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German Pages 1086 [1160] Year 2021
GRAMMATIK DER
ROMANISCHEN SPRACHEN VON
FRIEDRICH DIEZ.
DREI THEILE IN EINEM BANDE. FÜNFTE
AUFLAGE.
BONN, EDUARD WEBER'S VERLAG. (JULIUS FLITTNER.)
1882.
Yorwort zur dritten Ausgabe. In der vorliegenden dritten Ausgabe ist es der Lautlehre ergangen wie in der zweiten: sie musste sich einer neuen wenn auch minder umfassenden Bearbeitung unterwerfen. Dass sich in einem Zeiträume von etwa zwölf Jahren für eine historische Grammatik der romanischen Sprachen viel des Neuen ergeben musste, lässt sich denken. Einerseits besitzen diese Sprachen eine grosse ihr Material von Jahr zu Jahr bereichernde handschriftliche Litteratur, dergleichen sich allerdings auch andre Gebiete rühmen können. Andrerseits erfreuen sie sich einer sehr thätigen Forschung nicht nur von Seiten der Einheimischen, sondern auch der Fremden, und diese fast europäische Betheiligung ist ein Vorzug, der andern Gebieten versagt oder nur in geringerem Masse vergönnt ist. Was aber die Arbeiten der Einheimischen betrifft, so ist die zunehmende Thätigkeit der neuen Schule desjenigen Landes, welchem Raynouard, der Gründer der romanischen Philologie, angehört, nicht hoch genug anzuschlagen. Es versteht sich, dass diese wachsenden Bestrebungen der letzten Jahre nicht ohne Einfluss auf gegenwärtige neue Ausgabe bleiben durften. Ich bedaure nur, dass ich, von der Kargheit der Zeit beengt, nicht allem dem, was geleistet worden, die gebührende Aufmerksamkeit zuzuwenden vermochte, dass ich manche treffliche Beobachtung, manchen zu Tage geförderten Schatz nur obenhin berühren konnte oder gar bei Seite legen musste 1 . Die Einrichtung ist dieselbe geblieben wie in der zweiten Ausgabe. Nur habe ich dem Walachischen diesmal die nämliche Stelle 1) Dies gilt namentlich von Schuchardts bedeutendem Buche über den Vocalismus des Vulgärlateins, das ich nur wenig zu benutzen im Stande war. Um so mehr fühle ich mich veranlasst, den Leser unmittelbar auf dasselbe als ein ergänzendes Werk hinzuweisen.
IV
in der Reihe der Sprachen angewiesen wie in dem zweiten und dritten Bande der genannten Ausgabe. In der Einleitung habe ich auch diesmal die üblichen Gränzen der Grammatik einigermassen überschritten, indem ich Mehreres einmischte, welches eigentlich in das Gebiet der Geschichte der Sprachen gehört. Dahin rechne ich die kurzgefasste Litteratur der ältesten Schriftdenkmale, auf welche ich schon im Eingange des Buches die Aufmerksamkeit des Lesers zu lenken beabsichtigte, da wir in ihnen die reinsten entscheidendsten Sprachquellen besitzen. Aber auch die ältere Litteratur der grammatischen Htllfsmittel glaubte ich bei dieser Gelegenheit beachten zu müssen, wobei ich mich indessen möglichst auf solche Schriften beschränkte, die mir aus eigner Benutzung bekannt sind. Bonn im September 1869. F. D.
Zur fünften Auflage. Die hier vorliegende fünfte Auflage der romanischen Grammatik ist ein unveränderter Abdruck der dritten. Nur das Inhaltsverzeichnis zum 1. bis 3. Buch und die Register am Ende des Werkes sind von Herrn Dr. F. A p f e l s t e d t , das Inhaltsverzeichnis zum 4. Buch und das Verzeichnis der Abkürzungen von Herrn E m i l S e e l m a n n vervollständigt worden. Die Seitenzahlen der dritten Auflage sind zwischen [ ] oben auf jeder Seite angegeben und Anfang und Ende durch | im Text bezeichnet. Bonn im Februar 1882. Der Verleger.
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in der Reihe der Sprachen angewiesen wie in dem zweiten und dritten Bande der genannten Ausgabe. In der Einleitung habe ich auch diesmal die üblichen Gränzen der Grammatik einigermassen überschritten, indem ich Mehreres einmischte, welches eigentlich in das Gebiet der Geschichte der Sprachen gehört. Dahin rechne ich die kurzgefasste Litteratur der ältesten Schriftdenkmale, auf welche ich schon im Eingange des Buches die Aufmerksamkeit des Lesers zu lenken beabsichtigte, da wir in ihnen die reinsten entscheidendsten Sprachquellen besitzen. Aber auch die ältere Litteratur der grammatischen Htllfsmittel glaubte ich bei dieser Gelegenheit beachten zu müssen, wobei ich mich indessen möglichst auf solche Schriften beschränkte, die mir aus eigner Benutzung bekannt sind. Bonn im September 1869. F. D.
Zur fünften Auflage. Die hier vorliegende fünfte Auflage der romanischen Grammatik ist ein unveränderter Abdruck der dritten. Nur das Inhaltsverzeichnis zum 1. bis 3. Buch und die Register am Ende des Werkes sind von Herrn Dr. F. A p f e l s t e d t , das Inhaltsverzeichnis zum 4. Buch und das Verzeichnis der Abkürzungen von Herrn E m i l S e e l m a n n vervollständigt worden. Die Seitenzahlen der dritten Auflage sind zwischen [ ] oben auf jeder Seite angegeben und Anfang und Ende durch | im Text bezeichnet. Bonn im Februar 1882. Der Verleger.
I n h a l t . Einleitung: Bestandteile und Gebiete der romanischen Sprachen S. 1—118. I. B e s t a n d t e i l e 1 — 59. Lateinische 1—46. Griechische 46—49. Deutsche 50—59. II. Gebiete 60—118. 1. Italienisches 61—75. 2. Spanisches 75—81. 3. Portugiesisches 81—84. 4. Provenzalisches 84—93. Catalanisch 93—96. 5. Französisches 96—110. Churwälsche Mundarten 110—113. 6. Walachisches 113—118. Erstes Buch: Lautlehre 119—402. E r s t e r A b s c h n i t t : Buchstaben der Quellensprachen 120—270. Lateinische Buchstaben 120—250. Vocale 121—167. I. Betonte Vocale 121—140.. a 122; e 125; i 128; o 132; u 135; y 139; Diphthonge 140—142: £E, ce, au, eu, ui. II. Tonlose Vocale 143—167. 1. Tonlose Vocale ausserhalb des Hiatus 143 — 147. 2. Tonlose Vocale im Verhältnisse des Hiatus 147—157. I. Ursprünglicher Hiatus in einfachen Wörtern 147. II. Hiatus durch Zusammensetzung 155. III. Hiatus durch Consonantausfall 156. Bemerkungen zu den Vocalen 157—167. 1. Quantität. 2. Behandlung der Vocale in betonter drittletzter Silbe. 3. Das Verhalten der einzelnen romanischen Sprachen in Beziehung auf die Behandlung der lateinischen Tonvocale. 4. Tabelle der Vocale. 5. Umlaut; Atraction. 6. Ablaut. 7. Einfluss des Accentes auf den Stammvocal. 8. Einfluss der Consonanten auf den vorhergehenden Vocal. 9. Syncope tonloser Vocale. 10. Contraction. 11. Hiatustilgung. 12.—14. Diphthonge. Consonanten 167—250. 1 168; 11171; Ir, tl, cl, gl, pl, bl, fl 172. — m 176; ml, mn, mr 177; mt, md, mph 179. — n 179; nn, nl 181; nm, nr, ns 182; ng 183. — r 183; rl, rs 185; lr, nr 186. — t, th 186; tt, t r 189; st 190. — d 190; dr, dj, dv, nd 194. — z 195. — s 195; sr 197, st, sc, sp 198. — c, ch 200; cc 211; et 212, es (x) 213; sc 216. — q 216. — g 218; gu, gm, gn, gd 223; ng 224. — j 224. — h 226. — p 226; pp, pn, pt, ps 228; pd 229. — b 229; bl, br, bt, bs, bj, bv, mb 231. — f, ph 232; ff 234. — v 234. Bemerkungen zu den Consonanten 237—250. 1. Wechsel der Consonanten. 2. Tabelle der Consonanten. 3. Wechsel der Consonanten zwischen In- und Auslaut. 4. Assimilation, Dissimilation, Anbildung; Mischung der Stämme; Scheideformen; Umdeutung. 5. Tilgung der Consonanten. 6. Versetzung der Consonanten. — 7. und 8. Doppelconsonanz. 9. und 10. Mehrfache Consonanz. 11. Assimilation. 12. Approximative Ausgleichung zweier Consonanten. 13. Syncope in mehrfacher Consonanz. 14. Vocaleinschiebung. 15. Tabelle der Combinationen. 16. Consonanteneinschiebung. Deutsche Buchstaben 250—267. Vocale 250—254. a 250; e, i 251; o, u 252; ai, au 253; iu 254. — Consonanten 254—267. 1, m, n 254; r, t 255, st 256; d 256; th 257; s, sl, sm, sn 258; k 258, kn 260; sch, g 260; j 261; h, hl, hn, hr 262, ht 263; p, b 264; f, v, w 265, sw 267. Arabische Buchstaben 268—270. Z w e i t e r A b s c h n i t t : Romanische Buchstaben 270—381. Italienische Buchstaben 271—286. Vocale: a 271; e 272; i, o 274; o, u 275. — Diphthonge 275—277. — Consonanten 277; 1, m, n, r 279, 11, gli 280, gn 281; t, d, z 281; s 282; sc, c, q 283; g 284; j 285; h, p, b, v, f 286. Spanische Buchstaben 287—303. Vocale: a 287; e, i, y, o, u 288. — Diphthonge 288. — Consonanten 290; 1, m, n, r 291; t, d, s, sc, z 293; c, q 294; ch 295; x 296; g 297; j 298; y, h, 300; p, b, v, f 302. Portugiesische Buchstaben 303—310. Vocale 303. — Diphthonge 304. — Consonanten 305; 1, m, n, r 306; t, d, s, z, c, q 308; ch, x, g, j 309 ; h, p, b, f, v 310. Provenzalische Buchstaben 310—329. Vocale 311: a, e 311; i, o, u 312. — Diphthonge: ai, ei 313; oi, ui, au 314; eu, iu 315; ou, ie, ue 316; uo 317. —
VI Consonanten 317; 1, m, n, r 319; lh, nh 321; t, d, s 322; z, tz 324; c, q 325; ch 326; x, g, j 327; h, p, b, f, v 329. ' Französische Buchstaben 329—367. Einfache Vocale 331; a, e 332; i 335; y, o 336; u 338. — Combinierte Vocale: ai 339; ei, oi ¿41; ui 344; au 345; eu 346; ou 348; ie 349. — Consonanten 349; 1 352; m 353; n 354; r, t 3 5 6 ; th, d 357; s 358; z, c, q 361; ch 363; x, g, j 364; h, p, b, f 366; ph, v 367. Walachische Buchstaben 367—381. Einfache Vocale 369: a, e 369; i, o, u, 9 370; u 371. — Diphthonge 374: au, ie, ea 374; oa 375. — Consonanten 375; 1, m, n, r, gl, gn, t, d 376; th, tz, s, z, s, st 377; c, g, z 378; j 379; h, p, b, f, y 380. D r i t t e r A b s c h n i t t : Prosodie 381—402. I. Quantität 381—392; Italienisch 383; Spanisch, Portugiesisch, Provenzalisch 384; Französisch 387. II. Accent 392—401. Prosodische Bezeichnung 401, 402. Zweites Bach: Wortbiegungslehre 403—603. E r s t e r A b s c h n i t t : Declination 403—486. 1) Genus 404. 2) Numerus 404. 3) Casus 404; Normalcasus 405—412. I. Substantivum 412. 1) Declination 413. 2) Genus 413. 3) Numerus 420. 1. Italienisches Substantivum 421. 2. Spanisches 424. 3. Portugiesisches 426. 4. Provenzalisches 427 p Catalanisch 434. 5. Französisches 434; a. Altfranz. 434, b. Neufranz. 439. 6. Walachisches 440. II. Adjectivum 447. 1) Genus 447. 2) Declination 449. 3) Comparation 449. 1. Italienisches Adjectivum 451. 2. Spanisches 451. 3. Portugiesisches 452. 4. Provenzalisches 453; Catalanisch 456. 5. Französisches 456; a. Altfranz. 456, b. Neufranz. 457. 6. Walachisches 458. III. Numeral 459, 460. IV. Pronomen 460—486. 1) Personalpronomen 463. 2) Possessivum 464. 3) Demonstrativa 465. 4) Interrogativa u. Relativa 465. 1. Italienisches Pronomen 466. 2. Spanisches 468. 3. Portugiesisches 470. 4. Provenzalisches 473; Catalanisch 478. 5. Französisches 478; a. Altfranz. 478, b. Neufranz. 482. 6. Walachisches 484. Z w e i t e r A b s c h n i t t : Conjugation 486—603. I. Verhältnis zur lateinischen Conjugation 486. 1) Activum 487. 2) Passivum 495. 3) Flexionsarten 496. 1. schwache Flexionsart 498. 2. starke Flexionsart 500. II. Conjugation in den einzelnen Sprachen 507. 1) Italienische 507. 2) Spanische 526. 3) Portugiesische 538. 4) Provenzalische 545; Catalanische 565. 5> Französische 566; a. Altfranz. 566, b. Neufranz. 585. 6) Walachische 593. Drittes Buch: Wortbildungslehre 604—762. E r s t e r A b s c h n i t t : Ableitung 604—699. I. Nomen 613. 1) Reinvocalische Ableitungen 623. — 2) Ableitungen mit einfacher Consonanz 626. — 3) Ableitungen mit Doppelconsonanz 670. — 4) Ableitungen mit mehrfacher Consonanz 676. II. Verbum 688. 1) Ableitung mit einfacher Consonanz 692. — 2) Ableitung mit Doppelconsonanz 696. — 3) Ableitung mit mehrfacher Consonanz 697. Z w e i t e r A b s c h n i t t : Zusammensetzung 700—724. I. Nominalzusammensetzung 701. 1) Zusammensetzung mit Substantiven 702: 1. Subst. mit Subst. 702; 2. Subst. mit Adj. 703; 3. Subst. mit Verbum oder Verbaladj. 704. — 2) Zusammensetzung mit Adjectiven 704: 1. Adj. mit Subst. 704; 2. Adj. mit Adj. 705; 3. Adj. mit Verbum 705. II. Verbalzusammensetzung 705. III. Partikelzusammensetzung 706. 1) Raumpartikeln 706. 2) Nominaladverbia 718. 3) Numeraladverbia 720. 4) Negationspartikeln 720. IV. Zusammensetzung von Phrasen 722: 1) Verbum mit Subst. oder Pron. 722. 2) Verbum mit Adj. oder Adjectivadv. 723. 3) Verbum mit Partikel 723. 4) Zwei Imperative verbunden 724; Wortbildung durch Verdoppelung 724. D r i t t e r A b s c h n i t t : Numeralbildung 725—729. 1) Cardinalzahlen 725. 2) Ordinalien 727. 3) Distributiva 729. 4) Multiplicativa 729. V i e r t e r A b s c h n i t t : Pronominalbildung 729—735.
VII 1) Personalpronomina 730. 2) Possessiva 730. 3) Demonstrativa 730. 4) Interrogativa und Relativa 731. 5) Indefinita 731. F ü n f t e r A b s c h n i t t : Partikelbildung 735—762. I. Adverbia 737. I) Bildung: 1) Ableitungsformen 737. 2) Zusammensetzungen 737. 3) Adverbialbegriffe durch Nomina ausgedrückt: a) Reine Casusadverbia 738; b) Präpositionale Casusadverbia 740. 4) Adverbialbegriffe durch Phrasen ausgedrückt 742. II) Verzeichnis von Adverbien. 1) Adverbia des Ortes 742. — 2) Adverbia der Zeit 746; Zahladverbia 749. — 3) Adverbia des Grades 749. — 4) Adverbia der Bejahung und Verneinung 751. III) Comparation der Adverbia 753. II. Präpositionen 754. III. Conjunctionen 758. IV. Interjectionen 760. V i e r t e s B u c h : Syntax 763—1117. E r s t e r A b s c h n i t t : Einfacher Satz 763—998. Erstes Capitel: Substantiv und Adjectiv 763. 1) Genus 763. 2) Numerus 764. 3) Umschreibung eines persönlichen Substantivs durch einen Relativsatz 765. 4) Subst. statt des Adj. 766. 5) Adj. absolut. 766. 6) Adj. an Stelle des Adv. 767. 7) Comparativ und Superlativ 768. Absolute Gradation 770. 8) Comparation von Subst. 772. 9) Zahlwörter 773. Zweites Capitel: Artikel 774—795. 1) Gebrauch des Art. beim Pron. 777. 2) Bei Personennamen 778. 3) bei Appellativen 779. 4) bei geographischen Namen 781. 5) bei Eigennamen 782. 6) bei Gattungsbegriffen in collectivem Sinne 783. 7) bei Abstracten 783. 8) bei Stoffnamen 783. 9) Fehlen des Artikels bei Substantiven, die sich mit dem Verbum zu einer Einheit des Begriffs verbinden 784. 10) bei Subst., die zur Begriffsbestimmung eines andern dienen 785. 11) beim Subst. als Prädicat in Verbindung mit Verben mit doppeltem Nom. oder Accus. 785. 12) Apposition macht den Artikel entbehrlich 786. 13) Gebrauch des bestimmten Art. bei einem von habere und begriffsverwandten Verben abhängigen Object 786. 14) Fehlen des Art. bei mehreren unmittelbar angereihten Subst. 787. 15) in verneinender Aussage 787. 16) in Berührung mit den vergleichenden Adverbien quomodo, sie u. ä. 788. 17) in der Poesie 788. 18) Gebrauch des Art. bei dem mit einem Adjectiv verbundenen Subst., bes. im Walach. 789. 19) Stellung des Art. bei dem mit totus, medius, ambo, solus verbundenen Subst. 790. 20) Gebrauch des best. Artikels bei Cardinalzahlen, die von einer genannten oder gedachten Zahl einen Theil abziehen 792. 21) Gebrauch des Art. neben dem Pron. 792. 22) Tiieilungsartikel 793. Drittes Capitel: Pronomen 795—829. 1. Personalpronomen 797. 1) nos und vos mit alteri verbunden 797. 2) Scheidung im Gebrauche des Pron. dritter Person, je nachdem es sich auf Personen oder Sachen bezieht 797. 3) Vertretung des Nom. durch den Acc. im Frgs. 798. 4) Conjunctives Personalpronomen 799. 5) Doppelformen und Verwechslung der Casus beim conjunctiven Pron. 800. 6) Pronominalpartikeln 801. 7) Pronomen reverentiae 802. 8) Reflexives Pronomen 805. 9) Pleonastisches Personalpronomen 807, 10) Umschreibung des persönl. Pron. durch corpus u. ä. 809. 2 . Possessivpron. 810. 1) Conjunct. und absol. Possessiv 810. 2) Verhältnis des Possessivs zum Artikel 810. 3) Personal f ü r Possessiv 812. 4) Reflexiv 813. 5) Pleonastisches Possessiv 815. 6) Umschreibung des Possessivs durch habere (teuere) 815. S. Demonstrativpronomen 816. 1) A d j . und subst. Demonstrativ; Neutralformen 816. 2) Oertliche Bedeutung der Demonstrativa 817. 3) Gegenseitige Beziehung von hic und ille; distributiver Gebrauch 817. 4) Determinativ 818. 5) Romanischer Ausdruck der Pron. ipse und idem 820. 4. Interrogativpronomen 821. 1) Adj. und subst. Interrogativpron. 2) distributiver Gebrauch 821. 5. Unbestimmtes Pronomen 822. 1) unus 822. 2) alter 823. 3) alter-aliquis, quídam; alter pleonastisch gebraucht 823. 4) unus et alter 824. 5) certus 824. 6) Roman. Ausdruck f ü r aliquis 824. 7) aliquis an Stelle des unbest. Artikels 825. 8) das unbest. Pron. durch Subst. vertreten: homo, causa, res 825. 9) Roman. Ausdruck f ü r nescio quis 826. 10) talis als unbest. Pron. 826. 11) Roman. Formen f ü r quicunque, quüibet 827. 12) Roman. Bildungen f ü r quisque und omnis 827. 13) allgemeine Zahlbegriffe 828.
VIII Viertes Capitel: Genus und Numerus des Nomens 829—833./ 1) Gleichsetzung des Adj. oder Pixm. mit seinem Subst. 829. 2) Neutra der Pron. 829. 3) flexionslose Anwendung von Adj. 830. 4) totus und medius = ganz resp. halb 831. 5) Adj. zu mehreren Subst. gehörig 831. 6) Subst. in Beziehung zu mehreren Adj. 832. 7) Zahlwörter 833. 8) Verhältnis eines praedicativ. Subst. zu seinem Beziehungsworte 833. Fünftes Capitel: Casus vom Verbum und Nomen abhängig 833—874. 1. Nominativ : doppelter Nominativ bei Verben wie sein, werden, seheinen u. ä. 833. 2. Accusativ: mit einer Praepos. verbunden im Span., Portug. und Walach. 835. — 1) Acc. bei transitiven Verben 836. 2) bei einfachen ursprünglich intransitiven Verben 842. 3) bei zusammengesetzten urspr. intrans. Verben der Begriffe: gehen, stehen, sitzen u. ä. 844. 4) bei alten Intr., die factitiven Sinn annehmen 845. 5) Acc. des innern Objects (figura ctymologica u. ä.) 847. 6) doppelter Acc. bei Verben wie machen, lassen, sehen, finden, glauben, ernennen u. ä. 849. 7) Acc. zur nähern Erklärung des Prädicats bei kosten, kaufen u. ä., bei Zeit- und Raumbestimmungen, Acc. absolutus, Acc. der Beziehung (sog. griech. Acc.) 850— 852. 8) Acc. im Ausruf 853. 3. Dativ: umschrieben durch ad 853. Spuren eines nichtpräpos. Dat. 854. Dat. ohne praepos. Zeichen im Altfrz. 855. — 1) Dat. der Pers. bei Intransitiven wie gehorchen, Acht haben, helfen, gefallen u. ä. 856. 2) bei Transitiven wie geben, nehmen, schicken, lehren, versprechen u. ä. 858. 3) bei gewissen umschriebenen Verbalbegriffen 861. 4) Dat. zum Ausdruck einer örtlichen Beziehung 862. 5) Dat. einen possess. Genitiv vertretend 862. 6) Dat. bei Adj. (geneigt, bereit, nahe, bekannt, nützlich, eigen u. ä.) 862. 4. Genitiv: umschrieben durch de 863. Abhängig von Verben 864. — 1) Gen. beim Subst. 864 (qualitat. Gen. 865, possess. Gen. 865, Gen. der Benennung 867, partit. Gen. 868, objectiver Gen. 868, elliptischer Gen. im Span. 869) 2) Gen. beim Adj. (adjectiva relativa) 869. 3) Gen. beim Pron. und Zahlwort 870 (bei Demonstrativen, Interrogativen und neutral gebrauchten Pronominaladjectiven und Adverbien 871, bei Zahlwörtern 873). Sechstes Capitel: Casus von Präpositionen abhängig 874—901. Rection der Präpos. 874. Bedeutung der Präpos. 875. Gebrauch der einzelnen Präpositionen: ad 1) von der Bewegung im Räume 876. 2) von der Nähe 877. 3) vom Zeitpunkte oder Ziel 877. 4) abstracter Gebrauch 877. 5) bei Verben wie esse, venire, habere, dare, um den Zweck auszudrücken 878. 6) ad beim praedicativ. Acc. an Stelle eines doppelten Acc. 878. 7) bei kaufen u. ä. 878. 8) ad dem deutschen 'mit' entsprechend 878. 9) Verstärkung des ad durch Partikeln 880. de 1) von der Bewegung 881. 2) dem lat. 'ab' entsprechend 881. 3) bei Zeitbestimmungen 881. 4) partitiv bei Transitiven wie haben, geben, nehmen, essen, trinken 882. 5) zur Bezeichnung des Stoffes oder früheren Zustandes 882. 6) beim Passiv 882. 7) zur Angabe des Grundes 883. 8) zur Bezeichnung des Mittels und Gegenstandes bei begaben, ausstatten, unterstützen, erfreuen, betrüben, berauben u. a. 883. 9) Nomen mit de zur genauem Bestimmung des Prädicats 884. 10) von der Art und Weise 885. 11) modaler Gebrauch, entsprechend deutschem 'als' 885. 12) Verstärkung des de durch Composition mit andern Partikeln 885. in 1) bei Ortsbestimmungen 886. 2) von räumlicher Bewegung und Ruhe 886. 3) vom Zeiträume 887. 4) abstracter Gebrauch zur Angabe des Zweckes bei habere, ducere, mittere und verwandten Verben 887. 5) dem praedicat. Object in der Construction eines dopp. Accus, beigefügt 888. 6) von der Art und Weise 888. 7) vermischte andere Fälle 888. cum 1) von räumlicher Beziehung 890. 2) beim Mittel = lat. Abi. oder per c. Acc. 890. 3) verbunden mit simwl und span. para 890. per 1) in räumlicher Bedeutung 891. 2) von der Stelle gebraucht, wo man etwas nimmt oder festhält 891. 3) bei zeitlicher Ausdehnung 891. 4) für die Art und Weise einer Handlung 891. 5) für den unmittelbaren Grund 891. 6) zum Ausdruck des Mittels 891. 7) beim Passiv 892. 8) in distributivem Sinne 892. 9) beim Schwur 892. 10) verstärkt durch Composition 892. pro 1) zum Ausdruck der Stellvertretung 892. 2) abstract bei Verben des Seins, Geltens, Glaubens, Kennens u. ä. 893. 3) = zum Vortheil 893. 4) vom Zwecke 893. 5) vom Beweggrunde 894. Die übrigen Präpositionen 894—901.
IX Siebentes Capitel: Genus verbi 901—914. 1. Activum: 1) Transitivum und Intransitivum 901. 2) Reflexivurii 901. (im eigentl. Sinne 902, uneigentl. Reflexiva 902, reoiprokes Verhältnis 902, das Passiv vertretend 902, Reflexiva ohne spee. Pron. 903). 3) Impersonale 905 (Deutsches ' es gibt' 905, impersonale Phrasen 907). 4) Umschreibung des Activs 907 (durch esse mit Partie. 908, durch stare 908, durch ire resp. andare 909, durch venire mit dem Gerundio 910). 2. Passivum: 1) umschrieben durch esse mit Part. Prät. 910. 2) umschrieben durch Stare, ire, venire 912. 3) Passiver Infinitiv 913. Achtes Capitel: Modus 915—963. 1. Eigentlicher Modus : 1) Indicativ 915. 2) Conjunctiv 915. 3) Imperativ 916 (positiver 916, prohibitiver 917, umschrieben mit velie und nolle 918). 4) Verstärkung des Optativs und Imperativs durch Partikeln 918. 2. Infinitiv: 1) als neutrales Subst. 920. 2) präpositionaler Infinitiv = lat. Gerundium 922. 3) verbale Flexion des Inf. im Port. 923. 4) unabhängiger Infinitiv 924 (im Ausruf u. i. d. Frage 924, Infin. historicus 925). 1 Reiner Infinitiv 1) bei sein mit Adj. 925. 2) bei einfachen Impersonalien 926. 3) bei den Hülf'sverben wollen, müssen, können 927. 4) bei machen und lassen 928. 5) bei sehen, hören und fühlen 929. 6) bei Verben des Empfindens 929. 7) bei gehen und kommen 930. 8) bei Fragewörtern und Relativen 930. 2 Präpositionaler Infinitiv: a) Inf. mit de 932 (bei Verben 933, bei Subst. 934, bei Adj. 934) b) Inf. mit ad 935 (bei Hülfsverben habere, esse, stare, ire, venire, volvere, tornare 935—937 — bei gewissen Transit. 937 — zum Ausdruck des Zwecks oder Zieles 938 — causales oder condit. ad 838 — Inf. mit ad bei Subst. 939 — bei Adj. 939). c) Inf. mit andern Praepos.: 1) pro 940. 2) per 941. 3) in 941. 4) cum 942. 5) sine 942. 6) ante resp. prius 942 7) post 942. 8) tenus, usque ad 942. 9) span. sobre und tras etc. mit Inf. 942. 3 Inf. mit Subj.: 1) Subj. im Acc. 943. 2) Subj. im Nom. 946. Bemerkungen zum Inf. 947. S. Participium. 1 Abhängiges Participium : 1) Praesens 950. 2) Gerundium 951. 3) Gerundium mit in 952. 4) Gerund, mit Hiili's- und andern Verben esse, stare, ire, venire, videre, audire, trovare etc. 953. 5) Praeteritum 954. 6) Part, praet. mit adj. Kraft 955. 7) Futurum 956. 2. Absolutes Participium: 1) Part. Praes. 958. 2) Gerundium absolut gebraucht 958. 3) Praet. in absol. Stellung 959. 4) Accus, absol. wiederaufgenommen durch Personalpron. 961. 5) Particip allein als selbstst. Construetion 961. Bemerkungen zum Partie. 962. Neuntes Capitel: Tempus 963—980. 1. Bedeutung der Tempora: 1) Praesens (histor. u. fut.) 964. 2) Imperfectum 904 (als absolut. Tempus 964, als relat. Tempus 965, als Stellvertreter des Praes. 965). 3) Perfectum (einfaches u. periphrast.) 966. 4) Ersatz des ersten Perfects 967. 5) einfaches u. periphrast. Plusquamperfect 967. 6) Bildung u. Gebrauch des Futurums 968. 7) Futurum exaetum 969. 8) Franz. parfait, plusqueparfait u. fut. surcomposé 970. 9) temporelle Bedeutung des Inf. u. der Part. 970. 2. Anwendung von habere (tenere) und esse für die verseli, genera verbi 971. 1) Transit, mit habere resp. span. tenere 971. 2) Intransit. verbunden mit esse, habere 972. 3) Reflexivum 975. 4j Impersonalia 976. 3. Behandlung des Participiums 976. 1) im Transitiv 977. 2) bei mit esse umschrieb. Intrans. 980. 3) bei Reflexiven 980. 4) bei mit, habere umschrieb. Impersonalien 980. Zehntes Capitel: Numerus verbi 980—984. 1) Singular des Subjects 981. 2) Plural des Subj. 982. 3) mehrere Subj. im Sing. 982. 4) das Verb sein (scheinen) als Copula 983. Elftes Capitel: Person 984—990. 1) Bezeichnung durch Personalpron. im Franz. 984. 2) Fragen die dritte Person betreffend 985. 3) Ersatz des Pron. der 3. Pers. durch homo 986. 4) die 3 Pers. Act. in Verbindung mit dem reflexiven se als Ersatz der betreff, passiven Form 987. 5) Ersatz der 3. Pers. Sg. Pass, durch die 3. Pers. PI. Act. 989. 6) 1. u. 2. Pers. in unbestimmtem Sinne 989. 7) Congruenz der Personalformen mit den Personalpron. u. Verbalformen 989 — Verbalellipsen 990. Zwölftes Capitel: Adverbium 991—994. 1) Störung der Beziehung des wo, wohin, woher im Ortsadverb 991. 2) pronominale Adverbien 991. 3) Adv. an Stelle einer Präposition 992. 4) Adv. an Stelle eines Adj. 993. 5) Adv. substantiviert 994.
X Dreizehntes Capitel: Formen des einfachen Satzes 994—998. 1) Aussagesätze positiver u. negativer A r t (erweitert durch das verbum substantivum) 994. 2) Fragesätze, bei denen man zur Antwort 'ja' oder 'nein' erwartet (positive u. negative) 995. 3) Formen der Antwort auf solche Fragen 996. 4) Fragen mit Bezug auf Pers., Sache oder Umstand 997. 5) Frag-epartikeln 998. Z w e i t e r A b s c h n i t t : mehrfacher Satz 998—1071. Partikeln zur Verbindung des mehrfachen Satzes 998. Erstes Capitel: Modus und Tempus 1001—1006. 1) Gebrauch des Conjunctivs 1001. 2) Gebr. der Tempora des Indicativs im mehrfachen Satze 1002. 3) Gebr. der Tempora des Conjunctivs 1004. Zweites Capitel: Reiner Conjunctionalsatz 1006—1015. 1) Nebensatz im Verhältnis des Nomin. 1006. 2) Nebensatz im Verh. des Acc. 1007. 3i) lat. Acc. od. Nom. c. inf. mit darauf bezügl. Relativ oder Fragewort construiert 1009. 4) genitivisches Verhältnis des Nebensatzes 1009. 5) Abhängige Sätze im Verhältnis des Dat. 1010. 6) Nebensatz nach intensiven Adj. od. Adv. 1011. 7) Dem Relativsatz verwandte Fügungen 1011. 8) Wegfall der Conjunction 1012. 9) Verhältnis zum Inf. 1014. Drittes Capitel: Adverbiale Conjunctionalsätze 1015—1031. 1. Nebensätze d e r Z e i t mit guum, quando 1016; mit dum, simulatque, antequam, postquam 1018; mit ex quo, quoad 1019. 2. Nebensätze des Grundes 1019 (Roman. Partikeln für die einzelnen Arten desselben 1019—1022). 8. Nebeinsätze des Zweckes 1022. 4 . Nebensätze der Bedingung 1022. 1) lat. Pairtikel si (it. se) 1022. 2) hypothetischer Satz 1023. 3) si bei Beschwörungen und Betheuerungen 1024. 4) quando und andere Ausdrücke der Bedingung 1025. 5) Ersatz der Bedingungspartikel in verneinten Bedingungssätzen durch Wortstellung 10*26. 5. Nebensätze der Einräumung 1026. 1) concessive Conjunctionen 1026. 2) adverbiale Ausdrücke für den adversat. Hauptsatz 1027. 3) Modus im concessiven Satze 1027. 4) concessive Conjunctionen, adverbial dem Nomen vorgesetzt 1028. 5) Verschiedene Mittel dem Satze concessiven Sinn zu geben 1028. 6) Concessionsverhältnis durch die Wortstellung der Frage erreicht 1030. 6. Nebensätze der Art. und Weise 1030. 1) Ausdruck der Wirklichkeit der Art und Weise 1030. 2) Ausdruck der Möglichkeit der A r t u. Weise 1031. Viertes Capitel: Relativsatz 1031—1017. 1. Fügungen mit dem Adjectivpronomen 1032. 1) lat. quid und seine roman. Entwicklung 1032. 2) qualis 1033. 3) possessives cujus im Span. u. Port. 1034. 4) unde und ubi 1034. 5) relatives Pron. oder Adv. abhängig von einem Nomen des Hauptsatzes 1035. 0) Pron. mit Bezug auf einen ganzen Satz 1035. 7) Congruenz des abhäng. Verbs mit dem Pron. der 1. oder 2. Pers. 1036. 8) Verhältnis des Demonstrativs zum Relativ 1037. 9) Modus im Relativsatz 1038. 10) Attraction des Adj. 1040. 11) Conjunction que als Relativ 1040. 2 . Fügungen mit dem Substantivpron. 1043. 1) lat. is qui und seine rom. Correspondenten 1043. 2) das unbest. Pron. vertauscht mit der bedingenden Formel si quis, quum quis 1045. 3) Gebrauch des Substantivpron. als eigentl. Relativ 1046. 4) id quod und seine Wiedergabe im Roman. 1046. 5) lat. quicunque u. qiialiscunque im Rom. 1047. 6) Gebrauch von qualis u. quantus 1047. Fünftes Capitel: Abhängiger Fragesatz 1048—1051. 1) eine Aussage enthaltend 1048. 2) auf eine Antwort gerichtet (eig. indirecte Frage) 1049. 3) Gebrauch der interrog. Pron. und Adv. in Fragen mit Bezug auf Pers., Sache oder Umstand 1050. 4) Attraction des Subj oder Obj. des abhängigen Satzes als Obj. in den regierenden Satz 1050. Sechstes Capitel: Comparativsätze 1051—1057. 1) Comparation in gleichen Graden durch Adv. ausgedrückt 1051. 2) talis-qualis in adj. oder adv. Geltung zum Subst. oder Verb, construiert 1052. 3) tantus-quantus 1053. 4) Gleichstellung zweier Comparative 1053. 5) quam nach dem Comparativ 1054. 6) de nach dem Comparativ 1055. 7) lat. Comparativ mit folg. quam ut, quam qui und die rom. Wiedergabe 1056. 8) Wegfall der vergl. Partikel im Altromanischen 1057. 9) Ausschliesslicher Gebrauch des umschriebenen Comparativs 1057. 10) comparative Begriffe wie alter, prius, potius 1057.
XI Siebentes Capitel: Satzverbindung 1058—1068. 1) die Copula et bei coordinierten Sätzen 1058. 2) et beim Uebergang von Anrede zu Frage, Ausruf oder Antwort 1059. 3) lat. sie als Copula gebraucht 1060. 4) verneinende Copula nec 1061. 5) die dem lat. etiam begrifflich entsprechenden rom. Partikeln 1062. 6) disjunetive Partikeln 1062. 7) distributive Partikeln 1063. 8) adversative Conjunctionen 1064. 9) lat. non-sed im Rom. durch non magis ersetzt 1065. 10) Rom. Stellvertreter des lat. tarnen 1066. 11) die lat. Partikel nam 1066. 12) Partikeln der Folgerung 1067. 13) Ueber die Anknüpfung der Perioden 1067. Achtes Capitel: Stellvertretung und Auslassung 1068—1071. 1) Vertretung eines Verbs im Nebensatze durch facere (verbum vicarium) 1068. 2) et oder aut zur Verknüpfung zweier eoordinierter durch que mit dem Hauptsatze verbundenen Nebensätze 1069. 3) über die Wiederholung oder Weglassung gewisser schon ausgesprochener Form- oder Bestimmungswörter (Casuszeiehen, Artikel, Comparativ etc.) 1070. I r i t t e r A b s c h n i t t : Negationsmethode 1071—1091. Erstes Capitel: Ital., span., port., prov. und walach. Methode 1071 —1083. 1) Bedeutung der Negationsworte 1072. 2) Stellung der Pron. zu den Negationsworten 1073. 3) Umschreibung neg. Pronomina und Adverbien durch posit. Pron. u. Adv. in Verbindung mit non oder nec 1074. 4) Gebrauch der Negation in abhängigen Sätzen 1075. 5) Anwendung der Negation (resp. halben Neg.) im rom. Comparativsatze 1077. 6) sonstiger Gebrauch der halben Negationen 1078. 7) Verstärkung der vollen Negation 1079. 8) Verstärkung der Negation durch anderweitige mehr concrete Ausdrücke 1080. 9) Verstärkung des verneinten Begriffs homo durch Beiwörter 1082. 10) besonderer Gebrauch des prov. ni und altfr. ne (lat. nec) 1082. Zweites Capitel: Französische Negationsmethode 1084—1091. 1) Schicksale des lat. non im Franz. 1084. 2) negat. Pron. und Adv. und ihre Verbindung mit ne 1085. 3) positive Pron. u. Adv. mit ne 1086. 4) die sog. halben Negationen in der Antwort 1086. 5) Gebrauch des einfachen ne 1087. 6) Gebrauch der Negation in abhängigen Sätzen nach gewissen negativen Aussagen 1088. 7) das einfache ne in Sätzen, die von einem bejahenden Comparativ oder comp. Begriff abhängig sind 1089. 8) Gebrauch der negat. Pron. und Adv. 1089. 9) Verstärkungen der Negationspartikel 1090. 10) Besondere Fälle, wo afr. ne (nfr. ni) = prov. ni gebraucht wird 1091. V i e r t e r A b s c h n i t t : Wortstellung 1092—1114. 1. Stellung einzelner Redetheile 1093—1102. 1) Attributives Substantiv 1093. 2) Attrib. Adjectiv 1094. 3) Artikel 1099. 4) Participium und Hülfsverbum 1099. 5) Adverbium 1100. 6) Präposition beim Infinitiv 1101. II Stellung der Satzglieder 1102—1112. 1) Franz. Verfahren, um das Prädicat hervorzuheben 1102. 2) Verfahren der einzelnen Sprachen, um das Object hervorzuheben 1103. 3) Umstellung des Subjects 1104. 4) Stellung präpositionaler Satzglieder 1106. 5) Charakterisierung des rhetor. Accents 1106. — Personalpronomen 1107—1112. 1) als Subject 1107. 2) das conjunetive Personaipron. in den einzelnen Sprachen 1107. 3) Stellung der conjunct. Pronomina in der Frage 1112. III Stellung der Sätze 1112—1114. 1) Einschaltung eines adverb. Nebensatzes in den Hauptsatz 1113. 2) Einschaltung des Hauptsatzes in den Nebensatz 1113. Anhang: Wegfall der Vocale 1114—1117. I. im Italienischen 1114. II. im Spanischen 1116. III. im Portug. 1116. IV. im Provenz. 1116. V. im Franz. 1117. Register
1118—1134
Ii
XII
I. Wort-Abkürzungen. Ablv. Ablativ. Acc. Accusativ. Act. Activ. Adj. Adjectiv. Adv. Adverb, afr. altfranzösisch, ags. angelsächsisch, ahd. althochdeutsch, alban. albanesisch. altn. altnordisch, altpg. altportugiesisch, alts, altsächsisch, altsp. altspanisch, anl. anlautend, ausl. auslautend, bret. bretonisch, burg, burgundisch (bourgognisch) cat. catalanisch. chw. churwälsch comm. commune. Comp. Comparativ. Cond. Conditional. Conj. Conjunctiv. Conjug. Conjugation. Conjunct. Conjunction. Dat. Dativ. Deel. Declination, drgl. dergleichen, dsgl. desgleichen. Egn. Eigenname, fem. feminin.
Fem. Eemininum. fr. französisch, frs. friesisch. Fut. Futurum. Gen. Genitiv. Ger. Gerundium, hd. hochdeutsch, henneg. hennegauisch. Imper. Imperativ. Impf. Imperfectum. Ind. Indicativ. Inf. Infinitiv, inl. inlautend, it. ital. italienisch, lomb. lombardisch, mail. mailändisch. masc. masculin. Masc. Masculinum. mdartl. mundartlich, mhd. mittelhochdeutsch, mlat. mittellateinisch, mndl. mittelniederländ. ndd. niederdeutsch, ndl. niederländisch, neap. neapolitanisch. Neutr. Neutrum, nhd. neuhochdeutsch. Nom. Nominativ, norm, normannisch. Obj. Object. occ. occit. occitanisch (aus Languedoc).
Ortsn. Ortsname. Part. Participium. Pass. Passiv. Perf. Perfectum. Pers. Person, pg. portugiesisch, pic. picardisch, piem. piemontesisch. PL Plural. Plusq. Plusquamperfect. port. portugiesisch, pr. prov. provenzalisch. Präp. Präposition. Präs. Präsens. Pron. Pronomen. Sg. Singularis. sie. sicilianisch. sp. spanisch. Subj. Suhject. Subst. Substantiv. Superl. Superlativ, urspr. ursprünglich, ven. venezianisch, vgl. vergleiche. Voc. Vocativ. vrlt. veraltet, wal. walachisch. wald. waldensiseh. wall, wallon. wallonisch, zsgs. zusammengesetzt, zsgz. zusammengezogen. Zss. Zusammensetzung.
* bezeichnet hypothetische, erklärende Formen oder 'Wörter, f bezeichnet veraltet (Siehe Register portug. Vcrba).
II.
Titel-J
AAvign. oder Aye d'Av. — Aye d'Avignon publié p. F. Guessard et P. Meyer. Paris 1861 in: Les anciens poètes de la France, t. VI. Agol. — Agolant in: Der Roman von Fierabras, provenzalisch. Herausg. v. I. Bekker. Berlin 1829. S.LIII—LXVI. Alex. — Li romans d'Alixandre par Lambert Ii Tors et Alexandre de Bernay. Herausg. v. H. Michelant. Stuttgart 1846 (Bibl. des litter. Vereins in Stuttgart Bd. 13). Alexiuslied — La vie de Saint Alexis p. p. G. Paris et L. Pannier. Paris 1872. (Bibl. de l'École des hautes études fase. 7). Siehe auch oben S. 100. Alx. — E l libro de Alexandre in: Biblioteca de autores espaüoles, t. 57 pg. 147—224. Der Band enthält speciell: Poetas castellanos anteriores al siglo XV. Coleccion hecha por D. T. A. Sánchez, continuada por . . . D. P. J. Pidal y aumentada . . por D. Fl. Janer. Madrid 1864.
Ampère, Form. — Histoire de la littérature française au moyen âge comparée aux littératures étrangères par J. J. Ampère. Introduction. Histoire de la formation de la langue française. Paris 1841. Apol. — Libre de Appollonio in: Biblioteca de aut. españoles t. 57 pg. 283—305 (cf. Alx.) App. ad Prob. — Appendix ad Probum oder Appendix Probi in: Grammatici latini ex recensione H. Keilii. Vol. IV pg. 193—204. Lipsiae 1864. Arch. stor. — Archivio storico italiano . . . Firenze 1842 u. folg. Jahrg. Aubri — Aubri li Borgonnon in: Der Roman von Fierabras etc. (ef. Agol.) S. LXVI—L XVIII. Aus. M. — Ausias March. Les obres del valeros cavalier y elegantissim poeta Ausias March. Barcelona 1560. Neuern Datums ist: Ausias March, obras de aquest poèta publicadas . . . per Fr. Pelayo Briz. Barcelona 1864.
XII
I. Wort-Abkürzungen. Ablv. Ablativ. Acc. Accusativ. Act. Activ. Adj. Adjectiv. Adv. Adverb, afr. altfranzösisch, ags. angelsächsisch, ahd. althochdeutsch, alban. albanesisch. altn. altnordisch, altpg. altportugiesisch, alts, altsächsisch, altsp. altspanisch, anl. anlautend, ausl. auslautend, bret. bretonisch, burg, burgundisch (bourgognisch) cat. catalanisch. chw. churwälsch comm. commune. Comp. Comparativ. Cond. Conditional. Conj. Conjunctiv. Conjug. Conjugation. Conjunct. Conjunction. Dat. Dativ. Deel. Declination, drgl. dergleichen, dsgl. desgleichen. Egn. Eigenname, fem. feminin.
Fem. Eemininum. fr. französisch, frs. friesisch. Fut. Futurum. Gen. Genitiv. Ger. Gerundium, hd. hochdeutsch, henneg. hennegauisch. Imper. Imperativ. Impf. Imperfectum. Ind. Indicativ. Inf. Infinitiv, inl. inlautend, it. ital. italienisch, lomb. lombardisch, mail. mailändisch. masc. masculin. Masc. Masculinum. mdartl. mundartlich, mhd. mittelhochdeutsch, mlat. mittellateinisch, mndl. mittelniederländ. ndd. niederdeutsch, ndl. niederländisch, neap. neapolitanisch. Neutr. Neutrum, nhd. neuhochdeutsch. Nom. Nominativ, norm, normannisch. Obj. Object. occ. occit. occitanisch (aus Languedoc).
Ortsn. Ortsname. Part. Participium. Pass. Passiv. Perf. Perfectum. Pers. Person, pg. portugiesisch, pic. picardisch, piem. piemontesisch. PL Plural. Plusq. Plusquamperfect. port. portugiesisch, pr. prov. provenzalisch. Präp. Präposition. Präs. Präsens. Pron. Pronomen. Sg. Singularis. sie. sicilianisch. sp. spanisch. Subj. Suhject. Subst. Substantiv. Superl. Superlativ, urspr. ursprünglich, ven. venezianisch, vgl. vergleiche. Voc. Vocativ. vrlt. veraltet, wal. walachisch. wald. waldensiseh. wall, wallon. wallonisch, zsgs. zusammengesetzt, zsgz. zusammengezogen. Zss. Zusammensetzung.
* bezeichnet hypothetische, erklärende Formen oder 'Wörter, f bezeichnet veraltet (Siehe Register portug. Vcrba).
II.
Titel-J
AAvign. oder Aye d'Av. — Aye d'Avignon publié p. F. Guessard et P. Meyer. Paris 1861 in: Les anciens poètes de la France, t. VI. Agol. — Agolant in: Der Roman von Fierabras, provenzalisch. Herausg. v. I. Bekker. Berlin 1829. S.LIII—LXVI. Alex. — Li romans d'Alixandre par Lambert Ii Tors et Alexandre de Bernay. Herausg. v. H. Michelant. Stuttgart 1846 (Bibl. des litter. Vereins in Stuttgart Bd. 13). Alexiuslied — La vie de Saint Alexis p. p. G. Paris et L. Pannier. Paris 1872. (Bibl. de l'École des hautes études fase. 7). Siehe auch oben S. 100. Alx. — E l libro de Alexandre in: Biblioteca de autores espaüoles, t. 57 pg. 147—224. Der Band enthält speciell: Poetas castellanos anteriores al siglo XV. Coleccion hecha por D. T. A. Sánchez, continuada por . . . D. P. J. Pidal y aumentada . . por D. Fl. Janer. Madrid 1864.
Ampère, Form. — Histoire de la littérature française au moyen âge comparée aux littératures étrangères par J. J. Ampère. Introduction. Histoire de la formation de la langue française. Paris 1841. Apol. — Libre de Appollonio in: Biblioteca de aut. españoles t. 57 pg. 283—305 (cf. Alx.) App. ad Prob. — Appendix ad Probum oder Appendix Probi in: Grammatici latini ex recensione H. Keilii. Vol. IV pg. 193—204. Lipsiae 1864. Arch. stor. — Archivio storico italiano . . . Firenze 1842 u. folg. Jahrg. Aubri — Aubri li Borgonnon in: Der Roman von Fierabras etc. (ef. Agol.) S. LXVI—L XVIII. Aus. M. — Ausias March. Les obres del valeros cavalier y elegantissim poeta Ausias March. Barcelona 1560. Neuern Datums ist: Ausias March, obras de aquest poèta publicadas . . . per Fr. Pelayo Briz. Barcelona 1864.
XIII B. — Bartsch, Denkmäler der provenzalischen Litteratur. Stuttgart 1856 (Bibl. des litt. Ver. i. Stuttgart Bd. 39). Barl. — Barlaam und Josaphat, Herausg. v. II. Zotenberg und P. Meyer. Stuttgart 1864 (Bibl. des litt. Ver. i. Stuttgart Bd. 75). Be. — Berceo. Poesías de Gonzalo de Berceo in: Bibl. de aut. españoles, t. 57 pg. 39—146 (cf. Alx.) B. ehrest, fr. - Bartsch, Chrestomathie de l'ancien français. 4. éd. Leipz. 1680. B. ehrest, pr. — Siehe unter B. Lb. Ben. — Benoit, Chroniques anglo-normandes p. p. Fr. Michel. Rouen 1836 —44. 3 t. (t, I pg. 1 6 7 - 303: Extrait de l'estoire e la généalogie des dux qui unt esté par ordre en Normandie; par Benoit de Sainte-More). Bert. — Li romans de Berte aus grans piés, p. p. Paulin Paris. Paris 1832. (Romans des douze pairs No. I). B Lat. — Brunetto Latini. Il Tesoretto e il Favoletto di ser Brunetto Latini ridotti a miglior lezione . . . illustrati dall' abbate Zannoni. Firenze 1824. B. Lb. — Bartsch, Provenzalisches Lesebuch. Elberfeld 1855 — verarbeitet unter dem Titel: Chrestomathie provençale. 4 éd. Elberfeld 1880. Boce. — Boccaccio. Bonv. — Bonvesin. Vermischte Gedichte des Bonvesin dalla Riva, herausg. v. Immanuel Bekker in: Bericht über die ... Verhandlungen der Kgl. Primus. Akad. d. Wissensch, zu Berlin aus dem Jahre 1850 (pg. 322, 379, 438, 478) und 1851 (pg. 3, 85, 132, 209.) Bréq. — Diplomata, chartae, epistolae et alia monumenta ad res franciscas spectantia ediderunt L. G. 0 . Feudrix de Bréquigny et F. J. la Porte du Theil. Parisiis 1791. 3 voll. Brev. d'am. — Le breviari d'amor de Matere Ermengaud p. p. la Société archéol., scientif. et litt, de Béziers. Introduction et glossaire par G. Azaïs. Béziers 1862—1866. 2 t. Brun. — Brunetti. Codice diplomatico Toscano compilato da F. Brunetti. Firenze 1806—33. 2 t. Brut. — Le roman de Brut par Robert Wace, p. p. Le Roux de Lincy. Rouen 1 8 3 6 - 3 8 . 2 t. Bth. oder Boethius — Gedicht über Boethius in: Altromanische Sprachdenkmale berichtigt und erklärt . . . von Fr. Diez. Bonn 1846. S. 33—72. Cald. — Calderón. Las comedias de D. Pedro Calderón de la Barca . . publicadas . . por Juan Jorge Keil. Leipsique 1827—30. 4 t. — Bequemer
in: Bibl. de aut. españoles t. 7, 9, 12, 14 : Comedias de D. Pedro Calderón de la Barca. Coleccion mas completa . . . hecha e ilustrada por Hartzenbusch. 2 ed. Madrid 1850—52. 4 t. Cal. é D. — Calila é Dymna de Abdallah ben Al-Mocaffa in : Bibl. de aut. españoles, t. 51 pg. 11—78. Der genannte 51. Band enthält spec.: Escritores en prosa anteriores al siglo XV. Recogidos é ilustrados por D. Pascual de Gayangos. Madrid 1860. Cane, de B. — El cancionero de Juan Alfonso de Baena. Madrid 1851. Carp. — Carpentier, Glossarium novum ad scriptores medii aevi cum latinos tum gallicos, seu supplementum ad auctiorem glossarii Cangiani editionem. Parisiis 1766. 4 voll. Cas. litt. — Casae litterarum in: Die Schriften der römischen Feldmesser. Herausg. u. erläutert v. F. Blume, K. Lachmann und A. Rudorff. Berlin 1848-52. 2 Bde. (Bd. I S. 310—338). Cast. de D. Sancho. — Castigos é documentos del rey D. Sancho in der Bibl. de aut. españoles t. 51 pg. 79—228 (cf. Cal. é D.) Ccy. — Coucy. L'histoire du châtelain de Coucy et de la dame de Fayel p. p. G. A. Crapelet. Paris 1829. — Der darin abgedruckte Text f ü h r t spec. den Titel: Li roumans dou chastelain de Couci. Daneben existiert eine Ausgabe : Chansons du chatelain de Coucy, revues sur les manuscrits p. Francisque Michel. Paris 1830. CGen. — Cancionero general in: Bibliotheca castellana, portuguesa y provènzal . . por D. G. H. Schubert. 2 ed. Leipsique 1809. 2 t. (t. II). CGer. — Cancioneiro gérai. Altportugiesische Liedersammlung des edeln Garcia de Resende. Neu herausg. von E. H. von Kausler. Stuttgart 1846 —52. (Bibl. des litt. Ver. in Stuttgart Bd. 15, 17, 26) 3 Bde. Charl. — Charlemagne, an anglo-norman poem, p. by F r . Michel. London 1836. — Neu herausg. durch E. Koschwitz: Karls d. gross. Reise nach Jerusalem u. Constantinopel. Heilbr. 1880. Ch. au lyon — Li romans dou chevalier au lyon von Chrestien von Troies. Herausg. v. W. L. Holland. 2. Afl. Hannover u. Paris 1880. ChCyg. — Le chevalier au cygne et Godefroid de Bouillon . . . publication commencée par le baron de Reiffenberg et achevée par M. A. Borgnet. Bruxelles 1846—59. 3 t. (t. III, 2 enthält: Glossaire par E. Gachet.)
XIV Ch. d'Ant.— L a chanson d'Antioche, p. p. Paulin Paris. Paris 1848. 2 t. Ch. d'Ori. — Poésies de Charles d'Orléans, p. p. P. V. Chalvet. Paris 1809. — Später erschien: Les poésies du duc Charles d'Orléans, p. p. A. Champollion Figeac. Paris 1842. Chr. albig. — Chronique de la guerre albigeoise in: Histoire générale de Languedoc... par deux religieux bénédictins de la congrégation de S. Maur. Paris 1730—45. 5 t. Der t. III enthält als Appendix die Preuves de l'hist. de L. Hiervon enthält Columne 1 — 108: Histoire de la guerre des Albigeois, écrite en Languedocien, par un ancien auteur anonyme. Chr. de Ben. Siehe Ben. Chr. d'Esclot — Chronique de Bernât d'Esclot in: Chroniques étrangères relatives aux expéditions françaises pendant le X I I I 0 siècle, p. p. J . A . C . Buchon. Paris 1840. ChRol. — La chanson de Roland . . par Léon Gauthier. 8 éd. Tours 1881. Siehe auch S. 101. Chx. — Choix des poésies originales des troubadours. Par M. Raynouard. Paris 1816—21. 6 t. C. ined. — Fragmentos de hum cancioneiro inedito . . impresso a custa de Carlos Stuart. Paris 1823. Besser in: Trovas e cantares etc. (cf. Trov.) Class, auct. — Classicorum auctorum e vaticanis codicibus cditorum sériés. Curante Angelo Maio. Romae 1828 —38. 10 voll. CLuc. — E l conde Lucanor compuesto por D. Juan Manuel. Pubi, por A. Keller Stuttgart 1839 (Biblioteca castellana p. p. Keller y Possart t. I). CN. CNA. — Cento novelle antiche von Giambatista Ghio. Torino 1802. Com. — Commynes. Corn. — Pierre Corneille. CPoit. — Roman du comte de Poitiers, p. p. F r . Michel. Paris 1831. DC — Du Cange. Beste Ausgabe: Glossarium mediae et infimae latinitatis conditum a Carolo Dufresne domino du Cange, auctum a monachis ordinis S. Benedicti cum supplemento integris D. P . Carpenterii et additamentis Adelungii et aliorum digessit G. A. L . Henschel. Parisiis, exc. Firmin Didot fratres, 1840—50. 7 voll. DDin. — Cancioneiro d'el rei D. Diniz pelo Dr. C.Lopez deMoura. Pariz 1847. Dec. — II Decamerone von Boccaccio. Decorde — Dictionnaire du patois du pays de Bray p. Decorde. Paris 1852. Descl. — Siehe Chr. d'Esci.
Dict. de l'Acad. fr. — Dictionnaire de l'Académie franç. 7 éd. Paris 1878. 2 t. Dict. de Trév. — Dictionnaire universel françois et latin, vulgairement appelé Dictionnaire de Trévoux. Nouv. éd. Paris 1771. 8 voll. Dittam. — Il dittamondo di Fazio degli Uberti,ridotto a buona lezione. Mil.1826. Dolop. — Dolopathos. L i romans de Dolopathos, p. p. Ch. Brunet et A. de Montaiglon. Paris 1856. DQuix. — Don Quixote von Cervantes. Du Méril, Dict. norm. — Dictionnaire du patois normand par E. et A. du Méril. Caen 1849. Du Méril, Form. — Essai philosophique sur la formation de la langue française p. É. du Méril. Paris 1852. Edict. Roth. — Edictus ceteraeque Langobardorum leges . . recudi curavit F r . Bluhme Hanoverae 1869. (Edictus Rothari pg. 1—73). (Cf. L. Roth.) Eidschwüre. — Die Eidschwüre vom J a h r 842 in: Altroman. Sprachdenkmale etc. (cf. Bth.) S. 1—14. Desgl. in Bartsch, Chrest. de l'anc. fr. und in Koschwitz : Les plus anciens monuments de la langue française. 2 éd. Heilbronn 1880. E r . — Erec in Haupt's Zeitschrift für deutsches Alterthum Bd. X. Esp. sagr. — Henrique Florez, Esparia sagrada. Teatro geografico-historico de la iglesia de Espana . . contin. por D. F r . Manoel Risco. Madrid 1747 —53. 12 t. — 2 ed. 1754—1856. 48 t. Etym. Wb. — Etymologisches "Wörterbuch der romanischen Sprachen von Friedrich Diez. 4 Asgb. mit e. Anhang von A. Scheler. Bonn 1878. Eulalia — Lied auf die heil. Eulalia in: Altrom. Sprachdenkmale etc. (cf. Bth.) S. 15—32. Desgl. in Bartsch, Chrest. de l'anc. fr. und in Koschwitz: L e s plus anc. monum. etc. Ev. Joh. — Bruchstück einer prov. Uebersetzung des Johannesevangeliums, veröffentlicht unter dem T i t e l : Ein altprov. Prosadenkmal des British Museum von C. Hofmann. (Gelehrte Anzeigen der Kgl. Bayer. Akad. Bd. 47. No. 9 u. 10. Juli 1858.) Faid. — Huc Faidit in: Grammaires provençales de Hugues Faidit et de Raymond Vidal de Besaudun. 2 éd. p. F . Guessard. Paris 1858. (Donatz proensals pg. 1—65) oder in Stengel, Die beiden ältesten provenzalischen Grammatiken lo Donatz proensals und las rasos de trobar. Marburg 1878. (S. 1—39.) F B e j . — Foros de B e j a in: ColecçSo
XV de livros inéditos de historia portugueza. t. V. pg. 456 seq. FC. FCont. — Fabliaux et contes des poètes françois des XI e , XII e , XIII o , XIV o et XVo siècles, p. p. Barbazan. Nouv. éd. p. Méon. Paris 1808. 4 t. Fer. — Der Romun von Fierabras, provenzalisch. Hcrausg. v. Inimanuel Bekker. Berlin 1829. — Der einfache Text des Fierabras ohne die in obiger Ausgabe vorgedruckten kleinern prov. Stücke erschien schon vorher in : Abhandl. der Berliner Akad. Hist.-pliil. Klasse 1826 S. 129—278. Fern. Gönz. — Fernán Gonzalez. Lehendas del conde D. Fernando du Castylla, conocidas con el nombre de Poema del conde Fernán Gonzalez in: Bibl. de aut. españoles, t. 57. pg. 389 —412. (cf. Alx.) Festus — S. Pompei Festi de verborum significatione quae supersunt cum Pauli epitome, Emm. et annot. a C. 0. Muellero. Lipsiae 1839. (N. Abdr.1880.) FGrav. — Foros de Gravâo in: Colecçâo de livros inéditos de historia portugueza. t. V. pg. 367 seq. FGuard. — Foros de Guarda, ibidem pg. 399 seq. F J . FJuzg. — Fuero juzgo, en latin y castellano, cotejado con los mas antiguos y preciosos codices por la real Academia española. Madrid 1815. Flam. — Le roman de Flamenca p. p. Paul Meyer. Paris et Béziers 1865. Flor. — Floresta di rimas antiguas castellanas ordenada p. D. Juan N. Böhl de Faber. Hamb. 1821—25. 3 t. FMart. — Foros de San Martinho de Mouros in: Colecçào de liv. ined. de hist. port. t. IV. pg. 579 seq. Form. B. oder Form. Bal. — Formulae Baluzianae in : Capitularía regum Francorum. Additae sunt Marculfi monachi et aliorum formulae . . Stephanus Baluzius . . edidit 1677. Nova editio . . curante Petro de Chiniac. Parisiis 1780. 2 voll. Form. Bai. min. — Formulae Baluzianae minores. Ibidem. Form. Bignon. — Formulae Bignonia n a e i n : Barb. leg. v. II pg. 269—276. Form. ital. — Formulae antiquae in usum regni italici in: Canciani, Barbarorum leges antiquae cum notis et glossariis. Accedunt formularum fasciculi et selectae constitutiones medii aevi. Venetiis 1781—92. 5 voll. (vol. II pg. 461—478.) Form. M. — Marculphi monachi aliorumque auctorum formulae veteres ed. ab Hieron. Bignonio. Parisiis 1765.
I (cf. Form. B. II, 370 sq.) Ebenso in: ' Barb. leg. vol. II pg. 177—246. I Form. Mab. — Formulae Mabillonii in : Î Vetera analecta sive collectio veterum I aliquot operum et opusculorum omnis generis . . cuin . . adnotationibus . . I. Mabillon. Nova ed. Parisiis 1723. Fragni. d'Alex. — Fragment eines Alexanderromans in: Romanische inedita auf italiänischen Bibliotheken gesammelt v. Paul Hcyse. Berlin 1856. Fragm. v. Val. — Fragment von Valenciennes ( Jonasfragment) in Bartsch, Chr. fr. und Koschwit.z, Les plus anc. monuments etc. (Siehe auch Böhmer, Roman. Stud. V S. 2 9 7 - 3 0 0 : Das Verso des Fragm. v. Valenciennes. Von W. Schmitz.) Fred. Fredegarius. FSant. — Foros de Santarem in: Colecçâo de liv. ined. de hist. port. t. IV pg. 531 seq. FTorr. — Foros de Torres Novas. Ibidem pg. 608 seq. Fumag. — Codice diplomatico Sant'Ambrosiano illustr. con note da Ang. Fumagalli, opera postuma pubbl. da C. Amoretti Milano 1805. GA. GAlb. •— Histoire de la croisade contre les hérétiques albigeois, p. p. M. C. Tauriel. Paris 1837. Gar. — Li romans de Garin le Loherain p. p. Paulin Paris. Paris 1833 2 t. Dazu t. I I I : La mort de Garin le Loherain, p. p. É. du Méril. Paris et Leipzig 1862. (Romans des douze pairs de Fr. No. II, HI, X.) Gare. — Obras de Garcilaso de la Vega, ilustradas cou notas. 2 ed. Madrid 1817 — Paris 1828. GCav. — Guido Cavalcanti in: Poeti del primo secolo della lingua italiana in due volumi raccolti. Firenze 1816 (vol. II pg. 276—369). G. d'Angl.— Diet de Guillaume d'Angleterre par Chrestien de Troyes in : Chroniques anglo-normandes, p.p. F r . Michel. Rouen 1836—40. 3 t. (t. III). Ger. — La Gerusalemme liberata. Gest. reg. F r . — Gesta regum Francorum in : Recueil des historiens des Gaules et de la France, [commencé] p. Martin Bouquet. Paris 1738—1855. 21 voll. (vol. II pg. 539 seq.) Gl. — Glossae. Speciell. Gl. anglos. (Oehler, Zur Litt, der Glossen in Jahn u. Klotz, N. Jahrb. für Phil. u. Päd. Suppl. XIII S. 2 5 7 - 3 8 7 ) . — Gl. cass. (W. Grimm, Exhort, ad pleb. christ, glossae Casselanae . . Berlin 1848 und Diez, Altrom. Glossare. Bonn 1865 S. 71—125). — Gl. Isid. (in: Thesaurus
XVI utriusque linguae, hoc est Philoxeni > aliorumque vetenim auctorum glossa- j ria latino-graec. et gr.-lat. Ed. Bonav. I Vulcanius. Lugd. Bat. 1600). — Gl. Labb. und Gl. lat.-gr. (C. Labbaei glossaria graeco-latina et latino-graeca. Paris 1679 — 2. ed. Londini 1816— 26). — Gl. paris. (Glossarium latinum bibl. Paris, antiquiss. saec. IX ed. G. F Hildebrand. Goettingae 1854 resp. Pariser Glossen, herausg. v. Graff, Diutislca, I, 128). — GÌ. Philox. (cf. Gl. Isid.). — GÌ. Placidi (Luctatii Placidi glossae ree. A. Deverling. Lipsiae 1875). — Gl. sangall. (Hattemer, Denkmale des Mittelalters. St Gallen 1842. Bd. I u. Graff, Ahd. Spraclischatz I, LXV fi'.). — Gl. vett. (Veteres glossae verborum . . quas . . C.Labbaeus eruit, in: Ottoiiis thes. iur. Rom. T r a j e c t i ad Rh. 1733 vol. III pg. 1697.) Vergi. S. 25 u. 26. GNev. — Roman de la Violette, ou de Gérard de Nevers p a r Gibert de Montreuil. P. p. F r . Micliel.Paris 1834. GO. GOcc. — Essai d'un glossaire oecitanien, pour servir à l'intelligence des poés. des troubadours. Toulouse 1819. GProv. — Gramm, provenç etc. cf. Faid. Grég. — Dialoge des Papstes Gregor, theilweise abgedr. in : E du Méril, Essai philos, s. 1. format, d. 1. langue franç. Paris 1852. (Gesammtausgabe v. \V. Förster, Li dialoge Grégoire lo pape. Halle u. Paris 1870. Th. 1). GRiq. — Guiraut Riquier in : Mahn, Die W e r k e der Troubadours in provenz. Sprache. Berlin 1853. Bd. IV. GRoss. — Girartz de Rossilho. Nach der Paris. Hdschr. herausg. v. Conr. Hofmann. Berlin 1855 i n : Malin, Die W. d. Tr. Epische Abth. Bd. I. (Andere Hdschr. abgedr. in Böhmer, Roman. Stud. Bd. V.) Gr. Tur. — Gregorii T u r o n . liistoria eccles. in Bouquet, vol. II (cf. Gest. reg. Fr.) Grut. — Iani Gruteri corpus inscriptionum ex recens, et cum adnotat. J. G. Graevii. Amstelaedami 1707. 4 voll. GVian. — Gérard d e V i a n e in: Der Roman von Fierabras etc. (cf. Agol.) s . XII—LUI.
GVic. — Gii Vicente (in den span. Stellen) in : Teatro espanol anterior â Lope de Vega, por el editor de la Floresta de rimas antiguas castellanas. Hamburgo 1832, pg. 4 1 - 9 6 . — Obras de Gii Vicente correctas e emendadas p. J. V. Barreto Feio e J . G. Monteiro. Hamburgo 1834. 3 t.
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t. "r.7
p g .
3 0 7 — 3 1 8 .
(cf.
A l x . )
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5 7
p g .
1 0 3 — 1 3 1 .
(cf.
A l x . )
Mili. — Aqui escomienza la estoria de Sennor Sant Millan, tornada de latin en romançe, la quai compuso Maestre Gonzalo de Berçeo; ibidem pg. 65—79. Mis. — Del sacrificio de la missa (p. Bereeo), ibidem pg. 80—90. Mol. — Molière. ! Monn. — Chrestomathie des prosateurs français du XIV 6 au XVI e siècle . . p. Charles Monnard. Genève 1862. 3 p. Mont. — Montaigne. Mousk. — Chronique rimée de Philippe Mouskes, p. p. le baron de Reifl'enberg. Bruxelles 1836—38. 2 t. (Collection do chroniques belges inédites. Mur. Ant. — Antiquitates italicae medii aevi. Auctore L. A. Muratorio. Mediolani 1738—42. 6 voll. Mur. Inscr. — Novus thesaurus veterum inscriptionum in praecipuis earumdem collectoribus hactenus praetermissarum. collectorc L. A. Muratorio. Mediolani 1739- 42. 4 t. Nann. — V. Nannueci, Manuale della letteratura del primo secolo della lingua italiana. Firenze. 2 t. NF. NFabl. — Nouveau recueil de contes, dits, fabliaux et autres pièces inédites des XIII e , XIV e et XV e siècles . . p. A. Jubinal. Paris 1839—42. 2 t. NFC. — Nouveau recueil de fabliaux et contes inédits des XII e , XIII e , XIV e et XV e siècl. p. p. Méon. Par. 1823. 2 t. Nith. — Nithardi historiarum libri IV in : Monumenta Germaniae histórica, vol. II pg. 649—672. — Einzeln: Nithardi hist. libri quattuor edidit A. Holder. Freiburg u. Tübingen 1882. Nov. — Novelas ejemplares v. Cervantes. Num. — Cervantes, La Numancia. Tragedia. Edic. de J . E . Hitzig. Beri. 1810. Oberi, oder Oberlin — Essai sur le patois lorrain des environs du comté du ban de La Roche. Par le S r . Oberlin. Strasbourg 1775. Og. — La chevalerie Ogier de Danemarche par Raimbert de Paris, (p. p. J. Barrois). Paris 1842. 2 t. (Romans des douze pairs de France No. VIII u. IX). Orell. — Inscriptionum latinarum selectarum amplissima collectio . . . ed. Io. Casp. Orellius. Turici 1828—56.
XVIII 3 voll. (vol. I I I : Collect. Orellianae la langue romane . . par J. B. B. supplementa emendationesque exhiRoquefort. Paris 1808. 2 t. bens ed. Guil. Uenzen). Rose — Le roman de la Rose . . . Ori. — Orlando furioso von Ariost. Amsterdam [auch Paris] 1735. 3 t. Par. — Il paradiso von Dante. ; Rou. — Le roman de Rou et des ducs Parton. — Partonopeus de Blois, p. p. i de Normandie par Rob. Wace, poète normand du XII e sièle, p. p. F. PluG. A. Crapelet. Paris 1834. 2 t. quet. Rouen 1827. 2 t. Pass, de J. C. •— Passion de Jésus-Christ, in: Champollion Figeac, Docum. hist. Rut. Ruteb. — Oeuvres complètes de inédits. Paris 1848. t. IV. pg. 4 2 4 Rutebeuf, trouvère du XIII o siècle, 445. — Diez, Zwei altroman. Gedichte. recueillies . . p. Achille Jubinal. Bonn 1876. S. 1—34. — B. Chrest. Paris 1839. 2 t. fr. u. Koschwitz, Les plus ano. mon. Rz. — Libro de cantares de Joan Roiz, PC. PCid. — Cantares del Cid Campearçiprestre de Fita, in: Bibl. de aut. ador, conocidos con el nombre de españoles t. 57 pg. 225—282 (cf Alx.). a Poema del Cid in: Bibl. de aut. S Eulalia — Siehe Eulalia. españoles t. 57 pg. 1—38. (cf. Alx.) Sanch. — Poetas castellanos anteriores P. Cz. — Petrarca, Canzone. al siglo XV. Coleccion hecha por Pg. Purg. — Dante, Il purgatorio. D. Tomas Antonio Sánchez, contiPO. — Le Parnasse occitanien ou choix nuada por el excelentísimo Señor D. de poésies originales des troubadours Pedro José Pidal, y considerablemente [p. p. de Rochegude]. Toulouse 1819. aumentada . . por D. Florencio Janer. PPs. — Poeti del primo secolo della Madrid 1864, i n : Bibl. de aut. lingua italiana in due volumi raccolti. españoles t. 57. Firenze 1816. 2 voli. Sax. — La chanson des Saxons par P. Son. — Petrarca, Sonetti. Die NumJean Bodel, p. p. Fr. Michel. Paris mern nach Fernows Ausgabe: Rime, 1839. 2 t. (Romans des douze pairs riscontrate e corrette sopra i miglide France No. V u. VI). ori esemplari . . . da C. F. Fernow. SB. SBern. — Choix de sermons de Jena 1806. 2 voli. Saint Bernard, in : Les quatre livres QFA. — Les quatre fils Aymon, in: des rois, p. p. Le Roux de Lincv, Der Roman von Fierabras etc. (cf. pg. 521—573. Agol.) S. 1—XII. Schlegel, Lit. prov. oder Observ. — ObRali. — Rabelais. servations sur la langue et la littéRae. — Racine. r a t u r e provençales, in: Oeuvres de M. A. G. de Schlegel, écr. en frç. et Raynouard — Siehe Chx. und LR. p. p. Ed. Böcking Leipzig 1846. 3 t. RCam. — Li romans de Raoul de Cam(t. II pg. 149—250). brai et de Bernier, p. p. Edward L e Glay. Paris 1840. (Romans des douze Schneider — Ausführliche .. Grammatik pairs de France No. VII). der lateinischen Sprache von Konr. R. Egl. — Ribeiro, Eglogas. Leop. Schneider. Berlin 1819—22. Ren. — Le roman du Renart p. p. Abth. I, 1. 2. II, 1. D. M. Méon. Paris 1826. 4 t. S. de Mir. — Francisco de Sa' e MiRim. de pal. — Rimado de palacio. randa, Obras. Lisboa 1784. 2 t. E§te libro fiçe el honrrado caballero Servius iu Aen. — Servii grammati qui pero Lopez de Ayala estando preso feruntur in Vergili carmina commene llámase El libro de palacio, in: Bibl. tarii. Ree. G. Thilo et H. Hägen. de aut. españoles t. 57 pg. 425—476. Lipsiae 1881. vol. I. (cf. Alx.) Sil. — Escomienza la vida del glorioso confesor Sancto Domingo de Silos R. Men. — Ribeyro, Menina e moça. (p. Berceo) in : Bibl. de aut. españoles RMont. — Renaus de Montauban oder t. 57 pg. 39—64. (cf. Alx.) die Haimonskinder. Herausg. von SLég. — Vie et passion de Saint Léger, H. Michelant. Stuttgart 18G2. (Bibl. in: Champollion Figeac, Documents d. litt. Ver. i. Stuttgart Bd. 67.) hist. inédits. Paris 1848. 4 t, (t. IV RMunt. — Chronik des edlen E n Ramon pg. 446—456). — Diez, Zwei altroMuntaner. Hsg. v. K. Lanz. Stuttg. man. Gedichte. Bonn 1876. S. 35 — 1844. (Bibl. d. litt. Ver. i. Stuttg. Bd. 8.) 51. — Bartsch, Chrest. fr. u. KoschRol. — Siehe ChRol. witz, Les plus anc. monum. etc. Rom. — Altfranzösische Romanzen und Pastourellen. Herausg. von Bartsch. SPart. — Las siete partidas del rey Leipzig 1870. D. Alfonso el Sabio. Madrid 1807. 3 t. Roq. oder Roquefort — Glossaire de S. Prov. — Proverbios de D. Iñigo Lo-
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cioneiro da bibliotheca do Vaticano. Vienna 1870. Ughell. — F e r d . Ughelli, Italia sacra, sive de episcopis Italiae et insularum adjaoentium, rebusque ab iis gestis, opus. 2 ed. Venetiis 1 7 1 7 — 2 2 . 10 voli. (Romae 1 6 4 4 — 6 2 . 9 voli.) Varrò L L . — M. Terenti Varronis de lingua latina librorum quae supersunt. Emendata et annotata a C. O.Muellero. Lipsiae 1833Ven. Fort. — Venantius F o r t u n a t a s . Vg. Vulg. — Vulgata. Vilich. — Geoffroy de Villc-Hardouin, Conquête de Constantinople, in: Pctitot, Collection complète des mémoires relatifs à l'histoire de F r a n c e . Paris 1 8 1 9 - 2 7 . I série, t, 1. Voc. d ' E v r . — P e t i t vocabulaire latinfrançais du X I I I e siècle, e x t r a i t d'un manuscrit de la bibliothèque d ' É v r e u x p. L . A . Chassant. Paris 1857. Voc. hag. — Vocabulaire hagiologique, i n : Dictionnaire étymologique de la langue françoise par G. Ménage, avec . . . le vocabulaire hagioiogique de Chastelain . . E d i t i o n mise en ordre et augmentée par A . F . J a u l t . Paris 1750. 2 t. Voss. E t y m . — Ger. loan. Vossii etymologicon linguae latinae et de littcrarum permutatione tractatus. Amstelodami 1662. ( E d . nova 1695 — Neapoli 1762. 2 voll.) W a c k . L. u. L . — Altfranzösische Lieder und Leiche aus Handschriften zu B e r n u. Neuenburg von W . W a c k e r n a g e l . Basel 1846. Yep. — Cronica general de la orden de San Benito por Antonio de Yepes. Pamplona, Valladolid 1 6 0 9 — 2 1 . 7 t .
Anm. Die den Belegstellen beigefügten Zahlen beziehen sich a u f die Verse oder Strophen, wenn diese in den Ausgaben a n g e m e r k t sind; wo nicht, auf die Seiten. W a r d im e r s t e m F a l l e die Angabe der Seite vorgezogen, so ist diese m i t p. bezeichnet.
I. 3. 4.]
Einleitung. Bestandtheile und Gebiete der romanischen Sprachen. 1. Bestandteile. Sechs romanische Sprachen ziehen von Seiten grammatischer Eigentümlichkeit oder litterärischer Bedeutung unsre Aufmerksamkeit auf sich: zwei östliche, die italienische und walachische; zwei südwestliche, die spanische und portugiesische; zwei nordwestliche, die provenzalische und französische. Alle haben ihre erste und vornehmste Quelle in der lateinischen. Aber nicht aus dem classischen Latein, dessen sich die Schriftsteller bedienten, flössen sie, sondern, wie schon vielfach und mit Recht behauptet worden, aus der römischen Volkssprache oder Volksmundart, welche neben dem classischen Latein im Gebrauche war, und zwar, wie sich versteht, aus der spätlateinischen Volksmundart. Man hat nicht unterlassen, das Dasein einer solchen Mundart durch Zeugnisse der Alten selbst zu erweisen; ihr Dasein aber ist eine Sache, die so wenig eines Beweises bedarf, dass man vielmehr für das Gegentheil als eine Ausnahme von der Regel Beweise zu verlangen berechtigt wäre. Nur muss man sich hüten, unter jenem Idiome etwas anders zu verstehen, als was man überall darunter versteht, den niedern Redegebrauch in einer und derselben Sprache, der sich in nachlässigerer Aussprache der Wörter, in der Hinneigung zur Auflösung grammatischer Formen, in der Anwendung zahlreicher von den Schriftstellern gemiedener Ausdrücke, in eignen Redeweisen und Constructionen zu erkennen gibt. Diese und keine andren Folgerungen gestatten die Zeugnisse und Proben, die sich in den Schriften der Alten vorfinden; höchstens darf man einräumen, | dass der Gegensatz zwischen Volks- und Schriftsprache, bei der gänzlichen Erstarrung dieser letztern, kurz vor dem UnterD i e z roman, Gramm,, I. 5, Aufl.
1
2
Lateinische Bestandteile.
[I. 4. 5.
gange des weströmischen Reiches ungewöhnlich stark, hervorgetreten sei. Ist nun das Dasein einer Volkssprache eine aus allgemeinen Gründen gewisse Thatsache, so ist die Ableitung der romanischen Mundarten aus derselben eine nicht minder gewisse, da die lateinische Schriftsprache als eine auf der Vergangenheit beruhende, nur von den höhern Ständen und den Schriftstellern gepflegte ihrer Natur nach keine neue Production gestattete, wogegen die weit geschmeidigere Volksmundart für eine durch die Zeit gebotene Entwicklung Keim und Empfänglichkeit in sich trug. Als nachher durch das grosse Ereignis der germanischen Eroberung mit den höhern Ständen die alte Cultur untergieng, erlosch das vornehme Latein von selbst, und das Volkslatein verfolgte, vorzugsweise in den Provinzen, seine Bahn nun um so rascher und ward endlich der Quelle, aus der es hergeleitet ward, in hohem Grade unähnlich1. Man hat sich bemüht, die Spuren der Volkssprache als Belege für die Herkunft der romanischen Familie zu sammeln, und zu diesem Behufe die Schriften der Alten durchblättert. Sofern der richtige Gesichtspunct nicht dabei verrückt wird, ist dies eine dankenswerthe Mühe, denn es kann nicht gleichgültig sein zu wissen, ob romanische Formen, Wörter und Wortbedeutungen erst seit der Völkerwanderung, wie nicht wenige Schriftsteller behauptet haben, oder ob sie bereits vor derselben nachweislich sind, mit andern Worten, ob man sie als Producte eines äussern Ereignisses | oder als die einer naturgemässen Entwicklung zu betrachten habe. Einzelne volksmässige Ausdrücke enthalten schon die frühern römischen Schriftsteller, wie Ennius, Plautus,* unter denen des goldnen Zeitalters vornehmlich Vitruvius; allein erst in den letzten Jahrhunderten des Westreiches, als der strenge patricische Geist der classischen Schule untergegangen war, begann das Eindringen zahlreicher Idiotismen in die litterärische 1) Der Ursprung der romanischen Sprachen ist schon in früheren Jahrhunderten Gegenstand vieler, mitunter gelehrter und geschickter, oft aber auch langweiliger und unfruchtbarer Untersuchungen gewesen. Auf dieses Thema nochmals einzugehn, ist hier nicht der Ort. Selbst was in neuerer Zeit, seit Raynouard, der hier Epoche machte, in Frankreich von Ampère, Fauriel, Du Méril, Chevallet, in Deutschland von Blanc, Fuchs, Delius, Ebert (Jahrb. VI, 249 ff.), Schuchardt, in England von Lewis, in Italien von Perticari, Galvani, in Spanien von Pidal, Amador de los Rios, und was von andern Philologen auf diesem Felde Scharfsinniges und Belehrendes geleistet worden, muss ich in gegenwärtigem Buche, dessen eigentlicher Gegenstand Buchstaben, Formen und Constructionen sind, unberührt lassen.
I. 5. 6.]
Lateinische Bestandteile.
3
Sprache und machte besonders in dem prosaischen Vortrage von nun an bedeutende Fortschritte. Von grossen Folgen war in dieser Beziehung die politische Gleichstellung der römischen Unterthanen, die nun auch das litterärische Ubergewicht Latiums nicht anerkennend mit ihrem Provincialismus ohne Scheu hervortraten 1 . Treffend sagt daher Isidoras Orig. 1, 31: unaquaeque gens facta Romanorum cum suis opibus vitia quoque et verborum et morum Romam transmisit. Wenn nun die späteren Schriftsteller dem niedern Ausdrucke Thor und Thür öffneten, so machten ihn die Grammatiker zum Gegenstande der Erörterung, wobei sie gewöhnlich den practischen Gesichtspunct der Sprachreinigung hatten. Gellius z. B. hat uns im letzten Capitel seiner Noctes atticae den Titel eines Buches von T. Lavinius De verbis sordidis aufbewahrt, dessen Verlust (denn sordidus bedeutet hier gemein, volksmässig, Noct. att. 9, 13) in mancher Beziehung zu bedauern ist. Eine sehr reiche Sammlung dunkler, veralteter und volksmässiger Wörter ist jedoch auf unsre Zeit gekommen, Festus bekanntes auf Verrius Flaccus gegründetes Buch De significatione verborum, das, wiewohl grossentheils nur in einem von einem Zeitgenossen Karls des Grossen, Paulus Diaconus, verfassten Auszuge vorhanden und an vielen Stellen verderbt, immer noch als eine Fundgrube für lateinische und eben so wohl für romanische Wortforschung befrachtet werden muss. Unter den übrigen Grammatikern ist Nonius Marcellus wegen seines Werkes De compendiosa doctrina, und Fabius Planciades Fulgentius als Verfasser einer Expositio sermonum antiquorum hervorzuheben. Ein eigentliches Denkmal der niedern Mundart, wie man sie in den Mimen und Atellanen voraussetzen muss, hat sich nicht erhalten; nur als etwas sich ihr Annäherndes dürfen die Stellen, welche Petronius 2 gemeinen Leuten in den Mund legt,
1) Näheres über den lateinischen Sprachverfall sehe man in den römischen Literaturgeschichten, besonders bei Bernhardy S. 290 ff., 295 ff., 2. Ausg. 'Umrisse zu einer Geschichte der römischen Volkssprache' theilt Aug. Fuchs mit in seinem fleissig gearbeiteten Buche: Die romanischen Sprachen in ihrem Verhältnisse zur lateinischen S. 35—50. Die der Erforschung des altrömischen Volksdialects gewidmeten Schriften bespricht Schuchardt, Vokalismus des Vulgärlateins I, 40 ff. 2) Über das Zeitalter des Petronius Arbiter, Museum für Philologie, neue Folge, II, 50 ff. Zu den volksmässigen Ausdrücken, Flexionen und Constructionen rechnet der Verfasser lacte (für lue), striga (f. strix), sanguen, nutricare, molestare, nesapius, Jovis (f. Jupiter), pauperorum, adjutare alicui, persuadere aliquem, maledicere aliquem.
4
Lateinische B e s t a n d t e i l e .
[I. 6.7.
genommen werden. Bei aller Hinneigung zum voljksüblichen Ausdruck hielten sich übrigens die Schriftsteller von ungrammatischen oder verstümmelten Flexionen noch frei: diese sind hauptsächlich auf den spätlateinischen Inschriften zu suchen, deren Studium in neuester Zeit bereits reiche Früchte getragen. Eine historische Grammatik der romanischen Familie würde sich nun eines wichtigen Theiles ihrer Grundlagen begeben, wenn sie auf den lateinischen Idiotismus keine Rücksicht nehmen wollte, da sich derselbe hier grossentheils und zwar als gültiger Ausdruck wiederfindet. Darum sollen in gedrängter Auswahl die formellen Abweichungen des gemeinen vom classischen Latein, jede an ihrer grammatischen Stelle, im Verfolge erwähnt, von einzelnen Wörtern und Bedeutungen dagegen, die als volksmässig angenommen werden dürfen, hier eine den lateinischen Wörterbüchern entnommene Auswahl zusammengestellt werden. Nicht als Belege der durch sich selbst gewissen Thatsache, dass das Romanische dem Volkslatein sein Dasein danke, stehen sie hier, sondern als Anschauung jener Thatsache. Das Verzeichnis umfasst zwei Classen von Ausdrücken: solche, die uns von den Alten gradezu als niedrig oder ungewöhnlich angeführt werden (vocabula rustica, vulgaria, sordida u. dgl.) und solche, die auch ohne ein Zeugnis dieser Art dafür angenommen werden können; zu letztern gehören theils sehr selten gebrauchte Ausdrücke verschiedener Zeiten, wenn sie gang|bare Begriffe bezeichnen und vorzugsweise bei Schriftstellern stehen, die es mit der Eleganz minder genau nehmen, theils solche die erst in den letzten Jahrhunderten, als die Kunst der Rede anerkannt in Verfall gerathen, zum Vorschein kommen. Viele dieser Wörter sind bereits im Etymologischen Wörterbuche besprochen worden 1 . abbreviare Vegetius De re mil.; it. abbreviare u. s. f. abemito significat demito vel auferto, bemerkt Festus p. 4 (ed. Mueller). Das fr. aveindre hervorlangen, hervorholen, woher das neupr. avedre, setzt, wenn man geindre von gemere, preindre von premere vergleicht, ein lat. abemere voraus. Weder dieses, noch auch adimere, worin aveindre gleichfalls seinen Ursprung haben könnte, besitzen die Schwestersprachen. acredo Palladius; it. acredine. 1) Vgl. dazu Galvani's Abhandlung Bella utilità, che si può ricavare dal latino arcaico e popolare per l'istoria degli odierni volgari d'Italia im Archivio stor. ital. XIV, 340 ff. (1849).
I. 7. 8.]
Lateinische Bestandteile.
5
acror, gebildet nach amaror, bei Fulgentius ; altsp. cat. pr. agror, fr. aigreur. acucula in Handschriften des Cod. Theod. für acicula; it. agùcchia aguglia, sp. aguja, pr. agulha, fr. aiguille. aditare (von adire) Ennius, das muthmassliche Etymon eines der wichtigsten roman. Yerba, it. andare, sp. andar, pr. anar, fr. aller, s. Etym. Wb. adjutare vor- und nachclassisch : Terenz, Pacuvius, Lucrez, Varrò, Gellius, Petronius; it. ajutare, sp. ayudar, pr. ajudar, fr. aider. Das Primitiv adjuvare ist dem Romanen abhanden gekommen, das einfache juvare nur dem Italiener in giovare verblieben. adpertinere bei den Feldmessern; it. appartenere, pr. apertener, fr. appartenir, altsp. apertenescer. adpretiare (taxieren) Tertullian; it. apprezzare, sp. pr. apreciar, fr. apprécier. aeramina utensilia ampliora bei Festus, aeramen bei Späteren wie Theod. Priscianus; it. rame, wal. arartif, sp. arambre alambre, fr. airain Kupfer u. dgl. | aeternalis für aeternus Tertullian; it. eternale, sp. pr. eternai, fr. éternél. aliorsum (anderswohin, an einen andern Ort oder Gegenstand): aliorsum dixit Cato, nach Festus p. 27, sonst auch bei Plautus, Gellius, Apulejus. Daher das gleichbed. Ortsadv. pr. alhors (se virar alhors sich anderswohin wenden), fr. ailleurs (rois de Secile et d'aillors anderer Orte Ruteb. I, 428), altpg. allur. An alia hora ist nicht zu denken, theils weil alius sehr früh durch alter verdrängt ward, theils weil das Wort keinen Zeitbegriff ausdrückt, theils weil es im Prov. nie in der Form alhora erscheint. allaudare adlaudare s. v. a. laudare, nur einmal bei Plautus; pr. alaumr, sp. pg. alabar mit ausgestossenem d. amarescere Palladius; pr. amarzir bitter machen. amicabilis Cod. Justin., JuliusFirm.; sp.cat. pr. amigable, ir.amiable. amplare für amplificare Pacuvius bei Nonius; it. ampiare, das aber auch aus ampliare herrühren kann, pr. amplar. apiaria vulgus dicit loca, in quibus siti sint alvei apum, sed neminem eorum ferme, qui incorrupte loquuti sint, aut scripsisse memini aut dixisse. So Gellius N. A. 2, 20. Übrigens braucht es Columella, der es, wie Freund bemerkt, wahrscheinlich erst in die Schriftsprache aufnahm. Es ist ächt romanisch: it. apiario, pr .apiari, altfr. achier.
6
Lateinische Bestandteile.
[I. 8. 9.
appropriare Cälius Aurelias; it. appropriare apprppiare, sp. apropiar, fr. approprier. aquagium quasi aquae agium i. e. aquae ductus Festus p. 2, auch Pandecten; sp. aguage, pg. agoagem Strömung. arboreta ignobilius verbum est, arbusta celebratius, bemerkt Gellius N. A. 17, 2, ersteres wohl nur in dieser Stelle vorhanden; it. arboreto und arbusto, sp. arboleäa und arbusto, arbusta. artitus bonis instructus artibus, bei Festus p. 20, auch bei Plautus als Variante. Sichtbarlich liegt dies Wort dem pr. artisia Gewerbe, artisier GRoss. 1517, dem it. artigiano, sp. artesano, fr. artisan, d. i. artitia, artitiarius, artitianus, zu Grunde. astrum in der Bed. Glücksstern, Glück: quem adolescen\tem vides, malo astro natus est, wie Galvani, Osserv. p. 402, aus Petronius anführt; pr. z. B. sim don dieu bon astre Chx. III, 405. Daher it. disastro, sp. desastro, fr. désastre und viele andere. astula für assula, in Handschriften; daher pr. ascla Splitter, für astla, wie mlat. sicla für sitla. attegia (Hütte) Juvenal; davon, wie Galvani anmerkt, das mundartliche ital. teggia mit gleicher Bedeutung. Beizufügen ist noch churw. tegia thea Alphütte. augmentare nur bei Firmicus Maternus; it. aumentare, sp. aumentat etc. avicella aucella für avicula Apulejus, Apicius, nach Varro 8, 79 ein unübliches Wort: minima (Diminutiva mit eil) in quïbusdam non sunt, ut avis, avicula, avicella; sp. avecilla, it. (masc.) uccello, pr. aucel, fr. oiseau. badius (braun) Varro bei Nonius, der es zu den honestis et nove veterum dictis rechnet, auch Gratius und Palladius ; it. bajo, sp. bayo, pr. bai, fr. bai. Daher wohl auch fr. baillet bleichroth, gleichsam badiolettus, wiewohl es Abkunft aus balius (baliolus bei Plautus, alban. bàljoè roth oder blond von Haar) in Anspruch zu nehmen scheint. bambalio quidam, qui propter haesitantiam linguae stuporemque cordis cognomen ex contumelia traxerit. So Cicero Philipp. III. 6. Nicht das Wort selbst, das sich dem griech. ßa/itßaXög (Stammler) anschliesst, nur sein Stamm ist romanisch: it. bâmbolo Kind, bambo kindisch, einfältig u. a. bassus, im Latein, nur als Zuname römischer Familien bekannt, lebt im roman, basso, baxo, bas fast unzweifelhaft als Appellativ fort und zeigt sich auch schon im frühesten Mittellatein. batualia, quae vulgo battalia dicuntur, exercitationes militum vel
I. 9. 10.]
Lateinische Bestandtheile.
7
gladiatorum significarti nach Adamantius Martyrius bei Cassiodor, vgl. zumal Vossius v. batuo und Schneider I, 405; it. battaglia u. s. w. batuere, muthmasslich ein Ausdruck des gemeinen Lebens, bei Plautus, Nävius und Späteren; it. bàttere u. s. w. Das angeführte volksmässige battalia bezeugt den frühen acht romanischen Ausfall des M auch für batuere. \ beber für fiber, nur vorhanden im Adj. bebrinus Schol. in Juven. ; it. bévevo, sp. bibaro, fr. bièvre. belare, seltne Form fittr baiare, von Varrò gebraucht; it. belare, fr. bêler. bellatulus für bellulus bei Plautus, sofern es ein primitives bellatus, altfr. belle, Compar. bellatior, altfr. bellezour, voraussetzt, s. Etym. Wb. II. c. beilax Lucan; daher, aber nur als poetischer Ausdruck, pg. bellacissimo bei Camoens Lus. 2, 46. berbex, nach Schneider I, 227 gemeine Form für vervex, bei Petronius; it. berbice, wal. berbeace, pr. berbits, fr. brebis. berula für cardamum bei Marcellus Empiricus ; dasselbe bedeutet sp. berrò, welches freilich auch an das synonyme von Plinius gebrauchte gr. ißrjgis erinnert. bibo Sbst. Firmicus; it. bevone. bisaccium Petronius; it. bisaccia, sp. besaeas (pl.), fr. besace, aus dem Plur. bisaccia. bis acutus Augustinus, Hieronymus; it. bicciacuto dass., altfr. bésaigue zweischneidige Axt. bliteus (abgeschmackt, albern) Plautus, Laberius bei Nonius. Dieses Wort lebt vielleicht im begriffsverwandten it. bizzoccone fort. Die Buchstaben berechtigen zu dieser Annahme; bli musste bi, te musste s werden. bliturn (ßlirov) Plautus, Varrò, Festus, Palladius; sp. bledo, pg. bredo, cat. bred. boatus Apulejus, von dem üblicheren Vb. boare\ it. sp. pg .boato, bojae i. e. genus vinculorum, tarn ligneae quam ferreae dicuntur Festus p. 35; boja i. e. torques damnatorum Isidorus; altit. pr. boia, altfr. buie. botulus Martial; Gellius 17, 7 rechnet es unter die verba obsoleta et maculantia ex sordidiore vulgi usu; Dimin. botellus. Aus letztem entstand mit der Bed. Darm it. budello, altsp. pr. budel, fr. boyau. brisa (irà ßQvxsa Weintrester) Columella ; arag. cat. brisa gleichbedeutend.
8
Lateinische Bestandteile.
[I. 10—12.
brüchus (ßgovxog ungeflügelte Heuschrecke) Prudentius ; | romanisch in verschiedenen Bedeutungen: it. bruco Raupe, sp. brugo Erdfloh, wal. vruh Maikäfer. bua, Naturausdruck der Kinder, wenn sie zu trinken verlangen : quum cibum et potionem buas ac pappas vocent (parvuli) Varrò bei Nonius; imbutum est . . . uncle infantibus an velint bibere dicentes, bu sylldba contenti sumus Festus p. 109 ; vgl. die Zss. vini-bua. Dieser Ausdruck dauert fort im genues. bu-bù, com. bo-bo Getränke, gleichfalls in der Kindersprache. bucca, in der Bed. Mund oder Maul gewöhnlich für einen Ausdruck des gemeinen Lebens gehalten, bewahrt diese Bedeutung als die einzige im it. bocca, sp. pr. boca, fr. bouche. buccea von Augustus gebraucht: duas bucceas manducavi Sueton. in Aug. 76, also Bissen, von bucca. Das sp. bozal (Maulkorb) lässt sich als eine Ableitung bucceale, von buccea, auffassen. buda: ulvam dicunt rem, quam vulgus budam vocat, nach Servius in 2. Aeneid., in Glossarien buda storea. Die sicilianische Mundart besitzt buda Stopfwerk, Füllwerk, auch burda, worüber Ducange zu vergleichen ist. burdo (Maulesel) Ulpian; daher wahrscheinlich it. bordone, sp. pr. bordon, fr. bourdon Stütze, Stab, s. Etym. Wb. I. burgus bei Vegetius De re mil. castellum parvum, quem burgum vocant, also wohl ein wenig übliches Wort, wie es auch Isidorus 9, 4, 28 ein vulgäres nennt, sonst bei Orosius; it. borgo, sp. burgo, fr. bourg, über deren Verhältnis zum deutschen bürg s. Etym. Wb. burrae bei Ausonius, wo es Possen bedeuten muss: illepidum, rudern libellum, burras, quisquilias cet. Gleichbed. it. borre (Plur.), sp. borras-, gleiches Ursprungs wohl auch it. sp. burla Spass, Spott, burrula. burricus buricus (kleines Pferd, Klepper) Vegetius De art. vet., Paulinus Nolanus, ein Wort des gemeinen Lebens: mannus, quem volgo buricum vocant Isidor. 12, 1, 55. Daher fr. bourrique in der doppelten Bed. schlechtes kleines Pferd zum Lasttragen und Esel sp. borrico, it. bricco bloss in letzterer Bedeutung. | burrum dicebant antiqui quod nunc dicimus rufutn, unde rustici burram appellant buculam, quae rostrum habet rufum ; pari modo rubens cibo ac potione ex prandio burrus appellatur. So Festus p. 31. Hierzu bemerkt Müller: glossarla Labb. burrum, gavd-òv, nv^qóv; gloss. Isid. birrus rufus. Primarius testis Ennius est, annal. 6, 5, apud Merulam. Daher scheint abgeleitet it. bujo (burrius), sp. buriel, pr. burel dunkel,
I. 12. 13.]
Lateinische Bestandtheile.
9
dunkelfarb u. a.; nach Vossius auch sp. borracho trunken, rubens potione, das aber von borracha Weinschlauch herstammt; nach andern auch sp. burro Esel, von der röthlichen Farbe des Thieres, dem jedoch ein anderes Etymon untergelegt werden dürfte, s. Etym. Wb. I. Aus der Form birrus scheint abgeleitet it. berretta, sp. birreta, fr. barrette Mütze, vgl. lat. birrus Oberkleid (von der Farbe). caballus in der vorclassischen und classischen Periode nur bei Dichtern, später auch in Prosa (Freund), verdrängte im Romanischen (it. cavallo etc- wal. cai) das Masculin equus völlig, während das Feminin sich hier und da behauptete. Uber seinen Werth in der latein. Sprache s. Etym. Wb. — Caballarius zéi.rjg ìmtevg Gl. lat. gr. ; \nnoxó/.to£ caballarius Gl. vet. ; it. cavaliere u. s. f. caesius, seltnes Wort bei guten Schriftstellern; pr. sais grau von Haaren, wofür sich kein anderer Ursprung darbietet. cambiare bei Siculus Flaccus : emendo vendendoque aut cambiando mutuandoque, demnächst in der Lex Sai.; it. cambiare cangiare, sp. cambiar, fr. changer. Die Form cambire bei Charisius und Apulejus ist unromanisch. camisia (leinenes Unterkleid, Hemd) zuerst bei Hieronymus: solent militantes habere lineas, quas camisias vocant; häufig im Mlatein. Daher it. camicia, sp. pr. camisa, fr. chemise, wal. cpnàèf. Ursprung und Alter des lateinischen gewiss weit verbreiteten Soldatenausdrucks sind zweifelhaft. campaneus campanius s. v. a. campestris bei den Feldmessern, wohl auch schon Sbst. Campania : nigriores terras invenies, si in campaniis fuerit, fìnes rotundos habentes : si autem montuosum cet. Lachm. p. 332 ; später (bei Gregor | von Tours) entschieden Campania Ebene, Flur; it. campagna, sp. campana etc. campsare, bei Ennius campsare Lcucatem; campsat flectit Gl. Isid.; it. cansare ausweichen. Derselbe Lautübergang in dem lat. sampsa sansa. capitium (weibliche Brustbekleidung) Varrò, Laberius, Pandecten, von Gellius als ein ungewöhnliches Wort angeführt; daher abgeleitet it. capezzale Halstuch. captivare Augustinus, Vulgata; it. cattivare, sp. cautivar, pr. captivar, altfr. eschaitiver Chr. de Ben. I, 250. carricare (beladen) Hieronymus nach Ducange; it. caricare corcare, sp. pr. cargar, fr. charger. casale (Gränze des Meierhofes) bei den Feldmessern, s. Rudorff S. 235, später in der Bed. Weiler, Dorf häufig vorkommend; it. casale kleines Dorf, sp. pr. casal, altfr. casel Landhaus, Meierei.
10
Lateinische Bestandteile.
[I. 13. 14.
cascus für antiquus bei Ennius, Gellius, Ausonius; it. casco alt, hinfällig. catus für felis, nachclassisch, Palladius, Anthologie; it. gatto, sp. gato, pr. cat, fr. chat, fehlt wal. cava für caverna bei den Feldmessern; it. sp. pg. pr. cava, fr. cave. eludere, nicht uniiblich für claudere ; it. chiudere, pr. dure neben claure. cocio (Mäkler) bei Plautus (unsicher) und Laberius, dem es Gellius 16, 7 als einen plumpen Volksausdruck rügt, häufig im Mlatein (cocio coccio), it. cozzone, altfr. cosson Mäkler im Pferdehandel, pr. cusso als Schimpfwort gebraucht, vgl. wegen der letztem Form Festus Bemerkung p. 51 : apud antiquos prima syllaba per u literam scribeiatur. combinare Augustinus, Sidonius; roman. gleichlautend. compassio Tertullian u. a. Kirchenschriftsteller; it. compassione etc. compütus Firmicus, computum compotum bei einem Feldmesser; it. conto, sp. cuento, fr. compte. confortare Lactantius, Cyprianus; it. gleichlaut., sp. conhortar, pr. conortar, fr. conforter. | congaudere Tertullian, Cyprian; pr. congauzir, fr. conjouir. conventare Solinus ; nur wal. cuvy,ntà reden = convenire aliquem. cooperimentum Bassus bei Gellius; it. coprimento, wal. coperemunt, altsp. cobrimiento, pr. eubrimen. coopertorium Vegetius De art. vet., Pandecten; it. copertojo, sp. pr. cobertor, altfr. couvertoir. coquina für culina im spätesten Latein (Arnobius, Palladius, Isidoras); it. cucina, sp. cocina, fr. cuisine, wal. cuhnie. Coquinare, it. cucinare ff. cordatus bei Ennius, Plautus (cordate) und später wieder bei Lactantius; verkürzt sp. cuerdo, pg. cordo mit derselben Bedeutung. cordolium Plautus, Apulejus; it. cordoglio, sp. cordojo, pr. cordolh. coxo: catax dicitur quem nunc coxonem vocant, sagt Nonius; daher sp. coxo (cojo), pg. coxo, cat. cox, in den Isid. Gloss. coxus. crena bei Plinius Hist. nat. 11, 37, 68, si lectio certa, erinnert Forcellini; al. renis, neutra lectio a quoquam hueusque explicata, bemerkt Sillig, der die letztere Lesart in den Text aufgenommen hat. Dem ersteren Worte wird die Bed. Kerbe oder Einschnitt beigelegt: dem entspricht lomb. crena, fr. cran, créneau. cunulae Prudentius; it. culla.
I. 14. 15]
Lateinische Bestandtheile.
11
dejectare für dejicere Mattius bei Gellius; fr. déjeter, pg. deitar. dementare (wahnsinnig sein) Lactantius; it. dementare, sp. dementar bethören, altfr. dementer, se dementer sich ungebärdig stellen. de-operire (öffnen) Celsus ; piem. durvi, neupr. durbir, wallon. drovi dass. deputare in der Bed. zu einem Zwecke bestimmen, bei späteren Schriftstellern wie Palladius, Sulpicius Severus, Macrobius; it. deputare, sp. diputar, pr. deputar, fr. députer gleichbedeutend. | devetare s. v. a. vetare Quintilian (unsicher); it. divietare, altsp. pr. devedar, altfr. dévéer. deviare Macrobius u. a. ; it. gleichlaut., altsp. pr. deviar, fr. dévoyer. directura für directio bei Vitruv; it. dirittura dirittura, sp. derechura, pr. dreitura, fr. droiture Geradheit. discursus in der Bed. Unterredung Cod. Theod.; it. discorso etc. disseparare für separare Nazarius; it. discevrare, pr. dessebrar, altfr. dessevrer. disunire Arnobius; it. ebenso disunire, sp. disunir, fr. désunir. diurnare inusitate pro diu vivere Gellius 17, 2. Nonius führt es aus derselben Quelle an und nennt es ein honestum verbum. Romanisch finden sich nur Composita, wie it. soggiornare, aggiornare und so auch in den übrigen Sprachen. doga (doxy Gefäss oder Mass für Flüssigkeiten) Vopiscus; it. pr. doga, wal. doagf, fr. dorne in ausgearteter Bedeutung, s. Etym. Wb. I. dromo, s. im griech. Verzeichnis. ducere se (sich wohin begeben) bei Plautus mehrmals (due te ab aedibus), bei Terenz (duxit se foras) und Asinius Pollio, dsgl. bei Hieronymus (ducat se, s. Schmeller, Bair. Wb. IV, 245); wal. s§ duce gleichbed., it. nur condursi, sp. conducirse. duellum, eine veraltete, wenn auch im Augusteischen Zeitalter noch angewandte Form für bellum. In den romanischen Sprachen bedeutet es Zweikampf, wofür jedoch früher battaglia gebraucht ward, also wohl ein später eingeführtes Wort. dulcire Lucrez; pr. doucir, ital. nur addolcire, sp. adulcir, fr. adoucir. duplare für duplicare Festus p. 67, nachher von den Juristen erneuert; it. doppiare, sp. pr. doblar, fr. doubler. ebriäcus für ebrius Plautus bei Nonius, wo andere ebriolatus lesen, dsgl. Laberius bei Nonius; it. ebbridco, altsp. embriägo, pr. ebriac, fr. mundartl. ebriat.
12
Lateinische Bestandteile.
[I. 15—17.
efferescere (al. efferascere) Ammianus; pr. s'esfprezir s'esferzir wild werden, sich erzürnen. | exagium (Wägung) Theodos. u. Valentin, nov. 25, Inschrift bei Gruter 647, 6, Gl. gr. lat. èÇâyiov pensatio; it. saggio, sp. ensayo, pr. essay, fr. essai Probe. excaldare Vulcatius Gallicanus, Apicius, Marcellus Emp. ; it. scaldare, wal. scçldà, sp. escaldar, fr. échauder. excolare für percolare Palladius, Vulgata; it. scolare, altsp. escolar, fr. écouler abfliessen lassen, abfliessen. exradicare eradicare Plautus, Terenz, Varrò; it. sradicare, sp. eradicar, pr. eradicar esraigar, fr. arracher. extraneare Apulejus (unsicher); it. straniare, wal. strçinà, sp. estranar, pr. estranhar, altfr. estrangier entfremden, entfernen. falco Servius in Aen. 10, 146, in anderer Bedeutung bei Festus p. 88: falcones dicuntur, quorum digiti pollices in pedibus intro sunt curvati, a similitudine fàlcis; it. falcone u. s. f. Name des Vogels. falsare Pandecten, Hieronymus ; it. gleichlaut., sp. pr. falsar, fr. fausser. famicosam terram palustrem vocabant Festus p. 87. Trefflich stimmt dazu nach Laut und Begriff it. sp. fangoso, pr. fangos schlammig, kothig; allein das prov. Subst. fanha und selbst das fr. fangeux machen es rathsam, das romanische Wort vom goth. fani, Gen. fanjis, herzuleiten. farnus für fraxinus Vitruv, s. Etym. Wb. s. v. farnia II. a. fata für parca auf einer Münze Diocletians, so wie auf einer römischen Inschrift; it. fata, sp. hada, pr. fada, fr. fée. Das Gloss. paris, ed. Hildebrand hat dagegen fata parcae, also Sg. fatum, allein seine Umprägung in das roman, fata ist unbedenklich. fictus für fixus Lucrez, Varrò; it. fitto, pg. fito, sp. hito, wal. fipt eingesteckt, geheftet; mlat. fictum Abgabe (Festgesetztes), z. B. fido, quod est census HPMon. n. 121, v. J. 963. filiaster für privignus, auf Inschriften, s. Forcellini; it. figliastro, sp. hijastro, pr. filhastre, fr. fillâtre. fissiculare Apulejus, Martianus Capeila; dem entspricht altfr. fesler, nfr. fêler, wie mêler von misculare. | fluvidus für fluidus Lucrez ; it. fluvido zeigt dieselbe Einschiebung eines v. follicare (ein- und ausathmen wie ein Blasbalg) nur vorkommend im Partie, follicans bei Apulejus, Tertullian, Hieronymus ; pg. folgar, sp. holgar sich ausruhen, eig. ausschnaufen von der Arbeit.
I. 17.18.]
13
Lateinische Bestandteile.
(weich, welk) nur einmal bei Cato K. R. olea
fracidus
it. fracido, fradicio
Cälius Aur.;
frigidare
fracida;
dass. it. freddare,
ausserhalb Italiens nur in
Compositis. gabalum crucem
dici veteres volunt Varro
bei Nonius; vgl.
fr.
gable Giebel des Hauses, welches freilich auch an das deutsche gabel mahnt, s. Etym. Wb. gabäta Martial; sp. gäbata,
neupr. gaouda,
hölzerner Napf oder Schüssel. das Wort im altpr. gauta,
Eine
it. gota,
fr. jatte,
andre Bedeutung fr. joue
it. gavetta entwickelte
Wange, s. Etym. Wb.
I. v. gota. (ein Vogel) Plinius H. N. Variante; sp. gàlgulo
galgulus
amsel, it. ri-gôgolo Goldammer = gaudebundus
gaudibundus
Gold-
auri-galgulus.
Apulejus;
pr. gauzion jauzion,
Fem.
gauzionda. gavia (ein Vogel) Plinius H. N.; sp. gavia, gaviota, pg. gaivota Möve. für das übliche geniculum,
genuculum
Cälius bei Nonius, genou.
genuculum
L. Sal.;
zu folgern aus it. ginocchio,
congenuclare
sp. hinojo,
fr.
S. Pott in der Abh. Plattlatein, p. 316.
gluto s. v. a. gulosus
bei Festus v. ingluvies
p. 112,
dsgl. bei
pr. fr.
grandir,
Isidoras; it. ghiottone, sp. pr. gloton, fr. glouton. Plautus, Pacuvius u. a. ; it. grandire,
grandire
grossus (dick) Vulgata, Sulpicius Severus, grossitudo Solinus; it. grosso, sp. grueso, pr. fr. wal. gros. für grunnire,
grundire
eine vorclassische von den Grammatikern
angeführte Form, findet sich wieder im pr. grondir, grondre,
vgl. neufr.
für gubernaculum
gubernum
altfr.
nur bei Lucilius und Lu|crez; it.
governo, pr. govern in ders. Bed. ; sp. gobierno, altfr. gouverne in
figürlicher.
grondir
gronder.
Gübernius
für gubernator
(fem.)
hat Laberius; dieselbe Ab-
leitung im altsp. governio für timon Apol. 273. gumia Lucilius, Apulejus ; sp. gomia Vielfrass, auch Popanz wie lat.
manducus. gyrare
Plinius, Vegetius;
it. girare,
sp. girar,
pr. girar,
altfr.
girer. halitare Ennius; it. alitare, fr. haleter schnauben, keichen. hapsus (Büschel Wolle) Celsus; neupr. aus Vlies. hereditäre ereditare
erst bei Salvianus mit der Bed. in Besitz setzen; it.
eredare
riter erben.
redare,
sp. heredar,
pg. herdar,
pr. heretar,
fr. hé-
14
Lateinische Bestandtheile.
[I. 18.19.
hetta res minimi pretii . . . quum dicimus: non hettae te facio, s. Festus p. 99. Unzweifelhaft erhalten im it. ette Kleinigkeit, in Mundarten età etta, etti, et. impedicare Ammianus; it. gleichlautend und gleichbedeutend, aber wenig üblich, pr. empedegar, altfr. empechier. impostor Hieronymus, Pandecten, von Gregor d. Gr. ein verbum rusticum genannt, s. Ducange; it. impostore etc. improper are Petronius, improperium Vulgata; it. improverare, rimproverare, sp. improperar, altfr. impropérer, it. sp. improperio, incapabilis Arrian bei Augustinus; fr. incapable unfähig. inceptare Plautus, Terenz, Gellius; pg. enceitar, sp. encentar anschneiden zum Essen. incrassare Tertullian; it. ingrassare, sp. engrasar, fr. engraisser mästen. inhortari Apulejus; nur altfr. enorter. intimare bei vielen Spätem; it. intimare, sp. pr. intimar, fr. intimer. jejunare Tertullian; it. giunare, wal. akunà, sp. ayunar, fr. jeuner. jentare Varrò bei Nonius, der es als ein seltnes Wort bezeichnet, sonst auch bei Martialis und Suetonius ; sp. yantar, pg.jantar, churw. ientar. Die Form jantare auch in alten Glossaren. | jubilare nach Festus Bemerkung ein auf dem Lande übliches Wort: jubilare est rustica voce inclamare, womit Varrò L. L. 5, 6, 68 zu vergleichen: ut quiritare urbanorum, sie jubilare rusticorum. Die christlichen Schriftsteller brauchen es ausschliesslich für frohlocken, daher it. giubilare, sp. jubilar. Auch das urbane quiritare hat sich, wie schon Scaliger und Vossius meinten, im Romanischen erhalten: it. gridare, sp. gritar, fr. crier, s. Etym. Wb. jueundare Augustinus, Lactantius; it. giocondare. Gregor v. T. braucht es sehr häufig. juramentum Pandecten, Ammianus, Sulpicius Severus; it. giuramento, wal. èur$myint, sp. juramento, fr. jurement. justificare Tertullian, Prudentius; it. giustificare ff. lade und lactem (Acc.) für lac Plautus, Gellius, Apulejus u. a.; it. latte, sp. leche, fr. lait, welche nach romanischen Bildungsgesetzen besser aus dieser Form als aus lac hervorgehn. lanceare Tertullian; it. lanciare, sp. lanrnr, fr. lancer. levisticum für ligusticum Vegetius De art. vet. ; it. levistico, fr. liveche. Der barbarischen Form hat Freund keinen Zutritt vergönnt.
I. 19.20.]
Lateinische Bestandteile.
15
licinium (gezupfte Leinwand) Vegetius De art. vet.; sp. lechino, pg. lichino. ligatio Scribonius Largus ; pr. liazô GOcc., fr. liaison Band. liquiritia, verstümmelt aus ylvuv^Qi'Ça (Süssholz) bei Theod. De diaeta und Vegetius; it. legorizia, sp. pg. regaliz, fr. réglisse. loba (Halm der indischen Hirse) Plinius; mail, loeuva Ähre des Buchweizens, Büschel des türkischen Kornes. So Biondelli. longäno longäbo (Darm, Wurst) Varro, Cälius Aurelius, Vegetius, Apicius; sp. longaniza in letzterer Bedeutung. maccus (Einfaltspinsel) Apulejus; sard. maccu gleichbed. macror, Variante neben macor für macies, Pacuvius; ît. maigreur, magisterare pro regere et temperare dicebant antiqui Festus p. 152. 158, sonst auch bei Spartian; it. maestrare, | altsp. maestrar, pr. maiestrar, altfr. maistrer unterrichten, ordnen. malitas, Variante in den Pandecten; sp. maldad. mamma für mater, ein Kinderwort, bei Nonius aus Varro; it. mamma, sp. mama, fr. maman, wal. mamf, in letzterer Sprache der eigentliche Ausdruck für mater, auch mumç. mammare für lactare Augustinus; sp. mamar. manducare von den Spätem häufig für edere gebraucht; it. mangiare, altpg. pr. manjar, fr. manger. masticare (/¿aoTaÇeiv) für mandere, nachclassisch: Apulejus, Theod. Priscianus, Macer; it. masticare, sp. mascar, pr. mastegar, fr. mâcher, mattus für ébrius Petronius ; daher vielleicht das it. matto thöricht. medietas, ein Ausdruck, den Cicero zu brauchen Bedenken trug und ihn eigentlich nur als Ubersetzung des gr. /.œantrjç brauchte: bina media, vix mim audeo dicere medietates, s. Freund; it. medietà, sp. mitad, pr. meytat, fr. moitié. Häufig im frühern Mlatein, z. B. Marini p. 103 , 107", 117u, auch bei den Feldmessern. mejare für mejere führt Diomedes an (s. Forcellini), ohne Beleg; dem entspricht pg. mijar, sp. mear, welche allerdings auch ohne diese Vermittlung aus mejere herrühren können. melicus für medicus (aus Medien) nach gemeiner Aussprache, von Varro gerügt; sp. mielga aus melica = medica Luzerne. meliorare Cod. Justin., Pandecten; it. migliorare, sp. mejorar, pr. melhurar, fr. a-méliorer. mensurare Vegetius De re mil.; it. misurare ff. minaciae statt minae nur bei Plautus; it. minaccia, sp. a-metiaza, pr. menassa, fr. menace. minare in der Bed. das Vieh durch Drohungen antreiben bei
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Lateinische Bestandteile.
[I. 20—22.
Apulejus, vgl. Paulus aus Festus; daher für ducere, it. menare, pr. menar, fr. wiener. Desgleichen grommare Apulejus, fr. promener. minorare Tertullian, Pandecten; it. gleichl., sp. menorar. \ minutalis für minutus Apulejus, Tertullian, Hieronymus und Frühere; it. minutaglia = minutalia Kleinigkeit. modernus erst bei Priscian und Cassiodor, vom Adv. modo; it. sp. moderno, fr. moderne. molestare Petronius, Apulejus u. a.; it. molestare etc. molina für mola Ammianus; pr. gleichlautend, masc. it. mulino, sp. molino, fr. moulin. morsicare (die Lippen zusammenbeissen) Apulejus; it. ebenso morsicare mit den Zähnen fassen. murcidus (träge) nur Pomponius bei Augustinus; pg. murcho schlaff, welk, fehlt span. naufragare Petronius, Sidonius; ebenso it. naufragare, sp. naufragar. nervium [VEVQÌOV) für nervus Varrò bei Nonius, auch Petronius; sp. nervio, pr. nervi. nitidare Ennius, Columella, Palladius; it. nettare, fr. nettoyer putzen. obsequiae für exsequiae auf Inschriften, vgl. Ducange; altsp. pr. oisequias, fr. obsèques. obviare, nachclassisches Wort; it. ovviare, sp. obviar, a l t e r t ü m licher uviar u. a. Formen, fr. obvier. octuaginta statt octoginta nur bei Vitruv, sehr gewöhnlich in den Urkunden des Mittelalters, z. B. HPMon. n. 90. 98. Zu diesem octuaginta verhält sich it. ottanta wie zu septuaginta settanta: in beiden ersteren kann eine Anbildung an beide letztere liegen. Oder hat octuaginta ein grammatisches Recht? olor für odor Varrò, Apulejus ; it. olore, sp. pr. olor, altfr. olour. orbus für caecus: orba est quae patrem aut filios quasi lumen amisit Paulus aus Festus p. 183 u. a. Stellen, s. Etym. Wb.; it. orbo, wal. pr. altfr. orb mit derselben Bedeutung. ossum für os ossis bei den Alten (Pacuvius, Varrò u. a.); it. osso, sp. hueso, die sich der ersten Form besser anschliessen als der zweiten. pala für scapula von Cälius Aurelius gebraucht; sard. pala dass. palitari, Frequentativ von polari, Plautus ; daher möglicher Weise it. paltone (für politone, wie faltare für fallitare) Landstreicher, Bettler. panucula für panicula (Büschel an Pflanzen) bei Festus p. 220: panus facit diminutivum panucula ; it. panocchia, sp. panoja gleichbed.
I. 22.23.]
Lateinische Bestandtheile.
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papa für pater; in der Kindersprache ; fr. papa u. s. w., s. Etym. Wb. papilio in der Bed. Zelt bei Lampridius und Späteren ; it. padiglione, sp. pabellon, fr. pavillon. paraveredus (naqà-veredus leichtes Nebenpferd) Cod. Theod., Cod. Just., mlat. parafredus L. Baiw.; it. palafreno, sp. palafren, fr. palefroi Zelter. pauper, a, um Plautus bei Servius, Cälius Aurelius; it. povero, niemals povere wie sp. pobre, aber pr. paubre, paubra, paubramen. pausare Cälius Aur., Vegetius De art. vet.; it. pausare, sp. pausar, fr. pauser, dsgl. mit der Bed. setzen it. posare, sp. posar, fr. poser. peduculus für pediculus erst bei Pelagonius, in den Gl. Philox. peduculus (pd-eiq ; it. pidocchio, sp. piojo, fr. pou. pejorare Jul. Paulus, Cälius Aur.; it. peggiorare, altsp. peorar, pr. peyorar, fr. empirer. petiolus (Füsschen, Obststiel) Afranius beiNonius, Celsus, Columella; it. picciuolo in letzterer Bedeutung, wal. picior Fuss. petricosus bei Martial 3, 63 : res petricosa est, Cotile, bellus homo. So haben die ältesten Drucke, pertricosa einige andre, auch praetricosa liest man. Das erste würde steinig, schwierig bedeuten, wobei an scrupulosus aus scrupulus, scrupus erinnert werden könnte. Cabrerà I, 12 sieht darin das sp. pedregoso steinig, welches in der Form pedregosus schon um 972 vorkomme; ein neupr. peiregous kennt Honnorat. Aus petra freilich lässt sich petricosus nicht unmittelbar ableiten: es fehlt ein Mittelglied, wie z. B. bell-ic-osus es aufweisen kann. Der romanischen Sprache aber scheint in der That ein solches Mittelglied, das sie auch in pedr-eg-al sp- (Steinfeld), peir-eg-ada pr. (Hagelschauer) benutzte, überliefert worden zu sein, da | sie das Suffix icus aus eignem Triebe nur höchst selten zu Nominalbildungen verwendet. pilare für expüare Ammianus; it. pigliare, sp. pr. pillar, it. piller wegnehmen, plündern, s. Etym. Wb. pipio (Vögelchen, Täubchen) Lampridius; it. pippione piccione, sp. pichon, fr. pigeon. pisare für pinsere Varrò ; daher sp. pisar, fr. piser, wal. pisà. Dsgl. pistare Vegetius De art. vet., Apulejus; it. pestare, sp.pistar, pr. pestar. piagare für piagarti ferre Augustinus; it. piagare, sp. piagar ilagar, pg. chagar, pr. piagar, altfr. plaier. plancae dicebantur tabulae planae Festus p. 230, auch bei Palladius; it. pianca (in Piemont), pr. planca, fr. planche. Diez roman. Gramm., I. 5. Aufl. 2
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Lateinische Bestandteile.
[I. 23 24.
plotus (Plattfuss) bei Festus; daher muthmasslich das it. piota Sohle, s. Etym. Wb. possibilis schon bei Quintilian, der es dura adpellatio nennt, häufiger, so wie auch possibilitas, bei den Spätem; it. possibile etc. potestativus Tertullian; pr. potestatiu, altfr. poesteif, praestus, aus dem Adv. praesto, Inschrift Gruter p. 669 n. 4, L. Sal.; it. sp. presto, pr. prest, fr. pret. proba Ammianus, Cod. Just.; it. prova etc. pronare, yonpronus, Sidonius, adpronare Apulejus; sp. deprunar por el val durch das Thal hinabsteigen PCid. 1501; Subst. prunada s. v. a. caida oder desgracia nach Sanchez zu Berceo. propaginare Tertullian; it. propagginare, pr. probainar GOcc., fr. provigner. propiare für prope accedere Paulinus Nolanus; it. approcciare, pr. apropchar, fr. approcher. pullare statt des üblichen pullulare braucht Calpurnius Ecl. 5; it. pollare liegt jenem näher als diesem, welches, wenn man pillola oder ululare urlare aus derselben Sprache vergleicht, sich schwerlich in pollare zusammengezogen haben würde. pullicenus für pullus gallinaceus bei Lampridius; pr. pouzi, fr. poussin. putus für puer, ein Wort der Volkssprache; it. putto, sp. | pg. puto. Putillus Dimin. bei Plautus, it. puttello. S. Etym. Wb. I. quiritare s. oben jubilare. rallus muthmasslich mit der Bed. dünn: vestis ralla Plautus; sp. pg. ralo, fr. in Mundarten rale, alban. ralf mit ders. Bedeutung. rancor (alter Groll) Hieronymus; it. rancore, altsp. pr. rancor; altfr. rancor, rancuer überhaupt Groll. refrigerium Tertullian, Orosius; it. refrigerio etc. reicere für rejicere zu Servius Zeit gebraucht, s. Schneider I, 581; it. recere (speien) mit noch stärkerer Contraction. reniemorare Tertullian; it. rimembrare, altsp. pr. remembrar, altfr. remembrer. repatriare Solinus; it. ripatriare, sp. repatriar, pr. repairar, altfr. repairier. retractio (Zurückziehung, Weigerung, Verminderung) Vitruv, Macrobius, Arnobius; pr. retraissö Vorhalt, Vorwurf. rostrum für os oris Plautus, Lucilius, Varro, Petronius, Pandecten; sp. rostro, pg. rosto Antlitz, wal. rost Mund.
I. 24. 25.]
Lateinische Beetandtheile.
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ruidus (rauh) Plinius H. N.; it. ruvido dass., s. Etym. Wb. II. a. Vielleicht auch im sp. rudo enthalten. rumare dicebant quod nunc ruminare Festus p. 270. 271. Damit trifft zusammen it. rumare, das indessen aus ruminare syncopiert sein könnte, wie nomare aus nominare. rumigare für ruminare Apulejus; sp. rumiar, rumpus (Ranke des Weinstocks, die von Baum zu Baume geleitet wird) nur bei Varrò; it. in Tessin romp mit ders. Bedeutung. ruspari ruspare (durchforschen) Accius bei Nonius, Apulejus, Tertullian, vgl. Festus ; nach Vossius war die Grundbedeutung scharren, für welche Ansicht das ital. ruspare sich anführen lässt. saga Ennius, üblicher sagum ; it. saja, sp. pr. saya, altfr. saie wollenes Überkleid und andre Bedeutungen. sanguisuga Plinius 8, 10: hirudine, quam sanguisugam vulgo coepisse appellari adverto ; it. pg. sanguisuga, sp. sanguija (für sanjuga), sanguijuela, pr. sancsuga, fr. sangsue. \ sapius für sapiens, zu folgern aus dem Compos. nesapius Petronius, Terentius Scaurus; it. saggio, sp. sabio, pr. sabi satge, fr. sage. Vgl. Etym. Wb. I. sarpere antigui pro putare dicebant Festus p. 322; daher altfr. sarpe, neufr. serpe Gartenmesser. scalpturire s. Etym. Wb. s. v. scalterire II. a. scamillus, bei Priscian auch scamellum, Diminutiv von scamnum; sp. escamel, pr. escaimel, altfr. eschamel. senectus als Adjectiv selten und meist vorclassisch (Freund) : so bei Plautus, Lucrez, Sallust. Das gleichfalls seltne span. senecho (muy senechas las quixadas mit alten oder welken Kinnbacken Cane, de B. p. 106) kann nach strenger Regel nur aus senectus herrühren. sermonari rusticius videtur, sed rectius, sermocinari crebrius est, sed corruptius Gellius 17, 2; it. sermonare, pr. sermonar, fr. sermonner. sifilare für sibilare, veraltete Form nach Nonius, lebt im fr. siffler fort. singillus, zu folgern aus singillarius für singularius Tertullian; pg. singélo. solitaneus statt solitarius bei Theodoras Priscianus; altfr. soltain, z. B. les voies soltaines et gastes Brut. II, 291, mhd. Sditane, die Wüste. somnolentus statt des üblichen somniculosus, bei Apulejus, Solinus ; it. sonnolento, sp. soñoliento, pr. somnolent. Somnolentia Sidonius, it. sonnolenza etc.
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Lateinische Bestandteile.
[I 25. 26.
sortus : surregit et sortus antiqui ponébant pro surrezit et ejus participio, quasi sit surrectus Festus p. 297; it. sorto von surgere. spafha (oTtäd-Tj) ein Werkzeug zum Rühren, Spatel, dsgl. ein breites Schwert, in letzterer Bedeutung vermuthlich ein vocabulum castrense, schon bei Tacitus Annal. 12,35: gladiis acpilis legionariorum . . . spathis et hastis auxiliarium, bei Vegetius De re mil. 2, 15: gladios majores, quos spathas vocant, und andern. Im Romanischen hat sich die Bed. Schwert erhalten : it. spada, wal. spaty, sp. pr. espada, fr. épée. spathula, gewöhnlich spatula, Diminutiv des vorigen, | bezeichnet, wie schon oná$r¡. das Schulterblatt oder die breiten Rippen der Thiere; Apicius hat spatula porcina-, daher it. spalla, sp. espalda, pg. espádoa, pr. espatla, fr. épaule Schulter. species in der Bed. Gewürz bei Macrobius, Palladius u. a.; it. spezie spezj, sp. especia, fr. épice. stagnum für stannum, zu folgern aus stagnatus, stagneus-, it. stagno, sp. estaño, pr. estanh, fr. étain. stloppus sclopus (Schall, Knall) Persius; it. stioppo schioppo dass. Dahin auch mlat. sciupare L. Sal. striga mit der doppelten Bed. Nachtvogel und Hexe bei Petronius und Apulejus hat die letztere im Romanischen bewahrt, it. strega, pg. estria, altfr. estrie, wal. strigóe. struppus (Band, Riemen) Gracchus bei Gellius; it. stròppolo, fr. étrope, sp. estrovo Seil, Tau. subsannare (verhöhnen) Tertullian, Nemesian, Hieronymus; altsp. sosanar gleichbed., vielleicht auch pr. soanar, altfr. sooner. suis für sus Prudentius; daher sp. soez schmutzig? tata für pater, in der Kindersprache, Varrò bei Nonius, Martial, Inschriften; it. in Mundarten tata, wal. tatf, sp. taita. tauras vaccas steriles appellari ait Verrius, quae non magis rapiant {pariant) quam tauri Festus p. 352. 353; pg. toura unfruchtbare Kuh, pr. toriga. Anders fr. taure. taxare ursprünglich mit der Bed. befühlen. Gellius 2, 6 sagt: taxare pressius crebriusque est quam tangere, unde procul dubio id inclinatum est; ähnlich Festus. Diese übrigens nur bezeugte, nicht gebrauchte Bedeutung lebt in dem roman. Iterativ tastare d. i. taxittare fort. tenebricus dunkel; pr. tenere, s. Etym. Wb. termen für terminus Varrò L. L. Das it. termine kann riiicbt von terminus, streng genommen auch nicht von termen kommen, sondern setzt ein Masc. terminem (Acc.) voraus, vgl. terminibus, quii di,stani
I. 26-28.]
Lateinische Bestandteile.
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bei den Agrimensoren. Plur. terminia ergab im Mlatein einerseits den Sing, terminium — pr. termini, andrerseits terminia Fem. S. Pott in der Ztscbr. für Altertbumswiss. XI, 486. | testa in der Bed. Hirnschale, bei Prudentius, Ausonius, Cälius; it. sp. pr. testa, fr. tête Kopf. tina (ein Weingefàss) Varrò bei Nonius ; it. sp. pr. tina, fr. tine, alban. tin§ Kufe, Bottich u. dgl., ein volksübliches Wort. tinnitare s. v. a. tinnire Carm. de philom.; fr. tinter. tragula für tràha Varrò; formell damit zusammentreffend fr. traille fliegende Brücke. tribulare in der Bed. drucken, plagen bei Tertullian; it. tribolare, pr. tribolar, altfr. triboiller. trito Lucilius; comask. trigon Zögerer. trusare, Frequentativ von trudere, Catull; lomb. trusà, pr. trusar stossen. turio (Schössling) Columella; cat. toria Ableger. unio 1) Einheit, Vereinigung bei Tertullian, Hieronymus; it. unione etc. 2) Zwiebel bei Columella ; pr. uignon, fr. oignon, vacivus Plautus, Terenz; sp. vacio. valentia Nävius, Titinnius, Macrobius; it. valenza etc. vallus, Dimin. von vannus, Varrò; it. vaglio, vanare (durch leere Worte berücken) Accius bei Nonius; it. vanare faseln, gewöhnlich vaneggiare, sp. nur vanear, pr. vanar prahlen. vanitare, Iterativ des vorigen, Augustinus Opp. I, 437. 761; it. vantare u. s. w. vasca tibia bei Solinus scheint Querflöte zu bedeuten (Freund); vielleicht nur zufällig trifft damit zusammen pr. bascunc (für bascuenc ?) GOcc., Honnor., welches mit de travers übersetzt wird. vasum für vas Plautus, Cato, Petronius u. a.; it. sp. pg. vaso, niemals vase. vernina, von veru, Plautus, vgl. Fulgentius Planciades ; it. verrina Bohrer, u ausgefallen, wie oft. victualis Apulejus, Cod. Just., Subst. victualia (Lebensmittel) erst bei Cassiodor; it. vettovaglia, sp. vitualla, pr. vitoalha vitalba, altfr. vitaille, ebenso in den Form. Bignon. n. 13 vitalia ohne u. | vidulus (Behältnis, Felleisen) Plautus; wie daraus etwa das it. valigia, fr. valise, entstehen konnte, s. Etym. Wb. vilescere Avienus; altsp. vilescer, pr. vilzir. viscidus (klebrig, zähe) Theod. Prise. ; daher vermuthlich it. vincido weich.
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Lateinische Bestandteile.
[I. 28. 29.
vitulari (sich lustig gebärden, eig. springen wie ein Kalb, von viiulus, wenn nicht vitulari zu sprechen ist) Plautus, Ennius, Nävius u. a.; pr viidar violar geigen, Sbst. viula vlola, it. sp. viola, mlat. vitülus Fiedel. S. Etym. Wb. volentia Apulejus, Solinus, nach Nonius ein seltner Ausdruck; it. voglienza Wille, Neigung. vorsare für versare; altsp. bosar oder vosar ausgiessen = it. versare. In dieses reichhaltige Verzeichnis ist gewiss manches Wort eingegangen, welches auf den Namen eines specifisch volksmässigen kein Recht hat. Aber wie wäre hier jeder Irrthum abzuwenden? Nur mit einer Masse von Beispielen war etwas auszurichten: einzelne dürfen fallen, ohne dass dem Ganzen dadurch ein wesentlicher Abbruch geschähe. Auch wäre es möglich, dass sich die romanische Sprache manche der aufgeführten Partikelcomposita, wie abbreviare, appropriare, disseparare, incrassare, rememorare, oder Ableitungen, wie dulcire (vgl. fr. aigrir, brunir, rougir), captivare, frigidare, molestare, tinnitare, vanitare, amarescere, vilescere, macror, malitas, solitaneus, aus eignen Mitteln geschaffen hätte, da grade dieser Vorgang bei ihr so unendlich häufig ist; allein wozu die wiederholte Schöpfung eines und desselben Wortes annehmen ? In der sinkenden Latinität tauchen übrigens nicht wenige der früheren Litteratur fehlende Wörter auf, die man unmöglich für volksüblich halten kann; vielmehr scheinen sie zum grossen Theil freie Bildungen der Schriftsteller, besonders der kirchlichen (vgl. Funccius De vegeta latinae linguae senectute, cap. 11. §.10 ff.) und erst auf rein litterärischem Wege in die neuen Sprachen eingeführt. Von vorragender Bedeutung aber sind im obigen Verzeichnisse jene einfacheren Wörter, von welchen die römische Litteratur entweder nur die Anzeige ihres Daseins gewährt oder nur einzelne Beispiele ihres Gebrauches darreicht, während mehrere derselben auf romanischem Boden weit | ausgebreitet dastehn. Solche sind z. B. bassus, boja, brisa, buda, burra, campsare, crena, grossus, hapsus, hetta, maccus, olor, planca, plotus, putus, rallus, rttspari, sarpere, stloppus, struppus, tina. Hier noch die Frage: haben etwa auch Primitiva, die sich in der alten Litteratur nicht nachweisen lassen, in der neuen Sprache ihr Dasein behauptet? Die Möglichkeit dieses Falles ist sicher nicht zu läugnen, aber eine sonderliche Ausbeute nicht zu erwarten, da das Primitiv, wenn der Römer es noch besass, sich dem Gebrauche wenigstens eben so leicht darbot wie das Derivatum. Doch lassen sich einige Fälle dieser Art wahrnehmen. Hierher
I. 29. 30.]
Lateinische Bestandtheile.
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darf man rechnen it. gracco Krähe, lat. nur gracculus; pg. fraga holperiger Boden, lat. nur fragosus rauh, uneben, s. Etym. Wb. II. b; altit. marco Hammer, lat. marculus-, it. mazza, sp. maza, pr. massa, fr. masse Keule, lat. mateöla Schlägel, welches matea = mazza voraussetzt; it. mozzo Nabe des Rades, lat. modiolus, von dem in diesem Sinne unvorhandenen modius-, altfr. sap Tanne, lat. sappinus; wal. vite Rind (alb. vitS Kalb, junger Stier), lat. vitulus. Auch einige Simplicia bieten sich dar, wie sp. pr. cobrar, altfr. coubrer bekommen, lat. recuperare; it. turare, sp. turar verstopfen, lat. obturare\ aber wie leicht konnte hier die Partikel abfallen!1 — | Seltne technische Ausdrücke sind fast ganz aus dem Verzeichnisse weggeblieben, weil die Seltenheit ihres Vorkommens nicht in ihrem Mangel an Urbanität, sondern in der Natur der Sache liegt. Hier aber befindet sich die lateinische Sprachkunde in dem Falle, von der romanischen lernen zu können. Es gibt z. B. in der alten Litteratur nicht wenige naturgeschichtliche Ausdrücke, deren eigentlicher Sinn nicht genügend bestimmt werden kann: sofern sie in den neuen Sprachen fortleben, wird man selten fehl gehn, wenn man ihn aus dieser Quelle schöpft, was z. B. bei avis tarda (sp. avutarda), caecilia (it. cicigna), carduelis (it. cardellino), dasypus (sp. gazapo), farnus (it. farnia), galgulus (sp. galgulo), gallicus canis (sp. galgo), gavia (sp. gavia, gaviota), melis 1) Lateinische Wörter aus romanischen zu reconstruiren, der Mutter wieder darzubringen, was die Töchter von ihr empfangen haben, ist gewiss eine der interessantesten Aufgaben des romanischen Sprachstudiums: es hat daher nie an Versuchen in dieser Richtung gefehlt. Neue finden sich in den geistvollen Observations sur un procédé de dérivation dans la langue française par E. Egger (Acad. des Inscr. XXIV, Par. 1864). Leider hat sich der Verfasser ganz auf den französischen Horizont beschränkt; ohne Anwendung der vergleichenden Methode aber sind hier keine befriedigenden Ergebnisse zu gewinnen. Siège z. B. soll ein verlorenes lat. sedica voraussetzen im Hinblick auf piège von pedica. Dies wäre gut, wenn sich kein ital. sedia fände, welches zu siège stimmt, wie assediare zu assiéger, f ü r sedia aber lässt sich kein sedica als Etymon annehmen, da die ital. Sprache lat. c nicht elidiert. — Épier in der Bed. ausspähen soll beweisend sein für ein lat spicare. Dass ein solches Verbum stattgefunden, ist leicht einzuräumen, nicht aber, dass es in épier fortlebe. Dieses gehört zum ital. spiare (ahd. spëhôri), wie auch altfr. espie dem ital. spia (ahd. sp'eha) entspricht. — Eben so wenig zeugt vaisseau f ü r ein verlorenes vas-illum von vas, dessen regelrechtes Derivatum vas-cellum sein würde, und dieses kommt in der That auf einer Inschrift vor. — Nettoyer von einem verschollenen nitigare herleiten, heisst der romanischen Sprache jede Selbstthätigkeit absprechen. Die Sprachen aber stehen in ihrem Schaffen niemals still.
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Lateinische Bestandteile.
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(mlat. melo melonis, neap. mologna), nepeta (sp. nebeda), opulus (it. oppio), secale (it. segola, fr. seigle), tinca (it. tinca, fr. tauche) geschehen kann. Es bedarf kaum der Bemerkung, dass auch viele Wörter, die als volksmässig angeführt werden, sich in dem gesammten romanischen Wortschatze nicht mehr nachweisen lassen.
Die bisher betrachteten Beispiele römischer in die neuen Sprachen übergegangener Archaismen und Idiotismen sind aus Schriftstellern jenseits des Mittelalters gezogen. Die lateinischen Bestandtheile in jenen Sprachen zerfallen aber chronologisch in zwei Classen, in die durch die alte Litteratur uns bekannten und in die von der mittlem Latinität aufgenommenen. Diese letztern sind theils blosse Formveränderungen, wie cattare für captare, colpus für colaphus, cosinus für consobrinus; theils neue Bildungen, wie auca, cappa, companium, furo, plagia, poledrus; bei andern beruht der lateinische Ursprung nur auf Vermuthung. Ohne Zweifel ist ein Theil derselben nicht erst im Mittelalter entstanden, sondern reicht bis in das Alterthum hinauf: denn wer | kann glauben, dass Wörter wie auca, furo, plagia, die um das Jahr 600 als allbekannt und acht lateinisch im Gebrauche und später in fast sämmtlichen romanischen Mundarten einheimisch sind, in dem Zwischenräume von 150 Jahren seit dem Untergange des Römerreiches sich provinciell entwickelt und ihren Eingang sogleich in die damalige litterärische Sprache gefunden haben sollten? Auca für avica (von avis) ist überdies, da die Tochtersprachen kaum noch Gebrauch von dem Suffix ica machen, offenbar eine mehr lateinische als romanische Ableitung, und von furo hat sich im Italienischen die wahre alte Bedeutung Erzdieb erhalten. Auch andre, im Mittellatein nicht vorhandene Wörter nehmen kraft ihres Gepräges lateinische Herkunft in Anspruch. Ital. ripido (steil) z. B. weist auf ein lateinisches Urbild zurück, da der Romane das Suffix idus niemals zu neuen Schöpfungen verwendet: aus ripa erwuchs ripidus, wie aus viscus viscidus. Das Alter eines Wortes von seinem urkundlichen Sichtbarwerden schlechthin abhängig machen zu wollen, ist zwar ein diplomatisch richtiges, aber eben darum ein auf der Oberfläche sich haltendes Verfahren, welches der Geschichte der Sprache nothwendig Gewalt anthut. Manches der in dem obigen Verzeichnisse enthaltenen lateinischen Wörter würde, ohne sein zufälliges Vorkommen bei einem
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Lateinische Bestandtheile.
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einzelnen Schriftsteller, der mittlem Latinität zufallen, manches romanische von alter Herkunft ohne ein solches Ursprungszeugnis in fremden Sprachen gesucht und vielleicht auch gefunden werden. Leicht möchte es z. B. dem it. cansare so ergangen sein, hätte uns nicht Priscian in einem Fragment des Ennius campsare aufbewahrt. Wir dürfen bei unsrer Schätzung mittellateinischer und romanischer Wörter nie vergessen, dass wir vom lateinischen Sprachschatze nur ein grosses Bruchstück besitzen, dass die Bildungsstufe, auf welcher sich die Kömer befanden, ihre Künste, Handwerke und Lebenseinrichtungen einen grössern als den uns Uberlieferten Vorrath von Ausdrücken voraussetzen: von diesen hat sich ein beträchtlicher Theil in Glossaren geborgen. Viele derselben, zumal die technischen, mögen aber im Mittellatein wieder zu practischer Bedeutung gelangt sein. 1 | Unter den mittellateinischen Schriften, welche die grösste Ausbeute an altromanischen Wörtern gewähren, stehen die lexicalischen oben an. Hier verdient des fruchtbaren und belesenen Bischofs Isidoras von Sevilla (f 635 o. 63ü) Origines oder Etymologiae, besonders wegen der elf letzten Bücher, zuerst genannt zu werden. Der Verfasser hatte eigentlich nur die Absicht, rein lateinische Wörter zu erklären, allein es laufen ihm schon nicht wenige unlateinische mit unter und andre nennt er gradezu vulgäre oder auch spanische, die sich denn auch grösstentheils im Spanischen wiederfinden. Dieses Buch überwiegt weniger durch Reichhaltigkeit als durch Authenticität und Correctheit die noch nicht sämmtlich abgedruckten alten Glossare. Unter diesen ist das des Placidus als eins der reinsten und ältesten (wohl aus dem 6. Jh.) für unsre Zwecke wenig ergiebig. Von weit grösserer Wichtigkeit ist das dem schon genannten Isidoras zugeschriebene, in besonderem Grade verunstaltete Glossar. Auch dieser Sammler schöpfte, wie Placidus, noch aus dem ächten Festus, aber es fehlt ihm nicht an Wörtern des spätesten Gepräges: badare, ballatio, borda, campio, cocistro, pilasca, pilotellus u. dgl.; selbst schon einige 1) Diese Frage hat Pott in seiner Abhandlung Plattlateinisch und Romanisch (Zeitschr. für vergl. Sprachf. I, 309) mit grosser Umsicht besprochen. Zur Herausgabe der ältesten Glossare hat schon Ruhnken aufgefordert, ut (quis juniorum literatorum) linguam latinam, de cujus inopia vetus querela est, aliquot mille vocabulis ac formis nondurn eognitis locupletet, s. Bernhardy, Römische L i t e raturgeschichte, 302, 2. Bearbeitung. Ruhnken spricht hier von Leydener Handschriften. Neuerlich hat Hildebrand, Gloss. lat. saec. IX. praef., wieder darauf hingewiesen: es sind Glossare, worin, wie in denen von Reichenau, seltnere lateinische Vocabeln durch üblichere erklärt werden.
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Lateinische Bestandteile.
[I. 32. 33.
deutsche, wie lecator, frea, letzteres aus der L. Long., haben Eintritt gefunden. Weniger leisten die griechisch-lateinischen Glossare. Reichlichen Ertrag aber gewähren die lateinisch-deutschen. Obenan stehn hier die Casseler Glossen, in einer Handschrift, die noch dem 8. Jh. anzugehören scheint (herausg. von W. Grimm, Berlin 1848, mit vollständigem Facsimile). Demnächst ist das Wörterbuch des heil. Gallus zu nennen, welches in das 7. Jh. gesetzt wird (abgedruckt in W. Wackernagels Lesebuch I, 27, in Hattemers Denkmälern I, 11). Auch andre zum Theil | weit umfangreichere Arbeiten dieser Gattung, wie die Pariser Glossen (herausg. von Graff, Diutiska 1,128), die Schlettstädter (von Wackernagel, Haupts Ztschr. V, 318), der Vocabularius optimus (von demselben, Basel 1847), die lateinisch-angelsächsischen zu Erfurt (von Ohler, Jahrbb. der Philol. v. Jahn und Klotz, Suppl. XIII, S. 257 ff.), endlich auch einige deutsch-lateinische Gespräche aus dem 9. Jh. (von W. Grimm, Berlin 1851) liefern uns mit schlechtem Latein willkommene Beiträge zur romanischen Sprachgeschichte. Diese grammatischen Denkmäler werden jedoch von einem juristischen in die ersten Zeiten des Mittelalters hinaufreichenden, worin der romanische Ausdruck unbewältigt durchbricht, der Lex Salica, noch Ubertroffen; man vergleiche Potts wichtige Abhandlung über die sprachliche Seite dieses berühmten Gesetzes (Höfers Ztschr. III, 113, Ztschr. für vergl. Sprachf. I, 331). 1 Auch die übrigen germanischen Gesetze, vornehmlich die longobardischen, welche Pott gleichfalls in dieser Beziehung erläutert hat (Vergl. Sprachf. XII. XIII), ferner die Rechtsformeln, unter welchen die des Marculfus aus der Mitte des 7. Jh. herstammen sollen, so wie die altern Urkunden gehören zu den Quellen des altromanischen Wortschatzes. Diesen Denkmälern des Mittelalters sind noch die spätem oder interpolierten Schriften der römischen Feldmesser beizufügen, namentlich die halb barbarischen Casae litterarum, 'das sonderbarste durch langen Schulgebrauch am meisten mitgenommene Stück der ganzen Sammlung 3 (Rudorff S. 406—409). vgl. Galvani im Archiv, stor. XIV, 369, Pott in der Zeitschrift für Alterthumswissenschaft XII, 219. Das folgende Verzeichnis bringt eine Auswahl mittellateinischer 1) 'Die Vermuthung ist wohl nicht allzu kühn: gewiss zur ersten schriftlichen Abfassung des Gesetzes . . . seien sprach- und schriftkundige romanische Provinzialen hinzugezogen . . . Jedenfalls gehört die Entstehung und 'Weiterbildung des Salischen Gesetzes derjenigen Periode an, in welcher sich amf Galliens Boden . . . dem Latein die romanische Sprachgestalt entrang.' Poitt.
I. 33—35.]
27
Lateinische Bestandtheile.
Wörter und Formen, die sich im Romanischen wiederfinden, Beispiels halber auch verschiedene classische Wörter mit neuen Bedeutungen. Es beschränkt sich im allgemeinen auf den Zeitraum vor Karl d. Gr., weil bis dahin grössere Reinheit der | Form vorausgesetzt werden darf als später, wo die in ihrer Entwicklung weiter fortgeschrittene Volkssprache das Mittellatein schon mit mehr verdunkelten oder misverstandnen Formen bereicherte. 1 Ducange's unschätzbares Werk ist die Hauptquelle, woraus dies Verzeichnis geschöpft ward; es kam hier darauf an, die nöthigsten romanischen Formen, und, wo sie einigermassen sicher ist, auch die Herleitung beizufügen. accega (Schnepfe) Gl. erford.; it. ucceggia, sp. arcea, fr. mdartl. acée. Von acies. acia ala Gl. Isid.; ein passendes Etymon für das pg. aza Flügel, wäre nicht mit gutem Grunde axilla ala zu vermuthen. aciarium, acciarium atófiiofia Gl. lat. gr. (Stahl) ; it. acciajo, sp. acero, fr. acier. Von acies. adplanare Gl. Isid.; it. appianare, pr. aplanar, ala: inula, quam alani rustici vocant Isidorus 17, 11; sp. pg. ala, it. élla. amaricarc für amarum recidere Class, auct. VI, 506; it. gleichlautend, sp. pr. amargar. ambactia, ambaxia (Auftrag) L. Sai., goth. andbàhti ; it. ambasciata Botschaft. amma: haec avis (strix) vulgo dicitur amma ab amando parvulos, unde et lac praébere fertur nascentibus, sagt Isidorus 12, 7; sp. pg. ama nur in der Bed. Pflegerin, Amme, bei Hesychius à/itfió. oscilla, ascella, auf romanische Weise umgestellt aus axilla, bei Isidorus, Gregor v. T. und vielen andern; it.. ascèlla, pr. aissela. astrosus quasi malo sidere nahis Isidorus 10, 13; sp. pg. astroso unglücklich. astrus, astrum (Steinboden, Heerd), abgel. astricus Gl. sangall. ; fr. atre, lomb. astrae, nhd. estrich. auca für anser ; aeeipiter, qui aucam mordet L. Alam. ; | aucas tantas, fasianos tantos Form. Marc, und auch sonst sehr üblich; pr. auca, sp. auca, oca, it. oca, fr. oie. S. oben S. 24.
1) Treffend ist der Ausspruch eines Kenners: H faut bien distinguer basses latinités le roman.
: celle de laquelle le roman
a été fait,
et celle qui a été faite
Littré, Hist. d. 1. 1. fr. II, 380, éd. de 1863.
deux sur
28
Lateinische Bestandtheile.
[I. 35. 36.
baburrus stultus Isidorus 10, 31; vgl. it. bahlaccio, babbeo, babbuino Tölpel, sp. babia Dummheit, lat. babulus für fatuus bei Apulejus. baia: hunc (portum) veter es a bajulandis mercibus vocabant baias, bemerkt Isidoras 14, 8 ; it. baja, sp. bahta, fr. baie. ballare, zu folgern aus dem Subst. ballatio: choreis et ballationibus Gl. Isid. ; it. ballare, sp. bailar, altfr. baier. Muthmasslich deutscher Herkunft. balma Grotte, als geographischer Name in sehr alten Urkunden ; pr. balma, altfr. balme, bäume. Ungewisser Herkunft. barbanus, quod est patruus L. Long. (Rothari leg. 163); it. barbano. Von barba. baro, barus (Mann, freier Mann) L. Sai., Rip., Alam. und auch sonst häufig im Mlatein; daher it. barone, fr. baron, sp. varon. Uber die Herkunft dieses wichtigen Wortes s. Etym. Wb. basca ein Gefäss: cum casa et fumo et basca, s. Maifei, Stor. dipi. 272 (v. J. 650); nach Muratori das it. vasca, von vas. baselus : phaselus est navigium, quem nos corrupte baselum dicimus; so Isidorus 19, 1. Das span. baxel, vaxel, welches Isidorus im Auge hatte, entspricht dem ital. vascello, fr. vaisseau und ist vom lat. vas, vasculum, vgl. vascellus Grut. Inscr., denn anlautendes ph geht im Spanischen schwerlich in b Uber. bostar locus, ubi stant boves Gl. Isid.; sp. bostar, pg. bostal Ochsenstall. branca (Kralle, Klaue), in den Verbindungen branca lupi und branca ursi bei einem der Feldmesser Lachm. p. 309, branca leonis (Löwenklau) gleichfalls im Mlatein; it. altsp. pr. branca, fr. branche, wal. brgncp. caballicare (reiten): si quis caballum sine permissu domini sui ascenderit et eum caballicaverit L. Sai. und auch sonst häufig; it. cavalcare, sp. cabalgar, fr. chevaucher. | caecula (eine Schlangenart) Isidor. 12, 4; vgl. it. ciecolina sehr kleiner Aal. cai (hai) cancéllae d. i. cancelli Gl. Isid.; sp. cayos (Plur.), pg. caes, fr. quai Sandbank, Deich. Kymr. cae Umzäunung. caldaria (Kessel) bei Gregor v. T.; it. caldaja, sp. caldera, fr. chaudière dass. cama: in camis i. e. in stratis, sagt schon Isidorus 19, 22 und an einer andern Stelle 20, 11: cama est bremset circa terram, Graeci enim yauai breve dicunt ; nur sp. pg. cama Bett, Lager, Streu, acamar auf die Erde ausstrecken. Isidors Herleitung scheint richtig.
I. 36. 37.]
Lateinische Bestandtheile.
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cambuta (Krummstab), cabuta in einer Urkunde v. J. 533 s. Bréq. n. 15, vgl. Pertz Mon. germ. II, 14; sp. gambote krummes Holz. Das Wort gehört zu gamba. cantinata (heizbares Zimmer) im ältesten Mlatein ; it. camminata Saal, fr. cheminée Rauchfang. caminus fiir via gebraucht: quomodo currit in camino 8. Tetri, heisst es z. B. in einem spanischen Actenstück vom König Wamba; it. cammino, sp. camino, fr. chemin. Vgl. kymr. cam Schritt. campana (Glocke, aus Campanien stammend) bei Isidorus 16, 24 mit statera unius lancis (Schnellwage) erklärt; it. sp. pr. campana. campiones gladiatores pugnatores Gl. Isid. ; it. campione, sp. campeon, fr. champion. Von campus. canava carnea (camera?) post coenaculum Gl. Isid.; it. cànova Vorrathskammer. canna (ein Trinkgefäss) : cochleares, cultellos, cannas, potum, bei Venantius, s. Ducange; altfr. quenne, nfr. canette. Lat. canna Rohr. capa (Mantel) nach Isidorus 19, 31 quia quasi totum capiat hominem; it. cappa, sp. capa, fr. chape. capanna (schlechte Hütte) : hanc rustici capannam vocant, quod unum tantum capiat Isidorus 15, 12, 2; it. capanna Strohhütte, sp. cabana, fr. cabane. capere als Intrans. mit der Bed. Platz haben, hinein gehn, | im ältesten Mlatein, und schon in der Vulgata sermo meus non càpit in vobis; ebenso it. capere, sp. pr. caber. capitanus, capitaneus (Hauptmann) gleichfalls im ältesten Mlatein ; it. capitano, sp. capitan, pr. capitani, altfr. chevetaine, nfr. capitarne. capritus für das richtigere capellus — haedus: si quis capritum sive capram furatus fuerit L. Sai. ; sp. cabrito, pr. cabrit, fr. cabri, it. capretto; neupr. cabridä = fr. chevroter. capro (Dachsparren), capriuns räfun Gl. cass.; sp. pr. cabrion, fr. chevron. Von caper. capülare: si quis pedem alterius capulaverit L. Sai.; pr. chaplar, altfr. chapler abhauen. Von capulus Degengriff, Degen. capulum funis a capiendo, quod eo indomita jumenta comprehendantur, erklärt Isidorus 20, 16; it. cappio Schleife, sp. cable, ir. cable Tau, Seil, mittelgr. narcXiov. cara s. unten im griechischen Verzeichnis p. 48. carabus s. im griechischen Verzeichnis p. 48. carpa (Karpfen) Cassiodorus und Spätere; sp. carpa, fr. carpe, wal. crap, it. carpione.
30
Lateinische Bestandteile.
[I. 37. 38.
casa für domus schon im frühsten Mlatein, ab et noch bei Isidor. 14,12 casa est agreste kabitaculum palis, arundinibus etvirgultis contextum; it. sp. pr. casa, wal, casç. casnus für quercus, casnetum für quercetum, dieses schon in einer Urkunde v. J. 508: nemus, quod dicitur Morini Casneti Bréq. n. 5; altfr. caisne, quesne, chesne, neufr. chêne und für casnetum chênaie. Aus quercinus entstellt. casula vestis cucullata, quasi minor casa Isidor. 19, 24; sp. casulla Messgewand. cattare: cattus, quod cattat (aï. catat, captat) i. e. videt Isidor. 12, 2; altsp. catar mit ders. Bedeutung, oberital. churw. catar finden, wal. cfutà schauen, suchen, hüten. Von captare, vgl. Vossii Etym. s. v. felis. causa für res in der L. Sal. und überhaupt schon im ältesten Mlatein; it. sp. cosa, pr. causa, fr. chose. cecinus für cygnus L. Sal. ; it. cécino, cécero, sp. altfr. cisne. Von cicer Erbse, it. cece Knollen am Schnabel des Schwanes. | ciconia: hoc instrumentum (telon) Hispani ciconiam vocant Isidor. 20, 15; sp. cigüeña Pumpenstock. circare: circat circumvenit Gl. Isid., circat montem Cas. litter. Lachm. p. 326, 17; gleichbed. sp. pg. cercar, aber altpg. pr. cercar, it. cercare, wal. cercà und cerceta (circitare), fr. chercher durchsuchen, suchen, eig. um etwas herumgehen. elida für crates L. Baiv. ; pr. cleda, fr. claie. Altirisch cliath u. s. w. collina für Collis Cas. litt. Lachm. p. 214; it. collina, sp. colina, fr. colline. colomellus: hos (dentes caninos) vulgus pro longitudine colomellos vocant Isidor. 11, 1; sp. colmillo, pg. colmilho. Von columella. colpus Leg. Barbar.; it. colpo, sp. golpe, pr. colp, fr. coup. Entstellt aus colaphus, das daher in der L. Sal. für und neben colpus gebraucht wird. comba (tiefes Thal), vgl. den geographischen Namen Cumba in einer Urkunde v. J. 631 Bréq. p. 136; it. mdartl. conba, gomba, sp. pr. comba Krümmung, Schlucht. Von concava. combrus (Haufe abgehauener Aste) Gest. reg. franc.; pg. combro Erdhaufe, it. ingombro, fr. encombre Hindernis. Von cumulus. companium, zsgs. aus cum und panis Brotgenossenschaft, Gesellschaft, L. Sal.; daher it. compagnia etc. condemnare aliquem s. v. a. damnum adferre alicui L. Sal.; altfr. condemner dass., s. Zwei altroman. Gedichte S. 50.
I. 38. 39.]
Lateinische Bestandteile.
31
contrariare Prosper Aquitanus ; it. contrariare, contradiare, sp. pr. contrariar, fr. contrarier. cortinae sunt aulaea Isidorus 19, 26; it. sp. cortina, wal. cortinf, fr. courtine. Von chors, eigentlich etwas Umgebendes, Schützendes. cosinus, abgekürzt aus consobrinus, Fem. cosina Gl. sangall. ; it. cugino, pr. cosin, fr. cousin. costuma für consuetudo in einer Urkunde v. J. 705 coustuma Carp.; it. costuma etc. crema crematis für crémor bei Venantius; it. sp. pr. crema, fr. crème Rahm. | cucus für cuculus Isidor. 17, 7; venez. pg. cuco, cusiré, entstellt aus consuere, Gl. Isid. ; it. cucire, wal. cose, sp. cusir, coser, pr. coser, fr. coüdre. dativa für donativa Gl. Isid.; sp. dádivas, detenta/re Venantius u. a.; sp. detentar. diffacere Capit. ad leg. Sal., L. Long. ; it. disfare, sp. deshacer, fr. défaire. directum für jus Form. Marc. ; it. diritto, sp. derecho, fr. droit, discapillare (des Haares berauben) L. Burg., L. Alam. ; it. scapigliare, sp. descabellar, fr. décheveler das Haar verwirren. drappus für pannus L. Alam., Form. Marc. ; it. drappo, pr. drap, fr. drap, sp. trapo. esca in der Bed. Zunder: unde et esca vulgo dicitur (fungus), quod sit fomes ignis Isidor. 17, 10 ; it. esca, wal. eascf, sp. yesca. exartum (Gereute) L. Burg., Long., daher exartare ; pr. eissart, fr. essarter. Von ex und sarritum. exclusa (Schleuse) L. Sal., Gregor v. T., Venantius; sp. enclusa, esclusa, fr. écluse. excorticare (die Haut abziehn) L. Sal.; it. scorticare, sp. escorchar, pr. escorgar, fr. écorcher, von cortex. falcastrum ferramentum curvum Isidor. 20, 14, Gregor d. Gr.; it. falcastro Hippe. ficatum, quod Graeci avuiotòv vocant Gl. Isid., Leber eines mit Feigen gemästeten Thieres; daher durch Übertragung it. fégato, wal. ficát, sp. hígado, pr. fetge, fr. foie Leber überhaupt. fiasco (ein Gefäss) Gregor d. Gr., fiasca Isidor. 20, 6; it. fiasco fiasca, sp. fiasco, altfr. fiasche, neufr. flacón. Von vasculum durch Versetzung des 1. focacius (Aschenkuchen): ciñere coctus et reversatus ipse est et focacius Isidorus 20, 2; it. focaccia, sp. hogaza, fr. fouasse.
32
Lateinische Bestandtheile.
[I. 39—41.
focus für ignis L. Alam. u. a.; it. fuoco, wal. foq sp. fuego, pg. fogo, pr. fuec, fr. feu. \ fontana für fons Cas. litt., L. Long., ursprünglich z. B. bei Columella aqua fontana, bis endlich das Adjectiv, wie öfters im Bomanischen, den ganzen Sinn vertrat; it. sp. pr. fontana, ir.fontaine, wal. fyntun$. In beiden letztern Sprachen ist das Primitiv nicht mehr vorhanden. forestis (dem Wildbann unterworfener Wald), diese und andre Formen im frühsten Mlatein, z. B. der L. Long.; it. foresta, sp. pg. ßoresta, fr. foret. Von foris, eig. was ausserhalb liegt, nicht betreten werden darf. forisfacio off endo noceo Gl. Isid.; altit. forfare, pr. forfaire, fr. forfaite. fortia forcia (Kraft, Stärke) Leg. Barb.; it. form, sp. fuersa, pr. forsa, fr. force. fundibulum für infundibulum Gl. Philox.; sp. fonil, pg. funil. furo a furvo dictus, unde ei für, tenebrosos enim et occultos cuniculos effodit Isidorus 12, 2; sp. huron, pg. furäo, altfr. fuiron, it. furetto eine Art Wiesel, Frettel. Von für, vgl. it. furone Erzdieb. gamba Gl. cass. u. a.; it. sp. gamba, pg. gambia, fr. jambe, dsgl. altsp. camba, churw. comba. Ursprünglich wohl Kniebug, von der lat. Wurzel in cam-urus, vgl. gr. -/.a^ucrj, endlich Bein. gannat x^eva^ei Gl. lat. gr., gannum Gest. reg. franc.; it. inganno, sp. engano, pr. engan Trug, Vb. it. ingannare, auch wal. ing$nä. M u t masslich aus dem Deutschen. glenare (stoppeln): si quis in messem alienam glenaverit Capit. pacto L. Sal. add.; fr. glaner. granica für horreum L. Baiv.; altfr. granche. Das neufr. grange kann aus granea herrühren. gubia, auch guvia, gulbia, gulvia, Isidor. 19, 19; sp. gubia, pg. goiva, fr. gouge, it. gorbia Hohlmeissel. Wahrscheinlich iberischer Herkunft. gunna (ein Kleidungsstück) Bonifacius; it. gonna, altsp. pr. gona, altfr. gone. hostis für exercitus Leg. Barb., Gregor d. Gr.; it. oste, sp. Jiueste, pr. altfr. ost, wal. oaste. | incensum für thus Isidorus 4, 12; it. incenso, sp. incienso, pr. esses, fr. encens. incincta praegnans, eo quod est sine cinctu Isidorus 10, 151; it. incinta, pr. encencha, fr. enceinte.
I. 41. 42.]
Lateinische Bestandteile.
33
inculpare für culpare L. S a h ; it. incolpare, pr. encolpar, fr. inculper-, lat. incülpatus hat die entgegengesetzte Bedeutung. infans überhaupt für puer, puella, z. B. duos infantes, unum qui Jiabuit IX annos, alium qui habuit XI L. Rip.; it. sp. infante, pr. enfan, fr. enfant mit derselben Bedeutung, it. fante Soldat zu Fuss. insubulum (Weberbaum) Isidorus; it. subbio, sp. enxullo, altfr. ensouple. iterare für iter facere Columbanus, Venantius u. a.; pr. edrar, altfr. errer. labina, eo quod ambulantibus lapsum inferat Isidorus 16, 1, vgl. lavina (Einsturz) nach Ducange beim h. Hieronymus; churw. lavina, ahd. letvina, fr. lavange. latus als Präposition gebraucht: latus curte L. Sal., latus se Cas. litt, und auch sonst oft; pr. lote, altfr. lez. lorandrum: rhododendron, quod corrupte vulgo lorandrum (al. lorandeum) vocatur Isidor. 17, 7; es ist it. sp. oleandro, fr. oleandre. mantum Hispani vocant, quod manus tegat tantum Isidor. 19, 24; manturn majorem Urk. v. J. 542 Breq. n. 23; it. sp. manto, fr. mante. Vom lat. mantelum. marcus malleus major Isidorus 19, 7, bei den Classikern nur marculus; altit. marco. mare für stagnum, locus: omnis congregatio aquarum abusive maria nuncupantur Isidor. 13, 14; altfr. mare dass. masca: striga, quod est masca L. Long., mascus grima (Larve) 61. anglos. Beide Bedeutungen sind romanisch, z. B. piem. masca, Hexe, fr. masque, it. maschera Larve. matrina, matrinia in doppelter Bedeutung: 1) Stiefmutter L. Long.; 2) Pathin Cap. Car. M., it. matrigna, madrina, sp. madrina, fr. marraine. \ merces in der Bed. Erbarmen, Mitleid, bei Gregor d. Gr. und vielen Späteren; it. merce, sp. merced, fr. merci. milimindrus oder milimindrum Bilsenkraut: hanc (herbam) vulgus milimindrum dicit Isidor. 17, 9; sp. milmandro, pg. meimendro. monitare für monere Venantius Fort.; daher pr. monestar, sp. amonestar, fr. admoneter'? montanea für montana sc. loca, auch wohl montania, zu folgern aus montaniosus Cas. litt., ein Gegenstück zu campania (s. im 1. Verzeichnis p. 9); it. montagna etc. mucare, muccare (schneuzen) L. Rip.; fr. moucher, mouchoir. Von mucus. Diez roman. Gramm.. I. 6. Ausg. 3
34
Lateinische Bestandtheile.
[I. 42. 43.
mustio: libiones sunt qui invino naseuntur, guos vulgo mustiones a musto appellant Isidor. 12, 8; it. moscione kleines geflügeltes Insect. muttum yqv Gl. lat. gr., also Mucks, nachher in die Bed. Wort übergegangen; it. motto, sp. mote, pr. fr. mot. Dem classischen muttire entspricht nur pr. altfr. motir. nario subsannans Gl. Isid.; ahd. narro, comask. nar. natica für und aus natis: nvyr natica Gl. gr. lat., nates, natices (1. naticae) Gl. paris. ed. Hild.; it. natica, sp. nalga, altfr. nache. natta für matta: illud quod intextis junci virgulis fieri solet, quas vulgo nattas vocant Gregor v. Tours; fr. natte. necare, negare für aqua necare L. Burg., Alam. etc.; it. annegare, sp. pr. negar, fr. noyer. ölca, olcha: campus tellure foecundus, tales enim incolae (Campani) olcas vocant Gregor v. T . ; altfr. ouche, osche. Vgl. gr. ojAx«. padulis für paludis im ältesten Mlatein; it. padule, pg. paül, sp. paul-ar. pagensis schon bei Gregor v. Tours, in der L. Long. etc. mit der doppelten Bed. Landsmann und Landmann; altsp. pages, pr. pages nur in letzterer. pantanum s. v. a. pahis, udis, erst in einer Urkunde Karls d. Gr., aber ein weit verbreitetes Wort: it. sp. pg. pantano, churw. pantan. \ parcus, parricus (umzäunter Ort) L. Rip., L. Angl., parc L. Baiv.; it. parco, sp. parque, fr. parc. Wohl vom lat. parcere schonen. pariculus für par: hoc sunt pariculas causas; Charta paricla Form. Marc.; it. parecchio, sp. parejo, fr. pareil. pecora für pecus — ovis Gl. sangall.; it. pecora. petium u. a. Formen (Stück Land) etwa seit dem 8. Jh.; it. pezso, pczza, sp. pieza, fr. piece. pirarius für pirus L. Sal., Capit. de villis; pr. peirier, fr. poirier. placitum (Versammlung zur Berathung von Staatssachen) im frühsten Mlatein; it. piato, sp. pleito, altfr. plait. plagia für litus Gregor d. Gr.; it. piaggia, sp. playa, fr. plage. Von pläga. praegnus stattpraegnans: praegnumjumentum L. Alam.; zustimmt it. pregno, a, wogegen pg. prenhe, pr. prenh (kein Fem. prenha) in praegnas oder praegnans ihre Quelle haben. praestare für mutuo dare Salvianus, Venantius, L. Sal.; it. prestare, sp. prestar, fr. preter. pretiare für pretium ponere L. Alam. ed. Herold, Cassiodor, vgl.
I. 43. 44.]
Lateinische Bestandtheile.
35
Funccius De inerti ling. lat. aet. p. 708; it. prezzare, sp. predar, fr. priser, mhd. prisen. prostrare für prosternere, nach dem Part, prostratus geformt, s. Funccius 1. c. p. 714; it. prostrare, pr. prostrar, sp. postrar. pulletrus, poledrus für pullus equinus L. Sai., L. Alam.; it. polédro, puledro, sp. potro, altfr. poutre. Von pullus, vgl. fr. poulain. rasilis (ein Stoff): ralla, quae vulgo rasilis dicitur Isid. 19, 22; sp. rasilla Art Sarsche. redülus strues lignorum ardentium Gl. Isid.; altfr. re dass., von rete Netz, Gitter, daher gitterartig gelegte Scheite. regnare in der Bed. sich benehmen, sich verhalten, leben : bonum tibi est, luscum in vita regnare bei Tatian (Matth. 18, 9) ; altit. regnare, pr. renhar, altfr. regner in gleichem Sinne. | retortae, quibus sepes continentur L. Sai.; it. ritorta, pr. redorta, altfr. rioiie Weidenband. ruga platea ayvia, Gl. vett. ; altit. ruga, sp. rua, fr. rue. Eigentlich Furche, daher Reihe. salma, s. aäy/ua im griechischen Verzeichnis p. 49. sarna: hanc (impetiginem) vulgus sarnam appellant Isidor. 4, 8; sp. pg. sarna dass. Wahrscheinlich iberisch. sarralia: lactuca agrestis est, quam sarraliam nominamus Isidor. 17, 10; sp. cerraja, pg. serralha. semus für mutilus, simare für mutilare, Form. Pithoei, Cap. ad leg. Alam., L. Long., it. scemo, scemare, pr. sem, semar. Vom lat. semis. singularis epur (Eber) Gl. sangall. und auch sonst sehr üblich; it. cinghiale, pr. senglar, fr. sanglier. soca, soga (Riemen, Seil) Urk. unter Justinian, L. Long.; it. (in Mundarten), sp. pg. soga. solatiari, solatiare Gregor d. Gr., L. Long.; it. solazzare, sp. solazar, pr. solassar, altfr. solacier. sparcus, spacus (Bindfaden) in einigen Denkmälern, s. Graff V, 239; it. spago, ungar. sparga. taratrum quasi teratrum Isidor. 19,19, taradros napugèra (Bohrer) Gl. cass. ; sp. taladro für taradro, pr. taraire, fr. tariere, churw. terader. Vom gr. ZÌQSTQOV. testimoniare Cap. ad leg. Sai., Form. Marc. 1, 37, Diploma Theodorici III. regis Bréq. num. 195 und später oft; it. gleichlautend, fr. témoigner etc. thius, s. d-elog im griechischen Verzeichnis p. 47.
36
Lateinische Bestandtheile.
[I. 44. 45.
tomare in der Bed. umkehren Edict. Rotharis ' etc. ; it. gleichlautend, sp. pr. tornar, fr. tourner. troja sû (Sau) Gl. cass. und oft bei Spätem; it. troja, altsp. troya, pr. trueia, fr. truie. Vom Städtenamen Troja, s. Etym. Wb. I. troppus für grex, turba: in troppo de jumentis L. Alam ; sp .tropa, fr. troupe; it. troppo, fr. trop. Wohl von turba. tructa (Forelle): quos vulgus truetas (al. bruccas) vocat Isidor. 12, 6; it. trota, sp. trucha, fr. truite. Vom gr. TQù'mzrjç? Das Masc. tructus bei Plinius Valerianus (4. Jh.). | turbiscus (ein Strauch) Isidorus; sp. torvisco, pg. trovisco. turdela (al. turdella) quasi minor turdus Isidor. 12, 7; daher it. tordella, sp. tordella Krammetsvogel. Das Wort mahnt an das Fem. tur da bei Persius; lat. nur turdillus. varicat ambulat Gl. Isid.; it. vareare durchwandern, durchreisen. Von varicare die Füsse auseinander sperren. vassus (Dienstmann) Leg. Barb.; it. vassallo, sp. vasallo, fr. vassal. Kymr. gwàs. vermiculus, Adjectiv, von vermis, mit der Bed. coecineus, häufig im ältern Mlatein; it. vermiglio, sp. bermejo, fr. vermeil. viaticum in der Bed. Reise : bei Venantius dedueit dulcem per amara viatica natam; it. viaggio etc. virare s. v. a. gyrare L. Alam.; sp. pr. virar, altfr. virer. Vgl. lat. viria Armschmuck, d. i. Armring, etwas Gewundenes. virtus in der Bed. Wunder bereits in der Yulgata : et non poterat ibi virtutem ullam facere Marc. 6, 5, später oft; pr. vertut. Das häufige Zusammenstimmen sämmtlicher romanischen Töchter in der Anwendung der in den beiden Verzeichnissen nachgewiesenen Wörter, Formen und Bedeutungen zeugt, nächst ihrem grammatischen Bau, am sichersten für ihre ursprüngliche Einheit, die sich nur im römischen Volksidiom voraussetzen lässt, um so mehr, als die walachische von den übrigen früh abgetrennte Mundart jene Elemente nicht von den Schwestern empfangen haben kann, sondern sie als ein von Hause mitgenommenes Eigenthum besitzen muss. Es wäre übrigens ein Wunder, wenn die einzelnen Idiome in der Bezeichnung der Begriffe nicht auch häufig auseinander gegangen wären. Vielerlei Ursachen konnten dazu beitragen, die wir aber hier nicht verfolgen wollen. Nur einige Beispiele von Substantiven. Vir: it. uomo, fr. homme, sp. varon, wal. bçrhat. Puer-, it. fandullo, ragaszo, sp. muchacho, rapaz, niño, pr. tos, fr. enfant, garçon, wal. fçt, copil. Frater: fr. frère, wal. frate, it. fratéllo, sp .hermano. Patruus,
I. 45. 46.]
Lateinische B e s t a n d t e i l e .
37
avuncülus: fr. oncle, wal. unchiu, sp. tío, it. zìo, chw. aug. Patruelis, consobrinus: it. cugino, fr. cousin, sp. primo, pr. quart, wal. | ver. Vitrions : wal. vitrég, ii.patrigno, sp. padrastro, fr. beau-père. Ovis: wal. oae, sp. oveja, it. pecora, pr. feda, fr. brebis, chw. nurssa. Aries: it. montone, sp. morueco, fr. bélier, wal. berbeace, chw. botsch. Canis: it. cane, wal. cune, fr. chien, sp. perro, cat. pr. gos. Vulpes: it. volpe, wal. vulpe, sp. vulpeja, raposa, zorra, fr. renard. Mus: chw. mieur, it. topo, sorcio, wal. soarece, fr. souris, sp. raton. Quercus : it. quercia, fr. chêne, sp. carvallo, carrasca, chw. ruver, wal. steèeriu. Malus: it. melo, wal. mer, sp. manzano, fr. pommier. Caryophyllum: it. garofano, sp. clavel, fr. oeillet, ehw. negla. Domus: it. sp. casa, wal. case, fr. maison. Via, platea-, it. strada, sp. calle, fr. rue, chw. gassa, wal. ulitze.
Wenn nun auch die Tochtersprachen viele verschollene und unübliche Wörter Latiums gehegt und zu weiterer Entwicklung getrieben haben, so ist ihnen auf der andern Seite eine ungleich grössere Masse der üblichsten abhanden gekommen. Ehe wir auf die Ursachen dieses Verlustes, so weit sich dieselben angeben lassen, hier eingehn, wird es zweckmässig sein, einen Theil des eingebüssten Stoffes nach Rubriken geordnet zur Schau zu stellen. Es versteht sich, dass es sich nur um das den neuen Sprachen unbedingt angehörige Element handelt. Vieler lateinischer Wörter bedienen sie sich nur als poetischer Ausdrücke, und diese sind theils auf rein litterärischem Wege hereingekommen, theils früher wirklich üblich gewesen, aber veraltet; nur die letzteren sind acht romanisch 1 . | 1) Die geborgten Wörter verrathen sich o f t schon dem Gefühl als solche, so z. B., um beim Italienischen stehen zu bleiben, die Adjectiva altisonante, divo, etereo, fervido, pavido,
perenne,
fulgido,
presago,
igneo, prisco,
ziehen dadurch wenigstens
imbelle, superno,
imo, inclito, tartareo,
inerme,
tremendo,
almo,
labile,
longevo,
turgido.
Andre
den Verdacht neuerer Einführung in die Dichter-
sprache auf sich, dass sie im Provenzalischen und Altfranzösischen nicht als übliche vorkommen, z. B. adunco, face, fasto, fausto, vate.
angue,
antro,
ara,
atro,
gelido, irco, labe, Ubare, nume, prece, prole,
Schon Dante bezog viele Wörter aus dem Latein.
aula,
cacume,
speco, suggcre,
dumo, telo,
Zur zweiten Classe darf
man, wiewohl man im einzelnen sich täuschen kann, solche Wörter nehmen, die in den älteren Sprachen Frankreichs vorhanden sind, als ancella, (altfr. heingre), fido, frangere,
germe, gladio,
licere, plorare,
cherere, egro
quadrello.
38
Lateinische Bestandteile.
[I. 47.48.
Eben so wenig können zahlreiche technische Ausdrücke als wahre Bestandtheile jener Sprachen angesehen werden; sie sind lateinisch und werden auch in den Wörterbüchern gewöhnlich als solche bezeichnet. Andre gibt es noch, nicht so entschieden lateinische, aber vom Sprachgebrauch gemiedene, durch gleichbedeutende vertretene; diese sollen in dem Verzeichnis durch Angabe der Sprache, welche sie duldet, kenntlich gemacht werden. Vom Walachischen und von den Mundarten sehen wir diesmal ganz ab. Tellus, 1. Substantiva. — Welt, Erde, Element. Sidus, Orbis. humus, rus, pagus, pläga, arvum, clivus, tumulus, rupes, cautes, specus, antrum, scrdbs (it.), latebra (it.), lucus, nemus. Trames. Uligo, caenum, limus (kaum rom.). Aequor, fretum, amnis, imber, ros (kaum pr.). Aelher, procella. Ignis, fulmen (nur it.), pruna, torris, nitor (nur it.), jubar, aestus. Zeit. Aevum. Ver (nur pr. altfr.), hiems. Hebdomas. Diluculum, aurora, meridies, vesper (rom. in andrer Bed.). Thierreich. Bellua (it. belva poet.). Equus (nur im Fem. vorhanden), mannus, hinnus, caper (fast nur im Fem.), haedus, hircus, ibex, ovis, aper, sus, meles, hystrix, eres, felis, nitela, mustela, mus. Volucres, alites, milvus, nisus, tinnunculus, noctua (nur it. nottola), ulula (kaum rom.), psittacus, alcedo, monedula, fringilla (it. fringuello), motacilla, ficedula (sp.), regulus (it.), parus, apus, ardea, butio, larus (sp.), anser, olor, merops, vipio. Testudo (nur it. testuggine), saurus, anguis, boa. Squalus, lupus, platessa, mustela, sparus, labrus, glanis, silurus, fario, mugil, clupea (it. chieppa?), alec (it. alice Sardelle), cyprinus, alburnus, esox u. a. Fischnamen. Cicindela, nepa, Culex, asilus, volvox. Hirudo, mya, spondylus, murex, teredo. Körper. Sinciput, occiput, mala, gena, os oris, rostrum (nur sp.), guttur (nur fr.), jugulum, frumen, rumen, über, abdorrten, dlvus, tergum, anus, natis, clunis, artus, armus, \ lacertus (it. kaum), scapula, ulna, vola, femur (nur it.), crus, genu, poples, sura, talus, unguis, vertibulum. Cutis, scortum, caesaries, vellus, juba. Hepar, jecur, spien, lien, ilia, adeps (it.), arvina, bilis, cruor. Lues. Vibex, naevus (nur it.), vülnus, funus. Pflanzenreich. Die Namen der Bäume und Sträucher und selbst die der kleineren Gewächse sind bei weitem zum grössten Theile geblieben. Man vermisst z. B. siler, tibulus, tinus, Crataegus, arbutus, paliurus (it.), lappa, gramen, ador, alica (altsp.), sandalum, arundo. Sentis, dumus, vepres, surculus, termes, palmes. Mineralreich.
Auch die hierher gehörigen, wenig
zahlreichen
I. 48. 49.]
Lateinische Bestandtheile.
39
Gegenstände, z. ß. die Edelsteine und Metalle, haben ihre Namen fast durchaus behalten. Es fehlt lapis, scrupus, calculus (fr. caillou?), schistus, aes, chalybs, magnes etc. Mensch. Vir, mas, liberi, nothus, puer, puella, pusus, adolescens, anus. Avus (it. altfr.), patruus, matertera, vitricus, noverca, privignus, levir, glos, conjux, uxor (altfr.). Herus, civis, Verna, praes, vas. Socius (kaum rom.), sodalis. Moralische Beziehung: nebulo, tenebrio, verbero, für, leno, pellex, scortum u. a. Ackerbau. Praedium, ager, lira, seges, merges, messis. Simila (nur altfr.), pollen, pabulum. Ligo (nur sp.), pastinum, rallum, volgiolus. Horreum, hara. Agricola (kaum rom.), vinitor, villicus, opilio, subulcus, agaso. Vgl. Gefässe. Krieg, Waffen. Bellum, proelium, certamen, clades (it.). Actes, agmen, cohors; castra. Thorax, ancile, clypeus, parma, pelta, umbo, cassis cassidis, galea, ensis, cuspis, pugio, sica, jaculum, pilus, venabulum, veru, telum, vexillum. Miles, tiro, eques, pedes, veles, lixa, calo. Schifffahrt. Linter, cymba, celox, faselus, liburnus, ratis, malus, carbasus, tonsa, rudens, statumen, tonsilla. Classis. Nauta, remex. Handwerk. Aerarius, caementarius, caupo, cerdo, fartor, fidicen, figulus, histrio (kaum rom.), infector, institor, lanius, mango, molitor, olitor, pellio, pincerna, pistor, restio, | scriba, sutor (fr. Lesueur Egn.), tibicen, tonsor, tornator, vespillo, vietor; auriga. Haus. Aedes, domus (im eig. Sinne). Atrium, hypocaustum, thalamus (kaum rom.), aula, culina, popina. Lacunar, laquear, fornix, janua, foris, posticum, valva (it.), cardo, repagulum, pessulus, obex, Urnen. Tignum, vibia, laier, pluteus. Urbs, oppidum, arx, moenia, minae; angiportus (it.), fundula. Fanum, ara (unüblich). Gefässe, Behälter. Acerra, cacabus, cadus, calathus, cantharus, clibanus, corbis (altsp.), crumena, fidelia, hama, hamula, hydria, lagena, lebes, marsupium, matula, patena (kaum rom.), pelvis, pera (it.), poculum, qualum, scutra, scyphus, seria, sinum. Speise, Trank. Offa, victus (nur it.), edulium, daps, obsonium, assum, farcimen, hilla, libum, laganum, placenta, collyra. Penus. Fötus, merum, mulsum (it.), vappa. Convivium (kaum rom.), epulae, jentaculum. Kleidung, Schmuck. Amictus, peplum, trabea, laena, chlamys, paenula, palla, supparum, subucula, interula, indusium, rica, lacerna, lacinia. Pileus. Ocrea, pero, caliga, crepida. Taenia, redimiculum, torques, lunula, inauris, spinther, fucus. Allerlei Geräthe. Currus (nur it. altfr.), plaustrum, carpentum,
Lateinische Bestandtheile.
40
[I. 49. 50.
rheda, cisium, essedum, sarracum. Curiae, lodix, cervical, pulvinus, stragulum, teges. Fides, lituus, tintinnabulum. Alea, pila (nur sp.), crepundia (it.). Acus (nur it.), calcar, vinculum, dolabra. Asser, rudis, sudes, trudis, scipio, vacerra, vectis, trua, uncus; strues, rogus. Amentum (altsp.), lorum (nur pg.), funis (nur it.), habena, scutica, verber-, cassis, verriculum. Trutina. Collectiva.
Caterva, coetus, congeries, contio (kaum roman.).
Abstracta. Algor, angor, aerumna, luctus, metus (sp. pg.), formido, spes, cupido, fastus, voluptas, optio, preces, astus, dolus (it.), versutia, nequitia, insania, vecordia, desidia, ignavia, inertia. Mos (nur fr.), usus, munus, vis, robur, decus, lepor. Jus, fas, nefas, jussus, venia, conatus, ultio, | facinus, probrum, flagitium, mendacium, jurgium, conflictus, ictus, alapa, nugae, ludus, suavium, osculum (in lat. Bed.), foedus, conjugium, conubium, auxilium, ops, divitiae, ubertas, defectus (nur it.), egestas, inopia, penuria. Motus (nur it.), iter (nur fr.), initium, eventus, obitus, letum, nex, exitium. Omen, fascinium. Diese und andre im gemeinen Leben unübliche Abstracta finden zum grossen Theile im poetischen Stile häufige Anwendung. 2. Adjectiva. — Aequus, almus, ater, canus, celer, claudus, creber, dives, exiguus, exilis, faustus, flavus, fulvus, galbus, gilvus, glaber, glutus, inanis, ingens, laevus, limits, luxus, maestus, magnus (kaum rom.), mitis, navus, necesse, nequam, parvus (kaum sp.), paullus, perperus, pinguis (sp. pringue?), potior, priscus, privus, probus, procerus, pronus, puber, pulcher (it.), pullus, putus, ravus, saevus, satur, saucius, scaevus, segnis, senex(pr.), serus, squalus, strabus, teres {sp.), trux, tutus, udus, vafer, valgus, vatius, vetus, vetustus, vigil. 3. Verba. — I. Conj. dicare, flagitare, flare, Mare, hortari, inchoare (nur pr.), lunari, manare, meare, migrare, morari (nur sp. morar), nare, patrare, placare, potare, properare, solari, spedare, viare. — II. Conj. algere, arcere, augere, carere, cavere, censere, decere, docere, egere, favere, fiere, fovere, frigere, haerere, horrere, invidere, jubere, latere, libet, lugere, madere, mederi, moerere, nere, niter e, oportere, patere, pavere, pigere, pollere, polliceri, praebere (nur pr. plevir), pudere, rancere, reri, rigere, silere, spondere, studere (altfr. estovoir?), suadere, tàbere, taedere, tepere, terrere, torquere, tueri, tumere, turgere, urgere, vegere, vereri, vigere, vovere. — III. Conj. alere, amittere, caedere, canere, cogere, colere (kaum pr.), consulere, contemnere, deficere, degere, demere, diligere, edere, emere, fèdere, fieri, fluere, frendere, fruì (kaum rom.), fungi, furere, gerere, gignere, jacere, induere, interficere,
I. 50—52.1
Lateinische Bestandtheile.
41
labi, linere, linquere, loqui, ludere, Zwere, mandere, mergere (it.), metuere, nectere, ningere, niti, noscere, nubere, oblivisci, pangere, parere, pellere, pergere, petere (nur sp.), pinsere, plaudere, | pledere, poscere, prodere, proficisci, queri, repere, ruere (kaum roman.), scabere, scalpere, scandere, scindere, serere, sinere, spernere, spuere, sternere, strepere, sugere (it.), suere, sumere, tegere, lerere, trudere, ulcisci, urere, uti, vehere, vergere, verrere, vesci, visere. — IV. Conj. farcire, haurire, invenire, metiri, moliri, oriri, nequire, sarcire, sarrire, seire, vincire. — Ferre, nolle, malle; coepisse, meminisse, novisse, odisse; ajo, inquam. Von dem Schicksal der Pronomina und Partikeln wird in der Wortbildung die Rede sein. Uberblickt man nun das vorstehende Verzeichnis solcher Wörter, die theils die wichtigsten Begriffe vertreten, theils einfacher Art sind, so wird man gestehn müssen, dass der Verlust an Substantiven und Adjectiven nicht sehr beträchtlich, der an Stammverben, auf welchen doch eigentlich der Reichthum der Sprache beruht, ungeheuer ist, wiewohl bei weitem nicht alle aufgezählt sind. Aber der Untergang so vieler hochwichtiger Wörter zog den der Stämme nicht schlechthin nach sich. Weit die meisten der letzteren dauern durch Ableitung und Zusammensetzung in der neuen Sprache fort, mochte sie dieselben nun in dieser Gestalt schon empfangen oder durch neue Schöpfung sich zugeführt und gesichert haben. Denn der Bildungs- und Aneignungstrieb wirkt auch auf diesem Gebiete ungemein kräftig, so dass dessen Wortschatz den der Stammsprache weit übertrifft. Das Abfliessen alter, das Zuströmen neuer Elemente, das häufige Auseinandergehen eines Wortes in zwei (rom. pensare denken, pesare wiegen, beide von lat. pensare), das Entstehen der mannigfaltigsten Formationen bieten der auf die Ursachen dieser Erscheinungen eindringenden Reflexion reichlichen Stoff. Wir beschränken uns indessen hier auf diejenigen Ursachen der Einbusse lateinischer Elemente, die am offensten daliegen und am eingreifendsten gewirkt haben. 1) Zu kurzer oder auch selbst zu klangloser Wörter musste eine Sprache, welche grundsätzlich gewisse Endconsonanten, wie m oder s, abstiess und also der Form noch grössern Abbruch that, sich zu entledigen suchen. Was war (um hier den Accusativ als die typische Form zu gebrauchen) mit einsilbigen, wie rem, spem, vim, mit fas, vas, aes, os, jus, rus anzufangen? Was mit zweisilbigen ohne einen Consonanten in der Mitte, wie reum, diem, gruem, luem, struem, suem? Und doch behaupteten sich einige derselben, wie rem im Altspanischen und Französischen, spem im Italienischen, vas allgemein vermöge seiner
42
Lateinische Bestandtheile.
[I. 52. 53.
Form vasum, reus im Ital., dies in den meisten Sprachen, gruem in allen. Auch deus durfte nicht angetastet werden, wiewohl seine Ubertragung nicht überall regelmässig erfolgte. Selbst viele zweisilbige mit einem Consonanten in der Mitte, wohl auch dreisilbige dieser Art, gewährten keine volltönenden, in das Gehör fallenden Formen, worauf mindestens bei Wörtern des täglichen Gebrauches etwas ankommt. Doch ist hier nach der verschiedenen Anlage der Sprachen zu unterscheiden, indem den nordwestlichen bei ihrer auflösenden Richtung die schwachen Wortformen am wenigsten zusagen mussten, die südlichen den Mittelconsonanten zuweilen ausstiessen, ohne das Wort weiter zu verändern (fr. racine, sp. raiz). Beispiele sind e t w a : ile oder ilia, Memem, genu, agnum, ignem, aurem, narem, erem, herum, rorem, crurem, murem, wohl auch apem, ovem. Solche Wörter von zu geringer Körperlichkeit wurden nun häufig mit andern vertauscht: res mit causa, vis mit fortia, fas und jus mit directum, os mit bucca, rus mit campania, sus mit troja, ignis mit focus, herus mit patronus, crus mit gamba, mus mit sorex oder tälpa. Oder es wurden Ableitungen aus demselben Stamme an ihre Stelle gesetzt: sperantia für spes, aeramen für aes, diurnum für dies, iliare für ile, Mbernum für hiems, genucülum für genu, agnellus für agnus, auricula für auris, narix (it. narice) für naris, ericius für eres, roscidum u. a. für ros, avicella für avis, ovieula für ovis. Formerweiterung, am liebsten durch Diminutivsuffixe, wie in allen Volkssprachen, ist ein romanischer Grundzug, der sich auch da wirksam erweist, wo das Primitiv nicht eben an zu geringem Umfange leidet. So wurden von vulpes, sciurus, cornix, luscinia, rana, apis, lappa, corbis, colus die Ableitungen vulpecula, sciurulus, cornicula, lusciniolus, ranicula, apicula, lappula, corbicula, eoluculus, von melis, milvus, culex, quercus, natis, limes die Ableitungen mologna (neap.), milvanus, culicinus (fr. cousin), quercea, natica, limitare entweder aus der Grundsprache aufgenommen oder neu geschaffen, | während die überflüssig gewordenen Primitiva zum Theil abstarben. — 2) Gleich oder allzu ähnlich lautende Wörter vermochte die neue Sprache nicht so leicht zu ertragen wie die alte, d a sie sowohl den ungeschwächten, durch Assimilation und andre Vorgänge noch nicht verflachten Buchstabenausdruck (it. atto = lat. actus und aptus), wie auch das wichtige Unterscheidungsmittel der Quantität aufgegeben hatte, welches durch die Diphthongierung des Tonvocals nur unvollkommen ersetzt werden konnte. Viele der collidierenden Wörter, zumal wenn sie gleichen Geschlechtes waren, mussten daher um der Deutlichkeit willen ausscheiden. Das Subst. vir z. B.
I. 53. 54.]
Lateinische Bestandtheile.
43
trat, zum grossen Nachtheil der Sprache, vor dem Adj. verus zurück, denn beide mussten it. vero lauten; der Spanier ersetzte es mit varon, der Walache mit herbat (barbatus). Durch die gleiche Collision mit verus würde auch der Name des Frühlings, ver, untergegangen sein, hätte sich in der Ableitung und Zusammensetzung (sp. verano, it. primavera) nicht ein Mittel seiner Erhaltung gefunden. Ein Synonym von vir, mas maris, musste, wie es scheint, wegen mare aufgegeben werden. Bellum, wich offenbar dem Adj. bellus, an seiner Statt fand das deutsche werra willkommene Aufnahme. So lässt sich auch vermuthen, dass aequus vor equus (eig. dem verbliebenen Fem. equa), ager vor acer (it. agro), fidis vor fides, habena vor avena, liberi (Kinder) vor libri (Bücher), mala vor mala Adj., matula vor macula, melis vor mel, palla vor pala, pläga vor pläga, puer vor purus, veru vor verus, zurückgewichen seien. Ora konnte sich im Italienischen neben höra nicht halten, es musste in die Diminutivform orlo flüchten, wogegen der Provenzale beide Wörter durch das Genus trennte, or, ora. Eben so wenig sol im Französischen neben solum Sbst., daher die Form soleil. Manche Homonyme wurden durch innere Veränderungen für die Sprache gerettet, so malus neben dem Adj. malus im it. melo, pöpulus neben pöpulus in pioppo. Der bedeutsamste Fall von dem Einflüsse der Homonymie hat sich in der Conjugation zugetragen, worin nach allgemeiner Auffassung das alte Tempus der Zukunft, weil es theils mit dem Imperfect Ind., theils mit dem Präsens Conj. mehr oder weniger zusammentraf, aufgegeben und in andrer Weise ausgedrückt werden musste. Auch | nach dem Ausbau der neuen Sprachen blieb dieser Einfluss der Homonymie noch in einiger Thätigkeit. — 3) Wie den Homonymen ergieng es den Synonymen: viele derselben mussten, weil man die feineren Schattierungen der Bedeutung nicht mehr fühlte oder keinen Werth darauf legte, aus der Sprache ausscheiden. Beispiele bieten sich in grosser Menge dar. Abdomen schien überflüssig neben pantex, aedes neben casa, aevum neben aetas, amnis neben fluvius und flumen, anguis neben serpens, unus neben culus, arx neben castellum, clivus neben collis oder dem neueren collina, caenum neben lutum, culina neben coquina, daps neben cibus, ensis neben gladius, equus neben caballus, bilis neben fei, formido neben pavor, gena neben palpebra, gramen neben herba, jugulum neben gula, hirudo neben sanguisuga, imber neben pluvia, jaculum neben lancea, janua neben porta und ostium, lapis neben petra, lira neben sulcus, lorum neben corrigia, mala neben maxilla, moenia neben murus, offa neben frustum, orbis neben circulus, osculum oder suavium neben
44
Lateinische Bestandtheile.
[I. 54. 55.
basium, rupes neben saxum, sidus neben astrum, specus oder antrum neben spelunca, tellus neben terra, trames neben semita, tumulus neben cumulus, ulna neben cubitus, urbs oder oppidum neben civitas, vulnus oder ietus neben plaga. Bei manchen kann es freilich zweifelhaft sein, ob nicht auch hier die Schwäche der Form den Anlass zu ihrem Austritte gab, was z. B. bei aedes, aevum, amnis, anguis, ensis, gena, urbs (das zugleich mit Orbis collidierte) sehr nahe lag. Bei den Adjectiven mag die Synonymik die vorherrschende Ursache grosser Verluste gewesen sein: so schwanden Wörter wie magnus, mitis, pulcher, saevus vor grandis, suavis, bellus, ferox. Wie kam es aber, dass parvus von dem barbarischen piccolo, pequeño, petit verdrängt werden konnte? Ungeachtet dieser Scheu vor Synonymen Hess sich der Sprachgeist nicht abhalten, theils aus einheimischem theils aus fremdem Stoffe nicht wenige Ausdrücke, deren Bedeutung bereits genügend vertreten war, zu formen oder aufzunehmen. — 4) Dass neue Verhältnisse, Sitten und Anschauungen manches alte Wort entbehrlich machten oder es gegen ein anderes auszutauschen geboten, versteht sich. Aber nur von den ausgetauschten braucht hier die Rede zu sein. Der wichtigste | Fall betrifft den Ausdruck für das Wort selbst, verbum, das wegen seiner liturgischen Bedeutung dem alten Gebrauche entzogen und durch parábola ersetzt ward (Schlegel Litt. prov. not. 33). Domus heisst dem Italiener und Franzosen nur noch das Haus des Herrn: in seine Rechte trat casa ein. Auch vesper nahm eine liturgische Bedeutung an, die ursprüngliche erfüllen die Adjectiva serus und tardus. Gar manche Naturgegenstände wurden nach einer neuen Auffassung ihrer Eigenschaften und Merkmale benannt, womit denn der alte Ausdruck verloren gieng. Der Eber hiess nun singularis, der einsam lebende; der Hammel mutilus, der verstümmelte; der Schwan cecinus, d. h. der mit dem Knollen (cicer) am Schnabel; die Bachstelze cauditremula wie gr. oeioo-Tivyiq. Bei Pflanzen kommen solche aus ihrer Natur geschöpfte Benennungen in grosser Menge vor. Am bezeichnendsten für die Herkunft und Stellung der romanischen zur lateinischen Sprache sind solche Ausdrücke, worin das volksmässige Element der ersteren ohne Scheu hervortritt, zumal in jener derben Bezeichnung menschlicher Körpertheile, wie in testa (Topf) für caput; concha (Schale) für denselben Begriff; gurges (Strudel) für guttur-, spatula (Spaten) für scapula; perna (Keule, Schinken) für crus, doch schon bei Ennius; pulpa (Klumpen Fleisch) für sura; ficatum (Gänseleber) für hepar; botellus (Wurst) für intestinum,; pellis (Fell) für cutis. Auch casa (ländliche Hütte) für domus ist in dieser
I. 55. 56.]
Lateinische Bestandteile.
45
Bedeutung ein acht rustiker Ausdruck. — 5) Ein Grund des Verlustes nicht weniger lateinischer Wörter liegt endlich auch in dem Eindringen fremden Sprachstoffes, von welchem weiter unten noch die Rede sein wird. Dieses Sprachstoffes, der sich in lebendiger Berührung mit fremden Nationen unmittelbar darbot, konnte und wollte der Romane sich nicht erwehren. Häufig drückte nämlich das fremde Wort Sachen oder Verhältnisse aus, wofür die lateinische Sprache einen nicht zureichenden, in jedem Fall keinen authentischen Ausdruck gewährte, oder es empfahl sich durch eine vollere, wohlklingendere Form. Hier und da bemerkt man auch noch speciellere Ursachen oder Rücksichten: so z. B. wurden im nordwestlichen Gebiete drei lateinische Ausdrücke für das männliche Thier des Ziegengeschlechtes, caper, Mrcus und haedus, durch das fremde boc | weggedrängt, weil man bei diesem Thiere das Genus, wie bei andern Hausthieren, durch Verschiedenheit der Wurzel bezeichnen wollte. Aus demselben Grunde musste gallus dem fremden coc weichen. Häufig war aber der Sieg des fremden über das lateinische Wort bloss eine Sache des Zufalls Noch haben wir einen Blick auf die Verba zu werfen. Ihrem Verluste werden dieselben Ursachen zu Grunde liegen, wie dem der Nomina, z. B. Kürze der Formen in flare, nare, flere, nere, reri, wogegen sich dare und ire, wenn auch nicht überall oder nicht vollständig, erhielten. Homonymie selten, vielleicht in moerere neben merere, caedere neben cedere, parere neben parere, queri neben quaerere. Synonymik häufiger. Indessen sind hier der Ursachen noch andre. Die schönen und zahlreichen Wörter zweiter Conjugation, die ein Sein ausdrücken, liess die neue Sprache fast sämmtlich fallen, weil sie sich meist aus demselben Stamme bequem umschreiben liessen, und der Umschreibung ist diese Sprache j a zugethan: für albere, frigere, nigrere konnte man album esse, frigidum esse, nigrum esse sagen. An der grossen Einbusse, welche die dritte Conjugation erlitt, war wohl die ungemeine Mannigfaltigkeit ihrer Flexionen Schuld. Besser erhielten sich die Verba in der Zusammensetzung, da hier die Formen umfangreicher, die Bedeutungen individueller waren, so inflare, inhortari (altfr.), demorari, consolari, adhaerere, abhorrere, respondere, persuadere, occidere, comedere (sp. comer), influere, relinquere, consuere,
1) Ich enthalte mich hier, auf den Wandel der Begriffe einzugehn, da dies von andern vielfach und genügend geschehen ist, z. B. von Fuchs, Romanische Sprachen S. 191 ff. und Du Meril, Formation de la langue frang. p. 318—340. Überdies fehlt es in dem bisher Gesagten nicht an Beispielen.
46
[I. 56. 57.
Griechische B e s t a n d t e i l e .
consumere, advincire
(it. avvincere), referre u. dgl.
Viele der abge-
storbenen Primitiva leben auch in Frequentativ- oder Iterativformen (s. in der Wortbildung), andre, wie invidiare,
odiare, studiare, durch
Vermittlung von Substantiven fort. |
Ausser der lateinischen
gibt es nur noch zwei Sprachen,
welchen alle romanische Mundarten,
wenn
auch
aus
in verschiedenem
Masse, geschöpft haben: sie sind die griechische und deutsche. Rechnet chischen
man die schon im Lateinischen
vorhandenen
grie-
Bestandtheile ab, so lassen sich deren im Romanischen
nur wenige unterscheiden;
die spätem durch die Wissenschaft ein-
geführten Ausdrücke hierher zu zählen, wird niemand einfallen.
Zwar
spielten die Byzantiner noch lange nach der germanischen Eroberung sowohl
in Unteritalien und Sicilien wie auch in einem Theile des
südlichen Spaniens die Herren, allein eine Völkermischung nach grösserem Massstabe fand hier nicht statt, und was durch die Massilier etwa dem Gallischen zugeführt worden, gieng Sprache zugleich unter.
nachher mit
dieser
Auch ist nicht zu verkennen, dass ein Theil
der griechisch-romanischen Wörter dem gewöhnlichen Völkerverkehr sein Dasein dankt.
Was Joachim Perion, was Henricus Stephanus
und andre französische Gelehrte über die Verwandtschaft ihrer und der Sprache der Hellenen patriotisch gefabelt, würden sie selbst bei genauerer Erkenntnis der romanischen Lautgesetze und vollständigerer Übersicht fremder Quellen zurückgenommen haben; auch italienischen und spanischen Gelehrten war das Griechische eine Fundgrube des unlateinischen und zum Theil selbst Sprache.
des lateinischen Theiles ihrer
In der That konnte die zufällige Ähnlichkeit griechischer
und romanischer Wörter nur zu leicht zu dieser gegen alle Geschichte streitenden Ansicht verlocken: wer denkt nicht, um nur französische Beispiele zu geben, bei dem veralteten airure (besätes Feld) an ägovga, bei coite an xotVjy, bei diner an demveiv, moelle an ¡.iveloq,
bei paresse
bei blesser an nkrjooetv, bei
an nctgeotg,
bei tetin an rir-S-/-;,
trouer an XQVEIV? Und doch haben diese Wörter keine
bei
Ansprüche
auf diese sich so willig darbietende Herkunft. Das
folgende
Verzeichnis
griechischer,
in
die
romanischen
Schriftsprachen unmittelbar aufgenommener Wörter, worunter manche zweifelhafte, wird über das Mass und die Art des hellenischen Elementes Aufklärung bringen.
I. 5 7 - 5 9 . ]
47
Griechische Bestandtheile.
ayxog (Biegung-, B u g ) ; pg. anco dasselbe. | aywnäv
(sich ängstigen, bangen); it. agognare gierig verlangen.
al'oiog (glücklich, gehörig) soll nach einer zweifelhaften Herleitung im pr. ais, fr. aise, it. agio enthalten sein. aîaxoç
(^Hässlichkeit, S c h i m p f ) ; sp. pg. asco E k e l .
Aber näher
liegt goth. aivislci Schande. cixt]d¿cc (Fahrlässigkeit); it. accidia
etc., mlat. acedia,
accidia.
aro/.iog (Atom); it. attimo A u g e n b l i c k . ßallt'uiv
(htipfen); it. baleare
ßaotateiv
(stützen); nicht unmittelbar daher, aber wohl desselben
gleichbedeutend.
Stammes it. bastone Stütze, Stab, bastiré bauen, fr. bâton, ßavy.ähov
(Gefass), mlat. baucalis;
bâtir,
it. boccale, sp. fr. bocal.
ßiXe/.ivov (Geschoss); it. baleno Blitz. ßöd-Qog (Höhlung); it. botro und borro durch Bergströme ausgehöhlter Graben. ßogßoQog (Schlamm); fr. bourbe dass. (zweifelhaft). ßvzig (Flasche); it. botte, w a l . bote, sp. pr. bota, fr. hotte,
ßoirig, boute
mit
verwandten Bedeutungen, aber
auch
in
andern
Quellen-
sprachen heimisch. ßQtqv (stark sein) mahnt an das it. und sp. brio Stärke, Ungestüm, pr. briu, die aber vielleicht einer alteinheimischen Sprache angehören, s. Etym. W b . ßQOVTtj (Donner); it. brontolare
murmeln.
ßvQoa (Fell),
borsa,
mlat.
byrsa-, it.
sp. pg. bolsa,
fr.
bourse
Geldbeutel. yàozça
(ein Gefäss); it. grasta
ysveá (Erzeugung); it. genta
Blumentopf.
Gezüchte.
yó/jffog (Pflock, Zapfen), mlat. gomphus ; pr. gofon
Thürangel.
yv^tvTjTt'Ç (leicht gerüsteter Soldat); sp. ginete leichter Reiter. ÔQÔ^twv (Läufer), im spätem Latein dromo Art schneller Schiffe ; altfr. dromon mit letzterer Bedeutung. dioxolog
(mürrisch); it. sp. díscolo dasselbe.
|
év3-r¡v.r¡ (Ladung, Fracht); it. éndica A u f k a u f von Waaren. egr^iog (einsam); it. ermo, wal. erm, sp. yermo, pr. altfr. erme. £tü{wg (Brühe) ; daher sp. zumo Saft. ijfjiY.Qavta ( K o p f w e h ) ; it. magrana, Seïog
sp. migraña,
fr.
migraine.
(Oheim), d-eia (Muhme), mlat. thius, thia ; it. zio, zia,
tio, tia, pr. sia. d-vlav.og (Sack, Beutel); sp. talega, pr. taleca
daher?
sp.
48
Griechische Bestandteile.
[I. 59. 60.
•¿¿ça (Haupt), mlat. cara (bei Corippus, 6. Jh.); sp. pg. cara, fr. chère, it. aera Gesicht. ytagaßog (Seekrebs, Art Schiffe), mlat. carabus ein Fahrzeug ; it. caravella, sp. carabela, fr. caravelle. xaraßolrj (Niederwerfung); altfr. caable ein Wurfgeschütz, pr. catabre. vLav(.ia (Brand, Hitze); sp. pg. calma heisse Tageszeit, s. Etym. Wb. I. •/.óßalog (Schalk); daher fr. gobelin Poltergeist? xòlla (Leim); it. colla, sp. cola, fr. colle dass. y.ôlrtoç (Meerbusen); it. golfo etc. Y.ÓVÒV (ein Trinkgefáss) ; it. gonda, gondola ein kleines Fahrzeug. X.OQ/.IÔÇ (Klotz); daher sp. corma Fussklotz? Xájza&ov (Grube); pg. lapa dass. (zweifelhaft). Xámq, ká/nnr¡ (dünne Haut auf Flüssigkeiten) ; sp. lapa gleichbedeutend. Xónos (Hülse); it. loppa Spreu, vgl. Etym. Wb. II. a. fiáyyavov (Schleuder); it. màngano, manganello, pr. manganel, altfr. mangonean Steinschleuder, Armbrust. liavaQiog (glücklich); it. macari wollte Gott! (¿varali (Knebelbart); it. mostaccio, fr. moustache etc. Iuoxqv (spotten); vgl. fr. moquer. vr¡f.ia (Faden); sp. nema Siegel (das man sonst auf einen den Brief umgebenden Faden drückte). olooç (Weidenstrauch); fr. osier. ôÇàXios (säuerlich) ; fr. oseille Sauerampfer, vgl. jedoch Etym. Wb. II. c. I offji»; (Geruch); sp. husmo dass., wohl auch it. orma, wal. urme Spur auf dem Boden, eig. Witterung. naiôiov (Knabe, Diener); it. paggio etc. TtaXaieiv (fechten) ; sp. pelear, vgl. Etym. Wb. II. b. 7tagaßolrj (Gleichnis), mlat. parábola in der Bed. Spruch, Wort; it. parola, fr. parole, sp. palabra, s. oben S. 44. naráoasiv (klappern); daher it. batassare schütteln? 7citalov (Dolde); fr. poêle Thronhimmel. nhxtvç (flach) ; it. piatto, fr. plat, sp. chato gleichbed. Ttçaaiâ (Gartenbeet) ; it. prace Raum zwischen zwei Furchen. nuiû%ôç (Bettler) ; daher wohl it. pitocco. oäßavov (Leintuch), spätlat. sábanum, savanum\ sp. sábana, pr. savena.
I. 60. 61.]
Griechische Bestandteile.
49
a¿y/na (Packsattel, dsgl. die darauf gepackte Last), lat. sagma bei Yegetius De art. vet., bei Isidoras 20, 16 sagma, quae corrupte vulgo salma dicitur-, it. sp. salma, pr. sauma, fr.somme, ital. altspan. auch soma. ceiçâv (mit dem Seile ziehen); daher sp. sirgar bugsieren? oEiQTjv (Sirene, dsgl. ein kleiner Vogel); fr. serin Zeisig. axaiöç (links) ; pr. escai dasselbe. a-mitTEiv (graben) ; it. zappare, sp. zapar, fr. saper untergraben. 0/.IVQIÇ, aftigig (Schmergel) ; it. smeriglio, sp. esmeril, fr. émeri. on.id-ai.ir} (Spanne); it. spitamo, sp. espita. GTÔXOÇ (Feldzug, Flotte); it. stuolo, altsp. estol Mannschaft, pr. estol, wal. stol Flotte. GTQCITIWTI]Ç (Soldat) ; it. stradiotto, sp. estradiote, altfr. estradiot. oyjôiov (Splitter, Scheit), lat. schidia nur bei Vitruv; it. scheggia. rälavTov (Wage), lat. talent um; sp. mit griech. a in zweiter Silbe talante, pr. talan, aber auch talento, talen. xanEivoq (niedrig, klein); it. tapino schlecht, gering. xtQtzQnv, s. taratrum im 2. Verzeichnis p. 35. rgayr^iara (Nachtisch) ; it. treggéa, sp. dragea, fr. dragée Zuckerwerk. | içavlèç (Stotterer); it. troglio dasselbe. tQÛKrrjç, s. tructa oben im zweiten Verzeichnis p. 36. rixpoç (Qualm); it. sp. tufo, dsgl. fr. étouffer ersticken. (pavog (Leuchte); it. fanale Schiffslaterne. cpaQog (Leuchtthurm); piem. faro, vielleicht it. falb, wenn nicht vom vorigen. cpgarrsiv (umzäumen); it. fratta Zaun. ç>wt| (ein Wasservogel); daher sp. foxa Art Enten? %alog (Hirtenstab); sp. cayado dasselbe. yalav (nachlassen), lat. chalare bei Vitruv; it. calare, sp. calar, fr. caler herablassen, herabsenken. yoïçoç (Ferkel); it. ciro Schwein. Es sind, wie man sieht, Wörter der verschiedensten Begriffe, besonders aus dem Seewesen, und zu verschiedenen Zeiten, zum Theil gewiss erst seit den Kreuzzügen eingeführt. Italienische Mundarten gewähren noch manche andre, am reichhaltigsten aber ist das schon durch seine geographische Lage mehr als die andern zur Aufnahme dieses Sprachstoffes geeignete walachische Gebiet, wovon unten die Rede sein wird. D i e z l'uman. G r a m m . 7. 5. Aufl.
4
60
Deutsche Bestandteile.
[1.61. 62.
Wenn die unmittelbare Einmischung der griechischen Sprache sich auf einzelne Wörter einschränkt, so ist dagegen die der d e u t s c h e n um so massenhafter, der einzigen, aus welcher das Romanische in allen seinen Provinzen und in reichstem Masse geschöpft hat: darum ist das letztere auch für deutsche Sprachkunde eine nie versiegende Quelle. Die geschichtlichen Thatsachen bedürfen nur eines Blickes. Die Besetzung und Eroberung römischer Provinzen durch germanische Völker geschah bekanntlich im Laufe des 5. und selbst noch im 6. Jh.; nur Dacien, die Heimath der walachischen Mundart, war schon lange vorher durch die Goten eingenommen worden. Diese kriegerische Einwanderung geschah jedoch auf sehr ungleichartige Weise. In einigen Ländern Hessen sich mehrere Völker hintereinander nieder, in andern setzten sie sich nebeneinander. Italien sah in der Mitte des 5. Jh. zuerst die schnell vorüber| gehende Herrschaft der Heruler, dann die 66jährige der Ostgoten, endlich die 200jährige der Longobarden. Das südwestliche Gallien ward schon am Anfange des 5. Jh. von den Westgoten besetzt, den südöstlichen Theil dieses Landes nahmen nachher die Burgunden ein, so wie den nördlichen die Franken. Auf gleiche Weise ward Spanien von verschiedenen Stämmen überzogen. Das heutige Gallicien, Asturien, Leon und einen Theil von Lusitanien besetzten am Anfange desselben Jahrhunderts die Sueven; einen andern Theil von Lusitanien, so wie die carthaginiensische Provinz die Alanen; einen Theil des Südens die Vandalen, die sich jedoch kurz darauf nach Africa wandten; den Nordosten nahmen die Westgoten ein und diese breiteten sich in dem folgenden Jahrhundert immer weiter aus, bis sie gegen Ende desselben die ganze pyrenäische Halbinsel unter ihre Herrschaft gebracht hatten. Manche Stämme wurden unter solchen Umständen gänzlich oder zum Theil vertilgt: von den Ostgoten z. B. mögen sehr wenige in Italien zurückgeblieben sein. Gewöhnlich aber behielten sie auch nach ihrer Unterwerfung durch andre Germanen ihre Sitze und ihre Verfassung bei. Die Verschiedenheit dieser Völker musste auch einen verschiedenen Einfluss auf die romana rustica äussern; doch darf er nicht zu hoch angeschlagen, am wenigsten als die Ursache der einzelnen romanischen Sprachen betrachtet werden, wie dies vielfach, selbst von romanischen Gelehrten geschehen ist. Die germanischen Mundarten standen sich zur Zeit der Einwanderung noch sehr nahe, so dass die Völker untereinander gewiss keiner Dolmetscher bedurften. Das Gotische entfaltet uns die deutschen Lautverhältnisse in ihrer
I. 62. 63.]
Deutsche Bestandtheile.
51
ursprünglichsten Gestalt, wenn auch nicht ohne eine mundartliche Färbung; alle andern Sprachen des germanischen Zweiges sind auf diese, wie auf eine gemeinsame Quelle, zurückzuleiten. Das Longobardische bekennt sich, nach den uns überlieferten Wörtern zu urtheilen, zum althochdeutschen Consonantismus, setzt also Tenuis für Media und z für t, aber nicht ohne Ausnahme. Das Burgundische stand dem Gotischen näher als dem Hochdeutschen (Grimms Gesch. d. d. Spr. S. 7 0 7 ) | Das Altfränkische ist in seinem Vocalismus dem Gotischen nur halb verwandt, mehr in seinem Consonantismus, der dem altsächsischen nahe liegt; seit der carolingischen Zeit aber neigte es sich dem Hochdeutschen zu. Da wir nun weder longobardische noch burgundische noch suevische, kaum altfränkische Sprachdenkmale besitzen, so sind wir in der Untersuchung deutsch-romanischer Elemente, sofern diese nicht aus späterer Mischung herrühren, auf das gotische Lautsystem, welches eine sehr alte Urkunde hinlänglich zu beurtheilen gestattet, hauptsächlich angewiesen. Die gewaltsame Niederlassung der Germanen, wobei die Einwohner weder vertilgt noch vertrieben wurden, konnte nicht ohne die grösste politische Umwälzung vor sich gehen. Es lebten nun zwei Völker auf einem Boden zusammen, ein herrschendes und ein, wenn auch nicht schlechthin und überall unterdrücktes, doch unterwürfiges und minder geachtetes, jenes die kriegerische, dieses vorzugsweise die arbeitende Classe der Gesammtnation. Auf dieses Verhältnis beziehen sich selbst noch einige Spuren in den romanischen Sprachen. Mit dem Völkernamen Francus, der als Appellativ den Begriff von ingenuus erfüllte, verbanden sich im Altfranzösischen und Italienischen auch noch die Bedeutungen edel und muthvoll, und das altfr. norois hiess norwegisch und zugleich stolz. Die Einwohner nannten indessen ihre Uberwinder nach altem Brauche Barbari und sie selbst wurden mit dem ebenso allgemeinen Namen Bomani belegt; entsprechend Messen auch die beiderseitigen Sprachen lingua barbara (theotisca, germanica) und romana. Venantius Fortunatus machte den Unterschied sehr bemerklich, als er sagte: Hinc cui Barbaries, illinc Bomania plaudit, diversis Unguis laus sonat una viri. Das Verhältnis beider Nationen erstreckte sich jedoch nicht bis auf die Sprachen. Die deutsche war nicht die herrschende: beide er1) W. Wackernagel bestreitet die besonders nahe Verwandtschaft der beiden ersteren Sprachen. S. seine Schrift über die Sprache der Burgunden.
52
Deutsche Bestandtheile.
[I. 63. 64.
kannten die Oberhoheit der lateinischen, die sich in ihrem alten Rechte als Staats- und Kirchensprache zu behaupten wusste; selbst die deutschen Volksrechte wurden lateinisch abgefasst. Die herrschende Nation gewöhnte sich also selbst an die gangbare Vorstellung der gebildeten Provincialen, die das Deutsche wie das Römische, welche an innerm Werthe in der That höchst ungleich | waren, als Volkssprachen auf eine Linie, weit unter das Latein, stellten. Indessen ist nicht etwa dieser bescheidenen Schätzung, womit die Sieger ihre eigne Sprache betrachteten, ihr Untergang auf erobertem Boden zuzuschreiben, sondern hauptsächlich der endlichen Mischung beider Völker, worin das grosse numerische Ubergewicht des römischen Theiles (der Franken sollen es nur ungefähr 12000 gewesen sein) den Ausschlag gab. Nur den Angelsachsen, die mit keiner so grossen einheimischen Bevölkerung in Berührung kamen, gelang es ihre Mundart zu retten: ihre Gelehrten, nicht dem Deutschen abholde Britten, sondern Sachsen, pflegten sie mit Vorliebe. Doch gehörten auch auf dem Continente Jahrhunderte dazu, bis die Eingewanderten sich ihrer lingua barbara begaben: ihr Heerwesen, das sie fest zusammenhielt, begünstigte die Erhaltung derselben in nicht geringem Grade, auch musste es ihrem Nationalgefühle Uberwindung kosten, die Mundart der geringeren Classe anzunehmen; allein der beständige Verkehr, das Ineinanderleben beider Völker duldete endlich keine Verschiedenheit der Rede mehr. Über den Untergang der deutschen Sprache auf römischer Erde fehlen bestimmte Nachrichten. Was Frankreich betrifft, so weiss man, dass noch Karl der Grosse ihr fest anhieng und für sie Sorge trug, und dass sein Sohn Ludewig auf dem Todbette, um die bösen Geister zu verscheuchen, auf Deutsch ausrief huz huel quod signißcat foras foras\l Die Behauptung scheint in der That nicht zu gewagt, dass sich ihr Gebrauch ungefähr bis zur Theilung des carolingischen Reiches, j a im Norden des Landes, wenn man das fränkisch abgefasste Lied auf König Ludewigs III. Sieg über die Normannen (881) als Beleg anführen darf, noch bis zum Ende des 9. Jh. erhalten habe, ihre Dauer in Gallien würde also etwa 400—500
1) Da dies Zeugnis nicht ganz unbedeutend, wenigstens nicht ohne Interesse ist, so darf die Anmerkung hier eine Stelle finden, dass J. Grimm, Gramm. III, 779, die Deutschheit des Wortes bezweifelt und es aus dem Romanischen herzuleiten geneigt ist, indem er an fr. hucher und huis erinnert, dass jedoch Franz Pfeiffer, Sitzungsberichte der Wiener Akademie 1866, es in einem altdeutschen Gedichte nachweist.
I. 64—66.]
Deutsche Bestandteile.
53
Jahre betragen. In Italien blühte das Longobardische noch zur Zeit J des Paulus Diaconus (f gegen 800), welcher öfters der noch lebenden Sprache gedenkt; vermuthlich erstarb es gleichfalls bald nach der Theilung von Verdun. 1 So lange die Westgoten sich zum Arianismus bekannten, genoss ihre Sprache eines Vortheils, der dem Fränkischen und Longobardischen abgieng: sie herrschte im öffentlichen Leben, selbst in der Kirche. Nachdem aber König Recared 587 zum Katholicisinus übergetreten war und allen seinen Unterthanen ohne Rücksicht auf ihre Abstammung gleiches Recht verliehen hatte, gieng die von ihm und seinen Nachfolgern beförderte Umschmelzung der Germanen und Römer, zum Nachtheile der gotischen Sprache, rascher vor sich als irgend anderswo. Die Aufnahme der deutschen Wörter begann ohne Zweifel kurz nach der Einwanderung der Germanen und endigte eben sowohl erst mit dem Erlöschen ihrer Sprache. 2 Es lassen sich nämlich zwei chronologisch getrennte Classen dieser Fremdlinge unterscheiden, solche, die auch in ihrer Aneignung eine alterthttmliche, dem Gotischen zunächst liegende, und solche, die eine spätere Form verrathen. Die Kennzeichen der ersteren sind die Vocale a und i für die späteren deutschen e und e (geschlossen und offen), der Diphthong ai für ei, und die Consonanten p, t und d für f , z und t-, die der zweiten Classe sind eben die angeführten spätem Buchstaben (Beispiele s. unten im 1. Abschnitt). Da nun der Übertritt der Consonanten, die sogenannte hochdeutsche Lautverschiebung, ein specifischer Zug dieser Mundart, sich ungefähr im 6. Jh. vollzogen haben kann, so folgt daraus, dass die zweite Classe erst seit dieser Zeit, oder, was Frankreich betrifft, wo das Niederdeutsche sich noch lange gegen das Hochdeutsche behauptete, erst in den folgenden Jahrhunderten eindrang; ferner, dass die Wörter | der ersten Classe, zumal wenn sie auch einen alterthümlichen Vocalismus zeigen, schon im 5. Jh. oder im Anfange des 6. eingedrungen sein können, 1) Zur Zeit der Eroberung Karls des Grossen war die Verschmelzung der Longobarden und Italiener innerlich entweder schon geschehen oder doch vollkommen vorbereitet, sagt Löbell, Greg. v. Tours S. 531. 2) Nach der Hist. litt, de la France XVII, 412 klagt Sidonius Apollinaris, dass man zu Lyon (Ende des 5. Jh.) nur germanisch rede; aber der Beleg fehlt. Derselbe Schriftsteller, Epist. 5, 2, bewundert die Leichtigkeit, womit Syagrius das Deutsche gelernt habe, s. Löbell, Gregor v. Tours S. 104. Noch Lupus von Ferneres, Epist. 70, reiste (um 850) nach Deutschland um der Sprache willen, deren Kenntnis, wie er sagt, unentbehrlich sei.
54
Deutsche Bestandteile.
[I. 66. 67.
was vornehmlich von Italien gilt. Um diese Zeit erscheinen die Fremdlinge bereits in der mittlem Latinität, oder werden, was ein gültigeres Zeugnis ihrer Verbreitung ist, von den Schriftstellern Ausdrücke des gemeinen Lebens genannt. Isidorus z. B. führt armilausa (ein Kleidungsstück) 19, 22 = altn. ermalausi, francisca (eine fränkische Waffe) 18, 9, vielleicht = altn. frakha Grimm III, 443, als volksmässig, medus (Meth) 20, 3 = ags. medo, scala (Trinkschale) 20, 5 = ahd. scála u. a. gradezu als lateinisch an, die er also gewiss dem Munde des Provincialen, nicht der Goten entnahm. — Für Frankreich ist noch eine dritte Classe von Wörtern anzumerken. Im 10. Jh. setzte sich eine neue germanische Völkerschaft, die Normannen, im Nordwesten dieses Landes fest. Sie legten ihre Sprache, von den Schriftstellern jener Zeit dacisca (dänisch) genannt, zwar mit solcher Leichtigkeit ab, dass diese unter dem zweiten Herzoge Wilhelm I. nur noch an der Küste geredet wurde (Raynouard, Journal des sav. 1820, 395 ff.), doch hinterliess sie im Französischen nicht ganz unbedeutende Spuren, wohin man nebst andern auch mehrere Schifferausdrücke rechnen darf. Die Masse des deutschen Elementes ist, durch alle romanische Sprachen gerechnet, beträchtlich. Das Etymologische Wörterbuch behandelt ungefähr 930 theils noch lebende, theils veraltete Wörter, welche allerdings nicht sämmtlich unzweifelhaft sind, und überdies auf Stämme zurückgeführt eine etwas geringere Zahl geben; dagegen sind die zahlreichen Ableitungen und Zusammensetzungen so wie die Eigennamen nicht gerechnet. Am reichsten an diesem Bestandtheil ist unbedenklich das Französische: Gallien, welches den Eroberern die längste Gränze darbot, ward auch am stärksten von ihnen überzogen. Der südliche Theil des Landes war etwas schwächer germanisiert: daher fehlen hier viele der nördlichen, namentlich der aus dem Normannischen herrührenden Wörter; doch ist dabei, wenigstens für die ältere Zeit, die geringere Vollständigkeit der Wörterbücher in Gegenrechnung zu bringen. Von der obigen Zahl besitzt Gallien gegen 450 ihm ausschliesslich oder wenigstens ursprünglich eigner. Nächst dem Französischen ist das Italienische am reichsten; der ihm allein zukommenden hat es etwa 140. Weit ärmer sind schon die südwestlichen Sprachen, die nicht viel Uber 50 solcher Wörter aufweisen können. Am ärmsten ist das Walachische. Zwar ward keins der andern Gebiete so früh von Germanen besetzt als dieses; schon im 3. Jh. (272) musste Kaiser Aurelian Dacien an die Goten abtreten; allein ihre Herrschaft war zu kurz, um einen bedeutenden
I. 67. 68.]
Deutsche Bestandteile.
55
Eindruck auf die Landessprache hervorzubringen. Hundert Jahre später wurden auch in Mösien und Thracien Goten aufgenommen; doch riss die Völkerbewegung die germanischen Stämme in diesen Provinzen mit fort und die Zurückgebliebenen vermochten unter dem Hin- und Herwogen der verschiedenartigsten Völker ihre Nationalität nicht lange zu behaupten. — Der gemeinromanischen Wörter sind es an 300. Dieser grosse Kern lässt sich zwar zum Theil aus den germanischen Sitten und Einrichtungen, welche die Aneignung vieler darauf bezüglicher Wörter dem Romanen zum Bedürfnis machten, theils aus dem Völkerverkehr erklären, ist aber doch überraschend. An dem deutschen Element haben die verschiedensten Sphären der Begriffe Theil. Obenan steht freilich das Kriegswesen. Den Germanen blieb das wichtige Vorrecht, den Kriegerstand zu bilden: kein Wunder also, dass sich auch die Provincialen gewöhnten, die zum Heerwesen gehörigen Gegenstände und Verhältnisse, die ihnen ohnehin mitunter neu waren, so zu nennen, wie sie sie täglich nennen hörten, und so geschah es, dass zuletzt die meisten lateinischen Ausdrücke für diesen Kreis von Begriffen verschwanden, um deutschen Platz zumachen. Hierher gehören folgende, worunter einige neuere: 1 ahd. werra (guerra), strit (estrit, estrif fr.), stürm (stormo), reisa (raise fr.), halt (halt fr.), woldan (gudldana), schaarwacht (echauguette fr.), matsken ndd. Vb. (massacre fr.), raub (roba), hüten (bottino), gilde | (gelda, geldra), scara (schiera), heriban (arban fr.), heriberga (albergo), biwacht (bivac fr.), bergfrid (battifredo), bolwerk (boulevard fr.), hornwerk (horndbeque sp.), breme ndl. (berme fr.), letze (liccia), brehha (breche fr.), Skirm (schermo, woher scaramuccia), brunja (broigne fr.), halsberc {usbergo), heim (elmo), zarga (targa), blaese ags. (blasone), brand (brando), flamberg (flamberge fr.), bredda nord. (brette fr.), stock (stocco), helza (elsa), handhäba (hampe fr.), handseax ags. (hansacs fr.), dolckin ndl. (dolequin fr.), asc (azcona sp.), helmbarte (alabarda), vigr altn. (ivigre fr.), vifer ags. (guivre fr.), azger (algier dsgl.), spiz (spito), spioz (espiet fr.), sper (spiedo?), daradh ags. (dardo), sträla (strale), flitz (freccia), kohhar (couire fr.), haakbus ndl. (arcobugio), gundfano (gonfalone). Habersack (havresac fr.), knappsack (canapsa dsgl.), Scarjo 1) Das eingeschlossene roman. Wort weist auf das Etym. Wb., worin sich die nähere Erklärung findet. Die gemeinromanischen und italienischen Wörter sind unbezeichnet geblieben, so auch die Yerba, da ihre Endung die Sprache anzeigt, welcher sie angehören. Die nicht bezeichneten deutschen Wörter sind hochdeutsch.
56
Deutsche Bestandteile.
[I. 68. 69
(.sgherro?), landsknecht (lanzichenecco), sturilinc (esturlenc fr.). Sardi altn. {barda), sporo (sperone), staph (staffa), brittil ibrida, briglia), gahlaufan Vb. (galoppare). Aus der Sphäre des Staats- und Rechtswesens sind etwa folgende: mahal (mall-public fr.), ordäl ags. (ordàlie), ban (bando), féhde (faide fr.). Sago (sayon sp.), skepeno alts. (scabino), barigildus mlat. (bargello), gastaldius mlat. (castaido), muntwalt (mondualdo), muntboro (mainbour fr.), gruo Adj. (gruyer fr.), herold (araldo), petil (bidello), manogalt (manigoldo), querca (carcan fr.), sJcalh (scalco), sinisìcalh (siniscalco), marahshdlh (mariscalco), adaling (adélenc fr.), faeddr altn. (fé fr.), sclave (schiavo). Alód (allodio), fihu (fio, feudum), wetti (gaggio), nâm altn. (nans fr.), waif engl, (gaif fr.), werand altfrs. (guarento). Gafol ags. (gabèlla), shilling (scellino), vierling (ferlino) und andre Namen für Münzen. — Stark vertreten ist auch Seewesen und Schifffahrt, meist aus dem Nordischen und Niederländischen geschöpfte Ausdrücke, als slcif (schifo), bât ags. (batto), flyboat engl, (flibote sp.), sloop ndl. (chaloupe fr.), sneckia altn. (esnèque fr.), bootje ndl. (botequin fr.), hak nid. (bac fr.), vleet ndl. (flete fr.), haper ndl. (capre fr.), kiol (chiglia), vränger schwed. (varangues fr.), mast (masto), hûn altn. (hune fr.), staede ndl. (êtai fr.), schoot ndl. (escota sp.), höfudbendur altn. (haubans fr.), hajuit ndl. (cajute fr.), hangmak ndl. (amaca), steórbord | ags. (stribord fr.), thilia altn. (tillac fr.), Iure Adj. (orza), loof engl, (lof fr.), vracht ndl. (fret fr.). Bootsmann (bosseman dsgl.), Steuermann (esturman dsgl.). Hafen (havre dsgl.), reida altn. (rada), ebbe (èbe fr.), bodmerei (bomerie fr.), wrack engl. (varech fr.). Dahin auch die Namen der Weltgegenden fr. nord, est, sud, ouest. Hierher gehörige Verba sind : arrisan (arriser), bogen ndl. (bojar), afhalen dsgl. (affaler), fiskôn (fisgar), hala altn. (halar), hissen (issare), Ttaaken ndl. (caquer), tow engl, (touer), treMen ndl. (atracar). — Nicht minder zahlreiche Beiträge hat die Thierwelt geliefert: reinco (guaragno), hack engl, (haca sp.), gelding engl, (guilledin fr.), hobby engl, (hobin fr.), kracke (criquet fr.), zebar (toivre fr.), ram (ran fr.), bel-hamel ndl. (bélier fr.), geiz (gate dsgl.), zicki (ticchio), Steinbock (stambecco), gamz (camozza?), elenthier (élan fr.), big ndl. (biga), frisking (fresange fr.), merisuîn (marsouin dsgl.), dahs (tasso), braccho (bracco), bicce ags. (biche fr.), reinhart (renard fr.), haso (hase dsgl.). fehe (faina), mul ndl. (mulot fr.), zisimûs (cisemus fr.). Sperwœre (sparaviere), huwo (gufo), chouh (chouette fr.), agalstra (gazza, agacé), tâha (taccola), fincho (finco), meséke ndd. (mésange fr.), throscélâ (traie dsgl.), spéh (êpeiche dsgl.), sprehe (esprohon dsgl.), snepfa (sgneppa), move (mouette fr.), heigro (aghironé), hagastalt (hétaudeau fr.), gante ndd.
I. 69.70.)
Deutsche Bestandtheile.
57
{ganta), kahn (cane fr.), hálbente (halbran dsgl.). Sturjo (storione), Jcabeljaauw ndl. (cahéliau fr.), brachsme (brème dsgl.), spierling (éperïan dsgl.), haring (aringa). Creep engl. Vb. (crapaud fr.), bîzan Vb. (biscia). Krébiz (écrevisse fr.), hummer (homard fr.), krabbe (crevette fr.), veolc ags. (weihe fr.), mìza (mite dsgl.). Körper: wanka (guancia), lippe (lippe fr.), nif ndd. (niffa), drozza (strozza), halsadara {fiaterei fr.), zitse (tetta), baldrich (barriga sp.?), sJcina [schiena), ancha (anca), tappe ndd. (zampa), poot ndl. (poe fr.), skinko (stinco), knoche (nocca). Schopf (ciuffo), gran (greña sp.), zata (zazza). Mago (magone), milz (milza), rate ndl. (rate fr.) — Pflanzenreich: salaha (saule fr. u. so die folg.), îwa ( i f ) , hulis (houx), krausbeere (groseille), braambezie ndl. (framboise), bezie ndl. (besi), Mette (gleton), henbane engl, (hanebane), weit (guado it.), I weld (gualda), spelz (spelta), raus (raus pr.), lisca (lisca), mos (mousse fr.) — Erde, Element: mélm (mélma), molta (malta?), land (landa?), laer ndl. (larris fr.), ivaso (gazon dsgl.), scolla (zolla), mott (motta), busch (bosco), wàld (gaut fr. u. so die folg.), rain (rain), haugr altn. (hoge), bluyster ndl. (Mostre), thurm (tormo sp.), scorro (écore fr.), lahha (lacca). Wâc (vague fr.), bed ags. (bied fr.), wat (guado), hrîm altn. (frimas fr.), wasál (walaie, guilée dsgl.). Glister engl. (esclistre fr.). — Auch für Kleidung und für Geräthe der verschiedensten Art sind deutsche Ausdrücke in Menge vorhanden, z. B. für Handschuh guanto und pg. lua, sogar für Haspel, Hechel, Spule, Rocken, also für Geräthschaften friedlichster Beschäftigung: it. aspo, spuola, rocca, fr. seran, für welche freilich im Lateinischen mit Ausnahme von colus, die Wörter mangeln. — In geringerer Zahl wurden Abstracta eingeführt, als eiver Adj. (afre fr.), geilì (gala), grimmida (grinta), hast (hâte fr.), haz (hé, haine fr.), heit altn. (hait, souhait fr.), hizza (izza), hônida (onta), lob (lobe fr.), sin (senno), skern (scherno), slahta (schiatta), smàhî (smacco), ufjô got. (uffo), urguolî (orgoglio), vile ags. (guile ir.), wìsa (guisa) u. a. Auch einige Wörter aus dem Reiche des Aberglaubens mögen bemerkt werden: hellekhi ndl. (fr. hellequin?), werwolf (garou, loupgarou), mar (cauchemar), grima altn. (grimoire), trolla altn. Vb. (truiller). — Das tiefe Eingreifen deutscher Sprache aber in romanische kann nichts besser bezeugen als die grosse Zahl der aufgenommenen Adjectiva und die noch weit grössere der Verba. Allerdings versagte die lateinische Sprache zuweilen, wie dies nicht anders sein konnte, den individuellen Ausdruck für den Begriff des fremden Wortes, oft mochte auch die lateinische Form misfallen, aber meistens ist kaum ein andrer Grund der Aufnahme abzusehn als das Belieben der Sprache, das Wohlgefallen an den fremden
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Lauten. Adjectiva sind: bald (baldo), blank (bianco), ¡blao (biavo), blòs (biotto), brün (bruno), bruttisc (brusco), dwerch (guercio), falò (falbo), flau (flou fr.), frank (franco), frisc (fresco), gagol ags. (gagliardo?), gàhi (gajo), gelo (giallo), gram (gramo), grim (grim fr.), gris (grigio), heswe (have fr.), jol altn. Sbst. (giulivo), karg (gargo), lam | (lam pr.), leid (laido), listic (lesto), lós (lozano sp.), lunzet (lonzo), minnisto (mince fr.?), morn? (morne fr.), mute (mozzo), resche (réche fr.), salo (salavo), sieht (schietto), slimb (sghembo), snel (snello), stolz (estout fr.), strac (estrac dsgl.), struhhal (sdrucciolo), swank (sguancio), tarmi (terne fr.), trüt (drudo?), welk (gauche fr.), zàhi (taccagno). Verba z. B. blendan fylinder), bletzen (blesser), brestan (briser), brittian ags. (britar), dansón (danzare), dihan (tecchire), drescan (trescare), frumjan (fornire, fromir), furban (forbire), glitsen (glisser), grtnan (grinar), hartjan (ardire), hazjan (agazzare), hasòn (hair), hònjan (onire), hreinsa altn. (rincer), jehan (gecchire), kausjan (choisir), klappen ndl. (glapir), krassa altn. (écraser), krazón (grattare), krimman (gremire), lappen (lappare), lecchòn (leccare), leistan (lastar), magan (smagare), marrjan (marrire), raffen u. rappen (raffare, rappare), rakjan (recare), ridan (riddare), róstjan (rostire), ga-sdljan (agasalhar), skenkan (escanciar), skerran (ieschirer, déchirer), scherzen (scherzare), skiuhan (schifare), scutilòn (scotolare), stampfòn (stampare), tòmjan alts. (tornar), trechen (treccarè), wàhtén (guatare), wandjan (gandir), wankjan (ganchir), walzjan (gualcire), warnón (guarnire), warjan (guarire), waròn (garer), warten (guardare), weidòn (guéder), werfan (guerpir), windan (ghindare), witan goth. (guidare), wogen (vogare), zaskón (tascar), zergen (tarier), zeran (tirare), zilén (attillare), zuccón (toccare). Dass dieser Bestandteil viele Wörter begreift, welche den neueren deutschen Sprachen abgehn, lässt sich leicht wahrnehmen. Selbst mehrere auch in den alten Mundarten seltene oder nur aus einer derselben bekannte kommen vor; so die got. manvjan (amanoir), galaubs (galaubia), threihan (pg. trigar), longob. gaida (piem. gajda), ags. laeva (sp. a-leve), ahd. sago (sp. sayon), stullan (it. trastullare), eiver (fr. afre). Für andre, wie pr. aloe (mlat. allodium), it. bargello (barigildus), fehlt das deutsche Wort. Viele haben im Romanischen ihre alterthtimliche Form buchstäblich, reiner als im Neudeutschen, bewahrt, wie it. bara, palco, lisca, scranna, snello, pr. raus ganz = got. raus (nhd. rohr). Ein grosser Theil der nördlichen Fremdlinge | hat sich freilich nach und nach wieder aus der Sprache verloren, weil diese sie entbehren konnte: es ergi eng ihnen wie so vielen la-
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teinischen, die in der Synonymik und auf andre Weise ihren Untergang fanden. Noch eines merkwürdigen Umstandes ist hier zu gedenken, der uns deutlich zeigt, wie die fremde Sprachsitte zur Nachahmung reizen konnte. Es sind dies die mit den Vocalen i, a, u, gewöhnlich nur mit beiden ersten, gebildeten Ablautformeln, meist Interjectionen (bif baf buf, Ming Hang, sing sang, wirr warr), die im Romanischen, welches übrigens noch einige andre, aber minder übliche Arten derselben kennt, ihren Wiederhall gefunden, besonders in den Volksmundarten. Beispiele: it. tric-trac, ninna-nanna; sp. sis-zas, rifi-rafe; cat. flist-flast, farrigo-farrägo; neupr. drin-dran, blisco-blasco; fr. pifpaf, mic-mac, zig-sag, bredi-breda. Die vollständige Scala, i, a, u kommt vor im mail. flicch-flacch-flucch, womit ein Kauderwälsch ausgedrückt wird. 1 Durch die Aneignung deutscher Sprachstoffe erlitt die romanische Sprachfamilie keine wesentliche Störung in ihrem Organismus, da sie die Einwirkung der fremden Grammatik ziemlich überwand. Ihre Wortbildung kann allerdings einige deutsche Ableitungen so wie einige Arten der Zusammensetzung nicht verläugnen, auch in der Syntax lassen sich deutsche Spuren entdecken, allein diese Einzelheiten verschwinden in dem Ganzen des Sprachbaues.2 Wenn das Romanische auf der römischen Volkssprache als seiner alleinigen Grundlage beruhend neben einer kaum sichtlichen griechischen eine beträchtliche deutsche Mischung erfuhr, so flössen ihm in seinen Provinzen als Folge wichtiger Ereignisse noch Bestandtheile verschiedener andrer Sprachen zu. Letztere sind theils die von den Römern verdrängten Ursprachen des Landes, theils später eingedrungene; von beiden wird unten noch die Rede sein. | Nach diesen Einflüssen ist der Grad der Mischung jedes der romanischen Idiome zu beurtheilen, da der griechische und deutsche Einfluss fast überall derselbe ist: nicht sowohl die Menge fremder Wörter, vielmehr die Menge fremder Sprachen und die Beschaffenheit dieser letzteren, deren manche sich dem Römischen minder leicht assimilierten als das Griechische und Deutsche, bleibt dem Beurtheiler dabei zu erwägen.
1) Eine Sammlung solcher romanischer Ablautformeln in Höfers Zeitschrift für die Wissenschaft der Sprache III, 397. 2) Den Einfluss der deutschen Syntax auf die französische hat neuerlich Du Meril, Formation p. 235 ff. nachzuweisen versucht.
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Gebiete.
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II. Gebiete. Wir gehen nunmehr zu dem zweiten Gegenstande unsrer Abhandlung, den einzelnen Gebieten oder Provinzen der romanischen Sprachfamilie über. Wir haben in jedem der Gebiete die Völker aufzuzählen, die es ursprünglich bewohnten oder sich daselbst niederliessen, die besondern Bestandtheile, so weit sie noch zu erkennen sind, die Gränzen 1 , den Namen, den ersten öffentlichen Gebrauch, die ersten Proben und Denkmäler der Sprache, die Anfänge ihrer grammatischen Bearbeitung in Kürze auseinander zu setzen. Auch den wichtigeren Volksmundarten müssen wir einige Rücksicht zuwenden, wobei wir uns jedoch ganz auf ihre Buchstabenverhältnisse beschränken. — Da die verschiedenen Namen der einzelnen Sprachen unten angemerkt werden sollen, so darf auch der allgemeine Name nicht leer ausgehn. Die Römer nannten ihre Sprache latina; romana kommt nur einmal in einem Gedichte bei Plinius H. N. 31, 2 und auch im Mittelalter nur selten vor (vgl. A. W. Schlegel, Observ. not. 24). 'Romanische Sprachen 3 ist erst in neuerer Zeit und zwar in Deutschland zum generellen Ausdrucke für alle aus der lateinischen abstammenden erhoben worden. In älterer Zeit nahm jede derselben diese Bezeichnung für sich in Anspruch, wie z. B. der alte Troubadour J. Rudel vom Provenzalischen sagt (B. Chrest. prov. 4 58): | Senes ireu de pargamina tramet lo vers que chantam, plan et en lenga romana. Oder Berceo p. 1 vom Spanischen: Quiero fer una prosa en roman paladino. Aber weit üblicher (s. die Beispiele bei Raynouard, Chx. VI, 371) für lingua romana war das Substantiv pr. altfr. romans, sp. romance, it. romanzo, entstanden aus dem Adverb romanice, wiewohl lingua romanica nicht üblich war, latinisiert romancium, Verbum pr. romansar romanisieren. 2 Raynouard, welchem langue romane nur 1) Das Genauere über dieselben sehe man bei Fuchs, Roman. Sprachen. 2) Ital. romanzo erlaubt auch adjectivischen Gebrauch und selbst im Altfranzösischen kommt dies vor, aber wohl nur selten, z. B. laingue romance in einem Psalter aus dem 14. Jh. LRois. p. x l i i . Leicht war aus dem Adverb ein Adjectiv gemacht. Oder soll man eine Ableitung mit icius (romanicius) annehmen, die bei Völkernamen sonst nicht üblich scheint und übrigens eine Accentverschiebung voraussetzt? Die obige Deutung ist gewiss die einfachste, natürlichste.
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Italienisches Gebiet.
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die provenzalische war, bediente sich für das Gesammtgebiet des steifen und umständlichen langnes de VEurope latine, später des zusammengesetzten neolatines, welches mehr Zustimmung gefunden hat, ital. lingue neolatine, kaum lingae romanze. Auch auf den lateinischen Namen machten diese Sprachen fortwährend Anspruch, zumal die italienische (s. unten), j a eine derselben führt diesen Namen (ladin) bis heute. Darum wird auch im Poema del Cid v. 2676 ein des Spanischen kundiger Maure im Moro latinado genannt. Allgemein hiessen diese Sprachen auch volksmässige, vulgares. Im Altdeutschen ward romanisch mit wälsch (walahisc) ausgedrückt, vermuthlich von Gallus, s. J. Grimm in Schmidts Ztschr. für Geschichte III, 257. 1.
Italienisches
Gebiet.
Die alten Idiome Italiens waren, wenn man vom Norden anfängt, das Gallische an beiden Ufern des Po; südwestlich das Etruskische; sodann die drei verwandten Mundarten, südöstlich das Umbrische, in Mittelitalien das Sabellische nebst dem Volskischen, im Süden das Oskische; griechische Sprache, seit undenklicher | Zeit eingeführt, breitete sich über Lucanien, Apulien, Calabrien aus, wo die messapische Ursprache allmählich erstarb. 'Der sabellische Dialect reichte bis nach Rom: eine sabinische Einwirkung auf einen nicht zu diesem Sprachstamme gehörigen, aber demselben verschwisterten Dialect hat vermuthlich dem römischen seine uns bekannte Gestalt gegeben' (Mommsen, Unterital. Dialecte S. 364). Unter den Völkerschaften, welche diese Sprachen redeten, nahm die sabinische, die schon im Jahr 486 der Stadt die Civität empfangen hatte, zuerst die lateinische Sprache an. Länger behauptete sich die an Bildung hervorragende oskische Mundart, welche noch zu Varro's, aber nicht mehr zu Strabo's Zeit lebte. In dem marsischen Kriege und der Sullanischen Zeit c gieng auch die alte etruskische Nation mit ihren Wissenschaften und ihrer Litteratur unter, die Edeln, welche die allgemeine Sache geleitet hatten, fielen durch das Schwert, in den grossen Städten wurden Militärcolonien angesiedelt und die lateinische Sprache allein herrschend, der grösste Theil der Nation verlor alles Grundeigenthum und schmachtete in Armuth unter fremden Herren, deren Druck bei den herabgewürdigten Nachkommen alle Erinnerungen tödtete und keinen andern Wunsch Hess, als ganz Römer zu werden' (Niebuhr). So ward denn die lateinische Sprache, nachdem sie sich auch das cisalpinische Gallien und den griechischen Süden unterworfen, die
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Italienisches Gebiet.
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einzige der Halbinsel. Die fremden Völker, die sich nach dem Untergange der römischen Macht in grösserer Zahl in Italien und auf den Inseln niederliessen, waren Germanen, im Süden und Sicilien Byzantiner und Araber, letztere seit 827. Von Bulgaren, Sarmaten und andern Völkern, welche Alboin der Halbinsel zuführte, erzählt Paulus Diaconus 2, 26. Was nun die Bestandtheile der italienischen Schriftsprache betrifft, so ist vornweg anzuerkennen, dass sie nicht eine Spur der nur auf Erz- und Steinplatten, auf Vasen und Münzen uns überlieferten Reste altitalischer Sprachen enthält; dasselbe scheint auch von den Mundarten zu gelten. Nur einige der von den Alten verzeichneten Wörter, die also unter dem Volke noch üblich geblieben, finden sich vor. So lebt das aus den Atellanen bekannte maccus, das aber nicht einmal oskisch war (gr. ftaxxoav), im sard. maccu fort; das sabinische cumba für lectica könnte | sich in cata-comba erhalten haben; so das gleichfalls sabinische veia für plaustrum in veggia, wiewohl vehes von Seiten der Bedeutung etwas besser zusagt; so das umbrische plotus in piota. Die etwaigen Berührungen zwischen altitalischen und italienischen Lautgesetzen sind in dem Etym. Wb4. p. x ff. erwogen worden. — Griechische Wörter besitzt die Sprache nächst der walachischen, deutsche nächst der französischen die meisten. 1 — Was sie aus dem Arabischen sich angeeignet hat, wie alcova, ammiraglio, arsenale, assassino, baracane, catrame, cremisi, feluca, fondaco, gelsomino, magazzino, meschino, mugavero, ricamo, taballo und viele andre ist ihr zunächst grossentheils aus dem Spanischen zugeflossen; eigen sind ihr wenige, wie zecca (daher sp. seca, seca) und zirbo.2 — Aus dem Slavischen besitzt sie weniger, als die Nachbarschaft erwarten liess: brenna, indarno und einige andre sind hierher zu rechnen. — 1) Italien enthält auch griechische und deutsche Sprachinseln, deren Geschichte aber nicht ganz klar vorliegt. Noch jetzt dauert in einigen Strichen Unteritaliens, namentlich in der Gegend von Otranto und Reggio, ein Ableger griechischer Sprache fort, der jedoch nicht altgriechisches, sondern mittel- oder neugriechisches Gepräge trägt. Proben hat Comparetti herausgegeben in seiner Untersuchung Dei dialetti greci dell' Italia. Pisa 1866. Die Gedichte sind meist in der sicilianischen Stanze abgefasst. Deutsche Sprachinseln sind bekanntlich die der sieben und die der dreizehn Gemeinden im Venezianischen. In einigen Gegenden Apuliens wird auch Albanesisch gesprochen, herrührend von geflüchteten Arnauten. 2) Eine Kritik der orientalischen Elemente bei Monti, Correzioni al vocab. d. Crusca II, 1, 306.
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Merkwürdiger Weise führen einige Wörter, wie lazzo und loja auf die baskischen latza und loya. — Gallisches oder Celtisches, das nicht auch den Schwestersprachen gemein wäre, wird sich kaum aufzeigen lassen. — Was das Französische durch die romanisierten Normannen in Sicilien und Neapel, was das Catalanische in Sardinien, das Provenzalische 1 im Norden dem Italienischen zuführte, ist, sofern es wirklich in die Schriftsprache eindrang, kaum als fremdes Element zu berechnen. Unterwirft man indessen den italienischen | Sprachschatz einer genaueren Durchsicht, so bleibt nach Abzug der genannten Sprachtheile noch ein kleiner Niederschlag fremder, räthselhafter Elemente zurück. Da diese irgend eine Quelle haben müssen, so sind wir logisch genöthigt, sie theils für entfernte vom Zufall hierher verschlagene Fremdlinge, theils für einzelne bei der Spärlichkeit der Htilfsmittel nicht mehr nachweisliche Reste aus den alten Idiomen zu halten: Tuskisch z. B. dauerte bis in die Kaiserzeit hinein, ja Gellius scheint es als eine noch lebende Sprache zu erwähnen. Trotz aller Beimischung aber ist das Italienische das reinste der romanischen Idiome, die ähnlichste Tochter Latiums: nach einer allgemeinen Schätzung möchte noch nicht der zehnte Theil ihrer Stammwörter unlateinisch sein. Die Sprache erstreckt sich ausserhalb Italiens (versteht sich, mit Einschluss von Corsica) auch Uber den Canton Tessin und einen Theil von Tyrol und Illyrien. Sie ward anfangs schlechtweg lingua vulgaris, bei Dante vulgare latinum, Latiurn vulgare oder einfach vulgare, bei Boccaccio latino volgare genannt. Nachher als Florenz es allen zuvor that in der Kunst der Bede, nannte man sie Toscanisch, lingua toscana; doch galt der Ausdruck italienisch durch alle Zeiten, und schon Isidoras nennt sie (12, 7, 57) lingua italica.2 Im Auslande hiess sie wohl auch die lombardische, z. B. pr. lengatge lombard Leys d'am. II, 388; altfranzösisch (Gaufr. p. 279): Mes je soi bien parier francheis et alemant, lombart et espaignol, poitevin et normant. 1) Zusammengefasst von Nannucci, Yoci italiane derivate dalla lingua provenzale, Fir. 1840. 2) Wir haben das Wort aus dem Französischen empfangen (italien): sonst hätten wir wohl italianisch gesagt, wie venezianisch, sicilianisch etc. Die Schreibung mit ä italianisch rechtfertigt sich neben der andern mit e als eine etymologische. So schreiben wir Souverainität mit ä, wiewohl wir Souverainitet sprechen. (Da die Schreibung mit e die fast allgemein übliche geworden ist, so habe ich sie in der dritten Ausgabe mit der früheren, zu vertauschen kein Bedenken getragen.)
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[I. 77—79.
Ihr Gebrauch unter den Gebildeten des Landes findet sich seit dem 10. Jh. bezeugt, wiewohl das Latein vor und nach diesem Zeitpunct nicht bloss als gelehrte Sprache, sondern auch für politische Lieder gebraucht w a r d . 1 Man führt gewöhnlich die | Äusserung eines um 960 lebenden einheimischen Gelehrten, Gonzo, an: Falso putavit S. Gàlli monachus me remotum a scientia grammaticae artis, licet aliquando retarder usu nostrae vulgaris linguae, quae latinitati vicina est (Rayn. Choix I, x i v ) . Nach Witichinds Zeugnis verstand Otto I. sie zu reden, denn bei einem Könige von Italien k a n n nur sie gemeint sein: Romana lingua sclavonicaque loqui sciebat, sed rarum est, quod earum uti dignaretur (Meibom. I, 650). Und so möge denn auch noch die bekannte Stelle aus der Grabschrift des am Ende des 10. Jh. gestorbenen Papstes Gregor V., von fränkischer Abstammung, hier stehen: Usus francisca, vulgari et voce latina instituit populos eloquio triplici. Eigentlich bedarf es keiner Zeugnisse dafür, dass Priester und Regenten zu dem Volke in der Volkssprache redeten. Einzelne Wortformen derselben lassen sich bis in das 5. Jh. hinauf verfolgen; man sehe z. B. Lanzi, Saggio di lingua etrusca, I, 423 ff., Muratori, De origine linguae italicae in den Antiqq. ital. t. II., Ciampi, De usu linguae italicae saltem a saec. V. Überdies kommen italienische mit Latein gemischte Urkunden aus dem 12. Jh., z. B. eine merkwürdige v. J. 1122 (Murat. Antiqq. ital. II. col. 1047) vor. Die ersten eigentlichen Sprachproben pflegte man wohl in dasselbe Jahrhundert zu setzen. Sie bestehen in einer nicht mehr vorhandenen Inschrift in der Cathedrale zu F e r r a r a v. J. 1134, deren Achtheit jedoch Tiraboschi (Lett. ital. Fir. 1805. III, 365) bezweifelt. Sodann in einer gleichfalls verschwundenen Inschrift auf einer Steinplatte, sonst im Besitze des Hauses Ubaldini zu Florenz, 36 kurze Verse, die 6 ersten lateinisch, v. J . 1184; ihre Achtheit aber verwerfen Tiraboschi und andere Kritiker mit guten Gründen. 2 Aber neuerlich a u f g e f u n d e n e 1) Diese politischen Lieder, z. B. die Klage über Aquileja, über den Tod Karls d. Gr., die Gefangenschaft Ludwigs II., werden gewöhnlich als Volkslieder bezeichnet.
Ohne clericalen Einfluss ist in der That das Lied über die Ver-
theidigung von Modena.
Man predigte lateinisch bis auf Franz von Assisi und
Antonius von Padua, die sich der Volkssprache bedienten.
Von diesen Dingen
redet unter den Neueren Ozanam, Documents inédits pour servir à l'hist. litt, de l'Italie. Paris 1850, S. 75 ff. 2) In unserer Zeit hat sich Fauriel wieder für die Achtheit beider Documente erklärt, s. sein Werk Dante et les origines de la langue et de la littérature italiennes, Par. 1854. II, 396.
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und herausgegebene Schriftdenkniale, bestehend in lyrischen Gedichten, nehmen ein bis in die Mitte dieses Jahrhunderts hinaufreichendes Alter in Anspruch, s. Di Gherardo da Firenze e diAldobrando da Siena, poeti del secolo XII, mem. di Carlo Baudi di Vesme, in den Mem. dell' Accad. delle scienze di Torino, vol. XXIII, ser. II, 1866 (mit Schrifttafeln und Glossaren). Erst das folgende Jahrhundert sah eine schnell aufschiessende Litteratur, theils in den Mundarten, theils in der Schriftsprache. Der Ursprung dieser Schriftsprache ist in Mittelitalien zu suchen, eher in Toscana als in Kom, aber auch hier steht sie so hoch über den Mundarten, dass ihr der Name einer conventioneilen Sprache in höherem Masse zukommt als unsrer hochdeutschen. Nicht ohne Wahrheit ist darum Foscolo's bekannter Ausspruch: L'italiana e lingua letteraria, fu scritta sempre e non mai parlata; denn selbst der Gebildete bedient sich, wenn die Sitte nicht den Gebrauch der lingua letteraria verlangt, tiberall seiner Mundart. — Von einem Altitalienischen im Sinne des Altfranzösischen kann keine Rede sein: die Sprache des 13. Jh. unterscheidet sich nur durch einzelne, namentlich volksmässige Formen und Wörter, nicht durch grammatischen Bau, von der spätem. An Ausgaben der ältesten Schriftsteller fehlt es nicht. Eine neuere (nichts weniger als correcte) Sammlung der lyrischen Dichter aus jenem ersten Jahrhundert der Litteratur ist: Poeti del primo secolo della lingua italiana, Fir. 1816. 2 vol. (von Yaleriani). Eine andre, Raccolta di rime antiche toscane, Palermo 1817. 4 vol. (von Villarosa) reicht bis in das 14. Jh. hinab. Eine dritte ist: Poesie inedite raccolte da Fr. Trucchi, Prato 1846. 1847. 4 vol. mit einer unkritischen Einleitung. Die Italiener haben früh angefangen, über ihre Sprache zu denken und zu schreiben. Schon Dante that dies in seiner lateinisch abgefassten, unvollendet gebliebenen Schrift De vulgari eloquentia, in deren erstem Buche 1 er von der italienischen | Nationalsprache {vulgare illustre) handelt, welche man nicht in den einzelnen Städten oder Provinzen, sondern bei den grossen Schriftstellern des Landes zu suchen habe. Dieses Werk, worin erhabene Anschauungen mit naiven wechseln, darf als der Eingang zur ital. Sprachwissenschaft bezeichnet werden. Wer die ital. Grammatik zuerst, aber, wie es seiner Zeit eigen war, in dialogischer Form behandelte, war Pietro Bembo, dessen Werk, geraume Zeit vorher beendigt, 1525 unter dem Titel Prose er1) Das Ganze war, wie Ed. Böhmer in seiner Charakteristik dieser Schrift (Halle 1867) zeigt, mindestens auf fünf Bücher angelegt, von welchen nicht einmal das zweite vollendet ist. D i e z roman. Gramm., I. 5. Aufl.
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schien ; Castelvetro hat es mit einer scharfen Kritik begleitet. Noch vor Bembo's Prose, aber später verfasst als diese, erschienen die Regole grammaticali della volgar lingua von Fortunio, einem Sclavonier, welche vom Jahr 1516 bis zum Jahr 1552 nicht weniger als fünfzehn Auflagen erlebten. Trotz der zahlreichen grammatischen Schriften dieses und der beiden folgenden Jahrhunderte kam die erste eigentlich systematische Grammatik, die von Corticelli, erst im J. 1745 heraus (Blanc S. 23—34). Die lexicalische Litteratur beginnt mit Glossaren zu berühmten Schriftstellern. Das erste derselben ist das von Lucilio Minerbi zum Boccaccio, 1535. Kurz darauf, 1536, folgte ein ähnliches Werk von Fabricio Luna zum Ariost, Petrarca, Boccaccio und Dante ; sodann ein allgemeineres Wörterbuch von Accarisio 1543; in demselben Jahre ein Glossar zum Boccaccio von Alunno, welches mehrere Auflagen erlebte. Nach mancherlei andern Versuchen auf diesem Gebiete trat endlich 1612 das bekannte Wörterbuch der Crusca ans Licht, womit die Lexicographie vorläufig abgeschlossen war. Das erste etymologische Wörterbuch lieferte ein Fremder, Ménage: Le origini della lingua italiana, Parigi 1669; kurz darauf folgte ein zweites, von Ferrari: Origines linguae italicae, Patavii 1676; sodann eine zweite Ausgabe des ersteren, Ginevra 1685. M u n d a r t e n . — Italien war schon durch seine Gestalt, seine lange Ausstreckung von den Alpen nach Südosten, welche selir verschiedenen climatischen Einflüssen Raum gibt, so wie durch seino grossen Eilande zur Entwicklung stark bezeichneter Mundarten berufen: denn anders werden die Organe am Comersee, anders an der Meerenge von Messina gestimmt sein. Schon Dante hat in dem genannten Werke die Mundarten gemustert, | und seine Nachrichten wie sein Urtheil sind noch jetzt aufmerksamer Beachtung werth. Er theilt (1, 10) Italien in dieser Beziehung in zwei Hälften, eine westliche und eine östliche, rechts und links vom Apennin, und nimmt vierzehn Mundarten an: die von Sicilien, Apulien, Rom, Spoleto, Toscana, Genua, Sardinien, Calabrien, Ancona, Romagna, Lombardei, Treviso nebst Venedig, Aquileja ; bei welcher Eintheilung auch noch Salviati, Opp. Milan. II, 357, stehen blieb. In neuerer Zeit hat man die Gränzen richtiger durch die Breite der Halbinsel gezogen und letztere in drei Sprachprovinzen abgetheilt, jede mit ihren Bezirken: eine unter-, eine mittel- und eine oberitalische. 1 Zur unteritalischen ge1) Zu verweisen ist hier auf die verdienstvollen Abhandlungen über (l esen Gegenstand von Fernow, Fuchs, Blanc und L. Lemcke, letztere in Herrigs Archiv YI. VII. IX.
I. 81. 82.]
Italienisches Gebiet.
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hören die neapolitanische, calabresische, sicilianische so wie die sardischen Mundarten. Zu der mittelitalischen Provinz rechnet man die toscanischen Mundarten, z. B. die von Florenz, Siena, Pistoja, Pisa, Lucca, Arezzo, und die römische. Auch Corsica und ein Theil von Sardinien soll hierher gehören. Die oberitalische enthält nach der sorgfältigen Untersuchung Biondelli's, Saggio sui dialetti gallo-italici, Mil. 1853, folgende vier Bezirke: den genuesischen, den gallischitalischen, den venezianischen und den friaulischen. Der gallischitalische umfasst drei Gruppen, die lombardische (Mailand, Como, Tessin, Bergamo, Crema, Brescia, Cremona u. a.), die ämilianische (Bologna, die Romagna, Modena, Reggio, Ferrara, Mantua, Parma, Piacenza, Pavia etc.) und die piemontesische (Turin, Ivrea, Alessandria). Eine vollkommene Gleichheit der Lautverhältnisse darf man in den einzelnen Mundarten freilich nicht voraussetzen, da sie den Andrang benachbarter Idiome und den Einfluss der Schriftsprache nicht immer zu überwinden vermochten. Daher kommen wohl von einem lateinischen oder italienischen Laute drei bis vier Darstellungen zugleich vor, doch rühren diese oft auch aus selbständiger Entwicklung her. Wir achten nun in der folgenden Ubersicht nicht auf solche Züge, welche die Mundarten mit der Schriftsprache gemein haben, wie die Vertauschung von l und r, von b und v, die Verdoppelung ! der Consonanten, sofern diese Züge nicht allzu stark hervortreten, sondern auf solche, worin sich der Charakter der ersteren am deutlichsten ausspricht, namentlich die Diphthonge ie und wo; die tonlosen Auslaute e und o; die Verbindung gli-, die Verbindungen chi, pi, fi, wenn sie als chj, pj, f j aufzufassen sind; die Palatale c (nebst sc) und mer (Mar. p. 140), zißixciTt für civitate (das. p. 142). In einer lat. Urkunde, gleichfalls aus dem Exarchat, v. J. 650 (Maffei p. 171) steht quaimento für caemento, also qu für c. Die Frage ist nun: soll das griech. x schlechthin nur das lat. Zeichen c vertreten, oder soll es den Kehllaut ausdrücken? Da sich die Schreiber sichtlich befleissigten, überall den lebendigen Laut zu bezeichnen, und daher z. B. awoiiegatovg, ana/.Qnpi, leyuoq unbekümmert um die lat. Orthographie setzten, so ist ersteres schwerlich anzunehmen. Entsprechend schrieben daher die spätem Griechen TLSQra, IVT'CSQTOS •certa, incertos (in den Basiliken). 4) Noch am Ende des 6. Jh. drückten römische Priester in Britannien die angelsächsische Kehltenuis ohne Einschränkung | mit c aus: cene audax, cild infans, cyning rex, und die ersten hd. Denkmäler zeigen dieselbe Schreibweise. 5) Einer gesonderten Erwähnung bedarf c vor i, sofern noch ein zweiter Vocal folgt: es muss sich in dieser Verbindung frühzeitig der Assibilation hingegeben haben, da es in den ältesten Urkunden oft mit t verwechselt wird. Die Inschriften bis in die erste Kaiserzeit machten dagegen noch einen genauen Unterschied zwischen ci und ti, d. h. für ci ward nicht zugleich ti gebraucht und umgekehrt. Nur ti z. B. zeigt nuntins, ci ist inschriftlich verbürgt in conditio (Corssen). In Urkunden aber schrieb man solacio, perdicio, racio, eciam, precium neben solatio etc. und zugleich ward dies c oder t auch durch das gr. L oder TL oder auch durch das lat. z (pnzias für uncias Mur. Ant. II, 23 v. J. 715?) wiedergegeben. Neben diesem £ wird auch noch % gebraucht: TTQSTIO, 7CQeaivrta, und für da kommt xia u. dgl. vor: yevey.iavi, Qoatr/.tLUva, ovvv.cciaQov für geneciani. rusticiana, unciarum, j a selbst icqtxinü steht einmal (Maff. 166) für pretio, /. also für t, vgl. in einer gotischen Urkunde von Arezzo, vermuthlich aus dem Anfange des 6. Jh., unkja = uncia. Nach den letzten Beispielen muss man entweder ein Schwanken oder eine landschaftliche Verschiedenheit in der Aussprache des ci oder ti vor Vocalen annehmen, einen Zustand, der bei einem allmählich sich bildenden Lautwandel gewiss unter die möglichen Dinge ge-
hört.
207
Lateinische Consonanten. C.
I. 25V. 252.]
6) S e i t d e m 8. Jh. gilt e n d l i c h c vor e u n d i, a u c h w e n n k e i n
w e i t e r e r V o c a l folgt, i m d e u t s c h e n A l p h a b e t e s c h o n für z (cit, die neue Aussprache
auf rom.
Boden
d a m a l s s c h o n sehr verbreitet g e w e s e n , vermuthlich
im 7. Jh.
aufge-
kommen sein .
c
wird
crüci);
also
1
des Kehllautes
A n f a n g s s c h e i n t d i e s | c die G e l t u n g e i n e s s c h a r f e n
z g e h a b t zu h a b e n w i e noch in it. u n d pg. Mundarten und i m Südw a l . , n i c h t a l l e i n w e i l es v o n d e u t s c h e n Schreibern dem d e u t s c h e n gleichgestellt F o r m e l n da
ward,
sondern
auch
weil
es in d e n oben
cio in die S t e l l e d e s t — z eintrat (etiam
und N o r d w a l .
vergröberte
sich
dieses
ts in c;
in
eciam). den
z
erwähnten I m It.
westlichen
S p r a c h e n stellte es sich a l s e i n f a c h e r S a u s e l a u t dar, der aber d o c h i m Span, durch
ein A n s t o s s e n
der Z u n g e
eine V e r w a n d t s c h a f t
j e n e m zusammengesetzten Laute auszudrücken
mit
2
scheint .
E s ist a u s der G e s c h i c h t e d e r S p r a c h e n b e k a n n t , d a s s die Gutturallaute Ausnahme,
vor wie
d e n v o l l e r e n V o c a l e n a, o, u wir
(aber auch n i c h t o h n e
oben g e s e h e n ) ihre Natur b e h a u p t e n , vor
den
d ü n n e r e n i u n d e, w e l c h e m e h r v o r w ä r t s l i e g e n , l e i c h t in die g l e i c h falls
mehr vorwärts
l i e g e n d e n S i b i l a n t e n und P a l a t a l e
übergleiten.
1) Gegen die obige Zeitbestimmung liesse sich eine Einwendung erheben. Wie kommt es, dass wenn c im 7. Jh. die assibilierende Richtung nahm, die deutschen B e s t a n d t e i l e des Rom. nicht davon ergriffen wurden, die doch um dieselbe Zeit wenigstens zum grossen Theile eingedrungen sein müssen? Denn man spricht z. B. it. chiglia, von kiel, nicht ciglia. Folgt daraus nicht handgreiflich, dass jene denkwürdige Lautverschiebung, vermöge welcher Kikero in Zizero ausartete, v o r der Völkerwanderung sich ereignet habe? Allein diese Einwendung hat wenig zu bedeuten. Man konnte den deutschen Buchstaben nicht demselben Gesetze unterwerfen wie den lat., weil man seine Ausspräche gerade durch die Völkermischung stets vor Ohren hatte. Aus demselben Grunde folgte auch das deutsche h im Franz., das arab. k im Span., das griech. im Wal. nicht dem Schicksal der gleichen lat. Buchstaben. 2) Corssen, Lat, Ausspr. 2. A. I, 48, schliesst seine auf zahlreiche authentische Zeugnisse gegründete Untersuchung dieses wichtigen Stückes der Lautgeschichte mit den Worten: ' Bisher hat sich also ergeben, dass c vor folgendem e und i bis in das 6. und 7. Jh., bis in die Zeit nach der Einwanderung der Longobarden nach Italien, noch wie k gelautet hat. Allerdings folgt daraus nicht, dass es diesen Laut überall und in allen Wörtern so lange gewahrt hat . . . Niemals ist in den Urkunden von Ravenna (aus dem 6. und 7. Jh.) c vor e und i durch z, tz, a oder aa wiedergegeben. Daraus folgt also, dass bis in das 7. Jh. nach Christus die Assibilation jenes Lautes nur vereinzelt in der Volkssprache oder in Provinzialdialecten eingetreten sein kann, dass also die gebildeten Römer noch im Zeitalter des Exarchats und der Longobarden die Namen ihrer grossen Vorfahren Kaesar, Kikero aussprachen.' Eine Note S. 49 berührt eine dahin gehörige Behauptung von Schuchardt I, 164.
208
Lateinische Consonatiteli. C.
[I. 252—254
Dies hat sich in der rom. Familie, was das lat. Element betrifft, in ausgebreitetem Masse ereignet. Hierin trifft sie hauptsächlich mit slavischen Sprachen zusammen, indem z. B. im Altslovenischen die Kehllaute k, g, ch vor den | dünnen Vocalen gar nicht anwendbar sind, sondern k theils in ¿, theils in tz, g theils in z, theils in z, das dem Romanen fehlende eh in è und s übertritt. Auch litauisches k verwandelt sich vor i und e im Lettischen unzähligemal in z — ts (Pott, Forsch. 1. Ausg. I, 77). Im Neugriech. ist diese Lautentwicklung im allgemeinen zwar nicht zur Geltung gekommen, doch wird k mndartl. vor dem Laute i wie c gesprochen (ds. II, 11). Ahnlich ist es, wenn in alban. Mundarten kj in c übergeht (v. Hahns Studien II, 20). Was das germanische Gebiet betrifft, so tritt aus angels. ci ce = ki ke engl, ch = 6 hervor; ungefähr dasselbe bemerkt man im Altfriesischen (Rask, Frisisk sproglaere 10. 18) und nach individueller Auffassung (Rask, Angels. sprogl. 8) auch im Schwedischen. Im Hochdeutschen darf etwa an die Verwandtschaft zwischen qu und zu (Grimm I 2 , 196) erinnert werden. Und so würde sich aus verschiedenen Sprachen noch mancherlei Verwandtes zusammentragen lassen. 2. Zuweilen wird der ursprüngliche Kehllaut auch durch andre Sibilanten oder Palatale vertreten. Die it. Sprache lässt z in einigen Fällen zu : so zimbello (cymbalum), dolze, donzella (* dominicilla), dozzi (duodecim), lonza (lyncem), sezzo (secius); im übrigen ist z mndartl. Fällt zwischen 6 und t ein Vocal aus, so ist der Palatallaut nicht anwendbar und gestaltet sich zu s : amistà (* amicitatem), destare (de-excitare), fastello (für fascettello). Zuweilen wird auch der weiche Palatal angewandt: gelso (celsus), abbragiare (für abbracciare), augèllo (ancella), congegnare {concinnare?), damigella, doge (ducem), dugento (ducenti, vgl. lat. guingenti), piagente (placentem), vagellare (vacillare). Im Sp. ist z selten: zarzillo (circéllus); häufiger ch : chicharo (cicer), chico (ciccum), chinche (cimicem), corcho (corticem), lechino (licinium), marchilo (marcidus), pancho (panticem), picho (picem). Pg. murcho (murcidus); s in visinho (vicinus). — Im Pr. ist z, das hier einem sanften s entspricht, sehr üblich: auzel, jazer, Lemozi (Lemovices), plazer, vezi; ss aber entspricht phonetisch dem c und ist nur andre Schreibung, wie in vensser (vincere), taisser (tacere). — Auch im Fr. wird s oder ss vielfach angewandt, vgl. sangle (cingulum), silier (cilium), dîme für disme | (decimus), génisse (junicem), panse (panticem), poussin (pullicenus)1. Aber auch ch, wie im Sp. hat eingegriffen: 1) Zu bemerken ist aus einer Urkunde sistema für cisterna schon v. J. 528 Bréq. num. 18, aber das Beispiel steht doch zu einsam da, um daraus für Frank-
I. 254. 255.]
209
Lateinische Consonanten. C.
chiche (cicer), farouche (ferocem), mordache (mordacem), moustache (mystacem), ranche (ramicem). — Wal. Fälle mit tz sind tzintirimu (coemeterium) Lex. bud., otzet (acetum, jenes auch altslov.); mit g ager (acer), vinge (vincere). 3. Sollte sich der Kehllaut nicht in einzelnen Fällen erhalten haben? Kaum ist dies anzunehmen, da der Sprachbildung der Weg zu deutlich vorgeschrieben war. Zwar hält das Wal. den andern Sprachen noch die Kehltenuis entgegen, aber hier ist griech. Einfluss unläugbar nicht bloss in ursprünglich griech. Wörtern, wie chedru (y.sögog), chimp (y.vf.ia), auch in vielen andern, wie cheleriu, dechemvrie, denen die griech. xsllaQyg, dev.tf.ißQiog das Muster gaben. In mehreren Wörtern, wie cucute (cicuta), tacund (tacendo), scynteie (seinUlla), südwal. ppttecu (pantex), pescu (jpiscis), hat sich der entscheidende Vocal hinter c geändert. Was von Formen wie nuc§ (nucem), salcf (salicem) zu halten sei, werden wir sogleich sehn. Den Schein eines ächten Falles hat clring§ (cingulum), aber wie leicht war hier Umstellung in clingum und endlicher Ausfall des l möglich. E i n e Mundart gibt es jedoch, welche der allgemeinen Ausartung der Kehltenuis widerstand, die von Logudoro. Anl. behauptet sich die Tenuis in den vornehmsten Wörtern, vgl. chelu (caelum), chena (coena), chentu (centum), chera (cera), chervija (cervix), chiza (cilium); in andern wie zegu (caecus), zertu, zibu, hat schon der Zetacismus eingegriffen; inl. zwischen Vocalen weicht sie der Media: boghe (vocem), dughentos (ducenti), faghere (facere), aber ischire (scire), pischina (piscina). Aus dieser Mundart also hallt uns noch immer die römische Aussprache entgegen, | die nur in der tiefen Abgeschiedenheit einer Gebirgsgegend fortdauern konnte. Griech. Einfluss, der ja nirgends in Italien Ahnliches bewirkte, ist dabei schwerlich im Spiel. Die übrigen Sprachen gewähren keine Beispiele. Das fr. lucarne (lucerna) weist auf ein lat. lucarna, das sich auch im got. lukarn wiederfindet; ebenso wird dem pg. lagarta, sp. lagarto (lacertus) eine lat. Form lacartus vorangegangen sein. In einigen Substantiven, wie it. rädica (radicem), sorgo (soricem, Inf. 22, 58 sorco), sp. pulga (pulicem), können die Nominative radic-s, sorec-s, pulec-s auf die Aussprache des c eingewirkt haben, was denn auch vom wal. nuc$ und salcf, vom neap.
reich eine frühere Entwicklung des Ereignisses zu folgern. Scitam für sitam, in welcher Schreibung c nicht guttural lauten konnte, ist erst v. J. 587 da. n. 46. Requiessit für requieseit weit später, v. J. 658, ds. num. 140. Andre Fälle des si für ti berührt Corssen 2. A. I, 59. D i e z roman. Gramm., I. 5. Aufl.
14
210
Lateinische Consonanten.
C.
[I. 255. 256.
jureche (judicem) gelten würde; indessen ist die unmittelbare Übertragung einiger dieser Wörter aus der 3. in die 1. oder 2. Declination ein noch wahrscheinlicherer Vorgang, weil er sich häufig darbietet: man konnte z. B. radica neben radix gesagt haben, wie man im classischen Latein fulica neben fulix sagte. Uber duca (dux), giuschiamo (hyoscyamus), scojattolo (sciurus) sehe man Et. Wb. 1.1 4. Wir haben vorhin den besonders im Franz. wirksamen Ausfall des c vor a, o, u beobachtet. Wird sich derselbe Ausfall der Kehltenuis auch vor e und i ereignet haben, nachdem sie im Volkslatein vor diesen Vocalen zum Sibilanten geworden? C lautete nun wie ts und wir wissen, dass s, wenigstens vor Vokalen, entschieden der Syncope widerstrebt und dürfen annehmen, dass die Verbindung mit vorausgehendem t kaum etwas an der Sprödigkeit des Sibilanten geändert habe. Gleichwohl ward aus facere, fr., mit geschwundenem c, faire, aus placere (betont pläcere), plaire, aus nöcere nuire, aus dicere dire, aus coquere (cocere) cuire, aus placitum plaid (9. Jh.) u. dgl. m. Daneben stellen sich Formen mit s, entsprechend lat. f, wie in faisons (facimus), fisdrent (fecerunt), disons (dicimus), plaisir, nuisir. Darf man nun annehmen, die Wörter und Formen mit ausgefallenem c stammten aus einer Zeit, wo dieser Buchstabe noch guttural, mithin dem Ausfalle ausgesetzt war, die mit s aus einer Zeit, wo sich das Latein bereits der Assibilation hingegeben hatte? Die Untersuchung dieser Frage würde schwerlich ein befriedigendes Resultat liefern. Beide Zeiten, die alte und die neue, die lat. und die rom. berührten sich etwa im 7. Jh., und einzelne Abweichungen von der herrschend gewordenen Regel sind denkbar und scheinen namentlich aus der Conjugation hervorzublicken. Soll man nun, was den gegenwärtigen Fall betrifft, die Stufenreihe fakere faere faire, oder fakere fahre faire (fc in i aufgelöst), oder fakere fasere fazre faire aufstellen ? 1) Ein sicherer Fall scheint das fr. Verbum hängt ein Zweifel daran.
schoben zur Stütze des nasalen n. gegeben haben, wo man
vaincre
von
vinkere,
und doch
Nach Delius nämlich, Jahrb. I, 358, ist k nur einge-
vin're
Hiernach müsste es in Frankreich eine Zeit
sprach, bis man die Lücke mit einem euphoni-
schen c = k ausfüllte. Dies ist freilich fein-d-re vergleicht, worin d denselben
möglich,
wenn man z. B.
Dienst thut;
man ein schon aufgegebenes k wieder heranzog.
fingere fitere
es ist nur auffallend, dass
Sollte es nicht besser sein,
diesem k eine etymologische Bedeutung beizulegen, da es selbst im Prov., welches nur den Infinitiv schlägt.
vencer
kennt, im Verlaufe der Conjugation mehrfach durch-
Zwar scheint das uralte fr.
veintre
die Einschiebung eines vermittelnden
Lautes zu bestätigen, aber das darin enthaltene t kommt nur im Infinitiv, d. h. vor r vor und ist ausserhalb desselben ohne Einfluss geblieben; es verhält sich
zu k wie in fau-t-re von fulcrum.
1. 256. 257.]
Lateinische Consonanten.
C.
211
5. Merkwürdig ist die Behandlung des lat. ç in einer der vornehmsten Mundarten, der cat. Dass es hier ausfällt, wie im Fr. und Pr., kann nicht befremden: so in dir, fer u. a., aber auch in deya (dreisilb. dicebat), feya (faciebat), dehembre (decembre), rebre (recipere), vehi {vicinus). Denselben Ausfall kann auch der Sibilant t ( = sp. s) erleiden: prehar (*pretiare), rahó {ratio). Was aber befremden muss, ist, dass das weggefallene ç, wenn auch im Inlaute nur selten, im Auslaute aber ganz regelmässig durch u ersetzt wird, das mit dem vorhergehenden Vocal einen Diphthong macht : jaure ( jacere), plaure (piacere), creu (crucem), diu {dicit), feu ( fecit), nou (nucem), pau (pacerti), veii (vocem). Wie erklärt sich dies? Ist plaure aus plaire und dies aus placre entstanden, wie Jaume aus Jacme? Allein jenes m tritt auch für z ein, wie in palau {palatium), preu (pretium), ja für die Verbalendung ts, wie in haveu (habetis), das sich in den ältesten | Werken hin und wieder schon neben havets zeigt. Da u weder aus ç, noch z, noch ts entstehen kann, so ist zu vermuthen, dass diese Mundart vermöge eigentümlicher Anlage den Vocal u vorzog, wo die pr. oder fr. i gesetzt haben würden, was sie z. B. auch in traure = pr. traire that, vgl. S. 166 Note. Grade so setzt die pg. ou fllr oi unbekümmert um die Etymologie, z. B. mouro für moiro (tnorior). Aus amats {amatis) z. B. mochte erst amaus = sp. amais, sodann amau gebildet werden, aus nucem erst nous, dann nou (vgl. S. 192 Note). Oh vor den weichen Vocalen wird nur in älteren Wörtern dem c gleichgesetzt: it. celidonia (chel.), cirügiano (chirurgus), Acerenza (Acherontia), arcivescovo (archiep.), braccio (brachium), Durazzo (Dyrrhachium), macina {mach.), Procida {Prochyta)] sp. celidonia, cirujano, arzobispo, brazo; pr. celidoni, ciragra (chir.), arcivesque etc.; altfr. seorgien {chir.) Dagegen it. chimera, chimico, chirurgo, architetto, lisimàchia; sp. quimera ff. ; fr. chimère, archevêque etc. Bereits auf römischen Inschriften liest man bracium (Schneider I, 397), in Urkunden scnodocium Bréq. n. 122 (v. J. 648), sinedocio Mur. Ant. III, 569 (v. J. 757), monaci und arcipresbiter das. V, 367. CG. It. bacca, becco, bocca, ecco, fiacco, fiocco (floccus), moccolo (muccus), peccare, sacco, secco, socco, succo, vacca. Sp. baca, boca, chico (ciccum), flaco, flueco, moco, pecar, saco, seco, suco, vaca. Fr. bec, floc, sac, sec, soc, suc; ch für cc s. S. 203. Erweichung kommt nicht vor: pr. baga, fr. baie beziehen sich auf die im Latein vorhandene Form baca; sp. pg. pr. braga, fr. braie auf braca, nicht auf bracca, das im Rom. keine Nachbildung erfuhr; it. sp. sugo auf sucus. — Vor e und i theilt die Doppelconsonanz das Schicksal der einfachen, daher
212
Lateinische Consonanten.
C.
[I. 257—259.
it. accento, accidente, successo; sp. acelerar, aceptar, suceso. Sofern sich jedoch in letzterer Sprache cc behauptet, so verbleibt auch dem ersten dieser Buchstaben sein Kehllaut, z. B. ac-cento neben acento, ac-cesion, ac-cidente (vrlt. acídente). Im Fr. ist dies immer der Fall, also ac-cent, ac-cident, suc-ces. CL s. unter L. \ CT. Diese wichtige Combination erfährt theils Assimilation, welches die gemeinrom. Methode ist, theils Auflösung des Gutturals in i mit Diphthongbildung, woran nur die westlichen Sprachen Theil nehmen, theils endlich, verschieden von der Gestaltung der Combination es, Auflösung beider Buchstaben in einen Palatallaut nach einem Durchgang, wie es scheint, durch it. Häufig bleibt et stehen, zumal in jüngeren Wörtern. Mit Assimilation oder Syncope des c vor Consonanten gieng bekanntlich schon das Latein seinen Sprösslingen voran: gluttio steht für gluctio aus glocire, mattea für maetea, natta für nacta, sitis für sictis v. siccus, artus für aretus, fultus für fuletus. Im provinzialen oder späteren Latein begegnet Vitoria für Victoria, santo für saneto, defunto; seit Anfang des 4. Jh. nach Chr. lattuca, otto, ganz it., s. Corssen 2. A. I, 37. 39. 42. In Urkunden späterer Zeit liest man maleditus Bréq. n. 64 (v. J. 627), ditto Brun. p. 625 (v. J. 772). Zahlreiche Fälle der Erweichung gewährt unter den nah liegenden Gebieten vornehmlich das celtische, z. B. kymr. laith Ilaith (lat. laetem), reith (rectum), traeth (fractus), s. Zeuss I, 172. Im It. gilt nur Assimilation: atto (actus), cotto, detto (dict.), diritto (direct.), fatto, frutto, letto, notte, petto, tetto, giunto (junetus), santo. Auflösung in einen Palatal (cc zu sprechen wie sp. ch) begegnet in Mundarten: mail. lacc (lactem), lecc, nocc, pecc, peccen (peden), tinc (tinetus), bei Bonvesin digio (dictus), dregiura (directum), fagio (factus). — Der Spanier bedient sich der Assimilation minder häutig als der vollen Form ct. Beispiele: abstracto, acto, activo, directo, docto, doctor dotor, efecto (vrlt. efeto), fruto, matar (mactare), octubre (vrlt. otubre), olfato (olfatum Urk. des 9. Jh. Esp. sagr. XI, 264), junto, llanto (planctus), santo, aflicción (vrlt. aflicion), facción (vrlt. fación). Auflösung des c in i und u zeigen pleito (von plectere), auto (actus), volksmässig carauter (character) s. Monlau 39. In den wichtigsten Wörtern ist ch für et die übliche Form: derecho, dicho, estrecho (strictus), lecho, noche, ocho, pecho, techo, cincho (cinctus), altsp. frucho Be. FJuzg. 1 | Hier 1) Der Egn. Sancho ist = lat. Sanctus, das z B. bei Tacitus Hist. 4, 62 vorkommt. Im Mlat. scheint man hieraus um der Bescheidenheit willen Sanetius geformt zu haben, it. Saneio. Alter ist noch ein ähnliches Wort: Sancius, z. B.
I. 259. 260.]
Lateinische Consonanten.
C.
213
zeigt e = pg. ei, pr. ai zuweilen ein aus c erweichtes i an: hecho (factus), leeho (lactem), pecho {pactum), trecho (tractus), s. oben S. 122. — Pg. acto, dito (dictus), fructo, juncto junto, luto (luctus), matar. Die Hauptform ist das in i erweichte c, wofür sich auch u einfand: direito, estreito, feito (fad.), leito, noite, oito; auto, outubro, doutor (doctor); altpg. coito (coctus), condoito (conductus) SRos., oytubro FTorr. p. 614, auçom (actio), autivo (activus), contrauto (contractus) SRos. Auflösung in ch, wie in colcha und trecho, ist weit seltner. — Der Provenzale erträgt et in actuàl, affliction, contraet, dictar, doctrina, lector, octobre etc. Aber die ächte, einheimische Form ist ihm, wie dem Portugiesen, Auflösung des c in i, z.B. coitar (* eoctare), duit (duetus), destruit, dreit, estreit, fait, frait, noit, peitz (pectus), trait. In i, wie dit (dictus), kann dies i aufgehn. In der Formel net wird es vom Stammvocal angezogen: oint (unetus), peint (pinetus aus pictus), saint (sanetus), theoretisch für onht, penht, sankt. Eine andre Mundart setzt ch wie im Span.: cochar, drech dreich, fach, fr ach, estrech, dicha, poncha (puncto), sanch (sanetus s. Leys II, 208), wofür auch ausl. g geschrieben wird : dreg, fag etc. — Auch im Fr. sind die Formen mehrfach. Die zahlreichen lat., wie action, abstract, direct, docteur, octobre, verstehen sich von selbst und haben für die Sprachgeschichte keine Bedeutung. Assimilation z. B. in contrat, effet, jeter, lutrin (mlat. lectrum), lutter, pratique, roter (ructare), façon (factionem). Hauptsächlich Erweichung: conduit, droit, étroit, fait, nuit, joint, peint, saint. Einige Fälle zeigen auch die sp. und pr. Auflösung in ch: so cacher (coactare), fléchir (flectere), empêcher (* impactare). — Im Wal. ist Assimilation selten, etwa in | aretà (v. rectus), fluturh (fluetus), unt (unetum), südwal. fruttu. Selten auch bleibt et, wie in octomvrie (october), seactç (secta). Die nationalen Formen für diese Consonanz sind pt und f t , z. B. ajeptà (*adjectare), asteptà (exspectare), copt (coctus), fipt (fictus für fixus), ffpturç (fact.), fript (frictus), lapte, luptà (luctari), noapte (noctem), pept, peptene, supt (suetus); doftor (doctor), ôfticç (hectica), lefticf (lect.) CS d. i. x. Die Härte dieser Consonanz zu brechen, war Assimilation geeignet, und wirklich begegnen Beispiele derselben schon im Latein, wie cossim, assis, lassus, trissago für coxim, axis, laxus, trixago, auf Inschriften conflississet Grut. ind. ss pro x, obstrinserit Orell., aessorcista (exorc.) Mur. Inscr. p. 1841, sistus (sextus) Reines, auf einer vorchristlicheu lusitan. Inschrift TL CLÄDIVS SANGIVS, s. SRos. II, 175, auch schon bei Tacitus Ann. 6, 18 Sancia, vgl. Pott, Personenn. S. 563. Astarloa p. 262 hält Sancho für bask, und legt ihm die Bed. nerbudito bei.
214
Lateinische Consonanten.
C.
[I. 2ü0. 261.
in Hss. frassinus, tossicum (Schneider I.). Auch die neue Sprache bedient sich dieses Mittels vor und nach Consonanten und zwischen Vocalen. Doch wendet sie auch Auflösung des c in i, wodurch Diphthonge entstehen, so wie Umbildung der Combination in einen Hauch- oder Zischlaut an. Im It. findet sowohl Assimilation wie Verwandlung in sei statt. Im ersteren Falle wird zwischen Vocalen ss gesetzt: Alessandro, bosso (buxus), frassino, flusso, lasso, lusso, matassa, rissa, tasso, tessere, visse (vixit); ansio (anxius), esperiensa, esplorare, tosco (toxicum); einfaches s zwischen Vocalen genügt jedoch der Partikel ex und einigen andern Wörtern: esame, esemplo, eseguire, Bresello (Brixellum), fiso (fixus). Beispiele mit sei sind: Brescia (Brixia), coscia (coxa), lasciare (laxare), lisciva (lixivia), sciame (examen), scialare (exh.), sciagurato (exaug.), scegliere (ex-eligere), scempio (exemplum), escire (exire), sciocco (exsuccus). — Wal. ebenso: Alesandru, esemplu, estr$ (extra), fräsin (frax.), lasä, mftasf, Sas (Saxo), tzesfturf (textura); ieii, leiie. Zuweilen x: Xaverie, toxic$ Lex. bud. — Im Sp. haben sich noch mehr Darstellungen eingefunden. Der lat. Laut es erhält sich häufig, so in examen, exequias, eximir, luxo, sexo, maximo, selbst vor Consonanten, wie in excepto, extremo, sexto, texto. Assimilation tritt in mehreren Wörtern sowohl vor Consonanten wie vor Vocalen ein, z. B. fresno (fraxinus), tasar (taxare), tosigo (toxicum), ansio. Andre ziehen die dem | it. sei analoge Aspirata x ( j ) vor: Alexandro, buxo, eoxo (v. coxa), dixe (dixi), exemplo, texer, xaguar (* exaquare), xamete (mittelgr. e^a/jizog ^a^zog), xaurado (exauguratus). Sofern dieser Aspirata ein a vorangeht, lautet letzteres um in e, entsprechend dem pg. ei (vgl. beso, beijo): exe(axis), lexos (laxus), madexa (metaxa), mexilla, texo (taxus). In der ersten Silbe des Wortes wird dem aspirierten x zuweilen noch n vorgefügt: enxambre, enxemplo vrlt., enxundia (axungia), enxugar (exsuccare), über dessen Ursprung s. S. 202. Auflösung des c vor s in seis (sex). — Im Pg. bleibt, wie im Sp., das Zeichen x meist bestehen, ist aber auch hier von verschiedener phonetischer Geltung (vgl. im 2. Abschnitt.) X = cs in fluxo, nexo, sexo u. a.; x = is in experto, extremo, exemplo; x = it. sei in coxa, enxame, enxugar, enxundia. Auflösung in i oder u findet sich in seis ( = sp. seis), welchem eis (ecce) ganz nah liegt, und in tousar vrlt. (taxare) SRos. Auflösung in i oder u, wobei x, wie im Span., fortbesteht, zeigen eixo (axis), leixar vrlt., madeixa, seixo (saxum), frouxo (fluxus). Auch s und g finden statt: tasar, ansio, tecer. — In den nordwestlichen Sprachen darf Assimilation in einigen Fällen angenommen werden, wie in pr. essai (exagium), esclairar,
I. 2(51. 262.]
Lateinische Consonanten.
C.
215
essugar,josta 3 ch, et, t CT tt ng NC nj BC rc rg TC, DC j 99, SCe, i sc (, Z , X (iN gn n, in NGe, i ng, gn ng, n s PS SS FT tt t, ut BS s, bs SS BT ud tt 16.
Häufig
l
Pg—
Ih ch Ih, ch gl Ih ch (Ih) Ih, ch bl ch ch ch mbl,mbr m mbr nd —
s —
X, z
dr
X, s
it, et, t nj rg 3 x, sp nh, in ng (nh) SS
t, ut s, bs ud
pr. 1, u Ur Ih cl Ih 9l Ih pl Ih bl bl
fr. u udr a cl il gl il pl il bl bl
mbl mn, mbr mbr mt, nd ndr s (str) ss ir iss, ss it, ch nj rj
mbl m, mm mbr mt, nt ndr (nr) s str, tr ss ir
fl fi
tg
SS, s
nh, in ng (nh) iss t, ut s t, pt
fl fl
1
wal. —
chi ehi chi ghi ghi pl pl bl bl
fl fl
— — — —
s —
st tr, dr ISS, SS, X s, s it, t, et t, pt, ft ng, ch — — rg — g, ch st sc, SS mn gn, in ng, in ng s iss t t s s, bs t d, t
werden auch da wo es nicht gilt,
eine mehrfache
Consonanz zu vermitteln (§. 14), Consonanten eingeschoben, ein Vorgang, der theils in einem gewissen Gefühle des Wohllautes, theils in blossem Zufalle seine Ursache hat. genden Abschnitt
berühren.
Aber
W i r werden diese F ä l l e im foldas,
was bei | diesem Vorgange
den rom. Sprachen gemeinsam ist, muss hier schon seine Stelle finden:
250
Deutsche Buchstaben.
Vocale.
A.
[I. 305. 306.
dass nämlich die Liquida vor allen andern Buchstaben / zur Einschiebung berufen sind. L wird oft dem Consonantanlaute zugesetzt, z. B. \t. fiaccola = flaccola (lat. facula), sp. espliego (spica), pr. plasmar (spasmus), fr. enclume (incus). M wird einem andern Lippenlaute vorgesetzt: it. strambo (strabus), pg. trempe {tripus), pr. sembeli (sabellinus), fr. Embrun {Eburodunum), wal. octomvrie (october). Diese rhinistischen Formen sind auch in andern Sprachen, namentlich der lat., häufig genug {cumbo, sambucus, limpidus etc.) N wird vor Zahnund Kehllauten eingeschoben: it. lontra (lutra), fangotto (fag.); sp. ponzoña (potio), ninguno (nec unus); pr. penchenar [pectinare), engual (iaequalis); fr. jongleur (joculator) etc.; wal. mgrunt (minutus)-, lat. centum, findo, linquo, frango. Reddere in den rom. Formen rendere, rendir, rendre nimmt überall ein n zu sich. R einer Muta nachgesetzt (vgl. S. 184) ist sehr häufig: so im it. brettonica, sp. estrella, pg. fralda, pr. brostia (boite), fr. fronde, vgl. lat. culcitra neben culcita u. a. (Schneider I, 474). Einer doppelten Einschiebung scheint tromba {tuba) seine Form zu danken. Gemeinrom., vorzüglich aber der it. Sprache eigen, ist auch die Verstärkung des Anlautes durch s, z. B. it. smergo, pg. estragäo, pr. escarpa, fr. escarboucle, wal. stürz {turdus).
Deutsche
Buchstaben.
Nach dem was in der Einleitung bemerkt worden, finden wir uns bei der Beurtheilung des deutschen oder germanischen Elementes auf die reinste und älteste, die gotische Sprachform, verwiesen. Wenn daher der Stoff gleichwohl meist aus dem Althochdeutschen als einer weit reichhaltigeren Quelle, zuweilen aus dem Angelsächsischen, Friesischen, Niederländischen, Nordischen her|geholt werden muss, so ist dabei die gotische Form stets im Sinne zu behalten 1 . Vocale. A. — Gtoth. e = ahd. ä hat nicht eingegriffen: man sagt it. bara (ahd. bära), fr. vague (ahd. wäc, got. wäre vegs) u. dgl. Das it. Tancredo, im Widerspruche mit Corrado, ist aus Frankreich herüber1) Die Bedeutungen sowohl der rom. wie der deutschen Wörter habe ich, der Kürze zu Gefallen, gewöhnlich weggelassen; sie finden sich nebst reichlicheren Nachweisungen im Et. Wb. Auch die Längezeichen der ahd. Endungen sind weggeblieben, da der Fremde sie leicht mit Tonzeichen verwechselt. Die eingeschlossenen Beispiele ohne Angabe der Sprache sind hochdeutsche.
I. 306. 307.]
Deutsche Vocale. E. I.
251
gekommen. Der sp. Personenname Suero, in Urkunden Suerius, erinnert unmittelbar an das got. svêrs evu/uog, denn an lat. suarius wird man doch nicht denken wollen: er wäre also mit dem Eigennamen Honoratus gleichbedeutend. Eben so üblich wie Suerius ist Suarius, formell = ahd. suâri (gravis), und dies muss die ältere Form des Wortes gewesen sein, da sie nicht aus jener, wohl aber jene aus dieser entstehen konnte : so primero aus primarius. In Suero steckt also kein got. e. Ursprüngliches a haftet im Rom. gewöhnlich selbst da noch, wo es durch das Gesetz des Umlautes in alten hd. Quellen bereits in e ausgeartet, z. B. it. albergo etc. (heriberga, got. harjis), aringa etc. (harinc, herinc), fr. falaise (felisa), it. fango etc. (got. fani, ahd. fenni), gaggio (vadi, wetti), guarire (varjan, werjan), al-lazzare (latjan, lezjan), smarrire (marzjan, marrjan, merran), pr. gasalha, pg. agasalhar (saljan, gaseljari), it. smaltire (smelzan) ; sp. escansiar (sltenJean), pr. escharir (scarjan, skerjan), it. straccare (strecchan). Der Franzose behandelt das deutsche a verschieden vom lat., er gestattet der Regel, dass a nur vor mehrfacher Consonanz fortbestehe, keine Anwendung und dem reinen o überhaupt mehr Spielraum, z. B. in braguer (altn. braka), cane (Jcahn), écran {schrägen), élan (elaho), estraper (strapen), flan (flado), flatter (altn. flat), garer (waron), hase (haso), | nans (altn. nâm), raguer (altn. raka), rame (ram), salle (sal). — Die ahd. mit hart zsgs. Namen, als Gundahari, Walthari, Werinhari, wandeln ihr a in ie: it. Gontiero, Gualtiero, Guarniero, fr. Gonthier, Gaultier, Garnier, nicht etwa durch unmittelbare Ableitung aus den mhd. Gunther, Walthêr, Wernhêr, sondern kraft desselben Vorganges, der argentiere aus argentarius erzeugte, s. S. 151. Auch sparwari (nisus) nimmt in sparviere diese Wendung, und vielleicht ist selbst schiera so zu beurtheilen, indem es ein ahd. scarja für scara in Anspruch nimmt; nicht anders fr. bière, pr. bera für beira (vgl. primera primeira), welchen ein ahd. bar ja (ndl. berrie) zu Statten kommen würde. E. — Kurzes lat. e gestaltet sich, wie wir sahen, zum Diphth. ie. In deutschen Wörtern kann dies kaum vorkommen, da dem Romanen gewiss nur wenige kurze deutsche e geboten wurden, indem die meisten früher i lauteten; doch lässt sich it. spiedo (sper), sp. yelmo (heim), fr. fief (vehu) hieher rechnen: die Formen spir, hilm, vihu würden schwerlich jenes ie erzeugt haben, und auch das sp. fieltro ist eigentlich auf felz als hypothetische Nebenform von filz zurückzuleiten. I. — 1. Das lange i, von Ulfilas durch die Combination ei ausgedrückt, gibt der Romane mit derselben Genauigkeit wieder wie
252
Deutsche Vocale. 0. U.
[I. 307. 308.
das lat. lange i : es weicht daher keinem andern Vocale, wofür viele Beispiele zeugen. Einige derselben sind: it. giga (gige), digrignare (grinan), grigio (gris), guisa (wisa), lista (lista), riddare (ga-ridan), riga {riga), ricco (ritti), stia istiga) ; sp. giga, gris, guisa, iva (iwa), lista, mita (ags.mite), rico; fr. canif (altn. knifr), gigue, gripper (altn. gripa), gris, guise, i f , liste, mite, rider, riche, ar-riser (risan), altfr. guile (ags. vile), esclier (slizarì), eslider (ags. slidan), guiper (got. veipan). 2. Unter kurzem i lässt sich sowohl got. und ahd. kurzes i, als got. ai und ahd. e begreifen. Rom. Hauptform dafür ist e, wie auch lat. kurzes i hier als e auftritt. So im it. féltro (filz), fresco (frisc), elmo (got. hilms), lesto (got. listeigs), senno (sin) und vielen andern in dieser und den Schwestersprachen. Es sind aber auch der Fälle nicht wenige, | worin das selbst im Althd. zum Theil schon in e getrübte i seine Gestalt bewahrt: it. fio (vihu, vehu), camarlingo, siniscalco (sini-scalh, fr. aber sénéchal), schifo (skif), spiare (spéhon), tirare (seran, got. tairan); sp. esgrimir (skirman, it. aber schermire), eslinga (slinka), espiar, tirar, triscar (got. thriskan, ahd. dreskan, it. trescare), pg. britar (ags. brittian) ; fr. blinder (got. ga-blindjan), eschirer vrlt. (skerran), flin (vlins), frique vrlt. (got. frik-s, ahd. vreh), grincer (gremieorì), nique (hnicchan), esquif u. équiper (skif, skip), sigler vrlt. (altn. sigla, ahd. Segalen). 0 . — Bei diesem Vocal, der rom. im allgemeinen seiner Form treu bleibt, sind nur einige Diphthongierungen zu bezeichnen, welche sich sowohl auf got. ó (ahd. o, uo) wie auf kurzes ahd. o (got. u, au) gründen. It. spuola neben spola (spuolo, spolo), palchi-stuolo (studi, stòl), truogo (trog), uosa (hosa)\ sp. espuela, alt espuera (sporo), huesa, rueca (rocco); fr. fauteuil (valt-stuol), feurre (vuotar, got. fódr), heuse, meurtre (mord, got. maürthr). Sofern sich in diesen Beispielen it. uo auf langes o bezieht, aus dem es in lat. Wörtern nicht entsteht, scheint es den deutschen Diphthong üo unmittelbar zu reflectieren. Nicht zu übersehen ist auch pr. raustir (róstjan), s. Et. Wb. U. — 1. Ist es lang, so bleibt es, wie im Latein, unversehrt. Die Fälle sind ungefähr die folgenden. It. bruno (brün), buco (buh), drudo (drüd), gufo (hüvo), schiuma (scüm), sdrucciolo (strühhal); sp. bruno, buco buque, escuma, adrunar vrlt. (rünen) ; fr. bru (brut), brun, dru, écume, écurie (scura), hune (altn. hün), sur acidus (sür), altfr. bue (buh), bur (bür), busse (altn. bussa), cusc castus (küsc), huvet mitra (hüba), runer susurrare (rünen), sur columna Ren. IV. (sül). 2. Für kurzes u ist o (fr. ou) die Hauptform, z. B. it. forbire (vurban), stormo (stürm) ; sp. mofar (mupfen), Alfonso (-funs); fr. four-
I. 308—310.]
Deutsche Vocale. AI. AU.
253
bir, moufle (mlat. mujfula). Es fehlt nicht an Beispielen mit radicalem u, wie it. cuffia (kuppha), ruspo (ruspati), stucco (stuck), stufa (stupa), trastullo (stulla), trucco (druck), zuffa (zupfen)-, sp. àlmussa (mutze), cundir j (got. kunds), estufa, tumbar (altn. tumba)\ fr. hutte (hutta), étuve u. dgl. AI. — Diesem got. Diphthong entspricht gewöhnlich ahd. ei oder das daraus verdichtete ê ; aber manche Denkmäler bewahren ai, das auch fränkischen Urkunden des 6. bis 8. Jh. sehr geläufig ist, wie in Aigatheo, Chaideruna, Dagalaiphus, Gairebaldus, Garelaicus, Wulfolaicus. Das rom. Gebiet lässt von ài gewöhnlich, wie das ags., nur den Tonvocal hören; aber auch der vollständige Diphthong ist ihm nicht fremd. Hätte der Romane die Form ei benutzt, sie würde it. sp. vermuthlich e, pg. pr. ei ergeben haben. Es lohnt die Mühe, alle erreichbaren Beispiele, selbst worin deutsches ai tonlos geworden, zu sammeln. It. aghirone (heigro), gala (geil), gana (geinoriì), guadagnare (weidanon), guado (weit isatis), guaragno (hreinno), razza (reiza), stambecco (Steinbock), zana (zeina), Arrigo (Heinrih)-, ai in guai (got. vai), laido (leid). Sp. gala, gana, guadanar vrlt., garanon, lastar (leistan), raza; ai in airon, guay, laido vrlt. Pr. lana (beint), gazanhar, garanhon, raza, Bostan (Hruodstein, in Urk. Bustanus, Bostagnus); üblicher ist hier der Diphthong: aigron, faidir (ml. faida), fraiditz (vreidic), lait, Azalais (Adalheit), Baivier (Beigar), Baimbaut, Bainart, Baynier, Baimon (Beimbald aus Begimbald etc.) Fr. afre (eivar), avachir (weichjan), gale vrlt., gagner, hameau (heim), havir (heien), race\ ai und e in laid, souhaiter (got. haitan), rain margo (rain), Adélaïde, guêde (it. guado), guéder (weidon), héron, hêtre (ndl. heister), altfr. faide, gaif res derelicta (mlat. wayvium), gaide, hairon, raise (reisa), tai ("ndl. taai, hochd. zähe). Altn. ei (spr. ej) wird zu a in hanter (heimta), zu i in rincer (hreinsa). AU. — Der got. Diphthong, ahd. ô, ou, selten au,1 altn. au, ags. eâ, wird in seiner Behandlung dem lat. au ungefähr gleichgesetzt. It. Motto (mhd. blôz, altn. blaut-r, ags. bleât), di-bottare (mhd. bôzen, altn. bauta, ags. bedtan), galoppare | (got. hlaupan), loggia (louba), lotto (got. hlaut-s), onire (haunjan, hônjan), onta (hônida), roba (roub). Mehrere haben hier die durch Tonlosigkeit veranlasste Kürzung u, wie udire aus lat. audire: so bugiare (pr. bauzar), buttare neben bottare, rubare (roubon), ar-ruffare (nhd. raufen), tuffare (toufan). 1) Auch im Fränkischen waltet der Diphthong noch von Ammianus Marcellinus bis Irmino (Dietrich, Got. Ausspr. 68).
254
Deutsche Consonanten. L. M. N.
[I. 310. 311.
Au bleibt in Austria (östar, altn. austr), wie es auch im lat. australe blieb; dsgl. in sauro (sauren). Sp. botar, galopar, lonja (it. loggia), lote, lozano (got. laus, ahd. lös), robar, sopa (altn. saup), Froyla {Frauila); au in bauzador (pr. bauzaire). Pg. ou nur in lougäo, roubar, altpg. cousimento (pr. causimen), in den übrigen o. Pr. blos (— it. biotto), botar, lotja, sopa-, nationale Form ist au, wie in lat. Wörtern: bauzar (bösi?), blau (Udo), es-balauzir (s. Et. Wb.), cauana (chouh?), caupir (got. Tcaupon), causir (got. Jcausjan), galaubia (got. ga-laub-s), galaupar galopar, aunir, anta (für aunta), mauca (mauck), rauba, raubar, raus (got. raus), saur, Audafrei GRoss. (Autfrit Ötfrit), Audoart (Audwart Otw.), Austorica (Ostarrihi), Gausbert (Gözberht), Gaucelm (Gözhelm) u. dgl. Fr. o, oi, ou: galoper, honnir, löge, robe, de-rober, clioisir, bouter, houe (houwa); au in saurer. IU selten und von unsicherer Darstellung: it. schivare, sp. pr. esquivar (slciuhan), worin u in v consonantiert erscheint; it. sp. tregua, pr. treva, fr. treve (triuwa triwa), it. chiglia, sp. quilla, fr. quille (Mol). Im sp. Eigennamen Gustios (mlat. Gudestheus Godesteo Gusteus), das auf ein got. guths thius (Gottes Knecht) führt, haben sich beide Vocale erhalten; Gustios betont das PCid, Gustios die Romanzen.
Consonanten.
L. — Bei diesem Buchstaben ist etwa nur zu bemerken, dass er gleich dem lat. I it. durch i, fr. durch u vertreten werden kann: bianco (blank), heaume (heim)Muta mit l | gibt zuweilen ein erweichtes l, wie in lat. Wörtern: it. briglia (brittil britl); fr. haillon (mhd. hadel)\ it. quaglia, fr. caille (ndl. quakele)\ fr. quille (Ttegil); it. gagliardo, fr. gaillard (ags. gagol?), it. tovaglia (duahila)-, fr. vrlt. esteil (stihhil?); grouiller (griibilöri). M. — Es wird ausl. in den nordwestl. Sprachen mit n vertauscht: pr. estorn, altfr. aber estor (stürm)-, fr. ran mdartl. Widder (ahd. ram). So in den Namen Bertran pr. (Bertram), Gauteran fr. für Galtran (Walram). N. — Die fr. Sprache hat die Neigung, ihm, auch wenn es aus m entstand, ausl. ein d anzufügen: so in allemand (alaman), normand (nordman), Fem. allemande, normande, so auch in Bertrand (Bertram), 1) Die altfr. Form hialme tritt der altn. hialmr auffallend nah, lässt sich aber eben so gut auf das hd. heim zurückführen wie altfr. bial auf bellus; so ist es auch mit Guilldhne, altn. Vilhiälmr.
I. 811. 312.]
Deutsche Consonanten. R. T.
255
Saudrand {Baltram); altfr. t: Guinemant (Winiman) etc. In andern, wie étrain (Strand), fällt d weg hinter n. R. — Hinter einem Consonantanlaut wird es nicht unhäufig mit l verwechselt: so it. in Urkunden Flodoinus z. B. HPMon. n. 92 für das übliche Frodoimis (Frôdwin) ; sp. esplinque {springa sprinka), blandón (brand), flete (fracht), in Urkunden Flavila (Frauila); fr. Flobert für Frobert {Frôdbert) Yoc. hag., floberge für froberge, s. Et. Wb. EL c. s. v. flamberge. Einzelne andre Fälle sind: it. albergo (heriberga), maliscalco (marscalc), sp. Bernaldo {Bernhard), Beitran {Bertram). — Auch die bekannte Versetzung dieser Liquida kommt mehrfach vor, wie im it. ghermire neben gremire {krimman), scrima neben scherma (skirman). T. — 1. Die Tenuis der Dentalreihe, ahd. z, behauptet sich in der Mehrheit der Fälle, z. B. anl. it. taccagno (ndl. taai, ahd. zâhi), tasca (nhd. zesche), tirare (got. tairan), toccare {zucchon), truogo (ags. ahd. trog)] sp. tacaño, tapón (ndd. tap, ahd. zapfo), tascar {zaskon), tirar, tocar ; fr. taquin, tape, tas (ndl. tas), tirer, toucher. Inl. it. batto u. battello (ags. bât), biotto, buttare (s. au), fetta (fizza), greto {grioz), scotto (fries. skott, nhd. schoß), spito (spiz) ; sp. batel, botar, broie (broz), hato {fazza, vaz, pg. fato), guita {wita = lat. vita), escote, espeto-, fr. auch ausl. : bateau, beter vrlt. (ags. bcetan, mhd. beizen), bouter, bout, brout, | mite {miza), écot, espieut vrlt. {spioz). — Das Herabsinken der Tenuis zur Media scheint bei dem deutschen t kaum vorzukommen. Anzuerkennen ist es in guidare it., pr. guidar, fr. guider (got. vitan), im altfr. hadir (hatan), so wie im neufr. amadouer (altn. mata). Auch von der Ausstossung dieses Buchstabens machte das Franz. einen sehr sparsamen Gebrauch: gruau (ags. grut), haïr (altfr. hadir), poe (ndl. poot), rayon de miel (mndl. râte), rouir (ndl. roten), Maheut {Maht-hild). Vgl. auch sp. pr. guiar — fr. guider. 2. Dagegen ist die hd. Steigerung des t zu z schon tief eingedrungen, und es bedarf kaum der Erinnerung, dass Wörter mit solchem z sich als später aufgenommene oder doch als umgebildete verrathen. Dass dieses z in der That aber nur als Einwirkung hd. Form zu fassen sei, fordert die Vergleichung des lat. t, das ausser vor palatalem i kaum irgend einmal durch z ausgedrückt wird: hier aber findet dieser Ausdruck vor allen Vocalen seine Anwendung. Der Italiener setzt geradezu z, die übrigen bedienen sich des z, ç, s und ss. Anl. it. zaffo {zapfo), zaino {zain), zana {zaina), zazza {zata), zecca {zecke), zuffa {ge-zupfe), zuppa {zupfen). Die andern Sprachen haben kaum einen sichern Fall : sp. zaina z. B. scheint aus dem It. entlehnt.
256
Deutsche Consonanten. ST. D.
[I. 312. 313. /
Ungemein zahlreich aber sind die Fälle des Inlautes. Dahin gehören it. bazza (mhd. bazze), bozza (butze), cazza (chezi), chiazza (Metz), elsa (,helza), a-gazzare (hazjan), izza (hiza), a-izzare (hetzen), lonzo (lunz), al-lazzare (lezjan), milza (milzi), mozzo (mutz), orza (lurz), pizzicare (pfetzen), scherzare (scherzen), spruzzare (sprützen), stronzare (strunzen), strozzare (dirozza), Ezzilo (Etzel). Sp. cazo, melsa für melza, orza, pinza (pfetzen). Pr. bossa u. a., Gaucelm (Gózhélm), Gausseran (Gòzram). Fr. blesser (bletzen), bosse, disse (Tcliozan oder Mitz), écrevisse (krebiz), a-gacer, grincer (gremizon), mousse, pincer, saisir (sazjan), altfr. casse (it. cazza), groncer (grunzen), hesser (it. aizzar è) u. a. — Nicht selten wird der Sibilant durch einen Palatal verdrängt, z. B. it. biscia (biz), boccia neben bozza, freccia (flitz), gualcire (walzjan), Uccia (mhd. letzet), soldo (sulze); sp. bocha, flecha, mocho, pincha; fr. flèche. \ ST vereinfacht sich ini. in lat. Wörtern, wie an seiner Stelle angemerkt worden ist, it. in sei oder z, sp. in x oder z, pr. und fr. in ss oder s. Dasselbe geschieht auch in verschiedenen deutschen Wörtern. Ahd. brestan gibt pr. brisar, fr. briser-, ahd. hurst oder brusta gibt sp. broza, pr. brossa, fr. brosse-, ahd. hülst, fr. housse; got. hriustan, it. crosciare, sp. cruxir, pr. crussir-, ahd. lista, fr. lisière; ahd. minnisto, fr. mince für minse. Auch gazza, agace scheinen auf diese Weise entstanden, s. Et. Wb. I. D. — 1. Die Media der Dentalreihe, ahd. t, wird im ganzen wie die lat. behandelt:' sie bleibt gewöhnlich in ihrem Rechte, nur zwischen oder nach Vocalen pflegt sie im Westen elidiert zu werden. Ani. it. sp. dardo (ags. daradh), fr. drague (aìtn. dregg) u. dgl. m. —Ini. it. ardito (got. hardus), banda (got. bandi), bidello (ahd. bitil), bordello (got. baiird), predetto (ags. bridel), fodero (got. fòdr), guadare (ags. vadan), guado (vàd), guardare (veardian), mondualdo (vealdan). Sp. banda, bedel, bordel, brida, guardar u. a. Pr. ardit, banda etc., bradon braon (ahd. bräto), fuerre, Loarenc (Lodharing), loire (mhd. luoder). Die auf lat. d angewandte Aussprache z wird auch auf deutsches d (und th) angewandt, z. B. brazon neben bradon, flauzon (ahd. flado), guazar, guazanhar, guazardon für guadar etc., Azalais, umgestellt Alazais (Adalheit), Adalbert, Azimar (Hadumar), Ezelgarda Chx. V, 334 (Adalgarta), Lozoic, Ozil (Uodil).1 Alt- und neufr. hardi, bande, bédeau, bride, guède, godine (wdld), eslider (ags. sUdan) ; brayon, estriver für estrier (nord, strida), fourreau, guéer, layette (mhd. lade), leurre, Loe1) Anzumerken ist fr. biez, mlat. biezium = ags. bed; altfr. miez, mlat.
mezium -- ags. medo, engl. mead.
I. 313—315.]
Deutsche Consonanten. TH.
257
rain Lorrain, tiois (got. thmdisk). Man sieht, dass sich deutsches d im Franz. etwas besser erhielt als lat. 2. Auch die hd. Tenuis ist nicht ohne Einfluss geblieben: sie zeigt sich hier selbst an Stellen, wo das Hd. dem d den Vorzug gönnte. Gleichwohl ist anzunehmen, dass diese Sprache auch hier mit ihrem Beispiele vorangieng. Anl. it. tac\cola (ahd. tâha), trincare, wohl ein späteres Wort (trinken), troscia und s-troscio (got. gadrausjan, nhd. dreuschen), tuffare (taufen) ; fr. tan (tanna), ternir (tarnjan), trinquer. — Inl. it. brettine (britil), scotolare (scutüon), slitta (slito); fr. breite (nord, bredda), enter (impiton), gleton vrlt. (Mette). TH. — Die über alle älteren Mundarten des germanischen Stammes verbreitete, nur im Ahd. durch die Media verdrängte oder beschränkte Aspirata konnte im Rom. zu keiner so bestimmten Darstellung gelangen wie das griech. -5- nach seinem Durchgang durch das lat. th, weil der hd. Stellvertreter d ihm in den Weg trat. Wo dem Romanen die Aspirata geboten ward, gab er den fremdartigen Laut durch die Tenuis wieder, wie dies auch in lat. Urkunden überaus häufig geschah 1 . In frühester Zeit scheint dies t der einzige Ausdruck gewesen zu sein: so gab thiudisk it. tedesco, sp. tudesco, pr. ties, altfr. tiois, nicht detesco etc. wie hd. diutisc. Im Anlaute wird die rom. Übertragung mit einer Strenge vollzogen, wie sie in solchen Dingen nur irgend zu erwarten ist. Die Fälle sind : ahd. thamf neben tamf, nhd. dampf, it. tanfo ; ahd. dahs, mutmasslich für thahs, it. tasso, pr. tais, sp. texon, fr. taisson ; ahd. tharrjan, vgl. got. thairsan, pr. fr. tarir-, got. theihan, ahd. dihan, it. tecchire, altfr. tehir-, altn. thilia, fr. tillac; ndl. drie-stal (für thrie-), fr. tréteau-, got. thriskan, it. trescare, sp. triscar, altfr. trescher ; ags. throsle, fr. träte ; ags. thryccan, it. trucco, sp. truco, pr. truc] got. thvahl, it. tovaglia, sp. toalla, fr. touaille-, ahd. Dankrät, it. Tancredo, in fränk. Urkunden Tancradus ; Thiudburg, pr. Tiborc\ Diotbalt, pr. altfr. Tibaut u. a. Eigennamen. Eine Ausnahme macht it. danzare etc. vom ahd. danson aus got. thinsan; fr. drille, wenn es aus ahd. drigil — nord, thräll herrührt. — Im Anlaute, worin alle Consonanten fester stehen, kommt also kaum | eine Abweichung von der Regel vor; im Inlaute aber überwiegt d bei weitem, zum Theil, wie sich vermuthen lässt, durch Einfluss des hd. d. Zwar im fr. meurtre (got. maurthr), honte (* hâunitha), im it. grinta (* grim1) In späterer Zeit wohl auch durch z: so das engl, th in zon = thom Rou II, 105, Arzurs = Arthur s. Wolfs Lais S. 327. Selbst im Ags. wird dh wohl schon durch z ausgedrückt, bäzere für bädhere geschrieben (Grimm I 2 253). Diez roman. Gramm,, I. 5. Aufl. 17
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Deutsche Consonanten. S. K.
[I. 31B. 816.
mitha) blieb t\ sonst aber fand sich überall die Media ein, die im Franz. auch Erweichung in i oder Ausfall erfuhr: ags. brolh, ahd. brod, it. brodo, fr. brouet ; got. bruth, ahd. brût, altfr. bruy, nfr. bru-, ags.fcehthe, altfr. faide; ags. fedher, nord, fidr, ahd. fedara, it. federa\ got. guth, ags. god, altfr. goi\ altn. leith-r, ags. lâdh, ahd. leid, it. Iaido ; ags.vœthan, ahd. weiden, îv.guéder-, got. vithra, ags. vidher, ahd. wider, it. guider-done ; got. Frithareiks, ahd. Fridurîh, it. Federigo, fr. Frédéric ; got. Guthafriths, pr. Godafrei GRoss., 6Alb. 8381, worin sich auch der Compositionsvocal a glücklich gerettet hat, altfr. Godefroi. 8. — Schwächung desselben in r verrathen wenige Wörter: so pr. altfr. irnel für isnel (snel) und wohl auch der it. Name Sirmondo für Sismondot Schön ist pr. raus, fr. roseau (raus, rôr), welche dem hd. r gegenüber noch ein got. s zur Schau tragen ; auch das mndartl. fr. besi (got. basi, ndl. besie, hd. beere), hat sich sein s nicht nehmen lassen. SL, SM, SN, unlat. Consonanzen des Anlautes, wies der Romane nicht von sich; nur versteht es sich, dass der Westen überall, wie auch bei st, sc, sp etc., ein e vorsetzt: it. slitta (slito), smacco (smähi), smalto (smelz), snello (snel); sp. eslinga (slinga), esmalte-, fr. élingue, émail. SL wird jedoch selten rein wiedergegeben : gewöhnlich tritt ein c dazwischen, wie schon im Ahd. (slahan sclahan), also wohl nach deutschem Vorgange. Beisp. it. schiatta für sclatta (slahta), schiaffo (schlappe), schiavo (sclave für slave), schietto (sieht), schippire für sclippire (slipfen), sghembo (slimb)-, sp. esclavo; pr. esclau (sla), esclet\ fr. esclave, alt esclenque (slinc), esclier (slisan). Im fr. salope für dope, semaque (ndl. smalc), senau (ndl. snauw), so wie in chaloupe (ndl. sloep), chenapan (schnapphahn) wird der complicierte Anlaut durch Vocaleinschiebung getrennt. Ein Beispiel der Formel sn mit Consonanteinschiebung ist das ital. sgneppa (sneppa, schnepfe). \ K. — 1. Die Kehltenuis, im Ahd. in- und ausl. zur Aspirata geworden, wird im Rom. nicht auf gleiche Weise behandelt wie der entsprechende lat. Buchstabe. Während dieser vor e und i seine Geltung ablegt, besteht der deutsche Buchstabe als Kehllaut fort. Der Italiener gibt z. B. das lat. cilium (kilium) durch ciglio, das deutsche kiel aber durch chiglia, ebenso das lat. scena (skena) durch scena, das deutsche skina durch schiena wieder. Ein zweiter Unterschied ist, dass der Übergang der Kehltenuis in ihre Media dort, wenigstens im Inlaute, Regel, hier Ausnahme ist. Schema: lat. c — rom. ca, co, eu (ga, go, gu), ce, ci. dtsch. k — rom. ca, co, cu che, chi.
I. 316. 317.]
Deutsche Consonanten. K.
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Die fr. Sprache aber weicht auch hier von der gemeinrom. Regel so weit ab, dass wir sie von den übrigen trennen müssen. Beispiele zu diesem Schema sind, an- und ini. it. camarlingo, scalco, cuffia, schiuma (scûm), lacca (làhha), stecco (steccho) ; chiglia, schiena, schermo {schirm), stinco ftlr schinco, squilla (skélla), ticchio (zicki) ; Media in gargo (karg), brago (nord, brâk), Federigo, häufiger im Ani. kr: graffio, grampa, grappa, grattare (krazon), gremire, greppia (kripfa), groppo (kröpf?). Sp. vor e oder i : quitta, esquena, esquila, escalin (shilling), Fadriquez-, Media z. B. in brigola (mhd. brechel), Rodrigo-, dsgl. im Ani. kr; garfio für grafio, grapa, gratar, grupo. Ahnlich im Pg. und Prov. 2. Im Franz, bleibt k nur vor o, u, einem Consonanten und im Ausi, guttural, vor a, e, i pflegt es in ch überzugehn. In lat. Wörtern beschränkt sich dieser Laut auf die Formel ca, da, als er eingriff, ce ci schon nicht mehr mit ca auf gleicher Linie standen; in den Formeln co, cu endlich wird im Deutschen wie im Lat. die Tenuis geachtet. Schema : lat. c — fr. cha, ce, ci, co, cu. dtsch. k — fr. cha, che, chi, co, cu. Beispiele zuerst von co, cu (sko, sku) : cuire vrlt. (kohhar kóker), bacon (bacho), écope (schwed. skopa), écore (ags. score), écot (frs. skot), écume (,skûm); so auch im Ausi, blanc, franc etc. Von ka, ke, ki: ani. Charles {Karal), chouette \ {kauch), choisir (got. kausjan), échanson {skenko für skanko), échevin {scabinus), eschernir vrlt. {skernen), eschiéle vrlt. {skella), échine {skina), déchirer {skerran) u. s. w. Ini. anche {ancha), Archambaud (Erchanbald), blanche {blancha), brèche {brehha), clinche (klinke), fraîche {frisca), franche {franka), hache {hacke), laiche {lisca), lécher {lecchon), marche {marcha), poche (ags. pocca), riche (rîhhi), Richard {Richart), toucher (zuchon), tricher {trekken ndl.). Aber es fehlt auch nicht an Ausnahmen in der alten und neuen Sprache: écale {skaï), quille (Mol), esquif (skif); buquer (ndl. beuken), bouquer, (nord, bucka), braquer (nord, brâka), caquer (ndl. kaaken), esclenque (siine), esprequer (ndl. prikken), esquiver (skiuhan), flaque (mndl. vlacke), frique (got. frik-s), nique (nicken), plaque (ndl. plack). Die Ausnahme trifft hauptsächlich später d. h. nach der fränk. Periode eingeführte Wörter, nord, sowohl wie ndl., unter welche auch noch die mit -quin zusammengesetzten, wie bouquin, mannequin, gehören. In andern Fällen hat die Sprache der Media den Vorzug eingeräumt, die sich endlich auch in i auflöst oder schwindet : braguer vrlt., raguer, rogue, brai (altn. bràka, raka, hrôkr, brâk), hagard (altengl. hauke), Mary
260
Deutsche Consonanten. G.
[I. 317. 318.
(Alaricus), Aubery (Albericus, Alprîh), Emery {Fmerîh); Ferry (Friderîh), Gonthery (Gundrîh), Henri (Heimrïh), Olery {Uodalrîh), Thierry (Thiotrih) und andre Vor- und Geschlechtsnamen, s. Pott S. 256. Anl. geschieht dies, wie in den Schwestersprachen, doch etwas seltner, vor r: grappin, gratter etc., vor l in glapir {klaffen), glouteron {Mette), vor einem Vocal in guingois (altn. Jcingr). — Anzumerken ist noch, dass ausl. k in maréchal, sénéchal abfällt. Muthmasslich gab es auch eine altfr. Form seneschalt seneschault, woher mhd. seneschalt] analog altfr. gerfault (woher sp. girifalte) für gerfalc. Diese Verwandlung des Gutturals bei vorhergehender Liquida kommt auch vor in haubert (halsberc), altfr. herbert Bert. p. 52 (für herbere, herberge), Estrabort {Strâzburc), Lucenbort (Luxemburc), in welchen allen ausl. c für g eingetreten. KN, der Anlaut, den kein Romane duldet und auch der | Lateiner kaum kennt, wird durch Vocaleinschiebung zersetzt: so in lands-knecht, it. lanzichenecco, sp. lasquenete, fr. lansquenet-, kneif, fr. canif, ganivet, altsp. ganivete-, kneipe, fr. guenipe-, knappsack, fr. canapsa. Die Einschiebung ist im Ahd. selbst nicht unüblich, wie in cheneht für chneht, chenistet für chnistet, chenet für chnet. SCH, der nhd. Laut, wird rom. durch denselben oder einen ähnlichen wiedergegeben, z. B. it. ciocco {schock)-, sp. chorlo {schörl); fr. chelme {schelm), chopper {schupfen). G. — 1. Die got. Media, ahd. zu k gesteigert, wird von den rom. Sprachen, besonders von der fr., sehr verschieden ausgedrückt, indem der Kehllaut theils, wie im Latein, vor a, o, u, theils selbst, wie beim deutschen k, vor e und i beibehalten wird, theils in einen Palatal oder Guttural übertritt. Im It. bleibt g guttural vor a, o, u: gabella (ags. gaful), Goffredo, {Gotfrid), gonfalone {gundfano). Vor e und i ist es theils guttural, wie in ghiera (gêr), gherone und garone {gère, fries. gare), aghirone (heigiro),\Gherardo {Gerhard), Inghilfredo {Engilfrid); theils palatal wie in geldra (gilde), bargello {barigildus), giga {gîge), Gerardo, Gerberto, Gertruda, Gismondo {Sigismund), Engelfredo neben Inghilfredo. Vor a in giardino {garten), vielleicht auch in Gioffredo = pr. Jaufré? Sp. gabela, albergue-, giga, giron (it. gherone), jardin, tarja (fr. targe)-, Erweichung des g in desmayar (magan). Pr. gabela, gmfanon; Gueraut, Guerart; giga, giron, Germonda {Germund), Giraut, Girart; jardin u. gardin, tarja, Jausbert u. Josbert {Gauzbert, Gozbert), Jaufré (Gauzfrid, Gôzfrit), Jauri (Gozrîh); Erweichung in esmayar-, Ausfall in Eaymbaut dreisilb. {Raginbald). Im Fr. ist der weiche Palatal die herrschende Form, und zwar vor allen
I. 318—320.]
Deutsohe Consonanten. J.
261
Vocalen; das aspirierte fränk. ghe ghi liess sich kaum anders als durch jenen Laut wiedergeben. Beisp. jardin, jaser (nord, gassi), geai (gähi, s. Et. Wb.), gerbe (garba), Geoffroi (Gaufredus), Jaubert (Gauzbert), geude altfr. neben gueude, gigue, giron, Gerard, Giraud [Gerold), Gerbert, Jombert neben Gombert (Gundobert); ini. auberge, böge vrlt. (ml. hoga), renge vrlt. (hringa), targe (sarga) ; selten bleibt die Media, wie | in gabelle oder in vague (ahd. wäg) ; in haie (hag), altfr. esmayer, tarier (ndd. targen) erweichte sie sich. — Der Ausi. RG ist unter c berührt worden. Der Ausi. NG in dem Suffix ing geht im Fr. des Gutturals verlustig, wobei sich i verschieden darstellt, vgl. escalin (shilling), guilledin (engl, gelding) lorrain (lotharing), brelan (bretling), éperlan (spierling)-, mit angefügtem d flamand (flaming). Altfr. lorrenc, brelenc, flamenc. 2. Spuren der hd. Tenuis sind in mehreren Wörtern wahrzunehmen, als it. diffalcare, sp. desfalcar, fr. défálquer (falkan für foigan) ; it. castaido, mlat. castaldus (got. gastaldan); sp. confalon, pr. altfr. confanon (gundfano)-, it. bica (biga)] mdartl. Inchina (lugina); sp. esplinque (springa). J. — Im Anlaut wird ihm die bekannte rom. Aussprache zu Theil: fr. jangier (ndd. jangelen), altfr. gehir (jehan), it. giulivo, fr. joli (altn. jöl). Ini. suffigiertes j oder i wird ähnlich behandelt wie lat. palatales i und erscheint mitunter da noch wirksam, wo es im Ahd. bereits verwischt ist. Zu bemerken ist dabei, dass das rom. j zuweilen im ausi, i des Nominativs oder einem in dem folgenden Casus enthaltenen j seinen Grund hat. 1) Nach l, m, n bleibt j (i) in Kraft: it. scaglia, fr. écaille (got. sJcalja)-, pr. gasalha, pg. agasalhar, sp. agasajar (ahd. gasaljo), die sp. Form verhält sich wie hijo aus filius; pr. gualiar (ags. dvelian); fr. hargner (ahd.harmjan); pr. bronha, altfr. brunie (got. brunjó)-, sp. greña, pr. grinhon (ahd. grani Plur.); it. di-grignare (* grinjan) ; it. guadagnare etc. (*weidanjan, vgl. Et. Wb.); it. guaragno, sp. guarañon (hreino)-, fr. mignon (minnia); it .sogna, pr. sonh, fr. soin (mlat. sunnis, sunnia) ; pr. a-tilhar (alts. tilian). Pr. fanha (got. fani, Gen. fanjis) zeigt im fr. fange und it. fango zwei verschiedene Nachbildungen. 2) Minder regelmässig ist die Darstellung des j nach den übrigen Consonanten. It. boriare (burjan), woher auch fr. bourgeon; it. storione, sp. esturión, fr. étourgeon (sturjo). It. liscio, fr. lisse (lisi?)-, it. bragia, sp. brasa, fr. braise (ags.bräsian); it. strosciare (got. ga-drausjan, vgl .coscio von caseus) ; crosciare (got. kriustan). Sp .sitiar (alts. sittian?); it. | guardia (got .vardja)-, it. gaggio, fr. gage (got. vadi, Gen. vadjis). It. guancia (wantya für wanka?); schiacciare
262
Deutsche Consonanten. H.
[I. 320. 321.
(MacJyan) ; sguancio (swank). It. loggia, fr. loge (laubja)-, fr. drageon, (got. draibjan). It. greppiä, fr. crèche (krippea d. i. kripja, vgl. appio, ache aus apium) ; it. graffio, sp. garfio (Jcrapfjo, wofür nur Tcrapfo vorkommt). Sp. ataviar (got. ga-têvjan oder taujan). H. — Da der Romane dem lat. Hauchlaute die Aufnahme in seine Sprache versagt hatte, so ist schon von vorn herein nicht anzunehmen, dass er dem dtsch. Hauche einen sonderlichen Einfluss auf dieselbe gestattet haben wird. Dies ist zwar auch im allgemeinen richtig, aber bei der Nachbildung dtsch. Wörter vermochte er sich doch eines Lautes nicht völlig zu erwehren, den er zwar schon abgelegt hatte, der seinem Ohr aber von neuem und auf kräftige Weise geboten ward. In seiner wahren Gestalt konnte ihn freilich nicht jede der Mundarten brauchen, vielmehr suchten ihn die meisten, wo sie ihn nicht schwinden Hessen, durch einen andern Kehllaut zu ersetzen, welches Verfahren einigermassen an das lat. in galbanum = gr. yalßavrj, orca = vQyr, erinnert. Im It. ist h unbekannt, g oder c aber stehen anl. in garbo mdartl. (herb), gufo (hûvo), inl. in agazzare [anhetzen), aggecchire (pr. gequir), bagordare (altfr. behorder), smacco (smâhi), taccola (täha), tecchire (altfr. tehir), taccagno (zahl). Im Sp. verstummt h gleichfalls, wenn es auch nach fr. Vorbilde geschrieben wird: hacha, halar, hercddo. In älterer Zeit aber ward es zuweilen gleich dem arab. h oder ch durch f repräsentiert, eine Umkehrung jenes Verfahrens, kraft dessen f in einen Hauch aufgelöst ward. Aber hinter diesem /"steckt ein fr., kein dtsch. h, denn die Fälle beschränken sich ganz auf fr. Wörter: faca(haque), faraute (héraut), fardido (hardi), fonta (honte), pg. facha (hache), farpa (harpe), inl. sp. bofordar (bohorder). Media oder Tenuis in tacano, pg. trigar (got. threihan), auch pr. bagordar, degun (dihein), gequir (jehan). Im Fr. hat sich die Aspiration erhalten, eine Folge des überwiegenden Einflusses, welchen diese Sprache von der dtsch. erfuhr. Im Anlaute findet dies h ohne Ausnahme statt (vgl. Et. Wb.), im Inlaute nur in den | vrlt. behorder (v. hürde), gehir (jehan), tehir (dîhan); Media oder Tenuis in agacer (it. agazzare), taquin1. HL, HN, HB Anlaute, z. B. got. hlaupan, hneivan, hrains, ahd. hloufan, hnîgan, hreini. Wie ergieng es diesen Verbindungen im Rom. ? Da der Hauchlaut, so gestellt, schon im Ahd. zu verschwinden anfieng, so lässt sich sein Schicksal auf einem der Aspiration abge1) Das fränk. ch = h in Eigennamen wird natürlich wie das griech. / behandelt, Chilperic gesprochen wie Schilperic; schon im Leodegar Chielperic (aber doch Baldequi = Balthild), volksmässig Chivert (Childebertus) Yoc. hag.
I. 321. 322.]
Deutsche Consonanten.
H.
263
neigten Gebiete voraussehen. Es gibt hier folgende Behandlungsarten desselben: entweder schwindet er ohne Ersatz und dies ist der gewöhnlichste Fall; oder er verwandelt sich in den Labialhauch f; oder die Combination wird durch einen eingeschobenen Vocal getheilt, wobei h jedoch nur im Fr. stehen bleibt, anderwärts abfällt: dieser Yocal ist das dem h verwandte a, das sich auch in e verdünnt. Unter den Beispielen sind diesmal die fr. Formen als die treuesten voranzustellen. 1) HL: ahd. Mancha, fr. flanc, it. fianco etc. (man sehe aber ein Bedenken gegen diese Herkunft im Et. Wb.); got. hlauts, ahd. hlos, fr. lot, it. lotto, sp. lote; ahd. Hludowic, fr. Louis, daher it. Luigi, sp. Luis; Hludovicia, fr. Heloise, wie Jault vermuthet. Auch got. hlaupan fand Eingang, doch bezieht sich galoppare vermuthlich auf das zsgs. ga-hlaupan— 2) HN: ahd. hnapf, altfr. hanap henap, mit abgestossenem h pr. map, it. anappo nappo. Eine entsprechende Deutung des wallon. hanete cervix aus ahd. hnack s. bei Grandgagnage. Im fr. nique, von hnicchan, schwand h. — 3) Bei HR gibt es der Fälle mit ausgedrücktem Hauche mehr. Ahd. hring, fr. harangue, it. nur noch aringa, sp. arenga; ags. hriopan, altfr. herupe LRs. 345, NFC. I, 17, den andern Sprachen fremd; altn. hros, norm, harousse. In den übrigen Fällen verschwindet h vor r, z. B. mlat. ad-hramire ad-chramire, pr. altfr. a-ramir; altn. hreinsa, fr. rincer. Wenn das | ahd. hreinno it. guaragno lautet, so weist gu nicht auf h, sondern auf w in der alterthümlicheren Form warannio der Lex Sal. (d. i. wrainjo) zurück. Ahnlich, d. h. mit Vocaleinschiebung, wird das engl, wrack im fr. varech behandelt. Hier ist aber noch ein besonderes Ereignis zu erwähnen. In nord., d. h. also in später aufgenommenen Wörtern, wird die Formel hr verschiedentlich durch fr wiedergegeben, was sich vom hd. hr, schwerlich wird behaupten lassen, man müsste sich denn auf das mlat. ad-framire für ad-hramire berufen, das aber kein fr. aframir hinterliess. Die Wörter sind: frapper (altn. hrappa?), freux (hrok-r, vgl. queux von cocus), frimas Qirim), friper (hripa). HT, in- und ausl. Verbindung, geht in t, zuweilen in it, pr. wohl auch in ch über, also ganz entsprechend dem lat. et- bert für berht beraht gilt aber schon als dtsch. Syncope in Urkunden seit dem 6. Jh., wie in Bertoaldus u. dgl. Rom. Beisp. sind: it. otta (uohtd), schiatta (slahta), schietto (sieht), guatare guaitare (wahten), 1) In einer Urkunde aus Pavia v. J. 840 Ughell. II, p. 251 steht zweimal Alotharius: hat dies o nicht gleichfalls in dtsch. h (Hlothar) seinen Grund?
264
Deutsche Consonanten.
P.
B.
[I. 322. 323.
Bertoldo, Matilde (Màhthilt) u. a. Eigennamen hier wie in den übrigen Mundarten; so sp. aguaitar, wohl auch gaita; pr. esclata, esclet, gaita gacha; fr. fret (ahd. frèht), guetter, mazette {mazicht). P. — 1. Ani. wird die Lippentenuis (ahd. p, ph, p f ) , ausser in fremden Wörtern, von den germanischen Sprachen wenig gebraucht; ihr Vorkommen an dieser Stelle kann also auch im Rom. nur selten sein: pr. pauta, altfr. poe (pfote); it. pizzicare, sp. pizcar, fr. pincer (pfetzen); fr. plaque (ndl. piale); poche (ags. pocca); potasse (pott-asche), ein neueres Wort; sp. polea, fr. poulier (engl, piill). In- und ausi, p bleibt gewöhnlich unversehrt. Beisp. It. chiappare {Mappen), lappare {läppen), rappa (mndl. rappe), arrappare (ndd. rappen), stampare {stampfen), trampolo {ge-trampél), zeppa (mhd. zepfe). Sp. arapar, estampar, lapo (lappa), trepar (trap, treppe). Pr. guerpir (got. vairpan), lepar, arapar, topin {topf), trampol. Fr. clamp (altn. klampi), guerpir vrlt., guiper vrlt. (got. veipan), laper, lippe, nippe (ndl. nijpen Vb.), échoppe {schoppen schuppen), étamper, escraper vrlt. (schrapen). | 2. Mehrfache Spuren hinterliess das hd. f . Im It. ist es, wie sich erwarten lässt, besonders sichtbar: cale/fare (kläffen), ciuffo {schöpf), ag-graffare (krapfo krafo), ag-gueffare (wifan), ar-raffare (raffen), ramfo lomb. Krampf (mhd. ramf), ar-riffare (bair. riffen), ar-ruffare {raufen), scaffale (mhd. schafe), scaraffare (schrapfen), schifo {skif), staffa {stapf), tanfo (dampf), tuffare {taufen), zuffa {ge-zupfe) u. dgl. Sp. seltner: a-garrafar (it. aggraffare), mofar {mupfen), rifar, arrufarse, esquife. Fr. afre {eivar eipar), a-grafe, griff er (grifan), rafler, riffer vrlt., esquif, tiffer vrlt. (ndl. tippen-, hochd. zipfen?) touffe (it. zuffa)l. B. — 1. Die got. Media, in härterer ahd. Mundart zur Tenuis gesteigert, in den nördlichen Sprachen in- und ausi, meist durch die Aspirata vertreten, bleibt auch in den rom. Nachbildungen gewöhnlich unverändert; doch geht sie ini. gleich dem lat. b auch in das weichere v über: it. ad-dobbare (ags. dubban), forbire {vurban), rubare, innaverare (nabagèr), Evcrardo (Eberhard); fr. adouber vrlt., fourbir, lobe {lob), dé-rober, écrevisse {krébiz), étuve {stuba, nord, stofa), graver (graban), havresac {habersack nhd.) 2. Mehrere Wörter zeigen ani., wie im Ahd., Tenuis für Media. Die Franken blieben bei dem got. b stehn, daher liefert das Fr. keine 1) Auf hd. Aussprache eines lat. p scheinen auch noch einige rom. f zu beruhen: lat. cupa, ahd. kuppha, it. cuffia; lat. caput, it. caffo; it. cata-palco, durch dtsch. Einfluss cata-falco?
I. 323. 324.]
Deutsche Consonanten.
F.
W.
265
Beispiele der Tenuis; die Longobarden begünstigten p, daher bietet auch das It. die meisten Verwechselungen der Media mit der Tenuis: palla neben balla (ahd. ebenso), palco balco (ahd. gleichlaut.), pazziare (ibarzjan), peccherò (pehhar), poltrone boldrone (polstar bolstar). Damit verbinde man wal. (freilich nicht ganz sichere) Fälle, wie pat lectus (ahd. petti), pçhar, pilde (pïladi), plef (blech). F. — Es verhält sich im Span, wie lat. f\ wie dieses löst es sich in einen jetzt nicht mehr vernehmbaren Hauch auf: ani. halda (folta), hato (faza), Hernando neben Fernando \ (Fridnand)1 ; ini. moho neben mofo (muffen), vgl. auch cadahalso (it. catafalco), — Ausi, in der Verbindung LF pflegt es im Fr. wegzufallen, so in garol garou (werwolf), Arnoul (Arnolf), Mar cou (Marholf), Raoul (Radulphus), Bou (altn. Hrölfr), Thiou (Theodulphus) Voc. hag. V, W. — 1. Das got. Zeichen war ein einfaches v (gr. v), das ahd. ein doppeltes v oder u und seine Geltung die des engl, w: wa z. B. lautete wie uà oder etwa wie uwd mit zerfliessendem Labial. Für diese Aussprache war das Organ des Romanen wenig empfänglich, wiewohl er einige Beispiele der Combinationen uà, ué, ui, uó selbst im Anlaute besitzt (fr. ouate, sp. liuebra, fr. huître, it. uomo). Er hätte sein v dafür einsetzen können, wie er auch in gewissen Fällen that; allein der Trieb, dem fremdartigen Laute möglichst wenig Abbruch zu thun, führte ihn zu einer andern Nachbildung, worin sich das Wesen desselben besser auszusprechen schien, nämlich gu (mit hörbarem, zum Theil mit stumm gewordenem u), in welcher Combination der Kehllaut den Uber dem dtsch. w verbreiteten Hauch zu verdichten oder zu verkörpern berufen war. Doch gilt dieser Ausdruck in der Regel nur dem Anlaut, worin die fremde Articulation am kräftigsten hervortrat. Im 8. Jh. ist er in Urkunden rom. Länder sehr verbreitet: man liest Gualtarius, Gualbertus, Guichingo, Guido und ähnliche auf allen Blättern. Dieses gu für w lässt sich auch in der älteren dtsch. Sprache wahrnehmen. Von den Longobarden erzählt Paulus Diaconus 1, 9, sie hätten das Wort Wodan ausgesprochen wie Gwodan ; auch brauchen ihre Urkunden guald für wald, vielleicht aus rom. Einfluss (Grimm, Gesch. der d. Sprache 692, vgl. 295), da sie unter Romanen lebten. Auch in altniederrheinischen Sprachproben ist jene Darstellung des w bemerkt worden (W. Grimm, 1) Alte Formen sind Fredenandiz (Gen.) v. J. 922 Esp. sagr. XIV, 384, Fernandos v. J. 937 ds. XVI, 438, Fredenandus v. J. 975 XIV, 413, Ferdtnandus um 1000. Förstemann hält Herleitung aus fart iter für einfacher, aber sie setzt den Umlaut voraus.
266
Deutsche Consonanten.
W.
[I. 3 2 4 - 3 2 6 .
Altd. Gespräche S. 16—17), also an der rom. Gränze — Gulfilas für Vulßlas hat die Isidorische Chronik. Dass aber der Ausdruck des w durch gu in einer rom. Anlage begründet sei, beweist dessen Vorkommen an ganz andern Stellen, wo nämlich ein undeutsches ua, ue, ui gegeben war: für huanaco, man-ual, men-uar, av-uelo spricht der Spanier mit vorgesetztem g guanaco, man-gual, men-guar, a-güelo, ebenso für huebra mndartl. güebra u. dgl., der Provenzale macht aus doluissern dol-gues, aus ten-uissem ten-gues, der Neapolitaner drückt das fr. oui mit gui aus 2 . Freilich ist auch auf celtischem Gebiete gu einheimisch, entsprechend lat. v: altkymr. guin — vinum, neukymr. gw, dem sich auch das engl, ui unterwerfen musste : warrant gwarant, wichet gwiced. Die Analogie ist auffallend, aber der Romane wendet seinen Ausdruck nicht, oder nur selten, auf einfaches v an wie der Kymre. — Der Beispiele mit gu gibt es viele : so it. Gualando ( Wielant), guarire (warjan), guerra (werra), Guido ( Wito), guisa (wîsa); mit ausgefallenem u ghindare (winden), ghirlanda (wiara), beide wohl franz. Herkunft, aber auch gora (wuor) ; mit ausgefallenem i Guglielmo {Wilhelm). Sp. ebenso guarir, guerra, guisa, mit stummem u in den Formeln gue und gui. Fr. garnir (warnen), guerre etc., überall mit stummem u. Den einzigen Fall des Inlautes gewährt it. sp. pg. tregua, tregoa (triwa). Für den Nordwesten sind noch einige mndartl. Züge anzumerken. Für gu nämlich hat sich auch g eingeführt: pr. gila für guila (ags. vile), gimpla für guimpla (wimpel), und so altfr. gerpir für guerpir (werfen), gile für guile, nfr. givre für guivre (wipera), in Berry gêpe für guêpe. Es ist Vermengung der secundären (aus w entstandenen) Kehlmedia mit der primären: wie man Guérard und Gérard sprach, so auch guile und gile. Ferner bewahren mehrere Mundarten das ursprüngliche w; so die pic., worin wa, we, wi, wo, wie fr. oua, oué, oui, ouo gesprochen werden, z. B. in warde (garde), waide (guède), were (gueres); desgleichen die wallo|nische. Aber auch der früheren normann. und selbst der bürg. Mundart ist dieser Ausdruck nicht fremd. Aus ältester Zeit ist zu erwähnen wanz (fr. gants), in den Casseler Glossen, wardevet (gardait) in dem Fragment von Valenciennes. 2. Des einfachen v bedienen sich, aber nur in einzelnen Fällen, oberit. Mundarten, z. B. piem. vaire, vaite für guari, guatare-, comask. und mail, vaidà, vardà, vindel; venez, vadagno, vardare. Allgemeiner geschieht dies in Lothringen, wo man vépe, veyen, vrantir für guêpe, re-gain, garantir spricht. Auch setzen altfr. Hss. oftmals v für w, 1) Ein anderes Beispiel in einer Urkunde vom Oberrhein (726): in loco, qui dicitur Gwülesteti (Willstädt) Bréq. u. 323. 2) Anderswo wird umgekehrt gu in w aufgelöst : wall, lanwi (fr. languir), aweie (aiguitte), altfr. ewal (it. eguale), mlat. anwiUa (anguilla) Polypt. Irm. p. 76.
1. 326. 327.]
Deutsche Consonanten.
W.
267
mitunter wohl nur aus nachlässiger Schreibung. Die Schriftsprache aber vertauscht anl. gu mit v in vacarme, vague, voguer aus euphonischer Rücksicht, weil zwei Silben hinter einander mit einem Kehllaut anfangen würden. Auch in neu eingeführten Wörtern war nur v anwendbar. Gemeinrom. aber ist v der Buchstabe des Inlautes, für welchen g zu hart gewesen wäre. So in venez, biavo, altsp. blavo, pr. Fem. blava, Masc. blau, fr. bleu (ahd. blâw-); it. falbo für falvo, fr. fauve (falw-); it. garbare, sp. garbar (garawan); ven. garbo (harw-, nhd. herbe)-, fr.have (ags. hasva); sp. iva, fr. if {îwa)\ it. salâvo (salaw-) ; if. sparviere etc. (sparwari) ; fr. trêve ; fr. a-vachir (erweichen)l. B. Die uralte Auflösung des w in ou oder o (griech. Ovavddlog für Wandalus, wie auch OVOTCÎOY.OÇ für Vopiscus) hat im Franz. einige Spuren hinterlassen. Anl. in ouest, altfr. ouaiter (für gaiter guetter)-, inl. in Eigennamen, wie Baudouin (Baltwin), Goudoin (Gotwin), Hardouin (Hartmn), Grimoart (Grimwart), altfr. Noroec (Norvegr); anders gestaltete sich w in Bertould (Bertwalt), Regnault (Reginwalt). Auch in den übrigen Sprachen beschränkt sich diese Auflösung fast auf Eigennamen: it. mondualdo (mundualdus, muntwalt), Adaloaldo (Adalwalt), Baldovino statt Baldoino, Grimoaldo, Ardoino, Lodovico, ohne o Grimaldo, Bertaldo neben Bertoldo, Rinaldo-, sp. Noruega, Baldovinos, Arnaldos, Reynaldos; hier lautet aber Wallia (engl. Wales) JJbalia, wie auch in westgot. Urkunden Ubadila, Ubaldefredus geschrieben wird. Im Churw. scheint sie recht eigentlich einheimisch: neben guault, guerra, guisa, guont spricht man auch uault, uerra, uisa, uonn, allein g kann abgefallen sein, was in lat. Wörtern, wie ual neben agual (aquale), uila neben guila (fr. aiguille) zu Tage liegt. (SIT wird verschieden behandelt. In den Ländernamen it. Svevia, Svezia, Svizzeri, sp. Suabia, Suezia, Suiza, fr. Souabe, Suède, Suisse ist der Ausdruck gleichartig. Nicht so in andern : u — w bleibt z. B. im sp. Suero u. Suarez (got. svêrs, ahd. suâri, nhd. schwer, s. S. 251), dsgl. im fr. suinter (suizan), marsouin (meri-suîn); es schwindet, wie im ndl. zuster, engl, sister (got. svistar), im pr. Ermessen (ahd. Irminsuind), Brunessen (Brunjasuind?), auch Arsen Chx. Y, 116 (in Urk. Arsinde), Garcen (Garsindis Gersindis Garcendis und dgl.). 1) Hierher auch das sp. Gonsalvo, it. Consalvo, pr. Guossalbo Chx. IV, 300, in Urkunden Gonsalvus Esp. sagr. XXVI, 447 (v. J. 844), Gondesalvius HLang. I, 99 (v. J. 852). Aber was bedeutet salvus hier? Förstemann erkennt darin das ahd. saläw schwarz, dessen Bedeutung aber in dieser Zss. (gund heisst Kampf) wenig passend scheint. Sollte Gundsalvus stehen für Gund-sarvus, das den Begriff Kriegsrüstung, kriegsgerüstet ausdrücken würde? Ein ags. güdh-searo ist vorhanden. Leicht konnte sarvus in den Eigennamen Salvus Salvius abgeändert werden: Umdeutung ist ja in romanisierten deutschen Wörtern häufig.
268
Arabische Buchstaben.
[I. 327—329.
Arabische Buchstaben. Mit der eigentümlichen Darstellung deutscher Buchstaben hat die der arabischen manches Ahnliche, nur lässt sich hier eine noch grössere Treue in der Aneignung des fremden Elementes, mithin eine unvollkommenere Assimilation gar nicht verkennen, was sich denn auch aus dem langwierigen Fortleben jener Sprache auf der pyrenäischen Halbinsel leicht erklärt. In dem Folgenden sollen nur die bemerkenswerthesten Nachbildungen arab. Lautverhältnisse (soweit es ein Laie auf diesem Gebiete vermag) angezeigt werden. Die wenigen persischen Wörter, die das Rom. | besitzt, sind fast sämmtlich durch das Arab. hindurchgegangen. L. M. N. R. — Hier wiederholt sich Bekanntes. R z. B. wird zu l im sp. alquile (alkera), añafil (annafir), worin auch nn sich zu ñ erweicht, so wie in xaloque, it. scilocco (schoruq); zu d wird es in alarido sp. (alarîr, s. aber auch Et. Wb. II. b). N anl. wird zu m in marfil sp. fr. (nabfil). Die Einschiebung des b in MR findet statt im sp. Alhambra (Alhamra), zambra (zamr). T. D. — Für die verschiedenen Dentallaute sind die Ausdrücke einfach: t ( o ) , t und ct werden durch t, ebenso d (o), d (ö), l d (utt) durch d wiedergegeben; für die feinen Abstufungen hatte der Romane kein Ohr oder kein Mittel der Unterscheidung. Beispiele sind: it. sp. tamarindo, fr. tamarin (tamar hendí), sp. arrate, pg. arratd (ratl), pg. fata (hatta), retama sp. (ratant)] tabique ('tabîq), it. talismano, sp. talisman (télsam), it. sp. tara, fr. tare (tarah), it. Colone, fr. coton (qoton), it. matracca, sp. matraca (matraqah) ; sp. dala, fr. dalle (>dalàlah); sp. alarde (aVard) u. s. w., adarve (addarb), almud (almod). Doch gibt es im Inlaute einige span. Beispiele weicherer Aussprache: algodon (— it. cotone), almadraque (alma'tra'h, pr. almatrac), maravedí (marâbe'tin, pr. marabotin). S. SCH. Z. — Für s ((j«) werden die verschiedenen Sibilanten ziemlich regellos gebraucht, vgl. it. sp. sena, fr. séné (sanâ), it. zecca, sp. zeca (seMah), it. sommaeo, sp. zumaque (sommâq), it. zucchero, sp. azúcar (soWcar), sp. arancel {arase!), pg. macio (masih), sp. azafate ('assafate), azote (assaut), azucena (assûsan), it. tazza, sp. taza, fr. tasse Ctassah). Für ç ((jo) dagegen ist z der gewöhnliche Ausdruck, z. B. it. sp. fr. zéro (çïhron), sp. zurrón (çorrah), alcázar, it. cassero (qaçr), sp. azófar (aççofr), alcance (alqanaç). Für sch (J¿) ist sp. pg. x, it. sei der übliche Vertreter: it. scirocco, sp. xaloque, pg. xaroco, fr. siroc (schoruq), sp. xaqueca (schaqîqah), xarifo (scharîf), it. sciroppo, sp. xarope, fr. sirope (scharäb), sp. oxálá (enschá allàh). Man sehe darüber | im 2. Abschnitt das span. J. Dafür auch ch wie im sp. achaque, pg. achaque (aschaki), pg. Älcochete Ortsn. (Alqaschete); und selbst die blossen Sibilanten c oder s: sp. albricia (albaschârah), pg.
I. 329. 330.]
Arabische Buchstaben.
269
Alcobaga Ortsn. (Alkobascha), it. sorbetto, sp. sorbete (schorb). Der weiche Palatal g (.,) fand im it. g, pg. und sp. j seinen Ausdruck; auch darüber sehe man unten das sp. J. Beispiele: sp .jaez pg. jaez (gahaz), it. giara, sp. jarra, ir. jarre (garrah), it. álgebra etc. (algebr), sp. alforja, pg. alforge (alchorg). Sp. ch in eiche {elg). Für z ( j ) wird mit geringen Ausnahmen auch rom. s gesetzt: it. zafferano, sp. azafran, fr. safran {zafarán), sp. zaranda (zarandah), zarco (zaraq), it. zibibbo (zibib), sp. azoque (aszaibaq), it. carmesino, sp. carmesí, fr. cramoisi (qermazi). Sogar ein Beispiel des seltenen Ubertrittes von z in g findet sich: it. giraffa etc. (zarräfah). K. G. — Zwischen h und q ( ö ) macht der Romane, wie sich denken lässt, keinen Unterschied: er gibt sie mit gutturalem c wieder. Das Wichtigste ist, dass k, q und g vor den weichen Vocalen ohne Ausnahme guttural bleiben: it. meschino etc. (mesMri), sp. Guadalquivir (Vadalkebir), pg. Quelfes Ortsn. (Keifes), Saquiat dsgl. (Saqial), regueifa (regeifa). Der weiche Kehllaut ain welchen man mit dem piem. ñ vergleicht, scheint kaum eine Spur hinterlassen zu haben: man spricht z. B. sp. alarde (aCard oder ulnar d), arroba (arrob'a). Oder sollte ein solcher in dem y von atalaya ('tal'aah) enthalten sein ? — Wie j behandelt wird, zeigt it. gesmino, sp. jasmin (jásamün). CH. H. — Dem ch wird gewöhnlich der Werth des sp. j beigelegt: diese Sprache hatte also in der Übertragung des arab. Buchstaben leichtes Spiel. Gleichwohl setzt sie nie ihr j an seine Stelle, sondern drückt es hauptsächlich durch den Labiallaut f aus, der nachher, wie der gleiche lat. Buchstabe, und um dieselbe Zeit, gewöhnlich in h übergieng: die Aussprache des arab. ch und des sp. j wird also wohl nicht dieselbe gewesen sein. In der That findet dieser Widerspruch in der neuerlich gemachten Beobachtung, dass die span. Kehlaspirata in frühe|rer Zeit den Werth eines Palatallautes hatte, mithin zum arab. Kehllaute nicht passte, seine vollständige Lösung. Auch der pg. Ausdruck für arab. ch ist f , welches aber dem h seine Stelle nicht überliess. Beispiele sind: pg. albafor (albachiir), alface (alchaseh), sp. alfange (alchangar), pg. almofada, sp. almohada (almechaddah), altsp. rafee, später rahez (rachíf), pg. safra (gachrah), pg. tabefe ('tabiche). Derselben Behandlung unterliegt auch ch ein weiches ch, so wie h (»), wobei an das aus fr. aspiriertem h entstandene f zu erinnern ist: pg. fata (hatta), pg. forro, sp. horro (horr), pg. Albufeira Ortsn. (Albdheirah), sp. alholba (afholbah), pg. almofaga, sp. almohaza (alméhassah), altsp. almofalla (almahallah), pg. bafarí, sp. baharí (bahri), pg. sáfaro, sp. zahareño (gahrá); s p . a l j ó f a r (algaühar), pg. refem, sp. rehen (rehan) und manche andre. Der Name des Propheten lautet altsp. Mafomat, später Mahóma, altpg. Mafamede, it. Maometto, altfr. Mahom, pr. aber Bafomet, dessen f aus
270
Romanische Buchstaben.
[I. 330. 331.
dem Span., dessen b vielleicht aus einer höhnischen Umdeutung mit bafa (grobe Lüge) herrührt. Ein gemeinrom. f aber findet sich in café (qahuah). — Übrigens lässt sich die arab. Aspirata zuweilen auch durch die Tenuis oder Media vertreten: so in sp. alcachofa (alcharschufa), it. carrobo, fr. caroube, sp. garrobo (charrüb), sp. fasquia (fas'chia), it. magazzino, sp. magacen, fr. magasin (machsan). Sie schwindet in alazan sp. (aVhagan), it. assassino u. s. f. (Haschisch), zero ((i'hron), pg. ata für fata. JB. F. V. — B gibt nichts zu bemerken, als dass es in mehreren Wörtern zur Tenuis wird: sp. julepe, fr. julep (golab), it. giuppa, fr. jupe (gubbah), it. siroppo ff. (scharäb). — Bei F ist als erheblich anzuführen, dass es sich im Span., wie überall, behauptet, d. h. nicht in h geschwächt wird, vgl. faluca (folh), farda (fard), faro (fárah), fustán (fostat), álferez (alfares), añafil, azafate, azafran, azufaifa (azzofaizaf), cafre (káfir), calafatear (qalafá), canfora (káfúr), cenefa (sanifah), cifra (gifr), garrafa, girafa, marfil, xarifo\ eine einzelne Ausnahme ist albóndiga (alfondoq). Der Grund liegt nahe. Als diese Schwächung des Labials aufkam (s. unten span. Buchst.), blühte die arab. Sprache noch in Spanien, die authentische | Aussprache wehrte also der Entstellung; nachdem aber die Sprache verschwunden war, hatte die Neigung zu jenem Umtausch des f mit h längst ihre Kraft verloren, so dass der Labial unberührt blieb. Es ist kein Widerspruch, wenn das aus arab. Kehlaspiraten entstandene sp. f zugleich mit dem lat. f in h übertrat, da es kein authentischer Laut war. — Das halbvocalische v wird gleich dem dtsch. w in der Regel mit gu, inl. auch mit v wiedergegeben: sp. alguacil alvacil (vazir), Guadiana (Vadiana d. i. Fluss Ana), Guadalaviar (Vadelabiar), Guadelupe (Vadelüb), it. mugavero, sp. álmogarave (almogáver). In einer arab. geschriebenen altsp. Hss. (s. de Sacy in Eichhorns Bibliothek für bibl. Litt. VIII, 1), wird umgekehrt das span. gu mit v (agua mit ava) ausgedrückt.
Zweiter Abschnitt. Romanische Buchstaben. Die Aufgabe dieses Abschnittes ist, die Aussprache, die Geschichte, so weit es nöthig scheint, und das etymologische Verhältnis der Buchstaben in den einzelnen rom. Sprachen, letzteres wenigstens in seinen wichtigeren Zügen, abzuhandeln. Bei den Vocalen gilt es auch hier hauptsächlich um die betonten; nicht selten aber
I. 331—333.1
Italienische Vocale.
A.
271
bedürfen auch die tonlosen unsrer Rücksicht. Hier wird sich häufig Gelegenheit bieten, auch die Volksmundarten, sofern sie etwas Erläuterndes oder Anziehendes gewähren, neben den Schriftsprachen in Erwägung zu ziehen. Wir behalten die im 1. Abschnitt beobachtete Folge der Consonanten im ganzen bei. Diejenige Classification, welche den Spiranten, Aspiraten oder Palatalen besondre Fächer einräumen wollte, hätte auf diesem Gebiete neben dem Scheine wissenschaftlicher Auffassung wenig practischen Werth, da wir lediglich den | gestörten, nicht wieder zu innerer Vollendung gelangten Organismus jüngerer Idiome vor uns haben. In der span. Abtheiluug würde z. B. unter der Rubrik der Palatale der einzige Laut ch dastehn, der mit dem entsprechenden it. 6 so gut wie gar keinen etymologischen Zusammenhang hat. Diese Eintheilung würde also nur zu Misverständnissen Anlass geben. Ohnehin ist es bedenklich, den Laut von seinem Zeichen, das ihm traditionell zukommt, palatales c z. B. von gutturalem c zu trennen. Es wird genügen, in den Vorbemerkungen zu den Consonanten jeder Sprache das Verhältnis dieser Laute zu den lat., namentlich die neuen Entwicklungen, genau zu bezeichnen.
I t a l i e n i s c h e Buchstaben. In Italien hatte sich früh und unter der Mitwirkung grosser Schriftsteller eine Nationalsprache ausgebildet und die Grundzüge einer Orthographie festgesetzt, die später keine erheblichen Veränderungen mehr erfuhr. Diese Sicherheit und Beständigkeit der Schreibweise, verbunden mit der Klarheit und Durchsichtigkeit des Sprachbaues, erleichtert die Abhandlung der it. Buchstaben ungemein. Einige derselben lassen allerdings eine Verschiedenheit der Aussprache zu, allein die Ursachen dieser Verschiedenheit liegen alsdann so nahe, dass sie keiner mühsamen Nachforschungen bedürfen. Einfache Yocale. Sie sind a, e, i, o, w; y wird durch i vertreten. Nur über zwei derselben, e und o, ist Erhebliches zu berichten. A lautet hell und rein, und diesen Laut hat es auch in den Schwestersprachen. Es stammt überall aus ursprünglichem a ; nur aus o in saldo (solidus) und dama (domina, fr. dame)-, aus i oder e in sanza vrlt., sargia (serica), cornacchia (cornicula), vol\pacchio (vulpeculum); aus au z. B. in Pesaro (Pisaurum), aus dtsch. ai (ei) in verschiedenen, wie zana (zeina). — Mehrmals wird es vorgesetzt, wozu der durch seinen Abfall entstandene Wechsel zwischen arena und rena, alena und lena verleiten mochte: alloro (laurus), ammanto (mantelum), anari
272
Italienische Vocale.
E.
[I. 333. 334.
(nares), aneghittoso (neglectus), avoltojo (vulturius) neben lauro, manto, nari, neghittoso. E ist doppelter Geltung. 1) OÉfen, e aperta, larga, so genannt, weil es mit weiterer Mundöffnung hervorgebracht wird, wie im dtsch. wegen, leben. 2) Geschlossen, e chiusa, stretta, weil es mit engerer Mundöffnung gesprochen wird, wie in unserm legen, heben. Wir haben es nur mit dem betonten e zu thun: jedes unbetonte lautet geschlossen. Die Grammatik hat sich schon frühe um genaue Unterscheidung bemüht: man fühlte sogar das Bedürfnis, dem Alphabete durch einen neuen Buchstaben zu Hülfe zu kommen. Der bekannte Dichter und Grammatiker Trissino schlug das griech. e für das offene e, wie das griech. w für das offene o vor, allein ihm widersetzten sich Firenzuola und andere, welche die Einführung griech. Buchstaben in das lat. Alphabet mit Recht für unstatthaft hielten. Für so wesentlich aber hat diese Unterscheidung nie gegolten, dass man sie, wie im Mhd., auch auf den Reim erstreckt hätte; man ist selbst nicht über alle Fälle einverstanden. Die Unterscheidung ruht am schicklichsten auf dem Grunde der Etymologie. Wir zeigen beide Gattungen des e, wie im Franz., durch den Gravis und Acut an. 1. Das o f f e n e e entspringt 1) aus kurzem e: dèa, bène, brève, cèrebro, crèma (cremor), desidèrio, fèbbre, gèmito, gèlo, gènere, grègge, impèrio, lèpre, lèvo, mèdico, mèglio, mèle, mèrla, mèro, mèzzo (medius), prèmere, ripètere, tènero, spècchio, vècchio. Hiervon gibt es einige Ausnahmen, wie etwa éllera (hedera), grembo (gremium), ingégno, mèrito, nébbia. — 2) Aus e in der Position, als ècco, bèllo,pèlle, fèrro, tèrra, cèssa, prèsso, tèmpo, cènto, dènte, gènte, sèrvo, bestia, lètto, dilètto, aspètto; nebst den Suffixen elio \ und enza: anello, asinèlio, castèllo, cervèllo, coltèllo, fratèllo, sorèlla, uccèllo (zuweilen èlio, da auch lat. illus vorkommt: agnèllo, capéllo); assènza, clemènza, semènza. Hier gibt es der Ausnahmen mehr: man spricht z. B. sèlla, stélla, pènna (nach der Form pinna?), régno, bèlva (bellua), tèmpio, tèmpra, prèndere, véndere, ménte, ménto (mentum, mentior), seménte, péntola, ésca, créscere, die Suffixe mente, mento: chiaramente, reggiménto. Man sieht, dass e vor compliciertem n zur dunkeln Aussprache neigt. — 3) Aus ae: Enèa, Ebrèo, Galileo (und so Maffèi u. a. Eigennamen dieser Endung, auch Pelèo, Tesèo und ähnliche), ferner Cèsare, cèsio, cèspite, chèrere, ègro, èmulo, grèco, lèi, colèi, costèi, nèvo, prèda, prèdica, prèsto, prèvio, sècolo, spèra, tèdio. Auch der aus a mit attrahiertem i entstandene Diphthong te empfängt diese Aussprache: rivièra {riparia), ciriègio (ceraseus), schièra (ahd. scarja). 2. Das geschlossene e entspringt 1) aus kurzem i, z. B. bévere, cénere, elee {Hex), légo, méno, néro, nétto, néve, pélo, piego {plico), sécchia {situla), séte, tèmo, véde, vérde, vétro. Diese Aussprache hat es auch in den Suffixen eccio, eggio Vb. (icoj, ezza (itia) : venderéccio,
I. 834. 335.]
Italienische Vocale.
E.
273
verneréccio, lampéggia, rosséggia, certézza, tristézza. Ausgenommen sind z. B. cetera (cithara), ginépro (juniperus). — 2) Aus i in der Position, als sécco, quello, cènno (mlat. cinnus), sénno (dtsch. sinn), céppo, gréppia (dtsch. Jcrippe), mésso, spésso (nach andern spesso), ésso (ipse), égli, élmo (got. hilms), émpio, déntro, férmo, schérmo {schirm), pésce, frésco (frisk), cèsta, quésto, mézzo {mitis), orécchio {auriculum), auch fréddo {frigidus frigdus). Dahin die Suffixe esco, essa, etto, z.B. pittorésco, tedésco, duchéssa, principéssa, animalétto, parolétta. Aber auch an Ausnahmen fehlt es nicht : vello (villus), fèndere, assènzio (absinthium), méscere, désco, rèsta (arista) und manche andre. — 3) Aus langem e: aléna, aréna, avéna, céra, chéto {quietus), débole, détta (dèbitum), fémina, légge {lègtm), mèco, mése, péso, rèmo, réte, séme, séra, véla, venéno, véro-, die Suffixe ere, ese (ensis, ésis), eto: avére, vedére, cortése, palése, francése, genovése, arboréto, cerréto. Einige derselben haben offnes e: blasfèmo, cèdere, estrèmo, glèba, monastèro, pèggio, règola, sède, spèro, querèla, tutèla (aber doch candéla) ; in pièno {plènus), fiévole (flebilis), quièto rief der Diphthong ie das offene e hervor. — Dem geschlossenen entspricht in Piemont der Diphthong ei: beive (bévere), peil {pélo), peis {péso), steila {stélla). Ausi, e spricht man ohne Rücksicht auf seine Herkunft meist geschlossen, also é {et), ché, né (lat. inde), lé, mé, té, sé, cé, vé, tré, fé, ré, mercé, potè, vendè; offen in è {est), ne {nec), mè' {meglio), tè' {tieni) und selbst in oimè. Da bei der Aussprache der Verbalflexionen auch noch andre als etymologische Rücksichten walten konnten, so folgen jene Flexionssilben hier gesondert: éte, èva, éi, ètti, émmo, èssi, rèi, èndo, ènte, als credéte, credéva, credevi, credéi, credè (und so auch das radicale e des Perf. in ténne, prése etc.), credètti, credettero, credémmo, godérono, credéssi, credéssimo, crederèi, crederèsti, crederèbbe, crederèmmo, credendo, dormènte. Häufig und alsdann fast immer im Einklänge mit der Etymologie scheidet die Aussprache des Vocals Homonyme, z. B. bèi {belli) und bèi {bibis), céra (fr. chèrè) und céra (lat. cera), dèssi {débet se) und déssi {dedissem), ésca {exeat) und ésca {esca), lègge {legit) und légge {legem), lètto {lectus v. legere) und lètto {lectus Sbst.), mèzzo (medius) und mézzo (mitis), pèsca {persica) und pésca {piscatur), tèma {thema) und téma Sbst. {timere), véna {avena) und véna {vena), vènti {venti) und vénti {viginti), mèndo Ersatz und méndo Fehler (beide von mendum). In wie fern die Doppelnatur des e bereits in antiker Aussprache ihren Grund habe, darüber auch nur eine Vermuthung vorzubringen, scheint bedenklich. Nur soviel kann man sich nicht verhehlen, dass das offene e wenigstens da, wo es das alte ae vertritt, in seiner Aussprache noch jenen Diphthong, der ja allmählich in -, asseiiez, emploi-ier, appui-ier gesprochen werden. Fehlt dem y die Stütze des zweiten Vocales, so kehrt es nach einer orthographischen Vorschrift zu i zurück, also essai, emploi, appui, mit stummem e essaie, emploie, appuie, und so payer paie paierai, ayons ait, soyons sois, abboyer ahboiement, royal roi. — Auch in dem zweisilbigen pays ist y — ii, man spreche daher pai-is (die erste Silbe vom lat. pag—), vgl. pr. pa-is, it. pa-ese. 0. Das feine Gefühl der it. Sprache unterschied in o zweierlei durch die Etymologie bedingte Laute. Die fr. weiss nichts davon: o in chose (it. còsa), note {nòta), fosse {fòssa), und ordre {órdine), Rome {Róma) hat denselben Laut und ist nur quantitativ verschieden; auch wissen die alten Grammatiker nichts von einem mehrfachen o; die it. Parallele zwischen o und e fällt also weg. Dem gemeinrom. o ist noch weit grösserer Abbruch geschehen als dem a, da es in eu oder ou ausweicht; aber alte Mundarten zeigen es noch im Uberflusse. Es entspringt 1) gewöhnlich vor m und n aus o: pomme, don, raison, bon, école. — 2) Aus kurzem u oder y: trop (mlat. truppus),
I. 424. 425.]
Französische Vocale.
337
0.
flot (fluctus), monde, grotte (crypta), tombe (Tv/ußog). — 3) Aus lat. und rom. au, z. B. or, oser, clore (claudere), forger (fabricare faurcar), parole (parabola paraula), tôle (tabula taula) ; bereits in den Eideii cosa, in S" Eulalia kose, or. — 0 für a zeigt fiole, pr. fiola (phiala); o für i ordonner (ordinäre). — Dieser Vocal verstummt in faon, paon, Laon, zu sprechen fan, pan, Lan, was schon Beza anmerkt p. 43. Dasselbe geschieht in faonner, spr. fanner, nach Beza aber fa-onner. Mehrere der ältesten Sprachurkunden vertauschen häufig fr. o oder ou (lat. ö, ö, ü) mit u. Das Casseler Glossar schreibt capriuns (chevrons), auciun (oison), mantun (menton), talauun (talon), scruva (lat. scrofa), furn, pulcins, purcelli, putil (it. budello), tundi (fr. tonds)] die Eidschwüre haben amur, dunat, nun, cum (fr. comme), returnar-, das Fragm. von Val. cum, umbre, sun, dune, u (fr. ou), mult\ S. Leo degar nun (nom), advuat (avoue), curt (lat. currit), cumgiet (fr. congé); S a . Eulalia weiss nichts davon. Auch das älteste fr. Mittellatein kennt diesen Brauch, z. B. nun Bréq. n. 197 (v. J. 681), dinuscetur (dignoscetur) Mar. p. 99 (653), auturetate p. 100 (657); nus, nubis, meus (meos), cognuvi, funs in alten Messen herausg. von Mone; nus, vus Form, andeg. Die altrom. Denkmale brauchen aber auch u für fr. u — lat. ü (commun, cadhuna etc.). Dieser vorherrschende Gebrauch des « hat sich in der altnorm. Mundart am meisten ausgebildet und gehört zu ihrem Wesen. Unterschied sich dieses u nun, je nach seiner Herkunft, auch durch die Aussprache? Fallot p. 27 vermuthet, das norm. u = fr. ou oder o habe oft etwa wie ou gelautet, dasselbe u = fr. eu (glorius = glorieux) wie fr. u. Verschiedenheit der Aussprache nimmt auch Ampère p. 385 an. Besonders aber ist hier in Anschlag zu bringen, dass u = lat. ö niemals assoniert mit u = lat. ü, niemals barun, amur mit alcun, dur, aber u = fr. eu, und u = fr. ou assonieren, da sie beide das lat. ö vertreten, also honur mit espus = fr. époux1. Es ist vor allem schwer zu glauben, dass zwei Vocale, wie lat. ö und ü, welche die gegenwärtige fr. Sprache sorgfältig getrennt hält, in einem und demselben Laute zusammengeflossen seien. Das Casseler Glossar zumal durfte mit dem rom. u keinen andern Laut bezeichnen als mit dem dtsch. u, wenn es seine Leser nicht irre führen wollte. Dabei ist es überraschend, vielleicht aber nur ein Zufall, dass es langes o in rom. Wörtern immer mit u, in lat. aber mit o schreibt: Hönes d. i. ligones, mansione, pulmone, aber doch auch scruva für scrofa. Man vergleiche noch den Ausdruck des norm, u in den Nachbarsprachen: ags. prisun, randun, kymr. baewn, botwm (bouton), rheswm (raison), fwrwr (fourrure), aber mit wy = älterem ui 1) Man hüte sich also, das norm, u mit dem gemeinfr. « zu verwechseln, wie dies Genin begegnet ist, der amure ChRol., das mit ultre assoniert, für das neufr. armttre hält, Variat. p. 24. D i e z roman. Gramm. I. 6. Aufl.
22
388
Französische Vocale.
U.
[I. 425—427.
gallwyn (gdlon); mhd. barün, capün, garzun, pavilün, poisün, amür, Namür. \ U. Nur das Zeichen entspricht dem gemeinrom. u, der Laut ist der des dtsch. ü, den übrigen rom. Schriftsprachen fremd. Dieses u hat seine Quelle 1) vorzugsweise in langem u, zuweilen auch in kurzem: cuve, lune, plume, humble, juste. Öfters in den durch Elision hervorgetretenen Silben a-u, e-u, o-u, wie in mür (altfr. maür meür), sür (seür), bu (beü), cru (creü), vu (veü), regu (receü), mu (meü, pr. mogut), pu (peü, pogut): vgl. auch rhume aus rheuma. — 2) In älterem ui: rut (ruit, rugitus), ru (rui, rivus), saumure (muire, muria), fut (altfr. fuit). — 3) 1 und e vertritt es in affubler (fibula), furnier, jumeau, s. oben S. 145. Die Trübung des u kann nicht Wunder nehmen: sie liegt in der Entwicklung der fr. Sprache, die auch andern Vocalen dasselbe Schicksal bereitete. Nur eine kurzsichtige Grammatik könnte diese mit der von einigen Philologen dem lat. u beigelegten gleichen Aussprache in historischen Zusammenhang bringen: diese Aussprache betrifft nur das lat. kurze u, das fr. u aber ist recht eigentlich der Repräsentant des lat. langen u. Auf rom. Gebiete hat sich dieselbe Aussprache auch in das Neupr., Churw. engadiner Mundart und Lombardische eingeführt. Im Churw. oberländischer Mundart nahm ü die Aussprache von i an, wie in glinna (lüna), plimma (plüma), vartid (virtütem), so auch in einer der lombardischen Dialecte (Biondelli p. 12); eine Verdünnung des iJ-Lautes, die sich ja auch mndartl. im hd. und im isländ. ü so wie im neugr. v ausbildete. Auf andere Weise freilich, durch Umlaut, entstand unser dtsch. ü, so wie das nordische y, aber in einem der neunordischen Idiome glitt das reine u ohne den Hebel des Umlautes in ü über (Grimm I3. 443). In der Aussprache des ndl. u aber darf man fr. Einfluss muthmassen (Grimm, Gesch. d. dtsch. Spr. S. 281). An dem hohen Alter des getrübten fr. « ist nicht zu zweifeln. Diese Geltung des Vocales muss mit der Einführung der Combination ou zusammenhängen, für deren Laut das Zeichen u nicht mehr tauglich war. Sieht man sich nach dem | Schicksale dieses Vocales in fremden Sprachen um, so bemerkt man, dass er im Mhd. getreu durch iu wiedergegeben wird, z.B. ävenliur, covertiur, feitiure (faiture); von der umgekehrten Schreibung ui finden sich im Altfr. einige Spuren: fuirur (fureur), vertuit, avenuit (avenu), trebuicher, s. SBern. Dem Mhd. entspricht ungefähr auch der engl., ganz auf rom. Wörter beschränkte Ausdruck u, sofern es ju lautet, wie in dure, plume; Palsgrave p. 7 vergleicht das engl, ew in mew. Im Mittelgriech. wird u durch ov vertreten, z. B. 2ovlfjg = Sully, Ovyyog = Hugues (Buchon, Chron. Strang.), aber ein treffenderer Ausdruck war hier versagt. Im Bretonischen, worin ü nicht fehlt, wird es doch zuweilen durch den
I. 427. 428.]
Französische Vocale.
AI.
339
verwandten Laut i ersetzt : lcrîz (cru, crudus), Ml (cul), Mlvers (cülvert), kibel (cuvel). Combinierte Vocale. Sie sind theils einfache Laute, theils Diphthonge. An letzteren ist die fr. Sprache wohl die ärmste unter allen und verhält sich hierin zur pr. wie die ndd. Mundarten zur got. und hd., sofern sich in jenen ai oder ei in ê, au oder ou in ô, das zugleich dem hd. ou gegenüber steht, verdichtet haben. Dagegen fehlt es ihr nicht an vocalischen Combinationen, welche einfache Laute ausdrücken, und auch diese müssen hier erwogen werden. Abzusondern aber sind zuvörderst die zufälligen durch Synärese entstandenen von den ächten Diphthongen. Es finden sich von jener Art ungefähr folgende, in deren Zulassung freilich eine gewisse Willkür nicht zu verkennen ist. IA, z. B. diable, diacre, fiacre, liard, viande, piailler, familiarité, bestial, opiniâtre (poet. opini-âtre), mendiant, négociant (beide als Sbst., aber Part, négoci-ant). IE: piété, essentiel (aber offici-el), négocier, serviette (aber mauvi-ette), ancien, selbst lien neben li-en (Malvin-Cazal, Prononc. franç. p. 143); s. unter IE. 10: piot, pioche, bestiole, légion, union, scorpion, champion, lionne etc., auch die Verbalendung ions. IAI: biais, liais, niais, bestiaire. IATJ: miauler, piauler, bacaliau. OUA: couard, fouace, fouailler, ouate, \ pouacre, bivouac. OUE: couenne, fouette, pirouette, ouest. OUI: oui, Louis, fouine, drouine, gouine, babouin, baragouin, marsouin. UE: in écuélle. So fern ou aus w entspringt, hat der Diphthong guten Grund. — Dass i, wenn es die Erweichung des l anzeigen soll (bail, vermeille, fenouil) mit dem vorhergehenden Vocal keine Combination macht, bedarf kaum der Erinnerung. .4J lautet wie offenes e; in der Verbalendung ai wie geschlossenes (j'ai, je chantai, chanterai)1, so auch in gewissen unbetonten Silben (aimer, vaisseau)-, dem stummen ist es gleich in faisant, faisons, faisais, was schon Beza kannte, aber tadelt; wie a spricht man es in douairière. Etymologisch ist diese Combination 1) Trübung des a: aigre, maigre, clair; meist bei folgendem m oder n: aime, main, romain. — 2) Entstand sie durch Synärese, wie im Pr. : air, traire, gai. — 3) Durch Consonanterweichung, wie in aider (ajHare), mai, plaie, plaindre (plagnere für plang.), haie (ahd. hag), Cambrai (Camaracum), payer (pacare), saint, fait, laisser. — 4) Durch Attraction: contraire, palais, raison, aigle, bain. — 5) Durch Consonantausfall : chaîne, bai (badius), glaive (gladius), sais (sapio). — 6) Für ei (oi) oder e trat ai mehrfach ein: so in contraindre neben étreindre, daigner, Sardaigne, vaincre, aine (inguen), domaine (dominium), taie (theca), craie (cretà), dais (discus), frais (frisk), épais (spissus), effrayer (pr. esfreidar)-, umgekehrt 1) Bei Palsgrave p. 13 nur im Futurum: diray = direy.
340
Französische Vocale.
AI.
[I. 4 2 8 - 4 3 0 .
oi für ai in carquois, émoi, pantois. — 7) Ursprünglichem ai entspricht es nur in fremden Wörtern, wie souhaiter, laid, lai (kymr. liais). — Ai setzt nicht voraus, dass der erste Vocal ursprünglich betont, der zweite unbetont sei, es kann das Umgekehrte stattfinden: so in maître (magister, it. maestro), traître (alt traître, von tradiré für tradere), train (alt train, pr. trahin), faîne (alt faîne, faginea), chaîne (chaîne, catena), sain-doux (sagina). Eine übliche Form für ai ist in der alten norm. Mundart ei, z. B. mein, primerein, meinent (lat. | marient), seint, eit, pleisir LGuill., auch einfaches e muss die Combination häufig vertreten. Hanc diphthongum, sagt Beza p. 41, majores nostri... sie efferebànt ut a, et i, raptim tarnen et uno vocis tractu prolatam, quomodo efferimus interjectionem incitantis hai, hai, non dissyllabam, ut in partieipio haï (exosus), sed ut monosyllabam, sicut Picardi interiores hodie quoque hanc vocem aimer pronuntiant. Der ursprüngliche diphthongische Laut ai = pr. ai unterliegt auch im Franz. keinem Zweifel. Nicht wie mit einem Schlage konnte z. B. aus der Silbe ag die Aussprache è hervorgehen; g in i aufgelöst musste sich noch geraume Zeit behaupten, ehe sein Laut in der Trübung des a erlosch. Man hat an das sanskrit, ê aus ai erinnert ; das ags. ä (ce) aus got. ai lässt sich vielleicht noch passender vergleichen, ja selbst das lat. ae, sofern sein frühester Ausdruck ai, sein späterer Laut ä war. Aber schon in der besten Zeit der altfr. Litteratur muss ai dieser Geltung verlustig geworden sein, da es in den Hss. Uberall auf offenes e reimt. Daher trifft man auch im Mhd. bereits die Schreibung vînaeger (vinaigre), glaevîn (glaive), sàlvaesche (sàlvaige) Grimm I8. 173. Im Engl, wirdes mit ai: air,aid,pay, häufiger, noch mite« (das auch dem ags. ae entspricht) : eagle, eager, clear, ease, grease, peace, plead wiedergegeben. Die ältesten fr. Fälle sind: in den Eiden salvarai, prindrai, plaid, in S a Eulalia faire, laist, im Fragm. v. Valenc. aiet, faire, fait, haires, maisso. Uber die Aussprache der Eide ist nichts zu sagen. Das Lied von St. Amand schreibt neben ai auch ae in maent und aezo, vielleicht sollte damit schon der Mischlaut ausgedrückt werden i . Haires aber in dem dritten Denkmal, vom ahd. hâta, konnte unmöglich diphthongisch lauten. Weniger Gewicht ist auf esilos — aisseau in den Casseler Glossen zu legen, da e in tonloser Silbe steht. Das ndl. pais (paix) ist also entweder aus | älterer Zeit, oder es klingt darin, wie in noch andern ndl. Wörtern (ghepayt =payé Grimm 1. c. 293), jene Mundart durch, wovon Beza redet. Im Neufranz, findet 1) Wenigstens ist es sehr fraglich, ob dieses ae des fr. Liedes dem D i p h t h o n g e ae für ai in merov. Urkunden, d. h. einer weit älteren Schreibweise entspreche, z. B. Chaeno für Haimo Breq. n. 209 u. 223, Vulfolaecus für Vulfolaicus in ersterer Urk.
r. 430. 431.]
Französische Vocale.
EI. OL
341
sich der Diphthong nur in den Interjectionen ai und haie (MalvinCazal 95) und in einigen Eigennamen, wie Bayard, Mayence. EI. Diese Combination, die schon in den Casseler Glossen eine Stelle gefunden (seia, manneiras), war in der alten Sprache von grosser Bedeutung. Wir sahen, dass ein bürg, ei für neufr. e (preit = pre) und ein norm, ei, beide wohl nicht gleichlautend, für neufr. ai (romein — romain) vorkam. Ausserdem entstand altfr. ei, dem lat. Buchstaben näher verwandt, 1) aus gedehntem e: mei (lat. me), tei (te), treis (tres), plein (plenus), meis (mensis mesis), corteis (* cortensis), franceis (*francensis, pr. frances), veile (velum), aveir (habere), aveie (hdbebam). — 2) In einigen Wörtern auch aus i: veie (via), beivre (bibere), peivre (piper), meindre (minor) etc. — 3) Durch Auflösung eines Kehllautes, wie im Prov., z. B. leial lei, reial rei, freid, neir (nigr'), seier (seeare) Rq., dreit (ml. drictum), estreit; vor sc in creistre (crescere), pareistre (*parescere); auch in ceindre ist in dem pr. nh = gn gemäss. — 4) Selten aus Attraction, wie in feire (feria). — Die alte diphthongische Aussprache, ungefähr wie im neufr. plancheier, scheint sich im Bretonischen erhalten zu haben, wo man feie (foi), sei (soie), efreiz (effroi) schreibt. Eben so schrieb man mhd. turnei, eise (aise), leunreiz, kunterfeit, curteise im Reime auf das dtsch. reise; altn. burgeys (bourgeois)-, mndl. keytif, souvereyn, vileyn. Aber dieser Zwielaut muss sich, zumal wo er für das fr. geschlossene e eintritt, schon im Mittelalter zu einem einfachen verengt haben, da man ohne Bedenken ei auf e reimte (greiz oder, doreiz tornez). Übrigens ward ei auch mit ai vertauscht: gainst (cinxit), laigne (lignum), saigner (signare). Neufr. ei klingt wie offnes ewird aber, ausser vor erweichtem l (oreille), nur noch in wenigen Wörtern zugelassen, da oi seine Stelle eingenommen hat. Es entspringt 1) durch Synärese aus e-i in reine, plein, aus a-i in seine für saine (sagena). — 2) Aus e oder i: frein, veine, baieine, seigle (secäle nach rom. Betonung), seize, treize, sein, seing. — 8) Aus Erweichung eines Kehllautes: Seine (Sequäna), peintre (pinetor für pictor), feindre, peindre etc. Ol. In dieser Combination begegnet uns ein sehr verbreiteter Diphthong, den auch die neufr. Sprache als solchen noch anerkennt. Die alte besass ihn in derselben Anwendung, schränkte ihn aber mndartl. durch andre Laute ein. Er ist etymologisch doppelter Natur. 1. Oi auf o (au) oder u gegründet, lässt sich schon in fränkischen Urkunden bemerken: vgl. Goyla Frauenname Breq. n. 336 (aus Gudulat), Bonoilo villa Mab. Ann. III, n. 7, vgl. Bonogili villa ds. n. 5, Nantoilo Ortsn. ds. n. 24, Goilis Ortsn. n. 25, Cristogilum Oristoilum u. ähnliche (Quicherat S. 51). Bekannt ist broilus neben brogilus. 1) Wie geschlossenes e unter denselben Umständen, unter welchen auch e diesen Laut hat: treizieme, beignet u. s. f., s. Malvin-Cazal p. 222.
342
Französische Vocale. OL
[I. 431. 432.
Ein Beispiel in den Casseler Glossen ist moi v. ntodius. Es geht hervor 1) aus Erweichung eines Kehllautes: poing (pugnus), oindre (ungere), moine (monachus), foyer (focarium), noyer (*nucarius), point {punctum). Vor ç und sç entwickelt es sich in croix, noix, voix, connoître (jetzt connaître), s. S. 205. — 2) Aus Attraction, wie meist im Prov., z. B. gloire, ivoire (eborea), ciboire, Antoine, coin (cuneus), témoin, angoisse, poison (potionem), boîte (pr. bostia). — Für oi brauchen norm. Denkmäler ui, wie in duinst (fr. donne), juindre ; in andern begegnet oui: crouiz (croix), vouiz (voix) ß. du S. Graal. 2. Oi auf e oder i gegründet = pr. ei, altfr. ei, oi. Die verschiedenen Arten desselben sehe man unter ei. Beispiele sind : 1) Moi, toi, trois, croire, toile, voile, mois, courtois, albigeois, proie, avoir, soir. — 2) Voie, convoi, poire, boire, poil, poivre, moindre, moins. — 3) Loyal loi, ebenso royal roi, froid, noir, doigt, droit, étroit, toit (tectum), noyer (nejcare), emploi employer. — Eine übliche engl.-norm. Form dafür war ai: rai, dait, quai Chron. de Langtoft, auch im Alexis ed. Müll. mai (moi) 93. 96. Die Aussprache dieses Diphthongs wird von den fr. Grammatikern gewöhnlich durch oua, mit dem Gewichte auf dem letzten Vocal, ausgedrückt; sie muss aber unbedingt als eine später entwickelte bezeichnet werden. Die älteste kann nur buchstäblich oi, mit dem Gewicht auf dem ersten Vocal, gewesen sein, wie im Prov. : aus glôria entstand zunächst glôira. Diesen Grundlaut, der die beiden Vocale rein hören liess, bewahrt noch immer die Combination oy, in welcher y = ii (foyer— foiier) ist; ihn bewahrt noch die Formel oin (besoin), worin es dem Laute in wenigstens nicht schlimmer ergieng als in vin. Aber o ist hier nicht mehr betont. Das betonte o der alten Sprache wird auch durch die Assonanz bestätigt, vgl. in S a Eulalia tost: coist; im Leodegar Str. 20 mors: toit-, im Alexiuslied Str. 101 noise goie tolget\ ferner durch die mndartl. Verdichtung in o: crô (crois), étô (étoit), srô (seroit), s. Servent, p. p. Hécart. Für die natürliche Geltung des Diphthongs darf man noch einige fremde Zeugnisse anführen: engl, adroit, devoir, noise, voice; mndl. proi (proie), tornoi, vernoi (ennoi ennui), boi, pointe, fransois u. dgl.; mhd. schoye, roys, franzoys, poinder, boie, vgl. Grimm I 2 . 354. I 3 .197; mittelgriech. çôi?, aber auch çot (fr. roi), Macpçoi Matpçorj (Mainfroi), l4$Qorjoi (1. l4ç>Torjoi, Artois), s. Buchon, Chron. étrang. gloss.; neupr. roi, espoir. Im ndl. talioor Kil. (tailloir) oder kantoor (comptoir), in unserm Franzose oder im it. Francioso ist i ganz in dem Hauptvocal o aufgegangen. Fragt man die Grammatiker des 16. Jh., so bemerkt man schon eine Änderung der Aussprache. Palsgrave p. 13 legt dem oi eine doppelte Geltung bei, theils die des engl, oy in boye d. i. boy, worin man tonloses i hört, theils oa, dessen a sicher nicht ä sein sollte (vgl. p. 2); als Beispiele des ersteren Lautes gibt er oyndre, moytié, moyen, roy,
I. 432—434.J
Französische Vocale.
OI.
343
moy, loy, des zweiten boys, soyt, voyx, Francois, disoyt, gloyre, votile, mit betontem zweiten Vocal, was keinen Unterschied macht. Bei den übrigen hat es den Laut oè, mit dem Gewicht auf dem è. Périon z. B. sagt p. 53 a : Cum (oi) est \ extrema syllába aut ejus pars, manet illa quidem tota, sed tarnen novum quendam sonum i efficit, qui ad e accedere videtur, ut /.toi moi, aoi toi ita pronunciami, ut si moé, toé esset-, ebenso spricht er p. 136 vouloir aus wie vouloêr und schreibt droect für droict. Auch Beza p. 47 lehrt, moi, toi, loi zu sprechen wie moai, toai, loai, ai pro e aperto ; vgl. P. Ramus p. 19. Daher im 16. Jh. Reime wie pécheresse paroisse (spr. parouesse), damoyselles estoiles (iétouéles), s. Génin, Variat. p. 302. Auf oè bezieht sich auch das bret. boést (boîte) und das sp. toésa {toise). Dieses oè oder eigentlich mit geringer Veränderung ouè ist noch jetzt die fast allgemeine Aussprache der Provinzen1; oua aber ist eine weitere Entwicklung, und über diese lässt sich, da irgend ein physiologisches Motiv nicht vorhanden scheint, schwerlich ein anderer Grund angeben als das Wohlgefallen der Sprache, welcher das ausi, a in dieser Verbindung bequemer sein mochte. Durch das Fortgleiten des Accentes also, was wir auch bei ui wahrnehmen werden, ist die neue Aussprache de3 Diphthongs oi vorbereitet worden. Dass das alte organische ei = prov. ei in oi ausartete, ist ein Ereignis, welches die Lautverhältnisse der Sprache nur verwirrt und verwischt hat. In den beiden ältesten Sprachproben ist diese Umbildung noch nicht vorhanden : von pois (possum) scheidet sich in den Eidschwüren dreit (directum), von coist {coxit) in S a Eulalia raneiet (reneget), pleier (plicäre), preier (precari), creidre (credere); aber in dem Fragm. von Val. findet sich bereits noieds, das dem neufr. noyés entsprechen muss, vgl. Génin 470. Wichtig ist nun, dass die Aussprache ei, freilich nur auf wenige Wörter und Formen eingeschränkt, sich aus der Normandie, wie man annimmt, über Paris verbreitete und durch den Einfluss it. Höflinge als die classische durchgeführt! ward, nachdem daselbst die pic. und bürg. Aussprache oi die herrschende gewesen. Darüber sagt schon Beza p. 48: Eujus diphthongi pinguiorem et latiorem sonum (oai) nonnulli vitantes expungunt o, et solam diphthongum ai, id est e apertum, retinuerunt, ut Normanni, qui pro foi (fides) scrïbunt et pronuntiant fai: et vulgus Parisiensium parlet (loquebatur), allet (ibat), venet (veniebat) pro parloit, alloit, venoit, et Italo-Franci pro Anglois, François, Escossois pronuntiant 1) Dies bemerkt Ampère, Form, de la 1. fr. 383. Wenn er aber oué für die ächte altfr. Aussprache hält und sich deshalb auf Reime wie adoise: aise, avaines: moines beruft, so liegt ja die Einwendung nah, dass der Dichter eben sowohl adáise, avoines geschrieben haben konnte. Auch das auf fere reimende fouere beweist nichts, da es dreisilbig, also mit foire nicht identisch ist. Nur
dortouer für dortoir bleibt zu berücksichtigen.
344
Französische Vocale.
Ol. UI.
[I. 434. 435.
Angles, Frances, Escosses per e apertum, ab Italis nominibus Inglese, Francese, Scozzese. Nam ab hac triphthongo sie abhorret Italica lingua, ut toi, moi et similia per dialysin produeto etiam o pronuntient fo-i et mo-i dissyllaba. Er fügt hinzu: Corruptissime vero Farisiensium vulgus Bores nlaxEiàtovzaç imitati pro voirre (vitrum) sive, ut alii scribunt, verre, foirre (palea farracea) scribunt et pronuntiant voarre et foarre; itidemque pro trois (très) troas et tras. Die Wörter nun, worin man oi spricht wie ai (und nach Voltaire's und anderer Beispiel zum Theil auch schreibt), sind frangois und andere Völkernamen dieser Endung, foible, roide, monnoie, harnois, paroître, connoître und die Verbalflexionen ois, oit, oient. Noch Boileau reimt frangois auf lois, aber schon La Fontaine (7, 7) reimt connoître auf maître. — Zu bemerken ist noch, dass in einigen Wörtern, wie oignon, poireau, coignassier oi wie o gesprochen wird. UI. Ein Diphthong, worin der erste Vocal seinen bekannten fr. Laut bewahrt, der zweite das Ubergewicht hat: suis reimt also auf débris, conduit auf petit, construire auf dire. So schon bei den Alten lui ami Ignaur. 76, NFC. II, 156, nuit lit I, 358, fuit vit Ren. I, 142. Aber es fehlt auch nicht an Beispielen pr. Betonung, vgl. im Reim lui plus ChRol. p. 10, füit veneuz p. 41, lüist batud 62, lui ui (hodie) vertud Charl. p. 28. Selbst die mlat. Schreibung lue beweist, dass der Ton auf u, nicht i lag, welches letztere sonst nicht von e verdrängt worden wäre; Beispiele in Marculfi Form. app. 51 u. oft. Im Mndl. drückte man ui mit | û aus : dedût (déduit), pertûs (pertuis), hörte also mehr den ersten Vocal, vgl. Grimm I3. 288. Die Etymologie rechtfertigt bald die eine, bald die andere Aussprache. Ui hat seinen Grund 1) in lat. ui: altfr. fui, fuisse, nfr. lui, dsgl. circuit, fortuit, gratuit, ruine, wogegen ui in andern, wie casuiste, assiduité zweisilbig lautet (Malvin-Cazal p. 194); in dtsch. ui (wi): suinter (suizan), Suisse; in u-e : détruire. — 2) In u oder o mit euphonisch angefügtem i: suis(sum, abgekürzt su), puis (post), puis (possuni), wohl auch aiguille (* acucla). — 3) In der Erweichung eines Kehllautes : buie (boja), truie (troja), cuiller (cochlearium), essuyer (exsucare), buis (buxus), cuisse (coxa), huit, fruit, nuit, reduire, cuit, cuire. — 4) In der Attraction aus u-i, o-i: cuivre (cupreum), aiguiser (* acutiare), pertuiser (*pertusiarè), puits (puteus), menuisier (* minutiarius), juin, cuir, huile, muid, huître, altfr. fluive (fluvius) LJob., pluisors (*plusiores), huis (ostium). — 5) Im Ausfall von Consonanten : juif (judius aus judaeus), pluie, écuyer (scutarius), fuir, hui, ennui (in odio), pui (podium), appuyer (* appodiare). — 6) Es gibt Fälle, worin sich ui nur durch Umstellung aus eu oder iu deuten lässt: so in tuile (teula aus tegula, vgl. altfr. reule, seule aus régula, saeculum), ruisseau (riucellus aus rivicéllus), suif (siuv, seuv aus sevum). — Dass ui so häufig für oi eintrat, mag euphonischen Grund haben: ui sprach sich besser als
I. 435—437.]
Französische Vocale. AU.
345
oi, zumal wenn man sich unter u das ursprüngliche reine u = ou denkt; bei dem pr. auf o betonten oi kam diese Ausartung in ui weniger vor. AU klingt wie o und geht hervor 1) aus lat. au: cause, pauvre, restaure, aurore, automne, auteur, taureau. — 2) Aus Auflösung eines Lippenlautes: autruche (avis struthio), aurone (abrotanum), aurai (v. habere), saurai (sapere). — 3) Aus Auflösung eines l bei vorhergehendem a: aube, bäume (balsamum), emeraude (it. smeraldo, smaragdus), haut, jaune (galbinus), aumailles (altfr. almailles, animalia), fauve (dtsch. falb)Zuweilen bei vorhergehendem e, indem au für eau | geschrieben wird, was bei vocalisch ausl. Stämmen nicht ausbleiben konnte: glu-au für glu-eau (s. S. 346) und so Guillaume für Guilleaume. Aus den Formeln ol und ul aber kann au nicht hervorgehn: darum ist chaume nicht von culmus, fauve nicht von fulvus, aune nicht unmittelbar von ulna. Auch diese Combination war früher, wie im Prov., diphthongisch, was schon daraus hervorleuchtet, dass man nur durch au von al zur Aussprache o gelangt; wie lange dies aber währte, ist nicht wohl auszumitteln. Das alte ßeichenaner Glossar schreibt bereits ros = pr. raus, soma = sauma, sora = saura, S a Eulalia hat or und kose, aber auch auret (habuerat), auuisset (habuisset), diaule (diabolus), Leodegar hat auuret Str. 2; muthmasslich lautete dies au diphthongisch oder wenigstens so, dass u dem engl, iv nahe kam; noch jetzt spricht der Bretone diaoul. Merkwürdig ist o für au in jholt, das im Fragm. von Val. zweimal begegnet (faciebat grant jholt, si vint gran ces jholt) und offenbar das fr. chaud ausdrückt. Palsgrave p. 14 weiss von au = o nur im Anlaute (autre); ausserdem soll man es sprechen wie das engl. aw in dawe (d. i. daui). Beza p. 43 legt wenigstens der norm. Mundart eine ganz diphthongische Aussprache bei. Haec quoque diphthongus (au), sagt er, dliter pronuntiatur quam scribitur: sie nimirum ut vel parum vel nihil admodum differat ab o vocali, ut aux (allia), paux (pali), vaux (volles), quae vix dliter mihi videntur sonare quam in os (ossa), vos (vestri), propos (propositum). Normanni vero sie illa sonore pronuntiant ut a et o audiantur, ut qui dicant autant perinde pene aesi scriptum esset a-o-tant. Im Walion. klingt sie gleichfalls noch | durch: so in fraw (fr. fraude), clä oder claü (clou), cawsion 1) Bekanntlich schrieb man altfr. auch mit etymologischem l aultre, hault, Thiebault; und manchmal muss man auch al vocalisch gesprochen haben, z. B. wenn chevdls reimt auf beans. Für l = u ist wenigstens im Norm, entscheidend, was das Londoner Document sagt: primae aut mediae sillabae habentes 1 post a, vel e vel o sillabatam, dum tarnen alia consonans post b (leg. post 1) sequitur immediate, ipsa 1 debet quasi u pronunciari. v. g. altrement, malveis, tresmaltalent. Macht aber altre Assonanz mit sage, so konnte es nur altre oder autre nicht otre lauten.
346
Französische Vocale.
EU.
[I. 4 3 7 .
438.
{caution). Auch bei den Bretonen lebt sie noch ungeschwächt fort, nur hört man ao statt aou: faoz (faux), raoz (roseau), brifaod (brifaud) u. dgl. Fremde Sprachen geben den Diphthong buchstäblich wieder: mndl. scafaut (échafaud), yraut (héraut), assaut, s. Grimm I3. 292; mhd. Laudîne, Màhaute, Lïbaut\ mittelgr. Naïvavx (Hainaut), Mnavtovrjg (Baudouin), s. Buchon, Chron. étrang. Mit au ist die gleichlautende Combination EAU zu verbinden. Sie entsteht aus der Silbe el oder il bei folgendem Consonanten: beau, peau, sceau, veau, anneau, heaume (ahd. heim), épeautre (spélz). In einem vorhergehenden Vocal geht alsdann e auf : joy-au für joy-eau (* gaudiéllum, pr. joi-el), boy-au, glu-au, gru-au, hoy-au, tuy-au, altfr. joy-el ff. ; dsgl. flé-au, pré-au, fé-aux (fidèles) für flê-eau, pré-eau, fé-eaux. Die Entwicklung dieser Combination ist in folgender Art zu fassen: aus bei ward durch bekannte Diphthongierung biel, demnächst bial, biau, und letztere Form ist noch im Pic. vorhanden; aus biau aber entstand zuerst mit hörbarem e beau (einsilb.): auditur e clausum, sagt Beza p. 52, cum diphthongo au, quasi scribas eo. Altfr. beau assoniert noch mit grant, Charl. p. 11, und noch immer spricht man in Bourgogne veâ (veau), morseâ (morceau), bandeâ (bandeau), s. Fertiault v. novea. Gottfried v. Str. spricht bêâ zweisilbig, Wolfram gleichfalls, aber auch einsilbig beâ, wie im Franz. Auf diese Aussprache bezieht sich auch das it. Bordeà (Bordeaux), so wie auf eô das sp. Burdeôs, Meos (Meaux). Der Bretone drückt bourreau mit bourreô aus, der Baske mit bourreba. Uber das Wort eau aus aqua s. Et. Wb. EU. Eigentlich, nach der organ. Einrichtung der rom. Sprachen, diphthongiertes ö, entspricht es dem pr. ue, uo, sp. ue, it. uo, ist aber über diese Bestimmung hinausgegangen. Sein Laut ist der des dtsch. ö, auch oberit. Mundarten bekannt. Eu hat seinen Ursprung 1) im lat. eu, z. B. neutre, Europe, neume (pneuma), hébreu (eus für aeus). — | 2) In kurzem oder langem o, so wie in au: feu, jeu, meule, neuf, peuple, deuil, feuille, cerfeuil, filleul-, fleure, heure, meuble, neveu, pleure, seul, couleur, fameux, pieux (zweisilb.), peu, queue (cauda coda), bleu (blau). In allen diesen Fällen kennt die alte Sprache auch das einfache o. — 3) In der Verschmelzung von e-u = a-u oder a-o: heur (augurium, pr. aür), peur (pavor, pr. paor), empereur (alt empereôr), eût (alt eüst, habuisset). In letzterm aber so wie in der ganzen Conjugation von avoir ist eu wie u zu sprechen : man bewahrte das stumm gewordene e, um den Formen graphisch mehr Umfang zu geben, was in sus (sapui) etc. nicht nöthig schien. Auch in jeûne (alt jeüne, jejunium) verstummt e. — 4) Umgekehrt entsteht eu auch aus u-e, u-i: so wenigstens in jeune (juvenis), fleuve (fluvius), beurre (bûtyrum), veuve (vidua viua viuva). — 5) Aus ill, eil in eux (illos), cheveux (capillos), verveux (* vertebellum) etc.
I. 438. 439.]
Französische Vocale. EU.
347
Die frühere diphthongische Geltung der Combination eu ergibt sich daraus, dass es mit e zu assonieren fähig war, z. B. im Leodegar 25 und 31 dm preier, und so auch bei den Spätem. Das Londoner Document stellt daher den Diphthong in diéu, miéuz in so fern gleich mit dem in bien, als beide ein betontes e hatten : Dictio gallice dictata, habens sillabam primam vel mediam in e stricto ore pronunciatam, requirit hanc litteram i ante e pronunciari, verbi gratia bien, dieu, mieuz, trechier, mier, et sie de consimilibus. Noch Palsgrave p. 14 legt ihm diphthongische Natur bei, indem er es dem engl, ew in fewe (few) und dem it. eu gleichstellt. Neben eu war bei den Alten UE = pr. sp. ue sehr üblich: buefs, cuens (nfr. comte), euer, fuet (lat. fodit), fuer, duel (deuil), nuef, prueve, puet, suet (lat. solet), vuelent ; ebenso waren im Mndl. eu und ue gleichbed., ein bereits von Grimm I 3 . 301 verglichener Fall. Auch OE ward geschrieben: foers (it. fuori) im Fragm. v. Val. und so in spätem Hss., z. B. ChRol. coer, soer, poet, moet (fr. meut), oes (lat. opus). Dies Schwanken in der Schreibung scheint den früh eingetretenen Mischlaut zu bedeuten: ähnlich entstand aus ahd. iu das mhd. iu, nahe liegend dem nhd. ü. Eine mehr abweichende Form UO — it. uo kommt | wohl nur in den ersten Sprachproben vor: in S a Eulalia buona, ruovet, im Leodegar buon, duol, duos (fr. deux)-, umgekehrt ou im Fragm. von Val. (douls) und später. Ein norm. (S. 337 unter o beiläufig erwähnter) Ausdruck für das nfr. eu ist u, z. B. avugle, puple, sul, culur, seniur. Bei dieser Combination sind noch einige graphische Formen der neuen Sprache anzumerken. 1) UE schreibt man um der Aussprache willen bei vorhergehendem c oder g: cercueil, cueillir, écueil, orgueil. — 2) Der Etymologie zu Gefallen wird OEU in boeuf, choeur, coeur, moeurs, noeud, oeuf, oeuvre, soeur, voeu geschrieben. — 3) OE nur in oeil (oculus). Poêle (mlat. pisalis) und coeffe (mlat. cofia) gehören nicht hieher: man spricht poile, coiffe, und bedient sich wohl auch dieser Schreibung. Gleichartig ist die Combination IEU, zu sprechen wie eu mit vorschlagendem i. Dieses i hat seinen Grund theils schon im Latein curi-eux, séri-eux (bei Dichtern cur-i-eux, sér-i-eux dreisilb., MalvinCazal 130), theils in der Diphthongierung eines e, ae oder i, wie in dieu, Mathieu, lieue (leuca), deux (caeli), yeuse (ilex, pr. euze), mieux (pr. miélhs), vieux (vielhs), épieu (alt espieïl, spiclum), essieu (axic'lus). Aus o konnte dieser Diphthong ieu in üblicher Weise nicht entstehn : auffallen muss darum das schon im Fragm. von Val. vorliegende lieu (locus) für das veraltete richtige mit feu und jeu zusammentreffende leu. Sollte der übliche altfr. Wechsel zwischen den Combinationen eu und ieu (deu dieu, Mattheu Matthieu) dazu verleitet haben? Eine neupr. Mundart spricht gleichfalls mit hinzugezogenem i Hoc, aber sie spricht auch fioc (focus). Nicht minder auffallen muss der Plural
348
Französische Vocale.
OU.
[I. 439—441.
yeux für eux neben dem Sing. oeil. Darf im ersteren eine verpflanzte Erweichung angenommen werden, so dass yeux für euilx stände, wovon aber auf rom. Boden kaum einige Beispiele vorkommen? Ein solcher Vorgang würde etwa der griech. metathesis aspirationis TQi'xog) entsprechen, s. S. 242 l . Ein andrer, organisch verschiedener Diphthong ist I U im Altfr. und auch hier selten, theils dem pr. iu entsprechend, | wie in piu, bailliu, theils durch erweichtes l oder auf andere Weise entstanden, z. B. fius (fils) Ch. d'Alex. Str. 91, dus (ceux, alt cils) S. Graal, rechiut (reçu) Urkunde von Tournay. OU. Diese Vocalverbindung, die eine täuschende Ähnlichkeit hat mit griech. ov und das einfache u der Schwestersprachen ausdrückt (Palsgrave p. 16 setzt sie dem it. u gleich), scheint aufgekommen zu sein, seit das fr. u Trübung erlitten hatte 2 . Schon die ältesten Sprachproben gewähren sie: Eulalia hat béllezour, fou (focus), pouret (potuerat) u. a., das Fragm. von Val. douls (doles), correcious. Beispiele aus dem frühern Mlat. sind: Bordouse villa u. Malarouta Bréq. n. 194 (v. J. 680), coustuma Carp. s. v. (v. J. 70-5), loutrus — fr. loutre Gloss. erf. p. 345, Loulmontem Mab. Ann. III, num. 13. Sofern dieses ou einfache Vocallaute vertritt, darf man ihm die heutige Geltung zutrauen, und diese hat es bei altdeutschen Dichtern, indem z. B. Gottfried von Strassburg duze (douce), filus, reimend auf hus, schreibt ; wo nicht, so wird es wie pr. ou gelautet haben. Wie könnte man auch annehmen, dass z. B. in dem eben angeführten pouret, worin u von o angezogen ward, der Diphthong nicht noch lebendig gewesen wäre? Ohne Bedenken lassen daher auch die Dichter ou mit o assonieren: ôut pôut Anjou nos or ChRol. p. 47, 62. 114. Ou ist 1) Hauptform für lat. kurzes u = pr. o : couver (cubare), joug, mouche (musca), sous (subtus), roux (russus). — 2) Nicht unüblich auch für o und au (av): amour, jaloux, prouver, roue, cour (chartern), louer (laudare), Anjou (pr. | Anjau). Poitou (Peitau), trou (trau), joue (gauta), clou (clau)\ für a u in soûler (satullare). — 3) Häufig ist es Auflösung der Silben ol (aül), ul, zuweilen zusammentreffend mit pr. ou: cou, moudre (molere), chou (caulis), couteau, doux, genou (abgekürzt aus genouil)8. X) Vgl. über beide fr. Fälle Delius, Jahrb. I, 361. 2) 'Auch den alten Römern war ou ein blosses graphisches Zeichen (für Ii), vielleicht in der Zeit angewandt, als die getrübte Aussprache des u und i zu schwinden begann und die gesonderten Laute scharfe Unterscheidung bedurften.' Benary, Rom. Lautlehre S. 82. Gleich dem fr. ou drückte es auch den kurzen Vocal aus: navebous = navibus. Andrer Meinung sind Mommsen, Unterit. Dialecte 217, und Ritsehl, De milliario Popilliano p. 34, welche in ou auf wirklich alten Inschriften nicht «, sondern ov anzunehmen geneigt sind. 3) In einigen Hss. bemerkt man Beispiele des umgekehrten Verhältnisses:
I. 441. 442.]
Französische Vocale. IE.
Consonanten.
349
IE. Der bekannte rom. Diphthong ist auch im Franz. zu weitester Anwendung gelangt. Der zweite Vocal lautet entweder offen oder geschlossen und unterliegt im wesentlichen den unter E bemerkten Regeln (wo bereits Beispiele gegeben sind), nur dass er in dieser Verbindung nicht verstummt Er stammt 1) aus dem lat. i-e unter Anwendung der Synärese, wie im It. u. s. w., piété, patience. — 2) Diese Neigung zur Zusammenziehung zweier Silben in eine hat auch in zahlreichen nichtlat. Fällen gewirkt, wie hardiesse für hardi-esse, négocier ftir négoc-ier, remercier für remerci-er. Besonders ist das Verbalsuffix iez für i-ez (aviez, auriez, fussiez) hier zu erwähnen. — 3) Hauptsächlich entsteht dieser Diphthong aus kurzem e, so wie aus ae: brief (wegen des complicierten Anlautes zweisilbig zu sprechen), hier (bei Dichtern, z. B. Boileau, hi-er), pied, siège, vieil, nièce, ciel, siècle. — 4) Durch Attraction aus a-i: premier, collier, manière, régulier. — 5) Aus ia : partiel, chrétien. — 6) Aus a in dem Suffix as atis, z. B. amitié, moitié, pitié; selten im Innern des Wortes, wie in grief (bei den Neuern zweisilb.), chien. | Consonanten. Eigentliche Palatale fehlen; ihre Stelle ersetzen einfache Zischlaute, das härtere ch und das weichere j (g). Der Guttural j (sp. y) ist, wie im Prov., nur als palatales i vorhanden und wird verschieden ausgedrückt (rayon, fille, signe). Zu den Gutturalen gesellt sich hier noch h als leiser Hauch. Die Schreibungen rh, th, ch, ph (Rhône, théologie, chronologie, philosophie) dauern fort. Was den A u s l a u t betrifft, so sind alle Consonanten mit Ausnahme des Zischlautes ch so wie des j und v, an dieser Stelle des Wortes und am Ende der Silbe Platz zu nehmen berechtigt. Von dem pr. Wechsel der Consonanten kennt die fr. Sprache, sofern dieser Wechsel durch die Schrift ausgedrückt wird, nur den zwischen v und f: vive, vif. Bei den Alten ist allerdings mehr von der pr. Einrichtung zu spüren: manche Hss. beobachten z. B. einen Wechsel zwischen d und t, g und c (tarde tart, longue Ione). Die gegenwärtige Gerundialform ant für and scheint ein Überrest dieser Methode, wogegen marchand (it. mercatante) grade das Umgekehrte bietet. ol tritt ein für fr. ou, olblier z. B. für oublier Parton., olvrer für ouvrer Brut. Man könnte hierbei an das florentinische aldace für audace denken, aber jenes l wird stumm gewesen sein, denn auch rescols reimt im Brut auf nos, rescolsse auf escosse. 1) Unsere mhd. Dichter haben ihn derselben Betonung unterworfen wie ihren eignen Diphthong ie (fier, ziviler, revier, turnieren), wovon die altfr. Sprache nichts weiss. Sie würden dasselbe auch mit dem it. uo gethan haben, wenn sie Gelegenheit dazu gehabt hätten. Diese Accentversetzung erwiederte der Romane, indem er das ahd. spüola spuöla aussprach.
Französische Consonante!!.
350
fi.
W i c h t i g und e i g e n t ü m l i c h ist das V e r s t u m m e n
442.
443.
ausl. Conso-
nanten unter gewissen Bedingungen, wobei sich aber die Sprache eine nicht geringe Freiheit vorbehielt.
I m Franz. häufen sich durch das
Ausstossen der Vocale hinter der Tonsilbe die Consonanten mehr und finden
öfter ihre Stelle am Ende des Wortes, zumal die Mutä, als im
It. und Span. noch hörbar
Es kann eine Z e i t gegeben haben, wo diese Buchstaben waren,
allein
der
natürliche
Trieb,
etymologisch
zu
schreiben, musste in einer Sprache, die ihre Abkunft stets vor Augen hatte und sie keinen Augenblick zu verläugnen gedachte, von A n f a n g an manchen todten Buchstaben in die Schreibung einfuhren.
Es ist
z. B. w e n i g glaublich, dass in dem L i e d auf Eulalia b in colomb etwas mehr gewesen sei
als ein etymologischer Zierath.
gaben
gewisse Endconsonanten
die Kegel,
Rede verstummen zu lassen. doner Document, dictio dictionem cietur, mitti,
es
in dem Lon-
cum con\sonante sequitur
terminantem,
consonans ultima dictionis
Schon die Alten
zusammenhängender
heisst
Quoüescunque,
incipiens
in consonantem
in
immediate
dum, tarnen sine pausa
anterioris
pronun-
debet pronunciando
praeter-
v. g. mieuz vaut boyr apres manger que devant, exceptis tribus (?) s, m, n, r, quae pronunciando
consonantibus
pur Dieu, sire Williaume, fetes . . . . dieser Stelle
ist die deutlich
non debent praetermitti,
talent 1 .
v. g.
Sehr zu beachten in
ausgesprochene Bemerkung,
dass die
Endconsonanten, wenn eine Pause folge, also auch am Versschluss, von
der
Verstummung nicht
betroffen
werden.
dauerte, wenigstens bei correct Redenden,
Dieser
Gebrauch
bis gegen das Ende des
16. Jh. fort, wie ein fr. K r i t i k e r aus den Grammatikern dieser Zeit bewiesen hat (C. Thurot, De dans l'ancien
français,
la prononciation
des consonnes
letzte Consonant aber, mit Ausnahme des r, verstummte. also sait w i e neufr. sept, auf tels, Turcs
auf durs.
in parlent
nec caeteras
next unto a poynt
or remissely.
consonantes
nisi aut vocalis sequatur
. . .
Man sprach
hörte man das t, passez
Palsgrave p. 39 sagt
ziehung : every worde comynge last letters distinctly
finales
s. Journ. gén. de l'instr. publ. 1854); der vor-
cet. shal sounde theyr
Sylvius : in fine . . . dictionis
ad plénum
sonamus,
aut finis sit clausulae
reimte
z. B. in dieser B e [nec s]
scribimus
tantum;
(Isag. p. 7).
Einver-
standen sind Du Guez, Peletier, Rob. Stephanus, Caucius, Pilot. Doch w a r der Laut des Endconsonanten etwas stumpf.
In den Gramma-
tiken des 17. Jh. kommt diese R e g e l nicht mehr vor. — Minder unterrichtete Schreiber der älteren Periode Hessen die etymologischen Buch-
1) Das Oxforder Ms. lautet hier: Item, quandocumque aliqua diceio incipiens a consonante sequitur aliquant diccionem terminantem in consonante, inrationibus pendentibus, consonans interioris diccionis potest scribi, sei in pronunciation non proferri, ut apres manger debet sonari aprè manger. Also auch s verstummte.
[I. 443—445.
Französische Consonanten.
351
staben häufig fallen, z. B. cors, tems, plom, doi, ni, nes für corps, temps, plomb, doigt, nid, nefs. Die neue Sprache aber behielt die Abstammung der Wörter fester im Auge; sie schreibt etymologisch, wie auch die engl. thut. Dabei konnte es vorkommen, dass ein in dem ! Worte schon enthaltener, aber unkenntlich gewordener Consonant ihm nochmals beigefügt ward, wie g in doigt oder poing, b in debvez, fiebvre (16. Jh.) Die am Ende des Wortes verstummenden Laute (in der Mitte tritt dies seltner ein) sind nun hauptsächlich die dentalen t, d, s, x, z, sodann p, z. B. plat, nid, vers, yeux, nez, trop', seltner verstummen c, f , r und l\ estomac, clef, parler, fusil (über m und n sehe man unten). Eben so wohl kann das Verstummen zwei aufeinander folgende Consonanten treffen, wie in respect, corps, legs, was besonders im Plural der Nomina vorkommen muss, da das angefügte s den vorhergehenden Consonanten nicht dagegen schützt: complots, nids, remords, clefs u. dgl. In fremden Wörtern spricht man die Endconsonanten gewöhnlich aus: accessit, déficit, vivat, zénith, sud, David, atlas, iris, chorus, Bacchus, Pallas, Styx, Palafox, Metz, Cortez. Aber nicht gänzlich sind diese Consonanten dem Bewusstsein des Sprachgefühles entrückt. Sie können wieder hörbar hervortreten, indem sie sich dem folgenden vocalisch anl. Worte durch Inclination verbinden. Da sie auf diese Weise inl. werden, so nehmen sie, wo dies möglich ist, eine gelindere Aussprache an, s und x wie z, f zuweilen wie v. Auch n incliniert und eignet sich alsdann seinen natürlichen Linguallaut wieder zu, wobei es streitig ist, ob die Nasalität völlig wegfällt oder ob hinter nasalem n ein neues reines n hervortritt, welche letztere Aussprache norm, ist ; ob man ancien ami, vilain homme sprechen müsse wie ancienami, vilainomme oder wie anciennami, vilain-nomme. Dem nasalen e, i und u aber bleibt auch hier die ihm zu Theil gewordene Geltung (s. unter N), z. B. en Italie zu sprechen wie anitalie, wenn nicht an-nitalie, un ami eunami, eunnami, woneben aber auch die Aussprache unami ihre Vertheidiger hat. Bedingung der Inclination aber ist, dass die beiden Wörter in engerer syntactischer Beziehung stehen müssen, wie der Artikel, das Pronomen oder das Adjectiv zum darauf folgenden Substantiv, die Präposition zum Nomen, das Adverbium des Grades zum Adjectiv, das Personalpronomen (vor- oder nachstehend) zum Verbum, ebenso zum Verbum die Hülfs- oder Modusverba so wie die Negationen pas und jamais. | Beispiele : les hommes (sprich lezommes), mon habit, cet ami, six écus (sizéeus) neuf écus (neuvécus), vain espoir, grandes actions, sans argent, moins utile, trop heureux, bien ancien, il arrive, attend-il, croit-on, allez-vous-en, vous êtes aimé, je veux aller, il n'a pas eu, il ne lui a jamais écrit. Folgt das Adjectiv seinem Substantiv nach, so findet die Inclination seltner statt: man spricht z. B. une
352
Französische Consonanten.
L.
[I. 445. 446.
action / infame, un nom / illustre (Staedlers Gramm. §. 19). Non incliniert nur, wenn es dem Sinne nach mit einem Nomen zusammengesetzt ist: un non usage, non intéressé, aber c'est une faiblesse et non / une vertu. Über das Verstummen der Consonanten gibt Palsgrave p. 23—25 im wesentlichen folgende Regeln, welche die gegenwärtige Zeit zum Theil nicht mehr anerkennt. Sind zwei dieser Buchstaben durch die Silbe getrennt, so verstummt der erste: souldain (soubdain), luicter, adjuger, digne, multitude. Sind es drei, so verstummt gleichfalls der erste, wenn er zur vorangehenden Silbe gehört, wie in oultre, substance (aber p. 63 spricht er doch dbscurté mit b) ; oder unter derselben Bedingung die beiden ersten mit Ausnahme von m, n,r: scoulpture, moulcture, dompter, spr. scouture, mouture, domter. — Hinter dem letzten Vocal eines Wortes behalten m, n, r, s, x, z ihre Aussprache, die drei ersten immer (also auch r in mener), die drei letzten, wenn das folgende Wort nicht dagegen ist (d. h. wenn es mit keinem Consonanten anfängt). Die übrigen Consonanten lauten nach dem letzten Vocal oder nach m, n, r nur schwach (remissely) oder verstummen fast, z. B. avec, soyt, fil, beaucoup, mot, blanc, sourd, champ, mort, sprich avè, soy u. s. f.; ausgenommen sind t und p nach a und e, wie in chat, décret, hanap. Von zwei ausl. Consonanten ist immer der erste stumm, ausgenommen m, n, r: soubz, sacz, serfz, filz, coupz, fist, metz, fault. Von dreien sind, mit derselben Ausnahme, die beiden ersten stumm: faictz, defaultz, corps, champs, blancs, bastards, spr.faiz, defauz, cors u. s. w. Die Hörbarkeit auslautender Consonanten vor Vocalanlauten gilt ohne Einschränkung, man sehe die zahlreichen Beispiele p. 56—63. Gemination ist für das Gehör weit in den meisten | Fällen so viel als der einfache Laut, wie schon Beza p. 63 lehrte. Bei den Mutis, so wie bei s gilt dies fast ohne Ausnahme: abbé, accuser, acquérir, addition, échauffer, aggraver, appas, appendre, attendre, essieu (mit scharfem s). Bei den Liquidis kommen, zumal in später eingeführten Wörtern, der Ausnahmen mehr vor: man spricht diese Buchstaben z. B. einfach in collège, homme, anneau, guerre, doppelt in rébellion, immense, annales, terreur. Die Alten brauchten für den einfachen Laut gewöhnlich auch den einfachen Buchstaben. In mehreren Fällen pflegt sich die nach dem Accentvocal eingeführte Gemination bei fortspringendem Accent graphisch zu vereinfachen, vgl. battre bataille, cotte cotillon, folle folâtre (aber follet), salle salon, femme femelle, canne canon, barre baraque. L. Es setzt überall, einige Fälle ausgenommen, worin es aus r oder n entstellt ist {autel, licorne, orphelin) ein ursprüngliches l voraus; nur findet es sich zuweilen vorgesetzt, wie in lierre {hedera, altfr. yerre); oder eingeschoben, wie in enclume (incudem).
I. 446. 447.]
353
Französische Consonanten. L. M.
Am wichtigsten ist das sogenannte erweichte l (l mouillée), d. h. I mit rasch nachschlagendem Laut des dtsch. j.1 Dafür fehlt hier ein so bequemes Zeichen wie das pr. Ih. Man schreibt inl. ILL, ausl. IL : paillasse, oreille, travail, orgueil, wobei aber i in i aufgeht, d. h. péril, nicht périil (pr. perilh) geschrieben wird, wie it. chinare für chiinare ausreichen muss. In älterer Zeit war die Schreibung verschieden. In den Casseler Glossen trifft man cramailas und so später vailant, merveille, mit nachgesetztem i filie: im Buch Hiob und in Gregors Dialogen auch das pr. Ih-. filhe, travailher, orgailhose, exilh, mervilhier, turbilhons und ähnliche. Im Fragm. von Val. steht das Pronomen cilg, worin g denselben Dienst thut wie in intrange der Casseler Glossen (s. unter N), und noch später schrieb man lg für gl, Rameigeis z. B. für Ramillies (Grandgagnage, | Sur les anciens noms de lieux p. 71), dem auch die ndl. Schreibung Igh entspricht, faelghe = fr. faille, maelghe — maille, s. Grimm I2. 501 2 . — Etymologisch ist dies il 1) = lat. I mit palatalem i, wie in mil (milium). — 2) = cl, gl, pl, tl: oreille, étrille, écueil, vieil. — 3) In mehreren Fällen entsteht es, besonders ausl. aus reinem II oder l : faillir, avril, fenil (foenile). Gewöhnlich aber erweicht sich l nicht, sofern die unter 1. und 2. bemerkten Buchstaben nicht mitwirken : so in illégal, fil, mil (mille), ville, civil, subtil. — Mndartl. und im gemeinen Leben zerschmilzt l, wie auch in it. Dialecten, und man spricht z. B. batayon für bataillon3. L verstummt in baril, chenil, coutil, cul, fournil, fusil, gril, nombril, outil, persil, soûl, sourcil : überdies in fils, das sich wie pr. filh gesprochen nicht deutlich genug von fille unterschieden haben würde. Man schrieb sonst soi (Name einer Münze), sprach aber sou. Auch fol und col lehrt Beza p. 69 fou, cou sprechen. M. Bei diesem Buchstaben ist hervorzuheben, dass er am Ende einer Silbe, oder wenn in derselben Silbe noch andere Consonanten folgen, den nasalen Ton des n hat (s. daselbst), z. B. dam-ner, com-bler, faim, nom, parfum, prompt-, auch in mm kann dies geschehen: em-mener. Ausgenommen sind die mit imm (immodeste) anfangenden Wörter, worin es rein lautet. In der Adverbialendung emment (ardemment aus ardent-ment) ist der Nasallaut geschwunden, hat aber dem e die Aussprache des o zurückgelassen, was auch in femme geschah. Aus n entstand m in venimeux und einigen andern. In charme 1) Des Ausdruckes II molle bedient sich schon Beza. 2) Über diese und andre Darstellungen der erweichten Laute l und n s. etwa Altrom. Glossare 67. 68. 124. 3) Hieher gehört auch das pr. cavayer für cavallier. — In Berry wird nach Beza's Bemerkung (p. 29) auch anl. gl von der Erweichung betroffen, gloire wie lioire gesprochen. Aber auch dies gl löst sich in y auf: yener = fr. glaner, yotton = glouton, s. Voc. du Berry p. 56. D i e z roman. Gramm., I. 5. Aufl.
23
354
Französische Consonanten.
N.
[I. 447—449.
(Carmen), dame, homme etc. repräsentiert es die Verbindung mn, in âme die umgekehrte Verbindung nm ; in automne verstummt es. Eingeschoben ist es vor b in Embrurn (Eburodunum), lambruche (labrusca)\ vor p in tampon neben tapon. N. Diese Liquida geht unter denselben Bedingungen wie die vorige der ihr zukommenden Articulation verlustig, indem sie aus dem vorhergehenden Vocal einen nasalen Laut hervorruft, wie schon im 1. Abschnitt angedeutet worden. Die vorkommenden Formeln in acht fr. Wörtern sind: AN, EN, IN, ON, UN, AIN, EIN, OIN, UIN, IEN, dsgl. AM, EM, IM, OM, UM, AIM, z. B. dans, ange, gens, tendre, fin, mince, bon, montre, brun, lundi, romain, vaincre, plein, ceindre, besoin, moindre, juin, ancien, tiendrai-, champ, ambre, temps, membre, simple, corromps, ombre, humble, faim. Verwechslung beider Consonanten konnte kaum ausbleiben: so steht n für m in on, rien u. a. Wohl zu merken ist nun hierbei, dass durch jenen Nasallaut zum Theil die vorhergehenden Vocale in ihrer Natur geändert werden, ohne dass diese Änderung graphisch angezeigt wird, weil man auf die Etymologie Rücksicht nahm. — A und o bleiben davon unberührt, aber e empfängt den Laut des a, i den des e, u den des eu1. Die Combinationen ai und ei behalten ihre Aussprache, auch der Diphthong ie wird nicht wie ia (rien nicht wie rian) hervorgebracht, aber in oin und uin erfährt i das Schicksal des einfachen i. Doppeltes n macht keinen Nasallaut, ausser in ennui und ennoblir; wie in diesem letztern wird n auch gesprochen in enivrer und enorgueillir. In fremden Wörtern pflegen die Endungen am, em, en, im, um rein (nur u wie o) zu lauten, z. B. Roterdam, Jérusalem, amen, éden, Sclim, album, pensum. Dass diese dem Provenzalen unbekannte Schmelzung des m und n sehr früh angefangen, dafür spricht in der Litteratur die Identität der Assonanzen an und en, welche beide nicht anders als wie nasales an gesprochen werden konnten, wenn sie | reimen sollten, so wie der beständige Wechsel in der Schreibung beider Formen (androit endroit)2. 1) Diese Aussprache des e bemerkt auch Palsgrave von nasalem t und « weiss er überhaupt nichts. 2) Weniger beweisend ist die ältere Schreibung ng"in ung, crieng, Meung für un, crien, Meun. Dem ersten der -bemerkten Wörter gab man nämlich, nach dem Urtheile der alten Grammatiker, diese Gestalt, weil es auch wie vii (vn) hätte gelesen werden können. Man bemerkt es selbst in pr. Urkunden des 15. Jh., z. B. HLang. IV, preuv. 423. — Ein Troubadour erlaubt sich, das Franz. mit dem Grunzen der Schweine zu vergleichen: A pauc Achiers no fo'n Fransa, on parlon aissi com porcs rutz. GOcc. 272. Zielt er damit auf den Nasenlaut, wobei man an Göthes auf diese Thiere zu beziehenden Vers 'Sie reden alle durch die Nasen erinnert wird? Der Neapoli-
I. 449. 450.]
Französische Consonanten.
N.
355
Weit höher hinauf reicht in mlat. Gedichten die Gleichstellung der Reime um und on, z. B. in einem Liede des 9. Jh. (Du Méril, Poés. pop. 1847, p. 93) Salomon ferculum Zàbulon convivium, was sich am natürlichsten aus der gleichen nasalen Aussprache des m und n erklärt. Aber die Aufsteigung der Formel en zu an ist noch nicht in dem ganzen Gebiet zur Geltung gekommen: pic. z.B. spricht man en, enfer, entre, entrer wie in, infer, intre, intrer aus; wallon, lautet bandeau, dent, vent, endroit, difficilement, différence wie beindai, daint, vaint, aindroit, difficilemaint, diferainss; in Berry langue wie lingue; auch muss i im altfr. in seine eigentliche Geltung nicht absolut eingebtisst haben, da es mit i in jeder Stellung Assonanz macht, pin z. B. mit finir-, dasselbe thut die Endung un mit M, Z. B. brun, venu1. — In der lothringischen Mundart schwindet der nasale | Buchstabe in gewissen Stellungen gänzlich: man spricht mainogemot (ménagement), lentemot (lentement), Chretiei (Chrétien), consciauce (conscience), daus (dans), rau (rien), chei (chien), chemmi (chemin), reipâde (répandre). Auch der Wallone spricht ohne Nasalität ebarassé (emb.), efan (enfant). N an der Stelle andrer Liquida begegnet z. B. in nappe, niveau (libella), marne (alt marié). Vorgesetzt ist es in nombril, s. Et. Wb.; eingeschoben (meist vor Kehllauten) in Angouléme (Iculisma), concombre (cucumis), jongleur (joculator), langouste (locusta), rendre (reddere), altfr. engrot (aegrotus), ancone (ehiov) Roq. Das erweichte n (um es so zu nennen) hat denselben Ursprung und dieselbe Gestalt GN wie im It., doch beschränkt sich die erweichte Aussprache hier auf den Inlaut, indem anl. g auch in dieser Combination guttural bleibt. Franz. gnomon ist also anders zu sprechen als it. gnomone. In ältester Zeit war auch hier die Schreibung sehr verschieden. Der erste Versuch, diese Verbindung auszudrücken, begegnet wohl in den Casseler Glossen, intrange — altfr. enfreigne, dessen g wie ein weiches dtsch. g gesprochen werden sollte. Aber schon in den altdtsch. Gesprächen (s. S. 26) bemerkt man gn in compagn. Später schrieb man ni oder in: sonious, seniorie, plainons (plaignons), auch ngn und ign: compangnon, sengnerie, espaignol, gaigner, taner sagt: II porco parla francese, was man von der Bejahungspartikel oui versteht (s. Yocab. napol. di Galiani, v. guitto); es gibt dies einen hübschen Contrast zu Dante's Vers Nel bei paese lä dove'l si suona. Vielleicht hat der Troubadour gleichfalls das fr. oui gemeint. 1) Bekannt ist die engl.-norm. Schreibung aun für an, oun für on, z. B. in aunz, maunder, vaunter, count, noun (fr. nom). Wahrscheinlich liesB man in dieser Mundart ein leises u hinter a und o hören. Palsgrave p. 3 und 9 will an und on wie aun und oun diphthongisch gesprochen haben, wiewohl er es nicht so schreibt. Das oben S. 330 erwähnte Oxforder Ms. sagt übereinstimmend : Item istae sillabae seu dicciones quant, grant, demandant, sachant et hujusmodi debent scribi cum simplici n, sed pronunciation u debet proferri.
356
Französische Consonanten.
B.
T.
[I. 4 5 0 - 4 5 2 .
montaigne. Im Buch Hiob wird auch engengier, lingie (neben lignie), gaangiet (gagne) geschrieben 1 . Man merke das Verhältnis zwischen inl. gn und ausl. n: baigner bain, gagner gain, éloigner loin, maligne malin, harpigne Jiarpin, cligner clin, rechigner rechin, égratigner gratin etc. R. Diese Liquida rückt oft zur Erleichterung der Aussprache in die Stelle des l oder n ein, wenn diese durch Vocalausfall | mit einer vorhergehenden Muta in unmittelbare Berührung kommen, wie in apôtre, esclandre (scandalum), diacre, ordre, havre (ags. hälfen), pampre (pampinus), coffre. Sie vertritt s in orfraie (ossifraga). Häufig aber beruht sie auf blosser Einschiebung, so in fronde (funda), épeautre {spélt), feutre (file), pupitre (pulpitum), balestre vrlt. (ballista), celestre dsgl. (nach terrestre geformt ?), registre (regestum), tristre vrlt. (tristis), perdrix, encre, pimprenelle, fanfreluche (fanfaluca), velours (villosus). Über ihre Versetzung sehe man S. 184. R verstummt in der Endung er oder ier zwei- und mehrsilbiger Wörter (lat. arius, arium, are), z. B. entier, léger (nach einigen hörbar), officier, danger, aimer, nicht also in amer, enfer, hiver, und bei den Alten überhaupt nicht in den Endungen er, ier oder eir, da ihnen auch in streng reimenden (nicht bloss assonierenden) Gedichten ausl. r überall hörbar ist, z. B. apeler auf her, errer auf mer einen guten Reim gibt 2 . T. Über seine Aussprache ist anzumerken, dass sich diese vor i bei folgendem Vocal nach der lat. richtet, d. h. die des c vor i annimmt: partial, ration, vénitien, balbutier, inertie. Dasselbe geschieht gegen die Regel vor dem Suffix ta in griech. Wörtern, z. B. prophétie (prophetîa), aristocratie, nicht in ungriech. wie partie, garantie u. a. Kurz, dieses ti stimmt überall zum it. zi. Übrigens entspricht t fast durchaus dem lat. t\ in vert, verte vertritt es d, in contrat, acheter u. s. f. et und pt. Besondre Fälle seiner Herkunft sind folgende. 1) Ausl. tritt es in mehreren Wörtern für c ein : abricot | (it. albercocco), palletot (alt palletoc), gerfaut, haubert (s. S. 2 6 0 ) , altfr. gort neben gorc (gurges) etc. — 2) Häufig ward es eingeschoben, theils um schwer verträgliche Consonanzen zu vermitteln, wie in der Formel altfr. str, neufr. tr (estre, être), theils um Vocale auseinander zu halten, wie in cafetier, voilà-t-il. Vorgesetzt ward es in tante, im 1) In unrom. Wörtern, wie agnat, Stagnation, ignée hat g seinen gutturalen L a u t ; in signet ist es stumm. Altfr. findet sich auch digne mit stummem g, z. B. brigans dignes reimend auf brigandines : DC. v. briga. 2) Gachet 397 nimmt zwar gleichfalls an, altfr. r sei hörbar gewesen in der Endung er, schwerlich aber in der Endung ier, weil diese mit er nicht reime. Der Grund dieser Unverträglichkeit beider Endungen liegt aber nicht im r, sondern darin, dass der Diphthong ie überhaupt keinen Reim macht mit dem Vocal e, folge welch ein Consonant wolle. Repairier reimt also auf avancier
und selbst auf chasti-er, obli-er, nicht auf doner.
I. 452. 453.]
Französische Consonanten.
TH.
D.
357
Altfr. oft auch ausl. n angefügt, besonders in Eigennamen: Barrabant Pass. de J. C. 57, Moisant (Moises, Moisen) Gar. I, 23, Aufricant, Persant, Beauliant Beliant (Bethlehem), Jerusalent, boquerant (pr. -ran), chambéllant, faisant (noch nfr. faisand-eau, faisand-erie, engl, pheasant, mhd. phâsant), païsant (engl, peasant), tirant (engl, tyrant), romant (daher romantique), so auch dant (dominus), oriflant (auriflamma), nfr. arpent (arepennis) ; dieselbe Neigung verräth die dtsch. Sprache in dechant, pergament. — Ausl. t verstummt, ausgenommen in folgenden meist jtingern Wörtern, nach einem Vocal: brut, chut, dot, fat, granit, échec et mat, net, subit, transit; nach einem Consonanten: abject, contract, correct, direct, exact, infect, suspect, strict, lest, vent d'est, Christ (stumm in Jésus-Christ), eist et zest, rapt, induit, malt. Die Zahlwörter sept, huit, vingt haben vor Consonanten stummes t, beide erstere aber lassen es am Ende eines Satzes hören ; ils étaient sept, ils restèrent huit. Die Verstummung des t im Altfranz, bezeugen zusammengesetzte Reime, z. B. art geté: largeté G. de Nev. p. 5; art gent: argent NFabl. Jub. II, 317; court ci: accourci Ruteb. II, 71'. TH hat die fr. Sprache in fremden Wörtern beibehalten und braucht es überdies in luth (it. liuto). \ B. Es hat inl. häufig seinen Grund im it. t oder sp. d, wie in cascade, estrade; selten im lat. t. Eingeschoben ist es in den Formeln altfr. sdr, Idr, ndr, neufr. udr, ndr, z. B. coudre (S. 198), moudre (S. 172), ceindre (S. 182). In verschiedenen Völker- und Eigennamen wird es ausl. n angefügt: allemand allemande, normand Normandie, flamand (früher flamenc) flamande, Bertrand, Foukerand (t), Hermand (t), vgl. unser dtsch. jemand, niemand, irgend, Mailand, dutzend. Nicht hieher gehört Roland. — Ausl. d verstummt überall ausser in einigen fremden Wörtern, wie sud. Endigt ein Adjectiv auf d und folgt ein Substantiv, das mit einem Vocal anhebt, so wird d wie t gesprochen: profond abîme wie profont abîme; dasselbe geschieht in Verbindungen wie entend-il, répond-on. In den ältesten Sprachurkunden wird d noch vielfach geschrieben, wo es nachher ausfiel: so in den Eiden fradre, cadhuna, in S a Eulal. presentede, spede, adunet, im Fragm. von Val. podist (potuisset), odit (auditum), im Leodegar laudier (Jouer), fredre, nodrit; und so noch in späteren. In England verfertigte Hss. setzen auch th für d, z. B. das Alexiuslied ed. M. vithe (vie), canuthe (chenue), lothet {loue), cun1) Schon in den ältesten Hss. fällt es mitunter ab, z. B. mul für mult im Leodegar (auch im Fragm. vom Alexander u. s. w.), bei Gottfried v. Strassburg noch kürzer mû, auch de tu le munde (Trist. 12564); dsgl. ces für cest im Fragm. von Val. Hieher gehört eine Regel des Londoner Documents : Quaedam sillabae pronunciatae quasi cum aspiratione possunt scribi cum s et t, verbi gratia est, plest, cest etc. Die Meinung ist wohl: man hört nur eine Art Aspiration (eine Verlängerung des Vocals), schreibt aber etymologisch st.
358
Französische Consonanten.
S.
[I. 453. 454.
treibet {contrée), der Psalter des Trin. Coli, multiplieth, oth (Präp.). Dieses d wird wohl Uberall da, wo es eben sowohl ausfällt, für ein stummes etymologisches Zeichen zu nehmen sein. S wird als Anlaut so wie vor oder nach Consonanten, desgleichen in der Verdoppelung ss scharf gesprochen, in den Verbindungen sce sei, sehe sehi {scène, scie, scheling, schisme) nicht gehört; zwischen Vocalen lautet es wie z. Man spricht indessen gleichfalls mit weichem s transiger und transit (aber nicht transir) ; mit hartem die Composita désuétude, préséance, vraisemblance, parasol u. a. Dieses Verhalten des Buchstabens kennen auch die Grammatiker des 16. Jh. In sceau {sigillum) | und scier (secare) verbindet es sich mit einem etymologisch unbegründeten c. S geht nicht bloss auf ursprüngliches s zurück : es entsteht aus mehreren sehr üblichen Consonanzen und entschädigt sich auf diese Weise für sein häufiges Verstummen. 1) Aus t oder c {ch) mit palatalem i: raison, hérisson, bras. — 2) Aus dtsch. z: blesser {Hetzen), saisir (sazjan). — 3) Aus ce ci {que qui) ohne Einwirkung eines folgenden Vocals, z. B. panse, cuisine {coquina). Aus sc in poisson {piscis). — 4) Aus x : laisser, buis u. dgl. — 5) Aus st: angoisse, tesson {testa). — 6J Merkwürdig, wenn auch nur wenige Wörter treffend, ist der Ubertritt des r in s: besicle, chaise, poussiere für bericle, chaire, pourrière. Diese Formen mögen aus der Pariser Mundart herrühren. Parisienses, sagt Beza p. 34, ac multo etiam magis Altissiodorenses et mei Vezelii simplicem (r) etiam in s vertunt, ut Masie, pese, mese, Theodose pro Marie, pere, mere, Theodore. Palsgrave p. 34 legt dieselbe Aussprache den Parisern bei, die denn auch Pazys sprechen für Parys. Auch in einem Theile von Champagne hört man écuzie, pèze, frèze für écurie, père, frère (Tarbé I, 170. 171). — Vorgesetzt findet sich s in escarboucle {carbunculus), éckafaut (it. catafalco), écrevisse (krebs) ; umgekehrt fällt die ganze Silbe es oder é weg in pâmer für épâmer, prèle neben esprelle (it. asperella), tain neben étain, tricot neben étriquet, Tiennot für Êtiennot, tribord neben stribord. Altfr. Hss. haben pause für espouse, pouiller für espouiller (Wackernagel S. 133). Vor diesem Buchstaben hat die fr. Sprache eine ihr eigentümliche Scheu, sowohl im Inlaute wie im Auslaute. Im I n l a u t e vor Consonanten hat sie sich dessen in den meisten Fällen entledigt, sie schreibt ihn nicht mehr, ausgenommen als stummen Buchstaben in einigen Appellativen, wie isle, registre neben île, regître, und in nicht wenigen Eigennamen, wie Aisne, Duchesne, Duguesclin, Ménestrier, Nismes. Die älteren Grammatiker lehren aber bereits maistre zu sprechen wie maître, descouvrir wie découvrir. Sylvius sagt Isagoge p. 7: S ante t et alias quasdam consonantes in media dictione raro ad plénum, sed tantum tenuiter sonamus et pronunciando vel eli-
I. 454—456.]
Französische Consonanten
S.
359
dimus vel \ öbscuramus. Sollten sich aber auch die frühem Jahrhunderte, die auf etymologische Schreibung weniger Gewicht legten, mit einem todten Zeichen behelligt haben? Gewiss nicht. An seiner Hörbarkeit darf nicht gezweifelt werden, schon deshalb nicht, weil er in den ältesten Hss., vom 9. bis in das 11. Jh., niemals ausbleibt. Wozu hätte man ferner fisdrent oder plainstrent geschrieben, wenn das eingeschobene d oder t nicht dienen sollte, die Laute s und r zu vermitteln? Nördliche Mundarten behaupten es noch immer in der Combination st: wallon, chestai (château), hèss (hêtre), fiess (fêté), pic. sté (étê)\ allgemeiner die bret.: brousta (broûter), distale (détaché), hast (hâté), Jcostez (côté), disk (dois). Als die fr. Normannen England besetzten, muss s noch lebendig gewesen sein: dafür reden engl. Wörter, wie astonish (estoner), tresle (trestel, tréteau), estate (estât), eschewin (eschevin), espy (espier), squire (escuyer), squirrel (escureuil) und zahlreiche andere. Im A u s l aute bewahrt es die heutige Schreibweise fortwährend, aber als stummen Buchstaben, selbst in Flexionssilben, in entschiedenem Gegensatz zum Span., welches das flexivische s deutlich hören lässt. Auszunehmen pflegt man die Wörter ains Adv., alors, blocus, cens, fils, jadis, laps, lis, mars, moeurs, os, ours, plus (wenn es nicht comparativisch ist: il y a plus), sas, tous (substantivisch gebraucht), vindas, vis, in welchen es hörbar geblieben ist (Malvin-Cazal 349—358). Aber auch in dieser Stellung ist an seiner Hörbarkeit im Mittelfranz, nicht zu zweifeln, an der des flexivischen um so weniger, als es auf die Gestalt des Nomens Einfluss übte. Man sprach z. B. pis für pics (schon im Casseler Glossar), sas für sacs, fers für ferms, tritz für tristz, um die mehrfache Consonanz aufzuheben, s also war vernehmbar: im cas. obl., wo dieser Consonant wegfiel, trat auch das vollständige Thema wieder ein, pic, sac, ferm (nicht fer), trist. Einen weiteren Beweis für die ehemalige Hörbarkeit des ausl. s und anderer jetzt verstummender Consonanten gewähren die mit lat. gemischten fr. Reime wie bonus jus (Saft), mensâs délicats, laudabit dit. Aber schon früh ward es in- und ausl. geschwächt und übergangen: man hätte sonst nicht gewagt zu reimen, wie Marie | de France, Benoit, Gautier de Coinsi, Rutebeuf und andre thun, dame blasme, estre mettre, cisne mechine, ostel ot tel, puis taire pute aire, papélars dirai papélardirai, borbeter ors beter. In den zusammengesetzten Reimen (rimes équivoques) bestand die Kunst des Dichters darin, den Gleichlaut möglichst weit zurückzuführen; es versteht sich, dass kein störendes Element darin vorkommen durfte. So trifft man denn in guten Hss. der ältesten Zeit bereits meeme (meesme) Psaut. du Trin. coll., mimes (dass.), melleiz (mesl.), delloiez (desl.), éllist (esl.) LJob, quaramme (quaresme carême) SBern., proime (neben proisme) ds., in einer Hs. aus dem Anfange des 12. Jh. hrsg. von G. Paris, Jahrb. IV, 311 cetui (cestui), deputer (disp.), ecrierent
360
Französische Consonanten.
S.
[1.456. 457.
(escr.), apôtres, amité (amisté), vgl. dazu P. Meyer, Jahrb. V, 398. Aber nicht wirkungslos gieng das ini. s verloren: seinen Ausfall ersetzte die Dehnung des vorhergehenden Vocals, welche die gegenwärtige Orthographie mit dem Circumflex anzeigt. Nur wenige Wörter verläugnen diese Dehnung: bétail (bestia), cet (ecc'iste), poterne (posterula), setier (sextarim), ajouter (* adjuxtare), louche (luscus), ménage (v. mansio), mouche (musco) flir bétail u. s. f., namentlich die Vorpartikeln é, dé (dis), mé, tré. — Statt s setzen die Livres des rois d, wenigstens vor l und n: medler (mesler), adne (asne), maidnée (maisnée), Thom. de Cant. suppl. almodnier, bedlei, sicher nur als stummes Zeichen, denn der Laut d verträgt sich im Franz. nicht mit nachfolgendem l oder w: es scheint, als habe man die Dehnung, schicklich oder nicht, durch ein Anstossen mit der Zunge andeuten wollen. Hatte man sich nun einmal gewöhnt, dem stummen s in vielen Fällen nur noch den Werth eines Dehnungszeichens zuzugestehen, idque non parvo àbusu, quum literae non sint inventae, ut pronuntiationis quantitatem significent, wie Beza p. 71 sagt, so war es natürlich, dass man es auch zur Bezeichnung der Länge einschob, wobei aber weder Ubereinstimmung noch Genauigkeit erwartet werden darf. Man schrieb also z. B. fluste (flûte), fuiste (fuite), loister (lutter), puste (it. putta), esguille (aiguille), Esgipte (Êgypte), casnard (cagnard), lasne {laine), mesne (mène), remposgne (it. rampogna), resne \ resgne (rêne), Rosne (Rhône), sesne (seine), trosne (trône), visne (vigne), cosme (lat. coma), nosme (nom), cesmance (semence), esre (erre), pasle (pâle), paesle (poêle), rosle (rôle), selbst esve (eau) Gar. 1,112; d statt s: throdnes, rampodner. Dieses prosodiache s kennen die ältesten Hss. noch nicht, weil sie auch das stumme s nicht kennen 1 ; allmählich tritt es hervor: so im Alexius Str. 14 fraisle (frêle). Die Stummheit dieses eingefügten Zeichens erhellt schon daraus, dass für esre (erre) nie esdre estre gefunden wird, d. h. dass s vor r hier keinen vermittelnden Dental nöthig hatte, so wie dass dieses s in Sprachen, die mit der fr. in lebendigem Verkehr standen, keine Spur zurückgelassen. Merkwürdig ist bei diesem Buchstaben noch eine andre nur mndartl. Erscheinung. Im Lothringischen wird er nämlich ohne Rücksicht auf seinen Ursprung häufig mit aspiriertem h vertauscht, z. B. herpatte (serpette), hûre (sûr), aihe (aise), aihheire (asseoir), aipâhi (apaiser), baihhi (baisser), bâhi (baiser), bïhe (bise), fehtin (festin), pihtolet (pistolet). Auch für fr. ç, sc und eh kann h eintreten. Die wallon. Mundart kennt ungefähr dasselbe Verhältnis ; dem lüttichischen h aber begegnet hier das namurische j (S. 110). H für s bietet auch 1) Alsmos[nes] im Fragm. von Yal. muss Schreibfehler sein für almosnes, da ein zwischen l und m eingeschobenes s weder einen grammatischen noch einen prosodischen Sinn haben kann.
I. 457—459.]
Französische Consonanten.
Z. C. Q.
361
Italien in der bergam. Mundart, welche hervo, hovrà, cahtél, cohta, pehtà, penhà, groh, ruh für servo, sovrano, castello, Costa, pestare, pensare, grosso, rosso spricht (Biondelli p. 16). Die Berührung der Spiranten s und h ist schon aus älteren Sprachen bekannt genug, auch das celtische Gebiet gewährt sie (Zeuss I, 63). Mittelhochdeutsche Dichter schreiben fôreht neben forest, jenes reimend auf das dtsch. sieht (Grimm I2. 416), zufällig ist ein lothr. foreht nicht vorhanden 1 .) Z lautet wie ein sanftes s. Dieser Consonant ist von eingeschränktem Gebrauche: 1) = z in griech., it. und andern fremden Wörtern: zèle, zéphir, zibeline (it. zibellino), bronze, gazette, zéro, alezan. — 2) = ç: douze, treize, quatorze, seize, dizain, lézard (lacer tus). — 3) — s und ts: chez (casa), nez, rez (rasus), gazon (ahd. waso), assez. In zeste entstand z aus sch (schistus). — Ausl. verstummt es immer, ausser in dem Namen Rodez und in fremden Namen, wie Alvarez, Cortez, in welchen allen es wie s gesprochen wird. Die wichtige Rolle, die es in altfr. Flexionen spielt, wird schicklicher in der Wortbiegungslehre auseinandergesetzt 2 . C. Q. 1. Gutturales c nebst dem vor e und i an seine Stelle tretenden QU, wofür altfr. oft k geschrieben wird, ein Buchstabe, der durch die Franken in beständiger Anwendung erhalten worden war 3 , gehen immer auf lat. oder fremdes c oder q zurück, wobei ein folgendes o oder u ausfallen kann, wie in car (quare), cailler (coagulare), cacher (coactare), queue (coda), quignon (cuneus), quitter (* quietaré), altfr. quens (cornes). Lucarne (lucerna) setzt eine sehr alte Umwandlung des ce in ca voraus (S. 209). Craindre (tremere) hat t mit c getauscht. Second spricht man wie segond. Bei q ist noch zu erinnern, dass das ihm angefügte u sich stumm verhält: quatre, acquérir, quoti\dien ; nur in jüngern Wörtern wird qua wie coua, que wie eue gesprochen: aquatile, équateur, quadrupède, quaterne, équestre, quintuple, questure. Die ursprüngliche Hörbarkeit des u dauert in
1) Auch im Liv. de Job bemerkt man h, wo sonst s steht, so in maihnie, raihnable, ahnesse, blahmc; da es aber hier nicht zwischen Vocalen vorkommt, so scheint es blosses Dehnungszeichen, also wie im Deutschen oder im Umbrischen (Corssen I, 46), wenn auch der Vorgang hier andrer Art ist. Maihnie wird übrigens von Gottfried von Strassburg beibehalten: deus sal le rot et sa mehnie 3257. 2) Für ausl. z schreibt das Fragm. von Val. st: ireist = pr. iratz, aveist = avetz, sost = sotz, tost = totz, sogar seietst = siatz. Ebenso liest man in den Poes, relig. p. p. P. Meyer erost für crotz u. dgl. mehr. Es ist eine Umstellung, wie sie auch sonst in Hss., namentlich bei ht (S. 321), vorkommt. 3) Dieses k war dem Londoner Document schon veraltet: item que vel qui consuevit olirn scribi cum k secundum usum veterem, sed secundum modernus commutatur k t» q, exceptis propriis nominibus et cogtwminibus v. g. Kateryne de Kyrkeby.
362
Französische Consonanten.
C. Q.
[I. 459. 460.
der wallon. Mundart fort, welche cuârai (carreau), couâr {quart), couinz {quinze), cuitter {quitter) spricht. So auch bret. Jcoal (caille), huit (quitté)-, engl, quarret (querelle), question, quiet u. dgl. In der ältesten Litteratur sind beide Buchstaben der Kehltenuis noch nicht streng geschieden: man liest concuise, cuite, vescui, nascui, umgekehrt quire, quer (coeur), quider u. dgl. — Ausl. c verstummt in broc, clerc, croc, cric, donc (am Anfange eines Satzes), estomac, jonc, marc, porc, tabac, tronc u. a., ebenso in échecs, lacs. Im Widerspruche damit bemerkt Beza: Finiens dictionem haec litera (c) quaecunque vel vocalis vel consonans sequatur, intégra pronuntiatur, ut in his vocibus broc, froc, soc, sec, suc, et similibus. Ausl. q steht nur in cinq und dem unlat. coq, jenes lässt es vor Consonanten, dieses in coq d'Inde verstummen. 2. G der Sibilant, in den Formeln ce ci, lautet wie ein scharfes s1, die Gemination cc (accent, accident) wie ks. Den Laut s vor a, o, u wahrt die Cedille, anfangs ein hinter c gesetztes z (z. B. in czo), nachher unter dem c angebracht (ço). Eine uralte Schreibung dafür war z: S. Eulalia bediente sich derselben in bellezour und aezo, später bemerkt man anzois, rezoivre u. dgl. Nicht minder üblich war ci oder ce, z. B. cio (spr. ço) Pass. de J. C., ceo SBern., faceons (façons) das., menceunge Libr. psalm. (mensonge), exalcead ds., cumencet (spr. cumengt) Kol. ed. M. Doch schreibt L. psalm. neben adrecead auch schon adreçad2. Vgl. Altromanische Glossare S. 66. 123. Sehr gewöhnlich brauchen it. Schreiber fr. oder pr. Texte die Cedille selbst vor e und i. Nicht selten aber ward dieses Zeichen verwahrlost, men\cunge, effaças, doue (lat. dulcis), cauc (calx) geschrieben. Mhd. Dichter konnten ç nicht anders als mit z wiedergeben: zinc, merzt, pûzele, garzûn, ßanze, und schon die Eidschwüre haben fazet (faciat), das Casseler Glossar vivaziu (vivacius, pr. viatz)\ im Ndl. ward ts dafür gebraucht, fortseren, fatsoen. Vielleicht lag die älteste Aussprache dem dtsch. z näher, was recht wohl zur organischen Einrichtung der rom. Sprachen stimmen würde. In S" Eulalia findet sich einmal mit vorschlagendem t manatee (menace), aber sonst überall einfaches c. — Der Sibilant beherrscht übrigens nicht das ganze Gebiet. Für ç nämlich spricht der Picarde bis auf den heutigen Tag ch: z.B. cheaus (ceux), rechiut (reçu), serviche, rechevoir, Valenchiennes, ichi, chire, fachon (s. S. 106); sicher eine spätere Entwickelung, wodurch sich ç von dem nahe liegenden s bestimmter zu trennen suchte. Etymologisch ist dieses c zurückzuführen 1) auf ce ci, che chi\ céder, civil, vesce f. vece (vicia), bracelet. — 2) Auf que qui: lacet (ilaqueus), cinq. — 3) Auf t mit palatalem i: grâce, place, noces. — 1) Mollissimum sonum habet pene consimilem sono litterae s, nach Bouille's Auffassung, p. 38. Nach Palsgrave p. 27 soll es eben nur wie s gesprochen werden. 2) Pass, de J. C. 127 faga ist ein älteres Beisp., sofern die Hs. es bestätigt.
I. 460. 461.]
Französische Consonante«.
CH.
363
4) Auf s: sauce (salsa), foncer (Subst. fonds), forcené (ahd. sin), rincer (altn. hreinsa). CH hat den Laut des it. sc vor i oder des dtsch. sch, in griech. Wörtern theils diesen Laut: chimère, chirurgien, archevêque, Achille, theils den des le: chaos, archiépiscopat. Am Ende der Wörter, wo es aber selten vorkommt, lautet es wie k (varech) oder verstummt (almanach). Mit sch wird es auch im Mhd. ausgedrückt: schàhtelân (châtelain), schanze (chance), schanzûne, schapel, schalmîe (chalumeau), hâsche. Daneben ist aber auch zu beachten, dass dieser Buchstabe in den ins Englische eingeführten Wörtern nicht wie sch, wofür sh gesetzt werden konnte, welchem Laute es auch zu Palsgrave's Zeit bereits entsprach, sondern wie tsch lautet, z. B. challenge, Chamber, chant, charge, charme. Auch im Mhd. begegnet die Schreibung tsch, z. B. tschapel, tschiere (chiere), hâtsche, rotsche (roche), Bitschart; mndl. ward | roche durch roetsche (s. Ferguut), Charles durch Tsarels, Chartreux durch Tsartroisen (Glossar zu Stoke) ausgedrückt; so im Mittelgriech. Richard durch lPizt,dtQÖoq. Der Catalane Bernât d'Esclot lässt die Franzosen ausrufen: bons xivallers avant (Buchon p. 718 b ), x aber war damals = tsch. Diese Aussprache mit vorschlagendem t ist noch jetzt der wallon. Mundart eigen, worin chandel wie tchandel lautet; auch in einem Theile von Lothringen wird es wie tsch oder dsch gesprochen: saitcha (sachet), vaitche (vache), sadehe (sèche), dchvâ (cheval), s. Oberlin, Patois lorr. p. 88. Nicht ohne Grund also würde man dem altfr. ch die Aussprache des pr., sei es auch nur mndartl., beilegen. — Das Zeichen ch konnte der Franzose etwa aus griech. Wörtern, oder, was ihm näher lag, aus ahd., wie Choral, chamarling, oder auch aus fränkischen, wie Charibert, Childebert, Chilperich, die er Scharl oder Tscharl u. s. f. aussprach, entnehmen. Dieses Zeichen kommt zuerst im Liedchen von St. Amand vor (ehielt, chief), öfter im Fragm. v. Val., welches aber auch, in dem zweimal gebrauchten jholt, jh dafür setzt; blosses j, in jose, bieten Hss. der Gesetze Wilhelms §. 7, so wie, im pr. jausir, das florentinische Bruchstück des Alexander. Die alt- und neupic. Mundart, welche, wie wir sahen, denselben Zischlaut auf ç übertrug, behielt für ch den alten Kehllaut bei: calenge, Ttevau (cheval), heux (chaux), Men (chien), Itene (chêne), cose, acater, mouke (mouche) ; zum Theil thut dies auch die wallon. : cangi (changer), bótte (bouche), lâke (lâche). Einige Hss., wie die des Alexius ed. M., zeigen auch ç für und neben ch, z. B. pecet (péché), sacet (sache), colcer (coucher), selbst unces neben unches (unquam). Ch ist, abgesehen von griech. Wörtern, vielfältigen Ursprungs. Es entsteht 1) aus lat. c vor o, aus qu, so wie aus dtsch. Je: cheval, chaque (quisque), choisir (Tcausjan), marche (ntarJca). — 2) Aus x: lâche (laxus) u. einige andere. — 3) Aus et: fléchir (fleeter e), cacher (coactare). — 4) Aus ci: chiche (cicer), chicorée (cichoreum), chiffre (mlat.
364
Französische Consonanten.
X. G. J.
[I. 4 6 1 - 4 6 3 .
cifra). — 5) Aus c oder t mitpalatalem i: galoche, taloche, cartouche, doucher (* ductiare) ; aus ts (z) in fleche (ndl. | vlits). — 6) Aus si in einigen Fällen: chiffler (sibilare), altfr. chifonie (symphonia), ygl. chucre — sucre Roq. — 7) Aus p mitpalatalem i: sèche (sepia), crèche (kripja). — 8) Aus dtsch. sch in chinquer {schenken), chopine (schoppen), chopper (schupfen). X lautet 1) wie es zwischen Vocalen (mit einigen Ausnahmen), in dem Wörtchen ex vor Consonanten, desgleichen am Ende von Eigennamen und lat. Wörtern: luxe, sexe, extrême, excepter, Aix-lachapelle, lynx, sphynx, préfix 2) Wie gz in ex bei folgendem Vocal : examen, exercice. 3) Wie ss in soixante, Auxerre, in six und dix am Ende eines Satzes (j'en ai dix), dsgl. in Aix. 4) Wie z in deuxième, sixième. Ausl. x verstummt, ausser in den bemerkten Fällen. Altfranz. schrieb man auch xort (sourd), poixans (puissant), dexendret conixsance, conoix, in merovingischen Urkunden senodoxiolum neben senodociolum, ausiliante für auxiliante u. dgl., so dass also früher x und 's verwechselt wurden. — Wo die lat. und andere Sprachen diesen Buchstaben nicht darreichten, steht er bloss orthographisch für s (deux d. i. duos, glorieux) und kann, wie diese, aus ce entspringen (croix, noix, dix, doux). Sein Gebrauch in der Declination und Conjugation fällt der Flexionslehre anheim. G. J. 1. Gutturales g (ga, go, gu) wird vor e und i, wie im Span., mit GU ausgedrückt, wofür manche alte, nicht etwa in Italien abgefasste Hss. auf it. Weise gh setzen. Hörbar ist das u der Formel gu nur in aiguille, aiguillon, aiguiser, arguer und in einigen Eigennamen, wie Guise. In der Verdoppelung gg vor é, wie in suggérer, wird der erste dieser Consonanten guttural gesprochen. — G hat seinen Ursprung, ausser in lat. g nach allgemeiner Regel, 1) in dtsch. g, selbst | vor e und i: Guérard, gueude (gilde). — 2) In der Tenuis c (q): gobelet (cupa), figue, égal (aequalis), guitran (arab. qatrân), braguer (altn. braka). — 3) In dtsch. h, inl. : agacer (hazjan). — 4) Sehr oft in dtsch. w, zuweilen, wie in gaine, auch in lat. v. Dass für dieses g = w mndartl. gradezu w (warder für garder) oder auch v (vépe für guêpe) vorkomme, ist S. 266 bemerkt worden. Eine andre Wahrnehmung ist, dass im Altfranz, gu auch vor a geschrieben wird, z. B. guardeir, guasteir, guaige (gage) LJob (bürg.): mit hörbarem u oder nicht, darüber kann erst ein genaueres Studium der Mundarten Aufklärung bringen. Die Zeugnisse fremder Sprachen für das u sind selten und schwankend. Wolfram von Eschenbach schrieb Gwi und Gwillams. Mittelgriech. (um 1300) ward Guillaume, Gui mit I'ovXiá/.iog, ryuáv oder I'ijg ausgedrückt, s. Bouchon, Chron. étrang. 1) Palsgrave p. 38 schreibt eine weichere Aussprache vor = uz, excetlent
= euzellent, was an das pg. eis erinnert.
I. 463. 464.]
Französische Consonanten.
G. J.
365
p. 769. Im Engl, fällt u aus oder verstummt: gage, garnish, guide, guise. Im Bret. aber lebt es meist noch fort zum Zeugnisse seiner früheren Bedeutung : fr. gué lautet hier gwé. — Der Guttural ist vorgesetzt in grenouille, eingeschoben in épingle (spinula). Ausl. wird er in joug leise gehört ; wie h in bourg und wenn er zu einem vocalisch anl. Worte construiert wird : long espace. Unbedingt stumm ist g in coing, étang, faubourg, hareng, poing, seing, desgl. in doigt, vingt und legs. 2. G, der Zischlaut, einem sanften dtsch. sch ähnlich, wird ausgedrückt durch die Formeln gea, ge, gi, geo (mangea, gens, gilet, forgeons), so wie durch j vor jedem Vocal, so dass also die Sprache für den weichen Zischlaut zwei Zeichen verwendet Aber auch hier darf ein ihm voranklingendes d als die ältere (palatale) Aussprache angenommen werden, die uns schon aus dem Prov. bekannt ist. Im Engl, hat dieser Zisch|laut in fr. Wörtern dieselbe Aussprache dsch (genteel, jealous, budget) und kann nur aus Frankreich eingeführt sein, wie die verwandte des ch. Unter den Mundarten spricht die lothringische gleichfalls dg, dj: dgens, djadin {jardin). Den Fremden war die Darstellung dieses etwas zarten Lautes schwierig. Mhd. schrieb man schent (gent), schoie und zhoie (joie), salvaesche (salvage), loschieren (loger), aber auch mit j sarjant, mit ti tjost (Joste), tjustieren (jouster), und so mndl. jaloes (jaloux), javeline, jent. Im Mittelgriech. drückt man den fr. Laut mit T'Ç (das jetzt fast wie tsch gesprochen wird) aus: TÇâv (Jean), 'iZerpQe (Geoffroi). Auch der Bretone setzt z in bieou (bijou), sonst j. — So wie c für ch, so setzt die pic. Mundart gewöhnlich auch g für j: gaiole (geôle), gambe, garbe, gardin, garet, goie, was schon Bouille, De vulg. ling. p. 28, anmerkt. Altfranz, findet sich auch bourgois, welches P. Ramus bourjois gesprochen haben will, aber es kann sich mit pr. borgues, it. borghese decken. Der weiche Zischlaut hat seinen Ursprung, ausser in lat. gi, ge, 1) in j: janvier, jet (jactus). joli (nord. jol). — 2) In palatalem i, anl.: je für ié (ego, eo, ieo), Jérôme (Hieronymus), jour, jusque; inl.: cierge (cereus), singe, linge, orge, rage, cage. — 3) In ca: jambe (*camba), geôle (*caveola), girofle (caryophyllum)\ zumal in tc, de: voyage, venger. — 4) Öfter in ga: jardin, jaune (galbinus), joie. — 5) In z: jaloux (zelosus). — 6) Altfranz, auch in dtsch. w, S. 266. — G kann also j, und j kann g wenigstens vor a vertreten ; j vor i zu schreiben, wie im Span., ist nicht üblich, also wohl jet, aber gîte, beide Anlaute aus lat. j. 1) 'Merkwürdig ist, dass wie das fr. j in vielen Wörtern dem lat. Halbvocal j gegenübersteht und aus demselben sich entwickelt hat, ebenso auch zuweilen das sendische s [zu sprechen wie fr. _;'] aus dem sanskritischen Halbvocal y [zu sprechen wie lat. j\ entsprungen ist.' Bopp, Vergleich. Gramm. I, 87, 2. Ausg.
366
Französische Consonanten.
H. P. B. F.
[I. 464—466.
H ist theils stumm, theils hörbar ; in l e t z t e m Falle ein gelinder Hauch, schwächer zumal als das dtsch. h, wie schon Beza erinnert: aspirationem Franci quantum fieri potest emolliunt, sie tarnen, ut omnino audiatur, at non aspere ex imo gutture efflata, quod est magnopere Germanis observandum. Doch muss er früher kräftiger gewesen sein, da er im Span, und Sicilianischen mit f wiedergegeben ward, s. S. 226. 262. | Zwischen Vocalen (ahan, cohue) lässt m a n h gewöhnlich hören; hier dient es aber auch zur Wahrung des Hiatus, wie in envahir, trahison. Dtsch. Einfluss hat diesen sonst unrom. Laut im Franz. wieder auferweckt und ihn selbst manchen lat. Wörtern zurückgegeben. Diese sind : haleter, hé (vgl. heus; stumm in hélas, mhd. elas, engl, alas), hem, hennir (spr. hanir), hernie, héros (aber die Derivata, wie héroïne, mit stummem h), hiérarchie, herse. Dagegen fiel h weg in on Qiomo), or (hör a), orge (hordeum), bei den Alten auch in ain Qiamus), o (hoc), ord (horridus), ort (hortus), ost Qiostis) u. a. In halener, haut und hausser (stumm in exhausser), holà und huit ward hörbares, in huile, huis, huître stummes h vorgesetzt. Die übrigen aspirierten Wörter hat man auf fremden Gebieten, hauptsächlich dem dtsch. (S. 262 ff.) zu suchen; nicht wenige aber sind zweifelhafter Herkunft H entspringt aus f in hors und einigen a n d e r n , so wie in dem aus dem Span, entlehnten habler ( fabulari). — Die Mundarten sind der Aspiration nicht überall hold. Im pic. Gebiete bleibt sie häufig aus, in einem Theile des bürg, fällt sie gänzlich weg, s. Fertiault, v. onte. Uber diesen Buchstaben sind vor allem Paul Meyer's wohlbegründete Bemerkungen, Eibl. de l'École des chartes, 3. sér. IV. zu vergleichen. P . B. F. Über diese drei Lippenbuchstaben ist kaum etwas zu berichten. Einige Fälle zeigen eine Verwechslung derselben unter einander oder mit v, z. B. coup, abeille, fois (vicem), nèfle. Ausl. f vertritt p, b, v, z. B. chef, prof vrlt. (prope), tref (trabs), boeuf, if (ahd. îwa)\ selbst das dem v nah liegende u, wie in antif vrlt. (anti[q]uus), juif (ju[d]aeus), moeuf (mo[d~\us) und mehreren andern. Eingeschoben findet sich b in den Gruppierungen rnbl und mbr: trembler (* tremulare), chambre. — Ihre Aussprache betreffend, so verstummt p häufig vor t, z. B. in sept (mit hörbarem p septembre, septénaire), cheptel, baptême (mit den meisten seiner Ableitungen), prompt, dompter, | exempt (hörbares p in exemption), compte-, ebenso verstummt es ausl. in coup, loup, drap, camp, champ-, in beaucoup und trop ist es nur vor Vocalen hörbar. Beza p. 70 nennt es hörbar in coup und sep, stumm im Plural coups, seps. Auch in corps und temps wird 1) Das älteste bekannte Verzeichnis solcher Wörter ist das von Palsgrave,
der auch hardillon, helas, hober hieher rechnet.
I. 466. 467.]
Franz. Cons. V.
Walachische Buchstaben.
367
es nicht gesprochen. B verstummt in plomb, ist hörbar in radoub, rornb und einigen Eigennamen, wie Jacob, Job. F ist ausl. immer hörbar, stumm in clef, éteuf, dem Zahlwort neuf (vor Consonanten) und in gewissen Verbindungen, wie oeuf frais, oeuf dur, nerf-de-boeuf, cerf-volant, chef-d'oeuvre, boeuf salé; auch in den Pluralen nerfs, oeufs, boeufs soll man es nicht hören lassen, in oeufs aber doch am Ende eines Satzes. PH hat die fr. Sprache, wie th, beibehalten, doch schreibt man faisan für phaisan (phasianus), flegme für phlegme u. a. V. D i e systematische Unterscheidung der Zeichen u und v (Vocal und Consonant) ward erst nach der Mitte des 16. Jh. eingeführt. Man legt sie, w i e die der Zeichen i und j, dem Petrus Ramus bei, s. Wey, Hist. du lang, en Fr. p. 313. Im Altfr. sind beide im allgemeinen gleichbedeutend, was der Kritik manche Verlegenheit bereitet und zu manchen Missgriffen Anlass gegeben h a t D i e Alten suchten diesem Mangel, wo es möglich war oder nöthig schien, durch ein dem Consonanten u nachgesetztes stummes e zu begegnen: sie schrieben, da auril (aprilis) vor der Aussprache óril nicht sicher war, aueril u. dgl., s. S. 335 2 . V vertritt 1) inl., wie bekannt, lat. p und b, so w i e dtsch. b, letzteres z. B. in écrevisse. — 2) In einigen Wörtern ist es consonantiertes u\ janvier, esguiver (ahd. sJciuhan). — 3) Anund inl. kann es dtsch. w ausdrücken: so in | vague (wáe), épervier (sperwaere). Uber seine Einschiebung, z. B. in pleuvoir, pouvoir, s. S. 148. 156; ein weiterer Fall ist ha-v-ir (ahd. heien). — Nördliche Mundarten, w i e die pic. und wallon., setzen w (das wie der entsprechende engl. Buchstabe lautet) nicht nur für dtsch. w, sondern selbst für lat. v: so ist waner — fr. vanner, déwisier = déviser, woizin == voisin. Passender drücken sie damit auch den Anlaut hui aus, wie in wite (huit), wiss (huitre).
Walachische
Buchstaben.
Wir haben oben in der Einleitung die starke slavische Mischung im Walachischen wahrgenommen. Ein besonderer Umstand aber kam noch hinzu, um dieser Mundart ein ganz slavisches Ansehen zu geben. 1) z. B. wenn Bourdillon guiure, d. i. guivre, in gujure auflöst. Ygl. auch Fallot's Werk p. 278. 574. 2) Dieser Art ist auch loverianz Dial. S. Greg. (Du Meril, Form. p. 430), sprich lovrianz = lat. Ivhricans. Nach dem Herausgeber ein celtisches oder deutsches Wort.
368
Walachische Buchstaben.
[I. 467. 468.
Als die Walachen anfiengen, ihre nach so heftigen Einwirkungen fast unkenntlich gewordene Landessprache zu schreiben, griffen sie nach dem ihnen zunächst liegenden cyrillischen Alphabete, welchem sie, wiewohl es schon Uberreich war, noch einige neue Zeichen, eins für die anl. Silbe in oder im und eins für g zusetzten, so dass sie deren 44 besassen. So erscheint es in der ersten gedruckten Schrift 1580 (s. jedoch S. 118). EinJahrh. nachher (1677) kam der erste Versuch, das lat. Alphabet auf diese rom. Zunge anzuwenden, heraus und ward seitdem öfter und auf abweichende Weise erneuert; Kopitar zählte i. J. 1829 nicht weniger als dreizehn Arten der Lautbezeichnung, theils auf das phonetische, theils auf das etymologische Princip gegründet, und diese haben sich seit der Zeit noch vermehrt. Daneben wird jedoch auch die slavische Schrift noch immer angewendet, wie dies neuerlich wieder in den Wörterbüchern von Isser (Kronstadt 1850), von Stamati (Jassi 1852) und von Livaditu (Bukarest 1852) geschehen ist. Da sich diese Sprache indessen zur rom. Familie bekennt, so trägt sie schicklicher auch das römische Gewand, das sie unserm Auge näher rückt und sie mit ihren Stammverwandten wieder befreundet; es kommt nur auf eine schickliche Anwendung des lat. Alphabetes an. In | der streng etymologischen Methode scheint diese jedoch nicht zu liegen, da die Abweichung vom lat. Buchstaben grade im Wal. weiter gegangen ist als irgendwo. Die Anhänger dieser Methode, zu welcher sich z. B. das Ofner Wörterbuch (erschienen 1825) bekennt, halten aus Grundsatz den lat. Buchstaben so lange wie möglich fest und bezeichnen ihn, wo er den ursprünglichen Laut eingebüsst, um der blossen Augentäuschung willen mit Haken, Strichen und Puncten, die ihm eine neue Bedeutung verschaffen; sie schreiben daher septe, mörte und sprechen in diesen Wörtern das mit dem Häkchen versehene s wie ein dtsch. sch, und e, 6 wie ea, oa; in bländu, ventu, redu, longe, adüncu drücken die mit einem Häkchen überschriebenen Vocale alle denselben Laut aus, wofür das cyrillische Alphabet nur e i n Zeichen gewährt; auch ist u am Ende dieser Wörter stumm. Da die Orthographie hiernach lediglich von einer dunkeln Etymologie abhängt, so sind Misgriffe, Schwankungen und Schwierigkeiten aller Art die beständigen Begleiter dieses sonderbaren Verfahrens : fast jede berichtigte Etymologie wird eine Änderung der Orthographie nöthig machen. Wenn z. B. das Wörterbuch apäsare (niederdrücken) vermöge einer falschen Herleitung aus dem it. abbassare mit ä schreibt, so würde die berichtigte Herleitung aus pensare zur Schreibung apesare nöthigen. Unter diesen Umständen ist es wenigstens ftir den gegenwärtigen Zweck rathsam, von dieser Art der Lautbezeichnung abzugehen. Der schicklichste Ausweg scheint, das it. Alphabet mit Rücksicht auf die nähere Verwandschaft beider Sprachen zu Grunde zu legen, wozu auch die ein-
I. 468—470.]
Walachische Vocale.
369
A. E .
heimischen Schriftsteller am meisten hinneigen, und, wo es Noth thut, sich mit diakritischen Zeichen zu helfen. Wo sich, wie im Franz., eine etymologische Orthographie geschichtlich entwickelt und ausgebildet hat, darf derselbe Laut ohne Störung auf verschiedene Weise geschrieben werden, wie die Vocale in faim, vain, plein, vin, je vins. Hier deckt auch das Herkommen wirkliche Mängel und Widersprüche. Die Dacoromanen haben sich eigentlich seit Annahme der cyrillischen Schrift für die phonetische Methode entschieden, und es bleibt ihnen jetzt keine andre Wahl als die Übersetzung der slavischen Buchstaben in lat. | Einfache Yocale. Zu a, e, i, o, u kommen noch zwei Vocale von häufigem Gebrauche, die wir an das Ende dieser Reihe setzen wollen. Y kommt nur der südlichen Mundart zu und lautet nach Thunmann, Geschichte der östlichen Völker S. 181, wie dtsch. ü. Ein eigentümlicher d. h. unrom., auch im Alban, und Bulgarischen vorhandener Zug der wal. Sprache ist der flexivische Wechsel inl. Vocalc. Von dieser Erscheinung hat die Lautlehre nur die Anschauung zu geben; die Erwägung fallt der Flexionslehre zu. Auch auf die Ableitungen hat er eingewirkt. Der Einfluss angränzender Sprachen beherrscht den Vocalismus in nicht unbedeutender Weise 1 . A ist durch häufigen Ubertritt in andre Laute sehr eingeschränkt worden, wogegen es weit seltner aus andern Lauten entstand, so in pradf (praeda), masf (mensa), mesurg (mensura), cema3e (camisia), tzarf (terra), vgl. unter dem Diphthong EA. Es wechselt häufig mit f, z. B. mare, PI. m$ri; celdäre, cflderi; zugräv, zugrevi; pare, Part. pfrut; plac, Inf. ptyceä; in Ableitungen barbf, herbat; cald, cgldäre; fag, fyget-, mare, m$ria\ selbst wenn a aus e entstand: fatg, f$tutz$; masf, mfsariu. Zuweilen wechselt es mit e: zale, PI. zeli; piätrg, PI. pietri (so bulg. beal, PI. beli). Desgleichen mit ea: faze, PI. featze\ mas$, PI. mease. | E geht ungefähr wie in den Schwestersprachen theils auf e, theils auf i zurück. Uber seine Aussprache bemerken die Gramma-
1) Das Wesen und das Getriebe des wal. Vocalismus hat uns neulich (1868) Mussafia in einer eindringenden Untersuchung auseinandergesetzt, auf welche ich hier lieber ein- für allemal hinweise, als dass ich sie Stück für Stück citiere oder ausbeute, was schwer thunlich sein würde. Sprache die Gestalt nachfolgenden
Das Endresultat ist, dass in dieser
des Yocales von dem Einflüsse eines vorhergehenden
Consonanten
Yon den Lautgesetzen
oder Vocales
in besonderem
Grade
werden namentlich auch die Flexionen betroffen.
Ausnahmen kommen nicht wenige vor.
Diez romfta. Gramm.» I. 5. Aufl.
oder
abhängig ist.
24
Der
370
Walachische Vocale. I. 0. U. E.
[I. 470. 471.
tiker nichts, doch hört man ein offnes und ein geschlossnes e, welche beide sich in ihrem Ursprünge ähnlich zu verhalten sc/heinen wie im It. Dieser Vocal wechselt mit ea: lemn, PI. leamne; cerc, 3. Pers. cearcf; merg, mearge; negru, Fem. neagr§. 1 entsteht 1) oft aus andern Vocalen, vornehmlich aus e (auch gr. « ) , zuweilen aus a: bine (bene), dihne (decima), ginere (gener), ghinte (gentem), lipsp Cleliptg), minte (mentem), prind (prehendo), timp (tempus), tind (tendo), inime (anima), ghinde (glandern). — 2) Entspricht es einem l, wie in chiae (clavis), ochiu (oculus) s. S. 175. 0 . Die Vertretung des u durch o ist im Wal. weit seltner als in den übrigen Sprachen. Dagegen ist es zuweilen ein vergröbertes o oder e, wie in lotru (latro, -onis), vorbg (verbum). 0 aus au ist nicht wal., doch scheint soc aus sdbucus saucus. Es wechselt mit u: norf, PL nurori (nurus); dor (dolet), Inf. dureä] joc,jacä\ port, purtä; moriu, PI. murim. Dsgl. mit oa: om, PI. oameni\ zevor, zevoarf, port, poartf (porto, portat); mort, moarte; domn, doa,mn§. U, ein sehr begünstigter Vocal, bleibt dem lat. u nicht allein in den Stammsilben und den tonlosen Endungen getreu: cruce, putz — it. croce, pozzo, socru = suocero, sondern vertritt auch sehr häufig lat. o: capun, nu (non), bun, sünet (sonitus), frund, voiu (it. voglio), leu (lat. leo). Ausl. steht es manchmal für v ein: beu (bibit), bou (bovem), s. Diphthonge. | E . Mit diesem Buchstaben wollen wir einen dunkeln Vocal bezeichnen, der zwischen geschlossenem e und ö liegt. Man pflegt ihn mit dem fr. stummen e zu vergleichen, wiewohl er sich dadurch wesentlich von ihm unterscheidet, dass er eine Silbe ausmacht, und mehr noch dadurch, dass er des Accentes und, z. B. in cftr$ (lat. contra), selbst der Länge fähig ist. Das alban. unterstrichene e, worin man bald a, bald o, bald i zu hören glaubt (Hahn II, 3), scheint ihm ganz nah zu kommen, wohl auch das bulgarische halbstumme er, welches lauten soll wie u im engl, but und von den Grammatikern dieser Sprache mit ü ausgedrückt wird. Zum Zeichen desselben wählte man das cyrillische Tj, welches bei den Slaven anfangs wie kurzes u gelautet haben mochte, später aber im Auslaute verstummte (Miklosich, Vgl. Gramm. I, 71). Die phonetisch schreibenden Grammatiker haben diesen Vocal auf verschiedene Weise auszudrücken versucht, mit a, ä, d, ä, e, selbst mit i; die etymologisch schreibenden setzen gewöhnlich ein Häkchen oder auch das metrische Zeichen der Kürze über den etymologischen Vocal. In Betracht seiner Lautverwandtschaft mit e wird ihn ein modificiertes e nicht unpassend vertreten. — In diesen Laut kann jeder Vocal, sei er betont oder tonlos, vor jedem Consonanten Übergehn, aber vorzugsweise sind ihm tonlose Vocale ausgesetzt. Auch am Anfange des Wortes kann er statthaben, z. B. in fst = lat. iste. Aus betontem a scheint er, den
I. 471—473.]
Walachische Vocale.
U.
371
schon erwähnten Flexionswechsel abgerechnet, nicht zu entstehen. Zwar findet sich m$r — malus, dass aber, da auch it. melo zustimmt, sehr früh in melus ausgeartet sein mag. Aus tonlosem a dagegen entspringt er nicht selten: so in geine (gallina), meritä (maritare), s$n$tate (scmitatem); ja fast ohne Ausnahme, wenn dies durch fortgerückten Accent tonlos geworden (Beisp. unter a), ein Verhältniss, welches bei den übrigen Vocalen nicht vorkommt, aber auch im Bulgarischen sehr wohl bekannt ist. Besonders wichtig ist seine Vertretung des flexivischen a, worin er sich dem stummen e der Franzosen vergleicht: doamne — dame, persice = peche, large — large, laudf — loue und louent. Hier entspricht er auch dem alban. e, insofern dies gleichfalls die Stelle des lat. Endvocals a einnimmt, wie in portf, rote, dsgl. dem bulgar. I». Aus e entsteht er häufig, z. B. arft (ad-recto?), mesur (mensuro), v§rs (verso), pecat (peccatum), repaos (* repauso). Aus i: decf (öixij), per (pilus), sec (siccus), ved (video), vedtlve (vidua), lacremf. Aus o: cetrp (contra), fere (foras), retund (auch rotund). Aus u selten, etwa in p$puse (pupa). — In den Flexionen wechselt $ mit e, z. B. p§r, PI. peri (pilus, pili); numer, numeri (numero, -ras)', cumpfr, cumperi (comparo, -ras). ü. Ausser diesem f hat die Sprache noch einen getrübten Vocal, der einem u oder ü zunächst kommt und in den Grammatiken jus genannt wird; die Nachbarvölker drücken ihn, z. B. in dem Namen Romun, geradezu mit u aus. Er wird mit halb geschlossenen Zähnen unter gelinder Beimischung von Nasalität hervorgebracht, ist aber mit dem fr. Nasallaute in commun, parfum nicht zu vergleichen, da er die Articulation des n oder m nicht stört. Phonetisch schreibende Grammatiker bedienen sich dafür des ü oder ce, neuerlich auch des t Das slavische Zeichen für den wal. Laut entsprach nach Miklosich I, 42 im Altsl ovenischen einem nasalen o, fr. on; im Neuslovenischen haben sich nur wenige Reste davon erhalten; im Bulgarischen keine. Im Serbischen kommen im 9—10. Jh. nur noch schwache Spuren desselben vor (Schafarik, Lesekörner S. 34), und selbst diese sind nicht unzweifelhaft (Miklosich S, 307). Dem altslovenischen Nasenlaute entspricht nun im Neuslovenischen ö, im Bulgarischen gewöhnlich das oben berührte ü, im Serbischen u. Als die Dacoromanen das cyrillische Zeichen einführten, machten sie es entweder zum Träger eines verwandten Lautes, den sie nicht anders auszudrücken wussten, oder es bezeichnete ihnen denselben Nasallaut, der aber nachher ein ähnliches Schicksal hatte wie bei ihren slavischen Nachbarn, d. h. seiner vollen Nasalität verlustig gieng. Merkwürdig ist, dass die südwal. Mundart ihn nicht anerkennt, indem sie e an seine Stelle setzt, welches zugleich das nördliche e begreift, also mfMf (manus), pgne (panis), senge (sanguis), redu (rideo). Sollte das Jus daher slavischer | Herkunft sein, da die nördliche
372
Walachische Vocale.
U.
[I. 473. 474.
Sprache von dieser Seite grössere Einwirkung erfuhr als die südliche? Vielleicht war das getrübte u anfangs ein getrübtes o, welches dem slovenischen Vocale näher lag, denn auch das reine w war in zahlreichen Fällen anfangs ein reines o, frunte = it. fronte, lat. frontem. Zuerst scheint sich die Trübung vor n eingefunden zu haben, vor welchem Buchstaben noch immer bei weitem die meisten Fälle derselben vorkommen, denn wie würde sich sonst der fast durchherrschend getrübte Vocal vor dem Gerundialsuffix nd neben dem ungetrübten in den übrigen Wörtern der Conjugation erklären? Uber die Schreibung des Vocals kann man im Zweifel sein. Soll man das cyrillische Zeichen in die lat.-wal. Schrift einführen? Alsdann müsste für den Ausdruck desselben in den übrigen europäischen Sprachen doch ein Stellvertreter gefunden werden. Am einfachsten führt man diesen Stellvertreter ins wal. Alphabet selbst ein. Man wird weder von der ursprünglichen Geltung des Buchstabens, noch von seiner heutigen Aussprache unter dem Volke zu weit abirren, wenn man ihn mit einem modificierten u, am passendsten wohl einem u mit einem Häkchen darunter, ausdrückt. Dieses y, stammt oft aus o; ein solcher Ubergang hat, wenn man sich ein reines u darunter denkt, etwas auf rom. Gebiete allerdings Fremdartiges, und man fühlt sich versucht, mit Molnar lieber ae zu wählen, dem man aber doch wieder eine dem Zeichen nicht entsprechende Geltung beilegen müsste. Übrigens sticht, wenn man dies Zeichen wählt, raed vom lat. rideo, saent von sum nicht weniger ab als my.n$ von manus, Romy.n von Romanus, oder als von Romani das got. Rumoneis absticht. — Das etymologische Verhältnis dieses Lautes betreffend, so entsteht er aus allen übrigen Vocalen und zwar 1) hauptsächlich vor folgendem n. Beispiele a u s « : btynd (blandus), bryincf (it. branca), cund (quando), cuine (canis), cuntä (cantare), cut (ursprünglich wohl cunt, quantus), funtyn§ (it. fontana), fry,ng (frango), lun$ (lana), munc (manduco), myne (mane), mytn§ (manus), munia (mania), plung (plango), lunced (languidus), prymz (prandium), •pyine (panis), puntece (panticem), rpmyiü (remaneo), rynce (rancidus), sc\mdurf (scandula), sty,ng (it. s(anco), synge (sanguis). Aus e: cuvynt | (conventum), frfmy,ntä (fermentare), fry,n (frenum), vun (venor), vynd (vendo), vy,n$ (vena), vy,ntur (ventilo). Aus i: dunsu (v. ipse), my,n (mino), sty,ng (stinguo), streng (stringo), sun (sinus), symgur (singulus), scynteie (scintilla). Aus o: gynfä (conflare), lung§ (longe), munestire (monasterium), plgmun (pulmonem). Aus u: adytnc (aduncus), m§nync (manduco), mundru (mundulus Lex. bud.), ryindureä (hirundo), sunt (sunt), Bry,ndüs$ (Brundusium). Zu a und e gehören denn auch die Gerundia, wie arund (arandum), avund (habendum), durund (dolendum). — 2) Vor andern Consonanten, selbst vor m, weit weniger üblich: cy,mp (campus), stry,mb (strabus), hurtie (charta), tyrziu (* tardivus), tymple (tempora), tsyglf (tegula), ry,d (rideo), hfd oder hfd (foe-
I. 474. 4 7 5 . ]
Walachische Vocale.
II.
373
dus Adj.), rus (risus), rim (rivus), aturn (tornoT), gutu (guttur). Häufig findet es, vorzugsweise vor n, auch in fremden Wörtern statt, worin es gleichfalls den verschiedensten Vocalen entspricht. Übrigens ist die Schreibung nicht überall dieselbe: so in den Beispielen vurtute vertute virtute, sumbete sembete (sabbat), umblä umblä (ambulare), rudicä redicä, stung sting (stinguo), tuner tiner (tener). Im Stidwal. ist der reine Vocal ziemlich häufig: aräde (nordwal. rund), minu(mun), vintu (vunt), pelmune (plemuri). In den Flexionen wechselt u mit i, z. B. coperemunt, PI. copereminte (cooperimentum, — a). Im übrigen ist u unwandelbar. Eine Abart des w, die auch der Südwalache kennt, kommt in der Partikel in und in den Anfangssilben in und im, selbst bei folgendem Vocal vor. Hier hat i einen mehr nasalen Laut als u, doch bleibt die Liquida vernehmbar; insuflä, ingeresc (angelicus), imputä (auch inp.), inaltzä, Indrea (Andreas d. i. December). In einigen, wie inime (anima), inel (annulus) hört man jedoch reines i. Kavalliotis in seinem Wörterverzeichnis setzt blosses n (ncarcu), was der Aussprache nahe zu kommen scheint und an einen entsprechenden Fall in unteritalischen Mundarten erinnert, s. S. 69. Wie schon vorhin bemerkt ward, bedient man sich für diese Silbe einer eignen Abbreviatur; wir verzichten, in Übereinstimmung mit dem Ofner Lexicon, auf | eine nähere Bezeichnung, da die Sache auch ohne eine solche klar ist. Noch ist etwas Uber die Aussprache der t o n l o s e n E n d v o c a l e anzumerken. 1) Tonloses w, welches einige Schriftsteller mit dem Zeichen der Kürze versehen, ist stumm: om omu omü (homo), und vfd vedu vfdii (video) sind für die Aussprache gleichbedeutend. Die ältere cyrillische Orthographie scheint nur die erstere Schreibweise anzuerkennen; diese ist vorzuziehen, weil sie die Schrift nicht mit stummen Buchstaben Uberladet. In der südlichen Mundart ist dieses u noch hörbar. — 2) Tonloses i in der Declination und Conjugation ist nicht völlig stumm, aber nur wenig hörbar: man schreibt oameni und oameni Qiomines), v$zi und vezi (vides); die Schreibung mit i ist cyrillisch. Zuweilen verstummt i völlig und dient nur die palatale Aussprache anzuzeigen, wie in aici, cinci, deci, nici. Steht ii am Ende, so wird das erste i vollständig, das zweite nur halb gehört, so dass oamenü (oamenii) fast wie oamenij lautet. — 3) Tonloses iu verhält sich wie ii, indem der zweite Vocal wenig vernommen, ceriu fast wie ceriw mit schwachem w gesprochen wird. Und so ist es überall, wo dem flexivischen u ein Vocal vorhergeht, wie in taiu, puiu, remuiu, ryu, welches letztere fast wie ruw mit halb nasalem u und halb abgebrochenem w lautet.
374
Walachischo Vocale.
AU. IE. E A .
[I. 475—477.
Diphthonge. Über ihre Annahme sind die wal. Grammatiker eben so wenig einverstanden, wie die it. über die ihrigen. Auch hier sind die mit tonlosem i anhebenden keine entschiedenen Diphthonge, da sich i in seiner Aussprache dem j zuneigt, iare oder chiame wie jare, chjame lauten. Diese Combination mitgerechnet ist das Verzeichnis ungefähr das folgende: AI, til, Öl, ül, p , DT; ATJ, tJJ, Iü, ÖU, fiü, TJU; IA, i f i , 10, Tü\ EA, OA. Beispiele: grai (altslov. dass.), mai (magis), tai (it. taglio), tzai (it. tfhai), vai (vae), ei (illi), chei (claves), trei (tres), femei (feminae), coadei (caudae), doi (duo), coif (it. cuffia), foi (folia), noi (nos), voi (volo), roibe (rubia), fui, | lui (it. dass.), cuib, pui (pulli), zecüi (jacui), p§rundui (it. parendogli), tei {tut), dei (it. dagli), defeimä (diffamare), remuiü (remaneo); aur, beu (bibo), greu (* grevis), viu (vivus), scriu (scribo), bou (bovem), nou (novus), rouf (ros), seu (suus), r%u (reus), leudat (laudatus), fruu (frenum), gruu (granum), ruu (rivus); iare jare (Herum), iam (ego habeo), chiamp (clamat), iel (ille), bios, iubesc; veade (videt), foarte. Einige derselben bedürfen noch besonderer Rücksicht. AU. Dieser Diphthong, zu sprechen wie im It., ist verschiedenen Ursprunges: taur (taurus), sau (seu), au (hab-ent), faur (faber), cautä (captare), scann (seamnum), dau (do), stau (sto). Auch ao wird geschrieben: adaog, repaos. Er wechselt mit eu: laud, Ifudam. IE ist, wie in den Schwestersprachen, diphthongiertes e: ieu (ego), ieri (heri), ied (haedus), iederf (hedera), wofür auch jeu, jeri, jed, jedert> geschrieben wird, diede (dedit), piedece, piept (pectus). EA entspringt 1) aus e und triflt oft mit ie zusammen: aveä (habere), peadeee, peale (pellis). — 2) Aus i: peare (pirum) etc. — 3) Aus a: breasde (serb. brazda), smeag (dtsch. ge-schmack), steangg (stange). — In Flexionen und Ableitungen wechselt ea mit e: cheae, chei (clavis, -es); mujare, mueri (mulier, -eres)-, treabe, trebi\ peatre, petros. — Dieser Zwielaut ist von nicht ganz bestimmtem Werthe, er schwankt zwischen verschiedenen Schreibungen. Da er eigentlich ia oder ja lautet, so wird er auch öfters auf diese Weise ausgedrückt, man schreibt jape (egua), piatre, südwal. deriaptf (directa). Nicht selten zieht sich dieses ia (was auch im Bulgarischen und Serbischen der Fall ist) in a zusammen: so in fat$ (feta), giane (gena), parif (pennet), primevar§ (it.primavera), sapte (septem), Sarpe (serpens), tzar$ (terra), varge (virga), südwal. viarge. Zwischen ea und e ist | die Schreibung sehr willkürlich: fealiu feliu, mujare mujere, pea&e peSte, seacer secer\ man hört leage wie lege, veade wie vede sprechen. Das cyrillische Zeichen ist i : dieses schwankte schon im Altslovenischen zwischen ia (ea) und e, ersteres im Bulgarischen, letzteres im Neuslovenischen .fortdauernd, s. Miklosich I, 91. 239.
I. 477. 478.]
Walachische Vocalc. OA.
Consonanten.
375
OA, wofür gewöhnlich o geschrieben wird, ist in beiden Mundarten der Diphthong des langen oder kurzen o, z. B. oar$ (höra), boaig (serb. hol), coaze (sb. Jcoia), scoale (schöla), foarte (fortis), und wechselt in der Flexion und Ableitung mit ihm: groapf, PI. gropi; sfoar§, PL sfori\ poarte, portariw, poamg, pomet1. Was seine Aussprache betrifft, so sagt das Lex. bud. praef. p. 50: In oa quasi unus sonus coalescit ita ut et o et a tantisper audiatur, magis tarnen sonus a. Aber oa scheint richtiger, denn es reimt nur mit sich selbst (toate poate), nicht mit a (citate). Consonanten. Im Wal. ist der Consonantismus vollständiger als im It. Zu den drei Zischlauten (c, g, 3) kommt hier noch ein vierter, dem fr. j entsprechender. Auch die Kehlaspirata kommt vor. — Der A u s l a u t erträgt jeden Consonanten, dem aber orthographisch oft ein stummer Vocal beigefügt wird. G e m i n a t i o n findet so wenig statt wie im Slavischen: man schreibt ghib, bucg, peanp, car, groslan, boteza (baptizare) u. dgl.; in Compositis innecä, innotä, worin aber das erste n eine andere Aussprache hat. M e h r f a c h e C o n s o n a n z ist im Anlaut von der it. wenig verschieden. Auch hier kennt man den mit andern Lauten complicierten Sibilanten: SL, SM, SN, SR, SD, SG, SH, SB, SF, SV: slobod, smerd, snob, Irof, sdrob, 3der, sgardf, Sghiab, shim§, sburä, sfredel, svormc; S4, SJ, SZ fehlen. Überdies findet sich, gleichfalls im Anlaute, ML und MB, wovon unten. — Im Inlaute haben sich die Combinationen durch Einmischung fremder Elemente in hohem Grade vervielfältigt, so dass sich diese Sprache auch hierin von ihren Schwestern lebhaft unterscheidet. Muta mit Liquida umfasst hier auch solche Verbindungen, die der Anlaut nicht erträgt, wie TL, TN, DL, DM, DN, CM, GN, GM, GN: butlan, sfetnic, podlog, podtnol, logodne, tocm§, ciocni, spegme, bugni. Muta mit Spirans kommt gleichfalls in mancherlei Gruppierungen vor, wie TZ, TV, DF, DV, CS, CF, GS, PS, PSC, PTZ, BST: batzocurä, kertvi, molidf, pridvor, boc§§, secfiju, bagsame, 1) Wie ie neben ea seine Stelle gefunden, so liesse sich auch wo neben oa erwarten. Sulzer, Gesch. des transalpinischen Daciens II., schreibt wirklich
duomnul, duomna, duomnischuora, duorm, puote, skuote, tuotzi (lat. toti), woll (olla), uopt (octo), uorb (orbus), wuorbe. Beide Diphthonge liegen sich in der That näher, als ihr schriftlicher Ausdruck vermuthen lässt: ein dunkler gesprochenes a in oa führt leicht zu uo, ein heller gesprochenes o in uo leicht zu oa. Es ist etwas Ahnliches, wenn aus mod ahd. sowohl muot wie muat und selbst moat wird. Aber in die Schriftsprache ist dieses wahrscheinlich ganz provinzielle wal. uo nicht eingedrungen.
376
Walachische Consonanten.
L. M. N. R. T. D.
[ I . 478. 479.
ceapse, stropii, Lipsca, suptzire, obite. Muta mit Muta, dieser Stein des Anstosses auf römischem Boden, tritt auch hier in nicht zahlreichen Formeln auf, wohin das harte TP und TG, dsgl. DG, DB, GD, PT, BD gehören: pitpqlacf, cetceun, prodgade, podbel, migdale, iapte, r$hdä; aber seltsam, fast geht CT diesem Gebiete ab (S. 213). HN, HV s. unter H. Spirans mit andern Lauten gepaart gewährt zahlreiche Fälle. S, s z. B. wie im Anlaut: maslin, ism$, lesni, baznp, mosneag, desredecinä, breazdf, moMeiu, mezge, brosbf, cuibe, rfsfftzare u. dgl. Z in ZL u. a., selbst ZB. mizloc, sluzbe. Dsgl./ - , nicht nur in FT, auch in FN: eftin, bufnl. Endlich v in VL, VN, VR: evlalie, slovnl, covrigä. Liquida mit Spirans oder Muta zeugt unter andern die Consonanzen LPN, MS, MTZ, MC, MT, MV, NSL, NZ, NF, z. B. stelpnic, cimier, sdramtze, spnceä, cimti, chimval, v$nslf, mqnhi, i a n f f , auch LH und RH, s. gleichfalls unter H. Liquida geht mit Liquida weniger Verbindungen ein, als man erwarten sollte: es werden sich kaum andre | finden als die Uberall einheimischen LM, LN, sodann ML (zemluce), MN (cumnat), und die gleichfalls allerwärts bekannten RL, RM, RN. L. M. N. R. Entstehung einer Liquida aus einer andern ist häufig. So entstand l aus r in tumple (tempora); n a u s m in nalbe (malva); n aus r in cunune (corona); r aus n in fereastr$ (fenestra); besonders häufig r aus l, wie in gur$ (gula) etc. Eingeschoben ist m in octomvrie, sumbftf (sabbat) u. a., n in Cfrunt (it. canuto), merunt (minutus), pftrunde (pertrudere), mpnunchiu {manicula); häufig in slavischen Wörtern zum Ausdrucke der Nasa= lität, s. Miklosich I, 44. Slavisch sind die anl. Combinationen ML und MR, z. B. mlfditzf (serb. mläditza), mreaze (serb. mreza), doch ist mrean§ aus dem lat. muraena. Die Erweichung GL und GN hegt das Wal. nicht, wiewohl die ungarische und die angränzenden slavischen Sprachen (kaum jedoch die bulgarische) sie besitzen. Soweit jene aus Ii und ni entstehen, werden sie hier der Liquida verlustig, und man spricht aju (allium), maju (malleus), meju (milium), saju (salio), bojariu (serb. boljar), haine (serb. chaljina), celarju (calcaneum), vgl. S. 150. Entstand gl aus c'Z, g'l etc., so bleibt die Muta unangetastet, wie in ureche, genuche. Aber im Südwal. behauptet sich die Liquida, z. B. aliu, maliu, meliu, teliä (it. tagliare), cflceniu, jinie (vinea), genucliu, und die Neigung zu erweichtem n ist so gross, dass es auch aus anl. mi entsteht, z. B. nji = nordwal. mi, njerg = merg (mierg), nju - meu (miu), njare - miere, njelu = miel. T. D. Bei diesen Buchstaben ist nur ihr flexivischer Wechsel zu berühren. T nämlich wird zu te: lat, PI. latzi (latus, latera);
I. 479—481.1
Walachische Consonanten.
TH. TZ. S. Z.
377
butf, butzi (it. botta)-, cuget, cugetzi (cogito, -as). D wird zu e: lad?, PI. lazi (lade)', pradf, prezi (praeda, -ae)\ laud, lauzi (laudo, -as). TH wird mit Aspiration gesprochen wie im Neugriech., | kommt aber nur in Eigennamen dieser Sprache vor, wie Tharsis; im Südwal. auch in Appellativen. Das unaspirierte th ist also t zuschreiben: temf, teologie, Atena. TZ. Dieses Zeichen mit der Geltung des dtsch. z wird auch ani. wenig auffallen, da befreundete Sprachen, wie die ungarische und neugriech., sich dessen bedienen. Der sehr übliche Laut entspringt 1) aus lat. ci ce: atzf (acia), ghiatze (glacies), otzet (acetum), tzgmn (cygnus), tzitre (citrus). — 2) Aus ti te: blundetzf (blanditia), ivizeles (intellectus), tzes (texo), tzie (tibi), tzar§ (terra). — 3) Aus fremdem z, z. ß. tziglan (ungr. tzinege), hartz (ungr. dass.), tzitze (vgl. dtsch. zitze), tzifr$ (ziffer, it. cifra), dantz (tanz, it. danza). — Wer etymologisch schreibt, setzt theils g, theils t an seine Stelle. S. Z. 1. Das in jeder Stellung scharf lautende s entspringt zuweilen aus x: Alesandru, frdsin. Vor i pflegt es sich in den Flexionen in è zu erweichen: ales, aleèi (electus, -ti)-, las, laèi (laxo, -os); so auch in der Endung st: oaste, oèti, und sc, worüber unter C. S impurum kommt vorzugsweise in fremden Wörtern vor, als : slavf (serb. slava), slugf (sluga), smaltz (dtsch.), smokin (serb. smókva), smulge (* exmulgere), snop (serb. dass.), sdrantzf (it. straccio?), sdrob, sbate (it. sbattere), sburà (svolare), svuntà (it. sventare). Zuweilen ist s nur vorgesetzt, wie in schilav (serb. chilav), scurt (curtus), sgprciu (ungr. görts), stürz (turdus). S, den Laut des it. sei (welche Combination hier nicht anwendbar war) bezeichnend 1 , ist sehr üblich, und steht regellos für s, am liebsten bei folgendem i, aber auch häufig vor andern Vocalen, z. B. Sàlie (salvia), èeà (sella), èed (sedeo), èie (sibi), \ èi (sic), Soarece (sorex), cenuèe (cinis), mièél (misellus), tust (tussire) ; in fremden Wörtern; èapef, (ungr. sapka), èantz (dtsch. schanze), Sure (scheuer). Selbst vor Consonanten: ècoalf (schola), Spania, ¿terge (abstergere), tzeèpetà (v. caespes), èneap (dtsch. schnepfe), èrof (schraube), ètiuc (stück), taècf (tasche). In diesem die Sprache verunzierenden Zischlaut ist slavischer, albanesischer, dtsch. Einfluss wahrzunehmen; wie sehr aber auch diese Aussprache überhand genommen, so hat sie doch vor Consonanten das Mass der hd. noch lange nicht erreicht. ST vertritt ausserdem lat. sc vor e und i: so in stiintzf (seientia), peète (piscis), cunoaste (cognoscere). Zu merken ist überdies die Verbindung SC, zu sprechen wie stsch, z. B. in scena, cfscioarf (v. casa),
1) Dafür habe ich früher, mit andern, s geschrieben, allein das unten angebrachte Häkchen stört die Zeichen p und w.
378
Walachische Consonanten. J
C. G. Z.
[I. 481. 482.
/
auch im Mail, üblich. Endlich noch S C (schtsch), z. B. in deScinge (discingere), uicioar (u&§ — ostia). 2. Z ist ein sanftes s wie im it. rosa, Es stammt 1) aus griech. und fremdem z: zefir, zizanie, azim (a'Cv/.ing), zalog (serb. dass.), zid (so serb.), zebälf (ungr. zabola), zfbun (ungr. zubbony).— 2) Selten aus lat. s, wie in zar (sera). — 3) Aus lat. d: miez (medius), zeu {deus), frunzf (frondem); dafür schreiben manche d mit einem Haken darunter. C. 1. Gutturales c findet statt vor a, o, u, f , u, vor Consonanten und im Auslaut; vor e und i lässt es sich, wie im It., durch CH vertreten. Dieses ch steht häufig in griech. Wörtern, worin es die Schwestersprachen mit c vertauschen: chedru {xedgog), chimval (*v/nßalov), chinovar (juvväßaQiq), chiparos (xvTragioaos), chivot (-Aißcoros), s. S. 209; desgleichen in slavischen, z. B. chinul (serb. kinjba), chip (serb. dass.) — In den Flexionen wechselt gutturales c mit palatalem: arc, PI. arce (arcus); nuc§, nuci (nux, nuces); sc und ¿c mit it: cresc, cre&ti (eresco, crescis); usc, uiti\ puicf, puiti. — Das Zeichen q ist in dieser Sprache entbehrlich. 2. Palatales c, geschrieben und gesprochen wie im It. (da, ce, ci, cio, ciu), entspringt 1) in einigen Wörtern aus qui \ que: coace (coquere), cinci (quinque). — 2) Selten aus ti, wie in tfdune (titionem). — 3) Aus dem gleichen slav. 6 häufig, z. B. cig$ (serb. 6iga), cinste (russ. ¿est), cioban (serb. dass.), ciot (so auch serb.) — 4) Aus z\ cimpoe (it. zampogna), ciubfr (dtsch. zuber). — Der Südwalache spricht tz für 6, also atzel für acel, vitzinu für vecin, tzintz für einer, auf letzteres soll sich der ihm beigelegte Name Zinzare beziehen, (Wuk, Serb. Wörterbuch v. tzintzdr, p. 812 b , Ausg. v. 1852), eigentlich Schnake, it. zenzara, ein Wort, das man nach der Stimme des Thierchens bildete. G. 1. Gutturales g findet in denselben Fällen statt wie gutturales c, und auch hier schreibt man vor e und i GH. In gl, gn behält g überall seinen Kehllaut. Über seine Herkunft ist nichts zu bemerken. In der Flexion wechselt es mit g: fuge, PI. fugi (fuga, -ae); cig$, cigi; plung, ply,ngi (plango, -is). 2. Palatales g, geschrieben und gesprochen wie im It. (gia, ge, gi, gio, giu), wird fast überall aus lat. g stammen, da bei den Nachbarvölkern dieser Laut nicht heimisch ist oder nur als ein zusammengesetzter vorkommt: der Serbe braucht sogar dafür das wal. Zeichen. Selten^ stammt es aus lat. c, wie in vinge (vincere). Z. So bezeichnen wir einen Zischlaut, welcher dem des fr. j entspricht und darum auch von den meisten Grammatikern mit diesem Buchstaben ausgedrückt wird. Da aber j, wie wir unten sehen werden, für den Consonanten i schwer zu entbehren ist, und da jener Zischlaut aus dem Slavischen zu stammen scheint, denn er findet sich
I. 482—484.]
Walachischc Consonanten.
J.
379
fast nur in diesem Element, so darf man sich wohl erlauben, einen slavischen recht passend gewählten Ausdruck, ein z mit einem diakritischen Zeichen darüber (poln. I, bulg. böhm. e ) für ihn anzunehmen. Dieses i wird die wenigen lat. Wörter, worin es für j vorkommt, eben so wenig verunzieren, wie das ven. z in gleichem Verhältnis. — Es steht 1) für lat. j | in zoc(jocus) und mehreren andern; auch in zos (mlat. josum) und miz-loc (medio d. i. medjo loco). Z ist der eigentliche Ausdruck für diesen lat. Buchstaben (die Fälle des gequetschten i abgerechnet, wie aju von allium aljum) und die wal, Sprache die einzige rom., die ihm einen gesonderten Laut zuweist, woran g niemals Theil nimmt. Sicher also hatte g vor i und e zu der Zeit, wo der fremde Zischlaut eindrang, eine andre Aussprache als j, sonst würde es gleichfalls davon ergriffen worden sein. - 2) Sehr häufig hat es seinen Grund in slav. I : so in har (serb. dass.). zeit (Mliti), Uvinf (zivina), zidov (dass.), cooif (koza), nfdeazde (russ. nadeMä). — 3) Für s tritt es ein in iah (auch Salie und cilvie, lat. salvia, serb. ialfija), zamlq (dtsch. semmel), glaze (glas). — 4) Für dtsch. sch z. B. in iumaltz (schmalz). — Unähnlich dem fr. j steht es auch am Ende einer Silbe oder eines Wortes, wie in einigen der bemerkten Fälle und im Städtenamen Ciuk J. Das cyrillische Alphabet gewährte für den Cons. i kein eignes Zeichen, darum haben es auch die meisten Grammatiker bei dem Vocal bewenden lassen: sie schreiben Iacob, ianuarie, ieri. Andre, wie Körösi, Marki, Sulzer, Bojadschi dagegen haben j in das wal. Alphabet aufgenommen. Man könnte dieses Schriftzeichen, dessen Laut gleich dem des it. j dem Yocallaute ganz nahe liegt, allenfalls missen. Da es indessen zur Deutlichkeit beitragen kann, und da auch mehrere der Quellensprachen, wie die serbische, bulgarische und albanesische, so wie diejenige der rom., welcher die wal. zunächst verwandt ist, sich diesen Buchstaben zu eigen gemacht, so wird es rathsam sein, auch ihr ihn zuzuführen. Aber mehr noch darum, weil es für die südwal. Mundart, die sonst iin für jin, Ute für jite schreiben oder etwa y für j setzen müsste, nicht wohl entbehrt werden kann. Wir geben also z. B. die cyrillische Combination ia in der Regel mit ja, io ebenso mit ju wieder, nur scheint i hinter Consonanten (wie im It.) so wie in den Flexionen, da es hier leicht verstummt, passender als j. — Dieses j nun entspricht 1) lat. j oder tonlosem i (y) vor folgendem Vocal, wie in januarie, | maju, jacint (hyac.), jen$ (hyaena). — 2) Steht es anl. für ein durch Diphthongierung erzeugtes i oder e: jarnf, japf, jer, jeram für earne, eape, ier, ieram. — 3) Vertritt es die Silbe Ii im An- und Inlaut: so in jepure für ijepure liepure (lepus), bojariu (serb. boljär), meju (milium), inmoju (mollio); wogegen südwal. melju, molju etc. — 4) Desgleichen vertritt es die Silbe ni, oder ne, wie in cuju (cuneus). — In der Aussprache er-
380
Walaehische Consonanten.
H. P. B. F. V.
[I.
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485
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zeugt sich leicht ein j zwischen Vocalen, auch wo es nicht durch die Schrift ausgedrückt wird: so lauten fiu, g$in$, greesc fast wie fiju, gejine, grejesc; so spricht der Serbe bestija (lat. bestia), Mlfija (salvia). Vgl. über diese Entwicklung des,/ S. 148. H lautet wie ein dtsch. ch in lachen, aber weniger stark aspiriert, so dass es sich dem h nähert. Die Schreibung ch (wofür h jetzt ziemlich allgemein geworden) wäre passender, wenn man haos (chaos), himere (chimaera), hirurg (chirurgus), Hristian (Christianus), shime (schema) betrachtet, aber ch ist für die Tenuis unentbehrlich; übrigens sieht die sp. Schreibung quimera, guirurgico nicht besser aus. In griech. Eigennamen aber sollte man ch trotz seiner Aussprache bestehen lassen. — H hat seine Quelle 1) in griech. z. B. heran (/«(>ߣ), höre (chorus). — 2) In slav. ch, z. B. hainf (serb. chaljina), harnie (charan), hrane (chrana), mehrama (mächrama), duh (düch). — 3) In lat. h oder griech. spiritus asper, s. S. 226. — 4) Nicht selten in ungarischem und dtsch. h: hode (ungr. hoda), harfe (dtsch. harfe), heahele (hechel), pehar (becher). — 5) In lat. f: hfd (foedus) etc. — 6) Einigemal scheint es sogar die Stelle des v einzunehmen, wenigstens kennt das Ofner Wörterbuch hioär§ für vioärf (viola), hölbure für volburg (convolvulus). Der Übergang wäre dem aus f verwandt. — Diese Aspirata gestattet anl. die Combination HR (hranp u. a.), inl. HN (mehni, odihne), HV (pohvale), LH (telhariu), RH (erhe, tfrhitf). \ P. JB. F. V. Uber diese Buchstaben ist wenig zu bemerken. FT entsteht oft aus et, z. B. copt (coctus), pept (pectus). B entsteht nicht selten aus v, wie in besief, berbice, serbä. F schärft sich aus griech. v in eftin (evzeXrjs) und slavischem v bei vorhergehendem s, z. B. sfintzi (serb. svetiti), sfredel (russ. sverdel'). Der Serbe spricht umgekehrt f gewöhnlich wie v. Aus griech. wie im Russischen, entsteht es nie, ausgenommen etwa in logofet von loyo&tTtjg, dagegen wird das dtsch. blech hier zu plef. Aus et wird FT in leftice (lectica) u. a., im Südwal. auch aus pt, wie in caftä (captare). V erweicht sich inl. aus b: aveä {habere), diavol u. dgl. Das griech. v stellt es vor in evlävie (evläßeia), so wie in evangelie. Eigentümlich der südwal. Mundart ist der Übertritt des anl. v (nur vor e und i ?) in j, z. B. jermu (dacisch verme), jinu (vin), jinie (vie, lat. vinea), jisu Traum (lat. visus), jite (vitze), jitze (vitzea), jie (ngr. ßia), auch jine (lat. bene); aber mit v vedu (video), vintu (ventus). Ist j hier etwa statt eines eingetauschten ein eingetretenes Element, welchem der Wegfall des v folgte, so dass man zuerst vjinu, dann jinu aussprach? Vj liebt auch der Serbe, aber vor e, nicht vor i. Wie im Franz. findet auch hier der Anlaut VR statt, und zwar theils in lat. Wörtern, wie vreare (it. volere), vruh (bruchus Lex. bud.); theils in slavischen, wie vräbie (serb. vräbatz), vrage (serb. vräö), vrednic
I. 485-487.]
Prosodie.
Quantität.
881
(vrizedari), vreame (vreme). Auch den Auslaut erträgt v, wird aber fast wie f gesprochen: so in slav. Wörtern, wie grozav, kilav, Mdov, und in einigen lat., wie captiv. |
Dritter Abschnitt. Prosodie.
Wir haben bis jetzt die Geschichte der Buchstaben in ab- und aufsteigender Ordnung verfolgt. Die Buchstaben aber dienen nur, den Körper des Wortes zusammenzusetzen: es bleibt noch übrig, das was diesem Körper Leben und Seele einhaucht, die Prosodie, das den Laut begleitende Zeit- und Tonmass, zu berücksichtigen, um zu sehen, wie sich auch hierin die neue Sprache zu der alten verhält. Die Lehre ist einfach: die ursprüngliche Quantität hat ihre Kraft verloren, der Accent aber, in welchem recht eigentlich der Schwerpunct des Wortes liegt, behauptet sich an seiner Stelle und übt nun auf die Quantität einen früher ungekannten Einfluss. Diesen Umschwung der Prosodie verräth schon die Metrik des frühesten Mittellateins. Es ist übrigens vorauszusehn, dass dieses neue Princip in den einzelnen Sprachen mancherlei Beschränkungen unterliegen muss; namentlich zeigt die fr. hier so wesentliche Abweichungen, dass für sie ganz eigene prosodische Regeln aufzustellen sind. — Wir erwägen nun die beiden Factoren der Aussprache, Quantität und Accent, gesondert. I. Quantität. Dass die neulat. Sprachen einen Unterschied machen zwischen Länge und Kürze, ist leicht zu beobachten, it. quadro hat ein längeres a als quattro, sole ein längeres o als motte, sp. beato ein längeres a als apto, mesa ein längeres e als esta. Doch ist das Zeitmass, wenn man es mit aufmerksamem Ohre verfolgt, minder sicher als in andern z. B. der dtsch. Sprache; man hört in dieser Beziehung dasselbe Wort oft verschieden aussprechen, denn es kommt weniger auf eine grössere oder geringere Dauer des Vocales an, wenn nur der Accent richtig hervorgehoben wird. Für die Quantität aber gelten folgende allgemeine Sätze. | 1. L a n g ist jeder betonte Yocal vor einfacher Consonanz, auf welche wieder ein Yocal folgt; sein ursprüngliches Mass macht keinen
382
Quantität.
[I. 487. 488.
Unterschied. Der Grund dieser auch aus der dtsch. und neugriech. Sprache bekannten Erscheinung liegt zum Theil wenigstens in dem Verschwinden oder der Kürzung der Ableitungs- und Flexionssilben, deren Mass die kurzen Tonsilben nunmehr an sich zogen, um dem Worte einen gewissen Umfang zu sichern: aus hömines z. B. ward it. uöniirii, wie aus ahd. täga nhd. tage, aus altgr. ?.oyog ngr. löyog. Man spricht demnach mit langem Vocal it. piano {planus), mano (mänus), rena (arena), dio (deus), fede (fides), solo (sölus), rosa (rosa), fuoco (föcus), giudice (judex), umile (hiimüis); sp. llano, mano, arena, solo, rosa, fuego, und so pg. und pr. Auch wir Deutsche sprechen, wie die Romanen, das lat. Subst. rosa und Partie, rosa mit gleich langem o. Allgemein verschwindet daher der Unterschied des Zeitmasses in päter, mater: der Italiener z. B. spricht pädre, mädre, vgl. ahd. vätar, nhd. väter; ebenso wird ihm pöpulus lang in pöpolo, wogegen ihm pöpulus kurz wird in piöppo. 2. Der betonte Vocal ist k u r z vor mehrfacher Consonanz, selbst wenn er im Lat. einem von Natur langen Vocal entspricht, wie in föns, gens, lardum, mens, mitte, narro, nüptiae, vixit (Schneider I, 108): it. fönte, gente, lardo, mente, mitte, narro, nozze, visse. Von der Silbenquantität ist hier keine R e d e : es versteht sich, dass in gente die Silbe gen mehr Umfang hat als die Silbe te, da die Stimme auf dem Consonanten n ruht, aber die beiden Vocale haben gleiches Mass oder sind wenigstens beide kurz, denn kleine Unterschiede des Masses vermag das Ohr nicht immer auf das genaueste zu messen; kein Italiener aber spricht gente, so dass e zwei Kürzen gleich wäre. — Muta mit r machte schon im Lat. keine Position, daher k a n n auch im Rom. der vorangehende Vocal lang gesprochen werden: so im it. libro (Uber), pietra (petra), stupro (stuprum), vetro (vitrum). Die Kürze geht verloren, wenn, was sich oft ereignet, einer der Consonanten elidiert oder in einen Vocal aufgelöst wird, wie im it. narciso, sp. auto, pr. laissa. — Neben die lat. Position tritt mit gleicher W i r k u n g auf | die Quantität die rom.: sie wird durch Ausfall eines Vocals oder Verhärtung desselben in einen Consonanten hervorgerufen it. caldo (calidus caVdus), deggio (debeo debjo), fibbia (fibula fiVla), figlio (filius filjus), freddo (frigidus frig'dus), porre (ponere pon're), tengo (teneo tenjo), veggo (video vidjö); sp. hombre (hominem hom'nem), Uno (lineus linjus), sembro (semino sem'no), escollo (scopulus scop'lus); pr. arma (anima an'ma), dompna (domina (dom'na), eilh (cilium ciljum). Die Abhängigkeit der Quantität von der Position können Beispiele wie it. mtido, visita neben netto, vista anschaulich machen. Im Span, k a n n der Positionsvocal in einen Diphthong erweitert, mithin allerdings gedehnt werden; vergleicht man aber diesen Diphthong mit dem vor einfacher Consonanz, so zeigt es sich, dass jener nur zwei Kürzen (füent-e), dieser einer Kürze und einer Länge d. h. drei Kürzen
I. 488. 489.]
Quantität im Italienischen.
383
(fueg-o) entspricht. Dasselbe Verhältnis wird auch im Wal. anzunehmen sein, wenn aus einem Vocal ein Diphthong hervorgeht. 3. Die tonlosen Vocale sind k u r z , ohne Rücksicht auf ihre ursprüngliche Quantität: it. infinito (infinitus), ginepro (jüniperus), naturale (naturalis), regina (regina), maraviglia (mirabilia). Diphthonge schwinden darum häufig zu einfachen Vocalen zusammen: it. ascoltare (auscultare), agosto (augustus), orecchio (auricula), estate (aestatem), cipolla (caepulla). Gehen die tonlosen Silben den betonten voraus, so müssen ihre Vocale nicht eben alle gleich kurz sein. E s werden nämlich in dieser Stellung auch Diphthonge geduldet, und diese übertreffen an Länge die übrigen tonlosen Vocale und können eben so wohl die betonten übertreffen, wie in autunno, suonò; aber sie sind kürzer als betonte Diphthonge, man vergleiche ital. aurora mit aura, poiché mit poi. Steht der tonlose Vocal hinter einer betonten Silbe, so hat er das geringste Mass der Kürze: it. forte, bellissimo, desiderano. Diphthonge oder Positionsvocale können an dieser Stelle nicht vorkommen, und die lat. L ä n g e kürzt sich jedesmal, contra wird nun contra gesprochen. F ü r die einzelnen Sprachen bleibt noch mancherlei anzumerken. | I t a l i e n i s c h . — Folgendes ist hier zu erinnern. 1. Wenn ein auf der vorletzten Silbe betontes Wort durch Wegfall des Endvocals auf einen Consonanten ausgeht, so behält der Tonvocal, wenn er kurz ist, seine Quantität, vgl. augello augél, stanno stan; das Mass des langen aber, wie in cielo cid, uomo uom, mano man wird zweifelhaft, wenigstens reimen Dichter cid auf augél, man auf stan, wiewohl sie niemals cielo auf augello, mano auf stanno reimen würden. Entschieden kurz ist jeder betonte Endvocal, obgleich derselbe Vocal ini. lang ist : umanitade umanità, mercede mercè, piede pie, puote può, virtude virtù, suso sù, und so amò, amerà, falò, Niccolò, fa, là, lì, già, no (lat. non). Enclitica führen dem gekürzten Vocal, wiewohl er jetzt wieder zum Inlaute geworden, seine Länge nicht zurück: amolla, vantossi, nicht amöla, vantasi. 2. Auch im Inlaute gibt es der Fälle nicht wenige, worin der Sprache Kürze für Länge beliebte: jene wird alsdann durch Doppelconsonanz angezeigt. Beispiele dieser Art sind: brutto (brütus), femmina (f emina), figgere (ftgere), fummo und fumo (fümus), legge Sbst. {legem), libbra (libra), Lucca (Lüca), pioppo (pöpulus), succo (sücus), tutto (tòtus), ruppi (rupi), conobbi (cognövi), viddi (vidi), galoppo (got. hlaupan), ricco (ahd. rihhi), riddare (ahd. ridan). Der lat. Diphthong au aber scheint dieser Kürzung nirgends nachzugeben, ausser in unbetonten Silben: uccello (ancella), ottarda (für autarda).
384
Quantität im Spanischen, Provenzalisohcn.
[I. 489—491.
S p a n i s c h . — Die Quantität in dieser Sprache, sagt Rengifo in seiner Arte poética cap. 6. 7, ist aus dem Acceilt zu erkennen: lang {larga) ist diejenige Silbe, welche den Hauptaccent (accento predominante) hat, und alle anderen Silben sind kurz (breves). Mit der Silbenlänge ist freilich die sinnliche Länge des Tonvocals nicht entschieden : diese richtet sich nach den allgemeinen Grundsätzen. Ausserdem ist Folgendes über die letzten und mittleren Silben zu erinnern. 1. Das Span, tritt darin dem It. bei, dass es den ausl. Tonvocal schärft, nicht dehnt: dará, traspié, aquí, resistió, Perú. Dasselbe geschieht auch mit dem Tonvocal vor ausl. Consonanz, z. B. in oficial, cruel, | abril, sol, español, azul, capitan, bien, jardín, león, común, mar, amor, compás, francés, decis, dios, Jesus, rapaz, altivez, feliz, feroz, cruz, verdad, salid, virtud. Hier reimen mit gleicher, ursprünglich aber ungleicher Vocallänge cristal, metal auf caudal, ygual-, eben so aquel auf cruel; mil auf gentil-, afan, dan auf pan, Milan-, compás auf mas. Tritt eine Silbe hinzu, so wächst der Tonvocal wieder an Länge: sol soles, león leones, dios dioses, cruz cruces, verdad verdades. 2. Die lat. Doppelconsonanz hat sich meist vereinfacht, wodurch der vorhergehende Vocal an Länge zugenommen hat, s. S. 290. Die p o r t u g i e s i s c h « Sprache verhält sich wie die span. Syncope führt hier aber dem Endvocal zuweilen den Circumflex zu, wie in dé, vé, avó. P r o v e n z a l i s c h . — Wir besitzen über die Quantitätsverhältnisse dieser Sprache eine besondere Arbeit von Uc Faidit, dem Grammatiker (S. 87), welche, eigentlich ein Reimwörterbuch, betitelt De las rimas, die Aussprache vieler, aber bei weitem nicht aller darin behandelter Reimsilben, männlicher wie weiblicher, genau bezeichnet. Dieses Reimbuch schliesst sich dem Donatus provincialis an, aber auch in dieser Schrift äussert sich der Verfasser gelegentlich über die Prosodie verschiedener Endungen in Ubereinstimmung mit dem Capitel De las rimas. Hier wie dort werden die Endsilben, wo es thunlich war, in largas und estreitas getheilt, d. h., wie schon Raynouard übersetzte, lange und kurze, span. largas und breves. Bei dieser Ansicht wollen wir für jetzt stehen bleiben. Die Leys, welche gleichfalls auf dieses Thema eingegangen sind, unterscheiden dagegen nicht zwischen vocals largas und estreitas, sondern zwischen plenisonans und semisonans: die ersteren werden mit mehr geöffnetem Munde gesprochen und sind l ä n g e r (I, 62); zu den semisonans gehören auch die unbetonten Endvocale, wie in peza, grana, umple, ame. Zwischen beiden liegen die utrisonans (ancipites), eine Eintheilung, von welcher die alten Dichter gewiss keine Ahnung hatten. Diese Eintheilung beschränkt sich auf die Vocale a, e, o. Überdies wird die Länge hier auch accen lonc, wie bei den | lat. Grammatikern
I. 491. 492.]
Quantität im Provenzalischen.
385
accentus longus, die Kürze accen agut genannt, wiewohl in einer Stelle (I, 92) dieser mit Länge gleichbedeutend sein soll, vielleicht eine Verwechslung von Accent und Quantität, wie sie auch bei andern rom. Grammatikern begegnet. Leider finden sich bei Faidit handgreifliche Widersprüche, die das Vertrauen auf seine Gründlichkeit erschüttern können. Man begreift z. B. nicht, warum u lang sein soll in mesura, kurz in dreitura. Indessen bewährt er sich, alles in allem genommen, als einen so verständigen Grammatiker, dass man ihm einige Dissonanzen in einem so zarten Thema nicht zu hoch anrechnen darf. Dazu kommt, dass beide Quellen, so weit sie sich vergleichen lassen, stets übereinstimmen : Molinier scheint also den Faidit vor Augen gehabt, ihn als Autorität anerkannt zu haben. Die Endung As ist nach Faidit lang, d. h. larc, in den Wörtern nas, pas (passus), vas (vas vasis), ras, bas, cas (casus), gras, clas, las, mas (mansus); die Leys II, 158 nennen plenisonans die eben genannten cas, grás, pas, vas, überdies bras, das bei Faidit fehlt. Es ist lang in pes (pes peäis), confes (confessus), près (prope), kurz, d. h. estreit, in mes (misit), près (prehensus), ques (quaesivit), francés, angles etc. ; nach den Leys sind plenisonans apres Adv., pes, seniisonans sind mes, repres, apres Partie., pes (pensum), bres, estes. Os ist lang in fos (fuisset), appos (apposuit), kurz in exeos (excussit), ros (rosit) ; den Leys sind bros, ros, tros, gros plenisonans. Ers lang in ters (tersit), guers, dispers Part., Bezers, kurz in ders (erexit, erectus), aers (adhaesit, adhaesus); die Leys nennen plenisonans guers, mers, pers, vers. Ors ist lang in tors (torsit), cors (cursus), ors (ursus); auch die Leys zählen ein Wort cors zu den plenisonans II, 158. Or ist kurz in color-s, odor-s etc., den accen agut hat senhor, salvador I, 90 (auch fr. -eur ist kurz). Wichtig ist nun, dass die Troubadours (sofern nicht eine sorgfältigere Prüfung ein anderes Resultat bringt) von einer Unterscheidung langer und kurzer Reimvocale nichts wissen. Confës, après, pës reimen freilich auf einander, aber auch auf arnés, welches wieder auf apres, mes, francés reimt. Eben so wenig wird zwischen fôs, apös, gros und escös, ros, zwischen dispers und adërs ein Unter-1 schied gemacht. Ob auf den Tonvocal ursprünglich, d. h. lat., Gemination folgte oder nicht, ist gleichgültig: val (vallis) reimt auf mal (malum), aflam (v. flamma) auf fam (famés), bas (bassus) auf nas (nasus), ros (russus) auf famos (-sus). Nur bei denjenigen Vocalen, die einem trennbaren (indifferenten) oder einem untrennbaren n unmittelbar vorangehn (S. 320), unterscheiden die Dichter: plan gibt keinen guten Reim auf tan, ben auf cen, bon auf fon (fundit). Aber daraus folgt noch nicht, dass beiderlei Vocale verschiedener Quantität gewesen, dass man plan, bin, bön, so wie tän, cën, fön gesprochen habe: die Trennung konnte sehr wohl ihren Grund darin haben, dass das ausl. n der erstem ein unsicheres Dasein hatte, inDiez roman. Gramm. 1. 6. Aufl.
386
Quantität im Provenzalisehen.
[I. 492. 498.
dem es in einzelnen Provinzen nicht ausgesprochen ward. Faidit that als Grammatiker das Seinige, wenn er Länge und Kürze nach der allgemeinen Aussprache unterschied. Dass diese Unterscheidung in der Metrik keine Anerkennung fand, ist wieder eine Folge des grossen Ubergewichtes, welches der Accent über die Quantität errungen, ein Zug, dem auch die besten fr. Dichter nachgeben, wenn sie trotz aller Theorie grâce auf face, âme auf madame, âge auf courage reimen. — Folgende Puncte sind nun für die pr. Prosodie besonders zu beachten. 1. Es lässt sich nicht behaupten, dass jedem betonten Vocal vor einfacher Consonanz bei folgendem Vocal absolut Länge zukomme, und es ist nur ein einzelnes Beispiel, wenn die Leys der ersten Silbe in völo (volunt) und ämo(-ant) den accen lonc zuerkennen. Nach den von Faidit aufgestellten Beispielen ist die Quantität in denselben Endungen (wie im Franz.) nicht immer dieselbe. Man soll z. B. sprechen mit langem u cura, jura, dura, mit kurzem äreitura, falsura (schon oben berührt), conjura (trotz dem einfachen jura), agura, segura, pura-, mit langem o nora (nurus), fora (foras), dévora, mit kurzem ora (hora), plora, fora (fuerat), onora, adora. Lang ist e z. B. in bela, révéla, piuzela, kurz in cela Pron., vela, estela, candela, donzela (im Widerspruche mit piuzela). 0 ist lang in fola (fr. folle), vola, filhola, kurz in gola, sadola, escola. Auffallend ist ö in dem Adjectivsuffix ös, Fem. ösa = fr. ëux, euse. [ 2. Im Auslaute ist für den betonten Vocal, wenn man den Brauch der Schwestersprachen vergleicht, eher Kürze als Länge anzunehmen. In Ubereinstimmung mit dieser Annahme bezeichnen die Leys (II, 228 und sonst) bo, mo, so oder mit flexivischem s pa-s, be-s (für bon, mon, son, pans, bens) als semisonans und erkennen entsprechend in der letzten Silbe von cantô Sbst., contriciô, bastô-s, Gastô-s den accen agut (I, 210. 212 etc.). Nicht anders nimmt Faidit Kürze an in ca-s (canis), gra-s (granum), vila-s (villanus), pa-s (panis), ma-s (manus), Tolza-s (Tolosanus), le-s (lenis), fre-s (frenum), ence-s (incensum) u. s. f. Diese Lehre ist wohl zu merken. Bei den Dichtern reimen die des indifferenten n beraubten Vocale auf alle gleichnamige : pla (plan) auf a, ja, fa, va, la, cantara; be (ben) auf que, se, fe, cre; cami (camin) auf di, mi, aissi, qui, ami ; bo (bon) auf no, so, pro, do. 3. Der Positionsvocal hat, wenn das Wort auf einen Vocal ausgeht, verschiedenes Mass, ist aber häufiger für Länge empfänglich als im It. Faidit setzt Länge an in fossa, grossa, Kürze in rossa, trossa, escossa; Länge in velha (vetula), Kürze in ovélha, vermelha; Länge in volha, tolha, orgolha, foTha. Kürze in soTha (souille), verolha (verrouille). Nach den Leys II, 380 haben z. B. fälhi, parti (Präs.) ein a plenisonan und accen lonc. 4. Dass der Vocal vor ausl. Consonanz nach der Lehre d. h. nach den Beispielen der alten Grammatiker gleichfalls verschiedenes
I. 493. 494.]
Quantität im Französischen.
387
Mass habe, geht aus dem (S. 385) in der Vergleichung der Quellen Gesagten deutlich hervor. Manches stimmt hier zum Franz., anderes weicht ab. Faidit spricht überdies mit langem Vocal venquét (vicit), tólc (sustülit), vole (voluti), mit kurzem ois (unxit), jois (junxit), conoc (cognovit), sols (solvit), vols (volvit), vene (venit), tene (tenuti), tens (timuit), prens (prehendit), temps, verts, lobs. Die Leys nennen plenisonans z. B. quar, cars, car es, fais; semisonans leg (legit), dots, note, votz, francs, ferms-, den accen agut haben fon, pon, prion, son (sunt), so wie die letzte Silbe in guerriers, pausatz, vanetat etc. Man spreche | also nicht amät Partie., sondern amät = fr. aimé, aber Fem. amäda1. F r a n z ö s i s c h . — Früh haben die Grammatiker dieser Sprache angefangen, ihr Augenmerk auf die Prosodie zu richten, welche hier allerdings bei dem engeren Wortbau manches Eigenthümliche entwickelt hat. Schon Beza widmete ihr in seiner Schrift Uber die Aussprache ein eigenes Capitel (p. 73—80), worin er den vielseitigen Gegenstand mit ziemlicher Umsicht zum erstenmale auf Principien zurückzuführen suchte. Unter den Späteren hat Olivet, Remarques sur la langue françoise, Genève 1755, die Quantität einer Prüfung unterworfen und namentlich das Mass aller Endungen in alphabetischer Ordnung bestimmt, ohne jedoch für die Untrüglichkeit seiner Angaben überall einstehen zu wollen. Die aus seiner Prüfung gewonnenen Regeln haben auch bei den neuern Grammatikern Anerkennung und Berücksichtigung gefunden und sind mehrfach wiederholt und, wo es nöthig war, berichtigt, von andern aber auch mit Mistrauen aufgenommen worden, vgl. z. B. Quicherat, Versification française 2. éd. p. 518 ff. Mit grosser Sorgfalt haben Dubroca und Malvin-Cazal die in der gegenwärtigen Zeit gültige Quantität behandelt, denn in einer so wenig beständigen, selbst von der Mode beherrschten Sprache kann ein Jahrhundert nicht unbedeutende Veränderungen einbringen. Die neueren Grammatiker geben nun folgende
1) Mit diesem (hier wiederholten) Vortrage der pr. Quantitätslehre soll keineswegs die von einem scharfsinnigen Forscher ausgesprochene (S. 312 erwähnte) Ansicht, nach welcher die Ausdrücke larc und estreit eigentlich die Qualität der Vocale, nicht ihre Quantität, betreffen, bestritten oder abgeschwächt werden. Aber es schien bei der Wichtigkeit des Problems der Mühe werth, die von den alten Grammatikern gegebenen Beispiele nach gewissen Gesichtspuncten zusammenzufassen. Vielleicht wird sich hieraus eher eine Unterstützung als eine Beanstandung jener Auffassung ergeben. — Uber die Unsicherheit der betreffenden Terminologie im Donatus prov. und den Leys hat sich auch Mila y Fontanals, Trovadores en Esp. p. 460, geäussert und namentlich bei e und o angenommen, dass die Unterscheidung zwischen vocal larga und breve (estreita) dasselbe bedeute wie zwischen abierta und cerrada.
388
Quantität im Französischen.
[I. 494-496.
allgemeinere | Regeln, mit welchen wir die von Beza aufgestellten hier vergleichen wollen. 1. Lang ist der Vocal 1) in den männlichen Endungen auf s oder, was gleichbedeutend ist, auf z und x, als héros, fracas, palais, aimas, diras, dis, avais, dois, vois, nez, faix, voix u. dgl. — 2) In den männlichen Endungen des Plurals, auch wenn dem Sibilanten ein andrer Consonant vorausgeht: sacs, chefs, pots, sels, autels, romans, détails. — 3) Vor n oder m, wenn ein Consonant folgt, mit welchem eine Silbe anhebt : chambre, jambe, trembler, tomber, humble, planche, peindre, danser. Beza sagt: omnis syllaba desinens in litteram m vél n non geminatam, sed sequente alia consonante, est natura longa. — 4) Wenn ein Consonant folgt, vor welchem s ausgefallen ist oder verstummt (S. 358): âne, alêne, côte, faîte, forêt, maître, mâtin Hund (aber matin Morgen), tâche Arbeit (aber tâche Flecken), pêcher fischen (aber pZcher sündigen). Omne s sequente consonante quiescens vocalem praecedentem producit. Das ausgefallene s hat also in der Dehnung des vorhergehenden Vocals eine Spur seines Daseins hinterlassen. Deutlich zeigt dies z. B. in den neufr. Doppelformen registre mit kurzem i neben regître mit langem. — 5) Vor s oder z, fast durchaus auch vor r, in vorletzter Silbe, wenn auf diese Consonanten ein stummes e folgt: base, bêtise, rose, muse, framboise, gaze, douze, avare, père, chimère, attire, délire, encore, verdure, heure, bravoure, gloire. S inter duas vocales depréhensa et vocalem singularem et diphthongum antecedentem producit. Sofort führt Beza jaser, braise, saison, plaisir, choisira, causera, cuisine, visage an, und nimmt das stumme e aus: gësïr, gësïne, auch voisin u. a. — 6) Unmittelbar vor stummem e : armée, vie, prie, loue, joie, pluie. Omnes dictiones terminatae per e foemininum, proxime praecedente vocali, producunt penultimam. 2. Kurz ist der Vocal 1) vor einem einfachen Endconsonanten (die Sibilanten s, z, x ausgenommen), sofern er selbst einfach und, wie sich versteht, nicht circumflectiert ist: sac, datif, chef, sel, autel, fil, nectar, cher, mur, aimer, verger, venir, soldat, foret Bohrer, habit, pot. Auch n und m gehören da|hin: roman, crin, fin, divin, bon, don, nation, maison, nom, importun, parfum. — 2) Als einfacher Endconsonant wird auch hier das erweichte l genommen, wiewohl es meist auf eine Combination von Consonanten zurückweist: avril, fauteuil, détail, vermeil. Auch für die vorletzte Silbe gilt dies, sofern stummes e folgt, wie in quenouille, doch ist hier die Endung aille ausgenommen, also canaille u. dgl. mit langem a. A cum i quiescente ante duplex 11 molle cum e foeminino dictionem finiente est longum, sagt Beza ganz im Einklänge mit der neueren Bestimmung. — 3) Vor r oder hörbarem s, wenn ein zweiter eine Silbe anfangender Consonant folgt: barbe, herbe, berceau, ordre, infirme, masque, burlesque, astre, funeste.
I. 496. 497.]
Quantität im Französischen.
889
Doch wird der Vocal vor r in einigen Wörtern, wie horde, lourde, auch als lang bezeichnet. Dieselbe Quantität hat er in den männlichen Endungen arc, ard, art, erd, ert, ort, ourt, eurt, ors, als parc, étendard, part, perd, vert (nach andern vert), effort, court, meurt, mors, corps (mit etymologischem p). — 4) Unmittelbar vor einem zweiten, hörbaren Vocal: haïr, féal, créé, prier, action, douer, tuer. 3. Aber nicht in allen Fällen ist das Mass des Vocales bestimmt und unwandelbar. Diese Unbestimmtheit trifft sowohl ganze Silbengattungen oder Ableitungen wie einzelne Wörter. Man spricht z. B. mit langem Vocal fable, diable, sable, aber mit zweifelhaftem aimable, table, étable. Ebenso mit langem die Adjectiva franc, grand, puissant, aber mit kurzem die Substantiva banc, sang, gland. Lang ist i in den Adjectiven vive, active u. s. f., kurz in den Substantiven und Verben lessive, solive, dérive. Lang ist ai in plaine, zweifelhaft in fontaine. Selbst durch die Stellung des Wortes, durch sein rhetorisches Gewicht kann seine Quantität bedingt werden: so spricht man mit kurzem Vocal une heure entière, mit langem dans une heure; un brave homme, un homme brave-, notre ami, il est le notre-, pëse-t-ïl, il pëse; célébrer, aber célébrer avec vous, wenn man r hören lässt (Levizac p. 180). Die einsilbigen les, ces, mes, tes, ses sind lang vor einer kurzen Silbe, kurz vor einer langen: mes amis, Us impôts, sës enfants. Es lässt sich überdies erwarten, dass die Sprache, wie sie die Bedeutungen der Wörter | durch kleine Formveränderungen zu unterscheiden liebt, dasselbe auch durch die Verschiedenheit der Quantität zu erreichen suche. Beispiele sind voler stehlen, neben völer fliegen, beide von volare; vivre leben, vivre Lebensmittel ; peuple Sbst., peuple Vb. (Levizac p. 65); böiter hinken, boîte Büchse, beide Wörter von gleicher Herkunft; avënt Advent, avant Präp. ; jëune (juvenis), jeune (jejunium); je veux (volo), veu (votum). Eine glückliche Unterscheidung aber durch die Länge des Vocals ist die des Singulars und Plurals in zahlreichen Wörtern, als air airs, chair chairs, fëu fëux, garçon garçons, art arts, lënt lents, pëur pëurs, bëuf bëufs, neuf neufs (beide letztere von Beza angemerkt), rot rois. Ebenso die des Masculins und Féminins mancher Adjectiva, wie vif vive, cher chëre. Es leuchtet ein, dass die oben als gemeinrom. angenommenen Principien hier nicht überall zur Anwendung gekommen sind. Folgende Bemerkungen werden dies noch anschaulicher machen. 1) Der nach gemeinrom. Gebrauche betonte Vocal kann vor ursprünglich einfacher Consonanz (oder Muta mit r), wenn ein zweiter Vocal folgt, sowohl lang wie kurz sein. Lang ist er z. B. in empire, surprise, grave, cadre; kurz in finale, mortelle, je fume, Rome, personne, fortune, robe, poète, bette, lèpre, livre, mitre, battre. Sofern der einfache Consonant ein palatales i verbirgt, kürzt auch die it. Sprache, vgl.
390
Quantität im Französischen.
[I. 497. 498.
caprice (capriccio), châsse (caccia), face (faccia), glace (ghiaccia), löge (loggia). Die lat. Länge wirkt im Franz. nur noch so weit fort, als sie den Vocal, auf dem sie ruht, in den meisten Fällen in seiner Qualität, nicht in seiner Quantität, schützt. Ausfall eines Consonanten zwischen Vocalen pflegt Dehnung des zweiten Vocales zur Folge zu haben, fast überall da wo die altfr. Sprache noch zwei sillabisch getrennte Vocale zeigt, z. B. meür mûr, seür sûr, roole roule, chaîne chaîne, gaine gaine, traîne traîne, gerne gêne, gaagne gagne (wiewohl -agne sonst kurzen Vocal hat), roogne rogne, baaille bâille, aage âge. Ausgenommen sind z. B. joëne jeune, paür peur mit kurzem eu. Dass der Ausfall des s den Vocal dehnt, ist oben schon gesagt worden; auch andrer Consonanten Ausfall kann diese Wirkung haben, wie in âme \ {anima), rêne (v. retinere), Rhône (Rhodanus), prêche (praedico). Darin stimmt die fr. mit den übrigen Sprachen zusammen, dass sie dem ausl. Vocal, selbst im Falle der Contraction, Kürze zuerkennt: aima, aimera, Cinna, Attila, aimé, vérité, Thisbê, thé, fini, envi, merci, concetti, colibri, echo, numéro, Jéricho, vertu, bu (ait beu), jeu, feu. Doch gilt dies weniger von mehrfachen als von einfachen Vocalen. — 2) Diphthongen und Vocalcombinationen, wie sie auch entstanden sein mögen, kommt keineswegs absolut Länge zu. Kurz sind sie z. B. in faite, je sais, j'ai, Paul, sein, haleine, pleine, veine, jeu, jeudi, aveu, tilleul, gueule, seule, flatteur, vainqueur, honneur, pleurer, aveugle, tombeau, hièble, nièce, siècle, tiède, moite, oeuf, boeuf, tout, courte-, zweifelhaft in faim, pain, vrai, air, audace, restaurer, roi, devoir, besoin ; lang in aime, plaine, naît, plaît, chaud, neige, bleu, meule (mola), heureux, meurt, eau, lièvre. Entstand die Combination aus einer Auflösung des l, so ist Länge der vorherrschende Fall: aube, auge, autre, haut, vautrer, beau, beauté, meunier, feutre, coutre, douce, poudre, pousser^ souder, absoudre, Kürze z. B. in outre [ultra), chou. In Mehrsilbigen ist der Auslaut kurz, wie in tombeau, oder zweifelhaft, wie in joyau. Beza bemerkt dagegen diphthongus au Semper producitur. — 3) Von entschiedener Kürze des Vocals in der Position kann keine Rede sein, da die nasalen hier starke Ausnahme machen. Manchmal scheint sich das Mass der Silbe mehr nach dem Gefühle des Wohllautes als nach Gesetzen zu bestimmen, vgl. fable, miracle, lourde mit langem neben table, hièble, règle, seigle mit kurzem Vocal. Doppelconsonanz macht nicht nothwendig Kürze des vorhergehenden Vocals. Kurz spricht man ihn allerdings vor den Mutis, also vor tt, dd, cc, cq, gg, pp, bb, ff: patte, mettre, tette, goutte, hotte, agraffe, (attirer, accabler und andre Beispiele in nicht radicalen Silben s. S. 352), lang spricht man ihn z. B. in affres, greffe. Sofern ch einem ursprünglichen cc entspricht, kürzt es gleichfalls den Vocal: so in hache, tache (dtsch. zacke), vache, peche (pecco), seche (sicca), broche, poche, roche, bouche, souche, je touche, peluche, j'épluche. Auch
I. 498—500.]
Quantität im Französischen.
391
die Liquida II, mm, nn machen kurzen Vocal: halle, malle, \ aller, comme, homme, pomme, epigramme (aber flamme), panne, tanne, personne (doch manne). Dagegen macht rr, sofern diese Gemination einen untheilbaren Laut bildet, den Vocal lang, omnis syllaba ante geminatam rr producitur, wie Beza anmerkt, z. B. harre, bizarre, carre, jarre, je narre, arrêt, j'erre, guerre, terre, tonnerre, verrons, beurre, leurre, aber erreur, terreur. Vor ss dehnt sich der Vocal gewöhnlich, wenn die Doppelung schon in der Grundsprache vorliegt, also casse (cassia), classe, lasse, nasse, passe, cesse, confesse, presse, fosse, grosse, rousse, je tousse, abbesse, j'aimasse, je fisse, j'abaisse, graisse, auch je laisse, châsse (capsa). Aber kurz ist der Vocal in promesse, anesse, altesse, princesse und ähnlichen, vorzüglich aber, wenn ss aus andern Consonanten herrührt, wie in agasse, brasse, cuirasse, chasse, masse (it. mazza), détresse, écrevisse, lisse, je glisse, bosse (it. bozza), cresse, rosse (it. rozza), housse, mousse; doch hat échasse (ndl. schaats) langen Vocal. — 4) Wie in den Schwestersprachen kürzt sich die Länge des Stamm- und Tonvocals, wenn durch Ableitung oder Flexion der Ton fortrückt, z. B. entraves entraver, j'erre Erreur, j'afflige affliger, je foule fouler, poudre poudrer, rouille rouiller, bûche, bûcher, excuse excuser, äise äiser, joie joyeux, poivre poivrer. Aber dies ist hier keineswegs zum Gesetz geworden, vielmehr behält der Vocal in zahlreichen Fällen, besonders wenn er nasal ist oder durch den Ausfall eines s lang geworden, seine Quantität: so in beauté, bâiller, encadré, châssis, grosseur, terrein, carrosse, trembler, abondance, hôtesse, bâtir. Ausfall und Auflösung der Consonanten haben der fr. Sprache manche Länge zugeführt, die in den übrigen nicht stattfindet. Aber vorherrschend ist die Kürze, die zumal in den männlichen Endsilben überwiegt. Schon Beza sagt daher (p. 75): Sunt autem hoc loco mihi admonendi peregrini, paucissimas esse longas syllabas in francica lingua prae innumerali brevium multitudine ; ac proinde verendum illis esse potius, ne breves producant quam ne longas corripiant, praesertim ubi falli possunt latinae linguae quantitate. Sic e. g. natura, vectura, fortuna, persona et similia latine penultimam \ producunt, at francicae voces nature, voiture, fortune, personne eandem corripiunt. So tadelt er die Italiener, welche fr. päröle statt pârôlë sprächen wie ihr eigenes pärölä. Wann die Sprache diesen Weg einschlug, ist freilich nicht mehr zu ermitteln 1) Unter den Grammatikern hat Dubroca (Traite de prosodie frang., enthalten in seinem Traite de la pronorwiation etc. Par. 1824 p. 20b ff.) die Principien der fr. Quantität, wie oben bemerkt, zu ergründen versuoht, aber, wie es scheint, nicht mit Glück. Die Länge der Silbe vor ausl. s z. B. ist ihm eine Folge vorausgegangener Contraction; unter Contraction aber versteht er hier
392
Quantität im Walachischen.
Accent.
[I. 500. 501
W a l a c h i s c h . — Wenn es richtig ist, was die Grammatiker bemerken, dass das Zeichen des Acutus Silbenkürze, das des Gravis Länge bedeute (s. Molnar), so steht die Prosodie dieser Sprache fast im Widerspruche mit der it., denn die Wörter dieser letzteren amaro, lodato, bene, dopo, buono lauten hier amär, leudät, bine, düpe, bün, so wie umgekehrt ambulö hier umblä gesprochen wird. Das Wal. scheint allerdings mehr zur Kürze geneigt als eine der Schwestersprachen.
II. Accent. Dass dieser im allgemeinen seine ursprüngliche Stelle behaupte, ist oben schon ausgesprochen worden. Unter dem Accent | aber ist der Acut zu verstehen : der Gravis kann kein besonderes Recht in Anspruch nehmen, er fällt der Tonlosigkeit anheim. Der Accent ist in der rom. Sprachbildung der Angelpunct, um welchen sie sich dreht. Mit dem Verfall der Quantität änderten sich allerdings die in der Tiefe des Sprachbaues begründeten, die Wurzel wie die Ableitung schützenden Dimensionen der Silben; mit dem Verfalle des Accentes wäre das Wort ein anderes geworden, die Sprache hätte ihr römisches Gepräge eingebüsst. Im Lat. ruht der Acut in mehrsilbigen Wörtern auf der vorletzten oder drittletzten Silbe, nicht auf der letzten; es ist nicht als eine Abweichung zu betrachten, wenn er in den Tochtersprachen durch Apocope auch der letzten zu Theil werden kann, wie im it. maestà, virtù und unzähligen andern aus allen Mundarten. Eben so wenig, wenn ihn die erstere Sprache durch Paragoge auch auf die viertletzte bringt, was jedoch nur in der Conjugation stattfindet: recitano für récitan aus récitant (voci bisdrucciole): das lat. Dreisilbengesetz also hat sich hier machtlos erwiesen. Durch Inclination freilich kann er, da die inclinierenden Sprachtheile tonlos sind, den Ausfall eines Yocales nicht in der langen Silbe selbst, sondern in der folgenden, wie in las aus lass(u)s, cUrps aus corp{u)s, ärts aus art(e)s. Ein solcher Vorgang ist gegen alle Erfahrung und wird auch auf fr. Boden dadurch, dasB die Silbe ebensowohl bei nicht syncopiertem Vocal, wie in tu cesses oder in herus und vielen andern dieser Art, lang ist, widerlegt. Gleichfalls durch Contraction (durch Consonantausfall) ist ihm die Silbe lang in dlre, böire, faire, fire, pläire, und dem würde sich schon eher beistimmen lassen als der Erklärung des langen Vocals in barbäre, satire aus Analogie von decläre, souplre. Es ist aber leicht ersichtlich, dass die fr. Sprache den Zug hat, den Vocal vor r bei folgendem stummen e zu dehnen, so dass selbst das doppelte r der Länge nicht im Wege steht. Am schwächsten ist die Erklärung der Länge in der Endung Hille aus ital. äglia, päille z. B. aus päglia. An der Entwicklung und Ausbildung der fr. Prosodie haben Principien vielleicht weniger Antheil als euphonische durch Zeit und Zufall bestimmte Einwirkungen.
393
Accent.
I. 501. 502.]
eine noch frühere Stelle einnehmen, wie im it. portándomivélo, mándatnivisene. Umgekehrt nehmen Composita den Hauptton auf das letzte W o r t ; nur in den adverbialen mit mente wird er von den Grammatikern dem erstem zuerkannt, also it. càndidamente, sp. fácilmente, pacificamente, fr. admirablemente. Es lässt sich indessen voraussehn, dass in dem grossen Sprachmaterial sich einzelne Accentversetzungen ereignet haben. Ist dergleichen selbst in einer Sprache, wie die dtsch., die den Acut auf die Wurzelsilbe bannt, also ein einfaches deutliches Gesetz vorschreibt, nicht ohne Beispiel, w i e viel leichter konnte es erst in Sprachen mit beweglichem Accente vorkommen. A m genauesten ist die it., die älteste Tochter der lat. ; mehr Abweichungen gestatten sich schon die wal., sp. und pg., noch mehr die pr., am meisten unzweifelhaft | die fr., sofern man keinen Unterschied macht zwischen älterer und neuerer Zeit: ihr müssen wir darum am Schlüsse noch eine gesonderte Erörterung widmen. Folgende Puñete sind als mehr oder weniger gemeinrom. hervorzuheben. 1. Das Verbum zeigt unter allen Wortarten die häufigste Accentverschiebung, wovon die Flexionslehre Rechenschaft zu geben hat. Mehrere Verba der 2. rom. Conj. wenden durch irrige Analogie den Accent des Präsens auf den Infinitiv an : so cölligo colligere, it. còlgo cògliere; pórrigo porrígere, it. porgo pòrgere; bátuo batúere, it. bàtto bàttere ; cónsuo consúere ; fr. cóuds cóudre-, wal. cós còse. In demselben Gefühle ziehen einige wenige im Präsens den Ton von der zweiten oder dritten Silbe auf die erste zurück : coopério, it. cuòpro, sp. cúbro, fr. cöuvre, indem man coprire behandelte wie sentire, Präs. sento, und ähnliche; ferner apíscor, sp. ásgo\ in-delégo, sp. endilgo ; auch it. permuto gehört hieher. Dass in einer bestimmten romanischen Form der Ableitung ico der Accent auf die vorletzte Silbe fortrückte, wie im it. amareggio von amárico, und dass dieselbe Tonstellung in den westlichen Sprachen überhaupt, so wie im Wal. zum Gesetz ward, wie im sp. determino (detérmino), pr. proféri (prófero), fr. f immagine welchem nur wenigen Wörtern unter {imagino), wal. aplée {applico), dem Einflüsse einer Formveränderung sich zu entziehen vergönnt ward, ist gleichfalls an einer andern Stelle der Grammatik auszuführen. 2. Das Diminutivsuffix iolus nimmt den Accent auf den zweiten Vocal : filíolus, it. figliuolo, sp. hijuelo, pr. filhól ; capréolus, wal. capriór. Der Grund ist: ió fügte sich besser zum Diphthong als io2. Des-
1) Eingeschobene Vocale sind des Accentes venzale Lérida
spricht,
so w a r er
es nicht, der
nicht f ä h i g . das i
Wenn
einschob,
der P r o -
sondern
der
Spanier, der aus Ilerda Lérida machte. 2) F r . Philologen neuester Zeit Bind hier anderer Meinung. gesetz
vor
einer Ausnahme
zu b e w a h r e n ,
behaupten
Bie einen
U m das T o n unmittelbaren
394
Accent.
[I. 502—504.
gleichen zieht das Suffix inus den Ton | an sich: cédrinus, it. sp. cedrino; láurinus, pi\ laurin. Auch bei Iiis und ïcus, ïcd kommen fast überall Beispiele der Tonversetzung vor, vgl. it. umile (bei Dichtern), sp. humilde, pr. umil, fr. aber humble; wal. catolic, favricç, pr. fezka (physica) Chx. IV, 451 u. a. Im It. zeigen einige mit ius, ia, ium abgeleitete Nomina eine Zurückziehung des Accentes von der zweiten auf die erste Silbe: tronzo (* brunitius), ver za (viridia), filza (* filieia Ferrari), mancia (mlat. manicia), wodurch man an lat. balíneum bálneum erinnert wird. 3. Vor Muta mit r findet sich der Accent zuweilen da ein, wo im Lat. kurzer Vocal angenommen wird, z. B. it. allégro, sp. alegre, altfr. halaigre (álacrem); it. colubro (poet.), sp. culebra, fr. couleuvre (cólubra); it. intéro, sp. entero etc. (integrum); it.penetro neben pénetro; sp. tinieblas, it. tênebre, kaum tenebre (tênebrae); pr. tonédre (tónitru, wenn nicht tonítruum) ; auch der Name Cleopátra it. sp. (Cleopatra) darf hier erwähnt werden. 4. Aber auch ohne diese Bedingung wird der Accent in einzelnen Wörtern versetzt. Die wichtigsten sind etwa folgende. Sp. acebo (aquifolium); albedrio (arbitrium); it. Brindisi (Brundusium, Bqevòéaiov, wal. Brundúse)-, sp. Cartagéna (Garthaginem); dádiva {dativa); diós (deus), auch pg. bei G. Vicente I, 256; it. dòpo, w a l . d û p ç {de post, fr. depuis); sp. yó, it. aber io (ego)-, it. fégato, sp. hígado (ficatum); pg. fúncho (foeniculum foen'c'lum); sp. héroe, it. aber eròe (heröem) ein Wort gelehrter Herkunft; sp. impío, it. émpio (impius)-, sp. impúdico (impudicus) ; it. mogliére neben dem üblicheren moglie, auch sp. mugér, pr. molhér, altfr. muiller (mulier im Mlat. Gen. muliëris nicht unhäufig, vgl. J. Grimm, Lat. Ged. p. XX) ; it. Pàdova (Patavium); it. sp. patèna und patéra (patina, patera); sp. pelícano (pélicanus) ; sp. péro, it. però (per hoc) ; it. pietà (pietas) ; pr. penhóra (pignora) GRiq. 203; sp. réyna (regina); rubrica (rubrica); it. ségolo,\ fr. seigle, wal. aber secár ç (secale) ; sp. Séquana und Sequána, beide bei Eengifo (Séquana); sp. sino (si non, pg. senäo); pr. esperii (,spiritus); sp. tábano (tabnnus nach der Bezeichnung der Wörterbücher); sp. trébol, pg. trévo, fr. trèfle, it. aber trifòglio (trifolium); it. varice, sp. várice (váricem). Andre ital. Fälle s. bei Blanc S. 136, Note. Übergang des lat. io (oder éó) in den fr. Mischlaut ieu, wovon sich sonst schwerlich ein Beispiel wird aufzeigen lassen. Aber man kann auch zu dogmatisch sein. Die fr. Fälle geben das tonlos gewordene lat. i noch deutlich zu erkennen:
gla-i-éul aus glad-i-ólus, fil-i-éul (geschr. ftlleul) aus fil-i-ólus. Nur ein tonloses i ist fähig, ein palatales, wie im letzteren Beispiele, zu erzeugen. In allen Schwestersprachen liegt die Accentverschiebung klar vor Augen: es muss aber Maxime sein, die Übereinstimmung der ganzen Familie auch in kleineren Ereignissen, so lange es möglich ist, fest zu halten. Man wird also wohl ein spätlat. filiólas annehmen dürfen, welches nicht auffallender ist als ariétem, pariétem.
I. 504. 505.]
Accent.
395
5. Rückt der Accent auf einen andern Vocal, so ist dieser dem gewöhnlichen Lautwandel betonter Vocale unterworfen, z. B. it. cuópro (cööperio), fégato (flcatum), sp. ordéno (ordino), tinieblas (teneirae), pr. portégne (porñcus), fr. couleuvre (colübra) ; mit dem Suffix iolus geschieht dies allgemein. Doch bleibt der Vocal weit in den meisten Fällen unverwandelt. Man sagt z. B. it. dimoro, nicht dimuóro (dcmöror); sp. imagino, nicht imagéno (imagino)-, fr. commode, nicht commende (commodus). In solchen Wörtern scheint sich also die Accentverschiebung erst später ereignet zu haben. 6. Griech. von den Römern gebrauchte Wörter behalten gewöhnlich ihren lat. von der Quantität abhängigen Accent. Belege sind: it. abisso (aßvaaog), amatista (¿¡.téd-voTog), bibbia (ßißlia), chièsa (hmlrjoía), collera (yoléça), elogio (sloyíov), limosina (ílír¡i.wavvr¡), paróla (Tta^aßolrj), piazza (nlareía, lat. platea neben platèa, für welches erstere Schneider Gramm. I, 72. 98 eine griech. Form nimia vermuthet), prète (iiQeoßvreQog, lat. présbyter), sátrapa (aarçâm^ç), spàsimo (oTtao/iiôç), tallo (d-allóg), talènto (rálavznv); so meist auch in den Schwestersprachen. In mehreren Wörtern wird jedoch das regierende Princip der lat. Prosodie verworfen und die griech. Betonung befolgt, was keine zufällige Verirrung, denn dafür ist die Zahl der Beispiele zu gross, sondern mittelgriech. Einfluss scheint. Dahingehören folgende: it. aconito (àxnvirov, lat. aconitum)\ it. biàsimo, fr. blâme (ßläoq>t]/j.os)- wal. cçmàrç (xa/iága)-, it. ermo (epij/íog); it. sp. idèa, fr. idée (lòia) ; it. sp. ídolo, altfr. idele (etdiolov) ; it. sèdano (oéhvov, lat. selínum) ; it. tisana (mioávr¡, ptísana) | Schon Prudentius sprach blasphemus, eremus, idolum, und Lupus von Ferrières, auf die Aussprache griech. Zeitgenossen sich berufend, erklärte blasphemus für richtiger als blasphemus (Vossius, Aristarch. 2, 33, vgl. wegen idolum auch Sánchez, Colecc. III, xxxvin). Butyrum bei Aemil. Macer, butyrum bei Sidonius, gr. ßovivgov, lautet it. burro und butiro, pr. búire. Auch in einigen geographischen Namen haftete der griech. Accent, so im sp. Ebro ("ißr^og) ; im it. Épiro ('Hneigog), sp. aber Epiro; it. Lêpanto (NamiaxToç), sp. Lepanto; it. Taranto (Tágag Tàçavzoç), sp. Taranto; auch Otranto ÇYÔQOVÇ YÔQOVVTOÇ, Hydruntum) folgte dieser Betonung. Auf gleiche Weise empfieng in Älbizzi nicht die zweite Silbe, sondern die vorhergehende auf ganz unlat. Weise den Ton 2 . — Andere unmittelbar aus dem Griech. geschöpfte Wörter erfuhren dagegen Verschiebung des Accentes. Dabei versteht es sich, dass Oxytona ihn, wie auch im Latein (onaafxôg, 1
1) Ital. fiala ((piáír¡) für fíala ist vielleicht zu beurtheilen wie figliuòlo §. 2. 2) Fazio, Dittam. 3, 3, braucht Verna für Verona, zwar im Reim, aber sicher nicht dem Reim zu Gefallen, da es kaum verständlich gewesen wäre. Man darf vielmehr eine volksübliche Form darin annehmen nach gr. Ovr¡Q(ova, vgl.
ahd. Berna.
396
Accent.
[I. 505. 506.
spásmus), zurückziehen mussten : it. baléno (ßslepvov), éndica (¿v$r¡xrj), gràscia (¿yoQaoía), paggio etc. (naiòiov), sp. táléga {d-i'Jlaxoç), it. pitócco (ircioyóg), scheletro (AV.ELSTÓg), tapino (Tcmsivós), troglio (TQÛVXÔÇ), sp. cama (ya:itcd). — Am fruchtbarsten wirkte der griech. Accent- in der Ableitung mit dem Suffix ta, dessen i nach dem Vorgange des griech. t'a häufig den Ton annahm: it. filosofía (cpdoaoçia, sophïa bei Prudentius, s. Cellarius im Index), monarchia Qiovccçyja), und so Soria, Lombardia, Üngria, Tartaria, sp. ebenso Lombardia, Normandia, Esclavonía, TJngria. Doch sind die Sprachen hierin nicht gleichen Sinnes, indem der Spanier z. B. Súria, Tartaria ausspricht. Unter den Appellativen behalten academia, comóedia im It. und Sp. den Ton auf der drittletzten, wiewohl Dante auch auf fr. Weise commedia sagte. Einige geographische Namen auf za (eia) erfuhren gleichfalls eine verschiedene Betonung. Der Italiener spricht mit griech. Accent Alessandria (tdXsÇâvdgtia), Antiochia (Í4vTióysia), der Spanier mit lat. Alexandria, Antioquia, beide aber Nicomédia (Nr/.our¡ótia). Das Appellativ politia (jtohzeia) lautet richtig it. polizia, sp. policía, pg. bei Camoens 7, 72 policia, fr. police. Weiteres in der Wortbildung. 7. P e r s o n e n n a m e n zeigen in der Betonung manches Eigentümliche vom Wohlgefallen der Sprachen Abhängige; doch sind diese Wörter meistens dem volksmässigen Elemente fremd. Darius (Jaçeïog) z. B. lautet it. altsp. Bàrio (so auch Lus. 3, 41), wal. Dárie, pr. Dáire; Darms scandierte auch Walther v. Chatillon (Sánchez, Colecc. III, XXXVIII) und andere Schriftsteller des Mittelalters (s. z. B. Leyser 468), dieselbe Betonung schon bei Sidonius (Vossius, Arist. 2, 39). Allgemein wird auch Jacöbus (läv.coßoq) auf der ersten Silbe betont: it. Jacopo Giacomo, sp. Jago, pr. Jácme, cat. Jáyme, fr. Jaques. Basilius (Baoilsioç) hat im it. sp. Basilio den Ton auf der drittletzten. Isidorus spricht der Spanier gleichfalls mit griech. Accent Isidro ('lalôojQoç), dem sich auch das pr. und mlat. Isidorus (LRom. I, 524, Mur. Scriptt. II, 2. p. 1095: ut docet Isidorus) annähert. Die griech. Eigennamen auf eus haben ein betontes e, z. B. it. sp. Orfeo, Péléo, Teseo, Tidéo, doch betont Rengifo p. 380, 381 auch Perseo, Teseo, Téreo, und auch it. Perseo (Sternbild) ist übliche Aussprache; pr. Orpheus (zweisilb.), Peléus, Tidéus (Tideús Galvani, Osserv. 231); fr. Orphée, Pelée, Persée, Thésée, Tidée. Im übrigen hält sich die it. Sprache den classischen am nächsten. Auch der Spanier geht selten vom richtigen Accent ab ; er spricht z. B. Empédocles, Péricles, Policrates, Diomédes, Aquíles, Céres, Témis, Midas, Minos, Helena, Ifigénia, Euménidas, Melpòmene, Etiope, Sármata, Ciclope, Democrito, Heródoto, Hipólito, Teocrito ; aber doch Anibál (nach Rengifo, sonst auch Aníbal, it. Annibale und bei Dichtern Annibale), Cecrópe, Eufrosina, Omfále, Polixéna, Arquimedes, Heráclito, Sérapis. Auch Iliada spricht man, und hiernach pg. Lusiadas. In den Wörtern auf -on
I. 506—508.]
Accent.
397
wird die letzte Silbe betont, also Agamenón, Gerión, Jason, Licaón, Orion, und so auch im geographischen Namen Helicón. Der pr. Sprachgebrauch soll unten beim fr. | berührt werden. — B i b l i s c h e N a m e n haben überall, wenn es keine weiblichen sind auf a, wie Eva, den Ton auf der letzten. Span. Beispiele sind: Jepté, José, Josué, Noè, Levi, Jericó, Esaù, Caléb, Horéb, Aquitób, Jacob, Amaléc, JBarúc, David, Tubai, Jezabél, Manuel, Miguel, Raquel, Saúl, Adán, Jerusalén, Caín, Moysén, Rubén, Aaron, Sansón, Baltasar, Eliazér, Estér, Assúr, Cayfás, Joás, Jonás, Tomás, Amos, Jesús, Nabót, Nembrót, aber Júdas, Lúeas. Pr. Enóc, David, Moisén, Samson, Sathán, Josép, Judas, Yzaiás, Tobias (Tobías LRom. 528 a ) u. dgl. Im It. ist der Accent derselbe w i e im Span., wenn auch die Form durch den hier eingeführten Vocalauslaut verschieden ist 8. Wörter dtsch. Herkunft, wenn sie auf der vorletzten Silbe betont sind und auf einen tonlosen Vocal ausgehn, behalten den ursprünglichen Accent auch in ihrer rom. Nachbildung, z. B. hósa, it. uòsa, sp. huésa. Haben sie aber den | Ton auf einer der frühern Silben oder gehn sie auf einen Consonanten aus, so pflegt er auf die vorletzte fortzurücken, eine Accentstellung, bei welcher die Tieftonigkeit der auf die Wurzel folgenden Silbe einigermassen in Anschlag kommt: alànsa, it. lésina, fr. alene; felìsa, fr. fáláise\ krébÌ0, fr. écrevisse; hérìnc, it. aringa, fr. haréng-, fládo, Acc. fládun fládon, it. fiadóne, fr. flan aus flaón. Dass Composita den Ton auf die zweite Silbe nehmen, versteht sich: hériberga, it. albergo, fr. auberge; Réinwalt, it. Rinaldo, fr. Renáud. 1) Hier noch eine Reihe von Eigennamen, deren Betonung dem Fremden zweifelhaft sein könnte. G e o g r a p h i s c h e N a m e n : it. 'Adige, Bergamo, Bórmida (Fluss), Cagliari (Calaris), Friuli (so bei Rosasco u. a., sonst Friuli), Genova, 'Imola, Lipari, Mirándola, Modena, Mònaco, Pésaro, Pontrémoli, Prócida, Rèsina, Rimini, Spdlatro, Stromboli, Tamigi, Tànaro, Tèvere, Tivoli (Tibur), Tunisi, Tràpani, ' Udine, Vigévano ; Alcamo, Assisi, Basilea, Céneda, Cesèna, Gaeta (Cajeta), Gargano (Gebirg), Mascdli, Nocéra, Novdra, Teramo; Corfù, Forlì. Sp. 'Agueda, 'Agreda, 'Alava, Alcantara, 'Avila, Cáceres, Cordoba, Écija, Évora, Guipúzcoa, 'Ibiza, Lérida, Malaga, Mérida, Mexico, Sepúheda, Tdmaga (Fluss), Támara (dsgl.), 'Ubeda, Xátiva, Xérica-, Almería, Fuenterrabía, Cádiz, Florida, Chiadalaxára, Lisboa, S.Lúcar, Setúval, Tánger; Alcalá, Almenar, Aranjuéz (dreisilb.), Argél, Avilés, Badajoz, Fscuriál, Gibraltar, Guadix, Guadalquivir, Jaén, Pálamós, Perpinán, Perú, Potosí, Teruél, Urgél, Xeníl, Xerés. — P e r s o n e n n a m e n : it. Aristide, Brígida, Dávide u. Davidde, Fóscari, Gasparo, Dàvila, Foscolo, Tríssino; Beccaria, Lucía, Rosalía, Gambára, Leméne, Straparóla. Sp. 'Alvaro, Brígida, 'Iñigo, 'Arias, 'Avalos, Góngora, Zúñiga; Cristóval (Christopìwrus), Gonzalo, Argensóla, Lucía, Mencia, Rosalía, Faría, García, Gamboa, Ullóa, Gonzdga; Boscán, Calderón, Cortés, Ginés, Inés, Valdés, Luís, Guzmán, Mayáns, Solis. Die Patronymica, wie Pérez, Narváez, Martínez, haben in ihrer Endung unbetontes e.
398
Accent.
[I. 508. 509.
F r a n z ö s i s c h e r A c c e n t . — Nirgends ist dessen Stelle leichter anzugeben als in dieser Sprache. Die Wörter mit männlicher Endung (wie plaisant) haben ihn auf der letzten, mit weiblicher {plaisante) auf der vorletzten Silbe. Das ist unläugbar, denn wir sehen die Dichter auf dieses Princip ihre Verse bauen: Reim und Cäsur, für welche j a auf dem gesammten rom. Gebiete nur betonte Silben tauglich sind, geben keine andre Accentstellung zu erkennen; versi sdruccioli können nicht vorkommen, versi piani kommen vor. Dieser Accent ist unter gewissen, allerdings nicht unerheblichen Beschränkungen der ursprüngliche, lat., gemeinrom. Da das weibliche e allmählich zur Verstummung herabgesunken ist (s. 334), so lässt sich die Regel noch einfacher abfassen: im Franz. hat jedes zwei- oder mehrsilbige Wort den Accent auf der letzten Silbe, das berühmte lat. Dreisilbengesetz ist hier zum Einsilbengesetz geworden. In allen aus dem Latein hervorgegangenen Sprachen ist, wie wir S. 146 wahrgenommen haben, in Proparoxytonis die Syncope des Vocales der vorletzten Silbe, gewöhnlich des Ableitungsvocales, ein Ereignis von nicht geringer Bedeutung. Was aber in den Schwestersprachen nur als ein häufiges Ereignis eintritt, hat sich im Franz., wie auch im Provenzalischen (welches jedoch das stumme e der Schlusssilbe nicht aufkommen liess), zum wichtigsten Bildungsprincip erhoben. Die fr. Sprache strebt Uberall, aus den beiden letzten Silben durch Syncope des genannten Vocales und freie Behandlung der angränzenden Consonanten eine einzige zu schaffen, was gewöhnlich leicht von Statter gieng, wie in linge (lineus), roide (ri\gidus), frêle (fragilis), humblt (humilis), utle vrlt. (utilis), porche (portions), image (imaginent), vierg t (virginem), veuve (vidua), nicht selten aber auch schwer war, wh etwa in forge (fabrica faur'ga), charme (carpinus), provin d. i. provait. (propaginem), coutume (consuetudinem), evêque (episcopus) ; in mehreren wie lai (laicus), rüste (rusticus), opferte man um des Princips willer ein ganzes Suffix. Indessen gibt es eine beträchtliche Anzahl ursprünglicher Proparoxytona, in welchen der Accent auf die nächst folgende Silbe fortgerückt erscheint. Weit die meisten derselbei sind in späterer Zeit aus dem Latein eingeführt worden, nachden sich die Kenntnis dieser Sprache in Frankreich mehr und mehr ver breitet hatte. Dergleichen von den Gelehrten oder Gebildeten aus gegangene Wörter behielten ihre buchstäbliche Gestalt, nicht ihrei Accent, welchem der franz. Sprachorganismus in diesem Falle wider strebt haben würde, und so sprach man avide, aride, timide, docile, facile fertile, frivole, incredûle, pilule, machine, maxime, crystallin, mérité, visite concave, hostie, modestie, ambigu, contigû ; j'estime, je dissipe, j'indiqw (s. wegen der letzteren II. Buch, Conjugation). Ja manche vom Volk» richtig geformte Wörter mussten sich auf den lat. Buchstaben mi; unlat. Accente zurückführen lassen und bestehen zum Theil, wenn aucl
I. 509. 610.]
Accent.
399
nicht immer mit gleicher Bedeutung, neben den acht fr. fort: roid rigide, frêle fragile, utle (s. oben) utile, porche portique, forge fabrique, orgue organe. Mit gutem Grande unterscheiden daher neuere fr. Grammatiker, worauf hier nochmals zu verweisen ist (vgl. S. 121), zwei durch den Accent bedingte Schichten von Wörtern, beide aus dem Latein, eine von volksmässigen und eine von gelehrten, diese schon im 14. Jh. nicht unbeträchtlich, seit dem 16. in hohem Grade angewachsen. Doch ist nicht zu läugnen, dass einzelne Fälle der Accentverschiebung bereits im ersten Stadium der Sprache vorkommen, namentlich in Wörtern der Kirche. Das Liedchen von Stt Eulalia hat bereits ranéiet (ró-neget), das Rolandslied senefiet (significat), argue (ârguit), die Bücher der Könige mortifie, vivifie, der Psalter von Oxford enlumine, calice, espirit, andre alte Quellen haben catholique, publique, physique, Afrique, in welchen man | nirgends die Abkürzungen cathole, puble oder pule, Afre versucht hat; die alten Epen haben sogar nobile. Hat man je anders gesprochen als estomac'? In manchen Fällen half man sich, um das Tongesetz zu retten, mit neuen Ableitungen: für gallique sprach man gaulois, für grammatique grammaire, der Provenzale schuf sich die Adiectiva catolical, publical, fisical, musical1. Der Trieb den Accent fortzuschieben, erreicht in der Aussprache lat. und neuerer f r e m d e r W ö r t e r sein äusserstes Ziel, da hierüberall die Endsilbe den Ton an sich zieht, so dass diese Wörter nur zu männlichen Reimen taugen, nie zu weiblichen. Und diese Sitte liegt schon in der ältesten Poesie zu Tage, worin der Reim die Betonung stélla, nostri, coéló, meâs, tuis, deüs, quoniâm, adjutoriûm, laudabit, cantânt beweist; eine Betonung, welche sich auch auf später in die Sprache eingeführte Ausdrücke, wie errata, opéra, récépissé, alibi, concetti, lazzi, solo, imbroglio, impromptu, débet, placet, quolibet, erstreckt. Es versteht sich, dass auch fremde E i g e n n a m e n sich diesem Gesetze unterwerfen müssen: Britannicus, Claudius, Marius, Sil anus, Turnus, Lesbós, Minós, Agrippa, Cinnâ, Lèda, Circe, Danae, Daphné etc. Doch entziehen sich ihm viele derselben durch eine Vertauschung der Endungen, wie in Auguste, Homere, Lèpide, Octave, Virgile, Cassie, Antoine, Pompée, Zachée, Hymenée, Borée, Enée, Sénèque, Hélène, Fulvie, Livie, Marie, Octavie, wogegen die alte Sprache häufig die unveränderte Form hegt: Mercuriûs, Saturnüs, Porsenâ, Diana, Maria, Evandér, Eneós, Herculés. Im Pr. hat sich dieser Hang, die letzte Silbe zu betonen, noch nicht so weit ausgebildet. Man spricht z. B. celis (d. i. coelis, im Reim auf evangélis) Chx. III, 342, mortuórum (in der Cäsur) LRom. I, 236 ; und noch jetzt spricht man oder sprach im letzten Jahrhundert crédo, distinguo, càusa etc. 1) Doch spricht er auch eatolie neben catolic, dsgl. gramática (Jahrb. V, 408), wohl auch dialética, arismética (Tobler, Gött. Anz. 1866 p. 1782).
400
Accent.
[I. 610—512.
(Sauvages, Dict. langued. p. xxix). So denn auch Maria, Sibîlla, Êva. Mehrsilbige aber | nehmen den Ton gern auf die letzte, wie jenes Isidoriis, z. B. dominus Chx. III, 191, quoniâm LRom. I, 24, zodiacüs, capricornüs, Dedalüs, Priamus, Nazarenüm Pass. de J. C., histrionés GRiq. p. 185, joculatorés, aghatés (achates), sardoynés (sardonix),. Achilles, Ulixés, Eneâs. Auch zweisilbige Personennamen mit Consonantauslaut, wie Tornüs, Piriis, Biblis, thun dies. Eine Hauptsache in der fr. Aussprache ist, den Accent möglichst schwach hervorzuheben, den Gesang, womit andre Nationen den ihrigen begleiten, möglichst zu unterdrücken. Man hat daher behauptet, um gut auszusprechen, dürfe man keinen Accent hören lassen. Es ist klar, dass, wenn man das Tongesetz mit aller Strenge beobachten wollte, die Rede einer unerträglichen Monotonie anheim fallen würde. Die Rücksicht auf den Wohllaut gestattet daher die Anwendung secundärer Accente auf Kosten des Hauptaccentes 1 . Die Zulassung eines Nebenvocales kann am leichtesten in solchen Wörtern von Statten gehn, worin eine der vorderen Silben schwerer wiegt als die berechtigte Tonsilbe, wie z. B. in beauté, trembler ; und es kann selbst geschehen, dass (was der Franzose vielleicht weniger empfindet als der Fremde) der Hauptaecent alsdann minder nachdrücklich hervortritt als der Nebenaccent. Aber auf Regeln lässt sich die Accentuation, indem man das Gesetz der letzten Silbe nicht als das alleinige anerkennt, nicht zurückführen, ohne von allen Seiten Widerspruch zu erfahren. Auch Beza's einfacher Satz, keine Silbe sei lang, die nicht auch den Acut habe (illud autem certo dixerim, sie concurrere in francica lingua tonum acutum cum tempore longo, ut nulla syllaba producatur, quae itidem non attollatur, nec attollatur ulla, quart non itidem acuatur p. 74) würde sich mit vielen Beispielen widerlegen lassen. Lange nach ihm hat Batteux (f 1780) in seinem Traita sur l'accent prosodique die Accentuation zu einer Lehre zu erheben versucht; im wesentlichen ist diese von Neueren, wie Levizac und Dubroca, wieder vorgebracht worden, ohne jedoch die Anerkennung der Nation zu erwerben. | Diese Grammatiker verwerfen die Beschränkung des Accentes auf die Endsilbe und erkennen ihn nach bestimmten Regeln auch der zweit-oder drittletzten zu; sie betonen z. B. ardeur, nation, maison, sommet, brûler, attirer, adroite, insensible. Ähnliche Vorschriften hatte schon Beza's Zeitgenosse Périon gegeben, welcher z. B. courroux, docteur, serviteur, héritier accentuierte. Ein neuerer Grammatiker verweist den oben angenommenen Nebenaccent, den er accent d'appui nennt, auf die Stammsilbe des Wortes : er entspreche dem Gravis, wie der Hauptaccent dem Acut. (Ackermann, Traité de l'accent, Par. 1843, p. 18). — 1) Man sehe darüber Gaston Paris in der fr. Sprachwissenschaft Epoche machende Schrift De F accent latin etc. S. 17.
I. 512. 513.]
Prosodische Bezeichnung.
401
Dieser entgegengesetzten Ansichten musste als eines bis in das 16. Jahrhundert zurückgehenden grammatischen Ereignisses mit wenigen Worten gedacht werden, da es bezeichnend ist für die Natur der fr. Betonung. In der Grammatik der Schwestersprachen wäre eine solche Controverse unmöglich gewesen.
Prosodische Bezeichnung. Sie wird fast nur für den Accent, kaum für die Quantität angewandt, ist aber in den einzelnen Sprachen verschieden. Im It. notiert man nur den betonten Endvocal und bedient sich hierzu des Gravis: amò, amerò, amerà, beltà, virtù, però. Dies geschieht auch in einsilbigen Wörtern, um sie von gleich oder ähnlich lautenden zu unterscheiden : dà (dat), da (de ad), dì (dies), di (de), è (est), e (et), sì (sic), si (se); oder um ihre Einsilbigkeit anzuzeigen, wenn sie auf zwei Vocale ausgehen : già, piè, più, può. Mittlere Silben zu notieren ist wenig gebräuchlich. Ein umfassenderes System der Tonbezeichnung haben die Spanier in neuerer Zeit angenommen. 1) Kein einsilbiges Wort wird accentuiert, Homonyme ausgenommen: él (ille Pron.), el (Art.), mí (me), mi (meus), sé (sapio, scio), se (se), si (sic), si (se), qué (quid), que (qui). 2) Betonte Endvocale werden überall bezeichnet: podrá, llegué, bahari, falleció. 3) Ruht der | Ton auf der letzten, consonantisch ausi. Silbe, so wird kein Zeichen gesetzt: ciudad, ami, primer, horror, feroz. 4) Ruht er auf der vorletzten und schliesst das Wort mit einem Vocal oder Diphthong, so bleibt das Zeichen gleichfalls w e g : amo, na-o, se-a, ti-o, lo-a, du-o, agua, imperio. Drei- oder mehrsilbige jedoch, die mit zwei Vocalen schliessen, deren vorletzter betont ist, werden bezeichnet: bizarría, envíe, wovon sich aber doch wieder die auf ae, ea, eo, oe u. dgl. lossagen. 5) Ruht er auf der vorletzten und schliesst das Wort mit einem Consonanten, so wird er angezeigt: frágil, imágen, árbol, Flándes, wovon nur die Eigennamen auf ez eine Ausnahme machen: Perez, Rodríguez. 6) Ruht er endlich auf der drittletzten oder einer früheren, so wird er überall angezeigt: mármoles, imágenes, rápido, línea, fácilmente, habiéndonos. 7) Für das Verbum gelten noch besondere Bestimmungen: man schreibt z. B. im Widerspruche mit diesen Regeln amarás, amarán, amaban, hácen, temia, amaría, hállele, daréte. — Uberall wird nur der Acut, nie der Gravis oder Circumflex gebraucht. Die Portugiesen sind in der Anwendung der Tonzeichen noch zu keiner Verständigung gelangt. Allgemein braucht man sie zur Unterscheidung der Homonyme und auf Endvocalen; vielen SchriftD i e z roman. Gramm., I. 5. Aufl.
26
402
Prosodische Bezeichnung.
[I. 513. 514.
stellern dient aber auch der Circumflex zur Hervorhebung eines Vocals vor einem andern, besonders wo ursprüngliche Buchstaben ausgefallen sind: aldêa, senhoréa, arêa, fêo, leôa, in welchen Fällen sich andre mit dem Acut begnügen. Manche statten das Innere der Wörter nach sp. Weise reichlicher mit Accenten aus. Die alten Provenzalen kannten, wie sich erwarten lässt, noch keine grammatische Tonbezeichnung. In der Hs. des Boethius wird der Acut häufig und zu verschiedenen Zwecken, aber ganz regellos gebraucht; dasselbe geschieht z.B. in einer Urkunde aus der zweiten Hälfte des 12. Jh., s. Paul Meyer, Sur deux chartes valentinoises p. 6. Auch dieser Gebrauch verschwand später wieder. Im Franz. wird der Circumflex, der Acut und der Gravis angewandt. Der Circumflex ist hier Zeichen der Länge und ruht auch auf unbetonten Vocalen. Das stumme e gab Veranlassung, die beiden andern Zeichen zur Hervorhebung des hörbaren e überhaupt, des betonten wie des unbetonten, zu verwenden, wobei ihnen auch noch das Geschäft der genaueren Lautbestimmung dieses zweideutigen Vocals übertragen ward, wie in fièvre fiévreux. Nur der Circumflex hat das Recht auf allen Vocalen zu stehen, Acut und Gravis beschränken sich auf e mit der Ausnahme, dass letzterer in den einsilbigen à, là, où auch auf andern Vocalen vorkommt. Vom s als Zeichen der Länge ist im zweiten Abschnitt die Rede gewesen. So lange sich die Dacoromanen des dem griech. Alphabet nachgebildeten slavischen bedienten, accentuierten sie jedes Wort; ihre neuern Grammatiker beschränken sich gleich den Italienern fast durchaus auf die Bezeichnung des betonten Endvocals, wozu sie den. Gravis verwenden: Içudà, auzï, amù, tçcù.
II. 3. 4.]
Wortbiegungslehre. Declination.
403
Zweites Buch.
Wortbiegungslehre. Die rom. haben, wie andere neuere Sprachen, einen Theil der alten Biegungsformen eingebüsst. Die Ursache liegt in einer gewissen der Volkssprache natürlichen Nachlässigkeit: die strenge von den Gesetzen der Quantität abhängige Aussprache jener Formen so wie ihre Mannigfaltigkeit wird unbequem, ihr Laut wie ihre Bedeutung verdunkelt sich, und endlich sucht der nach Deutlichkeit strebende Sprachsinn diesen in dem Organismus der Sprache entstandenen Mangel durch angemessene Hülfswörter zu ersetzen. Diese stehen entweder selbständig oder als Affixe da, pflegen aber aus ihrer individuellen Bedeutung in eine abstracte, der grammatischen Form, welche sie vertreten, entsprechende überzugehen. Eigentlich wäre die Abhandlung dieser Hülfswörter als vollkommener Gegensätze aller Flexion der Flexionslehre fremd und müsste theils in die Wortbildung, theils selbst in die Syntax verwiesen werden. Allein ihre Absonderung von jenem Theile der Grammatik würde das, was sich in dem Gefühle der Völker zu einem Ganzen gestaltet hat, zerreissen und Lücken zur Schau stellen, welche nicht einmal die Grammatik synthetischer Sprachen duldet; und so scheint es räthlich, die systematische Strenge zu Gunsten der practischen Anschaulichkeit bei Seite zu setzen und jene Hülfswörter den Biegungsformen unmittelbar beizufügen. |
Erster Abschnitt. Declination. Sie geht vor sich am Subst., Adj., Numeral und Pron., und dient, die Beziehungen dieser Wortarten nach Genus, Numerus und Diez roman. Gramm. II. 6. Aufl.
404
Declination. Genus. Numerus. Casus.
[II. 4. 5.
Casus zu bezeichnen in der Art, dass eine Flexionsform alle drei Beziehungen in sich fassen kann. 1. Das G e n u s war dem Römer dreifach, männlich, weiblich, neutral, d. i. geschlechtlos. In den Tochtersprachen hat sich das neutrale in einigen Redeth eilen, wenn auch nicht gleichmässig auf allen Gebieten, nach Form und Begriff erhalten, wovon später. Im Subst. aber ist es erloschen (auch im Celtischen nicht vorhanden), und die ihm vormals angehörigen Wörter haben sich zum Masc. geschlagen, dem sie wenigstens in der 2. Deel, der Grundsprache formell am nächsten standen. Dies Ereignis gibt sich schon im frühesten Mlatein kund. Hss. der L. Sal. z. B. setzen unbedenklich retem, animälem, membrus, vestigius, precius (Pott S. 126); der Yocab. S. Galli folius, pälatius, templus, tedus, stabulus, cupiculus und ähnlich schalten andre alte Glossare so wie die Urkunden. Hiermit verlor das Rom. einen Hauptzug des grossen indisch-europäischen Gebietes, während andere neue Mundarten, wie die jetzige griech., ihn bis heute behaupten. Freilich muss man einräumen, dass dieser Verlust eine schwer vermeidliche Folge der rom. Wortumbildung war, welche die neutrale Form verdunkeln oder völlig verwischen musste. Selbst der Artikel, der nicht einmal zur Bezeichnung des Genus berufen ist, würde, wenn man ihn, wie im Span., in drei Formen zerlegt hätte, nur eine kümmerliche Aushülfe geboten haben, da das Adj. eine solche Zerlegung durchaus versagte. Einige der rom. Mundarten mögen dieser Geschlechtsform schwerer entsagt haben als andre: davon zeugen it. und churw. PI. wie corna, membra. Dass die dem Neutr. ursprünglich zugehörigen Wörter aber nach einem so summarischen, lediglich auf die Endformen begründeten Verfahren einem einzigen Geschlechte zugewiesen wurden, | war kaum anders zu erwarten: eine Scheidung in männliche und weibliche hätte eben so wohl wie die Einführung eines unbestimmten Geschlechtes nur das Werk einer frühern zur poetischen Auffassung der Aussenwelt gestimmten Sprachperiode sein können. 2. Der N u m e r u s war im Griech. dreierlei, Sing., Dualis, PL; im Lat. nur noch zweierlei, Sg. und PI.; weiter konnte er in den Tochtersprachen nicht herabkommen, und sie unterscheiden ihn mit genügender Bestimmtheit. 3. Der C a s u s waren es sechs, Nom., Gen., Dat., Acc., Voc., Abi.; formell fiel Nom. und Acc. häufig, Nona, und Voc. fast schlechthin, Dat. und Abi. im Sg. kaum, im PI. stets zusammen. Der Casusflexion hieng also schon eine Unvollkommenheit an, welche aber die edelsten Sprachen mit der lat. theilen. Im Rom. ist diese Flexion untergegangen; nur die alten Sprachen Frankreichs schieden, wenn auch bei weitem nicht durchgängig, noch den Nom. vom Acc., und das Wal. scheidet in einem einzelnen Falle
II. 5. 6.]
Declination. Casus.
406
noch immer den Voc. vom Nom. Sämmtliche fünf bis sechs Casus jedes Numerus treffen also nun in einer und derselben Form zusammen. Dem Neugriech. dagegen verblieben die alten Casus mit Ausnahme des Dat. Es fragt sich hier, welches ist jener n o r m a l e Casus, dem man den wichtigen Vorzug einräumte, alle übrigen zu vertreten? Ist es in allen Sprachen derselbe? Die Vermuthung wird für den Nom. ausfallen, den casus rectus, der, wie sein Name sagt, den Begriff nur nennt. Allein die Erfahrung widerspricht, denn bei weitem die meisten Wörter weisen in ihrer Bildung auf einen der casus obliqui: wie liesse sich it. nieve auf nix, sp. amigos auf amici, fr. comte auf comes zurückleiten? Die normale Form ist auch nicht in allen Sprachen dieselbe: neben das sp. amigos stellt sich das it. amici, ein Nom. neben einen Acc. Es scheint zweckmässig, jede Sprache für sich zu betrachten, mit der pr. aber, die noch zwei Casus unterscheidet, den Anfang zu machen. Hier lautet der Nom. Sg. ans (annus), | sor (soror), PI. an (anni), serôrs (sorores). Dass diese Nom. unmittelbar aus den beigefügten lat. geflossen seien, wird niemand bestreiten: die Sg. ans, sor lassen sich nur aus annus, soror, der PI. an nur aus anni erklären; serors könnte zwar auch vom Acc. sorores herkommen. Da aber die Nominativform überhaupt einmal ausgemacht ist, so wäre es unnütz, sie in diesem einzigen Falle verläugnen zu wollen. Die casus obliqui oder der casus obliquus (denn es findet nur eine Form statt) lautet: Sg. an, serôr, Pl. ans, serors. Sämmtliche Wörter passen zum lat. Acc., die drei ersten auch zu andern Casus, an zum Gen. oder Abi. (Dat.), seror und ans eben so zum Abi. Aber dem Acc. gebührt der Vorzug, da 1) das gleichstehende vierte Wort serors nicht in sororibus, sondern allein in sorores seinen Grund haben kann; 2) da bei den Neutr., worin sich Acc. und Abi. strenger scheiden, (corpus, corpore), überall nur die erste Form als casus obliquus zur Geltung kommt, wie in corps, latz, ops, peitz, temps (corpus, latus, opus, pectus, tempus)1-, 3) da das zu n gewordene m des Acc. sich noch in einigen Wörtern, wie mon, ton, son, ren (meum, tuum, 1) Généré, fr. genre von genus ist freilich keine Accusativform, aber das Wort war schwerlich volksüblich, es war ein Ausdruck der Schule und die Form mit r kann in der üblichen Phrase cujus generis ihren Ursprung gehabt haben. — Um zu beweisen, dass auch ein andrer Casus die Stelle des Acc. einnehmen konnte, beruft sich Littré, Hist. d. 1. 1. fr. II, 333, auf cheve (geschr. cheue) im Fr. v. Val. (un edre sore sen cheve, lat. hederam super caput Jonae), in welchem Worte nicht Caput, sondern capite oder capiti enthalten sein könne. Man darf indessen nicht übersehn, dass die Alten, um den Consonanten u vom Vocale u zu unterscheiden, zuweilen ein stummes e beifügten, man sollte cheue sprechen wie chev = chef, also wie noch jetzt. So schrieben sie aueril und sprachen zweisilbig avril. S. 367.
406
Declination. Casus.
[II. 6 - 8 .
suum, rem), erhalten hat. Aber noch bleibt die Gestalt der 1. Deel, zu erwägen. Aus corona, coronam, coronae, coronas konnte nach den Lautregeln pr. corona für den Sg., coron, coronas für den PI. hervorgehen. Und so ist es auch, nur dass man fiir coron (denn die Sprache stösst das tonlose e gemeiniglich ab) coronas setzte, um | die 1. Deel, nicht mit der 2. zu vermengen. So zeigt uns das Pr. in jedem Numerus mindestens der 2. und 8. Deel, eine unterscheidende Bezeichnung des Nom. und Aco.; am getreuesten vergegenwärtigen uns die ursprüngliche Flexionsart jene schon erwähnten Nomina mit dem Acc. auf n, sofern ihnen ein Nom. auf s zusteht: mos mon, res ren, oder der PI. dui dos (duo duos)— Dieselbe Einrichtung ist auch dem Altfranz, eigen, ja dieses Idiom besitzt noch offenbare Acc. der 1. Deel, wie antain v. amitam; mit dem fortschreitenden Verfalle der grammatischen Formen verfiel sie endlich hier wie dort: der Nom. wich gewöhnlich dem Acc., doch erinnern noch verschiedene Nominativformen, wie fiens vrlt. (fimus, pr. fems), fonds (fundus), queux (coquus), rets (retis), Charles, Jaques, Louis, chantre {cantor), peintre (pictor), traitre (traditor), maire (major), moindre (minor), pire (pejor), sire, (senior), soeur (soror), on (homo), an das ursprüngliche Dasein dieses Casus 2 . Im Span, findet keine Unterscheidung zwischen casus rectus und obliquus statt: der Sg. ist corona, año, ladrón, der PI. coronas, años, ladrones. Die Formen des PI. coronas, años zeugen bestimmt für den Acc. und ladrones nicht dagegen. Die des Sg. corona, año, ladrón würden sich nach dem Buchstaben alle aus dem Abi., zum Theil aus dem Dat. oder Nom. herleiten lassen; allein da keine phonetischen Gründe entgegenstehen, ist es folgerichtig, den Acc. | auch für diesen Numerus als Normalcasus in Anspruch zu nehmen, denn m erleidet grundsätzlich Apocope und hat, in n geschwächt, sein Andenken noch in quien (quem) und dem veralteten ren (rem) erhalten. Die Annahme des Abi. oder Dat. würde dagegen auf grosse Hindernisse stossen: wie wären cuerpo, lado, pecho, tiempo und andre ursprüngliche Neutra auch hier aus corpore, latere, pectore, tempore 1) Bei res könnte die Vergleichung des altfr. Nom. riens aus dem Acc. rien denselben Vorgang voraussetzen lassen, res syncopiert aus rens; aber letztere Form ist wohl ohne Beispiel. Hier scheint das Prov. mit dem Altsp. zusammenzutreffen, worin gleichfalls res ren üblich war. 2) Nicht hieher gehören d. h. keinen Nom. Sg. drücken aus die fr. Städte-
namen mit der Endung s, wie Amiens (Ambiani), Angers (Anticavi), Chälons (Catalauni), Chartres (Carnütes), Bourges (Biturtges), Langres (LingVnes), Maux (Meldi), Nantes (Nannetes), Bennes (Bhedunes). Rheims (Bemi), Sens (Senünes), Soissons (Suessiünes), Tours (Turunes).
Dass diese Wörter eigentlich Völker-
namen seien und s den PI. bedeute, der nachher alB Sg. genommen ward, lehrt Pott Forsch. II, 102.
II. 8. 9.]
Declination. Casus.
407
oder corpori etc. zu erklären? Auch an den Nom. ist nicht zu denken, da fast überall, wo dieser Casus sich vom Acc. schärfer trennt, die Form des letzteren den Sieg davon trägt: señor, rey, buey, imágen und zahlreiche andre können nicht in sénior, rex, bos, imago ihr Vorbild gehabt haben. Fallen auch dem Nora, noch einige Wörter zu, wie dios, Carlos, Marcos, cardo, sastre (sartor), so umfasst doch nur der Acc. das Ganze der Bildungen und löst alle Widersprüche. — Die pg. Sprache folgt ganz dem Gange der sp. Auch das It. hat, wie das Span., für jeden Numerus nur eine Form, nämlich Sg. corona, anno, ladrone, PI. corone, anni, ladroni', der consonantische Ausgang s ist hier nicht gestattet. Auf welchen Casus sind diese Formen nun gebaut? Das Beispiel der vier westlichen Sprachen gestattet, auf Nom. oder Acc. oder auf alle beide zu vermuthen. Der Sg. verhält sich wie im Span., obwohl er auch hier den Schein des Abi. vor sich her trägt. Der PI. wählte in zwei Fällen (corone, anni) die Nominativform, da die accusativische nach abge8tossenem s corona, anno gewesen und also mit dem Sg. zusammengefallen wäre. Gegen den Abi. zeugen die beim Span, schon erwähnten Gründe d. h. die abweichenden Formen des PL, denn wie sollte sich corone, castella, ladroni aus coronis, castellis, latronibus oder in Erwägung des Accents uomini aus hominibus gestaltet haben ? Ferner zeugen dagegen die ursprünglichen Neutra wie cuore (cor), corpo, lato, nome, uopo, wozu sich noch die diphthongierten fiele, miele gesellen, die nur aus ßl, mil, nimmer aus feile, melle entstehen konnten, denn e in der Position wird nicht diphthongiert; eine mögliche Accusativform ist speme von spem. Im It. muss man jedoch einen stärkeren Einfluss des | Nom. zugeben; auch tragen nicht wenige Wörter der 3. den Stempel dieses Casus : so cardo, ladro, sarto (sartor), lampa (lampas), sangue, suora für suore (soror), tempèsta, uomo (homo), vespertillo, vieto (vetus) — Das Wal. stimmt ziemlich mit dem It. zusammen; unläugbare Nominativformen wie iude (Judex), leu (leo), sorf (soror) liegen auch hier vor. Nom. und Acc. also sind die typischen Casus, worin die rom. Nominalformen ihren Grund haben. Beide sind, von Seiten des Inhaltes betrachtet, in der That die vornehmsten Casus des Satzes, der eine, weil von ihm die Thätigkeit ausgeht, der andre, weil sie in ihm ihr Ziel findet. Die Ansichten über diesen Gegenstand sind freilich sehr abweichend 2 . Eine dieser Ansichten, wonach nicht ein 1) Einen grössern Reichthum an Nominativformen besitzt das nah liegende
Churw., z. B. ludaus (laudatus), Uder (latro), pescdder (piscator), salvdder (salvator) etc., mèglier (melior), ségner (senior). 2) Eine Auseinandersetzung derselben bei Fuchs, Rom. Spr. 328. Später hat Delius in einer gehaltvollen Recension der 2. Asg. des vorliegenden Buches
408
Declination. Casus.
II. 9. 10.]
einzelner Casus, sondern die aller Zuthat entkleidete unwandelbare Grundform des Wortes ihm die Gestalt lieh, hat etwas Ansprechendes, weil sie die Sache aus einem ganz einfachen Vorgang herleitet. Aber der Nordwesten des Gebietes beweist, dass man nicht bloss auf den Namen des Begriffes, sondern auch auf den Ausdruck für das Verhältnis desselben zu andern Begriffen Obacht nahm. Für den Acc. lassen sich noch einige kleinere Umstände anführen. Man hat die Beobachtung gemacht, dass das ältere Mlatein in Städtenamen eine besondere Zuneigung für die Form dieses Casus ausdrückt, indem es z. B. Neapolim gerne für Neapolis setzt (Bethmann in Pertz. Archiv VII, 281). Dem entsprechend sind auch in altern rom. Werken Eufraten, Pentapolin, dsgl. Barraban, Moisen oder Moisens, Luciferum gangbare Nom. Bemerkenswerth ist ferner, dass in der rom. Nachbildung dtsch. Wörter sogenannter schwacher Deel, die Form des | Acc. gewöhnlich die Norm lieh: so in hacho, Acc. bachun oder bachon, daher fr. bacon; balcho, it. balcone, sp. balcon; brato, it. brandone, pr. bradó, altfr. braion; gundfano, it. gonfalone, pr. gonfanó, fr. gonfalon ; gère (gêro), it. gherone, sp. giron, fr. giron ; heigiro, it. aghirone, pr. aigron, fr. héron; hreineo, sp. guarañon, it. aber guarágno; chrapfo, sp. grapon-, mago, mdartl. it. magon\ sporo, it. sprone, altsp. esporon, pr. esperó, fr. éperon; stur jo, it. storione, sp. esturión, fr. étourgeon ; waso, fr. gazon. Zu zahlreich sind diese Fälle, um in der Endung on ein Ableitungssuffix annehmen zu lassen. Bildungen auf einen der andern Casus gegründet erscheinen höchst spärlich und können kaum in die Rechte declinabler Nomina eintreten. Ursprüngliche Gen. sind die sp. Patronymica auf ez, wie Rodríguez, und die Tagnamen auf es, wie jueves (Et. Wb. I, xn), dsgl. das zweite Wort in fuero juzgo (forum judicum). Die üblichen lat. Verbindungen gens christianorum, pagánorum, gesta Francorum u. dgl. riefen ähnliche prov. und altfr. hervor, wobei es auf den richtigen Gen. nicht immer ankam : gen crestianor, gen payanor, usage paenur, livres paienors, dsgl. gent Francor, geste Francor, branc Sarrasinor, mur Sarrazinor, rey Macedonor, ovre diahlor Chr. de Ben. II, p. 421, secle primur TCant. p. 160, 3, temps ancianor, forest ancianor, caval milsoldor (mille solidorum) Nicht selten tritt dieser Gen. auch den Gegenstand (abweichend von der obigen Auffassung) besprochen, worauf hier ausdrücklich verwiesen wird. S. Jahrb. IX. 1) Was ancianor betrifft, so würde es sich auch als Compar. von ancian deuten lassen, wie Raynouard gethan hat. Jacob Grimm, auch auf diesem Felde ein kenntnisreicher und sinnvoller Kritiker, erklärt sich in einem besondern Aufsatz über das oben berührte Thema (Monatsb. der Akad. der Wss. zu Berlin 1847) für den Gen. Indessen ist zu erwägen, dass sich in den Bedeutungen jener organischen Compar. Gegensätze aussprechen (s. unten Pr. u. Altfr. Adj.), und dass ancienor einen vollständigen Gegensatz bildet zu juvenor.
II. 1 0 - 1 2 . ]
Declination. Casus.
409
als die absolute Wortform auf: man liest entorn calendor Flam. v. 411, cosi fos companhor (comme s'il eut été de leur compagnie) GAlb. 352; de quinh parentor (de quel parenté) LRom. (mlat. in Urkunden parentorum gen. pl.), la festa de martror ds., de dieu | e de sanctor ds., restoient gentil Macedonour Alex. p. 6, 11. Diese Gen. erscheinen auch, zum Theil freilich sehr entstellt, in zsgs. Ortsnamen, wie Confracor (Curtis Francorum), Franconville ( Villa Francorum, oder vom dtsch. Gen. Frankono?), Villepreux, früher Villeperor (Villa pirorum), Ville favreux (V. fabrorum). S. Quicherat, Noms de lieux 59'. Andre Beispiele des Gen. so wie des Dat. werden wir beim Pron. kennen lernen. Der Abi. hat sich im Ger. und in verschiedenen Partikeln erhalten: it. mio scentre, pr. mieu escien, altfr. mon essien ist das lat. me sciente; sp. como etc. ist quomodo ; altfr. tempre ist tempore, und fast allen Mundarten diente der lat. Abi. mente zur Zss. von Adv. 2 . Was das Verhältnis der rom. Endformen beider Normalcasus betrifft, so lässt sich der Übergang von am in a, um in o, em in e schon aus der gleichen Behandlung der Personalformen in der Conjug. und gewisser Partikeln anschaulich inachen. Im It. z. B. verhält sich corona, anno, ladrone zu coronam, annum, latronem genau wie amava, loro, secondo, ami, dieci, sette, nove zu amabam, illorum, secundum, amem, decem, Septem, novem, und in den übrigen Mundarten lässt sich das Gleiche bemerken. Allein die Geschichte des lat. Nomens gewährt selbst schon wichtige Fingerzeige für jenen Übergang so wie für den Wegfall des s. 1) Altere Dichter kannten | noch den Gebrauch, s in den Endungen üs und is vor einem folgenden Consonanten zu elidieren, wie in laterali[s\, magnu[s], was von Cicero für unsern Zweck bezeichnend subrusticum genannt wird; diese Elision kam auch in Prosa, auf Grabschriften und Münzen, vor. In manchen Wörtern, wie socer, puer, vir, prosper, vultur fiel die ganze Silbe us und is weg; für famulus brauchen Ennius und Lucrez famul, für debilis der erstere debil (Schneider I, 346, 357, Härtung Über die Casus
1) Im Altit. seheint der fr. Vorgang Nachfolge gefunden zu haben. Del Prete zum Ajolfo stellt Beispiele zusammen wie regno femminoro, lingua angeloro, regno Teutonicoro, dsgl. peecatoro, mortuoro statt dei peccatori, dei morti. S. Mussafia, Jahrb. VI. 226. 2) Wir haben S. 147 gesehn, dass e und ae am Ende der Städtenamen im It. in i Übergehn. Dieses i zeigt sich aber auch in vielen Städtenamen auf um, ium und a, wie Ascoli (Asculum), Cingoli (Cingulum), Rimini (Ariminum), Trapani (Drepanum), Assisi (Asisium), Bari (Barium), Brindisi (Brundusium), Sutri (Sutrium), Trivigi (Tarvisium), Asti (Asta), Cori (Cora), Nori (Nora, orum), vgl. Pott, Personennamen 447. 449). Bedeutet jenes i den Gen., wobei auf mlat. Weise civitas zu supplieren wäre, oder den Gen. auf die Frage Wo? Tivoli wäre entweder für Tiburis civitas oder für Tiburi (Abi. auf die Frage Wo).
410
Declination. Casus.
[II. 12. 18.
110). So mag man denn im gemeinen Leben das flexivische s schon in frühester Zeit vernachlässigt haben; seine vollständige Unterdrückung aber muss erst spät erfolgt sein, da sie auf Frankreich keinen Einfluss übte. — 2) M hatte in seiner Stellung am Ende des Wortes nach dem bestimmten Zeugnisse der Alten einen eigentümlich dunkeln Laut (S. 177) und ward daher häufig, besonders auf Inschriften, ganz abgestossen: Corsica, viro, urbe sind auf den ältesten Denkmalen = Corsicam, virum, urbern (Schneider I, 301, Struve über die lat. Deel, und Conjug. S. 42); spätere haben ardente[m] lucerna[m], positu[m], deliciu[m], exteru[m\, fatu[m], monimentu[m], auctoritate\m\, extra pariete[m] (Grut. in indic. gramm.: m finale omissum)1. — 3) 0 für u in den Endungen us und um war gleichfalls ein Zug des altern oder volksmässigen Lateins (S. 139); man liest auf Denkmälern filios, compascuos ager, magistratos, singolos, vivos, aurom, captom, aequom, divom, tuom und nach weggeworfenem Consonanten fast rom. oino, optumo, viro, Samnio, im Abi. spirito, uso (Schneider II, 57, Struve 42, Gruter. ind. gr.: o pro u). — Nach dem Untergange des abendländischen Reiches häufen sich die Belege. Cassiodorus klagt schon über die Unsicherheit der Abschreiber in der | Anwendung des m: librarii grammaticae artis expertes ibi maxime prdbantur errare: nam si m litteram inconvenienter addas aut demas, dictio tota confusa est (De div. lect. c. 12, s. Lanzi, Sulla ling. etr. I, 428). Inschriften und Urkunden nehmen nun immer mehr rom. Formen auf: eine Inschrift vielleicht des 5. Jh. hat z. B. binea für vineam (Mur. Ant. II, p. 1011), in einer merkwürdigen Urkunde v. J. 564 vermuthlich aus Ravenna (Marin, p. 124) liest man als Acc. una orciolo aereo, uno butte (it. botte), una cuppo (coppa), uno runcilione (ronciglio), aber auch uno orcas; in einer andern v. J. 591 Qeh/.zo eg = relictum est (Maff. Istor. dipl. p. 166); in einer v. J. 615 aus dem Lyonesischen villam, cui nomen Grande Fontana (Br6q. n. 56); in einer it. v. J. 713 ego Fortonato (Mur. Ant. I, 227); in einer andern von 715 oder 730 item porto, qui appellatur Parmisiano (das. II, 23); dsgl. v. J. 757 uno bove (Acc.), uno petio (\1.pezzo), per nullo ingenio etc. (das. III, 569); v. J. 730 notario (Acc. das. III, 1005). Zahlreiche Beispiele aus der L. Sal. und Long, hat Pott zusammengetragen: c es sind der Beispiele Legion 3 , wie er in Betreff der zweiten dieser Rechtsquellen bemerkt. Auch in den Casseler Glossen sind sie häufig. 1) 'Es ist schwer zu sagen, wann die seit den ältesten Zeiten im Volksmunde dumpf und matt lautenden Consonanten m und s völlig verklungen und geschwunden sind. Aber aus den datierten Inschriften der späten Kaiserzeit, welche dieselben im Auslaut nicht mehr schreiben, oder die Buchstaben m und s falsch anflicken oder beide verwechseln, ergibt sich soviel mit Sicherheit, dass schon im Anfange des 4. Jh. das gänzliche Schwinden des ausl. m und $ im Volksmunde eine vollendete Thatsache war.' Corssen I. 294, 2. Ausg.
II. 13. 14.]
Declination. Casus.
411
Die absolute aus dem Nom. oder Acc. gezogene Wortform genügte in den neuen Sprachen dem Begriffe dieser beiden Casus ohne weitere Unterscheidung. Die übrigen mussten nach abgelegter Flexion äusserlich durch Hülfswörter ausgedrückt werden, welche die Bedeutung derselben zu vertreten geeignet waren. Dies konnte freilich, da die Casusbeziehungen zu den feinsten der Grammatik gehören, nur annäherungsweise geschehen. Eigentlich muss man sich, da ein Sprachzustand ohne alle Casusbezeichnung nicht anzunehmen ist, die Einführung jener Hülfswörter als ein dem Untergange der Flexion vorausgegangenes Ereignis denken. Waren diese einmal durch den Gebrauch befestigt, so machten sie den todten Endbuchstaben bald ganz entbehrlich. Wie viel die Flexion schon in den letzten Jahrhunderten des Westreiches an ihrer Bedeutung wenigstens im Munde des Volkes eingebüsst, lässt sich aus der Sprache der Inschriften absehen: ein so verworrener Gebrauch der Casus konnte nicht bestehen, ohne den | Verfall des alten Declinationssystems im Gefolge zu haben. Es lässt sich dabei wahrnehmen, dass gewöhnlich der Nom. und Acc. als die vornehmsten Fälle die Stelle der übrigen einnahmen, wobei freilich s und m, am entschiedensten das letztere, nur für das Auge vorhanden waren. Beispiele aus Gruters und Orells Sammlungen sind: 1) Mit Nominativ- oder Accusativendungen: a latus, ab acclem, ab Isem, af (ab) balinearium lacum, af Capuam, agnitionem (statt -ne), cinctum (-o), cum quem, cum conjugem suam, cumpartem, eandem (ead.), pietatem causa, furcepem (forceps), Genuenses (-ibus), in curiam (-o), Jussionem (-ne), noctem (-ti), Pisas (-is), pro salutcm, Saidas (-is), Vejos (-is), septemvirum (-vir), Ityreos (-aeorum), quem (cui), a census, a pontifices, in senu mare, mala (-i) u. dgl. — 2) Mit Dativ- oder Ablativendungen seltner: ante fronte, factis (-i), iis (ii), in suis (-os), infumo (infimum), liberto (-i), nomine (nomen), ob meritis, ob perpetuo amore, per quo, in vinculis missus, ab ante oculis und einige mehr. Noch hütete man sich vor ungrammatischen Endungen, doch sind sie nicht unerhört: aliquis (-ibus), lugübris (-ibus), dibus (diis), senati (-us), decembro (-i).— Die Präp., womit man der gestörten Flexion zu Hülfe kam, waren für den Gen. de, für den Dat. ad\ beide traten als Formwörter in alle Rechte der Flexion ein, bewahrten aber daneben ihre alte präpositionale Wirksamkeit. Das Wesen des Gen. dachte man sich also in der Beziehung von einem Gegenstande her, mochte er nun in attributivem oder in irgend einem andern Verhältnisse stehen, man sagte, lat. ausgedrückt, vinum de Francia, tabula de ligno, filius de rege, avidus de argento, recordari de aliquo. Das Wesen des Dat. dachte man sich in der Beziehung nach einem Gegenstande hin: proficisci ad Bomam, dare ad aliquem, fidelis ad amicos. Für den Gen. d. h. für die Beziehung Woher wäre die Präp. a nicht minder geeignet gewesen, allein ihre Ähnlichkeit mit ad machte sie unbrauch-
412
Declination. Substantivum.
[II. 14—16.
bar, ihre Verrichtungen giengen auf de über; nur in Zss. erhielt sie sich. Einige dtsch. Mundarten haben denselben Weg feingeschlagen: der Niederländer braucht für jene beiden Casus gewöhnlich van und aan, der Engländer of und to, Partikeln, | welche den lat. de und ad ziemlich gemäss sind; auch der Neugrieche pflegt den verlorenen Dat. durch den Acc. mit der Präp. eie = ad zu ersetzen. Eine Neigung zu dieser Art der Umschreibung scheint die römische Volkssprache bereits gehabt zu haben. Inschriften wenigstens enthalten de Municia (statt Minuciae), miles de stipendiis (-iorum), de natione Bessus, de piano {= compendiose), curator de sacra via (Grut. ind. gramm. s. v. genethlon), oppida de Samnitibus, natus de Tusdro (Orell.); hunc ad carnificem dabo, sagte schon Plautus, pauperem ad ditem dari Terenz, quod apparet ad agricolas Varrò; in Urkunden späterer Zeit griff dieser Gebrauch immer weiter (Beispiele Chx. I, 24). — Wir wenden uns nun zu den verschiedenen Arten des Nomens. I.
Snbstantimm.
Als Begleiter desselben erscheint der dem Römer noch fremde Artikel 1 , der mit den Casuszeichen , 44 a , aquesto 44 b etc. 4. Interrogativa und Relativa. Que (welcher); quem (wer) mit gleichlautendem PI. (nicht quens — sp. quiencs); quäl, PI. quaes, mit Artikel relativ, ohne denselben interrogativ; cujo cuja, cujos cujas (dessen). — Anm. Qui gehört, wie im Span., zu den Archaismen: quiffilhos ouver findet sich z. B. in einem alten Rechtsbuche SRos. II, 112. 5. Das altpg. outri entspricht dem sp. otri und it. altri und gilt gleichfalls für die casus obl.: per razom W outri FSant. | 558, a outri FGrav. 392, por sy ou por outri FSant 564. Alguern (jemand), ninguem (niemand), outrem (ein andrer Mann), cada (jeder) gelten für beide Geschlechter und entbehren des PI. Todo hat Fem. toda, Neutr. tudo; nicht mehr üblich sind Masc. tudo, Fem. tuda, s. FSant. 534, FGuard. 442; andern alten Quellen scheint tudo als Neutr. noch zu fehlen, s. Pg. Kunst- und Hofpoesie 115. 4. Frovenzalisctaes Pronomen. 1. Persönliches. eu, ieu tu elha, ilh, leis elh Sg. de te, -i de se, -i d'elha, de lei(s) de me, -i d'elh, de lui a se, -i a me, -i a te, -i a elha, a lei(s) a elh, a lui te, ti se, si elha, lei(s) me, mi elh, lui vos elhas elhs, ilh PI. nos de nos de vos de se, -i d'elhs, de lor de'lhas, de lor a se, -i a elhs, a lor a elhas, a lor a nos a vos nos vos se, si elhs, lor, lur elhas, lor Anm. 1) Für die 3. Pers. ist noch das wurzelverschiedene Neutr. o (lat. hoc) zu bemerken, z. B. sHlh es folha, ja ieu non o serai. Statt dessen steht zuweilen auch lo = fr. le. — 2) Me, te, se und mi, ti, si sind gleichberechtigte Formen. Boethius und die Passion Chr. kennen nur me, te. Bei den Lyrikern bemerkt man (im Reime) sowohl e wie i, Guill. v. Poitiers z. B. hat mi, Bern. v. Ventadour überall me, te, se, Jaufre Rudel mi, si, Folq. von Marseille mi, aber in derselben Strophe se Chx. III, 161. Die e-Form mag im ganzen vorwiegen, sie ist zugleich die cat. und fr. — 3) Tu für te abhängig von Präp. (kaum für sich, wie IV, 289) ist ein bei Dichtern verschiedener Zeiten häufig vorkommender Misbrauch, zu welchem die neupr. Sprache in der 1. Pers. das Gegenstück liefert (S. 478). Beispiele sehe man Chx. IV, 303. 395. 398. 435. 443, LRom. I, 473, GRiq. p. 67. 100, GRoss. 5885. — 4) Nos en und vos en lassen sich in non und von abkürzen. — 5) In dem Pron. 3. Pers. elh elha, nach andrer Schreibung el ela, begegnet sich die sp. | und it. Methode: es decliniert mit sich selbst sowohl wie mit lui; überdies hat es im Nom. PI. Masc. und Nom. Sg. Fem. noch die beim Artikel schon ge-
474
Declination. Provenzalisches Pronomen.
[II. 99. 100.
nannte Form ilh (il). — 6) Für das Fem. lei ist weit üblicher leis, diphthongiert lieis, welches im Widerspruche mit lui regelmässig auch im Nom. gebraucht wird 1 . Lui für das Fem. leis findet sich in S. Agnes (Bartsch zu V. 442), dasselbe oder eigentlich lu im Seneca (Bartsch Denkm. S. 333), vgl. Altfr. Pron. — 7) Neben lor ist lur sehr üblich, wenn auch formell minder richtig, doch scheint es die Lyrik im Reim zu vermeiden. — 8) Die Zss. mit cum (mecum) ist erloschen, wie denn diese Präp. ausser Gebrauch gekommen ist. Conjunctiva. Sg. Dat. mi, me ti, te si, se Ii, ill Ii, ill I PI. Dat. nos vos si, se lor lor Acc. mi, me ti, te si, se lo la | Acc. nos vos si, se los las Anm. 1) Mit mi, ti, si ist me, te, se gleichberechtigt. Was den Unterschied zwischen der absoluten und conjunctiven Form macht, ist weniger der Vocal als die Betonung des Vocals. So steht im Bth. neben dem abs. me 130 gleichlautend das conj. me 197. In derPass. Chr. aber steht neben dem abs. te 16 etc. das conj. ti 38. Bern, von Ventadour, der nur die absolute Form mit e kennt, braucht (in unsern Texten wenigstens) für das conjunctive Verhältnis sowohl mi wie me, vgl. z. B. Chx. III, 58. 59. — 2) Hier, wie im It., fallen die Endvocale vor Vocalen weg, bei Ii nicht bloss vor i, sondern vor jedem Vocal (l'avia faicha Chx. V, 86, l'es ops III, 373). Von grosser Bedeutung aber ist, dass mi, ti, si, nos, vos, lo, los durch Anlehnung an einen vorhergehenden Vocal ihrer eignen Vocale verlustig gehn, so dass nur die Cons. m, t, s, ns, vs (aufgelöst in us), l, Is übrig bleiben. Beisp. en qual guisam fui natz\ sim ten pres; ieuxa tuelh mon dreit; d'amar not defes; nos pot partirj ques fan \ trat-, quem, (que nos) ae amor\ que us (que vos) vulhatz\ gweus am eus servis; trobäl-, quelveiran (nicht qu'el veiran, wie man wohl schreibt); nols er perdonat-, vgl. Anm. 2 zum pr. Artikel. Selten lehnen sie sich an ein indifferentes n, wie in rompons Chx. I, 182, oder an r, wie in valerm degra III, 23, a valorscove IV, 812. Diese Abkürzung liegt in den Bildungsgesetzen der pr. Sprache: verloren jene Wörtchen durch Inclination ihre Selbständigkeit, so mussten sie sich als tonlose Endsilben dem allgemeinen Gesetze des Aus- und Abstossens tonloser Vocale unterwerfen: aus guisame, sime, nölos musste guisam, sim, nols werden. Nothwendig ist indessen diese enclitische Abkürzung der Pron. nicht: man durfte sich der vollen Formen oder auch des Wechsels beider
1) Die 1. Ausg. dieses Buches hatte das Wort aus illae ipsi Besser setzt Delius statt des Pron. ipse das adverbiale ipsum, pr. ä) Nur als enclitischer (unsillab.) Kedetheil steht us an der den Stelle. Wo es für sich eine Silbe macht, wie in cosselh us 333, nojus blandirai Jfr. 118», nojus voillatz ds. 148», darf es mit werden.
(Dat.) erklärt. eis. ihm gebührenquier Chx. V, vos vertauscht
II. 100. 101.]
Declination. Provenzalisches Pronomen.
475
Formen bedienen, z. B. en tal dompna mi fai amors entendre III, 420; car laus ai lauzada e car la vos ai ensenhada LR. I, 340; quo vos am eus vuelh I, 423. — 3) Der von Uli stammende Dat. Ii oder ill verliert seinen Vocal gleichfalls durch Inclination, z. B. no\ remä Bth. 137, al donat LR. I, 85", quel lavet sos pes B. 67; doch hat ilh für sich allein kein Dasein, indem i nur die Erweichung des l ausdrückt: in noill tanh spreche man nolh, nicht no-ilh mit hörbarem i (Bartsch im Jahrb. VI, 346). Geht lo oder la voran, so pflegt i für Ii oder ilh als enclitisches Suffix gesetzt zu werden: loy defen, lay presen, indessen ist auch lo Ii, la Ii nicht versagt, vgl. lo Ii rendria Chx. I, 178; lo Ii toi LR. I, 545a (le Ii tol B. 207)'. | 2. Das Possessiv ist doppelformig wie im Span. Ursprüngliche, der lat. mehr angenäherte Form ist: Sg. Masc. Nom. mieus, tieus, sieus Fem. mia, tua, sua Acc. mieu, tieu, sieu mia, tua, sua PI. Nom. miei, tiei, siei 'mias, tuas, suas Acc. mieus, tieus, sieus mias,- tuas, suas Dazu das Neutr. mieu, tieu, sieu, z. B. aco es mieu 'dies ist mein'. Für den Besitz der Mehrheit: nostre, vostre, lor; nostra, vostra, lor. Anm. 1) Teu, seu sind offenbar unorganische durch meu veranlasste, auch im it. tio, sio S. 467 vorkommende Bildungen. Ebenso wurden nach mia geformt tia, sia, die aber nicht eigentlich üblich geworden, s. z. B. Jfr. 99b. 117b, Brev. d'am., Leys II, 218. Ausserdem begegnet besonders bei Prosaikern ftir alle drei Personen das Fem. mieua, tieua, sieua2. — 2) Neben dem PI. miei, tiei, siei gilt a,uch noch das auf das u des Sg. gebaute mieu, tieu, sieu. Die sprachgesetzliche Entwicklung wäre mei, toi, soi gewesen: toi sehe man Ev. Job. ed. Hofm., soi Bth. 63, beide Pass. 15. 17. 91. — 3) Für nostre, vostre als Nom. Sg. wird häufig nostres, vostres geschrieben. Nos für nostre, vos für vostre sind selten und wohl nur Gallicismen. — 4) Lor, wofür auch lur sehr gebräuchlich ist (vgl. etwa com und ctm von quomodo), sollte wegen seines Ursprunges jede Flexion von sich weisen, 1) Vom altit. i (S. 467) weicht dies pr. i in so weit ab, als es nur nach lo und la eintritt, wie auch die it. und sp. Sprache die Berührung zweier mit l anhebender Conjunctiva zu vermeiden scheinen. Es ist also wohl eine euphonische Abkürzung des Pron., nicht das Adv. y, welches keine eigentlichen Dativverhältnisse bezeichnet. Denn wenn Raynouard Chx. I, 184 be i s taing übersetzt mit il convient ä lui, so hätte es heissen müssen ü y convient (es ziemt sich in dieser Sache). 2) Es kommt überdies noch eine Abkürz, mi und si (nicht ti) vor, aber nur in Verbind, mit dem Subst. dons, welches hier mit dem weibl. domina gleichbed. ist, also midons, sidons; eine ähnliche Abkürz, im ndl. mevrouw für
mijne vrouw.
476
Declination. Provenzalisches Pronomen.
[II. 101. 102.
und so thut es auch in der Regel; allein nicht selten ahmt es das Beispiel andrer Pron. nach, und so trifft man lo mons es lurs (für lur), lurs colpas, in den Leys II, 218 las lors als sprachrichtig, dem das classische las lor Chx. IV, 295 widerspricht. Die abgekürzte Form des Possessivs ist: Sg. Masc. Nom. mos, tos, sos Fem. ma, ta, sa Acc. mon, ton, son ma, ta, sa PI. Masc. Nom. mos, tos, sos mas, tas, sas Acc. mos, tos, sos mas, tas, sas \ Die Doppelgestalt entsprang aus Verschiedenheit der Betonung: die erste Form gründet sich auf den betonten Wurzelvocal des lat. Wortes und ist selbst darum eine betonte, die zweite auf den unbetonten Flexionsvocal desselben und ist darum eine unbetonte. Anm. 1) In mon, ton, son ist das n indifferent. Vor Vocalen bleibt es ungestört, vor Consonanten k a n n es wegfallen, vor einigen derselben, f , m, n, s, v, muss es nach der Vorschrift der Leys II, 226 wegfallen, aber die alten Hss. wissen nichts von dieser Vorschrift: man liest daselbst ton mandamen, ton senhor, mon veiaire etc. — 2) Ma, ta, sa werden zuweilen apostrophiert; am üblichsten ist dies wohl vor a: m'amor, m'arma, s'anta, kommt aber auch vor andern Vocalen vor, z. B. s'onors und s'onor Bth., m'esperansa Chx. III, 178. 3. Demonstrativa. Die mit iste zsgs. est, cest und aquest (dieser) flectieren auf folgende Weise: Sg. Masc. Nom. est Fem. esta, ist II PI. Masc. Nom. est, ist estas Acc. est esta | Acc. ests estas Die mit ille zsgs. cel, aicel, aquel (jener) sind etwas formenreicher: S. Masc. N. celh, celui F. celha, cilh Pl. Msc. N. celhs, cilh F. celhas A. celh, celui celha, celeisi A. celhs, celor F. celhas,celor Anm. 1) Hierzu die Neutra so, aisso = it. ciò, dsgl. aco. — 2) Sehr gebräuchlich ist die Schreibung sest, sei, aissei, ohne Erweichung cel, cela etc. — 3) Celor ist selten, s. GO. Auch aicelui und aquelui scheinen wenig üblich, ein Beispiel vom zweiten Chx. V, 440. — 4) Bemerkenswerth ist der flexivische Wechsel zwischen e und i in est ist, cest eist, aquest aquist, cel eil, aicel aicil, aquel aquil -, in den Lautgesetzen liegt nichts was ihn bedingt hätte1. | 1) Mussafia Macaire p. v n vermuthet darin einen dem Lautgesetz oberitalischer Mundarten analogen Vorgang, wonach betontes e, falls die folgende Silbe i enthält, in letzteren Vocal übergeht. Es unterliegt dies einigem Bedenken, da in den vollständigeren Beispielen eli und esti ein Einfluss des vorhandenen i auf e nicht eingetreten ist und da auch das Fem. ist etc. ohne Hülfe eines rückwirkenden i entstanden ist. Man darf ferner daran erinnern, dass der Portugiese dem Demonstrativpron. einen Wechsel zwischen radicalem e und i gestattet (esse isso). Mir scheinen solche Umformungen eines Yocals in einen verwandten, den man in den Pronominalbildungen mehrfach wahrnimmt, zum Theil rationeller Art d. h. reine Unterscheidungsformen.
II. 103. 104.]
Declination. Provenzalisches Pronomen.
477
4. Interrogativa und Relativa. Qui und que werden in jedem Genus, Numerus und Casus gebraucht, nur qui als Rel. kaum im Acc. (Crist qui elantan Chx. V, 12 für cui), wohl aber nach Präp. Cui im cas. obl. Sg. u. PI. Belege aus Bth. sind: Masc. Nom. Sg. qui rel. 17 ff., que 146; Acc. que 102. 192 (neutral 89), cui 29, per cui 3, Gen. cui 76 ff.; Nom. PI. qui 172. 226 ff., que 70; Acc. que 199. Fem. Nom. Sg. qui 147. 192. 206; Acc. que 86. 152; Nom. PI. 77. Quals (cals) Bth. 149. 216, auch ohne s qual, Acc. qual, Nom. PI. quals qual, Acc. quals. Quinh, quinha (seltneres Wort). 5. Autrui (misbräuchlich vor einem PL, aber ganz üblich, autruis: dels autruis peccatz LR. 1,449, los autruis bes GA. 3542) kommt kaum im Nom. vor (LR. II, 44, wofür aber Chx. III, 80 altre), im Gen. und Dat. gewöhnlich ohne Präp. Das im Span, vorhandene Neutr. al {aliud) zeigt sich auch in der paragogischen Form als, dessen s adverbiale Bedeutung hat wie in alques (aliquid). Totz N. Sg., Acc. tot, N. PI. tuit (tug); Fem. tota, totas. Qualsque, Acc. qualque. Quecx (jeder), Acc. quec; ein Fem. quega bei Arn. v. Marueil Prov. Lea. 66, 48. Das gleichbed. cac flectiert nicht, ein Fem. quaqua findet sich Jfr. 149". Auch cada ist indeclinabel und gleich den beiden andern auf den Sg. beschränkt. Bei der pr. Pronominalflexion drängt sich uns noch eine besondre Wahrnehmung auf. Es ist ausgemacht, dass das Pluralzeichen i der 2. lat. Deel, im Prov. schwindet. Von dieser Regel macht aber das Pron. eine Ausnahme, und dazu mochte die Artikelform Ii, denn alle Beispiele beschränken sich auf den Nom. Plur., den Anlass gegeben haben. Miei, toi, soi nämlich | lassen sich nur aus lat. mei, tui, sui deuten. In tuit ist Attraction aus tuti (lat. toti) handgreiflich : auch im lomb. tucc ist i mit der Wortform verschmolzen. Man liest aber auch eli GA. (immer zweisilbig, also nicht elh zu sprechen), esti Chx. V, 109, nostri IV, 212, GA. 1078, und vostri GA. 4405, B. 105, 23. Ältri mit und ohne Subst. ist nicht unhäufig, z. B. Chx. IV, 71, GA. 4833 etc., GRiq. 250, B. 165, Leys oft; Ii uni GA. 1267. 3978. Wie das letztere Denkmal eli, citri, uni sagt, so selbst morti und prizi z. B. v. 385, ja die freilich hier nicht mehr competente Poetik von Toulouse scheint solche Verlängerungen, wie sie sie nennt, bei allen Adj. zu gestatten, s. II, 204. Noch mehr Beispiele dieser vocalischen Flexionsart hat die wald. Mundart, die nicht allein Pron. und Adj., wie in den PI. illi, aquisti, moti, tanti, digni, sondern auch zuweilen Subst. so behandelt, vgl. braci (zweisilb.) für brate GA. 7206.
Im N e u p r o v e n z a l i s c h e n hat das persönl. Pron. beträchtlich gelitten. Yeou, tu, eou (ille), ellou treten zugleich als casus obliqui ein, z. B. de yeou, a yeou, per yeou, de tu, a tu, d'eou, a eou. Für
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Declination. Altfranzösisches Pronomen.
[II. 104. 105.
nos, vos ist nos autres, vos autres sehr üblich geworden; in Nizza erwuchsen hieraus die untrennbaren Formen nautre (fr. nous), vautre (fr. vous). Die Conjunctiva sind: Dat. Sg. me, te, li, Acc.me, te, lou, la; Dat. Pl. nous, vous, li, li (statt lor), Acc. nous, vous, leis, leis (fr. les)-, Kefl. se 1 . Die Inclination der Pron. in alter Weise findet in der eigentlichen pr. Mundart nicht statt; in Navarra aber erhielt sie sich in den Formen m, t, s, ns, b {= v). — Die Possessiva sind 1) mioune, tioune, sioune, Fem. mimmo und selbst mievo etc. — 2) Moun, toun, soun, Fem. ma, ta, sa (vor Vocalen die masc. Form: toun arribadou = fr. ton arrivée), Pl. Masc. und Fem. mets, teis, seis. Noste, voste, PI. nosteis, vosteis, dsgl. nos, vos. — | Demonstrativ sind: aqués, Fem. aquestou, PI. aquesteis; aqueou, vor Yocalen aquel, Fem. aquelou, PI. aqueleis u. s. w. In der älteren c a t a l a n i s c h e n Sprache, z. B. bei Ramon Muntaner, lautet das Personalpron. yo (bei andern jo), tu, eli, ella, Acc. mi, ti (aber de tu, per tu etc.), eli, élla {de eil = dell) ; Pl. nos, vos, élis, elles, wobei aber auch das pr. leys für Acc. élla zu bemerken ist. Die Conjunctiva sind: Dat. Sg. me, te, li, li, Acc.me, te, lo, la; Dat. und Acc. Pl. nos, vos, los, les. Die Affixe sind wie im Prov. m, t, s, l, ns, us, Is und noch jetzt üblich, auch y für Dat. Ii ist vorhanden, z. B. atorgaren loy, lay. — Eben so pr. sind die beiden Possessiva: 1) Meu, teu, seu, Pl. meus etc., Fem. mia, tua, sua, neucat. meva, teva, seva = pr. mieua etc. Nostre, vostre, lur (Pl. lurs) ; für letzteres neucat. son wie sp. su. Später ward nostron, vostron nach dem Muster der folgenden Possessivform gebildet, entsprechend dauph. notron, votron. 2) Mon, ton, son, Pl. mos, tos, sos; Fem. ma, ta, sa, Pl. mes, tes, ses. — Demonstrativa : est, esta, Pl. ests, estes; aquest, aquesta, Pl. aquestè (aquestos), aquestes; aquéll, aquélla, Pl. aquells, aquelles. — Relativa: Nom. Sg. Pl. qui, Acc. que; quin, quina. — Unter den übrigen ist auszuzeichnen tots, tota, Pl. Masc. Nom. tuyt und tots, Acc. totz, Fem. totes. 5. Französisches Pronomen. a.
1.
Altfranzösisches.
Personale.
Sg- jeo, jo, je etc. de mi etc. a mi etc. mi, moi, mei
tu de ti etc. a ti etc. ti, toi, tei
eie si etc. a si etc. si, soi, sei
il de lui a lui lui
eie de lei, de lui a lei, a lui lei, lui
1) Im Limousinischen thut se auch den Dienst von lui und lor, z. B. se dissit eu (lui dit-il), se dissit ello (leur dit-elle), s. Fuchs Zeitw. 287.
II. 105—107.]
Declination. Altfranzösische» Pronomen.
Pl. nos de nos a nos nos
vos de vos a vos vos
de si etc. a si si
il (els) d'els a eis els
479 eles d'eles a eles eles
Anm. 1) Die Sprache tritt auf mit den Formen éo (ego) in | den Eidschwüren, io ds. und im Fr. v. Val. Jenes éo diphthongierte sich dann in iéo, hieraus jéo (assoniert auf bien, z. B. Gormond v. 365), endlich theils jo, theils je. Nach den Mundarten bürg, ju (je bereits SB.), pic. jou, norm, jeo, jo, die sich aber schon mischen. — 2) Mi, ti, si sind bürg, (ersteres in den Eiden), moi, toi, soi pic., mei, tei, sei norm. — 3) Flir das bürg, nos oder nous, norm, nus, setzen pic. Denkmäler Nom. no, im cas. obi. nos, und so vo, vos eine unorganische Unterscheidung, die freilich auch im Pl. homme, hommes vorliegt. — 4) Vos verkürzt sich zuweilen durch Anlehnung in os (ous), z. B. tant qu'os (que vos) saciez; s'ous (si vous) i aies-, n'os (ne vos), s. Chx. VI, 159. Zuweilen, selbst wo vos geschrieben steht, ist os zu lesen, z. B. Ben. v. 2892. 2895. 2900. — 5) Die Deel, der 3. Pers. weicht von der pr. beträchtlich ab. Die casus obl. des Sg. sind in beiden Geschlechtern ganz auf die Dativform lui lei, die des PI auf die Accusativform eis eles gegründet, lor ist den absoluten Formen fremd, so dass im Sg. die it., im PI. die sp. Methode herrscht: weder ist a el noch a lor üblich, doch kommt letzteres in der Grafschaft Burgund vor (Burguy). Alte Zeugnisse für dies Pron. sind: Nom. il Eidschw., Eulal., a lui Eulal., lui Fr. v. Val., Pl. il ds., Acc. eis ds.; Fem. eile Eulal., lei ds. — 6) Lui war bis um die Mitte des 13. Jh. nur masc. (Fallot); als Fem. brauchte die bürg. Mundart lei (so Grég., SB.), eine noch im lothr. lû und lei (neuburg. el und lei) fortdauernde Unterscheidung. Eine andre weibliche Form andrer Mundart ist lié, z. B. Ren. v. 1899. 2028, Trist. Für lui und lei kam allmählich auch Ii in Gebrauch, z. B. Aucass., MFr., RCam.; es scheint Abkürzung des auf dem zweiten Vocal betonten lui (S. 344) und von dem conjunctiven Ii verschieden. — 7) Für ele bedienen sich manche Quellen der Abkürzung el, PI. eis: el crie NFC. Jubin. I, 211, fait-el Trist. I. 52, Fl. et Bl., SSag., noch im 16. Jh. vorkommend, s. z. B. Ancien théâtre p. p. Le Duc. — 8) Für eis auch als und ois SB. nebst den üblichen Auflösungen des l: eus, aus, iaus, ous etc. Das im Neufr. zur Geltung gekommene ils tritt zuerst am Anfange des 14. Jh. auf (Fallot). | Conjunctiva. Sg. Dat. me te se Ii Ii II PI. Dat. nos vos se lor lor Acc. me te se lo, le la Acc. nos vos se les les Anm. 1) Die ältesten Zeugnisse sind: me Eidschw., Eulal., nos Eulal., 28, Ii Eidschw., Eulal., Fr. v. Val., lo Eidschw., Eulal., la Eulal., lor Fr. v. Val. — 2) Wie es für den Artikel la ein mndartl. le gibt
480
Declination. Altfranzösisches Pronomen.
[II. 107. 108.
(S. 435), so auch für das Pron. la. — 3) Das pr. und altsp. Verfahren der Abkürzung fand auch im Franz. Eingang; selten ist sie bei me, te, se: sim cumbatrai Rol. p. 87, wem fesis mal 79; sit guardarai Ch. d'Alex. 31; bei se schon in den Eiden: los tanit, und Eulal.: poros füret, MOS coist\ häufiger bei lo, le: et si lern porroiz ben garrir Part. II, 47; diex ne 1 veut mie Rq. s. v. nel\ l kann sich dabei in u auflösen: mais se gen. (gel) puis Agol. v. 1133; wou (wol) NFC. I, 345, nu ds. II, 175 v. 72 (vgl. Bekkers Anm. zum Ferabr. 172 b ). — 4) Dagegen schmilzt les mit je, me, te, se, qui, ne, si und andern Wörtchen in der Art zusammen, dass l ausfällt und die Formen jes, mes, tes, ses, quis oder ques, nes, ses hervortreten, z. B. ges (je les) trat tuer; le vent failli ques menoit. 2. Possessivum. Dies Pron. hat eine vom pr. ziemlich verschiedene Entwicklung erfahren, und seine Geschichte ist nicht völlig klar. Die Mundarten, denn auf sie ist hier besondre Rücksicht zu nehmen, weichen in einigen Stücken nicht unbeträchtlich von einander ab, tauschten aber gegenseitig ihre Formen aus 1 . Die Unterscheidung eines ursprünglichen und | eines abgekürzten Possessivs, wie im Sp. und Prov., ist hier nicht wohl durchzuführen, da sich beide minder deutlich absondern; besser werden sie nach ihrem syntactischen Werthe aufgestellt. Conjunctives Pron., bürg.: Sg. Masc. Nom. mes, tes, ses, Fem. ma, ta, sa Acc. mon, ton, son, ma, ta, sa PL Masc. Nom. mei, tei, sei, mes, tes, ses Acc. mes, tes, ses, mes, tes, ses Anm. 1) Der pic. Nom. Sg. ist mis, tis, sis, Acc. men, ten, sen, PI. mi, ti, si, Acc. mis, tis, sis; Fem. me, te, se, wie Artikel le für la. Norm, wie bürg, mit Ausschluss der Vocalendungen des Nom. PI., wofür s steht, mes, tes, ses. — 2) Die ältesten Zeugnisse sind: Nom. Sg. meos Eidschw., Acc. meon ds., son (welches auch ein contrahiertes mon annehmen lässt) ds., suon Eulal., sun Fr. v. Val., sen, sem ds.; Fem. sa Eulal. Mes, tes, ses verflachten sich endlich aus dem pr. mos, tos, sos wie les aus los. — 3) Mon, ton, son werden, gegen die Gram1) Burguy hat dieses Capitel mit grosser Umsicht behandelt, die obigen Tabellen sind nach den seinigen abgefasst. Es wäre ein Rückschritt in der Wissenschaft, wenn man die Resultate seiner fleissigen hauptsächlich auf die Scheidung der Mundarten gerichteten Forschung nicht genau beachten wollte. Doch kann eine Grammatik, welche, gleich der vorliegenden, die Ereignisse eines umfangreichen Sprachgebietes darlegen und wo möglich erklären soll, nicht systematisch auf alle gewöhnlich nur in den Lautgesetzen begründeten dialectischen Verschiedenheiten eingehn. Es muss ihr namentlich gestattet sein, da wo sie, wie im Altfr., überhaupt nur mit Mundarten zu thun hat, nach ihren Zwecken, z. B. um den Zusammenhang mit der Grundsprache näher zu legen, bald der einen, bald der andern dieser Mundarten den Vorzug einzuräumen.
II. 108. 109.]
481
Declination. Altfranzösisches Pronomen.
matik, zuweilen als Nom. gebraucht. — 4) Tei und sei sind offenbare Anbildungen an mei, wie die pr. tiei, siei. An ihrer Statt finden sich organische Formen mit u ein, tui, sui, und hiernach mui; überdies teu, seu = pr. tien, sieu. Die Acc. mes, tes, ses werden auch als Nom. gebraucht gleich den pr. mos, tos, sos. — 5) Ma, ta, sa lassen sich abkürzen: m'amie, t'espee, s'amour. Indessen bemerkt man bereits Beispiele der männlichen Formen vor Vocalanlauten : ton ainrme (iton âme) SB. 525 m , son impacience 557°, welche Freiheit, deren Anfang man ins 15. Jh. gesetzt hat (z. B. Monnard Chrest. I, 73), also weit höher hinaufreicht. Das absolute Possessiv hat adj. Flexion und lautet in bürg. Mundart : Masc. Sg. Nom. miens, tuens, suens, Fem. meie, teie, seie Acc. mien, tuen, suen, meie, teie, seie etc. Anm. 1) Im Pic. sind die Fem. moie (auch bürg.) und | fnieue — pr. mieua, toe tieue, soe (souue Eulal.) sieue, im Norm, die contrahierten Masc. WIMMS, tuns, suns sons (s. Ch. d'Al.) neben mens, tuens, suens hauptsächlich zu bemerken. — 2) Miens ist eine durch das Suffix ien = lat. -anus bewirkte Ableitung, entsprechend unserm 'mein-ig'. Für tuens, suens erscheinen auch, wie sich denken lässt, die Anbildungen tiens, siens. Das im Neufranz, vorhandene Fem. mienne, tienne, sienne ist noch nicht durchgedrungen, doch kommen Spuren desselben vor, siene z. B. B. Chrest. fr. 321, 12. Syntactisch nimmt dessen Platz meie ein, das dem pr. mia, wie toe dem pr. tua, soe dem pr. sua entspricht. S. liber den Ursprung dieses Pron. auch Delius Jahrb. IX, 101. Das Mehrheitspossessiv ist Sg. Nom. nostres, vostres, lor mit regelmässigem Verlauf, lor indeclinabel. Anm. 1) Nostre und vostre pflegen sich in conjunctiver Stellung in nos und vos (nos, vos) zu kürzen, j a dieses Possessiv drückt den Acc. Sg. und Nom. Pl. gleich dem Personal (S. 479) durch die des s beraubte Form no und vo aus: no roi, no fille, no mere, no foi. Selbst in absoluter Stellung bemerkt man nos, vos, z. B. Ii nos Gar. I, 200; qui mon fieu et les vos destruient Brut. I, p. 34, was sich freilich auch aus Ii de nos, les de vos erklären lassen würde. Vost im Fr. v. Val. scheint diesem vos zu entsprechen. — 2) Wie die Sprache nos und vos der gewöhnlichen Declinationsregel unterwarf, so auch, aber wohl erst gegen Ende des 13. Jh., lor, welchem an gehöriger Stelle ein s angefügt ward. 3. Demonstrativa. a. Sg. Masc. N. eist, cestui Fem. ceste, cestei Pl. N. eist Fem. cestes A. cest, cestui ceste, cestei A.cee cestes b. Sg. Masc. N. cil, celui cèle, celei Pl. N. cil cèles A. cel, celui cele, célei k.céls cèles D i e s romau. Gramm.. II. S- Aufl.
31
482
Declination. Neufranzösisches Pronomen.
[II. 109—111.
Ebenso gehn icist und icil. Anm. 1) Alte Belege sind: Nom. Sg. eil eilg Fr. v. Val., Acc. cel ds.; Nom. PI. eil ds., Acc. | cels Eulal. (als Fem. Fr. v. Val. 63). Cist als cas. obl. in den Eiden, wie auch das verlorene ist. Es begegnen Nebenformen mit anl. eh für c. — 2) Flir den Nom. Sg. eil findet sich mit s eils und eis, für den Nom. PI. auch cels-, wegen des letzteren s. Raynouard Sur le rom. de Rou p. 78. — 3) Wir haben so eben das Fem. cels als eine alte Form für celes bemerkt; sehr üblich aber ist cez für cestes = neufr. ces. — 4) Cestui cestei, celui celei, wozu der PI. cestor und eelor mangelt, sind die üblichen Formen der SBern., noch jetzt in bürg. Mundart cetu, cetei. An die Stelle von cestei und celei treten frühe die pic. cesti und celi (chesti, cheli), die wenigstens nur selten als Masc. angewandt werden, z. B. en cesti hörn Roq. I, 584 b , fils celi Parton. I, 12. Celui als Fem. s. Ccy. 2225, auch SBern. 4 . ' Die Interrogativa und Relativa qui, que, cui verhalten sich wie im Prov., also Nom. Masc. und Fem. qui und que, z. B. qui Eidschw., que Leod.; Acc. que Eidschw., Fr. v. Val. (Sg. u. PL); qui in diesem Casus Interrogativ, selten Relativ; Gen. Dat. Acc. cui Eidschw. (in letzterem Casus). Dazu gesellt sich das alterthümliche, im Prov. kaum bekannte chi für qui (niemals für que) Eulal., Fr. v. Val., Alexanderfragm., Bodl. Psalter, Geistl. Lied. Jahrb. VI, 362. Neutral ist que nebst einer neuen Form quoi (quei), welche anfangs auch auf Objecte bezogen ward wie cui1. Queis, Fem. quele Interr., Ii quels, la quele Relat. flectiert regelmässig. 5. Autrui (eines andern), aueunui (jemands) Gr6g. 438, nului, auch nelui (niemands) für die casus obl. des Sg. Tos decliniert wie pr. totz, also Acc. tot, Nom. PI. tuit (schon Eulal.), Acc. tos, Fem. tote, totes. Tanz, quanz (von welchen Formen | mit z jedoch kein Beispiel vorliegt, s. Burguy), Fem. tante, quante. Alcuns und alcuens so wie alcons, Acc. alcun, alcon. b. N e u f r a n z ö s i s c h e s P r o n o m e n .
Mehrere der alten Wörter sind verschwunden, die flexivische Unterscheidung zwischen cas. rect. und obl. hat gelitten, dagegen treten überall bestimmte Formen auf, und deutlich ist das Streben, die Verschiedenheit des Geschlechtes und der Zahl ohne Rücksicht auf historische Entwickelung fühlbar zu machen. 1) Nach Fallot's Beobachtung lautet im ältesten Burg, der Nom. Sg. u. PI. Masc. qui, Fem. aber que. Im Bernhard ist qui allerdings die regelmässige Form für das Masc., que die vorherrschende für das Fem., wofür aber doch auch qui nicht unüblich ist, z. B. ccmpaigniee ki 524, Ii misericorde ki 537, Ii sapience ki 538, la quinte qui 540. Allerdings ist es hemerkenswerth, dass que als Subject in dieser Mundart nicht leicht auf ein Masc. angewandt wird.
II. 111. 112]
Declination. Neufranzösisches Pronomen.
483
1.
Personalpronomen. tu il elle Sg- je de moi de toi de soi de lui d'elle à moi à toi à soi à lui à elle toi moi soi lui elle Pl. nous vous ils elles de nous de vous de soi d'eux d'elles à nous à vous à soi à eux à elles vous soi eux nous elles Anm. 1) An die Stelle der Nom., welche durch ihre strenge Fesselung an die Verbalpersonen allmählich ihre Selbständigkeit eingebtisst, rücken jetzt, wenn mit Nachdruck geredet wird, die Acc.: ü est er ist, c'est lui das ist er. Das Nähere ist Sache der Syntax. — 2) Lui ward in absoluter Bedeutung auf das Masc. eingeschränkt und seine Stelle im Fem. durch eile ersetzt, somit die Gleichförmigkeit beider Geschlechter gestört, aber eine genaue Scheidung derselben erreicht 1 . Conjunctiva sind: Sg. Dat. me te se lui lui jj Pl. Dat. nous vous se leur leur Acc. me te se le la || Acc. nous vous se les les | Anm. 1) Vor Vocalen steht m,', t\ s', V, letzteres für le und la. — 2) Die einzige Neuerung ist, dass die absolute Form lui das alte Ii verdrängte. In welchem Falle me, te auf gleiche Weise durch moi, toi abgelöst werden, hat die Syntax zu lehren. 2. Unter den Possessiven behauptete sich mes etc. in der Accusativform mon und das nur absolut und mit dem Artikel gebrauchte mien etc., dem man nun auch ein Fem. zugesellte. Ihre Flexion ist: Sg. Masc. mon, ton, son Fem. ma, ta, sa Pl. mes, tes, ses mes, tes, ses Sg. notre, votre, leur noire, votre, leur Pl. nos, vos, leurs nos, vos, leurs Anm. Das Fem. ma, ta, sa zu apocopieren ist nicht mehr gestattet; zur Vermeidung des Hiatus tritt nun überall die Form des Masc. ein: mon amie, ton épée, son habitude, das äusserste Opfer, welches die Form dem Wohllaut bringen konnte. Das absolute Possessiv lautet Masc. mien, tien, sien, Fem. mienne, tienne, sienne, und für das Verhältnis der Mehrheit: nôtre vôtre (mit Circumflex), leur für beide Geschlechter, alle mit regelrechtem PI. 3. Demonstrativ sind: ce oder cet, letzteres vor Vocalen und 1) Wie je in Mundarten vor dem Yerbum die Stelle von nous einnimmt (j'avons = nous avons, j'sommes = nous sommes), davon handelt z. B. Oberlin Pat. lorr. 105, Schnakenburg Tableau cet. 63, Fuchs Zeitw. 295. 316, Mignard Idiome bourguignon 170.
484
Deklination. Walachisches Pronomen.
[II. 112. 113.
stummem h, Fem. cette, PI. für beide ces (das altfr. cesi) ; celui, Pl. ceux, Fem. celle, Pl. celles (das altfr. cel). Ce wird adjectivisch, celui nur noch substantivisch gebraucht ; zum Ersatz für das verlorene Adj. cel dient nun cet in Verbindung mit der dem Subst. angehängten Partikel là: altfr .cil livres, cèle plume, neufr. ce livre-là, cette plume-là, und um eine grössere Nähe zu bezeichnen ce livre-ci. Auf gleiche Weise ersetzt celui-ci das verlorene cestui, und celui-là bezieht sich wieder auf einen entfernteren Gegenstand. Neutra sind ce, ceci, cela. 4. Die Interrogativa und Relativa sind in ihrer Bedeutung strenger abgegränzt als früher. Qui als Interrogativ ist vollständig, als Relativ auf den Nom. und auf die Verbindung mit Präp. eingeschränkt {de qui, à qui, sans qui etc.), im Nom. aber selbst neutral (ce qui). Que als Interrogativ ist wenig und nur im Nom. und Acc. üblich, als Relativ nur im Acc. Das Neutr. quoi, bei den Alten eigentlich eine Neben|form von que und im Prov. gar nicht bekannt, ist als Interrogativ vollständig, als Relativ nur mit Präp. zu gebrauchen. Oui ist erloschen. Die Ansicht dieser Pron. ist nun die folgende (P. C. präpositionaler Casus): Interrogativ. Relativ. Msc. Fem. Nom. qui, Ntr. quoi, que M. F. qui, Ntr. qui Acc. qui quoi, que que P. C. qui quoi qui quoi Pl. wie Sg. — Quel, Pl. quels, Fem. quelle, quelles ist adjectivisches Fragwort (quel kommet), mit vorgesetztem Artikel allgemeines Relativ wie in den andern Sprachen, und zugleich substantivisches Fragwort. 5. Autrui beschränkt sich auf den Gen. und Dat.; nului fehlt. Tant, quant sind unbiegsame Neutra. Chaque (jeder, jede), chacun (jedermann), Fem. chacune, so wie quiconque (wer irgend) gelten nur für den Sg. Quelque und quelconque (irgend ein) haben die PI. quelques, quelconques entwickelt. 6.
Walachisches Pronomen.
1. Persönliches. Singular Plural tu el ia noi voi ei iale eu al mieu altçu al sçu, a lui a ei alnostru alvostru a s§i alor alor mie tzie Sie lui ei noao voao Sie lor lor preminep.tinep.sine p. el p.ia pre noi p. voi p.sine p. ei p.iale Anm. 1) Keine der andern Sprachen besitzt das geschlechtlose pers. Pron. in solcher Vollständigkeit der Formen wie die wal., aber es ist nicht die Deel, der Grundsprache. Der Gen. ist das hieher gezogene mit dem Artikel begleitete Possessiv, al mieu z. B. bedeutet
II. 113—115.]
Declination. Walachisches Pronomen.
485
eigentlich 'von dem Meinen," übergegangen in die Bed. 'von mir'. In diesem Idiom wiederholt sich also ein Vorgang der Grundsprache, in welcher der Gen. des Personals (mei, tui, nostri, vestri) gleichfalls dem des Possessivs entnommen ist. Der Dat. mie weist klar auf mihi\ tzie und èie können sich jenem angebildet haben. Der Acc. mine etc. dankt seine Form einem fremden Vorbilde, denn auch der Bulgare sagt Acc. méne (serb. dass.), 2. Pers. tébè, 3. sébè, der Neugrieche èfiéva, neben /.té, ?béva neben ai. — 2) Eigentümlich ist der Dat. PI. noao, voao gegenüber dem auch aus dem It. bekannten Nom. noi, voi. Denselben formellen Unterschied, aber nicht in der Casus-, sondern in der Genusflexion sahen wir beim Zahlworte doi (duo), doao (duae). Die bulgar. Formen sind nam, vam. — 3) Für èie, sine, lor spricht man auch mit angehängtem èi èieèi, sineèi. loruèi. — 4) Zur Vergleichung stehe hier noch das südwal. Personale. Eu, a njui, a nja, mine; noi, a nostror, a nao, noi. Tu, a tui, a tzea, tine\ voi, a vostror, a vao, voi. Elu, a lui, a lui, elu; elji, a lor, a lor, elji. la, a Ijei, a Ijei, ia ; eie, a lor, a lor, eie. Die Abweichungen sind gering. Njui ist nur ein anders ausgesprochenes mieu (S. 376), nja ein anders ausgesprochenes mie. Nostror, vostror bestätigen die Einschaltung possessiver Formen. Conjunctiva. PI. Dat. ni vi Si Ii, le Ii Sg. Dat. mi tzi èi i i Acc. ne v$ se ii le Acc. mf te se1 lu o Zu bemerken: 1) Auch hier zeichnet sich das geschlechtlose Pron. durch die den Schwestersprachen fremde Scheidung des Dat. und Acc. aus. Diesen Vorzug theilt die wal. Sprache mit der bulgar., worin diese Wörtchen im Dat. gleichfalls mi, ti, si, ni, vi, im Acc. m$, t f , s f , « f , vf lauten. — 2) Der Dat. Sg. und Acc. PI. des geschlechtigen Pron. haben sich aus Ii = südwal. Iji, it. gli durch übliche Aphärese in ii oder i gekürzt. — 3) Der Acc. lu (— it. lo) kürzt sich durch Inclination an- und ausl. inl: Vam purtat 'ich habe ihn gebracht', trpnitel 'schicke ihn*. Als Fem. dieses Casus war zu erwar|ten la oder a; statt dessen hat sich o (sonst auch unbestimmter weibl. Artikel), südwal. u, eingeführt. 2. Possessiv. Sg. Masc. mieu, tfu, spu Fem. mea, ta, sa PI. miei, tei, sfi meale, tale, sale Sg. nostru, vostru, lor noastrq, voastre, lor PI. nostri, vostri, lor noastre, voastre, lor Anm. In vorstehender Gestalt erscheinen sie nur hinter ihrem Nomen, dem alsdann aber der Artikel anhängt, also vecinul mieu mein Nachbar, 1) Für se setzen einige Grammatiker, namentlich Clemens, se; daher die nämliche in allen Theilen des gegenwärtigen Buches vorkommende Form.
Conjugation.
486
[II. 115. 116.
Dat. vecinului mieu, Voc. vecinule mieu; fratzii miei meine Brüder, Dat. fratzilor miei, Voc. fratzii miei. Werden sie dem Nomen vorgesetzt, was fast nur im Nom. und Acc. geschieht, so nehmen sie das Präfix a vor den Artikel, als: Nom. al mieu frate, Acc. pre al mieu fr ate, Nom. PI. ai miei fratzi, Acc. pre ai miei fratzi; Fem. a (für aa) ta sorf deine Schwester, ale tale sore1. 3. Demonstrativa. Insu (selbst) wird dem Personale zugefügt und dabei von den Encliticis dieses Pron. begleitet: eu insumi (Gen. a mieu insumi, Dat. mie insumi), tu insutzi, el insuii, PI. noi iniine, ei in&éi, Fem. eu insami, PI. noi insene etc. Dunsul (it. desso), F. dynsa, geht adjectivisch; ebenso das gleichbedeutende try,nsul. Est, cest (dieser), acest, Fem .aste, ciastf, aciastf, haben folgenden Wandel: Sg. Masc. Nom. acest (acesta) Fem. aciastf II PI. aceéti Fem. aceaste Dat. acestui acestii || acestor acestor. Cel und acel (jener) flectieren: Sg. Masc. Nom. acel (acela) Fem. acea (aceaja) II PI. acei Fem. aceale Dat. acelui aceii (aceija) | acelor acealor. 4. Interrogativa und Relativa. Ce (it. che) unbiegsam; eine (it. chi), Dat. cui, PI. eine, Dat. epror. Care (it. quäle) wird mit Benutzung schon genannter Formen so aufgestellt: | Sg. Msc. Nom. care, carele Fem. carea !¡ PI. cari Fem. care Dat. Cfrui Cf.rii jj cfror (cerora) Cfror (Cfrora) 5. Alt, áltul (der andere) geht wie un (S. 442), also Dat. altui, PI. altzii, Dat altor; Fem. altf, D. altei, PI. áltele, Dat. altor. Nime oder nimlnea (niemand), Dat. nimpnui und nimurui. NiSte (ein gewisser), niseare (keiner) bleiben unflectiert. Tot (all), Dat. tot (nicht totui), PI. totzi, D. tuturor; Fem. toatf, toatei, PI. toate, tuturor. Atuta (so viel), PI. atftzi u. atytza, F. atytea. Cut (wie viel), PI. cutzi; F. cy,tf, PI. Cfte, ohne Dativformen, nach Barcianu S. 95 jedoch cytor, wie auch aty,tor.
Zweiter Abschnitt.
Conjugation. I.
Verhältnis
zur
lateinischen
Conjugation.
Die Verbalflexion befindet sich im Lat. schon auf einer geringem Stufe als in andern alten Sprachen, namentlich der griech.: es finden daher bei weitem nicht alle demVerbum möglicher Weise zukommenden 1) Man sehe über seu und teu auch Mussafia's Vocalisation 147.
II. 116. 117.]
Conjugation. A c t i v u m .
487
Beziehungen, sofern diese auf flexivischem W e g e gewirkt werden, ihre Darstellung. Erloschen ist der Dualis, die Tempora müssen zum Theil schon durch Umschreibung gewonnen werden, die Modi entbehren des Optativs, die Genera des Mediums. Demungeachtet ist der Formalismus dieser Wortgattung hier noch in mächtiger Entfaltung. Unsre Frage ist nun, welche Schicksale dieselbe auf rom. Boden erfahren hat. 1. Actiynm. I n d i c a t i v . Präsens, Imperfect und Perfect haben sich in den Schriftsprachen überall behauptet: it. canto, cantava, cantai\ sp. canto, cantaba, canté; pg. canto, cantava, cantei; pr. chant, chantava, chantiei; fr. chante, chantais, chantai; | wal. cunt, cymtâm, contai. In einigen Mundarten hat das Perf. gelitten, indem sich nur einzelne Personalformen desselben erhalten haben, wie etwa im Churw. oder es ist ganz verschwunden und wird durch Umschreibung mit habere und dem Part. Prät. ersetzt, wie im Piem. und Mail., oder gar mit facere und dem Inf., wie in einer Mundart der Vogesen: el fé remesser (il fit ramasser) — il ramassa, wie engl, he diel love. Vom Plusq. hat die it. Sprache in fora (fueram) das einzige Beispiel, andre liefert ihre ältere Literatur, auch scheint es in einer der sard. Mundarten fortzudauern. Vollständig ist dieses Tempus vorhanden im Span., Pg., wo es cantara, im Prov. wo es chantera lautet. Auch im ältesten Franz. bemerkt man es. Das Fut. absolutum ist bis auf das it. fia (fiam) und das pr. fr. er (ero) verschwunden. C o n j u n c t i v . Das Präs. ist allen Sprachen verblieben: it. canti, sp. pg. canle, pr. chan, fr. chante, wal. cyrnt. Das Imp. ist überall erloschen. Auch das Perf. sucht man vergebens: ob es in dem täuschend ähnlichen südwal. calcarim enthalten sei, werden wir später erwägen. Das Plusq. ist noch überall zu Hause: so it. cantassi, sp. cantase, pr. chantés, fr. chantasse, wal. cyintasem. Dass sich der I m p e r a t i v in seinen beiden Zeitstufen behaupten werde, w a r nicht zu erwarten. Nur die erste kommt vor, doch scheint bloss der Südwesten für den PI. derselben eigne Formen zu besitzen, die übrigen Sprachen sie dem Präs. Ind. zu entnehmen: it. canta, cantate, sp. canta, cantad, pg. canta, cantai, pr. chanta, chantatz, fr. chante, chantes, wal. cunte, cyntatzi. Aber auch im Churw. scheidet sich der Imper. canteit vom Präs. canteits, ebenso im Sard. cantade von cantades. Vom I n f i n i t i v hat sich nur das Präs. gerettet: it. cantare, sp. pg. cantar, pr. chantar, fr. chanter, wal. cyntà. Das G e r u n d i u m 1) Nämlich udi aus audivi, udit aus audivit, udinan muthmasslich für udiran aus audierunt.
488
Conjugation. Activum.
[II. 117-119.
ist in seinem Abi. vorhanden: it. sp. pg. cantando, pr. chantan, fr. chantant, wal. cuntyind. Die S u p i n a fehlen bis auf eine Spur im W a l . ; | ihr Geschäft tibernimmt gewöhnlich der Inf. Von den P a r t i c i p i e n kommt, und zwar fast nur in adjectiver Geltung, das Präs. vor, it. cantante etc.; das Fut. in wenigen Fällen, gewöhnlich als Latinismus. Man muss anerkennen, dass das active Yerbum in leidlicher Vollständigkeit aus dem grossen Schiffbruche der grammatischen Formen hervorgegangen; wie leicht konnten neu gefundene Bildungsmittel, die dem Organismus einer Sprache stets Gefahr drohen, zu noch grösserer Zerrüttung der alten Formen verleiten! Die neugriech. Grammatik hat nur das Präs., das Impf, und einen Aorist gerettet, die deutsche vermag nur das Präs. und ein Präteritum aufzuweisen. Drei Tempora, das Impf. Conj., das Perf. desselben Modus und das absolute Fut. verschwanden mit Ausnahme einiger geringen Spuren ihres ehemaligen Daseins von dem gesammten Gebiete; einige Sprachen haben jedoch, wie w i r sahen, das Plusq. Ind. und das Fut. exactum (nach anderer Ansicht das Fut. Conj.) gerettet. Den Untergang dieser verschiedenen Tempora hat man aus ihrem mehr oder weniger g e nauen Zusammentreffen mit andern Tempusformen erklärt: cantarem z. B. konnte bei nachlässiger Aussprache des Flexionsvocals e zu leicht mit cantarim, cantaram vermengt werden, cantabo mit cantabam, audiam als Fut. mit audiam als Präs. Im Altfranz, scheint das Z u sammentreffen von ere (lat. eram) und er (ero) den Untergang beider Formen verschuldet zu haben. Jene T e m p o r a also wurden aufgegeben, sobald man ein Ersatzmittel gefunden hatte, oder vielmehr die alte Form lebte noch eine Zeitlang neben dem Stellvertreter fort, bis man sie als überflüssig und störend verabschiedete. Jenes Ersatzmittel konnte kaum ein anderes sein als die Umschreibung, und hierzu diente das Verbum habere, das man theils mit dem Part., theils auch mit dem Inf. jedes gegebenen Verbums verband. A u f diesem W e g e g e w a n n man der äusseren Aufstellung nach noch einige Zeitformen mehr als die lat. Grammatik d a r b o t ; allein w i e sehr die neue Sprache dadurch an Intensität des Ausdruckes verlor, bedarf keiner Ausführung. 1) Um verschiedene Tempora der Vergangenheit auszudrücken, w a r d habere mit dem Perf. des passiven | Part, verbunden, und so vertrat z. B. it. ho cantato (d. i. habeo cantatum) die Stelle von cantavi\ habere legte seine individuelle Bedeutung ab und diente, als Formwort die subjectiven (persönlichen) Beziehungen des im Part, enthaltenen Thätigkeitsbegriffes zu bezeichnen. D e m Part, k a m hierbei ausser jenem Thätigkeitsbegriffe nur die Bezeichnung der Vergangenheit zu, deren nähere Bestimmung nach Abstufungen das Formwort gleichfalls übernahm: it. ho, aveva, ebbi cantato. Befremden kann in dieser Umschreibungsmethode nur die active A n w e n d u n g des passiven Part.,
II. 119. 120.]
Conjugation. Activum.
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wie in dem it. Satze ho cantato quelV eroe 'ich habe jenen Helden besungen', allein zu habere, sofern es anfänglich doch transitive Kraft besass, fügte sich kein anderes als ein passives Part. Diese Umschreibung ist bekanntlich nicht unrömisch: bei Cicero z. B. liest man habeo perspectum. habeo cognitam, satis dictum habeo und mit beigefügtem Object habeo absolutum epos, bellum diis indictum habuit, ganz oder ungefähr gleichbedeutend dem einfachen perspexi, cognovi, dixi, dbsolvi, indixit. Mlat. Stellen, wie postquam eatn sponsatam habuit, liefert Ducange s. v. habere, speciell aus der L. Sal. Pott S. 145, aus der L. Long, derselbe S. 350. Hier erscheint das Hülfsverbum offenbar schon in seinem Ubergange zur abstracten Bedeutung, allein noch besitzt es seine transitive Kraft, es fordert das Object im Acc., und diese Construction ist im It. und Franz. noch nicht untergegangen. In jener Art der Umschreibung liegt eigentlich eine kleine Ellipse: habeo absolutum epos wäre mit habeo a me absolutum epos zu erklären, wenn die so nahe liegende abstracte Anwendung des Grundbegriffes von habere einer so ängstlichen Deutung bedürfte. In ho cantato steht das Part, also im Acc., in sono cantato, dem passiven Ausdruck für das Masc. (S. 495), steht es im Nom. Dieser Unterschied spricht sich in einigen Mundarten auch formell aus: pr. Activ ai lauzat, Passiv sui lauzatz, noch jetzt churw. hai ludau, veng ludaus. Spanier und Portugiesen haben sogar auf das weit bestimmtere tenere jenen Gebrauch von habere übertragen. Auf entsprechende Weise dient in unsrer Sprache haben, früher auch eigan (besitzen), zur Construction der Vergangenheitstempora, im Neugriech. häufig) t'xio (ja e'xo) ygafifteva ich habe es geschrieben), was der alten Sprache schon nicht unbekannt war. — 2) Zur Umschreibung des Fut. ward wieder das Verbum habere benutzt. Im Einklänge mit der Vergangenheitsformel hätte man das Fut. des passiven Part, wählen können: habeo cantandum aliquem 'ich habe einen (von mir) zu besingenden' würde mit demselben Rechte die Meinung 1 ich werde einen besingen' ausgesprochen haben. Allein die lat. Syntax selbst gewährte hier eine bequemere Aushülfe durch das mit dem Inf. verbundene habere, eine auch dem Griechen bekannte Construction, die vielleicht der Volkssprache geläufiger war als der Schriftsprache. Beispiele aus dem Mittelalter liefert Ducange 1. c. Die Formel habeo audire ist genau so viel als habeo audiendum oder habeo quod audiam ' ich habe zu hören, muss hören' (Voss. Arist. 7, 51); wie nahe dies aber dem Hörenwollen, Hörenwerden liege, ist fühlbar. In formeller Beziehung wiederholte sich hier nur ein Vorgang, den man in der Sprachgeschichte mehrfach bemerkt: das Hülfsverbum, nachdem es zum Formwort geworden, wuchs als Suffix allmählich mit dem Inf. zu einem einzigen Producte zusammen, welches unter dem Scheine eines einfachen Tempus das lat. zum Theil durch eine ähnliche Structur ent-
490
Conjugation. Activum.
[II. 120. 121.
standene Fut. ersetzte (ama-bo aus ama-fuio d. i. lieben werde ich): denn das it. cantero ist nichts anders als eine Zss. von cantar ho. Auf gleiche Weise vermag auch die got. Sprache das Fut. zu umschreiben, indem sie z. B. rcmrjoio mit taujan haba wiedergibt; dasselbe geschieht im Slavischen und in einer der alban. Mundarten. Im Sard. nahm das Hülfsverbum seinen Platz vor dem Inf., daher gieng jene Verschmelzung nicht vor sich; das Fut. von cantai lautet z. B. campidanisch: hapu cantai, nicht cantarhapu\ im Dialect von Logudoro ist der Inf. in dieser Verbindung sogar präpositional: hapo a cantare. Dass das rom. Futur wirklich auf die bemerkte Weise erschaffen sei, dies giebt sich noch zu erkennen 1) durch die übereinstimmende Flexion des Präs. von habere und des neugeschaffenen Fut. 1 ; 2) im It. insbesondere durch das veraltete canteraggio, worin aggio als eine bekannte Nebenform von ho erscheint; 3) im Span., Pg. und Prov. durch die mögliche Trennung beider Bestandtheile: cantar-te-he, cantar-te-hei u. s. w. 2 . Die Formen des Fut. Ind. in den einzelnen Sprachen sind nun: it. canter-o, sp. cantar-e, pg. cantar-ei, pr. chantar-ai, fr. chanter-ai. Das älteste rom. Beispiel findet sich in der ältesten rom. Quelle: salvarai, prindrai; aus dem 10. Jh. ist das vom Geschichtschreiber Aimoin dem Kaiser Justinian in den Mund gelegte daras für dabis; andre alte Beispiele s. Chx. I, 71, Rom. Gramm. IV.Buch 1. Abschn., 9. Cap. §. 6. — Vermöge derselben Methode schuf man ferner mit hdbebam ein zweites Tempus, das seiner Bedeutung nach ungefähr dem lat. Impf, des Conjunct. entspricht. Auch diese Zss. verschmolz zu einer einzigen, doch etwas unkenntlicheren Bildung: it. canter-ia (für -avia), sp. pg. ccmtar-ia, pr. chantar-ia, fr. chanter-ais. Eine dritte, gleichbedeutende Zss., mit dem Perf. habui, gehört ausschliesslich der it. Grammatik ; die daraus hervorgegangene Form ist canter-ei. Eine vierte derselben Bedeutung, mit habuissem, haben it. Mundarten z. B. die mail. errungen, denn was ist cantaress, -esset, -ess, -essem, -essef, -essen anders als cantar-avess = cantare habuissem ? — Keinen Theil an diesen Zss. mit habere nimmt das Churw. und das Wal.: jenes gewinnt das Fut. mittelst venire: veng a cantar; dieses mittelst velle: voiu cy.ntä. Bei der Gestaltung der rom. Conjug. ist ausser dem Untergange mehrerer Tempora und dem Wiederaufbau derselben in einem andern
1) Abweichend im Wallon., z. B. Inf. stope, Fut. stopret, Praes. des Hülfsverbums a: dagegen Conditional stopreu übereinstimmend mit dem Impf, aveu des Hülfsverbums. 2) Der erste, welcher diese Entstehung des Fut. erkannte, war nach Blanc, It. Gramm. 360, Antonio de Nebrija (1492). Später machte Castelvetro dieselbe Beobachtung. Unbegreiflich, wie Gayangos, Calila e D. p. 5 Note, das conditionale amar-ia noch aus amar-y-a, y nämlich = fr. y, deuten konnte.
II. 1 2 1 - 1 2 3 . ]
Conjugation. Activum.
491
Stil noch die verschobene Bedeutung d. h. der Ubertritt aus einer Zeit- und Modusform in die andere zu | erwähnen. Die Ursache dieser wichtigen Änderung liegt vornehmlich darin, dass manche Tempora durch das unvermeidliche Umsichgreifen der umschreibenden Methode nun doppelt vorhanden waren, in synthetischer wie in analytischer Gestalt; letztere gewann vermöge ihrer sinnlicheren Bezeichnung die Oberhand und verdrängte einen Theil der einfachen Tempora aus ihrer Stelle. 1) Das Impf. Conj. schien wegen seiner minder ausdrucksvollen Flexion, wie oben bemerkt, nicht ferner anwendbar; an die Stelle dieser Zeitform rückte nun das durch seinen umschreibenden Nebenbuhler vertriebene Plusq. desselben Modus ein, cantassem galt = cantarem, und ein altrom. Grammatiker, Faidit, hat ihm diesen Namen gelassen. Im Wal. allein behauptete es sich auf derselben Zeitstufe, trat aber in den Ind. über, nachdem eine Lücke daselbst entstanden war 1 . — 2) Das Plusq. des Ind. lebt im Span., Pg. und Prov. fort, doch mit schwankender Bedeutung: im Altsp. und Pg. erfüllt es nebenher, im Neusp. und Prov. ausschliesslich die Bestimmung des Impf. Conj., die Bedeutung 'ich hatte gesungen' trat über in die B e d e u t u n g ' i c h würde singen'. — 3) Das nur in den südwestlichen Sprachen heimische Fut. exactum ward als ein Fut. des Conj. benutzt. — 4) Wenn unter den Zss. mit habere das Präs. cantare habeo den Sinn ausdrückte ' i c h h a b e die Absicht zu singen', so wäre dem Impf, cantare habebam folgerichtig der Sinn zugekommen ' i c h h a t t e die Absicht zu singen', allein der Gebrauch entschied für den Sinn 'ich h ä t t e die Absicht zu singen, ich würde singen', und der Ubertritt jener Aussage aus dem Modus der Wirklichkeit wird nach den oben angeführten Beispielen nicht weiter befremden. Uber den Namen dieses neuen Tempus ist man nicht einverstanden. Man könnte es Fut. imperfectum nennen: entspricht es j a doch in seiner Bedeutung | der lat. aus einem Fut. und einem Impf, bestehenden Tempusformel cantaturus essem. Die Praxis aber hat sich vorwiegend für den Ausdruck Conditional (it. futuro condizionale, sp. condicional, fr. conditionnel) ausgesprochen, weil es im Bedingungssatz eine Rolle spielt; und wiewohl dieser Name nichts weniger als zutreffend ist, da es eigentlich einen Wunsch ausdrückt und darum auch von den ältesten rom. Grammatikern, wie dem Provenzalen Faidit, Optativ genannt wird, so wollen wir doch in Erwägung, dass die uns überlieferte und allgemein anerkannte römische Terminologie an ähnlichen Gebrechen leidet, dabei stehen bleiben. — 1) Die lat. aus dem Inf. gebildete Nebenform des Perf. Conj. -ssim (locassim für locaverim) kann keine Ansprüche auf das rom. Impf. Conj. machen, da die starke Conjug. dies verbietet: it. avessi würde sich zwar aus habessim herleiten lassen, nimmer aber sp. hubiese, pr. agues, wal. avusem.
492
Conjugation. Activum.
[II. 123. 124.
5) Endlich ward dem Ger. das Amt des Part. Präs. zugewiesen, was dessen Ausfall im Gefolge hatte. — Ausser der Verpflanzung der Tempora ist von grossem Einfluss auf die Gestaltung der Conjug. die Anbildung einer Form an eine andre gewesen. Nicht allein einzelne Personen wurden nach entsprechenden Personen andrer Tempora gemodelt, ganze Tempora borgten die Gestalt entsprechender Tempora. Diesen Vorgang bemerkt man in allen Bezirken des Gebietes, hier mehr, dort minder häufig; ganz nah liegende Mundarten sind in diesem Puñete oft sehr verschiedenen Sinnes. Bereits das älteste Mlatein gieng hierauf ein: wenn sich Schreiber der L . Sal. pendiderit, incendederit erlaubten, so muss ihnen vendiderit oder ein ähnliches vorgeschwebt haben. Vergleichende Übersicht der einfachen und zsgs. Tempus- und Modusformen. 1) einfache: lat. canto cantabam cantavi cantaram cantato cantaro cantem cantarem cantarim cantassem canta cantare cantando cantans cantatus
it. canto cantava cantai —
span. canto cantaba canté cantara
— —
canti
—
cantare cante
—
prov. chanti chantava chantei chantera
VScanto cantava cantei cantata —
—
cantar cante
—
— —
—
—
chante
—
wal. cunt cuntam cuntai
franz. chante chantais chantai
cunt
chante
—
—
—
—
—
—
cantassi canta cantare cantando cantante cantato
cantase canta cantar cantando cantante cantado
cantasse canta cantar cantando cantante cantado
chantés chanta chantar chantan chantans chantat
—
chantasse chante chanter chantant chantant chanté
cuntasem, | cunte cunta cùntund cuntat
2) zusammengesetzte : lat. ital. cantare cantero habeo cantería cantare habebam cantare canterei habui
span. cantaré
Pgcantarei
prov. chantarai
franz. chanterai
cantaría
cantaría
chantaría
chanterais
—
—
—
wal.
—
F o r m e l l e Z ü g e . — 1. In der P e r s o n a l f l e x i o n kommen, wie sich versteht, ungefähr dieselben Lautgesetze oder Lautübergänge in Anwendung, die man auch ausserhalb der Wortbiegung bemerkt. Diese Fälle mögen hier kurz zusammengeiasst und mit einigen Beispielen aus der volksmässigen Latinität belegt werden. Die Behandlung des Vocals a ist höchst ungleich und kann hier noch nicht zur Erörterung kommen. I verwandelt sich gewöhnlich, sofern es nicht a u s f ä l l t , i n e: it. cantate
(cantatis),
pose (posuit),
sp. cantades vrlt.,
sientes
(sentis) etc.; doch bleibt i auch zuweilen, besonders um der Unterscheidung willen, unangetastet. U tritt meist in o über: it. cantiamo (cantamus),
cantarono
(cantarunt);
sp.
tememos
(timemus),
cantaron\
II. 124—126.]
Conjugation. Acti'vum.
493
pr. agron (habuerunt) und noch mehr geschwächt agren, fr. eurent; wal. ctuzire (audierunt). Urkunden und Inschriften früherer Jahrhunderte lassen diese Verdunkelung der tonlosen Vocale i und u bereits merken ; man liest z. B. noavsre (posuit) im 4. Jh. (Lanzi, Ling. etrusc. I, 425), cepet, ceset (gessit), vicet, fecet (Struve, Lat. Deel. u. Conjug. S. 154), erriet, fecet (Reines. Inscr. in ind. gramm. e pro i); dederont, probaveront erwähnt Quintilian 1, 4, 16 als veraltet, und ersteres zeigt sich auch auf einer Inschrift (vgl. Gruter und S. 139); (peixaegofi (fecerunt) findet sich in einer sehr alten Urkunde (Maffei, Istor. dipl. p. 166). Die Flexionsconsonanten sind m, s, t, n. Ausl. m wird in der Conjug. wie in der Deel. | abgestossen; der Walache ist der einzige, der es noch duldet. Lat. Beispiele dieses Wegfalls sind attinge, reeipie für attingam, reeipiam, bei Festus (vgl. Schneider I, 307). In der Behandlung des s scheiden sich die Sprachen; die westlichen erkennen es in der 2. Person beider Numeri an: sp. pg. cantas, cantais (cantas, cantatis), pr. chantas, chantatz, fr. chantes, chantez ; die östlichen nicht : it. canti, cantate, wal. cyntzi, cyntatzi. In der 1. PI. wird es theils bewahrt, theils bei Seite gesetzt; sp. pg. cantamos, altfr. chantomes, it. cantiamo, pr. cantam, wal. cyntçm. Vgl. über m und s S. 409. 410. Ausl. t erleidet Wegfall: it. cantava (cantabat) etc., nur der Franzose ist ihm geneigt, wiewohl er diesen Auslaut sonst nicht begünstigt, daher chantait, chantât. Dieselbe bereits im volskischen und umbrischen fasia façia = lat. faciat vorliegende Apocope darf man wenigstens als eine parallele Erscheinung citieren. Aber auch im älteren Latein trifft man dede für dedit, später fece für fecit (Corssen). In einer vaticanischen Hs. der Lex Longob. bemerkt man dieselbe Beeinträchtigung des t häufig (Pott, über longobard. Ges.) Andere lat. Denkmäler geben diesen Wegfall wenigstens nach m zuerkennen: exposuerun hat eine Inschrift des 5. Jh. (Lanzi I. 423), anderswo kommt fecerum und ähnliche vor (Grut. in ind. gramm.), tpeimego/n ward oben schon erwähnt. Solchen Wegfall des t nach n im Verbum haben wir auf eigenem Gebiete erfahren, denn unser geben 3. PI. lautete früher gébant. Inl. t unterliegt einer sehr verschiedenen, von den besondern Lautregeln jeder Sprache abhängigen Behandlung, ^"behauptet sich oder tällt nur in Nebenformen aus: it. cantarono cantaro, pr. chanteron, chantero ; dieser Ausfall erinnert an das inschriftliche dedro = dederunt, it. diedero. 1 Weit verbreitet erscheint auf dem Boden der altitalischen Sprachen der Abfall des ausl. t von Verbalformen. Die des PI. Hessen dann nach Abfall des t den in den Auslaut gerückten Nasal n schwinden'. Corssen I, 184. 2. Ausg. Der einzige Dacoromane verwirft w nebst dem folgenden t: cuntarç, cytntase etc. — Dies ist ein allgemeiner Umriss der Schicksale lat. Flexionsbuchstaben; genauere Ausführung muss auf die Abhandlung der einzelnen Sprachen verspart werden. Ungeachtet | so grosser
494
Conjugation. Activum.
[II. 126. 127.
Schwächung der Flexion unterscheidet der Romane wenigstens auf dem südlichen Theile des grossen Gebietes Person und Numerus noch immer mit ziemlicher Genauigkeit auf dem Wege der Biegung: das Personalpron. ego etc. ist daher kein unentbehrlicher Begleiter des Verbums. Wie nahe tritt das sp. Präs. zumal in seiner frühern Gestalt noch seinem Vorbild: amo, amas, ama, amamos, amades, amanl Die südwestlichen Sprachen scheiden am sorgfältigsten, doch geben ihnen die östlichen wenig heraus; auf der untersten Stufe steht die neufr., welche daher jenes Pron. nicht missen kann. Den grössten Schaden verursachte der Wegfall des ausl. m und t, welcher das häufige Zusammentreffen der 1. und 3. Sg. im Gefolge hatte; der bekannte Verlust der Quantität Hess den Imper. mit Präsensformen zusammenfallen: so it. ama (ama) = ama (amát). 2. Strenge Beobachtung des ursprünglichen A c c e n t e s ist der rom. Conjug. fremd, doch folgen die einzelnen Sprachen sehr abweichenden Grundsätzen. Folgende Puñete sind die wichtigsten: 1) Hat das Präs. im Latein den Ton auf der drittletzten, so rückt er auf die folgende fort; nur Italien unterwirft sich dieser Regel nicht (Beispiele unten). 2) Die 1. und 2. PI. des Präs. Ind. betont stets den Ableitungsvocal, auch wenn er im Lat. kurz ist: credímus creditis, tendímus tenditis lauten rom. credemus credetis, tendemus tendetis \ nur wenige, wie dicitis, facitis behielten, nach it. dite, fate, fr. dites, faites zu schliessen, in einigen Sprachen den Ton auf dem Stamme. Im Wal. werden wir eine weiter greifende Ausnahme bemerken. 3) Im Perf. Ind. schiebt die 1. PI. den Ton umgekehrt von der drittletzten auf die vorletzte: it. facémmo (feetmus), sp. hicimos, pi\ fezem, altfr. fesimes. Indessen gilt dies nicht ohne Einschränkung: treffen sich zwei Vocale, so kann der erste den Ton wieder an sich ziehen: so it. cantámmo, sp. cantamos, pr. chantém, fr. chantámes aus cantáimus für cantávimus; ferner it. fummo, (sp. fuimos), pr. fom, fr. fümes aus futmus und ähnliche Fälle. Die 3. Pers. zieht in den meisten Sprachen den Accent von der vorletzten auf die drittletzte zurück: man spricht it. fécero (fccerunt), pr. dölgron (doluerunt), fr. tinrent (tenuerunt), wal. tfcúrf (tacuerunt). Es ist schon öfter angemerkt worden, | dass römische Dichter das lange e kurz gebrauchten: steterunt, abstulerunt, defuérunt (andre Beisp. in Voss. Arist. 2, 21); man könnte daraus folgern, dass die gemeine Aussprache diesem Kürzen geneigt gewesen. Doch ist es nicht einmal gemeinrom., da Spanier und Portugiesen sich dessen fast ganz enthalten, denn sie sprechen hicieron = fecérunt, hubieron — habuérunt. 4) Die 1. und 2. im PI. des Impf. Conj. (lat. Plusq. Conj.) zieht den Ton in den östlichen und südwestlichen Sprachen gleichfalls um eine Silbe zurück: it. cantássimo cantaste, wal. cuntásem cuntásetzi, sp. cantásemos
II. 127. 128.]
Conjugation. Passivum.
495
cantäseis, dagegen pr. chantessem chantessetz, fr. chantassiöns chantassiez (cantavissemus, etis). 3. Ein der lat. Grammatik fremder Gebrauch ist die Dipht h o n g i e r u n g des Stammvocals, wenn dieser e oder o, selten wenn er i oder u ist. Sie geschieht nach allgemeinen in der Lautlehre entwickelten Regeln, hat aber in der einen Sprache mehr, in der andern weniger Ausdehnung gewonnen. Das Nähere soll weiter unten ausgeführt werden. Der Ablaut dagegen, den die Grundsprache bereits vorschrieb, ist allen Mundarten gemein und hat in einigen, wie der sp. und pg., wichtige Fortschritte gemacht; dieses Mittel innerer Flexion muss überall, wo es wirksam ist, als ein Vorzug angesehen werden. Auch die A t t r a c t i o n , welche dieselben Vortheile bietet wie der Ablaut, hat in die Biegung des Verbums, wenn auch in weit geringerem Masse, eingegriffen. 2. PassiTum. Die Flexion dieses Genus ist untergegangen; nur das Part. Perf. (denn das Fut. ist ganz in die Reihe der Adj. getreten) hat sich erhalten und wird, wiewohl es bereits zum Ersätze verschiedener activer Tempusformen dient, mit Hülfe des Verbums esse auch noch zur Bildung des ganzen Passivs verwandt. Zu dieser Umschreibung musste die lat. Sprache selbst die Aufforderung geben, da sie die Tempora der Vergangenheit auf dieselbe Weise ersetzte. Das Hülfsverbum hat auch hier die formelle Bestimmung, Person, Numerus, Tempus und Modus auszudrücken, das Part, liefert den Inhalt, behauptet aber, anders als im Activum, seine Rechte als Adj. d. h. es gibt Genus, Numerus und | Casus (Nom.) an sich zu erkennen. Der Begriff der Zeit ist jedoch in der neuen Sprache von ihm gewichen: amatus heisst schlechtweg 'der Liebe theilhaftig', amatus sum bedeutet daher nicht mehr ' ich bin einer, der geliebt worden ist', sondern Cich bin einer, der geliebt wird, ich werde geliebt' und entspricht dem Präs. amor\ ebenso amatus eram Cich ward geliebt' = amabar, nicht ' ich war geliebt worden'; amatus fui ' ich bin geliebt worden' = amatus sum\ amatus ero 'ich werde geliebt werden' = amabor und so auch im Conj. Ausser esse werden auch noch andre Verba, die einen allgemeinen Zustand, ein sich Verhalten oder Befinden oder ein Werden ausdrücken, auf gleiche Weise zur Umschreibung des Passivs verwandt. Fast überall dient dazu stare. Im Churw. ist venire, construiert wie esse, das eigentliche Bildungsmittel: veng ludaus = laudor, vegniva ludaus = laudahar, sunt vegnieus ludaus = laudatus sum; und da es zugleich zur Umschreibung des Fut. gebraucht wird, so kommt es an dieser Stelle des Passivs gleich dem deutschen 'werden' doppelt
496
Conjugation. Flexionsarten.
[II. 128. 129.
vor: veng a venir ludaus 'ich werde gelobt werden'. In den nördlichen Dialecten Italiens findet sich fieri zu dieser Umschreibung verwendet. Bei Bonvesin z. B. fi asalio (wird angefallen), fin sustentai (werden unterhalten), fiva digio (ward gesprochen). Über den wal. Ausdruck des Passivs durch das Reflexiv sehe man unter der Conjug. dieser Sprache. Wenn das Passivum erlosch, so hatte das D e p o n e n s kein besseres Schicksal zu erwarten. Jene Mundarten haben viele Deponentia beibehalten, sie aber in active Form umgesetzt; das älteste Mlatein, z. B. die L. Sai. (Pott 142), gibt häufige Proben. Auch das ältere Latein brauchte deren noch viele in der nämlichen Form: dahin gehören, um nur solche anzumerken, die sich in den Tochtersprachen noch vorfinden, fabulare, jocare, luctare, nascere, eonsolare, nach Priscian (ohne Beleg) auch dignare, mentire, partire, precare, testare. Um so leichter musste es dem von der Schriftsprache sich lossagenden Volksdialecte werden, sämmtliche Verba dieser Art der bemerkten Verwandlung zu unterwerfen, wobei es nur darauf ankam, ihnen ein neues Perf. zu schaffen. So ward nun aus nascor, natus sum, nasci it. nasco, nacqui, | nato, sp. nazco, naci, nacido, fr. nais, naquis, né\ aus sequor, secutus sum, sequi it. seguo, seguii, seguito, sp. sigo, segui, seguido, fr. suis, suivis, suivi. — Auch die Semideponentia (Neutropassiva) müssen ihre passivischen Tempora mit neugeschaffenen activischen vertauschen oder sie fallen lassen. Gaudeo gavisus sum lautet it. godo godei, soleo solitus sum, it. soglio ohne Perf., denn solito ist Adj., solei eben so unstatthaft wie ein pr. sole. 3. Flexionsarten. Wenn wir das Perf. der rom. Conjug. in seinen verschiedenen Gestaltungen betrachten, so tritt uns ein auffallender Unterschied, ein vollendeter Dualismus der Flexion entgegen. Gehen wir von Italien aus, so bemerken wir, dass dies Tempus theils auf die Charaktervocale des Inf., wie in cant-ài, vendéi, partii, theils aber in der Art gebaut ist, dass diese Vocale ganz aus dem Spiele bleiben und dem Stamme oder Thema entweder unmittelbar die Personalendung, wie in vid-i, oder vorher noch ein anderes Element angefügt wird, wie in pian-s-i, par-v-i, tacq-u-i. Der Hauptunterschied zwischen beiderlei Flexionsarten besteht aber darin, dass in jener die Flexion (eigentlich der vorausgehende Vocal), in dieser der Stamm betont ist. Wie ganz verschieden klingen vendéi und piànsi, vendérono und piànsero! Die Betonung des Stammvocals wird freilich der Naturanlage dieser Mundart gemäss nicht durch alle Biegungen des Perf. durchgeführt und findet nur in drei Fällen (piansi, pianse, piansero) statt, aber sie beherrscht in einer der übrigen Mundarten noch ein anderes Tempus (pr. féira — feceram) und wiederholt sich im Part.
II. 129—131.]
Conjugation.
Flexionsarten.
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Prät. Das hinzutretende Element aber waltet (nur nicht im It.) durch alle vom Perf. stammenden Zeitformen: sp. puse, pusiese, pusiera, pusiere, pr. ars, arses, arsera; poc, pognes, pogra, fr. mis, misse, wal. prinsei, prinscasem. Dass diese Flexionsmethode ihren Grund habe im Latein, verstellt sich, wiewohl die Tochtersprachen in der Anwendung derselben grosse Eigenthümlichkeiten entwickelt haben: namentlich entschied der Accent hier Alles. D i e Grundsprache formte das Perf. ursprünglich entweder durch ßeduplication, wie in cucurri, oder | durch Abänderung des Wurzelvocals wie in feci. Um aber das Zusammentreffen mit dem Präs., wenn Vocalveränderung nicht statthaft war, zu verhüten, setzte sie den Verbalstamm mit dem Perf. des verb. substant. (esi) zusammen, wie in sum-si, man-si. Alle diese sind Wurzelverba. Die abgeleiteten wurden mit einem andern Hülfsworte, vi für fui, zsgs., welches sich auch den langen Vocalen ä, e, i anschloss, wie in amä-vi, dele-vi, audi-vi. Aber dies Suffix trat auch in der Form ui unmittelbar an Wurzelverba, wie in col-ui, tac-ui, aper-ui. Die alten Grammatiker haben aus den abgeleiteten Verbis die 1. 2. und 4. Conjug., aus den ursprünglichen die 3. gebildet, wobei aber viele Ausnahmen vorkamen, da man sich von der Gestalt des Inf. leiten liess. Nicht so glücklich ergieng es den Wurzelverbis, die der Sprache zu wesentlicher Zierde gereichen, in der rom. Grammatik. Hier wurden sie von den übrigen, die man ausschliesslich die regelmässigen nannte, abgesondert und als unregelmässige behandelt. Dass man sie absonderte, war recht; dass man sie unregelmässige nannte, war unrecht; wenigstens kann die historische Grammatik diesen Gesichtspunct nicht anerkennen, da sie gleichfalls regelmässig sind und nur in kleinere Gruppen zerfallen. Sie sollten im System den sogenannten regelmässigen vorangehn; wir lassen sie, um uns nicht zu weit vom Herkömmlichen zu entfernen, ihnen nachfolgen. Nur über die Namen beider Gattungen kann man verlegen sein. Ursprüngliche und abgeleitete oder alte und neue Form würde mehr ihr historisches Verhältnis als ihren sprachlichen Character bezeichnen. Stammbetont und flexionsbetont sind Ausdrücke, die wir auf das Accentverhältnis aller Conjug. und Tempora anwenden müssen, nicht auf das hier besprochene einschränken können. In der ersten Gattung geht die Biegung, w i e wir sahen, durch Ablaut an dem Wurzelvocale selbst oder durch ein die Wurzel verstärkendes Suffix vor, die Personalendung wird unwesentlich und fällt in einigen Sprachen w e g , so dass bloss dieser verstärkte Stamm übrig bleibt, wie im pr. aucis von occidit, dolc von doluit, it. uccise, dolve dolse; in der zweiten Gattung wird die Flexion durch den Accent in ihrer Vollständigkeit geschützt. Man könnte jene also mit gutem F u g die intensive, diese die extensive Flexionsart nennen, | wären die Ausdrücke nicht schwerfällig. Bessere führt uns die dtsch. Grammatik Diez 1-omau. Gramm., II. 5. Aufl. 32
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Flexionsarten.
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zu. Hier ist die Urconjug., weil sie durch Ablaut in der Wurzel selbst geschieht, die s t a r k e , die abgeleitete, weil sie der Compositum bedarf, die s c h w a c h e genannt worden. Nun ist zwar der Bau der dtsch. und der lat. Urconjug. in so weit verschieden, als die letztere in ihrem zweiten Stadium, gleich der dtsch. schwachen, Hülfsverba wie fui oder esi, in sich aufgenommen, allein ihr eben bemerkter, im Rom. noch mehr als im Lat. hervortretender intensiver Charakter erwirbt ihr eben sowohl den Namen einer starken, und in der That ist er ihr von verschiedenen Seiten beigelegt worden. Hat aber die vergleichende Grammatik die Ausdrücke starkes Perf. oder starkes Verbum für die rom. Ursprache anerkannt, so wäre es ein wissenschaftlicher Rückschritt, da die grosse in der Conjug. waltende Scheidung auch in den Tochtersprachen handgreiflich fortbesteht, bei der hergebrachten Mode verharren zu wollen. Die andre mehr in die Breite gehende Flexion nennen wir entsprechend die schwache. Es soll, um dies nochmals auszusprechen, mit dieser Terminologie nicht behauptet werden, als sei die lat. oder rom. starke und schwache Form von demselben Gepräge wie die dtsch.; es gilt uns nur um einen Ausdrück, der etwas Verwandtes bezeichnet. Etwas Verwandtes ist es auch, dass sich auf beiden Gebieten die beiden Flexionsarten am entschiedensten im Perf. und in demjenigen Part, aussprechen, welches die neuen Sprachen zur Umschreibung der Tempora verwenden; so wie dass neue Verba sich nur in schwache Formen kleiden. Das einfache Zeichen beider Flexionsarten also ist im Rom., dass die 1. und 3. Singularpers. des Perf. (letztere am durchgreifendsten) in der starken stammbetont, in der schwachen flexionsbetont ist. Die Wichtigkeit des Accentes, der einen so grossen Antheil an der Bildung der neulat. Sprachen hat, bethätigt sich, wie bemerkt, auch hier. Verpflanzt eine derselben den Accent, so beraubt sie sich selbst des starken Zeitwortes: dies ist in grossem Masse im Franz. und Wal. geschehn. Auch das Perf. des Part, kennt beide Formen, die aber mit der des Perf. Ind. oft nicht übereinstimmen, z. B. it. crebbi (stark), cresciuto (schwach); morii (schwach), morto | (stark): in diesem Falle lassen wir allein das Perf., dessen Verzweigung mit andern Zeitformen seine Wichtigkeit erhöht, entscheiden. Widersprüche in der Flexion kommen auch in den lat. Stammverben vor. 1. S c h w a c h e F l e x i o n s a r t . — Die drei Conjug. mit den Inf. are, ere, vre finden sich in den neuen Sprachen wieder. Die J-Conjug. mus8 auch hier die 1. genannt werden, die -E-Conjug. die 2.; letztere besteht jedoch im Rom. allein aus eingetretenen starken Verbis, wie it. temere (timere), wogegen schwache, wie delere, ausgetreten sind. Da aber auch viele starke Verba mit kurzem e schwach
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geworden, so rechnet man diese gleichfalls zur 2., so dass sie Inf. mit langem und kurzem (im Südwesten nur mit langem) e zählt. Die /-Conjug. endlich bildet hier die 3. Für diese müssen zwei Classen angenommen werden, eine reine oder einfache und eine gemischte. Letztere, die nur dem Südwesten unbekannt ist, schiebt im Präs. aller drei Modi die Silbe isc {esc) zwischen Stamm und Flexion, z. B. it. fior-isc-o und mit abgestossenem Endvocal pr. flor-isc, fr. fleur-is, wal. flor-esc\ die 1. und 2. PI. bleiben der einfachen Flexionsart gewöhnlich getreu. Der Ursprung dieser Biegung aus dem lat. Inchoativum liegt am Tage; ihre Einmischung erklärt sich aus dem Streben nach ausdrucksvollerer Form, welches sich überall, wo Gelegenheit gegeben war, thätig zeigte. Zahlreichen Verbis der 2. lat. nämlich standen Inchoativa zur Seite: ihre flexionsbetonten Formen setzte der Sprachgenius an die Stelle der stammbetonten, um die Flexion deutlicher hervortreten zu lassen: man conjugierte von clarere, flor ere, stupere rom. das Präs. claresco, floresco, stupesco statt claro, floro, stupo, und schlug endlich diese Verba mit vielen andern der 2. zur з. (der 4. lat.); allmählich gesellten sich ihnen verschiedene ungleichartige zu. Die erste Classe enthält nur lat. Wörter zum Theil selbst aus der 2. und 3.; die zweite grossentheils fremde oder aus lat. Stoffe neu geformte; mehrere derselben nehmen an beiden Biegungsarten Theil, worunter fremde wie it. forbire, impazzire, pr. gequir, gurpir. Im Franz. hat die Inchoativ¡form auch noch andere Tempora als das Präs. ergriffen. — Bei den einzelnen Zeitformen sind vorläufig folgende Puñete zu beachten. Das P r ä s e n s geht gewöhnlich in seiner Regelmässigkeit so weit, dass es die Charaktervocale e und i (Ind. eo, io, Conj. eam, iam) ganz unterdrückt: it. godo goda (gaudeo, gaudeam), temo, tema (timeo, timeam), sentó senta (sentio, sentiam), sp. temo tema, siento sienta etc. Doch sind sie in einzelnen schwachen Zeitwörtern stehen geblieben und bilden eine kleine Abweichung vom Paradigma. Das I m p e r f e c t der 2. Conjug. beobachtet nur im Osten den Vocal e (it. taceva, wal. tfeeam), im Südwesten und im Prov. folgt es der Form der 3. (podia). Die ursprüngliche Form der 3. (lat. 4.) iebam hätte sich durch ieva iea darstellen können; indessen ist das dafür üblich gewordene iva oder ia nicht schlechter als die im ältern Latein und selbst bei den classischen Dichtern vorkommende Contraction ibam, wie in audibam, nutribam, seibam, servibam, vestibam и. a. (s. Voss. Arist. 5, 34). Die Flexion des P e r f e c t s avi, evi, ivi erfuhr überall und schlechthin Syncope des vl, die im Latein, nur in der 2. Sg. und in 1) Altit. wird doch zuweilen v zwischen zwei i geschrieben, wie in dipartivi, auch bei Dante audivi Inf. 26, 78, givi Pg. 12, 69, nach Nannucci Lett. ital. I, 54. 108 ein baarer Latinismus.
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der 2. und 3. PI. der 1. und 2. und durch das ganze Perf. der 3. Conjug. stattfand : it. amai amasti, temei temesti, sentii sentisti, sp. amé amaste, sentí sentiste etc. Die Charakterform der 2. war evi, allein nur der Italiener hat sie durchgeführt in dem syncopierten ei, die andern bilden dies Tempus meist nach der 3. Das P a r t i c i p der 1. und 4. lat. atus, itus ward mit ato, ito und entsprechenden Formen treu wiedergegeben. Wie sollte sich aber das der 2. gestalten, für welches gleichfalls ein langer Vocal erforderlich war? Folgerichtig wäre eto gewesen, allein die Grundsprache bot nur wenige Fälle mit ëtus und selbst diese wenigen waren durch Ubertritt in die I-Conjug. (it. empito von impletus, pr. délit von deletus) verloren gegangen. Man | ergriff daher das aus uitus contrahierte ütus, an welches das Ohr durch eine weit grössere Zahl von Beispielen gewöhnt war (argutus, consputus, consutus, dilutus, imbutus, indutus, minutus, secutus, solutus, statutus, tributus), wiewohl der Vocal dem des Perf. (e oder i, nur wal. u) widerspricht. Im Mlat. kommt es auf andre Verba angewandt sehr frühe zum Vorschein: incenduta L. Sal. cod. par. tit. 75, pendutus L. Alam., forbattutus Decr. Childeb. um 595, decernutum Urk. v. 761 Mur. Ant. III, 759, sternutus für stratus um 790 Mur. Script. II, 2, 1095, reddutus Urk. v. 796 Mur. Ant. III, 1015. Spanier und Portugiesen gaben das Part, udo später wieder auf und wählten hier, wie beim Perf., die Form der 3. ido. Umbildung aus einer schwachen Conjug. in eine andre schwache hat viele lat. Verba bei ihrem Ubergang ins Rom. getroffen, ein Vorgang, der kaum ausbleiben konnte und hier nur angedeutet werden soll. Einige Beispiele sind: lat. cambire, it. cambiare etc.; catulire, fr. chatouiller ; grunnire, it. grugnare; pavire, fr. paver ; tussire, fr. tousser-, bombitare, fr. bondir; pigrare, it. pigrire; tinnitare, altfr. tentir. Nicht Uberall freilich ist man sicher, ob nicht ein Nomen den Ubergang vermittelte, was z. B. bei cambiare, da hier noch ein Subst. cambio, mlat. cambium, vorliegt, sehr wohl möglich ist. 2. S t a r k e F l e x i o n s a r t . — Hier ist gleich zu bemerken, dass diese Flexionsart wesentlich gelitten hat theils durch Mischung mit der schwachen, theils durch Ubertritt in dieselbe. 1) Mischung hatte schon im Lat. tief eingegriffen, indem zahlreiche starke Verba einzelne Tempora nach der 1. 2. und 4. Conjug. formten. Dass diese Umformung auch auf die Tochtersprachen vollen Einfluss übte, lässt sich denken. Es ist hierbei zu erinnern: a) Mischung mit der 1. ist im Latein minder üblich: sie liegt z. B. vor in den Inf. crepare, cubare, fricare, juvare, lavare, piteare, secare, sonare, tonare, vetare. Im Rom. ward hier die starke Form von der schwachen schlechthin ver-
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Conjugat.ion. T'lcxionsarten.
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drängt, der Italiener flectiert suonai, suonato, der Spanier soné, sonado, der Franzose sonnai, sonné; aber freilich einige dieser Verba besassen schon im Lat. Doppelformen, eine | schwache neben einer starken, b) Sehr üblich ist Mischung mit den Formen der 2. Conjug., so dass Perf. und Supinum stark, Präs. und Inf. schwach gehen; doch bezeugen mehrere Nebenformen beider letztern die ursprüngliche rein starke Biegung: so findet man neben ferveo fervere, frendeo frendëre, fulgeo fidgëre, oleo olëre, strideo stridere, tergeo tergere auch fervo fervere, frendo frendëre etc. ; von ridere kann das Compos. irridere kurzes e haben, und das auf einer Inschrift vorkommende tondo für tondeo scheint wenigstens volksüblich gewesen zu sein; ob sorbo für sorbeo gesagt ward, ist ungewiss (Struve, Lat. Deel, und Conjug. 188—194); von respondëre gibt es gleichfalls Beispiele (Voss. Arist. 5, 35). Im Rom. haben dergleichen Verba gewöhnlich die Form mit kurzem e, vgl. it. fervere, fülgere, ridere, assórbere, rispóndere, stridere, tèrgere, fóndere-, pr. rire, respondre, térser, tondre-, wal. fearbe, ry.de, rçspunde, tunde, c) Mischung mit der 4. zeigen aperire, fuleire, salire, sentire, sepelire, venire, vincire u. a. Diese behaupten entweder ihre starken Formen, so weit sie dieselben im Lat. besitzen, wie aperire, venire, im It. auch noch fuleire, sepelire, oder bekennen sich, wie salire und sentire, ausschliesslich zur vierten. — 2) Umbiegung der starken in die schwache Form hatte sich vermuthlich schon im Latein nicht selten ereignet, lässt es sich auch nur noch in wenigen Fällen nachweisen; in den Tochtersprachen aber griff diese mit dem wohlbekannten Streben nach Ausgleichung der Flexionen zusammenhängende Reform ungemein um sich. Auch die dtsch. Sprache hat dadurch gelitten. Am meisten ist der Italiener noch der starken Biegung geneigt, gänzlich abhold ist ihr der Spanier und Portugiese, a) Zur 1. Conjug. traten nur wenige starke Verba über: consumare it. etc. von consumere ; fidare it. etc. von fidere (von fidus abgeleitet würde es statt 'anvertrauen' eher die Bed. 'treu machen' entwickelt haben) ; mear sp., mijar pg. von mejere (aber mejare schon von einem lat. Grammatiker erwähnt; s. S. 15) ; menovare, it., menguar sp., diminuer fr. von minuere, s. Et. Wb.; seerpare it. von discerpere\ torrar sp. von torrere ; tremare it., tremar altsp. von tremere ; auch die altit. spegnare für spegnere und stringare für stringere PPS. Im Franz. sind die Beispiele häufig: | affliger, arguer, céder, consumer, corriger, ériger, négliger, résister etc., allein weit die meisten der so behandelten Verba sind Neulinge, b) Von grösserer Bedeutung ist der Übertritt in die 3. (rom.), welche der 2. schon näher stand, a) Beispiele mit ursprünglich kurzem e : it. cucire (consuere), fuggire, concepire, morire, rapire, seguire, convertire-, sp. cusir, concebir, fingir, frangir, huir {fugere), morir, parir, seguir, convertir; pr. cobir (cupere), fugir, legir,
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Flexionsarten.
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morir, seguir, vertir ; fr. agir, fléchir (flectere), fremir, fuir etc. ; unter diesen sind fugire und morire gemeinrom. (nur pg. morrer) Anzumerken ist dabei, dass ältere römische Schriftsteller moriri haben; auch das pr. cobir und das sp. parir finden sich in den altern lat. Formen cupire und parire für cupere, parere wieder. Inf. zugleich nach der 3. und 4. sind überhaupt nicht unerhört : fodere fodire, linere Unire, saliere sallire u. a. ß) Beispiele mit ursprünglich langem e: it. fiorire, olire, pentire (poenitere), sorbire, sp. lucir, nocir, pudir (putere)\ pr. fiorir, luzir, merir, comonir, penedir, poirir (putrere), sorbir, taizir {tacere)-, fr. fleurir u. s. w. 2 . c) Eine noch grössere Zahl bleibt dem e des Inf. treu und bekennt sich gleichwohl zur schwachen Form ; diese Verba bilden jetzt die 2. rom. Conjug. ; Beispiele nachher im besondern Theile. Bei dieser entschiedenen Hinneigung der Sprachen zu der schwachen Flexionsart ist Übertritt schwacher Verba zur starken Form ein kaum mögliches Ereignis3. Die rom. starken Verba | weisen also immer auf starke lat. zurück; alle neuen Schöpfungen aus römischen oder fremden Stoffen wurden der schwachen Form und mit noch grösserer Beschränkung nur der A- und I-Conjug. angepasst, wie dies auch von Seiten der Römer geschehen war. Nur im nordwestlichen Gebiet lassen sich unter den Verbis 2. Conjug. einige neu geschaffene wahrnehmen. Uber die Grundtempora der starken Flexion ist im besondern noch Folgendes zu merken. Infinitiv. 1) Es wallet eine unverkennbare Neigung, das lange e zu kürzen, nicht allein in den oben angeführten lat. Doppelformen, sondern auch in vielen Fällen andrer Art. Man erwäge it. àrdere, lucere, mòrdere, muòvere, mòlcere, nuòcere, tòrcere (torquere)•, pr. ardre, aerdre (adhaerere), somonre (summonere), mordre, moure, tòrser; wal. arde, adaoge, mulge, toarce. Hierunter sind àrdere, mòrdere, movere, tòrquere mehreren Sprachen gemeinsam. — 2) Dehnung des kurzen e ist selten; gemeinrom. Betonungen sind: cadere, capere, sapere. — 1) Wegen dieses Ubertrittes zur J-Conjug. weist Mussafia, Beitr. zur Gesch. der rom. Spr. S. 12, auf den Einfluss der lat. Präsensbildung hin: it.
capire, fuggire, concepire, rapire wohl zunächst wegen capio, fugio, concipio, rapio. 2) Mlat. resedire, permanire (it. Urk. v. J. 685, Mur. Ant. V, 367), havire (v. J. 721, das. III, 567), avire, possedire (v. J. 703. das. III, 1009, fränk. Urk. y. J. 628, Bréq. n. 67), in den Eidschwüren noch savir et podir, pr. saber, poder. 3) Ein solches schien vorzuliegen im it. arrogere, -osi, -oto (zusetzen), wenn man es aus arrogare herleitete: man konnte zuerst aus einem mlat. starken Part. arrogitus (rogïtus kennt die L . Sai.) die Form arroto ziehen und ihr sodann das Perf. arrosi beifügen. Aber die von Delius neulich (Jahrb. I X , 108) gefundene Etymologie aus adaugere befriedigt den Buchstaben (vgl. E t . Wb. I. argine) und rettet das Princip. Doch mag die Schreibung mit r r aus arrogare entlehnt sein. Das Verbum findet sich auch in einigen Schwestersprachen.
II. 137. 138.]
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3) Sehr spärlich kommt bei starker Flexion der Übertritt des e in i vor; dahin gehört sp. decir (dicere), ducir (ducere); pr. tenir neben tencr (ein lat. tcnire vermuthet J. Gr. Voss Arist. 5, 35); fr. courir, tenir und einige mehr. — 4) Inf. mit kurzem e (stammbetonte) sind starker Zusannnenziehung ausgesetzt; der letzte Stammconsonant wird, soweit es die Gesetze jeder Sprache erlauben, mit dem folgenden Vocal oder ohne ihn syncopiert: it. fare (facere), bere (bibere), porre (ponere)\ sp. ver (videre); pg. pör; pr. faire, rire (aus ridere), aucire (occidere); fr. faire, taire (täcere), boire, rire. Diese Contraction wirkt auch, wie sich versteht, auf die mit dem Inf. zsgs. Tempora. Im P r ä s e n s gab das ableitende i oder e (capio, facio, sapio, debeo, doleo, kabeo, pareo, teneo, valco, video etc.) Anlass zu Unregelmässigkeiten und Doppelformen. Es versteht sich, | dass jede Sprache diese Endungen d. h. den ableitenden Vocal nebst dem Stammconsonanten nach ihren Lautgesetzen behandelt, ohne damit neue Flexionsarten einführen zu wollen (vgl. die Lehre vom Hiatus S. 147 ff.). Ganz gleich gestalten sich aber die Endungen nicht, selbst nicht auf einem und demselben Gebiete. Zuweilen ward der Vocal ausgestossen und blieb ohne Wirkung auf die Form; zuweilen ward dem Stamme nach dem Vorbild andrer Verba ein Ableitungsvocal angefügt, was namentlich in cado, pono, traho geschehen sein muss, vgl. it. caggio, pongo, traggo, sp. caygo, pongo, traygo, pg. caio, ponho (d. i. ponio), trago, pr. Coaj. chaia, ponga, traia. Unter den verschiedenen Formen des P e r f e c t s ist die reduplicierende verschwunden, denn dedi oder steti wird man nicht in Anschlag bringen wollen 1 . In der Ablegung dieses Bildungsmittels stimmt das Rom. also wieder mit dem Deutschen und Neugriech. überein. Indessen befand sich die Reduplication auch schon im Lat. auf dein Wege des Verfalles. Aus scicidi, tetini, tetuli war bereits scidi, tenui, tuli geworden und neben pependi, peperci, pepuli, pupugi, spopondi, tetendi, tutudi ward pendi, parsi, pulsi, punxi, spondi, tendi, tusi oder tunsi von einzelnen Schriftstellern gebraucht oder von Grammatikern bezeugt (Voss. Arist. 5, 20). Ein Beispiel aus dem ältesten Mlatein ist tunderit für totonderit s. Clodovechi capit. Pertz IV. p. 3 (zwischen 500—511). In dem Munde des Volkes waren die letzten Reste dieser wichtigen Form verschwunden; man suchte sie auf verschiedene Weise zu ersetzen. Die übrigen Bildungsmittel dieses Tempus blieben fortwährend im Gebrauche, wechselten aber oft ihre Stelle. 1) Die ablautende Classe ward auf wenige Fälle, wie feci, veni, vidi, eingeschränkt. — 2) Die Anwendung des s ward nicht 1) Ich erlaube mir, beide Verba den Anomalien der 1. Conjug. zuzuweisen, da ihr reduplicierendes Perf. sich nicht wohl in irgend eine Abtheilung der starken Flexionen fügt, ihr Supinum und Inf. aber entschieden zur A-Conjug.
hinneigt, vgl. circumdatum, praestitum, it. circondäto, prestato.
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allein fast schlechthin beibehalten, sondern verdrängte ajich die andern Flexionsmittel aus | vielen Verbis. Solche Perf. namentlich, die mit ihren Präs. entweder vollständig zusammentrafen oder, wie zum Theil in der 1. Classe, sich nur durch Quantität des Wurzelvocals davon unterscheiden, wurden wenigstens im It. (denn die Sprachen stimmen nicht völlig überein) dieser Classe überwiesen: so accendit, occidit, offendit, legit legit, movet mövit, pendit pependit, prendit, descendit, äbscondit, respondet respondit, tendit tetendit, völvit, it. accese, uccise etc. Einige wenige unterschied man auf andre Weise, so die schon genannten venit venit, videt vidit, it. viene venne, vede vide, so bibit, plüit, it. beve bevve, piove piovve. Schon bei den Römern hatte die sigmatische Flexion sichtbare Fortschritte gemacht. Neglegi z. B., welches nach Diomedes und Priscians Zeugnis von den Alten noch gebraucht worden, bildete sich in neglexi, desgleichen dilegi, intellegi in dilexi, intellexi um (Arist. 5, 27). Emo hat emi, allein den zsgs. demo, prömo, sümo hatte die Dehnung des Vocals das ablautende Perf. verdorben, welches Tempus sie nun mittelst s gewannen: demsi, promsi, sumsi. Für praemordisset setzt Plautus praemorsisset, it. morsi. In mehreren Fällen tritt die sigmatische Form wenigstens neben einer der andern auf: pangerepegi panxi, daher it. impinsi, pr. empeis; vettere velli vulsi, it. svelsi; connivere connivi connixi (Priscian); verrere verri versi (ders.) Ob cudi oder cusi von cudere zu sagen sei, war den Grammatikern zweifelhaft (Voss. Arist. 5, 26). Dazu kommen noch manche Beispiele aus der spätem Zeit. Das schon erwähnte pulsi braucht Ulpian (s. Arist. 5, 28), vgl. it. espulsi. Colleximus und collexistis schrieben die africanischen Verfasser der Vulgata (Lachmanns Comment. in Lucret. p. 350). Punxi wird von Grammatikern angeführt und ihm entspricht it. punsi, pr. pois, wal. punsfi. Priscian sagt, man habe fissi von findere bilden zu müssen geglaubt, womit das it. fessi zusammentrifft. Sorpsi für sorbui wird gleichfalls von Grammatikern angeführt, undVelius Longus sagt darüber: ut potius sorbui dicamus quam sorpsi, cum recens haec declinatio sordidi sermonis virus ceperit (Putsch p. 1234; ebenso Flavius Caper ds. p. 2240): sorpsi gehörte also der Volkssprache an, wiewohl Lucan absorpsi gebraucht haben soll; die Italiener | haben assorsi. Flav. Caper warnt, absconsi zu sagen für abscondi (Putsch p. 2240): dies war also wohl ein Idiotismus, der sich im it. ascosi fortgepflanzt hat. Decisimus für decidimus kommt wenigstens bei den Feldmessern vor I, 391, caesit erklärt das Glossarium vetus Class. auct. VI, 513 mit cecidit. In den Denkmälern des Mittelalters sind die sigmatischen Flexionen ungemein zahlreich, aber nur für wenige Beispiele ist hier Raum. Occisserit für occiderit in einer Hs. der L. Sal., occisisset Mur. Ant. II, 237 (v. J. 870), vgl. it. uccisi etc. Offersi Tir. 63a (885), it. ebenso. Effosserit für effoderit L. Long. Infusit für infudit Esp. sagr. XI, 132
II. 140—142.]
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Flexionsarten.
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(9. Jh.), it. fusi. Priserit für pretenderti LSal., Pact. Child. et Chlot. (um 593), preserit, presissit L. Long., presimus Esp. sagr. XL, 362 (v. J. 757), XXVI, 445 (804), porprisi Marc. Form. app. 33, porpriserunt HLang. I, 36 (812), vgl. it. presi etc. Punxerit LSal., L. Long., punxisti Gl. cass., wie bei den alten Grammatikern. Solserit LSal., solserant Polypt. d'Irmin. II, 344 (828), absolsi Tir. 28b (780), absolserit L. Long., persolsisse Mar. 124 (564), persolserimus Mur. Ant. III, 1022 (823), transolsisse Marc. Form. 2, 18, vgl. pr. sols, it. assolsi. Contanxit Fum. 100 (799), pr. tais. Tollessimus für sustulissemus Mar. Ant. V, 915 (771), it. tolsi etc. ; Part, tulta für sublata Esp. sagr. XI, 223 (9. Jh.), àbstultum Marc. Form. 1, 32. Kleinere Formveränderungen bei vorhandenem s zeigen mehrere andre Fälle. Remasisse für remansisse kommt vor auf tabulis ceratis des 2. Jh., s. Massmanns Libellus aurarius p. 9 u. §. 160, it. rimasi etc. Posi für posui hat man auf Inschriften gefunden (Grut. in ind. gramm.), es ist it. posi, pr. pos, wal. pusei1. Priscian legt dem Verbum quaeso, einer älteren Form von quaero, ein Perf. quaesi bei, welchem it. chiesi, sp. quize, pr. quis genau angepasst ist, mlat. quisistis Gl. cass., conquiset | Brun. 493 (v. J. 737). — 3) Die Form mit eingeschobenem u wird nach der verschiedenen Anlage der Sprachen mehr oder weniger geachtet und auf sehr abweichende Art wiedergegeben; man bemerke die Schicksale dieses Yocals in folgenden Formen: it. tacqui, wal. tfcüi (tacui)\ sp. supe, pr. saup (sapui); pr. volc, fr. voulus (volui). Das P a r t i cip hat mehr gelitten als das Perf. Am besten hat sich die Form -sus behauptet, demnächst -ctus, -ptus. Itus ist erloschen ; sein Andenken lebt noch in it. Subst. wie pèrdita, rèndita, véndita fort. 3. Von den a n o m a l e n Verbis sind dem Romanen esse, posse, velie, ferre, fieri, ire verblieben. 1) Esse regelt den Inf. nach der 3. lat., it. èssere, pr. èsser, fr. estre ; die Form esse in it. Mundarten ist aus essere apocopiert 2 . Da es unvollständig ist, das Passiv aber, zu dessen Umschreibung es dient, Vollständigkeit fordert, so wurden die fehlenden Formen theils analog geschaffen wie das Ger. essendo, Part. Präs. essente, theils von andern Verbis entlehnt, wie das Part. Perf. stato von stare-, ja ausser stare musste auch sedere und fieri fehlenden oder wieder verlorenen Formen zu Hülfe kommen, s. sp. und wal. Conjug. 3 . — 2) Posse, Inf. nicht pàssere wie ] èssere aus 1) In posui ist das flexivische s allerdings nur täuschend, da es nichts anders ist als der Anlaut von sinere, po-swi — po-sivi. Diese letztere ursprünglichere Form, die noch Plautus gebraucht, hat sich nicht bis ins Rom. fortgesetzt: sie wäre it. posii, woraus sich ein Inf. posire gebildet haben würde. 2) Das it. sono im Sg. des Präs. Ind. enthält noch einen schwachen Nachklang des alten flexivischen m (esum sifii, ¿n/Ai), aber mit n vertauscht wie in unserm bin aus dem alten bim, wenn der Vergleich nicht unpassend ist. 3) Sollten die rom. Sprachen, die von so manchem altlat. Worte Zeugnis ablegen, nicht auch die veralteten Formen von esse, siem nämlich und fuam,
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Flexionsarten.
[II. 142. 143.
esse, sondern neu abgeleitet aus der Silbe pot in potest etc., nämlich it. potere, sp. pg. pr. poder, fr. pouvoir, wal. puteä; das Impf, poteram wich, nebst andern Zeitformen, der Endung der 2. Conjug. (poteva, podia), und schon eine fränk. Urk. des 7. Jh. hat podibat Mar. p. 100, die L. Long, potebat. Andre mlat. Belege für die Geschichte dieses Verbums sind poteret, potemus, possat Et. Wb., possamus HPM. n. 71 (v. J. 950). Ger. und Part. Prät. wurden nach dem Vorbilde der 2. Conjug. geschaffen. — 3) Velle ward gleichfalls der 2. angepasst: it. volere, pr. voler, fr. vouloir, wal. vreä. Dem Südwesten fehlt dies Wort; das frühere Dasein desselben lassen aber die altsp. Zss. sivuel-qual, si-mel-quando, si-vuel-que vermuthen 1 . Von nolle hat nur der Provenzale eine Spur; nol {non vult), nolc (noluit) nach GO., nolon Gstl. L. n. 3, 2, aber auch ein wallon. nolu (= nolle) findet sich 2 . | Malle muss früh verschwunden sein, da die alten Glossare ihm bereits eine Erklärung widmen, z. B. malebat volebat, malles velles aut magis velles Gloss. paris. ed. Hildebrand. — 4) Ferre bloss in besitzen? Dem ersteren, das übrigens nach Cicero's Bemerkung mit sim gleich zulässig war (s. Otfr. Müller in Varronem 9, 77), schmiegt sich z. B. das it. sia bequem an, allein die eigentliche Quelle der it. Form bleibt zweifelhaft, da sich sim auf gleiche Weise gestalten konnte, wie dia, stia aus dem, stem bezeugen. Sia ist übrigens von hohem Alter, siamus s. Mur. Ant. III, 1028 (v. J. 848). Fuam fehlt entschieden, das wal. fiu ist = fiam. Auch die Nebenform forem ist verschwunden: it. fora, sp. fuera etc. entsprangen aus fueram. Eben so wenig läset sich die Deutung des altfr. esmes aus esumus rechtfertigen (s. fr. Conjug.) Fuchs spürte sogar im mail. hin (lat. sunt), welches zu beurtheilen ist wie das it. enno (s. unten Vb. essere), eine uralte lat. oder etrurische Form = gr. hi(, zend. henti. Die Anerkennung archaistischer Flexionen in den Tochtersprachen sollte man nicht übertreiben. Alles weist uns darauf hin, dass die Flexionen der Schriftsprache im Wesentlichen auch die des gemeinen Lebens waren. Wir haben oben schon die Herkunft des rom. Impf. Conj. aus der lat. Perfectform -ssim ablehnen müssen. Auch der Spanier zog sein Fut. exact. nicht aus dieser sigmatischen Form, es heisst altsp. nmaro, nicht amasso. Eine andre Perfectform dixti, seripsti etc. hat im Rom. gleichfalls keine Spur hinterlassen. Im Altlat. schwanken die Yocale oi, oe, u in einem und demselben Worte, z. B. oino, oenus, unum, oder moiro, moero, murum (Corssen I, 199); das Rom. kennt keine andre Form als die classische. 1) In seiner Nachbildung weichen die Sprachen, die es noch besitzen, merklich ab. Das it. Präs. Ind. voglio, vuoli, vuole, vogliamo, volete, vogliono würde etwa einem lat. voleo, wies, volet, voleamus, voletis, voleunt, das pr. vuelh, vols, vol, volem, voletz, volon einem lat. voleo, vols, volt, volemus, voletis, volunt entsprechen. Das it. Perf. Ind. volli weicht entscheidend ab von lat. volui, das sich im pr. volc treulich abgebildet findet, wie volüeram (zunächst gesprochen volvram) im pr. volgra. Das unbildsame vis, so wie velim, fehlen gänzlich. 2) Dass sich hierin das lat. nolle fortgepflanzt habe, lässt sich nicht streng behaupten, da eine rom. Zusammenschmelzung von no voler in noler eben so möglich ist: in no-us oder nos Gstl. L. n. 20, 18 liegt eine entsprechende Zusammenschmelzung aus non vos vor.
II. 143. 144.]
Italienische Conjugation.
507
Compositis und zur 3. Conjug. gezogen, it. z. B. offerire, preferire etc., aber meist mit starkem Perf. und Part, und mit verschieden behandeltem Präs., pr. mit dem ganz lat. Inf. pro- und referre. — 5) Fieri kommt nur im wal. /? (als Sbst. fire) und zwar defectiv vor. Vollständiger besitzen es norditalische Mundarten. Bonvesin z. B. flectiert: Präs. fio u. fizo, fi, fi, 3. PI. fin; Impf, fiva, fivi; Conj. Präs. fisa, fizan-, Fut. 3. Sg. firä, Inf. fi. Die it. Schriftsprache bewahrt nur das defecte Fut. fia. — 6) Ire gieng als ein zu ausdrucksloses Wort seiner meisten Tempora verlustig; die wal. Sprache, worin der Inf. nur i hätte lauten können, hat es ganz aufgegeben. Der Begriff ward besonders durch vadere und ein neues Yerbum ausgedrückt, welches it. andare, sp. pg. andar, pr. anar, fr. aller lautet. Vadere, schon im Lat. mangelhaft (Perf. und Supin. sind ungebräuchlich), gilt überall nur im Präs. Ind. Conj. Imper., aber auch hier nur auf den Punkten, welche den Ton auf dem Stamme fordern (it. vo, vai, va, vanno, nicht vadiamo, vadete), an den übrigen Stellen der Conjug. ward es it. pr. fr. mit andare, das dadurch selbst mangelhaft wurde, sp. und pg. mit ire und esse ersetzt; in letztern Sprachen besteht andar für sich mit vollständiger Flexion. Dieses Verbum lässt sich auf das bei Ennius vorkommende aditare zurückführen, was freilich nicht allgemein anerkannt ist. II. Conjugation in den e i n z e l n e n Sprachen. 1. Italienische. Uber die P e r s o n a l f l e x i o n ist im allgemeinen nur zu merken: 1) Alle Consonantauslaute werden abgestossen: credi (eredis), cantava (cantäbam), canta (cantat). Urkunden aus Italien ergeben sich diesen vocalischen Endungen in ziemlich früher Zeit, namentlich ward t im 8. Jh. häufig beeinträchtigt, indem man z. B. corre (currit), Consta, manea u. dgl. schrieb. — | 2) N nimmt ein euphonisches o zu sich, wie in eantano (cantant), und zwar darum ein o, wie es scheint, weil vom Latein selbst, mindestens im starken Perf., ein u als Vocal gegeben war, woran sich die übrigen Tempora ein Muster nahmen: aus feceru-nt ward fecero und hiernach richtete sich eantano. — 3) Grundsatz ist, dass die 2. Sg. stets auf i, diejenige des PI. stets auf e ausgehe, daher selbst canti aus cantas, cantavi aus cantabas. — 4) In der altern und in der poetischen Sprache hängt sich ein paragogisches e oder o an die ausl. Tonvocale: so in hoe, stoe, cantöe, poteo, coprio, füe, canteroe, canteräe, hae für ho, sto, canto, pote, copri, fu, cantero, canterä1; dsgl. wird e für i gesetzt im Präs. Ind. und 1) Solche paragogische Vocale heften sich auch, um dies hier zu berühren, an Individuen anderer Wortclassen und verstärken sich selbst mit Consonanten:
ha hae hane, pie piene, qui quine, lä lane, no none, si sine, nie mee mene u. meve, tc tee tene teve.
508
Italienische Conjugation.
[II. 144. 145.
Conj. und im Impf. Conj.: cante, cantasse für canti, cantassi. — 5) Hauptsächlich aber ist zu merken : die in verschiedenen Zeitformen vorkommende Endung iano, kann in iéno tibergehn, z. B. fièno, siéno, moviéno (:piéno Pg. 10, 79), canteriéno. So trifft man auch im Sg. vor Affixen ié für ia, z. B. condóliémi Pg. 21, 6, diriélo u. dgl., s. Blanc 349. 364. Aus iano wird zuerst ala leichtere Form ieno entstanden sein (und so betonen noch jetzt viele), hieraus mit fortgerücktem Accent, um einen beliebten Diphthong hervorzubringen, iéno | Der I n f i n i t i v hat die vollständige Form -re, die nur in Mundarten schwindet. Der mit ihm zsgs. Tempora gibt es hier drei, nämlich das Fut. auf -ro (altit. -raggio, -rabbo = aggio, abbo von avere) ; ein sogenanntes Conditional auf -ria, welches aber nur die wenig übliche 1. und die 3. Sg. so wie die 3. PI. -riano (rieno) besitzt und hauptsächlich von Dichtern gebraucht w i r d 2 ; ein zweites, vollständiges Conditional auf -rei-, bei diesem ist die Doppelform der 3. PI. zu merken, -rébbero und weniger gebräuchlich -rébbono. Das P r ä s e n s Ind. und Conj. aller Conjug. lautet in der 1. PI. -iamo, der Conj. in der 2. Pers. -iate: cantiamo cantiate, vendiamo vendiate etc. Ist dies Übertragung aus dem Conj. der 3. und 4. lat. (faciamus, audiamus)? Unzweifelhaft, denn das was die griech. Grammatiker avvey.dQOf.ii] nannten, hat in den Verbalorganismus des neurömischen Gebietes tief eingegriffen. Das Altit. brauchte wenigstens im Ind. noch cantamo, vendemo, facemo, partimo. — 2) Das Präs. aller Modi zeigt ausser der noch zu erwähnenden Diphthongierung in einzelnen Fällen auch einen besondern Vocalvvechsel, kraft dessen der Stammvocal nur an der Tonstelle sich getreu bleibt, bei fortrückendem Ton aber in der 1. und 2. PI. eine auch von den übrigen Zeitformen anerkannte Verwandlung erleidet. Diese Fälle sind devo, odo, esco, PI. dobbiamo, udiamo, usciamo, Inf. dovere, udire, uscire. 1) Ein seltenes Ereignis traf die Personalflexion auf volksmndartl. Gebiete. Wir haben gesehn, wie sich ein vom Yerbum abhängiges Pron. mit ihm verbinden, wie es ihm als Affix angehören kann. In ober- und unteritalischen Mundarten wird aber das selbständige Pron. 2. Pers. der gleichen Verbalperson als untrennbarer Theil der Flexion angefügt, wobei, wie sich versteht, das Pron. noch einmal vorausgehen darf. Einige jener Mundarten beschränken diese Flexion auf den Sg., andre auf den PI., andre aber wenden sie auf beide an. Beispiele sind: mail. ti te porte-t (it. tu porti), ti te portave-t (tuportavi), viälter portdve-f (voi altri portavate, f für v); in Reggio portäve-f; neap. vuje amdve-vo, vuje amdste-vo; calabr. vui capisti-vu u. dgl. Man sehe das Nähere bei Fuchs, Biondelli, Wentrup u. a. Zu den seltsamsten Dingen gehört aber, dass im Bergamaskischen, wie Biondelli p. 16 und 31 bemerkt, die Flexion der 1. Pers. PI. aller Tempora losgetrennt und v o r den Verbalstamm gesetzt wird, nöter ampörta — noi altri portiamo. (Dieselbe Erscheinung hat Mussafia nachher auch bei Bonvesin nachgewiesen, Beiträge zur Gesch. d. rom. Spr. S. 23.) 2) Die mail. Mundart besitzt es vollständig: cantaria, -iet, ia, iem, -ief, -ien.
II. 145—147.]
Italienische Conjugation.
509
Bei diesem Lautwechsel können Motive verschiedener Art gewaltet haben 1 . — 3) Die ursprüngliche Betonung wird geachtet, daher recito recitano, merito meritano, règolo regolano, nicht wie im Westen recito, merito, regolo gesprochen, wiewohl in der 3. Pers. PI. der Ton auf die viertletzte Silbe zurückweicht. Sehr selten ist Tonverschiebung und zum Theil in nicht volksüblichen Wörtern: estimo, imito, impéro, impiègo {implico), incito, intimo, invoco, reputo (üblicher reputo) : comprimo, dirigo, dirimo, discuto, divido, elice, ripéto u. a. ni. Dichter sprechen auch celébro, occupo, provoco2. — Der PI. des I m p e r a t i v s fällt mit dem des Präs. Ind. zusammen: cantate für lat. cantate und cantatis, sein Ursprung bleibt daher ungewiss. In essere, avere, sapere und volere ist er nichts als ein Conj.: für siete, avete, sapete, volete, welche zu erwarten waren, tritt siate, abbiate, sappiate, vogliate ein, indem man von der Ansicht ausgieng, dass das Sein, Haben, Wissen, Wollen nur gewünscht, nicht befohlen werden könne. Das I m p e r f e c t hat sich besser erhalten als in den übrigen Sprachen, da sein v = lat. b auch der 2. und 3. Conjug. zukommt: cantava, faceva, sentiva. Neben der 1. Sg. -va hat sich ein nun veraltetes, aber im Leben noch sehr übliches -vo eingefunden. Nicht minder volksüblich ist cantavi, vendevi, partivi für cantavate etc. Dieses Tempus trifft in der 1. und 2. Pers. PI. eine Accentverschiebung wie im Span., nämlich cantavamo, cantavate für -ämo, -àte, aber auch dieser Zug ist nur volksmässig. Dino Compagni accentuiert auch voleäno, dormiäno. D a s P e r f e c t erfährt eine in wesentlichen Puncten ganz | eigent ü m l i c h e Behandlung, die unter den einzelnen Conjug. erwähnt werden soll. In der 3. PI. kommen starke und ganz erlaubte Kürzungen vor, wie cantaro cantar, venderò vender, partirò partir. Das I m p f . C o n j . hat in 1. und 2. Sg. gleichlautend -ssi, wofür die Alten in der 1. Pers. näher dem Latein noch -sse sagten; im PI. ändert dieses Tempus den Accent: cantassimo, cantaste (welches dadurch 1) Delius, Jahrb. IX, 102, erklärt, wie folgt. Die Sprache tauschte devere mit dovere, um de nicht als Partikel erscheinen zu lassen. (Aber welchen Sinn hätte de vere ausgedrückt'? Vielmehr scheint der Labial in devere diesen Tausch des e mit o hervorgerufen zu haben, wie dies auch sonst in tonlosen Silben geschah, vgl. it. pieve, piovdno, aus lat. plebs, plebcinus.) Udire ist eingeführt worden, weil man o in odire für die Interjection oh hätte nehmen können. (Aber der Wechsel zwischen anl. o und u, wiederum in unbetonten Silben, ist etwas so Gewöhnliches, dass es nicht Noth thut, auf die Partikel oh zurückzugehn.) Uscire sprach man, weil das anl. e In escire leicht für prothetisch gelten könnte. (Vielmehr scheint u aus dem Subst. uscio zu stammen, wie auch dem altfr. Vb. ussir ein Subst. us zur Seite steht, s. Et. Wb. I. escire.) 2) Nicht zu übersehen sind hier Mussafia's Bemerkungen über die Präsensbildung im Italienischen (Beitr. zur Gesch. der rom. Sprachen S. 1—17).
510
Italienische Conjugation.
pi. 147. 148.
mit Perf. Ind. zusammentrifft) aus cantassèmus, eantassètis ; die 3. Ps. endet auf -ssero, entartet aus dem altern -ssino, -ssono (lat. -ssent). Das lat. Plusq. Ind., in die Bedeutung eines Impf. Conj. oder Conditionals eingetreten (S. 491), ist nicht vorhanden: die Sprache besass dafür, wie wir oben gesehen haben, bereits zwei Tempusformen. Ein Uberrest desselben ist' fora von fueram. Zwar liegt die Versuchung nahe, es aus forem zu deuten, allein dieser Deutung steht entgegen, dass es dem unzweifelhaft aus dem Plusq. entstandenen pr. pg. fora, sp. fuera in jeder Beziehung entspricht. Denn auch die it. Sprache in ihrem früheren Zustande besass dieses conditionale Plusq., wie ihre Grammatiker nun auch anerkennen, s. z. B. Bianchi zu Par. 21, 93. Am häufigsten bemerkt man es bei Ciullo v. Alcamo : tagliava (se tanto addivenissemi, tagliarami le trezzé) Nann. Letter, ital. I, 6, far a das., moverà 9, dignara 10, chiamarano ds., poterà 12. Bei andern dispererà, vedéra, soffondàra, gravàra, parlàra, allegràran, convenéra, giovava u. a. m. Auch soddisfarà in der bemerkten Stelle bei Dante wird von einigen als ein solches Tempus angesehn. Nach diesen Zeugnissen kommt es nur in der 1. und 3. Sg. und 3. PI. vor. Man findet es, wenn man im Pf. 3. PI. der schwachen Conjug. die Endung ono in a verwandelt: dignarono dignara, poterono poteva. In der starken sollte es aus derselben Person zu construieren sein, wobei nur ausi, o mit a vertauscht würde, also fecero féceva, mossero móssera, allein hier hat die Form des Inf. eingegriffen und es heisst fara, moverà. Vielleicht ist diese ganze nur von Dichtern gehandhabte Zeitform nichts anders als ein auf das defective Conditional gepfropftes pr. Reis, indem man die Endungen -ria, -viano in -ara, -arano, -èra, -èrano umbog; dispererà hat sogar das pr. e beibehalten. | S t a m m a u s l a u t 1 . 1) Die Verba, die vor der Infinitivendung are einen der Kehllaute c oder g haben, verwandeln diese Buchstaben vor den dünnen Vocalen e und i in ch oder gh, z. B. peccare, pecchi, peccherò-, legare, leghi, legherei. Solche, die vor der Infinitivendung ere auf einen Palatal ausgehen, behalten ihn vor e und i\ nur vor i als Nebenform der 2. Sg. Präs. Conj. wird er guttural (eh, gh): torcere, tovco, ci, ce, damo, cete, cono, Conj. torca, chi, ca, damo, date, cano\ conoscere, conosco, sci, sciamo,Escono etc.; spargere, spargo, gi, ge etc. — 2) Vor i oder e fällt i nach Zischlauten aus : lascio, lascerò ; fregio, fregi ; bacio, baci. Dsgl. fällt tonloses i aus vor einem zweiten i : glorio, glorino, nicht gloriino ; im Auslaut pflegt man j zu schreiben, z. B. glorj für glorii. — 3) Ebenso fällt j vor i aus: ahbajo, abbai, 1) Die ihn betreffenden Regeln gelten eben sowohl von dem Auslaute abgeleiteter Verba. Ich verstehe unter Stamm hier das Thema, an welches die Flexionen gefügt werden.
II. 148. 149.]
Italienische Conjugation.
511
abbaino statt abbaji, abbajino ; nojo, noi statt noji. — 4) Nach gn tritt i aus in der 1. Sg. Präs. Ind.: sognano von sognare, wogegen es im Conj. stehen bleibt: sogniamo. Die e n c l i t i s c h e u P r o n o m i n a (nebst den Adv. ne, ci, vi) haben einigen Einfluss auf die Verbalform. Nämlich 1) nach einfachem m, n und r in der 1. und 3. PI. fällt o aus: amiamci (auch amiamoci), véclorilo, préserla. Nach nn fällt der zweite dieser Buchstaben mit aus: hanla, divarilo. Die Endung m (für mo) kann in n Ubertreten: andianne für andiamone, diangli für diamogli. — 2) In der 3. Pers. Sg. fällt e nach l und n aus: vuoisi, conviensi. — 3) Ebenso verliert der Inf. seinen Endvocal, und überdies, wenn zwei r vorhergehen, das zweite: lodarlo, dirgli, porla für porr eia. Bei den Alten fand auch Assimilation des r mit l statt, wie im Span., z. B. lodallo, vedetta. — 4) Die Endungen ai, ei, ii im Perf. Ind. und Conditional können den zweiten Vocal verlieren: quetàmi, rendéle. — Auch das veraltete fostu, vedestu für fosti tu, vedesti tu ist anzumerken. | H ü l f s v e r b u m für das Activ ist avere, für das Passiv essere. 1. Avere. — Ind. Präs. ho, hai, ha, abbiamo, avete, hanno. Impf. aveva, avevi, aveva, avevamo, avevate, avevano. Perf. ebbi, avesti, ebbe, avemmo, aveste, ebbero. Fut. avrò, avrai, avrà, avremo, avrete, avranno. Conj. Präs. abbia, abbia (abbi), abbia, abbiamo, abbiate, abbiano. Impf. avessi, avessi, avesse, avessimo, aveste, avessero. Cond, avrei (avria), avresti, avrebbe (avria), avremmo, avreste, avrebbero (avriano). Imper. abbi, abbiate. Ger. avendo. Part, avente; avuto. Als selbständiges, nicht als Hülfsverbum, hat es auch die umschriebenen Tempora ho avuto etc. Alte oder poetische Formen sind: aggio abbo (für ho), have hae; avei (-evi), aveamo; abbi und ei (ebbi), happe (ebbe); arò (avrò) etc.; aggia (abbia); aggi; àbbiendo, abbiente, abbiuto1. 2. Èssere. Ind. Präs. sono, sei, è, siamo, siete, sono. Impf, era, eri, era, eravamo, eravate, èrano. Perf. fui, fosti, fu, fummo, foste, furono. Fut. sarò, sarai, sarà, saremo, sarete, saranno (dem Fut. sturò v. stare nachgebildet). Conj. Präs. sia, sia (sii), sia, siamo, siate, siano sieno. Impf, fossi, fossi, fosse, fossimo, foste, fossero. Cond. sarei (saria), saresti, sarebbe (saria), saremmo, sareste, sarebbero (sariano). Imper. sii, siate. Ger. essendo. Part, essente; stato. Die Umschreibung geschieht durch dasselbe Verbum : sono stato, stata etc. Alte oder poetische Formen sind z. B. so (sono), ei, ee este (letzteres häufig bei den Alten), somo PPS. I, 271, enno (sono); eramo, erate u. savamo, savate; fusti, fo, fom, fuste, foro, furo-, serò etc., dsgl. fia (für sarò, selten), fia (sarà), fiano fieno; sie (sia); fussi etc.; fora (für sarei, 1) Eine ausserordentliche Menge alter oder mndartl. Formen dieses und des folgenden Verbums hat Nannucci in seinem Prospetto di verbi anomali e difettivi (Fir. 1853) gesammelt.
512
Italienische Conjugation.
[II. 149—151.
selten), fora (sarebbe), forano ; sendo, suto essuto. — Sej, siete, savamo (für sevamo), sendo, suto sind Schöpfungen aus dem Anlaute s, enno aus dem Ani. e: letzteres verhält sich zu è wie hanno zu ha, cantarono zu cantò (s. unten 1. Conjug.), d. h. die 3. PI. richtete sich nach der 3. Sg. >. | Con j u g a t i o n s t a b e l l e : e ai
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1) Nach dem wichtigsten Denkmal derselben, Bernhards Predigten, und wo diese nicht ausreichen, nach dem Buch Hiob. Für Tabellen aus andern Mundarten war hier kein R a u m ; das Burg, aber schien dieBe Rücksicht zu verdienen, weil es den Ubergang vom Prov. zum Franz. am besten vermittelt. Starke Abweichungen anderer Mundarten sind hier unten beigefügt. 2) -omes. — 3) -iez, ez, es, hier und überall f ü r eiz. — 4) -oe, -oie, 3. PI. -oent, -oient. — 5) -iemes, -ions. — 6) -oi's, 3. Pers. -ait. — 7) -erais etc., 3. Pere. -erait
8) ai und e für a 8. Anm. zur 1. Conj.
etc. —
II. 231. 232.]
571
AltfranzHsi8che Conjugation.
I. C o n j u g a t i o n . — Eine wichtige Nebenform des I n f i n i t i v s ist ier, vornehmlich nach Zisch- und Zahnlauten, wie in cerchier, fichier, tochier, changier, jugier, mengier, nagier, targier, engagier, laissier, prisier, irisier, dansier, froissier, comencier, chacier, lacier, quitter, exploitier, respitier, aidier, vuidier, cuidier1. Noch jetzt mndartl., zumal pic.: lais\sier, atisier, irisier, aidier, wie auch H. Stephanus Hypomn. p. 81 für seine Zeit anmerkt: hanc pronuntiationem (aidier pro aider) nonnulli ex Picardis hodieque retinent. Bereits in den ältesten Texten zeigt sich diese diphthongische Infinitivendung ier, die man wohl unterscheiden muss von der zweisilbigen i-er : Eulalia hat lazsier, Leodegar parlier, laudier, aber doch auch lauder, und dies Schwanken kommt auch sonst vor. Es hat hier derselbe Vorgang stattgefunden wie in andern Wortgattungen, worin die Endsilbe ier auf lat. ari oder are zurückweist. Auf die Gestalt des Fut. hat dieser Inf. wohl kaum Einfluss gehabt, allerdings aber ward auch das Part. Prät. von seiner Form ergriffen, s. unten. — Das F u t u r u m opfert die strenge Form häufig dem Wohllaut. Es pflegt 1) rerai in errai zu versetzen: ouverrai (ouvrerai) FC. I, 116, deliverrai 91, monsterrai 105 (wie altit. mosterro Blanc 362), enterroit (für entreroit) ds., comperront (compreront) Gar. I, 137; 2) e zwischen zwei r zu syncopieren: demorrons FC. I, 79, jurrai (jurerai) Partonop. I, 2, durra 107. 3) Assimilation wie in merrai, dorrai für mènerai, donnerai ist vorhin schon berührt worden. Das P r ä s e n s l n d . verschmäht in seiner 1. Sg. gewöhnlich alle Flexion: so in be (v. beer), pri, otroi, eslciu (esMver), apel, remir, jur, aim, tiesmon (témoigne) GNev. 52, bais, pens, mand, dout. Zuweilen zeigt sich e, wie in aproche, proie, aleve SB. 584u. 573°, devine RMont. 347, 1, was denn seit dem 15. Jh. herrschend wird, doch braucht noch Marot je pri für prie. Die 3. Pers. aber sollte dieses Vocales nicht verlustig gehn, weil er aus a stammt. Die älteste Form oder Schreibung dieser Pers. ist et, z. B. esleoltet, enortet, ruovet Eulal., aproismet Pass., peiset, dunet, purpenset Ch. d'Alex., ostet, sembiet, regnet, embraeet, parolet SB., loet, commandet LJ., desired u. a. LRs., endlich schwand der verstummte Dental, aber nur ausnahmsweise schwand auch e, wovon Raynouard aus dem Rom. de Rou mehrere Beispiele bemerkt: mand, pens, acord, os, kuid. — Die 3. Sg. des Conj. lässt ihr flexivisches e, wie im Prov., jedesmal fallen, wo die 1) Genauer hat nachher Bartsch bestimmt: ier findet statt 1) nach f, ch, g so wie nach erweichtem l und n; 2) nach d, t, n, r, s, ss, sofern die vorhergehende Silbe ein i oder einen mit Hülfe dieses Vocals gebildeten Diphthong enthält, wie in midier,
afaitier,
deraisnier,
empirier,
envoisier,
laissier.
S. die
kritische Verhandlung zwischen Bartsch und Mussafia über dieses Problem der fr. Gramm. (Ztsch. Germania VII, 178, VIII, 51. 369, Jahrb. VII, 116).
572
Altfranzösische Conjugation.
[II. 2 3 2 - 2 3 4 .
Lautgesetze es erlauben, aber t bleibt und selbst da noch, wo der Ind. es | bereits von sich gestossen. Eulalia spricht noch mit e degnet, raneiet (reneget), aber auch schon laist für laisset. In dem Zusammenstoss mit t kann denn auch der vorausgehende Consonant Abänderungen und selbst Ausfall erleiden. So kann z. B. dt, gt, cht, gt, vt durch st vertreten w e r d e n m t durch nt\ lt durch ut; nt, llt, pt durch einfaches t: aider dist, cuider cuist cuit, comander comanst, eswarder eswarst eswart, enforcer enforst, culchier culst, herberger herbert, raviver ravist, grever griet, amer aint, aler aut, ajorner ajort, atorner atort, travailler travalt, merveiller merveilt, eschaper eschat. Daher salt, conselt in den gewöhnlichen Betheurungsformeln se dex me salt c so Gott mich behüte', se dex me consent c s o Gott mir rathe'. I m p e r f e c t . Seine älteste Gestalt ist -eve, das sich zu pr. -ava verhält wie feve zu fava (faba): so avardevet im Fr. v. Val., regnetet im Leodegar. Diese Form ist den alten bürg. Denkmälern verblieben, z. B. amevet, habiteivet, mostreivet, encothbrevent, parlevent SB., purgievet, atochievet LJ. Die 1. und 2. PI. aber lauten nicht chanteviens chanteviez, sondern, indem der fortspringende Accent Kürzung (Syncope des t>) bewirkte, chantiens chantiez. Neben diese stellt sich noch eine andre der norm. Mundart vornehmlich eigne Flexion, oe oder oue, die sich aus der ersteren in der Art ableiten lässt, dass sich | v in u auflöste und der dadurch entstandene Diphthong in o, demnächst in ou übergieng, wie in encloer enclouer aus inclavare und ähnlichen. Man flectierte also chantoue, -oues, -out, -ouent, z. B. amoue, esper oue, aloue, estout, trouvout, amoent Rou., enmenoe, quidoue, amot, quidout, alouent MFr., contot, mandot, priout Trist. I, vgl. adunouent Pass. de J. C. 43. Lib. psalm. schreibt parlowe, parlot, parlowent. In der 1. und 2. PI. ist auch hier iens für iomes die übliche Flexion. Endlich gab dieses Tempus seine eigne Form auf und bequemte sich in die der 3., von welchem Vorgange wir in keiner der Schwestersprachen ein Beispiel gefunden haben. Spuren dieses Ubertrittes bemerkt man schon in den altburg. Quellen, vgl. trespassoit Gr6g., demoroit LJ. 1) Wie in andern (unrom.) Sprachen tt, dt, tht in st Übergehn, ist allbekannt. Dass das Franz. diesem Gesetz auch noch die Zischlaute unterwarf, lag nahe genug; auf die Lippenlaute ward es nur selten ausgedehnt: solche Fälle sind nur als Nachahmungen der andern zu begreifen. Ein solches Beispiel aber bringt schon das älteste fr. Schriftdenkmal in dem bekannten dist, das nun einmal kein anderes Wort sein kann als lat. debet, entsprechend dem ahd. scal. Burguy, welchem diese Form nicht gefällt, liest ohne Umstände dift aus dem Facsimile, wiewohl st genau gestaltet ist, wie in testatus, dist di, eist, geleistit. In dieses dift soll sich nun debet verwandelt haben, b in f geht ja leicht. Und doch geht es nicht, denn ft ist keine fr. Combination, auch keine lat., it., sp. Dagegen ist die Entstehung des urkundlichen dist aus debet kein grösseres Wunder als die von prust aus probet, sogar die Vocale der beiden rom. Wörter sind sich analog.
II. 234. 235.]
Altfranzösische Conjugation.
573
Das P e r f e c t behauptet abweichend von dem der Zwillingssprache sein ursprüngliches a. Mndartl. (ostburg. Burguy I, 225) findet sich freilich ai für a\ chantais, chantait, und allgemeiner lautet es in der 3. PI. ab in è, èrent, wofür aber doch altburg. auch arent üblich ist : so cuidarent, onorarent SB., rasarent, repairarent LJ. Noch Rabelais braucht donnarent, aidarent, retournarent. In dieser Conj. entzog die neue Sprache der 3. Sg. den Auslaut t, den sie ihr in den andern vergönnte: dass die alte ihn auch hier festhielt, lässt sich denken. — Das Impf. Conj. zeigt in der 1. und 2. PI. eine (nach Burguy I, 242 aus dem Nordpic. ausgegangene) Nebenform i für tonloses a, z. B.partissions, omissiez Aue. et Nie., esgardissies, trovissies, herbergissies Parton., attisiez GVian., regardises, dunisez (donnassiez) Trist.; aymissions, gardissions spricht auch Froissart. Noch Robert Stephanus flectiert aimasse, -asses, -ast, aimissions, -iez, aimassent, was sein Sohn Heinrich Hypomn. p. 200 nicht eben billigt. Minder auffallend ist e oder ai in einigen Denkmälern: dottesses, abreviest, atemprest SB., atempraist, ostaist LJ., alaissent, ostaissent Brand., gardaise, quidaise GNev. Das P a r t i c i p Prät. endet im Masculin auf é, aber auch auf ié, wenn sich der Inf. zur Endung ier bekennt (s. oben). Das Fem. der letzteren Endung ist iée, weit üblicher aber ist die Abkürzung ie, wie in essillie, despoillie, ensaignie, tran\chie, cangie, atargie, comencie, brisie, gastie, desploie, peçoie reimend auf vie, baronie, hardie etc. Dass man aber tranchiê (masc.), nicht wohl tranchiée (fem.), sondern lieber tranchie sagte, indem man die 1. Conjug. mit der 3. verwickelte, ist eine Bevorzugung des i, die auch ausserhalb der Conjug. vorkommt, wie im Adj. lie {laeta), masc. lié, oder im Subst. oublie (oblata) für oublée. Einzelne Verba. 1) Aler (aner — pr. anar, s. Chx. VI, 300) hat für aille Conj. eine norm. Nebenform mit ge (s. unten starke Flex.) alge auge, 3. Pers. alt aut, z. B. Ch. d'Alex. 27, LRs., Roi. etc. Allen Dialecten aber gemein ist eine Form mit s und verändertem Wurzelvocal vois für vai, Conj. voise, voises, voist, voisent, z. B. SB., LJ., Brand., GNev., LRs., MFr. und noch im 16. Jh. — 2) Das pr. dar ist im Altfranz, kein übliches Yerbum, nur einzelne Spuren desselben kommen vor, wie Fut. dera = pr. dara im fr. GRoss. Mich. p. 289, derion — dariam Ben. I, p. 253. An seinen Platz ist doner gerückt (s. gleich unten), und dessen Bedeutung erfüllt donare bereits in der L. Sal. (Pott S. 156). — 3) Ester (bürg, asteir) gab an estre das Ger. und Part. Präs. ab, hatte aber anfangs sein gesondertes Dasein z. B. Praes. estois LRs. 310, estas, estât esta Eracl. 4397, Ruteb. II, 32, PI. I. estonz Gayd. p. 10, PI. 3. estont Ren. II, 173; Imper, esta Trist. II, 154, estez Rou II, 219; Conj. estoise Ruteb , dsgl. estaceBen; Perf. estai, estas, esterent, und als zweite Form estui, 3. estut ; Impf. Conj.
574
Altfranzösische Conjugation.
[II. 235—237.
3. Sg. estast Ben. u. estust ; Fut. esterai u. esterrai Gaufrey p. 48 LRs. Arester hat neben Perf. arestai auch arestui (-ut FC. j II, 79, Parton. II, p. 94, MFr. I, 70), neben Part, arestê auch arestu GNev. p. 59, Bert. p. 107, Havel, p. 59. — 4) Wir haben so eben im Präs. von aler den Zutritt eines unorganischen s wahrgenommen; denselben Vorgang bemerkt man noch in einigen andern Yerbis 1. Conjug., die im Prov. einen regelmässigen Verlauf haben. Eouver {rogare)] Praes. ruis für ruef, das nicht vorkommt, 2. rueves etc. ; Conj. ruisse, 3. ruist, z. B. Trist. I. (rois p. 69), Partonop., FC. I, 106 (pic.). Trouver-, truis, trueves, trueve-, Conj. truisse, truist, z. B. MGar., MFr., LG. (troisse trusse), LRs., TCant. Prouver; pruis Chev. d. 1. charr. p. 128; Conj. prust LG. §. 44. — 5) Doner formt sich sowohl mit g w i e auge, z. B. Praes. Conj. doinge u. doigne Barl. 249 (dünge LG. §. 5, duinge LRs. 164), als auch mit s w i e vois: Ind. doins; Conj. doinse, doinst {duinst), z. B. SB., GVian., Trist. II., FC. I, 106, LRs., Ch. d'Alex., TCant., Charl.; doint noch bei Cl. Marot, Montaigne, Rabelais 2 . — 6) N e b e n manger ist manjuer menjuer in Anwendung, das im Praes. Conj. menjuce Ren. II, 90 zeigt, vgl. Et. Wb 4 . S. 202. — 7) Amer = nfr. aimer lässt ai gewöhnlich erst in den stammbetonten | Formen zu: Praes. aim, aimes, aimet, amons, ames, aiment. Ebenso geht claimer. — 8) Für laisser brauchen die Alten auch laier, beide sind 1) Estois = lat. sto, estons = stamus, estont = stant sind unächte Formen entsprechend den ächten pr. estau, estam, estan. Der Franz. muss das Präs. von stare allmählich mit dem von aler in Übereinstimmung gebracht haben: estois = vois (nfr. je vais), estons = allons, estont = vont, estoise = voise, denn Gehen und Stehen sind verwandt oder berühren sich dadurch, dass sie einen Gegensatz aussprechen: auch unser gehen und stehen, früher gangan und standan, haben sich in der Conjug. genähert. Überdies würde ein fr. est-ant = pr. est-an eine in jener Sprache unerhörte Flexion gewesen sein. — Im L J. findet sich ein Impf. estisoit, worin Burguy I, 298 ein neues Yerbum und zwar ein griech., Xarrifii, vermuthet. Für diese Bereicherung des fr. Sprachstoffes müsste man ihm Dank wissen, Hessen sich nur beide Verba in Einklang bringen, denn lazrjfXi würde doch keine andre Form als ester ergeben haben, Impf, estoit. Estisoit aber wird ein schlecht ausgesprochenes esistoit existoit sein. 2) In vois voise, estois estoise, ruis ruisse, truis truisse, pruis pruisse, doins doinse verlangt nur das zutretende s seine Erklärung, welches, unähnlich dem später üblich gewordenen paragogischen s der 1. Sg. Präs. Ind. (jemeur-s), auch im Conj. stattfindet und andrer Natur zu sein scheint. S in doinse lässt Burguy I, 244 aus g in doinge entstehn, aber diese Antithese ist im Franz. keine irgend übliche. Lieber möchte ich doinst durch die bekannte Einmischung des s (S. 572) in doint und Übertragung dieser Form auf die übrigen Fälle des Präs. erklären. Delius vermuthet in dem eingemischten s der genannten Verba einen Versuch, den vocalisch oder nasal ausl. Stamm durch die Inchoativendung is zu stärken, deren i sich mit dem Stammvocal diphthongierte: ruisse etc. weise deutlich auf finisse; mit Diphthong und Nasal aber vertrug sich nur einfaches s, daher voise, doinse. Eine nicht zu übersehende Deutung des schwierigen Falles.
II. 237. 238.]
Altfranzösische Conjugätion.
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aber verschiedener Herkunft. — 9) Von bailler findet sich Fut. baudrai Gaufr. 264 nach dem Muster von faudrai. II. C o n j u g ä t i o n . — Der Inf. hat die Endung re, nicht er ( = nfr. oir), welche der starken Flexion zufällt. Diese Conjug. unterscheidet sich von der reinen 3. nur durch die bemerkte Form des Inf., woran sich auch ein Unterschied des Fut. hängt, und das Part. Prät. ut oder u. Anzumerken ist überdies, dass das ableitende i des Perf. auch in der mndartl. Diphthongierung ie erscheint: so in espandies Lib. psalm. 88, 44, rumpies 73, 16; espandiet 104, 37, abatied Kol. p. 6 (M.), respundie Gorm. v. 350, vesquie Ben. I, 273, per die AAvign. p. 56, entendie Og., Gayd.; perdierent Lib. psalm. 105, 32, espandierent 78, 3. — Neue Verba, die hierher gehören, sind braire, bruire, croistre (Part, croissu), auch grondre (lat. grunnire) hat sich hieher verirrt; sie scheinen sämmtlich defectiv. Zwischen der 2. und 3. schwankt sevre bürg. (mlat. pro-severe Form. Mab. für pro-sequi), pic. sivir mir; Praes. sieu, sieus, sieut; Conj. sive (siue); Perf. sivi siuvi; Part, seut, dsgl. sivi (sui). — Einige, wie rompre, romput u. rout, haben ein starkes Part, neben einem schwachen. Defectiv ist soloir (solere), Praes. stiel, suelt, solons-, das Perf. nicht zu belegen (Burguy II, 114), vgl. pr. soler S. 551>. III. C o n j u g ä t i o n . — Beispiele ihrer Wörter s. im Neufranz. Häufig, wie im Prov., ist hier das Schwanken zwischen reiner und gemischter Form, z. B. emplir (emple für emplist ßuteb. II, 486), en-fouir (enfuent für enfuissent RCam. p. 187), gemir (Part. Praes. gemmanz LJ. 465 u ), guerpir (Praes. gerpun, gerpent, Conj. gerpe, dsgl. gerpissez, -issent Ben.), jouir (Praes. joit, joient FC. II, 188. 189, joist Parton. II, 66, GNev. 184). Das I m p e r f e c t I n d . hat mit der 2. Conjug. die Flexion | oie oder eie gemein. Letztere, worin man die frühere Form erkennen muss, konnte sicher eben sowohl aus ea {eva, lat. ebam) wie aus ia (iva, ibam) entstehn, wenn man meie aus lat. mea, veie aus via vergleicht; aber dass der Provenzale, wie auch der Spanier, die Flexion der 3. auf die 2. Conjug. übertrug, lässt einen gleichen Vorgang auch im Franz. vermuthen, ja hier drang diese Form selbst in die 1. Conjug. ein. Alte Beispiele des Impf, sind: im Fr. v. Val. saveiet, doceiet (ducebat), penteiet, fisient (faciebant), in der Passion Christi aveie aveit, aveien, mit mehr pr. Färbung sollet, voliet. St. Bernhard zeigt hier mehrmals eine Schreibung mit v, z. B. sentivet für das sonst übliche sentoit 546 u, servivet 557 m u. dgl. Einzelne Verba. 1) Faillir s. starke Flexion 2. Classe. Hair-, 1) Allerdings verzeichnet Bartsch, Chrest. frang. 494, sot als starkes Perf. des oben genannten Yerbums (que ele tant regreter sot Fl. Bl. p. 79). Da indessen der Mangel des Perf. in diesem Verbum ein allgemeiner ist, so bleibt zu erwägen, ob sot nicht identisch sein könne mit dem Präs. soU.
576
Altfranzösische Conjugation.
[II. 238. 239.
Praes. has u. he, Ties, het, haons, haez, Jieent; Conj. hace hee\ Impf. haoie; Fut. harrai. Ir ist defectiv wie neufrz. Vollständig aber das zsgs. issir ussir, auch istre (ex-ire), z. B. Praes. is, is, ist, issons, oder eis, eissons; Conj. isse GNev. p. 34; Imper. is, issiez; Imperf. issoie TCant. 94; Perf. eissi issi, 3. auch issut; ississe; Fut. issirai u. istrai; Part, issi FC. II, 102, dsgl. issu1. O'ir (aud.); Praes. oi, os, oit ot, oons, oez, oient oent; Conj. oie; Imper. oi (od Brand, p. 100), oez (oiez aus dem Conj. wie pr. aujatz); Impf, ooie; Perf. oi, o'ist, oit, ohnes; oisse; Fut. orrai; Part. oi. — 2) Verschiedene zeigen ein Part, auf w, gewöhnlich neben i, z. B. (ausser issir) ferir fern (Praes. fier, ferons, Conj. fiere fierge), repentir repentu Ben. I, 387, consentir consentu Trist. I, 153, revertir revertu Ben. I, 230, vestir vestu (-i | Gar. I, 273). — 3) Starkes Part, auf ert haben ofrir, soufrir, couvrir, ouvrir: ofert etc. (Praes. oft mit Diphthong uefre, Inf. ojferre, soufferre, s. Eut. II, 86. 96). Cueillir besitzt als Nebenform cueilleit TCant., aus collectus. G e m i s c h t e III. Conjugation. Wir sahen, dass die Inchoativform im It. und Prov. nur auf das Präs., im Span, und Pg. aber nicht einmal auf dieses einwirkte. Im Franz. ergriff diese Flexion nicht allein das Präs. vollständig, sondern auch das Impf, und Ger., so dass ausser dem Inf. nur das Perf. mit dem davon abgeleiteten Impf. Conj. und das Part. Prät. der alten Form treu blieben. Bei einigen Schriftstellern aber ergriff sie auch das Perf. nebst dem Impf. Conj., vgl. deguerpesis = deguerpis L. psalm. 9, 10, hunesistes =honistes MFr. II, 148, choisisismes = choisismes 151, garesist Ignaur. p. 12, suffrisist Havel. 31, guaresis Rol. p. 92. 120, gehesist Bert. 124, hounesisse Poit. 10, conquesissies Ccy. 1034, guerpesis RCam. 141, nouresis 142, NFC. II, 141. S t a r k e F l e x i o n s a r t . — Sie beherrscht in der altern Sprache beinahe dieselben Verba wie im Prov. Man vermisst z. B. ac-cendere, edlere, coquere,födere, e-rigere, e-ripere, rodere, tendere, timere, die freilich zum Theil auch im It. schwach flectieren, dagegen besitzt sie 1) Burguy vermuthet in der Form des Inf. istre eine Nachbildung des Fut. istrai. Dieser Vermuthung tritt Delius mit der Bemerkung entgegen, eine solche Entstehung des Inf. würde eine seltsame Umkehr der Dinge sein: vielmehr mochte man, um den schwachen Stamm in issir zu schützen, den Ton auf die erste Silbe verlegt haben, welches istre ergab. Hierauf würde sich erwiedern lassen, dass ein aus drei Buchstaben bestehender Stamm kaum ein schwacher genannt werden dürfte. Ferner dass es nicht schlechthin anzunehmen sei, dem Fut. istrai sei der Inf. istre vorangegangen. Es war sogar schwerer, von issir unmittelbar auf istre zu gelangen, als von issirai auf istrai, da im ersten Falle ein betontes i, im zweiten ein unbetontes ausgestossen werden musste (issir issirai isräi istrdi, istre).
II. 239. 240.]
577
Altfranzösische Conjugation.
als starke Verba augere, fallere, mordere, despicere und noch einige andre, die im Prov. schwaches Perf. haben. Nicht wenige Verba der starken Gattung können zwei und mehr Formen aufzeigen, die keineswegs überall nur im mndartl. Gebrauche waren. Es liegt in dem Sparsamkeitssinne der neufr. Sprache, dass sie Uberall nur e i n e Form zulässt. Infinitiv. 1) Zur Endung re kommt noch die Endung oir (lat. ere), norm, er, eir (aver, crere, saver saveir Charl.), welche ausschliesslich starke Verba anzeigt. Ein Schwanken zwischen oir und re verräth wenigstens die ältere Sprache: so in ardre ardoir, criembre cremoir, maindre manoir Stärker i aber ist die der pic. Mundart vornehmlich eigne Hinneigung zur dritten: ardre arsir, chaoir cheir, courre courir, criembre cremir, manoir manir, plaire plaisir, seoir seir, taire taisir, veoir veir; bereits in den Eiden podir und savir. Auch tragen Flexionen wie lisirent, valirent valissant, uparissant das Kennzeichen der 3. Conjug. Die Flexionsarten mischen sich daher sehr stark: tolre oder tolir z. B. hat das dreifache Perf. tols, tolui, toli. — 2) Syncope ist etwa wie im Prov., der Wiedereintritt des ausgefallenen Consonanten in den flexionsbetonten Formen aber weniger zulässig. — Bei der Gestaltung dieses Modus ist auch an die Einschiebung eines t zwischen s und r, eines d zwischen n und r, l und r, kraft deren aus crois're croistre, aus semon're semondre, aus moVre moldre geformt wurden, zu erinnern. Dem pr. nh begegnet hier das bürg, und pic. gn, das neufr. ind, vgl. oygnre, oindre mit onher. — Für das F u t u r u m war die Infinitivform oir oder eir zu schwer, es stösst sie aus, wie in movoir movrai. Zwischen nr und Ir schaltet es gleichfalls ein euphonisches d ein: so in valoir valdrai, tenir tiendrai, venir viendrai. In beiden letztern Wörtern ist auch der dem Inf. fremde Diphthong ie nicht zu tlbersehn: er ward eingeführt um die Aussprache tandrai, vandrai abzuwehren. P r ä s e n s I n d . 1) Die Spuren des lat. eo oder io liegen etwas versteckter als im Prov., denn wenn man selbst in den kurzen Wörtchen ai, sai, voi noch den Ableitungsvocal (hab-e-o etc.) empfindet, so entzieht er sich in andern, wie tien oder neufr. vaux (väleo), unsrer Wahrnehmung. — 2) Diphthongierung (in 1. 2. 3. Sg. 3. PI.) hat sich ziemlich spärlich eingefunden und ist nicht allen Mundarten gemein: 3. Sg. crient, quiert, siet, tient, vient, 1. PI. cremons, querons, 1) Burguy II, 34 ist geneigt, die Inf. mit syncopiertem e als Abstractionen aus dem F u t . zu betrachten, so dass z. B. maindre in maindrai
für
main'rai
seinen formellen Grund habe. Gegen diese Deutung ist im Princip nichts einzuwenden, und wir haben sie bei istre (wo es sich um ein i handelte) so eben gelten lassen. Man wird daneben jedoch die Thatsache nicht übersehen, dass die rom. Sprachen die Quantität jenes e im allgemeinen häufig verletzen, auch da wo das Fut. nicht dazu verleiten konnte, wie z. B. im Italienischen. Diez roman. Gramm. II. 5. Aufl.
37
578
Altfranzöäische Conjugation.
[II. 240—242.
seons, tenons, venons-, 3. Sg. muert, muet, puet, vuelt, 1. PI. morons, movons, poons, volens\ ehielt, chiet, Inf. chaloir, ehaoir \ u. dgl. In andern Fällen scheint der Diphthong auf Syncope des Stammauslautes zu beruhen, so in doi neben dem Pl. devons, in reçoif neben recevons, indem aus e-e und i-i in de[b]eo, reci[p]io der Diphthong ei (oi) hervortrat wie ai in sai von sa[p\io. — 3) Die 1. PI. trifft in ihrer innern Bildung mit der vorhandenen Form des Inf. zusammen, vgl. ocions (ocire), cloons {clore), raons {raire), tordons {tordre), prendons {prendre) ; nur das euphonische d in Idr, ndr hat sich dem Präs. nicht mitgetheilt, daher molons {moldre), solvons {soldre soudré), ceignons {ceindre). Zuweilen geht diese Pers. auf ein im Inf. syncopiertes lat. ç zurück, wie in disons {dieimus), faisons {faeimus), despisons {despieimus), und hiernach formten sich andre, wie circoncisons und lisons. Die 2. richtet sich mit Ausnahme von dites und faites ganz nach der 1. PI. Die 3. PI. beobachtet liberall, ausser in font und ont verglichen mit faisons und avons, den Consonanten der 1. PI. — P r ä s . Conj. 1) Der ableitende Vocal lässt sich noch deutlich spüren in deuille, vaille, viegne, sache, plaise, face, aie u. a. Mndartl., hauptsächlich norm., gieng die Erweichung in den Formeln ill, gn, wie bei den Provenzalen in gutturales, so hier analog in palatales g über, z. B. tenget (pr. tenga) Ch. d'Al., vienge, tienge LG., vienge LEs., vauge {valeam) Ben. Rg zeigt sich in apierge {appaream), moerge {moriar), vgl. aus der 3. schwachen Conjug. dorge (dormiam), fierge {feriam). Endlich ergriff der Zischlaut auch die einfache Endung am und selbst Wörter der 1. schwachen, z. B. courge (curram), querge, auge (S. 573), doinge (S. 574), devorge {devorem), demurge (demorer), paroge für parolge (jparabolet). Eine andre auf wenige Fälle beschränkte, nicht mit s in voise zu vermengende Entwicklung ist c, wie in mece (lat. mittam) Ren. IV, 104, G. d'Angl. {meche FC. I, 218. 237, in flandrischen Urkunden messe), chiece {cadam) FC. IV, 244, Ruteb. I, 287, siece (sedeam) FC. IV, 59. — 2) Dieses Tempus leitet sich minder leicht aus der 1. Sg. des Ind. als im Prov., da es sich der Urform näher gehalten. Gewöhnlich trifft es in seiner Bildung mit der 3. PI. des genannten Modus zusammen, wie, um neufr. Beispiele zu gebrauchen, in boivent boive, tiennent tienne, ausgenommen fasse, \ aie, sache, puisse, vaille, veuille. Die 1. und 2. Pl. richten sich in ihrem Stammvocal nach den gleichen Pers. des Ind.: buvons buvions, mourons, mourions (3. Pers. aber boivent, meurent), ausgenommen faisons fassions, avons ayons. P e r f e c t . 1) Die einfache Flexion lat. i begreift nur die vier Fälle fis (feci), vi {vidi), ving für vin {veni), ting für tin (tenui'), auch tinc, vinc geschr. Lib. psalm. — 2) Die sigmatische Flexion stimmt fast überall mit den lat. Fällen zusammen: ars, aers {adhaesi), ceins {cinxï), clos {clausi), escos {excussi), dis etc., dazu ocis {occidi), creins
II. 242. 243.]
Altfranzösische Conjugation.
679
(tremui), raiens (redcmi), semons (summonui), empeins (impegi), pris (prehendi), sis (sedi), atains (attigi) u. a. Die meisten Verba mit dem Stammauslaute l oder II bedienen sich gleichfalls der sigmatischen Form: so chalst (chaloir), fals (falloir), säls (saillir), tols (tolir), vols (voloir), vgl. it. calse, salsi, tolsi, volsr, doch ist diese Form im Impf. Conj. üblicher als im Perf. Ind. Auch hier wie im Prov. und Span, kehrte sich lat. x in einigen Wörtern um in sq, gab aber nur schwache Formen: aus vixi ward nicht vesc, sondern vesqui, und hiernach richtete sich ncisqui, aus benedixi ward benesqui. — 3) Ui, altfr. theils iii theils oi, umfasst mit einigen Ausnahmen die lat. und noch mehrere andre Fälle. Die fr. Form ist ganz national und lässt sich auf keine Weise aus der pr. entwickeln. Sie bewahrt das i der Endung, was die 2. Classe nicht thut. Es ist dabei zu merken, dass die Flexion den Accent an sich zog; die schwere Endsilbe als tonlos zu behandeln, wäre ganz gegen die Anlage der fr. Sprache gewesen, und auch der Provenzale rettete den Ton der Stammsilbe nur durch Consonantierung der Endung (dolc aus dolui). Diese Tonversetzung verträgt sich nicht mit dem Wesen der starken Flexion, wie wir es früher anerkannt haben. Gleichwohl können wir die Verba dieser Classe, wenn wir die rom. Conjug. auf der Grundlage der lat. aufbauen wollen, nicht unter die schwachen ordnen, weil ihnen das Kennzeichen der schwachen avi, evi, ivi fehlt und wir keine neue Conjug. dieser Ordnung einführen dürfen, ohne den Organismus des rom. Flexionsgebäudes zu stören. Wir müssen sie wenigstens als unvollkommene starke, als halbstarke | gelten lassen, wie ja der ganze fr. Sprachbau neben dem it. und sp. als ein minder vollkommener, in Beziehung auf den der Grundsprache mehr gesunkener erscheint. Zu dieser principiellen auf das Kennzeichen w gestützten Auffassung gesellt sich noch die Erwägung, dass die Flexionsbetonung dieser Classe, wie wir sogleich sehen werden, nicht einmal ohne Einschränkung gilt, da es Fälle gibt, worin der Stammvocal mit dem flexivischen u zu e i n e m Laute verschmilzt, von einer Betonung jenes Vocals also nicht die Rede sein kann. Bemerkenswerth ist, dass mehrere Perf. der w-Form sich auch der s-Form bemächtigt haben und hiermit den Trieb zu einer vollkommneren Darstellung des starken Princips aussprechen. Die Personalflexion der 2. und 3. Classe (zur 2. gehört practisch auch faire aus der 1.) ist die folgende: di-s d-ui de-sis — de-is de-us di-st d-ut de-simes (-sism.) — de-imes (-ism.) de-umes (-usm.) de-sistes — de-istes de-ustes di-strent (-sr.), dirent; disent d-urent.
580
Altfranzösische Conjugation.
[II. 243. 244.
Anm. zu dis. 1) Desis etc. mit radicalem e ist euphonisch für disis; so mesis für misis u. a. Fälle. — 2) Desis, desimes, desistes mit s (vornehmlich pie.) sind als die ursprünglichen Formen anzuerkennen, dets, déimes, déistes als syncopierte. Geht ein Consonant vorher, so hat der Sibilant eine festere Stellung und fällt nicht weg: arsist, remansist, nicht arist, remanist. Diese Syncope des s ist ein besonderer Zug der fr. Conjug. 8 fällt zwischen Vocalen in dieser Sprache sonst nicht aus. Hielt man etwa mit den Endungen is, imes, istes jene drei Pers. für genügend bezeichnet, so dass man ihnen das erste s entziehen zu dürfen glaubte? Man führte sie dergestalt auf das Flexionsmass der 2. und 3. Conjug. zurück. — 3) Die 3. PI. kommt in verschiedenen Gestalten vor. Entweder wird zwischen s und r auf bekannte Weise ein euphonisches t geschoben wie in distrent (doistrent, presdrent SLég.), oder dies t wird gar nicht angewandt, wie in disrent, wofür die Alten auch schon direni sprachen, oder selbst das flexivische r wird ausgestossen, womit auch | t verschwindet, und man sagt disent (dissent), fisent, misent, oinsent etc.; wir kennen diese letztere Form, die hauptsächlich dem pie. Dialect zukommt (s. z. B. Fallot p. 480), bereits aus dem It., Span, und Prov., in welchen Sprachen sie zum Theil auch auf die 3. Classe angewandt erscheint '. — Anm. zu dui. 1) Der Stammauslaut unterliegt dem Einflüsse der schweren Endung ui. Nämlich a) nur Liquidä widerstehen dem Ausfalle, vgl. dolui, molui, tolui, valui, corui, morui, parui. b) Mutä dagegen werden sammt dem vorhergehenden Wurzelvocal ausgeworfen, so dass in den ursprünglich stammbetonten Pers. (1. 3. Sg., 3. PI.) von dem Stamme nichts übrig bleibt als der Anlaut: bui (bibi, abgeändert in bibui, daher pr. bec), crui (credidi), regui (recepì), dm (debui), jui (jacui), lut (lieuit), nui (nocui) und so die Perf. mit u aus v, wie crui (crevi), mui (movi), conui (cognovi). c) Es giebt indessen einige Fälle, auf welche diese Ansicht von der Entstehung des Perf. nicht anwendbar ist, solche nämlich, worin der Stammvocal, der hier fast immer a ist, nicht elidiert wird, sondern mit dem folgenden u einen Diphthong macht, denn aui, paui, plaui, saui, mit Verdichtung des au zu o: oi, poi, ploi, soi, können nur auf ha\b]ui, pavi, pla[c]ui, sa[p]ui zurückgeführt werden und auch poi wird aus po[t~]ui zu erklären sein. — 2) Für die Endung i setzt die pie. Mundart wohl auch c, das aus i consonantiert scheint, wenigstens mit dem pr. Guttural, der das ganze Tempus beherrscht, nicht identisch sein kann: 1) Vergleichung der Formen (die nicht cursiven schriftüblich): ital. prèsero présono — — span. — prison — prisiéron prisent prirent — franz. pristrent prov. presdron préson prékon preséron wal. prinsere — — —
II. 244—246.]
Altfranzösische Conjugation.
581
peuc, seue, vauc (volui), conuc, vgl. Burguy II, 50. 96. 101. 3) TJit für ut z. B. in huit SB. 542, reconuit 551. Das I m p e r f e c t Conj. nimmt, wie sich erwarten lässt, an der Doppelform des Perf. Ind. Theil. Man gewinnt es gleich dem der schwachen Conjug. durch Anfügung der Silbe se an die 2. Sg. des letztern Tempus: | de-sisse — de-isse de-usse de-sisses — de-isses de-usses de-sist — de-ist de-ust de-sissiens — de-issiens de-ussiens de-sissiez — de-issiez de-ussies de-sissent — de-issent de-ussent. Uber eine bürg. Form duisse s. Burguy II, 6. Der Ausfall des e in der 3. Sg. ist alt, Eulalia hat zwar noch auuisset, aber Leodegar ouist, vidist, apresist, das Fr. v. Val. fesist, percussist. P a r t i c i p i u m . 1) Auf lat. sus, selten auf tus oder itus, gründet sich s, z. B. clos, aers, remes (remansé), mis, ocis, pris, guis, dsgl. semons (summonitus), despis (-spectus), sors (surrectus). — 2) Ctus, ptus, rtus ergaben fr. t, rt : çaint (cinct.), dit, beneoit (benedictus), duit, fait, frait, escrit, covert etc. Nach beneoit richtete sich cheoit und toïoit. — 3) Die Stelle von itus nahm gewöhnlich ut, abgekürzt u, ein, wobei der Stammauslaut, wenn er in einer Muta besteht, elidiert wird (vgl. das Perf.), den Stammvocal aber gewöhnlich das einzige e vertritt: pr. pagut, altfr. paü peil (pastus), pr. conogut, auch conegut, altfr. coneü. Oft aber schwand nebst dem Stammconsonanten auch der Vocal, so dass mu das pr. mogut ausdrückt. Verzeichnis der Verba (ohne strenge Unterscheid, der Mundarten). I. C l a s s e . — Facere: faire schon S. Eulal.; fas u. fais, fais, fait, fasons faisons (auch faimes, vgl. unten dimes), faites (faistes), font; face (3. facet Eidschw.); fai (fais); fesoie (faisoie); fis, feimes; Plusq. fisdra SLég., firet Ch. d'Alex.; ferai (norm, frai); fait. — Tenere: tenir; tieng; tiegne tienge; ting, tenis, tint, tenimes, tindrent; tenisse; tenrai (ndr, rr); tenu. Eigentümlich ist Perf. 3. tenuit SB., Imperf. Conj. tenussent ds. in Ubereinstimmung mit lat. tenui (pr. tenc) tenuissent. — Venire: venir — tenir. — Videre: veoir, pic. véïr; voi, veons; vi, veis, veimes; Plusq. vidra u. vidret Pass.; Impf. Conj. veïsse, 3. vidist u. vist (vesist SB. geformt nach fesist) ; veü. II. Classe. Perf. s. Ardere: ardre ardoir; Perf. ars, arst; arsisse; ars. Schwach geht ardir; ardi; ardisse etc. — | Augere in aoire B. Chrest. fr.4 346, 30 (ad-augere); Perf. aoist nach lat. auxit Lib. psalm. p. 156; Part, aoit? — Caedere in occire (oc-cid.)\ Präs. oci Parton. I, 93, ocis, ocit, ocions, ocient; ocis; ocis. — Calere s. 3. Cl. — Cingere: ceindre; ceing, ceins, ceignons; ceigne; Perf. ceins, ceinst (schw. ceignit); ceinsisse; ceint. — Claudere: clore; clo, clos, clôt,
582
Altfranzösische Conjugation.
[II. 246. 247.
cloons; clos, clostrent (cloirent); clos. — "Cutere (quatere): escorre (iexc.), rescorre (re-exc.), auch es-, rescolre; Perf. es-, rescos; Part, es-rescos, Fem. -sse. Hiernach wäre auch se-corre (succutere) anzunehmen, wovon aber nur und erst in späterer Zeit das Part, secous (bei Marot u. a.) = pr. secos nachweislich ist, s. Burguy II, 154. Das Fr. v. Val. hat Impf. Conj. percussist. — Dicere: dire ; di, dis, dit u. dist, letzteres z. B. Fr. v. Val., Parton. II, 59, disons (dimes), dites (distes), dient (noch bei Marot); die (gleichfalls noch bei Spätem); dis; dit. Vgl. S. 560. Es-con-dire verhält sich wie das gleiche pr. Wort. Uber beneistre (bened.) s. unten Anomala. — Ducere: duire ; dui, de-duient Trist. II, 42; con-duie ds. 61; con-duioie\ de-duis FC. II, 53, duist Fragm. d'Alex. 94. 100, Roi. p. 9 (doist SLég.) ; con-duisist Parton. I, 27; duit (auch in der Bed. geschickt, unterrichtet von ductus, nicht doctus). — Emere in raembre raiembre (red-im.) letzteres MFr. I, 218; Präs. 1. PI. raembons-, Perf. raiens, raienst\ Fut. retiendrai; raient Part. Ben. III, 259. — Fallere: faillir; fais (nach 2. falsis zu schliessen); falsisse (nach 3.faisist); überdies schwach failli u. faillu RMont. p. 36; faillist. — Fingere: feindre; feins Roi. p. 88; feint. — Fligere in aflire (af-fligere) Alx. 82, 35. 83, 7; Perf. afflis, afflistrent Lib. psalm. 16, 10; Part, affliez SLég. 28 (schw. aflijê s. Roq.) — Frangere: fraindre (ei); Präs. 3. fraint, fraignons; Perf. freins Roi. p. 51; frait u. fraint = it. franto. — Haerere in aerdre (adh.); Präs. aert ; Perf. aers, aerst, aerstrent; Part. aers. Das r in aers unorganisch, daher im Frequentativ adeser nicht vorhanden. — Jüngere : joindre ; joint, joignons; jons juns Trist. II, 110; joint junt. — Legere s. 3. Classe. — Manere: manoir u. maindre; main, manons, mainent; maigne-, mes, mest (meist Grég.) remest remist u. selbst manuit SB. 563°; mainsisse moisisse; maindrai; remes, dsgl. remansu \ Bert. p. 89 u. remasu RCam. 59 wie pr. remazut. — Mittere: metre (burg. mattre); met; mete (mece G. d'Angl., vgl. S. 578); mis; misdrent; mesisse; mis. — Monere in semondre {summ.)-, semons (semonut SB. 523°); semons Trist. I, 168, GNev. 125. — Mordere: mordre maurre ; mors Roi. str. 56; mors Part, noch bei C. Marot u. a. s. LRom. IV, 265. — Pangere in empeindre (im-ping.); empeins Roi. p. 50; empeint. — Pingere: peindre = ceindre. — Plangere: plaindre; plaing; plains pleins MFr. II, 495; plaint. — Ponere in repondre rebondre; repuns (repunstrent Psaut. du Trin. coll.); repost repuns (reponuit SB. 523, reponu Gaufr. p. 210). — Premere u. Coinpos.: priendre; Präs. priem Ben. I, 213; Perf. depriens LRs. 203. 281; Part, prient Ben. I, 241, espriens. — Prendere: prendre prenre, burg. wie pr. penre; pren (preng etc.), prendons, prendrnt prennent; preigne prenge; prenoie {nd); pris u. prins, prensis etc., pristrent (prindrent); Plusq. presdre presdra Pass. SLég.; Impf. Conj. presisse preisse; Part. pris prins. — Pungere: poindre; point Präs. 3., poignons; poins u. pois Rou v. 913, Ben. I, p. 176; point. —
II. 247. 248.]
Altfranzösische Conjugation.
583
Quaerere: querre, erst seit Ende des 13. Jh. quérir (Barguy); quier, quiers, querons, quierent; querge; quis, quesis-, quis (eine schwache Form queru s. RMont. 445). — Rädere: raire; rai, rais, rait, raons; res Brut. II, 214; res. — Ridere: rire-, ris-, ris. — Salire: saillir; Perf. sais nicht nachweislich, nur Imperf. Conj. sausist Trist. I, 46. — Scribere: escrivre escrire; escrif, escrivons; Perf. escris, escrist (escriut Mousk.); escrisse (auch schon escrivisse) ; escrit escriut. — Sedere: seoir, pic. seïr ; siet, sieent ; siee (siece); sis (3. sist Fr. v. Val.j, sistrent sisent ; seisse ; serrai ; sis. Der Unterschied zwischen sedëre und sidere, pr. sezer, Perf. sec, und sire, Perf. sis, tritt im Franz. nicht mehr hervor. — Solvere : solre (Idr, rr) ; sol soil, sollent ; solle soille ; Perf. sols: Part, sols (solt) u. solu-, nach letzterem scheint das spätere Perf. solus geformt. — Spargere: espardre; espars; espars-, s. Orelli 214. — Specere in despire (de-spicere); despi, despit, despisent MFr. II, 63; despise; despisoie Poit. 36; despist Perf. 3. MFr. II, 449; despit. — Spondere in respondre responre-, respon, -ondent -onent; respons (nach dem Conj. | responsist Ben. II, 39); sonst schwach respondi-, Part. respondu. — Stinguere: estaindre; estains? etc. — Stringere in estreindre u. destreindre-, estreins Havel, p. 14; estreit. — Struere in destruire; destrui, -uient; destruioie; destruis-, destruit. — Surgere: sordre-, sort, sordent; sors, sorst; sors (woher das Sbst. source), Part. Präs. sordant. Resordre-, Perf. resors, wofür auch die dem Lat. entlehnten surrexi 3. Pers. FC. II, 399, surrexis 2. Pers. PDuch. p. 75, resurrexis Rol. p. 92; Part, surrexis (-ectus) Roncisv. 56, QFA. v. 792. — Tangere in ataindre (at-ting.); atains; ataint. — Tergere: terdre; ters Grég. ; ters. — Tingere: teindre; teins Trist. II, 99; teint.— Tollere s. folg. Classe. — Torquere: tordre-, Präs.torttuert-, Conj. torge; Perf. tors, detuerst Rol. Mich. 62 (dis-torsit); tors Ren. II, 302. — Trahere: traire-, trais, trâistrent Ben. I, 228 ; trait. — Tremere : cremre norm., cremoir bürg., cremir pic.; aus cremre ward crembre, endlich crendre-, Präs. criem, criens, crient-, Perf. ereins, creinstrent, dsgl. cremui v. cremoir u. cremi von cremir-, Part, crient Trist. II, 138 ( = t r e m i t u m bei Priscian), dsgl. cremu. — Ungere: oindre-, oing-, oins Trist. II, 99; oint. — Velle s. folg. Classe. — Volvere: voldre Orelli 243; Perf. vols-, Part, vout (volsu RMont. 134, 9). III. C l a s s e . Perf. ui, oi. Bibere: boivre, später boire-, boif, bois, boit, bevons,-ez, boivent-, bui; beverai (vr) ; beil. Allmählich treten Formen auf mit radicalem u, wie in buvoie, buvrai. — Cadere: chaoir cheoir, pic. Izëir chëir; chiet (aus chet diphthongiert), chaons, chieent (chient Er. 5909); chiee, pic. chiece; cheü, cheürent, auch chdi FC. II, 55, châtrent-, charrai; Part, cheü u. chdit LJ. 507 u , dsgl. chaoit cheoit (de-chaet Trist. II, 28). — Calere: chaloir impers, (sich kümmern): ehalt (ehielt Eulal.); chaille-, chaloit; chalut-, mit sigmatischer Flexion Conj. chalsist; chaldra; chalu. — Capere in Compositis wie recevoir
584
Altfranzösische Conjugation.
[II. 248—250.
reçoivre (re-cip.) u.a.; -çoif u. -çoi-, -çui] -ceü. — Credere: croire; croi, créons, croient; crui u. era Part. II, p. 67. 95, 3. Pefs. crei GNev. p. 6; creusse u. crûsse FC. II, 108, GNev. 18; crerrai] creü. — Crescere: croistre pic.; crui (creis Orelli 210) ; creü. — Currere: courre u. courir, courui] couru. — Zu bemerken encursist für encourust | Trist. II, 91, vgl. it. corsi. — Debere: dovoir burg. pic.; doi, devons etc.; doive; dui; deü. — Dolere: doloir] duel, doil, duélent; dolui (Conj. dousisse Cbev. au lyon p. 231 auf ein sigmatisches Perf. zurückweisend, it. dolsi) -, doldrai (rr)\ dolu. — Habere S. 569. Zsgs. mentevoir u. mentoivre, ameni-, rament- (erinnern); -mentui Ignaur. 13; menteü Parton. II, 133, GNev. 54. — Jacëre: gesir; gis (gies), gis, gist, gisent (giesent)-, gise (giese); jui, jut\ geüsse; gerrai; geü. —• Legere: lire (leire SB.); li, lis, lit list, lisons; lise] lui, leüs, lut, aber auch nach der 2. Cl. lis, leïs, list, listrent wie it. lessi] leüsse u. leïsse; leü u. lit (leit). — Licere: loire-, list loist; loise; lisoit; lut ; leüst ; loir a] leü = pr. legut ist nicht zu belegen. — Molere: moire(Idr, rr); molui; morrai etc.; molu. — Mori: morir] muir muer etc. (Burguy), muers, muert] muire muere moerge] morui u. selbst mori (Orelli); morusse morisse] mort. — Movere: movoir (muevre = pr. mourre, it. muòvere); mui; mouverai] moü meii. — Nocere: nosir pic. burg., endlich nuisir, norm, nure, endlich nuire] nuist, nuisent] nui; neüsse (misse Ben. I, 401); nurrai; neu. — Noscere in conostre conoistre] conois,-essons,-oissent] conessoie] conui] coneü. — Parere: paroir] part peirt pert, perent] pere pergè-, parut; parraperra; parant] paru. Paroistre, wie conoistre. — Pascere : paistre; paist Präs. 3; paui peui poi; peüsse] paü etc. — Piacere: plaisir TCant. u. plaire] plais, piaist] place plaice] plaisoie\ plaüi pleüi ploi, plot, plorent] pleüsse] ploü pieu. — Pluere: plovoir-, plut] pleü. — Posse: pooir; puis, pues, puet, poons, pueent, dsgl. pois, pos, pot, poent; puisse poisse] poi, pot (pod poth SLég.), porent] Plusq. póuret Eulal. ; poüsse peüsse (peuisse); peü1. — Sapere: savoir] sai, \ ses, set siet seit, savons, sevent seivent; saiche, pic. sace; saü soi, sot, sorent (souurent SLég.); saüsse seüsse; saverai sarai] seü. — Solere: soloir; suel, suélt, solons etc.; defectiv, das Perf. z. B. nicht zu belegen 1) In SB. findet sich dreimal das Perf. polt (528™, 548", 551m) entsprechend dem Impf, und Perf. poterat, potuit des lat. Textes. Auch bei Späteren kommt es nicht selten vor (poelt, peutt, PI. poellent, puellent) sicher noch im 16. Jh. Burguy II, 51 leitet es unbedenklich vom lat. poliere. Aber nicht ohne Noth sollte man ein Yerbum zu Hülfe rufen, welches nur die fr. Sprache und auch diese nur in einer einzigen Form besitzen würde. Es entgeht mir nicht, dass pollere auch für das it. Gebiet in Anspruch genommen wird, aber das vrlt. ptioli pnole, dessen Diphthong schon der Herleitung aus polles pollet widerspricht, scheint nach vuoli vuole gemodelt. Ebenso kann das fr. polt nach volt gemodelt sein: deutet uns ja auch Burguy die altfr. Form solt (sapuit) aus einer Anbildung an dasselbe volt.
II. 250. 251.]
Neufranzösisohe Conjugation.
585
(Burguy II, 114), vgl. pr. soler. — Stare: ester, wegen seines Perf. estut hier zu erwähnen, s. S. 573. Dasselbe Perf. gehört auch zu einem unpersönlichen Verbum estovoir (uöthig sein), welches wie povoir pooir geht: Präs. estuet\ Conj. estuisse FC. II, 66, Part. II, 91; estovoit; estut (estot Trist. II, 89. 90); esteüst Part. II, 135; estovra; über dessen rauthmassliche Herkunft aus studere s. Et. Wb. II. c. — Tacere: taisir u. taire wie plaire', Perf. z. B. toü 1. Pers. LJ. 473° (für toüi), taut SB. 548, taürent. — Tollere : tolre (Idr), weit üblicher tolir (schon Eulal.), mit formenreicher Flexion, z.B. Präs. tol\ toille-, Perf. tolui, tolut, dsgl. toli, sigmatisch tolst tost NFC. II, 14, tolrent; tolusse tolisse tolsisse-, tolrai (Idr, rr); Part, tolu, dsgl. toloit toleit LJ. 469u, Grég., Roi., Ben., Rou, Trist. — Valere: valoir; val\ volle vaile vauge-, valui, valut FC. II, 10; valsisse, valsist, wozu sich kein Ind. vais findet; valrai (Idr, rr)\ valant u. valissant; valu. — Velle: voloir, wieder ein vielformiges Verbum, z. B. voil vuel, vols vuels, volt melt, volons, vuelent; voille etc., Perf. Formen, zum Theil sigmatische, vols, volsis (selbst valsis), völst volt, volsimes (voss.), volstrent volrent voldrent Eulal. ; andre mit derivativem u, wie nfr., erst um das Ende des 13. Jh. ; Conj. volsisse (valsisse), nach H. Stephanus vousisse gleich berechtigt mit voulusse Hypomn. p. 205; voirai voldrai (valrai)-, volu. A n o m a l i e n . Benedicere: (norm, und noch in den Wbb. des 16. Jh.) beneistre benistre, sonst bencïr; Präs. 3. beneist-, Perf. benesqui LRs. 114, Havel. 27, Charl., MFr. II, 475; Fut. beneisterai-, Part, benescut ds. 430, sonst beneoit benoiet, pr. beneseit. — Vivere: vivre ; Perf. vesqui (vist = vixit scheint ein Latinismus: la fu e vist tresque la fin Rou II, 61); Part. | vescut u. selbst vesquit. — Irasci: iraistre; Perf.? Part, irascu Trist. I, 153, dsgl. irié. — Nasci: nastre naistre-, nasqui; nascu Ben. II, 83, auch neit (nasquit s. Orelli, bei P. Ramus sogar Inf. nasquir). b.
Neufranzösische
Conjugation.
P e r s o n a l f l e x i o n . l)Die 1. Pers. Sg. hat in den meisten Fällen eine Endung an sich genommen, die weder der Grundsprache noch irgend einer der Tochtersprachen, selbst nicht der fr. in ihrem ältesten Zustande bekannt ist. Diese Endung ist s, und die Fälle ihrer Anwendung sind folgende, a) Im Präs. der 2. und 3., die starken Verba mit einbegriffen: altfr. crien, vend, sent, fat, voi, di, neufr. crains, vends, sens, fais, vois, dis. Von diesem s hat sich frei erhalten ai (hàbeo) so wie die in ihrer Endung mit der 1. Conjug. zusammentreffenden cueille und saille. Dem Sg. des Imper. ergieng es nicht besser: croi, pren, reçoif; crois, prends, reçois; selbst die 1. Conjug. bedarf hier dieses s vor den Partikeln en und y, wie in donnes-en, portes-y. Schon im 13. Jh. tritt s an diesem Tempus häufig ein, aber
586
Neüfranzösische Conjugation.
[II. 251. 252.
wenigstens bis auf Racine's Zeit war seine Anwendung keineswegs Regel; man schrieb es mit und ohne s, wie auch H. Stephanus Hypomn. p. 197 bemerkt, b) Im Impf. Ind. und im Conditional: altfr. chantoie, chanteroie, nfr. chantais, chanterais. Die Endung e ist noch im 16. Jh. z. B. bei Marot, R. Stephanus, Ramus wenigstens in der 1. Pers. sehr üblich: man conjugierte j'aimoye, tu aimois, il aimoit, aber auch schon f aimois. c) Im Perf. der 2. und 3. und in allen starken Formen dieses Tempus: afr. rendi, dormi, fi, corui, neufr. rendis, dormis, fis, courus; auch dieses s schon um die Mitte des 13. Jh. wahrnehmbar. Das stumme e nimmt diesen Auslaut, den bemerkten Fall des Imper. abgerechnet, nicht an, und wo er zutrat, ward es verschlungen, wie in chantais, nicht chantaies. Eben so wenig thut dies die Flexion ai (chantai). Wie ist nun dieser paragogische Buchstabe aufzufassen? Beim Präs. könnte man sagen, das der gemischten 3. Conjug. zukommende s (fleuris) habe den Anlass gegeben, aber damit wären die übrigen Fälle | nicht aufgeklärt. Ein andrer Grund könnte in dem vor Vocalanlauten eintretenden Hiatus liegen, welchen zu vermeiden die fr. Sprache der Vocalendung ein s anfügte, wie sie ihm in einem andern Falle ein t anfügt. Man sprach z. B., wie Ramus p. 28 mit Beziehung auf diesen Grund bemerkt, je ris et pleure, wenn man auch je ri et pleure schrieb. Eine dritte Deutung scheint mehr für sich zu haben. Da durch das zutretende s die 1. Pers. mit der 2. zusammenfällt, so hat man dies aus einer Übertragung der 2. auf die 1. gedeutet. Solche Übertragungen zwischen Pers. desselben Numerus scheinen sich auf den übrigen rom. Gebieten nicht ereignet zu haben; im Franz. konnte die üblich gewordene ausdrückliche Bezeichnung mit je und tu jene formelle Gleichsetzung beider Pers. allerdings begünstigen, denn diese Wörtchen übernahmen gewissermassen die Rolle der Flexion. Verschiedene fr. Mundarten setzen sogar den ganzen Sg. oder den ganzen PI. auf eine und dieselbe F o r m — 2) Das flexivische t bleibt im PI. überall; im Sg. erstreckt es sich auf einzelne Fälle des Präs. Ind., auf das Impf, beider Modi, auf das Perf. der 2. und 3. so wie auf das Cond. Geht die 3. Pers. aber auf einen Vocal aus und folgt ein enclitisches Wort mit Vocalanlaut, so wird jedesmal ein euphonisches t eingesetzt, welches seine Herkunft aus der Flexion schwer verläugnen kann (S. 155): so in a-t-il, viendra-t-elle, aime-t-on. Die Alten scheuten den Hiatus auch hier nicht, sie brauchten z. B. sera il, verra on dreisilbig. Freilich lehrt Beza p. 36, dass t, auch wo es nicht ge1) Auch auf german. Sprachgebiete gibt es der Beispiele von solchen Übergriffen einer Pers. viele, und sie fangen schon im Gotischen an; was besonders zu unserm fr. Falle passt, ist dass das altnord. r der 2. Sg. Präs. Ind. ( = got. u. lat. s) im Schwedischen und Dänischen auch die 1. Pers. ergriffen hat.
II. 252—254.]
Neufranzösischc Conjugation.
587
schrieben, doch gesprochen werde, parle-il, ira-il wie parlet-il, irat-il, dasselbe also was Ranius vom s lehrt, und was für ihre Zeit nicht geläugnet werden soll. — 3) Die 1. PI. hat die Endung -mes, ausser im Perf., nur in sommes bewahrt. — 4) Die 2. PI. verhält sich wie in der alten Sprache: statt des vorherrschenden ez bleibt es im Perf. (chantâtes) und da wo der Stamm den Ton hat d. h. in êtes, dites, faites. — | 5) Die Flexion der 3. PI. verstummt völlig, wie dies bereits die Grammatiker des 16. Jh. lehren, so dass z. B. chantaient 2silb. ist und einen männlichen Reim gibt. Im Altfr. aber war dieser Reim weiblich, also wenigstens die Vocale hörbar. Noch Karl v. Orléans braucht doivent 2silb., avoient 3silb., Alain Chartier firent 2silb., Villon percent, voyent 2silb., estoient 3silb., aber doch vouldroy•ent, aimoi-ent schon 2silb., Cl. Marot sentent, eussent 2silb., estiment 3silb., aber soient lsilb., estoi-ent, votdoi-ent, sembloi-ent 2silb. Mundarten sprechen noch jetzt chantont, mettont u. dgl. ; im Altfr. kommen selbst Endungen vor wie fussient und fussant, s. Burguy I, 266. Allgemeines über Modus und Tempus ist nach dem bei der altern Conjug. Gesagten und unten in der Tabelle Angezeigten kaum zu bemerken. Im Fut. findet die Assimilation beschränkter als bei den Alten statt. Was den Imper. betrifft, so entnehmen avoir, être, savoir und vouloir die 2. Pers. Sg. und PI. zum Theil etwas abgeändert dem Conj.: aie (Conj. aies) ayez, sois soyez, sache sachez (Conj. saches sachiez), veuille veuillez (Conj. veuilles vouliez). In der 1. Pl. des Perf. empfängt der Ableitungsvocal aus Anlass des alten unorganischen sm nun jedesmal den Circumflex: chantâmes, fûmes. S t a m m a u s l a u t . 1) Es bedarf kaum der Erinnerung, dass c, der Sibilant, vor a, o, u mit der Cedille versehen wird : placer, plaçais, plaçons; recevoir, reçu-, so wie dass g im gleichen Falle ein stummes e zu sich nimmt: manger, mangea, mangeons, afr. gewöhnlich manger, manjons. Gu behält das vor e stehende u als etymologisches Zeichen auch vor a und o: distinguer, -gua, -guons (nicht -ga, -gons). — 2) Y wechselt mit i in der Art, dass dieses vor stummem e oder vor Consonanten, jenes vor i und betonten Vocalen seine Stelle findet: essaie, voie, sois, fuir, croire ; essayons, voyez, soyez, fuyant, croyons, croyions. Radicales i, wenn es zu keinem Diphthong gehört, kann unmittelbar vor flexivisches i treten, wie in riions, priiez. — 3) Ein Fall, der nur den Vocal vor dem Stammauslaut im Präs. so wie in den Fut. der 1. Conjug. betrifft, | ist dass betontes e hier mit dem Gravis bezeichnet wird, wenn es im Inf. geschärft oder stumm ist; mit dem Circumflex, wenn es diesen auch im Inf. hat: posséder possède posséderai, mener mènent mènerai etc.; I oder t können in mehreren Verbis durch Verdoppelung das Tonzeichen entbehrlich machen ; appeler appelle (appelé), jeter jettent (Jètent).
588
Neufranzösische Conjugation.
[II. 254. 255.
Flexion der H ü l f s v e r b a . 1. Avoir. — Ind. Präs. ai, as, a, avons, avez, ont. Impf, avais, avais, avait, avions, aviez, avaient. Perf. eus, eus, eut, eûmes, eûtes, eurent. Fut. aurai, auras, aura, aurons, aurez, auront. Conj. Präs. aie, aies, ait, ayons, ayez, aient. Impf, eusse, eusses, eût, eussions, eussiez, eussent. Cond, aurais ( = Impf. Ind.). Imper, aie, ayez. Ger. ayant. Part. eu. Umschreibung mit demselben Yerbum: ai eu etc. 2. Être. Ind. Präs. suis, es, est, sommes, êtes, sont. Impf, étais, étais, était, étions, étiez, étaient. Perf. fus, fus, fut, fûmes, fûtes, furent. Fut. serai, seras, sera, serons, serez, seront. Conj. Präs. sois, sois, soit, soyons, soyez, soient. Impf, fusse, fusses, fût, fussions, fussiez, fussent. Cond, serais. Imper, sois, soyez. Ger. étant. Part. été. Umschreibung mit avoir: ai été etc. o ft ft (s es o
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806
Einfacher Satz.
[III. 60—62.
Beziehung aus der Reihe seiner casus obliqui, wie in ego me laudo, tu te laudas. Von diesem Gesetz haben sich die Tochtersprachen nicht entfernt. Ist das Subject eine 3. Pers., so wird die Rückbeziehung ebenso mit dem Pron. 3. Pers. se, sibi, sui bewirkt: omne ani\mal se diligit; malus sibi nocet. Letzteres ist vorzugsweise das reflexive Pron., daher ihm der Nom. ganz abgeht. Die cas. obi. des Demonstrativs is dienen dagegen zur Hinweisung auf einen Gegenstand, der nicht Subject des Satzes ist. Befindet sich das Pron. im Nebensatze, so wird die Rückbeziehung auf das Subject des Hauptsatzes gleichfalls durch das Reflexiv vollzogen: multi nil rectum nisi quod placuit sibi ducunt4, Herculi Eurystheus imperavit, ut arma sibi afferret. Schwankungen kommen vor; wo z. B. keine Zweideutigkeit entgegensteht, kann auch is die Stelle des Reflexivs einnehmen : Camillus mihi scripsit, te locutum esse cum eo (secum); dicam cognatis, ut bona mea inter eos (se) partiant. Wie hat sich dies Verhältnis nun im Rom. gestaltet? Die verschiedenen Sprachen stimmen ziemlich zusammen, doch wird die fr. besser für sich allein betrachtet. 1) Hat das zurückweisende Pron. sein Subject in demselben Satze, so bleibt das Reflexiv fast Uberall ungestört, zumal lässt sich das unmittelbar zurückführende conjunctive se (eglino si maravigliano) nicht mit irgend einem Casus von ille vertauschen. It. diceva fra se; dicevano fra se; eglino non pensano che a se; erano fuor di se. Sp. hace esto de si mismo; hacen mal a si-, no estan en si Pr .pensava entre si; dìeus vos amandat a sevenir. In reciproker Bedeutung findet sich im It. nach Präp. loro: dicevano fra loro (untereinander, sp. decian entre si wie lat. inter se); domandavan tra loro. Im Prov. wird nach Präp. der PI. des Reflexivs überhaupt gemieden und lor oder eis vorgezogen: las dompnas lo partran entre lor Chx. IV, 69; sunt abraizat en eis mezeus (sibimet ipsis accensi sunt) GO. l b . Umgekehrt tritt das it. seco als ein bequemer Ausdruck für con lui, con lei ein, z. B. quel ben perdut'hai seco (mit ihr) P. Cz. 22, 2; a partir seco (mit ihm) Son.317; vgl. pr. annet se sezer Ione se (neben ihn) Jfr. 169 a . — 2) Hat das zurückweisende Pron. sein Subject in einem andern Satze, so wird statt des Reflexivs das demonstrative in die Bedeutung eines persönlichen Pron. übergegangene ille gewählt, und so sagt man it. egli disse a colui che V aveva invitato (qui se invitaverat); egli pregò Filippo | che sedesse con lui (ut sederei secum). Sp. decia tambien al que lo hàbia combidado; rogò a Felipe que se sentase con el. Pr. endrepetava a eis en totas las escripturas que eran de lui meteis (interpretdbatur Ulis in omnibus scripturis, quae de se ipso erant) GO. 112 \ Wenn schon die classische Latinität schwankte, so neigte sich die sinkende mehr und mehr zu dieser Ausdrucksweise ; so bei Petronius: scripsit, ut illi (sibi ipsi) semen mitteretur; im Mlatein or ans, ut sibi sanctus succurreret
III. 62. 63.]
Pronomen, persönliches.
Pleonasmen.
807
atque ei (sibi) concederti gratiam Gr. Tur. 5, 14; se venturiim in imperimi, quod olim fuerat Uli (sibi) datum Nith. 2, 1. Auf denselben Weg gerieth die lid. Sprache, wogegen die got. dem Reflexiv treu geblieben: lat. dicebat ei, qui s e invitaverat lautet got. qvaihuth than jah thamma haitandin s i k ; alid. tiio quathher themo ther i n a n ladôta. Dasselbe ist der Fall bei Inf. und Part., die sieb in den Relativsatz verwandeln lassen, wie it. egli aveva veduto un uomo imporgli la mano (sibi iniponere). Seco aber kann auch im Nebensatze stehen bleiben: la donna attenta stava, acciò che nulla seco (bei ihr) il mago avanzi Ori. 4, 23. Im Franz, verhält es sich mit dem conjunctiven se wie in den andern Sprachen; für soi und lui gelten folgende Bestimmungen. 1) Soi reflectiert unpersönliche Begriffe: man sagt le vice est odieux de soi. — 2) Dsgl. unbestimmt genannte Personen, besonders unbestimmte Pron.: chacun travaille pour soi-, on pense trop à soi; prendre garde à soi; aber doch, da es nicht gerne im Pl. gebraucht wird, quelques-uns dirent en eux-mêmes, also wie schon pr. — 3) Lui weist auf bestimmte Personen: le Pharisien priait en lui-même; il prie Philippe de s'asseoir près de lui-, so auch afr. le duc disoit en lui; Artus por faire de lui parler (von sich) Brut.; por lui vengier (sich) 242; por lui aaisier (sich zu erholen) RCam. 146; pur eis esbaneier (sich) Rol. p. 5; por aus garir (sich) Fl. Bl. 832. Mit conj. Pron. il dit à celui qui T'avait invité (qui se invitaverat). — 4) Zweideutigkeiten auszuweichen wird statt lui auch soi zugelassen, und so sagt man qu'il fasse autant pour soi que je fais pour lui. In der älteren Sprache und selbst in der neuern lässt es sich auch a u s s e r d e m betreffen, z. B. Rollant et li XII. per od sei (mit ihm) Charl. v. 232; la roïne ses amies fist à soi venir Brut. II, p. 104 ; mil damisiax avoit à soi 108 ; Jésus connoissant en soi-même cet. ( Jesus cognoscens in semet ipso virtutem quae exierat de eo). Die fr. Methode hat hiernach die Eigenheit, dass lui selbst im einfachen Satz reflectiert, ein Geschäft, das auch auf andern Sprachgebieten dem Demonstrativ zugewiesen wird. Nachlässigere Schriftsteller setzen es sogar für den Acc. se; Comines z. B. s a g t : ces gentils-hommes s'estoyent desarmez pour eux rafraîchir (p. 503); auch Froissart begeht diese Verwechslung öfter 1 . 9. P l e o n a s t i s c h e s P e r s o n a l p r o n o m e n . — 1) Zuweilen wird dem Verbum nach bereits ausgedrücktem Subject noch das 3. Personal im Nom. pleonastisch beigefügt, vornehmlich im Franz., z. B. la fille donc du plus grand roy du monde elle est à toy Mar. II, 293. Wenn liier das Pron. dazu dient, das durch andre Redetheile vom Verbum getrennte Subject wieder aufzunehmen, so wird es dagegen in alt-
1) Mndartl., z. B. in Berry, sagt man: c'est soi (lui) qui a dit
cela.
808
Einfacher Satz.
[III. 63. 64.
epischem Stil dem Subject pleonastisch unmittelbar beigefügt, wie in den Stellen: Ii nies Marsilie il est venus avant Rol. p. 27; reis Corsalis il est de l'altre part. ds. 28; e Her enger il fiert Astramaris 41; schon im Leodegar 20 rex Chielperings il se fud mors. Vielleicht ist es erlaubt, diesen Brauch für einen germanischen zu nehmen. In engl., dän. und schwedischer Volkspoesie ist er ganz einheimisch, der altern hd. Mundart geläufig: Jcünc Constantin der gap sô vil-, sin herze daz was tugende vol-, wiewohl das Pron. hier lieber dem Subject vorausgeht: dô wâfent er sich drâte Karl der vil reine] und noch jetzt unsern Dichtern bekannt: ' d e r Thürmer er schaut 3 ; ' d a s Kind es denkt'. — 2) Oft wird mit dem conjunctiven Pron. auf einen vorangegangenen cas. obl. zurückgedeutet oder ein nachfolgender angekündigt, eine im Südwesten bis auf die neueste Zeit ungemein übliche, bei vorangestelltem Subst. fast zur Regel gewordene Redeform. It. Bsp. : quelVuomo non lo posso vedere ; eccolo quell' impertinente. Sp. aquelas non \ las puede lebar PC.; capa no la tenían; á mi hermano le parece; á mí me parece; á él le pesa4, le dixo él señor á la Magdalena-, damos vos en don á vos-, pg. do que moiro gran prazer end' ei Trov. 199; ao doente näo se Ihe ha de fazer a vontade S. de Mir. II, 135; as mer ees os rreys as daäo CGer. ; ameupai já Ihe peza\ a mim bastame saber-, nos ficou a nos. Pr. desoí lo dign'ai eu lo cor jauzen Chx. III, 371; Ii volia gran be ad ela V, 46; a my me sembla (wie sp. a mí me parece) Chr. albig. HL. III, col. 87 ; afr. ceste bataille veirement la ferum Roi. p. 35; del vin asez nus en donastes Charl. v. 650; cornerunt li les orilles à celui (tinnient ei aures) LRs. 12. Im Nfrz. ist es Regel, das absolute Pron. durch ein vorangestelltes conjunetives anzukündigen: il me l'a dit à moi\ on leur a répondu a eux. Auch wal. mincinosului nu i se crede (mendaci non creditur); m'au trimis pre mine (misit me). Alte Urkunden aus Spanien und Frankreich zeigen diesen Pleonasmus häufig: ipsam civitatem restauramus eam Esp. sagr. XL, 365 (a. 760); ipsas piscarías, quas dicitis, habuit eas antecesor meus XIX, 368 (a. 961); ipsas villas senior meus michi eas dedid HL. I, 25 (a, 782); ipsas res volemus eas esse donatas ds. 33 (a. 804); ut quasdam villas . . eas confirmare non- denegaremus Mab. II, 696 a (a. 845). Gregor v. T. sagt exutos veste jubet eos ad reginam deduci 5, 50, aber hier trägt das Pron. zur Deutlichkeit bei. Auch ein Gebrauch der bask. Sprache ist hier zu erwähnen, wonach jedes Verbum ein Pron. als Object mit sich führt, autch wenn das abhängige Subst. selbst noch folgt (W. v. Humboldt im Vaters Vergleichungstafeln). — Ist der vorangestellte casus obl. durch mehrere Wörter vom regierenden Verbum getrennt, so kann der Pleconasmus die Deutlichkeit fördern, wie er auch die Inversion begttnstiigt (vgl. im 4. Abschn.) : it. di quest' anime stanche non poterebbe farme posar una Inf. 7, 65; sp. la fama de mi belleza pocas lenguas hay que no
III. 64—66.]
Pronomen, persönliches.
Pleonasmen.
809
la publiquen Nov. 10; pg. a linguagem daquella terra nam a sabiam R. Men. c. 6. Wie aber auch ein vorangestellter Nom. durch das Pron. berichtigt werden kann, dieser Fall bleibe der Wortstellung aufbehalten. — 3) Ebenso | wird auf ein im cas. obi. stehendes Relativ zuriickgedeutet, sei der Casus auch so deutlich bezeichnet, dass er keiner Nachhülfe bedarf. It. fortezza cui valenza di, coraggio la chiama alcuna gente BLat. I l i ; ombre ch'amor di nostra vita dipartine Inf. 5, 69; tu hai un'altra cosa che non la ho io Dee. 3, 10. Sp. überall üblich: ci rei que la naturaleza lo hizo S. Prov. 148; las ramas que el peso de la nieve las desgaxa Gare. egl. 1 ; romances que los cantaba Nov. ; aquella region do no se espera en ella un dia sosegado Num. 2, 2. Afr. de qui . . doit li renons de lui aller. Wal. h§rtia, carea o ai cump§rat. Entsprechend neugr. ò (ÌVOQOJICOS, xòv ÒTCOÌOV OI][(£QOV xòv Ì'àa. Wenn aber Terenz sagt Ad. 3, 2 quem ncque fides ncque jusjurandum neque illuni misericordia repressiti so soli illuni das entfernte Obj. ins Gedächtnis rufen, eine Rücksicht, mit welcher der rom. Gebrauch gewiss nicht zusammenhängt. — 4) Den Adj. t o t u s und a m b o wird, wenn sie absolut und im cas. obi. stehen, üblicher Weise das conj. Pron. beigegeben, das hier gewissermassen in die Rechte des Artikels eintritt (S. 790). It. egli ama tutti i fiori und gli ama tutti, tutti gli ama. Sp. toclos los quebrantaron-, à amas (d. i. ambas) las cubrió PC. 2817; pg. deos que todo o manda. Pr. todas las mescre Chx. III, 69; ambedos los rete IV, 100; fr .je Ics aime tous. Vrgl. ngr. ola xà ¡jy.otoa, nhd. ' i c h habe es alles gehört; ich sah sie beide'. — 5) Im Griech., Lat. und Deutschen wird öfters ein Dat. des 1. und 2. Personalpron. für das Gefühl eingeschaltet (ethischer Dat.) wie o/g xalog /.toi o nännog! quid mihi Celsus agiti ' d a s war dir eine Geschichte! 5 Scheidet man die Fälle ab, worin das Pron. dem Verbum medialen Sinn mittheilt und also in Hinsicht der Pers. immer zu dem Subj. stimmen muss (it. io mi taceva-, élla si sedea), so scheint diese Sitte hier weniger vorzukommen. Doch ist das mit mihi oder vobis verbundene ecce hierher zu rechnen: ecce tibi Sebosics; it. eccoti un nuovo accidente-, altsp. afevos dona Ximena-, pr. vecvos l'emperador ; afr. es vous un messagier ; wal. eaccetflu. Andere Bsp. g e w ä h r t hauptsächlich das Altfranz.: pernez mei Michéel (tollite Michaeam l) LRs. 338; ce pautonnier me pendes\ \ (hängt mir diesen Landstreicher!) RCam. 310; la me noiezl (ertränkt mir sie!) N F C . II, 2(5; le m' ochiesl (tödtet mir ihn!) SSag. p. 119; dsgl. regardez moy la mine de ce galand H. Steph. Hypomn. p. 172; je vous luy ay bien chanté sa legon ds. 10. Eine U m s c h r e i b u n g des persönlichen Pron. geschieht pr. und afr. mit c o r p u s (corps, cors), so dass meum corpus so viel als ego bedeutet. Im Prov. ist dies am meisten üblich, z. B. non puescon mesclar vostre gent cors encontral mieu (dass sie euren schönen
810
Einfacher Satz.
[III. 66. 67.
Leib mit dem meinigen nicht entzweien können, d. h. euch mit mir) Chx. III, 142; quel vostres cors so teinJÏ a mal ds. 8;' bem meravil cum vostre cors s'orguellia 22 ; ieu non sai ges son cors s'él s'azauta de me Jfr. 90 a ; afr. mon corps se penderá QFA. 564; mes corps est liiés du fort lien de mariage Ccy. 218; ne volray mon corps remarier ChCyg. 679; quant men cors y venra HCap. 119; par un des siens epar mon cors soit la bataille Parton. I, p. 93; so auch le cors Rollant pleonastisch für Rollant, s. Roi. p. 19. Im Altsp. kann cuerpo Person, Leben, Seele bedeuten: man trifft Bacus, un cuerpo venturado Alx. 218, vgl. Bc. Mil. 850. 869; mando vos los cuerpos servir PC. 1880; quitar él cuerpo 1043; álegrósle tod' él cuerpo 3195; puso él cuerpo en aventura (wagte das Leben) Sanch. I, 175. Auch der Römer setzte corpus wie der Grieche aiúua für Person, (sálvete optuma corpora Enn. ex Med.). Abstracter, so wie das rom. corps und noch weit üblicher, ist das mhd. lîp: got hazze sînen lîp = pr. dieus azir son cors-, Swrides Up — afr. cors Rollant; min lîp der was gcdanke vol-, ir lîp ist vrô\ ez békumberte mînen lîp. Die neuern rom. Sprachen verwenden in pronominalem Sinne das classische p e r s o n a , weniger die älteren: it. struggon di dolor la mia persona —me GCav. 282; campatemi la persona CN. 88; pr. ai ma persona plena de gran tristor Chx. IV, 78 ; guarda ma persona 421. Man vrgl. noch engl, no body, every body. \ 2. Possessivpronomen. 1. Einige Sprachen besitzen der P o s s e s s i v f o r m e n zwei, eine conjunctive und eine absolute, in den übrigen gilt dieselbe Form für den einen und andern Gebrauch. 1) Im Span, ist mi, tu, su und mio, tuyo, suyo conjunctiv, aber nur die 2. Form zugleich absolut: mi amigo, él amigo mio ; aquel es enemigo tuyo y no suyo ; él mio, lo mio, los mios (altsp. lo so statt lo suyo, z. B. PC. 986). Die 2. Form ist nicht nachdrücklicher als die 1., daher werden sie gleichbedeutend nebeneinander gestellt: mal tratas mi amor y la fe mia-, mi bien y gloria mia! — 2) Auch dem Provenzalen ist mon, ton, son und mieu, tieu, sieu conjunctiv, das 2. zugleich absolut: mos amies, lo mieus amies; no sia facha la mieua voluntat, mas la tieua-, despendre lo sieu. — 3) Bloss conjunctiv ist fr. mon, ton, son, bloss absolut le mien, tien, sien. Das absolute ist in prädicativer Stellung kaum mehr üblich: statt ces fruits-là sont miens sagt man besser sont à moi-, ce livre est à vous-, it. aber questa casa e sua; sp. este jardin es tuyo; pg. isto he meu. 2. Über das bis hierher aufgesparte V e r h ä l t n i s zum A r t i k e l ist Folgendes zu erinnern. 1) Der b e s t i m m t e Artikel ist dem griech. Possessiv wesentlich (ó aog dovXog), das got. und ahd. nehmen ihn nach Gefallen zu sich (so giba theina, thaz mînaz bluot). Im Rom. begründen die verschiedenen Formen des conjunctiven Possessivs
III. 67—69.]
Pronomen, possessives.
811
(denn nur von diesem ist hier die Rede) so wie die verschiedenen Sprachperioden einen Unterschied: Formen, die dem Subst. nur vorangehn dürfen, löschen ihn in neuerer Zeit überall aus, Formen von beweglicher Stellung (s. im 4. Abschnitt) vertragen sich mit ihm. a) Das it. Possessiv verlangt den Artikel (il mio libro, il libro mio) unter folgenden Ausnahmen : a) Verwandtschaftsnamen im Sg. gesetzt weisen ihn von sich: mio padre, vostra madre, loro zio1; wird der Verwandte namentlich unterschieden oder wird ein Attribut beigefügt, so ist der Artikel wieder an seiner Stelle : il vostro figlio Antonio, la vostra signora madre, la sua bella moglie und so überall im PI.: le vostre mogli etc. ß) Dsgl. abstracte Titel, im Sg.: vostra Maestà, sua Santità. Regel und Ausnahmen aber sind nicht streng: häufig wird der Artikel unterdrückt oder zugelassen, wo die Gramm, ihn vorschreibt oder verwirft. — b) Das sp. Possessiv mi, tu, su hebt ihn überall auf: mi libro, sus caballos. Die Alten aber setzten ihn nach Willkür: der Cid hebt an: de los sos ojos und so las sus bocas 19, las sus ßjas 275, él mi corazon Bc. Or. 537; die Castigos sagen el tu padre, él su cuerpo, la tu vida, la mi simiente, aber auch ohne Artikel tu fecho u. dgl. ; noch im 15. Jh. begegnet er bei Santillana, J. de Mena, im Cane. gen. und später in volksmässigen Gedichten, deren Stil Cervantes nachahmend in einem Liedchen la mi madre sagt, Nov. 7. Wenn sich Don Quixote daher antik ausdrücken will, so spricht er la vuestra fermosura. Das andre Possessiv mio, tuyo, suyo fügt sich wenigstens hinter das articulierte Subst. : él suceso mio, los sucesos nuestros-, die Alten stellten es auch voran mit oder ohne Artikel: él mio senor PC. 1942, los mios dias 220, mio amigo 1472, mio buen cavallo 506. — c) Das pg. Possessiv wird fast wie das it. behandelt : es wird mit oder ohne Artikel, im zweiten Falle vor Verwandtschaftsnamen und Titeln, gebraucht: a minha casa, minha casa, meu tio, minha mài, teus filhos, vossa Magestade. — d) Das pr. mieus etc. lässt sich gerne vom Artikel begleiten: la mieua ma, lo tieus renhatz, Ii tiei sospir, per los nostres peccatz; aber auch mei oill, nostre senher; mos, tos, sos verwirft ihn. — e) Dem fr. mon, ton, son ist er durchaus fremd. Bei den Alten verschmähen ihn ebenso die ursprünglichen Formen mis, tis, sis, die abgeleiteten miens, tuens, suens nehmen ihn zu sich, z.B. tu ies Ii miens filz Psaut. Chx. VI, 145;| les meies leis TCant. p. 68; la toie merci GVian. 492; pur le soen deu Rol. p. 3; la sue grant ire 154; dagegen deus li doinst sue amur. Er 1) Etwa weil sie Egn. gleich gelten, keiner Individualisierung bedürfen? Ahd. ist mm fater und der min fatcr gleich gut. Aber im Bulg. findet dasselbe statt wie im It. : basta mi (mio padre) ohne A r t , aber keste te mi (la mia casa) mit Art., s. Miklosichs Vrgl. Gramm. I, 263. — Doch bemerkt Mussafia zu obiger Stelle: Non loro zio (p. es. andò), ma il loro. L'articolo s'omette solo quando è predicato: io sono loro zio.
812
Einfacher Satz.
[III. 69. 70.
reicht indessen bis in das 16. Jh. herab, wo Marot und Rabelais noch sagten le sien traict, les membres siens. — f) Das wal. Possessiv kann ihn nicht missen: man sagt also prietinul meu (it. l'amico mio) und mit Adj. prietinul meu c e l mai bun (Vottimo mio amico). Auch Personenn. fordern ihn und männlichen folgt er alsdann nach : Petrul meu, Dat. Petrului meu, ohne Poss. lui Petru. Indessen können ihn Verwandtschaftsnamen im Sg. entbehren wie im It.: frate meu, socru sfu. — 2) Auch den u n b e s t i m m t e n A r t i k e l mit dem Possessiv zu construieren ist der Romane befähigt und hierzu dient die absolute Form. Dabei ist ein Umstand zu beachten. Wie it. il mio servitore den Diener bedeutet, den ich habe, so un mio servitore einen Diener, den ich habe (servum aliquem meum), nicht einen von meinen Dienern (unum ex servis meis), wofür uno de servitori miei gesagt würde. Mitunter steht das Poss. ganz pleonastisch : avea una sua moglie CN. 112; aveva una sua donna Dee. 4, proem.; per far una leggiadra sua vendetta P. Son. 2. Sp. un criado mio (una su hermana statt suya DQuix. 1, 35); pg. hum meu amigo, hum filho seu. Pr. us mieus amicx (zuweilen mit dem andern Poss. us sos filhs Chx. V, 88); air. un suen humme, un soen drut, un lur deu Tervagant, un vo ami RCam. 78, en une sienne épistre H. Steph., un mien allié Mont. ; pleonastisch wie im It.: Gunter avoit un soen chastel Havel, v. 53. Dem Nfranz. ist diese zierliche Verbindung nicht mehr vergönnt: ihm steht nur der partitive Gen. zu Gebote. — Ebenso vertragen sich u n b e s t i m m t e P r o n o m i n a und Z a h l w ö r t e r mit dem Possessiv, besonders im It: gli altri suoi consorti, alcun suo atto, ciascun vostro parente, nessun tuo passo, nulla sua tenzone, ogni lor casa, tanti amici suoi, duo miei sensi, tre nostri cittadini, mille miei mali. Sp. algun escritor nuestro, sin ningun mericimiento vuestro, qualquiera razon tuya, con mucho dolor suyo, con tanta solicitud mia; pg. outro seu irmäo, qualquer meu, amigo. Pr. nulhs mos plazers Chx. II, 238 ; afr. un | mien autre hostel TFr. 527, quelque sienne devotion Mont. I, 3. Ahd. und Mhd. wie It.: ein thin gisibba, ein min wange, dehein sin Tcint. 3. P e r s o n a l f ü r P o s s e s s i v . — 1) Im Griech. werden die Possessiva 1. und 2. Pers. häufig durch den Gen. der Personalia und das der 3. fast immer durch den von avróg vertreten. Im Lat. ist dies bei dem Gen. des Besitzes nicht gestattet und wo es vorkommt, erklärt es sich als Gräcismus. Auch im Rom. ist es nicht Brauch zu sagen il libro di me, le livre de moi, un amico di te, un ami de toi, sondern il mio libro, mon livre, un tuo amico, un de tes amis. Das gr. uaztQ fj/tiiòv lässt sich daher lat. nur durch pater noster, rom. nur durch nostro padre, notre pere ausdrücken, womit auch das deutsche 'Vater unser zusammentrifft. Nur selten zeigt sich das Personal, wie etwa im sp. el alma de mi CGen. 313; juro al cuerpo de mi GVic. 95; etwas häufiger schon im Nordwesten: pr. al cuiamen de
III. 70. 71.]
Pronomen, possessives.
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me LR. II, 430; por l'onor de se Gstl. L. n. 18; segner de nos 14; seinor de me Jfr. 120a; scieticia de lu(i), separacio de lor s. Revue des lang. rom. I, 10; afr. par la salveté de tei (per salutem animae tuae) LRs. 155; la féblece de nos Brut. I, p. 309; Vame de vous TFr. 488; le cueur de vous Mar. II, 343. Dies alles gilt indessen nur von dem geschlechtlosen oder eigentlichen Personal, lat. mei, tui, sui; das geschlechtige il le, das erst die neue Sprache unter die Personalia versetzt hat, muss oft den Dienst von suus verrichten (s. folg. §.); zumal in Beziehung auf die Person, mit der man redet, ist es im It. ganz gleich zu sagen la sua oder la di lei casa. Ist aber das Subj. nicht im Besitze, sondern selbst abhängig, so ist der Gen. des Personals an seiner richtigen Stelle, wie lat. pars mei, it. una parte di me, pr. per amor de me, fr. pour l'amour de moi. Die lat. Umsetzung des objectiven Personals in das Possessiv, invidia tui in invidia tua, ist auch im Rom., ausser in der bekannten Formel per amor mio, por mi amor (aus Liebe zu mir, um meinetwillen), nicht unerhört. Bsp. it. in Amor mess' ho tutto mio pansare ed in sua suggesione (Unterwürfigkeit gegen sie) PPS. I, 47; chi non ha già l'ingiurie nostre intese?| ( = lat. injurias nostras) Ger. 4,12, so sp. vengar su injuria, fr. venger ses injures; sp. su Victoria estimo (Sieg Uber sie) Cald. I, 90 a ; mi respeto (Achtung vor mir) 13a; pg. saudades tuas (= desiderium tuum Sehnsucht nach dir), ein sehr häufiger Ausdruck; pr. vist ai vostre trachor (d. i. trachor de vos den Verräther an euch) Chx. III, 402; fr. sans votre respect (statt des üblichen de vous) Mol. Crit. de l'école des femmes, sc. 4. Die it. Wendung un suo migliore für un migliore di se (der besser ist als er) Nann. Lett. I, 75 schliesst sich diesem Ausdrucke an. — 2) Von einem Verbum abhängig kann der Dat. des Personals, wie in andern Sprachen, mit Eleganz oder wenn man kein Gewicht auf den Besitz legen will, statt des Possessivs stehen. It. egli mi è figliastro; voi mi siete amico ; ruppemi l'alto sonno nella testa Inf. 4; vedendoti la notte al lato P. Son. 317; ben fu rabbiosa tigre a lui nutrice Ger. 4, 77. Sp. si vos tio no me fuessedes etc. SRom. p. 13; pg. vejote o coragào triste (d. i. vejo o teu cor. tr.) R. Egl. 2. Pr. serai li hom Chx. III, 77; li sui amans das. 123; fr. je me suis casse le bras (nicht wohl j'ai casse mon bras). Lat. pater mihi mortuus est\ pes mihi tardus erat ; abii ad proxumos tibi, qui erant Ter. Heaut. 5, 2. 4. R e f l e x i v . — Dem oben behandelten persönlichen Reflexiv sui geht im Lat. das possessive suus zur Seite; es nimmt Rückbeziehung auf das logische Subject, welches grammatisch Obj. sein kann: bestiis homines ad utilitatem suam utuntur; hunc sui cives amant (== hic a suis civibus amatur); wogegen für den unreflexiven Fall ejus zur Anwendung kommt: Cleopatra sibi aspidem admisit et veneno ejus exstincta est. Ist keine Zweideutigkeit vorhanden, so kann für ejus auch suus stehen, wie in der Stelle : Scipio suas res Syracusanis
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Einfacher Satz.
[III. 71—73.
restituit. Auch die Töchter Latiums kennen diese Unterscheidung, haben aber das alte Verhältnis nicht wenig gestört. Hier ist zu erinnern, dass durch eine Verletzung organischer Spracheinrichtung suus, welches dem Römer für Einheit und Mehrheit der Besitzer galt, in Beziehung auf die Mehrheit durch das Demonstrativ illorum (im Sardischen durch ipsorum) verdrängt ward. Nur Spanien und Portugal nahmen keinen Theil daran. Mitunter liest man | freilich suo für loro auch bei altern it. Schriftstellern, z. B. Inf. 9, 24 Eriton che richiamava Vombre a' corpi sui ; Dee. 5, 2 poiché gli arcieri del vostro nimico avranno il suo saettamento saettato-, s. z. B. Corticelli 1, 19, Blanc S. 283. — Die Regeln über den Gebrauch des Possessivs 3. Person dem Demonstrativ Ule gegenüber sind nun die folgenden. 1) Das Subj. fordert, wie im Latein, dass sein Besitz durch das Possessiv angezeigt w e r d e : it. mio fratello vide la sua casa, i miei fratelli videro le loro case-, i suoi concittadini l'amavano-, sp. mi amigo ha visto á sus primas, mis amigos han visto á sus primas ; fr. il aime son ami, ils aiment leur ami, leurs amis. Wie jedoch hin und wieder einmal das 1. und 2. Personal für das Possessiv gesetzt wird (oben §. 3.), so auch das dritte, z. B. afr. li rois ert affeblis del sane de lui (ide son sang) Gar. I, 41. — 2) Das Possessiv tritt überdies im Gegensatze zu dem sehr eingeschränkten Gebrauche des entsprechenden Personals (oben iS. 806) für das lat. ejus ein und z w a r : a) Wenn der Besitzer nicht in demselben Satze genannt ist: it. il suo cavallo è bello; conosco il suo amico; sp. sus razones son malas-, he visto sus grandes aposentos-, fr. son jardín est beau-, il nourrissait leur pere. Daher kann es kommen, dass die Reflexiva suus und se sich auf verschiedene Personen beziehen, wie sp. los discípulos se espantaron de sus palabras (discipuli obstupescebant in verbis ejus) und so öfter. Der ältere Stil bietet zuweilen illius (—• ejus) z. B. wald. la ley de luy (fr. sa loi) deguessan gar dar Chx. II, 82; afr. li cors de lui (son corps) vaut bien Chevaliers dis Gar. I, 29. b) Wenn dem Obj. ein Besitz beigelegt w i r d : it. egli trovò un uccello nel suo nido-, sp. aquel le vió en su resplandor-, fr. mon ami aime la rose pour ses couleurs. — 3) Zweideutigkeiten sollte das Demonstrativ (Determinativ) wie im Lat. und Deutschen (ejus, dessen), beseitigen, allein oft bleibt dies der logischen Auffassung anheim gestellt. Am sorgfältigsten pflegt die gebildete it. Schreibart zu verfahren, wo z. B. vidit patrem suum und ejus durch egli vide suo padre und egli vide il padre di lui gegeben wird. Nachlässiger scheint der Spanier: denn wenn man richtig unterschieden findet aquel vió su padre | (patrem suum) und aquel vió su padre de él (ejus patrem), so liest man wieder limpió sus pies con sus cabellos (extersit pedes ejus capillis suis), wo mit sus pies de él zu helfen war. Der Franzose ist zwar dem Possessiv sehr geneigt, allein er braucht statt dessen das Adv. en, wenn einem schon ge-
III. 73. 74.]
Pronomen, possessives.
815
nannten leblosen Gegenstande ein Besitz zugeschrieben wird: cette affaire est délicate, le succès en est douteux statt son succès oder le succès d'elle, welches letztere die Sprache nach S. 797 nicht duldet. Im Wal. soll (nach Alexi) die classische Unterscheidung zwischen suus und ejus (seu und lui) noch in Kraft sein, allein Stellen wie un täte supusilor lui (pater subditorum suorum) stehen damit im Widerspruch. — Das Schwanken zwischen suus und ejus reicht bis in das hohe Mittelalter hinauf; man liest z. B. quia mihi ab adolescentia eorum deservisse noscuntur Bréq. 112b (a. 615) ; habeat casa\ni\ cum adjacentia sua Mur. V, 1009 (a. 754); dictas villas cum illorum fines HL. I, 26 (a. 782); vir autem suus {ejus) in grandern tribulacionem erat Rev. des lang. rom. II, 52 ( 8 . - 9 . Jh.). 5. Ein p l e o n a s t i s c h e s Possessiv hat besonders im Südwesten Fuss gefasst. Nämlich, wenn der Besitz bereits durch den Gen. der besitzenden Pers. angezeigt ist, wird häufig und elegant dem besessenen Gegenstande noch das Possessiv beigefügt. Bsp. bei dem Gen. des Personals: sp. los sus fechos dellos SPart. I, 49; non pongas gran fiéldat en su mano de aquel que te quiere mal Cast. de D. Sancho; su hermano dellos-, su mérito de Vm.\ pg. sua fermosura délia. Beim Gen. des Subst. : so sobrino del Campeador PC. 742 ; sos mañas de los Infantes 2181; su señorío de Assuero S. Prov. 52; su madre de dios Flor. I, 6 b ; que dixese á sus padres de Leonisa Nov. 2; pg. dos sanctos näo me mato em seus louvores S. de Mir. I, 266. Selbst doppeltes Possessiv kommt vor: sp. su mugier de sus parientes FJ. 60a. Nicht das Personal bildet in den obigen Stellen den Pleonasmus, sondern in der That das Possessiv, welches sich daher eben sowohl zu Subst. im Gen. gesellt, bei denen von Pleonasmen keine Rede sein kann: su padre del verhält sich wie su padre de mi amigo. Auch die andern Sprachen verschmähen dies nicht | durchaus. It. cotal d'amore è sua malvagia legge PPS. I, 404 ; di quel signore la sua gran dolcezza II, 120. Cat. tu es d'amor son enemich mortal A. March, c. de mort 5. Pr. (ziemlich üblich) son bellas sas faissos de lieis Chx. III, 379; de cui vos vuelh comtar sa via LR. I, 549a; per esproar de quascun son semblan Chx. III, 50; tant era de Karle grans sos esfortz GRoss. 1746; son cosin del dalfin Chx. V, 431; de metges lor metgia (den Ärzten ihre Arzenei) B. 222 ; afr. des Normane veient lor felonie Rou I, p. 91. Es ist dies wieder ein Bsp. rom. Umständlichkeit, drgl. die Syntax nicht wenige nachzuweisen hat. Aber auch unsrer eignen Sprache ist dieser Pleonasmus nicht fremd: mhd. durch zweier biscoffe ir rät; nhd. volksmässig mit Dat.: 'ihnen ihr Mann', 'dem Kind sein Spielzeug', vgl. Grimm IV, 351. 6. Eine U m s c h r e i b u n g des Possessivs lässt sich mit habere (tenere) gewinnen und zuweilen wird das Pron. noch zugesetzt. So it. il gran piacer ch'avea Orl. 1, 60. Sp. el deseo que tenia de verla
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Einfacher Satz.
[III. 74. 75.
Nov. 10; leia en los libros que tenia Cald. I, 12 b ; sehr häufig im Volkslied: una madre que tenia; la vida que tenia u. dgl.; pg. rei que temos alto e sublimado Lus. 2, 80. Pr. l'amor qu'el li avia\ ab gran dolor que n'a GA. 676; afr. la paour qu'ele a Bert. 19; cheval qu'il out bon Rou p. 247; s a prouece que il avoit Ccy. 346; v o s t r e vair qu'avez Gar. II, 179; nfr. avec cette soif que fai de la ruine Com. Pomp. Mlat. de filio v e s t r o quem habetis Cap. Car. Calv. tit. 52, 4. So Göthe: cGib sie dem Kanzler, den du hast'; mhd. sine liste, die er hat. Auch f a c e r e kann das Possessiv entbehrlich machen, z. B. it. lo troppo dimandar ch'io fo Pg. 18, 6; air. pur le mesfait qu'il fist TCant. p. 12. So mhd. ir scheiden, das si tuoni (Grimm IV, 350). 3.
Demonstrativpronomen.
1. Dieses Pronomen enthält Adjectiv- und Substantivformen, die man genau unterscheiden muss. 1) A d j e c t i v a sind: it. questo, cotesto, quello-, sp. este, ese, aquel; pg. este, esse, aquelle-, pr. est, cest, aquest, cel, aicel, aquel1-, das einzige | fr. Adj. ist cet (vor Consonanten ce), Fem. cette-, wal. est, cest, acest, acel. In letztgenannter Sprache lässt sich, wie schon S. 792 angemerkt ward, dieses Pron. in Gesellschaft des Artikels gebrauchen, wenigstens wo ein Adj. vorhanden ist. Man sagt zwar acest om, acest om mare (dieser grosse Mann), aber mit dazwischen gesetztem Demonstrativ omul acest mare, omului acestui mare. — 2) Persönliche S u b s t a n t i v p r o n o m i n a sind im It. questi und costui, cotesti und cotestui, quegli und colui, Fem. costei, cotestei, colei. Questi, cotesti, quegli sind auf den Nom. Sg. eingeschränkt, wiewohl quegli von Dante Inf. 2, 104 im Acc., von andern im Gen. und Dat. gebraucht wird; an ihrer Statt als Nom. das Adjectiv zu setzen, ist untersagt, für die übrigen Casus aber gestattet, also Nom. questi (costui), Gen. di questo (di costui) etc. Fem. questa (costei). Zuweilen deuten diese persönlichen Demonstrativa auf unpersönliche Gegenstände, besonders wenn diesen ein selbständiges Handeln beigelegt wird, z. B. questi (leone) parea che contra me venesse Inf. 1, 46; questi (naturale istinto) ne portaci fuoco inver la luna Par. 1, 115. Spanier und Portugiesen haben keine Substantivformen. Das fr. celui ist auf Sachen sowohl wie auf Pers. anwendbar. Im Afrz. gilt es auch als Adj.: celui temps Bert. 10, de celui soir NFC. I, 375, a cestui jor Rom. fr. p. 68, und noch Marot sagt celluy dieu, Rabelais iceux boeufs. Der Dacoromane besitzt neben den erwähnten Adj. noch Formen auf a, wie acesta, acela, Fem. aceasta, 1) Die von Tobler, Bemerk, z. Alexanderlied (Zürich 1857) S. 39, umsichtig begründeten Varianten mit g u t t u r a l e m Anlaut ehest und chel = it. questo und quello sind S. 476 dieser Grammatik zufällig unbeachtet geblieben. Man sehe das Nähere beim Verfasser.
III. 75—77.]
Pronomen, demonstratives.
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aceia, die er, wenn nicht eben substantivisch, aber doch in absoluter Stellung anwendet, z. B. acest vin e mai rçu de eut acéla (dieser Wein ist schlechter als jener) ; cunosc pre acesta èi pre acela (ich kenne diesen und jenen); care cautf, acela aflf (wer sucht, der findet); indessen lassen sie sich auch dem bereits articulierten Subst. beifügen: omul acesta (dieser Mensch); uèç casei aceia (die Thtire jenes Hauses). Man verstärkt ihre Bedeutung mit angefügtem §i, z. B. elè aceftaSi (er ist es selbst). — 3) N e u t r a l f o r m e n : it. ciö für hoc1, pr. so und aissô für hoc, aquo für illud\ an deren Statt sp. und pg. die movierten Formen esto, eso, aquello; isto, isso, aquillo. Im Wal. vertritt hier wie in andern Fällen das Fem. die Stelle des Neutr., so asta, aeeasta, aceia. 2. Sieht man nun auf die ö r t l i c h e B e d e u t u n g dieser Pron., so hat sich das lat. Verhältnis im It., Span, und Pg. ziemlich ungetrübt erhalten. Im It. gilt für hie, den dem Redenden zunächst liegenden Gegenstand anzeigend, questo, questi, costui-, für iste, das auf einen dem Angeredeten nähern Gegenstand geht, cotesto, cotesti, cotestui; für das auf etwas beiden Entfernteres hindeutende ille gilt quello, quegli, colui. Sprachrichtig müsste man also sagen: questo libro che io leggo\ cotesto libro che tu tieni; quel libro di che egli mi parlö, mit Beobachtung des Demonstrativs 1., 2. und 3. Pers. Im Span, braucht man este für hic, ese für iste und aquel für ille ; so pg. este, esse, aquelle. Im Prov. lassen sich nur noch zwei Stufen unterscheiden: die aus iste geformten Wörter werden für hic, die aus ille für dieses Pron. gesetzt, z. B. est vostr amicx (dieser euer Freund d. h. ich selbst); aquesta chansos (dies mein Lied); aicelh mestiers mi platz (jenes Geschäft, wovon die Rede war). Im Franz. hat die alte Einrichtung noch mehr gelitten. Für hic braucht man cet, bestimmter aber wird die Nähe durch das dem Subst. suffigierte Ortsadv. ci angedeutet, so wie die Ferne (lat. ille) durch là, z. B. cet homme est aimable-, ces chevaux sont beaux-, voyez ce livre-ci, ces femmes-ci; en ce temps-là. Die Neutra dafür sind ceci, cela. Auch das absolute celui kann durch angehängtes ci und là Beziehung auf Nähe und Ferne annehmen: voilà plusieurs étoffes, prenez celle-ci-, entre tous ces tableaux celui-là est le plus beau. Die Alten erreichten dieselbe Unterscheidung durch cest und cel, von welchen cel nebst icel noch zu Montaigne's Zeit im Gange waren. 3. Uber die g e g e n s e i t i g e B e z i e h u n g von hic nniille | ist Folgendes wahrzunehmen. 1) Beide können auf den grammatisch nähern oder entferntem Gegenstand zurückweisen; indessen werden sie in den neuen Sprachen alsdann nicht selten verwechselt, wie auch 1) Alte Dichter brauchen ea zuweilen adjectivisch für questo: di cid timento Nann. Lett. I, 127; a cid trapassamento PPS, I, 324. D i e z roman. Gramm. III. 5. Aufl.
52
par-
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Einfacher Satz.
[III. 77. 78.
lat. hic auf den logisch nähern Gegenstand bezogen! werden kann, z. B. cave Catoni anteponas ne istum quidem ipsum (Socratem); hujus (Catonis) enim facta, illius (Socratis) dida laudantur Cic. Lael. — 2) Man braucht beide nebeneinander ohne Rücksicht auf Nähe und Ferne, um zwei ganz unbestimmte Gegenstände auszudrücken, wie it. questa e quella parte (dieser und jener Theil) ; questo e quello (dieses und jenes); questi lo lodavano e quelli lo biasimavano. Auch ein und dasselbe Demonstrativ lässt sich in dieser unbestimmten Bedeutung' ( d i s t r i b u t i v ) anwenden: so it. quella col capo e quella colle piante Inf. 34, 14 ; sp. della é della parte (d. i. de una y de otra parte) PC. 2089; wal. se aude ciasta èi ciasta veaste (man hört diese und jene Nachricht) ; mlat. in illa et in illa parte Tir. 38 b (a. 813), vgl. lat. Uli et Uli, gr. TO xöi TO', ahd. thaz inti thazx. Eine sehr gebräuchliche, das Geschlecht unterscheidende Formel ist pr. sella ni sellui, sel ni sela, sesta ni sest, afr. sii ni seles. — 3) Beide Pronomina können auch auf einen und denselben Begriff bezogen werden, indem ein mit ille als noch entfernt angezeigter Gegenstand durch hic erst nahe gerückt wird: hic est ille senex, cui verba data' sunt; es waltet in der That eine Verschiedenheit ob, die der Redende erst zur Identität zurückführt. So it. quest' è colei eh'è tanto posta in croce Inf. 7, 91; sp. esta es aquella de quien he hablado-, pr. esta es aicéla que plus mi plats; fr. cet homme est celui dont je vous ai parlé. 4. Für das D e t e r m i n a t i v (lat. is, iste) hat der Romane keinen besondern Ausdruck: er verwendet dafür das mit ille zusammengesetzte zweite Demonstrativ, der Franzose namentlich celui, nicht celui-ci, celui-là. Im Span, wird überdies und vorzugsweise das einfache aus ille hervorgegangene schon als Artikel bekannte el, la, lo gebraucht, welches alsdann den Ton annimmt; mit diesem ist das personale él, élla, elio nicht zu verwechseln. Derselbe Gebrauch kommt dem pg. o, a zu. Uber das Determinativ ist zu merken: 1) Es stellt sich vor das Relativ, wenn der Gegenstand, auf den es deutet, in dem anhängenden Nebensatze bestimmt werden soll. Davon weiter unten im Relativsatze. Hier ist etwa nur zu erwähnen, dass es in diesem Verhältnisse nach der Partikel der Vergleichung in die Bedeutung eines unbestimmten Pron. übergehen kann, wie it. corno quella che tutta era modesta (als eine, die) Ori. 3, 13; sp. corno aquel que ha dado dos veces en sus manos Nov. 9; pr. com celui que nos (no se) torna PO. 254; fr. cume celui Jci ben faire le set Roi. p. 14; comme céluy qui continuellement me couve de mes pensées Mont. 1, 19. Es 1) Entsprechend drückt das Adv. sie in der Wiederhol, eine Verschiedenh.
der Art und Weise aus: modo sie, modo sie = modo haec, modo illa eveniunt Petron. c. 45, 'bald so, bald so'; afr. n'einsi, Dolop. p. 107.
n'einsi
(weder so noch anders)
III. 78. 79.]
Pronomen, demonstratives.
819
bezeichnet hier das Subj. selbst, nicht vergleichungsweise eine andre P e r s . — 2) Vor Gen. vertritt es die Stelle eines vorhergehenden Subst. It. qual principio fu quello (derjenige) della città di Roma? sp. he visto el vetrato de mi padre y él de mi hermano-, fr. son cheval et celui de son ami; wal. el cautç folosul sfu, iarf nu cela al domnului sftt (er sucht seinen Nutzen, aber nicht den seines Herrn). Pr. und afr. steht als seltner Ausdruck der Artikel wie sp., zum Theil mit unterdrücktem Genitivzeichen (s. Gen. §. 1): sa calor ab la del solelh LR. IV, 2 a ; ma pars et la mon frere (celle de m. f.) Gar. I, 111; si cume fud le (le cuers) David LRs. 297; de la Jeróbeam (de lamaisun J.) 382; gr. o èftòg narrjQ xaì ò rov qiikov. Im Lat. findet is hier keine Anwendung, die Beziehung des Gen. erklärt sich von selbst: amicitiae nomen tollitur, propinquitatis manet; erst das Mittelalter sagte die Volkssprache nachahmend: de vinea S. Eulaliae et de illa de S. Justi Esp. sagr. XXXIV, 441 (a. 916). Aber auch im Rom. wird das Pron. elegant unterdrückt: so it. Vamico mio e non \ (quel) della ventura Inf. 2, 61; i suoi costumi e similmente (quelli) de' suoi fratelli. Sp. besaron las manos del rey é despues (las) de mio Cid PC. 3435 ; nuestros servicios ni (los) de sus pasados Nov. 4 ; pg. he perda grande (a) dos membros Lus. 4, 29. Pr. son nom non ac tal cors com a (cel) de comte Raim. Vid. — 3) Mehr dem alten als dem neuen Stile ist es eigen, das Determinativ appositionell und pleonastisch einem attributiven Gen. vorzusetzen. Pr. Folquets cel de Marselha; lo coms sei del Mont fort-, Elena sili de Troia-, lo coms aisel de Bar GA. ; Taulat aquel de Bogimon Jfr. 03 a ; afr. Gautier cel de Vimeu Rol. Aber auch hier der blosse Artikel: Joiouse la Kallon (celle de Charles) GVian. 2893; altsp. mio Cid el de Bibar; Estrangilo el de Tarso Apol. 435; so gr. (DiXimtoç ò ornò Btj&aaïôct-, got. Filippus sa fram Bêthsaeida. — 4) Es ist ein Zug der afr. Poesie, wenn das D em o n s t r . cel die Stelle des bestimmten A r t i k e l s einnimmt. Bsp. wie die folgenden sind häufig: cil destrier courent GVian. 1617; cilveneor chascent 3491; cil char s'aroutent Gar. I, 215; cil clerc dient que ri est pas sens Parton. I, p. 4; cil duc et cil conte et cil prince chascun s'apareille Dolop. p. 101; por oïr les chans de ces oxïllons m'alai chevachant Rom. ed. B. p. 104; voit sor ces haubres (arbres) ces oisellons chanter, et parmi Saine ces poissonssiaux noer, et par ces prés ces flors renoveler RCam. 242. Schwerlich ist das Pron. hier emphatischer Art. — 5) Ellipsen eines Subst. (gewöhnlich homo) vor einem näher bestimmenden Zusatz werden gleichfalls durch dies Pron., nicht durch den Artikel angezeigt: it. quelli nella città-, quella d'iersera (die von gestern Abend); fr. ceux de la ville-, wal. cel de aici (der hiesige); 1) Ähnlich ist es, wenn im Altfranz, ne—cel den Begriff von nemo erfüllt: n'i a cele qui ne vousist que etc. S. Reiffenberg zu Phil. Mousk. v. 19227.
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Einfacher Satz.
[III. 79—81.
cel de eri (der gestrige). Aber sp. el de la triste figura-] los de vuestra nation; pg. os de Luso; pr. Ii Evvrui (die Leute Ebroins) S. Lég. 20; gr. ol sv aar er, ol ovv TOJ ßaailei. 5. Die aus is abgeleiteten Pron. i p s e und i d e m drückt der Romane durch ein und dasselbe aus ipse hervorgegangene Wort aus: it. stesso, medesimo, sp. mismo, pg. mesmo, pr. eis, meteis, fr. même, wal. insu. — 1) In der Bedeutung von | ipse gesellen sie sich a) zu einem andern Pron., nachstehend sehr gewöhnlich zu einem persönlichen: egli stesso, esso stesso, noi medesimi, yo mismo, nosotros mismos, de si mismo, eu mesmo, de mi eys, de se meteis; fr. in Verbindung mit den S. 798 bemerkten absoluten Formen: moi-, toi-, soi-, lui-, elle-même, nous-, vous-, eux-, elles-mêmes-, wal. eu insumi etc. s. S. 486. Neben ipse haben einige Sprachen p r o p r i u s . It. cosa impetrata per me proprio Ann. Caro Lett. Sp. segun tu propio me has dicho ; es ella propia; pg. a si proprio (= a si mesmo). Fr. le personnage propre Com. 1, 10; en ce propre jour Rabel. 2, 1. Umgekehrt ipse für proprius beim Possessiv: it. le mie mani medesime lo faranno-, sp. tu misma persona-, pr. dieus la fetz de sa eissa beutat Chx. III, 111; per mon mezeis follatge 285; wal. cu insidi gura sa (mit seinem eignen Munde), b) Zu Subst., vor- oder nachstehend: It. l'autore stesso lo dice-, gli stessi délirj sono indicj d'ingegno (sogar). Sp. los mismos càbéllos le servian de toca (die Haare selbst). Pr. eps li satan Bth. 18; en eyssa la semana, en la semana eyssa (in der Woche selbst); es steht hier ausserhalb des Artikels wie tot, vgl. ahd. selba thiu sin muoter, ther truhtîn selpo. Fr. ses amis mêmes le quittent ; ce vieillard fut la même vertu (gewöhnl. la vertu même) Com. Ein Adv. même hat der Franzose, das er namentlich in Beziehung auf mehrere Subst. anwendet: les hommes même, les animaux même; il lui a tout donné, même ses habits ; so pg. mesmo, pr. eis. Der Dacoromane drückt ipse hier durch s i n g u r (lat. singulus) aus, das auch proprius bedeutet; entsprechend ist ngr. èyoì tuóvog ¡iov, umgekehrt agr. avtôç für lat. solus. — 2) In der Bedeutung von i d e m , wie gr. ó aùiôç und deutsch 'derselbe', regelmässig unmittelbar vor dem Subst. It. lo stesso modo-, una medesima cosa. Sp. al mismo tiempo ; una misma patria ; pg. o mesmo semblante. Pr. d'eys draps (von demselben Tuch) LR. III, 98; fr. le même homme; une même affaire-, j'ai toujours même coeur Corn. Cid. (selten ohne Artikel). Überdies it. ein besonderes Pron. desso, nur prädicativ bei den Verbis Sein und Scheinen üblich, wie ella è ben dessa (sie ist es selbst); tu non mi pari \ desso; ditemi quale è dessa (sc. cosa) Dec. 1, 8. Im Wal. endlich muss das Demonstrativ den Begriff von idem erfüllen: intr'acel loc (an demselben Orte), intr'acelaii ry,nd (in derselben Reihe) s. S. 817.
III. 81. 82.]
Pronomen, interrogatives.
821
é. Interrogativpronomen.
1. Auch hier gibt es für Sachen und Personen, für adjectiven und substantiven Gebrauch eigne Wörter. — 1) Das eigentliche A dj e c t i v ist qualis\ es kann absolute und conjunctive Stellung einnehmen und fragend wie ausrufend in der Bedeutung des lat. quis und qualis auf Gegenstände aller Art bezogen werden. Bsp.: It. qual é quel grande? quai uomo é costui? Sp. qual es tu intención? quai su alegría fuél qual culpa teneis? pg. de qual falla? quaes säo os livras ? Pr. qual vos enfollezic? (quis vos fascinavit?) GO. 113a; cals honors vos es\ quins hörn es Karies mayne? Fer. y. 880; quinh (cosselh) Ven donaretz vos? GA. 1991; quinas gens es vos? Chx. III, 409. Fr. quels sont les biens de cette vie? quel (nicht que) temps fait-il? quelle belle journée! quelle fut sa réponse et quel devins-je! (besser que devins-je neutral) Rae. Iph. Wal. caro om? (was für ein Mann?). — 2) Persönliches S u b s t a n t i v p r o n . ist it. chi, für die casus obl. auch cui: chi ve Vha dato? a chi oder a cui volete dirlo? Sp. quien und für den Gen. gewöhnlich cuyo : quien se lo dixo? de quien hablas? cuya es esta casa? cuya casa es esta? pg. quem, cujo. Pr. qui (Nom. und Acc.): qui iríauzira? qui venetz querer? fr. qui (gleichfalls Nom. und Acc.) : qui Vaurait cru? qui cherchez-vous? qui sont ces personnes? cette dame, de qui est-elle fille? (sp. kürzer cuya hija es esta dama?). Wal. cine und cui: pre cine cautzi? (wen suchst du?), cui scrii? (wem schreibst du?). Dies rom. qui trennt sich darin vom lat. quis, dass es sich nie zu einem Subst. construieren lässt. — 3) N e u t r a l ist it. che, che cosa, oder schlechtweg cosa, dsgl. chente: che volete? che cosa avete? cosa avete? chente v'è paruta questa vivanda ? Dec. 4, 9. Sp. qué und qué cosa : en qué piensas? qué cosa os ha acontecido? Fr. que, de quoi (s. S. 484): que dit-il? de quoi est-il question? | Pg. pr. que, wal. ce. — 4) Dasselbe que lässt sich in den meisten Sprachen auch als A d j e ct i v gebrauchen wie das engl, what (was für). It. che tempo fa? che uomo! con che occhi dolenti vedev'io te! Pg. 12; auch chente sdegno? Dec. 1, 7. Sp. qué hombre es este? en qué manos has dado! pg. a que fim? Wal. ce féliu? (was für eine Art?), ce feliu de om? (was für ein Mensch?). Pr. und fr. steht dafür qual, quel. — 5) Für u t e r gibt es kein rom. Wort. Der Franzose braucht indessen für die disjunetive Frage (welcher von mehreren?) das mit dem Artikel verbundene quel, z. B. lequel de ces livres désirez-vous? wofür it. und sp. das einfache qual ausreicht, während pr. und wal. auch der Artikel hinzutreten kann (S. 792). — Über q u a n t u s als Fragewort ist nichts zu erinnern. 2. Quis für aliquis zu setzen, ist den Jüngern Sprachen nicht vergönnt; dagegen lassen sich die Interrogativa d i s t r i b u t i v für alter—alter, alius—alius gebrauchen. Bsp. sind: It. chi é ricco, chi è
822
Einfacher Satz.
[III. 82. 83.
povero1; qual fior cadea sul lembo, qual sulle trecce Hönde P. Cz. 14. Sp. quien canta, quien baila; quai por él aire claro vai volando, qual por el verde valle paciendo Gare. egl. 1; pg. quem se affoga nas ondas eneurvadas, quem bebe o mar e o deita juntamente Lus. 1, 92; qual—qual 4, 90, 91. Pr. tenian los eretges qui en castel, qui en tor GA. 354; qual mais, qual mens LR.; fr. ils étaient dispersés qui ça, qui là (fängt an zu veralten). — Auch das neutrale que kann für partim eintreten. It. regno tanti anni che re de' Romani, che imperatore. Altsp. que enfermos, que sanos cadieron Bc. Mill. 244. Pr. cascus dels auzels chantava que aut, que bas Chx. V, 342; afr. il tient bien trente que chastiax, que donjons RCam. 80. Dieses veraltete que—que entspricht dem Sinne nach völlig dem lat. qua—qua (qua feminae, qua viri), so wie dem engl, what—and what. Von dem R e l a t i v p r o n . wird im 2. Abschnitt die Rede sein.| 5. Unbestimmtes Pronomen.
1. Das Zahlwort u n u s hat sich durch seine Anwendung als Artikel seiner pronominalen Wirksamkeit nicht begeben. 1) Wie aliquis oder quidam drückt es a d j e c t i v i s c h einen genannten Gegenstand als einen unbestimmten aus. Dies findet vornehmlich statt, wenn ein Gegenstand in die Rede eingeführt wird, wie it. una donna aveva una gallina; fr. une femme avait une poule; wal. o tnuiare aveà o gçinç; lat. mulier quaedam habébat gallinam ; gr. yvvi] nç OQVIV elye. In den rom. Stellen wird zwar auch das erste unus als Artikel verstanden wie jida im neugr. ¡.da yvvalxa tlye f.dav oçvi&a, die pronominale Bedeutung aber ist leicht durchzufühlen. Sp. pg. pr. und wal. ist hier auch der PI. gestattet, der weniger sagt als algunos: eran unos mercaderes toledanos-, apparecem hüus pequenos bateis ; vironpuiar unas gens Jfr. 167"; sunt unele femei care o doresc (es gibt einige Weiber, die es wünschen), s. S. 777. Auch Personenn. wird es in einigen Sprachen vorgesetzt, wenn man die Pers. nicht näher bestimmen will: it. un Sandro Agolanti, sp. un Fabio, pg. hum Manoel. Vor Zahlbegriffe gestellt bezeichnet es diese als unsicher, wie it. un cento fiorini, sp. unas dos cabras G Vie. 44 a ; fr. aber quelque vingt jours wie lat. quadringentos aliquos milites (quadr. unos mil. wäre 'nur vierzig') und gr. rn-iéçag sßön^irjxovTa tivag. — 2) Es schliesst als S u b s t a n t i v p r o n . den Begriff einer unbestimmten Pers. in sich ein, synonym mit aliquis. It. uno si lusinga (es schmeichelt sich einer, man schmeichelt sich). Sp. muchas veces dice uno lo que no piensa. Pr. us non o preza Bth. v. 8; afr. uns esposa une fame\ nfr. nicht un, sondern quelqu'un ausser vor dem Relativ: il en faut trouver un qui 1) Einfach chi für unus et alter (manche) braucht Malespini nicht selten : ehi la chiamava la piazza di S. Cicilia cap. 41.
III. 83—85.]
Pronomen, unbestimmtes.
Unus.
Alter.
823
le sache. Wal. cunosc eu pre unul, pre unii. Lat. tradidit uni (alicui). — 3) Bestimmt und im Sinne des Zahlbegriffes redet unus, wenn es der Ausdruck einer Identität ist. It. tutti parlavano ad una voce. Sp. esa razón y la que digo es una. Pr. son tug d'un semblan; fr. in der Redensart c'est tout un. Hier lässt sich ipse beifügen wie lat. idem s. S. 820. | 2. A l t e r hat eigne Adjectiv- und Substantivformen. 1) Adj e c t i v ist it. altro, sp. otro, pg. outro, fr. autre, wal. alt. — 2) Persönliches S u b s t a n t i v it. altri, Gen. d'altrui, Dat. ad altrui (altit. altrui zuweilen als Nora.), pr. autre, d'autrui, a autrui, fr. un autre, tf autrui, à autrui, welches it. und pr. die Casuspartikeln, zumal wenn es dem regierenden Subst. vorangeht, leicht entbehrt (Valtrui fallo, las autrui heretatz), fr. wenigstens wenn man einen genannten Gegenstand suppliert (notre droit et Vantrui). Zu merken ist das absolut gesetzte it. l'altrui, pr. afr. Vautrui (fremdes Eigenthum). Der Portugiese hat outrem, negativ ninguem outrem; der Spanier hat nur das Adj. otro (vrlt. otri) und für das Genitivverhältnis ageno: las casas agenas = it. le altrui case. — 3) Eine eigne Form für das N e u t r u m ist in mehreren Sprachen al. Altsp. qui al quisiere PC. ; non quiero al levar Alx. ; pg. näo entendem en al; o al (Sbst.) nao he de louvar R. Egl. 1. Pr., wo es sich auch mit res verbindet, non soi alegres per al ni al res nom fai viure ; afr. ja n'en auree el que la mori. Es dauert im Port, noch fort; dafür it. altra cosa, sp. otra cosa, fr. autre chose. 3. Uber den Gebrauch dieses Pron. ist weiter anzumerken: 1) Es ist zuweilen mit aliquis, quidam oder dem rom. unus (dem deutschen 'einer 5 ) gleichbedeutend, indem es eine unbestimmte Pers. ohne Gegensatz anzeigt. It. oh quanto tarda a me ch'altri qui giunga (dass einer ankomme, ein gewisser) Inf. 9, 9; martiri che soglion consumare altrui (hier für quilibet: die einen d. i. jeden Menschen verzehren) GCav. 336. Altsp. si otri non mintió (wenn einer nicht gelogen hat) Bc. Sil. 571. Pr. qu'om jutj'autrui a tormén (dass man einen Menschen verurtheile) PO. 210. — 2) Wenn ein Subst. in Beziehung auf ein vorhergehendes mit alter bezeichnet ist, so müssen sich beide verhalten wie der engere und weitere Begriff, z. B. c Gold und anderes Metall', 'Hass und andre Leidenschaften'. Zuweilen geschieht es jedoch, dass das zweite Subst. einen eben so speciellen Begriff ausdrückt als das erste, wie wenn man auf Deutsch sagte c Gold und anderes Silber 5 , c Hass und andre Habsucht'. Hier ist alter ein Pleonasmus, oder vielmehr, es ¡ scheint dem ersten Gegenstand einen zweiten beifügen zu sollen, was sich deutlicher durch das Adv. altresì ausführen liesse : oro ed altresì argento, lt. Bsp. : non per fatica ne per altra paura (nicht durch Drangsal und eben so wenig durch
824
Einfacher Satz.
[III. 85. 86.
Furcht) BLat. 23; o per invidia o per altro odio mossi Ori. 2, 5 1 . Sp. tres doncellas e otros escuderos Croo, rimad, ed. Michel v. 341; acompañada de mi madre y de otras criadas DQuix. 1, 28. Pr. un non y ha s'il a un gaug, non aia autre pessar (niemand gibt es, der, wenn er eine Freude hat, nicht ebenso einen Kummer habe) Chx. IV, 114; lais men mais per paor que per aatr'essenhamen (ich lasse mich davon mehr aus Furcht als aus Belehrung) III, 88. Dieser Ausdruck reicht in die Urkunden des frühem Mittelalters hinauf, z. B. curte, [h]orto vel alia teda Mur. II, 1023 (a. 759); tarn in ecclesiis quam in aliis hominibus HL. I, 126 (a. 875). So gr. oí noXíxui xai oí aXkoi ¡•¿voi. Mhd. in Vergleichungen, wo ander das Ebenbild des Hauptbegriffes bezeichnet: der lewc M im lac als ein ander scháf (der Löwe lag bei ihm, als sei er ein Schaf); er sweic als ein ander stein (er schwieg, als sei er ein Stein); afr. en bois estes com autre serve (du bist im Wald wie eine Sklavin, sagt die Königin zu sich selbst) Trist. I, p. 107, s. J. Grimms Reinhart CCLVii. 4. U n u s und a l t e r treten in Wechselbeziehung und alsdann ist unus auch des PI. theilhaftig. Unus et alter gelten für uterque, unus alterum für das classische alter alterum, alius alium oder für das deutsche 'einander' (Bsp. Cap. 10, §. 1, §.3); unus - alter braucht man distributiv und hier ist zu merken, dass die it. Sprache auch altro—altro anwendet, wofür die ältesten Urkunden des Mittelalters fast nur unus—alter oder unus—alius kennen (uno caput tenente in fossa et alio in palude Brun. 843 v. J. 730), z. B. altre son a giacere altre stanno erte Inf. 34, 13; tanto sa altri, quanto altri. Selbst u n o — | u n o ist hier zu treffen: due squadre, una di Mulga, una d'Arzilla Ori. 14, 23; so mlat. cálices duo, unum aureum et unum argenteum Marin, p. 106. 5. C e r t u s , der rom. Ausdruck für quidam (ein gewisser, den ich nicht nenne, lat. in certi homines hervortretend) gibt nur zu erinnern, dass es theils mit, theils ohne unbestimmten Artikel gesetzt wird (S. 793) und in pronominaler Anwendung seinem Subst. immer vorangeht. Persönlich ist it. certuno, certuna, so wie sp. fulano, fulana, zutano, zutana, und pg. fulano und sicrano; dieses letzte hat nur in Beziehung auf das erste ein Dasein in der Sprache: fulano disse a sicrana. Das fr. certain aber steht nie absolut, man sagt also un certain homme, une certame femme. 6. Für den Begriff a l i q u i s 1) als A d j e c t i v gilt das damit zsgs. it. alcuno, sp. algun, pg. algum, pr. alcun. Das fr. aucun ist in 1) Hierzu Mussafia: Merita d'esser notato l'uso d'altro colla negazione. Comunissime sono disioni come non voglio altrimenti che il facciate; non accettai altrimenti il denaro offertomi per non voglio punto, non accettai punto. Così in Dante Pd. 11, 117 ed al suo corpo non volle altra bara per non volle bara di sorte alcuna.
III. 86. 87.]
Pronomen, unbestimmtes.
Certus. Aliquis.
826
die Bedeutung von ullus ausgewichen, ursprünglich aber und wenigstens noch durch das 16. Jh. hindurch, z. B. bei Marot, Rabelais, Montaigne, schloss es sich der gemeinrom. Bedeutung an, die sich noch im heutigen Canzleistil erhalten. Ersetzt wird es durch q u e l q u e , das nur conjunctiv, nie absolut steht: il y a quelque apparence; quelques écrivains ont traité ce sujet. Gleicher Beschränkung unterliegt das it. qualche, das kaum im PI. vorkommt (in qualche verdi boschi P. Sest. 7) und manchmal den unbestimmten Artikel annimmt (un qualche impiego irgend ein Amt), so wie das pr. quoique. — 2) Persönliches S u b s t a n t i v (jemand, nonnemo) ist das auf den Sg. beschränkte sp. alguien, pg. ulguem (ha venido alguien?). Italien besitzt dafür qualcuno, a, nebst Pl., das auch partitiv gebraucht wird: mandatemi qualcuno; conosco qualcune di queste donne-, ebenso qualcheduno. Das entsprechende fr. quelqu'un, Pl. quelques-uns, nimmt als eigentliches Substantivpron. keine weibliche Form an und kann partitiv eben sowohl auf Sachen bezogen werden: il viendra quelqu'un-, quelques-uns sont arrivés; quelques-unes de ces fleurs, nie conjunctiv quelqu'une fleur, sondern quelque fleur. — 3) Das N e u t r u m aliquid besitzen nicht alle Sprachen. Die sp. hat algo, z. B. mas vale algo que nada; hay algo \ nuevo (aliquid novi); die pg. ebenso algo nebst algo-rem, beide nun veraltet. Das pr. und afr. alques auques hat sich durch das angefügte s ganz als Adv., und zwar des Grades, gestaltet: alques belh bedeutet 'ziemlich schön'; doch wird es auch für aliquid und adjectivisch für aliquis angewandt: alque novelh entresenh Chx. IV, 189 = nfr. quelque nouveau signe; qui auques a (wer etwas hat) Ruteb. I, 227. Im übrigen wird der Neutralbegriff durch die gewöhnliche Umschreibung hervorgebracht: it. qualche cosa, sp. alguna cosa, fr. quelque chose. 7. Den unbestimmten Artikel vertritt zuweilen das unbestimmte Pron. aliquis, wenn etwas ganz Allgemeines, 'was es auch sei, was man will', ausgesagt werden soll. It. se tronchi qualche fraschetta (einen Zweig, welchen du willst) Inf. 13, 29; s'avviso di fargli una forza da alcuna ragion colorata Dec. 1, 3; pone alcun fine a miei gran danni Ger. 4, 59. Sp. arrima alguna escala á la muralla Num. 4, 4 ; lantejas los viernes, algún palomino de añadidura consumían las tres partes de su hacienda DQuix. 1, 1. Fr. il menaça de la tuer estimant que ce feust quelque sorcière Mont. 1, 20; cela serait bon à quelque dupe. Es mag sich dies aus dem Latein herleiten, worin aliquis, quidam, quisquam oft auf gleiche Weise gebraucht werden. Unser 'irgend ein' würde sich in solchen Fällen sehr steif ausnehmen; der unbestimmte Artikel sagt uns genug. 8. Das unbestimmte Pron. wird auch durch Subst. vertreten, die alsdann eine Person oder Sache auf der höchsten Stufe der Unbestimmtheit bedeuten. 1) Homo, in dieser Anwendung ohne Artikel,
826
E i n f a c h e r Satz.
[III. 87—89.
ist im ganzen veraltet. It. coni1 uom che pinge bene (wie einer) P P S . I, 69; com' uom che riverente vada Inf. 15, 45. Sp. hombre de ellos no quedase a vida (keiner von ihnen) S. Prov. 58; pg. näo ha mayor vencer que vencerse hörnern a si R. Egl. 1; onde nunca hörnern chegou (wohin nie einer gelangte) GVic. II, 58. Pr. (sehr häufig) tornon hom en folor Chx. IV, 20; afr. j'ay mari sage que pour homme ne fausseroie (für niemand). Lat. accipit hominem, nemo melius (niemand nimmt einen besser auf) Ter. | Eun. 5, 8, 52. Über einen ganz abstracten Gebrauch von homo beim Verbum s. unten Cap. 11, 8. Synonym ist p e r s o n a : it. Vho sentito da persona degna di fede u. s. f . ' . — 2) C a u s a , r e s gleichfalls ohne Artikel: it. se cosa appare-, quando s'ode cosa; cosa non detta in prosa; sp. no hay cosa-, pr. parlar cosa (ren) que sia d'onor-, fr. ils ne le feroient pour chose du monde Mont. 1, 22. In Ovids bekanntem Verse mittcre rem si quis qua caret ipse potest Trist. 5, 13 stimmt rem ganz zum rom. ren, rien. — Unarticuliertes homo, persona, causa, res beschränkt sich fast auf ganz oder halb negative Aussage; in positiver tritt der unbestimmte Artikel hinzu. S. im 3. Abschnitt, wo auch die negierenden Pron. abgehandelt werden sollen. 9. Die lat. Formel n e s c i o q u i s , womit etwas Unbekanntes angezeigt wird, ist auch rom. Bsp. It. risplende non so che divino Par. 3, 59 ; un non so che di flebile e soave Ger. 12, 66 ; m'apparto un non sapea che bianco (mit Beobachtung des Tempus) Pg. 2, 23. Sp. tiene un nosequé de bonito ; no sé que murmurando. Pr. respon a no sai que s'es Chx. IV, 37 ; fr. un je ne sais quoi qui me piqué. Aus dieser Formel scheint das wal. Pron. niste, nehtine, niscare entsprungen (S. 732). W i e nescio quis verhalten sich die Adv. nescio quando, nescio ubi u. s. f. 10. T a l i s ist bei den Neueren auch als unbestimmtes Pron. gültig und zwar 1) für nonnemo (mancher), in welcher Bedeutung man ihm keinen Artikel gibt. It. tale ride che pianse-, so auch taluno (wie engl, such a one). Sp. tal ha | reido que llora\ pg. tal semèa que näo colhe. Pr. tal sc cuia calfar que s'art; afr. itel en plore encore qui or s'en vait riant; nfr. tei rit aujourd'hui qui pleurera demain. — 2) F ü r quidam, mit Artikel. It. il tale me l'ha detto-, conosco un tale; verrò alla tal'ora-, una cotale infermità. Sp. un tal lo hahecho-, 1) Auch Christ, um dies beiläufig zu erwähnen, ward gleichbed. m i t Mensch oder Person gebraucht. Einige Bsp.: it. non credo che al mondo sia cristiana si piena di beltade G. Guinicelli (Nann. Lett I, 43); era il più bel cristiano de' suoi tempi; pr. anemais non ausi crestians a nulha ren tan gran dol far J f r . 114b; que cristians ni cristiana anc en neyuna terra vi ds. I 6 5 a ; almon non es crestians de lunh aire que sieus liges non fos Chx. IV, 66; a f r . une des plus beles dames c'onques veist ne cristiens ne cristiene Chev. au lion (Romv. 552). Die Bed. Christ und Mensch einigen sich sogar im churw. cristiaun.
III. 89. 90.]
Pronomen.
Talis.
Quicunque.
827
un tal Gonzalo; pg. hum tal hörnern. Fr. il est ches un tel. So ist auch talis das eigentliche Wort, um eine ideelle Person anzudeuten, die man nicht nennt, weil sie kein Dasein hat, z. B. pr. eu aitals, veguiers, promet a vos Cout. d'Alais 2, 2 = fr. moi tei, viguier, je promets à vous (ich N. N. Schultheiss); dafür mlat. ille, z. B. ille rex Francorum inlustri Uli corniti in den Rechtsformeln. — 3) Distributiv für alter—alter. It. tali consentirono e tali rifiutarono (dsgl. i cotali —gli altrettali). Altfr. tei (diseit) ben, tei anomai TCant. p. 40. Span, sagt man hacer tales y tales cosas (dieses und jenes). Vgl. S. 793. 11. Dem lat. q u i c u n q u e , q u i l i b e t gehen verschiedene rom. Formen zur Seite, die entweder conjunctional oder zum Theil auch rein adjectivisch gebraucht werden. Bsp. mögen dies anschaulich machen. It. qualunque persona si sia ; qualunque donne si sieno (doch ist der PI. veraltet) ; divora con la lingua qualunque cibo ; di qualsisia oder qualsivoglia specie-, persönlich für quisquís: chiunque tu sia; lo dissero a chiunque-, venga chicchessia; da chi che (chicche) tu l'abbia udito-, die neutralen cheunque (veraltet), checchessia und che che (checche) werden ebenso construiert. Sp. de qualquiera manera que sea; qualesquier artes use; esento de qualquiera temor-, persönlich: de quienquiera que tú hables-, ebenso qualquiera, das zugleich neutral ist; pg. qualquer que seja o resultado-, a qualquer sus amigos favorecem; quálquer estranha gloria-, quemquer que por elle corra. Pr. qualsque dan ni en sia\ troba qualaquom pietat; persönlich qui que sia-, neutral que que sia. Das fr. quelconque wird, ausser im didactischen Stile, nur im Sg. und mit Negation gebraucht und zwar als Adj., das seinem Subst. immer nachsteht: il ri a mal quelconque ; deux points quelconques étant donnés; persönlich: quiconque n'observera pas cette | loi, sera puni; je ri y ai trouvé qui que ce soit; sächlich: il ne s'applique à quoi que ce soit-, quoi que vous fassiez. Sofern diese Pron. conjunctionale Kraft haben, muss von ihnen im 2. Abschnitt noch einmal die Rede sein; die fr. Verbindung quelque—que und quel que aber ist ganz dahin zu verweisen. 12. Für q u i s q u e nebst o m n i s gibt es der rom. Bildungen verschiedene; sie sind wie das erstere auf den Sg. eingeschränkt. It. Adj., zugleich als Subst. anwendbar, ist ciascuno nebst ciascheduno, bei alten Schriftstellern auch caduno oder catuno (cade notte sagt Ciullo PPS. I, 10); blosses Substantivpron. ist ognuno, a; dazu das nur adjectivisch zu brauchende o g n i , wie in ogni di, ogni ora, ogni chiesa, altit. auch im PI. vorkommend: la potenza che cose ogni sostene PPS. I, 396. Sp. und pg. Adj. ist cada, z. B. cada paso, cada ave-, Subst. sind die Verbindungen cada uno, cada hum, auch cada qual: yo lo decia á cada uno, á cada qual-, cada hum sabe o que sente. Pr. quascun entspricht dem it. ciascuno ; cad oder cac dem sp. cada, kann also nur conjunctiv gesetzt werden; quec lässt sich anwenden wie
828
Einfacher Satz.
[III. 90. 91.
quascun-, besondere Substantivpron. sind cadaun und usquec: quascun cavàlier, cad'an, cac dia, quecx auzels; quecx portlo tortquefey (jeder trage das Unrecht, das er that); cadaus planh\ usquecx destra so qu'ieu vuelh. Das fr. chaque ist bloss conjnnctiv, chacun bloss absolut und bezeichnet als Subst. eine Pers., als Adj. zurückweisend auch eine Sache: chaque jour, chaque pays; chacun s'cn plaint-, chacune de ces femmes-, nicht chacun de ces livres, wohl aber remettez ces livres chacun à sa place. Altfr. verhielt sich chascun wie das pr. quascun: chacun seigneur Ch. d'Ori., chascun jour Com., chacun de ces deux membres Mont. 1, 3. — Sofern totus (s. S. 790) den Begriff von quisque oder omnis (im Sg!) erfüllt, leidet es keinen nachfolgenden Artikel: it. tut?uomo, tutto tempo (jederzeit, omni tempore); sp. toda muger, todo Espanol; pg. aber todo o hörnern sowohl für omnis homo wie für homo totus, veraltet in ersterm Sinne todo hörnern-, todo o illustre (omnis vir illustris) Lus. 3, 83; pr. ! tot pros cavayer-, fr. tout homme, tout progrès, tout avantage-, wal. tot omul, tot natul (mit Artikel). 13. Die dem unbestimmten Pron. sich unmittelbar anschliessenden a l l g e m e i n e n Z a h l b e g r i f f e , wohin ausser den schon erwähnten omnis und totus auch tantus, quantus, aliquantus, multus, paucus, nimius zu rechnen sind, bieten an gegenwärtiger Stelle wenig zu erinnern. Insofern sie ein abhängiges Nomen im Gefolge haben oder zu einem Subst. construiert werden, muss von ihnen unter dem Gen. nochmals die Rede sein. T a n t u s mit Compositis (S. 734) und q u a n t u s beziehen sich sowohl auf die Grösse wie die Zahl, im zweiten Falle am entschiedensten, wenn sie im PI. stehn: it. tanfuomo (tantus vir), tanti nemici (tot inimici), quanta miseria, quanti figli; so sp. pg. tanto, quanto, pr. tant, quant, fr. die Neutra tant de, combien de, wal. aty,t mit einem Neutr. atuta. Eine Fortbildung von quantus ist das conjunctionale it. q u a n t u n q u e , ein inflexibles Adj.: tante volte quantunque gradi vuol che giù sia messa Inf. 5, 11; chi vuol veder quantunque può natura-, afr. quantonque nebst quanque, z. B. quanque il faut (nfr. tout ce qiCil faut). A l i q u a n t u s bedeutet überall nur eine geringe Zahl: so it. dopo alquanto tempo (non multo post), alquanta gente (aliquot homines); altsp. alquantos dellos Bc. Mill. 101; pr. dicane castels Chx. V, 98 ; afr. alquantes citéz. In letzterer Mundart kann es auch tlen bestimmten Artikel zu sich nehmen: so Ii alquant (nach dem lat. quidam) LRs. 115; ce sevent Ii auquant (das weiss gar manche)?); li plusurs e asquanz Charl. 339; oft distributiv li alquant—li altre LRs. 47 (wie man auch les aueuns—les autres sagte). M u l t u s ist als Adj. überall einheimisch, kaum im Altfranz., wo die übliche Form die neutrale ist; die Liv. d. Rois haben noch multe de Juda 398, mule jurs 24, Benoit multes mereiz I, 149 v. 1951. Das synonyme fr. m a i n t (non parum), PI. maints (non pauci) war schon zu Corneille's Zeit fast veraltet und nur noch dem Dichter
ni. 91—93.]
Genus und Numerus des Nomens.
829
vergönnt; substantivisch sagte man auch maint un (manch einer) z. B. Mont. 1, 12, maint untre. P a u c u s lautet pr. pauc, a, bedeutet aber als geschlechtiges Adj. parvus, als Neutr. partim; ein afr. Adj. poi, e, ist selten | (poie chose Ben. I, p. 219; nule qui seit poie ne grant ds. 48), schon die Liv. d. Rois 65 Ubersetzen pauculas oves mit poi de uweilles. In beiden Mundarten gilt p e t i t als Adj. gleichfalls für parvus, neutral angewandt für parum. N i m i u s ist it. troppo, a, pr. trop, a, aber schon afr., wie es scheint, nur trop neutral, kein Adj. trop, e.
Viertes Capitel. Glenns u n d N n i u e r u s d e s
Nomens.
Vom Genus und Numerus, sofern beide eine blosse Fähigkeit des Nomens betreffen, ist bereits im 1. Capitel gehandelt worden; hier sollen sie aus dem Gesichtspuncte der organischen Verbindung (Congruenz) der Nomina unter sich betrachtet werden. 1. Die alte Regel, dass das Adj. oder Pron. seinem Subst. gleichgesetzt werden müsse in Rücksicht auf Genus und Numerus, besteht fort: von der Gleichsetzung der Casus kann nur im Pr. und Altfr. die Rede sein. 2. Zu beachten sind die N e u t r a d e r P r o n o m i n a , in deren Anwendung die rom. Sprachen nicht überall zur lat. stimmen. Soll nämlich ein Pron. durch das Verbum Sein als Copula auf ein Subst. bezogen werden, so fragt es sich, ob es als Neutr. d. h. als ein vom Subst. grammatisch unabhängiger Redetheil auftreten dürfe. Wir sagen ohne Bedenken 'das sind wackere Leute', 'dies ist mein Freund'. Hier ist nun zu merken: 1) Die D e m o n s t r a t i v a verlangen it. sp. pg. wie lat. immer formelle Gleichsetzung mit dem prädicativen Subst. It. questa è la cosa (istaec res est, das ist die Sache); questi sono i miei libri. Sp. este es sueno\ mi hermano es ese\ esas son las nuevas-, pg. estos säo segredos de natura. Deutet freilich das Pron. auf eine Aussage zurück, die das Verbum Sein mit einem abstracten Subst. in Verbindung bringt, so ist auch hier das Neutr. zu setzen, wie sp. esto es verdad (so viel als esto es verdadero)\ | pg. isto foi causa que etc. (isto causava que). Überdies wagt der volksmässige oder ältere Stil wohl einmal, das Neutr. zu einem concreten Subst. zu construieren, z. B. it. ciò sono Ungheri; ciò sono este fere catene PPS. I, 392; ciò furon gli occhi nostri, s. bei Nannucci Lett. I, 43. Im Widerspruche mit der in diesen Mundarten gültigen Regel und im Einklänge mit dem Deutschen wendet der Provenzale und Franzose unbedingt das Neutr. an. Belege sind: pr. so fon donzelha Chx. III, 375;
830
Einfacher Satz.
[III. 93. 94.
so era En Gastos V, 84; aco es us cavalliers Jfr. 103" oben; afr. go est Malquiant Roi. ; nfr. c'est mon père; mit Pl. ce sont mes frères; ce sont des Français; dtsch. das war ein Mann; das sind meine Brüder, schon got. thata ist sa timrja (das ist der Zimmermann), aber lat. iste est fàber, gr. ovibG SOTIV O TÎY.TIOV. Dabei ist als fr. Besonderheit noch anzuführen, dass ce sich mit nous und vous durch den Sg. des Verbums verknüpft: c'est nous (das sind wir), c'est vous, aber nicht c'est eux, c'est elles, sondera ce sont eux, ce sont elles. Es ist dies eine Regel der neuern Sprache, denn die ältere setzte eben sowohl den PI. des Verbums bei nous, vous wie den Sg. bei eux, z. B. c'estes vous Ch. d'Orl. 184; c'est eux noch bei Regnier. — Diese Anwendung des Neutr., welche die lat. Sprache kaum, die griech. sehr wohl kannte (sort dt rovzo TVQÛVVIÇ) reicht bis in das früheste Mlatein aller Provinzen hinauf und ist wohl ehedem gemeinr. gewesen. Bsp. wie villas, id sunt Simplicciaco etc. Mar. p. 101 (um 658); id sunt molendini duo Bréq. 281° (a. 677); id sunt de Bomairo villa 432a (a. 721); hoc sunt villas nostras ds. ; id est Garibertus HL. I, 23 (a. 782) begegnet man häufig. — 2) Das neutrale C o n j u n c t i v p r o n . (it. lo, il, sp. lo, pg. pr. o, fr. le) darf auf ein concretes Subst., das einen Gattungsbegriff enthält, zurückweisen, in welchem Falle der Lateiner kein Pron. braucht. It. è ella medico? Antwort io lo sono. Sp. sois padre? lo soy. Fr. êtes-vous mère? oui, je le suis1. Ist aber der Begriff ein individueller, so setzt man | das S. 799 berührte Masc. oder Fem., das hier dem lat. ipse, ipsa entspricht. It. siete la sorella di N.? la sono (ipsa sum). Sp. sois el padre de N. ? le soy. Fr. êtes-vous la mère de N.? je la suis. 3. Es gibt Adj., die in gewissen Fällen in dem einen oder andern der rom. Idiome jeder flexivischen Veränderung entsagen. 1) Abhängig von Präp. treten verschiedene dieser Wörter in eine neutrale Stellung, so dass sie sich wie eine Partikel oder wie ein Suffix der Präp. verhalten 2 . Bei m é d i u s gilt dies ziemlich allgemein: it. in mezzo Talma, per mezzo i boschi, in mezzo al fuoco3 ; sp. por medio la cort PC. 2942, en medio aquesta fuente Gare. egl. 2; pr .per miec la porta Jfr. 100b, per mieg los pratz Chx. IV, 86 ; afr. en mi la mer ; 1) Selten wird es auf lat. Weise unterdrückt. It. kann man sagen e chi è dunque? (quis igitur est, wer ist es denn?). Die biblische Stelle iyo>el/ji, ego sum (ich bin es) Joh. 6, 20 etc. lautet pr. gleichfalls eu so GO. 286b, wie got. ik im, ahd. ih bin. 2) Über das ganz partikelhafte it. esso vor dem Personalpron. (con esso meco, sovresso noi) s. 738. 3) Quest' ultimo non mi pare che calzi. Qui mezzo non sta come aggettivo, ma è divenuto sostantivo, o a dir meglio colla prep. in è una locuzione avverbiale. Sarebbe possibile la costruzione in mezza l'alma, per mezzi i boschi; ma non e imaginabile p. es. in mezza alla ( = della) fiamma. (Mussafia.)
III. 94. 95.]
Genus und Numerus des Nomens.
831
das nfr. parmi ist entschieden Partikel ; anders wal. in mifflocitl bisericii (in der Mitte der Kirche), in miezul verii (mitten im Sommer). In der Bedeutung von dimidius wird medius nur als Adj. construiert: it. mezza ora, sp. media hora, pr. mieia chanso; fr. aber unverändert demi-heure. Wenn es in dieser Bedeutung einen ausgesprochenen Gegenstand theilen soll, so verfahren die Sprachen verschieden. Es wird entweder als Subst. oder Adj. behandelt: it. uriora e mezzo, tre once e mezzo ; sp. aber una hora y media, fr. une heure et demie, une livre et demie. Im It. findet sich wie medius zuweilen auch t o t u s behandelt: per tutto Roma, per tutto la città; im Span, s o l u s (bloss): con solo la imaginación, en solo lo miseria Gare, eclog. 2, so viel als solo con, solo en. — 2) Besonders zu merken sind die fr. Adj. feu, nu und plein. F e u (olim, weiland) geht unflec|tiert dem Artikel voran, flectiert folgt es demselben: feu la reine, la feue reine. N u (nackt) geht gleichfalls dem Subst. unflectiert voran oder folgt ihm flectiert: nu-tête, nu-pieds, tête nue, pieds nus; afr. eben sowohl nus pieds. P l e i n (voll) von avoir abhängig, kann die flexion entbehren: avoir du vin plein sa cave s. Dict. de l'Acad. 4. Wenn einem Gegenstände eine Eigenschaft entweder ganz oder halb beigelegt werden soll, so drückt dies der Romane durch die zu dem Subst. construierten Adj. t o t u s oder m e d i u s aus, so dass buchstäblich der Gegenstand selbst, nicht die Eigenschaft, als ein Ganzes oder Halbes gedacht wird ; andere Sprachen wenden Adv. an, lat. plane, semi-. It. la donna era tutta lívida nel viso (ganz schwärzlich); la fanciulla rimase mezza morta (halb todt). Sp. ellos estaban todos desnudos, medios desnudos, pg. todos mortos, meios morios, doch auch medio desnudos, meio mortos. Pr. totz cubertz, miegz mortz. Im Franz. wird tout nur vor Fem., die mit einem Consonanten anfangen, flectiert: tout-puissant, toute-puissante, toute malade, toutes surprises, tout emportées ; für das adverbiale demi aber setzt man gewöhnlich à moitié: il est demi-mort, demi-fou, il est à moitié ivre. 5. Dem A d j e c t i v ist es gestattet, sich auf m e h r e r e S u b s t a n t i v a zugleich zu erstrecken. Diese Freiheit aber wird der Deutlichkeit zu Gefallen in gewissen Gränzen gehalten, wobei freilich wieder vieles von dem Belieben des Redenden abhängt. Für den gewöhnlichen Sprachgebrauch ist Folgendes wahrzunehmen. 1) Soll ein attributives Adj. mehreren Subst. von g l e i c h e m N u m e r u s und v e r s c h i e d e n e m G e n u s beigelegt werden, so setzt man es dem zunächst stehenden Subst. gleich: virtutem et bonum alienum; cum summa virtute et honore. It. in pubblica utilità ed onore ; le città ed i villaggi magnifichi. Sp. con eterno nombre y vida; él sosiego y libertad pasada ; hombres y mugeres hermosas. Fr. son honneur et sa gloire entière. Am leichtesten geschieht dies bei sinnverwandten Subst. und am wenigsten Störung macht es, wenn das Adj. e i n e r Endung ist,
832
Einfacher Satz.
[III. 9 5 - 9 7 .
wie it. mirabil gloria ed onore ; sp. grande amor y pasión. — 2) Stehen die Subst. ¡ bei g l e i c h e m G e s c h l e c h t e im Sg., so ist es wenigstens im Franz. Vorschrift, das Adj. in den PI. zu setzen: le bonheur et le courage constants; la langue et la littérature françaises; unrichtig la fille et la mère offensée Rae. Iph. 1, 1. Den andern Sprachen genügt der Sg., aber auch der PI. ist nicht ungewöhnlich : sp. la lengua y literatura españolas; pg. o Ibero e o Tejo amedrontados Lus. Betreffen die Subst. einen und denselben Gegenstand, so ist nur der Sg. des Adj. zulässig: fr. leur fidèle ami et serviteur-, it. il loro fedele amico e servitore. — 3) Sind die Subst. v e r s c h i e d e n e s N u m e r u s , so beschränkt sich das Adj. nach it. Regel auf das nächste Subst. und muss wiederholt oder durch ein Synonym ersetzt werden : i loro rei costumi e la loro malvagia vita. Der Spanier ist minder streng und erlaubt sich ohne Bedenken toda su parentela y criados; la ciudad es famosa por su limpieza, sumptuosos edificios, fresco rio y apacibles calles ; pg. tanto mar e terras ; cujos reinos e corôa ; so lat. tuas litter as humanitatemque-, plenis manibus ac sinu. — 4) Der Artikel kann im It. Prov. Franz. nicht für mehrere Gegenstände von verschiedenem Genus und Numerus gelten wie in il giardino e casa-, le pays et nations-, allerdings aber im Span, und Port., worin es erlaubt ist zu sagen la multitud y dolor, los pensamientos y memorias, las ventas y mesones, un pabellón o tienda, o reino e salsa via, a cidade e poder, huma nobre vergonha e honroso fogo. Dsgl. beim Demonstrativ: sp. aquel silencio y soledad-, it. aber quei principi e quelle repubbliche-, fr. cet arbre et ces prairies. — 5) P r ä d i c i e r e n d e s A d j e c t i v oder Part, richtet sich nach dem Numerus des Verbums und bekennt bei Subst. verschiedenes Geschlechtes gewöhnlich das männliche, vorzüglich bei Personen: pater mihi et mater mortui sunt. It. i giardini e la casa sono preziosi-, i signori e le donne sono partiti. Sp. mi sobrino y mi sobrina son amados de todos-, pg. seus temores e esperanzas eräo vans. Fr. le mari et la femme sont généreux; ses pere et sa mere sont lié (laeti sunt) Fl. Bl. 993. Wal. frótele ¿i sora symt fericitzi (glücklich). Gleichsetzung des Adj. mit dem nächsten Subj. ist j übrigens nicht unüblich: so it. le ricchezze, gli onori e la virtù è stimata grande-, pg. sereno o ar e os tempos se mostravâo; wal. muntzii Si compiile synt acoperite cu zfpade (die Berge und Felder sind mit Schnee bedeckt). Ebenso hat das Masc. den Vorzug, wenn Adj. oder Pron. sich auf verschiedene in einem frühern Satze genannte Gegenstände beziehen. 6. Werden m e h r e r e A d j e c t i v a e i n e m S u b s t a n t i v e beigelegt, nicht um eben so viele Eigenschaften desselben, sondern um eine Verschiedenheit von Gegenständen auszudrücken, so kann das Subst. im Pl., die Adj. im Sg. stehen. Dies findet vor allem bei Gentilien statt. Man kann also sagen mit vorangestelltem Subst. it.
III. 97. 98 ]
Casus.
833
Nominativ, doppelter.
le lingue greca e latina ; sp. las lenguas castellana y portugueza; fr. les langues anglaisc or850 durare constr. 839 e it. zwischen tutto u. escoutar pr. s. auscultare escrier afr. constr. 843 einer Cardinalzahl 791 escuchar sp. s. auscultare Note escusar sp. constr. 839 ecce constr. 900 esquivar sp., pg., pr., fr. échapper fr. constr. 839 esquiver constr. 839 (fugere) esse constr. 799 (Je le suis, echar sp. m. Inf. 934 io lo sono); 830 (c'est écouter fr. s. auscultare nous etc.); 887 che t'è s'efforcer fr. constr. m. Inf. in piacere? etc.) ; m. Ger. 949 od. Part. Prs. 908; m. egal, engal pr. als Präp. Verbaladj. auf -tor 908 895 Note Note; m. Inf. (== gehen) égaler fr. constr. 837 i)30; m.präpositionalem égard, à l'ég. de fr. 900 Inf. 936, 940; Tempora n'einsin'einsi afr. 818 Note umschreibend 972 ff.; eis pr. 820 unpersönlich 905, 906; el afr. s. al m. neutralem Adj. od. eligere constr. m. dopp. Adv. verbunden 907 ; Acc. (it. auch m. ä) 850 ; m. Plur. 984; ausgem. ad 878; m. in 888 lassen 990 ; einfache empres afr. Präp. 895 Sätze erweiternd 994 en fr. s. inde EN pr. f ü r dominus 803 essenhar pr. constr. 859 esso it. 797 Note estiers pr. 899 enardir pr. m. Inf. 928 eneubrir sp. constr. m. estra pr., estre fr. 899 estudiar sp. constr. 842 Dat. 858 et 1058 ; in der Frage und ende altsp. s. inde Anrede 1059 ; im Nachendreit pr. Präp. 897 satz ( = alsdann) 1016; endurar pr. constr. 839 vgl. 1054; mit der Co(durare) pula si verbunden afr. endurer fr. constr. 839 1060 ; ausgesprochene (durare) Redetheile nach et wieenfrente sp. 897 derholt oder nicht 1070 engal pr. 895 étudier fr. constr. 842 enoindre afr. constr. 850, excedere constr. 845 878 excepto 899 ens, ens en afr. 886 enseigner fr. constr. 859; extra 899 m. Inf. 938 facere constr. m. dopp. ensemble afr. m. Acc. conNom. 834; m. dopp. str. 890 Acc. 849; m. Inf. (Dat. ensenar sp. constr. 859 ; der Pers. u. Acc. der m. Inf. 938 Sache) 860; m. Inf. 928; ensenhar pr. constr. 859; mit ad u. Inf. 937; zur Umschreibung des Posm. Inf. 938 sessivs 816; als verbum ensinar pg. constr. 859 vicarium 1068, 1084; entorn pr., entour afr. 895 vgl. 1069 Note; fr. ne entre-e (sp. y) = zusamfaire que 934; facit unmen 1063 Note persönlich 906 entre que pr. 1018 entretanto que sp. pg. 1018 fallere (it. fallire etc.) constr. 839; fr. faillir entro pr. Präp. 880 m. Inf. 934 ; il faut 906 entruesque afr. 1018
1130 faute de fr. 900 favorire it. constr. 839 (favere) féliciter f r . constr. 838 ferir pr., afr. ( f . grans colps) 848 feu fr. (weiland) 831 fidere (it. fidarsi) constr. 888 fiere fiir esse 910 Note fincar sp. m. Part. Pass. 912 finire m. de u. Inf. 934 fino it. Prap. 880; fin da 885; fin 'a m. Inf. 942; a fine di etc. m. Inf. 942 ; finche temporell 1019; final 1022 fiore it. Négation 1080 flairer fr. constr. 843 flatter fr. constr. 837 foras (it. fuori, fr. hors) 899; mit de u. Inf. 942 force fr. ohne Casuspartikel 868 forza, a, it. etc. 900 fra it. 898 frattantochè it. 1018 frontero sp. 897 fugere constr. 839 ; it. fuggire factitiv 846 fuir, s'en f . afr. constr. (m. Acc.) 844 fulano sp. 793, 824 gandir pr. constr. 839 garrire it. constr. 856 gauchir fr. constr. 839 gaudere, constr. 839; pr. jauzir lo joy 848 gemere constr. 843 ges pr. Négation 1079 giacché it. 1021 giammai it. 1075 gioire it. s. gaudere gramment afr. m. de constr. 872 granre pr. adj. u. m. Casuspart. 872 grazir pr. constr. 841 gridare it. constr. 843 ; m. d. Dat. 856 gritar pg. constr. 843 grosso it. constr. m. d.Àcc. 851 guai it., sp., gai pr. 901 guari it., guère fr. adj. u. m. Casuspart. 872; negativ 1075, 1086 guencliir afr. constr. 839 guerreggiare it. constr. 840 guerrejar pr. constr. 840 guerroier, guerreier afr. constr. 840
Register zum 4. Buche. gurpir pr. constr. m. dopp. Acc. 849 gutta Negation 1080, 1091 habere constr. (it. m. per fr. m. pour, sp. m. dopp. Acc. 850; m. Dat. (h. ludibrio) 878; m. in (h. aliquem in odio, habet in aliquo) 887, 893 ; m. Inf. 935, 936; Tempora umschreibend 971 ff. 977; zur Umschreibung des Possessivs 815, 816; unpersönlich 906 habitare constr. 840 hablar sp. constr. 857 hàcia sp. Präp. 897 halagar sp. constr. 837 hallar sp. constr. m. dopp. Acc. 850 hasta sp. Präpos. 880; m. Inf. 942, 1019; hasta que 1019 homo pronominal 825,826, 1074; fr. on 986; homo natus 1082 hormis fr. 899 luiir sp. s. fugere ibi (it. vi, sp. pg. y, pr. fr. y) 802; Stellung 1101 idolatrar sp., idolatrer fr. constr. 837 igualar sp. pg. constr. 837 ille (it. egli etc.) 797 ff. imitari constr. 840 imparare it. m. Inf. 938 imputare constr. 887 in Präp. 886 ff. ; b. Inf. 941; b. Ger. 952 inc$pe wal. m. Inf. 937 inclinare constr.840; rfl.903 incommodare constr. 840 incontra it. etc. Präp. 897 incontrare it. etc. constr. 840 incoronare constr. 850 inde (it. ne, pr. en, ne, fr. eri) 801, 814,1034; Stellung 1107, 1109, 1111 infra s. inter 898 infuori it. s. foras insegnare it. constr. 859; m. Inf. 938 insidiari constr. 840 insu wal. 820 in su it. 897 insultare constr. 845, 856 intendere (fr. entendre) constr. m. Inf. (Dat. der Pers. u. Acc. der Sache) 861, 889; m. reinem Inf. 929
inter 898 intorno it. 895 intra 898 intrare constr. 844; factitiv 846 inverso it. etc. 897 invçtzà wal. constr. 849 Note; m. Inf. 938 invidere, invidiare constr. 840, 856 ipse f ü r proprius 820 ire s. andare ja pr., Bedeutung 1075 Note; afr. 1086 jamas sp., jamais pr., fr. 1075, 1086, 1087 ja que pg. 1021 jauzir pr. s. gaudere jocare constr. ( j . jocum) 848; fr. jouer constr. m. Acc. des Preises, Werthes 851 joignant fr. 894 jouir fr. s. gaudere judicare constr. m. dopp. Acc. (sp. m. P r ä p . por) 850 junto sp. 768; P r ä p . 894 jurare constr. 840, 892 jusqu'à fr. 880 ; m. Inf. 942 juvare constr. 841 juxta (giusta, josta) 894 la wal. ( = circiter) 881 la it. für ella 800 Note laborare constr. 841 lacrimare constr. 842, 843 lamentati constr. 842, 843 lanquan pr. 1017 largement fr. adj. u. m. Casuspart. 872 largo it. constr. m. Acc. 851 lasciare it., fr. laisser, constr. m. dopp. Acc. 849; m. Inf. (Dat. der Pers. u. Acc. der Sache) 860; m. Inf. 928 lat wal. constr. m. de 851 latz e latz de pr. 894 lauzenjar pr. constr. 837 I lavare rfl. 903 levare rfl. 904 lez afr. Präp. 895. licet m. Inf. 927 lidiar altsp. constr. 840 lieu fr., au l. de m. Inf. 942 lisonjar sp. constr. 837 livrer fr. constr. m. in 887 Ilagar sp. (IL Ilagas) 848 llegar sp. constr. 846 ; m. in 887
Register zum 4. Buche. limar sp. s. plorare loco 900 loin fr. m. de u. Inf. 942 Ione pr., afr. 895 long fr. constr. m. de 851; le l., au l. 895 lors fr. (seit) 885 ; lorsque 1017; Unterschied zwischen quand u. lorsque 1017 Note losengier fr. constr. 837 luego que sp. 1018 lues que afr. 1018 lui = colui 1037 lung wal. constr. m. de 851 tyngç wal. 895 lungo it. P r ä p . 895 lusingare it. constr. 837 ma it., mais fr. 1064 ff. 1086 maguer sp. 1028 maint afr. 828, 829 maledicere constr. 838 malgrado, malgré 900 mancare it. constr. m. Dat. 856 manco it. 872 mandar sp., pg. m. Inf. 928 mandare it. m. Ger. 954 mânes que afr. 1018 manque de fr. 900 manquer fr. constr. 856; m. de u. Inf. 934; il manque 906 mant pr. m. abhäng. Subst. in Genus u. Num. übereinstimmend 873 mar afr. (lat. male) b. F u t . an Stelle des prohibitiven Imper. 969 Note maritare constr. 859 mas sp. (mehr) 872; (aber) 1064 ff. mas pr. (weil) 1021 Note 1 medesimo it. 820 mediante it., sp. 900 medius b. Artikel 791; unflectiert 830; flectiert als Adj. ( = dimidius) 831, vor Adject. 831; in mezzo it. etc. 899; per medium (it. per mezzo etc.) 892, 899 melius zur Steigerung verwandt 768; adj. im PI. 873 même fr. 820 ménager fr. constr. 857 mentiri constr. m. Dat. 856
mentre, mentre che it., mientras, mientras que sp. 1018 mercé, mereed Präp. 900 mereeiar pr. constr. 842 mercier afr. constr. 842 merere constr. 859 mériter fr. constr. 859 mesmo pg. 820 mest pr. 899 mestieri, è m. it. u. ä. 907 meteis pr. 820 mezzo it. s. medius mica Negation 1079; afr. mie 1090 mientras sp. als Präp. 900 migalla sp. als Verstärkung der vollen Negation 1079 minnacciare it. constr. 841 minus vor folg. Subst. constr. 872 ; it. a meno di, fr. à moins de m. Inf. 942; à moins que ne fr., à menosque sp., pg. 1026 mirar sp. m. reinem Inf. 929 mismo sp. 820 mittere (it. mettere) constr. (rfl.) 834 ; m. »»887 monstrare constr. (rfl.) 834; m. dopp. Acc.850; m. Inf. 938 montare constr. m. Acc. 844; factitiv 846; afr. munter le munt 848 moquer fr. constr. 843 morir i constr. (m. mortem) 848 mortuus f ü r occisus 847 mot fr. als Negation 1091 movere rfl. 904 moyennant fr. 900 multus adj. 828 ; m. folg. Gen. 871, 872; afr. auch ohne Casuspart. 872 ; m. abhängigem Subst. im Genus u. Numerus übereinstimmend 873 : s. auch 1097 mutare rfl. 904 nada, nadie sp. 1073,1078, 1080 navigare constr. 844 ne it. s. inde nec (fr. m e t e . ) 1061, 1072, 1085, 1091 ; als Copula 1082, 1083; nec-nec 983 ne-cel afr. = nemo 819 Note necesse est 907 negun pr. 1071, 1073
1131 neisun pr. 1071 nen (non) 1085 Note nescio quis 826 nessuno it. 1071—4073 ni pr., fr. s. nec niente it., néant fr. 1073, 1080, 1091 ninguno sp., nenhum pg. ; 1071, 1073 niuno it. 1071, 1073 nomen habere constr. m. Nom. des Prâdicats 850 nominare (fr. nommer) constr. m. dopp. Acc. 850 ' non (fr. ne) 1072 ff., 1084 ff. ; m. Gen. 871; non que 1062; non obstante 900 nu fr. unflectiert 831 nuttus 1071, 1073, 1086; nulla it. 1073, 1080 nunquam (sp. pg. nunca) 1073, 1078 obedeeer sp. s. obedire obedire constr. 857 obstante, non, 900 obtemperare constr. 857 obviare constr. £57 occurrere constr. 840 ogni it. s. omnis olere constr. 843 omnis (it. ogni) 827 oncques afr. 1086 opus est 907 or it. fr. 1068, b. Optativ u. Imper. 919, fr. m. de vor imperativischemlnf.917 osare m. Inf. 927 osteiar pr. constr. 840 otro sp. s. alter outrem, outro pg. s. alter pagare it. constr. m. Acc. 851 par afr. Adv. steigernd 771 para sp. 893 ; para con 890; para que 1022; para si 1023; para u. por zu unterscheiden 940 Note parce que fr. 1020 parcere constr. 857 pareggiare it. constr. 837 pareiar pr. constr. 837 parere (fr. paraître) constr. 834; m. Inf. 927 parlare it., parler fr. constr. 857 parmi fr. 831 part pr. Pràp. 896 partim-partim 1063
1132 partiri (it. partire etc.) rfl. constr. m. Acc. 851 ; rfl. 904 pas Negation 1079, 1084, 1085, m. Gen. 871; pas un 1086 passare factitiv 847 paueus als Adj. (pr. pane; afr. poi) 829; m. folg. Gen. 871, 872; afr. auch ohne Casuspart. 872 ; m. abhäng. Subst. in Genus u. Numerus übereinstimmend 873; per poco 1077 payer fr. constr. m.Acc.851 pe wal. s. pro, pedir sp. (p. un pedido) 848 pendant fr. 900 pensare m. Inf. 934 pentru ce u. cf wal. causai 1020; pentru cp final 1022 per Präp. 890 if.; vor Inf. 941; pr. per a m. Inf. 941 per pr. steigernd 771 ; per altpg. steigernd 771 per ante pg. s. ante perchè it. causai 1020; final 1022; concessi v 1028 perciocché it. 1020 percontari constr. 860 perdere constr. (fr. perdre une perte etc.) 848 perdonare it. etc. constr. 859 perire factitiv 847 però it., pero sp. 1064 ff. persona 796; pronominal 810, 826, 1074 per so quar und per so que pr. causai 1020; final 1022 persuadere constr. 841 perto pg. 894 petere constr. 859; mit in 887 petit pr. afr. als Adj. 829 pigliare it. constr. 878,887 piangere constr. 842, 843 ; pl. lacrimas 848 plein fr. unflectiert 831 plorare constr. 842, 843 ; pl. lacrimas 848 pluere transitiv 905 plus vor folg. Subst. constr. 872, 873; adj. im PI. 873; negativ 1087 u. s. w.
Register zum 4. Buche. poiche it. 1018, causal 1020 point fr. 871, 1090 porem pg. 1064 ff. por mente it. constr. 841 porquanto pg. 1020 porque sp. pg. 1020 ; por si 1023 portare constr. mit in 887 pos, en, sp. 896 posse m Inf. 927; Schwanken der Bedeutung 927 Note; m. essere verbunden 973 Note posto che it. 1026 pour fr. s. pro pour que fr. final 1022 pourvu que fr. 1026 praecedere constr. 845 praedicare constr. 841 praesidere constr. 845 praeter 899 practerire constr. 844 praevenire constr. 844 pre wal. Qi.per) vorAcc.836 precari constr. 859, 860 prendere constr. (it. fr.) m. Dat. 857, 878; m. in 887; m per 891; m. pro 893 ; unpersönlich 907; m. ad u. Inf. 938 près fr. 894 presso it. Präp. 894 prineipiare it. m. Inf. 937 pro pr. ( = satis) adj. u. m. Casuspart. 872 pro 892 ff.; b. Inf. 940; afr. por a m. Inf. 941 ; sp. por m. Inf. zum Ausdruck des P a r t . F u t . Act. u. Pass 957; concessiv vor einem Adj. m. folgendem que u. Conj. 1028; m. Inf. in Comparativsätzen 1057 proche fr. 894 pronunciare constr. m. dopp. Acc. 850 prop pr. 894 propehar pr. constr. 881 proprius f ü r ipse 820, vgl. 1097 prou afr. ( = satis) adj. u. m. Casuspart. 872 providere constr. 857 puer fr. constr. 843 pues sp. causal 1020,1066; pues gwetemporell 1018 ; causal 1020 puesto que sp. 1028 puiar pr., pider afr. constr. m. Acc. 844; factitiv 846, 847
puis afr. Präp. 896 punf cijmä wal. 1019 punto it. 871; Adv. it. u. sp., pr. ponto 1079 purché it. 1025 pus pr. Conj. temporell 1018; causai 1020 puzzare it. constr. 843 quaerere (it. cherere, chiedere) constr. 859; m. in 887 ; sp. quere/r, afr. querre m. Inf. 927 qualche, qualcuno it. s. qualis ; qualunque, quälsisia s. quicunque-, sp. qualquiera das. qualis (fr. quel etc.) interrogativ 792, 821; qualisqualis distributiv 821, 822 ; it. qualche etc. 825; it. qualcuno etc. 825; compar. 1053, Stellung 1094 qualora it. pr. 1017 quando 1016, 1035; causai 1021 ; conditional 1025; concessiv 1028; quando-quando 1016 quantunque it. 828 quantus auf die Grösse u. auf die Zahl bezogen 828; m. folg. Gen. 871 ; im Relativsatz 1047 quar pr. s. car quasi 1031 que (it. che) Conjunction 998, 1006 ff.; zur indirecten Anführung einer Antwort 1008 N o t e ; nach einem Zwischensatz wiederholt 1013 Note; temporell 1017, 1018; final 1022; comparativ 1000,1052,1054; causai 1066; als Relativ 1040 ; pleonastisch 1003, 1047,1050; unterdrückt 1012, 1040, 1043, 1057; stellvertretend 1069;g«c no 1061 que (it. che) neutral interrogativ 821 ; que-que distributiv 822 ; beim Optativ u. Imper. 918; Adv. zu bilden ( = als) 885 quedar sp. m. Part. Pass. 912 quelconque fr. s. quicunque quelque, quelqu'un fr. s. qualis; quelque-que u. quel-que 1029
Register zum 4. Buche. que no sp. = et non 1061, 1062 qui Substantivpron. (it. chi, sp. quieti, fr. qui) interrogativ 821, 1043; vgl. 998, sp. qué (it. che, fr. qui u. s. w.) 1032, 1035 ff.; unterdrückt m. Gen. 871 ; qui-qui distributiv 821, 822 quicunque 827, 1047; vgl. 1029 quien sp. s. qui; quienquiera s. quicunque quisque (it. ciascuno etc.) 827; m. PL des Prädicats 981 quoi fr. 1028, 1035; quoique 1027 quoras pr. 1017 ras e ras cle pr. 894 rasen pr. 894 rasente it. constr. 894 rassembrare it., ressembler fr. etc. constr. 837 recare it. 878 reculer fr. constr. m. Acc. u. m. de 851 reddere (rendere) constr. (rfl.) 834; m. dopp. Acc. 849 reducere constr. m. dopp. Acc. 849 reggere it. (widerstehen) constr. m. Dat. 857 regraciar sp. constr. 841 reir sp. s. ridere rem pg. 796 remanere m. Part. Pass. 912 remercier fr. constr. 842 ren pr. 796 renunciare constr. 841 repugnare constr. 841 reputare constr. m. dopp. Acc. (oder per, pro) 850, 893 res à res äfr. 895 resistere constr. 841 ressembler fr. s. rassembrare restare m. Part. Pass. 912 resurgere factitiv 847 resuscitare rfl. 904 retro it. 896 revenire factitiv 847 ; constr. m. Acc. der Zeit 851 riha pr. als Präp.895 Note ribeira pg. 895 Note ribericas sp. 895 Note
ridere constr. 843 rien fr. 796,826,871,1086, 1087, 1089, 1091; pr. ren 1075,1080; res nata 1082 riere afr. Präp. 896 rimpetto it. 897 rincontrare it. etc. constr. 840 ringraziare it. constr. 841 riparare it. constr. m. Dat. 857 riuscire it. constr. 834 rogare constr. 859, 860; afr. rover in. Inf. 928, 929 rover afr. s. rogare sacar sp. constr. m. dopp. Acc. 849 Sahir pg. constr. 834 salir sp. constr. 834 salire constr. m. Acc. 844 saltare constr. 844 salvo 899 sapere constr. 843; m. dopp. Acc. 850; it. m. per 893; m. Inf. 9 2 7 ; unpersönl. 907 ; m. essere verbunden 973 Note satis adj. u. m. Casuspartikel 872, 873 satisfacere constr. 857 scfdeà wal. constr. 846 (descager) schifare it. constr. 839 scontrare it. constr. 840 scostarsi it. constr. m. Acc. 851 sg wal. b. Imper. 918 secundum 895 sedere unpersönl. 907 seguentre pr. Präp. 896 semejar sp. constr. 837 sentire constr. 843; m. reinem Inf. 929 sequi constr. 842; sp. m. Ger. 954 servire constr. 842 si Conj. 1022 ff.; beschwörend 1024 ; beim Optativ 918; im abhängigen Fragesatze 1049 sie (it. sì etc.) compar. (it. sì come, fr. si que etc.) 1051 ; im Nachsatz 1016; copulativ 1060; ohne copulativen Sinn 1061 Note; zur Bekräftigung einer bejahenden Aussage 1061 Note sicrano pg. 824 sigler afr. constr. 844
1133 simulare (fr. sembler etc.) constr. 834, 837; m. Inf. 927 sin da it. 885 sine 899; b. Inf. 942, vgl. 1078 ; afr. sans plus de 942; copulativ 1090 singur wal. 820 sino sp. 1065, 1066, 1076 sino it. Präp. 880 si que fr. in negativen Vergleichungssätzen 1011 sitire constr. 843 sitost com afr. 1018 sitot pr. 1028 so sp. Präp. 898 sobremontarpr. constr.845 sol che it., sol que sp. u. pr. 1025; con solo che sp. 1025 solere m. Inf. 927 solus mit Artikel 791 ; unflectiert831 ; Stellung 1097 somigliare it. constr. 837 somniare constr. (s. somnium) 848 sonare constr. 843; factitiv 847; nfr. ne sonner mot 848 sormontare it. constr. 845 sortir fr. factitiv 847 sotto it. 898 sotz pr. 898 soudain que afr. 1018 sous fr. 898 soventre afr. Präp. 896 sparmiare it. constr. 857 sperare constr. 888 stare m. Ger. 909 ; m. Part. Pass. 912; m. präpositionalem Inf. 936, 940; unpersönl. 907 stesso it. 820 studiare it. constr. 842 su it. 897 sub 898 subire constr. 844; sp. subir factitiv 847 subito che it. 1018 subvenire constr. 844 succurrere constr. 845 sudar pr. (s. sudor) 848 suivant fr. 895 sun, en, afr. 898 super, supra 897; b. Inf. 942 supersedere constr. 845 superstare constr. 845 supervenire constr. 845 supplere (abhelfen) constr. m. Dat. 857
Register zum 4. Buche.
1134 supplicare constr. 842 ; sp. 860 supposé que fr. 1026 supucsto que sp. 1026 sur fr. 898 ; afr. sur a m. Inf. 941 Note surmonter fr. constr. 845 sus pr. 898 suspirare constr. 843 tacere constr. 843 tâcher fr. constr. m. Inf. 949 talis mit Artikel 793 ; als unbest. Pron. 826, 827; talis - talis distributiv 827 ; talis-qualis, talistalis 1052, 1053 tan-como sp., täo-como pg., tan-cum pr. comparativ 1051 tandis, tandis que nfr. 1018 tant afr. concessivm.Conj. 1029 tant com afr. = quamdiu 1018 tantost que afr. 1018 tant que fr. in negativen Vergleichungss. 1011; = quamdiu 1018; = quoad 1019 tantus ohne Artikel 793; auf die Grösse u. auf die Zahl bezogen 828; m. folgendem Gen. 871 ; m. abhängigem Subst. im Genus u. Numerus übereinstimmend 873; tantus- quantus 1053, 1054 té pg. Präp. 880; té que Conj. 1019 tenere constr. m. dopp. Acc. (oder pro, ad) 850; m. ad 878; m. in od. ad 887, 888 ; m. pro, per 893; zur Umschreibung des Possessivs 815, 816 ; Hülfsverb. 971, 979 tinter afr. (i. un mot) 848 tocante sp. 900 tolez afr. rfl. 904 tombar pg., pr., fr. tomber factitiv 847 topar sp. constr. 840
torcer sp. constr. m. Acc. 851 torn pr. Präp. 895 tornare constr. 834; factitiv 847; m. dopp. Accus. 849; m. ad 878; m. in 887; rfl 904; m. ad u. Inf. 937; sp. m. Ger. 954; afr. tourner im tour 848 tosto che it. 1018 totus beim Artikel 790, 791; ohne Art. 828; unflectiert 831; concessiv vor einem Adj. m. folg. que u. Conj. 1029 touchant fr. 900 tra it. steigernd 771 ; P r ä p . 898; tra-e 1063 traer sp. constr. m. dopp. Acc. 849 traire pr. (anführen) constr. 850 traire afr. (gleichen) constr. 838 trait pr. Präp. 899 trans (sp. tras, fr. tres) steigernd 771 ; Präp. 896; m. Inf. 942 travailler fr. constr. 841 travcrs, ä, fr. 892 tremere constr. 843 tresqu'a pr. 880 tro pr. Präp. 880; m. Inf. 942; tro que 1019 troppo it. Adj., trop fr. neutral 829; m. folg. Gen. 871; m. abhäng. Subst. in Genus u. Numerus übereinstimmend 873 trovare it., trouver fr. constr. m. dopp. Acc. 850; m. reinem Inf. 929; m. Ger. 954 tumbar sp. factitiv 847 ubi (it. ove, fr. oü etc.) 1035 ultra 896, 897 unde (it. onde, fr. dont etc.) 1034 tinus als Artikel 775 ff.; im PI. 776, 822; als Pron. adject. u. subst. 822; unus alterum con-
str., 981 ; unus et alter 983!; Zahlwort833 ; unouno it. 824 usar pr., user afr. rfl. 904 usare it. m. Inf. 928 usted sp. 805 vacare constr. m. Dat. 857 valere constr. m. Acc. 851 ; m. Inf. 928; unpersönlich 907; sp. valer valor 848 vece it., in v. di m. Inf. 942 velie (it. volere etc.) m. Inf. 927; m. essere constr. 973 Note vendere constr. 851, 878, 889, 893 venire constr. m. dopp. Nom. 834; m. Acc.844; m. Acc. der Zeit 851 ; m. Ger. 910; m. P a r t . Pass. 913; m. Inf. 930; m. de u. d. Inf. 933; m. ad u. d. Inf. 937; sp. venir una venida 848 ventum = nihil 1081 Note versus Präp. 897 veruno it. 1071, 1073 vestire constr. 842 ; sp. vestir un vestido 848; rfl. 904 vi it. s. ibi vicino it. constr. 894 videre constr. m. dopp. Acc. 849, 850; m. Inf. (Dat. der Pers. u. Acc. der Sache) 860 ; m. reinem Inf. 929; m. Ger. 954 vincere bellum 848 virar pr. rfl. 904 vis-à-vis de fr. 897 visum mihi est (it. m'è viso) 907 vivere constr. m. Acc. 844; v. vitam 848; m. Acc. der Zeit 851 voici, voilà 900 volvere constr. (rfl.) 834; m. dopp. Accus. 849; m. ad u. Inf. 937 y fr. s. ibi ya sp. im Concessivsatz 1030; ya que sp. 1021 zutano sp.^793, 824
Universitäts-Buchdruclierei von Carl Georgi in Bonn.