anfang des 7. J h . bis ins zweite Drittel des 10. Jh. müssen alle frühmittelalterlichen Bauwerke eingeordnet werden. Die einzelnen Perioden unterscheiden sich durch Zäsuren wie Zerstörungshorizonte, Veränderungen in der materiellen Kultur und Siedlungsstruktur. Die Phasen lassen sich aus Zerstörung bzw. dem Neuaufbau von Vorgänger- und Nachfolgebauten herleiten. Die Phasenlänge wird im wesentlichen durch die Lebensdauer der Gebäude bestimmt. Dividiert man die sich aus den Eckdaten ergebenden Jahre des Bestehens der Siedlung durch die Anzahl der Phasen, oder die einzelnen Phasen jeder Periode durch deren Länge, so erhält man eine etwa dreißigjährige Lebensdauer der Häuser. Auch dadurch wurde eine sehr feine Datierung erreicht (Kap. 5). Die erste frühmittelalterliche Periode E, die in zwei Phasen unterteilt werden konnte, erbrachte nur wenige Baureste. Ihre Datierung ins 7. J h . kann als gesichert gelten. Die Häuser waren mit Steinen und Lehm fundamentiert. In der zweiten Phase finden sich die ersten Grubenhäuser. Die spätantik-friihbyzantinische Keramik ist in ihrer Form, Verzierung, Farbgebung und Kollektionierung gegenüber den letzten spätantiken Perioden verändert. Das läßt auch nach der Zerstörung des Kastells auf einen, wenn auch schlecht fließenden Nachschub mit Versorgungsgütern schließen. Als Kleinfunde wären vor allem Tonlampen, Dreilagenkämme, Fibeln mit umgeschlagenem Fuß, Armringe mit trompetenförmigen Enden, Zierscheiben u. a. zu nennen. Das spätantikfrühbyzantinische Fundmaterial war also das bestimmende Gebrauchsgut der Siedler während des 7. Jh. Dieser Umstand bezeugt neben den Erkenntnissen über Hausbau und Siedlungsstruktur die mösische Herkunft der Bevölkerung und somit ihr Nachleben in und auf den Ruinen des Kastells. Andere seltenere Funde wie etwa Scherben der handgemachten frühslawischen Keramik belegen Kontakte mit den seit dem ersten Drittel des 7. J h . zwischen Donau und Balkan siedelnden Slawen. Das wird auch durch den friedlichen Übergang zur Periode F bestätigt, der mit der slawischen Besiedlung des Ortes in Zusammenhang gebracht werden muß. Die ersten eingetieften Häuser in der zweiten Phase von E, die slawische Bügelfibel und mehrere Scherben der Keramik mit eingeritzter Verzierung deuten den Beginn dieses Prozesses an. Das Siedlungsbild änderte sich vollständig. Es wurde bestimmt durch Gruben-Langhäuser, die in relativ weitem Abstand voneinander, wie in einem Straßensystem stehen. Neben dem schon bekannten spätantik-frühbyzantinischen Material, das im Inventar der Häuser in den ersten Phasen noch eine große Rolle spielte, begegnet man der sehr gut gearbeiteten und einheitlichen Gruppe 2 der Keramik mit eingeritzter Verzierung. Ebenfalls vertreten ist die graue Keramik, die als das bestim-

206 mende Kulturgut angesehen wird, das von den Protobulgaren auf die Balkanhalbinsel mitgebracht worden ist. Diese Veränderungen in der materiellen Kultur müssen durch gesellschaftliche Prozesse am Ende des 7. Jh. bedingt gewesen sein. Nach den schriftlichen Überlieferungen können sie nur mit der Umsiedlung der sogenannten sieben slawischen Stämme an die Grenzen des neugegriindeten bulgarischen Reiches in Zusammenhang gebracht werden. Krivina scheint sich für einige Zeit wenigstens im näheren Hinterland der bulgarischen Westgrenze befunden zu haben. Darauf weisen auch einige awarische Kleinfunde wie Gürtelapplikation und dreiflügelige Pfeilspitzen im Brandschutt eines Grubenhauses hin, ein Befund, der durchaus mit kriegerischen Kontakten der Einwohner mit awarischen Horden am Ende des 7. Jh. in Zusammenhang gebracht werden kann. Die Periode F konnte in 5 Phasen unterteilt und ins 8. und 9. Jh. datiert werden. Das Verhältnis vom spätantiken zum frühmittelalterlichen Fundanteil änderte sich während dieser Zeit entscheidend zugunsten letzterem. Insgesamt zeigen Siedlungsstruktur und materielle Kultur in den letzten F-Phasen ein sehr einheitliches Bild. Die Synthese der verschiedenen kulturellen Anteile zur Herausbildung der altbulgarischen Kultur scheint Mitte des 9. Jh. im wesentlichen abgeschlossen zu sein. F kann als eine Periode der Konsolidierung und friedlichen Entwicklung bezeichnet werden. Die kleine Siedlung inmitten des stark expandierenden und sich entwickelnden bulgarischen Reiches hatte kaum strategische Bedeutung. Soziale Differenzierungen konnten nicht festgestellt werden. Das als Webhaus gedeutete Gebäude sowie andere Funde lassen auf eine gemeinsame Nutzung oder Bewirtschaftung in einzelnen Phasen oder Bereichen der produktiven Tätigkeit schließen. Die Bevölkerung war vor allem in der landwirtschaftlichen Produktion organisiert. Fischfang spielte eine der Lage des Ortes angemessene Rolle. Bestimmte handwerkliche Tätigkeiten wie Eisen- oder Glasgewinnung bzw. -Verarbeitung konnten lediglich durch Produkte oder Abfallprodukte sowie einige Produktionsinstrumente erschlossen werden. Die Auswertung der Keramik ließ auf die Tätigkeit von Töpfern und Werkstätten schließen. Handel spielte keine bedeutende Rolle. Importgegenstände aus den Zentren des Reiches wurden relativ wenige gefunden. Schon in den letzten Phasen von F zeichnen sich in der materiellen Kultur Veränderungen ab, die durch das Auftauchen von Fundmaterialien aus der sich im Norden der Donau entwickelnden Dridu-Kultur gekennzeichnet sind. Alle ihre Hausgruben waren ausgebrannt und mit dicken Brandschuttschichten bedeckt. Die unmittelbar darauffolgende Periode G vom Ende des 9. bis zum zweiten Drittel des 10. Jh. unterscheidet sich grundsätzlich. Die Keramik der Gruppe 2 mit eingeritzter Verzierung verschwindet aus dem Inventar der Häuser. Es herrschen ausschließlich die weitaus differenziertere Gruppe 3 sowie 4 und 5 vor. Auch die Siedlungsstruktur hat sich grundlegend geändert. Die quadratischen Grubenhäuser sind wie um einen

MiqHAEL WENDEL

kleinen Platz halbkreis- oder kreisfömig gruppiert. Aus der Vermutung, daß es mehrere solcher Häusergruppen in der Siedlung gegeben haben muß, kann man eventuell auf zadrugaähnliche Organisationsformen im Ort schließen. Diesen kleinen Häusern, die ebenfalls Platzkontinuität aufwiesen, standen im Norden der Gradiste größere Repräsentationsbauten gegenüber. Hieraus lassen sich, ebenso wie aus den schon früher beobachteten Hausgruben mit Goldmünzen und Schwertern, soziale Differenzierungen und vielleicht Abhängigkeitsverhältnisse ableiten. Die Siedlung während der drei Phasen von G scheint dichter besiedelt und besser mit Gebrauchs- und Luxusgütern aus den Zentren des Reiches beliefeft gewesen zu sein. Die umwälzenden Veränderungen am Ende von F lassen sich mit den schriftlich überlieferten Magyareneinfällen von 895/96 in Zusammenhang bringen. Schon in der letzteren Phase von F konnte ein Zustrom von Bevölkerungsteilen aus dem Norden der Donau, die südlich des Flusses Schutz vor ankommenden Nomadenvölkern suchten, festgestellt werden. Die Magyaren zerstörten viele Siedlungen in Nordbulgarien. Zar Simeon legte jedoch nach seinem Sieg großen Wert auf den schnellen Wiederaufbau. Die Donau scheint im Zuge dieser Ereignisse endgültig zur Nordgrenze des inneren bulgarischen Reiches geworden zu sein. Byzanz, das diese Überfälle initiiert hatte, mußte sich zu Tributzahlungen an die Bulgaren verpflichten, eine Verpflichtung, der es nachweislich bis 966 nachkam. Die Siedlung scheint nunmehr eine Grenzwachtfunktion übernommen zu haben. Die Goldmünzschätze waren wahrscheinlich Be?tandteil jener byzantinischen Tributzahlungen, von denen ein Teil an den militärischen Vertreter des Bulgarenzaren in der Grenzstation weitergeleitet worden ist. Aber auch die Periode G findet ein gewaltsames Ende. Die Schlußmünzen der Goldschätze von 959 bzw. 963 sowie das völlige Fehlen von Tzimiskesmiinzen lassen eine genaue Datierung dieser Vorgänge zu. Aus den Jahren 968/69 sind zwei Feldzüge des Svjatoslavs gegen die nordbulgarischen Gebiete überliefert, während der viele Orte zerstört worden sind. Die frühmittelalterliche Siedlung bei Krivina scheint während jener Wirren untergegangen und nicht wieder aufgebaut worden zu sein. Aus der Zeit des 11./12. Jh. (Periode H) und des 12.—14. Jh. (Periode J) sind nur noch schwache Siedlungsspuren vorhanden. Während der Periode H muß mit einer längeren Anwesenheit von Nomadenstämmen (Pecenegen) auf dem Siedlungsgelände gerechnet werden. Gruben, Gräben, Feuersteilen sowie die typischen Kessel mit Innenösen sind dafür die archäologischen 1 Zeugnisse. Die Siedlung hatte auch in der darauffolgenden Periode kaum noch nennenswerte Bedeutung. Die strategische Absicherung des Gebietes wurde spätestens seit dem 12. Jh. von der Burg auf „Kaleto" bei Novgrad übernommen. Erst den osmanischen Truppen blieb es aber vorbehalten, der über tausendjährigen Siedlungskontinuität auf der Gradiste von Krivina ein Ende zu setzen (Kap. 5 und 6).

Resümee

207

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210

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Bemerkungen zu den Ergebnissen der Untersuchung der frühmittelalterlichen Siedlung über den Ruinen des spätantiken Kastells Iatrus STEFKA

ANGELOVA

Die Spezialisten auf dem Gebiet der mittelalterlichen Archäologie und Geschichte Bulgariens verfolgen seit Jahren mit konstant großem Interesse die bemerkenswerten Ergebnisse der gemeinsamen archäologischen Expedition der VR Bulgarien und der DDR in Krivina. Ausdruck dieses Interesses war die Aufmerksamkeit gegenüber allen bisher veröffentlichten Materialien, einschließlich des ersten Bandes von „Iatrus-Krivina", die sich einer breiten Popularität in den wissenschaftlichen Fachkreisen bei uns erfreuen. Schon im ersten Band von „Iatrus-Krivina" sind auch Ergebnisse von Untersuchungen der frühmittelalterlichen Siedlung über den Ruinen des spätantiken Kastells bis 1973 publiziert. Neben den unbestreitbaren und entschiedenen Angaben über Siedlungsstratigraphie, Periodisierung und Chronologie legte J . Herrmann als Arbeitshypothese auch seine Anschauungen über die topographische, kulturelle und ethnische Kontinuität zwischen der nach der Zerstörung des Kastells um 600 u. Z. entstandenen frühbyzantinischen und der frühmittelalterlich-bulgarischen Siedlung dar. Dieser Standpunkt, der auf eine ziemlich neue Art und Weise das Problem der Kontinuität behandelt, gründet sich auf der Basis konkreter Beobachtungen und verdient zweifellos größte Beachtung. Aus diesem Grunde empfinden wir es als etwas ganz Natürliches, wenn eines der Hauptziele der gesamten Untersuchungen durch M. Wendel darin bestand, diesen Standpunkt weiter zu entwickeln und neue Argumente zur Beweisführung zu suchen. Grundlage für die Erarbeitung der Chronologie der frühmittelalterlichen Siedlung sowie der Gliederung in Perioden und Phasen und deren Entwicklung sind die genauen Feldbeobachtungen des Autors. Die große Entschiedenheit und Sicherheit der Aussagen begründen sich auf der Beobachtung von geschlossenen Komplexen, deren typologische und chronologische Klassifikation als Grundlage der gesamten Charakterisierung der Kulturschichten dient. Es wurden alle Möglichkeiten zur Erarbeitung einer relativen und in bestimmten Punkten auch absoluten Chronologie ausgenutzt. In methodischer Hinsicht ist die Arbeit von M. Wendel f ü r uns ein gutes Beispiel. Der Autor entwickelte auch eigene Methoden, beispielsweise bei der Untersuchung des keramischen Materials, die, wenn auch ziemlich kompliziert, doch die einzige Möglichkeit der vollen Nutzung des fragmentierten Materials bietet. Die folgenden Bemerkungen betreffen einige, nach unserer Meinung nicht voll bewiesene Ausführungen des Autors sowie einige nicht ganz richtige Schluß14*

folgerungen aus der Auswertung des archäologischen Materials. Eines der wichtigsten Ergebnisse der Untersuchungen ist ganz sicher die Charakterisierung der Periode E, die unmittelbar auf die Zerstörung des Kastells folgt. Die Beobachtungen über den Charakter von Architektur, Formen der byzantinischen Keramik und sicher datierten Metallgegenständen und nicht zuletzt die Stratigraphie führen den Autor zu dem zweifellos richtigen Schluß über das Vorhandensein einer örtlichen Bevölkerung im 7. Jh., die mit der undeterminierten Bezeichnung „mösisch"' versehen wird. In dieser Hinsicht sind wir mit dem Autor völlig einverstanden. Ähnliche Feststellungen sind in der bulgarischen archäologischen Literatur nicht unbekannt. Die Untersuchungen am byzantinischen Limes in der Norddobrudscha, die der Autor gut kennt, zeigen, daß trotz aller Zerstörungen und Verwüstungen die grundlegendsten Lebensformen bis mindestens in die 40er Jahre des 7. J h . fortbestanden. Hier ist es vielleicht angebracht zu bemerken, daß nach den Forschungen von §corpan in der Dobrudscha noch in den ersten Jahrzehnten des 7. J h . frühbyzantinische Keramik, ja sogar einige Amphorentypen hergestellt wurden. Es ist durchaus möglich, daß die Bevölkerung des frühbyzantinischen Dorfes bei Krivina mit Keramik aus den Werkstätten der Dobrudscha versorgt worden ist. Gleichzeitig sind aber schon unter Iustinian einzelne Slawengruppen, möglicherweise als Föderaten, in die Kastelle an der unteren Donau eingedrungen. Die Untersuchung der archäologischen Spuren dieses Eindringens ist spezieller Forschungsgegenstand von M. Comsa. Die Anwesenheit solcher slawischer Gruppen führte aber nach Meinung der rumänischen Forscherin nicht zu bemerkenswerten Änderungen in der materiellen Kultur der örtlichen Bevölkerung. In diesem Zusammenhang ist die slawische handgemachte Keramik von Interesse, die aus den Komplexen der zweiten Phase der Periode E in Krivina geborgen werden konnte. Gleichzeitig mit ihr erscheinen die ersten Hausgruben. Daneben werden die alten Hausformen und die frühbyzantinische Keramik weiterbenutzt. Nach M. Wendel ist das ein Zeugnis für das Fortbejtehen der örtlichen Bevölkerung, die jetzt zum ersten Mal (hier in Krivina!) Kontakt mit slawischen Gruppen bekommt. Der Charakter dieser Kontakte ist trotz des breiten Bildes übsr die slawisch-byzantinischen, slawisch-awarischen Beziehungen, das uns vom Autorauf der Grundlage der bekannten schriftlichen Quellen gezeichnet wird, nicht klar. Die Kontakte werden ganz allgemein als friedlich charakterisiert. Sie schaffen Voraussetzungen für die gegenseitige kulturelle Beeinflus-

212 sung und führen schließlich zur kulturellen und ethnischen, slawisch-mösischen Symbiose. Mit Bedauern muß man feststellen, und das hat auch M. Wendel getan, daß im Material von Krivina keine Anhaltsp u n k t e f ü r derartige Schlußfolgerungen zu finden sind. Bis jetzt kann man lediglich die Anwesenheit der slawischen Gruppen in der zweiten Phase der Periode E feststellen. Ein sicherer Beleg dafür ist die handgearbeitete Keramik, die nicht als Handelsartikel gelten kann. Das Schicksal dieser Slawen kann man auch während des weiteren Fortbestehens der Siedlung nicht mehr verfolgen. Diese Situation ist, wie oben schon bemerkt wurde, charakteristisch f ü r die Epoche Iustinians (Periode D des Kastells Iatrus), aber in Krivina k a n n diese Erscheinung, ein J a h r h u n dert später, bis jetzt nicht erklärt werden. Von Untersuchungen in Jugoslawien ist beispielsweise bekannt, daß Eindringen und dauerhafte Besiedlung von slawischen Gruppen inmitten der örtlichen Bevölkerung immer mit dem Auftauchen von slawisch-byzantinischen Hybridenformen der Keramik verbunden ist. Ähnliche Elemente können auch in den allerdings nicht genau datierten f r ü h e n Horizonten von Dinogetia-Garvän, Capidava und anderen beobachtet werden, was wahrscheinlich f ü r eine Anwesenheit von Slawen spricht, die sich schon während des 6. J h . hier angesiedelt haben. Ähnliche Prozesse führen zum Auftauchen von slawischer Keramik mit eingeritzter Verzierung, die auf der Drehscheibe hergestellt wurde, schon in der 3. Phase von Ipotesti-Ciurel. Dort haben die Keramiktraditionen jedoch keinen süddonauländischen bzw. byzantinischen Ursprung. Ihre Wurzeln sind vielmehr in einer Fortsetzung der K u l t u r § i n t a n a de Mure^ ,d. h. einer örtlichen Kult ur nördlich der Donau zu suchen. Der sogenannte byzantinische I m p o r t ist nichts anderes als vom byzantinischen Territorium verschleppte Ware, die k a u m eine bemerkenswerte Rolle bei der Herausbildung der kulturellen Traditionen der Slawen in Dakien spielte. E b e n deshalb unterscheidet sich die K u l t u r in den f r ü h e n Phasen der mittelalterlich-bulgarischen Siedlung grundlegend von der der örtlichen Bevölkerung. Dieses Bild ist übrigens üblich f ü r alle Siedlungen in Nordbulgarien, unabhängig davon, ob eine topographische und chronologische Kontinuität festgestellt werden kann. Bei der Charakterisierung der Perioden F und G haben wir einige Einwände. Das keramische Material von Krivina zeigt keine wesentlichen Unterschiede zu dem aus anderen Siedlungen in Nordostbulgarien. Das Prozentverhältnis von Keramik mit eingeritzter Verzierung zu der mit Einglättmustern fällt in Siedlungen mit wenigen Ausnahmen immer zugunsten der ersteren aus. Wir sind mit dem Autor einverstanden, daß die feingearbeitete slawische Keramik mit eingeritzter Verzierung früher als bisher offiziell angenommen (Ende 8., sogar 9. Jh.) erscheint. Wesentlich komplizierter ist aber die Frage nach ihrer H e r k u n f t . Ihr Erscheinen ist zumindest mit dem Einfluß der örtlich-byzantinischen auf die slawische Keramik zu verbinden. Diese Keramikkategorie ist, wie vom Autor gut dargelegt wurde, nicht so homogen, wie es auf

S t e f k a Anoelova den ersten Blick erscheint. Die E t a p p e n ihrer evolutionären Entwicklung können bis jetzt nicht südlich, sondern nur nördlich der Donau festgestellt werden. Die Vielfalt der Formen und Ornamente ist nur durch eine Vermischung der zwei kulturellen Traditionen, nämlich der slawischen mit der protobulgarischen zu erklären. Die Trennung der einen von der anderen ist sehr kompliziert und beim gegenwärtigen Forschungsstand lediglich durch Vergleiche mit Komplexen aus Ungarn, Rumänien und der U d S S R möglich. Die Anwesenheit einer protobulgarischen Bevölkerung in der Siedlung ist durch das Vorkommen der Keramiktraditionen, die in der vorhandwerklichen Entwicklungsperiode unmittelbar durch deren Träger überliefert worden sind, sicher zu beweisen. Komplizierter ist die Frage nach dem Anteil der örtlichen Bevölkerung an der Herausbildung von K u l t u r und Ethnos in der mittelalterlichen Siedlung. Wenn wir uns an den von M. Wendel angenommenen fließenden Übergang, d. h. das Hinüberwachsen von der Periode E zu F halten, so muß man bedenken, daß die Existenzformen dieser Bevölkerung ihrer Lebenskräfte derart beraubt worden sind, daß sie von jeglicher schöpferischen Teilnahme am Leben der mittelalterlichen Siedlung ausgeschlossen blieb. Wenn sie aber lebensfähig war, wie kann man in diesem Falle das Fehlen von archäologischen Beweisen (außer dem sogenannten frühbyzantinischen Keramikinventar und einiger Kleinfunde) f ü r den Einfluß auf die neuangekomniene Bevölkerung, die unmittelbare Überlieferung von Produktionsfähig- und -fertigkeiten, B r a u c h t u m usw. erklären. Die meisten der von M. Wendel hervorgehobenen Umwandlungen in der K u l t u r waren allen barbarischen Völkern in der Zeit ihrer Ansiedlung zu eigen. Nicht völlig klar ist auch das Verhältnis zwischen der frühbyzantinischen Keramik und dem restlichen Keramikkomplex. Hier muß aber eine der größten Schwächen in der bulgarischen Literatur gemerkt werden, die im Fehlen von Untersuchungen über die byzantinische Keramik vom 7 . - 9 . J h . im Schwarzmeergebiet und in Südbulgarien besteht, und die uns Anhaltspunkte f ü r einen Vergleich h ä t t e n liefern können. Trotzdem hat das Vorkommen von byzantinischer Keramik während des 7 . - 9 . J h . keine gleichwertige Beweiskraft wie das im 7. J h . Das ist klar ersichtlich durch ihr Auftauchen in den bulgarischen H a u p t s t ä d t e n , wie auch in gewöhnlicheren Siedlungen Nordostbulgariens. Ein großes Interesse nehmen bei uns die durch die archäologischen Untersuchungen festgestellten Umwandlungen im Leben der mittelalterlichen Siedlung in Anspruch, als deren Ursache die Magyareneinfälle angesehen werden. Der Autor konstatiert einen teilweise eingetretenen Bevölkerungswechsel bzw. einen Zustrom von Bevölkerung aus den Staatsgebieten nördlich der Donau noch in der letzten Phase von F. Nach dem gewaltsamen Ende der Siedlung am Ende des 9. J h . sind neue Veränderungen in der Siedlungsstruktur und einigen Formen der materiellen Kultur festzustellen. Feuersbrünste am Ende des 9. J h . sind auch in anderen Siedlungen nördlich und südlich der

Bemerkungen

Donau (z. B. Bucov) konstatiert worden, aber nirgends treten in deren Folge Änderungen im Bevölkerungsbestand auf. Es ist nicht sehr klar, was der Autor meint, wenn er Unterschiede zwischen den DriduKomplexen und denen südlich der Donau hervorhebt. Bis heute zeigen die Siedlungen und Nekropolen der sogenannten Dridu-Kultur nicht einmal lokale Unterschiede zu denen in der Dobrudscha und Nordostbulgarien. Das Verschwinden einiger Keramikkategorien, wie auch das Erscheinen einer neuen Siedlungsstruktur kann auch mit inneren Veränderungen zusammenhängen, die politische und ökonomische Ursachen hatten. In Verbindung damit hat die von M. Wendel durchgeführte soziale Stratigraphie der Komplexe eine besondere Bedeutung. Es gibt aber überhaupt keine Beweise dafür, daß die Siedlung während der Zeit Simeons eine Grenzstation gewesen ist.

213 Am Schluß möchten wir darauf hinweisen, daß die hier ausgeführten Bemerkungen in keinem Fall das Ziel hatten, die zweifellos wichtigen wissenschaftlichen Werte der vorliegenden Arbeit zu mindern. Es genügt darauf hinzuweisen, daß Krivina die erste mittelalterliche Siedlung bei uns ist, deren innere Chronologie derart detailliert ausgearbeitet worden ist. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Methode des Autors bei der Klassifizierung der Keramik, die erstmalig bei der Bearbeitung eines solchen massenhaften Materials angewandt worden ist. Das Werk von M. Wendel berührt die großen Probleme der bulgarischen mittelalterlichen Archäologie, und in diesem Sinne muß man es trotz der bei uns strittigen Fragen in ihm beurteilen. Es ist eine gute Fortsetzung in der Tradition der Zusammenarbeit zwischen der VR Bulgarien und der DDR.

Die Kleirifunde der mittelalterlichen Siedlung bei Krivina, Bezirk Ruse (Grabungskampagnen 1966-1970) Gudrun Gomolka-Fuchs

1. 1.1. 1.2. 1.3. 1.4. 1.5. 1.6. 1.7. 2. 3. 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 4. 4.1. 5.

Vorwort Kleinfunde aus Metall Schmuck und Trachtzubehör Waffen aus Eisen Messer aus Eisen Landwiitschaftliche Geräte Werkzeuge und Geräte Andere Gegenstände aus Eisen und CU-Legierungen Bau- und Möbelzubehör Kleinfunde aus Bein und Horn Kleinfunde aus Ton Spinnwirtel Webgewichte Tonscheiben Gefäßeinsatz Kleinfunde aus Stein Schleifsteine Zusammenfassung Katalog der Kleinfunde

Vorwort Bereits im Band I des Grabungsberichts „Iatrus-Krivina" legte V. Dimova 1979 1 die Untersuchungsergebnisse über die frühmittelalterliche Siedlung beim Dorfe Krivina aus den K a m p a g n e n 1966—1970 vor. Auf einer freigelegten Fläche von etwa 1000 m 2 in den ehemaligen Sektoren VII, I X , X 2 konnte sie 16 Grubenhäuser nachweisen. Gleichzeitig machte sie aber auf die Schwierigkeiten auf Grund des ungleichmäßigen Siedlungsniveaus aufmerksam, das eine chronologische Abfolge der Grubenhäuser nicht zulasse. Hingegen könne man mit Hilfe der daraus geborgenen Keramik eine Siedlungsdauer f ü r das 9. und 10. J h . in Anspruch nehmen. Eine Ergänzung zu den Resultaten von Dimova bilden an dieser Stelle die vorgestellten Kleinfunde. Dabei ergibt sich freilich ein Problem, nämlich das der Datierung. Die seit den K a m p a g n e n 1972 verfeinerten Grabungsmethoden erweiterten die Kenntnis über die frühmittelalterliche Besiedlung von Krivina. Insgesamt konnten inzwischen fünf Siedlungsperioden (Periode E, etwa 7. J h . ; Periode F, E n d e 7. bis Ende 9. J h . ; Periode G, Ende 9. J h . bis 968; Periode H, 11./12. J h . ; Periode I, 12. bis 14. Jh.) ermittelt werd e n . E s ist deshalb nicht ausgeschlossen, daß das 1

Die mittelalterliche Siedlung über den Ruinen des Kastells Iatrus. Ergebnisse der Grabungskampagnen 1966,1968 und 1970, Iatrus-Krivina I, 1979, 9 5 - 9 9 . 2 K. Wachtel, Iatrus-Krivina I, 1979, lOf. 3 Vgl. Wendel, o. S. 183.

eine oder andere Stück der früheren K a m p a g n e n bereits einer älteren Periode und nicht erst dem 9. und 10. J h . angehören kann. Das betrifft vor allem solche Funde, wie bestimmte Werkzeuge und Geräte, deren zweckgebundene Form sich nur wenig bzw. gar nicht im Laufe der J a h r h u n d e r t e verändert hat und daher keinen Einfluß auf Fragen der Datierung haben. Anders verhält es sich bei geschlossenen Funden aus Hausgruben sowie Schmuck und Trachtbestandteilen. Bei letzteren bieten sich vor allem durch typologische Vergleiche günstigere Voraussetzungen f ü r eine chronologische Einordnung. — Das Fundmaterial umfaßt 144 Kleinfunde aus Metall, Knochen, Ton und Stein, die nach Werkstoff und Sachgruppen geordnet und bearbeitet wurden. Dem Text schließt sich ein ausführlicher Katalog an. Die Bezifferung erfolgte nach dem gleichen Prinzip wie in den vorangegangenen Bänden, indem die Katalognummer des jeweiligen Fundes identisch mit der der Tafelabbildung ist. Alle Maßangaben im Katalog erfolgen in mm.

1.

Kleinfunde

aus Metall

1.1.

Schmuck u n d Trachtzubehör

Der Schmuck setzt sich aus mehreren Ohrringen, zwei Kreuzanhängern und einem Fingerring zusammen, die sich in die Masse des frühmittelalterlichen Fundguts auf bulgarischem Boden und darüber hinaus im slawisch besiedelten Bereich einfügen. Ohrringe Zu den einfachen und deshalb häufigsten Ohrringen zählt der offene Bronzedrahtring (Kat. Nr. 4). Gelegentlich ist eine Perle oder eine Bronzeschleife aufgezogen/ 1 die auch durch eine perlenartige Verdickung des Drahtes ersetzt sein k a n n (Kat. Nr. 2, Taf. 73). Beide Exemplare sind weit verbreitete und langlebige Typen in frühmittelalterlichen Gräberfeldern Bulgariens, 5 d e r C S S R , Jugoslawiens und der U d S S R 6 vom 9. bis 12. J h . Mit ihnen vergesellschaftet tauchen nicht selten weintraubenförmige Ohrringe, in Krivina 4

5

Vgl. II. FaTCB, Hann™ o t norpeöeHH o t XI—XII b., ApxeonorHH 19, 1977, H. 1, 34, Abb. 3,1, II, 2. II, 3 a II, 36: 1 0 14. Jh.; Gräberfeld von Greda: MameB, 1963, 23, Abb. 1. Aus der Zeit der Landnahme vgl. Hampel II, 349ff.; III Taf. 465, 417: Gräberfeld von Abony (Kom. Pest). So dem Gräberfeld von Greda beim Dorfe Valcedräm (Bez. Michailovgrad), von der Gradiste beim Dorfe Kula und beim Dorfe Jakimovo bei Loveö (MmmeB, 1963, 2 3 f . ; BhtttapoBa, 1965, 242f.).

6 Vgl. Mhjwbb, 1963, 24.

Mittelalterliche Kluinfunde bis 1972

durch den Fund Kat. Nr. 3, Taf. 73) vertreten, auf. Im Unterschied zu den qualitativ besser ausgeführten Stücken mit Hohlkoni wurden Bügel und Doppelkoni in einem Vorgang massiv gegossen, ein Herstellungsverfahren, das weniger zeitaufwendig und billiger war. Analogien kommen außer in Bulgarien in allen slawisch besiedelten Gebieten Polens, der ÖSSR, Jugoslawiens und der UdSSR vor. 7 Gewöhnlich werden sie ins 9./10. J h . datiert. Eine exakte zeitliche Eingliederung erlaubt der Komplexfund aus einer Hausgrube von der „Gradiste" bei Jakimovo. Die dort geborgenen neun Gefäße und zwei weintraubenförmigen Ohrringe erhalten durch die in ihrer Begleitung gefundenen acht byzantinischen Goldmünzen vom Beginn des 10. Jh. einen chronologischen Fixpunkt, 8 der für die Ohrringe aus Krivina verbindlich sein dürfte. Anhänger Als Halsschmuck bzw. Amulett dienten die beiden in Bronze gegossenen Pektoralkreuze (Kat. Nr. 5. 6., Taf. 73). Von Kat. Nr. 5 liegt die Vorderhälfte eines aufklappbaren Reliquienkreuzes mit nach außen verbreiterten Balkenenden vom Typ des lateinischen Kreuzes vor. Das erhabene Relief zeigt Christus in langärmliger Tunica mit leicht nach rechts geneigtem Haupt mehr stehend als hängend am Kreuz. Unterhalb der ausgebreiteten Arme und der Füße wie oberhalb des Hauptes befinden sich die vier Evangelisten. Ikonographisch lehnen sich die Reliquienkreuze an byzantinisches Forniengut an. Ihre Herkunft führt vermutlich nach Syrien bzw. Palästina zurück. 9 Anlaß für ihre Verbreitung in Westeuropa sollen im 6-/7. J h . die Pilgerfahrten nach Jerusalem gewesen sein, 10 während sie in Osteuropa durch die Vermittlung von Kaufleuten oder Handwerkern zur Zeit des Ersten Bulgarischen Reiches in den unteren Donauraum gelangten. 11 Vergleiche zwischen den Stücken aus Szekesfehervär (Ungarn), 12 der „Gradiste" von Jakimovo bei Lovoc (Bulgarien) 1:1 und Krivina demonstrieren die stereotype Wiedergabe, die sich sogar im Faltenwurf des Gewandes offenbart. Sie stammen jedoch nicht aus einer Werkstatt. Auf Grund der weiten Streuung ist eher an Lokalprodukte zu denken. Allein die enge Verwandtschaft der Funde aus Kri7

Bulgarien: Gradiste bei Jakimovo 2 (MnnieB, 1963, 24, Abb.2. 25, Abb.3). Slawisches Gräberfeld bei Lom (MmweB, 1963, 27). Gräberfelder bei den Dörfern Bukovski, Galiöe (Bez.Vraca). Razdelna (Bez. Vraca) (BtatapOBa, 1965,242: Typ 2. Dort auch weitere Literaturangaben zur Verbreitung außerhalb Bulgariens; dies. CejiHma, u HeKponojm [itpan V I - X I B.], ApxeojiorHH 16,1974, H. 3, 23, Abb. 8: mit

Granulation), s MameB, 1963, 28. ' 9 K. MiiHTeB, ILAJIECTHHCKH KpbCTOBe B EbJirapHH, THM 3, 1921, 88. 10 Z. S. Lovag, Byzantine type reliquiary pektoral Crosses in the Hungarian National Museum, Folia Archaeologia 22, 1972, 144f., mit weiteren Literaturangaben, n MHJineB, 1963, 31. >2 Lovag (Anm. 10), 147, Abb. 2,1. « MiuiieB, 1963, 29, Abb. 8.

215 vina und Jakimovo mit derartigen Erzeugnissen aus der Werkstatt Preslavs gibt zur Vermutung Anlaß, daß sie dort möglicherweise hergestellt wurden. Vl Milcev 13 datiert die Reliquienkreuze von Jakimovo ins 10./11. Jh., ein Zeitansatz, der für Kat. Nr. 5 in Betracht zu ziehen ist. Mit Kat. Nr. 5 zeitgleich ist das Pektoralkreuz (Kat. Nr. 6, Taf. 73). Ebenfalls in Bronze gegossen, weist es die gleiche Form wie Kat. Nr. 5 auf, nur daß sich der Schmuck auf erhabene Punkte in den Balkenenden und der Kreuzniitte beschränkt. Die Flauheit der Konturen deutet auf Abnutzung hin, die unter Umständen mit einer langen Lebensdauer verbunden ist. Die zahlreichen Analogien lassen auf Massenware schließen, die allerorts von der christlichen Bevölkerung getragen wurde. Fingerringe Gleich den Ohrringen ist der offene Bronzebandfingerring (Kat. Nr. 1, Taf. 73) mit breit gehämmerten Enden aus dem mittelalterlichen Form enschatz des Ersten Bulgarischen Reiches nicht hinwegzudenken. Gemessen a,n den bisweilen reicher verzierten Ringen und Armreifen dieses Typs 1 0 , handelt es sich um eine einfache Anfertigung, von der zahlreiche Exemplare aus überwiegend frühbulgarischen Siedlungen und Nekropolen belegt sind. Die lange Lebensdauer dieser Ringe von der römischen Epoche bis in die jüngste Zeit (so z. B. in Krivina) läßt eine chronologische Einordnung nicht zu. Die wenigen Trachtbestandteile setzen sich aus Gürtelzubehör zusammen, von dem folgende Stücke aufgeführt werden: Schnallen Zur Gruppe der Schnallen mit rechteckigem, gelegentlich herzförmig auslaufendem und trapezförmigem Beschlag rechnet der ellipsenförmige bronzene Rahmen Kat. Nr. 8, Taf. 73. Die Schnalle war ursprünglich an einem 2,1 cm schmalen Riemen befestigt, so daß die Zugehörigkeit zu einem Gürtel auf Grund der geringen Breite fraglich erscheint. Eher ist an eine Schnalle für das Pferdezaumzeug oder an einen Beutelverschluß zudenken. Letztere Deutung trifft wohl für die Schnallen aus dem vom ö. bis 10. J h . belegten Gräberfeld von Lovec 17 zu. Zeitlich vergleichbare Stücke sind aus J a k i m o v o u n d slawischen Siedlungen der ÖSSR 19 bekannt. Zur gleichen Zeit wird vermutlich auch Kat. Nr. 8 gebräuchlich gewesen sein. Aus Eisen wurde die trapezförmige 4,2 cm lange « A. 0 . , 31. « A. 0 . , 31. 16 C. reopraeßa, ApxeoJiormiccKH npoyMjiaHiiH B PonomiTe npe3 1960 r., ApxeonorHH 4, 1961, H. 4, 12£.; MnmeB, a. O., 31. 17 C. TeoprueBa h P. üeiiieBa, CpeAHOBeKOBHHT 6wirapcKH HeKponon Kpaii JIoBei, HAH 20, 1955, 550, Abb. 44. 18 MHJileB, 1963, 34, Abb. 14. 19 L. Niederle, Rucovet slovanske archeologie, Praha 1937, 185, Abb. 277.

Gudrun Gomolka-Fuchs

216 und 4,4 cm breite Schnalle (Kat. Nr. 9, Taf. 73) mit schräg abgesetztem Rahmengestänge geschmiedet. Unter den Schnallen des frühen Mittelalters zählt sie zu den einfachen Erzeugnissen mit unterschiedlichem Verwendungszweck und tritt deshalb in allen mittelalterlichen slawischen Siedlungen auf. 2 0 Die Form, von den Römern entlehnt, hat sich im Laufe der J a h r h u n d e r t e kaum verändert und kommt in vielen Gegenden Bulgariens, besonders auf dem Lande, noch heute vor. K a t . Nr. 9 eignet sich demzufolge nur wenig f ü r eine chronologische Bestimmung. Riemenzungen Spezifischer Bestandteil des Gürtelschmucks bei Männern sind die beiden Riemenzungen (Kat. Nr. 10. 11, Taf. 73). Vom Material her reihen sie sich in die F u n d g a t t u n g frühbulgarischer bronzegegossener Gürtelapplikationen ein, die zusammen mit weintraubenförmigen Ohrringen ins 9. und 10. J h . datieren. 2 1 Sie sind länglich oval und haben einen fächerförmig gespaltenen Schwanz, weshalb sie häufig auch als „schwalbenschwanzförmige" Riemenzungen bezeichnet werden. Der meist reiche Dekor beschränkt sich bei K a t . Nr. 11 auf einfache lineare und konzentrische Kreisverzierung; bei K a t . Nr. 10 hingegen besteht er aus einem gerahmten, mit Blättern und einem Zwickel ausgefüllten Feld, in das vier Zikaden bzw. Fliegen eingebettet sind. Auf die Vorliebe der Bulgaren f ü r reich geschmückte Gürtel wies schon Ibn J a c u b (956) hin. 2 2 Tatsächlich trifft man zahlreiche Beschläge aus frühmittelalterlichen Fundplätzen an, 2 3 demgegenüber solche mit Zikadenmotiv nahezu u n b e k a n n t sind. Das Verbreitungsgebiet bronzegegossener Gürtelapplikationen konzentriert sich hauptsächlich auf den mittleren und unteren Donauraum. Außer im bulgarischen tauchen derartige Stücke im avarischen Fundmaterial und dem der landnehmenden Ungarn auf. Form und Dekor lassen enge Zusammenhänge erkennen, so auch zu der Riemenzunge K a t . Nr. 11, f ü r die es vergleichbare Exemplare aus dem Gräberfeld von Karos (Kom. Zemplen) 2 ' 1 gibt, das der ungarischen Landnahmezeit angehört. Komplizierter verhält es sich bei der mit Zikaden verzierten Riemenzunge K a t . Nr. 10, zumal hierfür bislang keine eindeutigen Parallelen vorhanden sind. E n t f e r n t e Verwandtschaft zeigt das Exemplar von Horgosi Äsafasok, 2 3 dessen 20

So auch von der Gradiäte bei Jakimovo und der Siedlung „IleieHa Morajia" (beim Dorfe Valfiedräm) (MnjiqeB, 1963, 34, Abb. 14). Aus Cerven (Bez. Ruse): Zweites Bulgarisches Reich (C. FeoprHeBa, B. i],nMOBa, 3aMhKhT b cpe,moBeKOBHHa rpafl MepBeH, HAH 30, 1967, 5ff., Abb. 17e. jk). 21 Wiebeispielsweise von der Gradiste von Jakimovo (MiunieB, 1963, 34). 22 B. H. 3jiaTapcKH, M.3BecTneTO Ha HßpaxHM H6h flny6 3a CbJirapHTe ot 965 r., Cn BAH 22, CoiJ>hh 1920, 68. 23 Pliska und Preslav (H. MaBpoßHHOB, CTapoßtJirapcKOTo H3KycTB0, CoHH 1959, 227-232, Abb. 267-276). 2i Es handelt sich hierbei um Streufunde aus der Sammlung des Komitatshauses Sätoraljaijhely. Angabe von N. Fettich, Die Metallkunst der landnehmenden Ungarn, Arch. Hun. 21, 1937, Taf, CXXXli, 11-15. 25 A ß 14, 1904, 202.

zweireihig angeordnete Schmuckelemente stilisierte Insekten mit gespreizten Flügeln darstellen könnten. Häufigere Anwendung f a n d indessen die Gestaltung der Blattumrahmung, und zwar in der Kombination verschiedenartiger Muster im Mittelfeld. 26 Das Zikadenmotiv an sich ist alt und erscheint bereits auf westiranischen Anhängern des f r ü h e n dritten J a h r t a u s e n d s v. u. Z. 27 Sein Ausdehnungsfeld reicht vom Vorderen Orient über Griechenland und Italien bis nach China, 2 8 wobei nicht immer festzustellen ist, ob es sich um Zikaden oder Fliegen handelt. Während der Völkerwanderungszeit erlebt es durch die Goten eine nachhaltige Blüte in Gestalt der Zikadenfibeln. Die Masse dieser F u n d e entfällt auf den Schwarzmeerraum und Ungarn; 2 9 nur zwei Stücke konnten bisher in Bulgarien n a m h a f t gemacht w e r d e n . D e r Ausgangspunkt ist im Pontusgebiet zu suchen, wo sich eine K u l t u r herausgebildet hatte, die unterschiedliche Strömungen miteinander verband und die durch die Goten im 4. und 5. J h . weitervermittelt wurde. 3 1 Um 500 dann soll die Zikadenfibel aus der Mode gekommen sein. 3 2 Vergleiche zwischen den Zikaden auf der Riemenzunge von Krivina und den Zikadenfibeln weisen verwandtschaftliche Beziehungen zu solchen mit und ohne Augen sowie mit leicht gespreizten Flügeln auf der Krim 33 und aus Ungarn auf; 3 / ' einige davon sind den Zikadenfibeln aus Bulgarien ähnlich. Es bleibt zu fragen, auf welchem Wege das Zikadenmotiv in den frühmittelalterlichen Formenschatz gelangte, fehlen doch entsprechende Bindeglieder vom 6. bis 9./10. Jh., die auf eine K o n t i n u i t ä t des Motivs schließen lassen. Über H e r k u n f t und E n t s t e hung dieser Altsachen liegen unterschiedliche Meinungen vor. 3 5 Als Träger gegossener Gürtelbeschläge gelten allgemeinhin die Awaren. Charakteristische Motive ihres Bildschmucks sind Greifen, Rankenornamente, Menschen- und Tierdarstellungen. 3 6 Gelegentlich tauchen mythologische Szenen auf, die auf by20

So z. B. auf dem Streufund einer silbernen Riemenzunge aus dem Gräberfeld von Karos (Fettich, Arch. Hun. 21, 1937, T a f . C X X X , 3).

27

B. Brentjes, Zur Typologie, Datierung und Ableitung der Zikadenfibeln, Wiss. Zeitschr. der Martin-Luther-Universität Halle — Wittenberg, Ges.-Sprachwiss. Reihe 3, Heft 5, 1954, 905. 28 Vgl. a. O., 902-906. 29 H. Kühn, Die Zikadenfibeln der Völkerwanderungszeit, IPEK 1935, 95. 30 Novi Banovci an der Donau (Antiker Name: Burgenae), a. O., 90. 31 Kühn, a. O., 105. Brentjes, 906. 32 Kühn, 105. 33 Südrußland: Fundort unbekannt (a. O., Taf. 21, 14. 19). Chersönnes (a. O., 12, Abb. 1,5). Kertsch (a. O., 92, Abb. 1,1). 34

Ungarn: Györkony, Kom. Tolna (a. O., Taf. 21, 15). Unbekannter Fundort im Kom. Liptö (a. O., Taf. 22, 33). 35 Zusammenfassend bei J. Eisner, Devinska novä ves, Bratislava 1952, 404 (deutsches Resümee). I. Erdely, Die Kunst der Avaren, Budapest 1966, 9; Mwjihcb, 1963, 33f. ü« Erdely, a. O., 33.

217

Mittelalterliche Kleinfunde bis 1972

z a n t i n i s c h e n U r s p r u n g z u r ü c k g e h e n . : i 7 D a zwischen dem mittleren Donaugebiet und den pontischen Werks t ä t t e n noch w ä h r e n d des 7../8. J h . V e r b i n d u n g e n bes t a n d e n , ist es g u t möglich, d a ß awarisciie Goldschmiede n e b e n a n d e r e n S c h m u c k e l e m e n t e n auch d a s Z i k a d e n m o t i v v o n d o r t ü b e r n a h m e n , selbst w e n n ein d e r a r t i g e s Motiv auf a w a r i s c h e n R i e m e n z u n g e n bisl a n g n i c h t e i n d e u t i g vorliegt. E s b e s t e h t wohl k e i n Zweifel, d a ß hinsichtlich bronzegegossener Beschläge die A w a r e n auf die f r ü h e u n g a r i s c h e u n d f r ü h b u l g a rische K u n s t des 9. u n d 10. J h . E i n f l u ß a u s g e ü b t h a b e n . 3 8 So ist es n i c h t ausgeschlossen, d a ß d u r c h sie d a n n a u c h d a s Z i k a d e n m o t i v n a c h B u l g a r i e n gelangte, wo es freilich ebenso wie auf u n g a r i s c h e m Gebiet keine große B e d e u t u n g f a n d u n d n u r sporadisch a n g e w a n d t wurde. Ob d e r 7,0 cm lange u n v e r z i e r t e E i s e n b l e c h b e schlag ( K a t . N r . 69, Taf. 73) m i t regelmäßig angeo r d n e t e n Nietlöchern als billige I m i t a t i o n bronzegegossener G ü r t e l b e s c h l ä g e g e d e u t e t w e r d e n k a n n , bliebe zu erwägen, zumal er die gleiche F o r m aufweist. 1.2.

Waffen aus Eisen

An W a f f e n w u r d e n fünf eiserne P f e i l s p i t z e n mit S c h ä f t u n g s d o r n geborgen, die sich in die R e i h e d e r a u s d e n K a m p a g n e n 1958—1962 39 s t a m m e n d e n u n d d e r auf Taf. 73 a b g e b i l d e t e n S t ü c k e e i n f ü g e n . Die M e h r z a h l s e t z t sich a u s b l a t t f ö r m i g e n P f e i l s p i t z e n v o n r h o m b o i d e r ( K a t . N r . 12.15, Taf. 73) bzw. lanz e t t f ö r m i g e r ( K a t . N r . 13. 14, T a f . 73) G e s t a l t zus a m m e n . Die einzige dreiflügelige P f e i l s p i t z e ( K a t . N r . 16, Taf. 73) ist m i t d e m a w a r i s c h e n K u l t u r s t r o m in V e r b i n d u n g zu bringen. Die T a t s a c h e , d a ß sie im f r ü h m i t t e l a l t e r l i c h e n F u n d m a t e r i a l des 9. bis 11. J h . m i t b l a t t f ö r m i g e n P f e i l s p i t z e n vergesellschaftet a u f t r i t t , v e r d e u t l i c h t j e n e n E i n f l u ß . Beide F o r m e n sind n i c h t n u r weit v e r b r e i t e t / ' 0 s o n d e r n h a b e n a u c h eine lange L e b e n s d a u e r . Sie eignen sich d e s h a l b wenig zu Datierungszwecken. 1.3.

Messer aus Eisen

E b e n s o v e r h ä l t es sich m i t d e n Messern, die eine langlebige u n d k a u m sich v e r ä n d e r n d e F o r m besitzen. Z u u n e n t b e h r l i c h e n G e g e n s t ä n d e n des t ä g l i c h e n Bed a r f s z ä h l e n d , sind sie a u s f r ü h m i t t e l a l t e r l i c h e n Siedl u n g e n n i c h t h i n w e g z u d e n k e n . Die von M. W e n d e l a u f g e s t e l l t e Typologie" 51 ist a u c h f ü r vorliegende Messer v e r b i n d l i c h . D e m z u f o l g e k ö n n e n die S t ü c k e K a t . N r . 18. 19. 22. 24. 26. 27. 29. 30, T a f . 74.75 d e r G r u p p e 1: „Messer mit g e r a d e m R ü c k e n u n d a u f s c h w i n g e n d e r S c h n e i d e " zugewiesen w e r d e n ; die, bei d e n e n „Griffangel u n d R ü c k e n eine G e r a d e b i l d e n " , g e h ö r e n 37 A. 0 . , 36. 38 MnjweB, 1963, 34. 39 Gomolka, Katalog der Kleinfunde, Taf. X X I I I 369-370. 3 7 2 - 3 7 3 . 3 7 5 - 3 7 7 ; dies., Die Kleinfunde vom Limeskastell Iatrus, Klio 50, 1968, 239 f. 40 Vgl. entsprechende Analogien bei Wendel, o. S. 175.

" 0 . S. 148f.

zur G r u p p e 2 ( K a t . Nr. 21.23, Taf. 74), w ä h r e n d die Messer K a t . Nr. 20. 28. 31, T a f . 74 d e n l a n z e t t f ö r m i gen mit Griffzunge ( G r u p p e 3) ä h n e l n . E i n e h i p p e n a r t i g e K l i n g e besitzt d a s Messer K a t . N r . 32 (Taf. 75); d e m g e g e n ü b e r ist in K a t . N r . 33, T a f . 75 mit d e m r e c h t w i n k l i g nach oben g e s c h w u n g e n e n u n d d e m R ü c k e n eine G e r a d e b i l d e n d e n G r i f f d o r n ein Rasierm e s s e r zu sehen. 1.4.

Landwirtschaftliche Geräte

U n t e r d e n A c k e r b a u g e r ä t e n ist vor allem die P f l u g s c h a r als wichtigstes G e r ä t zur B o d e n b e a r b e i t u n g zu n e n n e n . Zwei ( K a t . N r . 44. 45) der drei P f l u g s c h a r e n ( K a t . N r . 4 3 - 4 5 , Taf. 76) zählen zu dein D e p o t f u n d a u s d e m G r u b e n h a u s 8. 1 2 E r lag u n m i t t e l b a r n e b e n der F e u e r s t e l l e (podnica) mit 23 e r h a l t e n e n G e f ä ß e n u n d s e t z t e sich a u s zwölf, sorgsam ü b e r e i n a n d e r ges c h i c h t e t e n E i s e n g e r ä t e n u n d -Werkzeugen z u s a m men.' 1 3 K a t . N r . 43—45 r e c h n e n zu d e n T ü l l e n s c h a r e n m i t a b g e s e t z t e m B l a t t . B e m e r k e n s w e r t ist bei K a t . N r . 4 3 u n d 4 4 4 4 die a s y m m e t r i s c h e F o r m g e g e n ü b e r der s y m m e t r i s c h e n v o n K a t . N r . 45. K o m b i n a t i o n s s t a tistische B e o b a c h t u n g e n 4 5 bei K o m p l e x f u n d e n ergaben, d a ß s y m m e t r i s c h e T ü l l e n s c h a r e mit l a n g gebog e n e n Sechen a u f t r e t e n , die eine lang gezogene Schneide a u f w e i s e n 4 C u n d in V e r b i n d u n g mit d e m H a k e n p f l u g v e r w e n d e t w u r d e n . 4 7 Dieser P f l u g f o r m e n t s p r i c h t o f f e n b a r K a t . N r . 45. E i n h ö h e r e s N i v e a u d e r P f l u g t e c h n i k , v e r b u n d e n mit einer S t e i g e r u n g d e r A r b e i t s p r o d u k t i v i t ä t , v e r a n s c h a u l i c h e n die a s y m m e t r i s c h e n S c h a r e n K a t . N r . 43 u n d 44 (Taf. 7 6 ) . « Wenngleich a u s K r i v i n a nicht b e k a n n t , wissen wir doch v o n a n d e r e n F u n d k o m p l e x e n , d a ß dieser T y p mit v e r h ä l t n i s m ä ß i g k u r z e n Sechen vergesellschaftet a u f t r i t t / ' 9 Die linksseitige A s y m m e t r i e l ä ß t a n e i n e n Wendepflug mit vierkantigem Rahrnengestell und einseitigem S t r e i c h b r e t t d e n k e n . Wahrscheinlich 42

Vgl. V. Dimova, Die mittelalterliche Siedlung, Iatrus Krivina I, 1979, 96 f. « Zwei Pflugschare (Kat. Nr. 44, 45, Taf. 76), zwei Sicheln (Kat. Nr. 34. 38, Taf. 75), eine Sense (Kat. Nr. 37, Taf. 75), eine Axt (Kat. Nr. 59, Taf. 77), ein Durchschlag (Kat. Nr. 56, Taf. 78), ein Schmiedehammer (Kat. Nr. 60, Taf. 77), ein Trensenteil (Kat. Nr. 49, Taf. 76), zwei Rebmesser (Kat. Nr. 39. 40, Taf. 75), ein Tüllengerät (Kat. Nr. 57, Taf. 77). 44 Die ursprüngliche Form deutet trotz des schlechten Erhaltungszustands auf Asymmetrie hin. 45 Vgl. hierzu die ausführliche Abhandlung von J. Henning, Entwicklung der Landwirtschaftstechnik und gesellschaftliche Veränderungen im Übergang von der Antike zum Mittelalter im unteren Donaugebiet, in: Produktivkräfte und Gesellschaftsformationen in vorkapitalistischer Zeit, Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Alte Geschichte und Archäologie 12, Berlin 1982, 525-547. 46

Von Henning als Typ B 2 bezeichnet (a. O., 534). Widkettenfunde im Zusammenhang mit derartigen Scharen und Sechen zeigen, daß dieser zusätzlich mit einem Radvorgestell ausgestattet sein konnte (a. O., 534). 48 Bei Henning, Pflugform B (a. O., 537f.). V. Cäpitanu, Carpica 4, 1971, 291; Mitrea, SCIV 24, 1973, 151 Nr. 85 = Dacia 17, 1973, 415 Nr. 85 d. ™ Preda, SCIV 23, 1972, 396. 70 Preda a. 0 . , 400. 77 Preda a. O., 400. 78 Mitrea, Buletinul 67/69, 1973/75, 325 Nr. 95 = Dacia 19, 1975, 316 Nr. 95. 7< J Mitrea, SCIV 18, 1967, 202 Nr. 79 = Dacia 11, 1967, 390 Nr. 79; Preda, SCIV 23, 1972, 410. 80 AI. Culcer und I. Winkler, Acta Musei Napocensis 7, 1970, 5 4 5 - 5 4 6 ; Preda a. O., 404. 81 Die nördlichen Funde (wie z. B. II B 1 8 - 2 2 ) dürften dagegen mit der Tatsache in Verbindung stehen, daß das Moldaugebiet stets unter byzantinischem Einfluß gestanden hat, so Teodor, 9 7 - 1 2 8 .

238 3. Anteil des Metalls: Gold, d. h. Solidi, erscheint höchst selten ( I A 4 ; I B 1 ; I I A 1 ; II A 3; I I B 9 - 1 1 ) , Silber kaum ( I I B 4; I I B 9), dagegen in überwiegender Anzahl Bronzemünzen (I A 1—4; I B 2 - 6 ; II A 2; I I A 4 - 5 ; I I B 1 - 4 ; I I B 6 - 9 ; II B 1 2 - 1 4 ; I I B 16; I I B 1 8 - 2 6 ) . 4. D a s meiste Material kommt aus Streufunden, Schatzfunde gibt es nur wenige. Von diesen können als Parallele zu unserem Fund die Funde von Malik Porovec (I A 4), Valul lui Traian (II A 1) und vor allem der von Greci (II A 3) gelten. Sie unterscheiden sich jedoch insofern von unserem Fund, als sie — mit Ausnahme von Malik Porovec — auch Prägungen aus der Zeit nach Konstantin VII. enthalten. D a s gilt vor allem für den Fund von Greci, dessen Schlußmünzen der Zeit nach der Zerstörung des Ersten Bulgarischen Reiches angehören. — Solidi der Emissionen Romanos I./Christopheros und Konstantinos V I I . / R o m a n o s II. fanden sich auch in C o n s t a t a , Dobrudscha und Esechioi (II B 9-11). Bei der Auswertung dieses Fundmaterials darf eine äußerst wichtige Tatsache jedoch nicht unberücksichtigt bleiben : D a s Erste Bulgarische Reich kannte keine eigene Münzprägung 8 2 und damit auch keine Geldwirtschaft. Seine ökonomische Grundlage bildete die Naturalwirtschaft. 8 1 1 Sie ist auch der entscheidende Grund für die allgemein anerkannte Unterbrechung in der Zufuhr byzantinischen Geldes in das nördliche Balkangebiet seit etwa dem 7. Jh. 8 ' 1 Wirt82

83

84

Eigene Münzen prägte erst das Zweite Bulgarische Reich vom 12. Jh. an, und die erste und bisher einzige bekannte bulgarische Goldmünze stammt von Ivan Asen II., geprägt 1230, vgl. T. TepacHMOB, ITtpBaTa ajiaTHa MOHeTa Ha uap MBaH AceH II, HEAH 8, 1934, 361-368. S o T . T e p a C H M O B , A H T H I H H H CpeflHOBeKOBHH MOHeTH B

EtJirapua, C O $ H H 1 9 7 5 , 1 4 9 . Gerassimov glaubt jedoch, im Außenhandel hätten sich freilich die Bulgaren byzantinischen Geldes bedient. Wie die Funde zeigen, scheint das aber — wenn Gerassimovs Ansicht stimmt — nur in äußerst spärlichem Ausmaß geschehen zu sein. Über die Zirkulation byzantinischen Geldes auf dem Balkan werden zahlreiche Diskussionen geführt. So stellte z. B. D. Csallâny, L'importance de la circulation monétaire byzantine pour le legs archéologique des Avares, Acta Archaeologica Academiae Scientiarum Hungaricae 2, 1952, 248 auf der Basis von 70 Funden auf ungarischem Gebiet fest, daß zwar vom 6. bis Ende 7. Jh. reichlich byzantinisches Geld ins nördliche Donaugebiet geflossen sei, dieses jedoch in den Funden des nachfolgenden 8. und 9. Jh. völlig fehlt und erst gegen Ende des 9. Jh. wieder in Erscheinung tritt. Die Lücke des 8.-9. Jh. erklärt er mit dem Einfall der Awaren, der Niederlassung der Slawen und der Bulgaren, die sich zwischen das byzantinische Reich und das Donaugebiet geschoben haben. Ähnliche Unterbrechungen registrieren auch L. Huszar, Das Münzmaterial in den Funden der Völkerwanderungszeit im mittleren Donaubecken, Acta Archaeologica Academiae Scientiarum Hungaricae 5,1955, 61—109, I.Gedai, Fremde Münzen im Karpatenbecken aus den 11.—13. Jahrhunderten, a. 0., 21,1969,107-108 und auch M.B. CoKonoBa, Kjiaflw nH3aHTHfiCKHX MOHeT K a u HCTOHHHK A M HCTOpHH Bn3ailTHII VIII— XI IUI., BliHailTHÜCKH BpCMGIIHHH 15,1959,50—

E D I T H SCHÖNERT-GEISS

schaftliche Gegebenheiten können deshalb kaum für die Münzfunde des 10. Jh. verantwortlich gemacht werden. Dagegen zeigen sie mit ihrem dominierenden Anteil von Prägungen aus der Zeit des Johannes Tzimiskes 8 5 sowie mit ihrer auffallenden Konzentration im östlichen Teil bis hin zur Dobrudscha 8 6 eine derartige Parallele zu den politischen Ereignissen dieser Zeit, 8 7 daß sich eine Verbindung zwischen den Funden und diesen Ereignissen als Erklärung geradezu anbietet. Das in dieser Zeit eingeflossene Geld 8 8 mag entweder auf indirektem Wege über Angehörige der byzantinischen Truppen 8 9 hierher mitgebracht oder bewußt ins Land eingeschleust worden sein. Schließlich dürfte Byzanz das bulgarische Problem nicht nur mit militärischen Aktionen, sondern auch mit seinem Geld für sich zu entscheiden versucht haben. D a s gilt vor allem für das gemünzte Gold. E s besaß zwar innerhalb eines Landes ohne Geldwirtschaft keinen Kurswert ; dennoch konnte es für den Besitzer in zweifacher Hinsicht von unschätzbarem Wert sein: entweder als Zahlungsmittel im unmittelbar angrenzenden byzantinischen Herrschaftsbereich oder im eigenen Land als fixes Kapital aufgrund seines hohen Metallwertes. 9 0 Ähnliche Gründe dürften vielleicht auch unserem Fund von Krivina zugrunde liegen. 63. Zahlreiche und wiederholte Intervalle in der Zufuhr byzantinischen Geldes in das Donau-Karpaten-Becken erkennt auch Preda, SCIV 23, 1972, 414. Er bringt diese mit Recht mit der Niederlassung der Bulgaren südlich der Donau in Verbindung. Dagegen erklärt Dimian (Anm. 50 o. S. 236), 204—214 die Seltenheit byzantinischen Geldes im nördlichen Donaugebiet vom Anfang des 7. J h . bis zur ersten Hälfte des 10. J h . u. a. mit dem Erscheinen arabischer Kaufleute, die die Byzantiner aus dem Nordhandel verdrängt hätten. 85 Wobei allerdings zu berücksichtigen ist, daß ein Teil der Prägungen des Johannes Tzimiskes durchaus erst nach der Zerstörung des Ersten Bulgarischen Reiches in den Balkan geflossen sein kann. Mit der Wiedereingliederung Bulgariens in das byzantinische Reich war die Zirkulationssphäre des byzantinischen Geldes auch wieder auf den Norden ausgedehnt. Die sich häufenden Funde byzantinischen Geldes aus der Zeit nach Johannes Tzimiskes sind dafür ein beredtes Zeugnis. 86 Nach R. Florescu und R. Ciobanu, Problema stäpinirii bizantine in nordul Dobrogei in sec. IX—XI, Pontica 5, 1972, 381—400 gehörte die Dobrudscha zur byzantinischen Einflußsphäre, doch zeigen historische Atlanten eindeutig, daß dieses Gebiet — auf alle Fälle unter Simeon von Bulgarien — zum Ersten Bulgarischen Reich gehört hat. 87 Einfall des Svjatoslav, seine Vertreibung und die Zerstörung des Ersten Bulgarischen Reiches im Jahre 971, vgl. o. S. 235. 88 Wobei sich darunter durchaus auch ältere Emissionen befunden haben können, da diese schließlich nichtständig außer Kurs gesetzt wurden, sondern sehr lange in der Zirkulation blieben. 89 Oder auch durch Svjatoslav, der sicherlich byzantinisches Geld besessen hat, schließlich war er ja von Byzanz für die Aktion gegen die Bulgaren bezahlt worden. 00 Wobei das Alter einer Emission für den Besitzer keine ausschlaggebende Rolle spielte.

Der Goldfund von Krivina

Das Kastell Iatrus beim heutigen Dorf Krivina liegt in der unteren Donauebene am Zufluß der J a n t r a in die Donau, etwa 40 km westlich von der Bezirks- und Grenzstadt Ruse. Es gehörte zum Ersten Bulgarischen Reich, war j edoch — den Ausgrabungen zufolge— vom 7. bis 13./14. J h . nur ein Dorf. 9 1 Sein bäuerlich-dörflicher Charakter einerseits und Naturalwirtschaft innerhalb des gesamten Ersten Bulgarischen Reiches andererseits schließen somit wirtschaftliche Faktoren für die Entstehung unseres Fundes — wie für alle anderen Funde — von vornherein aus. 9 ' 2 Dagegen dürften die für die anderen Funde verantwortlich gemachten Gründe (vgl. oben) auch für Krivina ihre Geltung haben, zumal das übrige Fundmaterial aus Krivina — ein Solidus von Nikephoros Phokas/ Basileios II. und eine Bronzemünze von Johannes Tzimiskes 93 — das gleiche Bild zeigt wie alle anderen bulgarisch-rumänischen Funde. Für die Entstehung des Fundes dürfte vor allem seine geographische Lage von ausschlaggebender Bedeutung sein: Seine Lage an der Donau als der Nordgrenze des Ersten Bulgarischen Reiches und vor allem seine Lage an der Mündung der J a n t r a in die Donau dürften dem Ort in Zeiten politischer Unruhen von vornherein stets eine gewisse strategische Bedeutung verliehen haben. 9 ' 1 Da sich mit Sicherheit vermuten läßt, daß sich die Kampfhandlungen zwischen Byzanz und Svjatoslav nicht nur im Ostteil des Reiches — etwa auf der Linie Preslav — Silistra — Dobrudscha —, sondern auch im Westen, besonders aber entlang der Grenze, d. h. entlang der Donau, abgespielt haben, dürfte auch Iatrus mit in Mitleidenschaft gezogen worden sein.9"' Wer diesen Ort besaß, hatte nicht nur einen der vielen Grenzorte an der Donau unter Kontrolle, sondern der beherrschte damit auch den Wasserlauf der J a n t r a ins Innere des Landes. Um einen derartigen Ort in die Hand zu bekommen oder in der Hand zu behalten, 01

Vgl. die erste zusammenhängende Veröffentlichung über die ersten drei Grabungakampagnen in Klio 47, 1966, den zusammenfassenden Bericht von J. Herrmann, IatrusKrivina, Das Altertum 22 (Heft 1), 1976, 42-48 sowie die weiteren Berichte im 1. und 2. Band dieser Publikationsreihe, 92 Herrmann a. 0., 47 schließt aufgrund dieses Fundes auf eine gewisse soziale Differenzierung innerhalb der Siedlung. M Kluwe, Klio 47, 1966, 398 Nr. 11 und 411 Nr. 88. 9 '' Daß der Ort strategische Bedeutung gehabt haben muß, zeigt die Existenz eines Kastells in römischer und frühbyzantinischer Zeit. 95 Diese Vermutung wird auch durch den Fund zweier Schwerter aus dieser Zeit bestätigt, vgl.G. Gomolka, Die Kleinfunde vom Limeskastell Iatrus in Moesia inferior, Klio 50, 1968, 236-239.

239 lassen sich stets verschiedene Mittel anwenden: militärische Aktionen oder auch „Geschenke", u. a. in Form von Geld, wobei das gemünzte Gold als das Wertvollste und Wertbeständigste immer die größte Anziehungskraft besessen hat. Diese Interpretation für den Goldfund von Krivina ist allerdings Hypothese und muß es bleiben, solange sich keine weiteren beweiskräftigen Zeugnisse finden lassen. Noch bleiben viele Fragen offen: Wann ist das Geld tatsächlich nach Krivina gelangt ? Schließlich kann man durchaus auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß Gruppe I (921—931) bereits nach Peters Hochzeit mit der byzantinischen Kaisertochter nach Bulgarien gelangt ist, da diese Festlichkeit kaum ohne Geschenke — u. a. auch in Form von Geld — an bulgarische Gäste abgegangen sein dürfte. Nur erhebt sich dann die Frage, wieso man dieses Geld nicht in der bulgarischen Hauptstadt Preslav, sondern in dem etwa 120 km (Luftlinie) nordwestlich gelegenen Krivina gefunden hat. Aber ebenso kann das Geld erst Anfang der zweiten Hälfte des 10. J h . als einmalige „Zahlung" hierher seinen Weg gefunden haben, wobei allerdings diese einmalige Zahlung in Wirklichkeit zweimal, d. h. an zwei verschiedene Personen, entrichtet worden sein muß, da der Solidifund aus dem Jahre 1958yG in einem anderen Wohnhaus entdeckt worden ist. 9 7 Offen bleiben muß weiterhin — vorausgesetzt, den Fund als „Geschenk" oder „Bezahlung" zu interpretieren, ist richtig —, welche Seite mit diesem Geld gefügig gemacht werden sollte: die bulgarische zugunsten von Byzanz oder die byzantinische zugunsten Bulgariens. Mit absoluter Sicherheit läßt sich lediglich feststellen, daß wirtschaftliche Faktoren im Sinne einer Geldzirkülation und Geldhortung bei unserem Fund — wie auch bei dem Solidifund von 1958 — keine Rolle gespielt haben, und ebenso sicher dürfte aufgrund des gesamten bulgarisch-rumänischen Fundmaterials feststehen, daß die Vergrabung dieses Fundes mit den politischen Ereignissen um 971 eng zusammenhängt.

Verzeichnis der

Beilagen

Beilage 1 Plan der Schnitte 1972-1978 Beilage 2 Plan der mittelalterlichen Besiedlung Beilage .3 Die Perioden u n d P h a s e n der mittelalterlichen Besiedlung 96 97

Vgl. o. S. 233 mit Anm. 8. Gomolka, Klio 50, 1968, 236f.

Tafel 1

MICHAEL W E N D E L

srasamcB' • r

a) b) c)

Profil mit der Hausgrube 32/4 S und Kochgrube 34/1 8 Profil durch die Kochgrube 34/1 S Planum der Kvchgrube 34/1 S

Tafel 2

MICHAEL WENDEL

a) b) c) d)

Planum der Hausgrube 25/5 N mit Pfostenstein Planum der Hausgrube 25/5 N mit Herdpjlaster Planum der Hausgrube 23/10 N mit modernem Lichtmast Pfostenstein in der Hausgrube 23/10 N

MICHAEL W E N D E L

Tafel 3

c

Tafel 4

a) b)

Planum Planum

MICHAEL W E N D E L

der Räume der Apsiden

20/14N und 20/16 N 20/14 N und 31/14N

Tafel 5

MICHAEL W E N D E L

a) b) c) d)

Planum Planum Planum Planum

der der der der

Hausgrube Hausgrube Hausgrube Hausgrube

28/10 18/15 32/19 30/21

N N N N mit Ofen

Tafel 6

MICHAEL W E N D E L

j^^àÈÉ^É^Éyi^

im

X. '1-Î '

aj b) c)

Infrarot-Aufnahme Infrarot-Aufnahme Infrarot-Aufnahme

von Profil 6 mit den Hausgruben 32/19 N und 30/21 N (IR 750 nm) des Südprofils von Schnitt 73/22 mit den Hausgruben 32/19 N und 26/15 N (IR 850 nm) von Profil 5 mit den Hausgruben 32/19 N und 26/15 N (IR 850 nm)

a) b)

Planum der Hausgrube 38/23 N von Nord Planum der Hausgrube 38/23 N von West

MICHAEL W E N D E L

Tafel 7

Tafel è

MICHAEL W E N D E !

MICHAEL W E N D E L

Tafel Ö

Tafel 10

a) b) c) d)

Planum der Fundamente Brandschutt Lehmestrich

MICHAEL W E H D E L

Häuser 40/22 N und 44/24 N der Häuser 40/22 N und 44/24 N über Haus 50/19 N von Haus 50/19 N und Grübe 50/19 N a

MICHAEL W E N D E L

Tafel 11

fm

a) b) c)

An der Luft getrocknete Lehmziegel im Profil und Planum von Haus 40/22 N Infrarot-Aufnahme des Südprofils von Schnitt 75/14 mit den Häusern 40/22 N und 44/24 N (IR 750 nm) Infrarot-Aufnahme des Ostprofils von Schnitt 75/14 mit dem Haus 44/24 N (IM 750 nm)

Tafel 12

a) b) c)

MICHAEL W E N D E L

Infrarot-Aufnahme von Profil 7 mit den Häusern 46/21 N, 47¡20 N und 50/19 N (IM 750 nm) Infrarot-Aufnahme des Südprofils von Schnitt 75/7 mit dem Haus 47/20 N (IM 750 nm) Infrarot-Auf nähme von Profil 9 mit den Häusern 47/20 N und 50/19 N ( IM 750 nm)

MICHAEL W E N D E L

Tafel 13

Tafel 14

MICHAEL W E N D E L

a) b) c)

a) b) c)

Deckenschutt im Haus 73/12 N Profil durch den Deckenschutt im Haus 73/12 N Lehmbrocken aus der Decke von Haus 73/12 N

Planum Planum 76/8 N Planum

der Hausgrube 71/7 N • der Hausgrube 76/8 N und Grube a der Hausgrube 79/11 N

MICHAEL W E N D E !

Tafel 15

Tafel 16

MICHAEL W E N D E L

a)

b) c)

a) b) c)

Planum mit Hortfund landwirtschaftlicher Geräte Hortfund landwirtschaftlicher Geräte in situ Untere Schicht des Hortfundes in situ

Lehmbackwannen im Haus 53/8 S in situ Profil des Mauerrests von Objekt 55/4 S Planum der Hausgruben 76/15 Sund 79/14 S

MICHAEL W E N D E L

Tafel 17

Tafel 18

b

a) b)

Planum des Hauses 75/6 S mit neuzeitlichen Skeletten Gefäßdepot im Haus 76j9 8,(1) Holzkästchen mit Eisenheschlägen

MICHAEL W E N D E L

Tafel 19

MICHAEL W E N D E L

Spätantik-frühbyzantinische Drehscheibenkeramik 1 Amphore Vx; 2-11 Amphore 11; 12-16 Amphore II 1; 17-19 blattkanne; 32 Bronzegefäß; 1: 25

Amphore II 5; 20-30

Töpfe; 31

Klee-

Tafel 20

Randformengruppen

MICHAEL. W E N D E L

der Keramik

mit eingeritzter Verzierung; 1: 50

Tafel 21

MICHAEL W E N D E L

1—19 Bodenzeichen; 20-28

Töpfe mit Henkeln der Keramik mit eingeritzter Verzierung; 1: 25

Tafel 22

Sonderformen der Keramik mit eingeritzter Verzierung 1—2 Näpfe; 3—6 Schüsseln; 7—8 Eimer; 9 Goldmünzkanne; Tüllen; 1:50

MICHAEL W E N D E L

11—12

Krüge; 10

Miniaturgefäß;

13—14

MICHAEL W E N D E L

Keramik mit eingeritzter Verzierung 1-2 Gruppe 1; 3-7 Gruppe 2; 1:50

Tafel 23

Tafel 24

Keramik mit eingeritzter Verzierung, Gruppe 2; 1: 50

MICHAEL W E N D E L

MICHAEL W E N D E L

Keramik mit eingeritzter Verzierung, Gruppe 3; 1: 50

Tafel 25

Tafel 26

Keramik mit eingeritzter Verzierung, Gruppe 4; 1: 50

MICHAEL W E N D E L

MICHAEL W E N D E L

7

> Keramik mit eingeritzter Verzierung, Gruppe 5; 1: 50

Tafel 27

Tafel 28

Keramik mit eingeritzter Verzierung 1—3

MICHAEL W E N D E L

Typ 1; 4—11

Typ 2; 1: 50

Tafel 30

Keramik

MICHAEL W E N D E L

mit eingeritzter Verzierung 1—5

Typ 4; 6—7

Typ 5; 1: 50

MICHAEL

WENDEL

Keramik mit eingeritzter Verzierung, Typ 5; 1: 50

Tafel 31

Tafel 32

Keramik mit eingeritzter Verzierung, Typ 6; 1: 50

MICHAEL W E N D E L

MICHAEL W E N D E L

Keramik mit eingeritzter Verzierung, Typ 7; 1: 50

Tafel 33

Tafel 34

Keramik mit eingeritzter Verzierung, Typ Krivina; 1: 50

MICHAEL W E N D E L

MICHAEL W E N D E L

Keramik mit eingeritzter Verzierung, Typ Krivina; 1: 50

Tafel 35

Tafel 36

Keramik aus hellem feingeschlämmtem Ton 1-12 Amphorenartige Krüge; 13-26 Weitmundige Grau-schwarze Keramik mit Einglättung; 1: 25

MICHAEL W E N D E L

Töpfe mit Ösenhenkeln; 27

Mit roter Bemalung; 28—33

MICHAEL W E N D E L

1—2 Glasierte Keramik; 3 Mittelalterliche Amphore; 4—14 braune Drehscheibenkeramik; 1; 50

Tafel 37

Kessel mit Innenösen; 15—17 Dünnwandige

rot-

Tafel 38

a) Frühhyzantinische Amphore I 1 aus 18/20 N b) Frühhyzantinische Amphore Vx ans 66/23 N c, d) Frühhyzantinische Kleeblattkanne aus 73/12 N

MICHAEL W E N D E L

MICHAEL W E N D E L

Bronzegefàfi aus 76/9 S

Tafel 39

Tafel 40

a) Handgemachtes Gefäßunterteil aus 55/4 S b) Handgemachtes Oefäß c) Handgemachtes Oefäß ans 53/8 S d) Kleines Oefäß der Oruppe 2 mit eingeritzter e—h) Oefäße der Oruppe 2 aus 76/9 S

MICHAEL W E N D E L

Verzierung aus 65/6 S

Tafel 41

MICHAEL WENDEL

a)

Gefäß der Gruppe

b, r)

Gefäße der Gruppe

3 mit eingeritzter

Verzierung

3

d)

Gefäß aus 72/15 N

c)

Gefäß der Gruppe

f)

Gefäßuberteil

g)

Kanne

4 aus 53/8 kS

der Gruppe

mit Goldmünzen

5 aus 32/8 N aus 46/21 N

aus 53/8 S

Tafel 42

a, b) c, d) e—g) h)

MICHAEL W E N D E L

Töpfe mit Henkeln der Keramik mit eingeritzter Verzierung Amphorenartige Krüge der Keramik aus hellem feingeschlämmtem Ton Weitmundige Töpfe mit Henkeln der Keramik aus hellem feingeschlämmtem Fragment der rotbemalten Keramik

Ton

MICHAEL W E N D E L

a—f) Bodenzeichen der Keramik mit eingeritzter Verzierung g—h) Scherben vom Typ Krivina aus 32/8 N

Tafel 43

Tafel 44

a—c) d—h)

Scherben von Kesseln mit Innenösen Scherben der Sgraffito-Keramik

MICHAEL W E N D E L

MICHAEL W E N D E L

Messer; 1: 50

Tafel 45

Tafel 46

MICHAEL W E N D E L

Tafel 47

MICHAEL W E N D E L

Kette (Hortfund);

1: 33

MICHAEL W E N D E L

Tafel 48

105m

Pflugscharen, Sicheln, Sense (Hortfund);

1: 50

Tafel 49

MICHAEL W E N D E L

Sechs (Hortfund),

Gerät zum Säubern der Pflugscharen,

Beitel; 1: 50

Tafel 50

Hacken (Hortfund),

MICHAEL W E N D E L

Geräte zum Säubern der Pflugscharen, Dechsel, Amboß, Gußlöffel; 1: 50

MICHAEL W E N D E L

Meißel, Nägel, Nieten, Klammern und Haken; 1: 50

Tafel 51

Tafel 52

Webgewichte;

MICHAEL W E N D E L

1: 50

Tafel 41

MICHAEL W E N D E L

a) b, c) d) e) f) g)

Gefäß der Gruppe 3 mit Gefäße der Gruppe 3 Gefäß aus 72/15 N Gefäß der Gruppe 4 aus Gefäßoberteil der Gruppe Kanne mit Goldmünzen

eingeritzter

Verzierung aus 53/8 S

53/8 S 5 aus 32/8 N aus 46/21 N

MICHAEL W E N D E L

Tafel 42

a,b)

Töpfe

c, d)

Amphorenartige

mit Henkeln

e—g)

Weitmundige

h)

Fragment

der Keramik

mit eingeritzter

Krüge der Keramik Töpfe mit Henkeln

der rotbemalten

der Keramik

Keramik

Verzierung

aus hellem feingeschlämmtem

Ton

aus hellem feingeschlämmtem

Ton

Tafel 43

MICHAEL W E N D E L

a—f) g—h)

Bodenzeichen der Keramik mit eingeritzter Scherben vom Typ Krivina aus 32/8 N

Verzierung

Tafel 44

a—c) Scherben von Kesseln mit Innenösen d—h) Scherben der Sgraffilo-Keramik

MICHAEL W E N D E L

Tafel 45

MICHAEL W E N D E L

7

I

Ti S S f e Ä i 33

R ~

2

36

37

T 70

86

Messer;

1: 50

Tafel 46

Messer, Sicheln, Sensen, Spatenrest;

MICHAEL W E N D E L

1:50

Tafel 47

MICHAEL W E N D E L

Kette (Hortfund);

1: 33

Tafel 48

MICHAEL W E N D E L

105m

Pflugscharen,

Sicheln,

Sense (Hortfund);

1: 50

Tafel 49

MICHAEL W E N D E L

Sechs (Hortfund),

Gerät zum Säubern der Pflugscharen, Beitel; 1: 50

Tafel 50

Hacken (Hortfund),

MICHAEL W E N D E L

Geräte zum Säubern der Pflugscharen, Dechsel, Amboß, Qußlöffel; 1: 50

MICHAEL W E N D E L

Meißel, Nägel, Nieten, Klammern und Haken; 1: 50

Tafel 51

Tafel 52

MICHAEL W E N D E L

372

Webgewichte; 1: 50

373

371

Tafel 53

MICHAEL W E N D E L

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Spìnnwirtel; 1: 50

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59

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Tafel 54

MICHAEL W E N D E L

A 20

Spinnwirtel, Knochenpfrieme;

1: Só

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MICHAEL W E N D E L

Knochenpfrieme und -nadeln, Gegenstände aus Knochen und Horn; 1: 50

Tafel 56 MICHAEL W E N D E L

ì M É

Netzsenker; 1: 50

MICHAEL W E N D E L

Netzsenker, Schleif- und Wetzsteine; 1: 50

Tafel 57

Tafel 58

Schleif-, Olätt- und Poliersteine, Mörser, spitze eiserne Gegenstände, Angelhaken; 1: 50

MICHAEL W E N D E L

Tafel 59

MICHAEL W E N D E L

Lampen, Schlösser, Schlüssel, Dreilagenkämme;

1: 50

Tafel 60

Henkel,

MICHAEL W E J Ì D E L

Griffe, Attachen,

Beschläge;

1: SO

Tafel 61

MICHAEL W E N D E L

Beschläge,

Henkel;

1: 50

Tafel 62

Ringe, Trensenteile, Glocken, Gegenstände aus Blei; 1: 50

MICHAEL W E N D E L

MICHAEL W E N D E I

Lanzen- und Pfeilspitzen; 1: 50

Tafel 63

Tafel 64

Pfeilspitzen, Oiirtelschließen und -schnallen, Riemenzungen;

MICHAEL W E N D E L

1: 50

MICHAEL W E N D E L

Tafel 65

Zierscheiben, Applikationen, Kreuze, Arm-, Finger- und Ohrringe, Anhänger, Feuerstahl, Keramikbruchstücke plastischen Zeichen und Inschrift; 1:50

mit

MICHAEL W E N D E L

Hortfund landivirtschaftlicher a—c) Sechs 105 e—g; d—f) Pflugschare 105 b—d

Tafel 67

Geräte

MICHAEL W E N D E L

Tafel 68

mäwmrS:

a) b) c) d) e) f)

Knochenpfriem 407; Knochenstück 414; Knochenstück 421; Dreilugenkamm 501; Dreilagenkamm 505; Schloß 498

MICHAEL W E N D E L

a) b) c) d) e) f) g) h) i) j) k)

Lanzenspitze 639; Lanzenteil 637; Pfeilspitze 623; 624; 626; 628; 629; 631; 633; 634; 636;

Tafel 69

Tafel 70

a) b) c) d) e) f)

Kreuz-Enkolpion Rückseite; Innenansicht; Votivkrevz 669; Kertniiikfragment Keramikfragment

MICHAEL W E N D E L

668,

685; 693

Vorderseite;

MICHAEL W E N D E L

a) b) c) d) e) f)

Gürtelschnalle 659; Gürtelschnalle 663; Gürtelschließe 661; Riemenzunge 652; Gürtelschließe 662; Applikation 644;

T a f e l 71

g) h) i) j)

Applikation 645; Anhänger 689; Anhänger 690; Feuerstahl 688

Tafel 72

Botanische Großreste (nach E. Lange) a) Probe aus 20/14 N, Corylus avellana L., Holzkohle, Querbruch 40 x; b) Querbruch 90 x; c) Salix spec., Holzkohle, Querbruch 40 x; d) Probe aus 50/19 N, Corylus avellana L.; Querbruch 40 x; e) Querbruch 40 x; f) Ulrnus spec, oder Celtis spec., Stamm oder dicker Ast, Holzkohle, Querbruch 40 x

MICHAEL W E N D E L

GUDRUN GOMOLKA-FUCHS

M.

1:1

Tafel 73

Tafel 74

M. 1:1

GUDRUN GOMOLKA-FUCHS

GUDRUN GOMOLKA-FUCHS

M.

1:3

Tafel 75

Tafel 16

M. 1: 2

GUDRUN GOMOLKA-PUCHS

G U D R U N GOMOLKA-FUCHS

M. 1: 1; Kat. Nr. 46, 57-60:

Tafel 11

M.

1:2

GUDRUN OOMOLKA-FUCHS

M. 1:1; Kat. Nr. 97: M. 1:2

Tafel 79

Tafel 80

M. 2: 3

GUDRUN GOMOLKA-FUCHS

EDITH

SCHÖNERT-GEISS

Goldmünzen. 1: 1

Tafel 81

Tafel 82

Goldmünzen.

E D I T H SCHÖNERT-GEISS

1:1

EDITH

SCHÖNERT-GEISS

Goldmünzen. 1: 1

Tafel 83

Beilage 3

zu latrus-Krivina, Bd. III Spätantike Befestigung und frühmittelalterliche Siedlung an der unteren Donau

1396 Türkische Herrschaft

?

?

7

1195-1203(1)

1185 Gründung des n.Bulgarischen Staates

? 11./12. Jh. unbestimmt(1) 1055-1203(1) 1034-1041(3)

?

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Nr. 512

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Nr 679

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Nr 616,617 Nr 641 Nr 673,674 Nr 633 Nr 635 Nr664 Nr493 Nr494 Nr 656

Nr 640 Nr.70/400,492 Nr614 Nr 664,665

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Datierende Kleinfunde aus den Hausgruben

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Konsolidierung und Expansion des Bulgarischen Staates

Nr 644 — Nr. 6 55

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T3 CT C C a3 1 i.» CK N

972 Fall von Preslav 972-976(2) 968/69 Feldzüge Svjatoslavs 963 (1) bis 966 Tributzahlungen von 945-959(26) Byzanz an Bulgarien 921-927 (28) 944 erste Pecenegeneinfälle 2 Schätze 914 Vertrag zwischen Byzanz und Recenegen 904 u.927 Friedensverträge 896 Sieg der Bulgaren über Byzanz 895 Magyareneinfälle

577-78(1) 569/70 (1) 565/66 576/77(1) 547/48 (1) vor 538(1) 527-565(2) 518-527(5)

Münzdaten

I

Byzantinische Herrschaft

Umsiedlung der„sieben slawischen Stämme" 681 Gründung des ¡.Bulgarischen Staates bis 630 slawische Landnahme um 600 Fall des Donaulimes Slaweneinfälle seit527 Restaurierung der Donaugrenze

historische Ereignisse

i

Erschienen i m A k a d e m i e - V e r l a g , 1 0 8 6 Berlin Lizenznummer:

202-100/112/85

Druck: VEB Kartographischer Dienst P o t s d a m

Beilage 1

zu latrus-Krivina, Bd. Iii Spätantike Befestigung und frühmittelalterliche Siedlung an der unteren Donau

Erschienen im Akademie-Verlag, 1086 Berlin Lizenznummer: 202-100/112/85 Druck: VEB Kartographischer Dienst Potsdam

0 Beilage 2

zu latrus-Krivina, Bd.lll Spätantike Befestigung u n d frühmittelalterliche S i e d l u n g an der unteren Donau

Erschienen im Akademie-Verlag, 1086 Berlin U z e n z n u m m e r : 202-100/112/85 Druck: V E B Kartographischer Dienst P o t s d a m