Geschichte des Herzogthums Pommern: Teil 1 [Reprint 2022 ed.] 9783112637906


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Hochwohlgebohrner Herr! Hochgebietender Herr Geheimer Rath u. Oberprasident!
Vorwort
Inhaltsanzeige
Einleitung
Vorgeschichte. Geschichte der Milzen, Rügier und Pommern bis zum Tode Suantibors — 1107
Erster Theil. Von der Theilung Pommerns in Slavien und Pommerellen, bis zur Theilung in das Herzogthmy Wolgast und Stettin. 1108 — 1295.
Erster Abschnitt. Das Herzogthum Slavien
Erste Abtheilung. Von 1108 bis zur Verbindung mit dem deutschen Reiche 1181
Zweite Abtheilung. Von der Verbindung Pommerns mit dem deutschen Reiche bis zur Theilung in das Herzogthum Wolgast und Stettin 1295
Zweiter Abschnitt. Das Herzogthum Pomerellen
I. Geschichte des Landes. Bogislav und Swantepolk von 1108 — 1150
II. Landesverfassung
Dritter Abschnitt. Das Fürstenthum Rügen
Erste Abtheilung. Geschichte der Rügier in denheid - Nischen Zeiten
Zweite Abtheilung. Geschichte der Rügier in den christlichen Zeiten
Landesverfassung
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Geschichte des Herzogthums Pommern: Teil 1 [Reprint 2022 ed.]
 9783112637906

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Geschichte des

Herzogtums Pommern von

-en ältesten Zeiten bis zum Tode des letzten Herzoges, oder bis zum Westphälischen Frieden i64 8.

Von

Johann Jacob Sell, Königs. Prenß. Schulrathe, Oirector des Gymnasiums zu 2Itf=(Stettin, und Professor den Geschichte u. f. w.

Nach dessen Tode herausgegeben.

Erster

Berlin,

Theil»

18)9.

C. G. Flittner' sche Buchhandlung.

Sr. Excellenz dem

Königlich Preußischen

Wirklichen Geheimen Rathe

H e r r n R i t t c r S a ck, Ober-Präsidenten der Herzogthümcr Pommern, Mit/ glied de- Staats-Raths, Präsidenten des ConsistoriumS und des Collegii medici der Provinz Pommern, Inhaber mehrerer hoher Orden, Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften ic. rc.

Hochwohlgebohrner Herr! Hochgebietender

Herr Geheimer Rath u. Oberprasident!

Ew. Excellenz haben

mit allzuregem

Eifer alles befördert und unterstützt, was

Pommerns Ehre und Vortheil zum Zweck hatte, als daß wir nicht gütige Nachsicht

hoffen sollten,

wenn wir uns erdreisten,

den Nachlaß eines Mannes Hochdenensel-

b en ehrerbietigst zu überreichen, der einzig

strebte, seinem Vaterlande zu nützen, und durch dessen Forschung dieß Werk hervor­

ging.

Wie glücklich würde er sich ge­

schätzt haben,

wenn

daS Schicksal ihm

vergönnt hatte, Ew. Excellenz an der Spitze der Angelegenheiten Pommerns zu

sehn!

Indem wir es wagen, Ew. Ex­

cellenz sejnen Nachlaß

ehrerbietigst zu

widmen, drücken wir statt seiner die Ge-

sinnungen aus, die ihn würden beseelt ha­ ben, wenn ihn das Loos der Sterblich­ keit nicht eher getroffen hatte, als Pom­ mern so glücklich war, unter die Leitung des weisesten, thätigsten tmi> wohlwollend­ sten Mannes zu kommen, den die Stim­ me der Patrioten vom Himmel erbitten konnte. Respektvoll verharrend

Ew. Excellenz. unterthanigste

die Herausgeber.

iÖie vorliegende Geschichte des HerzogthumS Pommern, fanden wir, im Nachlasse unsers seli­ gen Schwiegervaters, als Manuskript zur Her­ ausgabe vorbereitet, welches nur noch einer Durch­ sicht bedurfte. Vieljähriges, mühsames Nach­ forschen in den Archiven und Denkmälern des Al­ terthums, welches die Citata genügend bezeugen, ein, der Geschichte vorzugsweise gewidmetes Leben, ließen für diesen wichtigen, noch so wenig bearbei-

VIII

teten Theil der vaterländischen Geschichte, Aufschlüsse und Belehrungen hoffen, welche es nicht verdienten, in ihre Vergessenheit zurück zu gehen.

Aber aller

darauf verwandten Mühe und Sorgfalt ungeachtet, schien das Werk doch dem bescheidenen und anspruchs­ losen Verfasser, bei seinem fortgesetzten, unermü­

deten Forschen und Sammeln, immer noch nicht die Vollkommenheit zu haben, die er ihm wünschte.

Daher verschob er denn auch die Herausgabe dessel­ ben in der Hoffnung, er würde noch einmal die nö­

thige Muße gewinnen, die letzte Feile an sein Werk legen, und es dann, in möglichster Vollkommen­ heit, erscheinen lassen zu können.

Diese gewünschte

Muße fand er leider! hier nicht, vielmehr erwei­ terten und vervielfachten sich seine Arbeiten gegen den Abend seines Lebens immer mehr, so, daß er sich auch die nothwendige Ruhe und Erholung oft

versagen mußte. —

Auch wir würden uns schwerlich zur Heraus­ gabe seiner pommerschen Geschichte entschlossen ha­

ben, hätten nicht so viele und wiederholt an uns ergangene, schriftliche und mündliche Aufforderun-

gen, — denn daß er sie ausgearbeitet |unb im Ma­ nuskript hinterlassen hatte, war Vielen bekannt —

verbunden mit dem Urtheil mehrerer, sachkundiger Männer, welche das Manuskript, wenigstens zum

Theil gelesen und durchgesehen hatten, uns dieselbe

gleichsam zur Pflicht gemacht.

Dadurch erst wur­

den wir bestimmt, das Ganze noch einmal genau durchzugehen, und so das Werk in seiner Vollstän­

digkeit dem Publikum, und besonders allen Freun­

den des Verfassers, denen es auch zunächst gewid­ met ist, vor Augen zu legen.

Wir konnten unS nicht entschließen, dasselbe

noch vor dem Abdruck diesem oder jenem Historiker

in die Hände zu geben, um es vielleicht noch mit Zusätzen aus den neuesten Quellen zu bereichern, u.s.w.weil es unser fester Entschluß war, in wel­

chem uns auch mehrere Freunde des Verfassers be­ stärkten, nur seine ganz eigene und allei­

nige Arbeit, ohne alle fremde Zusätze, ans Licht treten zu lassen.

Und so wiederholen wir

hier allen Freunden und Verehrern des Verewig­ ten : was sie hwr finden, ist ganz und emzig fein

X

Werk;

seine Gedanken sind es, Und aus seiner

Feder sind sie geflossen.

So, hoffen wir, wird

es ihnen allen, selbst mit seinen etwanigen Män« geln und Unvollkommenheiten, dennoch am liebsten und am willkommensten sein.

Mag nach ihm der­

einst ein Anderer, der Beruf und Geschick dazu hat, mit Benutzung dieser, seiner Arbeit, etwas Voll-

kommneres hierin liefern, das würde dem Ver­ fasser selbst die lebhafteste Freude gewähren.

Mag

das hier Gesagte aber auch den künftigen Beurthei-

lern dieses Werkes den richtigen Gesichtspunct an­ geben, aus welchem sie dasselbe zu betrachten ha­

ben , und möge es billige und humane Rezensenten finden ! —

Es würde uns nicht schwer geworden sein, die­

sem Werke ein empfehlendes Vorwort von einer

fremden Hand vorangehen zu lassen, aber auch das

hielten wir für unnöthig, und für unsereAbsicht so­

gar zweckwidrig.

Auch wäre dies durchaus nicht

in dem Geiste des, von uns so sehr geliebten Vaters

gewesen, der überall durch eigne Kraft zu wirken und zu leisten suchte, was er, ohne alles Geräusch,

xx

wirken und leisten konnte, ohne sich jemals dabei ängstlich nach dem Beifalle oder dem Schutze mäch­ tiger Gönner umzusehen.

In dem Bewußtsein der

erfüllten Pflicht fand er allein seinen Lohn, und das Uebrige überließ er vertrauensvoll der göttlichen

Vorsehung. — So mag denn auch dieß, sein Werk, ohne alle fremde Empfehlung m die Welt treten! Wie glauben --- man mag es uns nicht verargen—

Sells Name bedürfe gerade keiner fremden Aegide, am wenigsten aber, um seiner nachgelassenen Ge­ schichte Pommerns eine günstige Aufnahme zu ver­

schaffen.

So ist es denn ganz der freundliche und bie­

dere Vater Sell, der hier zunächst unter seinen

Freunden und Bekannten auftritt, die er liebte, und

von denen er wieder geliebt wurde, und diese ihre

Liebe bürget uns dafür, sie werden ihn auch hier, wie sonst immer, freundlich und liebreich aufnehmen; er

steht auch hier allein, führet sich selbst ein, und stützet sich nicht auf das empfehlende Wort eines Andern.

Und so möge denn auch dieses Werk, als daö letzte, welches von ihm erscheint, mit dazu beitragen, das

XII

Gedächtniß seines prunklosen Wirkens zu erhalten, das ohnehin in den Herzen seiner Freunde, seiner zahl­ reichen, ehemaligen Schüler und aller derer, die sich dieses biedern Mannes, als ihres Freundes mit Lie­ be, oder als ihres Rathgebers und Wohlthäters mit Dank erinnern, nie erstirbt.

seinem Andenken «nd Friede seiner Asche!

Liebe bleibe

Die Herausgeber.

Jnhaltsanzeige.

Einleitung.

Ureinwohner.

Character und Sitte».

Körperliche Bildung.

Häusliche Einrichtung.

Woh-

nungen. Nahrungsmittel. Kleidung. Eheliche Ver­ bindung. Tod und Be-räbniß. Beschäftigungen und Gewerbe. Land - und Seeräubereien. Krieg Waf­ fe». Wiffenschafte» und Künste. (Schreibekunst. Rechenkunst.) — Religion. Gottesdienstliche Gebäude. Gottesdienstlich« Personen. Gottesdienstliche Verrich­ tungen. Festtage. — Regierungsverfassung. Gesetze

und Strafen.



StaakSfehler.

Vorgeschichte.

Geschichte

der

Wilte»,

Rugier und Pommern bis zum Tode Suantlbors — 1107. — Polen. — Suantibor.

Erster

Verbindung Pommerns mit

Theis.

Von der Theilung Pommerb; in Slavie» und Pommerellen bis zur Theilung in das Herrog, thun,

Wolgast und Stettin. x i o 8 — x 2 9 5.

XIV

I. Abschnitt. Das Herzvgthum Slavien. I. Abtheilung. Don no8 bi- tut Der» bindung mit dem deutschen Reiche. I. Geschichte de- Lande-. Wrati-lav I. bi1136. (Bernhard. Otto von Bamberg. Adelbert.) Ratibor 1. bis 1151. BvgiSlav I. und Casimir i. bis irgz. (Absalom.) Bogiölav 1. allein bis 1187.

[II. Landesverfassung. Umfang der Lander­ grenzen. Einteilung de- Lander. Lite' der Für­ sten- Siegel. Regierung. Landeshoheit- > Rechte. Quellen der Einkünfte Religion- < Verfassung. Bisthum Camin. Stiftung der Klöster. Verhält­ niß der Fürsten gegen die benachbarten Staate». Verhältniß mit dem Kaiser und dem deutschen Reiche.

II. Abtheilung. Von der Verbindung Pom­ merns mit dem deutschen Reiche bi- zur Thei­ lung in da- Hertogthum Wolgast und Stettin 1495.

I. Geschichte des Lande-. Bogi-lav II. und Caflmir II. bis 1217. (Stralsund 1209. Tempel­ herr». ) Barnim 1. und Wartislav in. (Greifs­ walde 1235.) Barnim 1. Herr von ganz Slavie». Bogislav IV., Barnim ii. und Otto 1. bis 1295. II. Landesverfassung. Grenzen. Hoheit-rechte der Fürsten von Slavien. Lehn-hoheit über die Grafschaft Gützkow. LehnShoheit über die Herr­ schaft Loitz von i2i2 — 1226. Bevölkerung und Anbau de- Lande- durch Coloniste». Vortheile/ welche den Coloniste» zugestande» wurde»/ 1) de» Edelleute». 2) de» Bürgern. 5) den Acker-leute». — Gewerbzweige. Ackerbau. Gartenbau. Wein, bau. Fischerei. Bienenzucht. Bergwerke und Salzquellen. Handwerker/ Fabriken und andere

Gewerbe. — Handel, — i) die Nkederlagsgerech« tigkeit. ß) die Zollfreiheit. 3) Freie Schiffahrt bis an die See. 4) Begünstigungen in Ansehung des Kornhandel-. — Regierung-form- Sucres, sionsform. Lande-theilungen. Familien » Derbin« dünge». Vormundschaftliche Regierung. Leibge­ dinge der Herzoginnen. Titel der Fürste». Sie, gek. Hofamter. Residenz. Landesverfassung. Kirchliche Verfassung. Bisthum Cami». Archi, di'acom. Domstiste. Domcapitel zu Colberg. Marienstift zu Stettin. Klister. Tempelherrn. — Gesetze und Justizwesen. Einheimische (slavische) Gesetze. Kanonisches und rimischeS Recht. Deutsches Recht. Gerichte. Lehnswesen. — Staatseinkünfte. Steuern und Auflagen. Münz­ verfassung. Verfassung der Städte. Juden. Wissenschaften. n. Abschnitt. rellen.

Das Herzogthum Pome-

I. G e sch i ch t e d e - L a » d e s. Bogislav und Swan, tepolk von 1108 — 1150 Zudisla» l. bis 1178Sambor bis »207- Aubislav H. Mestwjn I, Swantepolk. Mrstwin ir. il. Landesverfassung. Grenzen und Eknthrilung. Hoheitsrechte. Titel und Siegel. Hofbedicnte. Einwohner. Kirchenverfaffung. Gerichtsverfas­ sung. Einkünfte, Abgaben.

HI. Abschnitt.

Da- Fürstenthunl Rüge».

I. Abtheilung. heidnifchen Zeiten.

Geschichte der Rügier in den

H. Abtheilung. Geschichte der Rügier in de» christlichen Zeiten. Jaromar 1. Wizla» 1. Ja-

XVI

romar n. Wirlav n. Wizlav in. uiid Jam» bur. Wijlav in. allein.

Landesverfassung. Bevölkerung und Anbau deS Landes. Gewerbe. Handel. Schicksal der alten Einwohner. Wapen. Erbamt. Nebenlinien. Residenz. Kirch­ liche Verfassung. Klöster. Rechte und Gerichte. Staats « Einkünfte.

Xvetitt gleich griechische und römische Erdbeschreiber meh­ rere Nanien vermeinter deutscher Völker hernenncn, welche im nordöstlichen Deutschland, ungefähr in den Gegenden, welche jetzt Pommern und Rügen in

gewohnt haben sollen;

fick begreifen,

so beruhen doch ihre Nachrichten

blos aus Sagen, denn weder Griechen noch Römer sind bis in diese Gegenden eingedrungen.

Auch sind die Grenz/

bcstlmmungen der Wohnsitze dieser Völker so unsicher- daß es unmöglich ist, darüber Helles Licht zu verbreiten.

So

verliert sich denn die anfängliche Geschichte der Völker die/ fer Gegenden so gänzlich in dem grauen Alterthume, daß es vergebliche Mühe sein würde, hier Muthmaßungen zu

wagen, die sich auf keine festen Gründe stützen; und bes­

ser ist es, wo den Nachforschungen unübersteigliche Gren/

zen gesetzt sind, seine Unwissenheit zu gestehn. Die zuverlässige Geschichte kennt nur Wenden *) oder Slaven in diesen Gegenden und alle Namen der Städte,

•) Den Namen Wenden leitet Forster (Gesch. der Ent­

deckungen und Schiffahrt im Norde» S. 79) von Woda oder Wanda Wasser oder Meer her, weil sich die Wenden gern an den Meeren niederließen; Cramer aber »01t Wenda d. i. Fischer - Angel. S. Rudolff pragmat. Handb. der Meklenb. Geschichte Einleitung S. 32. Erster Theil.

A

2 Dörfer, Flüsse, Berge n. s. w. in Pommern und Rü/ gen, welche in den ältesten Urkunden vorkommen,

durchaus slawisch nirgends deutsch.

sind

Wie früh diese Na/

tion in diese Gegenden eingewandert ist, bleibe beim Man/ gel an Quellen ununtersucht.

Denn unter den größten und

besten Geschichtschreibern Deutschlands bleibt es noch im/

wer streitig, ob an der Küste der Ostsee im Nordosten

von Deutschland von jeher Slaven gewohnt haben, oder

ob dieses Volk erst seit der sogenannten Völkerwanderung

nach und nach aus Polen in Pommern eingewandert

sei. *)

Erst Frankenkriege und durch sie fränkische Ge/

schichtschreiber Hellen diese Gegenden auf und ziehen die Völkerschaften und

ihre Begebenheiten

aus der langen

Nacht der Verborgenheit allmalig hervor.

Seit Carl des Großen Zeiten erfahren wir, daß da/

mals die Elbe 2) die Wohnsitze der slavischen und beut/ schen Völker von einander trennte.

Unter dem allgemei/

nen Namen Milzen begriffen die' fränkischen Geschicht/

schreibet' alle Völkerschaften, welche zwischen der Elbe und

der Oder, der Ostsee und der Spree wohnten.

Sie selbst

zogen den Namen Welataben V) den übrigen vor;

der

*) Waren die ersten Bewohner tw Brandenburg , Preußi-

schen Landet an der Ostsee Slaven oder Deutsche? Von Herrn I. E. Biester in Abhdl. der hist, philol. Klaffe der Kgl. Pr. Akad. der Miss, aus den Iahrerr igo* —

1811. S- 100 — 130. a) Adam Bremens. 1. II. c. 13: Albia primo impctu

Bohemos alluit enm Sorabis medio cursu paganos a Saxonia dirimit. — Eben so- sein AuSschreibek Hel­ mold im Chronicon Sclavorum 1. I., 0. 2. §. 5. b) Eginhard vit. et gelt. C. M. Bas. 1552. S. 113. Sclavi, qui nolira consuetudine Wilsi proprie vero h.

Name Lulizier wird später vomemlich von den sächsischen Geschichtschreibern c) gebraucht. Von diesen Witzen wohnten in dem heutigen Vorpommern 4 Stämme, welche sich aber bis ins Mettenburgische ausdehnten. Die Peene trennte je 2. Die Circipaner und Kyziner wohnten auf der nördlichen, die Tollenser und Rhedarier aber auf der Südseite dieses Flusses. Die Circipaner d) oder diesseits der Peene

e. sua lingua Welatabi. dicuntur. In annal. rer. gest, a C. M. ad a. 789. Natio quaedam Slavorum est in Germania, fedens super litus oceani, qui propria lingua Vclatabi, Francica autem Willi vocantur. c) Adam Brem. 1. Z. c 241 eurn multi sunt Winulorum populi, fortitudine celebres soli IV. sunt, qui ab illis Wilzi, a nobis vero Lenticii dicuntur, inter quos de nobilitate potentiaque contenditur. Hi sunt Chizzini et Circipani, qui habitant citra Panim stuvium, Tholosantes et Redarii ultra Panim degunt. Die Bedeutung dieser Namen wird sehr verschieden an­ gegeben. Die Bedeutung des Namen Welataben ist gänzlich verloren gegangen; er kommt in öen frän­ kischen Jahrbüchern bis zum Jahre 997 vor und zuletzt erwähnt Adam Brem., welcher am Ende des I lteJahrhd. schrieb, dieses Namens in seinem Buche de situ Daniae S. 66- (in Lindenbr. script. rer. Germ. scpt. Frcf. 1609) Helm, erklärt 1- i. c. 2. §. 6. die Namen Milzen und Leutizier durch ein tapferes Volk In quatuor po­ puli a fortitudine Wilzii live Lutixi appellantur. Nach dem ältern rußischen Annalisten Nestor haben die Lutitschen ihren Namen von den Morästen in ihren ältesten Wohnsitzen am Bug und Dniester erhalten. d) Populi, qui cis Panim habitant nach Helm. 1. ivc. 2. 6*. Aber wie wären sie zu diesem lateinischen Na, A 2

4 wohnende Lutitscher hatten das Meer,

die Peene und

Rekenitz zur Grenze und in ihrem Gebiete lagen die bei/ den Städte Wol gast und Demmin. Von der Grenze Demmin bis an die Warnau wohnten die Kyziner in

dem heutigen Meklcnburgischen vornemlich im Rostock!/ schen und Gnoigischen Distrikte. Die Tolenzer e) grenz­ ten an Demmin , die Peene und Trete! und erstreckten sich ins Stargardsche bis an den Müriz und Calpiner

See. Endlich bewohnten noch einen Theil des heutigen Vorpommerns die Rhcdarier (Rheterer) zwischen der Oder, der Peene und in, der Uckermark, f) Jenseits der Ober g) bis an die Weichsel und zwi­ schen die Warte und Ostsee hatten sich die Pommern d. i. die am Meere wohnenden h) festgesetzt.

men gekommen?

Die Insel Ru­

der Hofprebiger Masch in s. Beitr.

zur Erläuterung der obvtrit. Alterth. S. iyi. verwan« delt Circipaner in Krikipaner d. i. Herren der Peene

von Kriki Oberherren. «) Ob die Tvlenjer von der Tollense ihren Namen bekom­ men haben, oder umgekehrt nicht vielmehr dieser See and Fluß von den Dolenzern oder Unterkrainer», (denn Unterkrain heißt in der Landessprache Doleinsku nach der Oryctographia Carniolica) welche diese» Namen ilt diese Gegend mitaebracht haben, ist schwer zu entscheiden. £) Diese 4 Völkerschaften behielten zuletzt den allgemeinen VolkSnamen Leutijine bei. g) Odora vc.gens hi boream tranfit per mcdios-Winutorum popnlos dividtns Pomeranos a XVilzis. (Incerti autor. Ciirun. Slav. c. I. S. aoj in Lindenbr. scr. rer. gen», sept.

h) Ponmiorai-ia provincia cx ipfa nominis etymologia qualiialem sui nominis et fitus indicare videmr.

Nam P o 111 in o lingua sclavoruiu juxta fouat vel

gen bewohnte

die tapfere slavische Nation der

Ranen

(Ruyaner). i> Diese große und weit ausgebreitete Nation der Wen­

den und Slaven übte, von den christlichen Deutschen ge­ reizt, unaufhörliche Feindseligkeiten gegen dieselben aus,

sy wie auch die slavischen Stämme selbst durch Erbitte­ rungen und Kriege sich einander schwächten und aufrieben.

Doch ehe wir diese Kriege beschreiben, müßen wir dies Volk selbst nach seiner bürgerlichen, religiösen und sittli­

chen Verfassung näher kennen lernen.

Von jeher in einem kältern oder wenn auch gemäßig- Kvrperliten, doch durch den geringen Anbau der Länder ranhern Clima herumirrend hatte diese Nation auch ganz den Ein­

fluß eines kalten und rauhen Himmels auf ihre körperliche Beschaffenheit empfunden.

Von ziemlich hohem Wüchse

waren sie schön, lang und gerade von Leibe;

ihre Glie­

der, welche bei einer bessern Nahrung sich leicht mit -Fe­

stigkeit überzogen, waren starknervig, grob von Knochen

und fleischig,

k) Ihre Haut war nicht sehr weiß, sie

hakten vielmehr eine schmutzig branngelbe Gesichtsfarbe

circa; Morim autem märe.' Inde Pommorania quali Pommori homo i. e. iuxta vel circa mare posita. Vit. Ott. ep: ed. lasch. S. 287. Bei den ältern pol­ nischen Schriftstellern heißen, die Pommern Pomorski und Pommerland Pomorska Ziemia und maritima,

i) Helm. 1. i. c. 2. §. 6. Rani qui et Rugiani. FekNEk findet man fle Runi genannt Adam Br em hiß, eccl. 1. 2. c. Z. Verani, Vit. Olt. ed. Val. lasch, Colb. 1681 p. 193 und endlich Rutteni eod. loc. p. 208. k) Haec gens robustislima et änimosa, licet lit fron» tosa atque thorofa. Inc. aut. Chr. Slav. ax. Lindenbr. p. 203. Procop* de bell. Goth, ui, 4.

6 und lichtbraune ins Nöthlichc fallende Haare.

Ihr

sicht, so wie ihr starrer Diick scheint den Ausdruck der

Wildheit und etwas Abschreckendes gehabt zu haben; we­

nigstens war den Gefährten des Bischofs Otto der erste Anblick der Slaven fürchterlich.

Ueberhaupt war es ein gesundes Volk, das sehr viele körperliche Stärke hatte, das Kälte und Hitze, Hunger und Durst zu ertragen ge­

wohnt war. Character So gehässiig die Schilderungen sein mögen, welche die u- Sitten. deutschen Annalisten von der Denkungsart und

den Sitten der Wenden machen, die.ihnen aber größtentheils Nationalhaß und fanatischer Eifer gegen diese hart­ näckigen Heiden eingab; so lassen ihnen doch auch andere alte Schriftsteller und besonders einige Geistliche, welche während ihrer Missionsgeschäfte unter ihnen di« beste Ge­

legenheit hatten, sie kennen zu lernen, völlige Gerechtig­

keit wiederfahren. Diese führen so manche Tugenden an, wodurch ihre Laster verdunkelt werden, daß man viele Laster nnd Ausschweifungen, bei deren Aufzälung jene Schriftsteller so genau sind, sowohl ihrem Leichtsinn und .der geringen Verstandesbildung als ihrer unüberwindlichen Freiheitsliebe und Erbitterung gegen die Deutschen zu-

schreibeii muß. Diese wurde durch die mannigfaltigen Ungerechtigkeiten und Bedrückungen, durch die übertrie­ bene Verachtung und gänzliche Zurücksetzung, welche sie

von den Christen erfahren mußten, in ihrem Herzen er­ zeugt. Ein Volk, das, so lange e^ noch nicht feste Wohn­ sitze hat, so lange es noch von Waldung zu Waldung herumschweift, nur wenige Bedürfnisse kennt, ist sorglos und unbeküntmerc um die Zukunft, genießt, was es hat, mit Ucbcrmaaß, und überläßt sich, wenn es Wohlleben kann, zügellos seinen Begierden und allen Ausschweifun­ gen ; darbt und hungert aber auch eben so geduldig, wenn

im Taumel der Sinnlichkeit der Ueberfluß auf einmal

verzehrt worden ist.

Dieser Leichtsinn, diese Sorglosig­

keit und dieser ausschweifende Hang die Li'iste zu befriedigrn, war in dem Character dieser Nation ein Hauptzug «nd blieb es auch, da sie schon feste Wohnsitze hatte und mit Mehrern Gewerben bekannt, leichter ihren Unterhalt

finden und sich des Hungers erwehren konnte.

ihr Hang zum Wohlleben und Vergnügen;

Daher

daher ihre

allmälig verstärkte Neigung zum Rauben und Plündern,

um sich dieses Wohlleben auf eine wohlfeile Art zu ver­

schaffen ;

daher ihre Liebe zur Freiheit und Ungebunden­

heit, um ungestört allen Begierden fröhnen zu könne»;

daher endlich ihr unvertilgbarer Haß gegen alle diejenigen, welche durch harte Auflagen einen größer» Fleiß und eine

stärkere Anstrengung von ihnen erzwangen.

So lassen

sich dann auch leicht viele scheinbare Widersprüche in dem

Character dieses Volks erklären. Aus ihrer Neigung zum Wohlleben entsprang die so

allgemein gerühmte Tugend der Gastfreiheit.

Man er­

höht nm so viel mehr den Genuß ■ der Freuden des Le­

bens, wenn man andere an dem, was man. hat, An­

theil nehmen laßt.

In ihren Häusern 1) stand in einem

besondern Zimmer Essen

und

Trinken

immer

bereit;

Fremde und Hausgenossen konnten von dem Aufgetragencn genießen, wann und wie viel ihnen beliebte.

Die

1) Nach Vit. Otten. S. 179. sagt die Frau de» Com­ mandanten der Burg Wolgast zu den Missionarie»: haec domus xnea fern per quieta et pacifica Omnibus peregrinis supervenien tibus hospitalis fuit. Ferner S. ; quilibct paterfamilias dorn um habet feorfum mundam et honest am, tanium refeetioni vaeantem.

8 verzehrten Speisen und Getränke wurden sogleich durch

andere ersetzt, und volle Schüsseln, mit dem reinlichsten Tuche vor Mäusen, Fliegen und andern Jnsecren bedeckt,

erwarteten immer neue Gaste.

Jeder wetteiferte. Fremde

gastfreundlich in sein Haus aufzunehmen.

Ehe man den

Fremden Speisen vorsetzte, < wurden ihnen die Füße ge-

waschen, m)

Was der Ackerbau, die Jagd und der Fisch­

fang darleichten, wurde hnt verschwenderischer Freigebig/ keit aufgetragen;

20 Gerichte belasteten den Tlsch, als

sich Helmold am Hofe des

Pribislavs,

Fürsten

der Wagrier ulid Polaber als Gesandter aufhielt.

Je

reichlicher ein jeder seinen Gästen Speisen und Getränke

vorsetzen konnte, desto glänzender dünkte ihn der Ruhm seiner Tapferkeit zu sein, den er umher verbreitete.

Die­

ser Eifer, den Fremdling bewirthen zu können, trieb so­

gar viele zum nächtlichen Rauben und Stehlen an, nur am morgenden Tage mit

schwelgen zu können.

seinen Gasten

um

unmäßig

Selten war cs, daß einem Frem­

den die gastfreundliche Ausnahme versagt wurde; und ge­

schah es einmal, so wurde

der Eigenthümer nicht nur

als ein schlechtdenkender Mensch verhöhnt,

sondern ihm

auch sogar das Haus und alle seine Güter verbrannt, n)

Diese Gastfreiheit war für reisende Kaufleute eine vor-

theilhafte Sitte.

In den Handelsstädten, besonders in

Julin wurde diese Tugend ganz vorzüglich geübt,

rn) Als

o)

2 pommersche Misfionarien zu Wolgast in das

Haus des Commandanten einkehrten, so wusch die Frau desselben, ungeachtet sie noch heldisch war, ihnen die Füße. Vit. Ott. p. i78. z)2.

n) Helm. 1. r. c. Z2. §. g. o) Adam Brem. Lift. cccl. 1. 2. c. 12. ceterum moribus et hofpitalitatc nulla gens'(e$ ist die Rede V0N den

Daher fand man auch unter den Slaven keine Bettler. **) Voll zärtlichen Mitleids und warmer Menschenliebe nah/

men fich bei den Rügiern, welchen Helmold y) beson­ ders den Ruhm der zärtlichen Fürsorge für ihre Eltern ertheilt, die Erben jedes vom Alter Entkräfteten und durch Krankheit Geschwächten an, und pflegten ihn,'in ihren

Häusern mit möglichster Sorgfalt.

Daher gab es end«

lich auch keine Diebe unter Iden Slaven, denn Speisen

und Getränke heimlich zu entwenden oder mit Gewalt zu rauben, wurde als verzeihlich mit dem Mantel der Gast«

frcundschaft bedeckt, q)

Eine solche Treue und solcher

Glauben herrschte unter ihnen und so wenig fürchteten sie Betrug und Diebstäle, daß sie ihre Kasten und Schränke Nie verschlossen, ihre Kleider, Geld und alle Kostbarkei­

ten in Kisten und Fässern, nur obenhin ein wenig be­

deckt, verwahrten und sich sehr wunderten, als sie des Bischofs Otto Kasten verschlossen sahen; auch warfen sie es dem Bischöfe vor, daß unter den Christe!» so viele

Diebe wären. **) Auf ihr Wort konnte man sich sicher verlassen und Eidschwüre wurden selten abgelegt, r)

Einwohnern der Stadt Julin) honeltior aut benignior potuit inveniri. *) Quia (Otto) terram Pommoranorum fama serente opulentam audiverat et egenos £ve mendicos penitus non habere. Vit. Ott. p. 292. p) Helm. 1. 2. c. 12. Hospitalitatis enim gratia et parentum cura apud Slavos virtutis locum obtinehu q) Helm. 1. 1. c. 82; quae utique vitiorum apud eos quidem venialia sunt: excufantur cjiim hospitalitatis palliatione, •♦) Vit. O. p. Z25. r) Helm. ehr. L 1. c. 83. §. L,

IO

Ihre zur Fröhlichkeit geschaffene Seele, ihr Hang, alles heiter und vergnügt um sich zu sehen, verlöschte bald jeden noch glimmenden Funken der Rachsucht und Unversöhnlichkeit in ihrem Herzen. Ein herzlicher Kuß der Aussöhnung tilgte den Ucberrest des Haffes und Groft leS. s) Mit einem warmen Kusse und freundschaftlichen Umarmungen empfingen sie jeden Freund bei ihren Zm sammenkünften. Eheliche Treue bei beiden Geschlechtern war eine allgemeine Tugend. 0 Gegenseitige Liebe der Eltern und Kinder vereinigte beiderseitige Herzen fester, und die Dankbarkeit der Kinder erzeugte die herzlichste Fürsorge für ihre alten, schwachen und kranken Eltern, u) Groß war ihre Ehrerbietung gegen ihre Fürsten und Obrigkeit. Wer seine Zuflucht in die fürstliche Burg ») So gab der Herrog von Polen BoleSlav dem pom» merschen Fürste» Wratislav, wie dieser jenen um Verzeihung gebeten hatte, — so der Fürst Wratisla» den stettinschen Gesandten, welchen des Bischofs Ott» Fürbitte beim Fürste« in Cammin Vergebung be, wirkt hatte, de» Kuß der Versöhnung. Vit. O. p. 809. t) Doch führt Saxo Grammatik. (1, XIV. p. Zu. ed. Klotz.) an, daß die Gitter den unerlaubten Beischlaf der Männer nnd Weiber in der Stadt Car en; auf der Insel Rügen ost hart bestraft hätten. u> Bei einigen slavischen Stämmen in Deutschland war es aber üblich, alte, unvermögende Eltern, welche sich nicht mehr selbst ernähren konnten, ru ermorden; doch scheint entweder die Armuth oder der Wahn, daß der Himmel denen eher offen stände, welche eines gewalt­ samen Tode- stürben, an dieser Grausamkeit den griß, le» Antheil gehabt tu haben.

nahm, durfte keine Beleidigungen fürchten, sondern fand hier vor allen Feindseligkeiten eine völlig sichere Freistätte,

x) Schrecken und Entsetzen überfiel selbst den, welcher nur aus Unvorsichtigkeit den Fürsten beleidigt hakte, y)

Als einst in einer Fehde einer von den Rügiern unwis-

send auf den Fürsten stieß, und schon die Hellebarte auf­

gehoben hatte, so warf der Wende, da jener ihm zurief: er wäre der Fürst!

die Wehre sogleich von sich, und

sprang eiligst vor Schrecken ins Wasser.

Ihr Hang zu Vergnügungen und ihr immer fröh­

liches Herz zeigte sich auch in ihrer großen Neigung zum Gesänge, Tanz und Musik. großen Gastmälern wurde

An allen Festtagen/und bei

mit lauter Fröhlichkeit

und

wildem Toben getanzt; rauschend und lärmend war ihre

Musik, und Hörner zum Blasen,

welche in den Tem­

peln und Continen aufbewahrt wurden, scheinen zu ihren

Lieblingsinstrumenten gehört zu haben. Unvettilgbar war ihre Liebe zur Freiheit und unaus­ löschlich ihr Haß gegen alle Unterdrücker ihrer Freiheit.

Dies beweisen ihre öftern Empörungen gegen die benach­

barten Fürsten, welchen sie Tribut bezahlen mußten, und die Aufstände selbst gegen ihre Fürsten, so groß auch sonst ihre Ehrfurcht gegen sie war, bei dem geringsten Scheine

der Verletzung ihrer Rechte.

Treue, Glauben und Eid,

schwüre galten.dann nichts mehr, wann ihre Freiheit in Gefahr zu sein schien.

Die wütendsten Kriege, von to­

bender Rachsucht entflammt und mit den wildesten Grau­

samkeiten begleitet, wurden bis zur Vernichtung der Na,

x) Vit. Ott. p. 129. zog. ■y) Sax, Gramm. 1. XV- p. 565.

12 tioncn

und gänzlicher Verwüstung

der Länder geführt,

um ihre Freiheit unverletzt zu behaupten.

So tapfer und kriegerisch diese Nation sich «ber auch bei Vertheidigung ihrer Freiheit zeigte, so scheint doch anfänglich nur die Noth, nicht eigner Hang zum Kriege,

ihnen die Waffen in die Hande gegeben zu haben.

In

den ältesten Zeiten scheinen sie — wenigstens ist es von

einzelnen Stämmen bekannt, z) — in harmloser Ruhe

nur den Vergnügungen der Musik und den Freuden der

Mahlzeiten gefröhnt zu haben.

Aber seitdem einmal die

Neigung zum Kriege bei ihnen rege gemacht, und durch die reiche Beute, welche ihrem Hange zum Wohlleben so manche neue Quellen zur Beftiedigung verschaffte, noch

mehr verstärkt wurde;

seitdem die Gefahr, von den bet

nachbarten christlichen Völkern unterdrückt und in . die harr leste Sklaverei verstoßen zu werden, ihrer Freiheit drohte

und sie zwang, die Waffen öfters zu ergreifen: seit der Zeit änderte sich der ältere gu.müthige Charakter der Wem

den: seit der Zeit wurde der Krieg, besonders Land/ und

Seeräubereien bei mehrer» Stämmen,

welche sich am

liebsten von Deute und Raub ernährten und so sich alle» lei neue Bedürfnisse, welche das Vaterland ihnen nicht

darreichkc, zu verschaffen suchten, Hauptbeschäftigung, a) Da trat Mißtrauen gegen Fremde,

selbst gegen

eigene

•z) Strittet niemoriae populorum olim ad Danubium incolentium. t. ii, p. 54.

») Bei den Rugiern wurde der Hang ju Seerauberzüge» so sehr zur Gewohnheit, baß sie alle Vortheile des Ackerbaues gänzlich aufgaben und die einzige Hosnung ihrer Erhaltung und ihres Reichthums auf ihre Schiffe setzten- Helip. 1. s, c. i;. §.7.

Landsleute in die Stelle der Offenheit gegen jeden; da er/ wachte Geiz und Habsucht; da quälte sie ängstliche De, sorgniß, ihrer Kostbarkeiten beraubt zu werden, b)

Die

Begierde, vornehme Gefangene in ihre Hande zu bekom/

men, um ein desto ansehnlicheres Läsegeld davon zu tra/ gen, entflammte, ihren Muth, und die Furcht, diese glänz zenden Vortheile zu verlieren, trieb sie an, jene Unglück/ liche in die geheimste und engste Verwahrung zu brin/

gen. c)

Diese beständigen Raubzüge,

und die nothge/

drungenen Kriege mußten endlich ihren Charactcr in Wild/ heit, Grausamkeit und Rachsucht umwandcln.

Kein Wuv/

der also, daß dieses Volk von den christlichen Schriftstel/

lern — aus deren Munde aber auch oft der Religionshaß redet, und deren Mitbrüder es sich für erlaubt hielten, diese in ihren Augen verächtliche Nation mit tyranirischer Grausamkeit zu verfolgen — so gehässig geschildert und

mit dem Vorwurfe der Verschmitztheit, Treulosigkeit, Grau/ samkeit, der rohesten Wildheit und tiefsten Barbarei ge/

brandmarkt wurde. Ihre Wohnungen waren schlecht; sie lebten cntwe- Häusliche der in Hütten von geflochtenen Zweigen, um sich noth/ Einrich/ dürftig gegen Wind nnd Regen zu schützen, deren Nie- Wvbnun« derbrennung oder Niederreißung bei feindlichen Uebersäl/

b) So oft die reichen Pommer» weite Streifzüge unter­ nahmen, vergruben sie ihre Schätze. Helm. 1. g. c. 13. §. g. c) Der Graf von Gutzkow Mitzlaff hielt, als der Bi­ schof Otto zum zweitenmale In Pommer» war, eine» vornehme» dänischen Gefangenen in einem finster» Keller mit Ketten belastet gefangen, um von dessen Vater reo Mark Silber für seine Befreiung zu erpressen. Vit. o. k- 157*

öen-

14 le» ihnen dann auch nicht sehr schmerzhaft war, d) oder ihre Häuser waren, da es ihnen an manchen Otten an Kalk und Steinen fehlte, nur aus Dalken und Brettern zusammenaeschlagen;

daher auch der Bischof Otto an

meklern Oertern nur hölzerne Kirchen und Kapellen, de­

ren Dach mit Rohr bedeckt war, erbauen konnte. k>) Selbst die Wohnungen

der Fürsten waren bisweilen nur von

Holz, f) Der innere Platz, gewöhnlich ohne

alle besondere

Abtheilungen, war der Aufenthaltsort der ganzen Fami­

lie.

Vergebens wird man hier eine Menge Hausgerälhe

suchen.

An der Wand befand sich eine befestigte Dank;

ihre Kleider und Kostbarkeiten, g) verwahrten sie in Kü,

fen oder Fäsicrn, h) oder die Stelle eines Kastens ver­ trat ein ausgehöhlter Baumstamm, i)

Ein Ofen von

d) Helm. 1. a, c. 13. §. 7. e) ZU Camin ließ H24 der Bischof Otto Kapelle» aus Baumzweigen machen, p. 12g. und ju Julin we,

gen Seltenheit der Steine eine Kirche au- Hol; er, bauen, p. 162.

f) Erat in ipsa turri aedificium quoddam fortissimum, trabibus ac tabulis ingentibus com pactum, quoll fiubam vel pepale vocant. Vit. O. p, jog. g) Ium Verbergen ihrer Habseligkeiten, ihre- Diehe-, ihrer Weiber und Kinder gebrauchten sie kn Krieg-zei­ ten unzugängliche Schlupfwinkel in Wäldern und Sümpfen, oder sie vergruben ihr Gold, Silber und andere Kostbarkeiten. Helm. 1. ,, 0. 13.

h) Vit. O. p. 31$. i) In einem solche« Baumstamme verwahrte die Bauer­ frau bei Hreiffenberg de» au« Julin entwendete» goldenen Lriglaff. Vit. o, p. 140.

Thon diente zum Wärmen und Brpdbacken.

Das Licht

drang durch mehrere Oefnungen, welche in der Wand an, gebracht waren, durch welche auch der Rauch aus der Stube ziehen mußte, k)

Späne von Kiehn wurden des

Abends angezündet, um das Zimmer zu erleuchten. 1)

Auch gab es in den Städten unterirdische Wohnungen

oder Keller,

wie man sie setzt noch in vielen Städten

Pommern- findet, welche zugleich zu Gefängnissen ge­ braucht wurden, m) So einfach ihre Lebensart war, so waren sie doch Nahrung­ reich genug, ihren Gaumen auf mannichfaltige Weise zu m

kitzeln.

Ackerbau, Viehzucht, Jagd und Fischerei reichte

ihnen eine vielfache Abwechselung in ihren Speisen

dar.

Des Bischofs Otto Gefährten waren von der Frucht­ barkeit und Annehnilichkeiten des Landes und dem Ueber«

flusse an Lebensmitteln daselbst so entzückt, daß sie bei­ nahe in das Land der Verheißung gekommen zu sein glaub, ten. n)

Mehrere Getraidearlen und Feldfrüchte als Wai,

zen, Mohn, Hanf, Bohnen und Erbsen,

und verschie­

dene Arten von Baumfrüchten waren eben so sehr im

Ueberflusse vorhanden, als Butter von Kühen, Milch von Schaaken, fette Lämmer, Hammel und Schweine.

Die

Jagd reichte ihnen in Menge eßbare Thiere und Wild, prett dar;

das Meer, die Seen und Flüsse wimmelten

von Fischen, und ein ganzer Karren voll frischer Heringe

k) Anton« erste Linien eine- Versuch« über der alten Sla­ ven Ursprung. S. ioo. l) Anton. S. io;. m) Vit. O. p. 187, 3?6.

n) Vit. o. p. 324. Auch lockten noch späterhin die Mön­ che durch solche glänjende Beschreibungen Ausländer ,unr Anbau -er Klostergüter ins Land.

16 kostete zur Zeit des-Bischofs Otto einen Pfennig.

Saiz

zu ihre» Speisen und zum Einsalzen der Fische war zu Colberg, Greifswald« und an andern Orten in Pommern

vorräthig.

Wilde Bienen in den Wäldern versorgten ste

reichlich mit Honig, aus welchem sie sich ein Getränk

(Meth) verfertigten,

welches, so wie es den nordischen

Völkern ein Göttertrank war, den Gefährten des Bi« schoss Otto den köstlichsten Falerner Wein zu übertreffen

schien, o) Ausser diesem Honigwein tranken sie auch Bier.

Kleidung.

Die Bedeckung

des Körpers war eben so einfach.

Ein langes Kleid, das bei den Weibern bis an die Wa« den reichte, und eine Art von Ästantel oder Oberrock, und

auf dem Kopfe ein Hut oder Pelzhaube, machte die ganze Kleidung eines Wenden aus. y)

Die Fürsten trugen

auch Pelzrücke, zu welchen ihnen die Jagd die Felle dar« reichte.

Die Weiber schmückten sich noch überdies durch

mancherlei Verzierungen von Metall und Glas, der Handel oder die Raubzüge ihnen verschafften.

welche Ueb«

rigens verstanden sie schon die Kunst Leinwand zu weben, sie baueten ihren Flachs und Hanf selbst, q) Doch könn«

ten sie nur grobe wollene Tücher verfertigen, obgleich die Reichen und Vornehmen einen hohen Werth auf feine

und kostbare Tücher setzten.

Daher befahl der Bischof

Otto, als er sich zur zweiten Reise nach Pommern an«

schickte, seinem Schaffer, alles nur aufzutreibende Geld

o) Vit. O. p. 287-

p) Als der Priester Hermann den entwendeten goldenen Triglaff auskundschaften wollte, so kaufte er sich ru Julin eine wendische Kleidung pileolum baibaricum et chlamydem^ Vit. O. p. 141. q) Vit. 0. p. 324.

Hnzuwenden, um seltene, feine und kostbare Tücher, wie auch baumwollene, scharlachene und mit einer goldenen Borte gestickte Tücher und andere Zeuche von der besten Farbe und Güte auf dem Markte j» Halle in Sachsen einjukaufen, welche er theils den Vornehmen des Landes zum Geschenk machen, theils, weil sie dort theuer waren, verkaufen wollte, um mit dem daraus gelk seien Gelde die von den Slaven gefangenen Christen loSzukauftn. r) Bart und Haare verschoren wenigstens die Rügier; nur des S w a »t e w i t s Priester gab sich durch einen langen Bart und Haare ein ehrwürdiges Ansehn, Bei den pommcrschen Wenden war es üblich, daß ^besiche viele, wenigstens die Vornehmen, neben der rechtmäßigen dimg. Frau noch mehrere Concubinen hielten, s) So hatte der Fürst W r a t i s l a v neben seiner Gemahlin H e i l a noch 24 Beischläferinnen, welche er auf Verlangen des Bi/ schoss Otto sogleich abschaffte, t) In welcher Achtung die wendischen Frauen u) bei ihren Mannern in dem aU ten Pommern gestanden haben, kann man nicht mitGc, wißheit sagen; doch gab es zur Zeit des Bischofs Otto, als er sich in Kamin aufhielt, daselbst eine vornehme, reiche und angesehene Wittwe, welche eine Menge Gv

r) Vit. O, p. 80. s) Saxo Grammat. 1, XIV. p. 499’ t) Vit. O. p. 51>2. 305.

u) D«i den Slaven überhaupt lebte» die Weiber in einer Art voii Selaverei, — selbst vornehme Frauen bejeig, ten gegen ihre Männer durch äußere Zeichen einen ho, hen Grad der Ehrfurcht — und wo Vielweiberei eins­ geführt ist, da muß auch natürlich dir Achtung gegen die Frauen weit geringer sein. Erster Theil.

B

18 finde hatte rind ihrer Hauswirthschaft mit Klugheit uhb

Ernst vorstand, x)

Durch den Umgang mit den benach-

barten Deutsche» scheint den pommerschcn Wenden, we/

nigftens den Vornehmen auch die Neigung zu den deut­ schen Frauenzimmern y) eingeflößt zu sein.

Sitte war cs,

wenn die Weiber zu viele Töchter gebühren, daß fie ei­

nige von ihnen tödteten,

um die übriggebliebene» best»

besser versorgen zu können, z) Lod u.Be« Die allen Menschen natürliche Furcht vor dem Tode grüvntß. toflV ßei 6) I« Friedensjeitr« waren diese Lempelörter mibewöhnt, nur in Krieg-reiten und bei Landversammlungen oder wenn Opfer gebracht wurden,, waren sie mit Menschen angefüllt.

ein hohes und steiles Ufer Gefestigt, — denk er lag aus der Spitze eines hohen Vorgebirges — und gegen Abend durch einen Erdwall 5o Ellen hoch, auf dem zur größer» Erhöhung noch ein Ptankwcrk war. Durch das Plank/ werk war ein einziges Thor-, welches von einem Thurme über demselben vertheidigt werden konnte und bei Del« gerungen mit ausgestvcheNen Rasen verdeckt wurde. Jhk Aberglaube flößte ihnen zu dieser Befestigung ein so gro­ ßes Vertrauen ein, daß sie den Thurm blos mit ihre» Fahnen -und Zeichen bepflanzten und von diesen den stärk/ sten Schutz erwarteten. Eben deswegen blieb in Me« denszeiten diese Festung ganz leer und unbesetzt, nur wurde sie verschlossen und die Beschützung derselben dem Gotte Swantewit überlassen, n) Von einem Volke kann man wohl schwerlich große Wisse», Fortschritte, so wenig in der Kunst als in der Gelehrsaim feit erwarten, bei welchem der Krieg, Land, und See/ käubereien Lieblingsbeschäftigung war, das feinen Actkvt handel trieb und sich durch Handlung nicht bereicherte, düs sogar über den Raub oft den Ackerbau vernachlässigte, das kn schlechten, leicht abzubrechenden Hütten wohnte und thu- bei feinen Tempeln künstliche Verzierungen, wahr­ scheinlich das Werk fremder Künstler, anbringen ließ, UtS das endlich vor Götterbilönissen nkederkniete, die — weH entfernt voN schönen, gefälligen Formen — nur verzerret Gestalten, seltsame und schreckliche Ungeheuer darstellte». Was etwa noch von Wissenschaften und Künsten-bei ihnen' anzutreffcn war , durfte man nur bei den Priestern suche». Schreiben konnten sie und mußten also auch Schrift/ Schreib» Zeichen haben. Die Stettiner, welche zur Zeit des Di/ kimst.

n) Sax. Gramm, p. 498« 502,

4s

schoss Otto Gesandte an den Herzog Bo les laus von Polen schickten und unter der Bedingung eines ewigen

Friedens, der Aufhebung oder Verminderung des Tributs versprachen,

das Christenthum anzunehmen,

verlangten

eine schriftliche Versicherung, daß ihre Bitte gewährt wär re, und erhielten sie auch, o)

Die Wenden an der Oste

fee kannten die Runenschrift, wenigstens haben die prill,

Witzischen Götzenbilder runische Aufschriften,

wenn diese

Nicht etwa von den nordischen Metallgießern herrührcn. p) Rechnen, AuSgcbreitete Kenntnisse in der Rechnenkunst darf man kuust. wo[ t>a z t»o der Handel größtentheils Tauschhandel ist,

nicht suchen.

Beim Zählen stiegen sie bis 10, q) und

fingen dann wieder von vorne an , sie kannten keine grö, fiere Zahl, als die ciües Menschen Alters, — worunter fie ungefähr 100 Jahre verbanden — und deuteten dar durch eine lange Reihe von Jahren an.

Obgleid)- bei den meisten älter» Völkern sich die Priee ster mit

der Astronomie und Zeitrechnung bciebaftigten

zrnd diese Wissenschaft mit der ELttcrlehre in Verbindung

zu stehn pflegt;

so scheine.» die wendische» Priester nicht

einmal diese Wissenschaften gekannt oder besonders getrier

den zu haben.

Sie kannten nur 2 Jahreszeiten, rechne,

len nach, synodischen Monaten, von einem Neumonde zum andern, und so mochte das Jahr wohl

den.

13 Monate ha,

Das Jahr fing sich mit dem Frühlinge oder dem

o) Vit. Ott. p. 511: bis ibi coram suis et noftris legatis scripto firmatis. x, ztz. Jegati pacta, mandata et scripta Tyrann! fecundum haec verba reportantes.

p)

Masch gottesdienstl. Alterth. S. 71. — Allgem. Welt, gesch. 31. LH. S. $?a. 9) AntvN S. i;6.

damaligen Sommer an, wo sie das Frühlkngsfest feier, ten. r)

Eine Woche bestand ans 7 Tagen;

aber von

Eintheilung der Tage in Stunden wußten sie nichts, s) Eine so geringe

Aufklärung

der Priester, welche Religio»,

durch Aberglauben und geheimnißvolle "Ceremonien über die Herzen des rohen unverständigen Haufens zu herrschen sich bestrebten, welche die Staatsangelegenheiten in eine

genaue Verbindung mit der Religion zu setzen suchtenum an der Regierung den thätigsten Antheil zu bekvm,

men, führt uns auf die Vermuthung, daß die Religions, kennlnisse d'es großen Haufens ungeachtet ihrer standhaft

ten Anhänglichkeit an ihre Landesreligion nur sehr gering Selbst bei den Priestern darf man

gewesen sein müssen.

kein Religionssystem suchen,

da sie kein heiliges Buch

Harten, sondern ihre Religionslehren nur mündlich fort, pflanzten.

Daher läßt sich die Wandelbarkeit in ihrer

Religion erklären.

Die

Zahl der Götter, sowol der

Volks, als Familiengötter vermehrte und veränderte sich,

so wie sie mit den nach ihrer Meinung mächtigem und wohlthätigern Gottheiten anderer Völker bekannt wurden

oder eigene Lieblingsneigungcn,

welche auf ihre Vorstel,

jungen von den Eigenschaften und der Macht der Gott,

Heiken einen großen Einfluß hatten, ihre Wahl uNd Ver, Nur in dem Hasse gegen die

ehrung derselben lenkte. Religion der Christen,

so duldsam sie sonst gegen alle

Arten von heidnischen Götterlehren waren, zeigten sie eine feste und Unveränderliche Denkungsart;

konnte die äußerste Gewalt

nur hier

ihre Abneigung gegen de»

Gott der Christen qllmahlig schwächen und selbst die da,

r) Vit. Ott p. 161. ») Anton. S- i$7 — *6e.

44 mals verderbte christliche Religion mit der Menge von Heiligen, t) deren Verehrung die Stelle ihrer Gottheiten so leicht ersetzte und ihnen eben so werthe und mächtige

Schuhgottheuen versprach, vermochte hier nicht auf ihren Lelchrsinn zu wirren. Aber kein Wunder, da die An# Nahme der christlichen Religion ihrer ganzen ererbten Göt#

ter lehre und ihrer Staatsverfassung einen gänzlichen litt# «ergänz drohete, da der Geist und die Herrschsucht der Christen eine unzerstörbare Scheidewand zwischen ihnen errichrere, welchen es mehr um Abgaben und Einforderung

des Zehnten, als um die Pflanzung des Christenthums zu thun war, welche sie ihrer Freiheit und Güter beraub#

«en und ihnen ein drückendes Joch auflegten. Daher war es, ungeachtet ihrer gerühmten Gefälligkeit gegen Fremde und der gastfreundlichen Aufnahme eines Jeden eben so gefährlich für einen Handelsmann in den großen Han# delsstädke» feilt Christenthum merken zu lassen, als Tod und Verderben de« Staven erwartete, der, wenn ihm im Auslande einige Neigung zum Christenchume einge­ flößt war, nur im geringsten diese bei seinen Landsleuten verrieth; daher die äußerste Erbitterung und tobendste

Wuth, wenn sich auf einem Schiffe zu dem Gewerbe Segen von der Gottheit erflehen ein christlicher Priester befand, und diese konnte, wenn nicht Schiff und Gut für verfallen erklärt werden sollte, nur durch die AuS# liefernng desselben zum Opfer für ihre Götzen besänftigt

werden, u)

t) Die bekehrten deutschen Slave» scheine« selbst die Hei­ ligen, an deren Verehrung sie sich einmal gewöhnt hat# len, wenn sie zum Heidenthume zurückkehrten, »uu un­ ter die Zahl ihrer Gottheiten ausgenommen zu habe»,

n) Helm, 1. z. c. iS, §. ii.

In ihren ältesten Wohnsitzen, so wie auf ihren Wan, derungen scheint ihre Religion eben so einfach gewesen zu sein, als sie immer mannigfalriger, künstlicher und ver, wickelkcr wurde,

sobald sie eine» festen Sitz erhielten.

Ein noch rohes, uncultivirtcs Volk, dessen Bedürfnisse sehr gering sind, dessen einziger Wunsch und Bestreben

es ist, seine sinnlichen Triebe zu befriedigen und seine» Körper stets in einem Zustande des Wohlbehagens zu er,

halten, wird nicht nur geneigt sein, alles das, was seine

Wünsche

und Bemühungen

oft

auf eine unerwartete

Weise begünstigt, den Wirkungen einer unsichtbaren hi, Hern Macht zuzuschreiben, sondern auch da den Einfluss

einer mächtigerm Gottheit zu bemerken glauben, wo un,

überwindliche Hindernisse seinen Bemühungen zum Wohl« leben ein Ziel setzen, x) Die Wenden erkannten ein unsichtbares Wesen, dem,

sie alles Gute zuschricben, und ein anderes gedachten sie, sich als die Quelle allen Uebels, welches ihnen begegnete.

Der gute Gott (Delbog, Dialbuk, das ist, der Gote des Lichts, der weiße Gott, y)) war das allerhöchste Wer.

sen, der Urheber der Welt, welcher im Himmel über alle andern Götter herrscht und seine Macht nur auf himmle

x) Allgem. Weltgesch. yi Th. S. y) Das Kloster Belbuk in Hinterpommer» ist wahrschein, lich da gestiftet, wo der gute Gott verehrt wurde, denn es war üblich, da Kirche» und Klister yt erbauen

und Heilige, zur Verehrung aufjustellen, wo Götzentem« prl und Götzenbilder vorher gewesen waren; vermuth, lich um den neubekehrten Christen de» Verlust und die Vernichtung der Gttzenrempel und Götzenbilder weniger fühlbar |u machen; ja einige Götzentempel wurden so, gar in christliche Kirchen umgewandelt. Vit. Ott. p. 144.

46 sche Angelegenheiten eknschränkt. Eine Menge von hö« Hern Wesen, welche gewisse Körper auf der Erde beste/ len, sind aus dem Blute des allgemeinen Gottes (Bog) entsprossen und je näher diese dem Gotte der Götter »er/ wandt waren, desto größer war ihr Vorzug und ihre Macht, a) Das feindselige Wesen, von dem sie alles Böse her« leiteten, hatte den Namen Czerenbog d) oder Tschart. Las ist, der schwarze Golt.' Bei ihren Gastmälern wur/ den beide verehrt und die erste Schaale ihnen geweihet, «m das Glück von dem guten Gotte, von dem' bösen aber die Abwendung allen Uebels und die Lenkung seines Zorns auf die Feinde zu erflehen, c) Die Verehrung des guten und bösen Gottes scheint unter den Wende» allgemein gewesen zu fein. Von einem rohen Volke, das zugleich gewöhnlich in Aberglauben versunken ist, de» schlaue und eigennützige Priester durch mancherlei gehet/ me Künste beständig zu nähren bemüht sind, pflegt auch die Vorstellung von einem bösen Wesen unzertrennlich z» sein, ihm schrieb man die Qualen und Beängstigungen durch Gespenster und nächtliche Erscheinungen zu; seinem bösen Willen eignete man die Krankheiten der Mensche» und »des Viehes, allerlei Schäden und Gebrechen und jeden Verlust zu, den man auf irgend eine besondere Art erlitt; vor allem diesen Höfte man durch die Zaube/ rer und Geisterbeschwörer Schutz und Befreiung von allem Uebel zu erlangen. Waö ihnen der schwarze Gott war.

a) itelm. 1. i. c. ßg. §. 4b) Bei den Wagpiern, Serviern

und Lausitzer» wurde er verehrt; tu Rherra bildete man ihn al§ eine« Löwen ab. e) Helm, 1. a. c. 52, §. L,

bas wurde nachher den bekehrten Slaven der Teufel, da/

her Helmold ihn auch diabol,

Teufel nennt, so wie

noch jetzt einige Slaven den Teufel mit dem Name»

Tfchart bezeichnen.

Mit diesen 2 Gottheiten begnügten sich aber die Star

ven nicht,

die Zahl der Götter vermehrte sich immer

mehr und mehr, fast jeder Stamm harre seine besondere Schutzgottheit, ja mehrere oder auch einzelne Familien

erwählten sich eigene Schutzgötter, welche sie sich nach ihren Lieblingsneigungen modelten. Allmählig nahmen sie auch die Gottheiten der benach«

barten Völker unter die Zahl ihrer alten Götter auf und die GötzÄttempcl waren mit einer so großen Menge Götzen«

bilder d) angefüllt, daß man sie durch Inschriften,

dem

Namen und den Oertern nach, wo sie vorzüglich verehrt

wurden, bezeichnete, e) weil das Gedächtniß der Priester

nicht zureichte, alle Namen und Eigenschaften derselbe» aufzubewahren. Unter allen Gottheiten, welche von den Wenden a»

der Ostsee verehrt wurden,

hatte

Swantewit, f)

der

Gott der Rügier, dessen Tempel in der Festung Arkona

d) Bei dek Zerstörung

de- sützkowschen Götzentempels

vermochten kaum mehrere Joch Ochse» die Menge der Götzenbilder wegtulchaffen. Vit. Ott. p. igz. Zu Julin

befanden sich in propatulo idola majora et lninora, e) Allgem. Weltgeld). $1 Th. S. ,40.

f) Sei» Name bedeutet nach Anto» S- 44 heiliges richt. Dielleicht ist di« Ableitung von Swiaty heilig

und witz, was (vicus) ein heiliger Ort richtiger. I» Hinterpvmmern und zwar im Amte Stepenitz befin­ det sich an dem große» Haff- und Papenwajftr ein Dorf Schwautewitz, vielleicht war auch dort eia Tempel

W»r und der sein sehr altes Bildniß enthielt, g) wenige

stens zu einer gewissen Zeit den ersten Rang und die alle gemeinste Verehrung,

Er war der Gott der Götter, wie

ihn Helmold nennt,

er war vor allen andern Göttern

berühmt wegen seiner Siege und Antworten, welche mit

dem Erfolge genau übereinstimmten ,

h)

und in dieser

Rücksicht achteten sie die übrigen Götter gegen ihn nur

als Halbgötter.

Ihm als dem allgemeinen Orakel schicke

ten alle slavische Provinzen jährlich einen Tribut und brachten ihm Opfer.

Auch die Kaufleute, welche bei feie

ner Tempelburg anlandeten, durften nicht eher kaufen und

verkaufen, bis sie von ihren Waaren das ausgesuchteste

desselben, den» Nach Sax. Gramm. 1 XIV p. 321 cd.

Steph. hatte dieser Gott noch an mehrer« Oertern Tem­ pel. In Pommern giebt eS noch mehrere Oerter, die sich mit Schwant anfangen, als Swantust, «in Vorwerk auf der Insel Wollin rwischen der Ostsee und dem See Eopeiow; Schwanteshagen im Greifenbergsche» Kreise; auch beißt ein Arm der Ober, der etwa j Meile von Stettin nach dem dammschen See hinfljeßt, Swante und

ein Vorwerk gleiche- Namens befindet sich im stolprschen Kreise. g) Helm. 1. 2. c. 12. §. 2. fimulacrum ilhid anliquisfimum, quod colebatur ab omni natione Slavornm.

Diese beiden Umstände streiten sowol gegen die Meinung

de-Helmolds, (1. 1. c. 6.) der sie aber auch selbst nur für eine alte Tradition — tradit veterum antiqua relatio und tenui fama (1. 2. c. 12 §. 5. ) — ausgiebt, als auch de- Sax. Gramm. (1. XIV. p. 502.) daß er aus dem Bilde des heil. Vitus, welchen die Mönche au« dem Kloster Corvey als ihren Patron auch nach Rü­ gen verpflanzt hatten, entstanden wäre. h) Helm. 1, 1. c. 6. c. 52. §, 5; 1, 2. c. 12. $. 7,

49 n»d kostbarste ihm geopfert hatten.

Selbst der christliche

dänische König Sueno,

ihm

Geschenke

und

Das Götzenbild war ein Ungeheuer von Bild,

das

zollte

Tribut, i)

an Größe jeden menschlichen Körper weit übertraf, k) Es hatte 4 Köpfe mit eben so viel Hälsen, von welchen 2 Köpfe vorwärts nach der Brust, 2 nach dem Rücken

und zwar so gerichtet waren, daß sich der eine zur Rech, ten, der andere zur Linken mit ihren Gesichtern lenkte. Sie hatten eine Miene, wie wann jemand etwas tief,

sinnig überlegt. Der Bart war wie zerfressen und die Haare dem rügischen Kopfschmucke so ähnlich verschore»,

daß

man die Geschicklichkeit

mußte.

des Künstlers bewundern In der rechten Hand hielt er ein Horn, welches

mit verschiedenen Metallen auegelegt war. Die linke Hand war in die Seite gesetzt und bildete durch die Krüm,

mung des Arms einen Bogen. Mit den Füsseu berührte er die Erde, das Grundgestell der Füsse aber verbarg die Erde. Das Kleid erstreckte sich bis an die Schienbeine, welche aus fremdem Holze geschnitzt waren, und deren Zusammenfügling mit den Knien nur nach einer sorgfäl, tigen Untersuchung bemerkt werden konnte. In der Stadt Charenz auf der Insel Rügen gab es 3 Götter, welche nur zur Privatverehrung aufgestellt waren. 1) Das Bildniß des Gottes Rügevit war ein Ungeheuer aus einer Eiche gehauen, von einer Übermensch, lichen Dicke und solcher Länge, daß der Bischof Absa,

i) Sax. Gramm. l.XlV.p. Zoo. Er schenkte bkM Slvam tewit einen künstlich gearbeiteten Becher. k) p. 499. l) p. 510. Erster $l)ei|.

D

So Ion, ungeachtet er auf den Zehen stand, kaum mit der kleine» Art, welche er in den Händen zu tragen pflegte, bis an seinen KiNn hinaufrcichte.

Sieben menschliche Ge#

sichrer saßen auf dem Halse und vereinigten sich oben wie#

der in eine Scheitel.

Eben so viele wirkliche Schwerd#

ter mit den Scheiden an einen« Gürtel hangend hatte der

Künstler dessen Seite beigesügt.

Zn der rechten Hand

hielt er das achte entblößte/ dieses war durch einen eit fernen Nagel in der Faust so stark befestigt, daß es nicht

eher weggenommen werden konnte, als bis man die Hand

abgehaucn hatte.

Uebrigens war dies Bildniß ohne al#

len Geschmack, mit großen Liueanmenten gebildet, und diese häßliche Gestalt wurde noch dadurch verabscheuungs# würdiger, daß Schwalben, welche unter dem vielfache«»

Kinne Nester gebauet hatten, auf die Brust ihren Mist

Die kriegerische Abbildung dieses

hatten fallen lassen.

Gottes zeigt schon an,

daß die Rügier ihn für eine»

Kriegsgott hielten. Der Gott Porevit m)

völlig unbewafuet.

hatte 5 Köpfe und war

Die Bildsäule des. Gottes Pore#

nut ») hatte 4 Gesichter am Kopfe und ein fünftes an der Brust,

dessen Stirne er mit der linken, das Knie

aber mit der rechten Hand berührte.

Z«r Rhe tra im Lande der Rhedarier, von welchem Lande ein Theil nachmals zir Pommern gehört hat, war

xn) Er heißt auch Barovit, da» ist, ein edles Licht und wurde auch zu Wolgast und Julin verehrt. Pferde und Hahne wurden ihm rum Opfer gebracht; er soll der Gott der Friedens, der $ Sinne und der Kauf­ mannschaft gewesen sein. ”) Einige halten den Porenut für de» Schutzgott der Schwanger».

Hier war sein

Her Hauptsitz des Gottes Nabegast.

Dildniß von Gold,

er stund auf einem Postament als

ein junger Held mit sehr ernsthaftem Gesichte und krau­ sen Haaren; auf dem Haupte befand sich ein Vogel mit

Auf der Brust hatte er einen

ansgeöreiteten Flügeln»

Schild hangen, worauf ein Düffelshaupt abgebildcr war. Mit der rechten Hand faßte er unten den

Schild, und

in der linken Hand hielt er den Stiel eines Gewehrs, Er war nackt und hatte auch

vielleicht einer Helleparte.

ein prächtiges Bett mit Purpur bekleidet.

Von ihm er­

bat man sich besonders den Sieg und verehrte ihn nach

einer glücklichen Rückkehr mit Geschenken, o) Der Kriegsgott Gero v it (Herovit)

hatte zu

Wollin einen Tempel; sein Zeichen war ein großer mit Goldblech überzogener Schild, der neben ihm an der in­

nern Tempelwand hing und den niemand berühren durfte. Zur Kriegszeit aber wurde er vor dem Heere getragen,

in der sichern Erwartung dann siegreich zurückzukehren. Der Trigla q) (Triglaf) wurde besonders zu

Zulin und Stettin verehrt.

Zu Stettin war es

eine goldene Bildsäule mit 3 Köpfen,

welche nach der

Erklärung der heidnischen Priester seine dreifache Herr­

schaft über den Himmel

gen sollten. **)

die Erde und Unterwelt anzei­

Eine goldene Decke verhüllte Augen und

Lippen zum Zeichen, daß er die Uebeltharcn der Menschen

nicht sehen wollte.

Zu Julin bedeckte ein einziger Hut

o) Franke i B. S. 1Z2. Mgem. Weltg. $1 Lh. S. 24z.

P) Vit. Ott. p. ist. 333.

Auch au Havelberg wurde

dieser Gott verehrt ?. 170. q) Der Name heißt Dreiköpfig. *) Vit. Oiu p. 16z.

D 2

5a Vie 3 Köpfe und das Bild stand einmal in Übermensch, iicher Größe und war ans Holz gehauen;

dann aber auch

sehr klein und von Gold gegossen, r)

Das Bild der Sonne stellte zu Julin in der Ge­ stalt einer Säule einen halb nackenden Mann vor,

der

stakt des Kopfes eine straiende Sonne, auf der Brust aber

ein flammendes Rad hatte, welches den Lauf der Sonne andeutete und Juel hieß, s)

Ausser diesen Gottheiten bezeigten sie vielen Unter,

göttern, welche von dem allgemeinen Gotte entsprossen waren, deren Macht und Würde aber nach der weitern

Entfernung von dem Stammvater je mehr und mehr ab, nahm, so wie auch andern überirdischen Wesen, Ehrerbie,

tung und Zukrauen, welche man entweder von fremden heidnischen Völkern annahm oder die eine eigene Geburt Ihre Anzahl verviel,

ihrer Einbildungskraft waren,

t)

fältigte sich allmählig so sehr,

daß nicht nur ihre Wohn,

plätze, Seen, Flüsse und Wälder, sondern auch einzelne

Steine, Bäuine und Menschen eigene Schutzgeister er,

r) Vit. Ott. p, 140. 165. ») Vit. Ott. p. 115. 161. Vielleicht hat die Stadt JuI i 11 von der Juel • Säule und dem Juel» Feste ihreir Name».

Diese Statue, glaubte man hernach, wäre

dem Julius Caesar zu Ehren errichtet worden. Caroes Nachricht wie es in Pommern zur Zeit der Reformation, re. S. 3. Dälmert de columiia Julia Pomeranorum Gryph. 1760. 4. Eine halbe Meile von Stettin ist ei« Berg, der in ein tiefes Thal hinabführt und noch jetzt durch «ine dicke Waldung heilige» Schauer verbreitet, welcher

Juel (in der verderbte» Sprache Juli) Berg heißt. Vielleicht wurde auch hier da» Juel, Fest gefeiert.

») Allgem. Weltgesch. ji. Th. S. -47.

hielten.

Diese ließen nach ihrer Meinung Afters ihre

Stimmen hören und machten sich bisweilen, wiewol fcb

toi, den Menschen in einer angenommenen Gestalt sichtBesonders zeigte sich der Schutzgott des Sees am

bar.

Tempel zu Rhetra seinen Verehrern, wenn dem wen­

dischen Staate eine merkwürdige Veränderung bevorstand; dann kam er in der Gestalt eines mit sehr großen Hauern

bewalneten wilde» Schweines ans den Fluchen hervor, walzte sich mit Geschert in dem nächsten Moraste, bis er

von vielen Menschen bemerkt worden,

und stürzte sich

dann wieder in das Wasser.

Die Stettiner verehrten

besonders eine großen

diekbelaubtcn Nußbaum, u) welchen sie als die Wohnung eines Gottes für heilig hielten, unter dessen Schatten

eine Quelle hcrvorftrudelte.

Aufseher oder Priester,

Bei demselben wohnte ein

der sich theils von den Früchten

desselben ernährte, theils von den

dem heiligen Baume

gebrachten Opfern lebte. Die allgemeine Duldung aller heidnischen Götterleh- Gottes­ ren , welche unter den pommerschen Wenden herrschte, die @e”l!iiufce! Verschiedenheit der menschlichen Denkungsarch welche sich hier ohne Einschränkung in Verehrung der Göttern äu­

ßern konnte, und besonders auch die größere und geringere Wohlhabenheit der slavischen Städte, hatte einen großen Einfluß auf die Oerter, welche man den Göttern weihete,

lind auf die Wohnsitze, welche man ihnen zu ihrer Be­

wohnung und zur vorzüglichen Aeußerung ihrer Macht er­ richtete.

Im freien Felde hatten sie besondere Opferplähe,

u) Vit. Ott. p, 350. arbor nncis. p. igg. arborcm nuceam praegrandem idolo confecratam ; einigemal Nllch p. 518. quercus Ingens et frondofa.

54 welche durch Steine von den gemeinen Oertern abgeson« derr waren, innerhalb welcher sie ganz der Denkungsart roder Völker gemäß, bei welchen körperliche G.öße und Umfang auch höhere Begriffe von Macht erweckt, unge­

heure Opfersicine *) oft mit einer bewundernswürdigen

Kunst und einer unzerstörbaren Festigkeit zu Altären aufthürmten.

Oder sie verehrten ohne alle Bilder in dicht­

verwachsenen Wäldern,

wo sie der Gottheit Gegenwart

vorzüglich ahne.en, ihre Görrer.

Oder ha die Cultur der

Slaven stieg und ihr Wohlstand zunahm, und besonders seitdem sic ihre Götter

dem Auge der Menschen durch

Bildsäulen sichtbar machten, da errichtete man Tempel, in deren Innern der Götter Bildsäulen eben so sehr vor dem Ungemache der Witterung geschützt waren,

als sie

durch Verborgenheit an Heiligkeit um so mehr gewannen, je seltener cs dem großen Haufen vergönnt war, den mäch­

tigen Gott zu sehen, x)

Sie

sorgten ängstlich für die

Sicherheit ihrer Tcmpelgötlcr,

denen sie in Festungen

ihre Wohnsitze errichteten, damit die Feinde eben so wenig sich des Tempelschatzes leicht bemächtigen, als diese hei­ ligen Oerter'ohne Widerstand zerstören konnten. Auf der

Insel Rügen halte der Gott Swantewit in der Festung

Arkona seinen Hanptsitz und in der Burg zu Caren; har­ ten andern Götter schenswürdige Tempel.

Swantewits

Tempel stand zu Arkona auf dem Markte in einer Ebene

*) Hieher gehören auch die sogenannten Stäpfgen, Steine, deren man in Dor, und Hinterpommern findet. Auf ihrer Oberfläche sind hinter einander Löcher oder Stüpft gen eingehauen, welche vielleicht mit hem Blute der Opferthiere oder geopferten Menschen angefüllt wurden,

x) Helm. 1. i, c. 83.

mitten in der Festung;

zwar war er nur von Holz er/

bauet, aber er glänzte sowol von außen wegen der Pracht und mancherlei Schnitzwerke, obgleich deren Malerei, welche mannigfaltige Gestalten der Dinge vorstellen soll« ten, nur noch eine ungebildete Kunst verrieth, als auch inwendig durch das Bildniß des Gottes und viele künst/ liche Arbeiten und Schätze. Er hatte 2 Hallen, welche da- Dach und einige Schwiebbogen mit einander gemein hatten. Die äußere war mit einer Wand eingefaßt und mit Purpur bedeckt, die innere ruhcte auf 4 Säulen, zwischen welchen herabhangende Teppiche die Stelle der

Wände vertraten. Hinter dem Vorhänge war das Innere des Tempels, in welchem Swankewits Bildniß stand. Nicht weit davon hing der Sattel, der Zaum des Gottes und mehrere Zeichen der Gottheit ; besonders aber er/ weckte eine große Bewundrung sein Schwerdt von unge/ meiner Größe, dessen Scheide und Gefäß von Silber

und gravirter Arbeit war. Außerdem waren die Wände noch mit vielen Purpurdecken behangen, deren Farbe zwar noch glänzend war, die aber von Alter so vermo/ dert waren, daß sie nicht die geringste Berührung ohne zu zerreißen ertragen konnten, y) Auch befand sich da/ selbst eme Menge ungewöhnlicher Hörner von allerlei Wilden Thieren, welche sowol ihre natürliche Gestalt, als künstliche Bearbeitung bewunderungswürdig machte, z)

Eben so gebauet und geziert waren auch die Tempel in der Burg Caren;; Purpurteppiche umgaben sie statt der Wände und die Dächer ruheten nur auf einige» Säu/

y) Sax. Gramm1, 1. XIV p, 498.

») p. 508.

56

len, innerhalb der Purpurwände war bas Götzenbild ausgestellt. a) In Stettin waren besonders 4 sogenannte Conti/

ncn, b) von weichen nur einer als em dem Triglaf ge-

weiheter Tempel angesehn werden konnte;

die andern,

welche nur mit Tischen und Bänken versehen waren, dienten zu großen Gastmälern und Landeevetsamlungen, in welchen Häusern c) sie an gewissen Tagen und zu gewissen

Stunden zum Trünke und Spiele und zu ernsthaften Geschäften zusammenkamen.

Der Triglafs Tempel war

von bewundernswürdiger Kunst und Schönheit, an den Wänden in - und auswendig mit halberhvbcnett Bildern von Menschen und Thieren geziert. Zn dieser Contine

verwahrte man nach alter Sitie die erbeuteten Schatze und die eroberten Waffen der Feinde und von dem, waauf einem Seeraube oder in einer Schlacht gewonnen war, wurde der Zehnte hierher gebracht. Dahin harten auch die Vornehmen und Mächtigen goldene und silberne Decher zur Aufbewahrung gebracht, aus welchen sie zu

weissagen und an festlichen Tagen und bei feierlichen Mahlzeiten nach vollbrachtem Opfer zu trinken pflegten. Hier befanden sich große vergoldete und mit Edelgesteinen besetzte Auervchsenhörner zum Trinken und andere Hör­ ner, um darin zu blasen, Dolche und Atrsser und viele kostbare Opfergeräthe. 6)

a) 5’°. b) Thunman» tit f. Unters, über d. alte Gesch. ei», »ord.

V. leitet S- sz6. das Wort vom Polnischen Gonta

Schindel her. «) Vit. Ott. p. 373. der Derf. nennt sie pandochea und p. 3V7. heißen sie continae. d) Vit. Ott. p. J17.

Auch zu Gützkow war ein Tempel von auSnehmender Schönheit, Kunst und Pracht, den die Einwohner

nicht lange vor des Bischofs Otto Ankunft in Pommern mit großen Kosten — 3oo Talente hatte er, nach dem Berichte des einen Lebensbeschreiber des Bischofs Otto,

und auf den sie als

gekostet — hatten erbauen lasten,

eine Zierde ihrer Stadt stolz waren.

In diesem Tenipel

waren der Bildnisse von bewunderungswürdiger Größe,

Schönheit und Kunst

so viele,

daß, als

der Bischof

Otto sie ans dem Tempel wegschaffcn ließ, kaum mch,

rere Joch Ochsen sie fortbringen konnten, e)

Ausser biet

sen werden noch mehrerer Tempel in andere pommerschei»

Städten erwähnt,

welche

aber nicht näher beschrieben

werden. Der Tempel des Gottes Radegast in Rhetra

war zwar nur von Holz, aber doch sehr künstlich zusamr mengcjetzt, mit Schnitzwerk der übrigen heidnischen Göt­ ter geziert und mit kleinen Bildern bei selben an den Sei­

ten angefüllt.

Er ruhete statt eines Fundaments auf den

Hörnern verlchiedener wilden Thiere, f)

In diesem Tem­

pel befand sich ein mit Purpurteppichen bedecktes Bett für das Göttcrbildniß;

in andern Tempeln wie in dem

Trr g lass Tempel zu Julin gab es-Stühle oder Thro­

ne für die Götterbilder, welche an der Wand befestigt,

und nach Verhältniß der Größe dieser Götter groß oder klecn, oft so klein waren, daß man sie in den Kleidern verbergen und unbemerkt wegb' inqcn konnte, g)

Unter

den rhckraischen Alterthümern befanden sich Uebcrreste von

e) p. 188 — ??4. f) Ditm. 1. VI. p. iZg, ed. Maderi Heimst. 1667. g) Vit. Ott. p. i.j2.

58 einem solchen Throne. L)

Die Tempel standen bei ihnen

in so großem Ansehn, daß sie den Flüchtlingen zur sicher­

sten Freistatt bienten, und daß in denselben der Nationale schätz aufbewahrt wurde.

Gottes, Der vielfältige Gottesdienst, die Opfer auf Altären dienstliche Und in den Tempeln, die Wartung der heiligen Pferde, Person««. die Ertheilung der Göttersprüche und die Lenkung der

Rarhsversammluugen nach dem Willen der Götter erfor­ derten eine Menge Diener und Vertraute der Götter,

durch deren Mund den Menschen die Göuerbefehle offen­ bart wurden.

Doch machteil die Priester keinen besondern

Stand aus, sondern jeder war zugleich Seeräuber, Han­

delsmann oder Hausvater und erschien nur in der Landes­

versammlung,

wenn er Vorgesetzter einer Stadt oder

Freiherr war.

Die Haupttempel hatten mehrere Priester

und sogar für heilige Baume und Quellen waren eigene

Aufseher oder Priester bestellt.

Diese lebten von den

Einkünften der Tempel oder ernährten sich von den Opfern,

den Speiset» und Getränken, welche den Gottheiten dar­ gebracht wurden, i)

So gering diese Einkünfte der Prie­

ster von den Bäumen k) und von kleinern Tempeln oder Kapellen gewesen fein mögen, so ansehnlich und beträcht­

lich waren sie gewiß bei den Priestern der Haupt- und

National - Tempel, von deren reichen Einkünften sie sich

li) Masch re. §. 229. ») In Gützkow wurde« den Götzenbilder« täglich ma«, nigfalrige Speise« und Getränke in reichlicher Meng« gebracht, welche die Priester mit ihren Freunden heim, lick r» sich »ahme» und dann vergäbe», daß sie von de« Götter« verzehrt worden wären. Vit. Ott. x. 154.

k) Vit, Ott. p. 199.

unstreitig vorzüglich werden bedacht haben.

Des Sw an/

tewitö Einkl'mfte bestanden ausser den Geschenken und dem Tribute von allen slavischen Provinzen, ausser dm

Abgaben der auf Rügen handelnden Kaufleute und dem

dritten Theile von der Beute noch in den Opfergaben, Erstlingen der Früchte,

Zehnten des Viehes und einem

festgesetzten Kopfgclde von einer jeden Person männlichen

und weiblichen Geschlechts. 1)

Zum Swantewits Tempel

scheinen sogar liegende Gründe gehört zu haben,

denn

der dänische König Waldemar I. setzte unter den Friedensbedingungen in Ar ko na fest, daß die Rügier die Län-

dereicn der Götter sollten, m)

den christlichen Priestern zuwenden

Auch hielt man dem Swantewit 3oo

Pferde und eben so viele Reuter, welche alle Beute, die

sie machten,

der

Verwahrung der Priester Übergaben.

Ueberdies hatten die Priester der Hauptgötter ein großes

Ansehn n) und auf die Staatsgeschäfte den größten Ein­ fluß.

Des Swantewi ts Priester hatte ein größeres

Ansehn, als der König selbst und von seinem Willen hing der König und das Volk ab. o)

Jede kriegerische Un­

ternehmung lenkte er nach seinem Belieben,

ja auch an­

dere slavische Stamme unternahmen keine wichtige Ange­ legenheit ohne seine Einwilligung oder angebliche Götter­ aussprüche.

Er schloß den Frieden und schrieb den Fein­

den die Bedingungen desselben vor, oder vermittelte, wenn

]) Sax. Gramm, p. fco. xn) p. 505.

n) Ihre Vorige waren groß, sie allein dursten nur bei den Opfern sitzen, einen langen Bart tragen und in daInnere des Tempels gehn. 0) Helm, 1. c. 6. §. 5, 1. 2. c. 12, §, g.

6o seine Nation unglücklich war, den Frieden so vortheilhast

für seine Nation, als cs nur immer geschehen konnte, p) Die Schätze des Tempels wandte er zirr Befriedigung

seiner Begierden an und bildete dem Volke ein,

daß sie

in Kisten verschlossen unverletzt aufbewahrt würden. Dar her darf man sich auch nicht wundern, daß die Priester,

«m nicht ihr Ansehn und ihre großen Einkünfte zu »er/

lieren, sich der Einführung des Christenthums mit so gro/ her Heftigkeit entgegensetzten, daß sie so viele Wunder und Erscheinungen der Götter erdichteten,

welche

den

Slaven den Untergang droheten, wenn sie das Christen/

thum annehmc» würden, und alle Unglücksfälle,

welche

sich damals ereigneten,

dem Zorne

Götter zuschrieben, q)

Einst berief sogar der Swante/

ihrer zurückgesetzten

Wits Priester den König und daS Volk, sobald ihm be/

sannt geworden war, daß einige zum Heringsfange an der rügischen Küste angekommene Kaufleute einen christ­

lichen Priester zu ihrer Andacht mitgebracht hatten, voll

Desorgniß, daß der christliche Priester eine Veränderung

in der Landesreligion bewirken möchte, verkündigte ihnen

den Zorn der Götter, und setzte hinzu, dadurch besänftigt werden könnte,

daß dieser nur

wenn der christliche

Priester dem Gotte Swantewit geopfert würde.

Voll

Bestürzung lief das Volk zu den Kaufleuten, forderte

.die Auslieferung des Priesters, schlug das Anerbieten der Kaufleute 100 Mark Silber für seine Befreiung zu be/

zahlen aus und drohet«,Gewalt zu gebrauchen;

ihr niw

gestüme Eifer würde dasselbe zu diesem Schritte wirklich

verleitet haben, wenn nicht die Kaufleute,

p) i- r. c. 36. §. 3. c. 33. §. und Helmold, wel,

955.

88 sie vielmehr mit dänischen Truppen.

Damals regierte

in Pommern oder wie die nordischen Schriftsteller das

Land nennen in Win dl and c) der mächtige König Bu« 955-

risleif, wahrscheinlich eben der Burislaff, welcher unter des Kaisers Otto I. Fahne mit den Ungern in Daiern sockt, und im folgenden Jahre an der Spitze der

956.

Rügier

die Uckerwendischen

Fürsten Stoinef und

Nakko auf des Kaisers Befehl angrif und ihre Stadt

Cocaresmium, die einige wahrscheinlich für Garz*) halten, eroberte.

Durisleif, welcher in den dänischen

Kriegen die Inseln, die er unweit Rügen besaß, verlor,

konnte die Errichtung oder Besetzung der Festung J omS, bürg mit dänischen Truppen, welche diese neue Ervber

rung Haralds decken sollten, nicht verhindern.

Hier

nahm die Seeräuberei so sehr überhand, daß dieseJonis,

vikinger **) b. L JvmSburger Seeräuber da­

chet feine Nachricht vou Julin aus dem Adam von

Bremen abfchrieb, nennt die Stadt nicht mit ihm J u, lin, sondern Vineta. Allg. Weltgesch. 5-Th. S.48. — ». Keffenbrink Abhb. in Büsch. Mag. 8 Th. S. ;8y-

— Schwarz Einleitung rut Geogt. des Nordert. — S. -78

— 584. beff. Comment, hist, de Jomsburgo Gtyph. i7?r

4. Probst Hake hist.

krit. Untersuch, sämmtl.

Nacht, von bet Stadt Jomsbutg.

Copenhagen und Leip»

»ig. 76. 4c) Bei den englischen Seefahtetn. des 8. und 9. Jahrh. Weonotland.

•) Oelrichs fpecimen reliqniaium linguae Sclavonicae. x. XI1R •*) Wiking« nannte» die Dänen die Seetäubet, weil sie gewöhnlich in Buchten (Diger) lagen und den vorbei,

segelnde» Schiffen «uflauene».

Meer überall mit ihren Seeräuberschiffen anfüllten.

Gründung dieser Seeräuberrepublik

Die

wird dem Palna

Toke, einem mächtigen reichen dänischen Seeräuber und Statthalter zugeschrieben,

welcher

das erste Oberhaupt der I o m s v i k i n g e r war.

Dieser

fünischen königliche»

hatte den dänischen Prinzen Sven erzogen, den derKö,

nig Harald mit einer Nähemagd des Palna Toke gezeugt und da er im dritten Jahre seines AlteAsscinem Va/er vorgesührt worden war, verworfen und nicht für

seinen Sohn erkannt hatte.

Palna Toke, der wegen

des Todes seines väterlichen Oheims, den der König »n;

schuldiger

Weise

auf seines Halbbruders Veranlassung

hatte umbringen lassen, voll Rachbcgierde war,

erfüllte

das Gemüth seines Pflegesohnes von seiner zartesten Ju
) Auf einem Landtage zu Ueckermünde be^an/ den sich gleichfalls Bevollmächtigte des Königs Walde/ mar II. von Dann «mark, welche den Berathschlag gungen beiwohnten.

Verhält, Aber einige Jahre zuvor 1181 hatten die Fürsten d">n K."'< ^°gislav I. und Casimir I. auf Verlangen des Kai,

fer u.dein serS Friedrich I. ihre Länder als ein Lehn mit dem *fflUtd)'el1 deutschen Re l che verbunden und sie selbst waren zu Re ichs fürsten und Herzogen von Pommern erklärt worden. So gefällig sie sich bald darauf dem Kaiser Friedrich I. in Bekriegung deS Königs Knut von Dännemark bezeigten, welcher die Oberherrschaft des Kaisers nicht anerkennen wollte, so wenig konnte oder wollte doch der Kaiser den Herzog Bogislav unterstützen und die unglückliche Folge davon war, daß sich BogiS/ lav dem dänischen Könige als seinem Oberherm unter/ werfen mußte. Doch scheint man in Pommern die Oberherrschaft des Kaisers noch erkannt zu haben, denn in einer Urkunde des Bischofs Siegfried von Pom/ mein vom Jahre 1187 d) werden die Regierungsjahie des Kaisers Friedrich I. angeführt, wiewohl dies nur

b) Dr. n. 48. d) Dr. n. LZ. Aber schon h Jahre früher, «he die Herzoge von Pommern sich dem Kaiser und deutschen Reiche nnterwarfen, -»den wir in einer Urkunde Casi­ mir 1., welche er »u Havelberg 1170 aiitftellte, di« Worte: regnante Friderico imperatore — und als dir Herzoge Barmin von Stettin und Wartislaus von Demmin diese Schenkung Casimir- 1244 zu Demmin bestätigten, so wurde auch unter di« Urkun­ de: Friderico im per, regn, gesetzt.

ig5 rin Einfall des Notarius sein konnte; denn nach einer Urkunde e) des Kaisers Friedrich II. scheint die Lehnsverbmdung mit dem deutschen Reiche sehr schwach und unbedeutend gewesen zu sein, in welcher der Kaiser verspricht, daß keiner seiner Nachfolger den König Wale demar wegen der Länder, welche der König Knut in Slavien gehabt hat, beunruhigen soll, aus der Ursache, weil sie einst dem römischen Reiche unterworfen gewesen sind. Die Lehnbriefe der Herzoge fangen erst vom i4tm Jahrhunderte an.

Zweite

Abtheilung.

Don der Verbindung Pommerns mit dem deut, scheu Reiche bi« zur Theilung in dasHerzog, thum Wolgast und Stettin 1295» I.

Geschichte

Bogislav II» und

d e O- Land e s.

Casimir n.

bis 1217.

Nach des deutschen Geschichtschreibers Sa.ro Er, jählung f) soll der Herzog Bogislav I. in der Todes, stunde sich von seinen Freunden eidlich haben versprechen lassen, daß sie seine Gemahlin und Kinder zum Könige von Dännemark bringen und dessen Entscheidung, wie das Land unter die unmündigen Prinzen zu verchrilen wäre, sich unterwerfen wollten» Bogislavs letzter Wille

«>) Schwarz vom Ursprünge bet Häuser Anhalt und Rü' gen. S. 27. f) 1. XVI. p. 600, «rßet Theil. N

39* mißfiel den Großen des Reichs,

I,S7
allcn sein wollten» -Der Markgraf Otto II» unterstützte, um den König von Dännemark zu schwär chen, dessen Feinde und wollte mit seinen Bundesgenossen selbst in Dännemark einfallen; aber der König erschien unerwartet mit einer flotte vor der Stadt Wolgast, um die empörerischen Einwohner wieder zum GehoriaM zu bringen. 1) Der König nahm jetzt den seinen Dorr fahren vom Kaiser ertheilten Titel emes Königs der Wenden oder Slaven an, um seine rechtmäßigen An­ sprüche auf da- wendische Reich zu zeigen» Der Markt graf that darauf einen Einfall in Pommern und Rü/ gen, aber der König schickte im folgenden Frühjahre den Bischof Pettr von Roschild Mit einer Flotte nach

1) Ann. Din. in Langebeck S. R. Danic. T, Tt. p. i?i» ad. Ann. 1194. N-

I194.

itgft 1198.

ig6 Pommern.

segelte in

Dieser

die Oder, vereinigte'

sein Heer mit den pommer scheu und meklenburgi-

sch e n Hülfstruppen und verwüstete dir Mark Brandenr bürg.

Der Markgraf,

welcher zwar geschlagen wurde,,

verwüstete dagegen die Provinz Tribsees,

um sich an

dem Fürsten Jaromar von Rügen za rächen, m)

Um 1200 scheinen beide Prinzen die Regierung selbst

übernommen und sich wie die beiden vorigen Fürsten in

die Länder und Einkünfte getheilt zu haben, doch so, daß Dogislav

als der älteste der eigentliche Regent deS

Landes blieb.

Die Hauptsorge beider Fürsten betraf die Devölkerung ihres Landes, welches fowol durch die vielen Krieg«?,

durch den letzten unglücklichen See.'

als auch besonders

zug, welchen Dogislav I. gegen die Rügier und Dä­ nen unternommen hatte,

sehr entvölkert worden war.

Unter vortheilhasten Bedingungen riefen sie in ihre ver­ ödeten Länder viele adeliche Familien aus den sächsi­ schen

und

braunschweig « lüneburgischen Länr

dem, welche durch die vielen Kriege seit Herzogs Hein­ rich I. Achtserklärung und durch ihre Zerstückelung sehr gelitten hatten.

Diese brachten Colonistrn und Hand­

werker mit ins Land,

um sowol die Aecker anzubauen,

als auch bei Anlegung neuer Städte oder Umschaffung

der alten die Zahl

der Einwohner zu vermehre« und

städtische Gewerbe auszubreiten.

Das Land wurde nun

durch neuen Fleiß und vergrößerte Betriebsamkeit der Einwohner, durch verbesserte Cultur, durch neue Sitte», neue Gewohnheiten und neue Gesetze allmählig gänzlich

an) Ann. coaevi Dan. ad A. iigß in Langeb, T. IIst P. 262. Arnold Lub, 1, VI. c. g. iv.

Aus den Morästen und Wüsteneien stiegen

umgebildet.

blühende Dörfer und nahrhafte Städte empor und mit

landesväterlicher Fürsorge

waren die

Fürsten

auf da«

Wachsthum des Wohlstandes ihrer Einwohner und auf die Sicherheit und Ruhe ihres Landes bedacht. Als der Fürst Jaromar von Rügen die Stadt seit i^og.

Stralsund anlegte, so besorgten die Fürsten, daß diese

Festung nicht ngr zur Erhaltung des Landes Bahrt,

welches die Rügier ihrem Vater weggcnommen hatten, sondern auch,

wenn diese von da öftere

Streifzüge in

ihr Land wagten, zu einem stchcrn Zufluchtsorte dienlich

sein könnte. Eben so gegründet war ihre Desorqniß, daß dem mächtigen Könige von Dännemark bei seinem unablässigen Streben, sich die pommerschen Länder um

terwürfig zu machen, von der Seite dieser Stadt her das Eindringen in ihre Länder erleichtert werde» möchte,

um so mehr er sich schon die rügischen Länder unrenvorr

fen hatte und der König Waldemar II. vom Glücke begünstigt wurde.

Diesen Uebeln zuvorzukommm, eilten

sie das Emporkommen der neuen Stadt zu verhindern. Sie zogen vor S t r a l su.n d und da die Stadt noch keine Mauern, sondern nur Gräben und Wälle hatte,

so 6c
D. i- zwischea 6 — 6 gl. als 1235 die Stabt Preuz, l oro n. 102. 1240 die Stadt Garz n. 126., is6^ die Stadt Golluow n. 452. t) n. 157. Die Stadt Greifswald« mußte quindecim xnarchas denariorum penfionis nomine et preierea tinum de qualibet area ibidem denarium in fignum proprietatis fundi dem Kloster Eldena bezahlen. 1249. *1. 196.

O) 126t. n. 341. in censu mansorum civitatis nofirae Steiin — Census arealis hereditatum — PoNIM. Saml. 2. 3. H. S, 287. Ta Ilia, quee Suüth (Schoß) vu/gari sermone nuncupatur.

ag3

A.B. Das Kloster Pudagla sollte von den g Hu,

fen des Dorfes Palsyn jährlich 3 Drömr Roggen, 3 Drömt Gerste und 3 DrSmk Hafer, i Top oder Bund Flachs und von jedem Kathen 3 Hühner er,

halten, x) s) Der Zehnte war nach Einführung der christlichen Religion in Pommern üblich.

Bei der Stiftung

des BisthumS CaminS wurde verordnet, daß aus

ganz Pommern bis an den Leba Fluß von jeder Hufe

2 Scheffel Korn

und

2 D.

und

der iotc

Theil dec Einkünfte aus den Krügen bezahlt werden sollte, y)

Der Zehnte war enttveder der größere

oder kleinere

(mintor,

minuta,

schmale);

jener

wurde von dem jährlichen Zuwachse der Früchte ge,

geben, dieser von dem jährlichen Zuwachse des Die,

hes als Kälber,

Schweine,

Schaafe, Ganse. -)

Der Zehnte wurde auf folgende Weise eingefordert: wenn das Korn in Mandeln oder Stiegen auf dem Felde stand, so zeichnete der Bote der Geistlichen die, jenige zehnte Mandel oder Stiege, welche er haben wollte.

Diese mußten zuerst etngefahren und ausge,

droschen werden.

Diejenigen, welche den Zehnten frei

gespeiset.

Spreu und Stroh behielt der Landmann.

Ausser,

zeichneten und einsoderten,

wurden

dem wurde noch etwas am Gelde gefordert und der Schulze, welcher es einfoderke und auf seine eigene

x) 1239. n. 123. y) Dr, n. i.

z) 1242 Drr n. 143.

2g4

Verantwortung nach Camin bringen mußte,

hatte

dafür die 4te Hufe frei, a) Die Slaven mußten mehr an die Bischöfe geben

als die Deutschen. ponn.tza

Man nannte diese Abgabe Bisco-

(Bischofsjins ,

collecluta

Slavorum,

census) sic mußten dem Bischöfe von einer Hakenhufe 6 denarios, dem caminschen Capitel i lolidum und dem cotbergischen Capitel

Vergleiche Barnims I

auch

1 geben, nach dem

mit dem Bischof Hermann

und den beiden Capiteln zu Camin und Colberg wer gen des Zehnten, b)

und eben so auch schon

1221 in

den» Vergleiche des Fürsten Witzlav mit dem Bischöfe zu Schwerin wegen der Bischofs : Zehnten. Wenn die Slaven ihre'Lecker den Deutschen abtreten würben, so soll en die Demschen nur den dritten Theil, die Slaven

aber, welche neben den Deutschen wohnten, den ganzen Sehnten und wenn die Deutschen vertrieben und die Slar ven das Land wieder in Besitz nehmen würden, so sollte

der ganze bischöfliche Zins wieder bezahlt werden, c) So wie die Abgaben der Slaven an die Geistlichen größer

waren, so waren die Abgaben

am Gelde und besondere

Naturalien voi» Feldfrüchten,

Vieh, Honig re. re. und

Dienstleistungen in Rücksicht des Fürsten sehr drückend, d)

») Im migedr. Dreg. cod. n. 483. und 547b) 1275, n. 485. 6) n. 55-

d) Man erstaunt über den Druck derselben und empfindet

in der That Mitleide» mit ihnen. Di« den Klistern geschenkten Güter wurden in der Regel von allen den

Abgaben befreiet: que in Pomerania noitro dominio

Der Dienstleistungen gab es sehr viele. Fuhren zu Wasser und zu Lande, e) Pferde jur Fortschassrmg des Bllchofs, Dienstleistungen bei Hauser-, Städte-, Drü­ cken, und Festungsbau, — das Eis im Winter auf den Strömen aufjuhauen, *) Landesvertheibigung, f) von welcher die Geistlichen gar nicht frei waren, wenn ihnen gleich bisweilen die besondere Begünstigung zugestanden

dinoscuntur pertinere (ober ab omni jure Slavico live Pomeranico) utpote : ab Opole, a Privod, a Povoz, a Vivuz, a s. lutione bovis et vacce, ab urna mellis, a simila ( vielleicht Semmel) a Naraz (heißt ein Schwein, das jeder Bauer jährlich der Landesherr­ schaft geben mußte, abet bisweilen wird noch besondera porco hinzugesetzt, es muß also noch etwas anderes darunter verstanden worden fein, bisweilen war es auch wol eine Geldabgabe) a Po vor, a Podvorove, (Hof yut) Frohndleuste) a Mo/tiie, a Strosa, ab Oszep, a Gaztitna, a Poradlne, (Acker- Uttd Pstugdkenste) a lohitione srumenti, a conductu farine et farina, a canibus (caniductoribus) et ab equis, a citatione castri, a custodia civitatum ct caßrorum, a caßrorum ilve pontimn edificatione, a Targove, falconcm non cnftodiant nec solvant ab eo, qui Stanonic vcl St roseny dicitur, quod ncc recipiant, nec ducant, nec tentorium ducis ducant ad expeditiouem. Dr. n. 6, 569. 391. 752. 856-

e) 1172. 11. 6, arengae, pararengac live angariae, pcrangariae Frohnbienste, Paßfuhren II. 255.

*) 1278 im uugedr. Dreg. cod. n. 574. a glaciei section«.

f) Servicium , quod Borchwcri dicitur n. 69. , pub­ lica cxpeditio, Landfolge n. 110 jus Herskeil ißb. Herschilt 263. gemeines Aufgebot, DLU^vere 190.

296 wurde, daß sie nur bann die Heeresfolge leisten sollten, wenn der Feind in ihren Distrikt einfiel. g) Die Eintreibung der Abgaben geschah durch Herr, fchafliiche Bolen (Nuntien) oder auf den Dörfern durch den Schulzen, im Weigerungsfälle aber durch die Advora, tcn und Bebeilen (Pedellen), h) Münzver, Die Münzgerechtlgkeit war ein Regale und es gab faßung. verschiedene Münzstädte, in welchen für einen gewissen

District des Landes hie Münzen geprägt wurden. *) Diese Münzgerechtigkeit verpachteten, verpfändeten, ven schenkten und verkauften die Fürsten. Münzstäbte korm men in den Urkunden vor: ia4o Stettin i) Ucfe, Hom k) und Pyritz, 1) is>56 Anclam, m) 1268 Ca, mitt, n) Treptow an der Rega, **) 1292 Dem, Mtn. o) Von Münzmeistern kommen vor Conrad zu

g) 1172

6.

h) n. 152. 278«

•) Die» erhellet aus der Urkunde Dr. 360. 1263.

i) n, 128. 131. k) n. 15t,

l) e — von ocken: vermehren — wegen ihres vermehrten Gewichts, denn 4 gingen auf einen Schilling, x)

p) 1256. n. 2g2.

q) 1248. n. 187.

,r) 1263. n. 356.

,) Anfangs war das Gel- »och sehr selten, -ah» bei Cole berg van einem jede» Wagen r D. und ei» Brvdt Brüekenioll gegeben wurde- Dr." n. 3. 4.

t) Einige von ihnen rühre» noch aus dem 10. und uten Jahrh her, man findet darauf die Figur eine- Greise« »der Greifenklaue; sie sind »0» sehr feinem Silber »4. 15. und 16 lithig. Gadebusch pomm. Samml. i H. n) Dr. n. 3. 4.

x) Reichenbachs Beitr. 1, Kennt», d. schw. Pomm. S St.

agS Schillinge (Midi)

und Marken (marcae)

wann Jseal: Zahl: oder Rechnungsmünzen; sie bienten den höhen, Werth einer Sache zu berechnen. ling

beiranb aus

12 Pfennigen,

und

Ein S ch i 11 16 Schillinge

ober 192 D. machten eine Mark (16 Loth) aus. Marken wutben

entweder

genannt

Die

von reinem Silber

(pun examinati argenti) wenn die Pfennige aus rei­ nem Silber geschlagen waren, oder Mark löthigen Sil­

bers , wenn man bei den Pfennigen Kupfer zum Zusatz

nahm, und beim Ausmünzen und in Zahlung nach den

darin enthaltenen Lothen des Silbers rechnete, z)

Die

Marken wurden noch auf andere Art unterschieden. Mark slavische ober wendische D., suedische D.

Diese Pfenni­

ge wurden nach Pfunden ober Talenten berechnet, welche im Anfänge den Marken gleich

waren.

a)

Man

steckte so viele Pfennige als auf 1 Mark oder Pfund gingen, in ein Tuch oder Tüte und gab sie ungezählt —

so groß war damals das gegenseitige Zutrauen! — zur Zahlung hin. b)

Man findet auch fremder Münzsorten

S- 6. — Ihr Münzfuß war 4! Mark aus der Mark sein. Gesterdings pomm. Mag. 6 Th- S. 9. Sravenhag. Gesch. Ankl. S- 352-

z) 1168. n. 4. deceni marce de taberna. Dem Kloster Colbatz wurden die Güter Clebow und Woltiu pro centum maroarum podaciis überlasten n. 33. duas rnarcas denariorum n. 235. Von 6en Marke» wer­ den Fertones, Dierdiage, der 4te Theil einer Mark häufig angeführt, n. 102. 126. 34t. 452. a) 6 tatenta denariorum. n. 341. b) Schwallenberg«

ungedr. Gesch. i Th. E. 6i.

Chron. Friedeborns

Stett.

erwähnt, z. V. , >5g (Dr. n. 3.) 2 Pfennige polnischer Münze und >245 wurde vom Barnim L verordnet,

daß die Stadt Stargard jährlich 4o Mark brandenburgisch Silber geben sollte. (Dr. n. 1.571.) Durch die Aufnahme der Deutschen in die alten Verfassung Städte und durch die Erbauung neuer Städte von deutschen Colonisten bekamen die pommerjchen Städte eine ganz andere Verfassung und eine Municipal« pommerschcn

Einrichtung;

sie waren entweder mit dem lübeckschen

oder magdeburgischem Rechte bewidmet, nach wel«

chem alle bürgerlichen Handlungen beurtheilt und cntschieden werden sollten. In zweifelhaften Fällen wandten sich die Städte magdeburgischen Rechts an die Stadt Stet« tin, c) die des lübeckschen Rechts aber nach Greifs« Walde, d) Die Familien oder Personen, grißtentheils adelichen

Geschlechts, welchen die Erbauung oder Einrichtung einer Stadt nach deutscher Versassung aufgetragen wurde, wa« reit gewöhnlich auch die Magiffratspersonen, und wurde» die patricsschen Geschlechter, auS welchen in der Folge vorzüglich der Magistrat erwählt wurde; zu diesen Wur­ den ohne Zweifel aus den angesehensten und erfahrenste» Bürgern noch einige hinzugesügt. Die Rathsherrn hie­ ßen consules, e) und die Bürgermeister proconsules» Sie hatten das Recht Stadtgesehe

und Verordnungen

(statuta) zu machen, welche die Polizei und oeconomi-

c) Dr. n. 422. d) n 265.

e) 1257 rr. 292. consules civitatis Colbcrg. I260 n. 371, 1261. n* 359. consules et commune civitatis Colberg;

5oe schc Angelegenheiten betrafen, denn die Gerichtsbarkeit

behielten sich anfänglich die Fürsten noch vor und ließen fe durch ihre Vögle verwalten, k) In den Städten, welche mit dem magdeburgischen

Rechte bewldmet waren, wurden die Innungen (Zünfte)

eingeführt, z. D. Stettin haue dies Recht und so er, hielt es Pyritz g) und Gsllnow. h) Wenn auch statt des bisher magdeburgischen Rechts das lübccksche eingeführt wurde, wie in Stargard, so blieb doch dar Recht der Innung üblich, i)

Die Städte wurden zur Aufnahme der Gewerbe mit wichtigen Vorrechten begnadigt. Der Landesherr gab ihnen das Recht, Rathhäuscr (theatra) und Fleischbänke zu erbaueir. k) Zu ihrer Erhaltung erhielten die Städte

bei ihrer Anlage oder neuen Einrichtung Accker, Wiesen, Wälder, Fischereien^ Jagden, Antheile an den Gerichts, und Strafgelder» und andere Einkünfte.

Die Einwohner nahmen theils von den Oertern, wo,

f) Z. B der-Bischof voll C a m i tt bei Stiftung der Stadt CisliN. 1266. n. 392: nobis advocationem et judicium cum omni juiis plenitudine refervamus, preter terciam partem, yte ad usus 'civitatis volumus pertinere. g) 1263. n. 359.

h) 126g. n. 422. jus, quod teutunice Inninge appella« tur. i) Schwarz Pomm. und Rüg. Iustt'zhist S. 37.

k) J. B Garz 1340. £010 n. 164.

126. Stettin 1245. theatruni in

3oi

her sie gekommen waren, theils von ihren Gewerben, theils anders woher ihre erblichen Zunamen an. 1) Im 13. Jahrhunderte finden sich die ersten Spure», Jude», daß sich die Juden in Pommern eingefunden und ni dcm vierten so

nabe heran, daß er die Mauern erreichen konnte.

erstieg man die Mauern,

Schon

aber die Pommern wibet franz

den mit der größten Tapferkeit.

Doch verlangten sie endz

lich unter der Bedingung, daß sie mit allem dem Jari-

gen die Stadt verlassen

durfte»,

dm Frieden.

Die-

schlug ihnen Do les laus ab, und da er ihnen nicht ein# mal einen Waffenstill,rano auf einige Tage zugestehn woll­

te, so übergaben sie voll Verzweifelung, nachdem sie sich

nur das Leben ausbedungen hatten, die Stadt und ihren Herzog Swantepolk, weicher 1120 in der Gefangen­ schaft gestorben sein soll, b)

Dogis lav,

von dem die polnischen Schriftsteller

schweigen, scheint den Frieden gesucht und erhallen zu ha­

ben, sobald sein Bruder in die Gefangenschaft gerathen war;

unter der Bedingung eines lährlichen Tributs soll

ihm Doleslaus

die Oerter wieder abgetreten haben,

die fein Bruder verloren hatte.

Mit den Fürsten Sla-

viens gerieth er wegen seines Bruders Swantepolk«

Erbichaft in einen Streit, weil diese als nahe Verwandte

nnterben wollten.



Bog iS lav

soll auch de» Ort

Pauhkerwick bei Danzig erobert haben, c)

b) Crom. 1. V. S 84- 85* 0 Schwallenbetgs uilgedr. Chron. N2

Die Schwächung Polens durch die Theilung unter

Bo le 6 laus III. Söhne und die darauf erfolgten Fa/

milien - Kriege

verschaften

dem

Herzoge

Bogislav

i i5o gestorben

Er soll

Ruhe von Seiten der Polen.

Ihm folgte sein Sohn Zubislav I« in der Re/

sein.

gierung.

Z u b i s l a v I.

bis

1178.

Dieser wird für den ersten christlichen Regenten in Pomerellen gehalten, welcher das Christenthum über/

all mit Vertilgung des Götzendienstes einführte und 1170 die Cistercienser / Abtei Oliva stiftete, d)

Durch den Beistand, welchen er den slavischen $ilr/ T165.

sten in dem sächsisch / dänischen Kriege

leistete,

zog er

sich des Königs Waldemar I. Feind,eligkeiten zu.

ser unternahm einen Zug Küste und legte

Burg an ;

nach

der

Die,

pomerellischen

an dem Ausflusse der Weichsel eine

aber Zubislav bemächtigte sich nach Wal/

demars Rückzüge derselben, und setzte sie in ernen bes/ fern Vertheidigungsstand.

Zwei

Meilen

von Danzig

d) Chronic. Olivenf. in beit letzten: Jahren seines Lebens hielt er sich gröhtentheils im Kloster Oliva auf, in welchem sich noch fein Dildniß befindet mit der In, schrift: Illrrmut, Princeps Dux. Pomeranörum. Suhislaus Senior. Cum prim um in ter duces Hdem catholicam suscepislet, hanc Olivam. —* S Bernardo obtulit et dedicavit Ao. 1170. Unter bett Bildnistell der pvmerellischen Herjvge, welche aus den Olivischerr Denkmälern sich in dem ersten Theile des Dregerschen Cod. dipl. Berlin 1708 fi den, ist es daS erste. Böh­ me ublerv. VII. ad. Tom. I. acior. pac, Olivens

legte er das Schloß Zoba an, wo er gemeiniglich seinen (Zoba)

Hof hielt, e)

In seinen Urkunden nannte zu Danzig;

er sich einen Fürsten

er starb 1178 noch vor dem April und

hin.'e.lteß 2 Söhne Sambor und Mestwin I.

Der

ältere Sambor folgte dem Vater in der Regierung nach und der längste wurde mit einem Distrikte und mit Gü, tern abgcfunden. Sambor

1207.

bis

In dem ersten Jahre seiner Regierung beschenkte er das Kloster Oliva mit 7 Dörfern, den Zöllen und Schenken,

den Zehnten von

Fischereien und Vieh,

wie

auch mit der freien Fischerei in der Ostsee und dem fri­ schen Haffe und Befreiung von allen Zöllen in seinem ganzen Lande und vom Heerzuge.

In dieser Urkunde

nennt sich Sam bot einen Fürsten der Pommern und einen Herrn des Schlosses Danzig, Urkunde halte ansfcrtigcn lassen.

in welchem er diese

Er erwähnt, daß auf

seinen ihm durch die väterliche Erbschaft zugefallenen De, sihungen das Kloster Oliva erbauet worden sei. s)

In

c) Nach Schwalleitbergs Thron. s) Diese Urk. ist zu Danzig de» 17. März 1178 au-gestellt und in (Berkens) gründlicher Nachricht von den Her­ zogen von Pommern danziger Linie Berl. 1774. S. 25. 26 aus einem copiario des Oliv. Klost. im Berl. Ar­ chiv zuerst abgedruckt worden. Es ist merkwürdig, daß

Sambor nicht seine» Vater als den Stifter seines Klosters nennt; sondern bloß sagt: ne vlris religiofis C)fiere. Ord., quoi Dei pietas collocavit in loco, giri Olyva dicitur, confiructo in m ea

O

1o

dieser Urkunde zeigt er sich als einen freie»,

unabhängig

gen Fürsten und doch soll er nach den polnischen Schrift/

steiler« g) ein Neffe (nach einigen ein Sonn) eines ger wissen Siro, b) gewesen und von dem Herzoge Casi,

mir zum Statthalter in der Danziger Mark gesetzt worden sein, nachdem er seinen älter» Bruder Mi»cis/

1 a v von der Regierung verdrängt und die Pommern sich seiner Herrschaft unterworfen hatten.

Schon dem polni/

schcn Geschichtschreiber Cromer fiel

diese Verwirrung

auf,

welche

in den

ältern polnischen Geschichtbüchcyr

herrscht, auch sucht derselbe einen ariabnischen Faden- um

propria possesHone, que mihi evenit clo paterna hereditate — war vielleicht da- Klöster schon vor dem Znbislav gestiftet worden, und war die, ser etwa nur der rweite Stifter? dies scheint eine Stelle in des Herzog« Swantepolk Urk. v. I irzZ (i»

Dertheid. der Rechte des Königs v. Pr. auf den Hafen

und Zoll der Weichsel), in welcher das -Kloster Oliva locus fepulture parentuni noltrorum weNN W#ll anders, wie diese Bedeutung in dem mittlern Latein sehr gewönlich ist, unter parcntes nicht genau die El, lern, sondern vielmehr Vorfahren verstehn muß, zu bestätige».

g) Kadlubko 1. IV. ad A. 1178 UNd p. 55. Gedani

1749- Boguphalap. Sommersb. T. II. p. 46« Crom. 1. VI". p. 110. h) Zira oder Ziroslaus : Cromes meint, dliß dUkch ttt nett Schreibfehler de« Mestwins und Sambors Vater Aobeslav statt Ziroslav beim Kadlubko und Dluglvß ge/ lesen werde.

sich aus diesem Labyrinthe von Widersprüchen herauszu# wickeln, wiewol es ihm nicht ganz gelang, i) Die Uneinigkeit, welche zwischen den pottterefft# sch en und slavischen Fürsten geherrscht hakte, seitdem Bogiolav Herzog von Po§n eres len sich seines Brn# ders Swantepolks Gebiet allein bemächtigt hatte, wurde seit der Zett noch vergrößert, ass fehlere sich und ihr Land dem deutschen Reiche unterwarfen und durch Emsührung deutscher Cofonisten, Gesetze, Rechte, Site tat und Sprache sich und ihre Unterthanen allmähfig in Deutsche verwandelten. Viele bedrängte und aus ihren Wohnsitzen vertriebene Slaven wanderten in "das Gebiet der pomerelfischen Fürsten, weil sich diese an die Polen näher anschlossen, und ihre vaterländische Sprache, Kleidung und Sitten behielten. Um diese Zeit scheint sich Sambor, vielleicht als sich die slavischen Fürsten durch den Krieg so sehr geschwächt hatten, den Distrier von Slavien zwischen der Leba mib Grabow unter# werfen zu haben. Dieser Fürst nahm nach dem Beispiele der slavischen Fürsten den herzoglichen Titel an und erbauete nach ih# rem Beispiele zur Bevölkerung seines Landes verschiedene Städte Schlochow, Könitz, Schlupitz, Dir# svw, Mewe. k) Seine Tochter Adelheid verheirathete er mit dem Herzoge von Polen Doleslaus dem Kahlen, allem. i) Cromer p. ITO. Rang. orig. Pom. p. 56. 57. (Ger# ken-) gründliche Nachricht von den Herz. v. P. Danz. Lin. S. 20 — 37. Allgem. Weltgesch. 52 Th. S> 244 -45-

k) Nach Engelbrechts ungedr. Geneal.

da sie die Concubinen, welche der Fürst hielt, nicht buk den wollte, |o verließ sie ihren Gemahl und kam zu Fuß nach Pomerellen zurück.

Unter seiner Regierung lebte um ng8 ein gewisser Grimislav aus dem fürstlichen Stamme, 1) welcher die Distrikte Stargard und Schweh nebst dem Schlosse Wisst oke und andern Ländereien belaß, und mehrere Lan.' deohoheltsrechte als das Münzrecht ausüble. Dieser schenkte btm Johanniter •. Kloster das Schloß Starr gardan der Verse, nebst dem dazu gehörigen Districte tmb andere Güter, und befreiere die Bewohner von al, len Abgaben und Diensten, welche sie dem Fürsten zu leisten verpflichtet waren. In seinem Lande befand sich eine Handelsstraße von Danzig nach Stargard, welche nach ihm die Grimisl«wische Heerstraße ge« nannt wurde, vermuthlich weil er sie angelegt hatte. Diese seine Besitzungen besaß er von seinen Urahnherrn erblich, ni) Der Herzog Sambor starb 1207 und hinterließ einen Sühn

1) Die Urk steht im 1 Th. bet Dreg. eod. p. 5g. — Gr i mi -lav nennt sich selbst «num de principibus Pomeranie. Mestwin trausnmirtt und bestätigte 1291 diese Schenkung nnd nennt darin den Trimislav Herzog von Pommern. in) De propria hereditate mea ab avis et atavis weis mihi rclicta — also hatten pommersche Fürsten doch hier uralte Crbländer. Wie stimmt dies mit dem be, rannten Dorgeben der polnischen Schriftsteller überein?

513

Zubi slav

II.

Welcher nur durch seine große Freigebigkeit

gegen

da»

Kloster Oliva n) besannt ist und nach einer kurzen Re/ gierung jung und ohne Erben starb;

o)

daher folgte

ihm sein Vaierbruder

M e st w i n

I.

Ein friedfertiger und andächtiger Fürst, dessen über/

große Freigebigkeit die olivische Chronik sehr rühmt,

so

wie er dem Kloster Sukow den dritten Theil an dem

Zolle in der Stadt Danzig Hebung ertheilte.

und

1209.

4o Mark jährliche

In der deshalb ertheilten Urkunde p)

nennt er sich einen Fürsten in Danzig und erwähnt

die Einwilligung seiner

4 Söhne zu Danzig.

Er

scheint die Regierung früh seinen Söhnen übergeben und

sich mit dem Distrikte an der Secküste begnügt zu haben. Seme Freigebigkeit bewog ihn vielleicht dem dänischen Könige Waldemar II. zu huldigen, als dieser auf ei/

nem Feldzuge nach Preußen das Schloß Danzig ein/

nahm, q)

Der König Waldemar setzte das Schloß

n) Chr. Oliv. t. lltf. des Herzogs Schwantepvlk v. I. «55o) Dies muß entweder im I. 1209 oder schon trog ge­

schehn sein, denn in dem erstern Jahre machte Meß, win schon eine Schenkung an das Kloster Sukow. P) Gralalh in dem Beitrage zur Geschichte des Lande»

Heia in der preußischen Lieferung.

Vol. 1. p. 763.

q) Annal. Danici in Langeb. fcript. rer. Danic. T. IT. P. 171. An. Ino. expeditio facta cst in Prnciam et Samland. Mistan (in andern Chroniken daselbst heißt

Iäio.

514 in einen bessern Stand und behielt es 17 Jahre. Auch zerstörte derselbe Nuwenburg in der Danziger Castel, lanei. Im Jahre 1211 wandte sich der Pabst Inno, renz III. wegen der Neubekehrten in Preußen, — wel, chen, wie der Pabst selbst anfüyrt, von einigen das Joch der Sklaverei aufgelegt wurde, wodurch die übrigen von der Annahme des Christenthums abgeschreckt wur, den, — an die Herzoge von Masovien und Pom* mein, um sie ihrem Schutze zu empfehlen. Nach den olivischen Klosternachrichten lehre er bis zum Jahre 4220, hinterließ 4 Söhne Swanrepolk, Wartislav, Samborund Ratibor, von welchen der älteste der Oberregent war; die andern 3 aber rra, len nachher in den deutschen Orden, welche mir einzeln nen Distrikten abgefunden wurden, von welchen sie sich schrieben, als: Sambor vom Schlosse Lynbesow r) und Ratibor vom Schlosse Belgard in Pomerel, leit, doch trugen sie weltliche Kleider und vermachten dem Orden ihre Ländereien, welches in der Folge zu großen Streitigkeiten mit Swavtepolk und Mestwin II. Gelegenheit gab.

er Mfzngo) Dux Poloniae factus eit homo, T. 1. p. 165. Miltwin dux Poloniae facius eft homo regis.

r) Dr. n 77, 1230 Samborius de Lynbefow. — Ratibotius dux de Belgard. Doch nennt sich t» dieser tlr, künde Sambor einen Fürsten in Pommern und 1255 in einer Urkunde, in welcher er der Stadt El, dinge» Zollfreihekt durch seine garre Herrschaft er, theilt, Herjvg »0» Pv-mmern Gerken rod. dipl. t.7. S. 125.

Swantepolk. Ein Fürst von hohem Geiste und kriegerischem Mui the. Schon bei Lebzeiten seines Vaters nennt er sich in einer Urkunde s) Herzog von ganz Pommern, als er dem Bischöfe von Camin Siegwin wegen einer ihm zugefügten Gewaltthätigkeit die Güter Zukow und Zi« vawa in der Castellanei Dirlow (bei Nügenwaldc) nebst dem loten Lachs von dem Lachsfange in der Sßip# per schenkte, und betragt sich als ein unabhängiger Fürst. Nach den polnischen Schriftstellern t) soll der Herzog von Pole» Lesko nm iso5 (nach Dlugoss um 1210) nach Pommern gekommen und auf die Beschwerde der Pommern, daß sie wegen der weiten Entfernung von dem Hoflagcr zu Cracau bei dem Fürsten nicht ohne großen Nachtheil ihr Recht suchen müßten, diesen Swanr tepolk, Mestwins Sohn, zum Statthalter über ganz Pommern gesetzt und »hm die höchste Gewalt und Ee/

$) Dr. n. 39. sie ist zwar 1205 batikt, aber einige vom Dreger in der Anm. i) angeführte Umstände machen es wahrscheinlich, daß vielleicht da- Wort decimo durch einen Schreibfehler ausgelassen worden und es 1215 hei» ßen müßte; eben dies scheint auch der Umstand, baß sein Vater in jener Sukowschen Urkunde (->. p.) vom I. 1209 ihn seinen Brüdern gleich setzt, ohne ihn beit einzigen Regenten von Pommern zu nenne», wie sich in dieser Urkunde Swantepolk selbst nennt, ru bestä­ tigen.

t) Kadlnbno Matth, de Cronier 1. Pol. 1. Vl.

p. 30. Bognph. p. 57. Dlug. 1. VI. p. 610. Michovia in chron Pol. 1. III. c 51. p. ßt. VII. p. 128. Joh. Herb, de Fulitin hist. p. 107.

516

ricktsbarkeit in den Statthalterschaften Danzig und Schwetz übertragen haben ; dafür hatte ee jihilicb 1000 Mark Silbers Zins in die herzogliche Kammer schicken müssen. Eben dreien Swantepolk Ichlidern sie als «inen Rebellen und Meuchelmörder des Lesko. Er soll «IS sein Schwager WladrSlav Herzog von Großpor len mit seinem Verstände glücklich war und sich vieler Städle bemächtigte, lowol im Vertrauen auf diese Ver/ -indung, als auch auf seme große Macht zu Wasser und zu Lande und auf die Grinst seiner Unterthanen von dem Herzoge Lesko verlangt haben, ihm und seinen Nachfolgern den Titel eines Herzogs zu ertheilen, lot dann Casimir denselben dem Herzoge Bogislav eie «em polnischen Statthalter in Cassuben gegeben hätte. Lesko schlug sein Verlangen ab und Swanrepolk versagte ihm Unterwürfigkeit und Tribut. Aber die pom, merschen Jahrbücher wissen von einer solchen Abhängige ftit nichts, welche auch wider die Urkunden streiket, u) Lesko federte freilich Tribut und die Lehnspflicht, woe

u) (Gerkens) grüiidl. Nacht. S rg — 36. Hanov. i« dem Verhöre der Beschuldigungen Swantepolks in der preuß. Sammt. B. Hl. Th. 2. n 45. Und waren die pomerell. Fürsten wirklich so abhängig von den Herren von Polen, als sie die polnischen Schriftsteller machen, wie kommt es dann, das« das Kloster Oliva sich die von den pomerell. Fürsten geschenkten Güter von den Her, logen von Polen nie hat bestätigen lasse», da doch, wie bekannt, die Mönche bei solchen Streitigkeiten über den Besitz einer Gegend, in welchen sie Güter hatte», gewöhnlich von allen streitenden Partheien sich die ®u< ter bestätigen ließen und doch sind dergleichen Urkunden, das Kloster Oliva betreffend, nicht vorhanden?

zu aber Swantepolk nicht verpflichtet zu sein glaubte. Lesko nahm zur Erreichung seiner Abflcht zur List seine Zuflucht und federte Swantepolk als einen Vasallen aus den Reichstag nach Gan so w, um ihn entweder aus dem Wege zu raumen oder mit Gewalt zu zwingen, in die vorgeschlagenen Punkte einzuwlttlgen. Sw ante/ polk stellte sich, als wollte er erscheinen und schickte tu nige seiner Diener zur Bestellung der Herberge voran, oder vielmehr, um die eigentlichen Anschläge x) der Po­ len auszufoi sehen. Durch diese erfuhr er, daß Lesko mit dem Herzoge Heinrich zu Breslau und andere vornehme Weltliche und Geistliche ganz sicher wären. Plötzlich brach er mit der Armee auf, überfiel sie, und wie er erfuhr, daß sich Lesko im Bade befände, so eilre am 19. er dahin; aber Lesko von oes Ankunft des Feindes benachrichcrgt, entfloh eiligst mit Wenigen. Swaurepolk höhlte ihn eut und tödtete ihn nach einer murh gen Gegenwehr bei dem Dorfe Marczinskova (Meisekow). Den Herzog Heinrich von Breslau, welcher verwundet niederstürzte, rettete nur die edle That eines seiner Ho^.emr, welcher ihn mit seinem Körper bedeckte und — dutchbore wurde. Seit dieser Zeit behauptete Swantepolk seine Nnabhäng'gkeit und entriß den Dä­ nen die Stadt und Bmg Danzig. Mir Hülfe der Preußen fiel er in Ma so v ine em und richtete große Derwü.mngen an.

x) Man batte beschlossen, mit vereinigter Macht den Herzog WladiStav Spucker im Schlosse Rakel zu belagern. y) Croni. 1. VII. p. 152. 153, Kanzov. EicJifi. ep. annal, ad a. 1227.

518 Seinem Schwager Wladislav (Spucker) stand

iSLg-

er gegen den Wladislav (Schmalbein) mit einer solchen Macht und mit so großem Glücke bei, daß dlesev

nach Ratibor entweichen mußte,

und Wladislav

Spucker einziger Herzog von Großpolen wurde.

Die Bemühungen des Herzogs Swantepolk, der eben so wie der Herzog Conrad von Masovine seine

eroberungssüchtigen Absichten unter dem vorgegebenen Eifer zu verbergen suchte,

die heidnischen Preußen zu be,

kehren, zogen ihm verheerende Einfälle in sein Land zu,

da die Neubekehrten, welche er unter feine Herrschaft zu ziehen und zu bedrücken strebte, sich mit ihren heidni,

scheu

Landsleuten vereinigten.

Das Kloster Oliva,

aus welchem wahrscheinlich Missionarien zu ihnen gekom, Men waren, empfand vorzüglich die Wuth der Preu, Len; sogar wurden einmal alle Brüder nach Danzig

sortgeschleppt und ermordet, z) im»,

Aehnliche Verwüstungen

erlitt Masoviezr und das culmische Gebiet.

Vergeblich

wurde zu ihrer Bändigung ein Kreuzzug *) veranstaltet; vergeblich war die Hülfe, welche man von den Johan­

niter t Rittern und den liefländischen Schwerdtbrüdern zu ihrer Bezwingung erwartet hatte, denen man in die­

ser Gegend reichliche Gelchenke machte.

Ein mächtigerer

Beistand mußte gesucht werden, und diesen glaubte man

z) Chron. Oliv. •) Aus einem pLbstlichen Breve an de« Bischof Christian,

worin die Kreutfahrer erinnert werden, nicht ihren ei­ gene« Vortheil, sondern Bekehrung der Ungläubigen zu suchen, lernt man die Nationen kennen, welche an die, fern Kreuzzuge Antheil nahmen, lind unter diesen waren ind beredete nach den polnilchen Schriftstellern so/ gar die neudekehrten Preußen, die christliche Religion wieder fahren zu lassen, weiche sie angenommen hatten, e)

Die Preußen ergriffen die Waffen zu einer Zeit, als der Orden durch eine blutige Niederlage bei Lieg/ n i h sehr entkräftet zu sein schreit; sie eroberten alle Fe/ ftungcn biS aufDalga und Elbingen. Den Swan/ tepolk erwählten sie zu ihrem Feldherrn, welcher alle

Preußen au ihn als der Landmeister aus seine Vorstel­ lungen nicht achtete, so saubre er mit den Abgeordneten der Preußen Gesandt« nach Rom, um ihre Klage beim Pabste »u unterstützen. Aber in Rom, wo der Orden damals im größten Ansehn stand und der Pabst sich eine Art von Leibwache und selbst seine Kämmerer aus dem deutschen Orden erwählt hatte, sand der Prokurator des Ordens mehr Gehör, als dir Kläger. e) In dem Vergleiche, welchen Gwantepolk unter Der/ Mittelung des päbstlichen Gesandten Johann, Archi, diacon zu Lüttich *»48 mit dem deutschen Orden stift Erster rhM. £

1241.

322 Passagen zu Lande und aus den Flüssen besetzte und alle dle auffing und tödtetr, welche

zu der Parthei der Or­

densritter gehörten und entweder nach Preußen reisen oder

von da entflieh» wollten.

Darauf brach er mit den Preu­

ßen ins Cul mische Gebiet, ein,

verheerte alles durch

Feuer und Schwerdt und tddtcle oder führte an 4ooo Dort blieben den Rit­

Meirichen in die Gefangenlchaft. tern nur die Schlösser Thorn,

Culm und Reh in

übrig, die er nicht erobern konnte.

Der Orden wandle

sich an den Pabst Innocenz IV. und bat um Beistand

gegen

den

Swantepolk.

Der päbstliche NunciuS

Wilhelm von Modena bemühcte sich vergeblich einen Vergleich zu stiften.

Der Ordensmarschall Dietrich

von Bernheim berief die Ritter zusammen und man

beschloß,

da die vereinigte Macht der Preußen und

Pommern ihnen zu überlegen war, nur die Festungen

zu

vertheidigen

und

gelegentlich

Länder wieder zu verwüsten.

des SwaNtepolks

In der Nahe lag das po-

merellische Schloß Zartowicz an der Weichsel,

in

welchem, da es von Natur und durch die Kunst fest war,

Swantepolk seinen Schatz hatte.

In einer Dccem-

aMssDec-ber Nacht wagte sich Dietrich mit 4 Rittern und a4

Knechten an die Festung, erstieg sie, so ritterlich sich auch

tete, heißt es: Ego Suantopolcus promitto fidel her et obligo ine meosq. heredes coram Arcludiac'ono, quod numquam de cetero cum neopli>tia Prutenis Xieque-cum paganis circa ipfos Fratres domus Thcutonice vel qnoscunque alios Chriftianos ero confederatus nec eosdem Neophitos ab eoruudem fratutrn dominio, amore vel auxilio fubtrahere ptocutabo.

Dr. e. 184.

5a5 5o Edelleute mit ihren Soldaten wehrten, erbeutete den

Schatz und legte eine Besatzung hinein.

Swantepolk

flog schnell mit einem Heere herbei, bestürmte das Schloß, wiewol vergeblich, ließ einen Theil seines Heeres z u Dlo, ckade zurück und zog mit einem andern Theile des Heeres

über die gefrorne Weichsel ms Culmer Gebiet, um neue Verwüstungen anzurichten.

Dietrrch mit des Herzogs

Conrads Sohne Casimir begegnete ihm und schlug Swantepolks größeres Heer

mtt einem Ve.lüste von

900 Mann (nach Lucas David von 400 Rosien) in die-Frumt.

Jetzt fielen die Sieger, mit welchen sich auch

Swantepolks Schwestersohn von Großpolen verband,

Przemislav Herzog

um sich wegen Swante-

polks Unqerech rgker en zu rachen, in sein Land.

Po­

were! len wurde nun oer Schauplatz de». Verwüstungen, die Stadt Wlssegrod erobert und

das

wiederecoberte

Nakel dem Przemislav zurück-gegeben.

Oliva wurde

in den Brand

gesteckt

Das Kloster

und geplündert.

Man drohete sogar der Sradr Danzig, wenn sie sich dem

Orden nicht ergeben würde.

polk,

Jetzt erst schloß Swanre-

(am Ende deö Jahres ia4a ode^ im An ränge

1245) der das äußerste befürchtete,

durch Vermittelung

des päbstlichen Nuncius einen Frieden: sein Sohn Mestwin und 2 andere angesehene Männer Gras Veit von

Neuenburg

und

Weimar

Burggraf zu Danzig

wurden den Ordensrittern als Geißeln übergeben und die

Gefangenen von beiden Seiten losgelassen.

Swanre-

po lk verpflichtete sich eidlich und schriftlich,

die abgtssql-

lknen Preußen der Herrschaft des Ordens wieder zu un­

terwerfen

und dieser

versprach dagegen,

die

Preußen-

nicht zu bedrücken, und ohne Swantepolk um Rath

gefragt zu haben,

keinen Krieg gegen sie anzufangen.

Swantepolk gab alle eroberte Festungen zurück, aber

X 2

524 der

Orden wollte

dem Swantepolk so wenig das

Schloß Zartowih als die Geißeln ansliefern, daher der Friede von kurzer Dauer war.

Dieser Friedensbruch

gab dem Swantepolk das Sckwerdt in die Hand.

Er

rief seine Vettern die slavischen Fürsten Wratislav III. und Barnim I?, den Fürsten Jaromar aus Rügen,

die Lttthauer und Preußen zu Hülfe,

drang in»

«ulmische Gebiet ein, verwüstete es lchrecklich, stand einen ganzen Tag vor der Stadt Culm in Schlachtorde

nung und zog sich nachher wieder zurück.

Die Ritter,

welche diese Verwüstung nicht verhindern konnten,

bee

schloffen, ihn wenigstens auf dem Rückzüge anzufallen und die Beute ihm wieder abzunchmen.

lern entstand eine Uneinigkeit.

Aber unter den Rit«

Der alte Marschall Dicke

rich, welcher einsah, daß ihre Macht der feindlichen nicht gewachsen wäre,

schlug vor,

wenn die Preußen und

Pommern über den Morast Rensen (Retzin) über/ geherr würden,

den Hmterlrnp anzugreixcn, wenn die

vorder»» noch im Moraste wären. diesen Vorschlag,

D:e Klägern billigte»«

nur der neue Marschal Derlewin

verwarf rhn, theils als ein Zcicher» der Feigheit,

»teil dann die Deure ilmen entgehen würde.

theils

Die jungen

murhlgen Ritter stimmten ihm bei und ein Angrif wurde beschlösse»».

Schon harre»» die Ritter den Slvantepolk

jenseit der Ofsa eingeholt, schoi» begann derAngrlf, aber

durch zu große Hitze zerstreuet ui»d in einen Hinterhalt

gelockt, wurden die Ritter gänzlich geschlagen und kaum

kamen 20 davon.

Ein anderer Haufe, welcher den Rirr

tern aus Thorn zu Hülfe kam, erfuhr ein gleiches Schicke

sal und Swantepolk kehrte frohlockend über diesen dop/ pelten Sieg mit großer Beule zurück. hat e eine Verrathcrei in Culm, seine Geißeln verwahrt wurden,

Swantepolk

wo auf dem Scklosse angespormen,

und die

Bürger durch große Versprechungen verleitet, dieselbe« ihm auszuliefern, aber die Verrärherri wurde entdeckt und die Gußcln deS Nachts heimlich nach Zarkowitz geführt, um von da weiter nach Oesterreich zur sicher» Verwahrung gebracht zu werden. Die Weiber vertheidige len in der Rüstung ihrer Männer die Stadt so tapfer, daß er die Belagerung aufheben mußte. Darauf ver­ sammelte Swantepolk aus seinem Lande 2000 auser­ lesene Streiter und rückte nach einer zweitägige» Verhee­ rung des culmischen Gebiets von neuem vor die Stadl Eulm. Mit Wuth wilrde er von seinen Feinden ange­ griffen und geschlagen und da sein Heer über die Weich­ sel entflieh» wollte, so ertranken viele in dem Flusse, die übrigen wurden niedcrgehauev und Swantepolk entkam nur mit wenigen Flüchtlingen. Darauf bestellte Swantepolk Mordbrenner, welche die Stadt Culm und Zarkowitz in den Brand stecken sollten ; er selbst that mit den Preußen einen verwüstende» Einfall in Cnjavie» , aufgebracht auf den Herzog Casimir, weil dieser mit den Rittern gemeinschaftliche Sache gegen ihn gemacht hatte. Der Orden flehte überall um Hülfe, aber Swantepolk, welcher die Forderung ihm seinen Prin­ zen wicdcrzugcben erneuerte, wurde auf die abschlägige Antwort noch mehr erbittert und äußerte, da ihn der päbstliche Legat in den Dann that, daß weder Kaiser noch Pabst ihn verhindern sollten, sich an feinen Feinden zu rächen, und daß er den Orden zu bekriegen nicht eher aufhören würde, bis er ihm leinen Sohn Mestwin wieder auSgcliefert hätte. Vielleicht befürchtete er, daß dieser sich bereden lassen möchte, in den Orden zu treten und daß er nach feinem Tode dem Orden seine Länder verinachen möchte. Er erdauere 2 Festungen an der Weichsel Zanthir am Ausflusse der Nogat und

5s6 Sckwetz ,

um die Schiffahrt im eulmischen Gebiete

und den Handel der Polen

mit

den Rittern auf der

Weichsel zu verhindern und die Schiffe zu plündern. Der päbstliche Legat ließ das Kreuz gegen Sw an,

tepolk predigen.

Vergeblich war die Belagerung der

Festung Sch wetz durch den Landmeister Poppo, doch kam er dem Swantepolk zuvor, als dieser eine Schanze

auf dem D-ut per berge nicht weit von Culm anlegen wollte.

Swantepolk benachrichtigt, daß die Besatzung

aus Elbingen herausgezogen war, wollte die Stadt

überrumpeln, aber da die Weiber geharnischt die Mauern

vertheidigten,

zog er in

der Meinung wieder ab,

die Besatzung zurückgckehrt sei,

wagen.

Beinahe

wäre

es

daß

ohne einen Angrif zu

dem Orden geglückt,

Swantepolk in seine Hände zu bekommen.

tepolk wollte einem seiner Hosteiue,

den

Sw an,

welcher sich vor

den Rittern sehr fürchtete, Schrecken einjagen und rich,

teke daber einen seiner Leure ab, wenn er bei Tische säße, mit der Schreckensnachricht hereinzustürzen: die Ri» er wären da!

Kaum war Swantepolk zu Tische

gegangen, so schrie ein Bote: der Feind wäre da!

Der

furchtsame Hofmann entfloh sogleich Jtt den Busch und Swantepolk

und

alle erhoben ein lautes Gelächter

und belustigten stch über dessen eilige Flucht.

Der Bote

aber fuhr fort zu schreien: Der Feind wäre wirklich da und aus Marienwerder gezogen, und bald überfielen

sie den Swantepolk, hieben alles nieder und mit ge,

nauer Noth entkam der Herzog, indem er durch die Weich,

fei schwam.

Um diese Zeit übergab der Orden seinem

Bruder Sambor die Festung Zartowitz.

Bald darauf verbesserten sich die Umstände des Or, dens.

Der Laudmeister Poppo wandte alle Sorgfalt an,

die Festungen mit allerlei Bedürfnissen zu versorgen.

Zu

327

Wasser schickte er Truppen und Lebensmittel nach Elbin/ gen, welche ungeachtet der Schiffe des SwantepolkS

bei Zanthir glücklich hingeführt wurden, und eben dies glückte den Schiffen bei ihrer Rückkehr von Elbingen,

Jetzt

da sie bei Schweh feindliche Fahrzeuge antrafen.

vereinigte sich Poppo mit dem Herzoge von Cujavien

Casimir.

Auf die Nachricht, daß Swantepolk bei

Schweh sein Lager befestigen lasse, griffen sie die Pom/

mern an, schlugen den Vortrab zurück,

der

auf der

Flucht eine so große Verwirrung in dem Heere anrichtete, daß Swantepolk in die Flucht geschlagen wurde und

i5oo Mann einbüßte.,

Oesterrcichsche Hülfstruppen ka/

men unter Heinrich von Lichtenstein und Druis/

las Schenk an, und der Herzog von Cujavien ver/ stärkte das Heer.

Man drang in Pomereilen ein,

verheerte 9 Tage das Land und führte eine große Beute

mit sich fort.

Swantepolk vereinigte sich schnell mit

den Preußen und überfiel die Feinde beim Rückzüge. Die

Polen entflohen,

aber die Deutschen widerstanden.

06/

gleich Swantepolk einen Theil seiner Reuter absetzen

ließ, um die schwcrbewafneten Ritter zu Fuß anzugreif fen, sich-beim Angriffe mit dem Schilde zu decken und

die Pferde auf die vorgestreckten Spieße

lassen,

auflaufen

zu

so ließ ihm doch Hein rich von Lichtenstein

nicht Zeit übrig, sich dieser Kriegslist zu bedienen. überfiel ihn mit den leichter

Dieser

bewafneten Kreuzfahrern,

und schlug ihn mit großem Verluste zurück. theien sehnten sich nach dem Frieden.

Beide Par/-

Swantepolk

hatte sich am Hofe des Pabstes bemühet, den neubekehr/ ten Preußen die Freiheit, welche ihnen Jnnoccnz III.

1212 zugesprochen hatte, zu verschaffen.

Der Pabst In/

n'ocenz IV. gab ihm nicht Gehör, sondern erklärte ihn

für ungehorsam und befahl am 1. Februar ia45 dem

5a8

lS46-

iz47*

Orden, ifm mit Gewasi zur Ruhe zu -ringen Und dem Erzbischöfe von Gnejen, den Dann zu erneuern und die benacl-barten Fürsten gegen ihn zu Hülfe zu rufen. Swantepolk fuhr dessenungeachtet fort, sich der bei drückten Preußen anzunehmen und mit seinen Klagen gegen ihre Bedrücker den Pabst so lange zu bestürmen, bis dieser im October dieies Jahres dem Abt Opitzo von Mess«na zur Untersuchung und Entscheidung des Streiks absandte. Dieser kam mit der Vollmacht an> die streitenden Partheien zu versöhnen oder nach Rom vor den päbstlichen Richterstuhl einzuladen. Der Hoche meister kam selbst nach Preußen. Der Herzog von Oesterreich Friedrich der Streitbare, dem auch Swantepolks Sohn übergeben worden war, wurde zum Schiedsrichter erwählt, welcher auf einige Jahre eü nen Waffenstillirand vermittelte. Swantepolk schwor sich mit den Preußen nicht wieder zu vereinigen und wurde vom Dann losgesprochen, f) Aber die Eroberung einer altpreußiichen Festung, welche der Orden in der Christnacht machte und sie daher nach stärkerer.Befestix gung Christ bürg nannte, gab dem Swantepolk, welchem diese nahe Festung unerträglich war, und der noch immer, wiewohl vergeblich, darauf drang, ihm feix nen So!',n Mesiwin zurückzugeben, zu einem neuen Kriege Gelegenheit. Er überfiel einen Trupp des Ordens bei Gollup, drang inCujavien ein, um bei der dar maligen Hungersnoth seinem Mangel abzuhelfen un­ führte nach Ermordung vieler Menschen beiderlei Gex schlechts und Anzündung von Städten und Dörfern eine

1) Crom. 1. 8. p. 146 — 14g. P. 60& 9.

Raguald t. XIII,

029

große Beute mit sich zurück; doch wurde ihm dieselbe auf der Rückkehr vom Laudmeister abgenommen. Als er aber hiedurch erfuhr, daß der Landmeister mit viele» Rittern aus Christ bürg abwesend war, so rückte er vor diese schlechtbesehte Festung, eroberte sie durch Sturm und eine Kriegslist, indem er durch einen verstellten Ane grif auf die schwächste Seite der Festuyg die ganze Ber satzunA dorthin lockte und nun mit einem andern Haufen seines Heeres de» stärksten und unbesetzttu Theil der Fee stung erstieg und die Besatzung niederhieb. Die Festung wurde zerstört. Doch errichtete der Orden nun nicht wciz davon die Festung Neu t Christburg. Da durch diese die Pomesauer sehr eingeschränkt wurde«, so entschloss sen sich diese, sie gemeinschaftlich mit Swantepolk zu erobern. Die Besatzung schlug bei einem Ausfälle de» Worrrab der Pomesaner, erbeutete die mit Kriegs/und Mundvorrath beladenen Wagen und der Mangel an die/ ftn Bedürfnissen zwang die übrigen zum Rückzüge. SwantepolkS Dorirab wurde geschlagen und dieser verbreitete durch seine Flucht Furcht und Schrecken in dem Heere, das noch bei Zanthier stand. Die Ritter, welche den Feind verfolgter, thaten den Angrif, alles floh und Swantepolk entkam nur mit einigen Wen» gen. Der Orden that nun Ernfälle in Pomereilen und richtete große Verwüstungen an, besonders litt daKloster Oliva sehr. Dies zwang den Herzog Sw an/ tepolk, sich endlich um einen dauerhaften Frieden zu bemühen, zumal da der Markgraf von Brandenburg Otto III., ein Graf von Schwarzburg und der Di« schof von Merseburg dem Orden zu Hülfe kam. Der Friede wurde durch Vermittelung des Zacob Panta, leon Archidiaconus zu Lüttich auf der frischen Ne he rung bei der Schmiedeinsel geschloffen, den Pabst Zn,’ 124g.'

55o nocenz tv. schön im November *24? nack Preußen ab/ geschickt hattet sobald die Nachricht von dem neuen Aus,

bruche deS Krieges' zu ihm gekommen war.

Man trat

auf beiden Seiten einige Ländereien ab, der Orden einen Tycil der gfelyrutig und Swan tepolk den Ork, auf

tvclchem die'Burg P«n lag nebst einigen Dörfern;

die

Ordcnümtterthanen wu den in dem ganzen Gebiete des Swantepolks vom Wciclsselzolle befreiet,

auß^ von

dem Brückenzölle bei Danzig, von welchem ddch die Sachen, welche den Rittern gehörten, als Herrenguf

frei sein sollten.

Die Weichsel von Zanthlcr an

wurde zur Grenzt ihrer Lander bestimmt;

die Gelange/

neu sollten von beiden Sei.m unentgeldlich losgeiasse», welche in den Händen der Lehnsleute wären,

gegen ein

Lösegeld ausgeliesert und die Leibeigenen gegen Erlegung

der Gebühr befreiet werden.

Wegen des Schlosses Wif/

fegrod, welches der Herzog Casimir von Cujavien

besaß, sprach Swantepolk den Orden von der Pflicht

frei, ihm solches wiederzugeben.

Dagegen versprach der

Orden, wenn der Herzog das Schloß

wieder

erhaltest

könnte, Casimirs Eigenthumsrecht nicht anzuerkennen. Alle einander zugefügte Schäden wurden gegenseitig auf/ gehoben.

In Ansehung der künftigen Streitigkeiten wurde

verabredet, daß eine jede Parthei einen Schiedsrichter

erwählen und diese 2 den dritten durch eigene Wahl Hine zufügen, und könnten diese 3 sich nicht vereinigen,

die

Sache alsdann vor dm päbsclichen Stuhl gebracht wer/

den sollte.

Dieser Friede sollte gültig bleiben, wenn gleich

der Orden den Herzogen'von Cujavien undGroßpo/ len.und Swantepolks Bruder Sambor gegen ihn

Hülfe leistete.

Swantepolk mußte versprechen,

Preuße» fernerhin nicht beizustehn.

den

Der Friedensbrecher

sollte 2000 Mark Silber Strafe geben und doch den Frie/

55j den zu halten gezwungen sein.

Feierlich wurde von bei­

den Seiten der Friede beschworen, welches auch Sw an,

tepolks Sohn Messwin that, wurde,

der in Freiheit gesetzt

g)

Um diese Zeit war sein Bruder Sambor von sei­ nem väterlichen Erbcheile vertrieben und Swantepolk setzre dtN Johanniter / Order» wieder in den Besitz

der Dörfer Malenino und Thuen,

bor ihm 2 Mal weggenommen hatte, h1)

welche Sam, Seinen Bru,

der Ratibor hielt Swantepolk damals gefesselt in Harrer Gefangenschaft.

Beide Brüder hatten sich an den

pabstlichen Legaten Jacob gewandt, um die Befreiung des Ratibor zu bewirken

wieder zu

verschaffen.

und

Nach

beiden ihre Erbtheile langen,

aber vergeb,

g) Dr. n. i84- Crpm. 1. 8. S. T50. Raguald. p. 629. Sambor vermahlte 1243 seine kluge, kriegerische und unternehmende Tochter Margaretha mit dem däni­ schen Prinzen C h r r st 0 p h, welcher ihr Esthland alein Leibgeding einräumte. Nach dessen Tode mußte dre Mutter als Vormünderin .ihres Sohnes des König-

Erich mit den schleSwigschen Herzogen, holsteinischen Grafen und mißvergnügten Unterthanen kämpfen. Ihr Vater befand sich seit ihrer Verheirathung dieser Unru­ hen wegen, vielleicht auch weiter um diese Zeit von sei­ nem Bruder vertrieben war, fast immer in Norden. Huitfeld Danmarkis Kröuike 1 Th. S. 216. Allgem. Weltgesch. 52 Th. S. 258. Langebeck t. V. p. 585.

1256. mediante regina Daciae et patre ejus Zambyf duce Pomeranie. h1) Dreg. n, 185.

55 a ließen Bemühungen that der Legat den Herzog in den Dann. *)

Swantepolk b>ach bald wieder den Frieden und »interstühte wenigstens heimlich die neubekehrten Preußen; nach der »livischen Chronik wurden am Tage der De, kehrung Pauli viele Pommern dmch die Ordensleute erschlagen und Oliva von neuem geplündert. Swan, tepolk hatte nun dis 2000 Mark Strafgelder für den Friedensbruch verschuldet, allein der Friede wurde bald durch einen neuen Vergleich von dem Ärchidiaeonus Za, Jo. Julixob wieder vermittelt. Swantepolk verspiach von neuem, den Feinden des Ordens keinen Dt i.eand zu lel, sten. Die Strafe von 2000 Maik wurde rhm erlassen, aber würde er noch einmal den Fiedln brechen, so vcr, pflichtete er sich, nicht nur diese Summe zu bezahlen, sondern auch die Stadt Danzig mit ihrem Gebiete an den Orden abzutreten, h1) In demselben Jahre ichenkre Sambor zum Nachtheile seines Bruders dem Orden die Insel Bern zwischen der alten und neuen Weich, fei, dem Schlosse Zanthier gegenüber; i) so wie er am 3o. April 1262 den Bürgern der Stadt Culm für die ihm geleisteten Dienste eine völlige Zollfreiheit durch sein ganzes Gebiet ertheilte, k») Noch war die Festung Nakel in den Händen des

•) Diese bisher unbekimnte Urkunde befindet fich in v. Baej, ko's Besch. Preußen. 1 LH. S. 266. I11) Gerkens cod. dipl. t. 7 p. 125. Ponim. Dibl. 4B. S. 356. Act. Bor. t. 2. p. 724. Dr. n. 183.

' i) Dr. n. 351. p. 341.

k1) v. Dactko's Gesch. i LH. S. 59°*

Herzogs Przmislav von Polen, der sich während des Krieges, in welchem er dem Orden beistand, dessclden bemächtigt hatte. SwantepolkS Sohn Mest- «SSwin wurde mit einem Heere nach Rakel geschickt und Id Mich. bekam die Stadt durch Bestechung und Ueberrnnipclung Nachr. in seine Hände, k1) Przmislav bot alle Herzoge in Polen, seinen Bruder Doleslav zu Kalisch, BoleSlav von Cracau, Casimir von Cujavien, ZieMovit in Masovien zum Beistände auf, welche mit ei­ ner großen Armee das durch ferne Lage und die Kunst feste Rakel bestürmten, aber durch die tapfere Gegen­ wehr der B. lagerten abgeschlagen wurden. Deoha.b bauete Przmislav Rakel gegenüber eine neue Festung, weiche er mit hinreichender Mannschaft und reichlichem Proviant versah, um der Besatzung in Rakel alle Zu-fuhr an Lebensmitteln abzuschneiden und eingeschlossen zu halten. An gegenseitigen Ausfallen, welche aber nici?:s entschieden, fehlte es nicht. Mit einem andern Heere brach darauf Przmislav in Pomerellen ein und grif die Festung Racianst, in welche sich eine große Menge Pommern wahrend des Krieges mit ihren Gü­ tern zur Sicherheit geflüchtet hatten, unerwartet vor Sonnenaufgang an, und steckte sie in Brand; ein Theil dec Leute rettete durch die Flucht in das feindliche Lager sein Lebin, aber mit dem Verluste der Freiheit. Der Winter unterbrach fürs erste diese Feindseligkeiten; aber um Fastnacht, als die Pommern in Rakel Mangel 1256. an Lebensmitteln litten, zog Swantepolk, um sie zu reiten, vor die neue Festung; aber vergeblich waren

k1) Baczko Chron. Pol. ia da Sororuersberg S. R. Silas, t. II. p. 67.

554 seine Bemühungen,

sie jit erobern

oder zu zerstören.

Er ließ Reiser und fettes Holz in die Gräben werfen,

um so die hölzerne Befestigung in den Brand zu jucken,

aber die Polen brachen hervor, als ein großer Theil der Mannschaft in die entfernte Waldung gegangen war, um

meyr Holz zu holen,

und zündeten alles ohne die ge-

dingste Beschädigung des Schlosses an.

Swantepolk

ließ darauf lerne Soldaten aus den Schulden ein Schild/ dacn machen,

über die trockenen Graben setzen und an

dw Defe.ugung anrücken;

einige warfen Feuer hinein,

andere bemüheeen sich dieselbe durch Aexte zu durchbre­ chen,

aber die Belagerten warfen so viele Steine und

Wurfspieße auf sie herab, ,daß Swantepolk sem Vor­

Die Noth wurde in Rakel im­

haben aufgeben mußte. mer größer.

Da erschien Swantepolk im Frühjahre

"von neuem mit einer Armee und nahm,

sichr zu erreichen,

weit vom Schlosse legte machte

um seine Ab/

Nicht

auch jetzt die List zur Hülfe.

der Besatzung

er einen Hinterhalt

in Rakel

an und

seinen Plan bekannt.

Beim Anbruche des Tages kam diese aus der Festung

hervor und foderte die Besatzung in der neuen Festung zur Schlacht auf.

Jene erschienen, aber die Pommern

ergriffen verstellter Weise die Flucht und lockten die Po/ len in den Hinterhalt.

Die Pommern brachen hervor,

rödteren -der Polen viele und machten die übrigen zu Ge­

fangenen.

Siegreich eilte nun Swantepolk zur neuen

Festung und ließ sie auffordern, jene antworteten: stung wären,

üben.

Besitz

sich zu ergeben,

aber

daß noch Männer genug in der Fe­

um an den treulojen Siegern Rache zu

Swantepolk sah endlich ein, der Festung Rakel

unnsttz wäre,

neue Festung nicht erobern konnte. Frieden geneigt.

daß ihm der

weil er die

Er war nun zum

Der Hochmeister des deutschen Ordens

Poppo wurde zum Schiedsrichter erwählte Dieser er/ 25. Juli kamrre dem Herzog Przemislav das Schloß Rakel zn, Swantepolk erhielt aber 5oo Mark Silber für den Schaden und die Zerstörung der Festung Racianst. 1)

Gegen seinen zweiten Schwestersohn Bvleslav schickte er dem Herzoge Casimir von Cujav ien HülfsVölker, dies zog ihm einen verheerenden Einfall des Her/ zogs Wratislav HL von Demmin in sein Land zu. Dreser hatte sich mit dem Bischöfe Herrmann vonCa/ min vereinigt, plünderte das Land und machte eine so reiche Deute, daß er nicht weiter, als bis Stolpe kom/ men konnte. Hier ließ er den Bischof mit der Deute zurück und schweifte tiefer ins Land hinein,- Swantepolk, welcher erfuhr,' daß der Bischof nur wenige Leure bei sich hatte, zog heimlich nach Stolpe, überfiel utnuT; murhet den Bischof, schlug ihn in die Flucht und erob> rte wieder alle Beute. Wratislav kam zwar zurück, aber er konnte den Swantepolk nicht mehr eiyholen, son­ dern begnügte sich, neue Verwüstungen anzurichten und mit reicher Beute zurückzukehren. m) Swantepolk scheint in seinem Alter seinem ältesten Sobne Mestwtn die Regierung schon überlassen zu ha/ den, wenigstens schrieb sich dieser 1264 Herzog von Pommern; n) in demselben Jahre im September setzte er zu Camin seinen Vetter, den slavischen Herzog

]) Crom. 1. 9. S. 155« 156. Boguph, und fein Fortsetz-r Baczko in de Sommersb. S. R, S. t. 2. p, 67. b8» Ding. 709. m) Baczko p. 72. Cromf I, 9. p» 157.

n) JDr. n. 369,

1258.

556 Barnim nicht MW jvm Erben seines HerzogthumS Sckwetz ein, sondern vermachte ihm alles, was er von seinem Vater und Bruder erben würde. Die Ursache vieles wichtigen Vermächtnisses ist unbekannt; itt der Urkunde schreibt Hstestwin dies blos seiner Freigebig/ ken zu. o) f Swantepplk endigte endlich am 11. Jan. 1266 seine glorreiche Regierung. Er roa. unitieitij der größte, und ftreubarste unter den pomerelli»chen Fürsten, weicher nur dem größten Mulde ,ein Land gegen die angemaßke Oberhe-rschaft der Polen und gegen die ungerechten De/ raubungen und Zerstückelung seiner Lander, welche der deitliche Orden seinen Brüdern abzulocken wußte, ver/ theidrgre. Seiner mächtigen Hülfe hatte der Herzog Conrad von Masovien Großpolen zu verdanken und der deutsche Orden empfand oft seine Macht aufs empfindlichike, und wurde durch ihn bisweilen so sehr ge/ schwächt, daß wenn nicht derselbe von Zeil zu Zeit aus fremden Ländern Hülfe erlangt hätte, er sogar seine Er/ obeiungcn in Preußen würde haben aufgebcn mässe». Bei allen diesen kriegerischen Eigenschaften war Swan/ »epolk doch auch ein frommer und gerechter Fürst, wel/ cher Wittwen und Waisen beschützte und weder selbst Un/ recht that, noch von andern seinen Unterthanen zufügen ließ. Gegen daß Kloster Oliva bewies er sich ungemein freigebig und erstreckte seine Mildthätigkeit auf dieses Klosters Filial das Nonnenkloster S a r n 0 w i tz. p) De/ sonders schenkte er dem Kloster Dargun einige Güter, damit es ein Nonnenkloster anlegen könnte, welches her/

o) Dr. n 368« p) Dr. n. a88.

537 nach zu Bukow erbauet wurde, welchen Ott er 1262 da,

zu bergab.

Dieses Kloster beeeichette er durch manche

Er bcför,

wichtige Geschenke und große Vorrechte, q) derre die Handlung,

schäfte das harre Srrandrechk ab,

und die Sradk Danzig, welche unter seiner Negierung mit deutschen Colonisten besetzt wurde

und eine

deutiche Verfassung erhielt, wurde unter seiner Regierung

ein immei

blühenderer Hanoeisort.

Söhne Mestwin und Warrislav.

Er

hinterließ i

**)

Auf dem

Sterbebette empfahl er ihnen, sich des Kriegens mit den

Ordensrittern zu enthalten, r) und sich den polnischem

Herzog durch G-fälligkeit geneigt zu machen.

Der erst,

gebvrne Mestwin II. übernahm die Regierung s) und der jüngste bekam Danzig zu seinem Antheile, t)

q) Dr. n. 285. 284. 359. 454. 486.

*) Dr. n. 189. 1248 sch-nkt Swantevolk dem Kloster Dargun 2 Dörfer; cum consensu heredum nteorum Mestwni et Wartislai ; eben so 1257 macht er eine Schenkung an dar Kloster Sarnvwitz c Dr. n. 288.) cum consensu fratiis noftti Razilovii et filiorum no-

Ilrorum Miftwiu et Warzlavi. Die polnischen Schrift, steiler (Matt, de Michovia p. 117. Crom. 1.9. p 161.) irren, wenn sie dem Swantepolk 4 Sohn, ruschreiben, neuiilch noch Sambor und Raribvr; diese waren seine

Brüder.

r) Crom. 1. 9. p. i6l. s) Dr. n

191. ttt einer Urkunde des Jähret 1266 am

Lage des Märtyrers Nikomedes nannte er sich Her,

zog »oa ganz Pommern.

t) In einigen Urkunden nannte er sich Herzog zu Danu'g 1266. Dr. n. 386. in andern Herzog der Pommern 1268- Dr. n. 427,

erster Theil.

Y

558 M estwin

1264.

II.

Ehe er jiiv Regierung kam, gehörte ihm die Stadt, das Schloß und Land S ch w e tz, welches er schon bei feines Vaters Lebzeiten dem Herzoge von Slavic» Barnim I. vermacht, so wie er ihn sogar zum Erben aller Lander, Schlösser, Städte und seiner ganzen Herrschäft und alles dessen, was von seinem Vater oderDruder an ihn fallen könnte, eingesetzt hatte. Vielleicht hofte er dadurch gegen die Vergrößerungs < Absichten des Ordens sich an diesem seinem Vetter eine Stühe zu ver­ schaffen , und da er keine Söhne hatte, und vielleicht aller Hofnung beraubt war y) sie zu erhalten, so wollte er sein Land zuvor den rechten Erben zuwenden. Seine Lage war die ungewisseste. Durch die Schenkungen,gvelche seine Vaterbrüder x) dem deutschen Orden an pommer­ scheu Ländereien gemacht hatten, wurde eben so sehr die

11)

Er muß beim Antritte seiner Regierung schon ziemlich alt gewesen sei» ; denn in der Urk. seine- VaterS vom I. 1205 (Dr. n. 5g.) unterschreibt er sich schon Meitiiwinus primogenitus, und wenn man auch nach Dregern annehmen wollte, daß dir Urkunde wahrschein­ lich 10 Jahre später 1215 »«-gefertigt worden wäre, so müßte Meslwin doch beim Antritte seiner Regierung schon in de» Sechzigern gewesen sein und überhaupt ei» hohes Atter erreicht habe».

x) Ratibor muß erst »ach SwantepolkS Tode in de» Orden getreten sei» und sein ganzes Land u»d Ver­ mögen demselben geschenkt haben, denn bi- zum Jahre 1269 kommt er noch in den gedruckten Urkunde» vor, daß aber jene- gescheh» sei, bezeugt Mcstwin selbst in einer Urkunde v. 1.1283 bei Dreg. n. 649. ex odia-

Länderbegierde

desselben

rege

gewacht,

als

er einige

Schein > Ansprüche vermöge dieser Schenkungen utw et/ ncs vorgeblichen Lestaments

Pommern erhielt.

an einzelnen Theilen von

So geneigt Mewwin gewesen zu

sein scheint, den rechtmäßigen Erben, seinen Vettern, den

Herzoge» in SI a v i e n sein Erbteil zuzuwenben, so iye/ nig Unterstützung konnte er doch in seinen Bedrängnissen von den friedfertigen Gesinnungen

des Herzogs Bar/

nim I. erwarten, und doch bedurfte er dieser Unterstützung, da theils durch die ansehnlichen Schenkungen icincr Vater/ brüder und selbst seines Vaters

an das Kloster Oliva

und andere Klöster seine Macht geschwächt war, theils der Orden immer furchtba er wurde.

Kein Wunder, daß

er sich in seinen Verlegenheiten imme-. nach der nächsten

Hülte, die ihm jedesmal am bereitesten war, umsah und bald diesem, bald jenem seine Länder zu erben Hofnung machte;

ja durch die äußerste Noth

Lander abtrat.

angetrieben seine

Aber sobald die Zeit der Noth verschwun/

den war, so gereuete ihn wieder alles das, was er hatte

thun müssen.

Er forderte zurück, was er gegeben hatte,

und zog sich neue Feinde zu, gegen weiche er eines neuen mächtigen Beistandes bedurfte, den er aber nicht ohne

neue Aufopferungen erlange» konnte.

So stürzte ihn sein

Wankelmnth in immer neue Verwickelungen.

Bald nach dem Antritte seiner Regierung wurde er mit dem Orden in einen Krieg verwickelt.

Mestwin

beredete die Preußen zu einem Einfalle in die Land/

tione quadam Ratiborii patrui nofiri, qni per ingresfum religionis eorumdem fratram fe et fua Deo et ipfi domui fancte Marie Theutonicorum dedica» v'erat. Y a

5-io

schäften Culm tmb Pomesanien,

welche sich nach

vielen dort «»gerichteten Verwüstungen an die Weichsel

zogen, auf welcher einige Ordensschiffe mit Proviant für

das Kriegevolk lagen, welche die Preußen von der einen Seite und Mestwin aus seiner Festung Neuenburg von der andern Seite angriffcn. Die Schiffer warfen ihre Ladungen ans Ufer und entkamen glücklich. Diese Untreue zu rächen, that der Landmeister Ludwig von 1268 um Balders heim einen verwüstenden Einfall in die Ger PerriPaul^h von Neuenburg und Dirschau und zwang ihn

den väterlichen Bund zu erneuern, y)

Bald darauf streuete

der Orden den Samen der

Uneinigkeit unter beide Brüder aus, welche sich bisher in den Urkunden selbst geliebte Brüder nannten, z) Wartislav, welcher überhaupt bei den Pommern ber

liebt war,

verlangte wider die pommcrsche Verfassung

Mestwin verweigerte es, und da Wartislav einen großen Anhang hatte, und vielleicht heimlich von dem Orden unterstützt wurde, so entriß ihm Mestwin nicht nur durch List das Schloß eine Theilung des Landes.

1269.

und die Stadt Danzig, welche er durch eine hmzuge, fügte deutsche Stadt vergrößerte und stärker befestigte, sondern übertrug sogar, um sich Hülfe zu verschaffen, den Markgrafen von B r a n d e n b u r g I 0 h a n n, O t,

y) Petr, de Dugsburg Chr. ßor. p. 221. rar. z) 1268. Dr. n. 539. wird in einer Urk. Wartislav« Mestwin dilectisfimus fntcr voller und 1269. Dr. n. 461 in einer Urkuilde Mestwin- Wartislav so genannt. Diese letzte Urkunde, in welcher Wratis, lav als Zeuge mit aufgeführt wird, wurde z« Stolpe den 3. Mai autgefmigt.

to und Conrad alle seine Länder zum Lehn und leistete ihnen den Lehnsccd. a)

Er versprach ihnen das Schloß

Belgard im lauenburgischen Dl stricte zu ihrem Gebrau, chc zu übergeben,

Stendal. Silber

wofür sie ihm

entweder 100 Mark

oder eine gewisse Quantität Waizen,

Roggen und Gersten jährlich reichen sollten.

Marti-,

lavs Parchei nahm den Mestwin im Schlosse Re dz k

gefangen, aber die Baronen, welche dem Mestwin güm stiger waren, befreieren ihn aus seiner Gefangenschaft und

verjagten den WartiSlav aus dem Lande.

seinem Schwiegervater

dem

Dieser von

Herzoge Semovil

von

Ma soviel» und dem deutschen Orden unterstützt wider, setzte fich seinem Bruder mit Gewalt

Mestwin in die äußerste Noth.

und brachte den

Dies veranlaßte den

Mestwin sich in den Schutz der Markgrafen von Dran, d c n b u r g zu werfen und die seinem Bruder genommene Stadt und Schloß Danzig denselben j»r übergeben, da­

mit sie die Stadt, die deutschen Bürger in derselben, die Preußen und seine getreuen Vasallen vertheidigen möch,

tcn. b)

Die Markgrafen von Brandenburg, welche

die Stadt Danzig in Besitz nahmen, leisteten ihm ei, ne»» so mächtigen Beistand, daß Wartislav aus Pom,

a) Dr. n. 456. d#t. Arnswalde fcria fecunda poft octavas Pasee, richtiger ist diese Urkunde in Gerken- cod. dipl.

Brand, k. 1. p. sc>8. abgedkUkkt. b) Dr. n. 457. Mestwin druckt in der Urkunde seine Noth stark au-! cum ad fecuritatem vite «öftre ac

Prosperitäten! ftatus noftri vos elegerimus tamquam dominos ac tutores de Vobis minime diffidentcs. Decet vobis nobis tribulatis quantocius in noftsis opportunitatibus fubveniee.

5^2 in c i n vertrieben wurde, und zum deutschen Orden nach

(Elbingen floh, dem er für die ihm zu leistende Hülfe fc ne Ansprüche auf das Land übertrug.

Wartislav

machte neue Versuche tas ihm entrissene Danzig und

andere Stösser zu erobern,

aber er starb zu Wilcher

grod und wurde zu Wladislav begraben, c)

1272.

Nach Wartislavs Tode

forderte Mestwin die

Stadt und das Schloß Danzig von den Markgrafen

zurück, diese aber weigerten sich, sie herauszugeben, wenn ihnen nicht

würden.

zuvor die

ansehnlichen Kriegskosten erseht

Vergeblich hatte sich Mestwin bemüht die

Stadt in Besitz zu nehmen;

die deutsche Besatzung ließ

ihn nicht in die Stadt hinein, d)

Aufgebracht über die

Treulosigkeit der Deutschen, welche ihn in feinet* eigenen

Besitzung nicht herrschen lassen wollten,

berief er feine

"Vasallen zusammen und umgab die Stadt und das Schloß, damit nicht mehrere Deutsche zur Vertheidigung der Fe-

stung hlueinkommen könnten.

Zu schwach sie zu erobern,

wandte er sich auf den Rach seiner Baronen an seinen

Vetter den Herzog B 0 l e s l a v,

welcher

in Betracht,

daß Mestwin keine Söhne hatte und in der Hofnung der Erbe seiner Brüder zu werden, ihm seine Derettwil-

1273.

ligkelt bezeigte.

Am Ende des Januars rückte Doles-

lau mit einem Heere vereinigt mit den Pommern vor

Danzig und grif ohne Delagerungswerkzeuge zu erwar­ ten das Schloß an.

Mehrere Sage wurden alle Dela-

c) Baczko T. II. p. 78 Arcliid. Gnezncns. in de Som­ mersberg 1. II, p. 89. d) Am 17. Aug 1272 bestätigte noch Markgraf Johann das Lübecksche StrandrechtS # Privilegium- Dreg. fpec, Juris publ< Lubec. p. 194.

5»a

gerungskünste vergeblich aufgeboten,

been.

die Festung zu ero/

Endlich glückte es ihnen am gten Tage, da einige

die hölzerne Befestigung niederrissen, andere Feuer hin/

einwarfen, noch andere die Sturmleitern anlegren,

und

obgleich die Belagerten siedendes Pech und Wasser herab/

schütteten und Steine und andere Geschosse auf sie her/

abwarfen,

so brachen sie doch endlich von Wuth ent/

flammt mit Gewalt hinein, würgten schrecklich unter den

Deutschen und bemächtigten sich des Schlosses.

Einige

Deutsche retteten sich auf einen hohen Thurm, aber bald

warfen diese die Waffen weg und ergaben sich unter der Bedingung, ihr Leben zu behalten.

sich nun sogleich ergeben.

Die Stadt mußte

Mehrere Einwohner, welche

den Brandenburgern zu sehr ergeben gewesen waren, wur/ de» am Leben bestraft, andere verjagte er und verkaufte

oder verschenkte ihre Güter, so wie er dem Bischöfe Al/ bert von Wladislav die beiden Dörfer Schrubbe/

tow und Vitonien schenkte, welche den» Arnold und Jacob gehörten, e)

Danzig war nun wieder in den

Händen des Herzogs Mestwin und mit den Mark/

grafen von Brandenburg »vurde ein neuer Vergleich am 5 Gep. geschloffen, nach welchem vermuthlich durch Vermittelung 1273‘ des Bischofs Hermann,

welcher sich als Zeuge unter/

schrieben hat, Mestwin auch die Schlösser und Länder

Stolp und Schlawe,

welche sein Vater Sw ante/

polk den slavischen Fürsten f) entrissen hatte, abtritt

e) Crom. 1. g. p. l6z. f) Vielleicht um sie desto besser gegen den slavi'fchen Für/

sten Varn im zu sichern, welcher damals dem polnische»

Herzoge gegen die Markgrafen in der Neumark Bei/ stand leistete.

5ii

1270.

1271.

nnd sie mit der gestimmten Hand auf seine Vetter von ihnen wieder zum Lehn nimmt. Mestwin verspricht den Markgrafen gegen alle ihre Feinde beizustehn, ausser gegen seine» Bundesgenossen den Herzog DoleS, lav von Polen, es |ti denn, daß dieser einen unge­ rechten Krieg anfinge und auf seine Erinnerungen nicht achten wolle, g) Ein großer Theil dieses Landes nemlich die Länder Rügen mal de und Schl awe gehörten damals den rü, gischen Fürsten, welche sie wahrscheinlich von ihrer Mut, ter Elisabeth, einer Schwester Mestwins, welche sie zum Brautschatz bekommen hatte, geerbt hatten. Der Fürst Wizlav III. schenkte mit seinem Bruder Jaro, mar dem Kloster Bukow das Dors Pan ko »in mit dem Wasser Vethra. b) In eben demselben Jahre er, hielt dasselbe Kloster das wüste Dorf Slavin nicht weit von der Stadt Schlawe. i) Im folgenden Jahre schenkte er diesem Kloster das Dorf Parpartno (Par, park) nicht weit vom Kloster Bukow nebst 2 Höfen in Rügenwalde mit 2 Hufen, k) In eben demselben Jahre bestätigte er dem Kloster Bukow seine Güter und Gerechtigkeiten und nennt darin Rügenwalde

g) Gerk. cod. dipl. Brand, t. I. p. 210. in dem UNged. Dreg. cod. n. 48g.

h) In dem ungrdk. Dr. cod. n. 458. Schl^we am Antonius - Tage.

Dies geschah |.u

i) Dr. n 459. gegeben im Schlosse Schlawe am Tage Petri und Paulik) Dr. n. 467. gegeben im Schlosse Cldena, bei wel, cher der Vogt tu Schlawe mit Namen Detlev zuge, gen war.

seine Stadt. I) Im Jahre 1274 gab Wijlav dem Kloster das halbe Dorf Malchow mit 22 Hufen, m) Aber in dem Jahre 1277 verkaufte Wijlav das Schloß und Land Schlawe nebst der Stadt Rügenwalde den Markgrafen von Brandenburg Johann, Otto und Conrad für 3ooo Mark brandenburgisch Silber, n) Allein die Abtretung an die Markgrafen ist nicht erfolgt, ob sie gleich das Geld scheinen befahlt zu haben; den» aus einem spätern Vertrage, welchen der Fürst Wijlav mit den Markgrafen Otto und Conrad sowohl wegen des Landes Schlawe, als auch wegen der gleichen Their lung PornerellenS schlossen, die nach Mestwins Tobe geschehn sollte, erhellet, daß Mestwin damals daS Land Schlawe besaß, and cs »och ungewiß war, ob er

l) Dr n. 463. gegeben zu Schlawe am Lag« der Jung« frau Agathe.

m) Dr. n. 50a. Die Schenkung wurde zu Bukow gemacht, die Urkunde aber zu Colberg de« 8trn August ausge» fertigt. n) Dr. n, 560. und Gerken- cod. dipl. Brand, t. I. p. 247. In eben diesem Jahre d. 7. April bestätigte Wizlav dem Kloster Bukow zu Neuen - Camp alle Güter Dr. n. 561. Aber 1281 nahmen dir Markgrafen Otto iznd Conrad da- Kloster Bukow, wrlchevon den P 0 mm«rn schrecklich verwüstet und in da­ äußerste Elend gerathen war, in ihren Schutz und der stätlgten dessen Güter. Dr. n. 618. Coenobium — heißt es daselbst — oppressum nimis invenimus, gravatum parlier et deva/tatum ab hoftibus Pomeranis. Vermuthlich hatte Mestwin damals diesen Distriet mit den Waffen erobm, um ihn nicht den Markgrafen zu überlassen.

1277.

«89.

5*6

es bei seinen Lebzeiten abtreten werde;

Mestwin muß

also den Markgrafen das von Wiz lav veifnufrc Land

voiTirhrtlten haben.

Vrettelchc drangen tue Vtarkgrafen

darauf, daß Wizlav ihnen das Kaufgeld wieder erstatt

ten feilte und dies veranlaßte den v neuen Vertrag,

nach

welchem Wizlav den Markgrafen 3ooo 0) Mark bran­

denburgisch Silber für das Land Schlawe, wenn Mest, Win es ihm jetzt bei seinem Leben abtreten würde,

zahlen verspricht, Schlawe,

zu

so wie er für die Hälfte des Landes

welche nach dem Tode Mestwins vermö­

ge des Vertrags der gleichen Theilung Pomereilens

den Markgrafen zufallen würde,

isjneii em anderes Land

von gleichen Werthe geben wollte. 'Sollte er ihnen diese

Hälfte aber^lassen wollen,

so würde er ihnen nur die

Hälfte der oben bestimmten Geldsumme auezahlen. Im Jahre 1276 gab Mestwins Vaterbruder Sam­

bor durch eine besondere Schenkung an den deutschen Or­

den zu mancherlei Streitigkeiten von neuem Gelegenheit. Diese betraf dätz Land Wenceke oder Mewe, p) wel­

ches ^eben dieser Sambor mit seinem Bruder Sw an.

o) Nach der Dreg. Urk. n. 774., aber nach der Urk. im Gerk. cod. t. I. p. 255 — 5050 Mark.

P) DähnertS pomm. Bibl. 4 V. S. 557- Dr- n. 52!. Die Urkunde wurde zu Elbingen den 29, März ge­ geben. An 'eben diesem Tage und in demselben Jahre bestätigte der Kaiser Rud0Iph I. zu Boppard dcm deutschen Orden alle Schlösser und Güter, welcheMest-

win 11. oder sein Vaterbruder Statt bor demselben ge­ schenkt hatte. Diese werden aber nicht namentlich ange­ führt. Dähn. pomm. Bibl. 4 B. S. 359- Dr. n. 5*6

O i 'i tepolk schon i2oo dem Kloster Oliva geschenkt hatte, q) Sambor scheint i» der That, polk r) in seinen U. künden,

wie auch S Ivan ter

wenn er von Sambor

redet und Mestivi» in einer Urkunde vom Z. 1281, s) genug zu verstehn geben, damals sehr schwach und wol

gar im Verstände irre gewesen zu sein.

Mestwi» be-

128t.

(tätigt daher dem Kloster Oliva das Land Weneeke,

welches Sambor 1) bei gutem Gesundheitszustände aus

freiem Willen und mit Genehmigung des Herzogs S w a n lepoiks demselben geschenkt hatte und bezeugt,

daß er

die(e Schenkung als Landesfürst bestätige, der »ach einer

rechtmäßigen Erbfolge über ganz Pommern herrsche, u)

Mestwi», der nach Sambors Tode dessen Län­

dereien in Besitz genommen hatte, wandte sich an den päbstlichcn Stuhl, um

die großen Schenkungen seiner

Vaterinüder und seines Bruders an den Orden zu ver­

nichten.

Der pqbstliche Legat Philipp, Bischof von

Firmian erhielt den Auftrag,

einen Vergleich zu stif-

tcn, welcher am 18 Mai bei dem Schloss« Militz glück-

q) Dr. n. 77. p. i3Z. t)

Dr. in einer Amn. ad n. ASI.

s) Dr. n. 656. t) Dr. n. 636. quod. dilcctus patrmis Hosier Samborius bone rpemorie qnondam Dux Pomeranie in bona f ui corporis valetudinc libefaliter cum spon­ tanes voluntate — 11) In ders. Urk. I2gi heißt es: Nos igitur, qui per

legitimam fuccesfionem ton ns terre Pomeranie piincipatum tenemus et regimus.

1285.

548

Mestwin tritt das ganze Land

lich zu Stande kam. x)

Wenzeke oder Mewe dem Orden ab, mit Ausnahme der Besitzungen und Gerechtigkeit,

welche das Kloster

Oliva darin hat, und schenkte für die Anlprüche, welche

der Orden aus einer Schenkung Mestwlns daü Land Schwetz, Nuenburg

und Timowe betreffend und

aus einer andern Schenkung seines Vaterbruders Rarir bor machte, welcher seit seinem Eintritte in den Orden alle seine Güter demselben geschenkt hatte, andere Güter als ein Stück von der Nehrung und dem ausschließenben

Kisch fange auf dem frischen Hasse.

Der Orden

entsagte dagegen allen fernern Ansprüchen an die andern

Länder.

Der Pabst Martin bestätigte diesen Vergleich

in demselben Jahre, y)

Doch auch die dem Kloster Oli«

v a vorbehaltenen Besitzungen waren dem Orden noch miß« fällig, daher Mestwin sich endlich genöthigt sah, diesen

Stein des Anstoßes aus dem Wege zu räumen und dem,

1283.

selben alles, was das Kloster Oliva im Meweschen Distriete noch hatte,

so wie auch das übrige der Neh«

rung und das Kloster Pölplin zu überlassen und das

Kloster Oliva auf eine andere Art zu entschädigen, z) So setzte der Orden den ersten Fuß über die Weichsel

in Pomercllen.

Diese raubsüchtigen Gütererpreffungen

x) Dähnerts pemm. Bibl. 4 B. 6. 360. Crom. 1. 10. p. I70.

Dr. n. 349.

y) Dähnerts p. Bibl. S. 364.

x> Or. n. 667. auf dem Schlosse Danzig ist die Sache verhandelt und die Urkunde den 5. Matt daselbst gege,

den worden. An demselben Lage und demselben Ort« überließ auch der Abt der Klosters Oliva die Oerter

und bekannte, daß das Kloster dafür 16 andere Dörfer

54g

des deutschen Ordens, gegen welche sich Mestwin nicht schützen konnte, da sich weder die Herzoge von Slavien noch die Markgrafen von Brandenburg seiner annah, nun, veranlaßten ihn um diese Zeit sich an den Hcrzvg von Polen PrzemiSlav, einen Enkel der Schwester seines Vaters, anznschließen, und ihm zur Nachfolge Hof, nung zu machen. Dies scheint aus einer Urkunde M e st, wins im Jahre 1284 zu erhellen, in welcher er einem gewissen Peter, Sohne des Grafen Glabune einige Dörfer schenkt, und worin es heißt: „damit diele Scheu, kung von dem Fürsten PrzemiSlav, Herzoge von Po, „len und von andern unserer Nachfolger unverletzt bleibe, „so n. s. w." a) Die pommerschen Stände, welche den Wankelmuth des Herzogs Mestwin kannten und einem künftigen Streike wegen der Erbfolge vorzubeugen bemüht waren, versammelten sich 1287 auf einem Landtage zu Del, gard, b) um schon jetzt die Sache wegen der Nachfolge

bei Danzig von Mestwin erhalte» hatt«. Dr.n 675. Die Einwilligung des Cuiavische» Bischofs Wisla» erfolgte 1284. Dr. n. 689.

a) Dr. n. 685. b) Schwarz Versuch e. Pomm. und Rüg. Lehnhkst. S- 253. — dess. kurze Einleitung zur Geographie des Norder, deutschland- S- 371. Schwarz verwechselt hier Bel, gard an der Persamte, welches den slavischen Fürste» gehörte, mit dem Schlosse Delgard in. heutigen Amte Lauenburg oder vielmehr er scheint die- gar nicht zu kessnen. Offenbar ist hier das Schloß Delgard im Lauenburgischen, welches zu Pomerellen ge­ hörte, gemeint. Es war dort «'n« Caßellanei •> irg-,

1284.

55o anzuordnen. Es fanden sich die Woiwodön und CastelInne von Danzig, Schwetz, Tauchel, Belgard, Dlrjchau und andere ein. Hier wurde nach vielen Berachschlagungen der Schluß gefaßt: daß sie nach Messwrns Tode keinen zu ihrem Landesherrn erwählen woll­ ten, wenn man nicht zuvor die Privilegien der Landschaft und ke Bündnisse mit dem Bisrhume Camin und-den He.zogen von Slavien und Cassubien bestätigt hatte. Vielleicht mar dies die Einigung, welche in einer Urkunde desselben Jahres e wahrn wird ; zu Stolpe waren eben die obenerwähnte Woiwoden und Castell ane zusam­ mengekommen und gelobten die zwischen dem Herzoge Mestwin und dem Bischöfe von Camin getroffene Ei-

schenkte Mestnnn das Gut Charbrow (Charbrowo in caltellania Belgardenfi jetzt ein üdeliches Gut ttlt Lauenburgischen Distriete) dem Cuiavischen Domcapitel. Dr. «. 720. Oesters kommt der Belgardübe Woiwode Dobignev in Mesiwins Urkunden als Zeuge vor. Dr. n. 729. Jener Pribislav, wel, cher für einen Schwiegersohn des MestwinS gehalten wrrd und vou dem Herzoge von Slavien Bogislav iv. in einer Urkunde 1291. l)r. n. 315. gen er Meltwini ducis Pomeranie gettÜNttt wird, »eNNt sich einen Herrn des Landes Doberen (Daber) und Bel­ ga rd in Caffubien Dr. n, 7-5., da er 200 Hufen dem Kloster Bukow 1289 schenkte; Bogislav in der Be, slällguttg nennt 1291 dreien Pribislav seinen Suffragan (Statthalter) und setzt hinzu daß er die Schen­ kung der 200 Hufen in seinem Lande Belgard bestä­ tige. Pribislav hatte diese Schenkung mit Einwilli­ gung seiner Gemablin Catharina — sie mußte auf diese Hufen gewisse Rechte haben, — gemacht.

55 t niifinif]

,;ii

Kasten, und verpflichteten sich zugleich, daß sie

sich nach McstwinS Tode keinem Fürsten eher unter/ werfen wollten, bis er versprochen hätte, alle Privilegien

und jenen Vertrag ewig zu halten, c).

Die Landstände

scheinen zu dieser Zeit noch einige Neigung für die Für/

firn von Slavien gehabt zu haben.

Mcstwin,

der

Herzog Przemislav von Polen und BogiSlav von

Slavien kamen in demselben Jahre am 23. Nvvb. zu Stolpe zusammen,

nm



wie es in der lirknnde

heißt, in der sie dem Kloster Bukow seine Güter und

Privilegien bestätigen, — eine Einigung auf ewige Zei­ ten zu treffen.

Vermuthlich betraf ihre Zusammenkunft

eine Verabredung wegcir ter künftigen Erbfolge, aber von dem Erfolge derselben wird in dieser Urkunde nichts er/

wähnt, d)

Der Herzog von Polen bediente sich wirk/

samcrer Mittel, um seinen Zweck zu erreichen, er wußt« die Vvrnchinsten des Adels und in den Städten durch

Bestechungen zu gewinnen und zog besonders den Woi/ woben von Danzig und Stolpe Schwei»ze,

sehr große Geschenke versprochen Seite.

hakte,

e)

dem er

auf seine

Deshalb konnte Mestwin mit seine» Vorschlag

gen nicht durchdringen, welcher de» Landständen die sla­ vischen Fürsten und nächst diesen" die Fürsten von Rü­ gen f) als seine Nachfolger vorschlug, und ihnen zu ver/

c) Im ungedr. Steg. cod. n. 755. dat. et aer. in Stolp die ail'umtion. S. Mor, d) Dr. 11. 7z6. dat. et act. in Stolp dich. Clenicntis —scriptum nono Calend. Dec. 25. Nbv.

o) Nach Kantzow spielte dieser gleich nach MestwinS Tode eine wichtige Rolle. Y Nach Kantzow hatte Mestwin den Fürsten Wi;lav

55a

stehn gab, daß diese seine nächsten Erben wären, so wie er den slavischen Fürsten die Anwartschaft auf seine Lan­ der schon verschieben hätte. Die Stände wendeten da­ gegen em: i) daß ihnen in Pomerellrn ein gleiches Schicksal widerfahren k-nnte, da die slavischen Fürsten die Wenden aus ihrem Lande verdrängt und ihre Lands­ leute zu keinen Aemtern hatten kommen lassen, — 2) daß die Fürsten von Slavien dem pomerelliichen Für­ sten ihren Antheil versagt, und Stettin nebst der Neumgrk allein an sich gezogen hätten, als Ratibors Stamm mir dem Herzoge von Stettin Bartholo­ mäus ia44 erloschen wäre. Sie verlangten daher ei­ nen Fürsten, der ihre Sprache, Lebensart und Sitten hätte und dies wäre der Herzog Przemislav von Po­ len, der überdies sein Verwandte^ wäre. Auf diesen be­ standen sie und Herzog Mestwin mußte in ihr Derlangey einwilligen, wenn er nicht den Verdruß erfahren woll­ te, daß sie ihn, wie sie droheten, wider seinen Willen ert wählen würden. Die Landstände huldigten schon vorläustm 1290. sig dem Herzoge Przemislav von Polen, g) Viel-

von Rügen nach Stolpe kommen lassen und ihn mit der erfreulichen Hvfnung, daß dir Landstande bei der Wahl eines Nachfolger» auf ihn Rücksicht nehme» würde»/ erfüllt. g) Crom. 1. 10. S. 17Ö. Dhigoss. 1. Vif. ad aun. 1290 jVIellvinus — propter identitatcm et propinquitatem sanguinis libi defignat bereden) et fnccessorem. 3»

einer Schenkungsurkunde Mestwin li. im I 1288. (Dr. n. 752.) wird schon ausdrücklich de« H. Pr;e, mislav Einwilligung erwähnt: de ccnlensa et voluntate domini dticis illu/ir. princ. Primishi tocins Po-

leicht behielt Mestwin doch noch einige Neigung für die

Fürsten von Slavien übrig, wenigstens war er persönlich zugegen, als der slavuchc Herzog Bogislav IV. dem

Kloster Oliva alle feine Güter bestätigte; ja Mestwin

129t

drückte selbst sein Siegel aus: oder die Wahl desPrze-

mislav und die Huldigung der Landstänbe müßte später

geschehn sein.

Die Fürsten von Slavien schickten Ge-

sandte an den Herzog von Polen und die pomerell i sch e Landschaft und protestirten, daß sie in solche Ver­

änderungen ihrer Erblander nicht einwilligen würden und

sich ihre Gerechtsame zu seiner Zeit vorbehielten.

Eben so glaubten die Markgrafen von Branden­ burg ihren Ansprüchen an Pomereilen nicht entsagen

zu müssenj sie schlossen vielmehr mit dem Bischöfe Ja­ romar von Eamin und des rügischen Fürsten Wiz-

lavs Sohne Wizlav IV. einen Vertrag,

theils über

die Grenzen und Zehnten des Bisthums Camin theils über die Besitznahme desselben nach Mestwin« Tode.

Jaromar und Wizlav IV. versprachen den Mark­

grafen und Wizlav III. den kräftigsten Beistand, die

Eröfnung der Festungen und die Freiheit in ihrem Lande und Städten Lebensmittel zu kaufen.

Für diesen Bei­

stand sollten die M a r k g r a fe n und Wizlav III. jeder

4oo Mark Silbers bezahlen, auch sollte ohne des andern Willen kein Friedensvertrag geschlossen werden. >)

Io nie qtii tune aderat, so wie er schon den 2Z. No». 1287 die Güter und Gerechtigkeit des Klosters Bukow zugleich mit den Herzogen Mestwin n. und BogiS-

lav IV. bestätigte. i) Gerk. cod. 1 B. S. 245, Dr. n. 833. Erster Theil. 3

129s.

55‘i i»49«

Przemislav wurde schon als künftiger Landesherr angesehn und bestätigte 1294 fowol zu Schweh alles, was Mestwin II. der Evmkhurei des Johanniterordens zu Swormagaz gegeben, k) als auch zu Danzig am 14. Oekbr. der Stadt Elbingen die Zollfreiheit

durch Pomerellen. 1) 1295. Endlich starb Mestwin im folgenden Jahre ohne Juni u.t^ männliche Erben zu hinterlassen, m)

Äugust. k) Dr. n. 855. quod nos fecundus Prfemislaus D. G. dux Polonie majoris onuies donationes seu libertates, quas illußris princeps Meßvinus eadem gratia dux Pomeranorum patruus noßer dilectus — Act. et dat. in Swecze. l) Tom. IV. Cod. dipl. Poion p. 55.

IN) Dlugofs. gibt 1. vn. ad an. 1294 heu 25. December (octav. Cal. Jan.) als heil Sterbetag an, allein dies ist eben so unrichtig, als die Vermuthung des Hr Ger­ ken in s. gründ!. Nachr. v. d Herz. v. Pomm- Danz. Lin. S 49., daß, da die Schriftsteller in den mittlern Zeiten das Jahr zum Theil mit dem Advent angefangen hatten, er am 2#en Decb. und also gleich im An­ fänge des Jahres 1294 gestorben sei — den Urkunden widersprecht. In dem ungedr. Dr. cod. n. 869. und 870. befinden sich von dem Jahre 1295 zwei Urkunden, in wichen er zu Schwer am Lage der Apostel Pe­ tri und Pauli d. f. beit 29. Juni dem Kloster Biffow einiae Schenkungen bestätigt; am 15 Aug. aber war er schon gestorben, wie aus einer Urkunde deSSchwentz Woiwoden zu Danzig und Stolpe erhellet, welcher ei­ nen Streit zwischen dem Kloster Bukow und einigen Edelleuten entscheidet. In dreier Urkundewird der Her­ zog Przemislav von Polen schon Herzog von Pommern

Nach der olivischen Chronik hatte er eine Klo­ ster : Jungfrau aus dem Kloster Stolpe mit Namen Folka geraubt und geheirathet, aber Mestwin nennt in einer Urkunde des Jahres 1275 n) seine Gemahlin Euphr 0 syne und in einer andern Urkunde d. I. 1292 (bei Dreg. u. 83i) führt er seine Gemahlin SuliSlave an. Mit welcher dieser 2 Gemahlinnen er rech­ ter erzeugt habe, ist ungewiß. Die olivische Chronik sagt: Gott hatte ihn, weil er eine Braut Christi ge­ raubt, auch eines rechtmäßigen Nachfolgers beraubt. Er hinterließ nur Töchter, deren Anzahl und Namen ver­ schieden angegeben wird. Seine Tochter Margaretha mit dem Fürsten Wizlav IV". von Rügen und Eli­ sabeth mit dem Grasen Adolph V. von Holstein verheirathet, dieser nahm schon bei Mestwins Lebzeiten

genannt, so wie Mestwin al» ehemaliger Herzog brzeichnet wird. Dr. n. 876. Dat, et act. in catiro Sla­ wen Pom. Denselben Streit hatte -er Herzog von Polen schon am 30. Juli entschieden, in Schlawe wurde die Klage Przemislav vorgetragen und zu Stolpe die Urkunde abgefaßt, in dieser nennt sich Przemislav schon Herzog der Pommern, fahrt den Mestwin an, weil er in Dieser Urk- Ddft Kloster B u, kvw alle Schenkungen bestätigt, quas patruus notier dominus Meftwinus

suis

privilegiis

conlirniavit.

Mestwin scheint damals noch gelebt zu haben, weit er sonst wahrscheinlich durch den Zusatz hone memorie sei, nen Tod würde angedeutet haben. Vielleicht lag Mestw i n damals schon auf dem Sterbebette und P r z e m i S lav war nach Pomerellen gekommen, um von seinen Ländern sogleich nach seinem Tode Besitz zu nehmen, n) Dr. n. 510.

3 2

556 den Tttel eines Herzogs von Pommern an. o)

Ausser/

dem soll eine Tochter nach Schmallenberg Mestwina,

nach Kanzow Anna genannt mit dem rneklenburgirchen Plinzcn Pribislav vermahlt gewesen sein,

aber die

Gemahlin dieses Prinzen, welcher sich Herr des Landes

Daber und Delgard in Cassubren nannre, tharina,

hieß Ca/

wie er sie selbst in einer Urkunde des I.

1289 p) nennt.

Zwar wird dieser Pribislav in einer

Urkunde des I. 1291 q) von dem slavischen Fürsten Bo/

gislav IV. ein Schwiegersohn (genei:) Mestwins genannt;

aber

des Herzogs

das lateinische Wort kann

auch einen anoern nahen weiblichen Verwandten bezeich­

nen. Wankelmuth war der Hauptzug in Mestwins Cha/

racter, er konnte weder einen festen Entschluß fassen, noch dann beharren.

Der Geist und Muth seines Vaters nu

hete nicht auf ihm; sichtbar zeigte sich seine Schwäche in dem häufigen Nachgeb n.

Gleichgültig gegen jeden, der

auf seine Nachfolge einige Ansprüche hatte, überließ er sich einer ane schweifenden

Freigebigkeit und machte die

ansehnlichsten Schenkungen an Geistliche und Klöster, r) Jetzt treten mit ihren Ansprüchen hervor:

dre Her/

zöge von Slavien, sowol wegen der gemeinschaftlichen Abstammung von einem Geschlechte,

als auch weil der

Herzog Mestwin dem Fürsten Barnim I. ichon 12 4

o) Eickit. epi t. annal. p. 50. wie die besiegelten Urkmr/ den beweisen, sagt Eick sie dt.

p) Dr. n. "775.

q) Dr. II. 815. r) Im I 12S9 stiftete- er em Dominicaner $ Kloster zu Dirschau Dlug, 1. vn. ad a. 1289,

die Nachfolge versprochen hatte.

Ihr gegründetes Recht

suchten sie durch ihren Gesandten Vtdanz von Mu/

ckerwitz an den polnischen Hof zu behaupten, aber die

innern Uneinigkeiten, welche in ihrem Hause herr schten, hin/ denen sie dasselbe mit Nachdruck zu behaupten und mit den

Waffen geltend zu machen.

Die Markgrafen von Dran/

denburg bemüheten sich als Oberlehnsherrn an Pome/

reffen, dasselbe als ein heimgefallenes Lehn an sich zu

ziehn.

Des Mestwins Töchtermänner machten für ihre

Gemahlmnen als Erbinnen darauf Anspruch, der rügische

Fürst

Wizlav IV.,

besonders

dessen Großmutter

Mestwins II. Schwester und dessen AeltermutterMest/ winS I. Tochter gewesen war.

Der deutsche Orden er/

neuerte seine Ansprüche, weil W a r t i s l a v M e st w i n SII.

Bruder ihn zum Erben eingesttzt haben sollte. Der Herzog

von

Polen Przemislav II. hatte

schon bei Mestwins Lebzeiten die Huldigung eingenom/ men und iogqr schon Landeshoheits / Rechte ausgeübt, er

wurde von den Ständen und Schloßhauptleuten allein begüniligt und hielt sich als der nächste Nachbar vielleicht schon kurz vor Mestwins Tode in Pomerellen, daher

nahm er sogleich von dem Lande Besitz.

Er befestigte

die Stadt Danzig mit Planken s) aus Furcht vor dem

deutschen Orden,

der nicht nur nach dem Besitz dieser

Stadt, sondern auch des ganzen Landes strebte.

Durch

diesen ansehnlichen Zuwachs an Ländern mächtiger gewor/ den nahm Przemislav den königlichen Titel anr ge/

noß aber nicht lange dies Glück, denn die Markgrafen

von Brandenburg überfielen den Przemislav zu

s) Ding, 1. VH. ad a. 1294. Crom 1. XI. p, 179.

lLg6.

358 Rogobjno und tLdteten ihn. t)

Ihm folgte in der

Regierung Wladislav Lokinrek, welcher sich sogleich Herr von Pommern schrieb und in demselben Jahre sich

schon als Landesherr betrug.

Am 28. Octb. bestätigte

er zu CaliS dem Woiwoden zu Calis Nicolaus die

ihm von Mestwin II. und Przemislav geschenkten pommerschcn Güter, u)

Im Jahre 1298 bestätigte er in

dem Schlosse Stolpe dem Kloster Belbuk und dem Nonnenkloster zu Stolpe, welches unter jenem stand, alle

von Mestwin geschenkte Güter.

Der mächtige 5ßoü

wöbe von Danzig und Stolpe Schwenhe, welcher schon vom Wladislav zum Statthalter in Pommern gesetzt worden sein soll, y) betrug sich als einen regier renden Herrn, und nennt sogar in einer Urkunde des I.

,1297 Pomerellen sein Land, z)

t) Ding. 1. Vin. ad a 1296. Archidiac. Gnesn. ap. Somm ersberg T. II. p. 90. 11) Dr. n. 889. y) Dies sagen die pommerschen Chronikanten und in de» Urkunde» der Könige Wenceslav IV. und V. nenne» diese ihn palatinum Pomeranensem J. B. 1501. Dr.

». 987. 1305. Dr. n. 1072.; aber der polnische Ge« schichtschreiber Cromer (1. Xi. p. igi.) nennt eine» gewisse» Wisla» einen pommerschen Edelman», den Wladislav bei seiner Anwesenheit in Pomerellen zum Statthalter gesetzt habe und in des Königs W l a, dislavs Urkunde vom Jahre 1298, • (Dr. n. 916.)

welche in dem Schlosse Stolpe ausgesertigt war, unterschreibt sich Schwentze nur «inen Woiwoden von Danzig.

-) Schwentze (Dr. n. 901.) verschreibt den Besitz der

55g Bald darauf empörten sich die Polen gegen den König Wladislav, weil er sie zu sehr diückte, und unterwarfen sich We,nzelnIV. Könige von Böhmen, welcher des Königs Przemislav von Polen Tochter R»cksa zur Ehe halte. Dieser schenkte desSchwenhen Sobne Peter wegen seiner ihm geleisteten großen Dien­ ste die Scadt Nuenburg , a) einige Dörfer in der Ca­ stellanei Schwetz und einen Distrikt von 2 Meilen auf und niederwärts der Weichsel und 2 Meilen landein­ wärts. b) Doch hatte der König Wenzel die Stattbal­ terichaft von Pomerellen c) anfänglich einem gewissen Frisco von Scaßow, Kämmerer des Königreichs

Dorfes Borko« einem eewtffen Ritter Luthemar «um judicio, ficut terra nofira exigit, nennt sich ittt Anfänge der Urt. Palatinum in Gdarzk et Stolp utrique provincie nomine fuo prepofitum, vielleicht sah er sich nach Przemislav - Lode, ehe Wladislav nach Pomerellen kam, als den Lehnsherrn an.

a) Daher wird er in vielen Urkunden Peter von Nuen­ burg genannt. In e. Urk. d. I. 1513 sagen die 3 Grüber, daß der König Wenzel von Böhmen und Po­ len den Nuenburgischen Distrikt dem Peter gegeben habe.

b) Dr. n. 987. die Urk. wurde zu Brünn am 28. Juni ausgefertigt. Auch hatte Wenzel IV. dem Peter das Dorf Stargard, welche- dem Castellane Ade wegen seiner Treulosigkeit genommen war, geschenkt. Dies Dorf verkaufte Peter dem deutschen Orden und Wen­ zel V. bestätigte den Verkauf. Dr. n. 1075.

c) Dr n. 1015. in e Urk., welche 1303 am 28. Decbr» zu Schlawe gegeben ist, bestätigte Frisco dem Klo, -er Bukow das Dorf B 0 r k 0 w, und versiegelte sie mit dem Siegelringe de- Königs Wenzel.

1301.

56o Polen,

übergeben,

der zugleich Statthalter in Cujavien war, vielleicht

stand Schwenzens

dem Könige damals noch nicht

in

Familie bei

so großem Ansehn.

Als nach Wenzels IV. Lode sein Sohn Wenzel V.

ihm in Böhmen und Polen nachfolgte,

so wurde dieser

Peter, Schwenzens Sohn, nicht nur reichlich beschenkt, e) sondern auch zum Statthalter von Pommern

1306.

verordnet, f)

Nach Wenzels V. Ermordung gelangte

,' säe und ehr, geitziqe Familie sich weaen einer solchen Lemü.higunMi dem Könige zu rächen suchte. p) Die Schuldenlast muß sehr groß und brkF^nb aenmen sein, dies beweiset eine Urk des Schwe ye unb se ueSohneS Peter im I «306, in welcher sie den Ver­ kauf ihrer Güter Stiradowa an den beund^n Or­ den bezeugen Sie sagen, der Verkauf geschehe: propter magnos fumtus in dicta terra habitos incumbeme magna necefsitate ad removendam noftram egesiaiem et terram cum honore servandam — Insuper augmentatis sumtibus propter multas caufas et guerras dictc ferre incumbentibus fumtus ulterius habere non valentibus compulfi magna necessitate vendidimus — Dr. n 1107.

q) Crom: 1. XL p 184 Petrus *— Consilium cepit nefarium prodendae marchionibus Brandeburgensibus patrie, patie si non impulfore certe non inscio.

r) Dr. n. 1095. datum in Wbelino veMUthlich Bube/

len ihren Vasallen, die Klostergüter und Leute auf keine Sßene zu beunruhigen. Zm folgenden Sabre nahmen 1307 am dre Markgrafen den Schwenze und seine Sühne unter l7* ihre Unterthanen und Lehnleute auf und ve.sichelten dem Peter, daß er, sein Vater und feine Brüder, auch alle feine freunde die Bulggrafschint des Hauses Stolpe be/ halten rollten, oder wenn sie das Land Stolpe selbst an sich nehmen wollten, thuen jährlich dafür 3oo Stark p'en/ Nige geben wollten. Zugleich bezeugten sie, daß sie ihnen die Schlösser Rügenwalde, Schlawe, Polnow, Tuchel und Nuenburg mit dem dazu gehörigen Lande zu einem rech en Lehn verl-ehen hatten; s) auch ertheil/ ten sie ihnen die Lehnöhoheit über alle in denselben am säßige Lehnleute, welche sie ihnen unterordneten. 0 Die Markgrafen rückten immer weiter vor und gaben der ^08 am

l i n ein Dorf im Rügenwaldschen Amte. An eben die­ sem Orte hatten die Markgrafen schon am 21. Marz dem Bukowschen Kko-er feine Grenzen jenseit des Gol, lenbergeS bestätigt. Dr. n. 1096. s) Schwarz Versuch e. Pom. Rüg. Lehnshist. S. 263. Nie. Klempzen cod. dipl. Mscr, Ukk. I.

t) Am 22. Juli 1507 belehnte Peter von Nueuburg (in der Urkunde nennt er sich blos comes) einen gewis, feit Heinrich von Luminitz mit dem Dorfe Frantze im nuenburgischen Districte gegen die Leistung eines RoßdiensteS. Dr. n. 1128* Solche Belehnungen hießen die Markgrafen gut, denn in der Urk. d. I. 1507 sagen sie: Weme he (Peter) gütet vorlegen heft, umme sinen Dkensi vor dieser Tidt, de schall van unS dar entfern und schall darmede sitten tho unseme Dienste, als he ehm gedhan heft.

566 Comthurei des Johanniteeordens zuLobeschow in Po, niete den für den ihm

zugefügten

Schaden

das Dors

Erikgenio. u) Um diese Zeit x) wurde die Verbindung derSchwen,

zen mit den Markgrafen von Brandenburg dem Könige Wladislav verrathen.

Eiligst und unerwartet kam er

daher nach Danzig und führte den Peter Schwenz

gefangen nach Krakau.

Doch bezeigte sich der König

gegen ihn gnädig und setzte ihn auf die Bitte seiner Brü,

der, welche sich selbst als Geißel für ihren Bruder dem

Könige Übergaben, wieder in Freiheit.

Aber kaum war

Peter nach Danzig gekommen, so entflohen seine Brü, der, welche die Wärter bestochen halten und begaben sich zum Peter.

Jetzt kam die Berrätherei zur Reife.

u) Dr. n. 1155.

Die

Au-gefertigt in der Heide beim Ger

Cholop (Slop, Stolpe) am 20. Aug. Vier Tage früher bestätigten die Markgrafen an eben diesem Stol, pischen See im jetzigen Westpreuße» dem Kloster Bu, kow seine Privilegien und Güter. Diese Urkunde hat der alte Swenz (palatinns in Stolpis) mit seinem Sohne Ja-ko (Johann) unterschrieben. Dr. n. nz6. x) Gewöhnlich setzt man die Gefangenschaft de» Peter Schwenze 1 oder 2 Jahre früher, aber nach den Ur, künden mnß Mn in das Jahr 1308 diese Gefangen, schäft setzen, denn nicht r» erwähne», daß Peter in bett Jahre» 1506 und 1307 verschiedene Urkunden ausgefer, tigt hat — die Gefangenschaft könnte vielleicht nicht von langer Dauer gewesen sei», — bezeugt sei» Vater in einer Urk. (Dr. n. 1144. Haken» Fortsetzung s. dipl. Gesch. d. St. Cöolin S. 22. 15.), daß er der Stadt Cörlin da» Dorf Gorband für 100 Mark verkauft

habe, und versichert, daß so wie er und fein Sohn

Markgrafen rückten gegen Danzig, in welcher Stadt

eben damals zwischen der polnischen Deazung und oen deutschen Bürgern eine Feindseligkeit ausgebrochcn war. Da >er wurde es dem P e t e r S schen Bürger zu bereden,

öftren.

w e n z e leicht die deut­

den Markgrafen die Lbore zu

Eben so geschwind kamen die Markgrafen ;um

Besitze anderer Städte und Dlstricre.

Nur das Schloß

Danzig war noch in den Handen des pvmmerschen Land­ richters und Casteilans Bogusky, welcher mit ten pom-

merschen Edelleuten,

die an der Swen jen Verrätherer

keinen An.heil nahmen,

dort in Besatzung lag.

gusky, welcher befürchtete,

Do-

daß die Markgrafen Meh­

rern Ernst gebrauchen würden und das Schloß sich nicht

langer möchte halten können, vielleicht durch Bestechung

und Venatherei den Feinden in die Hande fallen dürfte, reifete selbst heimlich zum ZLladislav und bat ihn in­

ständigst um Hülfe.

Diese versprach zwar der König,

aber da er sie nicht sogleich leisten konnte und die drin­ gende N§th keine Zögerung, verstattete, so rieth Bogus-

ky mit dem Hochmeister des deutschen Ordens zur Ver-

Jazko diesen Verkauf durch fern Siegel bestätigt habe, eben dies auch sein anderer Sohn Lorenr thun werde und noch vollständiger würde es sein Sohn Peter durch sein Siegel bekräftigen: ß Deus nobis de gracia fna tantum annuerit, quod Petrus nriles dictus de Nuenborcli eorum frater a capuvitate liberabitur. Die Urkunde ist am 22. Juni 1308 ausgefertigt worden und nach einer Anmerkung von Dreger findet sich bei der Originalurkunde, welche im CislinschtM Stadtarchi­ ve aufbewabrt wird, wirklich das Siegel dieses Peters mit der Umschrift: Sigillum Petri de Neuiiburch.

568 W lat

theibigung der Festung einen Vergleich zu schließen.

dislav willigte in diesen Vorschlag, ohne die Folgen zu erwägen.

Was konnte für den deutschen Orden erwünscht

ter sein, der auf P o in m e r n selbst Ansprüche hatte und

sie aufzugeben nicht geneigt war? Mit Vergnügen ergrif er diese Gelegenheit, um seine Vergrößerungs $ Absichten

zu befriedigen.

Die Bedingungen des Vergleichs waren:

daß die Ritter die Hälfte der Besatzung in der Festung Danzig übernehmen und diese em Jahr auf ihre eigene

Kosten unterhalten sollten.

Nach Verlauf des Jahres

sollten sie ihre Ausgaben dem Könige zur Wiedererstattung berechnen,

doch nicht eher das Schloß zu räumen vere

pflichtet sei», bis die Auslagen wären erstattet worden.

Den Schaden aber, welcher ihnen während der Delage/ rung zugefügt werden würde,

So wurden

sollten sie selbst tragen.

die Ordensritter ins Schloß ausgenommen,

Sie der

in welches sie viele Lebensmittel mitbrachten.

schrankten sich aber nicht auf die bloße Vertheidigung der

Schlosses, sondern thaten auch so häufige Ausfälle und

ängstigten die Markgrafen so sehr, Stadt zurückzogen,

daß diese sich in die

gegen den Winter die Belagerung

aufhoben und nur eine schwache Besatzung in der Stadt znrückließen.

Bald nach dem Abzüge der Markgrafen

wurde die Stadt von den Polen und Rittern eingenomr men,

die Besatzung niedergehauen und die Urheber der

Empörung gestraft.

Das Jahr war verflossen, und der

Orden verlangte die Bezahlung der Kriegskosten.

Wlae

dis la v konnte in seiner damaligen Lage sie nicht erstatt ten.

Die Ritter verstärkten sich, und sobald sie ihre Ue-

Verlegenheit bemerkten, betrugen sie sich trotziger, Streitigkeiten an,

fingen

bemächtigten sich endlich des ganzen

Schlosses', und warfen die Vornehmsten des polnischen

Adels und

den Castellan Dogusky

ins

Gefängniß.

Dieser sah sich, da er weder selbst bezahlen konnte, noch

von dem Könige Hülfe erlangte,

einen Vergleich z» schließen:

so

genöthigt, mit ihnen

daß sie das ganze Schloß

lange in Besitz behalten sollten, bis Wladislav

ihnen die Kriegskosten erstattet haben wüvde.

Nun erst

sah Wladislav ein, daß er vom Orden betrogen wäre,

letzt bereuete er seinen Entschluß,

sich mit demselben in

eine Verbindung eingelassen zu haben, aber aus Furcht,

baß der Orden sich mit den Markgrafen verbinden möchte, mußte er schweigen.

Wladislav bemühete sich, durch

Unterhandlungen wieder zum Besitze von Danzig zu kommen.

Eine Zusammenkunft

des Königs mit dem

Landmeister zu Krajowiz in Cujavien wurde verab/

redet, aber die Forderung von 100,000 Mark böhmischer Groschen dünkte dem Könige den Werth des Schlosses zu

weit zu übersteigen, daß er dem Orden seinen Geiz und Ungerechtigkeit vorwarf, und die Absicht beimaß: er for/

dere nur deswegen so unbillige damit er das Schloß 6c/

halten könne.

Der Orden rückte ihm dagegen seinen

Mangel vor und kein Vergleich kam zu Stande, y)

Der Orden dachte mit Ernst daran, sich des ganzen Pornereilens zu bemächtigen.

der günstigste. Heinrich III.

Wladislav war

Der Zeitpunkt war mit

dem Herzoge

vor Glogau wegen Großpolen in

einen

Krieg verwickelt, und die Litthauer drängten ihn auf der andern Seite und verwüsteten sein Land.

Der Mark/

graf Waldemar hatte in Deutschland genug zu thun und war sehr geneigt, um gegen den Markgrafen Frie/

drich von Meißen den Krieg mit mehrerm Nachdruck

führen zu können, und durch eine Verbindung mit den

y) Crom. 1. XL p. 188 — 186. Dreg, 1. VIIL Ctftn A a

5yo

Rittern den Rücken frei zu haben,

ein Land zu verkam

fett, dessen Deschühung die Einkünfte überstiegen. Wol­

de m a r trat mit dem Orden 88- 18g-

b) Dr. n. 230« Erster Lhett.

D b

386 auch der Bischof Hermann von Ca in in die Schenkung

des Bischofs i Zehnten

von 3oo Hufen zur Anlegung

eines Costvents bestätigte. Durch die Freigebigkeit der pommerellischen, slavischen, rügischen und anderer Fürsten vermehrte dies Kloster seine Einkünfte ansehnlich. Ein anderes meklenburgisches Kloster Alt-Dobber an wur­

de durch die Freigebigkeit der pomerellische» Fürsten in den Stand gesetzt 1268 das Cistercienser Kloster Neu t Dobberan oder seit 1274 Pölpelin an der Weichsel

anzulegen, c) Zwei Nonnenklöster Cistercienier Ordens zu Sarnowitz, d) ein Filial des Klosters Oliva, und zu Sukvw (in der Nähe des Lauenburgischen Krei/es) befanden sich in ihren Ländern, welche sie eben so

reichlich beschenkten, als andere auswärtige Klöster.

Auch

Prediger Mönche fanden sich hier ein und zeigten ihren Eifer, besonders in Bekehrung der noch übrigen Heiden,

wie sie sich dessen selbst 1251 in einem Berichte an den Pabst Gregor ix. e) rühmten. Zu Danzig und Dirschau waren Dominicaner Klöster.

Die Johanniter $ Ritter wurden früh aufge­

nommen.

Der pommersche Herzog Grimislav schenkte

1198 diesem Orden wegen dessen Verdienste um die Ar­

mee und die Pilgrimme, welche nach dem heiligen Grabe wallfahrteten, um an ihren verdienstlichen Bemühungen Antheil zu nehmen, sein Schloß Stargard an der

Verse nebst dem dazu gehörigen Districte, die Kirche in

c) Westphal inon, incd. r. III. p. 517, d) Dr. n. s88- 1257. e) Raynaldi annal. eccl. t, XIII. p. 420,

587 Lubisow, so wie andere Güter, k) Die Johanniter erdaueren eine Johanniskirche zu Stargard und daS Städtchen Schöneck, welches aber nach einigen Jahren von den Pomefanern zerstört wurde. Ihre Beutzun, gen waren hier so ansehnlich, daß sie 3 Comtbureien zu Lynbesow, Schlage und Copän bei Rügenwalde er, richten konnten, welche unter dem Lanomeiirer zu Schla, we standen.

Nach und nach gewann der deutsche Orden festen Fuß in Pomerellien, wozu die Schenkungen der Brüder des Herzogs Swan tepolk und des Bruders des Here zogS Mestwin II. die erste Veranlassung gaben. Alle Güter, welche die Freigebigkeit der Fürsten den Gei i ließe« ertheilte, wurden mit den wichtigsten Vorrechten z. B. dem Bernsteinsammeln, der Lachs-, Stör, und Hering-, fischerei, dem Biber- und Fischotterfange g) begnadigt; h) ihnen wurde sogar erlaubt, auf ihren Gütern eigene Münzstäte anzulegen. i> Doch verpflichteten die Fürsten die geistlichen Güterbesitzer bisweilen zum Bau der Lanr desfestungen und zur Landesvertheidigung. Um tb< e Gär ter nicht zu vermehren verboten sie auch wol, wenn sie

f) Dr. n. 3».

g) Diese Amphibien, welche nach de» Grundsjtze» der rö, mischen Kirche zum Fischgeschlechke gehörten, wurde» in den eatholischen Zeit-n, besonder- in den Fasten häne sig gegessen. Dreger« Anm. zur Utk. n. So. Joh. Reinh. Forsters Anm. h) Dr. n. zs. 77.

i) 1250. Dr. 213. ut in villis forum celebretur et mo» secam propriam cum taberna habeant.

B h 2

588 verdienten Männern Güter schenkten, dieselben a» Klöster und Kirchen zu verkaufen oder zu vertauschen, k) Bis an die Leba erstreckte sich der Kirchsprengel des Bischofs zu Camin, die andern Gegenden waren der Gerichtsbarkeit des Bischofs von Wladislav (in der Jnowratzlavischen Woiwodeschaft,) dem Sitze des kujavlschen Bischofs untergeordnet. 1) Der Streit des Herzogs Swantepolks mit dem deutschen Orden gab dem Pabste eine erwünschte Gele/ genbeit, auch hier den Schiedsrichter zu machen, zumal da sich beide Partheien an den päbstlichen Stuhl wand/ ten, und auch die geistlichen Waffen gegen Swantepol k gebraucht wurdeu. GerichtsNach slavischer Art waren die Castellane die fürstVerfassung. |id)Cn Richter, welche Unterrichter un er sich hatten. Den Geistltchen wurde die Gerichtsbarkeit überlassen, und ih­ nen erlaubt sich eigene Richter (advocatos fcultetos) zu ernennen; doch behielten sich die Fürsten einigen An­ theil an den Gerichtssporteln vor. m) Die Gesetze wa­ ren noch nicht gesammelt, sondern das Herkommen wurde beobachtet, und es galt entweder das alre slavische Recht (jus pomeranicorum) oder für die deutschen tColonisten das deutjche. n) Die Strafen waren entweder Geld oder

k) Dr. n. 591. 1266.

l) In einer Urk. des Vabstes Eugen III. 1148/ worin dem Bischöfe von Wladislav die Parochial - Gren­ zen und Etiftszvter bestätigt werden, wird namentlich das Schloß Gdansk als eine Besitzuna dieses Bis, thu m s mit Zchendr cht und Schifszoll angeführt. an) 1252. Ur. n. 250. a) i»5u. Dr, 11, 215, ,264. Dr, n. 369.

körperliche oder Lebensstrafen. Nach dem deutschen Rechte scheinen besonders folgende Strafen: Köpfen, Hängen, Radern, Augen - Ausstechen und Gliedervcrstümmelung üollch gewesen zu sein, o) Die Geldstrafen waren sehr gewöhnlich und eine reiche Quelle von Einkünften. Ger wisse Goneourtheilc waren gleichfalls hier üblich; Duelle und die Wasserprobe werden dabei angeführt, x) In den Streitigkeiten des Fürsten Swantcpolk mit dem deutschen Orden wird eine besondere Art, sie zu entscheid den, f?stgcseht. Jede Paithei soll.e einen rechtschaffenen Mann zum Schiedsrichter erwählen, und diese 2 den dritten; sollten die beiden bei der Wahl des dritten stch nicht vereinigen, oder all» 3 in ihren Entscheidungen nicht einig werden können, dann sollte jede Parthei an den Pab,r appelliren können, q) Nichts konnte drückender sein, als die schweren Ab/ Einkünfte, gaben, unter welchen die slavischen Unterthanen seufzten, Abgaben,

d. h. jus pomeranicorum, von weichen die Einwohner

o) Mestwin IL schenkt dein Kloster Linde kn Polen 1180 4 pommersche Dörfer mit der Erlaubniß, Deutsche darin anjusetzen und da« deutsch« Recht darin rlniusüh, reu: videlicet quod foulte tu s eeium habest auctoritatem decollandi, fuspendendi, rotandi, exoculandi, routilationem inembrorum et cetera jndicia, que juribus eorum cedunt. Dr. t. 5. n. 606. P) 1185 Dr. t. 3. n. 692: admifimus cciam , quod judicare poterunt ferrum pugiles, quod Ky (eilt Spieß) dicitur live examen aquae» Eben so 1288» Dr. t. 4.‘n. 752. q) Dr» 1248, n» l84»

5go in den Gätern der Geistlichen, und auch andere Dorfe bewohner, wenn die Fürsten Güter verschenkten, befreiet wu.den. Ausser den Abgaben von den Produkten des Ackerbaues, der Viehzucht, der Fischerei und andern Na» turallteferungen mußten sie Acker- und Pflugdienste und eine Menge Hofc und Frohndienste thun, r)

r) I» de» Urkunden wird der«» eine große Menge mit slavische» Namen angeführt, viele Dienstleistungen sind aber auch lateinisch ausgedrückt. — Dr. 1266. n. 591. X2bo. n. 6u6. — 1284. n, 685. i»8Z. »- 697-

Dritter Abschnitt. DaS Fürstenthum Rügen. Geschichte.

I.

Erste

Abtheilung.

Geschichte derRügier in denheib -

Nischen Zeiten.

Ä?enn gleich Ta citus die Rügtee, welche der Erdbeschreiber Ptolemäus Rutiklier, deren Hauptort Nhugium war, nennt, und in die Nähe der Ostsee, wahrscheinlich an das rechte Ufer der Oder verseht, so ist uns doch von diesen, wie man glaubt, deutschen Völ­ kern weiter nichts bekannt, in so fern es auf diese Ge­ gend Bezug hätte. Eben so wenig wissen wir, ob schon zu Tacitus Zeiten diese Nationen sich von Hinterpom­ mern bis auf die heutige Insel ausgebreitct, oder erst in der Folge dahin begeben haben, oder ob jene Rü­ gt er aus Pommern herstammen, welche am Ende des Sten Jahrh, im heutigen Oesterreich auf der Nordseile der Donau oder in Oberungarn wohnten, — wel­ ches Land von ihnen den Namen Rugilam bekam und aus deren Mitte ein Mann — Odoaker war sein Na-

nie — hervorging, der das abendländische Kaiserthum und das dortige rüglsche Reich sich unterwürfig machte. — Sollte dies der Fall sein, so weiß man doch nicht, ob die ältesten Wohnsitze der Rügier in Pommern und vielleicht auf der Insel Rügen gänzlich a) von ihnen verlassen worden, oder noch Stämme zurückgeblieben sind, mit welchen sich die Slaven nachher vermischt haben. Mit größerer Gewißheit kennen wir seit dem n. Jahrh, auf der Insel Rügen nur eine slavi>che Nation, welche nach Adam von Bremen b) Ranen, auch Runen; c) in des Abts Andreas Lebens Geschichte des Bischofs Otto von Bamberg d) Veranen, e) auch Rüthener f) genannt werden. Helmold g) setzt zu dem Namen Ranen den der Rügianer hin/ zu, Sa xo Gram malicus aber kennt nur den Namen Rügianer. Endlich heißt diese Insel in eines Anor nymi ii) Lebensbeschreibung des Bischofs Otto die Insel Denina.

a) In dem Fürstenthum Rüge» giebt es fast noch lauter wendische Namen der Dörfer und Gegenden, die Sla, ven mußten hier wenigstens sich am weitesten auSgebren tet habe». b) de situ Daniae ed. Maderi p. 146.

c) hist, eccles. 1. 2. c. 15. p. 51. d) ed. Valer. Jafchii Colb. ifißl - p. 195.

e) Vielleicht 0» > Rauer d. i. Insel » Rügier. £) p. 208. g) 1. I. c. a. §. 12.

h) Welche des Abts Andreas Lebensbeschreibung angehängt »ft. P. 359-

3g5

Diese tapfere Nation der Slaven hatte beständig Fürsten, welche die deutschen Schriftsteller Könige nannr ten - ihr slavischer Name war Croln. Ihre Namen und Thaten in den ältern Zeiten sind uns gänjlich unbe/ sonnt. Ob Gostimuil in der ersten Hälfte des gten Jahrh, wirklich König der Rügier gewesen, und ob unter seiner Regierung Mönche aus dem Kloster Corvey die Rügier zum Christenthume bekehrt und der Kaiser Zot ehac diesem Kloster die Insel Rügen geschenkt habe, ist nicht mit zuverlässigen Gründen zu behaupten, i)

i) Helmold gibt es selbst nur für eine alte Crjählung ans 1.1. c. 6 §. 3. und 1. 2. c. 12. §. 5. In der er« (leit Etolle sagt Helmold jur Zeit Ludwigs H-, in der andern zur Zeit Ludwigs, eines Sohnes Carls, welcher die Insel Rügen dem heiligen Dit»» in Cor, »ey geschenkt habe, weil er selbst dec Stifter des Klo, sters gewesen sei. Nach den juverlässigen fränkischen Annalen ( Annales Fuldenfes et Bertiniani in ab Eck­ hart Comment, de rebus Franciae orientalis T. II. p. 577.) hat der König Ludwig der Deutsche 844 ei, nen König Grzymuil, Beherrscher der Obotriten, getidtet und viele slavische Regenten vertilgtDie Urkunde der Schenkung befindet sich in Sc,baten annal. Paderbonienf. P. I. p. 128. (auch in Schöttgens altem und neuem Pommerlande 2 St. S. 27O — 275, nach einer nicht genauen Abschrift,) aber sie ist nicht mehr im Original vorhanden, sondern Scharen gab sie nach einer 1326 beglaubigten Abschrift heraus. Von Eck, hart in s, Comment, de reb. Franc. Orient. T. IL p. 376 bestreitet ihre Aechtheit, eben so auch P. Wuja in bist. ep. Cam. c. 2. p. 508- Dagegen verthek, digen sie Lange deck in fcript. rer. Dan. med. aevi

Adam von Bremen k) und Helmold 1) bemerken es als etwas besonde.es, daß diese Na-ton, welche vor allen anoern slavischen Völkern den Vorzug behauptete, m) unter «uett Ua' iichen Völkerstämmen allein Könige gehabt hätten, ohne deren Einwilligung in den öffentlichen Am gelegenheiten nichts vorgenommen werten konnte. D'es ehrwü.dige Ansehn schreibt Helmold ihrem vertrauten Umgänge mit den Göttern zu, dock (hmb der König >m Ansehn dem Priester deS Suantewits nach, von des, Jen Willen er und das ganze Volk abhing. Im >o.

T. I.

p. 526.

Sckvttgen am angeführten Orte,

Schwarz in f. LehnShist. S. 3b «. f. Inst, stn l. o) Leinwand vertrat beim Handel

die Stelle

des Gr. des.

Erst seit dem Könige Grim, welcher im 11. Jahr/ Hunderte Über die Rügier herrschte,

in die Geschichte dieses Volks.

kommt etwas Licht

Dieser hatte lerne Herr-

schäft auch ausserhalb der Insel über 6te Kisiiner und

Eircipaner — slavische Völker auf der nördlichen S-ite der Peene — verbreitet und bemühete sich,

wiewol ver-

gcblich, die auf der südsicken Seite der Peene wohnenden

slavischen Völker, die Rhedarier und Tollenser sich

Unterwürfig zu machen. Sein Sohn und Nachfolger Crito p) l^Kruko) hatte das tinerwartete Glück, von den aufrührischen Wen/

1066.

den zum Oberher»» erwählt zu werben, als in dem be,

nachbarten

obotririschen Staate

gegen den Fürsten

Gottschalk, — welcher mit unermüdetem Eifer die christ­ liche Religion durch eigenes Predigen wie ein Missionär ausbreitete und durch die Verbindung mit den Sackien die slavische Nation den harten Bedrückungen der Sach­ sen a issetzte — dessen eigener Schwager einen allqemei, ncn Aufstand erregte,

in dem Gottschalk ein Opfer

ihrer Religionswuth wurde.

Zwar hatte Gottschalk 2

o) Helm. I. i. c. 58. §. 7. p) Helm. 1. I. c 25 §. 6. Craconem filiiim Grini. Alb. Cranz, Vandal, 1. 3, ,c. 6. tiito silius Grimi,

Prinzen hinterlassen, Duthue und Heinrich, aber aus Furcht, daß die rechtmäßigen Nachfolger mit Hülfe der Sachsen ihres Vaters Tod rächen möchten, übergin, gen sie dieselben und hosten durch Crito einen erklärten

Feind der Christen und mltthigen Vertheidiger der alte« wendischen Verfassung, ihre Unabhängigkeit und Freiheit und alte vaterländische Religion behaupten

zu können.

Gottschalks ältester Sohn Buthue begab sich in den Schutz der Sachsen. Ihr Herzog Ordulf nahm sich auch seiner aufs thätigste an, und verschaste ihm ein Eta, blissement in Wagrien; aber Duthue konnte nicht die Zuneigung der Wenden gewinnen, welche, wiewol

Ordulf 12 Jahre zu ihrer Demüthigung anwandte, doch

Mit den Waffen in der Hand ihre Freiheit behaupteten.

Ordulphs Sohn, der Herzog Magnus von Sach,

sen, strengte sich vergeblich an, Duthue in den Bei sitz seines väterlichen Reichs wieder einzusetzen. An der Srihe der Wenden focht Crito mir Muth und Glück und vereitelte alle Bemühungen der Sachsen. Duthue ließ sich endlich durch eine List in die Festung Plön hin,

einlocken, wurde aber bald von Crito in dieselbe rings, schlossen. Die Hungersnoch zwang ihn, da sein Dun, desgenvffe durch Verrätherei vom Entsätze abgehalten war, de, sich unter der Bedingung eines freien Abzuges zu er,

geben.

Durch die verläumderische Rede einer vornehme«

Slavinn in der Festung, welche den Prinzen und seine

Begleitung großer Gewaltthätigkeiten gegen die Weiber der Stadt beschuldigte, wurde Crito zur Ermordung des Prinzen und seiner Begleitung gereizt.

Cri tos Macht wuchs ungehindert, er unterwarf sich das ganze Land der Slaven, zwang die Holsteiner,

Normarn und Ditmarser ihm den Tribut zu ge, ben, welchen sie vorher den Sachsen, deren Kräfte seht

'075.

3g8 durch innerliche Kriege sehr geschwächt «arm, hatten he, zahlen müssen, und beseitigte seine Herrschaft so gut, daß er sich bis an seinen Tod in dem Besitze derselben behanp, tete. q) Aber Gottschalks jüngster Sohn Heinrich, Welcher sich mit seiner Mutter, einer dänischen Prinzeß, Mn, bisher in Dännemark ausgefallen hatte, errich, tete, als fein jüngster Mutterbruder Nicolaus den dänischen Thron bestieg und fein Erbtheil zu den Kron, gütern zog, eine Gesellschaft dänischer und slavischer See, räuber, landete und plünderte, obgleich Crito überall die Zugänge zu seinen Küsten zu verwahren bemüht war,

deren jedem sich 4 Pferde befanden, nach Rügen und Iw

bete bei Arkona, einer starken Festung, in welcher das Dildniß des Gottes Suanrevits aufgestellt war.

Um

ihr alle Hülfe der Nachbarn abzuschneiden, ließ der Kör

nig da, wo das arkonische Gebiet mit dem festen Lande zusammenhing,

einen Graben durchstechen und einen hör

-en Wall aufwerfen, welche» er den Hallandern zur

Vertheidigung übergab, aber die Rügier überfielen sie unr vermuthet in der Nacht und hieben viele nieder, doch

wurden sie von der übrigen Armee zurückgctricben. Theil der dänischen Armee durchstreifte Insel.

Ein

verwüstend die

So unüberwindlich die Festung war, so zwang

doch endlich der Mangel am Wasser die Ar ko »et, sich

unter dem Versprechen der Annahme des Christenthums zu ergeben, denn die Dänen schnitten ihnen das Wasser

in dem einzigen Brunnen ab, welchen sie hatten. Götterbild behielten sie noch.

Das

Sogleich wurde Anstalt zur

Taufe gemacht, die Arkoner mußten sich waschen,

und

wurden zu einem See getrieben, um sich taufen zu lassen;

aber die durstigen Arkoner eilten mehr dahin, um ihren

Durst zu löschen, als daß es ihnen mit der Taufe ein Ernst gewesen wäre. Zwar ließ ihnen der König einen Geistlichen zur Beförderung des Christenthums zurück;

aber kaum war der König abgesegelt, so wurde der Geist­

liche vertrieben und der Dienst des Gottes S«anker

vits wieder hergestellt, c) Der Fürst Raze starb im Jahre n4o oder n4i

und

hinterließ

3 Söhne Tezlav,

Zaromar und

Stoislav.

c) Saxo Giammat. 1. XIV. p. 588. Cranz, Vamlal. 1.5. c, 35, Pontan. rer. Danic. p. 21Z.

4oß

Tezlav folgte seinem Vater als Creol oder Köttig in der R.gle^ung nach;

lem Muthe,

ein Fürst, welcher mit vie­

obqlcid) nicht glücklich, dfe Landes / Reli-

tim 114g. gion uno pohtiicbe Freiheit vertheidigte.

Als das christ­

liche Kreuzheer gegen die Obotriten und Milzen ver­ geblich einen frommen Feldzug unternahm und ein Hau­

fen, zu welchem cm Corps Danen stieß,

die größten-

theils die Schiffe verließen und tief in das Land rückten,

die obotiiuicbe Stadt 5)obbin angrif, so bemerkten die

Rüg ter, welche mit einer Flotre den Obotriten zu Hülfe gekommen waren, daß die Schiffe im Hafen zu Wismar

sehr schwach besetzt waren, übefielen die Schonen und hieben sie fast alle nieier.

Die Rügier, die die großen

Schiffe nicht erobern konnten, bedienten sich, durch den Schein einer großen Menge Schiffe noch mehr Schrecken zu verbreiten,

genen,

der List:

daß sie die Schiffe der Erschla­

aus welche sie Zelte,

worin niemand war, auf­

schlugen, mit Ruderern besetzten und zu den ihrigen sto­ ßen ließen.

Ein Theil der Flotte fuhr heimlich in der

Nacht in die See, und dieser kehrte beim Anbruche des Tages zu den übrigen Schiffen zurück,

um die Danen

durch den Gedanken einer neuen zur Hülfe kommenden

xügischen Flotte zu tauschen.

Ader die Danen bestiegen,

sobald sie von dem Angriffe der Rügier und der Nieder­

lage der Ihrigen Nachricht erhalten hatten,

übrigen Schiffe und trieben die Rügier

in

eiligst die die Flucht.

Die Menge der erschlagenen Rügrer war so groß, 1148,

daß

das Meer wegen der todten Körper fast unschifbar war. d) Um diese Zelt entriß ihnen Ratibor e) den noch

d) Sax. Gramm at. 1. XIV. p. 398. •) Kickst, epit. annaL P. 19.

übrigen Theil Les Landes der Circipanerf) und schloß

sie in die Insel ei« und Niklot nahm ihnen das Land

der Kißiner.

IIS»-

Während der innern Streitigkeiten im Königreiche Dännemark, — da anfänglich Sven IV. Grathe und Knud V. sich um die Krone stritten und nach Knud-

Tode auch Waldemar I.

austrat und seinen Gegner

Sven besiegte, — thaten die Rügier unaufhörliche Ein-

falle in Dännemark,

holten viele Deute daher und

verwüsteten mit andern Völkerschaften Dännemark so

schrecklich, daß fast der dritte Theil des Landes wüst u»d unbebairet lag. g)

Kaum war Waldemar allein zur

Regierung gekommen,

dacht,

diesen

so war man ernstlich darauf der

Seeräubereien

einmal Einhalt

zu thu».

Man beschloß eine Flotte von 260 Fahrzeugen zu verr sammeln und die Rügier unvermurhet zu überfallen. Der

Bischof Absalon von Rosktld, der in diesem Kriege den meisten Muth und eine unbezwingliche Standhastigr feit zeigte, wurde mit 7 Schiffen vorangeschickt, die rür gische Küste zum Landen zu untersuchen.

Man harre bei

schloffen, die Festung Arkon heimlich anzuzünden,

ehe

die Einwohner etwas von den dänischen Absichten erfüh­

ren und sie besetzen könnten, weil diese Festung der Sitz des Gottes Suantevits, in Friedenszeiten im Verr

trauen auf den Schutz des Gottes selbst ohne Einwohner und verschlossen war.

Schon hatte Absalon beinahe

f) Als Waldemar die Rügier rnerst um 1159 augrif, ge, hörte der Bahrtsche Disrrict schon zu Pommern,

denn

die Dahrter nannten die Herzoge Bogi-lav und Casimir

patrios duces. Lax. Grammat. 1. XIV. p. 44g. g) Cranz. Vandal. 1. IV. c. 26. Dan. 1. VI. c. 1.

1159.

4o8

die rügifche Küste etteicht, als er erfuhr, daß der Kintz nach Möu gesegelt sei. Absalon voll Betrübniß und Verdruß konnte seinen Unwillen nicht verbergen, baß man -ei so günstigem Winde und dem Muthe der Mannschaft diese Gelegenheit zu einem glücklichen Ausgange dieser Unternehmung fahren ließe. Zn der Nacht entstand ein Sturm, der 4 Tage anhielt und die Schiffe zerstreuete« Kaum schien sich der Wind etwas zu legen, so segelte man ab; aber bald erhob sich der Sturm von neuem, mehrere Schiffe segelten zurück und nur 6q fehlen die Fahrt fort. Man landete an der Insel Hythim (Hiddensec) ; durch einen Kundschafter erfuhr man die Sir cherhcit und Sorglosigkeit der Rügier. Aber bei einigen Dänen zeigte sich eine Widerspenstigkeit, eine längere Zeit Dienste zu thun und sie verließen mit ihren Schiffen die Flotte, bei andern eine Muchlosigkeit, da man es für gefährlich hielt, mit einer so.kleinen Macht einen so zahlreichen und wüthenden Feind anzugreifen. Der König selbst liebte zu sehr die Ruhe und Bequemlichkeit, als daß er nicht den Vorschlag, seine durch Nachtwachen aus der Seereise erschöpften Kräfte durch Schlaf zu stär­ ken, gern angenommen hätte. Man beschloß daher, die Provinz Darka zu verwüste«, welche durch ein« schmal« Meerenge von der Insel Rügen getrennt war. Man überfiel des Nachts die Einwohner im Schlafe; einige wurden durch das Geräusch der Pferde aufgeweckt, steck­ ten ihre Köpfe aus der Thüre hervor und fragten: ob Casimir oder Bagis lav — beide slavische Fürsten — ankämen? Man hieb alles nieder, trieb das Vieh weg «nd zündete die Dörfer an, aber bald wurden die In­ sulaner wach, bestiegen ihre Schiffe und griffen die däni­ schen Schiffe an, die von dem Admiral Skialmo zurückvtschlagen wurden. Ein neun Augrif auf die däni-

4og jche Flotte km Hafen mißglückte eben so sehr, doch er, neuerten sie ihre Angriffe immer wieder und verstärkten sich immer mehr, bis die meisten dänischen Schiffe aus Furcht die Flucht ergriffen. Nur 7 Schiffe blieben zu, rück, mit welchen der König die Angriffe der Rügicr aus seiner Rückfahrt nach Dännemark abhielk. h) Im nächsten Herbste, als die Scheunen angcfülkt waren, kam der König Waldemar von neuem mit ei, ner Flotte, verwüstete die Gegend um Arkona und eilte mit einer ansehnlichen Beute zu den Schiffe». Die Rü, gier wollten die Danen beim Einsteigen in die Schijß überfallen, ein dicker Nebel begünstigte sie zuerst, aber plötzlich verzog sich der Nebel und Prisklav, Nik, lots Sohn, welcher wegen seiner Neigung zum Christen, thume von seinem Vater aus dem Lande der Obotriten verwiesen worden war und sich bei den Dänen aufhielt, ermunterte diese, die Rügier anzugreifen. Man befolgte seinen Rath und der Rügier Niederlage war so groß, daß sie es nicht mehr wagten, sich mit den Dänen in ei» Gefecht einzulassen. Sie schickten im folgenden Jahre einen Gesandten, mit Namen D 0 m b 0 r, einen Mann von großer Be, redsamkeit und Verschlagenheit nach Dännemark, um den Frieden zu erbitten. Eben batte damals Walde, mar eine ansehnliche Flotte versammelt, um einen neuen Feldzug zu unternehmen, und man wartete nur auf einen günstigen Wind. Dombor schien, durch diesen Anblick erschreckt, geneigt zu sein, sich jede Friedensbedingung ge, fallen zu lassen. Aber ein widriger Wind hielt die Ab, fahrt auf und Dombor bemerkte bald bei der Armee

h) Saxo Grammat. p. 442 — 45*.’

1160.

410 Unzufriedenheit und Klagen über Mangel an LcbenSmltr

tel und Uneinigkeit unter den Truppen selbst.

Jetzt bat er nicht mehr demüthig, er verlangte billige Friedensber

dingungen. Absalon forderte Geißel, aber Dombor behauptete: daß es hinreichend sei, zum Unterpfande der Treue einen Stein ins Wasser zu werfen — es war ncnv lich rügische Sitte, wenn man Bündnisse und Verträge

schloß, einen Stein mit dem Wunsche ins Wasser zu

werfen: daß der treulose Uebertrcter wie der Stein ins Wasser untergehn und so umkommen möchte! — Da Absa Ion sich weigerte, eine so abergläubische Ceremonie bei einer so wichtigen Sache gelten zu lassen, so verlangte

Dombor von den Dänen Geißeln.

Hierüber entrüstet

antwortete Absalon: daß es unerhört wäre, daß je die Dänen den Rügiern Geißel oder gar Tribut gegeben hätten, aber die Rügier hätten dies oft thun müssen.

Dagegen berief sich Dombor auf die veränderten Um« stände und stellte ihnen die Lage vor, in welcher sich dar Mals das dänische Reich befand. Der Friede kam nicht zu Stande, auch der Seezug unterblieb wegen anhaltenr der widriger Winde. 1) Waldemar, welcher die Slaven und Rügier allein völlig zu bezwingen sich nicht mächtig genug fühlte, faßte den Entschluß mit dem Herzoge Heinrich dem Löwen sich zur Unterjochung der siavischen Nationen zu vcreinir

gen. Ansehnliche Versprechungen von Seiten Dünner Marks und auf der andern Seite die Hofnung sein Ger biet ansehnlich zu erweitern, zogen den Herzog Heine rich in dies Bündniß. In dem Lande der Obotriken wurde der Schauplatz des Krieges eröjnet, die Däne»

i) Saxo Grammat. 1. 14. p. 452 — 454.

vereinigten ihre Truppen mit den herzoglichen.

Glücklich

waren ihre Unternehmungen und groß die Demüthigung

der Obotriren.

Die dänische Flotte segelte in die Mün,

düng der Warnow und Rostock wurde angezündet. Unterdessen verbreitete sich die Nachricht, daß sich die Rü,

gier mit den Pommern, vereinigt hätten, ,die Dänen,

welche wegen der vielen Untiefen mit kleinen Fahrzeugen die Warnow hinausgefahrcn waren, von der Flotte ab, juschneiden und wenn die dänische Armee tiefer ins Land eingerückt wäre,

wcgzunehmen.

die dänischen Schiffe anzugrclfen und

Sie hielten sich in dieser Absicht in de»

verborgenen Duchten des Meeres versteckt.

Der König

hinkerging aber die Rugier durch eine List: er ließ einige Dörfer anzünden, und die Soldaten in den Schiffen sich

verstecken. Sogleich griffen die Rügier, in der Hofnung die Schiffe der Dänen von Mannschaft leer zu finde«, die feindliche Flotte an, aber da einige Dänen, des Kö, nigs Befehl unkundig, den Rugiern schnell entgegengin,

gen, so ahneten diese eine Hinterlist, flohen zurück und entgingen so einer gänzlichen Niederlage. Die dänische Flotte verfolgte sie, konnte sie aber nicht einholen. Zwei Tage verwüsteten nun die Dänen das rügische Gebiet und segelten darauf nach Walungiam, einem Hafen, a»

welchem in der Folge Greifswalde erbaut wurde. D o m b o r erschien von neuem als Friedensgcsandter, kün, digte seine Friedensbotschaft durch Anzündung eines Feuers

am Ufer an, bat jetzt im demüthigen Tone und versprach Unterwürfigkeit und Geißel. Absalon warf den Rü, giern die Verwüstungen und Verödung her kleinern däni, schen Inseln vor und bestand auf die Bestrafung der Rü, gier. Aber Dombor wußte nicht nur dem Absalon

schlau zu schmeicheln und Zuneigung einflößende Gründe anzuführen, warum sich die Rügier gerade an ihn bei

412 ihrem Friedensgesuche wendeten, sondern bemühte sich, ihn zu überreden, daß sie diese Feindseligkeit unternomi men hätten, um den innerlichen Krieg in Dännemark desto schneller zu unterdrücken, daß sie vielmehr ihre a l o n zum Ger

spräche und verlangten mit dem Angriffe so lange anzur

halten, bis sie wegen der Uebergabe einig geworben wär

ren.

Absalon wollte ihnen diesen Stillstand nur unter

der Bedingung gewähren,

wenn sie das Feuer fortbrenr

neu ließen und mit dem Löschen aufhörten.

Diese Bedinr

gung wurde angenommen und so wurde endlich die Uer

bergabe der Festung unter folgender Bedingung geschlosr

sen:

daß sie bas Dildniß des Suantevits mit dem

Schatze des Gottes auslieferten,

alle gefangene Christen

ohne Lösegeld freigäben, die christliche Religion nach dä,

Nischen Kirchengebräuchen annähmen, die Aecker und Länr bereitn ihrer Götter zum Unterhalte der christlichen Geistr lichen anwendeten, den König auf allen seinen Feldzügen,

so oft er es verlangte,

begleiteten,

jährlich von ledern

Joche Ochsen 4o Schillinge als Tribut bezahlten und zur Befestigung dieser Friedenspunkte Geißel

dänischen Soldaten, der Hoffnung Erster The«,

stellten.

Die

der Beute beraubt. D d

418 wenn die Festung nicht mit Sturm erobert würbe, mur/ reten und drohcten, den König zu verlassen. nig

berief

die

vornehmsten

um ihren Rath

zu

Kriegsmänner

vernehmen,

ob

Der Kö/

zusammen,

sie die Ueberga/

be oder Plünderung der Festung vorzögen.

Absalon

stellte vor, daß die Eroberung der Festung doch noch mit

vielen und großen Schwierigkeiten verbunden wäre, ob/

gleich das oberste Plankwerk verbrannt sei, da der hohe

Wall nicht so leicht zu ersteigen wäre, die ausgebrannten Lücken hätten die Feinde schon wieder mit Lehmwänden

ergänzt,

und das Feuer würde ihnen eben so hinderlich

beim Sturme sein, als es jenen zur Vertheidigung wäre.

Ueberdies würden die andern rügischen Festungen, wenn

man die Uebergabe der Festung Arkona abschlüge und sie zerstörte, voll Verzweifelung sich desto muthiger ver/

theidigen,

hingegen die gelindere Behandlung derselben

würde sie ermuntern, gleiche vortheilhaste Bedingungen

zu suchen.

Sein Rath fand Beifall, die Rügier nahmen

die Uebergabepunkte an und stellten Geißel.

Die Ueber/

15. Juni gäbe geschah am Tage des heiligen Vitus, n) Am noß. sagenden Tage wurde des Suantevits Bild zertrüm/

wert und an

dem Holze

wurde in Asche gelegt.

Essen

gekocht;

der Tempel

Der Commandant der Festung

Arkona, Granza, hatte in der Nacht vor dem Tage, als das Friedensbündniß geschlossen wurde, um die Er/ laubniß gebeten,

sich aus der Festung nach Carenz zu

begeben, um dem Fürsten und der Besatzung daselbst, das

Schicksal der Stadt Arkona zu berichten und sie zu er/ mahnen,

sich unter ähnlichen Bedingungen zu ergeben.

n> Wie au» der Urkunde der Bestätigung des Schwer»'«/ scheu Bisthums vom K. Friedrich 1. 1169 erhellt.

419

Ihm wurde die Frist eines Tages zu dieser Unternehmung vergönnt, und verlangt, daß er innerhalb dieser Zeit mit allen Vornehmen der Jmel Rügen,

sich am Ufer in

der Nähe der Festung Carenz, wohin sich auch der Di/

schof Absalon begeben wollte, einfinden und ihren Ent,

oder der Fortsetzung des Krieges

schluß der Uebergabe

überbringen sollte.

Absaion segelte in der Nacht mit

3o Schiffen nach dem carenzischen Ufer und der Kör

nig folgte ihm des Morgens dahin.

Die Carenzer

fanden sich zur bestimmte» Zeit und an dem bestimmtes

Orte ein;

Granza zu Pferde

zeigte

dem Absalon

an, daß der König Tezlaf mit seinem Bruder Jaro-

mar und den vornehmsten rügischen Edelleuten da wäre. Absalon lud sie auf seine Schiffe ein und brachte die Uebergabepunkte zu Stande,

migte.

welche der König

geneh-

Jaromar begab sich darauf von allen rügischen

Vornehmen allein mit

den

Bischöfen

Absalon und

Sven von Arhuß in die Festung Carenz.

Ions Bruder Esbern mußte unterdessen

Absa-

den König

Tezlaf und die rügischen Edelleute unter dem Vorwande, sie auf dem Schiffe zu bewirthen, bis zu ihrer Rück-

kehr bei sich behalten.

Absalon hatte nur 3o Mann

bei sich und selbst von diesen ließ er,

als er in die Fe­

stung hineinzog, auf Vorstellung Jaromars den größten

Theil zurück,

damit nicht durch seine Begleitung in der

Stadt ein Streit erregt werden möchte.

Diese Festung,

welche in Friedenszeiten auch ganz leer war,

in Kriegs­

zeiten aber eine Besatzung von 6 — 7000 Mann fassen konnte, war nicht sehr groß,

denn die Hütten für die

Garnison waren 3 Stockwerke'hoch und standen so dicht

neben einander,

daß die Steine nicht die Erde erreichen

konnten, wenn solche in die Stadt geworfen wurden, da­

her auch in derselben ein abscheulicher Gestank war. Rund D d 2

420

«mher umgaben sie tiefe Moräste, und nur mittelst einer Fuhrt war ein beschwerlicher Zugang, wo man bei Fehl, tritten-in Gefahr war, in den Morast zu fallen.

Aus

diesem Führte kam man auf einem schmalen Fußsteige

zum Thore. Diese Festung diente 3 der vornehmsten Götzen Rügevit, Porevit und Poren^tz zur Re« sidenz. Die Besatzung 6000 Mann stark begab sich jur Festung hinaus, steckte die Spieße in die Erde und warf sich demüthig vor dem Absalon nieder. Die Götzenwilder wurden zertrümmert und die Tempel zerstört. Abfalon weihete zur Erbauung christlicher Kirchen in dem Gebiete von Carenz 3 Kirchhöfe ein und machte dle

nöthigen Anstalten, das Christenthum in die Insel Rür

gen einzuführen. Da eö an Priestern fehlte, so wurden die Schreiber und Hofcaplane dazu bestellt, die Rügier zu unterrichten und zu taufen ; mehrere Privat $ Götzen­ tempel wurden zerstört oder in christliche Kirchen umgeändert. Die Flotte segelte darauf mit 7 Kasten ab, welche mit den Schätzen der rügischen Götter angefüllt waren. Absalon schickte bald darauf neue Priester reichlich mit Lebensmitteln versehn nach Rügen, damit sie dem Volke nicht zur Last fielen, und berief die erstem zurück, o) Besonders ließ sich der Bischof Berns von

Schwerin die Bekehrung der Rügier sehr angelegen sein. Der König Waldemar schrieb an den Pabst Alexander und bat um eine Bulle, welche zu Benevent 4 Nov. 1168 ausgefertigt wurde, worin das ganze Fürstenthum Rügen dem r 0 sch i l d sch e n Bisthume zur kirchlichen Direktion und Gerichtsbarkeit übergeben wur-

o) Sax. Gramm. 1. XIV. p. 498 — 512. Helm. I. 2, c. 12. iz. Craux, Vaadal. 1. §> c. n. 1J: 25.

4a i de. p)

Jaromar ließ sich mit den Vornehmsten des

Volks am 15. Juni 1170 mit großer Feierlichkeit taut

fett, q)

Ob Tezlaf sich zum Christenthume

bekehrt

habe, ist ungewiß; es scheint aber nicht wahrscheinlich zu sein, da Absalon selbst ihm nicht traute und vielmehr

mit dem Jaromar unterhandelte.

Eben so ungewiß ist

es, ob er die Regierung freiwillig niedergelegt habe, viele

leicht aus Unzufriedenheit mit

der dänischen Oberherr­

schaft und aus Abneigung gegen die christliche Religion,

oder ob ihn, wie die pommerschen Chronikanten r)

be­

haupten , Waldemar der Regierung entsetzt und die, selbe dem Jaromar übergeben habe?

Doch hat er ane

fänglich noch die Regierung geführt und Saxo Grame

maticus s) erwähnt noch um 1170 des Tezlafs Jaromar war von seiner Mutter her mit dem Bi# schose Peter und durch ihn mit dem Crrbischofe »er# wandt.

458 Bischof Peter brachte es dahin, daß der Fürst Jaro­ mar vom Pabste den Auftrag erhielt,

den Erzbischof

und die andern Gefangenen mit den Waffen zu befreien.

Der König Christoph wiegelte dagegen die Fürsten von

Meklenburg auf, mit dem Fürsten Jaromar Grenz/ strcitigkeiten

zu erregen, um ihn hier

zu

beschäftigen.

Aber Jaromar legte dieselben bald bei, und erbaute, da' er entschlossen war, nach Dännemark zu segeln, zur Sicher­

heit der Grenzen gegen Meklenburg, die Stadt Dam-

garten f) und an der Recknitz einen Thurm. Unterdessen war der König Christoph ums Le­

ben gekommen, und sein Sohn Erik Glipping unter der Vormundschaft seiner klugen Mutter Margaretha

Jaromar segelt _ 1259-, ihm in der Regierung nachgefolgk. fürs nach mit einer Flotte nach Seeland, die bischöfliche ParOstern. thei vereinigt sich mit ihm nach seiner Landung.

Die

Königin seht ihm ein Heer königlicher Landleute entgegen,

aber Jaromars

Tapferkeit siegt

bei Nestved,

die

Feinde verloren über 3ooo (nach andern beinahe 10,000)

Mann.

Jaromar zwang alle zur Parthei des Bi­

schofs überzutreten, plünderte und verbrannte Städte und

Flecken in ganz Seeland,

und befestigte

es mit einigen

eroberte

Copenhagen,

Thürmen

( Iarmers

Skanze ) in welche er eine Besatzung legte.

Jaro­

mar segelte nach der Insel Bornholm und bestürmte das Schloß Hammer sh uns so lange, bis es sich ihm

ergeben mußte.

Er unterwarf sich die ganze Insel und

behielt wenigstens den District Rothenherrit (Ro­

denharde), welchen sein Sohn, der FürstWizlav III. 1277 . An einen vornehmen Dänen wieder verkaufte. Auch

k, Dr. n, 306.

45g

die Proviyz Schont» verwüstete Zaromar, er wurde aber von einer Bauerfrau, um die Plünderung ihres

Dorfes zu rächen, hinterlistig erstochen, g)



Durch

diese schrecklichen Verwüstungen, welche der rügische Fürst in dem dänischen Reiche angerichtet hatte, zog er sich den Haß dieser Nation in einem so hohen Grade zu, daß

kein Däne seinen Namen nennen hören mochte und noch lange nach dieser Zeit,

wenn arme Dänen und Bettler

ins Fürstenthum Rügen kamen und Almosen begehrten, und man ihnen antwortete: man wollte ihnen um der Seele des Fürsten Zaromar willen etwas geben,

so

g) So erzähle» die dänische» Schriftsteller Isaac Pontan. I. VH. p. 55s. Langebeck t. I. p. 186. Jaromarus tnrpiter suffocatur per quandam midierem, aber P* .»85 heißt es nur: 1260 Jaromarus moritur, t. 2. p. 438. 1260 interiit Jarimarus, —- Wen» gleich die einheimischen Schriftsteller von dieser Todesart nichts erwähne», dieselbe auch einer falsche» Tradition ähn­

licher sieht, da der Fürst Jaromar in diesem Jahre I» Vilme nitzauf der Insel Rügen ein« Urkunde aus­ gestellt hat, (Dähnerts Pomm. Bibl. 5 D- S. 4°7) auch nicht wahrscheinlich ist, daß er sich entweder bis zum Jahre 1260 in Dannemark aufgehalten oder im

folgende« Jahre eine» neuen Feldzug dahin unternom­ men haben sollte, so scheint doch das Todesiahr 1260, wenn er nicht etwa 1261 erst gestorben ist, richtiger zu

sei», als die von den eiiiheimische« Schriftstellern ange­ gebene» Jahre 1282 oder 1283 denn im Oktober 1261 nennt Wizla» in. seine» Vater schon »erstorben Mr. II. 340) und eben so 1264 (Dr. n. 362,) 1266 Dr. n. 395-

44o verschmähten sie die Almosen und kehrten sich mit Ab, scheu um. h) In Stralsund nahm Fürst Jaromar den Do, M« 1251. minicaner , und Franciseaner , Orden auf, und stiftete dort Klöster für sie; auch zu Barth wollte er ein Klo, ster für die Franciseaner anlegen, aber die Bürger wi, 1255. versetzten sich des Fürsten Vornehmen und der Fürst mußte der Stadt die Versicherung geben, daß weder er, noch seine Nachfolger in der Stadl oder innerhalb der Gren, zen derselben je ein Kloster anlegen wollte. Zugleich ver, sprach er sein neues Schloß zu schleifen und den Burg, wall und Graben wieder eben zu machen, i)

Wizlav

II.

Sein Bruder Jaromar haue anfänglich an der Re, gierung Antheil, k) aber 1281 wurde er des BischofHermann zu Camin Coabjutor und erlangte 1287 die Regierung des Stifts. Seit dieser Zeit gab er die Mit, regierung im Fürstenthume Rügen auf.

h) Alb. Crantz Vandal. 1. VIT, c. 28. i) Dr. n 263.

k) 1264. Dr. n. 362. de dilecti fratris nostri Jarom ati consensu. 1268. Dr. n. 428 Wislaua et Jaromarn« principe» Rujanorum. 1283. findet sich die letzte Uk« künde, welche er als Fürst von Rügen ausgestellt hat. Dr. n. 672. Vol. in. Seit 1281 kommen schon Ur­ kunde« vor, die mit seines Sohnes Wijlav Bewilli, gunz und Siegel ausgefertigt worden sind. 1281. Dr. Vol. III. n. 637. 1283. n. 671.

Gleich im Anfänge seiner Negierung ereignete sich ein besonderer Vorfall. Ungeachtet die rügischen Fürsten mit Hälfe der Dänen 1178 Cireipanien erobert hat/ ten, und dies Land unter der Oberkhnsherrlichkeit deS Königs von Dännemark besaßen, so hatten doch die Herzoge von Sachsen ihrer Lehnshoheit über dasselbe noch nicht entsagt, da die pommerschen Herzoge es 1164 vom Herzog« Heinrich dem Löwen zum Lehn genommen hauen. Der weiten Entfernung wegen konnte diese Lehns, Verbindung der sächsischen Herzoge wenig nutzen, zumal da die rügischen Fürsten sie nicht mehr anerkannten. Daher entschlossen sich die sächsischen Herzoge Johan» und Albert der Alte Cireipanien, welches damals de» Namen des Landes Tribsees führte, und den ganzen landfesten Theil des Fürstenchums Rügen in sich begrif, dem Stifte Schwerin zu überlassen. Sie schenkten dieses Land Tribsees bis Stralsund, doch die Stabt am r»Oet. mit eingeschlossen, mit allen Eigenthums, und Hoheits, ia6u

rechten der Stiftskirche zu Schwerin und entsagten zum Besten der Kirche ihren Rechten an dieses Land, welche sie in die Hände des Kaisers resignirtcn. 1) In wiefern Wizlav mir dieser Abtretung der Lehnsrechte zufriede» war, und ob er die an das Stift übertragene Gerechtsa, me damals anerkannte? ist unbekannt. Die Urkunden 6tweilen, dap die rügischen Fürsten in diesem Antheile ihres §ür>iemhums alle landesherliche Rechte in weltlü chen und kirchlichen Angelegenheiten ungehindert ausüb/

1) Andr. Westphi. (live Dregeri) diss. seu specimen introduct. in hist. Sn. Pom. p. 12. UUd ill.E. G. de Westphalen nionum. ined. rer. Germ. T. 4. n* *6* in dipl. Meclenb,

44ä

fett, und dem Bischöfe von Schwerin nur kn geistlk/ chen Sachen die gewöhnliche Gerichtsbarkeit verstatteten. i»93. Doch nahm Wijlav endlich das Land Tribsees vom Stifte Schwerin zum Lehn und versichert, daß das ganze Land demselben heimfallen sollte, wenn sein Haus aus/ Kerben möchte, m) Die Zunahme des Handels der Stadt Stralsund, der Uebermuth der Handelsleute dieser Stadt, welchen der Wohlstand und der blühende Handel bei ihnen er/ zeugte und die Beschwerung der benachbarten Städte mit neuen Auflagen und ungewöhnlichen Zöllen, erregte von ireuem die Eifersucht und den Unwillen der Lübecker. Die/ fen ertheilten die Stralsunder eine stolze und trotzige Antwort auf ihre Vorstellungen und Bitten, ihren Be/ schwerden abzuhelfen. Ihr Uebermuth verleitete sie jetzt zur Geringschätzung der Lübecker und anderer Städte und ihre sorglose Sicherheit ging so weit, daß sie nicht die geringsten Anstalten zur Gegenwehr machten, ob sie sich gleich einer schweren Rache von Seiten der Lübecker 1S77. gewärtig sein konnten. Die Lübecker überfielen diesmal die Stadt Stralsund in der Nacht, plünderten die Stadt und steckten sie in Brand. Zwar baueten sie schnell ihre Häuser wieder auf, aber ein hartes Schicksal ver/ folgte sie, es kam Feuer in der Stadt aus und verzehrte in kurzer Zeit die Gebäude der Stadt, die größtentheilS aus Holz und Strohdächem bestanden. Kleinmuth und Verzagtheit trat jetzt an die Stelle des Uebermuths, ihr Wohlstand war zu Grunde gerichtet und der Ort wurde mehrern Familie» so verhaßt, daß diese, statt ans Wie/

m) Dr. Voi. iv. n. 84i- und in Verdes nützlichen Samm/ lung Stück 8- n. ix. S. 6g6.

beraufbauen zu denken, viesmehr nach Greifswalde

zogen, und sich dort anbauelen.

Doch begaben sich diese

wieder zurück in ihre Vaterstadt,

als die zurückgeblieben

nen Bewohner mit dem Gelde,

n) welches ihnen die

Holländer und Brabanter vorschossen, sich steinerne

Häuser aufbaueten.

Bei dieier Gelegenheit wurde der

allgemeine Schluß abgefaßt, daß keine Strohdächer fernern hin in der Stadt geduldet werden sollten, o) nähme dieser Stadt lag

Die Aufn

dem Fürsten sehr am Herzen

und daher begnadigte er sie mit wichtigen Vorrechten. Die Einwanderung vieler Familien und der vermehrte

Anbau des Landes bewog den Fürsten sein Land vermesn

stn zu lassen, um eine richtige Matrikel zu erhalten und

die Lehndienste darnach genauer zu bestimmen, p) Mit dem jungen Könige von Dännemark Erik hatte

er sich ausgesöhnt, und leistete ihm sogar Beistand, um

die erzbischöfliche Besatzung aus dem bornholmschen Schlosse Hammerhuns zu vertreibe». Nischen Kriegen Anrheil,

Er nahm an mehrer» dä/

welche ihn in tiefe Schulden

stürzten, ob er gleich für einen Theil seiner aufgewandten Kosten Pfandgüter auf Dorn Holm und Seeland be/

kam.

Ausserdem besaß er noch andere Güter in Dänne,

n) Ausser den Zinsen hatte» sich die Niederländer

noch die Freiheit ausbedmigen, in ihrer Stadt gleich den Einwohner» t» handeln, bis die Capitalien abgetra« gen wären. o) Kickst, epit, annal. Pom. p. 47- v. Klempzen ad a.

1275. Schwarz Gesch. der pomm. St. S. 61.

x) Dr. Vol. in. n. 6og-

Das Dorf Perun wird von

dieser Vermessung ausgenommen.

irgo.

444

«Mit als Brautschatz feiner Gemahlin, deren Großmutter eine dänische Prinzessin gewesen war. Als der König von Dannemark zuerst mit dem Adel, nachher auf Anreizung des erzürnten Reichsmarschalls mit rs. Novb.seinen Vettern in Schleswig in Zwistigkeiten gerieth 12861 und diese innern Unruhen bis zur Ermordung des KL/ nigö fortdauerten, so scheint sich der rügische Fürst auf einige Zeit der dänischen Hoheit entzogen zu haben, wer nigstens gesteht er selbst in einer Urkunde vom 1.128Z, q) daß er seine Länder vom deutschen Könige Rudolph zum Lehn genommen habe. Doch kqnn diese Verbindung mit dem deutschen Reiche nur von kurzer Dauer gewesen fein, da er an den dänischen Angelegenheiten in der Folge thätigen Antheil nahm. Seine Geschäftigkeit war überhaupt sehr groß, bald zeigte er sich in Deutschland als Gehülfe und Friedens/ mittler, bald in Dännemark, bald stand er dem deutschen Orden bei und erwarb sich so Achtung und Ansehn. Seinen Schwager, den Herzog Albrecht von 1879. BraunschweigLüneburg unterstützte er in einem Krie/ ge, den dieser für einen neuerwählten Erzbischof von Magdeburg gegen dessen Gegner führte und erzwang 1287 durch seine Waffen einen Vertrag über das Schloß Blekde zwischen dem Herzoge Otto von Lüneburg und dem Herzoge Albrecht von Niedersachsen, r) q) Dreg. cod. dipl. 3 95. n. 673. dat. Lubecke die innocentum : quod infeodatione, qua invictisfimus Ru. dolfus Romanorum rex nos prerogativare extulit.

x) Chr. rhytm. in Leibn. Scr. rer. Brunsw. T. ID. P- 135. 144. Orig. Gneis. T. III. xraek. x. 6g.

An der Hülfsverbindung, welche Herzog Otto von

Lüneburg,

Herzog Bogislav von Stettin und

Graf Bernhard von Danneberg, vermuthlich bei Gelegenheit des Krieges zwischen Pommern und Bran,

denburg, wider jedermann ausser dem Bischöfe von Verden, den Herzogen von Braunschweig und dem

Grafen Gerhard von Holstein schlossen, nahmWiz, lav auch Antheil.

Die Fürsten versichetten sich eidlich

einen zehnjährigen allgemeinen Landfrieden, s)

Nicht

weniger unternahm er einen

Feldzug nach

Lief!and mit 1100 Pferden den Schwerdtbrüdern wie der die Lithauer zu Hülfe, und bemühet« sich, das von seinem

Großvater angefangene Dekehrungswerk daselbst

zu Stande zu bringen, t) Die zweite Vermählung des Fürsten Heinrich von Werle erregte das Mißvergnügen seiner Söhne erster

Ehe,

des Heinrichs und Nikolas,

welche schon

seit einiger Zeit an der Regierung Antheil genommen Ihr Vater floh zum Fürsten Wizlav.

hatten.

Emst

erfuhren die Söhne, daß der Vater nicht weit von Bahrt

auf der Jagd sei, sie eilten hin, men,

ihn gefangen zu neh,

aber er kämpfte muthvoll und wurde unvorsichtig

ermordet.

Ihr Vetter Nikolas IV. zu Parchim hielt

die Söhne als Vatermörder unfähig, das väterliche Erb,

theil zu besitzen, und nahm für sich und seinen Bruder von dem Lande Güstrow Besitz.

Die beiden Verlri?,

denen wandten sich an den Herzog Heinrich vonMek,

«) Rudloffr pragm- Handb. der meklenb. Gesch. S. 70. 71.

») Kantzvw, Schmallenberg.

a B.

446 lenburg, welcher auf einer Zusammenkunft zu Fre ien,

stein, — welche zur Errichtung eines neuen zehnjähri,

gen Landfriedens gehalten ward, — die Markgrafen von Brandenburg, den Fürsten Wizlav und andere Für,

sten zum gemeinschaftlichen Befände beredete, Vertriebenen in ihr Land wieder einzusetzen.

eroberte in dem Lande

um die

Wizlav

des minderjährigen Herrn von Der eine Bruder Niko,

Rostock den Ort Serien.

ig- Ja», las starb bald. Man veranstaltete zur Bewirkung deS 18931 Friedens eine Zusammenkunft in Rostock, der Friede

kam aber nicht zu Stande. stocker die Thore,

Zwar verschlossen die Ro,

einen heftigern Auebruch zu verhü,

ten, aber NikolaS IV. entkam doch nach Güstrow. Wizlav eilte ihm nach, um die Friedens , Unterhand)

hingen fortzusehen,

und begab sich,

da er den NikolaS

noch nickt zur Sprache bekommen konnte, in die Kirche

— am Mittwoche nach Jnvocavik in den Fasten. — Kaum erfuhr dies Nikolas,

als er schon den Fürsten Wizlav

aufheben und nach Parchim führen ließ. Aber die Wer, Wüstungen, welche jetzt von Nikolas Gegnern in sei, nem Lande angerichtet wurden

und die Zurückgabe der

Stadt Gerien verjchaften dem Wizlav die Freiheit

wieder, u) Der Fürst Nikolas von Rostock hatte sich durch den Ritter Johann von Moltke

seinen Vertrauten

und den Fürsten Wizlav bereden lassen, des Markgra, fen Albrecht von Brandenburg Tochter Mar gare, t h a, mit der er sich vermählen wollte, nicht, sondern eine

isg8.

Tochter Bogislav IV. von Pommern zu heirachen. Die Markgrafen von Brandenburg rückten mit ihren

u) Kantzow, — Rudi. Gesch. a D. S. 85 — ?o.

44j Verbündeten ins Land Rostock ein, verheerten dasselbe und begaben sich erst nach Erpressung einer ansehnlichen

Contribution aus dem Lande.

Die Markgrafen zogen

bei eingetretenem Winter über das gefrorne Sülzer, Meer in das Land Bahrdt und rächten sich durch Ver,

Wüstung desselben an dem Fürsten Wizlav. Dieser schickte seinen Hauptmann Bogislav von Dewitz mit Truppen gegen sie;

zwar tödtete er viele Märker,

zu schwach gegen sie,

aber

mußte er ihnen unterliegen und

kam mit allen den Seinigen um.

Wizlav und sein

Bruder der Bischof von Camin Jaromar rächten diese Verwüstungen

durch

verheerende Einfälle in die Mark

und durch Wegführung vieler Menschen, x)

Um diese Zeit stiftete der Fürst mit dem Abte zu Campe das Kloster

auf Hiddense in Rügen.

Fürst

Wizlav gelangte nach dem Abgänge der beiden letzten

Dynasten zu Loitz vermöge eines Vertrags mit den Her, zogen von Pommern zum Besitze der Festung, Stadt

und Herrschaft Loitz und dies alles besaß er nicht als ein

Lehn von Dännemark, sondern entweder als Souverän

oder als ein Lehn von Pommern.

Die

nahe Verwandschaft

mit dem

pomerellischen

Hause y) verschaffe dem Fürsten Wizlav die frohe Aus, sicht zu einer glänzenden Erbschaft,

einzige dieses Hauses war.

da Mestwin II. der

Schon besaß Wizlav die

x) Kantzow.

y) Wirlavs Mutter Elisabeth iwr des Fürsten M e st, winSii. Schwester, seine Großmutter Salome Mest, «ins I. Tochter und sein Sohn Wizlav hatte Mest,

wins Ii. älteste Tochter Margaretha zur Ehr-

1299.

4,48

Länder Rügenwald« und Schlawe, welche er ver, mnthlich von seiner Mutter Elisabeth, Mestwins II. Schwester, geerbt hatte, die sie zum Drautschatze mitbe« UM 1S70. kommen hatte. In diesem Lande übte er allerlei landes« herrliche Gerechtsame aus, verschenkte einige Güter an das Kloster Bukow und bestätigte demselben seine Güter und Gerechtigkeiten, z) Zwar verkaufte Wi zlav das Schloß und Land Schlawe nebst der Stadt Rügen« Walde den Markgrafen von Brandenburg für ?ooo Mark brandenburgisch Silber, a) allein die Abtretung erfolgte damals noch nicht, vielleicht wollte Mestwin diese Abtretung nicht zugeben, und scheint sogar diesen District erobert zu haben, um ihn den Markgrafen nicht zu überlassen. 1289 wurde ein neuer Vergleich zwischen den Markgrafen von Brandenburg und dem Fürsten Wizlav geschlossen: daß Wizlav den Markgrafen 3ooo Mark brandenburgisch Silber für das land Schla­ we, wenn Mestwin es ihm sogleich bei seinem Leben abtrclen würbe, bezahlen und für die Hälfte des lande; Schlawe, — welche nach Mestwins Tode vermöge des Vertrags der gleichen Theilung Pomer eilens den Mark­ grafen zufallen würde, — ihnen ein anderes Land von gleichem Werthe geben wollte. Würde er ihnen aber diese Hälfte lassen, so sollte er ihnen nur dir Hälfte der oben bestimmten Geldsumme auszahlen. b) Mestwin

z) 1170. Dr. b V- n. 45g. 459. 1271. n. 467. 46g. 1274. n. 502.

a) Gerken cod. dipL t. I. p. 247. 560.

Dreg* Vol. L. n.

b) Gerken t. 1. p. 255. Dr. VoL 4. n. 774.

scheint geneigt gewesen zu fein,

dem Fürsten Wizlav,

wenn nicht sein ganzes Land,

doch

Theil desselben zu vermachen.

Er schlug ihn den Land,

einen ansehnlichen

ständen vor, und machte dem Fürsten Wizlav, den er

zu sich nach Stolpe kommen ließ,

die Hofnung, daß

die LandMnoe bei der Ma ss eines Nachfolgers auf ihn Rücksicht nehmen würden, c)

Im Jahre 1292 schlossen

des Fürsten Wizlavs Sohn Wizlav IV. und der Dir schof Jaromar zu Camin mit den brandenburgischen

Fürsten, theils über die Grenzen und Zehnten des B>S/

chums Camin, theils wegen der Besitznahme des Lin­ des Pom ereilen nach MestwinS Tode einen neuen Wer/

trag.

Jaromar und Wizlav versprachen den Mark«

grafen

den kräftigsten Beistand,

die Eröfnung ihrer

Festungen und die Freiheit, in ihrem Lande und den Städ« ten Lebensmittel zu kaufen.

Für diesen Beistand sollten

die Markgrafen und sein Vater dem jungen Fürsten Wiz/

la» IV. jeder 4oo Mark Silber bezahlen, keiner sollte ohne des andern Wissen einen Friedens / Vertrag jchlie/

ßen. sg6.

»88,

1294.

genwalde, bemächtigten sich dieser Gegend bis Dam zig hin, des Landes zwischen der Wipper und Weich/ sei. Zambur wurde hier Statthalter und übte Lam deshoheitsrechte aus. e) Aber bald mußten, die Rügier der überwiegenden Macht des Königs Wemze l weichen, und sich mit der Verlassenschaft und den Kleinodien Mest/ wins II. begnügen, welche Wenzel ihnen auslieferte. Die Uneinigkeit, welche zwischen dem Könige von Dännemark und dem Könige von Norwegen ausge/ brochen war, beschäftigte den Fürsten Wizlav in bett letzten Jahren seines Lebens. Der König von Norwe/ gen Erich II. hatte die Mörder des Königs von Dan/ nemark — es waren angesehene Edelleute, welche eine Zeitlang unentdeckt geblieben waren, zu deren Aufsuchung und Ueberführung Wizlav nebst dem Markgrafen Otto

von Brandenburg und den holsteinschen Grafen von den dänischen Reichsständen zu Ny borg ernannt wurde — in den Schutz genommen; er fing sogar mit dem neuen dänischen Könige Erich Meedved, an den er wegen des schon seinem Vater vorenthaltenen Braut/ schahes seiner Mutter noch Forderungen machte, einen Krieg an und verheerte das Land überall schrecklich. Der Fürst Wizlav mußte als dänischer Vasall an dem Kriege Antheil nehmen und verwüstete mit dem dänischen Könige di- Insel Hinsingöe, ob er gleich der Schwiegervater Hakons eines Bruders des norwegischen Königs war.f)

e)'Dreg. Vol. V. n. 990. 0 Seiner Tochter Cuphemia, Gemahlin des KönigHakon, vermachte er in seinem Testamente r große filberne Schaaken; sie und ihr Gemahl unterschriebe» auch da- Testament,

Die Ruhe wurde zwar im nächsten Jahre durch einen ,-95. auf io Jahre geschlossene» Frieden wieder tzergestelit, aber dieser Vergleich war nicht von langer Dauer. Vergebend -emühete sich Wizlav durch eine zwischen beiden Köni- 11198. gen veranstaltete Unterredung eine Aussöhnung zu bewir, ken, da aber seine Bemühungen umsonst waren, so blieb er neutral. Einige Jahre nachher schloß Wizlav »yit i5-Aug. dem Könige von Dännemark, dessen Brüdern den I^0Ä*

Herzogen von Langcland und Schleswig, den Grafen von Holstein und den Fürsten von Meklenburg und Werte ein Schuh- und Angrifs - Dündniß gegen einen jeden Feind. Bald darauf schifte Wizlav nach Obslo (Onslo, in bft Folge Christiania) in Nor, wegen, um theils seine Tochter zu besuchen, *) theils seinen Schwiegersohn den König Hakon mit dem däni­ schen Könige auszusöhnen. Am Michaelistage desselben Jahres befand sich Wizlav zu Konghella, wo der König Hakon mit dem schwedischen Könige Birger das alte gemeinschaftliche Dündniß erneuerte und seine Prinzessin Jngiaborg dem Herzoge Erik von Schwe­ den zum Gemahle versprach. Am 27. Decbr. machte Wizlav zu OnSlo sein Testament, in welchem er seine beiden Söhne Wizlav und Zambur zu Erben seine« Landes einsehke und verschiedene Vermächtnisse machte, g) Er starb im folgenden Jahre, h)

•) Pontan. rer. Dan. hist. 1. VH. p. 395.

g) Gerde« nützliche Sammlungen St. IX. S. 10. Dreg. cod. dipl. Vol. V. n. 1008.

h) Nach Klempren am 2,. December. Mit dieser Mei, nung scheint übereinjuftimme», daß in dem Vergleiche, welcher am 15. Jan. 1304 (Rudloff Gesch. -Ttz. S. iy4J 8 fn

1305.

45a

Wizlav III.

ünd

Zambur.

Beide Prinzen blieben in gemeinschaftlicher und um 6. Mai getheilter Regierung, aber im folgenden Jahre theilten 1304. flg das Land in 2 Theile: Wizlav erhielt die Insel Rügen und Zambur den landfesten Theil oder daS Land Tribsees nebst der Stadt Stralsund, doch so, daß beide Fürstenthümer Glieder eines Körpers sein und bleiben sollten; zugleich wurde die gcsammte Hand verab­ redet. i) Von kurzer Dauer war diese Theilung, denn Zambur starb nach einigen Monaten unbeerbt.

Wizlav

III.

allein.

Durch den Tod seines Bruders wurde Wizlav Erbe seines Landes und einziger Regent. Der König von Dännemark sah des Fürsten Zambur Land als ein der Krone Dännemark eröfnctes Lehn an, und glaubte wenigstens auf die Hälfte desselben Anspruch machen zu können, allein er ließ sich bewegen, diesem Ansprüche zu i4-Oct- entsagen und begnügte sich damit, daß Wizlav frivol I3°4' die Insel, als das feste Land, ausser der Herrschaft

rwische» de» Markgrafen von Brandenburg und de« Fürsten »0« Mrklenburg r« Wittmanstorf ge, schlossen wurde, »och der ältere Fürst von Rügen als Dürge mit allgenommen wurde; dies kann kein anderer, als der Fürst Wizlav n. sein. Die Nachricht von seinem Tode am 21. Decb. 1305 zu Onsl» war am 15. Jan. 1304 in Rügen vielleicht noch nicht angekommen.

i) Dähnerts Samml. Pom. und Rüg. Urk. und Verordn, r D. S. 24z. n. 1.

Loth, als ein Fahnenlehn von ihm annahm und aner, kannte, k) Mit dem Kloster Eldena hatte der Fürst einen Streit wegen des Hafens, den die Greifswalder bei der DanSke : Wyk anzulegen, von seinem Vater Wizlav waren berechtigt worden. 1) DaS Kloster glaubte sich beeinträchtigt, da diese ganze Gegend und der Fluß Rick (Hilde) selbst von der Sceküste bis zur Burg Gut, tyn seit der Stiftung des Klosters zu dessen Gebiet ge, Hirt hatte, m) Dieser Fürst Wizlav bestätigte der Stadt Greifswalde den Hafen, den sie bei der Dans, ke , Wyk hatte graben lassen n) und fachte durch diese Bestätigung das Feuer der Uneinigkeit von neuem an. Es scheint zwischen der Stadt und dem Kloster sogar zu Feindseligkeiten gekommen zu sein. Endlich wurde durch Vermittelung der Bischofs Heinrich zu Camin und des Abts Ditmar zu Colbah ein Vergleich geschlossen: die Stadt Greifswalde erkannte, daß der Hafen im Gebiete des Klosters liege und entsagte ihren Ansprüchen

k) Nach dem Lehnbrief« dal. Wordingab. die Papae CAlixti auszugsweise in Schwärzens LehliShistvrie S. 259. vollständig in Dreg. Vol. v. ». 1045. l) Dähnerts pomm. Bibl. 4 B. 1 St. S. 1.

u>) In e. Urk. Pabst BonifaeiuS ». I. 1597 wird dem Abte und Kloster Eldena da« Patronat , Recht über dl« Kirche in Danskr.Wyk bestätigt Dr. Vol. IV. n. 903. auch in pomm. Dibl. 5 B. S- 304 «nd in de Weftph. mon, ined. rer. Germ. T. 4. ibi-

sich genöthigt, die Belagerung aufzuheben

als

die Feinde

die Stadt verlassen hatten und fanden einen ansehniicken

Vorrath am Lebensmitteln, len.

den jene zurückgelassen hat«

Darauf überfielen sie die rüguchcn Sradte,

plfin«

Seiten sie und richteten überall in den Besitzungen der feindlichen Bundesgenossen große Verwüstungen an. de des Krieges sehnten diese sich nachdem Frieden;

Mü«

da«

her bewog der König Erich den Markgra fen, daß er den Streit dem Ausspruche einiger Schtedsrichter über«

lassen wollte.

Unter Vermittelung des Churfürsten Ru«

dolph von Sachsen wurde die Friedens-Unterhandlung iy?.um zu Brodersdorf angefangen, wo Busso von Da« ^iiugsrcn.

len, Georg Hasenkopp, Droisike und Heinrich Blankenburg als Schiedsrichter am Frieden arbeite,

v) Don diesem Gelbe erhielte» die Stralsunder den drit­ ten Theil und erbauete» 0»» ihrem Antheile das Rach­

haus und den König Arth«- Hof. ErN« Theil.

Gg

466 teu. Man schloß -se Praeliminarien und setzte zu -iS. Novb.Templin die Unterhandlung fort. Hier wurde endlich der Friede unterzeichnet, und durch denselben alles in-de» Stand gesetzt, wie es vor dem Kriege gewesen war. Z« Wordingborg wurde am i3. December zwischen dem Markgrafen und dem Kinige ein Vergleich geschlossen. Der Markgraf versprach dem Fürsten Wizlav Rügen, Stralsund und alle Städte und Festungen, welche er ihm während des Kriege« entrissen hatte, zurückzugeben, «nd die Stralsunder und aussätzigen rügischen Ritter nicht weiter zu beschützen, p) Einige Schiedsrichter mußte» die Privilegien der Stadt Stralsund untersuchen, ob und in wiefern sie dieselben widerrechtlich ausgedehnt hätten. Sie erhielten günstige Aussprüche, und der Fürst Wiz, lav ertheilte der Stadt Stralsund am Tage des h. Leichnams von neuem ihre Privilegien und die Stadt entsagte den Ansprüchen an das Schloß Perun und das Dorf Parow, q) Selbst der König Erich nahm die ss. Mat Stadt auf 3 Jahre in seinen Schutz unter dem Verspre’3l8‘ chen, daß sie dem Könige in de» Kriege», welche etwa

gegen ihn entstehn könnten, treu anhangen sollten.

Wizlav verpflichtete sich von neuem seinem Lehns, Herrn dem Könige von Dän ne mark mit allen Ländern, Schlössern, Städten und Vasallen wider alle Feinde nur nicht gegen den Herzog von Pommem Beistand zu lei,

p) Isaac Poutan. 1. VII. p. 410 — 410, Jac- Liefen prodrom us exhibens bellum Sundense a. 1516 terra tnarique geßum. Rofiochi 1659. 4.

t) Dr. Val. VI. Auch begnadigte ße Wizlav in -en folgenden Jahren mit noch vorzüglichern Vorrechten.

46y

stet, r) Mit dem Herzoge von Pommem wurde die Verbindung immer genauer. Schon hatte der Herzog Christoph ihm bas Fürstenthum Rügen nach Wizr lavs Tode versprochen, und jetzt schloß Wratislav mit Wizlav zu Greifswalde eine Erbverbrüderung, daß, wenn Fürst Wizlav ohne männliche Leibeserben sterben sollte, Herzog Wratislav oder seine Erben, und dann auch Herzog Otto oder seine Erben im Fürstenthume Rügen Nachfolge» sollten, und eben so sollte Fürst Wiz< lav und seine männlichen Nachkommen in den pommer/ schen Ländern die Erbfolge haben, wenn beide Linien de« pommerschen Hauses zuerst abgeh» sollten, s) An eben diesem Tage machten die Herzoge mit dem Fürsten Wiz/ lav einen Vertrag, daß er für 2000 Mark bewilligen möchte, daß seine Vasallen ihm gegen die Meklenbur/ ger und deren Gehülfen Beistand leisten sollten, zugleich setzten sie wegen der Schadloshaltung der rügianischen Dafallen die Stadt Alt /Treptow zum Unterpfande.') Dies« freundschaftliche Verbindung und der Beistand, den Wizlav auf diese Weise dem Herzoge Wratislav leistete, verwickelte ihn in einen Krieg mit dem Herzoge Heinrich von Meklenburg. Dieser hatte nach dem Tode de« Markgrafen Heinrich von Brandenburg, ro. Aug. *330. ») Pont. 1. VIT. p. 415.

e) Dr. Vol. VII. Di« Urk., fr welcher sich der Bischof zu Caniin Conrad und die Hrrroge Otte, Wratislav urid Barnim iii. mit Wizlav rum gegenseitigen Beista», d« verbanden, ist am Abend«, da Johannes der Evange­ list in O«l gesotten wurde, ausgeftrtigt wordrn. Dr. Vol. VII. t) Dreg. Vol. VH.

Gg 2

468 mit dem der Mannsstamm des aSkanischen Hauses erlosch,

einen großen Theil der Uckermark eingenommen; er wurde

aber von den Herzogen Otto von Stettin und Wra, rzri.

tislav von Wolgast aus dem Besitze der Städte Pa,

fewalk und Prenjlav wieder vertrieben.

Den neuen

König von Dännemark Christoph halte

der Herzog

Heinrich von Meklenburg gegen sich aufgebracht, theils weil er die dänische Besatzung aus der Stadt Warne, münde vertrieb und die Stadt selbst in Besitz nahm,

theils weil er ihm die Lrhnspflichten wegen der Herrschaft Rostock verweigertet

Daher wurden gegen den Herzog

von Meklenburg Bündnisse geschlossen.

Der Bischof

Hermann von Schwerin verband sich am Neujahrs,

»M2.

abende u) mit dem Fürsten Wizlav und den Herzogen

Otto,

Wartislav und Barnim wider jedermann,

besonders gegen die Fürsten von Meklenburg nur nicht

gegen

die beiden Herrn von Werle und

nachher selbst in das Bündniß ein.

diese traten

Wizlav

suchte

überall Geld zu bekommen und verkaujte zuWording, borg dem Könige Christoph von Dännemark die

27« Mai. Insel M ö n für 2000 Mark Silbers, x)

An eben die,

sei» Tage stellte Wizlav dem Könige Christoph und

seinem Sohne Erich einen Huldigungs, Revers aus, und bekannte, daß er seine Länder Rügen, Grim, Stral,

fund, Barth, Triebsees und Loitz von ihnen zum Fahnenlehne erhalten, und ihnen als ihr Vasall geschwo,

rett hätte,

er versprach,

zu leisten, y)

ihnen überall treuen Beistand

Der Herzog Wratislav befand sich da,

u) Dr. Vol. vir. x) Dr. Vol. VII.

y) Pont. 1. VII, p. 432.

46g mals auch zuWordingsborg, vermuthlich ließ er sich

die Nachfolge in Rügen vorläufig versichern und unter/ schrieb gleichfalls diesen Revers, z) Wizlav machte den Anfang mit

und belagerte Ribnitz.

Feindseligkeiten

Zwar siegte Heinrich von

Meklenburg in 2 Gefechten bei Sült,e und Rib/

nitz,

dagegen richteten die Verbündeten in dem Meklen/

burgischen große Verwüstungen an.

Der Herzog Hein/ 2. August

rich schloß bald einen Frieden zn Dammigor mit dem Fürsten Wizlav: beide versprachen die Schlösser, welche während des Krieges an der Grenze erbauet worden war

und Wizlav machte die Bedingung,

rett, abzubrechen,

daß er ausserhalb seines Fürstenthums dem Herzoge Wrar tislav mit 5o Mann und wenn in dessen Ländern ei« feindlicher Einfall geschähe oder eins seiner Schlösser ber lagert würde, mit seiner ganzen Macht beistehn könnte;

doch sollte weder Herzog Wratislav durch sein Land oder durch seine Schlösser dem Herzoge Heinrich und seinen Bundesgenossen,

noch dieser dem Herzoge Wratislav

und den Seinigen auf diese Weise Schaden zufügen. a) Nach einigen Jahren schloß Fürst Wizlav mit dem 1324. am

Könige Christoph von Dännemarkund dessen Sohne Erich ein neues Dündniß auf 5 Jahre wider alle ihre Feinde, ausgenommen den Kaiser Ludwig von Baier«

und dessen Sohn Ludwig Markgrafen von Branden/ bürg, b) In diesem Jahre*vermählte Wizlav zu

») Auch der Herr von Wrrlr Johan» war t«»rge« und unterschrieb de» Rereß.

a) Dr. Vol. VII.

b) Dr. Vol. VH.

470 »S-Mäkt Barch feine Tochter Agnes mit dem Fürsten Albrecht I$25’ von Zerbst, so wie er im folgenden Jahre mit dem

Herzoge Heinrich von Meklenburg zu Barth ver, abredere, daß dessen Tochter Beatrix seinen Sohn Ja« romar, der aber damals noch unmündig war, zur Ehe nehme» und i5oo Mark Silber zum Drautschatze bekom« Men sollte, dafür sollte Wizlav der Beatrix aus der Stadt und dem Lande Barth 3oo Mark jährliche Ein, künste zum Leibgedinge verschreiben. Zugleich vereinig, ten sich beide zum gegenseitigen Beistände, so wie auch den König Christoph von Dännemark und andere Fürsten gegen alle ihre Feinde zu unterstützen, c) Aber Jaromar starb sehr bald und Wizlav folgte seinem *N»vb" "ach kurzer Zeit im Tode nach, ohne einen männ« lichcn Erben zu hinterlassen. Er war ein sehr thätiger Fürst und hat an vielen auswättigen Angelegenheiten den lebhaftesten Antheil genommen, und besonders, wie man aus dem Zeugnisse Kanhows d) aus seinen hinterlasse­ nen Schriften und Kriegsrechnungen ersehn konnte, in dem Dienste der Könige von Dännemark und Nor, wegen große Kosten angewandt.

e) Dr. Vol. VII.

4) Ad ann. 130g.

Zu dem Fürstenthume Rügen gehörte:

1) Die Insel Rügen, welche in den ältern Zeiten von größerm Umfange war, aber durch die See allmäh/ lig viel Land verloren hat, besonders soll im Anfan« ge des vierzehnten Jahrhunderts um i3o4 oder «Sog die See Rügen von der pommerschen Küste bei Rüden abgerissen haben. 2) Der landfeste Theil des Fürstenthums, dessen Grenzen nach Meklenburg durch Vie Rekenitz und Trebel bestimmt, aber nach der pommerschen Seite hin oft verändert wurden, bi- um 1226 der Ryk Fluß die Grenze wurde. Sowol die Jnset, als das feste Land wurde in Di« stricte getheilt. Obgleich lchon der Fürst Jaromar I. viele deut« Bevölkesche Kolonien in sein Fürstenthum hereinzuzieh» bemüht ^s^uad war, so scheint doch die Insel am wenigsten durch Aus- gaades. lander bevölkert worden zu sein, und selbst in den Gä« tem des Jungfrauen « Klosters Bergen und des Klos sters H i d d e n fe findet man der Deutschen wenig erwähnt. Ueberdies haben hier die Dörfer gr-ßtentheils slavische Namen und dies beweiset wenigstens, baß die Wenden in den Dörfern dir zahlreichsten Einwohner waren, und von deutschen Eolonisten wenige deutsche Dörfer angelegt worben sind. Doch war die Bevölkerung durch Einhei« mische beträchtlich, und das Land damals schon sehr am gcbauck. Nur zwei Städte Rügendahl und Garz

472

findet man am Ende dieses Zeitraums genannt, aber um 13-26 wurde die Stadt Rügendahl in die Stadt Garz versetzt, a) oder die städtischen Gerechtigkeiten dieser Stadt wurden nach Garz verlegt. Die Stadt Garz heißt um 131 g eine neue Stadt b) und ist wahrscheinlich vom Wizlav UI. gestiftet und mit Deutschen bevölkert wore den. Bergen und Gingst waren nur Flecken, obgleich an beiden Oertern städtische Gewerbe getrieben wurden, doch hatte Bergen wenigstens, ehe fie i6i3 zu einer Stadt gemacht wurde, verschiedene städtische Gerechtigkeit len und Einrichtungen. In den landsesten Theil ließen sich viele Deutsche und Dänen nieder, legten eine Menge Dörfer an, de/ ren Namen den deutschen Ursprung c) erweiset und bauer ten viele neue Aecker an. Da die Fürsten neue Städte zu gründen anfingen, oder den alten slavischen Städten die Erlaubniß ertheilten, nach deutscher Art die Municir pal i Verfassung einzuführen, so ließen sich auch deutsche Handwerker und Kaufleute daselbst nieder, und Gewerbe und Handel wurde dort blühend. Besonders hob sich die Stadt Stralsund schnell empor, welche 1209 ge, gründet und mit wichtigen Vorrechten begnadigt wurde.

a) Schwarz Gesch. d. Pvmm. # Rüg. Städte S- 595. Ut non transpofitio opidi videlicet Rugendal transpofiti

in opidum Gartza. — In der Rvschildsche» Matrikel Rügianische» Antheil« vom I. 1294 wird einer nova civltas mit 10 Hufen erwähnt; diese neue Stadt ist wahrscheinlich Rügendahl S. 699 — 701.

b) S- 569 -f 59u

«) Lin« Menge Dörfer endigt sich in Hagen, Walb,

Der» nah Dorp.

4;5 ungeachtet der mehrmaligen Zerstörungen theils durch die slavischen Fürsten, cheils durch die Lübecker. Neu anger legte Städte warenSchadegard, welcheWizlav I. ä) 1239 zum Vortheile der Stadt Stralsund wieder schleir fen ließ, Damgarten, welche 1268 von Jaros mar II. e), Grim vor i3o6 f) und Richtenderam Ende des dreizehnten Jahrhunderts g) gestiftet wur« den. Za Municipal : Städten wurden folgende Städte gemacht: Wolgast wahrscheinlich im Anfänge und Las/ sahe am Ende des dreizehnten Jahrhunderts, Loitz ia4a von ihrem Herrn Thetlev von Godeb utz, t>) Barth 1255 von Jaromar II., i) und Tribsees 1285 von Wijlav IU. k) Ackerbau und Viehzucht wurden überall stark getrier Getvttbe. den, die Fischerei war bedeutend und der Heringsfang 1) ansehnlich, doch scheint dieser in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts schon abgenommen zu -»den, wenig/ stens könnte man einen Ausdruck in einer Urkunde des Fürsten Wizlav III. 1290, in welcher er der Stadt Stralsund ihre wichtigen Privilegien bestätigte uni» neue ertheilte, dahin deuten: „wenn künftig in unserm

d) Schwarz S. 33e) S. 597. f) S. 5»o. g) S. 456. h) S. 386. i) S. 70s. k) S. S48* l) S. meine Abhaobl. de capiurat

4y4

„Fürstenchume Rügen irgend ein Heringfang sek, sollöU." m) Es sei denn, daß er damals der Stadt Stral­ sund zuerst die Erlaubniß auf der Insel Rügen Villen oder Fischerhütten zu errichten und eigene Vögte zur Ent­ scheidung der Streitigkeiten dort zu halten ertheilte, wenn sie künftig dort den Herings, und Fischfang treiben soll­ te«, welches sie vielleicht bisher weder gethan hatten, noch -u thu» berechtigt gewesen waren. Handel.

Die Stadt Stralsund erhielt die wichtigsten Han­ delsvorrechte :

i) Die Befreiung von allen Zöllen ia4o in dem Für, stemhume Rügen, 1276 in der Stadt Lassau und ihrem Gebiete, 1325 in den Gewässern zwischen Stralsund und Stettin ; v) Sichere- Geleit 1314, i3ig, i32i.

3) Aufhebung des Strandrechts für Stralsund in andern Gegenden als 1260 in den Ländern des Her­ zogs Wrakislav von Demmin und 1277 in Dännemark und für die Schiffahrt an der rügischen und stralsundischen Küste 1291. i3ig. Ihre Handlung von damals sehr ausgebreitet, nach Lübeck, Holland, Norwegen, Dännemark, Schweden, Cur, und Liefland bis nach Novo­ grob in Rußland. Sie erregte daher die Eifersucht und Feindschaft der Lübecker, welche damals nach einem Handels t Monopole in der Ostsee strebte» und konnte nicht eher vor dieser mächtigen Handelsstadt Ruhe erhal-

rn) Schwarz fin. rüg. princip. )

Auf der Insel Rügen blieb die Gerichtsverfassung noch

völlig slavisch.

Das Land war in Ansehung derGerichtSge,

nicht lange unterhalten, denn da seit 1519 zwischen der Insel Rüde» und dem Lande Mönkgut eine tiefere Fahrt — die neue Liefe — erifnet wurde, so vernach­

lässigte man die ehemalige Fahrt durch den Jelle», welche nur von kleinern Schiffen befahren wurde.

b) Schwarz Einleit, in d. pomm. und rüg- Just. Hist.

S- 21. 22.

486 walt in Gardvogtheien (advocmias) eingetheilt.

den »leernZeiten findet man nach.derRoschildschenMa< trekcl aus dem r4. Jahrh, folgende: Bergen, Patzig,

Gengst, Schaprode, Witkow, Jasmund, Streit ge, Garz und Rambin. Nach Matthäus vonNormann wendljch-rügijchem Landgebrauche waren in der fielt

ge nur 7 Gardvogtheien: Wertow, c) Jasmund d)

Garz, Rambin, Gingst, **) Trenle und Patzig.

Der Gaedevogt war der erste Rechrer und muhte stees ein Edelmann icin, von ihm wurde an das Burggericht oder Landvogthei appelltrt, hier hieß der Richter Landvogt und noch jetzt «st zu Bergen ein Landvogthei t Gerecht vorHanden.

In dem landfesten Theile, wo den Deutschen in den Städten mehrencheils derGebrauch des lübischen Rechts zugestanden wurde, übten in den Städten fürstliche Vögte oder

Advocate» mit einige» -rnicüern des Magistrats die Gerichts­ gewalt aus, doch wußten flch die größer» Städte als S t r a l t

fund«) allmählig der fürstlichen Vögle zu entledigen und

v) Wittow behielt bis zur Zeit des dreißigjährigen Krie­ ges einen besonder« Gardevogt. d) Jasmund oder Sagard hatte noch 1700 einen Gardevogt.

*) Lucius v. Gayern war 1632 Gardevogt zu Gingst. e) Schon W ezlav IV. versprach 1319 dieser Stadt, kei,

ne» Gerichtövogt, als der ihr gefällig wäre, aufzudrin, gen, (Dahn. Samml- 2 B.) und Bvgiölav X. ver­ kaufte 1488 für eine beträchtliche Summe die völlig« Gerichtsbarkeit an die Stadt. Pomm. Samml. IV. 377-

entweder durch Kauf oder durch Privilegia die alleinige Ger richtsgewalt an sich zu bringen.

Von diesen städtischen

richten sollten die Appellationen eigentlich an die Landvog-

thei-Gerichte und von da an den Fürsien selbst gehn, allein einige Städte erhielten theils aus Nachsicht, theils aus wirk­

lichen Begnadigungen die Erlaubniß, daß sie sich in ihren Angelegenheiten mir den Berufungen an andere Städte in-

und ausserhalb Landes, die gleiches Recht mit ihnen hatten, wenden konnten.

JnStral fund scheint es schon am En­

de des 13 Jahrh, üblich geworden zu sein, von den Urthei­ len des Stadtgerichts nach Lübeck zu appelliren und Wiz-

la

v IV. bewilligte i3ig der Stadt das Recht, daß kein Bür­ Auf

ger ausserhalb der Stadt gefordert werden sollte, f)

dem platten Lande blieb der Adel mehrentheilchMler der Ge­

richtsbarkeit der Burg und Landvogthei, Gerichte, von wel­ chen er an die Fürsten und seinen Rath appelliren konnte.

Das Einlagerrecht war auch hier üblich.

Die Staats - Einkünfte stossen hier, wie in den pom- Staats, merschen Fürstenthümern aus den Zöllen- Mühlen, Schen- Einkünfte, ken, Gewässern, Forsten, g) Domänengütern, Beeden, Zin­ sen, Natural, Lieferungen und Strasgefallen.

Ein alter

Aufsatz vom 1.1314 im 6te Th. des Dregerschen ungedr.

Y DSHlterts Samml. - B.

6.

g) Die hohe Jagd al« der Hirsche und Rehe behielten sich Vie Fürsten vor. (Schwart dipl. Gesch. S. 43.) auch

Vie Falke« waren der Fürsten Wildwerk, wenn sie gleich in ander« Gebiete gejogen waren, ausser auf deu alten

Falkentage», deren es iy Rüge» 2 gab.

488 Werks zeigt