Geschichte des Herzogthums Pommern: Teil 3 [Reprint 2021 ed.] 9783112447604, 9783112447598


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Inhaltsanzeige
Erster Abschnitt. Barnim IX. und Philipp I
A. Das Herzogthum Stettin
B. Das Herzogthum Wolgast. Philipp I
Zweiter Abschnitt. Landes - Verfassung
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Geschichte des Herzogthums Pommern: Teil 3 [Reprint 2021 ed.]
 9783112447604, 9783112447598

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Geschichte des

Herzogtums Pommern von

den ältesten Zeiten zum Tode des letzten Herzoges, oder

bis zum WestphälischeA Frieden 164 8. Von

Johann Jacob Sell, Königs. Preuß, Schulrathe, Oirector des Gymnasiums zu Alt-Stettin, und Professor der Geschichte u. s. w.

Nach dessen Tode herausgegeben.

Dritter

Berlin, C.' G.

Flitrner ' sche

Theil.

1820. Buchhandlung.

Jnhaltsanzeige. Dritter

T h e ik.

Don der Einführung der Kirchenverbesserung bis jum Westphälischen Frieden.

I. Abschnitt. Barnim IX. und Philipp I.

K. Da- Herzogihum Stettin. Dariiim IX. Johann Fried, rich, geboten den ,7. Aug. 154,. Barnim X. Bogi-» lav xni. Philipp n. Frank 1. Bogi-lav XIV. B. Da- Herjogthum Wolgast. Philip» i. Ernst Ludwig. Philipp Juli»-. Bogi-la» xiy. Herrscher über gang Pommer«. II. Abschnitt.

Landesverfassung. Greine». Bevölkerung und Anbau bet Lande-. Gewerb-, zweige, Ackerbau, Jagd, Galt, bürgerliche Gewerbe, Handel. Regierung-form. Prälaten«Stand, Ritter­ schaft., Städte. Landtage. Landräthe. Regierung. C)M

IV

SureeffiouS/ Form. Huldigung. Vormnndschast. selb/ geding d r Herzoginnen. F aulein - Ausstattung. Ava, nage der Punzen Titel der Fürsten. Kirchliche Ver­ fassung, Bisthum Camin. Bartholomaus Schwave von 154s — 1549 Martin Weiher vom 1. August 1549 bis den 8 Jun. 1556. Johann Friedrich v- 29. Aug. 1556. Caslmir 1574 — 1600. Franz 1602 — 1618 Ulrich 1618 dis 1622. (162,3 Provisional - Regierung.) Reformation in PANmÄlp. Universitäten-, Schulen. Gerichtliche Verfassung. riegswesen. Staats - Einkünfte. Münzwtftn. Verl/äLtniß" zum deutschen Reiche»

Dritter Theil. Von Einführung der Kirchen-Verbes­ serung bis zum Westfälischen Frieden.

Erster Abschnitt. Barnim IX. und Philipp L Phil ipp befand sich bei dem Tode seines Vaters Georg

noch in Heidelberg, am Hofe seines Mutterbruders, des

Churfürsten Ludwig von der Pfalz, wohin er nach dem Tode seiner Mutter 1527. geschickt,

wo er erzogen und

in allen, einem künftigen Regenten nöthigen Kenntnissen

gebildet worden war.

Herzog Barnim

schickte

den

Grafen Wolfgang von Eberstein mit einigen Rä,

then und 5o' Pferden nach Heidelberg, um den jungen Herzog Philipp in sein Herzogthum zurückzuführen.

Den Straßenräubereien hatte man, großen Sorgfalt,

ungeachtet der

welche der verstorbene Fürst auf Ver/

tilgung derselben gewandt hatte, bisher doch nicht gänzlich

steuern können. Dritter ThkU.

Besonders hatten sich die Manteufel

A

Ifjl.

in Poppelow durch ihre Straßenräubereien furchrbar

gemacht. che

durch

Sie hatten sogar große Hunde abgerichtet, weh ihr schreckliches Gebelle jeden

ankommenden

Fremden schon in der Ferne ankündigteu,

um sich eben

sowohl zum Angriffe und zur Beraubung desselben bereit

zu machen,

als auch,

wenn eine stärkere Macht sie zu

überwältigen anrückte, bei Zeiten auf ihre Sicherheit be­

dacht zu seyn.

Der Herzog Barnim berathschlagte mit

dem Bilchofe von Camin und dem Grafen Georg von

E berste in über dir Vertilgung der Räuber.

Man faßte

den Entschluß, daß der Herzog und der Bischof mit ihren

Amtleuten, an einem bestimmten Tage, sie überall angrei,

fen und bestrafen sollten.

kommen möchten,

der Mark Brandenburg,

Tag,

Damit die Räuber nicht ent­

so wurde den benachbarten Fürsten in

in Meklenburg und Polen der

an dem der allgemeine Angriff auf die Räuber ge­

schehen sollte,

durch Gesandte bekannt gemacht und sie

gebeten, ihre Grenzen zu bewachen und die Fliehenden zu

ergreifen.

Der Herzog Barnim selbst zog zur Räuber«

höhle nach Poppelow, um die Festung anzugrcifen. Manteufel,

Die

gewarnt durch das Gebell ihrer Hunde

und die Wachsamkeit ihrer Schwester,

welche von dem

hohen Erker des Schlosses stets umher zu blicken pflegte, flohen über einen See in einen Bruch und entkamen.

Poppelow wurde zerstört; Barnim ergris selbst einen

Küchenbrand und zündete das Haus mit den Raubgütern an.

Ach!

wie jammerte die Mutter,

als die Flamme

hoch emporloderte: „Gott sey'S geklagt, rief sie aus, mei, mn Kindern gönnt man nicht ihre Nahrung,

ihr Haab

und Gut, woran sie so oft Leib und Leben gewagt ha, den!" Auch ihr Vater Gerd hatte sich als Slraßenräu,

brr

ausgezeichnet und noch auf dem Sterbebette,

als

o seine Söhne weinend um ihn standen, diese Weichlichkeit und Trägheit vor: rief er ihnen ju,

warf er ihnen

was steht ihr da,

so trostlos und weint?

werbt euch auf der Landstraße etwas,

aus, aus, er­ wie ichs gethan

habe! Auch der Bischof von Camin zog mit seinen Amt­

leuten umher,

sie fielen die Schlösser der Räuber an.

Die Ergriffenen wurden hingerichret und ihre Güter con-

fiscirt. Jeht war der junge siebzehnjährige Herzog Philipp aus der Pfalz zurückgekommen,

Tugenden.

gerüstet mit fürstlichen

Barnim drang sogleich.aufcine Theilung des

Landes und diese wurde, doch nur zum Verbuche, auf 8 Jahre zu Stande gebracht.

Barnim erhielt das Her-

zogthum Stettin und Philipp das Herzogthum Wol­

gast

nebst

dem

Fürstenthume Rügen.

Die Regierung

sollte ein jeder in seinem Lande für sich und im Namen des andern führen, damit sie beiderseits den Zustand und

die Kräfte des Landes genau kennen leinen möchten. So wurde also gewissermaßen Pommern doch noch als ein Staatskörper betrachtet!

Beide Regenten

mußten

ihre

vorzüglichste Sorge

auf die Religions-Trennung in ihrem Lande richten. Dar,

nim war der Lehre Luthers schon längst geneigt gewesen und hatte ihre Ausbreitung im Lande im Geheimen be­

günstigt.

Aber

den jungen Philipp halte der Vater

noch in der katholischen Religion unterrichten und erziehen

lassen,

und sein Mutterbruder,

der Churfürst Ludwig,

ertheilte ihm bei seiner Abreise nach Pommern den Rath, in der Religion nicht rasche Aenderungen zu machen, den

Evangelischen, welche sich dort finden möchten, keine Ge­

walt zuzusügen,

und der Religion wegen kein Blut zu

vergießen, damit nicht ein Aufruhr entstehe.

A 2

Dieser Lehre

38 Oft. IS3».

'k

blieb er auch stets eingedenk, zwar ertheilte er beim An-

fange der Regierung noch häufig Befehle,

die hier und

da im Stillen eingesetzten evangelischen Prediger wieder wegzuschaffen, doch gcbrauchie er keine Gewalt.

fich

eifriger

Philipps

Kanzler,

Allein je

Nicolaus Bruno,

der Klerisei entschiedenster und wirksamster Freund,

gelegen seyn ließ,

an-

den jungen Fürsten der evangelischen

Lehre immer abgeneigter ->) zu machen,

desto unermüde­

ter war das Bestreben des Jobst von Dewi-tz,

des

Herzogs vornehmster Rath und Hauptmann zu Wolgast, ihn von der Wahrheit und Vortresflichkeil der evangeli­ schen Lehre zu überzeugen und ihn zu bewegen,

Melancluhons

und Bugenhagens Schriften,

Luthers,

die Bibel

utto Augsburgische Confesston mit Nutzen zu lesen. Herzog Barnim benutzte jede Gelegenheit,

Der

dem jmigen

Fürsten die Vorzüge der evangelischen Lehre im hellste» Liebte

vorzustcllen.

Alles

dieses wirkte und Philipp

wurde der wärmste Freund der neuen Lehre. Viele Gemeinen, besonders in den Städten, hatten schon sogleich nach des Herzogs Georg Tode evangeli­

sche Prediger ge ordert und andere sie eigenmächtig ange­

nommen.

Der Anhänger Luthers gab es viele und so als fle einmüthig den Entschluß

konnten

die Fürsten,

faßten,

Luthers Lehre in

ganz Pommern einzuführen,

auch ungeachtet so mancher eifrigen und erhitzten Carholiken unter den vornehmen Weltlichen und der Geistlich­

keit, auf den Beistand eines großen Theils ihrer Unter­ thanen sicher rechnen.

Auf einem allgemeinen Landtage

->) Die Landstäilde sollen ihn in dieser Absicht sogar-best» chen habe».

zu Treptow an der Nega, wohin die Landstände, die Aeble der Klöster und die evangelischen Prediger in den Städte» gefordert wurden, stimmte die Mehrheit für die *?• Dec. Annahme der evangelischen Lehre,

obgleich der Bischof

von Camin, Erasmus von Manteufel, der Abt zu

Campe und andere Prälaten und ein großer Theil der Pommerschen Ritterschaft dem Landtagsschlusse widerspra/

chen, ja der Adel, welcher der Kirchenverbefferung, weil

sie >hm viele Vorzüge entzog,

nicht günstig war,

zum

Theil vor dem Schlüsse des Landtages sich von Treptow

entfernt hatte.

Daher faßte der Herzog vorzüglich nur

mit den Städten wegen Abschaffung der katholischen Re­

ligion, wegen Reformation der Kirchen nach dem Muster der Wittenberger, wegen Visitation und Verwaltung der Kirchengüter und endlich wegen Einrichtung der künftigen Verfassung

die nöthigen Beschlüsse, b)

Der berühmte

Johann Bugen Hagen war aus Wittenberg zu diesem Land age

berufen worden,

um eine Kirchenordnung zu

verfertigen und im folgenden Jahre mußte derselbe eine

Kirchen-Visiiation einige

vornehmen.

Seine Gehülfen waren

fürstliche Räthe,. Amtshauptleute und Prediger/

b) Ein

förmlicher Landtags, Abschied

ist

wahrscheinlich

nicht abzefaßt werden; und obgleich der ehemalige Le» gationsrath Oeltichs 1570. eine Prämie von a Loulsd’or

dem versprach,

welcher ein authentisches Exemplar des­

selben zuerst Nachweisen, oder eine Abschrift davon ver­ schaffen würde, so hat sich doch niemand gefunden, der einige Nachricht von'einem solchen Landtags-Abschiede geben konnte. S. Oelr- fortgesetzte hist, diploni. Beitr.

zur Geschichte der Gelehrt., des. im Herzogth. PommVorrede in. S- 19.

6 auch

waren

die Herzoge

selbst bisweilen gegenwärtig.

Jetzt wurden die städtischen Klöster und die geistlichen Güter in den Städten zwar der Disposition der Städte über/ lassen, aber nur unter der Bedingung, die Einkünfte zum Besten der Schulen, Armen und Hospitäler in den Släd-

tc«' anzuwenden; die Güter der Fcldklöster aber ließen die Fürsten in Besitz nehmen und bis zur Entscheidung eU lies künftigen freien Conciliums durch Amtleute verwalten. Die zurückgebliebenen Mönche wurden versorgt, die alten und unb.auchbarcn -erhielten ihren Unterhalt auf Lebens/

zeit, die brauchbaren wurden, wen» sie sich zur evange­ lischen Religion wandten, bei Kirchen und Schulen an­ gestellt, und die jungen Mönche oder Nooizrn aus lan­ desherrliche Kosten nach Wittenberg geschickt, um dort zu

stltdiren. c) Diese wohlthätigen Anordnungen fanden aber vielen Widerspruch. Der Bischof, die Prälaten und Domherrn und viele von der Ritterschaft wollten weder die Kirchen­ ordnung annehmen, noch sich einer Kirchenvisitation un­ terwerfen. Sogar einzelne Städte, als Stralsund, wi,

drrsehtcn sich der Kirchenvisiration unter dem Vorwande,

daß sie unter dem Schwerinscben Bisthume gestanden hatten, und weil sie nach der Reformation nun als Obrig­ keit die Verwaltung der geistlichen Güter und die geist­ liche Jurisdiction selbst übernehmen wollten.

Vorzüg,

c) So wurde t< B. dem Abt zu Cldeua Zeitlebens all« Jahre 30 Gulden, freier Tisch und freie Wohnung und Bedienung versprochen; einige junge Mönche, die der Fürst nach Wittenberg schickte, erhielten jeder 48 Gul­ den und r — 6 Gulden zur Kleidung und Zehrung.

lieh erhob der Abt des Klosters zu Neue»-Camp, gelehrter Mann,

ein

im Namen der Prälaten eiijc Klage

beim Reichskammergericht und Mandat an die Herzoge,

bewirkte rin

ernstliches

den Treprowschen Landtags,

8- Mai IW.

Schluß bei Strafe von 5o Mark Goldes sogleich wieder,

aufzuheben.

Diesen Befehl

übersandte .der Abt an die

zu Jarmen versammelte Ritterschaft und bemühete sich

durch eine Vorstellung dieselbe zu bewegen, sich dem Land, tags, Schlüsse

Die Ritterschaft,

nicht zu unterwerfen.

welche ohnedies mit der beschlossenen Einziehung der Stif­ ter und Feldklüster unzufrieden war,

weil sie auf diese

Weise einen bedeutenden Verlust in Ansehung ihrer Wür, de, ihrer Einkünfte und der Unterhaltung ihrer Familie«

erlitten, kam mit einer Vorstellung bei dem Herzoge Phi,

lipp ein und bat, Wichtigkeit

da sie wegen Kürze der Zeit und der

dieser Angelegenheit zu

dem

Treptowschen

Landtags/Schlüsse ihie Einwilligung nicht gegeben hätte, um eine neue Derathschlagung.

Die Herzoge hatten von

dem Mandate des Rcichokammergerichts an ein freies all, gemeines Concilium

Ritterschaft ließen

appellier und

sie

die Vorstellung

fürs erste unbeantwortet.

der

Groß

war ihre Verlegenheit und so gern sie in den Schmal, kaldischen Bund getreten wären,

um sich dadurch eine

Stütze zu verschaffen, so wagten sie dies doch nicht, weil der Churfürst von Brandenburg Joachim, Anhänger der alten Religion, noch lebte.

ein eifriger

Aber da vieler

um diese Zeit starb und seine beiden Söhne sich bald für

Luthers Lehre erklälten, so wandten sic sich nun auch an den Churfürsten von Sachsen,

an den sie Jobst von

Dewitz und Bartholomäus Schwäre,

des Her,

zogs Barnim Kanzler, im August schickten, um bei dem,

selben ihre Aufnahme in dm Schmalkaldischen Bund zu

8. Iu».

8 bewirken.

Die Gesandten wurden sehr gut aufgeonm,

mett und ihrem Gesuche eine erwünschte Antwort ertheilt.

Der Churfürst von Sachsen riech ihnen, sich an die Protestirenden anzuschlicßen und mit ihnen ein freies Concilium zu verlangen. Jetzt erfolgte auch die Antwort Wolgast des Herzogs Philipp an die Ritterschaft: ihre eigene »L. Sept. Schuld wäre es gewesen, daß der Treptowsche Landtags, Schluß ohne

ihre Theilnahme abgefaßt worden wäre;

fetzt könnten die Fürsten, denn dies ließe weder ihr Gr, wissen noch andere Umstände zu, die einmal inReligions,

und Kirchcnsachen vorgcnommenen Veränderungen nicht wieder aufheben, d) Der Abt gab endlich nach und ver, glich sich mit dem Herzoge wegen Räumung und Abtre,

tung des Klosters: er cmpsieng jährlich 600 Gulden und zur Bezahlung seiner Schulden 100 Gulden, ferner 5

Last Roggen, das Klosterhaus in Stralsund zu seiner le, Bewohnung und 12 Faden Brennholz.

chenslänglichen

Die Mönche, welche im Kloster bleiben wollten, sollten Zeitlebens freien Unterhalt, Kleidung und andere noch,

wendige Bedürfnisse erhalten, und wenn sie in den Ehe, stand treten und eine andere Lebensart erwählen wollten, eine Summe Geldes zur Einrichtung empfangen, e) End,

d) Des Herzogs Barnim Resolution an die Ritterschaft des Herzogthums Stettin, Wollin Sont- nach Nativi» tat. Mar. 1535., steht in Gadebusch Pomm. Sammt. B. n. S. 98- und von der Herzogs Philipp Antwort alt die Ritterschaft des Herzvzthiims Wolgast befindet sich ein Auszug in H. H. ab Engelbrecht Spcc. III. Observat. forensiuni. Wism. et Laps. 1750. 4. p. 551. •

H Dähn. Pom. Bibi.

D. S. 19 — 21.

Vd)

wurde auch den Stabten,

welche sich über einige

Punkte des Treptowschcn Landtags-Schlusses beim Her­

zoge beschwert hatten, eine günstige Antwort ertheilt, f)

So wurde die innere Ruhe erhalten und durch die Aufnahme

in den Schmalkaldischen Bund,

welche im

»r;6.

folgenden Jahre unter der Bedingung erfolgte, daß beide Fürsten nur eine Stimme führen sollten, schienen sich die

Füisten auch von außen eine Stütze verschaft zu haben. Philipp

rcisete selbst auf die Zusammenkunft nach

Schmalkalden, welche von dem Churfürsten von Sachsen und seinen Bundesgenossen gehalten wurde,

um wegen 7. Febr.

der Synode zu Mantua, und wegen Anordnung der Religions-Verfassung

zu berathschlagen;

von Seiten des

Stctkinschen Herzogthums hatte Barnim den Supenn-

tendcnten M. Paula Rhoda hingesandt.

Die Einführung der Reformation gewährte den Für­

sten wichtige Vortheile.

Sie erhielten die höchste Gewalt

in Kirchen und geistliche» Angelegenheiten, befreieken ihr

Land von der auswärtigen geistlichen Gerichtsbarkeit und setzten sich in Besitz der damit verbundenen Rechte und Einkünfte.. Doch entstanden darüber mit Dännemark we­

gen der geistlichen Gerichtsbarkeit und der Einkünfte des Disrhums Rvskild in Rügen,

sowie mit dem Herzoge

von Meklcnburg wegen der ehepialigen Rechte des Stif­

tes Schwerin in dem landfestcn Theil des FürstenthumS Rügen Streitigkeiten,

welche aber zur Zufriedenheit -eir

f) Artikel, so die Städte tu Treptow übergaben, nebst des Fürgen Antwort 153$. in Gadeb. Pvmm. Samml.

B. n. S. n;.

XS37*

IO

der Theile allmälig beigelegt wurden.

Die Einziehung

der Gücer vieler Feldklösrer zum Domanio vermehrte die

Einkünfte der Fürsten, aber diese verwandten wieder auf die Wiederherstellung der Univcifttät Grcifvwalde, die Verbesserung

auf

der alten und Anlegung neuer Schulen

große Summen.

Das Bisthum Camin blieb zwar noch in seinem w rigen Stande und dem Bischöfe wurde auch alle Gewalt

in geistlichen und weltlichen Angelegenheiten in den Stifts, ländern gelassen; aber da in der Folge Prinzen aus dem herzoglichen Hause zu Btschöfen ernannt wurden, so ve^/

sorgten sie dieselben mit einer anstandlgen Apanage.

Die

Johanniter Comthureien Zachan und WUdenbruch wurden noch beibehalten und zum Herzogrhume Wolgast gelegt. Mit dem neuen Churfürsten von Brandenburg I 0 a, chim II. wurden, wie bei jeder Regürungs, Veränderung

in beiden Ländern üblich war,

1535»

Reversalen erneuert

von beiden Seiten die

und der Churfürst verpflichtete sich

Sonntag gegen die Pommerschen Landstande, daß weder Er, noch nach seine Erben und Nachfolger im Falle der Elö nung die, Dionys. ser Länder die Huldigung begehren wollte,

nicht alle ihre alten Privilegien, Heiken,

Constitutionen,

bestätigt worden wären.

bevor ihnen

Gerechtigkeiten,

Frei,

Gewohnheiten und Beliebungen Durch die Zusammenkunft der

Räthe von beiden Seiten wmde noch vor Erneuerung der Erbfolge manchen gegenseitigen Klagen Und Beschwerden

abgeholfen, oder die Hofnung zur Beilegung aller Strei, tigkeiten gemacht.

Endlich erfolgte dann die Erneuerung

im« der Erbverträge und Erbeinigung in eben der Form, wie Prenzlow am Tage tm Jahre 1629. Aber der Churfürst machte sich noch des Äpost. Mvrf) eine besondere Erklärung in Ansehung der Versor, Andr. n gung der herzoglichen Wittwen und Fräulein, denn hier,

auf wurde in den vorigen Neversalen nicht mit Rücksicht

genommen, verbindlich, baß er oder seine Erben in dcm Falle der Eröfnung der Pommerschen Länder die unver, heiratheten Prinzessinnen nach der in Pommern herrschens

den Gewohnheit mit Heirathsgut, Schmuck, Kleinodien und anderer Aucsteuer, wie es eines Churfürsten Tochter und zur Zeit des Anfalls im deutschen Reiche es

zieme,

gebräuchlich sey,

versorgen,

die fürstlichen Wittwen aber

bei »krem ausgemachten Leibgedinge und Vermächtnissen sollte ihnen aber fein Leibgedinge vermacht

ruhig lassen,

worden

seyn,

dieselben

nach Beschaffenheit ihres zugc,

brachten Heirathsgutes, wie es in der Mark und im Here zogthum Pommern üblich wäre, damit versorgen wolle.

Wegen des Roschildschen Bischofszehnten, welcher jähre

lieb etwa io AssSunülsche Mark betrug, entstand mit dem Könige Christlan ein großer Streit.

Dieser schickte sei,

nen Hoffunker Ioh. Barnckow nach Rügen, diesen einzuhe, bcn.

Die Pommerschen Fürsten weigerten sich, ihm den,

selben zu reichen.

Christian übte das Vergeltungs-Recht

aus, ließ alle Pommersche Schiffe in den Dänischen Hä­

fen anhalten,

und verbot den Stralsundern bei Verlust

der Schiffe und Güler durch feine Ströme und Länder

zu schiffen.

Vergeblich waren di

Copenhagen

geschickten

Vorstellungen der nach

Pommerschen Gesandten.

Der

König wollte sich in keinen Vertrag einlassen; kein Pom,

niersches

Schis durfte

durch

den Sund laufen.

Pommerschen Fürsten sahen sich endlich genöthigt,

Die der

Gewalt nachzugeben und den König in die ungehinderte Zehnten - Erhebung wieder einzusetzen;

einige Jahre

doch wur"e noch

bis zum endlichen Vertrage dieser Sache

wegen unterhandelt.

ins.

I2 Ueber diese unt> andere Streitigkeiten mit dem Kür

nige von Danncmark,

sowie auch über andere wichtige

innere Angelegenheiten

wurde

in demselben Jahre

auf

einem Landtage zu Stettin berathschlagt und der Land/ tags/Abschied am Montage nach Jocobi publicirt.

Die

Punkte, welche eine Gesandtschaft in Dannemark berichli/

wurden festgesetzt und ihre Instruction ent/

gen sollte,

morsen.

Besonders

aber

kamen

Religions / Angelegenheiten

zur

noch

manche wichtige

Sprache.

Die Kirchen/

Visitation sollte an den Oertern festgesetzt werden, wo sie noch nicht unternommen worden,

werden,

von

den

papistischen

Caspar Bork gewarnt

Ceremonien

abzustehen,

wenn er sich nicht einer ernstlichen Bestrafung aussetzen

wollte;

zwei Bürger in Stargard mit ihren Weibern,

welche ihre Töchter abermals hatten taufen lassen,

ge/

fänglich cingezogen und allenfalls peinlich befragt werden,

wie der Pfaffe geheißen, welcher die Wiederkaufe verrich/ tet hätte, damit er bestraft werden könnte. 1539.

Jin folgenden Jahre wurde ein Landtag zu Star/ gard gehalten, auf dem aber wichtige Punkte zur künstir gen Berathschlagnng in Ansehung auswärtiger und innerer

Angelegenheiten mehr überlegt, Die Feldzüge,

welche

um

als festgesetzt wurden.

diese Zeit von Seiten des

deutschen Reichs häufig wider die Armenischen Türken un/

ternommen wurden, Fürsten

und

welche Geld

vermehrten die Negierungsorgen der

strengten die Kräfte der Unterthanen an,

und Truppen

zu diesen gemeinschaftlichen

Feldzügen liefern mußten. 1540-

Verflossen waren auf Michaelis die 8 Jahre,

währ

rend welcher die Theilung des Landes nur zum Versuche hatte gellen sollen; dacht,

jetzt waren beide Fürsten darauf der

die Landestheilung völlig zu berichtigen.

Zuvor

ließ sich Philipp in seinem Herzogthume Wolgast die Hust

digung leisten.

Außer Stralsund bezeigten sich alle übrst

gen Städte sehr bereitwillig, als treue Unterthanen ihre Pflichten zu erfüllen; aber Stralsund verlangte, baß ih,

rcn Beschwerden abgeholfen und besonders ihre Privile, Doch wurde die Sache bald durch

gien bestätigt würden.

einige fürstliche Räthe

soweit

Stadt zur Huldigung

bereitwillig

Fürst die Versicherung gäbe,

verglichen, erklärte,

daß sich die 6. Deebr,

wenn der

daß nach geleisteter Erbhnst

digung auch sogleich die Bestätigung ihrer Privilegien er, folgte; doch letzteres geschah erst im Oktober i54i. Endlich wurde der ErbtheilungS, Vergleich zu Stet, if4i* tin geschlossen. Das ganze Herzogihum Pommern nebst 81 §tbr.

dem Fürstenthum Rügen wurde in 2 besondere Herzog,

thümer,

das Steklinsche und Wolgastsche getheilt,

nur

um die Einkünfte

wurden zum Herzvglhume Wolgast,

desselben den des Steklinschen Hcrzogthums gleicher zu

machen,

noch die Cvmlhurei Wildenbruch,

gen und die Lehne der Sreinwehre, pen,

Grcifenha,

Steinlaken, Tram,

Schulcnburge und Eichstedte jenseit der Oder hin,

zugefügt.

Die gestimmte Hand wurde wieder ausbedungen

und gewisse Hcrrschafrsrechte beiden Regierungen gemeine schaftlich Vorbehalten,

als:

das Palronarrechr über da-

Stift Camin, über die Probstei Colberg, über die Cost legiarkirchen in Stettin, über, die Universität zu Greifs, Walde, über die Fürstenzölle zu Wolgast, Garz, Greifen, Hagen und Prittov.

über das frische Haf und alle Be,

gnadigungen mit Würden, Titeln und Wappen; der Heer» meister sollte zu Sonnenburg beiden Fürsten mit Pflich,

ten und Diensten verwandt seyn, doch so, daß er sich ei,

hem jeden Herzoge wegen der Güter, Lande habe,

besonders

verpflichte.

die er in seinem

DaS Loos

mußte

entscheiden und so fiel von neuem das Herzogthum Wol#

gast dem Herzog Philipp und das stetttnsche Land, wozu noch die Stadt Stettin disseit der Oder gelegt wurde,

dem Herzog Barnim zu.

A. Das Herzogthum Stettin. Barnim IX. Zum zweiten Male war dem Herzoge Barnim die

Negierung dieses Lande« durchs Loos zugefallen, aber mit weit schwerern Sorgen trat er nun zum zweiten Male

dieselbe an; weit größere Kosten erforderte sie, besonder« wegcn der dem deutschen Reiche zu leistenden Hülfe gee

gen die Türken und doch war die fürstliche Kammer schon

seit Bogislavs Zeit erschöpft und schon mit seinem Bruder Georg hakte sich Barnim genöthigt gesehen, einen großen Tbeil der fürstlichen Einkünfte zu verpfän#

den.

Zur Abwendung der Türken # Gefahr hatten die

Stände Hülfe bewilligt; aber nun hegte der Fürst zu sei, im Gevt.

neu getreuen Ständen auf dem Landtage zu Stettin da-

Vertrauen,

daß sie zur Abbürdung dieser Landesbürden

eine dreifache Steuer bewilligen würden.

Dagegen »er#

sprach er allen gerechten Beschwerden abzuhelfen,

welche

besonders die Städte über Vorkäuferei Fremder und Ein# heimischer,

über den Handel und zu weit ausgedehnte»

Bierbrauen der Adelichen und Landleute,

über Zollerhö#

Hungen, über verbotene Kornausfuhr bei anhaltender Theu# rung erhoben hatten. Allein die Stände erklärten, daß der

Steuern bereits so viele bewilligt wären, daß der Fürst,

welcher den am i4. Ian. wegen des Einfalls der Tür# feti in Ungarn ausgeschriebenen Reichstag zu beziehen

15 Lust bezeigt hakte,

sehe gut auf dieser Reise mit ihnen

ansreichen würde. In diesem Jahre hielt der Kaiser Karl V. einen Reichstag zu Regensburg,

auf welchem zur Beilegung

der Religionsr Streitigkeiten ein Religions, Gespräch znm schen einigen katholischen und protestancischen Gottesger lehreen gehalten wurde. Diesem beschloß der Herzog Philipp bcizuwohnen,

seine Lehne zu empfangen. wurden ste ihm,

um zugleich auch vom Kaiser

eristet *•

Mit eben den Feierlichkeiten

wie ehedem seinem Vater und Vater/

bruber zu Augsburg vom Kaiser ertheilt,

in hem Lehm

briese die gelammte Hand mit Barnims Ländern verlier

hen, und in einem be|onbetn kaiserlichen Briese ihm alle S- Jul dem Haule Pommern ursprünglich zukommende kSntglir che und landesfürstliche Hoheitsrechle, die Bestellung der io Erbämter und des heiligen römischen Reichs Jägerr

Meisters in Ansehung des Fürstenkhums Rügen bestätigt. Der Herzog Philipp hatte sich nicht nur die gesammte

Hand bestätigen lassen,

sondern bemühete sich zugleich,

zu verhüten, daß Barnim, der sehr geneigt war,

ger

winnsüchtigcn Vorstellungen und eigennützigen Unterthar nen Gehör zu geben, wenn sie sich Begnadigungen zum

Nachtheil der Domainen-Güter erbaten, nicht durch ein/

fettige

Verminderung

und Veräußerung der Domänen

den fürstlichen Einkünften Eintrag thäte.

Aus Besorg/

niß, daß Barnim, ungeachtet der schon ehedem erganr genen Verordnungen sich doch unterstehen mochte,

mit

einigen DomänenGütern solche Veräußerungen vvrzm

nehmen,

bewirkte er beim Kaiser ein Verbot des Im

Halts: daß künftig weder Barnim und Philipp noch i$. Jul. ihre Erben und.Nachkommen von ihren Fürstenthümern, Herrschaften oder Ländern einige Lehnstücke oder andere

16 Güter,

keiner ohne des andern Wissen und ohne des

Kaisers Bewilligung verkaufen, verändern oder veräußern

sollten und würden sie es thun, so sollte dasselbe und die darüber ertheilte Verschreibung keine Kraft,

Wirkung haben.

Macht oder

Zugleich hob er alle dergleichen Wer/

schreibungcn auf, es sey denn,

daß sie mit des Kaisers

Genehmigung und der gesammten pommerfchen Fürsten

Einwilligung geschehen waren, g) Einen andern bedeutenden Verlust hatte die zu gror

ße Freigebigkeit der Fürsten und die daraus herfiießende Geldnoch, in welche die

reichern

und

vermögend wareir,

sie

häufig

kamen,

mächtigern Städte

und welcher

allein abzuhelfen

den Staatseinkünften und besonders

auch den Lehnschaftcn zur Verminderung der Lehn # und

Ritterdienste durch die mehrern Städte ertheilten Privi/ legien,

adeliche Lehne und geistliche Güter durch Kauf

oder auf eine andere Weise an sich zu bringen, zugefügt. Diesem Mißbrauche suchte er Grenzen zu setzen und er, i$. Jul- hielt vom Kaiser eine nachdrückliche Verordnung an die

Städte,

daß sie bei Vermeidung seiner und des Reichs

schweren Ungnade und Strafe künftig keine Lehne oder

andere Güter unter dem Vorwande der ihnen dazu eiv

theilten Privilegien und Freiheiten oder auf eine andere Weise an sich bringen «ind kaufen,

dagegen den Fürsten

die Einlösung der schon an sich gebrachten und gekauften

Güter nach dem Kauf; oder Pfandbriefe verstatten solle ten.

Zugleich hob er alle ihre vermeinten Privilegien in

dieser Hinsicht auf. Die Reichstage wurden jetzt häufiger von den Für/

sten beschickt und da entstanden Streitigkeiten über de»

g) Vähnrrts Tamml. i B. S. 19—21. a. n.

Borsitz.

Schon i53o. hatten sich die pommerschen Für/

sien betnüht,

den Vorsitz vor dem Landgrafen zu Hessen

und Markgrafen zu Baden zu behaupten, sie verlangten

ihn vor den Herzogen zu Meklenburg, Jülich, Cleve und

Würtemberg, weil sie ältere Herzoge wären.

Doch wnr/

den die pommerschen Gesandten instruirt, sich mit Wür/ remberg, Hessen und Baden so zu vertragen, daß sie mit

ihnen einen Tag um den andern in dem Vorsitze wech/

selten, so daß sie den ersten Tag über Würtemberg, Hes­ sen und Baden, den andern Tag unter, den dritten Tag

wieder über, aber nie zwischen ihnen sitzen sollten. Auch führten die Fürsten auf den Reichstagen häufig Beschwer/

den über die starken Reichsanlagen und besonders, daß das Stift Camin als ein immediates Stift in die An/ schlüge des Reichs gezogen und von dem Herzogthume

getrennt worden sei.

Natürlich war ihre Besorgniß, daß,

wie die Erfahrung dies bald bestätigte,

die Bischöfe sich

nun als unmittelbare Reichsstände ansehn und die Reichs/ tage selbst beschicken würden.

Sie beklagten sich auf den

Reichstagen darüber, daß der Bischof zu Camin, durch die Reichsgebotsbriefe gereizt,

sich wider alle Verträge

von den Ländern der Herzöge und Fürstenthümern tren/

neu wollte.

Sie suchten in dieser Absicht bei dem Chur/

fürsten Joachim von Brandenburg nachdrückliche Unter/

stühung beim Kaiser, weil derselbe durch Erbverträge ver/ bunden wäre,

jedem ffnternehmen,

die Herzogthümer

oder deren Zubehör an sich oder in ihre Lehnschaft zu bringen,

kräftig zu wehren.

Die Herzoge selbst aber

zwangen *) den Bischof zu dem Versprechen, keine Reichs/

•) Der Her»og Philipp eriinrerte beit Bischof in eine«

Schreiben: rhril«

Wolgast am Freitage «ach Dionysii.isi-, B

i$4».

tage ferner zu beschicken und die Reichssteuern aus dem Stifte an die Herzoge abzuliefern. Zu den gemeinschaftlichen Landes: Angelegenheiten oder HoheitSrechten gehörten um diese Zeit sowohl die Stiftung eines fürstlichen Pädagogiums zu Stettin aus den Einkünften der ansehnlichen Güter de'r beiden stetlin, schen Collegiat: Kirchen zu St. Marien und St. Otten — und dies geschah 1543 und 1544— als auch die Bei/ legung der Streitigkeit mit dem Könige von Dannemark in Ansehung der Hebungen, welche ehemals dem Bischöfe von Roschild h) aus der Insel Rügen und dem Abte zu

so wie auch der Herzog Barnim iit einem Schreiben gleiche» Inhalts, Dienstags nach Galli »54» an seine Pflichten, ermahnte ihn, das Trachte» nach dem welt­ lichen Fürstenstande auftugeben, wie «S dir bischöfliche Demuth erfordere, die Reichsversammlung in eigener Person oder durch die Gesandten des Stifts unbesucht, sich auch mit besonder» Bürden und Anlagen d«S Reichs nicht beschwere» zu lassen, und sich Nicht von den her,»glichen Ländern zu trennen unv verspricht dagegen ihn in Schutz zu nehmen, wenn je im Name» des Reichs wegen Weigerung der Anlagen oder anderer angemaßten Bürden etwas wider ihn vorgenomme» würde. Doch drohek er auch, wenn er aus eigener Bewegung oder unter dem Aorwande deS Gehorsams gegen das Reich sich vorsätzlich von der Landschaft trennen würde, ihm seine Begnadigungen, Privilegien, Recht und Schutz »u entziehen.

h) Dem Bischöfe von Roschild waren nicht nur einige Landgüter als Tafe'güter angewiesen, sondern von allen Pfarren in Rügen mußte ein gewisser Canon und von alle» Gütern ein gewisses Dischofskorn jährlich gegeben

Rheinfeld i) aus dem treptowschen Distrikte gehört hatt

ten und zu welche» der König nun berechtigt zu glaubte,

da

er nach

der

Einführung

der

seyn

Reform«,

dort die Einkünfte des Bisthums Roschild und des Klo, sters Rheinfeld an sich genommen hatten

Die pommer,

schen Herzoge hatten sich bisher geweigert,

den König

von Dännemark diese Einkünfte heben zu lassen.

Durch

den Kieler Vertrag k) am Dienstage Nach Aegid wurden

die Streitigkeiten verglichen.

Die Herzoge erklärten, daß

sie der Kirche zu Roschild die Güter und Einkünfte wie, der einräumen, dem Bischöfe oder Administrator alle Ge,

rechtigkeiten an EigcNkhuM,

welche die Stiftskirche

Besitzungen und Gebrauch,

gehabt hatte,

lasse», und diese

Güter oder Zehnten Mit keinen Bürde» belaste»,

so»,

dem mit den gewöhnlichen Diensten, der Folge und Lett

stung der Steuern zufrieden seyn wollten.

klärte der König von Dännemark,

Dagegen er,

daß statt des Prob,

stes, den der Bischof von Roschild auf der Insel Rüge» gehalten hatte, ein Superintendent bestellt, die Bestellung

und Annahme dem Herzoge von Pommern, die Bestättt

werden.

Die jährlichen Einkünfte betrugen nach btt

Roschildschen Matrikel »»? Mark Schill, Schffl. Rogge», t Last Hafer, 3 Drömt 3 Schffl. Gerste und »33 Hühner und da« Bischofskorn aus ganz Rügen btt lief sich auf 336° Schffl. Roggen.

i) Das reiche Abt < und Feldkloster Rheinseid im Hott steinschen besaß einige Dörfer im Treptowschen, ein Dorf

im Anklammer Distrikt und die Mühle in der Stadt Treptow an der Tollense, welche- alles da- Kloster zu» famme» unter dem Namen Heermeisterei verwalt«« ließ.

1) Dähnrrt- Samml. 1. D. S. 321,

B 2

sc»

gung aber dem Bischöfe von Roschild Vorbehalten,

daß

ferner dem Superintendenten von dem Bischöfe 100 Gulden

und 4 Last Roggen gereicht, von dem Herzoge,

mit seiner Wohnung aber

wenn fette Einkünfte zu seinem Un­

terhalte nicht hinreichen sollten, versorgt, auch mit Ver­

leihung einer Pfarre und geistlichen Deneficien von ihnen zufrieden gestellt werden sollte. 1)

Kaum war dieser Streit beigelegt worden, als zwi­ schen beiden Herzogen- selbst wegen Besetzung des Bis-

thums Camin nach dem Tode des Bischofs Erasmus

17, Ja», i?4*.

ein so heftiger Streit entstand, daß selbst die Landstande

auf dem Landtage zu Treptow in einem Schreiben den Herzog Philipp baten, dieses Mißverständniß nicht weiter «inreißen zu lassen. Verglciche

Nach dem

stettinschen Theilungs,

sollte die Wahl von beiden Fürsten gemein­

schaftlich vvrgcnommen werden,

sollten

sich aber beide

Patronen in Ansehung des zu ernennenden Bischofs nicht vergleichen können,

so war wegen der Nomination und

Präsentation festgesetzt worden,

daß alsdann innerhalb

4 Wochen das Loos entscheiden sollte,

lein die Person zum Bisthum

wer diesmal al­

ernennen

Loos war dem Herzoge Barnim günstig.

sollte.

Das

Dieser er,

nannte auf seiner Gemahlin und des Herzogs^Ernst von Braunschweig - Lüneburg Fürbitte, so wie seiner vortref-

lichen

Eigenschaften

Eberstein.

wegen

den Grafen Ludwig von

Aber wegen seiner Minderjährigkeit wollte

Philipp demselben seine Stimme nicht geben.

Frucht,

los war der Versuch zur Vereinigung auf der Zusammen,

1) Zach. Hartmann progr, de trans actio ne Kiloniensi in ter regem Daniae et duces Pomeraniae. Kilon. 1730. 4.

funft zu Pasewalk. ter und erbitterter.

Der Streit wurde immer lebhaft

Luther, Bugenhagen,

Mclanchthon

und andere Wittenberger äußerten in einem Schreiben an die Herzoge m) ihr Befremden, daß schon bei der ersten Ernennung eines Bischofs und Errichtung einer Kirchenordnung eine solche Uneinigkeit entstehen konnte — „was ist hinfort,

setzten sie hinzu,

und über 4o oder mehr

Jahre zu besorgen?" Zwar erklären sie den jungen Gra­

fen für einen jungen züchtigen Menschen,

den sie seiner

Sit.en

wegen in dieser seiner Jugend nicht zu tadeln

wißen,

aber dennoch halten sie ihn seines Alters und

Verstandes wegen noch nicht für tüchtig zum bischöflichen

Amte-

Sie belehren daher die Fürsten,

worauf es bei

Besetzung des Bisthums ankomme und thun den Vor­

schlag, daß, wenn sie sich vereinigen sollten, sie nach ge­

schehener Ernennung von einem jeden Theile über die 2 vorgestellten Subjekte',

welche des Alters und der Ge­

schicklichkeit wegen zum Amte tüchtig wären, weifen möchten.

das Loos

Auch der Ehurfürst von Sachsen, suchte

sie zur Einigkeit zu beieden.

Barnim schlug vor, daß

Philipp nun eine Person ernenne»,

und noch einmal,

das Loos geworfen werden möchte, aber dieser erwieder­ te, daß er gegen einen der Minderjährigkeit wrgen unfä­ higem keinen der Würde fähigern ernennen könnte; viel­

mehr behauptete er, daß, da Barnim wegen ungeschickter Ernennung seines Rechts verlustig geworden wäre, dasselbe ganz allein

zukäme und ernannte

ihm

darauf den

Jacob Zitzwitz, dem Barnim seine Stimme nicht gab. Die Stiftsstände wandten sich darauf wegen zu langer

n>) Dom 14. Mai 1544. Schittg. diplom. p. 593-296. n. 3»3.

28

Erledigung des Disthums an den Kaiser, zugleich wurde nach gehaltenem Landtage zu Treptow 61e Sache an die Stände gebracht und eine Tagezeis auf der Swine beschlossen. Die erwählten Schiedsrichter konnten in Am sehung der beiden ernannten Subjekte keine Vereinigung bewirken, doch wurde man endlich so weit einig, daß man den v. Bugenhagen in Wittenberg auf den bischöflichen Stuhl erheben wollte. Die beiden Herzoge mach­ ten dem Stift zu Camin diese Ernennung bekannt, präsentirten ihn und verlangten, daß alle wirklichen Cano­ nici und Kapitels - Verwandte, welche das Slimmenrecht hätten, am Tage Johannis des Täufers den Bugenhagen, wtnn sie nicht etwa erhebliche Einwendungen gegen ihn hätten, erwählen möchten, n) Bugenhagen wur­ de gewählt und durch besondere Gesandten ihm das bi­ schöfliche Amt angetragen und das Wahl - Dekret über, reicht. Aber er antwortete, o) daß, da die bischöfliche Regierung zu dieser Zeit 2 Lasten tragen müßte, die geist­ lichen und weltlichen, er sich zwar zu jenen geistlichen Geschäften geschickt genug fühle; aber zur Führung der weltlichen Regierung wäre er, wenn auch nicht ganz un­ erfahren, doch, zumal in seinem hohen Alter viel zu schwach, als daß er nun auch des Adels und anderer Un, terthanen weltliche Klagen und Gezänke hörsn, Register nachsehen und sich mit Schössern und Amtleuten schelten sollte, und wäre er auch wirklich nicht zu alt,' sc würde er doch durch diese weltliche Last von seinen Büchern und

p) Am Dienstag nach Drinit. kamen an der Swine tu, sammen, Schöttg. S. r?6. n, 323.

v) Wittenberg 31, In«, ebendas. S, 397—399-

3-4.



von bet Ü bung im Studium und Gebet zu sehr abget zogen. Ueberdies wäre sein Pfarramt, dem er schon n3 Jahre vorstehe, wenn gleich an Ehre geringer, doch ein recht wahrhaft bischöfliches Amt und wichtiger in biet ser Zeit, als andere Biothümer, deren er schon zwei p) abgeschlagen habe. Dringend stellten ihm die Gesandten vor, daß er vor allen andern seinem Vaterlande zu biet nen verbunden wäre, daß die Kirche eines erfahrnen und geübten Bischofs bedürfe, daß man Mittel finden würde, ihn mit der weltlichen Regierung nicht zu sehr zu btto# den und besonders, daß bei der zu großen Uneinigkeit der beiden Fürsten zu besorgen wäre, daß sie nicht leicht auf eine andere Person einstimmig lchl.ießen wüthen. Da er# klärte endlich Bugenhagen, baß er unter der Bedingung das Bisthum annehmen wolle, wenn es ihm vergönnt wäre, zu resigniren und dasselbe zu verlassen, wann er wolle und vor seiner Resignation eine geschickte Person, die den beiden Fürsten, dem Kapitel und der Landschaft annehmlich wäre, zum Bischof ernennen könnte. Wür# de man dieses Vertrauen nicht in ihn setzen, so müßte er glauben, daß er nur zum Scheine ernannt wäre, und daß man ihn als einen alten Mann dahin sehen und nach seinem Tode den Zank von neuem wieder Anfängen wolle. Unter dieser Bedingung wolle er künftige Ostern nach Pommern kommen. Aber die Annahme dieser Bet bingung fand Bedenken. Die Herzoge baten den Churt fürsten von Sachsen, den D. Bugenhagen zur Annahme des BislhumS zu bewegen, doch so, daß er die Bedint gung, selbst einen andern Bischof nach seiner Resignation

p) Da- eine war Schleswig, welches das andere «ar, weiß man nicht, vielleicht «berauch eins in Djnnemark.

24 zu sehen, aufgäbe, die Resignation selbst wollten fl« zerr ne seinem Belieben überlassen.

Hern und Melanchthon auf,

Der Churfürst trug Siu

Bugcnhageu zu bereden;

aber ihre Bemühungen waren eben so fruchtlos, als der

Versuch,

durch eine neue Gcsandschaft aus Pommern,

ihm die vorgeschriebene Bedingung auszureden oder zur

Mäßigung derselbe»

ihn zu

bewegen.

Bugen Hagen

-lieh unbeweglich bei feiner zuerst gegebenen Erklärung, q)

Endlich vereinigten sich die Fürsten, den Bartholor mäus von Schwqven, eine» gelehrten und einsichtsvollen

pommerschen Edelmann, if4f,

Kanzler des Herzog» Barnim,

zu ernennen und dem Kapitel zu präsentiren,

ihn ohne Bedenklichkeit annahm.

welches

So wurde zwar diese

Streitigkeit der Fürsten endlich freundschaftlich beigelegt,

aber--um künftig

ähnlichen Streitigkeiten

vorzubeugen,

wurde am i2. Ott. zu Cöslin zwischen den Herzogen,

dem Bischöfe und dem Domkapitel ein Vertrag gemacht: baß kein Bischof ohne Einwilligung und Ernennung der Fürsten erwählt,

bei jeder Vakanz aus jeder Regierung

eine Person vorgeschlagen und von dem Kapitel eine von

den beiden erwählt,

der erwählte aber von den Fürsten

bestätigt werden sollte. Folge

Dieser Vergleich wurde in der

mehrmals von den Herzogen und besonders am

»8, Jul. i6o3 vom Kaiser Ferdinand II. bestätigt. Im

Lande

war nun die

Ruhe wieder hergestellk

worden, aber die Aufnahme der pommerschen Fürsten in

den schmalkaldischen Bund verbreitete nach des Kaisers Karls V. Sieg über den Churfürsten von Sachsen auch über Pommern ein schwarzes, Verderben drohende» Unger

q) Zankens gel. Pommerland i. St. 6. iss. — Bella» gen diese Verhandlung betreffend.

«vitter und stürzte die Fürsten in Noth und Verlegenheit.

Redlich und uneigennützig war die Absicht der Fürsten bei dem Begehren, r)

in diesen Bund ausgenommen zu

werden —- die Beschühung der Religion seilte nach ihrem

Wunsche der einzige Zweck mußten sie bemerken,

desselben

seyn.

Aber

bald

daß einige Fürsten diesen Bund

zur Beförderung anderer Absichten mißbrauchten;

daher

übergaben sie schon 1538 dem Bunde ein Bedenken, daß es nicht recht sei,

das Kammergericht in weltlichen An/

gelegenheilen zu verweigern.' Seit i54i waren sie bei

keiner Versammlung der* Bundesgenossen mehr zugegen gewesen,

trugen zur Bundeskasse nichts mehr bei und

nahmen an dem Kriege gegen den Herzog Heinrich von

Braunschweig, den der schmalkaldische Bund aus seinem Lande vertrieb, keinen Antheil.

Auf dem Rerchstage zu

Syrier i54a und auf dem zu Nürnberg 1643 ließen sie

den übrigen Bundesgenossen die Ursachen anzeigen, war/ um sie dem Bunde entsagen müßten. Aber diese nahmen

die Aufkündigung nicht an, daher erklärten die Fürsten, daß sie an demselben nur in sofern Theil nehmen würden, als er zur Beschühung der Religion diene-

Der schmalkaldische Krieg

war

nun ausgebrochen.

Die Fürsten hatten sich ohne Rath und Vorwissen der

Stände in den schmalkaldischen Bund eingelassen.

Der

Ausgang des Krieges war noch nicht abznsehcu, aber Ge/ fahr drohete auch den pommerschen Fürsten,

wenn der

Kaiser die Oberhand behalten sollte. Jetzt hielten es bei,

x) Barnim harte sich schon 1531. bei demselben um die Ausnahme beworben, 1536. wurden beide Fürsten in denselben ausgenommen und 1337. besuchte Philipp in eigener Person einen schmalkaldische« Convent.

>546.

de Fürsten für nothwendig, auf einen, allgemeinen Land, tage zu Wollin — er wurde in beider Gegenwart am

8. Aug. eröfnet — den Landstanoen ihr Verhältniß in Ansehung dieses Bundes und die Gefahr,

Religion bevorstehe,

vorzustellen

weiche der

und zur Abwendung

derselben ihren Rath und Beiirand zu begehren. Die Stände beklagten sich,

daß die Fürsten wider

die alte Gewohnheit ohne ihren Rach und Vorwissen sich in ein Bündniß eingelassen harren und baten, der gerne»

nen Landschaft zue Beschwerde keme Bündnisse zu schlie,

sie».

Die Für^n versicherten dagegen, daß sie nur zur

Beschleunig ihrer Religion an der Verbindung Antheil

genommen und bisher ohne die geringste Beschwerde der , Landschaft d:e Beiträge zur schmaikaloischen Bundeskasse

von ihren eigenen Einkünften gemachr hatten.

Die Srän,

de begehrten wegen der großen Kriegsrüstungen und Utv ruhen, welche auf die Unterdrückung der Religion abzies,

ten,

ihnen eine nähere Anzeige zu nudjeu,

damit die

Fürsten nicht verführt würden, ihre Länder und Unter, thanen in Gefahr zu setzen. Diese Anzeige versprachen' die Fürsten einem engern Ausschüsse zu machen, diese Heimlichkeiten nicht überall verbreitet würden.

damit Un,

rer diesen Umständen sei — und darauf drangen die Für, sten — eine muthvolle und nachdrückliche Vertheidigung

nöthig.

Daher beschlossen nun die Stande,

die Kosten

zu diesen Vertheidigungs, Anstalten von der schon zusam,

«engebrachten Türkensteuer zu nehmen und die auf dem Reichstage i54a dem Kaiser bewilligte Kriegshülfe zu, rück zu behalten.

Ueberdies sollten sich die Vasallen mit

ihren Rüstungen und allen zum Kriege nöthigen Bedürf, Nissen bereit halten,

und die Städte sich in den besten

Berrheidigungsstand fetzen.

Um aber dem Kaiser allen

Verdacht zur Theilnahme an diesem Kriege zu benehmen, so wurde festgesetzt, daß alle Unterthanen, welche in des Kaisers, der Churfürsten oder des Landgrafen Dienste ge# gangen wären, abgefordert werden sollten. Endlich em# pfählen die Stände den Herzogen alle Dchulsamkcir und Vorsicht anzuwenden, damit die Länder und Unterthanen in Sicherheit und Ruhe bleiben möchten. Dessenunge# achtet ließen sich die Herzoge, als der Kaiser Karl ge# gen den Churfürsten von Sachsen, des Herzogs Phi# lipp Schwager, zog, doch bewegen, dem Churfürsten 3oo Reuter zur Hülfe zu schicken. So unbedeutend diese Hülfe war, so vorsichtig sich die Fürsten in dieser Angelegenheit betrugen, um den Kaiser auf keine Weise zur Unzufriedenheit zu reizen, so wurde ihr Betragen dem Kaiser doch in einem gehässigen Lichte dargestellt. Zu Ulm erschien eine Schrift, in der ihnen 7 Punk# 3. Fetr. te zur Last gelegt wurden: daß sie dem Befehle des Kai# i$47. fers, seine Mandate überall und also auch in ihren bei# den Ländern anschlagen zu lassen, nicht Gehorsam gelei# stet; daß sie dem Churfürsten von Sachsen 3oo Pferde zugeführt, die 200 Pferde aber, welche für die kaiserli# chen Befehlshaber schon bereit standen, nicht hätten ver# abfolgcn lassen; daß sie des Kaisers Absichten den Land# ständen auf dem Landtage gehässig dargestellt, daß sie die Türkensteuer zurückbehaltcn hätten; daß sie in den schmal# kaldischcn Bund getieien waren und, die Schrift, welche int Namen der schmalkaldischen Bundesgenossen an den Kaiser ergangen wäre, in der dieselben ihm die Lehns# pflicht aufgcsagt, nicht widersprochen, sondern stillschwei# gend genehmigt; daß sie das kaiserliche Mandat, als es zu Stettin angeschlagen worden, beschimpft und endlich

besondres Barnim noch in andern Sachen sich gegen

des Kaisers Mandat ungehorsam bezeigt hätte. Bald ließ sie der Kaiser nun die Wirkungen seine-

Unwillens fühlen;

er trug dem Herzog Albrecht VH.

von Meklenburg auf, welcher sich vom Lutherthume wie« der zum Catholicismu« gewandt und seine beiden Söhne in die kaiserlichen' Kriegsdienste gegeben hatte,

mit der

kaiserlichen Armee aus Westphalen nach Pommern vor,

zurücken.

Die

Fürsten wurden

in der

Folge zu dem

Reichstage zu Augsburg nicht berufen. Nicht gering war nun

die Verlegenheit der Herzoge.

Sie beriefen zum

7. März einen gemeinen Landtag nach Stettin, verlang­

ten den Rath ihrer Landstände, begehrten aber nur einen geheimen Ausschuß von den Aeltesten der Landschaft, weil

bei den vorigen Derathschlagungen die Landes , Angele, genheiten nicht geheim

gehalten

worden und ihre Be­

kanntmachung des Kaisers Ungnade ihnen zugezogen hätt

te.

Mit jenem Ausschuss« wollten sie im geheimen be,

rachschlagen, doch sollte das Resultat sämmtlichen Stan, den mitgetheilt werden. Diesen Vorschlag ließen sich zwar

die Prälaten und Ritterschaft gefallen;

aber die Städte

sahen sich hier zurückgesetzt, auch sie hielten sich mit Eid rmd Pflichten den Herzogen verwandt; überdies besorgten

st-,

wenn dies nur die Sache einiger von den Ständen

seyn sollte,

ssch.

eine Trennung und nachtheilige Folgen für

Daher wurde die Sache in Gegenwart aller Stän,

de vorgenommen, Sachsen,

die Schreiben

des Churfürsten von

des Landgrafen von Hessen und anderer Bun,

desverwandten an die Herzoge,

in welchen sie um Bei,

stand gebeten wurden, so wie auch der Herzoge Entschul­ digungsschreiben an den Kaiser, um die ihnen gemachten

Beschuldigungen,

welche des Kaisers Ungnade auf sie

2A

gerichtet hätten, abzulehnen, endlich auch des Kaisers Antwort und die 7 Artikel vorgelesen und die ganze Lage der Evangelischen ihnen lebhaft vor Augen gestellt. Die Stände riechen, eine Gesandschaft an den Kaiser zu sen/ den und den Ungrund der Beschuldigungen ausführlicher zu zeigen, aber sich in keine Kriegshandlungen, welche dem Kaiser zuwider seyn könnten, weiter einzulassen, außerdem sich aber auch noch an andere Fürsten zu wen/ den, um deren Fürbitte beim Kaiser für sich auszuwir/ fett. Dieser Rath wurde angenommen, aber zugleich auch der Klugheit gemäß beschlossen, sich in einen guten Vertheidigungsstand zu setzen und Greifswalde gegen de» zu besorgenden Einfall des Herzogs von Mcklenbi-rg (Mw ker zu befestigen. Jetzt wurden einige pommersche Rathe zur kaiserlichen Armee nach Böhmen gesandt, aber wer der hier, noch in Sachsen, wohin sie dem Kaiser folge ten, erhielten sie Audienz oder auch nur sicheres Geleit. Erne neue Gesandschaft $) wurde darauf nach Augsburg auf den Reichstag abgesandt; lange mußte sie vergeblich um Audienz bitten, nach wiederholten Bitten erhielt sie

zwar Audienz, aber noch ein ganzes Jahr mußte sie auf des Kaisers Antwort warten. Die kaiserlichen Räthe wa/ teit auf die pommersche» Fürsten äußerst aufgebracht und der Sekretär Zastrow, welcher eine besondere Thätigkeit und regen Eifer bewieß, die Sache zum Besten der Für/ sten zu lenken , wurde mit dm rauhen, hatten Worten:

s) Von de« Herzogs Barnim Seite Joachim Podewil«, Landvoigt zu Stolpe und Jaevb Putkammer, von wolgastscher Seite der Kanzler Jaeob Zitzwitz, Mo­ ritz Damitz and Heinrich Norman». Als St/ krrtSr ging mit Bartholomäus Zastrow.

So die Acht soll gegen die Herzoge beschlossen werden, zurückgewiescn. Auch den jungen Lazarus von Schwendi, welchen der Kaiser in die Mark Brandenburg bis an die Grenze Pommerns geschickt hatte, um der Herzoge Un­ ternehmungen in diesem Kriege auszuforschen, bemühte sich Zastrow zu gewinnen und zu einer vortheilhgften Be­ richtserstattung zu stimmen. Er versprach auch das, wo­ von er sich selbst überzeugt hatte, daß die pommerschen Herzoge sich auf keine Weise zum Nachtheile des Kai­ sers betragen hätten, treu zu berichten. Aber so oft die Gesandten den kaiserlichen Rathen die Unschuld der Her­ zoge vorstelltcn, und sie um ihr Fürwort beim Kaiser baren, so waren doch alle ihre Bemühungen vergeblich und voll Ungeduld brach endlich der Bischof von Arras in die Worte aus: „Wenn eure Fürsten so unschuldig sind, wie sie sich dessen rühmen und doch dem Kaiser beimeffen, daß er unschuldige Fürsten strafen wolle, so begeht ihr ein Verbrechen der beleidigten Majestät und der Kaiser ist also berechtigt, sie zu bestrafen." Ihr fortgesetztes Sollicitiren, ihre oft wiederholten Verheu­ rungen der Unschuld der Fürsten mußten natürlich die kai­ serlichen Räthe unwillig machen; wurden ja endlich selbst die anwesenden Fürsten oder ihre Räthe verdrüßlich, wenn die Gesandten fast täglich mir dem ewigen Einerlei, sich Ihrer unschuldigen Fürsten beim Kaiser anzunehmen, sie belästigten. Besonders äußerte der Kanzler des Churfür­ sten von Cöln gegen 2 pommersche Gesandten, welche, ungeachtet der Kanzler von Zitzwitz nur den Tag zuvor bei ihm gewesen war, nun auch wieder erschienen, sei­ ne Unzufriedenheit sehr lebhaft und nachdrücklich: „Was denkt euer Kanzler, daß er so ost zu mir kommt und immer alles-von neuem wiederholt., was er so oft schon

31

in verdrießlicher Länge berichtet Hal? , Meint er, daß ich

ein so schlechtes Gedächtniß habe, daß ich in

oder 4 Ta«

gen den Ziijcand der Sache eines Fürsten vergessen oder .

daß ich so wenig oder gar nichts für meinen Herrn zn thun habe, daß ich seine langen »»nöthigen Reden ohne Verdruß anhören kann?"

Der Churfürst von Cöln war

überdies noch aus einer besondern Ursache mit den Her« weil ste das Kloster

zogen von Pommern unzufrieden, Neuen « Camp,

ein Filial - Kloster des zu Alken •. Camp

im Stifte Cöln, aufgehoben und die Güler zu ihren Do«

mänen

geschlagen

hatten.

Ja

die

ganze

Geistlichkeit

wurde noch mehr gegen sie aufgebracht, als einige Stan, de des Stifts Camin beim Kaiser eine Klage erhoben,

daß ihnen ein verheiratheter Bischof Bartholomäus Schwärn aufgedrungen wäre.

Die Gesandten

sahen

endlich ein, daß sie bei den kaiserlichen Rathen nur durch Geschenke sich Eingang verschaffen würden;

gab es ihnen

so mancher

auch wohl heimlich zu verstehen und so

mußten sie nun des D. Aoh. Marquard Wunsch „ein guz tes Rößlein zu besitzen," um, wie es am kaiserlichen Ho«

fe gebräuchlich war,

auch zu Rathe reiten zu können,

durch Ueberreichung

eines

schönen

wohl

ausgerüsteten

Rosses mit 3 Portugalesen erfüllen und für andere gol«

dene Trinkgeschirre aus doppelten Dukaten und rheini« schen Goldgulden ve>fertigen lassen.

Aber auch der Kaiser Sigismund

von Polen

nahm sich durch seinen Gesandten Stanislaus von

Lasky der pommerschen Herzoge mit vielem Nachdruck«

an und bewirkte die Abwendung der Gefahr eines feind«

liehen Einfalls in Pommern. ser bewegen,

Endlich ließ sich der Kai«

ihnen in einer Capirulation — so wurden

die kaiserlichen Versöhnungs« Vorschläge genannt— ge«

if«» Worten: dir is mon leue Söhn, de» sul >p höre».

Übergaben sie die Erklärung: daß sich die Fürsten gegm Gott mit unverletztem Gewissen und gegen den Kaiser mit gebührendem Gehorsam einlassen, und sich mit dem Kaiser so vergleichen möchten, daß sie sich nicht in Ge, fahr, die Sache aber zu einem rühmlichen Ende bräche ten. So überließen sie nun das ganze Werk der Weise heit bet'Fürsten und ihrer Räthe. Jetzt wurden die kaiserlichen Närhe durch goldene Geschirre und andere ansehnliche Geschenke gewonnen, und andere Fürsten, selbst des Kaisers Sohn Philipp um Fürsprache ersucht. Besonders wirkten die nachdrück, lichen Vorstellungen des Königs von Polen und die fräst tige Fürsprache des Erzbischofs von Cöln Adolph, des, sen Bruder ein.Graf von Schauenburg eine Tochter des Herzog- Barnim geheirathet Hane, viel zur Der sänftigung des Kaisers. Endlich erfolgte die Begnadigung, nachdem sie Abbitte gethan hatten; die Vergleichs-De, klaration u) wurde den 9. Mai j54g. zu Brüssel ausge, fertigt und das Aussöhnungsgeld auf 90,000 Gulden in 2 Terminen festgesetzt. Außer diesem mußten von den Stänr den — denn auf diese fiel endlich die ganze Last — noch 20,000 Gulden, welche angewandt waren, um diesen Vergleich und die Moderation des AussöhnungSgeldeS zu erhalten, ferner 9,720 Gulden wegen des KammerfchaheS oder des vom ganzen Reiche bewilligten Vorraths undu) Für den AvSsöhnnngsbries sollten in der kaiserliche» Kanzlei 3000 Goldguldea erlegt werden, von welchen damals dem Bischof« von Arras di« Hälfte der Kanr«, leigebühren zufielen; doch erließ dieser seinen Antheil, da er äuf andere Weise entschädigt worden «ar, und t« bezahlten nur Svldgnlden.

Cn

36

i$$o.

endlich G,3oo Gulden zu den Festungswerken in Ungarn, in allem also 120,020 Gulden zusammengebracht werden. Außer der Klage, welche einige Stände des Stifts gegen den vcrheiralheten Bischof BatholvmäuS Schwärn beim Kaiser erhoben hauen, wurde von dem Bischöfe selbst der alte Streit über die Unmittelbarkeit des Cammschen Stifts auf dem Reichstage zu Augsburg von neuem erregt. Der Kaiser Karl erließ sogleich ein Aufhebungs-Dekret. Aber die Herzoge beriefen sich von demselben auf den Reichstag und zeigten in einer Schrift ausführlich, daß das Stift dem Reiche nicht unmittelbar unterworfen wäre, daß vielmehr sie, da ihre Vorfahren das Bisthum zu einer Zeit gestiftet hätten, als die Für­ sten noch nicht mit dem Reiche in Verbindung getreten wären und als sie ihre Länder noch mit allem Rechte der Souveränität und mit königlicher Macht regiert hätten, die einzigen Patronen wären, daß ihnen nach alten und neuen Vertragen die Ernennung, Präsentation und Be­ stätigung des vom Stifte erwählten Bischofs zukäme. Diese Schrift und die Provokation des Kapitels selbst und der Sliftsstände von dem kaiserlichen Reskripte, welche sie der Appellation des Fürsten beifügten, bewirkte soviel, daß die Sache ans Kammergericht zu Speier verwiesen wurde. Der Bischof, zu patriotisch gesinnt, als daß er zu innern Streitigkeiten die Veranlassung geben sollte, entschloß sich, freiwillig abzudankcn und wurde des Her­ zogs Barnim Hofrath und Hauptmann zu Bütow. An seine Stelle erwählte das Kapitel den Martin Weicher, einen Canonicus des Caminschen Stifts, den auch die Herzoge bestätigten. Aber auch der Kaiser bestätigte von neuem den Herzogen ihr Patronatrecht und alle ihre übrigen Rechte am Stifte. Zwar wurde in der

$okc von einigen Stistsstänben mehrmals der Versuch gemacht, die Reichsunmittelbarkeit zu erlangen; aber der Bischof erklärte selbst, daß die Herzoge des Bi/ 4. Nov. schoss Patronen und er nur ihr Vasall, erster Prälat 1S$1und Rath wäre, welcher als solcher zwar die Landtage, doch nicht den Reichstag zu besuchen berechtigt wäre. Dieser oft wiederholte Streit über die Reichsunmittel/ barkeit des Stifts bewog endlich die Herzoge, den Schluß zu fassen, künftig keine Privatpersonen, sondern nur Prinzen aus dem pommerschen Hause zu Bischöfen er/ wählen zu lassen. Nach Weichers Tode 1556 wurde der pommersche Prinz Johann Friedrich Bischof von Eamist und seit dieser Zeit hörte diese Streitigkeit völlig auf. Unterdessen war die Stadt Magdeburg, weil sie sich dem Interim mit aller Gewalt entgegengesetzt hatte, vom Kaiser in die Acht erklärt und die Stände des Ober / und Niedersächsischen Kreises nach Jürerbock verschrieben wor/ den. Kaiserliche Kommissare unterhandelten dort mit den Standen in Ansehung der Vollziehung der Reichsachl ger gen die Stadt Magdeburg. Die Stände bemüheten sich zwar, die Vollziehung von sich abzulehnen und den Kai/ ser zu bewegen, die Sache der Stadt Magdeburg auf dem Reichstage zu untersuchen. Aber man beschloß, Ernst zu zeigen und einen gemeinen Römerzug auf 6 Monate gegen Magdeburg zu gebrauchen. Der Kaiser hatte an die pommerschen Fürsten den Lazarus von Schwen/ dy geschickt mit einem Schreiben, worin sie aufgefordert werden, demChurfürsten Moriz von Sachsen, welcher dqs Kommando der Reichs / Exekutions / Armee erhalten hatte, Beistand zu leisten und was im jüterbockschen Ab/ schiede bewilligt worben, vollziehen zu helfen.

Diesen Antrag des Kaiser« trugen die Fürsten ihren Ständen auf dem Landtage zu Stettin vor, diese aber baten sie, sich in diese Sachen nicht einjulaffen, wiewohl fe erklärten, daß, wenn die gemeinen Reichsstände die« ses Werk gemeinschaftlich übernähmen, sie sich-dann auch dem gemeinen Schlüsse gemäß betragen wollten. Bald änderte sich die Sache. Unerwartet schnell wandte der Churfürst Moriz seine Waffen von Magdeburg weg ge« gen den Kaiser hin und zwang denselben, eine Zusam« *$$»♦ menkunft der Churfürsten und Fürsten zu Passau, zu welcher die Herzoge den Kanzler Jakob Zitzwrtz hin« schickten, zu berufen. Hier wurde der pasiauer Vertrag i«. Jul geschlossen, nach welchem innerhalb eines Jahres ein Reichstag gehalten werden sollte, um die Religionstren, nung aufzuheben, während dieser Zeit sollte weder der Kaiser noch ein Reichssiand den andern der Religion wegen bekriegen. Aber den Reichstag verzögerten die fort« dauernden innern Unruhen in Deutschland, welche beson, der« Markgraf Albrecht von Brandenburg,Cuim« bach erregt hatte, bis zum Anfänge des Jahrs 1555. Diesen Reichstag beschickten die Fürsten durch ihre Ge« sandten Heinrich Normann, Christian Kleist, Valentin Eickstedt und D. Anton Schwallen« berg. Hier wurde der ReligionS, Friede geschlossen und dieser nebst jenem Vertrage sicherte die Fürsten im Besitze der eingezogenen Klostergüter und bei der Freiheit von aller päbstüchen Gerichtsbarkeit in Ansehung derselben. Ueber die geistlichen Güter sowohl, als auch über das Bisthum Camin hatten sie nun ganz freie Disposition erhalten, und wenn sie wollten, konnten sie alle diese Güter zu ihren Domänen einziehen; wirklich wurden aus denselben mehrere fürstliche Aemter gemacht; nur wegen jffo.



der Güter der Jungfrauen,Klöster gab tf mit den Prä, taten und der Ritterschaft noch einig« Streitigkeiten. Durch die Einjiehung der Klostergüter hatten sich di« Einkünfte der Fürsten zwar beträchtlich vermehrt, aber der außerordentlichen Ausgaben, und zwar solcher, welche ehedem nicht gemacht werden dursten, waren jetzt mehr-und häufiger, welche mit den gewöhnliche« Mitteln nicht bestritten «erden konnten. Sehr häufig mußten daher die Fürsten ihre Zuflucht zu. außerordentlichen Steuern nehmen und diese konnten nur auf den Landta, gen von den Ständen bewilligt werden; aber welche Schwierigkeiten hatte» sie da nicht gewöhnlich zu bekäme pfen, ehe sie dieselben bewilligt erhielten. An Dorstellum gen de« Unvermögens des Landes fehlte es so wenig, als an Forderungen, welche di« Fürsten zuvor erfüllen sollten; auch wurden sehr oft laute Klagen geführt, daß «in Stand vor dem andern zu schr bedrückt würde und mehr, mals konnte man über die Art der Nertheilung der Steuer» nicht einig werden. Oft wurden einiger Steuern weg«» mehrere Landtage-gehaltc», ehe das ganze erlangte Quan, tum ober nm ein Theil derselben genehmigt wurde. Aust ser den Türken, und Reichssteuern und den außerordeut, lichen Geldsummen, welche die Fürste» bisweilen bezah, len mußten — wie die Versöhnlmgsgelder au den Kaiser Karl V. wegen des vorgegebenen Ancheils der Fürsten an dem schmalkaldischen Kriege — und außer den Su«, men, welche die Besuchung und Beschickung der Reich», tage durch Gesandte oder di« Staatsreifen der Fürsten, dergleichen Herzog Barnim >55a nach Danzig zum Kö, nige Sigismund von Polen unternahm, — um da­ gute Vernehmen zwischen Pommern und der Krone Po, len zu erneuern und zu. befestigen, — erforderte», waren

40

allmählig von den Fürsten auch beträchtliche Schulden ge, macht worden, welche, da sie weder durch außerordentli,

che Beiträge mit einem Male getilgt, noch durch bessere Finanzeinrichtungen, Reformationen und Einschränkungen

nach und nach abbezahlt wurden, häuften.

sich immer mehr an,

Diesen Verlegenheiten bemühten sich die Für,

sten noch auf eine andere. Weise abzuhelsen;

sie wandten

sich an den Kaiser Karl. V. und stellten ihm vor, daß,

wenn zur Ausrichtung der Reichsdienste,

zur Bezahlung

der Reichsanlagen oder jur Abwendung ihrer eigenen Be­

schwerden

eine Steuer in ihrem Lande

ausgeschrieben

werden soslte, gewöhnlich Streitigkeiten und Verzug oder

Ungleichheit und Unrichtigkeiten, den Herzogen und ihren Unterthanen zur eben so großen Beschwerde und Nach, theil als dem römischen Reiche an dessen Diensten und Hülfen zum Abgänge und Schmälerung, vorfielen.

Die,

ftm allen zuvorzukommen und die bewilligten Reichshül,

sen, Steuern und Anlagen zur rechten Zeit und vollkom,

men zu leisten und einzubringen und besonders eine billi, ge Gleichheit,

damit die armen Unterthanen nicht zu

sehr beschwert würden, einzuführen, baten sie den Kaiser

um die Erlaubniß,

eben so wie es in andern Reichen

und in den Chur, und Fürstenthümern,

Herrschaften

und Ständen des heiligen römischen Reichs schon üblich wäre- auf ein , und ausländisches Getränk,

auf Malz,

Gerste und Bier, das innerhalb des Landes gebrauet und elngeführt würde, ein gewisses Ungeld oder Accise, wel,

che bisher in diese Länder nicht eingeführt gewesen, nach ihrer Landesart und Gelegenheit legen zu dürfen.

schlugen sie vor,

Auch

daß in jedem der beiden Herzogthümer

ein gemeiner Kasten errichtet und zur Einnahme und Be, rechnung der Einnahmen und Ausgaben unter der Auf,

4i ficht eines Ausschusses von der Landschaft, gewisse Ober, einnekmer und das dazu erforderliche Personale angesetzt werden möchten.

So würde immer ein Vorrats) zu den

Reicbsdienstcn oder zur Nothdurfk der Fürsten und des Landes vorhanden seyn, der mir Genehmigung des Für,

sten angewandt werden

könnte.

Sollte

dieser

einmal

nicht hinreichend seyn, dann müßte der Ausschuß die Voll, macht haben,

zuschaffen,

das Fehlende auf eine andere Art herbei,

bis er durch die Accise oder Ungeld oder auf

andere Weise in den Kasten wieder eingebracht würde und

daraus ersetzt

werden * könnte.

Sollten aber ja einmal

die Ausgaben zu groß werden,

oder ihrer so vielfältig

und so beschwerlich vorkommen,

daß die Einnahme oder

der Vorrath des gemeinen Kastens zur Abwendung der

Noth nicht mehr hinrciche;

wieder vergönnt seyn,

dann müßte er den Fürsten

sich auf den gemeinen Landtagen

mit den Landständen zu einer nothwendigen und gemei,

nen Steuer auf eine für alle so wenig als möglich drü,

ckende Art zu vereinigen;

aber dann müßten auch die

Unterthanen dem Landtagsschlusse ohne Widerrede gehör,

chen und was an Steuern gefordert würde, in den Land, kästen gebracht werden.

haben,

Der Ausschuß müßte die Macht

die Ober - und Untereinnehmer uyd Accis schrei,

ber zu verordnen, zu verabschieden, zu quittiren und,zu

erklären,

was und wie viel aus dem Landkasten genom,

men werden sollte.

Zu dieser Einrichtung erbaten sie sich

deö Kaisers Genehmigung, hinderter

damit dann alles desto unge,

zum Besten des Landes

ausgerichtet werden

möchte, und diese erfolgte zu Gent am 1.9. Aug. >556. Der Kaiser befahl der pommerschen Landschaft und allen Unterthanen des

geistlichen und weltlichen Standes bei

Strafe von 5o Mark löchigen Goldes dieser ertheilten

r Sf6.

4i kaiserlichen koneessio» vollkommen Gehorsam zn leisten, x) Auch der Kaiser Ferdtnand I. bestätigte dieselbe zu Wien den 17. Sept. »558. Aber dennoch kam diese Ein, richtung nicht zu Stande, die Einführung der Accise fand einen ju heftigen Widerspruch, als daß die Fürsten dies, mal ihre Absicht hätten erreichen können; doch bewirkte diese kaiserliche Concession unstreitig die gute Folge, daß, wenn die gegenwärtige Noth schnelle Entschließung eifer/ berte, die Fürsten mit ftärkerm Nachdrucke auf die Er, greisung wirksamer Maaßregeln zur Abhelfung derselben dringen konnten. Auch fühlte man bald die Nothwen, digkeit eines bereitliegenden Vorraths an Gelde für uiu vorhergesehene Vorfälle. • Die schrecklichen Verwüstungen, welche der Russi/ sche Czaar Iwan II. Wasiljenihsch in Liestand anrichtele und der zwischen- Dannemark, Polen und Schweden der Liefiändischen Angelegenheiten wegen ent/ standene Krieg erregten »563. wegen der Nähe des Krieg-, schauplatzes bei dem Herzoge Damim große Besorgnisse, km Dec. Auf dem Landtage zu Stettin beschloß 'man, sich mit »rsz. Munition und ander» Kriegsbedürfnissen.zu versorgen und in den nächsten 4 Jahren «ne sechsfache außerordent, iiche Steuer, zu welcher die Herzoge aus ihren Aemtern, die Schloßgesessenen und andere von Adel von ihren Städten und,Flecken beitragen sollten, einzufordern. Dieeingesammelte Geld sollte in 2 Kaste», von welchen der »ine zu Stettin, der andere zu Wolgast auf dem Rath, hause stehen sollte, i» Gegenwart de- Obereinnrh, mers gelegt und dieser Vorrath nur zu wahren Lande-, Nöthen nach dem Rathe der gemeinen Landstände ayge. x) Dähnert« Samml. 1. B. 6. »r—,s. Schtittg. et Kreyaeri diplom. t. 3. p. 319—312. ». 357.

wendet werden. Diese Einrichtung, einen Geldvorrath für unvorhergesehene Nothfälle bereit zu haben, hat­ te auch besonders den schnellen Durchzug des HerzogErich von Braunschweig durch Pommern mit so Fähnlein Knechten und 3 Compagnieen Cavaüerie beför­ dert. Dieser Fürst, welcher zuerst das Stift Münster gebraNdschaht hatte, wandte sich unvermuthet nach Meklenburg und Pommern, um, wie das Gerücht gieng, dem Könige von Polen gegen die Russen zu Hülfe zu ziehen, oder dem Herzoge von Meklenburg und Coadsutot des Stifts Riga Christoph, welcher gegm Polen feindselige Absichten hegte, in seinen Unternehmungen Beistand zu leisten. Seine unerwartete Erscheinung in Pommern verbreitete überall Schrecken; der Herzog Bar­ nim forderte sogleich die Landschaft auf, besetzte die Pässe und ließ des Herzogs Erich Armeen überall durch Trup­ pen begleiten. So ruhig und ohne alle Bedrückungen er durch Pommern zog, so schrecklich verwüstete er die Pol­ nisch-Preußischen Oerter; aber bald mußte er sich wieder nach Pommern wenden und nun kehrte er durch den süd­ lichen Theil des Herzogthums Pommern zurück und gieng bei Greifenhagen über die Oder nach der Ukermark hin, wo sich allmälig aus Mangel am Solde seine Armee gänzlich auflösete. Die Friedenszeit wandte der Herzog zu wichtigen Landesverbefferungen an und mehrere bessere Einrichtungen wurden auf den gemeinen Landtagen in weltlichen und kirchlichen Angelegenheiten gemacht. Ueber Mangel an Polizei beim Kaufe und Verkaufe, über das Eingreifen einzelner Stände in die Gewerbe anderer Stände, über den übertriebenen Aufwand bei Hochzeiten, Lindtaufen «nd Begräbnissen, über di»

44 außerordentliche Kleiderpracht, über die schlechten Mün­

zen,

Unsicherheit der Landstraßen

wichtige Gegenstände

waren

und mehrere andere

auf den Landtagen schon

häufig so laute Beschwerden geführt worden,

daß schon

mehrmals beschlossen worden war, eine allgemeine Poli­ zei-Ordnung zu entwerfen. sich

Auch die Personen, weiche

mit Entwerfung einer solchen Ordnung beschäftigen

sollten,

hatte man schon ernannt; aber immer noch war

eS bei den Beschlüssen geblieben.

nach

dem Landtagsschlusse

Stettin

Eine Commission von

.lss6,

an

Ernstlicher sollte nun

die Sache betrieben werden.

16 Personen wurde niedergcsetzt,

dieser Verfassung zu arbeiten und verabredet,

daß

ein anderer Ausschuß alsdann den Entwurf prüfen, und den Fürsten das Resultat voriegen sollte. zögerte sich die Sache diesmal wieder.

Dennoch ver­ Die Wichtigkeit

derselben und so manche dazwischen 'getretene Verhinde­ rungen schoben die Ausführung immer weiter hinaus; da, her wurde auf dem Landtage i56o. und auf andern be­

schlossen,

daß der Ausschuß wenigstens die Gegenstände,

welche keine, Verzögerung litten, als das Münzwesen, das

Austreten und Herumtreiben der Landleute und die da,

durch bewirkte Unsicherheit der Landstraßen in Erwägung

ziehen und durch ernstliche Mittel diesen Unordnungen ab,

helfen möchte. Die sich vermehrenden Kammerschulden, deren Til­ gung die Fürsten »im den Landständen oft verlangt hat­ ten und wozu nur immer geringe Summen bewilligt wor­ den waren, bewogen die Landstände, besonders seit i558.,

aus Einschränkung des Aufwandes der Fürsten, auf Ver, besserung der Haus, und Hofhaltung, auf Einführung ei,

»er bessern Hosordnung und aus Visitation der Aemter

und Klostergüter mit Nachdruck zu dringen,

aber auch

45

ohne etwa«

hier wurden nur immer Vorschläge gemacht, ins Werk zu richten.

Ebenso kam die Wiedereinlösung der versetzten Ta, felgüter mehrmals

vergebens zur Sprache.

Besonder«

bemühcte sich der Herzog Philipp, den fernern Veräu,

ßerungen der Domänengüter vorzubeugen, Herzog Barnim,

der keine

zumal da der

männliche Erben hatte,

sehr geneigt war, zum Nachtheile der Wolgastschen Linie nicht bloß einzelne Güter, sondern ganze Aemter, welche zu den Domänen gehörten, zu verschenken. Erbtheilungsvergleiche sowohl,

Diesen, dem

als auch den ernstlichen

Verboten der Kaiser entgegenlauftnden Unternehmungen des Herzogs Barnim wldersetzte sich Philipp mit dem

lebhaftesten Eifer.

Auf dem gemeinen Landtage zu Stete

tin i56o, dem der Herzog Philipp wegen seiner Kranke lichkeit nicht beiwohnen konnte, besonders

der Kanzler

thaten dessen Gesandte,

Eickstedt

wegen solcher

dem

fürstlichen Hause höchst nachtheiligen Veräußerungen de«

Herzogs Barnim die nachdrücklichsten Vorstellungen.

Ja

Philipp verlangte in einem' besondern Schreiben an

Barnim, daß dieser die verliehenen und vom Domani» «bgekommencn Tafel t und Klostergüter wieder einziehr» möchte; er, für seine Person, würde damit den Anfang

machen.

Die Landstände der stettinschen Regierung er,

Mahnte er, diejenigen, welche solche Güter erhalten oder

an sich gebracht hatten, zu bewegen, dieselben zum Do,

manio völlig wieder zurück zu geben und für ihre Ver, dienste um den Staat auf eine billigere Weise Belohnn«, gen von den Fürsten zu erwarten; würben sie seine Er,

Mahnungen nicht befolgen, Recht,

so würde er alle solche wider

Verträge und kaiserliche Verordnungen in Besitz

genommenen Güter zum Besten des ganzen fürstlichen

HanseS wieder einzichrn. Aber diese mündlichen und schriftlichen Vorstellungen fanden so wenig bei drin Her­ zoge Barnim, dessen Herzensgüte und Hang zum Wohl, thun hier zu häufig in Anspruch genommen wurde, als bei den Lanhständrn Gehör. Von letztem, deren Interesse hier mit im Spiele war, wurden so manche unbedeuten, Le Einwendungen gemacht: „Den Fürsten stände es frei, nach Belieben von ihren Domänen Güter zum Lehn zu geben, dies verstatteten auch die Lehnrechte." Ja, ein alter Edelmann äußerle sogar: „er habe selbst die fürst, lichen Erbvertrage verfertigt, ihm wäre aber nickt be, kannt, daß in denselben der Herzog Barnim dieser Frei, heit entsagt hätte." Andere beriefen sich auf das eigene Beispiel des Herzogs Philipp, der stch ja auch einiger solcher Veräußerungen habe zu Schulden kommen lassen und da ihnen entgegengesetzt wurde, daß Philipp durch Einziehung der erledigten Lehne das reichlich wieder er, fetzt hätte, so antwortete man: das k-nitte und würde Barnim auch wohl thun. Diese Zumukhung des'Her, zogs Philipp, die von Barnim erhaltenen Güter zurückzugeben, schrieben sie den Eingebungen neidischer und mißgünstiger Menschen zu und machten es zu einer Gewissenssache, daß, wenn sie die Güter zurückgeöen«ollren, sie sich dem Verdachte, dieselben auf eine wider, rechtliche Art erworben zu haben, auSsehen und sich selbst beschimpfen würden. Endlich wurden die wolgastschen Ge, sandten mit der Vertröstung abgewiesen, sie Höften, sich gegen den Herzog Philipp selbst über diese Sache mündlich so zu erklären, daß er sich von den falschen Ein, gedungen ihrer Neider überzeugen würbe; aber der Her, zog Philipp starb bald darauf, ehe durch ihre Vorstellung ge»» diese Ueberzeugung bewirkt werden konnte. Ihre tu

47

gene AngelcheNheiten beförderte die stettinsche Landschaft mit regerem Eifer. Seit Dogiölavs X. Zeit, der wegen Einziehung der erledigten Lehne in große und «eitläuft'ge Streitigkeiten gerathen war, weil er auf die gesamnuen Handrechte, wie Herkommen und Gebrauch sie eingeführt hatte, gar keine Rücksicht nahm, hatte die Landschaft auf vielen Landtagen ihre Beschwerden in die, ser Hinsicht vorgetragen und um deren Abhelfung gebe, ten; bis jetzt waren ihre Wünsche noch unerfüllt geblie, ben. Ueberdies verlangten sie auch, daß ihnen allgemei, ne Land , und Ritterschafts t Privilegien, die bei Ent, scheidung ihrer Streitigkeiten mit den Landesfürsten als Norm zum Grunde gelegt werden könnten, ertheilt wer, dm möchten; denn jene ältern der Ritterschaft und ben Städten von den Herzogen Otto, Erich, Wratislav und DogiSlav ertheilten Privilegien waren nicht all, umfassend, den Bedürfnissen der jetzigen Zeit nicht mehr völlig angemessen, auch nicht allgemein, da sie ehedem entweder nur in einzelnen Regierungen gelrenb oder unter Dogislav X. gegeben waren, zu der Zeit, als er alle pommerschen Länder allein beherrschte. Deson, derS verlangte man «ine nähere Bestimmung in Anse, hung der Kriegsfolge, der Streitigkeiten der Fürsten mit den Bischöfen, der samendrn Hand, und der Rechte der hinterlassenen Wittwen und Töchter, wenn ein Vasall ohne Leibeserben gestorben wäre. Auf diesem Landtage gelang es endlich der Landschaft, ihre heißen Wünsche er, füllt zu sehen. Am g. Febr. wurde im Namen der bei, den Herzoge Barnim und Philipp die Urkunde aus, gefertigt, welche aber der Herzog Philipp selbst, weil er einige Tage darauf am 14. Febr. starb, nicht mehr selbst unterschreiben noch versiegeln lassen konnte, wiewohl

er den Entwurf dieser Urkunde genehmigt hatte. Die vor« nehmsten Punkte waren:

Die Fürsten versprachen ihnen

Schuh und Erhaltung ihrer Privilegien, versicherten sich

ohne ihren Rach und ihre Einwilligung weder in Krie« ge noch in Verbindungen einzulasse»,

aber •« gemein«

schastlich beschlossenen und norhgedrungenen Kriegen muß«

ten auch die Landstände, den Fürsten in und außerhalb

Landes folgen und neu dienen,

doch solle ihnen Mahl

und Futter gegeben und aller Schade erseht werden, und wann die Ritterschaft und der Adel auf ihren Zügen außer

den Kriegen den Fürsten zu Lehnsempfahungen, Reichs«

und andern Versammlungstagen,

zu fürstlichen Höfen,

Heimführungen und andern ähnlichen Zügen

Landes folgen sollten,

außerhalb

dann sollte ihnen das Tuch zue

Kleidung, Futter, Mahl und Hufschlag gegeben, und an«

dere Ausgaben ersetzt werden. Zu Hauptleuten und Vög« ten wollten die Fürsten nur Landeseingeborne und Ange«

fessene ernennen und ohne Rath zu ihren vornehmsten

Hof « und Landrächen keine Fremde in Dienste nehmen.

In den Streitigkeiten zwilchen den Fürsten und der Land« schäft sollten von beiden Seiten keine Gewaltthätigkeiten verübt, sondern dieselben in Güte oder nach den Rechten

entschieden und wenn unter den Fürsten selbst eine Unei« pigkeit entstände, diese nach dem erblichen VereinigungS,

Vertrage oder von den Landständen in Güte oder nach dem Rechte beigelegt werden und sollten sie sich diese Entscheidung nicht gefallen lassen, so lange stille sthen, bis sie dieselben würden gehört haben.

Sollten sich aber

die Fürsten einander selbst bekriegen oder gegen die Land« stände sich Gewaltthätigkeiten erlauben, dann könnten sie sich als

losgesprochen

vom

Eid der Treue betrachten.

Den handelnden Kaufleuten wurde überall Schutz und

4g

in Ansehung der Strandgüter alle Sicherheit versprechen. Ueberdies wurden die

Rechte der Gesammthände,

der

Wittwen und Töchter der ohne männliche Leibes, Erben

verstorbenen Vasallen,

die Lehne möchten an die Lehns,

verlern ober an die Fürsten als erledigt zurückfallen, ge,

nauer bestimmt und endlich auch festgesetzt, daß die Schul, den des Lehnmannes, wenn die Baarschaft und fahrende

Haabe nicht hinreichend und die Schulden von der Herr, schast bewilligt wären, aus den eröfneten Lehnen entricht

tet werden sollten, y) Zur bessern Verwaltung der Gerechtigkeit wurden um diese Zeit die Hofgerichte für die beiden Herzogthümer

und das Bischum Camin zu Stettin, Wolgast und Cöslin errichtet und auf den gemeinen Landtagen zu

Stettin im März und im December 1563. beschlossen, durch einige Räthe eine Hofgerichtsordnung entwerfen zu

lassen und »ach geschehener Revision von einem Ausschuss se von Prälaten, Ritterschaft und Städten, welcher sich

gegen den Sonntag Lätare 1564 zu Drollin versammeln

sollte,

ohne fernere Berathschlagung der Landstände be,

sannt zu-machen.

Dies geschah endlich nach mehrmali,

ger Durchsicht und Aenderung, vermöge eines fürstlichen

Mandats Stettin den 21. März 1566; die Bestätigung vom Kaiser erhielt sie im Jahre 1568. z)

Nicht geringere Sorgfalt trugen beide Fürsten seit dem

Religionsfricden

zu Augsburg

und Religions, Angelegenheiten.

für die kirchlichen

Durch jenen Frieden

y) Auserlesene Sammt versch. Urk. und Nacht. 1. Ausf.

S. 20— 52. 2. Ausf S- 266 — 272.

z) Däh». J. B. 15. Abh. n. $1. S‘ 93« ©ritt« rytil.

5« hatten die Fürsten über das Bisthum Camin eine freiere Disposition erhallen. Dies erregte , bei den Ständen die Ersorgniß, daß das Bisthum von den Fürsten würde eingezogen werden, daher bewirkten sie auf dem Landtage zu Stettin 1556 den Schluß: daß die Kirche und das Kapitel, insoferne es nicht der evangelischen Religion und der augsburgischen Confessio» entgegen wäre, in dem vorigen Stande bleiben, daß alle Canonikate und Digni, täten, wenn sie erledigt würden, tugendsamen Personen von adelichem Stande oder Doktoren der heiligen Schrift oder andern ihrem Range nach gleichen ansehnlichen Per, fönen auf der Herzoge Präsentatio» und mit deren Be, witttguog verliehen, daß nun auch in der Kirche zu La, mitt die evangelische» christlichen reinen Ceremonien der augsburgischen Confession und der zu Treptow gemachte« Landesordnung gemäß elngeführt werden sollte». Doch behielten sich die Fürsten als Patrone» ihre, Rechte vor. Alle diele Punkte wurden auf dem Landtage zu Stettin de» io. Febr. i56o. nochmals bestätigt. So schnell diese wichtige Sache zur Zufriedenheit aller ju Stande gebracht worden war, so langsam und erst nach mehrer» Unterhandlungen und nach Besiegung vieler Schwierigkeiten wurde» die Forderungen der Land, stände in Ansehung der Jungfrauen / Klöster befriedigt. Beide Herzoge Georg und Barnim hatten sich i53g erklärt, die Jungfrauen, Klöster nicht einzuziehen, dage, gen erklärten die Lqndstände i54o, daß sie's geschehe» ließen, daß die Fürsten die Feldklöster in Besitz nähmen. Aber vermöge des Rcligionsfriedens 1555 glaubten die Fürsten berechtigt zu seyn, in Ansehung der Güter der Jungfrauen t Klöster oder der Feldklöster und Carthause, in welchen vor diesem Mönche gewesen wären, sich der

in dem Frieden festgesetzten Verordnung gemäß zu bezekgen. Diese Erklärung gaben die Fürsten auf dem Land, tage zu Stettin 1556 ab, so wie auch die, daß, wenn der Kaiser oder andere gegen die Verwaltung und de» Besitz der Klostergüter eine Aenderung einführen sollten, sie sich doch ihrx Deputirke, Ablagerung, Pachldienste und andere Gerechtigkeiten, welche sie in den Klöstern hätten, völlig vorbehalten wollten. Die abgekommenen Güter, an welche die Klöster rechtliche Ansprüche hatten, würden sie wieder zu denselben bringen, doch es ,ugebe», daß die Edelleute, welche die Güter wieder zu kaufen be­ rechtigt wären, diese an sich bringen könnten. Aber dee Adel drckng darauf, daß die Jungfrauen - Klöster in beide» Provinzen zur Erziehung und Erhaltung der adeliche» Jungfrauen uneingezogen blieben. Darauf erwiederte» die Fürsten, daß nicht die Vorfahren der Ritterschaft, sondern die ehemaligen Herzoge diese Jungfrauen s Klöster gestiftet und von ihren Kammergütern dorirt hätten, da­ her die Ritterschaft kein Interesse an diesen Klöstern hät­ te, und zu der Forderung dieselben abzutreten und zu reformiren kein Recht hätten. Doch wollten sie — und die­ se Erklärung thaten sie am 24. Januar i56o — wen» «S ihnen gleich als Patronen frei stände, die Klöster nach GefalKn zu gebrauchen, aus Milde und auf ihre Bitte im ganzen Lande 5 Jungfrauen, Klöster oder Zuchtschule» und zwar in jeder Regierung 2 und in der Hofnung, daß der Herzog und Bischof von Camin Johann Friedrich auch seine Einwilligung geben würde, im Bisthum Ca­ min i einrichten lassen, damit eine Anzahl eingebornek Jungftauen in dieselbe ausgenommen und frei beköstigt würden, doch unter der Bedingung, daß die Anordnung, Einrichtung, Reformation und ganze Verwaltung dee D a

bi!

5 Klöster und der> dazu gehörigen Güter ganz Fürsten bleiben,

bei den

daß sie alle andere Nutzungen über die

Gefalle, Pachte und Dienste, welche zum Unterhalt der

Jungfrauen bestimmt werden würden,

zu ihrem Nutzen

brauchen und die Gerichte und alles was zur Verwaltung

des Eigenthums gehört, bestellen sollten.

Doch vcrzöger-

te sich die Einrichtung dieser Klöster, bis endlich auf dem Landtage zu Wollm 1669 die Fürsten von neuem erklär­

ten,

daß, ob sie gleich vermöge des Religions.-Friedens

und aus andern Gründen berechtigt waren,

die eingezoe

genen Klöster bei der fürstlichen Kammer und deren Ti­

sche zu behalten, sie doch zur Erziehung der Fraulein und Jungfrauen und zu ihrem Unterricht in der christlichen

Lehre,

auch zum Unterhalte gebrechlicher und unvermö,

gender Jungfrauen adelichen Standes 5 Klö-ter unter je­

nen obenangcführten Bedingungen einrichten wollten.

einem jeden dieser Klöster sollten 20 Jungfrauen,

In ohne

die Frauen und das Gesinde, welche zur Aufsicht, Erzie­

hung,

Unterricht und Aufmunterung dienten, unterhal­

ten werden,

jede 15 Jahre alt und von gutem Namen doch könnten diejenigen,

welche auf

eigene Kosten und Unterhalt zur Erziehung

hingegeben

und Wandel seyn,

würden, unter 15 Jahre alt seyn. zog erklärte sich noch besonders,

Der stettinsche Her­

daß wenn die 5 K-öster

nicht eine hinreichende Anzahl Jungfrauen fassen sollten, er zu dieser Absicht in der Stadt Garz noch das sechste

einrichten und dotiren wollte. zu Marienflies,

Fürs erste kamen nur 3

zu Colberg und zu Bergen auf

der Insel Rügen zu Stande.

Aber jetzt erhob sich ein

neuer Streit von Seiten der Städte, tvelche verlangten,

daß auch Jungfrauen bürgerlichen Standes in dieselben

aufgenymmen würden,

weil ehedem adeliche Jungfrauen

in die Klöster, welche die Städte für sich eingerichtet hat/ ttn, ausgenommen worden wären. Dies hielten die Für/ stcn für billig, und versprachen, alles anzuwenden, damit sich Prälaten,

Ritterschaft und Städte in Ansehung die,

ses Punktes verglichen. Zur bessern Einrichtung des Kirchemveftns wurde auf

dem gemeinen Landtage zu S kett in 1556 eine Visita, tio» der Kirchen, Schulen und Hospitäler beschlossen und

damit im folgenden Jahre der Anfang gemacht, aber bald

wieder unterbrochen. der Schluß abgcfaßt,

Auf eben diesem Landtage wurde

die 1534 zu Treptow publicirte

Kirchenorbnung, theils weil sie mangelhaft sei, theils einer

nähern Erklärung bedürfe, von neuem durchsehen, verbessern

und bekannt machen zu lassen. Auf der Greifswalder Syno­

de am »3. Febr. i556 hatte man aus die Anzeige der Für­ sten, daß die Kirchenorbnung verbessert werden sollte, einige Artikel der Treptower Kirchenordnung dmchgcgangen, einen

Entwurf zu einer verbesserten abgefaßt und den Landstän, den zur Beurtheilung übergeben.

Aber von Heiken des

Magistrats») zu Stralsund wurden dieser guten Sa­ che Hindernisse in den Weg gelegt, denn dieser untersagte den stralsundischen Predigern,

ohne des Raths Wissen

a) Ueber de» Muthwille» und Frevel de« Magistrats wur­

de» laute Klagen geführt. Wider de» Mißbrauch, wel­ cher in Stralsund mit de» geistlichen Gütern getrieben­ wurde, hgtte schon Knigster i$as eine Schritt: vom rechten Gebrauch der Kirchengüter —verfertigt und 1535 hatte» flch die Stralsunder der Visitation des L>. Bugenhagen und der fürstliche» Räthe widerfttzt. Auch

hatte» sie Prediger ihrer Aemter entsetzt und vertriebe».

Ü4 tinb Genehmigung auf dieser Synode da- geringste — möge es recht oder unrecht seyn — anzunehmen, zu ver, werfen und besonders wider die geistlichen Consistorien, wider den Dann, wider die Art, Prediger zu berufen und die Visitation zu protestiren, ja der Rach hatte ge« droht, daß er auf dem Landtage alle Städte auf seine Seite bringen und die Kirchenordnung hindern würde. Die von den Superintendenten neu verfaßte und voy den Predigern auf der Synode genehmigte Kirchenordnung wurde auf dem Landtage zu Stettin i56o übergeben und von den fürstlichen Räthen und einem Ausschüsse der Landstände in Erwägung gezogen. Aber auf dem Land, tage zu Stettin i56i und dem General, Landtage zu Stettin 1563 entstanden über verschiedene Punkte der Kirchenordnung, deren Aenderung die Landstände verlang, een, welches nach dem Urtheile der Prediger, Kirchen, und Schuldiener zu ihrer Beschimpfung und zu ihrem Nachtheile gereichen würbe, heftige Streitigkeiten, man beschuldigte sogar die Prediger, daß ste nach dem Scep, «er trachteten und ein lutherisches Pabstthum gründen Wollten. Endlich wurde doch auf dem Landtage zu Stet, ein 1563 die Kirchenordnung am Sonnabende vor Lätare publicirt,d) nachdem man das Urtheil der Wittenberger Theologen über dieselbe eingeholt hatte, das für ste gün, stig ausgefallen war. Der Rath zu Stralsund übergab vergeblich sein Bedenken und Protestatio» wider sie. Di« Bekanntmachung und den Abdruck de» Kirchenordnung hatten vorzüglich die wolgastfchen Räthe befördert; aber kaum war sie gedruckt worden, so verbreitete sich im Her, zogthume Stettin das Gerücht: sie wäre unrichtig abge.

b) Gedruckt ttt Wittenberg

in Folio.

SS druckt und kn vielen Stellen verändert »«'den. Deswe, gen wurde ein Aueschuß der vornehmsten Land, und Hoft räthe zu Jasenitz verordnet und rn Gegenwart der Ger sandten der Städte Stettin und Stralsund 1564 inne Rtt Vision derselbe« vorgenommen, aber außer vielen Druckt fehler» fand man keine Verfälschung, hoch beschloß man, da das Folio, Format für unbequem gehalten wurde, nach nochmaliger Revision derselben sie im Quart s Fort mate drucken und dann bekannt machen z« lasse«. So wurde sie endlich 1566 nochmals pubiicirt. c) Jetzt sollte auch an einer neuen KirchenAgende ge, arbeitet werden. Auf der General / Synode zu Neuen, Camp 1565 wurde diese Sache vorgenommen und auf der General t Synode 1667 zu Wolgast die entworfene Agende verlesen, beurtheilt,, 1568 auf einem Convent pubiicirt und dann gedruckt, doch mußte sie, well manche Prediger gegen einige Punkte Bedenklichkeiten äußert ten, einer neuen Revision unterworfen werden. Endlich errichteten die Herzoge auch 3 Consistyrien zu Stettin, Greifewalde und Cvlberg. Nach dem Tode des Herzogs Philipp von Wol, 14. $ebr. gast hatte Barnim die vormundschaftliche Regierung im Herzogthume Wolgast übemommen, weil Philipps V. Söhne noch minderjährig waren; ein Regierungs, Colle, gtum besorgte mit Theilnehmung der fürstlichen Wittwe hie besondern Regierungsgeschäste, Diese Regierungs, Veränderung machte eine Erneue, pung der Verträge mit Brandenburg nothwendig, aber

e) Balthasar Sammlung einig« iur pomm. Kirchetchist. gehörige» Schriften. i. Sammt, r. e. a. LH.

den Beschwerden über Störungen im Handel und Ge­ werbe,

über Zollcrhöhung und Einführung neuer Zölle

und über andere Beeinträchtigungen von Seilen des Chur­ fürsten von Brandenburg sollte zuvor abgeholfen werden,

ehe sich die Stände dazu verstehen wollten. i$53-

Von beiden

Seiten kamen zu Prenzlow Gesandte zusammen,

um

über alle diese Punkte zu berathschlagen und einen Ver­

gleich zu stiften; man konnte nicht einig werden und die Bestätigung der Verträge wurde noch weiter hinausgeseht.

Gänzlich wurde des Churfürsten Verlangen,

daß

der Herzog Barnim mit der stertinschen Landschaft bei

Erneuerung der Erbverträge von Seiten der wolgastschen Prinzen dieselbe erneuern sollte, abgeschlagen.

Bei dem Kaiser bat man wegen der Lehns - Empfa, hung mehrmals um Jndult, weil vermöge der Erbverträ­

ge mit dem Churfürsten von Brandenburg die Huldigung

von den Landständen und die Erneuerung der Erbverträ­ ge vor der Lehnscmpfahung geschehen sollte.

Nachdem

der Kaiser Ferdinand und sein Nachfolger den erbete­

nen Jndult mehrmals zugestanden halte,

so wollte der

Kaiser den jungen Fürsten zur Empfahung der Lehne keine

fernere Frist als bis zum Ende des Jahrs 1566,

da sie

zum Reichstage nach Augsburg in dieser Absicht verschrie­

ben wurden, verstatten. angesctzt,

Aber der Termin war zu kurz

um vorher die Huldigung vorzunehmen, weil

außer Bogislav die andern Brüder abwesend,

auch

den Beschwerden »och nicht abgeholfen war, daher wurde nun mit. dem Churfürsten unterhandelt,

daß er auf die

Eidesleistung nicht so sehr dringen, sondern zugeben möch­

te,

daß dieselbe bis zur Huldigung »erspart würde,

da­

mit die Fürsten an der Lehns-Empfahung nicht gehindert werden möchten-

Um desto eher den Churfürsten zu die-

fer Einwilligung zu bewegen, so erklärte auch Barnim nach eingeholtem Rathe,

daß er die Vertrage noch ein/

mal erneuern rootfe, nur verweigerten die Landstande eu ne neue Eidesleistung, weil sie den Eid schon einmal ge< leistet und die Umstände sich nicht verändert hatten. Zu/ letzt gab der Churfürst nach, die pommerschen Landständc stellten zu Neu / Treptow am Michaelis / Abende 1566 an den Churfürsten einen Nevers aus, daß die Lehns/ Empfahung diesmal doch ohne nachtheilige Folgen der

Erbhuldigung vorgeben sollte, d) Die Belehnung geschah nun zu Wien am 28. Nov.

l$66.

und im folgenden Jahre im September die ErbhulLigung

i$67.

der wolgastfchen Herzoge. Jetzt beschloß man nach dem Rathe Barnims, daß die beiden ältesten wolgastsäM

Prinzen Johann Friedrich und Dogislav XIII. mir der Regierung ihrer Länder auf 2 Jahre bis Ostern

1670 einen Versuch machen sollten.

Daher wurde aus

dem ükcrmündschen Landtage am 18. November die Ree gicruilg und Hofhaltung genau bestimmt und das sürstlie che Gehalt der 3 andern Brüder festgesetzt. Zu ihrem Vemande wurde Ulrich Schwerin, ein Mann von ausgezeichneten Talenten und großer Erfahrung, unter dem

Titel eines GroßHofmeisters erwählt und außer den Hofrälhcn mußten noch einige Landräthe zu den wichtig/ sten Landesangelegcnheiten mit zu Rathe gezogen werden;

doch wurde alles noch im Namen der 5 Brüder ausge/ fertigt. Von den 3 junget» Brüdern sollte Ernst Lud/ wig sich ab den polnischen Hof begeben, Barnim der Jüngere an des Herzogs Barnims des Aeltern Hofe sich aufhalten und Fürst Casimir seine Studien am wol/

d) Echött-. A- und N. Pomm. 5. St. S. 67,.

58

i$6»,

gasrschen Hofe foitsrheu. Im folgende« Jahre hielten die beiden ältern Brüder im Februar einen Landtag zu Wol« gast und hatten die Freude, baß die Landstänbe voll 93er/ trauen auf eine kraftvolle und milde Regierung zur Dee Zahlung der Schulden 2 außerordentliche Steuern und zu der Reise des Herzogs Ernst Ludwig 6000 Rthlr. be« willigten; dagegen versicherten die jungen Herzoge, daß sie sich ernstlich würden angelegen seyn lassen, alle Regie« rungsgeschäfte mit Eifer und Treue zu besorgen. Der Herzog Barnim hatte nun beinahe 5o Jahre regiert, sein yoites Jahr erreicht und im Nov. 1568 sei« ne Semabim verloren. Die Vorsehung hatte ihm keine männlichen Erben verliehen, seine 3 T-bchier waren ver« hcirqthet worden, aber nur eine lebte von ihnen noch. Siels war seine Regierung milde gewesen und immer re« ge und lebendig harte sich sein Eifer für das Beste seiner Länder gezeigt. Jetzt faßte er den Entschluß, sich zwar nicht ganz in eine sorglose und unchätige Ruhe zurückzu« ziehen, aber die drückendsten Regirrungslasten sich abneh« mm zu lassen. Am 3. April eröfnete er seinen Neffeir seinen Entschluß, daß, — da ihm nichts mehr am Her« zen liege, als daß zwischen ihm und seinen Vettern noch bei seinem Leben alles so angeordnek werden möchte, daß Gottseligkeit, Recht, wahres Vertrauen, Liehe, Einigkeit «nd eine friedfertige und saftmüthige Regierung erhal« len und festgesetzt werde, — er geneigt sei, die Regierung, Land und Leute unter gewissen Bedingungen ihnen abzu« treten. Diese waren: daß die aufgerichtete Erbverrini« gtlng und Erbverträge unverändert gehalten würden, das DiSkhum Cayiin in dem jetzigen Stande bleiben möchte, in den Stiftungen keine Aenderung vorgenommen wür« de, daß sie sich ohne sein Wissen und Willen in keine

59 Bündnisse, Bestellungen, Kriege oder Schulden einlaft fen, keine neuen Schatzungen einführen, die Kirchen« Visitationen nach der Kirchenordnung anstellen, auf die Gerichtsordnung halten, die Kammer«Hof« und HauS« Haltung nach seinem Rath und Willen von neuem »er« fassen und eine andere Visitation anstelle» lassen wollten. Die Regierung des Herjvgthums Stettin wolle er ihnen abtreten, und der stettinsche Herzog könnte sich des Na« mens, Titels und Siegels bedienen, auch die Landstände wolle er an denselben anweisen, damit sie ihm Gehör, sam und Folge leisteten, aber die Erbhuldigung sollte bei seinem Lebe» nicht unternommen werden. Noch behielt es sich Barnim vor, daß die Landstände auch ihm ferner, hin zum Rathe, zum Dienste und zur Folge sich ver, pflichtet hielten, keine gemeine Landtage ohne sein Wif, fen und Willen ausgeschrieben und gehalten, und in wichtigen Sachen kein Beschluß abgefaßt würde. Zu sei, nem Unterhalt verlangte er, mit dem Fürste» das fürst, liche Residenz, Schloß zu bewohnen und zu gebrauchen, die Oderburg, das Jungfrauen.-Kloster vor Stettin mit allem Zubehör, Einkünften und Nutzungen, die Aemter Colbach, Satzig, Zachan und MarienflieS, dasKloster Py« ritz mit allen Einkünften und Diensten, die Stadt Star, gard mit den Zöllen, Mühlen und andern fürstlichen Ein, fünften und allen Gerechtigkeiten, das Kloster Belbuk und das Jungfrauen-Kloster zu Treptow nebst der Stadt, den halben Zoll zu Stettin, Garz und Wolgast, die Snm, me Geld, welche jährlich von der wolgastfchen Regierung dem stektinschen Orte gereicht wurde, die Einkünfte von den Lüneburgifchen Salinen, die Einkünfte und De, Nutzung des frischen Hass und Dammfchen Sers und noch mehrere andere Dienste sind Gerechtigkeiten. In allen

6o diesen Aemtern, Städten und Gütern wolle er die volle

kommene Landesfürstliche Regierung und Jurisdiktion be, halten und alle rechtlichen Sachen sollten vor sein Hof«

gericht zu Stettin gezogen und entschieden werden,

auch-

die Strafen an ihn verfallen, doch sollten seine Unter, thanen dem Herzoge von Stettin in Ehren , und Noth, zögen folgen und alle Bürden der Landschaft mit tragen

Endlich verlangte er noch, daß sein Testament, das er zu machen entschlossen wäre,, nach seinem Tode von ihnen unverändert in Kraft bliebe. Die übrigen Aem, helfen.

ter, als Stettin, Wollin mit den Klöstern Belgard, Neu, Stettin, Rügcnwalde mit dem Kloster Bukow und der Carthaus, Schlawe, Lauenburg, Bütow und Stolpe

überließ er dem Herzoge. Mit dem lebhaftesten Dank wurde von den jungen Fürsten dieser Vorschlag angenvm,. men und vollkommen genehmigt und schon am 3. April nach diesem Entwurf das Cessions, und Vergleichungs, Jnstruinent zu Stettin ausgcfertigt.1 Als junge Fürsten

erbaten sie sich in allen wichtigen Angelegenheiten seinen treuen Rath und Beistand, e) Darauf wurde im Mai ein gemeiner Landtag zu

Wollin gehalten;

hier schlossen die wolgastschcn Fürsten

eine Erbeinigung, in welcher jene Erbeinigung, die Bar, nim der ältere mit Philipp i53a und i54i errichtet hat,

te, wiewohl mit einigen nothwendigen Veränderungen und Verbesserungen zum Grunde gelegt und festgesetzt

wurde, daß die Theilung des Landes in 2 Regierungen nach den alten Grenzen bleiben, die beiden ältesten Prin, zen die Regierung übernehmen und das Loos jedem sei,

e) Dahn. Samml. 1. D. 6. 269. u.

$17-

6i nen Antheil bestimmen, die andern 5 Prinzen aber mit

Apanagen abgefunden werden sollten. nigten sie sich,

Außerdem verein

bei der augsburgischen Confessio»,

dem

corpori doctrinae und Luthers Schriften zu bleiben, das Disthum Camin in seinem Stande zu erhalten, und mit der Universität Greifswalde und mit dem Pädagogio zu Stettin ohne gemeinen Rath keine Veränderung vorzu-

nehmen. Gegenseitiges Vertrauen sollte unter ihnen Herr/ schen und zur Zeit der Noch sich alle miteinander gemeine

schaftlich Beistand leisten;

ohne

der Landstande Nach

wollten sie sich eben so wenig in Kriege und Bündnisse einlassen, beschlössen,

als Schulden, machen,

aber würde ein Krieg

dann hosten sie auch einen treuen Beistand

von ihnen in - und außerhalb Landes.

Alle Feindschaft

unter einander sowohl unter den Fürsten als fürstliche» Dienern und Unterthanen sollte vermieden werden und keiner des andern Diener,

wäre, annehmen.

der mit Unwillen entlassen

Gegen ungehorsame Unterthanen wolle

ten sie sich einander beistehen.

zwischen den Fürsten,

Entständen Streitigkeiten

so sollten zuerst die Haus / und

Hofräthe dieselben beizulegen sich bemühen, und vermöch-

ten sie dies nicht zu bewirken, dann sollten dieselben durch

die Prälaten, den Bischof von Camin, und wäre der­ selbe

selbst aus

dem fürstlichen Stamme,

durch

den

Statthalter und 12 der Vornehmsten aus der Landschaft innerhalb 6 — 8 Wochen entschieden;

könnten aber diese

die Mishelligkeiten nicht aufheben, dann sollte die Sache

vor die Landstände gebracht werden und diese in Güte oder nach de» Rechte» sie entscheiden; sollten endlich auch diese nichts ausrichten

können,

dann

möchten sich die

Landstände ruhig halten und dem Fürsten, welcher sich in

die Entscheidung nicht fügen Wollte,

weder Folge noch

6a Dienste leisten.

ländischen

Doch wurde die Einmischung jeder auS,

Herrschaft

in

diese Streitigkeiten

verboten.

Sollte aber einer von den Landständen mit einem Für, sten in Streitigkeiten gerathen, so soll der Fürst vor sei,

nm Prälaten und Edlen, oder sind es Lehnssachen, vor

den paribus curiae zu Rechte stehen,

welche dem Klä,

ger Nack der Rechtsordnung ohne Verzug Recht wider,

fahren lassen sollen; wenn aber die Diener und Untertha,

Nen eines Fürsten gegen einen Diener und Unterthanen eines andern Fürsten Klage zu führen haben, so soll soft

cheS vor den Fürsten lind die Räthe des Beklagten,

die

gegenseitigen Deschwerdm der Bürger und Bauern iit beiden Regierungen aber vor die Gerichte gebracht wer,

den.

Keiner der Fürsten soll wider die Unterthanen und

Verwandte des andern Fürsten oder deren Güter Arreste

in seinen Ländern verstatten. Wer an seines Landes Grm, zen angegriffen wird, fordere dm «obern zur Hülfe auf,

um ihm durch das Recht oder durch die That zu vertre, tm; aber keiner darf sich ohne Rach des andem und der gemeinen Landstände mit einem Nachbarn in einen Krieg

elnlassen oder Feindseligkeiten gegen ihn vornehmen; in diesem Falle ist der andere Fürst zu keiner Hülfe verbun, den.

Ohne besondere Ursachen und ohne Rath der Land,

und Hofräthe sollen keine ausländische Amtleute in Dienst

genommen,

so wie auch ohne Rath der Landstande das

Land nicht weiter getheilt werdm und die Landstände in beiden Regierungen immer ein Corpus bleiben, f)

Der völlige Vergleich wurde endlich am 2S. Juli zu

Jafeniz geschlossen und schriftlich abgefaßt.

f> Däha. D.».

Abth.

7. ®. *n
Sun.

Mit der Stadt Stettin gerieth er itt weitläuftige Strei, tigkeiten, weil er, eifersüchtig auf seine landesherrlichen Rechte, glaubte, daß sie denselben Eintrag thäten. Doch unterstützte er diese Stadt in ihrer Noth und leistete ihr bei einem von den Bürgern erregten Aufstande nachdrück, lichen Beistand. Nicht,weniger begünstigte er die Landstän, de, und erfüllte oft ihre Wünsche, wenn nur seine Rech, te dadurch nicht geschmälert wurden. An Einsicht und Thä, tigkeit fehlte es dem Fürsten nicht, aber sein überwiegen, der Hang zum Vergnügen hielt ihn ab, die RegierungS, geichäfte immer selbst mit allem Eifer zü besorgen. Fi, scheret und Jagd waren seine Lieblingsbeschäftigungen; des Winters belustigte ihn die Fischerei mit dem großen Garne auf dem gefrornen Haffe und hier sowohl als auf den großen Jagdparthien nahmen an seinem Vergnügen stets mehrere fürstliche oder ändere vornehme Personen Antheil und bisweilen wurden an einem Tage über i3o Stück Wild erlegt. Auch ließ er mit großen Kosten viele Hirsche aus fremden Landern bringen und in seine Waldungen versetzen; aber dies gab denn oft wieder eine Veranlassung zu Streitigkeiten mit den Jagdberechtigten, weil er die Hirschjagd sich allein Vorbehalten wollte. Groß war. seine Neigung zur Pracht und zum Auf, wände und es fehlte ihm auch nicht an Gelegenheit, sich öfter« in seinem ganzen Glanze zu zeigen; besonder« geschah dies bei der schwedisch, dänischen Friedenshand, lung zu Stettin und bei des Herzogs Beikager. Mit großen Kosten war alles dieses verbunden; aber auch der Dau der Schlösser, ein ausgesuchter Marstall, die Mib, lirung der Zimmer, die Anschaffung eines ^fürstlichen Tisch, Services- prächtige Kleidung und was sonst noch nach den» Geschmack« der damaligen Zeiten zur fürstlichen

M71»

Pracht gerechnet wurde, die häufige» kostspieligen Reisen

außerhalb Landes mit einem großen Gefolge, endlich auch eine doppelte Hofhaltung zu Stettin und Friedrichswalde, alles dieses überstieg die Kräfte des Fürsten und erjcnopft

te die Kasse; daher befand sich der Herzog in beständige^

Eeldnoth,

daher die immerwährenden Gcldforderungen

von den Landstanden,

daher der Versuch,

sich neue in

diesem Lande ungewöhnliche Hülftquellen zu erömcn, dai her das Bestreben, zur Vermehrung der fürstlichen Eine

künfte die wohleiwordenen Rechte der Communen oder einzelner Personen zu schmälern.

Dieses alles entwandt«

dem Fürsten die Herzen der Unterthanen; noch mehr aber

mußte die Unzufriedenheit zunchmen,

da der Fürst auf

die Gerichte und die GercchtigkcitSpflege nicht die nöthige Soigsalt anwandte. und

Fast nie kam er in die Kanzclei

diese wurde endlich in dem äußersten Winkel der

Stadt versteckt.

Alles überließ er seine» Rathen,

Processe wurden langsam geführt,

die

die Rechtsgelehrten

bereicherten sich und ihre Anzahl nahm um so mehr zu,

je größer ihr Gewinn, je merklicher ihr Ansehen wurde.

Desto strengere Justiz übte er aber gegen die seiner Bee dienten,

welche Untreue begingen und Gelder unterschlug

gen; einst ließ er 3 fürstliche Rentmeister, solchen Verbrechens überführt waren,

welche eines

auf dem Chafot

köpfen. Der Fürst liebte den Frieden und übersah,

seinen Vergnügungen nicht gestört zu werden,

wider

seine

Neigung

und

seinen

Charakter

um in

oft sogar Beleidü

gungen, welche von seinen Nachbarn, besonders den über/

müthigen Polen

seinen Unterthanen

zugefügt

wurden.

Dagegen ließ er sich von seinen Schmeichlern und Hof­ leuten leicht gegen würdige Männer und selbst gegen die

Landschaft iilnrchmen.

Sie bildeten ihm ein,

daß seine

Unterthanen oeS Herzogs Barnim Gelindigkeit zu sehr

gemißbraucht hätten und daß sie unbändig geworden wäien; sie riechen Ernst zu gebrauchen, um sie zum schuldigen Gehorsam und zur pflichtmäßigen Unterwürfigkeit

zurückzubringen.

Daher konnte er leicht aufgebracht wer­

den, wenn die Landschaft seinem Willen oder seiner vor­

gefaßten Meinung entgegen war; und um ungestörter im Besitze der Gunst des Fürsten zu bleiben,

um ungehin­

derter und ohne Aufsicht alles zn ihrem Vortheile einzu­

richten und zu lenken, bewogen sie ihn auch, keine Land­ räthe,

wie es bisher üblich gewesen war,

Besonders wußte sich Peter Kameke,

anzuordnen.

sein otarnme-

rirr, der von seiner Kindheit an in des Herzogs Dienste

gewesen -War, den wichtigsten Einfluß auf ihn zu ver­ schaffen; sein Anseh'en, sein Rath galt endlich alles.

Ec

gab zu vielfältigen Beschwerden und mehrer» Excessen die

Veranlassung, verwehrte oft den Zutritt zu dem Fürsten,

ja lehnie sich bisweilen selbst wider die Fürstin auf, ver­

ursachte ihr Verdruß und stiftete Uneinigkeit zwischen dem

Herzoge und seiner Gemahlin. Kein Wunder, daß dieser Mann allgemein verhaßt war.

Der Herzog Barnim

der Jüngere, den er bei seinem Bruder angeschwärzt hat­ te,

ließ ihn seine Ungnade fühlen,

und ihn weder vor

sich kommen, noch nahm er ihn in seine Dienste.

Doch

hatte Peter Kameke sich und seine Famchie sehr be­

reichert. Auch von Frauenzimmern ließ sich der Herzog be­ herrschen.

Seine Gemahlin hielt ihn sehr gefesselt und

verleitete ihn durch ihren Hang,

es den Churfürstinnen

von Brandenburg und Sachsen — sie war eine churbran«

denburgische Prinzessin — gleich zu thun, noch mehr zum «Dritter Theil.

H

Aufwande; viel Geld wurde für ihren Schmuck verschwen­

det, nur mit vielen Kosten war ihre Neigung zu belusti-

genden Reisen zu befriedigen.

Besonders aber sorgte er

schon frühe- durch Ankauf von Gütern, die in den besten

Stand gesetzt und mir allem reichlich versehen wurden, und in einem hinterlassenen Testamente auch durch Ver-

machung vott Tischgürern und solchen Sachen,

die dem

fürstlichen Hause eigenthümlich gehörten und von der Re­

gierung nicht getrennt wer-den konntenmes Leben der fürstlichen Wittwe.

wurde

von

seinem

für ein beque­

Aber dieses Testament

Nachfolger mit Genehmigung

Landstände aufgehoben;

der

doch hielt Fürst BarNim treulich

sein Versprechen in Ansehung der Schenkungen, in wel­ che er gewilligt hatte.

Das ihr verschriebene Leibgeding

war Stolpe/ wohin sie sich auch begab Und viel Ge-

schmerde, Ketten und Kleinodien von hohem Werthe, wel­ che der Herzog ihr geschenkt haben sollte, mit sich nahm. S5iv zu ihrem Abzüge verschwendete sie noch viel Geld,

besonders bei des Fürsten Beerdigung.

Wer es verlang­

te, wurde gespeiset, getränkt und auf ihrem Befehl durs­

te in der Küche uttd im Keller nichts verweigert weiden; und so wurde ntcht nur aller Vorrath in denselben und aus den Aemtern ganz erschöpft,

ßer Theil von dem baaren Gelde,

sondern auch ein gro­ welches man unver-

muther unter des Herzogs geheimen Sachen in seinem

Gewölbe fand, Vergeuder; überdies waren noch 10,000

aufgeliehen worden und doch blieben noch Schulden zu bezahlen übng. Endlich war der Fürst auch dem Trünke ergeben und

so sehr er sich vor andern pommerschen Fürsten dadurch

ausgezeichnet hatte, Anstande

daß er sich überall mit fürstlichem

zu betragen

und seine Würde zu behaupten

wußte, so beging er doch bann, wann er zu viel getrum teil hatte,

viel Unanständiges und würdigte

sich

tief

herab. Der Herzog wurde unter

seiner Zeit gerechnet,

die gelehrtesten Fürsten

besonders liebte er sehr die Ge?

Aber so ger

und legte eine Hofbibliüthek an.

schichte,

lehrt, einsichtsvoll, verständig und klug er auch war, so

hielt er doch nach dem Geschmacke der damaligen Zeiten vielmehr um seinem Hange zum Vergnügen eine

.oder

neue Würze zu verschalen,

einen Hofnarren Jürgen,

gemeiniglich Claus Hinze genannt,

der ein Viehhirt ge«

weien war und dem er sogar auf seine Lebenszeit ein Dorf,

nach ihm Hinzendorf genannt,

schenkte,

dessen

Bewohn'^ dem Claus Hinze noch jetzt die Befreiung von

dem Dienste zur Wolfsjagd zu verdanken haben. Hofnarr,

Dieser

welcher den Herzog durch manche witzige Ein?

falle und durch lustige Streiche ergötzte, bas beendete Recht,

hätte.zugleich

ihm manche Wahrheiten zu sagen

und entdeckte ihm auch die Untreue seiner Diener, x) Barnim

X.

Barnim X. war ein Sohn Philipps, Her-zogS von Wolgast,

geboren den i5. Fcbr. 154g»

Nach dem

Tode seines Vaters i5Go wurde er, obgleich erst 11 Iah? re alt, zu seinen andern Brüdern nach Greifswalde ge?

schickt, um sich dort zu bilden und wissenschaftliche Kennte

Nisse zu erwerben.

Nach einem Jahre kehrte er an den

wolgastschen Hof zurück und nahm mit seinen Brüdern

x) Oelrich« gepriesene« Andenken der pommerschen Herzoge. S. 39-4?.. H =

116 an Wt getneinschaftlichen Regierung Antheil.

Im Iahte

1563 wurde er mit seinem Bruder Ernst Ludwig auf die Universität Wittenberg geschickt, wo er im folgenden Jahre das Rektürät übernahm und bei Annahme desseft den eine lateinische Rede de officio boni princlpis hielt.

lx«5.

Nach seiner Rückkehr von der Universität trat er nach einem kurzen Aufenthalt in Pommern mit seinem Dru, der Ernst Ludwig die Reise durch Dem,ckland nach Frankreich und England an. Zwei Jahre darauf nahm er mit seinem Bruder die Erbhuldigung in der wolgast, fchen Regierung an und als der Herzog Barnim der Aeltere die Regierung niedei legte, fielen ihm in der

Schlösser und Aemter Rügcnwal, de und Bütow zu; er hielt sich aber bis an seines ON, kels Tod 4 Jahre an dessen Hof« in Stettin auf. Erst nach der Erbhuldigung, die er mit seinem Bruder Jo, Hann Friedrich im Herzogthum Stettin annahm, be, Theilung die Städte,

157$.

gab er sich nach Rügenwalde, reifete aber noch in dem, selben Jahre mit dem Churfürsten Johann George zur Wahl eines römischen Königs nach Regensburg; ihm

und dem Herzoge von Liegnitz Georg Friedrich wur, de von den Churfürsten aufgetragen, rem Erzherzoge Ru,

dolph, Sohne des Kaisers Maximilian II. die auf

1176.

ihn gefallene Wahl bekannt zu machen,

und da itn fos,

genden Jahre auf dem Reichstage zu Regensburg beschiss,

feit wurde, eine anlehnliche Gesandschaft zum russische» Zaar wegen des von ihm bedrängten Lieflands zu schicken, so wurde er ernannt, an der Spitze bis.er Geiandschaft zu sichen;

aber der Tod sowohl des Kaisers M arimi,

lian, als des russischen Zaars vereitelte diese Gewand, schäft. Darauf wurde er von seinem Bruder Johann

Friedrich an den dänischen Hof zum König Friede

"7 rich II. geschickt und erwarb sich hier die Gunst des Königs. Er heiratheke die Tochter des Churfürsten von Dran, denburg Johann Georg und regierte zu Rügenwalde mit Milde und Sanftmuth. Häufig wohnte er den Ge, richtsversammlungen bei, ließ sich seiner Unterthanen Wohl eifrigst angelegen sein und verschafte sich durch seine gute Wirthschaft einen ansehnlichen lleberfluß. Die Liebe sei, ncr Unterthanen hatte er in einem so hohen Grade ge, Wonnen, daß sein Abzug von Rügenwalde eine allge, meine Wehklage und wahre Traurigkeit bewirkte. So zu Staatsgeschästen vorbereitet trat er nach teS Herzogs Johann Friedrichs Tode vermöge des Jaseni, Her Erbvergleichs die Regierung an. Aber er fand den Zustand des Landes so bedenklich, die Schuldenlast so groß und des Herzog- Johann Friedrichs Testa, ment für den Nachfolger so drückend und die Einkünfte desselben so schmälernd, daß er Bedenken trug, die Regie, rung anzutreten, wen« diesem allem nicht kräftig abge, holfen würde. Schon während der Versammlung zur Beerdigung des Fürsten hatte er einen Ausschuß von der Ritterschaft und den Städten vorgefordert und durch den Kanzler Otto von Ramin demselben befehlen lassen, zu berathschlagen, wie es mit dem Testamente y) des Herzogs Johann Friedrichs und der Erbschaft ge? hallen, ob von der vorräthigen Baarschaft die Deerdi, gungskosten, weil sonst kein Geld herbeizuschaffen war, entrichtet, wie die Regierung angeordner und wie und

y) Da- Testament war am 14 Mai ls»; gemacht und im Jul. i$93 vom Kaiser bestätigt worden.

wann die Huldigung vorgenommen werden sollte?

Das

Testament erklärten die Landstände für ungültig,

rvöil

die Legate von den füi|tlidycn Tischgütern und von den

bestimmten Aemtern genommen waren,

zur Hofhaltung

die Baarschatten, Kleinodien, Silbeund andere Kostbarkeiten nicht des verstorbenen Fürsten

Eigenthum^

sondern zum fürstlichen Schatze gehörten und endlich die

Vermächtnisse nickt die

der

Bewilligung

.Nachfolger erhalten batten.

Agnaten und

Ueberdies wäre

der fürst­

lichen Wittwe ein sehr reichliches Leibgedinge verschrieben

worden.

Aber ungeachtet sie riechen z das Testament zu

cassiren, so wünschten sie doch,

daß sich der Fürst dieser

Sache wegen mit der Wittwe in Unterhandlungen ein, lassen möchte.

Am i8< März wurde dasselbe in Gegen­

wart fast aller pommerschen

Herzoge — Casimir

allein

war nicht zugegen — der Gesandten der Churfürsten von Brandenburg und Sachsen, des Grafen Stephan

Heinrich von Neugard und des Hans Heinrich Flem­ ming als der Wittwe Beistand feierlich

eröfnet.

Aber

der Kanzler mußte sogleich im Namen des Fürsten erklä­ ren,

daß er in Ansehung der von ihm nicht bewilligten

Schenkungen das Testament nicht vollziehen lassen könn­

te; auch die Landschaft erklärte sich gegen die Gültigkeit des Testaments.

Gegen den 21 April wurde abermals

ein großer Ausschuß von der Ritterschaft und den Städ­

ten nach Stettin gefordert; bei dieser Versammlung war der Herzog Bogislav und etliche

Rathe derselben und

dessen

von

Sohn Philipp/

der Ritterschaft und

Städten aus dem Herzogthum Wolgast, sowie auch von

dem Herzog Casimir Gesandte gegenwärtig.

Sie fürst­

liche Wittwe ließ durch die Gesandten ihres Bruders des

Churfürsten

von

Brandenburg und des Administrators

ug der Chur Sachse», welche zu den Vollziehern des Te, staments waren ernannt worden, um Vollziehung desselden bitten. Der Herzog ließ die Ursachen ausführlich anführen, warum er bas Testament z) für gültig zu er­ klären, nicht verpflichtet wäre, erklärte aber, daß er die Schenkungen von K o b l a n k, Hohen/Selchow, dem Johannishof zu Jasenitz und einige Kornhebun­ gen aus dem Amte Colbatz, welche er genehmigt hät­ te, ihr zukomimn lassen und das Amt Stolpe als ihr Lcibgeding übergeben wollte. Diese Versammlung wurde auf die großen Schulden, welche sich fast auf 3 Tonnen Goldes beliefen, und aus die veräußerten Tischgüter auf­ merksam gemacht und der Fürst erklärte, wenn nichtMittcl aufgefunden würden, diesen Mangel und den Abgang an Einkünften zu ersetzen, daß er nicht geneigt wäre. z) In diesem Testamente hatte der verstorbene Herzog sei­ ner Wittwe da« Amt und Haus Friedrichswalde nebst Zubehör als ein freie« Gut vermacht, worüber er ru dispvnire» Recht hätte, weil alle« von des Her­ logs eigenem Vermögen, ohne der Landrenthei und der Landschaft Znschub und pyn den eingekommenen Brüche» und Strafen erbauet und angeschast worden; ferner das Dors Dar; mit dem Diehhvfe, Schäferei und Hammelstall, auch halb Rosenow und Damersiz als von sei, nem eigenen Gelde erkauft, alle Mobilien und Immo­ bilien, welche auf dem Hause Friedrichswalde und de» dar» gehörigen Häusern und Vorwerken sich befände» nebst allen Einkünften, endlich all« Daarschaft an Geld und Silber, gemünzt und ungemünzt, alle Kleinodien, alles was in der Silberkammer vorhanden, ausgenom­ men wa« vom Barnim dem Aeltern ererbt worden, alle Tapezsreien und alle ausstehende Schulden.

iss die Regierung zu übernehmen und eine so unerträgliche 2g. Aprl, Last auf stch zu laben.

Der Schluß des Ausschusses fiel

dahinaus: i)daß alle veräußerten Tischgüter als ein fürste

liches Patrimonium, das der verstorbene Herzog vermöge

der Rechte und Erbverträge B'üder

ohne Einwilligung

seiner

nur auf ferne Lebenszeit zu veräußern mächtig

gewesen wäre, wieder cingezeg n ! eyn:

3) dem Fürsten ihren Rath zur Beförderung des allgemeü neu Wohls zu ertheilen, er möchte sie entweder alle oder

»Hz •tut einige zu witzigen Vorfälle»» zu sich rufen, doch bk, hielt sich der Herzog ausdrücklich vor, auch andere Lehns« Heute in dieser Absicht zu sich zu fordern; 2) sich ju Ge, Landschaften, Commissionen und andern wichtigen Acre Dichtungen in und außerhalb Lande-, zur Visitation deHofgerichtS und der Aemter, zur Durchsicht der Register, hur Revision der Bauer , Schäfer , und Poltzeiordnung gebrauchen zu lassen; kurz in allem de«, was des Daker, lande- Nutzen befördern könnte, den Fürsten nach alle» Kräften zu unterstütze«. Um den Hofstaat einzuschrän, -en, dankte er die überflüssigen Hofbedienken ab, und vereinigte die Oberhoftnarschallstclle mit dem Schloßhaupt, «annSdienste. Zur Vermehrung der Einkünfte aus den Aemtern ließ er dieselben visitiren und niachre hier beste, re ökonomische Einrichtungen. Die seit der Regierung drSHerzogS Johann Friedrich noch unentschieden ge, hliebencn Streitigkeiten mit dem wolgastschcn Hause iruc, den endlich vergliche«, vorzüglich die wegen der wussow, schon Lehne beigelegt, welche zwftchen Johan» Fried, rich und Ernst Ludwig obwalteten. Die Ursache die, (er Streitigkeit war diese: In der Etbtheilung vom Iah, re 1669 waren alle Lcimgüter der. Wussow zur wolgast, schen Regierung gelegt worden; aber Johann Fried, rich wollte i5g4 bas Scliulzengericht zu Stettin, dadieser Familie gehörte, und da- Lehngur Lübzin davon «usnehmen, und verlangte, daß Adam Wussow bei, de- von ihm zum Lehn empfangen sollte. Jener hielt sich aber dazu nicht verpflichtet, auch wurde e- ihm von der wolgastschen Regierung untersagt. Der Herzog ließ ihn zur Lehnsempfahunq verlasen, und da er nicht er, schien, so wurde sein Gut und da- Schuljengerichk eine gezogen. Don Seiten der wolgastschen, Regierung wur,

»4o den alle Mittel; Liesen Streit in Güte beizulegen, ver, sucht; . aber sie waren eben so fruchtlos, als die Unter# Handlung, in welche die Räthe von Leisen Seiten in dieser Absicht zusammentratem Beinahe wäre man zu Gewaltthätigkeiten geschritten. Die Sache wurde sogar sowohl vom Adam Wussow, als auch von der wol# gastschen Regierung vor das Reichskammergericht gebracht, dadurch wurde aber die Entscheidung derselbe» nur noch weiter hinauSgeschoben. Jetzt vereinigte sich Dogiela» mit dem Herzoge Philipp Julius, eine Kommission *604. niederzusetzen; durch diese wurde endlich der Streik auf folgende Weise betgelege: daß dle.Wussowe das Gut L ü b z > n mit allem Zubehör als ein wvlgasischeS Leh» wieder erhalten, das Schulzengericht zu Stsstin aber bei der stettinschen Regierung bleiben sollte. 10—16 I» eben diesem Jahre wurde ein Ausschuß von Prä# Vktvb. laten, Ritterschaft und Städten nach Stettin gefordert^ um wegen der Erbhuldigung und anderer wichtigen Lan# deSangelegenheiten mit ihnen zu rathlchlagen. Kurz vor­ her hatte sich der Herzog mit seiner Gemahlin und dem ganzen Hoft nach Stettin als seiner jetzigen Regie» un­ begeben; seine Aemter Bqhrt und Franzburg ließ er nun durch Räthe verwalten, und nahm sich der 23ifttar tion des Hofgerichts und des Justizweftns mit Ernst an. ,605. Im Frühjahre des folgenden Jahres beschäftigte ihn die Annahme der Erbhuldigung, und als er bis an die östliche Grenze Pommerns gekommen war, so machte er eine Reise nach dem Kloster Oliva und Danzig. Bald to, Mai «ach seiner Rückkehr starb fein Bruder Casimir. Die beiden Aemter Bütow und Rügenwalde, welche der Fürst zu seinem Unterhalt inne gehabt hatte, fielen nun dem Herzoge Bogislkv zu; dafür mußte er nach dem

ErbvertwZe von i56g seine beiden Aemter Bahrt und Franzburg, welche er noch bis dahin sich vorbehalten hat, te, an das wolgastsche Herzogthum abrreten. Die vielen und wichtigen Verbesserungen, welche Dogislav in diesen beiden Aemtern mit großen Kosten gemacht hatte, ließen zwar manche Wenläumgkeit befürchten, erber der billigen Denkungsart beider Fürsten hatte man eine schnelle und friedfertige Beendigung dieser Sache zu verdanken. Eine von beiden Fürsten niedergesehle Commission untersuchte die von Äogielav übergebene Designatiott der zugekauften Güter und aller auf die Verbesserungen an­ gewandten Kosten. Bogiölav hatte seine Forderung auf 167,000 Gulden festgesetzt; man wurde über 110,000 Qfaü den einig, und zur Sicherheit dieser Summe die beiden Aemrer Torgelow und Jasenih verhypochecirt. Im Mai desselben Jahres harte der Herzog die Land/ stände nach Stettin berufen; hier ließ er den Standen außer den Ts.d und die Beerdigung Cast mirs und die Abtretung der Aemter Bahrt und Franzbmg betreffenden Angelegenheiten auch noch bekannt macken, daß auf dem im Ap il zu Jüteebock gehaltenen Kreistage abermals ei­ ne außerordentttche Geldhülfe wider bie Türken auf 100,000 Reichsthaler bewilltgt worden wäre und daß zu dieser Summe aus dem H. rZogtbume Stettin 745q Rthlr. 8 Gr. 1* Pk. in 2 Terminen berget, agen werden müß/ ten. Man beschloß z -m ersten Termine die Summe auf/ juteo ?n und dann für die ganze Quote eine außerordent­ liche Steuer auszujchreiben, um die aufgeliehenen Gel­ der w'.edec z.i beza leü. Daraus be.o^gte der Herzog die Lehnsenipfängniß so/ wo l bei dem römisch > deutschen Kaiser, als auch wegen Lauenburg und Bürow bei dem Könige von Polen. Nach

i4a Prag zum Kaiser Rudolph schickt- er nur seine Rät the, aber nach Cracau in Polen mit denselben auch sei­ nen Sohn Georg. Von dem Kaiser Rudolph erhicl, 1606. ten er und der Herzog Philipp-Julius zu Prag da» Sait. Privilegium, daß die Summe von 3oo Gulden, über rvelche hinaus eine Appellation an das Reichs/Kammer, gcricht den Unterthanen in beiden Herzogthümern verstatt tet worden war, bis auf 5oo Golbgüiden erhöhet wer« den sollee, damit dem muthwilligen Appellire», welches in beiden Fürstenthümern eingerissen war und so man# cher Parther die schwersten Kosten verursachte, Einhalt geschähe s). Beide Gclandschaften hatten überdies -noch, zum Zweck, ein Dündniß zwilchen dem Römisch-Deut, scheu Kaiser, Rußland und Persien gegen die Ottomanni, fche Pforte zu bewirken. Wahrend seiner Regierung zogen zweimal Persische Gesandte durch Pdmmern, weiche der Herzog nach sei, nrr Gewohnheit in Stettin sehr gut aufnahm» Im No, vember i6o4 kam ein Persischer Gesandte mit dem Ri, milch'Kaiserlichen an den Großfürsten in Moskau abge, fer.igten Ambassadeur von Narva zur See in Stettin an, und reisete nach Prag und in eben diesem Monate iGo.i kam «in anderer Persischer Gesandte in Begleitung eines Römisch-kaiserlichen Lommrssars von Prag an, um von hier seinen Weg nach Rußland zu nehmen. Dieser würdige Fürst, dem alle Unterthanen ein Itos, längeres Leben wünschten, starb am 7. März im 62. Iah, Matt- M seines Lebens. Dieser biedere Regent, der ein Feind

f) Schöttg. und Krsps. diplom. t. 3. p. 750 — 75, und 363.

äffet Schmeicheleien,

alles

Hofaepkängts

und. leeren

Tands war, der sich von Hofschranzen, welche unter seif

wer Regierung ihre ehrgeitzigen und eigennützigen Ab sich,

tert nicht befördert zu sehen hoffen dursten, bereden lassen,

auf

leicht hatte

fein Erbfolgerecht als älterer Brut

der Verzicht zu thun und seinem nächsten Bruder Ernst Ludwig die Regierung zu überlassen, verdiente gerade

Wegen seiner Regierungs, Talente das Ruder des Staats zu führen.

Aber vielleicht möchte er,

wenn er damals

schon regierender Fürst geworden wäre, nickt sogleich da­

geleistet haben, was er hernach leistete, da er in seiner Apanage

sich vorbereitet und wichttge Erfahrungen ge;

sammelt hatte.

gen,

Vielleicht möchte er, da ihm die Schlinr

mit welchen die feine Hoflist die Fürsten zu um;

stricken pflegt, nicht bekannt waren,

da er mehr ein stilr

les Priva leben und die Besorgung einer Privatbaushast

tung liebte und seine ganze Zeit und alle Aufmerksamkeit

auf die Beförderung der Industrie in einem kleinen Di; strikte,

seine Muße

sogar dem Destilltrkolben — (denn

auch mit der Aizneikunst und Chemie beschäftigte er sich),

widmete, dann bei diesen Neigungen und dieser nur auf einzelne Reaieiunqsgefchäste hinzielenden regen Wirksam; feit bald die Regierungssorgen schlauen Hofleuten, welche seine Gutmüihigkeit zum Nachtheile des Landes gemisst braucht hätten,

übertragen haben.

Wenigstens

wußte

sich Peter Kameke durch manckerlci Mittel doch end; lich zu der Treubet zigkeit desselben den Weg zu bahnen,

sich Zutiitt und einen Dienst am Hofe zu verschaffen; ja durch Schmeicheleien und zuvorkommende Gefälligkeiten,

die er gegen den Fürsten und die Fürstin,

der er statt

des Amtes Neu.'Stettin zu dem Amte Satzig als Leib;

geding zu verhelfen, eifrigst bemühet war, brachte er e-

daß sei» Einfluß beim Rathertheilen-

allmäklig baftüt -

in Verdrängung redlicher Wänner und in Beförderung seiner Anhänger schon immer bedeutender wurde;

sogar

bewnki er ein Mivverständniß zwischen dem Vater und

seinem Sohn Philipp — (aber dafür emfeiPtt ihn diee

ser auch sogleich nach seines Vaters Tode vom Hofe) —; und wenn Bogislav länger gelebt hätte, vielleicht möch,

U er ihn bewogen haben,

Friedrichswalde in den

vorigen Stand zu setzen und wie viele Summen würd«

dann auch Bogislav auf diesen LieblmgSvrt des He« zogs Johann Friedrich angewandt

und

eine

neue

vergrößerte Schuldenlast auf das Land gebracht habe».

Bogislav hatte einen guten Verständ, durch Unterricht,

gebildet

eigenes Nachdenken und Erfahrung.

Häufig wurde er von seinen Brüdern in Regierungsam gelegcnheitcn um Rarh gefragt.

Er halte sich viele Kennt»

Nisse und mechanische Geschicklichkeiten erworben,

liebte

die Baukunst und mechanischen Künste, ließ viele ansehn,

tiche Gebäude zu Bahrt und Franzburg und einen ncutn Audienzsaal zu Stettin aufführen.

Diese Gebäude, die

Belebung der Industrie, die Anlegung einer Buchdrücke,

rei zu Barth,

die vielen fürstlichen Ausrichtungen bei

Beilagem, den häufigen Kindtaufen seiner starken Fami, lie und bei Beerdigungen, die Reisen seiner Söhne, die

fürstliche Aufnahme ihn besuchender Anverwandten und

der Geiandten kosteten freilich große Summe»; aber seine gute auöhaltung schäfte sie alle herbei, ohne seine Une terthanen mit Conlributionen je zu belasten; vielmehr helf er selbst ihnen gern,

wo er cS vermochte und bei

seiner großen Sparsamkeit zeigte er nie die geringste Spur

von Kargheit.

Seine Thätigkeit war bewunderungswürdig, dem ^Vergnügen opferte er wenig Zeit auf, nur liebte er vor; züglick die wilde Schweins/agd.

Die gute Verwaltung

dec Gerechtigkeit war sein eifrigstes Bestreben; er wohnte

selbst den Gecrchtssthutigen bei.

Auf Ordnung im Kirr

daher beförderte er den Druck

chenwestn hielt er sehr,

einer Kirchenordnung rind Agende und einen Entrvurf von Gesehen Mr die Priester,

ja er berief sogar mit vielen

Kosten eine Synode nach Bahrt, um wider die Flaciar

ner Schlüsse abzufassen und unterschrieb selbst das von der Synode verfaßte Bekenntniß von der Person Christi,

dem heiligen Abendmahle und der Gnadenwahl.

Stets

war tix heitern Sinnes, höflich und scherzhaft» Zweimal hakte er sich verheimthet.

aber nur mit

feiner Gemahlin Clara, Tochter des Herzogs Franz von Lüneburg und Wittwe des Fürsten Bernhards

von Anhalt zeugte er n Kinder, Prinzen und Prinzessin-

neu, von welchen 7 die Mutter überlebten,

"25. Jan. >5g8 starb»

welche am

Seine zweite Gemahlin Anna,

mit welcher er am 3i. May 1601 vermählt wurde, war des Herzogs Johann von Schleswig Tochter,

ren

de­

Lcibgedmz und Wittwensch Neu,'Stettin war;

sie starb aber nrcht daselbst,

sondern da sie sich wegen

ihrer Krankheit nach Meissen begeben hatte, auf ihrer Rückreise im Dorfe Steinberg bei Rentz am 3. Januar

1616. Sein ältester Sohn Philipp II., ans dessen Erzie,

hung er vorzüglichen Fleiß angewandt und

der unter

seiner weifen Leitung die Regierungskunst praktisch geübt

Hatte, folgte ihm in der Regierung nach.

-dritter ttitil.

146 Philippi!.

Dieser Fürst übernahm im 33sten Jahre seines Al­

ters — er war am 28. Jul.

der des Staats,

geboren — bas Ru­

aber führte es leider kaum >3 Jahre

Mit Straft und Würde.

Der Herzog Franz äuße te ge­

gen sein Recht zur Regierung einigen Widerspruch und übergab am Tage der Beerdigung des Herzogs Bsgislav vor Aufhebung der Leiche eine schriftliche Proiestatio» in Ansehung alle- dessen,

was Philipp bisher für sich

allein als ein regierender Fürst vorgenommen hatte;

er

wollle sich seiner Rechte nicht begeben und ihm hierüber

nichts cinräumcn,

doch hatte

diese Protestation keine

Folgen» Rühmwürdig war dcS Herzogs Philipp Regierung.

Mit grollet Vorsicht suchte er allen Diffe.enzen zwischen

seiner Stiefmutter und seinen Brüdern in Ansehung ih, rrr Dersorgimg vorzubeugen» Durch den Tod seines Va­ ters war die Unterhandlung wegen des Wirtwensitzes und Leibgedinges der fürstlichen Wittwe unterbrochen worden.

Seine beiden jünger» Brüder Dogislav und Georg hatten zwar ihre Volljährigkeit erreicht — der jüngste

Bruder Ulrich war allein noch minderjährig — und matt trauete eS auch ihrem Verstände zu, daß sie wegen

der Erbschaft und ihrer Versorgung selbst mit ihm wür, abeb da sie keine Räthe hatten, so befürchtete der- Herzog, daß, wenn er den in Unterhandlung treten können,

sich mit ihnen allein ohne Räthe in Unterhandlungen ein­

lasse» wollte, dies so gedeutet werden möchte, als wenn

er sie überlisten wollte.

Um in dieser wichtigen Ange­ legenheit mit aller Behutsamkeit zu verfahren, und sich

ave zu besorgende Vorwürfe zu ersparen, berief er di«

•i4?

Landstände zusammen und verlangte ihren Rath. lav war zwar geneigt,

Dogis, *.e
Gesinnt ten Lehrern anvertrauet; allmählig fanden sich wieder juitx 9e Studierende ein und am 10. November, dem Geburtsr tage Luthers, wurde die Universität wieder hergestellt und reichlich dotirr. x) Der juristischen Fakultät wurde noch besonders das Vorrecht ertheilt, daß die Erkenntnisse und Beurtheilungen der vorkommenden Lehnssachen vor alle» ausländischen Gerichtsstühlen von ihr eingeholt werden sollten. Eben so eifrig sorgte er für Gründung guter Bürgerschulen in mehrer» Städten und mit Barnim stift tete er 1544 gemeinschaftlich das fürstliche Pädagogium zu Stettin»

x) Er schrakt« -er Universität eine jährliche Hebung von noo Gulden, daher die Universität dem Herzog« zur Ehre große Feierlichkeiten anstellt«. Auch ließ er däs Universttäls - Gebäude neu «bauen und fuhr in der Fvft ge fort, ihr Beweis« seiner Freigebigkeit zu geben.

jgS

Nach Verlauf der 8 Jahre,

während welcher die

Landeschcilung nur als Versuch gelten sollte, wurde nun zu Stettin ein endlicher Erbtheilurrgs - Vergleich geschlos, fciL, Philip p behielt das Herzogthum Wolgast, aber,

um die Cinküntte desselben denen des stettinschen

K4n u Febr.

Her,

zoqsthumo. gleich zu machen, wurden noch die Comthurei Wlldenbruch, die Stadt Greifenhagen und die Lehne der

Trampen,

Schulcnburg und

Eikstedte jenseit der Oder hinzugesügt.

Beiden Regierun­

Steinwehre,

Steinbeke,

gen blieben gewisse Hoheitsrechte und die gesammte Hand

gemeinschaftlich vorbehalten. Scl)on bald nach dem Ende der 8 Jahre hatte Phi­

lipp die Huldigung im Wcllgastschen Lande

angenom­

men; nur dre Stadt Stralsund hatte sich geweigert, die­

selbe zu leisten,

bevor einigen ihrer Beschwerden abge-

holfin und ihre Privilegien bestätigt würden.

Darauf

wurde dieser Streit durch einige fürstliche Räthe zu Wol­

gast 6. December i54o so heigelegt, daß der Herzog zu­ vor versicherst sollte, nach abgestatteter Erbhuldigung ih­ re Privilegien zu bestätigen,

dagegen erklärte sich

die

Stadt am Zreirage nach Nicolai zur Huldigung verpflich­

tet und bereitwillig, doch verzögerte sich die Bestätigung der Privilegien bis zum Ocrober lSa, Bald nach der Erbhuldigung unternahm Philipp ei­

ne Reise nach Augsburg zu dem. vom Kaiser Karl V. aus, geschriebenen Reichstage; hier empfing er vom Kaiser mit den gewöhnlichen Feierlichkeiten seine Lehn und die Be­

stätigung der gesammten Hand an dem Lande und dem Herzogthume Stettin; hier wurden ihm durch einen be­

sondern kaiserlichen Brief alle dem Hause Pommern ur­ sprünglich zustehende königliche und landesfürstlrche hohe

Rechte, Gerechtigkeiten, Dritter Theil.

Privilegien,

Freiheiten, SR

5. Jus.

ig4 richtsbarkeit und besonders auch das Recht, 10 Erbämter

an

seinem Hofe zu bestellen und das heilige

römische

Reichs s Jägermcisteramt in Ansehung des FürstenkhumS

'iZ. Jul. Rügen bestätigt; hiev erhielt er vom Kaiser ein Kassato-

rium in Ansehung der schon geschehenen Veräußerungen der Domanial - Stücke und rin Verbot der künftigen d. i. Apr- Veräußerungen. Drei Jahre darauf verschafte er sich >544.

auf t>ern Reichstage zu Speyer das privilegium

aber die Ritterschaft und Städte konnten sich wegen

dir DesteUrungsArt nicht vereinigen.

Die Sache wur,

de daher bis znm gemeinen Landtage ausgesetzt und nur

die Ritterschaft bewilligte nach der alten Besteurungs, Art 2 außerordentliche Steuern, welche gegen Barihvlo,

mäi in den Landkasten zu Greifswalde eingebracht wer,

den sollten; die Städte hatten nur eine Steuer bewilligt und zur Einbringung ihrer Erklärung sich 14 Tage Zeit

erbeten.

In Ansehung der Punkte, welche auf dem all,

gemeinen Landtage zur Berathschlag»»- kommen sollten,

war man einig geworden, daß sie vorher der Ritterschaft

in den 4* Zirkeln vorgelegt und aus jedem derselben ge, wisse Personen auf dem Landtage deputirt werden sollten.

Zur Besichtigung der Oerter, wo die Wasserfluthen ver, schiedenemale großen Schaden angertchtet hatten, würden­

besondere Kommissorien ernannt,

welche mit Zuziehung

von Sacherfahrnen Mittel Vorschlägen sollten, Unglücksfällen künftig vorzubeugen. m)

»>) Dahnert i. D. S, 6*1—647.

solchen

Wege» der sich immer mehr nähernden Kriegsgefahr — (denn schon streiften des Grafen von Mansfeld Trup, pen bis in die Ukermark) — hatte man durch eine Korn« Mission die Grenzörter, Festungen, Pässe und Häfen bee

sichtigen lassen.

Diese stattete am 22. Mai Bericht ab

und that zur Befestigung und Besetzung der Grenzbcter aber die DepUkirten der Prälaten, Ritter«

Vorschläge;

schäft und Städte sowohl der stettinschen als wolgastschen welche zu Uekermünde zusammengekomme»

Regierung,

waren, erklärten, daß zur Besetzung aller Pässe eine so große Armee gehören würde, welche schwerlich im Lande

würde aufgebracht werden können: man möchte daher nur die Häfen und Einfahrten bei

die Hauptpässe besehen,

Wolgast,

Colberg und dem Oderstrom,

Greifenhagen, Garz,

Treptow an der Tollense, Demmin,

dem friedländischrn Damme,

Damgärten und Tribsees.

fremdes Volk,

die Pässe bei

Stendal, Pasewalk, Neuensund, Dazu sollte nicht

sondern von den Städten das Fußvolk

und von der Ritterschaft die Reuter genommen werden, n) Sie hatten auch Vorschläge wegen Errichtung eines Kriegsr raths gemacht, zu welchem der Fürst, die Prälaten, Stit#

terschaft und Städte,

jede 2 Personen,

ernennen und

der sich in Stettin versammeln sollte.

n) Der Herzog bot (Stettin de» if. August 1526) nach

dem am $. Mai auf dem allgemeinen Kreistage zu Leip­ zig gefaßten Schluffe seine Unterthanen ans, mit so viel Man» und Rossen und guten Rüstungen,

als sie nach

alte» Anschlägen zur Folge in- Feld ,« schicke» schuldig wäre», i», Bereitschaft zu halte». Dähnert 3. Dd.

S. U$4.

sei Am 7. Septtmb. kamen die Landräthe und Städte/

Deputirte wegen Errichtung einet gemeinen Kriegstasse zu Stettin zusammen.

Diese waren der Meinung, daß

über die Mittel, da- Geld zusammenzubnngcn, auf dem

allgemeinen Landtage berathschlagt werden könnte, indes­ sen müßte man die lchon vorhandenen Offiziere behalten und aus Geldmangel die DefenfionsSache nicht unter­

lassen.

Dazu könnten die von den Landstände» schon be«

willigten 10,000 Gulden und die ausgeschriebenen außerjo.

Ott. ordentlichen Steuern angewandt werden.

Im October

wurde wegen der Besteurungs: Art, um eine Kriegskasse

zu errichten, vorläufige Berathschlagungen gehalten. Man schlug in Ansehung der Reichen eine Vermögenssteuer,

in Ansehung der Armen Kopfgeld vor.

Jeder Reiche

sollte von 1000 Gulden den 2outen Pfennig oder 5 Gul­

den ein für allemal auf seinen geschwornen Bürgereid auf Treu und Glauben geben und das Geld in eine mit Tuch überdeckte Tonne oder Gefäß ungezählt einlege«; von dieser Vermögenssteuer sollte keiner, weder der Fürst

in Ansehung seiner Patcimonial •. Güter, noch die Canonici von dm geistlichen Gütern ausgenommen werden.

Weltlichen, welche nicht 5o Thaler reich wären,

für arm

Die

sollten

geschätzt und jeder Hausherr oder Hausfrau

j Ortsthaler, Kinder 3 Schillinge, das Gesinde 2 Lstk.

einmal gebe».

In Ansehung der Erhaltung und Ver­

mehrung des Fonds wurde theils eine Sglz - theils eine

Tranksteuer vorgeschlagen; aber alle diese Vorschläge san­ den noch so manchen Widerspruch, daß kein Beschluß ge­

faßt werdm konnte-. ' Zu den allgemeinen Gefahren kam noch eine beson­ dere, welche Pommern vorzüglich bedrohete.

Der König

von Schweden Gustav Adolph hatte mitPolen einen

Krieg angefangen und 2 mächtige Kriegsheere standen in

Preußen an Pommerns Grenzen;

auch in Meklenburg

waren 1000 Mann zu Fuß und Roß versammelt, weis che,

wie man vermuthete,

Lurch Pommern

der König von Schweden

nach Polen

marschiren lassen wollte.

Zwar hatte Man beschlossen, in diesem Kriege neutral zu bleiben, die Verstattung des Durchzuges würde die Neue

kralität und die Vertrage mit Polen verletzen,

und der

durfte Nach der Constitution und den Reichsabschieden eie

ner besondern Einwilligung des Kaisers,

denn vor kurr

zem war npch in einem kaisertlchm Edikte die Durchlase sung fremder Truppen untersagt worden.

Auf der ane

Vern Seite kam man wegen Schweben in große Verles genhcit, das den Durchzug verlangte; mit diesem Reiche

stand man in gutem Vernehmen und die Handlung das

hin war für die pommerschen Städte sehr vortheilhaft; dies alles aufs Spiel zu setzen,

war gefährlich,

zumal

da die Macht und bas Glück des Königs von Schweden

-roß war. Der Ausschuß beschloß aber doch, bitten,

den Fürsten zu

den Durchzug, wenn er verlangt würde,

abzus

schlagen und eine» gewaltsamen Durchzug zu verhindern, die Grenzpässe zu besetzen Und das Landvolk dazu aufzus

bieten.

Sollte man zu schwach seyn, dann möchte man

sich in UNlerhaNdlungen einlassen und Mit Vorwissen und

Rath der

Landschaft einen Akkord

schließen;

einzelne

du.chzietzende Truppen müßte man unbemerkt lassen und

stch entschuldigen,

Matt wüßte nicht,

in wessen Dienste

sie treten wollte». Doch sollte Man die Sache dem KrerSs Obersten und dessen Zugeordneten den Churfürsten

Brandenburg und Sachsen

anzcigen.

von

Diese besorgliche

Gefahr gab noch zu mehrern Zusammenkünften und sos

»rittet Theil.

P

ßdr zu einer Differenz zwischen den Ständen der siettin«

schc» und wolgastschen Regierung die Veranlassung.

Der

Fürst verglich sie endlich und man beschloß eine Gesandte

, schäft an die Offiziere der schwedischen Armee zu senden

und den verlangten Durchzug zu verbitten;

sollte man

dieses nicht verhüten können, so müßce man sich in eine

Kapitulation unter folgenden Bedingungen einlassen: daß

die Armee nicht über 3 — 4 Marsche in Pommern neh­ men, Niemand Gewalt zufügen, alles bezahlen, sich kei«es Orts bemächtigen,

nirgends

Schanzen aufwerfen,

noch beharrliche Quartiere nehmen, sondern gerades We­ ges bis an die pommerschc Grenze fortrücken,

einer Retirade aber,

im Fall

welche Gefahr sie auch bedränge,

Liese nicht nach Pommern zurücknehme» sollte; widrigen­

falls man sie-als Feinde betrachten und zur Abwendung

aller Gefahr und Feindseligkeit allen Ernst gegen sic g^ -rauchet» würde.

Sollten die Befehlshaber sich auf eine

solche Kapitulation nicht einlassen, Lurchziehen wollen ,

vertreiben.

sondern mit Gewalt

so müßte man Gewalt mit Gewalt

Man bot nun zur Besetzung der Grenzen die

lehn,gesessene Ritterschaft und die Skad.e zur Folge auf,

aber. von beiden erschienen die Truppen nicht in großer Anzahl;

denn ikatt 481 Pferde hatte die Ritterschaft in

Ler wolgastschen Regierung, wiewohl ihr Land wegen dec

Grenze an Mekienburg der Gefahr am ersten ausgesetzt

«ar, nur .299 gestellt und von den Städten beriefen sich

Stralsund und Greifswalde auf ihre Privilegien, daß sie zu keiner Folge,

sondern nur zur Vertheidigung ihrer

Stadt verpflichtet wären.

Doch hatte die Zusammenzie­

hung selbst dieser wenigen Truppen — Stralsuno hatte 90 Mann mit-einem Hauptmanne zur Besatzung

nach

Damgarten geschickt — dir Folge, daß die von den Felds

Herren Streit und Teufel in-Meklcnbmg angeworbe, Nen 2 Regimenter zu Roß und 1 zu Fuß — nach Au, gäbe einiger, 5ooo, nach andern nur i5oo Mann — als fie im Februar aufbrachen, chren Weg nicht gerade durch Pommern, sondern an der Grenze derMeklenburg/Stre, litzischen und Brandenburgischen Laude nahmen, doch lhq, ten sie bei Friedland einen Einfall in Pommern, o) Jetzt marschirten sie nach der, Mark, setzten über die Oder, erreichten Rentz, bemächtigten sich in Eil eines Paffes bei Satzig und marschirten von da ganz gemächlich nach Hammerstein. Hier schloß der polnische General Konierpolsky sie mit 7000 Mann ein und bombardirte die Sradr. Dee Hunger zwang sie, sich zu ergeben, vier le traten in polnische Dienste, die übrigen versprachen nicht wider die Krone Polen zu dienen. So schnell ging dieses Gewitter vorüber, p) aber es hinterließ Folgen, die bald schreckliche- Verderben über Pommern verbreit teten. q)

o) Dieses erbitterte sehr de» Herr»- Do-i-la» und da er die Schuld den beiden Städten Stralsund und Greifs, wald« juschrieb, weil sie ihre Folge nicht geschickt hat» len, so brach er zornig in die Worte aus: „Dor Leusel hole sie! — von ihren Privilegir» weiß ich nichts I" —

p) Mit Rauben und Plündern hatten sie doch einen Schar den von $ Tonne» Gelde« angrrichtet.

4) De« kaiserlichen Truppe« diente dies in der Folge zum Vorwande, auch für ihre Truppe» den Durchmarsch zu «erlange», und der König von Schweden schrieb das lln, glück dieser »0« dem polnischen Feldherrn zerstreuten Truppen dem Widerstände -es Herzogs zu, sie geradd durch Pommern marschirrn z« lassen.

16a7>

*

228 Die Vereinigung der beiden Landesregierungen war

Nicht zu Stande gebracht worden; man sahe aber doch ein, daß in diesen gefähilichen Zeiten Einheit in Regie/

rniigs , Angelegenheiten 'nothwendig wäre, daß, wenn die Räthe in beiden Regierungen sich nicht bei dem Landes­ fürsten aufhielten, die Weitläustigkeit sehr groß und der Widersprüche oft viele weiden Möchten.

Da nun über,

dies beide Kanzler in Herden Regierungen das Direktor

riurn niedergclegc hatten, so erforderte rS die Nothdurst, beide Regierungen etwas einzuschränkcn und einen beson,

Hern geheimen und obern Rach in beiden Regierungen

zur Besorgung der Reichs, Kreis-Landes - und für .heben 14. Ian. Angelegenheiten zu verordne». Dies' geschah im Januar xsr/.

btä folgenden Jahres. An die Spitze desselben winde der bisherige Statthalter uh Stifte Camin Paul Damitz als Direktor und Präsident gesetzt,

ein Mann,

der iR

Stifte und am fürstlichen Host höhe Aemter bekleidet

hatte,

zu

wichtigen Gesandschaften an Königliche und

Churhöft und an den kaiserlichen Hof mit ausgezeichnr, tem Ruhme gebraucht worden war und sich in Reichs,

Kreis, und Landesfache» eine große Erfahrung erworben

hatte; ihm wurden 2 geheime Räthe aus beiden Regie, rungen

zugeordnet.

Um

Michaelis

sollte vieler

Geheimer Rath in Thätigkeit gesetzt werden.,)

Ober,

Obgleich

dem Ober,Direktorium zugleich die Over-Inspektion über das Oekonomie, Wesen anvertraut worden wars so birst

man es doch bald für rathsam, für das Oekonomie-Wer feit ein besonderes Collegium von Geheimen , und Kam, merrakhen bei Hofe anzuordnen,

das die fürstlichen Pa,

trimonial, Güter nebst der Haus, «uö Hofhaltung ver,

r) Dählt. X, D- S- 334 — 337.

22g walte und über Einnahme und Ausgabe bei Hofe die Direktion habe, $) Der schon längst vorbereitete allgemeine Landtag nahm if. Fehk. Die wichtigste Proposttion t) betraf das Defcnstons / We> k, eine in den damals h-chstbe-enkx lichcn Zeitumständcn sehr wichtige Sache, welche aber iit nun seinen Anfang.

der That mit zu wenigem Eifer und zu geringem Pairioe tismus betrieben wurde. Der Fürst hatte sich Und die Stände "durch mehrere gnädige Briefe des Kaisers in

den süßen Traum cinwiegen lasten, daß dieses Land nm gestört bei der Neutralität würde verbleiben können. Zu

treuherzig verließ er. sich auf die öfter» Versickerungen des Kaisers, daß sein Land von aller Kriegsgefahr und vvn aller Einquartierung der kaiserlichen Truppen befreiet

bleiben sollte. Der Kaiser bestärkte ihn bei diesem Neu/ tralitärs/System, das ihm sogar dessen Wohlgefallen ere warb und ermahnte ihn nur, sein Land in einen guten Vcrtheidigungsstand zu sehen, um zu verhindern, daß weder den Schweden in Polen aus Meklenburg, noch letzterem Lande von jenen einige Hülfe jukommen möchte,

Fürst und Stände hielten die Gefahr,

die ihnen schon

ganz nahe war, noch weit entfernt. Statt einmüthig zur Rettung des Vaterlandes zweckdienliche Schlüsse zu saft

fen, wurden von der Ritterschaft und den Städten jene alten eifersüchtigen Klagen, daß von jedem Stande zu viel verlangt würde, geführt; einige Städte als Stralsund und Greiföwalde glaubten zu keiner Landfvlge,

die an»

s) Stettin den 17. Sept-1627« Dähn. ;.D, ®. 66—70.

t) Die Präpositionen erschiene» gedruckt, Stettin de» sr. No». 1626.

-3o der» wenigstens nicht zu der zu Pferde verpflichtet zu

seyn und wollten auch den zu Fuß nur danü übernehmen, wenn die kleinen ritterschaftlichen Städte ebenfalls ihre Dienste leisteten.

Pie Ritterschaft war eben

so wenig

geneigt, eine so außerordentliche Last auf sich allein wälr zen zu lassen;

die kleinen^ adelichen Städte hätten nach

ihrer Behauptung immer

zu ihren Roßdiensten gehört

Vnv wären nie unter der städtischen Landsolge in Anschlag

gekommen. Zeit,

Piese und andere Streitigkeiten raubten die

welche zur Berachschjagung über die Hauptsache

weit nützlicher harte verwandt werden können.

Endlich

erboten sich die Städte der Kertinschen Regierung, mit Ausnahme der Sraor Stettin,

doch

zur alten Landfolge

zu Fuß, wenn ihre Beschwerden und die Paßfuhren ab»

geschaft würden.

Die noch weit entfeint geglaubte Gee

fahr und der Vorsatz, bei den letzt vorscinvebenden Kriegs/

Empörungen neutral zu bleiben, da für jetzt noch keine

erzeugte den Schluß,

großen Kriegsrüstungen

nöthig

wären, es zur Zeit bei der zu Roß und Fuß aus dem Lande

gehörigen Folge und den Diensten zu

-aß zwar, wenn die Noth es erfordert!',

belassen,

diese verstärkt

werden, dir Verstärkung aber nicht aus Pflicht der Folgeoder als eine Vermehrung derselben, sondern bloß aus

Vaterlandsliebe

und aus freiem Entschlüsse Verhältniß-

Mäßig geschehen sollte. Seite die Hoffahne

Der Fürst versprach von seiner

zu vermehren und

Ständen das Vertrauen,

fetzte

zu

den

daß sie dieses ihr Verlprcchen

erfüllen und sich bereitwillig zeigen würden, sich zu jeder Grunde zir Roß und zu Fuß zu stellen und die Verstär­

kung zu Stand« zu bringen, aber nicht durch auswärtige Werbung, sondern durch Volk aus Städten und Dörfern.

Sollte sich der Fürst in eigener Person ins Feld begeben.

s3i bann müßte zwar nach der Regel ein jeder der Lehnleute

doch wollte er eS

und Vasallen auch persönlich folgen,

bei den in Rechten gegründeten Ausnahmen und Ein­

schränkungen bewenden lassen; er Höfte aber, daß, wenn

gleich die Folge durch geschickte

Stellvertreter zulässig

wäre, wenigstens sich unter 8Reutcrn ein Vasall bei beti

Roßdiensten und Lehnpferden zur Beförderung mehreren Respekts und besserer Ordnung befinden würde;

diejeni­

gen, welche sich rühmlich auszeichneten, sollten vor allen befördert werden.

andern zu ««ermäßigen Ehrenämtern

Zur Beförderung der Vertheidigungs t Anstalten sollte in jeder Regierung eine gemeine Kasse errichtet und tm gan­

zen Lande eine Steuer nach der alten Besteurungs i Art noch vor Ostern ausgeschrieben und eingehoben werden.

In

eilfertigen Staatsangelegenheiten

sollte der Herzog

mit einem Ausschüsse der 3 Stände Schlüsse fassen kön­

nen und die Landstände erklärten,

daß sie dem nicht wi­

dersprechen wollten, wenn nur in den wichtigsten Angele­

genheiten der Rath der gemeinen Stände nicht ausge­ schlossen und in jenem Falle der Schluß sogleich in De» Distrikten der beiden Regierungen bekannt gemacht wür­

de.

In diesen gefährlichen Zeitumständen wurde für nö­

thig erachtet,

ein Kriegs - Direktorium zu errichten,

zu

welchem aus jeder Regierung 3 Kriegs - Kommissare aus allen Ständen ernannt werden und das sich beständig bei

Hose aufhallen sollte.

Die Befehle desselben sollte in

jeder Regierung ein Land - Kommissar empfangen, ber sie

den Distrikten mitrheilte und sie zur Befolgung beförder­ te.

Endlich

wurden

zur

Erleichterung

der fürstlichen

Kammerschulden auf diesem Landtage und zwar anfangs in der stettinschen Regierung 6 Steuern in den nächsten

5 Jahren zugestanden, um dir hartdringenöen Gläubiger

s?5?, zu befriedigen, oder die Hofbedienten, welche bei Einzie­

hung des Hofstaats überflüssig befunden werden möchten und abgeschakt werden könnten, zu bezahlen; die wolgastfthen Stände versprachen 55,348 Thaler zu dieser Absicht

zusammen zu bringen, u)

Seit dem Fcoruar war wegen des unvermeidlichen

Durchzuges der schwedischen Armee daSLand-und Skadt-

Volk in ziemlicher Anzahl zur Beschützung der Passe und

Abwendung der Rückzüge aus die Grenzen geführt wor­ den.

Als aber die schwedische Armee zerstreuet war, der

polnische Feldherr sich nach Preußen zurückgezogen hatte Und alle Gcfqhx verschwunden war, so wurde die Reute­ rei der Ritterschaft beurlaubt und mehrere Städte der .stetcinschen RegierUiig verlangten nun auch, daß sie ihre

Truppen, die nach weil entfernten Passen geführt iparen,

zurückführen und zur Bewahrung der Oderpasse gebrau­

chen könnten,

denn in der Nahe derselben zeigten sich

immer mehrere "fremde Truppen und schon

hatten fie

zum Theil dort Quartier genommen, schon ließen sie sich

bisweilen schon disseits der Welse und Randow sehen.

Noch immer mehrere rückten heran und das Gerücht ver­ breitete sich,

daß sie den

besetzen würden.

Oürrpaß selbst

mit Gewalt

So näherte sich allmählig die Gefahr.

Man bat, mit dem anrvesenden kaiserlichen Gesand­

ten

oder dem kaiserlichen Obersten von Arnim zu unter­ handeln, damit die kaiserlichen Soldaten nicht in Pom­

mern einrücken und den an der Grenze wohnenden Sand­

mann belästigen möchten.

16. Aug,

Jetzt wurde ein neuer allge-

meiner Landtag zu Wollin gehqlten.

u) Dähnerl i B. S. 647—659,

Hier beschloß man

jur Abhaltung streifender Partheien 600 Mu^quetkere in

jeder Regierung und zwar 2 Kompagnien von der Stäbe tc Landfolge auf des Landes Kosten,

und 200 Musque-

tiere auf des Stiftes Kosten zu unterhalten und an die Grenzen und Pässe, wo die Noth es erfordere, zu vcrlegen, alles andere Volk aber zu Roß und zu Fuß, das

jur Landfolge gehöre, in Bereitschaft ju Halten. Schneller brach nun das Gewitter über Pommern ein, als man es vermuthet hafte.

Noch dauerte der

Krzeg zwischen Schweden und Polen fort und hep Herr

zog von Holstein Friedrich hatte dem Könige von Po, len 10 Kompagnien gegen Schweden zu Hülfe geführt und stch selbst bei her Polnischen Armee einige Zeit aufr ■ gehalten. Durch die Staaten von Holland wurden Frier im Sept,

dens-Unterhandlungen zwischen Schweden und Polen an­

geknüpft. Der Herzog von Holstein bat nun den Herzog Bogiölav um den Durchmarsch, damit er sich mit der in Meklenburg und Brandenburg liegenden kaiserlichen

Armee vereinigen könnte. gen ihn abzuwenden,

Nach vergeblichen Bemühun­

wurde den Truppen der Durch­

Stet­

marsch von der Grenze Polen durch die Stadt tin nach der Mark und Meklenburg zugestanden.

Wegen

der Zuftihr an Lebensmitteln und Fourage für die Trup­

pen wurde ein besonderer Vergleich geschlossen, x)

Als

x) Rach dem Anschlag« vom so. Oetober mußte {U dem,

was von de» Unterthanen des Herzogs, welche von dem Durchzuge der kaiserlichen Regimenter verschont bliebe», abgefordert werden sollte, ein jeder Bauer 4 Brode, 10 Bauern $ fette Gänse, ein Bauer 1 Huhn und

* Scheffel Hafer, 10 Bauer» g Schaaf«, 20 Dauer» |

s54 «ber der Herzog von Holstein durch Stettin gekommen war und Pasewalk erreicht hatte, so blieb er mit seinem Korps stehen. Um diese Zeit waren die Unterhandlungen wegen Aufnahme einer kaiserlichen Armee in Pommern anger knüpft worden, Jetzt erst sah man ein, daß des Kaisers Ferdinand II. Versicherungen, selbst noch in seinem Schreiben vom 22. Julius y) an den Herzog, „daß er feinem General-Feldhauptmann den gemessensten Befehl ertheilt habe, damit des Herzogs Land und Leute sicher jit des Kaisers Schuh bleiben und mit keiner unnöthigen oder beschwerlichen Einquartierung wider des Herzogs Willen oder im äußersten Nothfalle doch nicht gedrückt oder beleidigt werden sollten," nUr glatte Worte waren. Aber ein früheres Schreiben z) des Kaisers von 5. Mai hätte den Herzog schon belehren könne», was sein Land zu erwarten habe. In demselben äußert der Kaiser öi> Besorgniß, daß sich seine Feinde aufs äußerste bemühetcn, sich der Elbe, Havel und besonders der Oder zu bemäch­ tigen, den Krieg so fortzusetzcn und wenn es möglich

Butter, 10 Bauer» 1 Fuder Heu und 1 Fuder Stroh; ein Schäfer für sich und seine Knechte von 100 Schaafen soviel wie ein Bauer, also auch * Kossäten, 4 Muller und g Hoflrute; in den Städte» aber -o Bür­ ger i Tonne Bier und ein jeder zum Ankäufe von Wein, Gewürz, Licht, Salz ». s, w. 1 Thlr. gebe».

y) NeitburS Geschichte der Belagerung der Stadt Stral­ sund unter des Herzogs von Friedland Oberbefehl. — Stralsund 1772. Beil- 4.

Tb. das. Beil. 1.

wäre, mit ausländischer Hülfe denselben in seine König-reiche und Erbländer hinzuspielen und dort den Schau,

platz des Krieges zu erbsnen. daß allem

dem Unheile,

Zwar hoste der Kaiser,

welches daher für den Obere

sächsischen Kreis und das ganze Römische Reich entstehen würde, tiod) porgebeugt werden könnte, wenn dieses Kreir

ses Churfürsten und Fürsten die vornehmsten Paste und Oerter, durch welche die Feinde durchzubrechen Willen­ waren, jur rechten Zeit besetzt und gut verwahrt hielte«.

Er ermahnt daher auch den Herzog,

seine Seeküsten,

Häfen und Festungen vor jede« unvorhergesehenen Ein, fall zu decken und besonders den Oderstrom und andere

wichtige Oerter mit seinem Volke zu besetzen,

und ver«

sichert, daß er auch von seinen Truppen soviel Volk, al-

er zu seiner Hülfe, Schutz und Gegenwehr und zur Ver, rhcidigung solcher Plätze nöthig haben würde,

von sei,

nem Generale in jedem Nothfall bcgch-en und sich sei,

nes kaiserlichen Schuhes und mächtigen Beistandes ver­ sichert halten könnte.

Zugleich verspricht er wegen dieser

Angelegenheit einen seiner Räthe an ihn zu schicken.

Verblendet mußte der sein, der hier nicht schon deKaiserS Absichten durchschaute.

Auf den

König

von

Schweden Gustav Adolph, der eine große Rolle zu spielen anfing und gegen den der Kaiser den Polen Hülfs.'

truppen geschickt hatte, um seinen mächtigen Fortschritten Einhalt zu thun,

auf diesen großen Fürsten blickte das

bedrängte, geängstigte Norddeukschland mit hofnungsvol, len Blicken.

den,

Diesem Könige allen Beistand abzu schnei-

die Zuführung neuer Truppen ihm zu verwehren,

die Seeküsten und Seehäfen in Besitz zu haben, er nirgends in Deutschland landen könme;

dies,

damit

bies

mußle dc- Kaisers Hanptabsicht sein, zu welcher in der

Folge noch andere besondere Absichten hinzukamen, wel,

chc sich erst dann je mehr und mehr entwickelten, als die erste gelang. Denn sowie die Schwäche des Chur/ fürsten von Brandenburg Georg Wilhelms, des rcchtinä/ fügen Nachfolger Bogislavs, (wenn dieser, wie nun alle Hofnung je männliche Erben zu erhalten verschwunden

war, ohne männliche Erben stürbe) dem kaiserlichen Hof

zu bekannt war, als baß von ihm gegen Gustavs Adolphs kühne Unternehmungen kraftvoller Widerstand

hätte erwartet werden können,

so hatte ja auch Dogi'S/

lav nicht einmal den Durchmarsch der für Schweden am

geworbenen Truppen gänzlich verhindern können. Wie Mun ? wenn die zwischen Schweden und Polen angeknüpf/ »en Unterhandlungen glücklich beendigt und dort der $ttf/ de wiederhergestellt würde und nun Gustav Adolph sein

siegreiches Heer schnell gegen Pommern hinwcndete? wel/ che Gefahr stand da dem kaiserlichen Heere bevor? Nur.

die Besetzung der Pommerschen Länder konnte fürs erste dieselbe abwenden. Aber auch Spaniens Ostsee-Projekt, durch Verdrängung der Niederländer von der Schiffahrt und dem Handel in der Ostsee die Macht der vereinigten Niederlande selbst zu schwächen, schien jetzt der Ausfüh/ rung näher zu sein, da man die Meklenburgischen Häfen an der Ostsee schon in D^itz hatte. Stralsund und die

übrigen Pommerschen Häfen mußten in dieser

Absicht

noch beseht werden, um von hier aus mit einer Flotte, welche nach dem Willen des Kaisers die Hansestädte aus/ rüsten sollten,

die Niederländer aus der Ostsee zu ver/

treiben. Der Herzog hatte mit seinen Räthen wirklich schon

früher eine Einquartierung befürchtet, aber noch immer hoste er, durch seine Vorstellungen das Ungewitter ab/

237

zuwenben; auf die kasseilichen Schreiben nnd gnädige» Versicherungen setzte Er ein zu großes Vertrauen und bei den Standen war der Patriotismus, welche nur einseie tiges Interesse beherrschte, uno welche die Desorgniß, daß in Uebernehmung der Sraaksla^en der eine Stand von dem andern zu sehr bedrückt werden möchte, unaufhörlich mit Mißtrauen gegen einander erfüllte, viel zu schwach, als daß eine Neutralität-r Armee, stark genug, jede Verletzung der Neutralität abzuwehren, hätte aufgebracht werden können. Man wollte es mit keiner der in Cole lision gerathenen Mächte verderben und verdarb eS mit allen. Immer lauter erhob sich das Gerücht, immer deutlicher und in die Augen springender die Anzeigen, daß eine Einquartierung der kaiserliche» Truppen bald zu erwarten wäre. Unbegreiflich ists daher, daß der Herzog mit seinen Mlheir seinem Schicksale gerade ettte gegeneilte nnd das Unglück beschleunigte, das vielleicht, wenn nicht völlig abgewendet, doch fürs Erste Noch ver, zögert werben konnte. Der Herzog befand sich in der Mitte deS Örtoßer# zu Wolgast, wohin er einige Landrathe gefordert hatte. Hier wurde von einigen Hvfleuten die Lust zu einer Steil se nach Franzburg bei ihm rege < gemacht; diese Reise widerriethen einige paeriokischgestnnte und kluge Männer: „Franzburg sei der Mekleirbllrgischen Grenze zu nahe; leicht könnten von den dortigen kaiserlichen Befehlshabern Anmuthungen geschehen, die dörr nicht gut abgelehnt werden könnten; am besten wäre es, sich nach der Ree sidenzstadt Stettin zu begeben." Diese Vorstellungen wirkten nicht. Der Herzog begab sich von dem Statte Halter Paul Damitz und wenigen andern begleitet von Wolgast nach Franzburg. Kaum war er dort angelangr,Nov>

so erfuhr er auch schon von seinem Hofrath Marx Aon Eikstedt, daß ihm der Oberste von Arnim, der mit ihm habe verwandt war, im Vertrauen entdeckt hätte,

daß

die Einquartierung einiger kaiserlichen Regimenter in biet fern Lande zu erwarten wärt,

daß deswegen bereit« ein

Abgeordneter vorn kaiserlichen Gesandten unterweges wär

re,

welcher morgen in Franzburg ankommen würde, a)

Aber schon am Abend desselben TageS — wer kann sich hier

wohl des Gedankens an eine Verrätherei enthalt

ten! — kam der kaiserliche Oberstlieutenant Dindhof mit

deni Auftrage von seinem Feldherrn an, daß der Here zog io Regimenter kaiserlicher Völker auf einige wenige Eine Stunde

Wochen in Pommern aufnehmcn möchte.

darauf erschien der Oberste Götze, verlangte dasselbe und fügte hinzu,

der Schweden

daß wegen der Friedens.-Unterhandlungen mit den Polen die Sicherheit des deute

schen Reicks es erfordere,

Pommern durch

kaiserliche

Trupven gegen alle Angriffe übelgesinnter Machte, wozu das Land leibst nicht hinreichend im Stande, noch in der

erforderlichen Verfassung sei, zu schützen.

Diese Sache

sollte nun mit aller Eile betrieben werden. befand sich in der größten Verlegenheit;

Der Herzog

durch Beivilli,

gung der Einquartierung fürchtete er den Feinden die Mass fcn gegen sich in die Hände zu geben,

und selbst dieses

durfte er ohne Rath und. Genehmigung der Landstände nicht bewilligen.

Sogleich ließ er diese nebst den Sretr

tinschcn Land - und Hofrächen auf den 5. November nach Wolgast berufen.

Seine Vorstellungen blieben fruchtlos,

der Oberste Amim

fuhr fort,

a) Nenbur Beil. ?.

auf die Aufnahme der

2Z9 kaiserliche« Truppen in Pommern zu dringen und schon

am 4. November sahe der Herzog ein, daß er dies nicht würde abwenden können, da die Truppen schon bis Dame

garten vorgerückt waren. S lbst die Sendung des Ulrich von Schwerin, der eine Schwester des iwn"2(inim zu Ehe hatte, um einen Aufschub von 14 Tagen zu erhalr ten, war ohne glücklichen Er folg.

Nicht einmal 2 Tage

-wollte der Oberste noch Frist verstauen; schon drohte er, mit Gewalt einzubrechen,

wenn man sich nicht logleich

zur Einqual cierung entschlösse. Um

zu verhindern,

daß das Volk nicht iy großer

Uno dnuiig in Pommer» einbreche,

raihsam,

hielt Man es für

mit dem Obersten von Arnim,

welcher selbst

mit einer starken Begleitung kaiserlicher Offiziere nach

eine Kapitulation zu errichten.

Franzburg kam,

Zwar

har.c Bogislav die in Wolgast versammeltenLandstane de zu derselben nach Franzburg eingeladen,

am 8. November dort ankamen,

aber als sie

so hatte der Fürst in

die Einquartierung schon willigen müssen und die Kapitu, lauert geschlossen.

Am 6. November erging von Franz,

bürg ein Ausschreiben ins Wolgastsche Land,

worin er

allen seinen Unterthanen und fürstlichen Beamten bekannt

machte, daß am Sonnabend den 10. November 8 Re, gimenter der kaiserlichen A.mee ins Land rücken wü.ben,

«r e-maynie sie, in den Städten und Dörfern eine gute Anzahl Brote zu backen und Bier anzuschaffen,

damit

nicht der Mangel an allem diesem Unordnungen und den Ruin des Lands nach sich ziehe,

in diesem Falle wäre

auch nur tie strengste Kriegs-Disciplin versprochen war, den.

Am

November kam endlich die Kapitulation

zwischen dem Herzoge und den Wolgastsche» Ständen auf

der einm Seite und zwischen dem kaiserlichen KriegSrath

ä 4ö und dein Obersten von Arnim zu Grande,

über schot»

die Aufschrift zeigt, daß sie nur irt Eil und interimistisch geschlossen worden.

Die Hauptpunkte derselben wartnst

daß nur Deutsches oder doch größtelnheils .Kiiegsvölker

deutscher Nation einquartiert, baß dem Herzoge die DU

rektivn, Anordnung und Anweisung der Attackiere unbe< dingt überlassen; die fürstlichen Residenzhanser und Stäbe

te in beiden Regierungen und im Stifte, Städte Stettin, Wolgast und Damm,

besonders die

sowie auch die

adelichen Rittersihe und alle UttrerchaNeN der Ritterschaft

in Dürft rn und offenen Flecke» von aller Einquartierung frei sein, in Ansehung der Oderpässe Garz und Greifen.'

Hagen Noch weiter unterhandelt iverben sollte, die Land/

Pässe nach Meklcnburg aber, nach dem Königreiche Po/ len und den Brandenburgischen Ländern von den kaherlichen p uppen beseht werden könnten.

Innerhalb 6 Woche»

sollten über diese Kapitulation der Generale ConienS verr schäft werden; auch die Srettinsche Und Stiftische Land?

schäft könnte, wenn sie sich zu derselben verstehen wollte, dieselbe in

allen Klauseln und Punkten genieße».

6 Wochen wurde auch nur ein

diese

Für

Interims i Ver,

gleich irt Ansehung der Verpflegung und

des darzureir

chenden Geldes geschlossert.

Die Städte mußten freilich die Last der Einquartie­

rung allein tragen, dies hielt man für nothwendig,

um

theils eine bessere Disciplin aufrecht zrt erhalten, theils damit die Last »ort denjenigen, bei welchen keine Solbm

tert logierte», würde.

mit gleichförmiger Contributisn getragen

Besonders' bemühet« sich die Stadt Stralsund,

sich durch eine Geldsumme von der Einquartierungs-Last

loszukaufen,

sie. unterhandelte deswegen zuerst mit dem

Obersten von Arnim,

welcher i5e,ooo Thaler

eint

5^41 Summe, zu welcher sich die Stabt Rostock erboten hat,

te, — forderte, aber diese Summe war th. zu groß, sie

Sehr unzufueder»

wollte nur 100,000 Thaler geben.

waren der Herzog und die Landstande mit der Stadt,

daß sie sich Mir dem Obersten in besondere Unterband, hing eingelassen hatte und als sie dies dem Obersten klag,

te,

daß kein Fürst des

so äußerte dieser sehr ernstlich,

Deutschen Reichs der kai>c>lichen Armee

er verwehren

könnte, sich mit einem Stande oder einer Stadt desLan, des besonders in Unterhandlung einzulasseN, dasselbe wür, de er auch mit Stettin thun.

Dennoch brachte der Her,

zog es beim Obersten dahin,

baß dieser die ganze Sache

der Einquaitieiung und die Sache der Stralsunder dem

ja er erklärte sich gegen

Herzoge völlig überließ;

die

Staat S.rallund, daß, wenn der Herzog es verlangte,

daß kaheUiche Völker nach Stralsund marschiren sollten, er die Befehle dazu ertheilen würde, daher diese

die Stadt möchte

Sache mit dem Herzoge abmachen.

Der

Herzog versprach der Stadt die Befreiung von aller Ein,

guaitiemng gegen die auf sie fallende Quote,

welche sie

ehe» so wie der Herzog und die Lqndlchaft übernehmen

müßte. Jetzt rückten die kaiserlichen Truppen ins Dolgast, fche.

Zu ihrer Verpflegung wurden Kommissaren er,

Mannt und Kommiß; Häuser errichtet,

Mangel verspürt werden möcht«.

Kompagnien Brod,

damit irirgends

Täglich wurden den

Fleisch, Bier, Korn, Hafer und

Futter gereicht und an

baarem Gelde

monatlich über

38,oo3 Thaler ausgezahlt. Der Herzog berief darauf die Stettinschen Landstän­

de auf den 17. November nach Stettin zusammen. seiner Prvposition äußerte er,

Dritter ryett.

In

sobald sich das Gerücht

Q

2 12 verbleitet habe,

Pommern sollte kaiserliche Truppen in habe er vornehme Männer an den

Quartier nehmen,

kaiserlichen General nach Frantfurr geichickt, um die Lin/ quartierung

daß ,

da

abzuwenden. der

Kaiser

aber

erklärt,

nirgends

anders

Dieser habe

seine

Armee

Quartier nehmen lassen könnte, Pommern diese Last mit/

tragen müßte.

Eben so vergeblich wären seine Un.er/

Handlungen mit dem Obersten von Arnim gewesen;

die

Truppen hätten schon an der Grenze gestanden -und 'Sie

Schließung einer Kapitulation wäre nothwendig gewesen. Durch diese wäre aber dem Stelkinschen

Lande

Nichts

prägravirt worden, noch wäre hier nichis geschehen/ sie'

möchten überlegen, ob sie die Einquartierung der kaiier/ iichen Truppen bei sich verstatten,

bei der Wolgastschen"

Kapitulation verbleiben oder andere Mittel erwählen woll/

teiv,

wie es mit dem Marsche und der Einquartierung

zu halten und durch welche Mittel der Unter hal t herbei/ zuschaffen wäre.

Die Erklärung der Landstände am 18.

November ging dahin, daß, wenn eS noch möglich wäre,

die Einquartierung zu verbitten,

sie vielmehr eine an/

sehnliche Kontribu.ion an Geld, Lebensrnitteln und Ion/ wge übernehmen woll en; sollte dies nicht bewilligt wer/

den, so bäten sie, daß einige Aenderungen in der Kapi/

tulation gemacht und aut ihre übe> landen Erinnerungen Rücksiäe genommen werden möchte.

Die Ma icho.d/

nung und Besorgung der Einquartierung überließen sie

dem Herzoge,

doch daß die Dörfer,

Holsteinische Eo pS

bleiben möchten.

bind? w iche daS

durchmarschut war,

jetzt verschont

Zum Unterhale der Truppen wollten

sie nach der alten Bestem ungS / Art 8 Steuern ausfchrei/ ben.

Ueber die Mittel die EinquarsierungS , Lasten nach

gleicher Proportion unter die Stände ju »ertheilen, jpuiv de» im December sowohl in der Wolgastschen, als auch

Stettinschen Regierung Landtage gehalten.

Nach dem

Wolgastschen Landtags, Abschiede am 12. December hielt

man es für unmöglich zur Unterhaltung des kaiserlichen

Krieqsvolks die Mittel nach der gewöhnlichen Besteurung«, Arc aufzubringen,

weil die Last zu groß- und fast utkiv

traglich wäre; man wurde daher einig, eine Vermögens

Steuer einzufühlen.

Ein jeder sollte, nach dem wahren

Werthe seiner Güter, von 100 Gulden - erlegen, die Ba#

fallen aber, ren,

da sie Roßdienste zu leisten verbunden wa,

für ein.jedes Lehnpferd wob Thaler gleichsam als

eine Schuld von der Vermögenssteuer abzuziehen berechn

tigt sein.

Alle diejenigen, welche von ihren beweg - und

unbeweglichen Gütern nicht 5o Gulden zu versteuern harr

teil, sollten mit Kopfgeld belegt werden. de noch eine Tranksteuer eingeführr,

Außerdem wurr

von allem

alze,

aus dem Bier zum Verkauf oder zum Ausschenken in Krügen, verbrauet würde,

vom Wein und allen andern

starken oder süßen Getränken, b)

Man blieb zwar noch

bei der alten Desteuerungs; Art näch Hufen und

den

Häusern in den Städten, doch sollte die Herrschaft für ihre unvermögenden Gauern und Unterthanen

die Stenern

übernehmen und in den Städten zur Erleichterung Bet

Armuth ihre Quote, welche sie nach der Häuser Anzahl

aufzubringen hätte, auf eine andere Art erheben.

Hebet#

dies wurde eine allgemeine Tranksteuer auf Wein, Meih,

l») Der Landtags, Abschied wurde Stetti« 19. December vnterschriebe». Q. 2

s44 Bier Und andere starke Getränke, eine Waarensteuer vo» allerhand Waaren und DiktuaUen, welche im Land ton; filmtet oder erportirt und endlich eine allgemeine Köpft steuer auf dem Lande und in den Städten und zwar in ' Ansehung der letztem so eingeführt, daß ein Edelmann doppelt soviel erlege, alr einer von dem ersten Stande En den Städten» Endlich versprach die Ritterschaft mv; tunlich für eine jede Kompagnje 100 Scheffel Roggen und . ico Scheffel Hafer ober statt dessen 75 Scheffel Gerste zum Voraus zu liefern» Zur Anerbietung der beiden letz; lern Punkte bequemte sich die Ritterschaft, weil die -Städte sich anfangs j» keiner Eontribution verstehen wolle ten, wenn ihm» nicht zuvor die Einquartierung zur Hälfte abgcnommetr, die Soldaten auf die Dörfer vere legt und dann auch die Steuer an Hafer und von de» wüsten Häuser» erlassen würde. Die Städte der StettinschrN Regierung willigte», nur von der Roth gedrungen, in die alleinige Uebernahe tue der Einquartierung ein; aber bald empfanden sie |o# viele Ungemächlichkeiten, Noth und Elend von dieser Last, daß sie gegen den Landmann, der von aller Ein; quanierung frei geblieben war, sich aufs äußerste gedrückt ftchlten. Diese Noth stellten sie dem Landesfürsten ein» gemale vor und baten dringend, daß der Ritterstand und Landmann diese Last mit ihnen theilen möchte. Sie zeigtm, daß die Wohnungen der Handwerker in de» Städten zu klein wären und die meisten Häuser sehr rot# stige Stuben hätten, überdies vielen die zu den Quarz tieren nothwendigen Bedürfnisse, dir man auf dem Lane de in größerm Ueberfluffe hätte, als Stroh und Feder; betten, fehlten. Dazu kam noch, daß der Handwerker sticht zugleich fein Handwerk fortsehen konnte, wenn er

L4die Soldaten Bei sich aufnehmen und Bewirthen sollte; in seine Stuben und Werkstellen müßte er die Soldaten und ihre Pferde aufnehmen und so blieb ihm kein Platz übrig, sein Gewerbe zu treiben. ■ Die Behauptung, daß die Disciplin auf dem Lande nicht so strenge geübt wer, de» könne, widerlegten sie damit, daß dessenungeachtet die Soldaten sehr häufig aufs Land ritten, raubten und bas Erpreßte und Geraubte innerhalb der Mauern der Stadt sicher aufbewahrten; ja von den Städten aus könnten die Soldaten das ganze Land zwingen und nach Belieben jede Art von Uebermuth und Gewaltthätigkeit ausüben. Außerdem bewies es die Erfahrung, daß auf dem Lande eben so strenge Disciplin ge alte« werden könnte, Zn Rügen, wo keine ummauerte Städte waren, befanden sich auf dem Lande a Regimenter und täglich mußten daselbst die Reuter zur Bewachung der Seekü, sten ausreiten und dennoch herrschte dorr Kriegszucht. Die Städte sollten die Einquartierung-, Lasten tragen und doch zugleich alle Übrigen Mittel zur Unterhaltung des Militärs mit aufbringen. Dies war unmöglich; denn wöchentlich sollte ei» jeder Bürger mehr als 8 Steuern und 6 Scheffel Hafer geben und außerdem mußte er sich noch andere Gelderpressungen gefallen lassen; dabei kam noch nicht in Betrachtung der unsägliche Verdruß, die Mißhandlungen, ja die Lebensgefahr, der man von Sei, tot der rohen Soldaten ausgesetzt war. Dies alles, könn, te fürwahr durch die von der Ritterschaft versprochene monat, liche Zulage von roo Schffl-Rogg, und ioc>Schffl, Hafer auf jede Kompagnie, die doch nicht einmal regelmäßig abgelie, fert wurde, ersetzt werben. Besonder- aber wurden die Städte in Ansehung der zur Unterhaltung der Armee anger erdneten Mittel auf eine doppelte Weise beschwert, den«

s46 theils trug der Adel von feinem Rittrrsihe und Rittergü/ obgleich der gte Artikel der

tern durchaus nichts bei, Kapitulation

dem

dazu verpflichtete und er auch

ihn

Rechte nicht davon

nach

werden konnte;

losgesprochen

theils leistete die Ritterschaft nicht einmal daö, nach ihrem Belieben übernommen hakte.

was sie

Sie brachten

weder die Kopfsteuern ein, noch machten sie ihrer Seiteinen Anfang mit der Malz-Accise und Tranksteuer, noch

sandten sie von ihren Unterthanen das hinreichend ein, was von den Hufen gesteuert werden sollte.

Die Städ«

te mußten dagegen unausgesetzt die Last der Verpflegung

In der Wolgastschen und Stifts

des Militärs tragen.

sthen Regierung theilte die Ritterschaft mit den Städten Noch bemerkten die Städte, daß das

gleich die Lasten.

Worgeben des Adels, er verschösse für seine Unterthanen,

vngegründet wäre,

denn solange der Bauer noch etwas

im Vermögen habe,

verschösse wahrlich der Edelmann

nicht über die Hoswehre und entlaufe der> Bauer, so hin«

terlasse er dem

Edelmann den Hof mit der Saai und

er benutze nun das Feld selbst oder sehe einen andern als Bauer in den Hof ein, der ihm alles wiedei geben müsse. Der Vorschuß'war also höchstens nur eine An«

leihe.

Auch glaubten die Städter,

daß zwischen dem,

was die Bürger und Bauern geben müßten,

kein Ver,

hältniß Statt finde. Der Bauer hat mehremheils Sand« oder Hakenhufen und gibt von einer jeden derselben zu einer außerordentlichen Steuer nicht mehr, als 6 Schilt

linge;

diese Hufen besitze er ohne alle Beschwerde der

Einquartierung und könne tzen.

seine Nahrung dabei fortse«

In den Städten sind der Häuser und Duden fast

in gleicher Anzahl, aber wenige Keller, welche d. n Sand­

hufen gleich sind;

von den Buden müsse noch einmal.

2 17 von den Häusern viermal soviel gegeben werden.

In

den Städten habe bei der Einquartierung die Nahrung

aufgehörr, der Bauer sönne statt des baarcn Geldes Ge, traide oder Lebensmittel einbringen,

hoch angesclstagen;

beides sei viel zu

der Bürger aber müsse baares Geld

oder das Bier in dem festgesetzten Preise geben und ha­ be doch nicht so freie Nahrung, wie der Bauer.

Auch

in den Servikien sei keine Gleichheit; dem Dauer taffe

Gott Heu und Stroh wachsen,

der Bürger müsse alles

für Geld kaufen — Salz, Hol;, Licht, er müsse Betten. Haus/ und Küchengerarhe hergcben.

Stettinschcn Regierung,

Endlich wäre in der

was doch in der WoigastscheN

und Stiftischen nicht geschähe,

dm Städten eine neue

Last — die Lieferung des Hafers — auferlegt wo. den. Wenn gleich mehrere dieser Belchwerden ganz gegründet waren,

so erwiederte dagegen die Ritterschaft,

daß rar

für die Städte von ihren Stadthufen, Höfen, Vorwer­

ken, Schäfereien, Wiese», Gärten und Holzungen nichts beitrügen.

Schwer war allerdings die Last der Einquartierung für die Städte; aber schwerer in den Städten überhaupt, so wie in jeder Stadt insbesondere eine gleiche Verthei-

lung zu bewirken,

daher eine Menge einzelner Klagen

über Prägravationen.

Offiziere und Soldaten begnügten

sich nicht mit dem bestimmten Gelde, Lebensmitteln und

Fourage aus den Kommis, Häusern,

sondern verlangten

wider die Kapitulation 6, 7, 8 uiA mehrere Gerichte für

5 — 15 Personen und daß Gastereien auf Kosten der Städte angestellt würden.

Auch fehlte es nicht an ver,

botenen Gelderpressungen, man zwang die Bürger^ Klei­ der und. Stiefeln für sie zu kaufen, nöthigte ihnen ihre

Pferde ab und nahm ihnen die Zernage aus den Sräl,

S48 len und von den Biden. Man verkauft« die LebcnSwit/ tel und Fourage sogar an die Kommis /Häuser und der Bürger mußte auf seine Kosten die Soldaten unccrhal/ len. Seine guten Pferde und Anspannung mußte er gegen schlechte mit den Soldaten vertauschen. D>e Kaufe leute konnte» ihre Waaren nicht sicher aus und in die Städte bringen, ohne sich der Gefahr der Beraubung ausgesetzt ju sehn und sckafte er sich eine Bedeckung bei seinem Wagen, . so mußte er io — 20 — 3o Thaler dafür geben. Der Bauer mußte, wenn er in und aus der Stadt fahren wollte, Trinkgeld geben und so würd» die Zufuhr erschwert und fast gänzlich gehindert. Bald standen in manchen S.adten die Häuser fast zum dritten Theile und in einigen sogar zur Hälfte leer und von diesen wüsten Häusern wurde dann die Comribution auf die Stadlkaffen, die ganz erschöpft und in tiefen Schule Len waren, oder auf die übrigen vermögende« Bürger gelegt. Gewalt wurde schon in de» ersten Tagen der Eine guartieruvg verübt. Die Stadt Stargard hatte sich be­ mühet, von der Einquartierung befreiet zu werden und erbot sich, die kaiserlichen Truppen in ihre Sradtkörfer aufzunehmen und zu verpflegen. Aber vergeblich weigere tcn sie sich das Corps des Obersten Piccolomini mit U Kornetten aufzunehmen; er drang mit Gewalt hinein, bemächtigte sich des Geschützes und besetzte die Tboce und Walle, und als bei dieser Gelegenheit ein kailerlir cher Körnet im Allflaufc erschlagen wurde, nahm Picco­ lomini der Stadt die Schlüssel ab und vcrurkheilte die Bürger zu einer Geldstrafe von 100,000 Thalern. Der Herzog wandte alle Mittel an, um diesen Kla­ gen abzohelfen, er schickte einige Landläthe und mit ih­ nen Len Hvftath Marcus von Eikstedt an denKqi-

fei' z so wie auch an den kaiserlichen Genial »Feldhaupt, mann, wegen dieser Einquartierung Vorstellungen zu tw chen und endlich auch an den Churfürftm von Sachsen, um dessen Fürwort zu erbitten. Zwar ließ der Oberste von Arnim besondere Mandate an alle in Pommer« eittquartierte Regimenter ergehen, sich der Kapitulation gemäß zu betragen und selbst der General, Herzog von Friedland befahl (Botschin de» 26. Dec. 1627.) dem Obersten von Arnim, dafür zu sorgen, daß, wenn den Soldaten monatlich ihr-Sold gereicht würde, sie von den Einwohnern aus teilte Weise bett Unterhalt begehren, daß die Offiziere dies« Gelder den Soldaten auszahlen sollten, damit solche Forderungen der Soldaten in Essen, Trine ken und Fütterung nicht an die Einwohner gemacht wür, den, ja er befahl sogar, daß, wenn die Einwohner das Geld nicht vorräthig hätte» und statt dessen Lebensnnt, teln darreichten, dies -ei der ersten Geldreichung abgezo, gen, die Soldaten aber, welch« beim Plündern und Raue den ergriffen würden, an Leib und Leben bestraft werden sollten; aber bei allem dem konnte doch der Geldgierde mehrerer Befehlshaber nicht gesteuert, nicht überall strene y Disciplin gehalten weiden. Schon waren 6 Wochen verflossen, aber e« erfolgte weder der Abmarsch der Truppen, noch war an eine Ere teichrerung zu denke». Die Kapitulation war so, wohl vom Kaiser, als auch dem General »Oberster, Feld, Hauptmann bestätigt und der Oberste von Arnim zur Be, lohnung seiner Dienste bei Errichtung dieser Kapitulation vom Kaiser zum Feldmarschalle ernannt worden. Ins Wolgastschr waren 33 Kompagnie», in Rügen "5 und in die stettinfchen «nd stiftischen Lander 55 gelegt worden.

Die Stadt Stralsund setzte ihre Bemühungen,

Einquartierung für eine Summe Geld abzukausen,

die um

sie hoffte dann von allen ülnigen außcror-

abiassig fort;

denrlichen Last.» befreit zu seyn; doch das Letztere wollte

ihr weder der Hei zog,

noch die Landstände zugesteh.cn,

noch fand sie deswegen selbst bei dem Kaiser dir nöthige Sicherheit;

ja vom Kaiser selbst wurden ihr so manche

Fallen gelegt, .aber mit vieler Klugheit wußte sie der

Gefahr hineinzustürzen vorzubeugcn. Der kaiserliche Oberste von Götze verlangte von der Stadt den Durchmarsch

für 1000 Kürassiere, welche nach Rügen bestimmt waren

und erbot sich den Durchmarsch Truppweise bei 100, ja nur bei 5o Mann zu. beordern; auch erwartete man eine gleiche Forderung für 5 Kompagnien zu Fuß; aber durch

ein Geschenk an den Obersten und Ritinieister und durch Dcwirchung der Völker wandten fle diese Gefahr ab und

die Truppen wurden mit den Böten der Stadt von Bram deShagcn nach Rügen übergesetzt.

Eben, so weigerten sie

sich einem kaiserlichen Hauptmanne die Erlaubniß zu »eiv

starren, in der Stadt Truppen anzuwcrben.

Am i4. De­

cember tarn der kaiserliche Oberste Sparre als Abge­ sandter des Kaisers und des Herzogs von Friedland mit einem Schreiben des Feldmarschalls von Arnim an den

Magistrat zu Stralsund an.

Sein Antrag war, -daß

kein Schiff aus dem Hafen gelassen und kein Salz ver­ fahren würde und sollte die Stadt noch wünschen,

von

so müßte sie,

w«e

der Einquartierung frei zu bleiben,

Rostock,

i5o,ooo Thaler und sogleich 5o;ooo auf Ab­

schlag erlegen. Erfolgte nicht alsobald eine bestiinmke gün­ stige Antwort,

so würden 5ooo Mann sogleich in der

Stadt ihr Quartier nehmen.

Die Stralsunder autwor-

ttten, daß sie, so weit es der Handel verstattete, in An-

sehuug der Schiffahrt! fich dem Befehl gemäß besagen würde,

aber in Ansehung der zu erlegenden Summe

Geld beriefen sie sich auf die Kapitularien mit dem Jpeiv zog zu Franzburg, vermöge welcher dem Herzog dir gan-

ze Einrichtung der Einquartierung überlassen werden, der Herzog habe sie von der Einquartierung zu befreien verr

sprechen, dagegen sollten sie ihre Quote zur Unterhaltung der kaiserlichen Armee erlegen, welches zum Theil schon geschehen wäre.

Aber diese Antwort war nicht befriedigend für den Obersten; die Drohung wurde wiederholt und man berief sich selbst auf die Kapitulation, nach welcher nicht Stral­

sund, sondern Stettin c) mit der Einquartierung verschont bleiben sollte.

Die Stadt erklärte sich endlich,

3o,ooo Thaler zu

erlegen und schickte an den Obersten von Arnim nach Prenzlow einige Gesandten,

um zu bewirken,

daß sie

nach Auszahlung der Summe der Befreiung von aller Einquartierung in der Stadt selbst und den Stadtgütern

versichert und von allen Landeszulagen wegen des einquari

tiertcn Kriegsvolks befreiet werden möchte. Zugleich wand­ te sie sich an den Herzog Mit der Bitte um Rath, Schuh

c) Ueberall war es nur auf Geld angesehen. Die Stadt Stettin mußte, ungeachtet sie in der Franjburzer Kapi­ tulation ausdrücklich von aller Einquartierung, als di« Resident des Fürsten ausgenommen war, doch ;o,oovThlr. betakle», als ihr von dem Oberste» von Arnim am gemurhet wurde, einige Regimenter, welche der Quar, - ti-'re »och bedürftig waren, io die Stadt gusjunehme». Außerdem kostete ihr auch die Abführung des schon vor der Stadt liegenden Buhrische» Regiment- 341a Thlr. Rirdavr S. *96.

so 2 und Rettung, wiewohl ihr nicht unbekannt war, daß der Hof ihr nicht sehr günstig war und wenn daher Bei­ stand zu erwarten wäre, sie bei dieser Stimmung des Hofes doch nicht große Unterstützung von der Heike zu hoffen hätte. Doch verließ sie sich nicht eitizig auf frem­ de Hülfe, sondern setzte sich durch Verbesserung der Fe­ stungswerke, durch Anwerbung von Soldaten und andere Anordnungen selbst in Bereitschaft, sich gegen Gewalt­ thätigkeit zu beschützen. Aber bald vergrößerte der Ruf auch diese Anstalten der Vorsicht; daher verlangte der Feldmarschall von Arnim, die angeworbenen Truppen abzubantcn, mit der Befestigung der Stadt eiyzuhalten, s halbe Kartaunrn und zwei 12 pfundige Stücke ihm zu Überlassen und sogleich 600,000 Thaler zu bezahlen. ifig. Während dieser Unterhandlung besetzten die Kaiserli« im Jan« chen die Insel Dänholm und legren auf derselben Schan­ zen an. Dies brachte die Bürgerschaft gegen die Kaiser­ lichen noch mehr auf; schon immer war sie auf dieselben erbittert und sogar mit Mißtrauen gegen den Magistrat erfüllt, als zähe derselbe zu viel nach und «ende wider ihre Einwilligung Geld an; schon einigemale hatte sie verlangt, die Unterhandlungen mit de» Kaiserlichen abzu­ brechen. Da die Nachricht von der Besetzung des Dänhylms nach der Stadt kam, entbrannte ihre Wuth völ­ lig, sie fingen Feindseligkeiten an und schossen selbst wäh­ rend der Unterhandlung der strqlsundschen Gesandten auf dem Dänholm nach dieser Insel hin. Einige angesehene Landräthe — unter ihnen vedienen erwähnt zu werden: Volkmar Wolf Freiherr zu Putbus und Compthur zu Wildcnbruch und Eccard von Uesedom — nahmen sich der Sache an und begaben sich nach Greifswalde zum Feldmarschall, um eine Aussöhnung zu bewirken. Ar-

ttim erklärte, er habe sich genöthigt gesehen, den Däne Holm jU besehen, damit dies nicht vom Femdc geschähe d) unv dies wäre ja auch mit Vorwissc:; des itotl)* gesche­ he», dem er dies vorher berichtet hätte. >:) Er versicherte, baß er keinen Mann darauf lassen wollte uni» nie wäre, es ihm in den Sinn gekommen, diese Insel zu behalten, wenn nur der Rath eine Dersichernng da: über auoftellte, daß er sie gegen alle Widerwärtige vertheidigen wolle. Er beschwerte sick, das; man in der Stadt die Feindselig­ keiten zuerst angefangen habe, und daher hätte er auch seinen Leuten auf der Insel zur Hülfe kommen niüssen. Er wolle die Unterhandlungen, welche der Rath abge­ brochen, wieder anknüpfen und verlange weder die Ab­ schaffung des angeworbenen Volkes, noch die Zerstörung der angelegten Festungswerke, noch die Entlassung der Of­ fiziere, aber sogleich die Auszahlung der «»gebotenen 3o,ooo Thaler und daß man außer diesen noch 100,000 auL rächte und an ihn zahlte. Daim sollte ihnen gegen einen Revers, daß sie sich nicht zu den Feinde» wende».

i) Man scheint dies »eit Seiten 6t Däneb und Schwe, de» befürchtet tu hab?» > vielleicht ater «ar «S auch »ur ein Doraden, um die Stadt Stralsund desto leich­ ter tu twingcn, in ihre Forderungen eintvwilligen. o) In unbestimmten Ausdrücken hatte bet Feldmarschall in einem Schreiben bemerkt, daß sie es entschuldige» würden, «en» er einige neue Schänken hier (aus Stral­ sunds Gebiet) verfertigen lassen müßtet dies teige et dem Rathe und der Dürgetschast an, „damit sie sich daher keine Gefährlichkeit einbilden möchten und verx langte mit einigen des Raths vorher gebührliche Epmmunication tu halten."

a54 sondern dem Kaiser ergeben bleiben wollten, nicht- weiter

angemurhet werden;

bis zum Abschlüsse der Umerhand.'

hing wollte er die Schisse frei lassen.

Endlich kam hier

LS. Febr. ein Vergleich z» Stande; bis ans die Antwort vom t6tg.

neral,

Kem Herzoge von Friedland,

-ie-

dem der Feldmar«

schall die Sache nachdrücklich empfehlen wollte, damit eie Insel der Stadt wieder gegeben würde, frlltt der -Dam

holnt beseht bleiben, doch ohne Verstärkung der T uppeir und weitere Befestigung; aber auch von Stralsunds Sei« te sollte die fernere Befestigung der Stadt eingestellt und alle ihre Schiffe um

den Holm weggebrachl und zwei

»2pfündige Stücke,

welche der Feldmarschall von Mat«

thiaS Offen gekauft,

nach Greifswalde geliefert werden.

Die versprochenen 3o,ooo Thaler mußten am folgenden Tage aüsgezahik werden und außer diesen erbot sich der

Magistrat noch zur Bezahlung von So,000 Lhalern in

2 Terminen.

Die Auslieferung der bkiden Stücke gab

über zu einem 'Auflaufe

des Pöbels die Veranlassung,

Äelcher die den Stücken zur Bedeckung

milgegtbenen

Smdtsoldaren mit den heftigsten Scheltworten und mit

Thätlichkeiten angriff und endlich den Wagen,

auf dem

die beiden Stücke tagen, umstieß und nebst den Stücken

in bett. Koth warf.

welche ztvischen

Die Erbitterung,

dem Pöbel und den Soldaten herrschte, das Mißtrauen gegen den Magistrat,

war groß und

als stände er mit

dem Kaiser im Verständnisse, äußerte sich von Seiten der .Bürgerschaft recht sichtbar.

Doch wandte der Magistrat

alles an, um die Ruhe und Einigkeit und das gute Ver­

nehmen wieder herzustellen. Von

neuem erschienen 2

fürstliche Kommissorien,

Volkmar Wolf, Freiherr zu Putbus, und Philipp Horn, mit einem fürstliche«

Schreiben vom *8. Februar und

mit mündlichen Aufträgen.

Äiese müßten ihnen dle Ge­

fahr voifielkn, in weicher sich die Stadt befinde, da sie weZen ihrer Befestigung und weil sie Leute, f)

vom Kaiser in die Acht erklärt waren,

welche

in ihre Dienste

genommen hatte, in einen Übeln Verdacht gerathen wä­ re;

unvermeidlich sei für sie die Einquartierung,

wenn

sie i3ve geworbenen Soldaten nicht dem Kommando und

der Disposition des Herzogs überließen und sich aller verdächligen Korrespondenz enthielten. he>,

Sie verlangen da-

daß die Stadtsoldaren -und ihre Befehlshaber dem

Herzoge schwören und in seinem Eide und Pfiichten ste­ hen soll'rn. Der Magistrat erklärte zwar, daß er in den Eid dec Soldaten ausdrücklich einrücken' lassen woll­ te,

daß sie mit keiner' fremden Macht in Korrespondenz

stehen wollen,

aber'dem Herzoge könnten sie nicht zu­

gleich schwören, dies würde zur Verkleinerung der S.-adt und zur Erregung sorrdaueuwer Streitigkeiten gereichen. -Nach der Abreise 'der fürstlichen Gesandten kam uns

erwartet aür 5. März ein königlicher dänischer Rath Zd-

Haun Steinberg in

Stralsund an

und überreichte

vvm Könige ein Schreiben vom iG. Februar, in dem sie gewarnt wurden, eine kaiserliche Besatzung einzunehmen und oen Feind mir Lcbcnsmi.reln und Kriegsbedürfnissen zu unterstützen;

der König versicherte ihnen und seinen

Bundesgenossen Beistand,

im Gegentheil aber würde ev1

die Stad: Stralsund als seinen Feind ansehen.

So be­

hutsam auch die Antwort und so ohne alle Veranlassung

tz.Iu Dkfcn gehörten die beiden stralsundisch?» Stadtka,

pitA e / ihr Linttenanr und fast die ganz^ angeworbrne Best.-uug, denn diese hatten vorher gegen den Kaiser gedleut.

von Seiten -es Magistrats dieser dänische Gesandte ane gekommen war, so verstärkte dies doch beim Kaiser das Mißtrauen. Am 8. März erschienen von neuem Herzog« liche Kommissarien, welche aus den Standen der wob gastschen, stetlinschen und stiftischen Negierung bestanden, und im Namen der Landstände. abgefertigt waten. Die Ankunft deö dänischen Gesandten war nach ihrer Rersft dyerung der Vorwand, daß der Feldmarschall von Arnim Von neuem darauf dringe, baß die Stadt kaiserltch« Trup? pen einnehme oder eine harte und blutige Belagerung zu erwarten habe; der Friede mit Dännemark wäre nahe und dieser könnte auch (n ganz Deutschland wieder her, gestellt werde«, wenn Stralsund es nicht verhindere. Das einzige Mittel, alles Unglück von der Stadt allzu» wenden, wäre, daß die von der Stadt geworbenen Soft baten und ihre Befehlshaber dem Herzöge, so wie dec Stadt schwören müßten, daß die Stadt das Kommando darüber behalten, aber um dm kaiserlichen General durch eine Versicherung zu beruhigen, einen bündigen Revers ausstellcn sollte. Mit hohen Schwüren betheuerten die Kommissarien die Redlichkeit ihrer Absichten. So abge, neigt anfangs die Bürgerschaft war, zuzugeben, daß die Soldaten zugleich dem Herzoge den Eid der Treue schwö« ren sollten, und obgleich der gemeine Mann drohete» baß er dann die Stadt verlassen würde, ja obgleich die Soft baten selbst sich weigerten, dem Herzoge zu schwören und eher die Stadt und den Dienst zu verlassen erklärten, so wußte doch endlich die Klugheit des Magistrats die Gemüther zu besänftigen und mit den herzoglichen Som; miffarien wurde ein Vergleich geschlossen. Aber leider war dieser fruchtlos, denn nach einigen Tagen fingen die ^Kaiserlichen schon Feindseligkeiten an, indem sie die Wa;

2 57 che am Frankenthor angriffen; auch fuhren sie in derBefestlgung Les Danhvims fort und brachten Pulver dahm.

Del dieser Gefahr war düs Auslaufen von Schaluppen,

um eao Hinrvegbnngen von grobem Geschütz und Ammuniuon nach dem Danholm zu verhindern und die Hine

stellung zweier Schiffe um den Dänholm eihe nochweru dlge Maaßregel der Sicherheit.

von den ^aiselüchen

Dies -wurde eben sowohl

als eine zeindseligkert

betrachtet-

als von dem Herzoge für ein Hinderniß angesehen, augefangenen bringen.

die

Traktaten zur glücklichen Beendigung zu

Am 24. März kamen wieder herzogliche Kommissar tien an uno verlangten,

daß die Schiffe von Danholm

weggeführt würden; dazu wollte sich der Rath nicht ver-

stehen, wenn er Nlcht des Danholms wegen gesichert und die Sperrung der Zufuhr nach der Smdt

aufgehoben

würoe. Während dieser Unterhandlung kam Noch ein dro­

hender Befehl Smdt,

vom Herzoge (vom

22. März) an die

worin ihr unter harter Bedrohung militärischer

Erecuuon und bei Bestrafung der doppelten Bezahlung befohlen ward, die Landes / und Defensiotts / Steuer zu entrichten. tern;

Dies mußte die Gemüther noch mehr erbit­

doch die Drohungendes Kaisers,

daß Man mit

den Feindtekigkeiten den Anfang machen würde, wenn die

Schtffe Ntcht vom. Danholm weggebracht würden, — der Besatzung

da.elbti fehlte es fdyoti an Lebensmitteln —

und die Bewegungen, welche die kaiserlichen Truppen zum Lordringen machten,

bewirkten

endlich,

daß sich der

Rath gegen die Komnnssanett erklärte, > den Danholm dem Herzog zur Sequestranon einzuraumen. - Aber mit

diesem Vorschläge waren eben so wenig die herzoglichen Kommiffarien, Dritter Theil.

welche Mißmuthig übreisecen, R

zufrieden.

als die Bürgerschaft,

welche den Rath einer zu großen

Nachgiebigkeit beschuldigte.

Zwar kamen von neuem her/

zogliche Kommiffarien an und unterhandelten noch immer wegen Zurückführung der Schiffe vom Dänholm,

damit

die kaiserliche Besatzung daselbst mit Lebensmitteln ver/

sorgt werden könnte, aber die Stralsünder machten schon »ie Bedingungen, daß ihnen der Dänholm wieder über, liefert werden sollte.

Unterdessen nahm die Hungersnoth auf dem Dan/ Holm immer mehr zu und die Unzufriedenheit der kaiser/

lichen Soldaten stieg aufs höchste,

daher sahen'sich die

Kaiserlichen endlich genöthigt, nach geschlossener Kapiku/ lation

abzuziehen

und

die Insel den Stralsundern zu

überlassen, welche sie jetzt mit 100 Mann besetzten. Bei/

nahe 2 Monate «ar die Insel in den Händen der Kai/ serlichej» gewesen.

So groß die Freude der Stralsunder

war, so sehr entbrannte der Zorn der Kaiserlichen,

de/

ren Stolz hier zum ersten Male gedemüthigl wuroe. Leicht

konnten die Stralsunder nun einsehen, daß dieser Schimpf nicht ungerächt bleiben würde.

Sie machten daher die

zweckmäßigsten VertheidigungS/ Anstalten und hatten so/

gar schon eine kleine Flotte ausgerüstet,

um die Land/

rüsten und die Insel Rügen zu bewahren. Auch verband sich der Rath mit der Bürgerschaft durch eine Kapitula/

tion, welche am 12. April beschworen wurde- von neuem zur Einigkeit und Beharrlichkeit, zur Verteidigung ihrer

Rechte und Freiheiten rmd besonders,

daß sie keine Bee

sahung und Einquartierung, sie werde ihnen angeymthet, von wem eS sei, ausnehmen wolle.' Auf der andern Sei/ te machte der Feldmarschall von Arnim die ernstlichste»

Anstalten zur Belagerung.

Lebensmittel, Geschütz, aller/

sei Materialien, Dauern zum Schanzen und Wagen zn

s5g Fuhren wurden in Menge von den herzoglichen Dauern-

requirirt.

Noch immer versuchte der Herzog beide Par,

theien zu versöhnen, aber die Sradt trauere nicht seinen Vorschlägen und war überzeugt,

daß der Hof unter der

Leitung des von Arnim handelte und dieser mit Zeit zn

gewinnen,

oder die Stralsunder

einzuschläfern

suchte,

um sie dann unvermuchet zu überraschen und ihre Stadt in seine Gewalt zu bekommen.

Bald darauf gerieth die Stadt in neue Verlegenheit, als am li. Mai eine neue dänische Gcsandschaft ankam, welche sie zur tapfern Vertheidigung ermahnte unfr, dar

Versprechen thun mußte, daß, so lange die See offen wäre,

es ihnen an nichts fehlen sollte, daß der König von Danr nemark mit dem Könige von Schweden sich ihrer kräftig

annehmen würde, und wenn sie bei ihrem Entschluß ber harrren, sie auch künftig mit in den Frieden eingeschlosr

sen werden sollten.

Zugleich schickte ihnen

der König

2 Orlogs, Schiffe mit der dazu erforderlichm Ammunition

an Pulver,

Lumen und Kugeln nebsi Konstabler und

Ingenieure zu ihrem Gebrauch und ihrer Deschühung. So erfreulich ihnen der Beistand seyn mußte, so besorg­

ten sie doch auch, durch Annahme dieser Schiffe sich den Weg zur Aussöhnung zu erschweren oder vielleicht gänzlich zu versperren und durch diese Verbindung mit dem

Feinde des Kaisers dessen Zorn noch stärker auf sich zn laden.

Auf der andern Seite war e» wieder gefährlich,

das Anerbieten des Königs von Dännemark gerade abzu­

weisen und dessen Unwillen sich zuzuziehen, da er ihnen von der Seescike einen zu empfindlichen Verlust verursa­

chen konnte.

Mit viel Gewandheit und Klugheit handel­

te der Magistrat in dieser Sache.

Man beschloß

den

Kriezsrach mit den Konstablern und Ingenieuren anzunchR a

men, aber sich itt keine nähere Verbindung mit Därme/ mark einzulassen. Dem Mangel an Kriegs: Bedürfnissen war nun zwar einigermaßen abgeholfen, aber schwerer drückte sie der Geldmangel, um den Sold für die Lruppcn auszahlen zu können. No6) einmal erschienen herzogliche Kommissarien- um ihre Dienste zu einem Vergleich anzubieten; sie wollten von den härtesten und unwrederruflichsten' Bedingungen, welche ihnen auf. Befehl des Herzogs von Friedland der Feldmarschall vorlegen sollte, Nachricht haben und entdeckten ihnen dieselben im Vertrauen; aber der Rath konnte sich in keine andere Bedingungen emlaffen, als er schon immer vorgeschlagett hatte und da sich .den von der Hanse Gesandte in der Stadt befanden, so wurden diese gebeten, mit dem Feldmarschalle für sie zu unte.yandein, aber auch diese Unterhandlungen scheiterten. Nur dro­ hend redete der Feldmarschall und den Ernst seine Dror Hungen zu beweisen, rückte er am i3. Mar mit emem Corps von 8000 Mann näher an die Siadt und sing die Belagerung an. Zwar mußten die Gesandcen der 5 Hanststadte Lübeck, Hamburg und Rostock der S^adt neue Vorschläge zum Vergleiche thun; aber diese wa.en so übertrieben hart, daß auf sie keine Rücksicht genom­ men werden konnte; mit Würde antwortete der Magi(trat darauf. Beinahe hätte der Feldmarschall sie überli­ stet; die Gesandten der 3 Hansestädte überbrachten am 17. Mai neue Vorschläge, die so gemäßigt, so mild wa­ ren, daß sie alle Hofnung zu einem nahen Frieden er­ weckten. Er machte die Bürger und die Besamung so sicher, daß die meisten von ihnen, von den Arbeiten und Wachen eimüdet, die Wälle und Schanzen verließen, um sich einmal zu Hause auszuruhen. Dies hatte Arnim

Ski vermuthet, ries erwartet.

Plötzlich gab er seinen Trup- iS. Mai.

pcn Befehl anzurücken und die Außenwerke des Kniepcr-

chores zu bestürmen unb i1 Stunden darauf auch die Schanzen

vor

dem

Frankenkhore

anzugreifen.

Beide

wurden in der ersten Ueberraschung und Unordnung er­

obert,

aber nach einem

hartnäckigen Gefecht von den

Stralsundern wieder eingenommen.

Von beiden Seiten

wurden nun die Feindseligkeiten fortgesetzt; Angriffe und Stürme von der einen Seite und Ausfälle von der an­ dern gewagt, die S:adl stark beschossen und hie und da

beschädigt; doch setzte der Magistrat auch die Unterhand­ lung, noch immer fort«

Ein besonderer Vorfall brachte dis Stadt in Verbin­

dung mit dem König Gustav Adolph von Schweden. Der Mangel an Pulver nöthigte sie, einen Abgesandte» an die Stadt Danzig zu schicken,

ihr zu erbitten.

um sich Pulver von

Diese Stadt mußte die Ditte abschla-

gen, weil sie nicht nur selbst mit dem Könige von Schwe­ den in Krieg gerathen war, sondern auch die Krone und

Republik Polen die Ausfuhr des Pulvers und des Ge­

schützes sehr strenge verboten hatte. Vor der Stadt Stral­

sund lag damals der schwedische Reichsadmiral Gyldenhiclm mit seiner Eskadre. Dieser erfuhr, da er mit dem stralsundschen Gesandten einen Handel zur Versorgung der schwedischen Flotte mit Bier und andern Viktualien schloß,

die Unterhandlung der Stadt Stralsund mit Danzig we­

gen Ueberlassung des Pulvers und theilte eine Abschrift des Brieses der Stadt an Danzig dem Könige Gustav

Adolph mit.

Dieser schickte der Stadt nicht nur sogleich

eine Last Pulver,

sondern sandte auch ein Schreiben an

sie, worin er sie zur tapfern Vertheidigung ermahnte und

ihr Beistand versprach, aber auch zugleich ihr den Vor-

Ä6s Wurf machte,

daß sie sich bei einer so großen Gefahr

nicht sogleich an ihre Nachbarn gewandt habe. So reich, te er ihnen die Hand zu einer nähern Verbindung und

die Stadt trat nun mit dem Könige von Schweben in

Unterhandlung. Die Belagerung hatte noch immer ihren Fortgang. Einigemale tarn sogar die Stadt durch die Sorglosigkeit, auch Ermattung der Soldaten lind Bürger in Gefahr,

von den Feinde» überwälugt zu werden.

Aber zur rech,

ken Zeit erschien eine ansehnliche Hülfe;

der König von

Dannemark sandte 1000 wohlgerüstekk Soldaten unter dem Kommando des Obersten Holk, nemlich 3Kompag­

nien Scholten und eine Kompagnie Deutsche.

lag diesem Könige,

Sehr viel

der mit dem Kaiser noch immer in

Krieg verwickelt war,

daran,

kaiserliche Gewalt käme,

daß Srralsund nicht in

aber Dänncmark scheint doch

auch noch andere besondere Absichten durch diese Hülfst

lcistung zu erreiche» gesucht zu haben.

In Stralsund fe,

sten Fuß zu fassen, dies scheint des Königs Absicht gewe­ sen zu seyn;

daher die unverlangte Hülfe,

Versprechen, noch mehr Truppen zu senden.

daher das

Diese Hül­

fe kam der Stadt allerdings sehr zur gelegenen Zeit, da

Hie Ttuppen durch ihre beständige Anstrengung kraftlos waren und schon an Pulver und Ammunilton Mangel einbrach; aber dies hinderte sie doch nicht bei dieser neue«

Hülfe alle Behutsamkeit anzuwenden, 'Camit sie sich selbst weder den Weg zur Aussöhnung mit dem Kaiser versperr

re ,

noch durch Aufnahme einer zu starken fremden Ar­

mee sich der Gefahr aussetze, ihre Sradt der Gewalt ei­

ner fremden Macht zu überlassen,

da ja eben die Ver­

weigerung, eine kaiserliche Besatzung aufzunehmen,

Ursache de« Belagerung war.

die

Diese fremden Truppen

s65 wurden in den Eid der Stadt genommen und der Ober­ ste Holk mußte die schriftliche Versicherung ausstellen, daß

er und seine Truppen nur zur Vertheidigung der Stadt gekommen wären und daß er bei Anknüpfung einer neuen Friedens - Unterhandlung

wolle.

den Frieden nicht verhindern

In der Folge mußte der Rath noch 4 Kompag­

nien Schotten und 200 Mann in die Sradl ausnehmen.

.Diese dänische Hülfe zog von neuem die Aufmerk­

samkeit des Herzogs auf Stralsund hin und unfehlbar hatte auch der Feldmarschalk von Arnim auf den Ent­ schluß des Hofes,

pstn, Einfluß.

des Juni,

von neuem Friedenstraktate anzüknü«

Diese Unterhandlung begann im Anfang

es ward ein Waffenstillstand während dieser

Zeit geschloffen^ der von beiden Seiten schleckt beobachtet

wurde. Ueberhaupt herrschte gegenseitiges Mißtrauen zwi­ schen der Stadt und dem Herzoge;

bald näherte,

entfernte man sich auch wieder, je nachdem besondere Umstande sich ereigneten, welche Hofnung und Dcsorgnisse erweckten.

Die Stralsunder erklärten, daß, wenn die

kaiserliche Arme« nicht entweder ganz Pommern verließe,

oder doch wenigstens die Insel Rügen und das Stadtge­ biet disseit der Fähre räume,

sie zu einem sichern Frie­

den weder Hofnung noch Vertrauen haben könnten.

Bisher hatte der Herzog von Friedland dem Schau­ spiele der Belagerung nur von der Ferne zugesehen;

ja

er scheint von dem ganzen Spiele nicht einmal gründlich unterrichtet gewesen zu seyn.

der Feldmarschall,

Es ist wahrscheinlicher, daß

weil er so am besten seine eigennützi­

gen Absichten zu befördern gehost hatte, die Belagerung

auf eigenen Antrieb als auf Befehl des Herzogs von Friedland unternommen habe, der freilich, durch die Be­ richte des Frldmarschalls gegen Stralsund eingenommen.

-64 Hinterher in diese Dache mit hineingezogcn wurde. - Am

wenigsten war sie vom Kaiser befohlen worden. Dies erhellet ganz klar aus dem-Berichte, den der Abgesandte der Stadt Stralsund,

der Proronotar Vahl von seiner

Sendung an den Kaiser und den Herzog von Friedland der Sradt Srralsund abstattete.

Zu Prag hatte er bei

dem Herzoge von Friedland im April Audienz gehabt.

Hart war seine Antwort:

ben,

daß noch

bereits habe er Befehl gege­

15 Regimenter vor die S.adt geführt

werden sollten, er selb«: werde sich hinbegeben und wür­

de nicht von dannen weichen,

bis Stralsund kaiserliche

-Besatzung eingenommen härte oder von der S adt sollt nichts übrig bleiben und solltet» auch 100,000 Mann und

-er selbst sein Leben davor einbüßen.

Von dem Kaiser

hingegen erhielt der Gesandte am i4. Juni die Resolu­ tion , daß durch die Kriegs r Erpedition an den Gcneial-

Feldhaupkmann der Befehl ergangen.sei,

alle Thätlich­

ketten aufzuhebcn, den Streit mit der Stadt gütlich bei« zulegen und sie zur Verhütung aller zu besorgenden Jn-

konvenienzcn g) mit Einquartierung der Truppen zu ver­ schonen.

Aber auf diesen Befehl des Katfers wurde nicht

Rürkstcht genommen und Waldstein, dem der Protonokae Vahl zu Prenzlow des Kaiiers Befehl zeigte, antworte­

te:

und wäre auch die Festung mit eisernen Ketten an

den Himmel gehunüen,

sie müßte vom Hammel he ab.

Die Befehlshaber des Kaisers handelten überall sehr ei­ genmächtig und der Kaiser mußte ihnen nachschcn, da er

g) Vermuthlich hat dies auf die nordischen Machte Be­ zug, welch« bei Besetzung der Stadt Stralsuiid nicht . gleichgültig bleiben würden.

aus seiner Schatzkammer die Kriegskosten nicht bestreiten

konnte; er Mußte es ihnen daher selbst überlassen, für dir Soldaten Unterhalt und Geld herbeizuschaffen.

Am 27. Juni kam der Herzog von Friedland MS Lager vor Stralsund, und der Feldmarschall, welcher beim

Anfänge der Unterhandlung sich immer darauf berufen hatte, daß er freie Vollmacht hätte, mit ihnen zu unter­

handeln,

wollte nun immer erst Verhaltungs > Befehle

von seinem Generale cinholcn.

Auch behauptete er, die

Lage der Umstände habe sich nun verändert, seitdem die

Stadt ftcmde Truppen eingenommen hatte.

Von neuem

mußten sich aber auch die Umstände da ändern,

als der

König von Schweden seinen Sekretär und Obersten Satte

lec nach Stralsund schickte und von neuem der Stadt

seinen. Beistand anbot, wenn sein Gesandter zur Wieder, Herstellung des Friedens vergeblich mitgewirkt haben soll­

te. Die Stadt schloß am 25. Juni ein Bündniß mit dem

Könige von Schweden, welches dieser am 22. Juli ratijkii'tt. Das aus 20 Jahre geschlossene Bündniß sollte nur

die Vertheidigung der Stadt und ihres Hafens und die Sicherheit der Ostsee zum Zweck haben.

Durch dasselbe

sollte eben so wenig die Verbindung der Stadt mit dem Kaiser,

dem deutschen Reiche und dem Herzoge beein­

trächtigt werden,

als ihre eigene Freiheit und Rechte.

Der König versprach der Stadt fürs erste 600 Mann,

welche die Stadt in ihren Sold nahm; diese Hülfe aber, iweny es nöthig wäre, zu vermehren.!»)

li) Dähiiert r Dd. S. 146— 14g. Ueber die Einmischung des Königs Gustav Adolph war der General Waldstein

Der Herzog von Friedland zog nun zur Verstärkung des Belagerungscorps aus der Mark Brandenburg, Mekr

lcnburg und Holstein 9000 Mann zusammen und mach­ te sogleich mit der heftigsten Stürmung den Anfang, denn

gegen die pommerschen Landräthe und brandenburgischen

Gesandten -*• denn auch der Churfürst von Brandenburg -emühete sich den Frieden zu vermitteln — hatte er ge#

äußerer 3 Tage und 3 Nächte wolle er stürmen und mit Gewalt die Stadl erobern.

Doch so erbittert er anfangs

war, so drohend und hart seine Antwort war: „Stral­

sund müßte kaiserliche Einquartierung haben oder die Sa-

dje noch ganz anders akkommodirl werden; die kaiserliche Garnison sollte zugleich dem Herzoge und der Stadt ver­

eidet,

alle fremde Truppen aus den Mauern der Stadt

hinausgeschafk werden und die eigenen angeworbenen Trup­ pen der Stadt sollten dem Herzoge schwören" — so gnä­

dig antwortete er doch auf das Schreiben der Stadt, „wenn der Kaiser wegen der Stadt versichert wäre,

würde er mehr mit Gnade,

verfahren."

so

als mit Schärfe gegen sie

Am 3o. Juni verstattete er den DeputirteN

der Siadk Audienz, empfing sie gnädig, ja ließ sie sogar sich niedersetzen. Der von ihnen abgestattete Bericht von

dem wahren Verlaufe der.Sache schien ihn in Verwun­ derung zu sehen; es befremdete ihn, „wie sie zu allem

diesem Wunder gekommen wären,"

er versprach ihnen

Verzeihung, wentr sie zur Sicherheit des Kaisers eine her­ zogliche Besatzung, welche dem Kaiser, dem Churfürsten

von Brandenburg, als nächstem Erben des Herzogs von

sehr aufgebracht a»d äußerte: « werde den König mit Ruthen nach Schweden rurückpeitsche...

267 Pommern und Her Stabt nur zu ihrer Vertheidigung vereidet seyn sollte, entnehmen würde; ja er gab auch noch so weit nach, daß die Stadt nur ihre eigenen Solr baten behalten sollte, doch denselben Eid schwören müßte« Diese Bedingungen ermahnte er sie anzunehmen und btf diente sich der Worte des Dichters: Fronte capillata cst, posthacc occasio calva.

So erfreulich diese Botschaft für die Einwohner der Stadt tvar, so änderten sich doch bald' die guten Gesin, uungen des Herzogs von Friedland und bald erfuhr der Magistrat, daß seine Feinde ihn umgestimmt hatten. Neue Schanzen und Redöuten wurden aufgeworfen, imx mer näher rückte man mit den Laufgräben der Stadt rind durch herzogliche Kommissaren that er ihr den An, trag: 2 Regimenter zur Besatzung aufzunehmen und die, sm Antrag unterstützte er durch eine heftige Kanonade vom frühin Morgen bis in die späte Nacht. Der Mar gistrat kam in große Verlegenheit, der schwedische Ober, sie widerriech die Annahme der vorgeschlagenen betrügli, chen Bedingung und protestirte gegen alle Unterhandlunr gen, welche wider Vorwissen des Königs von Schweden, mit dem sie verbündet wären, angesangen und geschlossen würden. Zwar kamen von neuem 4oo Mann dänische Truppen zur Hülfe an; aber der Mangel an Geld und Pulver war zu fühlbar, als daß man nicht voll Ver, trauen auf die billige Denkungsart der Könige von Schwer den und Dännemark in Rücksicht auf diese Noth sich hätr te entschließen sollen, die meisten Bedingungen anzuneh, men; doch sollte die Besatzung nur aus 2000 Mann, in 7 Schocken und Angst getödtet, wievielen zernagte der Kummer die Blüthe ihres Alters! So mancher nahm sich aus Verzweifelung selbst das Leben und andere auf­ barbarischste geschändet, gemißhandelt, zerstümmelt, verkrüppelt mußten einige Jahre hindurch ihr sieches und kummervolles Leben hinschleppen. Jetzt setzte der König von Schweden seine glückliche» Feldzüge nach der Mark fort, nachdem er überall die festen Oerter in Pommern hinreichend besetzt und den Frecherm Steno Bielke, welcher sich seit 1628 al­ lein residirender Legal 'in Stralsund aufgehalten hatte, als Legat bei dem Herzog von Pommern und Oberbe­ fehlshaber des Kriegsstaats hinterlassen hatte- Auf ver­ schiedenen Zusammenkünften der Stände wurde über meh­ rere wichtige Punkt« berathschlagt. Der König von Schweden verlangte, daß die zwischen ihm und dem Her­ zoge geschlossene Allianz und andere Traktaten auch von den Landständen bestätigt würden. Lange zögerten die­ selben .und äußerten mancherlei Bedenken. Sie hielten es eben so für billig, daß von der andern Seite die Schwedischeil Reichsstände den Arcord unterschrieben und besiegelten; endlich ratifizirten Ihn die Pommerschen Land­ stände. q) Bisher waren beide Regierungen die Stetlinsche und Wolgastsche getrennt geblieben, aber endlich sahe man ein, daß 2 verschiedene Regierungen unter einem Haupte wenig Nutzen stifteten, daß jede Regierung nur auf ihren eigenen Vortheil bedacht wäre, daß gegensti-

q) Stettin 2i. April 1631 in Dahnert« Sammlung 1 D. ,S. 87. 88. lt 2

5o8 tiges Mißtrauen erregt und zum Nachtheile des Staats genährt und unterhalten- und daß durch die an versehret denen Orten gehaltenen Convente die Trennung noch mehr befördert würde/ Der Herzog empfahl den Landständen die Vereinigung beider Regierungen. Die Landstände schienen bereitwillig zu sein, diesen Vorschlag anzunehe men, wenn es ohne Beschwerde geschehen tonnte und verlangten, daß dieses wichtige Werk auf einem gemeb mn Landtage zu Stande gebracht werden möchte. Im Vertrauen, daß keine bedeutende Gründe diesem Unter, nehme» entgegen stehen würden, that der Fürst Vor, schlüge, wie diese Absicht am zweckmäßigsten erreicht wer, den könnte; aber leider blieb es auch nur bei dem Vor, schlage. Der König von Dännemark hatte beim Ruben cü nen neuen Zoll angelegt, dadurch wurde der Handel und die Schiffahrt nicht wenig gestört und erschwert. Den größten Theil des Heers hatte nun ver König von Schwede» mit sich geführt und so vbn einer großen Last das Land befreiet. Der König versprach alle Laufe und Musterplähe aufzuheben, einem feindlrchen Einbru, che an auswärtigen Oertern zuvorzukommen und auf die, se Werse dem Lande Ruhe zu verschaffen, aber da der' König die Dertheidigungekosten nicht tragen konnte, so begehrte er das Land in 10 Quartiere einzutkerlen und daß von jedem Quartiere monatlich 4ooo Thaler für die königliche Armee abgetragen werden sollte. Die Stettin, schen Landstände, welchen dieser Vorschlag des Königs am 17. September mitgftheilt wurde, erkannren gerührt und dankbar die großen Verdienste des Königs um Pom, «nein, stellten aber auch die Unmöglichkeit vor, einer so hohen Forderung zu genügen, da das ganze Land so

Sog lig ausgesogen, aller baarer Vorrach hinweggeführt, Gold, Silber, Kupfer, Zinn und Kastengeräth geraubt oder statt des Geldes hingcgeben, alles Schlachtvieh verzehrt, die Pferde wcggenommen, mehrere Städte uud Dörfer in Asche gelegt und den übrigen Einwohnern kein Brod und Saatkorn gelassen wäre. Gegen die Eintheilung des Landes in Quartiere, erklärten, sie sich gerade, zu, versprachen aber, aus der Stettinschen Negierung, denn weder mit der Wolgastschen, noch der Stiftischen Regierung wollten sie sich in Ansehung dieser Contribution einlasseu, ein Jahr hindurch in 2 Terminen 5o,ooo Thaler an Geld und Korn zu liefern, doch unter der Bedingung, daß dann wirklich alle Muster,Lauf,und Sammelplätze abgestellt und sie versichert würden, daß weder neue erfolgen, ndch Einquartierung und Durchmär­ sche zugelässc» werden sollten, daß ferner auch alle andern Lasten, Contributionen oder was für einen Namen sie haben möchten, aushörten, freie Handlung, freie Aus­ fuhr des Getreides, der Wolle und mrderer Waaren ver­ stattet würde. In Ansehung dieses Vorschlags wurde im folgenden Jahre auf dem gemeinen Landtage zu Stettin am 10. Mai von dem Legaten auf Befehl des Königs die Forderung soweit gemildert, daß vom 1. Januar i63s bis 1633 aus jedem der 10 Quartiere monatlich 260a Thaler gezahlt werden sollten, eine Summe, zu der sich im vorigen Jahre die Landstände erboten hatten. Der König müßte aber, wurde hinzugesetzt, um sich des Lan­ des desto gewisser zu versichern, mehrere Truppen kom­ men lassen, welche in die Städte «ertheilt werden soll­ ten , doch dies nur auf kurze Zeit und überdies die Ein­ quartierung der Soldaten auf Kosten des Königs. Aber die Landstände sanden die Summe noch immer zu hoch.

1631.

510 zumal da sie auf die Kriegs / Expedition schon 600,000 Thaler verwandt hatten,

doch erklärten sie den König

ferner zu unterstütze» und erboten sich aus der Stettinscheu und Stiftischen Regierung in 2 Terminen 60,00a Thaler zu bezahlen, denn der Wolgastsche Ort hatte sich von ihnen getrennt.

Dagegen verbaten sie die Einquar­

tierung neuer Truppen, weil auf die Weise das Land mit

doppelten Lasten, mit Contribution und Einquartierungs­ kosten belegt würde, welches wider den getroffenen Ac-

Mit dem Anerbieten von 60,000 Thalern

) I» der Mer- und Neumark ließ der Churfürst da« Patent an öffentlichen Oertern anschlagen.

c) Der Legat ließ den Trompeter gefangen setze», ja drohte, ihn anfhänge» und die Mandate ihm auf den Kopf nageln zn lassen; nur auf Sie wiederholte Bitte der fürstlich - Pommerschen und Crvpschen Wittwe wur­ de er loSgeiassen.

557 noch zu den ?tkten gelegt werden könnten.

Zugleich wi-

Versprachen beide dem Begehren des Churfürsten in An-

sehung der Besitznahme des Landes aufs feier!ich.ce, weil dies besonders hei den entstandenen Feindseligkeiten das Interesse der Krone schwächen würde und verwiesen beit Churfürsten aus die künftigen allgemeinen Zriedene-nnrer-

Handlungen oder auf einen besondern Vergleich nut der

Krone Schweden.

Zugleich wurde alle fernere Correspon-

denz zwischen der Mark und Pommern untersagt. Von beiden Seiten kam es zu öffentlichen Schriften.

Der Churfürst berichtete diesen Vorfall an den Kaiser, den König von Dannemark und an andere Machte. Die Gerichte -waren nach des Landesfürsten Tode geschlossen

und die Negierung,

schlagens

da weder der Churfürst die vw'ge-

Interimsregierung,

gehemmt worden.

noch

der

Legat die ihm

Regierung genehmigen wollte,

vorgefchlagene modificirte

Ein solcher anarchischer Zuuand' konn­

te nicht bleibend sein/

Man mußte sich endlich wegen

einer JnterimSverfassung,

die

noch großen Widerstand fand,

zwar von

dem

Legaten

aber endlich doch geneh­

migt wurde, vergleichen. Dies geschah am 9. Mai. \\nt ter dem Namen und Unterschrift der hinterlassenen fürstlich-Pommerschen ?/iathe sollten die bisherigen Pommerschen

Räthe und Landstande nach der am 19. November 1634 be­ kanntgemachten RegierungSverfassung die Regierung führen

und alle össenlichen Bediente ihr Amt fernerhin verwal­

ten, die

Regalien aber und oberhcrrlichen Rechte ruhen.

Der Kaiser Ferdinand I1L befahl am den Pommerschen Landständen,

16. Mai

daß sie bei ihrer dem

Kaiser und Reiche schuldigen Pflicht verharren und nichts verstatten sollten, was ihm, dem Reiche und dem Chur­

fürsten von Brandenburg Theil.

nachtheilig sein könnte.' Wel,

P .

mehr sollten sie alles daS unverweigeilich thun, wozu sie vermöge der Erbverträge und der eventuellen Landcshul,

dlgung verpflichtet wären;

aber unter diesen Um flau den

konnte dieser Befehl des Kaisers nichts bewirken. Der König von Polen Wladislav IV. zog nun die beiden Aemter Lauenburg und Bütow als «röfuete

Lehne ein, ließ durch den Culr.iischen Woiwoden Mel/ chlor Weihne als königlichen Kommissar

die Huldi/

gung und Erdcspflichr von den Einwohnern aufnchmen,

und bestätigte ihnen alle ihre von den Deutschen Rittern und den Pommerschcn Herzogen erworbene und noch in Besitz habende Privilegien.

Vergebens Höfte der Herzog

von Crop, dem eine Schuldforderung der Pommerschen Stände an Polen überlassen war, für dieselbe den Der

sitz der beiden Aemter zu echalren;

vergebens schlug er

vor, sie ihm pachtweise zu überlassen.

Eben so fruchtlos

waren die Bemühungen de« Polnischen Prinzen C a si,

mir, diese Aemter für sich zu erwerben, dagegen wurde

der Wunsch der Polnisch-Preußischen Stände, daß beide Herrschaften mit ihrer Provinz vereinigt werden mich«

ten, endlich 1641 erfüllt.

Jetzt brach der Krieg zwischen Schweden und Chur/ brandcnburg aus,

nachdem der Churfürst schon am a4.

April alle Mliitairpersonen,

welche

seine Unterthanen

wä.e» und sich in der Königin und der Krone Schwee

den Kriegsdiensten befunden, zurückgerufcn halte.

Der

Schwedische General Danner, welcher bisher in Sache

scn gestanden hatte, zog sich nach Pommern und vereie

nigte sich b«.Neu-Stettin mit Wrangel.

Jener setzte

io. Juli, sich mir seiner ganzen Macht unterhalb Stettin, versah Greifenhagen, Garz, Damm und Stargard mit statker

Besatzung und schickte Wrangeln nach Vorpommern, Wol/

35g gast uti6 Anclam, um die Pässe daselbst zu verwahren. Dagegen wandte sich nun die vereinigte Kaiserliche und Sächsische und Brandenburgische Armee unter dem &tf neral Gallas über Schwedt und Vorpommern, erobere te Garz, forderte am 20. August Uekermünbe zur Ueber/ gäbe auf, am folgenden Tage zog das Commando ab, ar. August, nur ungefähr 100 Finnländer erhielten die Erlaubniß frei, doch ohne Gewehr, abzuziehen, aber die Deutschen Soldaten wurden den kaiserlichen Truppen einverleibr. Der Marsch der Feinde ging auf Anclam, die Wrane gellche Cavallerie wurde zurückgeworfen und die Stadt Anclam angegriffen, aber die Schweden vertheidigten sich sowohl in, als außerhalb der Stadt mit männlichem Muthe und hinderten die Kaiserlichen bei Anclam und Stolpen über die Peend zu gehen. Danner eilte der Stadt Anclam zu Hülse und entsetzte sie am 2g. August. Darauf richtete» die Kaiserlichen ihren Marsch gegen das Haus Demmin und warfen vor demselben eine Schanze jenseit der Peene auf,aber diese eroberte der General Tor, r. Grpte. st en so n und vereitelte hier die Absicht der Kaiserlichen, welche sich nun ins Meklenburgrsche und Lüncburgische zogen und dort den Schauplatz des Krieges eröfneten. Zwar unternahmen noch die Blandenburger unter SBor.Hauer öfters Streifereien in Hinrerpommern und bet mühten sich Stargard zu erobern, allein die Schweden rz.Okttb. vereitelten durch muihige Vertheidigung diesen Versuch. Torstenson war dem kaiserlichen Heere nach Meklenburg gefolgt, in der Hofnung dasselbe zu überraschen; aber er mußte sich zurückziehen und setzte sich mit Wrangel bei Ribnitz in der Absicht ein Treffen zu wagen. Doch die Kaiserlichen vermieden dasselbe, ob sie gleich Verstärkung erhalten hatten und zogen sich an die Warnow. Danner Y 2

34o wandte sich nun gegen Prenzlow, ura die Stadt cinjiv nehmen, wurde jedoch von den Kaiserlichen daran oeivtv dert. Dagegen glückte es ihm, Schwedt zu besetzen; da er die große Schanze, welche die Kaiserlichen auf cmev Insel in der Oder angelegt hatten, nicht erobern k nute, so verließ er wieder Schwedt, nachdem er das Schloß eingeäschert hatte, und die Kaiserlichen besetzten es von neuem. Unterdessen hatte Gallas, welcher vergebens ver­ sucht hatte, Danner einzuholen, sich bemüht, über die Peene und Reckeniz zu gehen. Wränget hielt zwar alle Pässe daselbst beseht, aber zwei Verrather führten die Kaiserlichen hinüber. Diese überrumpelten die Schanze 2Z- Öetb. bei Tricbsees, schlugen einen Haufen Reuter unter Vth26. Oetb. thum von Eikstedt rrnd besetzten Barth. Mangel 28. Octb. an Truppen den Feinden nicht gewachsen und an allem Mangel leidend, sah sich genöthigt, seine Truppen in die Städte zu verlegen. Er verstärkte die Besatzung in Stralsund, G^cifswalde, 'Anclam und Wolgast und schick­ te die Reucerei nach Uesedom. Ungehindert konnten sich die KaiseUlchcn verbreitn. 2(m 2. Irovember nahmen sie Loiz weg, schlossen vom 8. November bis 26. Dccerm her Anclam ein, trieben die Schweden von der Insel Ucsidonr und eroberten am 1. December das Wolgastiche Schloß und am i3te;tt Demmin. Die Schweden suchten dagegen ihren Feinden alle Unterhalrungö.'Mlttel abzusclmeiden und dies gelang ihnen so gut, daß, nachdem Gallas Uesedom geräurnt und die haltbaren Oerter hinlänglich be,eht bsttie, er mit dem Heere aus Mangel an Unter­ halt am 25. December aus Pommern wieder abzog. Wahrend dieser Vorfälle'harte der Schwedische Legat, eis' nett Angriff auf Stettin befürchtend, am 16. December durch ein Mandat allen Brandenburgtjchen Unterchanen,

nenn sie nicht filr öffentliche Feinde erklärt werden woll/ teti, befohlen, sich sogleich aus der Stadt wegzubegebcn

oder die Erlaubniß,

da zu bleiben, sich von ihm zu er/

bitten. Der Kaiser hatte sich bemüht,

dem

Bündnisse

mit Frankreich

die Schweden von

abzuziehen und

durch

Sachsen / Lauenburg der Krone Schweden anbieten

lassen, daß ihnen

entweder Pommern

zu

mit Geld abge/

kauft oder Vorpommern eigenthümlich -überlassen werden sollte; aber Schweden verharrte bei dem Bündnisse, fest

entschlossen, den Krieg muchig fortzusetzcn.

Banner hat/

r6zr.

tc sich aus Mangel an Truppen bis zu' den äußersten

Leeküsten zurückzichen und den Winter

und Frühling

über wider seinen Willen in den Quartieren ruhig Helten müssen,

bis eine Truppen-Verstärkung aus Schweden

angekommen sern würde.

Doch zwischen Wrangeln

den Kaiserlichen kam es einigemal zu Gefechten;

beson/

ders überrumpelten die Brandenburger unter dem Gene/

ai.Febr,

ral Klitzrng die Stadt Garz, dieser machte viele Ge/ faugene,

erbeutete einen großen

Vorrath an Munition

und bemachrigre sich auch der gut befestigten Brücke über

die .Ode»-.

Bald

nach dieser

Begebenheit

starb

der 6. April.

Schwedische Legat Steno Bielke zu Stettin mit gro/ ßem Bedauern der Bürgerschaft,

weil er sie in Anse/

hung der Einquartierung sehr mckde behandelt hatte. Am Ende des Juni kam die Verstärkung aus Schwe/

den an,

i4ooo Mann mit vieler Munition,

Proviant

und andern Bedürfnissen. Jetzt konnte Danner den Krieg Angrifsweise fortsetzen.

Garz würde mit Sturm einge/ 18. Juli-

Nommen und nachdem die Einwohner nach Greifenhagen und Stettin geführt waren, in Brand gesteckt oder zum Theil in dre Lust gesprengt und in einen Steinhaufen

34ä

verwandelt. Danner wandte sich tiefer in Vorpommern hinein, ein Ort nach dem andern, Torgelow, Spantekow, Clempenow und der Kabelpaß wurde den Kaiserlichen abgenommen und als sich der Schwedische Feldherr an Juli. Peene zog, fielen Loiz, Triebsees und Dammgarten wieder in feine Hände. Galla«, der sich bisher immer zurückgezogen hatte, vereinigte sich-mit den Sächsischen und Brandenburgischen Truppen und setzte sich in der r;. Augst. Gegend von Malchin. Hier überfiel Torstenson einen Theil seiner Reutcrei und rieb sie fast gänzlich auf. Wol/ y. Teptb. gast mußte sich den Schweden et geben. Am 27. Sep/ tember war Pommern bi« auf Demmin von dm Kaiser/ lichen geräumr, aber auch diese Stadl mußte am 11. März i63g dem Schwedischen General Axel Lilie sich ergeben. - Während dieser Kriegsvorfälle ereignete sich in der Re/ gierung dieses Landes wieder eine Beränderung. Einige/ male hatten die Pommerschen Räthe und Stände den Legaten Steno Bielke» um die Erlaubniß gebeten, sich an den Churfürsten mit der Bitte um Beschleunigung des Friedens zu wenden. Endlich erließ der Churfürst selbst vom 2. Februar an die Pommerschen Räthe ein Schreiben, worin er sein Mißfallen über die angeordycte Interimsregierung zu erkennen gab, dies für einen Cm/ griff in seine Landeesürstliche Hoheit und Jurisdiction er/ klärte und allen Ahndung drohte, "welche sich ohne sei/ #e Einwilligung dieser Regierung unterzogen hätten. Diese Drohung erschreckte die Räthe; sie und die mci/ sten übrigen Beamten legten ihre Stellen nieder. Da das Land nicht ohne eine ordentliche Regierung bleibe» konnte, so sahen sich die Schwedischen Befehlshaber ge/ nöthigt, eine neue Landesregierung einzurichte», zwar

343

noch unter dem Namen einer Pommerschev, welche aber ganz von ihnen abhängig war.

Nach dem Tode des Legaten Steno Bielke harte der Feldherr Danner das Direetorium in Pommern er«

halten und unter ihm

wurden Johann

Lilienhök

und Axel Lilie zu Unter-statthalter» bestellt.

Die Kö­

nigin non Schweden, Christina, fieng nun auch schon

an, Landes - Hoheicsrechte auszuüben und die fürstlichen Patrimpnial-Güter und Einkünfte einzuziehen; da siereueten es die Stände, daß fit die Regierung so schnell aus,

den Hände» gegeben hatten, und erboten sich auf dem Landtage die Interimsregierung wieder zu übernehmen.

Januar

Sie

schrieben an die Königin in Ansehung der Justizverwal­ tung, daß sie die hinterlassenen Räche von neuem bewo, gen hätten,

i^re Aemter wieder «»Mieten und baren

um die Erlaubniß,

mit Churbrandenburg in Correspon«

denz treten und um Beschleunigung des Friedens bir.en

Es war zu spät, Lilienhök gab die Wieder,

zu dürfen.

Übernahme der Interimsregierung nicht zu.

Bei dieseir

verwirrten Umständen schlichen sich mancherlei Unordnun­

gen ein.

Die Landstände

wandten sich daher an die

1640.

Königin und baten um Abschaffung ihrer Beschwerden 20. Aprl. und gute Anordnung des Justizwesens.

Endlich wurde

im November ein Landtag zu Stettin gehalten und den Ständen bekanntgemacht,

wäre,

daß die Königin entschlossen

die Justiz-Collegia wieder zu bestelle» und andern

Beschwerden abzuhelsen; den Lanorathen und einem Aus­

schuß der Stände wurde ein Projekt, wie die Regierung

und Verfassung der Collegien am zweckmäßigsten einzu­ richten wäre,

mitgetheilt.

Der Landesausschuß wollte

ohne Genehmigung des Churfürsten in diese neue Regie-

rungsferm nicht Unwilligen,

zumal da sie von der In-

34» telims/Verfassung zu merklich abwich,

und über eine so

wichtige Zlngclcgenheit nur aus einem allgemeinen Land/ tage

von

beiden

Regierungen

und ein

berathschlagt

diesmal nur einige aus

Schluß abgefaßt werden müßte,

dem Mittel der.Pommerschen Landstände zusammenbcru/ fen wären.

Dies vermehrte das Mißtrauen der Schwe/

bischen Regierung; diese untersagte den Landständen eine

- Zusammenkunft und die Schwedischen Commissarien ach/ teten

nicht aus ihre

Gegenvorstellungen,

sondern be/

sorgten die Negierungsgeschäfte auf Vie vorgeschriebcne Art.

December.

Um diese Zeit

der Churfürst Georg Wil/

starb

Helm und der Churprinz Friedrich Wilhelm folgte ihm in der Regierung nach.

Die Feindseligkeiten hat/

ten gegen die Schweden in diesem Jahre in Pommern

nicht aufgehörl,

und von Cüstrin aus unternahmen die

Brandenburger verschiedene Streifereien

in

Pommern.

Noch immer erkannte der Kaiser die Ansprüche des Hau/ fes Brandenburg auf Pommer» für gültig und gab es

zu, daß der Churfürst von Brandenburg auf dem Reichs/ tage zu Regensburg die Pommerschc

Stimme

führen

konnte. 1641.

Der neue Churfürst bemühte sich sogleich im Anfan/ ge seiner Regierung durch

gütliche Unterhandlungen mit Er ver/

Schweden in Besitz Pommerns zu gelangen. bot seinen

Untcrchanen

alle Feindseligkeiten

gegen

dir

Schweden und gab die Schwedischen Gefangenen zurück. Darauf sandte der

Churfürst den Otto von Schwe/

rin und Gerhard Kalkhum nach Stettin, um mir

- dem Schwedischen Statthalter in Pommern. an einem Vergleich zu arbeiten; waren zu übertrieben.

aber die

Forderungen

desselben

Leuchtmar begab sich nun nach

5*45 Schtveden.

Ueber die Bedingungen eines Waffenstillstan­

des , dessen Datum auf 2 Jahre festgesetzt wurde, wurde

man zwar bald einig, aber die Ratifieirung desselben ver­ zögerte sich, so eifrig der Churfürst diese Sache betrieb. Sogar eine Vermählung des Churfürsten mit der Köni­

gin wurde zur Befestigung der Ruhe und zur völligen Beendigung aller Streitigkeiten wegen Pommern vorge­

schlagen und

der Churfürst schickte deswegen Gesandte

nach Schweden.

Aber auch dieses Projekt wollte nicht

glücken, denn die Reichsräthe wollten nur unter dtr Be­

dingung in diese Vermählung einwilligen, daß Pommern

dessenungeachtet

der Krone Schweden verbleiben sollte.

Doch genehmigte endlich Schweden jenen auf 2 Jahre geschlossenen Waffenstillstand,

der nur noch

2 Monate

dauerte, aber durch stillschweigende Bewilligung wurde er

von beiden Seiten bis zum Frieden bcibchalten. Unterdessen hatte sich der Abt zu Corvey Arnold, welcher aus einer angeblichen Schenkung des Kaisers Lo­ thar auf die Insel Rügen Anspruch machte s

die . von

verschiedenen Kaisern und sogar »och von dem damaligen

Karscr bestätigt'worden war, cinfallen lassen, sein Recht

geltend zu machen und den Grafen Mel chior vonHatzfel d, kaiserlichen Kammcrherrn, Krieqsralh undGcneralFeldmarschall nebst dessen Bruder mit der Insel Rügen

zu einem rechten und neuem Mannlehn zu belehnen, doch Köln am unter der Bedingung, wenn er sie in Güte oder sonst ~ März aus des widerrechtlichen Besitzers Händen wieder an das

Kloster bringen könnte.

Diese Belehnung war ohne al­

len Erfolg. In diesem Jahre kam der Graf Oxenstierna aus

Schweden nach Pommern, völlig

einzurichten.

um den pommerschen Staat

Es wurde rin' Staatsrath für die

5»6 Regierung-; Angelegenheiten, 2 Hosgerichte und da- geistlid)c Consistorium zur Erkenntniß und Abrichtung der Ju» stizsachen angeordnet, dir Räthe, Assessoren und Bedien» le derselben in königliche Pflicht genommen und die fast eingegangene Akademie zu Greifswalde auf Befehl der Königin von neuem hergestellt. Alle Geschäfte wurden im Namen der Königin betrieben und ausgeferligt, uud waS von ihrem unmittelbaren Willen abhing, wurde durch königliche Resolutionen entschieden. Wider diese Verfassung reichten zwar einige aus der Landschaft eine Hrorestation ein, aber sie ward nicht angenommen. i Congresses verzögerte

sich noch bis zum Jahre 1644 und auch dieses Jahr ging mit Streitigkeiten über Rang und Ceremoniel hin; be­

sonders war Frankreich unzufrieden,

daß außer einigen

chnrfürstlichen Gesandten fast gar keine Gesandten

von

Fürsten und Städten angekommen waren. Noch beson­ ders wurden die Stände des deutschen Äeichs^ eingeladen.

645.

2m folgenden Jahre kamen., allmahlig die ständischen Ge-, sandten an. Die pommerschen Landstände sandten den fürst­ lich pommerschen Rath.Marr von Eikstedt und den

• fürstlich

pommerschen

geheimen Rath und Assessor im

Consistorium D. Friedrich Runge, die Sradt Stral­

sund

noch

besonders

die

Rathsherren

Schwarz und Joachim von

Braun

brück.. Jene Abgeordneten der Landstande

Christian

nach

Osna­

sollten beim

Friedens - Congresse die Sicherheit der evangelischen Leh-

re,

die.Regimentsformel vom Jahre i634 und alle in

54g derselben,

in den Landesprivilegien und im Herkommen

gegründeten Freiheiten und Rechte,

so wie Die Abschaf-

fung der während des Krieges eingeschlichenen Neuerungen und daraus erwachsenden Landesbeschwerden, der über;

stüßrgen Befestigungen und Besatzungen und dcrLicente zu bewirken»

Diese sollten dagegen Men Fleiß anwenden,

daß die Stadt Stralsund in die Amnestie mtt.eiNgejchlossen und ihre besondern Privilegien ihnen gesichert wür­ den. . Eben so wurde auch dem D. Runge,

Syndikus

in Stettin, amgetragen, der Stadt Stettin besondere Angelegenheiten und Wünsche beim Friedens-Congreß zu besorgen. Die Krone Schweden verlangte außer andern Ent,

schädigungen auch ganz-Pommern nebst dem Bisthume Camin.

Aber der Churfürst von Brandenburg war eben

so wenig geneigt, von seinen Ansprüchen auf Pommern

das geringste nachzugeben, als die pommerschen Abgesandten, sich vom Hause Brandenburg zu trennen.

Selbst

andere Machte waren über diese Forderung Schwedens mit Eifersucht erfüllt.

Die Gesandten der Generalstaa-

ten äußerten auf dem Congresse zu Münster,

daß Hol­

land auf kerne Weise zugeben könnte, daß Schweden zum

Besitz Pommerns gelange, Danncmark konnte bei dieser Vergrößerung Schwedens gleichfalls nicht gleichgültig blei­ ben und die Krone Polen widersprach,

Hinterpommerschen Distrikten Stolpe,

weil es in den Rügenwalde und

Schlawo Gerechtsame hätte und der König Casimir die­

selbe den pommerschen Herzogen nur unter der Bedingung

des Rückfalls überlassen hätte. 1643

Schon am 22. Novemb.

harte der polnische Gesandte von Griesheim den

Kaiserlichen erklärt, daß weder Polen, noch Dannemark zugeben könnte,

daß

den

Schweden das Hetzogchum

55o Pommern in den Händen bliebe und am ia. November 1646 übergab der polnische Gesandte Matthias von Crakow deshalb von neuem eine Vorstellung. Die Schweden machten bei diesen Gesinnungen der Fürsten neue Kriegsrüstungen und diese schienen gegen Brandenburg gerichtet zu seyn; aber der Churfürst blieb standhaft und sein Gesandter mußte aufs feierlichste br# theuern, daß selbst eine dreifache hohe Entschädigung ihn nicht würde bewegen können, seinem Rechte an Pommer« zu entsagen, d) Der kaiserliche Gesandte e) verlangte 6c# stimmt zu wissen, welche Mittel er erwählen würde, um die Schweden zur Herausgabe des Landes zu zwingen, wenn sie sich nicht freiwillig dazu verstehen sollten; der kaiserlichen und katholischen Parthei könne man «S nicht wohl zumuthen, ihm zu gefallen, den Krieg länger fort# zusetzen, zumal da sich der Churfürst sogleich nach Antritt seiner Regierung von ihnen getrennt hätte und mit Schwe# den eine Allianz zu schließen geneigt gewesen wäre. Den Schweden bot man Pommern zuerst als ein Unterpfand an, bis ihre Forderungen durch Geld befrie»

, d) Pommern war für den Churfürst besivege» so wichtig, weil der Besitz de- Landes da- einzige Mittel «ar,'fei­ ne brandenburgischen Länder in nähere Verbindung mit Preußen zu bringen und vermittelst des Ausflusses der Ober ihnen eine freie Communication mit dem Meere zu verschaffen. ,e) Man wirft den Kaiserlichen vor, baß sie deswegen de« Churfürsten Rechte auf Pommern nicht mit Nachdruck unterstützt hätten, um dem Hause Oesterreich Schlesien zu retten, das die Krone Schwede» auch als Cntschädigsng gefordert hätte.

digt wären;

allein dies wurde völlig verworfen.

Jetzt

Lot man ihnen ae Hälfte von Pommern an und der französische Gesandte zeigte sich besonders geschäftig,

die

Schweden zum Nachgeben zu bewegen und seine Vvrsiel»

lungeir bewirkten auch so viel, daß sie sich geneigt erklär/ teil, dem Churfürsten Hinterpommern zu lasten, aber in dem Besitz von Stettin müßten sie bleiben,

denn Q5a;

stav Adolph harte diesen Ort gleich anfangs zum Was«

fenplah ausersehen und stark befestigen lassen.

Zu der

Abtretung Stettins wollte sich der Churfürst auf keine

Weise verstehe».

Die pommerschen Abgesandten thaten

darauf einen neuen Vorschlag zur Entschädigung Schwer

dens, die Sekularisirung mehrerer Diothümer im niedere

sächsischen und westphalischen Kreise und Schwedens An« Wirtschaft auf Pommern.

katholischen,

Dieser Antrag empörte alle

selbst protestantischen Stände und stimmte

mit Schwedens Interesse nicht überetn.

Der Churfürst

dagegen wandte alle Mittel an, diesen Vorschlag zu utu tcrstützen und suchte auch den kaiserlichen Gesandten, den

Grafen von Traurmannsdorf,

selbst durch Anbice

hing einer Summe von >00,000 Thaler für denselben zu gewinnen.

Doch der Graf drang vielmehr darauf,

sich

zu bequemen, da der Kaiser den Krieg nicht langer fort» setzen könne; durch Gesandte und Briefe suchten der Kak»

fer,

Frankreich und die Churfürsten Friedrich Di la

Helm zu bewege», ihren Vorstellungen Gehör zu gebe» und äußerten, daß zu Münster die Unterhandlungen be#

reiss so weit gekommen wären,

daß, wenn er sich nicht

tptt Hinterpommern begnügen und den Schweben Stettin überlassen würde, den Schweden von Seiten des Kaiser»

und des deutschen Reichs ganz Pomme n zugesagt wer» den würde.

Diese Drohung bewog de» Churfürsten noch.

nickt, Stettin' den Schweden zu überlassen/ Da faßte

das churfürstliche Collegium den Entschluß, die Kaiserli/ chen und Franzosen zu ersuchen, sich ungesäumt nach Os/ nabrück zu begeben und mit den Schweden zu unterhan/ 6eNt, ob sie, mit Vorpomniern zufrieden seyn wollten, und

wäre dies nicht zu erhalten,

ihnen ganz Pommern ein/

zuräumen. Dem Churfürsten wurde eine Monatsfrist zur

Bedenkzeit gegeben.

Von aller Hülfe verlassen,

mußte

endlich der Churfürst nachgeben und in die Abtretung ein/

willigen, doch wurde ihm eine andere Entschädigung zuge/ sagt.

Auch die schwedischen Gesandten ließen sich eifrigst

angelegen sey», dem Churfürsten wegen Vorpommern eine

hinreichende Genugthuung zu verschaffen. chen wollten ihn mit Geld abfinden,

Die Kaiserli/

aber der Churfürst

forderte, was er abtreten sollte, Land und Menschen und

dies wurde ihm endlich zugestanden;

Magdeburg -unter

dem Titel eines Hcrzogthums nach dem Tode des Admi/ nistrators,

Halberstadt,

Minden und Camin Unter dem

Titel von Fürstcnthümcrn sollten eingeräumt werden. Der

Churfürst verlangte freie Schiffahrt und Handlung auf der Oder und Befreiung von allen Zöllen, aber nur in An/

sehung des lctztern Punktes gestanden ihm die Schweden die Zollfreiheit von allem ihm gehörigen Fürstengut ^t.

Eben so drang der Churfürst auf die Wicderrufung auer

Schenkungen an Ländereien in Hintcrpommern,

welche

die Schweden an ihre Kriegsbcfehlshabcr gemacht hat/

16471

ten; auch dieses versprachen sie.

Am isten Februar wur/

de der Vergleich zwischen Schweden und Brandenburg ge/ schlossen und in die Hände des französischen Gesandten Grafen d'Avaup bis

niedergelegt.

zum allgemeinen Friedensschluß

Gegen diesen Vergleich übergab der Chur/

fürst von Sachsen am 21. Marz i648 in Ansehung der

3i>5 Insel Wollin, an welche er aus dem nicht zurückbezahlten

Btau'.jchatz bet Gemahlin des Herzogs Franz ein Hp-

poihek.-R.ch zu yaben behauptete, eine Protestation, anf

welche eben so wenig Rücksicht genommen würbe, als aus die Vorstellung Ar schot.

des

Herzogs Dogrsläv von Lrop-

Enbiich wurde der osnabiücksche Flieden ge, 14 Qktvb.

schlossen. Der zehnte Artikel desselben betrift Pommern. Nach §. 2. wird ganz Vorpommern, so wie es der letzte Herzog von Wolgast besessen hatte,, nebst der Insel Rügen, und ausie dem im He.zogchum Hmterpommern Stet«

tin, Garz, Damm, Gollnow und die Insel Wollin, bet dazwischen laufende Oderstrom,

das frische Haff mit sei­

nen S Ausflüssen Peene, Swine undDuenow nebst dem von beiden Selten angrenzenden Lande vom Anfänge des

königlichen Gebiets bis an das baltische Meer und zwar in der Breite des gegen Morgen gelegenen Ufers, über wel­ che sich die königlichen und churfürstlichen Kommissarien bei Deistimmung der Ärenzen vergleichen sollten, bet schwedischen Krone, als ein immerwährendes und unmit­

telbares Reichslehn abgetreten und zwar nach §. 3. mit allen geistlichen und weltlichen Gütern, Rechten und Pri­ vilegien, welche die vorigen pommetschen Herzoge gehabt

Hanen. Die Rechte der Herzoge in Vorpommern sollte« bet (onferirung der Prälaturen und Präbenden des Kapi­

tels zu Samin bei der Krone Schweden bleiben mit de»

Macht,

dieselben

abzuschaffen und die Einkünfte nach

lern Tode- der jetzigen Canoniker und Capitularen der fürstlichen Tafel zuzueignen.

Titel und das pomniersche

Wappen gebrauchen beide ohne Unterschied.

Nach dem

Abgänge der männlichen Linie des Hauses Brandenburg

flllt ganz Pommern, »timt Lyiii.

das Bisthum Lamin mit allen

Z

*6*8.

354

Gerechtigkeiten

und Anwartschaften allein dem

Könige

Utto Reiche Schweden zu und genießen schon unterdessen

die

Hofnung zur Suceeffion und die Mitbelehnschaft.

Wegen dieser Länder und Lehne sollen die schwedischen

Könige zu den. Reichs t Kreisund DepukationStagen bei rufen werden, doch soll,

da Nori und Himerpommern

auf den Deputarionstagen nur eine Stimme gebührt, die­

se allezeit von dem schwedischen Könige doch mit vorher«

gehendem Rathe des" Churfürsten gegeben werden.

In,

allen diesen Lehnen bekommt die Krone Schweden da-,

privilegium de non appellando,

doch Mit der Dtdin«,

gütig, daß sie ein hohes Tribunal oder eine AppellatioiM Instanz in Deutschland anlege; zugleich wird den Köni«,

gen von Schweben die Errichtung des Forums am kai­ serlichen Hofe oder bei dein Retchskammergericht,

sie in Sachen,

diese Länder bemessend,

sollten, zugestanden.

wenn

verklagt werden

Die jetzigen Zölle, die man gettieu

niglich Licenten nennt,, an den Ufern und in den, Häfen

Pommerns wurden Schweden überlassen, doch sollte die

Taxe so moderirl werden, in

Abnahme

gerakhe.

daß der Handel daselbst nicht,

Endlich versprach die Königin

Christina den S.änden und Unter-chanen dieser Länder

und Oerter, besonders den Stralsundern ihre Freiheiten, Güter, Rechte und Privilegien sowohl gemeine, als W sondere,

welche sie ordentlich erlangt oder durch langen

Gebrauch erhalten haben, zu betätigen und den Hanse« städlen ihre Schiffahrts«und Handlungsgerechtigkeiten in

den ausländischen Königreichen,

Repuliken,

Provinzen

und im römischen Reiche in dem gegenwärtigen Stande zu erhalten. So war nun zwar der Friede geschlossen,

aber die

Räumung HinterpvmmernS, welche der Churfürst sogleich

verlangte,

verzögerte sich noch und veranlaßte zwischen

Schweden und Brandenburg neue Streitigkeiten.

Ver­

geblich hatte sich der Churfürst bemühet, -daß noch auf

dem Friedens - Congresse die Grenzen

möchten. sten,

berichtigt werden

Dazu kam noch das Verlangen des Churfür­

daß alles,

was nicht mit klaren Buchstaben des

Friedensschlusses den Schweden in Pommern cingeraumt

worden, ihm zugehören müßte.

Die Städte Stettin und

Wollin hatte er zwar den Schweden zugestehen müssen, aber dies verstand er bloß von den Städten und verlang­

te, die Oder sollte die Grenze seyn; die Schweden dage­

was von den Aemtern

gen rechneten dazu noch alles,

Stettin und Wollin jenseit der Oder an Dörfern gehörte

und was überdies die Herzoge von Wolgast in Hinter­ pommern besessen oder was für Rechte sie an das Stift

Camin gehabt

hätten.

Auch

erklärten

Nicht eher Pommern zu räumen, vollzogen,

die

Schweden,

bis der Friede völlig

das CessionS - Instrument über Vorpommem

vom Churfürsten ausgelieftrt und- die Grenzen von einer Commission an Ort und Stelle bestimmt seyn würden.

Um

diese , Streitigkeiten zu

Churfürst zu einem Tausch. Schweden wollten,

beendigen,

erbot sich der

Er versprach,

allem Rechte auf ganz

Pommern

wenn

die

entsagen

ihnen alle seine Rechte auf Magdeburg,

Hal­

berstadt und Minden abzutreken und 2 Millionen Tha­

ler, dazu zu geben.

Aber die Schweden verlangten noch

das Stift Camin nnd die Insel Rügen, und die Unter­

handlungen wurden abgebrochen. Nun forderten die Schweden, daß oer Churfürst die

Genehmigung des Friedens ohne alle Bedingung ausfer­ tigen möchte; dafür verlangte der Churfürst die wirkliche

Einräumung der Stifte Halberstadt und Minden." jOie * ' 32

Schwierigkeiten vermehrten sich,

Vergeblich wandte man

sich an die Königin und an den Execukivns; Convent in

1649.

Nürnberg-

der Kaiser drang auf die Räumung Pom«

mernS; aber noch immer zögerte Carl Gustav und an­ fänglich befanden sich nicht einmal in dem Verzeichnisse

der Schweden die zu räumenden Oerter Pommerns, Und

Schweden wollte auch nicht zugcbeu,

daß dies in ihr

Verzcichniß eingerückr würde, bevor man sich nicht wegen

der Grenze vereinigt hätte. Kaiser,

daß es unter

Doch bewirkte endlich der daß dies de»

der Bedingung,

Grcnzunterhandliingcn nicht schaden sollte, geschah. >6)0.

Endlich wurde zur Grenzberichtigung eine Kommis»

fron f ) angeordnet, nahm.

Sv

welche am 2. April ihren Anfang

viel auch von brandenburgischer Seite g)

nachgcgeben wurde, so erregten doch die schwedischen Ber

.vollmachtigten immer neue Schwierigkeiten.

Die Grenze

sollte am östlichen Ufer der Oder eine Meile breit von Wildenbruch an bis an die. Ober gezogen und die Aemr ter Stettin und Wollin und das ehemals zu Pommer»

f) Die königlichen Kommissorien waren:

der Generalma­

jor und Vicegouvrrneur Arfwid Forbu«, der Vi.ee» .Präsident der pommerschen Regierung Johann Nic 0bemuS Lillienstrim und der Staats srcrerär Hei«, rieb von Schmallenberg, Die churfürstliche» wa­ ren: Johann Georg von Dor», Johann Fried­ rich von Buch, Franz von Pahle», Georg Jitzwitz und nach dessen Tod n. Friedrich Runge. L) Sie ließe» sich sogar gefallen, vor dar Krankenbett deLillien ström zu kommen, doch hatten die Schmedeu

sich verpffichtet, ei« Gleiches r« thun.

öö7 gehörende Amt Lökenitz zum schwedischen ?lntheil geschla/

gen werden.

Auch konnte man sich wegen der Liccutcn

in den hinterpommerschen /.brandenburgischen Häfen nicht

vereinigen.

So-verflossen die Jahre i65o

und

ohne die Unterhandlung zu Ende zu bringen.

Im Jahre 1662 besuchte der Churfürst den Kaiser

i6f--

zu Prag und brachte ihn durch Beförderung der Wahl seines Sohns Ferdinands IV. zum römischen König

auf seine Seite.

Der Kaiser versprach, Schweden nicht

eher mit Vorpommern,

Bremen und Verden zu beleih/

»en, noch Sitz und Stimmrecht auf dem Reichstage zu

verstatten, bis sie Pommern geräumt hätten.

Die Unter/

Handlungen nahmen nun wieder den Anfang,

obgleich

die Schweden nicht Willens waren, > sich durch diese Dro/ Hungen im geringsten zum größer» Nachgeben bei

der

Doch endigten sich

Grenzberichtigung bewegen zu lassen.

am 4. Mai 1653 die Unterhandlungen und der Grcnzre/ reß wurde geschlossen.

In den ersten 23. Artikeln wird die Grenze genau bestimmt.

Das caminsche Domkapitel bleibt beiden ge/

meinschaftlich; worin die Communion bestehe, wird §. a4. näher bestimmt.

Beide willigen ein,

osnabrückschen Friedensschlüsse

obgleich nach dein

beiden

Macht und Gewalt ertheilt worden,

Patronen

freie

nach dem Abgänge

der gegenwärtigen Capitularen und Domherrn das camin/

sche Domkapitel gänzlich aufzuheben,

und dessen Em/

fünfte zu den fürstlichen Tafelgütern zu schlagen, daß doch

in Absicht der Verwaltung das Kapitel in seinem vorigen Zustande verbleiben solle.

Beide Theile begaben sich aller

Rechte und Befugnisse,

welche den Herzogen in Vor/

und Hinlerpommern und den dazu gehörigen der Krone

Schweden ecdirten Oertern, wie auch dem Stift Lamm

16;;,

558 bisher aus Erbverträgen oder sonst.zugestanden waren. Der Krone Schweden wurde nebst der Hälfte des camin, schen Domkapitels aus den Fall, daß die männliche Linie

des brandenburgischen Hauses abgehen sollte, die Mirbe/

Lehnschaft über Hinterpommern und das Stift Camin und die von den Ständen zu leistende eventuelle Huldigung

vorbehalten;

ferner alle Rechte und Anwartschaften der

Herzoge von Pommern,, als die Anwartschaft und Mitt belehnung über

den

die Neumark und

Distrikt jenseit der. Oder,

sternbergischcn

wie auch über die Schlösser

Vierraden und Lökcnitz n-bst den dazu gehörigen in Pom,

mein belegenen Gütern und die darscher von dec Land, schäft zu leistende Eventual, Huldigung. sprach

Dagegen verr

die Königin dem Churfürsten in der Regierung

dieser Lander vor dem sich ereignenden Anfalle nichts vor, zuschreiben, „ noch Hindernisse m den Weg zu legen und

die Hälfte der Licenren und Confiscationen ür ben.bi’W denburg - pommerschen

Seehafen.

Die Handlung

soll

zwischen den Unterthanen in Vormund Hinterpomwern

zur See, auf den Flüssen und. zu'Lande völlig so frei und ungehindert seyn,

wie sie unter den Herzogen getrieben

worden. Zu den Landschulden, welche sich auf .581,466 Fl,

beliefen, liegen io5,i6o beth königlichen von der übrigen hinterpommerschen Landschaft abgehenden, dem churfürstt

lichen Antheile der 476,306 Gulden

zu bezahlen,

ob.

Nach geschehener Räumung von Hinterpommern und dem

Srifre Camin sollte das Leichenbegangniß des letzten Her/ zogs Dogislavs XIV. noch vor der Huldigung her, gehen und die Beerdigungskosten von beiden Theilen nach

dem Maße der gegenwärtigen Theilung des Herzogthums

Vor ; und Hinterpommern und in Ansehung des Lehrern

55g bet* zu dem erstem gefegten Setter nach der Landesmatrk fei bestritten werden, h) Endlich wurde das Land geräumt und im darauf 6. Jun. folgenden Jahre das Leichenbegängniß des Herzogs Dogislavs aufs feierlichste vollzogen. Die Begräbnißkosten 4$* ®ai' betrugen ungefähr 5o,ooo Thaler. 1 $*‘

IQ Dähit. i.

56o

Zweiter Abschnitt. Landes - Verfassung. 6ü Vergleich völlig grschlos«

Das ganze Herzogthum Pommem inb|t dem Für/

stenthume Rügen wurde

in zwei besondere Herzogltzüs

mer, das Stcltinsche und Wolgastsche getheilt. Im Allgemeinen wurden die Oder und Swine zur

Grenze gemacht; dicsseir der Oder und Swine doch mit Ausnahme der Stadt Stenin und deren Gebier befand sich das Herzogthum Wolgafi, zu dem auch das Fürsten«

thum Rügen gerechnet wurde.

Das Land jenseit der bei«

den Flüsse nebst der Stadt Stettin und deren Gebiet hieß

das Herzogthum Stettin.

Um die Einkünfte des He»

zogthums Wolgast denen des Stettins gleich zu machen, wurde jenseit der Oder noch die Comlhurei Wildenbruch, "die Stadt Greifenhagen und die Lehne der Strinwehre,

Steinböcke, Trampen, Schulenburge und Erkstüdte zum

56i Herzogthuwe Wolgast hinzugefüqt.

Diese GrrnM blie­

ben bis zum westphältschen Frieden.

Auch das Bischum

Camin machte ei» besonderes Land aus. Pommern wurde, so lange es von den schrecklichen Vevölk«,

Folgen deS dreißigjährigen Krieges verschont blieb, immer Anbau dr


wie auch aller Handlung sich zu enthalten, dagegen aber versprach die Stadt Stralsund, die Edelleute und Baue

«m auf Rügen im Kriege und vdr Seeräubern zu bee

schützen.

Auf dem Landtage zu Wollin 1569 wurde, da

sich die Edelleute auf ihr altes Recht beriefen, festgesetzt,

baß die Edelleute und Dauern,

welche für ihre Krüge

oder sonst zum Verkaufe eine lange Reihe von

Jahren

Bier gebrauet hatten, bei ihrem Rechte gelassen werden

sollten, bis

sie durch Rechtssprüche desselben würden der

raubt werden.

Befehl,

Mehrmals wiederholten die Fürsten den

daß die Nahrung des Mälzens und Brauens

einzig den Städten zukommen sollte,

aber dir Edelleute

0) Derg-n Saunt, nach Vineula Petri. a Samml. S. »r

Dihnert

57$

appellirse« am 27. Januar i5g5 von den fürstlichen De/ scheiden an das Reichekammergericht zu Speicr.

Bisher waren alle Gewerbe nur getrieben worden;

nicht gedacht.

handwerksmäßig

an bedeutende Verbesserungen wurde

Leinwand und wollene" Waaren allerlei

Arcen, die im Lande häufig verfertigt wurden, fanden inr Norde» wichtigen Absatz;

dagegen wurden feine Tücher,

besonders aus den Niederlanden in Menge eingeführt.

Der Herzog Dogislav XIII. war der erste,

welcher,

da er noch als apanagirter Prinz zu Barth lebte,

de«

kühnen Gedanken faßte, zu Franzburg eine Manufaktur/

Stadt im eigentlichen Sinne anzulegen und solche Hand/

werker dort anzusetzen, welche Wolle, Flachs und andere

im Lande erzeugte

rohe Waaren 'auf ausländische Art,

wie in den Niederlanden und England gebräuchlich «ar, bearbeiten und daraus Tuch,

und andere Waaren zur

Kleidung und zum Schmucke wirken und verfertigen soll/

ten.

So hoste er dem großen Eeldausflusse für engli/

sche und andere feine Tücher und für das, was sonst zur Kleidung nöthig war,

zu steuern und wohl

Uebcrfluß ins Ausland führen zu können.

gar

den

Zu Barch,

Franzburg,,Grim, Triebsces, Richtenberg und in ander»

Städten wurden nun Wollenspinnerrien angelegt. ncrhalb ,4 Tagen,

Zn/

höchstens 3 bis 4 Wochen wurden

die Kinder und andere arme Leute in dieser Geschicklich/

keit soweit gebracht,

daß sie. ihr Brod davon verdienen

und die Arbeit in ihrer, eigenen Häusern verrichten könn/

teil.

Zu den Rädern wurde ihnen der Vorschuß gemacht,

brs sie denselben nach und nach abverdient hatten,

die

Meisterinnen" wurden für die ersten 2 Lchrpsunde Garn belohnt und den Kindern für jedes Pfund 2 Lüb. Schill,

bezahlt,

bis fir ausaelemt halten und dann verdienten

57* sie für jedes Pfund 5 bis 7 Lüb. Schill. Mit allem btt;

fern wurde ein glücklicher Anfang gemacht,

aber da der

Herzog bald aus dem Privatstande jum Regenten erhoben wurde,

so vermochte er den angelegten Manufaktu­

ren nicht die vollendete Festigkeit und Dauer zu verschaf­

fen,

zumal da er nach Annitt der Regierung nur noch Er bemühete sich in Stettin ein

eine kurze Zeit lebte.

um die Bettelei

großes Wollenspinnewerk anzuordnen,

daselbst zu hemmen und den Bettlern Arbeit zu verschaf­

fen»

Er that deswegen am

i4. December i6o4 dem

Magistrat zu Stettin den Vorschlag, einen gewissen Ja­ kob von Sommcut,

welcher zu Franzburg und in den

umliegenden Städten und Dürfe n die Wollenspinnereien eingerichtet-hätte,

dies große Werk als Direktor entwe­

eigene

Kosten oder in Verbindung mit

andern zu übertragen,

und zwar gegen ein Privilegium

der auf dessen

auf gewisse Jahre, in welchen niemand als er oder die Seinigen das Wollenwerk trechen sollte.

Aber der stet-

tinsche Magistrat sah in diesem Vorschläge, der auf ein

Monopol hindeutete, nur Nachtheil für die Nahrung der

Einwohner der S adt, welche-sich theils mit dem Wollen­ spinnen,

mit Verfertigung von wollenen Waaren und

Zeuchen,

mit Knütten von Hosen und Strümpfen oder

mit dem Handel der Wolle und wollenen Wamen be,

schäftigten.

Ueberdies war es wider die hansischen Re-

tesse,nach welchen keinem Holländer

und Sommer war

ein Niederländer — in den an der Ostsee gelegenen Slad,

fen das

Bürgerrecht

verstattet werden und feine Bür­

ger in den ostseeischen Städten sich mit ihnen ut Gesell­

schaft einlassen sollten.

Der Herzog wollte zwar nun

das Werk für sich selbst versuchen und räumte ihm eine Wohnung zu demselben ein; aber die Sache hatte keinen

.

5y.>

Fortgang, cs fand sich mir ein Junge und ein Mädchen

zur Erlernung des Spinnens ein und auch diese blieben bald weg. Der Handel der Städte verminderte sich nt diesem

Zeiträume allmählig so sehr, äußerst unbedeutend war.

glückliche Umstande.

Henkel'.

daß er am Ende desselben

Dazu wirkten mancherlei um

Die Hanse verlor in bitt auswär­

tigen Reichen mehrere ihrer wichtigen Vorrechte.

Nach

Rußland hin war am Ende des idten Jahrhunderts, seit­

dem der Zaar Jwanl. Nowgorod unter seine Botmä­ ßigkeit gebracht hatte, der unmittelbare Handel verlonm gegangen,

nur durch Liefland handelte noch die Hanse

nach Rußland.

In Schweden wurden,

Wasa zur Regierung gekommen war,

seitdem Gustav

die Vorrechte der

Hanse immer mehr eingeschränkt und vermindert;

nur

der Stadt Stralsund wurden ihre Handlungsfreiheiten in

Schweden zu- verschiedenen Zeiten bestätigt.

Die Könige

von Dännemark erneuerten der Hanse von Zeit zu Zeit

ihre Freiheiten, so Friedrich I. am n September iSa!, so besonders Friedrich IT.

i56o; doch die Kriege,

zu Odensee am 20. Juli

welche damals zwischen Schwe­

den und Dännemark häufig geführt wurden,

hemmten

sehr oft den Seehandcl, besonders ließ der König Friebrich u. von Dännemark in seinem Kriege mit dem

König Erich von Schweden am

1. JaNuar 1566 ein

Generalschreiben an die pommerschcn Hansestädte vor­ züglich die Stadt Stettin ergehen, daß die" Durchschisfung mit Salz, Kriegsmunition und andern Waaren, durch welche seine Feinde gestärkt würden, durch die Dä­

nischen Pässe und Ströme in die Ostsee verboten und ge­

schlossen sein sollte,

nur den Schiffen mit Ballast und

andern unverdächtigen Maaten würde eine ungehinderte

-

576 Durchfahrt verstattet werben.

Bald zeigten sich die unx

angenehmen Folgen dieses Verbots wirksam. Mehrere stettinsche Schiffe, mit französischem Talje

beladen, welche von diesem Verbote nichts wußten, wur/ den im Sunde angehalten und sollten vor jeder Last

Salj 2 Reichsthaler bezahlen. Erst nach vielfältigen Der mühungen des Magistrats ju Stettin und nach mehrer»

Fürschreiben wurden die 20 Schiffe auf Caulion,

daß

diese nicht den Schweden jum Vortheile ober nirgends Widers wohin, als nach Stettin gebracht werden sollten,

an 1. October freigegeben.

Im folgenden Jahre gab die

Stadt Stettin wegen Befreiung von dem Zolle an die Krone Dännemark ein Schiff mit Proviant und Kriegs/

Munition, welches über 5432 Gulden betrug. Während dieses Krieges führte dec König von Dän/ nemark ein Lastgeid ein; zwar sollte dieser Zoll nur eine

kurze Zeit dauern und nicht zum Abbruche der Privile/

gien und des

vdensceischen

Vertrags

dienen,

indessen

blieb dieser Zoll doch auch noch nach dem Frieden mit Schweden i5/o und war für die Handlung der pommcr/ scheu Städte sehr lästig, ja von der Stadt Stettin, web

che durch einen Vertrag zu Copenhagen -3. Mai 1568 gegen Erlegung von 4ooo Thalern von diesem Lastgelde

war losgesprochen worden, wurde nach dem Frieden doch das Lastgeld wiedergefordert, unter dem Vorwande, daß

sich die andern Stände und Städte über diese Begünstb

gung und über diese Ungleichheit beim Verzollen beschwert hätte».

Doch wurden die Beschwerden der Stettiner, weil sie während des Krieges den König von Dännemark mit

Zufuhr an Lebensmitteln unterstützt und sich alles Han/ drls nach Schweden enthalten hatten,

in dem Abschiede

3?7

zu Schanderburg de» 4. September 1671 zu ihrer Zue fuedenheic beseitigt und sie in Ansehung -es Lastzolles vor ander» Hansestädten begünstigt. Diese Zollfreiheit genossen die Stettiner ruhig 67 Jahre bis >638; alle ane der« Städte mußten das Lastgeld, das von Zeit zu Zeit noch erhöhet wurde, fortdauernd erlegen. Im Jahre 162g kam noch ein neuer Lastzvll hinzu, von der Last mußten im Sunde 2 Rthlr. gezahlt werden und bei der Insel Rude» hatten dänische Kriegsschiffe ihren Stand, welche für die vor und nach Stettin und andern pomr merschen Städten gehenden Waaren — damals harte» kaiserliche Regimenter Pommern besetzt — hohe Jmpo, Pen forderten und diesem Beispiele folgten dann di« Kai, serlichen bei Wolgast. Wenn gleich die Stettiner bisher von dem Lastgelde frei geblieben waren, so mußten sie doch manche andere kleine Abgaben im ^unde bezahlen und seit 1638 wurde das Lastgeld von ihnen gefordert und sogar erhöht. Die Holländer, mit welchen die pommerschen Stäb, te mehr, als mit dem brüggischen und in der Folge ant, werpischen Comtoir in Verbindung standen, zogen, als die Zölle noch geringe waren, viele Güter aus Schlesien, Italien und andern dort liegenden Ländern über Stettin, seit dem Anfänge des lytrn Jahrhunderts wurden ihnen diese Waaren über Hamburg zugesandt. Nach England war der Handel nicht sehr bedeutest^ und selbst die englsschen Tücher wurden vorzüglich in Hamburg und andern angesehene» Hansestädten gekauft. Aus Frankreich, Spanien und Portugall wurde vorzüg, lich Seesalz geholt, theils zum Durchhandel nach Schlei sien, theils zum eigenen Versieben in mehrer» pommer,

378

scken Städten; dagegen wurde diesen Ländern aus Pom/ niet« Korn und Holz zugeführt.

Unter-, den ponimerschen Hansestädten war Stralsuirb . die vornehmste und nach den Schlüssen von 1556 und

1566 wurde sie für die pommerschen Städte zur aus/

schreibenden Stadt ernannt und zugleich festgesetzt, außer Stralsund wenigstens aus 3 Städten , mit einander vergleichen könnten,

daß

welche sich

alle Tagefahrten be­

schickt werden sollten; als aber die Zahl der pommerschen Hansestädte sich in der Folge verringerte, x)

beschlossen,

so wurde

baß außer Stralsund nur 2 Städte die Ta-

gefahrren beschicken durften.

Endlich

wurde

auf

dem

Hansctage i6o5 der Beschluß abgefaßt:. daß nur Stral sund eine von den beiden Städten Stettin und Greifs­

walde

abwechselnd

die

Hansetage auf gemeine Koste»

besuchen und Stettin den Anfang machen sollte. Am meisten wurde in diesem Zeiträume der Handel

der Stadt Stettin beeinträchtigt. Diese Stadt hatte 1288 die Niederlags - Gerechtigkeit erhalten,

vermöge welcher

alle Güter ohne Unterschied, welche die Oder herab oder an der See die Oder aufwärts bis Stettin kommen wür­

den,

in der Stadt niedergelcgt und jeder nur auf der

Oder vor der Stadt vorbei die rechte Fahrt halten sollte. Diese Niedcrlags - Gerechtigkeit wurde in der Folge in

P) Gegen Ende des röten Jahrhunderts waren aus dem Herrogthum Stettin nur Stettin und Colberg noch in der Hanse, denn Stargard und Gollvw hatten durch Feuersbrünste so sehr gelitten, daß sie um Verschonung

mit der Conttibution bitten mußten. Im Hrrzogthume Wolgast gehörten j» den Hansestädten: Stralsund, An, clam und Greif-walde.

Ansehung der benachbarten Städte noch erweitert;

und

die Stadt ließ sich diese wichtige Gerechtigkeit von den Kaisern bestätigen.

Diese Vorrechte verwickelten die Stadt

häufig mit den benachbarten pommerschen Städten Damm,

Garj, Gollnow, Stargard und andern in Streitigkei'en,

ja sogar in offene Fehden,

aber am folgereichsten war

der einige Jahrhunderte lang fortgesetzte und äußerst kost­

bare Streit mit der Stadt Frankfurt an der.Oder wegen der Nrederlags $ Gerechtigkeit.

Diese Stadt hatte schon

bei ihrer Stiftung 1253 eine Niederlage, Gerechtigkeit er­ halten, vermöge welcher alle Wagen der Kaufleute von&et,

den Seiten der Oder auf und niederwärts durch die Stadt

gehen und alle Wasser t Fahrzeuge bei der Stadt anhat­ ten sollten, ja der Herzog von Pommern - Stettin Otto

hatte sogar i3n den Markgrafen Waldemar und Jo, Hann das Privilegium ertheilt, daß der Baum zu Stet, tin ihnen und ihren rechten Erben und ihren Städten

und Mannen , um ans^ und einzufahren, Hindernisse offen bleiben sollte.

ewig ohne alle

Vor dem iGtett Jahr,

hunderte war der Seehandel der Stadt Frankfurt über S.ettin nur geringe gewesen,

die meisten Waaren wur,

den in Stettin selbst verkauft.

Auch übten die Stettiner

wegen des guten Einverständnisses mit den Frankfurtern

ihre Niederlags - Gerechtigkeit gegen sie nicht mit aller Strenge aus,

sondern vergönnten ihnen nach 3 Nieder,

lagstagen allerlei Waaren, als Rothfässer, Kupfer, Kram,

waaren und Specereien, bisweilen Salz nnd Hering vor,

beizuschiffen, so wie auch die Frankfurter von ihrer Sei, U in Ansehung ihrer Niederlags - Gerechtigkeit gegen die Stettiner nachsichtsvoll waren und mancherlei Freiheiten ihnen verstatteten.

Als aber der Handel der Stettiner

jenseit Frankfurt mit den Lausitzern, mit Schlesien, Döh,

58o ttun, Mähre»,

Oesterreich und Ungarn sich vergrößert«

und aus jene« Ländern viele Waaren, als Dielen, Klapp»

Holz,

Färberöthe, Weine,

Kupfer,

Schwefel — über

Stettin zur See ausgestihrt und dagegen viele ausländ» sche Waaren als Hering, Lachs, ,Störe und andere gesal»

Jene Fische, Salz und etliche Tonnenwaaren über Krank» surr ihnen zugeführt oder von den Stettinern zu Frank, furt verkauft wurden;

da erwachte,

weil der Gewinn

der steninschen Kaufleute sehr bedeutend war,

belencid.

Die Frankfurter wirkten

sich

der Han,

beim! Kaiser

Maximilian I. i5n ein besonderes Privilegium auS,

daß die Einwohner

des

Königreichs Polen

mit ihren

Waaren nicht geradezu auf der Warte und Ober nach

Pommern und also nicht geradezu nach Stettin, sondern erst zurück 5 Meilen von Cüstrin aufwärts nach Frank,

furt fahre« und

dann

erst die Oder hinab

Mark nach Stettin kommen sollte.

durch die

Durch dieses Privi,

legium wurde de» Stettinern ihr wichtiger Handel auf der Warte sehr geschmälert.

Helt,

Dies erweckte Unzufrieden,

und da nun die Frankfurter auch anfingen,

weit

häufiger nach 3 Niedcrlagstagen die nach Stettin gebrach,

len Waaren aus und nach der See vor der Sradt vor, beijnschiffen, jetzt auch mit dem Lüneburger Salz — ei, »em für die Stettiner damals sehr bedeutenden Hand,

lungszweige — Handel zu treiben und viel Dergsalz aus Pvrtugall und Frankreich vor Stettin vorbeikommen zu

jassen, so wurde natürlich bei den Stettinern die Besorg,

iiif; rege, daß durch diese sich vermehrenden Anmaßungen ihre Handlung sehr leiden mös,ie.

Dauer hielten sie es

für nothwendig, auf ihre Niederlage,, Gerechtigkeit streu,

ger zu halten..

Sie verwehrten nun den Frankfurter»

düs Vorbeischiffen aus und nach der See, aber eben di«,

ft« thaten auch die Frankfurter in Ansehung der Stetti­ ner. So nahm diese Streitigkeit ihren Anfang und ver­ geblich wurden mehrere Zusammenkünfte von den Gesand­ ten beider Städte oder von den Churfürsten und Herzo­ gen zur Beilegung der Streitigkeit gehalten. Keine Stadt wollte das Getingste von ihren wohlerworbenen Reckten Nachlassen. Die Frankfurter erlaubten sich mancherlei Durchschiesse und dies veranlaßte die Stettiner, Zwangs­ mittel dagegen^« gebrauchen. Endlich brach das Ungewitter in seiner ganzen Macht über die Stettiner aus, als der Churfürst am 6. Februar 1672 dem Rathe zu Frankfurt nachqegcben hatte, auf Lolche Gegenmittel bedacht zu seyn, wodurch der Stettiner unrechtmäßiges Vorgeben gesteuert werden könnte. Vierzig Kaufleute, welche sich in diesem Jahre zur Reminiscere Messe in Frankfurt eingefunden hatten, wurden gefänglich eingesetzt und ihre Güter und ausstehende Schulden für die geborgten Waaren sequestrirt. Wahrlich-eine schwere Rachel Noch mehr, der Churfürst Johann Georg untersagte am Sonntage nach Micdaelis alle Zufuhr aus seinem Lande nach Stettin zu Wasser utfb zu Lande. Die zu Frankfurt arretirten Kaufleute erboten sich vergebens Caurion zu stellen; ihr Schade belief sich auf 28,361 Rthlr., aber auch die übri­ gen Kaufleute erlitten durch die verbotene Ab / und Zu­ fuhr in 3 Jahren einen unersetzlichen Verlust. So ver­ geblich das Reichskammergerickt Mandate ergehen ließ, den Arrest aufzuheben, so fruchtlos waren die ösiern Conkerenzen zur Beilegung des Streits und beim Reichs­ kammergericht erfolgte erst am 13. Juni 1623 ein Urtheil und zwar zum Vortheil der Frankfurter, daß ihnen nach gehabener gewöhnlicher Nrederlage dreier Sonnenscheine und entttchterem gebührlichen Zolle die freie Schiffahrt

in und aus der See von den Stettinern verstattet werden wllre. Die damaligen traurigen Zeirumstände untere brachen den Proceß und hinderten die Frankfurter auf die Vollziehung des Urtheils zu bringen; doch mußten sich die Stettiner auf den Messen in Frankfurt mancherlei Bedrückungen gefallen lassen Erst nach dem Ende des Zojährigen Krieges wurde der Streit wieder lebhafter ge/ führt. , . • Die Erhöhung der asten und Anlegung neuer Zölle verminderte den Gewinn gar sehr. Selbst die Herzoge von Pommern hatten schon solche Versuche gemacht, die sie in weitlaustige Streitigkeiten mit den Städte» ver­ wickelten. Eben das thaten nun auch die benachbarten Fürsten. So hatte der Kaiser Maximilian I. den Grasen zu Hohenstein und Herren zu Vierraden am 29. Juli i5o5 erlaubt einen neuen Zoll zu Schwedt an­ zulegen; dies geschah Michaelis 1617 und obgleich dieser hernach abgeschast würde, so erfuhren doch die Stettiner daselbst noch immer Zollbeschwerungen. Auch zu Oder­ berg, Cüstrin und an andern Zollstädten erlaubte man sich allerlei drückende Neuerungen. Aeußerst erschwert wurde '6cn Stettinern zugleich die Warteschiffahrt. Sterne# Die Regierung der Fürsten blieb durch die Landstän­ rungs, de noch immer eingeschränkt. Mehrmals verpflichteten sich ferm. die Herzoge ohne Wissen und Willen und ohne gemeinen Rath der vornehmen Landstande jeden Orts sich in keine Kriege, noch neue Bündnisse, noch eine Bestellung, noch eine Schuld einzulassen, q) Zu allem, was das Wohl und Weh des Vaterlandes betraf, sollten die Landstände

q) Dähnert 1 Sammt. S. ata. 17a.

zusammenberufen werdet, r)

Sie waren in der letzten

Instanz die Schiedsrichter, wenn zwischen den Landessür/

sten selbst Streitigkeiten ausgebrochen waren und die Für/

sten verpflichteten sich sogar,

daß,

wenn fle ihren Ent/

scheidungen nicht Folge leisten sollten,

sie es ihm mcht

verdenken wollten, wenn sie so lange stille saßen, bis sie Eben so entschieden sie, wenn

dieselben gehört hatten, s)

die Fürsten mit den, gemeinen

Landstanden insgesamt,

oder einem Theile oder einigen derselben in Streik gerathen waren, t) Ueberhaupt wurde ihre Theilnahme erfordert bei fürstlichen Verträgen, bei fürstlichen Heirathen, Emuch/ tungen und Regiments/Verfassungen, bet Abfassung der Landesordnungen, bei Berathschlagungen über Krieg, Frie/

den und Bündnisse, bei Dertheidigungs / und F^cungs/

Angelegenheiten,

bei Regulirung des Staats,

chen/ und Schulsachen,

bei Kir/

bei Visitation der Kirchen und

Collegien, bei den Hofgerichts/Sitzungen, bei Zollveran/

derungen, Landesanlagen, Llcent / Einrichtungen, Ein/

quarrierungssachen,

beim Münzwesen;

auch bei der Präsentation

sie concurrirten

der Subjekte zur General/

Superintendenten / Stelle u) und Äemrern.

zu andern wichtigen

Obgleich das Land unter 2 Fürsten vertheilt war, so wurden doch die Landstände in den getheilten fürstlichen

Regierungen als ein einziges Corpus angesehen und alle

r) Ebendas. S. 347.

s) Ebendas. S. 265. t) Ebendas. S. 4Z8. 620.

n) Dahnett 2 Sannnl. S.

wichtigen Landesangelegenheiten, die das ganze Herzog, rhum betrafen, mußten auf einem gemeinschaftlichen Land, tage berathschlagt und Schlüsse darüber abgefaßt werden; dafür waren die Landstände den Herzogen zu Rath, Dienst «nd Folge verpflichtet. Die Landstände bestanden aus 3 Kollegien, Präla, ten, Ritterschaft (Mannen) und Städten; diese hatten auf ven Landtagen Sitz und Stimme, wurden zu wich, tigc» Landesangelegenheiten zusammenbcrufcn und erwähl, ten aus ihren Mitteln die Landräthe und Depmirte. Diese 3 Stände oder Collegien wurden als Glieder eines Körpers angesehen und sollten mit Beseitigung alles Pli, valvouthcils das allgemeine Wohl iiymer im Auge be, halten.

Vkälate», Der vornehmste und oberste Prälat war zur Zeit Stand. der Herzoge der Bischof von Lamin. Nach dem fürstli, chen Erbvertrage von i56g war der Bischof verpflichtet, so wie dem Fürsten überhaupt Folge und Dienste zu lei, sten, so auch sich der Landdienste auf den Landtagen nicht zu weigern und dennoch war oft auf den Landtagen aus dem Bisthume Camin niemand zugegen, ja öfters waren sie nicht einmal von den Fürsten dazu verschrieben wor, den. Bisweilen weigerten sich die Bischöfe, die Folge auf den Landtagen zu leisten und häufig erregten die übrir gen Stände darüber Beschwerden, daß der Prälaten, Stand von den Landtagen gänzlich wegblieb; daher wur, de auf dem Landtage i58o und auf dem zu Wollin i58i von neuem festgesetzt, daß der Bischof von Camin als der vornehmste Prälat auf die Landtage verschrieben ober an dessen Stelle gewisse Personen geschickt werden sollten.

Der zweite Prälat ist der Johanniter /Ritter - Ov/ densmeister in Ansehung der Güter, die er in Pommery be.cht. Nach dem Vertrage, den der Herzog Philipp tnu oem Meister Thomas Runge zu Wolgast am Montage nach Matthäi 154? schloß, wurde festgesetzt, das; der Meister und Comptur zu Wildenbinch den Her/ zogen zu Pommern, so oft dies nöthig wäre/ die Erb/ Huldigung, Eid und Recktspflicht, auch Dienst, Folge, Grhosam, Oefnung und alle Umkrthanigkrit wegen sei/ ne. Güter in Pommern leisten sollte und bei der Erb/ tbeilung 1569 wurde festgesetzt, daß der Heermeister bei/ den Frusten in beiden Regelungen verwandt seyn, dienen und alle Pflichten leisten sollte. .Es entstanden deswegen zwischen den Herzogen und den HeermeistecN ost Strekx tigtei en. So wollte sich der Master nicht persönlich zir RrU> und Diensten einstellen, dahero wurden 1568 die Güter ttt beiden Regierungen eingezogen. Doch schloß der Churfürst von Brandenburg.1671 einen Vertrag, daß der Mei,ter thun und leisten sollte, was die vorigen Verträ/ ge erforderten; auch schwor derselbe einen körperlichem Etd, daß er jederzeit, wenn er erfordert würde, erschein nen, rächen und dienen wollte. Aber der Meister legre dies so aus, er diene durch den (lomptuv zu Wilden/ brach, dieser verwalte seine Stelle, und so fand er sich niemals »elbst ein. Diese S.reiugkeit wurde noch eim'/ gemale lebhaft geführt. 6r|t als i6i5 der Markgraf zu Brandenburg Georg Albrecht zum Heermeister war erwählt worden, gaben die Herzoge, doch mit Vorbehalt ihres Rechts bei nachfolgenden Heermeistcrn, zu, weil der jesige Hee^meister füistlichen Standes und ein nahiw Verwandter sei, daß er mit persönlicher Aufwartung ver/ jchont bleiben sollte, und an seiner Stelle einen pommer/ Dritter Theil. DH

schen Edelmann oder Lehnmann schicken könnte, wenn er

auf Landtage oder zur Deiarhschlagung gemeiner Sachen verschrieben würde.

Der Comptur zu Wildenbruch

war den Herzogen mit Rath, Pflicht/Diensten, Folge,

Gehorsam und anderm Gebühre verwandt,

und mußte

gewärtig seyn, auf den Landtagen als ein Stand zu er,

scheinen, Her unter den Prälaten Sitz und Stimme hatte. Das Cslbergsche Stift hatte stets den Sitz nach La, mitt auf den Kreis / und Landtagen.

Wenn gleich dassel,

be nach dem westphälifchen Frieden mit dem caminschcn Kapitel combinirt nur eine Stimme haben sollte, so soll,

te doch vom colbergifthen Collegium immer eine adeliche Person auf die Landtage abgeordnel werden, welche den

Ditz nur nach dem Kapitel der camin schen. Kathedrale

Kirche haben und die Stimme sub ordine ablcgen durft te,

Zn den ältern Zeiten führte das eolbergsche D«>mka/

pitel auf den Landtagen im caminschen Stifts - Territoe

rium das Directorium allein und das caminsche Domkae

pitel hatte nicht die geringste Concurrenz.

Ais aber nach

den» westphälifchen Frieden das rolbergjche Stift dem Her«, zogthume Hinrerpommein einverlcibk wurde,

so erhielt

der Decan des Stifts Camin mit dem Decan zu Colbrrg

das Cvndireclorium.

Der

Churfürst von Brandenburg

erlaubte noch überdies, wenn die Punkte,

über die auf

den Landtagen berathschlagt werden lollte,

von der Hine

tcrpvmmerschen

Regierung

mirgekheilt wurden,

den

pommerschen

Ständen

daß dann vom solbergschen Kapitel

die sämmtlichen Stände zu einem Cncular, Convcnr —

doch nicht in Form eines Partikular, Landtages — zuiame mengerufeo werden känirte. x)

x) Wachsen- Tesch. dep Altstadt Colberg. T. i/i 4-p.

Endlich gekörte bas Mmienstift in Stettin als ein

alter PrälatenStand zu den Landstanden und wurde zu

den Land > und Kreistagen berufen,

zu den letzter» 6c/

sonders durch die dem Administrator des Stifts inflnuir,' ten^ Circulare,, wozu gewöhnlich die Curatoren denAbmi,

nistrator depmuten. Der zweite Stand war die Ritterschaft (Mannen) Ritter-

Grafen, Herren und adelichcn Standes im Lande gesessen. Zu den Grafen und Herrn gehörten nur die Grafen von

Eberltein, Herrn des Landes zu Naugard und Massow. Der Name dieser Grafen erlosch am 3. December 1663

mir Ludwig Christoph.

Sie gaben auf den Landta,

gen nach den Prälaten zuerst ihre Stimme ab.

Unter

den Edelleuten hatten einige Geschlechter Erbämter, sie bei öffentliche» Feierlichkeiten verwalteten.

die

Der Kai/

ser Karl IV. hatte dem Herzoge Barnim III. i35y

die Erlaubniß ertheilt, io Hof / und Erbämter nach Ge/ fallen zu stiften, aber auch der Bischof von Gamin Joe Hann,

dem Beispiele der pommerschen Herzoge nachahe

mend, wollte, ohne eine kaiserliche Begnadigung dazu cre langt zu haben,

und sich das Anschn eines unmittele

baren Reichsstandes zu geben, gewisse Erbe und Hofamr

ter in seinem Bisthume stiften, dem Geschlechte

Stifte Lamin.

und verlieh wirklich

von Ramel das Erbmarschallamt im Dieser Erbämter gab es vier.

Erbmare

schälle (Stallmeister); im Herzogthume Stettin bekleide,

ten dies Amt die von Molzan e,

in Hinterpommem

die von Flemming, im Fürstenthum Rügen und Barth

waren die Bug en Hagen y) $u Nehring Erblandmar,

y) Diese Bngeubageusche Linie starb 1661 au-r auf die, ft« Fall der Erledigung hatte i6$o di« Königin Christi« D b »

schalle und im Bisthume Camitt die von Ramel, z)

Bei Huldigungen imd auf Landtagen oder bei seierlichcn Gelegenheiten, wenn die Fürsten hohe Gäste hatten, ver­

richteten sie ihr Amr,

die fürstliche Tafel und das Ge­

tränk ausgenommen,

trugen sie für alles Sorge,

was

zum Hofe gehörte. Die Erbkämmerer waren über die Einkünfte der Fürsten gesetzt und hatten bei Delehnungcu das besondere Geschäft, daß sie hinter den belehnen­

den Landesherrn standen und den Hut,

an welchen die

Gesamthände bei der Belehnung faßten, reichten.

Im

Herzogkhume Stettin waren die Eikstedte im Besitze die­ ses Amtes, fürst

in Hinterpommern belehnte erst der Clmr-

von Brandenburg

1665

den

Staaisrath Lorenz

Christoph von Somnitz mit diesem Amte. Die Erbküchen-

meister (Truchsesse),

welche für die fürstliche Tafel zu

na in Schweden dem srrihrrrlichen Haus« von Putbus di« Anwartschaft auf diese Lhrenstelle ertheilt, dock nicht erblich, wie di« pvmmersche Ritterschaft die- wider die

Freiherrn von Putbus 1716 behauptete und 1734 durch ihre Deputation »ach Schweden die» bewiesen hatte, so­ wie , daß die Besetzung der vakanten Stell« von ihrer

Wahl abhange. .-) Al- nach dem westphalische» Friede» da- Bisthum Ca­

min dem Herrogthume Hinterpommer» einverleibk, und keine stiftische» Landtage mehr gehalte» wurde», so er­ losch auch das stiftische Landmrrschallamt. Deck wurde dem Geschlechte der Ramel auf dem Landtage ,u Star­

gard i6?4 ein andere« Erbamt tur Entschädigung ver­ sprochen und dasselbe wurde wirklich 1667 mir einem Diplome über das Erbküchenamt versehen, um dasselbe aus Lande-Huldigungen zu verwalten.

sorgen hatte», waren aus dem Geschlechte der Schwerine zu Putzow und Spantikow und endlich die Erbmund-

schenken im Herzogrhuwe Stettin aus dem Geschlechte der Wussow.

Als der stettinsche Herzog Joachim den Phi/

lipp Wussow zu Garz 1445 mit dem Erbschenkenamre erb­

lich belehnte,

so bestimmte er in dem Lehnbriefe zugleich

den Rang — (die nächste Stelle nach dem Maeschalle

und Vicedom, — die Einkünfte, 7J Mispel Roggen, Ha­ fer und Gerste zu Güstow nebst 90 Rthlr. Geld, Dienst

und Bede, — und seine Geschäfte) — daß er im fürst­ lichen Rathe sitzen oder zugegen seyn sollte,

wenn Für-

stcntage gehalten, fremde Herrschaften, Fürsten und vor­ nehme Gäste' oder

die Landstände am

fürstlichen Hofe

wären.

Diese Geschlechter konnten

durch die Landesfürsten

der Erzämter nicht entsetzt werden, ohne vorhergehenden rechtmäßigen Proceß und Erkennrniß -über die Ursachen ih.cr Unfähigkett.

DemAeftesten in der Familie wurden

stets die Erbamter beigelegt;

wenn dieser zu denselben

nicht geeignet, so wurden sie dem Nächsten in der Fami­ lie ertheilt, a) Unter denen von Adel gab es einige Schloßgesesse­

ne ; in Hinterpommern die Borken, Flemminge, Dewitze, Wedele,

von der Osten, Blücher, Mannteufcl, Glase-

nappe, Ramelc und Zozenow; in Vorpommern die Schwe­ rine, Bugenhagen, Molzahne, Eikstedte, Wussow, Ra­ min, Owstin, Neukirchen und Schulenburge. ten vor dem übrigen Adel Vorzüge/

Sie hat­

welche ihnen 1653

a) Lewervw «vir de« Erlchvfämtern in Pommern. Stettin 1784.

5go

die Hinterpommersche Ritterschaft streitig machen wollte. Diese verglich sich mit der Ritterschaft im Stifte,

daß

unter ihnen nur auf das Alter und die einer jeden Per, sott

beiwohnende Qualität Rücksicht genommen werden

sollte und am Ende des Landtages zu Stargard 1654 er, klärte sie, daß her, welcher aus der Ritterschaft auf eini,

ge Vorzugs < Gerechtigkeiten seines Geschlechts Ansprüche

machen würde, für kein heute Mitglied oder Compakrio,

viel weniger man mit demselben

ten gehalten werden, brüderlich

umgehn

könne.

Indessen

Schloßgesessenen folgende Vorzüge:

behaupteten

die

daß sie ihre Lehne

zuerst und zwar von den Herzogen in Person verliehen

erhielten und nicht wie die andern Edelleute unter gewis­ se Aemter vertheilt würden; daß sie in der ersten Instanz

nur vor dem Hofgerichtc zu Rechte ständen,

die andere

Ritterschaft aber vor der Landvogthei und dem Durgge, richte,

und vom Hofgerichtc gerade an das

Kammergericht appellieren, erst an das Hofgericht,

kaiserliche

die andern Edelleute zuvor

und wenn gerichtliche Exekutive

nen verordnet wären, so würden diele nicht durch fürstli­

che Beamten, sondern unmittelbar im Namen des Für,

sten durch dessen hiezu bestellten Einspänniger tvidöd sie verrichtet;

daß sie ihre Steuern nicht bei den Aemtern,

wie die andern Edelleute,

Landkasten brächten,

sondern unmittelbar in den

von woher auch die Ereeurionen in

Steuersachen wider sic ergingen;

von

den

ausgereichten

baß bei Huldigungeit

fürstlichen Hoheitsbriefen

Schlvßgesessenen ein besonderes Exemplar,

den

der ganzen

übrigen Ritterschaft nur ein Exemplar cingchandigt wür­

de ;

daß auf den Landtagen die Brr fett 2, jedes andere

Geschlecht der Schloßgesesscnen 1, hingegen wohl 10 und

09 r

mehrere Geschlechter- unter den Landvogcheren und Burg,

geeichten auch nur eine Stimme hätten. ' Die Städte machten den dritten Landstand aus, und Städte, hatten auf den Landtagen sowohl, als bei andern Con-

venren,

ivenn

über Landes fachen berathschlagt wurde,

Sitz und Stimme.

In dem Landtags / Abschiede vom

Jahre iGi4 wurde bestimmt, wenn die Städte und ganr

ze Communen zu.Landessachen Deputiere senden würden, daß die Verordnung dieser Personen ihnen zwar überlast

sen bliebe,

nur müssen dieselben den Lander fürsten mit

Eidespflicht verhaftet seyn; wenn aber die Personen, west

che nebst andern von Prälaten und Ritterschaft zu Lande

rächen aus den Städten verordnet worden sind,

zu gee

meinen Sachen verschrieben werben, so sollen diese, wie durch fürstliche Schreiben zusamt

die andern Landräthe,

mcnberufcn werden. 2fuf den Landtage« sowohl,

als bei städtische» Zu«

fammenkünften waren im Herzogthume Wolgast,

fund und Greifswalde,

Städte Stettin und Stargard die Vorsitzende,

gen aber nachsitzende S adte.

tagen

die übrst

Auf den allgemeinen Land/

saßen und stimmten diese 4 Städte in folgendex

Ordnung:

gard.

Strast

im Herzogthume Stettin die

Stralsund, Stettin, Greifswalde und Stare

Zwischen mehreren der nachsihenden Städte ent,

standen häufig Rangstreltigkeitcn.

Die Städte dos cai

minschen Stifts folgten hinter den pommerschen Städte» und man wollte sie in Hinsicht der letzter« nur als M«

diarstädle betrachten.

Der Stadt Bergen machte Stral­

sund Sitz und Stimme auf Landtagen und städtische» Convcnren streitig, aber sie behauptete cs, da der Herzog Philipp Julius sie mit städtisther Gerechtigkeit be-

5g» widmet hatte. Und sie häufig zu Landtagen und Landes­ conventen von den Herzogen war emgeladen worden. Die S'äore batten das Recht besondere Zusammen­

künfte zu halten und sich über alles, chcn

Wohlstand

betraf,

was den bürgeUi-

um

berathschlagen,

zu

daS

Brauen,. Malzen und die Handwerker auf den Dörfern,

schädliche Kaufmannschaft und verfängliche Handchierung der fürstlichen Beamten und Edelleute abzuschaffen, so wie auch in Ansehung der guten Polizei, der Form des Kauf-

piannseides und der verbotenen' Ausschiffung des Kornvor Fastabend und nach Bartholomai. . Bisweilen kamen du Städte beider Regierungen in wichtigen LandesangeIrgenkenen zusammen und vereinigten sich, um gegen die

Ihnen von den an.ern Ständen aufgebürdeteu Lasten oder

g-g n Forderungen der Fürsten gemeinschaftlich zu prote-

stlren.

Dies Recht wollten ihnen die Fürsten nicht zuge-

flcML

Die Sravt Stralsund maßte sich zuweilen an,

alle pomme'schen Städte zu solchen städtischen Conventen

zu verschretben. und

Dies machte ihr aber Stettin

berief sich auf einen bei

streitig

der Zusammenkunft der

Etadre beider Regierungen zu Stettin am

j4.

Novem­

ber i5/o abgefahren Schluß: daß, wenn ein Covmr der Städte beider 'Orte gehalten werden sollte,

die Slgdt

Straisund die Sädte des wolgastlchen, die Stadt Stet­

tin die des stettinschen Orts verschreiben und ihnen die Prvpüsitionen und Ursachen

die Zusammenkunft emige

Zeit vorher schriftlich mittheilen »ollren.

Auf einer Zu
gängrm den Lehneid geleistet hätten. Die Borken erklärten, daß sie ihre Freiheit vor Gericht erweisen wollten,- und dies schon gethan haben würde», wenn nicht die Herzoge Bar, nim und Bogislav schnell hinrer einander gestorben wä, ren. Doch unterblieb dies wieder von ihrer Seite. Don neuem versuchten sie 1622 bei dem Herzoge'Doqiclav XIV. die Bitte, ihnen ihre alte Freiheit wieder herzustellcn. Zwar äußerten sie die HofnuNg, vor dem Richterstuhle durckzudringen, doch erklärten sie auf ihre Rechte nicht zu bestehn, sondern baten nur, da sie bisher als Te, sammthände an Einen Hut gegriffen hätten, sie auch mit der gelammten Hsud m begnadigen, daß, so lange noch Borken am Leben wären, einer etm auotm in den jetzt, gen und künftigen Lehnen, welche erworben und eröfnet würden, nach den Grade» der Verwandschaften nachfol, gen möchte, und sollte einer wegen eines Vergehens sei, neS Lehns beraubt werden, daß solches nicht für erledigt gehalten oder zu Tisch, und Tafelgütern gelegt, sondern dem nächsten Lehnsfolger ertheilt werden möchte. AIS Schloßgesesstne hätten sie pri vi legi um fori, dieses möcht ten die Fürsten auf die künftig zu erwerbenden Güter ausdehnen, welche unter Durggerichten» und Vogtheien lägen; keiner der Lehnvettern möchte sein Gut über s mit Schuld beschweren dürfen. Alle diese Bitten wurden ih.' ne» gewährt, nur die nicht, daß bei Veräußerungku blos der Agnaten Bewilligung nöthig sey» sollte, sie müßte» hier auch die Einwilligung der Fürsten suchen.

Obgleich die Borken dett kehneid hatten oblegen, ihr

re Lehne suchen und empfangen müssen,

so erlegten sie

doch bis auf Dogislavs XIV. Zeit keine Kanzeleigebüh, re» für ihre Lchnbriefe,

sondern erhielten sic ganz frei.

Die Grafen von Eberstein mußten, wie die übvu

gen Edelleute, den Lehneid leisten und eben so auch ihre Lehne suchen, empfangen und Lehnbriefe nehnien.

Abee

die Freiherrn von Pu.bus im Fürstenthum Rügen bdt;

ten den Vorzug,

daß sie den Lehn i und Huldigungeeib

sowohl bei einer allgenreinen Erbhuldigung, als auch bei andern Gelegenheiten in dem Zimmer des Fürsten oder

dessen Stellvertreter schworen.

Ebe» dies war der Heere

mcilier zu Sonncnburg in Ansehung der Güter

die im

Fürstenthume Pommern lagen, zu thun verpflichtet. Z» dem Vergleiche Bogislavs X. mit dem Heermeister zu Svnnenburg 1487 hatte sich der Unler:hüniqkeil>

Dienst,

Treier unt «eyvksam Vorbehalten, y)

und die

Meister hatten sich dem fürstlichen Haute jede,zerr mit

Erdespfllchren verwandt gemacht,

und in und außerhalb

Landes den Herzogen in Ehren und Nöthen gedient. Erst

y) Auch mußte sich der HeerMeister verpflichte», in alle» in Pommern gelegenen Comthureien und Hjufrru jeder,'

zeit am St. Elisabeth - Tage den Abend mit Vigilien und den andern Tag mit singenden Seelenmessen für die

verstorbenen pommerschen Fürsten zu begehn Dies wur, d« in rincm Vergleiche des Herzogs Philirp 1. mit dem Heermeister Thomas Runge 154, dahin abueöndert, daß die darauf verwandten Kosten zur Unterhaltung eines

Prediger« zu Wildenbruch, und da« Uebrige zur Unter, flützung eines oder zwei Knaben in ihren Studien »er#

ansgabt werden sollte.

bet- Hcermeister Thomas Runge gab,in dieser Hinsicht zu Streitigkeiten Anlaß, als er nach dem Tode des damali­ gen Comthuren zu Wildenbruch 1546 das Haus vor dem Herzoge Philipp I.

wider alten Gebrauch eingenom­

men hatte, da es dem Herzoge zukam,

das Haus Wil,

dcnbruch so lange einzunehmen, bis er sich mit dem Or­

den wegen Wiederbesetzung der Conuhurei verglichen Hal, le.

Der Herzog zog die Comthurei ein,

bis der Chur­

fürst von Brandenburg zn Wolgast aw Tage Matthäi 1547 durch seine Gesandten einen Vertrag bewirkte, nach

welchem der Heermeister ui»d Comptur zu Wildcnbruch den Herzogen zu Stettin Pommern, die Erbhuldigung,

wäre,

Dienste,

Folge,

so oft es nöthig

Eid und Rathspflicht,

Gehorsam,

auch

Oefnung und alle andere

Unterchänigkeit wegen der Ordcnsgüter in Pommern lei,

fielt,

auch das HauS Wildenbruch zu jeder Zeit offen

.halten sollte. Herzoge

Zwar ieisic»« Thnmas Rung- 1^*17 dem

Philipp persönlich

Lehns i und Rathspflicht,

zu Wolgast Erbhuldigung,

dem Herzoge Barnim aber

.1548 durch einen Bevollmächtigten.

Dennoch fuhr der Hecrmeister unter mancherlei Vor,

wänden fort,

sich den persönlichen Diensten und Pflich­

ten zu entziehen.

Nach dem Tode des Thomas Runge

.1564 zog der Herzog dessen in Pommern liegende Tisch,

guter ein, bis sein Nachfolger Franz Neumann sich ent­ schloß, am 14. Januar it>66 de» Eid in Gegenwart des

Herzogs Bogislavs zu Stettin persönlich abzulegen.

Der

nachfolgende Heermeister Graf Martin Hohenstein leiste­ te am 25. August 15/1 zu Wildenbruch

im

Gemache

dem Herzoge Ernst Ludwig und am i. September zu Garz dem Herzog Johann Friedrich den Eid. Denn'

bei der Erbtheilung i56g war festgesetzt worden, daß der

417 Heermeister Leiden Fürsten in Leiden Herzogtümern.vere wandt seyn, von der Comchurei Wildenbruch und der Stadt Bahr dem wolgastlchen Fürsten, von den andern Gütern, Schlössern, Mannschaften und Zubehör im Here zogkhum Stell in dem Herzoge zu Stettin dienen, und alle Pflichten feisten sollte. Deshalb machte auch der Herzog Johann Friedrich am i4. December i5;4 dem Heermeister Graf Martin von Hohenstein bekannt, daß, da er die Erbhuldigung aufnehmen wollte, der Meister, weil er iym und dem Hause Stettin i Pommern vxxr Wandt wäre, in Person mit 12 Pferden am 29. Januar 1075 zu Derkenbrode auf den M ttag ankommen und mit ihm nach Stargard, dann nach Stettin fortziehen, aufwarten und was er ihm befehlen würde, verrichten und sich gehorsam -bezeigen sollte; allein der Heermeister erschien nicht, weil ihm der Churfürst dies untersagt hatt te. Dieser Streit dauerte lange. Gewöhnlich begannen nach dem Kode eines ComthurS zu Wildenbruch tteqc Streitigkeiten wegen Administration des Hauses und dir Guter während der Erledigung der Conithurei. Schon damals als Ludwig, Graf von Putbus Comthur zu Witt denbluch 1546 starb, wollte der Heermeistcr, der sogleich das Haus cinnahm, die Administration desselben und der Güter.dem. Herzoge Philipp I. tischt einräumen, daher liest dieser die zur Comchurei gehörigen Güter einziehen, bis im Vertrage 154/ festgeseht wurde, daß, wenn fünf# tig ein Comthur abginge, der Heermeister in Ansehung der Verordnung eines neuen Comchurs das Erneuerung^ Ksccht, .der He.xzog das Bestätigungs-Recht haben, der jieiie Comthur aber der augsburgischen Confessio» vee# wandt und dem Herzog gefällig seyn sollte. Nach de< Korychurs Diartin. post Wedel Tode 15/5. sandte her Her# Dritter rheit. Ä b

das Hau- Wildenbruch in Ver,

zog » Edelleute dahin,

«ahrung und die Diener und Unterthanen in Pflicht zu

nehmen,

allein man ließ sie nicht zu und wollte ihnen

die Schlüssel und Verwaltung nicht überlassen,

Herzog sich mit dem Markgrafen zum ComthureN verglichen hätte.

bis der

wegen einer Person

Der Herzog klagte bei

dem Heermcisier Glasen Marlin von Hohenstein;

antwortete:

dieser

daß es hergebracht wäre, daß der Heermei/

ster nach dem Tode eines Comthurs das Hans einneh/ anen und die Gemächer versiegeln lasse,

so wie auch im

Vertrage 148? bestimmt wäre, daß der Orden und dessen

Meister die Ordensgüter in Pommern mir allen Herb,

lichkeiren al- sein rechtes Eigenthum gebrauchen könnte. Doch gab der Meister in einem Vertrage mit dem Here

zog Ernst Ludwig den 12. Juni 1676 zu, daß der Fürst mit seinen Dienern,

wenn sie des Fürsten Befehl z ig/

teu, das Haus und bic Comthurel zu jeder Zeit bei Ta/ ge und Nacht, es sei ein Comkhur oder keiner. eröfnet, die Schlüssel zügestellt und die vollkommene Verwaltung über Küche, Keller, Haferbvden ober sonsten dergleichen

eingeräumt würde;

wenn aber der Fürst selbst nicht zu,

gegen wäre, dann trüge der Meister Bedenken, den Ab/

geordneten die Schlüssel zuzustellen; auch wollte ers nach dem Tode

eines Comthurs geschehen lassen-,

Herzog einen oder mehrere Diener verordne,

daß der

die nebelt

des Meisters Dienern auf das Haus Acht hätten,

aber

die Schlüssel könne er ihnen nicht zustellen, noch die Ad/ »ninistralion einräumen.

Langwahrend waren

/

auch

die Streitigkeiten, weil

F die Heermeister nickt persönlich zu Rath und Dienst

einsteüen woll, n;

sie narmien schon unter dem Meister

Thoma- Rimge ihren Anfang lind wmben unter dessen

419

Nachfolgern oft erneuert, immer,

Die Folge davon was dann

daß die Herzoge die Ordensgüter einzogen,

ein Vergleich geschlossen wurde,

bis

der bald wieder unter

mancherlei Vorwänden nicht gehalten wurde.

So schloß

der Churfürst von Brandenburg i5/r den i4. August zu

Prenzlow einen Vergleich,

daß der Meister thun und

leisten sollte, was die vorigen Verträge erforderten; auch

schwor der Meister einen körperlichen Eid,

Laß er jeder/

zeit, wie er gefordert würde, erscheinen , rathen und die/ nen wolle, aber der Meisten legte dieses so aus, er die/

ne durch den Comkhur, dieser verwalte seine Stelle und

so fand er sich nicht persönlich ein. Ein neuer Streit entstand i58g, Bork zu Pansin sein Lehngur Pansin,

als Heinrich von

das er von dem

Heermeistcr und dem Orden zu Lehn trug,, nicht allein ohne des Lehnherrn Willen einigen seiner Gläubiger verr

pfändet,

sondern auch wider seine Lehnöpflicht bei -dem

Herzog Johann Friedrich ConsenS ausgebracht hatte und

allo dem Heermeister für seinen Lehnherrn nicht hatte er/ kenne» wollen.. Der Meister fehle ein Manngericht zu

Collin nieder und lud Heinrich Borke dahin.

Diese-

Lehnge ichr wollte der Herzog nicht verstatten und verbot 'Heinrich Borken zu erscheinen, weil der Herzog immer

in Uebung und Gebrauch der.Gerichtsbarkeit über

die

Borken zu Pansin sowohl in persönlichen, als sachlichen

Klagen gewesen

sey,

auch könne er dem Heermeistev

nicht ein directum dominium und das Eigenthum zur gesehen; überdieß betreffe die Äache nur eine Schuld und Personal > Klage und Anweisung in der Abnutzung

der . Lehngüter und wäre die Exekution der Jurisdiktion anhängig.

Don neuem wurde bei dieser Gelegenheit den,

Heermeister der Vorwurf gemacht, daß er wider die Dds

4fl» leistet Pflicht, wider alte und neue Verträge sich der Zeige, Dienste und Aufwartung geweigert habe. Nach dem Tode de« Herzogs Ernst Ludwig 1692 suchte »er Herrmeister weder vie Lehne, noch Muthzektel, noch schwor er den »iehneid, sondern gab vor, er wäre W «icht selbst zu thun schuldig, sondern könne es durch den Lomkhur verrichten lasten. Darauf ließ der Churfürst Johann Georg i5g4 seinen Sohn den Markgraf Joachim Ernst mit Bewilligung -ee Heermeister« Grae fen Markin von Hohenstein durch die Comrhure zum Cor ndjutor und künftige» Nachfolger erwählen und ,|dniel Eiln den 27. September «5g- au den Herzog Bvgisla^, daß, da sich der Meister dem fürstlichen Hause mir eie «em Eide verwandt machen müßte, er seinen Sohn als eine fürstliche Person damit nicht selbst he>chweren, >0« der» zufrieden seyn möchte, daß sein Sokm, wrnn -es künftig folgen sollte, statt den körperlichen Eid zu l.ijitn, denselben durch einen Devollmachrigen ablegrn oder eine« Revers deswegen ausstellen dürste. Zugleich äußerte e r Lhuitücst, es wäre nichr Herkommens, oaß der Meist,» perlbnlrch Folge und Dienste leiste und 'baß dre Comrhu' »ei uyd deren Zubehör dem Meister und Orden zu ei vem rechten -Eigenrhume Zertheilt wäre« Dagegen stellt» der Herzog den Grundsatz aus, da seine Borkayt en di« pommenche» Tilchgüter des Meisters und das Haus und die Comthmei Wildenbmch nebst and.ru Gütern dem Orden non ihren eigene» Parrimonial t und -Lehngütern verlies hen hätten, oaß sie nach den Rechten auch als Patros W» Schuhherren blieben, und daß sich die Fürsten, auch das dominium directum Vorbehalten und nur das do» «ninium utile dem Orden ertheilt hätten. Dann hät e» die.HeermriM ehedün nicht durch die Lomchuren, so».

Cftit für sich selbst in eigener Person nebst den Comthm rett den Herzogen gedient. Unterdessen starb i5g5 der Comchur Graf Ludwig von Putbus und von neuem begann der Streit: wer während der Vakanz die Administration und wer die Schlüssel des Hauses als eines TrenzhauseS haben sollte. Der Herzog schlug vor, daß es dem Heermeister frei stehn sollte, neben dem vom Fürsten geschickten auch w ne Person dahin zu verordnen; zugleich führte er dem Heermeister zu Gemüth, da er nach seines Bruders (Ernst Ludwig Tode weder das Lehn gesucht, noch Muchzettek gefordert hätte, daß er wegen versäumten Lehns in Pomr ment nicht mehr Meister seyn, noch die Comthurei ihn»! eingeräumt werden könne. Der Herzog Rogislav brachte als Vormund des Herzogs Philipp Julius die Sache auf den Landtag za Wolgast i5g5 und sragts an: ob man, wie ehemals, die Güter einziehen odett was man sonst vornehmen wollte, wenn die Gesandschaft, welche er an den Churfürsten von Brandenburg schickest wollte, fruchtlos seyn sollte. Die Landstände beschlossen zu versuchen, ob nicht durch eine Gesandsthaft dieser Streit beigelegt werden könnte; sollte dies nicht gelingen, f» möchte man der Gelehrten Gutachten einziehen i ob mast sine sententia declaratoria auf des Meisters beharklle chen Ungehorsam die Güter einzuziehen berechtigt sei. DK Sache blieb aber unentschieden. Nach des Heermeisters Martin von Hohenstein Tobe folgten schnell auf einander die Markgrafen Friedrich und Ernst; beide waren nur kurze Zeit Heermeister, beide er» klärten sich gegen den Herzog das zu leisten, was vor Alt-rs der Heermeister zu thun verpflichtet gewesen, aber, «eil sie fürstlichen Standes waren, so begehrten sie, ch,

42S MN zu verstatten, durch einen Stellvertreter die Pflicht abzulcgen und den Eid, wenn er zuvor abgclescn, durch

einen Handschlag zu bestätigen.

Zwar bewilligte der Herr

zog die Ablegung des Eides durch einen Stellvertreter,,

aber dieser |eilte ihn nicht durch einen Handschlag bestä-.

tigeit, sondern wie gewöhnlich in des Meisters Seele ab.' legen;

auch wollten sie zugeben,

daß an des Heermei-

stets Stelle ein anderer die Rathspflicht verrichten kin-

ne, dieser müßte jedoch ein pommerscher Edelmann und< Vasall seyn. -4tm sich hierüber zu vergleichen, wurden ei­

nige Tagefahrten angeseht,

die wegen der Markgrasen-

Todes nicht zu Stande kamen.

Erst i6i5 als der Alark-

graf zu Brandenburg Georg Albrecht zum Hee> meister

rpar erwählt worden, und dieser die Herzoge Philipp II. und Philipp Julius in ihren Hoflagetn besuchte,

und

sich zur persönlichen Leistung ,seiner Pflichten erbot, wur­

de zwischen den Herzogen und ihm am a5. Mai zu Stet­ tin ein Vergleich geschlossen.

Die Herzoge gaben zu, daß

der Handschlag die Stelle des Eides völlig vertreten soll­ te.

Wegen des von den Herzogen behaupteten Rechts,

«ach dem Tode eines Comthurs die Administration und

Schlüssel des Hauses an sich zu nehmen,

konnte man

noch nicht einig werdens die Sache wurde zur fernern Unterhandlung versthoben.

Der jetzige Heermctster sollte,

weil er fürstlichen Standes und ein naßer Anverwandter

war,

mit persönlicher Aufwartung verschont bleiben und

der Meister versprach,

an seiner Stelle einen pommer-

schen Edelmann und Vasallen zu schicken,

wenn er auf

Landtage oder zur Derarhschlagung gemeiner Landsachen

verschrieben würde;

Recht bei

doch behielten sich die Herzoge ihr

den nachfolgenden Heermcistern vor.

die Grrichtsgewalt in persönlichen

und

Ueber

sachlichen Klar

4s5 -en z) konnte man nicht einig werden; dieser wollte sich der Herzog Philipp II. durchaus nicht begeben; zwar -ksranS er dem Heermeister in »echten Lehnsachen die Cognition in erster Instanz zu, aber die Appellation an die Herzoge behielt er sich vor. a) Wiewohl noch nicht alle Streitpunkte berichtigt wa« ren, so findet, man doch weiter keine Nachrichten von Streitigkeiten. Der nächste Heermeister Markgraf Johann Georg schickte 1616 leinen Stattyalter Adam von Schlier feit als Gesandten, um den Lehneid abzulegen, der, nach# dem der Kanzler ihm den Eid vorgelesen hatte, mit auf/ gehobenen gingen», die Worte nachlprach, daß er alles, was in dem ihm vorgeiesenen Eide enthalten wäre, gc# lobe, und als Auwald des HeermcisterS schwöre, deß der# selbe diesem allem fürstlich und löblich nachkommen wol# le. So wurde es auch in der Folge gehalten und selbst noch der Heer meister Prinz Ferdinand legte am 18. Sep# tember 1765 auf diese Weise durch den Major und Dr#

--) I» dem Vergleiche im »wischen dem Herzog« Bar, Nirn und dem Heermeister Thomas Runge wurde, weil sich der Meister beschwert hatte, daß die Ordensunrer, thauen vor das Hofgericht gezogen würden, verabiedet, „daß die Sprüche, welche persönlich« Klagen beträfen, vor dem Fürsten oder dessen Hosgericht, die aber, wel, che liegende Gründe oder beweglich« Gerechtigkeiten oder die für unbeweglich zu Rechte geschäht wä'ei, anrühr, ten, vor dem Meister oder seinem Befehlshaber, doch in Pommern zu Rechte gehandelt und ausgeübt werden sollten. a) Dähn. I. S-1044 —1046.

424 MriSritter von Änobelsdorf zu Stettin vor der föntgtirfie*' Regierung den Lehneid atz.

)n Pommern waren 2 Comthureien:

1) Wildenbruch; in dieser hielten die Herzöge ein jähr-' liches Ablager und der Comthur war verpflichtet, den Herzog mit seinen Hofleuten einige Wochen fürstlich'

aufzunehmen und zu bewirthen.

Dies verursachte

große Kosten, daher der Comthur Graf Ludwig von'

Putbus sich bemühete, mir dem Herzoge Ernst Lude wig einen Vergleich zu treffen und für das Ablagev eine Summe Geldes zu bezahlen.

Der Vergleich

kam zu Wolgast den 28. November i5th zu Stan»

de.

Statt des jährlichen Ablagers und der fürstli­

chen Ausrichtung, war,

wozu

sollte von nun

der Comthur

verpflichtet

an der Comthur

jährlich

1000 Rthlr. entrichten, unter der Bedingung,

daß

zur Herbeischaffung dieser Summe dem Comthur er­

laubt seyn sollte, die Ackerwerke in der Cvmthurek zu erweitern und neue Schäfereien und Viehhöfe an«

zulege»;

besonders wurde noch bewilligt,

daß nach

seinem Tode fern ältester Sohn und so fort leine

übrigen Söhne in der Comthurei Wildenbruch als Comthure angenommen werden sollten;

doch wurde

in der Folge dieser letzte Punkt aus mehrern Grün­

den,

besonders auch,

weil dessen Sohn Erdmann

noch zu jung war, nicht erfüllt.

Nach dem westphälischen Frieden wurde die Com­ thurei säkularisirt und nachdem sie von den Landes­

fürsten verschiedenen war ertheilt worden, Churfürsten

Friedrich

Wilhelms

kaufte sie

zweite Gemahlin

Dorothea 1680 für 120,000 Rthlr.

4s 5 2) Zachan,

diese verkaufte Wv Ortest Mit Einstim­

mung des Obermeisters in Deutschland am Montage

nach Judiea 1545 von dem Hofmarschalle zu Stet­ tin Wolf von Bork erblich und

belehnte ihn mit

derselben als einem Manniehne und ertheilte allen seinen Vettern die gesammte Hand, doch behielt sich der Orden die Wieüereinlbsung vor.

In der Folge

kauft« sie der Herzog Wolf Borke für eine gleicht

Summe mit Wissen

und Bcliebung des Ordens,

der sich von neuem die Wiedcrcinlösung vorbehielt.

5) Wegen der Tafelgüier hielten die Heermeister zu Collin oder zu Werben öder zu

Pansin Comlhure

oder Hauptleute. Zweimal ereignete sich in diesem Zeittaume der Fall,-Normunbdaß eine vormundschaftliche Regierung' und zwar beide

Male im Herzogthum Wolgast geführt werden

mußte.

Zuerst nach dem Tode des Herzog Philipp I. i5tio, welcher 5 unmündige Prinzen hinterließ.

Ihr Großon­

kel der Herzog Barnim der Aeltere mußte die vormundfthaftliche Regierung übernehmen,

ließ sie aber im Na­

men aller Prinzen von einem besondern Regierungs-Col­ legium führen; doch hatte ihre Mutter einigen Antheil an derselben.

Auch der Herzog Ernst Ludwig hinterliess

1692 einen unmündigen Prinzen Philipp Julius.

Der

Herzog hatte in seinem Testamente den 3o. Dee. i5gi verordnet, daß die vormundschaftliche Regierung so lange dauern sollte, bis sein Sohn — er war beim Tode sei­

nes Vaters 7 Jahre alt — a5 'Jahre erreicht hätte: Sein Bruder Johann Friedrich härte eigentlich Vorniund seyn

sollen,

aber da dieser mit ihm in weitläuftige Streitig­

keiten gerathen war, so ernannte er seinen zweiten ältern Bruder Bogislav XIII. zum Vormunde, und über-

4s6 ließ es der angeordneten Regierung, ob sie nach -änzli,

cher Beilegung aller Streitigkeiten sich den Herzog Jo«

Hann Friedrich zum Vormunde, erbitten wollten, so wie er es auf ihrer Willkühr beruhen ließ,

ob sie nach Bor

giölavs Tode sich einen oder mehrere Vormünder,

doch

stets aus der herzoglichen Familie erbitten wollten.

Dem

Vormunde sollte ein Regierungs; Collegium von 12 aus

der Landichast ernannten Räthen zur Seite gesetzt wer« den. b)

Der Vormund verglich sich nachher mit den

Landsränden und der fürstlichen Wittwe, erst, wenn er 18 Jahre erreicht hätte,

daß der Piinz

wichtige Sachen

unterschreiben und sein eigenes Siegel gebrauchen sollte; doch wurde in der Folge,

Regierung

als Dogiolav XIII. i6o3 die

des Herzogthums Stettin übernehmen muß­

te, die Zeit der vormundschaftlichen Regierung abgekürzt.

P-'ülipp Julius trat die Regierung nun selbst an,

nach­

dem ihn der Kaiser für völlig reif erklärt batte.

Leibgeding Das Leibgeding der Herzoginnen wurde auf «in, auch der Herjv, wohl 2 Aemter verschrieben, bisweilen in Ansehung der graaen. j()ne|t ^)on verschriebenen Aemter wieder eine Aenderung gemacht. So erhielt Philipps I. Wittwe statt des Amtes Barrh die beiden Aemter Uesedom und Pudagla zum Leibgedinge und das Leibgeding der Gemahlin Barnims X» wurde von Bütow auf Wollin übergekragcn.

In die­

sem Zeiträume starben die Prinzen schnell hintereinander,

daher lebten auch häufig mehrere Wlttwxn zu gleicher

Zeit zur nicht, geringen Verminderung der fürstlichen Ein­ künfte,

zumal da mehrere apanagirte Prinzen Aemter

besaßen.

Das Lerbgedinge der Fürstinnen war bisweilen

b) Dähnert I. 339.

sehr ansehnlich und

daher mußte ihnen eine bedeutende

jährliche Nutzung und Einkommen zur Leibzucht und Morgengabe von den Herzogen verschrieben und den Witt/ wen mit Schlössern und Häusem zu ihren Aufenthalt

versichert werdenDer Herzog Georg heirathete i5ag des Churfürsten Joachim von Brandenburg Tochter Margaretha, welche ihm außer Kleidern, Silbergeschirr und Kleinodien 20,000 Gulden, jeden zu 32 märkischen Groschen gerechnet, zue Morgengabe und Heimsteuer zubrachte;

dafür versprach

er ihr 5ooo Gulden jährliches Einkommen und als Witt/ we wurden ihr Barth, Tribsees, Damgarten mjt allen Nutzungen, mit den obern und untern Gerichten, Jagd/ und andern Gerechtigkeiten verschrieben. Sie genoß ihre Wittwcneinkünfte nur eine kurze Zeit, denn sie verheira/ thcte sich schon 1622 mit dem Fürsten Johann von Anr halt/Zerbst. Dem Herzoge Barnim IX. brachte 1523 seine Ge/

mahlin Anna,

eine Prinzessin von Braunschweig Lüne/

bürg 12,000 rheinische Gulden Mitgift zu; ihr wurden zuerst 1700 Gulden auf das Haus, Stadt und Amt Scol/ pe und hernach ii>36 auf das Amt Rügenwalde und

außerdem noch 1977 Mark 10 Schillinge jährliche Ein/ künfte verschrieben. Aber sie starb noch vor ihrem Ge/ mahl; doch war ihm in der Heirachsverschreibung der

Besitz und Genuß ihres Heirakhsgeldes, Kleinodien und Silbergeschirr« auf seine Lebenszeit zugesichfrt worden,

wenn sie vor ihm sterben sollte. Johann Friedrich erhielt 1677 mit seiner Gemahlin ErdMiith, Tochter des Churfürsten Johann Georg von Brandenburg 20,000 Gulden,

das Haus,

dagegen verschrieb er ihr

Hof und Amt Stolpe,

so daß sie jährlich

4s8 4ooo Gülden zum Leibgebiftge fiM ihiem Tode Haden sollte.

Der Herzog verbesserte in bei" Folge ihre Witt,

wen - Einkünfte ausserordentlich, aber sein Testament wurde nickt für ijstlHjj etkkärt. T)as Ehegeld der Gemahlin des Herzogs Ernst Lud,

tvig, Sophia Hedwig einer braunschweigischen Prinzessin

war 20,000 Gulden, jeden zu 21 Silbergroschen gerech­ net, und ihr Wirrwensitz, Schloß, Stadt und Amt Loitz tjnd Ludwigsburg und jährlich 4ooo Gulden Einkünfte. Des Herzogs Barnim X- Gemahlin Anna Ma­ ria, zweite Tockter des Churfürsten Johann Georg von Brandenburg brachte ihm auch 20,000 Gulden, 5 Rthlr» -

für 4 Gulden gerechnet, Ehegelb zu; ihr Leibgeding war Stadt, Schloß- und Amr Wollin und von dem Treptowir

ftben Amte noch die beiden Ackerwerke Sulzhorst und Suckow; chre jährlichen Einkünfte waren 4ooo Gulden.

Des Herzogs Bogislavs XTTT. erste Gemalin Clara, Prinzessin von Braunschweig - Lüneburg erhielt zwar' auch 20,0'00 GuldeN Ehegeld, dafür sollte sie aber jähre sich nur 25oo Rthlr. Hebungen aus dem Amte Stettin

ziehen. Seiner zweiten Gemahlin' Anna, einer schleswigholsteinischen P.inzessin, lvinbe für ihr Heirathsguk 12,000 Rthlr. das Haus- ünd Amt Neu-Stettin und

30 0 Gulden, jeden zu 24 Lübischen Schillingen, jähr­ liche Einkünfte und' 200 Gulden Morgengabe verschrie­ ben.

. Das Heirathsgeld der Gemahlin de» Herzogs Phi­ lipp Julius Agnes, einer Tochrer des Churfürsten Jo­ hann Georgs betrug 20,000 Gulden, 20,000 Rthlr. für Schmuck, i4c,oRthlr. für Silbergeschirr und 6000 Rthlr.

für nicht gehaltene, feierliches Beilager.

Ihr Leibgeding

war zu Pudagla unb 'liefet)om,

4ooo Gulden jährliche

Einkünfte und jährlich 4oo Nthlr. Tstorgengave. Philipp II. bekam mit

feiner

Gemahlin Sophia,

einer holileinrschen Prinzessm 13,000 Rchlr. Heirathsgut-; ihr wurden auf bas Amt Neu - Treptow jährlich 3ooo Gulden

jeden zu 24 Lüb. Schill, und 200 Rtylr zur

Morgengabe verschrieben.

Des Herzogs Bogislavs XIV. Gemahlin,

Sophia

Prinzessin von Schleswig - Holstein brachte 12000 Rtylr. Estegeld und für das Beilager und den Scbmuek 8000

Rchlr. mit.

Das Amt Rügenwalde war ihr Letbgcdinge,

3ooo Gulden jährliche Einkünfte und 200 Gulden

Mor,

geiiqabe; in der Folge wurde ihr das ganze Amt Rügenr

Walde und

Bukow verschrieben und zum neuen Jahre

i6o4 harre er ihr noch 3000 R hlr. als ein freiwilliges Gr,chenk versprochen,

Hamit das Beilager beschleunigt

werden möchte.

Das HeirachsM der Gemahlin

rich Hedwig

des Herzogs

eryer, Braunschweig-Lüneburgischen

Uk

pun,

zehn betrug 20,000 Gulden; die Morgengabe 3oo Rchlr.

Hany 1 oder Spildegeid 200 Rthft.. jährlich und 4ooo Rt >lr. Einkünfte,

ihr Leibgebchg war das 2tau Neue

Stettin. Die den Wittwen verschriebenen Aemter besaßen bi##

selbm mit allen Gerechtigkeiten;

auch die Man», und

Ritrsrdienste des Adels und der Verleihung der geistig

chen Lehne geführten thuen. tonen ertheilt,

*$>!«■ Geirchrsbarkelt würd#

aber die Appellation n ergingen an baS

für cliche Hofgericht; die Fürsten hatten sich nur die Erb­

huldigung, die gemeine Landfylge in Ehre» und Nöthen,

die Landiteuern uqo Leihuug her Rrtterichne Vorbehalten.

45o grün,lein Die Ausstattung der Prinzessinnen wurde 'immer Ausstat, ^»sehnlicher. DcS Herzogs Georg Tochter Margaretha, x 9* vermählt 1548 mit dem Herzoge Ernst zu Grubenhagen,

erhielt 16000 Joachims.-Thaler zur Mitgift; seine zwei/ kte Tochter Georgia,

Grafen zu Labischun,

vermählt mit Stanislaus Labelitz, bekam a3opo Rthlr. mit;

Herzogs Barnim IX. älteste Tochter Maria,

des

vermahlt

.1544 mit Otto VI- Grafen von Schaumburg brachte ihrem Gemahle 16000 Rthlr. eben soviel die zweite An/ na 1557 dem Fürsten Carl von Anhalt und die dritte

Dorothea dem Grafen Johann von Mansfeld zu. c) Bogislav XIII. gab seiner Tochter Clara Maria, ver/ mählt i5g3 mit Sigismund August Herzog von Mck/ lenburg 20,000 Gulden mit; ebensoviel erhielt ihre Schwer ster Anna, welche nach ihres Vaters Tode von ihrem

Bruder Franz, 1619 mit dem Herzoge Ernst von Croya/ Arschott vermählt wurde; ja dieser Prinzessin wurden sogar nach dem Tode ihres Gemahls von dem Herzoge Bogislav XIV. die schmolsinischen Güter im Amte'Stol»

pe und nachher auch das Amt Stolpe als Wittwensitz er/ theilt. Zur Aussteurung einet fürstlich pomrnerschen Fräu/

lein wurde von den Landständen ein Landschioß und Frau/ leinsteuer gegeben, wozu die fürstlichen Tafelgüter mit beitragen mußten. Apanage Nach der Reformatio», als aus den KlosterMern d'r^in/ ^rstliche Aemter errichtet wurden, erhielten die nacht

gebornen Prinzen zu ihrem Unterhalte Aemter angewie,.

• c) Auf die Aussteurung seiner ? Lichtet hgttr Barnim 1 ix. über xöo/OQo Gulden angewandt.

45i fett;

kn diesen Aemtern hatten sie über die Unterthanen,

die Ritterschaft, Stabte und Bauern vollkommene lan, desfürstliche Obrigkeit, Gebot und Verbot, auch mußte man ihnen in Nothfällen und Ehrenzügen folgen. In Ansehung der Gerichtebarkeit wurden die Unterthanen in allen gemeinen Rechtssachen an die fürstlichen Hotgerich, te verwiesen und mußten da ihre Sache zu Recht cuSt führen, die Edelleute und Städte waren, wenn in gemetr nen.Ehren-und Nothfällen die Landschaft auf Landtagen

oder.sonst in gemeinen Zusammenkünften zu Rath, Fol, ge und Diensten von den Fürsten gefordert wurden, zu

folgen und zu dienen verpflrchtel; die Reichs,»euren und was die gemeine Noth und der gemeine Schutz erfordere te, blieben dem regierenden Fürsten, d) Unter diesen Bedingungen erhielt der Herzog BogiS,

iav die Aemter Barth und Kloster Kampe; eben so Bare

ttttn der Jüngere zuerst das Amt Rügenwalde und nach Barnim des Aeltem Tode noch das Amt Bü.ow und beide Aemrer hernach der Herzog Casimir, der wie ant de re Prinzen zugleich Bischof von Camin war. Der

Herzog Franz bekam das Amt Düww und seine beiden Brüder BogiSlav und Georg das Amt Rügenwal» e gememschaf-lich und Ulrich das Amt Bütow, später statt

dieses bas Amt Neu-Stettin und endlich nach des Her, zogs Franz Tode i6ko wurden ihm noch die . erntet Rügenwalde und Bukow zu Theil. Der Fürstin Anna, Herzogin zu Croy Sohn Ernst Dogislav. wurden i65o

d) Iasenitzsche Lrb»er«kni-«ng ey. Juli iy6* tu Dähyert r. J14. '

4/>s »om Churfürsten von Brandenburg die schmolstnisthen Gür ter auf seine Lebenszeit zum Genusse ettheilt. Titel der Fürsten.

Der Titel war bei beiden Fürsten gleich; Herzoge Stettin Pommern, der Cassuben und Wenden, Für»

ste» zu Rügen und Grafen zu Gützkow, bisweilen wurr de noch hinzugesetzt: Herren der Lande Lauenburg und Bütow, e) und Bogislav XIV. fügte noch hinzu: er; .wähltet Bischof zu Camin, f)

Auch fing man an bei dem Namen die Zahl der Für« (len gleiches Namens brizusetzen; dies findet sich in eint; gen Urkunden Dogislavs XIII. und XIV. In Ansehung des Siegels und der Hofämter war keine Veränderung vorgenommen worden und die Re« sidenz der Fürsten war theils zu Stettin, theils zu Wolgast.

Kirchliche Erasmus von Manteufel (geboren 1621 t 27. ^Bisthum uuav eist gelehrter Mann und beider Rechte Li; Camin.

cenkiat, Hofmeister des Prinzen Georgs und' hernach Hofrath war schon bei Lebzeiten des Bischofs Marrin Cg; rith zu dessen Nachfolger erwählt. Er war kein Freund der Reformation, widersetzte fich. auf dem Landtage zu Treptow mit andern Geistlichen der Einführung Verseh ben, und nahm auch den Antrag des Herzogs, die Siel; le eines Generalsuperirstendenten über alle Kirchen im

e) So im Landtagsabschiede des Herro-s Philipp Julius Wolgast 7- Mai 1606. Däyuert 1.606. SV Bogislav in feiner Bestellung eine« besondern getzeimemRaths rn best de.n Regierungen. Dähnert I.

k) Ebendas- S. 64t, 67s.

455 Pommern zu übernehmen, nicht an. Doch ließ'er sich 1536 bewegen, sich selbst zur evangelischen Lehre zu bekennen und zu erklären, daß er sie im Stifte, sowenig in den Städten, als auf dem Lande angreistn wolle. Bon dieser Zeit an prüfte und ordinirte er die evangeli­ schen Prediget. Außerdem entstand noch zwischen ihm und den Für, sten ein Streit, als der Kaiser 2S27 den Bischof zu den Reichstagen verschrieb und das Disthum unter die un­ mittelbaren Stände des Reichs und in die Anschläge bf& Reichs unmittelbar ziehen wollte. Diesem widersetzten sich die Fürsten mit aller Macht. Endlich verglichen sie sich am 27. Zuni 1555 bei dem Ausflusse der Sckwiliet' der Bischof erkannte von neuem dir Herzoge als seinem einzigen Patron und erklärte als ein aufrichtiger Patriot daß er lieber Todesstrafe dulden, als das den Fürsten­ gebührende Patronatrecht in Zweifel ziehen wollte. Die­ ser Vergleich wurde am 17. November -i54i noch erwei­ tert. Die Herzoge- erklärten , daß sie das Disthum in seinem vorigen Zustande unberührt lassen- und -erhalten wollten, nur sollte die päbstliche' Jurisdiktion ausgihvben sein, auch behielten sie sich das Recht zu ernennen^. zu präsentirev und zu bestätigen vdr. . Die. Rrichssteuem sollte der Bischof nicht zur kaiserlichen, sondern in die fürstliche Kammer abgeben, wie es zur Zeit des Kaisers Maximilian geschehen, .da der gemeine Pfennig ausdem Stifte an den Herzog. Bogislav abgegeben worden sei. Bon neuem versicherten der Bischof und die Prälaten, daß sie die pvmmerfchen Herzoge einzig für ihre Parro, nen anerkennen» Dritter Theil.

Ee

9trtMß; Nach einem langen Streit zwischen den beiden HerGÄwave zogen Barnim und Philipp wurde endlich Bartholomäus »en if4f Schwave, Les Herzogs Barnim Kanzler, ein gelehrter li I$v>' und kluger Mann von scharfer Beurtheilungskraft zum

Bischöfe erwählt. Als ein lutherischer Diskos wurde er von 3 lutherischen Superintendenten in Gegenwart von 7 Predigern mit großer Feierlichkeit eingeweihet. Um ähnliche» Streitigkeiten in der Zukunst vorzubeugen, mach, ten die Herzoge am ia Oktober 1545 zu CLslm mit dem Bischöfe und dem Domkapitel den Vertrag, g) daß kein Bischof ohne Einwilligung und Ernennung der Fürsten erwählt, bei jeder Vakanz aus jeder Regierung eine Per, so» vorgeschlagen, einer von diesen Beiden von dem Ka, pitel gewählt, der Erwählte aber von Len Fürsten bei stäligt werden und den Fürsten RathSpflichl thun sollte. Die Lrtheilung aller Präbenden und Canonikare »ollien einzig von dem Landesfürsten abhangen und die Reichs, steuern aus bei» Sriftsgüiern an die Lanbesiürsten ent, richtet werden. Dafür versprachen ihnen die Fürsten ak len Schutz und die Bestätigung aller Privilegien, Frei, Heiken und Statuten, ungekränkte Jurisdiktion und dat Appellation--Recht an da- Reich--Kammergericht. Der Bischof schrieb in dem ersten Jahre seiner Re, giernng im Juni einen Synodum nach Stettin au-, um

g) Dieser Vergleich wurde von den Herzogen Philipp In, liil- und Dogi-lav XIV. von dem Kaiser Ferdinand II. a». Juli r6a; und vom Churfürsten grubrieb Wilhelm zu Eiln i66$ den 7. Oerob. bestätigt Haken- Ciklin, sche Gesch. S. 157. lpommetsch. Archiv 178s. , St. G. an — sat. —

wegen Wiederherstellung nnd richtiger Bestimmung de« Kirchenregiments zu beiarhschlagen. 3» dieser Hinsicht wurden mehrere Schlüsse abgefaßt. h) Dieser Bischpf war schon verheirarhet., als er zur Regierung kam; dies war mehrer» Prälaten ein Anstoß, sie erhoben daher beim Kaiser Carl V. die Klage, daß ein verheiratbeter Bischof ihnen aufgcdrungen worden wäre. Der Kaiser erließ von Augsburg 1548 den 5. Jan, rin mandatum cassatorium; allein die Fürsten appellire ten an de» nächst zu haltenden Reichstag zu Augsburg, von wo die Sache an das Reichskammergericht verwirr sen wurde. Die Fürsten bewiesen ihre Rechte an dem Stiste, dagegen machten die Stände Ausstellungen. Zwar glaubte der Bischof ein Mittel, sich aus dem hischLflichen Srubl als ein verhsirqchcler Bijchpf zu. erhalten, in der päbstlichen Bestätigung zu finden und suchte diese durch den Kapitularen Martin Weiher in Rom beim Pabst'e Paul IIL, dieser schlug ihm aber die Bestätigung gänzlich Nh. Weiher faßte nun den Entschluß, für sich das Bise thum beim Pabfte zu erbiktcn, wenn es erledigt werden sollte. Doch mit diesem Unternehmen des Weiher wa, ren die Herzoge sehr unzufrieden, weil es Wider den K-slinschen Vertrag war. Allein der Bischof bat selbst für Weiher, dankte freiwillig ab und starb al« stektinscher Hofrath und Hauptmann zu Bütow 156?. Vor seiner Abdankung berief er noch 1548 eine Syr node nach Stettin, um die Streitigkeiten über die Ane nähme des Interims zu beseitigen. Cinmüchig- wurde Dr der Schluß abgefaßt: daß der Fürst in weltlichen

h) Balthasar« rste Gamms. G.

— 50.

Ee

2

Angelegenheiten Sem, Kaiser zu gehorchen schuldig wäre, in ReligivnsSachen aber müßte man Gott mehr ge; horchen, als den Menschen. Marti» Nach Abdankung de« Bischofs Schwave wollte zwar im C Frühe drang Luthers Reformation bis nach Pom, Reforma­ mern durch; beinahe zu gleicher Zeit brach das Licht des tion in Evangeliums an zwei verschiedenen Orten zu Treptow

und in Pyritz an.

Zu Treptow an der Rega war Jo,

Hann Äugenhagen Rektor der Schule, ein talentvoller, scharfsinniger und "gelehrter MnnN, der die Schule zu eft

item sollen Flor brachte, daß aus entfernten Gegenden,

aus W^rphalen und Liestand Schüler dahin zogen.

oberste Pfarrer in-der Stadt Otto Schlutow, Dritter Theil.

8 f

Der

bei-dem

i5ö Bugcnhage» gewöhnlich fpeifete, erhielt um i5uo Luthers Buch de captivitate Babylonien, in dem derselbe bcsen; derS die Lehre von den 7 Sakramenten widerlegte. Diefes gab der Pfarrer dem Bugenhagen bei Tische, der es schnell durchblätterte und da Hitze unb vorschnelles Ur­ theilen zu seinen Eharakterzügen gehörte, so sagte er übereilt: nie sei ein gesahrlichcrer Ketzer aufgestandenals eben der, welcher dies Buch geschrieben hätte, der die.alten und verjährten Meinungen wieder verbrächte. Doch steckte er das Buch in die Tasche, um eS zu Hau­ se mit Bedacht, du chzulesen. Aber welch eine ganz ent­ gegengesetzte Meinung faßte er nun von Luchem und sei­ ner Lehre und wie er mit seinen Tischgcnossen wieder bei Schlutius spcisete, so rief er auS: was soll ich euch sa­ gen! die garrze Welt liegt in der tiefsten Blindheit, die, ser Mann allein spricht die Wahrheit! Jetzt setzte er Luthers Lehre genauer.auseinander und fand bei viele» Beifall. Im Kloster Delbuk dämmerte die Morgenröthe der Reformation; sogar dem Abte Bolduan, viele» Mönchen und Sludirenden wurden die Augen geöfnet und sie verbreiteten unter den Bürgern zu Treptow da« Licht deS Evangeliums. Schnell ging hier der ausge, streuete Saamen auf und brachte vielfältige Früchte. Von Treptow aus zogen wie die Apostel di« Erleuchteten in andere Städte, um ihr Licht leuchten zu lassen. .. Um diese Zeit befand sich zu Pyritz ein Franziska, ner-Mönch, Johann Kniepstroh, welcher sich anfänglich in Schlesien dem Klosterleben gewidmet hatte, aber wer gen seines Fleißes, seiner Gelehrsamkeit, Leutseligkeit und Fiömmigkeit und durch fernen gefälligen Umgang gewann er die Liebe des Abts m |o hohem Grade, daß dieser ihn aus di« Universität Frankfurt an der Oder schickte, um

dort sein Studium fortzusetzen.

Dieser studierte gerade

zu der Zeit daselbst, als Johann Tetzel in Frankfurt ge,

gen Luthers Sätze diSptmrte.

Johann Kttiepstroh stritt

für Lmhern und wurde daher, um ihn von dem Schau­

platze des Streits zu entfernen,, um i5i6 in das Kloster zu Pyritz geschickt.

Hier forschte er mit noch größerm

Eifer der Wahrheit nach und las Luthers Schrift mit

Nachdenken,

Das ihm aufgrgangene Licht theilte er ar»,

dem Mönchen mit und bald leuchtete'«- auch außerhalb,

der Kloster, Mauern der Stadtgemeine, welche von ihm verlangte, öffentlich in der Stadtkirche zu predigen. Bald empfanden

die Mönche,

wie karg die neue Lehre die

Bürger mache; Hunger und Noth kehrten nun in- Klo/

ster ein. Darauf nahm sich der große Eiferer für die katholi, sche Lehre, der Bischof Erasmus zu Cämin, der alten Leh/ re mit Nachdruck an und bewog den Herzog, als er i5ai

Pom Reichstage zu Worms zurückkam,

den Wormser,

Reichsabschied wider die Evangelischen bekannt zu ma­ chen.

Bald wurde er auch wider die, welche im Kloster

Srolpe »nö in «»dem

Delbuk,

zu Trcprow,

Slädken

in der Religion Aenderungen bewirkt hak en,

vollzogen.

Pyritz,

Die Mönche wurden aus dem Kloster Del­

buk vertrieben und einige ins Gefängniß gesperrt;

der Abt Dolduan mußte entfliehen und begab sich,

selbst wie

Vies auch Dugenhagen that, nach Wittenberg und wurde Prediger zu Belzig in Sachsen.

Diese Verfolgung der

Evangelischen war der Glaubens - Verbesserung mehr gün­ stig, als nachtheilig, denn die vertriebenen Mönche zer-

streuecen sich im Lande und ihre Predigten und Lehren fanden überall Beifall bei den gemeinen Bürgern in den Städten, welche sie mit Freuden gegen ihre Obrigkeit in

Ff-

45a Schutz nahmen,

ihnen die Kanzel einvdumten und die

katholischen Geistlichen entweder vertrieben, oder doch in so große Furcht setzten, daß sie sich heimlich entfernten. Freilich konnte es in manchen Städten nicht an hef­

tigen Kämpfen und selbst an Trennung zwilchen den Ma, gisträlen und der Bürgerschaft fehlen und in Stolpe und Stralsund kam es sogar zum Bilderstürmen. Unter der Negierung des Herzogs Georg vermochte der Bischof EraSmuS, ehemaliger Lehrer des Herzogs, über da« Gc,

müth desselben noch weit mehr und bewog ihn zur Er, greifung strengerer Maaßregeln gegen die Freundendes Evangeliums.

Das Kloster Belbnk nahm der Herzog,

Weil ihm auch die noch übriggebliebenen Mönche' veotzache

kig waren, in Besitz und nannte einen Amtmann zur Verwaltung der Klostergüker und Berechnung der jährlie chen Einiünste für die Kasse des Landeefürstcn. Immer leerer wurden die Klöster, denn die Mönche entliefen nun von selbst. In mehrern Städten wurden evangelische Prediger angeseht,

welche aber kümmerlich

leben mußten, zumal wenn sie verheirathcr waren. Ueber/ all herrschte Verwirrung,, Unruhe, Zwiespalt und an rnehrern Orten wurden sogar Gewaltthätigkeiten verübt. Erik nach dem Töde des Herzogs Georg, als Barnim und Philipp I. für Luther» gewonnen waren, verbreitere

sich Luthers Lehre nicht nur ruhiger und schneller, sondern Wurde auch endlich nach dem Schluffe auf dem Landtage zu Treptow 1534 allgemein eingcführt und Dugenhagen aus Witcenbelg emgeladen, eine Kirchenordnung cinjiu. führen. Dieser Schluß war aber nicht allgemein gefaßt worden, sondern nur der Herzog und die Städte beichiossrn, die katholiiche Religion abjutchgsscn, die Kirchen nach dem Mutier der Mtlenbergischen zu refeimiren, die Kirchen/

ßötcv zu vifitftch und zu verwalten und die Kl'rchenvew

fassung besser cinzurichken.

Die Prälaten,

welche sich

vorzüglich der weltlichen Verwaltung der geistlichen Gü/ ter widersetzten und die Ritterschaft,

welche der Rcfor/

mation nicht günstig ssyn konnte, weil ihr viele und gro/

entfernten sich

sie Vortheile durch sie entzogen wurden,

von dem Landtage vor dem Schlüsse desselbei» und pro/

teuren hernach gegen denselben.

Dem Bischof Erasmus

bot man, wenn er die evangelische Lehre annehmen wolle

ke, die Stelle eines General< Superintendemen über das ganze Herzogthum an, um über das ganze Kirchciiwrsen

die Aufgchk zu führen, die Prediger zu prüfen, zu ordir uire» und z» instituiren,

die geistliche Gerichtsbarkeit z«

verwalten und in jeder Vogihci einen Special > Superin/

tendemen zu sehen, der in den ihm zugeordneten Kirchen auf Lehre, Amt und Leben der Prediger sehen und in

wichiigen Fällen seinen Rath suchen und befolgen sollte; aber der Bischof nahm dies Anerbieten nicht an.

Daher

wurden 3 General > Superintendenten zu Greifswalde, Stettin

Hagen

und Stolpe angeordnet und

entworfene

und

j535

nung in Pommern eingcführt.

die

von Bugen/

gedruckte r)

KircheNord/

Bugenhagen ymßte auch

eine allgemeine Kirchen ■ Visitation vornehmen, bei wel/ cher die Herzoge öfter gegenwärtig waren.

Gehülfen war

ten einige fürstliche Räthe, Amtleute und Prediger. Die

Klöster und andere geistliche Güter in den Städten wurr de» der Disposition des Magistrats überlassen, doch nur

unter der Bedingung, daß die Einkünfte wieder zum Vor/ theile der Hospitäler,

der Armen und der Schulen in

r) Do» neuem gedruckt und vermehrt

und 1563.

4H4 den Städten angewandt würden. Die Feldklöster ließen die Fürste^, in Besitz nehmen und ihre Güter und Ein­ künfte bis zur Entscheidung eines künfiigen freien Conci­ liums durch Amtleute verwalten.

Die in den Klöstern

zurückgebliebenen Mönche wurden versorgt, die alten und unbrauchbaren erhielten einen lebenslänglichen Unterhalt;

die brauchbaren, welche fick zur evangelischen Lehre wand­ ten, wurden bei Kirchen und Schulen angcstellk und die jütigi’tn aus landesherrliche Kosten zum Unterrichte nach Witcenberg geschickt, denn die Universität zu Grcifswalde war damals im großen Versals. Alle diese Anordnungen fanden zwar vielen Widerspruch. Der Bischof, die Prälaten und Domherrn und

viele von der Ritterschaft wollten rveder die Kirchenord­ nung annehmen, noch die Kirchenvisttation verstatten. In Ansehung der letztem weigerte sich Stralsund und andere vornehme Städte. Ja der Abt des Klosters zu Neuen - Camp erhob im Namen der Prälaten eine Kla­

ge beim Kammergericht und bewirkte am 8. Mai 1535

an den Herzog, den treptowschen Landtagsschluß bei Stra­ fe von 5o Mark Gold wieder auizuheben. Die Ritter­ schaft, welche zu Jareuen sich versammelt hatte, verlang­ te, als vom Abte ihr das Mandat mikgetheill wurde, von dem Herzoge eine neue Dcrathschlagung über die kirchlichen Angelegenheiten, weil sie zum treptowschen Schlüsse ihre Einwilligung nicht gegeben hatten. Allein die Herzoge appellirten an ein freies Concilium, bewar­ ben sich beim Churfürsten von Sachten um die Aufnah­ me in den schmatkaldischen Bund und als sie deswegen eine günstige Antwort erhielten, so beantworteten sie die

Vorstellungen der Ritterschaft und schrieben cs ihrer eige­ nen Schuld zu,

daß der Treptowsche Schluß ohne ihre

Theilnahme gefaßt worden sei.

schaft an,

Zwar führe die Ritter­

daß sie deswegen zu Treptow zu rathen ver­

hindert worden, weil Herzog Barnim.neben und mit an­ dern Churfürsten des heiligen Reichs versprochen habe, keine» Neuerungen in den Landen, Statt zu geben, und

baß Herzog Philipp das Lehn seiner Länder und die Re­

ligion vorn Kaiser »och nicht empfange» habe,

aber die

Herzoge wollten das nicht als eine Neuerung anerkennen

und alle Landjassen hatten an dem,

was sie Neuerung

geheißen, gehalten und geglaubt, in Religionssachen Gott mehr als den Menschen gehorchen zu müssen.

Ueber dies

hätten die Herzoge befürchten müssen, daß beim Wider­

streben der gemeine Häuft wider sie uytz die Nitterschgft aufzustehcn

veranlaßt werden

Vieren Drang

möchte.

sondern auch der

hätten nicht nur die Fürsten gefühlt,

Kaiser, die Churfürsten, Fürsten und. Stände hätten dies

eingesehen und darum zu einem General - Concilium eine

so gar enge Zeit bestimmt,

innerhalb eines halben Jah­

res nach dem augsburgischen Reichstage dasselbe auszu­

schreiben und innerhalb eines JahrS ins Werk zu richten. Sie hatten zwar verlangt, bis zum isten Mai, auf ivelche Zeit der Rcichslag ausgeschrieben worden, mit Annah­

me der evangelischen Ceremonien einzuhalten,

aber die

Zeit habe gelehrt, daß ein solcher Stillstand nicht so vie­

daß der Kaiser

le Frucht gebracht habe und sie Höften, dies nicht ungnädig aufnehmen würde. schwerten,

Wenn sie sich be­

daß die Herzoge die Stifter,

Domkirchcn,

Mann - und Jungfrauen - Klöster und Gü er zu einem andern Gebrauche und zur Administ:acion verordnet hät­

ten, und wen» sie der Meinung wären, daß solche Stif­ ter und Klöster für die von Abel aufgcrichlcl und von der

Ritterschaft

hergeflosse» waren

und

daß auf de»

456 Grund der Prälaten / Stand gefußt worden, die Herzoge geradezu läugnen,

so müßten

daß die Stifter,

Dom«

kirchen und Weltklöster für die Edelleute sundirt waren;

das Christenthum kenne den

und Unedel nicht.

Unterschied zwischen Adel

Sie möchten nur bedenken, daß kaun»

der lote Bischof einer von Adel gewesen, ja außer Graf

Ludwig von Eberstein sei nicht einmal einer aus der pom/ merscheu Ruterichaft zum Dischüm gekommen. verhalte es sich mit den andern.

Eben so

Die Herzoge hatte«

das Stift mit der Ritterschaft und den Lanchasscn - fest vereinigt und den Siftsstand hoch gehoben,

indem sie

demselben alle alte Rechte gelassen und den Kapitelsverwandten zu ihre» ordentlichen Räthen gemacht hätte». Normals hätten die Edelleute mit großen Gcldkosten bei

dem Pabste sich halte», Jugend und Gesundheit daselbst oft anfopfern müssen und selten Lehne der Prälaturen in

der Kirche Camin und andern erhalten; jetzt könne die adeliche Jugend besser unterrichtet werden, da sie die bei/ den Stifter und Güter dazu vereinigt und das Marien/ und St. Otten-Stift zu Stettin zu einer Universität in

dem Treptowschen Adschiede verordnet hätten.

Die Klo/

stergütcr wären nicht vom Adel gerauft und für die Ade/

lichen gestiftet,

die Herzoge waren »immer als Stifter

und Handhaber der Klöster geachtet, hatten Ablagcr und andere Rechte an demselben gehabt, auch die Dienste al/

ler Klostergüter ständen ihnen zu und wo vem Adel nichts abgekauft wäre,

da hätte derselbe die Wiedererstattung

am Kaufgelde empfangen,, die Veränderung aber harte den Herzogen durch Abgang an Roß - und andern Dien­

sten, welche der Ritterschaft gebührt, Nachtheil und Schaden gebracht, hätte auch ohne ihr Vereigenthum nicht geschehen können.

In die Klöster waren Personen

45j aus allen Nationen ausgenommen worden; auch wäre es

nicht adelich, sich in Klöster zu begeben, denn adclich ist mit Mühe und Arbeit Ehre,

am Lichte z» wandeln,

Ruhm und Gut z» erwerben und nicht in die Winkel zu verkriechen und ehe die Klöster gestiftet wären, hatte die

Ritterschaft so viel Rtthm, Aemter,

als jcßc und nicht weniger

Haab und Gut gehabt und rühmliche Thaten

verrichtet, welches nicht geschehen wäre, wenn sie in dem

Prälaten > Stand fnndirct sei.

Die Herzoge hätten nie/

mand aus den Klöstern gedrungen, sondern nur mit Ver­

waltung derselben eine Aenderung gemacht. die Herzoge ja selbst,

Auch wären

als Barnim mit seinem Bruder

Georg von den Unterlassen ;u Stralsund die Erbhuldi­ gung empfangen hatte,

von den Vornehmsten ihrer Rä­

the und der Ritterschaft ermahnt worden,

die Verwal­

tung der Klöster zu ändern, so wie schon Herzog Vogielav mit Rath der vornehmsten und ältesten seiner Räthe

in dem Kloster Delbuk Aenderung gemacht hätte und aus

dieser Aenderung würde auch für die Ritterschaft mehr Ruhen entliehen.

In Ansehung der Jimgftaueit - Klöster

bezeigte» sich die Fürsten geneigt,

ihr Wesen eine Zeit­

lang anzusehen und zu verfügen,

daß die Verwaltung

der Klöster zum Besten der Jungfrauen gefördert,

das

Einkommen ihnen nicht entzogen würde und Grundrecht und ihre Herrlichkeit über ihre Güter unverrückt bliebe, s) Allmählig beruhigte sich die Ritterschaft und die Her­

zoge besänftigten und gewannen endlich den erbitterten

s) Herzog- Barnim ix. Resolution an die Stäube der Ritterschaft in Klinkowström chlaqenen,

damit kein Mangel an kleine»

e'ne bestimmte Summe von lübischen

und hündischen Schillingen und Witten nach des Reichs Schrot und Korn münzen zu lasten.

Die neuen kuppel/

ten Schillinge wurden in diesem Jahre von Pstilipp

Julius widerrufen und da die einfachen Schillinge und Witten, welche er auf seiner Münze zu Franzburg statte Schlägen lasten,

aufgewechselt,

aus dem Lande geführt

und ihrer so wenige vorhanden waren, daß der Mangel

an Scheidemünze fühlbar wurde und die Armuth beson/ ders beim Bier - und Drvükaufe sehr litt,

fp verordne/

te g) der Herzog am 22; September 1621,

weil jetzt

nicht sogleich kleine Münzen geschlagen werden könnten, daß die pommerschcn Pfennige in der fürstlichen Land/

renterei und sonst bei Gotteshäusern,

in Städten und

auf dem Lande, die der Herzog Ernst Ludwig statte mün/

zen lassen, ferner gelten sollten und eingewechselt werden

könnten; doch sollten solche Pfennige niemand haukenwoi/ se aufgebürdet, sondern nur bei einzelnen Ausgaben ge­

braucht, bei großen Summen aber nicht über einen pom/, merschcn Gulden aufgedrungen werden.

Das Geldwechseln (Agiotiren) wurde damals über/

mäßig getrieben.

Alte silberne und goldene Münzsorten,

g) Dähnert ni. 6-6 —- 65-.

So8 wenn sie in hohen Summen aufgewechselt waren, wurden gesteigert und für hohes Agio wieder venvechselt; die kleinen Münzen, welche im Auslande im hohen Werthe standen, wurden haufenweise aüsgeführt. Dagegen erginr

gen Verbote der Fürsten; aber dadurch nahm weder die Einführung schlechter Münzsorten ab, noch hörte die übermäßige Steigerung der guten groben Münzsorten auf. Ganz offenbar wurde mit den Münzen Wucher getrieben und dies bewog den Herzog Philipp Julius am ic>.Mai 1622 zu Wolgast eine Münzordnung h) bekannt zu mar

chen. Auch Dogislav XIV. schärfte am 28. Mai 1622 seinen Unterthanen ein, alle Aufmerksamkeit auf bat Kippern und Wippern und auf die Auswechsler zu Mün, zen zu richten und gab andere ähnliche Verordnungen und endlich am 1. Febr. 1623 eine Münzordnung. i) Nach Vereinigung der beiden Herzogthümer hätte

Dogislav Xiv. gern nur eine Münzstätte, die bei seinem Hoflagcr wäre, statt finden lassen, damit man auf die Münzsorten eine bessere Aufsicht führen könnte; aber die Stände des wolgastschen Herzogthums baten 1629 uM Beibehaltung der Münzstätte in dieser Regierung, jedoch

daß kein gemünztes Metall, sondern Reichs < ganze und halbe, und Orcstyaler ganze und halbe nach Reichs, Schrot und Korn an beiden Orten gemünzt würden. Seit dem Grimniher Vertrage mit Brandenburg DerhLlt»iß rum 1629 waren nun die Herzoge von Pommem unstreitig drursche» deutsche Reichsstande. Mit allen üblichen Feierlichkeiten Reiche. wurden sie von den Kaisern mit allen ihren Ländern be,

b) Dahnert HI. 663 — 667. i) Ebendas. 664—669. 671—682.

5og lehnt;

sie besuchten entweder selbst oder durch köre Ge/

sandten dre Reichstage,

nahmen an allen Kreistagen im

obersachsischen Kreise Antheil und hatten überall Sitz und

Stimme;

aber sie mußten nun auch ihrer Lander wegen

alle Neichösteuern und Anlagen übernehmen,

Truppen

stellen oder Geld einsenden.

,

In Ansehung des Ranges bei den Sitzungen seilte

es nicht an

Streitigkeiten

mit verschiedenen

Reichsfürllen, besonders mit Hessen,

lenburg.

deutschen

Baden und Mek/

Die Herzoge verlangten den Vorsitz vor Land/

und Markgrafen und vor den jüngern Herzogen, als den zu Meklenburg, Jülich, Cleve und Wsirtemberg,

schon 1181 zu Herzogen des

da sie

deutschen Reichs ernannt

worden wären und von mehrern Kaisern bis auf Lud/

wig den Baier ihre Regalien,

Lehne und alle fürstliche

Hoheitsrechte empfangen hatten,

und obgleich der K Friedrichs IIL nach dem Ausnerben des

herzoglich , stetrin/chett Hauses hatte ChUrssirst F,ießeM Könige Heinrich IV. und unterhält den G e sch ich ts freund jenes einflußreichen L an des. Auch fürandere £ e se r und F r e u n d e der A r o u e tsch e n Muse wird diese mit Anmerkungen versehene Ausgabe — willkommen seyn.

e Bilder,Schauplatz merkwurdiger Gegenstände aus dem Gebiete der h^atur, der Kunst und des Menschenlebens. ZumVerqnügen und zurBelehrung derJugend, mit vielen ausgemalten Kuvfertafeln, gr. 8. Sehr sauber gebunden ; Lhlr. 12 Gr. Wenn anschauende Erkenntniß die Hauptquelle unsers Wis­ sens, und der vorzüglichste Grund unsers Verstandes ist, wie schori der Philosoph Locke behauptete, so tragen Schuften wie diese unstreitig wohl das meiste zur Bildung der Iu-

gend und der Erwachsenen M, denen Geg-Mirde, die in diefern vorgetragen werden, wegen ihres UugewL)nlidwt und Reizes der Neuheit, unbekannt waren. Schon der erste Buck, beim Durchblättern der tlluminirlcn Kupfersti­ che, wird jeden von dieser Behauptung Überzügen. Unter den 5/ erdbeschreibendeu und Naturnrerkwürbigkeiten darf man nur einige nennen, — z. B. die Grabhütte der Wil­ den in Dieme.iv Land - die Virginier der Vorzeit — die Hoble des IrvphLnius — Ansicht der Kolonie KüstenfelS m Grönland — die Heide von Ruoms in Frankreich — die Da^delernte — das Clacma alö Lastträger — das Herbstfest dec El).riefen — Carlöoad und dessen Quelle — dos Wagenscsi h6r Hindus u. s w. und der Freund einer anaenrhirrerr ab^es.'plen und belehrenden Lecture, wrrd dabei ferne Rech­ nung und Befriedigung finden. Die iUuminirten Kupferstich­ enthalten auf 40 Tafeln 88 erläuternde Vorstellungen.

D e r Weltumsegler oder Sieife durch alle fünf Theile der Erde, mit vorzüglicher Hinsicht auf ihre Bewohner, auf die Schönheiten und MerLwarprgkeiten der Stotter- irnD Kunst rc. Zum Selbstunterricht der Jugend zweckmäßig abgefaßr von D. §. Schäffer. 7 Bände mit $6 itlum. Kupfern. 4. Preis 28 Thtr. 6 Mit der größten Gewissenhaftigkeit darf dieses mit schös «en Kupfern ausgeschmückte Werk, Eltern und Erziehern em­ pfohlen werden, welche ihren Kindern und Zöglingen eine eben so angenehme als nützliche Lektüre verschaffen wollen. Es enthält ein mannigfaltiges Gemälde von Sitten und Ge, wohnheiten der Völker aller Welttkeile; eine genaue Schit, derung der Merkwürdigkeiten der Natur und Kunst unter allen Zonen; enthält von Allem das Wissenswürdiqste so vollständrg, daß es jedem zum Selbstunterricht genügt. Nir­ gends stört Trockenheit der Därstrllung das Vergnügen des Lesers, und unerschöpflich ist der Stoff, welchen die stets veränderten neuen Ansichten gewähren. Die Verlagsbandlung hat ein Werk von so ächtem Gehalt auch mit äußerer Zierde auSgeschmückt; die Kupfer sind zart und schon auSge,

arbeitet und gemalt, der Druck und Papier ist vorzüglich.

Allgemeiner Inhalt diese« Werke«! ir Baud, entkalk Amerika und Westindieu; rr Band, Afrika; ;r Band, Australien, Süd , und Mittelasien > 4r Band, da« asiatische Rußland; ?r Band, das europäi, sche Rußland; 6r Baud, Finnland, Lappland, Schweden, Danuemark, Norwegen und Island; ?t Band, Großbrita» nie» und Ireland.

H y g i a st i k oder dir Kuust die Gesundheit der Mensche» zu erhalten, tu befirdrru und di« Ledeirsdauer zu verlängern, von Dr. C. F. L. Wildberg, Großherzogl- Meklenb- Strelitz. Ober > Medicinalrath. gr. 8. Prei« i Thlr. 4 Gr. Mit eindringender Sachkenntuiß gewährt diese Schrift die lehrreichste» »nd tuverlässigsten Aufschlüsse über di« Erhaltung und Beförderung der Gesundheit in allen Perioden ,md Verhältnissen des menschli­ chen Leben« über dir Wirkung der Außendinge und de« diätetischen Verhaltens inBeziehung auf Genuß, Kleidung, Schlaf, Ta,r«zeiten, Er, Haltung gesunder Auge» und Jähn«, Derminde, runa nachtheiliger Krankdriksein flüsse u. s. w-, hiernächst die zweckmäßigst«» Vorschlag« über di« Ehe in physischer Hinsicht, über physisch« und geistige Erziehung, über den rechten G«drauch der Aerzte und Arzneiwittel und über die Pflege der Armen, Kranren und Wich nerinn en, sämmtliche Gegenständ», welche die wichtigsten de« Leben« uud hier mit der dem jetzigen Standpunkte der Heil, kund« angemessene» und umfassenden Gründlich, keit in anziehendem Dortrage abgehaadelt sinh.

5ig » nd Dolf/ ober: welche Constitution muß

Regent

der Preußisch«' Staat h ab» rt Seyn oder nicht seyn! — Das ist die Frage. Shake-peare. gr. 8. Geheftet, Preis ro Gr. In so fern mit dem Verfasser dieser hickst intsressanteit tzchrist angenommen werden darf, daß das Volk des Preus, fischen Sraarr durck seine Geistesbildung für jede Con­ stitution reif ist, in so fern sind auch die Gedanken über den im Titel genannten Gegenstand feiner Schrift der größten Aufmerksamkeit we Ammon, Aönigt. Preuß. Hauptgestüt-, Inspector lind Ober , Roßarzt auf dem Hauptqestüt Lrakehiien in Litthauen. gr. 8- Mit 3 Abbildungen. Preis i Thlr. io Gr. Der Verfasser hat in dieser Schrift über die Jucht und Veredlung de» Pferde» den Freunden der Gestüt»

518 künde ein sehr schätzbares Ge sch e nk gemacht, da diese Scdrist nicht wie die meisten in diesem Fach erschienenen Schriften auf Hypothesen beruhet, sondern auf Beob, -chtungen und Erfahrungen gegründet ist. Man muß dem Verfass er b eipsiichten, daß wie er in-der Vorrede bemerkt, in den über Gestütskunde erschie, neuen Werken grvßtentheilö sich eine System, sucht zeiget, die um so verderblicher wird, da Systeme chie nicht.auf Beobachtungen der Narur gegründet lind, dem größten Nachtheil für die Gestüte hervor, brina-n, in dem sie zu Experimenten hiniühren, die nicht Mein kostbar sind, sondern auch, anstatt Las Gelingen der Pferdezucht zu befördern, und Lurch Veredlung eine sich gleich bleibende Raee zu bit, den, sie ihr mehr durch Hervorbringung von Ba stabt, Ar re n-geschadet haben. Mit Recht ist daher dieses Buch, da es von jeder Sy­ stem sucht frei ist, allen Freunden der Gestütkunde zu em­ pfahlen, indem es sich durch eine ante Anordnung der Materien und durch Deutlichkeit und Vollkom­ menheit im Dortrage besonders auSzerchnet. Galleri e der Welt, in einer bildlichen und. beschreibenden Darstellung von merkwürdige» Ländern, von Völkern nach ihiem Lvrperliche», geistige» und bürgerlichen Zustande, von Thleren, von Natür, Künst und Kuusterzeugnissen, von Ansichren der schönen und erha, denen -)'arur, von alten und neuen Denkmälern, mit be­ ständiger Rücksicht auf Beförderung der Humanitär und Aufklärung. Herausgegeben, von G. W. Bartholdy und I D. F. Rumpf. Fünf Bande, oder 22 Hefte. Mit iduni. Kupfern und Karten gk. 4. Geh. ir Band, enthalt die mathematische, phy­ sische Geographie und die allgemeine Hraatenkund«; ferner von Asien: C h i n a, Japan, Tibet, die Bucharey, M 0 n gol ei und Korea 9 Thlr. 4 Gr. st Band, enthält Ostindien. ' 7 Thlr. 16 Gr. zr Band, enthält: Süd-Indien, den nördlichen Archipel, Kamtschatka, Sibirien, Nova Iembla und das übrige asiatische Rußland. 9 Thlr. 22 Gr.

4^Band, ctttbult bie Tartarei, Kau, fassen, die asiatische Türkei, Per­ sien und Arabien. 7 Lhlr. 16 Gr. $t Band, enthält: ganz Afrika, nebst den afrikanischen Inseln. 9 Thlr. 74 Gr. 44 Thlr. — Gr. Die Freunde der Erdbeschreibung werden schon aus dem Titel erkennen, was sie in vorstehendem Werke erwarten dürfen; daß aber auch wirklich geleistet worden, was in je­ nem versprochen ist, verbürgt die Empfehlung aller gelehrten Zeitungen, die dasselbe beurtheilt, und der Beifall aller Be­ sitzer, die eS gelesen haben. Der Plan, nach welchem hiev die Erdbeschreibung bearbeitet wirb, ist neu, > und diesem Werke ausschl-eßcud eigen. Die Verfasser liefern mehr, als eine bisher gewöhnliche trockne Auszählung, von Stödten, Volkern, Trachten, Gebräuchen re. Sie führen den Leser auf einen hvdern Standpunkt, wo er im Stande ist, den großen Kreis der Einflüsse zu überblicken, unter welchem ein Land und feine Bewohner stehen; und indem sie die­ sen theils in der Naturanlage eines Landes, seinem Klima, Himmelsstrich, Boden, seinen Erzeugnissen rctheils in dem was Menschenwerk ist, in der Erzie, hung, Lebensart, den Sitten, Gebräuchen, B.eschafti, guriaen, Künsten und Wissenschaften, bet Religion und StaalSverfarlunL^fsuche», -je stellen sie dem Leser ein National, und Kulturgemählde vor Augen, das sich in allen seinen Hauprmomentett berührt, in allen ftnren Theilen zusamnmchängt, und eine eben so fruchtbare als an, ziehende und genußreiche Unterhaltung gewahrt- Oie Perlaashandluna dieses in seiner Art einzigen Werkes rechnet ftd) den Besitz desselben zur Ehre, und ist es der bisherigen Aufmunterung und Unterstützung M Publikums schuldia, zur Vervollkommnung und Vollendung dcS Ganzen alles beizu­ tragen, was in ihren Kräften ist. Sie zeigt daher den un, unterbrochenen Fortgang desselben unter der Versicherung hiermit an, daß mit dem sechsten Ban de die ganze aus­ ser europäische Erdbeschreibung geschloffen seyn wird. Europa wird alsdann folgen, und wie es sich von selbst ver­ steht, nach einem neuen Zuschnitt bearbeitet werden. Dem Freunde der Erd-, Menschen / und Staarenkunde wirb bre­ nnt ein Werk in die Hande geliefert werden, welches ihm He Anschaffung einer kostspieligen und bändereichen Biblis-rhek erspart, mrd worauf Deutschland stolz sey» darf,

Rußland und das Russische Reich ein geographisches Handbuch von Karl Moritz von Brimsen. Mit Rusfich, Kaiserlicher und Königlich Preußischer Censur. In r Banden. 6. Preis r Lhlr. Dieses Werk ist das Produkt eines Mannes, der so Jah­ re als Mililairprrson in der russischen Armee gedient und in Groß - Rußland, in den westlichen uno südlichen Gou­ vernements oder/ wie der Verfasser will/ Gnbernierr verlebt, auch Lithauen,. Weißrußland und andere Russische Gegenden bereist bat. Wer sieb daher von der gegenwärtigen Beschaffenheit und dem statistischen Zustande des Russischen Reichs einen richtigen Begriff machen, wer das Innere des Landes, die Volks litten u. Gebrau­ che, die Erzeugnisse und den Handel, kurz alles waS zur wahren Kenntniß dieses großen*KaiserreicheS gehört, gleichsam an sch au en will; für den ist eS unstreitig däS «nterichtendste Buch in dieser Rücksicht. Wie vieleS würden unsere ehemaligen Geographen, Büsch*ng und Fadri jetzt in einer russischen Länderkunde, nach Erscheinung dieses, i'irn Theil nach Autop sie geftre, denen Werks, .zu whefarrf oder hinzuzufügen hier vorfin­ den! Gewiß wrrd dieß aus 2 Bänden bestehende geogra, phische Handbuch, jedem Reisenden, Staats,und Schulmanne, dem Naturforscher und PhklosopheU, so wie andern rvljcheqieliqetr Lesern eine eben so an­ genehme, als bekehrende Unterhaltung gewähren. Mit einem leichten durchaus nicht pedantischen Style, verbindet es den Rnz neuer Gegenstände und Bemerkungen. Oesters glaubt man eine angenehme Reisebeschr eibung zu lesen, so entfernt ist eö von dem trocknen Lehr­ buchs style. Eben so anziehend ist es durch seinen frei­ müthigen Ton und eine hervorleuchtende Wahr­ heitsliebe. Viele hundert Stellen können dieß Gerühmte von diesem Werke- bestätigen. Wer dtkftS Buch nicht in seiner Büchersammlung besitzt, dem fehlt iu ter neuern (Staaten ? und Völker­ kunde ein wahrer Edelstein: — denn, ein mit dieser Kürze, Vollständigkeit und Anmuth geschriebenes W^rk er­ scheint «ichs alle Lage. '

5s5 Neue Dildergallarie für

junge Söhne und Lichter zur angenehmen und nützlichen Selbstbeschasrigung, aus dem Reiche der Natur, der Kunst, der Sitten und des gemeinen Lebens. Funfjchn Bände.

Druckpapier, mit itlumin. Kupf. gr. 8. Gebunden Dasselbe Werk auf Schreibpapier Gevunden

54 59 6i 66

Thlr. Thlr. Thlr. Thlr.

5 5 6 6

Gr. Gr. Gr. Gr.

Diese- Werk ist in der allgemeinen deutschen Bibliothek, in der Jenaisä>en Littraturzeitung, so wie in mehreren krei­ schen Aeitun«ei, als p.;pv vorzüglich brauchbare, nützliche und angenehme Schrift für die Jugend empfohlen worden. Alle Besitzer und Kenner desselben werden hiermit einstinu nwn, und es für kerne Anmaßung halten, wenn wir beh'.upten, daß eö unter allen bisher erschienenen Schriften dieser Art den ersten Rang verdient, indem durch die mannigfaltige Abwechselung der Gegenstände der wichtige Zweck erreicht wird, die Lernbegierde der Jugend unaufhörlich zu reizen, ohne sie zu ermüden. Aus der Beschreibung der Natur, der Völker, der Erde, der Küvste und Handwerke,, aus dem morali/chs» Leben des Menschen, ul immer das vorzüglichste ausg-bvben, Und auf das interessanteste vorgetragen, so daß man es auch in letzter Rücksicht als ein Muster des guten Geschmacks und StylS empfehlen kann. Das ganze Merk enthält 300 Kupfertafeln so groß Octav, und auf diesen findet man überhaupt mehr al-2(x>0 der in/ teressanresten Gegenstände al^ebilvet Der enge Raum die(er Blatter ertaubt nur einige davon zu nennen: bre Enc, eckung von Amerrka, der Sklavenhandel, der Rheinfa!!, Oie Gletscher und die Scene von Wilhelm Tell aus der Schweiz, die unterirdischen Wohnungen der Kamtschadalen, der De,5 suv bei Ta^e und bei Nactt, die Pererskirche und ter CircuS aus dem alten und neuen Rom, ein spanisches Stiergrfecht, ein altdeutsche- Turnier, ein indisches und engli­ sches Hahnenaefecht, das Vorgebirge der guten Hoffnung, die Vuchdruckerkunst, Papiermühle, Münzkunst, Parforce, Jagd, die alten Deutschen , da- englische Pferderennen, die Glashütte, da- Bernsteinfischen, die Otaheiten und nvrdamerikanjschen Wilden, nebst vielen andern Abbildungen von Nationen, von allen Merkwürdigen vierfüßigen Threren, Vö­ geln, Fischen, Insekten, Pflanzen und den

mpthologischen und allegorischen DarfteUnngen. — Rlchtrgrs

5s 4 DerhLlt^iiß und feine Ausmahlung der Kupfer sind vortreffIch und weben den Kudern einen wahren und anschaulichen Begr-ff von den abgci.-ldeten Gegenuanden. £)t>r Text liefert in ernem vollständigen und faßlichem Vor­ trage alles, was von der Natur, d-m G brauch, dem Nuzzen und Schaden re. dieser Ge.'enstä'rde ibfaat werden kaun, und es wird gewiß Niemanden aereuen, sich dieses Buch für seine Kinder angeschafft zu haben.

Handbuch der Geschichte Friedrich H., des Großen, des Einzigen, als Prinz, Regent, Feldherr und Privatmann. Der Jugend und allen Verehrern des Vaterlandes gewidmet. Von K. F. Tzschucke. Mit 2 Kupfern, i Portrait und i Karte, gr. 8. s Lylr. Ein Handbuch der Geschichte Friedrich IT., welches die Gesammnharerr dieses großen Kongos, den die Nachwelt mit den Einzigen nennt, als Prinz, Regent, Feldherr und Pri­ vatmann in gedrängtester Kürze und nach den besten Quellen beardstlet, ticfett, muß für die Juaend und alle Verehrer deS Vaterlandes, so wie dqp Gs schicht? ttht-rhniint, ein sehr angenehmes und nützliches, wie auch interessantes Geschenk seyn, welches keiner roeiterit Anpreisung bedarf. .Oie Ven raqShandlunt schmeicb-'lt sich einer günstigen Aufnahme die, ser Schritt um so mevr, als der durch sein Handbuch der Brandenburgischen - Preußischen Geschichte bereite rühmli list Mannte Herr Verfass^' mög!-' 'st bemüht war, so weit eS nur irgend der beschrankte Raum gestartete, nichts, was ei­ ner besondern Erwähnung romh war, zu übergehen, und im Ganzen die größte Unranherrichkrit — als das Hauptde, düpfniß einer reden Geschichte zu beobachten.