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German Pages 504 [505] Year 2017
AUSGEWÄHLTE QUELLEN ZUR DEUTSCHEN GESCHICHTE DES MITTELALTERS FREIHERR-VOM-STEIN-GEDÄCHTNISAUSGABE
Begründet von Rudolf Buchner und fortgeführt von Franz-Josef Schmale und Hans-Werner Goetz
Band XXIII
VITAE SANCTORUM EPISCOPORUM ADALBERTI PRAGENSIS ET OTTONIS BABENBERGENSIS HISTORIAM GERMANICAM ET SLAVICAM ILLUSTRANTES Opera edenda adiuvante Jerzy Strzelczyk curavit Lorenz Weinrich
WISSENSCHAFTLICHE BUCHGESELLSCHAFT
HEILIGENLEBEN ZUR DEUTSCH-SLAWISCHEN GESCHICHTE ADALBERT VON PRAG UND OTTO VON BAMBERG
Unter Mitarbeit von Jerzy Strzelczyk herausgegeben von Lorenz Weinrich
WISSENSCHAFTLICHE BUCHGESELLSCHAFT
Einbandgestaltung: Neil McBeath, Stuttgart.
Redaktion: Daphne Schadewaldt, Wiesbaden
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. © 2005 by Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht. Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Germany Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de ISBN 3-534-01422-4 Elektronisch ist folgende Ausgabe erhältlich: eBook (PDF): 978-3-534-70038-7
INHALT Inhalt
Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Entwicklung zum christlichen Europa . . . . . . . . . . . . 1. Etappen auf dem Wege . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die deutsche Kirche und die Ostmission . . . . . . . . . . 3. Missionierung und politische Konsolidierung der Westslawen 4. Integration der westslawischen Stämme . . . . . . . . . . III. Wojciech/Adalbert von Prag . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Leben und Persönlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die schriftliche Überlieferung über den Heiligen . . . . . . III. Otto von Bamberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Von Bamberg nach Pommern . . . . . . . . . . . . . . . 2. Drei Lebensbeschreibungen . . . . . . . . . . . . . . . . Einrichtung der Ausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . .
1 3 3 3 7 8 10 11 11 12 17 17 18 20 21 23
Die Heiligenleben des Bischofs Adalbert von Prag Die älteste („ottonische“) Vita, Leben und Leiden des hl. Adalbert, des Märtyrers und Bischofs . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Brun von Querfurt Leidensgeschichte des heiligen Bischofs und Märtyrers Adalbert . .
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Die Heiligenleben des Bischofs Otto von Bamberg Wolfger von Prüfening, Das Leben des Bischofs Otto von Bamberg Buch I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch III . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
120 146 170
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Inhalt
Ebo von Michelsberg, Das Leben des Bischofs und Bekenners Otto Kapitelverzeichnis . . . . . . Auswahl aus Buch I . . . . . Auswahl aus Buch II . . . . . Auswahl aus Buch III . . . . Abschluss des ganzen Werkes
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272 282 340 418
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Herbord von Michelsberg, Leben und Werke des seligen Bamberger Bischofs Otto Kapitelverzeichnis Buch I . . . . . Buch II . . . . . Buch III . . . . .
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Orts- und Personenregister
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VORBEMERKUNG Vorbemerkung
Vor einem halben Jahrhundert hat Rudolf Buchner diesen Band (mit vorgesehenen acht Bischofsviten) in die Planung der Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe aufnehmen lassen. Die Gründe für die Verzögerung bei der Verwirklichung sind vielfältig. Es war nicht so sehr der Umstand, dass – auch von Fachvertretern – in Deutschland die Geschichte des ostdeutschslawischen Raumes von der allgemeinen Geschichte im Bewusstsein abgetrennt wurde. Vielmehr haben gerade die weiterführenden polnischen Editionen und die neuen Forschungsansätze bei den für diesen Band vorgesehenen Heiligenviten das Vorhaben aufgehalten und gefährdet. Wurde bisher die unter dem Namen des römischen Abts Canaparius bekannte Vita Adalberts als eine einheitliche Quelle angesehen, so wird sie nunmehr in drei, auch geographisch lokalisierbare Redaktionen unterschieden. Damit passten diese Überlieferungen als solche nicht mehr in das Programm der FSGA. Auch die beiden Redaktionen der Passio Adalberti aus der Feder des Prußen-Missionars und Märtyrers Brun von Querfurt konnten nicht parallel gedruckt werden und forderten eine Entscheidung. Hinzu kam, dass aus ökonomischen Gründen der Umfang des Bandes begrenzt gehalten werden muss. Die drei Lebensbeschreibungen des Otto von Bamberg hätten schon für sich genommen den vorgesehenen und vertretbaren Umfang des Bandes überschritten. Recht früh wurden die anderen ursprünglich vorgesehenen Viten ausgeschieden. Der Verlag hat an dem Projekt des Bandes über die Jahre grundsätzlich festgehalten, ohne realisierbare Fortschritte zu sehen. In Zusammenhang mit dem Millenium des Todestages des Märtyrers Adalbert (997) und des „Aktes von Gnesen“ (1000) ist es zu einer reichen Vielfalt von wissenschaftlichen Tagungen und Publikationen zum Prußen-Missionar Adalbert gekommen. So verzeichnet eine Bibliographie1 auf 50 Seiten allein 58 deutschsprachige Titel.2 Das Interesse an Otto von Bamberg war dagegen 1989 trotz des 800. Gedenkjahres seiner Heiligsprechung nicht so groß.3 1
Strzelczyk, Naukowe poklosie, (siehe Literaturverzeichnis a. Adalbert). Selbst die Postverwaltungen der Länder Deutschland, Polen, Tschechien und Ungarn haben 1997 versucht, mit einer gleich gestalteten Sonderbriefmarke (Bildumschrift: ,S. Adalbertus † 997‘) die europäische Bedeutung dieses Mannes in die Öffentlichkeit zu tragen. 3 Vgl. Albrecht/Buske (siehe Lit. Verz. b. Otto) S. 126 f. 2
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Vorbemerkung
Vor einiger Zeit hat nun der Verlag den jetzigen Herausgebern den Band zur Neukonzeption übertragen. Es wurde jetzt nur die älteste, im niederdeutschen Raum, zumal in Aachen verbreitete Redaktion der Vita Adalberti ausgewählt. Brun hat zumindest diese oder eine der anderen Redaktionen gekannt und manches daraus in seine Passio Adalberti eingearbeitet, besonders in seine so genannte Redactio II von 1004 –1008, die hier gewissermaßen als „Ausgabe letzter Hand“ geboten wird. Sie geht besonders auf Adalberts Missionsreise ein. Statt wie in der Edition von Jadwiga Karwasinska nach den böhmischen Handschriften aus dem 13. und 14. Jahrhundert wird Bruns Text nach der niederbayerischen Handschrift aus Kloster Aldersbach – einer Gründung Ottos von Bamberg – wiedergegeben, da sie aus der Mitte des 12. Jahrhunderts stammt und den deutschen Überlieferungsstrang repräsentiert. Von den drei Viten Ottos aus dem 12. Jahrhundert werden die früheste aus dem Kloster Prüfening und auch die späteste des Bamberger Mönchs Herbord vollständig ediert; die von Herbord benutzte und – allerdings nie wörtlich – exzerpierte Vita des Ebo wird nur in Auszügen wiedergegeben, doch so, dass zur Orientierung über die ganze Schrift das Kapitelverzeichnis und zur Vervollständigung der Überlieferung die wichtigsten Kapitel gedruckt werden. Diese Konzeption und die Übersetzung stammen zunächst von Lorenz Weinrich, während Jerzy Strzelczyk die Einleitung verfasste. Textgestaltung und Anmerkungen wurden von den Herausgebern gemeinsam erarbeitet, doch hat in jedem Teil der jeweilige Partner dabei so sehr mitgewirkt, dass sich beide für das Ganze verantwortlich fühlen. Zu danken ist den bisherigen Editoren der einzelnen Viten, zuletzt Jürgen Petersohn und Jürgen Hoffmann, die sich der Mühe einer Sichtung der Handschriften unterzogen haben. Ebenso haben sich die Kollegen HansWerner Goetz, Dietrich Kurze und Winfried Schich intensiv um das Manuskript verdient gemacht. Die Hilfe von Johannes Fried war sehr willkommen. Berlin und Posen, am Gedenktag des hl. Otto, den 30. Juni 2005
EINLEITUNG von Jerzy Strzelczyk
I. Entwicklung zum christlichen Europa 1. Etappen auf dem Wege Das Wirken von zwei heiligen Missionaren, die mehr als ein Jahrhundert voneinander trennt, ist zunächst in die allgemeine historische Entwicklung einzuordnen. Das Jahr 1000, und genauer die Zeit des Übergangs vom ersten ins zweite Jahrtausend unserer Zeitrechnung, ist eine tiefe Zäsur in der Geschichte unserer Zivilisation. Nicht von ungefähr wollen viele Mittelalterforscher in diese Zeit das Ende des Früh- und den Beginn des Hochmittelalters datieren. Diese hier angesprochene Wende wurde von einer Reihe zusammenhängender Faktoren geprägt. Zum ersten Mal seit längerer Zeit herrschte im Kern des europäischen Kontinents Frieden, in kaum spürbarer Weise von außen her beeinträchtigt. Vorbei waren die quälenden Angriffe moslemischer Sarazenen von Süden, heidnischer Wikinger (Normannen) von Norden, heidnischer Magyaren, jener Nachfolger von Hunnen und Awaren in der „kleinen europäischen Steppe“, von Osten. Die Bewohner Europas konnten endlich aufatmen. Das 10. Jahrhundert, „das Zeitalter von Blut und Eisen“, konnte lediglich für sehr scharfsinnige Beobachter den großen künftigen Aufstieg der christlichen Zivilisation Westeuropas ankündigen. Doch unter der Oberfläche des Partikularismus und des Kampfes eines jeden mit jedem reiften bereits Ansätze zu Veränderungen1, die im 11. Jahrhundert im Bereich sozialer Grundstrukturen der Wirtschaft sowie des Glaubens zum Ausbruch gelangten und im 12. Jahrhundert in Form eines beispiellosen Aufschwungs des Geistes Früchte trugen – in der Wissenschaft traditionsgemäß die Renaissance des 12. Jahrhunderts genannt. Das lateinische Europa, bislang an der Peripherie der zivilisierten Welt, barbarisiert, agrarisiert, ein „großes“ Dorf mit seiner fast autarken Wirtschaft und einem unterentwickelten Handel, die jüngere, „hässlichere“ und komplexbeladene Schwester der sich in großem Maße antEinleitung
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Lopez, Robert Sabbatino: Still another Renaissance? American Historical Review 57 (1951) S. 1– 21.
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Einleitung
agonistisch gegenüberstehenden Zwillingszivilisationen, der oströmischen (orthodoxen, „byzantinischen“) und der des Islam, Miterben der antiken Mittelmeerzivilisation, dieses lateinische Europa wurde zunehmend sicherer und begann langsam seine Schwestern einzuholen und schließlich zu überholen, um langfristig eine globale Vormachtstellung einzunehmen. Von anderem Standpunkt betrachtet: Um 1000 wurde Europa tatsächlich zu Europa, das heißt in dieser Zeit begann Europa – ein Kulturbegriff, der nach dem Untergang der antiken Zivilisation Wandlungen durchmachte – sich mit dem geographischen Begriff zu überlappen. Von den äußersten nördlichen und östlichen Peripherien einmal abgesehen, wurde ganz Europa um 1000, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität, in den Bereich der christlichen Zivilisation einbezogen. Gleichzeitig – beide Prozesse waren miteinander aufs Engste verbunden – endete die Zeit der „Stämme ohne Geschichte“. Der Kontinent wurde nach den bewährten Mustern unter Beibehaltung lokaler Unterschiede in einem System staatlicher Strukturen organisiert, deren Netz, würden wir es mit der heutigen Karte vergleichen, verblüffende Analogien aufwiese. Das zeugt wiederum von der Stabilität der damals entwickelten politischen Strukturen. Der Prozess der Christianisierung Europas, einer der bedeutsamsten Entwicklungen des ersten Jahrtausends, ging zu Ende. In seinem hartnäckigen Kampf gegen das imperiale Rom und das antike Heidentum, gegen etliche Konkurrenten beim Seelenfang, vor allem verschiedene östliche Kulte, sowie gegen die ketzerischen Strömungen in den eigenen Reihen, erfasste das Christentum in mehreren Phasen fast ganz Europa. Die erste Expansionsphase waren die apostolischen und postapostolischen Anfänge. Die zweite fiel in das 4. bis 6. Jahrhundert n. Chr., nachdem Schikanen und Verfolgungen durch das Römische Reich aufgehört hatten. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen (im Osten Armenien, Äthiopien, im Westen Irland) vollzog sich die Christianisierung bis zur Wende zum 7. Jahrhundert ausschließlich auf den Gebieten des im Westen faktisch nicht mehr existenten Römischen Kaiserreichs. Unter dem Pontifikat von Papst Gregor I. dem Großen (590 – 604) und unter seiner entscheidenden Beteiligung begann die dritte Etappe der Expansion des Christentums, und diesmal griff sie über den Limes hinaus. Sie dauerte das ganze 7. und 8. Jahrhundert und wurde von irischen und angelsächsischen Kirchen auf den Britischen Inseln und vom Frankenreich getragen. Die Christianisierung Britanniens und Germaniens war ihre Folge. Gegen Ende des 8. Jahrhunderts erreichte die Christianisierung auch die slawischen Völker, zuallererst die Südslawen. Die vierte Phase erfolgte im 10. Jahrhundert, und ihr Resultat war die Christianisierung fast aller slawischen Gebiete sowie Skandinaviens und Ungarns. Nur heidnische Völker des Baltikums leisteten um das Jahr 1000 Widerstand. Dazu gehörten Westfinnen, Balten und Slawen. Der Widerstand begann erst am Anfang des
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12. Jahrhunderts zu bröckeln. Die vorliegende Edition betrifft diesen Zeitraum. Um 1300 waren lediglich Litauen und Samogitien noch heidnisch. Die Christianisierung Litauens erfolgte gegen Ende des 14. Jahrhunderts, die Samogitiens am Anfang des 15. Jahrhunderts. Nur die unter dem christlichen Andrang schrumpfenden moslemischen Besitztümer in Spanien sowie die jüdische Diaspora trennten Europa von der konfessionellen Einheit, sieht man von der unglücklichen und sich vertiefenden inneren Spaltung in die West- und Ostkirche ab. Eine neue und ernste Gefahr für die christliche Welt kam mit den osmanischen Türken auf, die im 14. Jahrhundert den ganzen Balkan eroberten und in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts dem Ostkaiserreich ein Ende setzten. Im Mittelmeerraum, also in den Gebieten, die direkt zum römischen Erbe gehörten, war das Christentum auf ähnliche Religionen und Glaubenssysteme gestoßen. Es herrschte die allgemeine Überzeugung, dass es eine Welt gibt, die von ein und denselben göttlichen Mächten gelenkt wird. Diese wiederum haben einen universellen Wirkungsbereich. Die Mysterienkulte, ein ernster Rivale des frühen Christentums, stellten das Individuum in den Mittelpunkt, so wie das Christentum selbst. Sie legten Nachdruck auf individuelle innere Frömmigkeit und durchbrachen ethnische Grenzen. Die Anhänger alter Philosophie betrachteten alle religiösen Neuigkeiten skeptisch und konnten die Prinzipien des Universalismus und Individualismus in Einklang bringen. Die immer noch in der antiken Welt existierenden Polytheismen wurden von den Ideen eines universellen Staates beeinflusst, und ihre Götter unterlagen der interpretatio Romana, indem sie in das Begriffssystem und sogar in das Pantheon der Römer aufgenommen wurden. Völlig anders lag der Fall in den Gebieten, die nicht zum römischen Erbe gehörten: in Mittel-, Nord- und Osteuropa. Den Völkern, die diese Gebiete bewohnten, war es fremd, in allgemeinen Kategorien zu denken. Der Polytheismus war für sie etwas Selbstverständliches. Jesus Christus war in ihren Augen der Gott der Missionare und deren Völker. Die ethnischen, politischen und religiösen Ordnungen waren aufs Engste zusammengeschweißt. Ihre Grenzen waren nach außen hin sehr deutlich, im Innern galt die Kultpflicht. Ihre Verletzung konnte Gefahr für das Gedeihen oder sogar für die Existenz der eigenen Gemeinschaft bedeuten. Bevor die Missionare irgendjemanden vom Christentum überzeugen konnten, mussten sie einen Beweis dafür erbringen, dass ihr Gott auch auf dem besagten Gebiet wirken sowie Gedeihen sichern und Schutz vor den beleidigten lokalen Göttern gewähren kann. Hieraus und nicht nur aus dem Eifer der Missionare erklärt sich, warum man die heidnischen Kultstätten und die Götzen vernichtete. Nicht so sehr das Wort als vielmehr die Tat rückte in den Vordergrund (Tatmission). Wie man sich denken kann, war das größte innere Hindernis, mit dem die Missionare zu kämpfen hatten, die In-
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Einleitung
kompatibilität beider Glaubenssysteme. Während sich das Heidentum an der Gemeinschaft und ihrem Gedeihen im Diesseits orientierte, war das erste Ziel des Christentums eschatologisch: den Einzelnen zur Erlösung zu führen. Wir können uns hier weder in die theologischen und anthropologischen Aspekte der christlichen Mission noch in ihre geschichtlich-sozialen Voraussetzungen2 vertiefen, daher erwähnen wir lediglich zwei Umstände. Der eine Umstand ist die Rolle des Zwangs in der Christianisierung. Obwohl man theoretisch Freiwilligkeit als unerlässliche Voraussetzung für eine Konversion betrachtete, wich man in der Praxis von diesem Prinzip des Öfteren ab. Anerkennung gewann die Unterscheidung zwischen einer „negativen Mission“, die auf der Ausrottung des Heidentums beruhte – hier war der Zwang, sei es auch ein indirekter, vertretbar –, und der „positiven Mission“, das heißt der Annahme des „richtigen“ Glaubens. Das Mittelalter kennt jedoch Fälle rücksichtslosen Zwangs bis hin zur Bedrohung des Lebens, wenn man Widerstand leistete, so im Falle Karls des Großen und der Sachsen, in Norwegen oder später unter den baltischen Völkern, die von Kreuzritterorden erobert und bekehrt wurden. Ferner muss man bei der Christianisierung slawischer und baltischer Völker (aber nicht nur hier) zweierlei unterscheiden: den Vollzug dieses Prozesses durch führende lokale politische Faktoren und den Vollzug der Christianisierung unter Einfluss und Zwang Fremder. Vom Standpunkt der Bevölkerung muss der Unterschied nicht wesentlich gewesen sein. Der Faktor Zwang trat in beiden Fällen auf. Doch eine nicht von außen her erzwungene Konversion begünstigte im Allgemeinen eine schnellere Aussöhnung mit der neuen Ordnung und, was vom politischen Standpunkt besonders wichtig war, die Aufrechterhaltung der politischen Souveränität und der Selbstständigkeit des Volkes. Die Gemeinschaften mussten zur Annahme des Christentums erst heranreifen. Es fällt nicht leicht, eine erfolgreiche Christianisierung in den Gemeinschaften, die in einer Sippen- und Stammesstruktur lebten, nachzuweisen. Sie zeigten sich besonders immun gegen christliche Einflüsse. Die Missionierung folgte der politischen Organisation der Gemeinschaft in frühstaatliche Strukturen hinein. Erst dann kamen soziale Kräfte zum Vorschein, die an der Konversion interessiert und im Stande waren, sie wirksam zu unterstützen. Christianisierung und Entwicklung 2 Es sei lediglich auf folgende Arbeiten verwiesen: Kahl, Hans-Dietrich: Die ersten Jahrhunderte des missionsgeschichtlichen Mittelalters. Bausteine für eine Phänomenologie bis ca. 1050. In: Kirchengeschichte als Missionsgeschichte 2: Die Kirche des frühen Mittelalters T.1, hg. v. K. Schäferdiek, München 1978, S. 11–76; von Padberg, Lutz E.: Mission und Christianisierung. Formen und Folgen bei Angelsachsen und Franken im 7. und 8. Jahrhundert, Stuttgart 1995; ders.: Die Christianisierung Europas, Stuttgart 1998.
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frühmittelalterlicher Staatswesen erfolgten parallel und setzten einander voraus.
2. Die deutsche Kirche und die Ostmission Vieles trug dazu bei, dass die Rolle der Kirche im östlichen Teil des Karolingischen Imperiums, der seit 843 sein eigenes unabhängiges politisches Leben führte, hinsichtlich der Förderung des christlichen Glaubens im Norden und Osten, unter den nahen skandinavischen und westslawischen Völkern, ziemlich lange recht bescheiden war. In gewissem Maße erklärt sich das aus dem relativ jungen Alter des neuen Glaubens und der Kirche, besonders im sächsischen Teil des Königreichs, der an die genannten Völker grenzte, sowie aus den Bedürfnissen der „inneren Mission“ und der normannischen und slawischen, auch ungarischen Bedrohung im 9. und teilweise im 10. Jahrhundert. Ansgar, „der Apostel des Nordens“3, bekam geringe Hilfe von den deutschen Bischöfen. Im Fall Konstantins/Kyrills und Methods arteten anfängliche Verdienste der bayerischen Kirche um die Verbreitung des Christentums unter den mährischen Slawen und Donauslawen ins Negative aus: krampfhaftes Festhalten am eigenen Standpunkt sowie Verfolgungen der Heiligen Kyrill und Method und deren Anhänger. Der Missionsgeist war im Schwinden. Die deutschen Herrscher, die sich seit der Kaiserkrönung Ottos I. im Jahre 962 neben dem Papst für das Haupt der christlichen Gesellschaft hielten und als solches auch von den anderen angesehen wurden, versuchten dem abzuhelfen. Als Jesu Christi irdische Vertreter fühlten sie sich nicht nur zur Oberhoheit über die ganze christliche Welt berechtigt, sondern auch zur ständigen Verbreitung des Christentums verpflichtet. Doch sogar sie mussten den Widerstand alter stabiler Bistümer brechen, die eifersüchtig ihre Rechte hüteten und denen manche Pläne des Kaisers eine Einschränkung ihrer Rechte bedeuten konnten. In der Annahme, dass die Mission im Osten für die Erzbistümer am Rhein (Mainz, Trier und Köln) eine zweitrangige Rolle spiele, plante Otto I. beinahe vom ersten Tag seiner Herrschaft an, eine neue Kirchenprovinz im Osten, in Magdeburg an der Elbe zu errichten. Ihr sollten die bereits existierenden Bistümer (Brandenburg und Havelberg) sowie die in den eroberten elbslawischen Gebieten geplanten Bistümer unterstellt werden. Ohne Zustimmung des Bischofs von Halberstadt und des Metropoliten in Mainz, denen die Gebiete für die geplante Erzdiözese unterstellt waren, war das jedoch unmöglich. Es zeugt von der großen 3
Das Leben Ansgars. In: Quellen des 9. und 11. Jahrhunderts zur Geschichte der hamburgischen Kirche und des Reiches (FSGA 11), Darmstadt 1978.
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Macht der Bischöfe, dass sogar ein so mächtiger Herrscher wie Otto I. auf die Verwirklichung seiner Pläne viele Jahre warten musste. Die Kirchenprovinz und das Erzbistum Magdeburg errichtete man erst 968. Die deutsche Kirche des 10. Jahrhunderts wurde jedoch nicht nur durch stolze Bischöfe und hochmütige Äbte, Krieger und Diplomaten, Architekten und Kulturmäzene verkörpert, es gab auch eine unscheinbare Strömung, die von tiefer religiöser Ergriffenheit und Abkehr vom Diesseits zeugt, eine Strömung der Askese und Selbstlosigkeit, also eines wahren Missionsgeistes. Einflüsse der Eremiten-Bewegung erreichten zu Zeiten Ottos I. und Ottos II. die Gebiete nördlich der Alpen. Diese Bewegung hatte ihren Ursprung in den griechischen Klöstern ganz im Süden Italiens, besonders in Kalabrien, die mit den Namen Gregor von Cerchiara, Nilus und Romuald von Camaldoli verknüpft sind. In Rom waren die Einflüsse des griechischen Mönchtums recht stark, und das Kloster St. Bonifatius und Alexius auf dem Aventin war eine Art Verbindungsstelle zwischen dem lateinischen Westen und dem griechischen Osten. Es war kein Zufall, dass die Brüder Adalbert/Wojciech und Gaudentius/Radzim sowie Brun von Querfurt längere Zeit in eben diesem Kloster lebten. Neben Gunter, dem Eremiten, der seit 1008 viele Jahre im Bayerischen Wald an der Grenze zu Böhmen tätig war, setzten sie das Ideal des Lebens im Dienst für die Kirche und den Nächsten vollkommen in die Praxis um, indem sie jegliche Würden und Ehren ablehnten.
3. Missionierung und politische Konsolidierung der Westslawen Das Anliegen dieser Publikation zeigt sich bereits in ihrem Titel. Es geht um die Stellung zweier heiliger Missionare im Kontext damaliger deutschslawischer Beziehungen. Böhmen, unter der Herrschaft der ersten beiden Kaiser der sächsischen Dynastie zwar in das deutsche politische System einbezogen, erfreute sich doch unter den Premysliden fast völliger innerer Unabhängigkeit. Es gehörte kirchlich gesehen zur Mainzer Kirchenprovinz und zur Diözese Regensburg (Mähren gehörte zur Diözese Passau), bis es circa 973 mit Prag und Olmütz unabhängige Diözesen erhielt, die der Mainzer Kirchenprovinz unterstellt waren. Auf seine eigene Kirchenprovinz sollte Böhmen bis zum 14. Jahrhundert warten müssen. Anders verhielt es sich mit dem kirchlichen und politischen Schicksal der Polanen und Ungarn. Es sei erwähnt, dass sich in den 60er Jahren des 10. Jahrhunderts eine politische Organisation der Polanen herauszukristallisieren begann, die vom später so genannten Geschlecht der Piasten regiert wurden und deren Zentren sich in Gniezno/Gnesen, Poznan/Posen und Kalisz/Kalisch befanden. Der erste historisch fassbare Herrscher, Mieszko
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(† 992), erweiterte seinen Machtbereich wesentlich um Mittelpolen, Masowien, Pommern sowie gegen Ende seiner Herrschaft auch um Südpolen: Kleinpolen mit Krakau und Schlesien, etwas früher wohl das Gebiet um Sandomir. Durch eine politische Allianz mit Böhmen, die 965 mit der Heirat der böhmischen Prinzessin Dobrava (polnisch: Dbbrówka) besiegelt wurde, löste er das für ihn gefährliche Bündnis zwischen Elbslawen (Wilzen/Lutizen) und Böhmen auf und schuf Bedingungen zur Taufe (966) und Christianisierung seines Herrschaftsgebietes. Bereits im Jahre 968 kam der Bischof Jordan nach Polen. Möglicherweise residierte er in Posen, das aller Wahrscheinlichkeit nach gegen alle späteren Ansprüche Magdeburgs direkt dem Apostolischen Stuhl unterstellt war. Ihm sowie seinem Nachfolger Unger wurde die Hauptrolle bei der Christianisierung Polens zuteil. Wir kennen aber keine Details. Der Sohn und Nachfolger Mieszkos I., Boleslaw I. Chrobry (der Tapfere, 992 –1025), krönte den Prozess der politischen Konsolidierung Polens und gelangte dank seiner Eroberungen, die jedoch nicht von Bestand waren, weit über die Grenzen Polens hinaus. Auf sein Drängen hin begab sich Adalbert/ Wojciech ins Prußenland zu einer Missionsfahrt, die am 23.04 997 mit seinem Märtyrertod endete. Der Polenherzog wusste dieses Ereignis politisch und ideologisch genial auszunutzen, indem er in der Hauptstadt Gnesen um die Reliquien des Heiligen ein sakrales Zentrum errichtete und dort im März 1000 den jungen Kaiser Otto III. empfing. Dieser plante eine Renovatio imperii Romanorum, und Polen sowie Ungarn sollten dabei eine gewichtige Rolle als östliche Pfeiler des Kaiserreichs und des lateinischen Christentums spielen. Die Krönung der Politik Boleslaws Chrobry war es, die faktische Souveränität innerhalb des Kaiserreichs zu erlangen, sowie eine unabhängige Kirchenprovinz Gnesen zu errichten. Die Bistümer Kraków/Krakau, Wroclaw/Breslau und Kolobrzeg/Kolberg wurden ihr unterstellt, dann eine Zeit lang auch das Bistum Posen. Ähnlich wurde fast gleichzeitig eine eigene Kirchenorganisation in Ungarn mit dem Erzbistum in Gran/Esztergom errichtet. Zwischen den Gebieten Polens, Böhmens, des Deutschen Königreichs und Dänemarks erstreckten sich zu damaliger Zeit die Territorien der Elbslawen. Während der südliche sorbisch-lausitzische Teil seit der Eroberung in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts in enger politischer Verbindung mit den Sachsen stand, erkämpfte sich der mittlere und nördliche Teil, der im Verlauf des 10. Jahrhunderts von den Völkerbünden der Wilzen/Lutizen und der Abodriten dominiert wurde, in den letzten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts die Unabhängigkeit, beseitigte die Rudimente des Christentums, widersetzte sich den Versuchen einer politischen Konsolidierung und wurde für eineinhalb Jahrhunderte zum westlichen Teil der heidnischen Enklave im baltischen Raum. Die Elbslawen nutzten Zeiten der politischen Schwäche
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der Nachbarn und führten Angriffe durch, welche deren Territorien destabilisierten. So wurden die Elbslawen mehr und mehr zu einer anachronistischen Insel des Heidentums und der archaischen Sippenordnung. Allmählich wurden sie zum Gegenstand politischer und missionarischer Aktivität der Nachbarn, besonders des Kaiserreichs.
4. Integration der westslawischen Stämme Das 11. Jahrhundert war nicht gerade eine günstige Zeit für die Fortsetzung der Missionstätigkeit in der letzten slawisch-baltischen Enklave des Heidentums in Europa mit ihrer immer archaischer werdenden Stammesordnung. Das Kaiserreich, Polen und Dänemark, mithin diejenigen christlichen Nachbarn, die auf Grund ihrer geographischen Lage für die Aufnahme einer solchen Tätigkeit am geeignetsten schienen, machten zu jener Zeit vielerlei schwere Krisen durch oder waren, wie das Kaiserreich im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts, zu stark in anderen Regionen Europas engagiert. Das mittlere und nördliche Elbslawenland, wo der Lutizenbund seit der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts eine dominierende Rolle spielte, vermochte die damals erstrittene Unabhängigkeit zu bewahren und schüttelte alle vorher aufgezwungenen christlichen Elemente ab. Genauso war es im Falle Pommerns, das sich offenbar bereits kurz nach dem Jahr 1000 von der Vorherrschaft der Polanen befreit hatte. Elbslawen wie Pommern gaben sich mit dem Frieden gegenüber den Nachbarn nicht zufrieden, waren unberechenbar und destabilisierten mit ihren ständigen Angriffen das Leben der christlichen Nachbarvölker. Die Situation schlug in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts schnell zu ihren Ungunsten um. Die letzte Stunde des baltischen Heidentums hatte geschlagen. Verschiedene Faktoren spielten dabei eine Rolle: das Ende der ersten dramatischen Etappe des Streites des Kaisertums mit dem Papsttum um die Investitur, die Stabilisierung des Kaiserreichs unter der Herrschaft Lothars III. von Supplinburg (1125 –1137), die Thronbesteigung durch die Staufer, die Stärkung Polens unter der Herrschaft Boleslaws III. Krzywousty (Schiefmund, 1102 –1138) und wenig später die Vereinigung Dänemarks durch Waldemar I. Dazu kam noch der enorme zivilisatorische Aufstieg des lateinischen Europa im 11. und 12. Jahrhundert, der sich in der Bevölkerungszunahme und der Stadt- und Landkolonisation ungeheuren Ausmaßes äußerte. Wichtig für diesen Prozess waren auch die steigende Autorität und die wachsende reale Bedeutung des Papsttums und der Kirche im Allgemeinen, beides Ergebnisse eingeführter Reformen und des ersten erfolgreichen Kreuzzugs. Die vollständige Zerstörung der heidnischen Enklave zog sich sehr lange hin. Es sei nur daran erinnert, dass Litauen und Samogitien erst
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gegen Ende des 14. Jahrhunderts und Anfang des 15. Jahrhunderts christianisiert wurden. Am frühesten wurden die slawischen Pommern einbezogen. Die Pommern waren von den Polen durch weite Waldgebiete an Netze und Warthe, von den Deutschen durch den „lebenden Wall“ der Lutizen getrennt. Sie entwickelten eine starke Seewirtschaft an der Ostsee und eigene politische Strukturen, die sich auf viele reiche Städte stützten (Belgard, Kolberg, Stettin, Wolgast, Wollin). In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts führten Pommern erfolgreiche Kriege gegen Polen, indem sie ständig nach Großpolen und Masowien vordrangen. Dies waren nicht immer Verteidigungskriege. Erst nachdem Boleslaw III. Schiefmund 1107 die Alleinherrschaft erlangt hatte, begann er eine systematische Eroberung Pommerns; zuerst, bis circa 1119, war Ostpommern, dann Westpommern sein Ziel. Während man von der Eroberung Ostpommerns kaum etwas weiß, ist der Prozess der Eroberung Westpommerns recht gut bekannt, vor allem dank dreier Viten des Apostels der Pommern, des heiligen Otto von Bamberg.
II. Wojciech/Adalbert von Prag 1. Leben und Persönlichkeit Über das Leben des Missionars Adalbert wird in seinen Heiligenviten nur reflektierend berichtet. Darum ist eine Zusammenfassung der Daten nützlich. Adalbert wurde um 956 als Sohn Slavniks geboren, der eine fürstliche beziehungsweise fürstenähnliche Position im nordöstlichen Teil des Böhmischen Tals mit der Hauptstadt Libice/Libitz innehatte. Mütterlicherseits war er wahrscheinlich mit den sächsischen Ludolfingern verschwägert. Den Namen Adalbert bekam er bei der Firmung in Magdeburg vom dortigen Erzbischof desselben Namens. In Magdeburg lernte er 10 Jahre lang unter der Leitung Meister Othriks. Nach der Heimkehr erlangte er einen Posten an der Seite des Prager Bischofs Thietmar/Deotmar und wurde nach dessen Tod (982) sein Nachfolger. Im folgenden Jahr empfing er die Investitur von Otto II. und die Bischofsweihe von Willigis, dem Mainzer Metropoliten. Über die Prager Bischofszeit Adalberts haben wir nur wenige Informationen. Der spätere Chronist, Kosmas von Prag, behauptet, dass das Bistum in Mähren (Olmütz) zu jener Zeit in die Prager Diözese eingegliedert wurde. Somit müssten auch Kleinpolen und Schlesien bis zur polanischen Eroberung um 990 zum Prager Bistum gehört haben. Hohe und irreale Anforderungen an Glauben und Moral, die Adalbert seinen Diözesanen aufzuzwingen suchte, sowie politischer Widerstreit zwischen den Prager Premysliden und der Sippe Slavniks aus Libice lösten einen Konflikt aus und führten dazu, dass Adalbert die Diözese aufgab (vermutlich 988).
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Er begab sich nach Rom und trat mit Erlaubnis des Papstes in die griechisch-lateinische Mönchsgemeinschaft auf dem Aventin ein. Auf Verlangen seines Metropoliten Willigis und Bitte der Prager kehrte Adalbert 992 zurück. Die Ursachen des Konflikts wurden aber nicht beseitigt, und vermutlich 994/995 verließ er seine Diözese wieder. Zuerst ging er nach Aachen, wo er mit Otto III. Freundschaft schloss, dann begab er sich erneut nach Rom, wo er wieder ins Kloster St. Bonifatius und Alexius eintrat und oft mit dem Kaiser zusammentraf. Willigis bedrängte den Papst weiterhin, Adalbert müsse nach Prag zurückkommen. Das war nach dem Blutbad von Libice 995, wo Boleslav II. die Sippe Slavniks beseitigt hatte, völlig unmöglich; so entschloss sich Adalbert zur Mission unter den Heiden. Noch bevor er aus Prag eine eindeutige Absage bekam, war er im Sommer 996 nach Frankreich, Deutschland und anschließend nach Ungarn gereist, wo er einige Monate am Hofe Stephans I. des Großen verbrachte. Danach ging er nach Polen an den Hof des Boleslaw Chrobry (vermutlich in Gnesen). Anfänglich plante er, Mission unter den Elbslawen zu betreiben, wahrscheinlich bei den Lutizen, doch politische Umstände und gewiss auch das Zureden des polnischen Herzogs verursachten die Abkehr von den ursprünglichen Plänen. So ging er über Danzig/Gdansk zu den baltischen Prußen. Die in evangelischem Geiste angetretene Mission, die auf Gewalt und politische Unterstützung des Polanenherzogs verzichtete, obwohl Boleslaw solche Unterstützung angeboten hatte, brachte kaum unmittelbare Resultate und endete am 23. 04. 997 mit dem Märtyrertod an einem nicht näher bestimmten beziehungsweise in der Forschung umstrittenen Ort in Pomesanien oder Samland. Boleslaw Chrobry brachte die Reliquien des Märtyrers nach Gnesen. Den hauptsächlichen Anstoß zur „posthumen Geschichte“ Adalberts/Wojciechs, also zur Geschichte seiner Verehrung, gaben Otto III. und seine Umgebung. Adalbert/Wojciech wird als Schutzheiliger Polens, Böhmens und Ungarns angesehen. Als sich das Jahr seines Todes und des „Aktes von Gnesen“ zum 1000. Mal jährte, versuchte man, seine Person zu einem der Symbole der Einheit Europas zu machen.
2. Die schriftliche Überlieferung über den Heiligen Die Persönlichkeit Adalberts/Wojciechs musste auf Grund seines Märtyrertodes, verschiedener Lebensverwicklungen sowie seiner fürstlichen Herkunft, Würden und nahen Beziehungen zu den Hauptakteuren auf der damaligen politischen Bühne (darunter Kaiser Otto III., Kaiserin Theophanu, der Polanenherzog Boleslaw Chrobry, Stephan I. der Große von Ungarn, Boleslav II. von Böhmen, Erzbischof Willigis, die Päpste Johann XVI., Gregor V. und zweifelsohne auch Silvester II./Gerbert von Aurillac) eine deutli-
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che Spur in den historischen Quellen hinterlassen. Man darf jedoch feststellen, dass unser Wissen über den Heiligen mehr denn bruchstückhaft wäre, gäbe es nicht zwei hagiographische Werke, die den Gegenstand des ersten Teils der vorliegenden Edition bilden. Es sind die Vita Adalberti (I, prior, antiquior) sowie Brun, Passio Adalberti (Vita II, posterior, alterior). Die Autorschaft der ersten Vita mit dem Incipit: Est locus in partibus Germaniae ist umstritten. Autor der Passio (Nascitur purpureus flos) war der hl. Brun von Querfurt, ein Mönch aus dem Kloster auf dem Aventin, der später, vermutlich im polnisch-russisch-prußischen Grenzgebiet, ebenfalls den Märtyrertod starb. Das Heiligenleben Est locus wurde wahrscheinlich kurz nach dem Tod Adalberts, vermutlich circa 998 – 999, verfasst. Laut der These von Georg Heinrich Pertz, dem verdienten Herausgeber der Scriptores-Serie der Monumenta Germaniae Historica, der die Vita I und die Vita II im 4. Band dieser Reihe (1841) veröffentlichte, soll das älteste Heiligenleben in Rom, in der Umgebung des aventinischen Konvents St. Bonifatius und Alexius, entstanden sein und höchstwahrscheinlich aus der Feder des späteren Abtes Johannes Canaparius stammen. Diese These fand in der Forschung beinahe allgemeine Anerkennung, obgleich sie sich nur auf indirekte und nicht sehr sichere Voraussetzungen gründet. Letztens jedoch wurde sie von Johannes Fried in Frage gestellt (siehe Lit. Verz.). Neben seinen eigenen Nachforschungen stützt er sich auf die „Entdeckung“ einer bislang kaum bekannten und in den Texteditionen nicht verwendeten Überlieferung, die in einer Handschrift in Aachen, Domarchiv G.9 (ca. 1200), erhalten geblieben ist (siehe Jürgen Hoffmann [Lit. Verz.] und die von ihm mit Hilfe dieser Handschrift erstellte Edition der Vita). Laut Fried unterstützt diese Überlieferung, neben anderen Argumenten wie Textzeugnissen und einer Analyse der Handschriftentradition, seine Theorie über das älteste Zentrum der Verehrung des hl. Adalbert, eben Lüttich-Aachen. Vermeintlicher Autor der Vita wäre nach Fried Bischof Notker von Lüttich, bekanntlich ein naher Mitarbeiter und ideologischer Verbündeter Ottos III. und nicht zuletzt ein Förderer des Kultes des Apostels der Prußen. Bevor die erwartete wissenschaftliche Auseinandersetzung, die Frieds Thesen verdienen, entbrennt, beschränken wir uns darauf, die Popularität der Vita Adalberti im Mittelalter festzustellen. Davon zeugen die Handschriftentradition und die Verwendung bei anderen Autoren sowie zu liturgischen Zwecken. Während Pertz lediglich 15 Handschriften der Vita kannte, hat die letzte Herausgeberin, Jadwiga Karwasinska, 37 herangezogen, darunter 29 mit vollständigem Text. Die Liste ist wohl nicht vollständig, davon zeugt die Aachener Handschrift. In der Forschung ist man sich darin so weit einig, dass die Vita Adalberti in drei voneinander abhängigen Redaktionen erhalten geblieben ist, die sich nicht nur im Umfang, sondern auch in
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gewissen nicht unbedeutenden gedanklichen und inhaltlichen Punkten unterscheiden. Keine von ihnen ist, so war Karwasinskas Meinung, gleichzusetzen mit einer vermuteten ursprünglichen Fassung (der „Kanonisierungsfassung“), die sie als verloren bezeichnet. Die Redactio A, in der Forschung auch „ottonische“ oder Kaiser-Redaktion genannt, ist am umfangreichsten. Für ihren Inspirator kann man Kaiser Otto III. persönlich halten. Davon zeugen die den Kaiser und sein Geschlecht rühmenden Abschnitte des Textes sowie die Betonung der Freundschaft zwischen dem Kaiser und Adalbert. In dieser „ottonischen“ Redaktion gibt es viel mehr Elemente moralisch-asketischer Natur als in den übrigen Redaktionen. „Sie sollte ein erbauliches Bild Adalberts in den verschiedenen Perioden seines Lebens und in seinem Heldentum angesichts des Todes bieten. Heikle oder politisch wichtige Sachverhalte, die ihn wegen seiner Herkunft und der ständig unterbrochenen Bischofstätigkeit betrafen, mussten nuanciert, gemildert und stilisiert werden, um in eine entsprechende literarische Form gebracht zu werden. […] Hinter der Redactio A [= Vita Adalberti] verbirgt sich ein philosophisch und kanonisch gebildeter Autor, der die Kunst des Schreibens vollkommen beherrscht.“ (H. Chlopocka, siehe Lit. Verz., S. 66). Diese Redaktion wird hier also geboten. Die zweite, vor allem in ihrem Mittelteil kürzere, in diesem Band nicht edierte Redactio B ist wohl bereits nach dem Tode Ottos III. (23. 01. 1002) entstanden und war das Werk des Klosters auf dem Aventin. Sie ist nicht sehr sorgfältig konstruiert, vielleicht auch unvollendet. „Charakteristisch für sie ist, dass man die Inhalte bezüglich Ottos III. zensiert hat: Beschreibungen herzlicher Kontakte zwischen dem Kaiser und Adalbert wurden gekürzt. Der Kaiser wurde mit Respekt, doch erst nach dem Papst erwähnt.“ (Chlopocka, ebd.) In die aventinische Redaktion wurden jedoch einige in der „ottonischen“ Vita nicht vorhandene konkrete Informationen über den Heiligen eingeführt oder umgeformt.4 „In dieser Redaktion herrscht eine andere Atmosphäre, ein echter Klostergeist. […] Die Beschreibung seines inneren Erlebens ist mit der Interpretation der Regel des hl. Benedikt verbunden. Adalberts Leben im Kloster wird als ein asketisches, vom himmlischen Gedanken beseeltes Leben beschrieben“ (Chlopocka, ebd.). Die Redactio C ist am kürzesten und am jüngsten und wird die Redaktion von Monte Cassino genannt, weil sie wohl im dortigen Benediktinerkloster entstanden ist. Sie ist der Redactio B ähnlich und versucht nicht, die Verdienste 4
Vgl. cap. 15 S. 44: Utrum me hominem vel asinum putatis – Haltet ihr mich für einen Menschen oder für einen Esel?; Redactio B: Cognoscat sanctitas vestra hoc penitus a mea remotum voluntate – Eure Heiligkeit möge wissen, dass dies meinem Willen gänzlich zuwider ist; Redactio C: Hoc, frater, quod insinuas, facere minime possum – Bruder, was du mir anrätst, kann ich in keiner Weise tun.
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des aventinischen Klosters zu schmälern, und ist stilistisch sorgfältiger als die Redactio B. In einer Handschrift wird ihre Autorschaft dem Papst Silvester II. zugeschrieben, was natürlich irrig ist. Wir sehen hier ab von einer Aufzählung der zahlreichen Handschriften der Vita Adalberti. Die größte Gruppe bildet die Überlieferung der Redaktion A, am häufigsten nördlich der Alpen erhalten (Belgien, Niederlande, Österreich, Böhmen und Polen). Die Handschriften der Redaktion B kommen in vielen Exemplaren in Nord- und Mittelitalien vor, eine Handschrift ist in Österreich überliefert. Die Redaktion C gibt es nur in Süditalien. Das Leben des hl. Adalbert wurde erstmals Anfang des 17. Jahrhunderts gedruckt (H. Canisius, Ingolstadt 1604). Im 17. und 18. Jahrhundert gab es noch weitere Ausgaben. Eine an den damaligen Forschungsstandards gemessen wissenschaftliche Edition veröffentlichte G. H. Pertz 1841 in MGH SS IV. Danach erschienen weitere: von A. Batowski 1864, J. Eimler 1873, A. Kolberg 1879 –1881, J. Jexek 1898. Als maßgebend gilt die Ausgabe von Jadwiga Karwasinska aus dem Jahre 1962 und nun die von Jürgen Hoffmann (2005). Wenige Jahre nach dem Entstehen der Vita Adalberti, vermutlich 1004, wurde eine umfangreichere Fassung des Heiligenlebens verfasst, die in den meisten Handschriften überliefert ist und den Titel Passio sancti Adalberti episcopi et martyris trägt. In den späteren mittelalterlichen Zeugnissen wurde sie einstimmig Brun von Querfurt zugeschrieben, was auch in der heutigen Forschung einhellige Meinung ist. Nicht später als 1008 nahm der Autor selbst etliche Kürzungen, Ergänzungen und Änderungen vor. Die Folge davon war die so genannte kürzere Redaktion des Heiligenlebens, die hier ediert wird. Brun kannte Adalbert nicht persönlich, obwohl er sich, wie früher Adalbert/Wojciech, längere Zeit im Kloster auf dem Aventin aufgehalten und eine nahe Beziehung zu Kaiser Otto III. unterhalten hatte. Er stand unter starkem Einfluss der Persönlichkeit des Heiligen, was seinen überzeugendsten Ausdruck darin fand, dass er selbst nach Adalberts Vorbild das Schicksal eines Missionars unter den Balten wählte. Es endete auch für ihn mit dem Märtyrertod. Brun kannte und verwendete die Vita Adalberti in verschiedenen Redaktionen; doch er ging selbstständig vor, indem er propäpstliche und prokaiserliche Inhalte auswog und die Erzählung um die dort übergangenen Stoffe ergänzte. Es geht dabei um die Ermordung der Sippe Slavniks, Informationen über Anastasius, den Betreuer Wojciechs in der Kindheit, und seinen Aufenthalt in Ungarn, um die Bestattung des Heiligen in Gnesen, wobei die Verwechslung von Gnesen mit Danzig schwer zu erklären ist, um die alten polnisch-prußischen Kriege und die Anwesenheit eines Prußen unter den Verfolgern Adalberts, der in jenen Kriegen einen Bruder verloren hatte. Die wichtigsten Änderungen sind eine weitgehende Umdeutung der Persönlichkeit des Helden und die dem Titel gemäße Ak-
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zentverschiebung auf die Beschreibung des Martyriums. Diese Darstellung nimmt bei Brun ein Drittel des Ganzen ein. Während Adalbert in der Vita Adalberti zum Helden ohne Furcht und Tadel, geradezu zum Heiligen von Geburt an stilisiert wurde, stellt Brun in seiner Passio das Heranreifen zum Heiligsein dar, einen Prozess, der nicht ohne Schwankungen, Ängste und rein menschliche Gefühle vor sich ging. Dieses in unseren Augen viel realistischere und menschlichere Modell des Heiligseins war in jenen Zeiten nicht sehr verbreitet oder beliebt. Davon zeugt die Seltenheit, mit der es in der Hagiographie erwähnt wurde, und eine im Vergleich zur Vita bescheidenere Anzahl an Handschriften. Die längere Redaktion hat sich, soviel man weiß, in einer einzigen mittelalterlichen Überlieferung erhalten (Passional des Klosters Ochsenhausen in Württemberg aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, heute in Königswart/ Kynxvart in Tschechien) und in einem Druck von L. Surius aus dem 16. Jahrhundert, die kürzere Redaktion wiederum in zwei bayerischen Handschriften (aus Admont, Österreich und aus Aldersbach, heute in München – diese wird hier zugrunde gelegt) und vier späteren böhmischen (je zwei in Prag und Brünn). Diese Redaktion Bruns wurde zum ersten Mal vom G. Henschen in den Acta Sanctorum 1675 und später von G. Pertz in MGH SS IV (1841) und A. Kolberg (1904) herausgegeben. Die Herausgabe beider Redaktionen, die den Anforderungen der modernen Forschung gerecht werden, verdanken wir Jadwiga Karwasinska (1969). Wir brauchen hier die späteren Etappen der Hagiographie über Adalbert nicht näher zu betrachten. Bemerkenswert sind vor allem die Schriften: Passio s. Adalberti martyris wahrscheinlich vom Anfang des 11. Jahrhunderts (ed. M. Toeppen, Script. Rerum Prussicarum, Bd. I, 1861, 235 – 237; A. Bielowski, MPH I, 1864, 151–156; A. Kolberg 1879 – 81, 502 – 514), meistens Passion von Tegernsee (Oberbayern) genannt und wohl in Polen verfasst; – Versus de passione s. Adalberti inc.: Quatuor immensi iacet inter climata mundi (ed. A. Kolberg 1881), welche Schrift nach der 1954 von Mathilde Uhlirz wieder ins Leben gerufenen, von der entschiedenen Mehrheit der Forscher aber verworfenen Theorie die älteste Fassung der Passion vom hl. Adalbert gewesen sein soll, älter sogar als die Vita; – De sancto Adalberto episcopo, die so genannte Legende Tempore illo (Handschrift in der Dombibliothek in Krakau vom Ende des 13. Jahrhunderts; ed. W. Ketrzynski, MPH IV, 206 – 221; M. Perlbach, MGH SS XV, 1177–1184), die zwischen der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstand und eine polnische Umarbeitung der Legende Adalberts war und gleichzeitig ein Vorbild für den Schöpfer der Tür der Kathedrale in Gnesen (ca. 1180); – Miracula sancti Adalberti (ed. W. Ketrzynski, MPH IV, 226 – 238; teilediert: G. Pertz, MGH SS IV, 619 f.), ein Stück des noch nicht gedruckten hagiographischen Sammelbandes In partibus Germaniae bildet,
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der sich, nach den erhaltenen Überlieferungen zu urteilen, einer recht großen Beliebtheit erfreute. Einen Kult des hl. Adalbert gab und gibt es in Polen, Tschechien und Ungarn bis zum heutigen Tag. Zu verschiedenen Zeiten war seine Intensität anders und die Akzente wurden unterschiedlich gesetzt. Besonders in Polen hatte die Erinnerung an ihn verschiedene soziale und ideologische Funktionen. Die Anfänge seines Kults sind jedoch mit dem Kaiserreich verbunden. Wie W. Berschin feststellt: „Der zweite Reichsheilige der Ottonen [neben dem hl. Udalrich von Augsburg – J. S.] wird Bischof Adalbert von Prag“. Die folgende Zusammenfassung des Autors, die direkten Bezug auf die älteste Vita nimmt, kann man, wie ich meine, ruhig auf die Person des Heiligen beziehen, den man ein Jahrtausend nach seinem Märtyrertod zu einem der Patrone und zum „Brückenbauer“ des sich einigenden Europa zu stilisieren versucht hat: „Selten entsteht eine Biographie im Mittelalter unter so europäischen Auspizien wie die Passio (I) S. Adalberti. Der Held ist ein Tscheche, sein Lebensraum reicht von Prag bis Tours und von Montecassino bis zur Ostseeküste. Die Stadt seines Herzens ist Rom, sein Freund der junge Kaiser Otto III., sein Ratgeber Nilus von Rossano, das geistige Haupt der Italogriechen. Der römische Biograph lebt im Kloster St. Bonifatius und Alexius auf dem Aventin, einem Treffpunkt griechischer Basilianer und lateinischer Benediktiner-Mönche“ (Berschin, siehe Lit. Verz., S. 161 f.). Würde man noch Polen, Ungarn und Prußen hinzufügen, wäre die europäische Dimension der Gestalt Adalberts vollkommen.
III. Otto von Bamberg 1. Von Bamberg nach Pommern Ebenso wie die Viten Adalberts wurden die Darstellungen zu Otto nicht als literarische Erzeugnisse tradiert, sondern in Legendarien eingefügt. Das hat Spuren im Text hinterlassen. Wir haben aber keinen Grund, die Information des Autors der dritten Vita Ottos (i. e. Herbord) anzuzweifeln, dass der Polenherzog vergeblich versuchte, eigene polnische Bischöfe für die Evangelisierung Pommerns zu gewinnen. Ähnlich wie es früher in der deutschen Kirche der Fall war, hatte die polnische Kirche, besonders nach den vernichtenden Schlägen des 11. Jahrhunderts, viel zu große interne Aufgaben zu erfüllen, um die Missionstätigkeit außerhalb ihres Einflussbereiches aufzunehmen. Nach einer fehlgeschlagenen Pommern-Mission, die der Spanier Bernhard führte und über die ein anderer Biograph, Ebo, berichtet, fiel die Wahl des Polenherzogs auf Otto (geb. um 1065, gest. 1139), den Bamberger Bischof (seit 1102). Er war in Polen auf Grund seines zumindest ein paar
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Jahre dauernden Aufenthaltes wohl bekannt, war also mit den polnischen Verhältnissen vertraut und konnte gewiss auch Polnisch. Die Wahl stellte sich in jeder Hinsicht als richtig heraus. Charisma, religiöse Inbrunst und organisatorischer sowie diplomatischer Sachverstand gingen in Ottos Persönlichkeit eine seltene Verbindung ein. Boleslaw Schiefmund, der 1121 die Eroberung Westpommerns beendete und dort den ihm durch ein Treuegelöbnis unterworfenen Herzog Wartislaw I. an die Spitze gesetzt hatte, unterstützte Otto bei dessen zwei Missionsreisen (1124/25, 1128). Der Missionar benutzte jedoch Waffenunterstützung nur als Druckmittel gegen die Aufsässigen. Die zweite Mission, von Kaiser Lothar III. initiiert, erwies sich als erforderlich angesichts von Versuchen der Pommern, vom Christentum wieder abzufallen. Das kaiserliche Patronat war notwendig, weil die Mission die westlich der Oder gelegene Sphäre direkter politischer Ansprüche des Kaisertums tangierte. Otto führte die Missionsreisen erfolgreich durch und bereitete den Boden für die Aufnahme Pommerns in die reguläre kirchliche Organisation. Wir sehen hier ab von der Tätigkeit Ottos in Bamberg und im Kaiserreich, die in den Viten ausführlich dargestellt ist. Otto wurde 1189 kanonisiert. In seinem Bischofssitz sowie in Pommern (und somit im Bistum Berlin) erfreute er sich eines religiösen Kultes, der bis heute anhält, freilich in Pommern nach 1945 sekundär wieder eingeführt.
2. Drei Lebensbeschreibungen Es ist unnötig, hier Leben und Etappen der Pommern-Missionierung Ottos zu schildern, wie das bei dem hl. Adalbert der Fall war. Ein Literaturverzeichnis findet sich am Ende dieser Einleitung. Vor allem sollte man die wichtigsten Denkmäler beachten, die den Kern dieser Publikation ausmachen. Wir haben das älteste Zeugnis, die sog. Relatio de piis operibus Ottonis ep. Babenbergensis (ed. O. Holder-Egger, MGH SS XV, 2), nicht eigens berücksichtigt; sie ist ja nur rekonstruiert, der Inhalt aber bei den Biographen ausgiebig zitiert. Es gibt drei authentische Viten des hl. Otto, ein für das Mittelalter recht seltener Fall. Alle drei zeichnen sich durch faktographischen Reichtum aus, nicht nur in Bezug auf Hagiographisches. Dem Historiker wird damit eine einmalige Chance gegeben, den Prozess der Christianisierung eines bestimmten Volkes und das heidnische Objekt der Missionierung kennen zu lernen. Wie man allgemein glaubte, stammt die erste Vita aus der Feder des Mönchs Wolfger, doch der in dieser Problematik am besten bewanderte Jürgen Petersohn erinnert daran, dass es keine Beweise dafür, wohl aber gewichtige Einwände dagegen gibt. Diese Vita entstand wahrscheinlich in den
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Jahren 1140 –1146 in dem von Otto gegründeten Kloster Prüfening (bei Regensburg). In den 50er Jahren des 12. Jahrhunderts entstanden zwei weitere Viten, diesmal in Michelsberg bei Bamberg, wo die Reliquien des Heiligen ruhen: die in den Jahren 1151–1159 von Ebo geschriebene Vita und der 1159 in raffinierter Dialogform von Herbord verfasste Dialogus (die Editionen sind im Quellen- und Literaturverzeichnis aufgeführt). Die Viten des hl. Otto sind nicht nur eine hervorragende geschichtliche Quelle für die Person Ottos und die Pommern-Mission – was maßgeblich für die vorliegende Veröffentlichung ist –, sondern sind indirekt auch eine Quelle zur Geschichte ideeller und politischer Spannungen in dem erwähnten Michelsberger Kloster, wo die Tradition mit der Ordensreform zusammenstieß, und nicht zuletzt nehmen sie einen wichtigen Platz in der Geschichte der mittelalterlichen Biographie ein (W. Berschin). (Übersetzt von Natalia Karczewska)
EINRICHTUNG DER AUSGABE Im Kopf der Viten sind die wichtigsten Editionen und die Übersetzungen aufgeführt; der erstgenannten Ausgabe wird hier gefolgt, Abweichungen davon werden in den Fußnoten namhaft gemacht. Anders als die Interpunktion ist die zum Teil aus erheblich späterer Zeit stammende Orthographie der Handschriften und Editionen beibehalten, obgleich sie sicher – etwa bei ci statt ti und e statt e bei Herbord – nicht der Schreibweise des Autors entspricht. Bei der Satzeinteilung wurde den Handschriften und Editionen gefolgt. Aus praktischen Gründen sind die traditionellen Kapitelziffern beibehalten, jedoch die Absätze neu gegliedert und durch überlange Gedankenstriche (—) differenziert. Die Übersetzungen wurden sämtlich neu erstellt. Es mussten zum besseren Verständnis die colores rhetorici der Autoren, also die kunstvollen Perioden mit Ablativus absolutus, Participium coniunctum und Gerundivum, zugunsten parataktischer Abfolge geändert werden. Lediglich das Stilmittel des Praesens historicum konnte weitgehend beibehalten werden. In den Anmerkungen wird – weitgehend in Anlehnung an die bisherigen Editionen – nur Material zum unmittelbaren Verständnis der Stelle gegeben und auf Kommentare und Kritiken verzichtet. Die Fußnoten stehen jeweils beim ersten Vorkommen und können bei den Wiederholungen mit Hilfe des Registers oder der Kapitelverzeichnisse leicht aufgefunden werden. Auch wenn Luther und die so genannte Einheitsübersetzung eine andere Einteilung bieten, sind die kursiv gesetzten Bibelzitate und -reminiszenzen in den Anmerkungen nach der Vulgata nachgewiesen; sie sind am fehlenden Punkt beim Kürzel erkennbar.
ABKÜRZUNGEN CC SL CSEL DA FSGA GdtVz MGH SS
= = = = = =
MPH = MPH s. n. = PL = * = geboren
Corpus Christianorum, Series Latina, Turnhout Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum, Wien Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Darmstadt Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, Leipzig Monumenta Germaniae Historica, Scriptores, Hannover (u. a. O.) Monumenta Poloniae Historica, Warschau Monumenta Poloniae Historica, series nova, Warszawa Migne, Patrologia Latina, Paris O = verheiratet † = gestorben
QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS A. Quellen a. Adalbert von Prag S. Adalberti Pragensis episcopi et martyris Vita prior, Redactio ottoniana: ed. Jadwiga Karwasinska, MPH s. n. IV, 1. Warszawa 1962, S. 3 – 47, ed. Jürgen Hoffmann, Vita Adalberti – Früheste Textüberlieferungen der Lebensgeschichte Adalberts von Prag. Teil II. Essen 2005 (Europäische Schriften der Adalbert-Stiftung-Krefeld 2). S. 129 –159. (Zit.: Vita Adalberti) Quellen- und Literaturverzeichnis
S. Adalberti Pragensis episcopi et martyris Vita altera auctore Brunone Querfurtensi, Redactio brevior: ed. Jadwiga Karwasinska, MPH s. n. IV, 2. Warszawa 1969, S. 45 – 69. (Zit.: Passio Adalb.)
b. Otto von Bamberg Relatio de piis operibus Ottonis episcopi Babenbergensis: ed. O. Holder-Egger, MGH SS XV, 2. 1888, S. 1151–1166. (Zit.: Relatio) Vita Prieflingensis (Wolfger?): ed. S. L. Endlicher. In: Neue Pommersche Provinzialblätter 4 (1829) S. 312 – 363; Jahresbericht der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde 4 (1830) S. 122 –172, ed. Rudolf Köpke, MGH SS XII. 1856, S. 883 – 903, ed. August Bielowski, MPH II. 1872, S. 128 –144, ed. Adolf Hofmeister. In: Denkmäler der Pommerschen Geschichte 1, Greifswald 1924, ed. Jan Wikarjak/Kazimierz Liman, MPH s. n. VII, 1. Warszawa 1966, S. 3 –74, ed. Jürgen Petersohn, Die Prüfeninger Vita Bischof Ottos I. von Bamberg nach der Fassung des Großen Österreichischen Legendars. MGH SS rer. Germ. n. s. 14. Hannover 1999. (Zit.: Prüfening) Ebonis Vita: ed. Rudolf Köpke, MGH SS XII. 1856 (ND 1963), S. 822 – 883, ed. Philipp Jaffé, Monumenta Bambergensia (Bibliotheca rer. Germ. 5). Berlin 1869, S. 588 – 692, ed. August Bielowski, MPH II. 1872, S. 32 –70,
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Quellen- und Literaturverzeichnis
ed. Jan Wikarjak/Kazimierz Liman, MPH s. n. VII, 2. Warszawa 1969, S. 45 –146. (Zit.: Ebo) Herbordi Dialogus: ed. Rudolf Köpke, MGH SS XX. 1868, S. 704 –769, gesondert: MGH SS rer. Germ. 33, ed. Philipp Jaffé, Monumenta Bambergensia (Bibliotheca rer. Germ. 5). Berlin 1869, S. 703 – 835, ed. August Bielowski, MPH II. 1872, S. 71–127, ed. Jan Wikarjak/Kazimierz Liman, MPH s. n. VII, 3. Warszawa 1974, S. 3 – 212. (Zit.: Herbord) Kritik an den polnischen Editionen: Jürgen Petersohn, Bemerkungen zu einer neuen Ausgabe der Viten Ottos von Bamberg. 1. Prüfeninger Vita und Ebo. In: DA 27 (1971) S. 175 –194. 2. Herbords Dialog. In: DA 33 (1977) S. 546 – 559.
B. Ausgewählte wichtige Literatur a. Adalbert von Prag Zwei Bibliographien: Strzelczyk, Jerzy: Naukowe poklosie milenium smierci sw. Wojciecha. In: Nasza Przeszlosh 98 (2002) S. 5 – 97. Witkowska, Aleksandra/Joanna Nastalska: Swiety Wojciech. Zycie i kult. Bibliografia do roku 1999. Lublin 2002. Barciak, Antoni (Hrsg.): Srodkowoeuropejskie dziedzictwo swietego Wojciecha. Katowice 1998. Bernacki, Z. (u. a. Hrsg.): Swiety Wojciech 997–1947. Ksiega pamibtkowa. Gniezno 1947. Berschin, Walter: Biographie und Epochenstil im lateinischen Mittelalter. IV. Ottonische Biographie. Das hohe Mittelalter, 1. Halbband: 920 –1070 n. Chr. Stuttgart 1999, S. 161–178 (Quellen und Untersuchungen zur lateinischen Philologie des Mittelalters 12,1). Borgolte, Michael/B. Scheller (Hrsg.): Polen und Deutschland vor 1000 Jahren. Die Berliner Tagung über den „Akt von Gnesen“. Berlin 2002 (Europa im Mittelalter. Abhandlungen und Beiträge zur historischen Komparatistik 5). Chlopocka, Helena: Zywoty sw. Wojciecha w swietle nowszych badan. In: Studia Warminskie 30 (1993), erschienen 1996, S. 61–79. Fried, Johannes: Der hl. Adalbert und Gnesen. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 50 (1998) S. 41–70. – Gnesen – Aachen – Rom. Otto III. und der Kult des hl. Adalbert. Beobachtungen zum älteren Adalbertsleben. In: Borgolte/Scheller, S. 235 – 279. Dazu: Gerard Labuda, W sprawie autorsatwai i miejsca napisania, Zywtu pierwszego Swietego Wojciecha. In: Studia Yródloznawcze. Commentationes 42 (2004) S. 115 –130.
Quellen- und Literaturverzeichnis
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DIE HEILIGENLEBEN DES BISCHOFS ADALBERT VON PRAG
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INCIPIT VITA ET PASSIO SANCTI ADALBERTI MARTIRIS ATQUE PONTIFICIS Adalbert, Älteste („ottonische“) Bischof von Prag Vita
1. Est locus1 in partibus Germanie, dives opibus, prepotens armis ferocibusque viris, quem incole Sclavoniam cognomine dicunt. Huius maxima pars infidelitatis errore preventa, creaturam pro creatore, lignum vel lapidem pro Deo colunt. Plerique vero nominetenus christiani, ritu gentilium vivunt, quibus causa periculi fit res salutis. Nonnulli tamen ex eadem gente et bene credunt et pro spe future mercedis bona opera agunt. Igitur in illis finibus, ubi christianitatis religio pulcherrima floruit, erat vir Zlavnic2 nomine, potens in honore et divitiis, amore iustitie ac operibus misericordie perrarus civis, vir magnus inter cunctos eius terre habitatores, auro et argento locupletissimus, inter delicias fidus custos divine legis, ambulans sollicite iuxta precepta sacerdotum, carus toti populo, sed proprie amicus pauperum. Hic accepit uxorem3 dignam generis sui et ipsam honestis moribus plenam; que audiendo verba vite plus sitivit et eadem operando famem non explevit nec delectabatur matronarum 4pompis neque auro lapidibusque preciosis4 pro minimo ducens, que stulti maxima putant. Sancta erat moribus, sancta sermonibus, fortis, ut dicunt, in ieiunio, familiaris Deo in oratione, mater lugenti 5pupillo, peregrino et vidue5 gratissima soror. Pro his ergo et his similibus, quas ambo egerant, virtutibus honoraverunt eos nobiles et divites et coluerunt maxime pauperum turba. 2. Itaque cum de tam prenobili coniugio sancta proles merito foret nascitura, inter magnanimos iuvenes6, quos procreaverant, natus est illis puer speciosior cunctis, cui post in sacri baptismatis lavacro datum est nomen Woiteth. Iste quantus esset futurus, cum ignoratum fuerit, parentes pepercerunt forme eius et pre nimia pulchritudine, quam habuit, destinaverunt eum seculo. Quicquid autem non solum error, verum mala venia parentum in hoc de1
Verg., Aen. I 530. † 981. Haupt des mit den sächs. Ludolfingern verwandten Geschlechts. Seine Herrschaft: regnum (Brun, Passio Adalb. 4), principatus (Cosmas, Chron. Boem. I 28. [MGH SS. rer. Germ. n. s. 2]). 3 Adelburga, † 987 (Cosmas I 28). 4–4 Vgl. 1 Tim 2,9. 5–5 Vgl. Deut 14,29. 2
LEBEN UND LEIDEN DES HL. ADALBERT, DES MÄRTYRERS UND BISCHOFS 1. Es gibt einen Ort1 im Gebiet Germaniens, reich an Gütern, übermächtig an Waffen und wilden Männern, den die Einwohner Slawenland nennen. Der größte Teil davon ist im Irrtum des Unglaubens gefangen, sie verehren statt des Schöpfers das Geschöpf, statt Gott Holz oder Stein. Sehr viele sind dem Namen nach Christen, leben aber nach Art der Heiden, was eine Gefahr für ihr Seelenheil bedeutet. Doch einige in diesem Stamm haben einen guten Glauben und verrichten gute Werke in der Hoffnung auf künftigen Lohn. In jenem Gebiet, wo der Glaube des Christentums am schönsten blühte, lebte ein Mann namens Slavnik2, mächtig in Ehren und Reichtum, ein Bürger ganz seltener Art voll Liebe zur Gerechtigkeit und Werken der Barmherzigkeit; eine große Persönlichkeit unter allen Bewohnern jenes Landes, überreich an Gold und Silber, bei aller Wohlhabenheit ein treuer Wächter der göttlichen Gebote, er wandelte sorgfältig nach den Vorschriften der Priester, beliebt beim ganzen Volk, doch besonders ein Freund der Armen. Er heiratete eine seinem Geschlecht würdige Gattin3, auch sie voll ehrenhaften Charakters, die, wenn sie die Worte des Lebens hörte, noch mehr nach ihnen dürstete; bei guten Werken konnte sie ihren Hunger danach nicht stillen, sie erfreute sich 4nicht an weiblichem Prunk, nicht an Gold und kostbaren Edelsteinen4 und hielt für nichtig, was die Törichten für besonders groß ansehen. Heilig war sie an Sitten, heilig bei Gesprächen, tapfer, wie es heißt, im Fasten, innig im Gebet zu Gott, eine Mutter für die betrübte 5Waise, eine freundliche Schwester für den Fremden und die Witwe5. Für solche und ähnliche Tugenden, die beide zeigten, ehrten sie die Edlen und die Reichen, besonders bewunderte sie die Schar der Armen. 2. Da deshalb von dem so edlen Ehepaar zu Recht ein heiliger Sprössling geboren werden sollte, wurde zu den anderen hochgemuten älteren Geschwistern6 ein noch anmutigerer Sohn geboren; ihm wurde danach im Bad der heiligen Taufe der Name Vojt1ch gegeben. Weil noch unbekannt war, was aus ihm werden würde, bedachten die Eltern seine Gestalt und bestimmten ihn wegen seiner Schönheit für die Welt. Was aber nicht nur der Irrtum, sondern die schädliche Nachsicht der Eltern dabei für einen Fehler 6
Sechs Brüder bzw. Halbbrüder (Gaudentius/Radim, vgl. unten Anm. 32).
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Adalbert, Bischof von Prag
liquit, mox culpe proditor, celestis ire gladius, correxit. Cerneres namque infantuli corpusculum subita magnitudine excrevisse et pre nimia inflatione ventrem toto corpore maiorem; sic in horas maiore dolore addito, periculum mortis imminere cepit. Turbantur parentes, decurrunt ubertim lacrime patris, et curvis unguibus lacerat ora pallida nutrix, stant mesti fratres, sevit dolor inter viscera matris, nec vox, 7nec animus, nec color certa sede manent7. Tandem sub ipsa morte confugiunt ad pium et misericordem Dominum et que pro hominum necessitate plus omnibus sanctis succurrere solet, matrem Domini appellant. Inde veniunt ad templum cum magna humilitate ac deiectione cordis, ponentesque puerum super altare sancte Marie, votum placabile voverunt eum Domino. His ita actis, aversa est indignatio Dei, et extenuato ventre puer pristine redditur pulchritudini. 3. Parentes vero, qui causa huius mali erant, penitentia ducti glorificaverunt Dominum, qui pro melioratione hominum ire sue disponere flagella novit. 8Puer autem proficiens etate et sapientia8, ubi tempus erat, christianis imbuitur litteris, nec egressus est domum patris, donec memoriter didicit psalterium. Proinde pro discendis liberalibus studiis misit eum pater ad archiepiscopum Adalbertum9, qui ab eo, quod verbis docuit, moribus et vita nusquam discessit. Preerat autem idem sacre urbi, que latine Virginum civitas10, grece Parthenopolis vocatur; urbs quondam nota populis et una ex magnis urbibus, dum primus Otto sceptra regalia rexit, nunc autem pro peccatis semiruta domus et male fida statio nautis11. Ipso tempore erat magister scolarum Octricus12 quidam philosophus, sub quo turba iuvenum et librorum copia multa, nimis crescente studio floruerunt. Ergo archiepiscopus ille puerum cum magna caritate suscipiens, dat sibi confirmationem sacrosancti chrismatis et suo nomine Adalbertum appellans, tradidit scolis. Aderat sibi discenti spiritus individuus comes, et currunt 13divite vena13 ingenium, ratio et sensus. 4. Toto autem tempore scolaris studii non emulatus fuerat facientes iniquitatem, 14nec stetit in consilio14 eorum, quibus erant inutiles actus et puerilia negotia, sed mox, ubi longius aliquo positus magister ei locum prebuit, occultis itineribus ad sanctorum martyrum domicilia confugit. Ibi secundum mensuram temporis orationum vota persolvens, rursum ante occursum ma7–7
Horat., Carm. I 13,5 – 6. Luc 2,52. 9 Erster Erzbischof Magdeburgs (968 – 981), zuvor Mönch in St. Maximin in Trier und 961/962 Missionsbischof bei den Russen. Verfasste eine Fortsetzung der Chronik Reginos (FSGA 8, S. 190 – 230). 10 968 zum Erzbistum erhoben. Suffraganbistümer wurden Havelberg, Brandenburg, Merseburg, Meißen und Zeitz. 11 Vgl. Verg., Aen. II 23. – Möglicherweise verdeckte Anspielung auf den Streit wegen der Auflösung des Bistums Merseburg. 8–8
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machte, berichtigte bald der Offenbarer der Schuld: das Schwert himmlischen Zornes. Denn man sah, wie der Leib des Kleinkindes zu plötzlicher Größe anwuchs wegen der unmäßigen Aufblähung des Bauches, der dicker wurde, als der ganze Körper lang war; da der Schmerz stündlich immer größer wurde, drohte Todesgefahr. Die Eltern sind bestürzt, Tränenströme des Vaters fließen, mit den Fingernägeln zerkratzt die leichenblasse Amme ihre Wangen, traurig stehen die Brüder da, es tobt der Schmerz im Leib der Mutter, 7weder Stimme noch Fassung noch Farbe sind geblieben7. Den Tod vor Augen fliehen sie zum gütigen und barmherzigen Herrn und rufen die Mutter des Herrn an, die in allen Nöten der Menschen mehr als alle Heiligen zu helfen bereit ist. Nun kommen sie in großer Demut und Niedrigkeit des Herzens zur Kirche, sie legen den Knaben auf den Altar der hl. Maria und weihen ihn dem Herrn mit einem Gelübde, das besänftigen soll. Durch diese Tat ist der Unmut Gottes abgewendet; der Bauch wird wieder kleiner, und der Junge erhält seine frühere Schönheit. 3. Die Eltern aber, die der Grund dieses Unheils waren, priesen von Reue erfüllt den Herrn, der zur Besserung der Menschen die Geißel seines Zorns einzusetzen weiß. 8Der Knabe jedoch nahm zu an Alter und Weisheit8 und wurde, als die Zeit kam, in die christliche Lehre eingeführt; er verließ das Vaterhaus erst, als er den Psalter auswendig konnte. Nun schickte ihn der Vater zum Lernen der Freien Künste zum Erzbischof Adalbert9, der von dem, was er mit Worten lehrte, nie in Sitte und Leben abwich. Er war der Leiter der heiligen Stadt, die „Stadt der Jungfrauen“ (Magdeburg)10, griechisch Parthenopolis heißt; diese Stadt war einst den Leuten bekannt und eine der großen Städte, als Otto I. das Königszepter führte; jetzt aber ist sie wegen der Sündenschuld ein halb verfallenes Haus und unsicherer Hafen für Schiffer.11 Zu der Zeit war Ohtrik12 Schulleiter, ein Philosoph, unter dem die Schülerzahl und die Menge der Bücher blühte und der Lerneifer reichlich wuchs. Also nahm der Erzbischof den Knaben in großem Wohlwollen auf, spendete ihm die Firmung mit dem heiligen Chrisam, verlieh ihm seinen eigenen Namen Adalbert und übergab ihn der Schule. Solange er dort lernte, war der Geist in ihm ein unzertrennlicher Gefährte, und es flossen mit 13reicher Ader13 Talent, Denken und Sinne. 4. Während der ganzen Zeit des Lernens in der Schule 14wollte er denen nicht nacheifern14, die Unfug und kindliche Späße trieben, sondern sobald eine Abwesenheit des Lehrers ihm Freiraum gab, floh er auf geheimen Wegen zu den Stätten der heiligen Märtyrer. Dort brachte er, soviel Zeit war, fromme Gebete dar und war wieder vor der Rückkehr des Lehrers auf sei12
Ohtrik, vgl. über ihn Thietmar, Chron. III 12 (FSGA 9, S. 92). Horat., De arte poetica 409. 14–14 Vgl. Ps 1,1. 13–13
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gistri loco suo resedit. Noctibus quoque, ut opus suum ab humanis laudibus occultaret, circuit pauperes, debiles et cecos15, quibus secundum modum miseriarum amica solamina prestabat. Verum ne a bone operationis studio cessaret, pater eius et optima mater omnia sufficienter dederunt. Quin et magistro suo aurum et argentum et que oculis hominum dignissima erant offerentes, cari filii doctrinam magno emerunt pretio. Ille vero indefesso cursu ad omne virtutum exercitium semet ipsum semper extendens, inter suos collegas pulcherrimus processit. Recessu magistri, quando ceteri inanibus ludis et ioco laborem sibi legendi minuebant, ille Davitici nectaris mella degustans spiritali risu se solabatur. Quando illi in angulis scole prandentes dulcia obsonia magistro furabantur, ille furtivas orationes Domine sue mittens, angelicam sibi dapem mercabatur. 5. Videamus nunc inter alias virtutes, quas habuit, sancte simplicitatis effectus quantamque adhuc in pueritia positus, ostenderit castitatis sue prerogativam. Quadam die, dum iret de scolis, unus, qui erat socius itineris, pretereuntem puellam humo prostravit et causa ludi eum desuper proiecit. Concurrunt scolares et quidnam foret acturus, cum ingenti cachinno expectant. Ille vero quia vestitam virginem tetigit, o bona stultitia! iam se nupsisse verissime credidit. Inde erigens se de invisa virgine, dedit se bene simplex puer in amarissimas lamentationes atque continuo imbre oculos humectans: „Heu me! Nupseram“, inquit, et criminis machinatorem digito monstrans: „Hic me“, ait, „nubere fecit!“ Hec et his similia Deo plenus infantulus iam tunc agendo, multorum oculos in se defixit, mirantium eius acta ac dicentium: „Benedicens benedixit hunc puerum Deus, quia infra limina pueritie adhuc positus ad optima queque sic arduus assurgit. 16O ter quaterque beatus16, si hec humanitatis studia tota devotione adimpleverit et arrepti operis cursum congruo exitu terminaverit!“ Quibus vero cognitus erat pater et eius mirifica mater: „Non est mirum“, inquiunt, „si tantus est de tantis parentibus ortus. Patris iustitia floret in eo, et materne pietatis imago in purpureo pectore vernat.“ Quot annis studuit, incertum est, sed quia secularis philosophie scientissimus erat, novimus omnes. Quem Dominus, credo, ad hoc humane philosophie studere voluit, ut post divine sapientie montes faciliore gressu scandere quisset, aut potius seculi amara parvulus potare debuit, ut post vir factus Dei dulcia avidiore animo hauriret. 6. Post hec magister scolarum, imperatoris servitio ascriptus, in curtem regiam abscessit17. At archimandrita Adalbertus debitum nature persol-
15
Luc 14,21. Verg., Aen. I 94. 981.
16–16 17
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nem Platz. Um sein Tun vor dem Lob der Menschen zu verbergen, besuchte er nachts die Armen, Gebrechlichen und Blinden15, denen er nach dem Maß ihres Elends freundlichen Trost spendete. Doch damit er nicht vom Bemühen um sein gutes Werk abließe, gaben der Vater und seine großartige Mutter alles in reichem Maße. Ja, sie boten auch seinem Lehrer Gold und Silber und was in den Augen der Menschen wertvoll war, und zahlten für die Ausbildung des teuren Sohnes einen hohen Preis. Der strebte und streckte sich in unermüdlichem Lauf zu jeder Tugendübung und eilte seinen Mitschülern als Bester voraus. In Abwesenheit des Lehrers, wenn die übrigen mit nichtigem Spiel und Scherz sich von der Mühe des Lesens erholten, verkostete er den Honignektar des David und labte sich in geistigem Lächeln. Wenn jene in den Winkeln der Schule frühstückten und dem Lehrer süße Kost entwendeten, schickte er verstohlene Gebete zu seiner Herrin und verdiente sich das Mahl der Engel. 5. Schauen wir doch einmal bei den anderen Tugenden, die er besaß, das Wirken seiner heiligen Einfalt und welchen Rang er noch im Knabenalter seiner Keuschheit zumaß! Eines Tages, als er aus der Schule kam, stieß sein Weggenosse ein vorbeikommendes Mädchen zu Boden und warf ihn zum Spaß darauf. Die Schüler strömen herbei und warten mit unmäßigem Lachen, was er wohl tun würde. Weil er ein bekleidetes Mädchen berührt hatte, glaubte er – O gute Torheit! –, er sei nun tatsächlich mit ihr verheiratet. Ohne das Mädchen anzusehen, stand er auf, zeigte sich als ganz einfältiger Junge und stieß unter Strömen von Tränen bitterste Klagen aus: „Weh mir! Ich habe mich verheiratet!“ Und er zeigte mit dem Finger auf den Anstifter der Untat: „Der hat mich verheiratet!“ Durch dieses und ähnliches Verhalten zog das schon damals von Gott erfüllte Kind die Augen vieler auf sich, sie bewunderten seine Taten und sagten: „Gesegnet hat Gott diesen Knaben, denn noch in den Grenzen der Kindheit stehend, steigt er so steil zu Höchstem auf. 16O drei- und viermal selig16, wenn er die menschlichen Aufgaben mit solcher Hingabe erfüllt und auch den Gang des übertragenen Amtes mit rechtem Erfolg erfüllt!“ Die aber den Vater und die wunderbare Mutter kannten, sagten: „Es ist nicht verwunderlich, wenn der Sohn solcher Eltern so ist. Die Gerechtigkeit des Vaters blüht in ihm, und das Bild der mütterlichen Frömmigkeit blüht in seiner purpurnen Brust.“ Wie viel Jahre er studierte, ist unklar, doch dass er in der weltlichen Wissenschaft bestens gebildet war, wissen wir alle. Ich glaube, Gott wollte, dass er so sehr die menschliche Wissenschaft studierte, auf dass er dann mit um so leichterem Schritt die Berge göttlicher Weisheit ersteigen könne; oder er sollte zunächst als junger Mann das Bittere der Welt trinken, um dann als Mann die Lieblichkeit Gottes mit noch gierigerer Seele zu schöpfen. 6. Dann wurde der Schulmeister zum Dienst beim Kaiser gezogen und ging an den Königshof17. Der Erzbischof Adalbert zollte der Natur seinen
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vens18, ex hoc pelago ad eterne beatitudinis littora transvolarat. Alumnus autem ille patriam carosque propinquos revisens, sub sacre civitatis Prage presule arma christiane militie militaturus assumpsit19. Nec multo post cepit languor pessimus eundem episcopum et detestabili fine clausura vitam venit ultima dies20. Nam in extremo anhelitu, cum tamen adhuc magna pars anime superstes foret, astantibus, quorum ille adolescens unus erat, hanc fabellam egra voce retulit: „Heu mihi! Qualis eram et quantum diversus ab illo, qualem me nunc esse vellem! Heu me miserum! Perdidi dies meos. Iam penitentie fructus nusquam! Periit nunc honor meus et inanes divitie. O caro putribilis et esca vermium, ubi nunc gloria et pulchritudo vanitatis tue? Decepisti me, decepisti, fallax seculum, promittens mihi annosam etatem, et ecce! Insperate mortis gladio ut male interemisti animam meam! Sed meum scelus utcumque veniabile erga pium Dominum foret, nisi commendate plebis scelera ad cumulum miseriarum accessissent. Voluptates enim et desideria eis pro lege erant, nec prohibui furentem, nec prohibere potui sponte pereuntem populum, qui adhuc hodie nil sciunt vel faciunt, extra quod digitus satane in eorum cordibus scripsit. Ve mihi, quia silui!21 Hoc est, quod dolet et dolebit in evum. Nam ecce! Dire mortis victima in infernum recta via proficiscar, ubi vermes mei non morientur et ignis meus ardebit in eternum et ultra.“ 22Sic ait et citius dicto22 obdormivit ; 23factusque est planctus magnus23 super eum. Timuerunt autem timore magno, sed pre omnibus adolescens Adalbertus, qui his diebus deliciosus miles erat! Nocte etiam eadem sacco indutus cilicino et caput cano cinere respergens, singulas circuit ecclesias. Pauperibus quoque, que habuit, large distribuens, se et causam suam precibus Domino commendavit. Ipsi vero episcopatus dignitatem iam tunc aliqui tacitis repromissionibus, nonnulli publico sermone promiserunt. 7. Post mortem vero episcopi non longe ab urbe Praga factus est conventus24 desolate plebis una cum principe25 illius terre, et fit diligens inquisitio, quem pro illo ponerent. Responderunt autem omnes uno ore: „Et quis alius, nisi indigena noster Adalbertus, cuius actus, nobilitas, divitie ac vita cum honore concordant?“ Hic quo ipse gradiatur, optime novit, hic etiam ducatum animarum prudenter amministrat. Eodem die dominico, quando hec electio facta est, quidam validissimo demone raptus, fertur in ecclesiam, ubi sedes episcopalis est, et cepit palam confiteri mala sua, quorum sibi conscius erat. 18
† 981. Vgl. Regula Benedicti, Prol. 1. 20 Deotmar, erster (deutscher) Bischof von Prag (973 – 982 Jan. 2). 21 Is 6,5. 22–22 Verg., Aen. I 142. 23–23 Vgl. 1 Macc 10,8. 24 982 Febr. 19 in Levy Hradec. Vgl. Cosmas, Chron. Boem. I 25. 19
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Tribut18 und ging aus diesem Meer hinüber an das Ufer der ewigen Seligkeit. Der Schüler aber besuchte seine Heimat und die lieben Verwandten und legte darauf beim Bischof der heiligen Stadt Prag die Waffen christlichen Dienstes an19. Wenig später erfasste diesen Bischof eine schlimme Krankheit, und mit grauenvollem Ende kam der letzte Tag, der sein Leben beschloss20. Denn beim letzten Atemzug, als seine Sinne recht wohl wach waren, sprach er folgendes zu den Umstehenden, unter denen jener einzigartige Jüngling war, mit gebrochener Stimme: „Weh mir! Wie lebte ich anders, als ich jetzt wollte! Weh mir Armem! Ich habe meine Tage vertan, nirgends gibt es Früchte meiner Reue! Verloren sind jetzt meine Ehre und mein nutzloser Reichtum. O mein verwesliches Fleisch und Fraß für die Würmer, wo ist der Ruhm und die Schönheit deiner Eitelkeit? Du trügerische Welt, du hast mich getäuscht, ja getäuscht, du hast mir ein an Jahren langes Leben versprochen, und sieh! Du hast meine Seele, wie schlecht!, mit dem Schwert des jähen Todes dahingerafft! Doch mein Verbrechen könnte vor dem gütigen Herrn irgendwie verzeihlich sein, wenn die Laster des mir anvertrauten Volkes nicht zu diesem Übermaß des Elends hinzukämen. Denn Vergnügen und Lüste galten ihnen als Gesetz, ich habe das rasende Volk nicht zurückgehalten, ich konnte es nicht hindern, freiwillig zum Untergang zu ziehen; sie wissen auch heute nichts und tun nichts, außer dem, was der Finger Satans in ihre Herzen geschrieben hat. Weh mir, dass ich geschwiegen habe! 21 Das ist es, was mich schmerzt und ewig schmerzen wird. Denn seht: Als Beute des grimmigen Todes fahre ich geraden Wegs in die Hölle, wo meine Würmer nicht sterben und das Feuer mich ewig und länger brennen wird.“ 22Sprach’s, und schnell wie das Wort22 verstarb er, 23und es erhob sich großes Wehklagen23 über ihn. Große Furcht ergriff alle, doch vor allem den jungen Adalbert, der in diesen Tagen ein verwöhnter Ritter war. In derselben Nacht legte er ein härenes Gewand an, bestreute sein Haupt mit grauer Asche und besuchte die einzelnen Kirchen. Auch spendete er reichlich, so viel er hatte, den Armen und empfahl in Gebeten sich und seine Sache dem Herrn. Schon damals versprachen ihm einige die Bischofswürde mit stillen Verheißungen, manche in offener Rede. 7. Nach dem Tod des Bischofs aber gab es in einem Ort nahe bei der Stadt Prag eine Versammlung24 des verlassenen Volkes mit dem Landesfürsten25; und es geschieht eine sorgfältige Umfrage, wen sie an dessen Stelle setzen sollten. Alle aber sagten wie aus einem Munde: „Wen anders als unseren Landsmann Adalbert, dessen Taten, Adel, Reichtum und Leben mit dieser Ehre übereinstimmen? Er weiß bestens, wohin er geht, er wird auch klug die Leitung unserer Seelen übernehmen.“ Am selben Sonntag, als diese Wahl geschah, wurde jemand von einem starken Dämon ergriffen in die Kirche 25
Boleslav II., 967/973 – 999.
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Tunc convenerunt ministri dominicalis mense, orantes pro eo et sacris verbis inimicum persequentes. Exclamavit autem per os illius inpurissimus demon dicens: „26Quid mihi et vobis26? Venistis detrudere me de hoc habitaculo meo! Quid prodest vos iactare inania verba? Ego illum, qui sessurus est in hac sede, valde timeo; ubicumque eum video vel audio, non ausus sum stare.“ Et continuo spumans demon murmura et horrisona verba ingeminat, et diris dentibus diu infrendens, ad ultimum exivit homine sano. Die postero ante ortum solis venit nuntius dicens, quia vere domnus Adalbertus consensu publico electus est in episcopum. Concurrunt populus et clerus glorificantes et gratias agentes Domino, quia volens nolensque nequam spiritus confessus est electionem illius. 8. Rediens interea de Sarracino bello27 adiit Veronam imperatorius apex, scilicet Otto II.28, cui fuit manus in prelio fortis, in parvo corpore maxima virtus; augustus melior bono patre et, ut fama meminit, per omnia cesar christianissimus. Idem tunc victor et victus pro recolligendo milite huc venerat, volens ultum ire damna victorie, sed nesciens, quia mors eum proxima pulsat. Ad hunc ergo Sclavonica manus perrexit, ferens legationem de parte ducis, et obtulit electum episcopum, rogans eius manu popularem confirmari electionem. Non minus imperator eorum digne petitioni adquiescens, dat ei pastoralem virgam et, cuius suffraganeus erat, Magontino archipresuli29 misit episcopum consecrandum. Consecratus ille festo amicorum Domini nostri Ihesu Christi Petri et Pauli, multo comitatu equitat in dulcem patriam. Equus autem, cuius tergo insederat, non more frementium equorum nec properis cursibus gradiebatur, neque auro et argento portat fulgentia frena, sed in rusticum morem torta cannabe ora strictus incessit ad arbitrium sedentis. Ventum est ad sanctam civitatem Pragam, ubi dux Wencezlaus30 quondam regnum tenuit ac in Dei servitio vivere suum egregie perduxit. Postea vero sub impii fratris ferro nobile martyrium consummans, manifestis indiciis ac ingentibus usque hodie miraculis sua merita probat. Ibi novus ille pontifex vincla pedum solvens, nudo pede intrat urbem; hinc humili et contrito corde orationis iura persolvens, magno gaudio civium episcopalem cathedram obsedit. 9. Erat autem cunctis diebus pontificatus episcopii sui pie ac fideliter serviens Domino, sed multo tempore inproficuo labore christianitatis normam exercens in populo. 31Res ecclesiasticas sub equa divisione distribuit in quat26–26
Vgl. Ioh 2,4. Niederlage Ottos II. (973 – 983) bei Cap Colonne, Kalabrien, im Sommer 982. 28 973 – 983. Die Investitur Adalberts fand wohl am 3. Juni 983 statt. 29 Willigis, Erzbischof 975 –1011. Die Weihe Adalberts wohl am 29. Juni 983. Erzbistum wurde Prag erst 1344 unter Kaiser Karl IV. 30 Herzog Wenzel (921– 935) wurde von seinem Bruder Boleslav I. (935 – 967) ermordet. Festtag des Landespatrons ist 28. Sept. 27
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getragen, wo der Bischofsstuhl steht, und dort bekannte er öffentlich seine Sünden, die ihm bewusst waren. Da kamen die Diener des Tisches des Herrn zusammen, beteten für ihn und vertrieben mit heiligen Worten den altbösen Feind. Der gemeine Dämon aber schrie durch dessen Mund: „26Was habe ich mit euch zu schaffen?26 Ihr seid gekommen, um mich aus dieser Wohnung zu vertreiben! Was nützt es, leere Worte zu machen! Der hier auf diesem Stuhl sitzen wird, den fürchte ich sehr; überall, wo ich ihn sehe und höre, wage ich nicht zu verweilen.“ Und sofort spuckte der Dämon Gemurmel aus und seufzte schreckliche Worte, dann knirschte er lange mit den Zähnen und verließ schließlich den nun gesunden Mann. Am nächsten Tag kam vor Sonnenaufgang ein Bote und verkündete, Herr Adalbert sei wirklich mit allgemeiner Zustimmung zum Bischof gewählt worden. Die Leute strömen mit dem Klerus zusammen, sie rühmen und danken dem Herrn, weil der böse Geist willentlich oder unwillentlich dessen Wahl bekannt hatte. 8. Inzwischen kehrte die kaiserliche Hoheit – also Otto II.28, er, dessen Hand tapfer in der Schlacht war, in kleinem Körper von großer Tugendkraft – vom Krieg gegen die Sarazenen27 zurück und kam nach Verona, ein noch besserer Mehrer des Reichs als sein guter Vater und, wie die Kunde geht, in allem ein allerchristlichster Kaiser. Damals war der besiegte Sieger dorthin gekommen, um seine Leute wieder zu sammeln, er wollte die Schmach des Sieges rächen, wusste aber nicht, dass der nahe Tod an die Tür klopfte. — Zu ihm gelangte also die Schar der Slawen, brachte die Botschaft von Seiten des Herzogs und stellte den erwählten Bischof vor mit der Bitte, die Wahl des Volkes mit seiner Hand zu bestätigen. Der Kaiser stimmte deren würdigem Wunsch genauso zu, gab ihm den Hirtenstab und schickte ihn zur Bischofsweihe zum Erzbischof von Mainz29, dessen Suffragan er war. Geweiht wurde er am Festtag Peter und Paul, der Freunde unseres Herrn Jesus Christus; mit großem Gefolge ritt er danach in seine geliebte Heimat. Das Pferd aber, auf dessen Rücken er saß, lief nicht nach Art der schnaubenden Rosse und nicht im Galopp, die Zügel glänzten nicht von Gold und Silber, sondern es war nach Art der Bauern mit einem Hanfseil gezäumt und trabte ganz nach Wunsch des Reiters. Man kam zur heiligen Stadt Prag, wo Herzog Wenzel30 einst die Macht innehatte und im Dienste Gottes sein hehres Leben führte, danach aber durch das Schwert seines ruchlosen Bruders das edle Martyrium erlitt und bis heute durch offene Zeichen und gewaltige Wunder seine Verdienste erweist. Dort löste jener neue Bischof die Schuhriemen und betrat barfuß die Stadt, dann erfüllte er demütigen und zerknirschten Herzens seine Gebetspflichten und erstieg unter großer Freude seiner Bürger den Bischofsstuhl. 9. Alle Tage seines Bischofsamtes diente er fromm und treu dem Herrn, und mit langer, doch unersprießlicher Mühe versuchte er, das christliche Gesetz dem Volk zu vermitteln. 31Den kirchlichen Besitz teilte er in vier glei-
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tuor partes: Primam partem pro necessariis vel ornatibus ecclesie, secundam commoditatibus canonicorum ascripsit, tertiam vero in agmina pauperum proflua miseratione expendens, ultime partis summulam pro suis usibus servat.31 Preterea omni die festo plurimos pauperes elemosinarios ad misericordie opera vocat, que eis necessaria erant, affluente copia ministrans. Item cotidianis diebus ter quaternos habere solitus erat, quos in apostolici nominis honorem dape et potu satiabat. Raro autem extra festum aliquid vidit eum meridianus sol manducantem, et numquam media nox somno indulgentem. Stat lectus plumis et ostro rigidus, die oculos hominum pascens, nocte vero aut habuit fratrem Gaudentium32 aut cecum natum, extra quos suo cubili amicissima familiaritate iunctos et se tertium nemo quartus recubuit in una domo. Ipsi vero nuda humus vel lene cilicium et lapis pro capitis sustentaculo somnum dabant. Numquam saturo ventre ivit dormitum, et, nondum expleto sopore, surgit ad solite orationis communia. Corpus vero et corporis incentiva acerrimis attriverat ieiuniis 33nec ulli umquam voluptati animum dare33 volebat. Parva quies oculis et nulla venia est defessis pedibus. 10. Lustraverat enim carcerem et carcere positos, quorum longa series et infinitum agmen erat. Nulli plus nota propria domus quam sibi erat, quis, quo nomine et in qua parte cubaret infirmus aut quot capita rediviva salus vite, quot fatalis hora mitteret leto. Quorum omnium post pia obsequia, si seminis tempus erat, ad campum decurrit et, satione peracta, unde viveret, propriis manibus se laborasse gaudebat. Hinc viator intrepidus aderat sacris edibus, sepius Domini precator importunus celestes fores pulsat; nunc longis genuum flexibus orationem protrahens, nunc egra suspiria cordis multo rigans lacrimarum flumine. A completorio usque ad primam non exiit sermo de ore eius, et ad instar monachice professionis nocturna silentia34 servat. Post primam pastoralibus causis studia sua impendit audiens diligenter, quid cum predato paupere peregrinus et vidua eiularent. Quando autem exteriore cura vacabat, usque ad celebrationem misse Daviticis utitur colloquiis. Homini non locutus est verbum, quamdiu dominice astitit mense et supra sancta sanctorum immolat angelicum panem. 35Post aut opera manuum laborat aut cum caris capellanis sacre lectionis35 cibaria degustans. His otiis longum diem, talibus negotiis totam ducere noctem. Hi sibi mores, hoc studium, hec erat meta vivendi. 11. Post completorium cum solitis orationibus incubaret36, quidam pau31–31 Die Einteilung stammt aus dem Liber Diurnus, ed. H. Foerster, Bern 1958, S. 81. 32 Gaudentius/Radim (999 –1006? Erzbischof v. Gnesen). 33–33 Vgl. Gregor I., Dial. II (PL 66 Sp. 126). 34 Vgl. Regula Benedicti 42. 35–35 Ebd. 48. 36 Ebd. 4.
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che Teile: den ersten für die Belange und die Ausstattung der Kirche, den zweiten schrieb er dem Bedarf der Kanoniker zu, den dritten gab er in reichem Erbarmen für die Scharen der Armen, den kleinen Betrag des letzten Teils bewahrte er für eigene Verwendung.31 Außerdem rief er an jedem Festtag viele arme Almosenempfänger zu seinen Werken der Barmherzigkeit und steuerte selbst eine reichliche Menge bei, die für sie nötig war. Täglich hatte er gewöhnlich zwölf, die er zu Ehren der Apostel mit Speise und Trank sättigte. Selten sah ihn außer an Festtagen die Mittagssonne beim Essen, und nie gönnte er sich Schlaf vor Mitternacht. Sein Bett steht da, strotzend von Federn und Purpur, bei Tage eine Augenweide für die Leute, bei Nacht aber hatte es seinen Bruder Gaudentius32 oder einen Blindgeborenen; außer diesen, die seinem Gemach in freundschaftlicher Vertrautheit verbunden waren, und ihm als Drittem schlief kein Vierter im Haus. Ihm gaben der nackte Boden oder ein rauer Teppich und ein Stein als Kopfkissen Schlaf. Niemals ging er mit gesättigtem Magen schlafen, und noch unausgeruht stand er auf zum gewohnten gemeinsamen Gebet. Seinen Leib aber und die Begierden seines Leibes hatte er mit schärfstem Fasten abgehärtet 33und wollte seinem Gemüt kein Vergnügen gönnen33. Nur kurze Ruhe für die Augen und keine Schonung für die ermatteten Füße. 10. Er hatte nämlich den Kerker und die Eingekerkerten besucht, von denen es eine lange Liste und eine unendliche Zahl gab. Keinem war sein eigenes Haus besser bekannt als ihm, wer, unter welchem Namen und wo einer krank lag oder wie vielen zurückkehrende Gesundheit das Heil des Lebens, wie vielen die Schicksalsstunde den Tod schickte. Nach frommem Dienst für sie alle eilte er zur Zeit der Saat aufs Feld, säte und freute sich dann, dass er mit eigenen Händen für seinen Lebensunterhalt gesorgt hatte. Als unermüdlicher Wanderer war er in den heiligen Kirchen, häufiger klopfte er an die himmlischen Pforten als ungelegener Bittsteller beim Herrn; bald dehnte er sein Gebet mit langem Niederknien aus, bald netzte er mit Tränenstrom die bangen Seufzer seines Herzens. Von der Komplet bis zur Prim kam ihm kein Wort über die Lippen, und nach der Art des Mönchsgelübdes befolgte er das nächtliche Schweigen34. Nach der Prim galt sein Eifer den Hirtensorgen, er hörte eifrig zu, was der Fremdling mit dem ausgeraubten Armen und die Witwe zu jammern haben. War er aber frei von äußeren Sorgen, so nutzte er die Zeit bis zur Messfeier mit den Psalmen Davids. Zu keinem Menschen sprach er ein Wort, solange er am Tisch des Herrn stand und beim Allerheiligsten das Brot der Engel opferte. 35Danach war er beschäftigt mit Handarbeiten oder kostete mit seinen lieben Kapellanen die Früchte heiliger Lesung35. Mit solcher Muße verbrachte er den langen Tag, mit solchen Geschäften die ganze Nacht. Dies war seine Art, sein Bemühen, seine Lebensweise. 11. Als er einmal nach der Komplet seinem gewohnten Beten oblag36,
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per, cui nil preter vitam et membra impius latro reliquit, miseris ululatibus templi ostia pulsat. Quo audito, cum de erogatis opibus nulla superfuissent, cepit curiosius excogitare, quid illi dare posset; et cum nil aliud occurreret, ingressus cubile, quod solum habuit, tulit inde sericum pulvinar, cui abstrahens purpuram, plumas circumquaque per domum respersit, deinde ad iacentis mendici clamorem recurrens, inanem purpuram in rugas complicuit et per coeuntium ianuarum foramina emittens, hoc fertili dono manum pauperis accumulavit. Cuius facti auctor cum lateret cumque Myzl, domus sui camerarius, hoc inter pueros asperius requirere vellet, compescuit eum dicens: „Nequaquam inimicus homo hoc fecit, sed qui indigens erat, forsitan pro explenda necessitate assumpsit.“ 12. Inter hec sancta opera non desierat pluere predicationis verba, nec sibi solum bonus nec nisi cum pluribus celestium gaudiorum particeps esse voluit, 37singulis compassione proximus et pre cunctis in contemplatione suspensus37, sic alta petens, ut proximorum infirma non despiceret, sic infirmis proximorum congruens, ut alta petere non desisteret, sic discretionis artem servare novit, ut esset in eo 38et iuste consulens misericordia et pie seviens disciplina38. Ipsi autem contraria voluntate ad carnalem sensum lapsi bonum pastorem sequi noluerunt. Novo quippe modo cum essent celestibus bonis pasti, peccatorum fecibus explebantur. Ille spiritalibus adiutoriis caules suas premunire instat, illi destruere, quod fecit, diabolicis impugnationibus festinant. Ille a captivitate demonum et vitiorum populum liberare parat, illi eo artius se in omni peccato obligant. Vidit ergo episcopus, quia divinis legibus contraire omnibus modis festinarunt, vidit, quod obdurato corde in Deum grandia queque et nova scelera adimplere meditantur; vidit optime gubernationis frustrari lacertos, plus etiam obesse sibi quam populo prodesse. Deflet ergo peccatum et amarissimo luctu prosequitur dampna perdite gentis. Ad ultimum cogitat, melius esse relinquere quam in ceco et sponte pereunte populo operam perdere. Quod maxime de tribus causis actum esse dicunt, qui huius rei ordinem ipso narrante compererunt: Prima et veluti principalis causa propter plures uxores unius viri; secunda propter detestanda coniugia clericorum; tertia propter captivos et mancipia christianorum, quos mercator Iudeus infelici emerat auro emptosque tot episcopus redimere non potuit. In somnis quoque apparuit ei Dominus, suscitans eum et de lento sopore surgere iussus inquit ille: „Quis es tu tam imperiose auctoritatis aut cuius rei gratia quietem frangere iubes?“ Respondit: „Ego sum Ihesus Christus,
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Gregor, Regula Pastoralis II 5 (PL 77 Sp. 74). Ebd. II 6.
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klopfte ein armer Mann, dem ein gottloser Räuber nichts als Leben und Leib gelassen hatte, mit kläglichem Gejammer an die Kirchentür. Als er das hörte, aber von den Spenden nichts mehr übrig war, dachte er angestrengt nach, was er jenem geben könne; als er nichts weiter fand, ging er in sein Gemach, nahm das einzige Seidenkissen, zog die Purpurseide ab und verteilte die Federn im ganzen Haus; auf den Ruf des daliegenden Bettlers lief er zu ihm, presste das Purpurtuch in Falten, reichte es durch eine Öffnung der Flügeltür und füllte so die Hand des Armen mit diesem wertvollen Geschenk. Weil der Urheber dieses Vorfalls unerkannt blieb und Myzl, der Kämmerer seines Hauses, dies unter den Dienern nachdrücklichst untersuchen wollte, hielt er ihn ab: „Das hat kein feindlicher Mensch getan, sondern irgendein Bedürftiger hat es mitgenommen, um vielleicht seiner Not abzuhelfen.“ 12. Bei diesen heiligen Werken hörte er nicht auf, Worte der Verkündigung auszugießen; er wollte nicht für sich allein gut sein, sondern zusammen mit den Vielen Teilhaber der himmlischen Freuden; 37allen war er im Mitleiden der Nächste, und vor allen in Betrachtung erhaben37; er strebte so nach dem Hohen, dass er die Schwächen der Nächsten nicht verachtete, er passte sich so den Schwächen der Nächsten an, dass er nicht aufhörte nach dem Hohen zu streben, er konnte so die Kunst der Unterscheidung bewahren, so dass in ihm 38die gerecht wägende Barmherzigkeit war und die fromm zuchtvolle Härte38. Jene aber, die widrigen Willens den fleischlichen Sinnen verfallen waren, wollten dem guten Hirten nicht folgen. Obwohl sie in höchster Weise mit den himmlischen Gütern genährt wurden, füllten sie sich mit dem Abschaum der Sünden. Er bleibt dabei, seinen Garten mit geistlichen Hilfen zu versorgen; sie aber beeilen sich, sein Wirken mit teuflischen Angriffen zu zerstören. Er will sein Volk aus der Gefangenschaft der Dämonen und Laster befreien; jene hören nicht auf, sich in jeder Sünde noch tiefer zu verstricken. Der Bischof sah also, wie sie in jeder Weise danach strebten, wider Gottes Gebot zu handeln; er sah, dass sie mit verhärtetem Herzen großen und immer neuen Frevel wider Gott vollbrachten; er sah, dass er sich selbst mehr schadete als dem Volk nützte. Er beweint daher die Sünde und verfolgt in bitterer Trauer das Unglück des verlorenen Volkes. Schließlich denkt er, es sei besser aufzugeben als bei dem blinden und freiwillig zugrunde gehenden Volk seine Mühe zu verschwenden. Die den Ablauf des Geschehens aus seiner Erzählung erfahren haben, sagen, er habe besonders aus drei Gründen so gehandelt: erstens und als Hauptgrund wegen der Vielweiberei, zweitens wegen der verabscheuungswürdigen Priesterehen, drittens wegen der Gefangenen und christlichen Sklaven, die ein jüdischer Kaufmann mit so viel unseligem Gold gekauft hatte, dass der Bischof die Gekauften nicht auslösen konnte. Auch erschien ihm der Herr im Schlafe, weckte ihn und befahl ihm, aus der sanften Ruhe aufzustehen. Jener sagte: „Wer bist du mit so befehlsgewaltiger Hoheit, oder weswegen befiehlst du, die Nachtruhe
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qui venditus sum, et ecce iterum vendor Iudeis, et tu adhuc stertis?“ Ille expergefactus, secum tacito corde pertractat, quidnam hec visio vellet. Admovet solvende questiuncule socium elegantem virum Williconem. Hic honore prepositure preerat ceteris, hunc vir sanctissimus omnium consiliorum suorum participem fecit. Cui cum suam visionem exponeret, respondit in propria verba et cogitationes ille mitissimus heros: „Quando venduntur christiani Iudeis, hanc venditionem patitur ipse Christus, cuius nos corpus et membra sumus et 39a quo movemur39“. 13. Hec sanctus episcopus equa mente perpendens et ab imo cordis longa suspiria trahens, amplius ista timuit, sicque consilio doloris accepto, venit Romam et apostolice sedis pontificem40, quid in tanto suo populique discrimine foret acturus, gemebundis questibus inquirit. „Commendatus“, inquit, „mihi grex audire me non vult 41nec capit sermo meus in illis41, in quorum pectoribus demoniace servitutis imperia regnant, et ea regio est, ubi pro iusto virtus corporis, pro lege voluptas dominatur.“ Ad hec apostolicus: „Fili“, inquit, „quia te sequi nolunt, fuge, quod nocet. Opere pretium est enim, si cum aliis fructum agere non potes, vel te ipsum non perdas. Quare meo consilio arripe tibi otia contemplationis et sede inter eos, qui vitam quietam in studiis dulcibus et salubribus agunt.“ Hac itaque velut divina responsione animatus, cum ad futura sanctorum gaudia ardenti desiderio anhelaret, statuit secum natale solum notioresque populos derelinquere. Vult pro Domino peregre proficisci atque velut sub alio sole inopem ducere senectam. 42Omnia dura et aspera42 pro dilecto Ihesu dulcia sibi visa sunt, pro divite Christo 43 angustam pauperiem43 pati non tam labor quam ingens amor erat. Post hanc sue mentis deliberationem argentum large pauperibus distribuens, episcopalem cameram evacuat. 14. Erat autem ipsis diebus Rome imperatrix augusta Theuphanu44, mater eius, qui modo regnat tertius et Deo iuvante Otto45, cui pia cura circa pauperes, cum summatibus viris et bene querentibus Christum sincerisssimus amor fuit. Hec comperto, quod gratia orationis exulans ille usque Iherosolimam pergere vellet, clam venire illum fecit et tantum ei pondus auri pro amore Christi contulit, quantum Deo dilectus Gaudentius, viri sancti germanus, vix in sinu suo levare potuit. Quod eadem nocte consequenti pauperibus fideliter divisit atque ab uno denario totum expendens, nil sibi retinuit. 39–39
Vgl. Act 17,28. Johannes XV., 985 – 996. 41–41 Vgl. Ioh 8,37. 42–42 Regula Benedicti 58. 43–43 Horat., Carm. III 2,1. 44 Gattin Ottos II., Reichsverweserin 983 – 990. Ihr Aufenthalt in Rom: Nov. 989– März 990. 45 Otto III., 983 –1002, Kaiserkrönung 996. 40
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zu unterbrechen?“ Der antwortet: „Ich bin Jesus Christus, der verkauft wurde, und sieh! Nun werde ich erneut den Juden verkauft, und du kannst dabei schnarchen?“ Jener springt auf und überlegt in seinem schweigenden Herzen, was diese Vision wohl bedeuten wolle. Um die Frage zu beantworten, besucht er seinen klugen Mitarbeiter Williko. Dieser stand wegen des Propsteiamtes über allen, ihn machte der heilige Mann zum Teilhaber aller seiner Ratschlüsse. Als er ihm seine Vision vortrug, antwortete jener sanftmütige Held mit denselben Worten und Gedanken: „Wenn Christen den Juden verkauft werden, dann erleidet Christus selbst diesen Verkauf; wir sind sein Leib und seine Glieder und von ihm 39werden wir bewegt39.“ 13. Dies erwog der heilige Bischof gleichermaßen und seufzte lange aus tiefstem Herzen, denn er fürchtete dies umso mehr; so fasste er den schmerzlichen Entschluss, kam nach Rom und fragte unter Seufzen und Klagen den Bischof des Apostolischen Stuhls40, was er in solcher Gefahr für sich und sein Volk tun solle. Er sagte: „Diese mir anvertraute Herde will mich nicht hören 41und meine Predigt verfängt bei ihnen nicht41, in deren Brust die Macht dämonischer Knechtschaft wirksam ist; dies ist das Gebiet, wo statt der Gerechtigkeit die rohe Körperkraft, statt des Gesetzes die Wollust herrscht.“ Darauf der Papst: „Mein Sohn, weil sie dir nicht folgen wollen, fliehe, was dir Schaden bringt! Es ist nämlich der Preis für dein Wirken, dass du dich wohl zugrunde richtest, wenn du mit anderen nicht Früchte tragen kannst. Daher nimm nach meinem Rat die Muße der Betrachtung und lass dich bei denen nieder, die ein ruhiges Leben mit süßem und heilsamem Bemühen führen!“ Von dieser gleichsam himmlischen Antwort belebt, weil er mit brennendem Verlangen nach den künftigen Freuden der Heiligen lechzte, beschloss er bei sich, sein Geburtsland und die näher bekannten Leute zu verlassen. Für den Herrn will er in die Fremde ziehen und gleichsam unter einer anderen Sonne sein Alter in Armut verbringen. 42Alles Harte und Raue42 schien ihm süß für den lieben Jesus; für den reichen Christus 43 einschränkende Armut43 zu ertragen, war für ihn nicht Last, sondern gewaltige Liebe. Nach diesem Entschluss seines Herzens verteilt er sein Silber freigebig an die Armen und leert die bischöfliche Kammer. 14. In diesen Tagen hielt sich die erhabene Kaiserin Theophanu44 in Rom auf; sie war die Mutter dessen, der jetzt als Otto III.45 mit Gottes Hilfe herrscht, in ihr wohnte fromme Sorge für die Armen und die reinste Liebe zu den höchsten Männern, die Christus wahrhaft suchen. Als sie erfuhr, dass jener zum Beten seine Heimat verlassen hatte und nach Jerusalem pilgern wollte, ließ sie ihn heimlich zu sich kommen und gab ihm aus Liebe zu Christus solche Menge Gold, wie der von Gott geliebte Gaudentius, der Bruder des heiligen Mannes, in seiner Geldtasche gerade noch tragen konnte. Er verteilte dies alles in der folgenden Nacht getreulich an die Armen, verschenkte alles und behielt auch nicht einen Pfennig davon für sich. Dann
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Deinde pueris remissis in patriam, mutat habitum et asinum pro portandis oneribus mercatus, cum tribus numero fratribus socium iter assumpsit. Habens itaque animum Iherosolimis sepulcrum Domini visere, venit ad Montem Casinum, in cuius cacumine monasterium sedet, quod in hoc loco primus construere cepit beatissimus pater, monachorum flos et gloria, Benedictus; ibi quoque ut Gregorii mellifluum os sonat46, ultimam partem vite deguit et vere religionis exemplar 47omnibus, qui in Christo pie vivere volunt47, digito conscripsit. Hic tum licet agnitus non fuisset, tamen Domino, quod futurum erat, providente, honorifice hospitio susceptus est. Post paucos dies, cum iter ceptum agere vellet, accessit ad eum illius loci abbas et cum ipso admodum inlustres viri, hec consilia velut ab divina arte ferentes: „Via“, inquiunt, „quam acquirende beatitudinis causa cepisti, longe est a recta via et ab illa, que ducit ad vitam48. Perplexitatibus quippe fugacis seculi carere magni animi est, sed cotidie loca nova mutare minus laudabile est. Ut enim hiberni maris inconstantia malum nautis, ita vagatio de loco in locum periculum suis sequacibus minatur. Stare autem loco et supernis usibus eo liberius perfrui non nos, sed precepta maiorum virorumque fortium exempla tibi dicunt.“ Quod consilium providus heros non secus quam divinitus datum accipiens, ibi finem laboris et errabunde vagationis ponere cogitavit. 15. Hec eo cogitante, frustratur eum Deus, volens dilecti hominis desideria aliquantulum dilatare, ut quanto nunc amara primum et labore parta, tanto post dulciora fuissent. Nam cum ibi monastica lege vivere vellet cumque a minimo usque ad maximum omnes hoc libentissime vellent, repente attonitas terribile verbum transverberat aures: „Et bonum est“, inquiunt, „ut stes nobiscum. Hic monachicum induas habitum; hic Deo placiturum vivere ducas. Nostras quoque ecclesias novo opere constructas, cum sis episcopus, sacrare potes.“ Quo audito ille heros, iam dudum intra se turbatus, hec ira dictante reddidit: „Utrum me hominem vel asinum putatis, ut cum, amota filiorum cura, episcopus esse desisterem, nunc sub nomine episcopi vestras domus consecrarem?“ Nec mora ivit deorsum per montis convexa et quasi duorum dierum itinere acto, ad magnum virum Nilum49 perrexit, cuius nobile meritum in monastico ordine velut novus lucifer in etherio axe refulget; sub quo etiam duce ac divine artis magistro discipulorum plurima manus Deo militabat. Hi vero omnes propriis manibus victum querentes, secundum regulam sancti patris nostri Basilii celestibus vestigiis innituntur. Hac 46
Anspielung auf dessen Vita s. Benedicti in Dial. II (PL 66 Sp. 150). 2 Tim 3,12. 48 Matth 7,14. 49 Hl. Eremit (910 –1004), Basilianer aus Rossano in Kalabrien, Gründer der Abtei Grottaferrata. 47–47
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schickte er alle seine Diener in die Heimat zurück, vertauschte seine Kleidung, verschaffte sich einen Esel zum Tragen des Gepäcks und machte sich mit drei Brüdern auf die gemeinsame Reise. Er hatte im Sinn, in Jerusalem das Grab des Herrn zu besuchen, und kam nach Monte Cassino, wo auf dem Gipfel das Kloster steht, dessen Bau an dieser Stelle der selige Vater Benedikt, die Blume und der Ruhm der Mönche, begonnen hat; dort hat er auch, wie der honigsüße Mund Gregors meldet46, den letzten Teil seines Lebens zugebracht und ein Muster wahren Glaubenslebens mit eigener Hand geschrieben 47für alle, die in Christus fromm leben wollen47. Hier wurde er, obgleich unbekannt, dennoch vom Herrn, der vorhersah, was kommen würde, ehrenvoll in der Herberge aufgenommen. Nach einigen Tagen, als er die begonnene Fahrt fortsetzen wollte, kam zu ihm der Abt jenes Ortes und mit ihm sehr angesehene Männer, die ihm Ratschläge wie von himmlischer Kunst vorbrachten: „Der Weg, den du zum Erlangen der Seligkeit begonnen hast, weicht sehr vom rechten Wege ab und von dem, der zum Leben führt48. Den Wirrungen der flüchtigen Welt zu entgehen, ist ein Zeichen großen Mutes, doch täglich zu neuen Orten zu wechseln, ist weniger lobenswert. Wie nämlich die Unbeständigkeit des Meeres im Winter für die Seeleute gefährlich ist, so droht das Umherziehen von Ort zu Ort denen Gefahr an, die ihm folgen. An einem Ort bleiben und sich umso freier den himmlischen Dingen zuwenden, nennen nicht nur wir, sondern die Lehren der Vorfahren und beherzter Männer dir als Beispiele.“ Diesen Rat nahm der umsichtige Held ganz als vom Himmel gegeben an und beschloss, seinen Mühen und seiner Unstetigkeit ein Ende zu setzen. 15. Obgleich jener so dachte, enttäuschte ihn Gott, weil er das Verlangen des geliebten Menschen ein wenig verlängern wollte, damit das jetzt zunächst bitter und unter Mühen Erworbene später um so süßer wäre. Denn als er dort nach der Mönchsregel leben wollte und alle vom Geringsten bis zum Höchsten dies gern wollten, erschüttert plötzlich ein Wort seine erschrockenen Ohren. Sie sagten nämlich: „Es ist gut, dass du hier bei uns bleibst. Hier lege das Mönchsgewand an, führe ein Gott wohlgefälliges Leben! Auch sind unsere Kirchen neu errichtet worden; da du Bischof bist, kannst du sie weihen.“ Als das unser Held, der schon lange aufgewühlt war, hörte, antwortete er vom Zorn betroffen: „Haltet ihr mich für einen Menschen oder für einen Esel, dass ich erst die Sorge für meine Söhne abgebe und aufhöre Bischof zu sein und jetzt unter dem Namen Bischof eure Häuser weihe?“ Ohne Verzug ging er weg, bergab durch die Gebirgstäler, und nach ungefähr zwei Tagesmärschen kam er zum bedeutenden Nilus49, dessen edles Verdienst um die monastische Ordnung wie ein neuer Morgenstern am Himmel strahlt; unter ihm als Führer und Lehrer göttlicher Kunst diente eine große Schar von Jüngern Gott. Sie alle erarbeiteten mit eigener Hand ihren Lebensunterhalt und suchten nach der Regel unseres heiligen Vaters
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fama ductus, aggreditur sanctum senem et provolutus genibus diu profudit lacrimas, querens ab illo responsa et amica solatia. Quem intuitus domnus abbas Nilus, cuius meriti in conspectu Domini viveret, iam in primo sermone cognovit; qui et usque hodie ita amore Christi ferventem non meminit se vidisse aliquem iuvenem. „Et recepissem te“, inquit, „dulcis nate, nisi hec susceptio mihi meisque nocitura, tibi tamen minime esset profutura. Etenim, ut iste habitus et barbe pili testantur, non indigena, sed homo Grecus sum. Terra autem quantulacumque est, quam ego et mei incolunt, illorum, quos tu bene fugis, propria est50. Si, quod Deo volente nimis vellem, una nobiscum cohabitaveris, tollunt illi, que sua sunt; ego cum caris filiis expellar totus, tu de incerta re plus incertus eris. Quin immo accipe patris consilium et, unde digresssus es, repete urbem Romam. Quo cum angelo bono te ducente perveneris, domnum abbatem Leonem51 nobis amicissimum ex nostra omniumque persona salutes, atque epistolam nostram feras in hec verba: Aut hunc apud te, quod plus volo, retine, aut si tibi difficile videtur, ad abbatem sancti Sabe52 mea vice commenda.“ 16. Hac spe confirmatus, regreditur ad sacratam arcem, urbium dominam et caput mundi, Romam. Inde, cui monasterio abbas Leo prefuisset, diligenter inquirens, ad sanctorum limina Bonifacii et Alexii monstrante populo perductus est. Postquam ingressus est et cum abbate datur copia fandi, obtulit salutationem et litteras, quas miserat abbas Nilus. Quibus perlectis, ut ex longo usu spiritum probare doctus erat, prius quam recepisset illum, arguta arte cuncta explorat. Primum cepit indignationem simulare, quis et qua mente preditus esset, averso vultu indagare, 53aspera et dura53 illi predicens cunctaque archana mentis eius sagaci ingenio perquirens. 54Iustum vero ac tenacem propositi virum54 nec dura hominis responsio frangere valuit nec venientium temptaminum imbres a semel arrepta voluntate revocare potuerunt. Abbas vero Leo, ubi non solum non averti a suo proposito, sed etiam dira audiendo plus accendi vidit, accepturum se fore illum pollicetur. Statuit autem domnum apostolicum cum humiliato antistite prius convenire, ut, quicquid agendum foret, tanti patris sententia suorumque cardinalium consilia deliberarent. Post hec, rite peractis omnibus, 55qua die Dominus discipulorum suorum pedes lavit ac linteo extersit55, monachicum habitum
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Das Kloster war auf Eigentum der Abtei Monte Cassino gebaut worden. 981 Abt von SS. Bonifazio ed Alessio auf dem Aventin, später Abt von Nonantola, 999 –1001 Erzbischof von Ravenna. 52 Ostkirchliches Kloster auf dem Aventin in Rom. 53–53 Regula Benedicti 58. 54–54 Horat., Carm. III 3,1. 55–55 Vgl. Ioh 13,5. – Gründonnerstag, im Jahr 990 am 17. April. 51
Älteste („ottonische“) Vita
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Basilius seinen Fußstapfen zum Himmel zu folgen. Von solchem Ruf geführt, sucht er den heiligen Greis auf, fällt vor ihm auf die Knie, vergießt lange Zeit Tränen und erfragt von ihm Antworten und freundschaftlichen Trost. Der Herr Abt Nilus schaut ihn an und erkennt schon im ersten Gespräch, wie jener im Angesicht Gottes verdienstlich gelebt hat; er erinnert sich nicht, bis heute einen jungen Mann gesehen zu haben, der so von Christi Liebe erglüht war. Er sagt: „Ich würde dich aufnehmen, lieber Sohn, wenn deine Aufnahme nicht mir und den Meinen schaden würde. Denn wie diese Kleidung und die Barthaare bezeugen, bin ich kein Einheimischer, sondern Grieche. Das Landstück, so klein es ist, das ich und die Meinen mit mir bebauen, ist Eigentum derer, die du zu Recht fliehst. Wenn du, was ich nach Gottes Willen allzu gern wollte, zusammen mit uns hier wohnen würdest, würden jene das nehmen, was ihres ist; ich würde mit meinen lieben Söhnen gänzlich vertrieben werden, und du würdest aus der unsicheren Lage in noch weit unsicherere geraten50. Stattdessen nimm den Rat eines Vaters an und geh zurück zur Stadt Rom, woher du gekommen bist. Wenn du unter der Führung eines guten Engels dorthin kommst, grüß den uns befreundeten Herrn Abt Leo51 in meinem und unser aller Namen und überbring unseren Brief mit folgendem Wortlaut: „Behalte ihn bei dir, was ich vorziehe, oder, wenn es dir schwierig erscheint, empfiehl ihn an meiner statt dem Abt von San Saba52.“ 16. Durch diese Hoffnung gestärkt, kehrt er zurück nach Rom, der heiligen Burg, der Herrin der Städte, dem Haupt der Welt. Dort fragt er genau, welches Kloster Abt Leo leite, und wird von Leuten zur Pforte von Bonifazio ed Alessio geführt. Nachdem er eingetreten ist und ihm erlaubt wird, mit dem Abt zu sprechen, überbringt er den Gruß und den Brief, den Abt Nilus mitgeschickt hat. Als der Abt ihn gelesen hat, fragt er, wie er aus langer Erfahrung die Gesinnung zu erforschen gelernt hatte, in geschickter Kunst alles aus, bevor er ihn aufnähme. Zuerst begann er, sich entrüstet zu stellen, fragte, ohne ihn anzuschauen, wer er sei, von welcher Geisteshaltung, hielt jenem 53das Raue und Harte53 vor Augen und erforschte mit großem Geschick alle geheimen Winkel seines Geistes. 54Den gerechten und bei seinem Vorhaben verharrenden Mann54 konnten weder die barsche Antwort des Menschen brechen noch die Tränengüsse wegen kommender Versuchungen von dem einmal gefassten Willen zurückrufen. Als Abt Leo sah, dass er nicht von seinem Vorhaben abgebracht werden konnte, sondern, indem er harte Dinge hörte, noch weit eifriger wurde, versprach er, ihn aufzunehmen. Er stellte aber klar, er müsse den Herrn Papst zuvor mit dem gedemütigten Bischof besuchen, damit sie nach dem Urteil solchen Vaters und seiner Kardinäle beraten könnten, was zu tun sei. Als dann alles ordnungsgemäß geschehen war, empfing an dem Tag, 55als der Herr den Jüngern die Füße wusch und mit einem Leinentuch abtrocknete55, jener heilige Bischof das Mönchs-
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sanctus ille episcopus accepit. Sabbato sancto, quando baptizati catecumini criminalibus vinclis solvuntur, soluta est et ipsi capite pendens cuculla. Hinc secundum regule morem fratrum numero addictus, querendum quam angusto calle cepit ardentius cupere Christum. Duo autem ex fratribus, qui cum eo erant, iam dudum videntes, quia se monachum fecisset, non bene relicto clipeo, fugam dederunt. Solus vero Gaudentius exemplo constantis viri remanens, cum beato viro monachatum atque probabilem conversationem consecutus est; qui et, iam sibi carne et spiritu duplex germanus et ab infantia semper fidissimus adhesit. 17. Ipse vero omni obedientia ac humilitate ambulans inter fratres, contra bella temptantium viciorum intrepidus tyro accingitur. In cogitationibus suis ad humilem confessionem semper confugiens, quassate mentis archana spiritalibus viris pandere non cessavit56. Cessante vero temptationum imbre, in novam messem virtutum floruit ac post vitiorum victoriam solito clarior eluxit. 57Processit ergo ut lux splendens et crevit usque ad perfectum diem57. Obedientia, qua donavit eum suus abbas, huiuscemodi erat, ut coquine fratrum ministratorios usus humero apportaret, manibus quoque eorum lavandis aquam subpeditaret. Sic se cunctis fratribus servire letatur. Nec moratur interea emulus hostis, nunc aperto bello, nunc latentibus insidiis hominem Dei impugnaturus. Et cum testacea vasa nunc aqua, aliquando vino plena portaret, predictus hostis callido astu lapsus parat ac, ut confracta in partes spargerentur, efficiens, sacri viri faciem ingenti rubore perfudit. Hec dum multotiens fierent et ipse tot vicibus veniam prostrato corpore peteret, tandem ultor eius confusionis respexit ad hec negotia Deus. Nam una dierum, cum fratrum mense apportaturus foret merum, offenso pede corruit ipse super vas, et vas ingenti cecidit super marmora lapsu. Audit a longe pater monasterii, audiunt cuncti fratres per ordinem, quomodo labitur ille heros, nescientes, quia hunc casum felix comitaretur eventus. Ita enim vas sanum et vini portio non minuta repperitur, acsi nulla facta foret ruina. – Item nobilis femina monasterium hoc causa orationis ingreditur, et cum caritatem ibi facere iussa foret, iam septem annis panem se non gustasse profitetur. Ille vero hunc abstinentie morem pro infirmitate adhesisse ei recognoscens, allato pane salutifere crucis signaculum impressit, ac deinde prandenti matrone eum apponens: „In nomine Domini mei Ihesu Christi, filia“, inquit, „manduca panem. Non licet tibi sanctam caritatem violare, pro eius enim amore
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Vgl. Regula Benedicti 7. Prov 4,18.
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gewand. An Karsamstag, wenn die Neugetauften von den Fesseln der Sünden gelöst werden, wurde auch ihm die vom Haupt herabhängende Kutte gelöst. Danach wurde er nach dem Brauch der Mönchsregel in die Zahl der Brüder aufgenommen, und er begann auf dem so engen Pfad noch eifriger Christus zu begehren. Zwei von den Brüdern, die bei ihm waren und seit langem sahen, dass er Mönch geworden war, ließen den Schild zurück und wandten sich zur Flucht. Nur Gaudentius blieb nach dem Vorbild des standhaften Mannes zurück und erlangte mit dem seligen Mann das Mönchsein und den vorzüglichen Lebenswandel im Kloster; er war ihm auch doppelter Bruder dem Fleische und dem Geiste nach und hing ihm seit der Kindheit stets als treuer Gefährte an. 17. Er aber wandelte in allem Gehorsam und aller Demut unter den Brüdern und gürtete sich als unerschrockener Streiter gegen die Kriege der Versuchungen und Laster. In seinen Gedanken flüchtete er stets zur demütigen Beichte und versäumte nicht, die Geheimnisse seines erschütterten Herzens den geistlichen Männern zu eröffnen56. Als der Strom der Versuchungen abebbte, blühte er bei der neuen Ernte der Tugenden und leuchtete nach dem Sieg über die Laster noch heller als gewöhnlich. 57So ging er glänzend wie das Licht, das immer heller leuchtet bis auf den vollen Tag57. Der Gehorsam, den ihm sein Abt schenkte, war derart, dass er als Dienst der Küchenbrüder den Bedarf auf den Schultern herbeibrachte, ihnen auch zum Händewaschen das Wasser reichte. So freute er sich, allen Brüdern zu dienen. – Doch inzwischen säumte der altböse Feind nicht, den Gottesmann bald in offenem Kampf, bald mit versteckter List anzugreifen. Da er irdene Gefäße gefüllt mit Wasser und mitunter mit Wein trug, ließ ihn der verschlagene Feind listig zu Fall kommen und, wenn die Scherben überall herumlagen, das Gesicht des heiligen Mannes mit Schamröte übergießen. Als das mehrmals geschah und er selbst viele Male hingestreckt auf dem Boden um Verzeihung bat, schaute Gott auf diese Vorkommnisse als Rächer für solche Verwirrung. Denn eines Tages, als er Wein zum Tisch der Brüder bringen sollte, stieß er mit dem Fuß an und stürzte über das Gefäß, und das Gefäß fiel mit ungeheurem Getöse auf den Marmorfußboden. Der Vater des Klosters hört das von weitem, und alle Brüder hören es der Reihe nach, wie der Held stürzt; sie wissen nicht, dass dieser Fall ein glückseliges Ende nimmt. Man stellt nämlich fest: Das Gefäß ist heil und kein Tropfen Wein ist verschüttet, als ob es keinen Unfall gegeben hätte. – Ebenfalls betritt eine adlige Frau das Kloster zum Beten; als man ihr bedeutet, am Liebesmahl teilzunehmen, gesteht sie, sie habe seit sieben Jahren kein Brot gegessen. Jener aber erkennt, ihre Enthaltsamkeit hänge ihr als Krankheit an, daher macht er das heilbringende Kreuzzeichen auf herbeigebrachtes Brot und setzt es der Frau beim Mahle vor; er sagt: „Im Namen meines Herrn Jesus Christus, iss dieses Brot! Es ist dir nicht erlaubt, diese heilige Liebesgabe zu entweihen, denn aus Rücksicht
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hoc parum prandii accipere iussa es.“ Ad hanc vocem credula mulier panis munera degustans, cum gratiarum actione regreditur in domum suam. Exhinc ergo communi cibo usa, rem novam sibi contigisse civibus narrat, ac glorificat vox omnium Dominum Deum. – Nec pretereundum est, qualiter cuiusdam Iohannis filiam, qui nunc urbis prefectus58 esse dinoscitur, atrocissimus febrium dolor vexare cepit. Quam cum homo Dei sacratissima sua manu tangeret, omnis languor corporis eius imperio abscessit. 18. Archiepiscopus vero Magontinus beati presulis gregem sine pastore ire conspiciens, misit legatos cum litteris, per quos domnum apostolicum de sancti viri reditu interpellat. Factaque est Rome synodus pro hac causa, et oritur utrimque litigium grande, ex una parte eorum, qui monachum perdere timuerunt, ex alia eorum, qui pastorem suum cum auctoritate quesierunt. Cumque invicem pugnantibus sententiis utraque pars diu decertaret, tandem dubiam nuntiorum primas vix promeruit victoriam. Hic primas frater59 erat ducis, cuius terre, qui exigebatur, episcopus prefuit. Tum apostolicus non tam voluntate quam iure Dei permotus talia respondit: „Reddimus, quod iuste querunt, quamvis de bono patre iam degenerassent filii, et dabimus eum hac lege: Si audierint eum, teneant et pastorem habeant faciantque sub eo fructum centuplum60. Si autem a consueta iniquitate sua recedere nolunt, hic noster absque periculo redeat et malorum consortia declinet.“ 61Hec ubi dicta dedit61, finita est synodus, et soluto cetu redierunt quisque in domum suam. Abscedunt legati, monachis tristibus, et leto animo ac cum magna exultatione. Cumque emenso itinere Pragam venirent, venerunt ei obviam omnis etas et sexus et quasi cum gaudio acceperunt eum. Dant manus ac promittunt omnia, velut qui de sua reversione oppido gauderent et secundum eius precepta priorem vitam plenissime emendare vellent. 19. Sed paulo post cepit cum ignavia mollities et neglectis predicationibus itur in omne nefas. Veterum quippe vitiorum recordationibus preventi, in carnalem partem relabuntur, et perit labor pastoralis et diligens cura boni patris. Inter hec luctuosum et miserabile crimen exoritur. Mulier cuiusdam nobilis cum clericoa adulterasse publice arguitur. Quam cum more barbarico parentes pro violato coniugio decapitare quererent, fugit illa 62per celeres auras62, donec voce et cursu usque ad optatum pervenerat episcopum. Volens autem de illorum manibus mulierem liberare, clausit eam in monasterio mo-
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clero Ed.
Vom Kaiser eingesetzter Gerichtsherr mit Blutbann. Strachkvas. Dubios über ihn Cosmas I 29. 60 Luc 8,8. 61–61 Verg., Aen. II 790. 62–62 Ebd. IV 226. 59
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darauf sollst du deinen kleinen Imbiss annehmen!“ Auf dieses Wort hin kostet die gläubige Frau die Brotgabe und kehrt unter Danksagung heim in ihr Haus. Seither nimmt sie die gewöhnliche Speise und erzählt den Bürgern, ihr sei etwas Unerhörtes begegnet; und die Stimmen aller preisen den Herrgott. – Nicht übergehen sollte man, dass die Tochter des Johannes, der jetzt bekanntlich Stadtpräfekt58 ist, von einem schlimmen Fieberschmerz gequält wurde. Als der Gottesmann sie mit seiner heiligen Hand berührte, wich auf dessen Befehl hin alle Ermattung ihres Leibes. 18. Der Erzbischof von Mainz aber sieht, dass die Herde des seligen Bischofs ohne Hirten lebt, daher schickt er mit einem Schreiben Sendboten, durch die er beim Herrn Papst wegen der Rückkehr des heiligen Mannes sein Wort erhebt. Und es fand in Rom eine Synode in dieser Sache statt; es erhob sich auf beiden Seiten ein großer Streit, auf der einen Seite derer, die den Mönch zu verlieren fürchten, auf der anderen derer, die mit Nachdruck ihren Oberhirten fordern. Als die Meinungen aufeinander prallten und jede Seite lange stritt, errang schließlich der Wortführer der Sendboten den umstrittenen Sieg. Dieser Wortführer war ein Bruder59 des Herzogs, dessen Land der geforderte Bischof leitete. Damals antwortete der Papst, nicht so sehr von seinem Willen als vielmehr vom Recht Gottes bewogen, folgendes: „Wir geben zurück, was sie zu Recht fordern, obgleich die Söhne des guten Vaters schon entartet sind; wir geben ihn unter der Bedingung: Wenn sie auf ihn hören, mögen sie ihn behalten, als Hirten haben und unter ihm hundertfältige Frucht60 bringen. Wenn sie aber nicht von ihrer gewohnten Bosheit lassen wollen, dann mag unser Mann ohne Gefahr zurückkehren und die Gemeinschaft der Bösen verlassen.“ 61Sobald er dieses Urteil ausgesprochen hatte61, endete die Synode, die Versammlung löste sich auf, und jeder kehrte nach Hause zurück. Während die Mönche traurig waren, zogen die Sendboten fröhlichen Herzens und mit großem Jubel von dannen. Als sie ihre Reise beendet hatten und nach Prag kamen, zog ihm jedes Alter und Geschlecht wie mit Freude entgegen und empfing ihn. Sie geben ihm die Hand und versprechen alles, wie Leute, die sich über seine Rückkehr so sehr freuten und nach seinen Geboten ihr früheres Leben vollständig bessern wollten. 19. Doch kurz darauf erfasst sie Trägheit und Erschlaffung, man missachtet seine Predigten und stürzt in jeden Frevel. Ja, in der Erinnerung an die alten Laster gefangen, fallen sie in die fleischlichen Lüste zurück, und zunichte wird die Hirtensorge und aufmerksame Pflege des guten Vaters. Unterdessen kommt es zu einem traurigen und beklagenswerten Verbrechen: Die Frau eines Adligen wird öffentlich beschuldigt, mit einem Geistlichen Ehebruch begangen zu haben. Als nach Barbarensitte die Eltern wegen des Ehebruchs deren Enthauptung forderten, floh jene 62durch schnelle Lüfte62, bis sie rufend und laufend zum ersehnten Bischof gelangte. Der aber wollte die Frau aus deren Händen befreien und schloss sie im Nonnenkloster ein, das
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nialium, quod sub vocabulo et veneratione sancti Georgii63 consecratum firmissimis menibus vallatur. Clavim vero ecclesie custodi fideliter commendat credens, ut femina inter feminas solatia doloris et sub altaris defensione vite securitatem haberet. Crimen quoque in se referre voluit, ut se sceleris auctore magnum aliquid fieret, scilicet ut per penitentie fructus aut illam vite servaret, aut ambo simul iussi morerentur. Qua voluntate, quia martyrii coronam exposcens erat, adimpleret utique, quod voluit, nisi eum prudenter domnus Willico prohiberet. Impia manus interea absconse mulieri ferrum necemque parans, armato milite episcopale forum irruperunt. Querunt minis et contumacibus dictis episcopum, qui contra divinum fas et legalia iura adulteram defendere vellet. Quod ille, divine contemplationis otio vacans, ubi aure percepit, cum velut divise noctis hora esset, dicto versu fregit silentia et in quo clausus erat, exivit de templo. Deinde qui secum erant fratribus pacis oscula libans: „Bene valete“, inquit, „et pro me misero ferte pia vota Christo.“ Inde totus flagrans martyrii ardore, non tardiore desiderio et cursu, quam qui fugit hostem, sponte venit in hostem ac medium agmen intrepido gressu incedens: „Si me queritis“, inquit, „presto sum.“ Unus64 autem ex illis, cui cum bonis semper leva voluntas erat, omnium ore talia respondit: „Cassa spes tenet te martyrii et nobilis gloria leti. Errat pro certo hec sanctitas, que nostrum vult fieri peccatum. Non implebitur tua voluntas, sed agitur aliquid, quod plus dolet; quia nisi hec meretrix nobis citius reddatur, habemus fratres tuos, in quorum uxoribus, prole et prediis hoc malum ulciscamur.“ Hec dum furens Sclavus contra episcopum delatraret, ecce corruptus auro proditor affuit, qui excerpens eos clam ex agmine vocat seque itineris ducem prebens, domum, in qua clausa erat, domusque custodem manifestat. Custos vero tentus ab illis, nunc minis, nunc affatibus amicis diu probatur; ad ultimum mortis timore perterritus, non sic sibi creditam cruentis prodidit feminam. Rapitur illa infelix, frustra pressis altaribus, et sub manu coniugis capitalem iussa est subire sententiam. Quod cum ille, velut vir iustus, facere nollet, sub gladio vilis vernule truncata, penas male usi corporis capite exsolvit. 20. His atque horum maioribus popularis nequitie studiis cum sermo docentis episcopi contraire nequiret, flet bonus pastor, quia in morbido grege
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995.
St. Georgskapelle auf der Prager Burg mit Nonnenkonvent. Führer der rivalisierenden Vršovci bei Überfall und Vernichtung am 28. Sept.
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auf den Namen und die Verehrung des heiligen Georg63 geweiht mit mächtigen Mauern umgeben ist. Den Schlüssel zur Kirche aber gab er zu treuen Händen dem Wächter, damit die Frau unter Frauen Trost in ihrem Schmerz und unter dem Schutz des Altars Sicherheit für ihr Leben habe. Sogar das Verbrechen wollte er auf sich laden, so dass, wenn er der Urheber des Vergehens wäre, etwas Gewaltiges geschehe, nämlich dass er durch die Früchte seiner Reue ihr Leben retten könne oder sie beide zugleich verurteilt sterben müssten. In diesem Willen, dass er die Krone des Martyriums forderte, hätte er erreichen können, was er wollte, wenn ihn nicht Herr Williko klugerweise gehindert hätte. Eine gottlose Rotte rüstete inzwischen Schwert und Mord gegen die versteckte Frau, mit bewaffneter Schar fielen sie in den Bischofshof ein. Sie suchen unter Drohungen und Schmähungen den Bischof, der gegen göttliches Gebot und gesetzliches Recht die Ehebrecherin schützen wolle. Sobald jener jedoch, der sich der Muße göttlicher Betrachtung hingegeben hatte, da es die mitternächtliche Gebetsstunde war, dies vernahm, sprach er seinen Psalmvers zu Ende, brach sein Schweigen und trat aus der Kirche heraus, in der er eingeschlossen war. Dann gab er den Brüdern, die bei ihm waren, den Friedenskuss und sagte: „Lebt wohl und legt für mich Armen bei Christus fromme Bittgebete ein!“ Ganz vom Feuer des Martyriums entflammt, trat er freiwillig mit solch raschem Verlangen und Lauf, wie einer, der nicht flüchten will, gegen den Feind, schritt mit mutigem Gang mitten unter die Schar und sagte: „Wenn ihr mich sucht, hier bin ich.“ Einer64 aber von denen, der auch bei Guten immer einen bösen Willen hatte, antwortete ihm im Namen aller: „Dich hält eine falsche Hoffnung auf das Martyrium und edlen Ruhm des Todes. Diese Heiligkeit, die will, dass wir eine Sünde begehen, irrt ganz sicher. Dein Wunsch wird nicht erfüllt; hier handelt es sich um etwas, was mehr schmerzt; denn wenn diese Dirne uns nicht schleunigst herausgegeben wird, dann haben wir deine Brüder, an deren Frauen, Kindern und ihrem Besitz wir diese Untat rächen werden.“ Während der rasende Slawe dies gegen den Bischof herausbellt, seht, da ist der mit Geld bestochene Verräter schon da, er sucht sich einige heimlich aus dem Haufen heraus und sagt, er wolle ihr Führer sein zu dem Haus, in dem sie eingeschlossen ist, und zeigt auf den Küster des Hauses. Der Wächter wird verhaftet und ihm wird abwechselnd mit Drohungen und freundlichen Worten zugesetzt; lange hält er durch; zuletzt von Todesangst erschreckt, verrät er die ihm nicht dafür anvertraute Frau. Jene Unglückliche, die sich vergeblich am Altar festklammert, wird hinausgezerrt und soll von der Hand ihres Gatten das Todesurteil erdulden. Weil der jedoch als gerechter Mann dies nicht tun wollte, wurde sie vom Schwert eines elenden Sklaven enthauptet und büßte mit dem Leben den Missbrauch ihres Leibes. 20. Da das Wort des lehrenden Bischofs diesen und noch größeren Begierden der Nichtsnutzigkeit des Volkes nicht entgegentreten kann, weint der
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signa salutis nulla inesse prospexit. Hinc pro spectandis sequentibus malis oculos claudere volens, dulcis Rome menia revisit et amore monasterii mutat pastoralia frena. Congaudent, illo redeunte, monastice plebis sacra collegia ac sanctitatis sue amore pariter perfruuntur. Dilexerunt eum omnes, sed pre omnibus abbas suus, qui et post se totis cohortibus fratrum prefecerat illum. Ille autem omni vilitate et extremitate contentus, quanto magnus erat, tanto se cunctis inferiorem prebuit65, quanto spiritalibus divitiis dives, tanto in oculis hominum parvus 66semper et despectus66 esse cupiverat. Dicunt autem abba fratresque eius de eo, quia in omni virtute ad unguem perfectus est et extra martyrium vere sanctus erat. Sic de die in diem semper novus robustior succrescens, ad divine contemplationis fastigia velut castissima turtur evolaverat. Volens autem Dominus ostendere servo suo, cuius meriti viveret in conspectu suo, monstrat ei per visum duos ordines in celo, unum purpureo, alterum niveo amictu, quibus sub diversa specie singulare meritum et propria merces; ambobus tamen esca et potus erat laus perpetua Creatoris. Et facta est vox ad eum dicens: „Inter utrosque est tibi locus, convivatio mense et aptissimus honor.“ Cuius rei visionem abbati suo cum exponeret, non hoc de se, sed velut sanctissimus Paulus 67revelationis sue mysteria67 de alio homine narrat: „Scio“, inquit, „huiuscemodi hominem, cui Dominus per visum talia ostendit et hec ipsa donaturum se promittit.“ 21. Hoc ipso tempore iter agit Romam rex Francorum Otto III., pulchri cesaris pulcherrima proles. Decursis quippe puerilibus annis, cum iam velut prima lanugine barbe floreret, tempus et virtus, maior annis, imperatoriam sibi exposcerant dignitatem. Roma autem cum caput mundi et urbium domina sit et vocetur, sola reges imperare facit; cumque principis sanctorum corpus suo sinu refoveat, merito principem terrarum ipsa constituere debet. Suus ipsis diebus pontifex acerrima febre correptus, corpus terre, animam celo, utraque in sua divisit exordia. Rex autem Otto Alpium nives multo milite transmeans, iuxta sacram urbem Ravennam regalia castra metatus est. Ibi in eius occursum veniunt epistole cum nuntiis, quas mittunt Romani proceres et senatorius ordo. Primo illius adventum, velut toto tempore paterne mortis non visum, totis visceribus desiderare ac debita felicitate pollicitantur expectare. Deinde in morte domini apostolici tam sibi, quam illis non minimam invectam esse partem incom-
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Vgl. Regula Benedicti 7. Gregor I., Dial. I 5 (PL 77 Sp. 180). 67–67 Vgl. Rom 16,25. 66–66
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gute Hirte; denn er kann in der erkrankten Herde kein Zeichen der Rettung mehr erkennen. Statt die folgenden Untaten anzuschauen, will er daher die Augen schließen und besucht erneut die Mauern des süßen Rom, und aus Liebe zum Kloster tauscht er die Zügel des Oberhirten ein. Als er eintrifft, freuen sich die heiligen Gemeinschaften des Klostervolks und genießen gemeinsam die Liebe seiner Heiligkeit. Alle schätzen ihn, besonders aber sein Abt, der ihn allen Scharen der Brüder als seinen Stellvertreter vorgesetzt hatte. Jener aber ist mit jeder Niedrigkeit und Ärmlichkeit zufrieden; je größer er war, umso kleiner zeigt er sich allen65, je reicher an geistlichem Reichtum, desto geringer 66und verachteter66 wollte er stets in den Augen der Menschen sein. Der Abt und die Brüder aber sagen über ihn, er sei in jeder Tugend ganz vollkommen und wahrhaft heilig bis auf das Martyrium. So wuchs er von Tag zu Tag stets neu und immer kräftiger heran und flog wie eine keusche Taube zu den Höhen göttlicher Betrachtung. Der Herr aber wollte seinem Knecht zeigen, wie verdienstvoll er vor seinem Angesicht lebe, und er zeigte ihm in einem Traumgesicht zwei Ränge im Himmel, den einen mit einem purpurnen, den anderen mit weißem Mantel, in verschiedenartiger Gestalt ein einzigartiger Verdienst und eigener Lohn; beiden war Speise und Trank das ewige Lob des Schöpfers. Und es kam eine Stimme, die zu ihm sprach: „Bei beiden ist Platz für dich, Leben am Tisch und passende Ehre.“ Als er diese Vision seinem Abt vortrug, nicht auf sich bezogen, sondern wie der heilige Paulus 67die Geheimnisse seiner Offenbarung67 von einem anderen Menschen erzählt, sagte jener: „Ich kenne einen Menschen, dem der Herr solche Dinge als Traumgesicht zeigt und ihm verspricht, er werde es ihm schenken.“ 21. Zu dieser Zeit macht der Frankenkönig Otto III. einen Zug nach Rom, er, der herrlichste Sprössling eines herrlichen Kaisers. Seine Kinderjahre sind vergangen, und wie mit erstem Flaum blüht sein Bart; Alter und Tugend, die mit den Jahren größer geworden waren, forderten die Kaiserwürde für ihn. Da Rom das Haupt der Welt und Herrin der Städte ist und so genannt wird, macht es allein Könige zu Kaisern, und da es den Leib des Apostelfürsten am Busen nährt, muss es auch den Fürsten der Erde zu Recht einsetzen. Sein Bischof wurde in diesen Tagen von heftigstem Fieber dahingerafft, seinen Leib gab er zur Erde, seine Seele zum Himmel, beide zu ihrem Ursprung zurück. König Otto hatte bereits mit großem Heer den Schnee der Alpen durchschritten und sein Lager bei der Stadt Ravenna aufgeschlagen. Dort kommen ihm Gesandte mit Briefen entgegen, die römische Adlige und der senatorische Stand schicken. Zunächst beteuern sie: Sie ersehnten die ganze Zeit seit dem Tod seines Vaters von ganzem Herzen seine Ankunft, hätten ihn aber bisher nicht gesehen, und sie erwarten ihn mit gebührender Treue. Dann zeigen sie an, durch den Tod des Herrn Papstes sei ihm und ihnen ein nicht ge-
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modorum annuntiant et quem pro eo ponerent, regalem exquirunt sententiam. Erat item in capella regis quidam clericus nomine Bruno68, secularibus litteris egregie eruditus et ipse regio sanguine genus ferens, magne scilicet indolis, sed quod minus bonum, multum fervide iuventutis. Hunc, quia regi placuit, a maioribus electum Magontinus archipresul Wilgisus et suus collega Hildebaldus episcopus adduxerunt Romam; proinde a Romanis honorifice acceptum, ad hoc ordinati episcopi apostolico honore promulgarunt. Superveniens etiam rex Romano more egregie accipitur; deinde et magno gaudio omnium imperatorum attigit apicem. Letantur cum primatibus minores civitatis, cum afflicto paupere exultant agmina viduarum, quia novus imperator dat iura populis, dat iura novus papa. 22. His temporibus christianissimus ille cesar, cui circa servos Dei maximum studium semper et diligens cura fuit, crebro alloquitur sanctum Adalbertum et habebat eum sibi familiarem, audiens libenter, quecumque ei diceret. Archiepiscopus vero Wilgisus veterem querimoniam canens, interpellat; congeminat vota cum votis, et ut reportaret illum, modis omnibus instat. In apostolica quoque synodo canonum testimonia69 revolvens, coram omnibus se iusta petere clamat; peccatum esse, singulis ecclesiis maritatis, solam Pragam suo pastore viduari; iuste poscentibus benivolam aurem, vidue ecclesie maritum suum prebere libera mente postulans erat. Rursum ex itinere, quo versus est in patriam, continuis litteris hoc idem reiterare non cessat; nec dimisit prius, donec pollicitus est domnus apostolicus facturum se esse, que vellet. Tristatus est autem homo Dei, quia relinquere cogitur monasterium. Prescierat enim, quia populum, cui pastoralem curam debuit, a via sua mala nemo flectere quisset. Sed tristem eius animum hoc valde solatur, quia si in commissis sibi animabus dignos fructus agere nequisset, extraneis et non baptizatis predicator missus fuerat. Ergo multis lacrimis fratrum dulce monasterium linquens, cum summe discretionis viro Notherio70 episcopo ultra Alpes proficiscitur. 23. Cumque velut duorum prope mensium iter agerent, venerunt Magunciam, ubi regressus ab Italicis horis imperator commoratus est. Cum quo vir Dei mansit bonum tempus, quia familiarissimus cubicularius imperiali camere adhesit. Hoc autem non sic, velut seculi aliquo amore captus, sed quia dilexit ipsum et dulcibus dictis ad amorem celestis patrie accendere voluit. 68
Gregor V., * 972, Sohn Herzog Ottos v. Kärnten, Urenkel Ottos I., Papst 996 –
999. 69
Canon 16 des Konzils von Nizäa (325). Notker, Bischof v. Lüttich, 972 –1008. – Der Alpenübergang wohl am 15. Sept. 996. – Johannes Fried (Gnesen – Aachen – Rom, siehe Lit. Verz.) vermutet in ihm den Verfasser dieser Vita. 70
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ringer Nachteil erwachsen, und sie fragen nach dem königlichen Urteil, wen sie statt seiner einsetzen sollten. Nun gehörte zur Kapelle des Königs ein Geistlicher namens Brun68, der hervorragend in weltlicher Bildung erzogen war und sein Geschlecht aus königlichem Geblüt herleitete, ein Mann von großer Begabung, aber was weniger gut war, von heftig schwärmerischer Jugendlichkeit. Weil es dem König so gefiel, wurde er von den Großen erwählt, und der Erzbischof von Mainz Willigis und sein Amtsbruder Bischof Hildibald geleiteten ihn nach Rom; dort wurde er von den Römern ehrenvoll empfangen und durch die dazu berufenen Bischöfe als mit dem Apostolischen Ehrenrecht ausgestattet verkündet. Als der König ebenfalls eintraf, wurde er nach römischer Sitte hervorragend aufgenommen, dann erhielt er zur großen Freude aller die Kaiserkrone. Mit den Großen freuen sich die kleinen Leute der Stadt, mit den bekümmerten Armen jauchzt die Schar der Witwen, weil ein neuer Kaiser den Völkern Gesetze gibt und auch ein neuer Papst Recht spricht. 22. In diesen Zeiten sprach jener allerchristlichste Kaiser, der sich um die Diener Gottes eifrigst kümmerte und besondere Sorge um sie trug, oftmals den heiligen Adalbert an und hatte ihn zum Freund, gern hörte er ihm zu, was der ihm alles zu sagen habe. Erzbischof Willigis aber stimmt das alte Klagelied an und macht eine Eingabe; Bitten verdoppelt er mit Bitten und drängt auf jede Weise, er müsse jenen zurückführen. Auf der päpstlichen Synode wälzt er die kanonischen Belege69 und ruft vor allen aus, er bitte um sein Recht; es sei eine Sünde, dass, während alle Kirchen vermählt seien, allein Prag ohne Hirten verwitwet sei; er forderte freimütig für die Gerechtigkeit Fordernden ein wohlwollendes Ohr: Der verwitweten Kirche solle ihr Gemahl wiedergegeben werden. Wieder auf der Reise in die Heimat, hört er nicht auf, ständig in Briefen dieses zu wiederholen; und er endete nicht früher, bis der Papst versprach so zu handeln, wie er wollte. Da wurde der Gottesmann traurig, weil er gezwungen wurde, das Kloster zu verlassen. Er wusste nämlich, dass niemand das Volk, dem seine Hirtensorge galt, von seinem schlechten Weg abbringen könne. Doch sein betrübtes Herz tröstete sehr, dass er, falls er bei den ihm anvertrauten Seelen keine würdigen Früchte erzielen könne, zu den Fremden und nicht Getauften als Prediger geschickt würde. Also verließ er unter vielen Tränen seiner Mitbrüder das süße Kloster und zog mit einem überaus verständigen Mann, Notker70, über die Alpen. 23. Als sie fast zwei Monate gereist waren, kamen sie nach Mainz, wo sich der aus den italienischen Gebieten zurückgekehrte Kaiser aufhielt. Bei diesem blieb der Gottesmann eine gute Zeit, weil er als vertrautester Kämmerer Zugang zum kaiserlichen Gemach hatte. Dies aber nicht, als sei er irgendwie der Weltliebe verfallen, sondern weil er ihn schätzte und ihn mit süßen Worten zur Liebe der himmlischen Heimat entzünden wollte. Denn bei Tage wie
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Nam die sive nocte, cum turba locum dedit, sanctis alloquiis aggreditur illum docens, ne magnum putaret se imperatorem esse, cogitaret se hominem moriturum, cinerem ex pulcherrimo, putredinem et vermium escam esse futurum, viduis se exhibere maritum, pauperibus et pupillis monstrare se patrem, timere Deum ut iustum ac districtum iudicem, amare ut pium venie largitorem ac misericordie fontem, sollicite pensare, quam angusta est via, que ducit ad vitam71, et quam pauci sunt, qui intrant per eam, 72bene agentibus esset per humilitatem socius, contra delinquentium vitia per zelum iustitie erectus72. Ad hunc modum plura subnectens, monet carum filium presentis vite bona despicere, eternitatis electionem desiderare, mansura querere, in rebus temporalibus et transitoriis fiduciam non habere. Cunctis, qui in regia domo erant, servitute serviens, velut servus omnium, sic eorum vilissima queque manibus tractat et omni humilitate eorum servitia facit. Noctibus quoque, cum carpserant somnum, calciamenta eorum componere cura fuit, ab ianitore usque ad principem regie domus omnium caligas aqua abluit et purgatas eas suo loco restituit. Ad hunc modum plurima servitia egit in camera, et quanto queque vilissima erant, tanto libentius ea pro humilitate ministrat. Sed serviminis auctor diu incognitus latuit, donec quidam Volpharius, imperialis minister et sibi dilectus cubicularius, sanctum prodidit furem. 24. Vidit quoque ibi somnium nocte una, quod huiusmodi erat: Putabat se fratris sui curtem adire et media curte stare domum, cuius structura aspectu erat delectabilis, parietes et tecta nivei candoris, intus duo lecti, unus sibi, alter fratri suo deputatus erat, uterque scilicet, ut decuit, multum honoris gerens, sed lectulus suus omnem gloriam alterius longe precellens, totus purpureo splendore et sericis ornamentis amictus, ad caput vero aurei staminis linteo pulcherrime redimitus. Sursum vero in capite erat aureis litteris scriptum: „Munus hoc authenticum filia sponsa tibi.“ Cuius visionis ordinem cum aliquibus narrando exponeret: „Vide“, inquiunt illi, „quia Christo Domino secundante, martyr eris futurus. Regis filia, que dat tibi regia dona, hec est domina celi, sacratissima virgo Maria.“ Hec audiens ille factus est letissimo animo, et ingressus cubiculum cordis, egit gratias sancto sanctorum angelorum domino et omnipotenti Christo. Hinc matrem gratiarum, que regis solio proxima sedet, prona cervice et gavise mentis iubilo adorat: „Gloria tibi“, inquiens, „virgo Maria, maris stella, que me ut pia domina humillimum servum tuum respicere dignata es.“ 25. Hac ipsa tempestate adiit Turoniam, querens auxilio sanctum senem Martinum. Nec preteriit Floriacum73, qui beatissimum corpus confessoris
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Matth 7,14. Gregor, Reg. Past. II 1 (PL 77 Sp. 26 f.). Fleury-sur-Loire, ältestes französisches Benediktinerkloster.
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bei Nacht, wenn die Menge Platz machte, ging er ihn mit heftigen Worten an und lehrte ihn, er solle: – sich nicht groß dünken, weil er Kaiser sei, – daran denken, dass er ein sterblicher Mensch sei, seine Schönheit zu Asche, er zu Eiter und Fressen für die Würmer werde, – den Witwen sich als Gatte, den Armen und Waisen als Vater zeigen, – Gott fürchten als gerechten und strengen Richter, – ihn lieben als frommen Spender der Gnade und Quell der Barmherzigkeit, – eifrig erwägen, wie eng der Weg ist, der zum Leben führt71, und wie wenige auf ihm gehen, – 72den gut Handelnden in Demut Gefährte sein, – gegen die Laster der Übeltäter erhaben sein im Eifer für die Gerechtigkeit72. Auf diese Weise verknüpfte er vieles und mahnte den lieben Sohn, die Güter dieses Lebens zu verachten, die Erwählung der Ewigkeit zu ersehnen, das Bleibende zu suchen und nicht auf zeitliche und vergängliche Güter sein Vertrauen zu setzen. Allen, die in der königlichen Pfalz waren, diente er als Knecht zu allem; so tat er selbst die einfachsten Handgriffe und war in aller Demut ihr Knecht. Auch des Nachts, wenn sie in Schlaf gefallen waren, kümmerte er sich darum, deren Schuhe in Ordnung zu bringen; vom Türhüter bis zum Pfalzgrafen wusch er die Schuhe mit Wasser, reinigte sie und stellte sie an ihren Ort zurück. Auf diese Weise erledigte er auch viele Dienste in der Kammer; je niedriger es war, um so lieber verrichtete er es aus Demut. Lange blieb er als Urheber dieses Dienstes unerkannt, bis Wolfar, ein kaiserlicher Amtmann und lieber Kämmerer, den heiligen Dieb verriet. 24. In der Nacht hatte er dort auch ein Traumgesicht, das so war: Er glaubte den Hof seines Bruders zu besuchen, und mitten im Hof stand ein Haus, dessen Bau einen vorzüglichen Anblick bot; die Wände und das Dach von schneeweißem Glanz; drinnen standen zwei Betten, das eine für ihn, das andere für seinen Bruder hergerichtet; beide also sehr ehrenvoll ausgestattet, doch sein Bett weit üppiger mit allem Pomp, ganz in purpurnem Glanz und seidenem Zierat, am Kopfende mit einem golddurchwirkten Leinentuch herrlich bekränzt. Oben drauf war in Goldbuchstaben geschrieben: „Dieses wahrhaftige Geschenk macht dir die Tochter und Braut.“ Als er den Ablauf dieser Vision anderen erzählte, sagten jene: „Sieh, mit Hilfe des Herrn Christus wirst du ein Märtyrer. Die Tochter des Königs, die dir königliche Geschenke macht, das ist die Herrin des Himmels, die hochheilige Jungfrau Maria.“ Als jener das hörte, wurde ihm ganz froh zu Mute; er trat ein in das Gemach seines Herzens und sagte Christus Dank, dem heiligen Herrn der heiligen Engel und Allmächtigen. Dann betete er mit gesenktem Nacken und dem Jubel frohen Sinnes zur Mutter der Gnaden, die nächst dem Königsthron sitzt: „Ruhm sei dir, heilige Jungfrau Maria, Meeresstern, die du wie eine fromme Herrin mich anzuschauen gewürdigt hast, mich, deinen niedrigsten Diener.“ 25. In dieser Zeit besuchte er Tours, auf der Suche nach Hilfe beim heiligen Greis Martin. Er ging nicht an Fleury73 vorbei, das es verdient hat, den
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nostri et patris Benedicti suo gremio collocare meruit; ubi etiam, quis ille sit Domino, 74cecorum visus, claudorum gressus, surdorum auditus74 et celestium miraculorum multa milia protestantur. Horum duorum carissimorum patrum sacris confabulationibus pastus, leto animo regreditur ad imperiale domicilium. Inde quid sibi menti foret, que volente Deo agere vellet, sub lucem proferens, cepit cum dilecto cesare familiarem extremum sermonem habere. Finita locutione, pacis oscula invicem libant et amplius numquam sociandos non absque dolore separant amplexus. Vir ergo sanctus eius caram vitam carissimo Ihesu multum commendans, secundum placitum archipresulis sui ad apostatricem gentem pergere cepit. Sapuit ipse, quod consilio suo non obaudirent, sed ne inobediens esset, iussum iter adimplere maluit. Hoc etiam eius animo magnam spem tribuit, quia si non in filiis, in alienis tamen et barbaris animarum lucra congregare potuit. Erant enim multe nationes per circuitum, per quas aut sibi martyrium, aut eis baptismi gratia conferre potuit. Gens autem hec sceleratissima, ad quam redire compulsus est, in odium sui nominis grande nefas peregerunt75. Nam parentes suos, nobiles et preclaros viros, misero vulnere prosternunt, fratres fratrumque filios, masculum una cum insonte femina, omnes morte sevissima dampnarunt, civitates quoque eorum igne ac ferro devastantes, omnia eorum bona in captivitatem redegerunt. Unus autem ex suis fratribus, dum hec mala domi geruntur, cum Bolizlavo76, Palaniorum duce, foris in expeditione imperatoris erat. Dux vero ille pro amore sancti fratris magnis promissis et amicis opibus eum solatur. 26. Ergo pro his sceleribus aditum sibi clausum esse putans ille heros, noluit frustrari adventum suum, sed declinavit ad prefatum ducem, quia sibi amicissimus erat et, si se recipere vellent, per eius missos explorare potuit. Quo facto, econtra illi magna indignatione remittunt ei ire et furoris plena verba dicentes: „Sumus peccatores, 77populus iniquitatis, gens dire cervicis77; tu sanctus, amicus Dei, 78verus Israhelita78, et tibi omnia cum Domino. Tantum ac talem non portant cohabitationes et consortia iniquorum. Et tamen unde novum hoc genus, ut totiens repulsos, totiens abiectos, non unius sed diversarum mentium requirat episcopus? Agnoscimus“, ingeminant, „quid sub colore pietatis mendosum tinniat hec sanctitas. Nolumus eum, quia si veniet, non venit pro nostra salute, sed pro puniendis malis et iniuriis, que
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Vgl. Matth 11,5. Vernichtung von Familie und Burg Libitz. Vgl. oben Anm. 64. 76 Boleslaw I. Chrobry, 992 –1025. 77–77 Vgl. Is 1,4 u. Exod 32,9. 78–78 Ioh 1,47. 75
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seligen Leib unseres Bekenners und Vaters Benedikt in seinem Schoß zu bergen; wie groß er beim Herrn ist, bezeugen dort 74das Sehen der Blinden, die Schritte der Lahmen, das Hören der Stummen74 und auch viele Tausende von himmlischen Wundern. Gespeist durch die heiligen Gespräche mit diesen beiden heiß geliebten Vätern kehrte er frohen Herzens zur kaiserlichen Hofhaltung zurück. Dort enthüllt er, wie ihm zu Mute sei und was er nach Gottes Willen tun wolle, und hält mit seinem verehrten Kaiser ein letztes vertrauliches Gespräch. Am Ende der Unterredung geben sie sich den Friedenskuss und trennen sich nicht ohne Schmerz, da sie niemals wieder solche Umarmungen haben würden. Der heilige Mann empfiehlt sein teures Leben dem lieben Jesus und macht sich nach dem Willen des Erzbischofs auf den Weg zu seinem abtrünnigen Volk. Er weiß, dass sie auf seinen Rat nicht hören werden; doch um nicht ungehorsam zu sein, will er den befohlenen Weg bis zum Ende gehen. Große Hoffnung gibt seinem Herzen auch, dass er, wenn nicht bei Söhnen, dann bei Fremden und Barbaren Seelen retten könne. Es gab nämlich viele Heidenvölker im Umkreis, bei denen er für sich das Martyrium oder für sie die Taufgnade erlangen konnte. Jenes verbrecherische Volk, zu dem zurückzukehren er gezwungen war, verübte aus Hass gegen seinen Namen eine gewaltige Untat75. Denn sie brachten seine Eltern, edle und berühmte Leute, mit jammervollen Wunden um; die Brüder und Neffen, Männer zusammen mit den unschuldigen Frauen straften sie alle durch grausamen Mord; auch ihre Städte verwüsteten sie mit Feuer und Schwert und nahmen all ihre Habe in Beschlag. Nur einer der Brüder war mit dem Polenherzog Boleslaw76 auswärts bei einem Heereszug des Kaisers, als daheim dieser Frevel geschah. Jener Herzog aber tröstete ihn aus Liebe zu seinem heiligen Bruder mit großen Versprechungen und freundschaftlichem Beistand. 26. Jener Held glaubte, ihm sei durch diese Verbrechen der Zutritt verschlossen, er wollte aber nicht, dass seine Ankunft gewaltsam verhindert würde, sondern er wich aus zu besagtem Herzog, weil er mit ihm sehr befreundet war und jener durch seine Sendboten erfahren könne, ob sie ihn aufnehmen würden. So geschah es; doch jene schickten sie mit großer Schmach zurück und sagten zu ihm mit Worten voll von Zorn und Wut: „Wir sind Sünder, 77ein Volk der Bosheit, ein schrecklicher Stamm77, du aber bist ein Heiliger, ein Freund Gottes, 78ein wahrer Israelit78, und du tust alles im Herrn. Für solchen Mann gibt es mit den Bösen kein Zusammenwohnen und keine Gemeinsamkeit. Doch warum diese neue Art, warum sucht der Bischof, der nicht eine Meinung, sondern verschiedene hat, das, was er so oft zurückgewiesen, so oft verworfen hat?“ – „Wir sehen“, fügen sie hinzu, „was diese Heiligkeit unter dem Deckmantel der Frömmigkeit für Lügen klingen lässt. Wir wollen ihn nicht, denn wenn er kommt, kommt er nicht zu unserm Heil, sondern um Übel und Beleidigungen zu strafen, die wir seinen
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Adalbert, Bischof von Prag
fratribus suis fecimus et fecisse iuvat. Non est, qui recipiat eum, 79non est usque ad unum79.“ Hec et his similia audiens beatus episcopus, tanto letitie risu exuberat, ut pene a solito rigore magnum aliquid excederet. „Disrupisti“, inquit, „vincula mea. Tibi sacrificabo gloriam et sacrificium laudis80, quia pastoralis cure funem et vincula de collo ipsorum refutatio liberavit. Fateor me hodie, o bone Iesu, totum esse tuum, tibi, 81dominator virtutis81 eterne, laus, honor et gloria. Noluisti eos, qui te nolunt et qui 82a via veritatis82 in desiderio declinant.“ 27. Inde adversus diram barbariem profanosque idolatras gladium predicationis acuens et aptans, cum quibus primum, cum quibus postmodum dimicare oporteret, animo deliberare cepit: utrum Liuticenses83, quos christianorum preda miserorumque hominum dampna pascunt, an Pruzzorum fines adiret, 84quorum deus venter est84 et avaritia iuncta cum morte. Tandem alternanti potior sententia successit animo, ut quia hec regio proxima et nota fuerat duci predicto, Pruzzie deos et idola iret debellaturus. Dux vero cognita voluntate eius, dat ei navim et ipsam pro pace itineris ter deno milite armat. Ipse vero adiit primo urbem Gyddanizc85, quam ducis latissima regna dirimentem maris confinia tangunt. Ibi divina misericordia adventum eius prosperante, baptizabantur hominum multe caterve. Ibi missarum sollempnia celebrans, patri immolat Christum, cui non post multos illos dies se ipsum pro hostia fuerat oblaturus. Quicquid vero superfuit de eo, quod ipse et baptizati communicarunt, colligere iubet et mundissimo panno involutum sibi servari pro viatico86 deportandum. 28. Postera autem die salutatis omnibus imponitur carine et pelago et tollitur ab eorum oculis, nunquam postea videndus. Hinc nauticum iter velocissimo cursu peragens, post paucos dies marinum litus egreditur, et reversa est navis cum armato custode. Ipse autem pro prestitis beneficiis gratiam agens vectoribus et vectorum domino, remansit ibi cum geminis fratribus, quorum alter presbiter Benedictus87, alter dilectus et a puero sibi comes frater erat Gaudentius. Tunc magna fiducia Christum predicantes, intrant parvam insulam, que curvo amne circumvecta, formam circuli adeuntibus monstrat. Venientes vero loci possessores cum pugnis expulerunt eos. Et quidam, arrepto
79–79
Ps 13,1. Ebd. 115,16 bzw. 115,7– 8. 81–81 Sap 12,18. 82–82 ebd. 5,6. 83 Lutizen, zwischen Elbe, Oder, Havel und Peene. Ab Ende des 10. Jh. Hauptstamm des Kampfbundes gegen das Christentum und die christlichen Reiche. 84–84 Phil 3,19. 80
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Brüdern zugefügt haben – eine Tat, die uns freut. Es gibt keinen, der ihn aufnähme, 79nicht einen einzigen79.“ Dies und Ähnliches hörte der selige Bischof; er brach in so freudiges Lachen aus, dass es fast ein wenig von seinem gewohnten Ernst abwich, und sagte: „Du hast meine Fesseln zerrissen. Dir opfere ich den Ruhm und das Opfer des Lobes80, denn deren Zurückweisung hat die Stricke und die Bande der Hirtensorge von meinem Hals genommen. Ich gestehe heute, o guter Jesus: Ich bin ganz dein, dir, du 81Herrscher ewiger Tugendkraft81, sei Lob, Ehre und Ruhm! Du wolltest die nicht, die dich nicht wollen und die in ihrem Verlangen 82vom Weg der Wahrheit82 abweichen.“ 27. Nun schärfte er das Schwert der Predigt und machte es bereit gegen die finstere Barbarei und gegen die ruchlosen Götzendiener, und er überlegte, ob er zuerst die Lutizen83, die sich von der Beute der Christen und dem Schaden armer Leute ernährten, oder das Gebiet der Prußen besuchen solle, 84 deren Gott der Bauch ist84 und die Habsucht verbunden mit dem Tod. Schließlich siegte in dem schwankenden Gemüt als bessere Lösung, dass er zu den Göttern und Götzen im Prußenland ginge, denn diese Gegend lag am nächsten und war besagtem Herzog bekannt. Als der Herzog seinen Willen erfuhr, gab er ihm ein Schiff und 30 bewaffnete Krieger für die Sicherung der Fahrt. Der aber besuchte zuerst die Burg Danzig85, die das ausgedehnte Reich des Herzogs vom Meer trennt. Dort wurden nach Gottes Barmherzigkeit, die seine Ankunft glücklich gestaltete, viele Scharen von Menschen getauft. Wenn er dort ein Hochamt feierte, opferte er Christus dem Vater, dem er sich selbst nach wenigen Tagen als Opfer darbringen sollte. Was noch übrig war von dem, was von ihm selbst und den Neugetauften bei der Kommunion empfangen worden war, ließ er sammeln und in ein reines Tuch einwickeln, er bewahrte es für sich auf zur Mitnahme als Wegzehrung.86 28. Am nächsten Tag gibt er allen den Abschiedsgruß, vertraut sich dem Schiff und dem Meer an und wird ihren Augen entrückt, die ihn niemals wieder sehen sollten. Die Seereise wird in schneller Fahrt vollbracht, und nach wenigen Tagen geht man an Land, und das Schiff kehrt mit dem bewaffneten Schutz heim. Er aber dankt den Schiffern und dem Schiffermeister für die geleistete Hilfe und bleibt zurück mit den beiden Brüdern, von denen der eine Priester Benedikt87, der andere der geliebte, ihm von Kindheit an verbundene Bruder Gaudentius ist. Dann betreten sie in großem Vertrauen, Christus zu verkündigen, eine kleine Insel, die von einem Strom im Bogen umflossen wird und sich den Ankömmlingen in Form eines Kreises darbot. Es kamen die Besitzer des Ortes und vertrieben sie mit Faustschlägen. Einer 85 86 87
Älteste Erwähnung der Stadt. Sterbekommunion. Wohl ein Pole als Übersetzer. In späterer Überlieferung Bogussa genannt.
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Adalbert, Bischof von Prag
navicule remo, astitit episcopo propius et ut forte psalmos in libro decantaverat, ingentem ictum inter scapulas dedit. Excussus manibus volat in diversa codex, et ipse extenso capite et membris iacet humo prostratus; sed exterius afflicto corpore, quid diva mens intus ageret, risus cordis per vocis organum mox patefecit. „Gratias“, inquit, „tibi ago, Domine, quia etsi amplius non erit, saltim vel unum ictum pro crucifixo meo accipere merui.“ Transiens autem in aliam partem fluminis, stetit ibi sabbato. Vespere autem facto, dominus ville divinum heroa Adalbertum transduxit in villam. Congregat se undique iners vulgus et, quid de illo foret acturus, furibundo et canino rictu exspectant. Tunc sanctus Adalbertus, quis et unde esset vel ob quam causam illuc veniret, interrogatus, talia econtra miti voce respondit: „Sum nativitate Sclavus, nomine Adalbertus, professione monachus, ordine quondam episcopus, officio nunc vester apostolus. Causa nostri itineris est vestra salus, ut relinquentes simulacra surda et muta, agnoscatis creatorem vestrum, qui solus et extra quem alter deus non est, et ut credentes in nomine eius vitam habeatis et in atriis 88immarcessibilibus celestium gaudiorum premia percipere88 mereamini.“ Hec sanctus Adalbertus. Illi autem iam dudum indignantes et cum clamore blasphema verba adversus eum proclamantes, mortem sibi minantur. Et extemplo terram baculis percutientes, fustes capiti eius apponunt et infrendunt dire dentibus in eum. „Magnum sit tibi“, inquiunt, „quod huc usque inpune venisti, et sicut celer reditus spem vite ita tibi parve more necis dampna creabunt. Nobis et toto huic regno, cuius nos fauces sumus, communis lex imperat et unus ordo vivendi. Vos vero, qui estis alterius et ignote legis, nisi hac nocte discedatis, in crastinum decapitabimini.“ Ipsa vero nocte in naviculam inponebantur et retro ducti manserunt quinque dies in vico quodam. 29. Haec dum in illa parte geruntur, ecce in monasterio, ubi talis nutritus fuerat, cuidam converso Iohanni Campanario89 talia Dominus per visum ostendit. E summo celo velut volantia deorsum veniunt usque ad terram duo linteamina, alba sicut nix et munda absque omni sorde et macula. Ambo sua onera, singulos quidem viros de terra levant; ambo felicissimo cursu nubes et aurea sidera transnatant. Unius nomen extra ipsum, qui hec vidit, admodum paucissimi sciunt. At pater Nilus ignotum est quid de eo videret; sed dulcibus scriptis eundem virum ita alloquitur: „Scias, dulcissime fili, quia amicus noster Adalbertus ambulat cum Spiritu sancto et beatissimo fine presentem
88–88
Vgl. 1 Petr 5,4. Joh. Canaparius, 997–1004 Abt v. S. Bonifazio. – Dank dieser Erwähnung wurde er seit G. H. Pertz 1841 für den Autor der Vita gehalten. Zweifel von J. Fried, Gnesen – Aachen – Rom (siehe Lit. Verz.). 89
Älteste („ottonische“) Vita
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nahm aus dem Kahn das Ruder, stellte sich neben den Gottesmann und gab ihm einen heftigen Schlag auf seinen Nacken, während jener gerade in seinem Buch Psalmen gesungen hatte. Das Buch fliegt aus seinen Händen ins Weite, er selbst liegt mit Kopf und Gliedern ausgestreckt am Boden, doch obwohl der Leib äußerlich getroffen war, zeigte bald das Lachen des Herzens durch das Werkzeug der Stimme an, wie seine hehre Seele innerlich handelte. Er sagte nämlich: „Ich danke dir, Herr, dass ich, falls nicht noch mehr kommt, wenigstens einen Schlag für meinen Gekreuzigten erhalten durfte.“ Er wechselte dann aber auf die andere Uferseite und blieb dort am Samstag. Als es Abend geworden war, kam der Dorfherr und führte den göttlichen Helden Adalbert in das Dorf. Es sammelt sich das rohe Volk und erwartet mit wütendem und kindischem Gebrüll, was er mit ihm machen würde. Auf die Frage, wer er sei und aus welchem Grunde er hierher gekommen sei, antwortet der heilige Adalbert seinerseits mit sanfter Stimme: „Ich bin von Geburt ein Slawe, mit Namen Adalbert, von Beruf Mönch, nach dem Rang ehemals Bischof, dem Amt nach jetzt euer Apostel. Der Grund meiner Reise ist euer Heil, dass ihr eure tauben und stummen Götzenbilder verlasst und euren Schöpfer erkennt, der der einzige ist und außer dem es keinen anderen Gott gibt, und dass ihr glaubt, in seinem Namen das Leben zu haben, und verdient, 88den Lohn der Freuden in den unverwelkbaren Hallen des Himmels zu empfangen88.“ Soweit der heilige Adalbert. Sie aber waren schon lange unwillig und stießen mit Geschrei gotteslästerliche Worte gegen ihn und drohten ihm den Tod an. Sofort schlagen sie mit ihren Stöcken auf die Erde, zielen mit Knüppeln nach seinem Kopf und knirschen unheilvoll gegen ihn mit den Zähnen, sie sagen: „Nimm es als etwas Großes, dass du bis hierher ungestraft gekommen bist, und wie ein schneller Abzug dir Hoffnung auf Leben gibt, so bringt dir ein kleiner Aufschub Schaden und Tod. Für uns und diese Gegend, an deren Eingang wir wohnen, gilt ein allgemeines Gesetz und eine Lebensregel. Ihr aber, die ihr nach einem anderen und unbekannten Gesetz lebt, werdet morgen enthauptet, wenn ihr nicht in dieser Nacht verschwindet.“ Noch in dieser Nacht beluden sie ihr Boot, ruderten zurück und blieben fünf Tage in einem Dorf. 29. Während dies in jener Gegend vor sich ging, seht!, zeigte der Herr in dem Kloster, wo jener sich aufgehalten hatte, einem Konversen Johannes Canaparius89 folgendes in einer Schau: Vom höchsten Himmel kamen zwei Leinengewänder wie Segel auf die Erde herab, weiß wie Schnee und sauber, ohne Flecken und Makel. Beide heben ihre Lasten, nämlich je einen Mann, von der Erde auf; beide steigen in glücklichem Flug zu den Wolken und goldenen Sternen auf. Der Name des einen war außer dem, der dieses sah, nur wenigen bekannt. Aber es ist unbekannt, was Vater Nilus über ihn sah, doch in süßen Schriften spricht er diesen Mann an: „Wisse, mein süßer Sohn, dass unser Freund Adalbert mit dem Heiligen Geist wandelt und bald dieses Le-
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vitam erit terminaturus.“ Item fratri Gaudentio, que opere futura erant, nocturna quies textis ambagibus dixit. Expergefactus ergo, si vellet audire somnium suum, interrogat dilectum patrem. Respondit autem ipse: „Dic, si quid habes.“ – „Vidi“, inquit, „in medio altaris calicem aureum, et hunc vino semiplenum, custos vero eius nemo erat. Me itaque volente bibere merum, opposuit se mihi minister altaris et audacibus meis ceptis velut quadam imperiosa auctoritate contradixit, quia nec mihi nec alicui hominum hanc licentiam dare vellet, pro eo quod tibi in crastinum pro mistica refectione foret servatum. Hec eo loquente, fugit somnus ab oculis et occupat trementia membra torpor ingens.“ „Deus“, inquit, „fili, prosperet hunc visum, fallaci somnio neminem credere oportet.“ 30. Iam exurgente purpureo die, ceptum iter agunt et Davitico carmine viam sibi abbreviant et dulcis vite gaudium continuo appellant Christum. Inde nemora et feralia lustra linquentes, sole ascendente ad meridiem, campestria loca adierunt. Ibi fratre Gaudentio missam celebrante, sanctus ille monachus communicavit, et post sacram communionem pro alleviando labore itineris pauxillum obsonii accepit. Et dicto versu et sequenti psalmo, surgit de gramineo cespite et quantum iactus est lapidis vel missus sagitte progressus, loco resedit. Hic cepit eum somnus, et quia diutini itineris fessus erat, pleno cornu profudit eum soporifera quies. Ad ultimum pausantibus cunctis, affuit paganicus furor, et irruerunt super eos impetu magno et iniecerunt omnes in vincula. Sanctus vero Adalbertus stans contra Gaudentium et alium fratrem ligatum: „Fratres“, inquit, „nolite contristari! Scitis, quia hec patimur pro nomine Domini, cuius virtus ultra omnes virtutes, pulchritudo supra omnes decores, potentia inenarrabilis, pietas singularis. Quid enim fortius, quid eo pulchrius quam dulcem pro dulcissimo Ihesu fundere vitam.“ Prosilit ex furibundo agmine igneus siccob90 et totis viribus ingens iaculum movens, 91transfixit eius penetralia cordis91. Ipse enim sacerdos idolorum et dux coniurate cohortis velut ex debito prima vulnera facit. Deinde concurrerunt omnes et vulnera miscentes iram exsaturant. Profluit purpureus sanguis per foramina utriusque lateris; ille oculis ac manibus stat orans in celum. Exiit rubeus amnis divite vena et extracte haste septem ingentia vulnera pandunt. Ille vinclis solutis extendit manus in modum crucis et suppliciter fusis precibus pro sua et persecutorum salute ad Dominum clamat. Sic illa sancta anima carcere suo evolat; sic nobile corpus protenta cruce
b 90
Sicco Ed. Prußische Würdebezeichnung; kein Personenname. Prudentius, Hamartigenia 541– 542 (CC SL 126 S. 135).
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ben in einem seligen Ende beschließen wird.“ Ebenso sagte dem Bruder Gaudentius die Ruhe der Nacht in unbestimmten Rätselworten, was sich ereignen würde. Als er aufgewacht war, fragte er seinen geliebten Vater, ob er seinen Traum hören wolle. Der antwortet: „Sag es, wenn du etwas hast!“ Er sagt: „Ich sah mitten auf dem Altar einen goldenen Kelch, halb gefüllt mit Wein, aber kein Wächter dazu war da. Als ich den Wein trinken wollte, widersetzte sich der Altardiener und widersprach meinem frechen Unterfangen mit gleichsam befehlsgewohntem Ansehen, dass er weder mir noch sonst einem Menschen dies gestatten wollte, weil er dir für den kommenden Tag für ein mystisches Mahl vorbehalten sei. Als er dies sagte, floh der Schlaf aus meinen Augen und ungeheurer Schrecken erfüllte meine zitternden Glieder.“ Jener sagte darauf: „Mein Sohn, Gott möge dieses Gesicht zum Guten wenden, niemand darf sich auf einen trügerischen Traum verlassen.“ 30. Als schon der purpurne Tag sich erhebt, machen sie sich auf die begonnene Reise, verkürzen den Weg durch einen Gesang Davids und rufen ständig Christus an, die Freude des süßen Lebens. Dann verlassen sie Wälder und gefährlichen Morast, und als die aufsteigende Sonne am Mittag steht, kommen sie auf ein ebenes Feld. Bei der Messe, die Bruder Gaudentius feierte, empfing jener heilige Mönch die heilige Kommunion und danach nahm er einige Bissen zu sich, um sich von den Mühen des Marsches etwas zu erholen. Er sprach die Antiphon und den folgenden Psalm, stand vom Gras auf und ging einen Pfeilschuss oder Steinwurf weit beiseite und ließ sich dort nieder. Hier überfiel ihn der Schlaf, weil er vom Marsch ermüdet war, und Schlaf bringende Ruhe schüttete ihr volles Horn aus. Als endlich alle ruhten, war die Wut der Heiden da, brach mit großem Ungestüm über sie her und warf alle in Fesseln. Der heilige Adalbert aber stand gegenüber von Gaudentius und dem anderen gefesselten Bruder und sagte: „Brüder, werdet nicht traurig! Ihr wisst, dass wir dies für den Namen des Herrn erleiden, dessen Kraft über alle Kräfte, dessen Schönheit über allen Glanz geht und dessen Macht unbeschreiblich, dessen Huld einzigartig ist. Was gibt es Mutigeres, was Schöneres als das süße Leben für den süßesten Jesus zu vergießen.“ Da sprang aus der wütenden Schar der flammende Götzenpriester und Heerführer90 hervor und schleuderte mit aller Kraft eine ungeheure Lanze auf ihn und 91durchbohrte sein Herz91. Dieser Götzenpriester und Führer der verschworenen Rotte brachte ihm pflichtgemäß die erste Wunde bei. Danach rennen alle herbei, fügen ihre Wunden dazu und sättigen ihre Wut. Da floss das purpurrote Blut aus den Wunden beider Seiten; er steht da und betet mit Augen und Händen zum Himmel. Es rann der rote Strom aus der reichen Ader, und die herausgezogenen Spieße legen sieben gewaltige Wunden frei. Da die Fesseln gelöst sind, breitet er die Arme in Kreuzesform aus, und mit demütig flehenden Gebeten ruft er zum Herrn für sein und der Verfolger Heil. So fliegt die heilige Seele aus ihrem Kerker, so hält der edle
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terram occupat; sic quoque multo sanguine vitam fundens, beatis sedibus et semper carissimo tandem perfruitur Christo. O sanctum et beatissimum virum, cuius in vultu angelicus splendor, in corde semper Christus erat. O pium et omni honore dignissimum, qui crucem, quam voluntate semper et animo portavit, tunc etiam manibus et toto corpore complexus est! Accurrunt undique armis dira barbaries et nondum expleto furore auferunt corpori nobile caput et separant exsanguia membra. Corpus vero loco dimittentes caput palo fixerunt, et leto clamore sua scelera laudantes, reversi sunt unusquique ad proprias sedes. Passus est autem sanctus et gloriosissimus martyr Christi Adalbertus VIIII. kalendas maic92, imperante rerum domino Ottonum tertio, pio et clarissimo cesare, feria VI.; scilicet ut, qua die Dominus Iesus Christus pro homine, eadem die homo ille pro Deo suo pateretur. Cuius est 93misericordia in seculum,93 94honor et imperium in secula seculorum.94 Amen.
c
aprilis Ed.
92 Im Jahr 997 war der 23. April ein Freitag, der 23. März der Dienstag in der Karwoche. 93–93 Ps 117,1– 4. 94–94 1 Tim 6,11; 1 Petr 4,11.
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Körper in Kreuzesform die Erde, so vergießt er mit viel Blut sein Leben und kann sich endlich in den seligen Wohnungen des stets so geliebten Christus erfreuen. O frommer und aller Ehren Würdigster, der du das Kreuz stets in deinem Wollen und deinem Herzen getragen hast, nun hast du es auch mit deinen Händen und deinem ganzen Körper umfasst! Es laufen von allen Seiten die wütenden Barbaren mit ihren Waffen herbei, und in ihrer noch nicht gestillten Raserei reißen sie das edle Haupt vom Körper und sondern es von den ausgebluteten Gliedern. Den Leib lassen sie liegen, das Haupt stecken sie auf einen Pfahl; in fröhlichem Geschrei loben sie ihre Verbrechen, und ein jeder kehrte in seine Wohnung zurück. Gelitten hat der heilige und glorwürdige Märtyrer Christi Adalbert am 24. April92, unter der Herrschaft des Herrn Kaisers Otto III., dem frommen und erlauchten Kaiser; am selben Tag wie der Herr Jesus Christus für den Menschen gelitten hat, an diesem sollte auch jener Mann für seinen Gott leiden. Ihm ist 93Barmherzigkeit in der Zeit93 und 94Ehre und Herrschaft von Ewigkeit zu Ewigkeit.94 Amen.
Hs. München, Staatsbibliothek clm 2552 (aus Aldersbach), fol. 40ra–50rb; Lesarten sind in den Buchstaben-Fußnoten aufgeführt, dortige Auslassungen durch andere Hss. mit Asteriskus (*…*) ergänzt. Edd.: J. Karwasinska, 1969, MPH s. n. IV 2, S. 45 – 69; G. H. Pertz, 1841, MGH SS IV, S. 596 – 612. – dt. Übers.: A. Kolberg, Zs. f. d. Gesch. Ermlands 15 (1905); poln.: Abgarowicz/Karwasinska; Spiez. – tschech.: Zachová/Novy (wie oben Vita Adalberti).
PASSIO SANCTI ADALBERTI EPISCOPI ET MARTYRIS Passio II des Brun von Querfurt
1. Nascitur purpureus flos Boemicis terris1, maior filius ex parentibus magnis, aureum pomum exivit e nobilibus ramis, progreditur pulchra facie, sed pulchrior fide Woitech2 puerulus, quod nomen interpretatum sonat consolatio exercitus. — Pater3 suus magnus et prepotens erat, substantia eius integra, possessio diffusa est; cui mortalium felicitatum copia, sub se positorum hominum unda, familia multa perstrepens, argento et auro plena domus. Cum esset dominus terre, fuit tamen mediocris homo oratio rara, sed habitaverat secum misericordia bona, neglecta castitas et pauperum cura larga. — Mater4 ex claro genere Sclaviorum erat nobilissima, digna iugalis iuncta digno marito, marito videlicet, qui regis tangit lineam sanguinis, quem longe lateque iura dantem hodie tremunt, Heinrico5 regi accessit proximus nepos. Femina eius, ut aiunt, casta moribus, plena elemosinis, fidem loquens operibus nobilitati sue pulchrum responsum dedit. Sed discipula virtutis bene fit rea custos fratris6. Nam dum zelat zelo castitatis, dum fit familiarius famula orationis, dat viro occasionem peccandi non cum una, sed feminarum turba. Bonus pater, sed melior mater, optimus, qui nascitur ex ipsis. 2. Lacte plenus interea parvulus homo febricitat, mortem vicinam parentibus minatur. Fletum movet oculis videntium suos sydereos vultus. Pater fecit spissum gressum ad puerum, quem amat pre filiis filium, testatur crebris lacrimarum stillis, quantus vivat amor pueri in visceribus patris. Mors amara in foribus, ecce salus occurrit bene cogitantibus. Dixerunt enim territi parentes tremula prece: „Non nobis, Domine, non nobis vivat puer iste, sed clericus in Dei Matris honore portet iugum tuum pulchra cervice.“ Sic dum ponunt super altare Virginis, recessit in ictu oculi vis doloris, infantulus ad se
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In Libitz, Ostböhmen, Burg der Familie der Slavnikiden. Vernichtung 995. * ca. 956, als jüngster (6.) Sohn. Die unten cap. 4 behauptete Taufe durch Erzbischof Adalbert ist sonst nirgends belegt. 3 Slavnik, † 981. 4 Strezizlava bzw. Adelburga, † 987. 5 Kaiser Heinrich II., 1002 –1024. Die Verwandtschaft ist nicht weiter belegt. 6 Gen 4,9. 2
LEIDENSGESCHICHTE DES HEILIGEN BISCHOFS UND MÄRTYRERS ADALBERT 1. Es wächst eine purpurne Blume in böhmischen Landen1, von bedeutenden Eltern ein noch bedeutenderer Sohn; eine goldene Frucht entwickelt sich aus edelstem Gezweig; mit schönem Antlitz geht hervor und noch schöner durch Glaubenstreue der Knabe Vojtech2, dessen Name übersetzt lautet „Heerestrost“. Sein Vater3 war bedeutend und sehr mächtig, sein Vermögen unversehrt, sein Besitz ausgebreitet; es steht ihm eine Fülle an irdischen Freuden zur Verfügung, unter ihm gibt es eine Flut von abhängigen Leuten, seine Hausgenossen preisen ihn laut, sein Haus ist voll von Silber und Gold. Obgleich Herr des Landes, war er doch ein mittelmäßiger Mensch, sein Beten selten, aber es wohnte in ihm gütige Barmherzigkeit; die Keuschheit achtete er nicht, doch seine Sorge um die Armen war freigebig. Seine Mutter4 aus berühmtem slawischem Geschlecht war ein hochedler Mensch, als würdige Gattin einem Würdigen verbunden, einem Mann, der in eine Seitenlinie königlichen Blutes gehört, ein naher Neffe König Heinrichs5, vor dem heute weithin als dem Gesetzgeber die Leute zittern. Seine Frau, heißt es, von keuschem Charakter, voller Almosen, dem Glauben durch ihre Taten Wort verleihend, bot ihrem Adel eine schöne Entsprechung. Doch die Schülerin der Tugend wird als des Bruders Hüter6 recht schuldig. Denn während sie selbst eifrig ist im Streben nach Keuschheit und als Dienerin des Gebets ganz zuverlässig, wird sie ihrem Mann Anlass zum Sündigen nicht mit nur einer Frau, sondern mit einer Schar von Frauen. Ein guter Vater, besser die Mutter, bestens, der von ihnen geboren wurde. 2. Mit Muttermilch reich gesättigt, wird das Kleinkind von einem Fieber ergriffen; den Eltern droht sein naher Tod: Er erregt das Weinen derer, die mit den Augen seine fahlen Züge erblicken. Der Vater macht einen schweren Schritt zu dem Sohn, den er vor seinen anderen Kindern liebt, er bezeugt mit seinen vielen tropfenden Tränen, wie im Vaterherz die Liebe zu seinem Kind lebt. Der bittere Tod steht schon in der Tür! Doch seht: Da naht das Heil denen, die rechtschaffen denken. Denn die erschrockenen Eltern sagten mit zitternder Bitte: „Nicht für uns, Herr, nicht für uns soll dieser Junge leben, sondern als Geistlicher soll er zu Ehren der Gottesmutter Dein Joch auf seinem edlen Nacken tragen.“ Während sie ihn auf den Altar der Jungfrau [Maria] legen, weicht binnen eines Wimpernschlags die Gewalt des Schmerzes:
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redit sospes omnibus membris. — Bona semper angelorum imperatrix augusta sic se clamantium ad Deum portat hominum vota, dum negare nescit corde petentibus, dum celo fert opem egris mortalibus splendida stella maris. – Signasti servum, virgo Maria, tuum. 3. Qui cum intra plenilunium sensibilis pueritie venisset rudisque lingue meatus ad loquelam extenderet, primis elementis inficiendus presbiterorum datur in manus. Tunc quidam7, qui cunabulis pueri familiarius adhesit, arduum desperans iter parandis literis se comitem subtraxit, semel et secundo concita fuga ad dulces parentes perrexit. Quo facto pater infrendens diris ictibus et vitalibus plagis fugam correxit et cum indignatione sequens non ab re filium tradidit salutiferis scolis. Nam aperuit Deus puero aurem cordis et interiecto mensis spatio tanta gratia perfudit, ut exinde parendo seniori usque ad unguem philosophie eius papas morum et magister sensuum foret. 4. Decursis itaque rudis infantie balbutientibus annis Davitico nectare8 Woitech potatus parvoque melle dulce canentis Gregorii9 pastus, ut partem comedat suam et ad septem panes sapientie10 potatur. Traditur, inquam, ad ingenuam Parthenopolim, Theutonum novam metropolim, liberalibus disciplinis imbuendus. Quam urbem rex maximus, primus trium Otto11 imperator augustus, in magnum archipresulatum erexit et, ut hodie cernere est, in pulchro litore aAlbis fluminisa sancto Mauritio12 pulcherrimam domum prope construxit. — Urbis tunc erat episcopus Adalbertus, et ipse primus, qui quem suo nomine Adalbertum vocavit, bone indolis puerum Woitech secundo crismate linuit. Hec cum facta essent, non norunt; postea quando finito scole duello domum redeunt, recordata est mater pueri, quia Pruzis episcopus gentium positus, cum idem Adalbertus super regnum patris iter ageret, deductum filium cum unguendis pueris tunc primo crismate liniret.b — 5. Igitur ad frontem scole hospes precessit, ianuas timoris intrat, ubi plures epulas appositas cernere erat, quas prout cuique vene in levo pectore saliunt13, amena turba discipulorum *avido* ore carpunt. Scolis preerat tunc Octricius quidam facundissimus etate illa, quasi Cicero unus, cuius memoriale clarum usque nunc intra Saxoniam habetur. Quem quantus foret, discipulorum facies inspecta sine lingua sonat et per vicinas urbes circumquaque difa–a b 7
alberis fluminibus Hs. Der im 11./12. Jh. beigefügte Exkurs über Zahlensymbolik ist hier fortgelassen.
Wohl der unten cap. 15 u. 21 genannte Radlan. Psalmengesang als übliches erstes Lernprogramm. 9 Papst Gregor I., 590 – 604, nach dem der gregorianische Choral benannt ist. 10 Die 7 Freien Künste des Trivium und Quadrivium. 11 König 936 – 973, Kaiser ab 962. 12 Patron des Erzbistums Magdeburg; seine hl. Lanze wurde von Otto in der Ungarnschlacht 955 als Heiltum mitgeführt. 8
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Gesund an allen Gliedern kommt der Knabe wieder zu sich. So bringt die stets gute, erhabene Gebieterin der Engel die Wünsche der zu ihr rufenden Menschen zu Gott, da sie den von Herzen Bittenden nichts verweigern kann, da der leuchtende Meeresstern den kummervollen Sterblichen vom Himmel Hilfe bringt. Du, Jungfrau Maria, hast hier deinen Knecht gesegnet. 3. Als er zum Vollmond verständiger Jugend gekommen ist und die Laute der ungeübten Zunge zur Sprache formt, wird er in die Hände der Priester zum Lernen der ersten Buchstaben gegeben. Da zog sich einer7, der allzu vertraut der Kinderwiege des Jungen anhing, ohne Hoffnung auf den steilen Pfad des Erwerbs der Bildung zurück, und ein- und zweimal zur Flucht angetrieben, ging dieser zu seinen lieben Eltern zurück. Als das geschehen war, machte der erzürnte Vater mit schrecklichem Prügeln und belebenden Hieben die Flucht wieder gut, folgte seinem Sohn erbost und übergab ihn erfolgreich in die heilsame Schule zurück. Denn Gott öffnete dem Jungen das Ohr des Herzens, und nach Monatsfrist überschüttete er ihn mit so viel Gnade, dass er seither seinem Lehrherrn vollständig gehorchte und ein Schirmherr guter Sitten und Meister seiner Sinne wurde. 4. Als nun die stammelnden Jahre der unerfahrenen Kindheit durchlaufen waren, trank Vojteh den Nektar von David und nährte sich am jungen Honig des sanften Sängers Gregor9, so dass er seinen Anteil einnahm und mit den sieben Broten der Weisheit10 genährt wurde. Gebracht wird er, sag ich, ins edle Magdeburg, dem jungen Metropolitansitz der Deutschen, damit er in den Freien Künsten vertraut wird. Diese Stadt hat der Großkönig Otto11, der erste erhabene Kaiser von dreien, zum machtvollen Erzbistum erhoben und, wie heute zu sehen ist, dicht am lieblichen Ufer der Elbe dem heiligen Mauritius12 einen herrlichen Dom errichtet. Bischof der Stadt war damals Adalbert – auch er war der erste –, der den begabten Knaben Vojteh mit seinem Namen Adalbert nannte und ihn mit dem zweiten Chrisam salbte. Wann das geschah, weiß man nicht. Später, als er nach dem Ende des Ringens in der Schule heimkehrte, erinnerte sich die Mutter des Jungen, es habe dieser Adalbert, wie er als Bischof für die heidnischen Russen seinen Weg durch das Herrschaftsgebiet von dessen Vater nahm, den dargebrachten Sohn zusammen mit anderen zu salbenden Kindern mit erstem Chrisam gesalbt. — 5. Also ging er als Besucher zur Pforte der Schule, trat ein in die Tür der Furcht, wo er mehrere Speisen angerichtet sah, welche, wie sie bei jedem die Adern auf der linken Brust hüpfen lassen13, die gefällige Schar der Schüler begierigen Mundes verzehrt. Leiter der Schule war damals Ohtrik, hochberühmt zu der Zeit, gleichsam ein Cicero, dessen berühmtes Ansehen bis heute in ganz Sachsen hochgehalten wird. Wer er war, meldet der Anblick der Schüler auch ohne ein Wort und zeigt mit dem Finger seine Weisheit rings13
Vgl. Juvenal, Sat. VII 159 f.
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fusa *sophia* digito monstrat. Apponuntur pedagogus et herus ad unum legere, sicut consuetudo erat domi discere; adest puero divina gratia et currunt divite vena ingenium, sensus et ratio. Hoc autem asserunt mirabile in eo, si forte magister amoveret pedem, ut est proprium vagis puerorum animis, aliquando prodeunte ludo totum consumpserat diem. Cumque de lecta lectione nec verbum saperet et bene iratus magister flagellare inchoasset, „Dimitte me“, inquit, „et legam!“ Et dimissus ut rem notam optime legit. Dicitur etiam tribus linguis pro una locutum: „Domine mi“, magistro clamasse, cum scope tergum verrunt et ferventia flagella dolentem carnem frangunt. Auditoribus enim usus erat latinaliter fari, nec ausus est quisquam coram magistro lingua barbara loqui. — 6. Annos ter ternos in area studii palestram exercet ingenii effodiens terre obrutos sensus; contra ignorantie densam noctem prendidit scientie diem. Post capella regis magistrum tulit,14 scola dixit: „Sat prata biberunt, discipulorum divisa manus certas sedes domosque revisunt.“ Repatriat novo nomine iam adolescens Adelbertus, portat secum dulces sapientie liquores, dat caris parentibus visus filius gaudium magnum. Hoc toto tum tempore adeo lascivus erat ut homo: incubat terrenis deliciis, vacat puerilibus iocis, querens cibum et potum, ut pecus curvat vultum, nescit cernere celum. 7. Moritur Boemie provincie episcopus15, et sicut coram astantibus desperata voce testatur, ab nigris spiritibus ad tartareum chaos incaute portatur. Presens erat tunc Adalbertus, unus extrema videntium et verba morientis aurec audientium. Quem ut ipse post abbati in monasterio dixit, visionis illius magnus horror invasit et ad primam salutem direxit. Exinde emendare mores, frena ponere animis, desideria carnis igne divini amoris excoquere cepit. — 8. Conveniunt dux16 terre et maior populus et pro elevando pastore varias sententias ducunt; omnes tamen ad ultimum manus levant, aera clamoribus implent: non habere meliorem nec similem, quem oportet esse episcopum, sicut indigenam Adelbertum, cuius nobilitas, divitie, alta scientia et placabiles mores cum tanto honore concordarent. Ergo in hec verba levatur terre episcopus mutata mente pius Adelbertus. Hac ipsa die, ubi acceperatd episcopium, audientibus multis, locutum est demonium, cum illud presbiteri sacris inprecationibus urgerent, ut exiens de homine possesso daret honorem Deo vivo: „Quid *michi* molesti, inquit, estis? Ve satis est michi! Amplius
c 14 15 16
audire Hs.
d
erat Hs.
Im Jahr 978. Deotmar. Herzog Boleslav II., 972 – 999.
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um in den Nachbarstädten. Ein Lehrer und zugleich Herr wurde ihm vorgesetzt zum Lesen, wie es daheim zu lernen Brauch war; die göttliche Gnade ist bei dem Knaben, und es strömen in seiner reichen Ader Verstand, Einsicht und Vernunft. Das aber berichtet man Merkwürdiges von ihm: Wenn etwa der Meister einmal fortging, dann verbrachte er, wie es dem unsteten Geist der Knaben eigen ist, mitunter beim Spielen einen ganzen Tag. Wenn er bei der Lektüre ein Wort nicht verstand und der Meister recht zornig zu prügeln anfing, sagte er: „Lass mich, ich werde lesen!“ Und freigegeben, las er es bestens wie eine bekannte Sache. Es heißt, dass er in drei Sprachen reden konnte. „Domine mi!“, soll er dem Lehrer zugerufen haben, als die Rute seinen Rücken traf und die brennenden Hiebe sein schmerzendes Fleisch verletzten. Die Hörer waren nämlich gewohnt, lateinisch zu sprechen, und es wagte keiner, vor dem Magister in der Volkssprache zu reden. — 6. Dreimal drei Jahre lang betrieb er beim Studium seine geistige Ausbildung und grub dabei die verschütteten Sinne seines Verstandes aus; statt der dunklen Nacht der Unwissenheit ergriff er den Tag der Erkenntnis. Dann erhielt die königliche Kapelle den Magister;14 die Schule sagte: „Die Wiesen haben genug getrunken. Die nun zerstreute Schar der Schüler suchte wieder die angestammten Wohnsitze und Häuser auf.“ Es kehrt nun mit neuem Namen der Jüngling Adalbert heim; er trägt mit sich den süßen Nektar der Weisheit; den lieben Eltern macht der Sohn große Freude. Die ganze Zeit war er so wie ein Mensch ausgelassen, hatte sich auf die irdischen Freuden geworfen, war offen für knabenhafte Späße, suchte Speise und Trank wie das Vieh, das nach unten schaut, und konnte nicht den Himmel sehen. 7. Da stirbt der Bischof des Landes Böhmen15 und wird, wie dieser vor den Umstehenden mit verzweifelter Stimme bezeugt, von schwarzen Geistern jählings in das Chaos der Unterwelt geschleppt. Dabei anwesend war Adalbert, einer, der das Ende mit ansah und die Worte des Sterbenden hörte. Wie er später dem Abt im Kloster sagte, überfiel ihn großer Schrecken über den Anblick und richtete ihn auf das Erste Heil hin aus. Von da an besserte er seinen Lebenswandel, legte seiner Leidenschaft Zügel an und verbrannte die Lust des Fleisches mit dem Feuer der göttlichen Liebe. — 8. Es kommen der Herzog16 des Landes und die Großen zusammen und bringen über die Erhebung eines Hirten verschiedene Ansichten vor; schließlich aber heben alle die Hände, sie erfüllen die Luft mit ihren Rufen: Sie hätten keinen Besseren und anderen, der ihr Bischof sein solle als der Landsmann Adalbert, dessen Adel, Reichtum, hohe Weisheit und milde Sittsamkeit zu solchem Ehrenamt passten. Also wird nach solchen Worten zum Bischof erhoben der fromme Adalbert, der seinen Sinn gewandelt hatte. Als er an diesem Tag das Bischofsamt annahm vor großer Zuhörerschaft, sagte ein unreiner Geist, da die Priester ihn durch heilige Beschwörungen dazu aufforderten, er solle aus dem Besessenen ausfahren: „Was belästigt ihr mich? Ach, mir geht es
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hic stare non possum, quia hodie electus est populo terre episcopus, quem valde timeo, christicola Adalbertus.“ Sic ait, et citius dicto demon impudens Spiritui sancto *locum dedit* et ut flagello fugatus exivit ab homine sano. Cui rei, qui hora illa presens erat, Willico quidam, bonus et sapiens clericus, visibile testimonium asserebat, nos et legimus, cum ad nostrum abbatem hoc scriptum folio mandaverat. Ipsum episcopus Adalbertus sue ecclesie prepositum habuit. Post super cordis aridae flante Spiritu sancto, nobilem monachum mons Cassinus recepit. 9. Igitur electus episcopus auricomam Italiam vadit; quem ob cluse egressum artas vias17 prima civitas Verona recepit, que in fauce regni pulchre levat caput. Ibi eum pastorali virga investivit Otto secundus, qui tum loco patris rapidis cruribus montem imperii scandit; sed non dextro omine nec vivo maturove sapientie signo rem publicam rexit; et dum omne quod vult regem oportere sequi non bene putat, collectum orbem amisit et quam terror patris peperit pacem interfecit. Sensit hoc Theutonum tellus mortuum nautam maris; sensit dormientem aurigam orbis, cum quo prospera Dei cucurrerunt, multa bona christiane religioni accreverunt. Migrans migravit Otto pius, Otto rigidus, fluxa gubernare doctus; cui aurea tempora nunc cum gemitu memorat, cum pressa malis ecclesia absque ulla requie *hostes* insurgere dolet. Duorumque oblita antiquum Ottonem nominat: „Vere“, inquiens, „meus felix mundus erat, Otto dum sceptra gerebat.“ Ergo archimandrita Magontinus, gravis homo Willigisus, Adelberto, cui Deus interiore gratia benedixit, venerabile caput unxit et in presentia imperatoris ad sacerdotum altitudinem provexit. 10. Ea tempestate effrena gens Lutici18 pagani iugum christianitatis deponunt et cum quo errore adhuc laborant, post deos alienos erecto collo currunt. Et qui fugientes fugere nequeunt, christiani multi gladio ceciderunt. Tunc peccato Ottonis multa mala surrexere, maxima ubique et miserrima emerserunt naufragia, res publica turpitudines passa de solio descendit, christiana religio lacera iram Dei sensit. — Actum est bellum cum Polanis19, dux eorum Mesico arte vicit. Humiliata Theutonum magna anima terram lambit, Oddo pugnax marchio laceris vexillis terga convertit. Alia hora congregatus est optimus populus et exercitus grandis nimis, valde congrediuntur cum Karolinis Francis20, cedunt hostes non durantes virorum fortium e 17
aridam Hs.
Die Veroneser Klause. Zum Aufstand 983 vgl. Thietmar, Chron. III 17 (FSGA 9, S. 104). 19 972 Feldzug Hodos, Markgraf der sächsischen und Lausitzer Mark (965 – 993), gegen den Polenfürsten Mieszko (960 – 992). Vgl. Thietmar, Chron. II 29 (ebd. S. 66). 20 Feldzug Ottos II. gegen Lothar, König von Westfranken, 978, mit Vordringen bis Paris. 18
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schlecht! Ich kann nicht länger hier bleiben, weil heute ein Bischof für das Volk des Landes gewählt worden ist, den ich sehr fürchte: der Jünger Christi Adalbert.“ Sprach’s, und schneller als ein Wort machte der unreine Geist Platz für den Heiligen Geist und verschwand wie von einer Geißel in die Flucht geschlagen aus dem nun gesunden Mann. Der zu dieser Stunde dabei anwesende Willico, ein guter und weiser Geistlicher, legte ein sichtbares Zeugnis ab; und wir haben es gelesen, da er es unserem Abt auf einem Blatt anvertraut hat. Ihn hat Bischof Adalbert zu seinem Dompropst gemacht. Später, als der Heilige Geist über die Dürre seines Herzens wehte, hat Monte Cassino ihn als vortrefflichen Mönch aufgenommen. 9. Also ging der erwählte Bischof ins goldgelockte Italien; wegen des engen Passes der Klause17 empfing ihn als erste Stadt Verona, die sich an der engen Pforte zum Königreich anmutig erhebt. Dort investierte ihn mit dem Hirtenstab Otto II., der damals anstelle des Vaters eilenden Fußes den Gipfel des Kaisertums erklommen hatte; doch er herrschte über das Gemeinwesen unter keinem guten Stern und ohne ein lebendiges oder reifes Zeichen von Weisheit; und da er fälschlich glaubte, dass alles, dem er folgen wollte, für einen König passend sei, verlor er den geeinten Erdkreis und vernichtete den von seinem Vater durch Schrecken geschaffenen Frieden. Es meinte das deutsche Land, dass der Steuermann tot sei, es spürte, dass des Weltkreises Lenker schlafe, mit dem Gottes Heilstaten kamen und dem geistlichen Leben viel Gutes gebracht hatten. Dahingegangen war der fromme Otto [I.], der strenge Otto, der die Wogen zu beherrschen wusste; an seine goldenen Zeiten erinnert sich nun unter Seufzen die von Unheil bedrängte heilige Kirche, wenn sie voller Schmerz die Feinde sich ohne Unterlass erheben sieht. Und ohne Erinnerung an die beiden späteren spricht sie über den alten Otto: „Ja, meine Welt war glücklich, als Otto das Zepter führte.“ Also weihte der Erzbischof von Mainz, der ehrwürdige Herr Willigis, dem Adalbert, den Gott mit innerer Gnade segnete, das verehrungswürdige Haupt mit Öl und erhob ihn in Anwesenheit des Kaisers zur Höhe des Priestertums. 10. In dieser Zeit legt das zügellose Volk der heidnischen Lutizen18 das Joch des Christentums ab, und mit dem Irrtum, in dem sie immer noch leben, laufen sie mit erhobenem Haupt zu ihren fremden Göttern. Viele Christen, die nicht mehr fliehen können, fallen durch das Schwert. Nun erhoben sich wegen der Sünde Ottos viele Übel; überall führten sie zu größtem und erbärmlichem Schiffbruch; das Gemeinwesen erlitt Schmach und stieg vom Thron; das christliche Leben spürte schmerzzerissen Gottes Zorn. Es kam zu einem Krieg mit den Polanen19; deren Herzog Mieszko siegte durch List. Die gedemütigte große Seele der Deutschen leckt das Land; der streitbare Markgraf Hodo wendet sich mit seinen zerfetzten Standarten zur Flucht. Zu anderer Zeit haben sich die besten Leute und ein gewaltiges Heer versammelt und tapfer mit den karolingischen Franken20 gekämpft; es fallen
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impetum fortissimum. Sed dum vino ventrique colla flectunt, regnante Ottonis infortunio victores in turpem fugam desinunt. Ultimum et lacrimabile bellum confecit cum nudis Sarracenis, quorum dum ultra innumerabilem modum numerus excrevit, cede cadaverum lassa dextera defecit et bellantium heroum virtus fracta succubuit. Stratus ferro cecidit flos patrie, purpureus decor flavef Germanie, plurimum dilectus augusto cesari. Qui cum stupentibus oculis nefas exhorret, tandem pudet, quia mulierem audivit; tandem sero penitet, quia infantilia consilia securus sententias maiorum proiecit. — Qui putas color? Que facies cernenti talia erat? Que tibi, magnanime iuvenis, dies illa erat, quando in potestatem Sarracenam populum Dei traditum vidisti, sub pedibus paganorum christianum decus laceratum aspexisti? Vere ut quidam spiritu canens Domino ait: Cum sis iustus, iuste omnia disponis, eum quoque, qui non debet puniri. recte condempnas.21 — Ergo rex puer cernens caros ablatos, optimates occisos, nescius, quo *se* vertat, irato Deo, quo vadat, maximam filiam criminum, desperationem inpegit. Illud post miseriam sequens, quod *poetarum* quidam iacens marmoreis ortis cantat, Una salus victis nullam sperare salutem.22 Emisso equo dedit se in mare. Nat sonipes; ubi lassus est, cessat. Ipse *rex* nandi peritus super undas diu natat, donec obviam navis Grecorum fessum levat et extra spem care coniugi et superstiti populo incolomem reddidit. Erat in eo, ut accepimus, vivida virtus, fervida et effrena iuventus, manus prompta bello, sed raro umquam cum consilio. Multa bona fecit, sed etas lubrica errare fecit, et plura precipitatione peccavit. Prope semper perdidit, ubi prelium cepit, extra Theutonum consuetudinem pugnantibus eis secutum est omne infortunium. Est cuius officiens causa contra Deum regis tacita offensa. 11. Retro sumit iter sanctus episcopus; venit in terram suam, pulchre regit animam suam et post bene pascens optimis pascuis subditam plebem. Res episcopii gin partes partitus quatuor divisiones fecit, unam clerus, alteramg agmen pauperum suis usibus sumpsere, terciam mater ecclesia pro captivorum redemptione et sua restauratione possedit, quartam ipse cum coherentibus suis ad necessarios sumptus recepit. — Quid non facit omnipotens Deus, mirabilis in operibus suis, maxime in misericordiis suis. Una hora vertit impium, facit sanctum. In cuius virtute veteres pennas proiecit, novos
f
fleve Hs. Die in Hs. durch Strichlein angedeutete Textlücke durch Bruns Vita longior geschlossen. g–g
21 22
Sap 12,15. Verg., Aen. II 354.
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die Feinde, die dem gewaltigen Ansturm der tapferen Männer nicht standhalten. Doch während diese dem Wein und dem Bauch den Nacken beugen, enden die Sieger bei dem herrschenden Missgeschick Ottos in schimpflicher Flucht. Der beschließt den letzten und beweinenswerten Krieg mit den nackten [fast unbewaffneten] Sarazenen, als deren Zahl in ganz unglaublicher Weise anwächst; bei dem Schlachten der Leichen ermattet die erschöpfte Rechte, und die Kraft der Kriegshelden bricht zusammen. Dahingestreckt vom Schwert fällt die Blüte des Vaterlandes, der purpurne Schmuck des blonden Germaniens, überaus geliebt vom erhabenen Kaiser. Als dieser mit fassungslosen Augen von dem Frevel entsetzt ist, schämt er sich endlich, dass er auf eine Frau gehört hat; endlich reut es ihn, dass er kindlichem Rat gefolgt ist und die Worte der Altvorderen verworfen hat. Was glaubst du, welche Farbe, welches Gesicht zeigte er, als er das sah? Was war das für dich, junger Mann, für ein Tag, als du das Volk Gottes der Gewalt der Sarazenen ausgeliefert sahst? Ja, wie einer im Geiste Gottes singend sprach: Da du gerecht bist, verwaltest du alle Dinge gerecht und verurteilst zu Recht keinen, der die Strafe nicht verdient hat.21 — Der junge König sieht also, wie seine Lieben ihm genommen sind und die Großen getötet; er weiß nicht, wohin er sich wenden soll, wohin gehen bei dem erzürnten Gott; er verfällt der Verzweiflung, der größten Tochter aller Verbrechen. Er folgt in seinem Elend dem, was ein Dichter in marmornen Gärten liegend besingt: Nur ein Heil ist’s Besiegten, kein Heil zu erwarten.22 Er ließ sein Pferd laufen und stürzte sich ins Meer. Es schwimmt das Ross; sobald es müde ist, setzt es aus. Der König selbst, erfahren im Schwimmen, schwimmt lange auf den Wellen, bis ihm ein Griechenschiff begegnet, den Müden hochhebt und wider alle Hoffnung der teuren Gattin und den überlebenden Leuten unverletzt zurückgibt. Wie wir erfahren haben, war in ihm lebhafte Tapferkeit, hitzige und ungezügelte Jugendlichkeit; seine Hand rasch bereit zum Krieg, doch selten je zur Einsicht. Viel Gutes tat er, aber sein unsicheres Alter ließ ihn in die Irre gehen, und durch sein Ungestüm sündigte er viel. Fast immer verlor er, sobald er einen Kampf begann; wenn man entgegen deutscher Gewohnheit kämpfte, folgte alles Unglück. Die widrige Ursache ist des Königs schweigende Unbill gegenüber Gott. 11. Der heilige Bischof tritt die Heimreise an; er kommt in sein Land, leitet trefflich dessen Herz und weidet dann gut das ihm unterstellte Volk auf besten Weiden. Die Einkünfte des Bistums teilte er in vier Teile und bestimmte den ersten Teil für den Klerus, den zweiten für die Schar der Armen, den dritten für die Mutterkirche [St. Veit] und ihre Instandhaltung und zum Loskauf der Gefangenen; einen vierten Teil nahm er selbst mit seinen Mitarbeitern für die notwendigen Ausgaben. — Was tut nicht der Allmächtige Gott, wunderbar in seinen Werken, besonders in seinem Erbarmen! In einer Stunde verwandelt er einen Ruchlosen und macht ihn zum Heiligen. In Sei-
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mores assumpsit celicola Adelbertus. Acerrimis ieiuniis longos soles ducere, macris vigiliis incentiva carnis domare, continuis genuflexionibus veniam peccatorum impetrare perdia pernox cura erat. Quomodo sacra lectio in cordis palato sapiat, quantum frequens oratio corde fusa in hoculis Deih valeat, experientia magistra didicit, cottidiano exercicio loquente cognovit. — Sentiens sentiit Deum propitium, et intime gustat dulcem Salvatorem. Contra luctas desideriorum et labia insurgentium vitiorum omni studio, omni arte virtutum occurrit, donec malas consuetudines vinceret terrenasque dulcedines velleret, multa passus proficuas difficultates ingentesque labores consumpsit. — Caro pugnat, anima laborat, Deus adiuvat, homo manus movet, angelus vires ministrat, demon et mundus loquatur sive taceat, nocere non prevalet neuter. Fervens et fremens aperta et occulta nequitia sevientes hostes debellat, calcans humanas felicitates nec curans transitorios labores, peius serpente *voluntatem* carnis fugiens, quo caro trahit, omni annisu festinans sursum, quo spiritus vocat. Bene vixit, bene docuit, ab eo, quod ore dixit, nusquam ab opere recessit. — Populus autem erat dure cervicis, servus libidinum factus; miscebatur cum cognatis et sine lege cum uxoribus multis. Mancipia christiana perfidis et Iudeis vendebant, dies festos confusa religione observant, dies vero ieiuniorum voluptatibus vacantes omnino non curant. Ipsi clerici palam uxores ducunt, contradicentem episcopum iniquo odio oderunt et sub *quorum* tutela qui fuerunt contra ipsum maiores terre excitaverunt. — Erat autem labor plurimus contradictio crescens, et cum emergentia mala superare non posset, ubi piscatio sua nichil cepit, sanctus episcopus locum dare necessarium duxit.23 12. Itaque ad sanctam civitatem, ubi memoriale sanctum, ubi sepulchrum Domini est, pedester venire affectans matrem martyrum, apostolorum domicilium, auream Romam venit. Ibi tum pulcrum luctum Greca imperatrix augusta, que iam longos dies mortuum flevit, sepulti coniugis memoriam reparat, dulcem Ottonem elemosinis et orationibus *celo* commendat. Non enim diu supervixit, postquam rei publice talem errorem genuit, christianorum tot mortibus paganorum animas satiavit. Mira res! In tantis adversis illum circumfluentibus non resipiscit, quid contrarium ministro Imperatoris
h–h 23
deo Hs. Darüber Thietmar, Chron. IV 28 (FSGA 9, S. 144).
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ner Kraft warf der heilige Adalbert die alten Federn ab und nahm den neuen Lebenswandel an. Mit strengstem Fasten die langen Tage hinzubringen, mit verzehrenden Nachtwachen die Verlockungen des Fleisches zu bändigen, mit langem Knien Verzeihung für seine Sünden zu erlangen war bei Tag und bei Nacht seine Sorge. Wie das Lesen der Heiligen Schrift dem Gaumen des Herzens schmeckt, wie viel häufiges Beten aus tiefem Herzen in den Augen Gottes vermag, das lernte er aus der Erfahrung als Lehrmeisterin und erkannte er an dem Zuspruch täglicher Übung. Er fühlt und spürt den gnädigen Gott und schmeckt innig den süßen Heiland. Wider den Kampf der Begierden und die Lippen der andrängenden Laster rennt er mit allem Eifer und aller Tugendkraft an, bis er die bösen Gewohnheiten besiegt und die irdischen Reize ausgemerzt hätte. Viel litt er und überwand nützliche Schwierigkeiten und ungeheure Mühen. Das Fleisch kämpft; die Seele müht sich; Gott hilft; der Mensch rührt die Hände; der Engel gibt Kraft; mag der Dämon und die Welt reden oder schweigen, keinem gelingt es zu schaden. Glühend und knirschend besiegt er die offene und versteckte Bosheit der rasenden Feinde; er tritt irdisches Glück mit Füßen und sorgt sich nicht um vergängliche Mühen; den schlimmer als eine Schlange drängenden Willen des Fleisches flieht er gänzlich, wohin ihn das Fleisch auch ziehen möchte; mit aller Kraft strebt er nach oben, wohin der Geist ruft. Er lebte gut, lehrte gut und von dem, was er mit dem Munde sprach, wich er in seinen Taten nie ab. — Das Volk aber war halsstarrig, es war zum Sklaven der Begierden geworden; es vermischte sich fleischlich mit Verwandten und wider das Gesetz mit vielen Ehefrauen. Man verkaufte christliche Sklaven an Ungläubige und Juden; befolgte Festtage mit verworrenen Bräuchen; um die Fasttage aber kümmern sie sich überhaupt nicht, sondern geben sich hin an ihre Lüste. Die Geistlichen hielten sich offen Frauen; als der Bischof Einspruch erhob, verfolgten sie ihn mit feindlichem Hass; wiegelten die Großen des Landes, unter deren Schutz sie standen, gegen ihn auf. — Es wuchs die viele Mühsal und der Widerspruch; und da der heilige Bischof die wuchernden Übel nicht überwinden konnte, wo sein Fischzug nichts verfing, hielt er es für notwendig, seinen Platz aufzugeben.23 12. In der Hoffnung, zu Fuß zur Heiligen Stadt zu kommen, wo das Heilige Grabmal, das Grab des Herrn steht, kam er zur Mutter der Märtyrer, der Stätte der Apostel, in das Goldene Rom. Dort richtete damals die erhabene griechische Kaiserin, die schon lange Tage den Toten beweint hatte, als schönes Zeichen der Trauer die Feierlichkeiten für ihren entschlafenen Gatten Otto aus und empfahl ihn mit Almosen und Gebeten dem Himmel. Er hatte nämlich nicht lange überlebt, nachdem er dem Gemeinwesen solchen Irrsinn bereitet und die Herzen der Heiden mit dem Tod so vieler Christen gesättigt hatte. Welch wundersames Schauspiel! In so vielen Widrigkeiten, die ihn umgaben, kam er nicht zur Einsicht; was er im Widerspruch zum Diener des
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egerit, quid pio Laurentio peccaverit, non recognoscit. Episcopatum24, quem pater in suum honorem pretiosissimo martyri erexit, ambitione suorum in peccatum ductus filius destruxit, non faciens ordinem, quasi qui aquam in mare fundit, episcopatum deiecit, ut plenum deliciis archiepiscopatum ditaret. Tulit optimo Laurentio, posuit Parthenopoli archipresulem sancto Mauritio. Factum est scandalum in ecclesia Dei ipropter hoc peccatumi, donec novus rex veterem errorem correxit. Post tres Ottones secundus Heinricus christianissimus ecce venit. Velut *pater* pugnanti Laurentio ubivis gentium victoriam fecit, ita filius leso Laurentio victoriam perdidit, diebus suis omnem confusionem recepit. — Avertente25 faciem Deo, que sit tua virtus, o homo, specta nunc in homine uno. Quid prodest bellicus ardor? Quid valet virtus nescia cedere loco? Age, fac cuncta cum consilio,26 quorsum venis sapiens iniquo Deo? Sicut scriptum est: Non est consilium nec ratio contra Dominum,27 quapropter audiamus bonum consilium, omnes vires et cogitatum tuum iacta in Dominum; et ipse te enutriet28; Et: Spera in eum et ipse facietk.29 Inspiciamus magne indolis virum, imperatorem augustum. Ecce dum peccat, flagellatur et non emendat. Plenus adversis moritur vita media, iacet nunc inglorius, o utinam non reprobus, magne virtutis alumnus. Prius vero, quam moreretur, ut ad penitentiam stimularet, sicut est solus semper clemens Deus, talem visionem cuidam sapienti ostendit, quam ut auditam recolimus, infra notare non absurdum putamus: — Nocte intempesta, quando altus sopor solet occupare homines,30 vidit ipsum, de quo agimus, regem aureo solio sedentem, sub pedibus eius argenteum scabellum. Episcoporum et astantium procerum circa ipsum aspexit seriem longam. Intravit autem decora facie ad instar ignis iuvenis incognitus, quem nivea vestis vestivit, purpurea stola in pectore cinxit. Nec stat, via vadit, argenteum scabellum cum indignatione subtraxit et averso vultu ianuam petit. Quod egre ferens post illum cucurrit, tale somnium qui cernere meruit: „Queso“, inquit, „mi domine, dedecusl ne facias, suppedaneum reddas. Quisquis es, qui tanta audes, obsecro, ne confundas regem coram populo.“ Hec magna potentis Laurentii aurea persona
i–i k
In Hs. als Beginn des übernächsten Satzes. l enutriet Hs. dedecens Hs.
24 Auflösung des Bistums Merseburg (Patron s. Laurentius) zugunsten des Erzbistums Magdeburg und des Erzbischofs Giselher 981. Von Heinrich II. 1004 wiederhergestellt. 25 Vgl. Ps 26,9. 26 Regula Benedicti 3. 27 Prov 21,30. 28 Ps 54,23.
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[ewigen] Kaisers getan, wie er sich am frommen Laurentius versündigt hatte, bemerkte er nicht. Das Bistum24, das der Vater dem so verehrten Märtyrer zu dessen Ehre errichtet hatte, zerstörte der vom Ehrgeiz der Seinen zur Sünde verleitete Sohn. Er schuf keine Ordnung; wie einer, der Wasser ins Meer schüttet, vernichtete er das Bistum, um ein Erzbistum, das voll von köstlichen Speisen ist, noch reicher auszustatten. Er nahm dem vortrefflichen Laurentius, er verwendete es in Magdeburg für den Erzbischof bei Sankt Mauritius. Es entstand ein Ärgernis in der Kirche Gottes infolge dieser Sünde, bis der neue König den alten Irrtum wiedergutmachte. Seht, nach drei Ottonen kam der allerchristlichste König Heinrich II. Wie der Vater mit der Kampfeshilfe des Laurentius überall den Sieg erfocht, so vernichtete der Sohn wegen dieser Sünde unter Verletzung des Laurentius den Sieg und empfing in seinen Tagen alle Schande. — Wenn Gott sein Antlitz abwendet,25 dann sieh, o Mensch, wie jetzt deine Kraft in einem einzigen Mann besteht! Was nutzt kriegerische Leidenschaft? Was nutzt Kraft, die nicht nachzugeben versteht? Wohlan, mach alles mit Bedacht!26 Wohin kommt ein Weiser, wenn Gott ungnädig ist? Wie geschrieben steht: Kein Verstand, kein Rat besteht vor dem Herrn.27 Deswegen wollen wir auf guten Rat hören; alle deine Kräfte und Gedanken wirf auf den Herrn, der wird dich versorgen.28 Und: Hoffe auf ihn, er wird’s wohl machen.29 Lasst uns auf den Mann mit den bedeutenden Anlagen sehen, den erhabenen Kaiser! Seht, wenn er sündigt, wird er bestraft, bessert sich aber nicht. Voll von Widrigkeiten stirbt er mitten im Leben und liegt jetzt ruhmlos. Ach wäre er doch nicht verworfen! Der Schüler großer Kraft! Bevor er aber stirbt, zeigt Gott, um ihn zur Reue zu bewegen, wie Er allein stets gut und gütig ist, einem Weisen solche Erscheinung, von der gehört zu haben wir uns erinnern und von der wir glauben, es sei nicht unpassend, sie hier wiederzugeben: In tiefer Nacht, wenn fester Schlaf auf die Menschen fällt,30 sah er den König, von dem wir sprechen, auf dem goldenen Thron sitzen, unter seinen Füßen einen silbernen Schemel. Er erblickte um sich eine lange Reihe von Bischöfen und umstehenden Großen. Da trat mit schönem Antlitz wie von Feuer ein unbekannter Jüngling ein, gekleidet mit schneeweißem Gewand, eine purpurne Stola gürtete seine Brust. Er bleibt nicht stehen, trat auf dem Weg weiter vor, nahm mit Entrüstung den silbernen Schemel und ging mit abgewandtem Blick zur Tür. Der gewürdigt war, das Traumgesicht zu sehen, ertrug dies kaum; er lief hinter ihm her und rief: „Bitte, mein Herr, begeh nicht solche Schandtat; gib den Schemel zurück! Wer du auch bist, der solches wagt, ich beschwöre dich: Mach den König nicht vor dem Volk zuschanden!“ Diese große goldene Gestalt war die des mächtigen Laurentius, wie Gott später 29 30
Ps 36,5. Vgl. Verg., Aen. III 587.
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erat, sicut illi episcopo post agnoscere Deus concesserat. „Immo“, inquit, „si meum dedecus non emendat, maiora faciam, subtracto scabello ipsum solium deponam.“ — Huius visionis terrorem minasque exitiales cum cognovisset rex puer, facinus non correxit; sive amor hominis suasit, sive ira Dei ita iussit. — In medio cursu, cum dulcissima vita et gratissima lux iuvenibus hec est, non adiuvat honor regis, fit victima mortis, pulvis in pulverem redit. Videte, quantum glorie cesar reliquit! Sed peccatum, quod vivens neglexit, mortuo marito superstes uxor emendare instabat; legatos mittit elemosinas et orationes multorum, per quos propicium Redemptorem appellaret, peccatorem regem ab incendio liberaret. Hec tum ubi sanctum virum adesse cognovit Adelbertum, nominatissimum episcopum, et Ierosolimam properare audivit, clam ad se vocat oransque, ut pro anima senioris oraret, massam obtulit argenti ingentem. Accipiens vir Dei onus argenti suo itineri aut necessitati nil providet, omnia secutura nocte pauperibus expendit. 13. Nec mora magnam Romam egressus ad sanctam civitatem Ierusalem preter spem inperfectum iter assumpsit. Nam ea via ductus montem Cassinum usque pervenit, ubi beatus Benedictus caram sedem posuit et multos filios Christo generans pulchram miliciam pulcherrime finivit. Ibi abbatis et fratrum piis monitis castigatur, ne inutili vagatione vitam expenderet, in loco staret; ita melius virtutum fructus congregaret, Deum vero propitium bene vivens omni loco inveniretm, ut illud in psalmo: In omni loco dominationis eius benedic anima mea Dominum.31 Et rursus sancti Ieronimi sententia bona: „Non Ierosolimis venisse, sed Ierosolmis bene vixisse laus sive salus est.“32 — Animadvertit 33divinum animal habens oculos ante et retro,33 probante munda discretione ita esse, ut dicunt, montem festinus descendit, et quem in philosophia Christi perfectiorem discipulum invenit, patrem Nilum callida spe accensus petivit. Sub quo parvulus factus iugum Christi ferre et obedientie aureas literas parare satagebat. Amplexus genua senis in hoc firmus herebat. Non negat pater Nilus: „Ast“, inquit, „homo ego sum Grecus; melius conveniunt tibi, cum quibus hec agas, monachi Latini. Redeas Romam, nutricem sanctorum filiorum. Quere nobilem abbatem, amicum nostrum Leonem; dic me misisse te rudem discipulum ad talem magistrum.
m 31
crederet Hs.
Ps 102,22. Hieron., Epist. 58 ad Paulinum c. 2 (PL 22 Sp. 580). 33–33 Vgl. Apoc 4,6. 32
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den Bischof erkennen ließ. Er sagte: „Nein, wenn er meine Schande nicht beseitigt, werde ich noch Schlimmeres tun; nach Wegnahme des Schemels werde ich ihn vom Thron stürzen.“ Obwohl der junge König den Schrecken und die verderblichen Drohungen dieser Vision vernommen hatte, machte er seine Untat nicht wieder gut; entweder riet ihm das die Liebe des Menschen, oder der Zorn Gottes befahl es so. Mitten im Lauf, wenn das Licht für die jungen Leute so süß und angenehm ist, hilft Ehre des Königs nicht; er wird ein Opfer des Todes, kehrt als Staub zum Staub zurück. Seht, wie viel Ruhm der Kaiser hinterließ! Doch nach des Gatten Tod bemühte sich die überlebende Gattin, die Sünde, die er bei Lebzeiten nicht beachtete, wiedergutzumachen: Sie schickt Abgesandte, Almosen und die Gebete vieler, um durch sie den gnädigen Heiland anzurufen, er möge den sündigen König aus dem Feuer befreien. Als sie nun damals erfuhr, der heilige Mann Adalbert, der hochberühmte Bischof, sei angekommen, ruft sie ihn heimlich zu sich, bittet ihn, für die Seele des Fürsten zu beten, und bietet ihm eine ungeheure Masse Silber an. Der Gottesmann nimmt die Last von Silber an, trifft aber damit keine Vorkehrungen für seine Reise oder Bedürfnisse und opfert in der folgenden Nacht alles den Armen. 13. Ohne Verzug verlässt er das große Rom und nimmt die wider seine Hoffnung nicht vollendete Reise zur heiligen Stadt Jerusalem wieder auf. Denn dieser Weg führte nach Monte Cassino; er kam dorthin, wo der selige Benedikt seinen teuren Wohnsitz genommen, viele Söhne Christus zugeführt und seinen schönen Dienst aufs Beste beendet hatte. Dort wird er von den gütigen Ermahnungen des Abts und der Brüder getadelt, sein Leben nicht mit unnützem Umherwandern zu vergeuden, sondern an einem Ort zu bleiben; so könne er die Früchte seiner Tugenden besser ernten, Gott aber durch gutes Leben überall gnädig finden, wie es im Psalm heißt: An allen Orten seiner Herrlichkeit lobe den Herrn meine Seele.31 Und weiter sei der gute Satz des heiligen Hieronymus genannt: „Nicht dass er nach Jerusalem gekommen sei, sondern dass er gut gelebt habe in Jerusalem, ist Lob und Heil.“32 — Er bemerkte, dass 33das himmlische Wesen voll Augen vorne und hinten ist,33 und während die reine Unterscheidung bestätigte, so sei es, wie es heißt, stieg er schnell vom Berge herab und strebte, entzündet von kluger Hoffnung, zum Vater Nilus, den er als vollkommensten Schüler in der Philosophie Christi erkannt hatte. Unter ihm klein geworden, begnügte er sich damit, das Joch Christi zu ertragen und die goldenen Lettern des Gehorsams zu erwerben. Er umfasste die Knie des Greises und blieb stark dabei. Nicht weist ihn Vater Nilus zurück: „Doch ich bin ein Grieche; besser passten für dich die lateinischen Mönche, mit denen du dies verhandeln magst. Geh nach Rom zurück, der Nährmutter der heiligen Söhne! Suche den edlen Abt, unsern Freund Leo! Sag ihm, ich hätte dich als unerfahrenen Schüler zu meinem Meister geschickt. Fang an, unter diesem Führer des Weges die Schlach-
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Hoc duce itineris prelia Dei pugnaturus fortiter incipe, ad servitutem Dei securus accede. Sub hoc patrono contra adversantia cuncta anime ad Deum progredienti salvus enatabis et maiore flamma, que nunc in te ardet, accensus, excrescet tibi cottidie Dei focus.“ 14. Fecit, ut homo Dei dixit, ad sanctum Bonifacium monachilem vestem accepit, sub abbate, quo dixit, regula duce militavit. Pedem iunxit obedientie imperio, tamquam ad epulas ita ad complenda iussa festinans; et si quis quid precepit, adeo letus quo plus *vile* erat, servitium omne libens facit. Cuncta humilia diligenti studio in se format, ut ad similitudinem Dei propius scandat. Obliviscitur episcopum factus parvus in medio fratrum. Coquinas purgat, ebdomadas mitissime procurat, scutellas lavat et ad necessaria cuncta cocorum cursu volat. Manibus fratrum aquarum usus ministrat; mane ad claustra, vespere et meridie ad mensam aquam portat. Ut hoc vespere, mane et meridie integre congregationi servitium serviret, talem obedientiam rogans ab abbate accepit. Cogitationem tacitam in se regnare numquam permisit, quicquid accedens ad animam *diabolus* dixit, statim senioribus palam fecit. — Acutissime autem interrogavit de scripturis sanctis sedulo percontatur de certantibus viciorum vel virtutum naturis.34 Sed ad hec, quod ante nescivitn, querenti illi recte abbas respondit, ut ipse non semel ad nos ait. Unde luce clarius constat, quia inspiratio Dei et gratia discipuli hec erat. Iacit in domo anime sue fundamenta profunde humilitatis; facit ex quatuor virtutibus instar crucis, expressit prudentiam, iustitiam, fortitudinem, temperantiam angulares lapides, ex quibus durabiles parietes erexit ferro obedientie exequatos, calce patientie munitos. Dum hinc que duplo calamo texit divine caritatis aurea tecta supraposuit. Templum Domini se fecit, regale cubile Filio Regis intra se preparavit. Orationum lectionumque studiis eo licentius incubat, quo negotia prepedientis seculi nulla ad aurem venerant, nulle cure vel pericula regendarum animarum vexabant. Ex ore suo numquam contentio, numquam venit amara murmuratio. Et cum abbas eum vehementissime increparet, occurrit benigna patientia et semper flexa humiliatio. Erat letus ad omne iniunctum opus, non solum maioribus, sed etiam minoribus obedire paratus, que est prima via virtutis ad summa tendentibus celicolis viris. — Quinquennio35 pleno miles in* monasterio erat, dulcedine morum cunctis placens, altitudine virtutum longe antecellens. Si cui forte venit invidia sue
n
nesciunt Hs.
34 Schilderung von Adalberts Mönchsleben unter Benutzung der Collationes patrum und Instituta coenobiorum des Johannes Cassian und der Psychomachia des Prudentius. 35 987– 992.
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ten Gottes zu schlagen; mach dich sorglos auf zur Knechtschaft Gottes! Unter diesem Schutzherrn wirst du gegen alle Widrigkeiten der Seele näher zu Gott kommen und das Heil erlangen; wenn die gewaltige Flamme, die jetzt in dir glimmt, entbrannt ist, wird dir täglich Gottes Feuer zuwachsen.“ 14. Er tat, wie der Gottesmann sagte; in S. Bonifazio empfing er die Mönchskutte; unter besagtem Abt diente er, geführt von der Mönchsregel. Er band seinen Fuß an den Befehl des Gehorsams, eilfertig zum Ausführen von Befehlen wie etwa sonst zum Einnehmen eines Mahles; und wenn ihm einer etwas vorschreibt, so tut er es; je schlichter der ist, umso lieber tut er den Dienst. Alles Demütige schafft er bei sich in sorgfältigem Eifer, damit er näher zu dem Abbild Gottes aufsteige. Er vergisst inmitten der Brüder, dass er als junger Mann Bischof geworden ist. Die Küche reinigt er; den Wochendienst besorgt er ganz liebevoll; er wäscht die Schüsseln und läuft eilig, um alles Nötige für die Köche zu besorgen. Für das Händewaschen der Brüder bringt er am Morgen das Wasser ins Kloster, abends und mittags bringt er das Wasser an die Tafel. Um diesen Dienst abends, morgens und mittags für die Klostergemeinschaft ganz zu erfüllen, hat er auf sein Bitten hin diesen Gehorsamsdienst vom Abt erhalten. Unausgesprochene böse Gedanken ließ er nie über sich herrschen; ganz gleich, was der Teufel, der sich seiner Seele nähert, sagt – sofort macht er es den Oberen kund. Eindringlich fragt er nach heiligen Schriften, eifrig forscht er nach dem streitenden Wesen von Lastern und Tugenden.34 Aber der Abt antwortete ihm auf seine Fragen zu Recht, was er vorher nicht wusste, wie er selbst nicht nur einmal zu uns sagte. Daher ist sonnenklar, dass dies Eingebung Gottes und Gnade für den Schüler war. Es steckt in seiner Herzenskammer die Grundlage innigster Demut; er macht ein Abbild des Kreuzes aus den vier Tugenden; er stellt Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maßhalten als die Ecksteine hin, aus denen er dauerhafte Mauern errichtet und mit dem Eisen des Gehorsams und dem Kalk der Geduld festigt. Unterdessen setzte er das goldene Dach der Gottesliebe darauf, das er mit doppeltem Reet deckte. Er schuf sich einen Tempel des Herrn und bereitete in seinem Innern eine königliche Ruhestatt für den Königssohn. Dem Studium der Gebete und Lesungen oblag er umso eifriger, als keine Geschäfte der hinderlichen Welt an sein Ohr drangen, keine Sorgen und Gefahren bei der Leitung der Seelen ihn quälten. Aus seinem Mund kam niemals Streit, niemals bitteres Murren. Und obgleich der Abt ihn oft heftigst tadelte, entgegnete ihm stets gütige Geduld und nickende Demut. Er war fröhlich bei jeder aufgebürdeten Arbeit, bereit, nicht nur den Großen, sondern auch den Niederen zu gehorchen; dies ist der erste Weg zur Tugend für alle frommen Männer, die zur Vollkommenheit streben. — Ein volles Jahrfünft35 war er als Streiter im Kloster, gefiel allen in der Sanftmut seines Lebenswandels und übertraf sie weit in der Größe seiner Tugenden. Wenn etwa einer neidisch auf seine Heiligkeit wurde, versöhnte er ihn rasch mit
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sanctitatis, hunc humilitate cito placavit. Proficiebat de die in diem, de virtute in virtutem processit.36 In hospitio suo hospes Christus tamquam gradibus eburneis rex coronatus procedens processit et usque ad perfectum diem crescere fecit.37 15. Post populus terre episcopum suum revocat, sancti viri papatem, sapientem Radlam et, quia frater carnis suo duci erat, Christianum38 monachum, eloquentem virum in hoc opus eligunt. Hii duo cum literis metropolitani Romam veniunt, de reditu pastoris papam appellant, populo penitenti matrem suam querunt. Promittunt ex ore populi errata corrigere, que fecerunt, solvere, desinere a malis, studium dare bonis. Abcessus vero sancti viri contrarius erat domino pape; talem margaritam a suo corpore evellere durum erat magne Rome. Sed facta synodo ratio obtinuit, quia gens sua plenam satisfationem pollicens vocat, dimissum gregem contra voluntatem repetat. Amborum, pape et abbatis, imperio parens, fracto suo libitu, flens episcopus episcopium redit, pro cuius regimine virgam, pro cuius pignore anulum dante apostolico accepit. — Dominica die veniens *venit* domum ad unam civitatem39, in qua eadem die erat mercatus magnus, que visio non parum adduxit tristitie sancto viro. Ad eos vero, qui se reportarunt quasi improperando ait: „Hec est vestra promissio bona! Penitentes vestri nec feriantur hac die sacra.“ Stetito tamen episcopio suo pascens macrum populum divino pabulo et, si vellent sumere, potans salutari poculo. — Primum novo adventu pastorem verentur, quasi vivi fideles matrem ecclesiam petunt et parum repressa mala consuetudine quasi cum christianis actibus Christum adorant. Verum nova religio cito dorsum vertit, antiqua consuetudo superiorem manum tenuit. Spreto Deo carnalem populum caro traxit, delectata iniquitas desideriorum vias currere fecit. Voluptas pro lege erat.40 Cui servire regnum est, unum Dominum nolunt, ad ignominiam suam, ut multis dominis servitia agant; nectunt sibi funes peccatorum, quibus trahi valeant in eternum exitium, quia discere nolunt, ubi sit sapientia, ubi vita, *ubi* lumen oculorum et pax.41 16. Accidit, ut solet humanis erroribus, ut quedam matrona oblita ingenitam nobilitatem scortum faceret, et palam facto peccato maritus vitam mulieris quereret. Ipsa autem ad episcopum concita ala pedum confugit. Quam
o 36
Statim Hs.
Ps 83,8. Prov 4,18. 38 Radlan, illegitimer (?) Sohn Slavniks. Christian, Bruder Herzog Boleslavs II., Mönch (vgl. Cosmas I 29 f.) 39 Nach späterer Überlieferung im Spätsommer 992 in Pilsen. 40 Vgl. Regula Benedicti 1. 37
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seiner Sanftmut; von Tag zu Tag stieg er von einer Kraft zur andern.36 In seiner Herberge ging Christus wie ein Gast auf elfenbeinernen Stufen als gekrönter König und glänzte wie das Licht am Morgen bis zum vollen Tag.37 15. Dann ruft das Volk des Landes seinen Bischof zurück, und für diese Aufgabe wählen sie den Lehrer des heiligmäßigen Mannes, den weisen Radlan, und als leiblichen Bruder ihres Herzogs den Mönch Christian38, einen redegewandten Mann. Diese beiden kommen mit einem Schreiben des Metropoliten nach Rom und rufen wegen der Rückkehr ihres Oberhirten den Papst an; sie erbitten ihre Mutter für das reuige Volk. Sie versprechen namens des Volkes, die begangenen Irrtümer zu berichtigen und abzulösen, vom Bösen abzulassen und Eifer für das Gute zu zeigen. Der Weggang des heiligen Mannes war dem Herrn Papst zuwider; für das große Rom war es hart, eine solche Perle aus seinem Körper zu reißen. Aber auf einer Synode setzte sich das Urteil durch: Weil sein Volk volle Wiedergutmachung verspricht und ihn ruft, müsse er zu seiner verlassenen Herde gegen seinen Willen zurück. Er gehorcht dem Befehl beider, des Papstes und des Abts, und da sein Wille gebrochen wurde, kehrt der Bischof weinend in sein Bistum zurück, für dessen Leitung er den Stab, als dessen Unterpfand er vom Papst den Ring als Gabe erhielt. — An einem Sonntag kam er in sein Haus in eine Stadt39, in der an diesem Tag ein großer (Jahr-)markt abgehalten wurde; dieser Anblick brachte dem heiligen Mann nicht geringe Trauer. Denen, die ihn zurückbrachten, sagte er gleichsam vorwurfsvoll: „Das also ist euer gutes Versprechen! Eure Bußwilligen werden an diesem heiligen Tag nicht gezüchtigt!“ Er stand aber in seinem Bistum und weidete ein sieches Volk mit göttlicher Speise und, wenn sie es nehmen wollten, mit heilsamem Trank aus dem Kelch. — Zunächst nach der neuen Ankunft verehren die Gläubigen ihren Hirten; wie eine Mutter bitten sie die Kirche, und nach wenig Unterdrückung ihrer schlechten Gewohnheiten verehren sie ihn gewissermaßen wie Christus mit christlichen Taten. Doch rasch wendete ihr neues Glaubensleben ihm den Rücken zu, die alte Gewohnheit gewann die Oberhand. Gott wurde verschmäht, und das Fleisch zog das fleischliche Volk an; die Bosheit frohlockte und ließ dem Vergnügen ihren Lauf. Die Wollust galt ihnen als Gesetz.40 Ihr zu fröhnen bedeutet Herrschaft; dem Einen Herrn wollten sie zu ihrer Schande nicht dienen, um vielen Herren ihren Knechtsdienst zu leisten; sie knüpften die Stricke der Sünden, mit denen sie ins ewige Verderben geschleppt werden können, denn sie wollten nicht lernen, wo die Weisheit ist, wo Leben, wo Licht für die Augen und Frieden.41 16. Es geschah, wie es bei den menschlichen Verirrungen so geht, dass eine verheiratete Frau ihren angeborenen Adel vergaß und sich zur Hure machte; und als diese Sünde offenkundig wurde, trachtete ihr Mann nach dem Leben 41
Vgl. Bar 3,14.
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in oratorio sancti Georii retro altare abscondit, ut satisfactionem suaderet et vitam reservaret. Ecce ex improviso adest armata manus et, si non redderet mecham, ambobus *et* episcopo minantur et femine gladium. Audivit sonitum armorum et minas verborum procaces, audivit episcopus letus et, si forte semper optatum martyrium nunc miserante Deo inveniat, martyrium tacita cogitatione ruminat dubioque gaudio expectat. Ah mala mens! Ah peior vox! Venit malivolus, secretum prodidit, ubi latebat mulier, digito monstravit. Quid prodest refugium ad sancta sanctorum? Quis curat regnante barbarismo fas christianum? Frangunt templum, prensis crinibus quam educunt tremulam mulierem capite truncant. — Crescunt culpe, vetera scelera non cadunt, nova cottidie surgunt. Quicquid boni promiserunt mentitos esse operum voces dicunt. Unde cogitans episcopus, quod nec illis nec sibi cassus labor profuisset, anime vero sue talis stacio obesset, papati suo ait: „Scias certum, aut ubi sum ego venies, aut amplius me numquam videbis.“ Ipsi tamen erat labor magnus non preterire, quominus ammoneret clerum et populum, quod etas, discretio, gradus et qualitas criminis postularunt. Nec dabat somnum oculis42, qua arte, qua virtute compescere posset nascentes errores. Non tacendum, quod iuxta positis Ungariis43 nunc nuntios suos misit, nunc se ipsum obtulit; quibus et ab errore suo parum mutatis umbram christianitatis impressit. 17. Ergo divinus heros ascendit equos, dulcem Romam revisit, et quasi post *pericula maris* quassa navis occupat optatum portum,44 sic secretos monasterii sinus caram requiem intrat. 45Amplexus pulchram Rachel libenter obliviscitur laboriosam Lien.45 Utitur sacris deliciis, esurientis anime pulchros pandit rictus, orationum lectionumque perfruitur felicibus ferculis. Usus vero sibi maximus erat eloquia querere spiritalium bonorum, qui crebro illuc pro caritate abbatis plures confluxerant. Greci, inquam, optimi veniunt, Latini similes militarunt: 46Superioribus quatuor pius Basilius, inferioribus quatuor magnus Benedictus dux sive rex erat.46 Inter quos medius incedens, Deum sitiens Adelbertus verba vite sumit et glutit raptus in altum; contemplatur dulcius Deum. O quantociens obortis lacrimis memini dicentem, cum causa edificationis accensus essem Iohannem abbatem: „Ubi sunt“, inquit, 42
Prov 6,4. Die Angaben über Adalbert (Taufe Kg. Stephans) in der Legenda s. Stephani regis cap. 4 f. (Anfang 12. Jh., Script. Rer. Hungar. II, ed. E. Szentpétery, Budapest) gehen vielleicht auf eine alte Überlieferung zurück. 44 Vgl. Horat., Carm. I 14, 1– 3. 45–45 Die Allegorie zum Begriffspaar vita contemplativa – vita activa (nach Gen 29) geht zurück auf Gregor, Moralia in Iob VI 61 (CC SL 143 S. 330). 46–46 Die griech. Kirchenväter Athanasius, Basilius, Johannes Chrysostomus u. Gregor v. Nazianz; die lat. Ambrosius, Augustinus, Gregor I. u. Hieronymus. 43
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seiner Ehefrau. Sie aber flüchtet mit eilenden Flügeln ihren Fuß zum Bischof. Der verbirgt sie in der Kapelle des heiligen Georg hinter dem Altar, um ihr Wiedergutmachung zu raten und ihr Leben zu retten. Seht, da ist plötzlich eine bewaffnete Schar und droht, wenn er die Ehebrecherin nicht herausgebe, beiden, dem Bischof und der Frau, mit dem Schwert. Der Bischof hörte das Klirren der Waffen und die dreisten Drohworte froh gestimmt, kostet das Martyrium in schweigendem Nachdenken, ob ihm jetzt nach Gottes Erbarmen das stets erhoffte Martyrium zuteil werde, und erwartet es in Zweifel und Freude. Ach, schlimmer Verstand! Ach, noch schlimmeres Wort! Da kommt ein Bösewicht, verrät das Versteck und weist mit dem Finger, wo die Frau verborgen ist. Was nützt ihr das Asyl im Allerheiligsten? Wo die wilde Horde herrscht, wen kümmert da christliches Recht? Sie brechen das Gotteshaus auf, zerren die zitternde Frau an den Haaren heraus und enthaupten sie. — Es wächst die Schuld, alte Verbrechen weichen nicht, täglich tauchen immer neue auf. Alles, was sie Gutes versprochen haben, sei gelogen gewesen, sagt die Stimme ihres Handelns. Daher denkt der Bischof, dass weder ihnen noch ihm die erfolglose Mühe genutzt hat, solcher Aufenthalt aber seiner Seele schade, und er sagt zu seinem Lehrer: „Du weißt gewiss: Entweder wirst du dorthin mitkommen, wo ich bin, oder du wirst mich nie wieder sehen.“ Es war ihm jedoch eine große Mühe, nicht vorbeizugehen, Geistlichkeit und Volk zu ermahnen, entsprechend dem, was Alter, Unterscheidungskraft und Stellung sowie die Art des Verbrechens forderten. Er gönnte seinen Augen keinen Schlaf,42 mit welcher Handlungsweise, mit welcher Wunderkraft er die wachsenden Irrungen bezähmen könne. Man darf aber nicht verschweigen, dass er einmal zu den angrenzenden Ungarn43 Boten schickte, ein andermal sich selbst anbot; ihnen, die auch von ihrem Irrweg nur wenig abgingen, prägte er einen Schatten des Christentums ein. 17. Also steigt unser hehrer Held aufs Pferd, sucht das süße Rom wieder auf, und wie ein Schiff, das durch die Gefahren des Meeres erschüttert wurde, dann jedoch den ersehnten Hafen erreicht,44 so tritt er nun ein in die geheimen Gewölbe des Klosters, seinen geliebten Ruheort. 45Bei den Umarmungen der hübschen Rachel vergisst er gern die arbeitsame Lea.45 Er nutzt die heiligen Wonnen, öffnet den schönen Mund für die durstige Seele, genießt die selige Speise der Gebete und Lesungen. Besonders nutzte er es, Gespräche zu suchen mit den Geistesgrößen, die aus Liebe zum Abt oft hierher zusammengeströmt waren. Es kommen, sag ich, die besten Griechen; ebensolche Lateiner tun hier Dienst: 46Von den älteren Vier der fromme Basilius, von den jüngeren Vier war der große Benedikt Führer oder König.46 Zwischen ihnen ging Adalbert abwechselnd hin und her, dürstete nach Gott, nahm dessen Worte des Lebens auf und schlürfte sie, in die Höhe entrückt. Er sinnt noch verzückter nach über Gott. Ich erinnere mich, wie oft Abt Johannes, wenn ich wegen der Erbauung begeistert war, unter Tränen sagte:
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„margarite mee? Ubi sunt cibi amici mei?“ — Cum convenirent sancti viri, pluebant ibi sermones Dei, accense sententie mutuo cursant, arsit ignis super terram cordis, testatur Deum presentem unda compunctionis. Hoc Gregorius abba, hoc erat pater Nilus, hoc Iohannes bonus infirmus, hoc simplex Stratus et super terram angelus unus, hoc ex Rome maioribus Dei sapiens Iohannes, hoc silens Theodorus, hoc Iohannes innocens, hoc simplex Leo, psalmorum amicus et semper predicare paratus. 18. Igitur purpura natus Otto rex tertius causa scandendi culmen imperii, ut mos est a magno Karolo regum Francorum, multo comitatu Romam intravit; optatum diu caput Latine terre ostendit, quasi post Deum secunda iusticia veniat. Iniqui omnes tremunt, boni magno gaudio gaudent. Fecit, propter quod venit, quem ipsa capella sua tractatum posuit, papa Gregorius cesarem benedixitp, populus Kyrieleison celsa voce canunt.47 Ascendit unctus cum corona imperii imperator augustus, gerens sydereos vultus, et bone voluntatis bona precordia ferens.— Post hec facta est synodus; zelo iuris tactus Magontinus archiepiscopus antiquam cantilenam cantat, episcopum sanctum a quiete monasterii ad relictos greges abstrahere parat. Assentit papa Gregorius et semel susceptum inpune non posse dimittere gregem scripturarum voce testatur.48 Sive vult, sive non vult, vir Dei eat, sedentes episcopi inquiunt, aliter vinculis anathematis nectunt. At ille secretum petens *ad papam* ait: „Hostis mee quieti invidet, qui nos suo stimulo instigat, ut eo me redire compellatis, ubi animarum fructum non faciam, detrimenta autem mea inmania sumam. Mitiga erumnam meam, defectuiq meo pone remedium, tristi abscessui meo da vel solatium unum! Si audiunt mee oves quam clamo vocem49, vivo et morior cum eis; si non, cum licentia tua, apostolice bone, vadam ad eas, que nesciunt nomen Domini, exteras et incultas gentes.“ Acquievit libens voluntati hominis Dei papa Gregorius, ut erat satis bonus, quantum permisit vaga iuventus. Reliquit monasterium non sine magno planctu suo et fratrum, moleste ferens ruptam quietem, sed habens de albo martyrio spem vivam, quod in suo pectore ardebat desiderium longum. Homo Dei, ne timeas nullam habens causam, vade securus, stella maris tuum iter preibit, et dux bonorum Petrus fidelissimus comes iunctio coherebit.
p 47
benedicere non cessavit Hs.
q
defluctui Hs.
Vgl. Ordines coronationis imperialis, ed. Elze (MGH Fontes iur. Germ. ant. IX) S. 68. 48 Neben Canon 17, Konzil v. Antiochia (341), auch Canon 5, Konzil v. Chalzedon (451). 49 Vgl. Ioh 10,3.
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„Wo sind meine Perlen? Wo sind die Speisen meines Freundes?“ Wenn die heiligen Männer zusammenkamen, strömte dort Gottes Wort wie Regen; die erleuchteten Gedanken liefen hin und her; es brannte Feuer über dem Grund des Herzens; die Woge der Reue bezeugt den gegenwärtigen Gott. Dies taten Abt Gregor, Vater Nilus, der gute, kranke Johannes, der arglose Stratus, ein Engel auf Erden, von den Großen Gottes in Rom der weise Johannes, der schweigsame Theodor, der unschuldige Johannes sowie der einfältige Leo, Freund der Psalmen und stets bereit zu predigen. 18. Da trifft der purpurgeborene König Otto III. mit großem Gefolge in Rom ein, um den Gipfel des Kaisertums zu besteigen, wie es seit dem Frankenkönig Karl dem Großen Brauch ist; er zeigt das seit langem ersehnte Haupt dem lateinischen Lande, dass gleichsam die nach Gott zweite Gerechtigkeit kommt. Alle Bösewichter zittern; die Guten sind froh in großer Freude. Papst Gregor tat, weswegen jener gekommen war: Der aus seiner Kapelle Genommene weihte ihn zum Kaiser; das Volk sang mit lauter Stimme „Kyrie eleison.“47 Gesalbt und mit der Kaiserkrone stieg der erhabene Kaiser hinauf, er zeigte ein strahlendes Antlitz und führte in der guten Brust guten Willen. Danach fand eine Synode statt; angetan vom Eifer für das Recht singt der Erzbischof von Mainz das alte Lied und schickt sich an, den heiligen Bischof aus der Ruhe des Klosters zu seiner verlassenen Herde abzuziehen. Papst Gregor stimmt dem zu, und mit dem Wortlaut der Schriften48 belegt er, dieser könne die einmal übernommene Herde nicht straflos verlassen. Ob er wolle oder nicht, der Gottesmann müsse gehen, sagen die Bischöfe auf der Sitzung, andernfalls treffe ihn der Kirchenbann. Doch der bittet den Papst vertraulich und sagt: „Der altböse Feind neidet mir meine Ruhe, die Ihr mit seinem Stachel aufreizt, um mich zu zwingen, dorthin zurückzukehren, wo ich keinen Gewinn für die Seelen schaffen kann, wo ich jedoch unendlichen Schaden nehme. Mildere meinen Kummer, finde ein Mittel gegen meine Ohnmacht oder gib mir einen einzigen Trost bei meinem traurigen Abgang! Wenn die Schafe meine rufende Stimme hören,49 lebe und sterbe ich mit ihnen; wenn nicht, guter Papst, werde ich mit deiner Erlaubnis zu denen gehen, die den Namen des Herrn nicht kennen, zu den ausländischen und ungebildeten Stämmen.“ Gern stimmt Papst Gregor dem Willen des Gottesmannes zu; er war ja ein recht guter Mann, soweit es seine unstete Jugend zuließ. Er verlässt das Kloster, nicht ohne heftiges Wehklagen von ihm und seinen Mitbrüdern; er trägt schwer an der abgebrochenen Ruhe; aber er hat eine lebendige Hoffnung auf ein weißes [unblutiges] Martyrium, das als lange Sehnsucht in seiner Brust brannte. Gottesmann, du hast keinen Grund, dich zu fürchten! Geh sorglos; der Meeresstern [Maria] wird vor deinem Weg einhergehen, und der allergetreueste Führer der Guten, Petrus, wird mit dir sein!
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19. Igitur cum puero imperatore Alpium nubila tranans causa orationis Turoniamr pedes petit, ubi corpore iacens beneficia prestat, qui nullo loco clamantibus se negat, baculus pauperum, dulcissima mater peccatorum, benignus Martinus et larga manu dare paratus. Parisium quoque pedester venit, ubi et sanctus et pretiosissimus martyr *Ariopagita* Dionisius50 fuso *sanguine* corpore requiescit; qui Athenis philosophie studuit, ubi quem Paulus predicat ignoto Deo ara posita erat. Qui etiam evangelizandi responsa ad Gallos accepit, quando Clemens51 Petri sedem tertius sedit; et dum paganis Christum ingereret, pulcherrimo martyrio vitam finivit. Cuius inter cetera est hoc gloriosum mirabile, quia post necem religiosus truncus proprium caput manibus portavit, et sequens multitudo angelorum laudes Deo cecinerunt. Populus celi, ut ita dicatur, de triumpho terre exultans, iubilat de carissimo Dionisio, gloria tibi Domine in excelsis resultat. Ad quem misericordie largum, si quis peccator confugerit, numquam sine misericordia vacuus recedit. — Huic caput inclinans ad Floriacum monachorum ingens cenobium avido cursu volat, ubi corpore iacet et miraculis fulget magister mundo morientium et tota mente celestia querentium, scilicet re et nomine Benedictus, parvulorum ubique dulcissima nutrix, sub umbra alarum52 infirmorum medicus bonus. Nec dimisit, ubi corpus discipuli quievit, ubi et primus monachorum gregem rexit abba Maurus53, signo sanctitatis et miraculorum dulcedine magistro simillimus. Horums sacra domicilia et si qua occurrunt similia, quem desiderium eternorum afflavit, Adalbertus pedes circumvolat, adiutores ad sua prelia vocat. 20. Hinc ad imperatorem redit, qui hominem Dei dilexit; cuius morem nobilem novimus, quia omnes bonos eo plus amare studuit, quo quemque bonitas maiorem fecit. Cum quo aliquos dies commoratur, nec nocte nisi ante conspectum imperatoris iacere permissus est. — Intellige, quantum caritate sua iunctus erat, quamvis puer et errans moribus, cesar tamen benignus, sine comparatione humanus Otto imperator augustus. — Horis congruis semper de celestibus docuit regis pueros et circa positos proceres suavissime ammonuit, ne dum in parum fidis miserisque diviciis cor figerent, procul a regno Dei proiecti, pro parvo gaudio eterna tormenta subirent. Noctibus quoque calceos dormientium clam raptos aqua abluit, discipulus humilitatis manibus suis lutum tulit, lotos restituit. Ibi nocte sopori parum r
s Romam Hs. Hora Hs. In St. Dénis bei Paris. In der Passio Dionysii des dortigen Abts Hilduin († nach 840) ist der Pariser Märtyrerbischof mit dem Schriftsteller „Dionysios Areopagites“ vermischt worden, der sich als Apostelschüler ausgegeben hatte. 51 Clemens I., 92 –101. 52 Vgl. Ps 16,8; 35,8; 56,2. 53 † 584. Im 9. Jh. als Gründer von Kloster Glanfeuil (Saint-Maur-sur Loire) beansprucht. 50
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19. Also zieht er mit dem jungen Kaiser durch den Nebel der Alpen; zum Gebet strebt er zu Fuß nach Tours, wo Martin dem Leibe nach ruht; dieser bietet seine Wohltaten an; nirgendwo verleugnet er sich denen, die ihn anrufen; er ist ein Stab für die Armen, eine liebe Mutter für die Sünder; als gütiger Mann auch mit freigebiger Hand zu geben bereit. Nach Paris kommt er auch zu Fuß, wo der heilige und so kostbare Märtyrer Christi Dionysius Areopagita50 sein Blut vergossen hat und seine Gebeine ruhen. Dieser hatte in Athen Philosophie studiert, wo dem unbekannten Gott ein Altar geweiht war, von dem der heilige Paulus predigte. Er empfing auch den Auftrag, bei den Galliern das Evangelium zu verkünden, als Clemens51 als Dritter den Stuhl Petri innehatte. Als er den Heiden Christus nahebrachte, beendete er sein Leben in einem überaus schönen Martyrium. Dieses ist unter anderem ein ruhmvolles Wunder, weil nach seiner Ermordung der verehrungswürdige Rumpf sein eigenes Haupt in Händen trug und die ihm folgende Engelschar Gott Lobgesänge darbrachte. Gleichsam jauchzt das Himmelsvolk über den Triumph auf der Erde, es jubelt über den lieben Dionysius; es hallt wieder: „Ehre sei dir, Herr, in der Höhe.“ Wenn zu ihm, der reich an Erbarmen ist, ein Sünder seine Zuflucht nimmt, kehrt er niemals heim, ohne Barmherzigkeit gefunden zu haben. — Danach beugt er sein Haupt und eilt wie im Fluge nach Fleury, dem gewaltigen Mönchskloster, wo Benedikt dem Leibe nach ruht und in Wundern strahlt als Meister für die der Welt Abgestorbenen und die mit ganzem Herzen das Himmlische Suchenden, also tatsächlich und dem Namen nach überall die so süße Nährmutter der kleinen Kinder und der gute Arzt der unter seinen Flügeln Geborgenen.52 Er ließ nicht aus, wo der Leib von dessen Schüler Maurus53 ruht, wo der erste der Mönche als Abt seine Herde leitete, mit dem Siegel der Heiligkeit und der Lieblichkeit der Wunder seinem Meister sehr ähnlich. Zu diesen heiligen Stätten und anderen, wenn ihm ähnliche begegneten, eilt Adalbert, den das Verlangen nach Ewigem anrührte; und er ruft sie an als Nothelfer in seinem Kampf. 20. Dann kehrt er zum Kaiser zurück, der den Gottesmann sehr schätzte; wir wissen um seinen edlen Lebenswandel, weil er sich bemühte, alle Guten umso mehr zu lieben, als Güte jeden umso größer macht. Mit ihm verbringt er einige Tage, und in der Nacht durfte er selbst nur in Gegenwart des Kaisers schlafen. Stell dir vor, mit welcher Liebe er ihm verbunden war, wenngleich der junge Kaiser, der in seinem Lebenswandel auch irrte, dennoch gütig war; ohne Vergleich menschlich war der ehrwürdige Kaiser Otto. — Zu angemessenen Stunden lehrte er stets die Knappen des Königs und mahnte die umstehenden Edlen überaus freundlich, ihr Herz nicht an den zu wenig redlichen und elenden Reichtum zu hängen; fern vom Reich Gottes würden sie mit wenig Freude den ewigen Martern unterliegen. Bei Nacht wusch er die heimlich weggenommenen Schuhe der Schlafenden; als Jünger der Niedrigkeit beseitigte er mit seinen Händen den Schmutz und stellte sie gereinigt
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molli lecto requiescens, vite sue desiderabilem terminum aspexit, nescius tamen ipse, quid sibi somnium vellet, donec tactus Spiritu alienigena hoc revelavit. Putabat in domo maioris fratris duos lectos preparatos, unus erat suus, alter erat fratri vel fratribus destinatus. Pulcher ille et decorus, sed, qui debuit esse suus, multo pulchrior, purpureus et floridus54 et incomparabili ornamento pretiose vestitus. Erat autem in superiori parte panno capitali aureis literis inscriptum: Munus hoc autentum donat tibi filia regis. Quod somnium coram rege cum quibusdam familiaribus exponeret, quidam, cui vivax ingenium natura dedit et pulchra facundia signum fecit, Leo55 palatii episcopus, pulchre alludens ait: „Homo tibi contrarius, cito invenies, quod queris, dono Virginis procul dubio martyr eris.“ Nec minus, quod vidit de lecto fratris vel fratrum, partim ante se *vidit*, partim hoc anno esse completum, sic collige mecum. 21. Quinque fratres habuit, quorum omnium animas gladius pertransivit; ex quibus maior frater56 servitio imperatoris in adiutorium profectus paganorum expugnaciones adivit. Ubi et cum Bolezlao57 Polanorum duce amicitias iunxit, querelas imperatori fecit, quod mala, que nulla promeruit dux Boemiorum Bolezlaus sine misericordia sibi suisque fratribus plura ingessisset. Huius usque in adventum et seros reditus relicti domi quatuor fratres pacem impetrarunt et ex parte ducis securitatem et sacramenta acceperunt. Proh divinam humanamque fidem! Numquid non est catholicus melior pagano? Ve homini, cui in cordis vena malus dolus salit. Heu *nostra* infelicia tempora! Sapientem vocamus, cui ingenium fallere callet, cui in ore mel, in corde fel latet. Ecce iterum Iudas, qui per pacem didicit facere bellum, promittit vitam, ut inferat mortem, dat Boleslaus fidem, ut inopinato occidat fratrem. Nec longe queras exemplum! In eadem linea sanguinis occidit frater suus sanctissimum Venzezlaum. Inter hec quis non deploret squalores miserie nostre? Quis non horreat cecum natum hominem nostrum? Dum nescit cavere peccatum currens, cadit in maiorem foveam; dum non vult querere oculum ductorem, nascitur de peccato peccatum maximum. Ita et nunc, o homo, dum nescis cavere periurium, incurre homicidium, nec ante desinas – hoc dimitto ad tuam fidem – antequam impleas illud propheticum: Appone
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Vgl. Cant 1,15. Vielleicht Leo, Bischof v. Vercelli (999 –1026), Kapellan Ottos III. 56 Sobieslav, ältester Bruder Adalberts, fällt 1004; Anhänger Boleslaws I. 57 Boleslaw I. Chrobry, 992 –1025, Neffe des gleichnamigen Böhmenherzogs Boleslav II. – 992 –1025 Herzog, 1025 König der Polen. 55
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zurück. Er ruhte dort bei Nacht schlafend in nur wenig weichem Bett, schaute das ersehnte Ende seines Lebens, wusste aber selbst nicht, was ein Traum für ihn bedeuten solle, bis ihm ein Fremdling, berührt vom Heiligen Geist, dieses enthüllte. Er meinte, im Haus seines älteren Bruders seien zwei Betten vorbereitet worden, eines war für ihn, das andere für den Bruder (oder die Brüder) bestimmt. Schön war jenes und geschmückt, doch seines sollte viel schöner sein, purpurn, mit frischem Grün versehen54 und kostbar mit unvergleichlichem Schmuck bekleidet. Am Kopfende aber war mit goldenen Lettern ins Betttuch geschrieben: Diese fürstliche Gabe verleiht dir die Tochter des Königs. Als er diesen Traum vor dem König mit einigen Vertrauten vortrug, sagte der Pfalzbischof Leo55 – die Natur gab ihm einen lebhaften Verstand und seine gefällige Redegabe ließ ihn ein Zeichen setzen mit einer gefälligen Anspielung: „Du Mensch, der du dir gegenübertrittst, du wirst rasch finden, was du suchst, aufgrund des Geschenkes der Jungfrau [Maria] wirst du zweifellos Märtyrer werden.“ Nicht weniger, was er hinsichtlich des Bettes des Bruders (oder der Brüder) sah, – teils hat er es vor sich gesehen, teils wird es in diesem Jahr erfüllt sein – das nimm mit mir aus Folgendem: 21. Fünf Brüder hatte er, deren Herzen ein Schwert durchbohrte; von diesen kam der älteste Bruder56 im Dienst dem Kaiser zu Hilfe und nahm an Feldzügen gegen die Heiden teil. Als jener auch mit dem Polenherzog Boleslaw57 Freundschaft schloss, trug er seine Klagen dem Kaiser vor, der Böhmenherzog Boleslav hätte ihm und noch mehr seinen Brüdern viel Ungemach rücksichtslos zugefügt, das sie nicht verdient hätten. Die bis zur Ankunft und der sich verzögernden Rückkehr daheimgelassenen vier Brüder erlangten von Seiten ihres Herzogs Frieden und Sicherheit und nahmen dessen Versprechen an. Ach, göttliche und menschliche Treue! Ist denn ein Christ nicht besser als ein Heide? Weh dem Mann, in dessen Herzenskammer böse Arglist sprudelt! Wehe über unsere unglückseligen Zeiten! Weise nennen wir den, dem Täuschung den Verstand erhitzt, in dessen Mund Honig, in dessen Herzen Galle steckt! Seht den neuen Judas, der gelernt hat, durch Frieden Krieg zu führen; er verspricht Leben, um den Tod zu bringen; Boleslav verspricht Frieden, um unvermutet den Bruder zu ermorden. Du brauchst nicht lange nach einem Vorbild zu suchen: In derselben Linie der Blutsverwandtschaft hatte [sein Vater] seinen Bruder, den hochheiligen Wenzel getötet. Wer beklagt nicht dabei den Sumpf unseres Elends? Wer entsetzt sich nicht über unsern blindgeborenen Mann? Während er sich vor der Sünde nicht in Acht nehmen kann, fällt er in eine tiefere Grube; da er sein Auge nicht als Führer haben will, entsteht aus der Sünde die größte Sünde. So auch jetzt, o Mensch, während du einen Meineid nicht verhindern kannst, verfällst du in einen Mord, und nicht eher hörst du auf – dies stelle ich deiner Treue anheim –, bevor du nicht jenes Prophetenwort erfüllst: Lass
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iniquitatem super iniquitatem;58 et mox sequatur illud evangelicum: Sanguis, qui effusus est, sit super te et super filios tuos.59 — Igitur sacramento fidunt, quod christiani darent; quando fratres christicole Adelberti pacem non putarent? Liber populus per campum ambulat, *non enim data fide bellum cogitat*; stat proxima periculo secura civitas. Nam et ecce hostes ex improviso veniunt, diffusa multitudine civitatem circumcingunt, feria VIa in vigilia pretiosi martyris Wenzezlai bella incipiunt; nichilominus et ipso festo obpugnare certatim insistunt. Nec iuvat, quod urbani diem sanctum venerari petunt, contra quos forenses verba superbie iaculantes: „Si vester est“, inquiunt, „sanctus Wenceslaus, noster utique est Bolezlaus.“ Sed quamvis post caperent civitatem, penas dedit asperum verbum. Civium namque gladio die illo ceciderunt* hostium capita multa et omnes, qui in illo consilio fuerunt, aut mortui quiescunt aut ceci et dispersi male vivunt. Cesset civilibus bellis saucia civitas, miserabili exilio familie distracte, bona in manus inimicorum cuncta cesserunt. Inundat planctus mulierum, stupet mortua facies puerorum geminatis dextris virorum, stat silentium spectantium clericorum. Sancti viri fratres quatuor, strenui bello et nescii cedere loco, dum de* quo iam diximus clericus Radla consilium dedit, parum valentia arma dimiserunt, et quam preliando pulchram mortem putarunt, confugiendo ad ecclesiam – ut est in humanis oculis – turpem acceperunt. Nam falso data est spes vivendi, et dum exeuntes ecclesiam sponte in manus hostium vadunt, fefellit dextera senioris et in conspectu omnium pulchrat corpora subierunt capitalem sententiam. — Hec tunc, sed quando digna indigni scribimus, nunc est mortuus feriente gladio frater maximus. Completa est autem pii Adelberti visio tota, dum ante se bis duorum fratrum, post hoc anno maximi fratris mors est subsecuta; quorum mortibus mors sua quam prestantior foret, quorum lecto lectulus suus quem pulchrior emineret, omnis intelligit, qui ipsum causa Dei, * illos* causa seculi et defendende vite cecidisse cognoscit. — Vidit etiam in monasterio et aliam visionem, quam non de se, sed quasi de alio aliquo reverentissimis viris ita disposuit: „Agnosco hominem, cui duos ordines in celo Deus arridens digito premonstrat, unum splendoris purpurei, alterum ultra, quam dici potest, nivei candoris. Inter hos et illos, blanda vox ait, manet te locus et certa sedes.“ 22. Ergo quem suo labori adiutorem Deus preparavit, ducem Polanorum,
t 58 59
pulchram Hs. Ps 68,28. Matth 27,25.
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sie von einer Sünde in die andere fallen.58 Und bald folgt das Wort des Evangeliums: Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder.59 — Sie vertrauen also auf seinen Eid, den Christen gegeben hätten; sollten die Brüder des Jüngers Christi Adalbert nicht an den Frieden glauben? Das freie Volk wandelt über das Feld, es denkt nicht an Krieg, wo doch Bürgschaft gegeben ist; während die Gefahr ganz nahe ist, liegt die Stadt sorglos da. Seht, da kommen plötzlich die Feinde; mit verteilter Schar umzingeln sie die Stadt; am Freitag der Vigil des kostbaren Märtyrers Wenzel beginnen sie den Krieg; auch am Festtag selbst setzen sie die Belagerung wetteifernd fort. Es hilft nicht, dass die Bürger bitten, man möge den heiligen Tag achten. Die Belagerer schleudern hochmütige Worte zurück: „Wenn euer Heiliger Wenzel ist, unserer ist allerdings Boleslav.“ Doch obgleich sie danach in die Stadt eindrangen, forderte das schlimme Wort doch eine Strafe; denn durch das Schwert der Bürger fielen an diesem Tag die Häupter vieler Feinde; und alle, die im Rat gesessen hatten, entschliefen im Tod oder leben blind und übel zugerichtet. Erschöpft vom Bürgerkrieg gibt die Stadt auf; in schlimmem Elend sind Familien auseinander gerissen; alle Güter sind in die Hände der Feinde gefallen. Es schwillt das Klagen der Frauen an; es erstarrt das mit geballten Händen der Männer getötete Gesicht der Kinder; es stockt das Schweigen der Geistlichen, die das ansehen. Die vier Brüder des heiligen Mannes, tapfer im Kampf, unfähig, von der Stelle zu weichen, ließen, da ihnen der schon genannte Geistliche Radlan den Rat gab, die zu wenig leistenden Waffen fallen; und obwohl sie den Tod im Kampf für rühmlich hielten, nahmen sie durch die Flucht in eine Kirche einen in den Augen der Menschen schmählichen Tod an. Denn nachdem ihnen falsche Hoffnung auf Leben gegeben war und sie freiwillig aus der Kirche traten, fielen sie in die Hände der Feinde; es täuschte die rechte Schwurhand des Fürsten, und im Anblick aller nahmen ihre schönen Leiber das Todesurteil auf sich. — So war es damals, doch wo wir jetzt als Unwürdiger Würdiges niederschreiben, ist auch der größte Bruder durch einen Schwerthieb tot. Vollendet ist die ganze Vision des frommen Adalbert, als vor ihm der Tod von je zweimal zwei Brüdern, im folgenden Jahr der des ältesten Bruders nachfolgte; wie sehr sein Tod durch ihren Tod kostbarer wurde und wie seine Ruhestatt vor deren Ruhestatt prächtiger hervorragt, sieht jeder, der erkennt, dass er Gott zuliebe, sie aber der Welt und der Verteidigung ihres Lebens zuliebe gefallen sind. — Er sah im Kloster auch eine andere Vision, die er den hochwürdigen Männern nicht auf sich, sondern gleichsam auf einen anderen bezogen erzählte: „Ich sehe einen Mann, dem Gott im Himmel lächelnd zwei Stände mit dem Finger zeigt, einen im Purpurglanz, den anderen in unbeschreiblichem Schneeweiß. Zwischen diesem und jenem, so sagte eine sanfte Stimme, bleibt dein Platz und der dir bestimmte Thron. 22. Den also Gott zum Helfer in seinem Bemühen ausersehen hatte, den
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Dei servorum matremu Bolezlaum rerum dubius petit; cuius auxilio nuntios suos miserat ad insolentem uxorem, si vel struprata amatoribus multis60 priorem maritum accipere vellet. Interim in hac regione cum duce nuntiorum adventum expectat. — Qui cum redirent, qualem episcopus amavit plenam contumeliis legationem referunt: „Bene venias“, inquiunt indignantes, „episcope, ad non semel refutatam mulierem. Mira res! Ad uxorem sponte venis, quem semper invitum vocare et necesse erat tenere. Scimus, que cogitas, homo! Omnino nolumus, nec est tibi locus in populo tuo, qui vis vindicare occisos fratres vulnere magno.“ — Accipiens ille libellum repudii et superborum contumeliis non minus letus efficitur quam homines, cum sicubi non sperant leta verba et honorum oblationes accipiunt. „Disrupisti“, inquit ille, „Deus, vincula mea!61 Hoc est, quod expectans expectavi62, desiderio desideravi.63 Ablatum est meum periculum. Quid respondet in faciem, quia me non vult, quomodo possum regere gregem? Euge, non timeo revocantem amplius papam, nec tristia ferentem metropolite inmitis epistolam. Qui antehac paganicis operibus in fugam vertunt, ecce palam verbis: Nolumus te, dicunt.“ 23. Miserat his diebus ad Ungrorum seniorem magnum, immo ad uxorem eius, que totum regnum manu tenuit, virum et que erant viri ipsa regebat. Qua duce erat christianitas cepta, sed intermiscebatur cum paganismo polluta religio, et cepit esse deterior barbarismo languidus ac trepidus christianismus. Ad quam tunc per venientes illuc nuntios in hec verba epistolam misit: „Papatem meum, si necessitas postulat et usus, tene; si non, propter Deum ad me mitte eumv.“ Ipsi vero clam cartam alia mente, alia sententia misit. „Si potes“, inquit, „cum bona licentia, bene; si non, vel fuga fugiens tempta venire ad eum, qui te desiderio concupiscit, Adalbertum tuum.“ Ipse autem venire non potuit et, ut homo, noluit. Ut enim hodie ipsum audis dicentem, quem nunc sicut siciens aquam frigidam, totis visceribus flagrat et amat, ardua scandentem tunc semper fugiebat. Ipse tamen iam erat monachus et, ut dicunt, qui tunc temporis norunt, pulcher et bonus. Exw huius ore audisse me fateor unam rem, quam satis amo. Ipsum sanctum asserit loquentem: „Numquam aliquid feci propter vanam gloriam.“ Nam ut non pulset, hoc est ultra hominem; utrumque tamen a me miserrimo omnium retro posuit
u v 60 61 62 63
vel patrem spätere Hand über der Zeile, Hs. w meam Hs. Et Hs. Vgl. Ier 3,1. Ps 115,16. Ps 39,2. Luc 22,15.
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Polenherzog Boleslaw, den Vater der Diener Gottes, ihn bittet er im Unklaren um das Vorgefallene; mit seiner Hilfe hatte er seine Boten zur unbotmäßigen Gattin [dem Bistum] geschickt, ob sie etwa geschändet durch ihre vielen Liebhaber60 ihren früheren Gatten annehmen wolle. Inzwischen wartet er in dieser Gegend zusammen mit dem Herzog die Ankunft der Boten ab. Als diese zurückkehrten, trugen sie deren, dem Bischof willkommene, von Schmähungen strotzende Botschaft vor; sie sagten voller Empörung: „Schön, dass du kommst, Bischof, zu der nicht nur einmal verschmähten Frau. Merkwürdig: Du kommst freiwillig zur Gattin, die du immer ungeliebt genannt hast und die zu behalten du gezwungen warst. Wir wissen, was du denkst, Mensch! Wir wollen überhaupt nicht; und es gibt für dich keinen Platz bei deinem Volk, der du nur deine getöteten Brüder mit schweren Strafen rächen willst.“ — Er vernimmt die Botschaft der Zurückweisung und hochmütigen Schmähungen und wird noch froher – wie Leute, die fröhliche Worte gar nicht erhoffen und doch ehrenhafte Gaben erhalten. Er sagt: „Gott, du hast meine Bande zerrissen,61 darauf harrte, ja harrte ich,62 voll Sehnsucht habe ich danach verlangt.63 Nun ist meine Befürchtung beseitigt. Wenn die Herde mir ins Gesicht antwortet, dass sie mich nicht will, wie kann ich sie leiten? Wohlan, ich fürchte nicht, dass mich ein Papst erneut zurückruft, und auch nicht die Trauerbotschaft eines verhärteten Metropoliten. Die mich zuvor mit heidnischen Werken in die Flucht gejagt haben, seht!, sie sagen jetzt ganz offen: Wir wollen dich nicht.“ 23. Er hatte in diesen Tagen zum großen Ungarnführer geschickt, eigentlich zu dessen Ehefrau, die das ganze Reich ihres Mannes in der Hand hielt und die ihren Mann und das, was ihres Mannes Aufgabe war, selbst leitete. Unter ihrer Führung hatte das Christentum begonnen; durchmischt aber wurde das besudelte Glaubensleben vom Heidentum, und das matte und ängstliche Christentum wurde durch das Heidentum noch schlechter. Zu ihr schickte er nun durch die anreisenden Boten einen Brief mit folgenden Worten: „Meinen Lehrer behalte bei dir, wenn Notlage und Bedarf es fordern; wenn nicht, schicke ihn Gott zuliebe an mich zurück.“ Er aber schickte ihm selbst heimlich ein Blatt in anderem Sinne und mit anderem Inhalt. „Wenn du“, sagte er da, „mit guter Erlaubnis loskommen kannst, gut; wenn nicht, versuche flüchtig zu dem zu kommen, der dich voll Sehnsucht erwartet, zu Adalbert.“ Der aber konnte nicht kommen, als Mann wollte er auch nicht. Wie du ihn heute sagen hörst, wie jetzt eine nach kaltem Wasser dürstende Seele mit ganzem Leib glüht und verlangt, so floh er damals stets den steilen Anstieg. Er war damals schon Mönch und, wie es bei denen heißt, die ihn damals kannten, vortrefflich und gut. Aus seinem Mund, so bekenne ich, habe ich eine Sache gehört, die ich sehr liebe. Er sagt, der Heilige habe geäußert: „Niemals habe ich etwas wegen nichtigen Ruhms getan.“ Denn dass der einen nicht überfällt, geht über den Menschen hinaus; beides jedoch
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pedem, a me minimo gentium longe fugit in exilium. Memoriam vero viri sepe pono, cuius relatione hec scribo, quem servumx martyris agnosci volo. 24. Igitur soluto fune64 liber episcopus apprehendit circumfluentibus ulnis carum desiderium, quod semper in corde suo arsit martyrium pulchrum, apostolica ad hoc usus licentia. Duos fratres, quos cogitat fortiores sacro bello et aptiores portare evangelium, itineris comites assumpsit. Prius tamen, ut mater regula docet et viva verba patrum lingua monent, oratione fratrum voluntatem Dei exquisivit et consilio fratrum quasi ferrea clamide munitus agonem currere65 cepit. — Dux itaque Bolezlaus diligebat eum; quem monet, ut se adiuvet, videns videat, quomodo se in terram Pruzzorum navigio maris exponat propter querere animas et scindere vomere Dei incultas gentes. Complet dux iussa spiritalis patris; quamvis ut secum staret, divitem voluntatem haberet, occurrere sancto proposito non ausus erat. — Est in parte regni civitas magna Gnezdn66, ubi nunc sacro corpori requiescere placuit, ubi mille miraculis fulget, et si corde veniunt, recta petentibus salutes currunt. Ibi ergo, quia in via sua erat, cuius longo tempore silentium exercuit, missam celebrat, sacras hostias oblaturus, viva hostia et ipse mox futurus. Baptizat populum grandem nimis. Inde *nullas* moras nectit, navem ascendit, quam ne prophanus quis tangere audeat, dux sollicitus multo milite armaverat. Post multos dies carina secante terga maris Deum nescientibus illabuntur Pruzzorum terris.67 Festinantes vero naute sanctum onus deponunt et nocturno auxilio remeantes securam fugam capiunt. Rapit homo Deo plenus iter iacturus recia sua super horrisonum mare, si forte inveniat, quod in mensa Dei comedendum reponat aut, si nullum piscem capiat, saltim in nomine Filii Dei oblatum calicem bibat. Fervet in eo spes ardua pro Christo moriendi et in viridi corde vivus ignis vim habet ardendi, tamquam in aureo altari accensa aromata flagrant et fumantia scandunt. Ergo miles Dei cum duobus sociis intraverat parvum locum, qui circumlabente unda fluminis imitatur insule vultum. Ibi aliquos dies steterunt et fama volans paganorum auribus adduxit habere se hospites ex alio orbe ignoto habitu et inaudito cultu. 25. Primum ex inproviso homines numero non plures parva nave veniunt,
x 64
servus Hs.
Ovid, Amor. II 11,21. Vgl. 1 Cor 9,25; 2 Tim 2,5. 66 In Vita Adalberti: Gyddanizc, also Danzig. Siehe oben Anm. 85 S. 62. 67 Das Landungsgebiet Adalberts ist ungeklärt. Vermutet wird das Samland bei Tenkitten/Tolkmick oder das Frische Haff mit der Pregelmündung/Pastenka oder die Mündungen der Weeske/Wbska oder Sorge/Dierzgon (am Drausensee/Druzno) oder das Gebiet zwischen Nogat und Elbinger Weichsel. 65
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zieht von mir, dem Ärmsten von allen, den Fuß zurück, flieht von mir, dem Geringsten unter allen Völkern, weit weg ins Exil. Ich setze aber oft das Andenken an diesen Mann, nach dessen Darstellung ich schreibe, von dem ich will, dass ich als Knecht eines Märtyrers anerkannt werde. 24. Da nun das Band gelöst war,64 ergreift der frei gewordene Bischof, während die Wellen fluten, seine liebe Sehnsucht, die immer in seinem Herzen brannte: ein schönes Martyrium mit der Erlaubnis des Papstes. Zwei Brüder, die er für besonders tapfer im heiligen Kampf und geeignet zum Weitertragen des Evangeliums hält, nahm er als Begleiter auf die Reise. Zuerst jedoch, wie die Klosterregel, die Mutter, lehrt und die Worte der Väter mahnen, erforschte er den Willen Gottes im Gebet der Brüder, und mit dem Ratschluss der Brüder wie mit einem Eisenpanzer gestärkt begann er im Wettkampf zu laufen.65 — Herzog Boleslaw liebt ihn; diesen mahnt er, ihn zu schützen, genau zu schauen, wie er ihn zu Schiff ins Land der Prußen bringen könne, damit er die Seelen suche und mit dem Pflug Gottes die Schollen der ungebildeten Völker pflüge. Es erfüllt der Herzog die Befehle des geistlichen Vaters; und obgleich er meinte, den göttlichen Zuspruch zu haben, dieser solle bei ihm bleiben, wagte er nicht, seinem heiligen Vorsatz zuwider zu handeln. — Im Gebiet des Königreichs gibt es die große Stadt Gnesen66, wo er jetzt mit seinem heiligen Leibe ruht, wo er mit tausend Wundern strahlt; und wenn es von Herzen kommt, strömen Heilmittel zu den recht Bittenden. Dort also, weil es an seinem Weg lag und er lange Zeit Schweigen geübt hatte, feiert er eine Messe, um die heiligen Opfergaben darzubringen, bald auch er ein lebendiges Opfer. Er tauft viel Volk. Er lässt keine Verzögerung zu, besteigt ein Schiff, das der Herzog mit viel Kriegsvolk bewaffnet hatte, damit nicht irgendein Heide es zu berühren wagt. Nach nicht wenigen Tagen, an denen das Schiff die Fläche des Meeres durchfurcht hatte, brechen sie ein in das Land der Prußen,67 die Gott nicht kennen. Eilig laden die Seeleute die geweihte Fracht aus, und im Schutze der Nacht fahren sie in sicherer Flucht heimwärts. Der gotterfüllte Mann nimmt, um seine Netze auszuwerfen, rasch zum schrecklich tosenden Meer die Reise auf, ob er etwas finde; er birgt auf dem Altar Gottes die Speise oder, wenn er keinen Fisch finge, er trinkt zumindest im Namen des Gottessohnes den Opferkelch. Es glüht in ihm die hehre Hoffnung, für Christus zu sterben, und in seinem jugendlich frischen Herzen nährt das lebendige Feuer die Kraft zum Brand; gleichsam brennt auf dem goldenen Altar der angezündete Weihrauch und steigt der Rauch auf. So war der Kämpfer Gottes mit seinen beiden Gefährten in einen kleinen Ort gekommen, der, von einem Fluss umflossen, das Bild einer Insel bot. Dort blieben sie einige Tage, während zu den Ohren der Heiden die Kunde gelangte, sie hätten Fremde aus einer anderen Welt, von unbekannter Kleidung und ungehörter Lebensart. 25. Zuerst kommen unversehens einige Leute mit einem kleinen Boot,
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dant saltum ad terras, barbarum nescio quid frendunt, magna ira fumant et hospites querunt. Ros regis, ros mellis cum episcopo in ore fuerat: librum psalmorum ante se sedens tenuit, in quo omnia verba oris Dei et summa salutis clausa consistunt. Ad quem unus ex ipsis, peiorumy pessimus, accessit, dirum infremuit, nodosa brachia alte extollit et cum conto, quo navem minavit, celestia ruminantem episcopum inter scapulas fortissime percussit. „Si non abitis“, inquit, „cicius capite plectimini, vexati diris penis et mortibus multis.“ Evolat e manibus excussum volumen; alia ex parte ipse humi stratus dat oscula luride terre, mente extentus et corpore toto. Exterior corrumpitur homo, interior ad vitam novatur;68 per penetralia cordis prorupit vox leticie et salutis: „Benedictus“, inquit, „Deus, benedicta misericordia Dei! Si plus non accipiam pro Crucifixo meo, saltim unum preciosum ictum habeo.“ — Homo Dei, putasne simplex plaga splendeat in dorso tuo? Aut pretium habet super terram talia libenter pati in memoriam Filii Dei vivi? Utique non sic margaritum in sterquilinio, non purpura regis in populo, nec facies rose in gremio terre, adhuc nec aureus sol in celo, ut est in corde pulchro percussio una habes quam letus glorie pro Christo tuo. — Quid tunc? Foris proiecti veniunt in mercatum, ubi confluxerat unda populorum. Circumstant subito celicolam virum longo agmine capita canum69; pandunt cruentos rictus, interrogant, Unde? Quis esset? Quid quereret? Quare venisset, quem nemo vocavit? Lupi sitiunt sanguinem, minantur mortem, quare ad eos portat vitam. Donec loquatur, vix expectant; horrent et derident, melius enim non sciunt; loqui iubent, capita movent70. Accinxit vir lumbos, os aperit71 et, quia multa audire nequeunt, brevi alloquitur: „De terra Poloniorum, quo Bolezlaus princeps christianissimus dominusz procurat, ad vos pro vestra salute venio, servus illius, qui fecit celum et terram, mare et animantia cuncta. Venio ad vos tollere a manu diaboli et faucibus inmitis averni, ut cognoscatis creatorem vestrum, ut deponatis sacrilegos ritus abrenuntiantes mortiferas vias cum inmunditiis cunctis, et aut lotia balneo salutis efficiamini christiani in Christo et habeatis in ipso remissionem peccatorum et regnum immortalium celorum.“ — Hec sanctus. Illi autem contra iam dudum indignantes, celestia verba irrident, terram baculis percutiunt, aerem mugitibus implent;
y
peior Hs. 68 69 70 71
z
domino Hs.
2 Cor 4,16. Vgl. 2 Reg 3,8. Ps 21,8. Iob 38,3.
a–a
utiliori Hs.
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springen ans Festland, knirschen irgendetwas Barbarisches, keuchen vor großem Zorn und fragen die Fremden aus. Der Tau des Königs, der Tau des Honigs war im Mund des Bischofs; er hielt sitzend vor sich das Buch der Psalmen, in dem alle Worte des Mundes Gottes und das höchste Heil beschlossen sind. Einer von jenen, der schlimmste der Bösewichter, kam heran, knirschte etwas Unheilvolles, hob seine knorrigen Arme hoch und stieß mit der Ruderstange dem Himmlisches murmelnden Bischof ganz heftig zwischen die Schultern. „Wenn ihr nicht verschwindet“, sagte er, „werden wir euch ganz schnell enthaupten, gequält mit schlimmer Pein und vielen Todesarten.“ Das aus seinen Händen geschlagene Buch fiel hin; seinerseits küsste der zu Boden Geworfene die schmutzige Erde, im Geiste und mit dem ganzen Körper niedergestreckt. Der äußerliche Mensch verdirbt, doch der innerliche wird zum Leben erneuert.68 Aus der Tiefe seines Herzens bricht ein Ruf der Freude und des Heils: „Gepriesen sei Gott“, sagt er, „gepriesen die Barmherzigkeit Gottes! Wenn ich nicht mehr für meinen Gekreuzigten bekomme, halte ich zumindest diesen einen Schlag für kostbar.“ — Mann Gottes, glaubst du, ein einfacher Schlag auf den Rücken könnte strahlen? Oder solches gern zu erdulden zum Gedächtnis des Sohnes des lebendigen Gottes, ist das der Preis auf Erden? Wahrhaftig, nicht die Perle im Schmutz, nicht das Purpurkleid des Königs im Volk, nicht das Antlitz der Rose im Schoß der Erde, auch nicht die goldene Sonne am Himmel ist wie in deinem schönen Herzen ein einziger Schlag, den du fröhlich über die Herrlichkeit für deinen Christus erhalten hast. — Wie ging es weiter? Vertrieben kommen sie auf einen Markt, wo die Welle der Leute zusammengeströmt war. Plötzlich stehen um den heiligmäßigen Mann in langer Reihe die Köpfe der Hunde,69 sie öffnen ihre blutdurstigen Mäuler und fragen, woher er käme, wer er sei? Warum er gekommen sei, den niemand gerufen habe? Wölfe lechzen nach Blut, sie drohen mit dem Tod, dafür dass er ihnen doch das Leben bringt. Kaum warten sie ab, bis er spricht, sie sträuben sich und lachen ihn aus; Besseres wissen sie nicht; sie fordern ihn auf zu sprechen und schütteln den Kopf.70 Er gürtete seine Lenden, öffnete seinen Mund,71 und weil sie nicht viel hören können, spricht er nur kurz: „Aus dem Land der Polen, das Fürst Boleslaw, der allerchristlichste Herr, verwaltet, komme ich zu eurem Heil, ein Knecht dessen, der Himmel und Erde geschaffen hat, das Meer und alle Tiere. Ich komme, euch zu entreißen der Hand des Teufels und dem Rachen der grausigen Unterwelt, damit ihr euren Schöpfer erkennt, damit ihr die gotteslästerlichen Bräuche ablegt, den tödlichen Pfaden abschwört mit all ihrem Schmutz, dass ihr dann, gewaschen im Bad des Heils in Christus Christen werdet und in ihm Vergebung der Sünden und das Reich der unsterblichen Himmel erlangt.“ — Soweit der Heilige. Sie aber, schon lange empört, verlachen die himmlischen Worte, schlagen mit Stöcken auf die Erde, erfüllen die Luft mit Brüllen, prügeln jedoch nicht mit den Händen auf
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manus tamen non initiunt, sed furorem dictant et districte severitatis nuntium ad aures hospitum mittunt. „Propter tales“, inquiunt, „homines terra nostra non dabit fructum,72 arbores non parturiunt, nova non nascuntur animalia, vetera moriuntur. Exeuntes exite procul de finibus nostris! Si citius non retro ponitis pedes, crudelibus penis afflicti mala morte peribitis.“ Illi vero, qui in ingressu regni positus bonos hospites eo loci dimisit, mortem minantur; domum incendere, divisis rebus uxores et filios vendere, spumante ira pollicentur. 26. Videns athleta Christi nullum fructum animarum sequi et desiderate mortis spem auferri, deiecit animum; tristicia magna affectus varios curarum estus in casto pectore versat dixitque fratribus: „Pressi magnis adversis quid consilii capiemus? Quo vertamur, nescio! Habitus corporum et horror vestium, ut video paganis animis non parum nocet. Unde si placet, vestimenta mutemus clericalia, pendentibus capillis surgere sinamus, tonse barbe truncas comas prodire permittamus; forsan non agniti melius habemus salutem operari, similes eorum effecti familiarius eo habitamus, alloquimur et convivimus; laborando quoque manibus propriis victum queremus ad instar apostolorum, absconsa mente revolvimus censum psalmorum. Interea prosperante misericordia Salvatoris fit aliquid hac arte ac fraude, ut opinio se fallat, evangelizandi occasio certa venit. Quid? Quia pius fidelis Deus, animarum inventarum thezaurum magnum lucrabimur, aut dulcem vitam pro dulcissimo Christo fundentes desiderata morte moriemur.“ Ergo *viso consilio* meliora sperans, conceptum merorem gaudii gladio occidit, egressurus regionem malam *accensi* animis movet gressus. — Ad ferocem quidem Luitizorum idola surda predicationis equos flectere placuit, quorum linguam cognovit et quos necdum visus mutata veste et habitu fallere potuit. Hoc tum bingenio, hocb bono dolo cogitavit aut imperatoris filio reperire novum populum aut longis desideriis ponere finem. Sed o venerabile caput, quid te fatigas implexis cogitationibus? Prope est, quod queris. Non necesse est initiare longam viam; dabit tibi breviore via Deus, quod tanto tempore quesisti iecore fideli, amore humili, recto ore, mundo corde et animo toto. Ecce iuxta
b–b 72
hoc ingenio Hs. Gen 4,12.
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ihn ein, sondern schreien ihren Zorn heraus und schleudern eine Botschaft finsterer Grausamkeit zu den Ohren der Fremden. „Wegen dieser Menschen“, sagen sie, „wird unser Land keinen Ertrag bringen,72 die Bäume schlagen nicht aus, kein junges Vieh wird geboren, das alte stirbt. Verschwindet aus unserm Gebiet! Wenn ihr nicht schleunigst euren Fuß bewegt, werdet ihr, mit schlimmer Pein geschlagen, einen bösen Tod erleiden.“ Denen aber, die, an der Grenze des Reiches wohnend, die guten Fremden dorthin entlassen hatten, drohen sie den Tod an. Sie verheißen in ihrem Zorn mit Schaum vor dem Mund, deren Haus anzuzünden, ihre Habe zu verschleudern, Frauen und Kinder zu verkaufen. 26. Als der Streiter Christi sah, dass bei den Seelen keine Ernte folgte und die ersehnte Hoffnung auf den Tod verloren ging, verließ ihn der Mut; von großer Trauer befallen, wälzt er verschiedene Sorgenfeuer in seiner reinen Brust und sprach zu seinen Mitbrüdern: „Bedrängt von großem Missgeschick, was für einen Plan sollen wir fassen? Ich weiß nicht, wohin wir uns wenden sollen. Das Gewand auf unserm Leib und die Angst vor unserer Kleidung schaden uns, wie ich sehe, nicht wenig bei den heidnischen Gemütern. Wenn es euch gefällt, sollten wir unsere Klerikertracht ablegen, die Haare wallend wachsen und die Stoppeln des [bisher] geschorenen Bartes sprießen lassen; vielleicht, wenn man uns nicht erkennt, haben wir besseren Erfolg bei der Arbeit. Ihnen ähnlich geworden, könnten wir vertrauter bei ihnen wohnen; wir sprechen sie an und leben mit ihnen. Sollten wir mit eigenen Händen arbeiten und uns Nahrung suchen wie die Apostel, mit verborgener Gesinnung läsen wir dann den Schatz der Psalmen. Wenn inzwischen die Barmherzigkeit des Heilands uns glücklich hilft, dann geschieht etwas mit Geschick und List, dass sich deren Meinung täuscht und eine richtige Gelegenheit kommt, das Evangelium zu verkünden. Warum nicht? Denn der gütige Gott ist getreu, und wir werden einen großen Schatz von geretteten Seelen gewinnen oder wir werden das süße Leben für den allersüßesten Christus dahingeben und den ersehnten Tod sterben.“ Er sieht ihre Zustimmung und hofft auf Besseres; mit dem Schwert der Freude tötet er die angesammelte Trauer; um das schlechte Gebiet zu verlassen, bewegt er entflammten Sinnes die Schritte. — Zu den stummen Götzenbildern der wilden Lutizen will er die Rosse der Predigt lenken; er kannte deren Sprache und konnte, noch unbekannt, sie mit vertauschter Kleidung täuschen. Mit diesem Einfall, dieser klugen List, dachte er, könne der Sohn des [ewigen] Kaisers ein neues Volk finden oder seinem Verlangen ein Ziel setzen. Doch, o verehrungswürdiges Haupt, was mühst du dich ab mit verwickelten Gedanken? Nahe ist, was du suchst. Es ist nicht nötig, sich auf einen Marsch vorzubereiten; Gott gibt dir auf kürzerem Wege, was du all die Zeit mit treuer Leber, mit demütiger Liebe, mit rechtem Munde, reinem Herzen und mit ganzer Seele gesucht hast. Sieh, bei dir ist die Herrlichkeit; sieh, vor der Tür
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te pulcritudo tua, ecce in foribus, cuius nescit homo pretium, felix et incomparabile martyrium,ut nostro etiam evo angelis habeat similem bonus Virginis ille Filius, quia insperato te faciet martyrem suum. O quam pulchre ridet celum, quando cum corona intrantem videt Sclavum! 27. Romec interea monasterio, quo sanctus iste philosophia Benedicti patris nutritus erat, revelatio divina hec dicta dedit: Inter plures visiones, quas videt rapta mente sepe levatus, vidit et ita crucifixus mundo Iohannes monachus et abba. Venerunt a celo usque ad terram descensu delectabili, aspectu pulcro, duo linteamina ut nix candida, absque ruga et macula73. *Unum ex eis accepit, quem querere venit,* possedit carum pignus et accepit lintheum dulce onus, fruens fruitur suo Adelberto, intrat aureum celum tramite recto. Quem aliud lintheum suo amplexu acciperet et ad Deum portaret, ab eius ore, fateor, numquam excutere potuimus et ideo ipsum pro secreto amore celestis patrie alterum pondus esse cogitatione cogitamus. Sive autem hic, sive alter sit, certa mente nescimus. Nec nos hoc fatiget; qui nostrum intercessorem in manibus habemus, Adalbertum, Domine, tuum sancta sanctorum intrasse cognovimus, veneramur et amamusd. Cum numquam sanguinem funderet, que est prima beatitudo et passi Christi quedam similitudo, tamen alta morum humilitate et puro Dei amoris intuitu vere esset filius celorum et, qui numquam peccaverit, frater angelorum. 28. Hac hora pater Nilus ad monasterii illius spiritales fratres verba miserat dicens: „Notum sit vestre dilectioni, quia amicus noster viam bonam habet; vere Adalbertus cum Spiritu sancto ambulavit.“ — Hec in christiana, at in terra pagana tres homines carpunt iter secus litora maris. Et fit repente conlitio undarum, quasi quid moveat aliqua ingens bestia maris, et ad aures gradentium fragor ille validus venit. Comites securi audiunt, medius senior atrocissime obstupuit et velut pavida mulier consternatus exhorruit. Cui Gaudentius ex parte patris caro et frater suus subridens ait: „Pavit fortitudo tua, audacissime miles. Si saliret super nos armata et ad bellum prompta manus, quid tunc ageres, qui nunc inania times?“ Respondit: „Nos sumus fragiles, tu fortis!74 Nos imbecilles, tu potens!75 Nos certe et minima timemus, sed eo melius Deus noster refugium et virtus.76 Quo est *maior* inopia timentis et virium parva suppellex. Eo felicius, eo gloriosius diligam te, Domine, virtus me,77 quo sentiens infirmitatem meam cognosco te esse meam virtutem.“
c 73 74 75 76 77
Ad me Hs.
d
Vgl. Eph 5,27. 1 Cor 4,10. Vgl. 2 Cor 13,9. Vgl. Ps 45,2. Vgl. Ps 17,2.
amantes Hs.
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steht, dessen Preis der Mensch nicht kennt: das selige und unvergleichliche Martyrium, auf dass auch in unserer Zeit der gute Sohn der Jungfrau einen den Engeln Gleichen hat, weil er dich unverhofft zu seinem Märtyrer macht. O wie schön freut sich der Himmel, wenn er dich Slawen mit der Krone eintreten sieht. 27. Inzwischen gab es in Rom in dem Kloster, in dem der Heilige mit der Weisheit Vater Benedikts genährt worden war, folgende göttliche Offenbarung: Unter den vielen Visionen, die der Mönch und Abt Johannes sah, erblickte er oft, verzückt im Geiste und für die Welt gekreuzigt: Es kamen vom Himmel auf die Erde in lieblichem Flug, mit schönem Anblick zwei Leinentücher, weiß wie Schnee, ohne Flecken und Fehler.73 Einen nahm es, den zu suchen es gekommen war; es besaß ein teures Unterpfand und nahm das Linnen als süße Last, es brauchte es für Adalbert; der tritt auf geradem Pfad in den goldenen Himmel ein. Wen das andere Leinentuch umhüllte und zu Gott trug, konnten wir nie seinem Munde entreißen, und deshalb denken wir, dass er wegen der geheimen Liebe zur himmlischen Heimat die andere Bürde ist. Sei es, dass es dieser oder ein anderer war, wir wissen es nicht genau. Aber das stört uns nicht; die wir unsern Fürsprecher in Händen haben: Adalbert; wir wissen, Herr, dass er in dein Allerheiligstes eingetreten ist; wir verehren und lieben ihn. Auch wenn er niemals sein Blut vergießen würde, was oberste Seligkeit und eine Art Ähnlichkeit mit dem leidenden Christus wäre, so war er doch durch die Demut seines Lebenswandels und den reinen Anblick der Gottesliebe wirklich ein Sohn des Himmels und Bruder der Engel, die niemals gesündigt haben. 28. Zu dieser Stunde richtete Vater Nilus an die geistlichen Brüder dieses Klosters folgende Worte: „Euer Liebenswürdigkeit sei bekannt, dass unser Freund nun ein gutes Leben hat; wahrhaftig, Adalbert ist mit dem Heiligen Geist dahingegangen.“ — Das geschah im Christenland; doch im Heidenland legen die drei Männer eine Strecke zurück, einen Weg am Meeresstrand. Da geschieht plötzlich ein Zusammenprall der Wellen, als ob ein gewaltiges Meerestier etwas bewegt, und ein starkes Krachen erfüllt die Ohren der Wanderer. Die Begleiter in Sicherheit hören es, der Älteste in der Mitte stutzt gewaltig, und wie eine ängstliche Mutter erstarrt er erschrocken. Da sagt ihm Gaudentius, sein leiblicher Bruder von Seiten des Vaters lächelnd: „Lässt dich deine Tapferkeit zagen, kühner Kämpfer? Wenn ein Heer uns überwältigte und eine zum Kampf bereite Schar, was würdest du dann tun, der du dich vor Nichtigem fürchtest?“ – Der antwortet: „Wir sind schwach, du stark!74 Wir schwach, du kräftig.75 Wir fürchten gewiss auch Kleinigkeiten, doch umso mehr ist unser Gott Zuflucht und Stärke.76 Je größer die Not des Fürchtenden und die kleine Hilfe seiner Kraft, umso glücklicher, umso herrlicher will ich dich lieben, Herr, du meine Stärke;77 wenn ich meine Schwäche spüre, erkenne ich, dass du meine Kraft bist.“
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29. Vidit *et idem Gaudentius* sequenti nocte somnium, quod ludentibus verbis irrisit pavescentem episcopum. Ingressus delectabile oratorium, cognovit paratum pontificem celebrasse missam. Comesto autem sacrificio, cum vestimenta plicarent, propius accessit ad cornu altaris, cuius in medio stat aureus calix. Acclinat collum, os ponit, haurire de aureo calice parat. Volat cursu custos sacri altaris, et unde talia presumat insolentem Gaudentium severioribus dictis increpat: „Non licet“, dedignans ait, „fauces tuas de aureo calice sumere pocula vite. Solus totum bibere debet, qui Christo immolato missam oratione legavit; tibi siccoe palato nec gutta remanebit.“ Mane facto Gaudentius infit auribus: „Audi, senior meus, noctis somnium, quod vidi. Expleta missa, quam celebrasti in templo Dei, accessi potum sumere de aureo calice, qui stetit in medio altari. Prohibuit me minister altaris dicens: Alii nequaquam licet, pontifex totum sumere debet.“ Respondit filius mulieris passioni propinquus: „Mi frater, iubente Deo somnium tuum prospere vadat! Peccans caro peccati donum Dei non impediat, misericordia Creatoris victoriam tollat.“ 30. Igitur sexta feria Gaudentius, sancto viro duplex germanus, cum iam scandens sol tres horas prope complesset, missarum sollempnia in leto gramine celebrat. Post partem obsonii recumbentes *accipiunt, ut* in fortitudine cibi positum vigorem fessa membra resumerent et viam longam sine labore reparati pedes citius minarent. Pulsa fame recreati surgunt, iterare incipiunt; et non longe ab eo loco, ubi cibum sumunt, invalescente lassitudine caput ponunt et fessa corpora somno indulgent. — Dormitaverunt omnes et dormierunt. Adest sonitus armorum, fulgurans hasta, sonans clipeus et gladius acutus. Cui frater a Polanis occisus erat, zelo ductus barbarus venit, cum quo qui exultant in rebus pessimis conspiravere; penitentia ducti, quia dimiserunt, impetu magno idolatre appopinquarunt. Nec mora equos dimittunt, volati pedum fuga accurrunt, requiem hospitum turbant, vincula iniciunt, tamquam latrones deberent manus et brachia stringunt. Stupent fratres et non suaviter expergefacti insperato animo vincula et hostes agnoscunt. Nec minus qui semper hoc spectaculum omnibus votis desideriisque quesivit accensus, nunc magnus Adelbertus timet; quasi homo amare mortis gustum exhorret, ultra quam solet consternata mens ignavia laborat, moritura caro
e
sacro Hs.
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29. Es sieht Gaudentius in der folgenden Nacht ein Traumgesicht, dass er mit scherzhaften Worten den furchtsamen Bischof verspottet hatte: Eingetreten in eine herrliche Kirche, erkannte er, dass der Bischof angekleidet war, eine Messe zu feiern. Als die Kommunion eingenommen war und sie die Gewänder zusammenfalteten, trat er näher an eine Seite des Altares, in dessen Mitte der goldene Kelch stand. Er beugt den Kopf, setzt den Mund an und will aus dem goldenen Kelch trinken. Da fliegt der Wächter des heiligen Altars herbei und schilt mit härtesten Worten den dreisten Gaudentius, der solches wage: „Es ist nicht erlaubt“, sagt er ungnädig, „dass deine Kehle den Lebenstrank aus dem goldenen Kelch zu sich nimmt. Nur der darf alles trinken, der die Messe mit dem Gebet für den geopferten Christus dargebracht hat; für dich bleibt trotz trockener Kehle kein Tropfen.“ Als es Morgen wird, sagt Gaudentius: „Höre, mein Herr, den Nachttraum, den ich gesehen habe: Als die Messe zu Ende war, die du im Haus Gottes gefeiert hast, bin ich hinzugetreten, um einen Schluck aus dem goldenen Kelch zu nehmen, der auf dem Altar stand. Der Altardiener hat mich gehindert und gesagt: Keinem anderen ist es erlaubt; das darf nur der Bischof nehmen.“ Da antwortet der Sohn der Mutter [Maria], der dem Leiden so nahe war: „Mein Bruder, nach Gottes Befehl gehe dein Traum glücklich aus. Das sündige Fleisch soll die Gabe Gottes für die Sünde nicht behindern; die Barmherzigkeit des Schöpfers trage den Sieg davon!“ 30. Am Freitag feiert Gaudentius, dem heiligen Mann in doppelter Weise Bruder, als die aufsteigende Sonne schon fast die dritte Stunde vollendet hat, die Messfeier auf freundlichem Gras. Danach liegen sie dort und nehmen einen kleinen Bissen zu sich, damit die ermüdeten Glieder in der Kraft der Speise Lebenskraft aufnähmen und die erfrischten Füße die lange Reise ohne Mühe schneller auf sich nehmen könnten. Als der Hunger vertrieben war, stehen sie auf und machen sich auf den Weg; nicht weit von der Stelle, wo sie das Mittagessen einnehmen, überwältigt sie die Müdigkeit; sie lassen das Haupt sinken und gönnen Schlaf dem müden Leib. — Alle schlafen ganz tief. Da ist ein Geräusch von Waffen; es blitzt eine Lanze, es tönt ein Schild und ein scharfes Schwert. Dem der Bruder von den Polen erschlagen worden war, dieser Barbar kommt, von Ereiferung geführt; mit ihm haben die Begleiter in schlimmen Dingen heimlich getagt; von Reue ergriffen, dass sie sie haben ziehen lassen, näherten sich in großem Ansturm die Götzendiener. Ohne Verzug sitzen sie ab von den Pferden; in fliegendem Lauf der Füße eilen sie herbei, stören die Ruhe der Fremden, werfen sie in Fesseln; wie für Räuber angebracht, binden sie Hände und Arme der Christen. Die Brüder stutzen und, grob aus dem Schlaf gerissen, erkennen sie überrascht ihre Fesseln und die Feinde. Der stets dieses Schauspiel in allem Wünschen und Verlangen gesucht hatte, der große Adalbert, fürchtet sich jetzt nicht minder; wie ein Mensch vor dem bitteren Geschmack des Todes zurückschreckt,
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colorem mutat, pavor in mente tremula hebetf Nemo miretur vel fractum defecisse sanctum cogitet, qui tot annos inter temptationum ventos inconvulsa arbor stetit, maxime nunc, quando appropinquante termino palmam accipere debet. Nonne maior Dominus redemptione nostra Christus propinquante * passione* sanguinem sudatg. Et qui potestatem habet ponendi animam et sumendi, sequentibus discipulis tristem se esse asserit usque ad mortem78? — Si Deus trepidat, turpe est, si homo paveat, cum carnis mors prope accedit? Purgantur tremore mortis electi, sine quibus non sunt a levibus *peccatis* et, si qua vestigia manserunt, criminum raris maculish. Vir bone, quid times? Cur inermii pavore tabescis? Deo tuo sanguinem fundis, quo fuso securum commeatum et liberum iter habes ad celum, sine occursu insultantium demonum, sine obiectione vel minima peccatorum. — Martyribus certe non sperans non occurrit accusans sathan, nec verbum opponit, procul fugiens, eo quod Salvatoris umbram imitantur; et sicut Dominus sine peccato propter nos mortuus est, ita et martyres, quamvis criminum rei, quamvis pagani, sine quibus non fuerunt, fuso sanguine propter Deum omnino cunctis peccatis carebunt. 31. Ceteri sancti quamvis candidam et odoriferam vitam ante oculos Dei habuerint, sine scrupulo de vase peccatorum non recedunt et circa extremam horam infinita angustia laborant, nescientes, utrum et munda vita ab eo iudicetur dignak, cuius comparatione sunt immunda omnia; martyrio autem stat sua ratio restituta singularis gloria, quam accipere dono Dei promeruit felix martyr infelicium Adalbertus nostrorum temporum. Licet tibi interrogarel: Quid Domino retribuam?79 Licet respondere: Calicem salutaris accipiam.80 Non est, quod timeas, quia disrupisti Domine vincula mea.81 Est quod desideres, quia pretiosa in conspectu Domini mors sanctorum eius,82 cum nemo natus effugiat manum mortis. — O quam beatum, o quam gloriosum ita mori, ut non appareant peccata, que lavantur in baptismo, extinguuntur in martirio. Iam quanta dignitas, quanta securitas letitie claudere in momento oculos, quibus homines videbantur et mundus, et aperire statim eosdem, ut Deus videatur ac Christus, pulcri operis pulcherrimus ipse. Ne timeas periculum, eo quod est mors amara, mors anxia. Nam si esset nulla mortis molestia, canente mellifluo Gregorio, non esset tanta martyrum gloria. — Tam
f l 78 79 80 81 82
g habet Hs. undat Hs. respondere Hs.
Matth 26,38. Ps 115,12. Ps 115,13. Ps 115,16. Ps 116,15.
h
miraculis Hs.
i
inerni Hs.
k
digne Hs.
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mehr als der niedergedrückte Sinn sich abmüht und das Fleisch vor dem Sterben die Farbe wechselt, so wird das zitternde Leben schwach vor Furcht. Niemand wundere sich, dass der gebrochene Heilige versagt, der so viele Jahre wie ein fest verwurzelter Baum in den Stürmen der Versuchungen standhielt – gerade jetzt, wo sich der Zeitpunkt nähert, die Siegespalme zu empfangen. Hat nicht auch der größere Herr, unser Heiland Christus, als das Leiden nahte, Blut geschwitzt? Und der die Gewalt hat, das Leben zu geben und zu nehmen, hat er nicht den ihm folgenden Jüngern gesagt, er sei zu Tode betrübt?78 — Wenn Gott zittert, ist es dann schändlich, dass ein Mensch Angst hat, wenn der Tod seines Fleisches sich nähert? In der Todesangst gereinigt werden die Erwählten, ohne die es keinen mit leichten Sünden gibt und, wenn Spuren zurückgeblieben sind, mit kleinen Makeln von Schuld. Guter Mann, was fürchtest du? Warum wirst du blass in ohnmächtiger Angst? Für deinen Gott vergießt du dein Blut; dadurch hast du einen sicheren Zugang und freie Reise zum Himmel, ohne Dazwischentreten von höhnischen Dämonen, ohne den Vorwurf selbst kleinster Sünden. — Den Märtyrern begegnet sicherlich der Ankläger Satan nicht: Der erhofft sich nichts und bringt kein Wort hervor; er flieht in die Weite, weil sie den Schatten des Heilands nachahmen; und wie der Herr ohne Sünden unsertwegen tot war, so auch die Märtyrer, obgleich schuldig von Vergehen; obgleich Heiden, ohne die sie nicht wären, nach dem Blutvergießen für den Herrn überhaupt aller Sünden ledig sind. 31. Obgleich die übrigen Heiligen ein lauteres und wohlduftendes Leben vor den Augen Gottes geführt haben, kehren sie ohne Zweifel nicht mit dem ganzen Gepäck der Sünden heim und leiden in der letzten Stunde unendliche Qualen, ungewiss, ob auch ihr reines Leben von Dem als würdig beurteilt wird, im Vergleich zu Dem alles unrein ist; beim Martyrium aber steht die abgelegte Rechenschaft als einzigartige Herrlichkeit, die der selige Märtyrer der Unglücklichen, Adalbert, zu unseren Zeiten durch eine Gabe Gottes verdient hat. Du darfst fragen: „Wie kann ich dem Herrn all das vergelten?“79 Man darf antworten: „Ich will den Kelch des Heils erheben.“80 Es gibt nichts, was du fürchten müsstest, denn du, Herr, hast meine Ketten gelöst.81 Es ist, was du ersehnt hast, denn kostbar ist in den Augen des Herrn das Sterben seiner Heiligen,82 obgleich kein Geborener der Hand des Todes entfliehen kann. — O wie selig, o wie herrlich ist es, so zu sterben, dass keine Sünden erscheinen, die in der Taufe abgewaschen und beim Martyrium getilgt werden. Welche Würde, welche Sicherheit auf Freude, gerade dann die Augen zu schließen, denen die Menschen und die Welt sichtbar waren, und sie gleich darauf zu öffnen, um Gott zu schauen und Christus, den mit einer schönen Tat Allerschönsten. Fürchte nicht die Gefahr, dass das Sterben bitter ist und ängstlich! Denn wenn es nicht das Beschwernis des Sterbens gäbe, so singt der honigsüße Gregor, gäbe es nicht solchen Ruhm der Märtyrer. —
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feliciter migrandi o quanta velocitas: terris repente subtraheris, ut in regnis celestibus reponaris. Indica nobis sub celo non esse pulchrius, non quicquam dulcius, quam pro dulcissimo Christo dulcem dare vitam. — Harum sententiarum habemus te nunc testem clarum, qui hoc mundo positus morum virtutibus viruisti et in hiis servata humilitate miraculis claruisti, nunc pro Christo mortuus celesti beneficio et miraculorum dulcedine clarior, immo clarissimus innotescis. Palam loqueris, monstrans nimirum quam bene vivas, ad cuius mortua ossa salutes exeunt, tot pia prodigiam coruscantia curruntn. 32. Aiunt, qui in illo agone fuerunt, nec unum verbum fecisset pallidus episcopus, nisi quando ligatum ad montis supercilium83 ducunt, ubi septem lanceis pulchra viscera forant, ad illum, cuius tunc lancea debuit primum ictum et torvo aspectu occidendum martyrem loco statuit, hoc unum verbum: „Quid vis, pater?“, exili voce interrogans fatur. Habes, quod semper volebas, morere passus pro desiderato Christo, hac die felix victima functus, qua die Salvator pro te et pro mundo crucifixus, et ipse tunc sanans mundum languidum, magnum nunc vero faciens te martyrem suum. Septem donis ditavit te Christus, virtute multa fluxit tibi gratia sancti Spiritus. Nunc in eius honore septem lanceis confossus amplectere desiderabilem Christum! 33. Dux et magister nefarie cohortis primum ignituo sikko forat penetralia cordis. Post saliente malitia et currente manu ceteri scelusp peragunt. Ut autem ostenderet clemens divinitas, quia soluta erant servo suo carcer seculi, compedes magne et peccatorum vincula cuncta, postquam sanctum corpus secarent, nemine solvente ligature manuum se solverunt. Ipsam vero amicam mortem amplexus, quam semper sequens dilexit, in modum crucis manus expandit. Cadens cadaver matrem *terram* occupat, anima sancta ad vitam feliciter intrat, admirans risum Dei et gaudia canentis celi. — Reliquisti sub pedibus pulchrum hoc, quod apparet, experire nunc, quod intrinsecus latet! Post fletus hominum transi in beatum numerum angelorum, ubi te vident leti omnes sancti, maxime martyres Christi. Adhuc ultra angelum martyr, ad martyrum regem ascende cum gloria, ad vivum Salvatorem, ad ipsum, a cuius conspectu fugit terra et celum,84 loquere facie ad faciem quasi homo ad amicum suum. Effugistiq, ubi sunt alte contemplationes interne refectionis,85 ubi est cibus et potus laus perpetua Creatoris.
m q 83 84 85
n o p digna Hs. corruunt Hs. ignitis Hs. zelum Hs. Einschub Hss.: Quis amaritudinis habes? Quid non dulcedinis?
Vgl. Luc 4,29. Apoc 20,11. Gregor, Moral. 30, 19. 64 (CC SL 143B S. 1534).
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So selig davonzugehen, o welche Eile: Du wirst plötzlich von der Erde entrückt, damit du ins Himmelreich versetzt wirst. Zeig uns, dass es unter dem Himmel nichts Schöneres, nichts Süßeres gibt, als für den allersüßesten Christus das süße Leben dahinzugeben. — Für diese Worte haben wir dich jetzt als zuverlässigen Zeugen, der du in der Welt mit Tugendkraft geblüht und dich bei diesen Wundern durch Bewahrung der Demut ausgezeichnet hast; der du nun für Christus gestorben durch den himmlischen Lohn und die Süßigkeit der Wunder ausgezeichneter, nein: als Ausgezeichnetster bekannt wirst. Du sprichst offen, du zeigst, wie du gut lebst, von dessen toten Gebeinen Heil ausgeht und so viele glänzende Wundertaten geschehen. 32. Die bei seinem Todeskampf dabei waren, berichten, der bleiche Bischof habe kein Wort gesprochen; nur als sie ihn gefesselt an den Abhang des Berges brachten,83 wo sie seinen schönen Leib mit sieben Lanzenstichen durchbohrten, soll er zu dem, der als Erster mit seiner Lanze den Stoß tat und mit finsterer Miene dastand, um den Märtyrer zu töten, mit schwacher Stimme fragend das eine Wort gesagt haben: „Was willst du, Vater?“ Du besitzt doch, was du immer wolltest, nach den Leiden für deinen ersehnten Christus, stirb nun! An diesem Tag warst du ein glückliches Opfer; an diesem Tag hat der für dich und für die Welt gekreuzigte Heiland, dabei die ermattete Welt heilend, dich wirklich groß gemacht – zu seinem Märtyrer. Mit sieben Gaben hat dich Christus reich ausgestattet, mit großer Macht floss dir die Gnade des Heiligen Geistes zu. Nun zu dessen Ehre mit sieben Lanzenstichen durchbohrt, umarme den ersehnten Christus! 33. Der Anführer und Götzenpriester der ruchlosen Rotte stößt als Erster mit einem glühenden Dolch in sein Herz. Danach, als die Bosheit raste und die Schar hinzueilt, vollenden die übrigen das Verbrechen. Damit der gütige Gott zeigte, dass für seinen Diener das Gefängnis dieser Welt geöffnet war, lösten sich die schweren Fesseln und alle Bande der Sünden, obwohl niemand die Fesseln seiner Hände öffnete, als sie den heiligen Leib aufschnitten. Er aber umfing den willkommenen Tod, dem er stets mit Liebe gefolgt war, und breitete die Hände in Kreuzesform aus. Den Leichnam, der herunterstürzte, nahm die Mutter Erde auf; seine heilige Seele trat selig ein zum ewigen Leben, bewundernd das Lächeln Gottes und die Freuden des lobsingenden Himmels. — Du hast unter deinen Füßen etwas Schönes zurückgelassen, was nun aufscheint; prüfe nun, was darinnen verborgen ist! Nach dem Weinen der Menschen geh über in die selige Zahl der Engel, wo dich alle Heiligen fröhlich sehen, besonders die Märtyrer Christi. Als Märtyrer schon über den Engeln, steige in Herrlichkeit weiter auf zum König der Märtyrer, zum lebendigen Heiland, zu ihm, vor dessen Anblick Himmel und Erde fliehen,84 sprich von Angesicht zu Angesicht, gleichsam wie ein Mensch zu seinem Freund. Du bist dorthin entrückt, wo die tiefen Betrachtungen innerer Erquickung,85 wo das ewige Lob des Schöpfers Speise und Trank ist.
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34. Ipsa die dicunt, cum quidam presbiter missas faceret, revelans Spiritus ad aurem dixit, ut beati martyris Adalberti suffragia laboranti mundo imploret. Libens paret ille monitis divinis, et intra memoriam sanctorum martyrum Adelbertum vocat, ut pro nostris erroribus divine misericordie mactata hostia intercedat. — Igitur impii viri duos fratres inmisericorditer ligatos secum portant, et sancti viri nobile caput a reliquo corpore dividunt, et sub fida custodia utramque partem custodiunt. Ne cogites, religionem faciant, qui prophanare tantum sapiunt: A duce finitimo Bolezlao grandem pecuniam accepturos se putant, ut res erat, quando reverentissimum corpus et caput, desiderabilem thezaurum, vendunt. Martyrizatus est autem preciosus martyr Adalbertus, qua die pius Georius est gladio percussus. Bene autem uno die, quia se petentibus ambo boni fulgent crebris miraculis et presto sunt miseris mortalibus. Ecce iterum ambo boni et estis michi sepe vocandi.86 Loquimini, orater, surgat stella maris, iungat se equus Petrus, sequatur et somnis sanctuss. Propter Deum loquimini de vivis miseris bonum in conspectu Principis, prestante Domino Deo propter dilectum Filium in Spiritu sancto. Cui est gloria, salus hominum, regnum et imperium, sana civitas angelorum, cui fuere, sunt et venient pulchra facie inmortalia secula seculorum. Amen.
r 86
s–s certe Hss. omnes sanctos Hss. Juvenal, Sat. IV 1.
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34. Es heißt, gerade an diesem Tag, als ein Priester die Messe feierte, sprach der Geist, sich offenbarend, in sein Ohr, er solle die Hilfe des seligen Märtyrers Adalbert für die leidende Welt anflehen. Gern gehorcht jener den göttlichen Ermahnungen und ruft beim Gedächtnis der heiligen Märtyrer Adalbert an, er möge für unsere Sünden als geschlachtetes Opferlamm bei der göttlichen Barmherzigkeit Fürsprache einlegen. — Die ruchlosen Männer schleppen erbarmungslos seine beiden Mitbrüder gefesselt mit sich. Sie trennen das edle Haupt des heiligen Mannes vom übrigen Leib und bewachen in gewissenhafter Wache beide Körperteile. Denke nicht, sie täten das aus heiliger Verehrung, sie, die nur Entweihung kennen! Vom benachbarten Boleslaw glauben sie viel Geld zu erhalten; wie es dann auch war, als sie den hochverehrten Leib und das Haupt, den ersehnten Schatz, verkaufen. Den Märtyrertod aber erlitt der kostbare Märtyrer Adalbert an dem Tag, an dem der fromme Georg mit dem Schwert durchbohrt wurde. Das ist gut: an einem Tag; denn so die beiden Bitten vortragen, strahlen sie mit vielen Wundern und sind den armen Sterblichen nahe. Seht wiederum die beiden Guten und lasst euch oft für mich anrufen.86 Sprecht, betet, der Meeresstern [Maria] möge aufgehen, der gerechte Petrus möge sich hinzugesellen und alle Heiligen mögen ihnen folgen! Sprecht im Angesicht des Fürsten bei Gott Gutes über die armen Menschen; der Herrgott möge es wegen seines geliebten Sohnes im Heiligen Geist gewähren! Sein ist die Herrlichkeit, das Heil der Menschen; sein sind Reich und Herrschaft; die hehre Gemeinschaft der Engel war, ist und wird kommen mit schönem Antlitz als unsterbliche Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
DIE HEILIGENLEBEN DES BISCHOFS OTTO VON BAMBERG
Edd.: J. Petersohn, 1999, MGH SS rer. Germ. n. s. 14; J. Wikarjak/K. Liman, 1966, MPH s. n. VII 1, S. 3 –74; R. Köpke, 1856, MGH SS XII, S. 883 – 903 – dt. Übers.: A. Hofmeister, 1928, GdtVz 96; poln.: J. Wikarjak, 1979, Pomorze Zachodnie w zywotach Ottona, Warszawa.
PROLOGUS IN VITAM OTTONIS BABENBERGENSIS EPISCOPI Moyses cum de Amalech victor existeret, iussum ei a Domino est, quatinus et ruinam hostium et Israhelitice plebis victoriam memorie commendaret. Ita enim in Exodo scriptum legimus: Et dixit Dominus ad Moysen: Scribe hoc ob monimentum in libro et trade in auribus Iosue: Delebo memoriam Amalech sub celo.1 Sed quorsum hec tam alto repetita principio? Videlicet ut advertas, si reproborum ad hoc pena describitur, ut mala eorum actio vitanda monstretur, multo magis patrum precedentium gesta debere conscribi, ut eorum, qui voluerint, virtutes valeant imitari. Si enim eorum, quorum est memoria delenda sub celo, memorie mandatur interitus, multo magis sancti cuiuslibet vita commendanda memorie est, cui congruit illud in psalmo: In memoria eterna erit iustus.2 Quocirca communis pater noster Otto episcopus digne in memoriam vertitur hominum, qui humanis rebus exemptus ad gaudium transiit angelorum quique in hoc adhuc corpore constitutus iugi bonorum operum meruit exhibitione, ut sit 3memoria illius in corde et in ore fidelium in eterna benedictione3. Igitur aliqua de gestis ipsius, Domino opitulante, scribenda suscepimus tam pro edificatione legentium quam pro honore gestorum. Verum ne quis estimet fabulosa, que scribimus, ea tantum, que vel ipsi pro certo cognovimus vel que a notis religiosisque personis nobis sunt comperta, narramus, ita laboris nostri expectantes a Deo mercedem, sicut puram et simplicem hystorie exequimur veritatem.
LIBER PRIMUS 1. Erat itaque memoria nostra venerabilis quidam ac Deo dignus antistes, Otto nomine, ex religiosa et nobili Suevorum prosapia oriundus4, in cuius exortu vere dixerim multos fuisse gavisos, siquidem illius potuisset vita prenosci. Quam ut brevi sermone complectar, pater erat pauperum et merenti1
Exod 17,14. Ps 111,7. 3–3 Vgl. 1 Macc 3,7. 4 Otto, Edelfreier (ca. 1040–ca. 1070), 앝 Adelheid, Schwester Herzog Friedrichs v. Staufen (ca. 1045 –1094). Adelheids Bruder Otto, Bischof v. Straßburg, ihr Neffe (?) Walther, Bischof v. Augsburg. Ihre Kinder siehe Prüfening III 3 Anm. 10, unten S. 174. 2
VORWORT ZUM LEBEN DES BISCHOFS OTTO VON BAMBERG Vita aus demOtto, Kloster Bischof Prüfening, von Bamberg Buch I
Als Moses Sieger über Amalek war, wurde ihm vom Herrn befohlen, er solle den Zusammenbruch der Feinde und auch den Sieg des Volkes Israel der Nachwelt anvertrauen. Denn so lesen wir im Buch Exodus: Und der Herr sprach zu Mose: Schreibe das zum Gedächtnis in ein Buch und befiehl’s in die Ohren Josuas: denn ich will den Amalek unter dem Himmel austilgen.1 Doch wozu dieses so hohe Zitat hier am Anfang? Nun, damit man bemerkt: Wenn die Strafe für die Verworfenen zum Beweis aufgeschrieben wird, dass deren böse Tat vermieden werden müsse, wieviel mehr muss man dann das Wirken der Väter aufschreiben, damit, wer will, deren Tugenden nachahmen kann. Wenn schon der Untergang des Andenkens derer befohlen wird, deren Andenken unter dem Himmel zu tilgen sei, wie viel mehr muss man dann das Leben eines Heiligen der Nachwelt anvertrauen, auf den das Psalmwort zutrifft: Des Gerechten wird nimmermehr vergessen.2 Daher lebt unser gemeinsamer Vater, Bischof Otto, zu Recht im Gedächtnis der Menschen, er, der dem irdischen Leben entrückt, zur Freude der Engel hinübergegangen ist, und der, als er noch in seinem Leibe lebte, stets wegen des Vollbringens guter Taten verdiente, dass 3sein Andenken im Herzen und im Munde der Gläubigen ewig gepriesen wird.3 Daher haben wir es auf uns genommen, mit Hilfe des Herrn einiges von seinen Taten niederzuschreiben – zur Erbauung der Leser wie zur Ehre seines Schaffens. Doch damit niemand glaube, was wir schreiben, sei legendenhaft: Wir erzählen nur das, was wir selbst sicher erlebt haben oder was uns von bekannten und frommen Leuten mitgeteilt wurde; so erwarten wir für unsere Mühen Lohn von Gott, wenn wir die reine und schlichte geschichtliche Wahrheit darlegen.
BUCH I 1. Es war also in unserem Gedächtnis ein ehrwürdiger und gottwürdiger Bischof namens Otto, aus einem frommen und edlen schwäbischen Geschlecht stammend,4 bei dessen Geburt wahrlich viele froh gewesen wären, hätten sie seinen Lebenslauf vorausahnen können. Um dieses in knappen Worten zusammenzufassen: Er war ein Vater der Armen und Tröster der
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um consolator5 et, quantum ad humanum spectat examen, columna ecclesie, sui temporis honor ac sancte religionis speculum videbatur. Unde quis nesciat, quanta tunc fuerit mundo nescienti materia gaudiorum, cum tante indolis puer nasceretur in mundum? Natus ergo feliciter et prospere educatus sacris aprime litteris eruditur, recto nimirum ordine, ut disceret, quod doceret, qui esset doctor futurus ecclesie. Postquam vero ad maturam pervenit etatem, ita se gessit, ut multorum in se excitaret affectum. Quibus liquido dabatur intelligi magni fore meriti virum, qui adhuc puer Deo devotus extiterit. 2. 6Iamque in virile animi robur evaserat6 et ad maiora virtutum studia se accingens ea tantum, que virum decerent, loqui et agere gestiebat. Bonus omnibus, melior suis, optimus sibi iam et aliorum profectibus se impendit et digna ab eis laboris sui commercia reportavit. Denique factum est, ut, derelicta patria, Poloniorum fines expeteret ibique aliquamdiu demoratus gentis illius non solum mores, sed et linguam ita ad unguem edisceret, ut si hunc barbarice loquentem audires, virum esse Theutonicum non putares. Profecto hanc gratiam illi providentia superna concessit, ut barbare gentis posset intelligere vel loqui sermonem, qui ipsam quandoque barbaram gentem esset perducturus ad fidem. Sed de hoc plenius loco alio locuturi nunc ad narrationis ordinem revertamur. Prudens itaque et fidelis talentum7, quod acceperat, volens erogare conservis, erudiendis pueris operam dedit talique ingenio in terra aliena temporalis vite subsidia conquisivit. His vero stipendiis quasi bonus operarius utebatur, dum pueros, quos instruxit, a puerili etiam levitate cohibere curavit. 3. Porro his artibus cunctorum sibi sapientium concivit affectum adeo, ut ipsi illius terre pontifices8 fama adolescentis audita, ipsum sincere diligerent nec solum in eo nitorem lingue, memorie tenacitatem, acumen ingenii, doctrine instantiam, sed et morum elegantiam mirarentur. Unde factum est, ut ipsis pontificibus domi forisque assistere et ministrare inciperet sicque apud eos familiaritatis locum non infimum obtineret. In quorum obsequio dum esset diutissime demoratus, nichilominus apud principem gentis, ducem videlicet Bolezlaum9, gratiam invenit. Quibus omnibus cum pie ac fideliter deserviret, laborem suum receptis ab eis beneficiis compensavit. Qui licet in terra aliena bonis omnibus habundare et prosperis pollere successibus videretur, tamen redire ad patriam suosque invisere non omisit. Cui quoniam quidem Deus salutaris eius semper presto fuit, prosperum iter in eundo et 5
Iob 29,25. Vgl. Boethius, Phil. Cons. I 2 (CSEL 94 S. 2). 7 Vgl. Matth 25,14 ff. 8 Damals Gnesen, Krakau, Breslau und Posen (vielleicht noch Plock). 9 Vielmehr Wladislaw I. Herman, 1079 –1102, Vater von Boleslaw III. Schiefmund (1102 –1138). 6–6
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Trauernden5 und erschien, soweit menschliches Urteil reicht, als Säule der Kirche, als Ehre seiner Zeit und Spiegel des heiligen Glaubens. Wer weiß etwa nicht, wie viel Anlass zur Freude er der damals nichts ahnenden Welt bot, da er als Knabe mit solchen Gaben zur Welt kam. Glücklich geboren und gedeihlich erzogen, wurde er vorzüglich in der Heiligen Schrift unterrichtet, damit er in rechter Ordnung lernte, was er als künftiger Lehrer der Kirche lehren würde. Nachdem er zu reifem Alter gelangt war, verhielt er sich so, dass er sich die Zuneigung vieler zuzog. Dadurch wurde klar erkennbar, welch großes Verdienst der Mann erwerben werde, der schon als Knabe Gott ergeben war. 2. 6Er hatte sich schon zu männlicher Geisteskraft entwickelt,6 bereitete sich auf größere Tugendübungen vor und wollte nur das sagen und tun, was sich für einen Mann ziemt. Gut zu allen, noch besser zu den Seinen, am besten schon für sich selbst, wandte er sich dem Wohl der anderen zu und erhielt von diesen den angemessenen Lohn für seine Arbeit. Schließlich ergab es sich, dass er nach Verlassen seiner Heimat das Land der Polen aufsuchte und dort schon nach kürzerem Aufenthalt nicht nur die Sitten dieses Volkes, sondern auch deren Sprache so gründlich lernte, dass, wenn einer ihn in der Barbarensprache reden hörte, er nicht glauben wollte, er sei Deutscher. Diese Gnade gewährte ihm offenbar die göttliche Vorsehung, damit der die Sprache dieses Barbarenvolkes verstehen und sprechen könne, der dereinst dieses Barbarenvolk zum Glauben führen sollte. Doch das werden wir an anderer Stelle weiter ausführen und wollen nun zur Ordnung der Erzählung zurückkehren. Klug und treu wollte er das empfangene Talent7 seinen Mitknechten weitergeben, wandte viel Mühe darauf, die Knaben zu erziehen, und verschaffte sich auf solche Weise im fremden Land seinen Lebensunterhalt. Diesen Lohn aber nutzte er wie ein guter Arbeiter, während er Sorge trug, die Knaben, die er erzog, auch von kindlichem Leichtsinn fern zu halten. 3. Dadurch erlangte er so sehr die Zuneigung aller Gebildeten, dass die Bischöfe8 des Landes, zu denen der Ruf des jungen Mannes gelangt war, ihn aufrichtig schätzten und nicht nur die glänzende Sprache, das umfassende Gedächtnis, den scharfen Verstand und die tief dringende Gelehrsamkeit, sondern auch seinen feinen Charakter bewunderten. So kam es, dass er anfing, den Bischöfen in inneren und äußeren Angelegenheiten zu helfen und zu dienen, und dann bei ihnen eine nicht unbedeutende Stellung einnahm. Als er sich recht lange deren Dienst gewidmet hatte, errang er auch die Gunst des Fürsten dieses Landes, also des Herzogs Boleslaw9. Da er denen allen fromm und treu diente, glich er seine Mühe mit von diesen erlangten Wohltaten aus. Obgleich er in dem fremden Land an allen Gütern Überfluss hatte und glückliche Erfolge zu haben schien, unterließ er es dennoch nicht, seine Heimat und die Seinen zu besuchen. Weil der Gott seines Heiles stets
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redeundo eum habere concessit. Nam etsi suorum et maxime domesticorum curam gessit, semet ipsum tamen de episcoporum ac principum familiaritate vel obsequio non subtraxit, quibus quidem tum in aliis pluribus, tum vero precipue in perferendis hinc inde privatis ac publicis eorum legationibus deserviret. Unde factum est, ut regis Heinrici, qui huius nominis IIII. Romano potiebatur imperio10, palacium frequentaret tantamque in oculis eius seu optimatum gratiam invenit, ut suis eum obsequiis seu amicitiis artius obligarent. 4. Eo tempore soror regis Iudith11 nomine in fratris contubernio morabatur, in qua ille sepius, licet alias felix, infelicitatem fortune expertus, quia eam servare honeste non poterat, honesto matrimonio iungere disponebat. De hoc se negocio pro honore regis et regni Otto fidelissimus intromisit et duci Poloniorum, ut mulierem pulchram et nobilem, utpote regis filiam regisque germanam, in coniugium peteret, suggerere non cessavit, magnum sibi ac suis honoris commodum pacisque presidium ex affinitate regis asserens profuturum. Dux itaque viri prudentis, et cuius industriam et etiama ante iam noverat, salubri consilio adquiescens nuncios honestos non sine muneribus direxit ad regem eiusque germanam ab eo peciit et accepit uxorem. In cuius item obsequio Otto noster a rege directus Poloniam intravit eique fideliter astitit et ministravit. Quem mulier nobilissima archicapellani functum officio unice dilexit et coluit ac per eum fratri regi preciosa nonnumquam dona direxit. Cui annis pluribus obsecutus et multis ab ea muneribus honoratus, accepta redeundi licentia, in aulam regiam se recepit regisque obsequiis deditus ultra ab eo divelli non potuit. Unde factum est, ut non solum regi, sed et cunctis obtimatibus de karo karissimus fieret eiusque personam omnimodis commendantes honore quovis dignissimam iudicarent. Rex itaque virum industrium principalem palacii sui cancellarium constituit et eidem officio adherentibus beneficiis eum investire curavit. In quo nimirum officio qualis fuerit quantisque profuerit, si velim dicere, dies mihi prius quam sermo deficiet. 5. Alios vero tum temporis Otto noster in curia regis habuit comministros 12 sapientie et scientie spiritu12 plenos ac morum honestate preclaros, ex quibus nonnullos postea episcopos vidimus. Quocienscumque enim regis fuisset auribus nunciatum cuiuslibet ecclesie sacerdotem fuisse defunctum illeque continuo Ottonem suum eidem diceret subrogandum. Otto noster aliis eius deferens kapellanis illum et illum tali officio magis ydoneum protestaa 10
ergänzt Ed.
König 1056, Kaiser 1084 –1106. Judith-Maria y 1063 König Salomon von Ungarn, nach dessen Vertreibung ab 1074 in Regensburg. Nach Salomons Tod (1087) y Herzog Wladyslaw I. Herman. 12–12 Vgl. Is.11,2. 11
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bei ihm war, gewährte er ihm, beim Hin- und Rückweg eine glückliche Reise zu haben. Denn obgleich er für die Seinen und besonders für die Hausgenossen Fürsorge zeigte, entzog er sich dennoch nicht der Freundlichkeit oder dem Dienst der Bischöfe und Fürsten, denen er in vielem anderen, besonders aber bei der Besorgung ihrer persönlichen und öffentlichen Botschaften diente. So kam es, dass er oft die Pfalz König Heinrichs, der als Vierter seines Namens das Römische Reich10 innehatte, besuchte und in dessen und seiner Großen Augen solche Huld fand, dass sie ihn mit Freundschaftsdiensten enger an sich banden. 4. Zu dieser Zeit hielt sich des Königs Schwester namens Judith11 am Hofe ihres Bruders auf; der hatte, obgleich sonst erfolgreich, das Ungemach des Schicksals erfahren und weil er sie standesgemäß nicht behalten konnte, versuchte er sie standesgemäß zu verheiraten. In diese Angelegenheit mischte sich zur Ehre des Königs und des Reiches der getreue Otto ein und empfahl unermüdlich dem Polenherzog, er solle die schöne und edle Frau – eines Königs Tochter und Schwester eines Königs – zur Frau erbitten; er versicherte, für ihn und die Seinen werde es aus der Verschwägerung mit dem König einen Zuwachs an Ehre und Sicherung des Friedens geben. Daher erklärte sich der Herzog mit dem heilsamen Vorschlag des klugen Mannes, dessen Einsatz er auch schon früher erfahren hatte, einverstanden und sandte edle Botschafter nicht ohne Geschenke zum König, warb um dessen Schwester und erhielt sie zur Gattin. Zu ihrem Dienst wurde unser Otto vom König nach Polen geschickt; er traf dort ein, stand ihr treulich bei und diente ihr. Die hochedle Frau betraute ihn mit dem Amt des Erzkaplans; sie schätzte und verehrte ihn und sandte mitunter durch ihn kostbare Geschenke zu ihrem Bruder, dem König. Als er ihr mehrere Jahre gedient hatte und von ihr mit vielen Gaben geehrt worden war, erhielt er die Erlaubnis zur Heimkehr und zog zurück in die königliche Hofhaltung, stellte sich in den Dienst des Königs und konnte von ihm nicht getrennt werden. So geschah es, dass er nicht nur dem König, sondern auch allen Großen innig vertraut wurde; sie lobten in jeder Weise seine Persönlichkeit und hielten sie jeder Ehrenstellung würdig. Der König machte daher den eifrigen Mann zum obersten Kanzler seiner Pfalz und ließ ihm die mit diesem Amt verbundenen Pfründen übertragen. Wenn ich erzählen wollte, was er in diesem Amt tat und wie vielen er dabei nützte, fehlte mir eher die Zeit als der Stoff. 5. Damals nun hatte unser Otto am Hofe des Königs Genossen, die vom 12 Geiste der Weisheit und des Verstandes12 erfüllt und in der Ehrenhaftigkeit ihres Wesens ausgezeichnet waren; von diesen sahen wir später mehrere als Bischöfe. Sooft nämlich dem König zu Ohren kam, dass ein Oberhirte eines Bistums verstorben war, und er sofort sagte, Otto müsse an dessen Stelle gewählt werden, wies unser Otto auf andere Kapellane hin, versicherte, der und der sei für dieses Amt weit geeigneter, übertreffe ihn an Tugendkraft,
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tur, illum et virtute prestare et pro honore ipsius amplius desudasse commemorans. Sicque factum est, ut duo episcopatus, Halberstatensis13 videlicet et Augustensis14, refutata ab eo designatione, aliis locarentur, alteri nimirum ecclesie divina eum providentia reservante. — 6. Ea tempestate Ruodbertus15 episcopus Babenbergensem regebat ecclesiam. Quo defuncto, virga et anulus pastoralis deferuntur ad regem, quoadusque eidem ecclesie consilio optimatum suorum, consensu quoque cleri ac populi, provideret idoneum sacerdotem. Factumque est, ut, totis fere VI mensibus electione dilata, vacaret ecclesia. Iamque Natalis dominici festus aderat dies, et rex Heinricus meliores quosque de clero convocavit in unum, de statu Babenbergensis ecclesie et de eligendo cum eis pontifice tractaturus. Sed cum, postulatis et acceptis induciis, ex studiis partium prepediti in nullam potuissent convenire personam, in arbitrio regis electionem antistitis posuerunt. Ille statim deferri sibi anulum iubet ac per hunc Ottonem cancellarium regalibus sollempniter investitum Babenbergensi ecclesie antistitem destinavit. Quem etiam duobus episcopis, Wirzburgensi16 videlicet et Augustensi in sedem suam honorifice deducendum adtentius commendare curavit. Iam vero ad beati viri introitum tota se in leticiam civitas suscitavit ita, ut non solum ecclesias, sed et plateas sparsis ac suspensis ubique palliis adornaret, quatinus electum sibi antistitem decenti susciperet apparatu, qui se quandoque super omnes pene sibi contiguas civitates ornatu mirifico tam intus quam deforis insigniret. Ille vero vestimentis lugubribus circumtectus nudis pedibus civitatem humiliter introivit sicque a clero et populo in voce exultationis et confessionis exceptus in kathedram episcopalem exaltari promeruit. 7.17 Igitur Otto episcopus, dum sancte Babenbergensi ecclesie divino munere primum fuisset datus antistes, in hoc omne studium sue devotionis impendit, ut et splendore virtutum radiaret in moribus et glorificantem se Deum glorificaret operibus. In cunctis enim affectabat honorem Christi, salutem populi, contemptum sui, sciens sibi in his omnibus esse querenda non sua lucra, sed Domini. Adiit interea sedem apostolicam et in Anagnia civitate a domino papa Paschali18 in ipso sollempni die Pentecostes, spiritu cooperante divino, consecratus antistes pontificalem accepit infulam. Quo videlicet tempore ipse eum Romanus pontifex usu crucis et pallii insignivit, que
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Eher Bremen: Kanzler Humbert (Erzbischof 1101–1104). Vgl. Herbord III 38 Anm. 73, unten S. 484. 14 Bischof Hermann, 1196/97–1132. 15 1075 –1102 Juni 11. 16 Emehard 1089 –1105. 17 Aus der Relatio cap. 2.
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und erwähnte, er habe sich weit mehr für die Ehrenrechte des Königs eingesetzt. So geschah es, dass zwei Bistümer, nämlich Halberstadt13 und Augsburg14, nach seiner Ablehnung eines Vorschlags anderen verliehen wurden, wodurch er allerdings dank göttlicher Vorsehung für eine andere Kirche aufgespart wurde. — 6. Zu dieser Zeit leitete Bischof Rupert15 die Bamberger Kirche. Als er verstorben war, werden Bischofsstab und -ring zum König gebracht, bis er für dieses Bistum nach dem Rat seiner Großen, auch mit Zustimmung von Klerus und Volk, einen geeigneten Priester besorge. So kam es, dass wegen Verschiebens der Wahl nach fast vollen sechs Monaten das Bistum noch unbesetzt war. Schon nahte der Festtag der Geburt des Herrn, als König Heinrich alle Angesehenen aus der Geistlichkeit zusammenrief, um mit ihnen über den Stand des Bistums Bamberg und die Wahl des Bischofs zu verhandeln. Als diese um eine Frist baten und bewilligt erhielten, sich aber wegen der Parteiungen gegenseitig behinderten und auf keine Person einigen konnten, stellten sie die Wahl des Oberhirten in das Ermessen des Königs. Dieser ließ sich sofort den Bischofsring bringen, bestimmte durch diesen den Kanzler Otto zum Bischof der Bamberger Kirche und investierte ihn feierlich mit den Regalien. Dann sorgte er angelegentlich dafür, dass er von zwei Bischöfen, dem von Würzburg16 und dem von Augsburg, ehrenvoll in seinen Amtssitz eingeführt würde. Zum Einzug des seligen Mannes rüstete sich die ganze Stadt freudig erregt, dass sie nicht nur die Kirchen, sondern auch die Straßen überall durch ausgebreitete und aufgehängte Decken schmückte, um den erwählten Bischof mit angemessenem Gepränge zu empfangen, der sie später vor fast allen Nachbarstädten durch wunderbaren Schmuck nach innen und nach außen zieren sollte. Der aber zog demütig, gekleidet in Trauergewänder und barfüßig, in die Stadt ein und wurde so von Klerus und Volk mit Jubel und Lobpreis empfangen; er verdiente es, auf den bischöflichen Stuhl erhoben zu werden. 7.17 Sobald Bischof Otto durch göttliche Gabe als Oberhirte die heilige Bamberger Kirche erhalten hatte, wandte er all seinen hingebungsvollen Eifer darauf, durch den Glanz seiner Tugenden mit seinem Charakter zu strahlen und durch seine Taten Gott zu verherrlichen, der ihn selbst herrlich mache. In allem suchte er die Ehre Christi, das Heil des Volkes und seine eigene Geringschätzung, wissend, dass er in allem nicht nach seinem Gewinn zu streben habe, sondern dem des Herrn. Inzwischen besuchte er den Apostolischen Stuhl und empfing in der Stadt Anagni, vom Herrn Papst Paschalis18 am hochheiligen Pfingsttag unter dem Beistand des Heiligen Geistes zum Bischof geweiht, die bischöfliche Mitra. Zu dieser Zeit zeichnete ihn der Bischof von Rom mit dem Gebrauch des Kreuzes und des Palliums aus, Zei18
Paschalis II., 1099 –1118. Ottos Bischofsweihe am 13. Mai 1106. Vgl. Herbord III 41, unten S. 490.
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nimirum insignia iam olim sedes apostolica cunctis sibi in ipsa ecclesia canonice succedentibus perpetualiter destinavit. — 8. Exinde magis ac magis Christi confortatus in gratia, nitebatur in domo Domini oliva esse fructifera, que et ariditatis nescia et tocius esset sterilitatis ignara. Studuit namque in populis verbi erogare talentum, pro quo sciebat se quandoque super omnia Domini bona constituendum. Quapropter de commissa sibi cura sollicitus ecclesiastice utilitati diebus invigilabat ac noctibus, dans operam pro honore Domini, quomodo bona sancte sue ecclesie vel augeret inventa vel restauraret amissa. Unde factum est, ut ad omnia, que usque ad id temporis vel per violentiam vel per fraudem vel per ullam iniquitatem ab eadem ecclesia ablata fuerantb, manum mitteret et, in quantum Dei clementia suffragari dignata est, retrahendo laboraret et restituendo proficeret. 9.19 Cum ergo ad dilatandam laudem divini nominis tota pii Ottonis flagraret intentio, quedam cenobia a fundamentis construxit, pauca vero prius tenuiter inchoata, sed vel a principibus vel ab aliis Christi fidelibus Babenbergensi ecclesie collata vel per eum digno precio conquisita largo sumptu perfecit. Que quidem omnia in unum conscribimus, ut congestum favum prudentissime apis nostre gustare volentibus prebeamus. Tanto itaque desiderio religionis accensus est, ut nullus fere ordo, qui in diebus vel in partibus suis probabilis habebatur, existeret, de quo non ille continuo viros religiosos assumeret eisque monasteria, que construxit, regenda committeret. Et primitie quidem votorum eius fuit monasterium Uraugia20 dictum, quod in episcopatu Erbipoli in honore sancti Laurentii est constructum. 10.21 Secunda edificatio eius fuit monasterium, quod in ducatu Bawarico in Ratisponensi episcopatu in pago Danubiaco construxit et consecravit et novum monasterium ad sanctum Georgium22 appellari constituit. Cuius quidem constructionis talis fuit, ut fertur, occasio. Quodam tempore Ratispone generale episcoporum ac principum colloquium23 habebatur, ipseque episcopus invitatus advenit. Qui, dissimulata interim civitate, in agrum quendam, qui ad occidentalem eius plagam situs est, sicut illi amica semper fuerat solitudo, secessit sibique in loco eodem tentorium figi precepit. Quo videlicet in loco quiescenti mirabilis per noctem visio ostensa est. Videbat, et ecce scala ingens et ad celum usque porrecta, qualis olim Iacob patriarche in somnis apparuit24, per quam illi haut dubium quin episcopo descendentes et ascendentes angeli monstrabantur. Qui dum in altum defigit obtutum et angelos b 19 20 21 22
fuerunt Ed. Aus Relatio cap. 2 und 3. Aura südl. Bad Kissingen. Aus Relatio cap. 2. Prüfening westl. Regensburg.
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chen, die der Apostolische Stuhl einst allen kanonischen Nachfolgern in diesem Bistum, und nun ihm, für immer verliehen hatte. — 8. Seitdem mehr und mehr in der Gnade Christi gestärkt, bemühte er sich, im Hause des Herrn ein fruchttragender Ölbaum zu sein, der keine Dürre kennt und dem alle Unfruchtbarkeit unbekannt ist. Er bemühte sich nämlich, bei den Leuten das Pfund des Wortes auszuteilen; er wusste ja, dass er dereinst über alle Güter des Herrn gesetzt werden würde. Deshalb wachte er Tag und Nacht in der ihm anvertrauen Sorge für den Nutzen der Kirche und gab sich zur Ehre des Herrn Mühe, wie er die vorgefundenen Güter seiner heiligen Kirche vermehren und die verlorenen wiederbeschaffen könne. So kam es, dass er auf alles seine Hand legte, was bis zu dieser Zeit durch Gewalt, List oder irgendwelches Unrecht dieser Kirche fortgenommen worden war, und soweit ihm Gottes Güte zu helfen bereit war, bemühte er sich, es wiederzuerlangen und erfolgreich zurückzubringen. 9.19 Da nun das ganze Streben des frommen Otto darauf gerichtet war, das Lob des göttlichen Namens zu mehren, errichtete er einige Klöster von Grund auf, wenige, die man zuvor ärmlich begonnen hatte, aber von Fürsten oder anderen Christgläubigen dem Bamberger Bistum übertragen oder von ihm für einen angemessenen Preis erworben worden waren, vollendete er unter hohen Kosten. Diese alle führen wir in eins auf, um sie allen anzubieten, die diese fertige Honigwabe unserer klugen Biene kosten wollen. Er wurde von solchem Verlangen nach dem Mönchsleben ergriffen, dass es fast keinen Orden gab, der in seinen Tagen oder in seinem Gebiet für annehmbar gehalten wurde, aus dem er nicht ständig Ordensleute berief und ihnen neu errrichtete Klöster zur Leitung übertrug. Die Erstlingsgabe seiner Gelübde war das Kloster Aura20, das im Bistum Würzburg zu Ehren des heiligen Laurentius errichtet wurde. 10.21 Seine zweite Gründung war das Kloster22, das er im Herzogtum Bayern in der Diözese Regensburg im Donaugau errichtete und weihte; und das neue Kloster ließ er nach dem heiligen Georg benennen. Der Anlass zu dieser Gründung war folgender, wie es heißt: Einmal wurde zu Regensburg eine Versammlung23 der Bischöfe und Fürsten abgehalten, und der eingeladene Bischof kam dazu. Er mied die Stadt und zog sich auf ein Feld westlich davon zurück, weil er stets ein Freund der Einsamkeit war; und er ließ an diesem Ort das Zelt errichten. An dieser Stelle also zeigte sich ihm in der Nacht, als er ruhte, eine Vision. Er schaute, und siehe, es erschien eine gewaltige Leiter, die bis zum Himmel reichte, wie sie einst dem Patriarchen Jakob im Traum erschienen war,24 auf der sich für den Bischof unzweifelhaft auf- und niedersteigende Engel zeigten. Während er seinen Blick in die 23 24
Wohl Hoftag im Sommer 1108. Vgl. Gen 28,12.
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ascendentes acie oculorum sequi conatur, evigilat, somnoque excitum pavoris occupat magnitudo, ut palam daretur intelligi in loco eodem aliud fuisset divini. Cum interim in se reversus episcopus illudque de veteri testamento25 Iacob sancti recolens vel somnium vel exemplum congratulari ceperat visioni. Erexit itaque lapidem in titulum ac desuper benedictionis oleum fundens altare, quod construxerat, consecravit. Huc accedebat, quod eo in loco, in quo due arbores nucum antiquitus consite hodieque consistunt, quasi campane sonare sepius ferebantur, ita ut sonus earum aperte ab incolis audiretur, quatenus Dominus manifestis declararet indiciis, quod eadem habitatio obsequiis foret mancipanda divinis. Procedente itaque tempore vir beatus locum illum partim emptione partim commutatione legitima conquisitum in nomen abbatie ingenti sumptu ac labore provexit. Moxque abbate cum fratribus, quos de Hirsaugia26 impetrarat, illuc missis monastici ordinis disciplinam Bawarie partibus primus invexit. Factumque est, ut plerique ex civibus locum eundem visendi studio frequentantes servorum Dei tonsuram et habitum cum morum modestia predicarent precipueque in eis receptionem hospitum, curam pauperum et ipsam denique ablutionem pedum, que iuxta dominicum vel mandatum vel exemplum tam sibi ipsis quam supervenientibus peregrinis iugiter exhibetur, aliaque huiusmodi divinitatis officia mirarentur. Hunc locum ille Deo plenus fidelissimo semper amore dilexit, hunc coluit, hunc ditavit et fratrum ibidem degentium profectum semper amavit. Hec de secunda eius constructione dicta sufficiant. 11.27 Monasteria alia, que construxit et que monachis et monastica religione initiavit, hec sunt: Unum Uraha dictum sub patrocinio beati Petri in episcopatu Wirzburgensi; unum Michelvelt dictum in honore beati Iohannis evangeliste; unum Lancheim in honore beate virginis Marie, utrumque in propria diocesi; unum Enstorf dictum in honore beati Iacobi; unum in castro Madelhardi in honore beati Iohannis apostoli; unum quoque, quod Monasterium nominatur, in honore beati Petri; unum Biburc et unum Windeberge, quod est regularium clericorum sub patrocinio beate Marie, singula in episcopatu Ratisponensi; unum Reginstorf dictum in episcopatu Halberstatensi in honore sancti Iohannis baptiste; unum in episcopatu Eichstatensi, quod Halesprunnen dicitur, sub patrocinio beate virginis Marie; unum Alterspach dictum item regularium clericorum in honore beati Petri; unum Aspach in honore sancti Mathei; unum Clunich in honore sancti Andree apostoli in 25
Ebd. 28, 18. Nördl. Calw. 27 Aus Relatio cap. 3. – Zur Lage der Klöster: Münchaurach nördl. Erlangen, Michelfeld südl. Pegnitz, Langheim südöstl. Lichtenfels, Ensdorf südl. Amberg, Mallersdorf nördl. Landshut, Münchsmünster östl. Ingolstadt, Biburg südl. Abensberg, Windberg nördl. Bogen, Reinsdorf südl. Querfurt, Heilsbronn östl. Ansbach, Alders26
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Höhe richtete und versuchte, den aufsteigenden Engeln mit der Schärfe seiner Augen zu folgen, erwachte er; den Erwachenden befiel große Furcht, dass ihm offen zu verstehen gegeben wurde, es handele sich an dieser Stätte um etwas Heiliges. Unterdessen kam der Bischof wieder ganz zu sich und beglückwünschte sich zu der Vision in Erinnerung an den Traum oder das Beispiel des heiligen Jakob im Alten Testament.25 Er stellte also einen Stein als Mal auf, goss Segensöl darüber und weihte den so errichteten Altar. Hinzu kam, dass an der Stelle, wo zwei Walnussbäume seit alter Zeit und noch heute stehen, öfter, wie es hieß, gleichsam Glocken läuteten, dass deren Klang deutlich von den Bewohnern gehört wurde, womit der Herr in offenkundigem Zeichen kundtat, diese Wohnstatt solle für den Gottesdienst bestimmt werden. Im Lauf der Zeit erwarb daher der heilige Mann diesen Ort teils durch Kauf, teils durch rechtskräftigen Tausch, und namens der Abtei förderte er ihn mit ungeheurem Aufwand und Mühen. Bald führte er mit dem hierher gesandten Abt und den Mönchen, die er von Hirsau26 erhalten hatte, als erster die Disziplin dieses Mönchsordens in das Land Bayern ein. Es geschah aber, dass viele Bürger diesen Ort öfter aus Neugier besuchten, Tonsur und Habit der Gottesdiener, gepaart mit der Bescheidenheit ihres Auftretens priesen; und besonders bewunderten sie die Aufnahme der Gäste bei ihnen, die Sorge für die Armen und schließlich die Fußwaschung, die nach Weisung und Beispiel des Herrn bei ihnen selbst wie an fremden Besuchern stets vollzogen wird, und den übrigen Gottesdienst. Diesen Ort liebte er, voll des allertreuesten Gottes, stets voller Liebe; ihn pflegte er, ihn stattete er reich aus und schätzte den Fortschritt der dort lebenden Brüder. Dies mag über seine zweite Gründung genügen. 11.27 Die anderen Klöster, die er gründete und in die er Mönche und monastisches Leben einführte, sind folgende: Münchaurach unter dem Schutz des hl. Petrus, im Bistum Würzburg; Michelfeld zu Ehren des hl. Johannes Evangelist; Langheim zu Ehren der Jungfrau Maria, beide in der eigenen Diözese; Ensdorf zu Ehren des hl. Jakobus; in Burg Mallersdorf zu Ehren des hl. Apostels Johannes; auch eines, das Münchsmünster heißt, zu Ehren des hl. Petrus; Biburg und Windberg mit Regularklerikern unter dem Schutz der hl. Maria, beide im Bistum Regensburg; Reinsdorf im Bistum Halberstadt zu Ehren des hl. Johannes des Täufers; im Bistum Eichstätt Heilsbronn unter dem Schutz der hl. Jungfrau Maria; Aldersbach, ebenfalls mit Regularklerikern, zu Ehren des hl. Petrus; Asbach zu Ehren des hl. Matthäus; Gleink zu Ehren des hl. Apostels Andreas, im Bistum Passau; in Burg Ar-
bach südl. Vilshofen, Asbach westl. Pocking, Gleink nördl. Steyr, Arnoldstein südl. Villach. Die Zellen: St. Fides in Bamberg, Rodach westl. Coburg, Drosendorf nördl. Bamberg, (Zella) nördl. Mühlhausen, Veßra südl. Suhl.
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episcopatu Pataviensi; itemque unum in castro Arnoldestein dicto, quod est in episcopatu Aquilegiensi, in honore sancti Georii. Sex itaque pastoralibus virgis, quas invenit, XIIII alias Deo auctore suo studio addidit. Quinque preterea cellas divino cultui assignavit, unam sancte Fidis in loco Babenbergensi, unam in Rotaha sancti Georii, unam in Drosindorf et unam in Tullevelt itemque unam in Wezzere sub patrocinio beate virginis Marie. 12. Horum autem cenobiorum quedam, ut diximus, in proprio fundo constituit, quedam ab aliis fidelibus inchoata perfecit, nonnulla vero per munificentiam regum vel principum Babenbergensi ecclesie tradita ad melioris status prerogativam, Domino cooperante, promovit. Que ideo singillatim distinguimus, ut que a quibus susceperit, ostendamus. — 13.28 Abbatiam Wizzinburc, que nunc mutato loco et nomine Reginstorf dicitur, cum bonis ad se pertinentibus a munificentia Heinrici quarti, acceptis privilegiis regie auctoritatis, sancte Babenbergensi ecclesie subdidit. Bona quoque eiusdem cenobii ipse duplicavit; nam cum prius nonnisi LXII mansos habuerit, ipse numerum illum mansis totidem amplificavit. — 14.29 Abbaciam in castro Madelhardi sitam Lotharius30 imperator Babenbergensi ecclesie donavit, quam idem episcopus tam edificiis quam possessionibus seu aliis bonis pluribus ampliavit. — 15.31 Abbaciam, que Monasterium dicitur, cum ecclesia beati Sixti et aliis pertinentiis suis ipse pariter auri et argenti ingenti precio a Heinrico32 duce Bawarie et Thebaldo33 marchione comparavit et regali privilegio Lotharii christianissimi imperatoris in proprietatem sancte Babenbergensis ecclesie collatam apostolico nichilominus Innocentii34 pape privilegio confirmavit. — 16.35 Abbaciam, que Clunica dicitur, iuxta fluvium Anisum a Liupaldo36 marchione accepit, cui ipse XX mansos et L marcas addidit. Cellam monachorum in Arnoldestein, destructa municione, construxit. Quod castrum XLV annis Babenbergensi ecclesie abalienatum cum mansis nonaginta V multo labore recepit et eidem loco alios LX mansos donavit. — 17.37 Predium apud Aspach Babenbergensis ecclesia multo tempore amiserat. Quod ipse sollerti cura requisivit et cellam monachorum ibidem instituens locum ipsum copiosa prediorum donatione ditavit. — 18.38 Cellam Rotaha ab Agnete39 palatina comitissa et a sorore ipsius cum LX mansis ecclesie Babenbergensi donatam suscepit, circumiacentia vero eidem ecclesie bona emit CCLXXV marcis, cum ministerialibus scilicet et agris et silvis et pratis et 28 29 30 31 32 33 34 35
Aus Relatio cap. 12. Vitzenburg südl. Querfurt. Ebd. cap. 14. Lothar III., König 1125, Kaiser 1133 –1137. Aus Relatio cap. 11. Heinrich der Stolze, 1126 –1139. Diepold III. v. Vohburg, Markgraf d. bayer. Nordmark, † 1146. Innozenz II. 1130 –1143. Aus Relatio cap. 15 u. 16.
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noldstein im Bistum Aquileja, zu Ehren des hl. Georg. Den sechs Hirtenstäben, die er vorfand, fügte er durch seinen Eifer mit Gottes Hilfe weitere 14 hinzu. Außerdem widmete er fünf Zellen dem Gottesdienst: St. Fides in Bamberg, in Rodach St. Georg, in Drosendorf und im Tullefeld, ferner in Veßra unter dem Schutz der hl. Jungfrau Maria.27 12. Von diesen Klöstern errichtete er einige, wie gesagt, auf eigenem Grund und Boden, einige von anderen begonnene vollendete er, andere aber, die durch die Freigebigkeit der Könige oder Fürsten der Bamberger Kirche überlassen worden waren, förderte er mit Gottes Hilfe zu einem besseren Rang. Dies wollen wir einzeln darlegen, damit wir zeigen können, was er von wem erhalten hat. — 13.28 Die Abtei Vitzenburg, die jetzt an anderem Ort und mit anderem Namen Reinsdorf heißt, erhielt er mit Gütern und Zubehör von der Freigebigkeit Heinrichs IV. und unterstellte sie dann der Bamberger Kirche mit den Privilegien der königlichen Autorität. Auch verdoppelte er die Güter des Klosters; denn während sie früher nur 62 Hufen hatten, erweiterte er diese Zahl um ebenso viele. — 14.29 Die Abtei in der Burg Mallersdorf schenkte Kaiser Lothar30 der Bamberger Kirche; der Bischof vergrößerte sie mit Gebäuden, Besitzungen und vielen anderen Gütern. — 15.31 Die Abtei Münchsmünster mit der Kirche St. Sixtus und anderem Zubehör kaufte er für eine ungeheure Menge Gold und Silber vom Bayernherzog Heinrich32 und Markgraf Diepold33; sie wurde durch ein königliches Privileg des allerchristlichsten Kaisers Lothar der heiligen Bamberger Kirche übergeben und außerdem durch ein Privileg des Papstes Innozenz34 bestätigt. — 16.35 Die Abtei namens Gleink am Fluss Enns erhielt er von Markgraf Liutpold36; ihr fügte er 20 Hufen und 50 Mark hinzu. Die Zelle der Mönche in Arnoldstein errichtete er neu nach Schleifung der Befestigung. Die Burg war 45 Jahre zuvor der Bamberger Kirche entfremdet worden; er erhielt sie nach vielen Mühen mit 95 Hufen zurück und schenkte der Stätte weitere 60 Hufen. — 17.37 Das Gut zu Ansbach hatte die Bamberger Kirche vor langer Zeit verloren. Er erwarb es mit umsichtigem Geschick zurück, richtete dort eine Mönchszelle ein und verlieh der Stätte eine reichhaltige Güterschenkung. — 18.38 Die Zelle Rodach erhielt er von der Pfalzgräfin Agnes39 und ihrer Schwester mit 60 Hufen als Schenkung für die Bamberger Kirche; die um jene Kirche umliegenden Güter kaufte er für 275 Mark zusammen mit den Ministerialen, den Äckern, Wäldern, Wiesen, Weiden und Mühlen und mit aller Nutzung und dem Recht, nach dem Herzog 36
Liutpold, Markgraf v. Kärnten, 1122 –1129. Aus Relatio cap. 17. 38 Ebd. cap. 19. 39 Agnes u. Adelheid, Töchter d. Herzogs v. Limburg. Enkelinnen d. Judith v. Schweinfurt. 37
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pascuis ac molendinis et cum omni utilitate et iure, quo dux Chuono40 idem predium noscitur habuisse. — 19.41 Cellam Vezzere Gotepoldus42 comes edificare inchoaverat, quam postea ab eo Babenbergensi ecclesie donatam accepit et in usum ibidem degentium plurima ei bona concessit. 20.43 Omnibus namque monasteriis suis predia usquequaque cum summo labore et ingenti precio acquisita congruis in locis distribuit sicque Deo omnipotenti de suis bonis pervigili cura cottidiana obsequia preparavit. Quantum vero eisdem ecclesiis ornamenti contulerit, in palliis scilicet, stolis et casulis, in calicibus aureis et argenteis, in crucibus, in capsis, in urceis, in ampullis, in dorsalibus, in tapetibus, in libris utriusque testamenti variisque codicibus, quis dinumeret? Quarum videlicet rerum tam ingens copia est, ut numerus estimationem propemodum videatur excedere mirumque sit ab homine uno tot locis tanta potuisse conferri. — 21.44 Considerans autem, quia monasteriorum suorum tunc robustius structura consisteret, si eam apostolice auctoritatis columna fulciret, nec facile posse hanc destrui, si vallata fuisset munimine beati Petri, eam sub Romane defensionis tutelam posuit et a sede apostolica huiusmodi scripta suscepit: Calixtus45 episcopus, servus servorum Dei, venerabili fratri Ottoni, Babenbergensi episcopo, salutem et apostolicam benedictionem. Bonis fratrum nostrorum studiis non solum favere, sed ad ea ipsorum etiam debemus animos incitare. Tuis ergo, karissime et venerabilis frater Otto, Babenbergensis episcope, supplicationibus inclinati, monasteria sancti Iohannis baptiste in Reginstorf, sancti Iohannis evangeliste in Michelvelt, sancti Iacobi in Enstorf, sancti Laurentii martyris in Urowa, sancti Georii martyris in Bruviningen, que ipse propriis sumptibus construxisti et Babenbergensi ecclesie conferens apostolice sedis roborari munimine quesivisti, in beati Petri eiusque Romane ecclesie protectionem suscipimus contra pravorum hominum nequiciam defendenda. Statuimus ergo, ut possessiones, predia et bona omnia, que et fraternitas tua eisdem monasteriis divini amoris intuitu contulit queque aliorum fidelium iusta oblatione concessa sunt aut in futurum iuste legaliterve acquiri vel offerri contigerit, firma eis et illibata, Domino auctore, permaneant. Ordinationes sane abbatum vel monachorum suorum a katholicis episcopis diocesianis accipiant. Rerum vero ipsorum monasteriorum curam et administrationem in tuo tuorumque successorum arbitrio et potestate manere censemus. Nulli itaque hominum facultas sit eadem monasteria perturbare aut eorum possessiones auferre vel ablatas retinere, minuere vel temerariis fatigationibus fatigare, sed omnia integra conserventur, eorum, pro quorum sustentatione et gubernatione concessa sunt, utilitati omnimodis profutura.
40 41 42 43 44
Kuno v. Zütphen, † 1056/57, y Judith v. Schweinfurt. Aus Relatio cap. 20. Gotthold v. Henneberg, Burggraf v. Würzburg, 1096 –1144. Aus Relatio cap. 4 u. 39. Ebd. cap. 21.
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Konrad40 dieses Gut bekanntlich besessen hat. — 19.41 Die Zelle Veßra hatte Graf Gotepold42 zu bauen begonnen; diese erhielt er später von ihm als Geschenk für die Bamberger Kirche; und zu Nutzen der dortigen Insassen gewährte er ihr sehr viele Güter. 20.43 Allen seinen Klöstern verteilte er allenthalben die Güter, die er mit größter Anstrengung und ungeheuren Kosten an angemessenen Orten erworben hatte; und so verschaffte er dem allmächtigen Gott aus seinem Gut in wachsamer Sorge täglichen Gottesdienst. Wie viel er aber diesen Kirchen an Ausstattung zuwandte, also an Altartüchern, Stolen und Kaseln, an goldenen und silbernen Kelchen, Kreuzen, Reliquiaren, Messkännchen, Ampullen, Behängen, Wandteppichen, Büchern des Alten und Neuen Testaments und verschiedenen Handschriften – wer könnte das zählen? Von diesen Dingen gibt es eine so große Menge, dass die Zahl eine Schätzung überschreiten würde und es verwunderlich ist, dass von einem einzigen Mann so viel an so vielen Orten geschenkt wurde. — 21.44 In dem Bedenken aber, dass seine Klöster eine kräftigere Verfassung haben würden, wenn die Säule der päpstlichen Autorität sie stütze, und sie nicht leicht zerstört werden könnten, wenn sie mit dem Schutz des heiligen Petrus umgeben seien, setzte er sie unter den Schirm der römischen Verteidigung und erhielt vom Apostolischen Stuhl folgendes Schriftstück: Bischof Kalixt45, Knecht der Knechte Gottes, dem hochwürdigen Bruder Otto, Bischof von Bamberg, Gruß und Apostolischen Segen. Den guten Bemühungen Unserer Brüder müssen Wir nicht nur Beifall spenden, sondern Wir müssen dazu auch deren Herzen anstacheln. Da Wir also, hochgeliebter und hochwürdiger Bruder Otto, Bischof von Bamberg, deinen Bitten geneigt sind, nehmen Wir die Klöster St. Johannes Baptist in Reinsdorf, St. Johannes Evangelist in Michelfeld, St. Jakobus in Ensdorf, St. Laurentius Märtyrer in Aura, St. Georg Märtyrer in Prüfening, die du auf eigene Kosten errichtet, der Bamberger Kirche übertragen und durch den Schutz des Apostolischen Stuhles zu bestärken gebeten hast, in den Schutz des heiligen Petrus und der Römischen Kirche, zur Verteidigung gegen die Bosheit ruchloser Leute. Wir setzen daher fest, dass alle Besitzungen, Ländereien und Güter, die du, lieber Bruder, diesen Klöstern im Hinblick auf Gottes Liebe übertragen hast, und was ihnen sonst noch in rechter Übergabe von anderen Gläubigen gewährt wurde oder was künftig nach Recht und Gesetz erworben oder gestiftet werden sollte, ihnen nach des Herren Wirken rechtskräftig und unvermindert bleiben soll. Die Weihen ihrer Äbte oder Mönche aber sollen sie von den katholischen Diözesanbischöfen empfangen. Die Sorge und Verwaltung des Besitzes dieser Klöster soll in deiner und deiner Nachfolger Entscheid und Gewalt verbleiben. Keinem Menschen soll es erlaubt sein, diese Klöster zu belästigen, deren Besitz wegzunehmen oder Entwendetes zu behalten, zu verringern oder in freventlichem Bemühen zu zermürben; vielmehr soll all das unversehrt bewahrt werden und dem vollen Nutzen derer verbleiben, denen Unterhalt und 45
Kalixt II., 1119 –1124. Der Brief von 1123 April 3.
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Si qua igitur ecclesiastica secularisque persona hanc nostre constitutionis paginam sciens contra eam temere venire temptaverit, secundo tertiove commonita, si non satisfactione congrua emendaverit, potestatis honorisque sui dignitate careat reamque se divino iudicio existere de perpetrata iniquitate cognoscat et a sacratissimo corpore ac sanguine Dei et Domini redemptoris nostri Iesu Christi aliena fiat atque in extremo examine districte ultioni subiaceat. Cunctis autem eisdem monasteriis iusta servantibus sit pax domini nostri Iesu Christi, quatinus et hic fructum bone actionis percipiant et apud districtum iudicem premia eterne pacis inveniant. Scriptum per manum Gervasii scriniarii regionarii et notarii sacri palatii.
22.46 Libet nunc intueri, quo studio quave diligentia in monasteriis suis sacre religionis ordinem observari voluerit. De qua re cum apostolice confirmationis privilegium a Romana sede postulavisset, huiusmodi scripta suscepit: Innocentius episcopus, servus servorum Dei, venerabili fratri Ottoni, Babenbergensi episcopo, eiusque successoribus canonice substituendis salutem et apostolicam benedictionem. Quociens illud a nobis petitur, quod religioni et honestati convenire cognoscitur, animo nos decet libenti concedere et congruum impertiri suffragium, ut fidelis devotio celerem sortiatur effectum. Proinde, venerabilis frater Otto episcope, petitionis tue desideriis ex consueta sedis apostolice mansuetudine clementer annuimus, inprimis siquidem statuentes, ut tenor religionis, qui in ecclesiis tibi commissis est per tuam diligentiam, cooperante Domino, institutus, firmiter in eis perpetuis temporibus conservetur. Constituimus etiam, ut in eisdem ecclesiis nullus per symoniacam heresim statuatur, sed honeste persone, quibus utique morum et status dignitas suffragatur, inibi ordinentur. Sane in cenobiis, que vel antiquitus in tua parrochia constructa sunt vel tu ipse devocionis intuitu constituisti seu aliis iustis modis ecclesie tue unire poteris vel ab aliquo deinceps fidelium infra tuam diocesim divina inspirante gratia construentur, sacre religionis ordinem manere decernimus. Nec alicui liceat eiusdem institutionis formam ullatenus permutare, nisi forte ad melioris status prerogativam, prestante Domino, promovere voluerit. Nec id alicuius singulari iudicio committatur, sed omnium monasteriorum ad Babenbergensem ecclesiam pertinentium aut sanioris partis consilio ac consensu fieri debere sanctimus. Si quis huic constitutioni temere contraire temptaverit, secundo tertiove commonitus, si non factum suum digna satisfactione correxerit, a sacratissimo corpore et sanguine Dei ac domini redemptoris Iesu Christi alienus fiat atque in extremo examine disticte subiaceat ulcioni. Conservantes eisdem locis, que iusta sunt, omnipotentis Dei et beatorum apostolorum Petri et Pauli ac nostram gratiam consequantur.
23.47 Neque vero hoc pretereundum existimo, quod monasterium sancti Michahelis cum paradyso ac universis claustri edificiis necnon et basilicam
46 47
Aus Relatio cap. 22. – Der Brief von Innozenz II. von 1131 Okt. 28. Aus Relatio cap. 23.
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Leitung gewährt wurde. Wenn also eine geistliche oder weltliche Person sich erdreistet, wissentlich gegen diese Unsere urkundliche Satzung anzugehen, so soll sie, falls sie, erneut und zum dritten Mal ermahnt, nicht angemessene Wiedergutmachung leistet, die Würde ihres Amtes und ihre Ehre verlieren und wissen, dass sie des begangenen Verbrechens Angeklagte im göttlichen Gericht sein wird und vom hochheiligen Leib und Blut Gottes und unseres Erlösers Jesus Christus ausgeschlossen sein und dann im Jüngsten Gericht strenger Bestrafung unterliegen wird. Bei allen aber, die diesen Klöstern die Rechte bewahren, sei der Friede unseres Herrn Jesus Christus, dass sie hier die Früchte ihrer guten Taten erlangen und vor dem strengen Richter den Lohn ewigen Friedens erfahren. Geschrieben von der Hand des Gervasius, Schreinsregionar und Notar des hl. Palastes.
22.46 Nun wollen wir noch sehen, mit welchem Eifer und welcher Sorgfalt er in seinen Klöstern die Ordnung heiligen Mönchslebens beachtet sehen wollte. Dafür erhielt er, als er vom Apostolischen Stuhl eine Urkunde erbeten hatte, folgendes Schriftstück: Bischof Innozenz, Knecht der Knechte Gottes, dem hochwürdigen Bruder Otto, Bischof von Bamberg, und seinen kanonisch einzusetzenden Nachfolgern Gruß und Apostolischen Segen. So oft von Uns erbeten wird, was offensichtlich Glaubensleben und Ehrbarkeit befördert, geziemt es Uns, dies willigen Herzens zu gewähren und angemessen Hilfe zu leisten, damit die getreue Hingabe raschen Erfolg erlange. Daher, hochwürdiger Bruder Bischof Otto, stimmen Wir aus der gewohnten Milde des Apostolischen Stuhles den Wünschen deiner Eingabe gütig zu; besonders bestimmen Wir, dass die Bedingungen des Ordenslebens, die du in den dir anvertrauten Kirchen durch deine Umsicht mit Gottes Beistand eingeführt hast, dort für alle Zeiten streng beibehalten werden. Wir bestimmen auch, dass es in diesen Kirchen keine simonistische Ketzerei geben darf, vielmehr sollen ehrbare Personen eingesetzt werden, deren Charakter und würdiger Stand sie dazu empfiehlt. Es sollen die Klöster, die du selbst voll Hingabe errichtet hast, die du auf andere rechtmäßige Weise deiner Kirche hinzufügen kannst oder die künftig innerhalb deiner Diözese von einem Gläubigen nach göttlicher Eingebung errichtet werden, in der Ordnung des heiligen Klosterlebens bleiben. Keinem soll es erlaubt sein, die Gestalt der Verfassung irgendwie zu ändern, es sei denn, er wollte etwa mit Gottes Hilfe den Nutzen eines besseren Zustandes fördern. Dies soll nicht dem Urteil eines Einzelnen überlassen sein, sondern muss, so bestimmen Wir, nach Rat und Zustimmung aller Klöster, die zur Bamberger Kirche gehören, oder des vernünftigeren Teils geschehen. Wenn einer vermessen gegen diesen Erlass anzugehen versuchen sollte, so soll er, falls er sich, erneut und zum dritten Mal ermahnt, nicht mit angemessener Wiedergutmachung bessert, vom hochheiligen Leib und Blut Gottes und des Herrn Jesus Christus ausgeschlossen sein und dann im Jüngsten Gericht strenger Bestrafung unterliegen. Wer diesen Stätten ihre Rechte bewahrt, soll die Gnade des allmächtigen Gottes, die der heiligen Apostel Petrus und Paulus und Unsere Gnade erlangen.
23.47 Ich glaube, ich sollte nicht übergehen, dass er das Kloster St. Michael mit dem Paradies und allen Gebäuden der Klausur sowie die Basilika
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sancte Marie cum sacrario et capellam beati Bartholomei a fundamentis reedificavit,48 kapellam quoque super portam, sed et diversorium et muri ambitum cum universis officinis construxit. — 24. Idem vir beatus fontem in medio claustri fieri iussit itemque venam aque vive de vicino monte in claustrum plumbeis fistulis copioso sumptu duci fecit. Pleraque eidem loco ornamenta contulit, inter que duas scutellas argenteas ad suscipiendas oblationes, aurifrigium49 quoque et casulam valde preciosam, crucem etiam auro gemmisque nobiliter fabricatam recondito in ea salutari ligno sanctorumque reliquiis ipse sacravit crucemque Salvatoris appellari statuit et banni sui interpositione, ne ab ipso monasterio pro aliqua umquam necessitate auferetur, indicens beato archangelo eam devotissime obtulit. Nam et hunc locum ille Deo dignus amavit semper et coluit, hunc restauravit, hunc ditavit, huius gloriam quesivit, huic bonum tribuit, hunc sublimavit seque in ipso sepeliri decrevit. Idem vero cenobio in usum fratrum dedit VIII predia quingentis ferme libris comparata, statuens, ut die noctuque ad sepulchrum eius continuum lumen amministretur et in die anniversarii eius fratribus tam canonicis quam monachis servicium et pauperibus elemosine subsidium prebeatur. 25.50 His decursis, opere precium video edificia describere, que in diversis locis preter ea, que supra commemorata sunt, ille beatus exstruxit. In domo principalis ecclesie pavimentum stravit, columnas gipseo opere ornavit, chorum sancti Georii exaltavit, picturam fieri iussit ipsumque monasterium cupreo tecto operuit, omnia denique claustri edificia per singulas officinas nova fecit. De quibus plura referre superfluum reor, presertim cum hec melius vel claustri ipsius vel ipsa ecclesie facies consulta loquatur, que cunctis pene regni ecclesiis opere et decore sic eminet, ut non immerito, tacentibus nobis, ad laudem sui opificis curiosum quemlibet spectatorem invitet. Quibus inter alia predium apud Rota51, quod XX talenta per annos reditus solvit quodque ipse CCC argenti libris et auri talento comparaverat, dedit, statuens hec, ut Xm ex his talenta eis in servitium permaneant, pars altera ad hospitalem domum sancti Georii pertineat. 26.52 Porro ad sanctum Stephanum in oblationem fratrum predium dedit, quod annis singulis undecim uncias solvit, quatinus de VII unciis prebeatur eis servicium in memoria anniversarii sui, IIIIor relique maneant eis pro quodam annuo iure forensi. Ibi quoque inter cetera pietatis sue beneficia claustrum cum officinis edificavit et turrim exstruxit. Fratribus de sancto Iacobo bona plurima contulit et turres ecclesie ipse perfecit. Ad sanctum Gangol48 49 50 51 52
1117–1121. Hier Zierstück auf dem Schultertuch. Aus Relatio cap. 24. Mainroth östl. Burkunstadt. Aus Relatio cap. 26 – 31.
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St. Bartholomäus von Grund auf wiederaufgebaut hat,48 ebenso die Kapelle über dem Tor; auch die Herberge und den Mauerrring mit allen Wirtschaftsgebäuden errichtete er. — 24. Ebenfalls ließ der heilige Mann den Brunnen inmitten der Klausur neu fassen und auch eine Leitung mit frischem Wasser vom benachbarten Berge unter hohen Kosten mit Bleirohren ins Kloster leiten. Viel Ausstattung gab er dieser Stätte, darunter zwei silberne Schalen zur Aufnahme der Opfergaben, eine Goldborte49 sowie eine sehr kostbare Kasel; auch ein Kreuz, das mit Gold und Gemmen edel gestaltet und in das als Heiltum Holz und Reliquien von Heiligen geborgen waren und das er Heilandskreuz nannte; unter dem Bannspruch, es dürfe bei keiner Notlage dem Kloster fortgenommen werden, brachte er es dem heiligen Michael ganz hingebungsvoll dar. Denn auch diese Stätte liebte der Gottwürdige stets und pflegte sie, stellte sie wieder her, stattete sie reich aus, suchte ihren Ruhm, brachte ihr Gutes, erhöhte sie und bestimmte, er solle darin bestattet werden. Ebenfalls gab er dem Kloster zum Nutzen der Brüder Landstücke, die er für rund 500 Pfund gekauft hatte, und bestimmte, bei Tag und Nacht solle stets an seinem Grab für ein Licht gesorgt werden und beim Tag des Jahresgedächtnisses den Brüdern, und zwar den Kanonikern wie den Mönchen, eine Sonderleistung, den Armen aber ein zusätzliches Almosen gegeben werden. 25.50 Nach diesen Ausführungen scheint es mir der Mühe wert zu sein, die Gebäude zu beschreiben, die der heilige Mann an verschiedenen Stätten außer den oben erwähnten errichtet hat. In der Hauptkirche legte er den Fußboden, schmückte die Säulen mit Gipswerk, erhöhte den Chorraum von St. Georg, ließ Malereien ausführen, deckte das Kloster mit einem Kupferdach und ließ schließlich alle Gebäude der Klausur neu für die einzelnen Wirtschaftszweige herrichten. Darüber mehr zu sagen halte ich für überflüssig, zumal das Aussehen des Klosters oder der Kirche selbst besser darüber Auskunft gibt; sie übertrifft fast alle Kirchen des Reiches so an Ausstattung, dass sie mit vollem Recht trotz unseres Schweigens jeden aufmerksamen Betrachter zum Lob ihres Werkmeisters einlädt. – Ihnen gab er unter anderem das Gut zu Mainroth51, das jährlich 20 Pfund Einkünfte bringt und das er für 300 Pfund Silber und ein Pfund Gold gekauft hatte, und bestimmte, ihnen sollten 10 Pfund davon als Servitium bleiben, die andere Hälfte gehöre dem Hospital St. Georg. 26.52 Ferner gab er als Spende für die Brüder an St. Stephan ein Gut, das jährlich elf Unzen einbringt, so dass davon sieben Unzen ihnen bei dem Jahresgedächtnis als Servitium zustehen, die übrigen vier Unzen ihnen als Jahrmarktrecht bleiben. Bei den übrigen frommen Wohltaten erbaute er dort auch eine Klause mit Wirtschaftsräumen und errichtete einen Turm. Den Brüdern von St. Jakobus übergab er recht viele Güter und vollendete den Kirchturm. Bei St. Gangolf erbaute er die Türme und gewährte den dortigen
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fum turres edificavit et fratribus eisdem bona nonnulla concessit. Kapellam quoque sancti Egidii cum domo hospitali construxit, tribuens eidem loco predia, que solvunt annis singulis XX talenta. Item ultra fluvium53 kapellam sancte Gertrudis cum domo hospitali construxit deputatisque illuc prediis pluribus VI exinde denarios ad suscipiendos peregrinos diebus singulis dari constituit, aliaque perplura, et que enumerare longissimum est, et his et aliis locis bona providit. Sed hec in loco Babenbergensi. Nam basilicarum, domorum ac turrium, que externis in locis, in urbibus, in suburbanis, in castellis, in villis, in vallibus, in montanis exstruxit, incertus est numerus. 27.54 Preterea bona innumera utili provisione sancte sue ecclesie conquisivit, inter que et VI munitiones ante eum non habitas episcopali ditioni et potestati subiecit. E quibus castrum Albwinestein55 dictum in medio episcopatus sui fere positum DXXX argenti libris necnon XVII auri talentis comparavit, providens et in hoc et sibi et posteris suis modicum pacis compendium, scilicet ut bonis ecclesie in circuitu positis sit firmum defensionis presidium, sit turris fortitudinis a facie vastantium inimicorum.56 — 28.57 In Pataviensi episcopatu ecclesia Babenbergensis de propriis suis possessionibus omnes decimationes hactenus habuit, quas eiusdem loci episcopus nomine Regimarus ei auferre conatus est. Sed pius Otto non modicum in hoc ecclesie sue dispendium fore considerans et utilitati illius omnimodis consulere volens Monasteriensem parrochiam58 et vineam unam per manum Heinrici IIII. regis59 Pataviensi ecclesie donavit, insuper episcopo auri talentum dedit sicque de manu Udalrici Pataviensis advocati acceptum omne ius decimarum Babenbergensi ecclesie confirmavit. Decimas quoque novalium de Ratisponensi episcopatu rationabili concambio commutavit et tam privilegio duorum Romanorum pontificum Honorii60 et Innocentii quam trium Ratisponensium ordine sibi succedentium episcoporum, 61Hartwici videlicet, Chuononis ac Heinrici61, firmissimis cautionibus sancte sue ecclesie perpetualiter confirmatis monasterio beati Georii, quod in Bawaria construxit, delegavit et servis Christi ibidem degentibus in victum, vestitum concessit. 29.62 Ne vero cuiquam succedentium sibi episcoporum fas esset dispositioni sue quicquam superordinare aut ab eo bene ordinata rescindere, eius super hec postulationem apostolica sedes benigne suscepit eique huiusmodi confirmationis scripta porrexit:
53 54 55 56 57 58
Regnitz. Aus Relatio cap. 34. Pottenstein westl. Pegnitz. Ps 60,4. Aus Relatio cap. 35 u. 36. Münzsteuer südöstl. Passau.
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Brüdern mehrere Güter. Auch errichtete er die Kapelle St. Ägidien mit dem Spitalgebäude und stiftete dieser Stätte Landgüter, die jährlich 20 Pfund bringen. Jenseits des Flusses53 erbaute er die Kapelle St. Gertrud mit dem Spitalgebäude; von den vielen dort übereigneten Gütern sollten künftig täglich sechs Pfennige zur Aufnahme von Pilgern gegeben werden; viele andere Güter, die aufzuzählen zu weit führen würde, sah er für diese und andere Stätten vor. All dies in der Stadt Bamberg. Denn die Zahl von Basiliken, Häusern und Türmen, die er in auswärtigen Stätten, Städten, Vorwerken, Burgen, Dörfern, Tälern und Bergen errichtete, ist unbekannt. 27.54 Außerdem erwarb er in nützlicher Umsicht unzählige Güter für seine heilige Bamberger Kirche; dabei unterstellte er sechs Festungswerke, die man vor ihm nicht besessen hatte, der bischöflichen Botmäßigkeit und Gewalt. Von diesen kaufte er die Burg Alwinstein55, ungefähr in der Mitte seines Bistums gelegen, für 530 Pfund Silber und 17 Pfund Gold; er schuf darin für sich und seine Nachfolger ein festes Bollwerk des Friedens, dass nämlich die ringsum gelegenen Güter der Kirche starken Verteidigungsschutz hätten und einen starken Turm im Angesicht der verheerenden Feinde.56 — 28.57 Im Bistum Passau besaß die Bamberger Kirche bislang von ihrem Eigengut alle Zehntzahlungen, die ihr zu entfremden sich der dortige Ortsbischof Regimar bemühte. Doch der fromme Otto dachte, dies würde ein beträchtlicher Verlust für seine Kirche sein, und in dem Willen, auf jede Weise für deren Nutzen zu sorgen, schenkte er der Passauer Kirche durch die Hand Heinrichs IV.59 58 die Pfarrei Münzsteuer58 59 und einen Weinberg; ferner gab er dem Bischof ein Pfund Gold und erhielt dafür aus der Hand des Passauer Vogts das ganze Zehntrecht für die Bamberger Kirche. Auch die Zehnten der Rodungen in der Regensburger Kirche erwarb er durch einen Rechtstausch; und durch ein Privileg der beiden Bischöfe von Rom, Honorius60 und Innozenz, sowie ganz feste Sicherungen mit den drei einander folgenden Bischöfen von Regensburg, nämlich 61Hartwich, Konrad und Heinrich61, bewahrte er sie seiner Kirche, überließ sie dann dem Kloster St. Georg, das er in Bayern errichtet hatte, und wies sie den dort lebenden Dienern Christi zu für ihre Nahrung und Kleidung. 29.62 Damit aber keiner seiner ihm nachfolgenden Bischöfe das Recht hätte, seiner Ordnung etwas hinzuzufügen oder das von ihm so gut Geordnete aufzuheben, nahm der Apostolische Stuhl seine Eingabe gütig auf und erteilte ihm folgende schriftliche Bestätigung:
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Heinrich V., König 1106, Kaiser 1111–1125. Honorius II. 1124 –1130. 61–61 Bischöfe der Jahre 1105 –1126, 1126 –1132, 1132 –1155. 62 Aus Relatio cap. 39. – Der Brief von 1124 April 13. 60
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Otto, Bischof von Bamberg
Calixtus episcopus, servus servorum Dei, venerabili fratri Ottoni, Babenbergensi episcopo, salutem et apostolicam benedictionem. Sanctorum patrum preceptis et canonicis sanctionibus demonstratur, quod predia et possessiones ecclesiarum, que vota fidelium, precia peccatorum et pauperum patrimonia non immerito nuncupantur, vendi vel alienari non debeant. Que enim divine maiestatis obsequio et celestium secretorum usui sunt dicata, non decet in alienum ius redigi vel in alterius servicii formam transferri. Nempe, ut beati Symachi pape verbis loquamur: 63Possessiones, quas unusquisque ecclesie proprio dedit aut reliquit arbitrio, alienari quibuslibet titulis atque distractionibus vel sub quocumque argumento non patimur.63 Eapropter nos tuis iustis postulationibus annuentes mansos, qui episcopalis mense tue servitio dediti sunt, in eodem statu, in quo bene a te dispositi cognoscuntur, futuris temporibus permanere presentis scripti nostri confirmatione sanctimus statuentes, ut nulli successorum tuorum vel alicui hominum liceat eos vendere sive in laicorum beneficium tradere aut in usus alios commutare, sed sicut a te dispositum est, de unoquoque predictorum mansorum denarius I annis singulis Babenbergensi ecclesie pro anima imperatoris Heinrici, fundatoris eius64, ad concinnanda luminaria conferatur. Abbatias vero et regulares canonicas per industriam tuam in religionis ordine stabilitas et alia a te recte constituta nulli hominum facultas sit in posterum inmutare. Si quis autem contra hanc nostram confirmationem venire temerario ausu presumpserit, excommunicationis vinculo subiacebit.
30.65 Verum beatus pontifex, licet totus in Deo fuerit, licet omnia sua in celestes thesauros destinare maluerit, ipse tamen, utpote potens et prudens, Deo, que Dei erant, reddidit, mundo, quod suum erat,66 non negavit. Nam et regibus seculi super omnes pontifices honorifice fideliterque domi forisque servivit, principum quoque sibi familiaritates ascivit, ministerialibus ecclesie sue propria iura intemerata servavit, familiam denique et omnia sibi adherentia firmissimo pietatis presidio et materne affectionis ala protexit. — 31. Sed neque hoc pretereundum existimaverim, quod, posteaquam tota Babenbergensis ecclesia in statum pristini pastoris sui beneficio reformata refloruit, eius quoque faciente industria omnium litterarum florere studiis ceperit. Tales enim in ecclesia sua magistros preficere curavit, quorum et vita honesta et preclara ingenia viderentur. Cumque et pastor ecclesie misericordie operibus deditus foret et scola ecclesiastica litterarum, ut dictum est, studiis habundaret, factum est, ut plurima clericorum nobilium ac divitum, maxime vero pauperum ac peregrinorum de diversis ac de remotis terrarum partibus veniens illic multitudo conflueret, eo quod ibidem eiusdem patris beneficio 63–63
Aus Pseudo-Isidor; übernommen C.16 q.1 c.61. Heinrich II., 1002 –1024. Die Gründungsurkunde von 1007 in: L. Weinrich: Quellen zur deutschen Verfassungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte bis 1250. FSGA 32 Nr. 20, S. 74. 65 Aus Relatio cap. 39. 66 Vgl. Matth 22,21; Marc 12,17; Luc 20,25. 64
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Bischof Kalixt, Knecht der Knechte Gottes, dem hochwürdigen Bruder Otto, Bischof von Bamberg, Gruß und Apostolischen Segen. Durch die Vorschriften der heiligen Väter und die kanonischen Bestimmungen wird bezeugt, dass die Güter und Besitzungen der Kirchen, die zu Recht Gelübde der Gläubigen, Lösegeld der Sünder und Vatererbe der Armen heißen, nicht verkauft oder veräußert werden dürfen. Was nämlich dem Dienst der göttlichen Majestät und der Nutzung für die heiligen Geheimnisse gewidmet wurde, kann billigerweise nicht in fremdes Recht rückgeführt oder in die Form eines anderen Rechts umgestaltet werden. Nein, um mit den Worten des hl. Papstes Symmachus zu sprechen: 63Wir dulden nicht, dass Besitz, den irgendjemand der Kirche zu Eigen gegeben oder zur Verfügung überlassen hat, durch irgendwelche Rechtstitel und Verkäufe oder einen Vorwand veräußert wird.63 Deshalb billigen Wir deine gerechten Eingaben und bestimmen durch die Bestätigung deines Schreibens, dass die Hufen, die für Leistung an die bischöfliche Tafel vorgesehen sind, in dem Stand, in dem sie bekanntlich von dir gut festgesetzt sind, künftig verbleiben müssen; und Wir setzen fest, dass es keinem deiner Nachfolger oder irgendeinem Menschen erlaubt ist, sie zu verkaufen, in ein weltliches Lehen umzuwandeln oder für andere Nutzung zu tauschen; sondern, wie von dir verfügt, soll von jeder deiner Hufen ein Pfennig jährlich der Bamberger Kirche für das Seelenheil ihres Gründers64 zum Beschaffen der Kerzen gestellt werden. Niemandem soll es aber erlaubt sein, die Abteien oder Regularkanoniker-Stifte oder anderen Institute, die durch deinen Fleiß in der monastischen Ordnung richtig gefestigt wurden, künftig zu verändern. Wenn aber einer in vermessenem Wagnis es unternimmt, gegen diese Unsere Bestätigung anzugehen, so soll er der Fessel des Kirchenbannes unterliegen.
30.65 Aber der selige Bischof, mochte er auch ganz in Gott leben, mochte er auch all seine Habe lieber für die himmlischen Schätze bestimmen, so gab er doch, mächtig und klug, wie er war, Gott, was Gottes ist, und der Welt, was ihrer ist.66 Denn er diente den Königen der Welt ehrenvoll und treu mehr als alle Bischöfe, daheim und in der Fremde; er erwarb sich auch den vertrauten Umgang mit den Fürsten, bewahrte den Ministerialen seiner Kirche ihre eigenen Rechte unangetastet, schließlich schützte er seine Hausgenossenschaft und seine Dienerschaft mit dem starken Schirm seiner Frömmigkeit und dem Flügel mütterlicher Zuneigung. — 31. Doch ich meine nicht übergehen zu sollen: Nachdem die ganze Bamberger Kirche, durch die Wohltaten ihres Oberhirten in den früheren Stand zurückgeführt, sich entfaltet hatte, begann sie durch seinen wirksamen Eifer auch in den Studien aller Wissenschaften zu blühen. Er sorgte nämlich dafür, dass solche Lehrer in seiner Kirche leitend waren, deren Lebenswandel ehrbar und deren Begabung ausgezeichnet schien. Und da er als Hirte der Kirche den Werken der Barmherzigkeit ergeben war und die Kirchenschule, wie gesagt, an wissenschaftlichen Studien hervorragte, geschah es, dass eine sehr große Zahl edler und reicher Kleriker, besonders aber armer und fremder Pilger aus verschiedenen und abgelegenen Gegenden der Welt dort zusammenkam, weil hier durch die Wohltat dieses Vaters Unterhalt und Unterricht in reicher Fülle
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Otto, Bischof von Bamberg
procurata alimonia eis suppeterent et doctrina. — 32. Semper enim ille beatus advenis et egenis intimo compassionis iungebatur affectu, ita ut peregrinorum et eorum, qui sepulchrum Domini et limina apostolorum seu alia loca sanctorum orandi gratia frequentare consueverunt, societatem frequenter exceperit, cottidianum orationum suarum participium eis devotus obtulerit et versa vice se eorum orationibus attentius commendare curaverit. Si quando autem a quoquam indigentium in Dei nomine rogabatur, reverentia nominis Domini ilico constitit et priusquam eius, qui beneficium petiturus accesserat, precem audisset, ulterius progredi non presumpsit. – Sed his de primis eius operibus breviter prelibatis, quia de peregrinis loqui cepimus, finem horum facientes ad peregrinationis et predicationis ipsius exordia veniamus.
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zur Verfügung standen. — 32. Stets war dieser Selige den Fremden und Armen leidenschaftlich mit tiefem Mitgefühl verbunden, so dass er häufig mit den Pilgern und denen, die das Grab des Herrn und die Schwellen der Apostel oder andere Stätten des Herrn oft zum Beten zu besuchen pflegten, Gemeinschaft aufnahm, ihnen demütig tägliche Teilhabe an seinen Gebeten anbot und umgekehrt auch bei ihren Gebeten sich angelegentlich zu empfehlen sorgte. Wenn er aber von irgendeinem Bedürftigen in Gottes Namen gebeten wurde, blieb er sofort aus Ehrfurcht vor dem Namen des Herrn stehen und wagte nicht weiterzugehen, bevor er nicht die Bitte dessen angehört hatte, der ihn um eine Wohltat angegangen hatte. – Nachdem wir dies von seinem ersten Wirken kurz vorausgeschickt haben, wollen wir jetzt, wo wir angefangen haben, über Pilger zu sprechen, dem ein Ende setzen und zum Beginn seiner Pilgerfahrt und seines Predigens kommen.
PROLOGUS LIBRI SECUNDI Sicut in superiori huius operis parte prefatus sum, non mihi omnia, que de venerabili viro Otto episcopo comperi, sed ea tantum, que vel notissima sunt, stilo explicare propositum est, quamquam ex his plurima studio brevitatis omiserim. Sufficere enim arbitratus sum, si tantum excellentia notarentur, cum quidem et lectoribus fuerit consulendum, ne quod his pareret rerum copia congesta fastidium. Unde nec in unum omnia coartavi, sed in tres partes, quarum prima utcumque iam edita est, suis capitulis suisque prefatiunculis prenotata distinxi, quo minus fastidiosa sit lectio, cum a novo fuerit repetita principio.
LIBER SECUNDUS 1. Tanto interea peregrinandi et predicandi desiderio pii Ottonis pectus incaluit, ut partes Pomeranorum paganorum adire decreverit, quatinus eos ab errore suo revocaret et ad viam veritatis et agnitionem Christi filii Dei perduceret. Cumque a beate memorie Kalisto papa II. predicandi licentiam accepisset et de singulis quibusque ordinibus ministros ydoneos sui itineris comites delegisset, anno dominice incarnationis MCXXIIII, indictione II., mense iunio, quinquagesime diebus exactis, iter arripuit et a suis honorifice prosecutus Boemiam usque pervenit. Ubi a venerabili civitatis ipsius episcopo1 et ab omni clero et populo cum ingenti honore et exultatione suscipitur, et tam ibi quam in cunctis ecclesiis, quas intravit, usque ad ipsam Gnozenensium civitatem in occursum apostolici sacerdotis illud de apostolis responsorium decantatur: „Cives apostolorum et domestici Dei advenerunt hodie, portantes facem et illuminantes patriam, dare pacem gentibus et liberare populum Domini.“2 Quod ideo factum est, ut animadverteres cum beatis apostolis, cum quibus commune gessit officium, et laudes eum habere communes. — 2. Qui inde consurgens amicis et fidelibus suis, qui ad deducendum eum advenerant, valefecit ac Boemiorum fines egressus Poloniam versus iter tetendit. Tandem confecto itinere a duce Polonie Bolezlao receptus honorifice est, cum quidem ille non secus in adventu tanti tunc hospitis letaretur,
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Meinhard, 1122 –1134. Responsorium im Pontificale Romanum.
VORWORT ZU BUCH II Vita aus demOtto, Kloster Bischof Prüfening, von Bamberg Buch II
Wie ich im Vorwort zum voraufgehenden Teil dieses Werkes gesagt habe, ist es nicht meine Absicht, alles, was ich über den hochwürdigen Bischof Otto erfahren habe, sondern nur das schriftlich darzulegen, was gut bezeugt ist, obgleich ich dabei im Eifer für die Kürze sehr vieles ausgelassen habe. Ich glaubte nämlich genug zu tun, wenn nur das Bedeutendere aufgenommen würde, da ja auch auf die Leser Rücksicht zu nehmen ist, damit nicht die Fülle des Stoffes Überdruss erzeugt. Daher habe ich nicht in einem Buch alles zusammengefasst, sondern habe es auf drei Teile aufgeteilt (von denen der erste schon vorliegt) mit ihren Kapiteln und kleinen Vorreden, damit das Lesen weniger verdrießlich ist, wenn man wieder mit neuem Anfang fortfährt.
BUCH II 1. Inzwischen entbrannte die Brust des frommen Otto so sehr vom Verlangen nach Pilgerfahrt und Predigt, dass er beschloss, das Land der heidnischen Pomeranen aufzusuchen, sie von ihrem Irrtum abzuziehen und auf den Weg der Wahrheit und der Erkenntnis Christi, des Sohnes Gottes zu führen. Sobald er von Papst Kalixt II. seligen Angedenkens die Predigterlaubnis erhalten und aus allen Weihegraden geeignete Diener als Gefährten auf seiner Reise ausgesucht hatte, machte er sich im Jahr des Herrn 1124, in der 2. Indiktion, im Monat Juni nach Beendigung der Pfingsttage auf den Weg und gelangte, von den Seinen ehrenvoll geleitet, bis nach Böhmen. Dort wurde er vom hochwürdigen Bischof1 dieser Stadt und von gesamtem Klerus und Volk mit ungeheurer Ehre und Begeisterung empfangen; und dort wie auch in allen Kirchen, die er betrat, bis zur Stadt Gnesen wurde zur Begrüßung des apostolischen Priesters das Responsorium von den Aposteln gesungen: „Die Bürger der Apostel und Hausgenossen Gottes sind heute gekommen, sie tragen Frieden und erleuchten die Heimat, um den Völkern Frieden zu bringen und das Volk des Herrn zu befreien.“2 Dies geschah, damit man bemerkt, dass er mit den heiligen Aposteln, mit denen er das gleiche Amt teilte, auch das Lob gemeinsam hätte. — 2. Dann stand er auf, sagte seinen Freunden und Getreuen, die zu seinem Geleit mitgekommen waren, Lebewohl, verließ das Gebiet von Böhmen und richtete seinen Marsch nach Polen. Schließlich wurde er am Ende der Reise vom Polenherzog Boleslaw ehrenvoll aufgenommen, da der sich über die Ankunft eines so bedeutenden
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quam si ipsum recepisset hospicio Salvatorem. Neque vero tantum eum devote suscepit, sed et secum, quamdiu potuit, benigne retinuit et humane tractavit. Abeuntem denique tanto est humanitatis officio prosecutus, ut per singulas sui itineris mansiones usque in extrema ducatus sui confinia tam sibi quam suis liberaliter ministraret sicque per viros industrios ad Paulum comitem Zutochanum cum debita faceret veneratione deduci, ab ipso nichilominus usque ad ipsum ducem Pomeranie Bratizlaum3 honorifice deducendum. Susceptum itaque episcopum Paulus ad ducem ipsum quasi cum LX militibus sub omni celeritate deducit, qui et ipse, fama adventus eius audita, iuxta fluvium Wurtam4 cum non minus CCC armatis venienti episcopo letus occurrit. 3. Siquidem Bratizlaus, ydolorum cultibus abdicatis, vere fidei iam olim rudimenta perceperat. Unde factum est, ut ipsa gens barbara, que sue suberat ditioni, invidia nominis Christi ipsum haberet exosum. Itaque mirum in modum, episcopo veniente, gaudebat, quippe qui ipsam nationem infidelitatis tenebris absolutam perducturus esset ad fidem. Confestim ergo milites duos, qui olim et ipsi crediderant, in eius obsequium destinavit, quibus id iniunxit officii, ut sanctum Domini sacerdotem per loca ignota deducerent et ab infidelium tuerentur incursu. Quibus tamen episcopus pro eo, quod gentilibus eos communicasse constabat, primum indicta penitentia, sic demum communicare et confabulationem cum eis ac mensam voluit habere communem. Sic tamen indictam eis penitentiam temperavit, ut homines adhuc rudes in fide nec gravis sententie labore depressi deteriores fierent nec rursus sine aliqua satisfactione recepti vel culpam esse non crederent, quam inpunitam episcopus dimisisset. 4. Iamque extremos Pomeranorum fines intraverat, ubi in prima se fronte Petris civitas offerebat. Vixque episcopus vocem primam predicationis emiserat, et ecce homines quidam, qui haut procul ab urbe consederant, divina inspiratione compuncti, certatim ad percipiendam sacri baptismatis gratiam confluebant. Quod quidem alto divinitatis consilio actum est, ut dum gentes gratia divina preventas capaces verbi fore sentiret, de bono initio meliorem sperans exitum proventurum a cepta predicationis instantia nequaquam aut labore devictus aut fractus desperatione cessaret. Omnibus ergo, quos ibidem invenerat, baptizatis, sic demum Petris civitatem ingressus, predicatione peracta, quingentos fere utriusque sexus homines baptizavit. Quibus servan-
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Wartislaw I., vor 1124, † um 1135. Erster bezeugter Herzog von Pommern. Genaue Stelle unbekannt, vielleicht bei Zantoch.
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Gastes nicht anders freute, als wenn er den Heiland selbst zu Gast hätte. Er empfing ihn nicht nur hingebungsvoll, sondern behielt ihn auch, solange er konnte, gütig bei sich und behandelte ihn freundlich. Als der schließlich weiterzog, förderte er ihn mit solchem Freundschaftsdienst, indem er für die einzelnen Aufenthalte auf seinem Wege bis zur Grenze seines Herzogtums ihm und den Seinen freigebig dienstbar war und sie durch eifrige Männer mit schuldiger Ehrerbietung zu Paul, dem Grafen von Zantoch, geleiten ließ; der seinerseits sollte ihn ehrenvoll bis zu Wartislaw3, dem Herzog von Pommern geleiten. Paul also geleitete den Bischof mit ungefähr 60 Reitern ohne Verzug zum Herzog, der dem Bischof, als ihn die Kunde von der Ankunft erreichte, mit nicht weniger als 300 Bewaffneten bis zum Fluss Warthe4 froh entgegenkam. 3. Wartislaw nun hatte dem Götzendienst entsagt und schon längst die Grundlagen des Glaubens erlernt. So war es dazu gekommen, dass das barbarische Volk, das seiner Herrschaft unterstand, ihn aus Verachtung des Namens Christi hasste. Deshalb freute er sich wundervoll über die Ankunft des Bischofs, da dieser sein Volk aus der Finsternis des Heidentums lösen und zum Glauben führen sollte. Sofort also bestimmte er zwei Reiter, die früher selbst zum Glauben gekommen waren, zu dessen Bedienung; ihnen gab er den Auftrag, sie sollten den heiligen Priester des Herrn durch die unbekannte Gegend geleiten und vor einem Überfall der Ungläubigen schützen. Weil sie aber offenkundig mit den Heiden gemeinsame Sache gemacht hatten, legte der Bischof ihnen zunächst eine Buße auf, erst dann wollte er mit ihnen zusammen leben und sprechen sowie gemeinsam zu Tische sitzen. Die ihnen auferlegte Buße hielt er jedoch so gering, dass die im Glauben noch Unerfahrenen nicht durch die Last einer schweren Strafe niedergedrückt und dann schlechter würden, doch sollten sie nicht glauben, wenn der Bischof sie ungestraft ließe, würden sie künftig ohne Genugtuung aufgenommen und seien ohne Schuld. 4. Schon hatte er die Grenzen Pommerns erreicht, wo sich ihm als erste Stadt Pyritz darbot. Kaum hatte der Bischof seine Stimme zur ersten Predigt erhoben, siehe, da strömten viele Menschen, die nicht weit von der Stadt entfernt wohnten, um die Wette zusammen, von göttlicher Eingebung mitten ins Herz getroffen und gewillt, die Gnade der heiligen Taufe zu empfangen. Dies war durch hohen Ratschluss Gottes so geschehen, denn er sollte spüren, wie die Heiden der göttlichen Gnade folgten und fähig seien für das Gotteswort, und er würde dann nach dem guten Beginn auf ein noch besseres Ende hoffen, bei seiner eindringlichen Predigt keinesfalls von der Mühe überwältigt werden oder, von Verzweiflung gebrochen, davon ablassen. Als er also alle, die dorthin gekommen waren, getauft hatte, betrat er endlich die Stadt Pyritz, und nach seiner Predigt taufte er ungefähr 500 Menschen beiderlei Geschlechts. Diesen gab er eine Regel zum Bewahren des Glaubens in
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de fidei regulam tradens ad aliam nichilominus, que Chamin5 dicitur, civitatem, Domino favente, pervenit. In qua nimirum dum totis tribus mensibus predicasset, tria milia hominum et sexcentos exceptis XV promiscui sexus convertit ad Dominum. Viderit unusquisque, quid sentiat. Alii receptam a gentibus fidem, alii doctoris egregii mirentur industriam, ego certe, cum omnia hec ad Dei gloriam referenda non dubitem, nichil in his tam mirum existimo, quam quod tantus 6iusticie preco6, quo pluribus predicavit, plures convertit, cum quidem Deus omnipotens fidelem suum quibusdam, ut ita dixerim, premiis incitaret, dum ei de multiplicato labore fructum multiplicem largiretur. 5. Tercia deinde Iulin7 civitas fuit. Hec a Iulio Cesare, qui eam olim exstruxerat, vocabulum trahens iuxta Oderam fluvium haut procul a mari sita est. Audientes itaque Iulinenses multos Chaminensium fidei recepisse doctrinam et equo animo non ferentes supervenere confusi nec solum deridere conversos, sed et sancto pontifici eiusque comitibus derogare ceperunt. Episcopum quidem magum et impostorem vocare, Chaminenses vero ineptos patrie delatores, qui, patriis legibus abdicatis, extranee gentis sequi niterentur errorem. Hanc igitur civitatem ubi sanctus presul adire decrevit, a duce Bratizlao conductum peciit et accepit. Verum per urbes singulas, quas intravit, in ipsius ducis hospicium se recepit, quatinus in eum populus non seviret, qui sub principis sui presidium confugisset. Mos enim iste antiquitus a gentibus servabatur, ut quamdiu quis libere in domo principis habitaret, nisi primum consulto principe, de gravi crimine coargutus, nichil a quoquam molestie sustineret. Quo contra episcopo vix uspiam tutus ad manendum supererat locus, publicis vero se inferre conspectibus sine gravi sui suorumque periculo non audebat. Quocienscumque enim in publicum predicandi gratia processisset, videres barbaros cum gladiis ac fustibus, veluti unumquemque casus armaverat, certatim erumpere, 8pulverem alios spargere,8 alios lapides crebro iactare, 9fremere dentibus9, vocibus strepere10, ut, nullo nocendi genere pretermisso, cuncti pariter in unius necem hominis conspirasse viderentur. — 6. Quod videns episcopus alia eos via aggredi cogitavit, ut premiis vinceret, quos vincere ratione non poterat. Nam usque ad id temporis Iulinensibus, – quod quidem doleamne an rideam, nescio – venerabiliter reservata Iulii Cesaris lancea colebatur, quam ita rubigo consumpserat, ut ipsa
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1188 wurde der Bischofssitz von Wollin nach Kammin verlegt. Der Bistumspatron Otto wurde 1930 vom neuen (Erz-)Bistum Berlin als Patronus aeque-principalis übernommen. 6–6 Vgl. 2 Petr 2,5. 7 „Gelehrter Gründungsmythos aufgrund der Namensähnlichkeit.“ (Petersohn). 8–8 Vgl. Iob 2,12.
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die Hand; dann gelangte er mit Gottes Fügung in eine andere Stadt namens Kammin5. Als er dort während dreier Monate predigte, bekehrte er 3585 Menschen beiderlei Geschlechts. Jeder mag sehen, was er davon zu halten hat. Die einen mögen bewundern, dass die Heiden den Glauben angenommen haben, andere den Eifer des hervorragenden Lehrers, ich jedoch, da ich nicht zweifle, dass all dies der Herrlichkeit Gottes zuzuschreiben ist, sehe daran nichts weiter Wunderbares, als dass der große 6Herold der Gerechtigkeit6 je mehr er predigte, umso mehr bekehrte, da der allmächtige Gott seinen getreuen Sohn sozusagen mit einigen Belohnungen anstachelte, bis er ihm für die vielfältigen Mühen dann vielfältigen Lohn schenkte. 5. Die dritte Stadt war Wollin. Diese leitete ihren Namen („Julin“7) von Julius Caesar ab, der sie einst gegründet hatte; sie liegt an der Oder, nicht weit vom Meer entfernt. Als nun die Wolliner hörten, viele Kamminer hätten die Lehre des Glaubens angenommen, wollten sie das nicht gleichmütig hinnehmen; sie kamen verwirrt zusammen und verlachten nicht nur die Bekehrten, sondern begannen auch, den Bischof und seine Begleiter zu schmähen. Den Bischof nannten sie einen Zauberer und Betrüger, die Kamminer aber törichte Vaterlandsverräter, die nach Verlassen der heimatlichen Gesetze den Irrtümern eines fremden Stammes folgen wollten. Als also der Bischof beschloss, in die Stadt einzuziehen, erbat und erhielt er Geleit von Herzog Wartislaw. In allen Städten, die er betrat, zog er sich in die Herberge dieses Herzogs zurück, auf dass das Volk nicht gegen ihn wüte, der sich in den Schutz ihres Fürsten geflüchtet hätte. Es wurde nämlich seit alters bei den Heidenvölkern folgende Sitte bewahrt: Solange einer im Haus des Fürsten frei wohnte, würde er von niemandem Belästigung erfahren vor einer Befragung von Seiten des Fürsten, auch bei einer Beschuldigung wegen eines schweren Verbrechens. Solange für den Bischof kaum irgendein sicherer Ort zum Aufenthalt übrig geblieben war, wagte er es nicht, ohne schwere Gefahr für sich und die Seinen sich öffentlich zu zeigen. Sooft er nämlich zum Predigen aufgetreten war, konnte man Barbaren mit Schwertern und Knüppeln sehen, wie jeden der Zufall bewaffnet hatte; sie brachen um die Wette hervor; die einen 8streuten Asche umher,8 andere warfen mit Steinen, 9knirschten mit den Zähnen9 und stießen Schreie aus10, dass es schien, sie hätten sich alle verschworen zum Mord an einem Menschen und würden keine Art auslassen, ihm zu schaden. — 6. Als der Bischof das sah, überlegte er einen anderen Weg, an sie heranzukommen; er wollte sie mit Gaben besiegen, da er sie mit Vernunft nicht besiegen konnte. Denn bis zu dieser Zeit – ich weiß nicht, ob ich darüber weinen oder lachen soll – wurde die ehrfurchtsvoll aufbewahrte Lanze des Julius Caesar verehrt, an der sich derart Rost angesetzt hatte, dass 9–9 10
Thren 2,16. Sallust. Jug. 98,6.
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Otto, Bischof von Bamberg
ferri materies nullis iam usibus esset profutura. Quam tamen episcopus, ut tanto eos errore absolveret, quinquaginta talentis argenti voluit comparare, non magni pendens quamlibet gravem rerum suarum iacturam, dummodo gentiles, vendita vanitate, salutem emerent suam. Et episcopus quidem hoc facere ut 11fidelis et prudens11 negotiator, cui de animarum salute res agitur, cogitabat; pagani vero, ut impii et infideles, 12vehementer abnuere12, lanceam divinioris esse nature, nichil ei transitorium vel caducum posse conferri ac proinde nullo umquam a se precio extorquendam, in qua presidium sui, patrie munimentum et insigne victorie esse constabat. Cum interim venerabilis ac Deo dignus antistes magnifice concionatur ad plebem, et ecce quidam e turba furibundus ac plenus insania sanctum impetere sacerdotem eumque ligno viridi, quod manu forte gestabat, tam valide percussit, ut humi prostratus 13iacere exanimis13 videretur. Quidam vero ex sociis eius, cuius spiritus Dei interiora tetigerat, iacentem eminus sacerdotem conspiciens „Deo gratias“ exclamabat, eo quod ipsum a nocentibus innocenter extinctum et gloriam martyrii crederet assecutum. Neque vero sua eum fefellit opinio, quia etsi manus persecutoris evasit, tamen palmam martyrii, quam in voto tenuit, in merito non amisit. Ille interim levatur in manibus et manus utrasque expandit ad celos, gaudens ipse et Deo gratias agens, quod vel unam in eius nomine plagam meruisset accipere.14 7. Quid plura? Usque adeo gens barbara in sanctum Domini sacerdotem sevire non timuit, ut gravi verborum ac verberum affectum iniuria de suis postremo finibus proturbaret. Qui urbem egressus in altera predicti fluminis ripa quasi unius ebdomade spacio cum suis comitibus stare disposuit, quoadusque cognosceret, quem esset res exitum habitura. Sperabat enim gentiles facilius considerata ratione in mansuetudinem posse converti, si eis forte presentiam sui, quam in tantum exosam habuerant, paululum subtraxisset. Sed ne in hoc quidem eius profecit industria. Videres barbaros magis ac magis accensis animis debachari, se numquam nisia in consiliis Stetinensibus credituros, iret pocius egregius predicator et eos, qui totius gentis principes haberentur, converteret. Iam vero, illis conversis, nichil sibi fore residui, se quantocius in via veritatis, quam se episcopus eis ostensurum promiserat, secuturos. Hec dicentes non quidem Stetinenses sequi ad vitam, sed ad mortem episcopum premittere cogitabant, rati nimirum illos ad iniciendas manus episcopo promptiores, qui et multitudine ceteris et potestate prestarent. Tandem episcopus, communicato cum eis consilio, se ipsum periculo dare disa
in Hss.
11–11
Matth 24,45; Luc 12,42. Sulpicius Sev., Dial. II 11,2 (CSEL 1 S. 192). 13–13 Ders., Vita s. Martini. 19,4 (CSEL 1 S. 128). 14 Vgl. Vita Adalberti 28, oben S. 64. 12–12
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das Eisen zu nichts mehr nütze war. Um sie jedoch von diesem Irrtum zu befreien, wollte der Bischof sie für 50 Pfund kaufen; er selbst achtete jeden großen Verlust an Gütern für unbedeutend, wenn die Heiden nur sein Heil kauften und ihren Schwindel verkauften. Der Bischof dachte, dies wie 11ein treuer und kluger11 Händler zu tun, für den es nur um das Heil ihrer Seelen geht; die Heiden aber, gottlos und treulos, wie sie waren, 12lehnten es heftig ab12: Die Lanze sei göttlicher Natur, nichts Vergängliches oder Hinfälliges könne mit ihr verglichen werden, und daher könne ihnen um keinen Preis je das entrissen werden, in dem ihr Schutz, die Sicherheit des Vaterlandes und das Zeichen des Sieges bestehe. Als unterdessen der hochwürdige und gottwürdige Bischof eine prächtige Rede an das Volk hielt, siehe, da stürzte einer wütend und voll Torheit auf den heiligen Priester und schlug ihn mit einem Stück Holz, das er zufällig in der Hand hatte, so hart, dass er zu Boden stürzte und 13anscheinend leblos dalag13. Einer von seinen Gefährten aber, dem der Geist Gottes das Herz gerührt hatte, sah von ferne den Priester liegen und rief: „Dank sei Gott dem Herrn!“, weil er glaubte, der sei unschuldig von Schuldigen umgebracht worden und habe die Herrlichkeit des Martyriums erreicht. Seine Meinung täuschte ihn jedoch nicht, denn, wenn er auch der Hand des Verfolgers entkam, so verlor er die Märtyrerpalme, nach der er verlangte, dennoch nicht dem Verdienst nach. Inzwischen wurde er mit Händen aufgerichtet, und er breitete beide Hände zum Himmel, freute sich und dankte Gott, dass er ihn für würdig angesehen hatte, in seinem Namen wenigstens einen Schlag zu erhalten.14 7. Wie ging es weiter? So sehr wütete das Barbarenvolk ohne Scheu wider den heiligen Priester des Herrn, dass es ihn schließlich, nachdem er schweres Unrecht an Worten und Schlägen erfahren hatte, aus dem Gebiet vertrieb. Als er das Städtchen verlassen hatte, beschloss er, ungefähr eine Woche lang mit seinen Gefährten auf der anderen Uferseite des genannten Stromes zu bleiben, bis er erfahren hätte, welchen Ausgang die Sache nähme. Er hoffte nämlich, die Heiden könnten nach einer Überlegung zur Besinnung kommen, wenn er ihnen vielleicht seine Anwesenheit, die ihnen so sehr verhasst war, ein wenig entzogen hätte. Doch nicht einmal damit machte sein Eifer Fortschritte. Man konnte die Barbaren sehen, wie sie mehr und mehr mit erregten Sinnen tobten, sie würden nie auf die Ratschläge der Stettiner eingehen: Eher sollte der bedeutende Prediger dorthin gehen und die bekehren, die für die Führer des ganzen Stammes gehalten werden. Nach deren Bekehrung bliebe ihnen nichts weiter übrig, als schleunigst auf dem Weg der Wahrheit zu folgen, den ihnen der Bischof zu zeigen versprochen hatte. Dies sagten sie, nicht um den Stettinern zu folgen, vielmehr dachten sie, den Bischof zum Tod vorauszuschicken; sie meinten zweifelsohne, jene, die die übrigen an Zahl und Macht übertrafen, würden eher Hand an den Bischof legen. Schließlich beschloss der Bischof nach Beratung mit den Seinen, sich der Ge-
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posuit, de Iesu bonitate presumens, ut quos humano ingenio vincere ipse non posset, de his postmodum gloriosius per semet ipsum Dei filius triumpharet. Relictis itaque Iulinensibus, per Oderam navigio ascendens Stetinensium adiit civitatem, que a radicibus montis in altum porrecta trifariam divisis munitionibus natura et arte firmatis tocius provincie metropolis habebatur. 8. In ea civitate per novem continuas ebdomadas stetit et 15verbum vite eis annuntiare15 non desiit. Verum indurata gentilitas doctrinam fidei recipere vel audire contempsit. Porro ille per omne sabbatum predicandi gratia in publicum procedebat, sacerdotalibus vestimentis indutus, tum ut maior sermoni inesset auctoritas, tum ut effera corda gentilium niveo demulceret aspectu. At vero gens barbara in sua adhuc infidelitate perdurans ad ligna et lapides suo illo more convertitur, ita ut multociens baculis et ictibus lapidum sanctum impeteret sacerdotem, ipsum videlicet eisdem armata repellens, a quibus colendis eam revocare temptaverat. Quadam etenim die virgam pastoralem manu tenens verbum Domini predicabat, et cum multa contradictio fieret, quidam lapidem iecit et manum episcopi graviter sauciavit, ita ut et virgam ipsam ictu lapidis leserit, quam tamen episcopus, ne inde gloriari forsitan videretur, postea poliri et signum lesionis auferri fecit. Iam vero episcopus, quid faceret, quo se verteret, nesciebat. Predicationi instaret? Sed turba gentilium vel videre episcopum vel Christum audire non poterat. Predicare desineret? Sed ad exemplum predicationis officium, 16necessitas proximi et Christi eum karitas perurgebat16. Totus itaque conversus ad Dominum eius auxilium diebus ac noctibus implorabat, psalmodie et orationi una cum clericis suis numero XVIII totum, quod a cura corporis vacuum fuit, tempus insumens. Nec multo post Dominus tantis laboribus finem dare disposuit. Siquidem fideli famulo suo pro salute gentium deprecanti facilem commodavit auditum easque continuo per eius ministerium ecclesie sue sancte aggregare dignatus est. 9. Quibus hec prima salutis extitit et conversionis occasio. Domazlaus unus de primoribus civitatis, olim christianus, filios duos de gentili iam uxore susceperat. Cuius quidem illicito amore devictus et fidem ipse deseruit et ipsos infantes in infidelitatis tenebris dereliquit. Iamque pubertatis annos impleverant, et cum essent 17venusti aspectu17, sagaces ingenio, prudentes eloquio, suum, proh dolor, et omnium creatorem Dei filium ignorabant.
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Vgl. Eph 5,26. Vgl. 2 Cor 5,15. Gen 29,17.
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fahr auszusetzen in der Hoffnung auf die Güte Jesu: Die er mit seinem menschlichen Verstand nicht besiegen könne, über die würde letztendlich durch ihn der Gottessohn umso herrlicher triumphieren. Er ließ also die Wolliner hinter sich, ruderte oderaufwärts und erreichte die Stadt Stettin, die am Fuße eines Berges in die Höhe steigend, dreifach durch natürliche und künstliche Befestigungen gesichert, für den Hauptort des ganzen Landes gehalten wurde. 8. In dieser Stadt hielt er sich ganze neun Wochen auf und wurde nicht müde, ihnen 15das Wort des Lebens zu verkünden.15 Doch das verhärtete Heidenvolk lehnte es ab, die Lehre des Glaubens anzunehmen oder anzuhören. Ja, jeden Samstag trat er in die Öffentlichkeit um zu predigen, angetan mit den priesterlichen Gewändern, damit seine Predigt eine größere Autorität besitze und damit er die wilden Herzen der Heiden durch den schneeweißen Anblick besänftige. Allein, das barbarische Volk blieb verhärtet in seinem Unglauben und wandte sich nach seiner Sitte Holzknüppeln und Steinen zu, um öfter mit Stöcken und Steinwürfen den heiligen Priester anzugreifen, ihn also mit der Gewalt der Waffen zu vertreiben, von deren Verehrung sie abzubringen er versucht hatte. Eines Tages hielt er den Hirtenstab in der Hand und predigte das Wort des Herrn, und als großer Widerspruch laut wurde, warf einer einen Stein, der die Hand des Bischofs so schwer traf, dass er durch den Steinwurf auch den Hirtenstab beschädigte; diesen ließ der Bischof jedoch später glätten und das Zeichen der Beschädigung beseitigen, damit sich niemand damit brüsten könne. Doch nun wusste der Bischof nicht, was er tun solle, wohin er sich wenden könne. Sollte er auf dem Predigen bestehen? Aber die Rotte der Heiden wollte weder den Bischof sehen noch Christus hören. Sollte er zu predigen aufhören? Doch zum Vorbild drängte ihn das Amt der Predigt, 16die Not des Nächsten und die Liebe Christi.16 Ganz zu Christus gewandt, flehte er bei Tag und Nacht dessen Hilfe an, verwandte alle Zeit, die nicht nötig war für die Sorge um seinen Leib, zu Psalmengesang und Gebet zusammen mit seinen Klerikern, 18 an der Zahl. Bald darauf beschloss der Herr, solchen Mühen ein Ende zu bereiten. Denn er schenkte seinem getreuen Diener, der für die Rettung der Heiden betete, volles Gehör und ließ sich herbei, diese bald darauf durch sein Wirken seiner heiligen Kirche einzugliedern. 9. Die erste Gelegenheit zu Heil und Bekehrung bot sich für sie folgendermaßen: Domaslaw, einer von den Großen der Stadt, früher Christ, hatte zwei Söhne von seiner noch heidnischen Frau. Von der unerlaubten Liebe zu ihr besiegt, fiel er vom Glauben ab und ließ seine Kinder in der Finsternis des Unglaubens. Nun waren sie schon junge Männer geworden, und obgleich sie 17ein schönes Gesicht17 hatten, lebhaften Verstand und kluge Redegabe, kannten sie doch leider nicht ihren und aller Schöpfer, den Sohn Gottes. Die Jungen fingen an, nach Gottes Lenken das Gemach des Bischofs
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Pueri isti secretarium episcopi Dei nutu frequentare ceperunt et crebro cum ipso conferre sermonem. Quibus episcopus, quantum illa paciebatur etas, de fidei illuminatione, de iudicio futuro, de anime inmortalitate, de spe resurrectionis, de gloria beatorum breviter commodeque disseruit. Postremo illorum deplorans ignorantiam et quasi ingenite infidelitatis errorem: „Heu“, inquit, „filioli, ut quid nos, qui salutis vestre causa advenimus, non auditis? Cur eum, qui tam prestantis forme vos fecit, agnoscere detrectatis? Venite, karissimi, ad veram et katholicam fidem, agnoscite vestrum et omnium creatorem, ut in oculis eius, a quo conditi estis, gratiam et misericordiam invenire possitis.“ Ad hec dicta nonnulla cum adderet et cum verbo vite cibo eos ac potu sepius recrearet aliaque interdum munuscula, qualia nimirum ea etas ambire consuevit, gratanter offerret, animus puerorum sensim informabatur ad fidem, et tandem in hanc vocem sancto preventi spiritu proruperunt: „Nova hec sunt, que astruis, pater, et nostris numquam auribus nunciata. Patrem nostrum christianum olim fuisse audivimus, matrem nobis esse gentilem nemo, qui nesciat, in tantum, ut ille illius vel exemplo vel amore illicito depravatus a fide exciderit. Quorum cum pro certo offensam, si aliud quicquam gerimus, incurramus, decrevimus tamen pro fide, quam predicas, extrema omnia experiri, dummodo tu iuratus asseras in nomine Dei tui, cuius sacerdos es, nos de patriis legibus translatos beatos fore cum Christo.“ Miratur episcopus insperatam infantium fidem, vitam vero eis salutemque perpetuam, siquidem in hac intentione perstiterint, pollicetur. Quid plura? In festo beatorum martyrum Crispini et Crispiniani18 baptizati sunt pueri non sine gravi huius vite periculo, cum quidem pater eorum longe abesset et mater nichilominus rem penitus ignoraret. Neque enim illi animum suum confiteri ullatenus audebant, pro quo nimirum vel mortem ipsam vel duros corporis cruciatus se perpeti formidabant. Sed Deus omnipotens, qui licet sit magnus in magnis, gloriosius tamen mirabilia operatur in minimis, non solum pueros de parentum manibus liberavit, sed et parentes et patriam ad cognicionem sui nominis eorum imitatione convertit. — 10. Vixque ista transierant, et ecce legati antistitis, quos ad ducem Poloniorum ob conquerendam illatam sibi iniuriam et repulsam paulo ante direxerat, redierunt, cum quibus et alii ex parte ducis adveniunt, tam dura paganis quam grata pontifici mandata portantes. Aiunt namque dominum suum debita quidem indignatione moveri, quod ab eis episcopum quibuslibet iniuriis lacessitum fore comperit, precipere tamen, ne quid deinceps molestie sustineret. Alio-
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öfter aufzusuchen und mit ihm ein Gespräch zu führen. Zu ihnen redete der Bischof kurz und klar, soweit es ihr jugendliches Alter zuließ, über die Erleuchtung des Glaubens, das Jüngste Gericht, die Unsterblichkeit der Seele, die Hoffnung auf Auferstehung, die Herrlichkeit der Seligen. Schließlich beklagte er ihr Unwissen und ihren gleichsam angeborenen Irrtum des Unglaubens: „Ach“, sagte er, „Kinder, warum hört ihr nicht auf uns, die wir euretwegen zu euch gekommen sind? Warum entzieht ihr euch, den anzuerkennen, der euch eine so hervorragende Gestalt gegeben hat? Ihr Lieben, kommt doch zum wahren und katholischen Glauben; erkennt euren und aller Schöpfer, damit ihr in den Augen dessen, der euch geschaffen hat, Gnade und Barmherzigkeit erlangen könnt!“ Als er diesen Worten noch einiges hinzufügte und sie außer mit dem Wort des Lebens auch mit Speise und Trank öfter erquickte und ihnen gern mitunter kleine Geschenke machte, die dieses Alter ja zu wünschen pflegt, wurde der Sinn der Jungen allmählich für den Glauben geöffnet, und schließlich brachen sie, vom Heiligen Geist gelenkt, in das Wort aus: „Das ist so neu, was du uns darlegst, Vater, und niemals haben unsere Ohren das vernommen. Wir haben gehört, dass unser Vater einst Christ war, unsere Mutter ist, wie jeder weiß, so sehr Heidin, dass er, durch ihr Beispiel oder aus unerlaubter Liebe verleitet, vom Glauben abgefallen ist. Mögen wir auch sicher deren Zorn erregen, wenn wir etwas anderes tun, so haben wir doch beschlossen, für den Glauben, den du predigst, alles, ja das Äußerste zu wagen, wenn du nur im Namen deines Gottes, dessen Priester du bist, unter Eid versicherst, wir würden mit Christus selig sein, wenn wir die väterlichen Gesetze verlassen.“ Da wundert sich der Bischof über den unverhofften Glauben der Jungen und verspricht ihnen ewiges Leben und Heil, wenn sie in dieser Absicht verharren. Was weiter? Am Festtag der heiligen Crispin und Crispinian18 werden die Jungen getauft, nicht ohne große Gefahr für ihr Leben, da ihr Vater lange abwesend war und die Mutter von der Sache gar nichts wusste. Denn sie wagten beide nicht, ihre Meinung zu bekennen, für die sie den Tod oder harte Körperstrafen zu erhalten fürchteten. Doch der allmächtige Gott, der im Großen groß ist, noch herrlicher aber Wunderbares im Kleinen vollbringt, befreite die Jungen nicht nur aus den Händen der Eltern, sondern verwandelte nach ihrem Beispiel ihre Eltern und das Vaterland zur Erkenntnis seines Namens. — 10. Kaum war das vorüber, siehe, da kommen die Gesandten des Bischofs zurück, die er zuvor zum Polenherzog geschickt hatte, um sich zu beklagen über das ihm zugefügte Unrecht und die Zurückweisung; mit diesen kamen auch andere [Gesandte] von Seiten des Herzogs, die harte Befehle für Heiden und huldvolle für den Bischof brachten. Sie sagten nämlich, ihr Herr sei zu Recht entrüstet, dass er erfahren musste, der Bischof habe von ihnen mancherlei Unrecht erlitten; er befehle jedoch, dieser dürfe künftig keinerlei Belästigung erfahren. Andernfalls werde er unverzüglich mit einem Heer er-
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quin et se cum exercitu quantocius affuturum et summum de eis supplicium victorum more sumpturum. Si vero audire episcopum et verbum Dei recipere consensissent, nichil a se vel a quoquam suorum adversi passuros, sed sicut ceteros Christianos pacem perpetuam habituros, dummodo servare erga se fidem ac secum ire in hostem, quociens id vel illius privata necessitas vel rei publice poposcisset utilitas, nullatenus recusarent. Data itaque sibi optione, pagani de rure ac de villis plebemb innumeram convocantes, quid e duobus eligerent, diligenter inquirunt, multisque sermonibus ultra citraque habitis, tandem se omnia imperata facturos, dummodo a cede, incendiis aliisque hostilibus, qualia nimirum a duce eodem fuerant iam sepe perpessi, de cetero securi existerent, promiserunt. 11. Qua videlicet promissione accepta, episcopus letabatur quidem ad gloriam Christi, sed tradere eis fidei sacramenta nolebat, priusquam et deorum fana destruerent et ipsam denique civitatem ab universis ydolatrie sordibus emundarent. In ea siquidem civitate domus due, quas ab eo quod inclusa deorum symulacra continerent, continas19 dixere priores, ingenti cura vel arte constructe haut grandi ab invicem intervallo distabant, in quibus 20ab stulto paganorum populo20 deus Triglous21 colebatur. Preterea et equum forme prestantis, qui dei Trigloi dicebatur, cives alere consueverunt. Nam et sella eius auro et argento, prout deum deceret, ornata in altera continarum ab ydolorum pontifice servabatur, qua nimirum equus divinus instructus loco et tempore constituto procederet, cum ad captanda auguria vario errore delusus gentilis ille populus conveniret. Erat vero auguriorum huiusmodi consuetudo. Hastis pluribus sparsim positis, equum Trigloi per eas transire fecerunt. Qui cum nullam earum deambulando contingeret, valens videbatur augurium, ut equis sedentes pergerent ad predandum. At si quam earum suo contigisset incessu, interdictam sibi divinitus equitandi facultatem arbitrantes ad sortes se ilico contulerunt, quatinus ex earum consideratione cognoscerent, utrum navigando an potius ambulando predatum ire deberent. Omnem vero, quam ceperant, predam decimare solebant et de quolibet eventu deum Trigloum consulturi prefatas semper continas frequentabant. — 12. Tandem fana ista data sunt in potestatem episcopi et iussu eius diruta ac destructa ita, ut ligna eorum non solum a fidelibus, sed et ab ipsis ydolorum cultoribus certatim rapi cerneres, non tam colendis olim numinibus servandisve deorum insignibus proficua quam nutriendis iam ignibus coquendisque holeribus profutura. Ea vero, que in fanis oblata fuerant, aqua benedicta b 19
plebeam Hss. Vgl. Herbord II 31 Anm. 81, S. 396. Vgl. Eccli 50,28. „Dreiköpfiger Gott“, in Stettin und Brandenburg verehrte slawische Gottheit.
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scheinen und nach Art und Weise von Siegern an ihnen Rache nehmen. Wenn sie aber zustimmten, den Bischof zu hören und Gottes Wort anzunehmen, würde ihnen weder von ihm noch von den Seinen etwas Böses geschehen, sondern sie würden wie die übrigen Christen ständigen Frieden haben, wenn sie sich nur nicht weigerten, ihm die Treue zu halten und mit ihm gegen einen Feind zu ziehen, sooft dies privater Zwang oder der Nutzen für das Gemeinwesen verlangten. Als ihnen diese Wahl gestellt war, riefen die Heiden eine unzählige Menge Leute vom Land und aus den Dörfern zusammen und erforschten sorgfältig, was von beiden sie wählen sollten; es gab viele Reden dafür und dagegen, schließlich versprachen sie, den Befehlen zu folgen, wenn sie nur künftig sicher wären vor Mord, Brand und anderen Feindseligkeiten, die sie ja oft von diesem Herzog erlitten hatten. 11. Als der Bischof von diesem Versprechen hörte, freute er sich zwar zum Lobe Christi; doch er wollte ihnen die Sakramente des Glaubens erst spenden, sobald sie die Götzentempel zerstört und dann die ganze Stadt von allem Unrat des Götzendienstes gereinigt hätten. In der Stadt gab es nämlich zwei Häuser, die nach den darin enthaltenen Götzenbildern seit den Vorvätern „Kontinen“ [Katen]19 hießen, mit ungeheurer Sorgfalt und handwerklicher Kunst erbaut, in kurzem Abstand zueinander; darin wurde 20von dem dumpfen Heidenvolk20 der Gott Triglaw21 verehrt. Außerdem pflegten die Bürger ein Pferd von hervorragender Schönheit, das „Gott Triglaws Pferd“ hieß. Auch war sein Sattel, wie es sich für einen Gott geziemte, mit Gold und Silber geschmückt und wurde in einer der Kontinen vom Götzenpriester versorgt; mit ihm sollte dieses göttliche Pferd an bestimmtem Tag und Ort gesattelt auftreten, wenn das von mannigfaltigem Irrtum getäuschte Heidenvolk zum Erfragen von Vorzeichen zusammenkam. Es gab aber folgenden Brauch der Vorzeichen: Es wurden mehrere Lanzen verteilt ausgelegt, dann ließen sie das Triglaw-Pferd durch sie hindurchgehen. Wenn es beim Hindurchgehen keine Lanze berührte, schien das Vorzeichen günstig, dass sie hoch zu Ross zum Beutemachen ausrückten. Wenn es aber beim Durchschreiten eine Lanze berührte, meinten sie, es sei ihnen von der Gottheit verboten worden auszureiten, und wandten sich sofort dem Losorakel zu, ob sie zu Schiff oder eher zu Fuß zum Beutezug aufbrechen dürften. Von aller Beute aber, die sie machten, pflegten sie den Zehnt zu zahlen, bei jeder Gelegenheit den Gott Triglaw um Rat zu fragen und stets die Kontinen zahlreich aufzusuchen. — 12. Schließlich wurden die Heiligtümer in die Verfügungsgewalt des Bischofs gegeben und auf seinen Befehl hin eingerissen und zerstört, so dass man sehen konnte, wie nicht nur von den Gläubigen, sondern auch von den Götzendienern selbst um die Wette deren Holz fortgeschleppt wurde, das nicht so sehr nützlich war zur Verehrung der ehemaligen Gottheiten und zur Bewahrung der göttlichen Zeichen, sondern das gebraucht wurde zum Feuermachen und Kohlkochen. Das aber, was in den Heiligtü-
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respersa civibus universa restituit, ut que illi non recte obtulerant, hic recte divideret, dum diabolicis mancipata serviciis ad usus hominum detorqueret. Neque enim ex his quippiam volebat ipse contingere, quamquam illic inter alia vasa aurea et argentea plurima haberentur. Quod quidem in eo mirabile multum multumque laudabile gentibus visum est, maxime cum is, qui contemptum seculi hominibus persuaderet, et 22que prima mortales ducunt, aurum videlicet et argentum22, contempnendo calcaret. Truncum Trigloi ipse contrivit, sed tria eius capita deargentata, a quibus et Triglous dictus est, secum postea inde abduxit, que deinde beate memorie pape Kalisto in testimonium sui laboris et conversionis ac credulitatis illarum gentium cum debita Christo gratiarum actione direxit. 13. Iam vero, quanto cautele studio baptizandis viris ac feminis, pueris ac puellis intenderit, haut facile dixerim, cum quidem ille omnes ad percipiendam sacri baptismatis gratiam invitaret, sed per semet ipsum solis eam masculis exhiberet. Nam et infantes recenter genitos et feminas omnes cuiuslibet etatis aut conditionis per alios maluit baptizari, ut ne in hoc quidem debitam deneges reverentiam sacerdoti, qui ita suum implevit ministerium, ut nichil verecundum aspiceret, nichil attingeret indecorum. Seorsum autem viros et feminas seorsum baptizari constituit, ut nichil prorsus existeret, quod baptizantium vel baptizandorum confunderet vel commoveret aspectum. Baptizatos denique mediocres quosque vel pauperes cibo ac potu laute refecit, ad hoc etiam nonnichil eis vestimentorum indulsit, filiis vero nobilium vel potentum anulos et baltheos, sandalia, aurifrigia vel alia quelibet preciosa munuscula contulit ipseque nonnullos eorum de sacro fonte suscepit. Omnia vero, que ad peragendum sacri huius mysterii institutum necessaria videbantur, ipse providit, aquam apportari in humeris fecit, dolia vero, ut in ea baptizandi absque difficultate descenderent, foveis inponi ac terre coequari precepit nichilque, quod in tali negotio vel honestati vel religioni congruerit, de industria vel negligentia pretermisit. – Moxque ut ab ydolorum sordibus et locum emundavit et gentem, basilicam ibidem exstruxit, quam in honore beati Adalberti martyris23 consecravit, credens nimirum, quod novellam illam ecclesiam suis meritis et intercessionibus sublevaret, qui et ipse olim pro convertendis ad Christum incredulis in eadem natione vel lingua suum sanguinem obtulisset. Alteram quoque ante portam civitatis eiusdem in honore beatorum apostolorum Petri et Pauli construxit et consecravit ecclesiam, quatinus ad Deum conversa gentilitas principum apostolorum, quorum esset imbuta doctrinis, patrociniis gauderet et meritis.
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Vgl. Sulp. Sev., Dial. I 5,5 (CSEL 1 S. 186). Zum Kult des heiligen Adalbert vgl. die Einleitung oben S. 12 u. 17.
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mern an Opfergaben war, besprengte er mit Weihwasser und gab alles den Bürgern zurück; man sollte sehen: Alles, was jene nicht rechtens übergeben hatten, teilte er rechtens unter sie auf, indem er das für teuflischen Dienst Bestimmte dem Nutzen der Menschen zuführte. Er wollte von all dem nichts für sich behalten, obgleich sich darunter viele goldene und silberne Gefäße befanden. Das schien den Heiden umso bemerkenswerter und mehr und mehr lobenswert, besonders weil er, der die Menschen zur Verachtung der Welt ermunterte, 22das, was die Leute als das Wichtigste ansehen, also Gold und Silber,22 verächtlich mit Füßen trat. Den Rumpf des Triglaw zerlegte er selbst, doch die drei versilberten Köpfe, nach denen der Triglaw benannt ist, nahm er später mit sich und schickte sie mit gebührender Danksagung an Christus zu Papst Kalixt seligen Angedenkens als Beweis für seine Mühe sowie für die Bekehrung und Leichtgläubigkeit dieser Heiden. 13. Jetzt aber kann ich nicht leicht erzählen, mit welcher Umsicht er die Taufe der Männer, Frauen, Jungen und Mädchen eifrig plante; er lud nämlich alle zur Teilnahme an der Gnade der heiligen Taufe ein, er selbst aber würde sie nur den Männern spenden. Denn die neugeborenen Kinder und alle Frauen jeden Alters und Standes wollte er lieber von anderen taufen lassen, damit man dabei dem Priester nicht die gebührende Ehrfurcht verweigern könne, der so sein Amt wahrnimmt, dass er nichts Schamhaftes ansieht und nichts Unschickliches berührt. Er bestimmte also, Männer und Frauen jeweils getrennt zu taufen, damit es nichts geben könne, was den Anblick der Taufspender und der Täuflinge verwirren oder aufregen könne. Schließlich bewirtete er die niederen und die armen Täuflinge mit Speise und Trank und gewährte ihnen auch etwas an Kleidung, den Söhnen der Reichen und Mächtigen aber ließ er Ringe, Gürtel, Sandalen, Goldborten und andere kostbare kleine Gaben zukommen, und einige von ihnen hob er selbst aus dem Taufbecken. Alles aber, was zur Durchführung dieses heiligen Sakramentes nötig schien, bereitete er selbst vor, ließ Wasser auf den Schultern herbeitragen, die Bottiche aber ließ er in Gruben stellen und dem Erdboden angleichen, damit die Täuflinge dort ohne Schwierigkeiten hinabsteigen könnten, und er unterließ nichts, weder absichtlich noch versehentlich, was bei solcher Handlung zur Schönheit und Andacht passt. Sobald er den Ort und das Volk vom Schmutz der Götzenbilder gereinigt hatte, errichtete er dort eine Basilika und weihte sie zu Ehren des heiligen Märtyrers Adalbert23; er glaubte nämlich, er sollte diese neue Kirche den Verdiensten und Fürsprachen dessen widmen, der einst selbst für die christliche Bekehrung der Ungläubigen in diesem Volk und in dieser Sprache sein Blut geopfert hätte. Eine weitere Kirche baute und weihte er vor dem Stadttor zu Ehren der heiligen Apostel Peter und Paul, damit sich die zu Gott bekehrte Heidenschaft über den Schutz und die Verdienste der Apostelfürsten freuen könnte, mit deren Lehren sie erfüllt wäre.
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14. Interea Dominus miraculo grandi ac stupendo et novellam firmat gentilium fidem et suum magnificat sacerdotem. Nam mulier quedam die dominica contra interdictum episcopi ad metendas segetes in agrum abierat, sed repente manus eius sinistra cum frugibus, dextra vero cum falce contracta diriguit, ipsaque 24corruens exspiravit24. Quod quidem admirationi maxime et terrori omnibus fuit, quibus liquido dabatur intelligi, quales postmodum de gravioribus culpis darent, cum quidem talem excessum non alia Dominus quam ipsa mortis sententia vindicasset. Iam vero omnibus in fide Domini confortatis, beatus pontifex ad civitatulam quandam Gridiz25 dictam per Oderam navigio venit indeque rursus ad aliam in littore maris sitam, que Liubin dicitur, navigavit et, pluribus utrobique conversis, Stetinenses reinvisere maturavit. 15. Ubi omnibus rite dispositis, previdens sibi adhuc in aliis convertendis non modicum constare laboris, eis quidem tamquam filiis karissimis, quos per evangelium in Christo genuerat, valefecit sicque ad eos, a quibus dudum repulsus fuerat, Iulinenses videlicet, confidenter accessit. At illi gratia divina preventi venienti obviam ruunt ac tandem eum cum veneratione debita receperunt se errasse, se peccasse dicentes, qui tantum Domini sacerdotem exacerbare ullatenus presumpsissent, rogare vero suppliciter, quatinus Dei sui, qui errantium animas non vult perire, sed culpas, provocatus exemplo hanc eis noxam dimitteret et, infidelitatis tenebris absolutis, lumen veritatis ostenderet. Tum vero antistes paternis gratulatus affectibus fide Christi eos plenius instruxit et lavacro salutari penitentia et ieiuniis preparari fecit. Quos cum fontem vite sitientes et fide alacres perspexisset, gaudens et Domino gratias referens Christi baptismo gaudentes abluit universos. Ubi tanta ad eum baptizandorum multitudo confluxit, ut numerum illorum longe excederent, quos apud Stetin baptizavit. — 16. Nec mora continam unam inter alia sacra deificam illam Iulii Cesaris, quam colebant, lanceam continentem in manum episcopi tradiderunt. Quo videlicet loco et tempore Dominus grande miraculum 26ad gloriam nominis sui26 operari dignatus est. Nam ubi ea, quam diximus, contina sita erat, fluvius redundans paludem fecerat et iam undique circumfluentibus aquis una tantum in parte per eam ponte porrecto fanum illud adiri poterat. Quod ubi in potestatem episcopi conversa ad Dominum gentilitate concessit, ita subito arefactus est locus, ut omnes, qui aderant, mirarentur, cum quidem certissime a Domino factum fuisse constaret, quod
24–24
Vgl. Act 5,5. Neuwarp-Altstadt. Vgl. Abb. 102 bei Piskorski (wie Lit. Verz.) S. 179. 26–26 Missale Romanum, Einladung zum Gabengebet. 25
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14. Inzwischen stärkte der Herr durch ein großartiges und erstaunliches Wunder den neu gepflanzten Glauben des Heidenvolkes und erhöhte seinen Priester. Denn eine Frau war an einem Sonntag gegen das Verbot des Bischofs zum Ernten der Saat aufs Feld gegangen, doch plötzlich erstarrte ihre linke Hand mit den Halmen und die rechte mit der Sichel; 24sie stürzte zu Boden und starb24. Das flößte besonders Verwunderung und Schrecken allen denen ein, denen klar zu verstehen gegeben wurde, dass sie nun größere Schuld auf sich luden, da der Herr solches Vergehen nicht anders als mit der Todesstrafe ahndete. – Doch als alle im Glauben an den Herrn gefestigt waren, kam der heilige Bischof zu Schiff auf der Oder in ein Städtchen namens Warp25; von dort segelte er zu einer anderen Stadt an der Küste namens Lebbin und beeilte sich dann nach der Bekehrung vieler in diesen Orten, die Stettiner zu besuchen. 15. Als er dort alles gehörig geordnet hatte, sah er, dass er nun für die Bekehrung der anderen noch manche Mühe aufzuwenden habe; daher sagte er ihnen als seinen heiß geliebten Kindern, die er durch das Evangelium Christi gezeugt hatte, Lebewohl und wandte sich voll Vertrauen denen zu, von denen er früher zurückgewiesen worden war, den Wollinern. Doch diese, getroffen von der Gnade Gottes, stürzen sich ihm entgegen; endlich empfangen sie ihn mit der schuldigen Verehrung und sagen, sie hätten geirrt; sie hätten gesündigt; sie hätten sich herausgenommen, den so bedeutenden Priester des Herrn zu erzürnen; nun bäten sie kniefällig, er möge nach dem Beispiel seines Gottes, der nicht will, dass die Seelen der Verirrten zugrunde gehen, seinerseits ihnen die Schuld erlassen und ihnen nach Beseitigung der Finsternis des Unglaubens das Licht der Wahrheit zeigen. Da beglückwünschte der Bischof sie mit väterlicher Zuneigung, unterrichtete sie vollständiger im Glauben Christi und ließ sie sich mit Buße und Fasten auf das heilbringende Bad vorbereiten. Da sie nach der Quelle des Lebens dürsteten und er sie eifrig im Glauben fand, wusch er, voll Freude und dem Herrn dankend, alle froh in der Taufe Christi. Dazu strömte eine so große Menge von Täuflingen zusammen, dass sie die Zahl derjenigen bei weitem übertraf, die er in Stettin getauft hatte. — 16. Unverzüglich gaben sie eine Kontine, die unter anderen Heiligtümern jene verehrte Lanze Julius Caesars enthielt, in die Hand des Bischofs. An diesem Ort und zu dieser Zeit ließ sich der Herr herbei, ein großartiges Wunder zu wirken 26zum Lob und Ruhme seines Namens.26 Denn dort, wo wie gesagt die Kontine stand, hatte der Fluss durch Überschwemmung einen Sumpf geschaffen, und damals konnte man wegen des strömenden Hochwassers nur an einer Stelle auf einem Steg zu diesem Heiligtum gelangen. Sobald es nach Bekehrung vom Heidentum in die Verfügungsgewalt des Bischofs kam, fiel die Stätte plötzlich trocken, so dass alle, die dort waren, sich sehr verwunderten, da feststand, dass dies vom Herrn gemacht worden sei; denn durch keine menschliche Kunst hätte dies
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nullo certe humano ingenio tam brevi temporis spacio fieri potuisset. Iam vero palude cum summa, ut diximus, omnium admiratione siccata eam, quam crebra aquarum illuvies fecerat, aggere comportato suppleri foveam fecit moxque oratorium ibi in honore beati Adalberti constituens beatum illi Georium collegam27 ascivit, tum quidem, ut martyri quasi proprio patrono deferret, tum vero, ut populus christianus desideratam superne propiciationis habundantiam multiplicatis intercessoribus facilius impetraret. 17. Ubi etiam paulo post in dissimili elemento haut dissimilem Dominus per servum suum dignatus est operari virtutem, quatinus cum sanctis et apostolicis viris non inmerito conferendum ostenderet, dum, qui predicatione claruerat, miraculis coruscaret. Cum enim peccatis exigentibus populus civitatis a via veritatis, quam sanctus ei presul ostenderat, paululum declinasset, eo usque vecordie progressus est, ut erectis symulacris, que dudum abiecerat, profanas ac detestabiles sacrorum suorum nundinas celebraret. Videres interea per totam civitatem ludos scenicos agi, clamore ac strepitu omnia commisceri. Cum subito igni succensa est civitas, qui quidem, unde prodierit, sciri non poterat, sed ita habitum est ignem descendisse desursum, qui impietatis in Deum admisse deorsum ultor existeret. Verum prefata ecclesia, licet divina predita virtute, vili tamen facta scemate videbatur, utpote de virgultis exstructa et tota desuper stramine cooperta. Itaque civitate succensa, eiusdem ecclesie tectum ignis invasit iamque ad ipsum sanctuarium ardendo transierat. Tum vero mirum in modum absque omni humani laboris industria quasi divinitus repercussum stetit incendium, ac si reflexione sui impetus exclamaret, quoniam laborem episcopi, quem maioris miraculi causa ex parte attigerat, ex toto consumere non auderet. Vere enim maius fuisse miraculum dixerunt, ut succensa tam levis, et que ignem semper consuevit nutrire, materia sine humano extingueretur ingenio, quam si ne adtacta quidem fuisset incendio. — 18. Ubi aliud quoque pergrande et quod eque stupeas, miraculum contigit. Siquidem flamma incendii, cum sese in altum attolleret, nichilominus et templum interius et que in eo attingere potuisset, invasit, ita ut et velamen, quod faciem altaris operuerat, ex toto consumeret preter solam, que in eo depicta fuerat, crucifixi imaginem Salvatoris. Nam et imagines alias, beate videlicet Marie et sancti Iohannis, hinc inde depictas flamma consumpsit, sola autem, ut diximus, imago dominica tota remansit illesa, ita proprie servata sibi omni sua integritate vel forma, ac si de industria fuisset excisa. Ecce hoc est, quod diximus, quia in dissimili elemento haut dissimilem Dominus
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Gedenktag beider am 23. April, vgl. Vita Adalberti 30, Anm. 92 oben S. 68 und Brun Passio Adalb. 34, oben S. 116.
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in so kurzer Zeit bewerkstelligt werden können. Als aber der Sumpf, wie gesagt, zur größten Verwunderung aller trocken war, ließ er die Senke, die durch das Strömen des Wassers entstanden war, mit einer errichteten Warft auffüllen, erbaute kurz darauf eine Kapelle zu Ehren des heiligen Adalbert und setzte den heiligen Georg27 zum Mitpatron ein, einmal um den Märtyrer gewissermaßen als eigenen Schutzherrn zu ehren, dann auch, damit das christliche Volk die ersehnte Fülle der himmlischen Versöhnung leichter durch Vermehrung der Fürsprecher erlange. 17. Dort geruhte auch wenig später der Herr, in einem andersartigen Element die gleiche Kraft durch seinen Knecht zu wirken, um zu zeigen, dass er nicht unverdient mit den heiligen und apostolischen Männern verglichen wird, wenn er, der sich durch Predigen hervorgetan hatte, durch Wunder strahlend glänzte. Als nämlich die Bevölkerung der Stadt infolge ihrer Sündenschuld ein wenig vom Weg der Wahrheit abgekommen war, den ihr der heilige Bischof gezeigt hatte, ging sie so weit, dass sie nach Errichtung von längst beseitigten Standbildern ruchlose und abscheuliche Feste ihrer Götzen feierte. Man konnte nun in der ganzen Stadt szenische Aufführungen sehen, Lärm und Getöse vermischten sich. Da wurde plötzlich die Stadt durch ein Feuer eingeäschert; woher es kam, konnte man nicht erfahren, aber man glaubte, dass das Feuer von oben herabgefallen sei und dass es die himmlische Rache für die gegen Gott begangene Ruchlosigkeit war. Doch die oben genannte Kirche, mochte sie auch mit göttlicher Kraft ausgestattet sein, schien nur von einem billigen Äußeren, da sie aus Strauchwerk errichtet und ganz mit Reetstroh gedeckt war. Als nun die Stadt brannte und das Feuer das Dach der Kirche erfasste, fraß es sich bis in das Presbyterium vor. Dort aber blieb das Feuer auf wunderbare Weise ohne Zutun eines Menschen, gleichsam von göttlicher Macht vertrieben, stehen, so als wenn es durch das Stocken seiner Kraft sagen wollte, es wage nicht, das Werk des Bischofs, das es wegen des größeren Wunders teilweise ergriffen hatte, ganz zu verzehren. Es hieß nämlich, es sei ein größeres Wunder, dass ein so leichter Stoff, der dem Feuer immer als Nahrung dient, ohne menschliches Eingreifen verlöschte, als wenn es vom Brand überhaupt nicht berührt worden wäre. — 18. Dort ereignete sich noch ein hochbedeutendes Wunder, über das man genauso staunen muss. Denn die Flamme des Brandes erfasste, als sie sich in die Höhe erhob, den Kirchenraum im Innern und was sie darin erreichen konnte; sie überfiel dort das Tuch, das die Vorderseite des Altars bedeckt hatte, und verbrannte es völlig außer dem Bild des gekreuzigten Heilands, das darauf gemalt war. Denn die anderen Bilder, also die der heiligen Maria und des heiligen Johannes, die rechts und links aufgemalt waren, verzehrte die Flamme; nur, wie gesagt, das Bild des Herrn blieb in seiner Unverletztheit und Form ganz unversehrt, so als ob es sorgfältig ausgeschnitten worden wäre. Seht, das ist es, was wir gesagt haben, dass der Herr geruht habe, in einem
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dignatus est exercere virtutem, cum is, qui paulo ante paludem ab aquarum inundatione siccavit, ipse etiam paulo post a novella illa ecclesia ardorem ignis excussit ac suam postremo imaginem hinc inde aliis ardentibus ab incendio ignis servavit immunem. 19. Preterea episcopus et aliam ante portam civitatis eiusdem in honore beati Mychaelis archangeli construxit et consecravit ecclesiam, ubi et sedem episcopalem locare disposuit28, sed eius ecclesie curam sacerdos quidam Adalbertus29 nomine, qui illi terra marique comes et in peregrinatione tota socius ac consolator extiterat, episcopo adhuc vivente suscepit. Porro inde digrediens visitandi gratia adiit Chaminenses eisque omnibus, que ad christianitatis cultum pertinent, replicatis, Cloden30, que est villa pergrandis in cuiusdam silve recessibus sita, cum suis comitibus profectus est. Ubi innumera hominum multitudo prima predicationis eius voce conversa christiane fidei colla submisit, ibique episcopus ecclesiam in honore sancte Crucis exstruxit congruo satis ordine, ut ibi vexillum crucis erigeret, ubi crucis gloriam predicasset. Ventum est deinde ad homines quosdam, qui metu ducis Polanie profugi incertis semper sedibus vagabantur. Paucas tamen in littore maris casas exstruxerant, quatinus eis locus fuge pateret, quociens dux idem in eandem Pomeranorum provinciam, uti solebat, irrumperet. Comperto itaque, quoniam per eos transiret episcopus, ultro se ad percipiendam baptismi gratiam obtulerunt et fidem Domini confitentes baptizati sunt ilico, quotquot fuerunt. — 20. Quibus expletis, aliam nichilominus, cui Colbrege31 vocabulum est, magnam admodum et opulentam adiit civitatem, ubi pluribus baptizatis ecclesiam construxit, quam in honore beate Marie semper virginis consecravit, quatinus credenti iam populo gentium perpetuum imploraret auxilium, que ipsum Dei filium in salutem credentium de se genuit incarnatum. Quo in loco episcopus diaconum Herimannum quendam nomine, sui itineris comitem, amisit, qui videlicet in flumine preterfluente32 submersus sancto pontifici suisque comitibus dolorem maximum dereliquit. Qui ilico celebratis exequiis in medio ipsius ecclesie multas illic lacrimas ex imis fundendo visceribus ossa peregrina honorifice tradidit sepulture, cunctorum invocans creatorem, quatinus illi supernorum civium consortium non negaret, quem patria, domo, rebus fortunisque omnibus fecisset exortem. Sed hec tristia relinquentes ad rei geste ordinem revertamur. – Profectus inde episcopus item ad aliam civitatem, que a pulchro loci illius situ in illa
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Gründung des Pommernbistums erst 1140 in Wollin. Von den Herzögen wohl 1125 mit Zustimmung Ottos erwählt, doch dann erst 1140 vom Papst geweiht. 30 Siehe Herbord II 38 Anm. 107, unten S. 412. 31 Kolberg war von 1000 bis 1013 Missionsbistum gewesen. 29
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andersartigen Element die gleiche Kraft anzuwenden, da er kurz zuvor den Sumpf nach der Überschwemmung getrocknet hat, kurz danach auch selbst aus der neuen Kirche die Feuersbrunst vertrieben und schließlich sein Bild, während die anderen Bilder rechts und links verbrannten, unversehrt vor der Feuersbrunst bewahrte. 19. Außerdem errichtete und weihte der Bischof vor dem Stadttor noch eine weitere Kirche zu Ehren des heiligen Erzengels Michael, wo er einen Bischofssitz einzurichten plante;28 die Seelsorge für diese Kirche übernahm später, noch zu Lebzeiten des Bischofs, der Priester namens Adalbert29, der zu Lande und zu Wasser sein Begleiter und bei der ganzen Pilgerreise sein Gefährte und Tröster gewesen war. Von dort ging er weg, um die Bewohner von Kammin zu visitieren; und nachdem er ihnen alles, was zum christlichen Gottesdienst gehört, erneut dargelegt hatte, zog er mit seinen Begleitern nach Klätikow30, einer recht großen Siedlung an der Einöde eines Waldes. Dort brachte er eine unzählige Menge Menschen, die schon durch das erste Wort seiner Predigt bekehrt wurden, unter das Joch des christlichen Glaubens; und dort errichtete der Bischof eine Kirche zu Ehren des heiligen Kreuzes; in recht passender Ordnung, dass er dort das Banner des Kreuzes errichtete, wo er den Ruhm des Kreuzes gepredigt hatte. So kam er schließlich zu Leuten, die, aus Furcht vor dem Polenherzog geflohen, immer ohne festen Wohnsitz umherzogen. Sie hatten wenige Hütten am Meeresstrand errichtet, der ihnen eine Fluchtmöglichkeit bot, sooft der Herzog wie üblich ins Pommernland einbrach. Auf die Kunde, der Bischof käme bei ihnen vorbei, stellten sie sich freiwillig, um die Taufe zu empfangen, bekannten den Glauben an den Herrn und wurden sofort getauft, so viele sie waren. — 20. Als das geschehen war, besuchte er noch eine weitere recht große und reiche Stadt namens Kolberg31, wo er für die vielen Getauften eine Kirche errichtete, die er zu Ehren der heiligen allzeit Jungfrau Maria weihte, damit sie dem bald gläubigen Volk der Heiden stets Hilfe erbitte, sie, die den Gottessohn zum Heil der Gläubigen aus sich im Fleisch geboren hat. Dort verlor der Bischof einen Diakon namens Hermann, einen Gefährten seiner Reise, der in dem dort vorbeifließenden Fluss32 ertrank und der den heiligen Bischof und seine Gefährten mit recht großem Schmerz zurückließ. Der feierte sofort die Liturgie für den Verstorbenen inmitten dieser Kirche, und unter vielen Tränen aus tiefstem Herzen übergab er die Gebeine des Pilgers der Bestattung, rief den Schöpfer aller an, er möge ihm nicht die Gemeinschaft der himmlischen Bürger verweigern, ihm, der Heimat, Haus und alle Habe aufgegeben hätte. Doch nun wollen wir dieses traurige Ereignis verlassen und zur Ordnung der Geschichte zurückkehren. – Der Bischof zog noch in eine andere Stadt, die nach der schönen Lage des Ortes in der Barbarensprache den Na32
Die Persante/Parsete.
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barbara locutione vocabulum trahens Belgrod nuncupatur, predicaturus advenit, predicans baptizavit baptizatisque omnibus, quos invenit, in honore omnium sanctorum velud in consummationem omnium laborum suorum constructam ibidem ecclesiam consecravit. Summa autem baptizatorum hec fuit: In primo suo adventu XXII milia et centum sexaginta quinque homines baptizavit. 21.33 Quibus baptizatis, diversis in locis, ut diximus, ecclesias construxit et consecravit et hec secundum sanctorum patrum instituta servare eos docuit, scilicet ut sexta feria abstineant a carne et lacte more ceterorum Christianorum, dominica die vacent ab omni opere malo et ad ecclesiam divinum officium audituri veniant ibique orationibus studiose insistant. Sollempnitates sanctorum cum vigiliis, secundum quod eis indicatum fuerit, omni diligentia observent. Sacrosanctam Quadragesimam ieiuniis, vigiliis, elemosinis et orationibus diligentissime observare studeant, infantes suos in Sabbato sancto Pasche et Pentecostes cum candelis et cappa, que dicitur vestis candida, et, patrinis comitantibus, ad baptismum deferant eosque veste innocentie indutos per singulos dies usque in diem octavum eiusdem sabbati ad ecclesiam deferant et celebrationi divini officii interesse satagant. Hoc etiam iniunxit, ne filias suas necarent, quod nefas maxime inter eos vigebat, ne etiam filios et filias ad baptismum teneant, sed sibi patrinos querant, patrinis etiam fidem et amiciciam ut carnalibus parentibus servent. Interdixit etiam eis, ne quis ducat commatrem suam in uxorem neque propriam cognatam suam usque in sextam et septimam generationem, et unusquisque contentus sit una uxore, ne sepeliant mortuos Christianos inter paganos in silvis aut in campis, sed in cimiteriis, sicut mos est omnium Christianorum, ne fustes ad sepulchra eorum ponant, omnem ritum et pravitatem paganam abiciant, domos ydolorum non construant, phytonissam non adeant, sortilegi non sint, ne quid etiam immundum comedant, non morticinum, non suffocatum neque ydolothytum neque sanguinem animalium, ne communicent paganis, ne cibum aut potum cum eis aut in vasculis eorum sumant, ne in his omnibus consuetudinem paganam repetant. Iniunxit etiam eis, ut, dum sani sunt, veniant ad sacerdotes ecclesie et confiteantur peccata sua, in infirmitate autem vocent presbyteros ad se et confiteantur peccata sua et corpus Domini accipiant. Instituit etiam, ut de periuriis, de adulteriis, de homicidiis et de ceteris criminalibus secundum canonica instituta penitentiam agant et in omni christiana religione et observatione obedientes sint, mulieres post partum ad ecclesiam veniant et benedictionem a sacerdote, ut mos est, accipiant.
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Als Brief Ottos an den Papst überliefert bei Ekkehard von Aura, Chronicon (FSGA 15, S. 370). Bei Ebo II 12 mit einleitender Datierung, siehe unten S. 234.
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men Belgard hat; er kam an, um zu predigen, predigte und taufte, und für alle Getauften, die er fand, weihte er dort eine von ihm errichtete Kirche zu Ehren Aller Heiligen, gleichsam als Abschluss aller seiner Mühen. Die Gesamtzahl der Getauften ist folgende: Bei seinem ersten Besuch taufte er 22 165 Menschen. 21.33 Nach den Taufen errichtete er, wie gesagt, an den verschiedenen Orten Kirchen und weihte sie; und nach den Satzungen der heiligen Väter lehrte er sie Folgendes zu halten: Am Freitag sich nach der Sitte der anderen Christen von Fleisch und Milch zu enthalten; am Sonntag von aller schlechten Arbeit fernzubleiben und zur Kirche zu gehen, um den feierlichen Gottesdienst zu hören; dort eifrig den Gebeten zu obliegen. Sie sollten die Festtage der Heiligen mit den Vigilien, so wie es ihnen angesagt wird, mit aller Sorgfalt beachten. Sie sollten die hochheilige Quadragesima mit Fasten, Nachtwachen, Almosen und Gebeten sorgfältigst befolgen; ihre Kinder an Karsamstag vor dem heiligen Paschafest und zu Pfingsten mit Kerzen und der Kappa, dem so genannten Weißen Gewand, in Begleitung der Paten zur Taufe bringen und sie, angetan mit dem Taufkleid der Unschuld, an den einzelnen Tagen bis zum Oktavtag zur Kirche bringen und dafür sorgen, dass sie an der Feier des Gottesdienstes teilnehmen. Auch schärfte er ihnen ein, keine Töchter zu töten, welches Verbrechen bei ihnen sehr verbreitet war; nicht selbst Söhne und Töchter bei der Taufe zu halten, sondern ihnen Paten zu suchen; den Paten Treue und Freundschaft wie leiblichen Eltern zu bewahren. Er verbot auch, eine Gevatterin oder eine Verwandte bis ins sechste Glied zu heiraten; jeder solle zufrieden sein mit einer einzigen Gattin; verstorbene Christen nicht zwischen Heidenmenschen, in Wäldern oder auf Feldern, sondern auf Friedhöfen, wie es Brauch aller Christen ist, zu bestatten; nicht Holzstücke auf deren Gräber zu legen; sich von jeder heidnischen Feierlichkeit und Torheit fern zu halten; keine Götzentempel zu bauen; keine Wahrsagerin zu besuchen; kein Los zu befragen; nichts Unreines zu essen, auch keine menschliche Leiche, nichts Ersticktes, kein Opferfleisch, kein Tierblut; keine Gemeinschaft mit den Heiden zu haben; nicht Speise oder Trank mit ihnen oder aus ihren Schüsseln anzunehmen; keinen heidnischen Brauch nach all dem wieder aufzunehmen. Er schärfte ihnen auch ein, rein zu sein, zu den Priestern in die Kirchen zu gehen und die Sünden zu bekennen; auch bei Krankheit die Priester zu rufen, die Sünden zu bekennen und den Leib des Herrn zu empfangen. Er gebot auch, wegen Meineid, Ehebruch, Totschlag und sonstigen Verbrechen gemäß den kanonischen Bestimmungen Buße zu leisten und gehorsam zu sein in aller christlichen Gottesfurcht und Gesetzestreue; Mütter sollen nach einer Geburt zur Kirche kommen und vom Priester, wie es Brauch ist, den Segen empfangen.
PROLOGUS LIBRI TERCII Opitulante domini Dei nostri clementia, qui nos et sermones nostros suo nutu ordinat ac disponit, vitam beati antistitis ac totam peregrinationis eius hystoriam ex ordine prosecutus pauca, que restant, explicare aggrediar, bona venia id a lectoribus postulans, ut res potius quam verba perpendant et equo animo ferant, si aures eorum viciosus forsitan sermo perculerit, quia regnum Dei non in eloquentia, sed in fide constat. Quis vero nesciat, ut ait quidam1, salutem seculo non ab oratoribus, sed a piscatoribus predicatam?
LIBER TERCIUS 1. Igitur episcopus sanctus, cum, iam peracta predicatione, ad propriam diocesim regredi deliberasset, salutatis omnibus, quos in fide Christi erudierat, versus Poloniam iter tetendit, quam a confinio Pomeranorum 2horrenda quedam ac vasta admodum solitudo2 disiungit. Quo cum in capite Ieiunii3 pervenisset, tria officia trium dierum illius ebdomade, qui reliqui erant, una cum officio eiusdem diei per singulos sacerdotes cantari fecit, eo quod hec suo ordine celebrari tum propter horrendam heremi vastitatem, tum 4propter latronum incursum4 non posse previdit. Tandem vero, eadem solitudine peragrata, ad civitatem Uzdam5 nomine, que est in extremis Poloniorum finibus sita, salvus et incolumis cum illo suo frequentissimo et amantissimo discipulorum comitatu pervenit indeque ad ducem Polonie tendens, incredibile memoratu est, cum quanta devotione vel gaudio susceptus sit. Nam et ipsi Gnozenensis ecclesie canonici venienti obviam procedunt, congrue in occursum sapientis illud de libro Sapientie gratulabunde vocis tripudio decantantes responsorium: „Iustum deduxit Dominus per vias rectas et ostendit illi regnum Dei et dedit illi scienciam sanctorum; honestavit illum in laboribus et complevit labores illius.“6 Quod quidem persone illius, presertim tam laboriosa predicatione peracta, quam apte congruerit, prudens lector intelli1
Sulp. Sev., Vita s. Martini Prol. 4 (CSEL 1 S. 109). Vgl. Deut 32,10. 3 1125 am 11. Febr. 4–4 Vgl. 2 Par 26,10. 5 Südl. Schneidemühl/Pila an der Mündung der Küddow/Groda in die Netze/Noteh. 2–2
VORWORT ZU BUCH III Vita aus dem Kloster Prüfening, Buch III
Dank der Güte des Herrn, unseres Gottes, der uns und unsere Worte nach seinem Willen ordnet und lenkt, habe ich das Leben des heiligen Bischofs und die gesamte Geschichte seiner Pilgerreise der Reihe nach verfolgt; daher will ich mich anschicken, das Wenige zu erklären, das noch bleibt, wobei ich von meinen Lesern Nachsicht einfordere, dass sie mehr die Tatsachen als meine Worte erwägen und es gleichmütig hinnehmen, wenn vielleicht ein anfechtbares Wort ihre Ohren erschüttert, weil das Wort Gottes nicht in Beredsamkeit, sondern im Glauben besteht. Wer wüsste nicht, wie jemand1 sagt: Das Heil wurde der Welt nicht von Rednern, sondern von Fischern verkündet.
BUCH III 1. Als nun der heilige Bischof nach vollbrachter Predigt in seine eigene Diözese heimzukehren erwog, nahm er von allen Abschied, die er im Glauben Christi erzogen hatte, und zog seinen Weg nach Polen, das 2eine schaurige und recht wüste Einöde2 vom Gebiet der Pommern trennt. Als er an Aschermittwoch3 dorthin gelangte, ließ er das jeweilige Offizium der drei Tage dieser Woche von einzelnen Priestern singen, weil er voraussah, dass dies in seiner Ordnung nicht würde gefeiert werden können wegen der schaurigen Wildnis und auch wegen der 4Überfälle von Räubern.4 Schließlich aber, nach Durchzug durch den Urwald, gelangte er zur Stadt namens Usch5, die an der äußersten Grenze Polens liegt, heil und unversehrt mit zahlreicher und heiß geliebter Begleitung seiner Jünger; von dort zog er zum Herzog von Polen, und es ist unglaublich zu berichten, mit welcher Ergebenheit und Freude er aufgenommen wurde. Denn auch die Kanoniker der Kirche von Gnesen zogen dem Ankömmling entgegen und sangen, passend für die Begegnung mit dem Weisen, als jubelndes Begrüßungslied jenes Responsorium aus dem Buch der Weisheit: „Den Gerechten geleitete der Herr auf geraden Wegen, zeigte ihm das Reich Gottes und enthüllte ihm die Weisheit der Geheimnisse; er machte ihn reich bei seiner harten Arbeit und mehrte den Ertrag seiner Mühen.“6 Wie gut das auf seine Person, besonders aber auf sein mühevolles Predigtwirken zutraf, dürfte der kluge Leser erken6
Sap 10,10 – Benediktiner-Breviar, 8. Responsorium bei Bekennerbischöfen.
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git. — 2. Itaque per aliquot dies a duce iam dicto in summa veneratione detentus ac multis magnis ab eo muneribus honoratus sicque post salutationes et oscula aliaque karitatis obsequia in pace dimissus, divina se gratia protegente, cum gaudio venit ad suos. Nam et in cenobio suo Michelveldensi Cenam Domini7 celebravit ac tandem, pro debito officii episcopalis ibidem crismate consecrato, in Sabbato sancto ad civitatem usque perveniens citra flumen Radantiam in ecclesiam sancti Gengolfi declinavit. Unde cum in crastino se levaret, clerus ac populus civitatis in maiori ecclesia congregatus episcopi sui operitur ingressum. Quo intrante, illa clericorum ac monachorum concio dealbata obviam procedit et desiderabilem ac diu desideratum Domini sacerdotem cum cantu huiusmodi, qui videlicet et persone et tempori apte congrueret, gratulabunda suscepit: „Advenisti desiderabilis, quem expectabamus in tenebris, tu factus es spes desperatis, magna consolatio in tormentis.“8 Salutato deinde clero ac populo et cunctis in commune gaudentibus, per quatuor continuos annos in sede propria demoratus est. Neque vero minorem interea filiorum suorum licet absentium curam gessit, sed multa principibus terre illius, multa ecclesiis, quas ibidem exstruxerat, in auro et argento, in libris, in vestibus sacris vel cuiusque generis ornamentis una cum sanctorum reliquiis dona direxit, multam quoque pecuniam pro redimendis christianis, quos a paganis captos audierat, destinavit eosque de vinculis, de carceribus ac de truncis liberaliter liberavit. 3. Ex eo iam tempore vir beatus artius in conditoris sui contemplatione permansit, plus solito psalmodie et orationi operam dedit seque attentius servorum Dei orationibus commendavit, ita ut quadam vice in prefato illo monasterio beati Georii sexaginta psalteria pro se fecerit decantari. Quod quidem et in aliis monasteriis suis pro se fieri postulavit tandemque, ut creditur, multam sibi prophetici spiritus gratiam psalmodia et oratione concivit. Vox enim psalmodie, sicut et ante nos dictum est, dum per intentionem cordis agitur, per hanc omnipotenti Domino ad cor iter paratur, ut intente menti vel prophetie mysteria pandat vel gratiam compunctionis infundat. Hinc est, quod cum 9Heliseum prophetam Iosaphat de futuris interrogaret et ei prophetie spiritus deesset, psalten fecit applicari, quatinus prophetie spiritus super hunc per laudem psalmodie descenderet atque eius animum de venturis impleret.9 Sic itaque vir beatus, dum psalmodia et orationibus Spiritui sancto ad se veniendi iter fecit, ea nonnumquam, que in remotis partibus gerebantur, interna eius inspiratione edoctus agnovit. Quadam etenim vice, dum in municipio Botenstein dictoa, quod ad Babenbergensem ecclesiam spectare a
dicta Hss.
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1125 am 26. März. Vers des Responsoriums Cum Rex gloriae bei der Osterprozession. Vgl. 4 Reg 3,11–15.
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nen. — 2. Einige Tage wurde er von genanntem Herzog in höchster Verehrung gehalten, mit vielen großen Geschenken geehrt und unter manch Lebewohl, Küssen und anderen Freundschaftsbezeugungen in Frieden entlassen; dann kam er unter dem Schutz göttlicher Gnade voll Freude zu den Seinen. Denn in seinem Kloster Michelfeld feierte er den Gründonnerstag7 und weihte entsprechend der Aufgabe seines Bischofsamtes dort das Chrisamöl; am Karsamstag gelangte er in die Stadt und kehrte diesseits des Flusses Regnitz bei der Kirche St. Gangolf ein. Als er sich am nächsten Morgen erhoben hatte, versammelten sich Klerus und Volk der Stadt in der Hauptkirche und erwarteten den Einzug ihres Bischofs. Als er eintraf, ging ihm die Schar der Kleriker und Mönche weiß gewandet in Prozession entgegen und empfing den erwünschten und lang ersehnten Priester des Herrn dankend mit dem Gesang, der auf die Person und die Zeit so gut passte: „Gekommen bist du, Ersehnter, auf den wir in der Finsternis gewartet haben; du bist zur Hoffnung für die Verzweifelten geworden, du großer Trost in Qualen.“8 Darauf begrüßte er Klerus und Volk und insgesamt alle, die sich mitfreuten; und er blieb vier volle Jahre an seinem eigenen Bischofssitz. Nicht minder sorgte er für seine abwesenden Kinder, vielmehr schickte er den Fürsten jenes Landes vielerlei; auch den Kirchen, die er erbaut hatte, sandte er viel in Gold und Silber, Bücher, liturgische Gewänder und alle Art Ausstattung zusammen mit Reliquien der Heiligen, ebenso viel Geld zum Freikauf von Christen, die, wie er hörte, von Heiden gefangen gehalten wurden, und befreite sie gern aus ihren Fesseln, den Kerkern und dem Haftklotz. 3. Seit dieser Zeit verharrte der heilige Mann noch tiefer in der Betrachtung seines Schöpfers, mehr als sonst widmete er sich dem Psalmengesang und dem Gebet, so dass er einmal in dem Kloster St. Georg 60 Psalter für sich singen ließ. Er verlangte auch, dass dies in seinen anderen Klöstern geschehe, und rief, wie man glaubte, durch Psalmengesang und Gebet für sich die große Gnade prophetischen Geistes hervor. Wenn der Ton des Psalmengesanges, wie auch vor uns gesagt wurde, aufmerksamen Herzens angestimmt wird, wird durch ihn dem Herzen der Weg zum allmächtigen Herrn bereitet, so dass er dem Verstand die Geheimnisse der Prophetengabe eindringlich eröffnet und die Gnade der Zerknirschtheit eingießt. 9So fragte einst Josaphat den Propheten Elisa über die Zukunft aus, und da diesem der Geist der Prophetie fehlte, ließ er einen Harfenspieler holen, damit der prophetische Geist durch das Lob des Psalmengesangs auf ihn herabsteige und sein Herz mit den kommenden Dingen erfüllte.9 Ebenso hat der heilige Mann, als er mit Psalmengesang und Gebeten dem Heiligen Geist den Weg bereitete, zu ihm zu kommen, durch innere Eingebung belehrt, mitunter das erkannt, was in entfernten Gegenden geschah. Denn einmal, als der heilige Bischof zusammen mit seinen Geistlichen und Gläubigen im Flecken Pottenstein weilte, der, wie man weiß, zur Bamberger Kirche gehört, stand er
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dinoscitur, una cum clericis ac fidelibus suis sanctus episcopus moraretur, subito intempesta nocte de somno consurgit suumque illud, quod pre manibus frequenter habere consueverat, familiare psalterium requisivit. Mirantibus capellanis ac sciscitantibus, quam ob causam illud tantopere ea dumtaxat hora inquireret, ait, quia pro anima fratris sui10 iam defuncti psalmos aliquot decantare deberet, dicens astare pro foribus, qui eius exitum certissime nunciaret. Factumque est, ut dixerat, ac primo diluculo supervenit, qui fratrem episcopi migravisse a seculo nunciavit. Quod utrum in spiritu ille previderit an certe in visu cognoverit, nichil refert, quippe cum unius eiusdemque sit gratie et per visionem occulta cognoscere et de futuris per spiritum prophetare. 4. Iam vero quatuor annorum evoluto curriculo post eam peregrinationem, quam ante descripsimus, rursus peregrinandi ac predicandi gratia Pomeranorum gentem adire disposuit. Moxque per Saxoniam iter acturus cum ingenti suorum vel merore vel gaudio profectus est, qui etsi de gloria Christi, etb de salute gentium letabantur, tamen quasi oves bone de boni pastoris absentia non poterant non dolere. Itaque de Parthenopoli per Albam fluvium navigio descendens apud castrum Havelberg dictum cum suis applicuit. Ubi dum gentilium multitudinem maximam invenisset, predicare prohibitus est, eo quod ille magnus et eloquens vir Nortpertus11, Parthenopolitanus antistes, gentem illam sibi quasi sue diocesi contiguam vendicaret ac sancto pontifici clandestinis quibusdam machinationibus vocem predicationis eriperet. Cumque eum comites sui predicare gentibus hortarentur, episcopus sanctus sollicitus 12servare unitatem in vinculo pacis12 altiori consilio, ne videlicet 13in alienam messem falcem mittere13 videretur, illis quidem in partibus predicatione abstinuit, sed per terram Luticiorum14 transiens, cum in provinciam Wnzlov nuncupatam, confecto itinere, devenisset, in tribus eius nominatissimis civitatibus, Uznoim15 scilicet, Chozgov et Ologost predicavit. Baptizatis autemc omnibus, quos invenit, maxime cum et plerosque eorum per internuntios suos iam antea convertisset ad fidem, in civitatibus singulis singulas fabricavit ecclesias et dotem singulis a duce Bratizlao, cuius et supra meminimus, impetravit. Quarta denique Timin16 civitas fuit, in qua diebus plurimis commoratus predicare et baptizare non desiit. 5. Interea Stetinenses, in quibus convertendis episcopus sanctus omne sue peregrinationis tempus expenderat, faciente perfidia sacerdotum, ad feces pristinas devoluti fana deorum, que dudum ille destruxerat, rursus exstruxeb
ergänzt Ed.
c
ut Hss.
10 Seine Brüder: der Ritter Friedrich v. Mistelbach, südwestl. Bayreuth, † 25. 10., der Mönch Liutfried, der Laie Landfried † 13. 2. 11 Norbert von Xanten, Erzbischof 1126 –1134. Vgl. Ebo III 3, unten S. 244 f. 12–12 Eph 4,3.
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zur Nachtzeit vom Schlafe auf und suchte nach seinem vertrauten Psalterbuch, das er gewohnt war, oft zur Hand zu haben. Die Kapellane wunderten sich und fragten, weswegen er es ausgerechnet zu dieser Stunde suche; da antwortete er, er müsse für die Seele seines gerade verstorbenen Bruders10 einige Psalmen singen; und er setzte hinzu, draußen stehe einer, der ihm den Tod bestätigen werde. Es geschah, wie er gesagt hatte: Am frühen Morgen traf der ein, der meldete, der Bruder des Bischofs sei aus dieser Welt gegangen. Ob er dies im Geiste vorhergesehen oder in einem Gesicht erkannt hat, tut nichts zur Sache, da es ein und desselben Gnade ist, in einem Gesicht Verborgenes zu erkennen und durch den Geist Künftiges vorherzusagen. 4. Schon waren vier Jahresläufe nach seiner Pilgerreise vergangen, die wir oben beschrieben haben, da beschloss er, das Volk der Pommern wieder zu besuchen, um zu pilgern und zu predigen. Als er durch Sachsen seinen Weg nehmen wollte, zog er los mit dem Kummer oder der Freude der Seinen, die sich zwar freuten über die Herrlichkeit Christi und die Rettung der Heiden, die aber gewissermaßen als gute Schafe wegen der Abwesenheit des guten Hirten doch nicht ohne Schmerz sein konnten. Also fuhr er von Magdeburg zu Schiff elbabwärts und ging mit den Seinen bei der Burg Havelberg an Land. Dort hätte er eine sehr große Menge Heiden gefunden, aber es wurde ihm verboten zu predigen, weil der große und beredte Norbert11, Oberhirte von Magdeburg, dieses Volk als seiner Diözese benachbart für sich beanspruchte und dem heiligen Bischof durch heimliche Machenschaften das Predigtwort entriss. Obwohl ihn seine Gefährten ermunterten, bei den Heiden zu predigen, war der heilige Bischof darauf bedacht, 12die Einheit im Band des Friedens zu wahren,12 mit dem tieferen Plan, es dürfe nicht so aussehen, als ob er 13die Sichel an fremde Ernte setze,13 und enthielt sich in dieser Gegend der Predigt; vielmehr zog er weiter ins Land der Lutizen14; er kam zunächst auf seiner Reise nach Wanzlow; und dann predigte er in den drei bekanntesten Städten Usedom15, Gützkow und Wolgast. Als kaberl alle getauft waren, die er fand, zumal er viele schon durch seine Sendboten zum Glauben bekehrt hatte, baute er in den einzelnen Städten je eine Kirche und erreichte für jede vom oben genannten Herzog Wartislaw eine Ausstattung. Eine vierte Stadt war schließlich Demmin16, in der er sich einige Tage aufhielt und es nicht unterließ, zu predigen und zu taufen. 5. Inzwischen waren die Stettiner, mit deren Bekehrung der heilige Bischof die ganze Zeit seiner ersten Pilgerfahrt verbracht hatte, veranlasst durch die Treulosigkeit der Heidenpriester in den alten Sumpf zurückgefal13–13 14 15 16
Vgl. Deut 16,9. Vgl. Vita Adalberti 27 Anm. 83, oben S. 62. Ort im Südzipfel der Insel Usedom. Ort der Redarier.
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re et exstructas ab eo ecclesias destruere cogitabant. Videntes siquidem sacerdotes, quod spes questus eorum, relictis ydolis, deperisset, deos sibi habitu et aspectu terribiles astitisse dixerunt et cultum Christi ac suimet sibi improperasse contemptum. Nam et pestilentiam, que forte in diebus illis exorta totam pene Stetinensium invaserat civitatem, ira deorum factam fuisse dicebant, eo quod, vana Christianorum supersticione recepta, religionem pristinam reliquissent. Itaque congregati gentiles in ecclesiam beati Adalberti martyris irruperunt ac primo campanas, que ante fores ecclesie suspense fuerant, deiecerunt, cum quidem ad declarandam Christi potentiam ita sane et integre permanerent, ac si proiecte minime fuissent. Cum interim profanus quidam ac detestandus pontifex ydolorum ecclesiam furibundus intravit, ut quod sacre intentionis studio Christi sacerdos exstruxerat, ausu temerario altare destrueret. Qui ilico tremefactus obriguit, ita singulorum pene membrorum officiis destitutus, ut sui se impotem miraretur. Paululum ergo emendatus ex verbere est ita, ut egressus foras ad populum Deum Christianorum deum esse fortissimum testaretur nec eius confringendum altare, sed aliud iuxta illud diis constituendum assereret, quatinus utrosque colentes utrosque habere propicios potuissent. Acquievit his populus et iuxta altare dominicum aliud altare constituens ydolis consecravit. Et deinceps quidem in altero Deo, in altero vero demonibus immolans pari utrisque est studio obsecutus, nisi quod eum ad exhibendam ydolis servitutem inolita ipsius ydolatrie consuetudo fecerat promptiorem. Reddita est antiquitatis hystoria17, qua refertur, quod populus Samarie cum deos gentium coleret, Domino nichilominus serviebat. 6. Episcopus aberat procul et, mirum in modum his agnitis, tabescebat, ut compleretur in eo illud psalmigraphi: Tabescere me fecit zelus meus, quia obliti sunt verba tua inimici mei.18 Recte namque inimicos eius fuisse dixerimus, qui verborum illius, hoc est pristine predicationis obliti, dum suam vellent iusticiam constituere, iusticie Dei non fuere subiecti. Super his itaque malis episcopus contabescens, cum rursus Stetinenses invisere eosque ad penitentiam et conversionem cohortari disponeret, familiares sui, quorum perpauci in eadem urbe remanserant, eum sepius, siquidem vite sue velit esse consultum, ne prorsus ad eos accederet, premonebant, suum vero infructuosum fore laborem, nichil esse bone spei in populo, animum eum gerere bestialem, mortem episcopi ac suorum sitire cruorem. 19Dissolvi quidem epis-
17
Vgl. 4 Reg 17,29. Ps 118,139. 19–19 Hieron., Vita Pauli primi eremitae 11 (PL 23 Sp. 26). 18
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len, hatten Götzentempel, die er damals eingerissen hatte, wieder aufgebaut und planten, die von ihm errichteten Kirchen zu zerstören. Als nämlich diese Priester sahen, dass ihre Hoffnung auf Gewinn, seit die Götzen verlassen worden waren, sie getrogen hatte, sagten sie, die in Haltung und Anblick schrecklichen Götter seien ihnen erschienen und hätten sie wegen der Verehrung Christi sowie ihrer Missachtung getadelt. Denn auch die Seuche, die zufällig in jenen Tagen ausbrach und fast die ganze Stadt Stettin überfallen hatte, sei, so sagten sie, wegen des Zornes der Götter geschehen, weil sie nach der Übernahme des christlichen Aberglaubens die frühere Religion verlassen hätten. Deshalb rotteten sich die Heiden zusammen, brachen in die Kirche des hl. Märtyrers Adalbert ein und warfen zuerst die Glocken herunter, die vor den Türen der Kirche aufgehängt waren; diese blieben aber, um die Macht Christi zu beweisen, heil und ganz, so als ob sie gar nicht hinuntergeworfen worden wären. Inzwischen betrat ein heidnischer und verworfener Götzenbischof wutschnaubend die Kirche, um freventlich den Altar zu zerstören, den der Priester Gottes im Eifer heiliger Absicht errichtet hatte. Sofort erstarrte er zitternd, fast alle Glieder versagten ihren Dienst, so dass er verwundert seiner nicht mächtig war. Ein wenig gebessert durch diese Züchtigung ging er hinaus zum Volk und bezeugte, der Christengott sei der stärkere Gott und man könne seinen Altar nicht zerstören; er schlug vor, gleich daneben einen anderen für die Götter zu errichten, damit man beide verehren und beide gnädig stimmen könne. Damit gab sich das Volk zufrieden, errichtete neben dem Altar des Herrn einen zweiten Altar und weihte ihn den Götzen. Künftig brachte man Gott auf dem einen Opfer dar, auf dem anderen den Dämonen, und zwar mit gleichem Eifer für beide, außer dass die angestammte Gewohnheit des Götzendienstes das Volk geneigter machte, den Götzen zu opfern. Es wiederholte sich also die Geschichte der Vorzeit17, in der berichtet wird, das Volk von Samaria habe die Götter der Heiden verehrt, dem Herrn aber ebenfalls gedient. 6. Der Bischof war in der Ferne; und als er auf wunderbare Weise davon hörte, härmte er sich, so dass sich das Wort des Psalmisten erfüllte: Mein Eifer verzehrt mich, denn meine Feinde vergessen deine Worte.18 Mit Recht nämlich hatten wir gesagt, es seien diejenigen seine Feinde, die uneingedenk seiner Worte, also der früheren Predigt, nicht der Gerechtigkeit Gottes untertan waren, als sie ihr eigenes Recht setzen wollten. Wegen dieser Bosheit härmte sich der Bischof; er beschloss, die Stettiner erneut zu besuchen und sie zu Buße und Umkehr zu ermahnen; doch seine Gefährten, von denen einige in der Stadt zurückgeblieben waren, warnten ihn wiederholt, wenn er für sein Leben besorgt sein wolle, sollte er besser nicht dorthin gehen: Seine Mühe sei fruchtlos, es gäbe keine gute Hoffnung bei dem Volk, sein Sinn sei wie der wilder Tiere, es lechze nach dem Tod des Bischofs und dem Blut der Seinen. 19Den Bischof verlangte es danach zu sterben und ganz bei Christus
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copus et esse cum Christo modis omnibus cupiebat19, verum comites eius non idem omnes 20ardor accenderat20, maxime cum quidam eorum altiori eum consilio detinerent, fieri posse dicentes, ut oportunius sibi suisque utilius navigaret, dum a furore concepto infidelis ille populus paululum quievisset. Postremo non iustum videri, si semet ipsum in mortem precipitem daret, quem adhuc permanere in carne, si non sibi, certe vel suis, quorum illi precipue exemplo Apostoli21 querenda esset utilitas, expediret. Non multum equidem hac ratione episcopus movebatur, aliquamdiu tamen remorari, eo quod nullus suorum sequi eum acquiesceret, compulsus est. Vix pauci effluxerant dies, volensque iterum proficisci, dum ad iter agendum comites suos tardiores aspiceret, solus parabat abscedere, more et quietis impaciens, quamdiu quidem Stetinenses in sua perfidia perstetissent. Accepta itaque oportunitate, de scrinio suo, in quo pontificales eius libri et infule servabantur, aliqua de vestimentis sacerdotalibus latenter assumens 22per viam, que ducit ad mare22, nemine comitante vel conscio, properabat. Videns hoc quispiam ad ceteros cucurrit exanimis, abisse episcopum et quedam e scrinio clam sustulisse denuntians. Quod illi audientes exiliunt senemque quantocius insecuti, inventum et retentum, quod solus abierit, obiurgantes, renitentem eum ad locum tabernaculi, quod e regione maris fixerant, reduxerunt. Neque vero diutius desiderio ac bono proposito eius reniti eis aut contraire constantia fuit. Ita auctoritate illius omnes oppressi sunt, ut nefas putarent, si non acquievissent. Ire ergo quantocius et mori cum eo, si res ita exigeret, decreverunt de gratia Dei, non de suis viribus presumentes. Gavisus episcopus devotionem quidem approbat singulorum, verum non omnibus expedire dicebat, ut in tanto vite sue periculo navigarent; paucorum hoc esse et qui perfectiores ceteris viderentur. Et alios quidem residere ad sarcinas iubet, alios vero instare operi distributo, ac sic demum ipse cum paucis probatisque personis, 23quarum illi fides cognita erat et nota devotio23, profectus est. 7. Qui mox ad mare conscendens tanta illud velocitate transivit, ut volasse eum potius quam navigasse putares. Cumque ad urbem Stetinensium, quo iam adventus ipsius fama precesserat, pervenisset, in ecclesiam beatorum apostolorum, quam ante portam civitatis eiusdem ipse construxerat, cum illo frequentissimo discipulorum desiderantissimoque comitatu secessit, pro salute sua ibidem et illius populi ignorantia Dominum rogaturus. Cum interim e civitate armatorum irruit multitudo parata rapere sacerdotem et eos, qui secum advenerant, trucidare. Unus autem ex civibus, cui auctoritatem non
20–20
Vgl. Brun, Passio Adalberti 13, oben S. 86. Vgl. Phil 1,24. 22–22 Vgl. Num 21,4. 23–23 Missale Romanum, Gedächtnis der Verstorbenen. 21
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zu sein,19 doch nicht alle seine Gefährten 20hatte dieses Feuer entbrannt;20 besonders da einige ihn mit tieferer Überlegung zurückhielten und sagten, es könne geschehen, dass er günstiger mit den Seinen lossegeln könne, sobald jenes treulose Volk sich von seiner Wut ein wenig beruhigt hätte. Schließlich schiene es nicht richtig, wenn er sich Hals über Kopf in den Tod stürze, da sein Verbleiben im Fleische zwar nicht ihm von Nutzen sei, wohl aber den Seinen, für die er besonders nach dem Beispiel des Apostels21 das Nützliche suchen müsse. Diese Überlegung beeindruckte den Bischof nicht besonders, er wurde aber eine Weile zu warten gezwungen, weil keiner der Seinen ihm gerne folgen mochte. Kaum waren einige Tage verstrichen, da wollte er wieder losziehen; doch weil er seine Begleiter ob der Reise zögern sah, bereitete er sich vor, allein zu gehen; unerträglich waren ihm Verzögerung und Ruhe halten, solange die Stettiner in ihrer Treulosigkeit verharrten. Er ergriff die Gelegenheit, nahm heimlich aus dem Schrein, in dem die bischöflichen Bücher und die Mitra aufbewahrt wurden, einige Priestergewänder an sich und eilte 22auf dem Weg, der zum Meer führt,22 ohne Begleiter oder Mitwisser davon. Einer sah dies, lief atemlos zu den Übrigen und meldete, der Bischof sei fortgegangen und habe einiges heimlich aus dem Schrein mitgenommen. Als sie das hören, springen sie auf; eiligst verfolgen sie den alten Mann, finden ihn, halten ihn auf und machen ihm Vorwürfe, dass er allein losgegangen sei; gegen seinen Willen brachten sie ihn zu der Zeltstätte, die sie an der Meeresküste aufgeschlagen hatten. Doch nicht länger widersetzten sie sich seinem Verlangen und guten Vorhaben, und ihr zäher Widerspruch war vorbei. Seine Autorität hatte sie alle überwunden, dass sie glaubten, es sei wider göttliches Gebot, wenn sie nicht zustimmten. Also beschlossen sie, möglichst bald aufzubrechen, um mit ihm zu sterben, wenn es die Lage so erfordere, und vertrauten auf die Gnade Gottes, nicht auf ihre Kräfte. Da freute sich der Bischof und lobte die Hingabe jedes Einzelnen; doch er sagte, nicht für alle sei es nützlich, bei solcher Lebensgefahr loszusegeln; das sei Aufgabe von wenigen, die vollkommener als die Übrigen schienen. Und er befahl einigen, beim Gepäck zu bleiben, anderen, die ihnen übertragene Arbeit zu erfüllen; so brach er schließlich mit wenigen erprobten Leuten auf, 23deren Treue und Hingabe er kannte.23 7. Er ging zum Meer hinunter und setzte mit solcher Geschwindigkeit über, dass man glauben konnte, er sei eher geflogen als gesegelt. Als er zur Stadt der Stettiner kam, wohin das Gerücht seiner Ankunft schon vorausgeeilt war, zog er sich in die Kirche der Apostel, die er vor dem Stadttor errichtet hatte, mit einer großen Schar von Jüngern und einem sehnlichst erwarteten Gefolge zurück und wollte dort zum Herrn für sein Heil und für jenes unwissende Volk beten. Inzwischen stürzt aus der Stadt eine Menge von Bewaffneten, bereit, den Bischof zu ergreifen und die mit ihm gekommen waren niederzumetzeln. Einer aber von den Bürgern, dem nicht nur seine Weis-
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sapientia solum, sed et senectus addiderat, id fieri videns vehementer indoluit ac primo conversus ad plebem, ut quid contra inermes armata convenerit, sciscitatur, armis vero iniuria eis, qui pacem obtulerant, obviari, postremo perdere homines innocentes sine causa, sine audientia non debere. 24Talia perstabat memorans fixusque manebat.24 Cuius sermonibus egre tandem populus acquiescens ea quidem die vel hora a nece episcopi ac discipulorum eiusdem manus utcumque continuit. Postera die, que quidem dominica habebatur, cum in prefata ecclesia missarum sollempnia celebrasset, nichil moratus infidelis ille populus cum ingenti strepitu supervenit, tum vero pontificem omnesque eius comites novo et inaudito mortis genere perempturus, erroris sui penitentia ductus, quod eis vel unius hore momento pridie pepercisset. Ille vero pontificalibus infulis, uti sancto altari astitit decoratus cum duobus presbyteris, qui ei in vice diaconi ac dubdiaconi ad missam fuerant obsecuti, per mediam civitatem, populo spectante, processit, moxque mirum in modum episcopi ac ministrorum eiusdem indumenta purpurea infuso desuper sole fulserunt adeo, ut illo solis ac vestium fulgore insolito, quodque credibilius est, nutu divino infideles exterriti fugarentur. 8. Porro episcopus locuturus ad plebem in excelso urbis constitit loco, ut se in eminenti apostolice amministrationis specula disponente Domino constitutum actu et habitu comprobaret. Quo videlicet loco et tempore copiosa hominum multitudo, quid tandem loqui gestiat, auditura convenit. Iubet episcopus interpretem25 suum, virum prudentem, qui nunc eidem populo preest, adventus sui causam exponere, que quidem esset huiusmodi, ut eos ad penitentiam provocaret, qui, relicto Deo vivo et vero, quem superiori eius predicatione cognoverant, symulacra gentium, 26que nec vident nec audiunt nec locuntur26, veneratione indebita coluissent. Cumque de his omnibus interpres antistitis copiosius disputaret, profanus ille ydolorum pontifex supervenit et ingenti strepitu concitato vocem illi predicationis eripuit. Conversus denique ad astantes monet, ut voce consona diis gratias agerent, qui suos ac patrie publicos hostes eorum manibus tradidissent. Nam reliquos quidem per varia interire tormenta, episcopum vero, qui tocius mali caput extiterit, in frusta concidi debere testatur. His dictis lanceam, quam uti mos omnibus erat, manu gestabat, in sanctum Domini vibrare parabat idemque alios facere adhortatus: „Nunc“, inquit, „omnium iaculis confossus intereat, qui ad interitum omnium nostrum modis omnibus elaborat.“ Sed infelix tur-
24–24
Verg., Aen. II 650 (Voß). Adalbert, siehe oben II 19 Anm. 29, S. 166. 26–26 Vgl. Ps 113,13 –14. 25
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heit, sondern auch sein Alter größeres Ansehen verschafft hatten, sah das kommen; es tat ihm richtig weh, und zunächst wandte er sich an das Volk und fragte, warum es sich mit Waffen gegen Unbewaffnete versammle; zu Unrecht gehe man mit Waffen gegen die vor, die den Frieden gebracht hatten; schließlich dürfe man unschuldige Menschen nicht ohne Grund, ohne Anhören umbringen. 24Also sprach er gefasst und beharrte drob unerschüttert.24 Seinen Worten stimmte das Volk schließlich ungern zu und bewahrte für diesen Tag und diese Stunde seine Hände vor dem Mord am Bischof und seinen Jüngern. Am nächsten Tag, den man als den „Tag des Herrn“ feierte, kam, weil der Bischof in besagter Kirche das Hochamt gefeiert hatte, das ungläubige Volk ohne Verzug mit großem Getöse herbei, um den Bischof und seine Begleiter mit einer neuen unerhörten Todesart umzubringen, getrieben vom Bedauern über seinen Irrtum, dass es sie am Vortag auch nur für die Spanne einer Stunde verschont hätte. Er aber trat, geschmückt mit dem bischöflichen Gewand, wie er am heiligen Altar stand, zusammen mit zwei Priestern, die ihm als Diakon und Subdiakon bei der Messe gedient hatten, unter den Augen des Volkes mitten in die Stadt hinein, und bald leuchteten die Purpurgewänder des Bischofs und seiner Ministranten dank der Sonnenstrahlen so sehr, dass die Ungläubigen von diesem ungewohnten Glanz der Sonne und der Gewänder und, was eher glaublich ist, erschreckt vom Wink aus dem Himmel, zurückwichen. 8. Nun wollte der Bischof zum Volk sprechen und bestieg einen hoch gelegenen Platz der Stadt, um sich, auf diese erhabene Warte apostolischen Amtes durch Gottes Walten gestellt, durch Tat und Tracht zu erweisen. An diesem Ort kam zu dieser Zeit eine große Menschenmenge zusammen, die hören wollte, was zu reden er begehrte. Es befiehlt der Bischof seinem Dolmetscher25, einem klugen Mann, der jetzt dieses Volk als Bischof leitet, den Grund seines Besuchs darzulegen; der sei nämlich dermaßen, dass er die zur Buße auffordere, die den lebendigen und wahren Gott verlassen hätten, den sie durch seine frühere Predigt erkannt hätten; auch hätten sie Götzen der Heiden, 26die nicht sehen, nicht hören und nicht sprechen26 können, in ungebührlicher Weise verehrt. Als der Dolmetscher des Bischofs dies alles recht ausführlich vorbrachte, kam jener heidnische Götzenbischof dazu und entriss ihm mit ungeheurem Getöse das Wort der Predigt. Zu den Umstehenden gewandt mahnte er, sie sollten wie mit einer Stimme den Göttern Dank sagen, die seine Feinde und die des Vaterlandes ihnen in die Hände ausgeliefert hätten. Denn die Übrigen würden an verschiedenen Martern zugrunde gehen, der Bischof aber, der das Haupt des ganzen Übels sei, müsse in Stücke gehauen werden. Nach diesen Worten schickte er sich an, die Lanze, die er in der Hand hielt und die alle gewöhnlich nutzen, auf den Heiligen des Herrn zu schleudern, und forderte die anderen auf, das Gleiche zu tun: „Jetzt“, sagte er, „soll er, durchbohrt von allen Lanzen, untergehen, er, der in jeder Weise auf
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ba gentilium, ubi contra episcopum manum levare presumpsit, in ipso conatu diriguit, illius utique expertus virtutem, cuius interimere voluit sacerdotem. Iam vero cum ipso auctore sceleris solo fixa, ac si saxea foret, stabat immobilis et manus, quas in altum audacter extenderat, iam ab alto deponere, ut ligatas eas in aere crederes, non valebat. Iustus es, Domine, et rectum iudicium tuum,27 dum illis salutem eripis suam, qui ad eripiendam salutem venerant alienam! „Quid“, inquit interpreti suo episcopus sanctus, „quid in tam tristi rerum exitu faciemus?“ Monet interpres – illius enim in talibus uti solebat consiliis – quatinus elevata manu populo benedicat eumque ad propria abire permittat. Ille confestim duobus psalmiste versiculis: 28Sit nomen Domini benedictum, et Adiutorium nostrum in nomine Domini ex more premissis28, familiare illud ori suo signum crucis expressit ac super astantes benedictionis verba sollempnia recitavit. Cuius ilico benedictionis efficatiam gentiles experti sunt, qui, pristina mox incolomitate recepta, leti ad propria redierunt. 9. Procedit inde episcopus et contra ecclesiam beati Adalberti martyris, discipulis comitantibus, properavit. Interea pueri, quos in platea ludentes offenderat, undique visendi studio circumfusi a tergo episcopum consecuntur, hominum ignotorum, ut ea etas solet, aspectum et habitum ammirantes. Quos ille per supradictum interpretem allocutus, si qui eorum baptisma susceperint, sciscitatur. Cumque illi et illi baptizatos se esse dixissent, quesitum est ex parte episcopi, utrum eorum sederet arbitrio, ut in fide, quam in baptismo tenendam acceperant, permanerent. Respondent pueri ita sibi esse propositum, uti legibus christianis et in fide catholica, quam semel agnoverint, permanere. Monet episcopus eos, qui baptizatos se esse meminerint, ab his, qui baptizati non fuerant, separari et nulla deinceps cum infidelibus communione misceri. Ad hanc vocem pueri christiani pueros paganos abicere atque procul repellere, episcopo inspiciente, ceperunt ita, ut nullum eorum in medio sui stare permitterent. Itaque pulchrum eo die spectaculum puerorum illi ludus exhibuit; gaudens et gratias agens credentes ex eis fide Christi plenius instruxit et ad fidem incredulos pia exhortatione perduxit. Ubi re vera impletam credimus presagam illam psalmigraphi vocem: Ex ore infantium et lactentium perfecisti laudem propter inimicos tuos, ut destruas inimicum et ultorem.29 Tali etenim modo ex ore infantium Christi laude perfecta non multo post pars inimica et ostensa est pariter et destructa.
27
Ps 118,137. Ps 112,2 und Ps 123,8. Im Pontificale Romanum Einleitungsworte zum bischöflichen Segen. 29 Ps 8,3. 28–28
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den Tod von uns allen hinarbeitet!“ Doch sobald die unglückliche Schar der Heiden die Hand gegen den Bischof zu erheben wagte, erstarrten sie bei dem Versuch und mussten die Kraft Dessen erfahren, dessen Priester sie umbringen wollten. Zusammen mit dem Urheber des Verbrechens standen sie unbeweglich da, so als ob sie aus Stein wären, und die Hände, die sie kühn in die Höhe gereckt hatten, konnten sie nicht herunternehmen, als ob sie in der Luft angebunden wären. Herr, du bist gerecht, und dein Wort ist richtig,27 wenn du denen das Heil nimmst, die gekommen waren, anderen das Heil zu nehmen! Der heilige Bischof fragte seinen Dolmetscher: „Was sollen wir bei solch misslicher Lage tun?“ Der Dolmetscher – auf dessen Rat er sich nämlich zu verlassen pflegte – riet, er solle mit erhobener Hand das Volk segnen und ihm erlauben, nach Hause zu gehen. Darum schickte er die beiden Psalmverse 28 „Der Name des Herrn sei gepriesen“ und „Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn“28 wie üblich voraus, machte auf seinem Gesicht das vertraute Kreuzzeichen und sprach dann über die Anwesenden die feierlichen Worte des Segens. Sofort spürten die Heiden die Wirkung des Segens, und als sie die frühere Gesundheit wiedererlangt hatten, kehrten sie fröhlich nach Hause zurück. 9. Der Bischof eilte nun in Prozessionsbegleitung seiner Jünger zur Kirche des Märtyrers St. Adalbert. Inzwischen kamen Knaben, die er auf der Straße spielend angetroffen hatte, von allen Seiten auf ihn zu, um ihn zu sehen, und folgten dem Bischof nach; sie wunderten sich, wie für dieses Alter üblich, über das Aussehen und die Kleidung der unbekannten Männer. Er sprach sie durch seinen oben genannten Dolmetscher an und fragte, wer von ihnen die Taufe empfangen habe. Als dieser und jener sagte, er sei getauft, wurden sie von Seiten des Bischofs gefragt, ob es ihre Meinung sei, in dem Glauben zu bleiben, den zu halten sie in der Taufe empfangen hatten. Die Knaben antworten, das sei ihr Wille, dass sie in den christlichen Geboten und im katholischen Glauben bleiben, den sie einmal bekannt hätten. Da mahnt der Bischof sie, die sich erinnerten getauft zu sein, sich von denen, die nicht getauft waren, fern zu halten und künftig keine Gemeinschaft mit Ungläubigen zu haben. Auf dieses Wort hin begannen die christlichen Knaben im Beisein des Bischofs die Heidenkinder wegzustoßen und ganz zu vertreiben; und sie duldeten nicht, dass auch nur einer in ihrer Mitte bliebe. So brachte ihm an diesem Tage das Spielen der Knaben ein hübsches Schauspiel; voll Freude und Dank sagend unterwies er die Gläubigen unter ihnen noch tiefer im Glauben an Christus und führte die Ungläubigen durch fromme Ermunterung zum Glauben. Da erfüllte sich, wie wir glauben, das zukunftkündende Wort des Psalmisten: Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob, deinen Feinden zum Trotz, um deine Feinde und Rachegierigen zu vertilgen.29 Auf solche Weise wurde aus dem Mund der Kinder das Lob Christi geschaffen und bald darauf der feindliche Teil aufgezeigt und zugleich zerstört.
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10. Visis namque mirabilibus, que fiebant, principes civitatis cum reliqua multitudine consedentes, habita secum deliberatione, obtemperare episcopo et Christo credere decreverunt, maxime cum eos ad fidem predives ac prepotens quidam Wirtsca nomine, qui miraculorum vel magna pars fuerat, incitaret. Homo iste ad Danorum provintiam paulo ante transierat captusque ab eis et coniectus in vincula est, diebus plurimis omnia illa, que dampnaticii solent ferre, perpessus, ut non de reditu tantum, sed et de vita penitus desperaret. Cum subito noctis tempore veneranda canicie senex instar nivis candorem efferens astare homini visus est vitamque et reditum polliceri penas deinde daturo, siquidem deinceps non obtemperare episcopo, si non et aliis doctrinam ipsius commendare satageret. Ille, qui tali constrictus articulo vellet etiam maiora promittere, deierare cepit et nomen divinitatis obtestans dicere: „Domine Deus, qui gentem nostram per eundem episcopum ad agnitionem tui nominis venire fecisti, si umquam monita eius vel extrema contempsero, si non et aliis universa, que predicat, commendare curavero, te negavi.“ Neque vero inanis fuerat sopor aut somnia vana, quibus sepe deludimur. Nam protinus in hec sacramenti verba dimissus catenis simul et carcere liber abscedit. Qui cum venisset ad mare, inventam naviculam solus sine remige, sine duce, hostium, quos a tergo formidabat, timore compulsus intravit, tucius fore existimans pelagi se fluctibus credere quam denuo inhumanitatem eorum, quos semel evaserit, experiri. Navis itaque a validissimo vento arrepta per undas concite ferebatur et, mari vastissimo mira velocitate decurso, incolomem eum ad litus exposuit. Egressus ille de navi Stetinensium adiit civitatem, cunctis audientibus Christi clementiam eiusque virtutem ac sue ereptionis hystoriam non sine digna laudis ammiratione commemorans. Denique in prefata principum concione consedit et solus pene omnem populum, ut sibi divinitus imperatum fuisse meminerat, episcopo obtemperare persuasit. Postquam ergo in eius sententiam concio universa concessit, hec illi iniuncta legatio est, ut promptam omnium voluntatem et unanimem in Christi religionem consensum episcopo nunciaret. Ille veniens et episcopi nomen inclamitans, quod in lingua eorum, siquidem una littera demutata pro eo, quod est Otto, otta dixeris, patrem sonat: „Tuis“, inquit, „hec civitas monitis obtemperare consensit et ydola, que colebat, pedibus tuis conculcanda substernit.“ Cumque ad huius subiectionis indicium virgam, quam manu gestabat, ante pedes episcopi proiecisset, profanus ille ydolorum sa-
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10. Denn als die Großen der Stadt die Wunder, die da geschahen, sahen, setzten sie sich mit der Menge zusammen und hielten Rat; sie beschlossen, dem Bischof Folge zu leisten und an Christus zu glauben, zumal da sie ein sehr reicher und gar mächtiger Mann namens Wirtschak, der bei den Wundern wohl einen großen Anteil gehabt hatte, zum Glauben trieb. Dieser Mann war kurz zuvor in das Land der Dänen gefahren, war von diesen gefangen genommen und in Fesseln gelegt worden; viele Tage erduldete er alles, was Verurteilte zu ertragen haben, so dass er nicht nur alle Hoffnung auf Rückkehr, sondern auch sein Leben ganz aufgegeben hatte. Da schien plötzlich in nächtlicher Stunde ein Greis mit ehrwürdigem Silberhaar, das Glanz wie von Schnee verbreitete, vor dem Mann zu stehen; jener versprach Leben und Rückkehr, doch er werde büßen müssen, falls er künftig dem Bischof nicht Folge leiste und sich nicht einsetze, den anderen dessen Lehre zu empfehlen. In solcher Not gefangen, wollte er auch noch Größeres versprechen, begann ein Gelübde abzulegen und beschwor den Namen Gottes; er sagte: „Herr Gott, der du unser Volk durch diesen Bischof zur Erkenntnis deines Namens hast kommen lassen: Wenn ich je dessen Mahnungen, auch die härtesten, missachten sollte, wenn ich nicht den anderen alles, was er predigt, ans Herz legen sollte, dann habe ich dich verleugnet.“ Aber dies war kein leeres Nachtgesicht oder nichtiger Traum, von dem wir oft verspottet werden. Denn kaum hatte er die Worte dieses Schwures gesprochen, da fielen die Ketten und er ging frei aus dem Kerker. Als er zum Meer gekommen war, fand er ein Boot, stieg ein und fuhr allein, ohne Ruder, ohne Lotsen, getrieben von der Furcht vor den Feinden, die er im Rücken wähnte, in der Überzeugung, es sei sicherer, sich den Fluten der See anzuvertrauen als erneut die Unmenschlichkeit derer zu erproben, denen er einmal entkommen war. Das Schiff wurde nun von einem starken Sturm ergriffen und rasch über die Wellen getragen, durchmaß das weite Meer mit unglaublicher Schnelligkeit und setzte ihn wohlbehalten an der Küste ab. Er stieg aus dem Schiff, ging in die Stadt der Stettiner und berichtete allen Zuhörern von Christi Güte und Kraft sowie die Geschichte seiner Errettung mit angemessenem Lob und Bewunderung. – Und nun saß er in besagter Versammlung der Großen und empfahl fast als Einziger dem ganzen Volk, dem Bischof Folge zu leisten, eingedenk dessen, was ihm von Gott befohlen war. Nachdem so die ganze Versammlung seinem Urteil beigepflichtet hatte, wurde ihm die Gesandtschaft übertragen, dem Bischof den offenen Willen und die einmütige Zustimmung aller zur Lehre Christi zu verkünden. Er kam dort an und rief laut den Namen des Bischofs, den man in ihrer Sprache unter Veränderung eines Buchstabens statt „Otto“ „otta“ ausspricht, was „Vater“ bedeutet. Er sagte: „Diese Stadt hat zugestimmt, deinen Mahnungen Folge zu leisten, und legt dir die Götzenbilder vor die Füße, damit du sie zertrittst.“ Als er zum Zeichen der Unterwerfung den Stab, den er in der Hand hielt, vor die Füße des
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cerdos confusus et confutatus aufugit. Et varias quidem episcopo postea moliebatur insidias, sed eas 30Christus sua inevitabili potentia30 et virtute cum ipso sceleris auctore destruxit. – Sed de hoc alias, nunc reliqua prosequamur. 11. Accepta igitur legatione, episcopus, que et votis suis congrua et illorum saluti proficua videretur, primo quidem flere pre gaudio et inmensas Deo gratias agere cepit, deinde renovare ecclesias et fide Christi plebem instruere non cessavit. – Erat forte tum temporis homo habens arborem nucum, quam stultus ille paganorum populus quasi sub religionis obtentu frequentare consueverat.31 Qui nulla adhoc poterat ratione induci, ut arborem pateretur incidi, maxime cum et religionem estimaret in cultu et commodum haberet in questu. Episcopus quidem eum sedulo commonere, nichil esse religionis in stipite, in Deo pocius, cui serviret ipse, confidere, arborem illam oportere succidi, quia esset demoniis dedicata. Ille vero nichil his rationibus cedere, postremo iurare in diis suis numquam arborem se vivente, se consentiente succidi. Quam cum forte episcopus aggressus fuisset abscidere, ille eum securi percutere voluit, sed veritus ab eo casso vulnere aerem verberavit. Cumque a fidelibus, qui forte tunc aderant, rogaretur, uti patientiamd, quam aliis persuadebat, ipse prior ostenderet, arborem illam fore innoxiam, pateretur episcopus eam inconvulsam, abdicato errore, subsistere, victus precibus assensum dedit. Et arborem quidem, ne suam ulcisci videretur iniuriam, stare permisit, verum ab homine supradicto, ne quid deinceps ei venerationis impenderet aut aliquo venerationis cultu dignam crederet, securitatem, quam exigebat, accepit. 12. Volens deinde episcopus sanctus etiam Iulinenses invisere discipulis aliisque quibusdam comitibus profectus est. Hic vero profanus ille ydolorum antistes sancto tetendit insidias. Viros namque in navi premiserat, qui tandem, oportunitate accepta, sanctum interimerent sacerdotem. Quibus cum occurrisset episcopus illique in eum insurgere voluissent, quidam Stetinensium, qui una cum episcopo navigabant, sumptis armis stare pro navi et acriter dimicare ceperunt, ita ut hii, qui ex adverso fuerant preparati, non sine ignominia sint repulsi. Ille interim domi tanti sibi sceleris conscius residebat. Cum ecce repente glorians deorum predicare clementiam cepit, dicens se ab eis accepisse responsum, quod ea die hora tali, qualem videlicet ipse cum carnificibus commentus fuerat, nuncius adveniret, qui vel abscisum ve-
d 30 31
len.
patientia Ed. Pontificale-Romano-Germanicum, Weihe der Osterkerze, dort ineffabili. Sulp. Sev., Vita s. Martini 13,2 (CSEL 1 S. 121), berichtet von solchem Baumfäl-
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Bischofs warf, flüchtete der ruchlose Götzenpriester verwirrt und widerlegt. Später bereitete er dem Bischof mancherlei Nachstellungen, doch 30Christus in seiner unausweichlichen Macht30 und Stärke machte sie zusammen mit dem Urheber des Verbrechens zuschanden. – Doch dies an anderer Stelle; hier wollen wir mit dem Übrigen fortfahren. 11. Nach Empfang dieser Gesandtschaft, die seinen Wünschen entgegenkommend und deren Heil förderlich schien, fing der Bischof zunächst vor Freude an zu weinen und dankte Gott unermesslich, dann hörte er nicht auf, die Kirchen zu erneuern und das Volk im Glauben an Christus zu belehren. – Es besaß damals ein Mann einen Walnussbaum, den das törichte Heidenvolk unter dem Vorwand einer Art religiösen Bedürfnisses zu besuchen pflegte.31 Dieser Mann konnte auf keine Weise dazu gebracht werden hinzunehmen, dass der Baum gefällt wird, besonders da er die Verehrung als religiöse Bedeutung schätzte und vom Ertrag den Vorteil hatte. Der Bischof nun ermahnt ihn unverdrossen, es sei in dem Baum nichts Religiöses, vielmehr solle er auf Gott vertrauen, dem er selbst diene, und es sei nötig, den Baum zu fällen, weil er den Dämonen geweiht sei. Der aber gibt diesen Begründungen nicht nach; schließlich schwört er bei seinen Göttern, der Baum werde niemals zu seinen Lebzeiten mit seiner Zustimmung gefällt werden. Als sich der Bischof daranmachte, ihn umzusägen, wollte er diesen mit einem Beil erschlagen, doch der nahm sich vor ihm in Acht und wich aus, und so traf er nur die Luft. Der Bischof wurde von Gläubigen, die zufällig dabei waren, gebeten, die Geduld, die er anderen nahe legte, selbst zuerst zu zeigen – der Baum sei schließlich unschuldig –; er solle den Baum unangetastet lassen und seinem Irrtum abschwören; von den Bitten umgestimmt, gab er sein Einverständnis. Und er gestattete, dass der Baum stehen bleibe, damit es nicht so aussehe, er wolle seine Beleidigung rächen; doch er erhielt von besagtem Mann die erbetene Zusicherung, er werde künftig dem keine Verehrung zukommen lassen noch glauben, er hätte irgendeinen ehrenvollen Kult verdient. 12. Nun wollte der heilige Bischof noch die Wolliner besuchen und brach daher mit seinen Jüngern und einigen anderen Begleitern auf. Hier aber stellte jener Götzenbischof dem Heiligen nach. Er schickte nämlich in einem Schiff Männer voraus, die bei sich bietender Gelegenheit den heiligen Priester umbringen sollten. Als der Bischof ihnen begegnete und sie auf ihn eindringen wollten, da griffen einige Stettiner, die zusammen mit dem Bischof fuhren, zu den Waffen und begannen, um das Schiff zu schützen, so heftig zu kämpfen, dass die auf’s Gegenteil Vorbereiteten nicht ohne Schande vertrieben wurden. Der Götzenbischof saß derweil zu Hause und war sich seines schweren Verbrechens bewusst. Siehe, plötzlich fing er an, die Güte der Götter zu loben und zu preisen; er sagte, er habe von ihnen die Antwort erhalten, dass an diesem Tag, zu dieser Stunde, die er ja selbst mit den Schlächtern vereinbart hatte, ein Bote käme, der ihm entweder den abgeschlagenen
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terani illius episcopi caput afferret vel ipsum certe cum suis in mare demersum certissime nunciaret. Necdum ille verba finierat, cum ecce caput eius subito retorqueri ipseque diras et horrendas cepit voces emittere, ita ut innumera hominum multitudo fama facti huius excita convenerit. Qua presente, inter horrendos corporis cruciatus omnia sue malignitatis archana detexit ac tandem districtam contra se ipsum sententiam ferens: „Quia“, inquit, „episcopo obtemperare contempsi, quia populum a fide, quam predicat, aberrare persuasi, en morior; 32timete Deum!32“ Quibus dictis, protinus expiravit. 33 Tantus autem tamque intolerabilis fetor omne illud, in quo iacebat, habitaculum replevit, ut indubia indicia relinqueret33, ad quales epulas de illa sua habitatione transierit. Factumque est, ut ipso tempore, quo nuncium super interitu episcopi vaticinatus fuerat affuturum, episcopo apud Iulin commorante, nuncius superveniens repentinum illius nunciaret interitum. Alter etiam sacerdotum, qui ei et in nece episcopi et in ceteris malis assensum dedit, non multo post in crucem actus horrendo et ipse exitu vitam finivit. Super his autem et super aliis, que quidem digna esse miraculo viderentur, episcopus sanctus firmissimum discipulis indixit silentium, docens eos de Domini pietate presumere, non de suis actibus superbire. 13. Aliud quoque miraculum, quod apud ipsam Iulinensium civitatem accidisse comperimus, quia ad presens memorie occurrit, hoc in loco dignum putamus inserere. Homo quidam cum in festo beati Laurentii34 agrum meteret, presbytero forte, qui loci illius regebat ecclesiam, superveniente corripitur, quod sacre diei, in qua vacandum Christianis omnibus foret, reverentiam non haberet. Ille, ut erat adhuc gentilitatis assuetus operibus, verba presbyteri audire contempsit et cepto ab opere non cessavit. Tume subito messem illius ignis invasit et totam, que in agro eodem inventa est, segetem, aliorum laboribus prorsus intactis, edax flamma consumpsit. Oportebat enim, ut contemptum martyris ignis potissimum expiaret, qui suum pro Domino corpus cremandum ignibus obtulisset. — 14. Ibi quoque mulier quedam subita cecitate percussa ad ecclesiam venit ac tristem tante calamitatis eventum presente episcopo deploravit. Ille eam, uti plerisque mos est, si quando eis adversi quicquam contigerit, signum, quod pro foribus templi pendebat, pulsatum ire precepit. Abiit, pulsavit, ac statim, cecitate depulsa, apertis oculis dudum negata lux patuit.
e
Cum Hss.
32–32
Vgl. Apoc 14,7. Vgl. Sulp. Sev., Vita s. Martini 24,8 (CSEL 1 S. 134). 10. August.
33–33 34
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Kopf des alten Bischofs bringen oder ihm mitteilen werde, der sei ganz gewiss zusammen mit den Seinen im Meer untergegangen. Er hatte die Worte noch nicht vollendet, siehe, da verdreht er plötzlich seinen Kopf und stößt grausige und schreckliche Laute aus, so dass eine ungeheure Menschenmenge, von der Kunde dieses Ereignisses getrieben, zukammenkam. In deren Gegenwart deckte er unter furchtbaren körperlichen Qualen alle Geheimnisse seiner Bosheit auf und sprach schließlich gegen sich folgendes harte Urteil aus; er sagte: „Weil ich mich geweigert habe, dem Bischof zu gehorchen, weil ich dem Volk zugeredet habe, von dem Glauben, den er predigte, abzufallen, sterbe ich; 32fürchtet Gott!“32 Gleich nach diesen Worten gab er seinen Geist auf. 33Aber ein so unerträglicher Gestank erfüllte das ganze Haus, in dem er lag, dass er den unbezweifelbaren Beweis lieferte,33 zu welchem Gastmahl er aus seiner Wohnung gegangen war. Und es geschah, dass zu der Zeit, wo nach der Prophezeiung die Nachricht vom Untergang des Bischofs kommen sollte, beim Bischof vor Wollin die Nachricht eintraf, die dessen plötzlichen Untergang meldete. Auch ein anderer Götzenpriester, der ihm für die Ermordung des Bischofs und für andere Untaten Beifall gespendet hatte, beendete wenig später ans Kreuz geheftet in einem schrecklichen Tode sein Leben. Über dieses aber und über das andere, was Wundersames zu geschehen schien, gebot der heilige Bischof seinen Jüngern strengstes Stillschweigen; er lehrte sie, auf die Huld des Herrn zu vertrauen, nicht sich mit ihren Taten zu brüsten. 13. Auch ein anderes Wunder, das sich, wie wir erfahren haben, in der Stadt der Wolliner zugetragen hat, glauben wir hier passend anfügen zu sollen, weil es uns jetzt ins Gedächtnis kommt. Als ein Mann am Festtag des heiligen Laurentius34 seinen Acker aberntete, wurde er vom zufällig vorbeikommenden Priester, der die Kirche dieses Ortes leitete, getadelt, dass er diesem heiligen Tage, an dem sich alle Christen von der Arbeit freihalten müssen, nicht die Ehre gäbe. Weil der aber noch an das Arbeiten der Heidenwelt gewohnt war, weigerte er sich, auf die Worte des Priesters zu hören, und ließ nicht von der begonnenen Arbeit ab. Da fasste plötzlich ein Feuer seine Ernte, und die gefräßige Flamme verzehrte die ganze Ernte, die sich auf diesem Acker befand, während der Arbeitsertrag der anderen völlig unversehrt blieb. Das Feuer musste nämlich die Missachtung des Märtyrers besonders sühnen, der für den Herrn seinen Leib dem Feuer zum Verbrennen dargeboten hatte. — 14. Es wurde dort auch eine Frau mit plötzlicher Blindheit geschlagen; sie kam zur Kirche und beklagte in Gegenwart des Bischofs das traurige Ereignis solchen Unglücks. Der Bischof aber befahl ihr, wie es bei vielen üblich ist, wenn ihnen etwas Widriges zustößt, das Glockenzeichen zu läuten, das vor der Kirchtür hing. Sie ging hin, läutete, und sofort verschwand die Blindheit; sie öffnete die Augen und erhielt das vorher verweigerte Augenlicht zurück.
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15. His rite peractis, reversus ad propria est et cum summa omnium exultatione susceptus beate memorie Honorio35 Romano pontifici anulum misit rogans, ut eundem sibi consecratum remitteret, quatinus per hunc aliquem scientia et moribus commendatum sede episcopali, quam in illis partibus locare decreverat, investiret. Et deinceps quidem receptum anulum reservavit, sed vario rerum eventu et ipso demum mortis articulo prepeditus id, quod intenderat, adimplere non potuit. Qui anno dominice incarnationis MCXXXVIIII., ordinationis autem sue anno XXXII., indictione II., pridie kal. iulii rebus excessit humanis. — 16. Post hec adveniente Wirzburgensis36 civitatis episcopo, beati viri corpus in ecclesia sancti Michahelis archangeli in magna gloria est humatum, ubi ipse, dum adhuc viveret, sibi sepulchrum preparari fecit.
35 36
Honorius II., 1124 –1130. Embricho, 1127–1146.
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15. Danach kehrte er in seine Heimat zurück; er wurde mit höchster Begeisterung aller empfangen und schickte Honorius35, dem Bischof von Rom seligen Angedenkens, einen Ring mit der Bitte, er möge ihm diesen geweiht zurücksenden, damit er mit ihm einen an Wissen und Wesen bewährten Mann mit dem bischöflichen Stuhl, den er in jener Gegend einzurichten beschlossen hatte, investieren könne. Zwar erhielt er später den Ring zurück und bewahrte ihn auf, doch beim Wechsel der Zeitläufe und schließlich durch seinen Tod verhindert konnte er seinen Plan nicht verwirklichen. Er ging aus dieser Welt im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1139, im 22. Jahr seit seiner Weihe, in der 2. Indiktion, am 30. Juni. — 16. Darauf wurde nach Ankunft des Bischofs der Stadt Würzburg36 der Leib des heiligen Mannes in der Kirche des heiligen Erzengels Michael mit großer Herrlichkeit beerdigt; dort hatte er sich zu Lebzeiten sein Grab vorbereiten lassen.
Edd.: J. Wikarjak, 1969, MPH s. n. VII 2, S. 45 –146; Ph. Jaffé, 1869, Bibl. rer. Germ. V, S. 588 – 692.
kTABULA TITULORUMl (*)1 Prologus in vitam Ottonis episcopi et confessoris
Liber primus 1. * De ortu sanctissimi Ottonis Babenbergensis episcopi ac honesta conversacione ipsius.2 (P I 1– 3; H III 32)3 2. De constructione hospitalis in civitate Herbipolensi per sanctum Ottonem. 3. * Quomodo sanctus Otto canonicus in Ratisbona factus se honeste habuit, et de domina Iudita abbatissa inferioris monasterii, que erat neptis Heinrici imperatoris, qualiter eundem sanctum Ottonem obsequio suo mancipaverit. (P I 4; H III 35) 4. Quomodo Heinricus quartus imperator sanctum Ottonem episcopum prefecerit structure Spirensis ecclesie kathedralis et de prudentia mirabili. (H III 36) 5. Qualiter civis Anshelmus Spirensis sanctum Ottonem in sui familiaritatem receperit ac eidem filium suum Richardum commendaverit ac eidem episcopatum predixerit. 6. Qualiter quartus Heinricus imperator sanctum Ottonem ad se accersiverit et, an psalterium legere posset, inquisiverit, et de codice renovato per eundem. (H III 34) 7. De promotione sancti Ottonis ad episcopatum per Heinricum imperatorem et de introitu ipsius. (P I 6; H III 38 f.) 8. De postulatione cleri et populi ad sanctum Michaelem pro idoneo rectore agentibus nuntiis apud imperatorem, et qua imperatoris commendatione Otto eis episcopus designatus est. (P I 6; H III 38) 9. Qua honestate imperator Ottonem episcopum ad sedem suam direxerit et quomodo susceptus est. (P I 6; H III 39) 10. Qualiter sanctus Otto suam electionem confirmari fecerit per dominum Paschalem. (P I 7; H III 40) 11. Quomodo investitus et consecratus sit per manus domini apostolici. (P I 7; H III 41) 1
Der Asteriskus * bedeutet, dass dieses Kapitel vollständig, der eingeklammerte (*), dass das Kapitel nur gekürzt aufgenommen ist.
KAPITELVERZEICHNIS (*)1 Vorwort zum Leben des Bischofs und Bekenners Otto
Vita des Ebo von Michelsberg
Buch I 1. * Die Geburt des hochheiligen Otto, Bischof von Bamberg, und sein standesgemäßer Lebenswandel.2 2. Der Bau des Spitals in der Stadt Würzburg durch den hl. Otto. 3. * Wie der hl. Otto Kanoniker in Regensburg wurde und sich dort standesgemäß verhielt; über die Äbtissin des Klosters Niedermünster Frau Judith, eine Enkelin Kaiser Heinrichs; wie der den hl. Otto zu deren Dienst bestimmte. 4. Wie Kaiser Heinrich IV. den hl. Bischof Otto zum Bauleiter der Kathedrale von Speyer machte; dessen wunderbare Klugheit. 5. Wie Anshelm, Bürger von Speyer, den hl. Otto in seine Hausgenossenschaft aufnahm, ihm seinen Sohn Richard anempfahl und ihm ein Bistum voraussagte. 6. Wie Kaiser Heinrich IV. den hl. Otto zu sich rief, ihn fragte, ob er den Psalter lesen könne; über einen durch ihn wiederhergestellten Codex. 7. Erhebung des hl. Otto zum Bischofsamt durch Kaiser Heinrich und sein Einzug. 8. Einsetzungsbitte von Klerus und Volk zu St. Michael wegen eines geeigneten Leiters; von den Sendboten beim Kaiser; mit welcher Empfehlung des Kaisers er ihnen als Bischof bestimmt wurde. 9. Mit welcher Ehre der Kaiser Bischof Otto zu seinem Amtssitz geleitete und wie er empfangen wurde. 10. Wie der hl. Otto seine Wahl durch Herrn Paschalis bestätigen ließ. 11. Wie er durch die Hand des Apostolischen Herrn investiert und geweiht wurde.
2 In seiner Kompilation der Viten Ebos und Herbords (Hs. Bamberg RB Msc. 122) hat Abt Andreas v. Michelsberg (1499) jeweils bei der Kapitelüberschrift zur Unterscheidung von den Übernahmen aus Herbord hinzugefügt: Ebbo. 3 Hinweis auf die Parallelüberlieferung (P = Prüfening; H = Herbord).
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12. De litteris ipsius apostolici ecclesie sue ipsum commendantis. (H III 42) 13. De litteris ipsius apostolici ad Ruthardum archiepiscopum Moguntinum pro sancto Ottone directis. 14. De litteris ipsius apostolici ad clerum et populum Babenbergensem Ottonem suum commendantis. (H III 42) 15. De litteris consolatoriis sancti Ottonis clero et populo Babenbergensi missis. (H III 41) 16. De generali colloquio principum Ratispone habito et de reditu pii4 Ottonis ad sedem suam. (P I 7– 9) 17. kDe monasteriis ab Ottone fundatis.l5 (P I 9 –19; H I 12 –17) 18. De reparatione ac melioratione monasterii ac totius cenobii sancti Michaelis. (P I 23 f.; H I 22, 39 f.) 19. * De constructione hospitalis sub pede montis sancti Michahelis. 20. (*) Qualiter sanctus Otto abbatem Gumpoldum amoverit et abbatem Wolframmum fratribus in abbatem prefecerit, ac de laude ipsius. 21. * De reformatione religionis suscipienda epistola sancti Ottonis ad certos abbates multum exhortatoria. 22. (*) De terribili terre motu, qui edificia et structuras monasterii sancti Michaelis hiatu terribili destruxit, quas sanctus Otto postea a fundamentis erexit et ampliando dilatavit, et de die consecrationis ecclesie. (P I 23; H I 22) 23. De subita infirmitate sancti Ottonis tempore dedicationis et de sanatione ipsius facta per angelum.
Liber secundus 1. * De episcopo Bernhardo, qui convertendi gratia Pomeranos adiit, sed per eos turpiter eiectus ad sanctum Ottonem declinavit, postmodum pontificalibus depositis monachus in monasterio sancti Michaelis factus est. 2. * Qualiter sanctus Otto per eundem Bernhardum instigatus, ut Pomeranorum predicationis gratia adiret, et de revocatione eiusdem Bernhardi per suos fratres facta ad propria. 3. (*) Quomodo sanctus Otto licentiam evangelizandi Pomeranis impetravit a papa Kalixto, et de vie sue sociis ac profectione usque ad ducem Bohemie Ladislaum. (P II 1 f.; H II 7–10) 4. * Qualiter Polislaus dux Polonie sanctum Ottonem exceperit, ac de operibus ibidem per eum factis. (P II 2; H II 8 –10) 5. Quomodo ad Piriscum castrum veniens ibi multos baptizavit. (P II 4; H II 14)
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12. Päpstliches Empfehlungsschreiben an seine Kirche. 13. Schreiben des Papstes an Ruthard, Erzbischof von Mainz, für den hl. Otto. 14. Päpstliches Empfehlungsschreiben für Otto an Klerus und Volk von Bamberg. 15. Trostschreiben des hl. Otto an Klerus und Volk in Bamberg. 16. Allgemeine Fürstenversammlung in Regensburg und Rückkehr des guten4 Otto an seinen Amtssitz. 17. kOttos Klostergründungen.l5 18. Reparatur und Ausbau des ganzen Klosters St. Michael. 19. * Bau des Spitals am Fuß des St. Michelsberges. 20. (*) Wie der hl. Otto Abt Gumpold absetzte und Wolfram den Brüdern als Abt gab; über dessen Lob. 21. * Großes Mahnschreiben des hl. Otto an bestimmte Äbte über die Annahme von Ordensreformen. 22. (*) Das schreckliche Erdbeben, das mit schrecklicher Wucht Gebäude und Bauwerke des St. Michael-Klosters zerstörte, die der hl. Otto später von Grund auf neu errichtete und erheblich erweiterte; über den Tag der Kirchweihe. 23. Plötzliche Krankheit des hl. Otto zur Zeit der Weihe und seine durch einen Engel erfolgte Heilung.
Buch II 1. * Über Bischof Bernhard, der die Pommern zum Bekehren besuchte, aber, von ihnen schändlich verjagt, sich an den hl. Otto wandte, später die Bischofsgewänder ablegte und Mönch im Kloster St. Michael wurde. 2. * Wie der hl. Otto von diesem Bernhard angetrieben wurde, nach Pommern zum Predigen zu gehen; Abberufung Bernhards in seine Heimat durch die Mitbrüder. 3. (*) Wie der hl. Otto von Papst Kalixt die Missionserlaubnis erhielt; seine Weggefährten; Zug zum Herzog von Böhmen Vladislav. 4. * Wie Boleslaw, Herzog von Polen, den hl. Otto empfing; seine von ihm dort vollbrachten Taten. 5. Wie er zur Burg Pyritz kam und dort viele taufte.
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Die häufige Junktur pius Otto wird im folgenden Text als eher phraseologisch fortgelassen. 5 Diese Kapitelüberschrift fehlt in allen Handschriften.
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6. De muliere horribiliter defuncta, que feriare contempserit. (P II 14; H II 23) 7. * Qualiter ad urbem magnam Iulin pervenerit, et de periculo, quod in eodem loco pertulerunt. (P II 5 – 8; H II 23) 8. * Quomodo sanctus Otto a quodam rustico graviter percussus fuerit. (P II 7; H II 26) 9. * Quomodo sanctus Otto Domuzlaum ad fidem Christi adduxerit. (P II 9; H II 28 f.) 10. De duabus matronis sanatis per sanctum Ottonem ac postea baptizatis. 11. * Iulienses, audita fide Stetinensium, apostolo suo legatos honorabiles dirigunt, ac fidem Christi assumunt et XXMCLVI hominum baptizantur. (P II 15; H II 37) 12. (*) De fervore sancti Ottonis, quam habuit in conversione infidelium, et de predicatione ipsius. (P II 21) 13. Qualiter sacerdotes idolorum sancto Ottoni resistebant ac idolum aureum, imaginem Trigelavi, furati sunt et cuidam matrone servandam tradiderunt, quam postea sanctus Otto callide recuperavit. 14. De incendio orto in civitate Babenbergensi. (H I 21) 15. * De Iulinensibus reversis, qui abierant pro mercatu, conversis, et duabus ecclesiis erectis. (H II 40) 16. Quomodo Babenbergenses et alii prelati sancto Ottoni litteras dirigunt. 17. De venerando abbate Wignando monasterii sancti Viti Theresensis, quem sanctus Otto Babenbergensi civitati, episcopo in Pomerania constituto, prefecerat. 18. * Qualiter sanctus Otto, peragratis civitatibus et fidelibus in fide confortatis, viam ad suam sponsam ecclesiam reversus sit, et quid in via egerit. (P II 19, III 2; H II 38, 42)
Liber tertius 1. (*) Qualiter due nobilissime civitates Iulin et Stettin ad pristinas sordes idolatrie sunt reverse. (P II 17, III 5; H III 16) 2. Quomodo Wirtschachus nomine civis Stetinensis, per Danos captus, per sanctum Ottonem liberatus sit, quem ammonuit, ut Stetinensibus predicaret gravem Dei iram incurrisse. (P III 10; H III 15) 3. * De secunda profectione sancti Ottonis ad apostatricem gentem, et quid in via egerit. (P III 4; H III 1) 4. * Qualiter sanctus Otto per vastissimam silvam per quinque dies venit ad stagnum mire longitudinis ac pisces a quodam homuncione coemerit. 5. * Quomodo civitatem Timinensem ingressus, et de periculo perpesso, ac qualiter dux Wortizlaus Luticenses debellaverit. (H III 2)
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6. Über die schrecklich gestorbene Frau, die sich geweigert hatte, den Feiertag zu halten. 7. * Wie er zur großen Stadt Wollin kam; die Gefahren, die sie dort überstanden. 8. * Wie der hl. Otto von einem Bauern schwer geschlagen wurde. 9. * Wie der hl. Otto den Domuzlaw zum Glauben führte. 10. Von zwei durch den hl. Otto geheilten und später getauften Frauen. 11. * Die Wolliner schicken auf die Kunde vom Glauben der Stettiner ihrem Apostel ehrenvolle Sendboten und nehmen den Glauben Christi an; es werden 20 156 Menschen getauft. 12. (*) Vom Eifer des hl. Otto, den er bei der Heidenbekehrung zeigte, und von seiner Predigt. 13. Wie die Götzenpriester dem hl. Otto Widerstand leisteten, das goldene Götzenstandbild des Triglaw raubten und einer Frau zur Aufbewahrung übergaben; später erlangte es der hl. Otto trickreich zurück. 14. Brand in der Stadt Bamberg. 15. * Rückkehr der Wolliner, die zum Handel weggegangen waren; ihre Bekehrung und die Errichtung von zwei Kirchen. 16. Wie die Bamberger und anderen Prälaten dem hl. Otto einen Brief schicken. 17. Über den hochwürdigen Abt Wignand vom St. Veit-Kloster in Theres, den der hl. Otto mit der Leitung der Stadt Bamberg betraut hatte, solange er als Bischof in Pommern weilte. 18. * Wie der hl. Otto nach Besuchen der Städte und Bestärkung der Gläubigen wieder den Weg zu seiner anvertrauten Kirche nahm und was er auf dem Wege tat.
Buch III 1. (*) Wie die beiden edelsten Städte Wollin und Stettin zum früheren Sumpf des Götzendienstes zurückkehrten. 2. Wie der Stettiner Bürger namens Wirtschak, von den Dänen gefangen, durch den hl. Otto befreit wurde, der ihn ermahnte, den Stettinern zu predigen, sie seien Gottes erbittertem Zorn verfallen. 3. * Zweiter Zug des hl. Otto zum abgefallenen Volk und was er auf dem Wege tat. 4. * Wie der hl. Otto in fünf Tagen durch einen wüsten Urwald kam zu einem Sumpf erstaunlicher Länge und von einem Menschlein Fische kaufte. 5. * Wie er die Stadt Demmin betrat, eine Gefahr durchstand; und wie Herzog Wartislaw die Lutizen mit Krieg überzog.
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6. * Quomodo dux Wortizlaus principibus regni sui generale colloquium indixit ac eos ad suscipiendam christianam religionem adhortatus sit. (H III 3) 7. De divisione apostolorum et de periculo duorum apud viduam latitantium Hologoste. (H III 5) 8. De periculo clericorum in eadem civitate, et de uno ad templum fugiente. (H III 6) 9. De operibus eius in Chozegowa. (P III 4; H III 4) 10. * De legatis suis et marchionis Adalberti de Saxonia. (H III 8) 11. De muscis mire magnitudinis egredientibus ex delubris. 12. De dedicatione ecclesie, ad quam plures convocavit, ac magnalia, que egit. (H III 9) 13. * De duce Poloniorum, qualiter Pomeranis bellum indixit, sed per beatum Ottonem mitigatus, bello renunciavit. (H III 10) 14. De Udalrico sacerdote misso per sanctum Ottonem pro conversione Veranorum et de periculo eiusdem. (H III 12) 15. Qualiter pontifices idolorum in mortem sancti Ottonis populum excitaverunt. (P III 6 f.; H III 14) 16. (*) De constantia mirabili sancti Ottonis in conversione Stetinensium, et de persecutione sacerdotum. (P III 8,10; H III 18) 17. De duobus rumbonibus mire magnitudinis captis et sancto Ottoni per piscatores allatis. (H III 21) 18. De incisione nucee arboris et periculo episcopi. (P III 11; H III 22) 19. De profunda inclinatione Adalberti presbiteri post evasionem periculi. (P III 11; H III 23) 20. (*) Quomodo Stetinenses fidei reconciliatos duci suo reconciliaverit, et de interitu sacerdotum episcopo insidiantium. (P III 12; H III 24) 21. Quomodo episcopus, transitis insidiis. Iulinam venerit et ipsam de apostasia correxerit, et de illuminata ceca muliere, et de filio militis lunatico in papilione reliquiarum liberato. (P III 14; H III 26) 22. De Bocho presbitero et segete incensa in die sancti Laurentii martiris, et de muliere a morte reservata, et de milite frenetico sanato. (P III 13; H III 28 f.) 23. * De bello inter Ruthenos ac Stetinenses et de victoria Stetinensium. (H III 30) 24. (*) De revocatione sancti Ottonis per regem Lotharium, et de ipsius reversione ad propria. (H III 30 f.) 25. De visione religiosi Lipoldi presbiteri de obitu sancti Ottonis. 26. (*) De transitu sancti Ottonis episcopi. (H I 41) 27. (*) De puero post mortem eius sanato. * Conclusio operis totius
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6. * Wie Herzog Wartislaw den Fürsten seines Reiches eine allgemeine Tagung ansagte und sie zur Annahme des christlichen Glaubenslebens ermunterte. 7. Aussendung der Apostel und Gefahr der beiden, die sich bei einer Witwe in Wolgast versteckten. 8. Gefährdung der Geistlichen dieser Stadt; einer flüchtet sich zum Tempel. 9. Seine Taten in Gützkow. 10. * Seine Sendboten und die des Markgrafen Adalbert von Sachsen. 11. Über die Fliegen von gewaltiger Größe, die aus den Tempeln hervorkamen. 12. Weihe einer Kirche, zu der er viele zusammenrief; Großtaten, die er wirkte. 13. * Wie der Polenherzog den Pommern den Krieg erklärte und, vom seligen Otto besänftigt, den Krieg zurücknahm. 14. Über Ulrich, den der hl. Otto zur Bekehrung der Ukrer gesandt hatte; dessen Gefahren. 15. Wie die Götzenpriester das Volk zum Tod des hl. Otto aufrufen. 16. (*) Die wunderbare Standhaftigkeit des hl. Otto bei der Bekehrung der Stettiner; die Verfolgung der Priester. 17. Zwei dem hl. Otto von Fischern gebrachte Störe von gewaltiger Größe. 18. Fällen eines Walnussbaumes und Gefahr für den Bischof. 19. Tiefe Verneigung des Priesters Adalbert nach Beendigung der Gefahr. 20. (*) Wie er die dem Glauben wiedergewonnenen Stettiner mit dem Herzog versöhnte; Untergang der dem Bischof nachstellenden Götzenpriester. 21. Wie der Bischof nach Ende der Nachstellungen nach Wollin kam und sie vom Abfall abbrachte, über die Wiedergewinnung des Augenlichts einer blinden Frau und den mondsüchtigen Sohn eines Reiters, der an einem Reliquienbehälter geheilt wurde. 22. Über den Priester Bochus und die am Tage des heiligen Märtyrers Laurentius verbrannte Saat, über die vom Tod bewahrte Frau und den geheilten wahnsinnigen Reitersmann. 23. * Krieg zwischen den Rügenern und den Stettinern; Sieg der Stettiner. 24. (*) Rückberufung des hl. Otto durch König Lothar und dessen Rückkehr zu den Seinen. 25. Vision des Ordenspriesters Lipold vom Tod des hl. Otto. 26. (*) Hinscheiden des hl. Bischofs Otto. 27. (*) Über den nach dessen Tod geheilten Knaben. * Abschluss des ganzen Werkes
INCIPIT VITA OTTONIS EPISCOPI ET CONFESSORIS Prologus Omne, quod agimus, per humilitatis custodiam munire debemus, quia testante beato Gregorio, qui virtutes sine humilitate congregat, in vento pulverem portat, et unde ferre aliquid cernitur, inde deterius excecatur.1 Scripturus itaque gesta piissimi patris nostri Ottonis, que in ore veridici ac Deo dilecti sacerdotis Uodalrici2 audivi, lectores, in quorum forte manus venerint, peto, ne arrogantie aut temeritati hoc asscribant, sed Deo teste sciant me, sola caritate urgente, dum 3vocem pectori negare non possum3, ob noticiam posterorum hec humiliter depromere. Cuius enim vel saxeum pectus ad compunctionem non moveat tam flagrantissimum huius beati patris desiderium, quo omnes Christi fideles acsi nutrix officiosissima fovere non desiit? Quis sine lacrimis ad memoriam reducat, quomodo totus velut seraphim ad propagandam divine servitutis celebritatem ardebat, quomodo cuncta, que poterat mundo abripere, servis Dei festinabat offerre, quomodo gloriam Christi non solum in Teutonicis regionibus per multa, que construxit cenobia et hospitalia, dilatavit, set etiam in exteris et longe remotis barbarorum finibus miro devotionis fervore evangelii tubam cecinit et apostolus gentis Pomeranorum nostris temporibus appellari meruit? Quod tanto his diebus constat insolitum, eo magis in eo amplectendum est et omni laude colendum. Primum ergo antiquos patres nostros, a quibus locus hic inhabitari cepit, futurorum cognitioni pandamus et sic de Ottone nostro, cooperante gratia Spiritus sancti, proponamus. […]4 Nunc igitur tantum lumen ecclesie unde processerit, videamus et, quo ordine ad culmen pontificatus accesserit, fideli relatione aperiamus.
Liber primus 1. Igitur ex provincia Alamannorum beatus Otto generosa stirpe et parentibus secundum carnem liberis oriundus fuit, patre Ottone et matre Adelhei1
Gregor, Homilia in evang. VII. (PL 76 Sp. 1103). Priester an St. Ägidien, Mönch in Michelsberg. 3–3 Vgl. 2 Cor 5,14. 4 Geschichte des Klosters Michelsberg ab Gründung 1015. 2
DAS LEBEN DES BISCHOFS UND BEKENNERS OTTO Vorwort Vita des Ebo von Michelsberg, Auswahl aus Buch I
Nach dem Zeugnis des seligen Gregor müssen wir bei allem, was wir tun, die Wachsamkeit der Demut stärken; wer seine Kräfte ohne Demut einsetzt, trägt Staub in den Wind, und woher man etwas kommen sieht, von dort wird man schlimmer geblendet.1 In dem Willen, die Taten unseres überaus tüchtigen Vaters Otto aufzuschreiben, die ich aus dem Munde des wahrhaftigen und gottgeliebten Priesters Ulrich2 vernommen habe, bitte ich die Leser, in deren Hände diese Zeilen vielleicht geraten, sie möchten mir dies nicht als Anmaßung oder Unbesonnenheit zuschreiben, sondern sie mögen wissen, dass ich das – dessen ist Gott Zeuge – nur von Liebe gedrängt, da 3ich meinem Herzen nicht die Stimme versagen kann,3 demütig zur Kenntnis der Nachwelt bringe. Wessen steinernes Herz sollte nicht zur Zerknirschtheit gerührt werden durch das leidenschaftliche Verlangen dieses seligen Vaters, durch das er nicht aufhört, alle Christgläubigen wie eine geschäftige Amme zu nähren? Wer erinnert sich ohne Tränen, wie er, ganz ein Seraphim, zur Ausbreitung der Feier des Gottesdienstes entbrannte, wie er alles, was er der Welt entreißen konnte, rasch den Dienern Gottes weitergab, wie er den Ruhm Christi nicht nur in deutschen Landen durch viele von ihm erbaute Klöster und Hospitäler erweiterte, sondern auch in fremden und weit entfernten Gebieten der Barbaren mit dem wundersamen Feuer seiner Hingabe die Posaune des Evangeliums ertönen ließ und es verdiente, zu unseren Zeiten Apostel der Pommern genannt zu werden? Je ungewöhnlicher das in diesen Tagen bekanntlich war, umso mehr muss man es mit Liebe umfassen und voller Lob verehren. Zuerst also wollen wir unsere alten Väter, von denen diese Stätte anfangs eingerichtet wurde, der Kenntnis der Nachwelt übermitteln und dann mit der Gnade des Heiligen Geistes über unsern Otto berichten. […]4 Zunächst wollen wir sehen, woher dieses bedeutende Licht der Kirche stammte, und dann werden wir in getreuem Bericht eröffnen, in welcher Reihenfolge er zum Gipfel des Bischofsamtes gelangt ist.
Buch I 1. Nun, Otto wurde im Schwabenland in einer ahnenreichen Sippe und von Eltern geboren, die dem Fleische nach edelfrei waren, der Vater hieß
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da nuncupata. Qui ambo simplicitati et mansuetudini operam dantes, nulli violentiam aut oppressionem inferebant, quin immo piis operibus et elemosinis vacantes, Dei nutu ad consolationem ecclesie elegantem hunc filium gignere meruerunt. Qui, decursa teneriora infantia, litteris inbutus, ut primum annos intelligibiles attigit, mirum in modum 5spiritu sapiencie et intellectus5 habundare cepit. Sed et morum gravitate et modesti habitus nitore cunctis acceptus et honorabilis erat. Accidit forte illis diebus, ut germana soror Heinrici IV. imperatoris Iudita6 nomine in matrimonio iungeretur Polizlao Poloniorum duci. Cui ille tamquam fidelissimus adherens capellanus Poloniam venit; ibique in brevi loquelam gentis addiscens et prefate matrone obsequio deditus, prudenter se agebat, donec magnus valde et nominatus in regione illa factus est. Sed et nobiles quique et potentes illius terre certatim ei filios ad erudiendum offerebant. Sicque Deo cuncta eius opera dirigente, non mediocriter dives esse cepit in possessione auri et argenti. Non enim in ludicris et vanis mundi illecebris opes sapiencia et fidelitate sua congregatas expendebat, sed ut vir prudens et sensatus rem suam servare noverat. Domina eciam Iudita, cui familiare contubernium prestabat, frequenter per eum munera varia et permagnifica germano suo imperatori dirigebat, utpote que nullum fide et moribus inter obsequentes sibi prestantiorem habebat. Cuius legationis officium tanta auctoritate et circumspectione persolvebat, ut per hoc etiam ipsi rerum Domino ammirabilis videretur. […] 3. Post obitum7 ergo venerabilis domne Iudite ad Teutonicas reversus regiones Ratisponam adiit. Ubi canonicis in servitio Christi adherens, reverendi habitus modestia ac probabilis vite disciplina cunctis amori et exemplo fuit. Illo tempore abbatissa8 de inferiori monasterio magne opinionis, utpote neptis9 Heinrici imperatoris et virtutum operatrix habebatur. Que cernens persone et morum eius elegantiam audiensque magni consilii virum, sine mora eum advocans, ut alterum Ioseph10 rerum suarum tociusque domus dispensatorem constituit. Et ille solita gravitate ac industria fideli devocione gubernabat omnia. Interea Heinricus imperator quoddam de principalibus festis Ratispone celebraturus11 et ad neptem suam abbatissam divertit. In cuius obsequio videns tante auctoritatis ac reverentie virum, mirari ac delectari cepit sagacitate animi eius conversusque ad cognatam ait: „Oportunum est, soror, cunctis in hoc festo amicis suis solatiantibus et te michi aliquod ca5–5
Vgl. Is 11,2. * 1047. 7 † 14. März 1092. 8 Eilika, Tochter Ottos v. Schweinfurt. – Reichsfreies Kloster in Regensburg. 9 Heinrich IV. hatte zwei Schwestern: Beatrix u. Adelheid, Äbtissinnen in Gandersheim u. Quedlinburg. 10 Vgl. Gen 39,4. 11 Z. B. Weihnachten 1089. 6
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Otto, die Mutter Adelheid. Beide bemühten sich um Einfachheit und Sanftmut, fügten niemand Gewalt und Bedrückung zu, vielmehr widmeten sie sich frommen Werken und Almosen und verdienten es nach Gottes Willen, zum Trost der Kirche diesen erlesenen Sohn hervorzubringen. Als er die zarte Kindheit durchlaufen hatte, wurde er in der Bildung unterrichtet, und als er in die Jahre der Unterscheidung kam, begann er in erstaunlicher Weise in reicher Fülle den 5Geist der Weisheit und des Verstandes5 zu zeigen. Doch wegen der Ernsthaftigkeit und des Glanzes seines bescheidenen Auftritts war er allen willkommen und ehrenvoll. Es geschah etwa in jenen Tagen, dass die leibliche Schwester Kaiser Heinrichs IV., Judith6, mit dem polnischen Herzog Boleslaw verheiratet wurde. Ihr hing jener in aller Treue an und kam so als Kapellan nach Polen; und dort lernte er in kurzer Zeit die Sprache dieses Volkes, widmete sich dem Dienst für jene Frau, verhielt sich klug, bis er in jener Gegend recht bedeutend und namhaft war. Doch alle Edlen und Mächtigen jenes Landes boten ihm um die Wette ihre Söhne zur Erziehung an. So wurde er, während Gott alle seine Werke leitete, beträchtlich wohlhabend im Besitz von Gold und Silber. Er gab seine Mittel, die er durch Weisheit und Treue erworben hatte, nicht mit Spielen und eitlen weltlichen Verlockungen aus, sondern wusste als kluger und verständiger Mann seinen Besitz zu wahren. Auch Frau Judith, deren Hauswesen er leitete, schickte ihrem Bruder, dem Kaiser, oft durch ihn verschiedene prächtige Geschenke, da sie unter ihrem Gefolge keinen an Treue und Lebensart Vorzüglicheren hatte. Das Amt solcher Gesandtschaft versah er mit derartiger Vorbildlichkeit und Umsicht, dass er dadurch auch dem Herrn aller Dinge bewunderungswürdig erschien. […] 3. Nach dem Tode7 der hochverehrten Frau Judith kehrte er nach Deutschland zurück und besuchte Regensburg. Dort blieb er bei den Kanonikern im Dienst Christi und war durch die Bescheidenheit seines ehrbaren Auftretens und die Zucht seines vorbildlichen Lebensstils allen ein liebenswertes Vorbild. Zu dieser Zeit stand die Äbtissin von Niedermünster8 in großem Ansehen, da sie als Nichte9 Kaiser Heinrichs und Meisterin der Tugenden galt. Sie sah die Erlesenheit seiner Persönlichkeit und seines Charakters, sie hörte von dem Mann des großen Ratschlusses, rief ihn unverzüglich zu sich und setzte ihn wie einen zweiten Joseph10 zum Verwalter ihres ganzen Besitzes und des ganzen Konvents ein. Er verwaltete alles mit seinem gewohnten Ernst und Eifer in treuer Hingabe. Inzwischen wollte Kaiser Heinrich mit seinen Fürsten einen der hohen Festtage in Regensburg feiern11 und kehrte bei seiner Nichte, der Äbtissin, ein. In deren Dienst sah er einen Mann von solchem Ansehen und solcher Würde, dass er sich über die Behändigkeit seines Geistes verwundert freute und seine Verwandte ansprach: „Es ist angebracht, liebe Schwester, dass bei diesem Fest, wo alle ihren Freunden helfen, auch du mir wegen der Blutsbande einen Liebesdienst erweist.“ Darauf antwortet sie
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ritatis obsequium ob consanguinitatis vinculum impendere.“ Qua humiliter respondente: „Iube, quod vis, domine mi rex, non enim fas est, ut avertam faciem tuam“12, imperator subiunxit: „Nil aliud peto, nisi capellanum tuum Ottonem, spiritu sapientie plenum; talem enim virum res publica nostra habet necessarium.“ Quo audito, abbatissa, licet fidelissimi sui auricularii egre ferret abscessum, imperatorie tamen maiestati contraire non potuit. Et advocans eum, debitasque ministerii sui gracias exsolvens, et non sine lacrimis pium amorem testantibus, principi assignavit. Assumptus itaque Dei nutu in curtem regiam, vir totius industrie et religionis ita sibi prudentissimum imperatorem nobilitate morum et fidei pietate devinxit, ut eum quasi unicum amplectens filium, secretalem intimum et custodem capitis sui poneret cunctis diebus. Nam et cancellarium13 eum fecit et, queque preciosa vel cariora in palatio habuit, eius fidei commisit. Hoc modo servus Dei Uodalricus pium Ottonem in curtem regiam accessisse ferebat. Alii vero dicunt eum liberalibus inbutum disciplinis primo ad abbatem Wiertzenburgensis cenobii Heinricum venisse et post modicum eundem Heinricum Dei nutu in Polonia archiepiscopatus apicem conscendisse,14 cui ipsum fidelissimo adhesisse famulatu testantur, et mirabili strennuitate ac sapientia in brevi per totam regionem divulgatum tam ab archiepiscopo, quam a venerabili Iudita imperiali aule assignatum. […]15 19. Perambulans itaque suburbana in circuitu aptumque locum perlustrans ad hospitale construendum, venit ad collem sub monte sancti Michahelis positum, qui vulgo Luogebuehel, id est mendacii collis, vocabatur, duabus ex causis, sive eo, quod non naturali terre situ, sed potius de fundamentis murorum civitatis illic aggesta humus in altum excreverat, sive pro eo, quod crebra inibi conventicula stultorum mendaciis et vanitatibus plena agebantur. Hoc ergo spiritualis hic pater in melius commutare desiderans, qui ad hoc se constitutum noverat, ut prava exstirparet et bona queque insereret, collem ipsum complanari et ecclesiam illic beati Egidii iussit edificari, domicilia quoque pauperibus et peregrinis opportuna construi, ut, ubi antea servitus inimici pullulabat, ibi deinceps divino cultu et elemosinis pauperum lucra animarum succrescerent. Eo tempore canonicus quidam ecclesie sancti Iacobi Wicbodo nomine orationis causa beatum visitans Egidium16, reliquias magnificas, id est pollicem eius, comparavit; quem pius Otto ab eodem sagaciter impetratum altario sancti Egidii cum aliis multiplicibus reliquiis inclu-
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3 Reg 2,20. Kanzlerschaft im Jahr 1102. 14 Nicht belegt. 15 Die Angaben von cap. 4 –18 siehe Herbord III 32 – 42 und I 8 – 22, unten S. 474 – 492 u. S. 292 – 306. 13
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demütig: „Befiehl, was du willst, mein Herr König, ich werde dich nicht abweisen!“12 Der Kaiser entgegnete: „Ich erbitte nichts weiter als deinen Kapellan, den Herrn Otto, der voll des Geistes der Weisheit ist; denn einen solchen Mann hat unser Gemeinwesen nötig.“ Als das die Äbtissin hörte, schmerzte es sie zwar, ihren Vertrautesten zu verlieren, doch konnte sie der kaiserlichen Majestät nicht widersprechen. Sie rief ihn herbei, sagte ihm gebührenden Dank, und nicht ohne Tränen, die ihre fromme Liebe bezeugten, übergab sie ihn dem Fürsten. Der nahm ihn also nach Gottes Willen in seinen Königshof auf, und der Mann fesselte mit seinem vollen Eifer und seiner Gewissenhaftigkeit den klugen Kaiser so durch edlen Charakter und treues Pflichtgefühl, dass er ihn wie einen einzigartigen Sohn hoch schätzte und ihn zu seinem Leibdiener und Leibwächter für alle Tage einsetzte. Er machte ihn auch zum Kanzler13 und vertraute ihm alles an, was er an Kostbarkeiten und Wertsachen in seiner Pfalz hatte. Auf diese Weise soll, so berichtet der Diener Gottes Ulrich, Otto an den Königshof gekommen sein. Andere aber sagen, er sei beim Studium der freien Künste zuerst zum Abt des Würzburger Klosters, Heinrich, gekommen, und nach einiger Zeit sei dieser Heinrich nach Gottes Willen an die Spitze des polnischen Erzbistums aufgestiegen,14 er habe, wie bezeugt wird, ihm in freundlichem Dienst angehangen, sei in kurzer Zeit durch seine wunderbare Tüchtigkeit und Weisheit in der ganzen Gegend bekannt geworden und dann vom Erzbischof wie von der ehrwürdigen Frau Judith dem Kaiserhof zugeteilt worden. […]15 19. Als [Otto] durch das Gebiet der Vorstadt [Bambergs] ging und einen geeigneten Ort für den Bau eines Hospitals suchte, kam er an einen Hügel unterhalb des St. Michelsberges; der hieß Lugebuhl, also Lügenhügel, aus zwei Gründen: einmal weil die Erde nicht in natürlicher Lage, sondern wohl eher als aus den Grundmauern der Stadtbefestigung dort herbeigeschafftem Boden in die Höhe gewachsen war, oder aber weil dort häufig Treffen der Törichten stattfanden, die voll von Lügen und Einbildungen waren. Diesen Ort wollte der geistliche Vater zum Besseren wenden, und weil er wusste, dass er dazu eingesetzt war, Schlechtes auszureißen und alles Gute zu säen, befahl er, den Hügel einzuebnen und dort eine Kirche des heiligen Ägidius zu erbauen, auch Gebäude, die für die Armen und Pilger geeignet wären, so dass, wo vorher der Dienst des altbösen Feindes im Schwange war, dort künftig durch Gottesdienst und Almosen Nutzen für die bedürftigen Seelen entstünde. Zu dieser Zeit erwarb ein Kanoniker der Kirche St. Jakob namens Wikbold, der Saint-Gilles16 zum Beten besuchte, hervorragende Reliquien, das heißt einen Daumen von ihm; als Otto ihn von jenem erhalten hatte, barg er ihn mit vielen anderen Reliquien im Altar von St. Ägidien, weihte die 16
Saint-Gilles südl. Nîmes, damals (nach Rom und S. Nicola in Bari) wichtigstes abendländisches Pilgerziel.
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sit, ecclesiamque solempniter dedicans, memoriam eius per omnem locum celebriorem, quam eatenus fuisset, instituit. Hospitale autem cum eadem ecclesia primum quidem Gumponi decano Sancti Iacobi commisit, postea vero, mediante beate memorie Wolfframmo, decimo huius loci abbate, sancto Michaheli cum omnibus pertinentiis suis contradidit. […] 20. […] Dein paucitatem fratrum Domino militantium cordetenus dolens et crebras in conspectu Domini supplicationes pro hoc cum elemosinarum largitate profundens, religiosos viros et tam divina quam seculari scientia ornatos omnimodis hic aggregare studuit, nec prius ab hoc cepto destitit, quam de exiguo numero ultra septuagenarium multiplicatos videre meruit, quod ipsius litteris declaratur, que in hunc se modum habent:17 21. Otto, Dei gratia Babenbergensis ecclesie minister humilis, venerabili fratri Wolfframmo, abbati cenobii sancti Michahelis, Wignando Tharisiensi, Baldewino Banzensi, Eggehardo Uraugiensi, Imbriconi Michelveldensi, Walchuno de Entisdorff, Eriboni de Pruveningen, Friderico de Gengenbach, Eberhardo Scuturensi, Ottoni Steinensi, Liutgero de Regenstorff, Ymgrammo de Arnolstein, preposito de Clunike, preposito de Hosterhoven18 et omnibus sub ipsis pie conversantibus salutem et perseverantem in dei voluntate famulatum. Cum primum pastoralis cure regimen quamvis indigni suscepimus, monasteria ecclesie nostre subdita, qualiter in monachica religione disposita essent, diligenter attendimus, sed omnia a discipline sue rigore nimis resoluta invenimus. Quod moleste ferentes ac dispensationi nostre incautum existimantes, diu multumque laboravimus, fusis ad Deum precibus, ut per divinam providentiam, que in sui dispositione non fallitur, hoc mutaretur in melius. Tandem Deus virtutum, cuius est totum quod est optimum, vota respiciens humilium, in omnibus monasteriis nostris religionis prestitit augmentum, quia vos gregi suo pastores idoneos elegit ac fratrum vestrorum numerum in sancta conversatione multiplicavit, quod in vicino sancti Michahelis monte ostenditur, quia dum non plus quam viginti fratres, et eosdem sub tenui disciplina invenimus, iam Deo gratias plus quam septuaginta inibi cernimus, absque his, qui honeste conversantur extrinsecus. Unde nos non mediocriter letificati, omnes vos, prelatos ac subditos, in caritate sancta appellamus, omnium vestrum pedibus humiliati in Deo et propter Deum obsecrantes, ut digne ambuletis vocatione, qua vocati estis19, et religionis vestre ac spiritualis discipline vigorem, alii succedentes aliis, hereditario iure in longitudinem dierum conservetis. In memoriam ergo tam salubris exhortationis 17
Das Schreiben wurde vor dem 22. Oktober 1123 verfasst. Wolfram war Abt 1112–1123. 18 Zur Lage der Klöster vgl. Prüfening I 11 Anm. 27 S. 130, außerdem: Theres östl. Schweinfurt, Banz westl. Lichtenfels, Gengenbach südöstl. Offenburg, Schuttern südl. Offenburg, Stein östl. Schaffhausen, Osterhofen westl. Vilshofen.
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Kirche feierlich und setzte fest, im ganzen Ort solle das Gedächtnis festlicher als bisher begangen werden. Zunächst vertraute er das Hospital mit der Kirche dem Dekan von St. Jakob, Gumpo, an, später übergab er es mit allem Zubehör an St. Michael auf Vermittlung Wolframs seligen Angedenkens, des 10. Abtes dieser Stätte. […] 20. […] Otto bedauerte von Herzen die geringe Zahl derer, die [in St. Michael] dem Herrn dienten, verströmte deswegen im Anblick des Herrn viele Bitten mit reichen Almosen und bemühte sich, dort Ordensleute, die in geistlicher und weltlicher Wissenschaft ausgezeichnet waren, zu versammeln, und nicht eher ließ er von seinem Vorhaben ab, bis er erreicht hatte, die geringe Zahl auf mehr als 70 vermehrt zu sehen, was aus seinem Brief hervorgeht, den er folgendermaßen schrieb:17 21. Otto, von Gottes Gnaden demütiger Diener der Bamberger Kirche, entbietet den Äbten Wolfram vom 18Kloster St. Michael, Wignand von Theres, Baldwin von Banz, Ekkehard von Aura, Imbriko von Michelfeld, Walchun von Ensdorf, Aribo von Prüfening, Friedrich von Gengenbach, Eberhard von Schuttern, Otto von Stein, Ludger von Reinsdorf, Ingram von Arnoldstein, dem Propst von Gleink, dem Propst von Osterhofen18 und allen, die unter diesen fromm leben, Heil und dauerhaften Dienst nach Gottes Willen. Als Wir anfangs die Leitung der Hirtensorge wenngleich unwürdig übernommen hatten, beobachteten Wir die Uns unterstellten Klöster, wie es um das Klosterleben bestellt war; doch Wir fanden alles von der Strenge ihrer Ordnung weit gelöst. Darunter litten Wir schwer und hielten es für einen Mangel Unserer Amtsführung; lange haben Wir Uns sehr abgemüht, haben viele Gebete zu Gott geschickt, es möge dies durch die göttliche Vorsehung, die sich bei ihrer Fügung nicht täuscht, zum Besseren gewendet werden. Schließlich schaute der Gott der Stärke, von dem jede Gabe die Beste ist, auf die Bitten der Demütigen und schenkte allen Unsern Klöstern einen Zuwachs an monastischem Leben, weil er euch als geeignete Hirten für seine Herde auserwählte und die Zahl eurer Brüder im heiligen Ordensleben vervielfältigte, was sich im benachbarten St. Michelsberg zeigt; denn während Wir dort nicht mehr als 20 Brüder vorfanden – und die bei schwacher Ordnung –, sehen Wir jetzt, Gott sei Dank, dort mehr als 70 ohne diejenigen, die auswärts ehrsam leben. Darüber sind Wir hocherfreut und beschwören euch, Obere und Untergebene, in heiliger Liebe demütig zu euer aller Füßen in Gott und wegen Gott: Wandelt des Rufes würdig, der an euch erging19, und bewahrt die Kraft eures Ordens und der geistlichen Zucht; einer folge dem anderen im ererbten Recht in der Länge der Tage! Eingedenk der so
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addimus decretum nostre episcopalis confirmationis dirigendum, transcribendum, relegendum singulis monasteriis. Monastice religionis spiritualem militiam Deo placitam, hominibus acceptam, celebrem angelis, terribilem hostibus, ut iam per omnia cenobia nostra sub auctoritate Spiritus sancti renovavimus, instituimus, sic deinceps integram illibatamque perseverare sanccimus atque decernimus, commendantes eam sub testimonio Christi et ecclesie vobis, electis rectoribus ac dilectis fratribus, per vos nichilominus commendandam omnibus vestris successoribus. De cetero in nomine Domini vobis benedicimus. Testis enim michi est Deus, quoniam cupiam omnes vos in Christi visceribus.20 His mellifluis et auctorabilibus tanti patris verbis evidenter satis declaratur, quam intimo et flagrantissimo affectu sanctam monastice professionis religionem adamaverit, quantave diligentia eam, in quibuscunque poterat locis, sed potissimum apud nos, propagare studuerit. Qua, ut desiderabat, Deo favente propagata fratribusque tam merito quam numero multiplicatis, etiam materialem ecclesie fabricam cum universis monasterii officinis necessaria et congruenti amplitudine dilatare curavit, tamquam et ei spirituales filii sui affectuosa unanimitate proclamarent: Angustus michi est locus coram te, fac spatium michi, ut inhabitem!21 Et o beatus ille, qui tandem desiderii sui, quod in multiplicandis religiosis fratribus habuerat, compos effectus, iuxta prophetiam Isaie a Domino audire meruit: Leva in circuitu oculos tuos et vide! Omnes isti congregati sunt, venerunt tibi. Vivo ego, dicit Dominus, quia omnibus his velut ornamento vestieris, et circumdabis tibi eos, sicut circumdat sponsa22 monile sibi pretiosum.23 Quomodo enim non gauderet et gratulabundus Domino iubilaret, cum non solum ex vicinis, sed et de longinquis multarum regionum partibus illustres quosque et sapientes ac diversarum artium imbutos peritia ad locum dilecte requietionis sue congregari cerneret, quos nimirum bone opinionis eius fama per totam ecclesie domum diffusa et indefessa oratio, que elemosinarum largitate fulciebatur, illo attraxerat. His nempe devotissimis filiis quasi floribus speciosis adornatus erat, his tamquam monilibus ambiebatur, cum et hic in omni actu ac negotio eorum intimis preveniebatur suffragiis et comitabatur, ac post in resurrectionis gloria nobili eorum stipatus frequentia, regi regum accensis lampadibus occurret, ubi et filii de patris honore et pater de filiorum salute perpetuo leta-
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Phil 1,8. Is 49,20. Is 49,18. Is 61,10.
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heilsamen Ermunterung fügen Wir hinzu, es solle das Dekret Unserer bischöflichen Bestätigung in den jeweiligen Klöstern verbreitet, abgeschrieben und wieder verlesen werden. Der geistliche Dienst monastischen Lebens sei Gott wohlgefällig, den Menschen willkommen, gefeiert bei den Engeln, gefürchtet bei den Feinden; so wie Wir ihn jetzt in allen Unsern Klöstern unter dem stärkenden Einfluss des Heiligen Geistes erneuert und eingerichtet haben, so soll er künftig nach Unserm Willen und Entscheid unangetastet und ungemindert in Kraft sein; dabei empfehlen Wir ihn euch, den erwählten Vorstehern und den geliebten Brüdern, unter dem Zeugnis Christi und der Kirche, obwohl man ihn keineswegs durch euch allen euren Nachfolgern eigens empfehlen muss. Im übrigen preisen Wir euch im Namen des Herrn. Gott ist mein Zeuge, wie ich mich nach euch sehne aus Herzensgrund in Christus.20 Mit diesen honigsüßen und verpflichtenden Worten solchen Vaters wird genügend klar erläutert, wie er aus tiefer und flammender Leidenschaft das heilige Leben des monastischen Bekenntnisses geliebt und mit welcher Sorgfalt er sich bemüht hat, dieses an allen Orten, wo er konnte, besonders aber bei uns zu fördern. Als dieses, wie er es wünschte, mit Gottes Hilfe gefördert worden war und die Brüder nach Verdienst wie an Zahl sich vermehrt hatten, sorgte er dafür, die Kirchbauhütte mit allen Wirtschaftszweigen des Klosters in notwendiger und angemessener Größe zu erweitern, so als ob ihm die geistlichen Söhne in leidenschaftlicher Einmütigkeit zuriefen: Der Raum ist mir zu eng vor dir; mach mir Platz, damit ich hier wohnen kann21. Und selig, wer schließlich seiner Sehnsucht, die er in der Frage der Vermehrung der Ordensbrüder gehabt hatte, teilhaftig wurde, dass er verdiente, entsprechend der Weissagung des Jesaja vom Herrn zu hören: Hebe deine Augen auf umher und sieh! Alle diese versammeln sich und kommen zu dir. So wahr ich lebe, spricht der Herr, du sollst mit diesen allen wie mit einem Schmuck angetan werden, und du wirst sie um dich legen wie eine Braut,22 die in ihrem Geschmeide prangt.23 Wie hätte er sich nicht freuen sollen und voll Dankbarkeit zum Herrn jubeln, da er sah, wie nicht nur aus den benachbarten, sondern auch aus vielen entfernten Gebieten gerade die erlauchten und weisen und in der Geschicklichkeit verschiedener Fertigkeiten brauchbaren Leute sich zum Ort der geliebten Ruhe versammelten; sie hatte die Kunde seines guten Rufes, die sich im ganzen Haus der Kirche verbreitete, und seine unermüdliche Rede, die durch die Freigebigkeit strahlte, dorthin gezogen. Er war mit diesen hingebungsvollen Söhnen wie mit kostbaren Blumen geschmückt, mit ihnen umgab er sich wie mit einem Geschmeide, da er ihnen hier bei jeder Handlung und Tätigkeit mit innerlicher Unterstützung zuvorkam, sie begleitete und später in der Herrlichkeit der Auferstehung, umgeben von deren großer Zahl, dem König der Könige mit angezündeten Lampen entgegenging, wo sowohl die Söhne sich jetzt über die Ehre
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Otto, Bischof von Bamberg
tur. – Sed his per excessum dictis, ad narrationis ordinem redeuntes, causam et rationem antiqui monasterii dissolvendi et novi deinceps maiori ambitu reparandi posteriorum notitie pandamus. 22. Siquidem anno Domini millesimo centesimo decimo septimo III. nonas ianuarii, id est in octava sancti Iohannis apostoli, peccatis hominum exigentibus, terre motus factus est magnus, quarta feria, luna vicesima sexta, hora vespertina, impleta prophetia, que dicit: Pugnabit pro eo orbis terrarum contra insensatos.24 Hoc quidem terre motu ecclesie nostre fabrica, que et ante iam longa temporis vetustate ex parte scissa erat, ita concussa est, ut lapis magnus in frontispicio vel culmine sanctuarii subito lapsu proruens, totius monasterii ruinam minaretur cunctosque ingenti pavore perculsos in fugam converteret. Et tamen, mirum dictu! grandi hoc lapide, qui totum in circuitu opus sua conclusione firmabat, lapso, reliqua templi fabrica, licet hiatu terribili casum iam iamque minaretur, immobilis perstitit, donec post festa paschalia iussu pii Ottonis destructa et solo adequata est. Hinc iam novi templi edificatio, quod maiori se ambitu dilataret, cepta est, ubi tanta se liberalitate beatissimus pater Otto pro fervore accelerandi operis profudit, ut cunctis stupore, multis quoque invidiam tanta pecunie profusio pareret. Nam cum quadam vice, eo apud castrum Botenstein posito, pecunia defecisset et fidelissimus camerarius eius Erbo nomine, devotus sancti Michahelis famulus, qui postea hic in sancta claruit conversatione, perniciter ad episcopum tendens, defectum hunc ei insinuasset, illic statim centum marcas argenti beato offerens Michaheli, eum more impatiens redire urgebat. Qui pie voluntatis plenus thesauro, quo nil ditius Deo offertur, tanta mire devotionis festinantia reversus est, ut eadem die memoratum pondus argenti altario sancti Michahelis, tamquam holocaustum gratissimum imponeret, sicque cepto operi tota virtute ac sagacitate instandum urgeret. Igitur perfecto iam templo, quod in modum crucis, ut cernitur, constructoris25 sui precepto edificatum est, dedicationem eius in arbitrio fratrum constituens, utpote cum quibus cor unum et animam habebat, mandavit, ut certam ei significarent diem, que tante solempnitatis celebritas communi omnium voto ageretur. […] — […] Sed iam ad narrationis ordinem redeamus! Igitur audita piissimus pater Otto filiorum suorum legatione, qua in kalendis septembris dedicationem fieri unaminiter flagitabant, aptum quidem et rationabile hoc approbavit. […]
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Sap 5,21. Richolf, Laie, † 1121.
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des Vaters freuen wie der Vater über das ewige Heil der Söhne. – Doch nachdem ich das bis zum Überdruss berichtet habe, wollen wir zur Ordnung der Erzählung zurückkehren und Grund und Ursache der Zerstörung des alten Klosters und danach den Neuaufbau in größerem Umfang der Nachwelt zur Kenntnis geben. 22. Denn im Jahr des Herrn 1117, am 3. Januar, also in der Oktav des hl. Apostels Johannes, geschah wegen der Sündenschuld der Menschen ein großes Erdbeben, am Mittwoch, Mondzahl 26, zur Vesperzeit erfüllte sich das Wort der Prophetie: Es wird für ihn der Erdkreis kämpfen gegen die Unvernünftigen.24 Bei diesem Erdbeben wurde der Bau unserer Kirche, die schon vor langer Zeit einen Riss bekommen hatte, so beschädigt, dass der große Stein am Giebel oder im Gipfelpunkt des Heiligtums plötzlich zu Boden stürzte, der Einsturz des ganzen Münsters drohte und alle in ungeheure Angst Versetzten in die Flucht trieb. Dennoch, wundersam zu sagen: Obwohl dieser große Stein, der das ganze Gebäude als Schlussstein sicherte, heruntergestürzt war, hielt das übrige Gemäuer der Kirche, auch wenn ständig von dem schrecklichen Loch ein Zusammenbruch drohte, ohne Schwanken, bis es nach dem Osterfest auf Anordnung Ottos eingerissen und dem Boden gleichgemacht wurde. Dann wurde der Aufbau einer neuen Kirche in größerem Ausmaß begonnen, wobei Vater Otto sich entsprechend seiner Begeisterung mit solcher Freigebigkeit für die Beschleunigung des Werkes einsetzte, dass ein solcher Geldstrom bei manchen Staunen, bei vielen auch Neid erzeugte. Denn als einmal (er hielt sich gerade in der Burg Botenstein auf) das Geld ausging und sein getreuer Kämmerer Erbo (ein ergebener Diener des hl. Michael, der später hier in heiligmäßigem Lebenswandel berühmt wurde) rasch zum Bischof eilte und ihm von der leeren Kasse berichtete, bot jener dem heiligen Michael sofort 100 Mark Silber an und drängte ihn, wie stets ungeduldig, zurückzukehren. Dieser kehrte voll guten Willens mit dem Schatz, im Vergleich zu dem Gott nichts Reicheres angeboten wird, in solcher Geschwindigkeit wunderbarer Hingabe zurück, um am gleichen Tag den erwähnten Batzen Silber auf den Altar von St. Michael wie ein hochwillkommenes Opfer niederzulegen und so mit ganzer Kraft und ganzem Einsatz auf das begonnene Werk zu drängen. Als also der Tempel fertiggestellt war – er wurde nach dem Plan des Architekten25 in Kreuzesform errichtet – setzte er den Tag der Weihe in die Entscheidung der Brüder, damit er mit ihnen ein Herz und eine Seele wäre, und verfügte, sie sollten ihm einen bestimmten Tag nennen, an dem auf allgemeinen Wunsch hin die Feier dieses Hochfestes begangen würde. […] — […] Doch nun wollen wir zur Ordnung unserer Erzählung zurückkehren! Als der heiligmäßige Vater Otto die Gesandtschaft seiner Söhne angehört hatte, die einmütig forderten, die Weihe solle am 1. September stattfinden, billigte er dies als geeignet und vernünftig. […]
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Otto, Bischof von Bamberg
Liber secundus Igitur senescente iam mundo et die seculi advesperascente, cum divine pietatis dignatio Pomeranos eatenus paganitatis errore depressos, splendore fidei illuminare decrevisset, iuxta quod scriptum est: In omnes gentes primum oportet predicari evangelium1, idoneum eis verbi ministrum scilicet pium Ottonem episcopum destinavit. Hic enim totus lucrandis animabus invigilans, amplificatus est quasi stella matutina in medio nebule et ut luna plena in diebus suis lucebat,2 ac veluti sol refulgens3 inter suos collegas episcopos emicuit. Huius autem apostolatus que fuerit occasio, scire volentibus aperiam, sicut ex ore servi Dei Uodalrici, sacerdotis ecclesie beati Egidii, quam idem pius Otto construxit, audivi. Cuius reverende maturitati et spectate coram Deo et hominibus fidei ita me necesse fuit credere, acsi propriis oculis ea, que dicebat, vidissem. 1. Aiebat ergo, quia episcopus quidam mire sanctitatis et scientie fuit Bernhardus nomine, Hispanus quidem genere, sed Rome ad episcopatum electus et consecratus. Hic aliquanto tempore heremiticam vitam cum aliis servis Dei duxerat, sed deposito Rome quodam erroneo episcopo, ipse nuto divino raptus ex heremo, ei subrogatus est. Qui cernens ecclesiam suam horrendo scismate laniari, quia pars una sibi, pars altera deposito favebat, ut vir prudens et doctus in scissura mentium Deum non esse perpendens, cedendum tempori et diebus malis intellexit, curaque pastorali deposita, ad heremum regredi cogitabat, tamquam et ipse cum Athanasio4 diceret: „Si propter me est tempestas ista, tollite me et mittite in mare.“ Audiens vero Pomeraniam adhuc gentilitatis errori deditam, zelo pietatis armatus illuc evangelizandi gratia divertit, cupiens aut illos ecclesie katholice per fidem incorporare, aut per martirii gloriam ibidem pro Christo occumbere. Erat enim vite presentis contemptor suique corporis acerrimus castigator, ita ut arido parcoque cibo contentus nullo umquam potu nisi sola aqua uteretur. Veniens itaque ad ducem Polonie5 honorifice ut servus Dei excipitur. Cumque itineris sui causam exposuisset, dux benigne respondit se quidem ardori tam sancte voluntatis eius congratulari, sed tantam gentis illius esse ferocitatem, ut magis necem ei inferre quam iugum fidei subire parata sit. Cui episcopus constanter aiebat
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Marc 13,10. Eccli 50,6. 3 Ebd. 50,7. 4 Vielmehr frei nach Gregor von Nazianz, De vita sua, ed. C. Jungck, Heidelberg 1974, S. 142 f. 5 Boleslaw III. 2
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Buch II Vita des Ebo von Michelsberg, Auswahl aus Buch II
Da nun die Welt vergreist und das Jahrhundert sich zum Abend neigt, hatte das Erbarmen der göttlichen Güte beschlossen, die Pommern, die bisher im Irrglauben des Heidentums niedergedrückt waren, mit dem Glanz des Glaubens zu erleuchten, wie geschrieben steht: Das Evangelium muss zuvor verkündet werden unter alle Völker,1 und hat als geeigneten Diener des Wortes den frommen Bischof Otto bestimmt. Dieser war ganz wachsam, um die Seelen zu gewinnen; er wurde erhoben, ging auf wie der Morgenstern inmitten der Wolken, leuchtete in seinen Tagen wie der Vollmond,2 und wie die strahlende Sonne, so blitzte er hervor3 unter seinen Mitbischöfen. Was aber der Anlass für seinen Apostolat war, möchte ich den Wissensdurstigen berichten, so wie ich es gehört habe aus dem Munde des Dieners Gottes Ulrich, des Priesters der Kirche St. Ägidien, die Otto gebaut hat. Seiner ehrwürdigen Reife und ansehnlichen Treue vor Gott und den Menschen durfte ich glauben, so als ob ich mit eigenen Augen gesehen hätte, was er erzählte. Er sagte also: 1. Ein Bischof von wunderbarer Heiligkeit und Weisheit namens Bernhard, ein Spanier von Herkunft, wurde in Rom zum Bischof gewählt und geweiht. Dieser hatte eine Zeit lang mit anderen Dienern Gottes ein Einsiedlerleben geführt, doch als in Rom ein häretischer Bischof abgesetzt worden war, wurde er auf göttliches Wirken aus der Einsiedelei herausgeführt und an seiner statt eingesetzt. Als er sah, wie seine Kirche durch abscheuliche Spaltung zerrissen wurde, weil ein Teil ihm, ein anderer Teil dem Abgesetzten folgte, erwog er als kluger und gelehrter Mann, bei der Spaltung der Geister sei Gott nicht anwesend, dachte sich, er solle der Zeit und den bösen Tagen ausweichen, legte die Seelsorge beiseite und plante, in die Einsamkeit zurückzugehen, so als ob er mit Athanasius4 spräche: „Wenn es diese Sturmzeit meinetwegen gibt, dann ergreift mich und werft mich ins Meer!“ Dann aber hörte er, dass Pommern noch dem Irrglauben des Heidentums ergeben sei, und gewaffnet mit dem Eifer der Frömmigkeit wandte er sich dorthin, um das Evangelium zu verkünden; er sehnte sich danach, sie durch den Glauben in die katholische Kirche einzugliedern oder mit dem Ruhm des Martyriums dort für Christus zu sterben. Er war nämlich ein Verächter dieses gegenwärtigen Lebens, ein harter Zuchtmeister seines Leibes, der mit dürrer und sparsamer Kost zufrieden war und niemals etwas trank außer Wasser. Er kam also zum Herzog von Polen5 und wurde als Knecht Gottes ehrenvoll empfangen. Als er den Grund seiner Reise dargelegt hatte, antwortete der Herzog gütig, er wünsche dem Feuer seines so heiligen Wunsches Glück, doch die Wildheit jenes Volkes sei so groß, dass es eher bereit sei, einen Mord an ihm zu verüben, als das Joch des Glaubens auf sich zu nehmen. Darauf meinte der Bischof standhaft, dazu sei er losgezogen, um
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Otto, Bischof von Bamberg
ad hoc se egressum, ut mortis sententiam pro Christi amore, si necesse fuerit, indubitanter excipiat. Quo responso dux admodum exhilaratus interpretem ei et vie ducem, ut petebat, tribuit imprecatus ei prospera divinitus subministrari. Ille autem humilitatis ac paupertatis sue etiam in episcopatu custos, sciebat enim regnum diaboli non potentia, sed humilitate Christi destructum, et quia affatim dives est, qui cum Christo pauper est, despecto habitu et nudis pedibus urbem Iulin ingreditur ibique constanter fidei katholice semina spargere cepit. Cives autem ex ipso eum habitu despicientes, utpote qui non nisi secundum faciem iudicare sciebant, quis esset vel a quo missus, inquirunt. At ille servum se veri Dei, 6factoris celi et terre6, profitetur et ab eo se missum, ut illos ab errore idolatrie 7ad viam veritatis7 reducat. Illi vero indignati: „Quomodo“, inquiunt, „credere possumus te nuntium summi Dei esse, cum ille gloriosus sit et omnibus divitiis plenus, tu vero despicabilis et tante paupertatis, ut nec calciamenta habere possis? Non respiciemus te, nec audiemus. Summus enim Deus nunquam tam abiectum nobis legatum dirigeret; sed si revera conversionem nostram desiderat, per idoneum et dignum sue potestati ministrum nos visitabit. Tu vero, si vite tue consultum esse volueris, quantocius ad locum, unde digressus es, revertere, nec ad iniuriam summi Dei missum eius te profitearis, quia pro sola tue mendicitatis inopia relevanda huc migrasti.“ Bernhardus autem intrepidus, immo illato sibi terrore constantior: 8„Si verbis meis“, inquit, „non creditis, vel operibus credite!8 Domum quamlibet vetustate conlapsam et nulli usui aptam, igne inmisso, succendite meque in medium iactate, et in domo flammis absumpta, ego illesus ab igne apparuero, scitote me ab illo missum, cuius imperio et ignis et omnis simul creatura subiecta est et omnia simul elementa famulantur!“ His auditis, sacerdotes et seniores plebis multam inter se conquisitionem habentes aiebant: „Iste insanus et desperatus est; nimia cogente inopia mortem appetit, morti se ultro ingerit, sed et argumentosa nos circumveniens nequitia, repulsionis sue a nobis vindictam exigit, ut sine nostro non moriatur exicio, quia scilicet, una domo succensa, totius urbis interitum subsequi necesse est. Unde cavendum est nobis, ne hominem vesani capitis audiamus. Non enim expedit nobis peregrinum nudipedem interficere, quia et fratres nostri Pruozenses ante annos aliquos Adelbertum9 quendam similia huic predicantem
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Apostolisches Glaubensbekenntnis. Ps 118,30. – Vgl. Prüfening II 17, oben S. 164. 8–8 Vgl. Ioh 10,38. 9 Adalbert. Seine Vita und seine Passio, oben S. 28 bis 116. 7–7
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wenn nötig ohne Zögern aus Liebe zu Christus das Todesurteil auf sich zu nehmen. Über diese Antwort war der Herzog sehr erfreut; er stellte ihm wie erbeten einen Dolmetscher und Wegeführer und wünschte, der Himmel möge ihm Glück verleihen. Jener aber war auch in seinem Bischofsamt ein Wächter der Demut und Armut, er wusste nämlich, dass das Reich des Teufels nicht mit Gewalt, sondern durch die Demut Christi zerstört worden sei; und weil der genügend reich ist, wer mit Christus arm ist, betrat er in schlampiger Kleidung und nackten Füßen die Stadt Wollin, wo er begann, standhaft den Samen des katholischen Glaubens auszusäen. Doch die Bürger verachteten ihn schon wegen seiner Kleidung, da sie ja nur nach dem Aussehen zu beurteilen wussten, und fragten ihn aus, wer er sei und von wo er komme. Der aber bekennt, er sei ein Diener des wahren Gottes, 6des Schöpfers des Himmels und der Erde,6 und er sei von ihm geschickt, um sie vom Irrglauben des Heidentums auf den 7Weg der Wahrheit7 zu führen. Jene aber wurden unwillig und sagten: „Wie können wir glauben, dass du ein Bote des höchsten Gottes bist, da dieser ruhmreich und voll allen Reichtums ist, du aber unansehnlich und von solcher Armut, dass du nicht einmal Schuhe haben kannst. Wir werden dich weder aufnehmen noch auf dich hören. Der höchste Gott würde uns niemals einen so verächtlichen Boten schicken; doch wenn er tatsächlich unsere Bekehrung wünscht, dann wird er uns durch einen geeigneten und seiner Macht angemessenen Diener besuchen. Du aber, wenn dir dein Leben lieb ist, geh schleunigst dorthin zurück, woher du gekommen bist, und behaupte nicht in Beleidigung des höchsten Gottes, du seiest sein Gesandter, denn du bist ja allein deswegen hierher gekommen, um deine Armut mit Lügen zu beseitigen.“ Bernhard aber, unerschrocken und durch die angedrohte Gewalt noch standhafter, antwortete: „8Wenn ihr meinen Worten nicht glaubt, dann glaubt doch wenigstens meinen Taten.8 Steckt doch irgendein Haus, das vom Alter zusammengefallen ist und zu nichts mehr nütze ist, in Brand und werft mich mitten hinein; und wenn das Haus abgebrannt ist und ich unverletzt aus dem Feuer herauskomme, dann mögt ihr wissen, dass ich von dem geschickt bin, dessen Macht das Feuer und alle Geschöpfe unterworfen sind und dem alle Elemente dienen.“ Als sie das hörten, hielten die Priester und Ältesten des Volkes unter sich eine große Beratung ab und sagten dann: „Er ist krank und verzweifelt; von großer Armut gezwungen sucht er den Tod; er liefert sich sogar selbst dem Tod aus; doch seine schlaue Bosheit soll uns umgarnen, und er fordert von uns Rache für seine Zurückweisung, dass er nicht ohne unsere Vernichtung stirbt; denn wenn ein Haus in Brand gerät, dann folgt dem unweigerlich der Untergang der ganzen Stadt. Daher müssen wir uns hüten, auf den Mann mit dem verrückten Kopf zu hören. Es bringt uns nichts, wenn wir den barfüßigen Fremden umbringen, denn auch unsere Brüder, die Prußen, haben vor einigen Jahren den Adalbert9, einen Mann, der ähnlich predigte, umgebracht,
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occiderunt, et ex eo omnis pressura et calamitas apprehendit eos totaque substantia eorum ad nichilum redacta est. Sed si consultum nobis esse volumus, sine iniuria eum a finibus nostris eliminemus navique inpositum ad alias terras transmigrare faciamus.“ Interim vero servus Dei Bernhardus amore martirii flagrans, correpta secure columpnam mire magnitudinis Iulio Cesari, a quo urbs Iulin nomen sumpsit, dicatam excidere aggressus est. Quod pagani non ferentes accensis animis irruunt super eum, crudeliterque cesum seminecem reliquerunt. Sed, illis abeuntibus, servus Dei Bernhardus, accurrente ad eum capellano suo Petro nomine ac manum ei dante, surrexit resumptisque viribus iterum populo verbum salutis annuntiare exorsus est. Sacerdotes vero de medio plebis eum violenter abstrahentes cum capellano et interprete suo navicule imposuerunt dicentes: „Quandoquidem tanta tibi predicationis inest aviditas, predica piscibus maris et volatilibus celi10 et cave, ne ultra fines nostros attingere presumas, quia 11non est, qui recipiat te, non est usque ad unum!“11 Bernhardus autem iuxta mandatum evangelicum12, excusso in eos pulvere pedum, ad ducem Polonie revertitur, eventuumque suorum non sine lacrimis retexit historiam. Cui ille: „Nonne“, ait, „dudum predixeram Pomeranos fidem minime recepturos? Non ergo amplius caninam eorum attemptare velis dementiam, quia profani sunt et verbo salutis indigni!“ At episcopus: „Animales“, inquit, „sunt et spiritualium penitus ignari donorum, ideoque hominem non nisi exteriori habitu metiuntur. Me quidem pro paupertatis mee tenuitate abiecerunt; sed si potens quisquam predicator, cuius gloriam et divicias revereantur, ad eos accesserit, spero illos iugum Christi spontanee subituros.“ Dux igitur servum Dei debita apud se reverentia per aliquot dies repausans, cum ei temporalis vite preberet adminicula, ab eius ore in suo pectore alimenta referebat vite. Interim curiale colloquium13 in civitate Babenbergensi factum est, ubi, convenientibus regni principibus, et ipse Deo dignus advenit Bernhardus episcopus, cunctisque doctrine et sapientie ac ceterarum virtutum culmine mirabilis apparebat. Nam et venerabilis Heimo presbyter, canonicus sancti Iacobi, qui multa nobis ingenii sui monumenta reliquit, ab eodem Christi servo multo didicit de arte calculatoria14, que prius apud vulgatos computistas obscura et intricata, ne dicam falsata invenerat. Sed et de annis ab origine mundi usque ad passionem Christi, ac deinde de annis Domini usque ad nostrum tempus diligenter cum eo contulit, quoniam supputationem eorum se-
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Gen 1,26. Vgl. Vita Adalberti 26 bei Anm. 79, oben S. 62. Matth 10,14. Am 11. November 1122. Ostertermin-Berechnung.
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und daraus ist ihnen jede Bedrängnis und Not entstanden und ihr Besitz vernichtet worden. Doch wenn wir vernünftig sein wollen, dann sollten wir ihn ohne Unrecht aus unserm Gebiet entfernen; wir sollten ihn in ein Schiff setzen und in andere Länder fahren lassen.“ Inzwischen hatte sich der Knecht Gottes Bernhard in brennendem Verlangen nach dem Martyrium ein Beil besorgt und ging daran, die Säule von gewaltiger Größe umzuhauen, die Julius Caesar gewidmet war, von dem die Stadt Wollin ihren Namen hat. Das wollten die Heiden nicht dulden; feurigen Herzens fielen sie über ihn her und ließen ihn grausam zugerichtet halb tot liegen. Als sie fortgegangen waren, kam sein Kapellan mit dem Namen Peter herbeigelaufen und reichte Bernhard die Hand; der Knecht Gottes stand auf, und als er wieder zu Kräften gekommen war, begann er erneut, dem Volk das Wort des Heils zu verkünden. Die Priester aber schleppten ihn gewaltsam mitten aus dem Volk, setzten ihn mit dem Kapellan und Dolmetscher in einen Kahn und sagten: „Da du solche Leidenschaft zum Predigen hast, predige doch den Fischen im Meer und den Vögeln am Himmel10 und hüte dich, künftig unser Gebiet zu berühren, denn 11es gibt niemanden, der dich aufnimmt, auch nicht einen.“11 Bernhard aber schüttelte nach dem Auftrag des Evangeliums12 den Staub von den Füßen, kehrte zum Herzog von Polen zurück und enthüllte ihm nicht ohne Tränen die Geschichte seiner Erlebnisse. Da sagte jener: „Hatte ich dir das nicht damals vorausgesagt, dass die Pommern den Glauben keinesfalls annehmen werden? Versuch also nicht weiter deren hündische Torheit, denn sie sind gottlos und des Heilswortes unwürdig!“ Doch der Bischof entgegnete: „Sie haben eine Seele und kennen nur nicht die geistlichen Gaben, deswegen messen sie einen Menschen nur nach der äußeren Erscheinung. Mich haben sie wegen der Dürftigkeit meiner Armut verworfen; doch wenn ein mächtiger Prediger zu ihnen kommt, dessen Ruhm und Reichtum sie verehren, dann hoffe ich, werden sie freiwillig das Joch Christi auf sich nehmen.“ Der Herzog ließ in gebührender Achtung den Knecht Gottes sich einige Tage bei ihm ausruhen, gab ihm Hilfen für das zeitliche Leben und erhielt dafür aus dessen Mund Lebensnahrung in seinem Herzen. Damals fand in der Stadt Bamberg ein Hoftag13 statt, und als die Reichsfürsten zusammengekommen waren, traf auch der gottwürdige Bischof Bernhard ein, und er erschien allen wunderbar wegen der Tiefe seiner Gelehrsamkeit, Weisheit und sonstigen Tugenden. Denn auch der hochwürdige Priester Heimo, Kanoniker bei St. Jakob, der uns viele Zeugnisse seines Verstandes hinterließ, lernte von dem Knecht Christi viel in der Rechenkunst14, die er bei den bekannten Rechenmeistern früher dunkel und unsicher, um nicht zu sagen fehlerhaft gefunden hatte. Doch mit ihm arbeitete er sorgfältig über die Zählung der Jahre seit Erschaffung der Welt bis zum Leiden Christi, und von da ab über die Jahre des Herrn bis zu unserer Zeit, weil er deren Berechnung entsprechend den üblichen Chronikschreibern nicht mit
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cundum vulgatos chronographos evangelice veritati et auctoritati nullo modo concordare sciebat. Unde et ipse venerabilis frater noster Heimo, mirabilium editor operum, in prologo cuiusdam libri sui de Bernhardo scribens inter cetera ait15: „Benedictus Deus omnipotens, quoniam per hominem illum prestitit michi multa audire et discere, que prius ignorabam, non tantum de cronica supputatione, sed et de misteriis et rationibus paschalis observantie, immo de omni inter nos oborta questione!“ Uodalricus etiam religiosus sancti Egidii sacerdos, cui vir Dei Bernhardus familiaritatis sue gratiam prestabat, requisitus ab eo de ordinis et conversationis nostre qualitate, respondit priscam quidem cenobii huius consuetudinem remissam et irreligiosam secundum ordinem Amberbacensium16 fuisse, sed a beato presule Ottone per dilectum patrem nostrum Wolfframmum, decimum huius loci abbatem, spiritualem et Deo acceptum ordinem Hirsaugiensium hic institutum et ex eo per gratiam Dei tantam in cenobio hoc monachilis propositi excrevisse perfectionem, ut Christi bonus odor sit in omni loco.17 His auditis, Bernhardus episcopus palmas utrasque ad celum expandens18 Domino cum lacrimis gratias agebat et summo deinceps affectu locum hunc excolebat. Nam et in conventu fratrum, depositis pontificalibus indumentis, habitum monachilem suscepit et paternis consiliis tantam memoriali Wolfframmo abbati edificationem conferebat, ut non modicas Uodalrico sacerdoti gratias ageret, quod tam desiderabilem sibi virum insinuasset. Hic etiam inter alia pietatis et prudentie consilia frequenter adhortari solebat, ut, si quando pastor hic eligendus esset, assiduis orationibus et ieiuniis idoneam nobis a Deo revelari personam flagitaremus et non alium nisi divina revelatione declaratum utilitatibus nostris per omnia profuturum sciamus. 2. Agnito itaque pius Otto sanctitatis eius rumore, celebri et insolito his diebus ad paganos predicationis fervore debita eum veneratione excipiens, omnem peregrinationis sue historiam et statum Pomeranice gentis curiose sciscitabatur. Quibus expositis, Bernhardus senciens pium Ottonem ad omne opus bonum paratum, verbis suasoriis tamquam oleum igni adiciens19 ait: „Ego quidem, pater honorande, memor verbi Domini discipulos ad predicationem mittentis: Nolite portare sacculum neque peram neque calciamenta,20 tanta paupertatis abiectione opus evangelii aggressus sum, ut nec calciamentis uti voluissem. Set gens illa nimie dedita insipientie veritatisque penitus ignara, cernens tenuitatis mee et habitus despectionem, non pro 15
Einziges Zitat aus dem ansonsten verloren gegangenen Werk. Amorbach nördl. Neckarsulm. Cluniazensische Benediktiner von dort hatten 1015 Michelsberg besiedelt. 17 2 Cor 2,14 –15. 18 3 Reg 8,22. 19 Vgl. Hieron., Epist. 22,8.2; 124,11 (CSEL 54 S. 154; ebd. 56 S. 113). 16
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Wahrheit und Ansehen des Evangeliums in Übereinstimmung bringen konnte. Daher schrieb unser hochwürdiger Bruder Heimo, der Herausgeber wunderbarer Werke, im Vorwort15 eines seiner Bücher unter anderem über Bernhard: „Gepriesen sei der allmächtige Gott, denn er hat es mir durch jenen Mann ermöglicht, vieles zu hören und zu lernen, was ich vorher nicht wusste, nicht nur im Berechnen der Zeit, sondern auch in den Geheimnissen und Begriffen der Osterberechnung, ja, bei jeder zwischen uns aufgetauchten Frage.“ Auch Ulrich, der Mönchspriester von St. Ägidien, dem der Gottesmann Bernhard die Huld seiner Freundschaft gewährte, antwortete auf dessen Frage nach der Beschaffenheit unseres Konvents und dem Lebensstil, die alte Gewohnheit dieses Klosters sei entsprechend der Amorbacher Kongregation16 lässig und ordensfremd gewesen, doch von Bischof Otto sei durch unsern lieben Pater Wolfram, den 10. Abt dieser Stätte, die geistliche und Gott wohlgefällige Ordnung der Hirsauer hier eingeführt worden, und von daher sei im Kloster durch die Gnade Gottes solche Vervollkommnung der klösterlichen Gemeinschaft eingetreten, dass der gute Geruch Christi an allen Orten17 sei. Als Bischof Bernhard dies hörte, breitete er beide Hände gen Himmel,18 sagte dem Herrn unter Tränen Dank und schätzte seither diesen Ort mit höchster Zuneigung. Denn in dem Brüderkonvent legte er seine Bischofsgewänder ab, empfing den Mönchshabit und brachte mit seinen väterlichen Ratschlägen dem (inzwischen verstorbenen) Abt Wolfram solche Erbauung, dass der dem Priester Ulrich überschwänglich dankte, weil er ihm solchen begehrenswerten Mann empfohlen habe. Der pflegte auch unter den anderen Ratschlägen seiner Frömmigkeit und Klugheit häufig zu mahnen, wir sollten, wenn hier einmal ein neuer Oberhirte zu wählen sei, mit ständigem Beten und Fasten von Gott erflehen, dass er uns eine geeignete Persönlichkeit benenne, und wir sollten wissen, in allem werde nur nach göttlicher Erleuchtung für unsere Belange vorgesorgt werden. 2. Als Otto Kunde von dessen berühmter Heiligkeit erhielt und in diesen Tagen selbst voll Begeisterung war für eine Predigt bei den Heiden, empfing er ihn mit gebührender Verehrung und fragte ihn neugierig nach der ganzen Geschichte seiner Pilgerfahrt und nach der Beschaffenheit des pommerschen Stammes. Als Bernhard dies dargelegt hatte, spürte er, dass Otto für das ganze Unternehmen gut bereit war, darum goss er mit werbenden Worten gleichsam Öl ins Feuer19 und sagte: „Ehrwürdiger Vater, ich denke oft an das Wort des Herrn, das er an seine Jünger richtete: Tragt weder Beutel noch Tasche noch Schuhe;20 mit solcher Armut und Verachtung bin ich an das Werk des Evangeliums herangegangen und wollte keine Schuhe tragen. Doch jenes Volk ist in besonderer Weise der Torheit ergeben und kennt die Wahrheit nicht; es sah nur die Dürftigkeit meiner Einfachheit und meiner Kleidung 20
Luc 10,4.
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amore Christi, sed pro sola inopie necessitate me illo migrasse credidit ideoque verbum salutis ex ore meo audire contempnens repulit. Unde necesse est, ut, si tu, pater amande, lucrum aliquod in brutis barbarorum pectoribus agere volueris, assumpta cooperatorum et obsequentium nobili frequentia, sed et victus ac vestitus copioso apparatu illic tendas; et qui humilitatis iugum effrenata cervice spreverunt, divitiarum gloriam reveriti colla submittent. Cavendum est etiam, ne quicquam de bonis eorum appetas, sed si oblatum quid fuerit ab eis, maiora quam acceperis restituas, ut per hoc intelligant, te non turpis lucri gratia, sed solo Dei amore opus evangelii subisse. 21Confortare igitur et esto robustus; tu enim maximam populi multitudinem in veram repromissionis terram introduces!21 Nec te labor arduus et insolitus deterreat, quia quanto pugna difficilior, tanto corona erit gloriosior!“ His beati viri monitis, sicut ferrum inflammatur ab igne, ita cor pii Ottonis succensum est, ut nichil carius haberet, quam arctam peregrinationis huius pro Christo subire angariam; Bernhardus autem a fratribus suis heremitis per multa terrarum spatia requisitus et vix tandem apud nos inventus cum gaudio et admiratione magna ab eis in locum suum reductus est. Hac igitur occasione pius Otto Pomeraniam evangelizandi gratia adiit. Sed quo ordine vel quam illic fructum fecerit, consequenter, Deo favente, explicabimus. 3. Sciens ergo omnia, que in domo sunt sine dispositione summi patris familias nichil esse, opus tam arduum nullatenus absque Romani pontificis auctoritate inchoandum previdit. Ideoque missis ad apostolicum Kalixtum honorabilibus legatis, licentiam evangelizandi Pomeranis impetravit; igitur ipso tempore ecclesiam sancte Walburge virginis in Altenburgensi monte dedicavit ibique primum Uodalrico sacerdoti religioso voluntatem suam, quam ad paganos eundi fixam habebat, aperuit dicens: „Quamvis diversa michi in his partibus tam publica quam privata incumbant negotia, 22caritas tamen Christi urget me,22 ut ad propagandam nominis eius gloriam difficilem ad Pomeranos peregrinationis angariam incunctanter aggrediar et aut idolatras ad vere fidei callem pertraham vel ipse morti pro eo, qui hanc innocens pro nobis excipere dignatus est, succumbam. Unde inprimis agendum est michi, ut eiusdem fervoris et constantie socios et cooperatores assumam, qui, calcata spe seculi, ad mortem, si ingruerit, pro Christo subeundam parati sint. Ad
21–21 22–22
Deut 31,7. 2 Cor 5,14.
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und glaubte, dass ich nicht aus Liebe zu Christus, sondern allein wegen der Not meiner Armut dorthin gewandert bin; deshalb wollte es das Wort des Heiles nicht aus meinem Munde hören und hat mich daher verstoßen. Darum ist es nötig, lieber Vater, wenn du in den wilden Herzen der Barbaren Erfolg erzielen willst, eine stattliche Zahl von Mitarbeitern und Gefolge aufzubieten und dich dorthin auch mit einem großen Aufgebot an Lebensmitteln und Kleidung auf den Weg zu machen; und die das Joch der Demut mit zügellosem Nacken verachtet haben, werden aus Scheu vor der Herrlichkeit des Reichtums ihr Haupt beugen. Hüte dich auch, etwas von ihrem Gut anzunehmen, sondern wenn dir etwas von ihnen angeboten wird, gib Größeres als das Geschenk zurück, damit sie dadurch sehen, dass du nicht wegen des schnöden Gewinns, sondern allein aus Liebe zu Gott das Werk des Evangeliums auf dich genommen hast! 21Sei getrost und unverzagt, denn du wirst die große Menge dieses Volkes in das wahre Land der Verheißung einführen.21 Die mühevolle und ungewohnte Arbeit möge dich nicht abschrecken, denn je schwerer der Kampf ist, desto ruhmvoller wird der Siegerkranz sein.“ Durch diese Ermahnungen des seligen Mannes wurde das Herz Ottos so entflammt – wie Eisen vom Feuer durchglüht wird –, dass er nichts lieber tun wollte, als sich für Christus der Fron solcher Pilgerreise zu unterziehen. – Bernhard aber, der von seinen Einsiedlerbrüdern in vielen Ländern gesucht worden war und mit Mühe bei uns gefunden wurde, ist dann mit großer Freude und Bewunderung von diesen in ihre Stätte zurückgeführt worden. Dank dieser Gelegenheit, in Pommern das Evangelium zu verkünden, machte sich Otto an die Sache. Doch in welcher Reihenfolge er welchen Ertrag dort erzielte, das werden wir mit Gottes Hilfe nun erläutern. 3. In dem Wissen, dass alles im Hause nur mit der Zustimmung des höchsten Hausvaters vor sich gehen kann, sah er voraus, dass er das schwierige Werk nicht ohne die Genehmigung des Römischen Bischofs beginnen könne. Deshalb schickte er zu Papst Kalixt ehrenvolle Gesandte und erlangte die Erlaubnis zur Mission der Pommern; als er zu dieser Zeit die Kirche der heiligen Jungfrau Walburga auf der Altenburg weihte, eröffnete er als Erstem dem Mönchspriester Ulrich seinen festen Willen, zu den Heiden zu gehen, und sagte: „Obwohl hier in dieser Gegend viele allgemeine und besondere Aufgaben auf mich warten, 22drängt mich die Liebe Christi,22 den Ruhm seines Namens zu erweitern und die schwere Fron der Pilgerreise zu den Pommern ohne Zögern zu beginnen, um entweder die Götzendiener auf den Weg des wahren Glaubens zu ziehen oder um mich dem Tod hinzugeben für den, der sich herbeigelassen hat, ihn unschuldig für uns auf sich zu nehmen. Daher muss ich jetzt besonders dafür sorgen, Gefährten und Mitarbeiter gleicher Leidenschaft und Beständigkeit zu besorgen, welche die Hoffnung der Welt verachten und bereit sind, wenn es sich so ergibt, für Christus den Tod auf sich zu nehmen. Dazu halte ich besonders dich für geeignet, lieber Bru-
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quod precipue te, frater et conpresbyter carissime, idoneum esse censeo, necnon et Werinherum sacerdotem de Erenbach, virum sapientia et pietate ornatum, Adalbertum23 quoque, lingue barbarice sciolum, interpretem habere possumus. Septem ergo dierum indutias super hoc accipiens ad instar boni adlethe animum tuum compone, et post hec, quicquid Spiritus sancti inspiratio cordi tuo dictaverit, michi responde!“ Ad hec Uodalricus paululum quidem intra semet ipsum deliberans et intimo divini amoris igne succensus ait: „Iam septem dierum indutias, pater mi, estimo transisse, et quod tunc a me auditurus esses, nunc quoque, ut desideras, accipe! Nam ut verbis beatissimis apostolorum principis loquar: Tecum paratus sum et in carcerem et in mortem ire.“24 Quibus auditis, pius Otto cum lacrimis gratias agens: „Nunc“, inquit, „letus arduum hoc opus aggrediar, quia gratia Spiritus sancti cor tuum tetigit et tam ardenter id in ipsum accendit. Notum itaque tibi facio, quia ecclesiam sancte Fidis, nuper a me constructam, celerius consummare ac dedicare statui, eo quod incertus sit reditus meus statimque, completa dedicatione, opus evangelii indubitanter volo aggredi. Interim vero accepta a me pecunia, vestes et necessaria queque tibi compara, quia ad suggestionem beati viri Bernhardi, non cum tenuitate, sed habundantia tam vestium quam victualium Pomeranos adire nos oportet, ne cum paupertatis angustias in nobis deprehenderint, non 25zelo iustitie25, sed pro inopie relevanda necessitate illo nos migrasse cavillentur et verbum salutis refutantes a finibus suis nos eiciant, sicut et illum Dei famulum abiecerunt. Sed et servum tibi quemlibet fidelem et industrium in ministerio provide, quem huic labori aptum esse cognoveris!“ Tunc Uodalricus: „Est“, inquit, „adolescens officio clericus, nomine Sefridus,26 ingenio acutus, strennuus et fidelis, qui etiam cartis in itinere, cum necesse est, scribendis promptus et impiger erit. Hunc meo iudicio idoneum huic peregrinationi tue, pater, dilectioni offero.“ Quod pius Otto gratanter suscipiens: „Recte“, ait, „iudicasti; hic deinceps precipuum inter familiares meos, te suggerente, locum obtinebit.“ […] Itaque egressus cum nobili suo comitatu, sequenti die ab illustri viro Gebehardo Waldekkendensi27 ad dedicandam ecclesiam suam invitatus est, quam summa devotione et debita divine servitutis celebritate consecravit. Procedens inde aliam dedicavit ecclesiam, scilicet Vohendrezensem28, in episcopatu venerabilis Hartwici29 Ratisponensis episcopi, nimirum ipsius permissu et rogatu, ubi multitudo copiosa plebis, ad sex milia vel amplius computata, ei occurrens sacre confirmationis gratiam suppliciter ab eo flagi23
Der spätere Dolmetscher Ottos und Bischof von Pommern. Deut 31,7. 25–25 Vgl. Vita Adalberti 23 Anm. 72, oben S. 58. 26 Über ihn siehe Herbord I 1, unten S. 282. 27 Östl. Kemnath/Opf. 28 An der Straße nach Waidhaus. 24
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der und Mitpriester; ebenso Werner, Priester von Ernbach, einen Mann geschmückt mit Weisheit und Frömmigkeit, auch Adalbert23, der die Barbarensprache beherrscht, können wir als Dolmetscher haben. Also nimm dir sieben Tage Bedenkzeit und bereite wie ein guter Sportler dein Herz vor, und danach antworte mir, was die Eingebung des Heiligen Geistes deinem Herzen mitgeteilt hat.“ Darauf bedachte sich Ulrich kurz und sagte dann, vom tiefen Feuer der göttlichen Liebe entbrannt: „Ich glaube, die sieben Tage sind schon vorbei, mein Vater, und was du dann erst hören würdest, das nimm schon jetzt entgegen, wie du es wünschst. Denn um mit den Worten des seligen Apostelfürsten zu sprechen: Ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen.24“ Wie Otto das hört, dankt er unter Tränen: „Nun kann ich froh das schwierige Werk beginnen, denn die Gnade des Heiligen Geistes hat dein Herz gerührt und feurig entzündet. Ich teile dir mit, dass ich beschlossen habe, die Kirche der heiligen Fides, die ich jüngst errichtet habe, rasch fertig zu stellen und zu weihen, weil meine Rückkehr unbestimmt ist; und sofort nach Beendigung der Weihe will ich unzweifelhaft das Werk der Mission anpacken. Inzwischen erhältst du von mir Geld; kaufe dir Kleidung und alles Nötige; denn auf Anregung des seligen Mannes Bernhard dürfen wir nicht in Armut, sondern müssen mit Überfülle an Kleidung und Lebensmitteln die Pommern besuchen, damit sie bei uns nicht die Enge der Armut tadeln und nicht spotten, wir seien nicht aus 25Eifer für die Gerechtigkeit25 dorthin gewandert, sondern um die Not unseres Mangels zu tilgen; auch sollen sie das Wort des Heils nicht deswegen zurückweisen und uns etwa aus ihrem Gebiet vertreiben, wie sie jenen Diener Gottes weggejagt haben. Doch kümmere dich für diesen Dienst um jeden treuen und eifrigen Knecht, den du für dieses Werk als geeignet ansiehst!“ Darauf Ulrich: „Es gibt einen jungen Geistlichen im Amt, namens Sefried,26 von scharfem Geist, tüchtig und treu, der wenn nötig auch Schriftstücke auf der Reise leicht und fleißig schreiben würde. Den werde ich deiner Liebe, mein Vater, als meiner Meinung nach für diese Pilgerfahrt geeignet anbieten.“ Das nahm Otto gern an: „Du hast richtig geurteilt; er soll künftig auf deine Anregung hin einen besonderen Platz in meiner Gefolgschaft haben.“ […] Also zog [Otto] mit seinem edlen Gefolge los und wurde am folgenden Tag vom erlauchten Herrn Gebhard von Waldeck27 zur Weihe seiner Kirche eingeladen, die er in voller Hingabe und gebührender Feierlichkeit im Gottesdienst weihte. Von da aus zog er weiter und weihte die andere Kirche, nämlich Vohenstrauß28 im Bistum des hochwürdigen Bischofs von Regensburg, Hartwig29, selbstverständlich mit dessen Erlaubnis und Bitten; dort kam ihm eine große Volksmenge, gezählte sechstausend oder mehr, entgegen und forderte demütig von ihm die Gnade der Firmung. Als seine ersehnte 29
1105 –1126 März 3.
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tabat. Quam desiderata manus eius inpositione consecuta, mox mirum in modum gratulari cepit in Domino, et pro longiturna tanti patris vita prosperoque peregrinationis eius cursu enixius divinam exorare clementiam. Fuit enim in summa apud Deum et homines gratia, ita ut cuncti ad videndum eius reverendam canitiem, velut angelicam faciem, sitibundo pectore properarent et non solum venerabiles manus assidua elemosinarum largitate sanctificatas, sed et vestigia eius exosculari summopere gauderent. Post hec ad Cladrunnense30 cenobium veniens honorifice illic cum suis exceptus est. Nam et dux Boemie Ladizlaus31 honorabiles legatos suos illuc in occursum pii patris premiserat, qui ei debita devotionis reverentia obsequerentur ac ducatum preberent, usque dum in provinciam ducis ad civitatem Pragam venit. Ubi dux cum dive memorie Meginhardo32, eiusdem urbis episcopo, omnique clero et populo officiosissime eum excipiens magna ei donaria obtulit, que ipse in usus pauperum delegavit. Idem vero electus Dei pontifex Megenhardus singularem familiaritatis gratiam cum pio Ottone iam dudum habuerat, ita ut pro amore eius etiam locum hunc, quem illi maxime dilectum noverat, miro affectu excoleret, beneficiis magnis accumularet perpetuamque hic anniversarii sui memoriam, ut hodieque apparet, fideli devotione disponeret. Progressus itaque pius Otto abbatiam Setzkeam33 petiit. Inde ad Albeam divertit, in quibus locis dux Ladizlaus certas ei mansiones usque ad terram Poloniorum constituerat. Ibi quoque legati venerabilis Polizlai ducis Poloniorum novo nostri temporis apostolo occurrerunt et commeatum victumque usque ad Gnezensem metropolim habundanter exhibuerunt. Venit ergo ad episcopatum Breslaensem, ubi honore debito susceptus biduo mansit. Tertia die Pozenaensem episcopatum adiit. Unde digressus per loca contigua fidei et pietatis spargens semina, vix intra quatuordecim dies ad Gnezensem ecclesiam, que metropolis est Polonie, accessit. 4. Polizlaus ergo dux, comperto viri Dei adventu, flere cepit pre gaudio, moxque egressus cum omni clero et populo, dilecto patri nudis pedibus occurrit, tantaque cum devotione excepit, ut etiam filios suos lactentes illi obvios portari et vestigia eius exosculari iuberet, sacraque eius benedictione per manus inpositionem confirmari cum lacrimis expeteret. Erat enim dux ipse magne in Christi ecclesia reverentie, amator pauperum et piissimus inopum consolator, humilitatis et caritatis virtute omnibus amabilis, congregationibus fidelium et domiciliis sanctorum magis quam urbibus exstruendis operam dare solitus. Qui etiam desiderantissimum sibi patrem Ottonem per tres 30
Kloster Kladrau, zw. Waidhaus und Pilsen, 1108 mit Benediktinern aus Zwiefalten gegründet. 31 Vladislav I., Herzog v. Böhmen 1109 –1125. 32 Bischof von Prag 1122 –1134. 33 Verwechslung des 1143 gegr. Zisterzienserklosters mit Sázava südwestl. Kolín, seit 1096 durch deutsche Benediktiner aus Brevnov besiedelt.
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Hand durch Handauflegung tätig geworden war, begann man auf wundersame Weise im Herrn zu danken und von der göttlichen Milde ein langes Leben für solchen Vater und einen glücklichen Verlauf seiner Pilgerfahrt eindringlich zu erflehen. Er stand nämlich bei Gott und den Menschen in höchster Gnade, so dass alle herbeieilten, um durstigen Herzens sein verehrungswürdiges weißes Haar und sein engelsgleiches Antlitz zu sehen, und sie freuten sich nicht nur sehr, seine verehrten Hände, die durch das ständige Austeilen von Almosen geheiligt waren, sondern auch seine Fußspuren zu küssen. – Danach kam er zum Kloster Kladrau30 und wurde dort ehrenvoll mit den Seinen empfangen. Denn auch der Böhmenherzog Vladislav31 hatte dorthin ehrenvolle Boten zum Empfang des frommen Vaters vorausgeschickt, die ihm mit der gebührenden ehrfürchtigen Ergebenheit zu Willen sein und Geleit geben sollten, bis er in das Land des Herzogs und die Stadt Prag käme. Dort empfing ihn der Herzog dienstfertig zusammen mit dem Bischof dieser Stadt, Meinhard32 seligen Angedenkens, und gesamtem Klerus und Volk, und übergab ihm große Geschenke, die jener zum Gebrauch der Armen weitergab. Der von Gott erwählte Oberhirte Meinhard hatte schon seit langem die einzigartige Gnade einer Freundschaft mit Otto, so dass er aus Liebe zu ihm diesen Ort, der ihm sehr lieb war, wie er wusste, mit erstaunlicher Zuneigung verehrte, mit großen Wohltaten überhäufte und in treuer Anhänglichkeit hierhin sein ständiges Jahresgedächtnis verlegte, wie es noch heute beachtet wird. Otto zog weiter und kam zur Abtei Satzka33. Von dort zog er zur Elbe, wo Herzog Vladislav einige Rastplätze bis zum Land der Polen vorbereitet hatte. Dort kamen auch die Boten des verehrten Polenherzogs Boleslaw dem neuen Apostel unserer Zeit entgegen und lieferten ihm bis zur Hauptstadt Gnesen reichlich Speise und Trank. Er kam also zum Bistum Breslau, wo er mit gebührender Ehre empfangen wurde, und blieb dort zwei Tage. Am dritten Tage brach er zum Bistum Posen auf. Von dort zog er los, in den Nachbarorten den Samen des Glaubens und der Frömmigkeit ausstreuend, und kam nach ungefähr 14 Tagen zur Kirche Gnesen, das der Metropolitansitz Polens ist. 4. Herzog Boleslaw hörte von der Ankunft des Gottesmannes und fing an vor Freude zu weinen; bald zog er mit allem Klerus und Volk los, ging dem geliebten Vater mit nackten Füßen entgegen und empfing ihn mit solcher Ergebenheit, dass er auch befahl, ihm seine Säuglinge entgegenzutragen, ließ seine Fußspuren küssen und bat unter Tränen, durch Handauflegen mit dessen heiligem Segen gestärkt zu werden. Der Herzog war nämlich von großer Ehrfurcht für die Kirche Christi, ein Freund der Armen und lieber Tröster der Bedürftigen, liebenswürdig allen gegenüber in der Kraft seiner Demut und tätigen Liebe, gewohnt, den Gemeinden der Gläubigen und Häusern der Heiligen mehr als dem Burgenbau seine Bemühungen zu widmen. Er hielt auch seinen ersehnten Vater Otto drei Wochen lang im Bistum Gnesen
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ebdomadas in episcopatu Gnezensi secum detinuit in domo Iacobi34 prepositi maioris ecclesie, qui postea episcopus factus est, ut et doctrine eius suavitatem degustaret et oportuna queque sumptuum ad iter illud necessariorum ei provideret. Egressus autem pius Otto inde a Gnezensi ecclesia, furtum quoddam in proxima villa incurrit, quod mox edicto Polizlai ducis recuperavit. Ibi etiam comites eius Heroldus et Godeboldus, accepta benedictione, ad sua rediere. Post hec, Deo gubernante, prospero itinere usque ad fines terre Poloniorum processit. Cumque ad castrum quoddam, quod Uzda nominatum est, quod est in confinio utriusque terre, cum suis venisset, comes Paulus, ductor eius, premisit nuntios ad Wortizlaum Pomeranie ducem, qui servum Dei Ottonem fama apud eos celeberrima vulgatum fines suos evangelizandi gratia insinuarent, cui tam pro sue sanctitatis reverentia, quam etiam auctoritate apostolici domini Kalixti, cuius missus erat, omni devotione occurrerent et monitis eius seu preceptis per omnia obtemperarent. Quo mandato dux Wortizlaus accepto, in castro Zitarigroda nuncupato ei occurrit, honorifice illum ut angelum Domini excipiens. Cui pius Otto pacem Christi offerens dona etiam more suo obtulit, hoc est sedem episcopalem pallio obductam et dorsale pretiosum cum aliis muneribus, ut temporalibus illum donis ad amorem celestium facilius attraheret. Barbari autem instinctu inimici et satellitum eius, videlicet sacerdotum suorum, crudeli impetu super famulos Christi irruentes, mortem eis minari ceperunt. Quo viso, dux admodum contristatus cum suis accurrit eorumque defensioni viriliter insistens exterritos et pene iam desperatos non minime consolatus est. Sed et legatos suos pio Ottoni assignavit, qui per desertum magnum, quod imminebat, continuato septem dierum spatio eum transduxerunt, ubi grande venenatorum animalium periculum incurrerunt, sed, Deo protegente, illesi evaserunt. Et post hec ad stagnum quoddam ventum est, ubi occurrentibus sibi Pomeranensibus, quorum Deus corda tetigerat, et ultro fidei ac lavacri salutaris gratiam expetentibus, flens pre gaudio primitias novi gregis ovili Christi adiecit. Altera die ad villam proximam divertit, ibique plures, Domino cooperante, secunde nativitatis sacramento initiavit. 5. Tercia die ad Piritscum castrum primum Pomeranie venit, ubi cives eius ad fidem exhortans quatuordecim diebus sedit, eis nimirum abnuentibus et servum Dei ad alia migrare loca facientibus, seque novam hanc legem sine primatum et maiorum suorum consilio aggredi non posse testantibus. Tandem pio Ottone assiduis pro salvacione eorum precibus incubante, spiritu Dei, qui ubi vult spirat35, et cui vult miseretur36, tacti assenserunt, et iugo fi-
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Erzbischof 1118 –1144. Vgl. Ioh 3,8. Rom 9,18.
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bei sich (im Haus von Dompropst Jakob34, der später Bischof wurde), um die Lieblichkeit seiner Gelehrsamkeit auszukosten und ihn für die Reise mit allem Nötigen für Ausgaben und Bedarf auszustatten. Als Otto von der Kirche Gnesen loszog, ereignete sich im nächsten Dorf ein Diebstahl, den er auf Anweisung Herzog Boleslaws erstattet erhielt. Dort erhielten die Grafen Herold und Gotebald den Segen und kehrten heim. Danach zog er mit Gottes Wirken in günstiger Reise bis zur Grenze des Polenlandes. Als er zu einer Burg namens Usch, die im Grenzstreifen beider Länder liegt, mit den Seinen gekommen war, schickte Graf Paul, sein Führer, Boten zum Pommernherzog Wartislaw voraus, die mitteilen sollten, der Diener Gottes Otto, der durch seinen Ruf bei ihnen sehr bekannt war, besuche ihr Gebiet, um das Evangelium zu verkünden; ihm sollten sie entsprechend der Ehrfurcht vor seiner Heiligkeit wie auch aus Hochachtung vor dem Herrn Papst Kalixt, dessen Gesandter er sei, mit aller Demut entgegenziehen und seinen Mahnungen und Anweisungen in allem gehorchen. Als Herzog Wartislaw diesen Befehl erhielt, zog er ihm von der Burg Stargard aus entgegen und empfing ihn ehrenvoll wie einen Engel des Herrn. Otto bot ihm den Frieden Christi dar, überreichte nach seiner Sitte Geschenke, das heißt einen mit einem Tuch bedeckten Bischofsstuhl und einen kostbaren Behang mit anderen Gaben, um ihn mit zeitlichen Geschenken leichter zur Liebe des Himmlischen zu ziehen. Die Barbaren aber stürzten sich auf Anstiften des altbösen Feindes und dessen Vasallen, das heißt seiner Priester, in grausamem Angriff auf die Diener Christi und drohten ihnen den Tod an. Als das der Herzog sah, wurde er sehr traurig; er ritt mit den Seinen heran, setzte sich mannhaft für ihren Schutz ein und tröstete nachhaltig die Erschrockenen und schon fast Verzweifelten. Doch er stellte Otto seine Sendboten, die ihn in sieben Tagereisen durch die nun bevorstehende große Einöde führten, wo sie großer Gefahr durch giftiges Wild ausgeliefert waren; doch mit Gottes Hilfe entkamen sie unverletzt. Danach gelangte man an einen See, wo sie Pommern begegneten, deren Herz Gott gerührt hatte; und jene, die von sich aus die Gnade des Glaubens und des heilsamen [Tauf-]Bades erbaten, fügte er vor Freude weinend als Erstlinge der neuen Herde dem Schafstall Christi ein. Anderntags wandte er sich zum nächsten Dorf, wo er mit Gottes Hilfe viele mit dem Sakrament der zweiten Geburt weihte. 5. Am dritten Tag kam er nach Pyritz, der ersten Burg Pommerns, wo er die Bürger zum Glauben ermahnte und dafür 14 Tage blieb; die jedoch lehnten ab und wollten, dass der Diener Gottes zu anderen Orten gehe; sie bezeugten, sie könnten ohne Ratschluss ihrer Führer und Großen diesem neuen Gesetz nicht beitreten. Schließlich, als Otto hartnäckig mit ständigen Gebeten für ihre Rettung dem Herrn zusetzte, stimmten die vom Heiligen Geist Berührten zu – denn der Geist weht wo er will35 und erbarmt sich wessen er will36– und neigten ihren Nacken; und er taufte wie viel ihrer zum
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dei colla submittentes baptizati sunt, quotquot erant preordinati ad vitam eternam37. Itaque in Nativitate sancti Iohannis baptiste38 ad castrum magnum Gamin dictum, ubi sedes ducis est, pervenit. Ubi multum tempus, id est quatuordecim ebdomadas vel amplius residens, ecclesias de ramis arborum, ut novella tunc plantatio exigebant, construxit et ipse quidem infantes, cooperatores autem sui viros et mulieres ad Christum confluentes baptizabant. Illic ergo in catezizacione requisitum est a mulieribus, quod infantes necassent; nam crudelitate paganica puellas necare et mares reservare solebant, et pro hoc scelere specialis penitentia eis iniuncta est. Singulariter ergo viri, singulariter femine sacro abluebantur fonte, obpansis, ut oportunum erat, circa baptisterium velis, tanto ab invicem spatio semoti, ut nulla scandali alicuius occasio hinc oboriri posset. […] 7. Progressus itaque apostolus Pomeranorum, venit ad urbem magnam Iulin, ubi Odora fluvius preterfluens lacum vaste longitudinis ac latitudinis facit illicque mare influit. Cives autem loci illius crudeles erant et impii. Unde et pius predicator magno illic capitis periculo ingressus certam mortis exspectationem cum suis omnibus habebat. Mos autem est regionis illius, ut princeps terre in singulis castris propriam sedem et mansionem habeat, in quam quicumque fugerit, tutum ab inimicis asylum possidet. Illuc ergo pius Otto ingressus orationibus et lacrimis pro conversione gentis Pomeranice instabat, sed in cassum. Nam urbani calice furoris Dei misere debriati, audito servorum Dei adventu, sequenti die primo diluculo super eos armata manu irruerunt et fustibus ac lapidibus impetentes expellere nitebantur, dicentes in vanum eos ducis mansionem irrepsisse, quasi illic pacem habituri essent, cum subversores patrie ac legum antiquarum extranei ab hac pacis condicione deorum suorum edicto censerentur. Vix ergo interventu ac suffragio ducis post multimodas iniurias vivi evaserunt, et extensis ante castrum tentoriis, septem diebus illic morabantur, cottidie per internuntios utriusque ducis, id est Polizlai et Wortizlai, requirentes a Iulinensibus, si fidei christiane iugum subire deliberassent. Set illi pravo sacerdotum suorum consilio seducti nullatenus sane doctrine preconem recipere volebant, quin immo de finibus suis cum ignominia eum perturbantes ad Stetinenses ire compulerunt. 8. Accidit quoque in eodem loco servum Dei gravem et suo nomine indignam subire iacturam, que illi maiorem apud Deum retributionis eterne pariebat gloriam. Nam rusticus quidam, filius perditionis39, in silvam ad ligna precidenda ierat, rediensque cum plaustro lignis onusto, viro Dei occurrit in
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Act 13,48. 24. Juni (1124). 2 Thess 2,3.
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ewigen Leben vorherbestimmt waren.37 — So kam er am Geburtsfest des heiligen Johannes des Täufers38 zu der großen Burg Kammin, wo der Sitz des Herzogs ist. Dort blieb er längere Zeit, das heißt 14 Wochen und länger, erbaute Kirchen aus Baumästen, wie es die neue Pflanzung erforderte; und dort taufte er selbst die Kinder, seine Mitarbeiter aber die Männer und Frauen, die zu Christus strömten. Dort nun fragte er die Frauen in der Taufprüfung, ob sie etwa ihre Kinder töteten; sie pflegten nämlich in heidnischer Grausamkeit die Mädchen zu töten und die Jungen zu schonen; und für dieses Verbrechen bürdete er ihnen eine besondere Buße auf. Männer und Frauen wurden aber getrennt mit dem heiligen Quell getauft, bei um das Taufbecken aufgehängten Tüchern, getrennt mit solchem Abstand, dass keine Gelegenheit für irgendeinen Ärger entstehen konnte. […] 7. Der Apostel der Pommern zog weiter und kam zu der großen Stadt Wollin, wo der Oderstrom vorbeifließt und ein Haff von gewaltiger Länge und Breite bildet und das Meer dort hineinfließt. Die Bürger dieses Ortes aber waren grausam und gottlos. Der fromme Prediger zog dort ein mit großer Gefahr für sein Haupt und hatte mit all den Seinen die sichere Erwartung des Todes. Es war aber Brauch in jener Gegend, dass der Landesfürst in den einzelnen Burgen eigenen Sitz und Bleibe hatte, in der jeder Flüchtling eine sichere Zuflucht vor Feinden besaß. Dorthin ging Otto also und drängte mit Reden und Tränen auf die Bekehrung des Pommernvolkes, doch vergeblich. Denn die Burgbewohner, armselig trunken vom Kelch der Wut auf Gott, stürzten, als sie von der Ankunft der Knechte Gottes hörten, am folgenden Tag in aller Frühe mit bewaffneter Schar auf sie los und bemühten sich, sie durch Angriffe mit Knüppeln und Steinen zu vertreiben; sie sagten unzutreffend, jene hätten sich in das Haus des Herzogs eingeschlichen, angeblich um Frieden zu haben, während sie als Umstürzler der Heimat und ihrer alten Gesetze von dieser Friedensbedingung durch Gebot ihrer Götter als ausgeschlossen zu betrachten seien. Kaum also entkamen sie lebend dank des Eintretens und der Hilfe des Herzogs nach viel Ungemach und verbrachten in vor der Burg errichteten Zelten dort sieben Tage; täglich erfragten sie durch die Sendboten der beiden Herzöge Boleslaw und Wartislaw von den Wollinern, ob sie sich entschieden hätten, das Joch des christlichen Glaubens auf sich zu nehmen. Doch jene, verführt durch den bösen Ratschluss ihrer Priester, wollten keinesfalls den Herold der gesunden Lehre bei sich aufnehmen, vielmehr vertrieben sie ihn mit Schmähungen von ihrem Gebiet und zwangen ihn, zu den Stettinern zu gehen. 8. Auch in diesem Ort musste der Knecht Gottes schwere und seines Namens unwürdige Schmach auf sich nehmen, die ihm bei Gott größere Herrlichkeit ewigen Lohnes verschaffte. Denn ein Bauer, ein Sohn des Verderbens39, war zum Holzschlagen in den Wald gegangen, und als er mit dem Karren voller Holz heimkehrte, begegnete er dem Gottesmann an einer Stel-
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loco, ubi magna ceni profunditas inerat, et nimia furoris armatus vesania instinctu possidentis eum sathane, arrepto validissimo ligno, caput servi Dei perfringere et cerebrum eius excutere nisus est. Sed Domino pium Ottonem ad multorum edificationem conservante, nefandus ille homicida sanctum eius verticem attingere non potuit, sed ingentem ei inter scapulas ictum dedit, ita ut pronus in cenum laberetur caputque illud reverenda canitie honorandum cum toto corpore luto fetidissimo turparetur. Sed et cooperator eius fidelis, Hyltanus nomine, cum ei presidio esse voluit, et ipse gravem pro defensione veritatis in brachio ictum suscepit. Servus autem Christi e luto sublevatus gratias pro contumelia agebat dicens: „Gloria tibi, Domine, quia, etsi amplius non erit, saltem unum pro amore tuo ictum accipere merui.“40 Verum usquequaque non deseruit Deus famulum suum pro nomine eius tanti discriminis acerbitate laborantem, quin immo defensorem illi et adiutorem in oportunitatibus, in tribulatione41 illustrem virum nomine Nedamirum destinare dignatus est. Erat enim ipse Nedamirus diviciis et potentia inter suos opinatissimus, antea quidem in Saxonia baptizatus et occulte christianus. Hic omnem pio Ottoni exhibebat humanitatem et defensionem, et abeuntem magna devotionis reverentia prosecutus tres naves non modicas victualium copia oneratas hilariter prebuit ac ducatum ei ad urbem Stetinensem usque in arcem ducis officiose satis exhibuit ipseque per noctem ad cives suos Iulinenses clam rediit. Apostolus itaque Pomeranorum continuis novem ebdomadibus in urbe Stetinensi tuto in loco residens, diu multumque in opere Dei et verbo predicationis oportune inportune laborabat, tandemque, Dei preveniente clementia, conversionem efferre gentis obtinuit, hac videlicet occasione: 9. Domuzlaus quidem corpore et animo ac divitiarum copia, sed et generis nobilitate inter Stetinenses eminentissimus, tanto ab omnibus honore et reverentia colebatur, ut nec ipse dux Pomeranie Wortizlaus sine consilio et assensu eius quicquam agere presumeret, sed ad illius nutum universa tam publica quam privata disponebantur negocia. Nam et pars maxima urbis Stetinensis, que principatum omnium Pomeranie civitatum obtinens, quatuor montes suo ambitu inclusos habet, propinquis et affinibus Domuzlai repleta erat; sed et in aliis circumiacentibus regionibus tantam propinquorum turbam habebat, ut non facile quisquam ei resistere posset. Sciens itaque pius Otto, utpote vir sagacissimus, quia, si hunc fidei christiane cum propinquis suis subiceret, omnis plebs exemplo eius attraheretur, toto conamine rinoceratam hunc ad arandum42 in agro Domini loro predicationis alligere conten-
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Vgl. Vita Adalberti 28, oben S. 64. Ps 9,10. Iob 39,10.
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le, wo tiefer Morast steckte, und, mit wütender Raserei gewaffnet, bemühte er sich auf Anstiften des ihn beherrschenden Satans, mit einem aufgehobenen schweren Holzscheit den Schädel des Gottesknechts zu zerschmettern und ihm das Gehirn auszuschlagen. Doch da der Herr den Otto zur Erbauung vieler bewahren wollte, konnte der verruchte Mörder dessen heiligen Scheitel nicht treffen, sondern versetzte ihm einen gewaltigen Schlag auf den Nacken, so dass er vornüber in den Morast stürzte und sein Haupt, das wegen der hochwürdigen weißen Haare ehrenhaft war, mit dem ganzen Körper durch den schmutzigen Dreck besudelt wurde. Auch sein getreuer Mitarbeiter Hiltan erhielt, da er ihm zu Hilfe kommen wollte, selbst wegen der Verteidigung der Wahrheit einen schweren Schlag auf den Arm. Der Knecht Gottes aber erhob sich aus dem Dreck und sagte Dank für die Schmach: „Ruhm dir, Herr, denn selbst wenn es nicht mehr wird, so hast du mich doch für würdig gehalten, aus Liebe zu dir wenigstens einen Schlag zu erhalten.“40 Doch nie verließ Gott seinen Knecht, der in der Bitterkeit solcher Gefahr sich in seinem Namen abmühte; ja, er würdigte ihn, den edlen Mann Nedamir zu schicken als Beschützer und Helfer in Nöten und in Drangsal.41 Nedamir war nämlich an Reichtum und Macht unter den Seinen der Angesehenste, früher in Sachsen getauft und insgeheim Christ. Er erwies dem Otto Menschenfreundlichkeit und Schutz und folgte ihm, als er abzog, mit großer demütiger Hochachtung: Er schickte frohgemut drei größere Kähne voll beladen mit Lebensmitteln und gab ihm offen Geleit zur Stadt Stettin bis zur Burg des Herzogs, dann kehrte er selbst bei Nacht heimlich zu seinen Wolliner Bürgern zurück. Der Apostel der Pommern wohnte ganze neun Wochen an sicherer Stelle in der Stadt Stettin; lange und viel mühte er sich in der Arbeit für Gott und im Wort der Predigt, gelegen und ungelegen, schließlich gelang es durch die zuvorkommende Güte Gottes, die Bekehrung des Stammes zu erreichen, und zwar bei folgender Gelegenheit: 9. Domuslaw, ein unter den Stettinern hervorragender Mann an Körper und Geist und Fülle des Reichtums, doch auch an Adel der Abstammung, wurde von allen mit solcher Ehre und Achtung behandelt, dass selbst der Pommernherzog Wartislaw nicht wagte, etwas ohne seinen Rat und sein Einverständnis zu unternehmen, sondern alle öffentlichen und privaten Geschäfte wurden nach seinem Willen durchgeführt. Denn der größte Teil der Stadt Stettin, die die führende Stellung aller Städte Pommerns besitzt und vier Hügel in ihrer Umgebung umschlossen hat, war angefüllt mit Verwandten und Schwägern des Domuslaw; doch auch in den umliegenden Gebieten hatte er eine solche Schar von Verwandten, dass ihm keiner widerstehen konnte. Otto wusste nun als umtriebiger Mann, wenn er ihn mit seinen Verwandten zum christlichen Glauben bringen könnte, werde das ganze Volk von seinem Beispiel angelockt werden; daher suchte er mit allen Kräften, das Nashorn anzuknüpfen, um die Furchen zu ziehen42 durch die Riemen der
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dit. Sed quia durus erat nec facile constringi poterat, primum filios eius, absente patre, fidei sacramentis initiavit, matrem quoque cum filiis ovili Christi adiecit. Quo audito, Domuzlaus primo quidem graviter indignatus, quod sine voluntate et assensu eius hec acta essent, velut alter Saulus persecutionis crudelissime auctor factus est, ita ut minis et terroribus ac conviciis pium Ottonem aggressus cum ignominia de finibus illis eliminare temptasset. Set apostolo Pomeranorum genua ad Deum flectente et cum lacrimis orante, ut 43 ubi habundavit iniquitas, superhabundaret gratia,43 Domuzlaus timore scilicet et amore Dei tactus tamquam et ei 44superna voce diceretur: „Domuzlae, quid me persequeris?44 Olim quidem debui perdere te, sed Otto servus meus oravit pro te“, repente de lupo in agnum, hoc est de Saulo mutatus est in Paulum, et totus lacrimis infusus pio Ottoni humili adgeniculatione prosternitur, indulgentiam ab eo et locum penitentie flagitans. A quo benigne susceptus et paterna benedictione consolatus, secreta confessione innotuit, se olim in Saxonia baptismi gratiam percepisse, sed astutia inimici, tanta diviciarum mole in barbarica terra sibi accedente, fidem Christi inter idolatras servare non potuisse. Ex eo igitur abdicato penitus omni gentilitatis errore, fidei, quam inpugnaverat, validissimus propugnator factus est, mirumque in modum plus correctus profuit, quam errans leserat, statimque omnis familia eius cum gaudio nove regenerationis lavacro perfusa est, anime scilicet plus quam quingente. Sed et propinqui eius et amici cum domesticis suis exemplo eius provocati fidem receperunt. Sicque factum est, ut, de die in diem crescente numero fidelium, tota civitas cum adiacente provincia, fugatis idolatrie tenebris, splendore fidei illuminarentur. Mansit itaque illic pius predicator per instantem hiemem, baptismi gratiam confluentibus ad se populis tradens, ecclesias in locis oportunis construens easque ministris ac sacerdotibus idoneis committens omnique ornatu ecclesiastico diligenter instituens. […] 11. Iulinenses autem, qui dudum veritatis preconem a se repulerant, cum audissent Stetinenses fidem recepisse, nutu Dei mente compuncti, legatos honorabiles ad revocandum virum Dei miserunt. Quibus ille visis, zelo pietatis motus: „Quid venistis“, inquit, „ad me hominem, quem odistis et expulistis a vobis?“ At illi humili satisfactione veniam petentes: „Nos“, inquiunt, „pater honorande, antiquam patrum et maiorum nostrorum legem sine con-
43–43 44–44
Vgl. Rom 5,20. Act 9,4.
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Predigt auf dem Acker des Herrn. Aber weil der hart war und nicht leicht gebändigt werden konnte, weihte er zuerst in Abwesenheit des Vaters die Söhne in die Sakramente des Glaubens ein, auch brachte er die Mutter mit den Söhnen in den Schafstall Christi. Als Domuslaw das hörte, war er zunächst sehr empört, dass das ohne seinen Willen und seine Zustimmung geschehen sei, und wie ein zweiter Saulus wurde er der Anstifter zu einer grausamen Verfolgung, so dass er mit Drohung, Schrecken und Schmähung Otto angriff und versuchte, ihn in Schande aus jenem Gebiet zu vertreiben. Doch der Apostel der Pommern beugte seine Knie vor Gott und betete unter Tränen, dort, 43wo die Bosheit mächtig sei, möge die Gnade noch weit mächtiger sein;43 also wurde Domuslaw von Gottesfurcht und Liebe berührt, als ob ihm 44eine himmlische Stimme sagte: „Domuslaw, warum verfolgst du mich?44 Einst sollte ich dich zugrunde richten, aber mein Knecht Otto hat für dich gebetet.“ Und plötzlich wurde aus dem Wolf ein Lamm, das heißt aus dem Saulus wurde ein Paulus, und in Tränen aufgelöst warf er sich Otto in demütigem Fußfall zu Boden und erflehte von ihm Verzeihung und Raum zur Buße. Von dem wurde er gütig aufgenommen und mit väterlichem Segen getröstet; in geheimer Beichte bekannte er, er habe einst in Sachsen die Gnade der Taufe empfangen, doch durch die List des altbösen Feindes (weil ihm in dem Barbarenland solche Masse Reichtum zufloss), habe er den Glauben an Christus unter den Götzendienern nicht bewahren können. Daher widersagte er gänzlich allem Irrglauben des Heidentums und wurde der stärkste Vorkämpfer des Glaubens, den er bekämpft hatte; und in erstaunlicher Weise nutzte ihm die Bekehrung mehr als er im Irrglauben angerichtet hatte; und sofort wurde seine ganze Hausgemeinschaft voll Freuden im Bad der neuen Wiedergeburt getauft, mehr als 500 Seelen. Doch auch seine Verwandten und Freunde mit dem Hausgesinde empfingen, durch sein Beispiel angeregt, den Glauben. So geschah es, dass die Zahl der Gläubigen von Tag zu Tag wuchs und die ganze Stadt mit dem umgebenden Land nach Vertreibung der Finsternis des Götzendienstes durch den Glanz des Glaubens erhellt wurde. Der fromme Prediger blieb dort den bevorstehenden Winter über, spendete den zu ihm strömenden Leuten die Taufgnade, erbaute an günstigen Orten Kirchen, übertrug sie geeigneten Dienern und Priestern und stattete sie sorgsam aus mit aller kirchlichen Ausstattung. […] 11. Sobald die Wolliner aber, die vormals den Herold der Wahrheit von sich gestoßen hatten, hörten, die Stettiner hätten den Glauben angenommen, wurden sie durch Gottes Ratschluss im Herzen gerührt und schickten ehrenvolle Sendboten, um den Gottesmann zurückzurufen. Als er sie sah, wurde er von Mitleid und Eifer gerührt; er sagte: „Warum seid ihr zu mir gekommen, zu dem Menschen, den ihr gehasst und von euch verstoßen habt?“ Doch sie baten voll demütiger Reue um Vergebung: „Wir, hochwürdiger Vater, haben nicht gewagt, das alte Gesetz unserer Väter und Vorfahren ohne
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sensu primatum, quos in hac Stetinensi nostra metropoli reveremur, infringere non presumpsimus, sed postquam Deus tuus principes nostros sibi per te subegit, nos quoque omni remota contradicione, monitis tuis obtemperare et doctrinam salutis excipere parati sumus.“ Quo audito, antistes Domini positis genibus Deo gratias egit profectusque cum eis et debita a Iulinensibus reverentia susceptus veritatis viam errantibus aperuit et baptismi sacramento purificans adoptivum Deo populum congregavit. Computatus est autem numerus baptisatorum illo tempore viginti duo milia et centum quinquaginta sex homines, quos pater sanctus, pro ignorantia creatoris et cultu rei insensibilis comparatos iumentis insipientibus et similes factos illis,45 ad rectum tramitem perduxit et rationabile Deo vivo obsequium exhibere edocuit; absque noticia etenim creatoris sui omnis homo pecus est. 12. Opere pretium est autem ipsa etiam predicationis eius tempora hic ob notitiam posterorum annotare, ne vel hoc curioso desit lectori. […] Cuius felicissimi apostolatus tempora ipsamque eius auctoritate canonica suffultam doctrinam scire volentibus evidenter explicabimus: Anno dominice incarnationis millesimo centesimo vicesimo quarto, indictione secunda, Kalixto papa secundo Romane sedi presidente, Otto, Dei gratia Babenbergensis ecclesie octavus episcopus, igne divini amoris succensus et predicti apostolici auctoritate assensuque roboratus, partes Pomeranorum paganorum cum quibusdam civitatibus terre Luticie aggressus est, ut eos ab errore gentilitatis revocaret et ad viam veritatis agnitionemque Christi filii Dei perduceret. Quibus, Domino opitulante, conversis et baptizatis, ecclesias construxit ac consecravit. Deinde iuxta sanctorum patrum instituta hec eos servare edocuit, scilicet ut sexta feria […] accipiant. […]46 15. Plurimi autem Iulinensium pro negotiatione sua trans mare abierant, qui, audita civium suorum conversione, Spiritu Dei preveniente, emulatores eorum facti sunt et ad metropolim suam reversi, regi regum Christo colla submittunt, statimque a presbiteris, quos pius Otto illic constituerat, baptizati, civibus suis dudum christianis legibus initiatis pari devotione adunantur. Et mirum in modum fidelissimo precone veritatis in opere Dei laborante, 47ecclesia per totam regionem illam crescebat et confortabatur47, Dominusque augebat cottidie, qui salvi fierent in id ipsum48. Apostolus itaque Pomeranorum duas illic ecclesias constituit; unam in civitate Iulin sub honore sanctorum Adalberti et Wenezlai49, qui magne aput barbaros opinionis erant, in loco, ubi profani demoniorum ritus agi solebant, ut, ubi spurca 45
Vgl. Ps 48,13. Diesen Teil von Ottos Rechenschaftsbericht siehe Prüfening II 21, oben S. 168. 47–47 Vgl. Ex 1,20. 48 Act 2,47. 49 Zu Wenzel siehe Vita Adalberti 8 Anm. 30, oben S. 36. 46
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Zustimmung der führenden Leute, die wir in unserer Hauptstadt Stettin verehren, abzuschaffen, doch nachdem dein Gott unsere Ersten durch dich unterworfen hat, sind wir nach Beseitigung allen Widerspruchs bereit, deinen Mahnungen zu folgen und die Lehre des Heils anzunehmen.“ Als das des Herrn Oberhirte hörte, fiel er auf die Knie und dankte Gott, dann zog er mit ihnen los und wurde von den Wollinern mit gebührender Ehrfurcht empfangen; er öffnete den Verirrten den Weg der Wahrheit, reinigte sie durch das Sakrament der Taufe und sammelte das Volk in Gotteskindschaft. Es wurde die Zahl der Getauften zu dieser Zeit mit 25 156 Menschen gezählt, die der heilige Vater – sie waren wegen der Unkenntnis des Schöpfers und der Verehrung einer sinnleeren Sache gleich dem unverständigen Vieh ihm ähnlich geworden45 – auf den rechten Weg gebracht und gelehrt hat, dem lebendigen Gott rechte Gefolgschaft zu leisten; denn ohne Kenntnis des Schöpfers ist jeder Mensch wie Vieh. 12. Es ist aber der Mühe wert, hier zum Gedächtnis der Nachwelt seine Predigtzeiten anzuführen, damit das nicht etwa dem neugierigen Leser entgeht. […] Diese Zeiten seines so überaus glücklichen Apostolats und der mit kanonischem Ansehen genährten Gelehrsamkeit werde ich jetzt denen, die es genauer wissen wollen, erklären: Im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1124, in der 2. Indiktion, als Papst Kalixt II. dem Römischen Stuhl vorsaß, hat Otto, von Gottes Gnaden 8. Bischof der Kirche von Bamberg, entbrannt vom Feuer der göttlichen Liebe und gestärkt durch die Autorität und Zustimmung dieses Papstes, das Gebiet der Pommern zusammen mit einigen Städten des Lutizenlandes aufgesucht, um sie von dem Irrglauben des Heidentums zurückzurufen und auf den Weg der Wahrheit und Erkenntnis Christi, des Sohnes Gottes, zu führen. Nach der Bekehrung und den Taufen mit Gottes Segen errichtete er Kirchen und weihte sie. Danach lehrte er sie, die Regeln der heiligen Väter zu bewahren, also: Am Freitag […] empfangen. […]46 15. Recht viele Wolliner waren zum Handeltreiben auf Seefahrt; nach der Kunde von der Bekehrung ihrer Bürger durch das Wirken des Gottesgeistes wurden sie zu deren Nacheiferern, und als sie in ihre Hauptstadt zurückkehrten, beugten sie dem König der Könige Christus ihren Nacken und wurden sofort getauft von den Priestern, die Otto dort eingesetzt hatte; sie vereinten sich in gleicher Hingabe mit denen, die schon vorher die christlichen Gesetze übernommen hatten. Und weil der so getreue Herold der Wahrheit in wunderbarer Weise in dem Werk Gottes tätig war, 47wuchs die Kirche in jenem ganzen Gebiet und wurde sehr stark;47 und der Herr vermehrte sie täglich, die da selig wurden in der Gemeinde.48 Der Apostel der Pommern errichtete dort zwei Kirchen: die eine in Wollin zu Ehren der heiligen Adalbert und Wenzel49, die bei den Barbaren in hohem Ansehen standen, an der Stelle, wo die gottlosen Götzenfeiern begangen wurden; denn
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pridem comercia, Christi deinceps frequentarentur misteria; alteram extra civitatem in campo mire latitudinis et amenitatis in veneratione beatissimi apostolorum principis edificavit, illicque sedem episcopalem statuit.50 […] 18. Igitur apostolus Pomeranorum Otto pius, assiduis fratrum ac filiorum suorum precibus et legationibus contraire non valens, cum apud Iulinenses hiemasset, circa Purificationem sancte Marie51, accepta ab omnibus licentia, unicam sibi sponsam Babenbergensem ecclesiam desiderato reditu consolari disposuit. Quo audito, plebs neophita Pomeranorum non mediocri merore perculsa, lacrimosis precibus vestigia pii doctoris ambire eumque apud se detinere conata est; sed in cassum. Ipse enim graves in terra sua diversorum negotiorum causas sibi inminere respondit. Sed et magnum anime sue periculum asserebat, si dum Christo nova de alienis gregibus lucra requirit, proprias oves sibique specialiter assignatas negligeret. Moxque adunata sociorum et cooperatorum turba, cunctos, quibus fidei verbum disseminaverat, circuivit et in religione christiana tam monitis quam et precibus devotis confirmavit. Primum vero castellum Gamin, exin Clodinensem locum in honore sancte Crucis consecratum adiit, ubi multos Pomeranorum de insulis maris reversos, ubi timore Polizlai ducis occultati erant, baptizavit. Nam dux Polizlaus, sicut erga Deum cultoresque Dei religione ac pietate insignis, ita erga idolatras et criminosos debiti rigoris asperitate fuit inplacabilis. Singulis quippe annis, collecto exercitu valido, terras paganorum devastare solebat, ut vel timore gladii iugo christiane fidei subigerentur. Quod ubi ministerio pii Ottonis factum est, arma in pacem mutata sunt, cunctique de latibulis, ubi absconditi erant, accepta per beatum presulem securitate, prodeuntes baptismi gratiam consecuti sunt. Hec igitur sancta occupatio predicatori veritatis moram redeundi fecit eumque in Clodinensi loco aliquandiu detinuit. Sed peractis omnibus, Belgroensem urbem petiit, deinde Colubregam, illic ecclesiam in honore sancte Dei genitricis Marie dudum a se inchoatam perfecit et consecravit. Post hec visitatis omnibus ecclesiis Deoque intima lacrimarum profusione commendatis, auctus benedictione Domini, Pomerania egreditur. Dein prospero cursu Poloniam veniens, inedicibili gaudio ac reverentia, velut angelus Dei, a duce Polizlao omnique clero et populo suscipitur. Fit gaudium generale totius plebis, tam de conversione Pomeranice gentis, quam
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Vgl. Prüfening II 19 Anm. 28, oben S. 166. 2. Februar.
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wo früher schmutziger Handel getrieben wurde, sollten künftig die hehren Geheimnisse Christi oft gefeiert werden; die andere erbaute er außerhalb der Stadt auf einem Feld von erstaunlicher Weite und Lieblichkeit zur Verehrung des seligen Apostelfürsten, und dorthin bestimmte er den Bischofssitz.50 […] 18. Da nun Otto, der Apostel der Pommern, den ständigen Bitten und Gesandtschaften seiner Brüder und Söhne nicht widerstreben konnte, überwinterte er zwar in Wollin, beschloss aber gegen [Lichtmess]51, Mariä Reinigung, als er von allen die Erlaubnis erhalten hatte, seine einzige Braut, die Kirche von Bamberg, mit seiner ersehnten Heimkehr zu trösten. Als dies das neubekehrte Volk der Pommern hörte, wurde es von tiefer Trauer erfüllt und versuchte, mit tränenreichen Bitten die Schritte des frommen Lehrmeisters zu umstellen und ihn bei sich zu halten; doch vergeblich. Er antwortete nämlich, es ständen in seinem Land schwere Entscheidungen in verschiedenen Sachen bevor. Aber er erwähnte auch, es sei eine Belastung für seine Seele, wenn er, während er für Christus neue Erfolge bei fremden Herden suche, seine eigenen, ihm eigens anvertrauten Schafe vernachlässige. Bald brachte er die Schar seiner Gefährten und Mitarbeiter zusammen, ging zu allen, denen er das Wort des Glaubens ausgesät hatte, und bestärkte sie mit Mahnungen wie auch durch fromme Gebete. Zuerst besuchte er also die Burg Kammin, darauf die Stätte Klätikow, die der Ehre des heiligen Kreuzes geweiht war; dort taufte er viele, die von den pommerschen Inseln im Meer zurückgekehrt waren, wo sie sich aus Furcht vor Herzog Boleslaw verborgen hatten. Denn Herzog Boleslaw war zwar gegen die Priester Gottes in Verehrung und Anhänglichkeit ausgezeichnet, doch gegen die Götzendiener und Verbrecher voll Schroffheit gebührender Strenge. Alle Jahre, wenn er ein starkes Heer gesammelt hatte, pflegte er die Länder der Heiden zu verwüsten, um sie aus Angst vor seinem Schwert vielleicht unter das Joch des christlichen Glaubens zu zwingen. Sobald dies durch den Dienst Ottos eingetreten war, vertauschte er die Waffen mit dem Frieden, und alle kamen aus ihren Schlupfwinkeln hervor, wo sie sich versteckt hatten, erhielten Sicherheit durch den heiligen Bischof und erlangten die Taufgnade. Diese heilige Beschäftigung brachte dem Prediger der Wahrheit einige Verzögerung und hielt ihn eine Zeitlang im Ort Klätikow fest. Doch nach Abschluss von allem zog er zur Stadt Belgard, von da nach Kolberg, dort vollendete und weihte er die von ihm zuvor begonnene Kirche zu Ehren der heiligen Gottesmutter Maria. Nachdem er alle Kirchen besucht und sie unter reichem Tränenstrom Gott empfohlen hatte, verlässt er Pommern, bereichert durch den Segen des Herrn. In glücklicher Reise kommt er nach Polen und wird von Herzog Boleslaw und Klerus und Volk insgesamt mit unsäglicher Freude und Ehrerbietung wie ein Engel Gottes empfangen. Es gibt eine allgemeine Freude der ganzen Bevölkerung über die Bekehrung des pommerschen Volkes und auch
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etiam de sospitate et reditu desiderantissimi patris Ottonis. Aliquamdiu ergo illic a Polizlao duce humanitatis gratia detentus, Boemiam adiit similemque Ladizlao52 duci et omnibus suis de adventu suo letitiam prebuit. Deinde ad Claderunense cenobium veniens, fratribus unanimi devotione sibi occurrentibus, solita humilitatis affectione se commendavit, sicque omni festinatione fines terre sue ingressus feria tertia maioris ebdomade Michelveldensem locum adiit ibique Cenam Domini debita veneratione multo fidelium stipatus agmine celebravit. Nam plures de clero et populo Babenbergensi, desiderantes angelicam eius presentiam, illic occurrerant et quasi de morte redditum pastorem piissimum suscipientes omnipotenti Deo, qui per tot pericula salvum eum reduxit, cum lacrimis gratias agebant. Igitur sacratissimo paschali Sabbato diu viduatam sponsam suam amantissimus pater revisit, locumque Turestatensem ingressus ibi reverendas sacre noctis vigilias more solempni peregit. Mane primo Resurrectionis dominice splendidior solito nobis aurora refulsit, geminata nos excepit letitia, tam iocunditate paschalis festi, quam etiam adventu pii Ottonis illustrata. Nam universo clero et populo coadunato multisque honorabilibus et reverendis aliorum patribus cenobiorum presentibus, novus nostri temporis apostolus, destructis apud barbaros portis mortis, victor rediens ecclesiam suam cum triumpho nobili ingreditur, et cunctis pre gaudio flentibus, cum cantu „Advenisti, desiderabilis“53 omni devotione spirituali suscipitur. Erat apud omnes gaudium lacrimis intime compunctionis permixtum, ut solet esse in caris mortuis resuscitatis; cunctorum voces inedicibili iubilationis suavitate „Alleluia“ resonabant strepitu, quanto humane aures capere vix possent. Omnibus enim verisimile videbatur, acsi Christum a morte resurgentem susciperent; Deo laudes, Deo gratias, nullo tacente, unanimi psallentium affectu concrepabant. Omnes reverendam eius canitiem et angelicam faciem videre gestiebant, cuncti pedes eius evangelio pacis consecratos exosculari gaudebant. Quibus ille verbum Dei solita eructans dulcedine, magnalia Christi et conversionem Pomeranice gentis narrabat et cunctorum affectus ad considerandam divine pietatis gratiam illo, quo ipse ardebat, caritatis igne accendebat. – Exinde incertam humane vite metam attendens illudque de libro beati Iob assidua meditatione revolvens: „Nescio, quamdiu subsistam et si post modicum tollat me factor meus,“54 omnia, que dudum inchoaverat, cenobiorum et ecclesiarum septa quantocius
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Er starb am 12. April 1125. Aus dem Responsorium Cum Rex gloriae bei der Osterprozession. Iob 32,22.
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über die gesunde Rückkehr des hochersehnten Vaters Otto. Eine Zeitlang wurde er also noch aus Menschenfreundlichkeit von Herzog Boleslaw aufgehalten, dann zog er nach Böhmen, wo er Herzog Vladislav52 und dessen Leuten ähnliche Freude über seine Ankunft schenkte. Danach kam er zum Kloster Kladrau, wo ihm die Brüder in einmütiger Andacht entgegeneilten; er empfahl sich dann mit gewohnt demütiger Zuneigung, betrat in großer Eile das Gebiet seines Landes und erreichte am Dienstag der Karwoche den Ort Michenfeld; und dort feierte er den Gründonnerstag, den Tag des Abendmahls des Herrn, begleitet von einer großen Schar Gläubiger. Denn viele aus Klerus und Volk von Bamberg, die seine engelsgleiche Gegenwart ersehnten, kamen ihm dort entgegen, nahmen den frommen Oberhirten wie einen vom Tod Erstandenen auf und sagten dem allmächtigen Gott, der ihn nach so vielen Gefahren gesund heimführte, unter Tränen Dank. Also besuchte der so liebenswerte Vater am Samstag vor dem hochheiligen Osterfest seine lang verwaiste Braut, betrat den Ort Theuerstadt und beging dort die hehre Vigil der Heiligen Nacht in feierlicher Weise. Am frühen Morgen der Auferstehung des Herrn leuchtete uns das Morgenrot strahlender als gewohnt, und es empfing uns eine zweifache Freude, einmal erleuchtet von der Fröhlichkeit des Osterfestes, dann auch von der Ankunft Ottos. Denn als sich Klerus und Volk insgesamt vereinigt haben und viele hochwürdigste und hochwürdige Väter der anderen Klöster anwesend sind, kehrt der neue Apostel unserer Zeit nach Zerstörung der Pforten des Todes als Sieger bei den Barbaren in seine Kirche heim und betritt sie in edlem Triumph; und während alle vor Freude weinen, wird er mit aller geistlichen Ergebenheit mit dem Osterlied empfangen: „Gekommen bist du, Ersehnter.“53 Bei allen aber war die Freude mit Tränen innerer Betroffenheit gemischt, wie es zu sein pflegt bei wieder auferstandenen lieben Toten; die Stimmen aller hallten mit dem unbeschreiblichen Tönen in der Süßigkeit des Jubelrufs „Alleluja“, den die Ohren der Menschen kaum fassen können. Allen schien es nämlich fast so, als ob sie den vom Tode auferstandenen Christus empfingen; sie riefen gemeinsam mit einmütiger Leidenschaft beim Psalmsingen Gott Loblieder, Gott Danklieder, und keiner blieb stumm. Alle wünschten sich unbändig, sein silberweißes Haar und sein engelsgleiches Antlitz zu sehen, alle waren froh, seine vom Evangelium des Friedens geheiligten Füße zu küssen. Als jener ihnen das Wort Gottes mit gewohnt weicher Stimme vortrug, die Großtaten Christi und die Bekehrung des Pommernstammes erzählte, da entzündete er die Leidenschaft aller, die Gnade der göttlichen Milde mit jenem Feuer der Liebe zu sehen, das in ihm loderte. – Danach bedachte er das ungewisse Ende des Menschenlebens und wiederholte in ständiger Betrachtung die Stelle im Buch des hl. Hiob: Ich weiss nicht, wie lange ich lebe und wann mich in Kürze mein Schöpfer dahinrafft;54 darum beeilte er sich, alles, was er seit langem als heilige Bezirke an Klöstern und Kirchen begonnen
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consummaret, accelerabat. Sed et necessariis quibusque domicilia et hospitalia pauperum Christi, ut bonus pater familias, sufficienter accumulare satagebat, ne, si quid in his neglectum foret, de mercede sua subtractum postea doleret. Sed pio presule in his partibus toto conamine divinis operibus insudante, antiquus hostis veneno invidie tabescens, tot animarum detrimenta sibi in Pomerania succrescere doluit, ideoque bono semini zizania superseminare55 studuit. Nam due precipue illic civitates, Iulin et Stetin, instinctu inimici apostasiam incurrerunt, abiectoque veri Dei cultu, priscis demoniorum ritibus se perdendos prostituerunt. Hoc autem, quo ordine sit factum vel qualiter secundo pii Ottonis apostolatu per Dei gratiam mirifice sit recuperatum, tertius liber, Domino annuente, explicabit.
Liber tertius Cum infatigabilem domini ac patris nostri pii Ottonis episcopi affectum, quo gloriam et cultum Christi non solum in Teutonicis, sed in remotis barbarorum finibus evangelizando propagavit, assidua meditatione revolverem, nefas iudicavi tam laudabilia eius gesta infructuoso tegi silentio. Unde non presumptionis, sed potius intime caritatis spiritu ductus, de secundo eius apostolatu in Pomerania, sicut fidelis cooperator ipsius Uodalricus presbiter sancti Egidii michi innotuit, scripto tradere curavi; nam de primo alias scriptum est. Legat ergo, qui voluerit; invitum et fastidientem nemo legere compellit. 1. Beatissimo patre nostro Ottone post primum gentis Pomeranice apostolatum ad sedem propriam feliciter reverso, due ex nobilissimis civitatibus, id est Iulin1 et Stetin, invidia diaboli instigante, ad pristinas idolatrie sordes rediere, hac videlicet occasione: […] Stetin vero amplissima civitas et maior Iulin tres montes ambitu suo conclusos habebat, quorum medius, qui et alcior, summo paganorum deo Trigelawo dicatus tricapitum habebat simulacrum, quod aurea cidari oculos et labia contegebat, asserentibus idolorum sacerdotibus ideo summum deum tria habere capita, quoniam tria procuraret regna, id est celi, terre et inferni, et fa-
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Vgl. Matth 13,25.
Über den Abfall Wollins und den Brand der Stadt 1127 siehe Prüfening II 17, oben S. 164.
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hatte, unverzüglich zu vollenden. Er arbeitete aber auch daran, die Häuser und Hospitäler der Armen Christi wie ein guter Familienvater ausreichend mit dem Nötigen zu versorgen, damit es ihm nicht etwa später Leid täte, wenn er dabei sorglos wäre und sein Lohn ausbliebe. Doch während der fromme Bischof sich in dieser Gegend mit allen Kräften in heiligen Werken abmühte, wurde der altböse Feind vom Gift des Neides blass; es schmerzte ihn, dass ihm in Pommern so viel Abfall von Seelen entstand; daher suchte er Unkraut unter den guten Samen zu säen.55 Denn besonders die beiden Städte dort, Wollin und Stettin, wurden auf Anstachelung des altbösen Feindes Abtrünnige vom Glauben, und nach Verwerfen der Verehrung des wahren Gottes gaben sie sich den Riten der früheren Dämonen hin, die sie ins Verderben führen würden. Dies aber, in welcher Abfolge dies geschehen ist und wie das Volk durch Gottes Gnade bei einer zweiten Missionsreise Ottos wunderbar errettet wurde, das wird mit Gottes Zustimmung das dritte Buch erklären.
Buch III Vita des Ebo von Michelsberg, Auswahl aus Buch III
Als ich in beständiger Betrachtung die unermüdliche Leidenschaft unseres Herrn und Vaters, des Bischofs Otto, bedachte, mit der er den Ruhm und die Verehrung Christi nicht nur in deutschen Landen, sondern auch in entlegenen Gebieten der Barbaren durch Verkündigen des Evangeliums verbreitete, da hielt ich es für einen Frevel, seine so lobenswerten Taten mit unfruchtbarem Schweigen zuzudecken. Daher habe ich – nicht geführt vom Geist der Anmaßung, sondern von dem tiefer Liebe – mich darum gekümmert, über seinen zweiten Zug als Apostel der Pommern schriftlich niederzulegen, wie es mir sein treuer Mitarbeiter Ulrich, der Priester bei St. Ägidien, kundgetan hat; über die erste Reise habe ich ja andernorts geschrieben. Wer will, mag es lesen; niemand zwingt einen, dies zu lesen, der nicht möchte und dem es langweilig vorkommt. 1. Als unser seliger Vater Otto nach der ersten Reise als Apostel der Pommern glücklich in seinen Bischofssitz heimgekehrt war, fielen zwei der edelsten Städte, also Wollin1 und Stettin, auf Anstiftung des neidischen Teufels in den Schmutz des früheren Götzendienstes zurück und zwar bei folgender Gelegenheit: […] Stettin, die größte Stadt, weit größer als Wollin, hatte drei Hügel umschlossen, von denen der mittlere, der auch höher ist, dem höchsten Gott der Heiden, Triglaw, geweiht war; dieser Gott hatte ein Standbild mit drei Köpfen, das Augen und Mund mit einer goldenen Binde bedeckte, wobei die Götzenpriester versicherten, ihr höchster Gott habe deswegen drei Köpfe, weil er drei Reiche beherrsche, und zwar Himmel, Erde und Unterwelt, und
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ciem cidari operire pro eo, quod peccata hominum quasi non videns et tacens dissimularet. Hac itaque potentissima civitate ad veri Dei agnicionem per beatum presulem adducta, delubra, idolorum flammis erant absumpta dueque ecclesie, una in monte Trigelawi sub honore sancti Adelberti, alia extra civitatis menia in veneratione sancti Petri erant locate, et ex hoc sacrificia, que copioso apparatu et diviciis sacerdotibus fanisque idolorum exhibebantur, nunc ecclesie Christi vendicabant. Unde commoti sacerdotes, et prioris pompe delicias cottidie sibi decrescere videntes occasionem querebant, ut populum ad idolatriam questus sui gratia revocarent. Accidit ergo mortalitatem magnam civitati supervenire et requisiti a plebe sacerdotes dicebant, abiurationis idolorum causa hoc eos incurrisse omnesque subito morituros, nisi antiquos deos sacrificiis et muneribus solitis placare studerent. Ad hanc vocem statim conventus forenses aguntur, simulacra requiruntur et in commune profanus sacrificiorum ritus ac celebritas repetitur, ecclesie Christi ex media parte destruuntur. Cumque ad sanctuarium plebs furibunda venisset, non ausa ulterius progredi, summum idolorum pontificem sic tumultuoso strepitu alloquitur: „Ecce, quod nostrum erat, exsecuti sumus, tuum est istud caput et culmen Teutonici Dei pro officio tuo aggredi et profanare.“ Ille autem, arrepta securi, cum alcius dextram librasset, subito diriguit et resupinus corruens clamore lamentabili dolorem suum protestatus est. Accurrens vulgus causam doloris requirit; at ille graviter ingemiscens: „Heu proch dolor!“, inquit, „quante potentie, quante fortitudinis est Teutonicus Deus, et quis resistet ei? Ecce ego, quia sacram eius edem contingere presumpsi, quomodo percussus sum!“ Illis vero attonitis et, quid agerent, inquirentibus, pontifex eorum: „Edificate“, ait, „hic domum dei vestri iuxta edem Teutonici Dei et colite eum pariter cum diis vestris, ne forte indignatus interitum huic loco quantocius inferat.“ Qui precepto eius paruerunt et usque ad reditum piissimi apostoli sui Ottonis in hoc errore permanserunt. […] 3. Igitur electus Dei pontifex audiens inimicum bono semini zizania superseminasse, non est passus Stetinenses claudicare in duas partes Domino et idolis serviendo, sed petita benedictione a domno apostolico Honorio et serenissimo rege Luothario, barbarorum fines rursum adire disposuit, tam pro apostatis ad sinum ecclesie revocandis, quam etiam pro alia gente Uznoim
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er bedecke sein Gesicht mit der Binde, weil er die Sünden der Menschen nicht sehen wolle, gewissermaßen nichts sehen und schweigen. Als der selige Bischof diese mächtigste Stadt zur Kenntnis des wahren Gottes gebracht hatte, waren die Götzentempel durch Brand zerstört und zwei Kirchen errichtet worden, die eine auf dem Triglaw-Hügel zu Ehren des heiligen Adalbert, die andere außerhalb der Stadtmauern zur Verehrung des heiligen Petrus; und danach waren die Opfergaben, die für die reiche Zurüstung, die Schätze der Priester und die Heiligtümer der Götzen erhoben worden waren, nun für die Kirche Christi eingefordert worden. Als die Priester daher unruhig wurden, weil sie sahen, dass die schönen Gaben des früheren Prunks täglich abnahmen, suchten sie eine Gelegenheit, um ihrer Einnahmen willen das Volk zum Götzendienst zurückzurufen. Nun kam zufällig eine große Sterbewelle über die Stadt, und auf die Fragen aus dem Volk sagten die Priester, das sei ihnen wegen des Verlassens der Götzen zugestoßen, und alle würden plötzlich sterben, falls sie sich nicht bemühten, die alten Götter durch Opfergaben und die üblichen Geschenke zu besänftigen. Auf dieses Wort hin werden sofort auf den Straßen Versammlungen abgehalten, Götzenbilder werden gefordert, man will insgemein heidnische Opfer und Festlichkeit; die Kirchen Christi in ihrer Mitte sollen zerstört werden. Als die aufgebrachte Menge zum Heiligtum kommt, wagt sie nicht weiter vorzugehen, man spricht den höchsten Götzenbischof mit wildem Gedränge an: „Sieh, was unsere Aufgabe war, haben wir gemacht, jetzt ist es deine Sache, Haupt und Würde des deutschen Gottes für deinen Dienst anzugreifen und zu entweihen.“ Der greift sich eine Axt, doch als er die Rechte höher schwingt, erstarrt er plötzlich, er stürzt rückwärts und zeigt seine Schmerzen mit jammervollem Schreien. Das Volk läuft herbei und fragt nach dem Grund seiner Schmerzen, doch der seufzt schwer und sagt: „Ach, o Schmerz, wie viel Macht und wie viel Kraft hat doch der deutsche Gott! Wer kann ihm widerstehen? Seht, wie ich geschlagen wurde, als ich versuchte, sein heiliges Haus zu berühren!“ Wie vom Donner gerührt fragten sie, was sie tun sollten; darauf sagte ihr Bischof: „Baut hier ein Haus für euren Gott neben dem Tempel des deutschen Gottes und verehrt ihn zusammen mit euren Göttern, damit er nicht etwa voller Zorn diesem Ort alsbald den Untergang schickt!“ Die gehorchten seiner Anweisung, und bis zur Rückkehr ihres Apostels Otto blieben sie in ihrem Irrglauben. […] 3. Der von Gott erwählte Bischof hörte, dass der altböse Feind Unkraut unter den guten Samen gesät habe, und weil er nicht dulden wollte, dass die Stettiner zwischen zwei Parteien schwankten, die dem Herrn und die den Götzen dienen, erbat er den Segen vom Herrn Papst Honorius und von Durchlaucht König Lothar und machte sich wieder auf den Weg ins Gebiet der Barbaren, um sowohl die vom Glauben Abgefallenen in den Schoß der Kirche zurückzurufen wie auch um einen anderen Stamm, die Ukrer, die den
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dicta, que necdum nomen Christi audierat, iugo fidei subigenda. Preparatis itaque paterna provisione habundanter vie necessariis, pluribus etiam verbi ministris et cooperatoribus religione ac industria pollentibus adscitis, in Cena Domini2 sacratissima, mox post confectionem crismatis et missarum solempnia devote peracta ieiunus ac sandaliis, sicut altari adstiterat, ornatus elato crucis vexillo iter predicationis arripuit, iuxta quod scriptum est: Quam speciosi pedes evangelizantium pacem, evangelizantium bona3! Omnibus ergo filiis suis amantissimum patrem cum lacrimis prosequentibus et prospera ei supplici affectu inprecantibus, ipse 4fide armatus et galea salutis munitus4 civitatem inimici expugnare ac destruere aggressus est, primamque mansionem habuit in curia dominicali Babenbergensis ecclesie, que Growze5 dicitur, ubi autenticum mandatum cum suis more solempni celebravit. Sequenti vero die post officii et sepulture Domini celebrationem inde digressus ad urbem antiquam vocabulo Chirchperg6 divertit, ubi Sabbatum sanctum pasche et ipsam dominice Resurrectionis diem summa devotione peregit. Feria secunda Pasche monasterium noviter a se constructum Regenheresthorff7 expetiit, quod et feria tertia Pasche in honore sancti Iohannis baptiste debita cum veneratione dedicavit multum se iterque suum beato Iohanni, intimo patrono suo, commendans. Post hec tota paschali ebdomada in possessionibus ecclesie Schidingen8 et Muchelin9 pro necessariis vie sumptibus aggregandis occupatus, insignem illam Saxonie metropolin Magdeburg adiit; ubi a dilecto suo Nortperto archiepiscopo honorifice susceptus est. Sed quia semper gloriam sequitur emulatio, idem archiepiscopus cernens eum de tam longinqua regione ad officium predicationis supervenire, et pudore actus, quod ipse in civitate gentium barbararum positus, nil tale aggredi presumpsisset, invidia stimulante, pium doctorem aliquandiu retardare voluit; sed ipse 10fervens in spiritu10 nullatenus a bono proposito revocari potuit. Itaque petita ab eo benedictione, postera die Havelbergense episcopium peciit, quod tunc paganorum crebris incursionibus11 ita destructum erat, ut christiani nominis vix tenues in eo reliquie remanserint. Nam ipsa die adventus eius civitas vexillis undique circumpositis cuiusdam idoli Geroviti nomine celebritatem agebat. Quod vir Domini ut advertit, cordetenus pro tali errore compunctus, 2
1128 am 19. April. Rom 10,15. 4–4 Vgl. Is 59,17; Eph 6,17; 1 Thess 5,8. 5 Marktgraiz südöstl. Lichtenfels. 6 Nördl. Jena, östl. Dornburg an der Saale. 7 Südl. Querfurt. 8 Burgscheidungen südl. Querfurt an der Unstrut. 9 Südöstl. Querfurt. 10–10 Act 18,25. 3
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Namen Christi noch nicht gehört hatten, unter das Joch des Glaubens zu bringen. In väterlicher Vorsorge bereitete er die notwendigen Dinge für die Reise vor, berief auch viele Diener des Wortes und Mitarbeiter, die in frommem Eifer stark waren, und machte sich an Gründonnerstag2 nach der Bereitung des Chrisam und der Feier der hochheiligen Abendmahlsmesse, nüchtern und nur mit Sandalen, wie er am Altar gestanden hatte, geschmückt mit dem Siegeszeichen des Kreuzes, auf den Weg zur Predigt, wie geschrieben steht: Wie lieblich sind die Füße derer, die den Frieden verkündigen, die das Gute verkündigen!3 Alle seine Söhne begleiteten ihren hochgeliebten Vater mit Tränen und erflehten ihm in demütiger Liebe Glück; er selbst war 4gewaffnet mit Glauben und geschützt durch den Helm des Heils4 und war bereit, die Stadt des altbösen Feindes zu erobern und zu zerstören; er hatte seinen ersten Halt in einem Herrenhof der Bamberger Kirche namens Graiz,5 wo er mit den Seinen die ordentliche Mandatum-Fußwaschung in festlicher Weise feierte. Am folgenden Tag aber zog er von dort nach der Liturgie der Grablegung des Herrn weiter zur alten Burg namens Kirchberg6, wo er den Karsamstag und den Tag der Auferstehung des Herrn in höchster Andacht beging. An Ostermontag machte er sich auf zum jüngst von ihm gebauten Kloster Reinsdorf,7 das er an Osterdienstag zu Ehren des heiligen Johannes des Täufers in gebührender Andacht weihte, wobei er sich und seine Reise dem hl. Johannes, seinem innigen Schutzherrn, empfahl. Dann hielt er sich die ganze restliche Osterwoche in den Besitzungen der Kirche in Scheidungen8 und Mücheln9 auf, damit beschäftigt, die notwendigen Ausgaben für die Reise zu tätigen, und begab sich dann nach Magdeburg, dem hervorragenden Hauptort Sachsens, wo er von seinem lieben Freund Norbert, dem Erzbischof, ehrenvoll empfangen wurde. Aber weil dem Ruhm stets die Eifersucht folgt: Der Erzbischof sah, dass der ihn mit dem Predigtamt in so abgelegener Gegend übertraf; darum wollte er – von Scham getroffen, da er selbst nichts Derartiges unternommen habe, obwohl er in einer Stadt neben Barbarenstämmen lebte – getrieben von Neid den Lehrmeister eine Zeit lang aufhalten; doch der, 10glühend im Geiste,10 ließ sich von seinem guten Vorsatz nicht abbringen. Deshalb erbat er von ihm den Reisesegen und zog dann am folgenden Tag zum Bistum Havelberg, das damals durch die vielen Einfälle der Heiden11 so verwüstet war, dass vom christlichen Namen dort nur kümmerliche Reste übrig geblieben waren. Denn gerade am Tag seiner Ankunft beging die Stadt mit überall aufgestellten Zeichen die Festlichkeiten eines Götzen Gerowit. Sobald der Gottesmann das bemerkte, wurde er über solchen Irrglauben so im Herzen getrof11
Seit dem Slawenaufstand 983. Vgl. Thietmar, Chron. III 17 (FSGA 9, S. 104). Nach den seitherigen Exilbischöfen wurde 1129 Anselm Bischof, kam aber erst 1148 nach Havelberg.
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urbis menia ingredi recusavit, sed ante portam consistens, Witikindum, eiusdem loci dominum, accersivit, et cur hanc idolatriam exerceri pateretur, obiurgavit. Qui protestatus plebem archiepiscopo suo Nortperto rebellem, eo quod duriori servitutis iugo eam subiugare temptaret, nullo modo cogi posse fatebatur, ut ab eo doctrine verbum reciperet, sed prius mortis occasum quam servitutis huiusmodi onus subire paratam esse. Idem vero Witikindus supplicabat episcopo, ut eidem civitati errorem suum pandere non abnueret, dicens monitis eius multo ardentius plebem quam archiepiscopi sui iussionibus abaudire. Qui stans in edito ante portam civitatis, omni populo coadunato verbum salutis predicabat et abdicationem huius sacrilege celebritatis facile apud eos obtinuit, protestantibus eis etiam baptismi gratiam sub alio archiepiscopo se prompta voluntate suscepturos. Pius vero predicator eidem Witikindo magnam auri quantitatem et coniugi eius psalterium pretiosum solita usus benevolentia tribuit, ibique diversa itineri necessaria cum triginta plaustris comparavit. Deinde a Witigindo exquirere cepit, si ducatum sibi per regionem suam, sicut in Merseburgensi oppido coram gloriosissimo rege Lothario ei spoponderat12, prebere paratus esset; qui abnuens respondit eum per terras hostium suorum paulo post transiturum, ideoque ducatum ei prebere non posse, ne forte satellites sui ab eisdem hostibus capti et iugulati interirent. 4. Tum pater amabilis, fortissima Dei manu super se invocata, cepti itineris cursum aggressus est. Erat illic vastissima silva, qua diebus quinque transmissa, venit ad stagnum mire longitudinis, ubi homuncionem parve insidentem navicule contemplatus, copiosam ab eo piscium multitudinem comparavit. Set ipse, mirum dictu, argento multo aliisque speciebus sibi propositis, nil pretii nisi tantum sal accipere consensit. Dicebat enim septennio se panem non gustasse, sed piscibus tantum et aqua stagni illius vitam alere inopem. Siquidem capta a duce Polonie eadem provincia, ipse cum uxore sua fugiens, securi et ascia sua assumpta, parvam in medio stagni ipsius planitiem invenit, ubi, edificata domuncula, secure habitabat tantamque siccatorum piscium multitudinem estivo tempore congregabat, ut tota hieme superhabundaret, quibus etiam condiendis non parvam salis quantitatem a bono predicatore coemit. Erat etiam illic barbarorum natio, que Moriz vocabatur. Hec, audita beati presulis opinione, ultro se fidei sacramentis ab eo imbui expetebat. Sed ipse, ut vir prudens et sagacissimi ingenii, ad Norpertum archi-
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Am 22. April anlässlich der Erlaubnis zur Mission.
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fen, dass er sich weigerte, in die Stadtmauern einzutreten; vielmehr blieb er am Burgtor stehen, rief Wittekind, den Herrn dieses Ortes, herbei und machte ihm Vorwürfe, warum er dulde, dass diese Götzendienerei vonstatten gehe. Der erklärte, das Volk sei gegen seinen Erzbischof Norbert im Aufstand, weil der versuche, es mit einem besonders harten Joch von Knechtschaft zu unterdrücken; er sagte, man könne es gar nicht zwingen, von jenem das Wort der Lehre anzunehmen; es sei bereit, eher den Tod als die Last solcher Knechtschaft zu ertragen. Wittekind aber bat den Bischof inständig, er möge bereit sein, der Stadt ihren Irrglauben deutlich zu machen, und meinte, die Leute würden seine mahnenden Worte weit aufgeschlossener anhören als die Befehle ihres Erzbischofs. Vor dem Stadttor stehend an erhöhter Stelle, verkündigte er dem ganzen versammelten Volk das Wort des Heiles und erreichte leicht bei ihnen das Widersagen dieser gotteslästerlichen Festlichkeiten, wobei sie bekannten, unter einem anderen Erzbischof würden sie freiwillig auch die Gnade der Taufe annehmen. Der fromme Prediger aber übergab Wittekind in gewohntem Wohlwollen einen großen Batzen Gold und für seine Gattin einen kostbaren Psalter und kaufte dort verschiedenes für die Reise Notwendige und 30 Lastkarren. Dann suchte er von Wittekind zu erfahren, ob er bereit sei, ihm Geleit durch das Land zu geben, wie er es ihm in Merseburg vor dem ruhmvollen König Lothar versprochen hatte;12 der lehnte ab und antwortete, er werde in Kürze durch das Land seiner Feinde ziehen, deshalb könne er ihm kein Geleit geben, damit seine Gefolgsleute nicht etwa von den Feinden gefangen genommen und umgebracht würden. 4. Daraufhin rief der liebenswürdige Vater die machtvolle Hand Gottes für sich an und machte sich auf den begonnenen Weg. Es war dort ein ausgedehnter Wald, den er in fünf Tagen durchquerte, dann kam er zu einem See von erstaunlicher Länge, wo er ein Männlein betrachtete, das in einem kleinen Kahn saß; von ihm kaufte er eine große Menge Fisch. Doch der wollte, als ihm viel Silber und anderes Wertvolles angeboten wurde, erstaunlicherweise als Preis nur Salz annehmen. Er sagte nämlich, seit sieben Jahren habe er kein Brot mehr gegessen, nur mit Fischen und Wasser aus dem See friste er sein karges Leben. Denn als dieses Land vom Herzog von Polen eingenommen wurde, flüchtete er mit seiner Frau, nahm Beil und Axt und fand mitten in dem See eine kleine Fläche, wo er ein Häuschen errichtete und sicher wohnte, und er fing im Sommer eine so große Menge Fische, die er trocknete, dass er den ganzen Winter über genug hatte; doch nun erwarb er von dem guten Prediger eine nicht geringe Menge Salz, um die Fische auch zu pökeln. Es lebte dort der heidnische Stamm der Müritzer. Als der von der Absicht des seligen Predigers hörte, erwartete er, auch mit den Sakramenten des Glaubens getauft zu werden. Doch dieser schickte sie, da er einen klugen und scharfsinnigen Verstand hatte, zu ihrem Erzbischof Norbert und sagte,
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presulem suum eos dirigebat dicens illicitum esse super alienum fundamentum edificare; se potius ad remotiores gentes edicto domini pape et litteris Wortizlai ducis Pomeranie evocatum. At illi Magdeburgensem pontificem se nolle sequi protestantes, quia gravissimo servitutis iugo eos opprimere niteretur, ei tanquam Dei pio servo cervicem cordis humiliter submittere et dictis eius per omnia obaudire pollicentur. Quorum devotione intuens, benigne respondit se quidem interim ad gentes sibi commissas tendere, sed post earum conversionem, si in hac voluntate persisterent, auctoritate et permissu domini pape atque consensu Nortperti archiepiscopi eos impigre visitaturum. 5. Igitur veniens ad urbem Timinam, magnum illic belli apparatum hostilemque Luoticensium incursionem reperit. Nam Luoticenses, quorum civitas13 cum fano suo a gloriosissimo rege Lothario zelo iustitie nuper igni erat tradita, urbem Timinam vastare civesque eius captivare nitebantur. Sed ipsi eis viriliter resistentes Wortizlai ducis auxilium requirebant. Dux vero beato patri nostro adventum suum illic prestolari mandaverat, quem etiam per biduum non sine periculo capitis sui inter hostiles discursus expectabat. Ipsa vero die adventus presulis eximii cives Timinenses ante portam conventus forenses agebant, sed quia civitas in valle posita erat, ipso de montibus cum tam copioso triginta plaustrorum apparatu descendente, plebs omnis tumultuoso hoc perterrita sonitu, hostiumque cuneos super se arbitrata irruere, urbem quantocius ingredi seque ad resistendum preparare molitur. Appropinquante servo Dei, nichil armorum in circuitu eius, sed potius vexillum crucis deprehendunt, statimque pium Ottonem fama apud eos celeberrima vulgatum agnoscentes alacri devotione occurrunt meniaque civitatis intrare deposcunt. Qui rennuens urbem idolatrie sordibus pollutam ingredi, ante portam fixis tentoriis habitabat interimque accersitos ad se primates plebis ad fidei christiane et lavacri salutaris gratiam mira predicationis dulcedine provocabat. Sed antiquus hostis cernens illic dominica lucra suaque detrimenta succrescere, invidiam erga Dei famulum habitam celare non passus est, sed immisso quodam fallaci terrore eum a finibus illis propellere nisus est. Sequenti enim nocte dux Pomeranie in auxilium Timinensium cum duobus exercitibus, id est navali et equestri, supervenit. Et equester exercitus prior occurrere debuerat, sed ventus rapidissimo cursu navim impellens celerius littori appulit. Equester vero exercitus postea veniens sociamque tur-
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Riedegost/Rethra, von der Forschung nicht lokalisiert. Vgl. Adam von Bremen, Gesta Hamm. Eccl. Pont. II 21 (FSGA 11, S. 252).
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es sei verboten, auf fremdem Grund zu bauen; er sei vielmehr durch Befehl des Herrn Papstes und einen Brief des Pommernherzogs Wartislaw zu weiter entfernten Stämmen gerufen worden. Doch sie erklärten, sie wollten nicht dem Magdeburger Bischof folgen, weil der sie unter ein bedrückendes Joch der Knechtschaft zwingen wolle; hingegen versprachen sie, ihm als einem frommen Gottesknecht würden sie demütig den Nacken ihres Herzens beugen und ihm in allem gehorchen. Er bedachte deren Hingabe und antwortete gütig, er werde erst einmal zu den ihm anvertrauten Stämmen gehen, und nach deren Bekehrung werde er, wenn sie bei ihrem Willen blieben, sie mit Autorität und Erlaubnis des Herrn Papstes und Zustimmung Erzbischof Norberts gern aufsuchen. 5. Dann kam er zur Stadt Demmin und fand dort eine große Kriegsrüstung für einen feindlichen Überfall auf die Lutizen. Denn die Lutizen, deren Stadt13 mit ihrem Heiligtum vom ruhmvollen König Lothar aus Eifer für die Gerechtigkeit jüngst dem Feuer übergeben worden war, trachteten danach, die Burg Demmin zu verwüsten und die Bürger gefangen zu nehmen. Doch diese leisteten ihnen mannhaft Widerstand und forderten die Unterstützung des Herzogs Wartislaw. Der Herzog aber hatte unserm seligen Vater anvertraut, er stehe dort für seine Ankunft bereit; und er wartete zwei Tage lang nicht ohne Gefahr für sein Leben während der Streifzüge der Feinde. Am Tag der Ankunft des hohen Bischofs hielten die Bürger von Demmin vor dem Tor öffentliche Versammlungen ab, aber weil die Stadt in einer Senke liegt, glaubte das Volk, als der Zug mit der zahlreichen Ausrüstung von 30 Karren vom Hügel herabkam, erschrocken in aufgeregtem Getöse, die Angriffskeile der Feinde brächen auf sie herein, und wollte möglichst schnell in die Burg kommen und sich zur Verteidigung bereitmachen. Als nun der Gottesknecht näher kam, sahen sie keinerlei Waffen in seiner Umgebung, nur das Siegeszeichen des Kreuzes, und sofort erkannten sie Otto, der bei ihnen vom Hörensagen sehr bekannt war, zogen ihm in begeisterter Andacht entgegen und forderten ihn auf, in die Mauern der Stadt zu kommen. Er aber weigerte sich, die Stadt zu betreten, die vom Schmutz des Götzendienstes besudelt sei, und ließ die Zelte vor dem Tor errichten; inzwischen rief das Volk seine Großen herbei und forderte die Gnade des christlichen Glaubens und des heilsamen Taufbades wegen wunderbarer Freundlichkeit der Predigt. Doch der altböse Feind, der sah, dass dort Gewinn für den Herrn und Schaden für ihn wachsen würden, konnte seinen Hass gegen den Gottesknecht nicht verbergen, sondern wollte ihn mit einem trügerischen Schrecken von diesem Gebiet vertreiben. In der folgenden Nacht nämlich kam der Pommernherzog zur Unterstützung der Demminer mit zwei Heereszügen, also auf Booten und auf Pferden. Das Reiterheer sollte früher eintreffen, doch der Wind trieb die Flotte in reißender Fahrt schneller zum Landeplatz. Das Reiterheer aber kam später und traf dort auf die befreunde-
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mam, quam se tarde secuturam sperabat, illic inveniens, suspicatus est hostilem cuneum se incurrisse, eo quod tetra noctis ingruerit caligo; statimque clamor confusus et tumultus importabilis utrimque exoritur. Universus pii presulis comitatus nimio terrore perculsus ad fugam semet invicem cohortatur, affirmante domino Albwino interprete viri Dei, paganorum Luoticensium adesse catervam et iam cede miserabili ducis exercitum laniare. Doctor vero eximius eundem Albwinum14 religiosum presbiterum illuc celeriter pro investiganda rei veritate transmisit. Qui flumini concitus se iniciens, eo quod natandi peritus esset, pacata iam omnia reperit, quia exercitus illi cives se tandem recognoverant et diabolico errore se preventos asserebant. Dux autem Wortizlaus de adventu pii pastoris ultra quam credi potest gratulatus, mandat ei sine mora in ulteriorem sibi ripam15 occurrere, dicens divini esse miraculi, quod biduo ibi inter tam crebras hostium discursiones illesus permansit. Et revera nisi validissima Dei protectione tamquam scuto inexpugnabili obumbratus fuisset, cum omni suo comitatu, nullo resistente, interiisset. Mox autem, ut terris dies est redditus, dux cum exercitibus suis rebellium Luoticensium terras invadens, cuncta ferro et igni vastat. Ad vesperum vero magna preda onustus rediens, carissimum sibi patrem Ottonem debita cum reverentia Uznoym perduxit, ubi opportunum manendi et predicandi quietem habebat. 6. Statimque in festivitate Penthecosthes generale principum regni sui colloquium in eodem loco indixit. Ubi convenientibus Timinensis civitatis aliarumque urbium primoribus, sapienter eos ad suscipiendum christiane fidei iugum provocabat. Ipse enim in pueritia sua captivus erat in Teutonicas regiones abductus atque in oppido Merseburgensi baptismi gratiam consecutus; sed inter paganos vivens, ritum christiane legis exsequi non poterat, ideoque gentem, cui preerat, fidei iugo subici ardenter desiderabat. Considentibus ergo principibus, dux ita exorsus est: „Cernitis, dilectissimi, quomodo pater hic beatissimus, etiam canitie venerandus, pro salute vestra omnem gloriam et magnificentiam, quam apud suos habebat, reliquerit, et cum periculo capitis sui longinquas sibique ignotas adierit regiones, nec propriis sumptibus nec canis suis pro Dei amore parcens, 16sed in morte animam suam ponens16. Ut vos a morte ad vitam revocaret, arduam difficilemque nimis hanc peregrinationem subire non dubitavit. Antea quidem multi verbum
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Möglicherweise identisch mit Adalbert, Ebo II 3 Anm. 23, oben S. 222. Peene oder Tollense. 16–16 Vgl. Ioh 10,15. 15
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te Schar, von der man annahm, sie werde erst später folgen; man vermutete, weil die Dunkelheit der finsteren Nacht eingetreten war, ein feindlicher Schwarm sei eingedrungen; sofort erhob sich auf beiden Seiten wildes Geschrei und unerträglicher Lärm. Die ganze Begleitung des frommen Bischofs wurde durch den großen Krach aufgeschreckt, und man ermahnte einander zur Flucht, da Herr Albuin14, der Dolmetscher des Gottesmannes, versicherte, eine Abteilung Lutizen sei da und metzele in einem erbärmlichen Kampf das Heer des Herzogs nieder. Der große Lehrmeister aber schickte den frommen Priester Albuin rasch los, um die wahre Sachlage zu erforschen. Der sprang schnell in den Fluss, weil er schwimmen konnte, und fand alles friedlich, weil die Leute jenes Heeres sich endlich erkannt hatten und versicherten, sie seien in einem teuflischen Irrtum gefangen gewesen. Herzog Wartislaw aber war über die Ankunft des frommen Hirten unglaublich dankbar; er gibt Anweisung, ihm unverzüglich auf dem anderen Ufer15 entgegenzugehen, und er sagt, es sei ein Wunder Gottes, dass der dort zwei Tage lang unter so vielen feindlichen Scharen unverletzt geblieben sei. Und in der Tat konnte er nur durch den starken Schutz Gottes, gleichsam von einem unbezwingbaren Schild beschattet, mit seiner ganzen Begleitung unbehelligt durchgekommen sein. Bald, als dem Land der Tag zurückgegeben war, bricht der Herzog mit seinen Heeren in das Land der widerborstigen Lutizen ein und verwüstet alles mit Schwert und Feuer. Am Abend kehrte er mit großer Beute beladen zurück, und er führte danach seinen hochgeliebten Vater Otto mit gebührender Hochachtung nach Usedom, wo er willkommene Ruhe zum Bleiben und Predigen hatte. 6. Und sofort sagte er für das Pfingstfest in diesem Ort eine allgemeine Reichsversammlung an. Als die führenden Leute der Stadt Demmin und der anderen Burgen zusammenkamen, rief er sie weise dazu auf, das Joch des christlichen Glaubens auf sich zu nehmen. Er selbst war nämlich in seiner Jugend gefangen genommen und nach Deutschland verbracht worden und hatte in Merseburg die Taufgnade empfangen; doch bei seinem Leben unter Heiden konnte er die Befolgung der christlichen Gebote nicht durchhalten und ersehnte daher leidenschaftlich, dass das Volk, das er leitete, unter das Joch des Glaubens käme. Als die Fürsten also Platz genommen hatten, begann der Herzog folgendermaßen: „Ihr seht, meine Lieben, wie dieser selige Vater, der schon wegen seiner weißen Haare verehrungswürdig ist, für euer Heil allen Ruhm und Glanz, den er bei den Seinen hatte, verlassen hat und unter Gefahr für sein Leben diese für ihn weit entfernten und unbekannten Gebiete aufgesucht hat; dabei hat er aus Liebe zu Gott weder seine eigenen Mittel noch seine weißen Haare geschont, 16sondern seine Seele dem Tod preisgegeben.16 Um euch vom Tod zum Leben zurückzurufen hat er nicht gezögert, diese beschwerliche und überaus schwierige Pilgerreise zu unternehmen. Früher sind ja viele in dieses Gebiet gekommen und haben das
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Dei his partibus annuntiantes venerunt, quos instinctu satane occidistis, e quibus etiam unum nuper cruci fixistis; sed ossa eius capellani domini mei episcopi digna reverentia colligentes honorifice tradiderunt sepulture. Hunc autem reverendissimum dominum meum episcopum, fama celeberrima ubique vulgatum, non sic tractare debetis nec potestis, quia missus est pape et dilectus domini nostri Lotharii regis invictissimi; nam et ipse Romani imperii princeps et cuncti primates loco patris eum venerantes consiliis eius obaudire per omnia satagunt. Unde sciatis procul dubio, quia si quicquam molestie aut controversie ei a vobis irrogari dominus rex audierit, sine mora cum exercitu superveniens 17usque ad internecionem delebit17 vos et terram vestram. Non est meum ad hanc vos religionem cogere, quia, ut ex ore domini mei episcopi audivi, non vult Deus coacta servitia, sed voluntaria. Quapropter unanimi consilio inter vos secreto convenientes, salutis vestre causam agite, et quali devotione hunc reverentissimum Dei servum vestrumque apostolum suscipiatis, in commune decernite!“ His auditis principes et natu maiores opportunum huic colloquio locum petentes, diu multumque ancipiti sententia nutabundi oberrabant, precipue sacerdotibus idolorum questus sui gratia contradicentibus. Sed pars sanioris consilii affirmabat infinite nimis esse insipientie, cum omnes circumiacentium nationum provincie totusque Romanus orbis christiane fidei iugum subierit, se 18velut abortivos18, gremio sancte matris ecclesie abalienari, meritoque diligendum christianorum Deum, qui per tot annorum curricula eos sibi rebelles pertulerit, pacienter exspectans conversionem eorum nimisque verendum, si amplius iugum eius detrectaverint, celestis ire importabilem se vindictam incurrere. Tandem divina preveniente clementia, unanimiter cultum idolorum abdicarunt et fidei iugo colla submittentes baptismi gratiam flagitare ceperunt. Quo audito, pastor piissimus flens pre gaudio positisque genibus intimas Deo gratiarum actiones exsolvit. […]19 10. Eo igitur tempore, quo fana hec mirandi operis in urbe Chozegowa destruebat, legati honorabiles marchionis Adalberti statum eius curiose investigantes, sed et nuntii de villis Muechelin et Scidingen, iuxta condictum opportuna ei subsidia deferentes, supervenere; et videntes gratiam Dei ecclesiamque illic crescere et confortari, gaudio magno 20et consolatione sancti Spiritus replebantur20. Et revera iocundum erat spectaculum, cum simulacra
17–17
Vgl. Num 17,13. Vgl. 1 Cor 15,8. 19 Über die Vorgänge in Gützkow (cap. 7– 9) Herbord III 6 u. 7, unten S. 430 f. 20–20 Vgl. Act 9,31. 18—18
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Wort Gottes verkündigt, die ihr auf Anstiftung des Satans getötet habt, von denen habt ihr jüngst einen sogar ans Kreuz geschlagen; doch dessen Gebeine haben die Kapellane meines Herrn Bischofs in würdiger Hochachtung aufgelesen und ehrenvoll bestattet. Aber diesen hochwürdigsten Herrn, meinen Bischof, der überall in bestem Ruf steht, den dürft ihr nicht so behandeln und könnt es auch nicht, denn er ist ein Gesandter des Papstes und der Freund unseres Herrn Lothar, des unbesiegbaren Königs; denn auch der Fürst des Römischen Reiches und alle Großen verehren ihn wie ihren Vater und bemühen sich, seine Ratschläge zu befolgen. Daher wisset ohne Zweifel: Wenn der Herr König hören sollte, ihm sei von uns irgendeine Unannehmlichkeit oder ein Streit zugefügt worden, dürfte er unverzüglich mit einem Heer herüberkommen und euch und euer Land 17bis zur Vernichtung zerstören.17 Es ist nicht meine Sache, euch zu dieser Religion zu zwingen, denn wie ich aus dem Munde meines Bischofs gehört habe, will Gott keinen erzwungenen Dienst, sondern einen freiwilligen. Deswegen kommt für einen einmütigen Ratschluss unter euch vertraulich zusammen und verhandelt die Sache eures Heils; entscheidet gemeinsam, mit welcher Achtung ihr diesen hochwürdigsten Gottesknecht und euren Apostel aufnehmen wollt!“ Als die Fürsten und Adligen dies gehört hatten, baten sie um eine angemessene Frist für dieses Gespräch; und lange rangen sie unterschiedlich und schwankend um den wichtigen Beschluss, besonders da die Götzenpriester wegen der Einnahmen von ihren Götzen widersprachen. Doch der vernünftigere Teil bekräftigte, es sei unendlich töricht, wenn alle Länder der umliegenden Völker und der ganze Römische Erdkreis unter das Joch des christlichen Glaubens treten, dass sie allein, 18wie eine unzeitige Geburt,18 dem Schoß der heiligen Mutter Kirche fernblieben; auch müsse der christliche Gott wahrlich geliebt werden, der sie so viele Zeitläufe lang als Aufständische gegen ihn ertragen und geduldig ihre Bekehrung abgewartet habe; auch sei zu befürchten, dass der göttliche Zorn unerträglich werde und sie seiner Rache verfielen, wenn sie weiterhin sein Joch verschmähten. Schließlich widersagten sie unter göttlicher Hilfe einmütig dem Götzenkult, stellten ihren Nacken unter das Joch des Glaubens und forderten die Taufgnade. Als das der fromme Hirte hörte, weinte er voll Freude, fiel auf die Knie und brachte Gott die tiefsten Danksagungen dar. […]19 10. Zu dieser Zeit, als er in der Stadt Gützkow die Tempel von wunderbarer Handwerksarbeit zerstörte, kamen ehrenvolle Sendboten des Markgrafen Adalbert und fragten neugierig nach seinem Befinden, aber gleichzeitig trafen auch die Boten aus seinen eigenen Dörfern Mücheln und Scheidungen ein, die ihm verabredungsgemäß passenden Nachschub brachten; und als sie sahen, dass die Gnade Gottes und die Kirche dort wachse und gedeihe, wurden sie mit großer Freude 20und dem Trost des Heiligen Geistes erfüllt.20 Und tatsächlich war es ein freudiges Schauspiel, wie die Standbilder von er-
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mire magnitudinis et sculptoria arte incredibili pulchritudine celata, que multa boum paria vix movere poterant, abscisis manibus et pedibus, effossis oculis ac truncatis naribus, per descensum cuiusdam pontis igni cremanda trahebantur, astantibus idolorum fautoribus, et magno eiulatu, ut diis suis succurreretur ac iniqui patrie subversores per pontem demergerentur, acclamantibus; aliis vero sanioris consilii e contra protestantibus, quia si dii essent, semet ipsos defendere possent, sed cum ipsi taceant nec de loco nisi tracti moveantur omni sensu ac vitali spiritu penitus carere probentur. Sacerdotes vero idolorum seditionem conflare moliebantur questus sui gratia. Nam, ut in Daniele21 propheta legimus, cottidie fercula et pocula diversi generis copioso apparatu simulacris illis vasta mole prominentibus exhibebantur, que omnia sacerdotes, cum amicis suis clanculo ingressi, absumebant et a diis commesta asserebant. 12. Pius itaque predicator, destructis idolorum fanis et populo sacre regenerationis lavacro in sinum matris ecclesie congregato, novam Christo edificare cepit basilicam. […]22 13. Sed hec gaudia antiquus nostri generis inimicus non equis aspiciens oculis, utpote cui innumera captivitatis vasa23 illic per beatum presulem erant erepta, omnibus modis hec leta christiane sationis semina zizaniis seditionum et externorum incursu bellorum turbare molitus est. Dux enim Poloniorum nomine Polizlaus ante adventum patris nostri Ottonis graviter a gente Pomeranorum offensus, expeditionem suam illi cum manu valida indixit. Quo nuncio gens illa noviter fidei sacramenta initiata non mediocriter est perterrita, et primates natuque maiores unanimiter ad apostolum suum, velut tutissimum confugientes asylum, eius magnopere flagitabant consilium dicentes: „Tu, domine pater, nobis christiane fidei iugum subeuntibus libertatem firmissimamque pacem in verbo Dei promisisti, et ecce, fratres nostri Polonienses inter ipsa fidei primordia, rupto pacis federe, bellum nobis indicunt populumque nuper baptismi lavacro mundatum humani sanguinis effusione iterum polluere conantur. Sed absit, ut, te presente, ecclesia Christi hic collecta dispergatur, cum pax ingressu tuo in istam intraverit provinciam.“ Quibus auditis, pater piissimus lacrimas ab oculis distillans: 24„Nolite“, ait, „timere.24 Potens est Deus meus, cui credidistis ad introitum humilitatis
21
Vgl. Dan 14,1– 21. Die Kirchweihe bei Herbord III 9, unten S. 434 – 438. 23 Gemeint sind die Gefangenen des Mizlaw (siehe vorherige Anm.). 24–24 Vgl. Matth 3,9. 22
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staunlicher Größe, die mit der Kunstfertigkeit der Holzschnitzer in unglaublicher Schönheit hergestellt waren und kaum von mehreren Ochsengespannen bewegt werden konnten, mit abgeschlagenen Händen und Füßen, ausgestochenen Augen und verstümmelten Nasen über den Abstieg einer Brücke zum Verbrennen in einem Feuer geschleppt wurden, während die Verehrer der Götzen dabeistanden und unter lautem Jammern riefen, man solle doch den Göttern zu Hilfe kommen und die schlimmen Zerstörer ihrer Heimat von der Brücke ins Wasser stürzen; andere aber von besonnenerer Art äußerten, wenn dies Götter wären, könnten sie sich selbst verteidigen, aber da sie schwiegen und sich nur beim Wegschleppen bewegten, werde bezeugt, dass sie überhaupt weder Sinne noch Lebensgeist hätten. Die Götzenpriester aber versuchten wegen ihrer Einnahmen, einen Aufstand anzuzetteln. Denn wie wir beim Propheten Daniel21 lesen: Täglich wurden jenen Standbildern, die in ihrer öden Schwere hervorragten, Teller und Becher verschiedener Art mit reichen Speisen vorgesetzt; doch dies alles aßen die Priester, die heimlich mit ihren Freunden hineingegangen waren, und sagten, die Götter hätten es gegessen. 12. Der fromme Prediger begann nach Zerstörung der Tempel, als er das Volk durch das Bad der Wiedergeburt in den Schoß der Mutter Kirche versammelt hatte, Christus eine neue Kirche zu bauen. […]22 13. Diese Freuden schaute der altböse Feind unseres Menschengeschlechts nicht mit wohlwollenden Augen, da die unzähligen Gefäße der Gefangenschaft23 dort durch den seligen Bischof errettet worden waren; deshalb bemühte er sich auf jede Weise, diesen frohen Samen christlichen Säens mit dem Unkraut von Aufständen und Angriffen auswärtiger Kriege zu verwirren. Der Herzog von Polen Boleslaw war ja vor der Ankunft unseres Vaters Otto vom Volk der Pommern schwer beleidigt worden und kündigte ihm jetzt einen Feldzug mit starker Schar an. Auf diese Meldung hin wurde jener Stamm, der jüngst in die Sakramente des Glaubens eingeführt worden war, nicht wenig erschreckt, und die Führer und Adligen suchten einmütig bei ihrem Apostel einen sicheren Zufluchtsort und erflehten inständig seinen Rat; sie sagten: „Du hast uns, Herr und Vater, als wir das Joch des christlichen Glaubens auf uns nahmen, Freiheit und sicheren Frieden in Gottes Wort versprochen, jetzt sieh: Die Polen, unsere Brüder in den Erstlingstagen des Glaubens, erklären uns unter Bruch des Friedensvertrages den Krieg und versuchen, das Volk, das gerade erst durch das Bad der Taufe gereinigt wurde, wieder durch das Vergießen von Menschenblut zu besudeln. Das sei ferne, dass in deiner Gegenwart die hier versammelte Kirche Christi zersprengt wird, da der Friede mit deinem Einzug in dieses Land gekommen ist!“ Als der fromme Vater das hörte, traten ihm Tränen in die Augen und er sagte: 24 „Fürchtet euch nicht!24 Mein Gott ist mächtig, dem ihr beim Einzug meiner Niedrigkeit vertraut habt, er kann die Anlässe zu diesem Krieg beseiti-
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mee, causas belli huius precidere pacemque desideratam novo ovili suo restituere. En ego ipse animam meam pro vobis morti dare paratus sum; vos tantum religioni, quam didicistis, operam date! Ego cum comitibus meis ducem Poloniorum adeam, eumque ab intentione bellandi, Deo auxiliante, avertam.“ At illi pedibus eius provoluti, debitas gratiarum actiones exsolvebant et, confestim dispositis vie sociis, Uodalricum religiosum presbiterum vice sua ad confirmandam neophitam plebem Uznoym reliquit, ipse vero ad ducem Poloniorum impigre, ut predixerat, ire cepit. Cuius adventu dux comperto, celerius ei debita cum reverentia occurrit omnique humanitatis officio, ut par erat, fovere non desiit, nam antea et tam familiariter eum notum habebat. Agnitis vero causis itineris, admodum obstupuit, dicens gentem illam beluine ferocitatis immanitate terram populumque suum devastasse, adeo ut etiam parentes suos e sepulchris protraheret et collisis capitibus dentes excuteret ossaque eorum per publicum aggerem dispergeret; mirumque esse, quod ipse vivus discerptus non fuisset ab eis, cum omnes anteriori tempore Christum illic annuntiantes mortis sententiam incurrissent, sed unus eorum crucis patibulo nuper affixus occubuisset. At ille, Dei protectione et Romani principis respectu ac defensione Wortizlai ducis se munitum protestatus, gratia Christi gentem illam aiebat initiatam, seque ad hoc venisse, ut incursionem bellorum ab ea, que pacem Dei receperat, amoveret, ne novus grex inter ipsa fidei primordia turbatus a recto tramite exorbitaret. Dux autem Polizlaus respondit non ex facili sibi constare, ut expeditionem illam tanto tempore propositam intermitteret, sed pro nichilo se deinceps ab omni populo suo habendum, si Pomeranorum ducem tam graviter sibi obnoxium debito talione non repercuteret, seque Deo gratias agere, quod servus Dei ab eis secessisset, quia, eo presente, bello infensam sibi gentem obpetere nequiret. Cui episcopus: „Etsi ego“, ait, „recessi, sed Uodalricus dilectissimus capellanus meus ibi remansit, quem pro confirmanda et consolanda plebe neophita illic reliqui et non minori pro eo, quam pro memet ipso angor sollicitudine. Noveris ergo, fili carissime, quia si novam Christi sponsam hoc impetu belli conquassatam fidei iugo abalienaveris, in tremendo examine rationem Deo positurus eris; set et ego pro ovibus michi creditis mortem excipere paratus sum.“ Ad hec ille: „Si“, inquit, „humiliatus Pomeranorum dux semet ipsum michi occurrere et veniam deprecari voluerit, faciam secundum verbum tuum, testorque Deum celi, quod nec domino meo regi Lothario in
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gen und den ersehnten Frieden in seinem Schafstall wiederherstellen. Ich bin bereit, meine Seele für euch in den Tod zu geben; kümmert euch nur um den Glauben, den ihr gelernt habt! Ich will zum Polenherzog mit meinen Gefährten gehen und ihn mit Gottes Hilfe vom Kriegsplan abbringen.“ Da fielen sie ihm zu Füßen und sagten ihm gebührenden Dank; doch er verteilte unverzüglich seine Gefährten für die Reise, Ulrich den frommen Priester, ließ er an seiner statt zum Bestärken des neubekehrten Volkes in Usedom zurück, er selbst machte sich wie versprochen unverdrossen auf zum Polenherzog. Als der Herzog von seiner Ankunft hörte, ging er ihm schnell mit der gebührenden Hochachtung entgegen und versäumte nicht, ihn mit allem, wie es angemessen war, zu bewirten, denn er war ihm ja von früher her gut bekannt. Wie er aber den Grund für die Reise vernahm, stutzte er sehr und sagte, dieses Volk habe in der Ungeschlachtheit seiner viehischen Wildheit sein Land und Volk so sehr verwüstet, dass es auch seine Eltern aus ihren Gräbern hervorgeholt, aus den verletzten Köpfen die Zähne herausgebrochen und deren Gebeine auf einen offenen Haufen geworfen habe; es sei erstaunlich, dass er selbst von ihnen nicht lebendig zerfleischt worden sei, während in früherer Zeit alle, die Christus dort verkündigten, der Todesstrafe verfallen seien; und jüngst sei einer von ihnen am Galgen aufgeknüpft umgekommen. Jener jedoch erklärte, er sei mit Gottes Schutz, der Unterstützung des Römischen Königs und dem Beistand des Herzogs Wartislaw gesichert gewesen, mit Christi Gnade habe er den Stamm in das Evangelium eingeweiht, er sei dorthin gekommen, um vom Volk, das den Frieden Gottes übernommen hatte, Kriegseinfälle abzuwenden, damit die neue Herde nicht in den Anfängen des Glaubens verwirrt vom rechten Pfad abweiche. Herzog Boleslaw antwortete, es falle ihm schwer, jenen Zug, den er lange Zeit geplant habe, abzubrechen, auch werde er künftig vom ganzen Volk verachtet werden, wenn er gegen den Pommernherzog, der sich gegen ihn so sehr schuldig gemacht habe, nicht mit gebührender Strafe zurückschlage, und er danke Gott, dass der Gottesknecht sich von dem ihm verfeindeten Volk entfernt habe, weil er es in dessen Gegenwart nicht angreifen könne. Darauf der Bischof: „Auch wenn ich selbst weggegangen bin, so ist doch mein hochgeliebter Kapellan Ulrich dort geblieben, den ich zum Bestärken und Trösten des neubekehrten Volkes dort zurückgelassen habe, und ich trage für ihn keine geringere Sorge als für mich selbst. Wisse also, lieber Sohn: Wenn du die neue Braut Christi durch den Kriegszug erschütterst und diese dann das Joch des Glaubens verlässt, wirst du dafür bei dem strengen Gericht Gott Rechenschaft ablegen müssen; doch ich bin bereit, für die mir anvertrauten Schafe den Tod auf mich zu nehmen.“ Jener darauf: „Wenn der Pommernherzog selbst herkommen und gedemütigt Verzeihung erbitten will, dann will auch ich nach deinem Wort handeln, und ich rufe den Gott des Himmels zum Zeugen, dass ich auch meinem Herrn König Lothar in solch bedeuten-
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tam grandi negotio annuerem; sed nunc honoravi faciem tuam et reverendam canitiem, quam pro amore Dei in tam remotas barbarorum regiones fatigare non dubitasti.“ Mox ergo legati honorabiles Wortizlaum ducem et Uodalricum capellanum accersientes diriguntur, data eis prius firmissime pacis desiderata securitate. Qui trium dierum itinere confecto, Poloniam venerunt et honorifice cum suo comitatu suscepti causam, pro qua venerant, tractare ceperunt, sed per duos dies interminatam reliquerunt; tertia tandem die, Domino opitulante et pio Ottone mediante, reconciliati, pacis oscula libant et abdicata bellandi intentione fedus intemerate dilectionis ambo duces, coram primatum et nobilium frequentia pepigerunt. Ipse quoque dux Pomeranorum in testimonium devotionis sue magnam pecunie quantitatem super altari beati Adalberti martiris canonicorum illic Deo servientium usibus profuturam obtulit, multumque se orationibus eorum commendans itinere, quo venerat, cum pio Ottone universoque comitatu Uznoym reversus est. Plebs ergo nuper Christi legibus dicata per concessa a Deo pacis securitate cum lacrimis gratias agens invicem sese ad conservandam recte fidei traditionem cohortabatur piusque predicator ad circumpositas civitates verbi ministros, sicut et antea, pervigili sollicitudine dirigebat. 16. […]25 Indicitur ergo generale colloquium post quatuordecim dies, in quo certa diffinitione sacerdotes cum plebe iugum Christi aut susciperent aut penitus abdicarent. Statuta igitur die antistes Domini montem Trigelawi in media civitate, ubi sedes erat ducis, ascendit, magnamque domum, huic colloquio oportunam, intravit. Assunt principes cum sacerdotibus natuque maioribus, et facto silentio, vir Domini sic ait: „Conventionis nostre dies dudum prefixa iam adest, et ego salutis vestre avidus, ex ore vestro audire desidero, utrum domino meo Iesu Christo, qui est lux vera, an principi tenebrarum diabolo servire disposuistis.“ Respondens unus sacerdotum: „Non“, inquit, „tanto tempore colloquium hoc differri oportuit; quia et pridem et nunc et semper deos patrum nostrorum colere fixum est nobis; ideoque noli frustra laborare, sermo tuus non capit in nobis26.“ Quibus auditis, vir Domini: „Video“, ait, „quia sathanas excecavit sensum vestrum, ne lumen verum intueri possitis. 27Innocens ego sum a sanguine27 omnium vestrum; non enim subterfugi, quominus verbum Dei 28oportune inportune annunciarem28 vobis. Set quia iugum domini mei Iesu Christi abdicastis, iam vos potestati sathane, quem elegistis, trado, ut cum eo perdicioni eterne mancipati heredita-
25
Der Missionsversuch bei den Ukrern Herbord III 11, unten S. 442 f. Die Widerstände in Stettin Herbord III 13 –18, unten S. 446 ff. 26 Vgl. Ioh 8,37. 27–27 Vgl. Matth 27,34. 28–28 Vgl. 2 Tim 4,2.
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der Angelegenheit nicht nachgeben würde; doch nun ehre ich dein Gesicht und dein ehrwürdiges silberweißes Haar, dass du nicht gezögert hast, dich aus Liebe zu Gott in den so entlegenen Gebieten der Barbaren müde zu machen.“ Rasch werden ehrenvolle Sendboten losgeschickt, die Herzog Wartislaw und Kapellan Ulrich herbeibitten und ihnen zuvor die erbetene Sicherheit strengsten Friedens geben. Nach drei Tagen kamen sie in Polen an und wurden mit ihrem Gefolge ehrenvoll empfangen, sie begannen Verhandlungen über die Sache, deretwegen sie gekommen waren, doch zwei Tage lang kommt es zu keinem Abschluss; endlich am dritten Tag werden sie mit Gottes Hilfe und Vermittlung Ottos versöhnt, beide Herzöge tauschen Friedensküsse aus; und nach Absage des Kriegsplans schlossen sie vor einer großen Schar von Großen und Edlen einen Bund unantastbarer Freundschaft. Der Pommernherzog brachte auch zum Zeichen seiner Andacht einen großen Batzen Geld auf dem Altar des seligen Märtyrers Adalbert dar zu Nutzen der dort Gott dienenden Kanoniker und empfahl sich sehr deren Gebeten; dann kehrte er auf dem Weg, den er gekommen war, mit Otto und dem ganzen Geleit nach Usedom zurück. Das vor kurzem den Geboten Christi gewidmete Volk sagte unter Tränen Dank für die von Gott gewährte Sicherheit des Friedens und ermunterte sich gegenseitig, die Überlieferung des rechten Glaubens zu bewahren; der fromme Prediger aber schickte in wachsamer Sorge wie zuvor Diener des Wortes in die umliegenden Städte. 16. […]25 Es wird nach 14 Tagen eine allgemeine Aussprache angesetzt, in der in genauer Zeitbestimmung die [heidnischen] Priester mit dem Volk das Joch Christi entweder auf sich nehmen oder gänzlich ablehnen sollten. Am festgesetzten Tag stieg der Bischof des Herrn auf den Triglaw-Hügel mitten in der Stadt hinauf, wo der Sitz des Herzogs war, und betrat das große Haus, das für die Aussprache geeignet war. Es sind die Ersten mit den Priestern und den Adligen anwesend; als Ruhe eingekehrt war, sprach der Gottesmann folgendermaßen: „Der für das Zusammentreffen bestimmte Tag ist jetzt da; ich bin begierig für euer Heil, ich möchte aus euerm Mund hören, ob ihr meinem Herrn Jesus Christus, der das wahre Licht ist, oder dem Fürsten der Finsternis, dem Teufel, zu dienen entschlossen seid.“ Da antwortet einer der Priester: „Die Aussprache braucht nicht weiter aufgeschoben zu werden, denn früher, jetzt und immer steht für uns fest, dass wir die Götter unserer Väter verehren; deshalb will ich mich nicht umsonst anstrengen; denn deine Rede verfängt nicht bei uns26.“ Als man das hörte, sagte der Gottesmann: „Ich sehe: Satan hat euren Sinn geblendet, damit ihr die Wahrheit nicht sehen könnt. 27Ich bin unschuldig am Blut27 von euch allen; ich habe mich nämlich nicht geweigert, euch das Wort Gottes 28gelegen und ungelegen zu verkündigen.28 Aber weil ihr euch dem Joch meines Herrn Jesus Christus verweigert habt, übergebe ich euch der Gewalt Satans, den ihr erwählt habt, damit ihr, mit ihm dem ewigen Verderben ausgeliefert, jene Erb-
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tem illam possideatis, 29ubi vermis non moritur et ignis non extinguitur29.“ Statimque de loco suo consurgens, arma spiritualia arripit, stolam collo inponit, ut eos anathematis vinculo astringat. Quo viso, principes salubri timore correpti, vestigiis eius advolvuntur, humiliter supplicantes, ut sententiam maledictionis huius suspendat et semel adhuc brevissimi spatium colloquii eis indulgeat. Annuit statim presul piissimus, stolaque deposita, resedit. Principes ergo, relictis in domo sacerdotibus, egressi, unanimiter fidem Christi, abdicatis idolatrie sordibus, receperunt, primusque Wirtschachus, nobilissimus eorum, ad servum Dei ingressus, hanc pro omnibus dedit rationem: „Ego, pater honorande, cum primatibus hunc locum regentibus, Deo inspirante, pari voto in hoc convenimus, ut sacrilegos istos sacerdotes, 30omnium malorum incentores30, longe a terminis nostris eliminemus teque ducem et preceptorem in viam salutis eterne avida mente sequamur.“ Et conversus ad eum, qui prius fuerat locutus, sacerdotem ait: „O miser et miserabilis, quid michi dii tui profuerunt, cum in arctissima compeditus custodia, mortis sententiam iam iamque prestolarer, sociis meis pridem crudeliter strangulatis, ubi visibiliter dominum et patrem meum Ottonem a vinculis me absolvere et desiderate libertati reddere aspexi? Nonne melius est michi Deo vivo et vero liberatori meo servire, quam lignis et lapidibus vita sensuque carentibus? Tu ergo cum tuis perge, quo volueris, et cave, ne amplius in finibus nostris compareas, quia domino nostro Iesu Christo regnante super nos, non est tibi et simulacris tuis locus in his regionibus!“ Quo audito, cuncti sacerdotes idolorum sine mora surgentes pernici fuga elapsi sunt, ita ut nullus eorum deinceps ibi comparuerit. Antistes autem Domini super hoc intimas Deo gratias exsolvens, confestim delubra idolorum cum suis destruere cepit. […] 20. Igitur confirmatis in fide et doctrina Domini Stetinensibus, cum vir Dei Uznoym redire disponeret, accedentes ad eum urbis eiusdem cives suppliciter rogabant, ut discordiam, que inter eos et ducem Wortizlaum, diabolo instigante, conflata erat, suo interventu dissolveret. Ad hec ille: „Faciam“, inquit, „ut vultis; sed peto legatos honorabiles ex parte vestra mecum dirigi, qui pacis huius munia vobis reportent, et si dux iuste aliquid habet querele, de obiectis rationem reddant.“ Confestim legati Stetinensium bono pastori assignantur, qui etiam non parvo in eadem via presuli almo fuere presidio. Nam duo pontifices idolorum viro Dei mortis laqueos intenderant et milites octoginta quatuor clam premiserant, qui eum observantes in reditu
29–29 30–30
Marc 9,43. Vgl. 2 Macc 4,1.
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schaft besitzt, 29wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.29“ Sofort stand er von seinem Platz auf, nahm die geistlichen Waffen, legte die Stola um den Hals, um jene mit dem Bann des Anathems zu belegen. Als das die Fürsten, von heilsamer Furcht beseelt, sehen, heften sie sich an seine Fußspuren und bitten demütig, er möge sein Verdammungsurteil noch aufschieben und denen noch einmal eine ganz kurze Frist zur Beratung gewähren. Der fromme Bischof stimmt sofort zu, legt die Stola wieder ab und setzt sich. Die Fürsten lassen die Priester im Haus und gehen hinaus; sie widersagen dem Götzendienst und nehmen einstimmig den Glauben Christi an; und als Erster geht Wirtschak, der edelste von ihnen, zum Gottesknecht hinein und gibt für alle die Begründung: „Ehrwürdiger Vater, ich habe mit den führenden Männern, die diesen Ort leiten, auf Eingebung Gottes einmütig vereinbart, jene gotteslästerlichen Priester, 30die Anstifter zu allem Unheil,30 weit von unsern Grenzen zu entfernen und dir als Führer und Lehrmeister entschlossen auf den Weg des ewigen Heils zu folgen.“ Und zu dem Priester gewandt, der zuvor gesprochen hatte, sagte er: „O du Armer und Elender, was haben mir deine Götter genützt, als ich in dem engen Kerker gefesselt war und mehr und mehr auf das Todesurteil wartete, da meine Gefährten schon früher umgebracht worden waren, bis ich sichtbar wahrnahm, dass mein Herr und Vater Otto mich aus den Fesseln löste und der ersehnten Freiheit zurückgab? Ist es nicht besser für mich, dem lebendigen Gott und meinem Befreier zu dienen als Holz und Steinen, die weder Leben noch Verstand haben? Geh du also, wohin du willst, und hüte dich, je wieder in unserm Gebiet zu erscheinen, denn da unser Herr Jesus Christus über uns herrscht, gibt es für dich und deine Bildwerke in dieser Gegend keinen Platz!“ Als die Götzenpriester das hörten, sprangen sie alle sofort auf und verschwanden in hurtiger Flucht, so dass künftig keiner von ihnen dort erblickt wurde. Der Bischof des Herrn aber stattete darüber Gott innigen Dank ab und begann sofort mit den Seinen die Götzentempel zu zerstören. […] 20. Als der Gottesmann beschloss, nach Usedom zurückzukehren, weil die Stettiner so im Glauben und in der Lehre gestärkt waren, kamen Bürger dieser Stadt zu ihm und baten inständig, er möge den Streit, der zwischen ihnen und Herzog Wartislaw auf Anstiften des Teufels entstanden war, durch seine Vermittlung schlichten. Darauf jener: „Ich tue das, wie ihr wollt; doch ich fordere, dass mir von eurer Seite ehrbare Gesandte gestellt werden, welche euch die Friedensbedingungen übermitteln und, wenn der Herzog berechtigte Klagen hat, über die Vorfälle Rechenschaft ablegen.“ Sofort werden dem guten Hirten die Gesandten der Stettiner benannt, die dem Bischof auf der Reise auch großen Schutz boten. Denn zwei Götzenbischöfe hatten dem Gottesmann Todesfallen gestellt und 84 Reiter heimlich vorausgesandt, die ihn bei der Rückkehr aufspüren und umbringen sowie seinen Kopf auf
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iugularent et caput eius palo infixum sibi remitterent. Sed non est sapientia, non est fortitudo, non est consilium contra Dominum.31 Nam et pius Otto, divina se protegente gratia, illesus exivit, et infideles illi laqueum et foveam, quam paraverant, inciderunt. […] Cum ergo milites octoginta quatuor a profano illo sacerdote idolorum, ut supra diximus, premissi virum Dei navigantem aspexissent, ex insidiis erumpentes, quo tenderet clamosa voce requirunt; respondentes legati Stetinenses, cur hoc inquirerent, vicissim percunctantur. At illi voces civium et amicorum suorum agnoscentes, gradum sistunt seque presentiam eorum illic nescisse fatentur. Illi vero e contra: „Antistes“, inquiunt, „Domini discordiam inter ducem et nos inveteratam dissolvere intendit, ideoque non patiemur eum quicquam molestie in hac via incurrere, sed mortem pro eo subire parati sumus. Ergo, si consultum vobis esse cupitis, via, qua venistis, quantocius revertimini.“ […]32 23. Igitur electus Dei pontifex cum legatis Stetinensium ad ducem Pomeranie tendens, urbem Gaminam adiit, ubi, occurrente sibi duce Wortizlao cum omni plebe, debita reverentia velut angelus Dei exceptus est. Cumque ecclesiam ingressus, solita Deo precum ymnorumque vota persolvisset, causam, pro qua venerat, tractare cepit, et uti bonus pastor gregi suo ubique prospiciens, in unitate semper divisa membra ecclesie paci studuit reformare. Dux autem piissimi apostoli sui verba, acsi celitus ad eum delata, suscipiens, benigne humiliterque respondit: „Tuum est, pater amantissime, quicquid dignatus fueris, non petendo a me, sed magis precipiendo exigere; et nos enim et omnia nostra tua sunt, quia in Christo Iesu per evangelium nos genuisti et tenebris ignorantie nostre eterni solis splendorem infudisti. Populus iste, pro quo petis, dure cervicis est nec Deum nec homines reveretur, multo iam tempore rapinis et latrociniis regnum meum vastando maculavit; sed tu, pastor dulcissime, efferos mitigasti de lupis agnos fecisti, ideoque pacis firmissime gaudia deinceps, te mediante, obtineant.“ Statimque legati Stetinensium vestigiis eius advoluti omnem prioris discordie occasionem penitus abdicarunt, pacisque osculo a duce percepto, beato pontifici debitas reconciliationis huius gratias egerunt; emptisque, prout volebant, necessariis, quod antea discordes nullo modo presumpserant, in sua ovantes remearunt. – Sed quia bonos semper insecuntur mali, et ut Ysaias33 ait, qui recessit a malo prede patuit, Ruotheni paganicis erroribus adhuc irretiti, audita Stetinensium conversione, graviter indignati, quod sine respectu et consilio eorum idolis renuntiantes christianam subissent legem, bello eos lacessere veriti non sunt;
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Prov 21,30. Der Missionserfolg in Wollin Herbord III 26, unten S. 466. Is 59,15.
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einem Pfahl aufgespießt bringen sollten. Doch es hilft keine Weisheit, kein Verstand, kein Rat wider den Herrn.31 Denn Otto wappnete sich mit der göttlichen Gnade und entkam unverletzt, doch jene Ungläubigen stürzten in die Stricke und in die Grube, die sie ihm bereitet hatten. […] Sobald also die 84 Bewaffneten, die wie gesagt vom gottlosen Götzenpriester vorausgeschickt waren, den Gottesmann im Schiff kommen sehen, brechen sie aus ihrem Hinterhalt hervor und fragen mit lärmender Stimme, wohin er ziehe; da antworten die Boten der Stettiner, indem sie ihrerseits fragten, warum sie das fragten. Doch jene erkennen die Stimmen ihrer Bürger und Freunde, halten ihren Schritt inne und geben zu, sie hätten von ihrer Gegenwart dort nichts gewusst. Jene jedoch sagen: „Der Bischof des Herrn will den uralten Streit zwischen dem Herzog und uns schlichten; deshalb dulden wir nicht, dass ihm irgendetwas auf diesem Weg in die Quere kommt, sondern sind bereit, für ihn in den Tod zu gehen. Wenn ihr einen guten Rat haben wollt, dann kehrt schleunigst zurück auf dem Weg, den ihr gekommen seid.“ […]32 23. Der erwählte Bischof Gottes zog also mit den Gesandten Stettins zum Herzog von Pommern und kam zur Burg Kammin, wo ihm Herzog Wartislaw mit allem Volk entgegenkam und er mit gebührender Verehrung wie ein Engel Gottes empfangen wurde. Als er die Kirche betreten und seine gewohnten Gebete mit Bitten und Psalmen verrichtet hatte, begann er die Sache, wegen der er gekommen war, zu behandeln, und wie ein guter Hirte überall für seine Herde sorgend bemühte er sich immer, die geteilten Glieder der Kirche wieder in Frieden zu einen. Der Herzog aber nahm die Worte des Apostels auf, als ob sie ihm vom Himmel gesandt wären, und antwortete gütig und demütig: „Es steht dir zu, liebster Vater, alles, was du wünschst, nicht als Bitte, sondern mehr als Befehl von mir zu fordern; wir und all unsere Habe sind ja dein, weil du das Evangelium gebracht und in die Finsternis unserer Unwissenheit den Glanz der ewigen Sonne gegossen hast. Dieses Volk, für das du bittest, ist hartnäckig, ehrt weder Gott noch Menschen und hat lange Zeit mein Reich mit Raub und Diebstahl verwüstet, doch du, süßester Hirte, hast die Wilden aus Wölfen zu Lämmern gemacht, deshalb sollen sie auf deine Vermittlung hin die Freuden sichersten Friedens erhalten.“ Da fielen die Gesandten der Stettiner ihm sofort zu Füßen, entsagten gänzlich jeglichem Anlass zu früherem Streit, und als man den Friedenskuss vom Herzog erhalten hatte, sagten sie dem seligen Bischof Dank für seine Wiederversöhnung; sie kauften das Nötige, wie sie wollten, was sie zuvor in Zwietracht überhaupt nicht gewagt hatten, und kehrten frohlockend nach Hause zurück. – Doch weil die Bösen stets die Guten verfolgen, und wie Jesaja33 sagt: Wer das Böse meidet, wird ausgeraubt: Die Rügener, noch im Irrglauben gefangen, hörten von der Bekehrung der Stettiner und waren sehr verstimmt, dass jene ohne Rücksicht auf sie und ihren Rat den Götzen widersagt und das christliche Gebot auf sich genommen hätten; daher scheuen
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et coadunato grandi exercitu, ripas fluminis obsident, aciem horrisono armorum apparatu instructam statuunt, et ubi sit Deus eorum, vel si invocantibus se succurrere possit, insano clamore perquirunt. Illi autem vexillum dominice crucis preferentes, primo impetu eos in fugam propellunt. Sequenti nichilominus die, velut canes reversi, iterum christianis bellum indicunt. Sed eodem modo victi et confusi terga vertunt. Tertia die usque ad internicionem deleti, exclamant Deum christianorum invictum esse et, si parceretur eis, nequaquam ulterius temere quid acturos; moxque parcentibus christianis dimissi, cum timore magno et confusione in sua singuli regrediuntur. Antistes autem Domini bona pro malis reddere satagens, eosdem Ruothenos, qui plebem adhuc in fide neophitam bello turbare non timuerant, christianis legibus imbuere desiderabat. At illi indurata fronte sepius ei per legatos suos denuntiabant, quia si ipse vel quisquam suorum fines Ruothenie predicandi gratia adire presumeret, sine mora, capitibus amputatis, ad lacerandum bestiis exponerentur. Sed ut scriptum est: Iustus quasi leo confidens absque timore erit34, piissimus pater alacri devotionis fervore semen fidei Ruothenis spargere disponebat, non veritus incredule gentis experiri feritatem; amator enim Christi ardentissimus 35dulcem vitam pro dulcissimo Iesu fundere35 iam olim siciebat. Audiens vero archiepiscopum Danorum36, qui dominabatur super eos, edicto domini apostolici predicatorem eis directum, nullo modo sine consensu et voluntate eius id agendum censuit. Unde legatum fidelem Iwanum nomine Danorum pontifici direxit, qui sollicite investigaret, si iuxta mandatum apostolici Ruothenis verbum salutis erogare disponeret, vel si eum sponte se ingerentem opus evangelici vice sua aggredi mallet; per quem etiam more suo, quia liberalissimus semper erat, prefato Danorum presuli balsamum novum cum stola preciosa transmisit. Iwanus vero tarde post sex ebdomadarum circulum reversus, responsum archiepiscopi retulit, videlicet se cum principibus terre sue et natu maioribus, quid de his censeant, proxima synodo collaturum, hocque sibi quantocius legatione fida designaturum. Sed et naviculam butyro refertam idem archiepiscopus beato patri nostro pro munere direxit. 24. Interea gloriosissimus rex Lotharius ceterique principes diuturnam eius absenciam egre ferentes utpote qui consiliis et piis actibus pre ceteris tunc episcopis regnum nobilitare consueverat, auctoritate sua ei, ut celerius
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Prov 28,1. Vgl. Vita Adalberti 30, oben S. 66. 36 Asser, Erzbischof von Lund (1089 –1137). Die Zuständigkeit für Rügen war nur formal. Ab der dänischen Mission Rügens 1168 gehörte die Insel zum Bistum Roskilde. 35–35
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sie sich nicht, diese zum Krieg zu reizen; sie sammeln ein großes Heer, belagern die Ufer des Flusses, sie stellen eine Truppe auf, ausgerüstet mit Schrecken erregender Ausrüstung an Waffen, und fragen mit heillosem Lärm, wo denn deren Gott sei und ob er ihnen, wenn sie ihn anrufen, zu Hilfe kommen könne. Jene aber tragen das Siegeszeichen des Kreuzes des Herrn vor sich her und schlagen sie im ersten Ansturm in die Flucht. Am folgenden Tag kehren sie gleichermaßen wie Hunde zurück und sagen den Christen erneut den Kampf an. Sie werden in gleicher Weise besiegt und wenden sich verwirrt zur Flucht. Am dritten Tag werden sie vernichtend geschlagen und rufen aus, der Christengott sei unbesiegbar und wenn er sie verschone, würden sie künftig nichts unüberlegt tun; die Christen verschonen und entlassen sie, und bald kehren sie in großer Furcht und Verwirrung einzeln in ihre Heimat zurück. Der Bischof des Herrn fand sein Genüge darin, das Böse mit Gutem zu vergelten, und wünschte, diese Rügener, die sich nicht gescheut hatten, das im Glauben erst neubekehrte Volk zu verwirren, in die christlichen Gebote einzuweihen. Doch jene ließen mit verhärtetem Sinn öfter durch ihre Boten vermelden, wenn er oder einer von den Seinen das Gebiet der Rügener zum Predigen zu besuchen wage, würden ihnen unverzüglich die Köpfe abgeschlagen und sie den wilden Tieren zum Zerfleischen vorgeworfen werden. Doch es steht geschrieben: Der Gerechte ist getrost wie ein junger Löwe34; also beschloss der fromme Vater in feuriger Leidenschaft seiner Hingabe, den Rügenern den Samen des Glaubens auszustreuen, und fürchtete nicht, die Wildheit des ungläubigen Stammes herauszufordern; als feuriger Freund Christi dürstete er schon seit langem danach, 35sein süßes Leben für den allersüßesten Jesus dahinzugeben.35 Er hörte aber, der Erzbischof der Dänen,36 der über sie herrschte, sei durch Erlass des Herrn Papstes ihnen als Prediger zugewiesen worden, und er meinte, er könne ohne dessen Zustimmung und Erlaubnis keinesfalls dieses tun. Daher schickte er seinen treuen Botschafter Iwan zum Dänenbischof, der sorgfältig prüfen sollte, ob jener plane, entsprechend dem Befehl des Papstes den Rügenern das Wort des Heiles zu spenden, oder ob jener lieber wolle, dass er sich einmische und freiwillig das Werk des Evangeliums an seiner statt beginne; durch ihn übersandte er auch nach seiner Art, weil er stets äußerst freigebig war, dem Dänenbischof frischen Balsam mit einer kostbaren Stola. Iwan kehrte spät nach Ablauf von sechs Wochen zurück und brachte die Antwort des Erzbischofs, er werde sich mit den Fürsten seines Landes und den Adligen auf der nächsten Synode beraten, was sie dazu meinten, dies würde er ihnen unverzüglich in zuverlässiger Botschaft mitteilen. Doch auch ein Schiffchen, gefüllt mit Butter, schickte der Erzbischof unserm Vater als Gefälligkeit. 24. Inzwischen wurden der ruhmreiche König Lothar und die anderen Fürsten ungehalten über seine lange Abwesenheit, da er gewohnt gewesen war, dass jener damals durch seine Ratschläge und frommen Taten vor den
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redeat, precipiendo simul et petendo mandavit, adeo ut ipse rex, qui arctius eum diligebat, iureiurando affirmaret se res ecclesiasticas in suum redigere velle dominium, nisi quantocius sponsam suam ecclesiam Babenbergensem diu viduatam pastor pius desiderato reditu consolando recrearet. Apostolus itaque Pomeranorum his legationibus contraire non valens, antequam responsum archiepiscopi Danorum reciperet, ad sedem suam redire compulsus est. Visitatis ergo circumcirca fidelibus et in fide confirmatis, Christo, cui crediderant, eos commendans, iter cum suis aggressus est. […]37 26. Igitur completo cursu presentis vite in senectute bona, cum iam tempus38 adesset, ut fidelis dispensator summi patris familias 39in gaudium Domini sui intraret39, pius Otto dolore corporis, id est fluxu sanguinis, vehemensissime tactus est, ut velut aurum in camino egritudinis purgatus, introire mereretur aulam, que nullam recipit maculam. Sed ipse memor scripture dicentis: Quem diligit Dominus, corripit40, et in alio loco ipsum Dominum loquentem: Ego, quos amo, arguo et castigo41, gratias agebat in infirmitatibus suis, regemque glorie in decore suo videre desiderans, exitum suum Deo ac beato Michaeli sanctoque Iohanni apostolo, quos speciales sibi patronos elegerat, cottidianis suspiriis attencius commendabat. Tantum vero lumen ecclesie dum infirmando obscurari cepisset, Christi fidelibus, omni tempore dulcissimo eius affectu et provisione enutritis, inestimabilem meroris fletusque caliginem obduxit. Sed pius pater filiorum lacrimas, quantum poterat, consolando tergebat, tantaque virtute artus morbo fatiscentes spiritui servire cogebat, ut, excepta dormitionis sue die, non lecto decumberet, sed cottidie in sede sua residens, interdum quoque baculo sustentante procedens, psalmis et orationibus vacaret, quodque rarum est, etiam oleo infirmorum non iacendo, sed sedendo perungeretur. Adveniente igitur festivitate sacratissima apostolorum Petri et Pauli, cernens diem vocationis instare, Egilbertum, maioris ecclesie decanum, qui ei in episcopatu successit, evocat. Cui, astantibus religiosis abbatibus et presbiteris, omnia sua commendavit dicens: „Hodie natalitius dies est domini mei principis apostolorum Petri, cui, queso, res a Deo michi donatas offerte, ut ipse michi 42ianuam regni celestis aperire42 et cum collega suo, magistro gentium Paulo, me illuc quantocius dignetur introducere. Locum requiecionis mee, montem videlicet patroni mei beati Michahelis archangeli, quasi viscera mea, fovete, et tam in spiri-
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Die Vision vom Tod Ottos hier ausgelassen. Juni 1139. 39–39 Vgl. Matth 25,21. 40 Prov 3,12. 41 Apoc 3,19. 42–42 Vgl. Ps 77,23. 38
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anderen Bischöfen das Reich berühmt machte; kraft seiner Amtsgewalt ersuchte er ihn, gleichzeitig mit Befehl und Bitte, unverzüglich heimzukommen, in der Weise, dass der König selbst, der ihn innig liebte, unter Eid versicherte, er wolle den kirchlichen Besitz in seine eigene Herrschaft übernehmen, wenn jener nicht unverzüglich seine Braut, die Kirche von Bamberg, die so lange verwaist war, als frommer Hirte mit seiner ersehnten Heimkehr trösten und kräftigen würde. Der Apostel der Pommern konnte sich solchen Botschaften nicht versagen und war daher gezwungen, bevor er die Antwort des Erzbischofs der Dänen hatte, zu seinem Bischofssitz heimzukehren. Er besuchte also die Gläubigen ringsum und stärkte sie im Glauben, vertraute sie Christus an, zu dem sie im Glauben gekommen waren, und machte sich mit den Seinen auf die Reise. […]37 26. Als nun Otto den Lauf seines hiesigen Lebens in gutem Alter vollendet hatte und die Zeit38 da war, dass der treue Verwalter des höchsten Familienvaters 39in die Freuden seines Herrn eingehen sollte,39 wurde er sehr heftig von körperlichen Schmerzen, und zwar vom Schlagfluss getroffen, so dass er, wie Gold im Feuer der Krankheit geläutert, verdiente, in die Halle einzutreten, die keinen Makel kennt. Doch eingedenk der Schrift, die da sagt: Welchen der Herr liebt, den straft er,40 und an anderer Stelle, wo der Herr selbst sagt: Welche ich lieb habe, die strafe und züchtige ich,41 sagte er Dank in seiner Krankheit und verlangte, den König der Herrlichkeit in seinem Glanz zu sehen, und empfahl angelegentlich sein Ende mit täglichen Seufzern Gott, dem heiligen Michael und dem heiligen Apostel Johannes, die er sich als besondere Schutzherren erwählt hatte. Als aber dieses große Licht der Kirche in der Krankheit immer schwächer wurde, brachte das den Christgläubigen, die er allezeit mit süßester Liebe und Fürsorge gepflegt hatte, unabschätzbaren Kummer und die Dunkelheit des Weinens. Doch der fromme Vater wusch die Tränen seiner Söhne so gut er konnte tröstend ab und zwang seine von der Krankheit ermattenden Glieder, dem Geist zu gehorchen, so dass er, ausgenommen den Tag seines Entschlafens, nicht zu Bett lag, sondern täglich in seinem Stuhl sitzend, bisweilen auch auf seinen Stock gestützt gehend sich Zeit nahm für Psalmen und Gebete, und, was selten ist, auch mit dem Öl der Krankensalbung nicht liegend, sondern sitzend gesalbt wurde. Als nun das Hochfest der Apostel Petrus und Paulus kommt, sieht er, dass der Tag der Heimholung bevorsteht; daher beruft er Eilbert, den Domdekan, der ihm im Bischofsamt folgte. Im Beisein der Ordensäbte und Priester übergibt er ihm alles und sagt: „Heute ist der Geburtstag meines Herrn, des Apostels Petrus, ihm übergebt bitte die Dinge, die mir von Gott geschenkt wurden, damit er mir 42das Tor zum himmlischen Reich öffne42 und mit seinem Gefährten, dem Lehrmeister der Heidenvölker Paulus, sich herbeilässt, mich baldigst zu empfangen. Den Ort meiner Ruhe, also den Berg meines Schutzherrn, des seligen Erzengels Michael, pflegt wie meine
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tualibus quam etiam temporalibus profectui eius in consolationem anime mee omnimodis invigilate! Scitis enim, quam exiguus et tenuis omnique monastice religionis vigore destitutus hic locus a me sit inventus et quomodo, cooperante Deo, per ministerium meum ad tantum spiritualis vite culmen profecerit, ut speculum et gemma omnium in hac regione monasteriorum a cunctis censeatur. Prestet Dominus, ut nomen hoc inviolabile usque ad finem obtineat, cunctisque fidem ei et reverentiam servantibus pax et benedictio hic et in eternum a Deo recompensetur! De cetero dilectionem vestram cum universo ovili meo summo pastori, qui vos michi assignare dignatus est, commendo. Ipse vos integros michi reconsignet in requie claritatis eterne!“ Et data super eos benedictione, non sine lacrimis paternum amorem testantibus emisit, sumptoque misterii salutaris viatico, pervigil in orationibus excubabat, ut pulsanti et vacanti Domino cum exultatione aperiret. Nocte ergo, qua festivitas sancti Pauli apostoli agebatur, in supremo spiritu constitutus et iam carne premortuus, corde tamen et flagrantissima voluntate divinis intendebat laudibus, ita ut clericis matutinale coram eo officium personantibus, ille elevatis manibus sursumque oculis desideranter erectis, ad singulas lectiones voce, qua poterat, „Deo gratias“ responderet.43 Sicque pius Otto feria sexta hora diei prima spiritum Deo reddens, beatis sedibus et semper carissimo tandem perfruitur Christo. – Et iam 44fama volans tanti prenuntia luctus44 non solum vicina, sed et remotiora queque monasteria, iugiter ab necessariis vite adminiculis sustentata, inestimabili perculit mestitia. […]
Conclusio operis totius Sunt et alia multa beati presulis gesta, que scripto comprehendi non possunt, sed ab illo comprehensa et dinumerata sunt, qui et hic bonorum eius operum aspirator et illic fidelis dinoscitur remunerator. Qui etiam non sine causa gloriosum eius transitum in festivitate sancti Pauli apostoli disposuit, set, ut cunctorum sapientum iudicio diffinitum est, quia beatus ille senectutem suam in apostolatu remotissimarum gentium pro amore Dei fatigare non dubitavit, etiam laboris sui premium in eius solempni natalitio, qui proprie magister et predicator est gentium, percipere meruit. Dignum enim erat, ut sicut doctorem gentium specialius pre ceteris imitari studuit, ita etiam
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Im Breviarium Romanum folgt in der Matutin am Ende jeder Lesung auf den Vers: Tu autem Domine, miserere nobis die Antwort: Deo gratias. 44–44 Verg. Aen. XI 139.
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Gebeine, und wacht im Geistlichen wie im Zeitlichen zum Trost meiner Seele stets auf seinen Fortschritt! Ihr wisst ja, wie klein und unscheinbar und von jeder Kraft monastischen Lebens verlassen dieser Ort von mir vorgefunden wurde und wie er mit Gottes Wirken durch meinen Dienst zu solchem Gipfel geistlichen Lebens geführt wurde, dass er von allen als Spiegel und Perle aller Klöster in dieser Gegend angesehen wird. Der Herr möge es geben, dass dieser Name unverletzlich bis zum Ende bleibt und allen, die ihm Treue und Hochachtung bewahren, Friede und Segen hier und in Ewigkeit von Gott vergolten wird! Im Übrigen empfehle ich eure Liebe mit meinem ganzen Schafstall dem Höchsten Hirten, der sich herabgelassen hat, mich euch zuzuweisen. Er möge euch heil in der Ruhe der ewigen Klarheit mir zuweisen!“ Dann erteilte er ihnen den Segen, und mit Tränen, die seine väterliche Liebe bezeugten, entließ er sie; er nahm die Wegzehrung des Mysteriums des Heils, legte sich wach im Gebet nieder, um dem Herrn, wenn er klopft und ihn ruft, mit Jubel zu öffnen. In der Nacht, in der das Fest des heiligen Apostels Paulus begangen wird, war er bei klarstem Bewusstsein, doch dem Leibe nach kurz vor dem Tod; dennoch nach seinem Herzen und dem feurigen Willen wollte er an dem heiligen Morgenlob teilnehmen, so dass er, als die Geistlichen das nächtliche Offizium vor ihm sangen, mit erhobenen Händen und erwartungsvoll nach oben gerichteten Augen nach den einzelnen Lesungen, soweit es seine Stimme zuließ, „Deo gratias“ [Gott sei Dank] antwortete43. So gibt Otto am Freitag in der ersten Stunde des Tages Gott seinen Geist zurück und erfreut sich endlich der seligen Wohnungen und des immer hochgeliebten Christus. – 44Fama im Fluge nunmehr, Vorbotin des schrecklichen Jammers44 erschütterte mit unermesslicher Trauer nicht nur die nahe gelegenen, sondern auch die entfernteren Klöster, die von ihm stets mit den lebensnotwendigen Hilfen bedacht worden waren. […]
Abschluss des ganzen Werkes Vita des Ebo von Michelsberg, Abschluss
Es gibt noch viele andere Taten des seligen Bischofs, die man nicht in dieser Schrift zusammenfassen kann, sondern die von Dem erfasst und gezählt wurden, der hier als Helfer all seiner guten Taten und dort als treuer Entlohner bekannt ist. Er hat auch nicht ohne Grund seinen Heimgang auf das Fest des heiligen Apostels Paulus festgelegt, doch wie nach dem Urteil aller Weisen feststeht, dass jener Selige nicht gezögert hat, im Apostelamt der fernsten Stämme aus Liebe zu Gott sein hohes Alter nicht zur Ruhe kommen zu lassen, so hat er auch verdient, den Lohn für seine Mühe am Geburtsfest dessen zu erhalten, der eigentlich Lehrmeister und Prediger aller Völker ist. Es war angemessen, dass er, wie er dem Lehrmeister der Heiden in besonderer Wei-
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unum et parem cum eo habeat natalem. Gaudeat ergo Babenbergensis ecclesia tanti pastoris auctoritate illustrata, letentur monachorum caterve, singularis huius patroni vigilantia ad tantum religionis culmen provecte, exsultet precipue mons archangeli Michaelis tam pretiosi corporis sepultura dedicatus et ex membris eius tanquam margaritis ornatus, iubilet etiam in letitia cantans canticum novum apostolo suo omnis Pomerania, quia ipsius gratie ascribitur, quod illorum ecclesia nova semper sobole fecundatur. Impletum est in eo, quod electis veritas repromittit dicens: Fortitudinem gentium comeditis, et gloria eorum superbietis45, et quod sequitur: Propter hoc in terra sua duplicia possidebunt, letitia sempiterna erit eis46. Terra enim electorum est proprie terra viventium, ubi beatus ille duplicia possidebit, quia non solum pro commisso sibi talento in Babenbergensi ecclesia duplicato, sed etiam pro alia, quam de gentibus Christo acquisivit sponsa, reposita est ei corona iustitie. Nam cum 47Petrus Iudeam, Paulus Greciam, Andreas Achaiam, Iohannes Asiam, Thomas Indiam, Gregorius Angliam47 ceterique dominici gregis arietes singuli suos eterno iudici reportant manipulos, Otto etiam inter eos Pomeraniam gaudens adducet, et cum preposito paradisi Michaele, cui vivens specialius servire non desiit et corpore etiam moriens adherere maluit, in tabernaculo Dei iugiter habitabit. Sciens enim, quia paradisum intrare non poterit, qui prepositum eius Michaelem placatum non habuerit, tanta se ei devotione et corpore et anima per omnia studuit applicare, ut litteris etiam ad apostolicum Innocentium missis locum sepulture sue in basilica sancti Michaelis auctoritate eius firmaret, ne scilicet canonici maioris ecclesie tam pretiosum huic monti violenter abriperent thesaurum. Ecce, quod concupivit, iam videt, quod speravit, tenet. Illi est iunctus in celis, quem tota mente dilexit in terris, cum quo assidua intercessione alumpnis suis patronizari dignetur, ut eum subsequi ad patriam claritatis eterne valeamus, prestante domino Iesu Christo, qui vivit et regnat in secula seculorum. Amen.
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Is 61,6. Is 35,10. 47–47 So teilt die Überlieferung seit dem 4. Jahrhundert die Missionsbezirke der Apostel ein. England ist erst seit Gregor I. (597) einbezogen. 46
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se vor den anderen nachzueifern suchte, auch denselben Geburtstag mit ihm hätte. Es freue sich also die Kirche von Bamberg, erlaucht durch das Ansehen eines solchen Oberhirten; froh seien die Scharen der Mönche, die durch die Wachsamkeit dieses außerordentlichen Schutzherrn zu solchem Gipfel monastischen Lebens geführt wurden; es jauchze besonders der St. Michelsberg, geweiht als Begräbnisstätte seines so kostbaren Leibes und geschmückt mit seinen Gebeinen wie mit Perlen; jubeln soll auch ganz Pommern und vor Freude das neue Lied singen über seinen Apostel, denn seiner Gnade wird zugeschrieben, dass deren Kirche stets durch einen neuen Spross bereichert wird! Vollendet ist in ihr, was die Wahrheit den Erwählten versprochen hat: Ihr werdet der Heiden Güter essen und in ihrer Herrlichkeit euch rühmen,45 und was folgt: Denn sie sollen Zwiefältiges besitzen in ihrem Lande, sie sollen ewige Freude haben.46 Das Land der Erwählten ist das eigentliche Land der Lebendigen, wo jener Heilige Zwiefältiges besitzen wird; weil er nicht nur das ihm anvertraute Pfund in der Kirche von Bamberg verdoppelt, sondern auch das andere aus den Heidenvölkern für Christus als Braut erworben hat, ist für ihn die Krone der Gerechtigkeit bereitgelegt. Denn während 47 Petrus Judäa, Paulus Griechenland, Andreas Achaja, Johannes Asien, Thomas Indien, Gregor England47 und die übrigen Widder der Herde des Herrn einzeln dem ewigen Richter ihre Garben darbringen, wird ihm auch Otto mit diesen fröhlich Pommern zuführen, und mit dem Wächter des Paradieses Michael, dem er zu Lebzeiten besonders zu dienen nicht müde wurde, wollte er auch im Tode liebend gern dem Leibe nach verbunden sein; und wird er stets im Zelte Gottes wohnen. Er wusste ja, dass er ins Paradies eintreten könne, wenn er dessen Wächter Michael gnädig gestimmt hätte; darum suchte er sich ihm mit solcher Hingabe an Leib und Seele in allem anzunähern, dass er auch an Papst Innozenz einen Brief schickte, er möge mit seiner Autorität den Ort seines Begräbnisses in der Basilika St. Michael bestätigen, damit die Kanoniker der Hauptkirche nicht den so kostbaren Schatz diesem Berg gewaltsam entzögen. Seht, was er wollte, das schaut er nun, was er erhoffte, hält er in der Hand! Ihm ist er im Himmel verbunden, den er auf Erden mit ganzem Herzen geliebt hat, mit dem er sich herbeigelassen hat, in ständigem Einschreiten seine Schüler zu beschützen, so dass wir ihm zur Heimat ewiger Klarheit folgen können mit der Hilfe unseres Herrn Jesus Christus, der lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Edd.: J. Wikarjak, 1974, MPH s. n. VII 3, S. 3 – 212; R. Köpke, 1868, MGH SS rer. Germ. 33 – dt. Übers.: H. Prutz, 1894, GdtVz 55; Albrecht/Buske (siehe Lit. Verz.) nur Auswahl; poln.: J. Wikarjak, (wie Prüfening) nur Auswahl.
TABULA TITULORUM
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Liber primus Dyalogus loco prohemii in vitam beati Ottonis episcopi Narracio 1. De mirabili benignitate beati Ottonis episcopi. 2. Quod duplex esse debeat racio benignitatis secundum duplicem indigencie racionem. 3. Quam mala sit temeraria largitas, quia vilem facit datorem et eum, cui datur. 4. De modo benignitatis ex archa venientis. 5. Duo esse genera largorum, et qui ex hiis prodigi. 6. Quis largorum liberalis dici possit. 7. De discrecione beati Ottonis episcopi, quam habuit in tribuendo. 8. De prerogativa honorificencie, quam acquisivit ecclesie sue. (P I 7; E I 11)2 9. De pericia ipsius et industria in rebus communibus. 10. De gracia et suavitate predicacionis eius. 11. Quod magis elegerit benefacere quam benedicere in ecclesia. 12. De primiciis operum eius in episcopio Herbipolensi et Babenbergensi. 13. De operibus eius in episcopatu Ratisponensi. 14. De operibus eius in Halberstatensi episcopatu. 15. De operibus eius in episcopatu Pataviensi. 16. De operibus eius in patriarchatu Aquileiensi. 17. De quinque cellulis, quas fecit in diversis parrochiis. 18. Quid intencionis habuerit, quid racionis de hiis operibus interrogatus reddere solitus fuerit. 19. De confirmacione monasteriorum suorum per scripta Romani pontificis Calixti. (P I 21) 20. De inmutabilitate et confirmacione ordinis monastici seu canonici per eadem monasteria ex privilegio Innocencii pape. (P I 22) 1
Einige Handschriften setzen die Überschriften zusätzlich auch bei den jeweiligen Kapiteln. Die Kapiteleinteilung ist in den Handschriften infolge von Zusammenfassungen nicht einheitlich.
KAPITELVERZEICHNIS Buch I Anstelle eines Vorworts Dialog zum Leben des seligen Bischofs Otto Erzählung Dialog des Herbord von Michelsberg
1. Die wunderbare Güte des seligen Bischofs Otto. 2. Güte muss entsprechend der doppelten Art der Bedürftigkeit eine doppelte Art haben. 3. Unbedachte Freigebigkeit ist schlecht, denn sie macht Geber und Bedachten wohlfeil. 4. Die Art der Güte, die aus der Schatztruhe kommt. 5. Die beiden Arten: die der Freigebigen und die der Verschwender. 6. Welcher Freigebige freizügig genannt werden kann. 7. Das Maßhalten des Bischofs Otto beim Austeilen. 8. Der Vorrang der Ehrenhaftigkeit angewendet bei seiner Kirche. 9. Seine Erfahrung und sein Eifer bei Allgemeinem. 10. Die Güte und Liebenswürdigkeit seiner Predigt. 11. Seine Bevorzugung des Wohltuns vor dem Wohlreden in der Kirche. 12. Sein erstes Wirken in den Bistümern Würzburg und Bamberg. 13. Sein Wirken im Bistum Regensburg. 14. Sein Wirken im Bistum Halberstadt. 15. Sein Wirken im Bistum Passau. 16. Sein Wirken im Patriarchat Aquileja. 17. Die Gründung von fünf Zellen in verschiedenen Diözesen. 18. Welche Absicht er hatte, welche Rechenschaft er auf Befragen von seinem Wirken zu geben pflegte. 19. Bestätigung seiner Klöster durch ein Schriftstück des Papstes Kalixt. 20. Unveränderbarkeit und Bestätigung der Verfassung von Mönchsklöstern und Kanonikerstiften durch ein Privileg des Papstes Innozenz.
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Hinweis auf die Parallelüberlieferung (P = Prüfening; E = Ebo).
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21. De reedificacione cathedralis ecclesie post incendium. 22. De reparacione ac melioracione monasterii ac tocius cenobii sancti Michahelis. (P I 23 f.; E I 18) 23. Quam honorifice mundo ac regibus mundi reddiderit ea, que illorum sunt. 24. Quod stipendia episcopalis mense numquam in aliquo minuerit. 25. De privilegio Calixti pape sancientis nulli mortalium licere religiosa opera eius vel instituta cassare. (P I 29) 26. Quomodo auxerit rem familiarem episcopii in temporalibus. 27. Quanta diligencia et parsimonia res ecclesie servaverit. 28. De ipsius parsimonia et frugalitate. 29. De consuetudine corporalis discipline. 30. De flagello infirmitatis eius, et quid inde boni provenerit. 31. De fame ac sterilitate annorum et in hiis de ipsius operibus. 32. De muliere mortua ad cimiterium portavit. 33. De propensioribus eius postea elemosinis. 34. De cooperimento valde precioso, quod super leprosum poni precepit. 35. De fabro et de eius terribilibus sagittis. 36. De furto equorum et negocio institoris. 37. De rege Ungarico et auro, quod ei misit. 38. De filia regis Ungarici. 39. De singulari clemencia Ottonis ad monachos sancti Michahelis. 40. De dedicacione monasterii sancti Michahelis. 41. De infirmitate ac transitu episcopi. (E III 26) 42. De Imbricone Wirzeburgensi episcopo et eius lamentacione in exequiis beati Ottonis.
Liber secundus Prohemium 1. De situ et moribus hominum Pomeranice provincie. 2. De Boleslao duce Polonie, et ex quibus causis predicacio illius gentis orta sit. 3. De actibus et bellis Bolezlai ducis. 4. De bello et pace Ruthenorum cum duce Bolezlao – Quomodo Bolezlaus per ductorem milicie sue Petrum Ruthenos capto rege circumvenerit. 5. Quo modo dux Bolezlaus Pomeranos expugnaverit. 6. Quo modo expugnatos ad christianismum coegerit et Ottonem episcopum evangelistam et predicatorem eis acquisiverit. 7. Quam pronum se Otto beatissimus ad hoc opus exhibuerit. (P II 1) 8. Quo tempore, qua via illuc properaverit. (P II 1; E II 3)
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21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42.
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Wiederaufbau der Kathedralkirche nach einem Brand. Reparatur und Vergrößerung des Klosterkomplexes St. Michael. Ehrenvolle Erstattung des Ihrigen der Welt und der weltlichen Könige. Keinerlei Minderung der Leistungen an die Bischofstafel. Privileg von Papst Kalixt über Verbot, dass Menschen monastische Werke oder Institute auflassen. Vermehrung des weltlichen Besitzes des Bistums. Sorgfältiges Sparen zum Bewahren von Kirchenvermögen. Seine Sparsamkeit und Einfachheit. Körperliche Zuchtmaßnahmen. Die Geißel einer Erkrankung und die guten Folgen. Hunger und Unfruchtbarkeit des Getreides und sein Handeln dagegen. Verbringen einer toten Frau auf den Friedhof. Seine Vorkehrungen danach mit Almosen. Eine kostbare Bettdecke als Gabe für einen Aussätzigen. Der Handwerker und seine schrecklichen Pfeile. Pferdediebstahl und das Geschäft des Kaufmanns. Der König von Ungarn und sein Goldgeschenk. Die Tochter des Königs von Ungarn. Ottos einzigartige Güte gegenüber den Mönchen von St. Michael. Die Weihe des St. Michael-Klosters. Krankheit und Hinscheiden des Bischofs. Embrikos, des Bischofs von Würzburg, Leichenpredigt bei der Trauerfeier für den seligen Otto.
Buch II Vorwort 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
Lage und Sitten der Leute im Pommernland. Boleslaw, Herzog von Polen, und die Gründe für die dortige Predigt. Taten und Kriege Herzog Boleslaws. Krieg und Frieden der Ruthenen mit Herzog Boleslaw – Gefangennahme des Ruthenenkönigs durch Boleslaws Heerführer Peter. Herzog Boleslaws Niederwerfung der Pommern. Nach der Niederwerfung Zwangsbekehrung zum Christentum. Gewinnung Bischof Ottos zu Mission und Predigt. Wie gern sich Otto auf dieses Werk einließ. Zeit und Reiseroute dorthin.
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9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27.
28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37.
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Quid auxilii, quid presidii habuerit in duce Polonie. (P II 2; E II 4) De horrore et difficultate vie transita Polonia. (P II 2; E II 4) De occursu Pomeranici ducis et metu clericorum. (P II 2; E II 4) De mutua salutacione ducis et episcopi. (E II 4) De primiciis operum eius, transito fluvio, qui limes est Pomeranorum. (P II 4 ; E II 4) Quomodo susceptus sit apud Pirissam civitatem ducis et quid ibi fecerit. (P II 4; E II 5) De inceptione sermonis eius in eodem loco. De forma et disciplina baptizandi. (E II 5) Quantum temporis fecerit in eodem loco. De sermone, quem habuit ad primitivam ecclesiam illam, cum ab ea discederet, in eodem loco. De progressu eius in Caminam civitatem, ubi erat uxor ducis, et de bonitate ac fide ipsius matrone. (P II 4 ; E II 5) De multitudine baptizandorum et de instantia et labore baptistarum. De gaudio ducis supervenientis et ipsius devocione. De duce abdicante viginti quatuor concubinas suas. De improbitate cuiusdam matris familias in die dominica metentis agrum suum apud Caminam. (P II 14; E II 6) De proveccione ipsius cum tremore Iulinam et quomodo illic vapulaverint omnes. (P II 5 f.; E II 7 f.) Quomodo post vapulacionem prudenciores de rebus fidei consilium habuerint cum episcopo. (P II 7; E II 7) Quomodo infecto negocio, dimissa Iulina, Stetinam navigaverit, et de contradiccione, quam et ibi sustinuit. (P II 7 f.; E II 8) Quomodo post longa tedia verbum predicacionis a duobus pueris ceptum et promotum sit, interim dum legati mittuntur ad ducem Polonie propter contradiccionem civitatis. (P II 9; E II 9) De matre ipsorum puerorum. (P II 9; E II 9) Quomodo pueri pueros attraxerint, et de patre, qui domi aberat. De reditu nunciorum a duce Polonie et scriptis eius super tributi alleviacione. (P II 10) De destruccione fanorum et simulacrorum. (P II 12) De quatuor continis et de cultura unius, que dignior erat, et de incisione quercus. (P II 11; E II 13) De prophetante caballo et hastis. (P II 11) De profectu ecclesie post abdicacionem simulacrorum, et de morte improbi sacerdotis. De questione mota super morte sacerdotis. De leticia et splendore candidatorum ac de profectu ipsorum. De exploracione Iulinensium et conversione ipsorum.
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9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37.
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Hilfe und Schutz durch den Polenherzog. Schrecken und Schwierigkeiten auf dem Weg nach Verlassen Polens. Zusammentreffen mit dem Pommernherzog und Furcht der Kleriker. Gegenseitige Begrüßung von Herzog und Bischof. Erste Erfolge nach Überqueren des pommerschen Grenzflusses. Empfang in Pyritz, der Herzogsburg, erstes Wirken. Beginn seiner Mission an diesem Ort. Art und Durchführung der Taufe. Aufenthaltsdauer an diesem Ort. Predigt in der ersten Kirche vor seinem Weggang von diesem Ort. Zug nach Kammin; die dortige Herzogsgattin, ihre Güte und Glaubenstreue. Vielzahl der Täuflinge, Einsatz und Mühen der Täufer. Freude des eintreffenden Herzogs, seine Ergebenheit. Scheidung des Herzogs von seinen 24 Konkubinen. Die Bosheit einer Dame in Kammin bei ihrer Ernte am Sonntag. Seine Fahrt unter Schrecken nach Wollin, dortiges Verprügeltwerden. Nach der Prügelei Gespräch des Bischofs mit Vernünftigeren über die Glaubensfrage. Nach Misserfolg in Wollin Schiffsreise nach Stettin, dortiger Widerspruch; seine Standhaftigkeit. Nach ermüdender Zeit Predigterfolg mit zwei Jugendlichen; Protestgesandtschaft zum Polenherzog. Die Mutter der Jugendlichen. Werbung der Jugendlichen bei Altersgenossen; der bisher abwesende Vater. Rückkehr der Sendboten; Brief des Polenherzogs über Minderung des Tributs. Zerstörung der Götzentempel und Standbilder. Die vier Kontinen; der besondere Kult einer Kontine; der Fällversuch einer Eiche. Das weissagende Pferd und die Lanzen. Fortschritte der Kirche nach Verlassen der Götzenbilder; Tod des verworfenen Priesters. Streit um Tod des Götzenpriesters. Die Freude der Taufbewerber, ihre Fortschritte. Nachforschungen der Wolliner, ihre Bekehrung.
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38. De conversione Clodone civitatis. (P II 19; E II 18) 39. De conversione Colobrege civitatis. (P II 20; E II 18) 40. De termino evangelii facto in Belgradia civitate, et de revisione civitatum baptisatarum, antequam exiret de terra. 41. De descripcione morum gentis. 42. De reditu episcopi. (P III 2; E II 18)
Liber tertius 1. De secunda profeccione, quomodo et qua ierit. (P III 4; E III 3) 2. De periculo vel causis periculi in introitu terre. (E III 5) 3. De colloquio ducis et principum Uznoimie et res fidei, quomodo ibi promote sint per ipsius ducis exhortacionem. (E III 6) 4. De dissensione vulgi super conversione principum et de impostura sacerdotis Hologoste. 5. De divisione apostolorum et de periculo duorum apud viduam latitantium Hologoste. (E III 7) 6. De periculo clericorum in eadem civitate et de uno ad templum fugiente. 7. De operibus eius Gozgaugie. (P III 4; E III 9) 8. De legatis suis et marchionis Adalberti de Saxonia. (E III 10) 9. De Mizlao rectore civitatis et benefactis eius. (E III 12) 10. De pavore Pomeranorum et quomodo per episcopum liberati sint. (E III 13) 11. De Ucraniaa insula et gente barbarissima. (E III 14) 12. De Udalrico sacerdote illuc directo evangelizandi gracia. (E III 14) 13. De apostasia Stetinensium, et quomodo episcopus illuc ire volens prohibitus sit. (P III 6; E III 15) 14. Quomodo tandem illuc pervenerit et que pericula illic invenerit. (P III 6 f.; E III 15) 15. De Witscaco cive illius urbis, quomodo per episcopum liberatus sit et testimonium fidei perhibuerit. (P III 10; E III 2) 16. De causis apostasie per divinacionem sacerdotum. (P III 5; E III 1) 17. Quomodo Witscacus episcopo ad omnia servierit miraculum predicans liberacionis sue. 18. De impietate sacerdotis impedientis episcopum et de correcta populi temeritate. (P III 8; E III 16) 19. De pueris in plateis ludentibus. (P III 9) 20. De consilio maiorum et de fidelitate Witscaci. (P III 10; E III 16) 21. De insolita piscatura. (E III 17) a
Verania Ed.
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38. Bekehrung der Stadt Klätikow. 39. Bekehrung der Stadt Kolberg. 40. Ende der Bekehrung in Belgard, Besuch bei den Städten mit Täuflingen vor Verlassen des Landes. 41. Beschreibung der Sitten des Volkes. 42. Heimkehr des Bischofs.
Buch III 1. Zweiter Aufbruch und Reiseweg. 2. Gründe für Gefahren an der Landesgrenze. 3. Hoftag des Herzogs mit den Fürsten in Usedom; die Glaubensfrage, dazu herzogliche Empfehlung. 4. Widerstand des Volkes gegen Bekehrungsbeschluss der Fürsten; Betrügerei eines Götzenpriesters in Wolgast. 5. Aussendung der Apostel, Gefahr von zweien im Versteck bei einer Witwe in Wolgast. 6. Gefahr für Kleriker dort; Flucht in einen Tempel. 7. Ottos Wirken in Gützkow. 8. Seine Sendboten und die des Markgrafen Adalbert von Sachsen. 9. Die Wohltaten des Stadtherrn Mieslaw. 10. Furcht der Pommern, Befreiung durch den Bischof. 11. Insel der Ukrer, des Barbarenstammes. 12. Sendung des Priesters Ulrich zur dortigen Mission. 13. Abfall der Stettiner, Behinderung des Bischofs dorthin zu fahren. 14. Schließliche Ankunft und dortige Gefahren. 15. Befreiung des Bürgers Wirtschak durch den Bischof; dessen Glaubenszeugnis. 16. Gründe für Abfall durch Weissagung der Götzenpriester. 17. Wirtschak verkündet seine wundersame Bekehrung und dient ganz dem Bischof. 18. Die Gottlosigkeit des Götzenpriesters; sein Anschlag auf den Bischof; die Unbesonnenheit des Volkes wandelt sich. 19. Spiel der Knaben auf der Straße. 20. Der Ratschluss der Großen und die Glaubenstreue Wirtschaks. 21. Ungewöhnlicher Fischzug.
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22. De incisione nucee arboris et periculo episcopi. (P III 11; E III 18) 23. De profunda inclinacione Adalberti presbiteri post evasionem periculi. (P III 11; E III 19) 24. Quomodo Stetinenses fidei reconciliatos duci suo reconciliaverit, et de interitu sacerdotum episcopo insidiancium. (P III 12; E III 20) 25. Quomodo episcopus, transitis insidiis, Iulinam venerit et ipsam de apostasia correxerit. (E III 21) 26. De illuminata ibi ceca muliere. (P III 14; E III 21) 27. De filio militis lunatico in papilione reliquiarum liberato. 28. De alio milite frenetico liberato. 29. De Boccheo presbitero et segete incensa in die sancti Laurencii. (P III 13; E III 22) 30. De rupta societate Ruthenorum propter fidem Stetinensium et de archiepiscopo Danorum. (E III 23) 31. De bello inter Ruthenos et Stetinenses et de victoria Stetinensium ac de reditu episcopi. (E III 24) 32. De ortu, studiis ac profectu Ottonis pueri. (P I 1; E I 1) 33. Quomodo in Polonia duci Boleslao iunctus inde ad curiam imperatoris Heinrici senioris transierit. (P I 3; E I 1) 34. Quibus modis in curia imperatoris prosperatus sit. (P I 4; E I 6) 35. Quod illis diebus investituras ecclesiarum imperatores dare solebant. (E I 3) 36. De opere Spirensis monasterii. (E I 4) 37. De insignibus ad imperatorem allatis in obitu Ruperti Babenbergensis episcopi. (P I 6; E I 7) 38. De postulacione cleri et populi ad Sanctum Michahelem pro idoneo rectore agentibus nunciis apud imperatorem, et qua imperatoris commendacione Otto eis designatus sit. (E I 8) 39. Qua honestate illum ad sedem direxerit et quomodo susceptus sit. (P I 6; E I 9) 40. De litteris ad apostolicum pro sua causa directis et de responso ipsius apostolici. 41. Quomodo investitus et consecratus sit per manus domini apostolici. (E I 11) 42. De litteris ipsius apostolici ecclesie sue ipsum commendantis. (E I 14 f.)
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22. Der Fällversuch des Nussbaums; Gefahr für den Bischof. 23. Tiefe Verbeugung des Priesters Adalbert nach Ende der Gefahr. 24. Versöhnung der mit dem Glauben versöhnten Stettiner mit dem Herzog; Untergang der dem Bischof nachstellenden Götzenpriester. 25. Der Bischof entkommt dem Anschlag der Wolliner; Ende des dortigen Abfalls. 26. Heilung einer erblindeten Frau. 27. Heilung des mondsüchtigen Rittersohnes in einem Reliquienzelt. 28. Heilung eines besessenen Ritters. 29. Der Priester Bocheus und die verbrannte Ernte am St. Laurentius-Tag. 30. Vertragsbruch der Rügener wegen des Glaubens der Stettiner; der Erzbischof der Dänen. 31. Krieg zwischen Rügenern und Stettinern; Sieg der Letzteren. Heimreise des Bischofs. 32. Geburt, Bildung und Fortkommen des jungen Otto. 33. Verbindung mit Polenherzog Boleslaw; Übertritt zum Hof Kaiser Heinrichs des Älteren. 34. Glückliche Entwicklung am Kaiserhof. 35. Damalige Bistumsinvestitur durch den Kaiser. 36. Aufbau der Speyerer Münsterkirche. 37. Übergabe der Insignien an den Kaiser nach dem Tod Ruperts, des Bischofs von Bamberg. 38. Einsetzungsbitte von Klerus und Volk in St. Michael; Gesandtschaft dafür an den Kaiser, Designation Ottos. 39. Entsendung zum Bischofsstuhl, dortiger Empfang. 40. Brief an den Papst in seiner Sache und päpstliche Antwort. 41. Investitur und Weihe durch die Hand des Papstes. 42. Päpstliches Empfehlungsschreiben für sein Bistum.
DE VITA ET OPERIBUS BEATI OTTONIS BABENBERGENSIS EPISCOPI Liber primus Dyalogus loco prohemii in vitam beati Ottonis episcopi Ecce pre omnibus est dies anniversarius deposicionis domini tui et nostri, felicis memorie Ottonis episcopi Babenbergensis. Quid expectas? Redde promissum. In hac enim die, quam gratam nobis atque iocundum facit ipsius recordacio, velim – narrare incipiens – omnia, que ab illo gnaviter ac sancte gesta sunt, prout scire potuisti, exponas moresque viri ac vite instituta. Sed quid te illius operum morumve lateret, qui annos ferme quindecim nunquam ab eius contubernio abstitisti? Etenim, que hoc spacio gessit, tu ut cooperator omnium oculis presentibus aspiciebas:1 que vero ante adopcionem tui presulatu in ipso vel eciam ante presulatum gesserit, tam ipsius quam aliorum haud dubio relatu conperta retines universa. Fateor, inquit Sefridus, nec me latet quicquam omnium, que de illo sunt, gratumque habeo, quod postulas. Sed ecce qui supervenit, Timo2 prior optimus id fortasse pro me munus inibit dicetque tibi, quod petis. Nam eque ut ego ipse novit omnia. Iste quippe est, quem aiunt ipsius mimulum fuisse quinquennem, habuitque dominus meus super eum oculos bonos, eo quod de illustri esset parentela et ab ipsis cunabulis ad monasterium translatus et quod esset puer graciose pulchritudinis, iocundus valde atque mirabilis factis et dictis, facetiis omnes letificans. Ecce ad nos sedere declinat. Prior itaque, dum assurgentes sibi manu repressisset, ubi assedit, „Quid“, inquit, „est, quod tam intente confertis? Poterone audire? Iterum, ut opinor, sermo vobis est de Ottone nostro.“ Tum ego: Recte, inquam, hodie de illo sermocinamur, qui omni domui nostre, immo civitati universe communis est materia leticie. Anniversarius enim iste instar habet natalis, et magni festi alicuius imaginem. Tanta quippe hodie apud nos frequencia populi fuit, tam festiva de domo cathedrali alio-
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Sefried † 6. Mai 1169. Vgl. Ebo II 3 Anm. 26, oben S. 222. Seit 1122 in Urkunden genannt. † 18. Okt. 1162/68.
LEBEN UND WERKE DES SELIGEN BAMBERGER BISCHOFS OTTO Buch I Anstelle eines Vorworts Dialog zum Leben des seligen Bischofs Otto [Herbord:] Seht, vor uns allen steht der Jahrestag der Beisetzung deines und unseres Herrn Otto seligen Angedenkens, des Bischofs von Bamberg! Was wartest du noch? Löse dein Versprechen ein! An diesem Tag nämlich, den uns die Erinnerung an ihn willkommen und angenehm macht, möchte ich, dass du anfängst, alles so zu erzählen, wie du es wissen kannst, was von ihm tüchtig und heilig gewirkt wurde, ferner das Wesen dieses Mannes sowie seinen Lebenswandel. Was könnte dir wohl von seinen Taten und seinem Charakter verborgen sein, der du fast 15 Jahre lang stets in seiner Umgebung warst? Denn was er in dieser Zeit machte, das hast du als Mitarbeiter bei allem mit eigenen Augen gesehen;1 was er aber vor deiner Berufung im Bischofsamt und davor getan hat, das alles kennst du zweifellos aus Berichten von ihm selbst wie von anderen. Ich gebe zu, sagt Sefried, mir ist nichts verborgen von all dem, was ihn betrifft, und ich bin dankbar für deine Aufforderung. – Doch sieh, wer da vorbeikommt! Der gute Prior Tiemo2 wird vielleicht statt meiner die Aufgabe übernehmen und dir sagen, was du wünschst. Denn er weiß alles genauso wie ich. Er ist es, von dem es heißt, er sei fünf Jahre lang sein Lieblingsschüler gewesen; und mein Herr hielt sein gutes Auge auf ihn, weil er aus erlauchtem Geschlecht stammte, seit Kindesbeinen dem Kloster anvertraut, als Knabe, voll anmutiger Schönheit, recht fröhlich und wunderbar in Wort und Tat, alle mit seinen Scherzen erheiterte. Sieh, er lässt sich bei uns zum Sitzen nieder. Als der Prior uns, da wir aufgestanden waren, mit der Hand gewinkt hatte sitzen zu bleiben, sagte er, als er sich gesetzt hatte: „Was ist es, was ihr so angelegentlich besprecht? Kann ich zuhören? Ich vermute, euer Gespräch dreht sich wieder einmal um unseren Otto.“ Darauf meinte ich: Richtig! Heute sprechen wir von ihm, der unserem ganzen Konvent, ja, unserer ganzen Stadt Anlass zu allgemeiner Freude ist. Dieser Jahrestag ist wie ein Geburtstag und das Abbild eines großen Festtags. So groß war heute der Besuch des Volkes, so festlich die Versammlung des Domklerus und anderer Geistlicher in der Kathedrale, auch das hochDialog des Herbord von Michelsberg, Buch I
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Otto, Bischof von Bamberg
rumque clericorum colleccio, abbatum quoque et aliorum religiosorum hospitum et secularium personarum venerabilem beati viri tumbam pie visitancium convencio, ut festo patroni nostri sancti Michahelis3 aut dedicacioni ecclesie huius diei graciam pene audeam adequare. Nec sane minima gaudii portio pauperum fuit multitudo, qui de perceptis consolacionibus per turmas suas 4in conspectu ecclesie4 ibant et tripudiabant exultantes et bona illi sanctissime anime imprecantes et nobis quoque, a quorum manibus eas percipere meruissent. Huiusne oblivisci poterimus, qui suas elemosinas nostras fecit, dum eas manibus nostris erogandas instituit? Num eius oblivisci poterimus, qui oculis nostris tot egregia et preclara sui monimenta quoad vixerimus, contuenda ingessit? Omnes enim has magnas edificaciones tam monasterii quam omnium officinarum eius intus exteriusque a fundamentis usque ad arces tectorum opera eius esse dicitis. Ac sepe, dum mencio fit horum, stupor et ammiracio inter loquentes oritur, quonam modo videlicet episcopus, tam multis et variis negociis occupatus, tantam circa nostrum locum promovendum sollicitudinem tantamve potuisset habere diligenciam. Miramini eciam expensas et impensas pene supra modum liberales et largas, cum sub centenario sepe ac millenario numero marcarum ac talentorum pecuniam profunderet Domino in sumptus edificiorum ac prediorum coempcionem. Nam vobis ita ferentibus audivi, quod hanc rem nostram – quam eius educacione vehementer in brevi adultam videmus et cum magnis iam caput equantem monasteriis – exilem quodam modo vos meministis et paupertinam. Et que modo centum monachis, si rectores habeat industrios5, sufficiens est et ampla satis, olim fratribus viginti quatuor tenuis fuit et angusta. Itane est, ut assero? Certe, si quid erro, ad eos culpam depositum eo, a quibus ea didici auctoribus. Nam ego 6advena sum apud vos et peregrinus6; ante annos tantum bisenos et unum Dei et vestra misericordia in consorcium vestre fraternitatis adoptatus, consocius et conparticeps effectus consolacionum et bonorum omnium per eum vobis collatorum. Ipsum autem in carne non vidi, eo quod ante hoc tredecennium introitus mei ad vos sex ille annos iam habebat in tumulo7. Timo: Minime, inquit, ambigas, quin ita sese habeant omnia, que te a nobis accepisse fateris. Verum ea parva sunt ac pene nulla conparacione illorum, que adhuc de illo auditurus es, si tamen audire libuerit. Quanti putas emit eum, in quo requiescit locellum? Nichil ei certe de mille talentorum precio arbitror imminutum. Atqui gratis hunc habere poterat, si voluisset. Sed occasionem beneficiencie et conmunicacionis exquirere solitus apud 3
29. September. Vgl. 3 Reg 8,22. 5 Kritik an Abt Helmrich (1147–1160)? 6–6 Vgl. Gen 23,4. 4–4
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würdige Zusammenkommen der Äbte, der Ordensgäste und Weltgeistlichen, die das Grab des seligen Mannes fromm besuchten, dass ich die Gnade dieses Tages fast mit dem Festtag unseres Schutzherrn von St. Michael3 zu vergleichen wage. Nicht geringsten Anteil an der Freude hatte die Menge der Armen, die wegen der empfangenen Tröstungen in Scharen 4im Anblick der Kirche4 gingen und frohlockten, jauchzten und Güter für die hochheilige Seele erflehten, auch für uns, aus deren Händen sie diese zu empfangen verdienten. Könnten wir etwa den vergessen, der seine Almosen zu den unseren machte, indem er festsetzte, sie sollten durch unsere Hände ausgeteilt werden? Könnten wir etwa den vergessen, der unseren Augen, solange wir leben, so viele hervorragende und herrliche Denkmale zu schauen hinterlassen hat? Ihr sagt ja, dass all diese bedeutenden Bauwerke des Klosters und seiner Wirtschaftsgebäude, drinnen wie draußen von den Fundamenten bis zum First der Dächer sein Werk sind. Und oft, wenn das Gespräch darauf kommt, entsteht Staunen und Bewunderung unter den Teilnehmern, wie denn der Bischof bei seiner Inanspruchnahme durch so viele Geschäfte doch so viel Kraft und Sorgfalt auf die Förderung unseres Ortes aufwenden konnte. Ihr bewundert auch die fast übermäßig freigebigen und reichlichen Ausgaben und Aufwendungen, da er oft Geld mit der Zahl von hundert oder tausend Mark oder Pfund dem Herrn spendete zum Unterhalt für Gebäude und den Kauf von Landgütern. Denn euch selbst habe ich erzählen hören, dass ihr euch erinnert, wie unser Besitz klein und irgendwie ärmlich war – wir sehen ja, dass er in kurzer Zeit gewaltig angewachsen ist durch seine Leitung und jetzt dem der größten Klöster gleichkommt. Und was für 100 Mönche, wenn sie eifrige Obere5 haben, genug und reichlich ist, war einst für 24 Brüder karg und dürftig. Ist es nicht so, wie ich sage? Gewiss, wenn ich mich nicht irre, fällt die Schuld auf die zurück, von denen ich dies als Gewährsleuten gelernt habe. Denn ich bin ja 6ein Zugereister bei euch und ein Pilger6, erst vor 13 Jahren nach Gottes und eurer Barmherzigkeit in eure Brüdergemeinschaft aufgenommen, zum Gefährten und Mitarbeiter geworden bei euren Tröstungen und allem euch von ihm zugewendeten Guten. Ich selbst habe ihn nicht dem Fleische nach gesehen, weil er vor 13 Jahren bei meinem Eintritt bei euch schon seit sechs Jahren im Grabe lag.7 Tiemo: Zweifle nicht, dass sich alles so verhält, wie du es nach deiner Aussage von uns gehört hat. Doch das ist wenig und fast nichts im Vergleich zu dem, was du jetzt über ihn hören wirst, wenn du nur zuhören möchtest. Wie teuer hat er die Stelle gekauft, wo er jetzt ruht? Ich glaube, der Preis lag kaum unter 1000 Pfund. Allerdings hätte er sie umsonst haben können, wenn er gewollt hätte. Doch gewohnt, jede Gelegenheit zur Wohltat und zur
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Ottos Tod am 30. Juni 1139. Heiligsprechung 1189.
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nos, quos in Christo diligebat, gratuitam sepulturam habere nolebat, ut et sibi et nobis uno eodemque prodesset commercio. Sic muros vel officinas nostras, sic fontis venam plumbeis fistulis ab ortu suo deductam, quam labio plumbeo cernis emergentem, sicut constare poterant, censu appreciavit eterne retribucionis avidissimus negociator, ut omnia coram Deo sibi asscriberentur. Quantam putas pecuniarum summam in decem et octo monasteriis partim in melius reparandis partim eciam rudi fundacione construendis insumpsit? Quid in coemendis prediis et possessionibus ad sustentacionem inibi Deo militancium expendit? Nullum quidem sue dyoceseos monasterium vel canonicam sue beneficiencie reliquit exsortem; sed melioratis atque amplificatis omnibus, quas pridem habuerat, congregaciones quindecim episcopatui, quas non habuerat, apposuit et cellas quinque. Tum ego: 8Semen, inquam, cecidit in terram bonam; et ideo fructificavit multum8. Sed perge, queso; quoniam igni meo aspersisti oleum. Virtutum atque benefactorum eius ammiracioni mee seriem totam expone. Sic enim auguratus est Sefridus iste, videlicet: te veniente ad nos se exsarcinatum fore tamquam tu pro eo laborem huius narracionis subiturus sis. Tum ille: Non, ait, hec dies michi libera est; quoniam caritas hospitum me occupatum reddit. Neque his dicendis dies integra sufficiet. Sed si vis, partito in equum onere, ille, quid in peregrinis et barbaris nacionibus egerit episcopus, quia horum conscius est magis, et quomodo apud principem in curia deguerit vel qua oportunitate in curiam venerit et inde ad pontificatus dignitatem homo curialis et in curia enutritus aptius explanabit. Ego autem, homo simplex, velud Iacob9 habitans in tabernaculis cum Rebecca matre mea, que domi agere solitus erat, et de fundacionibus vel renovacionibus cellarum et cenobiorum cenobita edicam, ut potero. Tum ego: Optime, inquam, partitus es. Sed tuam partem hodie, si potes, explicato, ut crastina dies illius sermoni accomodetur. Fietque ut de industria ordo artificialis dum ea, que primo facta sunt, postremo dicuntur. Timo: Sequar, quocumque vocabis. Sed cavendum, quia multum diligere scimur eum, de quo loquimur: ne ob eius dileccionem rem non vere auxisse videamur. Itemque summopere cavendum, ne laude mortuorum vivis derogemus. Multi enim ad iniuriam vivencium magnis et inportunis laudibus benefacta efferunt mortuorum. Sed hos ego non laudatores veros, sed figurativos criminatores arguerim.
8–8 9
Vgl. Luc 8,8. Vgl. Gen 25,27.
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Teilhabe bei uns zu suchen, die er in Christus liebte, wollte er kein kostenloses Grab haben, um sich und uns bei ein- und demselben Handel zu nützen. So hat er als scharf rechnender Geschäftsmann unsere Mauern und Wirtschaftsgebäude, so die Ader der Quelle und die Wasserleitung, die man jetzt aus dem Bleimundstück sprudeln sieht, nach dem möglichen Preis zu dem Zins des ewigen Lohnes abgeschätzt, damit ihm dies alles vor Gott gutgeschrieben werde. Was glaubst du? Welche Geldsummen hat er bei den 18 Klöstern teils bei der Reparatur, teils auch bei der Gründung auf unbearbeitetem Boden aufgebracht? Was hat er beim Kauf von Landgütern und Besitzungen zum Lebensunterhalt der dort Gott Dienenden ausgegeben? Kein Kloster oder Kanonikerstift seines Bistums ließ er ohne Anteil an seinen Wohltaten; doch zu allen verbesserten und erweiterten Konventen, die er schon früher gehabt hatte, fügte er weitere 15 in seinem Bistum hinzu, die er noch nicht hatte, außerdem noch fünf Zellen. Darauf sagte ich: 8Der Samen fiel auf guten Boden und brachte daher vielfältig Frucht.8 – Doch fahre bitte fort; denn du hast in mein Licht schon Öl nachgegossen. Breite die ganze Reihe seiner Tugenden und Wohltaten zu meiner Bewunderung aus! Sefried hat es schon vorausgesagt: Wenn du zu uns kommst, wird er von seinem Gepäck befreit, da du gewissermaßen für ihn die Last der Erzählung auf dich nimmst. [Tiemo] meinte darauf: Nein, an diesem Tag habe ich nicht frei; denn die Pflege der Gäste hat mich mit Beschlag belegt. Auch reicht ein ganzer Tag zum Erzählen nicht aus. Aber wenn du willst, teilen wir die Last gleichmäßig auf: Er erklärt, was der Bischof bei den fremden und barbarischen Völkern getan hat, weil ihm das geläufiger ist, und er kann besser erklären, wie er sich beim Herrscher am Hof verhielt oder bei welcher Gelegenheit er an den Hof kam und dann als Höfling zur Bischofswürde gelangte, er war ja am Hof und wurde dort erzogen. Ich aber, ein einfacher Mann, der wie Jakob9 in einem Zelt mit meiner Mutter Rebekka hauste, gewohnt zu Hause zu arbeiten, ich werde als Mönch über die Gründung und den Wiederaufbau der Zellen und Klöster das Mögliche sagen. Darauf sagte ich: Du hast bestens geteilt. Wenn du deinen Teil heute falls möglich erzählt hast, kann der morgige Tag für seinen Bericht verwendet werden. So kommt es zu einer künstlichen Ordnung, wenn das, was früher geschah, danach erzählt wird. Tiemo: Ich folge, wohin du mich auch rufst. Aber hüten wir uns: Weil man weiß, dass wir den lieben, von dem wir sprechen: Es darf aus Liebe zur Sache nicht so aussehen, als ob wir übertrieben haben. Ebenso hüten wir uns besonders beim Lob für Verstorbene die Lebenden zu tadeln! Viele tragen nämlich mit großem und unangebrachtem Lob die Wohltaten der Verstorbenen vor zum Nachteil für die Lebenden. Doch das sind, behaupte ich, keine echten Lobredner, sondern versteckte Verleumder.
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Narracio 1. Otto quidem beate semper memorie multis virtutibus enituit; sed una in eo tanta claritate resplenduit, ut in morem solis cetera sidera prementis sua luce alias quodammodo minus redderet fulgentes. Dico autem beneficienciam vel liberalitatem, quam eciam bonitatem, 10largitatem, benignitatem et munificentiam appellari10 invenio, pluribus enim vocabulis unam rem nominari non est rarum. Quam si velim, sicut in eo fuit singularis, singulari efferre preconio, possunt, qui hoc audiunt estimare, nos monachos, qui tamen avari notamur, callide adulari divitibus et idcirco liberalitatem divitis – que, licet multa fuerit in multos, maxima tamen fuit in monachos – predicare. De nobis enim dicunt: Licentiam habent accipiendi, non tribuendi. Semper enim peccatis nostris facientibus ad accipiendum quam ad tribuendum paraciores invenimur. Sed hanc callide adulacionis notam, ut ab isto eradam sermone, quid de ipsa benignitate senciendum estimem, tam divitibus quam non divitibus, id est tam habentibus opes quam non habentibus, aperio. 2.11 Duplex est enim racio benignitatis secundum duplicem indigencie racionem; aut enim opera proximi proximus indiget aut percunia. Et ideo aut opera benigne fit indigentibus aut pecunia. Opera vero prudenciam accipe vel consilium et industriam vel quicquid ad interioris hominis spectat erudicionem, pecunia exteriores opes conplectitur. Itaque beneficientia aut opera constat aut pecunia. Posterior hec facilior est, presertim locupleti, sed illa laucior ac splendidior et viro gravi claroque dignior. Nam licet in utroque genere benefaciendi insit liberalis voluntas, altera tamen ex archa, altera ex virtute proficiscitur. Sed que ex re familiari fit largicio, fontem ipsum benignitatis exhaurit, et ita quodammodo de benignitate benignitas tollitur, quia quo illa in plures usus fueris, eo minus in multos uti poteris. At qui opera, id est virtute et industria, liberales sunt, primum quo pluribus profuerint, eo plures ad benigne faciendum adiutores habebunt. Deinde usu eciam et consuetudine crescit industria, quoque magis secundum illam operando exercemur, eo magis habundamus, ut operari valeamus, et paraciores atque exercitaciores erimus ad bene de Deo et hominibus promerendum. Sed qui tantum largicione hominum benivolenciam consectandam putant sicque se caros et
10–10 11
Vgl. Cicero Off. I 7,20. Vgl. ebd. II 15,52 – 53.
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Die Erzählung [Tiemo:] 1. Otto, stets seligen Angedenkens, glänzte durch viele Tugenden; doch in einer strahlte er in solchem Glanz, dass er, wie die Sonne die übrigen Gestirne mit ihrem Licht übertrifft, diese gewissermaßen weniger leuchtend erscheinen ließ. Ich meine aber seine Wohltätigkeit oder Freigebigkeit, die ich auch mit Güte, 10Großmut, Bereitwilligkeit und Spendenfreudigkeit bezeichnet finde;10 denn eine Sache kann nicht selten nur mit mehreren Wörtern umschrieben werden. Wenn ich eine davon mit außerordentlichem Lobpreis hervorhebe, wie sie bei ihm außerordentlich war, können die Zuhörer meinen, wir Mönche, die wir als habsüchtig bezeichnet werden, schmeicheln schlau den Reichen und preisen deswegen die Freigebigkeit eines Reichen – dies gab es gewiss bei vielen, besonders aber bei Mönchen. Von uns sagt man nämlich: Sie haben die Erlaubnis zu nehmen und nicht zu geben. Man findet uns ja wegen unserer Sündenschuld stets bereiter zu nehmen als zu geben. Doch um die schlaue Bemerkung über das Schmeicheln aus unserer Rede zu tilgen: Ich lege nun dar, was meiner Meinung nach über die Großmut festgestellt werden sollte, den Reichen wie den Nichtreichen gegenüber, das heißt denen die Reichtum haben oder nicht. 2.11 Es gibt ja entsprechend der doppelten Art der Bedürftigkeit eine doppelte Art der Wohltätigkeit: Entweder braucht der Nächste eine Dienstleistung des Nächsten oder Geld. Deshalb tut man durch Dienstleistung oder Geld den Bedürftigen Gutes. Als Dienstleistung nimm Klugheit oder Rat und Eifer oder etwas, was auf Erziehung des inneren Menschen schaut; Geld umfasst die äußere Hilfe. Deshalb besteht Wohltätigkeit in Dienstleistung oder in Geld. Leichter ist letztere Art, zumal für die Wohlhabenderen; aber jene ist vornehmer, großartiger und einem tüchtigen und angesehenen Mann würdiger. Zwar liegt beiden Arten die edle Absicht zugrunde freiwillig zu geben, doch die eine nimmt aus dem Geldkasten, die andere speist sich aus geistiger Tüchtigkeit. Auch erschöpfen Spenden aus dem eigenen Besitz die Quelle der Wohltätigkeit selbst, und so hebt sich Wohltätigkeit gewissermaßen auf; denn je größer die Anzahl derer ist, gegen die man sie ausgeübt hat, umso weniger kann man sie künftig gegen viele ausüben. Die hingegen, die durch Dienstleistung, das heißt mit geistiger Tüchtigkeit und Tätigkeit, freigebig sind, haben erstens umso mehr Gehilfen für ihre Wohltätigkeit, je größer die Zahl derer ist, denen sie genützt haben. Dann wächst durch Gebrauch und Gewohnheit der Eifer; wir üben uns, und je mehr wir leisten, umso mehr haben wir reiche Fülle, dass wir tätig sein können; und wir werden bereiter und eifriger sein, uns bei Gott und den Menschen verdient zu machen. Doch wer nur durch Geschenke das Wohlwollen der Menschen zu erlangen sucht, um damit beliebt und berühmt zu werden, der gerät oft ins
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claros fore autumant, sepe in contrarium labuntur, ita ut sepe his primo sordescant. quos ad sibi favendum pecunia corrumpunt. 3.12 Temeraria enim largitas et ipsum, qui largitur, viliorem et eum, qui accipit, deteriorem facit: Usu enim facile accipiendi eciam ad inpudenciam petendi depravantur aliqui vel ad ea, que data sunt, contempnendi. Quam ob rem id quidem dubium non est, quin illa benignitas, que constet ex opera et industria, et honestior sit multo et lacius pateat atque sine detrimento sui et auctoris valeat prodesse pluribus. Nonnunquam tamen largiendum est, neque hoc benignitatis genus omnino repudiandum. 13Sed precipue in mendicis et pauperibus atque domesticis fidei in nomine Domini sacrificandum,13 et sepe de seculo eciam idoneis et honestis hominibus indigentibus de re familiari imperciendum est. Neque ibi benefacta locantur male, quia inde nonnunquam gracior fructus proveniet. Sed omnia diligenter atque moderate fiant; multi enim inconsulte largiendo patrimonia effuderunt. Ergo ita largiendum, ut semper id posse inveniaris. Quid autem stulcius atque demencius quam id, cum honeste quid agimus, non procurare, ut id agere diu possimus? Atqui eciam consecuntur largicionem rapine. Cum enim inconsulte dando egere ceperint, alienis bonis manus inferre coguntur et ita, cum benivolencie conparande causa benefici vocari appetunt, malefactores fiunt nec tantam benivolenciam assecuntur eorum, quibus dederunt, quanta incurrunt odia eorum, quibus ademerunt. — 4.14 Quam ob rem nec ita claudenda est res familiaris, ut eam benignitas aperire non possit, nec ita reseranda, ut passim pateat omnibus. Modus adhibeatur, isque referatur ad facultates. Omnino meminisse debet omnis, qui liberalitati studet, ut de summo, non de fundo tribuat; et ita de toto fundat, ne totum effundat. — 5. 15Duo autem sunt genera largorum, quorum alii prodigi, alii liberales sunt.15 Prodigi sunt, qui epulis et visceracionibus et ioculatorum muneribus et superfluo cultu vescium aliisque vanitatibus pecunias profundunt, in quibus profecto memoriam post se aut nullam aut brevissimam sunt relicturi. — 6. Liberales autem sunt, qui suis facultatibus aut captos a predonibus redimunt, aut obligatos ere alieno miserati absolvunt, aut amicos et propinquos adiuvant in rebus querendis vel augendis, et qui recipiunt iustum in nomine iusti, ut mercedem iusti accipiant.16 In hoc genere largorum non temere Ottonem constituo, qui talium sumptuum facultatem fructum putavit diviciarum. — 7. 17Tanta vero in dando usus est discrecione, ut numquam prodigus, 12
Ebd. 15,54. Dieser Bezug auf Gott fehlt bei Cicero. 14 Cic. Off. II 15,55. 15–15 Vgl. ebd. II 16,55. 16 Vgl. Matth 10,41. 17–17 Vgl. Cic. Off. II 16,56 f.; 17,58; 18,63. 13–13
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Gegenteil; so dass er oft zuerst durch die besudelt wird, die er durch Geld bestochen hat, ihm geneigt zu sein. 3.12 Das ist also eine unüberlegte Gebefreudigkeit, die den Geber wertloser und den Empfänger schlechter macht. Durch die Gewöhnung, etwas leicht zu erhalten, und durch die Schamlosigkeit zu fordern werden viele so verderbt, dass sie das, was ihnen gegeben wird, nicht achten. Deshalb ist es gewiss nicht zweifelhaft, dass die Wohltätigkeit, die in Dienstleistung und Tätigkeit besteht, sowohl ehrenhafter ist, einen weiteren Wirkungskreis hat als auch ohne Schaden für den Urheber vielen nutzen kann. Gleichwohl muss man öfters Schenkungen tun und darf diese Art der Wohltätigkeit nicht verwerfen. 13Denn besonders bei vielen Bettlern und Armen und bei Glaubensgenossen muss man in Gottes Namen ein Opfer bringen,13 und oft muss man auch tüchtigen und ehrenwerten Menschen, die in dieser Welt darben, von seinem Vermögen mitteilen. Dort werden Wohltaten gut angelegt, denn von dort kommen öfters willkommenere Erträge. Doch alles geschehe sparsam und mäßig; denn viele verschleudern durch unbesonnenes Schenken ihr Vermögen. Also ist so zu spenden, dass man immer dazu fähig gefunden wird. Was aber ist törichter und dümmer, als nicht dafür zu sorgen, dass wir dies lange tun können, wenn wir es nur ehrenhaft tun? Doch haben Schenkungen oft Räubereien im Gefolge. Denn wenn sich einer durch unbedachtes Schenken arm gemacht hat, sieht er sich genötigt, die Hand nach fremdem Gut auszustrecken, und während er wohltätig genannt werden will, um die Zuneigung der anderen zu gewinnen, wird er zum Übeltäter und erreicht nicht ein solches Wohlwollen derer, die er beschenkt hat, als vielmehr den Hass derer, denen er etwas nimmt. — 4.14 Deshalb darf man sein Vermögen weder so verschließen, dass keine Güte es öffnen kann, noch so unverschlossen lassen, dass es jedermann offen steht. Man beobachte Maß, und dies richte man nach den Vermögensverhältnissen. Überhaupt muss sich jeder, der nach Freigebigkeit strebt, daran erinnern, dass er von der Spitze, nicht vom Boden schenkt; und wenn er vom Ganzen ausschüttet, dass er nicht das Ganze ausschüttet. — 5. 15Überhaupt gibt es zwei Arten von Leuten, die gern schenken: Die einen sind die Verschwender, die anderen die Freigebigen.15 Verschwender sind jene, die in Schmausereien, Fleischverteilungen, Veranstaltungen von Spaßmachern, übermäßigem Aufwand an Kleidung und anderen Eitelkeiten ihr Geld verschwenden; sie lassen sicherlich ein kurzes oder gar kein Andenken zurück. — 6. Freigebige aber sind, die mit ihren Mitteln Gefangene von Räubern loskaufen und Verwandte unterstützen bei Erwerb und Mehrung ihres Besitzes, die einen Gerechten aufnehmen, weil er ein Gerechter ist, um den Lohn eines Gerechten zu erhalten.16 Zu dieser Art von Freigebigen stelle ich nicht unbesehen Otto, der die Möglichkeit zu solchen Aufwendungen als Frucht des Reichtums bezeichnete. — 7. 17Beim Geben hat er solches Maß gehalten, dass er nie als
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semper autem liberalis inveniretur. Inmanes autem iacturas et sumptus infinitos parvi pendebat, si aut sue aut etiam aliene subveniendum erat necessitati, aut si dignitatis conservande aut etiam augende racio postularet. Equidem homo gravis omnia facta sua certo iudicio ponderabat. Unde si aliquando res maior aut utilior magna largicione acquirebatur, nequaquam manum contraxit. Causa igitur largicionis semper ei fuit aut utilitatis aut necessitas aut honestas aut divine remuneracionis intuitus. Huic autem super omnia intentus, omnium indigencium vel qualibet calamitate oppressorum commune fuit asilum. Hiis tamen beneficiencie modis plus afficiebatur, quorum memoriam posteris relinqueret.17 8. Post Dei autem honorem, quem in cunctis factis suis glorificare iocundum habebat, etiam ecclesie, cui preerat, gloriam et decorem cumulare satagebat. Unde factum est, quod in ipso introitu suo, cum eatenus quandam specialis honorificencie prerogativam Babenbergensis ecclesia, usum videlicet crucis et pallii, quater tantum in anno haberet18, ille, quando ex more pro accipienda episcopali benediccione Romane matri venerandum caput offerebat – non quidem ex ambicione, quod illa vehementer execrari solet, sed ex gratuita ipsius matris benignitate, que dignos filios honorare gaudet – eundem honore duplicato usum pallii et crucis quatuor aliis vicibus, eo quod idoneus et honore dignissimus videretur, ad omnes successores suos transmittendum, a beate memorie papa Paschali19 percepit, in sacrosancto die Penthecostes ab ipso in episcopum sancti Spiritus cooperante virtute consecratus. Ex eo igitur tempore, operante in se gracia eiusdem Spiritus sancti, tam in secularibus quam in spiritualibus causis et negociis consilio viguit et prudencia; ita ut et dignitatem sibi augeret et graciam apud omnes quidem, sed apud illos specialius, quibus non magis preesse quam prodesse incipiebat. — 9. Itaque multa ei cura fuit iura et instituta nosse maiorum. Et quicquid honoris vel emolumenti alicui ordini vel professioni vel eciam dignitati debite vel gratuito exhibere potuit, nunquam sponte pretermisit. 20Actionum synodalium et legum provincialium20 vel etiam feodalium processus et excessus summe cognitos habebat. Atque ad depromendum, quod senciebat, gravi et grata et ornata dicendi facultate comptus erat. — 10. Unde licet non philosophice neque tam profunde in litteratura esset erudicionis, tamen in populari sermone ad erudiendos in divinis et ecclesiasticis rebus homines nichil eius eloquencia prestabilius; quod admiracione audiencium et edificacione
18 Im Privileg Leos IX. von 1053 Jan. 2 wurde die Verwendung des Vortragekreuzes und des Palliums an drei Tagen erlaubt. 19 Bischofsweihe am 13. Mai 1106, Privileg Papst Paschalis’ II. von 1111 Apr. 15. 20–20 Im Sendgericht wurde bei bischöflicher Visitation der Pfarreien die Strafjustiz
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Verschwender, sondern stets als Freigebiger angesehen wurde. Ungeheuren Aufwand und grenzenlose Kosten schätzte er gering ein, wenn er eigener Not oder fremder abhelfen musste oder wenn die Rücksicht auf das Aufrechterhalten der Würde oder ihre Erhöhung diese Art forderte. Als besonnener Mann wog er alle seine Handlungen mit sicherem Urteil ab. Wenn also eine größere oder nützlichere Sache eine größere Spende erforderte, zog er nie seine Hand zurück. Grund für eine Spende war für ihn stets Nutzen, Notwendigkeit, Ehrenhaftigkeit und Hinblick auf göttlichen Lohn. Darauf vor allem war er bedacht; für die Bedürftigen oder von einer Notlage Bedrückten war er der allgemeine Zufluchtsort. Durch diese Arten von Wohltätigkeit wurde er umso mehr beliebt, als er der Nachwelt das Gedächtnis daran hinterließ.17 8. Nächst der Ehre Gottes, den in allen seinen Taten zu verherrlichen seine Freude war, bemühte er sich auch, Ruhm und Glanz der ihm anvertrauten Kirche zu vermehren. So geschah es: Bei seinem Amtsantritt besaß die Bamberger Kirche ein Vorrecht besonderer Ehre, und zwar den Gebrauch von Kreuz und Pallium nur viermal im Jahr;18 nicht aus Prunksucht, die er heftig verurteilte, sondern aus huldvoller Güte der Mutterkirche, die sich freut, würdige Kinder zu ehren, wurde mit verdoppelter Ehre dieser Gebrauch von Pallium und Kreuz bei vier weiteren Gelegenheiten gestattet, so dass er geeignet und der Ehrung würdig erschien, dies an alle seine Nachfolger weiterzugeben; denn als er nach dem Brauch zur Annahme der Bischofsweihe der Römischen Mutterkirche sein verehrungswürdiges Haupt neigte und am hochheiligen Pfingsttag von Papst Paschalis19 seligen Angedenkens durch das Wirken der Kraft des Heiligen Geistes zum Bischof geweiht wurde, hat er dies empfangen. Seit dieser Zeit war er mit dem Wirken der Gnade des Heiligen Geistes bei weltlichen und geistlichen Angelegenheiten und Handlungen stark an Rat und Klugheit, so dass er seine Würde und seine Beliebtheit bei allen vermehrte, besonders bei denen, die er nicht fordern, sondern fördern wollte. — 9. Die Gesetze und Anweisungen der Väter zu kennen, lag ihm sehr am Herzen. Alles, was er an Ehre und Vorteil einem Orden oder auch einem Würdenträger gebührend oder freiwillig zuwenden konnte, unterließ er bewusst nicht. Die Verhandlungen der 20Sendgerichte und der Landgerichte20, auch die Rechtshandlungen der Lehnsleute und ihre Vergehen nahm er genau zur Kenntnis. Beim Äußern seiner Meinung war er gefällig dank seiner ernsten, liebenswürdigen und geschmackvollen Redegabe. — 10. Gewiss besaß er keine philosophische und tiefe Bildung in der Literatur, doch in der volkstümlichen Rede, um in religiösen und kirchlichen Dingen die Menschen zu unterrichten, war nichts vorzüglicher als seine Beredsamüber Kleriker und Laien geübt. Das Landgericht unterstand Grafen für Hochgerichtsfälle.
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conpunctorum et peccata sua deplangencium sepe constat probatum. Huic enim ab omnibus sui temporis pontificibus in docendo populum naturali sermone principatus minime negabatur, quia disertus et naturali pollens eloquio, usu et frequencia in docendo facilis erat, quid loco, quid tempori, quid personis conpeteret, observans. — 11. Sed quia pluris est bene facere quam bene dicere, licet utrobique valuerit et utrumque rectoribus ecclesiarum conveniat, tamen plerumque contingit in altero aliquem esse propensiorem. Unde ad bene faciendum maluit esse proclivior, et in partem bonitatis, que ex fonte rei familiaris emanat in proximos, quia copia sinebat, studium inflexit, multaque in presentes erogans, eciam posterorum et absencium vel nondum natorum oblitus non est. Hinc est, quod illis rebus, que posteris eciam manere possent, maiores sumptus impendit, ut sunt muri, pontes, aquarum ductus et quicquid ad multorum in longum posset durare commoditatem.21 12.22 Et primicie quidem operum eius duorum fuit structura cenobiorum in episcopio Herbipolensi. Quorum alterum Uraugia dicitur sub patrocinio beati Laurencii, alterum Ura in honore beati Petri apostoli. His autem honesta et eleganti fabrica conpositis – sicut omnibus cenobiis suis faciebat – predia emere, silvas et agros et prata comparare vel aliis iustis modis acquirere satagebat. Ipsa vero nominare et enumerare universa, ne longus aut fastidiosus fiam, omitto. Deinde in Babenbergensi episcopio tercia et quarta edificacio duorum cenobiorum fuit. Quorum unum Michelenfelt dictum in honore sancti Iohannis evangeliste, alterum Lancheim in honore beatissime virginis Marie de ordine Cisterciensi; nam illa tria de ordine fecit Cloniacensi23. Sed Michelnfelt et Uraugia in patrimoniali fundo ecclesie, Lancheim vero et Ura in adventicio locata sunt. 13.24 Porro in Ratisponensi episcopatu sex monasteria construxit, quinque de ordine Cloniacensium. Quorum unum Entistorf dictum in honore sancti Iacobi apostoli, secundum est Pruveningen sub patrocinio beati Georgii martiris, utraque autem in adventicio fundo sita sunt. Tercium est cenobium cognomento Monasterium, quod cum adiacente parrochia eiusdem nominis auri et argenti precio ab Heinrico duce Bawarie et a Diepaldo marchione conparavit et regali privilegio imperatoris Lotharii in proprietatem sancte Babenbergensis ecclesie collatum suscepit. Quartum est Biburc, quintum Madelhartestorf; sed Biburc sub patrocinio est beate Marie perpetue virginis, illud autem in honore sancti Iohannis evangeliste; utrumque autem fundi ad-
21 22 23
Cic. Off. II 17,60. Zur Lage der Klöster siehe Prüfening I 11 Anm. 27, S. 130. Benediktiner in der Ordenskongregation von Cluny.
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keit; dies hat er oft bewiesen zur Bewunderung der Zuhörer und zur Erbauung der Zerknirschten und ihre Sünden Beklagenden. Von allen Bischöfen seiner Zeit wurde ihm die führende Stellung bei der natürlichen Rede zur Bekehrung des Volkes nie irgendwie streitig gemacht, weil er wortgewandt und gewaltig in natürlicher Sprache war, sich im Umgang und in der Fülle beim Reden leicht tat und beachtete, was an diesem Ort, zu dieser Zeit und für diese Leute passend sei. — 11. Und weil es wichtiger ist, gut zu handeln als gut zu reden (mag es auch für Kirchenführer passend sein, beides zu können), so ist man doch meist zu einem mehr hingezogen. Daher wollte er zum Wohltun geneigter sein und wandte sein Bemühen auf diesen Teil des Gutseins, der aus der Quelle seines Familienbesitzes zu den Nächsten strömt, weil die Fülle es gestattete; und indem er die Zeitgenossen bedachte, vergaß er doch nicht die Nachkommenden, Abwesenden oder noch nicht Geborenen. So wandte er bei dem, was den Späteren bleiben könnte, größere Mittel auf, etwa Mauern, Brücken, Wasserleitungen und all das, was zum Wohl vieler Leute lange bestehen bleiben könnte.21 12.22 Die Erstlingsgabe seiner Werke war der Aufbau zweier Klöster im Bistum Würzburg. Von diesen heißt das eine Aura, unter dem Schutz des hl. Laurentius, das andere Münchaurach, zu Ehren des hl. Apostels Petrus. Als er hier eine ansehnliche und geschmackvolle Kirchbauhütte eingerichtet hatte – wie er es dann bei allen seinen Klöstern tat – bemühte er sich, Landgüter zu kaufen, Wälder, Äcker und Wiesen zu erwerben und sich auf andere rechtliche Weise zu verschaffen. Alles zu nennen und aufzuzählen unterlasse ich, um nicht weitschweifig und langweilig zu werden. – Dann erfolgte als drittes und viertes der Aufbau von zwei Klöstern im Bistum Bamberg. Das eine davon namens Michelfeld zu Ehren des hl. Johannes Evangelist, das andere Langheim vom Zisterzienserorden, zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria; erstere drei gehörten zum Orden von Cluny23. Michelfeld und Münchaurach wurden auf Patrimonialbesitz des Bistums, Langheim aber und Aura auf zugekauftem Grund und Boden angesiedelt. 13.24 Im Bistum Regensburg errichtete er sechs Klöster, fünf davon für den Orden von Cluny. Eines in Ensdorf, zu Ehren des hl. Jakobus, das zweite in Prüfening, unter dem Schutz des hl. Märtyrers Georg, beide stehen auf gekauftem Grund und Boden. Das dritte trägt den Namen Münchsmünster, das mit der benachbarten Pfarrei gleichen Namens für einen hohen Preis von Gold und Silber von Heinrich, Herzog von Bayern, und Markgraf Diepold gekauft wurde und das er mit einem königlichen Privileg Kaiser Lothars als Eigentum der heiligen Bamberger Kirche übertragen erhielt. Das vierte ist Biburg, das fünfte Mallersdorf; Biburg steht unter dem Schutz der hl. allzeit Jungfrau Maria, jenes aber zu Ehren des hl. Johannes Evangelist; beide auf 24
Zur Lage der Klöster siehe Prüfening I 11 Anm. 27, S. 130.
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venticii. Sextum est Windebergen de ordine clericorum regularium, quos vocant Norpertinos25, in honore sancte Dei genitricis Marie, et ipsum de fundo adventicio. — 14.26 In episcopatu Halberstatensi undecima ei est congregacio Regenstorf de ordine Cloniacensi sub patrocinio beati Iohannis baptiste. Abbaciam enim Vicenburc, que nunc mutato loco et nomine Regenstorf appellatur, cum omnibus ad illam pertinentibus a munificentia domini Heinrici27 imperatoris iunioris acceptis privilegiis regie auctoritatis sancte Babenbergensi ecclesie adiecit. Bona quoque eiusdem cenobii duplicavit; nam cum prius non nisi sexaginta duos mansos habuerit, eundem numerum totidem appositis ipse ampliare curavit. In episcopatu Eichstetensi et duodecima illi est congregacio de ordine Cisterciensi, que Halesprunne dicitur, sub patrocinio beate Dei genitricis Marie. Ipsum autem fundum ingenti pecunia comparatum magnis sumptibus promovit in abbaciam. — 15. In episcopatu Pataviensi ei tertia decima congregacio est, que dicitur Alrispach, et quarta decima Clunica sub patrocinio beati Andree apostoli iuxta fluvium Anisum. Hanc autem a Liupoldo marchione datam suscepit; in cuius promocionem viginti mansos et quinquaginta marcas impendit. — 16. Et in patriarchatu Aquileiensi quintum decimum cenobium in castro Arnoldestein, destructa municione, constituit. Quadraginta vero et quinque annis hoc castrum cum nonaginta quinque mansis ad se pertinentibus ab ecclesia Babenbergensi abalienatum fuerat; quod ipse multo labore et impensa recuperavit et, appositis ei sexaginta mansis, abbaciam esse fecit. Has quindecim congregaciones opera illius atque benignitas numquam infecunda propagavit. 17.28 Quinque insuper cellulas quasi totidem grana seminis seminare curavit sciens, quod neque qui seminat neque qui rigeat est aliquid, sed qui incrementum dat, Deus29. Ex eisdem igitur granis quidam iam surculi pullulant poteruntque, Deo incrementum prestante, in arbores consurgere. Sunt autem he: Una, que dicitur Aspach, in honore sancti Mathei apostoli et evangeliste. Ipsum autem fundum et predium eius multo tempore Babenbergensis ecclesia perdiderat, sed ipse solerti cura requisitum cellam fecit monachorum. Iamque in abbaciam convaluit, copiosa prediorum donacione ab ipso primum, deinde ab aliis fidelibus ditata. Secunda est in loco Babenbergensi, in domate sancti Michahelis sita, sub patrocinio sancte Fidis virginis et martiris. Primo hanc sanctimonialium esse voluit, sed alciori consilio septem monachis eam instituit et cum omnibus pertinenciis suis sancto Michaheli
25
Praemonstratenser, nach dem Ordensgründer Norbert, siehe oben Prüfening III 3 u. 4, S. 344 – 348. 26 Zur Lage der Klöster siehe Prüfening I 11 Anm. 27, S. 130. Dazu: Neidhardshausen bei Zella, zw. Kaltenkirchen u. Dermbach/Rhön, Tückelhausen südwestl. Ochsenfurt.
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gekauftem Grund und Boden. Das sechste ist Windberg, vom Orden der Regularkleriker, die auch Norbertiner25 heißen, zu Ehren der hl. Gottesmutter Maria, auf Kaufgrund. — 14.26 Im Bistum Halberstadt befindet sich der elfte Konvent Reinsdorf, vom Orden von Cluny, unter dem Schutz des hl. Johannes des Täufers. Die Abtei Weißenburg, die jetzt nach Orts- und Namenswechsel Reinsdorf heißt, fügte er mit allem Zubehör dank der Freigebigkeit des Herrn Kaisers Heinrichs des Jüngeren27 nach Erhalt von Privilegien der königlichen Autorität dann der hl. Kirche von Bamberg hinzu. Auch verdoppelte er die Güter dieses Klosters; denn während es früher nur 62 Hufen hatte, sorgte er dafür, diese Zahl um ebenso viele zu vermehren. Im Bistum Eichstätt befindet sich der zwölfte Konvent vom Zisterzienserorden, der Heilsbronn heißt, unter dem Schutz der hl. Gottesmutter Maria. Den Grund und Boden kaufte er mit ungeheuer viel Geld und förderte so mit großen Aufwendungen die Abtei. — 15. Im Bistum Passau steht der dreizehnte Konvent namens Aldersbach, der vierzehnte ist Gleink, unter dem Schutz des hl. Apostels Andreas, am Fluss Enns. Diesen erhielt er von Markgraf Liutpold geschenkt; zu seiner Ausstattung wandte er 20 Hufen und 50 Mark auf. — 16. Im Patriarchat Aquileja errichtete er nach Schleifung der Befestigungswerke das fünfzehnte Kloster in der Burg Arnoldstein. 45 Jahre war die Burg mit 95 zugehörigen Hufen dem Bistum Bamberg entfremdet gewesen; er erlangte sie mit großen Mühen und Kosten zurück, fügte ihr 60 Hufen hinzu und machte sie zu einer Abtei. Sein Wirken und seine Güte hat diese 15 Konvente niemals ohne Ertrag sich entfalten lassen. 17.28 Außerdem besorgte er fünf Zellen gewissermaßen als ebenso viele ausgestreute Samenkörner in dem Wissen, dass weder der etwas ist, der pflanzt, noch der, der begießt, sondern nur Gott, der wachsen lässt.29 Aus diesen Körnern sollten Schösslinge hervorsprießen und sich, wenn Gott das Wachstum gibt, zu Bäumen entwickeln können. Es sind folgende: eine namens Asbach zu Ehren des hl. Apostels und Märtyrers Matthäus. Diesen Grund und Boden sowie ihre Güter hatte die Bamberger Kirche lange Zeit verloren, doch er erwarb ihn mit geschicktem Bemühen und schuf eine Mönchszelle. Jetzt ist sie zu einer Abtei erstarkt, durch eine reiche Güterschenkung zuerst von ihm, dann von anderen Gläubigen reich und großzügig ausgestattet. Die zweite steht im Ort Bamberg auf dem Gelände von St. Michael, unter dem Schutz der hl. Jungfrau und Märtyrerin Fides. Ursprünglich war sie von ihm für Nonnen vorgesehen, doch nach höherem Ratschluss richtete er sie für sieben Mönche ein und wies sie mit ihrem Zu-
27 28 29
Heinrich V. Wie vorletzte Anm. 1 Cor 3,7.
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consignavit. Tercia est Rotha sub patrocinio sancti Georgii martiris in episcopio Herbipolensi, quarta est Vezzera in eodem episcopio in honore sancte genitricis Marie de ordine Norpertinorum. Sed alterius fecunditas alteri fecit sterilitatem. Rotha enim in sua permanens tenuitate proficienti Vezzere tamquam meliori ad serviendum subdita est. Hoc tamen sciendum, quod episcopus Rotham ab Agnethe palatina et eius sorore Adelheida cum sexaginta mansis ecclesie Babenbergensi donatam suscepit; circumiacencia vero eidem celle bona emit ducentis sexaginta quinque marcis, cum ministerialibus scilicet et agris, silvis et pratis, pascuis ac molendinis et cum omni utilitate ac iure, quo Chuno dux idem predium noscitur habuisse. Vezzeram autem Gothboldus comes edificare inchoaverat, quam episcopus ab eo sibi datam suscipiens suis eam promovit inpensis. Quinta ei cella fuit in episcopio Herbipolensi Nithardeshusen in pago Tullefelt30. Atque si, quod verum est, fateri liceat, sextam illi Tuckelnhusen in eodem episcopio annumerare debemus. Huius enim structores, dum eius promocioni minus sufficerent, scientes episcopum talium rerum studiosissimum, ut eius opitulacione locus promoveretur, ipsius hunc titulo ascripserunt atque, ut eum Babenbergensi ecclesie omni iure firmarent, coram idoneis testibus promiserunt. Hac igitur condicione multa eidem loco impendit. Hec de cellis et monasteriis eius dicta tibi sufficiant. Tum ego: Distincte, inquam, atque succincte satis ea digessisti. Et ego si bene numeravi, viginti unum cellarum et monasteriorum summa perfecit. Uni episcopo satis fuit, immo vero tribus aut quatuor. — 18. Sed quare, obsecro, tantam pecuniam in talia proiecit? Certum est enim, quod non sine magnis sumptibus ista constiterint. Sed sicut ea reprehendere non audeo, ita vel laudare, nisi alicuius prudentissimi hominis de hiis sentenciam audirem, non presumo. Mundus enim inquiunt cenobiis et monasteriis plenus est. Quid igitur necesse est tanta fieri monasteria? Timo: Non tu primus ista causatus es; eciam cum eo ipso talis de his non semel a suis familiaribus habita est questio. Sed quia hunc valde prudentem fuisse non ambigis, ipsius tibi de hac re dico sentenciam, si placet. Tum ego: Non alius, inquam, sicut eius eque grata michi super ipsius opera umquam poterit esse sententia. Tiemo: Parabolam31, inquit, illam evangelicam de Samaritano et homine a latronibus ceso et stabulo atque stabulario ad suam causam inflectebat, quando familiariter ab aliquo de talibus operibus conveniebatur. „32Mundus“, ait iste, „totus exilium est, et quamdiu vivimus in hoc seculo, peregrinamur a Domino, unde stabulis egemus atque diversoriis32.“ Stabula vero et 30
Gau nördl. vom Grabfeld. Luc 10,30 – 37. 32–32 Vgl. 2 Cor 5,6. 31
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behör St. Michael zu. Die dritte ist Rodach, unter dem Schutz des hl. Märtyrers Georg, im Bistum Würzburg; die vierte ist Veßra im selben Bistum, zur Ehre der hl. Gottesmutter Maria, vom Orden der Norbertiner. Doch das Gedeihen der einen bewirkte bei der anderen Unfruchtbarkeit. Er unterstellte wegen der ständigen Dürftigkeit Rodach der sich entwickelnden Zelle Veßra. Man sollte jedoch wissen, dass der Bischof von der Pfalzgräfin Agnes und ihrer Schwester Adelheid Rodach mit 265 Hufen geschenkt erhielt, mit den Dienstleuten, Äckern, Wäldern und Wiesen, Weiden und Mühlen und allen Nutzungen und Rechten, die Herzog Konrad an diesem Landgut bekanntlich hatte. Veßra aber hatte Graf Gotebold zu bauen begonnen; der Bischof erhielt sie von ihm geschenkt und förderte sie mit seinen Aufwendungen. Die fünfte Zelle lag im Bistum Würzburg: Neidhardshausen im Gau Tullefeld30. Und wenn es erlaubt ist, das zu bekennen, was wahr ist, so müssen wir ihm eine sechste, Tückelhausen, im selben Bistum hinzuzählen. Deren Erbauer nämlich, da sie für deren Fortkommen zu wenig aufwendeten in dem Wissen, dass der Bischof in solchen Dingen sehr eifrig war, den Ort mit seiner Hilfe zu fördern, überschrieben ihm den Ort in einem Rechtsakt, dass sie ihn der Bamberger Kirche mit allen Rechten bestätigten; und sie versprachen dies vor geeigneten Zeugen. Unter dieser Bedingung wendete er viel für den Ort auf. – Diese Worte über seine Zellen und Klöster mögen dir genügen. Darauf sagte ich: Du hast dies abwechslungsreich und knapp genug berichtet. Und wenn ich richtig gezählt habe, hat er insgesamt 21 Zellen und Klöster errichtet. Für einen Bischof ist das genug, eigentlich für drei oder vier. — 18. Aber bitte, warum hat er so viel Geld dafür ausgegeben? Es steht doch fest, dass er das nicht ohne große Aufwendungen fertiggebracht hat. So wie ich das nicht zu tadeln wage, so nehme ich mir auch nicht heraus, es zu loben, bevor ich nicht die Meinung eines besonders klugen Menschen gehört habe. Es heißt doch, die Welt ist voll von Klöstern und Stiften. Warum ist es dann nötig, so viele Klöster zu schaffen? Tiemo: Du bist nicht der erste, der sich damit auseinander setzt; auch ihm selbst ist von seinen Vertrauten diese Frage nicht nur einmal gestellt worden. Da du nicht zweifelst, dass er ein kluger Mann war, will ich dir seine Meinung dazu sagen, wenn ich darf. Darauf ich: Wie sollte mir nicht seine Meinung über seine Taten genauso willkommen sein? Tiemo: Als er von einem Vertrauten nach seinen Werken gefragt wurde, bezog er auf seinen Fall das Gleichnis31 vom Samariter aus dem Evangelium, also von dem Mann, der von den Räubern niedergeschlagen wurde, von der Herberge und dem Wirt. 32„Die ganze Welt“, sagte er, „ist eine Fremde, und solange wir in dieser Welt leben, sind wir auf Pilgerfahrt fern vom Herrn; darum brauchen wir Herbergen und Zufluchtsorte.“32 – „Herbergen aber und
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diversoria cellas dicebat atque monasteria, et ea non indigenis, sed peregrinis seculi esse oportuna. „Qui multa“, inquit, „vel nimia esse vel fieri queruntur diversoria, non se in peregrinacione positos putant, sed in patria. Quodsi a latrunculis occupati fuerint, si spoliati, cesi atque plagati fuerint et ita semivivi relicti, certe vel inviti experientur, quam melius est iuxta esse stabulum quam procul. 33Cum enim repentinus supervenit interitus et dolor sicut in utero habentis, ita ut evadere non sperent33, quomodo illuc levari poterunt, si procul est? Et si tales multi in locis multis, nonne melius est stabula multa esse quam pauca? Si enim pauca fuerint, quomodo multis peregrinis, multis sufficient egrotis? Preterea“, inquit, „34novissima hora est et mundus in maligno positus est34; sed propter eos, qui ab illo fugere ac salvari cupiunt, quia homines multiplicati sunt super terram, et cenobia multiplicari absurdum non est. Ab inicio seculi, cum pauci essent homines, necessaria erat hominum propagacio, et ideo non continebant se, sed nubebant omnes et nuptum dabant. Nunc autem“, inquit, „in fine seculorum, multiplicatis hominibus super numerum, continentie tempus est; continere debent homines, quicumque possunt, atque vacare Deo. Continencia vero et alia sanctitatis opera in cenobiis melius quam extra observari potest. Hec michi causa“, inquit, „fuit, hec intencio multiplicandi cenobia. Et ut aliquid secundum hominem loquar, dum proficiunt atque succrescunt cenobia studiis et oblacionibus fidelium, sicut in plerisque locis videmus – quia tribuente Deo promptuaria eorum plena, eructancia ex hoc in illud, oves eorum fetose habundantes in egressibus suis, boves eorum crasse, ipsorumque providente sollercia, non est ruina macerie neque transitus inutilis in satis et pratis eorum.35– possunt nonnunquam honori atque utilitati esse suis episcopis. Si vero tenues et pauperes, habent successores mei, apud quos oportune collocent elemosinas suas, et occasionem inveniunt benefaciendi honestam, si meos surculos irrigando suas arbores faciunt, sicut et ego aliorum meas feci aliquas. Et facilius quidem est inchoata promovere quam ea, que nulla sunt, inchoare. Inicia enim rerum difficilia sunt. Unde si qui ad inchoandum talia tardi fuerint et timidi, vel meis iniciis meisque fundamentis in nomine Domini superedificare accingantur.“ Tales suorum operum ille raciones reddere non dedignatus est, hoc fine omnia concludens, ut in omnibus honorificetur Deus et proximus adiuvetur. Nec eum utique spes fefellit. Multa enim bona ex eius studiis in ecclesia provenere atque proveniunt cottidie. Quid enim putas in tot cellis et ce-
33–33
Vgl. 1 Thess 5,3. 1 Ioh 2,18; 5,19. Ps 143,13 –14.
34–34 35
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Zufluchtsorte“, sagte er, „sind Zellen und Klöster, und sie sind nicht für die Einheimischen, sondern für die Fremdlinge dieser Welt nützlich. Wer beklagt, es gebe genug oder zuviel Herbergen, glaubt, er sei nicht auf Pilgerfahrt, sondern in der Heimat. Wenn er von Räubern umzingelt, niedergeschlagen, verprügelt und halbtot zurückgelassen ist, dann erfährt er sicherlich, wenn auch widerwillig, wieviel besser es ist, wenn eine Herberge in der Nähe sei als weit weg. 33Wenn nämlich plötzlich Verderben über ihn kommt wie die Wehen über eine schwangere Frau und er nicht auf ein Entrinnen hofft,33 wie kann ihm geholfen werden, wenn sie weit weg ist? Und wenn es so viele an vielen Orten gibt, ist es also nicht besser, es gibt viele anstatt weniger Herbergen? Wenn es nur wenige gäbe, wie könnten sie für die vielen Pilger, für die vielen Kranken ausreichend sein?“ – „Außerdem“, sagte er, 34„es ist die letzte Stunde, und die Welt liegt im Argen;34 aber wegen derer, die fliehen und gerettet werden wollen, weil die Menschen sich auf der Erde ausgebreitet haben, ist es nicht widersinnig, dass sich die Klöster ausbreiten. Am Anfang der Welt, als es nur wenige Menschen gab, war die Fortpflanzung der Menschen notwendig; und deshalb waren sie nicht enthaltsam, sondern sie heirateten und gaben ihre Töchter zur Ehe.“ –„Jetzt aber“, sagte er, „am Ende der Zeiten, wo sich die Menschen in Überzahl vermehrt haben, ist die Zeit der Enthaltsamkeit; die Menschen müssen enthaltsam sein, alle die es können und sich für Gott freihalten. Enthaltsamkeit aber und andere Werke der Heiligung können in Klöstern besser als außerhalb geübt werden.“ – „Dies war für mich der Grund“, sagte er, „der Zweck, die Klöster zu vervielfachen. Und um etwas nach Menschenart zu sagen, wenn Klöster durch die Bemühungen und Gaben der Gläubigen nützen und wachsen, wie wir es an vielen Orten sehen, – denn, wie Gott es gibt, ihre Speicher sind gefüllt, überquellend von vielerlei Vorrat, die Herden mehren sich tausendfach, die Kühe tragen ohne zu verwerfen und ohne Unfall auf deren Wiesen – und dank ihrer geschickten Umsicht gibt es keinen Zusammenbruch wegen Magerkeit, keinen Verlust und Schaden,35 können sie mitunter für ihre Bischöfe Ehre und Nutzen bringen. Wenn sie aber dürftig und arm sind, haben meine Nachfolger jemand, bei dem sie ihre Almosen sinnvoll abladen, und finden eine ehrenhafte Gelegenheit, Gutes zu tun, wenn sie meine Furchen wässern und ihre Bäume großziehen, so wie ich meine großgezogen habe. Und leichter ist es, Begonnenes zu fördern, als das, was noch nicht da ist, zu beginnen. Aller Anfang ist schwer. Wer daher zum Beginnen träge und furchtsam ist, der möge durch meine Planungen und Grundlegungen sich anschicken, im Namen des Herrn weiterzubauen.“ Solche Rechenschaft für seine Taten abzulegen, hat er nicht verschmäht, alles zu dem Zweck durchzuführen, dass Gott in allem verherrlicht und dem Nächsten geholfen werde. Seine Hoffnung hat ihn nicht getrogen. Aus seinen Bemühungen in der Kirche ist schon viel Gutes hervorgegangen und geht täglich hervor. Was, glaubst du wohl, gibt es in den vielen Zellen und Klöstern an
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nobiis Deo servicii et honoris, quid proximo solacii exhibetur et utilitatis? Signa illic et portenta per eum et per eius opera fiunt cottidie, et si non corporaliter, profecto quod melius est, fiunt spiritualiter. Ibi enim ceci vident, surdi audiunt, claudi ambulant, leprosi mundantur, mortui resurgunt, pauperes evangelizantur.36 His enim malis et incommodis circumventi, homines de seculo peccatores ad meliorem vitam secundum animam in cenobiis convalescunt. Ibi lecciones sacre psalmodia et oraciones, misse atque divinarum rerum contemplaciones, ieiunia et vigilie et pugna iugis contra spirituales nequicias, ibi carnis contriciones et cordis, elemosinarum largiciones et multe hospitalitates. Quis neget ex magna parte meritis eius hec omnia posse ascribi, cuius labore et impensa ipsa cenobia contigit fundari? Considerans autem, quod ipsorum cenobiorum suorum structura robustius consisteret, si eam apostolice auctoritatis petra solidaret nec facile posse convelli, si vallata esset munimine Petri, sub eius defensione omnia constituens, a sede apostolica huiusmodi scripta suscepit: 19. Calixtus … notarii sacri palacii.37
Tum ego: Ecce inquam, quia de tam multis cenobiis faciendis ipsius, qui ea fecit, congruas accepi raciones et eorundem ab apostolica sede confirmaciones et quia sedes apostolica non confirmat nisi ea, que sine dubio recta novit et bona, ergo fiducialiter infero, quod ante non presumpsi, bonum esse et valde bonum, quod tantam pecuniam in talia proiecit; multo enim fenore iam eam totam recepit. Ergo bonum est non cito, non temere iudicare, sed meliorem sentenciam expectare. Sed vellem, sicut in rebus extrinsecis firmitatem et immutabilitatem suis cenobiis per apostolicam auctoritatem providere studuit, ita et in religione ac rebus intrinsecis aliquam eis stabilitatem atque immutabilitatem per eiusdem sedis apostolice providisset auctoritatem. Non est enim finis, non est modus mutande religionis et consuetudinis, maxime in ordine Cloniacensi. Pro suo arbitratu quisque abbatum sine consensu et consilio coabbatum suorum – magno sepe fratrum detrimento – adicit et reicit, quod vult. Tiemo: Vetus, inquit, illa de ordine nostro querela est. Sed in promtu est, me tibi ostendere, qualiter eius sagacitas huic morbo, quantum in illo fuit, obviare studuerit. Accipe, ipse lege et perlege: 20. Innocencius … nostram graciam consequantur.38
36 37
Matth 11,5. Siehe Prüfening I 21, oben S. 134.
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Gottesdienst und Gottesverehrung, wie viel Trost und Hilfe wird dem Nächsten zuteil? Dort geschehen Zeichen und Wunder durch ihn und durch seine Werke, wenn nicht leiblich, dann sicherlich geistlich, was noch besser ist. Dort nämlich: Blinde sehen, Taube hören, Aussätzige werden rein, Tote stehen auf, Armen wird die Frohbotschaft verkündet.36 Von diesen Übeln und Krankheiten erfasst, genesen Menschen, die in der Welt Sünder waren, in den Klöstern zum besseren Leben im Geiste. Dort gibt es heilige Lesungen, Psalmengesang und Gebete, Messen und fromme Betrachtungen, Fasten, Nachtwachen und unablässigen Kampf wider die bösen Geister, Zerknirschtheit des Fleisches und des Herzens, Almosenspenden und viel Gastfreundschaft. Wer wollte leugnen, dies alles könne zum großen Teil den Verdiensten dessen zugeschrieben werden, mit dessen Mühe und Aufwand diese Klöster eingerichtet wurden? In dem Bedenken aber, dass seine Klöster eine kräftigere Verfassung haben würden, wenn sie der Fels apostolischer Autorität stütze und sie nicht leicht zerstört werden können, wenn sie mit dem Schutz des hl. Petrus umgeben seien, stellte er alle unter dessen Schutz und erhielt vom Apostolischen Stuhl folgendes Schriftstück: 19. Bischof Kalixt … Notar des hl. Palastes.37
Darauf sagte ich: Wohlan, weil ich über die Errichtung so vieler Klöster, die er geschaffen hat, angemessene Rechenschaft erhalten habe sowie die Bestätigung dafür durch den Apostolischen Stuhl – denn der Apostolische Stuhl bestätigt nur das, was er als ohne Zweifel recht und gut erkennt – sage ich also vertrauensvoll, was ich anfangs nicht gewagt habe: Es ist gut und sehr gut, dass er so viel Geld in so vieles gesteckt hat; er hat das Ganze schon mit viel Zinsen zurückerhalten. Also ist es gut, nicht rasch und unbedacht zu urteilen, sondern ein besseres Urteil abzuwarten. Doch ich wollte folgendes: So wie er sich bemüht hat, durch die Apostolische Autorität in die äußeren Verhältnisse Stärke und Unveränderlichkeit zu bringen, so hätte er ihnen auch im Klosterleben und den inneren Verhältnissen eine Art Festigkeit und Unveränderlichkeit durch den Apostolischen Stuhl bringen sollen. Es gibt ja kein Ende, kein festes Maß der Veränderung des Klosterlebens und der Gewohnheiten, besonders beim Orden von Cluny. Jeder Abt fügt hinzu und verwirft, was er will, nach eigenem Gutdünken, ohne Zustimmung und Rat seiner Mitäbte – oft zum großen Nachteil der Brüder. Tiemo: Das ist eine alte Klage über unseren Orden. Aber ich kann dir leicht zeigen, mit welcher Umsicht er sich bemüht hat, soweit es an ihm lag, diesem Übel zu begegnen. Nimm es, lies es zweimal: 20. Bischof Innozenz … und Unsere Gnade erlangen.38 38
Siehe ebd. I 22, oben S. 136.
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Hiis ita se habentibus, nonne tibi videtur beatum Ottonem satis, quantum in se fuit, providisse, ut in omnibus cenobiis suis ordo et tenor religionis sacre, qui per eius diligenciam, cooperante Domino, institutus est, firmiter perpetuis temporibus conservetur? Nonne satis aperte sanctitum est ab auctoritate Romana, ut in eisdem eius cenobiis sancte institucionis formam nullatenus alicui mortalium liceat permutare, nisi forte ad melioris status prerogativam, prestante Domino, voluerit promovere? Hic se tueantur novitatum inventores. Dicant, quod dicunt et quod certe intendunt, scilicet ad melioris status prerogativam religionem nostram se velle promovere. Sed qualiter id, queso, si necesse est, fieri oportet? Ita nimirum, ut sacrosancte Romane auctoritatis sigillum non violetur. „Neque hoc“, inquit auctoritas, „alicuius singulari iudicio committatur, sed omnium monasteriorum ad Babenbergensem ecclesiam pertinencium aut sanioris partis consilio ac consensu fieri debere sanccimus.“ Iuste ergo, quod iustum est, exsequantur. Si quid adiciendum, si quid reiciendum temporum, locorum aut personarum racio postulaverit – quod utique pro salute et fructu animarum, pro melioracione et statu ecclesiarum et ordinis promocione plerumque fieri oportet – domini et patres nostri in tantum illi beate anime Ottonis deferant, in tantum etiam beati Petri sigillo deferant, ut illud consilio atque consensu monasteriorum omnium ad Babenbergensem ecclesiam pertinencium vel sanioris partis, prout sanccitum est, faciant. Sed mirum, quod nostro ordini contigerit, quod generale capitulum non admittit, cum Augustiniani, Cistercienses et Norbertini hoc polleant honore. 39Omnia enim faciunt consilio, et ideo multa gubernantur sapiencia39. O utinam Babenbergensis episcopii abbates, memores Ottonis sui, memores apostolice sanccionis et exemplo animati de aliis ordinibus abbatum et prepositorum, de suis quoque accionibus incipiant communi tractare consilio et formulam inire capituli. Profecto, si gnaviter se agent et se suosque sapiencia gubernare volent et in his immorari, sicut dicitur: Beatus vir, qui in sapiencia morabitur,40 proficiendo proficient suique profectus multos cito imitatores invenient. Omnia magna a modicis ceperunt – ne forte de paucitate causentur – et Cisterciense capitulum, quod modo maximum est, a paucis cepit. – Sed ea, que restant his omissis edicam. 21. In diebus ipsius semper honorande memorie Ottonis cathedralis ecclesie monasterium, quod sub antecessore41 suo, Deo permittente, usque ad solos muros superstites conflagratum erat incendio, multis sumptibus ab eo
39–39 40 41
Vgl. Prov 13,10. Eccli 14,22. Bischof Rupert 1075 –1102. Der Brand am 3. April 1081.
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Da sich das so verhält, ist es dir nicht augenfällig, dass der selige Otto genügend vorgesorgt hat, soweit es an ihm lag, dass in all seinen Klöstern Ordnung und Inhalt des heiligen Mönchslebens, so wie dies von seiner aufmerksamen Sorge mit Gottes Hilfe eingerichtet war, für alle Zeiten fest beachtet werde? Ist nicht von der Römischen Autorität offen festgesetzt worden, dass keinem Sterblichen erlaubt ist, in diesen seinen Klöstern die Form der heiligen Einrichtung zu ändern, außer etwa er wollte mit Hilfe Gottes den Stand in einen besseren Rang befördern? Dies mögen die Erfinder von Neuheiten beachten! Sie sollen sagen, was sie sagen und genau beabsichtigen, also sie wollten den Stand unseres Klosterlebens in einen besseren Rang befördern. Doch wie muss das wenn nötig geschehen, frage ich? Auf jeden Fall so, dass die gesiegelte Urkunde der hochheiligen Römischen Autorität nicht verletzt wird. Diese Autorität sagt: „Dies soll nicht dem Urteil eines Einzelnen überlassen sein, sondern muss, so bestimmen Wir, nach Rat und Zustimmung aller Klöster, die zur Bamberger Kirche gehören, oder des vernünftigeren Teils geschehen.“ Daraus folgt zu Recht, was gerecht ist. Wenn etwas hinzuzufügen ist, wenn etwas zu tilgen ist, was Zeit, Ort oder Ratschluss der Personen erfordert – was zu Heil und Frucht der Seelen, zu Verbesserung und Stand der Kirchen und zur Förderung des Ordens zumeist zu geschehen hat –, sollen unsere Herren und Väter dies insoweit der Seele Ottos mitteilen (insoweit auch dem Siegel des seligen Petrus), dass dies, wie festgesetzt ist, nach Rat und Zustimmung aller Klöster, die zur Bamberger Kirche gehören, oder des vernünftigeren Teils geschehen soll. Es ist aber erstaunlich, was in unserem Orden geschieht, dass nämlich das Generalkapitel dies nicht zulässt, während die Augustiner, Zisterzienser und Norbertiner im Besitz dieser Ehre sind. 39Sie machen nämlich alles nach Beratung, deshalb geschieht vieles in Weisheit.39 Ach, wenn doch die Äbte des Bamberger Bistums, eingedenk ihres Otto, eingedenk der apostolischen Anweisung und nach dem Beispiel der Äbte und Pröpste der anderen Orden anfangen wollten, über ihre Handlungen in allgemeinem Rat zu verhandeln und einen Beschluss des Kapitels herbeizuführen! Sicher: Wenn sie sich vernünftig verhalten und sich und die Ihren in Weisheit führen und dabei verbleiben wollen – wie es heißt: Selig der Mann, der in der Weisheit verbleibt40 –, dann werden sie beim Fortschreiten Fortschritte machen und ihre Fortschritte werden rasch viele Nachahmer finden. Alles Große hat klein angefangen – wir sollten nicht um die Kleinheit streiten –, auch das Zisterzienserkapitel, das jetzt das größte ist, hat klein angefangen. – Aber lassen wir das, und ich will noch den Rest erzählen. 21. In den Tagen Ottos, immer zu ehrenden Angedenkens, wurde das Münster der Kathedralkirche, das unter seinem Vorgänger41 mit Gottes Zulassung bis auf die Reste der Mauern durch ein Feuer niedergebrannt war, unter hohen Kosten von ihm mit der früheren edlen Ausstattung wiederher-
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pristini decoris nobilitatem reparatum est. Ipse pavimentum stravit, columpnas ecclesie, quas ignis afflaverat, opere gypseo et firmavit et ornavit, chorum sancti Georgii exaltavit, picturas quoque non ignobiliores prioribus effecit, et ne ultra similes formidare debeat eventus, totum monasterium et turres cupreis tabulis contexit; speras quoque et cruces turrium deauravit, omnia denique edificia claustri per officinas singulas renovare et in meliorem statum promovere curavit. Quantum vero eidem ecclesie bonorum et prediorum preter ea, que a fundatoris liberalitate pridem habuerat, sua benignitate ipse superaddiderit, lacior et laucior multo quam fuit, testis est mensa canonicorum. 22. Nostra quoque sancti Michahelis ecclesia quid illi graciarum accionum debet! Nam illa structura vetus, cum in cyborii emisperio rimam haberet intrinsecus, ne forte collapsa monachos percuteret, quasi de occasione gavisus, destructo veteri, sancto Michaheli maioris fabrice monasterium novum construxit, ipsamque rem fratrum talentis plus quam nonaginta reddituum per singulos annos cumulavit. Multa quoque ornamenta eidem loco contulit; quia hunc fidelissimo amore tamquam locum requiecionis sue semper amavit ipsumque venerandi corporis sui gleba dotavit. – Multa hic studio brevitatis pretereo, que huic et aliis cenobiis et ecclesiis suis ab ipso collata sunt in palliis, stolis et casulis, in calicibus aureis et argenteis, in crucibus, in capsis, in urceis, in ampullis aureis et argenteis, in thuribulis et acerris, in candelabris et variis ecclesiarum utensilibus, in cortinis, auleis et tapetibus, in libris utriusque testamenti et variis codicibus, quorum omnium tam ingens copia est, ut numerus existimacionem videatur excedere, mirumque est, ab uno episcopo tot locis tanta potuisse conferri. Sed hec omnia de fonte rei familiaris hauriens, Deo subministrante abundanciam, ipsum non exhausit. Quia sicut fateri consuevit, quanto magis in opera Dei erogabat, tanto magis quod erogaret, habebat. Nam licet totus in Deo fuerit et omnia sua 42in celestes thesauros42 premittere festinaret, ipse tamen, utpote prudens et potens, Deo que Dei erant reddidit et mundo quod suum erat non negavit. 23. Regibus quippe seculi super omnes regni pontifices honorifice ac fideliter domi forisque servivit. Principum quoque sibi familiaritates et amicicias intimas conciliavit, ministerialibus et feodatis ecclesie sue propria iura et honorem intemeratum conservavit, familiam denique et omnia sibi adherentia firmissimo pietatis presidio et materne affectionis ala confovendo protexit. 24. Stipendia episcopalis mense nullius umquam necessitatis occasione
42–42
Vgl. Luc 12,33.
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gestellt. Er legte den Fußboden neu, stärkte und schmückte mit Gips die Säulen der Kirche, die das Feuer angetastet hatte; den St. Georgs-Chor erhöhte er, schuf Bilder, die nicht weniger edel waren als die früheren; und damit keine ähnlichen Unfälle befürchtet werden müssten, ließ er das ganze Münster und die Türme mit Kupferplatten decken; die Weltkugeln und Kreuze auf den Türmen ließ er vergolden; schließlich sorgte er dafür, dass die erneuerten Klausurhäuser mit den Wirtschaftsgebäuden in besseren Stand gebracht würden. Wie sehr er aber Güter und Landstücke dieser Kirche über das hinaus, was sie dank der Freigebigkeit des Gründers schon längst besaß, in seiner Güte selbst hinzufügte, dessen ist das erweiterte und weit stattlichere Tafelgut der Kanoniker Zeuge. 22. Auch unsere Kirche St. Michael, was muss sie ihm danken! Denn das alte Gebäude, das drinnen im Gewölbe über dem Altar einen Spalt hatte, ließ er niederreißen, um die Mönche vor einem Einsturz zu schützen, und gleichsam froh über die Gelegenheit, errichtete er dem hl. Michael ein neues Kloster in einem größeren Bauwerk, und in dieses Unternehmen für die Brüder steckte er mehr als 90 Pfund jährlich. Auch viel Zierrat ließ er dem Ort zukommen, denn immer liebte er sozusagen in treuer Liebe diesen Ort der Erquickung, und er stattete den Ruheplatz für seinen würdigen Leib reichlich aus. – Im Eifer für die Kürze lasse ich hier vieles aus, was diesem und anderen Klöstern und Kirchen von ihm zugewandt wurde, Pluviale, Stolen und Kaseln, goldene und silberne Kelche, Kreuze, Kapseln, Weihwasserkrüge, goldene und silberne Ampullen, Rauchfässer, Weihrauchbehälter, Kerzenständer und verschiedene Kirchengeräte, Wandbehänge, Teppiche und Decken, Bücher beider Testamente, verschiedene Kodizes in so gewaltiger Fülle, dass die Zahl jede Schätzung übersteigen dürfte – es ist erstaunlich, dass von einem einzigen Bischof so viel an so vielen Orten zusammengetragen werden konnte. Aber dies alles schöpfte er aus dem Brunnen seines Familienvermögens, dank Gottes Hilfe eine Überfülle, die er nicht erschöpfte. Denn wie er zu sagen pflegte: Je mehr er für Gotteswerke ausgab, desto mehr hatte er, um es auszugeben. Obgleich er ganz in Gott lebte und sich beeilte, all seine Habe 42den himmlischen Schatztruhen42 vorauszusenden, so gab er doch wie ein kluger und mächtiger Mann Gott, was Gottes ist, und verweigerte nicht der Welt, was ihr zukommt. 23. Den Königen dieser Welt diente er mehr als alle Reichsbischöfe ehrenvoll und treu, daheim und in der Fremde. Er erwarb sich auch innige Vertrautheit und Freundschaften mit Fürsten, bewahrte den Dienstleuten und Lehnsmannen seiner Kirche ihre eigenen Rechte und Ehren unangetastet, schließlich schützte er seine Hausgenossenschaft und seine Dienerschaft mit dem starken Schirm seiner Frömmigkeit und den Fittichen mütterlicher Zuneigung. 24. Bei keiner Notlage verminderte er die Leistungen des bischöflichen
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minoravit. Sed si quid de patrimoniali fundo ecclesie matricis propter adiacentiam et oportunitatem cenobiis contulit, empticiis et adventiciis prediis recompensare cum augmento ei curavit, quia de iniusto non posse fieri dicebat elemosinam. Iniustum autem, immo iniuriam maximam esse affirmabat, aliqua largicione aut feodacione sine reconpensacione tabulam minuere successorum. Ad hanc ergo excludendam suspicionem et ne cuiquam succedencium sibi episcoporum fas sit disposicioni eius quicquam superordinare vel ab ipso bene ordinata rescindere, sedes apostolica eius postulacione super his omnibus huiusmodi ei confirmacionis privilegium porrexit: 25. Calixtus … subiacebit.43 Data Laterani idibus aprilis, indiccione secunda.
26. Rem quoque familiarem episcopii sicut prediis et possessionibus ita eciam edificiis et castrorum municionibus adiuvit atque sublimavit. Nam per diversa loca et curtes episcopii quatuordecim basilicas et quatuor cenacula elegantis fabrice construxit. Preterea sex castella, que pridem non habuit, dominio episcopatus adiecit: unum videlicet 44Albuinestein, secundum Liupoldestein, tertium Geulenriut, quartum Hemphenvelt, quintum Ebersberc, sextum Eskenvelt.44 Castrum vero Albuinestein, quod eciam dicitur Botenstein, fere in meditullio situm episcopatus, octingentis argenti libris45 nec non septendecim auri talentis comparavit, providens in hoc et sibi et posteris non modicum pacis subsidium, quia bonis ecclesie in circuitu positis defensio est et terror inimicis. Multa quidem commemorare possem, que illius studio ac labore in rebus temporalibus episcopatui accesserunt, sed parcius hec laudanda puto. Quia pene omne genus hominum acquirendi studiosum est et sua cumulandi, neque, ut id faciant, egent exemplo, sed ne male id faciant. Hic ergo non in eo quidem magno opere laudandus, quod rem familiarem querere et augere sollicitus fuit, sed hoc in eo non temere laudatur, quod his rebus instaret, a quibus abesset turpitudo et avaricie suspicio, diligencia videlicet et frugali parsimonia. Que sane hinc adverti potest: 27. Tempore quodam in domo episcopali domestice, habens renonem forte nuper emptum, vestiebatur, videns et probans, si apte sederet corpori. Et ecce Bruno46, quondam Argentinensis episcopus, eloquio et moribus adprime festivus adveniens: „Bene est“, inquit, „bene est. Senior noster bonum habet pellicium.“ Erat autem ad oras capicii et manicarum modice vulpinis adumbratum, nam cetera pars cute leporina constabat. Et episcopus: „Sic est“, inquit, „sed miserum me, caro michi venit, bis binis unciis constat.“ Vi43
Siehe Prüfening I 29, oben S. 142. Zur Lage: Albuinstein ungesichert, Leupoldstein östl. Forchheim, Burggailenreuth östl. Ebermannstadt, Henfenfeld südwestl. Hersbruck, Ebersberg südl. Zeil/ Main, Eschenfelden nordwestl. Sulzbach-Rosenberg. 45 1 Pfund = 2 Mark = 328 g. 44–44
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Tafelguts. Wenn er etwas wegen Nähe und Gelegenheit aus dem Grundbesitz der Mutterkirche an Klöster austat, so bemühte er sich, dieses durch Kauf und Entgegennahme von Landstücken mit Gewinn auszugleichen, denn er sagte, mit ungerechten Mitteln könne man keine Almosen geben. Er meinte aber, Unrecht oder gar größtes Unrecht sei, durch Schenkung oder Verlehnung ohne Ausgleich das Tafelgut der Nachfolger zu schmälern. Um also diesen Verdacht auszuschließen und damit keiner seiner Nachfolger als Bischof das Recht hätte, seiner Ordnung etwas hinzuzufügen oder das von ihm so gut Geordnete aufzuheben, nahm der Apostolische Stuhl auf seine Eingabe hin folgende urkundliche Bestätigung vor: 25. Bischof Kalixt … der Fessel des Kirchenbannes unterliegen.43 Gegeben im Lateran, am 13. April, in der 2. Indiktion.
26. Den Eigenbesitz des Bistums förderte und vermehrte er in Landgütern und Besitzungen wie auch an Gebäuden und Burgbefestigungen. Denn an verschiedenen Orten und Höfen des Bischofs errichtete er 14 Basiliken und vier Bauten von erlesener Kunst. Außerdem fügte er sechs Festungen, die er früher nicht hatte, der Herrschaft des Bistums hinzu: und zwar 44 1. Albuinstein, 2. Leupoldstein, 3. Burggailenreuth, 4. Henfenfeld, 5. Ebersberg und 6. Eschenfelden.44 Die Burg Albuinstein, auch Botenstein genannt, ungefähr in der Bistumsmitte gelegen, kaufte er für 800 Mark Silber und 17 Pfund45 Gold; er sah voraus, dass sie ihm und seinen Nachfolgern eine wichtige Sicherung des Friedens bringen würde, denn für die Güter der Kirche in der Umgebung ist sie Schutz, doch Schrecken den Feinden. Ich könnte noch vieles erwähnen, was durch sein Bemühen und Wirken an zeitlichen Gütern dem Bistum zuteil wurde, doch ich glaube, ich sollte mit meinem Lob sparsamer umgehen. Weil fast das ganze Menschengeschlecht eifrig ist, etwas anzuschaffen und Besitz anzuhäufen, brauchen wir kein Beispiel, dass es geschieht, wohl aber dass es nicht schlecht geschieht. Er ist dabei nicht mit einem großen Werk zu loben, sondern bei ihm ist mit gutem Grund zu loben, dass er auf den Dingen bestanden hat, die ohne Schande und ohne Verdacht auf Geiz sind, nämlich Sorgfalt und genügsame Sparsamkeit. Dies kann hier beobachtet werden: 27. Zu einer Zeit trug er im Bischofshaus häuslich einen zufällig kurz zuvor gekauften Pelzmantel; er schaute und probierte, ob der zu seinem Körper passe. Und siehe, da kommt Bruno46, seinerzeit Bischof von Straßburg, ein in Redegabe und Wesen recht heiterer Mann: „Gut“, sagt er, „das ist gut. Unser alter Herr hat einen guten Pelz.“ Er war am Rand der Kapuze und an den Ärmeln etwas mit Fuchspelz verbrämt; denn das Übrige bestand aus Hasenfell. Und der Bischof meinte: „So ist es; doch ich Elender, mein Fleisch 46
1123–(1125 und 1129–)1131 Bischof, dann wieder bis 1154 Kanoniker in Bamberg.
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desne, qui tam benignus in alios extitit, quam parcus in semet ipsum fuit? Non in veste, non in cibis rebus episcopii unquam indulgencius uti voluit, nec voluptati, sed necessitati sue tantum providebat. Quin etiam aiunt, illum humilitatis causa ocreas vel subtalares dissutos plerumque ad sartorem misisse. Murmurantes autem de hoc aliquibus: „Sinite“, inquit, „fratres, sinite; res episcopii elemosine sunt fidelium, vanis usibus eas profligare non debemus.“ — 28. Hec in vestitu ei frugalitas fuit; at in victu quomodo se restrinxerit, vix ulli credibile videbitur. Nam dixisse hunc pro certo accepimus, numquam se ad sacietatem panem in episcopatu comedisse. Semper enim sobrius ac pene ieiunus de cena vel prandio surrexit apposita omnia infirmis, pauperibus ac mendicis inperciens. Quondam ieiunii tempore multa piscium penuria fuit, sed quidam procurator eius lucium parve quantitatis, emptum duobus solidis, prandenti adtulit, bene paratum, modeste obsecrans, ut se uberius reficeret vel cibo, qui tam magno constabat. Cui episcopus: „Quanto?“ inquit. Procurator: „Duobus“, ait, „solidis.“ Et episcopus: „Absit, ut miser Otto solus hodie tot denarios absumat.“ Levansque discum: „Defer“, ait, „hunc preciosum cibum Christo meo, qui michi me ipso preciosior esse debet; defer, inquam, ei sicubi egrotus in lecto iacet vel paralyticus. Nam ego robustus hoc me pane reficiam.“ Sic ille in opulentia sua deliciis affluebat. 29. Preterea in consuetudine habuit, a manibus sacerdotum in conclavi corporales accipere disciplinas, sane adeo acres, ut cruor aliquando latera eius tingeret. Ipse quoque pater celestis, qui ait: Ego, quos amo, arguo et castigo47, suo interdum verbere ad erudicionem eum tangebat. — 30. Referam unum de flagellis eius causamque sive ordinem monstrabo, quidve inde boni provenerit. Dum forte in vico, qui dicitur Buchenbach48, divinarum rerum studiosus, cartulam patrociniorum legisset et in ara ecclesiole multas et permaximas sanctorum reliquias reconditas agnosceret, ad nobiliora loca eas transferre cogitabat, ubi ampliori honore divine servitutis a religiosis colerentur. Itaque assumptis clericis, ieiunio et oracione premissa, pia, ut dictum est, intencione sigillum altaris solvi precepit. Sed hesitantibus cunctis ac trepidantibus, ipse ferramentum corripiens: „Absit“, inquit, „ut tantum decus sub tam vili scemate remaneat.“ Cumque bis aut ter sigillum malleo percuteret, sanguis de cistula plumbi cucurrit acsi de corpore animalis. Sed quid? Turbatur episcopus, ferramentum proicit, stupent omnes, opus ceptum omittitur, ad orationem tam ipse quam omnes, qui aderant, se prosternunt,
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Apoc 3,19. Nördl. Pegnitz.
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kostet mich zweimal zwei Unzen.“ Siehst du, wie der, der so gütig zu anderen war, sparsam gegen sich selbst war? Weder in der Kleidung noch beim Essen wollte er den Besitz des Bistums je großzügig nutzen und kümmerte sich nicht um Vergnügen, nur um das Notwendige. Ja, es hieß, er hätte aus Demut meist seine abgetragenen Beinkleider und Haussocken zum Schneider geschickt. Als einige darüber murrten, sagte er: „Lasst mich, Brüder, lasst mich; die Sachen des Bistums sind die Almosen der Gläubigen; wir dürfen sie nicht für eitlen Aufwand verschwenden.“ — 28. Dies war seine Sparsamkeit in der Kleidung; doch beim Essen hielt er sich so zurück, dass es kaum glaublich schien. Wir haben als sicher erfahren, dass er sich im Bischofsamt nie am Brot satt gegessen hat. Stets stand er nüchtern und fast noch hungrig vom Abendbrot und vom Frühstück auf und teilte alles, was angerichtet war, an Kranke, Arme und Bettler aus. Einmal herrschte zur Fastenzeit großer Mangel an Fischen, doch einer seiner Verwalter brachte ein kleines Stück Hecht, gekauft für zwei Schillinge, fein zubereitet, und bat bescheiden, er möge sich um so besser an dem Essen stärken, das so viel gekostet hätte. Da fragt ihn der Bischof: „Wie teuer?“ Der Verwalter: „Zwei Schillinge.“ Und der Bischof: „Das sei ferne, dass der armselige Otto heute allein so viele Pfennige verbraucht!“ Er stand vom Tisch auf und sagte: „Bring diese kostbare Speise meinem Christus, der mir noch kostbarer sein muss. Bring es“, sag ich, „einem Kranken, der im Bett liegt, oder einem Gelähmten. Denn ich bin kräftig und stärke mich an diesem Brot.“ So hatte er in seiner Pracht Überfluss an Kostbarkeiten. 29. Auch war es seine Gewohnheit, in der Klausur aus den Händen der Priester Geißelhiebe zu empfangen, ja, recht harte, so dass das Blut mitunter seine Lenden netzte. Auch der Vater im Himmel, der sagt: Wen ich liebe, weise ich zurecht und züchtige ihn,47 schlug ihn mitunter zur Erziehung mit seiner Rute. — 30. Ich will über eine Geißelung berichten und den Grund und den Verlauf aufzeigen und was Gutes daraus entstand. Als er einmal zufällig im Dorf namens Büchenbach48, begierig auf geistliche Dinge, die Liste der Schutzheiligen durchlas und bemerkte, dass im Altar des Kirchleins die Reliquien von vielen recht bedeutenden Heiligen geborgen waren, dachte er, sie an edlere Orte zu übertragen, wo sie von den Frommen beim Gottesdienst mit größerer Ehre verehrt würden. Deshalb nahm er einige Kleriker, denen er befahl, nach voraufgegangenem Fasten und Beten in frommer Absicht das Siegel des Altars zu lösen. Als alle zögerten und unschlüssig waren, ergriff er das eiserne Werkzeug und sagte: „Es sei ferne, dass ein solcher Schatz in so dürftiger Aufmachung bleibt.“ Als er zwei- oder dreimal mit dem Hammer auf das Siegel schlug, lief Blut aus dem Bleikästchen wie aus einem lebendigen Körper. Was tun? Der Bischof ist verwirrt, er wirft das Eisen weg, alle stutzen, man lässt das Unternehmen, er und alle Anwesenden fallen nieder zum Gebet; sie erbitten Verzeihung für die Tat. Doch der all-
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commissi veniam postulantes. Sed Pater omnipotens sapiens et benignus, qui ad disciplinam filium erudire parabat, gravi statim languore tetigit Ottonem suum, adeo ut vite terminum putaret. Igitur invalescente morbo cum evadere non speraret, eum, quem maxime fidum ac familiarem habuit, abbatem Sancti Michahelis Wolframmum vocavit, ut sive ad vitam sive ad mortem res vergeret, fide et obsequio fidelis amici uteretur. Qui dum eius lectulo assisteret eiusque dolores modis, quibus poterat, relevare curaret, Otto beatus, monastice religionis precipuus amator, habitum monachi ardentissime flagitabat, a multis annis se dicens in proposito habuisse, depositis pontificalibus in paupertate spiritus et contricione cordis Deo servire sub magistri obediencia. Verum abbas, vir gnarus ac prudens et magni consilii, obedienciam quidem egrotantis suscepit, desiderium laudans ac peticionem, porro de habitu distulit ingeniose. Hinc post aliquot dies melioratur egrotus. Voti memor, habitum querit religionis, disponit de rebus suis, ad monasterium se portari mandat. Abbas igitur letus de fervore votivi sui, adhibitis sui nominis compluribus honestis viris, de hoc verbo cum eis communicat. At hi quidem perspectis omnibus inutile factum dicunt personam talem, ecclesie et pauperibus Christi tam necessariam, ad silencium monasterii transire. Itaque cum reverencia episcopum interrogat, si promissam sibi obedienciam implere vellet. Ille vero: „In eius“, inquit, „nomine, qui pro nobis Deo patri usque ad mortem obedivit, tibi obedire paratus sum.“ Cui ille: „Et ego“, inquit, „in nomine ipsius tibi iubeo, pater sanctissime; sub onere accepti regiminis usque ad diem vocacionis tue permanere, ad honorem et utilitatem ecclesie, ad consolationem egenorum et pauperum Christi, in sublevacionem viduarum et orphanorum facere, sicut facis, ad consummanda cepta tua in operibus bonis, et ut brevius dicam, facere quod facis, operari quod operaris pro eterna vita et centuplo49. Quis enim monachorum tante perfeccionis est, ut eius merita vel paupertatem tuis diviciis adequemus?“ Igitur post hec tempora episcopatus Babenbergensis totus in elemosinas, totus in hospitalitates pauperum et pereginatorum versus est. Quicquid frumentorum aut victualium, quicquid auri et argenti usquam vel unquam inveniri potuit, per egencium manus in thesauros celi transmissum est. 31. Eo tempore orientalis Francia sterilitate annorum magna panis inopia laborabat50. Ipsi namque opulenciores famis etiam extrema necessitate sqalebant, inopes et mendici passim per plateas et agros mortui iacebant, ita ut pre
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Vgl. Matth 19,29. Vgl. die Hungersnot von 1125 bei Ekkehard v. Aura, Chron. Univ., Recensio IV zu 1125 (FSGA 15, S. 370). 51 Tob 2,3 u. 2,4. 50
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mächtige Vater, weise und gütig, der sich anschickt, seinen Sohn zur Ordnung zu erziehen, berührt sofort seinen Otto mit so schwerem Siechtum, dass er sein Lebensende nahe wähnte. Als seine Krankheit immer heftiger wurde und er nicht mehr hoffte davonzukommen, rief er Wolfram, den Abt von St. Michael, den er für den treuesten und vertrautesten hielt, um, ob sich nun die Dinge zum Leben oder zum Tod entwickeln würden, die Treue und Gefolgschaft des treuen Mannes zu nutzen. Als der an seinem Bette stand und sich bemühte, seine Schmerzen auf alle mögliche Weise zu lindern, forderte der selige Otto als besonderer Freund monastischen Lebens leidenschaftlich den Mönchshabit; er sagte, er habe vor Jahren die Absicht gehabt, die Bischofsgewänder abzulegen und in der Armut des Geistes und Zerknirschtheit des Herzens Gott zu dienen unter dem Gehorsam des Meisters. Doch der Abt, ein verständiger und kluger Mann und wohl beraten, nahm die Gehorsamsleistung des Kranken an und lobte sein Verlangen und seine Bitte; aber das mit dem Habit verschob er geschickt. Nach einigen Tagen geht es dem Kranken besser. Eingedenk seines Gelübdes erbittet er den Mönchshabit, verfügt über seinen eigenen Besitz und fordert, man möge ihn ins Kloster tragen. Der Abt, froh über das Feuer seines Gelübdes, zieht einige Männer, die einen ehrenwerten Namen hatten, hinzu und verhandelt mit ihnen um dieses Wort. Allerdings meinten diese nach Kenntnisnahme der Umstände, es sei nicht von Nutzen, eine solche Persönlichkeit, die für die Kirche und die Armen Christi so notwendig sei, in das Schweigen eines Klosters zu überführen. Deshalb fragt er höflich den Bischof, ob er den ihm versprochenen Gehorsam erfüllen wolle. Jener antwortet darauf: „Im Namen dessen, der für uns Gottvater bis zum Tode gedient hat: Dir zu dienen, bin ich bereit.“ Der sagt ihm: „Und ich befehle dir in dessen Namen, heiliger Vater, unter der Last der übernommenen Leitung bis zum Tag deiner Abberufung zu verharren, zu Ehre und Nutzen der Kirche, zum Trost der Bedürftigen und Armen Christi, zur Unterstützung der Witwen und Waisen zu tun, was du jetzt tust, deine begonnenen Taten zu vollenden in guten Werken; um es kurz zu sagen: Tu, was du jetzt tust, wirke, was du jetzt wirkst für das ewige Leben und den hundertfachen Gewinn!49 Wer von den Mönchen ist von solcher Vollkommenheit, dass wir seine Verdienste und Armut mit deinem Reichtum vergleichen können?“ Daher hat nach dieser Zeit das Bistum Bamberg sich ganz den Almosen, ganz der gastlichen Aufnahme der Armen und Pilger zugewandt. Alles, was an Korn oder Lebensmitteln, was an Gold und Silber irgendwo und irgendwann zu finden war, wurde durch die Hände der Bedürftigen zu den Schatztruhen des Himmels überwiesen. 31. Zu dieser Zeit litt Ostfranken wegen der Missernten dieser Jahre unter großem Brotmangel.50 Selbst die Wohlhabenden wurden vom Hunger und der außerordentlichen Not gequält, die Armen und die Bettler lagen allenthalben tot auf Straßen und Äckern, so dass man sie wegen der Menge nicht
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multitudine in cimiteriis humari non possent. Sed vir Dei misericordia Dei plenus, memor Tobie51, modo per se, modo per alios sepeliendi officium conplevit. Ubi autem cadaverum multitudo sepulturam ordinatam fieri non sinebat, ingentes fossas preparavit, et centenos ac millenos simul quandoque terre mandabat, precio conducens homines, qui talibus officiis iugiter inservirent. Ipse autem per se omnia lustrabat, vicos, plateas ac domos pupillorum, vespere, mane et meridie nec non eciam nocturno tempore visitando egros, reficiendo famelicos, omnique ingenio bene operandi vias inquirebat. 32. Accidit ergo die quadam estu meridiano, quando intus in umbraculis et refrigidariis suis soporantur homines, episcopus accito cubiculario more suo ad hospitale pauperum pergebat. Dum autem iret, fetor inhumati corporis non procul a via desub urticis nares eius tetigit. Substitit ergo et cubiculario suo digito locum demonstrans: „Sencio“, ait, „tamquam illic corpus humanum iaceat.“ Pergente puero, sequitur episcopus, diligenter querunt ac tandem inter herbas et silvam stantis urtice proiectum ad sepem cadaver inveniunt mulieris lacero vultu et ab avibus comesto. Episcopus conspecta miseria ferit pectus, sortem deflet humanam, flagellum divini confitetur iudicii. Postremo se ipsum culpabilem, se reum addicit, qui ea die, qua hec fame perisset, multis panibus habundaret. Dehinc dicta breviter oracione pro anima iacentis, manum mittit ad corpus, cubicularium hortatur levare secum. At ille: „Noli“, ait, „domine, noli sacras manus tuas inquinare; curram et vocabo alios ac sepeliemus eam.“ Cui episcopus: „Absit“, inquit, „ut sororem meam, filiam Ade, immo filiam ecclesie, tangere despiciam. Portabo mortuam, quam vivam pavisse debueram. Sed tu, rogo, iuva me certus, quod a Deo et a me quoque mercedem accipies.“ Ille autem, etsi horrore pariter et fetore propelli potuisset, tamen dum luctantem et laborantem ipsique oneri humerum iam aptantem videt, vicit semet ipsum, et clausis naribus aversoque vultu, dorsum invise subiecit sarcine; et cum episcopo communicato labore ad cimiterium cadaver fetidum deportant, cantante ac flente sacerdote: 52„Heu michi, Domine, quia peccavi nimis in vita mea. Quid faciam miser, ubi fugiam nisi ad te, Deus meus? Miserere mei, dum veneris in novissimo die.“52 33. Videns ergo, quia tempus eum movet, omnes apotecas suas aperuit, panes preparat, alit egentes. Et ecce quasi ad universales nundinas de tota provincia famelicorum turbe concurrunt, de monasteriis virorum ac feminarum prepositi ac dispensatores omnesque, quos annorum egestas premebat, ad
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FN fehlt Breviarium Romanum, Officium Defunctorum, zur Matutin, 2. Nocturn, 5. Responsorium. 52–52
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auf den Friedhöfen bestatten konnte. Aber der Gottesmann, voll der Barmherzigkeit Gottes, eingedenk des Tobit51, erfüllte selbst oder durch andere das Amt der Beerdigung. Sobald aber die Menge der Leichen keine ordentliche Beerdigung zuließ, hob er Massengräber aus und übergab mitunter Hunderte und Tausende gleichzeitig der Erde; er bezahlte Leute, die ihm bei dieser Arbeit ständig dienten. Er selbst aber suchte alles ab, Dörfer, Plätze und Häuser der Waisen; abends, morgens und mittags sowie auch zur Nachtzeit besuchte er die Kranken, stärkte die Hungernden und suchte mit aller Kraft nach Wegen, um gut zu handeln. 32. Eines Tages geschah es in der Mittagshitze, als die Menschen im Schatten und an kühlen Orten schliefen, dass der Bischof wie gewohnt seinen Kammerdiener herbeirief und zum Armenspital ging. Während er da ging, drang der Gestank eines unbestatteten Leichnams nicht weit vom Weg unter Brennnesseln in seine Nase. Er blieb stehen und zeigte mit dem Finger auf eine Stelle: „Ich spüre“, sagte er, „dort liegt wohl ein menschlicher Körper.“ Der Diener geht vor und der Bischof folgt ihm, sorgfältig suchen sie, und endlich finden sie zwischen Unkraut und Gestrüpp in die Brennnesseln eingehüllt die Leiche einer Frau mit zerfleischtem und von Vögeln angenagtem Gesicht. Der Bischof sieht das Elend und schlägt sich an die Brust, er beweint das menschliche Geschick und erkennt die Geißel des göttlichen Gerichts. Zuletzt klagt er sich an; er nennt sich schuldbeladen, weil er an dem Tag, an dem sie vor Hunger starb, reichlich Brot besaß. Dann, nach einem kurzen Gebet für die Seele der Daliegenden, berührt er mit der Hand den Körper und ermuntert den Kammerdiener, mit ihm anzufassen. Doch der sagt: „Nein, Herr, schände nicht deine heiligen Hände! Ich laufe und hole andere, und wir werden sie begraben.“ Da sagt der Bischof: „Das sei ferne, dass ich mich ekele, meine Schwester, die Tochter Adams, ja die Tochter der Kirche, anzufassen! Ich werde sie als Tote tragen, die ich als Lebende hätte nähren müssen. Doch du, hilf mir bitte in der Gewissheit, dass du von Gott und auch von mir Lohn empfangen wirst!“ Obgleich jenen Schauder und Gestank vertreiben konnten – wie er den Bischof sich plagen und abmühen und die Last auf seine Schultern laden sieht, besiegt er sich selbst, und mit geschlossener Nase und abgewandtem Gesicht lädt er das ungeliebte Gepäck auf den Rücken; in gemeinsamer Anstrengung mit dem Bischof tragen sie den stinkenden Leichnam auf den Friedhof; dabei singt und weint der Bischof: 52„Weh mir, Herr, ich habe schwer gesündigt in meinem Leben. Was soll ich Armer tun, wohin soll ich fliehen, wenn nicht zu dir, mein Gott? Erbarm dich meiner, wenn du kommst am Jüngsten Tag.“52 33. Wie er also sieht, dass die Zeit ihn drängt, öffnet er alle seine Vorratshäuser, lässt Brot backen, nährt die Bedürftigen. Und siehe, wie zu einem allgemeinen Jahrmarkt strömen aus dem ganzen Land die Scharen der Hungernden zusammen, die Pröpste und Almosenverteiler aus den Männer- und
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promptuaria episcopi currunt, sperata subsidia sine mora invenientes. Cumque messis appropinquaret et mature iam segetes ubique locorum falcem postularent, multa milia falcium pauperibus, quos toto anno aluerat, preparata distribui fecit. Atque refectis omnibus in festivitate beati Iacobi53: „Ecce“, inquit, „pater optimus filioli mei, terra coram vobis est, finita est dierum malicia.“ Et accipiens singulas falces, singulos addidit denarios54, unicuique denarium et falcem, instrumentum operis et viaticum. Sicque valefecit eis, in bonitate et gaudio eos dimittens. Is modus, id officium ei fuit omnibus annis inopie ac sterilitatis. 34. Dux Polonie Bolezlaus omnesque meliores terre illius summa ei amicicia iuncti erant. Frequenter ei salutatorias litteras mittebant, donariis suis eum magnifice visitabant, meritis ipsius ac precibus se apud Deum iuvari posse plurimum confidentes. Alii quoque principes ac divites de omnibus terris, audientes famam operum eius, audientes elemosinas et largitates eius circa egentes, multa ei sepenumero ingencia dona mittebant; socios se fieri et conparticipes studiorum eius, devote postulantes. Quadam vice tegimentum nocturnale mirabilis precii, de serico auro et megalina pelle confectum, inter alia dona ei allatum est. Ipseque auctor doni, specialis amicicie signum hoc esse nuncians, obnixe rogabat, ut in recordacionem sui eius usum dignaretur, neve de profligatione rei causaretur, devote promittit, hoc detrito vel parumper absumpto, aliud se transmissurum. At presul, accepta veste, plicat eam ac replicat et diligenter undique perspectam vestiario suo commendat. Dein portitoribus et legatis sub persona mittentis reverenter inclinat, gratiasque agit dicens: „Siquidem munus hoc magne dileccionis testimonium est. Et ego in memoriam datoris in perpetuum illud servare curabo, ita sane, ut 55nec fures michi furentur, nec tinea demoliatur vel erugo.“55 Habebat autem cognitos et ex nominibus propriis notatos omnes paralyticos, languidos, cancerosos seu leprosos de civitate sua, modum, tempus et qualitatem languoris eorum ipse investigans congruaque subsidia omnibus providebat et curatores. Vocato ergo vestiario: „Tolle“, ait, „preclarum illud et carum michi tegimentum ac pone super illum paralyticum“, nomine unum designans, quem sciebat longis doloribus adtrectatum ulceribus scatentem et vermibus, cuius fetorem vicinia tota perhorrebat. Abiit ille ac mandatum implevit pontificis et delicatissima veste miserrimum illum cooperuit, mirantibus ac stupentibus omnibus, qui hoc videre potuerunt.
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25. Juli. 240 Pfennige = 1 Pfund. 55–55 Vgl. Matth 6,19 f. 54
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Frauenklöstern und alle, die der Mangel dieser Jahre bedrängte, sie strömen zu den Speichern des Bischofs und finden dort ohne Verzug die erhoffte Hilfe. Als dann die Ernte nahte und die zeitige Saat überall nach der Erntesichel verlangte, ließ er Tausende von bereitgehaltenen Sicheln an die Armen verteilen, die er das Jahr über ernährt hatte. Als alles am Festtag des hl. Jakobus53 geschafft war, sagte er: „Seht euren guten Vater, meine lieben Kinder; vor euch liegt das Land, beendet sind die Tage des Unheils.“ Und er nahm die Sicheln und gab je einen Pfennig54 dazu, jedem einen Pfennig und eine Sichel, Werkzeug und Wegzehrung. So verabschiedete er sie und entließ sie in Güte und Freude. Dies war seine Tätigkeit, seine Aufgabe in allen Jahren des Mangels und der Dürre. 34. Der Herzog von Polen, Boleslaw, und alle Edlen jenes Landes waren ihm in tiefster Freundschaft verbunden. Oft schickten sie ihm Grußbriefe, besuchten ihn in prächtigem Rahmen mit ihren Geschenken und vertrauten fest darauf, durch seine Verdienste und Gebete Hilfe erlangen zu können. Auch andere Fürsten und Wohlhabende aus allen Ländern, die die Kunde seiner Werke hörten, die von seinen Almosen und freigebigen Spenden an die Bedürftigen hörten, schickten ihm viele und oftmals ungeheuer große Geschenke; sie ersuchten ihn ergeben, Genossen und Teilnehmer an seinen Bemühungen zu werden. Einmal wurde ihm unter anderen Geschenken eine Bettdecke von unvergleichlichem Wert überreicht, gefertigt aus Brokat mit Hermelinpelz. Der Urheber des Geschenks hob hervor, dies sei ein Zeichen besonderer Freundschaft, und bat inständig, er möge es in Benutzung nehmen in Erinnerung an ihn, und er möge nicht über die Verschwendung klagen; bescheiden verspricht er, sobald es abgenutzt und ein wenig verbraucht sei, werde er eine andere Decke schicken. Doch der Bischof nimmt das Stück in Empfang, faltet es zusammen und wieder auseinander, schaut es sorgfältig an und übergibt es seinem Kleidermeister. Dann verneigt er sich würdevoll vor den Überbringern und Abgesandten als Vertretern des Stifters und sagt dankend: „Ich werde es im Gedenken an den Spender stets bewahren, so jedoch, dass es 55nicht Diebe stehlen noch Motten oder Rost es zerstören können.“55 Ihm waren aber bekannt und namentlich eigens aufgezeichnet alle Gelähmten, Siechen, Krebskranken und Aussätzigen seiner Stadt, er erforschte selbst Art, Zeit und Beschaffenheit ihrer Krankheit und besorgte allen angemessene Hilfe und Pfleger. Er rief also seinen Kleidermeister und sagte: „Nimm dies gute und teure Stück für mich und bring es dem Gelähmten soundso“, und nannte dabei einen mit Namen, von dem er wusste, dass er, von anhaltenden Schmerzen gequält, von Geschwüren und Würmern starrte und vor dessen Gestank sich die ganze Nachbarschaft fürchtete. Jener ging hin und erfüllte den Auftrag des Bischofs, er bettete den Ärmsten mit dem erlesenen Stück, dass sich alle, die es sehen konnten, wunderten und verblüfft waren.
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Sefridus: Huius rei ego testis sum. Sed confiteor peccatum meum. Illis diebus sic affectus eram, ut hoc idem factum deliramento conpararem. Sed non solus ego de hoc murmurabam. Erant complures, maiores me ac nobiliores, talia dona de manibus illius accipere consueti, qui spe huius delusi vix ab iniuria linguas tenuere, aientes non opus esse megalinis tegi pellibus leprosos et paralyticos, quibus utique ovium aut leporum vestimenta sufficere potuissent. Sed nunc scio prudenciam sancti viri duplici hoc ratione fecisse, scilicet ut exemplum misericordie in pauperes memoria dignum posteris ostenderet et inpresentiarum curatores egroti de precio vestis solacia perciperent. Tiemo: Recte interpretatus es rem. Sed novimus aliquos episcoporum, si hanc vestem corpori proprio subtraherent, sanguini fortasse non negarent. Qui terrene sapiencie dediti tales sumptus fatuitatem vocant, qui cor trahentes in terra lingua celum pulsant, qui terrenum habent fundamentum, rem suam humanis presidiis tutandam putant, moles turrium et inertem massam murorum multis sumptibus coacervantes, spiritualia munimenta flocci pendunt. Verum Ottoni beatissimo non ea mens erat. Omnem fiduciam suam in divinitatis ope collocabat. Castra quidem et urbes ad terrenos usus quandoque patrabat, sed longe maior ecclesiarum vel monasteriorum ei cura fuit. Que res etsi probatione non egeat, eo quod manifesta sit, tamen quia mentem venit, rem parvam dico, unde cordis eius directio alcius intelligi possit. 35. Faber quidam peritissimus de arte sua episcopo innotescere cupiens telorum ac diversi generis sagittarum ad opus bellicum mirabiliter preparatarum sportam plenam apportavit, ut in urbibus et propugnaculis episcopi futuris necessitatibus servari debuissent. Episcopus vero gracias quidem egit homini pro munere, dignam mercedem ilico rependens, sed manu propria unam levans, que triplici acie ac longo acumine visu etiam terribilis erat: „Quare“, inquit, „istam tam longam, tam subtilem, tam acutam fecisti?“ Faber: „Tales“, inquit, „facimus ad penetrandas loricas et clipeos; inpulsu enim baliste tales sagitte nec scuto nec thorace tueri sinunt hominem.“ Episcopus: „Ego“, inquit, „agam, ut mortales se de his non mortificent.“ Iubetque levari omnes simul, sicut erant in cophino, portitoribus dicens: „Ferte eas abbati Hermanno56 rogantes diligenter, ut eas mei causa in opus Dei expendat, ne mortibus hominum coaptentur.“ Habebat autem abbas opus in manibus,
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Abt von Michelsberg 1123 –1147.
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Sefried: Ich bin Zeuge dafür. Aber ich bekenne meine Sünde. In jenen Tagen war ich so betroffen, dass ich dieses Vorgehen mit Irrsinn verglich. Doch nicht nur ich murrte deswegen. Es waren viele, Größere und Edlere als ich, die solche Geschenke aus seinen Händen zu erhalten gewohnt waren und die, in dieser Hoffnung zum Besten gehalten, ihre Zunge kaum vor Beleidigungen im Zaum halten konnten und sagten, es sei nicht nötig, dass Aussätzige und Gelähmte sich mit Hermelinpelzen zudecken, Leute, denen Kleidung aus Schafs- oder Hasenfell genügen könnten. Doch nun weiß ich, dass die Klugheit des heiligen Mannes einen doppelten Grund hatte, nämlich: Er wollte ein Beispiel für Barmherzigkeit setzen, das der Erinnerung der Nachwelt würdig ist, und jetzt sollten die Pfleger des Kranken aus dem Wert des Gewandes Trost erhalten. Tiemo: Du hast die Sache richtig gedeutet. Doch wir kennen einige Bischöfe, die wohl ihr Blut nicht verleugnet hätten, wenn sie dieses Gewand ihrem Körper vorenthalten hätten. Wer der irdischen Weisheit ergeben solche Ausgaben Albernheit nennt, wer sein Herz an die Erde hängt und mit der Zunge den Himmel anruft, wer seinen Besitz als irdische Grundlage mit menschlichem Schutz glaubt schützen zu sollen, und wer eine Steinmasse von Mauern mit viel Aufwand auftürmt, der achtet geistlichen Schutz gering. Aber der selige Otto war nicht solchen Geistes. All sein Vertrauen setzte er auf das Wirken der Gottheit. Mitunter errichtete er zwar Burgen für irdische Zwecke, doch weit mehr galt seine Sorge den Kirchen und Klöstern. Obgleich dies keines Beweises bedarf, weil es offen zu Tage liegt, will ich doch eine kleine Begebenheit nennen, die mir gerade in den Sinn kommt und aus der die Ausrichtung seines Herzens besser verstanden werden kann. 35. Ein in seinem Handwerk sehr erfahrener Schmied wollte mit dem Bischof bekannt werden und brachte ihm einen Köcher voll Geschossen mit Pfeilen verschiedener Art, die zum Kriegführen staunenswert zugerichtet waren, damit sie in den Burgen und Festungen des Bischofs für künftige Notlagen aufbewahrt werden sollten. Zwar sagte der Bischof dem Mann Dank für seine Leistung und gab ihm den angemessenen Lohn, doch mit eigener Hand nahm er einen auf, der mit dreifacher Schneide und langer Spitze schon schrecklich aussah, und fragte: „Warum hast du diese so lang, so scharf und spitz gemacht?“ Der Schmied: „Solche machen wir, um Panzer und Schilde zu durchdringen; durch die Triebkraft der Armbrust können weder ein Schild noch ein Panzer einen Mann vor solchen Pfeilen schützen.“ Der Bischof: „Ich möchte dafür sorgen, dass Sterbliche nicht dadurch sterben.“ Und er befiehlt, alle zusammen wegzubringen, so wie sie im Korb waren, und sagte den Boten: „Bringt sie zu Abt Hermann56 mit der sorgfältigen Bitte, er möge sie meinetwegen für ein Gotteswerk verwenden, damit sie nicht zum Töten von Menschen benutzt werden!“ Der Abt aber hatte eine Aufgabe in Händen, das heißt das Dach unseres gerade wiederhergestellten
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tectum videlicet consummati monasterii nostri. Acceptis ergo sagittis, patula retro haurimenta omnibus convolvi iussit ac de nobilissimis sagittis clavos tegularum fabricans tecto ecclesie illos coaptavit. Que res quidem, tametsi magna non est, magne tamen bonitatis indicio valet. Sicut enim ex habundancia cordis sermo, ita eciam ex eadem accio dirigitur. Exterior enim homo celare non potest, qua disposicione interior inbutus sit. Fraglant enim ad proximos per exteriorem studia hominis interioris. Verum ego cuncta singillatim, que ipsius sunt, perstringere non potero. Unum tamen adhuc narrabo, quo eius diligencia et ingenium, quod habuit ad bene agendum, magis clarescat. 36. Quidam economorum eius Rudolfus, vir bonus ac prudens, ad eum propter causas domesticas veniebat. Cumque pro explicandis rebus aliquamdiu apud eum moraretur, episcopus, more suo egressus visitare xenodochium, stabulum transivit economi, vidensque duos equos fortes et eleganti corpore, a comitantibus, cuiusnam sint hi, inquirit. Dicunt ei hos esse procuratoris sui. „Bene“, inquit, „magni sunt et fortes, certe portare habent precia et redempciones captivorum in terram Pomeranorum.“ Audierat enim quosdam de baptizatis suis in civitatem barbararum gencium fuisse captivatos. Sublatis ergo equis, economus, re agnita, ad episcopum venit, de via sua et negociis suis insinuat, equitaturas repetit; quas si rehabere non possit, ad omnia se impeditum dicit. Cui episcopus: „Non irascaris, obsecro. Lucrum quoddam et negociacionem cogitavi, esto socius meus! Agamus pariter, ut de fructu et lucro actionis pariter gaudeamus. Decem equos pannis oneratos in Pomeraniam missurus opera tua indigeo. Omnem igitur annonam, que ad usus nostros in partibus Saxonie reposita servatur, inargentabis; insuper omnes pecunias de redditibus earundem parcium ad nos pertinencium, quas colligere poteris, cuncta simul ad nundinas Halle portabis. Nosti etenim nobiles, puros et preciosos pannos, in terra Pomeranorum caros, frugi mercatu Halle inveniri. Igitur quicquid ex prefata pecunia fustani et purpure, brunati, fritsali quoque seu alterius cuiuslibet optimi generis vel coloris pannorum coemere poteris, in sacmas concludes. Aliasque species, gloriolas et res pulchras emens omnia his iumentis in Pomeraniam diriges, partim dona maioribus, reliqua vel cauta vendicione habita precium captivis, quos in barbaras naciones abductos constiterit. Hec autem si, ut dictum est, ita exequi potuerimus, nec tu nec ego fructu inanes ac sine mercede in futura vita remanebimus. Hac etenim occasione equitaturas tuas abstuli.“ Abiit homo et quia fidelis ac strennuus erat, omnia, sicut episcopus ordinaverat, haut segniter
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Münsters. Nach Empfang der Pfeile ließ er die offenen Widerhaken umbiegen, und aus den edelsten Pfeilen stellte er Klammern für die Ziegel her und passte sie dem Kirchdach an. Obgleich dies keine große Sache war, ist sie doch ein Zeichen für seine große Güte. So wie nämlich seine Rede aus der Überfülle seines Herzens kam, so wurden daraus auch seine Taten geleitet. Das Äußere des Menschen kann nämlich nicht verhehlen, nach welcher Gesinnung das Innere gestaltet ist. – Doch ich kann nicht alles, was seine Eigenart war, einzeln streifen. Eines jedoch will ich noch erzählen, wodurch sein genauer Verstand, den er zum guten Handeln besaß, besonders leuchtend hervortritt. 36. Einer seiner Wirtschafter, Rudolf, ein guter und besonnener Mann, kam wegen einiger häuslicher Sachen zu ihm. Als er eine Weile zum Erklären der Dinge beim Bischof verbracht hatte, ging der nach seiner Gewohnheit hinaus, um sich das Pilgerhospiz anzuschauen. Er ging durch den Stall des Wirtschafters, sah dort zwei starke Pferde von feinem Körperbau und fragte die Begleiter, wem die gehörten. Sie sagten ihm, sie gehörten dem Verwalter. „Gut“, meint er, „sie sind groß und stark, sicherlich bringen sie einen guten Preis zum Loskauf von Gefangenen im Land der Pommern.“ Er hatte nämlich gehört, dass einige seiner Täuflinge in einer Stadt des Barbarenvolkes gefangen worden waren. Nach der Wegnahme der Pferde kommt der Wirtschafter, als er die Geschichte erfährt, zum Bischof, erklärt seine Reise und seine Geschäfte und fordert die Pferde zurück: Wenn er sie nicht wiedererhalten könne, sei er in allem behindert. Darauf der Bischof: „Bitte sei nicht zornig! Ich habe über ein gewinnbringendes Geschäft nachgedacht; sei darin mein Mitarbeiter! Wir wollen gemeinsam dafür sorgen, dass wir uns gemeinsam über den Ertrag und den Gewinn des Handels freuen. Ich brauche zehn Pferde, die ich mit deiner Hilfe mit Tuchen beladen nach Pommern schicke. Die gesamte einjährige Getreideabgabe, die zu unserm Nutzen im Gebiet von Sachsen gespeichert wird, wirst du zu Geld machen; obendrein alles Geld der uns aus diesen Gebieten zustehenden Einkünfte, die du einsammeln kannst, bringst du zusammen auf den Jahrmarkt in Halle. Du kennst ja die edlen, reinen und kostbaren Tuche, die im Pommernland teuer, auf dem Markt in Halle preiswert gefunden werden. Alles, was du mit besagtem Geld an Barchent und Purpurbesatz, dunklem Tuch, Fries oder anderem an Tuch bester Art oder Farbe kaufen kannst, das pack zu Ballen! Andere Kostbarkeiten, kleinen Schmuck und hübsche Dinge, kauf alles und bring es nach Pommern, einen Teil als Geschenke für die Großen, das Übrige aber durch umsichtigen Verkauf als Lösegeld für die Gefangenen, die zu den Barbarenvölkern verbracht wurden. Wenn wir das wie gesagt so durchführen können, werden weder du noch ich ohne Ertrag und ohne Lohn im zukünftigen Leben bleiben. Zu diesem Zweck habe ich deine Pferde mitgenommen.“ Der Mann ging weg, und weil er treu und tüchtig war, führte er alles voller Eifer
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implevit. Munerantur honesciores, institor Ottonis laudatur, forum eius ac distraccio populo rudi ammirationi fuit et exemplo cunctique certatim rapientes, res duplo emebant, tum pro dileccione pontificis, tum eciam quia precium sciebant esse redempcionis. 37. His omnibus ad votum episcopi explicitis, eundem economum mittit ad regem Hunorum, illum beate semper memorie Belam57, qui a patruo suo Colomanno58 rege cum patre suo Almo59 duce in diebus adolescencie luminibus privatus postea in regnum sublimatus est oculisque fidei ac sapientia mentis preditus, rem publicam Ungarorum per annos plures gnaviter amministravit. Certus itaque de strennuitate ac prudencia Rudolfi, qui ad omnia studia misericordie sedulus ei minister erat, episcopus, cuius memoria semper in benediccione sit, ad regem predictum Belam, magnum elemosinatorem, cum litteris ac dominariis eum direxit: parare amicicias et noticiam societatemque ac parilitatem studiorum in operibus misericordie, accendere hominem sanctum ad desiderium future expectacionis, ad gaudium eterne vite atque beatitudinis. Bela ergo, accepto nuncio auditisque litteris episcopi, spirituali gracia et divina consolacione plenis letificatus est valde. Atque in festivitate paschali – que apud Ungaros eciam propter ipsius terre maximam ubertatem multa epularum largitate splendide ac delicate celebrari solet – magnifice habuit nuncios Ottonis vitam eius, conversacionem, statum et opera crebro interrogans. Miraturque omnia, que de illo audivit, magne felicitati asscribens, quod talis viri noticiam per nuncios dona et litteras accipere meruisset. Consummatis ergo diebus, cum tempus esset dimittendi legatos, multa devocione sacris oracionibus beati viri rex sese commendans dona multiplicat, vasa aurea et argentea et vestes preciosas mittit, insuper viginti libras excocti auri specialiter obsecrans, ut has in aliquos divinos usus in recordacionem sui expendere dignaretur. Episcopus ergo acceptis donis et auro nil moratus beato Michaheli hoc optulit crucis decus in nomine Salvatoris de hoc fieri mandans additque de suo auri quantitatem et gemmas. Et clusorem conducens insigne trecentas argenti marcas valiturum ad honorem Dei et utilitatem ecclesie fabricatus est. 38. Sed quia beati Bele Ungarici regis mencio incidit, pauca de filia eius Sophia60, que in proposito virginitatis sub sacro velamine inter sanctas virgi-
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König von Ungarn 1131–1141. -In mittelalterlicher Terminologie Gleichsetzung von Hunni – Avari – Ungari. 58 König 1095 –1116. 59 König von Kroatien, † 1127. 60 Sophia, * 1136/37.
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so durch, wie es der Bischof angeordnet hatte. Die Vornehmen werden beschenkt, der Kaufmann des Bischofs wird gelobt; sein Markt und Verkauf finden beim einfachen Volk Bewunderung und sind ein Vorbild, und alle versorgen sich im Wettstreit, sie kaufen die Ware zum doppelten Preis aus Liebe zum Bischof und auch, weil sie wissen, dass der Preis für den Loskauf bestimmt ist. 37. Als dies alles nach dem Wunsch des Bischofs abgewickelt ist, schickt er den Wirtschafter zum Ungarnkönig, jenem Béla57 stets seligen Angedenkens, der zusammen mit seinem Vater Herzog Álmos58 von seinem Oheim König Kálmán59 in den Tagen der Jugend geblendet worden war und später in die Königsherrschaft eingesetzt wurde und, mit den Augen des Glaubens und mit der Weisheit des Verstandes ausgestattet, das Gemeinwesen der Ungarn viele Jahre tatkräftig verwaltete. Voll Vertrauen auf die Tüchtigkeit und Klugheit Rudolfs, der ihm zu allen Werken der Barmherzigkeit ein eifriger Diener war, schickte ihn der Bischof, dessen Andenken stets in Segen stehen möge, zu besagtem König Béla, dem großen Almosenspender, mit einem Empfehlungsschreiben und Geschenken: Er sollte Freundschaften schließen und Bekanntschaft, Gemeinschaft und Übereinstimmung mit den Bemühungen um die Werke der Barmherzigkeit und den hehren Mann entzünden im Verlangen der künftigen Hoffnung, zur Freude ewigen Lebens und Glücks. Béla empfing den Botschafter, hörte den Brief des Bischofs, der voll geistlicher Huld und göttlicher Tröstung war, und wurde sehr froh. Und am Osterfesttag – er wird bei den Ungarn auch wegen der übergroßen Fruchtbarkeit dieses Landes mit einer großen Reichlichkeit beim Essen glänzend und erlesen gefeiert – empfing er Ottos Boten prächtig, befragte sie ausführlich nach ihrem Leben, ihrer Lebensführung, ihrem Befinden und ihren Tätigkeiten. Er wunderte sich über alles, was er von ihnen hörte, und betrachtete es als großes Glück, dass er durch die Boten, die Geschenke und den Brief die Bekanntschaft eines so bedeutenden Mannes habe machen dürfen. Als die Tage dahingingen und es Zeit wurde, die Gesandten zu entlassen, empfahl sich der König in aller Demut den heiligen Gebeten des seligen Mannes und vervielfältigte die Geschenke; er schickte goldene und silberne Gefäße sowie kostbare Gewänder, ferner 20 Pfund lauteren Goldes und schärfte eigens ein, diese sollten bitte für gottesdienstliche Zwecke zur Erinnerung an ihn ausgegeben werden. Als daher der Bischof die Geschenke und das Gold erhielt, übergab er dies unverzüglich St. Michael; es sollte, befahl er, zum Schmuck eines Kreuzes im Namen des Erlösers verwendet werden, und fügte aus seinem Eigen eine Menge Gold und Edelsteine hinzu. Und den Goldschmied entlohnte er reichlich mit 300 Mark Silber und schuf es zur Ehre Gottes und zu Nutzen der Kirche. 38. Weil es aber zu einer Erwähnung des Ungarnkönigs Béla gekommen ist, will ich noch etwas zur Erbauung erzählen über dessen Tochter Sophia60,
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nes Admuntensis61 monasterii laudabiliter degit, ad edificacionem narrare incipiam. Hec etenim ante annos nubiles petita est in matrimonium Heinrico62 puero, Teutonicorum regis Cunradi63 filio primogenito. Bela ergo cum sepe rogatus tandem acquievisset hanc illi dare et nuncii pro ea venissent archiepiscopi et episcopi aliique primates de regno Alamannie, ut iuxta imperialem magnificenciam clare ad nupcias duceretur, hoc ordine, hac oracione ad sponsalia eam direxit: „Domine, Deus celi ac terre, tu omnia vides, ego autem nichil video. Tua enim ordinacione, sicut voluisti Domine, cecus factus sum; sed tu vides omnia, vides abdita cordium, vides presencia, preterita et futura indifferenter.“ Et manus ponens super caput filie: „Hec“, inquit, „Domine, michi unica filia est, hac me sola feminea prole in tua miseracione beasti, hanc hodie, te teste, te invocato, in auxilium nostrum ad nupcias mitto, hanc te comitante, presentibus nunciis committo, tali fixa inter me ac te, domine Deus, condicione, ut nunquam eam deseras. Et si forte is, qui eam petit filio suo, domnus imperator Cunradus, umquam mali quicquam adversus eam cogitaverit, tua in protectione tibi hanc commissam habeas.“ Ad legatos autem: „En“, inquit, „coram vobis est, tollite filiam meam, ducite hanc imperatori vestro, et quia mea vita ipsa michi carior est, omne quod carum vel preciosum habeo, cum ea transmitto.“ Iussitque portari omnia regalia sua, capellam suam totam cum patrociniis sanctorum, cum universis paraturis et utensilibus aureis et argenteis, cum tentoriis et papilionibus, cum iumentis optimis ad subveccionem rerum, insuper aurum et argentum absque ulla estimacione dona genero suo ac filie. Et apprehendens scrinium, in quo erat patrocinium beati Blasii, statuit super hoc filiolam; dehinc ad legatos: „En“, inquit, „filiam meam cum patrono suo in hec verba, ut locutus sum, in nomine Domini vobis presento.“ Igitur abeuntibus nunciis, exita iam Ungaria, cum ad Thaurum montem Carinthie propinquassent, imperator64 Cunradus obviam eis mittens, ad sacras virgines Admuntensis monasterii dominam cum duabus puellis suis interim collocari fecit, donec oportuno tempore, sollempni habita curia, convenienti honestate ad nupcialia sacramenta vocaretur. Dona vero et omnes divicias, que allate cum ea fuerant, sibi apportari fecit. Itaque diversis negociis occurrentibus, que regum eciam animos a proposito retardant, rem explicare impeditus est. Puer eciam infirmitate preventus, domina in monasterio permanente, hominem exivit. Bela quoque requievit in Domino, et filius eius Giso65 ei successit in regno. Qui 61
Im Ennstal, Steiermark 1074 errichtet, Patron s. Blasius. Ab 1120 auch Frauenkloster. 62 Heinrich (VI.) * 1137, † 1150. 63 Konrad III. König 1138 –1152. 64 Keine Kaiserkrönung Konrads. 65 Géza II. 1141–1161.
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die mit dem Vorsatz der Jungfräulichkeit unter dem Schleier der heiligen Jungfrauen des Klosters Admont61 lobenswert lebt. Sie wurde schon vor den heiratsfähigen Jahren für eine Ehe mit dem Knaben Heinrich62 erbeten, dem erstgeborenen Sohn des deutschen Königs Konrad63. Béla wurde also oftmals gebeten und stimmte schließlich zu, sie ihm zu geben; und als die Erzbischöfe, Bischöfe und anderen Großen aus dem Deutschen Reich als Abgesandte ihretwegen kamen, damit sie entsprechend der kaiserlichen Würde glänzend zur Hochzeit geführt würde, richtete er in folgender Weise folgende Rede wegen der Verlobung an sie: „Herr Gott des Himmels und der Erde, du siehst alles, ich aber sehe nichts. Durch deine Ordnung bin ich, wie du Herr wolltest, blind gemacht worden; aber du siehst alles, du siehst das Verborgene der Herzen, du siehst gleichermaßen das Gegenwärtige, Vergangene und Zukünftige.“ Und indem er seine Hände auf das Haupt seiner Tochter legte, sagte er: „Herr, dies ist meine einzige Tochter, in deinem Erbarmen hast du mich mit einem einzigen weiblichen Spross beschenkt, sie schicke ich heute mit dir als Zeugen, nach Anrufung um deinen Schutz, zur Verlobung, sie vertraue ich unter deinem Geleit den anwesenden Gesandten an, unter dem zwischen mir und dir, Herr Gott, festgelegten Bund, dass du sie niemals verlässt. Und wenn etwa der Herr Kaiser64 Konrad, der sie für seinen Sohn erbittet, jemals etwas Böses gegen sie plant, dann halte sie in dem dir anvertrauten Schutz!“ Zu den Gesandten aber sagte er: „Wohlan, nun steht sie vor euch, nehmt meine Tochter, führt sie zu eurem Kaiser, und weil sie mir teurer als mein Leben ist, schicke ich mit ihr alles, was mir lieb und teuer ist!“ Er befahl, es sollte all der königliche Zierrat herbeigetragen werden, seine gottesdienstlichen Geräte mit den Reliquien der Heiligen, mit allen Geräten und Gegenständen in Gold und Silber, mit Zelten und Baldachinen, mit dem besten Zugvieh zum Abfahren der Dinge, ferner Gold und Silber ohne Abschätzung als Geschenke für Schwiegersohn und Tochter. Und er nahm den Schrein, in dem die Reliquie des hl. Blasius ruhte, und stellte sein Töchterchen darauf; dann sagte er zu den Gesandten: „Wohlan, ich stelle euch meine Tochter mit ihrem Schutzheiligen vor zu den Worten, wie ich sie gesprochen habe im Namen des Herrn.“ Die Gesandten zogen ab, und als sie Ungarn verlassen hatten und sich beim Tauerngebirge Kärnten näherten, schickte Kaiser Konrad ihnen zu den heiligen Jungfrauen im Kloster Admont eine Nonne mit zwei Mädchen, wo sie sich inzwischen aufhalten sollte, bis sie zu gegebener Zeit nach Abhaltung eines Hoftages voller Ehrung zum Sakrament der Ehe gerufen würde. Alle Geschenke aber und alle Schätze, die sie mitgebracht hatten, ließ er zu sich bringen. Als allerlei Dinge dazwischenkamen, die auch die Pläne der Könige verzögerten, wurde er gehindert, die Sache zu klären. Während die Nonne im Kloster blieb, wurde auch der Knabe von einer Krankheit ergriffen und starb. Auch Béla verstarb im Herrn, und sein Sohn Géza65 folgte ihm in der Herrschaft. Als er
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videns frustratas esse nupcias sororis sue, nuncios misit, ut reducerent eam. Sed illa noluit redire. Secundo et tercio misit, sed illa venire noluit. Ad extremum reputans apud se vi fortasse teneri a rectoribus monasterii sororem suam indignari cepit adversus locum et, nisi quantocius ei redderetur, excidium vastacionemque minari. Sed virgo castissima mente et corpore ad omne bonum disposita Deo magis quam seculo adherere cogitabat, apertisque hostiis claustri – cum abbas in eius deliberacione posuisset, intus manere vel ad nuncios fratris sui foras egredi – intus manere delegit et a proposito virginitatis numquam recedere. Rex vero nimio affectu germanitatis circa sororem suam afflictus, cum secundum seculi huius magnitudinem eam sublimare vellet, modo vi, modo astu et ingenio eam teneri querebatur, habitoque cum necessariis suis consilio, ire parat in manu forti eam liberare. Sed viri prudentes et magni, quos in consilio habuit, regem monebant: non ab re, nec cito regno Teutonicorum inportari bellum oportere sive causas belli optimum factu esse, ut missa persona publica et honesto comitatu, cum decore ac disciplina dominam repeteret, que si inordinate negaretur, iustas tunc fore causas commocionis. Sed quid multis? Licet egre fracto animo suo rex audivit consilium, mittit ducem unum, virum fortem, cognatum suum et amatorem glorie sue et cum illi miliciam magnam. Et ecce ventum est Admunti. Abbas vero et fratres conspecta multitudine et potencia legati, rem serio agi vident, turbantur, presidia oratione querunt. Dein egressi ad legatos responsa tiranni tristes accipiunt, scilicet aut reddant puellam aut graves Ungarorum inimicicias experiantur. Abbas66 vero Admuntensis – vir digne auctoritatis, gnarus ad omnia et multo pollens consilio, meritis ac religione decus et firmamentum monastici ordinis – ad verba legatorum hec paucis: „In hac causa“, inquit, „nichil a nobis perperam actum est aut agetur. Sed hodie curam corporum vestrorum, quia itinere fatigati estis, velim agatis. Crastina dies negocium vestrum expediet.“ Itaque lauto epularum apparatu multaque diligencia eis ministrabat. Sequenti vero die abbas ad legatos: „Et quid“, inquit, „facietis, si domina vestra sponte sua vobiscum venire noluerit? Numquid invitam abstrahetis? Numquid nolenti et renitenti violentas manus inicietis? Si quidem hoc regibus ac reginis extremum dedecus est vi trahi, ad quod nolint, et sub-
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Gottfried v. Vemmingen 1138 –1165, sein Bruder Irmbert 1160 Abt v. Michelsberg.
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sah, dass die Heirat seiner Schwester unmöglich geworden war, sandte er Botschafter, die sie zurückführen sollten. Sie indes wollte nicht heimkehren. Er schickte ein zweites und drittes Mal, doch sie wollte nicht kommen. Schließlich meinte er bei sich, seine Schwester werde vielleicht mit Gewalt von den Klosteroberen zurückgehalten, und begann, gegenüber dem Ort entrüstet zu sein, und Untergang und Verwüstung anzudrohen, falls sie nicht unverzüglich zurückgegeben werde. Doch die Jungfrau mit keuschem Sinn und Leib, die sich zu allem Guten entschlossen hatte, dachte Gott mehr als der Welt anzuhangen; und obwohl ihr die Klosterpforte offen stand – denn der Abt hatte es in ihre Entscheidung gegeben, drinnen zu bleiben oder zu den Gesandten ihres Bruders nach draußen zu gehen –, wählte sie, drinnen zu bleiben und von ihrem Gelübde der Jungfräulichkeit niemals abzuweichen. Der König aber, von allzu großem Familiensinn gegenüber seiner Schwester heimgesucht, da er gemäß der Welt ihren hohen Stand erhöhen wollte, suchte bald mit Gewalt, bald mit List und Tücke sie zu bekommen; dann hielt er mit seinen Vertrauten eine Ratssitzung ab und schickte sich an, sie mit bewaffneter Schar zu befreien. Doch kluge und bedeutende Männer, die er in seinem Rat hatte, mahnten den König: Es sei nicht von Vorteil und auch nicht angebracht, schnell Krieg ins Deutsche Reich zu tragen und ohne Kriegsgründe; es sei das beste, eine amtliche Persönlichkeit und eine ehrenvolle Begleitung zu schicken, die mit Ehre und Anstand die Frau zurückfordern solle; wenn das ungerechtfertigt abgelehnt werde, dann könnte es gerechte Gründe für den Überfall geben. – Kurzum: Obgleich gebrochenen Herzens hörte der König ungern den Rat an, schickte einen Herzog, einen tapferen Mann, seinen Verwandten und Freund seiner Herrlichkeit, und mit ihm eine große Mannschaft. Seht, so kam man nach Admont. Als der Abt und die Brüder den Trupp und die Machtstellung der Gesandten erkannten und sahen, dass es Ernst wurde, wurden sie verwirrt und suchten Schutz im Gebet. Darauf gingen sie hinaus zu den Abgesandten und nahmen traurig den Bescheid des Fürsten entgegen. Doch der Abt von Admont66 – ein Mann von würdevoller Autorität, bewandert mit allem und zu vielen Ratschlägen fähig, mit seinen Verdiensten und seiner Frömmigkeit Zierde und Stütze des Mönchsordens – sagte auf die Worte der Abgesandten nur wenig: „In dieser Angelegenheit wurde bisher und wird künftig nichts von uns falsch gemacht. Aber heute möchte ich, dass ihr euch um euren Leib kümmert, denn ihr seid müde von der Reise. Der morgige Tag wird eure Arbeit befördern.“ Deshalb bediente er sie mit lauteren Speisen und viel Fleiß. Am folgenden Tag aber sagte der Abt zu den Abgesandten: „Wollt ihr sie etwa gegen ihren Willen wegschleppen? Wollt ihr etwa, wenn sie nicht will und sich weigert, Hand an sie legen? Wenn das bei Königen und Königinnen eine höchste Schmach ist, mit Gewalt verschleppt zu werden, wohin sie nicht wollen, und unterworfen zu werden, wenn sie nicht wollen, sowie fremdem Willen oder
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ici, quando non velint, atque aliene voluntati seu violencie mancipari, non puto id convenire ingenue libertati.“ At illi: „Sic est“, inquiunt, „et nos eam libertati sue restituere venimus et non vim inferre, sed obsequium prestare ad suos redeunti. Denique si ab indigna coaccione soluta sueque libertati restituta fuerit, sane quicquid propria deliberacione delegerit, neque nos neque vos prohibere debemus et dominus noster rex Ungarorum invictissimus indecenter vel contra decus regii sanguinis habitam germanam suam couterinam causari non poterit.“ Placuit sermo abbati et fratribus. Et venientes in atrium basilice ante fores claustri, quo virgo sacra cum virginibus sacris clausa degebat, duos globos faciebant, seorsum legati et milites populusque multus, qui ad spectaculum venerat, et seorsum abbas cum fratribus et monachis. Reserantur postes, ianue claustrales panduntur, regina exire ad nuncios rogatur. Negat illa; nichil sibi et eis dicens, lege se loci limen ianue nisi morte obita non esse transituram. Docetur ergo, quid inter abbatem et legatos sentencie ac racionis de ipsa constiterit, illam desub claustris in apertum egredi oportere, liberam fieri, coactione solvi, ceterum in eius arbitrio locandum, quam viam postea sibi arripere velit. At illa corpore femineo viriles animos gerens, ubi videt, quia sic necesse est neque aliter litem decidi posse, pede suo super limen posito: „En“, ait, „sancta Maria, domina mea, patrona mea, mater domini mei Iesu Christi, sponsi mei, salva gracia et pace tua, te duce, te comitante, limina tua transeo, te adiuvante et protegente cito reversura, tibi commendo causam meam, virgo virginum. Et tu, beate Blasi, martir Christi, patrone Admuntensium, domine ac dominator loci huius, qui me a parente meo tibi commendatam divina ordinacione in hec tua tecta suscepisti peregrinam, obsecro, ne me derelinquas.“ His dictis, flebant virgines, flebant monachi et fratres; egreditur illa modesto ac lento gradu in medium tendens. Stabant legati inmobiles, vestes tantum ac purpuram gemmasque preciosas in seculi cultum ei allatas offerentes ac protendentes ad regine animos pelliciendos. Omnes igitur, qui aderant, inmoti stabant, avide spectantes et operientes, quid esset factura, nullo ei aut hinc aut inde propinquante. Sacre autem virgines stabant ardentissime flentes et orantes, admodum verite, ne quavis occasione tantum decus societatis amitterent. Itaque ubi libertatem et abso-
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fremder Gewalt ausgeliefert zu werden, so glaube ich nicht, dass dies mit edler Freiheit vereinbar ist.“ Doch jene: „So ist es, und wir suchen, sie wieder in Freiheit zu setzen, ihr keine Gewalt anzutun, sondern ihr unsere Hilfe anzubieten, wenn sie zu den Ihren zurückkehrt. Wenn sie schließlich von ungebührlichem Zwang gelöst und der Freiheit zurückgegeben ist, dann mag sie in eigener Entscheidung wählen, und weder wir noch ihr solltet sie hindern, und unser Herr, der unbesiegliche König von Ungarn, wird nicht beschuldigt werden, unschicklich und wider die Ehre königlichen Geblüts bei seiner leiblichen Schwester gehandelt zu haben.“ Diese Aussage gefiel dem Abt und den Brüdern. Sie gingen in den Hof der Basilika vor den Toren der Klausur, wo die heilige Jungfrau mit den heiligen Jungfrauen abgeschlossen lebte; sie bildeten zwei Gruppen, getrennt standen die Abgesandten und Gewaffneten sowie viel Volk, das zu dem Schauspiel gekommen war, und getrennt der Abt mit den Brüdern und Mönchen. Das Tor wird entriegelt, die Tür zur Klausur geöffnet, die Königin gebeten, zu den Abgesandten vorzutreten. Die weigert sich; sie sagt, sie habe kein Recht, die Türschwelle zu überschreiten, außer im Fall ihres Todes. Man unterrichtet sie, was zwischen dem Abt und den Abgesandten als Übereinkunft und Vertrag vereinbart worden sei. Sie müsse aus der Klausur nach draußen treten, sie sei frei und von der Verpflichtung gelöst, im übrigen solle es in ihrer Entscheidung liegen, welchen Weg sie danach gehen wolle. Sie aber, die in ihrem weiblichen Körper ein männliches Herz hatte, setzte, sobald sie sah, dass es so nötig sei und der Streit nicht anders entschieden werden könne, ihren Fuß über die Schwelle und sagte: „Nun, heilige Maria, meine Herrin, mein Schutz, du Mutter meines Herrn Jesus Christus, meines Bräutigams, unbeschadet deiner Huld und deines Friedens, unter deiner Führung, unter deinem Geleit überschreite ich diese Schwelle; mit deiner Hilfe und deinem Schutz werde ich rasch zurückkehren und dir meine Sache anvertrauen, du Jungfrau aller Jungfrauen. Und du, heiliger Blasius, Märtyrer Christi, Schutzherr von Admont, Herr und Leiter dieses Ortes, der du mich, von meinem Vater dir anvertraut, nach göttlicher Ordnung als Pilgerin in deinen Schutz aufgenommen hast, dich beschwöre ich, verlass mich nicht!“ Bei diesen Worten weinten die Jungfrauen, weinten die Mönche und Brüder; jene schritt mit einem bedachten und langsamen Schritt hinaus und stellte sich in die Mitte. Unbeweglich standen die Abgesandten da, stellten nur die Kleider und den Purpurschmuck, die kostbaren Edelsteine zur Schau, die sie ihr nach weltlicher Lebensart mitgebracht hatten, und versuchten, das Herz der Königin an sich zu ziehen. Alle Anwesenden standen unbewegt, schauten gespannt hin und schauten weg, was sie wohl tun würde, keiner näherte sich ihr von hier oder von dort. Die heiligen Jungfrauen aber standen da, weinten leidenschaftlich und beteten; sie fürchteten sehr, bei dieser Gelegenheit solche Zierde des Konvents zu verlieren. Da jene königliche Jungfrau, in der Mitte
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lucionem suam in medio posita satis omnibus ostenderat, ad nuncios conversa regia virgo modeste inclinans valefecit eis. Dein via, qua venerat, ad sorores rediens clara voce multam conpunccionem omnibus excitans cantare cepit: 67„Regnum mundi et omnem ornatum seculi contempsi“67, succinentibus ceteris virginibus, que illam in limine stantes operiebantur, succinentibus et monachis et prosequentibus eam in gaudio et lacrimis usque ad introitum ianue. Omnis quoque populus voces et laudes dedit in excelsum, gracias agens Deo, quod virgo nobilis et tenera tam virili mente seculi delicias abiecisset. Nuncii quoque non minus aliis Dominum magnificabant omniaque ornamenta seu vestes, quas ad usum seculi ei portaverant, monasterio conferunt, et regine valefacientes eiusque oracionibus se commendantes in pace et gaudio ad dominum suum revertuntur, ut gesta erant, omnia referentes. Mitigatus est rex ultra desinens a proposito suo revocare illam. Hec de inicio conversacionis beate Sophie, quoniam occasio data fuit, reticere non potui. Sefridus: Grata nimis et accepta digressio. Nempe auri occasione gemmam acceptabilem tue narracioni affixisti. — 39. Sed redi, obsecro, ad Ottonem nostrum, 68qui omnibus hominibus omnia factus68, precipue autem nobis monachis non solum pater sed, ut verius dicam, mater fuit. Tiemo: Cedo, inquam. Nam et tu me ad viam revocasti. Senes nostros ut patres venerabatur, iuniores vel pueros ut filios diligebat, inter nos quasi unus ex nobis ambulabat. Immemor quandoque potencie ac magnitudinis persone sue presbiteris ad altare ministrabat modo stolam offerens, modo cingulum porrigens preparandis, aquam eciam manibus illorum manu propria fundens, calicem prebens et ad cetera ministeria sese plerumque de inopinato ingerens miris modis omnium in se affectus excitabat. Omnes nos facie ac nomine notos habere volebat, singulorum causas vel statum, defectus vel profectus nostros diligenter investigans, curaque de omnibus non modica ei fuit. Quid dicam de multimodis humanitatibus, omnibus ac singulis nobis indesinenter ab eo exhibitis? Eciam fratribus ad refeccionem considentibus cibos optimos suis sumptibus preparatos manibus propriis nobis intulit, suscipiencium manus caro affectu deosculans. Nonnumquam eciam expleta ferculorum posicione conviva nobis idem ac minister assedit nobiscum convescens obtentu propagande caritatis. 40. Quodam tempore dum monasterii nostri consummacio dedicacionem
67–67 68–68
Pontificale Romanum, Benedictio Virginum. Vgl. 1 Cor 9,22.
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stehend, ihre Freiheit und Lösung vom Gelübde genügend gezeigt hatte, wandte sie sich den Abgesandten zu, verneigte sich bescheiden vor ihnen und sagte ihnen Lebewohl. Darauf kehrte sie auf dem Weg, den sie gekommen war, zu den Schwestern zurück, versetzte alle in große Erregung, indem sie mit lauter Stimme zu singen begann: 67„Das Reich der Welt und alles irdische Gepränge habe ich verschmäht.“67, alle übrigen Jungfrauen stimmten mit ein, die sie an der Schwelle stehend in ihre Mitte nahmen; es stimmten mit ein auch die Mönche und geleiteten sie mit Freudentränen bis zum Eingang der Pforte. Auch alles Volk rief mit Lobrufen gen Himmel und sagte Gott Dank, dass die edle und zarte Jungfrau mit dem so männlichen Herzen den Verlockungen der Welt entsagt hatte. Auch die Abgesandten priesen den Herrn nicht weniger als die Übrigen, und allen Schmuck und alle Gewänder, die sie ihr zum Gebrauch in der Welt mitgebracht hatten, stifteten sie dem Kloster, sagten der Königin Lebewohl und empfahlen sich ihren Gebeten, kehrten in Friede und Freude zu ihrem Herrn zurück und meldeten ihm alles, wie es geschehen war. Der König war beschwichtigt und hörte fortan auf, sie seinem Vorsatz entsprechend zurückzurufen. – Dies über das Ablegen des Gelübdes der seligen Sophia konnte ich nicht verschweigen, da sich die Gelegenheit dazu bot. Sefried: Die Abschweifung war überaus willkommen und angenehm. Denn du hast bei dieser Gelegenheit dem Gold deiner Erzählung einen willkommenen Edelstein hinzugefügt. — 39. Aber kehr’ bitte zu unserem Otto zurück, 68der allen Menschen alles geworden ist68; besonders aber uns Mönchen war er nicht nur Vater, sondern auch Mutter, um ehrlich zu sein. Tiemo: Nun gut!, sage ich. Denn du hast mich auf den Weg zurückgerufen. Unsere alten Herren verehrte er wie Väter, die Jungen und die Knaben schätzte er wie Söhne, unter uns wandelte er wie einer von uns. Mitunter ohne Rücksicht auf die Macht und Bedeutung seiner Person, diente er den Priestern am Altar und bot ihnen bei der Vorbereitung bald die Stola, bald das Zingulum, goss ihnen auch mit eigener Hand Wasser über die Finger, reichte den Kelch; und indem er auch die übrigen Dienste meist unvermutet vollzog, erwarb er sich die Liebe aller. Er wollte alle vom Aussehen und dem Namen nach kennen, er fragte nachdrücklich nach allen Angelegenheiten, nach unserm Stand, den Verlusten und Gewinnen, und seine Sorge um alles war nicht gering. Was soll ich über die vielen Dinge zum Lebensunterhalt sagen, die er uns samt und sonders unermüdlich zukommen ließ? Wenn sich die Brüder zum Essen niederließen, setzte er uns die besten Speisen vor, die er auf seine Kosten mit eigener Hand zubereitet hatte, dabei küsste er in lieber Zuneigung die Hände derer, die es entgegennahmen. Mitunter, wenn das Auftischen der Speisen beendet war, saß er als Tischhelfer und Diener bei uns und speiste mit uns zur Weitergabe seiner Liebe. 40. Als unsere Klosterkirche zur Zeit der Fertigstellung ihre Weihe erwar-
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expectaret et omnia, que huius officii racio postulabat, in corporalibus et spiritualibus laute ac diligenter preparata fuissent, omnibus in expectacione positis, presul grandevus molescia corporis laborare cepit adeoque infirmatus est, ut ad opus consecracionis vires minime habens misso nuncio in vigilia beati Egidii69 ad aliud tempus dedicacionem transferendam statueret. Sed quia parata erant omnia et cupientibus animis omnis dilacio invisa est, duplici merore ecclesia turbari cepit, pro languore videlicet episcopi et pro frustrato desiderio expectate consecracionis. Quocirca oraciones non cassas mittunt ad Dominum, vires ac sanitatem presuli obnixe postulantes. Igitur meridiano tempore in lecto recubans et paululum sopore pressus puerum coram se per sompnum ludentem et saltantem videt episcopus, ac de psalmo versum crebro cantantem: In domum Domini letantes ibimus70. Expergefactus vero egros quidem artus fortes invenit et vegetos, corpus levat, sentit graciam sanitatis redisse. Cubicularios citat, interdictum consecracionis mutat, proximaque die, in festivitate sancti Egidii, sicut antea voluerat, in magna tocius ecclesie leticia dedicacionem peragit, Domino sibi vires amministrante. 41. Beatus Otto, tam morbo quam senio exhaustis viribus corporis, in dies dissolvi cepit et labore infirmitatis continue ad laborum finem tendere. Itaque cum sese acrius, premente languore, in proximo ad Dominum speraret migraturum, illud sibi amicum semper ac solitum opus elemosine tanto ardencius exercuit, quanto illi constabat, quod diu illud exercere non posset. Omnia igitur loca, omnes domos et curtes circa illum positas, immo totam civitatem peregrinis et pauperibus repleri, videres viduarum et orphanorum longa examina, clericorum et monachorum intrancium et exeuncium multitudinem, pii, ut ita dicam, mercatoris iam abire parantis, sanctissimas nundinas frequentancium. Quid enim nisi forum sacrum aut nundinas sacras dixerim, ubi terrenis celestia, temporalibus eterna bona comparantur? Fervebant sane circa illius lectum celi terreque negocia sancta et Martha, semper sollicita et diu turbata circa multa et innumerabilia humanitatis officia nec – languida iam mortique vicina – cessavit ab operibus suis plurimis propter unum, quod sciebat esse necessarium71. Cum abbatibus enim et prepositis, cum procuratoribus et dispensatoribus suis de omnibus ordinavit; ecclesias et cenobia, hospitalia, infirmarias et diversoria sua intima retractacione digessit singulisque, prout oportunum videbatur, sumptus et necessaria supplevit. Cerneres iam 72oleam uberem et fructiferam solita ubertate uberiorem
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Vorabend des Festtags vom 1. September. Vgl. Ps 121,1. 71 Vgl. Luc 10,42. 72–72 Vgl. Ierem 11,16. 70
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tete und alles, was diese Amtshandlung erfordert, im Materiellen und im Geistlichen sauber und ordentlich vorbereitet war, und als alle voll Erwartung waren, erkrankte der alte Herr unter der Last seines Körpers und wurde so schwach, dass er keine Kraft für die Kirchweihe hatte und in der Vigil des hl. Ägidius69 einen Boten schickte, der festsetzen sollte, dass die Weihe auf einen anderen Zeitpunkt verschoben werden müsse. Aber weil alles vorbereitet war und den sehnsuchtsvollen Gemütern jede Verschiebung verhasst war, wurde die Kirche von doppelter Trauer ergriffen, und zwar über das Siechtum des Bischofs und über die enttäuschte Hoffnung auf die bevorstehende Kirchweihe. Deswegen schicken sie nicht erfolglose Gebete zum Herrn, die inständig Kraft und Genesung des Bischofs erflehen. Als der Bischof um die Mittagszeit in seinem Bett lag und vor Müdigkeit ein wenig eingenickt war, sah er im Schlaf einen spielenden und tanzenden Knaben vor sich, der immer wieder den Psalmvers sang: Wir ziehen froh zum Hause des Herrn.70 Erwacht, spürt er seine müden Glieder stark und lebendig, er erhebt seinen Körper und spürt die Gnade der Gesundung. Er ruft nach den Kammerdienern, nimmt den Aufschub der Kirchweihe zurück, und am folgenden Tag, dem Fest des hl. Ägidius, vollzieht er, wie er es zuvor gewollt hatte, in großer Freude der ganzen Kirche die Weihe, wobei der Herr ihm Kraft gibt. 41. Der selige Otto, durch Krankheit und Alter schon mit schwindenden Körperkräften, wurde von Tag zu Tag schwächer und ging unter der Last der Schwäche immer mehr dem Ende seiner Mühen entgegen. Als ihn also die Ermattung immer heftiger drückte und er umso leidenschaftlicher hoffte, in Kürze zum Herrn zu gehen, übte er das ihm stets vertraute und gewohnte Amt des Almosengebens umso eifriger aus, als für ihn feststand, dass er es nicht mehr lange ausüben könne. Da konnte man sehen, wie sich alle Stätten, alle Häuser und Höfe ringsum, ja die ganze Stadt mit Pilgern und Armen füllten, lange Schlangen von Witwen und Waisen, eine Menge von ein- und ausgehenden Geistlichen und Mönchen, die alle sozusagen den hochheiligen Markt des sich auf die Abreise vorbereitenden Kaufmanns besuchten. Was sollte ich nämlich anderes sagen als „heiliger Marktplatz“ oder „heiliger Jahrmarkt“, wo das Himmlische mit Irdischem, ewige Güter mit weltlichen gekauft werden? Sie wimmelten also um sein Bett für heilige Geschäfte des Himmels und der Erde, und Martha, immer geschäftig und besorgt um viele und unzählige Aufgaben der Not, matt und dem Tode nahe, hörte nicht auf mit ihren vielen Werken wegen des einen, von dem sie wusste, dass es notwendig sei.71 Mit den Äbten und Pröpsten nämlich, seinen Verwaltern und Wirtschaftern ordnete er alles; die Kirchen und Klöster, Spitäler, Siechenhäuser und Herbergen ging er in genauer Rechenschaftslegung durch, und wo es ihm nötig schien, ergänzte er Ausgaben und notwendige Anschaffungen. Da konnte man 72den reichen und fruchttragenden Ölbaum sehen, in
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et copiosissimis fructibus onustam72, totam sese carpencium manibus inclinare. Et re vera mirum valde est, quod hec inexhausta benignitatis archa, que tot ante diebus et annis ad erogandum iugiter patuit, adhuc in extremo tempore tantum, quod erogaret, habere potuerat. Sed o Martha, Martha, devota hospita domini Iesu, quando vel quomodo sentires egestatem? Quis enim, donando donanti omnia umquam egens factus est? Interea vero languor magis magisque luctantem spiritum urgebat. Riteque dispositis omnibus, quecumque post se victuris prestare potuit, supplici et pura confessione premissa, olea illa placida et sancta unccione sacri olei delibuta, propiciabile viaticum corpus Domini percepit. Et circumstante illo suo semper familiari collegio virorum religiosorum tam monachorum quam clericorum, psalmis et oracionibus agonem eius devote Deo commendancium73 plenam operibus bonis et elemosinis, plenam honoris et gratie animam exalavit in celum. Quid multa? Flebat civitas universa, iuvenes et virgines, senes cum adolescentibus, flebat omnis ordo, flebat omnis religio, divites et pauperes, nobiles, mediocres cum plebe rusticana, omnes pariter patrem ademptum tanto lugebant amarius, quanto ab omnibus illis carius ipse amabatur. Porro monasteria et ecclesie longe vel prope posite, sed et magnates et capitanei provincie fama dormicionis eius exciti ex omni parte confluebant; infelices sese atque inertes arbitrati, si eius, quem viventem dilexerant, funeri non adessent vel si debitos honores tantis exequiis non prestarent. 42. Supervenit quoque sacre semper memorie Imbrico Herbipolensis episcopus, vir clarus et prudens, tam eloquii venustate quam ingenio et sapiencia prepollens. Supervenit, inquam, amicus ad amici exequias invisas et dolenti et ardentissime flenti ecclesie lugendo ipse ac dolendo luctum auxit et dolorem. Iam enim per totum triduum dormicionis eius dilecti corporis gleba per omnes ecclesias circumlata iugi sacrificio indefessisque oracionibus et multis elemosinarum largicionibus beata eius anima Deo dicata et commendata fuerat ab omnibus. Quarta igitur die, ubi ad locum ventum est tumuli, episcopus commendacionem celebravit atque inter missarum sollempnia, que pro dilecti patris et amici anima multa intencione devotus agebat, ad merentem et lugentem conversus multitudinem, brevem quidem, sed gracie ac dulcedinis plenum intulit sermonem ita dicens: „Et quid fiet? Quid erit consilii? Mortua est Martha, ecce ubi iacet. Quis ergo venientem dominum Iesum in hoc castello amodo suscipiet? Equidem defuncta est Martha, que illum suscipere consuevit, defuncta est hospita do-
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Vgl. Breviarium Romanum, Ordo commendationis animae.
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gewohnter Fruchtbarkeit überreich und mit der Last vieler Früchte,72 der sich ganz den Händen der Pflücker neigte. Und in der Tat ist es sehr verwunderlich, dass dieser unerschöpfliche Geldkasten der Güte, der seit so vielen Tagen und Jahren zum Spenden weit offen stand, auch in der letzten Zeit noch so viel besaß, dass man Spenden holen konnte. Doch, o Martha, Martha, ergebene Gastgeberin des Herrn Jesus, wann und wie hast du je Mangel gespürt? Wer wurde je dadurch bedürftig, dass er alles dem Spender schenkte? Inzwischen bedrückte die Mattigkeit mehr und mehr den sich sträubenden Geist. Als er alles rechtens geordnet hatte, was nach ihm den Lebenden nutzen konnte, empfing er nach demütiger und offener Beichte, versehen mit dem sanften Öl und der Heiligen Ölung, den versöhnenden Leib des Herrn als Wegzehrung. Ständig war um ihn die vertraute Versammlung der Ordensleute, Mönche und Kleriker und empfahl Gott ergeben seinen Todeskampf mit Psalmen und Gebeten,73 und dabei hat er seine Seele, die voll von guten Werken und Almosen, voll von Ehre und Gnade war, in den Himmel gehaucht. – Was soll ich viel sagen? Es weinte die ganze Stadt, Jünglinge und Jungfrauen, Greise mit Heranwachsenden; es weinte jeder Orden, jeder Konvent, Reiche und Arme, Adlige, der Mittelstand mit dem Bauernvolk, alle trauerten gemeinsam um den Verlust des Vaters umso bitterlicher, je mehr er von ihnen allen so teuer geliebt wurde. Klöster und Kirchen nah und fern, aber auch die Großen und Hauptleute des Landes, die von der Kunde über sein Ableben erschreckt wurden, strömten von allen Seiten herbei; sie meinten, sie seien unglücklich und ungeraten, wenn sie bei dem Begräbnis dessen, den sie im Leben geliebt hatten, nicht anwesend wären oder wenn sie solcher Leichenfeier nicht gebührend Ehrenbezeugung leisteten. 42. Es kam auch Embricho seligen Angedenkens, der Bischof von Würzburg, dazu, ein berühmter und kluger Mann, hervorragend durch die Lieblichkeit der Rede wie auch durch seinen Verstand und seine Weisheit. Er kam, sag’ ich, als Freund zur nicht gern gesehenen Leichenfeier des Freundes und vermehrte durch seine Trauer und seinen Schmerz die Trauer der weinenden Kirche und deren Schmerz. Die ganzen drei Tage nach seinem Entschlafen wurde der Leichnam des Geliebten durch alle Kirchen geführt, stets wurde seine heilige Seele von allen mit einem Messopfer und unermüdlichen Gebeten und viel Almosenspenden Gott empfohlen. Am vierten Tag, als man zur Stätte seines Grabmals kam, feierte der Bischof das Totengedächtnis, und bei dem feierlichen Hochamt, das er mit großer Inbrunst fromm für die Seele des geliebten Vaters und Freundes feierte, hielt er, an die bekümmerte und trauernde Menge gerichtet, eine Predigt, kurz zwar, doch voller Huld und Lieblichkeit; er sprach folgendermaßen: „Was soll jetzt geschehen? Was gibt es an Rat? Tot ist Martha, seht, wo sie liegt! Wenn der Herr Jesus kommt, wer wird ihn dann in diesem Haus empfangen? Wahrlich, Martha ist tot, die ihn zu empfangen pflegte. Tot ist die
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mina Iesu Christi, que venienti hospicium prebuit, sedem posuit, mensam aptavit, necessaria omnia benigne ac liberaliter ministrabit. Defuncta est, inquam, non solum ministra et hospita Christi, sed minister et hospes ac susceptor omnium christianorum. 74Et quis stabit in loco sancto eius?74 Quis nobis vicem ministerii huius implebit? Quis, rogo, aget pro eo, que iste agere consuevit? Omnibus gradibus, omnibus ordinibus, omnibus personis ecclesie vita eius utilis fuit. Ecce defunctus est, ut vere dicam, servus servorum Dei. Quid facietis, monachi, quid facietis, clerici, quid facietis, pauperes et mendici? Quis vobis restituet matrem vestram? Ubi amodo illa materna ubera, ubi maternos affectus queretis? Sed querere ubique potestis; vobis denuncio: nusquam invenietis. Sui temporis secula – confidenter dico – hunc solum, hunc unum tante misericordie virum habuerunt. Ut enim de aliis virtutibus eius taceam, que plurime fuerunt et clare, in misericordia et misericordie operibus tantus erat, ut nullum penitus ex omnibus michi notis ei ausim adequare. Sed quid? Doleo vicem miserorum, doleo vicem eorum, qui in suis miseriis ad hunc misericordem fugere consueverant; doleo, ut verum fatear, vicem meimet ipsius. Ut enim ita dicam, me miseret mei meritoque merore conturbor. Multum enim presidii, multum consolacionis in hoc amico perdidi. Hic enim in civitate ipsa commodus, societate et amicicia oportunus, magnum michi presidium fuit. Cum hoc fiducialiter ac tute omnes curas meas, omnia negocia mea seu consilia pensiora communicare solebam. Hic michi, ut breviter dixerim, in omnibus oportunitatibus meis magnus sublevator fuit. Sed de me quid dico? Nam mei nominis ordo, universus videlicet ordo pontificalis, hoc adempto, compare, merito lugebit. Hic nobis gemma, hic decus, hic splendor fuit. Conventus nostros in conciliis75 sive curiis virtutum suarum radiis collustravit. In hoc, ut ita dicam, quasi viventi libro, quomodo nobis vivendum vel quid agendum esset, conspicere potuimus. Sancta enim exempla, sancte acciones magis erudiunt quam verba. Sed doctrina hec, o dolor, modo rara est in terris. Omnes enim pene, quotquot sumus, eloquio magis quam opere proximos edificare studemus, sed iste docuit verbo, docuit exemplo, dixit et fecit. Talem ergo lucernam de medio nostri ablatam equa mente ferre poterimus? Sed vado ad alciores. Huius enim interitum et tu, o Romane pontifex, caput sancte matris ecclesie, sencies, et tu regnator orbis, rex Alamannie, imperator Romanorum auguste, casum quoque huius experieris; ambo permaximi, magna clade multati estis. Magnus enim Aihot76
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Ps 23,3. Die Provinzialsynoden waren vom Kirchenrecht zweimal im Jahr vorgesehen, es hatte aber nur 1125 eine Synode in Mainz stattgefunden. 76 Vgl. Iud 3,15. (Iudices = Richter) 75
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Gastgeberin des Herrn Jesus Christus, die ihm bei seiner Ankunft eine Herberge bereitete, einen Stuhl anbot, den Tisch deckte, alles Notwendige gütig und freigebig bereitete. Tot ist, sage ich, nicht nur die Dienerin und Gastgeberin Christi, sondern der Diener, Gastgeber und Herbergsvater aller Christen. 74Wer wird an seiner heiligen Stätte stehen?74 Wer wird für uns an seiner statt die Pflichten dieses Dienstes ausfüllen? Wer, frage ich, wird für ihn das tun, was er zu tun pflegte? Allen Rängen, allen Orden, allen Leuten der Kirche war sein Leben von Nutzen. Gestorben ist, sage ich zu Recht, der Knecht der Knechte Gottes. Was werdet ihr Mönche tun, was werdet ihr Geistlichen tun, was werdet ihr Armen und Bettler tun? Wer wird euch die Mutter ersetzen? Wo werdet ihr künftig jene mütterlichen Brüste, wo die Mutterliebe finden? Doch ihr mögt überall suchen; das sage ich euch: Ihr werdet sie nicht finden. Die Zeiten seiner Ära – das sage ich mit Bestimmtheit – hatten nur ihn allein als Mann solcher Barmherzigkeit. Um von seinen anderen Tugenden – von denen gab es recht viele und ansehnliche – zu schweigen: In der Barmherzigkeit und den Werken der Barmherzigkeit war er so groß, dass ich von allen mir bekannten keinen mit ihm zu vergleichen wage. Doch was soll ich sagen? Ich bedaure das Geschick der Armen und derer, die in ihrem Elend zu diesem Barmherzigen fliehen konnten, ich bedaure, um die Wahrheit zu bekennen, mein eigenes Geschick. Um es so zu sagen: Mir ist elend und ich bin zu Recht vom Elend verwirrt. Ich habe großen Schutz, großen Trost in diesem Freund verloren. Er nämlich, der in dieser Stadt so zuvorkommend war, so nützlich durch Gemeinsinn und Freundschaft, er war mir ein großer Schutz. Mit ihm pflegte ich vertrauensvoll und zuversichtlich alle meine Sorgen, meine Geschäfte und meine wichtigeren Pläne auszutauschen. Er war mir, um es kurz zu sagen, bei allen Gelegenheiten ein großer Förderer. Doch was rede ich von mir! Denn der Stand meines Namens, also der ganze Bischofsstand trauert zu Recht, da uns dieser Amtsbruder genommen wurde. Er war für uns ein Edelstein, eine Zierde, ein Glanz. Unsere Treffen auf den Konzilien75 und Hoftagen hat er mit den Strahlen seiner Tugenden erleuchtet. In ihm sozusagen konnten wir wie in einem lebenden Buch lesen, wie wir zu leben und was wir zu tun hätten. Sein heiliges Beispiel, seine heiligen Taten erziehen uns mehr als Worte. Doch solche Erziehung ist jetzt leider rar auf Erden. Denn fast alle von uns, so viele wir sind, bemühen sich mehr durch das Wort als durch das Werk, die Nächsten aufzuerbauen; doch er sprach und handelte. Solches Licht ist also aus unserer Mitte genommen, wie könnten wir das gleichmütig hinnehmen! Doch ich komme zu den Höheren. Seinen Tod wirst auch du spüren, du Bischof von Rom, Haupt der heiligen Mutter Kirche, und du, Herrscher des Weltkreises, König von Deutschland, Römischer Kaiser, allzeit Mehrer des Reiches, wirst sein Ende erfahren; ihr beiden ganz Großen seid von einem großen Verlust betroffen.
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ille ambidexter vobis occubuit; occubuit ille, qui utraque manu pro dextera utebatur, Israelitice gentis ductor egregius. Occubuit, inquam, ille, qui potis erat et industrius et prona voluntate reddere cesari que cesaris et Deo que Dei sunt. Non tibi, o imperialis maiestas, non tibi cito consurget alia columpna, cui tam fiducialiter inniti queas; hic te quidem non solum diviciis et prudencia seculari, sed quod utroque maius est, meritis ac sanctitate suffulsit. Sanctitate, inquam, et virtutum meritis imperatorem pariter et imperium sublevavit, 77iusticia enim et sanctitas in dextera eius77. Non parva res acta est, non parva hec mutacio in ecclesia Dei. Non ergo leviter ferenda est talis viri ablacio. Ubi amodo tale ingenium, talem prudenciam, talem inveniemus bonitatem? Sed redeamus ad monachos, redeamus ad populum spiritualem; detrimenta illorum lamenta nobis faciunt. Quid fiet de illis? Quid fiet de monachis et pauperibus, qui ad has manus spectare consueverant? Lugetis, video, et fletis Ottonem vestrum, et certe non immerito. Vobis enim ille occubuit, vobis ablatus est! Vos enim, vos o monachi, specialiter populus pascue eius et oves manus eius78. Hic profecto erat, qui de habundancia divitum huius mundi vestram inopiam supplere sollicitus fuit, hic magne auctoritatis exemplo gloriari solebat dicens: Spoliavit Egyptios, ditavit Hebreos79. Nam re vera sancte ac religiose multa secularibus extorsit, quibus penuriam sublevaret spiritualium. Sancta et religiosa fraude, ut ita dicam, divites circumveniebat, ut elemosinas facerent quandoque non cogitatas. Argumentosus enim erat in divinis lucris, nam et 80manus Domini cum eo erat80. O quam multos divites cum omnibus diviciis suis ad spiritualem vitam traiecit! Quicquid personarum, quicquid rerum vel opum seculo auferre potuit, Deo coaptavit pietatis ac misericordie obtentu. Sed quid multis? Misericordia eius super omnia opera eius, misericordia Dei ante oculos eius semper fuit.81 Orate ergo, dilectissimi fratres, orate attencius, ut et ipse hodie misericordiam consequatur; orate, ut illa beatissima anima, quam credidit, quam speravit, quam dilexit, re ipsa Dei misericordiam hodie percipiat. Equidem non surdis auribus illud evangelicum accepit: Beati misericordes, quoniam ipsi misericordiam consequentur;82 et: Estote misericordes, sicut pater vester misericors est.83 Nullus autem misericors esse potest, qui humilis non fuerit; omnis ergo misericors eciam humilis est. Unde bene inferre possumus, quod veram et coram Deo probatam humilitatem habuit spiritus eius, qui tante 77–77
Vgl. Ps 47,11. Ps 94,7. 79 Vgl. Ex 3,22. 80–80 Vgl. Luc 1,66. 81 Vgl. Ps 25,3. 82 Matth 5,7. 83 Luc 6,26. 78
Dialog des Herbord von Michelsberg, Buch I
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Der große Ehud76, der mit den zwei rechten Händen, ist euch gestorben; gestorben ist, der beide Hände wie die rechte gebrauchte; der hervorragende Führer des Volkes Israel. Gestorben ist, sage ich, er, der mächtig war, eifrig, geneigt, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Denn dir, o kaiserliche Majestät, dir wird so schnell keine andere Säule sich erheben, auf die du dich vertrauensvoll stützen kannst; er hat dich nicht nur mit Schätzen und Klugheit, sondern auch, was größer als beides ist, mit Verdiensten und Heiligkeit unterstützt. Mit Heiligkeit, sage ich, und den Verdiensten aus geistiger Kraft hat er dem Kaiser und dem Reich geholfen, 77 denn Gerechtigkeit und Heiligkeit sind in seiner rechten Hand.77 Eine bedeutende Tat ist durch ihn geschehen, eine bedeutende Veränderung in der Kirche Gottes. Daher ist das Ableben eines solchen Mannes nicht leicht zu nehmen. Wo ist künftig solches Talent, solche Klugheit, solche Vortrefflichkeit zu finden? – Doch kehren wir zu den Mönchen zurück, kehren wir zum geistlichen Volk zurück; deren Verlust macht uns Kummer. Was wird aus ihnen? Was wird aus den Mönchen und den Armen, die gewohnt waren, auf seine Hände zu schauen? Ihr trauert, sehe ich, und weint über euren Otto, und sicher nicht zu Unrecht. Er wurde euch entzogen, er wurde euch weggenommen. Ihr nämlich, ihr Mönche wart insbesondere das Volk seiner Weide und die Schafe in seiner Hand.78 Ja, er war es, der eifrig besorgt war, mit dem Überfluss der Reichen dieser Welt eurem Mangel abzuhelfen; er pflegte sich mit dem Vorbild großen Ansehens zu rühmen und sagte: Er hat die Ägypter ausgeplündert und die Hebräer reich ausgestattet.79 Denn in der Tat erpresste er heilig und fromm vieles bei den Weltleuten, um damit den Mangel der Geistlichen zu beheben. Mit heiligem und frommem Betrug, sozusagen, fesselte er die Reichen, damit sie manchmal Almosen gaben, an die sie eigentlich nicht gedacht hatten. Er war nämlich schlau zum Vorteil für den Himmel, denn 80die Hand des Herrn war mit ihm.80 O wie viele Reiche hat er mit all ihrem Reichtum zum geistlichen Leben geführt! Was er von Personen, was er an Dingen und Gütern der Welt fortnehmen konnte, wandte er Gott zu unter dem Mantel der Frömmigkeit und Barmherzigkeit. Kurz: Seine Barmherzigkeit ging über seine Werke hinaus, die Barmherzigkeit Gottes hatte er stets vor Augen.81 Betet also, geliebte Brüder, betet inständig, dass er heute Barmherzigkeit erlangt; betet, dass jene hochbeglückte Seele, die glaubte, die hoffte und die liebte, in der Tat heute Gottes Barmherzigkeit erlangt. Er hat nicht mit tauben Ohren jenes Wort des Evangeliums angenommen: Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit finden.82 Und: Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist.83 Keiner kann nämlich barmherzig sein, der nicht demütig ist, also ist jeder Barmherzige auch demütig. Daher können wir folgern, dass sein Geist wahre und Gott wohlgefällige Demut hat, der von solcher Barmherzigkeit ist. Auf die Fürbitte der Gottesmutter Maria, der er immer ergeben war, auf die
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misericordie fuit. Interventu ergo Dei genitricis Marie, cui semper devotus extitit, interventu beati Michahelis archangeli, cuius ecclesie reparator et sublimator hodie conspicitur, quem patronum et servatorem et corpori et anime sue delegit, interventuque beatorum spirituum spiritus eius divinam misericordiam consequatur. Ipsorum, inquam, atque omnium sanctorum suorum meritis, si uspiam, sicut est humane fragilitatis, tanta eius opera, tante ipsius miseraciones et benefacta, humana laude vel humane laudis intencione titillata sunt vel maculata – nichil enim satis purum coram summo iudice – rogate, queso, rogate attentius; oremus omnes, oremus pariter, ut hoc obolere, hoc tollere dignetur ipse, qui tollit peccatum mundi, agnus Dei, dominus noster Iesus Christus, qui cum Patre et Spiritu sancto vivit et regnat in secula seculorum.“ Quanta vero vociferacione, quanto mugitu, quantis affectibus et lacrimis omnes „Amen“ responderint, dici non potest. Sic ergo finita missa, in loco ubi cernitur, in ecclesia beati Michahelis, comitibus, marchionibus seu aliis quibuslibet nobilibus feretrum eius certatim gestantibus, sarcophagum levantibus, seu alia, que ibi necessaria erant, more operariorum suis manibus devotissime peragentibus, corpus eius tumulatum est anno dominice incarnacionis millesimo centesimo tricesimo nono, tercio nonas iulii. Feliciter. Amen. Hic mee narracioni terminum cum sinaxi vespertina inpono, non quo a me dicta sint omnia, que dici copia suasit, sed ne multiloquio vos gravem. Et hora hec silencium mandat. Et crastina dies hunc Sefridum suam partem explicare – nostra ex convencione – conpellet. Amen. Amen.
Liber secundus Prohemium Postera die, ubi denuo consessum a tribus nobis erat, tum ego: Perge, inquam, mi Sefride, dominique tui et nostri peregrinacionem perigrinacionisque laborem, et quomodo gentem Pomeranorum ad fidem traxerit ecclesie – quoniam id muneris tibi potissimum servatum est – edicito! Nam universorum operum eius, licet magna sint omnia, nichil est, quod huic valeat conparari. Unam quippe animam Deo lucrifacere, maioris apud Deum arbitror, quam mille auri talenta in elemosinas expendere. Tiemo: Magni quidem meriti est, animam errantem Deo lucrari per fidem, sed hiperbolen fugere, sermo expetit castigacior.
Dialog des Herbord von Michelsberg, Buch II
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Fürbitte des hl. Erzengels Michael, für dessen Kirche er heute als Wiederhersteller und Erweiterer gilt, den er sich als Schutzherrn und Bewahrer für Leib und Seele erwählt hat, und auf die Fürbitte der seligen Geister möge sein Geist das göttliche Erbarmen erlangen. Wenn irgendwo, sage ich, durch deren und aller seiner Heiligen Verdienste, wie es das Los menschlicher Schwachheit ist, seine so großen Werke, seine Taten der Barmherzigkeit durch menschliches Lob oder durch die Absicht menschlichen Lobes gereizt oder befleckt sind – nichts ist ja rein genug vor dem höchsten Richter –, so bittet also, bittet noch eindringlicher; wir alle mögen beten, beten auch, dass Er dies abtun und beseitigen möge, Er, der die Sünde der Welt wegnimmt, das Lamm Gottes, unser Herr Jesus Christus, der mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in Ewigkeit.“ Mit welcher Stimmgewalt, welchem Schluchzen, welcher Erregtheit und welchen Tränen alle „Amen“ antworteten, kann man nicht ausdrücken. So wurde die Messe beendet; und indem Grafen, Markgrafen und andere Edle die Bahre im Wettstreit trugen, den Sarkophag anhoben und auf andere Weise, was dort nötig war, nach Art der Arbeiter mit ihren Händen hingebungsvoll verrichteten, wurde sein Leib an der Stätte, wo man ihn in der St. Michael-Kirche sieht, bestattet, im Jahre des Herrn 1139, am 3. Juli. Heil und Segen. Amen. Hier setze ich mit dem Vespergottesdienst einen Schlusspunkt meiner Erzählung, nicht weil von mir alles erzählt wäre, was zu sagen die Fülle rät, sondern damit ich euch nicht durch Geschwätzigkeit belästige. Auch gebietet diese Stunde Schweigen. Und der morgige Tag wird Sefried nach unserer Vereinbarung zwingen, seinen Teil darzulegen. Amen. Amen.
Buch II Vorwort Dialog des Herbord von Michelsberg, Buch II
Am folgenden Tag, als wir uns zu dritt zusammengesetzt hatten, sagte ich: Nun fahre fort, mein Sefried, und berichte über die Pilgerfahrt deines und unseres Herrn, die Mühen seiner Pilgerfahrt und wie er das Volk der Pommern zum Glauben der Kirche heranzog: Diese Aufgabe ist ja besonders für dich aufbewahrt worden. Denn bei all seinen Werken – mögen andere auch groß sein – gibt es nichts, was damit verglichen werden kann. Eine einzige Seele für Gott zu gewinnen, betrachte ich bei Gott für größer als 1000 Pfund Gold für Almosen auszugeben. Tiemo: Es ist gewiss ein großes Verdienst, eine irrende Seele durch den Glauben für Gott zu gewinnen; doch eine Übertreibung zu vermeiden, erfordert eine besonders zuchtvolle Rede.
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Otto, Bischof von Bamberg
Quem Sefridus intuens: Si congrua, inquit, auctoritate non firmavero, quod dictum est, assercionem eius fidem excedere merito redargues. Scimus quidem, elemosine substanciarum, quas laudes, in scripturis habeant. Scimus scriptum, quia sicut aqua extinguit ignem, ita elemosina extinguit peccatum,1 et: Date elemosinam et omnia munda sunt vobis2, et: Redempcio anime viri proprie divicie3, et plura in hunc modum elemosinam commendancia. Sed bonum differt a bono in estimacione, sicut stella differt a stella in claritate4. Audi ewangelium: Amen, inquit, dico vobis, gaudium est angelis Dei super uno peccatore penitenciam agente5. Ecce, ne sobriis sermonibus hiperbolen irrepsisse queraris, gaudium in omni celo fieri ex unius anime conversione, non michi, sed ewangelio crede; ac perinde, unius anime salutem mille auri talentis in elemosinam expensis certissime collige coram Deo esse maioris. Non umquam enim dignaretur veritas gaudium predicare angelorum super expensa mille auri talentorum, quod tamen non dedignatur de conversione unius peccatoris. Neque dominus Iesus pro talentis argenti vel auri lucrandis vel erogandis, sed pro hominibus salvandis sanguinem fudit, precium redempcionis6. Absit igitur, ut aliquid sit in rebus creatis, quod humane anime preferendum putem, quam ipse creator tanti voluit estimare, ut pro illa redimenda semet ipsum usque ad mortis iniuriam inclinaret. Tum ego: Satis, inquam, pro causa. Nam et prior noster tam indomite contencionis non est, ut audita racione sedari non queat, neque tu sine pectore id michi detulisti officii, quia pro me respondens eciam tue narracioni animos attenciores nobis erexisti. Sed iam, precor, iniunctum exequens, quis, quid, ubi, quibus auxiliis, cur, quomodo, quando egerit, – quia he circumstancie non modicum lucis rebus infundunt – conversionem gentis Pomerane aggredere, ut explices. Sefridus: Ut potero, inquit, iubenti obedio caritati: 1. Pomerania provincia ex ipsa nominis etimologia qualitatem sui situs indicare videtur. Nam „pome“ lingua Sclavorum „iuxta“ sonat vel „circa“, „moriz“ autem „mare“; inde Pomerania quasi Pomerizania, id est „iuxta“ vel „circa mare sita“. Est autem terra hec, si totam eius posicionem tam in stagnis et refusionibus marinis quam in locis campestribus considerare velimus, quasi figura triangula, quia tribus lateribus, quasi tribus lineis per capita sibi coherentibus, tres angulos habere deprehenditur, ita tamen, ut unus angulus
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Eccli 3,33. Luc 11,41. Prov 13,8. 1 Cor 15,41. Luc 15,10. Ps 48,9.
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Sefried schaut ihn an und sagt: Wenn ich nicht mit entsprechendem Nachdruck das Gesagte bestätige, so wirst du zu Recht die Anschuldigung erheben, die Darlegung gehe über die Glaubwürdigkeit hinaus. Wir wissen ja, welches Lob das Geben von wertvollem Almosen in der Schrift hat. Wir wissen, es steht geschrieben: So wie das Wasser Feuer löscht, so löscht Almosen die Sünde1 und: Gebt Almosen, und alles wird euch rein2, und: Der Reichtum eines Mannes ist das Lösegeld für seine Seele3, und noch mehreres, was in dieser Weise Almosen empfiehlt. Aber das Gute unterscheidet sich vom Guten in der Wertung, wie sich ein Stern vom andern in der Leuchtkraft unterscheidet.4 Höre auf das Evangelium: Amen, heißt es, sage ich euch, bei den Engeln des Himmels ist mehr Freude über einen Sünder, der Buße tut.5 Sieh, – damit du dich nicht beklagst, dass sich in die nüchternen Berichte eine Übertreibung eingeschlichen hat – dass im ganzen Himmel Freude über die Bekehrung einer einzigen Seele herrscht, glaube nicht mir, sondern dem Evangelium; und daher kannst du darauf schließen, dass das Heil einer einzigen Seele mehr vor Gott bedeutet als tausend Pfund Gold, die bei Almosen ausgeteilt wurden. Niemals hätte sich die Wahrheit herbeigelassen, die Freude der Engel über die Ausgabe von tausend Pfund Gold zu preisen, mag sie diese bei der Bekehrung eines Sünders auch nicht verschmähen. Indes hat der Herr Jesus sein Blut nicht für das Gewinnen oder Austeilen von Pfunden Silber oder Gold vergossen, sondern für die Rettung von Menschen als Kaufpreis für das Leben.6 Fern sei also, dass meiner Meinung nach in den geschaffenen Dingen etwas stecke, was der menschlichen Seele vorzuziehen sei, die der Schöpfer selbst so hoch schätzen wollte, dass er zu ihrer Rettung sich selbst der Schmach des Todes beugte. Ich darauf: Genug zu dieser Sache! Denn auch unser Prior ist kein Mann ungezügelten Streits, dass er nach Anhörung der Gründe nicht schlichten könnte, und du hast mir auch nicht ohne Absicht dieses Amt übertragen, denn mit deiner Antwort hast du unseren Geist auf deine Erzählung gespannter gemacht. Doch nun führe deine Aufgabe bitte durch und erläutere, „wer, was, wo, mit wessen Hilfe, warum, wie, wann“ gewirkt hat – denn diese Umstände werfen ein beträchtliches Licht auf die Dinge –, und wende dich der Bekehrung des Pommernvolkes zu. Sefried: Soweit ich kann, gehorche ich der gebietenden Liebe. 1. Das Land Pommern scheint nach der Etymologie seines Namens die Eigenart seiner Lage anzuzeigen. Denn in der Sprache der Slawen bedeutet „pome“ „neben“ oder „bei“, „moriz“ aber „Meer“; somit ist Pommern gleichsam „Pomerizania“, das heißt „neben“ oder „beim Meer gelegen“. Das Land hat, wenn wir seine Lage insgesamt mit den Sümpfen und Meeresbuchten wie mit den ländlichen Orten betrachten wollen, fast eine dreieckige Gestalt, denn auf drei Seiten, wie drei Linien, die an der Spitze zusammentreffen, hat es drei Schenkel, so jedoch dass länger als die beiden anderen
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duobus reliquis sit extensior, qui eciam usque ad Leuticiam et prope Saxoniam versus aquilonem ad fluctus oceani paulatim recurvatus demittitur. Itaque Pomerania post se in oceano Daciam habet et Rugiam, insulam parvam sed populosam; super se autem, id est dexteram septentrionis, Flaviam7 habet et Prusciam et Rusciam, ante se vero, id est versus aridam, parva extremitate se attingentes fines respicit Ungarie ac Moravie, dein Poloniam spaciosa contiguitate usque ad confinia Leuticie et Saxonie se habet attingendo extendentem. Gens ista, terra marique bellare perita, spoliis et raptu vivere consueta, naturali quadam feritate semper erat indomita et a cultu et fide christiana penitus aliena. Terra vero ipsa piscium et ferarum copiosam incolis prebet habundanciam, omnigenumque frumentorum et leguminum sive seminum fertilissima est. Nulla mellis feracior, nulla pascuis et gramine fecundior. Vinum autem nec habent nec querunt, sed melleis poculis et cervisia, curatissime confecta, vina supererant Falernica8. Sed de his alias. Nunc autem expediendum, quod multis ammiracioni est, quare videlicet hi homines, tam procul ab orientali Francia et a Babenbergensi ecclesia immo a toto pene orbe divisi, non alium quemquam de vicinioribus regnis vel ecclesiis baptistam et predicatorem quam Babenbergensem episcopum habere potuerunt. Sed hic fructus ad incrementum beatitudinis eius a Deo illi donatus est. Tiemo: A Domino, inquit, factum est istud, et est mirabile in oculis nostris9. Unde, quonam id ordine factum sit, nos audire delectat. At ille: A re, inquit, paululum digrediendum est, ut concurrencium causarum eventus et ordinem possim digerere. — 2. Tempore, quo dominus meus Babenbergensem regebat ecclesiam, Bolezlaus, vir strennuus et prudens et ingenue atque avite nobilitatis decore illustris, ducatum Polonie administrabat. Qui dum se gnaviter ac provide gereret, omnes terre sue terminos, sub predecessoribus suis hostium violencia invasos et perturbatos, et castra urbesque a sua potestate alienatas manu robusta recuperare prevaluit. Cumque bellicos actus suos felici exitu sepe prosperari videret – erga Deum quidem, a quo sibi sciebat prestari victoriam, humilior atque devocior, erga hostes vero ereccior atque animosior factus – mutua vice terminos eorum ferro et igne attemptare predasque et manubias frequenter abstrahere et personas captivare solebat, quousque assiduis cladibus ac terrore confracti multis obsequiis et donorum impensis animum eius delinirent datisque et acceptis dextris federa pacis firmissime pangerent et pacta reciperent. 3. Erant autem, cum quibus divisim diversis temporibus certamen habe-
7 Land der Polowzer (Kumanen), reiternomadisches Turkvolk, beherrschten im 11. Jh. das Gebiet von der Donau bis Zentralasien. 8 Galt traditionell in der Antike als schlechthin vorzüglicher Wein. 9 Ps 117,23.
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ein Schenkel ist, der bei den Lutizen gegen Sachsen hin und nach Norden zu den Fluten des Meeres allmählich gebogen endet. So hat Pommern hinter sich am Meer Dänemark und Rügen, eine kleine, aber volkreiche Insel, über sich aber, das heißt zur Rechten, nach Norden Flavien7, Prußenland und Russland, vor sich, das heißt zum Binnenland hin schaut es mit einem kurzen Ausschnitt auf das angrenzende Gebiet von Ungarn und Mähren, dann Polen, das sich in weiträumiger Nachbarschaft bis zu dem Grenzgebiet der Lutizen und Sachsen hinzieht. Der Stamm ist zu Wasser und zu Lande kriegserfahren, von Beute und Raub zu leben gewohnt, von einer gewissen natürlichen Wildheit, stets war er ungebändigt und christlichem Gottesdienst und Glauben völlig fremd. Das Land aber ist reich an Fischen und Wild und bietet den Einwohnern Überfluss, es ist äußerst fruchtbar an allen Arten Getreide und Hülsenfrüchte oder Sämereien. Kein anderes Land ist so ertragreich an Honig und noch ergiebiger bei Weiden und Wiesen. Wein jedoch haben sie nicht, suchen ihn auch nicht; aber mit ihrem Metgetränk und dem sorgfältigst hergestellten Bier übertreffen sie den Falernerwein8. Doch darüber an anderer Stelle! Jetzt aber gilt es darzulegen, was vielen wundersam erscheint: Warum konnten diese Menschen, so weit entfernt von Ostfranken und der Bamberger Kirche, ja getrennt von fast dem gesamten Erdkreis, keinen Täufer und Prediger aus den näher gelegenen Reichen oder Kirchen bekommen als den Bischof von Bamberg? Doch diese Frucht zum Wachstum seiner Seligkeit ist ihm von Gott geschenkt worden. Tiemo: Das hat der Herr vollbracht, und vor unsern Augen geschah das Wunder.9 Warum, in welcher Reihenfolge ist das geschehen; dies zu hören würde uns freuen! Er [Sefried] darauf: Von der Sache her muss ich ein wenig abschweifen, um das Ergebnis der hier zusammentreffenden Gründe und die Ereignisse darzulegen. — 2. In der Zeit, als mein Herr die Bamberger Kirche leitete, verwaltete Boleslaw das Herzogtum Polen, tüchtig, klug und im Glanz angestammten großväterlichen Adels erlaucht. Da er tatkräftig und umsichtig wirkte, konnte er alle Grenzen seines Landes, die unter seinen Vorgängern von der Gewalt der Feinde besetzt und zerstört worden waren, auch die seiner Macht entfremdeten Burgen und Städte mit starker Hand wiedergewinnen. Während er seine kriegerischen Taten oft mit glücklichem Ausgang durchführen konnte – vor Gott, von dem ihm, wie er wusste, der Sieg geschenkt wurde, demütiger und frommer, gegen seine Feinde aber stolzer und mutiger geworden –, pflegte er die Gebiete der Feinde im Gegenzug mit Feuer und Schwert anzugreifen, oft Beute fortzuschleppen und Leute gefangen zu nehmen, bis sie, durch ständige Niederlagen und Furcht gebrochen, sich den vielen Abgaben und befohlenen Geschenken beugten, unter Handschlag sich den Friedensbedingungen fügten und die Verträge annahmen. 3. Er hat einzeln und zu verschiedenen Zeiten mit Folgenden Krieg ge-
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bat, e parte una Polonie: Bohemi, Moravi, Ungari; ex alia: Rutheni, gens crudelis et aspera, qui Flavorum, Pruscorum et Pomeranorum freti auxiliis acrius diuciusque illi restiterunt. Sed frustra, quia tandem superati ab eo et contriti post multas clades pacem ab eo postulare cum rege suo decreverunt. At ille, ut erat bellis ac laboribus semper infractus, non continuo de pace acquiescere voluit, nisi prius aliqua memorabili honorificencia satisfaccionem accepisset. 4. Rex10 vero et omnes principes Ruthenorum sine amicicia et pace ducis non se quietos fore perpendentes viam inveniende mutue pacis et gracie illius prudencie ac fidei comittendam sumpserunt. Ille vero – hanc honestissimam ratus viam statuende atque firmande pacis – filiam11 ipsius regis petivit et accepit uxorem12, videlicet ut hoc affinitatis commercio tam principes ipsi quam subditi eis terre utriusque populi pacem ad invicem haberent perpetuam atque in necessitatibus et oportunitatibus suis mutuo sibi contra hostes presidio forent atque auxilia portarent. Colebant ergo se mutuis beneficiis socer et gener, magnificatusque est Bolezlaus et confortatus ac prosperatus undique, nec ulla ei erat contradiccio universis potestatis sue terminis hoste nullo turbatis. Verum ea perfunctoria et brevis erat tranquillitas. Nam post annos paucos Ruthenissa uxor Bolezlai moritur unum tantum ei filium13 relinquens; unde quasi rupto vinculo, quo tota inter generum et socerum constabat amicicia, dudum consopita bella paulatim recrudescunt. Bolezlaus igitur feritate gentis permotus, cum suis consilium habuit, quonam modo rediviva mala hec propulsare potuisset. Habebat autem Petrum14 quendam milicie ductorem, virum acris ingenii et fortem robore, de quo dubium, utrum in armis an in consiliis maior fuerit, qui erat prefectus a duce super viros bellatores. Hic ascitus consilio: „Si tuis tantum“, inquit, „Rutheni viribus dimicarent, illos a nobis conteri difficile non esset. Sed habent Flavos, habent Pruscos, habent eciam Pomeranos, gentem ydolatram, invisam ac nimis indomitam. Quos omnes simul in arma provocare quam durum sit, inexperti non sumus, quamvis ante de his triumphos habuerimus. Quocirca meo animo consilium incidit Ruthenos arte melius superari. Et ne quis impossibile hoc estimet, ecce vadam ad illos et incruentam nobis de tiranno victoriam reportabo, Deo michi prestante ingenium.“ Sed quid multis? Placuit duci et principibus experiri, si effectum habere verba Petri queant. Assumptisque 10
Swatopolk II. Michael, Großfürst von Kiew, 1093 –1113. Zbyslawa, † nach 1113. 12 26. Nov. 1102. 13 Wladislaw II. exul, Herzog v. Krakau u. Schlesien, v. Polen 1138 –1146, * 1105, † 1159. y Agnes, Tochter v. Liutpold III. Markgraf v. Österreich. 14 Piotr Wlostowic, Komes v. Breslau, Palatin am Hofe Boleslaws III. und Wladislaws II., † um 1151/1153. 11
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führt: Auf der einen Seite Polens mit Böhmen, Mähren, Ungarn; auf der anderen mit Ruthenen, grausamen und rauen Leuten, die ihm im Vertrauen auf die Hilfe der Polowzer, Prußen und Pommern härter und länger Widerstand leisteten. Allein vergebens, weil sie schließlich, von ihm zermürbt nach vielen Niederlagen, zusammen mit ihrem König beschlossen, von ihm Frieden zu erbitten. Er aber, der in Kriegen und Mühen stets ungebrochen war, wollte nicht sofort auf den Frieden eingehen, bevor er nicht durch eine bemerkenswerte Ehrerweisung Wiedergutmachung erhalten hätte. 4. Der König10 und alle Fürsten der Ruthenen befanden, sie seien ohne Freundschaft und Frieden mit dem Herzog nicht sicher, und überließen es seiner Klugheit und Treue, einen Weg zu wechselseitigem Frieden und Wohlwollen zu finden. Jener aber meinte, folgender Weg sei der ehrenhafteste zur Einrichtung und Festigung des Friedens, erbat sich die Tochter11 des Königs zur Frau12 und erhielt sie, und zwar damit bei diesem Ehehandel sowohl die Fürsten wie die Untertanen der Länder beider Völker untereinander ewigen Frieden hätten, in ihren Nöten und Gelegenheiten sich wechselseitig Schutz gegen die Feinde gewährten und Hilfe fänden. Mit gegenseitigen Auszeichnungen ehrten sich Schwiegervater und Schwiegersohn; Boleslaw wurde hochgeschätzt und von allen Seiten bestärkt und glücklich gepriesen; es gab keinen Widerspruch gegen ihn, da keine Grenzen seines Machtbereichs von einem Feind bedrängt wurden. Doch diese Ruhe war nur kurz und vorübergehend. Denn nach wenigen Jahren starb die ruthenische Gattin Boleslaws und hinterließ ihm nur einen Sohn;13 als daher das Band, auf dem die ganze Freundschaft zwischen Schwiegersohn und Schwiegervater beruhte, gleichsam zerrissen war, brachen die längst geheilten Kämpfe allmählich wieder auf. Boleslaw also, durch die Feindschaft des Stammes genötigt, hielt Rat mit den Seinen, wie er das wieder belebte Übel eindämmen könne. Er hatte Peter14, einen Heerführer, einen Mann von scharfem Verstand und tapfer in seiner Kraft (bei dem es zweifelhaft ist, ob er bedeutender bei den Waffen oder im Rat war), der vom Herzog zum Führer über die Kämpfer gesetzt worden war. In den Rat berufen, sagt er: „Wenn die Ruthenen nur mit ihren Kräften kämpften, wäre es für uns nicht schwierig, sie aufzureiben. Aber sie haben die Polowzer, die Prußen, auch die Pommern, den verhassten götzendienerischen und ganz ungebärdigen Stamm. Wie hart es ist, sie alle gleichzeitig mit Waffen zu bekämpfen, haben wir genau erfahren, obgleich wir früher über sie Triumphe gefeiert haben. Deshalb habe ich in meinem Kopf einen Plan entwickelt, die Ruthenen besser durch eine List zu überwinden. Und damit keiner dies für undurchführbar einschätzt, seht: Ich gehe zu jenen, werde uns einen unblutigen Sieg über den Herrscher verschaffen, wenn Gott mir Scharfsinn gewährt.“ Kurz gesagt: Es gefiel dem Herzog und den Fürsten, den Versuch zu wagen, ob Peters Worte Erfolg haben könnten. Peter nimmt ungefähr 30 äußerst kräftige Leute mit sich, und
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viris quasi triginta robustissimis, ficta necessitate Petrus ad regem15 transfugit Ruthenorum, eumque arte sermonis circumventum, quod male de duce sentiret, estimare fecit. Et rex, eo quod fidem haberet homini, quem etiam prudentem sensit, ad multa negocia sua eius familiaritate usus est sperans, quod tandem per eum de Polonia tota posset triumphare. At Petro aliud mentis erat. Nam cum die quadam fictus transfuga ipsiusque socii cum rege in saltu nemorum venandi gratia vagarentur, rex nichil mali suspicatus occasione ferarum longius a menibus abscesserat, elongatisque aliis, Petrus cum suis circa illum remanserat. Qua fretus oportunitate, capto rege, incruentam, ut pollicitus erat, de Ruthenis victoriam domino suo duci reportavit. Mirumque dictu, effera gens illa hoc facto ita edomita est, ut nunquam postea, vivente duce, nec quidem de bello cogitarent. Nam pro erepcione sui tirannus, quicquid maiorum suorum studio ac solercia in thesauris collectum habere poterat, dare coactus est, aurum et argentum et queque preciosa in vasis et vestibus et variis opum speciebus quadrigis et camelis in Poloniam apportantibus, ita ut Ruthenia tota insolita paupertate contabesceret. Deinde, ubi federa mansure pacis iureiurando tam rex quam optimates Ruthenorum solidaverant, eciam hoc polliceri fide firmissima rogati sunt, ne Pomeranis ultra forent auxilio. Contra illos enim totis viribus dux manum levare cogitavit. 5. His omnibus ergo ipsius ad votum compositis, Pomeraniam insultibus crebris concutere, vastare ac populari cepit. Et quia paganismo tenebantur, dux eos aut penitus elidere aut ferro ad fidem christianismi conatus est impellere. At illi suis fisi viribus, eo quod civitates et castra natura et arte firma in introitu terre haberent quam plurima, se inexpugnabiles fore arbitrati sunt omnemque substantiam suam in urbibus collocantes, armorum presidia preparare moliuntur. Sed 16quia Deo placuit alios ex eis conterere, ut ceteros ad fidem converteret16, ingenium et vires contra eos Bolezlao ministravit, ita ut multis et magnis cladibus eos frequenter afficeret. Nam et civitatem Stetinensem, que stagno et aquis undique cincta, omni hosti inaccessibilis putabatur, que eciam tocius Pomeranie metropolis fuit, hiemali tempore strictam per glaciem non sine periculo exercitum ducens inopinata clade percussit. Naclam quoque civitatem munitam et fortem valde fregit et succendit et omnem in circuitu regionem eius igni et ferro vastavit, adeo ut ruinas et adustiones et acervos cadaverum interfectorum incole nobis per diversa loca mon-
15
Wolodar, Fürst v. Przemysl, 1092 –1124. Die Entführung dauerte von 1122 – 1123. 16–16 Vgl. 2 Macc 1,20.
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in vorgetäuschter Notlage flüchtet er zum König15 der Ruthenen; er umgarnt ihn mit seiner Redegabe zu glauben, dass er schlecht vom Herzog denke. Und der König, der ihn für einen treuen Mann hielt, den er auch für klug einschätzte, zog ihn vertraut für viele Aufgaben heran in der Hoffnung, er könne durch ihn endlich über ganz Polen triumphieren. Doch Peter war anderen Sinnes. Denn als eines Tages der angebliche Flüchtling und seine Genossen mit dem König zur Jagd in einem Wald umherstreiften, hatte sich der König, nichts Böses ahnend, wegen des Wildes weiter von den Häusern entfernt, nur Peter war, während die anderen weiter weg waren, mit den Seinen bei ihm. Im Vertrauen auf die Gelegenheit nahm er den König gefangen und brachte seinem Herrn Herzog wie versprochen einen unblutigen Sieg über die Ruthenen heim. Wunderlich zu sagen, es wurde jenes wilde Volk durch diese Tat so gebändigt, dass es künftig zu Lebzeiten des Herzogs niemals an Krieg auch nur dachte. Denn für seine Auslösung wurde der Herrscher gezwungen, alles herauszugeben, was er durch den Eifer und das Geschick seiner Vorfahren in den Schatzkammern gesammelt vorfand: Gold und Silber, alle Kostbarkeiten in Gefäßen, Gewändern und verschiedener Art von Kunst, die von Wagengespannen und Kamelen nach Polen gebracht wurden, so dass Ruthenien in ungewohnter Armut dahindarbte. Sobald der König und die Großen der Ruthenen die Verträge des ständigen Friedens eidlich bekräftigt hatten, wurden sie auch gebeten, mit strengstem Eid zu versprechen, dass sie künftig den Pommern nicht zu Hilfe kommen würden. Gegen diese dachte der Herzog nämlich mit aller Macht die Hand zu erheben. 5. Als dies alles nach Wunsch vollbracht war, begann er Pommern durch häufige Einfälle zu schrecken, zu verwüsten und zu plündern. Und weil sie am Heidentum festhielten, versuchte der Herzog, sie entweder gänzlich zu zerschmettern oder mit dem Schwert zum christlichen Glauben zu zwingen. Allein, sie vertrauten auf ihre Kraft: Weil sie zahlreiche von Natur und Kunstfertigkeit starke Städte und Burgen an der Grenze des Landes besaßen, hielten sie sich für uneinnehmbar, brachten all ihre Habe in die Burgen und bemühten sich auch, den Schutz der Waffen vorzubereiten. Doch 16weil es Gott gefiel, einige von ihnen zu vernichten, um die übrigen zum Glauben zu führen,16 stellte er dem Boleslaw gegen sie Geistes- und Manneskraft zur Verfügung, um sie oftmals in vielen großen Niederlagen zu erschüttern. Denn auch in die Stadt Stettin, die durch Sumpf und Wasserläufe von allen Seiten umgeben war und ihnen für jeden Feind unzugänglich erschien, die auch der Hauptort von ganz Pommern war, führte jener, als sie vom Eis eingeschlossen war, unter großen Gefahren sein Heer und erschütterte sie durch eine unerwartete Niederlage. Auch Nakel, eine stark befestigte Stadt, brach er und steckte sie an, und die ganze Gegend ringsum verwüstete er mit Feuer und Schwert so sehr, dass uns nach drei Jahren die Einwohner die Ruinen, die verkohlten Balken und die Haufen der getöteten Leichen an
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strarent post annos tres acsi de strage recenti. Tam gravissime autem in illarum civitatum expugnacione subacti sunt, ut quos neci et captivitati dux superesse passus est, cum suo principe christianos se atque tributarios fore, quod iurare licuit, pro lucro ingenti ducerent. Ferunt autem, quod, decem et octo milibus virorum pugnatorum neci traditis, octo milia cum uxoribus et parvulis ad terram suam captivos abduxerit et in periculosis marchiarum locis, in urbibus et castris eos collocans, quo terre sue presidio forent et cum hostibus suis, gentibus scilicet externis, bella gererent, indixit, hoc addito, ut abdicatis ydolis christiane se religioni per omnia conformarent. Sed cum reliquos de gente perfida, quos in terra propria tributarios dimiserat, dux fidei christiane apponere curaret, omnes episcopos terre sue conveniens nullum persuadere potuit, ut illo ire atque in tenebris et umbra mortis sedentibus17 lumen vite vellet ostendere, singulis suas excusationes pretendentibus. Sicque per triennium dilata est predicacio, duce ipso satis egre ferente dilacionem. 6. Tandem instinctu admonitus divino ad hoc opus Ottonem Babenbergensem episcopum, cuius tunc fama late in regnis effloruit – eo quod et hunc in adolescentia eius patri18 suo capellani more obsequentem notum et carum habuerit – invitare decrevit oportunum fore, autumans cum tali viro et antiquas renovare amicicias et tam sancti operis gratiam illius iniungere sanctitati. Mittens ergo legatos et munera scripsit ei litteras secundum verba hec: 19 Domino suo et patri amantissimo Ottoni venerabili episcopo Bolezlaus dux Polonorum filialis obsequii humilem devocionem. Quia in diebus iuventutis tue apud patrem meum decentissima te honestate conversatum memini et nunc quoque Dominus tecum est, firmans te et benedicens tibi in omnibus viis tuis, si tue non displicet dignitati, veteres tecum renovare animo sedet amicicias tuoque consilio simul et auxilio uti ad Dei gloriam promovendam, ipsius gracia coadiuvante. Nosti enim, ut arbitror, quomodo Pomeranorum cruda barbaries, non mea quidem sed Dei virtute humiliata societati ecclesie per baptismi lavacrum se admitti petivit. Sed ecce per triennium laboro, quod nullum episcoporum vel sacerdotum idoneorum michive coaffinium ad hoc opus inducere queo. Unde, quia tua sanctitas ad omne opus bonum prompta et indefessa predicatur, rogamus, pater amantissime: non te pigeat nostro comitante servicio pro Dei gloria tueque beatitudinis incremento id laboris assumere. Sed et ego, tue paternitatis devotus famulus, impensas omnes et socios itineris et lin-
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Ps 106,10. Wladyslaw I. Herman. 19–19 Der Brief ist fiktiv. 18
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verschiedenen Stellen wie nach einem frischen Gemetzel zeigten. Mit so schlimmer Eroberung ihrer Städte wurden sie unterworfen, dass diejenigen, denen der Herzog gestattete, Mord und Gefangenschaft zu überleben, es als großes Glück ansahen, mit ihrem Fürsten zu schwören, sie wollten Christen und abgabenpflichtig sein. Man berichtet, dass 18 000 Kämpfer getötet wurden und er 8000 Männer mit Frauen und Kindern als Gefangene in neues Land führte und an gefährlichen Stellen der Marken in Städten und Burgen ansiedelte; er verkündete, sie sollten dieses Land schützen, gegen seine Feinde, also auswärtige Stämme, Krieg führen, und setzte hinzu, nach Widersagen der Götzen sollten sie sich in allem dem christlichen Glaubensleben anpassen. Doch als der Herzog sich bemühte, die restlichen Leute dieses ungläubigen Volkes, die er in deren eigenem Land abgabenpflichtig gelassen hatte, zum christlichen Glauben zu führen, konnte er, obwohl er sich an alle Bischöfe seines Landes wandte, keinen überreden, bereit zu sein, dorthin zu gehen und denen, die in Finsternis und Todesschatten saßen,17 das Licht des Lebens zu zeigen; jeder brachte seine Entschuldigungen einzeln vor. So verzögerte sich die Predigt um drei Jahre, wobei der Herzog über die Verzögerung sehr verstimmt war. 6. Schließlich beschloss er, von göttlichem Antrieb ermuntert, für dieses Werk Otto, den Bischof von Bamberg, dessen Ruhm damals weithin in den Reichen aufblühte, einzuladen – auch weil dieser in dessen Jugendzeit seinem Vater18 als Kaplan gedient hatte und er ihm gut bekannt war –, denn er meinte, es sei günstig, mit einem so bedeutenden Mann die alte Freundschaft zu erneuern und die Gnade für dieses heilige Werk mit dessen Heiligkeit zu verknüpfen. Er schickte also Gesandte und Geschenke und schrieb einen Brief mit folgenden Worten: 19
Seinem Herrn und vielgeliebten Vater Otto, dem hochwürdigen Bischof, entbietet Boleslaw, Herzog der Polen, demütige Hingabe kindlichen Gehorsams. Weil du dich in den Tagen deiner Jugend bei meinem Vater, wie ich mich erinnere, ehrwürdig aufgehalten hast und jetzt auch der Herr mit dir ist, dich bestärkt und dich auf allen deinen Wegen segnet, schlummert in meinem Herzen der Gedanke, wenn es deiner Würde nicht missfällt, die alte Freundschaft mit dir zu erneuern und Rat und Hilfe von dir zu nutzen zur Förderung des Ruhmes Gottes, mit Beihilfe von dessen Gnade. Du weißt ja, meine ich, wie die wilde Horde der Pommern, nicht durch meine, sondern Gottes Kraft gedemütigt, danach lechzt, durch das Bad der Taufe zur Gemeinschaft der Kirche zugelassen zu werden. Doch seit drei Jahren bedrückt es mich, dass ich keinen geeigneten oder mir nahen Bischof oder Priester für diese Aufgabe finden kann. Weil nun deine Heiligkeit als zu jedem guten Werk bereit und unermüdlich tätig gerühmt wird, bitten Wir dich, hochgeliebter Vater: Es möge dich nicht verdrießen, mit unserem begleitenden Dienst für die Herrlichkeit Gottes und zur Erhöhung deiner Seligkeit diese Mühe auf dich zu nehmen. Ich werde als hingebungsvoller Die-
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gue interpretes et coadiutores presbiteros, et quecunque necessaria fuerint, prebeo; tu tantum venire dignare.19
7. His auditis episcopus, quasi de celo vocem loquentis Dei accepisset, toto pectore habundancia leticie repletus, gracias egit omnipotenti Deo, quod ad tale negocium suo uti dignaretur ministerio. Habito igitur chori et cleri sui consilio, missis ad apostolicam sedem legatis, cum licentia et benediccione atque obediencia venerande memorie domni Honorii20 pape huic gratissime sarcine humerum devote applicuit. Sed quia terram Pomeranorum fama ferente opulentam audiverat et 21egenos mendicos penitus non habere21, sed vehementer aspernari et iam dudum quosdam servos22 Dei predicatores egenos ac censu tenues propter inopiam contempsisse, quasi non pro salute hominum, sed pro sua necessitate relevanda officio insisterent predicandi, studiose procuravit, ut non solum illis non indigens, verum eciam opulentus appareret, nec opes eorum sibi, sed ipsos pocius velle Deo lucrari. Assumptis igitur clericis idoneis et eisdem ad iter abunde procuratis, missales aliosque libros et calices cum indumentis sacerdotalibus et alia queque altaris utensilia, que in gente pagana subito inveniri non posse sciebat, provida liberalitate secum fecit portare, ne sine instrumentis agricola fidus in agrum Domini sui exire videretur. Vestes quoque et pannos preciosos aliaque donaria, nobilibus ac divitibus apta, ewangelista simplex et prudens in viam portavit ewangelii, ne forte indigencie causa paganis videretur ewangelizare, sed 23 novelle plantacioni23 sua pocius conferre quam illius appetere. Tiemo: Parum te hic submoneo, non tibi sit iniuria. Video equidem, quibus causarum eventibus ad illam gentem tam longinquam Ottonem nostrum ire contigerit. Sed qua illic iter egerit et quo tempore in viam ierit, leviaque sive aspera vie dicere non omittas, ne errare incipiam, si et ego eo ire velim. Sefridus: Ut vis, et in hoc ego obediam. 8. Paratis omnibus, que profeccioni erant necessaria, proxima die post festum beati Georgii24 martiris salutato clero et populo suo, tamquam hoc opere viam sanctificaret, duas ecclesias, unam in 25Luckenberge et alteram in Vohendreze25, consecravit. Hinc26 transito nemore Boemico, per abbaciam
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Eher Kalixt II. Über die Rügener zu 1168 vgl. Helmold v. Bosau II 108 (FSGA 19, S. 372 f.). 22 Wie Bischof Bernhard, vgl. Ebo II 1– 2, oben S. 212 – 220. 23–23 Vgl. Ps 143,12. 24 Festtag am 23. April. 25–25 In der Oberpfalz südl. Weiden. 26 Auf dem Kamm parallel der Pfreimd nach Waidhaus. – Die Reise ging nach Gnesen auf der Pilgerroute zum hl. Adalbert. 21–21
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ner dir, Vater, alle Aufwendungen und Begleiter auf der Reise, Dolmetscher und Priester als Gehilfen stellen und alles, was irgendwie nötig ist. Lass dich nur herbei, zu kommen!19
7. Als dies der Bischof hörte, gleichsam als wenn er vom Himmel die Stimme Gottes vernehme, sagte er, erfüllt von überströmender Freude, dem allmächtigen Gott Dank, dass er ihn würdige, diesem Unternehmen seinen Dienst zu leisten. Er holte also den Rat seines Domkapitels und der Geistlichkeit ein, schickte Gesandte zum Apostolischen Stuhl, und mit Erlaubnis und Segen sowie im Gehorsam gegenüber dem Herrn Papst Honorius20 seligen Angedenkens nahm er dieses willkommene Gepäck demütig auf seine Schultern. Doch er hatte das Gerücht gehört, das Land der Pommern sei reich, hätte 21überhaupt keine Bedürftigen und Bettler,21 sondern lehne sie ab, auch hätten sie früher einige Diener22 Gottes als arme und geldbedürftige Prediger wegen deren Mittellosigkeit abgelehnt, weil es ihnen so vorkam, sie nähmen das Amt des Predigens nicht wahr für das Heil der Menschen, sondern um ihrer Notlage abzuhelfen; darum sorgte er dafür, dass er nicht nur nicht bedürftig erschiene, sondern sogar reich, und dass er seine Mittel nicht für sich, sondern für Gott gewinnbringend anlegen wolle. Er nahm also geeignete Kleriker und sorgte für diese Reise hinreichend vor: Missalien und andere Bücher, Kelche, Priestergewänder und alles andere Altargerät, was er in dem heidnischen Land nicht rasch finden könne, wie er wusste, und ließ es in umsichtiger Freigebigkeit mitnehmen, damit es nicht so aussähe, er ginge als Bauer ohne Gerät vertrauensselig auf den Acker seines Herrn. Auch kostbare Gewänder und Tuche sowie andere Geschenke, geeignet für Adlige und Reiche, nahm der einfache und kluge Missionar mit auf den Weg; es sollte nicht so scheinen, er predige des Mangels wegen den Heiden, sondern bringe seine Habe in 23die neue Pflanzung23, statt von ihr etwas haben zu wollen. Tiemo: Ich merke hier etwas an, wenn es dir recht ist. Ich sehe, aus welchem Zusammenhang der Ereignisse unser Otto zu jenem so entfernten Stamm zu gehen veranlasst wurde. Aber lass nicht aus zu sagen, welchen Weg er nahm, zu welcher Zeit er sich auf den Weg machte, und ob die Straßen leicht oder schwierig waren, damit ich mich nicht verirre, wenn auch ich einmal dorthin gehen will. Sefried: Wenn du das willst, werde ich dir ebenfalls damit dienen. 8. Alles für die Abreise Nötige war vorbereitet; am Tag nach dem Fest des seligen Märtyrers Georg24 grüßte er seinen Klerus und sein Volk, und als wolle er gleichsam mit diesem Werk seinen Weg heiligen, weihte zwei Kirchen, eine in 25Leuchtenberg, die andere in Vohenstrauß25. Von hier26 ging es
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Cladrunam ventum est Bragam, inde per Satischam27, in Albe fluminis ripe sitam ecclesiam, ad castrum ducis Boemici, quod Mileciam dicunt, ubi a duce ipso magnifice susceptus et donis honoratus est. Inde per aliud eius castrum Burdan nomine usque Nemeciam urbem ducis Polonie atque inde per tres episcopatus Polonie, Brezlawensem videlicet et Calissensem28 atque Pozenanensem, usque ad archiepiscopatum Gneznensem cum gaudio et pace conducti sumus; omnibus illis ecclesiis una salutacionis forma dominum meum suscipientibus, festive scilicet processionis honore gaudentesque per loca singula uno eodemque exultacionis cantu eius proposito alludentes: „Cives apostolorum et domestici Dei advenerunt hodie“29 et cetera, que in illo responsorio sunt, devote cecinerunt. 9. Preterea dux ipse et omnes optimates Polonie quasi ducentis passibus ab urbe Gnezna nudis pedibus procedentes cum magna susceptum reverencia principalem usque ad ecclesiam30 conduxerunt. Dux ergo tali hospite letissimus et gloriosus per dies septem eius fruens presencia multa nobis exhibita humanitate omnia etiam vie necessaria solerti cura institit preparare. Deditque domino meo de gente illa tam Slavice quam Teutonice lingue gnaros satellites ad diversa eius ministeria, ne quid incommoditatis per lingue ignoranciam in gente externa pateretur. Quid dicam? Currus et quadrigas ordine longo victualia et omnes sarcinas nostras portantes, monetam quoque illius terre liberalitate contulit ingenua nulla nos sustinens laborare inopia, sed neque propria expendere acsi omne illius vie meritum suis impensis emere cogitaret. Tres eciam sacerdotes capellanos de latere suo princeps episcopo sociavit coadiutores verbi et centurionem quendam nomine Paulicium, virum strenuum et catholicum, qui etiam facundia idoneus esset concionari ad populum. 10. Taliter a duce Polonie dimissi per Uzdam castrum in extremis Polonie finibus31 transeuntes nemus horrendum et vastum, quod Pomeraniam Poloniamque dividit, intravimus. Sed viam in invio quam difficile est tenere, eciam illic experiri potuimus. Nemus quippe hoc nulli ante mortalium pervium erat, nisi quod superioribus annis dux latrocinandi causa, priusquam subegisset totam Pomeraniam sectis signatisque arboribus viam sibi exercituique suo exciderat. Que signa tenentes magna quidem difficultate propter serpentum ferarumque monstra diversarum necnon et gruum in ramis arborum nidos habencium nosque garritu et plausu nimis infestancium, inportunitatem simulque propter loca palustria quadrigas et currus prepediencia vix 27
Vielmehr Sazava, vgl. Ebo II 3 Anm. 33, oben S. 224. Die Orte Miletin westl. Königgrätz, Wartha nördl. Glatz, Nimptsch südl. Breslau. 28 Kalisch war kein Bischofssitz. 29 Antiphonale monasticum, Apostelvigil, 3. Nokturn, 2. Responsorium. 30 St. Adalbert mit der Grabstätte des Märtyrers. 31 An der Netzemündung in die Warthe.
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über den Böhmerwald, und über Kladrau kam er nach Prag, von dort über Satzka,27 die an der Elbe gelegene Kirche, zur Burg des Böhmenherzogs namens Miletin, wo er vom Herzog ehrenvoll empfangen und mit Geschenken geehrt wurde. Von dort wurden wir zu einer anderen Burg namens Wartha, weiter nach Nimptsch, einer Stadt des Polenherzogs, und von da zu den drei Bistümern Polens, also Breslau, Kalisch28 und Posen, bis zum Erzbistum Gnesen in Freude und Frieden geleitet; alle diese Kirchen empfingen meinen Herrn mit derselben Form der Begrüßung, mit festlicher Ehrung einer Prozession und freudig durch die jeweilige Stadt mit demselben Jubellied, mit dem sie auf sein Vorhaben anspielten; ergeben sangen sie: „Die Mitbürger der Apostel und Hausgenossen Gottes sind heute gekommen“29 und so weiter, was in jenem Responsorium steht. 9. Außerdem gingen ihm der Herzog und alle Großen Polens ungefähr 200 Schritt von der Stadt Gnesen mit nackten Füßen entgegen und führten ihn nach dem Empfang zur Hauptkirche.30 Der Herzog war sehr froh und stolz auf solchen Gast, genoss sieben Tage lang seine Gegenwart und ließ uns alle Lebensmittel und das für die Reise Notwendige mit eifriger Sorge herbeischaffen. Er gab meinem Herrn für die verschiedenen Dienstleistungen aus seinem Volk der slawischen und deutschen Sprache kundige Begleiter, damit dieser bei dem fremden Volk wegen Unkenntnis der Sprache keine Unannehmlichkeiten erlitte. Was soll ich sagen? Karren und vierspännige Wagen in langer Reihe, die die Lebensmittel und all unser Gepäck trugen, auch Münzen des Landes gab er in seiner angeborenen Freigebigkeit mit; er unterstützte uns so, dass wir keinen Mangel und keine eigenen Ausgaben hätten, und dachte wohl, er könne durch seine Aufwendungen das ganze Verdienst jener Reise kaufen. Auch drei Priester, Kapläne von seiner Seite, gab der Fürst dem Bischof als Mitarbeiter des Wortes mit und als Kriegshauptmann einen tüchtigen und katholischen Mann namens Paulicius, der mit seiner natürlichen Redegabe geeignet wäre, bei Volksversammlungen aufzutreten. 10. So vom Polenherzog entlassen, durchzogen wir bis zur Burg Usch 31 das Grenzgebiet Polens und betraten einen schrecklichen Urwald, der Pommern von Polen trennt. Es ist schwierig, in unwegsamem Gelände den Weg zu finden; das konnten auch wir dort erfahren. Der Wald war noch für keinen Sterblichen zuvor zugänglich gewesen, außer dass der Herzog in den vergangenen Jahren, bevor er ganz Pommern unterwarf, zum Beutemachen durch gefällte und mit Zeichen versehene Bäume für sich und das Heer einen Weg geschnitten hatte. Wir hielten uns unter großen Schwierigkeiten an die Zeichen wegen der Schlangen und der scheußlichen verschiedenen wilden Tiere sowie der Kraniche, die in den Zweigen der Bäume ihre Nester hatten und uns mit ihrem Flügelschlag und Kreischen feindlich angriffen; wegen der Beschwerlichkeit und des Morasts, der die vierspännigen Wagen und
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diebus sex emenso nemore ad ripam fluminis32, qui limes Pomeranie est, consedimus. 11. Dux vero Pomeranorum adventus nostri prescius cum quingentis viris occurrens ex alia parte aque castra metatus est. Moxque amne transmisso cum paucis, episcopum salutat atque salutatur ab illo et – quia christianus erat, occulte autem propter metum paganorum – corde magis quam ore locutus in amplexu pontificis diu pendens alta devocione super vie causa Dei clemenciam collaudat. Episcopo autem et duce cum interprete et Paulicio seorsum in colloquio demorantibus, ceteri, qui cum duce venerant homines barbari, quia clericos aliquantum trepidare videbant, ficto eos terrore amplius vexabant, ita ut articulum passionis imminere metuentes confessione oracionibus atque psalmodia Domino nostrum commendaremus agonem. Tiemo: Modice fidei, quare, inquit, timuisti?33 Sefridus: Non, inquit, sine causa. Primo illic paganos vidimus et, qua mente dux advenerit, nondum omnes sciebamus. Sed et horror solitudinis et loca insolita et nuper evasi nemoris nigra densitas et crepusculum noctis propinque et hominum barbarorum crudelis aspectus materia nobis non parvi timoris erat. Nam et cultros acutissimos educentes vivos nos excoriare aut transfigere ac humi nos defodere usque ad verticem coronasque nostras eisdem cultris punctare ac secare minati sunt et alia multa genera tormentorum, rictu fremituque nos terrentes nobis imminere dixerunt. Que omnia certe, si bene te novi, tuam quoque animositatem effregissent. Sed cito respiravimus, duce ipso nos placide benigneque consolacionis eulogio relevante. Quodque inani pavore pulsati fuimus, tam nobis quam illis ioco esse cepit. Nam ubi nobis ducem ipsum aliosque milites, qui nos terruerant, christianos occultos esse conpertum est, primo quidem paulatim animari, deinde fiducialius agere ipsosque etiam adhortari ac docere presumpsimus, quos ante vel intueri metu perculsi non potueramus. Ipsis ergo iam mansuescentibus et religioni christiane magis magisque deferentibus, 34repletum est gaudio os nostrum et lingua nostra exultacione. Dicebantque inter gentes, quorum Deus tetigerat corda: „Magnificavit Dominus facere nobiscum, facti sumus letantes34, quia, vobis venientibus ad nos, dissolvet Dominus captivitatem nostram, sicut solvitur glacies a sole meridiano.“ 12. Episcopus itaque bene agendi semper avidus, bene se venisse ominatus, donariis ducem honorans, baculum quoque dedit eburneum, quod ille
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Ihna/Ina, Drage, Netze/Noteh oder Plöne/Plonia. Vgl. Matth 14,31. 34–34 Ps 125,2 – 3. 33
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Karren behinderte, durchzogen wir in fast sechs Tagen den Wald und ließen uns am Ufer des Flusses32 nieder, der die Grenze Pommerns ist. 11. Der Pommernherzog, der von unserer Ankunft wusste, kam uns auf der anderen Seite mit 500 Mann entgegen und schlug dort sein Lager auf. Bald setzte er mit wenigen über den Strom, begrüßte den Bischof, wird von diesem wiedergegrüßt, und weil er Christ war (insgeheim freilich aus Furcht vor den Heiden), sprach er mehr mit dem Herzen als dem Mund bei der Umarmung des Bischofs, lange in tiefer Demut verharrend, und lobte die Güte Gottes wegen der Reise. Der Bischof und der Herzog waren zusammen mit dem Dolmetscher und Paulicius gesondert im Gespräch; die übrigen ungehobelten Leute, die mit dem Herzog gekommen waren, sahen, dass die Geistlichen ängstlich hin- und herliefen, und beunruhigten sie noch mehr durch gespielten Schrecken, dass wir fürchteten, es drohe uns das Leiden, und unserm Herrn durch Sündenbekenntnis, Gebet und Psalmengesang unsern Todeskampf anempfahlen. Tiemo: Du Kleingläubiger, warum hast du Angst gehabt?33 Sefried: Nicht ohne Grund! Wir sahen dort zum ersten Mal Heiden und wussten alle noch nicht, in welcher Gesinnung der Herzog gekommen war. Doch auch der Schrecken der Einöde, die ungewohnte Gegend, das schwarze Dickicht des Waldes, dem wir gerade entkommen waren, das Dämmerlicht der nahen Nacht und der wilde Anblick der Barbaren war für uns Nährstoff für nicht geringe Furcht. Denn sie führten ganz scharfe Dolche und drohten, uns lebendig zu häuten oder zu durchbohren, bis zum Scheitel in die Erde einzugraben, unsere Tonsur mit ihren Dolchen zu durchlöchern und zu zerschneiden; auch viele andere Arten Folter drohten sie an, uns mit ihrem Grinsen und Knurren erschreckend. Dies alles hätte, wie ich dich kenne, gewiss auch deinen Mut gebrochen. Doch wir kamen wieder zu Atem, als der Herzog selbst uns mit einer sanften und gütigen Trostrede erhellte. Und weil wir zuvor durch nichtigen Schrecken erschüttert waren, wurde dies bei uns und ihnen zu einem Spaß. Denn sobald uns klar wurde, dass der Herzog selbst und die anderen Gewaffneten, die uns erschreckt hatten, verkappte Christen waren, wagten wir zunächst allmählich munter zu werden, dann zutraulicher vorzugehen und die zu ermahnen und zu belehren, die wir vorher vor Angst erstarrt nicht anzuschauen vermocht hatten. Als sie also zahmer wurden und ihren christlichen Glauben mehr und mehr kundtaten, 34 da wurde unser Mund voll Lachen und unsere Zunge voll Jubel. Und sie sagten unter den Heiden, denen Gott das Herz angerührt hatte: „Ja, der Herr hat Großes an uns getan. Da waren wir fröhlich,34 denn mit eurer Ankunft bei uns hat der Herr unsere Gefangenschaft beendet, wie das Eis schmilzt unter Mittagssonne.“ 12. Der Bischof, stets begierig Gutes zu tun, ahnte, dass sein Kommen gut ist, und ehrte den Herzog mit Geschenken; er gab ihm einen Elfenbeinstock,
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statim usus ipsoque incumbens gratulabundus huc illucque deambulabat. Conversusque ad milites: „Qualem“, ait, „patrem nobis dedit Deus, et qualia patris dona et hec nunc quidem magis quam alio tempore gratiosa.“ Hinc ad castra discessum est. Factoque mane, dux de viris, qui secum venerant, ductores et ministros reliquit episcopo mandans in tota Pomerania per cuncta loca possessionis sue liberalia ei preberi hospicia. Nos vero, transito fluvio, terram Pomeranorum in nomine Domini intravimus et, conductoribus nostris viam demonstrantibus, iter ad castrum Pirissam direximus. Dux vero a nobis ad sua negocia divellitur. 13. In ipso autem itinere viculos paucos bellica pridem vastatione dirutos et raros incolas, qui nuper se post dispersionem recollegerant, invenimus, qui de fide christiana conventi et, an credere vellent, interrogati, humiliter pedibus advolvuntur episcopi cathezizari35 se atque baptizari postulantes. Hos ergo quasi primicias messis dominice in aream domini sui messor devotus cum graciarum accione componens, baptizavit illic homines triginta. Fidemque sancte Trinitatis et decalogum legis in numero tacite considerans, opus evangelii mystice a se inchoatum gavisus est. 14. Inde ad castrum ducis Pirissam undecima hora diei propinquantes, ecce illic hominum ad quatuor milia ex omni provincia confluxisse, ut eramus eminus, aspeximus. Erat enim nescio quis festus dies36 paganorum, quem lusu, luxu cantuque gens vesana celebrans vociferacione alta nos reddidit attonitos. Non igitur utile vel cautum nobis visum est illa nocte in turbam potu leticiaque ferventem nos tam insolitos hospites advenire, sed manentes, ubi fuimus, noctem illam insompnem duximus nec ignem in castris habere ausi nec verbis apercioribus ad invicem loqui presumentes. Mane vero episcopus Paulicium et nuncios Bratizlai ducis ad castrum mittit. Ac illi, salutatis maioribus, ex nomine ducum ab eis missum nunciant episcopum, qui fidem et religionem christianam terre illi debeat predicare. Atque sub eorundem auctoritate mandant et suadent, ut digne ac reverenter susceptum audiant, addentes virum esse honorabilem, domi divitem et nunc quoque in aliena terra suis opibus sufficientem, nichil illum petere, nullius egere pro illorum salute advenisse non questus gracia, memores sint fidei ac sponsionis sue, memores divine ulcionis et recentis exterminii, ne denuo iram Dei exaspe-
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Akt der Befragung mit dreimaliger „Widersagung“ und Beantworten von Glaubensartikeln. 36 Ein altes Frühlingsfest der heidnischen Slawen, in Polen „stado“ genannt.
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den der sofort benutzte und sich auf ihn stützte; er sagte Dankeschön und wanderte damit hin und her. Dann wandte er sich an die Gewaffneten: „Dass uns Gott einen solchen Vater gegeben hat und solche Geschenke des Vaters, darüber bin ich gerade jetzt dankbarer als zu anderer Zeit.“ Dann ging man zu den Lagern auseinander. Als es Morgen geworden war, ließ der Herzog dem Bischof von seinen Männern, die mit ihm gekommen waren, einige als Führer und Dienstleute zurück und befahl, ihm in ganz Pommern an allen Stätten seines Besitzes freie Herberge zu gewähren. Wir aber zogen durch den Fluss und betraten das Land der Pommern im Namen des Herrn, und unter der Leitung unserer Führer, die uns den Weg wiesen, richteten wir die Reise zur Burg Pyritz. Der Herzog aber trennte sich von uns zu seinen Geschäften. 13. Auf dem Weg fanden wir nur einige zuvor bei der Verwüstung zerstörte Dörfer und nur wenige Einwohner, die sich kürzlich nach der Versprengung wieder gesammelt hatten; diese, angesprochen auf den christlichen Glauben und befragt, ob sie glauben wollten, fielen demütig zu Füßen des Bischofs nieder und forderten sich prüfen35 zu lassen und getauft zu werden. Diese betrachtete der fromme Schnitter auf dem Acker des Herrn als Erstlingsgabe der Ernte des Herrn unter Danksagung; er taufte dort 30 Leute. Den Glauben an die Dreifaltigkeit und die Zehn Gebote in dieser Anzahl schweigend betrachtend, freute er sich, dass das Werk des Evangeliums bei ihm sinnbildhaft begonnen habe. 14. Als wir uns dann um die elfte Stunde des Tages der Herzogsburg Pyritz näherten, siehe, da erblickten wir aus der Ferne, dass dort gegen 4000 Menschen aus dem ganzen Land zusammengeströmt waren. Es war irgendein Festtag der Heiden36, den das närrische Volk mit Spiel, Ausschweifung und Gesang feierte. Wir standen bei dem Lärm wie vom Donner getroffen. Es schien uns nicht nützlich und sicher, in dieser Nacht als fremde Gäste in die von Trinken und Fröhlichkeit erregte Menge einzuziehen, vielmehr verbrachten wir dort, wo wir waren, schlaflos die Nacht und wagten weder im Lager Feuer zu machen noch untereinander laut zu reden. Am Morgen aber schickt der Bischof den Paulicius und die Sendboten des Herzogs Wartislaw zur Burg. Diese begrüßen die Großen [der Stadt] und verkünden, der Bischof sei im Namen der Herzöge geschickt worden, um dem Land den Glauben und christliche Frömmigkeit zu predigen. Und in deren Auftrag befehlen und raten sie, den Gast würdig und höflich anzuhören; sie fügen hinzu, er sei ein ehrenvoller Mann, daheim wohlhabend und auch jetzt im fremden Land mit Mitteln reich ausgestattet, er erbitte nichts, entbehre nichts, vielmehr sei er gekommen zu ihrem Heil, nicht wegen eines Gewinns; sie sollten eingedenk sein ihres Treueids und ihres Versprechens, eingedenk der göttlichen Rache und der jüngsten Niederlage; sie sollten nicht wieder den Zorn Gottes erregen und sie könnten nicht allein der gesamten
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rent, orbem universum christianitatis legibus deditum, se solos universitati resistere non posse. At illi diu cunctabundi et diversas excusaciones molientes, indulgenciam temporis consilio petunt, non oportere dicentes rem tam grandem subito aut inconsulte aggredi. Paulicius vero et legati astu ea dici animadvertentes: „Non“, inquiunt, „tempus est produccioris consilii. Quod facturi estis, facite cicius. Ecce 37iuxta est.37 Sero ad vos intraturus erat dominus antistes, sed quia ludo et iocis occupatos audivit, distulit intrare in campo figens tentoria, sed vestre hoc convenit prudencie, ut non illum despectiva dilacione contristetis, ne forte et domini duces se doleant super hoc iniuriatos.“ „Et est“, inquiunt, „tam prope?“ Quibus ita esse respondentibus: „Et omnia“, inquiunt, „consilia nostra ruptum eunt. Quoniam ergo rerum conveniencia sic postulat, faciamus sponte et alacres, quod facturi sumus. Nam et altissimus Deus sua nos virtute circumventos undique trahere videtur. Declinare non possumus, sequamur ergo trahentem ad vitam, ne reluctantes bonitati eius precipitemur in mortem. Dii nostri, sicut apparet, dii non sunt; contra eum nos iuvare non possunt. Melius ergo est, ut, relictis desertoribus, ad verum 38Deum, qui non deserit sperantes in se38, ex toto corde transeamus.“ Verum ubi eam sententiam tam bonam tamque salubrem diligenti retractatione probaverant – primo quidem apud se in conclavi, deinde vero cum legatis et Paulicio ad plenum vigorem laxiori consilio firmaverant – cum eisdem ad populum egressi, qui sicut ad festum confluxerat, contra morem indispersus Dei nutu in loco manebat nec in rus discesserat luculenti sermonis dulcedine multo benevolencie captu eos de hoc verbo allocuti sunt. Sed quid multa? Mirum dictu quam subito, quam facili consensu omnis illa multitudo populi, auditis primatum verbis, in eandem sese convenienciam inclinaverit. Et quia dici audiunt episcopum in proximo esse, facto ingenti clamore, ut advocetur, rogant, quo illum videre queant et audire, antequam soluto cetu singuli in loca sua discedant. Redeuntibus itaque Paulicio et legatis, abierunt quidam de castellanis cum eis ad episcopum, qui obnixa veneracione ad se illum invitarent salutatum ex parte nobilium plebisque universe, quique fidem facerent sine omni periculo vel iniurie metu eum ascendere posse, quin eciam in omnibus ei obaudituros se ex animo. Episcopus vero tam quieto successu, rebus se promoventibus, gracias agens Deo, ad castrum se levabat. Sed ecce ubi quadrigas, vehicula et sagmarios nostros victualia
37–37 38–38
Vgl. Ioel 2,2; Luc 2,9. Vgl. Judith 13,17.
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Welt trotzen, wo der gesamte Erdkreis den Geboten des Christentums ergeben sei. Doch sie zögern lange und bringen verschiedene Entschuldigungen vor, erbitten einen Aufschub zur Aussprache; es sei nicht ratsam, meinen sie, eine so wichtige Angelegenheit plötzlich und ohne Beratung anzugehen. Paulicius und die Sendboten bemerkten, dass sie das aus Berechnung sagten, und entgegneten: „Nein, jetzt ist keine Zeit für langwierige Beratung. Was ihr tun müsst, das macht schleunigst. Seht, 37der Tag ist da!37 Der Herr Bischof wollte noch spät abends zu euch kommen, aber weil er hörte, dass ihr mit Spiel und Spaß beschäftigt wart, hat er seinen Einzug verschoben und Zelte auf freiem Feld aufgeschlagen, doch es dürfte eurer Klugheit angemessen sein, ihn nicht mit verächtlichem Verzögern zu betrüben, damit nicht etwa die Herren Herzöge traurig sind über die Beleidigung.“ – „Und ist er so nahe?“, fragen sie. Als die mit Ja antworten, sagen sie: „Alle unsere Pläne zerbrechen! Denn die Verhältnisse fordern, dass wir allein und schnell entscheiden, was wir tun werden. Denn der allerhöchste Gott hat uns anscheinend in seiner Kraft von allen Seiten umschlossen und treibt uns. Wir können nicht ausweichen, wir folgen also dem, der uns zum Leben zieht; damit widersetzen wir uns nicht seiner Güte und stürzen nicht in den Tod. Unsere Götter sind keine Götter, wie es scheint; sie können uns nicht helfen gegen ihn. Besser ist es also, wir verlassen die abtrünnigen und gehen von ganzem Herzen über zum wahren 38Gott, der die nicht verlässt, die auf ihn hoffen.“38 Sobald sie aber diese gute und heilsame Entscheidung in sorgfältiger Billigung bestätigt hatten – zuerst hatten sie es bei sich im kleinen Kreis, danach aber mit den Sendboten und Paulicius zur vollen Rechtskraft im Großen Rat bekräftigt –, gingen sie mit diesen vor’s Volk; so wie es zum Fest zusammengeströmt war, blieb es nach Gottes Willen entgegen der Gewohnheit an dem Ort und war nicht zerstreut aufs Land weggegangen; in der schönen Lieblichkeit der Rede sprachen sie über diese Sache mit gewinnendem Wohlwollen. Was soll ich viel erzählen! Erstaunlich zu sagen, in wie schnellem, wie leichtem Einvernehmen sich die ganze Menge des Volkes nach Anhören der Worte der Vorsteher diesem Übereinkommen zugeneigt hatte. Und weil sie hörten, der Bischof sei ganz in der Nähe, entstand ein ungeheures Geschrei, er solle herbeigerufen werden; sie fragen, ob sie ihn sehen und hören können, bevor sie nach Auflösung des Treffens einzeln in ihre Orte weggingen. Während also Paulicius und die Sendboten zurückkehren, gehen einige der Burgleute mit ihnen zum Bischof, die in inständiger Verehrung ihn einladen sollen, begrüßt von Seiten der Adligen und des ganzen Volkes, und die ihm Sicherheit versprechen; er könne ohne Gefahr oder Furcht vor Beleidigung hinkommen, ja, sie würden ihm auch von Herzen zu Willen sein. Der Bischof aber sagte wegen des so ruhigen Erfolges, mit dem die Dinge abliefen, Gott Dank und machte sich auf zur Burg. Doch seht, als sie die Vierspänner, die Fahrzeuge und unsere Packpferde, die die Lebensmittel trugen, auch das
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portantes, iumenta quoque et populum, qui nobiscum veniebat, eminus videre ceperunt, quasi apparatum belli suspicantes modicum turbati sunt. Re autem sicut erat recte agnita, pavore abiecto in modum torrentis omnis populus in occursum nostrum effunditur, ambiens et circumdans, ammirans et contemplans et nos et omnia nostra, usque ad hospicii locum nos conducendo. Fuit autem ante introitum castri area spaciosa, quam occupantes fiximus tentoria in eodem loco39, ipsis barbaris mansuete ac familiariter nos adiuvantibus et in omnibus se nobis oportunos exhibentibus. 15. Interea vero episcopus pontificalibus indutus, monente Paulicio et primatibus, de loco editiori populum cupientem ore alloquitur interpretis ita dicens: „Benediccio Domini super vos40, benedicti vos a Domino41. Benedicimus et gracias vobis referimus in nomine Domini, quia grata et iocunda et benigna suscepcione nos refovistis. Et causa quidem adventus nostri ad vos que sit, forte iam audistis, et iterum, si dignamini, audire debetis et diligentius attendere. De via longa venimus. Salus vestra, beatitudo vestra, gaudium vestrum tante nobis vie causa fuit. Nam salvi, leti atque beati eritis eternaliter, si creatorem vestrum agnoscere et illi soli servire vultis.“ Hec et his similia, que inserere studio brevitatis omitto, populo rudi simpliciter evangelizante pontifice, omnis illa multitudo quasi unus homo fidei sancte concordantes illius doctrine se commiserunt. At ille, cum clericis et sacerdotibus septem diebus eos cathezizans et de omnibus, que christiane religioni conveniebant, diligentissime instruens, indicto trium dierum ieiunio, iussit, ut corpora sua balneis mundarent et lotis albisque induti vestibus mundo corde et corpore mundoque habitu ad sanctum baptisma concurrerent. 16. Interim vero tribus extructis baptisteriis ita ordinavit: ut ipse solos mares pueros in uno baptizaret, alii autem sacerdotes in aliis feminas seorsum et viros seorsum. Tanta quoque diligencia, tanta munditia et honestate pater optimus sacramenti operacionem fieri edocuit, ut nichil indecorum, nichil pudendum, nichil unquam, quod alicui gentilium minus placere posset, ibi ageretur. Namque dolia grandia valde terre alcius inmergi precepit, ita ut ora dolium usque ad genu hominis vel minus de terra prominerent, quibus aqua impletis facilis erat in eam descensus. Cortinas circa dolia fixis columpnellis funibusque inductis oppandi fecit, ut in modum corone velo undique cuppa cingeretur; ante sacerdotem vero et comministros, qui ex una parte astantes sacramenti opus explere habebant, linteum fune traiecto pependit, quatenus
39 40 41
Ein Marktplatz. Ps 128,8. Ps 114,15.
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Lastvieh und den Tross, der mit uns kam, von weitem sahen, vermuteten sie einen kriegerischen Zug und wurden ein wenig verwirrt. Als aber die tatsächliche Lage richtig erkannt wurde, verschwand die Furcht und wie ein Sturzbach strömte das ganze Volk unserm Zug entgegen, umgab uns, bewunderte und betrachtete uns und unsern ganzen Zug und geleitete uns bis zur Stelle unserer Herberge. Vor dem Zugang zur Burg war aber ein weiträumiger Platz39, auf dem schlugen wir unsere Zelte auf, wobei die Barbaren uns mild und freundlich unterstützten und sich uns in allem zuvorkommend erwiesen. 15. Inzwischen legt der Bischof seine Pontifikalgewänder an, und nach Ermunterung von Paulicius und den Großen begrüßt er von einer erhöhten Stelle aus wie folgt das danach verlangende Volk durch den Mund seines Dolmetschers: „Der Segen des Herrn sei mit euch!40 Seid gesegnet vom Herrn.41 Wir preisen euch und sagen euch Dank im Namen des Herrn, denn ihr habt unser Herz mit eurem willkommenen, fröhlichen und gütigen Empfang erwärmt. Was der Grund unserer Ankunft bei euch ist, das habt ihr sicherlich schon gehört, doch sollt ihr es erneut hören und sorgfältigst beachten. Nach weiter Reise sind wir angekommen. Euer Heil, eure Seligkeit, eure Freude war der Grund unserer weiten Reise. Denn unverletzt, froh und selig werdet ihr in Ewigkeit sein, wenn ihr euren Schöpfer anerkennen und ihm allein dienen wollt.“ Als der Bischof dies und Ähnliches, was ich der Kürze halber auslasse, dem ungebildeten Volk schlicht verkündend sagte, da war die ganze Menge wie ein Mann einig im heiligen Glauben und vertraute sich seiner Lehre an. Der jedoch prüfte sie mit den Klerikern und Priestern sieben Tage lang und führte sie sorgsam in alles ein, was das christliche Glaubensleben betrifft; dann verkündete er ein dreitägiges Fasten, befahl, dass alle ihren Körper in den Bädern reinigten und, angetan mit gewaschenen und weißen Gewändern, mit reinem Herzen, reinem Leib und reinem Gewand zur heiligen Taufe zusammenströmen sollten. 16. Inzwischen ließ er drei Taufstellen herrichten und ordnete Folgendes an: Er selbst würde an einer Stelle nur Knaben taufen, andere Priester an anderen Stellen die Frauen, und getrennt die Männer. Der heilige Vater zeigte genau an, die Spendung des Sakraments solle mit solcher Sorgfalt, solcher Sauberkeit und Ehrenhaftigkeit so vor sich gehen, dass dort nichts Unsittliches, nichts Unschickliches, nichts, was einem Heiden weniger gefallen könnte, geschieht. Denn gewaltige Bottiche ließ er so in die Erde einsenken, dass der Fassrand bis zum Knie eines Menschen oder weniger aus der Erde hervorragte und, wenn sie mit Wasser gefüllt wären, der Einstieg leicht war. Er ließ Vorhänge an Pfosten mit Stricken befestigt aufspannen, damit der Bottich nach Art einer Kuppel umgeben würde; vor dem Priester und den Dienern, die auf der einen Seite stehend die sakramentale Handlung durchzuführen hatten, hing ein Leinentuch an einem Strick, so dass für Schamhaf-
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verecundie undique provisum foret, ne quid inepcie aut turpitudinis notaretur in sacramento, neve honestiores persone pudoris occasione se a baptismo subtraherent. Cum ergo ad stadium42 cathecismi turbe venirent, sermone, qui talibus competeret, episcopus eos omnes communiter alloquens sexumque a sexu dextrorsum et sinistrorsum statuens cathezizatos oleo perunxit; deinde ad baptisteria digredi mandat. Igitur ad introitum cortine venientes singuli tantum cum patrinis suis intrabant. Statimque vestem, qua fuit amictus is, qui baptizandus erat, et cereum, illo in aquam descendente, patrini suscipiebant et ante faciem suam illam tenentes expectabant, donec eam redderent de aqua exeunti. Sacerdos vero, qui ad cuppam stabat, cum audisset pocius quam vidisset, quod aliquis esset in aqua, velo paululum remoto, trina inmersione capitis illius mysterii sacramentum perfecit, unctumque liquore chrismatis in vertice et, alba imposita reductoque velo, de aqua iussit exire baptizatum, patrinis veste, quam tenebant, illum cooperientibus atque deducentibus. Hic modus, hec species, hic ordo nobis fuit baptizandi viros et mulieres et pueros adultos, qui a sacerdotibus in aquam levari non poterant, tam in Pirissa quam in aliis urbibus et castellis, ubicunque populi copia nos moram facere coegissent. Thiemo: Miror oppido, unde tam disciplinatam et honestam baptizandi formam acceperit. Et in hieme, queso, quomodo sustinebant? Sefridus: Neque tunc, inquit, eius diligencia, quod tempori commodum esset, invenire neglexit. Nempe in stupis43 calefactis et in aqua calida eodem nitore ac verecundie observacione infossis doliis et cortinis adhibitis thure quoque et aliis odoriferis speciebus cuncta respergentibus veneranda baptismi confecit sacramenta. Nec mirum te ista mirari. Etenim, qui ea vidimus, mirabamur et ipsi tam hec quam alia complura morum eius atque virtutum insignia. Ipse namque in omni accione sua, quod et paganis dignum laude videbatur, quandam a Spiritu sancto – hoc enim potissimum credo – cuiusdam singularis mundicie atque, ut ita dixerim, elegantis et urbane discipline prerogativam habebat, ita ut nichil unquam indecens aut ineptum inhonestumve quid in cibo aut potu, sermone, gestu vel habitu admitteret. Sed in omni officio exterioris hominis, quenam esset composicio interioris, ostendebat, bonitate, disciplina et prudencie cautela conspicuus. Sed redeamus ad rem. 17. Mansimus autem in eodem loco quasi diebus viginti, evangelizantes
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Anspielung an 1 Cor 9,24? Wohl eine Badestube der Slawen.
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tigkeit von allen Seiten vorgesorgt wäre, damit beim Sakrament keine Albernheit oder Unziemlichkeit bemerkt würde und auch ehrwürdige Persönlichkeiten sich nicht aus Scham von der Taufe zurückziehen müssten. Als also die Scharen in das Stadion42 der Taufprüfung einzogen, sprach der Bischof sie in einer Rede, die dem Geschehen galt, alle insgesamt an, stellte Geschlecht getrennt von Geschlecht rechts und links auf, salbte die Geprüften mit Öl; dann befahl er, man möge zu den Taufbecken gehen. Sie kamen also einzeln zum Eingang der Vorhänge und traten nur mit ihren Paten ein. Sofort nahmen die Paten das Gewand, mit dem der Täufling bekleidet war, und die Kerze vor das Gesicht, während der Täufling in das Wasser hinabstieg, sie warteten, bis sie die Kerze dem aus dem Wasser Heraussteigenden zurückgaben. Der Priester aber, der bei dem Bottich stand, nahm, sobald er mehr hörte als sah, dass einer im Wasser sei, den Schleier ein wenig zur Seite und vollzog durch dreimaliges Untertauchen des Hauptes jenes geheimnisvolle Sakrament, salbte ihn mit Chrisamöl am Scheitel, legte ihm das weiße [Taufkleid] über, zog den Schleier wieder zu, ließ den Täufling aus dem Wasser steigen, während die Paten ihn mit dem Gewand, das sie hielten, bekleideten und hinausgeleiteten. Diese Weise, diese Art, diese Ordnung galt bei uns für Männer, Frauen und Jugendliche, die von den Priestern nicht ins Wasser der Taufe gehoben werden konnten, sowohl in Pyritz wie an den anderen Orten und Burgen, überall, wo die Menge des Volkes uns zwang, Halt zu machen. Tiemo: Mich wundert sehr, woher er diese ordentlich und ehrenhaft durchgeführte Form der Taufe erfahren hat. Und im Winter, wie haben sie das ausgehalten, frage ich? Sefried: Er versäumte in seiner Sorgfalt nicht, das zu erfinden, was der Jahreszeit angemessen war. Denn in beheizten Stuben43 und mit in die Bottiche eingegossenem warmem Wasser ließ er das ehrwürdige Sakrament der Taufe vollziehen mit demselben Glanz und unter Beobachtung der Scham bei Benutzung der Vorhänge, auch mit Weihrauch und anderen duftenden Spezereien, die er aussprengte. Nicht überraschend, dass dich das überrascht! Auch wir wunderten uns darüber und über viele andere Zeichen seines Geschicks und seiner geistigen Kraft. Er besaß nämlich bei jeder seiner Handlungen, was auch den Heiden lobenswert schien, sozusagen erlesenes und bürgerliches Benehmen vom Heiligen Geist – das glaube ich nämlich ganz besonders – und einen Rang einzigartiger Sauberkeit, dass er niemals etwas Unschickliches, Unpassendes oder Unehrenhaftes bei Speise und Trank, Reden, Gebärden und Haltung zuließ. Sondern bei jeder Aufgabe für den äußeren Menschen zeigte er, wie die Gestaltung des inneren sei, durch Güte, Benehmen und umsichtige Klugheit ausgezeichnet. – Doch kehren wir zur Sache zurück! 17. Wir blieben an diesem Ort etwa 20 Tage, predigten dem Volk das
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populo et baptizantes eos in nomine Domini, docentes servare unitatem fidei in vinculo pacis44, instruentes de festivitatibus et observacionibus christiane religionis, de ieiuniis quatuor temporum, de quadragesimali ieiunio, de incarnacione, de nativitate, circumcisione, apparicione, presentacione, baptismate, transfiguracione, passione, resurrectione atque ascensione domini nostri Iesu Christi, de adventu Spiritus sancti, de vigiliis et nataliciis apostolorum et aliorum sanctorum, de die dominico, de sexta feria, de distribucione mensium et institucione tocius anni secundum christianos. Exstructoque altari et sanctuario – totum enim corpus basilice tam subito fieri non potuit – altare sanctificavit, et interim missas illic celebrari fecit dans eis sacerdotem, libros et calicem, paraturam et omnia utensilia, que ad officium altaris pertinebant. Que omnia illi cum multo gaudio, alacritate ac devocione suscipientes et gracias agentes, omnes veteres et profanas supersticiones suas et gentiles observancias penitus abiciebant et 45exuti veterem hominem cum actibus suis45 46in vite novitate ambulare ceperunt46 et proficere. Erat autem numerus conversorum ibi ad fidem quasi septem milia. Videns autem episcopus, quia 47 messis multa47 et quia et aliis civitatibus oportet eum evangelizare regnum Dei, cum inde processurus esset, vocata concione, hoc sermone allocutus est ecclesiam, novellam plantacionem suam: 18. „Fratres, emulor vos Dei emulacione48. Vos enim omnes, qui in presenciarum ad me audiendum convenistis et, me docente, Christo credidistis et christiani facti estis una in Domino ecclesia, estis desponsati per fidem domino meo Iesu Christo. Una, inquam, vos omnes ecclesia estis, una et unica sponsa domini mei Iesu Christi, quia universali ecclesie per fidem incorporati estis. Sed quia ego per eius graciam huius vestre desponsionis auctor esse videor – nam ego ei uni viro despondi vos virginem castam exhibere Christo49 – hinc est, quid emulor vos, non tamen qualibet, sed Dei emulacione. Nam et mala emulacio esse potest iuxta illud Apostoli: Sunt quidam, qui emulantur vos non bene50. Emulari autem est velle indignari, licet pro imitari nonnunquam positum inveniatur, ut est emulamini carismata meliora51. Volo autem vobis indignari, et paratus sum vobis indignari, quod pridem dixi, emulor vos, quia sine tristicia et indignacione ferre non possum nec potero, si, quod absit, ad iniuriam domini mei Iesu Christi, cui per fidem vos despondi, cum diis alienis vos denuo contaminare volueritis. Hoc enim est fornicacionis ge44
Eph 4,3. Vgl. Col 3,9. 46–46 Vgl. Rom 6,4. 47–47 Vgl. Matth 9,37. 48 2 Cor 11,2. 49 2 Cor 11,2. 50 Gal 4,17. 51 1 Cor 12,31. 45–45
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Evangelium, tauften sie im Namen des Herrn, lehrten sie, die Einheit des Glaubens zu wahren durch das Band des Friedens,44 unterrichteten sie über Feste und das Beobachten des christlichen Glaubenslebens, das Fasten an den Quatembertagen und in der Quadragesima, Verkündigung der Fleischwerdung, Weihnachten, Beschneidung, Erscheinung des Herrn, Darstellung im Tempel, Taufe, Verklärung, Leiden, Auferstehung und Himmelfahrt unseres Herrn Jesus Christus, Ankunft des Heiligen Geistes, die Vigilien und Geburtstage der Apostel und anderen Heiligen, Sonntage, Freitage, Verteilung der Monate und Ordnung des ganzen Kirchenjahres. Nach Errichtung eines Altars und eines Altarraumes – das ganze Gebäude einer Basilika konnte nicht so plötzlich errichtet werden – weihte er den Altar, ließ inzwischen Messen feiern, gab ihnen einen Priester, Bücher und Kelch, Altargerät und alle Dinge, die zum Altardienst gehören. Dies alles nahmen sie mit großer Freude, Eifer und Ergebenheit an und sagten Dank; sie gaben ihren alten und gottlosen Aberglauben und die heidnischen Gebräuche gänzlich auf, 45 legten den alten Menschen und seine Taten ab45 und 46begannen in der Neuheit des Lebens zu wandeln46 und Fortschritte zu machen. Die Zahl der dort zum Glauben Bekehrten war ungefähr 7000. Als der Bischof sah, dass 47 die Ernte groß war,47 und er auch den anderen Städten das Reich Gottes verkünden müsse, rief er kurz vor dem Aufbruch eine Versammlung ein und sprach die Kirche, seine neue Pflanzung, mit folgender Predigt an: 18. „Brüder, ich liebe euch mit der Eifersucht Gottes.48 Ihr alle, die ihr jetzt um mich zu hören zusammengekommen seid und die ihr, wenn ich lehre, Christus glaubt und Christen geworden seid in der einen Kirche des Herrn, ihr seid durch den Glauben verlobt mit meinem Herrn Jesus Christus. Ihr alle seid, sag’ ich, die eine Kirche, die eine und einzige Braut meines Herrn Jesus Christus, weil ihr durch den Glauben in die Gesamtkirche eingegliedert seid. Aber weil ich durch dessen Gnade anscheinend der Urheber dieser Verlobung bin – denn ich habe euch einem einzigen Mann verlobt, um euch als reine Jungfrau zu Christus zu führen49 –, ereifere ich mich nicht irgendwie, sondern mit der Eifersucht Gottes. Denn es kann nach dem Wort des Apostels auch eine schlechte Eifersucht geben: Es gibt Leute, die eifern sich um euch nicht fein.50 Sich ereifern aber heißt unwillig werden, mag man sich auch mitunter in der Nachfolge dessen finden, wo es heißt: Strebt eifrig nach den höheren Gnadengaben!51 Ich will mich über euch entrüsten und bin bereit dazu, da ich vorhin gesagt habe, ich eifere um euch, denn ohne Traurigkeit und Entrüstung kann ich jetzt und in Zukunft nicht ertragen, wenn ihr euch, was ferne sei, zur Kränkung meines Herrn Jesus Christus, dem ich euch durch den Glauben verlobt habe, erneut mit fremden Göttern besudeln wollt. Das ist nämlich die Art Unzucht, die insbesondere von Gott trennt. 52–52
Vgl. Gal 3,27.
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nus, quod maxime separat a Deo. Fratres, intendite! Ecce 52omnes in Christo baptizati estis et omnes Christum induistis52; originalium et actualium peccatorum indulgenciam accepistis ab ipso; mundi estis et sancti, non per vos, sed per eum mundati et sanctificati, quia 53ipse in sanguine suo lavit peccata mundi53. Nolite ergo iterum inquinare vos cultura ydolorum, nam hec est inmundicia, qua omnino Deus offenditur, et penitus separat a Deo, nolite vos prostituere corruptoribus et inmundis spiritibus. Soli Deo creatori vestro, nulli autem creature divinum honorem exhibete, ne indignacio eius et furor veniat super vos. Sed magis in fide et spe et caritate proficite, ut 54benediccio eius veniat super vos et super filios vestros54 et ut ei credentes et fidem operibus exornantes vitam habeatis in nomine ipsius, 55qui de tenebris vocavit vos in admirabile lumen suum55. Certi enim esse et nullatenus dubitare debetis, quia si hanc, in qua hodie positi estis, innocenciam et sanctificacionem ipsius adiutorio servare usque ad finem vite vestre studueritis, non solum mortem evadetis eternam, sed eciam gaudium regni celestis possidebitis in eternum. Sed quia vita presens sine peccatis duci non potest – lucta enim et temptacio est vita hominis super terram56 – discessurus a vobis, 57trado vobis, que tradita sunt nobis a Domino57, arram fidei sancte inter vos et Deum; septem videlicet sacramenta58 ecclesie quasi septem significativa dona Spiritus sancti, quibus utendo in laboribus et certamine huius vite non deficere sed proficere vestra possit ecclesia suosque defectus reficere. Videte ergo et tenete et, ut sciatis, diligenter enumerate, que tradimus vobis, discedentes a vobis! – Primum ergo sacramentum est, quo iam imbuti estis, sacrosanctus baptismus. Hoc sacramentum, fratres mei, abhinc et semper tenere et venerari debetis et parvulis vestris oportuno tempore, scilicet in Sabbato sancto Pasche et Penthecostes, per manus sacerdotum tradere debetis certissime scientes, quod quicunque sine illo de hac vita emigraverit, et regno Dei carebit et insuper maledicti originalis penas luet eternas. – Secundum sacramentum est confirmacio, id est unccio crismatis in fronte. Hoc sacramentum victuris est necessarium, videlicet ut Spiritus sancti corroboracione muniantur et armentur contra omnes temptaciones et nequicias vite presentis pugnaturi. Non autem usque in senectam differendum est, ut quidam putant, sed in ipsius adolescencie fervore percipiendum, quia illa etas magis obnoxia est temptacionibus. – Tercium sacramentum est unccio infirmorum. Quod ideo morituris est necessarium, quia in illa unccione per virtutem Spiritus sancti remissio 53–53
Apoc 1,5. Ps 113,14. 55–55 1 Petr 2,9. 56 Iob 7,1. 57–57 Vgl. 1 Cor 11,23. 58 Eines der ältesten Zeugnisse für die Siebenzahl der Sakramente. 54–54
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Brüder, achtet darauf! Seht: 52Ihr alle seid auf Christus getauft und habt Christus angezogen;52 ihr habt Vergebung der Erbsünde und der begangenen Sünden von ihm erlangt; ihr seid rein und heilig, nicht durch uns, sondern durch ihn gereinigt und geheiligt, weil 53er durch sein Blut die Sünden der Welt abgewaschen hat.53 Besudelt euch also nicht mit Götzenkult, denn das ist Unreinheit, die Gott beleidigt und von Gott gänzlich trennt; gebt euch nicht preis den Verführern und unreinen Geistern! Erweist allein Gott, eurem Schöpfer, und keinem Geschöpf göttliche Ehre, damit seine Empörung und sein Zorn nicht über euch komme! Macht vielmehr Fortschritte in Glaube, Hoffnung und Liebe, damit 54sein Segen über euch und eure Kinder komme54 und ihr, wenn ihr an ihn glaubt und den Glauben mit Werken schmückt, das Leben im Namen dessen habt, 55der euch aus der Finsternis gerufen hat in sein wunderbares Licht!55 Ihr sollt sicher sein und nicht zweifeln: Wenn ihr euch bemüht, die Unschuld und Heiligkeit, in die ihr heute gesetzt seid, mit seiner Hilfe bis zum Ende eures Lebens zu bewahren, werdet ihr nicht nur dem ewigen Tod entgehen, sondern auch die Freuden des himmlischen Reiches in Ewigkeit besitzen. Doch weil das gegenwärtige Leben nicht ohne Sünden gelebt werden kann – Kampf und Versuchung ist das Menschenleben auf der Erde56 –, darum 57übergebe ich euch zu meinem Abschied von euch, was uns vom Herrn übergeben wurde:57 die Morgengabe des heiligen Glaubens zwischen euch und Gott, und zwar die sieben Sakramente58 der Kirche, gleichsam Gabenzeichen des Heiligen Geistes, durch deren Gebrauch in Mühen und Kampf dieses Lebens die Kirche das Eure nicht mindern, sondern mehren kann und euren Mangel beheben. Seht also, haltet und zählt aufmerksam mit, damit ihr kennt, was wir bei unserm Weggang überliefern: Das erste Sakrament ist die hochheilige Taufe, die ihr schon empfangen habt. Dieses Sakrament, meine Brüder, müsst ihr von jetzt an und immer in Ehrfurcht halten und euren kleinen Kindern zu gelegener Zeit, also am heiligen Samstag vor Ostern und vor Pfingsten, durch die Hände der Priester weiterreichen in der vollen Gewissheit: Wer ohne sie aus diesem Leben scheidet, wird das Reich Gottes entbehren und obendrein die ewigen Strafen der Erbsünde auf sich nehmen. – Das zweite Sakrament ist die Firmung, das heißt die Salbung mit Chrisam auf die Stirn. Dieses Sakrament ist für die Lebenden nötig, also damit sie durch die Stärkung des Heiligen Geistes gekräftigt und gewappnet werden, um gegen die Versuchungen und Bosheiten dieses Lebens anzukämpfen. Es darf nicht bis zum Alter verschoben werden, wie einige meinen, sondern soll während der Leidenschaft der Jugend empfangen werden, denn dieses Alter ist mehr den Versuchungen unterworfen. – Das dritte Sakrament ist die Krankensalbung. Sie ist deswegen für die Sterbenden notwendig, weil bei dieser Salbung durch die Kraft des Heiligen Geistes Vergebung der Sünden gewährt wird und der Sterbende gegen die geistliche Liederlichkeit, das heißt gegen die bösen Geister, die am
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datur peccatorum et ipse, qui moriturus est, contra spirituales nequicias, id est contra malignos spiritus in exitu vite animabus insidiantes, eadem Spiritus sancti virtute pugnaturus armatur. Hoc omni christiano in agone mortis ardentissime desiderandum et devotissime percipiendum est, utpote remedium anime certissimum. – Quartum sacramentum est eucharistia, id est corpus et sanguis domini. Hoc sacramentum et victuris et morituris est necessarium. Sive vivimus, sive morimur, hoc viatico semper est utendum. Est enim cibus anime verus, vitam in se habens eternam. Unde frequenter misse celebrande sunt et vos ad easdem devote convenire debetis, ut sepius huic viatico communicetis. 59Quodsi non potestis, quia carnales estis59, huic tam sanctissime rei per vos omnes missas participari, saltem per mediatorem vestrum, scilicet sacerdotem, qui pro vobis communicat, fideliter, reverenter ac devote missas audiendo communicate. Oportet tamen et vos ipsos ter vel quater in anno, si amplius fieri non potest, et confessionem facere atque ipsi sacramento communicare. – Quintum sacramentum est per penitenciam reconciliacio lapsorum, id est ipsorum, qui post baptismum propter graviores culpas ab ecclesia proiecti per satisfaccionem penitencie iterum ei reformantur. Et hoc sacramentum quasi malagma et recuperacio est cadencium in pugna et vulneratorum. – Sextum sacramentum est coniugium, id est copula matrimonialis. Quinque autem superiora sacramenta quasi generalia sunt et omni christiano necessaria, istud autem quasi particulare est, quia non omnibus necessarium, sed eis tantum, qui se continere non possunt. Et sicut ad superiora sacramenta omnes homines trahendi sunt et invitandi, ita nullus ad hoc trahendus vel invitandus est, nisi qui, ut dictum est, se non continent, sed vago et illicito concubitu sese polluunt et commaculant. His enim suadendum est, ut infirmitati sue honestiori subveniant remedio. Vos autem, qui usque ad hec tempora non christiani sed pagani fuistis, sacramentum coniugii non habuistis, quia fidem uni thoro non servastis, sed, qui voluistis, plures habuistis uxores, quod deinceps vobis non licebit. Sed unus vir unam tantum habere debet uxorem et una unum; 60quod amplius est, a malo est60. Si quis ergo in vobis est, qui plures habuerat uxores ante baptismum, nunc unam de illis, que sibi magis placet, eligat, dimissisque aliis, hanc solam habeat ritu christiano. Et partus“, inquit, „femineos, audio, quia vos, o mulieres, necare consuevistis. Quod quantum abhominacionis habeat, exprimi sermone non potest. Videte, si hoc vel bruta faciant animalia fetibus suis. Parricidium hoc non fiat ammodo in vobis, quia sine gravissima penitencia dimitti non potest. Sive igitur sit masculus sive femina, diligenter enutrite partus vestros, Dei enim est et marem procurare et feminam. – Septimum itaque sacramentum est ordinacio
59–59 60–60
Vgl. 1 Cor 3,2. Vgl. Matth 5,37.
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Ende des Lebens den Seelen zusetzen, durch dieselbe Kraft des Heiligen Geistes zum Kampf gerüstet wird. Es muss von jedem Christen im Todeskampf leidenschaftlich ersehnt und ergeben empfangen werden, als sicherstes Heilmittel für die Seele. – Das vierte Sakrament ist die Eucharistie, das heißt Leib und Blut des Herrn. Dieses Sakrament ist für die Lebenden und die Sterbenden wichtig. Ob wir leben oder sterben, stets sollen wir diese Wegzehrung nehmen. Es ist eine wahre Speise für die Seele und hat das ewige Leben in sich. Daher sind stets Messen zu feiern, und ihr müsst zu ihnen hingebungsvoll kommen, um öfter bei dieser Wegzehrung zu kommunizieren. Wenn ihr nicht für dieses hochheilige Ereignis selbst an allen Messen 59 teilnehmen könnt, weil ihr fleischlich eingestellt seid,59 dann solltet ihr zumindest durch euren Mittler, also den Priester, der für euch kommuniziert, treu, ehrfürchtig und hingebungsvoll durch das Hören der Messe kommunizieren. Es ist jedoch nötig, dass ihr selbst drei- oder viermal im Jahr, falls ihr es nicht öfter machen könnt, beichtet und das Sakrament selbst empfangt. – Das fünfte Sakrament ist die Versöhnung der Gestrauchelten durch die Buße, das heißt derer, die, nach der Taufe wegen schwerer Schuld von der Kirche abgefallen, durch die reuevolle Beichte sich erneut zu ihr bekehren. Dieses Sakrament ist gleichsam der Weichmacher und die Genesung der im Kampf Gefallenen und Verwundeten. – Das sechste Sakrament ist die Trauung, das heißt das Band der Ehe. Die fünf vorherigen Sakramente sind gewissermaßen allgemeine und für jeden Christen notwendige, dieses ist ein besonderes, weil es nicht für alle notwendig ist, sondern nur für die, die sich nicht enthalten können. Und wie zu den bisherigen Sakramenten alle Menschen zu drängen und einzuladen sind, so soll zu diesem keiner gedrängt oder eingeladen werden außer dem, wie gesagt, der sich nicht enthalten kann und in unstetem und unerlaubtem Begatten sich beschmutzt und besudelt. Dem ist zu empfehlen, seiner Schwäche mit einem ehrenvolleren Heilmittel aufzuhelfen. Ihr aber, die ihr bis zu diesen Zeiten nicht Christen, sondern Heiden wart, ihr habt das Sakrament der Ehe nicht, denn ihr habt nicht einer Gattin Treue bewahrt, sondern hattet, wie ihr wolltet, mehrere Gattinnen, was euch in Zukunft nicht erlaubt ist. Vielmehr soll ein Mann nur eine Gattin haben, und eine Frau nur einen Mann; 60was darüber ist, ist vom Übel.60 Wenn also einer unter euch ist, der vor der Taufe mehrere Frauen hatte, der wähle sich jetzt von diesen eine, die ihm besonders gefällt, entlasse die anderen und halte diese eine nach christlicher Art. Und ich höre“, sagte er, „dass ihr, o Mütter, gewohnt seid, neugeborene Töchter zu töten. Was das für eine Ungeheuerlichkeit ist, dazu fehlen mir die Worte. Seht, ob das etwa die wilden Tiere mit ihren Jungen machen. Solch einen Mord darf es künftig nicht mehr bei euch geben, denn er kann nicht ohne härteste Buße vergeben werden. Sei es ein Junge oder ein Mädchen, ernährt eure Leibesfrucht sorgsam, denn es ist Sache Gottes, Mann oder Frau zu schaffen. – Das siebente Sakra-
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sive consecracio clericorum. Quod et ipsum particulare est et non generale, quia non omni homini necessarium. Quamvis enim omnes homines indigeant clericis, non tamen est necessarium omnes homines fieri clericos. Ad ipsum tamen sacramentum, qui moribus et sciencia magis idonei sunt, invitandi sunt pocius quam trahendi. Unde adhortor vos et invito, quia cogere non debeo, ut de liberis vestris ad clericatum tradatis, liberalibus studiis prius diligenter ainstructos per ipsos, ut vosa sicut alie gentes de lingua vestra Latinitatis conscios possitis habere clericos et sacerdotes. Ista igitur septem sacramenta, que iterum vestri causa enumerare libet – id est baptismum, confirmacionem, infirmorum unccionem, eucharistiam, lapsorum reconciliacionem, coniugium et ordines – per nos, humiles suos paranimphos, sponsus celestis in arram vere dileccionis vobis, ecclesie ac sponse sue, transmittere dignatus est. Quapropter omni honore ac reverencia eadem sacramenta servate, diligite et veneramini, docete ea filios vestros, ut memoriter teneant et diligenter observent in omnes generaciones. Ecce habetis ecclesiam, habetis sacerdotem de his omnibus et, quecumque sunt necessaria vobis, habundancius vos instruere scientem. Ipsum ergo sicut me audietis honorantes et amantes eum et, quecumque vobis dixerit, facientes. Et nunc ego vado, iterum cito reversurus ad vos. Valete in Domino.“ 19. Forte videor alicui nimis plenarie historiam exequi et longior esse, quam in tali narracione oporteat. Quid sentitis? Timo: Perge, queso, sicut cepisti. Dilectoribus siquidem Ottonis, quicquid de illo est, quoniam bonum est, superfluum aut longum videri non potest. Sefridus: Ibo, inquit, ut vultis. – Postquam confirmata et instructa est ecclesia in Pirissa, uberrime lacrimati populoque primitivo nostro caro affectu valefacientes, legatis nos deducentibus ad civitatem ducis, Caminam devenimus. Erat autem illic ducissa, uxor videlicet ducis legittima, et licet inter paganos christiane tamen religionis memor de nostro adventu letissima efficitur et cum omni domo sua tanto nos devotissime suscepit, quanto et hoc marito placere sueque et illius saluti profuturum non dubitavit. Nobis etenim Pirisse demorantibus, omnia, que illic gerebantur, inmissis clam exploratoribus diligenter edidicit, magnoque tripudio cordis de illuminacione illius plebis exultans ipsa quoque sue fidei scintillam quasi sub mortuis cineribus eatenus consopitam inter suos familiares modeste primo, deinde fiducialius apud omnes, quos potuit, ventilare cepit. Et quia scriptum est: De scintilla consurgit ignis61, totam illam civitatem etiam ante nostrum introitum
a–a 61
Konjektur, instructos, ut ipsi per vos Ed. Eccli 11,34.
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ment ist die Ordination oder Priesterweihe. Auch dieses ist ein besonderes, kein allgemeines, weil es nicht für jeden Menschen notwendig ist. Obgleich alle Menschen Geistliche brauchen, ist es doch nicht nötig, dass alle Menschen Geistliche werden. Zu diesem Sakrament ist, wer an Lebensart und Wissen besonders geeignet ist, eher einzuladen als zu drängen. Daher ermuntere ich euch und lade ich euch ein, denn zwingen darf ich nicht, dass ihr von euren Kindern die dem geistlichen Stand übergebt, die ihr zuvor in den freien Künsten sorgfältig erzogen habt, damit ihr durch sie wie andere Stämme Geistliche und Priester von eurer Sprache haben könnt, die des Lateinischen mächtig sind. Dies sind die sieben Sakramente, die ich euertwegen noch einmal aufzählen möchte: also Taufe, Firmung, Krankensalbung, Eucharistie, Versöhnung der Gestrauchelten, Ehe und Weihen; durch uns, seine demütigen Diener, lässt sich der himmlische Bräutigam herbei, sie als Morgengabe wahrer Liebe euch, seiner Kirche und seiner Braut, zu übersenden. Deswegen bewahrt diese Sakramente in aller Ergebenheit und Ehrfurcht, liebt und verehrt sie, lehrt sie eure Kinder, sie sollen sie in allen Geschlechterfolgen im Gedächtnis behalten und sorgfältig verwenden. Seht, ihr habt die Kirche, ihr habt einen Priester, der kann dies alles und was euch sonstwie nötig ist in reicher Fülle erklären. Ihn hört also so wie mich in Ehre und Liebe, und tut, was er euch sagt. Nun gehe ich und werde bald wieder zu euch kommen. Lebt wohl im Herrn!“ 19. Vielleicht scheint es manchem, dass ich die Geschichte allzu ausführlich darlege und weitschweifiger bin, als es für solche Erzählung angebracht ist. Was meint ihr? Tiemo: Fahre bitte so fort, wie du begonnen hast. Für Ottos Freunde kann nichts, was es über ihn gibt, überflüssig oder weitschweifig erscheinen, denn es ist gut. Sefried: Ich werde so fortfahren, wie ihr wollt. – Nachdem die Kirche in Pyritz gefestigt und auferbaut war, sagten wir unter reichlichen Tränen dem einfachen Volk, das uns lieb geworden war, Lebewohl; die Sendboten führten uns zur Herzogsstadt Kammin, wo wir dann ankamen. Es war dort die Herzogin, die rechtmäßige Gattin des Herzogs, und diese (der christlichen Religion eingedenk obgleich unter Heiden) wurde über unsere Ankunft ganz fröhlich und empfing uns mit ihrem ganzen Haus ergebungsvoll, wie es ohne Zweifel auch ihrem Gatten gefallen und zum Heil gereichen würde. Während wir uns nämlich noch in Pyritz aufhielten, hatte sie alles, was dort geschah, insgeheim durch abgesandte Kundschafter sorgfältig in Erfahrung gebracht; sie frohlockte mit großem Jubel des Herzens über die Erleuchtung jenes Volkes und hatte angefangen, auch den Glaubensfunken, der gleichsam unter der toten Asche noch schlummerte, unter ihrem Hausgesinde zuerst bescheiden, danach so vertrauensvoll wie sie konnte bei allen neu anzufachen. Und weil ja geschrieben steht: Einen Funken entfacht er zum Brand,61
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tantus ardor fidei sancte, operante Domino, per matronam invaserat, ut non solum nichil contradiccionis, verum etiam tocius populi consensum de suscipiendo baptismo invenerimus in multa gaudii plenitudine. 20. Quadraginta ergo ferme diebus in eodem loco manentes tam ipse pontifex quam alii eius cooperatores, sacerdotes et clerici, id pene solum operis habuimus: suscipere venientes ad fidem, docere, cathezizare, predicare et baptizare, videbamurque in tam copiosa messe pauci messores.62 Nam et ipsius loci atque circumiacentis provincie populus catervatim accedebat cottidie ac recedebat. Quibus omnibus dum satisfieri oporteret, inmenso labore – maxime qui fuit in baptizando – episcopum nostrum, licet solos mares pueros tingeret, sepenumero sudantem aspeximus adeo profecto, ut alba eius ab humeris usque ad umbilicum ante et retro sudore manaret. Sepe etiam ipsius ministerii nimietate lassatus brevi sessione vires recuperans modicumque sedendo respirans quasi animosus operator et strennuus denuo se sublevabat in idem opus sibi dulcissimum, gratias agens omnipotenti Deo, quod ipsius prestante clemencia tot manipulos in eius horrea cum sudore ac lassitudine sua congereret. 21. Dum ea Camine gerebantur atque de successu rerum et nos et populus civitatis cum ipsa matrona nobilissima et christianissima spirituali gaudio frueremur, ecce cum suo comitatu dux terre Vratizlaus, non modicum leticie salutaris augmentum, supervenit nichilque moratus quasi filiali fiducia in amplexus ruens episcopi: „Salve“, inquit, „pater sanctissime.“ Deinde: „Non, queso“, ait, „irascaris, quod post primam illam momentaneam salutacionem tam diu fui te non videns, sed causa fuere inexcusabiles rei publice administrationes. Nunc autem ecce assum parere ac servire tue paternitati, prout vis. Etenim nos ipsi et omnia nostra tui sumus; utere, sicut vis.“ Et hec dicens conversus ad clericos et ad alios quosque meliores de comitibus nostris: „Et hos“, inquit, „pater, tuos collaboratores tua licentia salutabo“, apprehendensque manus singulorum tenebat et benedicebat illis atque deosculabatur eos, filios et fratres appellans carissimos, benedixitque Deum omnium bonorum largitorem, quod hospites tam gratissimos sua domo suscipere meruisset. Quia vero deinceps navigio de civitate ad civitatem eundum fuit, omnes equos et iumenta nostra villicos suos ad optima loca terre pastus gratia deducere iussit; nec ante nobis reddebantur, quam etiam consummatis omnibus de terra fuimus iam exituri. Quos certe ita recepimus alteratos, ut pre crassitudine vix cuique suus nosceretur. Milites ergo, qui cum
62
Vgl. Matth 9,37.
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hatte schon vor unserer Ankunft mit dem Wirken des Herrn durch die edle Frau ein solcher Glaubenseifer die ganze Stadt ergriffen, dass wir nicht nur keinen Widerspruch, sondern in großer Fülle an Freude die Zustimmung der ganzen Stadt zum Empfang der Taufe vorfanden. 20. Ungefähr 40 Tage blieben der Bischof und seine anderen Mitarbeiter an diesem Ort; die Priester, die Geistlichen und wir hatten fast nur eine Aufgabe: die zum Glauben Kommenden aufzunehmen, zu lehren, für die Taufe zu prüfen, zu predigen und zu taufen; es schien uns, wir seien die wenigen Schnitter bei der reichen Ernte.62 Denn die Bevölkerung dieses Ortes und die des umliegenden Landes kam täglich in Scharen zu uns und ging wieder heim. Da es nötig war, allen Genüge zu tun, haben wir bei der unermesslichen Arbeit, besonders beim Taufen, unseren Bischof, obwohl er nur die Knaben taufte, oftmals so sehr schwitzen gesehen, dass seine Albe von den Schultern bis zum Nabel vorn und hinten von Schweiß triefte. Oft war er auch wegen der Überfülle an Dienstaufgaben müde, schöpfte in einer kurzen Sitzpause neue Kraft und atmete im Sitzen neu ein wenig durch, wie ein beherzter und tüchtiger Arbeiter sich erneut aufrichtet zu der ihm so willkommenen Aufgabe; er sagte dem allmächtigen Gott Dank, dass er mit seiner helfenden Güte unter Schweiß und Müdigkeit so viele Garben in seine Scheunen sammeln könne. 21. Als das in Kammin geschah und wir und die Bevölkerung der Stadt zusammen mit der so edlen und christlichen Frau wegen des Erfolges geistliche Freude genossen, siehe, da kam der Herzog des Landes, Wartislaw – eine nicht geringe Förderung der heilsamen Freude – mit seinem Gefolge, er hielt sich nicht weiter auf, stürzte in gleichsam kindlichem Vertrauen in die Arme des Bischofs und sagte: „Sei gegrüßt, heiligster Vater!“ Dann setzte er hinzu: „Sei bitte nicht zornig, dass ich damals nach meiner ersten kurzen und flüchtigen Begrüßung dich nur kurz gesehen habe; aber der Grund waren unabweisbare Maßnahmen für das Gemeinwesen. Jetzt aber, siehe, heiliger Vater, bin ich da, um dir zu gehorchen und zu dienen, wie du willst. Denn wir und alles Unsrige sind dein; nutze es, wie du möchtest.“ Sprach’s und wandte sich an die Geistlichen und Edlen unter unsern Begleitern: „Und diese deine Mitarbeiter, lieber Vater, grüße ich, mit Verlaub“; er ergriff die Hände der Einzelnen, hielt sie, sprach ihnen gut zu und küsste sie, nannte sie seine hochgeliebten Söhne und Brüder, pries Gott als den Geber alles Guten, der ihn für würdig gehalten habe, die so willkommenen Gäste in sein Haus aufzunehmen. Weil aber die Reise künftig zu Schiff von Stadt zu Stadt gehen würde, ließ er seine Gutsverwalter alle Pferde und unser Zugvieh zu den besten Stellen auf die Weide bringen; und als wir nach Beendigung von allem das Land verlassen wollten, wurden sie zurückgegeben. Wir erhielten sie so verwandelt zurück, dass wegen der Wohlgenährtheit kaum jemand sein Tier wiedererkannte. Die Gewaffneten, die mit dem Herzog gekommen waren,
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duce venerant, cathezizati statim et baptizati sunt. Multique ex eis, qui prius christiani fuerant, sed ex consorcio incredulorum metas christianitatis excesserant – ex quorum numero ducem eciam ipsum fuisse constat – per confessionem et penitenciam ecclesie reformati sunt promittentes se deinceps omnia, que christiano inimica sunt nomini, respuere et ea, que sunt apta, sectari. 22. Dux etiam: „Scio“, inquit, „christiane sanctitati esse contrarium plures uxores vel concubinas habere.“ Simulque tactis sanctorum reliquiis, sicut christianis iurare mos est, coram episcopo, populo aspiciente, viginti quatuor concubinas, quas ritu gentili sue legitime uxori superduxerat, publice abiuravit. Quod videntes alii complures eiusdem enormitatis presumptores, abiurata et ipsi coniugum pluralitate, uni thoro exemplo ducis fidem servaturos polliciti sunt. Crevit ergo ecclesia in loco illo et confortata est ambulans in timore Dei et Spiritu sancto replebatur, episcopo et clericis instantibus et evangelizantibus regnum Dei. Exstructa quoque illic basilica et sanctificato altari et sanctuario collatisque illuc per ducem prediis ac dote63 in sustentacionem sacerdotis, pater liberalissimus, sicut omnibus ecclesiis in terra illa faciebat, libros contulit et indumenta sacerdotalia, calicem quoque argenteum cum ceteris utensilibus, deque suis sacerdotibus unum, qui populum instruere posset, eidem prefecit ecclesie. 23. Cum hec omnia rite peracta essent et non solum de civitate verum etiam rure populus ad ecclesiam omni die conveniret et diem dominicum aliasque solempnitates devote observarent, vidua quedam in rure non longe a civitate Caminensi dives ac nobilis valde christiana religione contempta patrios deos se colere nullaque occasione vanitatis nove a parentum suorum veteri tradicione declinare se velle dicebat. Erat autem multam habens familiam et non parve auctoritatis matrona, strennue regens domum suam et, quod in illa terra magnum videbatur, maritus eius, dum viveret, in usum satellicii sui triginta equos cum ascensoribus suis habere consueverat. Fortitudo enim et potencia nobilium et capitaneorum secundum copiam vel numerum estimari solet caballorum. Fortis, inquiunt, et potens est ac dives ille tot vel tot potest habere caballos, sicque audito numero caballorum numerus militum intelligitur. Nullus enim militum preter unum caballum illic habere consuevit. Sunt autem magni et fortes equi terre illius et unusquisque militum sine scutifero militat manticam per se gestans et clipeum, agiliter satis et strennue sic militie sue officium exequentes. Soli autem principes et capitanei uno tan-
63 Herzogliche Schenkungen von 1176 mit Bezug auf die kürzlich (nuper) erfolgte Bekehrung Pommerns siehe H. Helbig/L. Weinrich: Urkunden und erzählende Quellen zur deutschen Ostsiedlung im Mittelalter I. Darmstadt 31984, FSGA 26a, S. 310 u. 312.
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wurden für die Taufe geprüft und getauft. Viele von ihnen, die früher Christen gewesen waren, aber wegen des Umgangs mit den Ungläubigen die Gemeinschaft der Christenheit verlassen hatten – zu deren Zahl gehörte, wie feststeht, auch der Herzog selbst –, wurden durch Beichte und Buße der Kirche wieder eingegliedert mit dem Versprechen, sie würden künftig alles, was dem christlichen Namen feindlich ist, verabscheuen und dem folgen, was gut ist. 22. Der Herzog sagte auch: „Ich weiß, es widerspricht christlicher Heiligkeit, mehrere Ehefrauen oder Kebsweiber zu haben.“ Er berührte dann die Reliquien der Heiligen, wie zu schwören bei den Christen Brauch ist, und im Angesicht von Bischof und Volk entsagte er öffentlich seinen 24 Kebsweibern, die er nach heidnischer Sitte seiner rechtmäßigen Gattin vorgezogen hatte. Als die anderen das sahen, schworen viele, sie seien desselben Vergehens schuldig, entsagten der Vielzahl von Frauen und versprachen, sie wollten nach dem Beispiel des Herzogs der Einehe die Treue bewahren. Also wuchs die Kirche an jenem Ort und wurde stark, sie wandelte in der Gottesfurcht und wurde erfüllt vom Heiligen Geist, während Bischof und Geistliche eifrig tätig waren und das Evangelium vom Reich Gottes verkündeten. Es wurde dort eine Basilika errichtet, ein Altar mit Altarraum geweiht, vom Herzog wurden dort zur Unterstützung des Priesters Landstücke und Ausstattung63 geschenkt, und der freigebige Vater übergab, wie er es bei allen Kirchen jenes Landes machte, Bücher und Priestergewänder, einen silbernen Kelch mit den üblichen Geräten; auch stellte er einen von seinen Priestern, der das Volk lehren könnte, an die Spitze der Kirche. 23. Dies alles war richtig vollbracht, und alle Tage kam die Bevölkerung nicht nur aus der Stadt, sondern auch vom Lande zur Kirche und beging demütig den Sonntag und andere Feierlichkeiten; da hat eine Witwe auf dem Lande nicht weit von der Stadt Kammin – sie war sehr reich und adlig, eine Verächterin der christlichen Religion – gesagt, sie wolle die heimischen Götter verehren und auf keinen Fall wegen des neuen Wahns von der alten Tradition ihrer Väter abweichen. Sie hatte aber eine zahlreiche Hausgefolgschaft und war eine Herrin von nicht geringem Ansehen, hielt ihr Haus in strenger Zucht und, was in jenem Land bedeutend war: Ihr Mann hatte zu Lebzeiten zum Gebrauch seiner Leibwache 30 Pferde mit ihren Reitern gehabt. Tapferkeit und Macht der Adligen und Hauptleute pflegte man an der Menge und Zahl der Pferde zu schätzen. Sie sagten: Stark, mächtig und reich ist, wer sich soundso viele Pferde halten kann; und sobald man seine Anzahl Pferde kennt, weiß man um die Zahl seiner Bewaffneten. Keiner nämlich von den Gewaffneten hatte dort gewöhnlich mehr als ein Pferd. Die Pferde dieses Landes aber sind groß und stark, jeder Reiter kämpft ohne Schildträger, führt Gepäcksack und Schild mit sich, und verbringt seinen Kriegsdienst recht behend und rührig. Allein die Fürsten und Hauptleute sind mit nur ei-
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tum vel si multum est duobus clientibus contenti sunt. Factum est ergo in una die dominica tempore messis, populo undique ad ecclesiam properante, prefata matrona nec ipsa veniebat nec suos permittebat, sed magis turbulenta: „Ite“, inquit, „metite michi agros meos. Hoc enim utilius est quam vacare illi nescio cui novo Deo, quem de terra sua nobis affert ille Otto Babenbergensis episcopus. Quid nobis cum illo? Videtisne, quanta bona et quantas divicias nobis dederint dii nostri ipsorumque largitate opibus et gloria omnibusque rebus habundantes sumus. Quare ab eorum cultura discedere non levis iniuria est. Ite igitur, sicut dixi, ad metendas segetes nostras et, ut minus timeatis, parate michi vehiculum; ecce ego vobiscum ipsa in campos messura descendam.“ Cumque in agrum venisset: „Quod me“, inquit, „facere videritis, omnes similiter faciatis.“ Moxque rebrachiatis manicis succinctaque veste falcem dextera corripuit stantes vero calamos sinistra tenens secare nisa est. Sed mirum dictu, subito in actu ipso, ut erat inclinis, misera diriguit et quasi marmoris effigies nec semet ipsam erigere nec falcem a manu dimittere potuit nec segetem, sed muta et nichil loquens similis simulacro stabat tantum intuens intuentes se. Videntes autem famuli timuerunt valde et concurrentes circumstabant eam, aspicientes et operientes, sinam melius esset habitura. Rogant eciam, ut a temeritate sua resipiscat, dicentes fortem esse Deum christianorum. Sed illa nichil respondebat. Iniectis ergo manibus violenter illam trahentes erigere conati sunt et falcem segetemque de manibus extorquere, sed minime potuerunt. Stabat enim quasi moles immobilis terre affixa. At ubi satis miraculi ac stuporis hoc habitu infelix illa intuentibus ostenderat ipsique famuli dolore ac tedio affecti iam abire illamque dimittere vellent, soluta illa repente corruit sontemque animam in ignem Tartareum efflavit. Quam levantes in vehiculum: „En“, inquiunt, „qualem de agro manipulum die dominico reportamus.“ Quod factum ubi perferente fama passim vulgatum est – nam famuli statim ad ecclesiam currentes baptismum postulant, stupidi, que acciderant, referentes – et credentibus quidem fides aucta est ex miraculo, non credentes autem, et si qui adhuc blasphemi remanserant, ad credendum ex pena multate mulieris eruditi sunt. Dies autem dominicus et alie solempnitates reverencius observari ceperunt; nos quoque ipsos et omnem doctrinam nostram, precipue autem episcopum, amplius reveriti sunt. 24. Expletis autem illic ferme quinquaginta diebus, acceptis a duce legatis
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nem oder, wenn es hoch kommt, mit zwei Schildträgern zufrieden. Es geschah nun an einem Sonntag zur Erntezeit: Als das Volk von allen Seiten zur Kirche eilte, ging die Herrin nicht hin und gestattete es auch den Ihren nicht, sondern aufgeregt sagte sie: „Geht und mäht mir meine Äcker! Das ist nämlich nützlicher als sich freizuhalten für jenen, ich weiß nicht welchen Gott, den jener Otto, Bischof von Bamberg, uns aus seinem Land mitgebracht hat. Was haben wir mit ihm zu tun? Seht ihr nicht, welche Güter und welchen Reichtum uns unsere Götter gegeben haben und wie wir durch deren Freigebigkeit reichen Überfluss an Schätzen, Ruhm und allen Dingen haben? Daher ist es ein schweres Unrecht, uns von ihrer Verehrung fernzuhalten. Geht also, wie ich gesagt habe, um unsere Saat zu ernten; und damit ihr weniger Angst habt, richtet mir einen Wagen; seht, ich komme selbst mit euch, um auf den Feldern zu ernten! Als sie dann auf den Acker kam, sagte sie: „Was ihr mich tun seht, das macht genauso!“ Rasch krempelte sie die Ärmel auf und schürzte ihr Kleid, ergriff mit der Rechten die Sichel, mit der Linken die Halme und bemühte sich zu mähen. Wundersam zu sagen: Plötzlich erstarrt die Unglückliche, gebückt wie sie war, mitten bei der Arbeit, und wie eine Marmorstatue konnte sie sich weder aufrichten noch die Sichel oder das Korn aus der Hand geben, sondern stumm, ohne ein Wort zu sagen, wie ein Standbild stand sie da und schaute nur auf die Zuschauer. Als das die Knechte sahen, fürchteten sie sich sehr, sie liefen herbei und standen bei ihr, schauten sie an und warteten, ob es ihr vielleicht besser ginge. Sie bitten auch, sie möge von ihrer Unbesonnenheit zur Vernunft kommen, und sagen, der Christengott sei stark. Doch sie antwortete nichts. Sie legten also Hand an und versuchten, sie gewaltsam aufzurichten und Sichel und Kornbündel ihren Händen zu entwinden, aber sie schafften es nicht. Sie stand da wie ein Klotz, unbeweglich in die Erde gerammt. Doch sobald die Unglückliche den Zuschauern genug an Wunder und Staunen über diesen Zustand geboten hatte und die Knechte, von Schmerz und Widerwillen gerührt, schon weggehen und sie verlassen wollten, stürzte sie plötzlich gelöst zusammen und hauchte ihre Seele aus in das Feuer der Hölle. Man hob sie auf den Wagen; „Kommt!“, sagten sie, „wir tragen sie am Sonntag wie eine Garbe vom Acker.“ Als sich dieser Vorfall durch die Kunde von den Berichten ringsum verbreitete – denn die Knechte liefen sofort zur Kirche, forderten die Taufe, und berichteten verstört, was geschehen war –, wurde den Gläubigen ihr Glaube durch das Wunder verstärkt, doch die nicht Glaubenden und die bisher gotteslästerlich geblieben waren, wurden durch die Buße der gestraften Frau zum Glauben erzogen. Den Sonntag aber und die anderen Feiertage begannen sie ehrfurchtsvoller zu begehen; und sie verehrten mit noch stärkerer Verehrung uns selbst und unsere ganze Lehre, besonders aber den Bischof. 24. Ungefähr 50 Tage waren vergangen, wir hatten Gesandte und Führer
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Otto, Bischof von Bamberg
et conductoribus de ipso loco civibus, Domizlao videlicet et filio eius, viris honoratis, 64per lacus et refusiones marinas64 Iulinam vecti sumus navigio. Est autem civitas hec magna65 et fortis, hominesque illius loci crudeles erant et barbari. Cum autem propinquassemus civitati, conductores nostri herere, pavere atque inter se musitare ceperunt. Quod intelligens episcopus: „Quid est, quod ad invicem confertis?“ At illi: „Timemus“, inquiunt, „pater, tibi ac tuis, populus iste durus semper et indomitus fuit. Si ergo placet tibi, applicemus et moram in littore usque ad crepusculum noctis faciamus, ne forte civitatem manifeste ingrediendo tumultum populi super nos suscitemus.“ In singulis autem civitatibus dux palacium habebat et curtim cum edibus, ad quam si quis confugisset, lex talis erat, ut, quolibet hoste persequente, securus ibi consisteret et illesus. Dixerunt ergo: „Si per noctem ad ducis tecta intramus freti securitate, paulatim cives conveniendo negociumque nostrum illis pedetemtim insinuando melius fortasse proficiemus.“ Placuit consilium, et cum dies abscessisset, tecti umbra noctis curtim et menia ducis invasimus, illis ignorantibus. In crastinum vero, ubi nos viderunt, et quinam essemus et unde et quare venerimus, maligni homines scrutati sunt. Primo quidem moveri ac sensim turbari, currere ac discurrere, videre nos iterumque videre et alii aliis nunciare. Postremo vero insano furore correpti magno tumultu, securibus et gladiis aliisque telis armati sine ulla reverencia in ipsam ducis curtim irrumpentes mortem nobis sine ulla retractacione, nisi quantocius de curia et de ipsa civitate fugeremus, comminabantur. Erat autem in ipsa curti edificium quoddam fortissimum trabibus et tabulis ingentibus conpactum, quod stupam vel pirale vocant, in quod scrinia et clitellas et capellam episcopi et pecuniam et queque preciosa de navi portaveramus; quin et propter impetum furentis populi cum episcopo clerici omnes illuc confugerant. Ego autem eo tempore magna febri tenebar, in alia domo iacens et egrotans, ultra vires tamen, audito strepitu et clamore bachancium de stratu erectus ad oscium domus constiti. Et ecce omnia plena hominum tela et arma portantium. Vociferabantur autem et clamabant exire nos conpellentes. Sed moram nobis facientibus, quasi a furore illi essent cessaturi, magis eorum exarsit insania, factoque impetu, stupam aggrediuntur et dissipant tecto primum, dein parietibus disiectis et excisis. Tunc vero episcopus ad coronam passionis se invitari sperans, nobis aliis trepidantibus, quibusdam eciam pre pavore lacrimantibus, ille spiritu iocundo et hilari vultu stabat intrepidus optans et gliscens, ut
64–64 Die Küstengestalt der Ostsee war im Mittelalter vom heutigen Zustand verschieden. Der flache und breite Odermündungsarm Dievenow/Dziwnów führt nach Wollin. 65 Man schätzt die Einwohnerzahl auf ca. 9000.
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vom Herzog erhalten, Bürger dieses Ortes, nämlich Domislaw und seinen Sohn, angesehene Männer; da fuhren wir zu Schiff 64durch Seen und Meerbusen64 nach Wollin. Diese Stadt ist groß und stark,65 ihre Menschen waren grausam und barbarisch. Als wir uns der Stadt näherten, begannen unsere Führer zu stocken, wurden ängstlich und tuschelten untereinander. Der Bischof bemerkte das: „Was ist das, was ihr unter euch besprecht?“ Sie darauf: „Wir fürchten, Vater, für dich und deine Leute; das Volk war immer hart und unbändig. Wenn ihr also zustimmt, landen wir und bringen die Zeit am Ufer zu bis zur Dämmerung, damit wir nicht etwa durch den offenen Einzug einen Aufruhr des Volkes gegen uns erregen.“ In den einzelnen Städten aber hatte der Herzog eine Pfalz und einen Hof mit Häusern; wenn jemand dorthin flüchtete, so war es Gesetz, dass er dort sicher und unbehelligt vor jedwedem Feind bleiben konnte. Sie sagten also: „Wenn wir in der Nacht die Häuser des Herzogs betreten im Vertrauen auf die Sicherheit, können wir vielleicht, wenn die Bürger allmählich zusammenkommen und wir ihnen Schritt für Schritt unser Vorhaben erklären, umso besser vorankommen?“ Der Plan gefiel, und als der Tag endete, zogen wir im Schatten der Nacht in den Hof und das Gemäuer des Herzogs, ohne dass jene etwas ahnten. Am andern Morgen jedoch, sobald sie uns sahen, fragten die bösen Menschen uns aus, wer wir seien, woher und warum wir gekommen seien. Zuerst sind sie beeindruckt, allmählich verwirrt, laufen hin und her, schauen uns immer wieder an und melden es untereinander. Schließlich werden sie von riesiger Wut ergriffen und brechen mit Beilen, Schwertern und Lanzen bewaffnet ohne Bedenken in den Hof des Herzogs ein, drohen uns unverhohlen den Tod an, falls wir nicht schleunigst vom Hof und aus der Stadt flüchten. Es war aber in dem Gehöft ein mit Balken und Bohlen ganz fest geschütztes Gebäude, das sie „Badestube“ oder „Feuerstelle“ nennen, in das wir die Schreine, das Gepäck, das Altargerät des Bischofs, Geld und Kostbarkeiten aus dem Schiff gebracht hatten; ja, wegen des Ansturms des wütenden Volkes waren mit dem Bischof auch alle Geistlichen hierher geflüchtet. Ich wurde aber zu dieser Zeit durch ein Fieber festgehalten und lag krank in einem anderen Haus, mit letzter Kraft jedoch stellte ich mich, als ich das Getöse und den Lärm der Schwärmer von der Straße her hörte, aufrecht in die Haustür. Und siehe, alles war voll von Menschen, die Lanzen und andere Waffen trugen. Sie schrien und riefen, sie würden uns hinauswerfen. Doch während sie uns eine Pause gönnten, so als ob sie von ihrer Wut lassen würden, entbrannte ihr Wahnsinn umso mehr; sie machen einen Angriff gegen die Stube und zerstören zuerst das Dach, dann sprengen und zerhacken sie die Wände. Nun hoffte der Bischof, er werde zur Krönung seiner Leiden eingeladen; während einige zitterten, einige vor Angst weinten, stand er heiteren Gemütes und mit frohem Gesicht unerschrocken, voller Hoffnung und über sich hinauswachsend, dass er würdig werde, einen einzigen
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Otto, Bischof von Bamberg
vel unum ictum66 aut vulnus in nomine Iesu accipere dignus habeatur. Paulicius vero et legati videntes, quia vere insaniunt omnes et quia illic moram facere deterius est atque deterius, in medium populi exilientes validissimo clamore, acsi et ipsi furerent, extentis manibus silencium fieri postulabant. Quibus ad modicum sedatis, illi continuo prosecuti: „Quid est hoc?“, inquiunt. Et causam totam in semet ipsos transferentes: „Si nos“, aiunt, „hic in curia domini nostri ducis pacifice consistere non sinitis, saltim pacifice hinc exire permittite. Quid furitis in nos? Quem lesimus ex vobis?“ At illi: „Inpostorem“, inquiunt, „illum episcopum et ceteros cum eo christianos deos nostros blasphemantes interficere venimus. Sed si eos salvare vultis, ecce damus locum; cito eos extra civitatem deducite.“ Platee autem civitatis palustres erant et lutose et pontes67 exstructi et tabule undique posite propter lutum. Arripiens ergo Paulicius per manum trahere cepit episcopum et deducere adhortans modeste, ut si posset, properantius iret. Ut autem per medium turbe nos omnes non inperturbatis passibus extra curtim usque ad pontes devenimus, ecce quidam de turba vir barbarus et fortis, librata, quam gestabat, ingenti phalanga, vasto ictu caput ferire nisus est transeuntis episcopi. Sed ille avertens caput, humero ictum suscepit, eodemque geminante commissum et, alio eminus in eum iacente contum, inter manus Paulicii ac Hiltani sacerdotis ducencium illum a ponte in lutum prosternitur Otto noster. Paulicius vero et animo et corpore ibi se virum exhibens iacentem episcopum nec propter inminencia tela deseruit, sed proprii corporis obiectu crebras percussiones excipiens inque cenum a ponte inguetenus descendens sublevabat de luto prostratum. Similiter et alii sacerdotes et clerici, dum protegunt illum et iacenti manus porrigunt, fustibus et contis iuxta suum pontificem in nomine Iesu vapulaverunt. Tandem multo discrimine ponte arrepto, rursum ire et abire cepimus extra civitatem illique a prudencioribus sedati cessaverunt a nobis. Abeuntes ergo trans lacum, disiecto ponte a tergo nostro, ne iterum impetum super nos facerent, in campo inter areas et loca horreorum decumbendo respiravimus videntes et dinumerantes socios et, quia nullus defuit, Deum benedicentes. Timo: Hic primum, hic audio quoddam veri apostolatus indicium, plagas videlicet et livores, sicut scriptum est: Ibant apostoli gaudentes a conspectu concilii, quoniam digni habiti sunt pro nomine Iesu contumeliam pati68. Sed
66 67 68
Vgl. Ebo II 8 Anm. 40, oben S. 230. Vgl. Abb. 14 einer Rekonstruktion bei Piskorski (wie Lit. Verz.) S. 28. Act 5,41.
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Schlag66 oder eine Wunde im Namen Jesu zu erhalten. Als Paulicius aber und die Sendboten sahen, dass alle tatsächlich verrückt wurden und weiter zu bleiben immer bedenklicher war, gingen sie hinaus mitten ins Volk und forderten mit größter Lautstärke, so als wären sie selbst rasend, mit ausgebreiteten Armen Schweigen. Als die Leute ein wenig zur Ruhe gekommen sind, fahren sie fort und sagen: „Was soll das?“ Und indem sie die ganze Sache auf sich beziehen, sagen sie: „Wenn ihr nicht zulasst, dass wir uns in der Hofhaltung unseres Herzogs friedlich aufhalten, dann lasst wenigstens zu, dass wir friedlich von ihr abziehen. Was rast ihr gegen uns? Wen von euch haben wir verletzt?“ Doch jene: „Wir sind gekommen, den Betrüger zu töten, jenen Bischof und die übrigen Christen mit ihm, die unsere Götter schmähen. Doch wenn ihr sie retten wollt, seht, wir machen den Weg frei; bringt sie schnell aus der Stadt heraus!“ Die Gassen aber waren morastig und voller Schmutz, und es waren überall Stege67 und Bohlen wegen des Morastes gelegt worden. Daher nahm Paulicius den Bischof bei der Hand und mahnte ihn vorsichtig, wenn er könne, möge er schneller gehen. Wie wir aber mitten durch die Menge mit nicht ungestörten Schritten außerhalb des Hofs bis zum Steg kamen, seht, da schwang ein Barbar, ein sehr kräftiger Mann, aus der Menge eine ungeheure Stange mit wüstem Schlag, um den Kopf des gerade vorbeigehenden Bischofs zu treffen. Doch der drehte den Kopf zur Seite und erhielt den Schlag auf die Schulter; jener wiederholte sein Unternehmen, und als ein anderer von oben her einen Knüppel auf unsern Otto warf, stürzte dieser, den die Hände des Paulicius und des Priesters Hiltan stützten, vom Steg in den Morast. Paulicius aber zeigte sich dort mit Leib und Seele als Mann; er verließ den liegenden Bischof nicht wegen der dort drohenden Geschosse, sondern bildete mit seinem Körper einen Schutzschild und empfing die zahlreichen Schläge, stieg vom Steg in den Unflat bis an die Leisten hinab und half dem im Schlamm Liegenden. Ebenso ließen sich auch die anderen Priester und Geistlichen, während sie ihren Bischof schützten und ihm zum Aufstehen die Hände reichten, bei ihm im Namen Jesu durch Knüppel und Stöcke verprügeln. Als wir endlich unter vielen Gefahren den Steg wieder erreicht hatten, gingen wir weiter und begaben uns außerhalb der Stadt, während jene von Besonneneren beruhigt wurden und von uns abließen. Wir gingen also weg hinter das Haff, wobei wir hinter uns den Steg abrissen, damit jene nicht erneut einen Überfall auf uns machten, ließen uns auf dem Feld zwischen den Tennen und Scheunen nieder und erholten uns; wir schauten uns um und zählten unsere Leute, und weil keiner fehlte, priesen wir Gott. Tiemo: Hier höre ich zum ersten Mal von einem Zeichen echter apostolischer Nachfolge, das heißt von Wunden und blauen Flecken, wie geschrieben steht: Die Apostel gingen weg vom Hohen Rat und freuten sich, dass sie gewürdigt worden waren, im Namen Jesu Schmach zu erleiden.68 Aber sage
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Otto, Bischof von Bamberg
dic, obsecro, mi apostole, num in aliquo particeps fuisti huius apostolice benediccionis? Sefridus: Me miserum, infirmitate mea conspecta, talibus bonis me indignum ipsi iudicavere pagani. Puduit tamen, ut verum fatear, aliis de suis porcionibus postea satis iocunde gloriantibus, me nichil ibi accepisse. Timo: Consolare, inquit, si quid minus circa te in illo capitulo actum est, in nostro poterit impleri. Sed perge ad cetera et, qualiter in tam dura terra evangelii radix tandem convaluerit, explicato! 25. Sefridus: Postquam nos respiravimus et illi desevierant, Otto beatissimus: „Proh dolor“, inquit, „bona spe cassati sumus. Palma in manibus erat; vos eam – Deus vobis ignoscat, filii et fratres – extorsistis de manibus nostris. Vix omnes ictus illi unius passioni sufficerent, sed dum omnes ad coronam prosiluistis, nec unum pervenire dimisistis.“ Cui Paulicius: „Satis“, inquit, „domine, nobis visus es accepisse.“ – „Parum, inquit ille, quia voto minus. Tua quoque avaricia meam ex parte magna preripuit benediccionem.“ Hoc autem dixit de ictibus, quos ille intercepit. Constat tamen episcopum tribus plagis vapulasse. Mansimus ergo per dies quindecim trans stagnum, quod cingebat civitatem, expectantes, si forte meliori animo fierent. Interea vero et nostri ad illos sepe ibant et redibant, similiter autem et eorum primates veniebant ad nos excusare se stultis hominibus et vilioribus de plebe culpam illius tumultus imponentes. Habuit ergo cum eis verbum de fide christianismi quasi per ambages hortans eos et suadens. Preferebat eciam nomen et potenciam ducis Polonici et quomodo ad illius iniuriam spectet illata nobis contumelia, quidve mali contra eos inde oriri queat, nisi forte illorum intercedat conversio, insinuavit. At illi consilium se accepturos dicebant. Regressique ad suos omnia hec tractabant diligenter ac retractabant, tandemque in unius sentencie formam concesserunt, videlicet super hoc verbo se facturos, quicquid facerent Stetinenses. Hanc enim civitatem antiquissimam et nobilissimam dicebant in terra Pomeranorum matremque civitatum et satis iniustum fore se aliquam nove religionis observanciam admittere, que illius auctoritate prius roborata non fuisset. 26. Quibus auditis, episcopus Stetinam nichil cunctatus adire festinat et quendam de Iulinensium civibus Nedamerum nomine, ut viam nobis monstraret, assumpsit. Hic autem familiaritate nostra bene utens cum filio suo quasi alter Nichodemus69 occulte nos frequentabat et, que dicebantur, liben-
69
Vgl. Ioh 3,1.
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bitte, lieber Apostel, warst du irgendwie Teilnehmer an dieser Apostelsegnung? Sefried: Ich Armer, sobald die Heiden meine Erkrankung sahen, hielten sie mich solcher guten Dinge für unwürdig. Ich schäme mich, um die Wahrheit zu sagen, dass ich dort nichts abbekommen hatte, während die anderen nachher ihren Anteil fröhlich rühmten. Tiemo: Tröste dich, wenn dir in diesem Abschnitt etwas weniger geschehen ist; wir können es in unserem ergänzen. Doch fahre fort mit dem Übrigen und erläutere, wie auf so hartem Boden die Wurzel des Evangeliums endlich aufgegangen ist! 25. Sefried: Nachdem wir uns erholt und jene zu wüten aufgehört hatten, sagte der selige Otto: „O Schmerz, wir sind um eine gute Hoffnung betrogen worden; ich hatte die Palmzweige schon in der Hand; doch ihr – Gott möge euch verzeihen, liebe Söhne und Brüder –, ihr habt sie meinen Händen entwunden. Kaum hätten alle jene Schläge zum Martyrium eines Einzigen hingereicht, doch da ihr alle zur Krönung hinzugeeilt seid, habt ihr verhindert, dass auch nur einer sie erlangt.“ Darauf Paulicius: „Es schien uns, Herr, dass du genug abbekommen hast.“ Der meinte: „Zu wenig, weil weniger als mein Wunsch! Deine Habgier hat zum größten Teil bei mir den Segen vereitelt.“ Das aber sagte er über die Schläge, die jener aufgefangen hatte. Es steht aber fest, dass der Bischof von drei Hieben voll getroffen wurde. Wir blieben nun zwei Wochen am Moor, das die Stadt umgibt, und warteten, ob sie vielleicht besseren Sinnes würden. Inzwischen gingen unsere Leute zu ihnen hin und her, ebenso kamen die Vornehmeren zu uns; sie entschuldigten sich und machten ihre törichten und nichtsnutzigen Leute im niederen Volk für den Aufruhr verantwortlich. Er [der Bischof] hatte also bei ihnen Gelegenheit, vom christlichen Glauben gleichsam auf Umwegen mahnend und ratend zu sprechen. Er hob nämlich den Namen und die Macht des polnischen Herzogs hervor und flocht ein, wie wohl die uns angetane Schmach als Unrecht gegen ihn aussehe und was daraus für ein Übel gegen sie entstehen könne, falls nicht ihre Bekehrung es abwende. Aber jene sagten, sie würden einen Ratsbeschluss annehmen. Sie kehrten zurück zu den Ihren, berichteten dies immer wieder und erreichten schließlich den Wortlaut eines Beschlusses, sie würden nach dem Wort handeln, das die Stettiner finden würden. Sie sagten, dieses sei nämlich die älteste und edelste Stadt im Land der Pommern, die Mutter aller Städte, und es sei nicht recht, wenn sie eine Befolgung der neuen Religion zuließen, die nicht zuvor von deren Ansehen bestätigt worden sei. 26. Als das der Bischof hörte, wollte er unverzüglich Stettin besuchen und nahm einen Wolliner Bürger namens Nedamer mit sich, der uns den Weg zeigen sollte. Der hatte unseren vertrauten Umgang gut genutzt und besuchte uns mit seinem Sohn insgeheim wie ein zweiter Nikodemus69 und lauschte
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ter audiebat. Alii quoque nonnulli de ipsa civitate occulte Christum colebant tam viri quam mulieres. Isti etiam frequentabant nos, dum ibi moras faceremus, deque suis rebus nobis humanitatem honeste impendentes spirituali consolacione ab episcopo recreati sunt, optantes, ut, Stetina recipiente verbum Dei, Iulina quoque recipere ex racione conveniatur, quo ipsis, quid de Christo senciant, publicare licitum fiat. Igitur Nedamero duce ac filio eius Stetinam navigavimus; sed illi Stetinenses offendere veriti, si nos adduxisse viderentur, priusquam ab eis videri possent, nobis valefacientes in locum suum reversi sunt. Nos vero per crepusculum noctis applicantes civitati egressi naves curtim ducis intravimus. Mane facto, Paulicius et legati primates adeunt, ex parte ducum se cum episcopo missos referunt, causam vie ponunt evangelium, dant consilium, promittunt et terrent. At illi: „Nichil“, inquiunt, „nobis et vobis. Patrias leges non dimittemus, contenti sumus religione, quam habemus. Apud christianos“, aiunt, „fures sunt, latrones sunt, truncantur pedibus, privantur oculis, et omnia genera scelerum et penarum christianus exercet in christianum, absit a nobis religio talis.“ Hec et his similia protestantes obturaverunt aures suas, ne audirent verbum. Omnibus igitur obstinatis, per duos menses et plus ibi morantes nichil pene profecimus. Dum ergo tam longa et inutilis mora nobis turbacioni esset, consilium incidit: legatos mittere ad ducem Polonie, sciscitari, quid de nobis iuberet, utrum manere illic an redire et de contradiccione civitatum, quid ei videretur. Quod consilium ubi civibus conpertum fuit, timebant quidem, tamen rogabant, ut mitterentur legati, suos cum illis hac racione profecturos dicentes, ut si apud ducem perpetue pacis stabilitatem obtinere tributumque alleviare queant, his ibi coram suis et nostris legatis ex scripto firmatis, christianis se legibus sponte inclinarent. Abeuntibus ergo cum Paulicio nostris et eorum legatis, nos interim bis in ebdomada, in diebus scilicet mercatus, per medium fori populo ex omni provincia conveniente, sacerdotalibus induti crucem portavimus et de fide atque agnicione Dei populum incredulum 70oportune et inportune70 alloquendo iugulum neci quodammodo cottidie aptavimus, sed Deo protegente nos, lesi non sumus. Plebs autem, que de rure fuit, et simplicitate sua et rerum novitate capta, negociis suis postpositis, predicacionem libentissime accepit, quamvis credere non auderet. Et quia certis diebus
70–70
Vgl. 2 Tim 4,2.
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gern, was wir besprachen. Auch einige andere verehrten Christus insgeheim, Männer und Frauen. Diese besuchten uns oft, wenn wir dort verweilten, wir empfingen von ihren Vorräten ehrenvoll Nahrung, und sie wurden vom Bischof mit geistlicher Tröstung wieder aufgerichtet; sie hofften, nach Annahme des Wortes Gottes in Stettin werde auch Wollin es aufnehmen; aufgrund des Vertrages werde man sich einigen, wodurch es ihnen erlaubt sein werde, öffentlich kundzumachen, was sie von Christus hielten. Also segelten wir unter der Führung von Nedamer und seinem Sohn nach Stettin; doch sie fürchteten, bei den Stettinern Anstoß zu erregen, wenn sie sähen, wer sie hergebracht hat; deshalb sagten sie Lebewohl, bevor man uns hatte sehen können, und kehrten in ihren Ort zurück. Wir aber landeten in der Dämmerung bei der Stadt, stiegen aus den Schiffen und gingen in die Hofhaltung des Herzogs. Als es Morgen wird, besuchen Paulicius und die Sendboten die Stadthäupter, sie berichten, sie seien von Seiten der Herzöge und des Bischofs geschickt, als Grund nennen sie das Evangelium, sie geben Ratschläge, versprechen und drohen. Doch die sagen: „Nichts mit uns und euch! Wir werden unsere heimatlichen Gesetze nicht verlassen, wir sind zufrieden mit der Religion, die wir haben.“ – „Bei den Christen“, sagen sie, „gibt es Diebe, Räuber, es werden Füße abgehauen, Augen ausgestochen, und alle Arten von Verbrechen und Strafen übt ein Christ gegen einen Christen; solche Religion sei fern von uns!“ Solches und Ähnliches brachten sie vor und verstopften ihre Ohren, damit sie das Wort nicht hörten. Während jene also hartnäckig verstockt blieben, verharrten wir dort zwei Monate und mehr, machten aber kaum Fortschritte. Während der so lange und nutzlose Aufenthalt uns beunruhigte, kam der Ratschluss auf, Sendboten zum Herzog von Polen zu schicken und ihn zu fragen, was er uns befehle, ob wir bleiben oder zurückkehren sollten, ferner über die Widersetzlichkeit der Städte, was er da meine. Als dieser Plan den Bürgern bekannt wurde, bekamen sie zwar Angst, dennoch baten sie, auch ihre Abgesandten mitzuschicken; sie sagten, wenn sie beim Herzog die Festigkeit ständigen Friedens und Erleichterung der Abgabe erlangen, könne dies vor ihren und unseren Sendboten schriftlich bestätigt werden und sie würden sich dann freiwillig den christlichen Geboten zuneigen. Also zogen unsere und ihre Sendboten mit Paulicius los; inzwischen trugen wir zweimal in der Woche, und zwar an den Markttagen, angetan mit priesterlichen Gewändern das Kreuz mitten über den großen Platz, wo das Volk aus dem ganzen Land zusammenkam, sprachen zum ungläubigen Volk, 70gelegen und ungelegen,70 über den Glauben und die Anerkennung Gottes und machten täglich irgendwie unseren Nacken für einen Mord frei, doch unter Gottes Schutz wurden wir nicht verletzt. Das Volk aber, das vom Lande kam, ließ in seiner Schlichtheit und gefangen von der Neuheit das Geschäft beiseite und hörte gern der Predigt zu, obgleich es nicht zu glauben wagte. Und weil an
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crux portabatur et sermones fiebant, magis propter verbum quam propter forum ruricole confluebant. Ego in illis diebus crucem cum Symone71 in angaria portavi. Nam vellem nollem, per medios barbaros, per forum et turbam incredulorum 72obprobrium crucis72, animo et corpore tener agoniteta, coram episcopo portare iubebar. Deus autem pius et misericors, sciens timiditatem meam et pavorem meum, ledi me non sinebat. 27. Cottidie autem fidei 73retia laxantibus et nichil nobis capientibus73 et multum super hoc tedentibus, tandem benignus Dominus sedulitatem boni servi sui Ottonis laborem quoque ac mestitiam miserando respexit. Nam duo pulcherrimi adolescentes, filii cuiusdam nobilis de civitate, domum nostram frequentare et familiares se prebere, paulatimque de Deo nostro et de fide querere ceperunt. Episcopus autem senciens, quia in bono veniunt, futurorum bonorum ex his captando presagium, blandis mulcet alloquiis atque de mundicia et honestate christianismi, de immortalitate animarum, de resurreccione corporum, de spe et gloria eterne vite adolescentibus per singulos dies evangelizavit. Que omnia, flante Spiritu sancto, pueri alcius suis inbibere pectoribus neque diu cunctati credere se velle atque baptismum percipere dixerunt. Episcopus ergo letissimus pueros statim cathezizat ac de omnibus, que christiane religioni conpetebant, diligenter instructos iussit, ut loti et lotis induti cum cereis suis et albis sese preberent baptizandos. Illi, ut moniti erant, silenter exequentes omnia, die statuto, parentibus insciis, loti et purificati novisque ac mundis vestibus induti cum albis et cereis percepturi sanctum baptisma se manibus episcopi obtulerunt. Videres humano in corpore vultus angelicos, videres expulsa demonici squaloris inercia, in vultibus iuvenum Christum, 74novum hominem74 gracioso iam coruscare aspectu. Pontifex ipse omnesque alii sacerdotes et clerici gavisi sunt et admirati super gracia, quam videre in pueris. Sed quid morer? Baptizati sunt et propter octavam purificacionis octo dies apud nos commorantes in domos parentum non sunt reversi. 28. Mater vero illorum puerorum – nam pater domi aberat – ubi, que gesta sunt, audivit, pueris nondum exalbatis, ultra quam dici queat gaudio perfusa, cuidam de pueris suis: „Vade“, inquit, „nuncia domino meo episcopo, quia
71
Vgl. Marc 15,21. Vgl. Gal 5,11. 73–73 Vgl. Luc 5,5. 74–74 Vgl. Eph 4,22; Col 3,9. 72–72
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den bestimmten Tagen das Kreuz getragen wurde und Predigten stattfanden, strömten mehr Bauern wegen des Wortes als wegen des Marktes zusammen. Ich habe in jenen Tagen zusammen mit Simon71 die Last des Kreuzes als Frondienst getragen. Denn ob ich wollte oder nicht, ich hatte die Aufgabe, vor dem Bischof her 72die Schmach des Kreuzes72 über den weiten Platz mitten durch die Heiden und durch die Schar der Ungläubigen zu tragen, mit Leib und Seele ein zarter Anführer im Kampf. Der gütige und barmherzige Gott wusste um meine Furchtsamkeit und meine Angst und ließ nicht zu, dass ich verletzt wurde. 27. Täglich 73warfen wir die Netze des Glaubens aus und konnten nichts fangen,73 und als wir deshalb müde wurden, schaute endlich der gütige Herr auf den Eifer seines Knechtes Otto und erbarmte sich seiner Betrübnis. Denn zwei recht hübsche junge Leute, Söhne eines Adligen der Stadt, begannen unser Haus öfter zu besuchen, vertraut zu werden und allmählich nach unserm Gott und dem Glauben zu fragen. Der Bischof aber spürte, dass sie im Guten kamen, nahm daraus die Vorahnung künftigen Heiles, ergötzte sie mit freundlicher Ansprache und mit der Reinheit und Ehrenhaftigkeit des Christentums; an den einzelnen Tagen verkündete er das Evangelium über die Unsterblichkeit der Seelen, die Auferstehung der Leiber und über die Hoffnung und Herrlichkeit des ewigen Lebens. Dies alles sogen die Jungen unter dem Wehen des Heiligen Geistes tief in ihre Brust ein und zögerten nicht zu glauben; dann sagten sie, sie wollten auch die Taufe empfangen. Der Bischof, äußerst froh über die Jungen, führte sofort die Taufprüfung durch, lehrte sie sorgfältig alles, was zum christlichen Glaubensleben gehört, und befahl, sie sollten gewaschen und mit gewaschenem Gewand, mit ihren Kerzen und dem weißen Taufkleid sich als Täuflinge zeigen. Jene führten alles heimlich aus, wie sie gemahnt waren, erschienen am vereinbarten Tag, ohne Wissen der Eltern, gewaschen und gereinigt mit neuen und sauberen Kleidern angetan, mit den weißen Taufkleidern und den Kerzen, und boten sich als Bewerber der heiligen Taufe den Händen des Bischofs dar. Da hätte man in dem menschlichen Leib die Gesichter der Engel sehen können, und, nach Austreibung der Unreinheit dämonischen Schmutzes, in den Gesichtern der Jugendlichen Christus, 74den neuen Menschen,74 schon in liebenswürdigem Antlitz strahlend. Der Bischof und die anderen Priester und Geistlichen waren froh und wunderten sich über die Gnade, die sie in den Jungen sehen konnten. Kurzum: Sie wurden getauft und blieben wegen der Oktav der Reinigung acht Tage bei uns und kehrten nicht in die Häuser ihrer Eltern zurück. 28. Sobald die Mutter jener Jungen – der Vater war nicht zu Hause – hörte, was geschehen war, wurde sie über die Knaben, die noch nicht das Taufkleid abgelegt hatten, von unbeschreiblicher Freude erfüllt und sagte einem ihrer Diener: „Geh, sag meinem Herrn Bischof, dass ich ihn und meine Söh-
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ipsum et filios meos videre venio.“ Erat enim matrona magne honestatis et potencie in civitate illa. Episcopus ergo audiens illam advenire desub tecto exiens in graminis cespite sub divo consedit suosque regeneratos adhuc in albis positos circumsedentibus clericis ad pedes suos collocavit. Sed ubi matrem eminus advenientem conspiciunt, modeste consurgentes et episcopo prius inclinantes, quod advertere pulchrum fuit, quasi petita licencia obviam ei vadunt. Quos illa intuens albatos, magnitudine gaudii quasi amens et stupida, soluta in lacrimas, subito in terram corruit. Accurrit episcopus, accurrunt clerici, levant, tenent, consolantur; putabant enim, quod nimietate doloris defecisset. At illa recuperato flatu: „Benedico te“, inquit, „domine Iesu Christe, tocius spei et consolacionis auctor, quod filios meos tuis sacramentis inbutos tueque fidei veritate aspicio illustratos. Scis enim, domine Iesu Christe, quod hos“ – tenensque osculata est pueros et amplexata – „in secreto pectoris mei tue miseracioni iam per multos annos commendare non cessavi petens, ut hoc eis faceres, quod fecisti.“ Deinde ad episcopum: „Benedictus“, inquit, „introitus tuus in hanc civitatem, domine et pater reverentissime; multum enim populum tua perseverancia Domino hic habet acquirere. Non te dilacio fatiget. En ego ipsa, que coram te asto, Dei omnipotentis adiutorio et tui, pater, animata presencia, sed et pignerum meorum freta subsidio christianam me confiteor, quod hactenus non audebam.“ Sicut enim protestata est, in diebus adolescencie sue de terra christianorum per rapinam ablata fuit et, cum esset ingenua et speciosa, gentili homini marito suo, diviti ac prepotenti viro, copulata est et eosdem filios ex illo suscepit. Episcopus ergo super his omnibus Deum benedicens confitenti et confidenti matrone verbo confortacionis fidem auxit et fiduciam, sueque liberalitatis non immemor, grisee pellicule clamidem preciosam ei dedit et, eadem petente atque cum fiducia iam evangelizante, omnes eius domesticos75 aqua tinxit regeneracionis. Deinde etiam omnes convicinos eius et familiares, viros et feminas cum parvulis sui, eadem fidei societas paulatim involvit. Pueros quoque ipsos post expletos octo dies, in die deposicionis albarum duabus camisiis de subtili panno vestivit et easdem camisias aurifrigio in ora capicii et sutura humerali atque brachiali ornari eis fecit, duosque cingulos aureos tradens et calciamenta picturata verboque doctrine et sacramento eucharistie eos communiens cum gaudio in domum matris remisit. Timo: Miris modis aurum suum et donaria Otto noster expendit. Ut enim
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Also wohl die Hörigen.
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ne sehen möchte!“ Sie war nämlich eine Herrin von großer Ehre und Macht in jener Stadt. Als der Bischof also hörte, sie käme, verließ er das Haus und setzte sich unter freiem Himmel ins Gras; er ordnete seine Neugeborenen noch in weißem Taufkleid zu seinen Füßen, während die Geistlichen im Kreis darum saßen. Wie sie die Mutter von ferne kommen sehen, stehen sie bescheiden auf, verneigen sich zunächst vor dem Bischof (was schön anzusehen war, so als ob sie um Erlaubnis bäten) und gehen ihr entgegen. Als sie die weiß Gewandeten sieht, ist sie von der Größe der Freude fast außer sich und verdutzt, aufgelöst in Tränen stürzt sie plötzlich zu Boden. Der Bischof eilt hinzu, auch die Geistlichen, man hebt sie auf, hält sie, tröstet sie; man glaubt nämlich, sie sei vor übermäßigem Schmerz zusammengebrochen. Doch wieder zu Atem gekommen sagt sie: „Ich preise dich, Herr Jesus Christus, Urheber aller Hoffnung und allen Trostes, dass ich meine Söhne mit deinen Sakramenten benetzt und in der Wahrheit des Glaubens erleuchtet sehe. Du weißt ja, Herr Jesus Christus, dass ich“, und sie hielt ihre Söhne geküsst und umarmt, „schon seit vielen Jahren nicht aufgehört habe, sie im Innern meiner Brust deiner Barmherzigkeit zu empfehlen mit der Bitte, du mögest an ihnen das tun, was du jetzt getan hast.“ Darauf zum Bischof: „Gepriesen sei dein Einzug in diese Stadt, hochwürdigster Herr und Vater; deine Hartnäckigkeit hat hier viel Volk für den Herrn zu erwerben. Die Verzögerung möge dich nicht zermürben. Ich selbst, die ich hier vor dir stehe, werde mit der Hilfe des allmächtigen Gottes und in deiner belebenden Anwesenheit, aber auch im Vertrauen auf die Hilfe der Unterpfänder meiner Liebe mich als Christin bekennen, was ich bisher nicht wagte.“ Wie sie nämlich bezeugte, war sie in den Tagen ihrer Jugend aus dem Christenland durch Raub verschleppt worden, und da sie edel geboren und schön war, einem heidnischen Mann, einem reichen und mächtigen Herrn, verheiratet worden und hatte von ihm diese Kinder bekommen. Der Bischof pries Gott über alles und vermehrte durch ein Wort der Ermunterung den Glauben und das Vertrauen der immer wieder ihren Glauben bekennenden Frau; eingedenk seiner Freigebigkeit gab er ihr einen kostbaren Mantel aus grauem Pelz; und als sie darum bat und voll Vertrauen die frohe Botschaft verkündete, taufte er alle Hausgenossen75 mit dem Wasser der Wiedergeburt. Dann umfasste die Glaubensgemeinschaft allmählich auch alle ihre Nachbarn und die Genossenschaft, Männer und Frauen mit ihren Kindern. Nach der Erfüllung der sieben Tage bekleidete er am Tage der Ablegung des Taufkleides die Jungen selbst mit zwei Röcken aus feinem Tuch und ließ die Röcke am Saum des Stoffes, an der Schulternaht und an den Ärmeln mit einer Goldborte schmücken; er schenkte noch zwei goldene Gürtel und bunte Schuhe, und mit einem Wort der Lehre und ihnen das Sakrament der Eucharistie reichend schickte er sie voll Freude in das Haus der Mutter zurück. Tiemo: Unser Otto hat sein Gold und seine Geschenke in merkwürdiger
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salvi essent homines, et precio conduxit et verbo instruxit rudesque alumpnos et spiritualibus documentis informabat et corporalibus beneficiis conciliabat. Sefridus: Optime animadvertisti. Sed quanto fenore donaria sua in thesauros Domini sui aliquociens congesserit, ex his poteris conicere. — 29. Prefati etenim pueri, cum ad suos coadolescentes pervenissent, et quomodo ab episcopo habiti et instructi essent et quanta esset apud illum disciplina et honestas, quanta pietas et mansuetudo, ruminare ceperunt; mox etiam, quante munificencie ac liberalitatis circa omnes extiterit, predicare obliti non sunt. Atque in argumentum rei: „Cernite“, inquiunt, „his indumentis post omnia beneficia sua nos induit, his aureis cingulis honoravit. Pecunia sua captivos redimit, suis impensis eosdem vestit, cibo reficit et liberos abire dimittit. Quid umquam simile visum auditumve est in terra Pomeranorum? Quid simile pontifices nostri et sacerdotes faciunt? Hunc certe aliquem visibilem deum inter homines advenisse ipsa gratuita redempcio captivorum, in cippis et compedibus putrefactorum multos cives nostros fecerat autumare. Sed ille hoc negans non deum se, sed Dei altissimi servum pro nostra salute ad nos directum dici et credi optat. Et anime immortalitatem et corporum resurreccionem et eterne vite gloriam doctrinam dicit esse christianorum. Quare non credatur ei?“ Hec et his similia pagana iuventus a iuvenibus audiens, aspirante gratia Dei, tracta est et adtracta per eosdem in eundem fidei fervorem, reversique ad episcopum pueri fide recenter imbuti more columbarum alias trahencium gregem non modicum adduxere coevorum, evangelii rudimenta suscipere cupiencium. Quid multa? Cathezizantur, baptizantur. Et a pueris et iuvenibus cana patrum prudencia se passa est erudiri, flammaque fidei paulatim progrediente, concaluit civitas universa, neque iam occulte vel pauci, sed publice ac multi simul cottidie veniebant ad fidem. Interea prefate coniunx matrone et pater primitivorum in via domi absens, ubi audivit, quod uxor et filii totaque domus eius proiecto paganismo ritu viveret christiano, mori voluit pre dolore. Sed uxor provida cognatos eius et amicos, qui malagma ei consolacionis apponerent, obviam direxit egroto; ipsa vero domi pro illius conversione preces Domino et vota non irrita offerre non cessavit. Itaque reversus ille, cum non solum domesticos suos, verum et alios vicinos et
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Form ausgegeben. Damit die Menschen gerettet werden, warb er sie mit einer Belohnung an und lehrte sie auch durch das Wort, und die unerfahrenen Schüler belehrte er mit geistlichen Zeugnissen und versöhnte sie mit leiblichen Wohltaten. Sefried: Du hast gut beobachtet. Doch mit welchem Zinsertrag er seine Geschenke in die Schatzkammern des Herrn mehrmals eingezahlt hat, kannst du dem Folgenden entnehmen: — 29. Denn sobald die Jungen zu ihren Altersgenossen kamen, begannen sie zu wiederholen, was sie vom Bischof wussten und gelehrt worden waren und wie bei ihm Ordnung und Ehre, Frömmigkeit und Milde waren; bald auch vergaßen sie nicht, zu erzählen, von welcher Großzügigkeit und Freigebigkeit er gegen alle sei. Und zum Beweis dessen sagten sie: „Seht, mit dieser Kleidung hat er uns nach allen seinen Wohltaten eingekleidet, mit diesem goldenen Gürtel uns geehrt. Mit seinem Geld kauft er Gefangene frei, auf seine Kosten kleidet er sie ein, mit Essen versorgt er sie und lässt sie dann frei von dannen gehen. Hat man je Ähnliches im Pommernland gesehen oder gehört? Machen unsere Oberpriester und Priester etwas Ähnliches? Diese uneigennützige Befreiung von Gefangenen, die in Blockfesseln dahinfaulten, hat viele unserer Bürger dazu gebracht anzunehmen, dass er wie ein sichtbarer Gott zu den Menschen gekommen ist. Aber er hat das verneint und gewünscht, man möge sagen und glauben, er sei der Knecht des höchsten Gottes, zu unserm Heil zu uns geschickt. Er sagt, Lehre der Christen sei die Unsterblichkeit der Seele, die Auferstehung der Leiber und die Herrlichkeit des ewigen Lebens. Warum glaubt ihr nicht?“ Als die heidnische Jugend dies und Ähnliches von den Jungen hörte, wurde sie durch das Wehen der Gnade Gottes getrieben und durch sie zur selben Glaubensglut entfacht; und die erst kürzlich in den Glauben eingeweihten Jungen kehrten zum Bischof zurück, wie Tauben andere nach sich ziehen, und führten eine nicht unbeträchtliche Schar Gleichaltriger, die die Grundlagen des Evangeliums aufzunehmen wünschten. Was ist noch zu sagen? Sie werden zum Glauben befragt, sie werden getauft. Und die ergraute Weisheit der Väter nahm es hin, von den Knaben und Jünglingen gebildet zu werden; die ganze Stadt wurde durch die sich langsam ausbreitende Flamme des Glaubens erwärmt, und täglich kamen nun nicht insgeheim und nur wenige zum Glauben, sondern offen und viele. Als inzwischen der Gatte besagter ehrbaren Frau und Vater der Erstlinge, von Hause abwesend, unterwegs davon hörte, dass seine Ehefrau, die Söhne und sein ganzes Haus nach Verwerfung des Heidentums in christlicher Weise lebten, wollte er vor Schmerz sterben. Doch seine umsichtige Gattin schickte seine Verwandten und Freunde dem kranken Mann entgegen, die ihm ein weiches Kissen der Tröstung bereiten sollten; sie selbst aber hörte daheim nicht auf, Gott für seine Bekehrung nicht wirkungslose Gebete und Bitten zu senden. Als er dann heimgekehrt sah, dass nicht nur sein Hausgesinde,
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concives suos 76veterem hominem76 exutos in novitate vite conspiceret ambulantes, ad informandum se illis, Deo visitante cor illius, facile inclinatus est. 30. Dum ea geruntur in civitate, Paulicius et legati tam illorum quam nostri a duce Polonie veniunt, pacti mandata et scripta tiranni secundum hec verba reportantes: Bolezlaus, omnipotentis Dei favente clemencia dux Poloniorum et hostis omnium paganorum, genti Pomeranice et populo Stetinensi promisse fidei sacramenta servanti pacem firmam et longas amicitias, non servanti vero cedem et incendia et eternas inimicicias. Si occasiones quererem adversum vos, iusta esse poterat indignacio mea, quod quasi fidei vestre transgressores, vos retrorsum abire conspicio, et quod dominum et patrem meum Ottonem episcopum omni honore ac reverencia dignissimum, vita et fama in omni populo et gente preclarum, vestre saluti a Deo vero et nostro ministerio destinatum, sicut oportuit non suscepistis neque hactenus secundum Dei timorem illius doctrine obedistis. Omnia hec vestre valebant accusacioni, sed interpellavere pro vobis responsales et mei et vestri, honorati viri ac prudentes, precipue autem ipse pontifex apud vos manens, evangelista vester et apostolus. Horum ergo consilio ac peticioni acquiescere dignum iudicans servitutis ac tributi pondus, ut iugum Christi eo alacriores suscipiatis, hoc modo relevare decrevi: Tota terra Pomeranorum duci Polonie, quicumque sit ille, trecentas tantum argenti marcas publici ponderis77 annis singulis persolverit. Si bellum ingruerit ei, hoc modo eum iuvabunt: Novem patres familias decimum in expedicionem armis et impensis habunde procurabunt et eiusdem familie interim domi fideliter providebunt. Ista servantes et fidei christiane consencientes nostram pacem porreccione manus et eterne vite gaudium consequemini et in omnibus oportunitatibus vestris presidia semper et auxilia Polonensium tamquam socii et amici experiemini.
Igitur habita concione, ubi coram populo et principibus verba hec recitata sunt – multo quam, dum apud Naclam armis subacti essent, leciores – pacti sacramenta devote suscipientes remota omni controversia evangelicis tradicionibus se submiserunt. Episcopus ergo arrepto tempore pulpitum conscendens: „Nun“, ait, „ad nostri sermonis officium ventum est.“ Et incipiens: „Gaudete“, inquit, „in Domino semper; iterum dico, gaudete. Modestia vestra, fides et conversio vestra nota sit omnibus78, nota sit omni mundo. Nam totus mundus pro vestra doluit infidelitate. Totus enim mundus, fratres carissimi, usque ad hunc terre vestre angulum lumen veritatis agnoscit, et vos in tenebris remanere voluistis. Pudeat et peniteat vos creatorem vestrum hactenus non agnovisse. Nunc ergo tanto devocius, quanto serius ad ipsum convertimini; currite, festinate, ut eos, qui vos in fide precesserunt, consequami76–76 77 78
Vgl. Eph 4,22. Wohl karolingisches Gewicht von 328 g. Phil 4,4 – 5.
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sondern auch seine Nachbarn und Mitbürger 76den alten Menschen abgelegt76 hatten und in der Neuheit des Lebens wandelten, da besuchte Gott sein Herz, und er war leicht bereit, sich ihnen anzuschließen. 30. Als das in der Stadt geschah, kamen Paulicius und deren und unsere Sendboten vom Herzog von Polen zurück und brachten Verträge, Befehle und ein Schriftstück des Herrschers mit folgenden Inhalt: Boleslaw, durch das Walten der Gnade des allmächtigen Gottes Herzog der Polen und Feind aller Heiden, entbietet dem Pommernvolk und der Bevölkerung von Stettin, soweit sie die Sakramente des versprochenen Glaubens bewahrt, starken Frieden und lange Freundschaft, denen aber, die sie nicht bewahren, Tod, Brand und ewige Feindschaft. Wenn ich eine Gelegenheit gegen euch suchte, so könnte meine Ungnade gerecht sein, weil ich sehe, dass ihr rückfällig seid gleichsam als Verletzer eurer Treue, und weil ihr meinen Herrn und Vater, Bischof Otto, der aller Ehre und Verehrung würdig ist, der nach Leben und Ruf in jedem Volk und Stamm berühmt ist, der von Gott zu eurem Heil und unserm Dienst bestimmt wurde, nicht, wie es sich gebührte, aufgenommen habt und seiner Lehre bislang nicht in Gottesfurcht gehorcht habt. Alles dies wiegt schwer in der Anklage, doch meine und eure Bevollmächtigten, ehrenvolle und kluge Männer, besonders aber der bei euch weilende Bischof, euer Verkünder der Frohbotschaft und Apostel, haben sich für euch eingesetzt. Auf deren Rat und Bitten hin hielt ich es für angemessen, die Last eurer Knechtschaft und der Abgabe zu erleichtern, damit ihr umso eher das Joch Christi auf euch nehmt, und habe beschlossen, es wie folgt zu erleichtern: Das ganze Pommernland soll dem Herzog von Polen, wer immer es sein wird, nur 300 Mark Silber amtlichen Gewichts77 alljährlich zahlen. Wenn Krieg ausbricht, werden sie ihm wie folgt beistehen: Neun Familienväter werden einen zehnten für den Feldzug mit Waffen und Aufwand reichlich versorgen und inzwischen getreulich daheim für dessen Familie sorgen. Wenn ihr dies bewahrt und dem christlichen Glauben zustimmt, werdet ihr mit ausgestreckter Hand unsern Frieden und die Freude des ewigen Lebens erlangen und in allen euren Belangen stets Schutz und Hilfe der Polen als Verbündete und Freunde erfahren.
Also wurde eine Versammlung abgehalten, wo vor Volk und Fürsten diese Worte verlesen wurden, und viel fröhlicher als damals, als sie zu Nakel mit Waffengewalt unterworfen worden waren, nahmen sie demütig die Verpflichtungen des Vertrages an und unterwarfen sich nach Verstummen jeglichen Widerspruchs den Überlieferungen des Evangeliums. Der Bischof nahm den günstigen Zeitpunkt wahr, stieg auf ein Podest und sagte: „Jetzt ist die Pflicht zu einer Ansprache an euch gekommen.“ Und er begann: „Freuet euch allezeit im Herrn, wiederum sage ich: Freuet Euch! Eure Güte, Treue und Bekehrung werde allen Menschen auf der ganzen Welt bekannt!78 Denn die ganze Welt litt unter eurem Unglauben. Die ganze Welt, geliebte Brüder, anerkennt das Licht der Wahrheit bis auf diesen Winkel eures Landes, und ihr wolltet in der Finsternis bleiben. Ihr solltet euch schämen und es sollte euch leid tun, dass ihr bislang euren Schöpfer nicht anerkannt habt. Jetzt aber bekehrt euch zu ihm, wiewohl später, umso inniger; lauft, eilt, dass ihr
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ni, hoc agere solliciti, ut qui de vestra cecitate pie doluerunt, de vestra illuminacione possint in Christo gloriari. Et primo ipsis deceptoribus diis vestris, surdis et mutis sculptilibus et inmundis spiritibus, qui in eis sunt, signo crucis armati, quantocius renunciate; fana diruite, simulacra conterite, ut, hostibus eius eiectis, a vobis dominus Deus vester, Deus vivus et verus, in medio vestri habitare dignetur. Nisi enim omnes alios abiciatis, ipsum habere propicium non potestis. Fugit enim et indignum sibi reputat aliorum consorcium deorum et nulla 79communicacio templo eius cum ydolis79. Sed scio, quia nondum satis confiditis; scio, quod timetis demones, inhabitatores fanorum et sculptilium vestrorum, et idcirco non audetis ea comminuere. Sed pace vestra sit, ut ego ipse cum fratribus meis sacerdotibus et clericis simulacra et cóntinas illas aggrediar, et si nos crucis sancte signaculo premunitos illesos permanere videritis, eodem crucis muniti tropheo vos omnes nobiscum in 80securi et ascia80, excisis ianuis et parietibus, deicite illas et incendite.“ 31. Quod cum audissent et annuissent, episcopus et sacerdotes, celebrata missa et accepta communione, armati securibus et sarpis cóntinas aggrediuntur et fana comminuentes et excidentes omnia, scandentes tecta et convellentes. Stabant autem cives aspicientes, quid dii facerent miserrimi, utrumnam tecta sua defenderent necne. At ubi destructoribus nichil mali evenire vident: „Si“, inquiunt, „aliquid divine virtutis haberent isti, quorum sacra et templa convelluntur, utique defenderent se. Si autem se defendere aut sibi prodesse non valent, quomodo nos defendere vel nobis prodesse poterunt?“ Et hec dicentes, facto impetu, diruunt et comminuunt omnia, ipsamque lignorum materiam inter se diripientes ad domos suas in usum foci coquendis panibus et cibis comportabant. Et quia plus rapienti plus habere fas erat, omnes ille cóntine numero quatuor mira celeritate confracte sunt ac direpte. Timo: Quare templa illa vocabant cóntinas? Sefridus: Slavica lingua in plerisque vocibus Latinitatem attingit, et ideo puto ab eo, quod est continere, cóntinas esse vocatas.81 32. Erant autem in civitate Stetinensi cóntine quatuor. Sed una ex his, que principalis erat, mirabili cultu et artificio constructa fuit interius et exterius sculpturas habens de parietibus prominentes imagines hominum et volucrum et bestiarum, tam proprie suis habitudinibus expressas, ut spirare putares ac vivere. Quodque rarum dixerim, colores imaginum extrinsecarum nul-
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Vgl. 2 Cor 6,16. Vgl. Ps 73,6. 81 Etymologisch richtiger: Wurzel *kont = Haus, kirchenslaw. kbtu, engl. cot, mlat. cotagium, ndt. kot, Kate. 80–80
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die einholt, die euch im Glauben vorangegangen sind; arbeitet eifrig, dass die, welche eure Blindheit geschmerzt hat, sich eurer Erleuchtung in Christus rühmen können. Zunächst einmal widersagt schleunigst jenen Betrügern, euren Götzen, den tauben und stummen Schnitzwerken und den unreinen Geistern, die in euch sind, gewaffnet mit dem Zeichen des Kreuzes; zerstört die Tempel, zerschmettert die Götzenbilder, damit nach Vertreiben seiner Feinde sich euer Herrgott, der lebendige und wahre Gott, herbeifinden kann, in eurer Mitte zu wohnen! Wenn ihr nämlich nicht alle vertreibt, könnt ihr ihn nicht gnädig finden. Er flieht und hält die Gesellschaft mit anderen Göttern für seiner unwürdig und hat 79in seinem Tempel keine Gemeinschaft mit Götzen.79 Doch ich weiß, ihr habt noch nicht genug Vertrauen, ihr fürchtet die Dämonen, die Bewohner eurer Tempel und Götzenbilder; deshalb wagt ihr nicht, sie zu zerschlagen. Doch, mit Verlaub, ich selbst werde mit meinen Brüdern, den Priestern und Geistlichen, die Götzenbilder und Continen angreifen; und wenn ihr seht, dass wir, gestärkt durch das Zeichen des heiligen Kreuzes, unverletzt bleiben, so zerstört auch ihr zusammen mit uns, gestärkt durch das Siegeszeichen des Kreuzes, 80mit Beil und Hammer80 Türen und Wände und steckt sie an!“ 31. Als sie das gehört und dem zugestimmt hatten, feierten der Bischof und die Priester eine Messe und empfingen die Kommunion, dann greifen sie gewaffnet mit Beilen und Hacken die Continen an, schlagen alle Tempel kurz und klein, klettern auf die Dächer und reißen sie ein. Es standen aber die Bürger da und schauten, was ihre armen Götter wohl machten, ob sie etwa ihre Dächer verteidigen würden. Doch als sie sehen, dass den Zerstörern nichts Böses widerfährt, sagen sie: „Hätten diese, deren Heiligtümer und Tempel eingerissen werden, irgendeine göttliche Kraft, würden sie sich sicher verteidigen. Wenn sie sich aber nicht verteidigen oder nützen können, wie können sie uns verteidigen oder uns nützen?“ Sie stürmen los und verwüsten und zerstören alles, auch plündern sie das Bauholz und bringen es in ihre Häuser zur Verwendung im Herd beim Brotbacken und Essenkochen. Und weil der mehr behalten konnte, der mehr zusammenraffte, wurden alle Continen, vier an der Zahl, in unglaublicher Schnelligkeit zerstört und geplündert. Tiemo: Warum hießen ihre Tempel Continen? Sefried: Die slawische Sprache hat in vielen Wörtern Anklänge an das Lateinische, deshalb glaube ich, dass die Continen von „continere“ „enthalten“ ihren Namen haben.81 32. In der Stadt Stettin aber gab es vier Continen. Eine davon, sie war die wichtigste, war mit erstaunlicher Handwerkskunst errichtet, hatte Figuren drinnen und draußen, an den Wänden hervorragende Bilder von Menschen, Vögeln und wilden Tieren, ihrem Äußeren jeweils so angepasst, dass man glauben konnte, sie atmeten und lebten. Und was ich als selten bezeichnen
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la tempestate nivium vel imbrium fuscari vel dilui poterant id agente industria pictorum. In hanc edem ex prisca patrum consuetudine captas opes et arma hostium et quicquid ex preda navali vel etiam terrestri pugna quesitum erat, sub lege decimacionis congerebant. Crateres etiam aureos vel argenteos, in quibus augurari, epulari et potare nobiles solebant ac potentes, in diebus sollempnitatum quasi de sanctuario proferendos ibi collocaverant. Cornua etiam grandia taurorum agrestium deaurata et gemmis intexta, potibus apta et cornua cantibus apta, mucrones et cultros, multamque supellectilem preciosam, raram et visu pulchram, in ornatum et honorem deorum suorum ibi conservabant. Que omnia episcopo et sacerdotibus, ubi fanum dirutum fuerat, danda censebant. Sed ille: „Absit a me“, inquit, „ut a vobis ditemur, nam talia et his meliora domi nobis habundant; vos ea pocius, quorum sunt, in vestros usus cum Dei benediccione distribuite.“ Et aqua benedicta omnia conspergens et crucis super ea benediccione facta, iussit, ut inter se illa dividerent. Erat autem ibi simulacrum triceps, quod in uno corpore tria capita habens Triglaus vocabatur; quod solum accipiens ipsa capitella sibi coherencia corpore comminuto secum inde quasi pro tropheo asportavit et postea Romam pro argumento conversionis illorum transmisit, scilicet ad videndum domno apostolico et universali ecclesie, quid ipse illius obedienciarius 82vellendo et plantando, edificando et destruendo,82 apud illam gentem profecisset. Tres vero alie cóntine minus venerationis habebant minusque ornate fuerant. Sedilia tantum intus in circuitu exstructa erant et mense, quia ibi conciliabula et conventus suos habere soliti erant; nam sive potare, sive ludere, sive seria sua tractare vellent, in easdem edes certis diebus conveniebant et horis. Erat preterea ibi quercus ingens et frondosa, et fons subter eam amenissimus, quam plebs simplex, numinis alicuius inhabitacione sacram estimans magna veneracione colebat. Hanc etiam episcopus cum post destructas cóntinas incidere vellet, rogatus est a populo, ne faceret. Promittebant enim, numquam se ulterius sub nomine religionis nec arborem illam colituros nec locum, sed solius umbre atque amenitatis gratia, quia hoc peccatum non sit, salvare illam potius quam salvari ab illa se velle. Qua suscepta promissione: „Acquiesco“, inquit episcopus, „de arbore, sed illud vivum numen sortium vestrarum de medio tolli oportet, quia nec augurium nec sortilegium exercere christianis licet.“ 33.83 Habebant enim caballum mire magnitudinis et pinguem, nigri coloris et acrem valde. Iste toto anni tempore vacabat, tanteque fuit sanctitatis, ut
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Vgl. Ierem 1,10. Über ähnliche Orakel bei den Lutizen siehe Thietmar, Chron. VI 24 (FSGA 9, S. 268). 83
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möchte: Die Farben der Bilder draußen konnten durch die Witterung mit Schnee und Regen nicht dunkeln oder abgewaschen werden, dies bewirkte die Geschicklichkeit der Maler. In dieses Haus brachten sie nach alter Vätersitte erbeutete Schätze und Waffen der Feinde und nach dem Gesetz des Zehnten was als Seebeute oder beim Kampf zu Lande erbeutet war. Auch goldene und silberne Krüge hatten sie dort untergebracht, mit denen sie zu weissagen oder aus denen die Adligen zu essen und zu trinken pflegten und die an den Festtagen aus dem Heiligtum zu tragen waren. Auch große Hörner von wilden Stieren, vergoldet und mit Edelsteinen besetzt, zum Trinken geeignet, ferner Hörner zum Musikmachen geeignet, Schwerter und Messer sowie viele kostbare Möbel, selten und schön anzusehen, wurden dort zu Schmuck und Ehren ihrer Götter aufbewahrt. Sie meinten, sie müssten dies alles dem Bischof und den Priestern geben, als der Tempel zerstört war. Der aber sagte: „Das sei ferne, dass ich mich an euch bereichere, denn dergleichen und noch Besseres haben wir zu Hause in Fülle; ihr aber sollt dies mit Gottes Segen besser zu euerm Gebrauch verteilen.“ Und er besprengte alles mit Weihwasser, machte das Kreuzzeichen als Segen darüber und befahl, sie sollten es unter sich verteilen. Es war aber dort ein dreiköpfiges Standbild, das Triglaw hieß, mit drei Köpfen auf einem Körper; nur dies nahm er an sich, trennte die drei Köpfe vom Rumpf und nahm sie mit sich, um sie später als Beweis von deren Bekehrung nach Rom zu schicken, das heißt für den Apostolischen Herrn und die Gesamtkirche, was er als dessen gehorsamer Diener bei diesem Stamm geschafft hatte 82durch Ausreißen und Pflanzen, Aufbauen und Einreißen.82 Die drei anderen Continen genossen weniger Verehrung und waren weniger geschmückt. Drinnen waren nur Stühle im Kreis ringsum und Tische, weil dort Treffen und Zusammenkünfte stattfanden, denn wenn sie trinken, spielen oder Ernstes verhandeln wollten, kamen sie zu gewissen Tagen und Stunden in diesen Häusern zusammen. Es stand dort auch eine ungeheuer große und blattreiche Eiche, und darunter floss eine ganz liebliche Quelle, die das einfache Volk als durch das Wohnen einer Gottheit geheiligt betrachtete und in großer Verehrung pflegte. Als der Bischof sie nach der Zerstörung der Continen fällen wollte, wurde er vom Volk gebeten, es nicht zu tun. Sie versprachen nämlich, sie würden künftig weder den Baum noch den Ort unter einem religiösen Vorwand verehren, sondern allein wegen des Schattens und seiner Annehmlichkeit, denn dies sei keine Sünde; sie wollten ihn eher retten als von ihm gerettet werden. Als der Bischof dieses Versprechen erhalten hatte, sagte er: „Ich stimme zu, was den Baum anlangt; doch solche lebendige Macht eurer Weissagungen muss aus eurer Mitte verbannt werden, denn es ist Christen nicht erlaubt, Weissagung aus Vogelflug oder Loswerfen zu betreiben.“ 33.83 Sie hatten nämlich ein Pferd, fett und von erstaunlicher Größe, von schwarzer Farbe und sehr leidenschaftlich. Dieses hatte das ganze Jahr über
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nullum dignaretur sessorem, habuitque unum de quatuor sacerdotibus templorum custodem diligentissimum. Quando ergo itinere terrestri contra hostes aut predatum ire cogitabant, eventum rei hoc modo per illum solebant prediscere: Haste novem disponebantur humo spacio unius cubiti ab invicem disiuncte. Strato ergo caballo atque frenato, sacerdos, ad quem illius pertinebat custodia, tentum freno per iacentes hastas in transversum ducebat ter atque reducebat. Quodsi pedibus inoffensis hastisque indisturbatis, equus transibat, signum habuere prosperitatis et securi pergebant; sin autem, quiescebant. Hoc ergo genus sorcium aliasque ligneas calculaciones, in quibus navalis pugne vel prede considerabant auguria, quamvis multum, renitentibus aliquibus, Dei tandem auxilio penitus abrasit, ipsumque profani vaticinii caballum, ne simplicibus esset offensionis laqueus, in aliam terram vendi precepit asserens hunc magis quadrigis quam propheciis idoneum. Cumque omnes supersticiones et enormitates suas, episcopo docente, abiecissent, monuit, ut omnes christianos, fratres suos reputantes, nec venderent, nec interficerent, neque captivando torquerent, nec terminos eorum turbarent nec predas ex eis tollerent, sed fraterne ac socialiter se cum omnibus gererent, eademque ab illis mutuo sperarent. Et quod omni immanitate crudelius erat, femineos partus enecare, ne ultra fieret, mulieres collaudare monebat. Nam usque ad hec tempora, si plures filias aliqua genuisset, ut ceteris facilius providerent, aliquas ex eis iugulabant pro nichilo ducentes parricidium. 34. Emundata igitur civitate ab immanitate scelerum et spurcitiarum, abdicata etiam coniugum pluralitate, adiuvantibus et coevangelizantibus illis, qui ante universalem populi consensum fidem quasi privatim acceperant, fiunt cathecismi per vicos et capita platearum, tuba insonat evangelii, cruces eriguntur, crucifixus adoratur, omnis etas, omnis lingua Christum nominat, Christum ruminat, verbaque fidei aut discunt omnes aut docent. In tam ingenti autem civitate, que nongentos patres familias absque parvulis et mulieribus et reliqua multitudine numeratos habebat, non est inventa persona, que post generalem consensum ab evangelii veritate se retrahere niteretur, nisi tantum solus ille sacerdos, qui prefati caballi habebat curam. Hic autem, cum multis importunitatibus fatigaret episcopum et 84bono semini zizania superiaceret84 – die quadam, cum multa prece ab omnibus rogatus et ab episcopo multis racionibus superatus ex obstinacione nullo modo vellet acquiescere
84–84
Vgl. Matth 13,25.
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nichts zu tun, war von solcher Heiligkeit, dass es keinen Reiter duldete, und hatte einen der vier Tempelpriester als ganz aufmerksamen Pfleger. Wenn sie also daran dachten, einen Landzug gegen Feinde oder zum Plündern zu unternehmen, dann pflegten sie den Ausgang des Unternehmens durch das Pferd auf folgende Weise vorher zu erkunden: Es wurden neun Lanzen auf dem Boden im Abstand von einer Elle verteilt. Das Pferd wurde gesattelt und gezäumt, und der Priester, dem die Pflege anvertraut war, führte das Pferd am Zügel durch die daliegenden Lanzen dreimal quer hindurch. Wenn das Pferd hindurchging ohne mit den Hufen anzustoßen und die Lanzen nicht berührte, nahmen sie das als günstiges Zeichen und zogen unbekümmert los; wenn nicht, blieben sie ruhig. Diese Art von Weissagung und andere hölzerne Rechenspiele, in denen sie die Vogelzeichen für einen Kampf zur See oder zur Beute betrachteten, hat er, auch wenn viele Widerstand leisteten, mit Gottes Hilfe schließlich abgeschafft und das Pferd für das gottlose Weissagen, damit es den einfachen Leuten keine Fessel des Anstoßes sei, in ein anderes Land verkaufen lassen und dazu gesagt, es sei mehr für Vierspänner als für Weissagungen geeignet. Als sie auf Geheiß des Bischofs allen Aberglauben und alle Ungehörigkeit verlassen hatten, mahnte er sie, wie alle Christen sich als Brüder zu betrachten, sie nicht zu verkaufen, nicht zu töten, nicht in Gefangenschaft zu quälen, nicht deren Gebiet zu verwüsten, keine Beute bei ihnen zu machen, sondern brüderlich und gemeinschaftlich mit allen zu verkehren und dasselbe umgekehrt von ihnen zu erwarten. Und weil von allen Abscheulichkeiten es die grausamste sei, ein neugeborenes Mädchen zu töten, mahnte er, die Frauen zu loben, damit das künftig nicht mehr geschehe. Denn bis zu dieser Zeit hielten sie die Tötung für unbedeutend, falls eine Frau mehrere Töchter geboren hatte, dann einige von diesen zu erdrosseln, damit sie leichter für die anderen sorgen könnten. 34. So war also die ganze Stadt von der Rohheit der Verbrechen und Gräuel gereinigt, die Vielzahl der Nebenfrauen war beseitigt dank der Hilfe und Mitwirkung derer, die noch vor der allgemeinen Zustimmung der Bevölkerung gleichsam für zu Hause den Glauben angenommen hatten; es finden die Taufprüfungen in den Stadtvierteln statt, und auf den Hauptplätzen tönt die Posaune des Evangeliums; Kreuze werden errichtet; der Gekreuzigte wird verehrt, jedes Alter, jede Zunge nennt Christus, flüstert Christus, jeder lernt die Worte des Glaubens oder lehrt sie. In einer so großen Stadt, die 900 Familienväter ohne die Kinder, Frauen und die übrige abhängige Menge zählt, fand sich keine Person, die nach der allgemeinen Einigung danach trachtete, sich der Wahrheit des Evangeliums zu entziehen, außer allein jener Priester, der die Pflege für besagtes Pferd hatte. Als er mit vielen Widrigkeiten den Bischof nicht zur Ruhe kommen ließ und 84unter den guten Samen Unkraut säte,84 wollte er eines Tages, obgleich mit viel Bitten von allen bestürmt und vom Bischof aus vielen Gründen besiegt, aus Verstocktheit auf
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veritati – nocte ipsa divina ulcione percussus tumore ventris ac dolore crepuit et mortuus est. Quod factum universe civitati magnum incussit terrorem, omnesque Christum laudantes, fortem Deum sueque legis emulatorem vocitabant. 35. Timo: Miror, quod tante pietatis homo neque hunc sacerdotem neque viduam illam, quam etiam superius a Deo percussam meministi, ut converti possent, a morte suscitavit. Nam de quibusdam sanctorum legitur, persecutores suos hominesque impios conversionis gracia revocasse ad vitam. Sefridus: Iudicia Domini abissus multa.85 Et illi quidem, quia predestinati erant ad vitam eternam, idcirco huic vite redditi sunt, ut converti possent et salvari. Isti autem, quia predestinati non erant, nec resuscitati sunt nec salvati, sed propter blasphemiam in Deum a Deo iuste dampnati sunt. Et condempnacione istorum alii docti sunt atque correcti. Timo: Ut video, quia blasphemia Spiritus sancti irremissibilis est, idcirco tamquam blasphemos a vita eos irrevocabiliter sentis esse defunctos. Sic enim, Phariseis blasphemantibus, a Domino dictum recolo: Omnis, qui dixerit verbum contra filium hominis, remittetur ei; qui autem dixerit verbum contra Spiritum sanctum, non remittetur ei neque hic neque in futuro seculo.86 Timide quidem et caute de divinis iudiciis disputandum est, sed quia fides catholica de incredulis omnibus generalem ante me fixit sententiam, eiusdem orbitam non excedere iustum puto. Videntur etenim hi, de quibus sermo est, blasphemi contra Spiritum sanctum sensisse – quod est verbum corde formare, nam hoc proprie dici potest blasphemia – et idcirco non esse ad vitam reparatos. Sicut enim salvandi his ascensionis ad vitam nituntur gradibus: fide scilicet, spe et caritate – nam profecto fide incipimus, spe proficimus, caritate consummamur – ita e diverso hi, qui pereunt, per oppositum iter descensionis tendere videntur ad interitum. Inicium enim perdicionis blasphemia perfidia eis est; profectus perditionis – quamvis insolite dicatur, quia melius defectus vocatur – desperacio, consummacio autem perdicionis blasphemia aliquibus videtur. Sicut enim caritas, que consummat hominem, semper diligit et gracias agit, ita eius contrarium, quod blasphemiam dicunt, negligit, id est nequaquam diligit, sed bonis et donis Dei semper ingrata est, quod est iniuria Spiritus sancti. Unde hi aliis contribulibus et concivibus suis cum graciarum accione verbum salutis recipientibus et fide incipientibus, spe
85 86
Ps 35,7. Matth 12,32.
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keinen Fall die Wahrheit anerkennen; in derselben Nacht wurde er vom Himmel mit Vergeltung getroffen, sein Leib barst vor Schwellung und Schmerz, und er starb. Dieses Ereignis flößte der ganzen Stadt großen Schrecken ein, und alle lobten Christus und nannten ihn den starken Gott und Eiferer für sein Gesetz. 35. Tiemo: Ich wundere mich, dass ein Mann von solchem Pflichtgefühl weder den Priester noch jene Witwe, von der du eben erwähnt hast, sie sei von Gott geschlagen worden, vom Tode erweckt hat, damit sie sich bekehren könnten. Denn von einigen Heiligen liest man, sie hätten ihre Verfolger und gottlose Menschen für deren Bekehrung ins Leben zurückgerufen. Sefried: Die Urteile des Herrn sind tief wie das Meer.85 Und jene, die zum ewigen Leben vorherbestimmt waren, sind deswegen dem Leben zurückgegeben worden, damit sie sich bekehren und gerettet werden könnten. Die aber, die nicht vorherbestimmt waren, wurden weder wieder belebt noch gerettet, sondern wegen ihrer Lästerung von Gott zu Recht verdammt. Und durch deren Verdammnis wurden andere belehrt und gebessert. Tiemo: Wie ich sehe, ist die Lästerung des Heiligen Geistes nicht vergebbar; deshalb meinst du, die Lästerer seien von ihrem Leben her unwiderruflich gestorben. Ich erinnere mich, dass vom Herrn den Pharisäern, die ihn lästerten, gesagt wurde: Jedem, der etwas gegen den Menschensohn sagt, wird vergeben werden; wer aber etwas gegen den Heiligen Geist sagt, dem wird nicht vergeben, weder in dieser noch in der zukünftigen Welt.86 Furchtsam und vorsichtig muss man über das göttliche Gericht sprechen, denn der katholische Glaube hat schon vor mir über alle Ungläubigen ein allgemeines Urteil gesprochen, dessen Kreise nicht zu verlassen ich für richtig halte. Anscheinend haben die, von denen die Rede ist, lästerlich gegen den Heiligen Geist geurteilt – das heißt das Wort im Herzen zu bekräftigen, denn das kann eigentlich Lästerung genannt werden – und wurden deswegen nicht zum Leben zurückgerufen. Wie nämlich die zu Rettenden zu folgenden Stufen des Aufstiegs zum Leben drängen: Glaube, Hoffnung und Liebe – denn mit Glauben beginnen wir, mit Hoffnung schreiten wir fort, und in der Liebe werden wir vollkommen –, so scheinen im Gegensatz dazu die Verdammten den Weg des Abstiegs zum Untergang zu gehen. Der erste Schritt des Verworfenseins ist für sie der lästerliche Unglaube, der nächste Schritt des Verderbens – obgleich mitunter gesagt wird, man sollte ihn besser Abfall nennen – die Verzweiflung; als die Vollendung des Verworfenseins aber erscheint einigen die Lästerung. So wie nämlich Liebe, die immer hold ist und dankt, den Menschen vervollkommnet, so ist ihr Gegenteil, das man Lästerung nennt, unhold, das heißt sie liebt gar nicht, sondern ist immer undankbar gegen die guten Gaben Gottes, was eine Kränkung des Heiligen Geistes ist. Während ihre Stammesgenossen und Mitbürger unter Danksagung das Wort des Heiles aufnahmen und im Glauben begannen, in der Hoffnung
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proficientibus, ut ad arcem perfectionis, que caritas est, quandoque pertingerent, proh dolor, in perfidia sua remanentes in desperacionis baratrum atque in blasphemie abyssum corruerunt. Sefridus: Negare non audeo. Sed argute satis blasphemiam caritati dicis contrariam. Equidem si recte perfidiam fidei dicimus contrariam et desperacionem spei, quid magis contrarium sit caritati quam blasphemia, in omni genere viciorum invenire non possum. Sed caritas est summum bonum; ergo eius contrarium, quod est blasphemia, est summum malum. Quomodo enim non summum malum, quod neque hic neque in futuro seculo predicatur, remittendum? Si autem summum malum est, summo bono maxime contrarium est. Iterum, caritas est diligere Deum de puro corde et consciencia bona et fide non ficta.87 E converso, blasphemia est de inpuro corde et mala consciencia et fide ficta odisse Deum. Nam de impuritate cordis et mala consciencia nascitur desperacio, fides autem ficta perfidia peior est. Ergo ex perfidia et desperacione perfidi et desperati homines malo et servili timore timere incipientes eciam odiunt eum, a quo sine dubio se dampnandos sciunt. Eo etiam ordine hostis antiquus in abyssum descendit. Perfidus enim est, quia non credit in Deum; desperatus, quia non sperat; blasphemus, quia serviliter metuens eciam odit eum, a quo se dampnatum et dampnandum novit. Perfidia est infernus, desperacio infernus infernior, blasphemia infernus infimus, quod est abyssus. Ibi religatus tenetur ille infelix sue obstinacionis ac divine districcionis cathena, nunquam ab illa exiturus blasphemia. Imitantur autem illum, qui sunt de parte illius.88 Timo: Et in his omnibus tecum contra blasphemos et tu mecum. Atque, proh dolor, iuste factum est, quod homines ingrati ad vitam se vocanti divine bonitati pro malo blasphemie sue morte multati resuscitari non meruerunt; cum tamen illorum resuscitacio recenti ecclesie, quemadmodum et extinccio lucro fuisset? Ast hic Herbordus quare ad hoc omnia silet? Egone?, inquam: Satis superest illis vestra de illorum morte sentencia, sed tamen circa hoc, quod suscitati non sunt, quod sencio dicam, si placet. In historiis omnibus tam veteris quam novi testamenti, ubi a prophetis et apostolis vel ab ipso Domino mortui resuscitati leguntur, aut fide aut peticione propinquorum id effectum considero. Sic Heliseus fide matris puerum suscitavit89,
87 88 89
1 Tim 1,5. Sap 2,25. 4 Reg 4,34.
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fortschritten, um irgendwann die Burg der Vollkommenheit, welche die Liebe ist, zu erklimmen, stürzten, o Schmerz, die in ihrem Unglauben Verharrenden in den Abgrund der Verzweiflung und in den Höllenschlund der Lästerung. Sefried: Dem wage ich nicht zu widersprechen. Du nennst sehr scharfsinnig als Gegensatz zur Liebe die Lästerung. Wenn wir zu Recht den Unglauben als Gegensatz zum Glauben und die Verzweiflung als den zur Hoffnung bezeichnen, kann ich keine Art Laster finden, die mehr der Liebe entgegengesetzt ist als die Lästerung. Doch Liebe ist das höchste Gut, also ist das Gegenteil, die Lästerung, das höchste Übel. Wie sollte das nicht das höchste Übel sein, was weder hier noch in der künftigen Welt als vergebbar gepredigt wird? Wenn es aber das höchste Übel ist, ist es dem höchsten Guten besonders entgegengesetzt. Erneut: Liebe heißt Gott lieben, aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben87. Umgekehrt: Lästerung heißt Gott hassen, aus unreinem Herzen, schlechtem Gewissen und geheucheltem Glauben. Denn aus Unreinheit des Herzens und schlechtem Wissen entsteht Verzweiflung, geheuchelter Glaube aber ist schlimmer als Unglauben. Denn aus Unglauben und Verzweiflung beginnen die ungläubigen und verzweifelten Menschen in schlechter und knechtischer Furcht Angst zu haben und hassen auch den, von dem sie ohne Zweifel verdammt werden. In dieser Ordnung steigt der altböse Feind in die Hölle hinab. Ungläubig ist er, weil er nicht an Gott glaubt, verzweifelt, weil er nicht hofft, Lästerer, weil er knechtisch Angst hat und den hasst, von dem er, wie er weiß, verdammt ist und werden wird. Gottlosigkeit ist die Hölle, Verzweiflung noch tiefere Hölle, Lästerung tiefste Hölle, es ist der Abgrund. Dort wird jener Unglückliche mit der Kette seiner Verstocktheit und des göttlichen Gerichts gefesselt gehalten, niemals wird er aus der Lästerung erlöst. Ihm folgen alle nach, die von seiner Seite sind.88 Tiemo: Auch bei all dem bin ich mit dir gegen die Lästerer und du mit mir! Und, ach Schmerz, es ist zu Recht geschehen, dass Menschen, die undankbar waren gegen die zum Leben rufende göttlichen Güte, es nicht verdient haben, auferweckt zu werden, zum Tode bestraft wegen der Bosheit ihrer Lästerungen; gleichwohl hätte deren Auferweckung wie auch die Vernichtung nicht der jetzigen Kirche von Nutzen sein können? – Doch warum schweigt Herbord hier zu all dem? [Herbord:] „Ich?“, sagte ich, „Eure Meinung über ihren Tod bleibt zu Recht, doch zu der Tatsache, dass sie nicht auferweckt wurden, möchte ich meine Ansicht äußern, wenn ich darf. In allen Geschichten des Alten wie des Neuen Testaments, wo wir lesen, es seien von Propheten und Aposteln oder von Christus selbst Tote auferweckt worden, sehe ich, dass dies wegen des Glaubens oder auf Bitten von Angehörigen geschehen ist. So hat Elisäus wegen des Glaubens der Mutter einen Knaben erweckt, 89 so Petrus die Thabi-
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sic Petrus Thabitam90, sic et Dominus Lazarum a mortuis revocavit91. Unde si fides aut peticio proximorum pro his interpellasset, episcopo virtutem Dei ad miraculum non defuisse haut dubium est. Quis sanccior Christo? Et de ipso evangelista dicere non cunctatur: Non poterat autem Iesus ibi facere quicquam propter illorum incredulitatem.92 Hinc manifestum est viventium fidem necessariam esse ad mortuorum resuscitacionem. Et de paralitico, quem per tegulas propinqui submiserunt ante Iesum, vide, quid dicat evangelium: Et videns Iesus fidem illorum, dixit paralitico: Tolle lectum tuum93 et cetera. Sed audite, queso adhuc. Dona Dei diversa esse quis nesciat? Petro datum est: Mortuos suscitare, infirmos curare, demones effugare, aliaque multa in hunc modum corporalia beneficia prestare per miracula, quibus ad spiritualia bona suos alliceret auditores; argentum autem et aurum, quod egenti daret, non habebat, sicut ipse pauperi claudo stipem poscenti respondit: Argentum et aurum non est michi; quod autem habeo, hoc tibi do94. Sed ab eo, qui dat unicuique prout vult, Ottoni datum est: multas opes habere cum bonitate et largitate admirabili. Petro igitur orante, Christus languidos et debiles curavit, Ottone autem largiente, Christus vincula et captivitates absolvit. Petri oracio et Ottonis largicio in salutem populi ab uno Christo dispensabantur. Alter sanctitate, alter liberalitate pollebat, ille prodigialiter95, iste liberaliter beneficus erat; uterque carceres aperuit, vincula solvit, sed ille prece, iste precio: ille mortuos suscitavit, iste, ne morerentur homines, morbos fugavit. Quid enim fames, sitis, gelu et alia incommoda vite nostre nisi morbi sunt? Qui nisi congruis effugentur medicinis, profecto extinguunt hominem. Non tamen Ottonem Petro me quisquam putet velle adequare, nisi forte ut Mantuam Rome, ut Maro quadam proporcionis racione res equales fingit dicens: 96„Sic canibus catulos, sic magnis matribus hedos“,96 assimilant, nature scilicet ac forme proporcione, non magnitudine corporis aut quantitate. Sed tu, quod cepisti, evolve. 36. Sefridus: Destructis igitur fanis, collisis simulacris, multato divinitus sacerdote, victoria crucis erigitur, construuntur baptisteria, dolia humo infodiuntur, cortinis velantur, omnibusque religiose ac sancte aptatis, populus per aliquot dies ante cathezizatus ac instructus ad aquam regeneracionis cum
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Act 9,36 – 40. Vgl. Ioh 11,21– 44. 92 Matth 13,58. 93 Matth 9,2. 94 Act 3,6. 95 In der 1189 hergestellten Kurzfassung des Dialogus, dem Anonymus Canisii, hat sich die wohl authentische Fassung prodigialiter (statt prodigaliter = verschwenderisch) erhalten (Petersohn, Überlieferung, siehe Lit. Verz., S. 26). 91
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ta,90 und so rief auch der Herr den Lazarus von den Toten zurück.91 Hätte also der Glaube und das Bitten der Nächsten sich für diese eingesetzt, hätte dem Bischof sicherlich die Kraft Gottes zum Wunder nicht gefehlt. Wer ist denn heiliger als Christus? Und er zögert nicht, durch den Evangelisten zu sagen: Dort konnte Jesus wegen deren Unglauben nichts verrichten.92 Daraus wird offenkundig, dass der Glaube der Lebenden nötig ist zur Auferweckung der Toten. Und hinsichtlich des Gelähmten, den die Nachbarn vom Dach vor Jesus herunterließen, sieh, was das Evangelium sagt: Und als Jesus ihren Glauben sah, sprach er zum Gelähmten: Nimm dein Bett93 und so weiter. Doch hört bitte noch: Wer wüsste nicht, dass die Gaben Gottes verschieden sind? Dem Petrus wurde gegeben: Tote auferwecken, Kranke heilen, Dämonen austreiben und viele andere Wohltaten dieser Art durch Wunder bewirken, um die Zuhörer zu geistlichen Gütern anzulocken, doch Silber und Gold hatte er nicht, um es Bedürftigen zu geben, wie er dem armen Lahmen sagte, der um eine milde Gabe bat: Silber und Gold besitze ich nicht, doch was ich habe, das gebe ich dir.94 Aber von Ihm, der jedem gibt, wie Er will, wurde Otto gegeben, in wunderbarer Güte und Großzügigkeit viele Schätze zu besitzen. Als Petrus bat, sorgte Christus für die Ermatteten und Schwachen, doch wenn Otto großzügig war, löste Christus Fesseln und Gefangene. Die Bitte des Petrus und die Großzügigkeit Ottos wurden von dem einen Christus zum Heil des Volkes aufgeteilt. Der eine war stark in der Heiligkeit, der andere in der Großzügigkeit; jener war wundertätig95, dieser freigebig; beide öffneten Gefängnisse, lösten Fesseln, jener mit Fürbitte, dieser mit Bezahlung; jener erweckte Tote, dieser bekämpfte Krankheiten, damit die Menschen nicht sterben. Was sind denn Hunger, Durst und anderes Ungemach unseres Lebens anderes als Krankheiten? Wer sie nicht mit angemessenen Heilmitteln bekämpft, vernichtet in der Tat den Menschen. Keiner soll jedoch glauben, ich wolle Otto mit Petrus auf eine Stufe stellen, außer etwa so wie Mantua mit Rom, wie Maro in einem Vergleichsverfahren sich gleiche Dinge ausdenkt und sagt: 96„So vergleichen sie die Welpen mit Hunden, so die jungen Böcke mit den Muttertieren“96 im Verhältnis von Natur und Form, nicht nach Körpergröße und Gestalt. – Doch du bringe weiter vor, was du begonnen hast! 36. Sefried: Die Tempel waren eingerissen, die Standbilder zerstört, der Götzenpriester vom Himmel bestraft, der Sieg des Kreuzes errichtet, nun werden Taufbecken eingerichtet, Bottiche in den Boden eingelassen, Vorhänge gehängt; und als alles fromm und heilig zugerichtet war, wurde einige Tage zuvor die Bevölkerung geprüft und in die Taufe eingeführt; sie stellte
96–96
Verg. Ecl. I 23.
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multa gravitate ac disciplina se offerebat; toto corpore balneis prius abluti ac lotis et mundis vestibus induti cereos ardentes et albas suas gestantes et sancti Spiritus accensi desiderio singuli apud se in cordibus suis cantantes: Tamquam cervus desiderat ad fontes aquarum, ita desiderat anima mea ad te Deus; sitivit anima mea ad Deum fontem vivum, quando veniam et apparebo ante faciem Domini?97 Pater etiam spiritualis fervorem et studia filiorum tacita mente considerans, habundancia leticie spiritum excitante obortisque pre gaudio lacrimis, inter agendum in vocem exhortacionis erupit dicens: Venite, filii, audite me, timorem Domini docebo vos, accedite ad eum et illuminamini, et facies vestre non confundentur.98 Neque ab re fuit talis in ore sacerdotis exhortacio. Videbat enim, quod et nos alii cum magne admiracionis tripudio contuebamur quodque ipsi cives nos contemplari monuerunt, in vultibus scilicet omnium baptizatorum quendam iocundum et spiritualis gratie rutilare fulgorem, ita ut baptizati a non baptizatis veluti lux a tenebris facile discerni possent. Quidve tenebrosus demon suis cultoribus et quid Deus, lucis auctor et amator, suis dilectoribus conferre habeat, omnibus intueri promptum fuit. Currebant ergo de ipsa civitate et de omni circum provincia felices anime, ad regales nupcias ingredi festinantes. Et episcopo seorsum tingente solos mares pueros, aliis autem et aliis sacerdotibus seorsum viros et seorsum mulieres, apud omnes opera Dei fervebant. Et de Egyptia servitute populo acquisitionis99 transito mari liberato, velut olim ad montem Synai lex panditur evangelii, et quid christianis fugiendum sequendumve sit, sicut fide plena docentur, sic et plena intencione discunt et facere ardent. Mansimus ergo in eodem loco negociosi operatores fere aliis tribus mensibus 100 destruentes et edificantes, evellentes et plantantes et plantata irrigantes,100 ipso agro dominico suis cultoribus grata et gratuita fecunditate victum prebente necessarium. In omnibus enim victui nostro competentibus liberales nobis extiterunt et humani optantes, ut si fieri posset, nunquam a se divelleremur. Ordinatis autem illic omnibus, que rudi ecclesie profutura credebantur, exstructaque basilica diligenti artificio in medio foro Stetinensi101 collatisque omnibus, que sacerdotalis officii racio poscebat, qui populo preesset, sicut ubique faciebat, sacerdotem investire curavit. 37. Iulinenses autem, episcopo et nobis ignorantibus, quosdam homines cautos et gnaros Stetinam miserant exploraturos tacite, quidnam illic agere-
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Ps 41,2 – 3. Ps 33,12. ebd. 33,6. 99 Vgl. 1 Petr 2,9. 100–100 Vgl. Ier 1,10. 101 St. Adalbert auf dem Triglaw-Hügel. 98
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sich mit großem Ernst und Ordnung zum Wasser der Wiedergeburt; sie hatten zuvor ihre Körper gewaschen und waren bekleidet mit gewaschenen und sauberen Gewändern, trugen brennende Kerzen und ihre weißen Taufkleider, und, entzündet von der Sehnsucht nach dem Heiligen Geist, sangen sie in ihren Herzen: Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir; meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen?97 Auch betrachtete der geistliche Vater die Leidenschaft und den Eifer seiner Kinder mit schweigendem Sinn, und als die Überfülle der Freude seinen Geist erregte und die Tränen vor Freude flossen, brach er bei der Arbeit in einen Ruf der Ermunterung aus und sagte: Kommt, ihr Kinder, hört mir zu! Ich will euch in der Furcht des Herrn unterweisen. Blickt auf zu ihm, so wird euer Gesicht leuchten und ihr braucht nicht zu erröten98. Solche Ermunterung aus dem Mund des Priesters war nicht unangebracht. Er sah nämlich, dass auch wir und die anderen mit dem Jubel großer Bewunderung schauten und dass die Bürger uns mahnten, sie anzusehen, denn in den Blicken aller Getauften funkelte der Glanz der Freude geistlicher Gnade, so dass die Getauften von den nicht Getauften wie Licht von Finsternis leicht geschieden werden konnten. Und was der finstere Dämon seinen Verehrern und was Gott, der Urheber und Freund des Lichts, seinen Freunden zu geben vermag, das konnte man leicht bei allen sehen. Es liefen also glückliche Seelen dieser Stadt und aus dem ganzen Lande ringsum, um zum königlichen Hochzeitsmahl rasch einzutreten. Der Bischof tauchte nur die Knaben gesondert ein, andere Priester gesondert die Männer und gesondert die Frauen, bei allen glühten die Werke des Herrn. Und wie einst dem aus der ägyptischen Knechtschaft befreiten Volk des Eigentums99 nach dem Durchzug durchs Meer beim Berg Sinai, so wurde jetzt das Gesetz des Evangeliums ausgebreitet, und im vollen Glauben wurden sie gelehrt, was Christen zu meiden und zu befolgen hätten, und so lernen sie in voller Aufmerksamkeit und brennen darauf, es zu tun. Wir blieben also an diesem Ort als gut beschäftigte Arbeiter fast weitere drei Monate, 100zerstörten und bauten auf, rissen aus und pflegten, bewässerten die Pflanzungen,100 während der Acker des Herrn den Arbeitern in freundlicher und freiwilliger Fruchtbarkeit die notwendige Speise gewährte. Bei allem, was zu unserm Lebensunterhalt gehörte, zeigten sie sich uns gegenüber freigebig und menschenfreundlich und wünschten, wir würden niemals von ihnen getrennt werden. Er ordnete dort alles, was er für die unerfahrene Kirche als nützlich erachtete, errichtete eine Basilika mit großer Kunstfertigkeit mitten auf dem Marktplatz von Stettin101, übergab alles, was die Bedingungen des priesterlichen Gottesdienstes erforderten, und setzte dann, wie er es überall tat, einen Priester ein, der das Volk führen sollte. 37. Die Wolliner aber hatten ohne Wissen des Bischofs einige vorsichtige und kundige Leute nach Stettin geschickt, die heimlich herausfinden sollten,
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mus, si ab eis reciperemur an non, et qui omnes vias nostras et studia nostra diligenter conspicerent atque referrent. At illi, ubi habita exploracione diligentissima nichil imposture aut doli circa nos invenerunt et Stetinenses, licet tarde, fidem tamen unanimiter suscepisse viderunt, reversi ad suos more apostolorum vel evangelistarum pagani paganis, nobis absentibus, quanta bona vidissent et audissent et quam bona, quam munda esset fides et doctrina christiana, predicare non cessabant. Eorumque verbis paulatim scintillantibus quasi arundinetum tota civitas incanduit et iam tedere atque horrere super suis abhominacionibus suaque ydola et errores, quibus involuti tenebantur, execrari ceperunt. Episcopus autem tenorem pacti, quo ab eis recesserat, mente habens cogitabat quidem statim post conversionem Stetine ad eos properare, sed rogatus est duo prius invisere castella, 102Gradiciam videlicet et Lubinum,102 que in confinio posita ad pagum pertinebant Stetinensium. At ubi homines illi velud arida imbrem siciens103 verba evangelii suscipientes fidei sacramentis imbuti sunt, exstructo altari et sanctificato per castellum utrumque atque ordinatis illic sacerdotibus, per Odoram flumen in mare lapsi vento meliori ad Iuline littora navigavimus. Quanto autem exultacionis tripudio illic recepti fuerimus et quanta humilitate illorum et satisfaccione priores iniurias oblivisci nos rogaverint, dicere non valeo. Quicquid autem suscipiendi christianismi racio exigebat, discere et facere, assumere vel reicere non morabantur; ita ut impleri videres, quod scriptum est: Ipse dixit, et facta sunt104, et: Populus, quem non cognovi, servivit michi, in auditu auris obedivit michi105. Hec autem fuit mutacio dextere excelsi106. Nam quos prius contis et fustibus a suis terminis satis inclementer exturbaverant, postmodum quasi angelos de celo venientes summo studio venerati sunt, sanctum arbitrantes atque divinum, quicquid a nobis dictum vel factum est. Sed quid multis? Tota civitas et provincia cum populo suo apposita est ad Dominum, tantaque fuit multitudo virorum et mulierum et utriusque sexus puerorum, ut in spacio duorum mensium, quamvis sine cessatione instaremus operi, vix omnes tingere possemus. Quantum et illic sudoris et laboris sancte semper memorie Otto loquendo et clamando in turba, baptizando et multa faciendo pertulerit, qui videt omnia, viderit Deus. Sed quia civitas hec in meditullio sita est Pomeranie civesque Iulinenses fortes et dure cervicis, tam dux Vratizlaus quam principes terre sedem episcopatus illic constituendum fore censuerunt, scilicet ut 102
Gartz südl. Stettin; Lübzin/Lubin am Dammschen See/Jezioro Dbbie gegenüber Stettin. 103 Ioel 1,20. 104 Ps 148,5. 105 Ps 17,45. 106 Ps 76,11.
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was wir denn dort trieben, ob wir von ihnen aufgenommen würden oder nicht, und die sorgfältig unsere Wege und Unternehmungen beobachten und berichten sollten. Da sie aber nach sorgfältig durchgeführtem Auskundschaften keinerlei Betrug oder List bei uns fanden und sahen, wie die Stettiner mutig, wenn auch spät den Glauben angenommen hatten, kehrten die Heiden nach Art der Apostel und Evangelisten zu den Ihren zurück und hörten nicht auf, in unserer Abwesenheit den Heiden immer wieder zu verkünden, wie viel Gutes sie gesehen und gehört hätten und wie gut, wie sauber christlicher Glaube und christliche Lehre sei. Durch ihre Worte sprühten allmählich die Funken und entzündeten wie Stroh die ganze Stadt, und schon begannen sie überdrüssig zu sein und sich zu ärgern über ihre Gräueltaten und ihre Götzenbilder und Irrtümer zu verfluchen, in die verstrickt sie gehalten wurden. Der Bischof aber, der den Inhalt des Vertrages, mit dem er sich von ihnen zurückgezogen hatte, im Sinne hatte, dachte sofort nach der Bekehrung Stettins zu ihnen zu eilen, doch wurde er gebeten, zuvor zwei Burgen zu besuchen, 102Gartz und Lübzin,102 die in der Nähe gelegen zum Stettinergau gehörten. Doch als jene Leute, wie das Land nach Regen dürstet,103 die Worte des Evangeliums aufnahmen und mit den Sakramenten des Glaubens versehen wurden, errichtete er in beiden Burgorten einen Altar und weihte ihn, spendete dort jeweils die Priesterweihe; dann segelten wir oderabwärts zum Meer und gelangten bei günstigem Wind zum Strand von Wollin. Ich vermag nicht zu beschreiben, mit welch ausgelassenem Jubel wir dort empfangen wurden und mit welcher Demut und Reue sie uns baten, wir möchten ihr früheres Unrecht vergessen. Sie zögerten nicht, alles, was die Lehre zur Aufnahme des Christentums forderte, zu lernen und zu tun, anzunehmen oder abzulegen, so dass sich anscheinend erfüllte, was geschrieben steht: Er gebot, und da wurde es geschaffen.104 Und: Das Volk, das ich nicht kannte, dient mir; sobald es mich nur hört, gehorcht es.105 Doch dieser Wandel war das Werk der rechten Hand des Erhabenen.106 Denn die sie zuvor mit Lanze und Knüppeln sehr unüberlegt aus ihrem Gebiet vertrieben hatten, die verehrten sie nun mit höchstem Eifer wie Engel vom Himmel und hielten alles für heilig und göttlich, was von uns gesagt oder getan wurde. Kurzum: Die ganze Stadt und Landschaft wurde mit allem Volk zum Herrn geführt, und so groß war die Menge der Männer, Frauen und Kinder beiderlei Geschlechts, dass wir im Verlauf zweier Monate kaum alle taufen konnten, obgleich wir ohne Unterlass bei der Sache waren. Wie viel Schweiß und Mühe Otto, stets heiligen Angedenkens, aufwandte mit Reden, Rufen in der Menge, Taufen und vielerlei Verrichtungen, das möge Gott sehen, der alles sieht. Doch weil die Stadt in der Mitte Pommerns liegt und die Wolliner Bürger tapfer und hartnäckig sind, meinten Herzog Wartislaw und die Fürsten des Landes, der Bischofssitz solle dort eingerichtet werden; das raue Volk werde dank der stän-
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gens aspera ex iugi doctoris presencia mansuesceret, nec ad pristinos rediret errores et quod de medio ad omnes terminos terre crisma et alia, que ab episcopo accipienda sunt, facilius deportari possunt. Itaque duas illic basilicas fieri precipiens altaria tantum et sanctuaria consecravit, quia reliqua pars interim consurgebat, et perfeccionem expectare longum erat ad alia festinanti. 38. Moventes autem a Iulina Clódonam107 venimus, nichilque difficultatis aut contradiccionis illic invenientes sancte crucis tropheum ibi ereximus. Et quia locus nemorosus erat et amenus et ligna ad edificandum suppetebant, in honore sancte crucis ingentem ecclesiam de nobili artificio fundavimus. Et cum leticia et gaudio populum cathezizantes et baptizantes, quia messis multa108 erat, ad ulteriora progredi festinavimus. Transito autem flumine109, quod Clódonam preterlabitur, civitatem quandam invenimus magnam quidem ambitu et spaciosam, sed raros incolas. Nam ferro et incendio se vastatam aduscionum signis et cadaverum acervis spectantibus indicabant. Ipsi autem incole tenues, illorum se fuisse clientulos, qui a duce Polonie illic interfecti erant et captivati, asserebant et a facie gladii salvatos se fuge presidio. Fecerant autem ex ramis et virgultis circa ruinas parietum tuguria et umbracula, quibus tegebantur, quousque tecta meliora instaurarent. Hos pater optimus verbis consolans et stipe relevans benignissime instruxit et baptizavit. Multi etiam de viculis circumpositis ruricole illic confluentes fidei percepere sacramenta. 39. Inde Colobrégam pervenimus, que super litus maris sita est. Sed quia cives illius pene omnes institorum more ad exteras insulas negociandi causa navigaverant, illi, qui domi reperti sunt, absentibus suis concivibus, nichil se novi aggressuros dicebant atque sub tali occasione aliquamdiu restiterunt evangelio. Tandem exhortacionibus crebris ab episcopo superati sunt. Confirmatis ergo eis in fide sancte Trinitatis et baptismo regeneratis et fundato altari et sanctuario ceterisque, que nascenti ecclesie utilia credebantur, ordine peractis, diei unius itinere distantem a Colobrega Belgrádam petens simili operum effectu illic letificatus est, omnibus se Domino sponte applicantibus. Quod ubi factum erat, visum est ei bonum esse – omissis quatuor, que supererant, civitatibus cum pagis, viculis et insulis suis, Uznoimia videlice, Hologosta, Cozgóugia et Timina, quia tempus eum revocabat, hiemps quippe erat – id quod plantaverat, interim irrigare, ne forte dilatando tantum agrum
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Neue archäologische Feldforschungen lassen vermuten, daß Klätikow/Klodkówo an der Rega nördl. Greifenberg/Gryfice damals eine bedeutendere Siedlung war (Mitteilung von Dr. Felix Biermann, Universität Greifswald). 108 Matth 9,37. 109 Die Rega.
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digen Anwesenheit eines Lehrmeisters milde werden und nicht zum alten Irrtum zurückkehren, auch könnten von der Mitte aus zu allen Grenzen des Landes Chrisam und anderes, was man vom Bischof erhalten müsse, leichter verteilt werden. Deshalb gab er Anweisung, dort zwei Basiliken zu errichten, und weihte nur die Altäre und die Altarräume, denn die übrigen Teile wurden allmählich gebaut, und auf die Fertigstellung zu warten war zu lang für den zu anderen Orten Eilenden. 38. Wir zogen nun von Wollin fort und kamen nach Klätikow107, fanden dort keine Schwierigkeiten oder Widerspruch und errichteten dort das Siegeszeichen des heiligen Kreuzes. Und weil der Ort recht waldreich war, lieblich, und Holz zum Bauen reichlich zur Verfügung stand, legten wir den Grundstein für eine gewaltige Kirche mit edler Kunstfertigkeit zu Ehren des heiligen Kreuzes. Voller Fröhlichkeit prüften und tauften wir das Volk, denn die Ernte war groß;108 und wir beeilten uns, zu weiter Abliegendem zu gelangen. Nach Überquerung des Flusses109, der an Klätikow vorbeifließt, fanden wir eine weitläufige und geräumige Stadt, doch mit wenigen Einwohnern. Denn diese zeigten mit Brandmalen und Leichenhaufen den Betrachtern an, dass sie mit Schwert und Feuer verwüstet worden war. Die einfachen Bewohner erklärten, sie seien Hörige derer gewesen, die vom Polenherzog dort getötet und gefangen genommen worden waren, und angesichts der Schwerter hätten sie ihr Heil in der Flucht gesucht. Sie hatten sich aber aus Zweigen und Gesträuch zwischen den Trümmern ihrer Wände Hütten und Zelte gemacht, unter denen sie sich schützten, bis sie bessere Dächer bauen könnten. Der gütige Vater tröstete sie mit Worten, half ihnen mit einem Almosen, lehrte sie gütig und taufte sie. Viele Bauern strömten auch aus den umliegenden Dörfern zusammen und empfingen die Sakramente des Glaubens. 39. Dann kamen wir nach Kolberg, das an der Meeresküste liegt. Doch weil dessen Bürger fast alle nach Art der Kaufleute zum Handeltreiben zu auswärtigen Inseln gesegelt waren, sagten die daheim Aufgefundenen, sie könnten während der Abwesenheit ihrer Mitbürger nichts unternehmen, und widersetzten sich unter diesem Vorwand eine Zeit lang dem Evangelium. Schließlich wurden sie durch die häufigen Ermahnungen vom Bischof überwunden. Sie wurden also im Glauben an die heilige Dreifaltigkeit bestärkt und durch die Taufe wiedergeboren. Er setzte einen Altar und einen Altarraum, besorgte, was für die wachsende Kirche als nützlich angesehen wurde, und zog dann in das eine Tagereise entfernte Belgard; dort wurde er durch den gleichen Erfolg für sein Bemühen erfreut, da sich alle freiwillig dem Herrn anschlossen. Sobald das geschafft war, ließ er die vier übrigen Städte mit ihren Gauen, Dörfern und Inseln, also Usedom, Wolgast, Gützkow und Demmin aus, denn die Zeit rief ihn zurück, es war ja Winter; es schien ihm gut zu sein, das, was er gepflanzt hatte, unterdessen zu wässern,
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suum et non eciam excolendo 110in vacuum curreret aut cucurrisset110. Quin etiam, si ulterius procederet, ante diem Palmarum, sicut disposuerat, redire ad suam sedem consecraturus crisma, minime potuisset. 40. Discretus ergo pontifex apud Belgrádam terminum ponens evangelii omnia loca et civitates superius nominatas, in quibus semina fidei sparserat, fidus agricola denuo perlustravit cogniturus, quomodo se haberent sata. Et ecce omnes, quas imperfectas reliquerat, basilicas et ecclesias perfectas invenit. Ad opus ergo dedicacionis devotus et letus accingitur, atque inter dedicandum crismatis unctione populum confirmans, etiam quam plurimos invenit baptizandos, qui generali baptismo prius interesse non poterant, eo quod in exteris partibus peregrinati negocia sua exercerent. Quorum profecto Clódone, Iuline, Stetine maxima erat copia. Mira quippe aviditate audito, quod episcopus ab eis discedere vellet, ad eum confluxerunt infelices se reputantes, quibus sine illius benediccione remanere contingeret. Que res in singulis locis aliquamdiu nobis remorandi causa fuit. Nullam autem civitatem aut locum plantacionis sue relinquere voluit, quam non semel aut sepius ante exitum a terra confortacionis et consolacionis causa reviseret. Talibus ergo visitacionibus regione peragrata, consolando, confirmando atque salutando amicos, patrinos et filiolos nostros in pacis osculo dimisimus eos et dimissi sumus lacrimis et gemitibus divulsionis dolorem utrimque temperantes. Multociens etiam toto conamine nos iugiter apud se retinere moliti dominum meum, ut episcopatum ibi gubernaret, ardentissime rogabant, se ipsos et sua omnia illius dicioni servire pollicentes. Et ut verum fatear, tanto amore sue plantacionis flagrabat episcopus, quod voluntatem plenariam apud eos remanendi haberet, sed a clericis suis dissuasus est. 41. Tiemo: Ut video, inquit, tua narratio ad sedem suam reducere vult Ottonem nostrum. Sed de ipsius terre, quam deseris, oportunitate vel fecunditate vellem aliquid diceres. Possentne illic esse cenobia? Sefridus: Possent utique et maxime huius temporis sanctorum, qui terram uberem quam scapulos aridos vel squalentem heremum incolere malunt, sue memores inbecillitatis. Nam piscium illic tam ex mari quam ex aquis et lacubus et stagnis habundancia est incredibilis. Carratamque pro denario111 recentis acciperes allecis, de cuius sapore vel crassitudine gulositatis arguerer, si dicerem, quod sencio. Ferine cervorum bubalorum et equulorum agrescium, ursorum, aprorum, porcorum omniumque ferarum copia redundat omnis provincia. Butirum de armento et lac de ovibus cum adipe agnorum et arie-
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Gal 2,2. 12 Pfennige = 1 Schilling, 20 Schillinge = 1 Pfund.
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damit er nicht etwa durch Aufschieben seines großen Ackers und durch Nichtpflege 110vergeblich laufe und gelaufen sei.110 Ja, wenn er sich weiter verzögerte, könnte er keinesfalls vor Palmsonntag, wie er geplant hatte, zu seinem Bischofssitz kommen, um dort das Chrisam zu weihen. 40. Der umsichtige Bischof setzte also in Belgard der Evangelienverkündung ein Ende und durchzog erneut alle oben genannten Orte und Städte, in denen er den Samen des Glaubens ausgebreitet hatte; wie ein treuer Bauer wollte er prüfen, wie die Saat aufgegangen war. Und seht: Alle Basiliken und Kirchen, die er unvollendet zurückgelassen hatte, fand er vollendet. Er gürtete sich zum Werk der Kirchweihe, spendete dabei fromm und froh durch die Salbung mit Chrisam dem Volk die Firmung; auch fand er sehr viele Taufbewerber, die zuvor bei der allgemeinen Taufe nicht teilnehmen konnten, weil sie im Ausland ihren Handel trieben. Davon gab es in Klätikow, Wollin und Stettin eine recht große Menge. Als man mit erstaunlicher innerer Bewegung davon hörte, der Bischof wolle sie verlassen, strömten sie unglücklich zu ihm zusammen, weil sie glaubten, sie würden etwa ohne seinen Segen zurückgelassen. Dies war für uns der Grund, an den einzelnen Orten eine Zeit lang zu verweilen. Er wollte aber keine Stadt oder keinen Ort seiner Pflanzung zurücklassen, die er nicht einmal oder öfter zum Trost besucht hätte. Als wir also das Gebiet mit Besuchen durchwandert hatten, verließen wir unter Trösten, Bestärken und Grüßen mit einem Friedenskuss unsere Freunde, Taufpaten und Täuflinge, und sie entließen uns unter Tränen und Seufzen; beide Seiten zügelten ihren Trennungsschmerz. Immer wieder auch versuchten sie mit vollem Bemühen, meinen Herrn für immer bei sich zu halten; sie baten ihn leidenschaftlich, er solle dort das Bistum leiten, und versprachen, sie wollten sich selbst und all ihre Habe seiner Botmäßigkeit unterstellen. Und um die Wahrheit zu sagen: Der Bischof wurde von solcher Liebe zu seiner Pflanzung erfasst, dass er den festen Willen hatte, bei ihnen zu bleiben, doch das wurde ihm von seinen Geistlichen ausgeredet. 41. Tiemo: Wie ich sehe, will deine Erzählung unseren Otto zu seinem Bischofssitz zurückführen. Doch ich möchte, dass du noch etwas sagst über die Lage und Fruchtbarkeit dieses Landes, das du jetzt verlässt. Könnte es dort nicht auch Klöster geben? Sefried: Es könnte sie durchaus geben, und besonders von Heiligen dieser Zeit, die lieber in einem fruchtbaren Land als bei den starren Felsen und ungepflegter Einöde wohnen, eingedenk ihrer Schwäche. Denn an Fischen ist dort ein unglaublicher Überfluss im Meer wie in Wasserläufen, Seen und Teichen. Eine Fuhre frischen Hering könntest du für einen Pfennig111 kaufen, hinsichtlich des Geschmacks und des Fetts beim Schmausen könnte ich gerügt werden, wenn ich sagte, was ich da spüre. Das ganze Land ist überreich an Wildbret von Hirschen, Büffeln und wilden Pferden, Bären, Wildschweinen und jeder Menge Vieh. Butter von Kühen und Milch von Schafen,
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tum, cum habundancia mellis et tritici, cum canavo et papavere et cuncti generis legumine.112 Atque si vitem et oleam et ficum haberet, terram esse putares repromissionis propter lignorum habundanciam frucciferorum. Sed episcopus vitem illi terre deesse nolens in secunda profectione cuppam surculis plenam attulit et implantari fecit, ut tellus ea vel sacrificio vinum procrearet. Tanta vero est fides et societas inter eos, ut furtorum et fraudium penitus inexperti cistas aut scrinia serata non habeant. Nam seram vel clavem ibi non vidimus, sed et ipsi admodum admirati sunt, quod clitellas nostras et scrinia serata viderunt. Vestes suas, pecuniam et omnia preciosa sua in cuppis et doliis suis simpliciter coopertis recondunt fraudem nullam metuentes utpote inexperti. Et quod mirum dictu, mensa illorum nunquam disarmatur, nunquam deferculatur, sed quilibet pater familias domum habet seorsum mundam et honestam, tantum refeccioni vacantem. Illic mensa cum omnibus, que bibi ac mandi possunt, nunquam vacuatur, sed, aliis absumptis, alia subrogantur. Non sorex, non sorilegus admittitur, sed de mappa mundissima fercula teguntur comesuros expectancia. Quacunque igitur hora reficere placuerit, hospites sint, domestici sint, omnia parata inveniunt intromissi ad mensam. Et de his satis dictum est. 42. Revertentes autem de terra illa rursum transitum fecimus per patrem nostrum ducem Polonie. Retribuat illi dominus Iesus in die agnicionis omnia bona, que ostendit nobis. Nam tante affeccionis tanteque benignitatis circa nos extitit, ut etiam in Pomerania positis hiemis tempore ille vir optimus vestes nobis mitteret hiemales episcopo et unicuique secundum suam personam idoneas tam clericis quam militibus sive scutiferis omnibus. Nunc ergo consummatis his, ad que nos vocaverat ipse, ad se reversos omnes nos ut filios carissimos excipiens episcopum et ceteros quosque congruis honoribus habitos nullum reliquit indonatum. Dein, quia festinantes vidit, cum multa graciarum actione dimissos, usque in Boemiam nos fecit conduci. Episcopus vero propter festinanciam de episcopatu113 Pomeranie pro voto suo tunc ordinare non potuit, sed de prudencia ducis confisus ei ex otio commisit ordinandum. At ille114 unum de capellanis suis, Adalbertum nomine, quem de latere suo cum aliis duobus sacerdotibus in adiutorium concesserat episcopo, presulatus honore in gente illa sublimavit. Itaque, ut brevis sim, iuxta propositum suum ante diem Palmarum115 ad sedem suam Otto reversus est.
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Deut 32,14. Vgl. Prüfening II 19 Anm. 28, oben S. 166 und Ebo II 15 Anm. 51, oben S. 236. 114 Wahl durch principes vor 1125, päpstliche Bischofsweihe 1140. Bischofssitz wurde Wollin. 115 Palmsonntag 1125 am 25. März. 113
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dazu Fett von Lämmern und Widdern, dazu eine Fülle an Honig und Weizen, dazu Hanf, Mohn und jede Art Hülsenfrüchte.112 Und wenn das Land Weinstöcke, Öl- und Feigenbäume hätte, könnte man glauben, es sei das Land der Verheißung wegen der Fülle an Obstbäumen. Doch der Bischof wollte nicht, dass das Land Weinstöcke entbehrte, und brachte bei seinem zweiten Zug eine Kiepe Setzreiser mit und ließ sie einpflanzen, damit diese Erde Wein für das Messopfer hervorbrächte. So groß ist bei ihnen Vertrauen und Gemeinsinn, dass bei ihnen Diebstahl und Betrug unbekannt sind und sie Truhen und Schränke unverriegelt lassen. Denn wir haben bei ihnen keinen Riegel oder Schlüssel gefunden, doch sie haben sich sehr darüber gewundert, dass sie unsere Packsättel und Koffer verriegelt sahen. Ihre Kleidung, ihr Geld und all ihre Wertsachen bewahren sie in Fässern und Tonnen auf, die einfach zugedeckt sind; sie fürchten keine Hinterlist, die sie überhaupt nicht kennen. Und was zu erzählen erstaunlich ist, ihre Tafel wird niemals abgeräumt, niemals werden die Speisen weggetragen, sondern jeder Familienvater hält sein Hauswesen gesondert rein und sittsam, nur für die Mahlzeiten bestimmt. Dabei wird die Tafel mit allem, was man trinken und essen kann, niemals leer geräumt, sondern wenn das eine aufgezehrt ist, wird anderes nachgeliefert. Keine Feldmaus wird zugelassen, keine Spitzmaus, sondern mit einem ganz sauberen Tischtuch werden die Speisen zugedeckt, die die Esser erwarten. Zu jeder Stunde also, wenn sich einer erfrischen will, seien es Gäste oder Hausfreunde, findet, wer zu Tisch gebeten wird, alles fertig angerichtet. – Doch das mag darüber reichen! 42. Bei der Rückkehr aus diesem Land nahmen wir erneut den Weg über unseren Vater, den Herzog von Polen. Ihm möge der Herr Jesus am Tage des Gerichts alles Gute vergelten, das er für uns getan hat. Denn der treffliche Mann war so voller Zuneigung und Güte uns gegenüber, dass er uns, als wir uns zur Winterszeit in Pommern aufhielten, sogar geeignete Winterkleidung schickte, dem Bischof und einem jeden von uns für seine Person, allen Geistlichen, Rittern und Schildknappen. Nachdem nun alles vollbracht war, wozu er uns gerufen hatte, kehrten wir zu ihm zurück; er nahm den Bischof und alle übrigen wie seine lieben Kinder auf, reichte allen ehrenvolle Gaben und ließ keinen ohne Geschenk. Danach, als er sah, dass wir es eilig hatten, verabschiedete er uns mit großem Dank und ließ uns bis Böhmen geleiten. In der Eile aber konnte der Bischof nun nicht nach seinem Wunsch über das Bistum113 Pommerns eine Weihe vornehmen, sondern im Vertrauen auf die Weisheit des Herzogs überließ er ihm in aller Ruhe die Einsetzung. Der114 jedoch erhob einen von seinen Kaplänen namens Adalbert, den er dem Bischof von seiner Seite mit zwei anderen Priestern zur Hilfe überlassen hatte, mit der Ehre des Oberhirten über jenes Volk. Um es kurz zu machen: Entsprechend seinem Vorhaben kehrte Otto vor dem Palmsonntag115 zu seinem Bischofssitz zurück.
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Liber tertius 1. Post quadriennium vero, licet multis domi teneretur negociis, ipse tamen amore novelle colonie sue flagrans, omnibus postpositis, illam revisere aggreditur1. Sed ne forte gravaret, per quos dudum transierat, ducem Boemie2 vel ducem Polonie3 aliosve illius vie hospites et amicos suos, per Saxoniam iter disposuit. Et apud Hallam naves victualibus onerans per Albam flumen4 in Habalam prolapsus Leuticie littora usque advectus est. Et ne inanis et vacuus adveniens sponse sue vilesceret neve hi, qui adhuc convertendi erant, si modo cum sumptu poneret, qui prius sine sumptu posuerat evangelium, contra se murmurarent, in auri et argenti copia, in purpura et bisso et pannis preciosis et muneribus magnis et variis pro varietate personarum dives studuit advenire, cunctaque Halle coempta et navigio usque in Leuticiam portata curribus et quadrigis quinquaginta cum annona imponens ibi per terram Leuticie usque Timinam, civitatem Pomeranie, transportavit. Quo ubi cum labore ac fatigacione ventum est, multos horrores et pavores illa nocte ibi sustinuimus. Nam civitas illa Dei adhuc ignara cruda quodammodo et barbara fuit christianis et nos ignoti ad ignotos venimus. Solum tamen urbis prefectum in priori peregrinacione cognitum habentes ipsum de hospicio convenimus, sed ille amice nos suscipiens et alios quoque se hospites habiturum dicens aream iuxta civitatem in veteri castello nostre mansioni designavit. In qua fixis tentoriis nos requieturos sperantes vanis terroribus tota illa nocte agitabamur. 2. Nam dux Pomoranie populaturus Leuticiam cum exercitu eadem nocte illo venturus erat. Timinenses autem Leuticios audierant ad pugnam ibi ei occursuros, unde non modica trepidacio fuit in civitate. Ingruente igitur noctis silencio, exercitus ducis per turmas suas illuc confluxit, factumque est, ut una cohors peditum et altera cohors equitum e diverso iuxta civitatem convenientes, quia nox erat, utrimque se hostes suspicati, diutissime gladiis se cederent. Nos vero strepitu ac tinnitu armorum excitati et exterriti ignem in castris nostris aqua perfudimus fugam meditantes. Interea socios se agnoscentes illi a pugna desierunt. Prefectus vero, misso satellite, causam illius tumultus nobis insinuans, ne timeremus, rogavit, sicque animati constitimus in
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29. April 1128. – Also genau genommen nach drei Jahren und einem Monat. Sobieslaw. Boleslaw III. Zunächst die Saale abwärts.
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1. Nach vier Jahren machte er [der Bischof] sich daran, seine neue Pflanzung wiederzusehen1, von Liebe zu ihr entflammt, unter Zurückstellung alles anderen, obgleich er daheim durch viele Geschäfte festgehalten wurde. Um aber diejenigen nicht zu belästigen, durch deren Gebiet er zuvor gezogen war – den Böhmenherzog2, den Polenherzog3 und die anderen Gastgeber und Freunde auf jenem Weg –, beschloss er nun, den Weg durch Sachsen zu nehmen. Bei Halle belud er seine Schiffe mit Lebensmitteln, fuhr auf der Elbe4 bis zur Havel und landete am Ufer der Lutizen. Und damit seiner Braut die Ankunft nicht eitel und nichtig erschiene und diejenigen, die noch zu bekehren waren, nicht gegen ihn murrten, wenn er, der zuvor ohne Aufwand für die andern das Evangelium gepflanzt hatte, jetzt mit bescheidenem Aufwand ankomme, bemühte er sich mit einer Fülle von Gold und Silber, in Purpur und Batist und kostbarem Linnen reich aufzutreten, mit großen und mannigfachen Geschenken entsprechend der Stellung der Persönlichkeiten; darum kaufte er alles in Halle ein, brachte es zu Schiff bis ins Gebiet der Lutizen, belud dort 50 Karren und Wagen mit Lebensmitteln und brachte es durch das Land der Lutizen bis Demmin, einer Stadt in Pommern. Als wir unter Anstrengungen und Ermüdung dorthin kamen, mussten wir dort in jener Nacht viel Schrecken und Angst aushalten. Denn jene Stadt kannte damals Gott noch nicht, war gewissermaßen roh und barbarisch gegen Christen, und wir kamen als Fremdlinge zu Fremdlingen. Nur den Burgherrn hatten wir auf der früheren Reise kennen gelernt und wandten uns an ihn wegen der Herberge; er begrüßte uns freundlich, sagte aber, er bekomme noch andere Gäste, und wies uns ein Gelände bei der Stadt in einer alten Schanze als unsern Aufenthaltsort zu. Darin schlugen wir unsere Zelte auf und hofften, Ruhe zu finden, wurden jedoch in der ganzen Nacht von misslicher Angst umgetrieben. 2. Denn der Pommernherzog wollte mit seinem Heer in dieser Nacht hierher kommen, um das Lutizenland zu verheeren. Die Demminer aber hatten gehört, die Lutizen würden ihm dorthin entgegenziehen; daher gab es in der Stadt beträchtliche Unruhe. Als die Stille der Nacht einsetzte, strömte das Heer des Herzogs mit seinen Abteilungen herbei; und so geschah es, dass eine Schar Fußvolk und eine Schar Reiterei von verschiedenen Seiten bei der Stadt aufeinander trafen, und weil es Nacht war, vermuteten beide, das seien Feinde, und bekämpften sich recht lange mit ihren Schwertern. Wir aber wurden durch den Lärm und das Waffengeklirr aufgeweckt und aufgeschreckt, löschten in unserm Lager mit Wasser das Feuer und dachten an Flucht. Inzwischen erkannten jene sich als Freunde und ließen vom Kampf ab. Der Stadtherr schickte einen Wächter und teilte uns den Grund der Unruhe mit; er bat, wir sollten uns nicht fürchten, und so blieben wir beruhigt
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loco nostro. Facto mane, dux cum exercitu omni ad predam festinans episcopum videre non potuit, sed missis nunciis ibidem illum die illa se rogavit expectare. Circa meridiem vero Leuticiam quaqua versum fumigare aspeximus, signum omnia vastantis exercitus. Ad vesperum autem ecce dux voti compos multa onustus preda cum suis omnibus letus in incolomis revertitur. Nobis ergo inspicientibus, dividebant spolia, vestes, pecuniam, pecora et aliam diversi generis substanciam. Homines quoque, quos captivaverant, inter se distribuebant. Ibi vero fletus et gemitus et dolores innumeri, cum ad diversos dominos pro racione divisionis vir ab uxore et uxor a viro et filii a parentibus et parentes a filiis discedebant. Et quamvis pagani essent omnes, quos huiusmodi miseria involverat, episcopus tamen pius semper et misericors condicionem miseratus humanam lacrimas tenere non potuit. Dux vero et sucessu rerum et de adventu episcopi letissimus videns, quia hoc eius voto placuit, teniores et infirmiores quosdam absolvi iussit, et quibus separacio dolori erat, manere simul eius interventu ordinabat. Auditoque eo, multa faciebat et libenter eum audiebat. Episcopus eciam multos precio absolvit, quos fide imbutos baptismoque novit regeneratos, liberos abire dimisit. Dein cum mutuis se colloquiis recreassent et invicem muneribus honorassent, duce ad sua negocia digresso, nos omnem substanciam nostram Timine navibus imponentes per Pene fluminis undam tribus diebus Uznoimiam vecti sumus, episcopo itinere terrestri cum paucis gradiente. Nec mora evangelico vomere agrum Domini sui proscindens semen spargit fidei. Neque ibi difficultas erat in opere, quia civitas illa precompluta fuerat imbre doctrine salutaris. Sacerdotes etenim, quos pater beatus operis sui vicarios in gente illa reliquerat, Uznoimiam ex magna parte converterant, reliqua vero pars per episcopum apposita est ad Dominum. Tiemo: Ne festines, obsecro, sed huius quoque secunde profeccionis eius operacio, qua specie, modo vel ordine processerit, diligentius exequere. Memineris nostrum esse, quod refers, unde et in referendo nobis morem gerere tuum est, quem sancte obediencie lora constringunt. Sefridus: Obedio et ut vultis, licet succinctus mallem, ad imperium vestrum discinctus incedam. 3. Igitur in hac civitate, quia prope fuit festum adventus Spiritus sancti5, dux terre Wortizlaus toto corde christianus instinctu Ottonis baronibus et
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1128 Pfingsten am 10. Juni.
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an unserm Ort. Als es Morgen geworden war, zog der Herzog mit seinem ganzen Heer schnell zum Beutemachen und konnte daher den Bischof nicht sehen, doch er schickte Boten und bat, er möge an diesem Tag auf ihn warten. Gegen Mittag sahen wir auf allen Seiten im Lutizenland Rauch aufsteigen als Zeichen für das alles verwüstende Heer. Am Abend aber, sieh, da kehrte der Herzog eingedenk seines Versprechens mit all den Seinen froh und unversehrt mit viel Beute beladen zurück. Wir schauten zu, wie sie die Beute teilten, Kleidung, Geld, Vieh und Sachen verschiedener Art; auch Menschen, die sie gefangen genommen hatten, verteilten sie unter sich. Da gab es Weinen, Seufzen und unendlichen Kummer, wenn der Mann von seiner Frau, die Frau von ihrem Mann, Kinder von ihren Eltern und Eltern von ihren Kindern getrennt wurden. Obgleich alle Heiden waren, die dieses Elend ergriffen hatte, klagte der stets fromme und barmherzige Bischof über das Los des Menschengeschlechts und konnte die Tränen nicht zurückhalten. Der Herzog aber war äußerst fröhlich über den Erfolg des Unternehmens und die Ankunft des Bischofs, und weil er sah, dass dies dessem Wunsch entsprach, gab er den Befehl, einige Zartere und Schwächere freizugeben, und auf sein Eintreten hin ordnete er an, wem die Trennung Kummer bereite, der dürfe zusammenbleiben. Er hörte ihm zu und tat dann viel, und er hörte ihm gern zu. Der Bischof aber kaufte viele los, von denen er wusste, dass die zum Glauben gekommen und durch die Taufe wiedergeboren waren, und er ließ sie dann frei gehen. Danach erholten sie sich in wechselseitigen Gesprächen und ehrten einander mit Geschenken; dann zog sich der Herzog zu seinen Geschäften zurück, wir aber luden unsere ganze Habe in Demmin auf Schiffe und fuhren über das Wasser der Peene in drei Tagen nach Usedom, während der Bischof mit einigen den Landweg wählte. Ohne Verzug brach er mit dem Pflug des Evangeliums den Acker des Herrn um und verteilte den Samen des Glaubens. Es gab keine Schwierigkeit bei seinem Werk, weil jene Stadt zuvor durch den Regen der heilsamen Lehre gewässert worden war. Denn die Priester, die der selige Vater als Vertreter für sein Werk bei diesem Stamm zurückgelassen hatte, hatten Usedom zum großen Teil bekehrt, der restliche Teil aber wurde durch den Bischof für den Herrn gewonnen. Tiemo: Bitte nicht so schnell, sondern erkläre genauer, wie das Schaffen der zweiten Reise in Art und Weise und Ordnung vor sich ging! Denk daran, dass es für uns wichtig ist, was du berichtest; deshalb ist es deine Aufgabe beim Bericht uns zu gehorchen, da dich die Zügel heiligen Gehorsams binden. Sefried: Ich gehorche und werde so, wie ihr wollt, auf euren Befehl hin ausführlich fortfahren, obgleich ich lieber gerafft berichten wollte. 3. Weil das Fest der Ankunft des Heiligen Geistes5 nahe war, lud der Herzog des Landes, Wartislaw, von ganzem Herzen Christ, auf Drängen Ottos
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capitaneis tocius provincie ac prefectis civitatum in festo Pentecostes conventum indixit, causam simul Christi mandans evangelium et evangelistam iterum advenisse Ottonem episcopum. Itaque statuto die congregatis omnibus, adducto in medium episcopo, dux ait: „En, ad quod venistis. En coram est nuncius Altissimi. Pacem fert, non arma, neque vestra sibi, sed vosmet ipsos Deo lucrari querit. Attendite, oro. Ante hoc quadriennium in superioribus huius terre partibus docens, me teste – nostis quoque et ipsi – omnia replevit evangelio. Et tunc quidem has partes visitare volebat, sed, Deo prosperante negocia sua, toto anno illo sanctis operibus illic tenebatur occupatus, emensoque anno ad sua reverti sue sedis racionibus cogebatur nec ad vos venire prevaluit. Sed queso, una mecum et huius et illius vie causas diligenter advertite, quodque in omni causa fieri solet, quis, quid, quare vel quomodo agat, alcius contemplemur. Et primo de persona id vobis constat, quia homo religiosus senio et canicie venerabilis est, hoc enim et ipsi videtis. De cuius nobilitate opera testantur et virtutes et alta, ut fida relacione didicimus, avorum et proavorum eius linea nativitatis. Porro si dignitatem querimus, presulari fulget officio et universis Teutonici regni principibus speculum est et lucerna. Imperatori6 quoque Romano et apostolice sedis pontifici7 gratus valde est et unice familiaris, in auro quoque et argento, in ministerialibus et feodatis, in agris et possessionibus, et quecunque hic mundus preciosa vocat, domi eum divitem novimus et gloriosum. Huc etiam opulentus advenit vestre saluti ministraturus nec aliunde quam de suis sumptibus apud vos vivere propositum habens. Sed rogo, quid intendit? Ut quid tante vie laborem aggressus nec proprio corpori nec sumptibus parcit? Sed ut breviter dicam, sicut et pridem nichil aliud querit, nisi vos omnes separare a dyabolo et per fidem catholicam iungere domino Iesu Christo. Sed quonam modo? Non fraudulenter, non violenter, non lucri alicuius terreni, sed tantum salutis et Dei honoris gracia. Et nunc quidem nichil iuste excusacionis a vobis inveniri poterit super hoc tali viro, quominus eum audire debeatis. Neque enim is est, cui necem aut patibulum ob circumvencionis vel imposture culpam intentari conveniat, vel alterius generis iniurias, quemadmodum peregrinis et pauperibus Christi predicatoribus paulo ante fecistis, suspicati dolo et fraude questusve gratia nudos homines et inopes rerum loqui verbum Dei. Sed illi qui-
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Lothar III. Honorius II.
Dialog des Herbord von Michelsberg, Buch III
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Barone und Hauptleute des ganzen Landes und die Stadtherren zum Pfingstfest zu einer Versammlung ein, in der er als Gegenstand die Sache des Evangeliums Christi nannte und dass der Missionar Bischof Otto wieder eingetroffen sei. Als am festgesetzten Tag alle versammelt waren und der Bischof in die Mitte geleitet war, sagte der Herzog: „Seht, wozu ihr gekommen seid! Seht, vor uns steht der Botschafter des Allerhöchsten. Er bringt Frieden, keine Waffen, er sucht nicht euren Besitz für sich, sondern sucht euch für Gott zu gewinnen. Bitte hört auf ihn! Vor vier Jahren hat er durch seine Lehre, des bin ich Zeuge, in den höher gelegenen Gebieten dieses Landes, wie ihr wisst, alles mit dem Evangelium erfüllt. Auch damals wollte er diese Gegend hier besuchen, doch da Gott seine Werke begünstigte, wurde er dort mit seinem heiligen Wirken voll ausgefüllt, und als das Jahr vorbei war, war er wegen der Pflichten an seinem Bischofssitz gezwungen, nach Hause zurückzukehren, und konnte nicht zu euch kommen. Doch bitte, hört mit mir aufmerksam auf die Gründe für diese und jene Fahrt, und wir wollen besonders tief bedenken, was bei jeder Sache zu geschehen pflegt, wer, was, warum und wie er es macht. Und zuerst steht hinsichtlich seiner Person fest, dass er ein frommer Mann ist, verehrungswürdig wegen seines Greisenalters und seiner weißen Haare; das seht ihr ja selbst. Von seinem Adel zeugen seine Werke, seine Tugenden sowie, wie wir aus zuverlässigen Berichten erfahren haben, seine hohe Abstammung von Seiten der Groß- und Urgroßväter. Ja wenn wir nach seiner Würde schauen, da leuchtet er durch sein Bischofsamt hervor und ist für alle Fürsten des Deutschen Reiches Spiegel und Leuchte. Auch ist er dem Römischen Kaiser6 und dem Bischof auf dem Apostolischen Stuhl7 sehr willkommen und einzigartig vertraut, daheim ist er an Gold und Silber, an Dienstmannen und Lehnsleuten, an Ackerland und Besitzungen sowie allem, was diese Welt kostbar nennt, reich und ruhmvoll. Hierher kam er ebenfalls wohlhabend, um für euer Heil Dienst zu leisten, und hat die Absicht, nur auf eigene Kosten bei euch zu leben. Doch ich frage: Was will er? Warum nimmt er solche Mühe der Reise auf sich und schont weder seinen Leib noch seine Kosten? Doch um es knapp zu sagen: So wie früher sucht er nichts anderes als euch alle vom Teufel loszutrennen und durch den katholischen Glauben mit dem Herrn Jesus Christus zu verbinden. Doch auf welche Weise? Nicht durch Betrug, nicht mit Gewalt, nicht für einen weltlichen Lohn, sondern einzig zu euerm Heil und zur Ehre Gottes. Und jetzt kann keine hinreichende Entschuldigung von euch erfunden werden gegenüber solchem Mann, warum ihr ihn nicht hören solltet. Er ist nämlich keiner, dem Tod oder Galgen wegen Hintergehen oder Betrügerei als Schuld angehängt werden könnte oder irgendeine Art Unrecht, wie ihr es vor kurzem den Pilgern und armen Predigern Christi angetan habt, in der Annahme, dass mittellose und hilflose Menschen nur mit List und Betrug zum Geschäftemachen das Wort Gottes verkünden. Doch die wurden mit Schlägen und
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Otto, Bischof von Bamberg
dem plagis et verberibus pro veritate subacti a vestris finibus abscesserunt, vos autem huc usque in infidelitate perstitistis. Pudeat iam et peniteat vos longi erroris et ignorancie, et qui noluistis audire mendicos evangelistas, audite opulentos. Dixistis namque et subsannando blasphemastis, quia Deus christianorum omnibus diis vilior esset atque inferior, qui sue doctrine ministros habere non posset nisi tantum homines imperitos et rusticos, mendicitati egestatique addictos. Et vos quidem in insania vestra hec dixistis, ille vero pius et misericors et prestabilis super malicia8 quasi morem gerens insipiencie vestre de impericia vel rusticitate, de inopia vel mendicitate legati omnem vobis detrahendi abstulit occasionem. Superest modo, ut nos, qui primi et maiores dicimur ac sumus, nostre dignitati consulamus, tam dignissime ac sanctissime rei consencientes, ut populus, qui nobis subiectus est, nostro possit erudiri exemplo. Quidquid enim religionis vel honestatis secundum Deum vel homines aggrediendum est, iustius atque decencius autumo, ut a capite hoc in membra quam ut a membris derivetur in caput. Et in primitiva quidem ecclesia, sicut audivimus, religio fidei christiane a plebe et plebeiis personis incipiens ad mediocres progressa etiam maximos huius mundi principes involvit. Reddamus vicem ecclesie primitive, ut a nobis principibus incipiens et usque ad mediocres progressa facili proventu totum et populum et gentem sanctificacio divine religionis illustret.“ Sed quid morer? Affuit Spiritus sancti gracia et sermonem ducis omnium cordibus alcius quam dici queat inplantavit, omnesque pari voto, pari consensu faciendum spondent, quicquid episcopus suaderet. Igitur occasione ipsius temporis de adventu Spiritus sancti, de remissione peccatorum, de variis carismatum donis, de bonitate et clemencia divina sermone mirabili presul eos alloquens evangelizavit illis Iesum. Et quosdam quidem iam dudum christianos, sed errore paganismi denuo inquinatos presenti sermone ad conpunccionem et validam cordis contricionem emollitos cum magno fructu aspiciencium per manus imposicionem ecclesie reconciliavit, alios autem certatim sese offerentes, cathezizatos ac pro tempore breviter instructos baptizavit. Et totam illam ebdomadam doctrine sacrisque operibus instabat gaudio ingenti, adeo ut vere Spiritus sancti presenciam illic adesse certissime constaret. Itaque concilium hoc non antea solutum est, quam principes ipsi et omnes, qui cum eis advenerant,9 baptismi sacramenta percepissent. 4. Porro fama facti repente in universam provinciam vulgatur, villas et vi-
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Ioel 2,13. Das Gefolge.
Dialog des Herbord von Michelsberg, Buch III
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Prügeln wegen der Wahrheit mürbe gemacht und zogen aus eurem Land ab, ihr aber verharrt bis heute in eurer Treulosigkeit. Ihr solltet euch schämen, und es sollte euch der lange Irrtum und die Unwissenheit Leid tun, ihr wolltet die bettelnden Verkünder des Evangeliums nicht hören; nun hört auf die reichen! Ihr habt nämlich gesagt und dabei höhnisch Gott gelästert, billiger und niedriger als alle Götter sei der Gott der Christen, der als Diener seiner Lehre nur unerfahrene und bäuerliche Menschen habe, die dem Bettel und der Dürftigkeit verfallen seien. Und ihr habt das in eurer Unvernunft gesagt, doch jener Fromme, Barmherzige, den die Strafe reut,8 hat, gleichsam eurem Unverstand nachgebend, jede Gelegenheit zum Verleumden genommen, die aus Unerfahrenheit oder Ungebildetheit wegen der Armut und Bettelei des Gesandten hergeleitet werden könnte. Es bleibt nun, dass wir uns, die wir Erste und Große heißen und sind, um unsere Würde kümmern und der besonders würdigen und heiligen Sache unsere Zustimmung geben, damit das Volk, das uns untertan ist, nach unserm Beispiel erzogen werden kann. Von allem, was wir nämlich an Religion oder Ehrenhaftigkeit gemäß Gott oder den Menschen anpacken können, ist es meiner Meinung nach gerechter und schicklicher, vom Kopf zu den Gliedern als von den Gliedern her auf den Kopf zu schließen. Gewiss: In der Urkirche begann, wie wir gehört haben, die Religion des christlichen Glaubens beim Volk und bei niederen Leuten, ging weiter zum Mittelstand und drang vor bis zu den höchsten Fürsten dieser Welt. Kehren wir also den Gang der Urkirche um, dass von uns Fürsten beginnend, zum Mittelstand weiter gehend und in leichtem Fortschreiten die Heiligung der göttlichen Religion das ganze Volk erleuchtet.“ Kurzum: Die Gnade des Heiligen Geistes war anwesend und pflanzte die Worte des Herzogs in aller Herzen tiefer ein, als man sagen kann, und einmütig und einhellig geloben sie, alles zu tun, was der Bischof ihnen rate. Den Zeitpunkt nutzend hielt der Bischof eine wundervolle Predigt über die Ankunft des Heiligen Geistes, die Vergebung der Sünden, die verschiedenen Gnadengaben und die göttliche Güte und Nachsicht; und er verkündete ihnen die frohe Botschaft Jesu. Gewiss waren einige schon seit langem Christen, aber vom Irrtum des Heidentums erneut besudelt; diese wurden durch diese Predigt aufgeschlossen zur Reue und starken Zerknirschtheit ihres Herzens; und zur großen Erbauung der Anwesenden versöhnte er sie durch Handauflegen mit der Kirche, andere boten sich wie im Wettstreit an, sie wurden geprüft, in kurzer Zeit auf die Taufe vorbereitet und von ihm getauft. Die ganze Woche war er in so großer Freude mit der Belehrung und heiligen Werken beschäftigt, dass man deutlich die Gegenwart des Heiligen Geistes dort spüren konnte. Deshalb wurde die Versammlung nicht eher aufgelöst, als bis die Fürsten und alle, die mit ihnen gekommen waren,9 das Sakrament der Taufe empfangen hatten. 4. Die Kunde von diesem Ereignis verbreitete sich schnell im ganzen Land
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cos in studia diversa conscindens, aliis dicentibus, quia bene, et aliis autem dicentibus, quia non, sed magis seduccio magnates apprehendit. Ipsi vero sacerdotes ydolorum non minima causa huius concisionis erant appositi eis, quibus displicebat, quod factum fuerat, sua nimirum lucra cessatum iri non ignorantes, si cultura domorum illic aboleretur. Unde modis omnibus rem prepedire moliti varia calliditatis sue argumenta visionibus, sompnis, prodigiis et variis terroribus confinxerunt. Quin etiam in Hologosta civitate – quo tunc proxime adventurus nunciabatur episcopus – sacerdos, qui illic ydolo ministrabat, nocturno tempore vicinam silvam ingressus et in loco ediciori secus viam inter condensa fruticum sacerdotalibus indutus astabat et mane summo quendam rusticum de rure ad forum gradientem his alloquitur: „Heus tu“, inquit, „bone homo!“ At ille respiciens in eam partem, unde vocem audierat, inter virgulta personam candidis indutam, quamvis dubia luce, videre cepit et timere. Et ille: „Sta“, inquit, „et accipe, que dico. 10Ego sum deus tuus10; ego sum, qui vestio et graminibus campos et frondibus nemora, fructus agrorum et lignorum, fetus pecorum et omnia, quecunque usibus hominum serviunt, in mea sunt potestate. Hec dare soleo cultoribus meis et his, qui me contempnunt, auferre. Dic ergo eis, qui sunt in civitate Hologostensi, ne suscipiant deum alienum, qui eis prodesse non possit; mone, ut alterius religionis nuncios, quos ad eos venturos predico, vivere non paciantur.“ Hec ubi attonito ruricole demon visibilis edixerat, ad densiora nemoris sese contulit inpostor. Rusticus vero quasi de oraculo stupidus corruens pronus adoravit in terra. Deinde abiens in civitatem cepit annunciare visionem. Quid plura? Credidit populus, iterumque atque iterum circumdantes hominem eadem sepius narrare cogebant moti videlicet monstri novitate. Postremo acsi nescius omnium advenit sacerdos indignacionem primo simulans quasi de mendacio, deinde attencius audire et obtestari cepit hominem, ut vera tantum narrans nullo figmento populum sollicitaret. At ille, ut erat rusticane simplicitatis, manus tendere, oculos ad celum levare magnisque iuramentis et forti protestacione rem ita se habere asserens etiam locum ipsius apparicionis se ostensurum pollicetur. Tunc sacerdos conversus ad populum vane suspirans: „En hoc est“, inquit, „quod toto anno dicebam. Quid nobis cum alieno deo? Quid nobis cum religione christianorum? Iuste movetur et irascitur deus noster, si post omnia benefacta eius stulti et ingrati ad alium convertimur. Sed ne iratus occidat nos, illis irascamur et occidamus eos, qui nos sedu-
10–10
Vgl. Ex 20,2.
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und spaltete Weiler und Dörfer, wobei die einen sagten, es sei gut, die anderen aber sagten nein; die größte Spaltung aber ergriff die Großen des Landes. Die Götzenpriester waren die nicht geringste Ursache dieser Teilung; sie waren bei denen, die ablehnten, was geschehen war; denn ihnen entging nicht, dass ihre Einnahmen verschwinden würden, wenn der Dämonenkult abgeschafft würde. Daher bemühten sie sich auf jede Weise, die Sache zu verhindern, und erfanden verschiedene listige Beweise in Visionen, Traumgesichten, Vorzeichen und verschiedenen Schreckensbildern. Ja, auch in der Stadt Wolgast – es hieß, der Bischof wolle demnächst dorthin kommen – ging ein Priester, der dort dem Götzen diente, zur Nachtzeit in den nahen Wald und stand angetan mit Priestergewändern neben dem Weg an etwas höherer Stelle im Dickicht, und ganz früh am Morgen spricht er einen Bauern an, der vom Feld zum Markt ging, und sagt: „He du, guter Mann!“ Der schaute zurück in die Richtung, woher er die Stimme gehört hatte, und erkannte allmählich, obgleich im Halbdunkel, im Gestrüpp eine Gestalt in weißem Gewand und geriet in Furcht. Die Gestalt sagte: „Bleib stehen und hör zu, was ich sage! 10Ich bin dein Gott;10 ich bin, der deine Felder mit Gras und deine Wälder mit Laub wachsen lässt; in meiner Gewalt sind deine Ackerfrüchte und der Holzertrag, die Nachkommenschaft deines Viehs und alles, was, dem Nutzen der Menschen dient. Dies pflege ich meinen Verehrern zu geben und denen fortzunehmen, die mich verachten. Sag also denen in der Stadt Wolgast, sie sollen keinen fremden Gott annehmen, der ihnen nichts nützen kann; mahne sie, die Boten einer anderen Religion, die, wie ich voraussage, zu euch kommen werden, nicht bei euch wohnen zu lassen!“ Als der sichtbare Dämon dies dem wie vom Donner getroffenen Bauern gesagt hatte, zog sich der Betrüger in das Dickicht des Waldes zurück. Der Bauer aber, über die Weissagung erstarrt, stürzte zu Boden und betete tief gebückt. Dann ging er fort in die Stadt und verkündete sein Traumgesicht. Was geschah dann? Das Volk glaubte ihm, immer wieder umgaben sie den Mann und nötigten ihn, immer öfter dasselbe zu erzählen, beeindruckt von der Neuheit des Gespensts. Schließlich kam der Priester dazu, als ob er von allem nichts wusste; er heuchelte zunächst seine Empörung über die angebliche Lügengeschichte, fing an, genauer zuzuhören und beschwor den Mann, er solle nur die Wahrheit sagen und nicht das Volk mit Erfindungen beunruhigen. Doch der, von bäuerlicher Einfalt, streckt die Hände aus, hebt die Augen zum Himmel, unter heiligen Schwüren und heftiger Bezeugung erklärt er, die Sache verhalte sich so, und verspricht, er wolle den Ort der Erscheinung zeigen. Darauf seufzt der Priester zum Volk gewandt lügenhaft und sagt: „Ja, das ist es, was ich schon das Jahr über gesagt habe: Wie haltet ihr es mit dem fremden Gott? Wie mit der Religion der Christen? Zu Recht ist unser Gott erschüttert und zornig, wenn wir nach all seinen Wohltaten uns töricht und undankbar einem anderen zuwenden. Doch damit er uns nicht in
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cere veniunt.“ Quod dictum cum placuisset omnibus, firmaverunt decretum, ut si Otto episcopus vel quisquam de societate eius civitatem intraret, sine mora occideretur. Item firmaverunt sibi sermonem nequam, scilicet ut si nocte vel clam intrantes quisquam tecto reciperet, simili sentencie subiaceret. Et hec agentes multis obprobriis et verborum iniuriis religionem nostram blasphemantes deridebant. 5. Interea vero apud Uznoimiam rebus feliciter consummatis solutoque cetu primatum, dux cum episcopo remanens de his, que post agenda videbantur, et de progressione vel quonam diverteret, consilium habuit. Multaque devocione studiis episcopi gracias agens: „Ecce“, inquit, „terra omnis coram te est; securus esto, domne pater, non est, qui tibi contradicat, maioribus natu ac principibus omnibus iam fide imbutis.“ Qui securitate fretus antistes quasi exemplo domini Iesu binos et binos de discipulis suis premittebat ante faciem suam in omnem civitatem et locum, quo erat venturus11. Contigit ergo Udalricum et Albwinum duos presbiteros simul pergentes Hologostam intrare, ubi a matrona quadam, uxore videlicet prefecti, hospicio suscepti atque satis humane tractati sunt. Nam hec quamvis pagana multum hospitalitati dedita fuit ac divino timori ac religiosa valde, adeo ut esset eis ammirationi. Post refectionem vero Albwinus Sclavice lingue gnarus matrone adhuc ignoranti rem omnem secreto aperit, scilicet quinam essent et quare advenissent. At illa vehementer attonita: „Me miseram“, inquit, „o domini mei, quare ad me intrastis? De vobis enim iam apud magistratus data sentencia est et de me quoque, si vos non prodidero.“ Tiemo: Putasne, hic trepidabant apostoli? Sefridus: Reor, inquam, nam ipse Udalricus noster, cuius memoria semper in benediccione sit,12 ut postea sepe iocari solebat, tucior ad larem sancti Egidii sedisset cum sororibus suis in Babenberc. Sed divina clemencia servos suos ubique tueri novit. Nam matrona illa, divinitus, ut puto, commonita, in superiori quodam cenaculo13 eos abscondit et quasi Raab Ierichontina14, ne proderentur, effecit. Equitaturas etenim illorum et sarcinas et quecunque habere poterant, illa per pueros suos subito extra civitatem deduci et in predio15 suo collocari fecit. Quibus deductis, ecce gladiatores et turba populi cum telis et fustibus tecta matrone irrumpunt cum tumultu et clamore valido illos ignotos homines sibi exhiberi iubentes. At illa: „Fateor“, inquit, „homines ignoti ac peregrini, ut sepe solent, ad me declinaverant, sed, accepto prandio,
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Luc 10,1. Er war am 23. März 1159 gestorben. Ebo III 7: in solario. Iosue 6,22. Ebo III 7: ad remociores villas meas.
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seinem Zorn tötet, wollen wir zornig die töten, die da kommen, um uns zu verführen.“ Da dieses Wort allen gefiel, fassten sie den Beschluss, wenn Bischof Otto oder einer aus seiner Gemeinschaft in die Stadt käme, solle er sofort getötet werden. Ebenfalls bekräftigten sie die schlimme Verabredung, nämlich wenn jemand etwa bei Nacht oder heimlich Eintretende in sein Haus aufnimmt, solle er derselben Strafe verfallen. Dies trieben sie mit vielen Schimpfwörtern und Beleidigungen, lästerten gegen unseren Glauben und lachten ihn aus. 5. Inzwischen wurden in Usedom die Beratungen erfolgreich beendet und die Versammlung der hohen Herren aufgelöst, der Herzog kam danach mit dem Bischof zusammen und hielt eine Beratung über das, was nun zu tun sei, und über die Weiterreise oder wohin er gehen solle. In großer Verehrung dankte er für die Bemühungen des Bischofs und sagte: „Sieh, das ganze Land steht dir offen; sei unbesorgt, Herr und Vater, es gibt keinen, der dir widersprechen könnte, jetzt, wo alle Großen und die Fürsten im Glauben verankert sind.“ Im Vertrauen auf diese Sicherheit schickte der Oberhirte gleichsam nach dem Vorbild des Herrn Jesus je zwei und zwei seiner Jünger voraus in jede Stadt und jeden Ort, wohin er selbst kommen wollte.11 So ergab es sich, dass zwei Priester, Ulrich und Albuin, zusammen nach Wolgast kamen, wo sie von einer edlen Dame, der Gattin des Stadtherrn, als Gäste aufgenommen und sehr freundlich behandelt wurden. Denn obgleich sie Heidin war, bedeutete ihr Gastfreundschaft viel, sie war voller Gottesfurcht und sehr fromm, so dass jene sich sehr verwunderten. Nach dem Essen aber eröffnete Albuin – er beherrschte die slawische Sprache – der nichts ahnenden Dame insgeheim die ganze Sachlage, also wer sie seien und warum sie gekommen seien. Da sagte sie heftig erschüttert: „Ich Arme, o meine Herren, warum seid ihr zu mir in mein Haus gekommen? Euertwegen wurde nämlich in der Stadtbehörde das Urteil verkündet, auch gegen mich, wenn ich euch nicht verrate.“ Tiemo: Glaubst du, dass die Apostel nun ängstlich wurden? Sefried: Ich glaube schon! Denn unser Ulrich, dessen Andenken stets in Ehren bleiben möge,12 hätte, wie er später öfter im Scherz sagte, sicherer im Haus St. Ägidien mit seinen frommen Schwestern in Bamberg gesessen. Doch die göttliche Umsicht weiß ihre Diener überall zu schützen. Denn jene Dame verbarg sie, wie ich glaube, auf göttliche Ermahnung hin, in einem Dachstübchen,13 und wie Rahab in Jericho14 erreichte sie, dass sie nicht verraten wurden. Denn ihr Reiterzeug, das Gepäck und was sie bei sich hatten, ließ sie von ihren Knechten aus der Stadt schaffen und in einem ihrer Güter15 unterbringen. Als das fortgeschafft war, brechen die Henker und eine Menge Volk mit Spießen und Knüppeln in ihr Haus ein und fordern sie unter großem Lärmen und Toben auf, die unbekannten Fremden auszuliefern. Doch sie sagt: „Ich gebe zu, es sind unbekannte und reisende Leute wie so oft bei mir abgestiegen, sie haben einen Imbiss genommen und sind dann bald ihres
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mox in viam suam abierunt.“ At illi scrutantes omnia, cum nec iumenta nec vestes nec ulla signa itinerancium invenissent, furere desierunt. Porro illis per triduum ibi latitantibus nec usquam prodire nec ullo modo vel mutire presumentibus, episcopus cum duce ab Uznoimia profectus multa manu militum et sociorum Hologostam intravit spem salutis et presidium portans apostolis in conclavi latitantibus. 6. Itaque urbem ingressus, duce fideliter ac strennue ad omnia cooperante, semen sparsit evangelii et dura incredulorum corda placide predicacionis ungento paulatim detumescere faciebat. Interea quidam de sociis nostris Udalricum et Albwinum de latibulis suis emergentes et iunctos nobis timorem suum referentes deriserunt et quasi eis insultantes securius sese habere ceperunt, et longius a suis digressi fana etiam, ydolorum episcopo sermonem exhortacionis protrahente, speculatum vagabantur. Verum quidam maligni homines, apud quos radix paganismi adhuc valentius vigebat: „En“, inquiunt, „isti explorant, quomodo templa nostra incendant.“ Et congregantes se in platea etiam arma portare ac fustes et, qua transituri videbamur, nobis obviam stare. Udalricus autem intuens illos eminus et subsistens: „Non advertitis“, inquit, „hos non sine causa convenire? Nam et turbulenter se habent et arma portant omnes.“ Et prioris periculi recordans: 16„Nolo“, inquit, „tociens temptare Deum meum.“16 Et conversus illo, ubi episcopum dimiserat, redire cepit, aliis omnibus eum sequentibus preter clericum quendam nomine Theodericum, qui longius ante illos progressus iam fores delubri tenebat. Videntes autem pagani, qui convenerant, illos a cepta via reversos persequi eos quidem non audebant, sed ad illum clericum interficiendum omnes accurrerunt. Quo viso, ille aliud, quo declinaret, non habens fanum ipsum audacter quamvis exterritus intravit. Erat autem illic clipeus pendens in pariete mire magnitudinis operoso artificio auri laminis obtectus, quem contingere nulli mortalium liceret, eo quod esset illis nescio quid in hoc sacrosanctum ac pagane religionis auspicium, in tantum ut nunquam nisi belli solummodo tempore a loco suo moveri deberet. Nam ut postea comperimus, deo suo Gerovito17, qui lingua Latina Mars dicitur, erat consecratus, et in omni prelio victores sese hoc previo confidebant. Clericus autem, vir acris ingenii, dum metu mortis in templo huc illuc diffugeret, telum aliquod vel latibulum queritans clipeum corripuit et, amento collo iniecto levaque loris inserta, in medium turbe furentis e ianua prosiliit. Rustici vero prodigialem armaturam vi-
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Vgl. Deut 6,16; Matth 4,7. Wortbedeutung: Kraft + mächtig.
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Weges gezogen.“ Sie durchsuchten alles, doch da sie weder Reittiere noch Kleidung noch sonstige Anzeichen auf die Wanderer fanden, hörten sie auf zu wüten. Jene aber blieben drei Tage dort versteckt und wagten nicht hinauszugehen noch sich irgendwie zu mucksen; dann kam der Bischof zusammen mit dem Herzog aus Usedom mit einer großen Schar Bewaffneter und Begleiter nach Wolgast; dies brachte den in der Kammer versteckten Aposteln Hoffnung auf Rettung und Schutz. 6. [Der Bischof] zog also in die Stadt ein und unter treuer, tüchtiger und umfassender Mitarbeit des Herzogs verbreitete er das Evangelium und schaffte es, dass sich die harten Herzen der Ungläubigen durch das Salböl seiner gefälligen Predigt allmählich beruhigten. Inzwischen tauchten Ulrich und Albuin aus ihrem Versteck wieder auf, und beide erzählten uns von ihrer Angst; darüber lachten einige unserer Gefährten und spotteten, sie selbst würden auf größere Sicherheit achten; während der Bischof seine aufmunternde Rede fortsetzte, gingen sie weiter von ihren Leuten weg und streiften umher, um auch die Götzentempel zu besichtigen. Aber einige böse Menschen, bei denen die Wurzel des Heidentums noch kräftig und frisch war, sagten: „Seht, diese Leute da kundschaften aus, wie sie unsere Tempel anstecken können.“ Sie rotteten sich auf einem Platz zusammen, nahmen auch Waffen und Knüppel und standen uns dort gegenüber, wo wir anscheinend langgehen würden. Ulrich aber erblickte sie aus der Ferne, machte Halt und sagte: „Seht ihr nicht, dass die nicht ohne Grund zusammenkommen? Denn sie verhalten sich aufgeregt und alle tragen Waffen!“ Und eingedenk der früheren Gefahr sagte er: 16„Ich will meinen Gott nicht so oft versuchen.“16 Er wandte sich um und begann dorthin zurückzukehren, wo er den Bischof verlassen hatte; alle anderen folgten ihm außer einem Kleriker namens Dietrich, der weiter als die anderen vorausgegangen war und schon am Eingang des Heiligtums stand. Als die zusammengerotteten Heiden aber sahen, dass jene vom eingeschlagenen Weg zurückkehrten, wagten sie nicht, sie zu verfolgen, sondern eilten alle herbei, um jenen Kleriker umzubringen. Der sieht das, und weil er keinen Ausweg erkennt, geht er mutig, wenngleich erschrocken in den Tempel. Es hing dort aber ein Schild von gewaltiger Größe und kunstvoller Arbeit an der Wand, mit Goldplättchen bedeckt, den kein Sterblicher berühren durfte, weil er ihnen für irgendeine hochheilige Weissagung diente, so sehr, dass er niemals, es sei denn in Kriegszeiten, von seinem Platz bewegt werden dürfe. Denn wie wir später erfuhren, war er ihrem Gott Gerowit17 geweiht, der in lateinischer Sprache Mars heißt; und sie vertrauten darauf, unter seiner Führung in jedem Kampf Sieger zu sein. Als der Kleriker aber, ein Mann von scharfem Verstand, aus Todesangst in dem Tempel hin und her lief und eine Waffe oder ein Versteck suchte, ergriff er schließlich den Schild, tat den Tragriemen um den Hals, steckte die Linke in den Gurt und sprang aus der Tür mitten in die tobende Menge. Als die Bauern
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dentes partim in fugam conversi, partim etiam quasi exanimes facti in terram cadunt; ille autem proiecto clipeo versus hospicium ad socios currere cepit, et 18pedibus timor addidit alas18. Cumque anhelans et pallidus ad suos pervenisset, de ipsa huius trepidacione et eorum, qui missi fuerant, triduana occultacione apud omnes, precipue vero apud episcopum et ducem, tota nocte illa iocunda erat narratio. Monuit tamen pius pater filios suos et discipulos, propter insidias latentis inimici, ut se circumspecte agerent. Tam diu ergo mansit in loco illo disputans et suadens de regno Dei, quousque omnis populus fidei sacramenta suscipiens fana sua destrueret et ecclesie sanctuarium cum altario prepararet. Quod episcopus consecrans Iohannem presbiterum eis ordinavit et ut reliquam basilice fabricam post suum discessum promoverent, ammonuit. 7. Dein omni populo valefaciens et in multa caritate omnipotenti Deo illos committens ad Gozgaugiam iter divertit. In hac siquidem civitate mire magnitudinis ac pulchritudinis templum fuit; sed episcopus cum de fide christiane religionis eos per interpretem19 alloqueretur – nam dux ad sua negocia iam ab eo discesserat – illi ad omnia se paratos asserebant, si modo fanum eorum intactum remanere potuisset, magnis enim sumptibus20 nuper exstructum fuerat, multumque in illo gloriabantur, eo quod videretur magnum tocius civitatis esse ornamentum. Temptabant etiam occulte immitentes quosdam pontificis animum lenire muneribus pro edis conservacione, tandem rogantes, ut vel in basilicam ordinaretur. Sed episcopus constanter agens indignum esse dicebat edem sub titulo demonis edificatam immundoque ritu profanatam divinis usibus mancipari. Nam 21que convencio Christi ad Belial, aut que communicacio templo Dei cum templo ydolorum?21 Dicebat autem illis et similitudinem22: „Numquid seminatis frumenta vestra super dumos aut spinas? Non puto. Sicut ergo de agris vestris spinas eradicatis ac tribulos, ut, iactis bonis seminibus, optatas segetes ferre queant, ita et hanc radicem ydolatrie spinamque perdicionis de medio vestrum funditus exstirpare oportet, ut de bono evangelii semine corda vestra fructificent in vitam eternam.“23 His et aliis huiusmodi sermonibus oportune importune obsecrando, increpando, arguendo per singulos dies insistens duros gentilium animos tandem ita emollivit, ut ipsi edem execrabilem, de qua tota quescio fuit, suis manibus confringerent et simulacra protererent.
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Verg., Aen. VIII 224. Adalbert. 20 Ebo III 9: trecentis exstruxerant talentis. 21–21 2 Cor 6,15 f. 22 Vgl. Luc 6,39. 23 Vgl. Marc 4,20. 19
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aber die übernatürliche Bewaffnung sahen, ergriffen sie teils die Flucht, teils fielen sie wie entseelt zu Boden; er aber warf den Schild weg und begann in Richtung Herberge zu seinen Gefährten zu laufen, und 18die Angst gab seinen Füßen Flügel.18 Als er hechelnd und blass bei den Seinen angelangt war, gab es wegen dieser Zitterpartie und des dreitägigen Verstecks der Boten bei allen, besonders aber beim Bischof und beim Herzog die ganze Nacht über ein fröhliches Erzählen. Der gütige Vater aber mahnte seine Söhne und Jünger, sie sollten sich wegen der Nachstellungen des verborgenen Feindes umsichtig verhalten. Mit Gesprächen und Zureden wegen des Reiches Gottes blieb er daher so lange an jenem Ort, bis alles Volk die Sakramente des Glaubens angenommen, seine Tempel zerstört und den Chorraum einer Kirche mit dem Altar vorbereitet hätte. Diesen weihte der Bischof, setzte den Priester Johannes als Hirten ein und mahnte, sie sollten den Bau der übrigen Basilika nach seiner Abreise weiterführen. 7. Darauf sagte er dem ganzen Volk Lebewohl, vertraute sie in inniger Liebe dem allmächtigen Gott an und wandte sich nach Gützkow. In dieser Stadt war ein Tempel von wunderbarer Größe und Schönheit; doch als der Bischof sie durch seinen Dolmetscher19 wegen des christlichen Glaubens ansprach – denn der Herzog war wegen seiner Geschäfte schon von ihm abgezogen –, sagten jene, sie seien zu allem bereit, wenn sie nur ihr Heiligtum unversehrt behalten könnten, das nämlich mit großem Aufwand20 erst kürzlich erbaut worden war und auf das sie sehr stolz waren, weil es als ein großes Schmuckstück der ganzen Stadt angesehen wurde. Sie versuchten auch, insgeheim einige Leute zu schicken, die den Sinn des Bischofs durch Geschenke für die Erhaltung des Gebäudes besänftigen sollten, schließlich baten sie, es könne doch zu einer Basilika geweiht werden. Doch der Bischof blieb hart und sagte, es sei unwürdig, ein Gebäude, das zum Ruhm eines Dämonen erbaut und durch unreinen Kult entweiht worden sei, für gottesdienstliche Zwecke zu verwenden. Denn 21welche Übereinkunft gäbe es zwischen Christus und Belial, oder welche Gemeinsamkeit zwischen dem Tempel Gottes und dem Tempel der Götzen?21 Er nannte ihnen aber auch ein Gleichnis:22 „Sät ihr etwa euer Korn zwischen Gestrüpp oder Dornen? Ich glaube nicht. So wie ihr also von euren Äckern Dornen und Stachelkraut ausjätet, so dass es nach dem Ausstreuen des guten Samens die erhoffte Frucht bringen kann, so muss man auch diese Wurzel des Götzendienstes und die Dornen des Verderbens von Grund auf aus euren Herzen reißen, damit aus dem guten Samen des Evangeliums eure Herzen Früchte tragen zum ewigen Leben.23“ Mit solchen Worten und anderen dieser Art, bei denen er täglich beharrte, indem er sie gelegen und ungelegen beschwor, schalt und rügte, erweichte er die harten Herzen der Heiden so, dass sie das fluchwürdige Gebäude, um das der ganze Streit ging, mit eigenen Händen einrissen und die Standbilder zerstörten.
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8. Dum ea gerebantur, legati marchionis Adalberti24 de Saxonia supervenere opera et statum episcopi studiose inquirentes. Marchio etenim, cum esset amicus valde ac familiaris episcopo, in gente barbara hunc periclitari metuebat; unde, si opus haberet, presidium ei et opem ferre cupiebat. Affuere simul ipsius episcopi economi et procuratorum nuncii aurum et argentum, vestes quoque et alia necessaria ei deferentes. Ut enim supra dictum est, licet evangelium annuncians 25de evangelio vivere25 deberet, ipse nichil horum uti volens, suis se tantum sumptibus transigebat. Igitur legatos omnes apud se ibi tam diu detinuit, quousque videndo et audiendo discerent, quid de ipsius operibus aut statu referre deberent. Porro baptizatis omnibus tam viris quam mulieribus tocius civitatis ad dedicacionem altaris ac sanctuarii iam surgentis basilice multa exultacione populi devotus presul accingitur omni studio ac diligencia ipsi festo decorem et reverentiam procurans, quatenus de amissione prioris fani vel celebritatis minime dolerent, melioris sollempnitatis tripudio et melioris fabrice ornamento consolati. 9. Inter agendum vero, quid ipsa dedicatio vel quid singula opera dedicacionis significare haberent, rudi populo antistes exposuit. Precipue vero Mizlaum, ipsius civitatis principem, quem pridem in Penthecoste cum aliis primatibus Uznoimie baptizaverat, ut in eo ceteros erudiret, de omnibus his alloquitur sacramentum dedicacionis ad animam cuiusque fidelis pertinere sufficienti sermone demonstrans, que sancti Spiritus templum efficitur vel 26 in cuius corde Christus per fidem inhabitat26. Dein sermonem ad ipsum principem ex toto convertens: „Tu es“, inquit, „fili karissime, vera domus Dei. Tu ipse hodie dicandus et dedicandus es omnipotenti Deo creatori tuo, ut emunis ab omni alieno possessore ipsius tantum mansio fias atque possessio. Non ergo impedias dedicacionem tuam, fili karissime. Nichil enim prodest, istam quam cernis domum foris dedicari, nisi etiam dedicacio ipsa ad cordis tui sanctificacionem proficiat.“ Ille vero exhortacione compunctus ait: „Et quid est, pater sancte, quod me iubes facere, ut dedicacio ista in me compleatur?“ Episcopus autem, intelligens adesse Spiritum sanctum: „Ex parte“, inquit, „fili, domus Dei esse cepisti, fac, ut ex toto sis. Iam enim ydolatriam fide commutasti baptismi gratiam consecutus; nunc sequitur, ut fidem operibus exornes. Impietates, violencias et crudelitates, oppressiones, rapinas, homicidia et fraudes penitus devita, postremo, quicquid tibi fieri ab alio non vis, alii ne feceris. Captivitates, quas habes, absolve omnes; quodsi non om-
24 Albrecht der Bär, * um 1100, Graf v. Ballenstedt, 1134 Markgraf der Altmark, 1138–1142 Herzog v. Sachsen, dann Markgraf v. Brandenburg († 1170). 25–25 Vgl. 1 Cor 9,14. 26–26 Vgl. 1 Cor 6,19.
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8. Während das geschah, kamen Gesandte des Markgrafen Adalbert24 von Sachsen, die sich angelegentlich nach den Taten und dem Befinden des Bischofs erkundigten. Da der Markgraf nämlich ein enger Freund und Vertrauter des Bischofs war, fürchtete er, dieser müsse bei dem Barbarenvolk Gefahren bestehen; deshalb wollte er ihm, wenn es nötig sei, Schutz und Hilfe bringen. Gleichzeitig trafen die Vögte des Bischofs und die Boten der Verwalter ein, die ihm Gold und Silber, Kleider und anderes Nötige brachten. Wie nämlich oben gesagt: Obgleich das Evangelium verkündet, man solle 25vom Evangelium leben,25 wollte er von jenen nichts benutzen und verwendete alles nur auf eigene Kosten. Er hielt daher alle Gesandten so lange bei sich hin, bis sie durch Sehen und Hören gelernt hätten, was sie über seine Taten und sein Befinden berichten sollten. Als nun alle Männer und Frauen der ganzen Stadt getauft waren, bereitete sich der Bischof fromm zur Weihe des Altars und des Kirchenraumes der schon wachsenden Basilika unter dem Jubel des Volkes vor, mit allem Eifer und aller Sorgfalt rüstete er Schmuck und Würde zu diesem Fest, damit sie hinsichtlich des früheren Heiligtums angesichts der Festlichkeit keinen Schmerz mehr hätten und durch die Fröhlichkeit der besseren Feierlichkeit und durch die Pracht der besseren Bauweise getröstet wären. 9. Bei dieser Tätigkeit aber legte der Bischof dem ungebildeten Volk dar, was die Weihe selbst und was die einzelnen Handlungen der Weihe zu bedeuten hätten. Besonders den Fürst dieser Stadt, Mislaw, den er seinerzeit zu Pfingsten mit den anderen Fürsten in Usedom getauft hatte, sprach er wegen all dieser Dinge an, damit er die übrigen darin unterrichte; er zeigte ihm in angemessenen Worten, was das Sakrament der Kirchweihe für die Seele eines jeden Gläubigen bedeute; dass sie ein Tempel des Heiligen Geistes wird oder 26 Christus durch den Glauben in seinem Herzen Wohnung nimmt.26 Dann richtete er sein Wort ganz an diesen Fürsten und sagte: „Du bist, geliebter Sohn, ein wahres Haus Gottes. Du selbst wirst heute dem allmächtigen Gott, deinem Schöpfer, zubenannt und geweiht, so dass du dann frei bist von jedem fremden Besitzer und nur Wohnung und Besitz von Ihm wirst. Behindere deine Weihe nicht, geliebter Sohn! Es nützt nichts, dass dieses Haus äußerlich geweiht wird, wenn diese Weihe nicht auch zur Heiligung deines Herzens beiträgt.“ Jener aber, von der Ermahnung betroffen, sagte: „Was ist es, heiliger Vater, was du mir zu tun befiehlst, damit diese Weihe in mir vollendet wird?“ Der Bischof merkte, dass der Heilige Geist anwesend war, und sagte: „Du hast, mein Sohn, schon zum Teil begonnen, Haus Gottes zu sein; mach, dass du es ganz wirst! Du hast schon den Götzendienst mit dem Glauben vertauscht und die Taufspende erhalten; nun folgt, dass du den Glauben mit Taten schmückst. Ruchlosigkeit, Gewalt und Grausamkeit, Bedrückung, Raub, Mord und Betrug meide völlig; schließlich: Was du nicht willst, dass man dir tue, das füge auch keinem andern zu! Die Gefangenen,
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nes vel eos certe, qui christiani sunt, tue fidei consortes.“ Tum ille parum hesitans: „Durum“, inquit, „michi est, pater, dimittere omnes, quia magnis racionibus ac debitis quidam ex eis michi detinentur.“ Tunc episcopus: „Debita“, inquit, „pro debitis dimitti 27et sermo evangelicus et dominica suadet oracio27; sic enim omnium debitorum tuorum apud Deum certam remissionem consequeris, si omnes debitores tuos in eius nomine absolvis.“ At ille alcius ingemiscens: „En“, inquit, „in nomine domini Iesu omnes absolvo, ut secundum verbum tuum, dimissis peccatis meis, dedicacio ista hodie in me compleatur.“ Et vocans ministrum, qui super captivos erat, omnes dimitti precepit. Erat autem inter eos adolescens nobilis, filius cuiusdam potentis de Dacia. Iste, absolutis aliis, in cavea quadam subterranea vinctus cippo et cathenis tenebatur, eo quod pater eius, quingentarum librarum debitor, hunc vadem posuisset. Cumque de absolucione captivitatum, de obediencia et religione Mizlai principis multa esset tam populo quam episcopo et omnibus, qui aderant, in Domino exultacio et ad consummacionem dedicacionis ministri ac sacerdotes alacriter festinarent et necessaria prepararent, habitis omnibus, vas cum cineribus, quod ad aram positum erat, inveniri non potuit. Cumque ministri commixcionem salis et vini et cinerum facturi28 de non inventis cineribus turbarentur, Udalricus sacerdos, correpta concha, vicinas domos unam vel duas scrutatus in eis cinerem non invenit. Deinde ad terciam currens criptam quandam subterraneam, in qua predictus adolescens in abditiori parte claudebatur, intravit. Sed captivus per fenestram manu porrecta et sonitu facto currentem sacerdotem ad se vocat rogans, ut pro sui liberacione episcopo significet. Sacerdos vero correptis cineribus properanter ad ecclesiam rediit et operienti episcopo aliisque fratribus de illo captivo insinuat. Episcopus vero, quamvis misericordia moveretur: „Tanta“, inquit, „prestitit nobis, ut amplius eum rogando gravare non audeam. Tamen, ne gaudium festi huius aliqua ex parte claudicet, super huius quoque miseria Dei misericordiam invocemus.“ Et conversus ad orientem cum ministris quasi hora una preces fudit ad Dominum, deinde sacerdotibus ait: „Seorsum accipite Mizlaum et quam modescius potestis, super hoc verbo exhortamini.“ Quod cum facerent, Mizlaus ait: „In hoc uno homine parcat michi velim prudencia vestra, nam pater eius maioribus michi debitis astrictus est, quam ut gratis absolvi possit. Sufficiat vobis, quod tantos absolvi.“ Tunc illi: „Re
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Vgl. Matth 6,12. Entsprechend dem Ritus der Kirchweihe (sog. Gregoriuswasser).
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die du hast, lass alle frei; wenn nicht alle, dann wenigstens die Christen, deine Glaubensgenossen.“ Darauf sagte jener ein wenig zögernd: „Es ist hart für mich, Vater, alle freizulassen, denn aus schwerwiegenden Gründen und wegen Schulden werden einige von ihnen durch mich festgehalten.“ Darauf der Bischof: „Schulden für Schulden zu erlassen 27rät das Wort des Evangeliums und das Gebet des Herrn;27 so wirst du bei Gott für alle deine Schulden gewiss Vergebung erlangen, wenn du alle deine Schuldner in seinem Namen entlässt.“ Doch jener tief seufzend: „Nun gut, im Namen des Herrn Jesus lasse ich alle frei, auf dass deinem Wort entsprechend nach Vergebung meiner Sünden heute diese Kirchweihe in mir verwirklicht wird.“ Und er rief seinen Diener, der über die Gefangenen wachte, und befahl, alle freizulassen. Es war unter ihnen aber ein adliger junger Mann, Sohn eines Mächtigen aus Dänemark. Der wurde, während die anderen entlassen wurden, in einem unterirdischen Keller mit Block und Ketten gefesselt, weil sein Vater, Schuldner über 500 Pfund, ihn als Bürgen gestellt hatte. Als wegen der Entlassung der Gefangenen, wegen des Gehorsams und der Gewissenhaftigkeit des Fürsten Mislaw beim Volk, beim Bischof und allen Anwesenden großer Jubel im Herrn herrschte, als die Diener und Priester zum Vollzug der Kirchweihe eifrig herbeieilten und das Notwendige vorbereiteten, da konnte nach allen Vorbereitungen das Gefäß mit Asche, das auf dem Altar gestanden hatte, nicht mehr gefunden werden. Und da die Diener die Vermischung von Salz, Wein und Asche vornehmen wollten,28 wurden sie wegen der nicht aufgefundenen Asche verwirrt; der Priester Ulrich nahm eine Schale und ging in ein, zwei Nachbarhäuser, konnte in ihnen aber keine Asche finden. Darauf lief er zum dritten und kam in einen unterirdischen Keller, in dem der besagte Jüngling in einem entlegenen Verschlag eingeschlossen war. Doch der Gefangene streckte seine Hand durch das Fenster, machte Lärm, rief den dahineilenden Priester an und bat ihn, er möge dem Bischof für seine Befreiung ein Zeichen geben. Der Priester nahm schnell die Asche auf, kehrte zur Kirche zurück und flüsterte dem wartenden Bischof und den anderen Brüdern die Nachricht vom Gefangenen zu. Doch der Bischof sagte, obgleich er von Mitleid gerührt wurde: „Er hat uns so viel gegeben, dass ich nicht wage, ihn noch einmal mit einer Bitte zu belästigen. Dennoch wollen wir, damit es um die Freude dieses Festtages nicht an einer Stelle schlecht bestellt ist, auch über dieses Elend das Erbarmen Gottes anrufen.“ Er wandte sich mit seinen Dienern nach Osten, ungefähr eine Stunde schickte er Gebete zum Herrn; dann sagte er zu den Priestern: „Nehmt Mislaw zur Seite und erinnert ihn so schonend wie möglich an sein Wort!“ Als sie das taten, sagte Mislaw: „Ich wollte, eure Klugheit würde mich bei diesem einen Mann verschonen, denn sein Vater ist mir mit zu großen Schulden verpflichtet, als dass ich ihn umsonst freilassen könnte. Es möge euch genügen, dass ich so viele freigelassen habe.“ Darauf jene: „In der Tat, es ist viel, was du getan hast. Der Herr Bi-
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vera“, inquiunt, „multum est, quod fecisti. Miratus hoc dominus episcopus, miramur et nos, nec in longo tempore a christianis tale quid in terra nostra comperimus; unde et dominus noster episcopus et omnes fratres gracias tibi referunt et honori te habent et semper habebunt, Deoque omnipotenti, cuius te servum exhibuisti, quo de omnibus vicem tibi rependat, devote supplicabunt. Nam et dominus episcopus tam magni pendit, quod fecisti, ut ultra quicquam rogare te iniuriam putet; unde quasi parcens dileccioni tue ore proprio rogare te verecundatus est. Sed noveris in veritate, quoniam, si quo pacto te ipsum vincens hoc bonum ceteris tuis meritis superaddere posses, magna tibi gratia magnaque recompensacio apud Deum cumularetur; magnus etenim dominus Deus noster et magna virtus eius29, morisque illi cum sit, pro parvis magna restituere, quanto magis pro magnis maxima? Quodsi hoc magnum et difficile tibi pro ipso feceris, non sine mercede maxima ab eo indonatus remanebis.“ Sed quid multis? Ingemit homo, tactusque ab intus spiritu pietatis totus, solvitur in lacrimas. Deinde cum ipsis clericis ad episcopum tendens: „En“, ait, „pater sanctissime, in ista quoque peticione Deum meum et te, servum eius, dominosque meos sacerdotes, ministros tuos, honorabo; quin immo pro nomine domini mei Iesu corpus meum et omnia mea, si racio postulaverit, devotus impendam.“ Et iubens adduci vinctum ferro et cathenis oneratum, flentibus omnibus, qui aderant, in hostiam et oblacionem Deo are imposuit petens sibi remissionem peccatorum a Domino pro ipso recompensari. Ita ergo in plenitudine gaudii spiritualis tota illa ecclesia fervente et laudes Deo super universis bonis ac donis eius concinente, dedicacio consummatur. Omnesque alii exemplo Mizlai principis 30vias suas correxerunt,30 unus quisque ab iniusticiis et violenciis seu oppressionibus suis temperando et vi ablata proximis suis restituendo. 10. Ecclesia igitur proficiebat et crescebat et licet invidente dyabolo ambulans in timore Domini Spiritu sancto replebatur. Sed hostis antiquus dampna sua non ferens opera Dei turbare molitus validis terroribus universam provinciam concussit. Nam Bolezlaus, dux Poloniorum invictissimus, in multa fortitudine et copioso militum apparatu de terra sua veniens iam in ipsis terminis Pomeranie castra metatus ferebatur, in furore gravi terram ipsam ingressurus. Audierat enim, quod post priorem beati Ottonis predicacionem nec pacti secum federis nec suscepte religionis iura servare curarent. Insuper compertum habebat, quod civitates, que pridem converse fuerant, cum his,
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Ps 146,5. Vgl. Ps 118,9; Prov 21,29.
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schof wundert sich, auch wir wundern uns, und wir haben in langer Zeit nicht solches von Christen in unserm Land gehört; daher sagen unser Herr Bischof und alle Brüder dir Dank, halten dich jetzt und immer in Ehren und werden den allmächtigen Gott, als dessen Diener du dich erwiesen hast, demütig bitten, er möge dir in allem seinen Lohn zahlen. Denn auch der Herr Bischof rechnet es dir hoch an, was du getan hast, so dass er glaubte, es sei unrecht, dich um noch etwas zu bitten; daher hat er um deine Liebe zu schonen sich gescheut, dich mit eigenem Mund zu bitten. Doch wisse die Wahrheit: Wenn du dich irgendwie überwindest und diese gute Tat zu deinen übrigen Verdiensten hinzufügen könntest, so würde für dich große Gnade und Belohnung bei Gott angehäuft werden; denn groß ist unser Herrgott und groß seine Kraft,29 da es seine Gewohnheit ist, Kleines mit Großem zu entgelten, um wie viel mehr Großes mit Größtem. Wenn du dieses für dich Große und Schwierige schaffst, wirst du von Ihm nicht unbeschenkt und ohne größten Lohn bleiben.“ Was soll ich viele Worte machen? Es seufzt der Mann, und im Innern gerührt vom Geist der Frömmigkeit ist er ganz aufgelöst in Tränen. Dann eilt er mit den Geistlichen zum Bischof und sagt: „Nun ja, heiliger Vater, auf diese Bitte hin will ich meinen Gott, dich, seinen Knecht, und meine Herren Priester, deine Diener, ehren; ja, im Namen meines Herrn Jesus werde ich meinen Leib und alles, was ich habe, fromm dahingeben, wenn es die Ordnung so fordert.“ Er gibt den Befehl, den mit Eisen Gefesselten und mit Ketten Belasteten herbeizuholen, und während alle Anwesenden weinten, legte er dies als Opferlamm und Opfergabe Gott auf den Altar und bat, ihm möge von Gott dafür mit Vergebung seiner Sünden vergolten werden. So also wird die Kirchweihe vollendet, während in der Fülle geistlicher Freude jene ganze Kirche feurig erglüht und dem lieben Gott über alles Gute und seine Gaben Lobgesänge anstimmt. Und alle anderen 30ordneten nach dem Beispiel des Mislaw ihre Pfade,30 ein jeder enthielt sich des Unrechts der Gewalt und der Unterdrückung und gab seinem Nächsten das gewaltsam Entwendete zurück. 10. Die Kirche weitete sich aus, wuchs, wandelte, obgleich der Teufel neidisch war, in der Furcht des Herrn und wurde vom Heiligen Geist erfüllt. Doch der altböse Feind konnte seinen Verlust nicht ertragen, er bemühte sich, die Werke Gottes zu verwirren, und erschütterte das ganze Land mit gewaltigem Schrecken. Denn Boleslaw, der unbesiegliche Herzog der Polen, kam mit großer Macht und zahlreicher Mannschaft von Rittern aus seinem Land und schlug an den Grenzen von Pommern sein Lager auf, wie man hörte, um mit gewaltiger Wucht in dieses Land einzufallen. Er hatte nämlich vernommen, dass sie nach der ersten Predigt des seligen Otto weder die Bündnisverträge mit ihm noch die Rechte der übernommenen Religion zu beachten sich bemühten. Obendrein hatte er erfahren, dass die schon längst Bekehrten mit den noch nicht Bekehrten die Gnade des ermäßigten Tributs
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que converse nondum fuerant, remissi tributi veniam aspernati suique mediatoris obliti, viribus suis se deinceps tutos fore confiderent, municionibus et castris, que bellica vi conplanata fuerant, ex magna parte hoc intervallo reparatis. Unde quasi iustam commocionem habens dux iterum eos conterere veniebat sueque dicioni subiugare. Quod illi audientes, missisque sepius atque remissis exploratoribus, exercitum iam in proximo cognoscentes multum ubique trepidare ceperunt, partimque fugere ac res suas ad loca munita deferre, partim etiam arma contra movere finesque suos defendere meditabantur. In ipso tamen articulo, ut puto, a Deo inspirati, omnes, quasi oves ad pastorem, sic ad episcopum confugientes, quid facto opus esset, consilium querebant. At ille pietatis visceribus affluens ecclesiam rudem et neophitam bellico tumultu vexari perniciosum sciens de divina misericordia simul etiam de Bolezlai ducis amicicia non vane presumens bellum simul et causam belli, si modo consiliis eius parere velint, dissolvere pollicetur. Quo audito, illi – prudenciam et sanctitatem doctoris sui attendentes nec sinistre casurum arbitrati negocium, quod ille in timore Domini suscepisset – communi decreto semet ipsos et omnia sua consilia eius sapiencie conmiserunt. Assumptis igitur clericis, pater venerabilis sarcinas quidem et omnem supellectilem suam ibi relinquens obviam se parat exercitui, iunctis sibi viris honorabilibus de terra, qui a duce obiectis respondere et omnibus controversiis decidendis hinc inde exortis possent sufficere. Ubi ergo ad castra venit, a duce honorabiliter susceptus est. Mirumque dictu, quam facile divinis eloquiis animi eius feritate delinita ad omne, quod volebant, principem inclinaverit. Ille namque multum protestabatur, non ex alia causa hoc tempore bellum contra eos suscepisse quam ob iniurie Dei omnipotentis ultionem et mutui federis ruptionem, quia et christianismi iura in plerisque locis rediviva paganitate violassent et inite societatis et composicionis legem minime servassent. Episcopus ergo hec omnia emendacione dignissima fassus legatosque aliquantulum pro his obiurgans ad pristine composicionis pactum partem revocat utramque sese tunc temporis quemadmodum et tunc pacis mediatorem extitisse commemorans. Placabat autem maxime ducem Polonie Vratizlai ducis fides et devotio ab episcopo laudata, quia et in priori et in secunda predicacione eque fidelis inventus multa bona predicatoribus ostendisset. Stetinensibus vero,
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verschmähten und, uneingedenk ihres Vermittlers, darauf vertrauten, sie seien mit ihren Kräften künftig sicher, nachdem sie Schanzen und Burgen, die mit Kriegsgewalt geschleift worden waren, in der Zwischenzeit zum großen Teil wieder aufgerüstet hatten. Daher kam der Herzog mit gewissermaßen gerechtem Grund, um sie erneut anzufassen und seiner Herrschaft zu unterwerfen. Als jene davon hörten und durch wiederholt losgeschickte Späher erfuhren, dass das Heer schon in der Nähe war, begannen sie, überall hinund herzueilen, und dachten teils daran, zu fliehen und ihren Besitz an befestigte Orte zu verbringen, teils auch Waffen gegen sie herbeizuschaffen und ihre Grenzen zu verteidigen. Zu diesem Zeitpunkt nahmen alle, ich glaube auf Eingebung Gottes, wie die Schafe zum Hirten ihre Zuflucht zum Bischof und baten um Rat, was zu tun nötig sei. Dieser aber, der in seinem Herzen überströmte an Frömmigkeit und wusste, dass es verhängnisvoll wäre, wenn seine noch junge und neugetaufte Kirche durch Kriegswirren erschüttert würde, versprach (weil er es im Hinblick auf die göttliche Barmherzigkeit sowie auch auf seine Freundschaft mit Herzog Boleslaw nicht für aussichtslos hielt), den Krieg und den Kriegsgrund zu beseitigen, wenn sie nur seinen Ratschlägen folgen wollten. Als sie das hörten – sie achteten die Klugheit und Heiligkeit des Lehrmeisters und glaubten, es werde keinen ungünstigen Verlauf dieser Sache geben, die er in der Furcht des Herrn übernähme –, vertrauten sie auf allgemeinen Beschluss sich und all ihre Planungen seiner Weisheit an. Der hochwürdigste Vater nahm also seine Geistlichen mit sich, ließ alles Gepäck und all sein Gerät dort zurück und zog dem Heer entgegen; er hatte bei sich die ehrbarsten Männer des Landes, die auf die Vorwürfe des Herzogs Rede stehen und bei der Entscheidung der hier und dort entstandenen Streitigkeiten Genüge leisten könnten. Als er zum Lager kam, wurde er vom Herzog ehrenvoll empfangen. Es ist merkwürdig zu sagen, wie leicht er [der Bischof], als die Wildheit von dessen Herzen durch göttliche Worte besänftigt war, den Fürsten zu allem, was sie wollten, geneigt machte. Der bezeugte mit Nachdruck, er habe den Krieg zu dieser Zeit aus keinem anderen Grunde gegen sie begonnen als zur Rache für das Unrecht gegen den allmächtigen Gott und den Bruch des wechselseitigen Bundes, weil sie an vielen Orten durch wieder aufgetauchtes Heidentum die Rechte des Christentums verletzt und die Bedingungen der eingegangenen Gemeinschaft und des Bündnisses keineswegs bewahrt hätten. Der Bischof aber bekannte dies alles, versprach angemessene Besserung, beschwor deswegen die Gesandten ein wenig, rief beide Seiten zu dem früheren Vertrag des Bündnisses auf und erwähnte dabei, er sei damals wie jetzt Friedensvermittler. Es gefiel aber dem Polenherzog besonders die vom Bischof gelobte Treue und Hingabe des Herzogs Wartislaw, denn er sei bei der ersten und jetzt bei der zweiten Predigtreise gleichermaßen treu erfunden worden und habe den Predigern viel Gutes gezeigt. Den Stettinern aber drohte er,
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quod aliqui ex eis ad errores pristinos revoluti essent, divine indignacionis ac sue mandat non defore vindictam, nisi quantocius apostasie immundicias congrua diluant satisfaccione, indulgencia petita doctoris. Dux itaque talibus modis a beato viro mitigatus, licet nimis murmurantem exercitum, utpote prede avidum, versis aquilis ad sua redire precepit. Porro episcopus voti compos cum legatis rediens attonitis gregibus suis optate pacis et securitatis nuncium reportavit. Et quantum illi pridem de metu belli mestificati fuerant et concussi, in tantum alacres facti sunt et in fide christiana fundati, sane doctori suo ascribentes patrie liberacionem, servusque Dei magnificatus est vehementer in terra Pomeranorum. Ille vero nichil meritis suis tribuens tanto se humiliorem apud Deum et homines exhibuit, quanto sine illius auxilio se nichil posse sciebat, dimittensque nuncios, de quibus supra dictum est, marchioni et Saxonibus gratias egit pro bona voluntate de Dei operibus et de suo statu mandans, que audissent et vidissent, ad Dei gloriam domi narrare. 11. Erat autem Uznoimie illis diebus dux pariter et episcopus. Est autem insula quedam non longe a civitate illa habens mare31 interiectum quasi itinere unius diei Ucrania nomine. Sed loci huius incole duri erant et barbari, singulari feritate crudeles. Hii, predicacione beati viri dudum comperta, omnia, que de illo dicebantur, aspernati, mortem ei, si ad eos veniret, minabantur. Sed quo amplius duras eorum minas audierat, eo amplius in animo suo fixum habebat illo ire sperans ibi martirii coronam se adepturum. De hoc vero cum duce et aliis familiaribus suis dum consilium tractaret, propter immanitatem periculi ab omnibus dissuasus est. Quod egerrime ferens, ingeniosus agere cepit, quomodo, se nescientibus, eis illo proriperet. Hoc sencientes illi cautius eum observabant nullamque secreti oportunitatem, quo id aggredi posset, ei concedebant, salutem illius vitamque longiorem multis utilem ac necessariam memorantes. Verum desiderii magnitudine nichil huiusmodi rationum audire potuit. Illos potius modice fidei arguens ac pusillanimitatem eorum increpans, fidem christianam factis magis firmandam aiebat quam verbis, satisque inertes eterne vite predicatores, qui pro illa vitam presentem expendere formidarent. „Et quid“, inquit, „fieret, si in his barbaris nacionibus evangelizantes pro Christi nomine omnes occumberemus? Nimirum gloriosior
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Das Stettiner Haff.
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weil einige von ihnen in den früheren Irrtum zurückgefallen seien, göttliche und seine Ungnade an; es werde Rache nicht ausbleiben, sollten sie nicht schleunigst den Schmutz des Abfalls vom Glauben durch angemessene Wiedergutmachung abwaschen, wobei der Apostel Verzeihung erbat. Der Herzog wurde also auf solche Weise vom seligen Mann besänftigt; gleichwohl murrte das Heer beträchtlich, es war ja gierig nach Beute, doch er befahl ihm, die Feldzeichen zu wenden und nach Hause zu gehen. Der Bischof aber kehrte als Teilhaber des Versprechens mit den Gesandten zurück, er brachte seinen verwirrten Schafen die Botschaft vom ersehnten Frieden und der Sicherheit mit. Und so sehr sie schon lange von der Furcht vor Krieg traurig und erschüttert waren, so wurden sie begeistert und im christlichen Glauben gegründet, ja sie schrieben ihrem Lehrmeister die Befreiung ihrer Heimat zu, und der Knecht Gottes wurde im Pommernland stürmisch verherrlicht. Jener aber schrieb nichts seinen Verdiensten zu und zeigte sich umso demütiger bei Gott und den Menschen, je mehr er wusste, dass er ohne Dessen Hilfe nichts vermöge, und er entließ die Gesandten, von denen eben die Rede war, sagte dem Markgrafen und den Sachsen Dank für ihren guten Willen und trug ihnen auf, über Gottes Werke und sein Befinden das, was sie gehört und gesehen hätten, daheim zu Gottes Ruhm zu erzählen. 11. In jenen Tagen waren der Herzog und der Bischof zusammen in Usedom. Es gab aber nicht weit von jener Stadt eine Insel, die das Meer31 trennte, ungefähr eine Tagereise entfernt, namens Ukrerland. Die Einwohner dieses Landes waren hart und barbarisch, grausam in einzigartiger Wildheit. Sie hatten schon vor Zeiten von der Predigt des seligen Mannes erfahren, aber alles, was von ihm gesagt wurde, abgelehnt und ihm, falls er zu ihnen käme, den Tod angedroht. Doch je härtere Drohungen er von ihnen gehört hatte, desto tiefer hatte sich in seinen Gedanken festgesetzt, dorthin zu gehen in der Hoffnung, er werde dort die Krone des Martyriums erlangen. Als er darüber mit dem Herzog und anderen seiner Vertrauten Rat hielt, wurde ihm von allen wegen der gewaltigen Gefahr abgeraten. Dies nahm er ungnädig auf und fing an, geschickt daran zu arbeiten, wie er ohne deren Wissen dorthin aufbrechen könne. Das spürten jene und beobachteten ihn noch vorsichtiger, ließen ihm keine heimliche Gelegenheit, wie er das anpacken könne, und brachten vor, sein Heil und sein Leben sei für viele nützlich und notwendig. Doch er mochte wegen der Größe seiner Sehnsucht nichts von solchen Vernunftgründen hören. Er tadelte sie vielmehr wegen ihrer Kleingläubigkeit und schalt deren Kleinmut; er sagte, der christliche Glaube müsse mehr durch Taten als Worte gefestigt werden, und sie seien sehr zaghafte Prediger des ewigen Lebens, die fürchteten, dafür das gegenwärtige einzusetzen. „Was würde geschehen“, meinte er, „wenn alle bei diesen barbarischen Völkern das Evangelium im Namen Christi Verkündenden umfielen? Wäre da nicht die Predigt ruhmvoller, die mit dem Blut der Märtyrer ge-
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esset predicatio, que martirum sanguine firmaretur. Sed, o dolor, de tanto fratrum numero nec unus, puto, dignus habebitur morte sua vite quam speramus perhibere testimonium.“ Atqui verbis talibus verecundia nata est trepidentibus. 12. Udalricus autem venerabilis sacerdos constantior factus, sciens hoc etiam seni placere huic se periculo intrepidus offerebat, comitem tantum ut vie ducem postulans.32 Accepta igitur benediccione, paraturam sacerdotalem, calicem quoque ac librum et cetera, que faciende misse ratio postulat, assumens navem conscendit. Sed nos videntes fratrem nostrum unice carum solum ad martyrii palmam properantem, cum dehortari eum non auderemus, viam eius lacrimis uberioribus prosecuti sumus. Qui horis quasi tribus prosperis flatibus navigans fere iam ab oculis nostris ablatus fuerat, et ecce tempestas oritur, ventisque contrariis ratem huc illucque pellentibus, viam tenere non potuit, sed ad litus, unde exierat, post multam fatigacionem appulsus est. Ille vero, tametsi tempestatis iniuria et imbribus desuper irruentibus et procellis navem deorsum implentibus totus esset madidus vixque spirare videretur, a cepto desistere noluit neque ad terram exivit, sed sedens in navicula tranquillitatem maris expectabat interim aquam de navi vasculo proiciens. Ventis itaque paululum sedatis, iterum navigare ceperunt, iterumque simili modo impeditus est. Tertia quoque vice ire temptans, sed nichilominus nocte ac tempestate ingruente ponti seviciam vix et quasi per miraculum evasit. Tempestas vero infra septem dies non cessavit. Intellexit ergo vir Dei Ucranos evangelice gratie indignos. Currensque cum clericis discipulum quasi de palestra coronatum de litore duxit ad tectum super ipsius constantia fideique magnitudine Dominum benedicens. At ubi cenatum fuit, fratres de navigacione Udalrici iocari ceperunt: „Et quis“, inquiunt, „si perisset homo, reus homicidii teneretur?“ Adalbertus autem interpres, cui maxime factum displicuerat: „Quis iustius“, inquit, „homicidium lueret, quam is, qui hunc ad tale periculum direxit?“ Verum episcopus, quamvis ab eodem fratre de hoc verbo ante pulsatus fuerit, nil motus ad evangelium se convertit et exemplo Domini Iesu discipulos quasi oves inter lupos mittentis33 factum suum defendit. „Quis enim“, ait, „homicidii reus tenebatur discipulis, qui a Domino mittebantur, interfectis? Qui oves ad lupos misit, profecto a lupis oves devorandas scivit. Devorate sunt oves a lupis, interfecti sunt apostoli a ty-
32 Ebo III 14: moxque navi cum comitibus suis et interprete quodam Poloniense, religioso viro, impositus. – Bald darauf ging er mit seinen Begleitern und dem Dolmetscher, einem polnischen Ordensmann, an Bord. 33 Vgl. Luc 10,3.
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stärkt wird? Doch, o Schmerz, von einer so großer Zahl von Brüdern wird, glaub’ ich, keiner für würdig gehalten, mit seinem Tod Zeugnis abzulegen für das Leben, das wir erhoffen.“ Doch durch solche Worte wurde die Scham bei den Ängstlichen geboren. 12. Der hochwürdige Priester Ulrich allerdings wurde noch mehr charakterfest, er wusste auch, dass es dem alten Herrn gefiele, bot sich unerschrocken für die Gefahr an und forderte nur einen Begleiter als Lotsen.32 Nach Erhalt des Segens nahm er priesterliche Gewänder, Kelch, Buch und was der Ritus zum Feiern der Messe erfordert mit sich und bestieg ein Schiff. Wir sahen unsern einzigartig geliebten Bruder zur Palme des Martyriums eilen, und weil wir nicht wagten, ihm abzuraten, verfolgten wir seine Reise mit reichlich Tränen. Als er ungefähr drei Stunden bei günstigem Wind gesegelt war, wurde er unsern Blicken entzogen, und siehe, da kam ein Sturm auf, und bei dem Gegenwind, der das Schiff hin- und hertrieb, konnte er nicht Kurs halten, sondern wurde nach großer Mühsal an die Küste, von der er losgefahren war, angetrieben. Obgleich die Gewalt des Sturms und die auf ihn einstürzenden Regengüsse und Stürme sein Schiff von oben voll laufen ließen und er ganz durchnässt anscheinend kaum atmen konnte, wollte er dennoch von seinem Vorhaben nicht ablassen; er ging nicht an Land, sondern saß in seinem Boot und wartete auf die Ruhe des Meeres, inzwischen schöpfte er mit einem Eimer das Wasser aus dem Schiff. Als der Wind sich ein wenig gelegt hatte, begannen sie wieder loszusegeln, und erneut wurden sie in gleicher Weise behindert. Als er zum dritten Mal versuchte loszufahren, entkam er in der Nacht und bei aufkommendem Sturm der tobenden See nur mit Mühe und wie durch ein Wunder. Das Unwetter aber hörte sieben Tage lang nicht auf. Da wusste der Mann Gottes, dass die Ukraner der Gnade des Evangeliums unwürdig waren. Er lief mit den Klerikern um die Wette, er führte den Jünger wie einen in der Laufbahn Gekrönten vom Ufer nach Haus und pries den Herrn wegen dessen Standhaftigkeit und der Größe seines Glaubens. Als zu Abend gegessen wurde, begannen die Brüder über die Seefahrt Ulrichs zu scherzen; sie sagten: „Ja, wenn der Mann umgekommen wäre, wer wäre dann des Mordes schuldig gewesen?“ Der Dolmetscher Adalbert aber, dem das Unternehmen besonders missfallen hatte, sagte: „Wer müsste den Mord verdienter büßen als der, der ihn in diese Gefahr geschickt hat?“ Doch obgleich der Bischof zuvor über dieses Wort dieses Bruders erregt gewesen war, wandte er sich ohne Bewegung zum Evangelium und verteidigte die Handlung mit dem Beispiel des Herrn Jesus, der seine Jünger wie Schafe unter die Wölfe schickte.33 „Wer nämlich“, sagte er, „wurde für schuldig am Mord gehalten, als die Jünger umkamen, die vom Herrn geschickt waren? Er schickte die Schafe zu den Wölfen und wusste sicherlich, dass die Schafe von den Wölfen würden verschlungen werden. Die Schafe wurden von Wölfen verschlungen, die Apostel von Tyrannen getö-
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rannis.“ Deinde parabolam hanc facto suo coaptans plena rationis doctrina discipulos animavit, dignisque exhortacionibus in gaudio spirituali magnam partem noctis expendit. Et mane facto, quidnam agerent vel quo diverterent,34 inter se tractabant. Verum haut diu nutabundi, quod superfuit de opere in agro Domini, coloni fideles inter se distribuunt, aliis retro ad Thiminam, aliis autem ad alia loca evangelizandi gracia divertentibus. 13. Episcopus vero ad Stetinam iter proposuit cum ministris suis de apostasie nequicia in spiritu vehementi arguere superbos. Sed clerici, qui cum ipso ituri erant, Stetinenses barbaros et crudeles agnoscentes sue pariter et illius saluti metuebant; unde, ne illuc veniat, dehortantur studiosius. Cumque illi molesti essent: „Video“, ait, „tantum ad delicias venimus; quicquid asperum vel difficile occurrit, totum declinandum iudicamus. Sed esto. Nam ad gloriam martirii sicut nullum cogere volo, ita, si fieri posset, omnes vos hortari vellem. Rogo autem, si iuvare non vultis, saltem ne me impediatis. Sue vite potestatem habeat unus quisque; liberi estis vos, liber et ego. Dimittite me michi, obsecro.“ Et eiectis omnibus, sese in cubili suo usque ad vesperam in oracionem dedit. Deinde vocat puerum familiarem precipiens, ut, clausis undique ostiis, a se omnes dimoveat nullumque admittat sine ipsius consciencia. Quo facto, secreti sui compos fugam meditatur; itineralia induitur, succingitur; indumenta sua sacerdotalia cum libro, calice aliisque utensilibus in mantica ponens omnia in humeros levat, tectusque umbra noctis, clam, nescientibus cunctis, incomitatus urbem egreditur viam carpens, que vergit Stetinam. Cumque aspexisset huc atque illuc et nullum se comitari videret, letus et alacer de prosperitate furti Deum benedicens matutinale inchoat officium gliscens et properans totum iter nocte illa complere. Cumque nocturnus viator viam ardenter carperet, hora noctis decima iam instabat. Clerici autem e diversis stratis consurgentes cum ad dicendas matutinas se colligerent, quidam ex eis suspenso gradu ad cubiculum pergunt episcopi, utrum dormiat an vigilet vel quid agat, explorare cupientes. Verum ubi propius propiusque admoti episcopum non inveniunt, consternati sunt animo. Et diligenter omnia scrutantes cubicularium ipsum et alios, qui iuxta erant crebro sciscitantes, quod factum fuerat, tandem ediscunt. Quid multis? Turbantur omnes aliique pedibus, alii vero, ascensis equis, huc illucque pontificem quesituri discurrunt. Factoque mane, hi, qui in equis fuerant, directo calle ac
34
Vgl. Brun Passio Adalberti 10, oben S. 78.
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tet.“ Danach wendete er dieses Gleichnis auf sein Handeln an und ermunterte die Jünger mit der voll begründeten Lehre und nutzte mit würdigen Ermahnungen einen großen Teil der Nacht in geistlicher Freude. Als es Morgen geworden war, verhandelten sie, was sie tun oder wohin sie sich wenden sollten.34 Doch um nicht länger untätig zu sein, verteilten sich die treuen Sämänner zu dem, was an Arbeit auf dem Acker des Herrn zu tun übrig war: Die einen zogen nach Demmin, die anderen zu anderen Orten, um das Evangelium zu verkünden. 13. Der Bischof aber nahm sich vor, mit seinen Dienern nach Stettin zu reisen, um die Hochmütigen wegen des Abfalls streng zu rügen. Doch die Geistlichen, die mit ihm reisen sollten und die Stettiner als barbarisch und grausam kennen gelernt hatten, fürchteten um ihr und sein Wohlergehen; daher mahnten sie ihn eifrig, nicht dorthin zu gehen. Als sie ihm lästig wurden, meinte er: „Ich sehe, wir sind nur zum Vergnügen hierher gekommen; alles, was uns als rau und schwierig begegnet, das meinen wir umgehen zu sollen. Sei’s drum! Denn wie ich keinen zum Ruhm des Martyriums zwingen will, so wollte ich euch doch alle dazu ermuntern. Ich bitte euch aber, wenn ihr mir schon nicht helfen wollt, so hindert mich doch wenigstens nicht. Ein jeder hat die Gewalt über sein Leben; ihr seid frei, auch ich bin frei. Ich beschwöre euch: Lasst mich!“ Er schickte sie alle hinaus und gab sich bis zum Abend in seinem Schlafgemach dem Gebete hin. Dann rief er seinen vertrauten Diener und befahl ihm, er möge alle Türen schließen, alle von ihm fern halten und keinen ohne sein Wissen zu ihm lassen. Als er so die Heimlichkeit hergestellt hat, denkt er an seine Flucht; er zieht Wanderkleidung an und gürtet sich; seine priesterlichen Gewänder sowie Buch, Kelch und die anderen Gerätschaften tut er in den Wandersack und nimmt alles über die Schulter; und im Schutze der Nacht geht er heimlich, ohne aller Wissen, unbegleitet, aus der Stadt und macht sich auf den Weg, der nach Stettin führt. Als er hier- und dorthin schaute und sah, dass ihm keiner folgte, war ihm froh und leicht, er pries Gott wegen der geglückten Flucht, begann sein Morgengebet, immer schneller ging er, um noch in der Nacht den ganzen Weg zurückzulegen. Während der nächtliche Wanderer leidenschaftlich den Weg durchschritt, war schon die zehnte Nachtstunde gekommen. Die Geistlichen aber standen von ihrem Lager auf und sammelten sich, um die Matutin zu singen. Einige von ihnen gehen mit vorsichtigem Schritt zum Schlafgemach des Bischofs und wollen erkunden, ob er schläft oder wacht oder was er macht. Doch wie sie näher kommen, finden sie den Bischof nicht und sind bestürzt. Sorgfältig untersuchen sie alles, fragen den Kammerdiener aus und die, die bei ihm waren, und erfahren schließlich, was geschehen war. Um es kurz zu machen: Alle sind verwirrt; die einen wollen zu Fuß, andere aber zu Pferd hier- und dorthin ausschwärmen, um den Oberhirten zu suchen. Als es Morgen wird, verfolgen die Reiter gerades-
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concito gradu versus mare viam insecuntur abeuntis et abeuntem consecuntur. At ille, ubi eminus venientes iam intraturus navem agnovit, turbatus est valde et alcius ingemiscens: „Heu“, inquit, „domine Iesu, unice Dei, unice virginis, dulce nomen spei mee, 35numquid me fraudabis a desiderio meo35? Fac, oro, ut hi, qui veniunt, aut mecum eant aut me a proposito meo non impediant.“ His dictis, illi accurrebant, moxque ab equis desilientes pedibus illius prosternuntur. Sed quid? Prosternitur et ipse, levantur illi, levatur et ipse; flebant, flebat et ipse, vocemque meror ac tristicia et his et huic diutissime interclusit. Tandem post multas lacrimas in hanc vocem senior mestus erupit: „Ad quid venistis? Redite, queso, ad hospicium; et ego pergam viam, quam cepi.“ At illi: „Absit“, inquiunt, „sufficit nobis hec tam grandis confusio; amodo te nequaquam deseremus. Si redire vis, leti redibimus tecum, sin autem progredi mavis, tecum progrediemur. Sed placeat sanctitati tue consilium nostrum. Redeamus pariter ad fratres et ad pueros nostros hodie; cras – ecce 36coram Deo loquimur36 – sive in vitam sive in mortem omnes tecum veniemus.“ 14. Tali ergo pacto episcopus cum eis reversus crastina die, omnibus se comitantibus37, eandem viam ingreditur, ascensaque navi, prosperis flatibus Stetinam38 vecti sumus. Homines autem de civitate inter se divisi erant, aliis adhuc in fide manentibus, aliis autem ex maiori parte ad paganismum reversis. Fuit autem basilica ante introitum civitatis in area spaciosa, quam ipse in priori profeccione dedicaverat, quam ingressi, hospitari ceperunt. Fideles igitur de adventu episcopi gaudebant, infideles autem turbabantur. Pre omnibus autem nefandi sacerdotes furere et furorem in turba excitare festinant, adeo ut collecta manu armatorum ecclesiam undique cingerent et insanis tumultibus debachantes edem ipsam convellendam et omnes, qui erant ibi, una cum magistro interficiendos clamitarent. Episcopus vero martirii avidus pontificalibus se induens arma sua, crucem tollit et reliquias psalmosque ac ymnos cum clericis personans agonem suum Domino commendabat. Barbari vero, audito cantu, mirati sunt valde, quod quasi in articulo mortis positi cantare potuissent. Et auscultantes mutuoque se invicem respicientes, virtute, ut puto, verborum incantati clemencius se habere ceperunt et iam non viribus sed ratione magis opus esse dicebant ad talia recipienda vel etiam propulsanda. Dein sapienciores quique super his rebus ipsos sacerdotes secrecius conveniunt, ipsorum esse dicentes congruis racionibus religionem 35–35
Vgl. Ps 77,30. Vgl. 2 Cor 12,19. 37 Ebo III 15: paucos tandem e suis periculose huius vie socios habere meruit – er hatte es verdient, immerhin einige der Seinen als Gefährten bei dieser gefährlichen Fahrt zu haben. 38 Ebd.: cum civitati Stetinensi appropinquassent speculatores eos agnoscentes – als sie sich der Stadt Stettin näherten, entdeckten Späher sie. 36–36
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wegs und im Galopp die Strecke zum Meer und erreichen den Flüchtling. Doch der sieht sie von ferne kommen, als er gerade in ein Boot steigen will. Er ist sehr verwirrt und seufzt tief: „Ach, Herr Jesus, einziger Sohn Gottes, einziger Sohn der Jungfrau, süßer Name meiner Hoffnung, 35warum betrügst du mich um meine Hoffnung?35 Sorg bitte dafür, dass die, die da kommen, mit mir ziehen oder mich nicht in meinem Plan behindern!“ Nach diesen Worten kommen jene angeritten, steigen von den Pferden und werfen sich ihm zu Füßen. Doch nanu! Auch er wirft sich zu Füßen, sie heben ihn auf, er hebt sie auf; sie weinten, auch er weinte; Trübsal und Trauer hatten die Stimme bei ihnen und bei ihm verschlossen. Endlich, nach vielen Tränen stößt der Greis traurig das Wort hervor: „Wozu seid ihr gekommen? Kehrt bitte heim zur Herberge; ich will den begonnenen Weg weitergehen.“ Doch jene sagen: „Das sei ferne: Uns reicht diese große Verwirrung; künftig werden wir dich nie verlassen. Wenn du umkehren willst, werden wir fröhlich mit dir zurückkehren; wenn du aber weiterziehen willst, werden wir mit dir weiterziehen. Doch deiner Heiligkeit möge unser Ratschluss gefallen. Wir wollen also heute zusammen zu den Brüdern und Dienern zurückkehren; morgen dann – sieh, 36wir reden vor Gottes Angesicht36 – werden wir alle mit dir gehen zum Leben oder zum Tode.“ 14. Mit solcher Verabredung kehrt der Bischof mit ihnen zurück, und am folgenden Tag geht er, begleitet von allen37, wieder denselben Weg; wir stiegen auf das Schiff und segelten mit günstigem Wind nach Stettin.38 Die Leute in der Stadt aber waren gespalten, die einen waren beim Glauben geblieben, die anderen jedoch, es war die Mehrheit, war zum Heidentum zurückgekehrt. Es gab aber vor dem Eingang der Stadt auf einem weiten Platz die Basilika, die er bei seinem früheren Zug geweiht hatte, und in diese gingen die Ankömmlinge als Herberge. Die Gläubigen freuten sich also über die Ankunft des Bischofs, die Ungläubigen aber waren bestürzt. Vor allem jedoch eilten die ruchlosen Priester hin und her, um die Menge zur Wut anzustacheln, bis sie die Kirche mit zusammengebrachter Schar von allen Seiten umzingelten und mit törichtem Lärmen sich austobten; sie schrien, sie würden das Gebäude einreißen und alle darin zusammen mit ihrem Meister umbringen. Der Bischof aber, begierig nach dem Martyrium, legte seine Bischofsgewänder an, nahm als seine Waffen das Kreuz und Reliquien, sang mit den Geistlichen Psalmen und Hymnen und vertraute seinen Kampf dem Herrn an. Als die Barbaren aber den Gesang hörten, wunderten sie sich sehr, dass diese gleichsam im Angesicht des Todes singen könnten. Sie lauschten und schauten einander an, wurden, wie ich glaube, durch die Kraft der Worte verzaubert und verhielten sich allmählich versöhnlicher, und nun sagten sie, es sei nicht Gewalt, sondern eher Überlegung nötig, um solches anzunehmen oder abzulehnen. Daraufhin trafen die Vernünftigeren deswegen insgeheim ihre Priester und sagten, es sei deren Aufgabe, ihre Religion mit ange-
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suam defendere. Talia inter se musitantes paulatim singuli ad sua digrediuntur. Erat autem sexta feria. Et episcopus cum suis illa die sabbatoque ieiuniis et oracionibus sacrisque meditacionibus usque in dominicam intensius operam dabat. 15. Interea civis quidam nobilis39 eiusdem civitatis Witscacus nomine in conventu populi, in plateis et domibus, ubicunque et quandocunque facultatem habuit, regnum Dei et fidem predicare non desiit, christianas tradiciones et omnia documenta episcopi sana et sancta et veritatis plena contestans. Hic etenim non longo tempore ante adventum piissimi Ottonis cum aliis concivibus suis contra paganos piraticam exercendo, dum incaucius ageret, in hostes inciderat40, multisque ibi trucidatis, cum aliis vite relictis in captivitatem ductus fuerat. Cumque ferro et cathenis et tenebrosi carceris custodia clauderetur, orando ad Dominum per merita episcopi liberatus fuit. Nempe diuturna oracione fatigatus in sompnum resolutus esset, episcopum Ottonem, qui eum baptizaverat et de sacro fonte levaverat, sibi assistentem videbat. Quem dum ille agnosceret, rogat iterum et genua flectit pro erepcione. At ille: „41Ad hoc ipsum“, inquit, „veni41, sed tu liberatus ea, que Stetinensibus mando, ferre ne dubites.“ Et mox, datis mandati verbis et signo crucis ad eum facto, captivum exire iubet. Expergefactus homo de visu letatur, movet gressum, effectum probat visionis. Et ecce cathene omnes et vincula solvebantur, progreditur ad ostium, et carcer apertus erat. Sentit ergo virtutem adesse divinam altumque suspirans gracias agit omnipotenti Deo ac timido gressu invisam domum exivit. Suspectisque locis leniter transitis, cursum tendit ad mare, diuque huc illucque discurrens navem querebat, sed nullam inveniens admodum anxiari cepit. Nam se denuo capi, denuo incarcerari metuebat. Sed quid faceret? Ad ultimum formidine maioris mali, cum iam sine remige corpus in undas mittere pararet, Ottonem suum nominans ingemuit ad Dominum. Et ecce de insperato cimba litori allabitur. Quam sibi a Deo paratam videns, cum gratias egisset, ascendit, manibusque ambabus fluctus verberans ratem convertit in altum. Mirumque dictu, quam citissime, prosperante Deo, patriis horis appulsus est. Quod miraculum assiduo relatu no39
Ebo III 2: potentissimus de civibus – der mächtigste der Bürger. Ebd.: Hic itaque civis Stetinensis, gloria et divitiis inter suos opinatissimus, frequenter in provinciam Danorum navigare et predam ex ea agere solebat, sicut et illi e contra in Pomeraniam crebras incursiones piraticas faciebat. Sed eo tempore … idem prepotens vir Wirschacus copioso sex navium apparatu Danos sibi infensos petebat, et non previsas incidens insidias cum omnibus suis captus est. – Dieser an Ruhm und Reichtum unter den Seinen hochgeachtete Stettiner Bürger pflegte oft zum Land der Dänen zu segeln und dort Beute zu machen, wie auch jene häufig räuberische Einfälle in Pommern machten. Doch dieses Mal … griff der mächtige Herr Wirtschak mit dem großen Aufwand von sechs Schiffen die Dänen an, beachtete einen Hinterhalt nicht und wurde mit all den Seinen gefangen genommen. 40
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messenem Verfahren zu verteidigen. Solches besprachen sie unter der Hand, und allmählich gingen sie einzeln nach Hause. Es war aber Freitag. Der Bischof verbrachte diesen Tag und den Samstag zusammen mit den Seinen in Fasten und innigem Gebet sowie heiligem Betrachten bis in den Sonntag hinein. 15. Inzwischen hatte ein vornehmer Bürger39 dieser Stadt namens Wirtschak in der Volksversammlung, auf Plätzen und in Häusern, wo und wann er Gelegenheit hatte, nicht aufgehört, das Reich Gottes und den Glauben zu predigen, indem er die christlichen Überlieferungen und alle Lehren des Bischofs als heilsam, heilig und voller Wahrheit bezeugte. Dieser war nämlich kurz vor der Ankunft des frommen Otto mit einigen seiner Mitbürger auf einer Beutefahrt, als er unvorsichtig handelte, in die Hand der Feinde gefallen,40 und während viele dort niedergemacht wurden, war er mit anderen, die am Leben gelassen wurden, in Gefangenschaft gebracht worden. Als er mit eisernen Ketten im Gefängnis eines düsteren Kerkers eingeschlossen war, wurde er durch Gebet zu Gott wegen der Verdienste des Bischofs befreit. Denn als er, durch anhaltendes Gebet ermüdet, in Schlaf gesunken war, sah er Bischof Otto, der ihn getauft und aus dem heiligen Quell erhoben hatte, bei sich stehen. Als er ihn erkannte, bittet er ihn erneut um Errettung und beugt die Knie. Doch der sagt: 41„Dazu bin ich gekommen.41 Doch wenn du befreit bist, zögere nicht, das, was ich den Stettinern gebiete, zu verbreiten!“ Dann, als er dem Gefangenen diesen Auftrag gegeben und über ihn das Kreuzzeichen gemacht hatte, befiehlt er ihm, hinauszugehen. Aufgewacht freut sich der Mann über das Traumgesicht, versucht einen Schritt und prüft die Wirkung des Gesichtes. Und siehe da: Alle Ketten und Bande sind gelöst, er geht zum Tor, der Kerker steht offen. Er spürt nun, dass die göttliche Kraft da ist, atmet tief durch, sagt dem allmächtigen Gott Dank und verlässt furchtsamen Schrittes das verhasste Haus. Nachdem er an den verdächtigen Orten vorbeigeschlichen ist, richtet er seinen Weg zum Meer; lange läuft er hin und her und sucht ein Boot, doch als er keines findet, wird ihm angst. Denn er fürchtet, wieder gefangen und erneut eingekerkert zu werden. Aber was sollte er machen? Aus Furcht vor noch größerem Übel schickt er sich schließlich an, nun ohne Ruder seinen Leib in die Wellen zu werfen, und er ruft den Namen seines Otto an und seufzt zum Herrn. Und siehe, ganz unvermutet wird ein Nachen an den Strand gespült. Wie er sieht, dass der ihm von Gott geliefert wird, steigt er Dank sagend ein, teilt mit beiden Händen die Fluten und lenkt den Kahn auf die hohe See. Wundersam zu erzählen, wie rasch er mit Gottes Hilfe an die heimatliche Küste getrieben wurde. Dieses Wunder wurde sofort durch ständiges Weitersagen bekannt, und als er
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Vgl. Marc 1,38.
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tum fecerat et Stetinam veniens responsa episcopi, civibus in unum congregatis, ut iussus erat, premissa ex ordine liberacione sua, ita exposuit: „O cives, doctor et magister noster beatus Otto sic et sic fecit michi, et hec mandat vobis. 42Gravis et dura nimis ab omnipotenti Deo vindicta super vos et super civitatem istam ordinata est42, pro eo quod eius fidem et culturam polluitis, partim cum eo, partim pro eo ydolis servientes.“ 16. Nefandi quippe sacerdotes, dum peste ac mortibus homines et iumenta quodam anno ex inequalitate aeris ibi laborarent, a diis malum hoc inmissum asserebant et voluntate populi ecclesiam sancti Adalberti martiris, tintinnabulo et campanis deiectis, destruere ceperant. Unusque illorum, dum malleo cementarii altare percuteret, subito languore ac stupore a Domino percussus est; cumque malleus de manu eius caderet, cecidit et ipse. Dein post longum, spiritu parum resumpto, populum astantem quasi ex plaga emendatus sic adorsus est: „Frustra, o cives, nitimur; Deus christianorum fortis est et nostra vi a nobis expelli non potest. Michi autem consilium videtur, ut illum habeamus et tamen antiquos deos nostros non dimittamus, et iuxta illius aram nostris quoque diis aram constituamus, ut eos omnes pariter colendo illum et istos pariter habeamus propicios.“ Quid populus faceret? Territus prodigio consilium probavit, exstructoque nefando altari iuxta dominicum altare, Deo servierunt et demonibus iuxta historiam antiquitatis, qua dicitur: Populus Samarie deos gencium colens nichilominus Domino serviebat.43 17. Witscacus ergo fidei zelo calens non semel aut bis legacionem, quam acceperat, egit ad populum, sed ex quo a captivitate rediit, numquam cessavit regnum Dei evangelizare, misericordiam Domini et merita liberatoris sui civibus inculcans et, nisi ab errore quiescant, divinam eis ulcionem intentans. Tota vero civitas, exceptis sacerdotibus, factum hoc cum veneracione mirabantur, et tamen prevalente consuetudine a paganismi ritibus cessare non potuerunt. Sed iam de presencia episcopi responsalis eius audencior factus linguam laxat eloquio, victorque ydolorum et vatum vana de his vaticinancium ad servum Dei veniens cum amicis et cognatis suis pronus adorat; gracias agit, remque omnem refert ex ordine, ipsumque ardenter ad opus predicacionis instigat, auxilium ei et consilium ex sua suorumque parte ad omnia pollicitus. Itaque die dominico, completis missarum sollempniis, sicut erat
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Vgl. Ps 113,14. 4 Reg 17,33.
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nach Stettin kam, schickte er, als Bürger sich versammelt hatten, den Bescheid des Bischofs, wie befohlen, seiner Rettung voraus und erklärte: „O Bürger, unser Lehrmeister, der selige Otto, hat soundso an mir gehandelt und euch dies geboten. 42Es wurde vom allmächtigen Gott eine schwere Strafe über euch und diese Stadt verhängt,42 weil ihr seinen Glauben und seinen Kult beschmutzt habt, indem ihr teils ihm, teils statt seiner den Götzen dient.“ 16. Denn die ruchlosen Priester hatten, als dort in einem Jahr infolge der Witterung die Menschen und das Vieh durch Seuche und Tod in Not gerieten, behauptet, dieses Übel sei von den Göttern geschickt worden, und angefangen, mit Willen des Volkes, nach Herunterreißen des Geläuts und der Glocken, die Kirche des heiligen Märtyrers Adalbert zu zerstören. Als einer von ihnen mit dem Maurerhammer auf den Altar einschlug, wurde er plötzlich mit Schwäche und Erstarrung vom Herrn geschlagen; und als der Hammer aus seiner Hand fiel, stürzte auch er hin. Als er dann nach langer Zeit wieder ein wenig zu Bewusstsein kam, sprach er zu dem dabeistehenden Volk, als ob er sich durch den Schlag gebessert habe: „Bürger, wir strengen uns vergeblich an; der Gott der Christen ist mächtig und kann mit unserer Kraft nicht vertrieben werden. Mir kommt der Gedanke, wir könnten jenen beibehalten und brauchten unsere alten Götter nicht zu verlassen; wir könnten neben seinem Altar auch für unsere Götter einen errichten, so dass wir alle gleichzeitig jenen verehren und gleichzeitig unsere eigenen gnädig halten könnten.“ Was das Volk macht? Verwirrt von dem Wunder billigte es den Gedanken, man errichtete den gottlosen Altar neben dem Altar des Herrn, und sie dienten Gott und den Dämonen nach der Geschichte aus dem Altertum, in der es heißt: Das Volk von Samaria diente den Göttern der Heiden und diente nebenbei dem Herrn.43 17. Wirtschak also, heiß im Eifer für den Glauben, handelte vor dem Volk nicht nur ein- oder zweimal gemäß dem Auftrag, den er erhalten hatte, sondern seit er aus der Gefangenschaft heimgekehrt war, hörte er nicht auf, das Evangelium vom Reich Gottes zu verkünden, indem er die Barmherzigkeit des Herrn und die Verdienste seines Befreiers den Bürgern einprägte und ihnen die göttliche Rache androhte, wenn sie nicht von ihrem Irrtum abließen. Die ganze Stadt, ausgenommen die Priester, bewunderte das Geschehen voll Verehrung, und doch konnten sie, da die Gewohnheit übermächtig war, nicht von ihren heidnischen Riten ablassen. Aber nun wurde wegen der Anwesenheit des Bischofs sein Vertreter mutiger und lockerte seine Stimme in der Rede, als Sieger über die Götzen und Seher, die Eitles darüber weissagten, kam er mit seinen Freunden und Verwandten zum Diener Gottes und verehrte ihn tief; er sagte ihm Dank und erzählte die ganze Sache der Reihe nach und rief ihn leidenschaftlich auf zum Werk der Predigt; er versprach ihm Hilfe zu allem von seiner und der Seinen Seite. Als also am Sonntag das
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sacra indutus armatura, vexillo crucis ex more prelato, in medium forum civitatis duci se rogavit. Cumque ad portam ventum esset, ecce per quam sine remigio trans mare Witscacus vectus erat, navicula poste pendebat et admotus lateri pontificis: „Vides“, ait, „pater?“ Et feriens eam hasta: „Hec“, inquit, „cimba testimonium sanctitatis tue, firmamentum fidei mee, argumentum legacionis mee ad populum istum.“ Erat autem alnus brevissimus, qui a duobus viris facile portaretur. Substitit episcopus et diligenter rem considerabat, perpenditque, quod in pacatissimo amne vix conto gubernata unam personam portare sufficeret, nedum in fluctibus marinis sine omni gubernaculo, nisi hoc divine virtutis esset miraculum. Gracias agit Deo beatus antistes, quod incredule genti virtutem suam tali facto demonstrasset. Liberatus autem subridens: „Hanc idcirco suspendi feci ad portam, ut ingredientes et egredientes hoc facto discerent, quid in suis necessitatibus de misericordia Dei ac de tuis meritis, sanctissime pater, sperare deberent.“ His dictis, in confertissimas turbas paganorum, ministris comitantibus, in medium forum sese intulit episcopus. Erant autem ibi gradus lignei44, de quibus precones et magistratus ad populum concionari soliti erant. In quibus stans minister evangelii sermonem cepit, fremitum autem dissidentis populi Witscacus vice preconis manu et voce sedabat. 18. Cumque omnes conticuissent et verbum exhortacionis pars maxima libenter audiret, ecce unus sacerdotum, vir Belial45, plenus furore, pinguis et procerus, in medium turbe sese fortiter intrudens cambucam suam manu gestabat spiransque et anhelans usque ad ipsos gradus accessit levataque manu semel et bis columpnam graduum validissime percussit. Dein clamore magno et verbis nescio quibus contumeliose prolatis, silencium mandat loquenti sueque vocis grossitudine magnum tonans sermonem interpretis et episcopi pariter oppressit populoque ait: „Sic, o insensati stulti et inertes, quare decepti et incantati estis? Ecce hostis vester et hostis deorum vestrorum. Quid expectatis? Ferentne impune et contemptum et iniuriam?“ Omnes autem incedebant hastati. Ait ergo: „Hec dies omnibus erroribus eius finem imponet.“ Omnesque adhortans singillatim quosque, de quorum malignitate certus erat, propriis nominibus compellebat. Et quicunque spiritu vesano agitabantur quibusque familiare fuit audacter magis quam consulte rem agere, ad dicentis vocem inflammati hastas levant. Quas dum ad iaciendum vibrant, actu rigent in ipso, mirumque dictu, nec hastas iacere nec dimittere dextras vel de loco moveri poterant. Stabant igitur ut simulacra immobiles fi-
44
Ebo III 15: piramides magne et in altum … murate – große Pyramiden in die Höhe aufgetürmt. 45 Vgl. 2 Reg 16,7.
Dialog des Herbord von Michelsberg, Buch III
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Hochamt beendet war, bat der Bischof, so wie er mit den heiligen Gewändern gekleidet war, wie gewöhnlich mit dem Siegeszeichen des Kreuzes mitten auf den Marktplatz der Stadt geführt zu werden. Als man an das Tor kam, siehe, da hing das Boot, mit dem Wirtschak ohne Ruder über das Meer gesegelt war, an einem Pfahl; dieser trat an die Seite des Bischofs und sprach: „Siehst du, Vater?“ Und er klopfte mit einer Lanze dagegen und sagte: „Dieser Nachen ist Beweis für deine Heiligkeit, Kraft des Glaubens, Nachweis meiner Sendung zu diesem Volk.“ Es war aber ein ganz kurzer Kahn, der von zwei Männern leicht getragen werden konnte. Der Bischof stand da, bedachte sorgfältig die Sache und erwog, dass er auch in einem ganz friedlichen Fluss, mit einer Ruderstange gelenkt, kaum eine Person tragen könnte, geschweige denn in den Meeresfluten ohne jedes Steuer, es sei denn es wäre ein Wunder von Gottes Kraft. Der selige Oberhirte dankte Gott, dass er dem ungläubigen Volk mit solchem Geschehen seine Kraft gezeigt hätte. Der Befreite aber lächelte: „Den habe ich deswegen am Tor aufgehängt, damit alle, die ein- und ausgehen, durch dieses Geschehen lernen, was sie in ihren Nöten von der Barmherzigkeit Gottes und von deinen Verdiensten erhoffen dürfen, heiligster Vater.“ Nach diesen Worten begab sich der Bischof in Begleitung seiner Diener in die dicht gedrängte Schar der Heiden mitten auf dem Marktplatz. Es waren dort aber hölzerne Stufen,44 von denen aus Herolde und Amtleute zum Volk sprachen. Auf sie stellte sich der Diener des Evangeliums und begann seine Ansprache; das Murren der unzufriedenen Leute unterband Wirtschak anstelle des Dolmetschers mit Handgesten und Rufen. 18. Als alle verstummt waren und die große Mehrheit gern dem Wort der Ermunterung zuhörte, siehe, da stürmte einer der Priester, ein Mann Belials,45 voller Wut, fett und hoch gewachsen, mitten in die Menge, er trug einen Knüppel in der Hand und schlug mehrmals prustend und keuchend an das Stufengestell. Dann gebot er mit großem Geschrei und irgendwelchen schmähend vorgebrachten Worten dem Redner Schweigen, übertönte mit der Kraft seiner groben Stimme die Worte des Dolmetschers und des Bischofs und sagte zum Volk: „So, ihr Unvernünftigen, Törichten und Zaghaften, warum habt ihr euch täuschen und bezaubern lassen? Seht, euer Feind und der Feind eurer Götter! Worauf wartet ihr? Dass sie straflos Verachtung und Unrecht verüben?“ Es liefen aber alle mit Lanzen umher. Er sagte also: „Dieser Tag soll all seinem Irrtum ein Ende setzen.“ Er ermahnte sie alle insgesamt und besonders die, deren Bosheit er sicher war, und trieb sie unter Namensnennung an. Und wer vom wahnsinnigen Geist getrieben wurde und gewohnt war, eher verwegen als bedacht zu handeln, der erhob entflammt durch den Ruf des Sprechers seine Lanze. Als sie diese zum Wurf schwingen, da, in der Tat, welch Wunder, erstarren sie und können ihre Lanzen weder werfen noch senken noch sich von der Stelle bewegen. Sie standen
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Otto, Bischof von Bamberg
delibus et religiosis facti spectaculum. Quotquot enim erant infideles et maligni, qui a fide christianismi defecerant et in infidelitate sua pertinaci demencia stantes impias manus contra servum Dei levaverant, hac pena tam diu multati stabant, quousque in sua fide boni firmarentur et illi a pravitate cordis per penam corporis corrigerentur. Nam et episcopus, arrepta miraculi occasione: „Cernitis“, inquit, „fratres, quanta sit potencia Domini. Certe, ut video, divinitus ligati estis. Quare non iacitis hastas? Quare non dimittitis dextras? Quam diu in hoc nisu apparebitis?“ Illi autem, nescio an pre confusione aut pre stupore, nichil respondebant. Tunc ille: „En“, inquit, „dii vestri, pro quorum religione certatis, si quid possunt, auxilientur vobis. Sed et iste vester tumultuosus sacerdos invocet nunc deos suos super vos, det consilium, det auxilium. Si quid novit, si quid potest, iam tempus est.“ Ille vero iam dudum eventu rerum stabat attonitus iam ulterius nec mutire presumens. Cumque ingenti pavore omnes silerent, episcopus miseracione tactus: „Gracias“, inquit, „tibi, domine Iesu Christe, qui potenciam fortitudinis tue, cum tempus est, ad torrendos adversarios et ad protegendos servos tuos exercere soles. Sed quia pius et misericors es, ignosce, rogamus, ignorancie sive temeritati populi huius; et usum corporum suorum, quo, te ligante, privati sunt, solita illis miseracione restitue.“ Quo dicto crucisque signo ad eos facto, effectus oracionem mox insecutus est. Et subiungens: „En“, inquit episcopus, „si audire hactenus noluistis, tangite saltem et sensu ipso probate, quanta sit misericordia Dei nostri, quanta sit veritas fidei, quam predicamus vobis.“ Et longius de iudicio et misericordia Dei et de presentis vite incerto et de perseverancia eternorum profunde disputans 46contritos in Syon peccatores46 erudivit, tandemque medicamine salutaris eloquii aliquantum mansuefactos benedixit et cetum dimisit. Descendens vero de gradibus ecclesiam sancti Adalberti cum fidelibeus zelo zelatis pro domo Dei visitavit ac, premissa inibi oracionis sollempnitate, altare abhominationis fregit, comminuit et eiecit. Factaque reconciliacionis emundacione, fracturas basilice suis impensis emendari fecit. 19. Cumque sepius eandem frequentaret ecclesiam, quodam tempore pueros in platea ludentes invenit. Quos dum lingua barbara salutasset, veluti coniocando illis etiam crucis signo in nomine Domini eos benedixit. Et paulu-
46–46
Vgl. Is 33,14.
Dialog des Herbord von Michelsberg, Buch III
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also wie unbewegliche Standbilder, zum Schauspiel geworden für die Gläubigen und Frommen. Alle die nämlich, gottlos und bösartig geworden, die vom Christentum abgefallen waren und auf ihrem Unglauben bestanden, die voll verstockter Torheit ihre ruchlosen Hände gegen den Diener Gottes erhoben hatten, standen so lange in dieser Qual bestraft da, bis die Guten in ihrem Glauben bestärkt und jene durch die Körperqualen von der Verkehrtheit ihres Herzens gelöst worden waren. Denn auch der Bischof nahm die Gelegenheit des Wunders wahr und sprach: „Ihr erkennt, meine Brüder, wie groß die Macht des Herrn ist. Wie ich sehe, seid ihr gewiss vom Himmel her gebunden. Warum werft ihr eure Lanzen nicht? Warum senkt ihr eure Hände nicht? Wie lange werdet ihr in dieser Schleuderhaltung verharren?“ Jene aber antworteten nichts, ich weiß nicht, ob aus Verwirrung oder aus Betäubung. Darauf sagte jener: „Nun ja, wenn eure Götter, für deren Religion ihr streitet, etwas vermögen, werden sie euch helfen. Wenn aber dieser euer lärmender Priester nun seine Götter über euch anruft, mag der den Rat geben, mag der Hilfe bringen. Wenn der etwas weiß und etwas kann, dann ist es jetzt Zeit.“ Der aber stand schon lange wegen des Ereignisses wie vom Donner getroffen und wagte nicht mehr, sich zu mucksen. Als alle in ungeheurer Furcht schwiegen, wurde der Bischof von Mitleid gerührt und sagte: „Dank dir, Herr Jesus Christus, der du die Stärke deiner Kraft immer, wenn es Zeit ist, zum Schrecken deiner Feinde und zum Schutz deiner Diener einsetzest. Doch weil du liebevoll und barmherzig bist, verzeih bitte die Unkenntnis oder Unbesonnenheit dieses Volkes und stell ihnen den Gebrauch ihres Körpers, dessen sie durch deine Fesseln beraubt sind, in deiner Barmherzigkeit wieder her!“ Sprach’s und machte das Kreuzzeichen über sie, da folgte die Wirkung seines Gebetes. Und der Bischof fügte hinzu: „Nun ja, wenn ihr bislang nicht hören wolltet, rührt euch doch wenigstens und prüft, wie groß die Barmherzigkeit Gottes ist, wie groß die Wahrheit des Glaubens, den wir euch predigen!“ Und er belehrte sie noch länger über das Gericht und die Barmherzigkeit Gottes, über die Unsicherheit des gegenwärtigen Lebens und die Dauer der Ewigkeit, und er unterrichtete 46die zerknirschten Sünder in Sion;46 schließlich segnete er die durch das Heilmittel gnadenreicher Ansprache ein wenig friedlich Gewordenen und entließ die Versammlung. Er stieg von den Stufen herab und besuchte im Eifer für das Haus des Herrn zusammen mit den Gläubigen die Kirche St. Adalbert, zerbrach dort nach der Feier eines Gebets den Altar der Gräuel, zertrümmerte ihn und warf die Reste hinaus. Nach erfolgter Heilung durch die Neuweihe ließ er die Schäden an der Basilika auf eigene Kosten ausbessern. 19. Als er nun häufiger diese Kirche besuchte, traf er eines Tages Jungen, die auf einem Platz spielten. Er begrüßte sie in der Barbarensprache, als wolle er mitspielen, und segnete sie auch mit einem Kreuzzeichen im Namen des Herrn. Er ging dann ein wenig weiter und bemerkte, dass alle ihr Spiel been-
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lum procedens animadvertit, quod universi, relictis lusibus suis, visendi studio collecti a tergo secuntur episcopum hominum ignotorum, ut est mos illi etati, aspectum habitumque ammirati. Substitit homo Dei et circumfusos blande alloquens sciscitatur, si aliqui ex eis baptisma percipissent. Illi sese mutuo respicientes ceperunt invicem prodere, qui fuerant ex eis baptizati. Quos episcopus seorsum vocans querit ab eis, si voluntatis eorum sit, tenere fidem, que ad baptismum spectat, vel non. Illis autem se tenere velle constanter affirmantibus episcopus: „Si“, inquit, „christiani esse vultis et fidem servare baptismi, istos non baptizatos et infideles pueros ad ludum vestrum admittere non debetis.“ Qui statim iuxta verbum episcopi similes cum similibus congregati, pueri baptizati non baptizatos a se abicere et abhominari ceperunt nulla eis ludi societate communicantes. Itaque videre pulchrum erat, quomodo hi de professione christiani nominis gloriantes familiarius agere et avidius intueri et audire doctorem etiam inter ludos suos, illi autem quasi de infidelitate confusi et exterriti a longius stare. Sed pater optimus et credentes miti sermone ad fidem plenius pro ipsorum capacitate instruxit, non credentes vero ad credendum tam diu exhortabatur, quousque se baptizari et christianos fieri omnes flagitarent. 20. Interim vero 47maiores natu et sapienciores47 quique de rebus istis altius inter se tractaturi consederant et a mane usque ad medium noctis huic deliberacioni vacantes de salute propria et tocius populi, de statu civitatis et conservacione patrie secundum prudenciam seculi diligenter disputabant. Precipue autem universa, que Ottonis erant, dicta vel facta examussim trutinabant et, mediante Spiritu sancto, in hanc sentenciam omnes communiter cedunt, ut, funditus exstirpata ydolorum cultura, ex integro se religioni christiane submittant. Atque in hoc verbo concilium solvunt. Witscacus autem, qui omnibus his intererat, nocte ipsa cum paucis ad episcopum veniens optatum nuncium affert omne consilium ei breviter insinuans. Dein collectis ad episcopum clericis et aliis familiaribus, omnia, que audierat queque in concilio de ipso dicta fuerant, scilicet ordinem liberacionis ipsius, qui loquebatur, et de miraculo, quod hastas vibrantes contra episcopum pridie obriguerant, et quod adhuc latebat episcopum, quando ad ecclesiam cum ministris per plateam preparatus incedebat, tantus splendor vestium apparuit, ut maligni homines, qui ad eum necandum ex insidiis veniebant, nimie claritatis aspectu in fugam territi ac turbati versi fuerint; denique virum illum, virum
47–47
Vgl. die differierenden Termini bei den Teilnehmern: Prüfening III 10, oben S. 184, und Ebo III 16, oben S. 238, dazu auch cap. 24, unten S. 462.
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deten und im Eifer, den Bischof der unbekannten Menschen zu betrachten, ihm von hinten folgten und nach Art dieses Alters seinen Anblick und sein Gewand bewunderten. Der Mann Gottes blieb stehen, sprach die Jungen, die ihn im Kreis umstanden, freundlich an und fragte, ob einige von ihnen die Taufe empfangen hätten. Die schauten sich gegenseitig an und begannen abwechselnd zu verraten, wer von ihnen getauft war. Diese sprach der Bischof gesondert an und fragte sie, ob sie gewillt seien, den Glauben zu halten, der zur Taufe gehört, oder nicht. Wie sie aber standhaft bekräftigten, sie wollten ihn halten, sagte der Bischof: „Wenn ihr Christen sein und den Taufglauben bewahren wollt, dann dürft ihr die nicht getauften und ungläubigen Jungen nicht zu eurem Spiel zulassen.“ Die taten sich auf das Wort des Bischofs sofort zusammen, und die getauften Jungen trennten sich von den nicht getauften und verabscheuten sie, und sie hatten künftig keine Gemeinschaft beim Spielen. So war es schön anzusehen, wie diese sich des Bekenntnisses des christlichen Namens rühmten und auch beim Spiel vertrauter handelten und auf ihren Lehrmeister hörten, jene aber gleichsam bestürzt und erschrocken über ihren Unglauben beiseite standen. Doch der gütige Vater unterrichtete die Gläubigen mit freundlichen Worten entsprechend ihrer Aufnahmefähigkeit tiefer im Glauben, die nicht Glaubenden aber ermunterte er so lange zum Glauben, bis alle forderten, getauft und Christen zu werden. 20. In der Zwischenzeit aber hatten sich 47die Adligen und Weisen,47 die über diese Dinge vertiefter untereinander verhandeln wollten, zusammengesetzt, sie blieben vom Morgen bis um Mitternacht bei ihrer Unterredung und berieten sorgfältig über ihr eigenes Heil und das des ganzen Volkes, über den Zustand der Stadt und die Bewahrung der Heimat, ganz nach der Klugheit dieser Welt. Besonders aber alles, was Otto anlangte, Gesagtes und Getanes, untersuchten sie sorgfältig, und unter Vermittlung des Heiligen Geistes einigten sich alle auf das Urteil, dass sie den Kult der Götzen von Grund auf beseitigen und sich dann völlig der christlichen Religion unterwerfen wollten. Und mit diesem Beschluss löste sich die Versammlung auf. Wirtschak aber, der an all dem teilnahm, kam noch in gleicher Nacht mit einigen zum Bischof, brachte ihm die erhoffte Botschaft und erklärte ihm kurz den Ratschluss. Als sich beim Bischof alle Geistlichen und die anderen Vertrauten versammelten, trug dieser vor, was er alles gehört hatte und was auf der Tagung über ihn gesagt worden war, also verkündete er: den Ablauf der Befreiung dessen, der da sprach; über das Wunder, dass am Vortag die Lanzenschwinger gegen den Bischof erstarrt waren; was noch unbekannt war, dass, als der Bischof mit seinen Dienern im Ornat über den Platz ging, solcher Glanz von seinen Gewändern erstrahlte, dass die bösen Menschen, die aus dem Hinterhalt kamen, um ihn zu töten, durch den Anblick erschrocken und verwirrt in die Flucht getrieben wurden; schließlich dass jener Mann, der
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Belial, sacerdotem, qui ei concionanti ad populum impedimento fuerat, ab ipsis civibus eiectum nunciat. Porro apud eos eius liberalitates et elemosinarum inestimate largiciones et captivorum redempciones, quodque sine magna reconpensacione nullius eorum opes vel substanciam oblatam contigerit, suis impensis sese atque suos transigens etiam basilicas exstrueret destructasque reedificaret; omnia hec quante veneracionis quanteve admiracionis habita sint, cum gaudio referebat. Igitur de mane consurgens episcopus et cum graciarum accione missas celebrans convenientes cives iterum alloquitur et pronos atque obedientes ad omnia invenit. Quicumque enim sese apostasie vicio inquinaverant, Spiritus sancti virtute faciente, compuncti per manus imposicionem in fonte lacrimarum suarum loti ecclesie sancte reformantur. Pueri vero et quicunque sacramentum baptismi nondum erant consecuti, baptizantur, fana destruuntur, ecclesiarum fracture solidantur et, si que destructe fuerant, reparantur. Omnis ergo populus iam quasi vir unus id ipsum sapiebat in Domino. Gaudet episcopus, letantur sacerdotes, 48magnificata sunt in consilio iustorum opera Domini48. 21. Preter hanc autem spiritualis leticie occasionem divina bonitas illi civitati etiam de inopinato corporale commodum exhibuit. Nam immense molis ac magnitudinis rombonem49 circa portus maris et naves se ostentantem piscatorum manus ad litus eiecit in mense augusto50, cum tamen in locis illis talis captura non nisi vernali tempore occurrat. Ex cuius carnibus ac pinguedine omnes cives partes capiunt et episcopo, cuius meritis hoc munus ascribebant, plus quam absumere cum suis omnibus posset, apportant. 22. Verum tam letis eventibus temptacio non defuit. Nam cum delendis et extirpandis fanis51 ydolorum et sacris diligencius insisteret episcopus, etiam arborem nucis mirande pulchritudinis ydolo dicatam, ne scandalo esset rudibus, volebat incidere. Vicini autem, qui umbra eius et amenitate sepe delectati fuerant, ne incideret eam, rogabant.52 Porro agri possessor vehemencius irasci atque indignari cepit, aliisque modeste agentibus hic minis et clamoribus longius resistens furorem evomuit. Itaque quasi paululum furore sopito silenter a tergo accedit, nulloque sperante, securim bellicam utrisque manibus levans caput episcopi ferire nisus est. Sed illo presenciente atque in partem se rapiente, bipennis casso vulnere in trabem pontis, iuxta quem stabant, perlata est tam fortiter, ut a feriente reduci non posset. Accurrunt omnes,
48–48
Vgl. Ps 91,6. Ebo III 17: duos rombones. 50 Ebd.: autumpnali tempore. 51 Ebo III 18: fanum quoddam longius remotam – ein weiter entferntes Heiligtum. 52 Ebd.: pauperculus ille custos arboris ex fructu eius vitam alebat inopem — Der arme Baumwächter bestritt seinen dürftigen Lebensunterhalt mit den Früchten. 49
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Mann Belials, der Priester, der ihn, als er die Ansprache an das Volk halten wollte, gehindert hatte, von den Bürgern selbst vertrieben sei. Außerdem berichtete er voller Freude über seine Freigebigkeit und unschätzbaren Almosenspenden, den Loskauf von Gefangenen, ferner dass ohne große Rückerstattung bei keinem von ihnen Reichtum oder Besitz angetastet worden sei, dass er sich auf seine und seiner Leute Kosten eingesetzt und die Basiliken erbaut habe und nach ihrer Zerstörung wiederaufbaue, wie viel Verehrung und welche Bewunderung ihm das alles bei ihnen eingebracht habe. Also stand der Bischof am Morgen auf, feierte unter Danksagungen die Messe, sprach wieder die Bürger an und fand sie zu allem geneigt und gehorsam. Wer sich nämlich des Vergehens eines Abfalls vom Glauben schuldig gemacht hatte, der wurde durch das Wirken der Kraft des Heiligen Geistes von Reue gequält und durch Handauflegen, in einem Strom seiner Tränen gewaschen, der heiligen Kirche wieder eingegliedert. Die Kinder aber und die, die das Sakrament der Taufe noch nicht empfangen hatten, wurden getauft, die Tempel zerstört, die Bruchstellen der Kirchen abgedichtet und was zerstört worden war, wurde wieder hergerichtet. Das ganze Volk war also wie ein Mann verständig im Herrn. Da freute sich der Bischof, die Priester waren froh; 48da wurden im Rat der Gerechten die Großtaten des Herrn gepriesen.48 21. Außer diesem Anlass zu geistlicher Freude leistete die Güte Gottes dieser Stadt noch eine unerwartete Vergünstigung. Denn ein Stör49 von ungeheurer Schwere und Größe zeigte sich am Meerhafen und bei den Schiffen und wurde von der Hand der Fischer ans Ufer gezogen, und zwar im Monat August,50 während sonst in dieser Gegend solch ein Fang nur im Frühjahr möglich ist. Aus dessen Fleisch und Fett bekommen alle einen Anteil, auch dem Bischof, dessen Verdiensten sie diese Gabe zuschrieben, brachten sie mehr, als er mit allen seinen Leuten verbrauchen konnte. 22. Doch diesen frohen Ereignissen fehlte nicht die Versuchung. Denn als der Bischof mit besonderem Nachdruck die Zerstörung und Beseitigung der Götzentempel51 und heiligen Stätten forderte, wollte er auch einen Nussbaum von wunderbarer Schönheit, der einem Götzen geweiht war, fällen, damit er den Unerfahrenen kein Ärgernis biete. Die Nachbarn aber, die sich oft an seinem Schatten und seiner Lieblichkeit erfreut hatten, baten ihn, er möge ihn nicht fällen.52 Ja, der Besitzer des Ackers begann leidenschaftlich zornig und empört zu werden, und während andere behutsam handelten, schleuderte er, weiter Widerstand leistend, seinen Zorn mit Drohungen und Lärm hinaus. Als sich die Raserei anscheinend ein wenig gelegt hatte, kam er schweigend von hinten dazu, wollte, was keiner erwartete, mit seiner Streitaxt, die er mit beiden Händen schwang, den Kopf des Bischofs treffen. Der aber hatte das geahnt und sich ein wenig gedreht, so dass die Doppelaxt mit unnützer Wunde den Balken der Brücke, neben der sie standen, traf und zwar so heftig, dass der Schlagende sie nicht herausziehen konnte. Alle lau-
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comprehendunt, trahunt, trudunt infelicem illum et nisi per interventum episcopi eadem securi53 trucidassent. Tiemo: Hic forte, hic aliquis grunniet malivolus auditor. Nam et ego quoque miror – si ita est, ut asseris – qui alias ad martirii palmam ultro se ingerere paratus fuit, quod hunc tam validum ictum non suscepit. Qui enim tociens mortem appetiit, dicet aliquis, quare nunc venientem non sustinuit? Sefridus: An nescis aliud esse ex consilio et fortitudine mentis corpus morti obicere, digna existente aliqua necessitate, atque aliud ex infirmitate carnis eandem pertimescere? Sed hoc etiam considerare potes, quod non de agone passionis tunc temporis cogitabat, sed magis de arbore nucis, de cuius incisione cum civibus tractabat. Et si altius rem contemplari volueris, animalis spiritus naturaliter exterioris substancie salutem, quantum in ipso est, tueri solet, appetit conducibilia, fugit contraria; quem tamen interna mentis racio saniori consilio a conducibilibus interdum abstrahit et contrariis passionibus affligit. Nichil ergo mirum, si racione alias intentus teneritudine oculorum faciente, venientem ictum expavit. Denique divino etiam nutu factum arbitror, scilicet ne multis aliis adhuc profuturus ibi occumberet neve a christianis, qui nuper fidem susceperant vel eciam amissam receperant, et in novitate reconciliacionis et gratie divine doctor ipse interfectus predicaretur. Tiemo: Non nichil dictum est. Perge, quo cepisti. 23. Sefridus: Ottone sic a periculo liberato et percussore suo de manibus percuciencium salvato, inter astantes Adalbertus presbiter54 ad Teutonicas partes se vertens profundius inclinat, Deo et sancto Michaheli in Babenberc et fratrum oracionibus gratias agit. Et conversus ad episcopum: „En“, inquit, „scutum oracionis fratrum et proteccio sancti Michahelis archangeli.“ De arbore vero, ne incideretur, tandem cives multis precibus obtinuerunt, iureiurando firmantes nichil unquam divinitatis vel sanctitatis arbori sese asscripturos neque numinis vel ydoli alicuius vice se illam habituros, sed magis pro utilitate fructuum et amenitate umbrarum. 24. Omnibus ergo, que ad cultum fidei spectant, rite illic ordinatis, dum ad alia loca ire pararet, ab universis natu maioribus et prudencioribus civitatis rogatus est, ut quia Deus cum illo erat et multa bona eis ostenderat, ducem Vratizlaum, cuius offensam gravibus culpis incurrerant, eis placare stu-
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Ebd.: francisca. Ebo III 19: Adalbertus interpres.
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fen herbei, ergreifen den Unglücklichen, schleppen ihn, stoßen ihn und hätten ihn ohne das Einschreiten des Bischofs mit derselben Axt53 umgebracht. Tiemo: Hier könnte vielleicht ein böswilliger Zuhörer nörgeln. Denn auch ich wundere mich – wenn es so ist, wie du versicherst –, wie er, der sonst bereit war, sich für die Palme des Martyriums einzubringen, diesen so kräftigen Hieb nicht angenommen hat. Wer so oft den Tod herbeigebeten hat, könnte einer sagen, warum hat er ihn, als er kam, nicht angenommen? Sefried: Weißt du nicht, dass es etwas anderes ist, aus Überlegung und in der Tapferkeit des Verstandes den Leib in einer Notlage dem Tode anheim zu geben, und etwas anderes, aus der Schwäche des Fleisches ihn zu fürchten? Aber auch das könntest du bedenken, dass er zu der Zeit nicht an den Kampf des Leidens dachte, sondern mehr an den Nussbaum, über dessen Fällen er mit den Bürgern in Streit lag. Und wenn du die Sache tiefer betrachten willst, so pflegt der sinnenverhaftete Geist das Heil der natürlich äußeren Substanzen zu schützen, soweit es an ihm liegt, er fördert das Zuträgliche und vermeidet das Abträgliche; ihn jedoch hat die Überlegung des inneren Sinnes mitunter durch einen besseren Ratschluss von dem Zuträglichen fern gehalten und sich den widrigen Leidenschaften entgegengestellt. Es ist also nicht verwunderlich, wenn er, ansonsten vom Verstande her wachsam, dank der Schärfe der Augen den kommenden Schlag gefürchtet hat. Schließlich glaube ich auch, dies sei nach Gottes Willen so geschehen, damit er nämlich, der den vielen anderen noch nützlich sein konnte, weder dort umkäme noch etwa behauptet würde, der Lehrmeister selbst sei getötet worden von den Christen, die erst kürzlich den Glauben empfangen oder nach Verlust wiedererlangt hatten, in der Neuheit der Versöhnung und göttlichen Gnade. Tiemo: Darüber genug! Fahr fort, wie du begonnen hast! 23. Sefried: Als Otto so aus der Gefahr befreit und sein Schläger aus den Händen seiner Verfolger gerettet war, da wandte sich unter den Umstehenden der Priester Adalbert54 in Richtung Deutschland und verneigte sich ganz tief; er sagte Gott, dem heiligen Michael in Bamberg und den Mitbrüdern Dank. Und zum Bischof gewandt sagte er: „Wohlan, das ist der Schild des Gebets der Brüder und der Schutz des heiligen Erzengels Michael!“ Was den Baum anlangt, erreichten die Bürger nach vielen Gebeten schließlich, dass er nicht gefällt wurde, indem sie unter Eid versprachen, sie würden dem Baum nichts Göttliches oder Heiliges zuschreiben noch annehmen, dass er die Stelle einer Gottheit oder eines Götzen vertrete, sondern ihn mehr wegen des Nutzens der Früchte und der Lieblichkeit des Schattens schätzen. 24. Als alles, was zum Dienst des Glaubens gehört, geregelt war und er sich vorbereitete, zu anderen Orten zu ziehen, wurde er von allen Großen und den Klügeren der Stadt gebeten, weil Gott mit ihm war und ihm vieles Gute gewährt hatte, er möge sich bemühen, den Herzog Wartislaw, in dessen Un-
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deret atque hoc facto cuncta circa se studia sua deauraret. Annuit, eligit viros honorabiles, aptos ad responsa reddenda vel accipienda, ducem adit, preces fundit, accusat populum et excusat. Dein potenti suadela mitigat indignantem, iubet, obsecrat, facit composicionem, pacatisque ad perfectum omnibus, legatus cum legatis pacem affert civitati. Hinc toti ecclesie valefaciens miris affeccionibus Iulinam ire dimittitur. Maligni vero sacerdotes pleni demonibus, cum iam aperte non possent, vel per insidias servo Dei nocere moliti sunt. Conducta etenim magna sicariorum multitudine, viam abeuntis in arcioribus navigii locis obsederunt suis amicis istarum rerum nesciis mortem episcopi quasi per divinacionem prenunciantes. At ubi ad insidias ventum est, hostes arma corripiunt, funambulos tenent, navigantes invadunt, sanguinem episcopi super omnia sicientes. At vero Stetinenses et nostri, qui cum episcopo erant, arma capiunt, ex rate prosiliunt, partim terra, partim aqua consistunt, vim viribus audacter arcentes. Cumque aliquandiu pugnatum esset, hi, qui de insidiis erant, a Stetinensibus ceperunt agnosci et confusi de malefacto fugerunt. At sacerdos, qui hec machinatus erat, eadem hora domi cum amicis suis residens paralisi et vehementissimo languore vexari cepit, suis, ut arbitror, diis eum laniantibus. Cumque ore, oculis ac tota facie distorta frontem ad scapulas verteret et miserabili corporis agitacione in mortem solveretur, exclamavit: „Hec pacior propter insidias et mala, que contra Ottonem feci.“ In hac voce vitam finivit. Tantus autem fetor subsecutus est, ut Pluto ipse infernalis, vel quisquis illic maximus est, ab huius faucibus spirare putaretur. Item alius quidam de sacerdotibus Ottoni contrarius cum ad negocia sua cum institoribus forte navigaret et in insula quadam naute ut assolent ad suas commoditates applicuissent, iste alienata mente nec vultu nec voce sanum quid agens a comitibus notatus est. Cumque seorsum ab aliis in silva veluti per amenciam vagaretur, iuvenes quidam quasi per lasciviam secuti delirum fune per guttur ad arborem ligant et discedunt. Ille vero incautis motibus vinculorum impaciens se solvere luctabatur, sed divino iudicio constrictus, per funem, qui collo iniectus erat, intercluso anhelitu mortuus est. 25. Episcopus autem Dei protectus auxilio, cum Iulinam venisset, nichil ibi adversitatis invenit. Omnes eius redarguciones de apostasia seu de aliis excessibus pacienter ferebant indigna et mala opera sua dignis emendacioni-
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gnade sie wegen vieler Schuld verfallen waren, mit ihnen zu versöhnen und durch diese Tat allen seinen Mühen die Krone aufzusetzen. Der stimmt zu, wählt ehrenvolle Leute, geeignet, Bericht zu erstatten und Anweisungen entgegenzunehmen; er sucht den Herzog auf, trägt seine Bitten vor, beschuldigt und entschuldigt das Volk. Dann besänftigt er durch seine mächtige Beredsamkeit den Erzürnten, beschwört ihn, schließt einen Vergleich, und als alles vollkommen befriedet ist, bringt er als Gesandter zusammen mit den Gesandten der Stadt den Frieden. Darauf sagt er der ganzen Kirche Lebewohl und entlässt sie mit wundervoller Zuneigung, um nach Wollin zu ziehen. Doch da die ruchlosen Priester dem Diener Gottes nicht offen schaden konnten, versuchten sie es durch Ränke. Sie mieteten eine große Schar Meuchelmörder, die den Weg des zu Schiff Abziehenden an der engsten Stelle belagerten, und verkündeten ihren Freunden, die von den Dingen keine Ahnung hatten, den Tod des Bischofs gleichsam als Weissagung. Doch sobald man zu dem Hinterhalt kam, greifen die Feinde zu den Waffen, halten die Treidler auf, greifen die Bootsfahrer an, dürsten vor allem nach dem Blut des Bischofs. Doch die Stettiner und unsere Leute, die beim Bischof waren, greifen zu den Waffen, springen vom Schiff, stehen teils auf dem Land, teils im Wasser, wehren kühn mit ihren Kräften die Gewalt ab. Als eine Zeit lang gekämpft worden war, werden von den Stettinern die für den Hinterhalt Gedungenen erkannt und fliehen bestürzt wegen ihrer Untat. Doch der Priester, der dies ins Werk gesetzt hatte, wurde zu dieser Stunde in dem Haus, in dem er sich mit seinen Freunden aufhielt, vom Schlagfluss und vollständiger Lähmung gequält, da, wie ich glaube, seine Götter ihn zerfleischten. Als er am Mund, an den Augen und im ganzen Gesicht entstellt, die Stirn zum Rücken drehte und mit erbärmlichen Zuckungen des Körpers sich im Tode auflöste, rief er aus: „Dies erleide ich wegen der Hinterlist und der Untaten, die ich gegen Otto verübt habe.“ Mit diesem Wort beendete er sein Leben. Es folgte aber solch Gestank, dass man glaubte, der höllische Pluto oder wer dort der Größte ist, blase aus dessen Schlünden. Als ein anderer von den Priestern, ein Feind Ottos, mit Kaufleuten zufällig zu seinen Geschäften segelte und die Seeleute wie üblich zu ihrer Bequemlichkeit auf einer Insel landeten, wurde von den Begleitern bemerkt, dass er geisteskrank war und weder in Gebärden noch mit der Sprache etwas Vernünftiges tat. Und als er abseits von allen wie ein Rasender im Wald umherstreifte, folgen ihm einige Jugendliche aus Mutwillen und binden den Wahnsinnigen mit einem Strick um die Gurgel an einen Baum und verschwinden. Der aber müht sich ungeduldig mit unvorsichtigen Bewegungen, die Fesseln zu lösen, doch dem göttlichen Gericht verfallen stirbt er, erwürgt durch den um den Hals gelegten Strick. 25. Als der Bischof aber, von Gottes Hilfe geschützt, nach Wollin kam, fand er dort keine Feindschaft. Sie nahmen alle Beschuldigungen wegen Abfalls vom Glauben oder anderer Vergehen geduldig hin, bereit, die unwürdi-
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bus ad eius doctrinam expurgare et corrigere parati. Ille vero per manus imposicionem et sacri verbi exhortacionem sancte et apostolice ecclesie omnes reformavit, baptizatis pueris et quoscumque huius sacramenti expertes invenit. Sicut enim exemplo Stetinensium pridem a fide recesserant, ita denuo, conversis illis, facile convertebantur. Illos enim per omnia imitari, quasi pro sentencia eis fuit. 26. Cum autem sacris operibus illic instaret episcopus, mulier quedam in rure posita nescio quo eventu subita cecitate percussa est. Audiens autem antistitem adhuc esse in civitate duci se illo iubet. Et veniens corruit ante pedes eius auxilium petens super clade sua. Signum autem eris ante fores pendebat ecclesie, quod simplices, cum intrabant oraturi, quasi ad excitandum sanctos pulsare consueverant. Episcopus ergo dum ad succurrendum a muliere crebro invocaretur: „Vade“, ait, „mater, vade ad ecclesiam, quassa campanam, excita sanctum Adalbertum, ut te adiuvet!“ Abiit illa Deum et sanctum Adalbertum invocans, arreptoque fune non prius a pulsacione signi cessavit, quam lumen oculorum reciperet. Videntes autem cives gracias agunt Domino super gratia huiuscemodi, et magis in fide catholica roborati sunt. Sed dum hoc factum episcopi meritis ascribere vellent, prohibuit eos dicens: „Non me miraculorum factorem sed peccatorem sciatis, pocius hoc beati martiris Adalberti meritis asscribendum certissime noveritis! Num obliti estis, quomodo priori anno, cum tota civitas ista incendio vastaretur, hanc ediculam suam beatus martir in mediis flammis positam liberavit?55 Sed moneo, ut illius calamitatis memores nec Iulium ipsum nec Iulii hastam nec statunculos ydolorum vel simulacra ullo modo colatis denuo pristina mala iterantes, ne mortem, pestilenciam, incendia et bella divina ulcione incurratis.“ Hec et his similia servus Dei ad erudicionem populi blanda oracione loquebatur. — 27. Die vero quadam miles habens lunaticum benedicendum eum optulit episcopo, adductis cum eo quatuor bubus pascualibus, donarium et graciam pro benediccione. Sed doctor bonus manus suas excutere suetus ab omni munere benediccionem quidem puero tribuit, ipsum autem puerum cum patre ac donariis ad papilionem suum, ubi capse ac reliquie sanctorum erant, deduci iubet, ut ibi, si vellent, facta oratione et oblacione Dei misericordiam invocarent. Vadunt, sanatur puer, gracias agunt. — 28. Miles quidam frenesi ac demencia, interdum capitis languore vexatus, in loco, ubi ad orandum steterant pedes eius, sese proiciens sanitatem recepit.
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Über den Brand in Wollin 1127 und die Rettung der St. Adalbert-Kirche Prüfening II 17, oben S. 164.
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gen und bösen Taten mit angemessener Wiedergutmachung nach seiner Anweisung zu sühnen und zu bessern. Er aber brachte sie alle durch Handauflegen und Aufmunterung des heiligen Wortes wieder in die heilige und apostolische Kirche, taufte die Kinder und wen immer er noch ohne dieses Sakrament vorfand. So wie sie nämlich zuvor nach dem Beispiel der Stettiner vom Glauben abgefallen waren, so kehrten sie nun nach deren Bekehrung leicht zurück. Jene in allem nachzuahmen ist offenbar ihr Gedanke. 26. Als der Bischof dort seinem heiligen Werk oblag, kam eine Frau vom Lande, die aus irgendeinem Grund plötzlich von Blindheit geschlagen worden war. Als sie aber hörte, dass der Oberhirte noch in der Stadt sei, befahl sie, man solle sie zu ihm führen. Angekommen fiel sie vor ihm zu Füßen und bat um Hilfe in ihrer Not. Nun hing vor der Pforte der Kirche eine Glocke aus Erz, welche die einfachen Leute, wenn sie zum Beten eintraten, gleichsam um die Heiligen aufzurufen, anzuschlagen pflegten. Als also der Bischof von der Frau immer wieder angerufen wurde, ihr zu helfen, sagte er: „Gute Frau, geh zur Kirche, läute die Glocke, ruf den heiligen Adalbert an, er möge dir helfen!“. Jene ging hin, rief Gott und den heiligen Adalbert an, ergriff den Strick, und gleich als das Geläut beendet war, hatte sie das Augenlicht wiedererlangt. Als das die Bürger sahen, sagten sie dem Herrn Dank für solche Gnade und wurden noch mehr im katholischen Glauben bestärkt. Doch als sie das Ereignis den Verdiensten des Bischofs zuschreiben wollten, verbot er das und sagte ihnen: „Ihr wisst, ich bin kein Wundermacher, sondern ein Sünder; ihr sollt ganz klar wissen, dass dies den Verdiensten des seligen Märtyrers Adalbert zuzuschreiben ist. Habt ihr etwa vergessen, wie im vorigen Jahr, als die ganze Stadt von den Flammen verwüstet wurde, der selige Märtyrer dieses sein Häuschen, das inmitten der Flammen stand, bewahrte?55 Doch ich ermahne euch: Seid eingedenk dieses Unglücks, verehrt weder irgendwie Julius Caesar noch dessen Lanze, keine Götzenfigürchen oder Standbilder, wiederholt nicht das damalige Übel und lauft nicht wegen der göttlichen Rache in Tod, Seuche, Brand und Krieg!“ Dies und Ähnliches sagte der Diener Gottes in sanfter Rede zur Erziehung des Volkes. — 27. Eines Tages aber brachte ein Krieger seinen mondsüchtigen Sohn zu dem Bischof zum Segnen, zusammen mit vier Weideochsen als Geschenk und Gabe für die Segnung. Doch der gute Lehrmeister, gewohnt seine Hände freizuhalten von jeder Gegenleistung, erteilte dem Jungen zwar den Segen, ließ aber den Jungen mit seinem Vater und den Geschenken zu dem Zelt bringen, wo die Reliquienkapseln der Heiligen waren, damit sie dort, wenn sie wollten, nach Gebet und Opfergabe die Barmherzigkeit Gottes anriefen. Sie gehen hin, der Junge wird gesund, sie sagen Dank. — 28. Ein Ritter, der von Wahnsinn und Verrücktheit und bisweilen von Kopfweh gequält wurde, warf sich an der Stelle, wo seine [des Bischofs] Füße gestanden hatten, auf die Erde und wurde wieder gesund.
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Otto, Bischof von Bamberg
29. De die sancti Laurencii56 Boccheus, presbiter beati viri, ad villam pergebat. Homines autem terre illius nondum consueverant observare dies feriatos; in ipsa ergo die, transeunte presbitero, rustici segetem metebant. Ille autem de observancia festi eos alloquens merita martyris predicabat atque, ut ab opere cessarent, sub contestatione ac reverentia beati Laurencii ammonebat. Sed scriptum est: Stultus verbis non corrigitur57; unde homo, qui magister operis erat, spreta sacerdotis ammonicione operarios suos magis ac magis urgebat. Contristatus ergo super illorum temeritate presbiter, cum abiret, inprecatus est Dominum, ut digna ulcione contemptum martyris sui vindicaret. Nec mora, ex improviso ignis venit et stantem segetem et eam, que iam messa fuerat, undique afflavit, tantaque vis ardentis stipule fuit, ut ipsi rustici de campo fugerent. Factumque est, ut qui, salvis frugibus, ab opere sponte cessare noluerant, perditis omnibus cessarent inviti. Simile quiddam eodem presbitero per viam pergente in Assumpcione beate semper virginis Marie58 factum comperimus, duobus, videlicet rustico et eius uxore, in agro metentibus. Zelo etenim religionis presbiter eos prohibebat, dicens huic diei propter assumpcionem Dei genitricis Marie honorem deberi. Erat autem secunda feria. Dicebat ergo rusticus: „Heri propter dominicam operari non licuit, et iterum hodie vacare iubemur? Que est hec doctrina, que homines a rebus necessariis et bonis iubet cessare? Quando ergo collectas videbimus fruges nostras? Puto vos invidere utilitatibus nostri.“ Cumque iam ad blasphemandum os aperire vellet et falcem crebris tractibus messor vehemens in calamos vibraret, mirum dictu, subito extinctus in sulcos cecidit, falcemque in dextera, segetem autem in sinistra, ut absecta erat, tam fortiter etiam mortuus tenebat, ut a nullo auferri posset. Mulier autem infelix, socia operis, morte quidem multata non est – puto, quia sub viri obediencia posita fuit – sed tamen sine pena et confusione non evasit. Nam corpus exanimi viri ad ecclesiam secuta falcem et segetem de manibus suis et ipsa excutere non potuit, quousque coram populo et clero argumentum hoc illicite operacionis probaretur. Sepulto ergo viro et abeunte cum timore populo mulier soluta est. Ex hoc autem facto populus maiorem Dei genitrici reverenciam maioremque aliis festis celebritatem doctus est exhibere. 30. Interea Rutheni, comperta fide et conversione Stetinensium, et quia in christianitate penitus roborati sunt, a societate illorum se avertunt, commercia omnia mutuaque negocia institorum ex indignacione abrumpentes, quasi
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Festtag am 10. August. Vgl. Prov 18,2. Am 15. August Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel.
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29. Am Festtag des heiligen Laurentius56 ging Bokeus, ein Priester des heiligen Mannes, zu einem Dorf. Die Leute dieser Gegend waren es noch nicht gewohnt, die Festtage zu begehen; an diesem Tag also ernteten die Bauern, als der Priester vorbeikam, ihre Feldfrucht. Der aber sprach sie an wegen der Beachtung des Festes und pries die Verdienste des Heiligen; er ermahnte sie, unter Bezeugung und Ehrfurcht gegen den heiligen Laurentius, von der Arbeit abzulassen. Doch es steht geschrieben: Der Tor wird durch Worte nicht klug;57 daher drängte der Werkmeister nach Verschmähen der Ermahnungen des Priesters seine Arbeiter mehr und mehr. Betrübt über deren Unbesonnenheit rief der Priester beim Weggehen den Herrn an, er möge die Missachtung seines Heiligen mit gebührender Rache ahnden. Ohne Verzug kam plötzlich ein Feuer und entfachte überall die stehende Ernte und was schon geschnitten war; und so groß war die Gewalt des brennenden Strohs, dass die Bauern vom Feld flohen. So geschah es, dass diejenigen, die bei heilen Ackerfrüchten nicht freiwillig zu arbeiten aufhören wollten, nun nachdem alles vernichtet war, gegen ihren Willen aufhören mussten. Dasselbe geschah diesem Priester, der seinen Weg fortsetzte, am Festtag der Himmelfahrt der allzeit reinen Jungfrau Maria58, wie wir erfahren haben, das heißt einem Bauern und seiner Frau, die den Acker abernteten. Aus Eifer für das Glaubensleben verbot ihnen nämlich der Priester dieses und sagte, sie müssten diesem Tag der Himmelfahrt der Gottesmutter die Ehre geben. Es war aber Montag. Also sagt der Bauer: „Gestern war es wegen des Sonntags nicht erlaubt zu arbeiten, und heute sollen wir wieder feiern? Was ist das für eine Lehre, die den Menschen gebietet, die notwendigen und guten Arbeiten sein zu lassen? Wann sollen wir denn unsere Feldfrüchte geerntet sehen? Ich glaube, ihr seid neidisch auf unsern Gewinn.“ Als der Schnitter schon zur Gotteslästerung den Mund aufmachen wollte und seine Sichel mit vollen Zügen gegen die Halme schwang, da fiel er plötzlich, o Wunder, leblos in die Furchen, die Sichel in der Rechten, in der Linken die Ernte, wie sie geschnitten war, und so starr hielt der Tote sie fest, dass sie keiner wegnehmen konnte. Auch die unglückliche Frau, die Gefährtin bei der Arbeit, wurde zwar nicht mit dem Tode bestraft, ich glaube, weil sie im Gehorsam unter ihrem Mann stand, kam jedoch nicht ohne Strafe und Schreck davon. Denn als sie dem Leib des verstorbenen Mannes in die Kirche folgte, konnte auch sie ihm Sichel und Garbe nicht aus den Händen reißen, bis vor Volk und Geistlichkeit der Beweis für die unerlaubte Arbeit erbracht war. Als also der Mann bestattet war und das Volk voller Furcht heimging, wurde die Frau erlöst. Durch diesen Vorfall wurde das Volk gelehrt, der Gottesmutter größere Verehrung und den anderen Festtagen größere Festlichkeit zuteil werden zu lassen. 30. Als die Rügener vom Glauben und der Bekehrung der Stettiner erfuhren und dass sie im Christentum völlig gestärkt waren, wandten sie sich von der Gemeinschaft mit ihnen ab, brachen den Handel und alle wechselseiti-
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Otto, Bischof von Bamberg
alterius iam fidei populo communicare in talibus non deberent. Isti autem, sepenumero a multis predicatoribus ad fidem vocati de integro nunquam venire voluerunt, sed, aliis interdum credentibus, alii non credebant. Atque ex maiore parte paganicis ritibus degentes semina fidei veluti spine suffocando illic convalescere non sinebant. Ruthenia vero Danos adiunctos habet; porro archiepiscopo Danorum59 etiam Ruthenia subiecta esse debuit. Sed populo fidem catholicam propulsante, superfluum est sacerdotes de parrochie terminis litigare. Rutheni ergo, paulatim crescente odio, Stetinensibus publice adversari ceperunt; et primo quidem naves illorum a littoribus suis arcent, post eciam ex communi decreto hostes eos haberi statuunt, Ottoni episcopo mandantes – audierant enim, quod illo ad predicandum venire vellet – ne umquam fines eorum attingeret. Dicebant enim nichil eum apud se inventurum nisi acerbas penas et mortem certissimam. Ille autem, accepta legacione tali, tacite apud se exultat, animum parat ad martyrium, cogitat et disponit omnia, tractat anxie apud se, an melius sit solum se ad tale convivium ire an cum multis. Stetinenses autem quidam viri boni et prudentes in comitatu episcopi erant Iuline gnari locorum, provinciarum et morum cuiusque gentis. Hos ergo episcopus paulatim interrogacionibus pretemptabat scire volens, si quomodo eum illuc perducere velint. At illi de origine Ruthene gentis, de feritate animorum et de instabilitate fidei et bestiali eorum conversacione multa ei narrantes etiam hoc, quod archiepiscopo Danorum subiecti esse debuerint, non tacebant. Sperans ergo episcopus gratum fore illi, si converti possent, simulque attendens congruum esse, quod eius per licenciam ac permissionem ad predicandum in eius parrochiam veniret, Iwanum, venerabilem presbiterum, de latere suo et alios nuncios navigio cum litteris et muneribus illo pro licencia direxit. Archiepiscopus vero in maximo gaudio et honore legatos accepit habitisque apud se multa humanitate plurima de statu, de doctrina et operibus beati Ottonis percontabatur. Erat autem vir bonus et simplex, bonarum rerum cupidus auditor, non mediocris sciencie ac religionis, in exterioribus tamen Slavice rusticitatis. Nam et homines terre illius tales sunt, ut in maxima ubertate atque divitiis generali quadam duritia omnes inculti videantur et agrestes. Urbes ibi et castra sine muro et turribus ligno tantum et fossatis muniuntur, ecclesie ac domus nobilium humiles et vili scemate. Studia hominum aut ve-
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Das Erzbistum Lund wurde 1104 errichtet. Die Zuständigkeit für Rügen dauerte bis 1168.
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gen Geschäfte der Händler aus Empörung ab, gleichsam als dürften sie mit einem Volk nunmehr anderen Glaubens in diesen Dingen keine Beziehungen haben. Jene aber, oftmals von vielen Predigern zum Glauben aufgerufen, wollten niemals ohne Vorbehalt dahin kommen, sondern während die einen mitunter zum Glauben kamen, glaubten andere nicht. Und zum größeren Teil blieben sie bei den heidnischen Gebräuchen und ließen zu, dass die Saat des Glaubens wie von Dornen erstickt nicht kräftig aufging. Rügen aber war mit den Dänen verbunden; ja, dem Erzbischof der Dänen59 war auch Rügen unterstellt. Doch da das Volk den katholischen Glauben abwehrte, ist es überflüssig, dass Priester über die Grenzen der Diözese streiten. Die Rügener begannen, während der Hass wuchs, sich öffentlich den Stettinern zu widersetzen; zunächst hielten sie deren Schiffe von ihren Küsten fern, danach setzten sie durch gemeinsamen Beschluss fest, sie seien als Feinde zu behandeln; dem Bischof Otto befahlen sie – sie hatten nämlich gehört, dass er dorthin zum Predigen kommen wolle –, niemals ihr Gebiet zu betreten. Sie sagten, er werde bei ihnen nichts finden außer bitteren Strafen und ganz gewissem Tod. Der aber empfängt solche Botschaft und jauchzt schweigend bei sich, er bereitet sein Herz auf das Martyrium vor, er denkt nach und durchdenkt alles, untersucht vorsichtig bei sich, ob es besser sei, allein zu solchem Gastmahl zu gehen oder mit vielen. Einige Stettiner aber, gute und kluge Männer, waren in Wollin in der Umgebung des Bischofs; sie kannten die Örtlichkeiten und Sitten eines jeden Stammes. Diese sprach der Bischof mit Vorfragen an und wollte wissen, ob sie ihn irgendwie dorthin begleiten wollten. Die erzählten ihm vieles über die Herkunft des Rügener Stammes, die Wildheit ihrer Herzen, die Flatterhaftigkeit ihres Glaubens und deren tierischen Lebenswandel; auch verschwiegen sie nicht, dass sie dem Erzbischof der Dänen unterstellt sein müssten. In der Hoffnung, es werde diesem lieb sein, wenn er sie bekehren könnte, zugleich in der Annahme, es sei angemessen, wenn er mit dessen Erlaubnis und Genehmigung zum Predigen in dessen Diözese käme, schickte er von seiner Seite den hochwürdigen Priester Iwan und andere Gesandte zu Schiff mit einem Schreiben und Geschenken dorthin wegen der Erlaubnis. Der Erzbischof empfing die Gesandten mit höchster Freude und Ehrerbietung; während er sie bei sich hielt, fragte er in großer Freundlichkeit sehr viel über das Ergehen, die Lehre und das Wirken des seligen Otto. Er war ein guter und schlichter Mann, ein eifriger Zuhörer, ungewöhnlich in Kenntnissen und Kirchlichkeit, im Äußeren jedoch von slawischer Einfachheit. Denn auch die Menschen seines Landes sind so, dass sie bei größtem Überfluss und Reichtum alle mit einer allgemeinen Schroffheit, ungepflegt und bäurisch erscheinen. Die Burgen und Städte dort sind ohne Mauern und Türme, nur mit Pfahlwerk und Gräben geschützt, die Kirchen und Häuser des Adels sind niedrig und von billiger Ausstattung. Die Tätigkeit der Leute ist Jagd,
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nacio aut piscacio est vel pecorum pastura. In his etenim omnes divicie illorum consistunt, siquidem agrorum cultus rarus ibi est. Porro in victu vel in habitu vestium parum lauti habent aut pulchritudinis. Nostri ergo mediocres in conparacione illorum gloriosi erant. Iwanus vero presbiter archiepiscopo se ipso maior esse videbatur. Cumque esset boni oris ad omnia conposite respondens illum valde oblectabat, nichilque satis ei esse potuit, quidquid de Ottone audiebat. Fama etenim ante annos plures hunc notum habuit et nunc gloriari atque letari habundancius cepit, quod eius dignos et preclaros nuncios presentes haberet, cuius tanta et tam preclara facta vulgari fama passim predicari prius audisset. De legacione autem eius ad presens nichil se respondere posse dicebat, nisi ante principes Danorum atque magnates per aliquas inducias consuluisset.60 Iwanus autem et legati hoc longum sibi iudicantes dimitti se rogant, ne super eorum mora contristaretur episcopus. Annuit ille cum benignitate ac litteras, donaria navemque grandiusculam, butiro plenam, signum dileccionis et amicicie mittens episcopo, dicebat, quantocius ex consilio principum per suos legatos de verbo predicacionis se responsurum. Quod utrum perperam an simpliciter dixerit, parum nobis compertum est. Nam dum per aliquos dies eius nuncios expectaremus, de partibus Alamannie et de domo Babenbergensi plures nuncii venerunt, magnis et necessariis causis episcopum revocantes. 31. Rutheni autem crebris insultibus Pomeranos lacessunt et Stetinensium fines armatis navibus perturbant. Cumque semel et bis repercussi a bello cessare noluissent, Stetinenses ex consilio communi arma tractare ceperunt atque iterum venientibus coadunatis viribus occurrere. Sed quid plura? Tanta strage Rutheni fusi sunt et tanti ex eis in captivitatem redacti, ut, qui evadere potuerunt, nullum ultra victoribus bellum intulerint. Stetinenses igitur hac victoria gloriosi domino Iesu Christo et servo eius Ottoni honorem asscribebant Ruthenos ultra iam non timentes, sed ex captivitatibus etiam ad humiles et satis indignas composiciones eos astringentes. Atqui Otto beatissimus, omnibus propter que venerat conpletis et civitatibus omnique populo in gaudio et fide apte compositis, visitans omnes, quos potuit, decorum vale in maxima leticia illis faciebat per ducem Polonie ac per alios amicos suos iter ad sedem suam relegens. Itaque aliquot diebus graciosa presencia sui et caris aspectibus ducem et Polonienses, dilectos dilectores suos, in plenitudine sanctitatis, mansuetudinis et gracie letificans ita se promovit, ut in vigilia sancti Thome61 Babenberc in ecclesia cathedrali in
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Die Mission Rügens erfolgte nach der Eroberung durch König Waldemar v. Dänemark 1168. 61 20. Dezember.
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Fischfang oder Viehzucht. Darin besteht all ihr Reichtum, denn Ackerbau ist dort selten. In der Lebensart, in der Kleidung haben sie wenig Vornehmheit oder Schönheit. Unsere dürftigen Leute waren im Vergleich zu ihnen erlaucht. Der Priester Iwan schien dem Erzbischof bedeutender als er selbst zu sein. Da er eine gute Redeweise hatte und auf alles gesetzt antwortete, erfreute er jenen sehr, und es war ihm nicht genug, was er über Otto hörte. Denn vom Hörensagen hatte er vor vielen Jahren von diesem Kenntnis bekommen, und jetzt begann er sich zu rühmen und zu freuen, dass er so würdige und berühmte Gesandte von dem hätte, dessen so bedeutende Taten er zuvor in Andeutungen immer wieder hatte preisen hören. Was aber ihre Gesandtschaft anlangte, so könne er derzeit nichts antworten, sagte er, bevor er nicht die Dänenfürsten und Großen in einigen Versammlungen um Rat gefragt habe.60 Iwan und die Gesandten jedoch urteilten, es dauere ihnen zu lange, und baten entlassen zu werden, damit ihr Bischof nicht wegen des Verzugs betrübt würde. Jener stimmte gütig zu und schickte dem Bischof ein Schreiben, Geschenke und einen gewaltigen Bottich voll mit Butter, als Zeichen seiner Liebe und Freundschaft; er sagte, er würde unverzüglich nach dem Ratschluss der Fürsten durch seine Gesandten wegen der Predigterlaubnis antworten. Ob er das falsch oder einfach so gesagt hat, ist uns zu wenig bekannt. Denn nachdem wir einige Tage auf seine Boten gewartet hatten, kamen mehrere Boten aus dem Hause Bamberg, die den Bischof aus bedeutenden und unausweichlichen Gründen zurückriefen. 31. Die Rügener aber reizten die Pommern mit häufigen Überfällen und störten das Gebiet der Stettiner mit bewaffneten Schiffen. Als sie, ein- oder zweimal zurückgeschlagen, nicht vom Krieg ablassen wollten, begannen die Stettiner auf allgemeinen Ratschluss zu den Waffen zu greifen und ihnen, wenn sie wieder kämen, mit vereinten Kräften zu begegnen. Doch warum viele Worte? Die Rügener wurden mit solcher Verheerung niedergeworfen und so viele in Gefangenschaft geführt, dass die, die entkommen konnten, gegen die Sieger künftig keinen Krieg mehr anfingen. Die Stettiner jedoch wurden auf diesen Sieg stolz und schrieben die Ehre dem Herrn Jesus Christus und seinem Diener Otto zu; seither fürchteten sie die Rügener nicht mehr, sondern verpflichteten sie aufgrund der Gefangennahmen zu demütigenden und entwürdigenden Sühnezahlungen. Nun aber hatte der selige Otto alles, weswegen er gekommen war, gut erledigt und alles Volk in Freude und im Glauben angemessen gefestigt, er besuchte noch alle, die er konnte, sagte ihnen in höchster Fröhlichkeit Lebewohl und machte sich über den Polenherzog und seine anderen Freunde auf den Weg zu seinem Heimatsitz. So erfreute er einige Tage lang den Herzog und die Polen, seine geliebten Freunde, mit seiner huldvollen Gegenwart, mit liebem Anblick und in der Fülle der Heiligkeit, Milde und Huld, und er zog dann so los, dass er in der Vigil des heiligen Thomas61 nach viel Sehn-
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multo desiderio et expectacione suorum, quasi de victoria cum exultacione rediens susciperetur, cantantibus clero et monachis tota mente totisque viribus: „Domine, suscipe me, ut cum fratribus meis sim.“62 Et ecce hic excursus eius fuit et recursus, et hec opera bis peregrinantis pro dilatanda fide catholica. Fateor, insipiens factus sum, vos me coegistis.63 Tiemo: Non te, ait, estimes adhuc liberum, quia ex prima convencione nostra plura tibi ad narrandum servata recordor, quorum quidem unam partem, scilicet quid in barbaris nacionibus egerit, tantum explicuisti, quomodo autem apud principem in curia deguerit vel qua oportunitate in curiam venerit et inde ad pontificatus dignitatem, nondum a te audivimus. Sefridus: Ut video, quasi debitorem me constringis. Atqui ex voluntate obedire felicius puto quam ex necessitate. Igitur, qua oportunitate Otto vester in curiam venerit, si audire libet, etiam ortum eius et prima rudimenta breviter edicam. 32. Semper honorande ac dive memorie Otto beatissimus ex Suevia duxit originem. Parentes equidem eius, patrem dico ac matrem, ut verum fateamur, nobilitate magis quam diviciis claruerunt. Nam ingenui condicione summis principibus pares erant, sed opibus impares. Cumque Ottonem filium suum – prima etate litteris traditum, diligenti cura proviso ei magisterio – ad annos discrecionis perduxissent, defuncti sunt, et que in possesionibus et pecunia reliquerunt, alter filius eorum Fridericus, miles futurus, possedit. Ottone igitur gracia studii apud extera loca demorante, frater eius puer domum pro suo posse gubernabat tenuiter adiuvans fratrem in studio positum. Otto autem, percursis aliquibus poetis et philosophis et gramatice metrorumque regulis tenaci memorie commendatis, cum ad alciora studia sumptus non haberet, fratri suo sive aliis cognatis importunus esse noluit vel odiosus, iam tum in ipsa adolescencia verecundiam secutus et bone opinionis pulchritudinem. Itaque in Poloniam peregre vadens, ubi sciebat litteratorum esse penuriam, scolam puerorum accepit et alios docendo seque ipsum instruendo brevi tempore ditatus atque honori habitus est. Linguam quoque terre illius apprehendit et ad alciora paulatim progrediens parsimonie frugalitatis et castimonie disciplinis litteraturam suam adornabat. Ob ea igitur studia omnibus gratus magnorum virorum atque potentum, suffragante sibi eciam corporis
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Vom Fest des hl. Johannes Evangelist (am 27. Dezember), 2. Nocturn 3. Antiphon. 63 2 Cor 12,6.
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sucht und Warten der Seinen in Bamberg in der Kathedralkirche eintraf und wie nach einem Sieg unter Jauchzen empfangen wurde, während Geistlichkeit und Mönche aus ganzem Herzen und aller Kraft sangen: „Herr, nimm mich an, dass ich bei meinen Brüdern sein kann.“62 Und seht, dies waren seine Reise und seine Rückkehr, und dies die Werke seiner doppelten Pilgerreise, um den katholischen Glauben auszubreiten. Ich gestehe: Jetzt bin ich wirklich ein Narr geworden; ihr habt mich dazu gezwungen.63 Tiemo: Betrachte dich noch nicht als frei, denn nach unserer Vereinbarung haben wir dir, so erinnere ich mich, noch mehr zu erzählen anvertraut, wovon du nur den ersten Teil erzählt hast, also: Was hat er bei den Barbarenvölkern getan; wie hat er sich beim Fürsten an dessen Hof aufgehalten und bei welcher Gelegenheit kam er zum Hof und von dort zur Würde des Bischofsamtes? Das haben wir noch nicht von dir gehört. Sefried: Wie ich sehe, knebelst du mich wie einen Schuldner. Doch ich glaube, eher freiwillig beglückt als gezwungen zu gehorchen. Deshalb: Wenn ihr gern hört, bei welcher Gelegenheit unser Otto an den Hof kam, werde ich auch seine Herkunft und frühe Jugend kurz erörtern. 32. Der selige Otto, stets hochwürdigen und hehren Andenkens, leitete seine Herkunft aus Schwaben ab. Seine Eltern nämlich, also sein Vater und seine Mutter, waren, um die Wahrheit zu sagen, eher wegen ihres Adels als wegen des Reichtums bekannt. Denn an Stand der Herkunft waren sie den höchsten Fürsten gleich, doch an Mitteln unterlegen. Als sie nun ihren Sohn Otto – er war in früher Jugend der Bildung übergeben worden, und in aufmerksamer Sorge haben sie ihm Unterricht besorgt – zu den Jahren der Vernunft gebracht hatten, starben sie, und was sie an Besitz und Geld hinterlassen hatten, besaß nun deren anderer Sohn Friedrich, ein künftiger Ritter. Während Otto also zum Studium in der Fremde weilte, verwaltete sein junger Bruder das Haus nach Kräften und unterstützte ein wenig den im Studium stehenden Bruder. Als aber Otto einige Dichter und Philosophen durchgelesen und die Regeln der Grammatik und Metrik seinem festen Gedächtnis eingeprägt hatte, besaß er nicht die Mittel für ein vertieftes Studium, wollte auch seinem Bruder oder anderen Verwandten nicht zur Last fallen oder gar verhasst werden, denn schon in seiner frühen Jugend folgte er dem Schamgefühl und der Schönheit eines guten Rufes. Deshalb ging er in die Fremde nach Polen, wo es, wie er wusste, einen Mangel an wissenschaftlich Gebildeten gab; er übernahm eine Knabenschule, lehrte die anderen und bildete sich selbst, wurde in kurzer Zeit wohlhabend und angesehen. Auch eignete er sich die Landessprache an und schmückte, allmählich zu Höherem gelangend, seine Bildung durch die Übung der Sparsamkeit, Einfachheit und Keuschheit. Wegen dieser Übungen war er bei allen beliebt und verkehrte als Hausfreund und Vertrauter mit den großen und mächtigen Männern, wobei ihm seine elegante Erscheinung zu Hilfe kam. Auch für Gesandtschaften
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elegancia, contubernio ac familiaritati sese applicuit. Legacionibus eciam et responsis inter magnas personas deferendis adprime aptus erat. 33. Denique occasione legacionum duci Polonie innotuit magnamque in oculis eius et tocius curie graciam invenit, ita ut duci placeret, talis clerici obsequio domum suam honestare. Ita ergo se multa oportunitate ac modestia duci aptavit et toti curie gratum fecit. Cumque aliquot annos probe ac sapienter ibi mansisset, uxor 64ducis defuncta est. Expletis igitur diebus lamentacionis et luctus, cum se lecius dux habere cepisset, Otto cum maioribus terre, qui frequentes erant, tractare et investigare cepit de animo ducis, si quomodo ultra ad alios thoros venire cogitaret, adiungens, quod in partibus Teutonicis honestissimum posset invenire matrimonium, per quod magna nobilitas immo tocius Teutonici regni potencia summis amiciciis ei coniungeretur. Dum hec Otto crebro moneret, sermo ad ducem perlatus est. Primo apud se ille tractare cepit, deinde consilium cum aliis habere, postmodum autem ipsum Ottonem ad consilium vocare, plenius ab eo rem cogniturus. Itaque Otto de imperatore ac potencia regni Teutonici et de nobilitate principis pauca premittens, de viduitate sororis eius domne Iudite, quodque imperator digno eam coniugio copulare volens, aliquandiu eam non sine labore servaverit, felicem fore, cui tante pulchritudinis, tante nobilitatis thorus contingeret. Ex parte autem ducis monebat ultra in nupciis nichil ei querendum nisi amicos, genus et potenciam, utpote cui opes habunde suppeditarent. Quid plura? Dux ipse omnesque consilii eius participes a Deo sermonem esse dicunt. Dein magis ac magis ducem hortantur sui, monent publice ac privatim, hoc tam ingens decus, tam oportune venientem gloriam mature captandam. Ubi autem ad plenum duci res animo sedit, non prius aggredi coluit, nisi et hoc principibus placeret Polonie. Habito igitur colloquio invenit assensum. Idem omnes senciunt, probant; cupiunt tanta claritate tantaque nobilitate illustrari Poloniam. Otto clarus et magnus haberi pro tali consilio. Et ecce qua illum sublimare parabat divine gracie bonitas. Quid enim? Agitur de nuntiis, Otto eligitur, comites digni magnique viri ei decernuntur, vestitur, ornatur, ditatur omnibusque necessariis, que usus honorque poscebat, abunde instruitur, sicque in multa gracia dirigitur, gratam sane imperatori legacionem portaturus. — Eo etenim tempore soror imperatoris in contubernio eius morabatur. In qua ille sepius, licet alias felix, fortune infelicitatem
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Judith, Tochter Vratislavs II. v. Böhmen, † 25. 12. 1086.
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und für zwischen großen Personen auszurichtende Antworten war er bestens geeignet. 33. Bei Gelegenheit solcher Gesandtschaft wurde er schließlich mit dem Polenherzog bekannt und fand große Gnade in seinen Augen und in denen des ganzen Hofes, so dass es dem Herzog gefiel, mit der Dienstleistung dieses Geistlichen sein Haus zu schmücken. So passte er sich bei vielen Gelegenheiten bescheiden dem Herzog an und war beim ganzen Hof beliebt. Als er einige Jahre rechtschaffen und weise dort geblieben war, starb die Gattin64 des Herzogs. Nach Ende der Tage der Klage und der Trauer, als der Herzog sich besser fühlte, begann Otto mit den Großen des Landes, die in großer Zahl gekommen waren, über die Gemütslage des Herzogs zu beraten und zu planen, ob er wohl irgendwie daran dächte, eine andere Ehe einzugehen; er fügte hinzu, in deutschen Landen ließe sich eine sehr ehrenwerte Heirat finden, durch die ihm große Adligkeit, ja die Macht des ganzen deutschen Reiches mit wichtigsten Freundschaften verbunden werden könnte. Als Otto dies häufig anmahnte, gelangte das Wort zum Herzog. Zuerst erwog er bei sich, fing dann an, mit anderen zu beraten, schließlich aber zog er Otto zur Beratung hinzu, um Genaueres von ihm zu erfahren. Otto schickte also einiges über den Kaiser, die Macht des deutschen Reiches und den Adel des Fürsten voraus, über den Witwenstand von dessen Schwester, Frau Judith, und dass der Kaiser sie standesgemäß vermählen wolle; er habe sie eine Zeit lang mit einigem Aufwand bei sich gehalten und werde sich freuen, wenn ihm eine Verbindung von solcher Schönheit und solchem Adel gelinge. Von Seiten des Herzogs aber, mahnte er, müsse über die Vermählung hinaus nichts weiter gesucht werden außer Freunden, Adel und Macht, da ihm ja Mittel reichlich zur Verfügung stünden. Kurz: Der Herzog selbst und alle Teilnehmer seines Rates sagen, diese Rede komme von Gott. Darauf ermuntern sie mehr und mehr den Herzog, mahnen ihn öffentlich und persönlich, diese so ungeheure Ehre, den so günstig kommenden Ruhm rasch zu ergreifen. Obgleich aber dem Herzog die Sache nun ganz im Herzen saß, wollte er sie doch nicht angehen, ehe sie nicht den Fürsten Polens gefalle. Er hielt eine Beratung ab und fand Zustimmung. Alle meinen dasselbe, sie billigen es; sie wünschen, Polen möge mit solcher Berühmtheit und solchem Adel verherrlicht werden. Otto wird für solchen Ratschlag für bedeutend und groß gehalten. Und seht, wie die Güte der göttlichen Gnade sich anschickte, ihn zu erhöhen! Wie denn? Es wird beraten über die Botschafter, Otto wird ausgewählt, würdige Grafen und bedeutende Männer werden ihm zugeteilt, man kleidet ihn ein, schmückt ihn aus, stattet ihn mit allem Notwendigen aus, was Brauch und Ehre fordert, gibt ihm genaue Anweisungen, und so wird er in großer Huld geleitet, um die dem Kaiser wahrlich willkommene Gesandtschaft durchzuführen. — Zu dieser Zeit nämlich hielt sich die Schwester des Kaisers in dessen Umgebung auf. Mit ihr hatte er, wenngleich in anderem
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expertus, quia eam honeste servare non potuit, removendi eam a se occasiones anxie querebat honestas. Acceptis igitur nunciis et peticione ducis, gaudet, miratur; dissimulativo tamen corde premens et gravitate virili gaudii magnitudinem, gracias agens Deo, vota sua de sorore oportune promotum iri. Ergo, ne forte vilitas negocio ex facilitate inferretur, moras trahit, consilium capit cum episcopis, archiepiscopis aliisque principibus seu magnis viris, magnifice tractat rem et retractat, nunciis interim ad decus imperiale bene habitis. Dein, ubi satis omnia exquisita videntur, vocatis eis, rem per se breviter exsequitur imperator; ducem Polonie nobilitate, opibus ac potencia dignum altis thalamis, sororem quoque suam, unicam unici fratris, gratum sibi pre cunctis rebus, libenti animo tali viro copulare, quia suis fidissimis hoc visum sit consiliariis. Addidit etiam hoc commercio duos populos confederari, Polonie res nobilitari, duci amicos potentes et gloriam conquiri. Figitur ergo contractui locus et tempus, remittuntur nuncii magnis cumulati muneribus, ingens utrimque apparatus pro personarum dignitate nupcialibus rebus componitur. Duce igitur optatis thalamis potito, maior iterum gratia Ottoni accessit. Suique paranimphi domina oblita non est, in omni domo sua inclitum carum et familiarem eum habens. Et quotiens germano suo imperatori dona vel responsa mittebat, Otto internuncius et fidus mediator fuit, factaque est per eum quasi una res publica domus imperatoris et domus ducis. Cumque inter eos sepe iret et rediret, imperator, vir sagax, legati fidem ac prudenciam animadvertit et quamvis sorori ac sororis marito conmodum eum ac necessarium cognosceret, intelligebat tamen alciori dignitati hunc fore oportunum. Quare clementi beneficencia eum alliciens, sorori pro eo scripsit verba postulacionis, suis dicens talem clericum obsequiis necessarium. Soror autem et dux in multis diviciis benefacientes capellano suo in multa honestatis gratia imperatori eum quamvis inviti dimiserunt. 34. Imperator vero, primo in levibus eum rebus exercens, familiari eius servicio in multis bene usus, etiam psalmos et oraciones privatas, si quando vacabat, cum eo ruminare solebat. Nam adeo litteratus erat imperator, ut per se breves legeret ac faceret65. Videns igitur hoc placere imperatori, psalmos et ymnos, capitula et ocaciones per totum annum ut memoriter cursum dicere
65 Ebo I 6: Erat enim imperator litteris usque adeo imbutus, ut cartas, a quibusdam sibi directas per semet ipsum legere et intellegere prevaleret. — Der Kaiser war so gebildet, dass er Briefe, die ihm von einigen geschickt wurden, selbst lesen und verstehen konnte.
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glücklich, das Unglück des Schicksals erfahren, weil er sie nicht standesgemäß versorgen konnte und nun besorgt nach standesgemäßen Gelegenheiten suchte, sie unterzubringen. Beim Empfang der Gesandten und der Bitte des Herzogs freut er sich, wundert sich; dennoch unterdrückt er mit verstelltem Herzen und männlichem Ernst die Größe seiner Freude; er sagt Gott Dank, dass seine Bitten wegen seiner Schwester günstig erhört werden. Damit also nicht etwa wegen der leichten Handhabung dem Geschäft Wertlosigkeit unterstellt wird, führt er eine Pause herbei, führt mit den Bischöfen, Erzbischöfen und anderen Fürsten und Großen einen Hoftag durch, verhandelt die Sache großartig und noch einmal und behandelt die Botschafter inzwischen kaiserlicher Würde entsprechend. Dann, als alles genügend erforscht scheint, ruft der Kaiser sie herbei und erklärt ihnen kurz die Sache: Der Polenherzog sei wegen seiner Macht und Stärke würdig für eine hohe Heirat, auch sei seine Schwester, die einzige ihres einzigen Bruders, ihm vor allen Dingen lieb und teuer, sie wolle er gern mit einem solchen Manne verbinden, weil dies seinen getreuen Ratgebern gut scheine. Er fügte noch hinzu, durch diesen Vertrag würden sich beide Völker verbünden, die Sache Polens werde geadelt, dem Herzog würden mächtige Freunde und Ruhm zufallen. Es werden Ort und Zeit für den Ehevertrag vereinbart, die Botschafter werden mit großen Geschenken überhäuft entlassen, auf beiden Seiten wird großer Aufwand für die Vermählung entsprechend der Würde der Personen vorbereitet. Als der Herzog also die erwünschte Heirat erreicht hatte, kam noch größere Huld auf Otto zu. Die Herzogin vergaß ihren Brautwerber nicht und hielt ihn in ihrem ganzen Hausstand als erlauchten, lieben und freundschaftlichen Diener. Sooft sie ihrem leiblichen Bruder, dem Kaiser, Geschenke oder Antworten schickte, war Otto Unterhändler und Vermittler, durch ihn wurden das Haus des Kaisers und das Haus des Herzogs gewissermaßen ein Gemeinwesen. Als er oft hin- und herreiste, erkannte der Kaiser als aufmerksamer Mann die Treue und Klugheit des Gesandten, und obgleich er wusste, dass dieser für seine Schwester und seinen Schwager wichtig und notwendig war, spürte er, dass der für eine noch höhere Würde geeignet war. Daher lockte er ihn in seinem milden Wohlwollen, schrieb seiner Schwester für ihn Worte der Forderung, dieser Geistliche sei für seinen Dienst nötig. Die Schwester aber und der Herzog erwiesen ihrem Kapellan Wohltaten von großem Reichtum und entließen ihn, wenn auch ungern, mit großer ehrenhafter Huld zum Kaiser. 34. Der Kaiser aber verwendete ihn zunächst bei leichteren Sachen; als er seinen freundschaftlichen Dienst in vielen Fällen gut genutzt hatte, pflegte er, wenn er Zeit hatte, mit ihm auch Psalmen und persönliche Gebete zu wiederholen. Denn der Kaiser war so gebildet, dass er selbst Briefe las und verfasste.65 Als der Geistliche also sah, dass es dem Kaiser gefiel, lernte er Psalmen und Hymnen, Kapitel und Gebete für das ganze Jahr so, dass er al-
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posset, affirmare clericus elaborabat, aliisque capellanis alias intentis, hic semper presto erat et psalterium, quo uti solebat imperator, sub ascella sua iugiter ferens vel ad sellam suam dependens, quociens opus erat, requirenti obtulit imperatori. Nichil enim Ottonis sollercia negligendum putabat, quo sibi gratiam domini conciliare valeret; unde mane, vespere et omni tempore cum psalterio suo ad manum imperatoris presto se exhibuit. Ipsum etiam psalterium, usu et vetustate in extrinsecis lacerum, diligenter ligatum novis rebus induit. At princeps cum ex more librum posceret, Otto presto erat, offerens ei renovatum. At ille: „Non hunc“, ait, „sed psalterium meum requiro.“ Et contra clericus: „Hoc est“, inquit, „domine, psalterium vestrum.“ Quod tollens ille vertit ac revertit, visoque bene factum esse aiebat, corde magis quam verbo diligenciam probans. Hic ergo atque talibus modis, quos singillatim perstringere longum est, suos capellanos gracia et caritate longe antevadens, omnibus humilior fuit; nichil de se magnum, nichil immoderatum senciens. 35. Porro illis diebus investituras ecclesiarum imperatores dare solebant,66 et quociens episcopus decedebat, id moris erat, ut ecclesia illa baculum et anulum imperatori transmittens de curia sibi postularet episcopum. Multi ergo nobiles et magni viri, cognati ac filii principum, in curia degebant spe promocionis, vice capellanorum imperatori obsequentes. Inter quos omnes tam equaliter et composite Otto se gerebat, ut neque ex elacione invidiam neque ex vilitate despectum incurreret. Denique quodam eorum, qui cancellarius fuit, ad episcopum sublimato, Otto sigillum imperatoris et officium cancellarie suscepit. Tantaque industria et bonitate se in illa gessit, ut ab omnibus curialibus amaretur et a cunctis ei honor deferretur. 36. Imperator vero famosum illud ac laboriosum opus Spirensis monasterii habebat in manibus. Omnes sapientes et industrios architectos, fabros et cementarios aliosque opifices regni sui vel eciam de aliis regnis in opere ipso habens, aurum et argentum et pecuniam multam sumptusque infinitos annis singulis expendebat. At magistri operis partim negligentes, partim etiam sua commoda sectati, rem tarde promovebant. Commonitus ergo princeps a fidelibus suis de iactura impensarum, diligencius tractare cepit. Ac securus de Ottonis sui fide, diligencia et sagacitate omne opus ei commisit67 precipiens,
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Ebo I 7: Eo siquidem tempore ecclesia liberam electionem non habebat sicut postea sub Heinrico V. mediante pie memorie Kalixto papa actum est. — Zu dieser Zeit hatte die Kirche keine freien Wahlen, wie es später unter Heinrich V. durch Vermittlung des Papstes Kalixt seligen Angedenkens geschah. 67 Ebo I 4: Insuper ad indicium ingeniose diligentie sue equam fenestrarum ecclesie mensuram prudenter a se dispositam imperatori considerandam offerebat. — Außer-
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les auswendig sprechen konnte; und während die anderen Kapellane sich mit anderem beschäftigten, war er stets bereit, trug das Psalterium, das der Kaiser zu benutzen pflegte, ständig unter dem Arm oder ließ es am Reitsattel herunterhängen und reichte es dem Kaiser, wann immer es nötig war. Ottos Aufmerksamkeit glaubte nämlich, nichts unbedacht lassen zu dürfen, womit er sich die Gunst des Herrn erwerben könne; daher zeigte er sich morgens, abends und zu jeder Zeit mit seinem Psalterium zur Hand des Kaisers bereit. Dieses Psalterium war durch Benutzung und Alter außen zerfleddert; er bezog es sorgfältig gebunden mit neuem Material. Doch als der Kaiser nun wie gewohnt sein Buch forderte, war Otto zur Stelle und reichte ihm das instand gesetzte. Doch der sagte: „Nicht dieses, ich will mein Psalterium!“ Der Geistliche sagte: „Das ist, Herr, dein Psalterium.“ Jener nahm es, drehte und wendete es und sagte, als er es besehen hatte, es sei gut gemacht, doch billigte jener die Sorgfalt mehr mit dem Herzen als mit Worten. Mit diesen und ähnlichen Mitteln, die im Einzelnen zu erzählen zu weit führen würde, übertraf er seine Kapellane weit an Huld und Hochschätzung, war aber demütiger als alle; er spürte bei sich nichts Großes, nichts Maßloses. 35. In jenen Tagen pflegten die Kaiser noch die Investitur mit Kirchen vorzunehmen,66 und sooft ein Bischof verstarb, war es Brauch, dass jene Kirche dem Kaiser Hirtenstab und Bischofsring übersandte und vom Hof einen Bischof forderte. Viele edle und bedeutende Männer, Verwandte und Söhne von Fürsten, die am Hof voll Hoffnung auf Beförderung lebten, waren dem Kaiser als Kapellane zu Willen. Unter allen diesen hielt sich Otto so ausgeglichen und gesetzt, dass er weder wegen Stolz dem Neid noch wegen Billigkeit der Verachtung anheim fiel. Als schließlich einer von ihnen, der Kanzler, zum Bischof erhoben wurde, empfing Otto das Siegel des Kaisers und das Amt des Kanzlers. Dort führte er sich mit solchem Eifer und solcher Vortrefflichkeit auf, dass er von sämtlichen Hofleuten geliebt und ihm von allen Ehrerbietung entgegengebracht wurde. 36. In den Händen des Kaisers lag aber das berühmte und mühevolle Werk des Speyerer Münsters. Alle weisen und fleißigen Architekten, Handwerker, Maurer und die anderen Werkleute des Reiches und auch aus anderen Königreichen, die er bei diesem Werk beschäftigte, hatten Gold, Silber, viel Geld und unermessliche Ausgaben in all den Jahren gekostet. Doch die Bauleiter waren zum Teil sorglos, zum Teil auch nur auf ihren Vorteil bedacht, und so schritt die Sache nur langsam voran. Als der Fürst von seinen Getreuen wegen der steigenden Ausgaben ermahnt wurde, begann er sich angelegentlicher darum zu kümmern. Und der Treue, Sorgfalt und Einsatzfreude seines Otto sicher, übertrug er ihm das ganze Vorhaben67 und gab den dem bot er zum Zeichen seiner verständigen Sorgfalt dem Kaiser ein von ihm klug angelegtes Ebenmaß der Kirchenfenster an.
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ut tam opifices quam magistri eorum illi soli parerent, omnem pecuniam, sumptus et impensas ab eo expeterent illique retaxarent. Sed quid? Non facile dici potest, quanta conservatio rerum facta sit et quanta structure promocio. Ita ergo in omnibus, sibi Deo propicio, prestabilem se et carum summis et mediocribus Otto faciebat, in aula regis quasi alter Ioseph curam gerens universorum.68 37. Interea Rupertus Babenbergensis episcopus hominem exivit. Itaque ex more temporis insignia episcopatus ad curiam allata sunt et peticio ecclesie pro pastore. Imperator sex mensium consilio ponit inducias, ecclesia vero Babenbergensis cum clero et populo Deo interim devotissime pro idoneo rectore supplicabat. Elapsis ergo induciarum diebus, cum iam tempus esset mittendi ad curiam pro episcopo, et imperator, benignitatis et gracie litteris nuncios evocans, idoneum illi ecclesie inventum nunciaret episcopum, inter spem et metum anxii attentius rem Domino Babenbergenses commendabant. 38. Abeuntibus ergo nunciis69, summis et precipuis de ipsa ecclesia viris, tam clericis quam laicis, reliqui omnes a minimo usque ad maximum in proxima dominica ante Nativitatem Domini, elatis crucibus, cum processione montem sancti Michahelis ascendunt, angelica suffragia quesituri, scilicet ut beatus Michahel archangelus, celestis milicie signifer, negocio huic se ingereret, ut eius strennuo interventu strennuum, bonum et gnarum super se provisorem accipere mererentur. Quos in misericordia et veritate summa divinitas et beatus archangelus exaudisse ipse rerum probavit eventus. — Nam legati ecclesie ab imperatoria maiestate honorabiliter suscepti sunt70 et optime de negocio suo expediti. Imperator etenim, accitis eis: „Quantam“, inquit, „sollicitudinem geramus pro ecclesia vestra, hinc advertere potestis: quod non temere aut subito rectorem vobis destinandum putavimus, sed magis consilio et deliberatione, mora temporis et cura diligenter exquisita. Nec mirum sane. A nostris enim proximis ac progenitoribus, ut nostis, ecclesia illa fundata, prediis ac possessionibus, feodatis et ministerialibus et omnium rerum affluentia ditata et sublimata est. Et quod de aliis ecclesiis dicere non possumus, hec omnia illi adhuc integra manent et conservata. Quare in talem domum providum et sagacem et rerum conservatorem, non vanum, non superbum convenit intromitti rectorem. Unde alias non ita solliciti fuimus, sed cito et absque trepidacione fecimus, quod faciendum erat.“ Cum-
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Vgl. Gen 41,44. Die Namen bei Ebo I 7: Egilbertus prepositus, Adelbertus quoque decanus cum Eberhardo … S. Iacobi … preposito. 70 Wohl am 21. Dezember 1102 in Mainz. 69
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Befehl, die Arbeiter und deren Meister müssten nur ihm gehorchen, alles Geld, die Ausgaben und Aufwendungen müssten von ihm erbeten und abgerechnet werden. Wie ging es weiter? Es ist nicht leicht zu erzählen, welche Rettung des Unternehmens und welche Förderung des Baus erfolgte. So zeigte sich Otto in allem mit Gottes Segen fest und wertvoll im Wichtigsten und im Kleinsten, in der Königshalle trug er wie ein zweiter Joseph die Sorge für alles.68 37. Inzwischen schied der Bamberger Bischof Rupert aus diesem Leben. Daher wurden nach der Sitte der Zeit die Insignien des Bistums zum Hof gebracht und die Bitte der Kirche um einen neuen Oberhirten. Der Kaiser setzte zur Überlegung eine Frist von sechs Monaten, die Bamberger Kirche aber bat inzwischen Gott inständig mit Klerus und Volk um einen geeigneten Leiter. Als die Tage der Frist abgelaufen waren und es schon Zeit war, dem Hof einen neuen Bischof zu melden, berief der Kaiser mit einem Brief der Güte und Gnade Boten und verkündete, er habe einen für jene Kirche geeigneten Bischof gefunden; da empfahlen die Bamberger ihre Sache dem Herrn, zwischen Hoffnung und Furcht schwankend. 38. Die Boten gingen los,69 die höchsten und hervorragendsten Männer dieser Kirche, Geistliche und Laien, alle übrigen vom Kleinsten bis zum Größten steigen am Sonntag vor dem Weihnachtsfest mit Kreuzen vorweg in Prozession auf den St. Michelsberg, um die Unterstützung des Engels zu erbitten, dass also der selige Erzengel Michael, der Bannerträger der himmlischen Heerscharen, sich in dieses Verfahren einbringen möge, damit sie es erreichten, durch seine starke Vermittlung einen tüchtigen, gütigen und kenntnisreichen Oberhirten zu erhalten. Dass die höchste Gottheit und der selige Erzengel sie in ihrer Barmherzigkeit und Wahrheit erhört hatten, bewies dann der Ausgang der Angelegenheit. — Denn die Gesandten der Kirche wurden von der kaiserlichen Majestät ehrenvoll empfangen70 und bestens in die Sache eingeführt. Der Kaiser sagte den Herbeigerufenen: „Welche Sorge Wir Uns um eure Kirche machen, könnt ihr aus Folgendem ersehen: Wir glaubten nicht, auf’s Geratewohl oder plötzlich euch einen Oberhirten bestimmen zu sollen, sondern eher nach Beratung und Erwägung, nach einer zeitlichen Verzögerung und sorgfältig durchgeführter Erforschung. Und das war wirklich von Vorteil. Von Unsern Angehörigen und Vorfahren wurde, wie ihr wisst, diese Kirche gegründet, mit Gütern und Besitzungen, Lehnsleuten, Dienstmannen und einer Fülle anderer Dinge reich ausgestattet und hocherhaben gemacht. Und was Wir über andere Kirchen nicht sagen können: Dies alles ist ihr bislang unangetastet erhalten geblieben und bewahrt worden. Darum schickt es sich, dass für dieses Haus ein umsichtiger, scharfsinniger und haushälterischer, nicht ein eitler und hochmütiger Leiter eingesetzt wird. Deswegen waren Wir in anderen Fällen nicht so besorgt, sondern haben schnell und ohne Zögern das getan, was zu machen
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que his et huiusmodi verbis consilium suum legatis semel et iterum commendaret imperator, quidam ex eis tamquam pertesi dilacione, ubinam vel quisnam esset, sciscitantur. Imperator vero: „En“, inquit, „presto est“, Et manu arripiens Ottonem capellanum suum – erat autem elegantis persone ac bonis indutus vestibus, tonsura, forma totoque habitu intus et exterius clericum preferens – „En“, inquit, „hic est. Hic est dominus vester, hic est Babenbergensis ecclesie antistes.“ Consternati ad horam illi sese invicem respiciunt, illumque oculis deiectis sumunt et resumunt, aliique nobiles71 circumstantes, qui aut sibi aut suis cupiebant, nutu ac musitacione legatos quasi ad contradiccionem instigabant. Legati autem subtristes: „Sperabamus“, inquiunt, „aliquem ex dominis ac principibus curie vestre, parentatum ac nobis notum, dominatorem nos accepturos. Nunc hunc, quis sit aut unde sit, ignoramus.“ Imperator autem, reprobacionem persone haut sustinens: „Et vultis“, ait, „scire, quis sit?“ – „Volumus“, inquiunt. „Profecto“, ait, „ego pater eius sum, et Babenberc mater eius esse debet. Verbum hoc mutare non poterimus. Qui contra fuerit, sine dubio metum nostram incurret. Non enim levitate aut privatis commodis ducimur, sed quod honestissimum et maxime illi ecclesie necessarium esse perspeximus, id simplici animo in hoc negocio sectati sumus. De expertis non incertum iudicium est. Longa hunc hominem experiencia et probacione totum didicimus, fidem eius, longanimitatem, pacienciam, prudenciam, sagacitatem et diligenciam in exequendis parvis rebus, strennuitatem eius in magnis negociis notam habemus. Denique absentacio eius magnum domui nostre impedimentum fiet, quam ipse de omnibus rebus strennue ac fideliter expedire solebat.“ Otto igitur, audita clemencia imperatoris ad pedes eius sternitur ubertim lacrimas fundens. Accurrunt legati, prostratum levant. Ille humiliter recusat, se pauperem, se indignum tante dignitatis affirmans, iustius esse viros ingenuos, claros, nobiles, potentes ac divites dominos et capellanos suos ad tales honores conscendere. „Cernitis“, ait imperator, „qua hic homo feratur ambicione? Iam tercio recusat, iam duos episcopatus sibi oblatos ad socios suos traiecit. Quid vobis videtur? Augustensi episcopatu eum locare voluimus, sed ille sciens, quia hereditas, ad quam primo festinatur, in fine benediccione carebit72, eos, qui se priores in laboribus et exerciciis curie nostre extiterant, prius ad quietem venire iustum esse dicebat. Postea vero de Halberstatensi73 episcopatu sibi a nobis oblato similiter fecit.“ – „Quid ergo? Spero“, ait, „Babenbergensi ec71 Ebo I 8: Berincherus comes de Sulzbach, cui cum bonis semper leva voluntas fuit, submurmurans — Berengar, Graf von Sulzbach, der mit den Guten stets einen schlechten Willen hatte. – Berengar war Bamberger Stiftsvogt. 72 Prov 20,21. 73 Ebo I 6: Anulos cum virga pastorali Premensis episcopi ad curtem regiam perlata est. — Ring und Hirtenstab des Bischofs von Bremen wurden zum Königshof gebracht.
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war.“ Als der Kaiser mit diesen und solchen Worten seinen Rat den Gesandten mehrfach darlegte, fragten einige von ihnen, der Verzögerung überdrüssig, wo und wer es denn sei. Der Kaiser aber sagte: „Nun ja, hier ist er.“ Und er nahm seinen Kapellan Otto bei der Hand. Dieser war von erlesener Gestalt und mit guten Gewändern bekleidet, durch Tonsur, Aussehen und alles Auftreten offenbarte er sich nach innen und außen als ein Geistlicher. „Wohlan“, sagte er, „dieser ist es. Dies ist euer Herr. Er ist der Oberhirte der Bamberger Kirche.“ Für den Augenblick verwirrt, schauten jene sich gegenseitig an, betrachteten ihn mit verstohlenem Blick immer wieder; und einige dabeistehende Adlige,71 die [das Amt] für sich oder für einen der Ihren gewünscht hatten, reizten die Gesandten durch Blicke oder Gemurmel gleichsam zum Widerspruch. Die Gesandten sagten tieftraurig: „Wir hofften, wir würden einen von den Herren und Ersten Eures Hofes als Herrn erhalten, mit Euch verwandt und uns gut bekannt. Denn wir wissen gar nicht, wer der ist und woher er kommt.“ Der Kaiser aber, der die Ablehnung dieser Person nicht ertrug, fragte: „Und ihr wollt wissen, wer er ist?“ – „Ja, das wollen wir!“, sagten sie. „Nun“, meinte er, „sein Vater bin ich, und Bamberg soll seine Mutter sein. Dieses Wort können Wir nicht ändern. Wer dagegen sein sollte, wird ohne Zweifel Unserer Ungnade verfallen. Wir lassen Uns nämlich nicht von Leichtfertigkeit und eigenem Vorteil leiten, sondern was das Ehrenvollste und Allernötigste für jene Kirche ist, dem folgen Wir in dieser Sache schlichten Herzens. Für erfahrene Leute kommt Unser Urteil nicht unerwartet. Durch lange Erfahrung und Prüfung haben Wir den Mann gründlich kennen gelernt, Wir wissen um dessen Treue, Langmut, Geduld, Klugheit, seinen Spürsinn und seine Sorgfalt bei der Erledigung kleiner Dinge und um seine Beharrlichkeit in großen Aufgaben. Schließlich wird seine Abwesenheit Unserem Hause von großem Nachteil sein, da er es in allen Angelegenheiten stets tüchtig und treu besorgt hat.“ Als Otto die Güte des Kaisers vernimmt, fällt er ihm zu Füßen und vergießt reiche Tränen. Da laufen die Gesandten herbei und heben ihn auf. Jener lehnt demütig ab: Er sei ein armer Mann und habe solche Würde nicht verdient, betont er, gerechter sei es, wenn adlige Männer, berühmte, bekannte, mächtige und reiche Herren und seine Mitkapellane zu solchen Ehrenämtern aufsteigen. „Seht ihr“, sagt der Kaiser, „von welchem Ehrgeiz dieser Mann getrieben wird? Schon zum dritten Mal weigert er sich; schon zwei Bistümer haben wir ihm angeboten, und er hat sie an seine Kameraden weitergegeben. Was meint ihr? Das Bistum Augsburg wollten wir ihm geben, aber er sagte, er wüsste, dass Erbschaft, zu der man zunächst strebt, am Ende keinen Segen bringt,72 es sei recht und billig, wenn die zuerst zur Ruhe kämen, die zuvor in den Mühen und Arbeiten Unseres Hofes gestanden hätten. Danach machte er bei dem von Uns angebotenen Bistum Halberstadt73 das Gleiche. Wie nun? Ich hoffe“, sagte er, „dass er für das Bistum Bamberg von Gott vorherbestimmt ist.“
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clesie hunc divinitus esse reservatum.“ Hec dicens anulum episcopalem digito eius infixit et baculum dedit, sicque investitum legatis consignavit, moxque ab omni curia ei acclamatur. Legati ergo rem a Deo esse cognoscentes, suscipiunt, amplectuntur, dominum et patrem suum illum vocantes. Quos eciam alloquens imperator: „Assumite“, ait, „dominum vestrum, et omni reverencia, dileccione ac bonitate ipsum conplectimini. Testor eum, qui novit omnia, non me hodie nosse mortalem, cui honestius ac tutius eius loci cura credi potuisset. Me quoque vivo et in imperio Romanorum posito, qui hunc tetigerit, tanget pupillam oculi mei.“74 His modis, hoc ordine ad pontificatus gradum scandere coactus, egre quidem et cum multa hesitacione consensit propter de investitura contencionem inter regnum et sacerdocium et propter elecciones ecclesiarum, quas evacuare ac sibi vendicare vi magis quam iuste laborabat imperialis auctoritas. Cogitabat etiam, non absque divinitatis nutu tertia iam vice episcopatum sibi offerri; quem si tertio repudiasset, timuit, ne sentenciam incurreret illam, qua dicitur: Noluit benediccionem, et elongabitur ab eo75. Itaque in his angustiis positus, quod solum salutare putabat, ad sancte et apostolice sedis et catholice matris auxilium confugere elegit. In ipso igitur articulo adhuc in curia positus, votum vovit Domino nunquam se in episcopatu mansurum, nisi et consecracionem pariter et investituram canonice, consensu et peticione ecclesie sue, a manu domini apostolici suscipere mereretur. — Diem autem Natalis Domini Mogontie cum imperatore celebravit. Dehinc retentis ex parte, atque ex parte dimissis legatis, qui pro se venerant, in curia mansit diebus pene quadraginta decore magno et honestate, imperatore ipso omni aula plurimum ei deferente. 39. Post hec princeps Augustensi et Wirzeburgensi mandat episcopis aliisque de curia sua honoratis viris, qui honestissima societate atque ingenti comitatu ad sedem suam in vigilia Purificacionis beate semper virginis Marie76 Babenberc eum deducebant, omni clero et populo in magno desiderio et expectacione positis. Itaque propinquante illo ad locum, ubi primitus conspicere potuit monasterium cathedrale, ab equo descendit, calciamenta solvit, humilitatem cordis habitu corporis ostendit; frigora, nives et glaciem februarii nudis pedibus usque in edem beati Georgii calcavit, occurrentibus ei longo examine clericis et monachis nobilibusque laicis in multitudine copiosa cum universa plebe Babenbergensis ecclesie in pompa et processione gloriosa, in ornamentis et reliquiis sanctorum, in ympnis et cancionibus persone ac tempori oportunis, tantaque fuit exultacio et decus suscepcionis, ut verbis
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Zach 2,8. Ps 108,18. Festtag am 2. Februar.
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Sprach’s und steckte ihm den Bischofsring an den Finger und gab ihm den Hirtenstab; so investiert übergab er ihn den Gesandten, und sofort bestätigte ihn der ganze Hof durch Zuruf. Die Gesandten erkennen nun, die Sache sei von Gott, sie nehmen ihn auf, umarmen ihn und nennen ihn ihren Herrn und Vater. Nun spricht der Kaiser sie an: „Nehmt euren Herrn und umfangt ihn in aller Ehrfurcht, Liebe und Güte. Ich bezeuge bei Dem, der alles weiß: Bis heute habe ich keinen Sterblichen kennen gelernt, dem die Sorge für diesen Ort ehrenvoller und sicherer anvertraut werden könnte. Solange ich lebe und in die Kaiserherrschaft der Römer gesetzt bin: Wer ihn antastet, tastet meinen Augapfel an.74 Auf diese Art und Weise in den Rang des Bischofs gezwungenermaßen erhoben, stimmte er nur nach langem Zögern und großem Bedenken zu wegen des Investiturstreits zwischen Königtum und Priestertum und wegen der Wahlen in Bistümern, die auszuhöhlen und für sich zu beanspruchen die kaiserliche Majestät mehr mit Gewalt als zu Recht sich bemühte. Er bedachte auch, dass ihm nicht ohne Gottes Willen zum dritten Mal ein Bistum angeboten werde; wenn er ein drittes Mal sich verweigere, fürchtete er, verfalle er dem Spruch, der da heißt: Er verschmähte den Segen – der bleibe ihm fern!75 In dieser Verlegenheit wählte er, was er für den einzigen Ausweg hielt: beim heiligen und Apostolischen Stuhl und der katholischen Mutter Kirche seine Hilfe zu suchen. Zu diesem Zeitpunkt noch am Hofe weilend machte er dem Herrn das Gelübde, er werde niemals im Bischofsamt bleiben, wenn er nicht Weihe, kanonische Investitur, Einverständnis und Wahlbitte seiner Kirche aus der Hand des Herrn Papstes empfangen könne. — Den Weihnachtstag feierte er zusammen mit dem Kaiser in Mainz. Nachdem die Gesandten, die seinerzeit gekommen waren, teils zurückbehalten, teils entlassen waren, blieb er fast 40 Tage bei Hofe, während der Kaiser und die ganze Pfalz ihm hohen Ruhm und Ehre entgegenbrachten. 39. Danach beauftragte der Kaiser die Bischöfe von Augsburg und Würzburg und andere angesehene Männer aus seiner Hofhaltung; diese geleiteten ihn am Vigiltag von Lichtmess76, dem Fest Reinigung der allzeit Jungfrau Maria, in ehrenvollstem Geleit und mit ungeheurer Gefolgschaft zu seinem Sitz in Bamberg, während die gesamte Geistlichkeit und das Volk in großer Sehnsucht und Erwartung verharrten. Als er sich der Stelle näherte, wo er zum ersten Mal die Kathedralkirche erblicken konnte, stieg er vom Pferd, zog die Schuhe aus und zeigte so durch die Körperhaltung die Demut seines Herzens; Frost, Schnee und Eis des Februars trat er mit nackten Füßen bis zur Kirche St. Georg, dort kamen ihm in langem Zug die Geistlichen und Mönche, die adligen Laien in großer Zahl mit dem ganzen Volk der Bamberger Kirche in prächtigem Zug und in Prozession entgegen, mit den Kleinodien und Reliquien der Heiligen, mit Hymnen und Gesängen, die der Person und der Zeit angemessen waren; und so groß waren Jauchzen und
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explicari non queat. Salutacione autem completa, penetrabile gelu pedes episcopi sic adusserat, ut vite sedem, cor et vitalia, frigus ex toto pene possederit. Episcopus autem rerum gnarus77, aliis calidam aquam ad lavandos pedes offerentibus, ille frigidam poposcit et imponens pedes frigore frigus propulsavit. Memor ergo voti sui post paucos dies suscepcionis sue, antequam de aliis rebus suis ordinaret, nuncios Romam mittit et litteras78 in hunc modum: 40. Domino et patri suo Paschali, sancte et apostolice sedis universali episcopo, Otto, Babenbergensis ecclesie id, quod est, tam devote quam debite subieccionis oraciones et servicium. Quia tocius ecclesiastice dignitatis ac religionis firmamentum in Christo petra est et in Petro, eius discipulo et eius successoribus, idcirco ab hac linea, ab hac virga direccionis, virga regnorum, pontificatuum et omnium potestatum in ecclesia, insanum duxi aberrare. Vobis igitur, pater sanctissime, et sancte matri mee Romane ecclesie collum devote submittens auxilium et consilium de rebus meis flagito. In obsequio enim domini mei imperatoris per annos aliquot degens et graciam in oculis eius inveniens, suspectam habens de manu principis investituram semel et iterum, cum dare vellet, rennui episcopatum. Nunc vero iam tertio in Babenbergensi episcopatu me ordinavit. In quo tamen minime permanebo, nisi vestre conplaceat sanctitati per vos me investire et consecrare. Quicquid ergo placeat discrecioni vestre de me, per nuncios meos significate michi servo vestro, ne forte in vacuum curram, si ad vos currere incipiam! Omnipotens Deus michi propiciam incolomitatem vestram custodiat.
Dominus autem apostolicus, visis litteris, gavisus est, eo quod pauci episcopi Teutonici regni in ea malignitate temporum matri sue, ut iustum est, deferrent, ac tales ei litteras79 destinavit: Paschalis, servus servorum Dei, Ottoni dilecto fratri, Babenbergensis ecclesie digno electo, salutem et apostolicam benediccionem. Filius sapiens letificat80 matrem suam. Opera tua et consilia tua virum preferunt sensatum. Nos igitur honorare te et profectus tuos iuvare congruum duximus. Nichil ergo de nostra benivolencia dubitans tuam nobis, quantocius vales, presenciam exhibeto! Certi enim sumus, quod divina sapiencia etiam malis hominum bene uti novit.
41. Igitur acceptis litteris, iuxta verbum domini apostolici beatus Otto Romam in Ascensione Domini81 veniens transivit, et in Anagnia, civitate Campanie, dominum apostolicum invenit. Porro viri honorati, qui cum eo erant, data et accepta salute, dominum apostolicum etiam ex parte salutant
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Vgl. Isid. Etym. XX 4,9,7. Der wohl fiktive Brief wäre demnach dem Frühjahr 1103 zuzuordnen. Wohl auch fiktiver Brief. Vgl. Prov 10,1. 1106 am 3. Mai.
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Zierde des Empfanges, dass man es mit Worten nicht ausdrücken kann. Als die Begrüßung beendet war, hatte der durchdringende Frost die Füße des Bischofs so sehr durchgefroren, dass die Kälte seinen Lebensnerv, Herz und Organe fast ganz in Besitz genommen hatte. Der Bischof aber, der darin kundig war,77 forderte, als ihm andere warmes Wasser zum Füßewaschen anboten, kaltes Wasser und vertrieb, indem er die Füße eintauchte, mit Kälte die Kälte. Eingedenk seines Gelübdes schickte er wenige Tage nach seinem Empfang, noch bevor er Bestimmungen zu anderen Dingen traf, Boten nach Rom und ein Schreiben78 folgenden Inhalts: 40. Seinem Herrn und Vater Paschalis, allgemeinem Bischof des heiligen Apostolischen Stuhles, entbietet Otto, von der Bamberger Kirche, was er eben ist, Gebete frommer und gebührlicher Untertänigkeit und Gehorsam. Weil die Grundlage jeglicher kirchlicher Würde und kirchlichen Lebens auf dem Fels Christus ruht und in Petrus, seinem Jünger, und dessen Nachfolgern, deswegen erachte ich es als töricht, von dieser Linie, von diesem Wegweiser der Gerechtigkeit, dem Wegweiser der Königreiche, Bistümer und aller Gewalt in der Kirche abzuweichen. Euch also, Heiliger Vater, und meiner heiligen Mutter, der Römischen Kirche, beuge ich demütig meinen Nacken und bitte um Hilfe und Rat in meinen Angelegenheiten. Im Gehorsam gegen meinen Herrn, den Kaiser, bei dem ich seit einigen Jahren diene und in dessen Augen ich Gnade gefunden habe, habe ich zweimal die angebotene umstrittene Investitur aus der Hand des Kaisers zurückgewiesen. Nun aber hat er mich beim dritten Mal in das Bamberger Bischofsamt eingewiesen. In dem werde ich aber keinesfalls bleiben, wenn es Eurer Heiligkeit nicht gefällt, mich zu investieren und zu weihen. Wenn es also Eurem Urteil, was mich betrifft, gefällt, so teilt es mir, Eurem Knecht, durch meine Boten mit, damit ich nicht ins Leere laufe, wenn ich anfange, zu Euch zu laufen. Der allmächtige Gott bewahre mir Eure gnädige Unversehrtheit.
Der Herr Papst freute sich, als er den Brief sah, weil in dieser schlimmen Zeit nur wenige Bischöfe des deutschen Reiches ihrer Mutter das gaben, was Recht ist; daher schickte er ihm folgendes Schreiben79: Paschalis, Knecht der Knechte Gottes, entbietet Otto, seinem geliebten Bruder, dem würdig Erwählten der Bamberger Kirche, Gruß und Apostolischen Segen. Ein kluger Sohn macht seiner Mutter Freude.80 Deine Taten und deine Überlegungen offenbaren deinen verständigen Geist. Wir halten es daher für angebracht, dich zu ehren und deinen Nutzen zu fördern. Habe daher keinen Zweifel gegenüber Unserem Wohlwollen und biete Uns, so schnell du kannst, deine Gegenwart. Wir sind nämlich sicher, dass die Weisheit Gottes auch das Schlechte der Menschen gut zu nutzen weiß.
41. Als der selige Otto das Schreiben erhalten hatte, machte er sich nach dem Wort des Herrn Papstes auf den Weg und kam an Himmelfahrt des Herrn81 nach Rom, und in Anagni, einer Stadt in Kampanien, fand er den Herrn Papst. Die edlen Männer, die bei ihm waren, besuchen nach gegenseitigem Gruß auch von Seiten der Kirche [von Bamberg] den Herrn Papst und
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ecclesie, subdentes peticionem et vota sua pro electo. Otto vero nil cunctatus ordinem et modum accessionis aperit, fatetur omnia, 82baculum ponit et anulum82 ad pedes apostolici temeritatis vel errati veniam petit insinuans tamen non voluntate sua sed potestate factum aliena, pro quo et severus in se canonice districcionis sibimet imprecatur ulcionem. Apostolicus vero, vir summe prudencie, constanciam eius admiratus levare iubet insignia. Negat ille indignum se et peccatorem protestatus. Tum apostolicus: „Sancti Spiritus“, inquit, „festum83 appropinquat, tanti arbitri consiliis rem hanc commendare debemus.“ Dein, ubi de his satis utrimque dictum est, benediccione accepta, Otto cum suis ad hospicium digreditur. Ibi multa secum tota nocte illa et sequenti die tractabat, maliciam temporum, anxietates et pericula pastorum, inobedienciam et inquietudines subditorum, postremo, quicquid in tali re duri vel adversi esse potest, ante oculos ponebat ac plena deliberacione omnibus depositis privatus et quietus apud se vivere decrevit. Itaque ascitis sociis vie, quid deliberasset, aperuit. Moxque valefaciens domino apostolico et curie, per viam, qua venerat, redire cepit. Cumque iter diei cucurrisset84, missis legatis, sub sancte obediencie mandato apostolicus redire iubet abeuntem, mittit dona donorum significativa, monet, cor et corpus aptare donis Spiritus sancti. Quid faceret? Obediencia retrahitur, a comitibus impellitur et cum tremore ac reverencia iuxta mandatum domini apostolici reversus in sancto die sacrosancte Penthecostes, petentibus nunciis ecclesie sue, ab ipso domino apostolico investitur, multoque decore ac letitia totius curie sancti Spiritus invocatione inter missarum sollempnia in episcopum consecratur. Et revertens has de itinere litteras85 expectanti ecclesie sue premisit: Otto, Dei gracia Babenbergensis episcopus, Eberhardo86 preposito, Adalberto decano ceterisque fratribus omne bonum. Quantum ego novi et expertus sum caritatem vestram, scio vos iam diu expectare eventum nostri laboris, ut de nostro successu, si quid bene per misericordiam Dei successerit, gaudeatis. Ne ergo diucius suspensi aut dubii sitis de nobis aut, si iustum est, sincerissime gaudeatis, litteris istis vobis significare decrevimus, quam misericorditer Deus more suo post labores immensos et sudores plurimos nobiscum operatus sit. In die sancto Penthecostes, qui dies ex adventu sancti Spiritus sacratus et cunctis fidelibus iure sollempnis est, illo inquam die, Deo sic ordinante, in Anagnia, civitate Campanie, que Romaniam dividit et Apuliam, episcopalis benediccionis munus, quamvis indignus, Domino largiente, suscepi, venerabi-
82–82 Ebo I 11: curam pastoralem humiliter ei resignavit — er verzichtete demütig auf die Hirtensorge. 83 1106 Pfingsten am 13. Mai. 84 Ebo I 11: cum iam ille ad locum Sudra dictum venisset — als er schon zum Ort namens Sutri gekommen war. 85 Wohl auch fiktiver Brief. 86 Eilbert, † 1121.
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unterbreiten die Bitte und ihre Wünsche für den Erwählten. Otto aber zögert nicht und legt Vorgang und Art seiner Einsetzung dar, er bekennt alles, legt 82den Hirtenstab und den Bischofsring82 zu Füßen des Papstes nieder, bittet um Verzeihung für die Unbesonnenheit und den Irrtum, weist aber auch darauf hin, dass dies nicht nach seinem Willen, sondern durch fremde Gewalt geschehen sei; dafür bittet er, hart gegen sich, um die Strafe kanonischer Strenge. Der Papst aber, ein Mann höchster Klugheit, bewundert seine Standhaftigkeit, befiehlt ihm, die Amtsinsignien aufzuheben. Der entgegnet, er sei unwürdig, und wendet ein, er sei ein Sünder. Darauf sagt der Papst: „Es naht das Fest des Heiligen Geistes;83 wir müssen diese Sache den Ratschlüssen dieses Schiedsrichters anvertrauen.“ Dann, als darüber von beiden Seiten genug gesprochen war, erhält Otto den Segen und geht mit den Seinen zur Herberge. Dort bedachte er während der ganzen Nacht und am folgenden Tage die Ungunst der Zeiten, die Versuchungen und Gefahren der Seelenhirten, den Ungehorsam und die Unruhe der Untergebenen, schließlich stellte er sich vor Augen, was es in dieser Sache an Gefahr und Widrigem geben könne, und beschließt am Ende, er wolle alles niederlegen und für sich und ruhig leben. Er rief also seine Reisegefährten zusammen und eröffnete ihnen, was er beschlossen habe. Bald verabschiedet er sich vom Herrn Papst und der Kurie und beginnt auf dem Weg, den er gekommen war, zurückzukehren. Als er eine Tagereise zurückgelegt hatte,84 schickte der Papst Sendboten, die dem Heimkehrer unter dem Gebot heiligen Gehorsams befehlen zurückzukehren; er schickt bedeutungsvolle Geschenke und mahnt, Leib und Seele den Gaben des Heiligen Geistes zu öffnen. Was sollte er tun? Der Gehorsam zieht ihn zurück, die Gefährten treiben ihn an, und unter Beben und Ehrfurcht nach dem Befehl des Herrn Papstes umgekehrt, wird er am hochheiligen Pfingsttag vom Herrn Papst investiert und unter großem Gepränge und Freude der ganzen Kurie nach Anrufung des Heiligen Geistes während des Hochamts zum Bischof geweiht. Bei der Heimkehr schickte er von der Reise aus seiner wartenden Kirche folgendes Schreiben85: Otto, von Gottes Gnaden Bischof von Bamberg, an Propst Eberhard86, Dekan Adalbert und die übrigen Brüder alles Gute. Soweit ich eure Liebe kenne und erfahren habe, weiß ich, dass ihr schon lange auf das Ergebnis unseres Unternehmens wartet, damit ihr euch über Unsern Erfolg freuen könnt, wenn durch Gottes Barmherzigkeit etwas gut erfolgt ist. Damit ihr nun nicht länger im Ungewissen oder im Zweifel über Uns seid, und, falls es berechtigt ist, euch mit reinem Herzen freuen könnt, haben Wir beschlossen, euch mit diesem Schreiben kundzutun, wie barmherzig Gott auf seine Weise nach unermesslichen Mühen und viel Schweiß an Uns gewirkt hat. Am heiligen Pfingsttag, der geheiligt ist durch die Ankunft des Heiligen Geistes und zu Recht für alle Gläubigen ein Hochfest ist, an diesem Tag also habe ich nach Gottes Willen in Anagni, einer Stadt in Kampanien, das die Romagna von Apulien trennt, die Gabe des bischöflichen Segens, wenn auch unwürdig, als Gottes Gabe
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li papa domino Paschali manum imponente ceteris vero episcopis plurimis cooperantibus, clero quoque Romane ecclesie, cuius magna pars ea die in eandem civitatem convenerat, astante et consenciente, quod nulli a Romano pontifice consecrato nostris temporibus contigit, sine obligacione alicuius iuramenti consecratus sum. Huius loci, huius diei, huius gratuite misericordie Dei semper memores esse debemus, et ut vos memores esse velitis, cum graciarum actione, obnixe precamur, precipue cum alie quamplures venerande persone de magnis rebus apud apostolicam sedem agentes infecto negocio redierint. Valete.87
42. Apostolicus vero has commendaticias88 ecclesie scripsit pro dilectione Ottonis episcopi: Paschalis episcopus, servus servorum Dei, clero et populo Babenbergensi, salutem et apostolicam benediccionem. Quante affectionis debito Babenbergensis ecclesia ab ipso sue constitutionis primordio sedi apostolice constringatur, etsi non lateret, litterarum vestrarum significacio manifestat. Quod affectionis debitum venerabilis frater noster Otto, vestre ecclesie electus, non inconstanter tenuisse ac tenere cognoscitur, cum per tot et tanta pericula ad apostolice sedis visitationem tendere procuravit. Nos igitur eum debite benignitatis affectione suscepimus et iuxta vestre dilectionis desiderium nostris tamquam beati Petri manibus, salvo metropolitani iure, vobis per Dei gratiam presulem ordinavimus. Hunc igitur sub presencium litterarum prosecucione ad ecclesie vestre regimen remittentes, plena hortamur affectione diligi, plena humilitate venerari. Confidimus enim eum discipline ecclesiastice futurum esse custodem et salutis vestre sollicitum provisorem. Huic ergo sedulis officiis obedite et gratiam vobis in eo conciliate celestem. Integritatem catholice fidei firmam semper in omnibus conservate, sedi apostolice semper devotius adherete, ut per eius consorcium a contagiis omnibus liberi, ad eterne salutis portum feliciter pervenire, Domino largiente, mereamini. Pax vobiscum.
Cunctis ergo diebus, quocumque statu ecclesie, apostolice sedi constanter ac fideliter adhesit beatissimus Otto episcopus, adeo ut in illa dolenda excommunicacione imperatoris Heinrici iunioris89 toto tempore scismatis cum sacerdocio perstiterit,90 canonicis non sine ingenio quidem imperio pro conservacione rerum temporalium faventibus. Ecce habes, quod volebas; vel adhuc me liberum fateare devotum caritatis tue obedienciarium.
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Bei Ebo I 15 noch mehrere Zeilen mit Aufforderung zum Danksagen. Wohl auch fiktiver Brief. 89 Heinrich V. – Der Bannspruch durch eine Synode erfolgte im Sept. 1112. 90 Am Wormser Konkordat 1122, vgl. FSGA 32 (wie Prüfening I 29, Anm. 64) Nr. 49 S. 184, war Otto beteiligt. 88
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empfangen; dann bin ich von dem hochwürdigen Herrn Papst Paschalis, der mir die Hände auflegte, geweiht worden, unter Mitwirkung vieler weiterer Bischöfe, im Beisein und mit Zustimmung des Klerus der Römischen Kirche, von denen ein großer Teil an diesem Tag in diese Stadt zusammengeströmt war, und ohne Verpflichtung irgendeines Eides, was in unsern Zeiten keinem von einem Römischen Bischof Geweihten zuteil wurde. Dieses Ortes, dieses Tages und dieser freiwilligen Gnadengabe Gottes müssen Wir stets eingedenk sein, und Wir bitten inständig, dass auch ihr dessen eingedenk seid, besonders da andere hochwürdige Persönlichkeiten, die in wichtigen Angelegenheiten beim Apostolischen Stuhl tätig waren, unverrichteter Dinge heimgekehrt sind. Lebt wohl!87
42. Der Papst aber schrieb aus Zuneigung zu Bischof Otto folgendes Empfehlungsschreiben88 an die [Bamberger] Kirche: Bischof Paschalis, Knecht der Knechte Gottes, entbietet Klerus und Volk von Bamberg Gruß und Apostolischen Segen. Mit welch schuldiger Zuneigung die Bamberger Kirche seit dem Beginn ihrer Gründung dem Apostolischen Stuhl verpflichtet ist, das bezeugt, obgleich es nicht verborgen war, der Ausdruck eures Schreibens. Es ist bekannt, dass Unser hochwürdiger Bruder Otto, der Erwählte eurer Kirche, diese schuldige Zuneigung ständig bewahrt hat und bewahrt, da er unter so vielen und großen Gefahren einen Besuch beim Apostolischen Stuhl unternommen hat. Wir haben ihn mit der Zuneigung gebührender Güte empfangen und ihn entsprechend dem Verlangen eurer Liebe, unbeschadet des Rechts seines Metropoliten, mit Unsern Händen, gleichsam denen des seligen Petrus, für euch durch die Gnade Gottes zum Bischof geweiht. Ihn schicken Wir also mit der Erläuterung dieses Schreibens zur Leitung eurer Kirche zurück und ermahnen euch, ihn mit voller Zuneigung zu lieben und in voller Demut zu verehren. Wir vertrauen nämlich darauf, dass er ein Wächter kirchlicher Ordnung und eifriger Verwalter eures Heiles sein wird. Gehorcht ihm also mit emsigem Dienst, erwerbt euch in ihm die himmlische Gnade! Bewahrt stets in allem die starke Einheit des katholischen Glaubens, hängt stets besonders fromm dem Apostolischen Stuhl an, damit ihr durch seinen Beistand von allen Ansteckungen [des Bösen] frei bleibt und es verdient, mit Gottes Hilfe selig zum Hafen ewigen Heils zu gelangen! Der Friede sei mit euch!
Alle Tage also hat der hochselige Bischof Otto bei jeder Lage der Kirche dem Apostolischen Stuhl fest und treu angehangen, so dass er bei jenem schmerzhaften Bann Kaiser Heinrichs des Jüngeren89 mit seiner Priesterschaft während der ganzen Zeit der Kirchenspaltung standhaft blieb,90 während Kanoniker nicht ohne Geschick das Kaisertum wegen der Bewahrung ihres weltlichen Besitzes begünstigten. – Siehst du, nun hast du, was du wolltest; vielleicht gibst du zu, dass ich jetzt frei bin als frommer Gefolgsmann deiner Liebe.
ORTS- UND PERSONENREGISTER Außerhalb der Einleitung beziehen sich die Zahlen auf den lateinischen Text; „f.“ bezeichnet daher die nächstfolgende linke Seite. B. = Bischof, Eb. = Erzbischof, Gf. = Graf, hl. = Heiliger, Hz. = Herzog, Kg. = König, Ks. = Kaiser, Mgf. = Markgraf, P. = Papst, T. = Tochter. Orts- und Personenregister
Achaja Adalbert, hl., B. v. Prag passim u. 8 f. 28. 70 f. 160. 164 f. 176. 214. 258 Adalbert, Dolmetscher, B. v. Pommern 180. 206. 250. 258. 280. 416. 428 ff. 444. 462. 466 Adalbert, Dekan 490 Adalbert, Eb. v. Magdeburg 30 f. 72 Adalbert, Mgf. v. Sachsen 198. 252. 278. 434 Adelburga, Mutter Adalberts v. Prag 28. 70. 346 Adelheid, Mutter Ottos 200 f. Adelheid v. Limburg 298 Admont 16. 324 ff. Agnes, Pfalzgräfin 132. 298 Albrecht d. Bär siehe Adalbert, Mgf. Albuin, Priester, siehe Adalbert, Dolmetscher Albuinstein siehe Botenstein Aldersbach 2. 16. 130. 296 Álmos, Hz. v. Ungarn 322 Alpen 8. 54. 94 Amorbach 218 Anagni 126. 488 f. Andreas, Apostel 270 Ansgar, Eb. v. Hamburg 7 Anshelm 192 Apulien 490 Aquileja 132. 272. 296 Aribo, Abt 206 Arnoldstein 132. 206. 296 Asbach 130. 296 Asien 270 Asser, Eb. v. Lund 266. 470 f. Athen 94 Augsburg 126. 484 f. Augustiner 304 Aura 128 f. 130. 134. 206. 294 Bamberg passim u. 172. 190. 216. 236 f. 266. 272. 292. 416. 474 Altenburg 220 St. Ägidius 140. 204. 212. 218. 240. 428 St. Fides 132. 296 St. Gangolf 138. 172 St. Georg 138 f. 172. 306. 486 St. Gertrudis 140 St. Jakobus 138. 204 f. St. Marien 136 f. 274. 304 St. Michael = Kloster Michelsberg 19. 136 f. 192 ff. 204 f. 210. 270. 274. 280. 284. 296 f. 306. 312. 340. 462. 482 Banz 206 Basilius, hl. 90 Bayern 40. 128 f. Béla II., Hz. v. Ungarn 322 f. Belgard/Bialogard 168. 236. 278. 412 f. Benedikt v. Nursia 44. 60. 84. 90. 94. 108 Benedikt, Priester 62
Bernhard, Missions-B. in Pommern 17. 194. 212 – 220 Biburg 130. 294 Bocheus, Priester 198. 280. 468 Böhmen 9. 70. 146. 238. 416 f. Böhmerwald 352 Boleslav I., Hz. v. Böhmen 60 Boleslav II., Hz. 34. 74. 96 f. Boleslaw I. Chrobry, Hz., Kg. 10. 12. 60. 96. 100 ff. 116 Boleslaw II., Hz. 74. 96 f. Boleslaw III. Krzywousty, Hz. 10. 122. 146 f. 156. 194. 202. 224 – 238. 254 f. 316. 344 – 350. 394. 438 ff. 472 – 488 Botenstein 172. 308 Breslau/Wroclaw 9. 224. 354 Brun v. Querfurt, Eb. 1 f. 8. 13. 15 f. Bruno, B. v. Straßburg 208. 310 Buchenbach 310 Burggailenreuth 308 Christian/Strachkvas 50. 88 Clemens I., P. 94 Cluny 294 f. 302 f. Dänemark 9 ff. 184. 196. 264. 344. 436. 448. 470 Danzig/Gdanzk 12. 15. 62 Demmin 174. 196. 248 f. 412. 418 f. Deotmar, B. v. Prag 11. 34. 74 Deutschland 12. 76. 122. 200 f. 236. 240. 250. 422. 472 Diepold, Mgf. v. Vohburg 132. 294 Dietrich, Kleriker 430 Dionysius, Märtyrer 94 Domislaw, Bürger in Stettin 154. 196. 230. 380 Donaugau 128 Drosendorf 132 Eberhard siehe Eilbert Eberhard, Abt 206 Eberhard, Propst in Bamberg 490 Ebersberg 308 Ebo 19. 193 Eichstätt 130. 296 Eilbert, B. v. Bamberg 190. 266 Ekkehard v. Aura 206 Elbe 7. 9. 72. 174. 354. 418 Embricho, B. v. Würzburg 190. 274. 334 – 340 England 4. 270 Enns 132. 296 Ensdorf 130. 134. 206. 294 Erbo, Kämmerer 210 Eschenfelden 308 Fleury 58 f. 94 Frankreich 12. 76 f. Friedrich, Abt 206 Friedrich v. Mistelbach, Bruder Ottos 474
Orts- und Personenregister Gailenreuth 308 Gartz 410 Gaudentius/Radim, Eb. 8. 28. 38. 42. 48. 62. 66. 98. 108 f. Gebhard v. Waldeck 222 Gengenbach 206 Germanien 4. 28 Gerowit, Götze 244. 430 Gervasius, päpstl. Notar 136 Géza III., Hz. 324 – 330 Gleink 130 f. Gnesen/Gniezno 8 f. 102. 146. 170. 224 f. 354 St. Adalbert 12. 354 Gotebold, Gf. 226. 298 Gotthold, Gf. v. Henneberg 134 Gottfried, Abt 326 – 330 Graiz 244 Gregor I., P. 4. 44. 72. 112. 200. 270 Gregor V., P. 12. 56. 92 Griechenland 78. 270 Gumpold, Abt 194. 206 Gunter, Eremit 8 Gützkow 174. 198. 252. 278. 412. 432 Halberstadt 126. 130. 272. 296. 486 Halle 320. 418 Hartwig, B. v. Regensburg 140. 222 Havel 418 Havelberg 7. 174. 244 Heilsbronn 296 Heimo v. Michelsberg 216 f. Heinrich II., Ks. 70. 82. 142 Heinrich III., Ks. 192 Heinrich IV., Ks. 124. 132. 192. 202. 280 Heinrich V., Ks. 204 f. 296. 442. 478 f. 490 Heinrich (VI.), Sohn Kg. Konrads III. 324 Heinrich d. Stolze, Hz. v. Bayern 132. 294 Heinrich I., B. v. Regensburg 140 Heinrich, Abt 100 Henfenfeld 308 Herbord 2. 19. 404 Hermann, Abt 318 Hermann, B. v. Augsburg 126 Hermann, Diakon 166 Herold 226 Hildibald, B. v. Würzburg 56 Hiltan, Priester 230. 382 Hirsau 130 Hodo, Mgf. d. Nordmark 76 Honorius II., P. 140. 190. 242. 352. 422 Imbriko, Abt 206 Indien 270 Ingram, Abt 206 Innozenz II., P. 132. 136. 140. 272. 302 Italien 56 Iwan, Priester 264. 472 Jakob, Eb. v. Gnesen 226 Jerusalem 42. 84 Johannes XV., P. 42 Johannes, Apostel 72 Johannes Canaparius 1. 13. 64 Johannes, Priester 432 Judäa 270 Juden 40 f. 80 Judith, Äbtissin 202 Judith-Maria, T. Heinrichs III. 124. 202. 476 f. Judith, T. Vladislavs 476 Julius Caesar 150. 162. 216. 446 Kalisch/Kalisz 8. 354
495
Kalixt II., P. 134. 142. 146. 194. 220. 226. 234. 272 f. 302. 308. 352. 480. Kammin/Kamien 150 166. 228. 236. 262. 276. 372 ff. Karl d. Gr., Ks. 92 Kirchberg an der Saale 244 Kladrau/Kladruby 224. 238. 354 Klätikow/Kodkówo 166. 236. 278. 412 f. Hl. Kreuz 236 Kolberg/Kolobrzeg 9. 166. 278. 412 St. Marien 166. 236 Koloman, Hz. 322 Konrad III., Kg. 324 Kuno, B. v. Regensburg 140 Kuno, Hz. v. Zütphen 134. 298 Kyrill u. Method 7 Langheim 130. 294 Laurentius, hl. 82. 188. 198. 280. 294. 468 Leo, Abt 46. 84 f. Leo, B. v. Vercelli 96 Leuchtenberg 352 Leupoldstein 308 Libitz/Libice 11 f. 70 Lipold 198 Liupold III., Mgf. v. Kärnten 296 Lothar III., Ks. 10. 18. 132. 198. 242. 246. 252. 264 f. 294 422 Lübzin/Lubin 162. 410 Ludger, Abt 206 Lutizen 9 –12. 62. 76. 106. 174. 196. 248 f. 344. 418 f. Magdeburg 7 f. 30. 72. 82. 174. 244. 248 St. Mauritius 72. 82. Mähren 8. 344 f. Mainz 7. 36. 50. 56. 92 Mainroth 138 Mallersdorf 130 f. 294 Marktgraiz 244 Martin, hl. 58. 94 Maurus, hl. 84 Meinhard, B. v. Prag 224 Merseburg 246. 250 Michelfeld 130. 138. 206. 238. 294. Mieszko, Hz. v. Polen 8 –10. 76 Miletin 354 Mislaw, Fürst in Gützkow 278. 434 ff. Montecassino 14. 44. 76. 84 Mücheln 244. 252 Münchaurach 130 Münchsmünster 130 f. 294 Münzsteuer 140 Müritz 246 Myzl 40 Nakel/Naklo 348. 394 Nedamir 230 Neithardshausen 298 Neuwarp-Altstadt/Nowo Warpo Podgrodizie 162 Niedermünster 192. 202 Nilus, hl. Abt 8. 17. 44 f. 64. 84. 92. 108 Nimptsch/Niemcza 354 Norbert, Eb. v. Magdeburg 174. 244 ff. Norbertiner 296 f. 304 Notker, B. v. Lüttich 13. 56 Oder 18. 150. 154. 162. 228. 410 Ohtrik, Lehrer in Magdeburg 11. 30. 72 Osterhofen 206 Ostfranken 312. 344 Otto I., Ks. 7 f. 30. 72. 76.
496
Orts- und Personenregister
Otto II., Ks. 8. 11. 36. 42. 76. 80 Otto III., Ks. 9. 12. 14. 17. 54. 60. 68. 92 f. Otto, Abt 206 Otto, hl., B. v. Bamberg passim ab 120 Otto, Vater Ottos v. B. 200 Paris 95 Paschalis II., P. 126. 192. 292. 488 Passau 8. 140. 272. 296 Paul, Gf. v. Zantoch 148. 226 Paulicius, Hauptmann 358 f. 382 ff. 395 Paulus, Apostel 270 Peene 420 Persante/Parsete 166 Peter, Kapellan 216 Peter/Piotr Wlostowic, Hz. 346 f. Petrus, Apostel 270 Pilsen/Plzen 88 Polen passim Polowzer 344 f. Pommern 9 ff. passim ab 146 Posen/Poznan 8 f. 224. 354 Pottenstein 140. 308 Prag/Praha 8. 17. 34 f. 50. 224. 354 St. Georg 50 f. 90 St. Veit 78 Prüfening 2. 19. 128 –134. 206. 294 Prußen 12. 15. 62. 102. 214. 344 f. Pyritz/Pyrzyze 148 f. 194 226. 276. 358. 388 – 364. 372 Radlan 72. 88. 98 Regensburg 8. 128. 192 f. 204. 272 Rega 412 Regimar, B. v. Passau 140 Regnitz 140. 172 Reinsdorf 130 ff. 206. 244. 296 Rodach 132. 298 Rom 42. 46. 50. 54 f. 80. 84. 88 ff. 108. 212. 398. 406. 488 f. SS. Bonifazio ed Alessio 8. 12 –14. 17. 86 Rudbert, B. v. Bamberg 126. 280. 482 Ruthard, Eb. v. Mainz 194 Rudolf, Vogt 320 f. Rügen 198. 262 f. 280. 342 ff. 468 ff. Rupert, B. v. Bamberg 126. 280. 304 Russen/Ruthenen 72. 274. 344 ff. Sachsen 72. 174. 230. 244. 344. 418 Sarazenen 36. 78 Satzka/Sadská 224. 354 Sazava 224. 354 Scheidungen 244. 252 Schuttern 206 Schwaben 120. 200. 474 Sefried 282. 340 u. passim Slavnik 28. 70 Slawenland 4. 28. 36 Sobieslav, Hz. v. Böhmen 28 Sophia, T. v. Kg. Bela 322 – 330 Spanien 212 Speyer 192. 280. 480 St. Dénis, bei Paris 94 St.-Gilles, südl. Nîmes 204 Stargard 226 Stein am Rhein 206 Stettin/Szczecin 152 f. 162. 174 –186. 196 f. 228 f. 240 f. 258 ff. 276 ff. 348 f. 384 f. 394 f. 410 ff. 4 4 6 – 452. 464 f. 472
St. Adalbert 162. 176. 182. 242. 408. 448. 452 St. Peter u. Paul 160. 178. 242 Straßburg 308 Sutri 490 Swatopolk, Großfürst v. Kiew 346 Symmachus 142 Tauern 324 Theophanu, Ksin. 12. 42. 80 Theres 196. 206 Theuerstadt 238 Thomas, Apostel 270 Tiemo, Prior 282 u. passim Tours 17. 58. 94 Triglaw, Götze 158 f. 196. 240 f. 258. 398 Tückelhausen 298 Tullefeld 298 Ukrer 198. 278. 242. 442 Ulrich, Priester 140. 198 f. 204. 212. 218 ff. 240. 256. 278. 428 f. 436. 444 Ulrich, Vogt v. Passau 140 Ungarn 4. 12. 15. 90. 100. 274. 322 – 330. 344 f. Usch/Ujscie 170. 226. 354 Usedom/Uznam 174. 250. 256 f. 260. 278. 412. 420. 428 – 434. 442 Verona 36. 76 Veßra 132 f. 298 Vitzenburg 132. 296 Vladislav, Hz. v. Böhmen 194. 224. 238 Vojtech, siehe Adalbert B. v. Prag Vohenstrauß 222 Vratislav I., Hz. 224 Walchun, Abt 206 Wanzlow 174 Wartha/Bardo 354 Warthe/Warta 148 Wartislaw, Hz. v. Pommern 18. 148. 174. 196. 226 ff. 248. 256 – 262. 358 – 372. 410. 418. 422. 440. 464 Wenzel/Vaclav, hl. Hz. 36. 98. 236 Werner, Priester 222 Wigand, Abt 196 Wikbold 204 Williko 42. 52. 76 Willigis. Eb. v. Mainz 11 f. 56. 76 Windberg 130. 296 Wirtschak, Bürger in Stettin 184. 260. 278. 450 ff. 458 Wittekind 246 Wladislaw I. Herman, Hz. v. Polen 122. 350 Wladislaw II., Hz. v. Polen 346 Wolfar 58 Wolfger 18 f. Wolfram, Abt 194. 206. 218. 312 Wolgast 174. 278. 412. 426 ff. Wollin/Wolin 150. 154. 186 f. 196. 214. 228 – 236. 240. 276 f. 380. 408 – 414. 464 St. Adalbert u. Georg 164. 198 St. Wenzel 236 Wolodar, Fürst v. Przemyl 348 Würzburg 126 f. 190 f. 204. 272. 296. 488 Zantoch an der Warthe 148 Zella unter Fischberg 132 Zisterzienser 294 f.