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German Pages [328] Year 1978
HITLERS STÄDTE
Hitlers Städte Baupolitik im Dritten Reich Eine Dokumentation von
Jost Dülffer, Jochen Thies, Josef Henke
® 1978
BÖHLAU VERLAG KÖLN WIEN
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Hitlers Städte: Baupolitik im Dritten Reich; e. Dokumentation / von Jost Dülffer; Jochen Thies; Josef Henke. — Köln, Wien: Böhlau, 1978. ISBN 3-412-03477-0 NE: Dülffer, Jost [Mitarb.]; Thies, Jochen [Mitarb.] ; Henke, Josef [Mitarb.]
Copyright © 1978 by Böhlau Verlag GmbH, Köln Alle Rechte vorbehalten Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Werk unter Verwendung mechanischer, elektronischer und anderer Systeme in irgendeiner Weise zu verarbeiten und zu verbreiten. Insbesondere vorbehalten sind die Rechte der Vervielfältigung — auch von Teilen des Werkes — auf photomechanisdiem oder ähnlichem Wege, der tontechnischen Wiedergabe, des Vortrags, der Funk- und Fernsehsendung, der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, der Übersetzung und der literarischen oder anderweitigen Bearbeitung. Satz: Rolf Gremer, Ebelsbach Drude und buchbinderische Verarbeitung: Buchdruckerei Loibl, Neuburg/Donau Umschlagfoto: Bildarchiv Heinrich Hoffmann (siehe Seite 185) Umschlagentwurf: Ilse Rader Printed in Germany ISBN 3 412 03477 0
INHALT
Vorbemerkung
VII
E i n l e i t u n g : Hitler und die Städteplanungen des Dritten Reiches Strukturen und Zielvorstellungen Allgemeine
Dokumente
1 27
Berlin Einführung Dokumente
83 85 88
München Einführung Dokumente
157 159 162
Hamburg Einführung Dokumente
189 191 193
Nürnberg Einführung Dokumente
209 211 214
Linza.d. Einführung Dokumente
Donau
R e d e H i t l e r s in d e r K r o l l - O p e r Einführung Dokument Dokumentennachweis
251 253 255 am 10. 2. 1 9 3 9
283 285 289 317
VORBEMERKUNG
Die vorliegende Arbeit dokumentiert Planung und Durchführung der Stadtumgestaltung im „Dritten Reich". Sie legt besonderen Wert auf die Entscheidungsprozesse. Da Vollständigkeit in diesem Rahmen nicht anzustreben war, beschränkt sich die Dokumentation vorwiegend auf die ab 1937 verstärkt herausgestellten sogenannten „Führerstädte" Berlin, München, Hamburg und Nürnberg sowie Linz a. d. Donau, das nach dem „Anschluß" Österreichs 1938 hinzutrat. Aus Platzgründen wurde darauf verzichtet, auch nur exemplarisch eine „Gauhauptstadt" (etwa Weimar oder Augsburg) oder Planungen für das „besetzte Europa" (etwa Trondheim/Norwegen) einzubeziehen. Die Arbeit entstand in enger Kooperation der Autoren untereinander. In der Einleitung ermittelt Jost DülfFer im ersten Teil die Rolle des Städtebaus im nationalsozialistischen Herrschaftssystem, im zweiten Teil gibt Jochen Thies einen Überblick über die Architekturpolitik im Dritten Reich. Er schrieb ferner die Einführungen zu den fünf Städten der Dokumentation und besorgte den größten Teil der Materialsammlung in den Archiven. Jost Dülffer entwickelte die Konzeption und trug die Einführung zur Hitlerrede und die Anmerkungen zum Dokumententeil bei. Josef Henke besorgte die Sammlung und Auswahl der Dokumente für Nürnberg. Allen denen, die zum Entstehen des Bandes beitrugen, möchten wir herzlich danken. Die Verfasser
HITLER U N D DIE STÄDTEPLANUNGEN DES DRITTEN R E I C H E S STRUKTUREN U N D ZIELVORSTELLUNGEN
I Die „Kunst im Dritten Reich" ist erst seit der Ausstellung unter diesem Titel, die 1973 in Frankfurt/M., Hamburg, Stuttgart, Ludwigshafen und Wuppertal gezeigt wurde stärker ins Blickfeld getreten. Eine daran anschließende und bis heute anhaltend lebhaft geführte öffentliche Diskussion zeigt eindrucksvoll, daß die bis dahin vorherrschende ästhetisch abqualifizierende Betrachtungsweise unzureichend gewesen ist. In wissenschaftlichen Darstellungen blieb die Kunst der Jahre 1933 bis 1945 entweder weitgehend ausgeklammert, oder man stellte sich der Verlegenheit nicht hinreichend, Erklärungen für eine als peinlich empfundene Entgleisung in einer ansonsten kontinuierlichen Entwicklung der Moderne zu finden. Ardiitektur und Städtebau gewinnen in diesem Zusammenhang einen besonderen Stellenwert. Um diesen näher zu bestimmen, reicht eine rein funktionalästhetische Betrachtungsweise jedoch nicht aus; vielmehr muß ihre politische Funktion von vornherein gesehen und in die Deutung einbezogen werden. Gegenüber dieser Beschränkung des rein kunstgeschichtlichen Ansatzes hat audi die Geschichtswissenschaft seit geraumer Zeit freilich nur einen Teilbereich stärker berücksichtigt: den politischen Symbol- und Funktionswert von Denkmälern 2 . Großprojekte wie ganze Stadtanlagen wurden davon nur selten erfaßt, etwa bei der französischen Revolutionsarchitektur oder bei der Umgestaltung Wiens oder Paris' im 19. Jahrhundert. Aber auch wenn Denkmäler, symbolische Akte, die Ritualisierung von Feiern etc. ein fester Bestandteil der Politik im 19. und 20. Jahrhundert geworden sind, so sollte der spezifisch übersteigerte Neuansatz im Nationalsozialismus nicht übersehen werden 3 . Selbst wenn ') Kunst im Dritten Reidi. Dokumente der Unterwerfung, hg. v. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt/M. 21974, zur Ardiitektur: S. 46-109; (dazu kritisdi: M. Hoelterhoff, Art of the Third Reich. Documents of Oppression. In: Art forum 14 (1976), No. 4, S. 55-62. 2 ) Th. Nipperdey, Nationalidee und Nationaldenkmal in Deutschland im 19. Jahrhundert. In: ders., Gesellschaft, Kultur, Theorie, Göttingen 1976, S. 133-173; H. Boockmann, Denkmäler, Eine Utopie des 19. Jahrhunderts. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterridit 28 (1977), S. 160-173; H. E. Mittig/V. Plagemann, Denkmäler im 19. Jahrhundert, 1972. 3 ) Diese Gefahr bei G. L. Mosse, Die Nationalisierung der Massen, Politische Symbolik und Massenbewegungen in Deutschland von den Napoleonischen Kriegen bis zum Dritten
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Einleitung
die Elemente nationalsozialistischer Riten in Traditionen einzeln vorgeprägt waren, war der Versuch einer gezielten — wenn auch nicht systematischen oder tatsächlich totalitären — Verschmelzung zu einem Staatskult singulär. Mit der Architektur im Dritten Reich sollte ein Rahmen für derartige Absichten geschaffen werden. Dieses voluntaristische Element ist aber bisher einseitig unter dem Aspekt des Verhältnisses Hitlers zu Speer, oder Bauherr zu Baumeister gesehen worden. Auch wenn Speer in seinen Selbstzeugnissen auf die politische Funktion seiner Tätigkeit Hinweise gegeben h a t 4 , so beschränkte sich die Diskussion in einer breiteren Öffentlichkeit doch zu sehr auf die personalen Bezüge und auf die Frage nach der Verfügbarkeit des Technikers im totalitären Staat: auf die politische Bedeutung des scheinbar Unpolitischen. Die vorliegende Dokumentation geht von der Hypothese aus, daß die Städteplanungen und die Architektur durch das Engagement Hitlers eine einzigartige, für das ganze System zentrale politische Bedeutung erhalten haben 5 . Das gilt für den realen Ablauf, mehr aber noch — wie zu zeigen ist — für die Entwicklungslinie eines nationalsozialistischen Staates, der sich auf Dauer hätte etablieren können. Der Städtebau wird damit zu einem eigenständigen Zweig der Reichspolitik und ist mit den üblichen Kategorien von Kommunal- und Regionalpolitik allein nicht mehr zu fassen. In anderer als der hier vertretenen Sehweise ist die politische Funktion von Architektur 6 im Nationalsozialismus dagegen in letzter Zeit zu kurzschlüssig auf einen vorwiegend als extrem autoritär verstandenen Faschismus mit ästhetischen Kategorien bezogen worden 7. So wird eine zugrundeliegende „faschistische" Mentalität auch dort herausgearbeitet, wo Erscheinungsformen auftauchen, die auch in zweifelsfrei nicht faschistischen Gesellschaften vorhanden sind. Im Sinne von Speers Hinweisen hat dagegen der Kunsthistoriker K. Arndt programmatisch gefordert und bereits exemplarisch den Anspruch einReich, Berlin u. a. 1976; vgl. J. Fest, Hitler. Eine Biographie, Berlin u. a. 1973, S. 698-714, 722-731; allg. architekturgeschichtlich A. Reinle, Zeichensprache der Architektur. Symbol, Darstellung und Brauch in der Baukunst des Mittelalters und der Neuzeit, Zürich, München 1976. 4 ) A. Speer, Erinnerungen, Berlin u. a. 1969; ders., Spandauer Tagebücher, Berlin u. a. 1975. 6 ) J. Thies, Architekt der Weltherrschaft. Die „Endziele" Hitlers, Düsseldorf 2 1976. 6 ) Knappe Ansätze bei B. Miller Lane, Ardiitecture and Politics in Germany, 1918-1945, Cambridge, Mass. 1968; H. Brenner, Die Kunstpolitik des Nationalsozialismus, Reinbek 1963; B. Hinz, Die Malerei im deutschen Faschismus, München 1974; J. Wulf, Die bildenden Künste im Dritten Reich, Gütersloh 1963, TB 1966; ideologiegesdiiditlich: A. Teut, Architektur im Dritten Reich, 1933-1945, Berlin u. a. 1967 (Dokumentation); R. R. Taylor, The Word in Stone. The Role of Ardiitecture in the National Socialist Ideology, Berkeley u. a. 1974. 7 ) K. Herding/H. E. Mittig, Kunst und Alltag im NS-System. Albert Speers Berliner Straßenlaternen, Gießen 1975 (dazu H . Buddensieg in: Kunstchronik 29 (1976), S. 148-164, Gegendarstellung Herding/Mittig ebda., S. 423 f.); J. Petsch, Baukunst und Stadtplanung im D r i t t e n Reidi, München 1976 ( d a z u : D . Rebentisch i n : Zeitsdirift f ü r Stadtgeschichte,
soziologie und Denkmalpflege 4 (1977), S. 152-56).
Stadt-
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gelöst, Architektur und Politik des Nationalsozialismus aufeinander zu beziehen 8 . Es erscheint jedoch geboten, darüber hinaus die sozialgeschichtliche Dimension in die Betrachtung der Städtebaupolitik einzubeziehen. Das wird im Folgenden in aller Kürze versucht. Zugleich wird mit diesem Vorgehen einem Eindruck vorgebeugt, der sich aus oberflächlicher Lektüre der vorgelegten Dokumente ergeben könnte: daß es nur behördeninterne Vorgänge seien, bei denen bürokratische Prozesse und darüber hinaus persönliche Querelen um Kompetenzen oder Geld dominieren. Das sind freilich oft die Anlässe für die Entstehung der abgedruckten Quellenstücke gewesen. Wichtiger als diese Personifizierung ist aber meist die Argumentationsweise, der Erwartungs- und Denkhorizont der Beteiligten. Hieraus scheint es möglich, tiefere Einblicke in Strukturen und Determinanten nationalsozialistischer Architekturpolitik zu gewinnen. Die historische Forschung hat im letzten Jahrzehnt zunehmend deutlich gemacht, daß das Dritte Reich keineswegs ein so monolithisches Gebilde war, wie ihn die Führerstaatsideologie seiner Zeit als Realität hinzustellen versuchte. Vielmehr bestärken genauere Untersuchungen der innenpolitischen Strukturen den Eindruck eines nur schwer zu entwirrenden Chaos' 9 : Zuständigkeiten für Sachbereiche waren vielfach nicht klar geregelt, mehrere Ämter, Organisationen oder Personen kämpften um die Ressortkompetenz der Federführung und erließen sogar widersprüchliche Anordnungen, zu denen sie eine formale Berechtigung besaßen. Oft entstanden neben den etablierten Bürokratien neue, mit Sondervollmachten ausgestattete Ämter, die mit den alten konkurrierten, ohne daß eine klare Abgrenzung der Bereiche vorausgegangen wäre. „Anarchie" und „Ämterdarwinismus" liefern schlagwortartig eine Zusammenfassung dieser Sicht. Dennoch können diese Deutungen, die aus der Nahbetrachtung einzelner Entscheidungsprozesse gewonnen wurden, nicht befriedigen. Für den Erklärungszusammenhang am fruchtbarsten scheinen demgegenüber die Denkmodelle zu sein, die von einem Bündnis verschiedenartiger Herrschaftsträger ausgehen, die untereinander in wechselnden Konstellationen
8 ) K. Arndt, Filmdokumente des Nationalsozialismus als Quellen für architekturgeschichtliche Forschungen. In: G. Moltmann/K. F. Reimers (Hg.), Zeitgeschichte in Film- und Tondokumenten, Göttingen 1970, S. 39-68; ders. (mit H. Döhl), Das Wort aus Stein (Filmdokumente zur Zeitgeschichte, G 47/1959), Göttingen 1965; ders., Baustelle Reichsparteitagsgelände, ebda., G 142/1973, Göttingen 1973; A. plant eine umfassende Monographie zur Stadtgeschichte im Dritten Reidi. •) V. a.: M. Broszat, Der Staat Hitlers. Grundlegung und Entwicklung seiner inneren Verfassung, München 1969; H . Mommsen, Beamtentum im Dritten Reidi, Stuttgart 1966; P. Diehl-Thiele, Partei und Staat im Dritten Reich, München 1969; R. Bollmus, Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem, Stuttgart 1970.
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kooperierten oder aber auch konkurrierten 10. Polykratie ist hier ein Schlagwort, das, angelehnt an die Deutung von Franz Neumann (1942), von Broszat und Hüttenberger in die Debatte geworfen wurde n . Damit ist keine statische Zustandsbeschreibung gegeben, sondern ein labiles, in ständiger Veränderung befindliches Kräfteverhältnis zwischen Herrschaftsträgern, die ihre Positionen nicht primär aufgrund eines Kodex festgelegte Rechtsnormen — wie etwa in den parlamentarischen Systemen — absteckten, sondern gleichsam „wildwüchsig" in wechselnden Koalitionen und Konfrontationen gestalteten. Die dualistische Unterscheidung von Staat und Partei als einer im Ansatz nationalsozialistischen Auffassung von Herrschaft, liefert für die Zeit der Machtübernahme 1933/34 eine erste Kennzeichnung dieses Herrschaftssystems. Nach Ausschaltung des „revolutionären" Teils der NS-Bewegung, also SA und Nationalsozialistischer Betriebszellenorganisation, bis 1934 bestanden mit der eigentlichen Parteiorganisation, dem Polizei- und Terrorkomplex des „Maßnahmenstaates" (Ernst Fraenkel) 12 um SS, Sicherheitsdienst und Gestapo sowie der Deutschen Arbeitsfront (DAF) zeitweilig (1935-1940) drei Machtbereiche unter den neuen Eliten. Von den alten Eliten aus der Weimarer Zeit hatten sich die Großindustrie, die Wehrmacht und die staatliche Bürokratie erhalten. Diese verschiedenartigen Eliten verschränkten im Laufe der Zeit ihre Beziehungen immer stärker zu einem bis heute noch nicht befriedigend dargestellten Strukturzusammenhang. Freilich lassen sich gegen ein solches, formaljuristische Kriterien vernachlässigendes und stark vereinfachendes Modell des NS-Staates eine Reihe gewichtiger Einwände vortragen. Erstens wären etwa eine große Anzahl weiterer Machtträger zu nennen — angefangen von der ständig an Bedeutung abnehmenden (Groß)-Landwirtschaft —; zweitens sind mehrere persönliche Imperien wie etwa das Görings, ab 1943 auch das von Speer, in mehreren der genannten Bereiche anzusiedeln. Drittens ist die Dynamik der unterschiedlich ausgeprägten, zunehmenden oder abnehmenden Machtpositionen im Machtkartell zu differenzieren, und viertens waren die genannten Säulen keine in sich homogenen Bereiche. Sie wiesen vielmehr untereinander wiederum fraktionierte Züge mit den charakteristischen Eigenschaften des Kampfes aller gegen alle auf. Nach außen, in den gesamtstaatlichen Bereich, wurde dieser Kampf freilich selten getragen. Als Hypothese zur Strukturierung weiterer Forschungen könnte ein solches Modell aber dennoch einen heuristischen Wert besitzen und als Näherungswert eine gewisse Anschaulichkeit beanspruchen. Das gilt beides sowohl für die Konflikte innerhalb des Herrschaftskartells wie auch für den Anteil dieser Kräfte an der mehr oder weniger 10
) A. Schweitzer, Big Business in the Third Reich, Bloomington 1964. " ) Broszat (Anm. 9); P. Hüttenberger, Nationalsozialistische Polykratie. In: Geschichte und Gesellschaft 2 (1976), S. 417-442; F. Neumann, Behemoth. The Structure and Practice of N a t i o n a l Socialism, N e w York 1942. " ) E. Fraenkel, T h e D u a l State. A C o n t r i b u t i o n t o the T h e o r y of D i c t a t o r s h i p , L o n d o n u. a. 1941, dt. 1974 (Der Doppelstaat, Frankfurt/M.).
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erfolgreichen, konkurrierenden oder arbeitsteiligen Mobilisierung, Disziplinierung oder auch Terrorisierung der Bevölkerung im Hinblick auf die politischen Ziele des Regimes. Dennoch geht auch bei einem solchen, dynamisch nuancierten Modell der Entwicklung im NS-Staat ein zentrales Moment verloren: der Einfluß der Person Hitlers läßt sich hierin kaum oder gar nicht festmachen, auch nicht, wenn man ihn gleichsam als weitere Säule zu den genannten hinzufügen würde. Auch die Reduzierung des deutschen Führers auf seine Funktion als Integrationsklammer, ausgestattet mit einem nicht der Person, sondern der Führerrolle anhaftenden Charisma, als gleichsam funktionsgerechtes Paßstück der Sozialintegration, läuft Gefahr, etwas vom strukturellen Ansatz her erklären zu wollen, was dieser nidit voll leisten kann. Zwar kann das nationalsozialistische Herrschaftssystem sicher nicht auf den deutschen Diktator reduziert werden, aber eine Sonderrolle neben oder besser über den Machtträgern ist ihm doch zuzuerkennen. Das entscheidende methodische Zwischenstück zur Erhärtung dieser These ist die Einbeziehung der unterschiedlichen — politischen, sozialen oder ökonomischen — Zielvorstellungen der Machtblöcke. Nicht bei jedem von ihnen ist freilich von dem gesamtgesellschaftlichen Ausmaß von Wünschen und Zielen auch auf eine entsprechende reale Machtposition zu schließen. Sicherlich ist die Herausarbeitung von derartigen Zielvorstellungen darüber hinaus bereits davon bestimmt, welches Bild vorab interpretatorisch von deren Ausmaß gewonnen wurde, also auch noch vor einer Strukturanalyse. Jedoch macht erst die Einbeziehung von mittel- und langfristig angestrebten Zielen die Nahbetrachtung von Entscheidungsprozessen sinnvoll und läßt die in diesem Zusammenhang strategisch hervorragende Rolle Hitlers verstehen. Es ist zuzugestehen, daß derartige Zielvorstellungen keine Realität in sich besitzen, sondern sich erst im tatsächlichen Handeln oder Nicht-Handeln manifestieren. Die Gefahr einer Uberinterpretation läßt sich aber bei behutsamer und kontrollierter Interpretation weitgehend vermeiden. Für viele Gebiete der Politik, so vor allem für die Außen- und Militärangelegenheiten ist bereits eine Fülle an Material für diese Sicht zusammengetragen worden, ohne daß die Forschung freilich bisher in den Grundpositionen zu einheitlichen Urteilen gelangt wäre 1S . Städteplanungen sind dagegen noch weitgehend unbearbeitet geblieben. Versucht man für dieses Sachgebiet die Interessenlage der wichtigsten Machtträger vor dem Hintergrund ihrer Ziele zu bestimmen, lassen sich thesenartig folgende Aussagen machen: Während alle Gruppen einmal an Machtbehauptung und -ausweitung interessiert waren und zum anderen langfristig einen Aufstieg Deutschlands zur führen13 ) K. Hildebrand, Deutsche Außenpolitik 1933-1945, Kalkül oder Dogma? Stuttgart u. a. »1976; M. Funke (Hg.), Hitler, Deutschland und die Mächte, Düsseldorf 1976; K.-J. Müller, Das Heer und Hitler, Stuttgart 1969; J . Dülffer, Weimar, Hitler und die Marine, Düsseldorf 1973.
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den europäischen Großmacht oder gar Weltmacht für erstrebenswert hielten, ohne daß alle freilich von ihrem „Ressort" aus daraus direkt hinarbeiten konnten, lassen sich im einzelnen spezifische Ziele ausmachen. Grundlegend für die Wirtschafts- und Sozialordnung war die Disziplinierung der Arbeiterschaft in der Phase der Gleichschaltung 1933/34, die der Großindustrie 14 durchaus gelegen kam. Dennoch entwickelte die Deutsche Arbeitsfront über die ihr zugedachte sozialintegrative Rolle hinaus Ansätze zu einer Interessenpolitik der Arbeitnehmer 15 . Die in der Wirtschaft selbstverständliche Orientierung an Gewinnmöglichkeiten äußerte sich in einzelnen Bereichen durchaus unterschiedlich. Während der rasante innere Ausbau im Zeichen der Rüstungskonjunktur großen Teilen sichere Verdienstmöglichkeiten auf dem Binnenmarkt gab, waren andere Zweige stärker auf Expansion auf dem europäischen Markt oder auf dem Weltmarkt ausgerichtet. In den Friedensjahren des Dritten Reiches war hier die Sorge nicht selten, daß während der Jahre einer nur kurzfristigen Binnenkonjunktur Überkapazitäten produziert werden könnten. Zugleich fürchteten diese Kreise, Exportmöglichkeiten auf dem Weltmarkt an andere Industriestaaten zu verlieren, die gleichzeitig die Weltwirtschaftskrise überwanden, jedoch sogleich dem Export einen größeren Raum gaben. Die Bauwirtschaft war durch Wehrmachtaufträge für Kasernen, Flugplätze, Hafenanlagen u. a. schnell wieder zur Vollbeschäftigung gelangt und damit zufriedengestellt. Sie litt aber ab 1936 unter Anspannung der Personalreserven wie kaum ein anderer Sektor. Neben dem Grenzbefestigungsprogramm hatten die Städtebaupläne daran maßgeblichen Anteil. Daß daher kein besonderes Interesse an neuen Bauvorhaben bekundet wurde, ist kaum zu verwundern. Aus dem Gesagten ergibt sich bereits, daß die Aufrüstung der Wehrmacht 18 , wenn auch bei Konkurrenz der drei Wehrmachtteile untereinander die wirtschaftliche Entwicklung stark beherrschte. Die Produktion von Rüstungsmaterial wurde von 1933 bis 1939 laufend ausgeweitet und wies eindrucksvolle Steigerungsraten auf, auch wenn die anvisierten Ausstoßzahlen bei weitem nicht erreicht wurden. Skepsis tauchte hier jedoch wegen des Tempos der Rüstungen und den damit verbundenen Risiken in der Außenpolitik auf, die tatsächlich zu einem, von den Plänen her gesehen, verfrühten Kriegsbeginn führten. Vor allem die Bauprojekte stellten für die Aufrüstung eine Belastung dar und wurden deshalb von den Militärs häufig kritisiert, auch wenn es sich zuweilen um Repräsentationsbauten handelte, die für Heer, Luftwaffe oder M ) D. Petzina, Autarkiepolitik im Dritten Reich, Stuttgart 1 9 6 8 ; M. Riedel, Eisen und Kohle für das Dritte Reith, Göttingen 1973. 15 ) T. W . Mason, Arbeiterklasse und Volksgemeinschaft, Opladen 1975; ders., Sozialpolitik im Dritten Reidi, Opladen 1976. w ) Anm. 13; F. Forstmeier/H.-E. Volkmann (Hg.), Rüstung und Wirtschaft am Vorabend des Zweiten Weltkrieges, Düsseldorf 1 9 7 5 ; dies. (Hg.), Kriegswirtschaft und Rüstung 19391945, Düsseldorf 1977.
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Marine vorgesehen waren. Im Zwiespalt zwischen Aufrüstung und Bauvorhaben mußten jedoch die erstgenannten Belange bisweilen sogar zurückstehen, wie die Anordnung Hitlers zur Finanzierung des repräsentativen, vorwiegend zivilen Flugfeldes Tempelhof durdi die Luftwaffe an einer Stelle deutlich macht. Daß dem vor allem mit Disziplinierungsmaßnahmen beschäftigten Terrorapparat die Bauplanungen relativ gleichgültig waren, sollte man zunächst annehmen. Jedoch ist zu beachten, daß Konzentrationslager bisweilen gerade an den Stellen errichtet wurden, wo große Natursteinvorkommen lagerten. Der Unterdrückungsapparat wurde teilweise direkt für die Erfordernisse des Städtebaus eingesetzt, um überhaupt die Riesenziele angehen zu können. Ein starkes Interesse an der Neugestaltung von Städten wurde dagegen von Seiten der kommunalen Verwaltungen, also einem Teil der staatlichen Bürokratien laut. Bei der Uberwindung der Weltwirtschaftskrise versuchten die Städte aus den Investitionsprogrammen des Reiches einen möglichst hohen Anteil für ihre Zwecke zu erhalten. Die Aussichten waren dafür zunächst schon deswegen günstig, weil hier schnell anlaufende, auf den Arbeitsmarkt wirkende Vorhaben ausgeführt werden konnten. Das wurde jedoch schon nach wenigen Jahren der NS-Herrschaft schwieriger. In München und Berlin begannen aber immerhin bereits 1933 Überlegungen zur umfassenden und großzügigen Rekonstruktion, während in Nürnberg in diesen Jahren bereits gewaltige Bauten für die Reichsparteitage ausgeführt wurden. Neben den kommunalen Bürokratien begannen sich mit zunehmender Durchdringung der öffentlichen Verwaltung Parteiinstanzen — v. a. die Gauleiter — in gleichem Sinne zu engagieren. Als lokale pressure groups gegenüber den Zentralinstanzen des Reichs suchten sie ihre Erfolgsbilanz durch glanzvolle Repräsentationsbauten nach außen hin zu dokumentieren. Eine „Gauforen"-Bewegung breitete sich in Planungen während des Kriegs wie ein Lauffeuer aus, konnte aber nur wenige Vorhaben tatsächlich verwirklichen. Es wäre jedoch unzureichend, diesem Wetteifer von Bürgermeistern und Gauleitern einen durchgreifenden Einfluß auf die tatsächlich in Angriff genommenen Pläne zuzuschreiben. Verständlich werden sie erst, wenn erkannt wird, in welchem Maße Hitler selbst in diesem Sektor engagiert war. Hierin liegt ein Schwerpunkt der folgenden Dokumentation. Adolf Hitler hat sich aus ungezählten Anlässen schriftlich und mündlich über seine Weltsicht und Ziele geäußert. Mochte es sich dabei in den zwanziger Jahren auch zunächst u. a. um einen Prozeß der Selbstklärung, der politischweltanschaulichen Analyse handeln, so ist doch von vornherein ihr Sinn als Appell- und Integrationsmittel sowohl in Schriften als auch in Reden manifest: wechselnde Zuhörerkreise wurden mit je unterschiedlichen Argumenten bedacht; dennoch läßt sich neben taktisch bedingten Zügen und der Flexibilität im praktischen politischen Handeln ein Kern konstanter Ziele erkennen, die in
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geradezu singulärer Beharrlichkeit auf die Taten hinweisen 17. Eine rationale Politik im üblichen Sinne hätte die verfügbaren Mittel mit den angestrebten Zielen verglichen, sie hätte die eigenen Ressourcen mit den Absichten und materiellen Möglichkeiten von Gegnern verrechnet. Angesichts der gleich zu nennenden Grundpositionen hätte sie diese wenn schon nicht ganz aufgegeben, so doch wenigstens im Laufe der Zeit modifiziert. Gerade das tat Hitler nicht. Ihn leitete die sozialdarwinistische Vorstellung von der Notwendigkeit der Vernichtung des Judentums und, damit verschränkt, der Territorialexpansion der germanischen Rasse in Mittel- und Osteuropa, die — tendenziell schrankenlos —, bis zur Weltbeherrschung ausgedehnt werden mußte. Die Vielzahl taktischer Kompromisse auf diesem Weg und das Verschweigen, Verharmlosen oder gar Ableugnen gerade dieser Vorhaben in zahlreichen Zeugnissen Hitlers können nicht als Einwand gegen deren Wirksamkeit gelten; denn einerseits finden sich sowohl die rassenideologischen Vorstellungen und die expansiven Absichten in überraschend vielen Äußerungen nur wenig verbrämt wieder, oft sogar ausformuliert. Zum anderen schlagen sich diese auch gerade in unbewußten und erst tiefenpsychologisch erschlossenen Redewendungen und Bildern nieder 18. In der konkreten Politik bedeutete dies vor allem das Streben nach einem möglichst schnellen Rüstungstempo, um das militärische Instrument sobald wie möglich zum politischen Druck oder im militärischen Kampf einsetzen zu können. Grenzen ergaben sich hierfür vorwiegend aus den Bindungen aufgrund des internationalen Staatensystems, den wirtschaftlichen Reserven und der Belastbarkeit der Bevölkerung. Darüber hinaus sind als weiterer Faktor vor allem die Reibungsverluste durch das polykratische System zu nennen: sie waren konstitutiv für seine Struktur, aber dennoch nicht so groß, daß sie unüberwindlich wurden oder gleichsam von selbst in die Lösung: kriegerische Expansion konvergierten. Weit über die Funktion eines Züngleins an der Waage hinaus konnte sich Hitler für wichtige innen- und außenpolitisch bedeutsame Weichenstellungen diese Polykratie funktionabel erhalten. Gerade wegen anderweitig blockierter Interessen vermochte er seine Vorstellungen durchsetzen und einem an sich unbedeutenden Herrschaftsträger als pressure group oder nur einem Teil einer solchen Institution im Sinne eines divide et impera zur Durchsetzung verhelfen. Das gilt zumal für die Fragen im Umfeld von Rüstung und Expansion, während andere Bereiche wegen faktischen Desinteresses Hitlers oder schwieriger, Leerlauf produzierender Strukturen richtungslos blieben oder es erst im Laufe der Jahre wurden. Für die Gesamtentwicklung des nationalsozialistischen Systems war die Ausrichtung auf Expansion und Massen Vernichtung entscheidend; die Polykratie war nicht ") A. Hillgruber, Deutsche Großmacht- und Weltpolitik im 19. und 20. Jahrhundert, Düsseldorf 1977. 18
) R. Binion, Hitler among the Germans, Amsterdam u. a. 1976.
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etwa unbeherrschbar geworden und suchte allein soziale Integrationsmöglichkeiten auf der Flucht nach vorn, die letztlich in der totalen Niederlage von 1945 mündete. Hitler war vielmehr in der Lage, sowohl durch seine institutionell bestimmte, charismatisch abgesicherte „Führer"-Stellung als auch durch partielles Zusammentreffen seiner Ziele mit denen der einzelnen Machteliten zentrale Weichen für die Entwicklung des Systems auf Krieg und Vernichtung hin zu stellen. Wenn in diesen Befund einer gelenkten Polykratie nunmehr die Rolle der Städteplanung einbezogen wird, so deshalb, weil hier ein weiteres, gegenüber den genannten zwar sekundäres, aber dennoch sehr wichtiges Interessengebiet Hitlers berührt wird. Dabei ging es freilich um mehr als das Hobby eines Mannes, der die nötige Machtfülle besaß, um den in seiner Jugend erträumten Beruf eines Architekten nebenher mit größtem Aufwand doch noch zu betreiben. Sowohl für die Endziele Hitlers als auch für die Sozialgeschichte des Dritten Reiches wird hiermit ein lange Zeit vernachlässigter Faktor angesprochen. So wie die Expansion prinzipiell schrankenlos sein mußte und alle bisher bekannten Weltreiche übertreffen sollte, so wurde die Umgestaltung deutscher Städte durch Größenmaßstäbe in Aussicht genommen, die kein Beispiel in der Geschichte besaßen. Da sich nach dieser Auffassung die Erinnerung an verschwundene Weltreiche über die Jahrhunderte hinweg vor allem in ihren architektonischen Ruinen manifestiere, mußten audi die deutsdien Städte schon vom Baumaterial her einem solchen Verfall so gut wie möglich entgehen und den Ausdruck deutscher Größe über die Jahrtausende hinweg bewahren. Mit dieser Perspektive zielte Hitler freilidi auch auf die Gegenwart der dreißiger und vierziger Jahre unseres Jahrhunderts und auf die deutsche Bevölkerung, wie die geforderten Fertigstellungstermine um 1950 zeigen. Während die Vorbereitung der einzelnen Expansionsschritte der Bevölkerung im einzelnen nur angedeutet wurde, diente die Propagierung der dadurch zu erreichenden Weltmachtziele zur sozialen Integration, zum Appell an Identifikation und zum Impuls, die Symbole möglicher deutscher Größe zum Ausdruck ihrer realen Überlegenheit zu machen. Kaum ein Mittel eignete sich dazu besser als architektonische und städtebauliche Superleistungen. Grundzüge der Pläne wurden dann auch öffentlich verkündet und in heute überraschender Offenheit erläutert. Im überschaubaren Kreis äußerte sich Hitler noch deutlicher zu den Zusammenhängen von Architekturplanungen und Expansion zu künftiger deutscher Größe hin. Erstmals wird daher eine Geheimrede vom 10. Februar 1939 vor Offizieren im Wortlaut wiedergegeben, die diese Bezüge verdeutlicht. Hier zeigt sich die Folgerichtigkeit von Hitlers Aktionismus, aber auch dessen Grenzen. Ebenso werden die Zukunftspläne hinreichend deutlich gemacht, und zwar nunmehr in authentischem Wortlaut, der bisher noch von keiner einschlägigen Geheimrede dieser Jahre gegeben war. Beim Namen genannt wird hier die Abfolge innerer und äußerer Expansion wie auch die
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erstrebten Dimensionen und Motivationen für den Städtebau. Zu erklären bleibt noch die Bedeutung, die den Städtebauten für das Herrschaftssystem im Ganzen zukamen. Auch wenn Gauleiter, Oberbürgermeister und Architektenbüros jeweils an den monumentalen Aufgaben interessiert waren, so wurde der Nachdruck, den Hitler selbst in allen Phasen seiner Herrschaft und auf allen Ebenen der Planung ausübte, zumindest bei den hier dokumentierten „Führerstädten" entscheidend. Inwieweit dabei örtliches Prestigebedürfnis, persönliche Renommiersucht und die sozialintegrative Perspektive deutscher Überlegenheit eine Rolle spielten, bedürfte für jeden Einzelfall einer genaueren Untersuchung, als sie hier gegeben werden kann. Immerhin bieten die dokumentierten Entscheidungsprozesse etwa für Berlin einen guten Einblick. Jedenfalls spielte der Zusammenhang von deutschem Aufstieg in der politischen Szenerie Europas und die parallel laufende Ausgestaltung der Städte für alle Beteiligten eine wichtige Rolle. Die Nachahmungssucht, mit der fast jede größere Stadt sich anschickte, einen großen Platz mit Gauforum zu bauen, die Bahnanlagen großzügig umzugestalten und Straßenzüge zu Achsen zu verbreitern, weist in die gleiche Richtung. Für die Sozialgeschichte des Dritten Reiches insgesamt ist der Integrationsfaktor Stadtgestaltung über die Führungsgruppen hinaus aber noch von weitgehend unbekannter Bedeutung. In der doppelten Funktion als Ausdruck der gesellschaftlichen Umgestaltung und als (Ersatz-)Vorwegnahme künftiger Größe wurde eine Kollektivmentalität zu erzeugen gesucht, die den Größenwahn zur Norm machen sollte. Die praktische Umsetzung wurde mit allen Folgen für Finanzen, Rohstoffe und Arbeitskräfte bis weit in den Krieg hinein vorangetrieben. Die architektonische Umgestaltung der deutschen Städte bildete zugleich einen Rahmen zur propagandistischen Manipulierung der Massen in Aufmärschen — so vor allem in Nürnberg, aber auch durch die Aufmarschachsen der anderen Städte — wie sie einen Teil dieser Propaganda selbst ausmachte — so durch riesige Monumente, die dem Einzelnen seine Unbedeutendheit erst recht verdeutlichen mußten. Das Bestreben zur Unterordnung und Aufgabe des eigenen Willens manifestierte sich in der Architektur. Auch wenn es für die Umsetzung dieser Absicht eindeutige Erfolgskontrollen nicht gibt, so ist doch Skepsis über den Grad der Verwirklichung dieser Absichten angebracht. Freilich ist auch zu bedenken, daß die Stadtplanungen zum allergrößten Teil nicht vollendet wurden. Daß sie parallel zur militärischen Rüstung und Eroberung betrieben wurden, zeigt ihre Ergänzungsfunktion. D a die Perspektive deutscher Welteroberung durch Krieg militärisch in der Niederlage von 1945 zunichte gemacht wurde, wurden auch die in der Architektur und Stadtplanung anvisierten Aspekte letztlich nicht Wirklichkeit; sie beweisen aber als Möglichkeit, deren Realisierung begonnen wurde, ihre geschichtliche Wirksamkeit.
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II Zehn Jahre nachdem in Nürnberg umfangreiche Sprengungen an Bauten des ehemaligen Reidisparteitaggeländes vorgenommen worden sind 1 9 gibt es wenig Anzeichen dafür, daß die zeitgeschichtliche Forschung den Bereich der nationalsozialistischen Architekturpolitik, der vom Generalthema „Kunst im Dritten Reich" die für ihre Belange größte Aussagekraft besitzt, ernst nimmt und-als Untersuchungsgegenstand aufgreift 2 0 . Eines der größten Hindernisse scheint darin zu liegen, daß das Thema „Architektur im Dritten Reich" sich in ungewöhnlicher Art und Weise mit den Namen Hitlers und Speers verbindet. Da Hitlers Verantwortung auf zahllosen Gebieten reklamiert wird, werden seine Aktivitäten hier gern als Skurrilität oder Produkt eines krankhaften Hirns angesehen und haben manche Deutung durch die Psychoanalyse erfahren 21. Dabei wird übersehen, daß die Planung und Errichtung von Repräsentations- und Staatsbauten zu den markentesten, dauerhaftesten und am konsequentesten betriebenen Beschäftigungen des deutschen Diktators gehört hat. Hitler sah sich als der „eigentliche Architekt des Dritten Reiches" 22, in der doppelten Bedeutung des Wortes, während Speer und zahlreiche Kollegen nur seine Gehilfen waren. Die Berechtigung zu einer solchen Sehweise muß aus Beobachtungen gezogen werden, die zeigen, daß Hitler feste Vorstellungen über Bauen besaß, Jahre bevor Architekten in seiner engeren Umgebung feststellbar sind. Aber auch später verfolgte er, ungeachtet seiner Aufgaben als politischer Führer, jedes einzelne Bauvorhaben in allen Entwicklungsstadien. Architekten und Abordnungen der betroffenen Städte hatten sich von Zeit zu Zeit bei ihm einzufinden, um über den Fortgang der Arbeit Bericht zu erstatten 23. In den eigens für ihn unterhaltenen Modellhallen verbrachte er viele Stunden beim Studium der im Maßstab 1:1000 gefertigen Modelle. Hitler 18
) Vgl. dazu das von der Stadt Nürnberg kürzlich herausgegebene Faltblatt: Nürnberg 1933-1945, mit einem Vorwort von H . Glaser. 2 °) Bei der IV. Internat. Städtetagung „Die alte Stadt morgen" im Mai 1977 in Esslingen befaßte sich eine Sektion mit dem Thema: Die Stadt im Dritten Reich, Abdruck der Referate demnächst in der Zeitschrift für Stadtgesdiidite, Stadtsoziologie und Denkmalpflege. Der Ulmer Verein-Verband für Kunst- und Kulturwissenschaften hielt im Oktober 1977 in Frankfurt/M. eine Tagung über „Faschismus — Kunst und visuelle Medien" ab; Themen: Vermittlung, Medien und Öffentlichkeit; Architektur und Stadtplanung; Denkmal und Skulptur; Ikonographie des Faschismus; Wirtschaftsästhetik des Faschismus sowie die Kontinuitätsproblematik. 21 ) Als Beispiele: W. C. Langer: Das Adolf-Hitler-Psydiogramm. Eine Analyse seiner Person und seines Verhaltens. Wien-München-Zürich 1973, S. 221 f.; E. Fromm: Anatomie der menschlichen Destruktivität, Stuttgart 1974. si ) Diese Charakterisierung stammt von seinem persönlichen Adjutanten Fritz Wiedemann. (Private Papers, S. 68 — Archiv Institut für Zeitgeschichte (IfZ)). 23 ) Anschauliche Eindrücke darüber vermittelt das Tagebuch des Hamburger Bürgermeisters C. V. Krogmann — Archiv der Forschungsstelle für die Geschidite des Nationalsozialismus in Hamburg.
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behielt sich alle Kompetenzen vor und legte Veränderungen bis ins Detail fest. Daran hat sich im Prinzip bis 1945 nichts geändert. Wenn man von den Zeugnissen der Gefährten Hitlers aus den Wiener Jahren oder der Zeit unmittelbar nach 1918 absieht, läßt sich ab 1925/26 sicher belegen, daß sich Hitler fortlaufend mit Architekturvorhaben beschäftigte 2 4 . Dieser Zeitpunkt ist um so bedeutsamer, als er mit der Niederschrift von „Mein K a m p f " zusammenfällt. Es ist seit langem bekannt, daß die politischen Zielprojektionen dieser programmatischen Schrift Hitlers Weltbild und damit sein Handeln bis zum Ende im Bunker der Reichskanzlei bestimmt haben 2 5 . Hier finden sich tatsächlich auch erste zusammenhängende Bemerkungen über Städtebau, verbunden mit Kritik am aktuellen Erscheinungsbild der K o m munen 2 6 . Sie zeigen, daß das, was sich als nationalsozialistische Städteplanung ab 1933 abspielte, nicht als ein umfassendes, geschlossenes Konzept anzusehen ist. Hitler wie die ausführenden Architekten widmeten sich nahezu ausschließlich Monumentalbauten, Aufmarschplätzen und axialen Straßenzügen 2 7 . Weitgehend außerhalb ihrer Betrachtungen blieben innerstädtische strukturelle Probleme wie der Wohnungsbau, Grünflächen und Versorgungsbetriebe, auch wenn das umfangreiche offiziöse Bildmaterial den gegenteiligen Eindruck zu erwecken vermag 2 8 . Die Unfähigkeit, die Stadt in ihrer Komplexität zu begreifen, offenbart sich vor allem darin, daß man mit totalem Abriß schnell zur H a n d war, am liebsten in leeren Räumen plante. So scheint Hitler beispielsweise geschwankt zu haben, ob er Berlin in eine gigantische Metropole umwandeln oder ersatzweise eine Retortenstadt in einer dünn besiedelten Gegend errichten sollte 2 9 . Auch der Versuch, den Bedarf an Großbauten für die nächsten Jahrtausende iu erfassen und innerhalb von zwei Jahrzehnten zu befriedigen, ist ein weiteres Indiz dafür, wie losgelöst von bisher gültigen historischen Maßstäben und wie gewalttätig gedacht und gehandelt worden ist. Es ist in dem zwölfjährigen Zeitraum von 1933-1945 keineswegs bei Plänen und Modellen geblieben. 1937, mit Beginn der sog. „Städteneugestaltungserlasse", traten bemerkenswerte Veränderungen im inneren Gefüge des N S Systems auf, die f ü r einen kurzen Zeitraum, etwa vier Jahre, eine mögliche Entwicklung des Führerstaates anzeigen. In der Bauwirtschaft, einer der größten Wachstumsbranchen angesichts des in Auftrag gegebenen und geplan" ) Vgl. dazu die Kurzeinführungen im Quellenteil, vor allem für Berlin, München und Linz. 25 ) Vgl. E. Jädtel: Hitlers Weltanschauung. Entwurf einer Herrschaft, Tübingen 1969. 26 ) A. Hitler: Mein K a m p f . 429-433. Aufl. München 1939, S. 288 ff., 381. 27 ) Darauf wird mit Recht von D. Rebentisch in einer Besprechung von Petschs Buch (Anm. 7) verwiesen, die auch eine Reihe weiterer guter Anregungen zur Forschung über NS-Architektur enthält, in: Zeitschrift für Stadtgeschichte, Stadtsoziologie und Denkmalpflege 4 (1977), S. 152-156. 281 Dazu gehören vor allem die beiden Serien: Bauten der Bewegung, Berlin 1938 ff. und Die Baukunst. In: Die Kunst im Dritten Reich, 1937 ff. e g ) A. Speer: Erinnerungen, Frankfurt/M.-Berlin 1969, S. 89.
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ten Bauvolumens, avancierte die SS binnen kurzem mit Hilfe ihres Konzerns, der „Deutschen Erd- und Steinwerke" (DEST), zum Branchenführer 30 . Ihre konkurrenzlose Stellung war vor allem dadurch gegeben, daß zahlreiche Konzentrationslager (KL) in Zulieferbetriebe für Hitlers Bauten umgewandelt wurden. Innerhalb von einem Jahr wurde das Wachpersonal der Lager, die SS-Totenkopfverbände, verdoppelt. Wie bereits erwähnt entstanden neue KL's in der Nähe von Naturstein vorkommen; weitere zur Produktion von Baumaterialien geeignete Betriebe wurden erworben. Schon 1938 schloß die SS Lieferverträge mit der Organisation Todt (OT) und mit der Berliner Baubehörde von Albert Speer ab 3 1 . In ihren Steinbrüchen und Ziegeleibetrieben wie im elsässischen Natzweiler und im vor den Toren von Hamburg gelegenen Neuengamme haben Tausende von Häftlingen bei Zwangsarbeiten ihr Leben für die Bauten des Dritten Reiches lassen müssen. Mit der Deportation von 3 Millionen Osteuropäern, vorwiegend Russen, sollte ab Herbst 1941 eine versklavte Armee von Bauhilfsarbeitern bereitstehen 32 . Denn in Deutschland war schon lange vor Kriegsausbruch der Markt an Arbeitskräften leergefegt und den überall auftretenden Engpässen ohne Rekrutierung von außerhalb des Reiches nicht länger zu begegnen. — Dieser Befund führt zu der Frage, in welchem Umfang der nationalsozialistische Führerstaat Modernisierungsprozessen noch prinzipiell offen gegenüber sein konnte oder wollte 3S, wenn in Schlüsselbereichen der Industrie kaum Folgeinvestitionen benötigt wurden. Rüstungs- und Bauwirtschaft sollten innerhalb kürzester Fristen Booms durchlaufen, mit denen zumindest auf dem Bausektor der Bedarf auf erdenkliche Zeit hinaus gedeckt worden wäre. Die Neuorganisation der Branche durch die SS deutet darauf hin, daß ihr System den Aufbau von Überkapazitäten vermieden hätte, indem der Auftrag der Konzentrationslager vorübergehend verlagert wurde, die Ausschaltung von Regimegegnern und Minderheiten aber weiterlief. Trotz aller Widersprüche und unkoordinierter Aktionen ist in nationalsozialistischen Städteplanungen die Intention faßbar, lediglich Residenzen zu schaffen, die nicht notwendigerweise an Stadtbevölkerungen mit industrieller Produktionsweise gebunden sein mußten. Eine Auslagerung von Teilen der Bevölkerung des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1937 in eroberte „Lebensräume", verbunden mit einer totalen Reagrarisierung, erscheint durchso ) Grundlegend dazu: E. Georg: Die wirtschaftlichen Unternehmungen der SS, Stuttgart 1963. 31 ) Bundesarchiv (BA) Koblenz R 2/4499. 32 ) Diesen Hinweis enthalten die Berichte von Dr. Werner Koeppen, Eintrag vom 17. Oktober 1941 — Archiv IfZ. Koeppen hielt für Rosenberg die Verbindung zum Führerhauptquartier. M ) Diese Frage wird z. B. gestellt von: H. A. Turner jr.: Faschismus und Kapitalismus in Deutschland. Studien zum Verhältnis zwischen Nationalsozialismus und Wirtschaft, Göttingen 1972, S. 158 ff.; dazu jetzt auch: J. Kocka (Hg.): Theorien in der Praxis des Historikers ( = Sonderheft 3 von Geschichte und Gesellschaft), Göttingen 1977, S. 86 ff.
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aus denkbar und nicht nur in der Absicht Hitlers gelegen zu haben 3 4 . — Bereits eine rein äußerliche, ästhetische Betrachtungsweise der Vorhaben gestattet den Rückschluß, daß NS-Städteplanung zwar elektizistisch, dennoch aber erkennbar aus mehreren Hauptströmungen zusammengesetzt war. Zu den Vorbildern, an denen sich vor allem Hitler orientierte, gehörten die europäischen Hauptstädte Wien, Rom und Paris, sowie alle im Weltmaßstab Rekord darstellenden Einzelobjekte, wie etwa die Hängebrücke San Franciscos. Immer wieder kam Hitler auf seine Eindrücke von der Wiener Ringstraße zu sprechen, deren monumentale Bauten ihn als Jugendlichen bereits fasziniert hatten 3 5 . In Rom ließ er es sich bei seinem Staatsbesuch 1938 nicht nehmen, stundenlang das Colosseum zu besichtigen, um von dort Anregungen für die Nürnberger Halle mitzunehmen 36 . Drei Tage nach Eintritt des Waffenstillstandes mit Frankreich besichtigte er im Juni 1940 die französische Hauptstadt, deren Bauwerke in Berlin und anderenorts kopiert werden sollten, angefangen beim Are de Triomphe über die Champs-Elysees bis hin zum Trocadero, Pantheon und der Großen Oper von Garnier 37 . Als Stil war sicherlich der Neoklassizismus, orientiert an preußischen Vorbildern 3 8 , die bevorzugte Richtung, bei den geplanten Großbauten aber derart vergröbert, daß ihn Beobachter als Anleihe an ägyptisch-assyrische Vorbilder empfanden 39 . Fest steht, daß die baulichen Absichten des Regimes weder innerhalb der gesetzten Termine, geschweige denn im geplanten Umfang überhaupt zu verwirklichen waren. Selbst wenn die Annahme zugrunde gelegt würde, daß der NS-Staat aus dem Krieg als unbestrittene europäische Hegemonialmacht hervorgegangen wäre und auf das Arbeitskräftepotential und die Materialvorkommen des gesamten Kontinents hätte zurückgreifen können, wären die Planziele in unerreichbarer Ferne verblieben. Speer prognostizierte 1940, daß die Elite der deutschen Architekten allein 10 Jahre benötigen würde, um die Pläne für die Vorhaben zu erstellen (S. 38 f.). **) D a z u als ein Beispiel Schreiben des Leiters der Reichsstelle für Raumordnung an alle deutschen Planungsbehörden vom 8. Februar 1940 mit Anlagen — Staatsarchiv Hamburg 322-3, Bestand Konstanty Gutschow, A 148. Für Hitlers Vorstellungen: H . Pidcer: Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier 1941-1942. Hrsg. von P. E. Schramm in Zusammenarbeit mit A. Hillgruber und M. Vogt, Stuttgart 1963, S. 143 ff., 172 ff., 189 f., 270 ff., 330 f., 418, 430, 453 f., 458 u. 469 f.; A. Speer: Spandauer Tagebücher, Frankfurt/M.-Berlin-Wien 1975, S. 237 f. 3 5 ) F. Heer: Der Glaube des Adolf Hitler. Anatomie einer politischen Religiosität, MünchenEsslingen 1968, S. 55 f., 153 f., 160. 3 e ) F. Wiedemann: Der Mann der Feldherr werden wollte. Erlebnisse und Erfahrungen des Vorgesetzten Hitlers im 1. Weltkrieg und seines späteren persönlichen Adjutanten, Velbert-Kettwig 1964, S. 87 f. 3 7 ) Speer, Erinnerungen, S. 186 ff. , 8 ) D a z u : A. Dehlinger: Architektur der Superlative. Eine kritische Betrachtung der N S Bauprogramme von München und Nürnberg, 2 Bde. M S ; L. Kirstein: Art in the Third Reich — Survey, 1945. In: Magazine of Art. Vol. 38, Oktober 1945, N o . 6., S. 233 ff. " ) Vgl. dazu Speer, Erinnerungen, S. 174 f.; M. von Faber du F a u r : Macht und Ohnmacht. Erinnerungen eines alten Offiziers, Stuttgart 1953, S. 206.
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Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als Hitler Ansätzen zu Gesamtberechnungen durch umfassende, materiell ungedeckte Bewilligungen die Grundlage entzo, ja sogar ausdrücklich die Ermittlung der Kosten verbot (S. 37, vgl. auch S. 40-53). Die Zahl der auszubauenden Städte wurde nochmals erheblich erhöht. Als Trend zeigte sich die tiefgreifende Umgestaltung aller deutschen Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern, also von etwa 50 Städten, an 40. Travertin, Marmor und Füllmaterialien der wichtigsten europäischen Förderländer hätte faktisch nicht gereicht, den erforderlichen Bedarf zu decken. So wäre allein für die Bauten von München und Nürnberg die vierfache Jahresproduktion an Granit aus Dänemark, Frankreich, Italien und Schweden gebraucht worden. In sicherer Erkenntnis der bevorstehenden Engpässe schickten 1940 deutsche Städte Abordnungen nach Norwegen, um dort Lieferanten für Hartsteine aufzutreiben 41 . Eine von Speer aufgebaute Transportflotte schaffte noch 1941 gegen Devisen Baumaterial aus Skandinavien herbei, das in großen Materialdepots gestapelt wurde. Noch länger fuhren Güterzüge nach Nürnberg, um ihre Ladungen auf dem Reichsparteitaggelände abzuliefern, an dem noch 1943 gebaut wurde. Daher erscheint ein Bedarf von mehreren Millionen Arbeitern angesichts der geplanten Vorhaben durchaus realistisch. Allein die zentralen Projekte der Städte München und Hamburg erforderten über längere Zeiträume hinweg mehr als 100 000 Bauarbeiter. Die mit hunderten von Mitarbeitern ausgestatteten Sonderbaubehörden wurden zum Teil erst im Sommer 1945, Monate nach der Kapitulation, aufgelöst; der Vertrag eines Chefarchitekten lief sogar bis zum 31. Dezember 1945 42. Es bleibt bis heute eine offene Frage, aus welchen Gründen und mit welchen Motiven Tausende von Architekten und Ingenieuren, Technikern und Handwerkern, Malern und Bildhauern und zahlreiche Stadtverwaltungen an einem Bauprogramm gearbeitet haben, das schon in seinen Anfängen mit immensen sozialen Kosten behaftet war. Die zunehmende Bürokratisierung und Partikularisierung von Aufgabengebieten, verschärft durch Eingriffe und Konkurrenz der NSDAP führte in der Regel zum Verlust der Perspektive und Verantwortung. Die Erinnerung an ruhende Bautätigkeit, verbunden mit ungünstigen Berufsaussichten, in den letzten Jahren der Weimarer Republik, taten ein übriges, Hemmungen und Zweifel angesichts der Aufträge zu verdrängen. Jedoch sind solche Erklärungen insgesamt unzureichend und unbefriedigend. Obwohl der Kreis der leitenden und verantwortlichen Architekten eine Zahl von fast drei Dutzend Personen umfaßt hat, legten neben Speer nur
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) A. Breker: Paris, Hitler et moi, Paris 1970, S. 84 f. ) Staatsarchiv Hamburg, Gutsdiow A 31, Schreiben Hillebredit an Leistritz vom 20. September 1940. 42 ) Staatsarchiv Hamburg, Vorbemerkung zum Bestand K. Gutsdiow. 41
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zwei Kollegen ihre Erinnerungen der Öffentlichkeit vor 4 3 . Dies ist um so beachtlicher, als im Staate Hitlers Architekten und Ingenieure vor Ministern rangierten 44 . Der Diktator ließ kaum eine Gelegenheit verstreichen, dies den Betroffenen vor Augen zu führen, so daß keine Zweifel über den Selbstwert und die Selbsteinschätzung dieser übersehenen Elite des Dritten Reiches bestehen sollte. Abgeschirmt und wie die Künstler u. k. gestellt, führten sie das Leben einer privilegierten Kaste, das auch durch die sich verschärfende Kriegslage nicht angetastet wurde. Selbst in den krisenhaften Wochen des Januars 1942 an der Ostfront mochte Hitler nicht darauf verzichten, die Projektarbeiten für Linz weiterlaufen zu lassen. Er ordnete an, daß Einberufungen zum Militär für die daran Beteiligten zu unterbleiben hätten 45 . Noch zum Jahreswechsel 1944/ 45 ging der auf einem Schloß in der Nähe von Linz untergebrachte, verantwortliche Architekt davon aus, daß er nach dem Kriege dort verbleiben könne. „Die Situation dort ist für mein Planungsbüro so sehr vorteilhaft", heißt es in seinem Schreiben an den Chef der Reichskanzlei 46 , das von Lammers wenige Tage später mit den besten Wünschen „für Ihre Arbeit im Jahre 1945" und Genugtuung über die „zufriedenstellende Unterbringung in Schloß Tillysburg" beantwortet wurde 47 . — Selbst wenn sich die Architekten als Nur-Fachleute verstanden haben sollten, bleibt offen, wie sie aus einer solchen Haltung heraus den Gedanken an die Aufbringung der Mittel ausklammern konnten. Immerhin hätte das Bauprogramm schätzungsweise 100-150 Milliarden R M verschlungen, ein Betrag, der an Aussagekraft zunimmt, wenn man ihn mit den 31,8 Milliarden R M des letzten Friedenshaushalts 1938/39 vergleicht 48 . — Es gab also einen politischen Erwartungshorizont bei dieser Elite und weiteren relevanten gesellschaftlichen Gruppen, der zwar nicht von Hitlers letzten Zielen ausging, aber dann doch wohl Dimensionen umfaßte, die den traditionell vorgegebenen europäischen Rahmen sprengten. Schonungslos enthüllen dies manche Behördenvermerke 49 oder etwa die Protokolle von Verhandlungen der Stadt Hamburg mit hohen SS-Führern über den Einsatz von Häftlingen des Konzentrationslagers Neuengamme auf städtischen Baustellen (S. 199 f.). 4 3 ) P. Bonatz: Leben und Bauen, Stuttgart 1950; H . Giesler, Erlebnisse, Gespräche, Reflexionen, Leoni 1977 (vgl. unten Anm. 60). 4 4 ) Vgl. J . Toland: Adolf Hitler, N e w York 1976, S. 375. 4 5 ) BA R 43 II/1019a — Telegramm Bormann an Fidc vom 19. Januar 1942. 4 «) BA R 43 II/1019b — Fick an Lammers vom 20. Dezember 1944. " ) Ebda. — Lammers an Fidc vom 9. Januar 1945. W. Zorn: Staatliche Wirtschafts- und Sozialpolitik und öffentliche Finanzen 1800-1970. In: Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. II, S. 190. 4 9 ) Z. B. Schreiben des Hamburger Senatssyndikus Velthuysen an Meincke vom 16. Oktober 1940, das Einblicke in die Planungen der Stadtkämmerei bietet. Uber einen Zeitraum von 55 Jahren hinweg sollten umfangreiche Etatmittel für die Neugestaltung Hamburgs eingesetzt werden. Alles sei diesem „Endziel" unterzuordnen. Im übrigen hinge viel von den nach Kriegsende „gegebenen Verhältnissen" ab.
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Es herrscht die weit verbreitete Ansidit vor, die übrigens auch von Speer vertreten wird, daß es falsch wäre, „bei Hitler nach einem ideologisch begründeten Baustil zu suchen" 50 . Mit Hinweis auf den im Dritten Reich dominierenden Neoklassizismus, der seit dem 19. Jahrhundert eine enorme Verbreitung erfahren hatte, wird auf parallele Entwicklungen in Europa und Nordamerika verwiesen. Eine sich lediglich ästhetisch orientierende Betraditungsweise übersieht jedoch, daß Hitlers Vorstellungen vom Bauen eng an ein Geschichts- und Kunstverständnis geknüpft waren, das die Mittelmeerwelt der Antike in gewisser Weise als Modellfall ansah. Es sollten nidit nur ihre Bauten, sondern auch Formen ihrer Gesellschaft kopiert werden. Die Tendenz des NS-Systems, keineswegs auf Hitler begrenzt, in sozialdarwinistischer Sicht agrarromantische Zielsetzungen zu verfolgen, die die Industriegesellschaft des 20. Jahrhunderts in regressiver Art und Weise revolutioniert hätten, schlug sich auch in den Stadtplanungen nieder und hatte darin sicherlich einen ihrer wichtigsten Bezugspunkte. Wiederholt ist bei Stellungnahmen Hitlers zur Baupolitik des Dritten Reiches dieser Zusammenhang angeklungen 51 . Vereinzelt vor 1933 faßbar, hat Hitler bei den sechs Parteitagen, die nach der Machtübernahme in Nürnberg stattgefunden haben, sog. „Kunstreden" gehalten, aus denen sich leicht die folgende Stilformel entwickeln läßt: Es gibt keine verschiedenen Baustile, sondern nur eine ewige Kunst, die sich an den Formenelementen antiker Bauten auszurichten habe. So konnte das römische Weltreich als einziges historisches Vorbild gelten. Da Römer und Germanen in einer „Grundrasse" vereinigt seien, lag der Schluß zur Stiftung einer neuen deutschen Weltmacht und damit auch einem Anspruch der Baupolitik aus Hitlers Sicht nahe. Zirkusse, Tempel, Thermen und Theater der Antike werden mit ihren vermeintlichen Nadifolgern, den mittelalterlichen Domen und den Residenzen absolutistischer Herrscher in dieser Perspektive zusammengerückt. Diese vulgärdarwinistisdie Denkweise weist somit nur vordergründig Gemeinsamkeiten mit den europäischen Denktraditionen des 20. Jahunderts auf. Vor allem bei der Gestaltung der Innenstädte scheint ein Bruch gegenüber bis dahin praktizierten Grundsätzen vorzuliegen. Da Hitler seine künftigen Nachfolger als zu schwach einschätzte, um dank ihrer Persönlichkeit die nötige Autorität aufzubringen, sollten die Bauten des Dritten Reiches eine unterstützende Wirkung haben. Kommende Generationen würden sich dann nicht mehr mit architektonischen Fragen zu befassen haben, ihnen verbliebe das Versetzen von Straßenlaternen, wie er einmal sagte. Zur buchstäblichen „Erhärtung" derartiger Vorstellungen wurde die Richtlinie ausgegeben, alle Staatsbauten in Granit auszuführen, damit sie 4 000 Jahre hielten, aber auch 50
) Speer, Erinnerungen, S. 55. ) Zum Folgenden: J. Thies: Architekt der Weltherrschaft. Die „Endziele" Hitlers, Düsseldorf 81976, S. 70 ff. 51
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noch in 10 000 Jahren vorhanden sein könnten 5 2 . Dies erklärt die kolossale Versteinerung, Verdichtung und Massivität, die allen fertiggestellten und geplanten Bauten eigen ist. Zur Mindestausstattung jeder größeren deutschen Stadt sollte danach ein Forum gehören, das den gewaltsamen Versuch darstellt, die Akropolislage mit 2000jähriger Verspätung nach Mitteleuropa zu übertragen. Es besteht aus fünf Elementen: einer breiten Aufmarschstraße von etwa 100 Metern Breite, einer Versammlungshalle für 50 000-100 000 Menschen, die von einem Appellplatz für ähnlich große Personenzahlen umschlossen wird. Ein Glockenturm, der alle anderen Gebäude der Stadt überragt, sowie Verwaltungsblöcke der Partei bilden den Abschluß einer Lösung, die immer wiederkehrend und abhängig von der Bedeutung der Kommune Anwendung finden soll. Alle Architekten, die sich publizistisch über dieses Konzept äußern, verweisen auf ihren Mentor: es ist Hitler 53. Berücksichtigt man, daß auch in den Vorstadtkomplexen keine Kirchenbauten mehr eingeplant waren, werden die Absichten des Regimes noch deutlicher. Hitler hat 1938 bei der Eröffnung der 2. Architektur- und Kunsthandwerkausstellung in München eine Erläuterung geliefert, als er das Fassungsvermögen von Kirchen kritisierte, die nur einer winzigen Minderheit die Gelegenheit böten, an Versammlungen teilzunehmen. Seine Großbauten seien hingegen geeignet, eine Form plebiszitärer „Demokratie" zu praktizieren S4. — Daher sind die Foren als Orte eines pseudoreligiösen Staatskultes anzusehen, wie er sich am deutlichsten bereits bei den Veranstaltungen der Reichsparteitage gezeigt hat. Ein wenn auch nur kleines weiteres Indiz ist die Lage der Führerbalkone. Trotz der riesigen Dimensionen hob die Architektur immer Hitlers Aufenthaltsplätze hervor und sollte damit ein Gefühl für die Ubiquität des „Führers" wecken. Immer wieder stößt man auf Hinweise für den Versuch Hitlers, sich mit Hilfe der Architektur und der Technik den Nimbus des Übermenschen zu verleihen. Die Bauten und Plätze sollen die Menschen einschüchtern, das Massenerlebnis zugleich aber auch zu einem Solidarisierungs- und Ekstaseeffekt führen. Nationalsozialistische Städteplanung als ureigenstes Gebiet Hitler'schen Interesses hat sich tatsächlich in drei Etappen vollzogen: Eine erste Phase, nur sehr bruchstückhaft anhand von persönlichen Zeugnissen nachzuvollziehen, nicht jedoch in Akten faßbar, betrifft die Jahre 1925/ 1926 bis 1933. In dieser Zeit muß Hitler erste Entschlüsse über die Wahl von Orten für seine Bauvorhaben und über die Gestaltung einzelner Objekte gefaßt 52 ) Speer, Tagebücher, S. 88; A. Hitler: Libres Propos sur la Guerre et la Paix. Recueillis sur l'ordre de M. Bormann, Paris 1952, S. 81 — Eintrag v o m 21./22. Oktober 1941. M ) Z. B. A. Speer: D i e Bauten des Führers. In: Adolf Hitler. Bilder aus dem Leben des Führers, Leipzig 1936, S. 72 ff. " ) M. D o m a r u s : H i t l e r , R e d e n u n d P r o k l a m a t i o n e n 1932-1945, 2 Bde. W ü r z b u r g 1962/3, S. 983.
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haben. Zahlreiche Photos aus diesem Zeitraum zeigen ihn beim Studium von Bauplänen 55 . So gut wie alle Memoiren, die seine Gefährten dieser Jahre verfaßt haben, enthalten Passagen, die darauf hinweisen, daß dieser Bereich zu Hitlers Hauptbeschäftigungen vor 1933 gehörte. Auch der Architekt, der einen gewissen Einfluß auf seine Architekturvorstellungen ausgeübt haben könnte, ist Hitler damals begegnet. Es war der bereits Anfang 1934 verstorbene Paul Ludwig Troost, als Innenausstatter von Ozeanschiifen hervorgetreten. Mit seiner Hilfe haben schon vor 1933 eine Reihe von Ausarbeitungen stattgefunden, die unmittelbar nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler in Angriff genommen wurden. Dazu gehört das Haus der deutschen Kunst und die Bauten am Königsplatz in München. Audi der Ausbau des Palais Barlow zum Braunen Haus ist in diese erste Etappe einzuordnen. Die zweite Phase begann mit der Machtübernahme. Noch in der Nacht seiner Ernennung zum Reichskanzler kündigte Hitler im Kreis von Vertrauten umfassende bauliche Maßnahmen an 56, die sich nun neben München auch auf Berlin und Nürnberg erstreckten. Speer, damals noch ein Architekt, von dessen Fähigkeiten Hitler nicht völlig überzeugt war, wurde ab Herbst 1933 mit ersten Aufträgen versehen. Bei der Grundsteinlegung zum Haus der deutschen Kunst am 15. Oktober 1933 gab Hitler bekannt, Berlin als Reichshauptstadt, Hamburg und Bremen als Hauptstädte der deutschen Schiffahrt, Leipzig und Köln als Handelsmetropolen, Essen und Chemnitz als ihr industrielles Pendant, sowie München als Zentrum der deutschen Kunst auszubauen. Zu diesen acht Städten stieß Nürnberg noch hinzu, nachdem sich Hitler dazu entschlossen hatte, die Reichsparteitage für immer dort abzuhalten. Weimar, das offensichtlich der härteste Konkurrent gewesen war, erhielt zum Ausgleich als erste Gauhauptstadt ein Forum und stellt das am weitesten vorangeschrittene Städteneugestaltungsprojekt des Dritten Reiches dar. — Im Anschluß an den Parteitag von 1933 fanden im September Gespräche mit Berliner Kommunalpolitikern und Reichsbahndirektoren statt, bei denen er seine gigantischen Planungen zum ersten Mal einer beschränkten Öffentlichkeit vorstellte. Seine Gesprächspartner, die ihn als Schlichter in einer Streitfrage über die Verbindungsführung zwischen drei Bahnhöfen angerufen hatten, verließen die Begegnungen mit hohen Erwartungen, die aber nicht erfüllt wurden (S. 90 ff.). Diese zweite Etappe scheint bis 1936 gelaufen zu sein. Dann brach Hitler den Versuch ab, mit Unterstützung von Baubehörden der betroffenen Städte seine Vorhaben voranzutreiben. Der schleppende Planungs- und Entscheidungsprozeß, bedingt durch die völlig ungeklärten Finanzierungs- und Rechtsfragen, widersprach Hitlers Vorstellungen von Machbarem. Er beauftragte Speer, ein
55 ) Vgl. H. Hoffmann (Hg.): Hitler abseits vom Alltag. 100 Bilddokumente aus der Umgebung des Führers, Berlin 1937. •*) J. C. Fest: Hitler. Eine Biographie, Frankfurt/M.-Berlin-Wien 1973, S. 510.
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Gesamtprogramm für Berlin zu entwerfen, das zunächst geheim bleiben sollte 5 7 . Mit der auch offiziellen Beauftragung und Ernennung Speers zum „Generalbauinspektor für die Neugestaltung der Reichshauptstadt" im Januar 1937 5 8 ist der Beginn der dritten Etappe markiert, die sich in mehrere Abschnitte unterteilen läßt. Zunächst lief sie bis in die ersten Septemberwochen des Jahres 1939, als es mit Kriegsbeginn zu einer Einstellung der Bauarbeiten kam. Nach dem Abschluß des Waffenstillstandes mit Frankreich wurde die Bautätigkeit auf Befehl Hitlers erneut aufgenommen, zugleich ausgeweitet (S. 35 f.). Ende Oktober 1941 scheint es dann zu einem erneuten Baustopp gekommen zu sein 59 , der aber in Nürnberg nicht vor 1943 eingehalten wurde. Neben Speers Inspektion, die etwa 1 000 Mitarbeiter umfaßte, existierte ein Generalbaurat mit rd. 700 Mitarbeitern in München, dessen Leiter im Dezember 1938 von Hitler ernannt wurde. Hermann Giesler, Autodidakt wie Hitler und Bruder des Münchner Gauleiters, war in vielfacher Hinsicht ein entschlossenerer Gefolgsmann Hitlers als Speer 6 0 . Hitler wandte also auch hier das für das Dritte Reich typische Prinzip an, Aufgaben mehrfach zu vergeben, damit sich der „Tüchtigste" und „Stärkste" durchsetzen könne. Giesler erfüllte derartige Bedingungen nahezu ideal. So verstand er es, seinen Kollegen in Linz, den Reichsbaurat Roderich Fick, bei Bormann in Mißkredit zu bringen, um schließlich seine Kompetenzen zu übernehmen. Da er neben München und Linz auch ) Speer, Erinnerungen, S. 87 ff.; B A R 43 11/1187a. ) R G B l . I, S. 103 — 30. Januar 1937. 5 9 ) Toland, S. 687. M ) Diesen Eindruck erweckt Giesler nicht nur aufgrund von Aktenvermerken, sondern vor allem wegen seiner kürzlich erschienenen Memoiren, die ihn als glühenden Bewunderer Hitlers und als bis zum heutigen Tage unbelehrbar gebliebenen Nationalsozialisten ausweisen: Ein anderer Hitler. Bericht seines Architekten Hermann Giesler. Erlebnisse, Gespräche, Reflexionen, Leoni 1977. — Daher erscheint es auch problematisch, den Ausführungen zu folgen, die sich lediglich auf sein Arbeitsgebiet beschränken. Der verbliebene Wert des Buches besteht darin, daß es einige interessante Details über die Planungen in München, Linz und Augsburg, sowie eine größere Zahl bisher nicht bekannter Modellphotos enthält. 57 58
Gieslers gegen Bonatz und vor allem Speer gerichtete Polemik verstärkt allenfalls den Eindruck, daß er konsequent daran gearbeitet hat, erster Architekt Hitlers zu werden. D e r Version über seine Ernennung zum verantwortlichen Ardiitekten für München und Linz (S. 23, 113 ff.) kann nicht zugestimmt werden. Es ist unrichtig, daß er Speers Rang erhalten hat, ebenso ist die Vorgeschichte zu seiner Ernennung in Linz unzutreffend, wie die Akten B A R 43 11/1019, 1019a erhellen. Die immer wieder auftretende, sadilich nicht zu rechtfertigende Akzentuierung bestimmter Aufträge und Objekte, das einfache Weglassen wesentlicher Informationen, etwa im Fall von Linz, erlauben die Beurteilung, daß es sich um eine Rechtfertigungs- und Bekenntnisschrift handelt, deren Quellenwert äußerst gering ist. Es kann an dieser Stelle nicht diskutiert werden, ob mit Gieslers Richtung eine Alternativkonzeption zu Speer existiert hat, die dem Stand der Technik und dem Erscheinungsbild der damaligen Städte mehr entsprochen hätte. Die Planung für den Münchner Hauptbahnhof (S. 168 f.) könnte ein Indiz dafür sein, Weimar, Augsburg und Linz, vor allem aber die Hohe Schule der N S D A P am Chiemsee sprächen jedodi dagegen. Insofern bleibt es fraglich, ob Giesler im Gegensatz zu Speer den planerisdien Spielraum besessen hat, den er gegenüber Hitler für sidi beansprucht.
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noch für die Neugestaltung von Augsburg, Weimar und die „Hohe Schule" der NSDAP am Chiemsee zuständig war, hat sein Auftragsvolumen sogar das von Speer möglicherweise übertroffen. Er hat anscheinend auch erfolgreich versucht, Speer bei Hitler auszuspielen, nachdem dieser nach dem Flugzeugunglück Fritz Todts Anfang 1942 Rüstungsminister geworden war 6 1 . Neben Bormann gehörte Giesler zu den wenigen, die im Bunker der Reichskanzlei bei Hitler Zutritt hatten. Weniger klar, was die Verantwortung eines Architekten angeht, gestalteten sich die Verhältnisse in Nürnberg, wo sich Speer die Aufgaben mit Ludwig und Franz Ruff zu teilen hatte. Für Hamburg hieß der verantwortliche Architekt Konstanty Gutschow, ein ehemaliger Regierungsbaumeister, der der Gewinner einer Ausschreibung zur Elbufergestaltung gewesen war. Mit einer Dienststelle von etwa 100 Mitarbeitern wurde seine Tätigkeit schrittweise aufgewertet und erweitert, bis er dank mehrerer Änderungen des Führererlasses Anfang 1941 faktisch die federführende Stelle für einen Gesamtbebauungsplan von Hamburg war. Mit der Aufstellung derartiger Sonderbaubehörden, die privaten Rechtscharakter hatten, gelang es Hitler, die Planungsphasen erheblich abzukürzen und gleichzeitig sein Programm zu beschleunigen, da irgendwelche Rücksichtnahmen fortan entfielen. Die Planungsstäbe waren ihm direkt unterstellt, arbeiteten aufgrund von Führerbefehlen und konnten finanzielle Forderungen an die Etats ihrer Städte stellen. Jede ordentliche Haushaltsführung war damit ausgeschlossen, ein Planungs- und Kompetenzchaos eine weitere kostspielige Folge. Mitunter gab es bis zu drei Konkurrenzunternehmungen auf dem Bausektor: Hitlers Stab, das städtische Baureferat und ein Gremium des Gauleiters, falls dieser über Hitlers Anregungen hinaus auf eigene Faust zu planen und zu handeln begann. Völlig überhastet und unter Verzicht auf die üblichen Vorarbeiten wurde mit Abbrucharbeiten begonnen (S. 126-133), die auch noch fortgesetzt wurden, als die ersten Bombenlücken durch britische Luftangriffe auftraten (S. 59 f.). Am Berliner Alexanderplatz fielen ganze Straßenzüge, in München wurde sogar eine Kirche abgerissen 62. Nicht genau festzustellen ist der Zeitpunkt, zu dem eine Umgruppierung der Bauvorhaben stattgefunden hat. Die fünf „Führerstädte" Berlin, Nürnberg, München, Hamburg und Linz — so die offizielle Sprachregelung, die seit 1940 ihren Niederschlag in den Akten der Reichskanzlei findet — erhielten nun absolute Priorität im Rahmen des Gesamtprogramms (S. 37 f.). Eine Erklärung dürfte darin zu finden sein, daß nadi den großen militärisdien Erfolgen des Jahres 1940 die Zahl der Städte wudis, die unter die sog. „Städteneu-
Speer, Tagebücher, S. 404, 634. ) A Nation builds. Contemporary German Architecture. Hrsg. von der German Library of Information, New York 1940, S. 33 mit Abbildungen von den Abbrucharbeiten; Dehlinger, S. 90 f. 42
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gestaltungserlasse" fielen. Mit dem entsprechenden Gesetz für Berlin war 1937 ein Anfang gemacht worden. Unterhalb der Ebene der Führerstädte lag der Schwerpunkt der Aktivitäten in den Gauhauptstädten, vorrangig jedoch im Norden und Osten des Reiches, denn nur eine badische, keine württembergische Stadt befand sich in den bis 1940 angelaufenen Projekten. Um eine ungefähre Vorstellung über den Umfang aller beabsichtigten staatlichen Investitionsprogramme auf der Basis der Jahresmitte 1941 zu gewinnen, erscheint es unerläßlich, die wichtigsten Bereiche wenigstens in einigen Stichworten aufzuführen. Außerhalb des Bausektors zeichneten sich die einschneidendsten Belastungen der deutschen Volkswirtschaft auf dem Gebiet der Aufrüstung ab, wo die Wehrmacht bis Mitte der vierziger Jahre ihre drei Teilstreitkräfte auf ein Niveau bringen wollte, das ihr eine im Weltmaßstab führende Rolle eingeräumt hätte. Dazu gehörte eine Flotte mit 800 Einheiten 6S , Divisionen für den Tropeneinsatz und Fernbomber mit 20 000 km Reichweite, die in der Lage gewesen wären, Ziele in den USA von europäischen Basen aus zu bekämpfen 6 4 . — Zu den fünfzig Städten ist der private Wohnungsbedarf hinzuzurechnen, in Berlin allein 650 000 Wohnungen innerhalb von 10 Jahren. Umfassende Verkehrsbauten hätten die Gesamtrechnung erhöht, wie in Hamburg die etwa 400 geplanten Brücken. Die deutschen Seehäfen sollten ausgebaut werden, ebenso die KdF-Flotte und die Seebäder mit dem größten Badeort der Welt auf der»Insel Rügen. Ein europäisches Autobahnnetz stand ebenfalls vor dem ersten Spatenstich. Mit Brücken über den Kleinen und Großen Belt sollte eine Verbindung zur größten Flottenbasis der Zukunft, nach Trondheim 65 , erstellt werden, eine andere Trassenplanung ging zur Krim. Schul- und Verwaltungsbauten, kulturelle Einrichtungen, sowie Denkmäler, Thingstätten und Totenburgen hätten den Bedarf erweitert. Material aus Planungsabteilungen der Partei läßt darauf schließen, daß die Entwicklung von Musterhöfen, Gemeinschaftshäusern und Dorfanlagen Modellcharakter besaß, um zu einem gegebenen Zeitpunkt in Großserien auf die eroberten „Lebensräume" in Europa übertragen zu werden 66. Auf dem Höhepunkt seiner Erwartungen im Frühherbst 1941 sah Hitler voraus, daß dem Besucher Berlins beim Verlassen der Bahnhöfe der Atem angesichts der architektonischen Eindrücke geraubt würde. Mancher seiner zivilen und militärischen Mitarbeiter waren wie er der Überzeugung, daß es die Bauten schließlich bewerkstelligen würden, Berlin zu dem Magnet zu entwickeln, der Europa und die gesamte Welt auf das neue Machtzentrum hin 6S
) Dazu: J. Diilffer: Weimar, Hitler und die Marine (Anm. 13). ) Thies, S. 136 ff. •5) BA R 120/7; Thies, S. 131.
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) Vgl. A n m . 34; P l a n u n g u n d A u f b a u im Osten. D e r Reichskommissar f ü r die Festigung
deutschen Volkstums. Stabshauptamt, Berlin 1942 und 1943.
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orientieren würde. „Berlin wird eines Tages die Hauptstadt der Welt sein", vermutete Hitler in diesen wenigen Wochen. „Wenn man die Reichskanzlei betritt, soll man das Gefühl haben, den Herrn der Welt zu besuchen" 67. Manches weitere Symbol, wie die Weltkugel in den Fängen des Adlers als Abschluß der Berliner Großen Halle, bekräftigt diesen Maditanspruch 68 . — Auf dem größten Teil des ehemaligen Reichsparteitaggeländes befindet sich heute eine Trabantenstadt, dahinter ein Grüngürtel mit Seenflächen und verstreut liegenden Überresten von Großbauten. Der Besucher Nürnbergs, der den Weg hierhin findet, bewegt sich auf fremdem, unbekanntem Boden: Archäologie nadi dreißig Jahren.
*7) Libres Propos, S. 81 f.; Speer, Tagebücher, S. 84. *8) Speer, Erinnerungen, S. 175, 525 (Epilog).
ALLGEMEINE DOKUMENTE
Hitler bei der Grundsteinlegung der Wehrtechnischen Fakultät Berlin, 27.11.1937
„Mit d e m heutigen Tage beginnt in Berlin eine Periode baulicher Neugestalt u n g , die das Bild u n d — wie ich überzeugt bin — auch den C h a r a k t e r dieser S t a d t auf das tiefste v e r ä n d e r n wird. Die ehemalige Residenz Hohenzollernscher F ü r s t e n , Könige u n d Kaiser soll n u n m e h r zur ewigen H a u p t s t a d t des ersten deutschen Volksreiches werden. I n ihr wird f ü r alle Z u k u n f t jene N o t behoben sein, die einen großen Historiker zu der erkenntnisreichen Feststellung f ü h r t e , d a ß es stets das Unglück der D e u t s c h e n gewesen sei, wohl H a u p t s t ä d t e , aber niemals eine wahre H a u p t s t a d t besessen zu h a b e n . D e n n eine wirkliche d a u e r n d e staatliche Gestaltung einer volklichen Gemeinschaft erscheint uns nach aller Einsicht u n d nach allen geschichtlichen E r f a h r u n g e n n u r d a n n d e n k b a r , wenn die F ü h r u n g einer solchen Gemeinschaft auch örtlich ihren u n b e s t r e i t b a r e n f ü h r e n d e n Mittelp u n k t besitzt. E s sind daher nicht wenige der großen vergangenen Staatenbildungen verb u n d e n gewesen nicht n u r m i t der Geburt, sondern sogar mit d e m N a m e n ihrer H a u p t s t ä d t e . Die Meinung aber, d a ß der Verfall dieser S t a a t e n bedingt gewesen sei durch die Ausbildung dieser ihrer dominierenden H a u p t s t ä d t e als Organisation* m i t t e l p u n k t e des gesamten Lebens, b e r u h t auf einem Trugschluß.
Denn
gerade die antiken S t a a t e n sind nicht an ihren S t ä d t e n zugrunde gegangen, sondern die a n t i k e n S t ä d t e gingen zugrunde a n der Verkennung u n d Mißa c h t u n g der sie bedingenden u n d d a m i t tragenden Blutgesetze. So verfiel das römische Reich nicht wegen R o m , denn ohne R o m als S t a d t h ä t t e es nie ein römisches Reich gegeben! Der natürlichste Weg der meisten großen Staateng r ü n d u n g e n beginnt in seinem Ausgang fast i m m e r von einem ersten Kristallisationspunkt des politischen u n d späteren kulturellen Lebens, der dann sehr oft als H a u p t s t a d t dem ganzen S t a a t seinen N a m e n verleiht! So wie aber das Deutsche Reich das späte Ergebnis eines wechselvollen Bingens verschiedener deutscher S t ä m m e u n d S t a a t e n n a c h einer staatlich-politischcn
Allgemeine Dokumente
Einheit unseres Volkes ist, so fehlt dieser nunmehr endlich erreichten Staatsgründung gerade deshalb die natürliche überragende machtpolitische Zentrale. Denn wir wollen für die Bedeutung einer solchen Hauptstadt nicht so sehr die Zahl ihrer Einwohner als vielmehr die Größe und den Umfang ihres Gesamtbildes und damit ihres Gesamtwertes ansehen. Den Einwohnern nach ist Berlin mit 4 1 J Millionen Menschen ohne weiteres die Hauptstadt des Beiches. Sie ist es aber nicht, wenn wir darüber hinaus das Gewicht ihrer kulturellen und monumentalen Bedeutung und Gestaltung in Vergleich setzen zu den ähnlichen Werten anderer deutscher Städte. Es ist daher mein unabänderlicher Wille und Entschluß, Berlin nunmehr mit jenen Straßen, Bauten und öffentlichen Plätzen zu versehen, die es für alle Zeiten als geeignet und würdig erscheinen lassen werden, die Hauptstadt des Deutschen Beiches zu sein. Es soll dabei die Größe dieser Anlagen und Werke nicht bemessen werden nach den Bedürfnissen der Jahre 1937, 38, 39 oder 40, sondern sie soll gegeben sein durch die Erkenntnis, daß es unsere Aufgabe ist, einem tausendjährigen Volk mit tausendjähriger geschichtlicher und kultureller Vergangenheit für die vor ihr liegende unabsehbare Zukunft eine ebenbürtige tausendjährige Stadt zu bauen. Wir entziehen daher die in den kommenden 20 Jahren zu diesem Zweck in Berlin zu leistende Arbeit bewußt der Kritik der Gegenwart und unterwerfen sie dafür der Beurteilung jener Generationen, die einst nach uns kommen werden. Wie immer dieses Urteil aber auch ausfallen wird, eine Bechtfertigung soll man uns dann nicht versagen können: Wir haben auch bei dieser Arbeit nicht an uns gedacht, sondern an jene, die nach uns kommen. In dieser heiligen Uberzeugung lege ich nun den Grundstein zur Wehrtechnischen Fakultät der Technischen Hochschule in Berlin als dem ersten Bauwerk, das im Vollzug dieser Pläne entsteht. Es soll ein Denkmal werden der deutschen Kultur, des deutschen Wissens und der deutschen Kraft."
Termindruck bei den „Führerstädten"
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Berlin, den
Mai 1939
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1.) Vermerk über die Sicherstellung des Kräftebedarfs für die Umgestaltung der Städte Berlin, München, Nürnberg, linz und die Internationale Verkehrsausstellung 1940 in Köln.
Der Reichsverkehrsminister und Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn übersendet zur Kenntnisnahme wegen der Gefährdung der rechtzeitigen Fertigstellung der Bauten für den Reichsparteitag eine Abschrift seines Schreibens vom 16.Mai 1939 an den Beauftragten für den Vierjahresplan Ministerpräsident Generalfeldmarschall Göring. Er weist in diesem Schreiben erneut - wie auch ty/fädß
in seinen früheren Schreiben vom 14.April 1939 -
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könne für die planmäßige und reibunslose Durchführung deg_Parteitags keine Gewähr geleistet werden. Er bitte
daher nochmals dringend, die erwähnten Reichsbahnbauten als "besonders bedeutsam und unaufschiebbar" anzuerkennen. Falls nicht in den nächsten Tagen "'fieTeSTencren Irteiis^" kräfte .zugewiesen würden, sei er gezwungen, dem Führer zu
Allgemeine Dokumente
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zu melden, daß die Arbeiten in dem vorgesehenen Umfange nicht durchgeführt werden könnten. Der Reichsarbeitsminister und Generalbauinspektor Professor Dr.Speer haben eine Abschrift des Schreibens des Re i chsverkehrsmini s t ers erhalt en. 2.) Dem Herrn
R e i c h s m i n i s t e r
gehorsamst vorgelegt mit der B i t t e um Kenntnisnahme.
1 . ) Der Führer hat von dem Schreiben des Reichsverkehrsministers an den Beauftragten f ü r den Vierjahresplan Kenntnis.
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2 . ) Herrn RKabRat Dr.Killy erg. mit der BitteÄm R ü c k s p r a c h e ^ o / Berlin, d e J j . Juni 1939. \
33
Dienstverpflichtung für Bauarbeiten
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U n t e r Beziig auf m e i n S c h r e i b e n vom 16. M a i
^
1939
- 89 H a e 368 - toile ich m i t , daß i n z w i s c h e n die im Z u s a m m e n h a n g m i t der U m g e s t a l t u n g der Städte B e r l i n , N ü r n b e r g , M ü n c h e n und l i n z s t e h e n d e n Reichsbahnbauter. als s t a a t s p o l i t i s c h
besonders
b e d e u t s a m u n d u n a u f s c h i e b b a r teils v o n d e m H e r r n B e a u f t r a g t e n für d e n V i e r j ä h r e s p l a n , teils v o n dem H e r r n
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Dürnberg - d u r c h d i e B e a u f t r a g u n g Usa . . e i t e r e a e a Zweckverb^ndes (Ktiich^ainieter '«rrl), München
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