Generische Nominalphrasen im Deutschen: Eine Untersuchung zu Referenz und Semantik 9783111355788, 9783484302914

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German Pages 297 [300] Year 1993

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Vorwort
Abkürzungsverzeichnis
Teil I
0. Einleitung
1. Referenztheorien
1.1 Referenz als Sprechakt
1.2 Verschiedene Arten der Referenz
1.3 Referentielle, referierende und nicht-referierende Ausdrücke
1.4 Die Referenten
1.4.1 Einstufige Ansätze
1.4.1.1 Real-extensionaler Ansatz
1.4.1.2 Kognitiv-extensionaler Ansatz
1.4.2 Zweistufige Ansätze (Diskursreferenten)
1.5 Generische Referenz
2. Klassifikationssysteme
2.1 S-generische und p-generische NPs
2.2 Vergleich der Klassifikationssysteme
Teil II
3. Die semantisch-generischen NPs
3.1 Die Determinantien und Quantoren
3.1.1 Die für generische NPs untypischen Determinantien und Quantoren
3.1.2 S-generische NPs mit 0, ein-,all-jed- undd-+Plural
3.1.3 Definite NPs im Singular
3.2 Syntaktische Funktionen und Spezifität
3.3 Prädikation bei s-generischen Subjekten
3.3.1 Tempusrestriktionen und Aspekt
3.3.2 Vorgangs- vs. Eigenschaftsprädikation
3.3.3 Syllogismen
3.4 Das Komponentenmodell der Gattung
3.5 Sonderfälle der S-Generizität
3.5.1 Die Kollektiva
3.5.2 Massenomina und Sortenplural
3.5.3 Abstrakta
3.6 Zählbarkeit als Voraussetzung für S-Generizität
4. P-Generizität
4.1 Explizit und implizit allquantifizierte NPs
4.1.1 Explizit allquantifizierte NPs
4.1.2 Die implizit allquantifizierten NPs
4.1.2.1 P-generische definite NPs im Plural
4.1.2.2 P-generische definite NPs im Singular
4.2 P-generische indefinite NPs
4.2.1 Barepiurals
4.2.2 P-generische indefinite NPs im Singular
4.2.3 Numerisch quantifizierte indefinite NPs
4.3 Generizität aufgrund fehlender Einbettung (kontextuelle Unbegrenztheit)
5. Abhängig generische NPs
Teil III
6. Ein Diskursnetzwerk zur Modellierung von genetischen und nicht-generischen Texten
6.1 Das raum-zeitlich gebundene Diskursnetzwerk RZD
6.2 Generische NPs im Diskursnetzwerk
6.2.1 Diskursnetzwerke mit s-generisehen NPs
6.2.2 Diskursnetzwerke mit p-generischen NPs
6.2.3 Generische Pronomina
6.2.4 Abhängig generische NPs
6.3 Die Prädikativa
6.4 Generische NPs in Texten
6.4.1 Generische Texte
6.4.2 Nutzen verschiedener Arten generischer Referenz
6.4.3 Interaktion generischer und nicht-generischer Textabschnitte
7. Diskursreferenten und Referenz
Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
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Generische Nominalphrasen im Deutschen: Eine Untersuchung zu Referenz und Semantik
 9783111355788, 9783484302914

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Linguistische Arbeiten

291

Herausgegeben von Hans Altmann, Peter Blumenthal, Herbert E. Brekle, Gerhard Heibig, Hans Jürgen Heringer, Heinz Vater und Richard Wiese

Jeannette Chur

Generische Nominalphrasen im Deutschen Eine Untersuchung zu Referenz und Semantik

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1993

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Chur, Jeannette: Genetische Nominalphrasen im Deutschen: eine Untersuchung zu Referenz und Semantik / Jeannette Chur. - Tübingen : Niemeyer, 1993 (Linguistische Arbeiten ; 291) NE:GT ISBN 3-484-30291-7

ISSN 0344-6727

© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1993 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Einband: Hugo Nadele, Nehren

Inhaltsverzeichnis Vorwort Abkürzungsverzeichnis Teil I

vii viii l

0. Einleitung 1. Referenztheorien 1.1 Referenz als Sprechakt 1.2 Verschiedene Arten der Referenz l. 3 Referentielle, referierende und nicht-referieren de Ausdrücke 1.4 Die Referenten 1.4.1 Einstufige Ansätze 1.4.1.1 Real-extensionaler Ansatz 1.4.1.2 Kognitiv-extensionaler Ansatz 1.4.2 Zweistufige Ansätze (Diskursreferenten) 1.5 Generische Referenz 2. Klassifikationssysteme 2.1 S-generische und p-generische NPs 2.2 Vergleich der Klassifikationssysteme

l 8 8 11 12 13 13 13 16 18 23 33 36 43

Teil II

48

3. Die semantisch-generischen NPs 3.1 Die Determinantien und Quantoren 3.1.1 Die für generische NPs untypischen Determinantien und Quantoren 3.1.2 S-generische NPs mit 0, ein-, all-,jed-vmdd-+P\ural 3.1.2.1 Ein- in s-generischen NPs 3.1.2.2 J+Plural in s-generischer Interpretation 3.1.2.3 S-generische bare plurals 3.1.2.4 Allquantifizierte s-generische NPs 3.1.3 Definite NPs im Singular 3.2 Syntaktische Funktionen und Spezifität 3.3 Prädikation bei s-generischen Subjekten 3.3.1 Tempusresüiktionen und Aspekt 3.3.2 Vorgangs- vs. Eigenschaftsprädikation 3.3.3 Syllogismen 3.4 Das Komponentenmodell der Gattung 3.5 Sonderfälle der S-Generizität 3.5.1 Die Kollektiva 3.5.2 Massenomina und Sortenplural 3.5.3 Abstrakta

48 48 49 52 52 55 59 60 63 70 74 75 79 82 85 92 92 95 100

VI

3.6

Zählbarkeit als Voraussetzung für S-Generizität

103

4. P-Generizität 4.1 Explizit und implizit allquantifizierte NPs 4.1.1 Explizit allquantifizierte NPs 4.1.2 Die implizit allquantifizierten NPs 4.1.2.1 P-generische definite NPs im Plural 4.1.2.2 P-generische definite NPs im Singular 4.2 P-generische indefinite NPs 4.2.1 Bareplurals 4.2.1.1 Theorien zu bare plurals 4.2.1.1.1 CARLSON 4.2.1.1.2 CHIERCHIA 4.2.1.2 Die bare plurals 4.2.1.2.1 Das Puzzle von Port-Royal 4.2.1.2.2 P-generische Objekte 4.2.2 P-generische indefinite NPs im Singular 4.2.2.1 Die Zählbaren mit ein 4.2.2.1.1 Prädikationsrestriktionen 4.2.2.1.2 Generische NPs in Eselssätzen? 4.2.2.2 Indefinite Kontinuativa 4.2.2.3 Kollektiva und nichtzählbare Abstrakta 4.2.3 Numerisch quantifizierte indefinite NPs 4.3 Generizität aufgrund fehlender Einbettung (kontextuelle Unbegrenztheit)

106 106 106 119 119 123 127 127 127 127 129 130 131 135 139 139 139 141 145 148 149 150

5. Abhängig generische

156

NPs

Teil III

167

6. Ein Diskursnetzwerk zur Modellierung von genetischen und nicht-generischen Texten 6.1 Das raum-zeitlich gebundene Diskursnetzwerk RZD 6.2 Generische NPs im Diskursnetzwerk 6.2.1 Diskursnetzwerke mit s-generischen NPs 6.2.2 Diskursnetzwerke mit p-generischen NPs 6.2.3 Generische Pronomina 6.2.4 Abhängig generische NPs 6.3 Die Prädikativa 6.4 Generische NPs in Texten 6.4.1 Generische Texte 6.4.2 Nutzen verschiedener Arten generischer Referenz 6.4.3 Interaktion generischer und nicht-generischer Textabschnitte

167 167 201 201 205 217 224 230 247 247 256 257

7. Diskursreferenten und Referenz

264

Literaturverzeichnis Quellenverzeichnis

283 287

Vorwort Die vorliegende Arbeit ist eine leicht überarbeitete Fassung meiner von der Universität Köln angenommenen Dissertation "Generische Nominalphrasen im Deutschen". Referenten waren Prof. Dr. Heinz Vater und Prof. Dr. Jürgen Lenerz. Das Rigorosum fand am 16.11.1991 statt. Generik ist ein Themenbereich, der immer wieder untersucht wird. Die Problematik umfaßt dabei zwei Hauptbereiche: Generische Prädikation und genetische Nominalphrasen. Die generische Prädikation betrachtet außer den eigentlichen generischen Sätzen hauptsächlich die sogenannten habituellen Sätze. Dieser Themenbereich nimmt einen breiten Raum in der Forschung ein. In dieser Arbeit wird er jedoch nicht ausführlich behandelt Der zweite Bereich betrifft mein eigentliches Untersuchungsgebiet, die generischen Nominalphrasen. Hierbei kann man zwei grundsätzliche Fragestellungen ausmachen: 1) Wie ist das Verhältnis genetischer und nicht-genetischer Nominalphrasen zueinander? 2) Referieren genetische Nominalphrasen, und wenn ja: worauf? Auf die Beantwortung dieser beiden Fragen habe ich mich in dieser Arbeit konzentriert, wobei ich auch insbesondere der Frage nachgegangen bin, inwieweit das Kompositionalitätsprinzip auch bei generischen Nominalphrasen gilt. Es hat sich als nötig erwiesen, eine von den bisherigen Klassifikationsverfahren unabhängige Klasssifikation genetischer Nominalphrasen vorzunehmen. Dabei werden auch Bereiche generischer Nominalphrasen, die von der bisherigen Forschung nicht oder nur kursorisch behandelt wurden, in den Rahmen einer Gesamttheorie der generischen Nominalphrasen eingeordnet. An dieser Stelle möchte ich auch all denjenigen danken, die mich bei der Abfassung und Fertigstellung der Arbeit unterstützt haben und mir durch hilfreiche Kommentare zur Seite standen. Insbesondere möchte ich natürlich Heinz Vater danken, der mich immer wieder auf Problemfälle aufmerksam machte. Außerdem möchte ich Monika Schwarz und den Heidelbergern, insbesondere Rainer Dietrich, Christiane von Stutterheim und Ute Kohlmann für ihre Anregungen und Kommentare danken. Ebenfalls möchte ich denjenigen danken, die die Arbeit ganz oder in Ausschnitten korrigiert haben. Mein Dank gilt Monika Baumann, Ursula Kleinhenz, Dagmar Jung und Martin Leser und Erich Knuth. Alle Fehler, inhaltlicher und formaler Art, gehen natürlich zu meinen Lasten. Im übrigen danke ich auch dem Land Nordrhein-Westfalen und der Graduiertenförderung für die Gewährung eines Graduiertenstipendiums, welches mir für zwei Jahre die materielle Basis zur Erstellung dieser Arbeit gewährleistete. Köln, 13.10.92

Jeannette Chur

Abkürzungsverzeichnis Allgemeine Abkürzungen # Entität #

Kennzeichnung einer Einheit der projizierten Welt (JACKENDOFF)

D

Dummyprädikat (BURTON-ROBERTS)

G-Operator

Generalisierungsoperator (CARLSON)

d-generisch

bezieht sich auf die Gattung (KRIFKA)

i-generisch

bezieht sich auf die Individuen (KRIFKA)

p-generisch

pragmatisch-generisch

s-generisch

semantisch-generisch

Det-Variaüon

Determinans-Variation

Art-Konstruküon

Konstruktion mit Art oder semantisch äquivalenten Lexemen (Sorte, Gattung etc.) als Kern

Exemplar-Konstruktion

Konstruktion mit Exemplar oder semantisch äquivalenten Lexemen als Kern

namens-Konstruktion

Art-Konstruktion mit namens oder semantisch äquivalenten Modifikatoren

ö

Kurzform für artikel- und quantorenlose NPs (bare plural)

tj

Zeitintervall mit dem Index i

(ha)

habituelle Lesart

si

Situation mit dem Index i

(sg)

s-generische Lesart

ind

individuell

(pg)

p-generische Lesart

dispos

dispositioneil

?

eingeschränkte Akzeptabilität

Sg

Singular

??

geringe Akzeptabilität

Pl

Plural

*

ungrammatisch

(ep)

episodische Lesart

vs.

versus

Für Diskursnetzwerke relevante Abkürzungen (DNW x-y)

Diskursnetzwerk für den Satz (x-y)

ESW

Ebene des enzyklopädisch-semantischen Wissens

RZD

Ebene des raum-zeitlich gebundenen Diskurses

t DIRP

räum-zeitliche Verankerung Regelpaket zur Erstellung eines Diskursnetzwerkes inkl. der dazugehörigen Wohlgeformtheitsbedingung und dem Angemessenheitskriterium

IX

D-Regel I-Regel R-Regel P-Regel Rel genVer Ident Tv n=l n>l n = max n = max > l n = max = l n = max = 2 n = 2, n = 3

kM cM i/0 i/1, i/2 Ul-Un

Diskursnetzwerkregel für definite NPs Diskursnetzwerkregel für indefinite NPs Diskursnetzwerkregel für Modifikatoren einer NP inkl. der Relativsätze Diskursnetzwerkregel für Pronomina Relation p-generische Verschiebung Identitätsrelation Teil-von-Relation numerische Spezifikation für den Singular numerische Spezifikation für den Plural Allquantifikation numerische Spezifikation für all- im Plural numerische Spezifikation für all- im Singular numerische Spezifikation für beidnumerische Spezifikation für die Quantoren Unbestimmte numerische Spezifikation (präsuppositionelle Diskursreferenten) klassifikatorisches Merkmal empirisches Merkmal Prototyp (abhängig generisch) Bestandteile des Prototypen von di Unterarten l bis n

Abkürzungen aus Logik und Kategorialgrammatik, Variablen

w f =>

g.d.w.

wahr falsch daraus folgt (gültige Schlußfolgerung) daraus folgt nicht (ungültige Schlußfolgerung) genau dann wenn

—> &

impliziert Konjunktion und

V

Aliquanter

*>

Existenzquantor

bellen' n y r di

Lambda-Operator Die Bedeutung des Ausdrucks bellen Variable für Diskursnetzwerk Äußerungvariable Variable für Relation Variable für Diskursreferenten

di Ly

Diskursreferent mit dem Index i Diskursreferent der Ebene ESW mit der Nummer y

xs

Variable für ein Stadium

Variable für ein Individuum (Exemplar oder Gattung)

CN/CN R (x,y)

attributiver Modifikator ist eine Realisation von y

Intensionszeichen Extensionalisator

CN

Common Noun

Abkürzungen aus der Mathematik 0

Leere Menge

I

Menge der Informationen

n

Schnittmenge, geschnitten von

N

Menge der natürlichen Zahlen

c

ist echte Teilmenge von

A\B

A ohne B

IAI < > < > j, k ...

der Betrag von A kleiner als größer als kleiner oder gleich größer oder gleich Indizes aus N

n, l m*l

Variablen für Elemente von N Produkt aus den beiden Zahlen m und l

ist nicht Teilmenge von ungleich ist Element von Mengen durch den Kontext gegebene Extension Extension der Prädikation K

Extension der Kennzeichnung Menge der ein- und mehrstelligen Relationen

Weitere, lokale Abkürzungen werden als Legende unter dem betreffenden Schema aufgeführt Ansonsten gelten die allgemein gebräuchlichen Abkürzungen und die Standardabkürzungen in der Linguistik.

Teil I 0. Einleitung Die Beschäftigung mit dem Phänomen Generizität hat eine lange Tradition, wenn sie auch nicht immer sehr intensiv betrieben wurde. Ein Höhepunkt der Forschungstätigkeit in dieser Hinsicht läßt sich in den späten siebziger Jahren erkennen, als Arbeiten wie BACON 1973 a und b, BIGGS 1978, BURTON-ROBERTS 1976, 1977, DAHL 1975, CARLSON 1977 und vor allem CARLSONs 1980 veröffentlichte Dissertation von 1978 "Reference to Kinds in Englisch" erschienen. Ein weiterer Höhepunkt ist wiederum gegen Ende der achtziger Jahre festzustellen. Es erschienen u.a. Arbeiten wie DAHL 1985, GEURTS 1985, TER MEULEN 1986, DECLERCK 1986, HEYER 1985, 1987, KLEIBER/LAZZARO 1987, KRIFKA 1987, WILMET 1988, BURTON-ROBERTS 1989, aber auch verschiedene Sammelbände zur Generik wie KLEIBER (ed.) 1987 "Rencontre(s) avec la ge"ne"ricite"', KRIFKA (ed.) 1988 "Genericity in natural language" und Langages 79 (1985) mit dem Titel "Gonorique et gdnoricito", die auch eine Auswahlbibliograhie zur Generik enthält (GALMICHE/KLEIBER 1985). Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem formal-semantischen Bereich, wobei auch besonders das an und für sich zur Pragmatik1 zu rechnende Phänomen der Referenz eine große Rolle spielt. Generizität ist dabei wiederum ein Begriff, der von verschiedenen Autoren unterschiedlich aufgefaßt wird. Auffallend selten wird eine explizite Definition des Untersuchungsgegenstandes gegeben. Vielmehr wird eine Reihe von Beispielen angeführt, die den Untersuchungsbereich illustrieren. KRIFKA 1987 führt sechs Typen generischer NPs an, die den gesamten Bereich der als genetisch bezeichneten Phänomene abdecken. (0-1)

a. Der Löwe ist ein wildes Tier. (Singular definit) b. Die Löwen sind wilde Tiere. (Plural definit) c. Ein Löwe ist ein wildes Tier. (Singular indefinit) d. Löwen sind wilde Tiere, (bare plural) e. Gold ist ein wertvolles Metall, (bare singular) f. Einige Katzen, nämliche der Löwe und der Tiger, sind wilde Tiere, (taxonomisch) (g. John raucht, (habitueller Satz)).

Habituelle Sätze werden ebenfalls im Bereich der Generik mitbehandelt, obwohl sie keine generischen NPs enthalten. Dies findet sich auch schon bei DAHL 1975. Generik umfaßt also zwei Bereiche: zum einen einen temporal orientierten Ansatz, der gleichermaßen "generische" und habituelle Sätze umfaßt, und zum anderen einen mehr referentiell orientierten Ansatz, der Trotz des häufig verwendeten Begriffs Referenzsemantik (vgl. z.B. VATER 1986 b) ist doch früh festgestellt worden, daß Referenz zumindest auch ein pragmatisches Phänomen ist (vgl. LEVINSON 1983, SEARLE 1969, STRAWSON 1950). Andererseits wird es, basierend auf FREGEs Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung eines Ausdrucks, immer wieder unter dem Stichwort Semantik behandelt (vgl. z.B. LYONS 1977).

das Phänomen genetischer NPs behandelt. Ich werde mich in dieser Arbeit ausschließlich auf den zweiten Bereich konzentrieren. Es gibt einen Kembereich, sozusagen einen Prototypen, der von allen anerkannt, wenn auch verschieden interpretiert wird. Dies sind Aussagesätze, die Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben, deren Subjekt definit ist, im Singular steht, zählbar ist, sich auf eine (Tier-)Gattung bezieht2, und dessen Kernnomen nicht Art, Gattung etc. ist oder ein Kompositum mit diesen Ausdrücken. (0-2)

Der Löwe ist ein Raubtier.

Dies ist zugegebenermaßen eine unbefriedigende und umständliche Definition, die aus einer Menge von heterogenen Kriterien besteht, wobei einige der Kriterien Negativdefinitionen beinhalten. In der Regel werden derartige Definitionen auch nicht gegeben. Ein Definitionsversuch findet sich bei HEYER 1987. "A) (hinreichend) Wenn in einem gegebenen Satz die definite Nominalphrase im Singular durch den definiten Plural ohne Veränderung des Wahrheitswertes ersetzt werden kann (mit entsprechender Anpassung kongruierender Teile des Satzes), dann kann die definite Nominalphrase im Singular generisch interpretiert werden B) (notwendig) Eine definite Nominalphrase im Singular kann nur dann generisch interpretiert werden, wenn das Nomen der Nominalphrase nur mit Veränderung des Wahrheitswertes durch seinen nächsthöheren Oberbegriff ersetzt werden kann." (HEYER 1987: 111) Bezeichnenderweise verwendet HEYER 1985 statt der Substitution durch den definiten Plural eine Substitution durch den indefiniten Plural. Insgesamt handelt es sich hier um eine Variante einer Definition bei OOMEN 1977, die eine NP als generisch ansah, wenn verschiedene Determinantien füreinander eingesetzt werden können, ohne daß sich die Bedeutung des Satzes ändert. Dies ist das auffallendste Kennzeichen vieler generischer NPs. Ich werde weiter unten noch darauf eingehen. Grundsätzlich wird die Definition der generischen Nominalphrase durch das sogenannte Paradox der nominalen Generik (paradoxe de la g6neYicit£ nominale) erschwert (vgl. KLEIBER/ LAZZARO 1987). "d'un cöto, presque tout le monde s'accorde pour voir dans les SN Les castors, Un castor et Le castor des e'nonce's 1), 2) et 3): 1) Les castor construisent des barrages 2) Un castor construit des barrages 3) Le castor construit des barrages des SN gindriques, et, d'un autre cötd, le consensus s'&ablit aussi pour y reconnaitre trois SN difforents ..." (KLEIBER/LAZZARO 1987: 73) Ich benutze hier absichtlich den vagen Terminus "beziehen" statt "referieren", da ebenfalls von vielen Autoren angenommen wird, daß es so etwas wie generische Referenz nicht gibt (LYONS 1977, JACKENDOFF 1983, LÖBNER 1990 u.a.).

Man kann mit guten Gründen die NPs als einen Typ genetischer NPs oder als drei verschiedene NP-Typen ansehen. Das Grundproblem besteht darin: wie kann man mit verschiedenen Formen das gleiche ausdrücken? Vertreter der These, daß das Prädikat einen großen Einfluß hat, legen die Ähnlichkeit im Verhalten bezüglich syntaktischer Phänomene von allgemeingültigen Sätzen zugrunde. Dabei untersuchen sie sowohl Sätze mit genetischen Subjekten als auch solche mit Individuentermen. (0-3) (0-4)

Burghard schnarcht. Der Hund schnarcht.

(0-3) kann auf zwei verschiedene Arten interpretiert werden: zum einen kann Burghard gerade jetzt (zum Sprechzeitpunkt)3 schnarchen oder aber die (enervierende) Eigenschaft haben zu schnarchen - und das möglicherweise jede Nacht. Dabei wird vom Sprecher stillschweigend angenommen, daß diese Aussage auch in Zukunft gelten wird, genauso wie sie außer für die Gegenwart auch für einen relevanten Teil der Vergangenheit gelten muß.4 Diese zweite Interpretation ist parallel zu der generischen Interpretation von (0-4), die besagt, daß es eine (typische) Eigenschaft der Gattung Hund ist, zu schnarchen. Auch dies gilt für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Beides sind also Eigenschaftsprädikationen, obwohl das verwendete Prädikat einen Vorgang bezeichnet. Dies wirkt sich dann natürlich auf die Kompatibilität mit durativen Adverbialen vs. Frequenzadverbialen aus. Dies letztere Phänomen kann daher als Test für die jeweils benutzte Interpretation verwendet werden.5 (0-6) (0-7)

Burghard / Der Hund schnarcht drei Stunden lang. Burghard / Der Hund schnarcht täglich.

Allein das Prädikat kann jedoch nicht für die genetische Interpretation verantwortlich sein, da sonst keine Dreifachambiguität eines Satzes mit definitem singulären Subjekt möglich wäre. (0-8) (0-8')

Der Hund bellt. a. Der Hund (Bello) bellt (gerade). b. Der Hund (Bello) bellt (gewohnheitsmäßig/immer)/ist ein Beller. c. Der Hund (als Gattung) bellt.

Die Lesarten von (0-8) können durch (0-8') paraphrasiert werden. (0-80 a nennt man auch die episodische Lesart, während (0-80 b meistens als habituelle und (0-8') c als generische Lesart bezeichnet wird. In vielen Arbeiten zur Generik werden die habituelle und die generische Lesart im engeren Sinne zusammengefaßt unter dem Begriff generisch (manchmal findet sich auch der Begriff nomisch, der auf DAHL 1975 zurückgeht). In der Regel werde ich 'generisch' im engeren Sinne benutzen, ohne die habituelle Lesart. 3 4

5

oder was als diese zählt Welche Intervalle dabei zu berücksichtigen sind und wie groß die Häufigkeit der beobachteten Einzelvorkommnisse sein muß, ist nicht pauschal festzulegen, sondern abhängig von der Situation und der Semantik der Prädikate. Dieser Test ist nicht unproblematisch, da alle " Vorgangs"-Prädikationen auch immer in Eigenschaftsprädikationen umgewandelt werden können (vgl. DIESING 1988). (0-5) Ein Kurzarbeiter arbeitet vier Stunden lang.

Die Lesarten (0-8') b und (0-8') c können, gemäß dem oben Gesagten, auch so paraphrasiert werden. (0-8') (0-8')

b'. Der Hund (Bello) hat die Eigenschaft zu bellen. c'. Der Hund (als Gattung) hat die Eigenschaft zu bellen.

Anhand einer solchen Paraphrase erkennt man, daß das Prädikat nicht zur Unterscheidung der generischen von der habituellen Lesart eines Satzes geeignet ist. Ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Bestandteil der generischen Lesart liegt also im unterschiedlichen Gebrauch der NP. Diesen unterschiedlichen Gebrauch werde ich als generischen Gebrauch einer NP oder kurz als generische NP bezeichnen. Geht man davon aus, daß unter dem beschriebenen Modellfall eines Satzes mit definitem, singulärem, zählbarem Subjekt und einer Prädikation, die als Kern ein Vorgangsverb enthält, sowohl die Prädikation als auch das Subjekt genetisch sein können, so kommt man zu einer prinzipiell vierfachen Ambiguität, wie sie HEYER 1985, 1987 auch annimmt. (0-9)

Der Schotte trinkt Whisky.

"... Individuierend und auf ein Vorkommnis bezogen: Die individuierende Kennzeichnung bezieht sich dann auf ein Objekt und das Prädikat wieder auf ein Vorkommnis (z.B., daß Scott Mclntyre gerade Whisky trinkt) ... individuierend und dispositional: Zwar nimmt auch hier die individuierende Kennzeichnung wieder auf ein Objekt Bezug (z.B. Scott Mclntyre), aber das Prädikat bezieht sich diesmal auf eine Disposition - d.h. eine Generalisierung über mögliche Vorkommnisse - und schließt damit eine bestimmte Voraussage mit ein (z.B., daß Scott Mclntyre Whiskytrinker ist) ... persönlich generisch und dispositional: In diesem Fall nimmt die generische Kennzeichnung auf alle typischen Schotten Bezug; mit der persönlichen generischen Verwendung des bestimmten Artikels wird also über Personen generalisiert, die ... Whiskytrinker sind, wobei behauptet wird, daß die Eigenschaft, Whiskytrinker zu sein, insbesondere auf die typischen Schotten zutrifft ... persönlich generisch und auf ein Vorkommnis bezogen: In diesem Fall nimmt die generische Kennzeichnung wieder auf alle typischen Schotten Bezug, von denen aber zu einem bestimmten Zeitpunkt behauptet wird, daß sie gerade Whisky trinken (z.B. könnte man in diesem Sinne am Silvesterabend um 0.00 Uhr (in Edinburgh) sagen: "Jetzt trinkt der Schotte Whisky")." (HEYER 1987: 197 f.) Zusammenfassend läßt sich sagen, daß man mit dem bisher Gesagten intuitiv bestimmen kann, was ein generischer Satz oder eine generische NP ist (im engsten Sinne), jedoch hat man damit kein operationalisierbares Kriterium, daß nicht allein auf der Intuition des Hörers bzw. Lesers beruht Diese Operationalisierung ist mit Hilfe eines anderen Phänomens gegeben, welches ich als das "Kriterium der bedeutungserhaltenden Determinansvariation" bezeichne. Es wurde verschiedentlich darauf hingewiesen, daß bei generischen NPs eine Substitution durch andere Determinantien möglich ist, ohne daß sich der Wahrheitswert der Aussage ändert.

(0-10)

a. Der Mensch ist ein Säugetier/Roboter. b. Die Menschen sind Säugetiere/Roboter. c. Menschen sind Säugetiere/Roboter. d. Ein Mensch ist ein Säugetier/Roboter. e. Alle Menschen sind Säugetiere/Roboter. f. Jeder Mensch ist ein Säugetier/Roboter.

Alle diese Sätze haben den gleichen Wahrheitswert, sie sind in ihrer genetischen Lesart alle wahr bzw. alle falsch, in allen möglichen Welten. Ich habe hier absichtlich ein Prädikat gewählt, welches auf jedes Element der Extension des Begriffs Mensch zutrifft bzw. nicht zutrifft, damit auch die allquantifizierten NPs in diesem Falle synomym erscheinen. Dies ist nicht bei allen Prädikaten möglich, wie ich später noch ausführlicher zeigen werde. Die Sätze können, sofern "generisch" verstanden, in allen Kontexten gegeneinander ausgetauscht werden und sind insofern synonym. Dies führt dann dazu, daß z.B. teilweise generische Determinantien angenommen werden, die sich von den herkömmlichen unterscheiden (vgl. HU 1980, OOMEN 1977). Auch HEYER verwendet indirekt dieses Kriterium, um zu definieren, was er unter generischen NPs versteht. Denn sein hinreichendes Kriterium drückt im Prinzip genau dieses Verhalten aus. Es ist daher nicht erstaunlich, daß es in zwei Varianten vorkommt, als Substitution durch die definite bzw. durch die indefinite NP. In diesem Zusammenhang taucht ein weiteres Problem auf. Wenn man annimmt, daß die Sätze unter (0-10) synonym sind, und außerdem feststellt, daß (0-10) a generisch und die Prädikation gleich ist (abgesehen von kongruenzbedingten Numerusdistinktionen), so ergibt sich daraus folgerichtig, daß auch die Subjekt-NPs in (0-10) b bis (0-10) f generisch sind. Mit anderen Prädikaten sind aber nicht alle dieser NPs kombinierbar, so daß sich das Kriterium der bedeutungserhaltenden Determinansvariation immer wieder anders zeigt. (0-11)

a. Der Hund hat vier Beine. b. Die Hunde haben vier Beine, c. Hunde haben vier Beine. d. Ein Hund hat vier Beine. e. Alle Hunde haben vier Beine, f. Jeder Hund hat vier Beine.

(w) (w) (w) (w) (f) (f)

(0-11) e und f sind hier aufgrund der expliziten Allquantifizierung nicht synonym mit den anderen Sätzen, da ihnen unterschiedliche Wahrheitswerte zugeordnet werden. Bei einer bestimmten Sorte von Prädikaten tritt noch ein zusätzliches Phänomen auf. Es handelt sich dabei um die sogenannten Klassenprädikate wie selten sein, zahlreich sein, aussterben, weit verbreitet sein, um nur einige zu nennen. Diese Prädikate sind inkompatibel mit einem indefiniten singulären Subjekt6 (0-12)

a. *Eine Kiwi kommt in dieser Gegend vor. b. *Ein Rebhuhn ist selten.

Diese Inkompatibilität wird in praktisch allen Texten zu generischen NPs erwähnt

Zu Ausnahmen von dieser Regel komme ich später noch. Für eine bestimmte Sorte von generischen NPs gilt diese Einschränkung gerade nicht (vgl. auch die taxonomischen NPs von KRIFKA 1987).

Es zeigt sich also, daß das Kriterium der bedeutungserhaltenden Determinansvariation je nach Prädikat verschieden ausgestaltet werden muß. Berücksichtigt man auch andere Sprachen, so wird das Kriterium noch stärker relativiert. Man nimmt zum Beispiel an, daß es im Englischen nicht die Möglichkeit gibt, generische NPs als definite NPs im Plural zu konstruieren (vgl. z.B. DAHL 1988). Diese These ist aber nicht unumstritten (vgl. Beispiele bei KRIFKA 1987). Die folgende Übersicht zeigt verschiedene Möglichkeiten der Auswirkungen der bedeutungserhaltenden Determinansvariation (kurz: Det-Variation).

N 2 3 4

Det-Variation

Prototyp 1 Subprototyp 1 | : 1 Subprototyp n 1

Unterarten ·-;-.·:·. .·'· .-:

Schema 13

Der Zusammenhang zwischen Besonderheiten der Prädikation und Komponentenmodell ist dabei so darzustellen. Es gibt eine oberste Regel, die immer beachtet wird. Regel der Selektion Ein Prädikat selektiert immer diejenige oberste Komponente, mit der es verträglich ist hinsichtlich der selektionalen Merkmale. So wählt ein Prädikat wie lebende Jungen gebären auf dieser Welt den Subprototyp weibliche erwachsene Exemplare, während dagegen ein Prädikat wie ausgestorben sein die Komponente Verbreitungsgebiet wählt. Dies bedeutet aber nicht, daß der genetische Ausdruck sich dann auf

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diese Bestandteile der Gattung bezieht. Man bezieht sich immer auf die Gesamtgattung, deren Name durch die genetische NP gegeben ist, also der Panther immer auf die Gattung Panther etc. Der Bezug wird durch die Selektionsregel nicht betroffen. Auswirkung hat dagegen die Selektionsregel im Hinblick auf das Ergänzen von Information beim Hörer. Der Hörer eines generischen Satzes integriert die darin enthaltene Information in seinem generischen Diskursuniversum. Diese Information wird durch Ergänzen entsprechender Merkmale bewerkstelligt. Diese Merkmale müssen natürlich in der jeweils zutreffenden Komponente eingetragen werden. Prädikationen, die das Verbreitungsgebiet betreffen, sind als solche leicht zu erkennen, da sie entweder aus der Angabe einer Lokalität bestehen oder zur Menge der wenigen Klassenprädikate gehören. Noch einfacher ist es bei den gattungsspezifischen Merkmalen, die ebenfalls einer begrenzten Menge von Prädikaten angehören. Diese werden immer an der entsprechenden Stelle im Komponentenmodell eingetragen. Schwieriger dagegen ist es mit den Merkmalen der prototypischen Komponente. Es gibt da die notwendigen Prädikate, die immer in der obersten möglichen prototypischen Komponente eingetragen werden. Da es sich dabei um kJassifikatorische Prädikate handelt, sind diese meist leicht zu erkennen und entsprechend als notwendige Prädikate markierbar. Problematisch sind auch die kontingenten Merkmalen, die die empirisch gewonnenen Eigenschaften der Exemplare einer Gattung betreffen. Diese Merkmale werden mit dem Vermerk "Default" in die oberste prototypische Komponente eingetragen, die mit den Selektionsmerkmalen des Merkmals kompatibel ist Das bedeutet, daß in den meisten Fällen, da keine inhärenten Selektionsmerkmale vorhanden sind, die Eintragung in die oberste prototypische Komponente erfolgt Dabei kann es natürlich zu Fehleintragungen kommen, wie sie insbesondere im Spracherwerb bemerkbar sind, sei es nun beim Erwerb einer Erst-, Zweit oder Fachsprache. So kann das Merkmal "eine Mähne haben" zuerst in der obersten prototypischen Komponente eingetragen sein, so daß es für alle (typischen) Löwen gilt, also sowohl für Männchen als auch für Weibchen und Jungtiere. Erst bei gegenteiliger bzw. spezifischerer Information wird diese Eintragung korrigiert und das Merkmal beim Subprototyp "(männlicher) Löwe" eingetragen. Bei der Unterscheidung zwischen empirischen und notwendigen Merkmalen gibt es allerdings Probleme bei der Grenzziehung. Ich will dies anhand des Merkmals "sterblich" erläutern. Die Sterblichkeit beim Menschen ist ein empirisches Merkmal, da der Verlust der Sterblichkeit (z.B. durch medizinische Fortschritte) nicht zum Verlust des Menschseins führt Das Merkmal der Sterblichkeit unterliegt nicht der Definitionsgewalt des Menschen. Dennoch trifft dieses Merkmal auf alle Individuen zu, ein eigentliches Default-Merkmal ist es nicht. Ich rechne es dennoch zu den empirischen Merkmalen und will auch solche Merkmale mit dem Default-Kennzeichen versehen. Default bedeutet ja nur: gilt solange, wie es nicht anderweitig schon markiert ist. Daß es zu unserer Zeit keine anderweitigen Spezifizierungen gibt, ist zwar leider der Fall, aber nicht notwendigerweise so. Deshalb gilt dieses Merkmal immer, obwohl es ein empirisches Merkmal ist. Zu Tempus und Aspekt ergeben sich die folgenden Gesetzmäßigkeiten: Aspektmarkierungen sind bezogen auf die Komponente Verbreitungsgebiet jederzeit möglich. Bezogen auf die anderen Komponenten ist keine overte Aspektmarkierung erlaubt, hier handelt es sich immer um statische Eigenschaften. Dies gilt auch für die Eigenschaftsvariation, die gewisse Gemeinsamkeiten mit echten Vorgangsprädikationen aufweist Tempusvariation ist jedoch prinzipiell möglich. Darin sind Sätze mit s-generischen und nicht-generischen NPs gleich. Unter gewissen Umständen kann man allerdings auch auf die Existenzpräsupposition schließen oder eine

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Umkategorisierung vornehmen, wenn wissensbasierte Implikaturen intervenieren. Aber auch darin sind Sätze mit s-generischen und nicht-generischen NPs gleich.

3.5 Sonderfälle der S-Generizität Zur übersichtlicheren Darstellung habe ich mich bisher nur auf eine bestimmte Gruppe von Nominalphrasen in s-generischer Inte retationsweise beschränkt und zwar auf diejenige, die am häufigsten untersucht wurde und die auch am auffälligsten ist. Es handelt sich dabei um NPs mit dem Merkmal [+ zählbar]. Jedoch sollte man die nicht-zählbaren NPs nicht von vornherein aus dem Untersuchungsbereich ausschließen, denn auch diese können durchaus generisch gebraucht werden. In diesem Zusammenhang wird mich insbesondere das damit zusammenhängende Problem des sogenannten Sortenplurals interessieren. Zu den Bereichen Kollektiva und Abstrakta gibt es weniger Untersuchungen, aber auch diese Fälle sollten in ein Gesamtbild integriert werden. Nicht behandeln werde ich hier die Frage, ob es prädikative s-generische NPs gibt. Zur Beantwortung dieser Frage fehlen die notwendigen Voraussetzungen. Sie wird in Kap. 6.3 ausführlich behandelt. 3.5.1 Die Kollektive Bei den Kollektiva handelt es sich um eine relativ einfache Unterscheidung. Deshalb möchte ich sie zuerst untersuchen, bevor ich mich anderen Problemfallen zuwende. Kollektiva, auch Sammelnamen oder Sammelbezeichnungen genannt, erscheinen meist im Singular, jedoch "drücken sie eine Vielheit von Personen, Tieren, Pflanzen oder Gegenständen aus" (HELBIG/BUSCHA 1975: 196). Der DUDEN beschreibt dies so: "Bei diesen Wörtern, mit deren Singular mehrere Wesen oder Dinge, Gruppen von Lebewesen oder Dingen bezeichnet werden, wird eine Vielheit sprachlich durch eine Einheit ausgedrückt..." (DUDEN 1984: 225) Es gibt eine ganze Anzahl von Kollektiva, ich führe hier nur einige Beispiele an. Herde, Familie, Flotte, Gebirge, Getreide, Laub, Mannschaft, Obst, Publikum, Schulklasse, Vieh, Volk, Wald, Studentenschaft, Beamtentum, Menschheit, Geistlichkeit, Polizei, Anzahl, Dutzend, ... Verschiedentlich ist angemerkt worden, daß es keine gemeinsamen grammatischen Merkmale für diese Kategorie gibt, daß diese Klassifizierung eine rein semantische sei (z.B. HELBIG/ BUSCHA 1975: 196 f., EISENBERG 1986: 174). So rechnet EISENBERG Obst, Schmuck, Wild, Lebensmittel und Gewölk zu den Stoffbezeichnungen, während Familie, Mannschaft, Hundertschaft und Gebirge zu den Appellativa gerechnet werden. EISENBERG unterscheidet weiterhin auch drei Gruppen von Sammelbezeichnungen, je nachdem ob es sich um Singulariatanta (Obst, Schmuck, Wild, Gebälk, Gepäck), um Pluraliatanta (Lebensmittel,

93 Immobilien, Chemikalien, Textilien, Spesen)** oder um hinsichtlich der Numerusfähigkeit nicht restringierte Nomen handelt (Familie, Mannschaft, Volk, Gebirge, Werkzeug). Im DUDEN wird dieses Verhalten etwas näher untersucht. "Von diesen Wörtern (den Kollektivs, JC) kann nur dann ein Plural gebildet werden, wenn mehrere solcher Gruppen gezählt und voneinander abgegrenzt werden können: Wälder, Herden, Flotten, Gebirge, Dutzende, Tausende; (aber nicht:) Viehe u.a." (DUDEN 1984: 225) DUDEN 1984 geht nicht mehr davon aus, daß es sich bei den Kollektiva um eine rein semantische Kategorie handelt, die teilweise den Stoff und teilweise den Gattungsbezeichnungen zuzurechnen ist. Dies ergibt sich aus der folgenden Behauptung: "Es gibt Wörter, die im Singular sowohl Gattungsbezeichnungen wie Sammelbezeichnung sind und von denen dann nur in ihrer Bedeutung als Gattungsbezeichnung ein Plural gebildet werden kann: ..." (DUDEN 1984: 225) Diese Behauptung wird am Beispiel des Wortes Spielzeug verdeutlicht. Im Singular kann es einmal die Gesamtheit der zum Spielen verwendeten Gegenstände bezeichnen, dann handelt es sich um eine Sammelbezeichnung, von der kein Plural existiert. Im anderen Fall handelt es sich um einen einzelnen Gegenstand zum Spielen. Hier ist es dann ein Appellativum und dann auch pluralfähig (Spielzeuge). Analog ist der Plural von Werkzeug und Unkraut zu erklären. Daraus ergibt sich dann auch, daß von Kollektiva Pluralformen nur dann möglich sind, wenn sie mehrere voneinander abgegrenzte Gruppen bezeichnen. (3-129) (3-130)

Drei Flotten standen sich am Golf von Biskaya gegenüber. Vier Heere vereinigten sich vor Berlin, um gegen das deutsche Heer zu kämpfen.

Nun gibt es auch bei Kollektiva Fälle generischer Verwendungsweisen. (3-131) (3-132) (3-133)

Das Rotwild wird in den Tierparks vom Damwild verdrängt Das Rotwild umfaßt die Familie der Rehe und Hirsche. Obst ist gesund.

Bei den Beispielen kann man nun zwei Regularitäten feststellen. Zum einen gibt es natürlich keine Möglichkeiten, irgendwelche Sätze zu bilden, die im Plural stehen könnten. Dies liegt in der Natur des hier untersuchten Problems, da es keine voneinander abgegrenzten, zählbaren Gruppen gibt. Dies war aber die Voraussetzung nach DUDEN. Eine Determinansvariation wäre hier also sowieso nur in Grenzen möglich, da die einzigen Möglichkeiten, die bleiben, definit und indefinit Singular sind. Eine Determinansvariation würde die etwas seltsamen, telegrammstilartig wirkenden Sätze (3-134), (3-135) und (3-136) ergeben. (3-134) (3-135) (3-136)

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??Das Obst ist gesund. ??Rotwild wird in den Tierparks von Damwild verdrängt. *Rotwild umfaßt die Familie der Rehe und Hirsche.

Vom heutigen Sprachgebrauch gesehen, gilt dies ganz sicher bei Chemikalien und meist auch bei Immobilien nicht mehr.

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Dieses Kriterium scheint also in diesen Fällen nicht anwendbar zu sein. Mit meinem Kriterium der Substitution durch Art-Konstruktionen habe ich hier allerdings ebenfalls Probleme, wie ein einfacher Versuch zeigt. (3-137) (3-138) (3-139) (3-140)

? Die Rotwildart wird von der Damwildart verdrängt. ? Die Gattung des Rotwildes wird von der Gattung des Damwildes verdrängt. ? Die Rotwildgattung umfaßt die Rehe und die Hirsche. ? Obstgattung ist gesund.

Diese Sätze überzeugen mich nicht von der problemlosen Anwendbarkeit des Kriteriums der Substituierbarkeit durch Art-Konstruktionen bei Beibehaltung des Determinans. Eine viel näherliegende Substitution ist die durch pluralische Art-Konstruktionen. (3-141) (3-142) (3-143)

Die Rotwildarten werden durch die Damwildarten verdrängt Die Rotwildarten umfassen die Rehe und die Hirsche. Obstsorten sind gesund.

Dies liegt anscheinend daran, daß es sich bei den Kollektiva um Nomen handelt, die auf eine Menge von gegliederten Einheiten referieren, so daß hier die semantische Interpretation die syntaktischen Verhältnisse überlagert und außer Kraft setzt Da das Kriterium der determinansinvarianten Substitution durch Art-Konstruktionen in diesen Fällen also offensichtlich nicht gültig ist, schließe ich, daß es sich bei diesen Beispielen nicht um s-generische Verwendungsweisen handelt Bisher habe ich nur die nicht pluralfähigen Kollektiva untersucht. Pluralfähig sind die Kollektiva, die, vereinfacht gesagt, auf Gruppen referieren. Hier scheinen die Verhältnisse etwas anders zu liegen. Im Vergleich zur erstgenannten Gruppe ist auch eine Anzahl weiterer generischer Interpretationen möglich. Ich werde mich dabei stellvertretend nur auf ein Beispiel konzentrieren, andere Beispiele können analog gebildet werden. (3-144)

a. Die Familie ist die Keimzelle des Staates. b. Familien sind die Keimzellen des Staates. c. ?Die Familien sind die Keimzellen des Staates. d. Eine Familie ist eine Keimzelle des Staates.

(3-145)

Ein Wald besteht aus mindestens drei Bäumen.

Hier ist teilweise eine determinanserhaltende Substitution durch Art-Konstruktionen möglich. (3-144') a. Die Institution Familie ist die Keimzelle des Staates. Auffallend ist zunächst einmal, daß ein ganz anderes Nomen gewählt wurde als bisher, um den Substitutionstest durchzuführen. Gerade bei Kollektiva, die eine zusammenhängende Gruppe bezeichnen, läge es ja nahe, eine Gruppenbezeichnung oder eine sonstige Bezeichnung zu wählen, die ebenfalls auf die Gruppe der Mitglieder referiert Nimmt man einen extensionalen Ansatz an, wie es so viele tun, wäre dies erst recht zu erwarten. (Zu diesem Problem vgl. MAYER 1981: 277 ff.). Statt dessen wird hier das Wort Institution verwendet. In der Literatur zur Semantik ist ein ähnlicher Fall wiederholt zitiert worden, nämlich die verschiedenen

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Bedeutungsunterscheidungen von Schule bei BIERWISCH 1983. Eine der möglichen Bedeutungen war auch hier die Institution. Ähnliches gilt dann auch für die Kollektiva Polizei, Feuerwehr etc. In der generischen Verwendung dieser Nomina beziehen sich auch diese auf die Institution. Nun ist es jedoch prinzipiell möglich, auch definite NPs im Plural s-generisch zu verwenden. Betrachten wir einmal das Kollektivum Herde. In DUDEN 1984 wird eine Herde definiert als eine "Schar von bestimmten Säugetieren gleicher Art (Kühe, Schafe u.a.), die in Gruppen zusammenleben" (DUDEN 1984: 198). Nimmt man an, daß diese Definition annähernd der Bedeutung entspricht, so wäre es möglich, im definiten Plural auf Herden verschiedener Tierarten zu referieren. Dies ist jedoch nicht der Fall. Auch in einem solchen Falle, in dem eine s-generische Interpretation für den definiten Plural prinzipiell konstruierbar wäre, wird diese nicht realisiert Auch in (3-146) b handelt es sich um eine p-generische Interpretation. (3-146)

a. Eine Herde ist ein Verband von Tieren der gleichen Art. b. Die Herden wehren sich gegen Angreifer, indem schwache Tiere sich innen in einem Kreis befinden. c. Die Herde wehrt sich, indem schwache Tiere in den innersten Kreis kommen.

Handelt es sich nun in diesen Fällen um s-generische Interpretation, um eine p-generische Interpretation, oder haben wir es hier mit einer weiteren Unterscheidung zu tun? Daß das Kriterium der Substitution durch Art-Konstruktionen bei Beibehaltung des Determinans nicht anwendbar ist, zeigt an, daß es sich hier nicht um eine s-generische Interpretation handelt. Das Kriterium der Substitution durch Exemplar-Konstruktionen scheint hier aber ebenfalls nicht gültig zu sein. Dies scheint darauf hinzudeuten, daß wir es mit einer neuen Art genetischer Interpretation zu tun haben. Denn nicht auf die einzelnen Exemplare wird Bezug genommen, sondern auf die einzelnen Arten. Allerdings zeigt sich das nicht in allen Fällen deutlich. Dies liegt daran, daß Kollektiva benutzt werden (können), um Konzepte zu bilden, die verschiedene Exemplare verschiedener Gattungen zu einer Einheit zusammenfassen. Diese fehlende Homogenität ist die Ursache für das ungewöhnliche Verhalten in genetischer Verwendung. Also handelt es sich doch um eine p-generische Verwendung. Genaueres in Kapitel 4. Ein Gebrauch, der wohl zu den Massenomina zu rechnen ist, liegt in (3-147) vor. (3-147)

Rehwild gilt unter den Gourmets als Delikatesse.

Massenomina aber unterliegen wiederum anderen Verhältnissen, die ich jetzt im folgenden Abschnitt erläutern möchte.

3.5.2 Massenomina und Sortenplural Massenomina sind ein interessantes Feld und in der Literatur zur Generik schon häufig erwähnt worden. Mit Massenomina wird der Stoff an sich, die Masse, das Material bezeichnet. Beispiele dafür sind Milch, Gold, Butter, Brot, Glas, Metall, Wolle, öl etc. Dabei ist zu bedenken, daß viele der Massenomina auch ein Korrelat als Appellativum haben. So kann Brot sowohl

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den Stoff Brot (als Quantität oder als Stoff an sich) bezeichnen ((3-148)) als auch eine einzelne Einheit aus diesem Stoff, nämlich einen Laib (oder eine Scheibe) Brot ((3-149)). (3-148) (3-149)

a. Brot ist ein Grundnahrungsmittel. b. Vergiß nicht, Brot einzukaufen. Ich hätte gerne ein Brot, bitte.

Massenomina unterscheiden sich hinsichtlich ihres De terminations Verhaltens von den Appellativa. Ein Massenomen kann nur im Singular stehen und wird im indefiniten Singular ohne Quantor gebildet. Es gibt allerdings viele scheinbare Gegenbeispiele wie (3-150). (3-150)

Die Menschen der Bronzezeit konnten schon einige Metalle bearbeiten.

Der Status dieser NPs wird unterschiedlich beurteilt. Man kann dabei zwei Richtungen unterscheiden, die ich hier anhand der Darstellungen in DUDEN 1984 und EISENBERG 1986 darstellen werde. Bei EISENBERG 1986: 435 findet sich folgende Beispielbatterie generischer Sätze. (3-151)

a. Ein Stahl ist ein Halbfabrikat. b. Der Stahl ist ein Halbfabrikat. c. Stähle sind Halbfabrikate. d. Stahl ist ein Halbfabrikat. e. *Stahl ist Halbfabrikat.

(3-152)

a. Ein Stahl ist ein Metall. b. Der Stahl ist ein Metall. c. Stähle sind Metalle. d. Stahl ist ein Metall. e. Stahl ist Metall.

EISENBERG bemerkt zu diesen Sätzen: "Die Sätze a und c haben jeweils die Lesung 'Sorte von Stahl', die anderen betreffen direkt die Substanz Stahl" (EISENBERG 1986: 435). Es gibt jedoch Unterschiede bei der Bewertung dieser Pluralformen. Zum einen kann man sich auf (konkrete) Einheiten beziehen, die aus diesem Stoff gefertigt sind oder aus diesem Stoff bestehen. (3-153)

a. Wir bestellen fünf Bier und drei Schnäpse, b. Wieviel kosten die Brote?

DUDEN 1984 rechnet solche Fälle zu den Appellativa, während EISENBERG 1986 sie immer noch zu den Kontinuativa zu rechnen scheint, obwohl er gleichzeitig Nicht-zählbarkeit als Charakteristikum annimmt. Diese Fälle sind jedoch für die Problematik der Generik nur als Quelle von Ambiguitäten relevant. Die zweite Möglichkeit des Plurals bei "Massenomina" ist hier weitaus interessanter. Ich werde zunächst die Interpretation von EISENBERG 1986 erläutern, der ich mich nicht anschließen werde, und dann die von DUDEN 1984 referieren, die ich überzeugender finde. Diese zweite Möglichkeit, einen Plural von Massenomina zu gebrauchen, nennt EISENBERG den "Sorten-Plural", weil damit verschiedene Sorten einer Substanz bezeichnet werden.

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So kann Öle verschiedene.Sorten bezeichnen, wie leichtes und schweres Öl oder Rapsöl, Sonnenblumenöl und Olivenöl. Interessant ist dabei die Bewertung dieses Phänomens. "Der Sortenplural ist relativ jung und breitet sich gegenwärtig schnell aus. Er wird auf immer mehr Stoffsubstantive anwendbar, weil für immer mehr Substanzen ein Bedarf nach feinerer Aufgliederung und deren genauer Benennung besteht. (...). Es gibt keinen Grund, den Sortenplural als irgendwie unsystematisch oder marginal anzusehen. Er ist so gut verankert, daß bereits auch zugehörige Singularformen existieren. Ein Öl etwa ist zu lesen als "eine Sorte Öl"." (EISENBERG 1986: 171) Der Schlußfolgerung aber, daß "sich immer mehr der für die Appellativa typischen grammatischen Mittel auch für die Stoffsubstantive verwenden" (EISENBERG 1986: 171) lassen, kann ich nicht folgen. Vielmehr nehme ich - ebenso wie DUDEN - an, daß es sich bei den Kontinuativa im Plural gar nicht mehr um Kontinuativa handelt, sondern um Appellativa. "Werden sie (die Kontinuativa, JC) zur Unterscheidung von Arten und Sorten im Plural gebraucht (einteilender Plural), dann sind sie Gauungsbezeichnungen: edle Hölzer, rheinische Weine, feste Garne." (DUDEN 1984: 226) Eine weitere Beobachtung wird kurz darauf mitgeteilt. "Oft werden neben oder statt der Pluralform Zusammensetzungen mit -arten und -Sorten gebraucht: Fleischsorten, Butterarten, Wollarten/Wollen, Mehlarten/Mehle, Tonarten/ Tone" (DUDEN 1984: 226) Diese Beobachtung entspricht genau dem Kriterium der Substitution durch Art-Konstruktionen. Dies zeigt, daß die sogenannten Pluralformen von Kontinuativa in s-generischer Interpretation verwendet werden. (3-154) ist eines der seltenen Beispiele, wo genau diese Beziehung thematisiert wird, indem Tabake und Tabaksorten gleichgesetzt werden. (3-154)

Eine Zigarette enthält nicht Tabak, sondern Tabake; das heißt eine Mischung von verschiedenen Tabaksorten. (ZB: 43)

(3-155) thematisiert dieselbe Beziehung, nur handelt es sich hier bei der s-generischen NP um eine definite NP im Plural. (3-155)

Die Deutschen rauchten immer noch orientalisch >leichtNikotinarmut< gegenüber den amerikanischen Sorten bescheinigt. (ZB: 36 f.)

Da es zwei Möglichkeiten gibt, von Kontinuativa gebildete Appellativa im Plural zu gebrauchen, gibt es natürlich auch in manchen Fällen Ambiguitäten. So kann der Satz (3-156) in zwei verschiedenen Weisen interpretiert werden. (3-156)

Ich habe Kohlen bekommen. (DUDEN 1984: 226)

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In der naheliegenden Bedeutung handelt es sich bei Kohlen um einen Ausdruck, der auf eine Menge von Kohlenstücken referiert, also nicht-generisch interpretiert wird. In der s-generischen Interpretation wird ausgesagt, daß der Sprecher verschiedene Kohlensorten (z.B. Anthrazit, Eierkohle etc.) bekommen hat. Die Behauptung allerdings, daß im ersten Fall die Kohlen von der gleichen Art sein müssen (vgl. DUDEN 1984: 226), stimmt nicht. Auch wenn der Sprecher Anthrazit und Eierkohle bekommen hat, ist der Satz in der ersten Bedeutung wahr. Diese Ambiguität betrifft jedoch nicht nur die Pluralformen der Massenomina. Vielmehr handelt es sich dabei um das gleiche Phänomen wie bei der Ambiguität bei den anderen Appellativa, wie ein Vergleich mit (3-157) illustrierend zeigt (3-157)

a. Ich kenne vier Vögel (Lora, Hansi, Habacus, Cora), b. Ich kenne vier Vögel (Amsel, Drossel, Fink und Star).

Auch hier müssen die Exemplare in (3-157) a nicht zur gleichen Art gehören. Auch die Tatsache, daß es eine singularische Form zu dem Sortenplural gibt, die eine einzelne Sorte bezeichnet und sogar mit ein, dem sogenannten indefiniten Artikel, gebildet werden muß, zeigt die Parallelen auf. In diesem Fall muß übrigens, genau wie sonst bei den Appellativa, der indefinite Artikel einen kontrastierenden Starkton tragen. (3-158)

EIN Öl ist ungesund, das mit Quecksilber versetzte Olivenöl.

Wie ich schon in 3.1.2.1 ausgeführt habe, ist es aber nicht immer nötig, daß die s-generische indefinite NP im Singular einen Starkton trägt. In Existenzsätzen oder in Objektfunktion ist das normalerweise nicht der Fall. Dies gilt auch für Massenomina mit ein, wenn sie s-generisch interpretiert werden, wie das folgende Beispiel zeigt. (3-159)

Außerdem gibt es aber noch einen dunklen Nebel in Städten, der viel Tageslicht verschluckt... Bei dieser Nebelart ist die Entstehung wahrscheinlich anders als bei den bisher geschilderten. (Wo: 30)

Insofern gibt es, was die genetische Interpretation der von den Massenomina gebildeten zählbaren Nomina betrifft, keinen Unterschied zu anderen Appellativa. Ein kleiner Unterschied besteht aber doch zwischen den Pluralformen, die von einem Kontinuativum abgeleitet worden sind, und normalen Appellativa. Bei den Kontinuativa besteht die Möglichkeit, daß in manchen Fällen keine Pluralformen gebildet werden können30 oder aber daß es zwei verschiedene Pluralformen gibt, eine für den nicht-generischen Gebrauch und eine für den generischen Gebrauch. Beispiele für den letzteren, sehr interessanten Fall sind die Wasser (- gen), die Wässer (+ gen) und die Tücher (- gen), die Tuche (+ gen) (aus DUDEN 1984: 226).

30

Was so etwas wie idiosynkratische Lücken im System wären, denn prinzipiell ist dies (semantiscb und kognitiv) möglich. Das Problem der idiosynkratischen Lücken ist aus der Wonbildung bekannt (vgl. z.B. OLSEN1986), was dafür sprechen würde, daß es sich bei der Umwandlung von Kontinuativa in Appellativa um einen Wortbildungsprozeß handelt Der umgekehrte Prozeß, Kontinuativa aus Appellativa zu bilden, scheint jedoch voll produktiv zu sein. Deshalb vermute ich eher, daß die Lücken dadurch entstehen, daß keine geeigneten paradigmatischen Mittel bereitstehen, um entsprechende Pluralfonnen zu bilden. Was ist z.B. der Plural von Fleisch oder Butter: * Fleische und "Butter ?

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Bisher habe ich den Sortenplural betrachtet und bin dabei zu dem Ergebnis gekommen, daß es sich dabei nicht um die Anwendung von bei Appellativa gebräuchlichen Mitteln auf Kontinuativa handelt, was einer Nivellierung der Unterschiede entspräche, sondern daß es sich in einem solchen Falle gar nicht mehr um Massenomina handelt, sondern um Appellativa. In dieser Hinsicht folge ich DUDEN. Beispiele für einen derartigen s-generischen Gebrauch von Massenomina waren pluralische NPs, sowohl definite als auch indefinite, und indefinite NPs mit ein. Es fehlen nun nach der Systematik noch die definiten NPs im Singular und die indefiniten NPs im Singular ohne ein, also der normale Gebrauch als Massenomen. Zunächst zu den normalen indefiniten Massenomina im Singular. (3-160)

... ; im allgemeinen verdunstet Süßwasser rascher als Meerwasser, und zwar sowohl bei steigender Temperatur als auch bei zunehmender Windgeschwindigkeit (Wo: 10)

Süßwasser und Meerwasser sind hier generisch gebraucht, allerdings nicht s-generisch, da eine Substitution mit Art-Konstruktionen nicht möglich ist Es sind Beispiele für p-generische Interpretationen, der sich aus dem gleichen Mechanismus ergeben wie die anderen Fälle p-generischer Interpretation, wie ich im nächsten Kapitel zeigen werde. Substitution durch ExemplarKonstruktionen ist hier sogar ebenfalls möglich, wenn man durch Einführung von Maßeinheiten Exemplare herstellt. Die in diesem Fall in genetischen Kontexten üblichste Form wäre Quantifizierung mit ein Liter. (3-160') ... ; im allgemeinen verdunstet ein Liter Süßwasser rascher als ein Liter Meerwasser, und zwar sowohl bei steigender Temperatur als auch bei zunehmender Windgeschwindigkeit. Damit ist dieser Bereich generischer Interpretation von Kontinuativa auf das nächste Kapitel verschoben. Es bleibt noch der Fall der definiten NP im Singular. Hier gibt es Probleme, wie nicht anders zu erwarten, da schon die Behandlung der einfacheren Fälle s-generischer NPs im Singular Probleme bereitet. In (3-161) werden verschiedene Regenarten genannt, alle werden mit Hilfe definiter NPs im Singular "eingeführt". (3-161)

Fällt der Staub mit Regen, so bildet er den Schlammregen, bei tiefem Rot den Blutregen, der namentlich bei den abergläubischen Süditalienern als schlimmes Vorzeichen gilt, mit Schnee den Blutschnee. (Wo: 68)

Die beiden Regenarten "Schlammregen" und "Blutregen" werden erwähnt, dazu noch die Schneesorte "Blutschnee". Wie schon in 3.1.3 ausführlicher dargelegt, sind hier Substitutionen durch Art-Konstruktionen nicht möglich, es sei denn als namens-Konstruktionen, die eine relativ hohe Akzeptabilität erlangen. (3-161') Fällt der Staub mit Regen, so bildet er den Regentyp, den man Schlammregen nennt, bei tiefem Rot den Regen typ, der Blutregen heißt, der namentlich bei den abergläubischen Süditalienern als schlimmes Vorzeichen gilt, mit Schnee die Schneesorte mit der Bezeichnung Blutschnee.

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Daß hier verschiedene Möglichkeiten dieser Konstruktion gewählt wurden, geschah aus stilistischen Gründen. Daß es sich bei derartigen Fällen um Arten von Regen, Schnee bzw. Nebel handelt, zeigt auch das folgende Beispiel, das eine explizite Art-Konstruktion enthält. (3-162)

Alle diese Nebelarten haben gemeinsam, daß sie nässen, ebenso der bald noch zu erwähnende Bergnebel, nicht aber der Stadtnebel. Der Strahlungsnebel auf dem Lande bedarf, wie gezeigt war, zu seiner Bildung irgendwie geartete Staubteilchen, an denen sich der verdichtete Wasserdampf ansetzt; gleiches gilt auch von dem weißen Stadtnebel. Außerdem gibt es aber noch einen dunklen Nebel in Städten, der viel Tageslicht verschluckt... Bei dieser Nebelart ist die Entstehung wahrscheinlich anders als bei den bisher geschilderten. (Wo: 30)

An diesem Beispiel noch einmal die verschiedenen Möglichkeiten der Substitution durch ArtKonstruktionen auszuprobieren, überlasse ich dem Leser. Es zeigt sich also, daß sich auch in diesem Fall Massenomina wie andere Fälle s-generischer Interpretation verhalten. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß es sich bei dem sogenannten Sortenplural und seiner singularischen Entsprechung um s-generische Verwendungsweisen handelt. Dies trifft auch auf die definite NP im Singular zu, die sich hinsichtlich des Kriteriums der Substitution durch Art-Konstruktionen ähnlich problematisch verhält wie die anderen s-generischen Verwendungen defmiter NPs im Singular.

3.5.3 Abstrakta Die Unterscheidung der Abstrakta von den Konkreta ist als eine Differenzierung auf der semantischen Ebene anzusehen (vgl. u.a. EISENBERG 1986: 176, DUDEN 1984: 196 f.). Im DUDEN werden noch weitere semantische Unterscheidungen getroffen, die jedoch hier in diesem Zusammenhang nicht von Interesse sind. Einige Beispiele aus den verschiedenen Gruppen sind Geist, Schlag, Schnitt, Schlaf, Reise, Angst, Krankheit, Freundschaft, Linguistik, Meter, Stunde etc. Ich habe in den vorherigen Abschnitten schon herausgearbeitet, daß das Merkmal der Zählbarkeit bei der Frage nach s-generischen Interpretationen eine zentrale Rolle spielt. Es manifestiert sich in der Option des Plurals. Folgt man den Ausführungen im DUDEN, so erhält man folgende Regularitäten. Zunächst einmal stehen Abstrakta im allgemeinen im Singular (Freiheit, Nähe, Kälte, Musik, Geheul, das Blau, das Schreiben, das Stehen). Der Plural kann nur in begrenztem Maße gebildet werden, "wenn mit den betreffenden Substantiven eine zählbare, umrissene Einzelerscheinung bezeichnet wird, wenn in konkretisierendem Gebrauch etwas Vorübergehendes, Wiederholbares, wenn - im äußersten Fall - eine Person oder eine Sache benannt wird." (DUDEN 1984: 226). Beispiele dafür wären die Leiden, die Schönheiten, die Tugenden etc. Bei Bezeichnungen für Tätigkeiten ist häufig ein Plural möglich, der dann eine Menge der einzelnen Tätigkeit (die Bemühungen, die Würfe, die Tänze, die Gesänge) oder den "Übergang zur Sachbedeutung bezeichnet" (DUDEN 1984: 227) (Malereien). Handelt es sich bei dem Abstraktum um einen substantivierten Infinitiv, so wird damit der Vorgang als unbegrenzt gekennzeichnet, und ein Plural ist dann nicht möglich (z.B. Laufen, Schwimmen). In manchen Fällen gibt es scheinbar doch eine Pluralform, jedoch handelt es sich dann nicht mehr um Abstrakta, sondern um entsprechende Konkreta. Das beste Beispiel dafür ist Schreiben : (Das) Schreiben kann den

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Vorgang des Schreibens bezeichnen, das/ein Schreiben und die Schreiben bezeichnet etwas Konkreteres, nämlich ein bzw. mehrere Schriftstücke. Die bisherigen Ausführungen dienten zunächst einmal dazu, die verschiedenen Regularitäten im Hinblick auf den Plural zu beschreiben, die bei Abstrakta vorkommen, um einen entsprechenden Hintergrund für die nun folgenden Ausführungen bereitzustellen. Eine Möglichkeit des Plurals, der bei Abstrakta auftreten kann, habe ich dabei bisher noch nicht erwähnt. Sie betrifft die Fälle, die der DUDEN als "einteilenden Plural" bezeichnet. (3-163)

Das sind große Talente. (DUDEN)

Der DUDEN behauptet, daß dieser Satz zwei verschiedene Bedeutungen hat. Große Talente kann einmal auf Menschen mit Talent referieren, in diesem Fall handelt es sich dann um ein Konkretum. Dieser Fall ist dem oben genannten Beispiel Schreiben sehr ähnlich. In einer zweiten Interpretation kann es auch bedeuten, daß es sich um verschiedene Arten von Talenten handelt. In diesem Fall ist es ein Abstraktum, nach DUDEN in einem einteilenden Plural. In dieser letzten Interpretation handelt es sich um eine generische Interpretation, und zwar um eine s-generische. Verdeutlicht werden kann dies wiederum durch determinanserhaltende Substitution durch Art-Konstruktionen. (3-164)

Das sind Arten großer Talente.

Auch bei den schon oben erwähnten Tätigkeiten sind oft verschiedene Interpretationen möglich. Am Beispiel Tänze mit zwei entsprechenden Kontexten, die dies verdeutlichen, möchte ich dies kurz illustrieren. (3-165) (3-166)

Jeder hat drei Tänze frei, (nicht genetisch) Jeder Profitänzer hat mindestens drei Tänze in seinem Repertoire, (s-generisch)

Der folgende Beleg ist dagegen ein Beleg dafür, daß auch bei Abstrakta Ambiguitäten zwischen einer s-generischen und einer p-generischen Interpretation möglich sind. Dies ist natürlich nur bei einem Determinans möglich, das eine p-generische Interpretation erlaubt. (3-167)

Bei allen Schleppgriffen müssen Mund und Nase des Verunglückten über Wasser bleiben. (DLRG: 31)

Die präferierte Lesart ist hier die s-generische, die besagt, daß bei allen Schleppgriffarten (einhändig, beidhändig, Kopfgriff, Achselgriff etc.) Mund und Nase des Ertrinkenden, der abgeschleppt wird, über Wasser bleiben müssen. Aber auch eine p-generische Interpretation ist möglich. Denn natürlich soll auch bei allen Einzelvorkommnissen, die Instanzen des Handlungstyps Schleppgriff sind, Mund und Nase des Abgeschleppten über Wasser bleiben, aus begreiflichen Gründen. Dieser s-generische Gebrauch dürfte in der wissenschaftlichen Literatur häufig auftreten. So ist Tätigkeiten in dem folgenden Originalsatz aus dem DUDEN ebenfalls s-generisch, in diesem Fall indefinit Plural, und somit - eingedenk der obigen Diskussion - ein Beispiel für einen Problemfall.

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(3-168)

Auch Abstrakta, mit denen Tätigkeiten bezeichnet werden, haben vielfach einen Plural... (DUDEN 1984: 227)

Auch in dem folgenden Beispiel ist die s-generische NP indefinit Plural. (3-169)

Ein Rettungsschwimmer muß eine Reihe von Sprüngen beherrschen, um schnell an den Unglücksort gelangen zu können. Die Art des Sprungs richtet sich nach dem Zustand des Gewässers und des Ufers. (DLRG: 28)

In dem darauffolgenden Text werden sechs verschiedene Arten von Sprüngen definiert. Die beiden folgenden Belege stammen aus diesem Zusammenhang. (3-170)

a. Der Abrenner ist ein Abfaller aus dem Laufen. (DLRG: 28) b. Der Startsprung wird flacher als der Kopfsprung ausgeführt. (DLRG: 29)

Sowohl der Abrenner als auch der Startsprung und der Kopfsprung sind s-generische NPs, die einen Tätigkeitstyp, eben eine Sprungart, bezeichnen. Auffallend ist, daß bei NPs, die Tätigkeiten bezeichnen, die generische Interpretation nicht so stark als genetisch in Erscheinung tritt. Dies liegt daran, daß die Einzelinstanzen der Tätigkeiten kaum als "Individuen" wahrgenommen werden. Eine im DUDEN aufgestellte Regularität betrifft insbesondere den Bereich der Generik. "Werden Farbbezeichnungen im Plural gebraucht, dann werden mit ihnen Arten, Sorten bezeichnet:..." (DUDEN 1984: 227) Als Beispiele werden aufgeführt: (3-171) (3-172)

Die zwei Grün sind ganz verschieden. (DUDEN) Das schattige Gesicht voll kranker Blaus. (DUDEN)

Als weiteres, unübliches Beispiel führt DUDEN noch Wirklichkeiten als verschiedene Arten der Wirklichkeit an. In all diesen Fällen handelt es sich immer um s-generische Interpretationen, wie man anhand des Substitutionstests leicht feststellen kann. Bisher habe ich einige Fälle s-generischer Interpretation aufgeführt, wobei ich mich im wesentlichen an den Beispielen und Erläuterungen im DUDEN orientiert habe. Es gibt auch p-generische Interpretationen von Abstrakta, wie die folgenden Beispiele zeigen. (3-173) a. b. c. d.

Angst ist ein Gefühl. Friede ist das höchste Ziel der Menschheit. Eine Reise ist der Versuch, Probleme durch Ortsveränderungen zu lösen. Liebe ist... (welche Definition auch immer Sie bevorzugen).

Problematisch ist an diesen Beispielen, daß das Kriterium der Substitution durch ExemplarKonstruktionen nicht anwendbar ist und deshalb kein formales Kriterium vorhanden ist, um den p-generischen Status zu überprüfen. Es liegt hier also eine ähnliche Situation wie bei den Kollektiva und den Kontinuativa vor. Wie in Kap. 4 noch erläutert werden wird, liegen den p-generischen Interpretationen gewisse Mechanismen zugrunde, die man alle als Grenzfälle

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nicht-generischer Verwendungsweisen erklären kann. Um solch einen Grenzfall der nichtgenerischen Verwendungsweise handelt es sich auch in den obigen Beispielen, so daß sich der Status der P-Generizität dadurch ergibt. Das oberflächenorientierte, rein illustrative Kriterium der Substituüon durch Exemplar-Konstruktionen kann hier deshalb nicht angewandt werden, weil es bei den Abstrakta oft keine individuierbaren Einzelfälle gibt, die entsprechend sprachlich paraphrasiert werden können. Auch das Kriterium der Determinansvariation kann oft nicht weiterhelfen, da einerseits in manchen Fällen, wie oben schon gesagt, keine Pluralformen möglich sind, andererseits aber auch das Vorkommen des definiten Artikels bestimmten Restriktionen unterliegt, die jedoch nicht direkt das Problem der Generizität betreffen. Das führt also dazu, daß sowohl das Standardkriterium Determinansvariation als auch der Substitutionstest in diesen Fällen nicht anwendbar sind. Aufgrund des Substitutionstests mit Art-Konstruktionen ist jedoch sichergestellt, daß es sich nicht um s-generische Interpretationen handeln kann.

3.6 Zählbarkeit als Voraussetzung für S-Generizität Zusammenfassend ergibt sich, daß es einen Bereich genetischer NPs gibt, der bisher wenig untersucht worden ist. Diese NPs zeichnen sich dadurch aus, daß sie sich recht unauffällig verhalten. So werden die Determinantien und Quantoren, die auftreten können, genauso verwendet wie in nicht-generischen Kontexten. NPs im Plural beziehen sich auf Mengen, NPs im Singular nicht, Definitheit und Indefinitheit werden wie sonst auch interpretiert (vgl. auch DIETRICH 1985). Zu den genaueren Details komme ich erst in Kap. 6. Außerdem gibt es keine Restriktionen hinsichtlich der Wahl der Determinantien und Quantoren. Selbst spezifische und nicht-spezifische Interpretation sind bei den s-generischen NPs möglich. Außerdem gibt es generell keine Beschränkungen hinsichtlich der syntaktischen Funktionen. Auch hier ist alles das möglich, was auch bei nicht-generischen NPs möglich ist. Insgesamt zeigt sich also eine weitgehende Parallelität zwischen s-generischen NPs und nicht-generischen NPs. Sogar was bei nicht-generischen NPs nicht möglich ist, ist auch bei s-generischen NPs nicht möglich: Genausowenig, wie eine enge Apposition bei nicht-generischen NPs nicht-generisch interpretiert werden kann, genausowenig kann sie bei s-generischen NPs s-generisch interpretiert werden. Die p-generischen NPs, die man gemeinhin unter dem Begriff genetische NPs untersucht, verhalten sich dagegen sehr auffällig. Eigenschaften wie Definitheit oder Numerus scheinen hier aufgehoben zu sein. Dadurch ist ein anscheinend völlig unmotivierter Wechsel von definiten und indefiniten NPs, NPs im Singular und im Plural möglich, wobei die "Referenz" beibehalten wird. Außerdem ist hier nur eine sehr begrenzte Anzahl von Determinantien und Quantoren möglich, die scheinbar füreinander substituierbar sind. Daher wurde den p-generischen NPs weit mehr Aufmerksamkeit der Sprachwissenschaftler zuteil als den unauffälligen s-generischen NPs. Eine Gesamt-Theorie genetischer Nominalphrasen muß beide Arten sinnvoll zueinander in Beziehung setzen können. Trotz der auffälligen Parallelität zu den nicht-generischen Nominalphrasen weisen die s-generischen Nominalphrasen doch einige Besonderheiten auf. Bedingt durch die andere ontologische Struktur ihrer "Referenten" ist bei s-generischen NPs eine andere selektionale Subkategorisierung anzusetzen als bei den nicht-generischen NPs. Auffallendste Konsequenz ist die Kombinierbarkeit mit Klassenprädikaten und anderen Prädikationen des Verbreitungsgebietes

104 und mit Gattungsmerkmalen. Klassenprädikate sind dabei Prädikate wie selten sein, aussterben etc. Gattungsmerkmale wie eine Ordung/eine Spezies/eine Säugetierart /eine Zigarettenmarke sein dagegen betreffen den Status innerhalb der Hierarchie. Betrachtet man die vier verschiedenen Prädikationstypen, die HEYER ansetzt, so kann man diesen jeweils einen eigenen Bereich, eine eigene Komponente innerhalb der Gattung zuweisen. Die Gattungsmerkmale, die HEYER notwendige absolute Prädikationen nennt, werden dabei, genauso wie der Name, einfach auf oberster Ebene eingetragen. Die anderen drei Prädikationen sind Bestandteil der Komponenten. Dabei bilden die kontingenten absoluten Prädikate, die Klassenprädikate, die Komponente Verbreitungsgebiet. Die persönlichen Prädikationen, diejenigen, die Eigenschaften der Individuen der Gattung beschreiben können, sind der Komponente Prototyp zuzuordnen. Dabei kann man unterscheiden zwischen den notwendig persönlichen Prädikaten und den kontingenten persönlichen Prädikaten. Die notwendigen treffen auf alle Individuen zu, die kontingenten nur auf die typischen Individuen. Ich ziehe eine andere Einteilung vor, die im wesentlichen mit der Einteilung von HEYER übereinstimmt. HEYERs Unterteilung basiert auf den möglichen Schlußfolgerungen. Eine Erklärung der unterschiedlichen Schlußfolgerungen ist dabei nicht möglich. Ich unterteile daher nach der Entstehung dieser Prädikate, die unabhängig von der Schlußfolgerung feststellbar ist. Dabei sind die kontingenten Prädikate die empirischen Prädikate, d.h. die Prädikate, die an den entsprechenden Individuen "beobachtbar" sind. Dazu zählen auch Prädikate wie sterblich sein, obwohl auch dies auf alle Individuen zutrifft. Hier unterscheidet sich meine Klassifizierung von der HEYERs. Die anderen Prädikate sind die klassifikatorischen Prädikate und beschreiben die Hierarchieabfolge mit den Beziehungen der Subordination. Diese sind willkürlich, vom Menschen festgelegt. Das Definitionskriterium ist dabei oft ein Bündel von empirischen Merkmalen. Da es sich um ein Klassifikationssystem mit prinzipiell scharfen Grenzen31 handelt, ergibt sich daraus, aus unabhängigen Gründen, daß diese Prädikate für alle unter die entsprechende Gattung fallenden Individuen gelten müssen. Außerdem benötigt man noch eine weitere Komponente, die der Unterarten, damit leichter dargestellt werden kann, wie der Plural in diesen Fällen interpretiert wird. Hier können sich die Strukturen wiederholen, so daß die gesamte Hierarchie durch ein System ineinander verschachtelter Gattungen dargestellt werden kann. Eine weitere Möglichkeit ist es, gar keine Unterarten aufzuführen, sondern diese immer implizit zu erschließen. Eine Art ist Unterart einer Gattung, wenn sie den Namen der Gattung als klassifikatorisches Element enthält. Das kann dann zu einer Explosion der klassifikatorischen Elemente führen. Oder man vermeidet dies, führt nur ein klassifikatorisches Merkmal ein und erhält alle anderen durch Vererbung, was aber zu einer permanenten Umstrukturierung führt. Daher schien mir der ökonomischste Weg zu sein, Unterarten und klassifikatorische Merkmale zu kombinieren.32 3

' Es ist eindeutig festgelegt, ob eine Art zu dieser Gattung oder zu einer anderen Gattung zählt Eine doppelte Zuordnung ist nicht möglich. Das schließt jedoch nicht aus, daß es prototypischere Arten und Grenzfalle gibt. So ist eine Katze ein typischeres Säugetier als ein Schnabeltier, dennoch wird das Schnabeltier (per Konvention) zu den Säugetieren gerechnet, und alle Schnabeltiere sind dann Säugetiere (und nicht etwa nur die Hälfte). Sollte dieses System zu zu großen Inkonsistenzen führen, kann der Biologe dies einfach umdefinieren: z.B. daß Schnabeltiere Reptilien sind. Dann gilt auch dies wieder für alle Schnabeltiere. Klassifikatorische Eigenschaften unterliegen also allein der Definitionsgewalt des Menschen. 32 Außerdem hat dies Vorteile bei der späteren graphischen Darstellung. Prinzipiell kann aber die Komponente Unterarten auch gestrichen werden, da die Information schon anderweitig kodiert ist, wenn auch dann erheblich schwerer zugänglich.

105

Noch weniger als s-generische NPs im allgemeinen sind die s-generischen NPs untersucht worden, die auf nicht-zählbaren oder abstrakten Nomina basieren. Berücksichtigt man auch diese, so kommt man zu einer weiteren, interessanten Generalisierung. In der Diskussion zum sogenannten Sorten-Plural habe ich deutlich gemacht, daß es sich dabei gar nicht um Massenomina, also nicht-zählbare Nomina, handelt, sondern um zählbare Nomina. Das gleiche gilt für die Kollektiva. Es gibt nur eine einzige (scheinbare) Ausnahme. Bei einer definiten NP im Singular, gebildet aus einem Massenomen, ist es nicht zweifelsfrei feststellbar, ob sie [+ zählbar] ist. Eine determinanserhaltende Substitution durch eine Art-Konstruktion ist hier möglich, diese NP ist s-generisch interpretierbar. (3-174) Das Wasser ist eine trinkbare Flüssigkeit (3-174') Die Flüssigkeitssorte Wasser ist eine trinkbare Flüssigkeit. Auch wenn beide Sätze stilistisch nicht besonders gelungen sind, sind sie doch voll akzeptabel. Da jedoch weder zweifelsfrei feststellbar ist, daß es sich um eine nicht-zählbare NP handelt, noch zweifelsfrei auszuschließen ist, daß es sich um eine zählbare NP handelt, möchte ich diesen Fall auch zu den zählbaren NPs rechnen.33 Dann ist die einzige Ausnahme zu der Generalisierung beseitigt, daß unabdingbare Voraussetzung für eine s-generische Interpretation eine zählbare NP ist. Dies ist eigentlich auch wiederum nicht verwunderlich. S-generische NPs beziehen sich ja direkt auf Gattungen. Gattungen aber sind Individuen besonderer Art, jeweils mit einem Namen. Gattungen werden als voneinander diskret angesehen. Das Merkmal der Gegliedertheit, das für die Anwendung des Plurals ausschlaggebend ist (vgl. VATER 1963), ist auch hier gegeben. Es sind Individuen abstrakter Natur, aber nicht weniger zählbar. Obwohl eigentlich alle Determinantien und Quantoren, die bei nicht-genetischen NPs verwendet werden können, auch bei s-generischen NPs verwendet werden können, bilden die allein für nicht-zählbare NPs zugelassenen Quantoren hier eine Ausnahme. (3-175)

a. *Viel Katze kann schnurren. b. *Etwas Zigarre wird manuell gefertigt.

Diese Sätze können nicht bedeuten, daß viele Katzenarten schnurren können und daß einige Zigarrenmarken manuell gefertigt werden. Daher gilt als Gesetzmäßigkeit: S-generische interpretierte NPs sind zählbare NPs, bzw.: Nur NPs mit dem Merkmal [+ zählbar] können s-generisch interpretiert werden.

33

Um Mißverständnissen vorzubeugen: Die stilistisch bessere Variante Wasser ist eine trinkbare Flüssigkeit ist hier kein Gegenbeispiel, da es sich dabei um die p-generische Verwendung handelt (vgl. Kap. 4).

4. P-Generizität Wie ich schon in Kapitel 2 ausgeführt habe, gibt es zwei grundsätzliche Arten genetischer Interpretation, die s-generische und die p-generische. Bei der s-generischen Interpretation, die ich im vorigen Kapitel behandelt habe, gab es keine weiteren Differenzierungen in verschiedene Arten1. Differenzierungen, wie sie HEYER 1985,1987 vorgenommen hat, weisen keine unterschiedlichen Arten2 generischer Interpretation aus. Die scheinbaren Unterteilungen ergeben sich aus dem komplexen Aufbau des Konstrukts Gattung bzw. Art, wie ich es in 3.4 im Komponentenmodell zu modellieren versucht habe. Bei der p-generischen Interpretation kann man dagegen durchaus zunächst einmal verschiedene Unterarten herausarbeiten, die auf einem unterschiedlichen Mechanismus beruhen, auch wenn sich diese Mechanismen letztendlich auf ein gemeinsames Prinzip zurückführen lassen. Diese Gruppen sind durch das verwendete Determinans oder den verwendeten Quantor bestimmbar. Dabei lassen sich die p-generischen NPs mit alle oder jeder und die definiten im Plural zu einer einzigen Gruppe zusammenfassen, die der allquantifizierten NPs. Diese Gruppe werde ich zuerst behandeln, da es sich hier um einen recht einfachen Mechanismus handelt. Danach werde ich die beiden anderen Typen untersuchen, die bare plurals und die indefiniten NPs im Singular. Diese beiden Typen wurden wohl bisher am intensivsten untersucht. Außerdem gibt es noch bisher wenig untersuchte Fälle numerisch quantifizierter p-generischer NPs und sogar definite p-generische NPs im Singular.

4.1 Explizit und implizit allquantifizierte NPs 4.1.1 Explizit allquantifizierte NPs Explizit allquantifizierte NPs sind NPs, die einen Aliquanter wie z.B. alle, jede, sämtliche aufweisen. Diese NPs können, zumindest im Deutschen, auch generisch gebraucht werden. (4-1)

Alle Menschen sind sterblich.

Dieser Satz wird normalerweise nicht s-generisch interpretiert, er bezieht sich nicht auf alle Menschenarten oder -rassen, sondern auf alle Menschenexemplare, er ist also p-generisch. Man kann davon ausgehen, daß eine allquantifizierte NP mit generischer Interpretation in einem isolierten Satz in der Regel p-generisch interpretiert wird.3

1

2 3

oder um es in s-generischer Redeweise auszudrücken: Es gibt keine unterschiedlichen s-generischen Interpretationen. Auch HEYER 1988 spricht ja von einer einheitlichen genetischen Referenz. In Kapitel 3 wurde schon festgestellt, wie schwierig es ist, in solchen und ähnlichen Fällen die s-generische und die p-generische Interpretation zweifelsfrei nachzuweisen. Da es hier eigentlich keinen offensichtlichen wahrheitsfunktionalen Unterschied gibt, ist man allein auf seine Intuition angewiesen. Prinzipiell sind sie immer ambig, obwohl es einem in den meisten Kontexten nicht auffällt Relativ eindeutig s-generische Kon-

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Jedoch nicht alle NPs mit einem Aliquanter sind auch generisch interpretierte NPs. (4-2) (4-3)

Alle Bäume im Garten sind Apfelbäume. Alle Menschen in diesem Raum sind älter als 30 Jahre.

Wie DAHL 1975, LINK 1988 u.a. dargelegt haben, könnte auch (4-3) prinzipiell als generischer Satz interpretiert werden, nämlich dann, wenn die Verhältnisse dergestalt sind, daß auch (4-4) wahr ist (was in unserer Welt offensichtlich nicht der Fall ist): (4-4)

Wenn ein Mensch diesen Raum betritt, dann ist/wird er älter als 30 Jahre.

Ähnliches gilt für (4-2). Analog dazu kann auch (4-1) paraphrasiert werden als: (4-5)

Wenn etwas ein Mensch ist, dann ist es sterblich.

Derartige generische Sätze sind also durch Konditionale paraphrasierbar. Dieser Zusammenhang muß in einer Theorie der generischen Nominalphrasen erklärbar sein. Normalerweise wird (4-3), ebenso wie (4-2), jedoch nicht generisch interpretiert. Vielmehr handelt es sich um eine festumgrenzte Gruppe, auf die referiert wird und die in der Regel durch Aufzählung extensional festgelegt werden kann (wenigstens prinzipiell). Nun werden in (4-2) und (4-3) schon explizit Beschränkungen angegeben, nämlich im Garten und in diesem Raum. Die expliziten Einschränkungen könnten nun die Ursache dafür sein, daß keine generische Interpretation vorliegt. Daß sie es prinzipiell nicht sind, zeigt die durch (4-4) paraphrasierte Lesart von (4-3). OOMEN 1977 hat allerdings schon darauf hingewiesen, daß das Merkmal der Abzählbarkeit nicht unkritisch verwendet werden darf. Man vergleiche dazu folgende Beispiele. (4-6) (4-7) (4-8)

Alle Löwen in Afrika sind mächtige Jäger. Alle Mäuse in der Eugenstraße sollen ausgerottet werden. Alle Ameisen in der Eugenstraße haben sechs Beine, (vgl. OOMEN 1977:36)

Für OOMEN sind in (4-7) und (4-8) die Mengen der Referenten nicht mehr übersehbar und in (4-6) überhaupt nicht mehr übersehbar. Ginge es allein nach diesem Kriterium, so gäbe es laut OOMEN fließende Übergänge zwischen generischem und nicht-generischem Gebrauch. Dazu ist jedoch zu bemerken, daß zumindest prinzipiell die Menge der Referenten in (4-7) (und (4-8)) endlich und damit abzählbar ist Dies gilt jedoch nicht für (4-6), da dies prinzipiell eine Weiterführung des Zählprozesses in der Zukunft involviert (und die ist potentiell unendlich). Das Kriterium der Abzählbarkeit ist meines Erachtens wirklich kein gutes Kriterium, da es allein nicht ausreicht. So kann zum Beispiel bei ausgestorbenen Tierarten, deren Genpotential nicht rekonstruierbar ist, faktisch eine endliche Menge vorausgesetzt werden. OOMEN demonstriert dies an dem etwas ungünstigen Beispiel die Fürsten des 18. Jahrhunderts. Dieses Beispiel ist deswegen ungünstig, da diese nicht jedem als eigenständige Art einleuchten. Die Problematik

texte sind Kontexte, in denen danach eine s-generische NP im Skopus von nur folgt: Alle Tiere sind sterblich, nur der Polyp nicht (wg. der ungeschlechtlichen Vermehrung).

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ergibt sich bei OOMEN jedoch aus der Vermengung der Begriffe "abzählbar" bzw. "endlich" mit dem Begriff "übersehbar", der ungefähr bedeutet: "faktisch abzählbar". Als weiteres Kriterium führt OOMEN allerdings noch an, daß im Falle einer generischen Verwendung eine bestimmte Sorte gemeint sein muß. "[Die] Löwen in Afrika sind von einem anderen (stärkeren und größeren) Typ als die Löwen in Asien, daher kann die entsprechende Beschreibung generisch sein; die Igel im Stadtpark oder die Mäuse in der Eugenstraße gehören nicht zu einem besonderen Typ, sondern sind nur durch eine Ortsangabe von anderen Gegenständen desselben Typs unterschieden." (OOMEN 1977: 37) Deshalb handelt es sich bei (4-8) auch nicht um einen generischen Satz. Da sich das Kriterium der Abzählbarkeit bzw. der Endlichkeit hier nicht unbedingt als notwendig erwiesen hat - obwohl es intuitiv eine richtige Vorstellung des entscheidenden Unterschiedes erzeugt -, bleiben nun noch zwei Kriterien übrig: 1. Es müssen Schlußfolgerungen auf mögliche Welten möglich sein. 2. Der Ausdruck bezieht sich genau auf eine bestimmte Sorte, auf einen einzelnen Typ. Wie schon in Einleitung, Kap. 2 und Kap. 3 ausgeführt, wird die genetische Interpretation nicht vom Prädikat hervorgerufen4. Dies gilt nicht nur für die s-generischen Nominalphrasen, sondern auch für p-generische. Das sieht man an den drei verschiedenen Interpretationen, die (4-9) aufweist. (4-9)

Alle Männer schlagen ihre Kinder.

(4-9) bedeutet entweder, daß eine bestimmte, kontextuell festgelegte Gruppe von Männern ihre Kinder gerade schlägt (episodisch), daß diese Gruppe die Angewohnheit oder Disposition hat, ihre Kinder zu schlagen (habituell), oder aber, in der generischen Interpretation, daß für alle Männer in Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft gilt, daß sie ihre Kinder schlagen (p-generisch).5 Bei derartigen Prädikationen treten zunächst keine Probleme auf. Betrachten wir aber wiederum (4-8). (4-8)

Alle Ameisen in der Eugenstraße haben sechs Beine.

Dieser Satz erscheint kommunikativ abweichend. Daß dies so ist, führt OOMEN darauf zurück, daß "eine Aussage, die doch von allen Ameisen gilt, auf die Menge der Ameisen in der Eugenstraße eingeschränkt wird" (OOMEN 1977: 36). Dies ist jedoch nicht die Ursache für die Markiertheit dieses Satzes. Diese ist vielmehr in konversationellen Regeln zu suchen. Denn bei einem entsprechenden Kontext ist ein derartiger Satz in nicht genetischer Interpretation durchaus akzeptabel. Nun ist ein Kontext für die Ameisen in der Eugenstraße schlecht zu konstruieren. Ich wähle statt dessen (4-8'), wobei dieser Satz nach der Argumentation von OOMEN noch weniger akzeptabel erscheinen müßte. Allerdings hat das Prädikat einen gewissen Einfluß darauf, welche Komponente involviert wird, wie das vorherige Kapitel gezeigt hat. Als vierte Interpretation käme noch die - allerdings recht unwahrscheinliche - s-generische Interpretation hinzu. Es fehlen in diesem Fall die entsprechenden Unterarten zur Gattung Mann.

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(4-8')

Alle Ameisen in diesem Kasten haben sechs Beine.

Dieser Satz in Zusammenhang mit einem Versuch über die Laufgeschwindigkeit von Ameisen mit nur fünf Beinen im Gegensatz zu unversehrten Ameisen ist durchaus akzeptabel.6 In den Fällen persönlich generischer Sätze mit allquantifizierten Subjekt-NPs liegt also der Schluß nahe, daß - da die Prädikation nicht für die Generizität verantwortlich ist - die Referenz der allquantifizierten NP die generische Lesart erzeugt Dazu muß ich jedoch kurz auf die Referenz allquantifizierter NPs allgemein eingehen. Eine allquantifizierte NP wie alle Kinder besteht grob aus zwei Teilen: Einer Allquantifikation und einer Kennzeichnung. Sie referiert auf eine Menge von Elementen, auf die die Kennzeichnung - hier Kind zu sein - zutrifft. Außerdem referiert die NP auf die Gesamtheit der Elemente, auf die diese Kennzeichnung zutrifft Essentiell für die Art der Referenz ist hierbei, was unter dem Terminus Gesamtheit verstanden wird. Betrachten wir dazu einige Beispielsätze. (4-10) (4-11)

Alle Kinder gehen schon zur Schule. Alle Kinder haben Anatoli ausgelacht, weil sie so klein ist.

(4-10) und (4-11) werden in der Regel nicht genetisch verstanden.7 Die Subjekt-NP referiert jeweils auf Mengen von Individuen, hier Mengen von Kindern. Um welche Individuenmengen es sich genau handelt, legt der Kontext fest. So kann die NP in (4-10) auf die Kinder einer berufstätigen Frau referieren, auf die Kinder in einem Kinderhort, auf Kinder, die an einer Freizeitveranstaltung teilnehmen etc. In (4-11) kann es sich um die Kinder einer Schule, einer Klasse oder eines Ortes handeln (oder um Vereinigungsmengen dieser Mengen). Es gibt also jeweils verschiedene Möglichkeiten, wobei allein der situative Kontext oder das spezielle Weltwissen determinieren, um welche Menge es sich handelt Damit die Äußerung des Satzes wahr ist, muß die Prädikation auf die Menge der Individuen zutreffen, die - relativ zu dem betrachteten Kontext - die Kennzeichnung erfüllen. Um den Unterschied zwischen generischer und nicht-generischer Interpretation allquantifizierter NPs darstellen zu können, bediene ich mich hier einer mengentheoretischen Darstellung. Um die Argumentation nicht unnötig zu verkomplizieren, beschränke ich mich bei der Darlegung im folgenden nur auf Aussagesätze mit einem allquantifizierten Subjekt. Die Kurzform für diesen Satztyp sei: Alle K sind P. Es sei K die Menge der Individuen, auf die die Kennzeichnung zutrifft, und P die Menge der Individuen, auf die die Prädikation zutrifft. Dann gilt im Falle der Allquantifizierung in einem Satzkontext Alle K sind P: K ist echte oder unechte Teilmenge von P. Die Allquantifizierung ist also mengentheoretisch generell durch die Teilmengenbeziehung darstellbar.8

Schwieriger wird es mit den notwendigen Merkmalen wie z.B. Tier sein, Gliedertier sein etc. Es ließe sich aber auch hier eine analoge Situation konstruieren: z.B. ein Test über das Verhalten von echten Ameisen im Gegensatz zu Roboterameisen. Wie gesagt, bei entsprechenden Kontexten kann man fast jeden Satz, der eine Subjekt-NP enthalt, die kein Eigenname ist, generisch verstehen. Deshalb auch die Einschränkung "in der Regel". Dies gilt auch für die genetischen Sätze, obwohl hier natürlich das Problem auftaucht, wie man Teilmengenbeziehungen zwischen unendlichen Mengen interpretieren soll. Dies ist jedoch ein Problem für Mathematiker und interessiert den Linguisten nicht so sehr.

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Schema 14 Das Problem, das dabei entsteht, ergibt sich aus den kontextuellen Beschränkungen. Zunächst einmal scheint ja die Definition nahezulegen, daß es sich hier um die Gesamtheit aller Kinder handelt, also um alles, auf das die Prädikation "Kind sein" zutrifft. Dies trifft aber, wie die Ausführungen zu (4-10) und (4-11) gezeigt haben, in vielen Fällen nicht zu. Die Mengenverhältnisse sind also noch etwas komplizierter. Um dies zu illustrieren, nenne ich K die Extension der Kennzeichnung und P die Extension der Prädikation. C soll dann die Menge der Elemente darstellen, die durch den Kontext gegeben sind. Diese Menge kann durchaus heterogen sein und durch Aufzählung (prinzipiell) gewonnen werden. Wahrheitsbedingung: Gegeben seien die Mengen K, P und C und ein Satz s der allgemeinen Form alle K sind P. Die Äußerung s ist relativ zu einem Kontext C wahr, g.d.w.: K geschnitten C ist echte oder unechte Teilmenge von P und ungleich 0. Bildlich ergibt sich dabei folgende Darstellung. Die Schraffierung gibt an, welche Menge die Proposition erfüllt.

Schema 15

Nehmen wir als Beispiel den folgenden Satz. (4-12)

Alle Studenten haben die Zwischenprüfung bestanden.

Dann ist K die Menge aller Studenten, P die Menge all derjeniger, die eine Zwischenprüfung bestanden haben und C die Menge derjenigen, die an dem Seminar X teilnehmen, in dessen Rahmen dieser Satz geäußert wird. Die restlichen bestimmbaren Mengen sind dann inhaltlich so zu verstehen:

Ill

Schema 16

A ist die Menge derjenigen Nicht-Studenten, die eine Zwischenprüfung bestanden haben, aber nicht an diesem Seminar teilnehmen, z.B. Dozenten und Professoren, auch von anderen Universitäten. B ist die Menge derjenigen, die an dem Seminar teilnehmen, eine Zwischenprüfung bestanden haben, aber keine Studenten mehr sind (z.B. der Seminarleiter und seine beiden Assistenten). D ist die Menge derjenigen, die an dem Seminar teilnehmen, aber weder Studenten sind, noch eine Zwischenprüfung bestanden haben, also z.B. Gasthörer. ist die Menge derjenigen Studenten, die eine Zwischenprüfung bestanden haben, aber nicht Teilnehmer dieses Seminars sind, inkl. Studenten von anderen Universitäten, in andereren Ländern, etc. F ist die Menge derjenigen Studenten, die noch keine Zwischenprüfung bestanden haben und auch nicht Teilnehmer des Seminars sind. Entsprechend der oben genannten Bedingung gibt es keine Menge G, für die gilt, daß ihre Elemente sowohl Elemente von K und C sind, aber nicht von P. Dies ist eben die Bedeutung des Allquantors, denn sonst wäre K geschnitten C ja nicht Teilmenge von P. In der Darstellung des Satzes (4-13) dagegen gibt es diese Menge G und hier gilt nur, daß K geschnitten C eine nicht-leere Schnittmenge mit P hat (4-13)

Einige Studenten haben die Zwischenprüfung bestanden.

Schema 17

Bisher habe ich nur die nicht-generischen Verwendungsweisen untersucht. Jetzt möchte ich zu den generischen Verwendungsweisen übergehen. (4-14)

Alle Kinder haben Angst im Dunkeln.

112 Dieser Satz ist ambig zwischen einer nicht-generischen und einer p-generischen9 Lesart In der nicht-generischen Lesart wäre dies mengentheoretisch genauso wie in Schema 15 darstellbar. In der genetischen Lesart dagegen gibt es keine kontextuellen Beschränkungen, weder räumlich noch zeitlich. Es handelt sich dabei um die Gesamtmenge aller Individuen, auf die die Kennzeichnung K zutrifft, in Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft Das Fehlen kontextueller Beschränkungen bedeutet aber nun nicht, daß es keine Menge C gibt, daß C also die leere Menge ist. Dies führt nämlich zu einem falschen Ergebnis, denn nach der Wahrheitsbedingung wäre dann der Satz immer falsch. Denn K geschnitten C wäre dann eine leere Menge, diese wäre zwar (möglicherweise) Teilmenge von P, aber nicht ungleich der leeren Menge. Damit wäre der Satz immer falsch und somit eine analytische Kontradiktion. Dies widerspricht aber der Intuition, und daher kann C auch keine leere Menge sein. Das Wegfallen aller kontextuellen Beschränkungen äußert sich also nicht darin, daß C wegfällt, sondern daß C Obermenge zu allen nur denkbaren Mengen K und P ist. Wendet man nun die obige Bedingung wieder auf diese Mengenkonstellation an, so erhält man folgendes Ergebnis: K geschnitten C ist dann die Menge K, diese geschnitten mit P muß eine nicht-leere Teilmenge von P sein. Genau dann ist der Satz wahr. Das bedeutet aber, daß ein allquantifizierter p-generischer Satz also genau dann wahr ist, wenn K eine nicht-leere Teilmenge von P ist.

Schema 18

Ich möchte noch einmal auf die Ameisen in der Eugenstraße und die Löwen in Afrika zurückkommen. (4-8)

Alle Ameisen in der Eugenstraße haben sechs Beine.

Kontextuelle Beschränkungen können auf mehrere Weisen versprachlicht werden. Eine Möglichkeit ist die Angabe expliziter räumlicher oder zeitlicher Restriktionen, z.B. durch PPs, sei es als NP-Komplement oder Adverbial. Wenn K die Menge der Ameisen ist, P die Menge der Sechsfüßer und C die Menge der aus der Eugenstraße, so ergibt sich folgendes Mengenbild.

Schema 19 Die s-generische wäre zwar prinzipiell möglich, ist aber hier nicht realisierbar, da konventionalisierte Unterarten zu der Gattung Kind fehlen.

113 Nach der Wahrheitsbedingung ist dieser Satz wahr (was er ja tatsächlich ist, er ist nur kommunikativ abweichend). Ist dieser Satz auch p-generisch? Der Intuition nach nicht. Allerdings ist auch hier K echte Teilmenge von P. Die Bedingung für die Generizität liegt also nicht darin, daß K Teilmenge von P ist, sondern K geschnitten C geschnitten P gleich K ist, also K sowohl Teilmenge von C als auch Teilmenge von P ist. Mit dieser Bedingung erreicht man, daß appositive Komplemente, die ebenfalls wie Kontextrestriktionen aussehen, dennoch die P-Generizität nicht beeinflussen. (4-15)

a. Alle Kinder auf dieser Welt, zu allen Zeiten, haben Angst im Dunkeln. b. Alle Junggesellen, die nicht verheiratet sind, haben Angst vor Frauen.

Schema 20 Nachdem nun auch diese Problemfälle behandelt werden können, fehlt nur noch zum Schluß die Interpretation für die Löwen in Afrika und ähnliche Fälle. Es ist bekannt, daß es zwei Typen von Elefanten gibt, den Indischen Elefanten und den Afrikanischen Elefanten. Diese beiden Arten unterscheiden sich signifikant im Aussehen (Größe, Ohren, Stoßzähne). Eine generische NP alle Elefanten in Afrika kann unter diesen Umständen dann nicht interpretiert werden wie die appositiven Komplemente. Die einzige Möglichkeit, diesem Dilemma zu entkommen, besteht darin, das Komplement nicht als Versprachlichung einer kontextuellen Beschränkung aufzufassen, sondern es als Bestandteil der Kennzeichnung zu interpretieren, wodurch dann modelliert wäre, daß es sich hierbei um eine eigene Sorte handelt (vgl. die Kriterien bei OOMEN 1977). Auffallend ist ja auch, daß derartige Sortenbeschränkungen oft nicht mit Hilfe von PPKomplementen bezeichnet werden (eben wegen der möglichen anderen Interpretation), sondern mit Hilfe von adjektivischen Attributen (Indischer Elefant, Afrikanischer Elefant), wobei diese zumeist schon durch die Orthographie als Bestandteil des Namens gekennzeichnet sind. Beide Möglichkeiten sind dann mit Hilfe des folgenden Schaubildes darstellbar, wobei AT'die modifizierte Kennzeichnung ist mit der Extension K'.

Schema 21

114

Mit Hilfe der beiden Bedingungen für allquantifizierte Nominalphrasen kann ich also sowohl den nicht-generischen Gebrauch als auch den p-generischen Gebrauch darstellen. Kann mit Hilfe der beiden Bedingungen auch der s-generische Gebrauch allquantifizierter Nominalphrasen erfaßt werden? Zunächst noch einmal die Wiederholung der beiden Bedingungen, erweitert um die Bedingungen für falsche bzw. unsinnige Sätze10: Gegeben sei ein Satz s der allgemeinen Form alle K sind P, wobei K die Extension von K, P die Extension der Prädikation und C die durch den Kontext gegebene Menge ist. Es gelten dann folgende Bedingungen: 1. Wahrheitsbedingung: Die Äußerung von s ist wahr, g.d.w.:

(i) ( K n C) * 0 (ii) ( K n C) c P. Die Äußerung von s ist falsch, g.d.w.: (i) (K n C) *0 (ii) (K n C) I(K n C) \ (K n P)l und K n C * 0. Die Äußerung von s ist falsch, g.d.w.: l K n C n P l < I(K n C) \ (K n P)l und K n C 0. Die Äußerung von s ist unsinnig, g.d.w.: l K n C n P l < 2. Dies sind die Bedingungen, die zur Semantik von die meisten gehören, egal, ob es sich um einen nicht-generischen oder z.B. um einen s-generischen Gebrauch der entsprechenden NP handelt. Sie besagt, daß die Menge, auf die die Prädikation zutrifft, relativ zu dem Kontext C, größer sein muß als die, auf die dies nicht zutrifft, es aber auch Elemente geben muß, auf die die Prädikation nicht zutrifft. Dies wird dadurch erreicht, daß beide zu vergleichenden Mengen nicht leer sein dürfen. Die meisten bedeutet also "mehr als die Hälfte, aber nicht alle". Dazu käme dann noch im obigen Fall die Bedingung der kontextuellen Unbegrenztheit.

1

2 Dies ist nicht ganz der Fall, aber zur Darstellung der wahrheitsfunktionalen Bedingungen ist eine mathematisch gut faßbare Bedingung nötig. Da es hier ja auch nicht in erster Linie um die Semantik derartiger Quantoren geht, sondern darum, an einem Beispiel zu zeigen, wieso hier keine Generizität vorliegt, kann diese Ungenauigkeit toleriert werden.

118

2. Kontextuelle Unbegrenztheit Die NP mit der Kennzeichnung K in s wird kontextuell unbegrenzt interpretiert g.d.w.: Die Äußerung des Satzes s ist wahr, falsch oder unsinnig und K geschnitten C ist gleich K. Das Mengendiagramm zu Sätzen wie unter (4-18), die eine NP mit der Kennzeichnung die meisten enthalten, gleicht dem Mengendiagramm für einen falschen Satz mit einer explizit allquantifizierten p-generischen NP.

Schema 24

Wie man sieht, ist hier sowohl die Wahrheitsbedingung erfüllt als auch die Bedingung für kontextuelle Unbegrenztheit. Man sieht aber, daß wohl K Teilmenge von C ist, nicht jedoch Teilmenge von P. Außer der kontextuellen Unbegrenztheit ist also noch ein weiteres Kriterium notwendig, das darin liegt, daß hier auf eine Gattung Bezug genommen wird, wie bei einer s-generischen Interpretation, aber mit anderen Mitteln. Im Fall einer Quantifizierung müssen dann alle Individuen betroffen sein. Ausnahmen dürfen nur indirekt, über Präsuppositionen oder implikative Mechanismen gegeben sein. Sind sie in der Semantik der Quantoren enthalten, so ist eine p-generische Interpretation nicht möglich.13 Es handelt sich sozusagen um statistische Aussagen, die einen Zustand beschreiben, damit aber keine Gesetzmäßigkeit verbinden. Es ist eine Beschreibung des Istzustandes. Eine Interpolation auf die Zukunft ist nicht involviert. Daher ist eine echte kontextuelle Unbegrenztheit hier nicht vorhanden. Auch andere statistische Aussagen sind dazu zu rechnen (vgl. STUMP 1981). An ihnen kann man dieses Problem noch deutlicher herausarbeiten. (4-21)

Jeder dritte Deutsche hat Übergewicht

Dies sagt nichts über den Gewichtszustand der Deutschen in der Vergangenheit oder Zukunft aus. Es ist eine Beschreibung des aktuellen Zustandes. Bisher habe ich immer nur mit all- allquantifizierte NPs in den Beispielsätzen herangezogen. Dies ist natürlich eine Vereinfachung, die jedoch nichts am Prinzip ändert. Die obigen Ausführungen gelten in gleichem Maße für NPs, die mitjed- oder sämtlich- etc. gebildet werden. Bei diesen treten dann aber noch weitere, zusätzliche Effekte auf, wie zum Beispiel Distributivität beijed-. Da dies aber nicht das Kernproblem der genetischen Interpretation und den zugrunde-

13

Die Information, die in derartigen kontextuell nicht-begrenzten Sätzen enthalten ist, kann aber dennoch später als Default-Merkmal in der Gattung enthalten sein. Die genaue Spezifizierung des Defaults kann im Laufe der Zeit entfernt werden. Dies ist aber erst ein weiterer Schritt und beeinflußt die P-Generizität bzw. die Nicht-PGenerizität der Aussage nicht.

119

liegenden Mechanismus betrifft, werde ich hier auch nicht weiter auf diese Unterschiede eingehen. Eine weitere Vereinfachung betraf die Beschränkung auf p-generische Subjekte. Prinzipiell ist die Argumentation auch für andere syntaktische Funktionen durchführbar, die Verhältnisse werden jedoch komplizierter. Zur leichteren Verständlichkeit habe ich deshalb den übersichtlichen Fall des p-generischen Subjektes gewählt. Für andere syntaktische Funktionen muß man jedoch nur entsprechend komplexe Prädikate (die das Subjekt enthalten) durch Lambda-Abstraktion konstruieren ( P = [ K(x).... P'(y,z,x...) ... ]) und dies dann auch bei der Wahl von C berücksichtigen. Damit ist diese Einschränkung aufgehoben. Da damit nun prinzipiell alle Vereinfachungen behoben sind, kann man als Ergebnis festhalten: Allquantifizierte p-generische NPs sind der Grenzfall der nicht-generischen allquantifizierten NPs, der sich durch den Wegfall kontextueller Beschränkungen ergibt.

4.1.2 Die implizit allquantifizierten NPs 4.1.2.1 P-generische definite NPs im Plural Bei den explizit allquantifizierten NPs wurde die Allquantifikation, wie der Name schon sagt, explizit ausgedrückt, durch entsprechende overte Aliquanteren wie z.B. all-. Unter implizit allquantifizierten NPs verstehe ich hier zunächst einmal die definiten NPs im Plural. Daß es bei definiten NPs im Singular eine Unikalitätspräsupposition gibt, ist relativ unumstritten.14 Ebenso gibt es eine numerische Präsupposition bei den definiten NPs im Plural, die "inclusiveness presupposition", wie HAWKINS 1978 sie nennt, genauso wie bei den Massenomina. Diese Präsupposition hat einen ähnlichen Effekt wie eine Allquantifizierung. Die Unikalitätspräsupposition ist dann nur ein Spezialfall der Inklusivitätspräsupposition, der durch den Singular bedingt ist. "As a first approximation we might say, therefore, that plural and mass nouns with the definite article refer to the totality of the objects or mass in the relevant shared set.... But the overall regularity for the seems to be that the reference must be to the totality of objects or mass, whatever the number or the size of this totality." (HAWKINS 1978: 159 f.) Wenn nicht die Totalität der möglichen Referenten in die Referenz eingeht, so kommt es zu kommunikativen Fehlern. "If the speaker refers to less than this totality,..., the hearer objects. If the hearer acts as if he has understood less than the totality of objects or mass, .... the speaker objects." (HAWKINS 1978: 159) Die Referenz erscheint also nur dann korrekt und erfolgreich vollzogen, wenn (in den Grenzen pragmatischer Variabilität) alle Elemente der Menge der potentiellen Referenten erfaßt werden 14

Umstritten ist eher, ob es sich bei diesem Phänomen um eine Präsupposition oder eine Implikation bandelt (vgl. z.B. REIS 1977, LEVINSON 1983). Außerdem gibt es einige wichtige Ausnahmefälle, z.B. in Mein Arm tut mir weh (vgl. VATER 1986 b vs. LÖBNER 1985).

120

bzw. die Gesamtmasse bei den Massenomina. Die Semantik des definiten Artikels ist also "Gesamtheit". Wichtig ist außerdem, daß auch HAWKINS dies immer relativiert bezüglich einer relevanten gemeinsamen Menge ("relevant shared set"). "On the basis of the examples we have considered the definite article seems to be very similar to a universal quantifier. It states that the sentences quantified into holds of all the objects in the domain of quantification - but with one important difference: not of all objects in any absolute sense, but instead of all the objects within a domain of quantification which is pragmatically restricted." (HAWKINS 1978: 160) Diese Restriktion ergibt sich entweder durch die gemeinsame Äußerungssituation, durch eine Assoziationsmenge oder durch den vorangegangenen Diskurs. Es handelt sich also um eine dem Hörer und Sprecher gemeinsame Menge von Objekten. Dieses "shared set" von HAWKINS ist jedoch nichts anderes als die Schnittmenge von K und C, nämlich die durch den Kontext begrenzte Menge von K. Mengentheoretisch ergibt dies dann aber wieder dieselben Bedingungen wie bei der Allquantifizierung. Es gibt also, im Gegensatz zu dem, was HAWKINS oben anklingen läßt, keinen Unterschied in dieser Hinsicht zwischen Universalquantoren und definiten NPs. Denn auch allquantifizierte NPs werden immer relevant zu einem Kontext, zu einem "shared set" interpretiert. Allerdings wird bei der expliziten Allquantifizierung diese Allquantifizierung assertiert, während dagegen bei der impliziten Allquantifizierung diese präsupponiert wird. Dies führt dann auch dazu, daß diese Allquantifizierung in gewissem Rahmen noch Ausnahmen zuläßt. Diese sind jedoch stark kontextabhängig, so daß man davon ausgehen kann, daß die Allquantifizierung sich aus der Semantik des definiten Plurals ergibt, der Grad der Ausnahmen sich jedoch pragmatisch erklären läßt. Folgendes Beispiel zeigt dies. (4-22)

Die Parlamentsmitglieder haben für die Abschaffung der Todesstrafe gestimmt (Abstimmungsergebnis 51%:49%)

Bei demselben Abstimmungsergebnis wäre (4-23) inadäquat. Hier muß dann ein einstimmiges Ergebnis erzielt worden sein.15 (4-23)

Alle Parlamentsmitglieder haben für die Abschaffung der Todesstrafe gestimmt.

Es gibt also neben der expliziten Allquantifizierung mit Hilfe von Aliquanteren noch eine implizite Allquantifizierung mit Hilfe des definiten Artikels. Diese Allquantifizierung jedoch ist wiederum nur ein Nebeneffekt der DefinitheiL Da durch Definitheit angezeigt wird, daß es sich bei dem Referenten um einen identifizierbaren bzw. bekannten Diskursreferenten handelt (vgl. HEIM 1982, 1983), bzw. daß der Referent innerhalb einer gemeinsamen Objektmenge lokalisierbar sein muß (vgl. HAWKINS 1978), ergibt sich, daß es sich um die Gesamtheit der kontextuell begrenzten Extension der Kennzeichnung handeln muß, da sonst diese Identifizierung bzw. eindeutige Lokalisation nicht gewährleistet ist.

15

Selbst dann scheinen noch Ausnahmen möglich zu sein in Foim von Enthaltungen. Auch bei expliziter Allquantifizierung gibt es die Möglichkeit, innerhalb gewisser pragmatisch und situativ zu bestimmender Grenzen Ausnahmen zuzulassen.

121

Da es sich hier also, wenn auch indirekt, wieder um eine Allquantifizierung handelt, ist zu erwarten, daß der genetische Gebrauch sich ebenfalls als der Grenzfall des nicht-generischen Gebrauchs darstellt, ganz analog zu den explizit allquantifizierten NPs. D.h.: sämtliche Ausführungen über den Mechanismus der Allquantifizierung und die Verfahrensweise, die p-generische Interpretation durch das Fehlen kontextueller Beschränkungen darzustellen, treffen auch hier zu. Dies ergibt sich durch die aufgrund der Defmitheit notwendige Bezugnahme auf die Gesamtmenge der im Kontext erfaßten Extension von K, also durch die Inklusivitätspräsupposition. Die Defmitheit hat aber außer der Allquantifizierung noch einen weiteren Effekt, der sich bei der generischen Interpretation auswirkt und die Unterschiede zu allquantifizierten NPs erklären könnte. LINK 1983 hat daraufhingewiesen, daß definite NPs im Plural nicht einfach extensional über die Menge der darunter fallenden Elemente definiert sind. Dies trifft nämlich auf die allquantifizierten NPs zu, die durch die Menge der quantifikationell spezifizierten Elemente bestimmt sind. Definite NPs im Plural dagegen beziehen sich nicht direkt auf diese Elemente, sondern auf "pluralische Entitäten", auf "Gruppenindividuen". Hier gilt also, daß das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile.16 Trotz aller Ähnlichkeiten scheint es nämlich doch einen bedeutsamen Unterschied zu geben zwischen den implizit und den explizit allquantifizierten NPs. Bei vielen Prädikaten gibt es in der p-generischen Interpretation keine Unterschiede. Verwendet man jedoch die sogenannten Klassenprädikate, so sind Differenzen festzustellen. 17 (4-24) (4-25)

*Alle Menschen sind weit verbreitet. Die Menschen sind weit verbreitet.

Beide Sätze sollen, wie schon erwähnt, natürlich p-generisch interpretiert werden. Unter dieser Voraussetzung ist dann (4-24) ungrammatisch, während (4-25) grammatisch ist. Die Ursache liegt in der selektionalen Subkategorisierung dieser kontingenten Artprädikate18. Da das Problem der selektionalen Subkategorisierung dieser Prädikate auch im Zusammenhang mit p-generischen Indefinita auftaucht, werde ich diesen Problemfall dort noch einmal aufgreifen. In 6.2.2 gehe ich auf diese Problematik noch einmal genauer ein. Es gibt eine parallele Distribution auch bei nicht-generischen NPs. Ebenfalls auf der Basis der Inklusivitätspräsupposition interpretiert DECLERCK 1989 diesen Typ genetischer NPs. Auch sie nimmt kontextuelle Unbegrenztheit als Ursache für die genetische Interpretation an. "Puisqu'il n'y a pas d'e"le"ments se"mantiques ou pragmatiques dans le contexte qui restreignent la r6fe"rence de quelque fagon que ce soit, l'IMPLICATURE DE L'ENSEMBLE MAXIMAL conduit l'auditeur ä conclure que la reT6rence se fait ä l'ensemble le plus large possible de castors, c'est-ä-dire l'ensemble gdndrique (l'ensemble de l'espece). Puisque cet ensemble n'est restreint d'aucune faqon, cela inclut tous les castors dans tout 16

17 18

Insofern ähneln sie s-generischen definten NPs im Singular, da auch hier nicht auf einzelne Individuen, sondern auf das durch sie konstituierte Ganze, die Gattung, referiert wird. Allerdings nicht bei allen Klassenprädikaten und nicht bei allen Sprechern (vgl. KRIFKA 1987: 13). Denn hinsichtlich ähnlicher Prädikate wie überall sein gibt es auch in nicht-generischer Verwendung Unterschiede zwischen den explizt und den implizit allquantifizierten NPs. Vgl. Beispiel (6-52) und (6-53) in Kap. 6.2.2.

122 monde possible, c'est-ä-dire non seulement les castors qui existent maintenant, mais ogalement ceux vivant dans le passe" et le futur." (DECLERCK 1989: 71 f.) Dadurch, daß sie annimt, daß immer die maximal mögliche Extension in Betracht gezogen wird, kommt sie zu dem Ergebnis, daß die genetische Interpretation die unmarkierte Lesart ist19. Diese Ansicht steht scheinbar im Widerspruch zu meiner Annahme, daß es sich bei der genetischen Interpretation um den Grenzfall einer nicht-generischen Interpretation handelt. Tatsächlich unterscheiden sich diese beiden Ansätze nur durch einen zusätzlichen prozeduralen Aspekt bei DECLERCK. In beiden Fällen werden die generische und die nicht-generische Interpretation auf die gleichen Mechanismen zurückgeführt. Damit will ich jetzt zu einigen anderen Problem- und Grenzfällen übergehen, die sich auf dem Gebiet der Allquantifizierung ergeben. 1. Gibt es p-generische NPs mit dem Totalisator beide? 2. Gibt es p-generische NPs als definite NPs im Singular? Zunächst zur ersten Frage. Bei den s-generischen NPs wurde erwähnt, daß auch beide ein Totalisator ist, also alle Elemente der Menge der möglichen Referenten umfaßt. Es handelt sich um einen expliziten Aliquanter, wegen seiner Nähe zu den Unikaten behandele ich ihn aber hier. Da sowohl bei expliziter also auch bei impliziter Allquantifizierung eine p-generische Interpretation möglich ist durch Wegfall der kontextuellen Begrenzung, liegt es nahe, auch bei beide nach einer p-generischen Interpretation zu suchen. Dieses Unterfangen ist jedoch praktisch zum Scheitern verurteilt, da beide ja als Bedeutungsbestandteil enthält, daß die Elementzahl der Menge genau zwei beträgt Damit ist durch die Semantik von beide schon eine Begrenzung festgelegt. Theoretisch gibt es aber auch hier noch eine Möglichkeit, dennoch eine Art p-generischer Interpretation durch Wegfall kontextueller Beschränkungen anzunehmen. Ich möchte dies wieder anhand zweier Mengendiagramme aufzeigen. Das erste gibt die Extensionen eines nicht-p-generischen20 Gebrauchs einer NP mit beide an. Die zweite Zeichnung stellt den Grenzfall dar, der, analog zu den obigen Ausführungen, dann p-generisch sein müßte, da die kontextuellen Beschränkungen hier ganz wegfallen und die gesamte Gattung involviert ist

Schema 25

19

20

Für die indefiniten NPs im Singular kommt sie ebenfalls zu diesem Ergebnis. Für die definiten NPs im Singular nimmt sie allerdings an, daß die generische Interpretation die letzte ist, die in Betracht gezogen wird, da erst alle anaphorischen Möglichkeiten versucht werden. Dies liegt daran, daß im Singular ein bestimmtes, einzelnes Individuum herausgegriffen wird.

Es kann sich hier um einen nicht-generischen oder um einen s-generischen Gebrauch handeln. Der einzige Unterschied liegt ja, wie gesagt, in der Art der Elemente (Individuen vs. Arten).

123

Schema 26

Der Grenzfall besteht also darin, daß es sich bei der betreffenden Menge nur um eine Zweiermenge handelt, um "Bikate" in Analogie zu Unikaten also. Die Beurteilung der faktisch vorkommenden Unikate trifft dann analog auch auf die nur systembedingt interessanten Bikate zu.

4.1.2.2 P-generische definite NPs im Singular Die Grundfrage lautet: Gibt es p-generische NPs, die defmit Singular sind? Dabei muß man wiederum zwei Fälle unterscheiden. Unikalität ist eine Präsupposition von definiten NPs im Singular. Diese Unikalität ist aber nichts weiter als ein Grenzfall der Inklusivität, es handelt sich um InkJusivität bei einer Einermenge. Genauso wie bei beide haben wir hier also wieder eine Festlegung bei der Elementzahl. Die entsprechenden Mengendiagramme erhält man, wenn statt der zwei Elemente in Schema 25 und 26 nur ein einziges Element eingetragen wird.

Schema 27

Schema 28 Die Bedingung für den letzteren Fall, der eine p-generische Interpretation für eine Einermenge anzugeben scheint, wird von Unikaten erfüllt. Äußert man also über Unikate einen zeitlich nicht begrenzten Satz, so müßte es sich immer um eine p-generische Interpretation handeln. Beispiele dafür sind: (4-26)

a. Die Erde ist ein Himmelskörper. b. Der Papst ist eine kirchliche Institution.

124

(4-27)

a. Der Nordpol liegt im Norden, der Südpol im Süden, b. Der Bundeskanzler ernennt die Minister.

In den b-Fällen handelt es sich um Institutionen, die jeweils von immer nur einer Person zur gleichen Zeit repräsentiert werden können. Bezieht man sich auf die verschiedenen Amtsinhaber, so gibt es auch Pluralformen dieser Nomina. (4-28)

Italien hat drei Päpste hervorgebracht, Leo I, Paul IV und Johannes II.

In ihrer Institutionslesart (vgl. BIERWISCH 1983) dagegen handelt es sich um Unikate. In den a-Fallen handelt es sich um Elemente, die tatsächlich nur ein einziges Mal existieren. In diesem Falle handelt es sich um Kennzeichnungen, die aufgrund der Unikalität starken Eigennamencharakter haben. Dies sieht man schon an Beispiel (4-27) a. Denn es gibt mehr als einen Nordpol, jeder Magnet hat einen. Der Nordpol in (4-27) a bezieht sich aber auf den magnetischen Nordpol der Erde, es handelt sich dabei um einen Eigennamen für eine geographische Region (analog die Erde als Eigenname für einen Himmelskörper). Bei diesen Fällen handelt es sich immer um Grenzfälle. Im Falle der Unikate handelt es sich sogar um den Zusammenfall dreier Interpretationsmöglichkeiten. Zeitlich nicht beschränkte Aussagen über Unikate können dann erstens p-generisch verstanden werden nach der obigen Ausführung. Zum zweiten können sie s-generisch verstanden werden, als Aussagen über eine Art, die nur ein Element enthält. Entsprechende Artkonstruktionen sind allerdings schwer zu finden, prinzipiell scheint mir diese Möglichkeit aber gegeben zu sein. Daß sie einem so absurd vorkommt, liegt an einem Ökonomieprinzip für Kategorisierungen. Wie soll man Kategorisierungen aufstellen, wenn es nicht mindestens virtuell zwei Exemplare gibt, deren gemeinsame Kennzeichen den Prototyp der Gattung determinieren? Und vor allem: Wozu solch eine Kategorie? Als dritte Interpretationsmöglichkeit bleibt dann noch die nicht-generische, die mir hier am sinnvollsten zu sein scheint. Dennoch sind, wie gesagt, die anderen Möglichkeiten prinzipiell nicht ausgeschlossen, würden allerdings im Effekt auch nichts ändern, da in diesen Fällen die Differenzierungen ohne Auswirkungen bleiben. Da es sich bei den Unikaten um Individuen im weiten Sinne handelt, um Elemente, und Referenz auf einzelne Elemente typischerweise als nicht-generische Referenz bezeichnet wird, sollte man dies hier aus Vereinfachungsgründen ebenfalls annehmen. Analog dazu ist natürlich auch das virtuelle Problem mit beide zu lösen, für das ich aber kein sprachliches Beispiel kenne.21 Nach diesen Problemfällen komme ich nun zu einem weiteren Beispiel möglicher p-generischer Interpretation, welches diesmal nur mit der s-generischen Interpretation zusammenfällt. Es handelt sich um den definiten Singular bei Massenomina in generischer Verwendungsweise. Greift man noch einmal auf das Kriterium der Determinansvariation zurück, so beobachtet man eine interessante Asymmetrie. Die dafür verwendbaren Determinantien waren d+Sg, d+P\, ft, ein-, all- und jed-. Von diesen sechs sind fünf sowohl s-generisch als auch p-generisch verwendbar. Einzig die definiten NPs im Singular sind nur s-generisch interpretierbar.22 2

' Bei beide ist natürlich nur ein Zusammenfallen der p-generischen und der nicht-gcncrischcn Interpretation festzustellen. Eine echte s-generische Interpretation wurde ja schon im 3. Kapitel genannt. Dies gilt jedoch nur in den Fällen, in denen eine Determoinans-Variation der beschriebenen Art möglich ist. Ich werde weiter unten noch auf Möglichkeiten einer p-generischen Interpretation definiter NPs im Singular eingehen. In diesen Fällen ist dann aber keine (vollständige) Determinans-Variation möglich.

125

Genetische definite NPs im Singular sind jedoch nicht generell s-generisch. Eine große Ausnahme sind die abhängig genetischen NPs, auf die ich im nächsten Kapitel eingehen werde. Es gibt aber auch p-generisch interpretierbare NPs, die definit Singular sind. Allerdings auch hier nur unter bestimmten Bedingungen. Eine NP wie der Bär kann nie p-generisch interpretiert werden. Nicht-zählbare NPs dagegen erlauben diese Option. Dieser Typus wurde deswegen auch bisher kaum beachtet. Allerdings gibt es ein gravierendes Problem bei dieser Analyse. In 3.5.2 habe ich schon erläutert, daß definite Massenomina im Singular s-generisch interpretiert werden können. (4-29)

Flachlandtabak heißt >ova< (...), der Hangtabak heißt >YakaDjebel ^1

müde

Ident · lassif Merkmale > : . : ' : IIUI Empirische Subprototyp 1

|

Empirische Merkmale

••i·?

Subprototyp 2 Empirische Merkmale .

· '

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·..·....·

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:.:_·.·;

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:

' . · · ' : ' ' · - ' · , · ' : Λ ' · · · :.'.·',··''·. :· '·' - Λ: Γ'·".. - -'·'· '.·'·'' ·:· ··: ,/·· Subprototyp n • ·,':·. Empirische Merkmale

uncergaccung i Name Gattungsmerkmale

Prototyp j Subprototyp 1

;

Verbreitungsgebiet

| Subprototyp n | 1

Unterarten

:·':·; -:'.:. : 31$:

v·:, v; -:'_

Name Gattungsmerkmale Verbreitungsgebiet .0***^ /fffl\ ]\\^^

Prototyp ISubprototyp 1 | • 1 Subprototyp n |

rH (( .Ll ifjjj

^SQ^

Schema 41

Unterarten

203

Diese Diskursreferenten sind jedoch nicht Bestandteil eines raum-zeitlich gebundenen Diskursuniversums, sondern sie sind auf einer in jedem Diskurs präsenten Ebene anzusiedeln, der Ebene des enzyklopädisch-semantischen Wissens (ESW) und bilden dort die Knoten, die die Diskursreferenten darstellen. Diese können ebenfalls durch Relationen miteinander verbunden sein. Bei dieser Ebene handelt es sich zunächst nicht um die Darstellung eines Diskursnetzwerkes, vielmehr ist dies ein Netzwerk, welches unser Wissen darstellt.31 Auf diesem Hintergrund wird dann ein Diskursnetzwerk gebildet, das auf diesem Wissen aufbauen kann. (6-34)

Doch gibt es noch eine andere Art Blutschnee, bei der die Rotfärbung durch eine Alge (Sphaerella nivalis Sommerfeld) oder durch ein Infusorientierchen (Disceraea nivalis) hervorgerufen wird. (Wo: 68)

In diesem Text ist eine indefinite NP s-generisch gebraucht worden. Nach den Konstruktionsregeln muß nun ein neuer Diskursreferent gebildet werden mit den Kennzeichnungen "Alge", "Sphaerella nivalis Sommerfeld", und der Relation "ruft die Rotfärbung hervor bei (Diskursreferent m, andere Art Blutschnee)". Analoges bei dem Diskursreferenten mit der Kennzeichnung "Infusorientierchen". Aus dem Kontext kann man erschließen, daß es sich hier nicht um eine konkrete, einzelne Alge bzw. ein konkretes Infusorientierchen handeln kann, da weder eine einzelne Alge noch ein einzelnes Infusorientierchen Schnee rotfärben kann (aufgrund ihrer geringen Größe). Es kann sich also nur um eine Gattung handeln. Da es sich um indefinite NPs handelt, kann man folgern, daß es noch keinen Diskursreferenten auf der Ebene des enzyklopädisch-semantischen Wissens (ESW) gibt, auf den diese Kennzeichnungen zutreffen. Da aber schon Einträge für "Alge" und möglicherweise für Infusorientierchen vorhanden sind, muß man eine implizite Teil-von-Relation zu der Gattung der Algen bzw. der der Infusorientierchen erschließen, über die dann weitere Informationen erhältlich sind (wie klassifikatorische Einordnung (Pflanze, Tier etc.), empirische Eigenschaften (ungefähre Größe u.a.m.)). Es ist öfter bemerkt worden, daß definite NPs nur bei etablierten Gattungen möglich sind (vgl. z.B. VENDLER 1967, NUNBERG/PAN 1975, aber auch CARLSON 1982, DAHL 1985 und KRIFKA 1987). Betrachten wir ein Beispiel aus BRAUNMÜLLER 1977. (6-35)

?? Der Knoblauchesser wird 100 Jahre alL

Dieser Satz ist in genetischer Interpretation nicht voll akzeptabel. BRAUNMÜLLER führt dies darauf zurück, daß wir keine Gattung Knoblauchesser haben. Andererseits ist aber obiger Satz vollkommen akzeptabel, wenn man zuerst mit Hilfe anderer Mechanismen (z.B. p-generische Interpretation) die Gattung gebildet hat. (6-36)

3

Mittlerweile ist die lebenserhaltende Kraft des Knoblauchs unbestritten. Menschen, die Knoblauch essen, werden viel älter als der nicht-Knoblauch-essende Durchschnittsbürger. Der Knoblauchesser wird 100 Jahre alt, der Durchschnitt liegt bei 78 Jahren.

! Man kann auch dies als Diskursnetzwerk ansehen, das sich im Laufe vieler Einzeldiskurse gebildet hat und außerdem noch viel nicht-sprachlich vermitteltes Wissen enthält. Da es mir unmöglich ist, immer das komplette Diskursnetzwerk zugrundezulegen, nicht zuletzt aus Platzgriinden, werde ich auch hier nur die relevanten Abschnitte des Diskursnetzwerices darstellen.

204 Dieses Verhalten läßt sich sehr einfach in meinem Modell erklären. Gegeben sei ein Kontext32, der eine genetische Interpretation von (6-35) induziert. Da es sich um eine definite NP handelt, muß der Sprecher, gemäß den Regeln für definite NPs, versuchen, einen schon vorhandenen Diskursreferenten zu lokalisieren, unter den dann die Informationen eingetragen werden können. Gibt es eine derartige Gattung konventionellerweise nicht, so scheitert dieser Versuch, was zu der Inakzeptabilität von (6-35) führt. Kommt (6-35) aber nun in einem Kontext wie (636) vor, in dem schon eine Gattung der Knoblauchesser etabliert wurde, so ist der Satz folgerichtig voll akzeptabel, da jetzt die Regel für definite NPs angewendet werden kann. Dadurch ist auch erklärt, wieso definite NPs im Singular in s-generischer Interpretation auch bei Ersterwähnung, also z.B. textinitial, in Überschriften etc. benutzt werden können. Es handelt sich hierbei nämlich nicht um eine Ersterwähnung, sondern, wie bei einer definiten NP zu erwarten, um die Wiederaufnahme eines schon etablierten Diskursreferenten. Auch in s-generischer Verwendung ist eine definite NP also definit und zeigt die gleichen Beschränkungen wie alle anderen definiten NPs auch. Die Möglichkeit der textinitialen Ersterwähnung ergibt sich durch die Besonderheit des ESW, ist aber nicht das Ergebnis des Verlustes der Definitheit (wie z.B. VATER 1963 oder OOMEN 1977 u.a. es annehmen). Die Tatsache, daß man unbekannte Arten nicht durch eine definite NP (im Singular) einführen kann, wie am Beispiel der Knoblauchesser gezeigt, ergibt ganz eindeutig, daß die Regeln für definite NPs auch für s-generische Verwendung gültig sind. S-generisch interpretierte NPs werden also nach den Regeln für Diskursnetzwerke behandelt wie sonst auch, nur daß das relevante Diskursnetzwerk das ESW ist und nicht ein RZD. Ich bin bisher nicht auf die in der Wohlgeformtheitsbedingung angeführte Numerusspezifizierung eingegangen. Ich werde bei den generischen Diskursnetzwerken auf ESW diese Numerusspezifizierung nicht explizit angeben, da sie sich jeweils aus der Struktur der Gattungen ergibt. Alle Gattungen, auch alle Untergattungen, haben zunächst, da es sich bei ihnen um Individuen handelt, die Numerusspezifizierung n = 1. Da es sich bei den s-generischen NPs immer um zählbare Individuen handelt, kommen noch die Numerusspezifizierungen n = 0 und alle Numerusspezifizierungen in Frage, für die gilt: n > l, also alle s-generischen NPs im Plural. (6-37)

Kein Reptil kann fliegen.

Da hier keine Gattung direkt involviert ist, muß eine entsprechende Gattung mit der Numerusspezifizierung n = 0 gebildet werden. Diese Numerusspezifizierung ist identisch mit der NichtExistenz einer solchen Gattung. Diese Information kann später durch Inferenzmechanismen aufgelöst werden zu der Information, daß für alle Reptilienarten gilt, daß sie nicht fliegen können. Diese Information ist wiederum ganz einfach in das Diskursnetzwerk einzutragen. Sie gilt für alle Unterarten der Gattung Reptil. Damit sind wir auch schon bei den s-generischen NPs im Plural. S-generische NPs im Plural können sich nie auf die maximale Gattung beziehen. 32

Ist ein solcher Kontext nicht gegeben, kann er erschlossen werden, wenn es sich bei (6-35) um Ersterwähnung von so etwas wie einem Knoblauchesser handelt. Es darf also nicht jemand anwesend sein oder von jemandem die Rede gewesen sein, der Knoblauch ißt. Dies bedeutet, daß im vorangegangenen Kontext kein Diskursreferent etabliert wurde, auf den diese Kennzeichnung zutrifft. Da es sich aber um eine definite Kennzeichnung handelt, ist der Hörer angehalten, einen schon bekannten Diskursreferenten zu suchen. Wenn er auf der Ebene des raumzeitlichen Diskurses (RZD) nicht gefunden werden kann, geht er zum ESW über. Die weitere Ableitung ergibt sich dann wie bei einer Induzierung eines generischen Kontextes (s. o.).

205 Unter maximaler Gattung verstehe ich die in der Hierarchie der Gattungen am höchsten stehende Gattung, die die Kennzeichnung als Namen hat. Das ist schon deshalb nicht möglich, weil jede Gattung die Numerusspezifizierung n = l hat, die daher redundanterweise nicht angegeben wird. Der Plural erfordert jedoch eine Numerusspezifizierung mit n > 1. Daher beziehen sich s-generische NPs im Plural immer auf Mengen von Untergattungen. Der Umfang dieser Menge wird durch den jeweils verwendeten Quantor bestimmt. Generell gilt, daß man immer versucht, die höchste in der Hierarchie stehende Gattung zu nehmen, die bei der entsprechenden NP möglich ist. Außer durch die Numerusspezifizierung kann noch durch textgrammatische Faktoren erreicht werden, daß eine andere als die maximale Gattung genommen werden muß, um ein korrektes Diskursnetzwerk zu erhalten. Beispiele dafür finden sich in Kap. 6.4. Es gelten hier dieselben textgrammatischen Mechanismen wie auch bei den nicht-genetischen NPs mit ihrem Diskursnetzwerk in RZD.

6.2.2 Diskursnetzwerke mit p-generischen NPs S-generisch interpretierte NPs werden also nach den Regeln für Diskursnetzwerke behandelt wie bei nicht-generischer Interpretation, nur daß das relevante Diskursnetzwerk das ESW ist und nicht ein RZD. Bei den p-generischen NPs liegen die Verhältnisse etwas anders, die Grundregeln für den Aufbau von Diskursnetzwerken bleiben jedoch erhalten. Betrachten wir die verschiedenen Typen p-generischer Interpretation einzeln. Obwohl sie auf den gleichen Mechanismus zurückgeführt werden können, nämlich den Wegfall kontextueller Beschränkungen, sind die einzelnen auslösenden Faktoren doch unterschiedlich, wie bei der Diskussion der verschiedenen Arten p-generischer Referenz in Kap. 4 schon deutlich wurde. Zunächst einmal zu den allquantifizierten NPs. In Kap. 4.1.1 habe ich folgendes Beispiel angeführt. (6-38)

Alle Kinder haben Angst im Dunkeln.

Dieser Satz kann nicht-generisch interpretiert werden. Um das entsprechende Diskursnetzwerk zu bilden, bildet man einen neuen Diskursreferenten 278, wobei eine Teil-von-Beziehung besteht zwischen diesem Diskursreferenten und der Menge der im Diskurs vorhandenen Diskursreferenten , auf die die Kennzeichnung "Kind" zutrifft. Das Diskursnetzwerk für die nichtgenerische Interpretation von (6-38) sieht dann folgendermaßen aus. (DNW 6-38/1) RZD

278

234

n > l Kind

Teil von

···

n = max > l Kind haben Angst im Dunkeln

206 Mengentheoretisch handelt es sich um die unechte Teilmenge, also um Mengenidentität. Die Menge der Diskursreferenten ist entweder durch den vorangegangenen Kontext oder durch den außersprachlichen Kontext gegeben. Für eine derartige Interpretation ist es unbedingt notwendig, daß durch den Kontext eine Menge von Diskursreferenten 8j gegeben ist, da sonst die Bedeutung von alle nicht dargestellt werden kann. Denn wie schon erläutert, ist daher eine NP alle N textinitial in nicht-generischer Verwendung auch nicht möglich, obwohl es sich um eine indefinite NP handelt. In s-generischer Verwendung ist eine textinitiale Verwendung jedoch möglich, da ja - wie am Beispiel für die defmiten NPs im Singular ausgeführt wurde entsprechende Diskursreferenten durch die Konzepte (Gattungen) schon gegeben sind.33 Auch p-generisch ist eine derartige Verwendung möglich. Die Ausgangssituation besteht darin, daß eine nicht-generische Interpretation nicht möglich ist, da keine entsprechenden Diskursreferenten 5j zur Verfügung stehen, um die Teil-von-Relation zu binden. Eine s-generische Interpretation wird nicht vorgenommen, es wird also nicht über Kindergattungen quantifiziert. Die Annahme, daß eine s-generische Interpretation nicht vorgenommen wird, wird dadurch unterstützt, daß man keine entsprechenden Kinderarten im ESW vorfindet. Diese beiden Möglichkeiten scheiden also aus, die Äußerung von (6-38) muß aber dennoch interpretiert werden. Es bleibt also noch eine p-generische Interpretation. (DNW 6-38/2) ESW

L 555 Kind

Prototyp

Gattungsmerkmale

JcM eM hat Anas t im Dunkeln

Unterarten A

Teil von RZD

467

n = max > 1 Kind haben Angst im Dunkeln

33

Es sei denn, es handelt sich um Neuschöpfungen oder sonstwie dem Hörer unbekannte Gattungen. In diesem Fall wird es zu beschränkter Akzeplabilität kommen und gegebenenfalls Nachfragen induzieren, wie es nach diesem Modell auch zu erwarten ist.

207

Die p-generische Interpretation basiert immer auf der nicht-generischen Interpretation. Es wird also zuerst versucht, eine nicht-generische Interpretation herzustellen. Dazu wird im RZD ein neuer Diskursreferent gebildet, der die Informationen "Kind" und "haben Angst im Dunkeln" enthält. Dieser Diskursreferent kann aber auf dieser Ebene nicht angemessen interpretiert werden. Die einzige Möglichkeit, ihn mit einer Menge von 6j zu unifizieren, besteht darin, auf die virtuell vorhandene Menge der Individuen, die die Kennzeichnung Kinder erfüllen, zurückzugreifen, die durch die Gattung Kind zur Verfügung gestellt wird. Die Teil-von-Relation besteht also zwischen dem neugebildeten Diskursreferenten im RZD und der entsprechenden Gattung im ESW. Dabei sind bestimmte Restriktionen zu beachten. (6-39) kann zum Beispiel nicht generisch interpretiert werden, sondern nur nicht-generisch. (6-39)

Alle Kinder rennen gerade über die Straße.

Durch das Prädikat - die intendierte Ereignislesart wird durch das gerade erzwungen - wird die beschriebene Situation an das RZD gebunden. Ereignisse (insbesondere solche, die Stadien involvieren) sind raum-zeitlich festgelegt und können daher nicht auf die oben beschriebene Weise interpretiert werden. Methaphorisch gesehen kann man sagen, daß sie im RZD fest verankert sind und daher nicht auf die Ebene des ESW angehoben werden können durch die Applizierung der Teil-von-Beziehung auf die Gattung. Denn in einer p-generischen Interpretation ist der Ausgangspunkt das RZD. Wie ich später noch zeigen werde, werden die selektionalen Beschränkungen auch auf dieser Ebene überprüft. Dann erst findet der p-generische Übergang statt, so daß die entsprechende NP aus dem RZD herausgelöst wird. Analog ist das Verfahren bei den defmiten NPs im Plural, also bei den implizit allquantifizierten NPs. Da es sich aber hier um eine definite NP handelt, wird kein neuer Diskursreferent gebildet. Zunächst wird versucht, auf der Ebene RZD angemessene Diskursreferenten zu finden, unter die diese Information eingetragen werden kann. Wenn keine vorhanden sind, versucht der Hörer auf der Ebene des ESW einen angemessenen Diskursreferenten zu finden. Dieser Diskursreferent kann die Menge der Gattungen und Arten sein, die die entsprechende Kennzeichnung haben. In diesem Fall handelt es sich um die s-generische Interpretation. Dabei bezieht man sich - wie oben beschrieben - auf die Menge der Unterarten. Dies ist nicht immer möglich, z.B. weil es - wie hier - keine Unterarten gibt, oder aber, weil sich der Sprecher auf einzelne Individuen beziehen will und nicht auf Unterarten. In diesem Fall wird dann die p-generische Interpretation herangezogen. Ausgehend von den einzelnen Individuen34 in RZD muß man den entsprechenden Diskursreferenten lokalisieren. Da dies in RZD nicht möglich ist, bezieht man sich wieder auf die gesamte Gattung, auf die maximale Gattung in der Hierarchie mit dieser Kennzeichnung. Ursache ist hier das durch die Definitheit bedingte Bestreben, einen schon vorhandenen, lokalisierbaren Referenten zu finden, um die Information eintragen zu können. Die dafür ausschlaggebende Relation ist die Identitätsrelation Ident. Es muß auch hier einen schon vorhandenen Diskursreferenten geben.35

34

35

Man gebt von RZD aus, und kann sich somit nur auf die einzelnen Exemplare beziehen. Noch genauer, man bezieht sich zunächst sogar nur auf die einzelnen raum-zeitlichen Stadien. Vgl. Akzeptablilitat "Wie Knoblauchesser ... " bei BRAUNMÜLLER 1977.

208

(6-40)

Die Kinder haben Angst im Dunkeln.

(DNW 6-40) ESW

L 555 Kind

Prototyp kM eM hat

Ga t t ung sme r kma 1 e

mlmm m\wwm

Anast im Dunkeln

Unterarten A

I Ident |

RZD

487

n > 1 Kind haben Angst im Dunkeln Etwas anders ist der Mechanismus bei den indefiniten NPs im Plural. Hier spielt die Art der Prädikation eine große Rolle, parallel zu den Beobachtungen bei den explizit allquantifizierten NPs. Es ist immer wieder beobachtet worden, daß bare plurals mit Eigenschaftsprädikationen immer36 generisch interpretiert werden (vgl. z.B. CARLSON 1980). Eine dreifache Ambiguität zwischen episodischen, dispositioneilen und generischen Aussagen wie bei den definiten NPs ist hier nicht möglich. Die Grundidee von CARLSON 1980 basiert auf dieser Beobachtung. Diese Beobachtung muß ebenfalls im System der Diskursnetzwerke erklärt werden. Bare plurals sind indefinit, es wird also ein neuer Diskursreferent gebildet. Dies geschieht zunächst auf der Ebene des RZD. Bei einer Vorgangsprädikation ist eine entsprechende Verankerung im RZD gegeben, da Vorgänge immer zeitlich gebunden sind. In diesem Fall liegt eine episodische Interpretation vor. (6-41)

Hunde bellen.

In 4.2 habe ich die verschiedenen Interpretationen dieses Satzes schon angeführt. In der episodischen Lesart ist also eine Menge von Hunden in den Vorgang des Bellens involviert.

36

CARLSON 1980 untersucht dies genauer. Es gibt im Englischen einige Adjektive, die Eigenschaften bezeichnen, die sich nicht auf die Individuen beziehen, wie zum Beispiel available. In diesem speziellen Fall ist eine nicht-generische Interpretation möglich. Vgl. auch KRATZER 1988.

209 (DNW6-41/1)

Da es im Gegensatz zu Kap. 6. l nun wesentlich darauf ankommt, ob ein Diskursreferent in RZD verankert ist oder nicht, zeige ich die Verankerung nun auch graphisch an. Der Anker i symbolisiert die durch das episodische Prädikat gegebene Verankerung. Man könnte nun von einer unbestimmten Menge von individuellen Hunden sagen wollen, daß sie die Disposition, die Eigenschaft, haben zu bellen. (6-4 )

Hunde (ind.) bellen (dispos.)

Auch hier wird wieder ein neuer Diskursreferent gebildet. Von diesem wird eine Eigenschaft prädiziert. Eigenschaften verankern nicht im RZD, wenn sie sich auf Individuen beziehen.37 Da auch sonst keine Verbindungen zu verankerten Diskursreferenten bestehen (z.B. über eine Teilvon-Relation38), schwebt also dieser Teil des Diskurses, bildlich gesprochen, frei herum und kann daher nicht interpretiert werden. In dieser Situation tritt nun wieder eine genetische Verschiebung auf. Da das entsprechende Diskursnetzwerk auf RZD nicht interpretiert werden kann, versucht der Hörer, es auf ESW zu interpretieren. Gelingt auch dies nicht, so ist der Aufbau des Diskursnetzwerkes gescheitert, der Hörer hat den Text also nicht verstehen können. Beim Versuch, das entsprechende Diskursnetzwerk auf ESW zu interpretieren, stehen dem Hörer drei Möglichkeiten offen. Zum einen kann er es gleich s-generisch interpretieren, dies ist aber in unserem Fall nicht die intendierte Interpretation. Dann gibt es prinzipiell zwei verschiedene Möglichkeiten, zu einer p-generischen Verschiebung zu kommen. Zum einen kann man den Diskursreferenten an die Gattung der Hunde binden. Insofern ist dies parallel zu dem Vorgehen bei den allquantifizierten NPs. In diesem Fall ist dieses Verfahren angebracht, da es sich hier um eine (im Normalfall) schon als bekannt vorauszusetzende Gattung handelt

37 38

Eigenschaften, die sich auf Stadien beziehen, verankern in RZD, z.B. verfügbar sein. Die partitive Lesart ist generell nicht möglich bei bare plurals, da die numerische Information n > l niemals spezifischer sein kann als die welcher Bezugsmenge auch immer. Dies ist aber eine notwendige Bedingung für eine partitive Interpretation. Generell gilt: numerische Informationen mit Gleichheitszeichen sind spezifischer als solche mit einem Größer-Kleiner-Zeichen.

210 (DNW 6-41/2) ESW

L 328 Hund

Prototyp

Gattungsmerkmale



kM eM bellt Unterarten

fTeil von

Andererseits kann man aber mit Hilfe der bare plurals auch neue Gattungen kreieren. Dazu werden sie auch häufig gebraucht. Darin unterscheidet sich dieser Fall von dem der (explizit oder implizit) allquantifizierten NPs. So ist die Gattung der Menschen in der Regel nicht unterteilt, und wenn, dann in Nationen oder Völker etc. Wenn man eine andere Klassifikation vornehmen möchte, was ja prinzipiell möglich ist, so kann man bare plurals benutzen. Dies gilt sowohl für das Englische wie für das Deutsche. (6-42)

Ethnology The science that treats various tribes of Man, as robbers, thieves, swindlers, dunces, lunatics, idiots and ethnologists. Ethnologie Die Wissenschaft, die sich mit den verschiedenen Gattungen des Menschen befaßt, wie Räubern, Dieben, Schwindlern, Tölpeln, Irren, Idioten und Ethnologen. " (WT: 40 f.)

Eine Substitution der bare plurals durch definite NPs oder durch allquantifizierte NPs ist nicht möglich, da entsprechende Untergattungen in der Gattung der Menschen nicht existieren. Diese sind aber Voraussetzung für eine p-generische Interpretation, wie ich oben dargelegt habe. Dieses Verhalten muß aus der Semantik der bare plurals erklärbar sein, also aus den bisherigen Prinzipien. Bei der Bildung einer neuen Gattung wird also nicht, wie oben, eine Verbindung mit der Gattung hergestellt, die diese Kennzeichnung enthält, sondern eine neue gebildet. Die Neubildung einer Gattung ergibt sich dadurch, daß es sich um eine indefinite NP handelt.

211

Und indefinite NPs führen neue Diskursreferenten ein. Diese Fähigkeit geht also bei der p-generischen Verschiebung nicht verloren. (6-43)

Splandinos bellen.

(DNW 6-43) ESW

L 967 Splandino

(Gattungsmerkmale)

Prototyp

(kM) bellen

RZD

561 n > 1 Splandino bellen

In dieser Gattung sind einige Komponenten zwar strukturell bedingt vorhanden, aber noch nicht inhaltlich gefüllt. Diese habe ich durch Schraffur bzw. Klammerung markiert. Denn eine wirkliche Neueinführung liegt ja nur dann vor, wenn die erste Erwähnung in Satz (6-43) vorliegt Da dieser aber nur ein empirisches Merkmal prädiziert, sind alle anderen Bestandteile der Gattung nicht gefüllt. Das bedeutet, daß man zwar weiß, daß Splandinos ein Verbreitungsgebiet haben, aber nichts über dieses Verbreitungsgebiet. Oder bezogen auf die klassifikatorischen Merkmale: Man weiß zwar, daß sie irgendwie in die Hierarchie eingeordnet werden (können), aber man weiß nicht wie (z.B. als Säugetiere, Roboter, eine bestimmte Sorte von Stimmenimitatoren etc.). Aus der Tatsache, daß es aufgrund der Indefinitheit möglich ist, neue Gattungen einzuführen, ergibt sich, daß vielmehr der Fall erklärungsbedürftig ist, der eine Verbindung mit einem schon bestehenden Konzept herstellt. Dies ist der überwiegende Teil der Verwendung von bare plurals. Aber auch das ist leicht erklärbar. Die Ursache ist ein Mechanismus, den ich bei der Behandlung indefiniter NPs immer wieder benutzt habe, den der impliziten Teil-von-Relation. Es handelt sich hier also um den Ausfluß der partitiven Interpretationsmöglichkeit, die bei indefiniten NPs immer gegeben ist.39 Damit habe ich auch wieder den Zusammenhang zu den 39

Sie ist prinzipiell gegeben. Bei bare plurals ist sie nicht innerhalb einer Ebene gegeben (vgl. vorangehende Fußnote). Da diese Restriktion aber auf einem Verhältnis der numerischen Information beruht, und dieses bei einem Wechsel der Ebenen nicht mehr möglich ist, kann hier eine partitive Relation angesetzt werden.

212

explizit allquantifizierten NPs hergestellt, bei denen nur eine partitive Interpretation möglich ist. Deshalb kann man diese NPs nicht zur Neubildung von Konzepten benutzen. Zum Schluß bleiben noch die indefiniten NPs im Singular. Zum einen betrifft dies die NPs mit ein-. Auch hier besteht ein ähnliches Verhalten wie bei den bare plurals. Zunächst wird versucht, auf RZD ein Diskursnetzwerk zu erstellen. Da es sich um eine indefinite NP handelt (mit dem Quantor ein-), wird zunächst ein neuer Diskursreferent gebildet. Auf diesen wird dann die Information des Restsatzes angewendet. Bei Vorgangsinterpretationen gibt es keine Probleme, hier liegt wieder eine Verankerung vor. Eine generische Interpretation ist damit ausgeschlossen. Liegt eine Eigenschaftsprädikation vor, so kann, bedingt durch den Quantor, eine partitive Relation hergestellt werden. Gelingt diese partitive Relation zu einem in RZD verankerten Diskursreferenten, so ist auch dieser Diskursabschnitt verankert, eine generische Interpretation findet wiederum nicht statt. Gelingt dies nicht, so kann entweder s-generisch interpretiert werden (eine Möglichkeit, die ich hier nicht mehr weiter ausführen möchte), oder aber p-generisch mit Hilfe der genetischen Verschiebung. Verankert ist der Abschnitt des Diskursnetzwerkes nicht mehr. Er kann nun an das ESW angehängt werden, indem mit Hilfe der partitiven Interpretation eine Verbindung zu einem Konzept hergestellt wird, das die entsprechende Kennzeichnung trägt. Ist dies nicht möglich, kann man wieder ein neues Konzept bilden mit den entsprechenden Informationen. (6-44)

a. Ein Junge weint nicht b. Ein Haasikus schwafelt.

(DNW 6-44) ESW

ISSW

L 541 Junge

Prototyp

Gattungsmerkmale

kM eM weint

•HV

EU

L 901 Haasikus

(Gattungsmerkmale) nicht

Prototyp (kM) schwafelt

Unterarten

^ijljjlfr

* l Teil von |

RZD

208 n = 1 Junge nicht weinen

RZD

491

n = 1 Haasikus schwafeln

Auch hier bleiben die Komponenten der Gattung für Verbreitungsgebiet und Unterarten leer, wenn es sich um eine im ESW noch nicht vorhandene Gattung handelt. Sie können durch

213 weitere Information gefüllt werden.40 Wegen dieser Möglichkeit, neue Elemente auf ESW zu kreieren, werden indefinite NPs im Singular wie im Plural für Definitionen benutzt, insbesondere wenn etwas Neues definiert werden soll (z.B. ein neuer Terminus in der Wissenschaft (oder in einem Einführungsbuch)). Es bleiben jetzt noch die indefiniten Massenomina. Auch hier ist der Mechanismus derselbe. Indefinite Massenomina führen neue Diskursreferenten ein. Wenn eine Verankerung auf RZD durch eine Vorgangsprädikation oder implizite Relation nicht gelingt, dann findet auch hier wieder eine generische Verschiebung statt Diese verankert dann den Diskursabschnitt in ESW. Auch hier gilt wieder: da es sich um eine indefinite NP handelt, können auch ganz neue Konzepte damit gebildet werden. (6-45)

a. Alkohol berauscht, b. Masatol belebt.

(DNW 6-45) ISSW

ESW

L 247 Alkohol

Prototyp

kM eM berauscht

Gattungsmerkmale

P!M •üiü vjfKUW

L 107 Masatol

Prototyp

(Gattungsmerkmale)

(kM)

belebt

Unterarten

Teil von J

RZD

43

RZD

54

n = 1

n = 1

Alkohol berauscht

Masatol belebt

Generell gilt, daß die drei Typen indefiniter NPs, die neue Gattungen einführen können, syntaktisch verschieden realisiert sein können. Zum einen kann es sich um neue Lexeme handeln, die noch nicht im Lexikon des Hörers vorhanden waren. Dies bewirkt dann auch eine Änderung des Lexikons einschließlich Eintragungen für phonologische Form und syntaktische Eintragungen. Dies ist der seltenere Fall und kommt hauptsächlich bei Definitionen vor. Außerdem 40

Dazu muß man jedoch einen anderen Typus genetischer NPs benutzen, da p-generische NPs mit ein- nur mit Beschreibungen kompatibel sind, die sich auf die Komponente Prototyp beziehen. Es gibt eine einzige Ausnahme: die p-generischen Prädikativa dieses Typs. Diese haben, bedingt durch die Interpretation der Kopula, auch Zugang zu Unterarten (vgl. Kap. 6.3).

214

kann man kombinierte Kennzeichnungen benutzen. Diese können zum Beispiel aus einem mit einem Adjektiv modifizierten Nomen bestehen. Dies ist der Fall in dem folgenden Beispiel. (6-46)

a. Starke Raucher gefährden bewußt ihre Gesundheit. b. Ein starker Raucher gefährdet bewußt seine Gesundheit

Auch andere Arten der Modifikation wie Präpositionalphrasen, Relativsätze etc. sind möglich. Dadurch ist die Fähigkeit des Menschen darstellbar, neue Kategorisierungen und Einteilungen vorzunehmen und diese auch zu versprachlichen. Es werden dann nicht immer neue Lexeme gebraucht. Dadurch ist aber prinzipiell ein Mechanismus bereitgestellt, der aufzeigen kann, wie Erweiterung des ES W (also Lernen) funktioniert.41 Zum Schluß noch die situationsbeschreibenden p-generischen NPs. (6-47)

Zwei Schwätzer reisen nicht weit miteinander, (spanisches Sprichwort (Das Beste 5/1990: 59))

Hier wird auf RZD zunächst die beschriebene Situation dargestellt. Dazu gehört der Diskursreferent für die beiden Schwätzer, der die beiden Einzeldiskursreferenten enthält. Diese sind durch die Relation des "miteinander-nicht-weit-Reisens" verbunden. Diese Relation ist symmetrisch (bedingt durch miteinander). Auf RZD handelt es sich also um einen Diskursreferenten, der eine Zweiergruppe darstellt. Diese ist durch keine implizite oder explizite Relation an einen anderen, in RZD verankerten Diskursreferenten gebunden. Dieser ist selbst ebenfalls nicht in RZD gebunden, da es sich hier um eine temporal nicht gebundene Eigenschaftsrelation handelt.42 Es ist kein konkreter Reisevorgang involviert. Also ist der Diskursreferent auch nicht durch seine Prädikation in RZD verankert. Es bleibt auch hier nur eine p-generische Verschiebung, wenn man den Satz überhaupt sinnvoll interpretieren will. Dazu wird aber eine passende Interpretation auf ESW benötigt. Es handelt sich jeweils um Schwätzerpaare. Diese findet man in der Gattung der Schwätzer. In diesem Fall ist die Zusammenstellung der Paare irrelevant, so daß hier die Minimalsituation entsteht, die auch bei (6-48) involviert ist. (6-48)

Schwätzer reisen nicht lange miteinander.

Hier entsteht ein Übergang zu den abhängig genetischen NPs, da es sich hierbei um Bestandteile der Komponente Prototyp handelt. Die abhängig genetischen NPs behandle ich in Kap. 6.2.4. Es sind bisher alle Arten p-generischer NPs behandelt worden. Dem aufmerksamen Leser wird allerdings nicht entgangen sein, daß ich immer nur eine Sorte von Prädikaten benutzt 41

42

Damit ist aber noch nicht erklärt, wie der Spracherwerb funktioniert, da der oben beschriebene Mechanismus auf elaborierten sprachlichen Regeln beruht, die man weder beim Erst- noch beim Zweitspracherwerb voraussetzen kann. Es ist aber anzunehmen, daß hier eine Operation stattfindet, die dem der genetischen Verschiebung sehr ähnlich sieht, indem ein Transfer von kontextuell, raum-zeitlich gebundener Information auf die Ebene ESW stattfindet Wie aus dem Erstspracherwerb bekannt, treten naturgemäß dabei Fehlinterpretationen auf, die aber später wieder berichtigt werden können, wenn ESW weiter expandiert wird, und sich dabei ergebende Widersprüche getilgt werden. Natürlich ist auch eine Vorgangsinterpretation möglich. Dies hat dann eine Verankerung in RZD zur Folge. Das Ergebnis ist die episodische Lesart dieses Satzes, also die nicht-generische Lesart

215

habe, die empirischen Eigenschaften. Zu den klassifikatorischen Eigenschaften gibt es nicht viel Zusätzliches zu sagen, außer daß sie in der Komponente Prototyp unter die klassifikatorischen Eigenschaften einzutragen sind und von daher Rückschlüsse auf alle Individuen zulassen. Problematischer wird es bei den Eigenschaften, die sich auf andere Komponenten beziehen. Die wichtigsten Fälle sind dabei die sogenannten Klassenprädikate, die sich auf die Komponente Verbreitungsgebiet beziehen. Die Klassenprädikate sind nicht in allen Fällen möglich, so erlauben p-generische zählbare indefinite NPs im Singular überhaupt keine Klassenprädikate, und auch nicht explizit allquantifizierte NPs (hier sind die Intuitionen allerdings nicht so klar43). (6-49) (6-50) (6-51)

* Ein Spatz ist weit verbreitet * Alle Spatzen sind weit verbreitet * Jeder Spatz ist weit verbreitet.

Verantwortlich für die Inakzeptabilität ist hier eine selektionale Beschränkung dieser Klassenprädikate. Die Klassenprädikate sind auch mit expliziten Art-Konstruktionen kombinierbar. Dies spricht dafür, daß sie Gattungen selektieren. Genau genommen selektieren sie die Komponente Verbreitungsgebiet. Die Komponente Verbreitungsgebiet enthält aber unter anderem auch die raum-zeitlich festgelegten Stadien aller Individuen, zumindestens virtuell. Von der Menge dieser Stadien wird eine bestimmte Aussage gemacht hinsichtlich ihrer Verteilung (räumlich (weit verbreitet), zahlenmäßig (zahlreich), zeitlich bzw. raum-zeitlich (ausgestorben) etc.). Es sind also Prädikate, die sich in gewisser Weise auf gruppenähnliche Individuen anwenden lassen. Analoges gilt für die Verwendung bei Massenomina. Auch hier ist eine raumzeitlich determinierte Aufteilung Einzelportionen gegeben. Es handelt sich also um verteilte Individuen. Eine indefinite, zählbare NP im Singular dagegen kann immer nur ein einzelnes Individuum zur Verfügung stellen. Es genügt daher nicht den selektionalen Beschränkungen des Prädikats, der Satz wird ungrammatisch. Das gleiche gilt für die explizit allquantifizierten NPs. In den explizit allquantifizierten NPs steht immer noch das Individuum mehr im Vordergrund. Dies zeigt sich auch in nicht-generischer Verwendung. (6-52) (6-53)

Alle Kinder waren überall, in der Küche, im Garten und auf dem Speicher. Die Kinder waren überall, in der Küche, im Garten und auf dem Speicher.

In (6-52) muß jedes einzelne Kind an allen aufgezählten Orten bzw. überall gewesen sein. In (6-53) dagegen ist dies nicht nötig. Es genügt, daß einige Kinder in der Küche waren, andere auf dem Speicher etc. Bei Allquantifikation ist hier also ein Zugang zu den einzelnen Individuen gegeben, die Prädikation bezieht sich dann auf diese einzelnen Individuen.44 Dies ist bei definiten NPs im Plural nicht mehr der Fall. Obwohl der generelle Mechanismus des p-generischen 43

44

Dies kann zum einen daran liegen, daß man unwillkürlich eine s-generische Interpretation vornimmt. In aller Regel sind s-generische und p-generische Interpretation bei allquantifizierten NPs umfangsgleich und unter diesem Kriterium synonym. Bei indefiniten NPs im Singular ist dies nicht der Fall, so daß hier eine Uminterpretation in die s-generische Interpretation auffällt Zum anderen kann dies aber auch daran liegen, daß die selektionalen Beschränkungen, die für die Unakzeplabililat verantwortlich sind, abhängig vom Prädikat und/oder vom Sprecher/Hörer variieren. Der hierfür relevante Unterschied betrifft nicht die kollektive vs. die distributive Lesart, da beide Lesarten bei beiden NP-Typen möglich sind. Vielmehr handelt es sich um den Unterschied von Gruppe vs. Summe der Einzelindividuen.

216 Übergangs ähnlich ist wie bei den explizit allquantifizierten NPs, ist die semantische Natur etwas anders. Definite NPs im Plural referieren auf Gruppen (pluralische Individuen) (vgl. LINK 1983). Dies führt dazu, daß die Individuen als solche in dieser Gruppe sozusagen versteckt sind, eine Gruppe ist teilweise unabhängig von den jeweiligen Individuen, die sie konstituieren. Die Gruppe selbst hat Eigenschaften wie ein verteiltes Individuum, so daß hier die selektionalen Beschränkungen der Klassenprädikate erfüllt sind. Problematischer ist es, zu erklären, wieso indefinite NPs im Plural sich wie derartige verteilte Individuen verhalten. Auch hier handelt es sich um eine Menge von Individuen. Aber anders als bei den definiten NPs im Plural kann man hier nicht davon sprechen, daß es sich um eine Gruppe handelt Andererseits wird hier aber auch nicht auf einzelne Individuen Bezug genommen. Explizit allquantifizierte NPs greifen jedes Individuum einzeln heraus, was besonders bei NPs mitjed- auffällt. Da wird sogar jedes Individuum als Einzelnes in der Vordergrund gerückt. Dies geschieht auch bei den indefiniten NPs im Singular, was sich schon dadurch ergibt, daß es sich hier nur um ein einzelnes Individuum auf RZD handelt. Bei den indefiniten NPs im Plural dagegen werden keine einzelnen Individuen hervorgehoben. Hier ähneln sie den indefiniten Massenomina. Die Ähnlichkeit zwischen Massenomina und bare plurals ist ja schon wiederholt hervorgehoben worden (vgl. z.B. CHIERCHIA 1984). Daher erfüllen auch diese NPs die selektionalen Beschränkungen der Klassenprädikate, übrigens genauso wie die Massenomina. Die gleiche Problematik ergibt sich bei den Gattungsmerkmalen. Hier allerdings sind nur einzelne Individuen von der selektionalen Subkategorisierung ausgeschlossen. (6-54)

a. *Ein Löwe ist eine Ordnung, b. * Jeder Löwe ist eine Ordnung.

Zusammenfassend kann man also festhalten, daß bei p-generischen NPs zunächst auf RZD geprüft wird, ob selektionale Subkategorisierungen verletzt sind. Ist dies der Fall, wird dieser Satz als ungrammatisch eingestuft. Erst nach dieser Prüfung findet dann eine p-generische Verschiebung statt, wenn dies notwendig wird. Sie tritt immer dann ein, wenn eine Verankerung in RZD nicht vorliegt. Vorgänge und Eigenschaften, die auf Stadien Bezug nehmen, verankern das Subjekt in RZD. Manche Prädikationen verankern auch Objekte in RZD, jedoch gilt dies nicht generell. Ebenso kann durch eine Teil-von-Relation oder eine Identitätsrelation zu schon verankerten Diskursreferenten ein Teilstück eines Diskursnetzwerkes verankert werden.45 Dadurch ist es auch möglich, von einem schon eingeführten Referenten in RZD Eigenschaften zu prädizieren. Eigennamen (von nicht-generischen Individuen) verankern ebenfalls in RZD, da man annimmt, daß die dazugehörigen Individuen schon früher eingeführt wurden, da es sonst unmöglich ist, einen Eigennamen zu gebrauchen. Sie sind Bestandteil des sogenannten "shared set". 45

Ist ein Diskursreferent durch eine Possessiv-Relation mit einem in RZD verankerten Diskursreferenten verbunden, so ergibt sich daraus nicht automatisch eine Zugehörigkeit zu RZD (im Gegensatz zu den anderen beiden Relationen). Dies liegt in der Natur der Possessiv-Relation. Denn sie drückt ja nur aus, daß irgendeine Relation zwischen den entsprechenden beiden Diskursreferenten besteht. Diese kann durch Relationen wie "Besitz", "Interesse an" und ähnliche genauer spezifiziert sein. Derartige Relationen erfordern aber nicht, daß die Diskursreferenten der gleichen Ebene angehören, wie dies zum Beispiel bei der Identitätsrelation ganz offensichtlich notwendig ist. Daher liegt bei einer Identitätsrelation zu einem schon verankerten Diskursreferenten immer eine Verankerung vor. Bei einer Teil-von-Relation gilt dies nur, wenn der Zielknoten derjenige ist, der in RZD verankert ist, denn die Teil-von-Relation ist nicht symmetrisch.

217

Somit ergibt sich die p-generische Interpretation als Grenzfall einer nicht-generischen Interpretation, die immer dann angewendet wird, wenn eine nicht-generische Interpretation aufgrund fehlender Verankerung nicht möglich ist. Die Beschränkungen hinsichtlich des Prädikates, die bei einigen Typen p-generischer NPs auftreten, sind der Ausfluß der selektionalen Subkategorisierungen dieser Prädikate. Sie müssen auf RZD erfüllt sein, da sonst der Satz als ungrammatisch verworfen wird, bevor es überhaupt zu einen Aufbau eines Diskursuniversums kommt. Dies ergibt sich aus dem Wohlgeformtheitskriterium. Wohlgeformtheitsbedingung Gegeben sei eine syntaktisch wohlgeformte Äußerung

und eine Menge von Relationen

Genau gegen diese Voraussetzung verstoßen die oben als ungrammatisch markierten Fälle. Auch die Tatsache, daß allquantifizierte p-generische NPs keine Ausnahme zulassen, ist auf Begrenzungen in RZD zurückzuführen. Eine unterschiedliche Interpretation der verschiedenen Arten p-generischer Interpretation muß und darf man daher nicht annehmen, da sie durch nichts begründet ist. Eine indefinite NP im Singular referiert nicht exemplarischer (vgl. z.B. OOMEN 1977) als eine allquantifizierte NP. In allen Fällen endet die p-generische Verschiebung, durch welchen Mechanismus auch immer ausgelöst, bei der Gattung und nicht bei verschiedenen Komponenten. Unter welche Komponente die Prädikation dann eingetragen wird, ergibt sich dabei allein aus der internen Struktur der Gattung.

6.2.3 Generische Pronomina Bisher bin ich noch nicht auf das Problem der Pronomina in generischen Texten eingegangen. Generell gilt auch hier, daß sich Pronomina in generischen Kontexten analog zu nicht-generischen Pronomina verhalten. Dies gilt ganz offensichtlich bei Personalpronomina. (6-55)

Der Mensch zähmte das Pferd zunächst nur als Zugtier für Karren und Streitwagen; erst viel später benutzte er es auch als Reittier. (JN: 120)

Ersetzt man nach der P-Regel die Pronomina, so erhält man einen Text, der sich problemlos allein auf ESW interpretieren läßt. (6-55')

Der Mensch zähmte das Pferd zunächst nur als Zugtier für Karren und Streitwagen; erst viel später benutzte der Mensch das Pferd auch als Reittier.

Die Vollformen der Proformen er und es werden dabei s-generisch interpretiert, so daß man hier auch von s-generischen Pronomina sprechen kann. Auch p-generische NPs sind pronominalisierbar.

218 (6-56)

Faultiere sind träge und langsam und hängen meist an den Ästen der Bäume, von deren Blätter sie sich ernähren. Sie kommen nur selten einmal auf den Boden, wo sie sich nur sehr ungeschickt bewegen. (JN: 115)

(DNW 6-56) ESW L 306

Faultier

Gattungsmerkmale Ul - Un

Teil von RZD

611 : ::

I j

547 hangen n > 1 an Faultier träge langsam

Ident

!

549 n > 1 Faultier

kommen^ auf *"

609 : ::

Hier liegt eine normale Interpretation des Pronomens vor, kein Fall von sloppy-Identität. Also wird sie durch die Faultiere ersetzt. Der gesamte Textabschnitt wird auf RZD etabliert Die einzelnen NPs werden dann p-generisch interpretiert. Es findet also in diesem Diskursnetzwerk zweimal eine p-generische Verschiebung statt, wobei es sich sogar beide Male um unterschiedliche Typen handelt. In RZD besteht also keine Koreferenzbeziehung zwischen diesen beiden Diskursreferenten. Denn wenn 549 interpretiert werden soll, ist in RZD wegen der p-generischen Verschiebung von 547 kein Diskursreferent mehr vorhanden, der zur Lokalisierung dienen kann. Zwischen 547 und 549 besteht also in RZD keine Identitätsrelation. Auf ESW dagegen besteht sie wieder, denn beide p-generischen Verschiebungen führen zur gleichen Gattung. Auf diesem Wege ist Koreferenz wieder erreicht. Es ist dabei sogar ein Wechsel der Netzwerkebene möglich. (6-57)

Eine Feldmaus ist ein sehr geselliges Geschöpf. Sie. vermehrt sich in warmen und trockenen Sommern so ungeheuer, daß die Scharen der Feldmäuse anwachsen gleich den Plagen Ägyptens und der Mensch, fast machtlos, einen guten Teil seiner Ernte den gefräßigen Tieren überlassen muß. (nach OOMEN 1977: 124, Hervorhebungen OOMEN)

Noch deutlicher wird dies, wenn man ein eindeutiges Klassenprädikat verwendet. (6-58)

Eine Maus ist gesellig. Sie ist weit verbreitet

219

Hier wird zunächst ein Diskursreferent auf RZD etabliert, der dann p-generisch verschoben wird. Sie wird durch die Maus substituiert. Diese NP wird nicht auf RZD etabliert, sondern gleich in ESW interpretiert. Es handelt sich also um eine s-generische Interpretation. Pronomen und Antezedens können unterschiedlich interpretiert werden und (zunächst) unterschiedlichen Ebenen zugeordnet werden. Die Art der Interpretation wird allein von der Vollform gesteuert. Diese allein wird interpretiert, unbeeinflußt von ihrer "Vergangenheit" als Proform. Verfahrt man nicht so, dann ergeben sich falsche Voraussagen für Grammatikalitätsurteile. (6-57) und (6-58) sind beide grammatisch und semantisch korrekt. Angenommen, man fordert, daß Antezedens und Proform immer auf der gleichen Ebene anzusiedeln sind. Dies scheint aufgrund der "Koreferenzbeziehung" bei Proformen keine unangemessene Forderung zu sein. Im Fall eines p-generischen Antezedens bedeutet dies, daß auch der Diskursreferent für das Pronomen in RZD anzusiedeln ist. Ist dabei eine definite Proform im Singular mit einem Klassenprädikat verbunden, wie in (6-58), so müßte dies zu Ungrammatikalitäten führen, da dann selektionale Subkategorisierungen verletzt werden. Wie ich im vorherigen Abschnitt schon ausgeführt habe, sind Klassenprädikate nicht mit singulären raum-zeitlich gebundenen Individuen verbindbar. Egal, ob nun der Diskursreferent für sie mit dem Diskursreferenten für eine Maus durch eine Identitätsrelation verbunden ist oder nicht, so ist es doch immer ein singuläres Individuum auf RZD und damit nicht mit Klassenprädikaten verbindbar. Da in derartigen Fällen also immer eine falsche Grammatikalitätsvorhersage gemacht wird, muß die Annahme, daß Proformen und Antezedens immer der gleichen Ebene angehören müssen, verworfen werden. Gestützt wird dies durch ein weiteres Pronominalisierungsphänomen. Es ist nicht nur möglich, daß Antezedens und Proform zu verschiedenen Typen genetischer NPs gehören, sondern sogar, daß ein nicht-generisches Antezedens eine generische Proform lizensiert und umgekehrt. Derartige Fälle hat CARLSON 1980 angeführt und elegant gelöst (6-59)

a. Bill trapped eagles last night even though he knows full well that they are on the verge of extinction. b. Even though Bill knows that eagles are on the verge of extinction, that didn't stop him from trapping them last night.

"In all these cases, a generic is serving as an antecedent for a existential or an existential is serving as an antecedent for a generic. It is not at all clear how this would be possible if the bare plural were to be at least two ways ambiguous, but these cases clearly follow from an analysis where the bare plural is regarded as unambiguous." (CARLSON 1980: 26) CARLSON 1980 nimmt wie gesagt an, daß bare plurals generell auf Gattungen referieren, auch in einer episodischen Lesart. Die verschiedenen Lesarten entstehen dann durch die unterschiedlichen Prädikat-Typen. Bei ihm sind eagles und them tatsächlich koreferent, so daß sich das definite Pronomen leicht erklärt. Meine Lösung sieht auf den ersten Blick nicht so elegant aus, fügt sich jedoch nahtlos in das bisherige System. Ich nehme hier eine sloppy-Interpretation an, wobei das Pronomen nach Teilregel IHb des Angemessenheitskriteriums für Proformen interpretiert wird. In diesem Fall stimmen Vollform und Proform nicht notwendigerweise in dem Definitheitsmerkmal überein, sondern es handelt sich um eine Kopie des Antezedens. They wird also durch eagles substituiert. Zur Darstellung im Netzwerk verwende ich eine vereinfachte Version der Beispiele von

220

CARLSON. (6-60) a und b sind die pronominalen Verwendungen, (6-61) a und b die Versionen mit substituierter Proform.46 (6-60)

a. Adler sind geschützt. Bill fängt sie. b. Bill fängt Adler. Sie sind geschützt.

(6-61)

a. Adler sind geschützt. Bill fängt Adler, b. Bill fängt Adler. Adler sind geschützt.

Für diesen Satz wird dann ein Diskursnetzwerk erstellt, und zwar auf RZD, da keine der relevanten NPs s-generisch interpretiert wird.47 Es handelt sich in allen vier Fällen um die gleiche Zeichnung. (DNW 6- 60/61) E SW

L 698 Adler

Gattungsmerkmale

rfTYx

\\Us

Prototyp

Unterarten ·=

j Teil von ;

FIZD 129

n = 1 Bill

I

fängt

211

J.

n > 1 Adler

549 n > 1 Adler geschützt

l

211 ist durch die (raum-zeitlich verankerte) Relation des Fangens mit dem raum-zeitlich verankerten Diskursreferenten 129 verbunden. Somit ist dieser Referent ebenfalls raum-zeitlich verankert. Zwischen 211 und 549 kann aufgrund der Regeln höchstens eine implizite Teil-vonRelation bestehen. Somit wäre eine Teilmenge der gefangenen Adler vom Aussterben bedroht. Dies ist jedoch nicht die intendierte Interpretation. Außerdem wäre dies eine nicht mögliche partitive Interpretation eines bare plurals. Also besteht diese Relation nicht. Das bedeutet aber, daß 549 raum-zeitlich nicht gebunden ist, was zu einer p-generischen Verschiebung führt und die intendierte Interpretation ergibt.

46

47

(6-59) a ist auch ohne sloppy-Interpretation möglich, da sich das Pronomen auf die Gattung bezieht, und diese auch durch p-generische Verschiebung einer definiten NP im Plural erreicht werden kann. Es ist hier also kein Unterschied im Ergebnis, sondern nur im Prozess zwischen einer sloppy-Interpretation und einer normalen Interpretation des Pronomens. Geringe Akzeptabilitätsunterschiede zwischen (6-59) a und b bzw. (6-60) a und b sind dann leicht zu erklären. Durch den Substitutionstest mit Art-Konstruktionen ist dies leicht zu überprüfen.

221

Daß es sich in diesem Fall tatsächlich um eine sloppy-Interpretation handelt, erkennt man daran, daß das definite Pronomen in den Sätzen unter (6-58) durch ein indefinites Pronomen ersetzt werden kann. (6-58')

Even though Bill knows that eagles are on the verge of extinction, that didn't stop him from trapping some last night.

Dies war jedoch ein Kennzeichen für eine sloppy-Interpretation. Dieses Verhalten ist mit dem Ansatz von CARLSON nicht so einfach zu erklären. Die bisher behandelten Pronomina werden aufgrund textgrammatischer Faktoren generisch interpretiert. Es gibt drei Kandidaten für eigenständig generische Proformen: Man, du und die Fragepronomina als Indefinitpronomina, insbesondere wer48. (6-62) (6-63) (6-64)

Wer ändern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Du sollst nicht töten. Man soll den Morgen nicht vor dem Abend loben.

Es handelt sich dabei um Sprichwörter und Gebote, also Sätze mit Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Es sind generische Sätze, die in ESW anzusiedeln sind. Ich beginne mit dem problematischen Pronomen man. Es wurde schon immer als Kandidat für ein genetisches Pronomen angesehen. Syntaktisch interessant ist, daß es keine Modifikatoren erlaubt, im Gegensatz zu anderen Pronomen (vgl. VATER 1986 b). Syntaktisch ist es singularisch, semantisch aber pluralisch aufzufassen wie die Kollektiva. Auf jeden Fall ist ein Referenz auf Personen involviert. Man kann, wie (6-64) zeigt, durchaus satzinitial gebraucht werden. Es handelt sich dabei aber nicht um ein s-generisches Pronomen, sondern um ein p-generisches Pronomen. Auch hier handelt es sich um den Grenzfall einer nicht-generischen Interpretation. Nicht-generisch bezeichnet man eine Gruppe von nicht näher spezifizierten Leuten. (6-65)

James Bond konnte nicht sehen, wer ihn da hinterrücks überfiel. Als er anfing, sich vehement zu wehren, ließ man von ihm ab.

In diesem Kontext wir auf man eine Vorgangsprädikation angewandt, die eine eindeutige Verankerung im RZD bewirkt. Analog wie bei den NPs kann es aber auch bei Pronomina eine pgenerische Interpretation geben. Der Text (6-65) legt nahe, daß es sich um eine definite NP handelt, da die Überfallenden schon vorher erwähnt wurden, und man sich darauf bezieht. Andererseits gibt es auch Fälle, die eine indefinite Interpretation nahelegen. (6-66)

Schon als er auf die Welt kam, wollte man ihn töten.

Um dies zu entscheiden, sind syntaktische Methoden leider unwirksam, da kombinatorische Argumente hier erfolglos bleiben müssen. Semantisch gesehen handelt es sich bei dem Referenten von man immer um jemanden, auf desssen genaue Beschreibung der Sprecher sich nicht festlegen kann oder will. Legt man eine Lokalisierungstheorie wie die von HAWKINS 1978

48

Die Einordnung dieses Pronomens ist nicht eindeutig. So rechnet es DUDEN 1984 unter die Relativpronomen, ENGEL 1988 dagegen bezeichnet es als Einleiter eines indefiniten Nebensatzes.

222

zugrunde, würde dies dem Charakter eines definiten Pronomens widersprechen. Ich nehme daher an, daß es sich bei man um ein indefinites Pronomen handelt. Diese Annahme wird auch in gängigen Grammatiken vertreten (vgl. z.B. DUDEN 1984). Als solches indefinites Pronomen unterliegt es den Bedingungen für indefinite NPs. Es wird also ein neuer Diskursreferent eingeführt. Dann wird geprüft, ob dieser Diskursreferent in RZD verankert ist. In (6-65) war dies eindeutig der Fall. In (6-64) und anderen Fällen von Sprichwörtern ist diese Verankerung in RZD nicht möglich. Dies führt dann dazu, daß eine generische Verschiebung vorgenommen wird. Da man aber als Merkmal [+ Person] enthält, ist eine Verbindung zur Gattung der Personen (Menschen) herstellbar, so daß man also p-generisch interpretiert und durch generische Verschiebung bei der Gattung der Menschen verankert wird. Die Interpretation von man entspricht dabei dem Plural von jemand, nämlich n > l (Person).49 Bei dem Pronomen du gibt es größere Probleme. Das Pronomen wählt auf der Ebene RZD den Hörer aus. Dieser ist, wie der Sprecher, automatisch in RZD verankert. Wer gerade der Hörer ist, ist abhängig von der konkreten Äußerungssituation. Erst in dieser wird festgelegt, auf wen sich dieses Pronomen beziehen soll.50 Andererseits handelt es sich um eine allgemeingültige Norm, die auf ESW anzusiedeln ist. Es handelt sich bei diesem Fall also um einen umgekehrten Fall einer genetischen Verschiebung, um eine Instanziierung. In ESW ist die Äußerung als Diskursnetzwerk modelliert, mit einem nicht verankerten Pronomen der zweiten Person.51 Dieses Pronomen benötigt eine Verankerung. In einer aktuellen Äußerung wird es dann sofort instanziiert, so daß dieser Diskursnetzwerkabschnitt sofort in RZD verankert ist. Es handelt sich also gewissermaßen um die Umkehrung des Vorgangs, der die p-generische Interpretation bewirkt. In derartigen Äußerungen können noch weitere deiktische Elemente auftreten. So kann auch der Sprecher erwähnt werden. (6-68)

Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist.

Auch hier handelt es sich um eine Instanziierung.52 In diesem Fall müssen die verschiedenen grammatischen Formen sowohl des Pronomens ich als auch des Pronomens du instanziiert

49

Da man keine Modifikatoren erlaubt, hat man zunächst keine Möglichkeit, eine Referenz auf bestimmte Untergruppen (z.B. die Wissenschaftler) herzustellen. Diese Restriktion kann man dadurch umgehen, daß man entsprechende freie Adjunkte in den Satz einfügt. (6-67)

50 51

52

a. Dies kann man als Wissenschaftler doch nicht machen. b. Als Wissenschaftler kann man dies doch nicht machen. c. * Man als Wissenschaftler kann dies doch nicht machen.

Durch das Adjunkt wird spezifiziert, daß es zwar um die ganze Gattung geht, allerdings dann nur um die Personen, die die entsprechende Rolle ausüben, in diesem Fall also um Wissenschaftler. Dadurch wird dann die Bildung einer Untergruppe auf Umwegen doch ermöglicht. Da diese Festlegung ein Akt des Sprechers ist, kann es dabei zu Mißverständnissen kommen, indem sich jemand angesprochen fühlt, der gar nicht gemeint war. In dieser Position kann es als Norm für den Sprecher wirken, denn der einzige, der in jeder Diskurssituation anwesend ist, ist der Sprecher. Es findet dabei eine Vertauschung der Rollen statt, wobei der Sprecher die Hörerrolle einnimmt und die Sprecherrolle von einer normgebenden Instanz (Gott, Gewissen etc.) übernommen wird. Eine Verschiebung wie im vorherigen Beispiel mit Vertauschung der Rollen ist hier natürlich nicht möglich.

223 werden. Analoges gilt natürlich auch für die weiteren Pronomen der ersten und zweiten Person. Auch in diesen Fällen handelt es sich jeweils um Instanziierungen. Als dritte Gruppe bleibt nun noch die Gruppe der verschiedenen "Indefinitpronomina". Ein Beispiel dafür war (6-62). (6-62)

Wer ändern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.

Ebensogut möglich sind Konstruktionen mit jemand, der. Diese werden aber aus stilistischen Gründen selten benutzt. Ich werde mich daher auf die "Relativ"-Pronomen konzentrieren. Das Verfahren für die anderen Pronomen ist analog, ich rechne sie zu den Indefinit-Pronomen. Man verfährt wie bei man. Auch hier wird in RZD zunächst ein neuer Diskursreferent gebildet, mit dem selektionalen Merkmal [+ Person] und der numerischen Spezifizierung n = 1. Dann wird zunächst der Subjekt-Satz analysiert, daraufhin der Rest des Matrixsatzes. (DNW 6-62) ISSW

L 666 Person

Prototyp

Gattungs merkmale

ma

Unterarten L 666/i Grube grabende . ..

• · ' ^o**0

•*9tU*r

Person

o^S^

-v»·*' ^•c^

RZ D

^» 578 n = 1

(Person)

graben fallen in

601 n = 1

Grube

602

GOAL *

n > 1

andere (Person)

Der Diskursteil, der den Subjekt-Satz repräsentiert, wird dann p-generisch verschoben und damit natürlich auch die dazugehörige Prädikation. Man bezieht sich aber nicht auf die Gattung der Personen, sondern auf eine Unterart davon, nämlich auf Personen, die anderen eine Grube graben, hier kurz als Untergattung "Grube grabende Person" dargestellt. Daraus ergibt sich dann auch, wieso in diesem Fall immer eine Kausalbeziehung der Form Wenn - dann involviert ist. (6-62')

Wenn man anderen eine Grube gräbt, dann fällt man selbst hinein.

224 Der Wenn-Satz gibt dabei die Untergattung an, der Dann-Satz die Prädikation. Zusammenfassend ergibt sich, daß auf ESW auch die Pronomina keine Besonderheiten aufweisen. Ein eigenständiges s-generisches Pronomen gibt es nicht, nur p-generische Pronomen wie man und wer. Bei p-generischen NPs gilt, daß Pronomen und Antezedens nicht derselben Ebene angehören müssen und auch nicht koreferent zu sein brauchen, wenn es sich um definite Pronomina handelt. Dieses scheinbar absonderliche Verhalten läßt sich aber mit DIRP herleiten.

6.2.4 Abhängig generische NPs Abhängig generische NPs und ererbte Generizität sind Phänomene, die selbst zunächst keine Generizität konstituieren, sie benötigen einen genetischen Kontext. Dieser kann im Fall der abhängig generischen NPs durch eine generische NP gegeben sein, oder aber auch durch eine gemeinsame Domäne, die nicht immer explizit versprachlicht sein muß, die aber den generischen Kontext induziert. Mit dem bisherigen Netzwerk sind diese nicht zu erfassen. Ich werde mich bei der Diskussion auf die zentralen Beispiele in Kap. 5 stützen. Zunächst einmal zu dem von LINK 1988 beobachteten Unterschied zwischen (6-69) und (6-70). (6-69) (6-70)

Frösche fangen Riegen. Cowboys tragen Gewehre.

LINK sah den Unterschied darin, daß zwischen einem einzelnen Frosch und der jeweiligen Fliege keine feste Verbindung besteht. Zwischen einem Cowboy und seinen Gewehren dagegen besteht eine feste Verbindung, in diesem Fall eine Besitzrelation. Syntaktisch dagegen verhalten sich beide Sätze gleich.

(DNW 6-70) ESW

L 547

Prototyp

Cowboy Gattungsmerkmale

kM eM träat

Unterarten

Gewehre

l Teil von RZD

711

711

n > 1 Cowboys

n > 1 Gewehre

tr

tragen tragen

H

1

*\

1

225

Im Diskursnetzwerk handelt es sich in beiden Fällen um eine generische Verschiebung. Dies gilt auch für die Fliegen fangenden Frösche. Im Fall einer abhängig generischen NP wird also nicht eine Relation zwischen Gattungen hergestellt, sondern ein Eintrag in einer Komponente vorgenommen, hier in der prototypischen Komponente. Es besteht allerdings ein gravierender Unterschied zwischen (6-69) und (6-70). In Kap. 5 habe ich dargestellt, daß es sich bei Gewehren in der normalen Interpretation um eine spezifische, abhängig generische NP handelt, bei Fliegen dagegen um eine nicht-spezifische NP. Ebenfalls spezifisch abhängig genetisch werden die unterstrichenen NPs in (6-71), (6-72) und (6-74) interpretiert. (6-71) (6-72) (6-73) (6-74)

Das Pferd hat eine Mähne. .... Die Beine sind schlank., .... Das Bein ist schlank. .... * Die Köpfe sind ziemlich groß.

Der Kontext für (6-72) bis (6-74) soll (6-71) sein. Alle unterstrichenen NPs beziehen sich auf Bestandteile eines Pferdes. Der Unterschied zu (6-70) besteht darin, daß in (6-70) die dominante NP p-generisch war, während in diesen Beispielen die dominante NP s-generisch ist (das Pferd). Es besteht also keine generische Verschiebung von RZD zu ESW. Der Eintrag erfolgt direkt in ESW. Wenn man die Sätze betrachtet, so fällt auf, daß die Struktur der Gattung nicht ganz angemessen dargestellt ist. In (6-72) und (6-73) tritt jeweils eine definite NP auf. Man sollte nun erwarten, daß, wie ich schon bei der Erklärung der Anaphorik angenommen habe, in der Gattung entsprechende Diskursreferenten zur Verfügung stehen, die als bekannter Diskursreferent für die neue, definite NP benutzt werden können. In der bisherigen Form der Darstellung war dies jedoch nicht modellierbar. So gibt es in (DNW 6-70) keinen Diskursreferenten für die Gewehre. Ich nehme daher an, daß auch die Komponente Prototyp in Form eines Diskursnetzwerkes aufgebaut ist. Dieses Diskursnetzwerk innerhalb der prototypischen Komponente besteht aus mehreren Bestandteilen. Gegeben sei ein Diskursreferent in ESW mit der Nummer i. Dann gibt es zunächst den eigentlichen Prototypen i/0. Dieser enthält die klassifikatorischen Merkmale und weitere empirische Merkmale. Weiter gibt es untergeordnete Prototypen, die mit i/0 durch eine Teil-von-Relation verbunden sind. Hierzu zählen geschlechts- oder alterspezifische Prototypen. Klassifikatorische Merkmale sind hier in der Regel nicht eingetragen.53 Jeder erhält eine zweigliedrige Nummer, deren erster Bestandteil die Nummer der Gattung ist. Also i/1, i/2 usw. Diese Bestandteile innerhalb der Komponente Prototyp treten allerdings nur bei spezifischen abhängig generischen NPs auf, nicht-spezifische NPs dagegen sind kein Bestandteil des Prototypen. Ihre Numerierung ist weiterhin arbiträr, jedoch keinesfalls der Form i/n mit n € N. In Fällen, in denen diese Struktur keine direkten Auswirkungen hat, kann man allerdings weiter die Informationen in Form von Merkmalen aufführen, da dies eine platzsparendere Darstellung ist. 53

Sie werden nur dann eingetragen, wenn dies durch eine Äußerung erforderlich ist: Die Löwin ist ein Säugetier. Sie werden getilgt, sobald sich dies ohne Widersprüche im Netzwerk bewerkstelligen läßt. Ansonsten gilt: klassifikatorische Merkmale in Unterprotoypen werden nur dann eingetragen, wenn sie dem Prototypen widersprechen. Wäre dies aber der Fall, so handelte es sich um eine andere Gattung, so daß der Fall nie auftreten kann.

226 Ich stelle hier zunächst das Diskursnetzwerk vor, das die Informationen von (6-71) bis (6-73) enthält. (DNW6-71) ESW

L 154

Prototyp

Pferd Gattungsmerkmale

154/0 Pferd kM schnell

I

154/32

Poes

fe.

Teil von

n = 1 Mähne

Teil von

154/1 männlich

154/43

n = 4 Beine schlank

T" Teil von ,x/x/ Teil von I /^_ L 431

Pferdebein Gattungsmerkmale

I'rototyp

431/0 kM eM schlank Unterarten

Die durch die Sätze (6-71) bis (6-73) etablierten Informationen sind durch Fettdruck und Unterstreichung hervorgehoben. Die Information von (6-71) ist in L 154 enthalten, genaugenommen in 154/0, 154/32 und der dazwischen bestehenden Possessivrelation. (6-72) bezieht sich allein auf 154/43. Es handelt sich dabei um eine definite NP im Plural, die den Hörer instruiert, einen bekannten Diskursreferenten zu suchen und darunter die Information des Prädikates einzutragen. Da die numerische Information von 154/43 mit dem Plural kompatibel ist, ist dieser Versuch erfolgreich. Nicht möglich ist es aber bei (6-75), da hier die numerischen Informationen nicht kompatibel sind. (6-75)

*Die zwei/drei Beine sind schlank.

227

Aus eben diesem Grund ist auch (6-74) nicht möglich. Da ein Pferd nur einen Kopf hat, steht nur ein Diskursreferent mit der numerischen Information n = l zur Verfügung. Durch die NP die Köpfe wird dem Hörer aber signalisiert, daß er einen Diskursreferenten suchen muß, der der Information n > l genügt. Da dies nicht möglich ist, wird dieser Satz zurückgewiesen. (6-73) dürfte nach diesen Ausführungen ebenfalls nicht interpretierbar sein, und zwar aus den gleichen Gründen wie (6-75). Dies ist aber offensichtlich nicht der Fall. Die NP das Bein steht in diesem Zusammenhang elliptisch für das Bein des Pferdes. Für diese NP gibt es aber einen Diskursreferenten. Allerdings ist dies L 431 und nicht ein Bestandteil von L 154. Es handelt sich hierbei also gar nicht um eine abhängige NP, sondern um eine eigenständige, s-generische NP. Dadurch ist die in Kapitel 5 dargestellte Numerusasymmetrie bei "abhängig" generischen NPs erklärt. Eine derartige Asymmetrie kann in nicht-generischen Texten nicht beobachtet werden.54 Das gleiche Ergebnis entsteht auch mit Komposita oder NPs mit Attributen. (6-77)

a. Das Pferdebein ist schlank. b. Das Bein des Pferdes ist schlank.

Auch hier handelt es sich um s-generische Interpretationen, auch wenn es sich um Körperteile handelt. Liegt aber keine Inkompatibilität der Numerusinformationen vor, wie in (6-78), so handelt es sich wieder um abhängig generische NPs, auch wenn ein Kompositum verwendet oder die Bezugsgattung explizit genannt wird. (6-78)

a. Die Pferdebeine sind schlank. b. Die vier Beine des Pferdes sind schlank.

Durch den s-generischen Bezug auf einen Körperteil wird der entsprechende Körperteil als Einzelnes hervorgehoben. Diesem entsprechen in vielen Biologiebüchern die Ausschnittszeichnungen eines Gebisses, eines Flügels, einer Feder, einer Blüte oder eines Beines einer bestimmten Tier- oder Pflanzenart, Dies bedeutet nun aber nicht, daß jede definite NP im Singular immer s-generisch interpretiert wird. Es gibt auch abhängig generische NPs. (6-79) als Gegenstück zu (6-74) ist ein Beispiel dafür. (6-79)

.... Der Kopf ist ziemlich groß.

Die NP in (6-80) kann sowohl s-generisch als auch abhängig generisch interpretiert werden. (6-80)

Das Pferd hat einen einzehigen Fuß. (JN: 120)55

Es handelt sich bei diesem Beispiel um eine Bildüberschrift zu einem Text über Unpaarzeher. Diese werden unterteilt nach der Anzahl der Zehen pro Fuß. Das Pferd gehört zu denjenigen, 54

55

Es gibt einige Fälle nicht-generischer defmiter NPs, die die Inklusivilätspräsupposition offensichtlich zu verletzen scheinen. Vgl. dazu u.a. VATER 1986 b, LÖBNER 1985. Ein Beispiel ist (6-76). (6-76) Mein Arm tut mir weh. Zur Indefinitheit bei haben vgl. Kap. 5.

228 die nur einen Zeh pro Fuß haben. Es gibt zwei Möglichkeiten der Interpretation: entweder eine Relation zwischen zwei Gattungen, der des Pferdes und der des Pferdefußes, oder aber eine Art abhängig generische Interpretation wie in (DNW 6-80).

(DNW 6-80) ESW

L 154 Pferd

Prototyp

Gattungsmerkmale

Unterarten

Daß eine derartige abhängig generische Interpretation auch möglich ist, zeigt das folgende Beispiel. (6-81)

Das Breitmaulnashorn hat drei Zehen. (JN: 120)

(DNW 6-81)

ESW

L 162 BreitmauInashorn

Prototyp

Gat tungsmertana l e

Unterarten

Niemand wird annehmen, daß ein Nashorn nur insgesamt drei Zehen hat. Die Standardannahme aufgrund des obigen Satzes ist, daß es 12 Zehen hat. Zunächst wird nur eine Relation zwischen 162/0 und 162/33 ausgesagt. Aufgrund des Weltwissens schließt man aber, daß es sich nicht nur um insgesamt drei Zehen handelt, sondern um 12 Zehen. Daß Weltwissen ausschlaggebend ist, zeigt ein Vergleich mit (6-82).

229

(6-82)

Der Triceratops hat drei Hörner.

Diese Dinosaurierart besitzt tatsächlich nur drei Hörner. Das notwendige Weltwissen für eine Interpretation für (6-81) habe ich im Diskursnetzwerk schon angeführt. Der Hörer weiß, daß Zehen Teile von Füßen sind und Füße Teile von Beinen, pro Bein ein Fuß. Außerdem weiß er, daß ein Nashorn vier Beine hat. Aus drei Zehen pro Fuß und pro Bein ergibt sich dann die Zahl von 12 Zehen. Das Phänomen der gemeinsamen Domäne, das DAHL 1988 bei ererbter Generik beobachtete, kann jetzt auch erklärt werden. Betrachten wir das zentrale Beispiel. (6-83)

Die Nase ist zwischen den Augen

In diesem Fall wird zunächst auf RZD ein Diskursnetzwerk erstellt. Es enthält einen Diskursreferenten für die Nase und einen für die Augen. In beiden Fällen handelt es sich um eine definite NP. Das bedeutet, daß der Hörer nun versuchen muß, diese Diskursreferenten mit einem schon bekannten, vorhandenen Diskursreferenten zu unifizieren. Dies gelingt aber nicht. Also muß man versuchen, diese NP auf ESW zu interpretieren. Eine durchweg s-generische Interpretation ist hierbei aus Weltwissensgründen nicht möglich. Es gibt keine Körperteilsorte Nase, die als Körperteilsorte zwischen verschiedenen Körperteilsorten vom Typ Auge liegt. Analoges gilt, wenn man die NPs p-generisch interpretiert, und zwar unabhängig, denn dann besteht wieder eine Relation zwischen Gattungen bzw. Körperteilsorten, und dies ist mit unserem Weltwissen inkompatibel. Das trifft auch auf Kombinationen von p- und s-generischer Interpretation zu. Interpretiert man nun nur eine NP als abhängig generisch, so entstehen ähnliche Probleme. Ich will dies anhand einer der verschiedenen56 Möglichkeiten darstellen. Ich interpretiere dazu die Subjekt-NP s-generisch und die Objekt-NP abhängig generisch. Es wird dann eine Relation hergestellt zwischen der Körperteilart Nase und den davon abhängig generisch zu interpretierenden Augen. Es handelt sich also um die Augen der Nase.57 Auch dies stimmt nicht mit unserer Weltanschauung überein. Da alle anderen Möglichkeiten fehlgeschlagen sind, bleibt nun nur noch die Möglichkeit, diesen Satz so zu interpretieren, daß es sich um zwei abhängig generische NPs handelt. Wenn es sich aber um abhängig generische NPs handelt, so muß es etwas Genetisches geben, von dem sie abhängig sind. Genau dies wird durch die gemeinsame Domäne geleistet, die ja auch durch Adverbiale explizit erwähnt sein kann. Eine weitere Möglichkeit sind NP-Attribute. Im obigen Satz ist diese Domäne zunächst nicht festgelegt. Diese Festlegung erfolgt aus dem Kontext. Für (6-83) kann man als gemeinsame Domäne annehmen: die Gattung der Säugetiere, die Gattung der Reptilien, die Gattung der Katzen, die Gattung der Kolibris, die Gattung des Menschen etc. Dies ist zunächst nicht festgelegt. Ich werde hier der Einfachheit halber den Menschen nehmen.58 In diesem Fall ist also das Konzept MENSCH dasjenige, relativ zu dem die 56

57

58

Bei zwei NPs gibt es theoretisch vier Möglichkeiten. Jede NP ist entweder abhängig generisch, oder aber sie ist unabhängig generisch. Wenn sie unabhängig generisch ist, kann sie s-oder p-generisch sein. Es gibt hierbei noch mehr Interpretationsmöglichkeiten. Es kann eine Relation zwischen dem Prototyp und nicht spezifischen Augen sein, wie bei den Fliegen-fangenden Fröschen. Es kann sich auch wieder auf das Verbreitungsgebiet der Nase beziehen, wie bei der s-generischen Interpretation erläuten. Möglicherweise gibt es noch mehr absurde Inteipetationen. Ich werde aber darauf nicht weiter eingehen.

Daß diese Interpretation tatsächlich bevorzugt wird, liegt nicht inhärent an den verwendeten NPs, sondern an der Anthropozentrizität des Menschen.

230 abhängig genetischen NPs interpretiert werden. Das bedeutet, ich suche nun im Prototypen nach Diskursreferenten mit der Kennzeichnung "Nase" und "Auge", wobei letzterer für n > l spezifiziert sein muß und ersterer für n = 1. Habe ich sie gefunden, so stelle ich zwischen diesen Diskursreferenten eine lokale Beziehung her durch zwischen.

(DNW 6-83) ESW

L 32 Mensch Ga 1 1 ungsmertana1 e Unterarten

Ein generischer Satz, der nur abhängig generische NPs enthält, muß also immer relativ zu einer Gattung interpretiert werden. Andernfalls kann keine abhängig generische Interpretation erfolgen, da die Diskursreferenten nicht lokalisierbar sind. Diese Gattung, relativ zu der interpretiert wird, ist dann die gemeinsame Domäne.

6.3 Die Prädikative Die Prädikativa sind ein Problem für eine Referenztheorie, die auf der Familiarity-Theorie aufbaut. Ich betrachte hier nur die prädikativ gebrauchten nominalen Konstruktionen, andere Konstruktionen sind prinzipiell kein Problem. Denn nach den beiden Regeln für definite und indefinite NPs müssen nominale Prädikativa auch Diskursreferenten etablieren. D-Regel Definite NPs etablieren einen neuen Diskursreferenten. Dieser muß durch eine implizite Identitätsrelation mit einem schon im Diskursnetzwerk enthaltenen Diskursreferenten verbunden sein. I-Regel: Indefinite NPs etablieren einen neuen Diskursreferenten. Dieser kann durch eine implizite Teil-von-Relation, nicht aber durch eine Identitätsrelation, mit einem schon im Diskursnetzwerk enthaltenen Diskursreferenten verbunden sein. Dies gilt natürlich nur, wenn es sich bei den nominalen Prädikativa auch um definite oder indefinite NPs handelt. In der Regel ist dies der Fall, es gibt jedoch eine Ausnahme.

231

(6-84) (6-85) (6-86)

Lothar ist Boxer. Lothar ist ein ehemaliger Boxer. Lothar war der technisch beste Boxer seines Vereins.

Während das Prädikativum in (6-85) eindeutig eine indefinite NP ist, in (6-87) dagegen eine definite NP, ist dies in (6-84) nicht so deutlich. Es handelt sich um einen Sonderfall, der auch semantische Auswirkungen hat. Die Verwendung eines zählbaren Nomens im Singular ohne determinierendes oder quantifizierendes Element ist normalerweise nicht erlaubt (Ausnahme: Koordination, Telegrammstil, PPs etc.; vgl. VATER 1963, 1992, PERENNEC 1992). Wenn es als Prädikativum gebraucht wird, wird in der Regel etwas Habituelles, z.B. eine Berufsbezeichnung, ausgedrückt. Tritt ein Modifikator dazu, wie z.B. in (6-85), dann muß meistens Definitheit und Quantität angezeigt werden. Ich nehme daher an, daß ein einzelnes Nomen in prädikativer Funktion mit offensichtlichem Verstoß gegen die Struktur einer NP gar keine NP ist.59 Dies ist bei (6-84) der Fall. Welchen syntaktischen Status man dieser Konstruktion zuordnen soll, ist dabei eine in diesem Rahmen irrelevante Fragestellung.60 Es ist auf jeden Fall keine NP und unterliegt damit auch nicht den diskursnetzwerkinstallierenden Regeln. Diesen Fall kann ich daher aus den weiteren Überlegungen ausklammern.61 Für die anderen Prädikativa gilt, daß sie syntaktisch wie eine NP aufgebaut sind. Dies betrifft insbesondere die Determinantien und Quantoren. Das bedeutet aber, daß prädikative NPs für Definitheit und Indefinitheit markiert sind und demgemäß nach D- und I-Regel auch Diskursreferenten einführen bzw. aktualisieren. Es gibt mehrere Möglichkeiten, dieses Problem anzugehen. Zum einen kann man versuchen, diese Fälle einfach nicht als NPs zu behandeln. Prädikative NPs werden dann anders behandelt als nicht-prädikative NPs, was man mit Hilfe einer geeigneten Semantik der Kopula bewerkstelligen kann. Das bedeutet aber dennoch, daß man von zwei verschiedenen NP-Sorten ausgeht, prädikativen und nicht-prädikativen. Wenn man dann versucht, Referenz auf der Basis von Diskursreferenten zu erklären, gerät man in einen Zirkel. Denn in den Regeln zum Aufbau dieses Diskursnetzwerkes hat man dann schon die Unterscheidung in nicht-prädikative (= referierende) und prädikative (= nicht-referierende) NPs vorgenommen. Deshalb ist ein derartiger Ansatz methodisch sehr problematisch. Diese Problematik wird noch dadurch verstärkt, daß man für den identifizierenden Gebrauch der Kopula wieder Ausnahmen zulassen muß. Derselbe Einwand trifft noch auf eine weitere Möglichkeit zu. Man könnte die Regeln umkehren. Das bedeutet, daß z.B. nicht jede indefinite NP einen neuen Diskursreferenten einführt, sondern vielmehr jeder neue Diskursreferent durch eine indefinite NP eingeführt wird. Analoges gilt für definite NPs. Dadurch wird vermieden, daß man jeder NP einen Diskursreferenten zuordnen muß. Aber auch hier wird die Auswahl nach dem Kriterium getroffen, ob die NP referierend gebraucht wird oder nicht, es entsteht also derselbe Zirkel wie bei der ersten Lösung. 59

60

61

Bei Massenomina oder indefiniten Plural-NPs ohne Artikel in prädikativer Funktion dagegen besteht dieser Einwand nicht, da derartige NPs sowieso keinen Artikel benötigen. Es scheint so zu sein, daß die Kopula für Phrasen und für Lexeme kategorisiert ist: Er ist angeln/er ist mir Über/es ist in/er ist Boxer/er ist blau. Dies erklärt dann auch, wieso bei einer Modifizierung des Nomens eine komplette NP syntaktisch notwendig ist. Gewisse Flexionselemente dagegen sind anscheinend möglich. Es ist möglich, daß derartige Konstruktionen als Komposita zu analysieren sind ähnlich wie radfahren. Damit ist auch ein Teil der Einwände aus DORON 1988 gegen referierende Prädikativa und einer generellen Identitätsinterpretation der Kopula irrelevant, da diese sich auf determinanslose Rollenbezeichnungen beziehen.

232 Demnach bleibt also nur, auch für prädikative NPs Diskursreferenten zu etablieren. Dies ist bei den meisten definiten Prädikativa relativ unproblematisch. Es wird traditionell angenommen, daß es sich dabei um Referenzidentität handelt. Hier das wohl bekannteste Beispiel für diesen identifizierenden Gebrauch der Kopula. (6-87)

Der Morgenstern ist der Abendstem.

Für indefinite Prädikativa erhielt die Kopula eine Interpretation, die der Element-Relation bzw. der Teilmengen-Relation in der Mathematik entspricht (vgl. z.B. REED 1982). Die Logik legt traditionell folgende Schaubilder zugrunde.

Schema 42

Das linke Schema symbolisiert dabei (6-88), das rechte (6-89). (6-88) (6-89)

Susanne ist eine Pragmatikerin. Sophisten sind Philosophen.

Diese unterschiedlichen Interpretationen möchte ich dagegen vermeiden. Ich nehme als einheitliche Interpretation der Kopula bei prädikativen NPs an, daß es sich um die Bezeichnung der Identität handelt Dies führt dann zu einer tatsächlich einheitlichen Semantik für diesen Kopulagebrauch, im Gegensatz zu dem Vorschlag von JACKENDOFF 1983, der zwar auch eine einheitliche Bezeichnung verwendet, jedoch die Unterschiede einfach auf die verschiedenen ontologischen Typen der verwendeten NPs ([TYPE] bzw. [TOKEN]) verlagert und letztendlich doch genau die drei oben angegebenen Interpretationen wieder erhält. Die drei Interpretationen von BE entsprechen dabei jeweils: IS IDENTICAL WITH, IS AN INSTANCE OF und IS INCLUDED IN. Formeltyp [TOKEN] BE [TOKEN] [TOKEN] BE [TYPE] [TYPE] BE [TYPE]

Relation Identität Element Teilmenge

Beispiel (6-87) (6-88) (6-89)

Schema 43

Ich nehme dagegen an, daß die Kopula in Verbindung mit einer prädikativen NP immer eine Identität ausdrückt.62 Die Unterscheidung zwischen Elementbeziehung und Identitätsbeziehung ergibt sich automatisch durch die Definitheitsmarkierung. 62

Dieser Vorschlag ist an sich nicht neu (vgl. QUINE 1960, MONTAGUE 1974). Er hat sich aber bisher nicht durchgesetzt und ist auch nicht systematisch untersucht worden.

233 (6-88) (6-90)

Susanne ist eine Pragmatikerin. Susanne ist die Freundin von Freddy.

(DNW 6-89)

127

Ident

134 n

n = 1 Susanne

1

Pragmatikerin

(DNW 6-90)

127

n — 1jSusanne

238

Trio- t-

n — -L Freundin T-l

1

.*

128

von n

1

Freddy

In (DNW 6-89) wird zunächst der unikal gegebene Diskursreferent 127 etabliert. Dann wird durch die NP eine Pragmatikerin ein neuer Diskursreferent eingeführt. Zwischen beiden besteht eine explizite Identitätsbeziehung. In (6-90) dagegen wird zwar auch auf Diskursreferent 127 Bezug genommen, allerdings wird die Identität zu einem anderen Diskursreferenten hergestellt. Die diskursreferentenetablierende NP ist definit, sie ist unikal in dem bis dahin vorhandenen Diskursuniversum. Anhand dieser einfachen Zeichnungen wird der eigentliche Mechanismus nicht deutlich, da sich die Diskursnetzwerke im Endergebnis gleichen. Nur im Prozess unterscheiden sie sich. Dies kann man aber dadurch ändern, daß man die Präsuppositionen für indefinite NPs berücksichtigt. Indefinite NPs dürfen nur dann benutzt werden, wenn keine Unikalität oder Totalität vorliegt, also bei Exklusivität (vgl. HAWKINS 1978). Um diese Präsuppositionen zu berücksichtigen, verwende ich ein Verfahren, das ich schon für die Analyse der Relativsätzen benutzt habe. Auch dort diente es dazu, die Präsuppositionen zu veranschaulichen. Dazu wurde für eine NP zuerst ein Knoten gebildet, in dem die Numerusmarkierung offen ist. Für eine indefinite NP wird dann ein neuer Knoten gebildet, der die entsprechende Numerusspezifizierung und die Kennzeichnungen des übergeordneten Knotens enthält und durch die Beziehung Teil-von mit diesem verbunden ist.

234

i

n = a

(u)

Teil von HI,,

,

/ _^

, \ (n - y)

n"

Rl - Rm

F

(Rl - Rm)

Schema 44

Dabei sind i und u die Nummern der Diskursreferenten di bzw. du. Rl bis Rm sind die Relationen, die zu diesen Diskursreferenten gehören, einschließlich der einstelligen Relationen, der Kennzeichnungen, a ist die durch Quantor oder Numerus gegebene Numerusspezifizierung63, y ist eine Variable, die kontextuell belegt sein kann, normalerweise aber zunächst offen ist. Bedingung ist aber, daß a < y ist, bzw. daß a = y ist, wenn es sich um einen AUquantor handelt. Bei definiten NPs dagegen wird eine Identitätsbeziehung zu einem Diskursreferenten dj hergestellt. Bei Unikaten ersetzt diese Identitätsrelation die letzte Teil-von-Relation zum präsuppositionellen Knoten du. Zur Vereinfachung werden dann diese beiden Knoten zu einem zusammengefaßt.

i n = a

(u) T A ATI f- -i *- ä tIQenClCaC .(lit

,|J|,

Rl - Rm

(n - y) (Rl - Rm)

Schema 45

Die Spezifizierung für y und damit a ergibt sich durch Numerus und Kontext. Bei definiten NPs muß y kontextuell festgelegt sein, da sonst eine Lokalisierung nicht möglich ist. Dies geschieht durch explizite oder implizite Identitätsrelationen mit schon etablierten Knoten, die auch aufgrund außersprachlicher Information etabliert worden sein können. Unter dieser Voraussetzung ergeben sich dann Diskursnetzwerke, die sich im Ergebnis voneinander unterscheiden. (DNW 6-89') 127

n — 1j. Susanne n

63


0 für den Plural zu rechnen. Diese Angabe entspricht nicht ganz dem Schema, da dort ein Gleichheitszeichen verwendet wird, soll aber ebenfalls als Spezialfall darunter fallen.

235 Das Diskursnetzwerk für (6-90) bleibt (DNW 6-90), wenn man die Knotenunifizierung annimmt. (DNW 6-89') dagegen unterscheidet sich jetzt deutlich von (DNW 6-89) und auch von (DNW 6-90). Der Knoten, der die Präsuppositionen verdeutlicht, ist dabei nur implizit gegeben, eine pronominale Wiederaufnahme ist nicht möglich. Man kann aber auch weiterhin darauf zurückgreifen zur Bildung weiterer Diskursreferenten: Die anderen Pragmatikerinnen, die andere Pragmatikerin etc. Dieser präsuppositionelle Diskursreferent gibt dann die Menge an, von der der Diskursreferent des Subjektes ein Teil bzw. ein Element ist. Die Element-Relation ergibt sich also erst in zwei Schritten unter Rückgriff auf einen präsuppositionellen Knoten. An den Zeichnungen kann man dies verdeutlichen. Die Element-Relation, die in Schema 42 ausgedrückt wird, ist in (DNW 6-89') ebenfalls enthalten. Sie besteht zwischen di2? und di37, also zwischen dem Subjekt-Knoten und dem präsuppositionellen Knoten. Erreicht wird diese Element-Relation durch die Kombination einer Identitätsrelation und einer Teil-von-Relation. Die Identitätsrelation wird durch die Kopula bewirkt, die Teil-von-Relation ergibt sich beim Aufbau von Diskursreferenten unter Berücksichtigung präsuppositioneller Information. Diese ElementBeziehung ist eine inferierte, die auch bei definiten Prädikativa bestehen kann. (6-91)

a. Christina ist die älteste Tochter von Eva. b. Christina ist eine Tochter von Eva.

Aus (6-91) a kann man schließen, daß (6-91) b gilt. Erstellt man für (6-91) a ein Netzwerk, so kann man aus diesem auch die Element-Beziehung ableiten, die in (6-91) b ausgedrückt wird. (DNW 6-91 a) 77 n

1

Christina

iden^

522 n - 1 Tochter älteste

FIZD

(523) Ident fr> (n - y) (Tocriter) (alt este)

4|.

Teil /on

88 n = 1 Eva

von (Poss)

t

(521) (n = z) (Tochter)

Die explizite Identitätsrelation zwischen 77 und 522 ist durch die Kopula bedingt, die implizite zwischen 522 und 523 durch die Unikalität (vgl. Schema 45). Zwischen 523 und 521 besteht eine implizite Teil-von-Relation, die sich durch Kompositionali tat und R-Regel ergibt. 521 ist der präsuppositionelle Diskursreferent für die Töchter von Eva. Somit ist 77 über Identitätsrelation und Teil-von-Relation mit 521 verbunden. Genau diese Kombination ergibt die sogenannte Element-Relation, die in (6-91) b ausgedrückt wird. Zusammenfassend ergibt sich, daß die Kopula sowohl bei definiten als auch bei indefiniten Prädikativa Identität bezeichnet, die in dem einen Fall als Identitätsbeziehung zwischen zwei unikalen Referenten auftritt, während dagegen im Fall einer indefiniten prädikativen NP eine Element-Interpretation als Ergebnis vorhanden ist, obwohl die Kopula selbst nur die Identität

236

als Bestandteil des Diskursnetzwerkes beisteuert. Die Element-Interpretation wird durch die Teil-von-Relation hergestellt, die sich durch die Indefinitheit der NP ergibt. Durch denselben Mechanismus können auch andere Informationen inferiert werden. Nun fehlt noch die Teilmengenbeziehung, die ich ebenfalls als Identität darstellen will. Hier sind die Verhältnisse analog zu den nicht-generischen NPs, nur daß hier Identität zwischen zwei Diskursreferenten der Ebene ESW hergestellt wird. Auch hier spielt die Definitheitsmarkierung die gleiche Rolle wie bei den nicht-generischen Beispielen. (6-92)

Der reizbare und angriffslustige afrikanische Mandrill ist der älteste Altweltaffe. (JN: 110)

Hier besteht die Identität zwischen zwei unikalen Diskursreferenten. Bei einer indefiniten prädikativen NP dagegen wird auch wieder Identität hergestellt, diesmal aber zwischen zwei Diskursreferenten, von denen einer durch eine Teil-von-Beziehung mit einem anderen Diskursreferenten verbunden ist. (6-93)

Der Koala ist ein scheuer Pflanzenfresser, der wegen seines schönen Pelzes fast bis zur Ausrottung gejagt wurde. (JN: 106)

Zur besseren Übersichtlichkeit lasse ich den Relativsatz für das Diskursnetzwerk weg, ich stelle also nur (6-93') dar. (6-93')

Der Koala ist ein scheuer Pflanzenfresser.

Bevor ich auf das Diskursnetzwerk eingehe, noch etwas Grundsätzliches zur numerischen Information bei Einheiten in ESW, die sich auf Gattungen beziehen.64 Diese ist nämlich nicht eindeutig, sondern verhält sich ähnlich wie bei Kollektiva. Zum einen gilt, daß jeder Diskursreferent der Ebene ESW als eine Einheit angesehen wird, daher auch immer die numerische Information n = l enthält. Andererseits kann diese Einheit wieder aus verschiedenen Unterarten bestehen, alle wieder mit n = 1. Durch die Unterarten U l - Un wird diesem Rechnung getragen. Diese Organisation hat nun folgende Konsequenzen: a) Eine definite s-generische NP im Singular bezieht sich auf eine Gattung, und zwar auf die oberste in der Hierarchie, sofern durch textgrammatische Funktionen oder Kontext keine andere Festlegung erfolgt.65 b) Eine indefinite s-generische NP im Singular bezieht sich auf eine Unterart Ui der obersten Gattung in der Hierarchie mit diesem Namen. c) Eine s-generische NP im Plural bezieht sich entsprechend auf mehrere Unterarten Ui - Uk mit l < i < k < n entsprechend der durch Quantor und Definitheitsmarkierung festgelegten Regularitäten. Daß es sich bei b) um eine Unterart handeln muß, ergibt sich durch die Teil-von-Relation, die durch die Indefinitheit beigesteuert wird. Analoges gilt für die indefiniten NPs, die unter c) fallen. Definite NPs im Plural dagegen sind über Identität bzw. Aktualisierung definiert. Der 64 65

Vgl. dazu auch Kap. 6.1. Deshalb ist auch hier Ersterwähnung einer Gattung mit einem Hyperonym nicht möglich, es sei denn, der Kontext verhindert eine Fehlinterpretation.

237 Plural fordert aber n > l, die Gattung selber enthält jedoch nur n = 1. Daraus folgt, daß auch hier auf die Unterarten ausgewichen werden muß, die als Menge mit n Elementen (U l - Un) mit der Numerusspezifizierung kompatibel sind.66 Mit Hilfe dieser Informationen dürfte der Aufbau des folgenden Diskursnetzwerkes leicht nachzuvollziehen sein. Auf die ausführliche Herleitung der Subjekt-NP habe ich dabei verzichtet, um das hier Wesentliche, das Prädikaü'vum, besser verdeutlichen zu können. (DNW 6-93') ESW

L 133

Pflanzenfresser Gattungsmerkmale

L 132

Prototyp kM

eM scheu

Teil von

Pflanzenfresser Gattungsmerkmale

Unterarten

Ul - Un

Ident

Prototyp

L 257

Koala



Prototyp Unterart erL

Gattungsmerkmale

Ul - Un

Unterarten Ul - Un

Dieses Schaubild repräsentiert das semantische Wissen, das abhängig von der sprachlichen Form ermittelt wurde. Anhand dieses Schaubildes kann aber auch erklärt werden, wie die weitere Informationsverarbeitung verläuft, so daß am Ende alle Informationen in allen relevanten Knoten vorhanden sind, unnötige dagegen getilgt werden. Über die Identitätsbeziehung kann Information von L 133 auf L 257 übertragen werden. Dabei werden alle empirischen Merkmale des Prototypen von L 133 als empirische Merkmale im Prototyp von L 257 gespeichert, 66

Dies gilt natürlich nur, wenn es mehr als eine Unterart gibt. Ist dies nicht der Fall, gibt es also nur eine Unterart, so gilt n = l, was dann wieder zu einem Widerspruch mit der Numerusspezifizierung n > l fuhrt. Daher ist in solchen Fällen eine s-generische Interpretation nicht möglich. Die NP die Deutschen kann aus diesem Grunde kaum s-generisch interpretiert werden.

238

sofern sie nicht schon vorhandenen empirischen Merkmalen in L 257 widersprechen.67 Dazu kommt auf jeden Fall das neue empirische Merkmal "scheu". Alle klassifikatorischen Merkmale werden ebenfalls übertragen. Hier kann es nicht zu Widersprüchen kommen. Außerdem wird der Name von L 133 als klassifikatorisches Merkmal in L 257 aufgenommen. Dies bedeutet, daß als neue Informationen im Prototypen von L 257 auf jeden Fall das klassifikatorische Merkmal "Pflanzenfresser" und das empirische Merkmal "scheu" aufgenommen wurden. Da L 257 mit L 133 identisch ist, L 133 aber Teil von L 132 ist, gilt also auch, daß L 257 Teil von L 132 ist. L 257 ist also eine Unterart von L 132 und wird als Ui in L 132 eingetragen. Damit sind die entsprechenden Informationen an allen Stellen eingetragen. L 133 enthält nur noch redundante Information und kann daher gelöscht werden. Damit wäre eine von der sprachlichen Äußerung unabhängige Verteilung der Information erreicht, die als Information ins Langzeitgedächtnis aufgenommen werden kann. Auch indefinite Prädikativa im Plural werden auf die gleiche Weise interpretiert. (6-94)

Die meisten Säuger sind Landtiere ... (JN: 104)

Die Zeichnung kann leicht analog dargestellt werden, nur daß hier schließlich Beziehungen zwischen Unterarten der Gattung Säugetier und Unterarten der Gattung Landtier hergestellt werden. Das Diskursnetzwerk wird dadurch entsprechend umfangreich. Da es nichts grundsätzlich Neues enthält, werde ich es hier nicht darstellen. Die uniforme Interpretation der Kopula als Identität bewirkt, daß Prädikativa nicht einheitlich zu den genetischen bzw. nicht-generischen NPs zu rechnen sind. Bisher wurde eine einheitliche Charakterisierung der prädikativen NPs angestrebt, die einzige, bezeichnende Ausnahme waren dabei definite prädikative NPs, die einen Sonderstatus erhielten. Ansonsten werden prädikative NPs sowohl in nicht-generischen als auch in generischen Sätzen gleich kategorisiert. Dies reicht von der traditionellen Annahme, daß Prädikativa generell68 nicht referieren, über die Annahme von JACKENDOFF 1983, daß es sich um nicht-referierende [TYPE]-Konzepte handelt, genauso wie generische NPs, bis hin zu Interpretationen als Eigenschaften bzw. Properties wie bei CHIERCHIA 1984, 1985 oder BURTON-ROBERTS 1989. Um die korrekten Interpretationen zu erhalten, müssen dann mindestens zwei Bedeutungen der Kopula allein bei den prädikativen NPs69 angenommen werden, nämlich eine Identitätsbeziehung und eine weitere. Bei mir ist dagegen die Interpretation der Kopula eine einheitliche, die Prädikativa dagegen variieren, ähnlich wie die abhängig generischen NPs. Bei nicht-generischen Subjekten auf RZD ist das Prädikativum ebenfalls nicht-generisch. Bei s-generischen Subjekten gehört das Prädikativum ebenfalls ESW an, ist also ebenfalls s-generisch oder aber im Sonderfall auch eine ArtKonstruktion.

67

68 69

Vgl: Der Pinguin ist ein Vogel. Hier wird das Merkmal "fliegt" von dem Knoten für Vogel nicht auf den Knoten für Pinguin übertragen, wenn der Hörer schon weiß, daß Pinguine nicht fliegen können. Weiß er dies noch nicht, wird er die Information übertragen und annehmen, daß Pinguine fliegen. Natürlich ausgenommen die definiten prädikativen NPs, die dann als referierend angesehen wurden, wie in (687). Daß die Kopula in Verbindung mit anderen Kategorien als NP auch andere Bedeutungen hat, ist auch in meinem Ansatz unbestritten. Jedoch bezogen auf prädikative NPs gibt es nur eine einzige Interpretation, die der Referenzidentität. Inwiefern man auch diese Interpretation noch aus einer allgemeineren Semantik der Kopula herleiten kann, führt hier zu weit. Für die Diskussion dieser Problematik wäre allein eine ganze Arbeit nötig.

239

(6-95) (6-96)

Die Marder (Mustelidae) sind eine große Raubtierfamilie, zu der neben den eigentlichen Mardern die Wiesel, Iltisse, Dachse, Otter und Skunks gehören. (JN: 118) Der Löwe ist eine Säugetierart

Bei den Art-Konstruktionen handelt es sich dann übrigens um die sogenannten Gattungsmerkmale. Die neue Information wird also später nicht unter Prototyp eingetragen, sondern unter die Gattungsmerkmale. Eine Schlußfolgerung auf ein einzelnes Exemplar der Gattung ist bei solchen Prädikaten nicht möglich. Numeruskongruenz ist übrigens nicht nötig, wie (6-95) zeigt. Ausschlaggebend ist, daß eine Identität möglich ist, was ja bei Gattungen, egal wie sie benannt wurden, der Fall ist. Bei den nicht-generischen NPs ist die Analyse der prädikativen NPs schlüssig. Das gleiche gilt für die s-generischen NPs, die sich nur dadurch von den nicht-generischen NPs unterscheiden, daß die entsprechenden Diskursreferenten einer anderen Ebene angehören. Bei nicht-generischem Subjekt gilt, daß auch das Prädikativum nicht-generisch ist, bei s-generischem Subjekt ist auch das Prädikativum s-generisch bzw. gehört als Art-Konstruktion auch ESW an. Die verschiedenen Arten der Kopula-Interpretation ergeben sich dabei aus der einheitlichen Interpretation der Kopula als explizite Identitätsrelation und der Semantik definiter und indefiniter NPs. Dabei werden die prädikativen NPs behandelt wie alle anderen referierenden NPs auch. Diese Vorgehensweise scheint bei den p-generischen NPs zu Problemen zu führen. P-generische NPs zeichnen sich ja gerade dadurch aus, daß die Definitheitsmarkierungen scheinbar außer Kraft gesetzt sind. Die Ursache liegt darin, daß die genetische Interpretation erst durch den Wegfall kontextueller Beschränkungen als Grenzfall aus dem nicht-generischen Gebrauch hervorgeht. Die Diskursreferenten gehören also gleichzeitig zwei Ebenen an. Analysiert man die Prädikativa analog zu den nicht-generischen und s-generischen NPs, so müßten bei p-generischem Subjekt auch die prädikativen NPs p-generisch interpretiert werden. (6-97)

Apfelsinen sind Orangen.

Interpretiert man beide NPs unabhängig voneinander p-generisch, so erhält man, wie gewünscht, eine Identitätsrelation zwischen der Gattung der Apfelsinen und der Gattung der Orangen. Diese einfache Interpretation gerät jedoch bald in Probleme. (6-98)

Löwen sind Säugetiere.

Hier besteht eben nicht eine Identität zwischen der Gattung der Löwen und der Gattung der Säugetiere. Vielmehr sind die Löwen nur eine Unterart unter vielen der Gattung Säugetiere. Außerdem gibt es noch ein zweites Problem, welches viel schwerwiegender ist. Die Wahl des Prädikativums ist nicht beliebig, sondern unterliegt defmitheitsabhängigen Beschränkungen. Dieses Verhalten zeigt schon, daß eine unabhängige p-generische Interpretation nicht möglich ist. Denn dann müßten ja alle p-generischen Subjekte mit einem p-generischen Prädikativ verbindbar sein, auch wenn sie sich im Typ unterscheiden. Diese freie Kombinatorik ist jedoch nicht möglich. Ich führe hier nur einige Kombinationen an.

240

(6-99)

a. *Die Löwen sind alle Säugetiere. b. *Ein Löwe ist die Säugetiere. c. *Ein Löwe ist jedes Säugetier. d. *Löwen sind die Säugetiere. e. * Löwen sind alle Säugetiere.70

Bei einigen Fällen dieser Auswahl stimmen der Numerus des Subjektes und des Prädikativums nicht überein. Die Numeruskongruenz ist jedoch kein prinzipielles Erfordernis bei Prädikativa, auch bei p-generischen Subjekten nicht, wie das folgende Beispiel deutlich zeigt. (6-100)

Die Galagos sind eine afrikanische Primatenart. (JN: 109)

Nicht syntaktische Numeruskongruenz ist hier ausschlaggebend, sondern ob semantisch auf der Referenzebene eine Identität hergestellt werden kann.71 Dies gilt übrigens nicht nur bei generischen Sätzen wie (6-95) und (6-100), sondern auch bei nicht-generischen wie (6-101). (6-101)

Diese 27 Schafe, die du dort siehst, sind meine Herde.

Daher kann die fehlende Numeruskongruenz nicht verantwortlich sein für Ungrammatikalität. Numeruskongruenz zwischen Subjekt und Prädikativum ist nur ein Symptom, das sich aus der Identitätsrelation ergibt, nicht die Ursache. Eine unabhängige Interpretation jeweils als p-generische NP scheidet daher aus. Ich habe im Zusammenhang mit den p-generischen NPs jedoch verschiedentlich erwähnt, daß die Sätze, die p-generische NPs enthalten, prinzipiell auf RZD wohlgeformt sein müssen. Dies war z.B. die Ursache dafür, daß zählbare indefinite NPs im Singular nicht mit Verbreitungsprädikaten kombinierbar sind. (6-99) b und c sind aus diesem Grunde nicht möglich, da zwar auf ESW eine Identität möglich gewesen wäre, analog zu (6-100), nicht jedoch in RZD. Das Symptom der geforderten Numeruskongruenz ist daher in diesen Fällen erklärt. In RZD sind definite Prädikativa erforderlich, sofern Lokalisierung ermöglicht wird. Außertextuelle Lokalisierung ist bei genetischen Subjekten nicht so entscheidend72, es sind vielmehr die textuellen Lokalisierungen, die hier relevant sind. Dies betrifft vor allem den Superlativ, der Definitheit erfordert, und viele Fälle mit Komparativen, sofern als Vergleichssituation zwei Beteiligte angenommen werden. In diesen Fällen ist der Referent per definitionem lokalisierbar, da er der einzige ist, ohne weitere Diskursreferenten mit derselben Kennzeichnung. Dazu kommen Fälle assoziativer Anaphorik. Ansonsten werden indefinite NPs benutzt. Bei NPs im Plural wird die Identität nicht (kollektiv) zwischen den Gruppen hergestellt, sondern jeweils zwischen den einzelnen Bestandteilen der Gruppe.

70

71 72

Nur bei einer syntaktischen Oberflächenstruktur "NP Kopula NP" gilt die Ungrammatikalität. Der Satz ist grammatisch bei einer Interpretation mit gefloatetem Quantor. Er entspricht dann: Alle Löwen sind Säugetiere. Die Allquantifikation bezieht sich also dann auf die Löwen und nicht - wie in (6-99) e auf Säugetiere. Die syntaktisch geforderte Kongruenz zwischen Subjekt und Prädikat (hier der Kopula) bleibt natürlich bestehen. Sie ist aber möglich: Die Braunbären sind meine/seine/ ihre Bären.

241

i n = m

k n = χ

j n = m Ident Ident Ident

χ > m

Teil von ^

^ZL± *U/iJ

Schema 46 (Identit tsrelation)

Diese Interpretation ist weder distributiv noch kollektiv, sondern eine 1:1- Beziehung. Zum Vergleich die Schemata f r eine kollektive und eine distributive Interpretation einer indefiniten NP im Plural.

i

n = 1 Rel :

k n = χ χ > m

j n -m

^

i2D j/D

Teil von

:

^

Schema 47 (kollektive Lesart)

i l von

n = χ χ > m* l

von

Schema 48 (distributive Lesart)

Dies betrifft sowohl RZD in der nicht-generischen Lesart als auch ESW in s-generischer Lesart und mit Art-Konstruktionen, nur da auf ESW di, dj und dk Gattungen sind. Dann sind di/i bis di/m und dj/i bis dj/m jeweils Unterarten.

242 Auf dem Schema für indefinite prädikative NPs baut dann auch die p-generische Interpretation auf. Ich nehme als Illustration wieder (6-98), da hier ein wichtiges Problem leichter veranschaulicht werden kann. (6-98)

Löwen sind Säugetiere.

Hier sind Subjekt und Prädikativ beide von derselben Art, beide bare plurals, die Subjekt-NP bezieht sich aber auf die ganze Gattung, während sich das Prädikativum nur auf eine Unterart bezieht. Dieser Unterschied muß erklärt werden. Da ich im obigen Schema die Präsuppositionen nicht weiter spezifiziert habe, hier nun das Schema für derartige Sätze. Die Feinstruktur der jeweiligen Diskursreferenten lasse ich weg, sofern sie nicht für die Problematik relevant ist. ESW L a

L b THoni| »

1

Ul - Un

Ul - Un

IgenVer

s

s S

_JT

RZD

f'

X

(h) (n = x) ||Tv | (x > m)

=

/ genVer \

X. %

j

i

j

n = m ^

Ident n = m ., fei

\ \ (k)

Tv (n = y) II" (y > m)

Schema 49

Die hier ausschlaggebenden Informationen sind die numerischen Informationen. Zuerst wird die Subjekt-NP interpretiert. Durch die p-generische Verschiebung (genVer) wird die Verbindung zwischen db und di und dem semantischen Eintrag L a hergestellt. Soweit handelt es sich um eine einfache p-generische Verschiebung. Über die Identitätsrelation, verursacht durch die Kopula, und die Teil-von-Relation (Tv) ist sichergestellt, daß m maximal den Wert x haben kann. Durch dk weiß man, daß m < y ist. Da aber auch m < x ist, muß nun die Relation zwischen x und y bestimmt werden. Da die Subjekt-NP zuerst interpretiert wird, ergibt sich, daß x auf jeden Fall festliegt. Die p-generische Verschiebung verbindet die Diskursreferenten für die Subjekt-NP mit einer maximalen Einheit auf ESW. Es ist die oberste Einheit in der Hierarchie

243 der Gattungen, die diese Kennzeichnung enthält.73 Es gibt nun drei mögliche Relationen zwischen und y. Entweder ist < y, > y oder = y. Wenn größer ist als y, so ist die Gattung L a extensional größer als L b. Eine Identität zwischen einer extensional größeren Gattung und einer kleineren Gattung ist nicht möglich, da Identität nach Schema 46 eine 1:1Beziehung zwischen den Individuen der einzelnen Gruppen erfordert. Ist dagegen kleiner als y, so liegt der umgekehrte Fall vor. L a ist jetzt extensional kleiner als L b. L a ist durch die p-generische Verschiebung als maximale Gattung festgelegt, L b jedoch noch nicht. Hier kann Identität hergestellt werden, und zwar mit einer Teilmenge von Lb. Diese wird dann als eine Unterart der für L b maximalen Gattung identifiziert Wenn dagegen gleich y ist, dann liegt der Fall vor, daß zwei Gattungen extensional gleich sind; eine Identität ist dann leicht herzustellen. Da hier die Umfange von großer Wichtigkeit waren, hier noch die entsprechenden Mengendiagramme. Es bedeutet L "Löwe", S "Säugetier, A "Apfelsine" und O "Orange". Die Schraffur gibt die Extension der Subjekt-NP an, die gepunktete Umrandung die entsprechende identische Extension der prädikativen NP. Im Falle = y erübrigt sich letzteres.

x>y

x This ring is hard to find. b. The metal most coveted by jewelers is gold. Gold is hard to find. => The metal most coveted by jewelers is hard to find.

Die prädikative NP gold in (6-102) a referiert nicht, die in (6-102) b dagegen referiert nach DORON 1988. Deshalb kann in dem einen Fall eine Schlußfolgerung gezogen werden, in dem anderen nicht Tatsächlich liegt hier wieder ein altbekanntes Problem vor, daß ich in Kap. 3.3.3 schon ausführlich dargestellt habe. Bei empirischen Prädikaten ist es nicht möglich, von der Gattung auf die Individuen zu schließen. Genau dies wird aber in (6-102) a versucht. Die oberste Prämisse in (6-102) a stellt eine Identität zwischen einem Ring und einer Quantität Gold her. Gold bezieht sich hier also auf eine Quantität des Elementes Gold, es handelt sich um einen Diskursreferenten in RZD. Die unterste Prämisse dagegen stellt eine empirische Eigenschaft der Gattung Gold fest. Die p-generische NP gold besitzt keine in RZD verankerten Diskursreferenten. Zwischen diesen beiden Diskursreferenten besteht keine Identitätsbeziehung, die sich zur Herleitung dieses Schlusses eignet (Schema 51). Diese Beziehung liegt dagegen in (6-102) b vor. Hier handelt es sich durchgängig um einen genetischen Text. In der obersten Prämisse wird eine Identität zwischen der Gattung Gold und der Gattung Von den Juwelieren am meisten begehrtes Metall' hergestellt. In der untersten Prämisse wird von der Gattung Gold ausgesagt, daß sie schwer zu finden sei. Dieses empirische Merkmal ist dann über die Identitätsbeziehung auf den anderen Diskursreferenten übertragbar (Schema 52). L a ist die Gattung Gold, L b die Gattung Von den Juwelieren am meisten begehrtes Metall', dj ist der Diskursreferent für den Ring. Es bedeuten: Rel l "gold", Rel 2 "hard to find", Rel 3 "ring". ESW

L a Prototyp eM (= Rel 2! genVer

i

RZD

i n = 1 Rel 3 A

Ident ^ ^

Schema 51 (nichtmöglicher Schluß auf Individuen)

j

n = 1 Rel 1 -i

(TV)

k

ft" n

= 1 Rel 1 Rel 2

245 ESW

L b

Prototyp

eM ( - Rei 2 )

I dent ·* * Schluß

L a

Prototyp eM ( - Rel 2 ) genVer T genVer

RZD

Schema 52 (Schluß auf Gattung durch Identitätsrelation)

In Schema 51 ist keine Verbindung in Pfeilrichtung von L a zu dj herzustellen. Dagegen ist in Schema 52 sehr wohl eine Verbindung zwischen di bzw. L a und L b herzustellen. Bei (6-102) b handelt es sich um die Verbindung eines p-generischen Subjekts mit einem s-generischen Prädikativum.75 Die Kombination von s-generischem Subjekt und p-generischem Prädikativum ist dagegen nicht möglich. In diesen Fällen kommt es nämlich zu Ebenenkonfusionen. Bei einem s-generischen Subjekt gibt es keine Möglichkeit, für das Prädikativ wieder auf RZD herabzusteigen, um dann erst wieder eine generische Verschiebung vorzunehmen. Auch p-generische Subjekte mit s-generischem Prädikativ unterliegen Beschränkungen. Sie sind nur möglich, wenn sie nicht explizit Bezug nehmen auf die einzelnen Elemente, da dies dann zu Inakzeptabilität auf RZD führt. Daher sind quantifizierte Formen ausgeschlossen. Deshalb sind sie hauptsächlich bei den p-generischen Massenomina und den bare plurals zu finden. Ähnlich verhält es sich bei einem p-generischen Subjekt und einer prädikativen ArtKonstruktion. (6-103)

a. *Alle Galagos sind eine afrikanische Primatenart. b. *Jeder Galagos ist eine afrikanische Primatenart. c. *Ein Galagos ist eine afrikanische Primatenart.

Die Kombination von p-generischem Subjekt und einer prädikativen Art-Konstruktion ist leicht erklärbar. (6-100)

Die Galagos sind eine afrikanische Primatenart. (JN: 109)

Hier wird Identität hergestellt zwischen den Diskursreferenten einer p-generischen Subjekt-NP und einer prädikativen Art-Konstruktion. Dies ist möglich, weil eine Art-Konstruktion zunächst

75

Da die Kopula eine Identitätsbeziehung beinhaltet, könnte auch die p-generische NP gold das Prädikativum sein und die s-generische NP das Subjekt. Dies ist jedoch nicht möglich, da hier gold nicht so interpretiert werden kann, daß diese NP sich auf eine Unterart der Gattung Gold bezieht, wie man es von einem p-generischen Prädikativum erwarten kann (vgl. (6-98)).

246 auf ESW anzusiedeln ist76. Eine Etablierung des ganzen Satzes auf RZD ist daher nicht möglich. Deshalb wird die Subjekt-NP zunächst allein interpretiert und p-generisch verschoben, da sie ja nirgendwo verankert werden kann. Erst nach dieser Verschiebung wird die Prädikation etabliert. Es wird hier also, genauso wie bei s-generischen NPs, die Identitätsrelation erst in ESW angesetzt und interpretiert. Hier handelt es sich wieder um Gattungsmerkmale, nicht mehr um klassifikatorische Merkmale. Damit habe ich auch gleichzeitig die Sätze behandelt, die Gattungsmerkmale etablieren. Da hier immer ausgesagt wird, ob es sich um eine Gattung, Spezies oder ähnliches handelt, sind diese prädikativen NPs immer Art-Konstruktionen. Dies gilt sowohl für s- als auch für p-generische Subjekt-NPs. Bei nicht-generischen NPs ist eine derartige Prädikation nicht möglich. Es widerspricht den selektionalen Subkategorisierungen. Dies ergibt sich dadurch, daß Individuen in RZD nicht so strukturiert sind, daß sie Gattungsmerkmale enthalten (können). Subjekt-NP

Prädikativum

Interpretation

n-g

n-g

-

s-g s-g

s-g A-K

p-g p-g

p-g

k-M g-M k-M k-M g-M

s-g A-K

P-g Schema 53

Legende: n-g: nicht-generisch, s-g: s-generisch, p-g: p-generisch, A-K: Art-Konstruktion, k-M: klassifikatorisches Merkmal, gM: Gattungsmerkmal

Um die Systematik zu vervollständigen, führe ich hier noch an, daß Art-Konstruktionen als Subjekt sowohl s-generische NPs als auch wieder Art-Konstruktionen als Prädikativ erlauben. Diese etablieren wieder klassifikatorische Merkmale bzw. Gattungsmerkmale. Enthält das Prädikativum Modifikatoren, so werden diese als empirische Merkmale interpretiert. Eine Kreuzklassifikation der verschiedenen Typen für Subjekt-NP und Prädikativum ergibt dann folgende Möglichkeiten. Prädikativum Subjekt

n-g

p-g s-g A-K

n-g + -

P-g + -

s-g + + +

A-K + + +

Schema 54, Legende vgl. Schema 53

Zusammenfassend ergibt sich, daß Prädikativa nach der Familiarity-Theorie genauso wie nichtprädikative NPs Diskursreferenten etablieren müssen. Eine systematische Erklärung der 76

Dies gilt insbesondere, wenn sie indefinit ist und nicht durch Kontext ausnahmsweise in RZD verankert werden kann.

247

Determinationsregularitäten ergibt sich, wenn man die Kopula einheitlich als explizite Identitätsrelation interpretiert. Die anderen Bedeutungsvarianten ergeben sich nach DIRP aus der Semantik der prädikativen NP. Dies bedeutet jedoch auch, daß prädikative NPs, genauso wie die Subjekt-NPs, referieren können. Prädikative NPs sind nicht einheitlich als nichtreferierend anzusehen. Sie sind auch nicht einheitlich einem Typus zuzuordnen; es gibt, ähnlich wie bei den abhängig generischen NPs, s-generische, p-generische und nicht-generische Prädikativa.

6.4 Generische NPs in Texten Bisher habe ich immer nur Einzelsätze oder - wie bei den Pronomina - kleine Textabschnitte untersucht. Aufbauend auf dem bisher Gesagten ist es nun auch möglich, größere Textabschnitte zu behandeln. Textuell unterliegen generische NPs genau den gleichen Beschränkungen wie nicht-generische NPs. Besonders interessant ist ein Wechsel verschiedener Textsorten. Denn es ist möglich, zwischen generischen Textabschnitten und nicht-generischen Textabschnitten zu wechseln.

6.4.1 Generische Texte In diesem Abschnitt möchte ich zunächst generische Texte untersuchen, bevor ich auf die Interaktion zwischen generischen und nicht-generischen Textabschnitten eingehe. Generische Texte sind dadurch gekennzeichnet, daß sie nur generische Sätze enthalten. Insbesondere möchte ich dabei die Interaktion der verschiedenen Arten generischer Nominalphrasen darstellen. Daraus ergibt sich dann als einfaches Kriterium für generische Texte, daß sie vollständig in ESW anzusiedeln sind und keine Verankerung in RZD besitzen.77 Die Interaktion der verschiedenen Arten generischer Interpretation möchte ich anhand eines Textfragmentes von OOMEN darstellen. Sie zitiert aus dem JUGENDBREHM mehrere Sätze (vgl. OOMEN 1977:124), die man zu folgendem Text zusammenfügen kann. (6-104) Mäusetext "Die Feldmaus gehört zu den Wühlmäusen und unterscheidet sich von der Hausmaus durch den dickeren Kopf, die plumpere Gestalt und den kurzen Schwanz. Feldmäuse bewohnen mit Vorliebe große Feldfluren, die ihnen genügend Nahrung und Deckung vor Feinden bieten. Den Wald besuchen die Feldmäuse nur dann, wenn djesei sehr licht und am Boden mit allerlei niederen Pflanzen bewachsen ist Eine Feldmaus ist ein sehr geselliges Geschöpf." (nach OOMEN 1977: 124, Hervorhebungen von OOMEN)

77

Dieses Kriterium ist möglicherweise zu rigoros, da auch in generischen Texten verschiedene Deiktika vorkommen können, die nicht unbedingt immer textdeiktisch zu interpretieren sind. Auf diese Problematik komme ich am Ende dieses Abschnitts noch zu sprechen. Außerdem sind noch Eigennamen möglich, sofern es sich um die Komponente Verbreitungsgebiet handelt (erfinden, einführen).

248

Sie konstatiert eine freie Variation von defmiten und indefiniten NPs im Singular und im Plural, im Gegensatz zu nicht-generischen Texten, in denen deren Auftreten durch Erwähntheit und Nicht-Erwähntheit gesteuert wird. "Diese Neutralität generischer Beschreibungen gegenüber Erwähntheit und Nicht-Erwähntheit (außer bei Pronomina) sind als weiteres Indiz dafür zu betrachten, daß sie trotz ihrer Det - etwas Drittes neben definit und indefinit sein müssen, und daß tatsächlich die ganze Extension des Lexikoneintrags gilt." (OOMEN 1977: 124 f.) In Kap. 4 und 6.2 habe ich gezeigt, daß auch bei generischen NPs die Erwähntheit und NichtErwähntheit eine zentrale Rolle spielt Dies ergibt sich daraus, daß meine Diskursnetzwerke auf der Familiarity-Theorie beruhen, und daß darauf aufbauend auch die Diskursnetzwerke für die generischen Texte erstellt werden. Daß auch generische NPs definit und indefinit sind, sieht man deutlich an den Texten, die nur s-generische NPs enthalten. Hier gilt, daß eine definite NP nur dann angewendet werden darf, wenn sie sich auf die Gesamtheit78 der unter diese Kennzeichnung fallenden Diskursreferenten bezieht. Neue Referenten und Teilmengen müssen mit indefiniten NPs bezeichnet werden. Auch im Mäusetext von OOMEN findet sich dafür ein Beispiel. Hier ist eine freie Variation der Determinantien nicht möglich. Ich betrachte dabei nur die s-generischen NPs und lasse die abhängig generischen NPs bei der Variation außer acht. Für die möglichen Variationen gebe ich nur zwei Beispiele an, die anderen kann der Leser selbst überprüfen. (6-105)

a. Die Feldmaus gehört zu den Wühlmäusen und unterscheidet sich von der Hausmaus durch den dickeren Kopf, die plumpere Gestalt und den kurzen Schwanz. b. *Die Feldmäuse gehören zu einer Wühlmaus und unterscheiden sich von einer Hausmaus durch den dickeren Kopf, die plumpere Gestalt und den kurzen Schwanz. c. *Eine Feldmaus gehört zu der Wühlmaus und unterscheidet sich von den Hausmäusen durch den dickeren Kopf, die plumpere Gestalt und den kurzen Schwanz.

Manchmal ist eine Determinansvariation auch in derartigen Fällen möglich, was zunächst meiner These zu widersprechen scheint Dies liegt aber daran, daß eine ursprünglich s-generische NP als p-generische NP reinterpretiert wird. Dies ist zum Beispiel auch bei den Subjekt-NPs von (6-105) b und c der Fall. In Kontexten aber, die entsprechende s-generische NPs erfordern, wie gehören zu, kann eine derartige Interpretation zu Ungrammatikalität führen. Da ein solches Verb eine Teilmengenbeziehung bezeichnet, muß die PP eine Menge bezeichnen, in generischen Kontexten eine Menge von Gattungen. Deswegen ist die Substitution durch singularische Formen nicht möglich. Wäre allein die Extension der Kennzeichnungen ausschlaggebend, dürfte es diese Unterschiede nicht geben. Zu dem Fehlschluß, daß generische NPs nichts mit Definitheit zu tun haben, kommt OOMEN dadurch, daß sie die s-generischen NPs nicht als eigenständige Sorte generischer NPs erkennt, sondern NPs mit dem gleichen Determinans zu einer Gruppe rechnet 78

Bei der Festlegung der Gesamtheit kann es möglicherweise wie bei den nicht-generischen NPs Ausnahmen geben. Dies ist jedoch eher eine Problematik der Präsuppositionen und ihrer pragmatisch bedingten begrenzten Gülügkeit.

249 Mit Hilfe der von mir entwickelten Regeln lassen sich auch Diskursnetzwerke für ganze Texte erstellen. Das folgende Schaubild ist das Diskursnetzwerk für obigen Mäusetext (6-104). (DNW 6-104) 117 r U hlmauB * 3attungs1merkmale

L 805

L

ESW

Prototyp

G« »chöpt

1 Gattungsmerkmale

Unterarten

Ui Feldmaus

xfTVs V^L2x gehören zu

|ui - Un

unterscheiden sich von

L 219 Feldmaus Gattungsmerkmale

L 373 Hauemaua Gattungsmerkmale

L 719 nieder· P f l a n z e n Gattungs-

L 89

Wald Gattungsmerkmale

Wald sehr licht 248 n - 1 Feldmaus

Ident

249 n = 1 Geschöpf gesellig

bieten 617

713 n = 1 Nahrung genügend

^und^

n = 1 Deckung

vor

701 n > 1 Feind

Teil von iM*MMimtm«iii

250 Die Diskursreferenten des ersten Satzes sind ausschließlich in ESW lokalisiert, da es hier nur s-generische NPs (die Feldmaus, den Wühlmäusen, der Hausmaus) und abhängig genetische NPs (den dickeren Kopf, die plumpere Gestalt, den kurzen Schwanz) gibt. Durch den Komparativ werden die entsprechenden Diskursreferenten der abhängig genetischen NPs auch für die Gattung Hausmaus verursacht. Da die NP den kurzen Schwanz keinen Komparativ hat, wird ein Diskursreferent "Schwanz" für die Hausmaus nicht aktiviert. Denn die Feldmaus kann sich auch dadurch von der Hausmaus unterscheiden, daß erstere einen kurzen Schwanz hat und letztere gar keinen. Im Text wird dies nicht ausgedrückt, genausowenig wie die Frage, ob Hausmäuse auch zur Gattung der Wühlmäuse gehören. Deshalb sind hierzu auch keine Informationen eingetragen. Im zweiten Satz dagegen handelt es sich um eine p-generische Interpretation. Theoretisch ist eine s-generische Interpretation hier auch möglich, im Sinne von "Feldmausarten bewohnen ...".79 Bei der wahrscheinlicheren p-generischen Interpretation wird zunächst auf RZD das Diskursnetzwerk aufgebaut, das dann aufgrund der fehlenden Verankerung mit Hilfe der generischen Verschiebung auf ESW interpretiert wird. Der dritte Satz zeigt eine interessante Besonderheit. Zunächst liegt hier eine p-generische Interpretation vor, was die Mäuse betrifft. Diesmal handelt es sich um eine definite NP im Plural, also um einen Vertreter der allquantifizierten p-generischen NPs. Wie üblich wird hier zunächst auf RZD ein Diskursnetzwerk aufgebaut. Im Fokus der Äußerung steht jedoch der Wald, der hier definit eingeführt wird. Dies weist auf eine s-generische Interpretation hin. Damit wäre ein Fall gegeben, in dem während des Aufbaus eines Diskursnetzwerkes von einer Ebene in die andere gesprungen wird, und dies noch bei einer Relation wie "besuchen", die keine Besonderheiten hinsichtlich der Generizität der Argumente aufweisL Dies sollte aber - soweit möglich vermieden werden, da sonst der Mechanismus zu mächtig wird und an anderer Stelle wieder explizite Beschränkungen notwendig werden. Außerdem ist das Kriterium der determinanserhal tenden Substitution durch Artkonstruktionen hier nicht anwendbar. Bei Wald handelt es sich aber um ein Kollektivum. Bei Kollektiva besteht genauso wie bei Massenomina die Möglichkeit einer p-generischen Interpretation bei definiten NPs im Singular (vgl. Kap. 4.4). Dieser Fall liegt hier vor.80 Es besteht also auf RZD eine Relation des Besuchens zwischen den Diskursreferenten für die zwei definiten NPs, die dann beide auf die Ebene ESW verschoben werden, da kein angemessener Referent für sie gefunden werden kann. Wie man in (DNW 6-104) gut erkennen kann, werden beide getrennt voneinander verschoben. Diskursreferent 651 ist dagegen selbst mit einem Diskursreferenten auf ESW verbunden, mit Unterarten von L 719. Dieser Wechsel ist nicht durch das Prädikat bedingt wie z.B. bei Verbreitungsverben wie erfinden, sondern durch den Quantor allerlei, der sich immer auf verschiedene Elemente der entsprechenden Gattung bezieht - in diesem Fall auf verschiedene Arten, in unbestimmter Quantität. Der vierte Satz dagegen ist wieder recht einfach. Hier handelt es sich um eine p-generische Interpretation. An der Zeichnung kann man erkennen, daß zunächst auf RZD ein Diskursreferent aufgebaut wird, der dann aufgrund der fehlenden Verankerung nach ESW verschoben 79

In diesem Fall p-generisch auf der s-generischen Ebene, also doppelt genetisch. Eine Fortsetzung mit einer derartigen indefiniten NP auf der Ebene ESW ist unwahrscheinlich, denn hier gelten, wie auch sonst in Texten, die Regeln für Erwähntheit und Nicht-Erwähntheit. Eine definite NP (Singular oder Plural) wäre in s-generiscber Interpretation hier eher möglich. 8 ° Man könnte diese NP auch abhängig generisch interpretieren. Das werde ich hier jedoch nicht ausführen, da es zu einer anderen, mit unserem Weltwissen nicht übereinstimmenden Interpretation führt.

251 wird. Das gleiche gilt für das Prädikativum, nur daß hier eine Relation zu einer Unterart der geselligen Geschöpfe besteht. Für genetische NPs wurde verschiedentlich angemerkt, daß es nicht möglich sei, textgrammatische Verfahren wie Substitution durch Oberbegriff, Verwendung von Demonstrativa etc. zu gebrauchen (vgl. z.B. ein Definitionskriterium von HEYER 1987). Dies trifft natürlich auf isolierte Sätze, wie sie hauptsächlich untersucht wurden, zu. Bei nicht-generischer Verwendung gilt diese Beschränkung nicht (6-106) (6-107) (6-108)

Der/Ein Dackel hat mich gebissen. Der/Ein Hund hat mich gebissen. Das/Ein Tier hat mich gebissen.

(6-107) kann aus (6-106) durch Substitution des Lexems "Dackel" durch sein Hyperonym "Hund" gebildet werden, analog (6-108) aus (6-106) durch Substitution mit dem Hyperonym "Tier". Der Abstand der beiden Lexeme in der Hierarchie ist dabei irrelevant. Alle drei Sätze sind notwendigerweise wahr, wenn der erste Satz wahr ist. Ganz anders dagegen bei genetischen NPs. Ich benutze hierbei als Beispiel eine s-generische definite NP im Singular, da damit einerseits ein sehr wichtiger Fall s-generischer Verwendung abgedeckt ist, andererseits durch die Synonymität die p-generischen Verwendungen - soweit durch Det-Variation in dem entsprechenden Fall abgedeckt - ebenfalls mitbehandelt werden. Außerdem ist in diesem Fall eine Reinterpretation nicht möglich. (6-109) (6-110) (6-111)

Der Dackel hat ganz krumme Beine. Der Hund hat ganz krumme Beine. Das Tier hat ganz krumme Beine.

Auch bei diesen Beispielsätzen kann man die beiden letzten Sätze aus dem ersten dadurch erhalten, daß man "Dackel" durch Hyperonyme ersetzt. Im Gegensatz zu dem obigen Beispiel folgt aber nicht aus der Wahrheit des ersten Satzes, daß auch die anderen beiden Sätze notwendigerweise wahr sind.81 Zwar ist (6-109) wahr, (6-110) dagegen nicht, denn nicht alle Hundearten haben krumme Beine. Von Tieren allgemein gilt das noch weniger. Hier sind (6-109) einerseits und (6-110), (6-111) andererseits verschiedene Wahrheitswerte zuzuordnen. Dasselbe gilt für das folgende p-generische Beispiel.82 (6-112) (6-112') (6-113) (6-113')

Pinguine können nicht fliegen. Pinguine können fliegen. Vögel können fliegen. Vögel können nicht fliegen.

(6-112) und (6-113) sind wahre generische Sätze, (6-112') und (6-113') dagegen falsche genetische Sätze. (6-113') ist durch Substitution durch ein Hyperonym aus (6-112) hervorgegangen, (6-1120 dagegen kann man durch Substitution durch ein Hyponym aus (6-113) erhalten. 8

1 Bei deiktiscbem Gebrauch ist allerdings auch bei genetischer Interpretation eine Substitution möglich, ohne den Wahrheitswert zu ändern. Ich gehe später darauf noch einmal ein. 82 An diesem Beispiel kann man aber auch sehen, daß eine Ersetzung durch Hyponyme genausowenig allgemein erlaubt ist wie in nicht-generischer Verwendung.

252

Es ist aber nun auch nicht notwendigerweise so, daß sich bei Substitution durch ein Hyperonym der Wahrheitswert ändert. Er kann auch beibehalten werden, wie das folgende Beispiel illustriert. (6-114) (6-115)

Der Spatz kann fliegen. Der Vogel kann fliegen.

Unter der Bedingung, daß es sich um isolierte Sätze handelt, ist also die Behauptung, daß eine Ersetzung durch ein Hyperonym generell nicht möglich ist, gerechtfertigt. Dies gilt aber nicht mehr innerhalb komplexer Texte. (6-116)

... Eine Feldmaus ist ein sehr geselliges Geschöpf. Sie vermehrt sich in warmen und trockenen Sommern so ungeheuer, daß die Scharen der Feldmäuse anwachsen gleich den Plagen Ägyptens und der Mensch, fast machtlos, einen guten Teil seiner Ernte den gefräßigen Tieren überlassen muß. (nach OOMEN 1977: 124, Hervorhebungen von mir)

In diesem Fall handelt es sich um eine Substitution bei einer p-generischen NP. Aber auch s-generisch ist eine derartige Substitution möglich. (6-117)

In seiner Heimat, den Fußhügeln des Himalaya, wird er Wah genannt. Besser bekannt ist er als Kleiner Panda oder Katzenbär.... Vor 167 Jahren entdeckte der britische Generalmajor Thomas Hardwicke das Tier im Himalaya und nannte es "Feuerfuchs". (Das Tier 1988/9: 6)

Im ersten Abschnitt ist (pronominal) von dem Kleinen Panda die Rede. Die NP das Tier im zweiten Abschnitt ist koreferent dazu. "Tier" ist aber ein Hyperonym" zu "Kleiner Panda" bzw. "Wah". Im nächsten Beispiel wird das Hyperonym sogar noch mit einem Demonstrativum verknüpft. Auch hierbei handelt es sich wieder um eine s-generische NP (diese beiden so unterschiedlich aussehenden Tiere). (6-118)

Einige Jahre später wurde von Pater David in China ein anderer Panda gefunden, der schwarzweiße Große. Beide Arten gehören eindeutig zu den Raubtieren, zeigen aber deutliche Gebißanpassungen an Pflanzennahrung. War es möglich, daß diese beiden so unterschiedlich aussehenden Tiere verwandt waren? (Das Tier 1988/9: 6)

Versucht man nun anhand dieser beiden Beispiele das Kriterium der determinanserhaltenden Substitution durch Art-Konstruktionen anzuwenden, so ist dies in beiden Fällen ganz eindeutig möglich. (6-117')

In seiner Heimat, den Fußhügeln des Himalaya, wird er Wah genannt Besser bekannt ist er als Kleiner Panda oder Katzenbär.... Vor 167 Jahren entdeckte der britische Generalmajor Thomas Hardwicke die Tierart im Himalaya und nannte sie "Feuerfuchs".

(6-118')

Einige Jahre später wurde von Pater David in China ein anderer Panda gefunden, der schwarzweiße Große. Beide Arten gehören eindeutig zu den Raubtieren, zeigen aber deutliche Gebißanpassungen an Pflanzennahrung. War es möglich, daß diese beiden so unterschiedlich aussehenden Tierarten verwandt waren?

253

Bemerkenswert ist aber, daß die Probleme bei der Substitution s-generischer definiter NPs im Singular nicht mehr bestehen. Hier ist ein einfaches Kompositum völlig ausreichend. Eine Substitution durch die Gattung der Tiere oder die Gattung namens Tier wäre hier völlig falsch. Es ist also genau eine komplementäre Distribution zu den Fällen isolierter s-generischer Vorkommen bzw. Vorkommen, die selbstständig genetisch interpretiert werden. An Beispiel (6-118) sieht man aber auch noch eine weitere textgrammatische Verwendung, die Verwendung von Demonstrativa in textdeiktischer Funktion. Bei s-generischen NPs gibt es in dieser Hinsicht anscheinend keine Beschränkungen. Wie in anderen Texten auch, kann ein großer Abstand zwischen der NP mit dem Demonstrativpronomen und der Bezugs-NP bestehen. (6-119)

Ein dem Eusthenopteron verwandter Fisch war der Coelacanth, von dem angenommen wurde, daß er ausgestorben sei, bis im Jahre 1938 Fischer in der Nähe von Madagaskar ein solches Exemplar fingen.... Jahrelang suchte man nach einem weiteren lebenden Exemplar dieses Fisches. (DS: 26 ff.)

Doch nicht nur in Verbindung mit einem Oberbegriff sind sie möglich. Auch bei Verwendung des gleichen Appellativums kann man Demonstrativa finden. Voraussetzung ist natürlich, wie bei allen Textdeiktika, daß der Diskursreferent durch eine andere NP schon eingeführt worden ist. (6-120)

Einer der Fische, die diese prähistorische Dürreperiode überlebten, war der Eusthenopteron. Dieser Eusthenopteron, der der Familie der Rhipidistia angehörte und wahrscheinlich das erste Lebewesen war, das sich an Land begab, hatte gegenüber den anderen Fischen, die ums Überleben kämpften, noch einen weiteren deutlichen Vorteil. (DS: 26)

Auch hier ist wiederum eine komplementäre Verteilung bei der Anwendung des Kriteriums der Substitution durch Art-Konstruktionen zu erkennen, diesmal komplementär zu den singulären NPs mit Demonstrativum und Oberbegriff. Eine einfache Kompositaumbildung ist hier nicht möglich, wohl aber eine Konstruktion mit namens. (6-120')

Einer der Fische, die diese prähistorische Dürreperiode überlebten, war der Eusthenopteron. Diese (Tier-)Art namens Eusthenopteron/*Diese Eusthenopteronart, die der Familie der Rhipidistia angehörte und wahrscheinlich das erste Lebewesen war, das sich an Land begab, hatte gegenüber den anderen Fischen, die ums Überleben kämpften, noch einen weiteren deutlichen Vorteil.

Bei der kompositioneilen Form der Art-Konstruktion diese Eusthenopteronart wird die NP nämlich dahingehend interpretiert, daß es sich um eine bestimmte Art aus der Familie der Eusthenopteronarten handelt. Betrachtet man diese Gesetzmäßigkeiten, so liegt der Schluß nahe, daß ein Art-Kompositum in Verbindung mit einem Demonstrativum partitiv interpretiert wird. Es hat sich bei diesen Beispielen durchweg um s-generische NPs gehandelt. Die p-generischen NPs unterscheiden sich auch in dieser Hinsicht von den s-generischen NPs. Bezüglich der Demonstrativa treten dabei noch zusätzliche, kombinatorisch bedingte Besonderheiten auf.

254 Ich habe schon weiter oben an einem Beispiel gezeigt, daß in isolierten Sätzen eine Substitution durch ein Hyperonym nicht möglich ist. Dies sei hier anhand einer Beispielbatterie kurz demonstriert. (6-121)

a. Die Pinguine können nicht fliegen. b. Pinguine können nicht fliegen. c. Ein Pinguin kann nicht fliegen. d. Alle Pinguine können nicht fliegen. e. Jeder Pinguin kann nicht fliegen.

(6-122)

a. Die Vögel können nicht fliegen. b. Vögel können nicht fliegen. c. Ein Vogel kann nicht fliegen. d. Alle Vögel können nicht fliegen. e. Jeder Vogel kann nicht fliegen.

Die Sätze unter (6-121) sind nach heutigem Stand der Erkenntnis wahr, die unter (6-122) sind alle falsch. Wie oben schon ausgeführt, gilt dies aber nicht notwendigerweise. Genausowenig, wie in isolierten Sätzen Oberbegriffe anstatt der Unterbegriffe verwendet werden dürfen, kann man dies in komplexeren Texten, wenn keine weiteren textgrammatischen Mittel benutzt werden. Dies liegt daran, daß die NPs dann p-generisch interpretiert werden, nun aber auf der Grundlage eines anderen Begriffes. Dies führt natürlich dann zu einem anderen Diskursreferenten. Anhand der Mengendiagramme, wie ich sie schon bei den allquantifizierten NPs benutzt habe, kann ich dies leicht veranschaulichen.

Schema 55

Das linke Mengendiagramm veranschaulicht die p-generische Verwendung von alle Dackel. Das rechte Diagramm dagegen zeigt, wie sich die Extension ändert, wenn man statt alle Dackel die NPa//e Hunde p-generisch verwendet. Es ändert sich ganz deutlich die Referenz. Analoges gilt natürlich auch für die sogenannte Extension der Ausdrücke der Dackel und der Hund in s-generischer Erstverwendung. Ganz anders bei der nicht-generischen Referenz.

255

Schema 56

Der Referent, um den es hier geht, ist durch ein dargestellt. Zunächst zum linken Bild: Um mich auf den Referenten zu beziehen, kann ich sowohl die Kennzeichnung der Dackel bzw. ein Dackel, als auch der Hund bzw. ein Hund verwenden, da sowohl Element von D als auch von H ist. Deshalb ist die Verwendung von Hyperonymen möglich. Das rechte Diagramm dient nur zur Veranschaulichung, wieso Hyponyme nicht verwendet werden können. Da nicht Element von D ist, kann man in diesem Fall nicht das Hyponym benutzen. Zum Schluß möchte ich noch kurz auf die Interpretation außendeiktischer genetischer NPs eingehen. OOMEN 1977 z.B. bestreitet kategorisch ihre Existenz. "Es trifft nicht zu, daß Possessiva und Demonstrativa in genetischen Texten niemals vorkommen können; sie können vorhanden sein, sofern sie textdeiktisch sind (aber nicht außendeiktisch!).'1 (OOMEN 1977: 125) Die Bezeichnung außendeiktisch ist hierbei etwas irreführend. Ich nehme nicht an, daß Außendeixis die Existenz des Diskursreferenten in der realen Welt voraussetzt Normalerweise muß man dies annehmen, im Fall der genetischen NPs ist dies jedoch etwas komplexer. Wie schon JACKENDOFF 1983 hervorgehoben hat, weist man immer auf eine konkrete Instanz einer Gattung und nie auf die Gattung selbst (6-123)

Dieser Wagen ist sehr teuer. (Nach JACKENDOFF 1983)

Wenn man dabei auf einen Cadillac zeigt, kann man damit ausdrücken, daß dieser konkrete Wagen sehr teuer ist. Oder aber, generisch interpretiert, man sagt aus, daß Cadilliacs sehr teuer sind. Nun ist aber Wagen ein Hyperonym zu Cadillac und kein Synonym. Bei außendeiktischer Verwendung kann also auch bei Ersterwähnung ein Hyperonym bei generischer Interpretation verwendet werden. Allerdings muß das Exemplar dieser Gattung "anwesend" sein, denn hier gibt die visuelle Information die zur korrekten Festlegung der Referenz nötige Information. Der Hörer des Satzes sieht ja, daß er einen Cadillac vor sich hat, und nicht einen Wagen einer anderen Marke. Die Einschränkung auf den richtigen Wagentyp ergibt sich also aus der visuellen Information. Denn nur die kleinste Menge, die dieses Element noch enthält, kann als Referent für diese NP gelten.83 In derartigen Fällen, die auch noch mit Zeigegesten einhergehen, handelt es sich um eindeutige Fälle von Außendeixis. Ebenfalls unter diese Art der Deixis kann man die 8

3 Aufgrund der hierarchischen Struktur der Gattungen kann es natürlich bei dieser Festlegung zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, je nach dem, wie fein unterteilt diese Hierarchie ist. So kann man in obigem Beispiel sich auf Cadillacs allgemein beziehen oder aber nur auf diesen bestimmten Typ. Dies ist immer eine Quelle von Mißverständnissen, was aber nur beweist, daß es sich hierbei tatsächlich um eine derartige, relativ willkürliche Festlegung handelt

256

durch Possessiva determinierten generischen NPs rechnen, sofern sie eine Relation zu einem Diskursreferenten auf RZD herstellen. Dies geschieht am deutlichsten bei NPs mit einem Possessivum der ersten oder zweiten Person. (6-124)

a. Meine generischen Nominalphrasen referieren. b. Meine Spinne ist für die Evolutionsgeschichte viel interessanter als deine Regenwürmer. Sie ist ein wichtiges Bindeglied, (fiktive Unterhaltung zwischen zwei Biologen) c. Unsere heutigen Pferde haben sich wahrscheinlich alle aus einer einzigen Wildform entwickelt. (JN: 120)

Bei (6-124) a handelt es sich um eine außendeiktische p-generische NP, während (6-124) b und c s-generische außendeiktische NPs enthalten. Durch das Possessivum wird eine Relation zwischen einem Diskursreferenten auf ESW - einer Gattung - hergestellt zu einem Diskursreferenten auf RZD - jeweils dem Sprecher und dem Hörer. Die possessive Relation kann somit auch zwischen verschiedenen Ebenen bestehen. Eine Verbindung eines Diskursreferenten dj durch die Poss-Relation mit einem in RZD verankerten Diskursreferenten dj verankert dj nicht in RZD. Denn diese Relation stellt nur eine Beziehung zwischen zwei Diskursreferenten her, unabhängig von ihrer Ebenenzuordnung. Dies liegt in der Semantik der Possessiv-Relation begründet. Außer "realen" Besitz-Relationen umfaßt sie auch andere Relationen wie "Interesse an etwas", und diese Relationen restringieren nicht die Wahl der Objekte auf eine Ebene.

6.4.2 Nutzen verschiedener Arten generischer Referenz Die verschiedenen Arten generischer Interpretation (s- und p-generisch, wobei es verschiedene Typen p-generischer Interpretation gibt) kann man zu stilistischen Zwecken benutzen. Der erste Vorteil besteht darin, daß - z.B. beim obigen Mäusetext - nicht immer die gleiche NP wiederholt, werden muß bzw. nicht immer wieder das gleiche Pronomen auftaucht. Außerdem ist es auch möglich, indirekt Informationen zu vermitteln, indem man die generischen Ausdrücke entsprechend variiert Der folgende Kaninchentext ist ein gutes Beispiel dafür. (6-125)

Kaninchentext

"Die Kaninchen leben in Erdlöchern und werfen zahlreiche Junge, die anfangs nackt und blind sind. Der Hase lebt überirdisch und macht sich ein Lager ("Sitz" oder "Sasse"), das nur aus einer flachen Mulde besteht. Die Jungtiere sind bei der Geburt schon behaart und können sehen. Alle Kaninchen und Hasen können sich dank ihrer langen, kräftigen Hinterläufe sehr rasch fortbewegen. Außerdem haben sie lange Ohren (Löffel), große Augen und einen scharfen Geruchssinn. Wenn ein Kaninchen Gefahr wittert, klopft es mit den Hinterläufen auf die Erde, um seine Artgenossen zu warnen. Der Hase lebt einsam, und wenn er sich bedroht fühlt, erstarrt er, um dann im letzten Moment hakenschlagend zu flüchten. Der Nord- und mittelamerikanische Eselhase ist einer der größten amerikanischen Hasen." (JN: 114) Hier wird mehrmals zwischen singularischen und pluralischen NPs gewechselt. Dieser Wechsel ist aber nicht unmotiviert. Die Kaninchen im Vergleich zu der Hase zeigt an, daß Kaninchen im Rudel auftreten, während dagegen der Hase ein Einzelgänger ist Bei den Bezeichnungen für

257

die Jungtiere handelt es sich beide Male um abhängige NPs. Auch hier müssen entsprechende Numerusrestriktionen beachtet werden. Da hier beide NPs im Plural stehen, wird suggeriert, daß Kaninchen und Hasen jeweils mehrere Junge pro Wurf zur Welt bringen. Danach folgt eine s-generische NP, die allquantifiziert ist und die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Hasenund Kaninchenarten hervorhebt. Dasselbe gilt für das Pronomen sie, koreferent mit alle Hasen und Kaninchen. Dann wird wieder ein Wechsel der Ebene vorgenommen. Nun wird eine p-generische singularische NP benutzt. Dadurch kommt zum Ausdruck, daß es genügt, wenn ein einzelnes Kaninchen Gefahr wittert. Es reagiert dann mit dem entsprechenden Verhalten. Hier eine pluralische NP zu benutzen, könnte den Hörer dazu verleiten, die beschriebene Situation unter Bezugnahme auf Gruppen von Gefahr witternden Kaninchen zu interpretieren. Danach folgt wieder ein Wechsel zur s-generischen Ebene. Der folgende Satz bezeichnet die Hasen als Einzelgänger, der Gebrauch einer singularischen NP ist hier wiederum folgerichtig. Dann wird s-generisch auf eine Unterart Bezug genommen durch eine entsprechend modifizierte NP. Eine derartig gute Ausnutzung der Numerusspezifikationen der verschiedenen Typen generischer NPs zur Erzeugung entsprechender impliziter Informationen ist nicht immer gegeben. Trotzdem zeigt dieser Text, daß es durchaus möglich ist, die verschiedenen Typen generischer NPs auch stilistisch zu nutzen.

6.4.3 Interaktion generischer und nicht-generischer Textabschnitte Da alle Diskursnetzwerke auf den gleichen Regeln basieren, sollte es auch möglich sein, von einer Textart in die andere zu wechseln. Den Wechsel verschiedener Arten generischer NPs, einschließlich abhängig generischer NPs, habe ich anhand des Mäusetextes dargestellt Es handelt sich um einen rein genetischen Text, genauso wie beim Kaninchentext. In beiden Fällen findet keine Verankerung in RZD statt, obwohl zunächst auch Diskursreferenten in RZD etabliert werden. Das Diskursnetzwerk (DNW 6-105) für den Mäusetext zeigt dies ganz deutlich. Hier sind auf RZD 9 Diskursreferenten angeführt. Da aber alle generisch verschoben sind, mit unterschiedlichen Verfahren, wobei abhängig generische NPs mit verschoben werden, bleibt kein in RZD verankerter Diskursreferent übrig. Auch der Wechsel der Ebenen zwischen 776 und 719 etabliert keine feste Relation zwischen diesen beiden Ebenen, da 776 nicht verankert ist. Manchmal wird sogar der Wechsel von einer Ebene zur anderen gar nicht erkannt. So findet sich bei PERENNEC 1992 folgender Text. (6-126) Eisbärentext "Warnung vor Eisbären: Während der Sommermonate durchstreifen Eisbären vor allem die östlichen und nördlichen Gebiete: auch an der Westküste stößt man auf Bären. Sie sind in den meisten Fällen sehr hungrig und daher lebensgefährlich. Reisende haben folgende Regeln zu beachten: Halten Sie stets sicheren Abstand. Versuchen Sie auf keinen Fall, die Tiere mit Futter anzulocken weder vom Boot aus noch aus den Fenster einer Unterkunft. Eisbären greifen ohne Vorwarnung an.

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Eisbären stehen ausnahmslos unter Naturschutz. Sollte es in einer Notwehrsituation trotzdem erforderlich sein, zu schießen, dann zielen Sie nicht auf den Kopf, sondern auf Schulter und Brust..." (PERENNEC 1992, Hervorhebungen von mir) Sie meint dazu, daß zwar die Referenz innerhalb jedes Satzes neu festgelegt wird, jedoch vom regierenden Thema beeinflußt wird. Hörer und Sprecher seien sich einig, was gemeint sei. Die Nominalgruppe Eisbären werde mit der dem Touristen drohenden Gefahr gleichgesetzt. Tatsächlich werden hier zwei verschiedene Referenzen gemischt: Die von mir in (6-126) kursiv gesetzten NPs referieren nicht-generisch nicht-spezifisch, während dagegen die unterstrichenen NPs p-generisch interpretiert werden. Es ist also auch möglich, innerhalb eines Textes beide Ebenen zu benutzen, wobei in RZD verankerte Diskursreferenten auftreten. Ein Beispiel dafür habe ich schon in Kapitel 6.2.3 angeführt (vgl. (6-61) mit dazugehörigem Diskursnetzwerk). Ich führe dies hier noch einmal an. (6-127)

Adler sind geschützt Bill fängt sie.

(DNW6-127) ESW

L 698 Adler

Gattungsmerkmale

/rrv\

1 i * Adler

549 n > 1 Adler geschützt

Hierbei handelt es sich um eine sloppy-Interpretation des Pronomens. Die beiden Ebenen sind nur durch eine implizite Relation verbunden, die sich aufgrund der p-generischen Verschiebung ergibt. Das bedeutet aber, daß es keine Relation zwischen den beiden Diskursnetzwerksebenen gibt.84 Zwischen den beiden einzelnen Diskursnetzen - 129 und 211 einerseits und 549 und L 698 andererseits - besteht keine Verbindung, noch nicht einmal eine implizite. Im folgenden Text dagegen findet ein ständiger Wechsel zwischen den beiden Ebenen statt. (6-128)

Rindertext

"Die verschiedenen Rinderarten wurden auf der ganzen Welt vom Menschen entweder gejagt oder domestiziert. Das hat dazu geführt, daß manche Arten fast oder ganz 84

Da es sich um einen kohärenten Text handelt, kann diese Aussage nicht summen. Denn sonst ist das dritte Kriterium der Wohlgeformtheitsbedingung nicht erfüllt Die Relation besteht in einem Begründungsverhältnis zwischen diesen beiden Aussagen, die sprachlich durch though (obwohl) realisiert wird.

259

ausgerottet sind, während andere, wie das Hausrind, in vielen Ländern zur Milch- und Fleischgewinnung gezüchtet werden. Der amerikanische Bison und der europäische Wisent haben sehr gelitten. Der Wisent ist in freier Wildbahn ausgestorben; die wenigen überlebenden Exemplare leben streng geschützt in Zoos und Naturparks. Noch tragischer war das Schicksal des amerikanischen Bisons. Im Jahre 1800 zogen noch über 60 Millionen Bisons über die Prärien, doch nachdem sie ein Jahrhundert lang wegen ihres Fleisches und ihrer Haut rücksichtslos abgeschlachtet worden waren, blieben nur noch fünfhundert Exemplare übrig. Sie wurden jedoch vor dem Aussterben bewahrt, und heute leben wieder mehrere tausend in Nationalparks und Wildreservaten." (JN: 122) Zunächst werden mit Hilfe von Art-Konstruktionen (die verschiedenen Rinderarten, manche Arten, andere) verschiedene Aussagen über Rinderarten gemacht Dazwischen wird s-generisch auf den Menschen Bezug genommen. Danach wird der Modus gewechselt, es werden nun sgenerische NPs benutzt (das Hausrind, der amerikanische Bison, der europäische Wisent, der Wisent). Nun erfolgt ein Wechsel zu RZD mit Hilfe einer elliptischen Exemplar-Konstruktion. Dieser Textabschnitt weist nur einen Wechsel der Ebene auf, und dieser ist eindeutig markiert. Danach erfolgt wieder ein Wechsel zurück zu ESW. Dies wird durch eine s-generische NP erreicht (des amerikanischen Bisons), die gleiche, die kurz zuvor benutzt wurde. Der nächste Satz ist temporal lokalisiert und enthält eine Vorgangsprädikation. Die NP über sechzig Millionen Bisons bezieht sich auf einzelne Bisons, die alle in RZD verankerte Diskursreferenten besitzen. Es folgt das Pronomen sie. Prinzipiell stehen hier drei verschiedene Interpretationen zur Verfügung. Die sloppy-Interpretation erweist sich als ungeeignet. Eine Substitution des Pronomens durch über sechzig Millionen Bisons, bei Ausschluß von Koreferenz, ergibt keinen adäquaten Sinn. Eine koreferente Interpretation auf RZD nach Substitution durch die über sechzig Millionen Bisons ist ebenfalls nicht angebracht, denn Bisons leben nicht ein Jahrhundert lang. Also bleibt noch die Substitution wieder durch die Bisons, jedoch diesmal p-generisch interpretiert. Dies führt damit wieder zu einem Wechsel der Ebene. Noch innerhalb desselben Satzes wird wieder die Ebene gewechselt, mit einer Exemplarkonstruktion. Das Pronomen sie, das darauf folgt, muß durch eine angemessene Vollform ersetzt werden. Eine Ersetzung durch die vorangegangene Exemplar-Konstruktion ist nicht angebracht Das relevante Nomen für diese Substitution ist genauso wie für die folgende elliptische Konstruktion Bison. Es ergibt sich dann die NP die Bisons*5, die wieder p-generisch interpretiert wird. Somit ist wieder ein Wechsel der Ebene erfolgt. Zum Schluß wird mit Hilfe einer elliptischen NP wieder zur Ebene RZD gewechselt. Die Prädikation ist eindeutig in RZD verankert. Zum Schluß erfolgt also ein permanenter Wechsel von ESW zu RZD und zurück. Dabei ist der Wechsel meist nicht durch eindeutige Konstruktionen wie Exemplar- oder Art-Konstruktionen gekennzeichnet. Dies geht sogar so weit, daß eine elliptische NP zum Wechsel der Ebene benutzt wird.

85

Nicht möglich ist die Substitution durch die 500 Bisons, denn dies führt zu einer falschen Interpretation.

260 Ablauf der Ebenenwechsel

i 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Verwendete NP

die verschiedenen Rinderarten vom Menschen manche Arten andere das Hausrind der amerikanische Bison der europäische Wisent der Wisent die wenigen überlebenden Exemplare 10 des amerikanischen Bisons 11 über 60 Millionen Bisons

12 13 14 15

Ebene ESW ESW ESW ESW ESW ESW ESW ESW

dj alt alt neu neu

alt alt alt alt neu alt neu

sie

RZD ESW RZD ESW

"alt"

fünfhundert Exemplare

RZD

neu

sie

ESW RZD

"alt"

mehrere tausend

neu

Wechsel nein nein nein nein nein nein nein

ja ja ja ja ja ja ja

Schema 57

Ich habe in Schema 57 auch angeführt, ob es sich bei den Diskursreferenten um neue oder um schon bekannte, alte handelt. Dabei habe ich drei verschiedene Arten von alten Diskursreferenten unterschieden: alte, alte und "alte". Die alten Diskursreferenten werden im Text zum ersten Mal erwähnt, liegen aber in ESW schon aufgrund vorheriger Diskurse und Weltwissen vor. Alte Diskursreferenten dagegen sind schon im Diskursnetzwerk etabliert aufgrund einer vorangegangenen Äußerung in diesem Text. Dies gilt für dg, der mit d? identisch ist und dio, der mit dg identisch ist. Bezeichnenderweise wurde bei der zweiten Erwähnung einmal der Modifikator weggelassen.86 Außer den verschiedenen neuen Diskursreferenten auf RZD, die jeweils Mengen von Exemplaren der jeweiligen Gattungen bezeichnen, gibt es noch zwei "alte" Diskursreferenten, di2 und di4. Es handelt sich in beiden Fällen um das Pronomen sie. Bei beiden liegt eine p-generische Verschiebung vor, die bei einem schon etablierten Diskursreferenten (d

Teil von v

M' d4

**^ d7

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RZD

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dll

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i

i

I

An diesem Netzwerk erkennt man außerdem, daß der Text zwei Schwerpunkte hat. Zum einen sind alle Diskursreferenten mit di direkt oder indirekt über Vermittlung durch andere Diskursreferenten verbunden. Damit ist di als Hauptthema des Textes ausgewiesen. Einen weiteren Schwerpunkt bildet dio (bzw. de). Auch dieser Knoten ist mit mehreren Diskursreferenten verbunden. Bei diesem Text ist ein häufiger Wechsel zwischen der Ebene ESW und RZD zu beobachten. Implizit - über die präsuppositionellen Knoten - ist aber ESW auch bei einem Diskurs 87

Dadurch wird nicht impliziert, daß es sich bei der Gattung doch um die Menge aller Exemplare dieser Gattung handelt Die Teil-von-Relation umfaßt mehr als nur die mengentheoretisch darstellbaren Beziehungen. Im übrigen ist die Menge aller Individuen in der Komponente Verbreitungsgebiet mit enthalten. In Kap. 6.1 habe ich die Teil-von-Relation als die Default-Relation in Netzwerken angeführt.

262 betroffen, der anscheinend rein in RZD stattfindet. Ich möchte diese Interaktion zunächst an einem Beispiel zeigen, in dem ESW auch explizit benötigt wird. Ich habe schon in Kap. 3 kurz darauf hingewiesen. (6-129)

Ich habe mir gestern einen Hund, der sehr selten ist, /einen sehr seltenen Hund mit einem roten Halsband gekauft (= (3-46))

Für das Diskursnetzwerk müssen zunächst die Modifikatoren ausgewertet werden. Die Modifikatoren gehören dabei verschiedenen Ebenen an. Selten zu sein ist eine Eigenschaft von Gattungen und somit auf ESW anzusiedeln, während dagegen ein rotes Halsband zu haben in diesem Fall eine Eigenschaft eines bestimmten Exemplars ist und in RZD verankert ist (DNW 6-129) I5SW

(L 153)

(Hund) (Gattungsmerkmale)

L 315

(Prototyp)

(Name)

(kM) (eM)

(Gattungsmerkmale)

von

mm ^WJfr

(Ul -Un)

selten

Prototyp Hund (eM)

iiiiiiiiiiP diiiiiiiii

l (Teil von) i

:

RZD

i

1

n = 1 SPRECHER i

**

157

GOAL

n —l

n - 1 Halsband

Hund

v/"\f-

mit 1

T-l

kaufen ^

J,

159

*

I

roc I

habe ich nicht noch weiter in die einzelnen Bestandteile zerlegt. Auch hier sind natürlich präsuppositionelle Diskursreferenten vorhanden. (DNW 6-129) ist die Darstellung für die Modifikation mit einem Relativsatz. Im Fall der adjektivischen Modifikation ist L 315 ebenfalls ein präsuppositionell gegebener Knoten. Es zeigt sich also, daß bei der Analyse einer NP ein Wechsel der Ebenen möglich sein kann und daß beide Ebenen gleichzeitig involviert sind. Grundsätzlich ist bei jeder Äußerung einer NP mit einem Appellativum auch immer ESW durch einen präsuppositionellen Referenten beteiligt. Über diesen präsuppositionellen Diskursreferenten ist das sogenannte Weltwissen gegeben, das wir beim Äußern oder Hören eines Ausdrucks aktivieren. Bei der NP ein Dackel ist über den präsuppositionellen Diskursreferenten, der die Gattung der Dackel beinhaltet, das Wissen des

263

Hörers über Dackel aktiviert Dieses Wissen ergibt sich über die klassifikatorischen Eigenschaften ("ist ein Hund/Säugetier"), die empirischen Eigenschaften ("klein, hat krumme Beine"), die Verbreitungsmerkmale ("ist in Europa weit verbreitet") und die Unterarten ("Kurzhaardackel, Rauhhaardackel"). Das Appellativum ist dabei notwendigerweise der Name der Gattung. Das bedeutet aber, daß auf der präsuppositionellen Ebene in Form eines entsprechenden Weltwissens über die Beteiligung präsuppositioneller Diskursreferenten auf ESW auch bei einem scheinbar ganz in RZD verankerten Diskurs ESW immer mit gegeben ist. Insgesamt hat sich gezeigt, daß vielfältige Interaktionen zwischen ESW und RZD möglich sind. Sie interagieren über die oben diskutierten präsuppositionellen Diskursreferenten und vor allem bei der Erstellung der p-generischen Interpretation. Zum Schluß möchte ich nun ganz kurz noch das Verhältnis zwischen genetischen Sätzen und generischen Nominalphrasen ansprechen. Nimmt man an, daß sich nicht-generische Sätze dadurch auszeichnen, daß sie hauptsächlich88 in RZD verankert sind, so ergeben sich folgende Gesetzmäßigkeiten bezüglich der Interaktion von generischen Sätzen und generischen Nominalphrasen: 1. Es gibt nicht-generische Sätze, die eine generische Nominalphrase enthalten (vgl. (6-130)). (6-130)

Maria soll einen/zwei/drei Bären untersuchen. (= (3-83))

2. Es gibt generische Sätze, die keine generische Nominalphrase enthalten. Damit sind nicht die habituellen Sätze gemeint, die nach meiner Definition keine generischen Sätze sind, sondern Sätze, die nur abhängig generische NPs enthalten, die also nicht aus sich heraus generisch interpretiert werden. (6-131)

(Das Pferd ist ein Fluchttier.) Die Beine sind deshalb besonders hoch. (vgl. (5-21))

Trotz dieser prinzipiellen Unabhängigkeit genetischer NPs und generischer Sätze ist eine generische Interpretation eines Satzes jedoch in der Regel mit einer generischen Interpretation der darin enthaltenen NPs verbunden. Ob es sich nun um einen Satz oder um eine Nominalphrase handelt, das Kennzeichen für die Generizität oder Nicht-Generizität ist immer, ob eine Verankerung in RZD nach den in Kapitel 4.3 genannten Regeln möglich ist oder nicht. Die Betonung liegt dabei auf "Verankerung", da eine bloße Etablierung in RZD wie bei den p-generischen Interpretationen nicht ausreicht. Umgekehrt zeigt ein einziger in ESW angesiedelter Diskursreferent noch keine generische Interpretation des entsprechenden Satzes an (vgl. 6-130).

88

Ein oder mehrere Diskursreferenten in ESW beeinträchtigen dabei die Nicht-Generizität des Satzes nicht. Ein Satz kann als nicht-generisch angesehen werden, wenn die Relation, die durch das Prädikat ausgedrückt wird, in RZD verankert ist, oder aber (bei einstelligen Relationen) der entsprechende Diskursreferent in RZD verankert ist. Zu beachten ist, daß tatsächlich eine Verankerung vorliegt (vgl. dagegen die p-generische Interpretation).

7. Diskursreferenten und Referenz In Kap. l habe ich erläutert, daß ich ein zweistufiges Referenzmodell annehme. Ich habe mich allerdings bisher nicht weiter zu der Frage geäußert, ob generische NPs referieren oder nicht. Vielmehr habe ich zu zeigen versucht, daß generische NPs sich in das semantische System einpassen und kein Phänomen mit ganz anderen Regeln sind. Dies habe ich insbesondere hinsichtlich der Determination gezeigt. Die Markierungen für Definitheit und Numerus gelten auch für generische NPs im vollen Umfang. Damit stehe ich im Gegensatz zur Tradition der Literatur zu genetischen NPs, die die Determination bei genetischen NPs meist als distinktiv von der nichtgenerischer Verwendung ansah (vgl. VATER 1963, OOMEN 1977, KRIFKA 1987, LINK 1988, BURTON-ROBERTS 1989, um nur einige zu nennen). Als Grundlage für die Modellierung des Phänomens benutzte ich die Familiarity-Theorie, die auf CHRISTOPHERSEN 1939 zurückgeht, in der Modifikation von HEIM 1982, 1983. HEIM hat die Familiarity-Theorie in Anlehnung an KARTTUNEN 1976 mit einem zweistufigen Referenzmodell kombiniert. Zunächst muß man zwei verschiedene Arten generischer Referenz unterscheiden. Sie fallen nicht mit den Unterscheidungen von KRIFKA 1987 in d- und i-generische NPs zusammen. Denn d- und i-generische NPs unterscheiden sich durch die Komponente, auf die sie referieren. Bei einer Referenz, die auf Individuen bezogen werden kann, handelt es sich um eine i-generische Referenz. Ist die Gattung an sich gemeint, unabhängig von den sie konstituierenden Individuen, so handelt es sich um d-generische NPs. Die Bezeichnungen d- und i-generisch stehen mnemotechnisch für die bevorzugten Determinationstypen definit und indefinit. Diese Zuordnung ist jedoch nicht bindend, es gibt sowohl definite i-generische NPs als auch indefinite d-generische NPs. Es handelt sich dabei um ein einstufiges Modell, bei dem direkt auf entsprechende Entitäten referiert wird.

i Der Löwe ist eine Spezies.

Gattung Löwe

] ( E i n Löwe ist

furchterregend.]

Prototyp Löwe/ Löwenindividuen

Schema 58

Dieses Grundmodell kann noch erweitert werden, indem man eine einheitliche Referenz annimmt. Über einen weiteren Schritt gelangt man dann zu den einzelnen Individuen. In diese Richtung geht der Formalismus von HEYER 1987, der annimmt, daß seine genetischen NPs einheitlich auf die Gattung referieren. Über Zwischenschritte erfolgt dann die Referenz auf die Individuen. Weitere Zwischenschritte erlauben dann unter bestimmten Bedingungen sogar einen Rückschluß auf einzelne, konkrete Individuen. Da dieser Rückschluß nicht zwingend ist, ist diese Relation hier nur gestrichelt dargestellt

265

{ Der Hund bellt.

J

Gattung Hund

l

Prototyp Hund

Schema 59 Trotz der vielen Schlußfolgerungsstufen handelt es sich bei diesem Modell um ein einstufiges Referenzmodell. Denn von der Äußerung zur außersprachlichen Ebene erfolgt nur ein Schritt. Alle weiteren Schritte sind innerhalb der außersprachlichen Ebene anzusiedeln und zählen daher nicht mehr als Referenzstufe. Einstufige Modelle für die generische Referenz sind ungeachtet ihrer Komplexität in der außersprachlichen Ebene analog zu den einstufigen Referenzmodellen für nicht-generische NPs zu sehen. Das Grundmodell einer einstufigen Referenz beschränkt sich also auf die beiden Ebenen Äußerung und Außersprachliches. ^Äußerung J

Außersprachliches Schema 60 Die Modelle für nicht-generische Referenz kann man wieder unterteilen in Modelle, die allein spezifische Referenz zulassen, und solche, die auch nicht-spezifische Referenz zulassen. Diese Möglichkeit kann auch auf die generische Referenz übertragen werden, so daß es demnach spezifische und nicht-spezifische generische Referenz gibt. Je nach Zielsetzung und Schwerpunkt der entsprechenden Untersuchung entstehen verschiedene Kombinationen. Da bei einer nicht-spezifischen nicht-generischen Referenz keine Referenz auf konkrete Objekte vorliegt, wird manchmal angenommen, daß es sich um Referenz auf Konzepte handelt. Da es sich bei der generischen Referenz auch um Konzepte handeln soll, wird manchmal die generische Referenz als Fall einer nicht-spezifischen Referenz aufgefaßt. So zum Beispiel schon von HAWKINS 1978. "And generics are merely indefinite references which are interpreted like non-specific indefinites, but outside the scope of the quantifiers and operators which make an indefinite reference non-specific. Put simply, generic references are 'non-specific references' in 'specific' contexts. The difference between a generic and a specific indefinite is therefore basically pragmatic, reflecting whether the context leads the hearer to believe that the

266

speaker either does or does not have a particular singular referent in mind." (HAWKINS 1978: 215) In den einstufigen Modellen sind textgrammatische Faktoren nicht darstellbar. Unter diese textgrammatischen Faktoren fällt zum einen die Pronominalisierung. Aber auch die FamiliarityTheorie, die Referenteneinführung und Referentenwiederaufnahme behandelt, ist mit einer einstufigen Theorie nicht erfaßbar. Denn wie soll man einen Referenten wieder aufnehmen oder einführen, der gar nicht existiert? Diese beiden textgrammatischen Faktoren sind eng miteinander verknüpft. In beiden Fällen spielt das Merkmal [± definit] eine zentrale Rolle. Dies bedeutet aber, daß ein zweistufiges Referenzmodell es erlaubt1, die Referenz in Abhängigkeit von der sprachlichen Realisierung zu interpretieren. In den Kapiteln 2-6 habe ich ausführlich die verschiedenen Arten generischer NPs bestimmt und dabei die Rolle der Determination herausgearbeitet. Es gibt zwei Arten generischer NPs: s-generische und p-generische. Die s-generischen NPs sind relativ einfach zu integrieren. Textgrammatisch verhalten sie sich genauso wie nicht-generische NPs. Der einzige Unterschied besteht in der "Referenz". Um dies zu erläutern, betrachte ich hier NPs mit konkreten Individuativa. In nicht-generischer Verwendung bezieht sich der Sprecher auf ein oder mehrere (konkrete) Individuen, die unter diese Kennzeichnung fallen. In s-generischer Verwendung bezieht sich der Sprecher auf ein oder mehrere Gattungen, die unter diese Kennzeichnung fallen. In s-generischer Verwendung ist das gesamte Potential anwendbar, das auch bei nicht-generischer Verwendung benutzt werden kann. Dies trifft insbesondere auf die Verwendung der Determinantien zu. In s-generischer Verwendung können die gleichen Determinantien und Quantoren benutzt werden wie bei entsprechenden nicht-generischen NPs, mit den gleichen Auswirkungen. Allerdings ist die s-generische Verwendung nur bei NPs mit dem Merkmal [+ zählbar] möglich. Das wird besonders deutlich bei der pluralischen Verwendung von Massenomina, dem sogenannten Sortenplural. Die Ursache ist, daß Gattungen in gewisser Weise als Individuen aufgefaßt werden, als Einzelelemente. Darauf weist z.B. die Kategorisierung von CARLSON als Individuum besonderer Art oder die verschiedenen Hinweise auf den Eigennamencharakter generischer NPs hin (vgl. z.B. CARLSON 1980 und HEYER 1987). Diese Individuen sind jedoch nicht raum-zeitlich gebunden. Dadurch ergeben sich auch andere Prädikationsmöglichkeiten. So sind Prädikationen, die sich auf das Verbreitungsgebiet beziehen, bei s-generischen NPs möglich, bei nicht-generischen NPs nicht, da letztere sich auf raum-zeitlich gebundene Individuen beziehen. Umgekehrt sind Prädikationen, die eine raum-zeitliche Festlegung über Stadien erfordern, bei s-generischen NPs nicht möglich. Dies betrifft die immer wieder hervorgehobene Tatsache, daß Vorgangsprädikationen in der prototypischen Komponente nicht möglich sind. Diese raum-zeitliche Festlegung geschieht dadurch, daß in einer festgelegten zeitlichen Reihenfolge sich die Eigenschaften der aufeinanderfolgenden Stadien eines Individuums ändern. Da Gattungen nicht die dafür erforderliche Struktur haben, sind Vorgangsprädikationen über Prototypen nicht möglich. Dies betrifft auch bestimmte Eigenschaften, die nur von Stadien prädizierbar sind wie z.B. zur Verfügung stehen. Weitere Beispiele finden sich bei CARLSON 1980, KRATZER 1988. Auch diese sind nicht in dieser Interpretation bei generischen NPs möglich. Vorgangsprädikationen und Eigenschaften, die sich auf raum-zeit1

KAMPs Modell ist ebenfalls zweistufig, erfaßt jedoch nur die Pronominalisierung, da es zu stark an der Modallogik orientiert ist.

267

lieh gebundene Stadien beziehen, können nur in der sogenannten habituellen Interpretation für generische NPs verwendet werden. Diese Interpretation überfuhrt raum-zeitlich gebundene Prädikate in raum-zeitlich nicht gebundene Prädikate. Aus dem Vorgang des Laufens wird dann die Eigenschaft, den Vorgang des Laufens zu vollziehen. Aus der Eigenschaft, zur Verfügung zu stehen, wird dann die Eigenschaft, die Eigenschaft zu haben, zur Verfügung zu stehen (vgl. DIESING 1988). Dieser komplizierte Ausdruck bedeutet nichts anderes als "steht normalerweise/ generell/immer zur Verfügung". Es gibt auch Vorgangsprädikationen, die auf Gattungen zutreffen. Dies sind zum einen Vorgänge, die sich auf das Verbreitungsgebiet beziehen. Auch bei Vorgängen, die die Komponente Verbreitungsgebiet betreffen, ist der Vorgang von der Abfolge der einzelnen Stadien unabhängig. Zum anderen sind es die Eigenschaftsvariationen. Es sind also Änderungen in den Eigenschaften der unter die Gattung fallenden Individuen2, wobei meist ein auslösender Parameter mit angegeben wird. Individuen aber sind nicht raum-zeitlich gebunden, nur die Stadien, aus denen sich das Individuum zusammensetzt. Also liegt hier wiederum keine räum-zeitliche Festlegung vor. Vorgänge, die sich durch Eigenschaften von Individuen darstellen lassen, sind also selbst nicht raum-zeitlich gebunden. Dies gilt sowohl für die Prädikate in der Komponente Verbreitungsgebiet als auch für die Eigenschaftsvariation. Derartige Prädikationen können dann ihr Subjekt nicht in RZD verankern.3 Die Besonderheiten, die sich hinsichtlich der Prädikation bei s-generischen NPs ergeben und diese auch deutlich von den nicht-generischen NPs unterscheiden, ergeben sich also allein aus der ontologischen Natur der jeweils betroffenen Objekte. Daß die Strukturierung der betroffenen Objekte die Art der Prädikation beeinflußt, ist jedoch nicht spezifisch für die generische Interpretation, sondern ein generelles Phänomen, das normalerweise als selektionale Subkategorisierung klassifiziert wird. S-generische und nicht-generische Interpretation sind also als Parallelfall anzusehen. Es werden genau dieselben Mechanismen angewendet mit denselben Ergebnissen, allerdings bezogen auf andere Objekte. Bisher habe ich von Individuen gesprochen, wie meist in meiner Arbeit. Dieses gilt aber analog auch für andere Arten von Konzepten. Als Beispiel nehme ich hier Krankheiten. Die Krankheit an sich, z.B. AIDS, entspricht ontologisch einer Gattung. Die Individuen sind somit die Einzelvorkommnisse dieser Krankheit. Was der Ebene der Stadien entspricht, ist dabei nicht so einfach festzulegen4. Bei anderen Abstrakta kann man aber auch diese Dreistufung feststellen. Dies ist z.B. bei Vorgängen der Fall. So entspricht beim Tennis der Aufschlag an sich, als Bewegungstyp, der Gattung. Die Art der Ausführung einer einzelnen Person entspricht dem Individuum, z.B der Aufschlag von Steffi Graf oder Boris Becker. Diese Individuen kann man miteinander vergleichen, ihnen Eigenschaften zuschreiben etc. Den Stadien entspricht dann die einzelne Ausführung, die zeitlich und örtlich genau festgelegt werden kann, jeder Aufschlag in jedem Spiel ist ein einzelnes Stadium und kann jedesmal anders ausfallen. Eigenschaften, die 2 3

4

Nicht der Stadien! Deshalb ist die generische Interpretation mi tsolchen Prädikaten sehr häufig, wenn sie auch nicht die einzig mögliche ist. Dies gilt z.B. für Prädikationen wie zahlreich sein. Es könnten z.B. die Inkubation, Verschlechterung, Veibesserung, Heilung und ähnliches sein, also umgangssprachlich die einzelnen Stadien der Krankheit Das ist aber nicht ganz unproblematisch, da es auch wieder Bestandteile des Konzeptes sind und diese Stadien so etwas wie Instanziieningen der Bestandteile sind, also möglicherweise wieder auf der ontologiscben Ebene der Individuen. Bei chronischen Krankheiten kann man jedoch die akuten Erkrankungen als die einzelnen Stadien ansehen. Asthma als Krankheit ist also die Gattung, das chronische Asthma des Herrn X ein Objekt, und die einzelnen Asthmaanfälle des Hern X sind dann Stadien.

268

einem einzelnen Stadium zugeschrieben werden können, sind nicht generell auf das Individuum übertragbar. Dasselbe gilt auch umgekehrt. Die Ausführungen zur Prädikation und den ontologischen Fundierungen gelten ebenso für die p-generischen NPs, den zweiten Typus genetischer NPs. Die Ausführungen zu den textgrammatischen Faktoren treffen hier jedoch nicht zu. Dies betrifft insbesondere die Art der Determination. Hier hat sie andere Auswirkungen als bei nicht-generischem Gebrauch. Es handelt sich nicht wie bei den s-generischen NPs um einen parallelen Gebrauch, der sich nur durch die Objekte, auf die verwiesen wird, unterscheidet. Vielmehr handelt es sich hier um Grenzfälle. Diese Grenzfälle sind durch die Semantik der jeweiligen Determinantien und Quantoren bedingt; sie sind daher sprachspezifisch und nur auf einige Lexeme beschränkt Generell ergibt sich die p-generische Interpretation als Grenzfall, der dadurch ausgelöst wird, daß kontextuelle Begrenzungen wegfallen. Das Fehlen kontextueller Begrenzungen ist oft dadurch bedingt, daß eine raum-zeitliche Festlegung nicht erfolgt. Dies ist besonders deutlich bei den bare plurals. Da es sich bei der p-generischen Verwendung um einen Grenzfall handelt, sind die textgrammatischen Funktionen scheinbar außer Kraft gesetzt. Definitheit und Numerus können auf der Ebene der Konzepte, auf ESW, nicht mehr zur Interpretation herangezogen werden, da sie dazu benötigt wurden, diese Ebene erst zu erreichen. Deshalb also sind sie scheinbar außer Kraft gesetzt Tatsächlich beruht aber auch der p-generische Gebrauch auf denselben Prinzipien wie der nichtgenerische Gebrauch. Gewisse Einflüsse haben Definitheit und Quantifizierung aber auch bei diesem Typ der Interpretation. Definite p-generische NP können nicht verwendet werden, wenn es die Gattung auf ESW noch gar nicht gibt (vgl. Knoblauchesser). Zur Einführung neuer Gattungen werden indefinite NPs benötigt (vgl. Splandinos, Masatol und ein Haasikus). Die Definitheitsmarkierung wirkt sich also auch bei p-generischer Verwendungsweise aus. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, da die p-generische Verschiebung bei defmiten p-generischen NPs durch die Identitätsbeziehung hergestellt werden muß. Bei allquantifizierten NPs bleibt die Markierung der Ausnahmslosigkeit bestehen, die sich durch die Numerusspezifizierung n = max > l ergibt, im Gegensatz zu der Spezifizierung n > l, die in dieser Hinsicht keinerlei Beschränkungen auferlegt Außer diesen beiden Arten genetischer Referenz gibt es noch die abhängig genetischen NPs. Diese NPs werden ebenfalls auf ESW interpretiert, sie sind jedoch nicht eigenständig generisch. Sie sind vielmehr, wie auch schon die Bezeichnung anzeigt, von einer genetischen NP abhängig und zusammen mit dieser zu interpretieren. Es handelt sich also nicht, um dies noch einmal ausdrücklich zu betonen, um eine dritte Art genetischer NPs. Sie werden meist benutzt, um auf Bestandteile zu verweisen, wie Körperteile, Besitztümer etc. Dazu zählen auch andere feste Relationen (Verwandtschaft etc.). Bei den abhängig genetischen NPs sind es Bestandteile eines Konzeptes auf der Ebene ESW. Aber es gibt auch abhängig nicht-generische NPs. Dieses sind Bestandteile eines Referenten auf RZD. In RZD erscheinen sie als eigenständige Diskursreferenten. Assoziative Anaphorik weist eine NP als abhängig genetisch aus. Abhängige NPs an sich sind also zunächst einmal weder genetisch noch nicht-genetisch, erst die Lokalisation ihres dominanten Partners in ESW oder RZD macht sie zu abhängig generischen oder abhängig nicht-genetischen NPs.

269 Es gibt also insgesamt vier. Arten von NP-Interpretationen: nicht-generische, s-generische, p-generische und abhängige.5 NPs unabhängig generisch s-generisch

abhängig

nicht-generiseh

p-generisch

Schema 61 Die abhängig generischen NPs sind dabei zunächst nicht festgelegt. Sie erben die Interpretationsweise ihrer dominanten NP, so daß sich eine Kombination aus sechs Grundtypen ergibt. s-generisch unabhängig abhängig

p-generisch + +

nicht-generisch + +

+ +

Schema 62

Dazu kommen teilweise außer einer spezifischen Referenz noch nicht-spezifische Referenzen. Diese verschiedenen Interpretationen müssen nun in ein Modell zweistufiger Referenz integriert werden. Das Modell der zweistufigen Referenz hat dabei folgenden Aufbau:

c

Äußerung

I

DIRP

Di skur s -Net zwerk \

Schema 63

Außersprachliche Ebene

Die Art-Konstruktionen wurden nicht mit in dieses Schema aufgenommen. Hier gibt es zwei mögliche Zuordnungen. Zum einen kann man sie zu den generischen Ausdrücken rechnen, dann als besondere Art. Diese Zuordnung ergibt sich dabei aus der Zugehörigkeit zur Ebene ESW. Eine andere Zuordnung ergibt sich aus dem Sprachmechanismus. Dann sind sie ein Teilbereich der nicht-generischen NPs. Dies erscheint zwar zunächst seltsam, ist jedoch einfach zu erklären. Am deutlichsten wird es bei p-generischen Interpretationen. P-generisch bedeutet, daß durch einen Mechanismus eine NP auf eine andere Ebene verschoben wird als der, der sie nonnalerweise zuzuordnen ist. Dasselbe gilt im Prinzip auch für s-generiscbe NPs. S-generische NPs sehen aus wie NPs in RZD, werden aber auf ESW interpretiert. Art-Konstruktionen dagegen werden auf ESW interpretiert, weil overte Markierungen sie dieser Ebene zuordnen. Analog wie s-generische NPs auch können sie dann wiederum p-generisch interpretiert werden, so daß eine höhere Ebene erreicht wird. In Kontexten, wo Gattungen von Gattungen bzw. Sorten von Sorten involviert sind, müßte dann auch eine s-generische Interpretation möglich sein.

270 Ich werde zunächst einige Fälle nicht-generischer Referenz untersuchen. Der einfachste Fall ist der Kernbereich der Referenz, die nicht-generische spezifische Referenz.6

Ein Zug fährt durch einen Wald. Auf dem letzten Wagen liegt eine Tanne. Die Lok hält an.

Schema 64

Die fetten Linien deuten die Relation der Diskursreferenten zu den Elementen der Realität7 an. Der für das Verständnis des obigen Satzes relevante Ausschnitt aus der Realität ist hier durch das folgende Schema symbolisiert.

vgl. die ausführlichen Erläuterungen in Kap. 1. Ob es sich dabei auch wieder um Konzepte - um projezierte Konzepte ä la JACKENDOFF 1983 - handelt, ist hier irrelevant Dies betrifft die psychologisch/philosophische Fragestellung nach der Realität der Realität und beeinflußt das zweistufige Modell der Referenz nicht Das behandelt nur die Relation zwischen sprachlicher Äußerung und Realität unabhängig von der Beschaffenheit der Realität

271

*** * ** Schema 65 Spezifische Referenz auf fiktionale Elemente kann analog modelliert werden, indem man die Ebene der Realität ersetzt durch eine Ebene der vorgestellten Realität. Analoges gilt für die Referenz auf Vergangenes. Problematischer wird es bei der nicht-spezifischen Referenz. Ich werde dies an einem Beispiel erläutern, das sowohl eine spezifische als auch eine nicht-spezifische Interpretation erlaubt, so daß durch den Vergleich die Unterschiede deutlich werden. (7-1)

C

Peter sucht eine Brille.

Peter sucht eine Brille UtaJ

( Peter sucht eine Brille.

Schema 66

Die linke Zeichnung stellt die Interpretation mit spezifischer Interpretation von eine Brille dar, die rechte Zeichnung die mit nicht-spezifischer Interpretation. Auf der Ebene der Äußerung sind beide Zeichnungen gleich, da es sich um denselben Satz handelt. Auch auf der Ebene der Diskursreferenten sind beide Zeichnungen identisch. Dies ist zwar nicht genauso offensichtlich, ergibt sich aber ganz folgerichtig aus der Tatsache, daß die Regeln für den Aufbau von Dis-

272

kursnetzwerken unabhängig von der Art der Referenz sind.8 Auch auf der Ebene der Realität braucht es keine Unterschiede zu geben.9 Deshalb habe ich auch diese Ebene hier als identisch angesetzt. Es handelt sich also um denselben Peter und um dieselben Brillen. Der einzige Unterschied besteht dementsprechend in der Verbindung zwischen Diskursnetzwerk und Realität. Während bei der spezifischen Referenz eine Verbindung zwischen dem Diskursreferenten 34 und einer bestimmten Brille 6d hergestellt wird, kann eine derartige Verbindung in der nichtspezifischen Interpretation nicht hergestellt werden. Peter sucht nämlich irgendeine Brille. Dies habe ich dadurch symbolisiert, daß die von 34 ausgehende Verbindung zur Realität in einem Fragezeichen endet. Ebensogut hätte man hier die Verbindung ganz weglassen können. Analoges gilt dann auch für nicht-spezifische Referenz auf fiktionale Elemente oder Entitäten aus Vergangenheit und Zukunft bilden. In diesen Fällen ist lediglich die Ebene der Realität eine andere. Es zählt dann etwas anderes als die "Realität" als die außersprachliche Realität. Ich werde deshalb im weiteren nur noch von der Ebene des Außersprachlichen reden. Weitere Änderungen erlauben auch eine Referenz für nicht-nominale Konstituenten. Hier muß aber nicht etwas in der außersprachlichen Ebene geändert werden, sondern in der Ebene des Diskursnetzwerkes. Bei entsprechender Erweiterung ist es auch möglich, Elemente auf dieser Ebene zu erhalten, die Situationen, Orte, Zeitpunkte und weitere noch mögliche Konzepte darstellen. Dieses Problem habe ich aber nur der Vollständigkeit halber angerissen, eine komplette Erweiterung der Referenztheorie in diesen Bereich würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Es ist nun aber nicht so, daß immer eine l:l-Beziehung zwischen einem Diskursreferenten und der außersprachlichen Realität besteht. Bei pluralischen NPs oder Kollektiva z.B. ist es durchaus möglich, daß mehrere Entitäten betroffen sind. Analoges gilt auch für die Kontinuativa, die ja letztendlich auch aus irgendwelchen einzelnen Bestandteilen bestehen, und seien es Atome.

j n = 1

Wald

Schema 67 Problematisch ist hier nur die Arbitraritat der Numerierung. Daß diese übereinstimmt, ist aber weder notwendig noch notwendig gegeben. Da sie arbiträr ist, kann es aber in zwei Fällen (zufälligerweise) zur gleichen Numerierung kommen. Dies habe ich hier angenommen, um den eigentlichen Unterschied deutlicher herausarbeiten zu können. Es kann hier natürlich Unterschiede geben, und in vielen Fällen besteht auch auf der Ebene der Realität ein Unterschied. Dies ist aber eigentlich immer der Fall bei zwei verschiedenen Äußerungen ein und desselben Satzes, unabhängig von der Art der Referenz. Zur Verdeutlichung des ausschlaggebenden Faktors habe ich aber im obigen Beispiel den Spezialfall der identischen Realität angenommen. Denn die spezifsche Referenz unterscheidet sich von der nicht-spezifischen Referenz nicht durch die faktische Realität.

273

Allerdings ist auch hier in beiden Fällen eine l:l-Beziehung möglich. Ich habe in Kapitel 6.1 erläutert, daß Diskursreferenten mit einer numerischen Spezifizierung, die größer ist als eins, dargestellt werden sollten als Gruppen, bestehend aus einzelnen Diskursreferenten mit der numerischen Spezifizierung n = 1. Dies ist essentiell notwendig für distributive Lesarten, aber auch für andere Phänomene wie z.B. Anaphora. Der Diskursreferent dt ist also aufgespalten in die Diskursreferenten dy\ bis djyn. Diese sind dann wieder eindeutig mit genau einer Entität des Außersprachlichen verbunden. Im Falle der Kollektiva dagegen ist der umgekehrte Weg der angemessenere. Bei der Verwendung eines Kollektivums wie Wald ist nicht jeder einzelne Baum mit aufgeführt, zumal ja ein Wald aus mehr besteht als allein aus Bäumen (z.B. aus Sträuchern etc., eventuell sogar dem Waldboden, wie schon der Name andeutet). Analoges gilt auch für die Kontinuativa. Bei der Verwendung von Sand ist nicht jedes einzelne Sandkorn aufzuführen oder bei Milch jeder einzelne Milchtropfen.10 Hier nehme ich vielmehr an, daß es sich um komplexe Einheiten auf der außersprachlichen Ebene handelt. Dadurch ergibt sich auch hier wieder eine l: l-Beziehung. Bei Kontinuativa im Plural werden natürlich beide Verfahren zusammen angewendet, so daß sich auch hier wieder insgesamt eine eindeutige Beziehung herstellen läßt. Die pluralischen NPs lassen sich auch als Referenz auf Gruppen darstellen, wie die mittlere Zeichnung zeigt. Dies entspricht einer Interpretation nach LINK 1983. i n = 3

n = 3

n = l

Baum

Wald

Schema 68

Die bisherigen Ausführungen haben gezeigt, daß Referenz ein Konzept ist, das sich mit Hilfe der Theorie der Prototypen bzw. Stereotypen beschreiben läßt. Die verschiedenen Auffassungen zum Begriff Referenz lassen sich daher schematisch darstellen, wobei verschiedene Dimensionen unterschieden werden können. Diese sind für die Nominalphrasen durch die Merkmale [± konkret], [± spezifisch] und [± generisch] gegeben. Die anderen Bereiche wie Referenz mit Hilfe von VPs, APs und Sätzen etc. habe ich nicht weiter aufgeschlüsselt.

1

° Bei derartigen chemischen Gemischen ist es sogar unmöglich, die kleinste Einheit zu bestimmen, da es sich um Vermengungen unterschiedlicher Chemikalien handelt (Wasser, Milcheiweiß, Milchfett etc.).

274

- konkret - spezifisch + genetisch

spezifisch generisch

+ konkret - spezifisch + generisch

+ konkret spezifisch - generisch

NP

- konkret p - konkret + spezifisch + spezifisch

+ konkret p + spezifisch

NP

Schema 69 Es gibt einen Kernbereich der Referenz, die prototypische Referenz. Dies ist die Referenz mit Hilfe einer NP auf eine (konkrete) Einheit der realen Welt. Diese ist hier durch schwarz-weiße Karos markiert. Je nachdem, welches Merkmal zur Defmiton der Referenz mit herangezogen wird, ergeben sich verschiedene Umfange des Begriffs Referenz. Ich habe im obigen Schema nur zwei Alternativen markiert, die Merkmale [+ spezifisch] und [- generisch]. Dabei ergeben sich schon prinzipiell drei verschiedene Gruppierungen, die anhand der Längs- oder Querstreifen bzw. der Karos erkennbar sind. Der Kernbereich der Referenz besitzt alle vier hier zugrundegelegten Merkmale. Wo die Grenze des Begriffs in obigem Schema anzusetzen ist, ist also unterschiedlich zu beantworten und beantwortet worden. Referenz erfolgt in zwei Schritten. Aufgrund der sprachlichen Äußerung wird ein Diskursreferent erstellt, der dann mit einer Entität der Welt in Beziehung gesetzt wird. Referenz ist also die Verbindung zwischen einer sprachlichen Einheit und einer außersprachlichen Einheit, vermittelt durch die Ebene der Diskursreferenten. Die Ebene der Diskursreferenten ist dabei die Schnittstelle, da sie einerseits eindeutig durch die sprachliche Äußerung determiniert ist - eindeutig in dem Sinne, daß es zu jeder Lesart eines Satzes genau ein Diskursnetzwerk gibt Andererseits besteht im Idealfall eine eindeutige Relation zur Ebene des Außersprachlichen. Zur Verbindung zwischen dem Diskursnetzwerk und dem Außersprachlichen gibt es noch einiges anzumerken. Ich habe gesagt, daß im Idealfall eine eindeutige Beziehung zwischen beiden Ebenen besteht. Ich rede hier wohlgemerkt immer noch von der prototypischen Referenz. In realer Kommunikation ist dieser Idealfall nicht immer gegeben. Wenn der Hörer den Satz in der vom Sprecher intendierten Lesart interpretiert, so haben Sprecher und Hörer das gleiche11 Diskursnetzwerk. Dennoch kann es vorkommen, daß der Hörer einen Diskursreferenten mit einer anderen außersprachlichen Entität verbindet als der Sprecher. In diesem Fall handelt es sich um ein Mißverständnis. Oder aber der Hörer weiß nicht, welche außersprachliche Entität er einem Diskursreferenten zuordnen soll. Der Sprecher nimmt aber an, daß er dies weiß. In diesem 11

Abgesehen natürlich von der Numerierung. Diese dient aber nur zur Erleichterung der Benennung der Diskursreferenten, sie ist kein informativer Bestandteil des Diskursreferenten selbst. Insofern haben Hörer und Sprecher das gleiche Diskursnetzwerk.

275

Fall weiß der Hörer im wahrsten Sinne des Wortes nicht, worum es bei dem Diskurs geht. Dennoch versteht er den Diskurs (semantisch gesehen). In einer gelungenen sprachlichen Kommunikation besteht also eine eindeutige Beziehung zwischen der sprachlichen Äußerung und außersprachlichen Einheiten, auf die sie sich bezieht, wenn sie sich auf solche bezieht. Die verschiedenen Arten des Außersprachlichen sind hier nur eine Erweiterung auf der untersten Ebene, die jedoch nichts am prinzipiellen Mechanismus der Referenz ändert. Das gleiche gilt prinzipiell auch für die Referenz von Sätzen, PPs, APs, sogar VPs, je nach Ansatz. Hier ist zwar eine enorme Erweiterung des Mechanismus nötig, der die sprachliche Äußerung in ein entsprechendes Diskursnetzwerk überführt, damit entsprechende Diskursreferenten zur Verfügung stehen. DIRP muß also erweitert werden. Inwieweit dies aber sinnvoll ist, ist unter anderem abhängig vom Untersuchungsziel. Es erheben sich dabei vor allem Abgrenzungsfragen gegenüber sprachlichen Einheiten, die als nicht-referierend angesehen werden (sollen). Die spezifische Referenz ist damit als Kernbereich gut charakterisiert. Das Prinzip verdeutlicht das folgende Schaubild.

Schema 70

Die nicht-spezifische Referenz unterscheidet sich von der spezifischen Referenz nur dadurch, daß eine eindeutige Zuordnung von Diskursreferent zu außersprachlicher Enütät nicht erfolgt bzw. nicht erfolgen kann. Dies ist durch das Fragezeichen symbolisiert Es symbolisiert gleichzeitig, daß die Frage nach der realen Existenz hier ebenfalls offengelassen ist

( Äußerung \r

DIRP w

A -i

Ul

^

Schema 71

Ähnlich sieht es bei den sogenannten nichtreferentiellen Entitäten wie niemand und nichts aus. Kennzeichen für diesen Typus ist die numerische Spezifikation n = 0. Hier wird eine Zuordnung verhindert, sie darf nicht stattfinden. Symbolisiert wird dies durch einen begrenzenden Strich, der die Nicht-Existenz bezeichnet.

( Äußerung \ Schema 72

DIRP

i

*

n - u n

276 In beiden Fällen wäre es auch möglich, überhaupt keine Verbindung zur außersprachlichen Ebene zu ziehen. In Kap. 6.3 habe ich ausführlich dargelegt, wieso Prädikativa ebenfalls als referierend angesehen werden sollen. Im Fall der Prädikativa gibt es dann, wie in allen Fällen mit einer Identitätsrelation, eine Relation zwischen (mindestens) zwei Diskursreferenten und einer einzigen außersprachlichen Entität.

c

Bello ist

ein Hund. DIRP

RZD 876

Ident n = 1 ^ tBello

\

911 n 1 Hund

/

Teil von

v

912

"

Hund

^:^r

*^·

Schema 73

Nachdem die prädikativen NPs, sonst der Prototyp einer nicht-referierenden NP, nun ebenfalls referieren, ergibt sich daraus die Frage, ob es dann noch nicht-referierende NPs gibt. Die besten Kandidaten dafür sind idiomatische Wendungen und es. Nichtreferierende NPs unterscheiden sich schon auf der Ebene des Diskursnetzwerkes, im Gegensatz zu den Unterschieden vorher, die sich alle auf die Verbindung von Diskursnetzwerk zur außersprachlichen Ebene bezogen. Sie bilden keine eigenen Diskursreferenten. Ganz deutlich wird dies bei den sogenannten idiomatischen Wendungen. Idiomatische Wendungen gehorchen nicht dem Kompositionalitätsprinzip, denn die Bedeutung dieser Wendungen ergibt sich nicht aus ihren Bestandteilen. Derartige Ausdrücke behandele ich daher als komplexe Ausdrücke, die nicht weiter analysiert werden. Dadurch werden NPs innerhalb dieser Wendungen nicht mehr als solche erkannt und somit auch nicht mit DIRP interpretiert. Sie sind nicht-analysierter Bestandteil der Relationen und Kennzeichnungen. Da diese idiomatischen Wendungen schon im Lexikon als solche markiert sein müssen, bilden sie auch kein Argument gegen die Familiarity-Theorie. Es entsteht kein Zirkel, wie dies bei der Annahme nicht-referierender Prädikativa der Fall wäre. Zumindest für das Deutsche kann man annehmen, daß das es, das nicht als Proform für eine NP im Neutrum aufzufassen ist, einfach eine Informationsvariable ist, die zwar relevant ist für die Wohlgefonmtheit, jedoch semantisch leer. Ich symbolisiere dies durch X. Es handelt sich

277

dabei also um einen leeren Diskursreferenten. Die eigentlichen Informationen werden durch das Prädikat beigesteuert.

c

Es regnet. DIRP

(

Es gibt Regen. DIRP

Schema 74

Die linke Zeichnung stellt den Fall der Wetter-es dar. Die Vorgehensweise ist dabei folgende. Zuerst wird versucht, einen Diskursreferenten für es zu etablieren. Es handelt sich um ein definites Pronomen. Eine entsprechende vollständige NP kann hier nicht gebildet werden, im Gegensatz zu den referierenden Fällen des Pronomens es. Statt einer Kennzeichnung muß hier also eine Variable benutzt werden, X. Dann folgt die Prädikation. Als Ergebnis erhalten wir einen Diskursreferenten, der sich auf eine Situation bezieht. Es selbst stellt aber keinen Diskursreferenten zur Verfügung. Hier ist also keine Verbindung zwischen der Variablen X und einer außersprachlichen Entität möglich, da diese Verbindung nur zwischen Diskursreferenten und außersprachlichen Einheiten lizensiett ist12 Während es bei den Wetter-es fraglich ist, ob sie referieren, ist es bei den Esistenzsätzen, die durch die rechte Zeichnung dargestellt werden, ganz deutlich, daß nicht das Pronomen es referiert, sondern die NP Regen. Bei dem sogenannten Stellvertreter-es dagegen handelt es sich ebenfalls um einen Fall, der zu den nicht-referierenden NPs zu rechnen ist. Es ist hier nur syntaktisch notwendig, um eine leere syntaktische Position zu füllen. (7-2)

Es reiten drei Burschen zum Tor hinaus.

Dieses es etabliert zwar auf RZD einen Diskursreferenten, dieser ist aber semantisch vollkommen leer. Er ist nicht verankert, hat nur zwei Informationen statt drei und ist damit nicht wohl-

Man kann auch eine Verbindung von Bestandteilen eines Diskursreferenten dj und außersprachlichen Einheiten lizensieren. Diese Erweiterung erlaubt dann gleichzeitig Referenz von Prädikaten, APs etc. Es würde sogar bedeuten, daß Nomina an sich, als Bestandteil einer NP, ebenfalls referieren. Im Rahmen einer DP-Analyse ist dies sogar gut vertretbar, ohne gleich jedem Lexem Referenz zuzuordnen.

278

geformt. Daher wird dieser Knoten in RZD getilgt. Es ergibt sich dann auf der Ebene der Diskursreferenten das gleiche Diskursnetzwerk wie für den gleichen Satz ohne Stellvertreter- es. (DNW 7-2) V RZD

Sie/

583

n — ,·,j Bursche

/^\ \

reiten zu^ 613 n - 1 hinaus Tor

Schema 75

Es gibt jedoch auch Fälle, in denen es referiert Dies kommt bei dem folgenden Beispiel mit einem Prädikativum zum Ausdruck. ist Doris. J

i

•DIRP

RZD 261

Ident

32

n - 1

n - 1

X

Doris

N^

S

Schema 76

Da 32 referiert und dieser Diskursreferent, bedingt durch die Semantik der Kopula, mit 261 identisch ist, muß auch 261, der Diskursreferent von es, referieren, und zwar auf dieselbe außersprachliche Einheit wie 32. Dies als Antwort auf die Frage: Wer ist es? ergibt eine Kette der Identität von dem unbekannten Diskursreferenten der NP wer, der mit dem Diskursreferenten von es identisch ist (wegen der Kopula), der implizit mit 261 identisch ist und dieser ist mit 32 identisch. Es handelt sich also bei diesen verschiedenen Verwendungen um eine Veränderung in einzelnen Charakteristika, wobei nur der Kembereich unstrittig ist. Was nun Referenz ist, ist eine Definitionsfrage. Definiert man Referenz als Bezug mit Hilfe eines sprachlichen Ausdrucks auf eine außersprachliche Entität, so ist nur die spezifische Referenz mit einbezogen. Definiert man aber Referenz als Etablierung eines Diskursreferenten, so kann man damit alle Phänomene der sogenannten Koreferenz erfassen. Koreferenz ist eine Eigenschaft, die allein auf der Ebene des Diskursnetzwerkes relevant ist. Sprachlicher Ausdruck dafür sind z.B. Phänomene wie Pronominalisierung. Auch andere Beziehungen wie exklusive und inklusive Referenz (vgl.

279 HALLIDAY/ HASSAN 1976) sind auf dieser Ebene zu bestimmen und nicht auf der außersprachlichen Ebene. In diesem Falle wird auch nicht-spezifische Referenz und Referenz auf Nicht-Entitäten erfaßt. Bestimmte Verwendungen von es und idiomatische Ausdrücke können dabei auch schon auf dieser Ebene von diesen unterschieden werden, so daß es zur Unterscheidung zwischen diesen Fällen nicht nötig ist, auf die außersprachliche Ebene zurückzugreifen. Ein Rückgriff auf die außersprachliche Ebene ist erst bei der Bestimmung des Wahrheitsgehaltes notwendig. Damit ein Satz wahr ist, muß das Diskursnetzwerk auf eine außersprachliche Situation abgebildet werden. Dies habe ich in den obigen Schemata immer wieder angeführt. Betrachten wir noch einmal Schema 64.

Ein Zug fährt durch einen Wald. Auf dem letzten Wagen liegt eine Tanne. Die Lok hält an.

280

Dieses Schema zeigt eine Situation an, in der der Satz wahr ist. Es gibt nun für diesen Satz mehrere Möglichkeiten, falsch zu sein. Die Tanne könnte auf dem ersten Wagen liegen und nicht auf dem letzten. Dann könnte 107 nicht mit einer außersprachlichen Entität verbunden werden. Oder es ist keine Tanne, sondern eine Fichte oder eine Buche. Dann stimmt keine außersprachliche Entität mit den Beschreibungen im Diskursreferenten 107 überein. Oder aber es ist kein Zug, es gibt keinen Wald in der Situation, die Tanne liegt nicht auf dem Wagen, sondern steht darauf. Es gibt viele Möglichkeiten, wieso dieser Satz falsch sein kann. Immer aber liegt eine Diskrepanz zwischen Eigenschaften und Relationen der Diskursreferenten und der der außersprachlichen Entitäten vor. Das Umgekehrte trifft bei den Diskursreferenten mit der numerischen Information n = 0 zu. Hier darf keine außersprachliche Entität den Kennzeichnungen und Relationen genügen, anderenfalls ist der entsprechende Satz falsch. Der sogenannten spezifischen Referenz und der "negativen" Referenz liegt also der gleiche Mechanismus zugrunde. Nur wenn eine Situation gefunden wird, deren Entitäten den Relationen und Kennzeichnungen der Diskursreferenten genügen, ist die Äußerung wahr. Dies entspricht dem Wahrheitskriterium bei HEIM 1982, 1983. "...a file is to count as true, if some satisfying sequence for it can be found." (HEIM 1983: 170) Durch den Rückgriff auf Situationen ergibt sich dann auch, wieso Äußerungen und nicht Sätze wahr sind, denn Sätze sind raum-zeitlich und kontextuell nicht lokalisierbar. Schwieriger wird es dagegen bei der sogenannten nicht-spezifischen Referenz. Denn hier ist nicht gefordert, daß eine Situation den Referenten enthält. Ausschlaggebend sind vielmehr Annahmen des Sprechers über die Realität oder über eine fiktionale oder wiederum angenommene Realität. In dieser angenommenen Realität muß es dann eine entsprechende Entität geben. Hier handelt es sich also wieder um das Problem, was als außersprachliche Ebene zu gelten hat. Genauer gesagt, hier werden zwei Ebenen miteinander verschränkt: die Ebene, auf der derjenige existiert, der die Existenz der nicht-spezifischen Entität annimmt, und die Ebene dieser angenommenen Realität, dieser möglichen Welt. Die Bedeutung eines Satzes ergibt sich also auf der Ebene der Diskursreferenten. Hier wird auch über die Beziehungen der Diskursreferenten untereinander entschieden, ob es sich um exklusive, inklusive oder Ko-Referenz handelt. Zur Bestimmung des Wahrheitsgehaltes ist wieder eine Bezugnahme auf die außersprachliche Ebene nötig. In diesem Schritt wird dann auch die eigentliche Referenz hergestellt. Im Fall einer spezifischen Referenz ist dies nicht weiter problematisch, dagegen kommt im Fall einer nicht-spezifischen Referenz noch zusätzlich eine weitere Realitätsebene hinzu, die einer von jemanden angenommenen Realität. Diese sagt dann nichts über die Existenz eines Referenten in der Ebene aus, in der die jeweils spezifische Referenz etabliert wird. Insofern ist die nicht-spezifische Referenz nicht so prototypisch wie die spezifische Referenz, wo eine klare Verbindung zwischen der sprachlichen Äußerung über einen Diskursreferenten zu einer außersprachlichen Einheit festzustellen ist. Genetische Referenz wurde oft als Beispiel für Nicht-Referenz angenommen. Die Ursache dafür lag in einer zusätzlichen Annahme. Wenn man Referenz als Bezugnahme mit Hilfe eines sprachlichen Ausdrucks auf eine außersprachliche Entität definiert, dann wurde genetische

281 Referenz nur dadurch ausgeschlossen, daß man (bedingt durch die Forschungsgeschichte) nur konkrete Individuen als außersprachliche Einheiten ansah. Diese Beschränkung sollte jedoch zumindestens seit SEARLE 1969 nicht mehr gelten. BURTON-ROBERTS 1989 hat festgestellt, daß es auch bei generischen NPs möglich ist, nicht-spezifisch zu referieren. Seine Beispiele betrafen die s-generischen NPs. Normalerweise wird jedoch eine s-generische NP zu einer spezifischen Referenz benutzt. Außerdem ist auch eine Referenz auf Nicht-Entitäten möglich wie bei kein Reptil. Es sind also alle drei grundsätzlichen Typen der Referenz möglich, die durch die Schemata 70 bis 72 dargestellt sind. Nimmt man an, daß generische NPs nicht referieren, so führt das zu einer methodischen Konfusion. Zwischen s-generischen und nicht-generischen Ausdrücken gibt es auf der Ebene der Äußerungen keinen Unterschied. Bei beiden wird derselbe Regelmechanismus DIRP angewandt. Es entstehen Diskursnetzwerke. Diese unterscheiden sich dahingehend, daß das eine (RZD) raum-zeitlich festgelegt ist, das andere (ESW) dagegen nicht Zwischen diesen beiden Ebenen sind Verbindungen verschiedener Art möglich, explizite und implizite. Weiter gibt es drei generelle Möglichkeiten der Referenz: auf spezifische, nicht-spezifische und Nicht-Entitäten. Diese drei Möglichkeiten sind bisher nicht auf eine Ebene beschränkt. Sie sind auch bei s-generischer Interpretation möglich. Beschränkt man nun die drei Möglichkeiten der Referenz auf eine Ebene, auf RZD, so kann man zwar verhindern, daß generische NPs referieren. Man kann dann aber nicht mehr erklären, wieso es auch bei s-generischen NPs genau die gleichen Interpretationsarten gibt. Es erscheint mir daher sinnvoller, anzunehmen, daß generische NPs genau wie nicht-generische NPs referieren können. Die Frage, ob bei einer nicht-spezifischen Referenz oder einer Referenz auf eine Nicht-Entität überhaupt eine Referenz vorliegt, also eine Bezugnahme auf eine außersprachliche Entität, kann dabei offengelassen werden. Zumindest im Fall einer "Referenz" auf eine "Nicht-Entität" erscheint dies sehr fraglich. Bei spezifischer Referenz liegt aber dann auch im Fall einer generischen NP eine normale Referenz vor. Der einzige Unterschied zu einer nicht-generischen, spezifischen Referenz besteht hier wiederum in der Ebene des Außersprachlichen. Während es sich bei der nicht-generischen Referenz um Referenz auf Einheiten der Realität, einer Fiktion, einer möglichen Welt in der Zukunft oder Vergangenheit, der "realen" Welt in der Vergangenheit etc. handeln kann, handelt es sich im Fall einer generischen Referenz um Bezugnahme auf das außersprachliche Korrelat zu den Gattungsmodellen, die ich zur Modellierung von ESW benutzt habe. Dies können die mentalen Konzepte sein, die diesem Modell dann realiter entsprechen, wie immer sie auch aussehen mögen. Oder aber es handelt sich doch um die Menge aller gegenwärtigen, vergangenen und zukünftigen Individuen dieser Gattung. Dies ist aber wieder eine Entscheidung, die die Ontologie der Ebene der außersprachlichen Realität betrifft, und sich damit zumindest im Grenzbereich der Sprachwissenschaft zur Philosophie befindet. Sie ist parallel zu der Fragestellung, die JACKENDOFF 1983 angeschnitten hat, ob wir wirklich auf Einheiten einer realen Welt referieren, oder ob es sich dabei um Einheiten einer projizierten Welt handelt. Faßt man das Ergebnis zusammen, so referieren spezifische generische NPs auf jeden Fall. Wie die außersprachliche Einheit genau beschaffen ist, auf die man damit referiert, ist eine philosophische Frage, die schon die Philosophen der Antike beschäftigte. Gelöst ist sie bis heute nicht. Ob nicht-spezifische NPs referieren, ist fraglich, da der letzte Schritt der zweistufigen Referenz, die Verbindung des Diskursreferenten zu einer außersprachlichen Einheit, nicht hergestellt werden kann. In diesem Sinne referieren die negierten Diskursreferenten, die ja die

282

Numerusspezifizierung n = 0 haben, ganz eindeutig nicht. Denn hier darf keine Verbindung hergestellt werden. Diese verschiedenen Relationen zu einer außersprachlichen Entität sind notwendig, um den Wahrheitsgehalt einer Äußerung bestimmen zu können, nicht jedoch, um die Bedeutung einer Äußerung bestimmen zu können. Die kontextunabhängige Bedeutung ist auf der Ebene der Diskursreferenten anzusiedeln. Auf dieser Ebene werden auch verschiedene Eigenschaften, die immer mit der Referenz in Verbindung gebracht wurden, etabliert. Dazu gehören zum einen die verschiedenen Referenzbeziehungen wie Koreferenz, sloppy-Identität, exklusive Referenz, inklusive Referenz und welche Beziehungen zwischen Diskursreferenten bzw. Mengen von Diskursreferenten man noch etablieren möchte. Dazu zählt auch die partitive Interpretation einer indefiniten NP. All diese Relationen sind im Diskursnetzwerk dargestellt. Können verschiedene Diskursnetzwerke hergestellt werden, indem man z.B. einige implizite Relationen mehr oder weniger etabliert, so handelt es sich jedesmal um verschiedene Bedeutungen. In Kap. 6.1 finden sich verschiedene Beispiele für derartige unterschiedliche Interpretationen. Der Hörer wählt dann diejenige aus, die nach seiner Kenntnis mit einer relevanten Situation in Übereinstimmung zu bringen ist, kurz gesagt: diejenige, die seiner Meinung nach wahr ist. Diese Bezüge sind damit aber von dem Referenzstatus unabhängig. Das sieht man schon allein daran, daß man sich auf Nicht-Entitäten "koreferent" wieder beziehen kann, z.B. durch Pronomina. Neben diesen Referenzbezügen ist noch ein weiteres Charakteristikum, welches sonst der Referenz zugeordnet wird, ebenfalls auf der Ebene der Diskursnetzwerke anzusiedeln, unabhängig davon, ob es sich tatsächlich um Referenz handelt, und zwar die Präsuppositionen, die schon bei SEARLE 1969 eine große Rolle bei der Bestimmung der Referenz gespielt haben. Dies hat sich auch später nicht geändert (vgl. z.B. HAWKINS 1978, REIS 1977, verschiedene Aufsätze in PETÖFI/FRANCK (eds.) 1973). Präsuppositionen sind ebenfalls auf der Ebene der Diskursnetzwerke anzusiedeln, sind also unabhängig von der eigentlichen Referenz. Ich habe auf dieser Ebene aufgrund eines strikt kompositionellen Modells auch präsuppositionelle Diskursreferenten etabliert. In gewisser Weise referieren sie ebenfalls. Nur handelt es sich hier um einen komplementären Fall zu der nicht-spezifischen Referenz und der Referenz auf NichtEntitäten. Während letztere zwar explizite Diskursreferenten aufgrund eines sprachlichen Ausdrucks etablieren, aber keine Bezugnahme auf eine außersprachliche Entität, ist es bei den präsuppositionellen Diskursreferenten genau umgekehrt. Präsuppositionelle Diskursreferenten können nicht zu einem sprachlichen Ausdruck auf der Äußerungsebene in Verbindung gesetzt werden, denn sie werden ja nur erschlossen, sie sind implizit gegeben und nicht explizit Dafür kann aber meistens eine Verbindung zu Entitäten in der außersprachlichen Ebene hergestellt werden. In Schema 73 habe ich dies anhand eines Beispiels gezeigt. In beiden Fällen, bei den präsuppositionellen Diskursreferenten und bei Referenz auf Nicht-Entitäten bzw. nicht-spezifischer Referenz, liegt also nur die Hälfte einer zweistufigen Referenz vor, es handelt sich sozusagen um halbe Referenz. Was nun Referenz tatsächlich ist, ist eine Definitionsfrage, die aufgrund der verschiedenen Teilbereiche, die zur Referenz gerechnet werden könnten, jedoch nicht protoypische Referenz sind, recht unterschiedlich ausfallen kann. Wenn Referenz jedoch nicht an die Existenz eines konkreten Referenten in der Realität gebunden ist - was heutzutage eigentlich nicht mehr angenommen wird - dann können alle generische NPs genauso wie nicht-generische NPs referieren. Auch hier gibt es also keinen Unterschied zwischen genetischen und nicht-generischen NPs.

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