Haltung und Gebärde der Romanen 9783111328331, 9783110984811


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Table of contents :
Inhalt
Vorwort
I. La contenance
II. II contegno und el continente
III. Le maintien und le port
IV. L’atto und l’attitudine
V. La posture und la pose
VI. Le geste
VII. L’allure und la démarche
VIII L’air
IX. La manière
X. La gravité und la grâce
XI. Schlußwort
Wörterverzeichnis
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Haltung und Gebärde der Romanen
 9783111328331, 9783110984811

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BEIHEFTE ZUR

Z E I T S C H R I F T FÜR R O M A N I S C H E PHILOLOGIE B E G R Ü N D E T V O N PROF. DR. GUSTAV G R Ö B E R FORTGEFÜHRT UND HERAUSGEGEBEN VON

DR. WALTHER V O N WARTBURG P R O F E S S O R AN D E R U N I V E R S I T Ä T BASEL

96. HEFT

MARIO WANDRUSZKA

HALTUNG UND GEBÄRDE DER ROMANEN

MAX N I E M E Y E R V E R L A G / T Ü B I N G E N

1954

HALTUNG U N D GEBÄRDE DER ROMANEN VON

MARIO

WANDRUSZKA

MAX N I E M E Y E R VERLAG / T Ü B I N G E N

1954

Alle Redite, audi das der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten Copyright by Max Niemeyer Verlag, Tübingen, 1954 Printed in Germany

Druckerei Tübinger

Chronik

INHALT

Vorwort I II

7

La contenance

11

II contegno und el continente

.

.

.

18

III

Le maintien und le port

23

IV

L'atto und l'attitudine

31

V VI

La posture und la pose

43

Legeste

51

VII

L'allure und la démarche

60

VIE

L'air

66

IX X XI

La manière .



76

La gravité und la grâce

80

Schlußwort

95

Wörterverzeichnis

99

VORWORT Z u den landläufigen Vorstellungen von romanischer Wesensart gehören die ausdrucksvollen, großartigen, lebhaften, liebenswürdigen Haltungen und Gebärden. Dem Nordländer scheint im Süden der menschliche Körper eine deutlichere Sprache zu sprechen, eine Sprache, die in unerschöpflichem Wechsel Ausdruck, Darstellung, Aufforderung ist, die den Menschen im Blut liegt, die ansteckend in der L u f t liegt. Bei allen Verschiedenheiten zwischen Italienern, Spaniern, Franzosen, zwischen Sizilianern und Piemontesen, Andalusiern und Katalanen, Marseillern und Parisern, von Landschaft zu Landschaft und von Stadt zu Stadt, wird dies gemeinhin, vor allem im Vergleich mit dem „steifen" Engländer, dem „schwerfälligen" Deutschen, als eine Art gemeinsamer romanischer Nenner empfunden: selbstbewußte Gewandtheit und feurige Lebendigkeit und die Gabe, den Bewegungen des Geistes und den Regungen des Gemüts eine erfüllte und vollendete Körperlichkeit zu verleihen, sich in Haltungen und Gebärden ganz zu verwirklichen. A m 12. September 1786 traf Goethe, den Brenner herabkommend, am Nordufer des Gardasees ein. In Torbole lernte er die erste italienische Ortschaft kennen, und beobachtete ein wenig verwundert die nachlässige Sorglosigkeit und lärmende Geschäftigkeit seiner neuen Umgebung. Abends wurde dem Gast ein besonderer Leckerbissen geboten. „Der Wirt verkündigte mir mit italienischer Emphase, daß er sich glücklich finde, mir mit der köstlichsten Forelle dienen zu können." Am nächsten Morgen ließ er sich den See hinabrudern. Der Gegenwind trieb das Schiff in den H a f e n von Malcesine, den ersten Ort auf venezianischem Gebiet (Torbole war noch österreichisch). Goethe besichtigte das alte Schloß, zeichnete einen verfallenen Turm, das Volk rottete sich zusammen, hielt ihn f ü r einen österreichischen Spion, ein Mann trat vor und verbot ihm das Zeichnen. „ D a er dieses in gemeiner venezianischer Sprache sagte, so daß ich ihn wirklich kaum verstand, so erwiderte ich ihm, daß ich ihn nicht verstehe. Er ergriff darauf mit wahrer italienischer Gelassenheit mein Blatt, zerriß es, ließ es aber auf der Pappe liegen." Gestern italienische Emphase, heute wahre italienische Gelassenheit! Beide Ausdrücke fehlen in Goethes Reisetagebuch, erst dreißig Jahre

8

Vorwort

später fügte er sie bei der Abfassung der „Italienischen Reise" hinzu. Sie haben daher auch mehr Gewicht als die vorschnellen Verallgemeinerungen eines Reisenden, der zum erstenmal den Boden eines fremden Landes betritt. Sie bedeuten, daß die Gebärde nicht nur ein lebhaftes, überschwängliches, emphatisches Gestikulieren ist, sondern ebenso die körperliche Kundgabe und Darbietung großartiger Gelassenheit sein kann. Dem Reichtum und der Feinheit der italienischen Gebärdensprache hat Goethe besondere Aufmerksamkeit geschenkt. In Venedig hörte er auf einem Uferdamm einen Geschichtenerzähler und bewunderte die „Mannigfaltigkeit und Präzision, welche auf Kunst und Nachdenken hinweisen, in seinen Gebärden" (3. 10.1786). In Palermo rühmte er die lebhaften Gebärden, „womit jene Nation über ihre Äußerungen einen unglaublichen Reiz zu verbreiten gewohnt ist" ( 1 3 . 4 . 1 7 8 7 ) . Er fand sie wieder in der bildenden Kunst, in Leonardo da Vinci's durch die Bewegung der Hände dramatisch belebtem Abendmahl. „Dies konnte aber auch nur ein Italiener finden. Bei seiner Nation ist der ganze Körper geistreich, alle Glieder nehmen teil an jedem Ausdruck des Gefühls, der Leidenschaft, ja des Gedankens" (Joseph Brossi über Leonard da Vinci's Abendmahl zu Mailand 1817). Die Italiener leihen ihren Gestalten ein lebhafteres Gebärdenspiel als die Niederländer, sagte man schon im 17. Jahrhundert, „parce que naturellement ils ont l'esprit plus vif, et le geste plus animé" Die italienische Kunst ist ein Fest der Gebärden. Die beschwingte Gebärdenseligkeit des süddeutschen Barock weist über die Alpen zurück. Zwischen der Bilderfeindlichkeit des Islams im Süden und der des Protestantismus im Norden erfüllt ein unendlicher Reigen von Gestalten, von Haltungen und Gebärden den katholischen Kirchenraum. Haltung und Gebärde der Völker romanischer Zunge unterscheiden sich entsprechend ihrem Anteil an iberischem, keltischem, germanischem, arabischem Erbe. Geschichtlich gesehen ist der gemeinsame Nenner die rhetorische, politische, forensische Tradition der Antike, ein halbes Jahrtausend römischer Haltungen und Gebärden auf allen Plätzen und Straßen des Weltreichs, die antike Tradition, die auch in der rituellen und oratorischen Gestik der römischen Kirche weiterlebt, und die Haltung und Gebärde der höfischen Gesellschaft des Mittelalters, in Südund Nordfrankreich zuerst gestaltet, an den Höfen der italienischen Renaissance weitergebildet, im spanischen Siglo de Oro übersteigert, 1 A. Félibien, Entretiens sur la vie et les ouvrages des plus excellents peintres, 1666, 2. Aufl. 1705, II 271.

Vorwort

9

und wieder im französischen Grand Siecle zu europäischer Gültigkeit geprägt. Die Kultur der Haltungen und der Gebärden vom höfischen Festsaal des 12. bis zum aristokratischen Salon des 18. Jahrhunderts ist eine romanische Gemeinschaftsleistung, die das Bild der europäischen Gesellschaft bis weit in den Norden und Osten unseres Erdteils bestimmt hat. Das eigentlich Romanische in Haltungen und Gebärden, wenn es der aufmerksame Beobachter auch noch so überzeugend erlebt, läßt sich schwer in Begriffe fassen, geht es doch hier nicht um die im einzelnen schon oft beschriebenen Zeichen der besonderen Gebärdensprache der Mittelmeervölker, sondern überhaupt um die Sprache des menschlichen Körpers bis in seine feinsten und flüchtigsten Stellungen und Bewegungen. Aber bietet nicht der Wortschatz, den sich die romanischen Völker geschaffen haben, um davon zu sprechen, einen Schlüssel zum Verständnis? Für Haltung und Gebärde besitzen die Romanen Wörter, die oft schon durch die Schwierigkeit, sie in andere Sprachen zu übersetzen, darauf hindeuten, daß es sich um etwas Eigenstes handelt, einen Wortschatz, der in seiner reich entfalteten Bedeutung und Verwendung ein beredtes Selbstzeugnis romanischer Kultur ist. Dieser Wortschatz soll hier etwas näher untersucht werden.

I

LA

CONTENANCE

Die Heldendichtung, die aus dem Reich der Franken ins mittelalterliche Frankreich führt, berichtet vom contenant, der contenance, dem contenement der Recken, mit einem neuen, aus sei contenir, „sich halten, sich verhalten" abgeleiteten "Wort2. Sie rühmt die hoheitsvolle Miene, mit der K a r l der Große auf seinem goldenen Stuhl sitzt, gent ad le cors et le cuntenant fier (Rolandslied v. 1 1 8 ) , die trotzige Haltung der Franken, die in die Schlacht ziehen, cors unt gaillarz et fieres cuntenances (v. 3086). In dieser Haltung sieht das alte Frankreich seine Helden. Li rois saut sus, qui moult ot hardement, L'espee a traite par fier contenement 3 . Das höfische Zeitalter macht aus der reckenhaften Haltung eine ritterliche. Als Chrestiens Perceval zu Gornemant findet, der ihn dann in ritterlicher Kunst und höfischer Lebensart unterweist (qui Ii enseigna cornent il se devoit contenir), da kommt ihm dieser würdevoll entgegen, mit einer Hermelinrobe angetan, einen kleinen Stock in der Hand, um sich Haltung zu geben. Li prodon an sa main tenoit Par contenance un bastonet, (ed. Hilka 1 3 5 6 f.) Ein älterer Ritter sieht vom P f e r d dem munteren Treiben einer sich im Grünen tummelnden Gesellschaft zu, eine Hand in die H ü f t e gestützt: Une main a un de ses lez Avoit par contenance mise. (Lancelot, ed. Foerster 1666 f.) Im Roman von Floire und Blancheflor wird das prunkvolle Grabmal geschildert, auf dem die beiden Liebenden abgebildet sind: sie sitzen 2 Zur Wortbildung W. Meyer-Lübke, Romanische Formenlehre 554 ff. ; A. François, La désinence „ance" dans le vocabulaire français, une „pédale" de la langue et du style, Genève-Lille 1950; Y. Malkiel, Development of the Latin suffixes -antia and -entia in the Romance Languages, with special regard to Ibero-Romance, University of California Publications in Linguistics 1945. 8 Der festländische Bueve de Hantone ed. Stimming III 10 844 f. „Der König springt auf, der viel Kühnheit besaß, das Schwert hat er gezogen mit grimmiger Gebärde."

12

La contenance

nebeneinander, das Mädchen reicht dem Jüngling eine eben sich öffnende Rose dar, er hält ihr eine Lilie hin: L'uns jouste l'autre se seoit, Gente contenance faisoit. (ed. Krüger I 587 f.) Zur aristokratischen Stilisierung des höfischen Lebens gehört die bele contenance: beherrschte Artigkeit, heiterer Anstand. Die bildende Kunst hat diese höfische Haltung o f t genug dargestellt. Wenn die Dichter den Liebreiz ihrer Dame schildern, dann vergessen sie nicht, neben ihrem schönen Wuchs, der weißen Haut, den rosigen Wangen, dem lächelnden Mund, den freudestrahlenden Augen, auch die schickliche und anmutige Haltung zu preisen. Cors sens merchi, graille et gras, blanc et gent, Simple et cortois, de bei contenement, so beschreibt der Castellan von Coucy die Angebetete. Oder er rühmt Ses euz, son vis qui de ioie sautele, Son aler, son venir, Son bei parier et son gent contenir 4 . Die Clef d'amors belehrt den Liebenden, wie er sich in der Gesellschaft der Geliebten zu verhalten habe. „Denn wisse: artiges Gebaren fördert das Werben der Verliebten sehr." Quer saches: bele contenanche Granment les amourous avanche. Neben ihren anderen Vorzügen muß er ihre Haltung bei Reigen und Tanz gebührend zu rühmen wissen, S'elle carole ou s'elle dance, Tu doiz loer sa contenance, ja selbst im Bett sa contenance de liet (la contenance segree) 5. Die zahlreichen Anstandsbücher der höfischen Blütezeit lehren la contenance convenable auf der Straße, in der Kirche, bei Tisch. Bele contenance et sage deportement fordert Philippe d e N a v a r r e vom weib4 ed. Fath A XI 55, B IV 15. „Unnahbarer Leib (wörtlich: ohne Erbarmen), zierlich und voll erblüht, weiß und hübsch, schlicht und höflich, von lieblichem Gebaren Ihre Aifgen, ihr Blick der vor Freude hüpft, ihr Hin- und Wiedergehen, ihr schönes Sprechen und ihr anmutiges Betragen." Weitere Beispiele bei Godefroy, Tobler-Lommatzsch, bei J. Loubier, Das Ideal der männlichen Schönheit bei den altfranzösischen Dichtern, Diss. Halle 1890,117; H. Jacobius, Die Erziehung des Edelfräuleins im alten Frankreich, 16. Beiheft der ZrPH 1908, 23 ff.; E. Lommatzsch, System der Gebärden, dargestellt auf Grund der mittelalterlichen Literatur Frankreichs, Diss. Berlin 1910, 37,43; am aufschlußreichsten bei G. Weise, Die geistige Welt der Gotik, Halle 1939, 427 ff., 435 ff. 6 ed. Doutrepont 850 f., 1569 f., 1578, 3285 ff.

L a contenance

13

lichen Geschlecht {Des .1111. tenz d'aage d'ome 29. Was für den Mann die convenance, das gegebene Wort, das ist für die Frau die contenance und für das Pferd die allure, fügt eine Handschrift treuherzig hinzu). Man kann die Mädchen nicht oft genug unterweisen, sich um eine gefällige und bescheidene Haltung zu bemühen und ihre Blicke sittsam ruhig zu halten, „qu'eles soient de bele contenance et simple, et que lors regars soient coi et atampré" (27). Diese tugendliche Haltung entspricht zu innerst der Tugend der Enthaltsamkeit, der christlichen continentia, dem Sichbewahren en contenence {en abstinence in einer anderen Handschrift) et en chastêe (93). Obwohl das französische Wort nicht aus dem lateinischen hervorgegangen ist, fließen hier die beiden ineinander, die weltliche contenance wird dadurch zu einem sittlichen Wert. Körperhaltung und Gesichtsausdruck lassen sich dabei oft nicht trennen. Im Gesicht äußert sich die Haltung ja am beredtesten. Schon im Rolandslied heißt es von Karl dem Großen: Gent ad le cors, gaillart e ben seant, Cler le visage et de bon cuntenant. ( 3 1 1 5 f.) Der Kaiser weint, er verbirgt seine Tränen: Suz sun mantel en fait la cuntenance, (830) unter seinem Mantel gibt er sich dem Ausdruck seines Schmerzes hin u . In der älteren Sprache ist sehr oft nicht zu bestimmen, ob contenance im besonderen die Haltung oder die Gebärde oder den Gesichtsausdruck oder aber ganz allgemein das Betragen meint. Es gibt aber auch eindeutige Beispiele. So wie Karl der Große verhüllt Agamemnon bei Iphigeniens Opferung das Haupt, Montaigne spricht von dem griechischen Maler, der ihn mit verdecktem Antlitz darstellte, als wäre kein Gesichtsausdruck imstande, das Ausmaß dieses Schmerzes darzustellen: „il le peignit le visage couvert, comme si nulle contenance ne pouvoit représenter ce degré de dueil" (Essais Ed. Mun. I, I I 1 0 ) . Oft berührt sich contenance mit mine. Marguerite de Navarre erzählt von der Herzogin von Burgund, die einem Edelmann ihre Zuneigung zu verstehen gibt, tant par regardz piteux et doulx, que par souspirs et contenances passionnés... oeillades et mines de ceste pauvre folle n'apportoient aultre fruict que un furieux désespoir... le gentil homme tenoit tousjours les oeilz baissez n'osant regarder ses contenances qui estoient assez ardentes pour faire brusler une glace 7 . Zu diesem Vers J . Bédier, L a Chanson de Roland, Commentaires 208. L'Heptaméron 7 0 : „sowohl durch schmachtende und süße Blicke wie durch Seufzer und leidenschaftliche Mienen. . . Blicke und Mienen dieser armen N ä r r i n brachten keinen anderen E r t r a g als eine wilde Verzweiflung. . . der Edelmann hielt stets 6

7

14

L a contenance

Noël du Fail zeichnet einen grilligen Herrn, der in seinen Zähnen stochert und nur par gestes et contenances antwortet (Contes et discours d'Eutrapel 17), etwas später heißt es par mines et haussement de main. Bis ins 18. Jahrhundert hinein verzeichnen die Wörterbücher als eine Bedeutung von contenance „vultus, la mine, l'air du visage". So entfaltet sidi das Wort in den verschiedensten Verwendungen und Zusammenhängen. Die Haltung im Angesicht der Gefahr - bonne, belle, fière, assurée - , bleibt in allen Zeiten eine Grundbedeutung. Als Ludwig X I . und Karl der Kühne 1468 gemeinsam gegen die aufständischen Lütticher vorgingen, wurden sie einmal durch einen mitternächtlichen Alarm aus dem Schlaf geweckt. Der Burgunderherzog hätte es in der Dunkelheit und dem allgemeinen Durcheinander an Haltung fehlen lassen, meint Commines (freilich kein unverdächtiger Zeuge). Le duc de Bourgongne n'avoit point defaulte de hardiesse, mais bien aucunes fois faulte d'ordre. Et à la vérité il ne tint point, à l'heure que je parle, si bonne contenance que beaucoup de ses gens eussent voulu, pour ce que le roy y estoit present 8 . Wichtiger als hardiesse ist ordre für eine bonne contenance, wichtiger als tollkühne Kampfeswut gedankenklare und kaltblütige Selbstbeherrschung. Der König bewies sie in jenem Augenblick, indem er ruhig und bestimmt die nötigen Befehle gab. Et à oyr sa parolle et veoir sa contenance, sembloit bien roy de grant vertu et de grant sens, et qui autresfois se fust trouvé en telz affaires 9 . Der militärischen Haltung ist die politische verwandt. Commines hatte 1495 als Gesandter Karls V I I I . Gelegenheit, die wechselnden contenances der Venezianer ihm gegenüber zu beobachten, während sie hinter seinem Rücken die Heilige Liga gegen Frankreich schlössen. Aus ihnen las er schließlich seine Niederlage - selbst der mailändische Gesandte, der ihm monatelang Gesellschaft geleistet hatte, „faisoit bien contenance de ne me congnoistre plus". In dem großen Ränkespiel zwischen Karl V . und Franz I. ging es erst redit darum, die Haltung, die die A u g e n gesenkt und w a g t e nicht ihren Blicken z u begegnen, die so glühend waren, daß sie einen Eisblock zum Brennen gebracht hätten." 8 „ D e m H e r z o g v o n Burgund mangelte es nicht an Kühnheit, w o h l aber manchmal an O r d n u n g in seinen Überlegungen. U n d in Wahrheit zeigte er in jener Stunde keine so gute H a l t u n g wie viele der Seinen es in G e g e n w a r t des Königs gewünscht hätten." 9 „ U n d w e r seine Stimme hörte und seine H a l t u n g sah, dem erschien er w a h r h a f t als ein K ö n i g v o n großer Seelenstärke und Verstandeskraft, der sich schon mehrmals in solchen Lagen befunden."

L a contenance

15

Gesten und Mienen des Gegners, des Partners, des Neutralen zu erspähen und zu durchschauen. 1 5 3 3 sandte der König die Kardinäle Tournon und Grantmont nach Bologna, w o Kaiser und Papst sich aufhielten. Wenige Tage nach ihrer A n k u n f t bemerkte der Kaiser an den propos et contenances des Heiligen Vaters, daß dieser ihm weniger gewogen war als vorher, und ahnte wohl, woher dies kam (Mémoires de Martin du Beilay ed. Petitot I I i j o ) . 1 5 3 6 kehrte der Kardinal von Lothringen von seiner diplomatischen Mission in Italien zu Franz I. zurück und berichtete ihm über alle propos, visages et contenances des Kaisers und des Papstes (Guillaume du Bellay I I 418). Von Anfang an meint contenance auch das Tun als ob, Schein und Verstellung. Auf der Bühne des Lebens spielt der Mensch seine Rolle, trägt er seine Maske, bis zum letzten und schwersten A k t seiner Komödie, dem Sterben, sagt Montaigne, antike Gedanken wiederholend. En tout le reste il y peut avoir du masque: ou ces beaux discours de la Philosophie ne sont en nous que par contenance; ou les accidens, ne nous essayant pas jusques au v i f , nous donnent loysir de maintenir tousjours nostre visage rassis 1 0 . Die Sterbestunde nimmt uns die Maske ab, zeigt unser wahres Gesicht: et n'est rien dequoy je m'informe si volontiers, que de la mort des hommes: quelle parole, quel visage, quelle contenance ils y ont eu u ; Man darf sich freilich von denen nicht täuschen lassen, die bis zuletzt immer noch hoffen, davonzukommen. 10 I, X I X 98. Die ersten deutschen Übersetzer der Essais sagen für contenance noch nicht Haltung. J . D. Titius-Hetz, Leipzig 1753—54: „ B e y allen übrigen kann Verstellung seyn. Denn, entweder (!) prangen wir nun von außen mit unser schönen Philosophie: oder (!), die Zufälle rühren uns nicht sogar empfindlich; und lassen uns daher noch Zeit immerfort unser gesetztes Wesen bey zu behalten." J . J . C. Bode, Berlin 1793-95: „ I n allen übrigen kann Mummerei stattfinden, wobei die wohltönenden philosophischen Reden bloß Gedächtniswerk (!) sind, wo die Zufälle uns eben nicht gerade an H e r z und Seele greifen und uns R a u m lassen, unsere Mienen beständig in heitere Falten zu legen." E. Kühn, Straßburg, 1900: „ D i e herrlichen Lehren der Philosophie mögen j a unsere äußere Haltung bestimmen"; W. Vollgraff, Berlin 1908: „um uns eine gewisse Haltung zu geben"; T . N o a h , Berlin 1911: „uns Haltung geben"; P. Sakmann, Leipzig 1932: „unsere Haltung bewahren"; H . Lüthy, Zürich 1953: „wobei die wohlklingenden Worte der Lebensweisheit nichts als Spreizen und Mache sind". 1 1 I, X X 111. Titius: „Ich pflege auch nach nichts lieber, als nach der Leute ihrem Tode, zu fragen, was für Worte sie dabey geführet, was für Geberden sie dabey gemacht haben." Bode: „Mienen und Gebärden".

16

La contenance

Il advient à la pluspart de roidir leur contenance et leurs parolles pour en acquérir réputation, qu'ils esperent encore jouir vivans 12 . Contenance ist der äußere Schein, dem die Menschen unbedenklich ihr Gewissen opfern. Ils envoyent leur conscience au bordel et tiennent leur contenance en regle 1S . Contenance ist das gesellschaftliche Auftreten, zu dem auch die geziemend wortreichen Ergebenheitsbeteuerungen gehören. J'honore le plus ceus que j'honore le moins; et, ou mon ame marche d'une grande allegresse, j'oblie les pas de la contenance 14 . Contenance ist die Körperhaltung beim Tanz. Et les Dames ont meilleur marché de leur contenance aux danses où il y a diverses descoupeures et agitations de corps, qu'en certains autres bals de parade, où elles n'ont simplement qu'a marcher un pas naturel et représenter un port naïf et leur grâce ordinaire 15 . Von sich selbst gesteht Montaigne, daß er nicht anders könne, als zu Pferde wie zu Fuß stets eine Gerte oder einen Stock mit sich zu führen, jusques a y chercher de l'elegance et de m'en sejourner, d'une contenance affettee 16 . Diese mignardise dient ihm, der nie stillhalten kann, auch zur gesti12 I I , X I I I 373. Titius: „Die meisten thun und reden beherzt, um sich dadurch einen R u h m zu machen, den sie noch lebend zu genießen denken." Bode: „Bei den meisten findet sich's, daß sie sich in Mienen und Worten steif und unerschrocken zeigen..." 13 I I I , V 77. U t i u s : „Die meisten Menschen schicken ihr Gewissen ins H u r e n haus, und leben mit ihren Gebehrden den Gesetzen nach." Bode: „Man schickt sein Gewissen in die Häuser der Phrynen und hält sein Gesicht und Mienen in regelmäßiger O r d n u n g . " 14 I, X L 328. Utius: „Ich ehre in der T h a t diejenigen am meisten, die ich dem Ansehen nach am wenigsten ehre. D a wo meine Seele mit einer großen Munterkeit einhergehet, vergesse ich zierliche Schritte zu machen." Bode: „Wo meine Seele vor Freuden h ü p f t , d a vergesse ich in Tanzmeisterschritten einherzuschreiten." 15 II, X 107. Utius: „Eben so machen die Damen in denenjenigen Tanzen, worinnen verschiedene Wendungen und Leibesbewegungen vorkommen, eine bessere Figur, als in gewissen andern Prunktänzen, wo sie nur bloß einen ordentlichen Schritt gehen, und ihre natürliche Stellungen und angebohrne Annehmlichkeiten zeigen d ü r f e n . " Bode: „ U n d die D a m e n ziehen sich besser aus der Sache in solchen Tanzen, worin verschiedenerlei Arten Schritte und Körperschwenkungen vorkommen, als in gewissen andern feierlichen Tanzen, worin fast kein andrer als natürlicher Schritt vorkommt und wobei sie nur die ungekünstelte schöne Bewegung und gewöhnliche Anmut im Tragen des Körpers darzustellen haben." 18 II, X X V 485. Utius: „ J a ich habe so gar eine Zierlichkeit darinnen gesucht, mich gezwungen darauf zu Stämmen." Bode: „so d a ß ich selbst eine Art von Zierde darin gesucht, zu tun, als ob ich mich darauf stützte und lehnte."

L a contenance

17

culation (III, X I I I 415). Sein gaskognischer Landsmann Faeneste bedient sich auch wenn er zu Fuß gehen muß der Reitpeitsche „pour contenance et pour parestre" (D'Aubigné, Les aventures du baron de Faeneste ed. Mérimée I, I I I 29). Aber auch sonst nimmt man ja, um sich in Gesellschaft eine würdige oder gefällige Haltung zu geben, par contenance einen bedeutenden oder zierlichen Gegenstand zur Hand, Stab, Schriftrolle, Buch oder Rosenkranz, eine Blume oder Frucht, einen Handschuh, das Spitzentuch. Die Spiegelchen und Fächer, die die Damen auch zu diesem Zweck stets in der Hand halten, heißen geradezu contenances oder bonnes grâces, „pourceque à faute d'autre contenance on manioit cela" 1 7 . Mme de Sévigné berichtet aus der Bretagne von einem ihrer adeligen Bekannten: Il fait ici l'amoureux d'une petite madame: je trouvai que c'étoit une contenance dont il a besoin comme d'un éventail 18 . Einem Modehelden dient auf der Promenade bald ein kleiner Spiegel, bald ein diamantenbesetztes Porträt, bald ein Fläschchen Rosmarinwasser als contenance, eine alternde Kokette hält wie ein junges Mädchen pour contenance eine Stickerei in der Hand 1 9 . So sind es sehr verschiedene Bereiche, in denen contenance bedeutungsvoll wird. Das Wort meint die Ausdruckshaltung des menschlichen Körpers, den Ausdruck der Gebärde und des Gesichts als solchen, dann aber auch als einen besonderen Wert, als ein ethisches und ästhetisches Postulat, auf das die immer wiederkehrenden Formeln faire contenance und perdre contenance, tenir une contenance, se donner une contenance, ne savoir sa contenance, dazu seit dem 16. Jahrhundert se contenancer und se décontenancer hinweisen. Dieser Wert kann ein positiver und ein negativer sein, die trotzige und die züchtige, die würdige und die anmutige Haltung, keusches Sichbewahren aber auch ein kluges Sichverbergen hinter dem Geziemenden und Gefälligen, Ziererei und Heuchelei, ein leichtfertiges Gesellschaftsspiel und die Bewährung im Angesicht des Todes. 17 H . Estienne, Deux dialogues du nouveau langage françois italianizé ed. Ristelhuber I 225: „denn mangels einer anderen Haltung hatte man dies in der H a n d . " 1 8 16. 8.1671. „Er spielt hier den Liebhaber einer kleinen Madame. Ich fánd, daß dies eine contenance ist, die er wie einen Fächer braucht." 19 P. J . Brillon, Portraits sérieux, galants et critiques, Liège 1696 149, 271.

2 Wandruszka, Haltung und Gebärde

II I L C O N T E G N O und E L C O N T I N E N T E Die französische contenance fand sehr früh in den anderen romanischen Sprachen Aufnahme. Die Provenzalen gebrauchen nur selten contenansa oder contenemen. Die Italiener sagen contenente, häufiger contenenza, contenanza, contenimento, schließlich, entsprechend fr. contien, contegno. Francesco da Barberino erklärt in seinem Lehrgedicht Del reggimento e costumi di donna, das Edelfräulein solle eine etwas weniger stolze Haltung zeigen als die Königstochter, denn es gebühre ihr nicht, ein ebenso erhabenes Gebaren zur Schau zu tragen, „non far sì alti portamenti... che nolle conviene cotanto alteramente menar sua contenenza" 20 . Boccaccio's Fiammetta beschreibt die contenenze altiere der edlen Frauen von Neapel (j). Leon Battista Alberti rät einer jungen Frau, con buona continenzia, con modo grave vor das Haus zu treten (Della famiglia III). Eine vornehme Erscheinung gefällt, aber eine einzige unwürdige, unbeherrschte Gebärde, uno disonesto cenno, un atto d'incontinenzia macht sie sofort niedrig und gemein: den Humanisten fließt das Wort vollends mit der lateinischen continentia zusammen. In einer Sonderbedeutung fand contenenza im höfischen Tanz Verwendung: so heißt der seitliche Wiegeschritt, bei dem gleichzeitig der Körper aufgerichtet und zurückgenommen wurde. Die 34 verschiedenen Tanze, die im 15. Jahrhundert Guglielmo Ebreo in seinem Lehrbuch der Tanzkunst beschreibt, sind zum großen Teil Schritte und Doppelschritte, halbe und volle Drehungen, Rückwärtsschritte (riprese), Seitwärtsschritte (contenenze), Verbeugungen (riverenze) in immer wieder neuen Kombinationen und Figuren: Tanze der vornehmen Gesellschaft, bei denen alles auf die edle und anmutige Haltung des Körpers ankam 2 1 . Auch die Spanier nannten diesen verhaltenden Wiegeschritt contenencia. Covarrubias beschreibt ihn 1 6 1 1 in seinem Wörterbuch als un cierto retiramiento del cuerpo a modo de mesura, que haze el 20 1 1 0 , 1 1 9 , vgl. II 15, V 12; und wieder daneben die Tugend der contenenza 21 VIII1. Scelta di curiosità letterarie 131, Bologna 1873.

Il contegno und el continente

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que va danzando, en que parece contenerse y retirarse; y assí dizen los maestros de danjar reverencia y contenencia, etc. 22 . Im Italienischen setzt sich statt la contenenza ti contegno durch, auch wieder vor allem die unnahbare, die hoheitsvolle Haltung, contegnoso wird das feierliche Einhersdireiten genannt. Aber neben den eigenständigen italienischen Bezeichnungen für die Haltung, atto, attitudine, atteggiamento, tritt contegno erst stärker hervor, als die französische Kultur noch einmal für Europa maßgebend wird, und auch die italienische Sprache mit Gallizismen durchsetzt. Im 18. Jahrhundert übernimmt contegno die Fülle der Bedeutungen und Verwendungen von contenance. Das gilt nicht nur für die infrancesati, die „Französlinge". Auch Carlo Gozzi etwa gebraucht immer wieder contegno, bald für die Körperhaltung, bald für den Gesichtsausdruck (wenn er von zwei schönen schwarzen Augen erzählt, die sich wie geistesabwesend und doch schmachtend auf ihn richten, „in un contegno come d'astrazione e con un certo languore" Memoire inutili I I 47), bald ganz allgemein für das Verhalten („il mio contegno colla ragazza e il contegno della ragazza con me" II 48). Alfieri, der die französische Sprache vor der italienischen beherrschte, ergrimmte bei seinem Besuch in Versailles über die jupitergleiche Haltung, il contegno giovesco Ludwigs X V . (Vita I I I j), die gleiche hohle Erhabenheit des contegno, die er bei anderen gekrönten Häuptern beobachtet hatte (III 2). Auf der anderen Seite aber nahm er für sich in Anspruch, dem Tod stets mit der gleichen Haltung, con lo stesso contegno, ins Auge gesehen zu haben (III 14). Als er mit seiner Gefährtin vor der beginnenden Schreckensherrschaft aus Paris floh, wurden sie an der Stadtgrenze vom Pöbel aufgehalten, seine unerschrockene Haltung rettete sie: mostrai buon contegno, e quello ci salvó" (IV 22). 2 2 „ein gewisses Zurücknehmen des Körpers als Taktbewegung, das der Tanzende ausführt, wodurch er sich zusammenzunehmen und zurückzuziehen scheint; und so sprechen die Tanzmeister von reverencia und contenencia usw." In der französischen Tanzsprache wird contenance dagegen nicht auf eine Sonderbedeutung eingeengt. Thoinot Arbeau braucht in seiner Orchesographie immer wieder contenance als tänzerische Haltung, contenances als Bewegungen und Gebärden, also entsprechend der allgemeinen Umgangssprache. Es gibt nach ihm sechs verschiedene Arten einer contcnance belle et decente: 1. mit geschlossenen Beinen, 2. mit ausgewinkeltem rechtem oder 3. linkem Knie, 4. mit geöffneten Beinen, 5. mit dabei rechts oder 6. links weggestelltem Spielbein. D a s Körpergewicht gleichmäßig auf beiden Beinen kennzeichnet die contenance foeminine: Et tout ainii qu'il est mal-seant a une Damoiselle d'avoir une contenance hommace, aussi doibt l'homme eviter les gestes muliebres, „und genau so wie es für ein Fräulein unschicklich ist, eine betont männliche Haltung zu zeigen, muß der Mann weibliche Gebärden meiden." Orchesographie 1588, ed. L. Fonta, 1888, 40 ff.

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Il contegno und el continente

Nach dem Vorbild der Franzosen sagten auch die Spanier el contenente und la contenencia23. In den Siete Partidas Alfons des Weisen wird der contenente eines Königs genau beschrieben: sein Gang darf weder schnell noch unstet sein, er darf nicht zu lange stehen, weder zu unbeweglich noch zu unruhig sein, weder allzu aufgereckt noch zusammengekrümmt einhergehen, muß würdevoll zu Pferde sitzen, bei Tisch mit edlem Anstand zu essen und zu trinken wissen, und mit der gleichen würdigen Haltung im Bett liegen. Vor allem aber muß er darauf achten, daß er beim Sprechen einen buen contenente einnehme, besonders mit dem Mund, dem Kopf und den Händen, jenen Körperteilen, die die Menschen viel bewegen wenn sie sprechen, weshalb er bestrebt sein soll, das was er sagen will mehr durch "Worte, als durch Zeichen auszudrücken. So fordern es die "Weisen des Altertums, und so verlangt es die "Wurde des Königs als Statthalter Gottes auf Erden. Gute Haltung adelt und schmückt den Menschen, „contenente bueno es cosa que faze al home sser noble et apuesto". Die Königsöhne soll man lehren, beim Zuhören nicht den Mund offenstehen zu lassen, oder sonst eine unschickliche Haltung einzunehmen, „ni fagan otro contenente desapuesto." Sie sollen das rechte Schreiten lernen, die Füße nicht allzu hoch von der Erde heben noch sie am Boden schleifen, und wenn sie sich zu setzen wünschen, sich nicht plötzlich fallen lassen, dann auch nicht ungestüm aufspringen. Sie sollen nicht mit großen Gebärden ihrer Glieder reden, „faziendo mal contenente con ellos." Auch der contenente der geistlichen Würdenträger wird eingehend besprochen (ed. 1550 I 5, 39; 24, 16; II 5, 4; 7 , 7 ; 7, 8). „Gestos en latín tanto quier dezir en romane como contenentes" (I 24,16). Los contenentes sind die Gebärden. Juan Manuel erzählt die Geschichte vom jungen Ehemann, der mit gut gespieltem "Wüten sein widerspenstiges Weib zähmt, „bravo et sañudo et faciendo muy malos contenentes", wild und wütend grimmige Gebärden machend (El Conde Lucanor 35). Wieder bleibt dann oft ungewiß, ob etwa ein gracioso continente oder ein falso continente die Haltung, die Gebärde, den Gesichtsausdruck oder allgemein das Betragen meint (Cancionero de Palacio 6, 66, 91, 224). Einmal wird das Antlitz der Geliebten mit dem Wetterhimmel verglichen: Nebla et mal continente, Tu rostro siempre sanyoso... „Nebel und böses Gesicht, dein Antlitz immer e r z ü r n t . . ( 2 7 4 ) . 2 3 El libro de Alexandre, Madrider Handschrift, Bibl. Aut. Esp. LVII, 55, 914: contenencia (in der Pariser Handschrift, Ges. f. rom. Lit. X , 66, 943 dafür: cabtenen-

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Daneben bleibt continencia, bis an die Schwelle der Neuzeit lebendig. Hernando del Pulgar spricht von der continencia seiner Claros Varones de Castilla (4,15). Von der Königin Isabella der Katholischen sagt er: „era mesurada en la continencia e movimientos de su persona", sie war gemessen in der Haltung und den Bewegungen ihres Leibes; guardaba tanto la continencia del rostro, que aun en los tiempos de sus partos encubría su sentimiento, e forzábase a no mostrar ni decir la pena que en aquella hora sienten e muestran las mugeres (Crónica I I 4 ) , sie wahrte so sehr die königliche Verhaltenheit ihres Antlitzes, daß sie selbst in den Zeiten ihrer Geburten ihr Gefühl verbarg, und sich bemühte, den Schmerz nicht zu zeigen und zu sagen, den in solcher Stunde die Frauen spüren und zeigen. Wieder sind wir hier in der Nähe der lateinischen continentia. El continente aber behält nodi lange einen besonderen Klang als die ritterliche, die höfische Haltung. Lazarillo deTormes, der Schelm, dient unter anderem auch einem armen und hungrigen escudero, dessen ausschließlicher Lebensinhalt diese Haltung ist. Mit würdevollem Schritt, den Körper aufgerichtet, den er so wie den Kopf voll edler Anmut bewegt, das Ende der capa bald über die Schulter, bald über den Arm geworfen, die rechte Hand in die Seite gestützt, so verläßt er das Haus und geht die Straße hinauf con tan gentil semblante y continente 24 , daß man ihn für einen nahen Verwandten des Grafen Alarcos halten würde. Der Gleichklang mit continente „zurückhaltend, enthaltsam, beherrscht" weist die Haltung wieder in eine bestimmte Richtung. Im gleichen Kapitel sagt Lazarillo, er trinke keinen Wein, um den Genügsamen zu spielen, por hazer del continente. Die unerschütterliche 'Würde mit leerem Magen bestimmt seitdem für Europa das Bild des spanischen hidalgo. Zu den Sternen der Unsterblichkeit trägt diese Haltung den Ritter von der Traurigen Gestalt. Cervantes hat uns die äußere Erscheinung Don Quijote's so unnachahmlich geschildert, daß Unamuno einen ensayo iconològico darüber schreiben konnte 25 . Die Komik und Tragik dieses spanischesten der f i a ) ; 895 (924): buen contenente; 1444 (1586): mala contenencia; 2445: espannolei de meior contenencia (2573: de mejor cabtenen$ia). 24 „mitt so hofimännischen geberden, zierlicher artt und gesdiicke" heißt es in der ersten deutschen Übersetzung 1614. 25 El Caballero de la Triste Figura 1896. Unamuno's scholastisdie Motivation von continente: el continente corporal als das Enthaltende, el contenido espiritual als das Enthaltene entwickelt auch P. M. de Olive in seinem Diccionario de sinónimos 1843.

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Spanier entzündet sich an seinem continente:

eines der Schlüsselwörter

zu der unerschöpflichen Heiterkeit und Traurigkeit eines Buches, das wie kaum ein anderes die Künstler aller Völker und Zeiten zur bildlichen Darstellung herausgefordert hat. Vor der elenden Herberge, die er für ein Ritterschloß hält, hat er auf dem Brunnentrog seine altertümliche Rüstung aufgebaut und hält feierlidie Waffenwache, indem er unter den Augen von Dirnen und M a u l tiertreibern con gentil

continente

davor auf und ab geht (I 3). Den

friedfertigen Seidenhändlern stellt er sich con gentil nuedo

continente

y

de-

in den Weg, die Füße fest in den Steigbügeln, die Lanze einge-

legt, den Schild vor der Brust (I 4), und gegen den nicht weniger friedlichen Leichenzug setzt er sich con gentil

y continente

im Sattel

zurecht (I 19). E r steigt von Rocinante und grüßt con gentil

continente

y donaire

brio

(I 2 3 ) . Großmütig reicht er dem um Verzeihung bittenden

Sancho Panza die H a n d zum Kuß, con

reposado

continente

(I 30).

W i r d der närrische H e l d mit allgemeiner Heiterkeit empfangen, so erwidert er die Begrüßung con grave dieser gentil continente,

continente

dieser mesurado

y aplauso

continente,

(I 32). U n d

überwindet schließ-

lich Hohngelächter und Stockschläge und alle Unbill der gemeinen Welt 2 6 . 26 Für die Entwicklung der deutschen Sprache im Bereich der Haltung und Gebärde sind die Ubersetzungen dieser Stellen sehr aufschlußreich. I 3: 1648 „mit eim zierlichem Geberd und Geschicklichkeit des Leibes", 1682 „sehr anmüthig- und zugleich trotziglich", 1775 „mit edlem Anstände", so auch Tieck 1801 und die späteren Übersetzungen, 1937, „in würdiger Haltung". 14: 1648 „mit besonderer Zierd und großer Hertzhafftigkeit", 1682 „mit einem trotzigen Entschluß", 1775 „mit edlem Anstände", 1801 „mit edlem und kühnem Anstände", 1842 „mit eben so vieler Würde als Kühnheit", 1884 „mit stattlicher Haltung und Zuversichtlichkeit". I 19: 1648 „mit tapffern Geberden und muthiger Gestalt", 1775 „mit einer wahren Helden-Miene", 1801 „mit edlem Anstände und Bezeigen", 1937 „mit edlem Anstand und stolzer Haltung". I 23: 1682 „mit ziemlicher Anmut", 1775 „mit vielem Anstände", 1801 „mit edlem Anstände und großer Leutseligkeit", 1884 „mit edlem Gebahren und zierlichem Anstand", 1937 „mit edler Haltung und Würde". I 30: 1682 „sehr gravitätisch", 1775 „mit einer Miene von hohem Ernst", 1801 „mit feierlichem Anstände", 1839 „mit ruhigem Ernste", 1842 „mit ernster Miene", 1884 „mit ernster Haltung". I 32: 1682 „mit seiner gewöhnlichen Gravität", 1775 „wie gewöhnlich ernsthaft", 1801 „mit Ernst und Strenge", 1839 „mit würdigem Ernst", 1842 „mit herablassendem Ernst", 1884 „mit würdiger Haltung".

III

L E M A I N T I E N und L E P O R T Der contenance entsprechend gebrauchen Provenzalen und Katalanen ein verwandtes Wort, captenensa, captenemen, captenh, von se captener „sich aufführen", captener „aufrechthalten" (caput tenere „das Haupt halten"). Amanieu de Seseas schreibt in seinem Reimbrief an die Geliebte: car vos vey a totas sobreira de sen, de parlar, de manieira, de bel captenh, de cortezia 2 7 . Keine die holdseliger und wohlgesitteter wäre ni de tan hela chaptenensa. Aber auch der Norden begnügt sich nicht mit contenance. Von maintenir „festhalten, aufrechterhalten" (manu tenere „mit der H a n d halten"), se maintenir „sich halten" tritt seit dem 1 3 . Jahrhundert le maintien, gelegentlich auch le maintenement und la maintenance, immer häufiger neben la contenance. Adán de le Hale besingt einmal die contenante cote, die sittsam stille Haltung seiner Schönen (canchón I X , ed. Berger), ein andermal ihren maintien coi ( X V I ) . Alles Sinnen und Trachten des Liebenden muß auf das heitere Antlitz, die süßen, liebevollen Augen und die „seigneurialen" Haltungen und Bewegungen der Geliebten gerichtet sein, au riant vis Et as dous amereus ius Et as maintiens signerius. (Canchón X X I I I ) . Im späteren Mittelalter gehört le maintien noble, gent, gracieus, joli, plaisant, dous, coi, rassis, amesurê zu jedem höfischen Lob. So preist Christine de Pisan an Jeanne de Bourbon, der Gemahlin Karls V., „ l a contenance de celle dame louée, rassise et agmodérée en parolle, maintien et regart", den Bruder des Königs, Louis d'Anjou, 21 Appel Prov. Chrest. 100: „denn ich sehe Euch allen überlegen durch klugen Sinn, Sprechen und Gebaren, durch liebliche Haltung und höfische Art." Auch im Altspanischen findet sich captenengia, cabtenenfia, siehe oben Anm. 23. Beispiele aus Gonzalo de Berceo gibt Cejador y Frauca, Vocabulario medieval castellano.

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L e maintien und le port

später König von Neapel, nennt sie „hault et pontifical en maintien, très bel de corps et de viaire", vom zweiten Sohn des Königs, Louis d'Orléans, entwirft sie ein Bild, das den vollendeten Hofmann der Renaissance vorwegnimmt: bel est de corps, et a très doulce et bonne phinozomie; gracieux en ses esbatemens; ses riches et genz abillemens bien luy siéent; bel se contient à cheval; abillemens à feste se scet avoir, et très bien dance; jeue par courtoise maniéré; rit et soulace entre dames avenamment. Ses condicions sont telles: il aime les bons, comme dit est; il a sens naturel tel que nul de son aage ne le passe, maintieng hault et benigne, parolle rassise et agmodérée 28 . Aber maintien hängt nicht nur von körperlichen Vorzügen ab. Gab es einen armseligeren, für das königliche Kriegshandwerk untüchtigeren Körper als den Karls VII., neben Kämpen wie den König von England oder den Herzog von Burgund? Nachdem Georges Chastellain diesen mageren, kraftlosen Leib, den unsicheren Gang, das bleiche Gesicht, die schwache Stimme beschrieben hat, fährt er ohne Übergang fort: „En luy logeoit un très-beau et gracieux maintien" (Chronique II 43). Hier ist die Haltung Ausstrahlung innerer "Wurde. Diese "Würde meint auch Christine, wenn sie ihrem Sohn als gute Lehre auf den Lebensweg gibt, sich eines gefälligen Betragens zu befleißigen, weder unbeherrscht noch nachlässig in seinem Auftreten zu sein, den Körper ruhig zu halten und Hände und Kopf geziemend zu bewegen: Aies contenance plaisant, Trop estourdi ne trop laisant N e soit ton maintien, ains t'arreste Et meine a point et mains et teste. (Les enseignemens moraux 46.) Entsprechend der Vorliebe des Spätmittelalters für synonymische Wortpaarungen sagt man auch in einem Atem contenance et maintien'29. 2 8 Le livre des fais du sage roy Charles, I 20, I I 1 1 , 1 6 : „das Betragen dieser gepriesenen Dame, ruhig und gemessen in Wort, Haltung und Blick"; „erhaben und höchst würdevoll in seiner Haltung, sehr schön an Leib und Gesicht"; „ E r ist von schöner Gestalt und hat ein sehr sanftes und gutes Gesicht, ist anmutig in seinen Bewegungen beim fröhlichen Zeitvertreib, seine prächtigen und geschmackvollen Kleider stehen ihm gut, er hat eine gute Haltung zu Pferd, weiß sich zum Fest wohl zu kleiden und tanzt sehr gut, spielt mit höfischem Betragen, lacht und scherzt in D a mengesellschaft auf gefällige Weise. Das sind seine Eigenschaften: er liebt die Guten, wie gesagt wurde, er hat angeborene Klugheit, so daß keiner seines Alters ihn übertrifft, vornehme und leutselige Haltung, ruhige und gemessene Sprache." 2 9 Christine de Pisan, Le livre des fais du sage roy Charles, 1 1 7 , Antoine de la Sale, Le petit Jehan de Saintré 31.

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Aber damit ist es noch nicht genug. Neben soi tenir, contenir, maintenir heißt soi porter, deporter sich tragen, sich betragen. Le port, auch le déport, portement, deportement, la porteiire, ist nochmals die H a l tung, vor allem die Art, wie der Mensch im Stehen oder Gehen den K o p f , den R u m p f , die Arme hält. Wenn die Dame einen Mantel trägt, dann soll sie ihn so tragen, daß er den Anblick ihrer Körperformen nicht allzusehr behindert, heißt es im Rosenroman. E s'ele est teus que mantel port, Si le deit porter de tel port Qu'il trop la veiie n'encombre Dou bel cors a cui il fait ombre. ( 1 3 555 ff.) Vom Tragen der Kleidung ist es nicht weit zum Tragen des Kopfes, der Arme, des ganzen Körpers. Beim Sprechen achte auf deine Körperhaltung, so rät, unter Berufung auf Cicero, Brunetto Latini, achte auf die porteure dou cors, den blau déport. En ta porteure, garde que tu tiegnes ta face droite, non mie contremont le ciel, ne les yeulx contreval fidhiez en terre; ne torne mie les levres laidement, ne grocir tes sorcils, ne lieve tes mains, ne ne soit en toi nus portemens blasmables 30 . Den Italienern ist il portamento ebenfalls schon früh geläufig, bald in der Einzahl („l'adorno portamento e la gaja sembiança" Paolo Zoppo da Bologna), bald in der Mehrzahl („li soi portamenti e i scembianti" Memoriali bolognesi, Monaci 207, 291). Petrarca besingt Lauras göttliche Haltung, il divin portamento (14. Kanzone), quel celeste portamento in terra (22. Kanzone), ihre frauenhaft demutsvolle Haltung, il portamento umile (15.Kanzone), ihre huldreich hoheitsvolle Haltung in dem ersten Klagegedicht auf ihren Tod, das mit der schmerzlichen Beschwörung beginnt: Oimè il bel viso, oimè il soave sguardo, Oimè il leggiadro portamento altero! Daneben portatura: Die Tochter aus niedrigem Adelsgeschlecht soll sich das Betragen der hohen Frauen zum Vorbild nehmen, sagt Francesco da Barberino, Sì al parlare corno alla portatura, E d all'andare, ed anco al salutare. (Reggimento I I , 14). s o Li livres dou Tresor II, II, 56, 4: „In deiner Haltung achte darauf, daß du dein Gesicht gerade hältst, nicht etwa in den Himmel hinauf gerichtet, oder die Augen auf den Boden geheftet, verziehe nicht in häßlicher Weise deine Lippen, runzle nicht deine Brauen, hebe nicht deine H ä n d e in die Höhe, und mache auch sonst keine tadelnswerte Bewegung." Entsprechend heißt es in Bono Giamboni's Volgarizzamento del Tesoro di Brunetto Latini: portatura di corpo, bel portamento, portatura, portamento.

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Der Zusammenhang mit dem Tragen der Kleidung wird dabei noch bis in 16. Jahrhundert hinein empfunden S1 . Im Französischen hat sich schließlich le port durchgesetzt für das hochaufgerichtete, hoheitsvolle Tragen des Kopfes, des Körpers, für das vornehme Stehen und Gehen, das sich in idealer Harmonie mit einem bescheidenen und liebenswürdigen Gesichtsausdruck verbindet. Son biau maintieng, son venir, son aler, Son gentil corps, son gracieus parier, Son noble port, son plaisant regarder, Et son viaire Qui tant estoit dous, humble et debonnaire 32 . Guillaume de Machaut preist noble port und viaire humble, Christine de Pisan verlangt von einer vornehmen Dame humble chiere et grant port33. Die letzte Reife der höfischen Kultur liegt in dieser Vermählung des adeligen Stolzes des Leibes mit der edlen Demut des Gesichts. Eines der kennzeichnendsten Merkmale gotischer Figuren, die S-Haltung, ergibt sich ja oft aus dem zuchtvoll sich bewahrenden Zurücknehmen des Oberkörpers, verbunden mit dem huldvollen Vorneigen des Kopfes. So besitzt die französische Sprache schon im Mittelalter drei verschiedene Ausdrücke für die Haltung des Menschen, contenance, maintien, port, in denen das Bemühen deutlich wird, die geschärfte und verfeinerte Aufmerksamkeit dafür sprachlich zu erfassen. O f t werden sie im gleichen Zusammenhang nebeneinander verwendet. Aus Anlaß der Vermählung Maximilians von Österreich mit Maria von Burgund 1477 schildert Jean Molinet den Bräutigam: La face est angelique, le regard est amoureux, le maintieng est plaisant... Son port est seigneureux et de competent estature selon l'eage... Die Braut ist „propre, gracieuse, gente et mignonne, de doulz maintieng et de tres belle taille" 34 . Sie ist keine ausgesprochene Schönheit, 81 quei movimenti die apartengano al portar de' vesti, die gli potiam chiaraare, se ti pare, portatura, Alessandro Piccolomini, Dialogo de la bella creanza de le donne 1540, Scrittori d'Italia 56, p. 20. Die Spanier sagen la portada (Covarrubias 1611: buena portada de persona - buerta presen$ia, Oudin 1675 buena portada - beau port) bevor sich el porte durchsetzt. 32 Guillaume de Madiaut, Le jugement dou roy de Behaingne 577 ff.: „Ihr schönes Gebaren, ihr Hin- und Wiedergehen, ihr holder Leib, ihr reizendes Sprechen, ihre edle Haltung, ihr liebliches Blicken, und ihr Gesicht, das so sanft, demütig und leutselig war." 33 Le livre du duc des vrais amans, Oeuvres poetiques III 163. 34 Chroniques I 46: „Das Antlitz ist engelhaft, der Blidt liebevoll, das Gebaren ist g e f ä l l i g . . . Seine körperliche Erscheinung ist herrenhaft und von einem seinem AI-

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besitzt aber eine „très humble contenance", wieder als ein sittsam demutvolles Betragen, das vor allem aus ihrem Antlitz spricht. Der Grund für diesen Wortreichtum ist offenbar mehr das Bedürfnis, von einem ebenso wichtig genommenen wie schwer zu fassenden Sachverhalt angemessen zu sprechen, als etwa das Verlangen nach begrifflichen Unterscheidungen: contenance ist die Haltung im weitesten Sinn, bezieht auch den Gesichtsausdruck mit ein, ja kann diesen ausschließlich meinen, daneben die Mienen und Gebärden in ihrem Wandel, während maintien kaum und port nie in der Mehrzahl gebraucht wird; die letzteren beziehen sich weniger oft auf einen veränderlichen Zustand als auf eine angeborene oder erworbene Eigenschaft, maintien wird auch auf das Betragen ausgedehnt, während port am genauesten die Haltung des Leibes und seiner Glieder umgrenzt. Damit aber stehen die drei Worter keineswegs in einem festen Verhältnis zueinander. Die Seele des Weisen muß ihren inneren Frieden, ihre ruhige Heiterkeit auch dem Leibe mitteilen, sagt Montaigne, doit former à son moule le port exterieur, et l'armer par conséquent d'une gratieuse fierté, d'un maintien actif et allegre, et d'une contenance rassise (später: contente) et debonnaire 35 . Hier ist le port der umfassende Begriff, le maintien die Haltung und Bewegung des Körpers, la contenance der Ausdruck des Gesichts. Vergleichen wir damit, was die Höflingsbreviere des 17. Jahrhunderts von der Haltung zu sagen wissen. De Refuge erklärt: En la contenance, faut que la rencontre du visage soit douce, gracieuse, modeste, non affectee et sans grimaces, le port du corps bienseant, sans gestes extraordinaires 86 . Hier umfaßt la contenance sowohl den Gesichtsausdruck als auch le port, d. h. Haltung und Gebärden des Leibes. Faret sagt: ter angemessenen Wuchs" schmuck, anmutig, lieb und nett, von sanfter Haltung und sehr schönem Wuchs". 3 5 I, X X V I 208. U t i u s : „Sie muß auch das äußerliche nach ihrer Form bilden, und folglich mit einem einnehmenden, muntern und freudigen Wesen, mit zufriedenen und leutseligen Gebärden, ausrüsten." Bode: „muß das Betragen des Körpers nach dem ihrigen abmessen und es folglich mit einem angenehmen, festen Mute bewaffnen, mit lebhaften, frohen Bewegungen und mit einem zufriedenen und gefälligen Anstände." N o a h : „sie soll selbst das äußerliche Benehmen nach ihrem Vorbild modeln und ihm anmutigen Stolz, lebhafte und frische Haltung und ein zufriedenes, sanftes Wesen verleihen." Montaigne gebraucht auch sonst port in solch umfassender Bedeutung, vgl. II 107, 591, 609, I I I 66, 310, 355. 36 Traicté de la court, 1616, 4: „Was das Auftreten betrifft, so muß der Ausdruck des Gesichts sanft, anmutig, ehrbar, nicht gekünstelt und ohne Grimassen sein, die Haltung des Körpers schicklich, ohne übertriebene Gebärden."

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Le maintien und le port

L a contenance est encore une partie de l'action exterieure, par laquelle on se peut rendre agreable. Elle consiste en une juste situation de tout le corps, de laquelle se forme cette bonne mine que les femmes louent tant aux hommes. Mais elle reçoit toute sa perfection des mouvements du visage, qui doit estre tousjours serain, riant et acqueillant tout le monde, avec douceur et courtoisie. E t certes on peut dire que c'est le visage qui domine au maintien exterieur 37 . Hier wird la contenance

durch le maintien

extérieur

wieder aufgenom-

men, entsprechend le port extérieur bei Montaigne. Im Laufe des 1 7 . Jahrhunderts tritt la contenance

hinter den vielen

neuen Ausdrucksmöglichkeiten für Haltung und Gebärde etwas zurück, 1680 behauptet Richelet sogar, daß das Wort in der Umgangssprache kaum mehr gebraucht werde: Contenance (Vultus, totiusque corporis habitus, status, dispositio, species) L a mine, l'aparence, le geste, la posture, l'air, le mouvement et la manière de paraître d'une personne, de quelques troupes d'une armée, etc. Le mot de contenance est un peu vieux, et dans le discours ordinaire on ne s'en sert guère, mais dans les sujets graves et soutenus, et principalement dans les choses de la guerre, il est encore beau et fait une belle image 3 8 . Aber auch in anderen Bereichen bleibt das Wort durchaus lebendig. Saint-Simon beschreibt uns den Tod des Dauphin in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1 7 1 1 und die Wirkung dieses alle Hoffnungen 37 L'Honneste homme ou I'art de plaire 4 la court, 1630, ed. Magendie 1925,94. In der 1679 in Jena erschienenen Übersetzung von J . Menudier heißt es: „Die Postur und Stellung des Leibs ist auch noch ein Theil der äußerlichen Geberdung, dadurch man sich kan beliebt machen. Sie bestehet in einer rechten Stellung des gantzen Leibs, aus der die gute Leibs-Gestalt herkommt, welche das "Weibes -Volck so sehr an denen Manns-Personen lobet. Sie bekommt aber alle ihre Vollkommenheit von den Regungen des Gesichts, das allezeit soll ausgehellt und fröhlich seyn, und iedermann mit anmuthiger Höflichkeit entgegen gehen. Und kan mann mit Wahrheit sagen, daß nichts anders als das Gesicht die Geberden des Leibs beherrscht." M. Magendie, der den Quellen nachgeht, aus denen Faret geschöpft, hat Quintilian außer acht gelassen, auf dessen Institutio oratoria ( X I I, 65 ff.) dieser Abschnitt De l'action qui est l'äme des paroles (Menudier: „Von Geberdung, welche der Worte Leben ist") mit seinen Unterabschnitten Du ton de la voix („Vom Laut der Stimme"), De la contenance („Von der Stellung des Leibes"), Des mouvements du visage („Von der Verwendung des Gesichts") Du geste („ Von Geberden") teilweise wörtlich zurückgeht. 8 8 „Die Miene, die Erscheinung, die Gebärde, die Stellung, das Aussehen, die Bewegung und das Auftreten einer Person, der Truppen einer Armee usw. Das Wort contenance ist ein wenig veraltet und in der Umgangssprache bedient man sich seiner kaum, aber bei gewichtigen und feierlichen Anlässen, vor allem in Dingen des Krieges, wirkt es noch gut und gibt ein schönes Bild."

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und Berechnungen umstürzenden Ereignisses auf die Angehörigen des Hofes, und er gesteht uns dabei seine dämonische Lust, de percer de mes regards clandestins chaque visage, chaque maintien, chaque mouvement, d'y délecter ma curiosité, d'y nourrir les idées que je m'étois formées de chaque personnage 39 . Er beobachtet die Herzogin von Orléans, deren hoheitsvolle und gemessene Haltung nichts aussagte, „dont la contenance majestueuse et compassée ne disoit rien", und die Herzogin von Burgund: son maintien, toujours avec ses mêmes grâces, étoit un maintien de trouble et de compassion que celui de chacun sembloit prendre pour douleur... Quelques larmes amenées du spectacle, et souvent entretenues avec soin, fournissoient à l'art du mouchoir pour rougir et grossir les yeux et barbouiller le visage, et cependant le coup d'oeil fréquemment dérobé se promenoit sur l'assistance et sur la contenance de chacun40. Die Synonymik des i8.und 19. Jahrhunderts hat dann vergeblich versucht, contenance und maintien begrifflich gegeneinander abzugrenzen. Lange glaubte man maintien auf die vom gesellschaftlichen Anstand geforderte Haltung schlechthin festlegen zu können, contenance auf das besondere Auftreten einzelner Stände und Berufe: „chaque état a sa contenance. La magistrature la veut grave et sérieuse; l'état militaire fière et délibérée, etc." Bis man erkannte, daß das auch für maintien galt: „chaque état a le sien: il y a un maintien soldatesque, un maintien sacerdotal" 41 . Wie wenig es hier um solche Unterscheidungen geht, zeigt auch die Tatsache, daß gerade in dieser Zeit, nach se contenir und se maintenir, schließlich se tenir sein Wort für die Haltung beisteuert, la tenue, noch8 9 Oeuvres ed. Boislisle X X I 24 ff.: „mit meinen heimlichen Blicken jedes Gesicht, jede Haltung, jede Bewegung zu durchdringen, meine Wißbegierde daran zu weiden, und die Vorstellung, die ich mir von jeder Persönlichkeit gebildet hatte, darin zu bestätigen". 4 0 „Ihr Betragen, immer mit der ihr eigenen Anmut, w a r ein Betragen der Verwirrung und des Mitleids, das alle andern, nach deren Betragen zu schließen, für Schmerz zu halten s c h i e n e n . . . Einige durch das Schauspiel hervorgerufene und immer wieder sorgfältig unterhaltene Tränen versorgten das Taschentuch, um mit Kunst die Augen zu röten und schwellen zu lassen und das Gesicht zu verschmieren, und dennoch wanderte oft ein verstohlener Blick über die Umstehenden und über die Haltung jedes einzelnen." 4 1 Encyclopédie art. contenance: „Jeder Stand hat seine Haltung: der Riditerstand verlangt eine würdevolle und ernste, der Soldatenstand eine stolze und entschlossene". Lafaye, Dictionnaire des synonymes 1 8 5 3 : „Jeder Stand hat die seine: es gibt eine soldatische und eine priesterliche H a l t u n g " .

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Le maintien und le port

mais nicht etwa ein neuer Begriff, sondern eben ein neues, treffendes, unverbrauchtes Wort. Es meint seit dem 16. Jahrhundert den festen Halt und die gute Haltung zu Pferde. Brantôme rühmt an Heinrich II. sa belle grâce qu'il avoit en ses armes et à cheval; comme de vray, c'estoit le prince du monde qui avoit la meilleure grâce et la plus belle tenue, et qui sçavoit bien monstrer la vertu et bonté d'un cheval, et en cacher le vice" 4 2 . Sah man die Herzogin von Angoulême zu Pferde, so wußte man nidit was mehr zu bewundern war, „ou sa bonne tenue ou sa belle grâce" (VIII 143). Die Festigkeit des Sitzes, des Standes wird dann zur guten Haltung. Montaigne gibt den Ausspruch eines Italieners wieder, der das Verhalten der Nationen im Angesicht der Gefahr beleuchten soll: daß nämlich der Scharfsinn der Italiener und ihre lebhafte Einbildungskraft sie die Gefahren frühzeitig genug erkennen ließe, um sich in Sicherheit zu bringen, daß Franzosen und Spanier mit ihrem weniger feinen Verstand sie mit Händen greifen müßten, dann aber ebenfalls die Haltung verlieren würden, „que lors aussi nous n'avions plus de tenue", und nur die dickfelligen Deutschen und Schweizer erst zu begreifen begännen, wenn schon die Schläge auf sie herabsausten (II, X I 126). Mit dieser tenue befinden wir uns schon in nächster Nähe der militärischen contenance. Aber erst zweihundert Jahre spätei wird auch in anderen Bereichen la contenance durch la tenue abgelöst. 4 2 Oeuvres completes ed. Laianne I I I 2 7 4 : „seine Anmut bei Waffenübungen und zu Pferde; und wahrlich, er war auf der ganzen Welt der Fürst, der die größte Anmut und die schönste Haltung besaß, und der sowohl die Vorzüge eines Pferdes hervorzukehren wie seine Fehler zu verbergen verstand."

IV

L ' A T T O und

L'ATTITUDINE

D e r lateinische Wortschatz f ü r die H a l t u n g und Gebärde des Menschen erfuhr in den romanischen Sprachen mancherlei Umgestaltung. Die Stellung des Körpers, der feste Stand, die ruhige H a l t u n g hieß bei den Römern status, gegenüber motus, der Bewegung. Nichts ist leichter als den Togenwurf eines Menschen, seine H a l t u n g und Bewegung nachzuahmen, sagt Cicero, „nihil est facilius quam amictum imitari alicuius aut statum aut m o t u m " (De oratore II 9 1 ) ; status ist die aufrechte, würdige H a l t u n g des Redners, statuarins der die Gebärde verschmähende, ruhig dastehende Redner (Orator 1 1 6 , 239). Im Altfranzösischen kann estat z w a r eine ähnliche Bedeutung haben, aber sie w i r d meist durch andere, viel reicher entfaltete Bedeutungen wie „ A u f z u g , Würde, Prunk, Staat, Stattlichkeit" verdeckt 4 3 . Im Miracle de Sainte Bautheuch stellt der K ö n i g seinem Gefolge die Jungfrau vor, die er wegen ihres bedingungslosen Gehorsams, wegen ihres sittsamen und anmutigen Gebarens zur Gemahlin auserkoren hat, Pour sa parfaitte obedience, Pour son sage et biau maintenir. O r la regardez 5a venir, E t son estat et sa maniere. (Miracles de Nostre Dame V I 93) „ N u n seht sie hier kommen, ihre H a l t u n g und ihr Betragen." Guillaume de Machaut sieht einen jungen Prinzen eintreten, und rühmt seinen Anstand, Körper, H a l t u n g und Gesicht, „sa maniere, son corps, son estat et sa chiere", und nochmals Gesicht, Leib, H a l t u n g und Benehmen, „son vis, son corps, son estat et sa guise" (La fonteinne amoureuse 1098 ff.). D e r Chevalier de l a T o u r Landry rät seinen Töchtern, den K ö r p e r ruhig zu halten und immer geradeaus zu blicken, wenn sie aber einmal sich umsehen wollten, das Gesicht und den Leib zusammen z u wenden, dann würde man ihre H a l t u n g um so sicherer und fester finden, „si en tendra l'en vostre estat plus seur et plus ferme". Von einer Königstochter erzählt er tadelnd: „eile n'avoit mie le plus 4S So sehr verdeckt, daß weder Godefroy noch Tobler-Lommatzsch diese Bedeutung überhaupt erwähnen.

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L'atto und l'attitudine

seur estât", sie hatte keineswegs die beste Haltung, denn sie guckte oft hierhin und dorthin und drehte den Kopf über die Schulter 44 . Wie im Lateinischen stehen sich estât und mouvement als Haltung und Bewegung des Körpers gegenüber. Christine dePisan schildert König Karl V.: Sa phinozomie et façon estoit sage, attrempée et rassise, à toute heure, en tous estas et en tous mouvements; chault, furieus en nul cas n'estoit trouvé, ains agmodéré en tous ses fais, contenances et maintiens 4S . Manchmal wird statura als Haltung gebraucht 46 . Auch im Italienischen findet sich diese Verwendung. Dante sagt zu der seinen Schmerz mitfühlenden Donna gentile: Videro Ii occhi miei quanta pietate Era apparita in la vostra figura Quando guardaste Ii atti e la statura Ch'io faccio per dolor molte fiate47. Cellini modelliert eine Frauengestalt für eine Münze: „la quäle io feci, questa detta femmina, in istatura lieta.. . 48 " Schließlich erscheinen auch habitus und habitudo in dieser Bedeutung in den romanischen Sprachen, aber es bleiben gelehrte Entlehnungen, auch hier haben sich andere Bedeutungen viel stärker entwickelt 49 . Anders actus. Die Römer bezeichneten damit die kraftvolle Bewegung und Betätigung in allen Lebensbereichen ebenso wie den rednerischen Vortrag und die schauspielerische Darstellung, das echte Tun und das Tun als ob in ihrer Triebkraft und Wirkkraft. In enger Anlehnung daran hat im Italienischen atto diese Bedeutungsfülle bewahrt, noch bereichert durch die scholastische Lehre von actus und potentia. Dante nennt atto ein Tun, eine Handlung, eine Bewegung (l'atto de la gola, 44 Le livre du chevalier de la Tour Landry pour l'enseignement de ses filles, 1371, 11,12. 45 Le livre des fais du sage roy Charles, I 17: „Sein Antlitz und Gebaren war weise, gemessen und ruhig, zu jeder Stunde, in allen Stellungen und Bewegungen; hitzig, wütend fand man ihn nie, sondern maßvoll in all seinen Taten, Haltungen und Gebärden." 46 Anseïs de Cartage v. 1530: „si mua s'estature". Vgl. Godefroy stature und esteüre. J. Loubier, Das Ideal der männlichen Schönheit bei den altfranzösisdien Dichtern, Diss. Halle 1890, 118, weist auf eine Beschreibung Alexanders des Großen hin (ed. P. Meyer I 124), in der es heißt: „II ne f u mie grans, mais de bele estadion". 47 Vita nuova 35: „Es sahen meine Augen welches Mitleid in Eurem Antlitz erschien, als ihr die Gebärden und die Haltung saht, die ich in meinem Schmerz so viele Male zeige." 48 Vita II 7. Goethe, dem Statur nur als Wuchs geläufig ist („Vom Vater hab ich die Statur . . ."), übersetzt: „Ich machte diese Figur in freudiger Stellung . . . " 49 Vgl. Godefroy, Huguet, v. Wartburg, Tommaseo abito 13.

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das Sprechen, Inferno X X I I I 88, il gentil atto de li occhi, der holde Blick, Rime 24: „Voi, donne, che pietoso atto mostrate"), ein Wirksamwerden, eine wirkende Wirklichkeit, gleichzeitig aber auch die leibliche Verwirklichung seelischer Kräfte in Haltung und Gebärde. Als Antwort auf die höllische Hoffart sind in die Wand des Läuterungsberges Bilder der Demut eingemeißelt. Da ist der Engel in der sanften Gebärde der Verkündigung dargestellt, so sprechend, daß man geschworen hätte er würde „ A v e " sagen, und die Jungfrau, die in actu, in der Verwirklichung ihrer Gestalt, die Worte „Ecce ancilla Dei" wiedergibt: L'angel che venne in terra col decreto Della molt' anni lacrimata pace, Che aperse il ciel dal suo lungo divieto, Dinanzi a noi pareva si verace Quivi intagliato in un atto soave. Che non sembrava imagine che tace. Giurato si saria ch'ei dicesse: „ A v e ! " ; Perchè ivi era imaginata quella, Che ad aprir l'alto amor volse la chiave; Ed avea in atto impressa està favella: „Ecce ancilla Dei", sì propriamente Come figura in cera si suggella 50 . Unzählige Male hat die bildende Kunst den Liebreiz dieser Demutsgebärden einzufangen versucht. Haltung, Geste, Miene sind in atto oft ungeschieden enthalten. Es kann die Haltung gemeint sein, wie bei der ersten Erscheinung Beatricens, nodi verschleiert und unnahbar in königlich stolzer Haltung, „regalmente nell'atto ancor proterva" (Purgatorio X X X 70). Dann wieder ist die Geste schärfer ins Auge gefaßt. Dante möchte Virgil etwas fragen, wagt es aber doch nicht: E quale il cicognin che leva l'ala Per voglia di volare, e non s'attenta D'abbandonar lo nido, e giù la cala; Tal era io con voglia accesa e spenta Di domandar, venendo infino all'atto Che f a colui ch'a dicer s'argomenta 51 . 5 0 Purgatorio X 3 4 : „Der Engel, der auf die E r d e herabkam mit der Botschaft des so viele Jahre unter Tränen erflehten Friedens, der nadi so langem Verbot den Himmel öffnete, erschien vor um dort so wahrhaftig eingemeißelt in einer sanften Gebärde, daß es kein schweigendes Bild zu sein schien. Man hätte geschworen, daß er ,Ave!' sagte; denn dort w a r jene abgebildet, die das Tor der höchsten Liebe aufschloß; und in ihrer Haltung hatte sie das Wort ,Ecce ancilla Dei' so eingeprägt wie eine Figur inWadis gedrückt wird." 5 1 Purgatorio X X V 10: „Und wie das Störchlein den Flügel hebt voll Fluglust,

3 Wandruszka, Haltung und Gebärde

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Aber es kann auch der Ausdruck des Gesichts sein, wie im atto bruno, der finsteren Miene (Purgatorio X X I V 27). Audi Petrarca spricht vom atto de la fronte e de le ciglia. (25. Kanzone). Er wird nicht müde, Haltung und Bewegungen Madonna Lauras zu besingen, ihr liebliches Dahinschreiten (132. Sonett), ihr Sitzen und ihr Stehen, beides so vollkommen, daß man nicht weiß, was größeres Lob verdient (23. Kanzone), ihr Gruß, l'atto dolce (85. Sonett), ihr Weinen, l'atto d'ogni gentil pietate adorno (124. Sonett). Sanft und unnahbar, so sieht sie der Dichter, Le man bianche sottili E le braccia gentili, E gli atti suoi soavemente alteri E i dolci sdegni alteramente umili 52 . Hier ist die gegenseitige Durchdringung von Demut und Hoheit auch sprachlich vollendet: soavemente alteri - alteramente umili. Diese Harmonie der Antithesen hat man jahrhundertelang nachgeahmt. Sie drückt am besten das Ideal weiblicher Haltung aus. Hoheit ist nicht Hochmut. Un atto dolce onesto è gentil cosa: Ed in donna amorosa ancor m'aggrada Che'n vista vada altera e disdegnosa, Non superba e ritrosa 53 . Mit Lauras hoheitsvollem Schreiten verbinden sich der sanfte Blick, die süße Sprache und die züchtige, demütige und ruhige Haltung: E con l'andar e col soave sguardo S'accordan le dolcissime parole E l'atto mansueto, umile e tardo 54. Das ist Lauras Haltung, „die mit Schweigen spricht", un atto che parla con silenzio (179. Sonett), auch das ein schönes, oft wiederholtes Wort. Heute scheint dies ein wenig verblaßte Frauenbildnis allein durch die sanfte Hoheit der Haltungen und Bewegungen zu uns zu sprechen. Audi bei Boccaccio können gli atti insgesamt die Haltung, das Betragen meinen. Fiammetta erblickt zum erstenmal Panfilo, der abseits und nicht wagt das Nest zu verlassen, und ihn wieder senkt, so entbrannte und erlosch in mir die Begierde zu fragen, und ich kam nur bis zu der Gebärde, die der macht, der sich zum Sprechen anschickt." 5 2 4. Kanzone: „Die zarten weißen H ä n d e und die lieblichen Arme, und ihre Gebärden so sanft und hochgemut und ihr süßes Wehren so stolz und demutsvoll." 5 3 11. Kanzone: „Eine sanfte, sittsame Haltung ist ein lieblich D i n g : und bei einem liebenden Weib gefällt mir auch, daß sie vor den Augen der Welt stolz und abweisend einhergehe, dodi nicht hoffärtig und widerspenstig." 54 1 32. Sonett.

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von der Schar der Jünglinge an eine Säule gelehnt steht, „negli atti piacevolissimo e onestissimo nell'abito suo". Dann wieder sind gli atti die Gebärden, mit denen die schiffbrüchige Sultanstochter mit den Christen (Decameron II 7), mit denen der sich stumm stellende Gärtner im Nonnenkloster sich verständigt, „faccendo suoi atti come i mutoli fanno" (III 1). Atto kann aber auch eine Mundbewegung sein, wie der atto, der Messer Torello aus Pavia eigentümlich ist, und an dem man ihn erkennt (X 9). Con parole e con atti ist eine feste Formel: mit Worten und Gebärden, oder auch unbestimmter in "Worten und in sichtbarem Tun 55 . Audi Verkleinerungen stellen sich bald ein, attarello, attuccio, attuzzo, für eine reizende kleine Gebärde oder ein verstohlenes Zeichen. Man bildet atteggiare „eine Haltung geben oder einnehmen" und atteggiamento „Haltung". Die bedeutsamste Neuschöpfung aber ist attitudine. Lat. aptitudo ist Eignung, Tauglichkeit, Tüchtigkeit, und das ist auch die erste Bedeutung von it. attitudine. Die bildenden Künstler aber ziehen attitudine zu atto herüber, nehmen attitudine als voller tönende Form für das viel gebrauchte und vieldeutige atto. Das Zusammenfallen von lat. actus und aptus in it. atto bietet nur die lautliche Voraussetzung für diese Bedeutungsübernahme, die erst voll verständlich wird, wenn man sich vor Augen hält, was den Bildnern und Malern der Renaissance attitudine bedeutet: virtù, in der sinnlichen Kundgabe einer Haltung, einer Gebärde zusammengefaßt, mit Leben geladene, von Schönheit erfüllte Körperlichkeit, in der Stellung und Bewegung eines Augenblicks unvergänglich festgehalten. Für Leonardo da Vinci ist attitudine einfach die Vollform von atto [un medesimo atto - una medesima attitudine, Libro di Pittura 301). Der Künstler darf seinen Gestalten keine Bewegungen leihen, die nicht ihrem "Wesen entsprechen, „non far atti, die non sieno compagni dello atteggiatore" (113). In den atti, attitudini, gesti, moti, movimenti muß er ausdrücken, was ihren Geist und ihr Gemüt bewegt. Das lernt er am allerbesten bei den Stummen, die mit den Bewegungen der Hände, der Augen, der Brauen, des ganzen Leibes besser zu sprechen verstehen als andere Menschen56. Um diese Forderungen kreisten die Gedanken Leonardos in den Jahren, in denen er das Abendmahl schuf, diese Symphonie der Gebärden: umbrandet von der Erregung der Jünger, den erschreckt ausgebreiteten 55 50

3*

Decameron III 10, V I I 3, VII 10, V i l i 10, X 10. Libro di Pittura ed. Ludwig, 115, 178 ff., 280, 294 fi., 325 fi., 340, 361 ff.

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Armen, abweisend erhobenen Handflächen, beteuernd auf die eigene Brust gerichteten Fingerspitzen, den hinweisend erklärenden Händen, dem beschwörend hochgereckten Zeigefinger, inmitten dieses Aufruhrs die grenzenlose Verlassenheit der sich still hingebenden Handbewegung Jesu. In den attitudini gestalten sich die menschlichen Seelenkräfte. Sie erfassen den ganzen Leib, ihren stärksten Ausdruck aber finden sie im Gesicht, in den attitudini de volti (io7). Für Vasari ist attitudine geradezu ein Schlüsselwort zum Verständnis der italienischen Kunst von Cimabue bis Michelangelo. Das lassen schon die kunsttheoretischen und kunsttechnischen Erörterungen am Anfang seiner „Lebensbeschreibungen der berühmtesten italienischen Architekten, Maler und Bildhauer" erkennen, die um die attitudine kreisen. Das Modell des Bildhauers, die Skizze des Malers dienen dem ersten Sichtbar- und Greifbarmachen der attitudine. Das fertige Kunstwerk muß dann die vollendete attitudine in sich tragen (De la scultura 8-9, De la pittura i j - 1 6 ) . Die Geschichte der italienischen Kunst beginnt mit der Befreiung des menschlichen Körpers aus der feierlichen Strenge und Steifheit der byzantinischen Tradition und ihrer Nachahmer, die ihren Gestalten nodi keinerlei attitudine o movenzia zu geben wußten. Giotto, Andrea Pisano und ihre Schüler waren die ersten, die ihnen migliore attitudine assai gaben. In den lebendigen und ausdrucksvollen attitudini erweist sich Giotto's Meisterschaft, in der capricciosa attitudine, die er jeder einzelnen Figur leiht. Die unbekümmerte Erzählfreude des Trecento prüft Vasari auf ihren Gehalt an attitudine, so wie bei der Erweckung des Lazarus von Angelo Gaddi die Umstehenden, die con attitudini varie et belle, chi co' panni, et chi con mano turandosi il naso, per il fetore di quel corpo, dimostrano nelle teste il timore et lo spavento di tale novità 5 7 . Die Kunst des Quattrocento ist für Vasari gekennzeichnet durch die noch größere Lebensechtheit der attitudini seit Masaccio. Auf Jacopo della Quercia's Brunnen vor dem Rathaus zu Siena reicht Eva den Apfel mit einer attitudine della persona tanto dolce, daß es völlig unmöglich erscheint, daß Adam ihn hätte zurückweisen können. Bei Verrocchio's Christus und Thomas in Orsanmichele spricht aus der attitudine des Apostels die liebevolle Ungläubigkeit, mit der er die Wundmale des Herrn zu berühren wagt, der mit libéralissima attitudine den 57 „mit verschiedenartigen und schönen Gebärden, der eine mit dem G e w a n d , der andere mit der H a n d sich wegen des Gestankes jenes Körpers die N a s e zuhaltend, in ihren Gesichtern Furcht und Schrecken v o r diesem Ereignis bekunden."

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Arm hebt und das Kleid öffnet, um den Zweifel seines Jüngers zu beseitigen. So reihen sich in Vasari's Beschreibung von Werk zu Werk die H a l tungen und die Gebärden aneinander zu dem herrlichen Reigen der wiedergeborenen Kunst, atti und attitudini und gesti. Das ist Lorenzo Ghiberti's Tur des Neuen Testaments : die Verkündigung, die erschreckte attitudine der Jungfrau, storcendosi con grazia, mit Anmut den Körper wegdrehend, die Taufe im Jordan, bei der man die Ehrfurcht des Taufers und den Glauben des Täuflings in ihren atti erkennt, die Versuchung mit der attitudine spaventosa des Teufels, abwechselnde gesti und attitudini der Apostel, der Juden, die Geißelung, Christus si storce alquanto con una attitudine compassionevole, die wütenden gesti der Juden, die gewalttätigen attitudini der Soldaten, die schmerzerfüllten gesti und atti der Gottesmutter, die Auferstehung des H e r r n con una attitudine, che bene pare glorificato, nella perfezzione delle belle membra, in einer Haltung, in der er wahrhaft in Herrlichkeit aufersteht in der Vollkommenheit seiner schönen Gliedmaße, und das Kommen des Heiligen Geistes mit den attitudini dolcissime derer, die ihn empfangen. Attitudine ist das aktive, dynamische Element dieser Kunst, ja un'attitudine, fanno bellissime attitudini sagt Vasari von den beschriebenen Gestalten, und o f t erwähnt er von einem Werk nichts anderes als eben die attitudine. Im Cinquecento erreicht das Fest der bella attitudine seinen Höhepunkt in Raffaels Madonnen, im göttlichen Kind, das con bella attitudine auf ihren Knien oder zu ihren Füßen spielt, in der großartigen Gebärdensprache der Stanzen, der Teppichkartons, derTransfiguration, jahrhundertelang Vorbilder und Vorlagen der europäischen Kunst, den bellissime attitudini in diversi gesti der Messe von Bolsena, der attitudine ferocissima der Vertreibung Heliodors, den attitudini disagiatissime der auf den Säulensockeln stehenden Zuschauer, der attitudine spaventosa Attilas, der attitudine scontorta des besessenen Jünglings und der diverse et varie attitudini der Apostel der Transfiguration. Schließlich Michelangelo, die stravaganti attitudini der badenden Soldaten, die varie attitudini der Gefangenen des Juliusgrabes, und Moses, con gravissima attitudine sedendo, die Madonna der Mediceerkapelle in ihrer ungewöhnlichen attitudine, die Beine übereinander geschlagen, der Knabe rittlings si storce con attitudine bellissima in verso la madre, die vier Tageszeiten con bellissime forme di attitudini et artificio di muscoli lavorate, die sprechende attitudine der Morgenröte, die Nacht,

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La notte che tu vedi in sì dolci atti Dormir... Der Rausch der Gebärden der Sixtinischen Kapelle, die Gebärden der Schöpfungsgeschichte, vor denen alle großen Worte versagen, die attitudini varie der Sibyllen und Propheten, die attitudine donnesca der libyschen Sibylle, die belle attitudini der Putten. Zuletzt das wild wogende Gebärdengetümmel des Jüngsten Gerichts, il variare delle tante attitudini, ne gli strani et diversi gesti di giovani, vecchi, maschi, femmine, gewaltigstes Zeugnis der terribilità dell'arte. Die europäische Wirkung der italienischen Kunst ist mit der Großartigkeit, dem Schwung und dem Schmelz der attitudine unlösbar verbunden. Kein Wunder, daß attitudine auch in die allgemeine Umgangssprache übernommen wurde. Cellini schildert uns, wie er sich gegen die Häscher verteidigte, in atto veramente di difesa... grande atto di difesa. Nachher erzählte Cellini's Diener bei Tisch den staunenden Gästen, wie sein Herr sich verteidigt habe, facendo l'attitudine ch'io facevo 58. In den anderen romanischen Sprachen aber fand attitudine als Fachwort Aufnahme. Im Spanischen wird actitud als latinisierte Rückbildung von attitudine erst im 18. Jahrhundert verzeichnet5fl. Dabei mag neben it. attitudine schon fr. attitude mitgewirkt haben. Den französischen Kunstschriftstellern ist attitude schon im 17. Jahrhundert wohlvertraut. Aber das Wort ist auch schon Allgemeinbesitz der Gebildeten geworden, als die mit den Augen des Künstlers gesehene Haltung und Gebärde. Bei seiner Aufnahme in die Akademie im Jahre 1693 stellt La Bruyère Ludwig den X I V . nicht wie sonst üblich in der Haltung des siegreichen Feldherrn, sondern in der des liebenden Landesvaters vor: ce prince humain et bienfaisant que les peintres et les statuaires nous défigurent, vous tend les bras, vous regarde avec des yeux tendres et pleins de douceur; c'est là son attitude 60 . Neben der bildenden Kunst ist dann vor allem das Schauspiel das Reich der attitude. Théodote, avec un habit austère, a un visage comique, et d'un 58 Vita I 17. Goethe übersetzt: „vollkommen im Verteidigungszustande", „in Positur mich zu verteidigen", „meine Stellungen". 39 Gili Gaya, Tesoro lexicográfico 1492—1726. 60 „dieser menschenfreundliche und wohltätige Fürst, den die Maler und Bildhauer uns entstellen, streckt eudi die Arme entgegen und blickt euch mit zärtlichen und liebevollen Augen an: das ist seine Haltung."

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homme qui entre sur la scène: sa voix, sa démarche, son geste, son attitude, accompagnent son visage 61 . Diderot's Neveu de Rameau, als Schmarotzer wie als Pantomime unerreicht, macht die attitude admirative du dos vor, der er seine stolzesten Erfolge als berufsmäßiger Schmeichler verdankt: j'ai des petits tons que j'accompagne d'un sourire; une variété infinie de mines approbatives; là, le nez, la bouche, les yeux, le front entrent en jeu; j'ai une souplesse de reins; une manière de contourner l'épine du dos, de hausser ou de baisser les épaules, d'étendre les doigts, d'incliner la tête, de fermer les yeux, et d'être stupéfait, comme si j'avais entendu descendre du ciel une voix angélique et divine. C'est là ce qui flatte. Je ne sais si vous saisissez bien toute l'énergie de cette dernière attitude-là 6 2 . Immer deutlicher empfindet man den theatralischen Charakter der attitude. Die theatralische Wahrheit ist nicht die natürliche Wahrheit, betont Diderot im Paradoxe sur le comédien. Das theatralische Ideal übersteigert Sprache und Haltung des Schauspielers, le mouvement, le geste, la démarche, jusqu'au maintien. Den echten Schmerz, die echte Verzweiflung würden wir auf der Bühne häßlich und lächerlich finden. Nous voulons que cette femme tombe avec décence, avec mollesse, et que ce héros meure comme un gladiateur ancien, au milieu de l'arène, aux applaudissements du cirque, avec grâce, avec noblesse, dans une attitude élégante et pittoresque 6 9 . Aber auch in der bildenden Kunst hat das Wort die schöne Unschuld der Renaissance verloren, die künstlerische Selbstverständlichkeit, die es noch in den Geziertheiten des Manierismus und den Gewaltsamkeiten des Barock besessen. Es bezeichnet weiterhin, und das bis heute, die mit Künstleraugen gesehene Haltung, und dann in weiteste Bereiche übertragen jede Haltung, daneben aber in besonderer Weise die allzu 61 Les caractères, D e la cour. „Theodotos, mit seiner strengen Kleidung, hat das Gesicht eines Komödianten, der die Bühne betritt: seine Stimme, sein Gang, seine Gebärde, seine Haltung passen zu seinem Gesicht." 68 Oeuvres ed. Assézat V 433. Goethe übersetzt: „Ich habe kleine Tone, die ich mit einem Lächeln begleite, eine unendliche Menge Beifallsmienen besitze ich. Bald bring' ich die Nase, den Mund, die Stirne, die Augen mit ins Spiel. Ich habe eine Gewandtheit der Hüften, eine Art den Rückgrat zu drehen, die Achseln auf und ab zu zucken, die Finger auszurecken, den Kopf zu biegen, die Augen zu schließen, und mich so verwundert zu zeigen, als hätte i