Generalprobe Burzenland: Neue Forschungen zur Geschichte des Deutschen Ordens in Siebenbürgen und im Banat 9783412212117, 9783412210946


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Generalprobe Burzenland: Neue Forschungen zur Geschichte des Deutschen Ordens in Siebenbürgen und im Banat
 9783412212117, 9783412210946

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4. KORREKTUR

GENERALPROBE BURZENLAND

4. KORREKTUR

SIEBENBÜRGISCHES ARCHIV

ARCHIV DES VEREINS FÜR SIEBENBÜRGISCHE LANDESKUNDE DRITTE FOLGE – IM AUFTRAG DES ARBEITSKREISES FÜR SIEBENBÜRGISCHE LANDESKUNDE HERAUSGEGEBEN VON HARALD ROTH UND ULRICH A. WIEN

BAND 42

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GENERALPROBE BURZENLAND Neue Forschungen zur Geschichte des Deutschen Ordens in Siebenbürgen und im Banat

Herausgegeben von Konrad Gündisch

2013

BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

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Das Siebenbürgische Archiv setzt in III. Folge die vier Bände der »Alten Folge« (1843-1850) und die 50 Bände der »Neuen Folge« (1853-1944) des »Archivs des Vereins für siebenbürgische Landeskunde« fort. Gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages

Übersetzungen aus dem Rumänischen: Isolde Huber.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildung: Blick auf die Ruinen der Marienburg im Burzenland, im Hintergrund das Dorf und der Turm der evangelischen Kirche, im Vordergrund der Fluss Alt; Foto: Thomas Şindilariu 2011.

© 2013 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Gesamtherstellung: WBD Wissenschaftlicher Bücherdienst, Köln Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier ISBN 978-3-412-21094-6

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I N H A LT Vorwort ................................................................................................................... 7

D E R E U R O P ÄI S C H E K O N T E X T Thomas W ü n s c h : Der Deutsche Orden als Wille und Vorstellung. Selbst- und Fremdkonstruktionen einer geistlich-weltlichen Korporation zwischen Ideologie und Politik .............................................. 11 Şerban P a p a c o s t e a : Terra Borza et ultra montes nivium. Ein gescheiterter Kirchenstaat und sein Nachlass ...................................... 30 Márta F o n t : Ungarn und Osteuropa zur Zeit des Königs Andreas II. (1205-1235) ........................................................................................................ 40

SIEDLUNGSGESCHICHTLICHE Z U S A M M E N H ÄN G E Paul N i e d e r m a i e r : Zur Siedlungstopographie des Burzenlandes in der Deutschordenszeit ................................................................................ 58 Adrian Andrei R u s u : Die Burgen des Deutschen Ordens im Burzenland. Zu hohe Erwartungen an eine Forschungsfrage? ........... 79 Harald R o t h : Kronstadt – eine Gründung des Deutschen Ordens? .......... 99

FORSCHUNGSERGEBNISSE D E R A R C H ÄO L O G I E Adrian I o n i ţ ă : Die Besiedlung des Burzenlandes im 12.-13. Jahrhundert im Lichte der Archäologie ............................................................. 107 Radu Robert H e i t e l † : Zur Datierung der evangelischen Kirche in Tartlau ......................................................................................................... 125

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Inhalt

Daniela M a r c u I s t r a t e : Neue Erkenntnisse zu den Anfängen der Tartlauer Kirche ............................................................................................. 132 Florin M o ţ e i : Ein unveröffentlichtes mittelalterliches Schwert aus den Sammlungen des Kronstädter Museums für Geschichte ................. 154

N A C H S P I E L I M B A N AT V O N S E V E R I N Virgil C i o c î l t a n : Sigismund von Luxemburg und die Frage der Verpflanzung des Deutschen Ordens an die Untere Donau in den Jahren 1412-1420 ............................................................................................ 160 Viorel A c h i m : Der Stellenwert des Deutschen Ordens in der Geschichte des Banats von Severin ............................................................. 177 Petre B e ş l i u M u n t e a n u und Claudiu M u n t e a n u : Numismatische und Schriftquellen über die Rolle von Hermannstadt in der Osmanenabwehr Sigismunds von Luxemburg ................... 189

REZEPTIONSGESCHICHTE Harald Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden in der Geschichtsschreibung ...................................................................................................... 196 Timo H a g e n : Der Deutsche Orden in der Bildenden Kunst Siebenbürgens 1900-1944 ......................................................................................... 210

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ................................................................... 261 Orts- und Personenregister ............................................................................... 263

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V O RW O R T Im Jahre 1211 rief König Andreas II. von Ungarn den Deutschen Orden ins siebenbürgische Burzenland, um die östliche Grenze seines Reiches zu sichern, gegebenenfalls auszuweiten, um die christlich-katholische Mission im Karpatenraum zu intensivieren und um, im Kontext der allgemeinen Kreuzzugsideen, einen strategischen Brückenkopf mit Blick auf das Lateinische Kaiserreich von Konstantinopel zu errichten. Die Ritter haben in Siebenbürgen und im benachbarten „Kumanien“ (südliche Moldau, östliche Walachei bis zur Unteren Donau und zum Schwarzen Meer) eine wichtige Missions-, Aufbau- und Verteidigungsarbeit geleistet, gleichzeitig aber durch ihre Tendenz, sich ausschließlich dem Papst zu unterstellen und in Siebenbürgen ein eigenes Herrschaftsgebiet aufzubauen, einen Konflikt mit dem ungarischen Königtum heraufbeschworen, der nach wenigen Jahren (1225) zur Vertreibung des Ordens geführt hat. Aus Siebenbürgen ist der Deutsche Orden – nach einer kurzen Zwischenstation –, dem Ruf Konrads von Masowien folgend, ins heutige Ostpreußen aufgebrochen, wo er die Pruzzen missionieren sollte, mit Blut und Schwert einen mächtigen Ordensstaat aufbaute und wichtige Maßnahmen zur wirtschaftlichen Erschließung der Region traf. Die Fehler, die der Orden in den Beziehungen zum ungarischen Königtum in Siebenbürgen gemacht hatte, wiederholte er in Preußen nicht, vielmehr sicherte er sein Werk durch Verträge mit Kaiser und Papst ab. Deshalb gilt die vierzehnjährige Episode in der allgemeinen Deutschordensgeschichte als „Generalprobe“ für das Missions- und Siedlungswerk des Deutschen Ordens in Preußen, auch als Erfahrungsgrundlage für den Aufbau eines eigenen, mächtigen Ordensstaates. In der siebenbürgischen Geschichtsschreibung wurde die Deutschordensepisode unterschiedlich interpretiert: Für die Siebenbürger Sachsen galt sie – seit August Ludwig von Schlözer – als identitätsstiftend, als ein Zeichen der Verbindung zum Reich. Sie schrieben dem Orden die „Kultivation“ des Burzenlandes und die Berufung deutscher Siedler zu. Die Magyaren feierten die Vertreibung des Ordens als Zeichen der Macht des ungarischen Staates und der weisen Voraussicht ihrer Herrscher, die eine Eigendynamik des Ordens, wie sie sich in Preußen entfalten konnte, verhindert hat. Die Rumänen stellten zunächst die Echtheit der Berufungs- und Verleihungsurkunden in Frage – was der Mediävist Harald Zimmermann in der in zweiter Auflage erschienenen diplomatischen Untersuchung „Der Deutsche Orden in Siebenbürgen“ eindrucksvoll widerlegt hat –, wenden sich aber nun der Thematik zunehmend aus einem konfessionellen Blickwinkel zu, indem sie die Berufung des Ordens

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Vorwort

im Kontext der Konflikte zwischen Katholizismus und Orthodoxie betrachten. Zudem hat die rumänische Archäologie in den beiden letzten Jahrzehnten die Deutschordensburgen erforscht sowie Fragen der Besiedlung des Burzenlandes vor, während und nach der Deutschordensepisode geklärt. Schließlich hat sich die rumänische Forschung einer 1428 im Kontext der Osmanenabwehr erfolgten Berufung des Deutschen Ordens in das Severiner Banat durch König Sigismund von Luxemburg zugewandt. Der vorliegende Band dokumentiert die vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderte internationale Tagung „800 Jahre Deutscher Orden in Siebenbürgen“, die am 5. und 6. September 2011 in Kronstadt stattgefunden hat. Sie hatte das Ziel, zum einen den unterschiedlichen Interpretationsparadigmen der heutigen deutschen, rumänischen und ungarischen Historiographien nachzugehen, zum anderen, die neuen Quellen, die die Archäologen zutage gefördert haben, in den historischen Kontext zu stellen und zu interpretieren, schließlich die zweite Episode des Deutschen Ordens auf dem Territorium des heutigen Rumänien, im Severiner Banat, zu beleuchten. Anerkannte Fachleute aus Rumänien, Ungarn und Deutschland haben im Rahmen eines wissenschaftlichen Austauschs nicht nur über die Ergebnisse aktueller Forschungen diskutiert, sondern auch – in einem transdisziplinären Ansatz – ihre Erkenntnisse mit einem breiteren Publikum besprochen. Dabei wurden alte Sichtweisen kritisch geprüft, auch in Frage gestellt, neue Funde, neue Interpretationen vorgestellt und der Austausch über die Grenzen von Ländern und Disziplinen hinweg geübt. Die Ergebnisse dieses Gedankenaustauschs sind in die Referate eingeflossen, die nun, ergänzt und mit einem wissenschaftlichen Apparat versehen, der wissenschaftlichen und der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Ergänzend wurden drei weitere Aufsätze von Mittelalter-Archäologen aus Rumänien eingeworben. Die Beiträge sind fünf Themenblöcken zugeordnet, die den europäischen Kontext, die siedlungsgeschichtlichen Zusammenhänge, die Forschungsergebnisse der Archäologie, das Nachspiel im Banat von Severin und die Rezeptionsgeschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. Ergänzend zu der Tagung wurde vom veranstaltenden Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde eine zwölftägige Studienreise „Auf den Spuren des Deutschen Ordens“ angeboten, die vom 10. bis 22. September 2011 von der Marienburg an der Nogat durch das ehemalige Deutschordensland, die Zips und Siebenbürgen bis zur Marienburg am Alt führte. Zu den Höhepunkten gehörten der Besuch von Marienburg, Marienwerder, Kulm, Thorn, Krakau, Käsmark, Leutschau, Kaschau, Großwardein, Klausenburg, Schäßburg, Kronstadt, Kerz, Hermannstadt, Egresch sowie des heutigen Deutschordenssitzes in Wien. Einer der ältesten unter den 60 Teilnehmern war Prof. Dr. phil. Dr. theol. Dr. h.c. mult. Harald Zimmermann (Tübingen), der während der Reise, am 12. September 2011, seinen 85. Geburtstag gefeiert hat. Dem bedeutenden

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Vorwort

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Mediävisten und langjährigen Vorstandsmitglied des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde ist dieser Band gewidmet. Die vorliegende Aufsatzsammlung möge Zimmermanns Standardwerk über den Deutschen Orden im Burzenland weiterführen, zur Entwicklung der Forschungen zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen im Mittelalter sowie zur Rezeption der neuesten Forschungsergebnisse über die siebenbürgische Episode des Deutschen Ordens durch die internationale Wissenschaft beitragen. Oldenburg, im November 2012

Konrad Gündisch

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DER DEUTSCHE ORDEN ALS WILLE UND VORSTELLUNG. SELBST- UND FREMDKONSTRUKTIONEN E I N E R G E I S T L I C H -W E LT L I C H E N K O R P O R AT I O N ZWISCHEN IDEOLOGIE UND POLITIK Von Thomas W ü n s c h

Einführung Politischen Organismen bei der Suche nach einer Legitimation für ihre Existenz und ihr Handeln zusehen zu können, besitzt Seltenheitswert. Dies umso mehr in Zeiten, die – wie das Mittelalter – gewöhnlich überladen sind von schablonenhaften, zumeist metaphysisch ausgerichteten Legitimationskonzepten. Das vorherrschende Bild ist das einer „black box“, in die der Einblick verwehrt ist: Wir wissen in aller Regel nicht, warum ein Staat oder Herrscher diese oder jene politische Strategie verfolgt, weder in spektakulären Einzeltaten noch im Ganzen. Bisweilen kann aus den Arengen von Herrscherurkunden und den dort inserierten rhetorischen Versatzstücken ein Destillat der inneren Ratio von Herrschaft und des politischen Denkens gewonnen werden; doch gelingt dies nur in seltenen Fällen1. Zwar stand die politische Theoriebildung niemals still, und die Entwürfe von Strukturen der Herrschaft sind ohne ein empirisches Substrat auch im Mittelalter nicht denkbar; allerdings handelt es sich dabei fast durchwegs um Konzeptionen, die sich auf staatliche oder kirchliche Herrschaft insgesamt beziehen, auf grundsätzliche Verfassungsfragen also, unabhängig von den realpolitischen Ausformungen im regionalen und zeitlichen Zuschnitt. Bevor sich der italienische Humanismus, beginnend in Florenz, nicht mit der republikanischen Idee befasste, wird man von einer spezifischen Herrschaftslegitimation, die auf einen einzelnen politischen Organismus abzielt (bzw. dessen Typus), kaum sprechen können. Vielleicht mit einer Ausnahme – dem Deutschen Orden. Zur selben Zeit, als in Florenz der „Republikaner“ Coluccio Salutati (1331-1406) und dann der 1

Ein Beispiel ist der die polnische Monarchie im 14. Jahrhundert wieder begründende König Władysław Łokietek (1305-1333); vgl. Anna A d a m s k a :  Arengi w dokumentach Władysława Łokietka. Formy i funkcje [Die Arengen in den Urkunden Wladislaus Łokieteks. Formen und Funktionen]. Kraków 1999.

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Thomas Wünsch

„Bürgerhumanist“ Leonardo Bruni (um 1370-1444) auftreten2, vollzieht sich im östlichen Mitteleuropa ebenfalls das Schauspiel der Geburt einer staatlichen Legitimation aus dem Geist der Ideologie. Die Interaktion von öffentlicher Meinung (bzw. veröffentlichter Wahrnehmung), konzeptioneller Setzung und praktischer Politik ist so eng, dass man sich ein Laboratorium vorzustellen geneigt ist, in dem staatlich-politische Selbstvergewisserung auf der Feuerstelle einer (vermeintlichen oder realen) Konfliktgeschichte zubereitet wird. Grundlage dafür ist eine fast idealtypische konfliktdynamische Ausgangslage: Der Deutsche Orden war bipolar verfasst als geistliche Einrichtung, die sich in Preußen einen eigenen Staat mit faktischer und juristischer Landeshoheit aufgebaut hatte; der Hauptgegner, Polen – später Polen-Litauen –, war in seiner Interessenlage gespalten, insofern er (in Gestalt des Herzogs von Masowien) zunächst, seit Winter 1225/1226, den Orden gerufen und als militärisches Instrument benutzt hatte, ihn dann aber zunehmend, und seit der Okkupation Pommerellens 1308/1309 massiv, als Bedrohung beim Aufbau einer eigenen Staatlichkeit wahrnahm und entsprechend bekämpfte. Währenddessen erlebten die christlichen Zentralgewalten, Kaiser und Papst, in der heißen Phase der Auseinandersetzung (das heißt im letzten Viertel des 14. und im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts) beide einen massiven Bedeutungsverlust: das Papsttum aufgrund des Schismas und der Herausforderungen der Konzilszeit von Pisa bis Basel (1409-1449); das Römische Königtum durch eine Kombination aus Hussitengefahr, Osmanengefahr und Fürstengefahr – so jedenfalls könnte man das Problem umschreiben, das sich mit der Nivellierung der kaiserlichen Reputation im Chor der christlichen Mächte angesichts der Bedrohung von außen verbindet. Wenn sich derart säkulare Ereignisketten und Wandlungen in einem relativ kleinräumigen Horizont wie demjenigen Preußens widerspiegeln, dann sagt das auch etwas aus über die Inderdependenz von regionaler und universaler Politik, dazu von Politiktheorie und Politikpraxis, von Ideologie und Governance. Und selbst wenn im Folgenden mehrheitlich von der polnischen Geschichte des Deutschen Ordens die Rede sein wird, lässt sich der Bezug zu Siebenbürgen relativ leicht herstellen; wenigstens in einem Aspekt wird explizit davon zu sprechen sein. Doch geht es hier nicht vorrangig um ein Kapitel regionaler oder nationalstaatlicher Geschichte. Es gibt genügend Darstellungen, die sich dem Deutschen Orden in seinen jeweiligen Auftrittsländern widmen3; und auch das Bild des Deutschen Ordens, soweit es Geschichtsschreibung und 2 Wolfgang R e i n h a r d : Vom italienischen Humanismus bis zum Vorabend der Französischen Revolution. In: Hans F e n s k e u. a.: Geschichte der politischen Ideen. Von der Antike bis zur Gegenwart. Frankfurt/M. 1996, S. 241-376, hier 243. 3 Vgl. hier nur die Synthesen von Hartmut B o o c k m a n n : Der Deutsche Orden. Zwölf Kapitel aus seiner Geschichte. München 31989; und Marian B i s k u p , Gerard L a b u d a : Die Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen. Wirtschaft, Gesellschaft, Staat, Ideologie. Osnabrück 22000 [Orig. 1986] (Klio in Polen 6).

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Der Deutsche Orden als Wille und Vorstellung

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Publizistik hergeben, ist systematisch erarbeitet worden4. Eher ist mir darum zu tun, diese beiden Komplexe näher zusammenzurücken und die Außenansichten des Ordens zusammen mit seinen politischen Herausforderungen zu konfrontieren mit den jeweils hergestellten Innenansichten. Von außen sah Polen auf den Orden, aber auch der Kaiser; von innen blickten (in der Diktion von Wippermann) „ordensinterne“ und „ordensfremde“ Chronisten auf die ihnen nahestehende Korporation. Schon im Vorfeld lässt sich zum einen festhalten, dass das Bild des Deutschen Ordens abhängig war von dem Interesse, das jeweils dahinter stand; dass sich zweitens im Verlauf des 14. Jahrhunderts eine primordiale Zuordnung von Ordensfreunden und Ordensfeinden aufgelöst hatte zugunsten wechselnder Koalitionen; und dass schließlich die „öffentliche Meinung“ – auch wenn sie nach modernen Maßstäben stark eingeschränkt war und oft genug nur mittelbar zu fassen ist – ein politikbestimmender Faktor war. Daraus ergeben sich folgende Arbeitsthesen: 1. Der Deutsche Orden wurde in seiner Selbstdarstellung von einer wie auch immer geäußerten öffentlichen Erwartungshaltung beeinflusst; er agierte und reagierte gleichermaßen, und die Endposition der Definition dessen, was der Orden sein sollte, war nicht immer vorhersehbar. 2. Der Bedrohungscharakter des Deutschen Ordens für Polen(-Litauen), wenn man ihn als durchgängiges Faktum von polnischer Seite her ansetzte, war ein Konstrukt – genauso wie Polen und Litauen als politische und religiöse Entitäten von der Ordensperspektive aus für bestimmte Zwecke erst entworfen wurden. 3. Die im Spätmittelalter kreierten Außendarstellungen des Ordens besaßen aufgrund ihrer „säkularisierten“ Einfärbungen eine der longue durée zuzurechnende Reichweite, von der auch die modernen, im 19. und 20. Jahrhundert geschaffenen Bilder noch zehren konnten.

Untersuchung Der Versuch, die Akteure der Selbst- und Fremdkonstruktion des Ordens und ihre inhaltlichen Signifikanzen festzulegen, führt zu einer Darstellung, die sich wegen der ausgeprägt synchronen Bezugsachsen (wir sprechen hier von wenigen Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts!) in einem Schaubild umsetzen lässt (Abb. 1). Dort erkennt man auf der einen Seite, wenngleich durch ein Spannungsverhältnis verbunden, die polnische Polemik gegen den Deutschen Orden und die polnische Politik. Dass diese beiden Faktoren nicht identisch waren, ergibt sich schon allein daraus, dass die polnische Polemik (sprich: die von Krakauer Intellektuellen, zumeist Theologen oder Kanonisten, geäußerten Ansichten) notorisch den religiösen Genotyp des Deutschen Ordens betonte, während 4 Vgl. Wolfgang W i p p e r m a n n : Der Ordensstaat als Ideologie. Das Bild des Deutschen Ordens in der deutschen Geschichtsschreibung und Publizistik. Berlin 1979 (Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin 24); Roman C z a j a : Der Deutsche Orden an der Ostsee. Mythos und historische Wirklichkeit. In: Vorträge zur polnischen Geschichte. Wien 2004, S. 39-67.

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Thomas Wünsch

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polnische Polemik gegen Dt. Orden (v. a. Paulus Wladimiri, Stanisław von Skalbmierz)

betont religiösen Genotyp des Ordens

vs.

vs.

vs.

„ordensinterne“ Chronistik (z. B. Ältere Hochmeisterchronik) Annäherung „ordensfremde“ Chronistik (z. B. Wigand von Marburg, Johann von Posilge)

religiöser Charakter des Dt. Ordens

politischer Charakter des Dt. Ordens

Aufhebung des Ordens(staates)

Dilemma: Verlust der Raison d’être des Ordens oder: Verlust des Ordensstaates

kaiserliche Politik (v. a. Kaiser Sigismund)

religiöse

Polemik

anachronistische Vorwürfe # anachronistische Utopie (Heidenkampf)

anachronistische Vorwürfe # modernistische Utopie (Landesherrschaft, Rittertum)

intendiert nicht intendiert

ethische und juristische juristische Polemik

Verpflanzung des Ordens bzw. Umwandlung zur mobilen Einsatztruppe (z. B. in Siebenbürgen)

Abb. 1. Selbst- und Fremdkonstruktion des Deutschen Ordens, 15. Jahrhundert.

(seit Władysław Lokietek)

polnische Politik

betont (erzeugt) politischen Phänotyp des Ordens

Spannungsverhältnis

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Der Deutsche Orden als Wille und Vorstellung

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die polnische Politik (mithin der König, respektive seine Kanzlei, seit den Zeiten von Władysław Łokietek, 1305-1333) lieber den politischen Phänotyp des Ordens hervorkehrte – den sie, nota bene, über die Außenpolitik selbst mitgestaltet hat. Auch wenn die Krakauer Gelehrten dem politischen Ziel ihres Königs, also der Entfernung des Ordens zugunsten einer Komplettierung des polnischen Staates, die „adäquate Theorie“5 geliefert haben, ist doch unübersehbar, dass die doktrinale bzw. juristische Festlegung von Intellektuellen wie z. B. Paulus Wladimiri keine flexiblen Lösungen mehr zuließ. Während die polnische Politik und Diplomatie angesichts der internationalen Konfliktlage zwangsläufig elastisch bleiben musste, versteiften sich die Gelehrten auf einen weltanschaulichen Fundamentalismus, der nicht immer vom polnischen König mitgetragen wurde6. Die polnische Politik wiederum stand in einem fast als natürlich zu nennenden Sinn der kaiserlichen Politik (v. a. Kaiser Sigismunds) gegenüber. Auch hier folgt die Bezugnahme der Sollbruchstelle des Ordens: Während der polnische König eben auf den politischen Charakter der Korporation verwies, den Ordensstaat und seine Expansion im Auge hatte, betonte der Kaiser für gewöhnlich den religiösen Charakter des Ordens. Dass daraus eine eminent politische Konsequenz resultieren konnte – nämlich das Projekt der Verpflanzung des Deutschen Ordens (wieder) nach Südosteuropa, vorzugsweise nach Siebenbürgen, und seine Umstrukturierung gewissermaßen als mobile Einsatztruppe gegen die osmanische Expansion – ist ein Paradoxon, aber kein Widerspruch. Der Orden selbst hatte schon seit dem 13. Jahrhundert mit seiner Politik und dem, was er als geistliche Institution dafür ausgab, für diese untrennbare Vermischung von militärischen und spirituellen Bedürfnissen gesorgt. Als sich dauerhafter Erfolg einstellte und aus der structura specialis der Staufer, ihrem „Hausorden“ gewissermaßen7, ein „Ordensstaat“ heranwuchs, sammelte sich Sprengstoff an. Immerhin stand der Orden im wahrsten Sinn „zwischen“ Papst und Kaiser, wenn man bedenkt, dass der Orden zwar von deutschen Fürsten gegründet worden war und weitreichende Privilegien von den staufischen 5 Hartmut B o o c k m a n n : Johannes Falkenberg, der Deutsche Orden und die polnische Politik. Untersuchungen zur politischen Theorie des späteren Mittelalters. Göttingen 1975 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 45), S. 234. 6 So ist beispielsweise fraglich, ob die Konzilsappellation der polnischen Delegation in Konstanz in Sachen Falkenberg ganz am Ende des Konzils tatsächlich im Interesse des polnischen Königs lag – hatte dieser doch einen starken Konsensbedarf mit dem Papst wegen der Katholisierung der orthodoxen Bevölkerung in Polen-Litauen; vgl. Thomas W ü n s c h : Konziliarismus und Polen. Personen, Politik und Programme aus Polen zur Verfassungsfrage der Kirche in der Zeit der mittelalterlichen Reformkonzilien. Paderborn 1998 (Konziliengeschichte Reihe B: Untersuchungen), S. 66-68. 7 Die besondere Nähe ist nicht zu leugnen, auch wenn Udo A r n o l d : Der Deutsche Orden – ein staufischer Hausorden? In: Karl-Heinz R u e ß (Hg.): Der Deutsche Orden in Europa. Göppingen 2004 (Schriften zur staufischen Geschichte und Kunst 23), S. 10-28, das von H. Boockmann geprägte Wort vom „(thüringisch-)staufischen Hausorden“ nur mit Vorbehalt verwendet wissen will.

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Thomas Wünsch

Königen und Kaisern erhalten hatte, nach kirchlichem und weltlichem Recht aber allein der Jurisdiktion des Papstes unterstand und das Ordensland rechtlich nie zum Deutschen Reich gehört hat8. Der im Konstrukt des staatsbildenden Deutschen Ordens angelegte Sprengstoff vermehrte sich dadurch, dass zwar die Idee der heiligen Kriege, der kirchlichen Aufrufe zu Kriegen und der geistlichen Kriegergemeinschaften seit den Kreuzzügen schon gut bekannt war9, dass aber spätestens seit der Herrschaftsbildung in Preußen – die ja bereits in der Regierungszeit des vierten Hochmeisters, Hermann von Salza, mit der Überschreitung der Weichsel 1231 anhob10 – eigentlich auch ein Selbstverständnis des Ordens als Landesherr hätte entwickelt werden müssen11. Denn die Legitimation für den Staatsaufbau und die organisierte weltliche Herrschaft war durch das religiöse Kriegertum gar nicht gegeben (übrigens ein Faktum, das in der Literatur merkwürdig wenig beachtet wird). Die anderen Ritterorden kamen ja auch ohne Staat aus, und der Widerspruch zur geistlichen Gründungsintention stieg demzufolge gerade beim Deutschen Orden exponentiell an. In dem Moment, in dem die Hauptschutzmächte des Ordens diesen in ein pragmatisches Verständnis von Politik mit einbezogen – und das gerade war um 1400 herum der Fall –, musste hier ein Menetekel an der Wand erscheinen. Der Sprengsatz, um im vorhin gewählten Bild zu bleiben, wurde entsichert. Auffällig daran ist, dass der Orden dies weniger einer äußeren Bedrohung verdankte als Defiziten in der eigenen Legitimation. Freilich hatte der Orden an dieser fundamentalen Infragestellung seiner Position kaum ein Interesse, auch wenn es kein unbekanntes Problem für ihn war. Verantwortlich für die aktuelle Zuspitzung war möglicherweise, dass sich der Orden durch die Polemik der polnischen Intellektuellen in die Defensive drängen ließ. Die „Chefankläger“ des Deutschen Ordens, Stanislaus von Skalbmierz (Stanisław ze Skarbimierza, um 1360-1431) und Paulus Wladimiri (Paweł Włodkowic z Brudzenia, um 1370-1436), beide zu ihrer Zeit Rektoren der Krakauer Universität und beide Kanonisten von Beruf12, nagelten den Orden auf seine religiöse Rolle fest. Damit etablierte sich ein rhetorisches Schema, das vor allem von Wladimiri im sogenannten Traktatenkampf während des Konstanzer

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Vgl. die zusammenfassenden Bemerkungen bei W i p p e r m a n n : Der Ordensstaat (wie Anm. 4), S. 34-40. 9 B o o c k m a n n : Der Deutsche Orden (wie Anm. 3), S. 20. 10 Vgl. ebenda, S. 93. 11 Wobei – wie B o o c k m a n n : Der Deutsche Orden (wie Anm. 3), S. 183, betont – Landesherr und Orden nicht identisch waren, da die vier in Preußen vorhandenen Bischöfe ebenfalls an der Funktion des Landesherrn teilhatten. 12 Vgl. W ü n s c h : Konziliarismus (wie Anm. 6), S. 41f. und 56f.; sowie Krzysztof O ż ó g : The Role of Poland in the Intellectual Development of Europe in the Middle Ages. Krakow 2009, S. 111-119.

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Der Deutsche Orden als Wille und Vorstellung

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Konzils 1414-1418 gepflegt wurde13 und das darauf hinauslief, die Christlichkeit des polnischen Königs zu bekräftigen und diejenige des Deutschen Ordens zu bestreiten. Noch bis in seine allerletzte Schrift hinein, das „geistige Testament“ von 143214, als Wladimiri schon auf der Suche nach einem „Realismus“ in der polnischen Außenpolitik war15, wird der Orden als (auch kriegführender) Staat gegen den Orden als geistliche Institution ausgespielt: Die Ordensritter befänden sich im Zustand der Sünde, weil sie päpstliche Schiedssprüche missachteten, und sie hätten, da rechtsbrüchig geworden, eine Tyrannis aufgerichtet (Epistola, S. 1092f.). Ihr Christentum sei deshalb degeneriert und nur noch mit demjenigen von Häretikern und Heuchlern (haeretici et hypocritae) vergleichbar (Epistola, S. 1093). Und dann entlädt sich der ganze Fundus, der mit diesen Kennzeichnungen stereotyp verbunden ist, über die Fratres Cruciferi de Prussia (Epistola, S. 1093f.): Sie sind Wölfe im Schafsgewand, ein verdorbener Baum, der keine guten Früchte bringen kann, eine grausame Abspaltung (crudelis secta) der Kirche Christi und Feind der christlichen Religion. Dahinter steht das 1432 aktuelle Kriegsgeschehen im Dobriner Land und in Kujawien, bei dem sich der Deutsche Orden ziemlich genauso verhalten hat, wie es die Kriegspraxis jener Zeit war. Das Problem war nur: Wenn polnische Truppen bei ihren Einfällen ins Ordensland dort Verwüstungen anrichteten, konnte man das mit der weltlichen Ratio des Staates irgendwie in Einklang bringen; was aber war zu sagen, wenn der Deutsche Orden in Kujawien christliche Kirchen anzündete, wie von Paulus Wladimiri vorgeworfen (Epistola, S. 1095)? Rhetorisch geschickt zitiert Wladimiri zunächst einmal die Argumente der Ordensseite für die Kriegführung, bevor er sie demontiert (Epistola, S. 1100f.). Das Argument, dass die Ordensmitglieder ja ihren Besitz schützen müssten, wird damit zurückgewiesen, dass die Brüder als Geistliche einen für den Besitz von Herrschaftsrechten (dominia) ungeeigneten Rechtsstatus besäßen, und außerdem der Großteil ihres Besitzes gar nicht auf fromme Stiftung, sondern auf gewaltsame Eroberung zurückgehe. Nicht Verteidigung, sondern Angriff sei die Devise der Ordensritter, und daher fehle ihrem Besitztum auch die Legitimation. Mit dieser Strategie, den Orden nach wie vor (also gemäß seinem Gründungsverständnis) als geistliche Einrichtung zu werten, legt Wladimiri den Finger auf die wunde Stelle: Der Deutsche Orden hatte eben keine andere Rechtfertigungsbasis, und so begegneten sich in dem virtuellen Disput zwischen 13

Vgl. B o o c k m a n n : Falkenberg (wie Anm. 7), S. 216-218; W ü n s c h : Konziliarismus (wie Anm. 6), S. 62-66. 14 Paulus Wladimiri, Epistola ad Sbigneum episcopum. In: Stanislaus F. B e l c h : Paulus Vladimiri and his Doctrine Concerning International Law and Politics. 2 Bde. The Hague 1965, hier Bd. 2, S. 1091-1103. 15 Vgl. Thomas W ü n s c h : Paulus Wladimiri und die Genese des „realistischen Denkens“ in der Lehre von den internationalen Beziehungen: Der Krieg zwischen Polen und dem Deutschen Orden als Stimulus für ein neues politiktheoretisches Paradigma Tannenberg – Grunwald – Žalgiris. Krieg und Frieden im späten Mittelalter. Hg. Werner P a r a v i c i n i , Rimvydas P e t r a u s k a s , Grischa V e r c a m e r . Wiesbaden 2012, S. 27-42.

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polnischer Polemik und ordenseigener Selbstdarstellung anachronistische Vorwürfe von der einen Seite und anachronistische Utopien von der anderen Seite. Denn die Selbst-Ideologisierung des Deutschen Ordens, wie sie prototypisch für die ordensinterne Chronistik in der sogenannten Älteren Hochmeisterchronik des 15. Jahrhunderts16 – in etwa zeitgleich mit der genannten Schrift des Paulus Wladimiri – geleistet wurde, setzte ganz auf den Gründungsmythos. Und der bestand im Wesentlichen aus zwei Teilen: der eine war der Heidenkrieg, einschließlich des dort zu gewinnenden Märtyrertums, als Existenzgrundlage; der andere die defensive Grundhaltung, zusammengesetzt aus Friedfertigkeit und Verteidigung nur im Notfall. Heidenkampf und Martyrium werden als alte Tugenden beschworen, die in Verfall geraten seien, aber wiederbelebt werden müssten (Hochmeisterchronik, S. 601). Polen sei dafür immer noch der rechte Ort, denn bei allem Respekt vor Königin Jadwiga (Hochmeisterchronik, S. 609) gilt dem Chronisten der König selbst, Władysław Jagiełło, nur als nominell getauft. Sein Christentum sei nur Schein, und der Chronist versteigt sich sogar zu der Falschmeldung, auch seine Mutter sei ungetauft gestorben (Hochmeisterchronik, S. 610). Das war Unfug, denn die Fürstin Julian(n)a von Tver’ war bekanntermaßen orthodox, und seit dem Regierungsantritt Władysław Jagiełłos verbreiteten sich auch die künstlerischen Reflexe orthodoxer Kultur in Polen auf sichtbare Weise17. Doch geht es um die Linie; und die führt dahin, Polen als Refugium des Heidentums zu qualifizieren (zo das Polnerland gleiche eyne phorte wurden ist der heiden in dy cristenheit; Hochmeisterchronik, S. 611). Die defensive Grundhaltung des Deutschen Ordens wird in der Hochmeisterchronik sehr geschickt anhand einer Charakterstudie des vorletzten Hochmeisters vor der Schlacht bei Tannenberg, Konrad von Jungingen (13931407), illustriert. Konrad wird mehr als Bettelbruder denn als Ritter gezeichnet (Hochmeisterchronik, S. 625), und seine Geduld mit einem spottenden Besucher (Jan Kropidło, Bischof von Włocławek in Kujawien) lässt seine Friedfertigkeit in einem heiligengleichen Licht erscheinen (Hochmeisterchronik, S. 626). Der Effekt ist, dass Polen als Aggressor auftritt, womit die Diskurslinie einzementiert ist: Dem anachronistischen Vorwurf von polnischer Seite, seinem geistlichen Auftrag zuwiderzuhandeln, begegnet der Orden mit der anachronistischen Utopie des Heidenkampfes, der in den 1430er Jahren noch nicht einmal mehr im Falle Litauens zu rechtfertigen war. 16 Die Ältere Hochmeisterchronik. In: Theodor H i r s c h , Max T ö p p e n , Ernst S t r e h l k e (Hg.): Scriptores Rerum Prussicarum. Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft. Bd. 3. Leipzig 1866; ebenda, S. 530, die Datierung der Abfassungszeit auf 1433-1440. Vgl. W i p p e r m a n n : Der Ordensstaat (wie Anm. 4), S. 53-55. 17 Vgl. Antoni M i r o n o w i c z : Kultura prawosławna w dawnej Rzeczypospolitej [Die orthodoxe Kultur in der Alten Adelsrepublik]. In: Adam K a ź m i e r c z y k u. a. (Hg.): Rzeczpospolita wielu wyznań [Die Republik vieler Glaubensrichtungen]. Kraków 2004, S. 409-436.

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Was bei der konservativen Rechtfertigungsstrategie der vom Orden selbst veranlassten (das heißt „ordensinternen“) Chronistik – wie z. B. der Älteren Hochmeisterchronik, aber auch schon ein Jahrhundert früher, bei Peter von Dusburg18 – auf der Strecke blieb, war die Auseinandersetzung damit, dass der Deutsche Orden inzwischen einen Staat besaß. Schon Peter von Dusburg erwähnte in seinem „Chronicon terrae Prussiae“ von 132619 nicht einmal, dass Pommerellen erobert worden war, und die Kämpfe mit Polen, die ja den Charakter von konkurrierenden Reichsbildungskriegen tragen, schildert er konsequenterweise nicht sehr nachdrücklich. Dafür hatte derjenige Teil der Geschichtsschreiber, der zwar im Sinne des Ordens schrieb, dies allerdings ohne eigentlichen Auftrag (und deshalb hier „ordensfremd“ genannt), gerade in diesem Punkt ein besseres Sensorium. Zwar bleibt die antipolnische Tendenz gleich; doch unterscheidet sich die ordensfremde Chronistik von der ordensinternen in einem wesentlichen Punkt: Auf die anachronistischen Vorwürfe aus Polen reagiert sie mit einer modernistischen Utopie. In dieser steht das Rittertum im Zentrum, wie bei Wigand von Marburg noch am Ende des 14. Jahrhunderts20; hinzu kommt eine positiv konnotierte Landesherrschaft. Letzteres leistet Johann von Posilge, Pfarrer in Deutsch-Eylau und damit kein Ordensmitglied21: Bei ihm rücken die politischen, administrativen und wirtschaftlichen Errungenschaften des Ordens in den Vordergrund – so stark, dass man in seiner bis 1419 reichenden „Chronik des Landes Preußen“ sogar „Anzeichen eines ‚preußischen’ […] Selbstbewusstseins“22 erkennen wollte. In jedem Fall wird klar, dass hier eine „gute“ Landesherrschaft quasi als Ersatzlegitimation zu der verloren gegangenen Gründungslegitimation des Heidenkampfes aufgebaut wird. Die Diskursrichtung verläuft damit nicht zufällig auf einen anderen Pol zu: Es geht nicht mehr direkt um Religion, sondern um deren Implantierung und Vollzug, also um Ethik. Die Polemik verlagert sich von einer religiösen auf eine ethische Ebene, was schon daran zu sehen ist, dass Johann von Posilge den Polen in etwa dieselben Fehlleistungen vorwirft, wie kurze Zeit später Paulus Wladimiri es mit dem Deutschen Orden machen wird: die Polen sind verlogen, sie sind untreu, und sie begehen Grausamkeiten23. Es sind also gerade nicht Heiden – denn denen könnte man dies gar nicht zum Vorwurf machen –, sondern es sind Christen, die aber ihr Christentum nicht richtig leben. Christlich sind beide Seiten; Kommunikationsachse ist aber das „richtige“ Christentum, und die Konkurrenz spielt sich vorrangig im ethischen Bereich ab, daneben auch im juristischen. Das Spiegelbild zum „Testament“ des Paulus Wladimiri ist damit perfekt. 18

Vgl. W i p p e r m a n n : Der Ordensstaat (wie Anm. 4), S. 42-46. Vgl. Jarosław W e n t a : Studien über die Ordensgeschichtsschreibung am Beispiel Preußens. Toruń 2000 (Subsidia historiographica 2), S. 205-212. 20 Vgl. W i p p e r m a n n : Der Ordensstaat (wie Anm. 4), S. 48-50. 21 Ebenda, S. 50-52. 22 Ebenda, S. 51. 23 Ebenda. 19

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Nach der Vorstellung der Akteure und Kräfte in unserem Schaubild ist es nun an der Zeit, zu den beabsichtigten und unbeabsichtigten Konsequenzen zu kommen, die sich aus den jeweiligen Positionen – seien sie theoretischkonzeptionell oder praktisch-politisch – ergaben. Wenig überraschend ist, dass die dem Orden nahestehende Propaganda den Orden grundsätzlich erhalten wollte und die polnische Polemik auf dessen Auflösung drängte. Schon nicht mehr ganz so vorhersehbar war, dass sich aus der kaiserlichen Politik (der Verpflanzung des Ordens) im Endeffekt eine Aufhebung des Ordens ergibt – was die Polemik der polnischen Intellektuellen und die kaiserliche Politik eines Sigismund virtuell verbindet; und dass zum zweiten die von der ordensfremden Chronistik beschriebene Transformation des Ordens (in einen offensiv gezeigten Landesherrn) unvermeidlich auf eine Säkularisation des Ordens hinauslief – und damit genau jene Schlusspointe enthielt, die von der Politik des polnischen Königs verfolgt wurde und 1525 dann, mit der Krakauer Huldigung, historische Realität werden sollte24. Die Kreuz- und Querbezüge verdeutlichen, dass es sich um ein klassisches Dilemma handelte: Wollte der Orden bei seiner traditionalen Zweckbestimmung (= dem Heidenkrieg) bleiben, wie es die ordensinterne Chronistik nahelegte, dann war das nur über eine Versetzung eben an jene Stellen zu erreichen, wo Heidenkrieg noch möglich war; der Ordensstaat in Preußen freilich konnte in diesem Fall, schon allein aus personellen Gründen, nicht mehr gehalten werden. Suchte der Orden aber nach einem neuen Daseinszweck (= der Landesherrschaft), wie es der ordensfremden Chronistik angelegen war, dann war der Charakter der geistlichen Einrichtung nicht mehr zu halten. Zwar hatten sich ordensfremde und ordensinterne Chronistik im Verlauf des 15. Jahrhunderts angenähert – symptomatisch ist die Position des Laurentius Blumenau (ca. 1415-1484) in seiner „Historia de ordine Theutonicorum cruciferorum“, der als ordensinterner Chronist einen ordensfremden Standpunkt einnahm25 –, doch war es in gewissem Sinne zu spät. Sobald sich die Ordensidee territorialisierte, wurde sie zugänglich für eine Säkularisierung. Alle Versuche, den Orden an Ort und Stelle zu transformieren, ihm eine neue Ethik zu verpassen, mussten sich wie Sargnägel für die Institution des Deutschen Ordens auswirken. Das gilt auch, aber längst nicht nur für die recht verwegenen Ratschläge eines Martin Luther26. Dass die Fortschreibung der ursprünglichen Zweckbestimmung verhängnisvoller erschien als die Säkularisation, sieht man auch daran, dass letztere von den Zeitgenossen nicht als Bruch mit der Vergangenheit angesehen wurde27. 24

Vgl. Maria B o g u c k a , Klaus Z e r n a c k : Um die Säkularisation des Deutschen Ordens in Preußen. Die Krakauer Huldigung. Hannover 1996 (Studien zur internationalen Schulbuchforschung 82/B III). 25 Vgl. W i p p e r m a n n : Der Ordensstaat (wie Anm. 4), S. 61-63. 26 Ebenda, S. 66. 27 Ebenda, S. 67.

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Die sekundäre Selbststilisierung des Ordens, seine Neuerfindung als Ritterorden und Landesherr, wie sie in konservativer Absicht noch von der ordensfremden Chronistik versucht worden war, scheiterte im 15. Jahrhundert. Sie wurde am Beginn des 16. Jahrhunderts durch die Lehnsaufreichung an Polen und den Konfessionswechsel realisiert – beides „Bedingungen“, die für einen ordensnahen Chronisten noch wenige Jahrzehnte zuvor für unannehmbar gegolten hätten. Man wird in diesem Richtungswechsel bei der Fremdkonstruktion des Ordens, einschließlich der sich ausweitenden Divergenzen gegenüber der Selbstkonstruktion, den Druck der „öffentlichen Meinung“ erkennen können. Es ist nicht plausibel, sich vorzustellen, dass der Orden selbst sich in eine Lage manövriert hat, bei der es nur noch darum ging, ob Arm oder Bein abgehackt würden (das heißt entweder weltliche oder geistliche Komponente verloren waren). Wenn ich hier von „öffentlicher Meinung“ spreche, die letztlich dafür gesorgt hat, den Deutschen Orden neu zu entwerfen, dann deshalb, weil vieles davon zwar von den politischen Hauptakteuren ausging, längst nicht alles aber umgesetzt wurde. Schon Konzepte, Vorstellungen und Willensbekundungen konnten dazu führen, dass die Ordensgeschichte eine Wendung nahm (was die Verwendung des Schopenhauer’schen Titelfragments hier rechtfertigen mag). Vieles wurde vom Orden „vorweggenommen“, um anderes zu verhüten. Was sich kommunikationstechnisch gut nachvollziehen lässt, ist der hohe Grad an Interaktion bei den veröffentlichten Meinungen; dass sich polnische Politik und kaiserliche Politik jedenfalls in den Endergebnissen begegneten, dürfte kein Zufall sein, genauso wenig wie die darauf reagierende bzw. im Vorfeld dazu agierende Politik des Ordens selbst. Es gibt, wie sich an der Ordensgeschichte zeigt, schon im 15. Jahrhundert einen pulsierenden Wechsel von Nähe und Distanz im Verhältnis der politischen (Groß-)Mächte der Zeit; ein Vorgeschmack auf die Interessenpolitik der Moderne. Genau auf dieser Schiene ist die kaiserliche Politik zu suchen – obwohl oder gerade weil sie den reichlich anachronistischen Gründungsauftrag des Deutschen Ordens auch im 15. Jahrhundert noch ernst nahm. Wenn König Sigismund den Orden im Jahr 1429 zur Vertilgung der Turken und anderer Glaubensfeinde nach Siebenbürgen verlegen wollte, dann traf er sich darin mit den Vorschlägen, die polnische Diplomaten schon auf dem Konstanzer Konzil geäußert hatten28. Die Verpflichtung zum Heidenkrieg machte den Orden verwundbar, was seine Eigenschaft als Landesherr anging, und sie machte ihn anfällig dafür, zum Spielball der europäischen Großmächte herabzusinken. Da er allein dem Papst unterstand, das Papsttum aber in jener Zeit der (noch) nach 28 Ebenda, S. 59. Zur Praxis – nicht Konzeption – der Außenpolitik Polens im Spätmittelalter gegenüber dem Deutschen Orden vgl. Adam S z w e d a : Organizacja i technika dyplomacji polskiej w stosunkach z zakonem krzyżackim w Prusach w latach 1386-1454 [Organisation und Technik der polnischen Diplomatie gegenüber dem Deutschen Orden in Preußen in den Jahren 1386 bis 1454]. Toruń 2009.

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Plan abgehaltenen Ökumenischen Konzilien selbst ein Akteur unter anderen innerhalb der Kirche geworden war, seine universale Reputation jedenfalls kaum realisieren konnte, war der deutsche König diejenige politische Kraft, die dem Orden am gefährlichsten werden konnte. Nun waren Verlegungsvorschläge29 keine Erfindung Sigismunds oder der polnischen Konzilsbesucher, und sie hörten auch nicht mit dem Mittelalter auf30. Die ersten Ansinnen in der Richtung, den Orden weiter nach Osten zu platzieren, am besten in das Gebiet der Tataren und (orthodoxen) Ruthenen, kamen aus Litauen und datieren von 1358. Standen hier noch klar erkennbare Sehnsüchte nach einer Befreiung von einem ungeliebten Nachbarn im Vordergrund, so machte sich der Orden selbst um 1391 kundig, was die Einsatzmöglichkeiten in Serbien anging; hier schon gegen die osmanische Expansion gerichtet. An der Vielzahl der im zeitlichen Umkreis des Konstanzer Konzils genannten möglichen Stationierungsorte – Cypern, Rhodos, Jerusalem oder Novgorod – erkennt man, dass es – jedenfalls aus polnischem königlichen Interesse heraus – eher darum ging, das Thema am Köcheln zu halten als den Ordensstaat wirklich zu liquidieren. Doch trug auch diese Strategie Früchte, denn König Sigismund hatte – als König von Ungarn seit 1387, als Römischer König seit 1410, als König von Böhmen seit 1419 und als Kaiser seit 1433 – manifeste außenpolitische Probleme im Südosten des Reichs und damit in unmittelbarer Nachbarschaft seiner Kronen. Seit 1425 scheint er recht konsequent an der Verlegungsoption gearbeitet zu haben, was aber über ein halbherziges und erfolgloses Engagement an der Donau in der Nähe des Eisernen Tores (bei Severin und Orschowa) im Jahr 1429 nicht hinauskam31. Es mutet wie eine Ironie der Geschichte an, dass erst der polnische König (Kazimierz IV. Jagiellończyk) nach dem Zweiten Thorner Frieden 1466 aufgrund vertraglicher Verpflichtungen den Orden zur Heerfolge gegen die Türken zwingen konnte32. Dass Sigismunds Plan nicht zynisch gemeint war, sieht man am Umfang des Gesamtvorhabens: Der König wollte dem Orden das Burzenland wieder übereignen, er war über den mangelnden Zuzug von Kolonisten aus Preußen redlich enttäuscht, und die ganze Aktion passte genau in den neu entfachten Krieg gegen die Osmanen. Denn 1426 griff Sigismund die Türken in der Walachei an, versuchte dort Stützpunkte zu befestigen und erließ in dieser Zeit in 29

Vgl. Karl H. L a m p e : Die europäische Bedeutung des Deutschen Ordens. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte 88 (1951), S. 110-149, bes. 116-118. 30 Zu der Verwendungsoption des Ordens gegen ungarische Gegner durch König Ferdinand 1527, dem Verlegungsversuch an die ungarische Grenze von 1570 und schließlich der Idee einer Donauflottille, gestellt von Ordensrittern, aus dem Jahr 1663 vgl. L a m p e : Die europäische Bedeutung (wie Anm. 24), S. 133-145. 31 Vgl. ebenda, S. 118f.; ausführlicher, wenngleich tendenziös, Erich J o a c h i m : König Sigmund und der Deutsche Ritterorden in Ungarn 1429-1432. In: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 33 (1912), S. 87-119. 32 Vgl. L a m p e : Die europäische Bedeutung (wie Anm. 24), S. 122.

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Kronstadt sein bekanntes Militärreglement33. Man kann, nach neuesten Arbeiten zur politischen Tätigkeit Sigismunds in Südosteuropa, die Politik in diesem Raum sogar als eines seiner Hauptanliegen bezeichnen34. Seit dem Jahr 1387, das nachgerade zu einem „Annus mirabilis“ gekürt wurde35, sind diplomatische, ideologische und militärische Anstrengungen Sigismunds nachweisbar, der osmanischen Besetzung der Balkanländer entgegenzutreten. Angelpunkt ist selbstverständlich das Königreich Ungarn, doch gingen Sigismunds Bündnisversuche weit über den üblichen Rahmen hinaus; Byzanz, Polen, Litauen und die Donaufürstentümer waren in wechselnde Koalitionen zu unterschiedlichen Zwecken temporär mit einbezogen. Für den Deutschen Orden hatte dies eine doppelte Relevanz: Zum einen wurde er selbst zur Verfügungsmasse in einem diplomatischen Schachspiel, dessen Züge er nicht (mehr) selbst bestimmen konnte; merkte man noch in staufischer Zeit sarkastisch an, dass das Reich in Wahrheit durch den Deutschen Orden regiert werde36, so war es jetzt umgekehrt. Zum anderen verfolgte König Sigismund eine eigenständige Litauenpolitik, die ihn zwar – wie an anderen Stellen – in Opposition zum polnischen König brachte, aber eben auch von der Ideologie und Politik des Deutschen Ordens entfernte. Denn vor allem das Projekt der litauischen Königskrönung, das 1429 akut war37, bedeutete ja nichts anderes als eine Rangerhöhung des litauischen Fürsten innerhalb der christlichen Herrscherfamilie Europas, die jeden Heidentums- und Häresieverdacht (letzteren wegen der orthodoxen Bevölkerung in den ruthenischen Gebieten Litauens) seitens des Deutschen Ordens im Keim ersticken lassen musste. Man wird vielleicht sogar behaupten können, dass Sigismund und Witold, der Großfürst von Litauen, eine ganz ähnliche Religionspolitik verfolgten; jedenfalls kann man Sigismunds Sympathie für den Exarchensitz der orthodoxen Kirche in Argisch (Walachei) in diesem Sinne interpretieren38. Sigismund schreckte nicht davor zurück, zum Zweck der Erschütterung der Union von Krewo/ Krėva (1385)39 als dem Fundament des neuen polnisch-litauischen Staatswesens auch die konfessionelle Karte zu spielen, das heißt die Erhöhung Litauens 33

Vgl. J o a c h i m : König Sigmund (wie Anm. 31), S. 89-98. Vgl. Ekaterini M i t s i o u u. a. (Hg.): Emperor Sigismund and the Orthodox World. Wien 2010 (Denkschriften Wien 410. Veröffentlichungen zur Byzanzforschung 24). 35 Alexandru S i m o n : Annus mirabilis 1387: King Sigismund, the Ottomans and the Orthodox Christians in the Late 1380s and Early 1390s. In: Emperor Sigismund (wie Anm. 34), S. 127-152. 36 So der stauferfeindliche Chronist Albert von Böhmen; vgl. W i p p e r m a n n : Der Ordensstaat (wie Anm. 4), S. 35. 37 Dazu Julia D ü c k e r : Sigismund und der Konflikt um die Königskrönung Witolds von Litauen (1429/30). In: Emperor Sigismund (wie Anm. 34), S. 17-25. 38 Dan Ioan M u r e ș a n : Une histoire des trois empereurs. Aspects des relations de Sigismond de Luxembourg avec Manuel II et Jean VIII Paléologue. In: Emperor Sigismund (wie Anm. 34), S. 41-101, bes. 88. 39 Diskussion bei Almut B u e s : Die Jagiellonen. Herrscher zwischen Ostsee und Adria. Stuttgart 2010, S. 31-47. 34

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zum Königtum zu betreiben. Dies trotz manifester orthodoxer Ausrichtung Litauens und nicht verstummender Vorwürfe hinsichtlich eines auch nach der Nationentaufe weiterlebenden Heidentums. Theoretisch hätte die Infragestellung der Union von Krewo dem Deutschen Orden gefallen müssen – war es doch genau diese Verbindung zwischen Polen und Litauen unter der Herrschaft der Jagiellonen, die den Orden in Alarmbereitschaft versetzt hatte und mit der formellen Taufe Litauens zu einem Legitimationsproblem ersten Ranges für den Orden geführt hatte. In der Praxis sah es freilich anders aus. Wenn Sigismund die Union von Krewo über die Königskrönung des litauischen Großfürsten zu neutralisieren suchte, dann hatte der Orden doppelt verloren: nicht nur war dann die weitere Mission in Litauen verunmöglicht, auch die Rolle eines Außenpostens des christlichen Europa (antemurale oder propugnaculum christianitatis)40 drohte dann vom Deutschen Orden auf Litauen überzugehen; ganz abgesehen davon, dass alle Träume des Ordens von Besitzerweiterungen in Samogitien/Žemaiten41 von vornherein zum Scheitern verurteilt waren. Der Orden hätte statt eines christlichen Königreichs (Polen) nun zwei zum Gegner – und wenn sich beide auch kaum auf viele außenpolitische Prioritäten würden einigen können, so doch in jedem Fall auf die Vertreibung des Deutschen Ordens aus Preußen. Das Projekt der litauischen Königskrönung scheiterte bekanntlich. Doch selbst ohne die Königswürde für den litauischen Fürsten baute sich neben dem politisch-militärischen Druck für den Deutschen Orden noch ein anderes Bedrohungspotenzial auf, und das soll – auch weil es grundlegend ist und die Jahrhunderte übergreift – hier den Abschluss bilden: Mit der (symbolischen) Aufwertung Litauens und dem (realpolitischen) Aufstieg Polens zur europäischen Großmacht und zum gleichgewichtigen Rivalen des Römischen Königs bzw. Kaisers sah der Deutsche Orden seine eigene Rechtgläubigkeit in Frage gestellt – jedenfalls in dem Maße, in dem er seinen Daseinszweck aus den Behauptungen von Heidentum und Häresie in Litauen und Polen bezog. Noch in der Zeit um das Konstanzer Konzil herum hatte der Orden über eigene und fremde Gelehrte dem Häresievorwurf gegenüber Polen seine Autorität geliehen; und auch wenn man sich letztlich von der radikalen Position eines Johannes Falkenberg42 distanzierte, der unverblümt zum Völkermord an den häretischen Polen aufrief, blieb dieser Argumentationsstrang doch immer bestehen (die schon erwähnte Ältere Hochmeisterchronik aus späterer Zeit belegt das). 40 Vgl. Paul W. K n o l l : Poland as „antemurale christianitatis“ in the Late Middle Ages. In: Catholic Historical Review 60 (1974), S. 381-401; Janusz T a z b i r : Polskie przedmurze chrześcijańskiej Europy. Mity a rzeczywistość historyczna [Polen als Vormauer des christlichen Europa. Mythen und historische Wirklichkeit]. Warszawa 1987. 41 Vgl. Mathias N i e n d o r f : Das Großfürstentum Litauen. Studien zur Nationsbildung in der Frühen Neuzeit (1569-1795). Wiesbaden 2006 (Veröffentlichungen des NordostInstituts 3), S. 180-186. 42 Zu ihm und zur ganzen Diskussion vgl. B o o c k m a n n : Falkenberg (wie Anm. 7), bes. S. 197-216 und 242-246.

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Mit fortschreitender Zeit drehte sich diese Waffe gegen den Orden selbst: man war nicht mehr bereit, dies als anachronistisches oder rein rhetorisches Element ad acta zu legen; der Verdacht kam auf – und Paulus Wladimiri war daran ganz wesentlich beteiligt –, dass es der Orden war, dessen Rechtgläubigkeit einer Überprüfung bedurfte. Wird man die Mission der Samaiten zum Konzil nach Konstanz im Jahr 1416 noch unter der Rubrik eines gelungenen diplomatischen Streichs seitens des Jagiellonenkönigs verbuchen dürfen, und mögen auch die im Umkreis des Konzils geäußerten rhetorischen Attacken auf den Orden eher von einem Bedürfnis nach Reform denn einem Willen zur Vernichtung dieser Institution gespeist gewesen sein43, so stellte sich die Situation in den 1420er bis 1430er Jahren für den Deutschen Orden bereits ganz anders dar. Der Orden – der durch bezahlte Sprachrohre wie Falkenberg44 und seine eigene Chronistik (Johann von Posilge, Ältere Hochmeisterchronik) noch die Polen eines nur vorgetäuschten Christentums geziehen hatte – fing sich selbst den Vorwurf der Heuchelei ein. Es beginnt mit Paulus Wladimiri (und dann Jan Długosz) im 15. Jahrhundert, und mit neuem Aplomb wird diese Anschuldigung vorgetragen von Historikern, Schriftstellern und Historienmalern des 19. Jahrhunderts. Ein Bild verfestigte sich, das den Deutschen Orden als Inbegriff eines degenerierten Christentums zeigt, das nur noch dem Anschein nach besteht, während die zugrunde liegenden Ideale verraten sind. Der Orden wird geradezu zu einer Verkörperung der Perversion. Zwar gesellt sich zur Diskursmasse aus dem Spätmittelalter im 19. Jahrhundert noch ein deutsch-polnischer nationaler Gegensatz hinzu, der im 15. Jahrhundert gar keine Rolle gespielt hatte. Aber die Grundaussage kreist hier wie dort um das „falsche“ Christentum des Ordens, dem das „echte“ Christentum Polen-Litauens schließlich den Garaus bereitet. Paulus Wladimiri hat diesen Topos grundgelegt, und Jan Matejko, der wohl wichtigste polnische Historienmaler des 19. Jahrhunderts45, hat ihn mit der ihm eigenen Suggestionskraft mustergültig ausgestaltet: In seinem Bild zur Schlacht von Tannenberg aus dem Jahr 1878 steht der Moment im Mittelpunkt, in dem der Großmeister zu Tode kommt46. Als Werkzeug dient, gut sichtbar, jene Replik der Mauritiuslanze, die Kaiser Otto III. im Jahr 1000 dem polnischen Herrscher Bolesław Chrobry bei seiner Pilgerreise zum Grab des hl. Adalbert als Gastgeschenk übergeben hatte. Der Großmeister des Ordens wird von einem Reichskleinod durchbohrt: symbolträchtiger konnte man kaum in Szene setzen, dass sich – in den Augen des 19. Jahrhunderts – der Missionierungsimpuls umgedreht hatte und wo nun das „wahre“ Christentum wohnte. Diese Sichtweise ergab sich nicht voraussetzungslos, und Matejko konnte bereits auf einem recht soliden Fundament aufbauen, was das Negativimage des 43 44 45 46

Vgl. B o o c k m a n n : Falkenberg (wie Anm. 7), bes. S. 206f. Ebenda, S. 244f. Vgl. Henryk Marek S ł o c z y ń s k i : Matejko. Wrocław 2000. Abbildung ebenda, S. 140f.

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Deutschen Ordens angeht. Will man eine Genese des Bildes vom gewalttätigen, unzivilisierbaren, heuchlerischen Orden skizzieren47, dann stößt man (von Matejko an zeitlich rückwärts gehend) zunächst auf den Historiker Karol Szajnocha und sein Buch „Jadwiga i Jagiełło 1374-1413“, erschienen in Łwów 1855, wo dem Orden angekreidet wird, dass er beständig das Heidentum in Litauen anprangere, in Wahrheit aber gar nicht an einer wahrhaftigen Christianisierung dort interessiert gewesen sei, weil er dann gewissermaßen sein Jagdrevier verloren hätte48. Man kommt weiterhin auf die Romane „Grażyna“ und „Konrad Wallenrod“ von Adam Mickiewicz, die aus den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts datieren, und die das Bild des gleich einer Naturgewalt grausamen und kriegslüsternen Ordens transportierten – inspiriert wohl von dem für die polnische Nationalhistoriographie so wichtigen deutsch-polnischen Historiker Joachim Lelewel, der in seiner „Geschichte Polens bis zum Ende der Herrschaft von Stefan Batory“ aus dem Jahr 1813 die Ordensritter als „Monstrum“ karikiert hatte, „dem alle abgehauenen Glieder aufs Neue wachsen“. Den Hintergrund dafür wiederum bildet die kritische Ordenssicht in der deutschen Literatur der Aufklärungszeit einerseits und die polnische historiographische Tradition des 15. und 16. Jahrhunderts mit Jan Długosz und Maciej Stryjkowski andererseits. Damit ist der Anknüpfungspunkt an die geistigen Väter der polnischen Polemik, Stanislaus von Skalbmierz und Paulus Wladimiri, hergestellt.

Fazit Auch wenn die neuzeitlichen Bilder des Ordens nicht nur die mittelalterlichen Versatzstücke wiederholen, sondern jeweils Neukreationen für ihre Zeit sind (am sichtbarsten wohl bei Mickiewicz, dem es gar nicht um den Orden und auch kaum um die Deutschen ging, sondern eher um die Warnung vor einer Zusammenarbeit der Polen mit Russland49), bleiben zwei Momente stabil: zum einen, dass die Selbstkonstruktion – und Selbstlegitimation – des Deutschen Ordens von außen und von innen als defizitär empfunden wurde, wovon die negativen Heterostereotypen profitierten; zum anderen, dass der Deutsche Orden zu jeder Zeit auch Produkt der Imagination war. Es gibt – um jetzt wirklich den in Danzig, und damit mitten im umstrittenen Teil des Ordenslandes, geborenen Schopenhauer und sein Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ zum Zuge kommen zu lassen50 – keinen Deutschen Orden außerhalb der Bilder, die er selbst schuf und die seine Gegner von ihm geschaffen haben. Das Normative, „Faktische“ an der Ordensgeschichte ist so gering, dass es keinen Begriff von der 47 Das Folgende nach Jan M. P i s k o r s k i : „Das Kreuzritter-Reptil wird niemand zähmen“. Adam Mickiewicz über den Deutschen Orden und die Deutschen. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 48 (1997), S. 23-40, bes. 23-32. 48 Karol S z a j n o c h a : Jadwiga i Jagiełło 1374-1413 [Jadwiga und Jagiello 1374-1413]. Łwów 1855, S. 206f. 49 P i s k o r s k i : Das Kreuzritter-Reptil (wie Anm. 47), S. 29. 50 Arthur S c h o p e n h a u e r : Die Welt als Wille und Vorstellung. Leipzig 1819/1844.

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Bedeutung des Phänomens vermittelt; und selbst die Verträge und Urkunden zu Gunsten des Ordens, die ja zu den dokumentarischen Quellen zählen und also einen nachprüfbaren Tatbestand beinhalten sollen, sind alles andere als eindeutig und entfalten ihre Wirkung eher im Streit der Interpretationen51. Noch viel mehr gilt dies von allen anderen Informationen, die zur Ordensgeschichte gehören, und die uns – in bisweilen beeindruckender Offenherzigkeit – zeigen, dass die vermeintlich objektive Sicht des Ordens das Produkt höchst subjektiver Wahrnehmungen ist; mit Blick auf die Polemik der polnischen Intellektuellen und die Argumentationsstrategien der Ordenschronisten habe ich dies anzudeuten versucht. Der Wille formt die Tatsachen, die „Fakten“, und er dirigiert auch den Intellekt der Geschichtsschreiber, Literaten, Künstler und Wissenschaftler, die sich damit befassen. Objektivität, im Sinne einer reinen, dem Willen entzogenen Anschauung, bleibt – nach Schopenhauer – dem „Genius“ bzw. der „Genialität“ vorbehalten52. Doch muss das kein Schaden sein. Es lenkt den Blick auf eine besondere Dynamik, die nicht nur in der Ereignisgeschichte liegt, sondern auch in deren Wahrnehmung und Interpretation. Der Orden hat durch sein eigenes Tun herausgefordert, dass Vorstellungen von ihm als gewolltes Konstrukt in die Realität überführt wurden; der oben geschilderte Versuch einer Rückansiedlung in Siebenbürgen ist vielleicht das schlagendste Beispiel dafür. Und er hat nicht verhindern können, dass Vorstellungen von ihm dabei behilflich waren, andere Konstrukte zu entwerfen; die Aufbauleistung von Mickiewicz, Szajnocha, Matejko und anderen „Ordensgegnern“ im Dienste der polnischen Nation während deren staatsloser Zeit im 19. Jahrhundert mag dafür stehen. Die Möglichkeit zu neuen Erkenntnissen, die sich aus einer so verstandenen transepochalen, sowohl die Fakten wie Fiktionen einbeziehenden Geschichte ergeben, wird wohl das größte Geschenk sein, das uns der Orden an seinem 800. Geburtstag im Burzenland bereiten kann. 51 Vgl. grundsätzlich B o o c k m a n n : Der Deutsche Orden (wie Anm. 7), bes. S. 80-92; B i s k u p , L a b u d a : Die Geschichte des Deutschen Ordens (wie Anm. 3), bes. S. 126-132; Marian B i s k u p , Roman C z a j a (Hg.): Państwo zakonu krzyżackiego w Prusach. Władza i społeczeństwo [Der Ordensstaat in Preußen. Macht und Gesellschaft]. Warszawa 2008, bes. S. 53-64; Gerard L a b u d a : Studia krytyczne o początkach Zakonu Krzyżackiego w Prusach i na Pomorzu. Pisma wybrane [Kritische Studien zum Beginn des Deutschen Ordens in Preußen und Pommern. Ausgewählte Schriften]. Poznań 2007, bes. S. 189-211; zu den Urkunden für Siebenbürgen vgl. Harald Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden in Siebenbürgen. Eine diplomatische Untersuchung. Köln 22011 (Studia Transylvanica 26). Weiterführend erscheint die von Robert B a r t l e t t : Die Geburt Europas aus dem Geist der Gewalt. Eroberung, Kolonisierung und kultureller Wandel von 950 bis 1350. München 1996 (Orig. 1993), S. 116, formulierte These von der „Existenz zahlreicher prospektiver, spekulativer und vorweggenommener Verleihungen“ – ein Kennzeichen der hochmittelalterlichen Expansion allgemein und der Privilegien für den Deutschen Orden im Besonderen. 52 S c h o p e n h a u e r : Die Welt als Wille und Vorstellung (wie Anm. 50) I 1, Drittes Buch § 36.

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Thomas Wünsch

Summary The Teutonic Knights as Will and Presentation Internal and External Constructions of a Spiritual/ Secular Corporation between Ideology and Politics Reflections on the internal and external constructions of the Teutonic Knights as a spiritual/secular corporation originate in the thesis that, in their selfportrayal, the Teutonic Knights were also influenced by public expectations. They acted and reacted in equal measure and are thus a prime example of the search for legitimization by state entities at the transition to the modern era. The chronicles written from inside and outside the order created different images of the Teutonic Knights; these images amounted to either the loss of the order’s raison d’être or the loss of the order-state. At the same time, the polemics of the Polish intellectuals were acting on the battlefield of rhetoric, and the foreign policy of the Polish kings was operating on the battlefield of practical politics. The dual role of the Teutonic Knights both as a spiritual and a secular corporation enabled the curious constellation to arise that the written self-portrait of the order, the politics of Emperor Sigismund, and the Polish politics since Władysław the Short all worked towards the same goal: the liquidation of the order as a quasi-governmental power.

Rezumat Ordinul Cavalerilor teutoni ca și voință și imaginație. Construcții proprii și străine ale unei corporații ecleziastico-laice între ideologie și politică Premisa considerațiilor privitoare la imaginea de sine sau la imaginea externă a Ordinului Cavalerilor Teutoni privit drept organism ecleziastico-laic este teză potrivit căreia Ordinul însuși a fost influențat în strădania sa de autoreprezentare de un orizont public de așteptare. Acesta a acționat deopotrivă activ și reactiv, oferind în acest sens un exemplu ilustrativ pentru ceea ce însemna în pragul modernității efortul de legitimare depus de un organism statal. Istoriografia internă și cronistica externă referitoare la Cavalerii Teutoni au conturat imagini diferite care au evoluat, fie constatând pierderea menirii inițiale a Ordinului, fie constatând pierderea statului creat de acesta. În paralel se manifestau (la

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nivel retoric) polemica intelectualilor polonezi și (în plan efectiv politic) politica regilor poloni. Datorită dublei funcțiuni a Ordinului Cavalerilor Teutoni, atât ca structură ecleziastică, dar și ca organism secular, a rezultat paradoxal o aliniere de interese a scrierilor de autoportretizare a Ordinului, a politicii împăratului Sigismund și a politicii polone care debutează odată cu Władysław Łokietek, vizând același țel: lichidarea Ordinului ca putere de tip statal.

Összefoglalás A Német Lovagrend mint akarat és képzet. Egy egyházi-világi testület ön- és idegenkonstrukciói ideológia és politika között A Német Lovagrend mint egyházi-világi testület ön- és idegenkonstrukcióit illető vizsgálatok kiindulópontja az a tézis, miszerint a Német Lovagrend önábrázolását egyfajta nyilvános elvárás is befolyásolta. A rend hasonlóan működött és reagált mellyel klasszikus példát nyújt egy állami szerv legitimációkeresésére az újkor határán. A rendi és a külső krónikaírás különböző képeket alkotott a Német Lovagrendről, melyek vagy a rend létcéljának elvesztéséhez vagy a lovagrendi állam megszűnéséhez vezettek. Ezzel párhuzamosan működött (a retorika mezején) a lengyel értelmiségiek vitája és (a gyakorlati politika területén) a lengyel királyok külpolitikája. A Német Lovagrend kettős funkciója, egyrészt mint egyházi, másrészt mint világi szervezet, alapján egy olyan különös konstelláció keletkezett, hogy a rend írásos önábrázolásának. Zsigmond császár politikájának, valamint Łokietek Ulászló óta a lengyel politikának egyazon célja volt: a rendnek, mint egy kvázi állami hatalomnak a felszámolása.

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T E R R A B O R Z A E T U LT R A M O N T E S N I V I U M . E I N G E S C H E I T E R T E R K I R C H E N S TA AT UND SEIN NACHLASS Von Şerban P a p a c o s t e a Die Eroberung von Konstantinopel durch die Kreuzritter des Vierten Kreuzzugs und die Schaffung eines Lateinischen Kaiserreichs auf den Ruinen des Byzantinischen Reiches hatte unvermeidbare internationale Folgen für Südostund Osteuropa, die nicht vorgesehen wurden, weil sie gar nicht vorhersehbar gewesen sind1. Ob geplant oder nicht, hat die Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzritter eine neue politische Lage geschaffen, die eigentlich einer neuen Struktur der internationalen Beziehungen in jenem weiten Raum gleichkam, in dem Byzanz einst die Hegemonie ausgeübt hatte. Die logische Folge der Ereignisse hat sich auch damals, wie allgemein in der Geschichte, jenseits jeglicher Vorahnung der Zeitgenossen abgespielt. Die urbs capta im Jahr 1204 hinterließ den Eroberern und allgemein den wichtigsten Mächten der Christenheit ein Erbe, das diese nicht ausschlagen konnten. Unter dem Vorwand eines Provisoriums, das den Kreuzzug ins Heilige Land konsolidieren sollte, hat die Umleitung nach Konstantinopel die Kreuzfahrer-Streitkräfte, die sich am Bosporus niederließen, in militärische Auseinandersetzungen mit jenen Mächten verwickelt, die die neue politische Realität nicht akzeptieren wollten. Dies hatte zur Folge, dass noch weitere Kreuzfahrer in jenen Raum entsandt wurden, der im Geflecht der internationalen Beziehungen als Folge der Ereignisse von 1204 entstanden war. Osteuropa geriet im 13. Jahrhundert sowohl vor als auch nach dem Mongoleneinfall in das Betätigungsfeld der Kreuzfahrer und damit auch der Missionierung durch die Ordensritter. Als einer der bittersten und gefährlichsten Gegner des Kaiserreichs, das die Lateiner in Konstantinopel geschaffen hatten, erwies sich von Anfang an der bulgarische Staat, der Ende des 13. Jahrhunderts wieder entstanden war, als Folge der Zusammenarbeit zwischen den Balkanvlachen, die sich gegen Byzanz erhoben hatten, und den Bulgaren, die sich von der byzantinischen Herrschaft befreit hatten. Im April 1205 wurde der Eroberungselan des neu gegründeten 1 Eine neue Bearbeitung des Stoffes bei Zdenek P e n t e k : Cesarstwo Lacinskie 12041261. Kolonialne panstwo Krzyzowkow czy Neobyzancium? [Das Lateinische Kaiserreich 1204-1261, kolonialer Staat der Kreuzritter oder Neu-Byzanz?]. Poznań 2004.

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Lateinischen Kaiserreichs von den Kräften des neu restaurierten bulgarischen Staates empfindlich gebremst. Die Niederlage, die Gefangennahme und der Tod des ersten Lateinischen Kaisers von Konstantinopel während der Gefangenschaft im Jahr 1205, kurze Zeit nach der Ausrufung des Lateinischen Kaiserreichs, führte den Kreuzrittern vor Augen, welch große Gefahr von ihrem Nachbarn im Norden ausging. Während der wiederholten bewaffneten Auseinandersetzungen mit den Streitkräften dieses Nachbarn kamen sie mit einem furchtbaren Gegner in Kontakt, mit den Kumanen, einem Volk, das zu jener Zeit die nordpontische Steppe bis zu den Ostkarpaten und dem Unterlauf der Donau beherrschte, das Steppenreich2 in seiner vorletzten Hypostase, dessen Herrschaft bald ein anderes asiatisches Volk antreten sollte, die Mongolen. Die Kumanen sind im Bewusstsein des Westens vor allem während der Kreuzzüge aufgetaucht, eine Folge des Kontakts der Kreuzritter mit den südosteuropäischen Realitäten. Die Folgen des Vierten Kreuzzugs und der katastrophale Ausgang der Schlacht von Adrianopel, in der die leichte Kavallerie der Kumanen die schwere Reiterei der Kreuzritter zerschmetterte, sicherten ihnen bei den führenden Kreisen des Westens einen großen Bekanntheitsgrad. Die Berichterstatter des Vierten Kreuzzugs konnten, dank der Erfahrungen vor Ort, bedeutende Informationen über die Welt und Militärmacht der Kumanen liefern. Der kastilianische Kleriker Domingo, der spätere Gründer des Dominikanerordens, der 1205 in Rom weilte, kurze Zeit also nach der katastrophalen Niederlage der Kreuzfahrer bei Adrianopel, äußerte den Wunsch, seinen missionarischen Eifer in diese Richtung zu lenken. Sein Wunsch war zweifellos eine Folge der Nachrichten, die im Westen ankamen und von der Rolle kündeten, die die Kumanen in den Auseinandersetzungen zwischen den Kreuzrittern aus Konstantinopel und der vlachisch-bulgarisch-kumanischen Koalition gespielt hatten. Der Nachfolger des bei Adrianopel besiegten lateinischen Kaisers, der neue Kaiser Heinrich, informierte seinerseits Papst Innozenz III. über die erneuten militärischen Auseinandersetzungen mit den Gegnern aus dem Norden, unter anderen den Kumanen. In der Strategie der Kräfte des Kreuzzugs, in der die Rettung des Lateinischen Kaiserreichs als unerlässlich betrachtet wurde, um das oberste Ziel des Kreuzzugs zu erreichen – nämlich das Heilige Land und Jerusalem – spielte das kumanische Problem eine immer bedeutendere Rolle. Rein zufällig oder dank einer bewussten Koordinierung mit jenen Kräften des Kreuzzugs, die das Lateinische Kaiserreich unterstützten, wurde die kumanische Frage in den folgenden Jahren zum Hauptaugenmerk der Außenpolitik des Apostolischen Königreichs Ungarn3. Die Mission des Deutschen Ordens hatte anfänglich einen defensiven Charakter. Nachdem sie sich im Jahr 1211 im Burzenland niederließen, ad munimen 2

Vgl. dazu René G r o u s s e t : Die Steppenvölker. Attila, Dschingis Khan, Tamerlan. München 1970 (franz.: L’Empire des Steppes, 1. Aufl. Paris 1948). 3 Şerban P a p a c o s t e a : Between the Crusade and the Mongol Empire. The Romanians in the 13th Century. Cluj-Napoca 1998, S. 36-46.

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regni contra Cumanos, sahen sich die Ordensritter wiederholt Angriffen der Kumanen ausgesetzt (tanquam novella plantatio sunt positi et assiduos Cumanorum patientes insultus4). Bald sollte man jedoch von der Verteidigung zum Angriff übergehen; die Ordensritter weiteten ihre Herrschaft ultra montes nivium aus und bauten Befestigungen, zunächst aus Holz, später aus Stein. Die Kumanen waren nicht in der Lage, diese Verteidigungslinie, die immer weiter vorverlegt wurde, zu durchbrechen. Sie konnten auch die traditionelle Taktik der überfallartigen Angriffe und Scharmützel nicht anwenden, weil sie ihre leichte und bewegliche Kavallerie nicht mehr entsetzen konnten (Comani perterriti et dolentes ademptam sibi ingressus et exitus facultatem), so dass viele sich zum Christentum bekehrten und sich den Siegern unterwarfen. Diese für die Christenheit günstige Entwicklung ergab sich bereits weniger als zehn Jahre nach der Ankunft der Deutschordensritter im Burzenland. Im Mai 1222 wurde in einer erneuten Schenkung des ungarischen Königs Andreas II. das ursprünglich dem Deutschen Orden überlassene Gebiet noch einmal erweitert ultra montes nivium, bis zur Donau und zu den Grenzen der Brodnici (usque ad terminos Prodnicorum5). Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte die kumanische Macht die Auseinandersetzung mit dem Deutschen Orden verloren und damit bedeutende Gebiete, die man als das „Schwarze Kumanien“ bezeichnete (die westlichen Gebiete des kumanischen „Reiches“). 1223, ein Jahr später, zerfiel die kumanische Macht auch im sogenannten „Weißen Kumanien“ (den östlichen Gebieten, die von den Kumanen beherrscht wurden), zerschmettert von der ersten Welle des Mongoleneinfalls. Unter diesem Doppelschlag verschwand die kumanische Variante des Steppenreichs unwiederbringlich. Der Deutsche Orden trug entscheidend zu diesem Ergebnis bei. Gleichzeitig mit der ungarischen Offensive in Richtung Widin – also mit dem Feldzug des comes Joachim mit einem Heer, das aus Szeklern, Rumänen und Petschenegen bestand (12111212)6 – und mit dem Vorgehen des Deutschen Ordens in der terra Borza, vor allem ultra montes – wurde der militärische Beistand der Kumanen für den bulgarischen Staat unterbunden. Von Norden her von den Streitkräften des Königreichs Ungarn und jenen des Deutschen Ordens angegriffen, von Süden her von den Kräften des Lateinischen Kaiserreichs bedroht, sah sich das Bulgarien der Asseniden genötigt, nachzugeben und sich in die Allianz der katholischen Mächte einzureihen. Durch ihren von Erfolg gekrönten Feldzug gegen die Kumanen hatten die Deutschordensritter aus der Sicht des Papstes dem Interesse der gesamten Christenheit (toti populo Christiano) gedient und nicht weniger dem des Heiligen Landes (ad utilitatem non modicam Terre Sancte 7). Dieser Topos, der wiederholt in den Dokumenten der päpstlichen Kanzlei im 4 Harald Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden im Burzenland. Eine diplomatische Untersuchung. 2. durchgesehene Auflage. Köln, Weimar, Wien 2011, S. 163-165. 5 Ebenda, S. 170. 6 P a p a c o s t e a : Between the Crusade and the Mongol Empire (wie Anm. 3), S. 47. 7 Z i m m e r m a n n (wie Anm. 4), S. 178.

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Zusammenhang mit den Feldzügen des Deutschen Ordens auftaucht, sollte sicherlich die indirekte Hilfe kennzeichnen, die der Deutsche Orden dem Lateinischen Kaiserreich von Konstantinopel leistete und die als unerlässliche Basis für einen Triumph des Kreuzzugs in Palästina betrachtet wurde. Umgekehrt brachten der Verlust der Gebiete, die der Deutsche Orden von den Kumanen erobert hatte und die Beschlagnahme dieser Territorien durch den ungarischen König die Kreuzritter und das Heilige Land um eine nützliche Hilfe, wie Papst Honorius III. in seinem Brief vom 12. Juni 1225 dem ungarischen König mitteilte (eis et ipsi Terre Sancte pene penitus inutilem reddidisti 8). Der Erfolg, den die Deutschordensritter im kumanischen Raum erzielten, eröffnete ungeahnte Möglichkeiten, die von den Siegern unter den Bedingungen der damaligen geographischen Kenntnisse unmöglich vorausgeahnt werden konnten. Sicher ist, dass das eroberte Gebiet und vor allem das Territorium, das sich für ihre Expansion anbot – terra lata et spaciosa 9 – die Grenzen des ursprünglich von König Andreas II. erhaltenen Besitzungen bei Weitem übertraf. Es bot sich ein weiter Raum an, den es zu erobern und in die Christianitas – in das Gebiet der katholischen Zivilisation – einzugliedern galt, und zwar jener Kumaniens im weitesten Sinne. Das schien die Kräfte des Deutschen Ordens nicht zu überfordern, und er war auch bereit, diesen Auftrag auszuführen. Da es bezüglich der vage ultra montes nivium bezeichneten Gebiete keine ursprüngliche Abmachung gab, wurden die Divergenzen zwischen den Visionen und den Interessen des Königreichs Ungarn und der Führung des Deutschen Ordens immer größer und mündeten in einen offenen Konflikt. Das Königreich Ungarn äußerte von Anfang an die Hoffnung, sein Gebiet in der Folge der Feldzüge der Deutschordensritter zu erweitern (ut et regnum per conversationem eorum propagatam dilatetur10), und diese dilatatio sollte in Abstimmung mit den Erfolgen geschehen, die von den Bundesgenossen des Ritterordens erzielt wurden. Das Gegenteil war der Fall. Nach den Erfolgen, die der Deutsche Orden erzielte, äußerte er immer entschlossener die Absicht, diese eroberten Gebiete für sich zu behalten und unter ausschließlich seiner Autorität zu unterwerfen (quod in pugna /occupata/ propter hoc potius mori velle, quam restituere illa sibi/ regi/11). Der Konflikt brach also nicht in der terra Borza oder wegen dieses Gebietes aus, sondern wegen der Territorien, die ultra montes nivium lagen, die die Geographie jener Zeit als Kumanien zu bezeichnen beginnt. Die Spannungen zwischen den beiden Bündnispartnern, die zu Feinden wurden nach den großen Erfolgen, die sie im Kampf gegen die Kumanen errungen hatten, mündeten in einen offenen Konflikt, als der ungarische König Andreas II., der entschlossen war, die immensen Räume, die sich den Deutschordensrittern nach dem Zusammenbruch der kumanischen Macht 8 9 10 11

Ebenda, S. 187. Ebenda, S. 178. Ebenda, S. 162 Ebenda, S. 191.

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anboten, nicht zu überlassen, die ursprünglichen Abmachungen aufzukündigen und die Gebiete zu beschlagnahmen, die im Privileg von 1211 festgelegt worden waren (cum terram sepedictam eis preceperamus auferri12). Die päpstliche Vermittlung beendete diese erste Phase des Konflikts zwischen den beiden Rivalen im Kampf um die Herrschaft im kumanischen Raum. Das neue Privileg, das der ungarische König Andreas II. dem Deutschen Orden im Mai 1222 gewährte, erneuerte die Konzessionen für das Burzenland aus dem Jahr 1211 und begrenzte das Gebiet, das den Deutschordensrittern ultra montes nivium überlassen wurde. Obwohl die Autonomie, die der König sowohl für diesen Raum als auch für das Burzenland zugestand, eine weitreichende war, wurde im königlichen Privileg eindeutig der Vorrang der königlichen Macht festgelegt, sowohl über die Gebiete diesseits als auch über jene jenseits der Karpaten. Durch die neue Konzession nahm der König den Deutschen Orden unter seine Herrschaft „mit all den Besitzungen und Gütern, von denen man weiß, dass sie zur Zeit besitzen, oder in Zukunft auf legitime Weise mit Gottes Hilfe erwerben könnten“. Nur unter diesen Bedingungen, die eindeutig die Abhängigkeit des Deutschen Ordens vom ungarischen Königtum unterstrichen, hat König Andreas II. die Rechte der Ordensritter über die Gebiete restauriert (restaurationem facimus), deren Beschlagnahme er vorher beschlossen hatte13. Die Vorstellungen des Deutschen Ordens waren aber genau das Gegenteil dessen, was dem König vorschwebte. Weit entfernt davon, die Beschränkungen zu akzeptieren, die ihm durch die Ansprüche des Königs auferlegt wurden, begann der Orden seine Unabhängigkeit vor allem auf dem Gebiet der kirchlichen Organisation. Mit dem Einverständnis und der Unterstützung der päpstlichen Kurie erhielt der Orden im Jahr 1223, ein Jahr nach der Erneuerung der Privilegien durch König Andreas II., das Recht, einen Dekan für die von ihm beherrschten Gebiete exempt zu ernennen, unter der direkten Autorität des Papstes, wobei der Dekan direkt zum Bischof des Ordens erklärt wurde, unter Ausschluss eines jeglichen anderen Bischofs oder Prälaten (nullum preter Romanum Pontificem non habeat episcopum vel prelatum14). Unter den gegebenen Umständen war die direkte Abhängigkeit des Deutschen Ordens vom Apostolischen Stuhl das Vorspiel zur politischen Unabhängigkeit. Folgerichtig erklärte Papst Honorius III. im Laufe des Jahres 1222 die Übernahme des Burzenlandes und der Gebiete jenseits der Karpaten in jus et proprietatem Apostolice Sedis15. Die königliche Konzession von 1211, erheblich erweitert durch die Offensiven und Eroberungen des Deutschen Ordens jenseits der Karpaten, lief darauf hinaus, zur Bildung eines Kirchenstaates zu führen, dem ersten in diesem Teil Europas. 12

Z i m m e r m a n n (wie Anm. 4), S. 171. Ebenda. 14 Ebenda, S. 175; Gabriel A d r i á n y i : Zur Geschichte des Deutschen Ritterordens in Siebenbürgen. In: Ungarn Jahrbuch 3 (1972), S. 17f.; Friedrich M a r t i n i : Der Deutsche Ritterorden und seine Kolonisten im Burzenland. In: Ungarn Jahrbuch l0 (1979), S. 45f. 15 Z i m m e r m a n n (wie Anm. 4), S. 183. 13

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Diese Lösung war für den ungarischen König inakzeptabel, er setzte sich über die Empfindlichkeiten der Römischen Kurie hinweg, reagierte manu militari und vertrieb die Rittermönche aus den Gebieten, die er beherrschte. Diesmal erwies sich die Entscheidung König Andreas’ II. als unumkehrbar. Spätere Vermittlungen des Papstes Honorius III. blieben ergebnislos. Vergeblich versuchte der Papst, den unnachgiebigen König zu überzeugen, der Deutsche Orden beanspruche lediglich „einen Teil Kumaniens“ (partem Comanie16), nämlich jenen, den der König dem Orden in seinem zweiten Privileg von 1222 zugesprochen hatte. Der Entschluss des Ordens, die Unabhängigkeit von der Krone zu erlangen, was nunmehr klar zum Ausdruck gekommen war, und die Tendenz des Ordens, seine Herrschaft über Kumanien auszudehnen, veranlassten König Andreas II. dazu, einen neuen Kompromiss abzulehnen und die Versuche der Kreuzritter unwiderruflich abzulehnen, mit päpstlicher Hilfe in jene Gebiete zurückzukehren, aus denen man sie vertrieben hatte. Das ungarische Königtum war nun fest entschlossen, das Erbe des Deutschen Ordens endgültig zu integrieren, der das sich in Auflösung befindliche kumanische Reich beherrschte, um ihn in die Christianitas einzuführen, allerdings unter eigener Autorität. Dieses Land sollte in den Herrschaftsbereich des Königs eingehen, der es seinen Besitztümern als besonderes Land hinzufügte, das auch durch das Führen des Titels eines rex Cumanie zum Ausdruck kam. Die Ernte, die die Deutschordensritter 14 Jahre lang unter großen Anstrengungen vorbereiteten, wurde letztendlich von der politischen und kirchlichen Hierarchie des Königreichs Ungarn eingebracht und in die eigenen Strukturen eingefügt. Die Führung des Königreichs Ungarn hat das Gebiet, das vom Deutschen Orden übernommen worden war, unverzüglich kirchlich neu organisiert und die Möglichkeiten ausgelotet, die Herrschaft des Königreichs über das gesamte Gebiet auszudehnen, das vorher zum kumanischen Reich gehört hatte. Bemerkenswert ist die Entscheidung König Andreas’ II., die Identität der Kumanen nicht auszulöschen; ihr Name hielt in der damaligen Geographie für jenen Raum in den Ostkarpaten Einzug, den man nunmehr als Kumanien zu bezeichnen pflegte. Das erste Indiz, dass die Ungarn Anstrengungen unternahmen, jenes Gebiet zu organisieren, das der Deutsche Orden ungarischem Einfluss geöffnet hatte, war 1227 die Gründung eines episcopatus Cumanorum, das der kirchlichen Hierarchie Ungarns unterstellt wurde. Nur zwei Jahre nach der Vertreibung der Ritter und nach einer neuen, massiven Welle der Konversion in Kumanien, ernannte Papst Gregor IX. den Erzbischof von Gran auf dessen Bitte zum apostolischen Legaten in Kumanien. An die Führung des Kumanenbistums wurde ein Dominikaner aus Ungarn berufen, als Garantie für das Königtum, dass die neue Diözese unter seinem Einfluss verbleiben werde. Selbst als das neue Bistum kurz danach direkt unter die Autorität des Papstes kam, blieb das dazugehörende Gebiet unter der Kontrolle des ungarischen Königtums. Übrigens erscheint nur kurze Zeit nach der Gründung des Bistums auch in 16

Ebenda, S. 199.

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der Titulatur des ungarischen Königs in der Reihe der Königreiche, die zur ungarischen Krone gehörten, der Titel eines rex Cumaniae. Der neue Titel war die Antwort auf eine Realität und gleichzeitig Anspruchsdenken. Die Realität war das Gebiet innerhalb der Grenzen des kumanischen Bistums, die uns relativ bekannt sind. Im Norden und im Osten grenzte das Land des kumanischen Bischofs (terra episcopi Cumanorum) an den Sereth, den Fluss, dessen Ufer die Deutschordensritter auf dem Höhepunkt ihrer Expansion im Osten erreicht hatten. Im Süden bestand das „Land“ aus den Gebieten, die die Verbindung zwischen dem Burzenland und der Donau herstellten, und im Westen erstreckte es sich bis zum Unterlauf des Alt17. Aber Kumanien erstreckte sich viel weiter nach Osten bis in die nordpontische Steppe, jenseits des Dnjestr, des Dnjepr und bis zum Don und zur Wolga; die Ansprüche des ungarischen Königtums erstreckten sich prompt auch auf diese Gebiete, die man den Siegen der Deutschordensritter über die Kumanen verdankte, wobei die königlichen Heere später das Werk der Ritter vollendeten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die kumanischen politischen Strukturen – die Klans und ihre Stämme – der neuen Macht aus dem Westen unterworfen und ihre Oberhoheit anerkannt haben18. Gleichzeitig mit dem Titel eines rex Cumaniae übernahm Andreas II. nicht nur die Vorteile, die mit der neuen Herrschaft verbunden waren, sondern auch die Verpflichtung, diesen Raum und die darin lebenden Menschen zu verteidigen. In der Tat sollten kurze Zeit nach dem Sieg in der Auseinandersetzung mit dem Deutschen Orden zwei neue Konkurrenten im Kampf um die Herrschaft über den nordpontischen Raum auftauchen. Die ersten waren die seldschukischen Türken aus Iconium. Am 21. März 1228 teilte Papst Gregor IX. dem Erzbischof von Gran – dem päpstlichen Legaten, der den Dominikanermönch Theoderich als Bischof der Kumanen eingesetzt hatte – die Notwendigkeit mit, gegen die Ungläubigen mit Waffengewalt vorzugehen, die die terrae Christianorum in der Nachbarschaft der Kumanen besetzt hatten19. Unter diesen Ungläubigen wird namentlich der Sultan von Iconium genannt, dessen Flotte um 1227 den bedeutenden Hafen Soldaja (Sugdea) am östlichen Ufer der Krim besetzt hatte. Der Feldzug der Türken aus Kleinasien wurde begleitet von einer gewaltigen Welle des islamischen Proselytismus, die sowohl die Gebietsgewinne des Königreichs Ungarn als auch die Erfolge der Römischen Kirche null und nichtig zu machen drohte. Um die erst kürzlich eroberten Gebiete zu verteidigen, gewährte der Papst all jenen, die an den Anstrengungen teilnahmen, die neuen 17

P a p a c o s t e a : Between the Crusade and the Mongol Empire (wie Anm. 3), S. 106. Horst G l a s s l : Der Deutsche Orden im Burzenland und in Kumanien (1211-1225). In: Ungarn Jahrbuch 3 (1971), S. 40-42. 19 Aloysius L. T ă u t u (Hg.): Acta Honorii III (1216-1227 et Gregorii IX (1227-1241). Città del Vaticano, 1950, S. 208-209; Şerban P a p a c o s t e a : Ungaria şi Marea Neagră în secolul al XIII-lea [Ungarn und das Schwarze Meer im 13. Jahrhundert]. In: Studii de istorie românească. Economie şi societate (secolele XIII-XVIII). Brăila 2009, S. 14f. 18

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Eindringlinge abzuwehren, einen Sündenerlass für zwei Jahre. Die Reichweite des Kreuzzugs erfasste nun auch den Norden des Schwarzen Meeres. Um diesen neuen Konkurrenten im Kampf um die Herrschaft über Kumanien die Stirn zu bieten oder um einer zweiten Welle der mongolischen Invasion zuvorzukommen, hielt sich 1238 in der Gegend des Asowschen Meeres ein ungarisches Heer unter dem Kommando eines comes Transilvanus auf 20. Die Indizien sind jedenfalls klar: Ungarn hatte sich effektiv im regnum Cumaniae impliziert, das zu den Kronländern seines Königs gehörte. Am weitesten drang das Königreich Ungarn in den osteuropäischen Raum mit Hilfe geistlicher Waffen vor. Im vierten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts startete man eine mutige Expedition aus den Reihen der ungarischen Dominikanermönche, deren Ziel es war, die Ungarn aus der Magna Hungaria zu finden und sie zum christlichen Glauben zu bekehren, jene Ungarn, die Jahrhunderte zuvor am Oberlauf der Wolga geblieben waren, als ein Großteil ihrer Stammesbrüder Richtung Westen aufbrach, um sich in Pannonien niederzulassen. Einer der Teilnehmer an der Expedition der Dominikaner – frater Julianus – gelangte 1234-1235 an sein Ziel21. Zur selben Zeit jedoch wälzte sich 1236-1237 aus den Tiefen Asiens die zweite Welle der mongolischen Invasion in den osteuropäischen Raum, die im Verlauf weniger Jahre sämtliche territorialen und politischen Fortschritte, die das Königreich Ungarn östlich der Karpaten erzielt hatte, zunichte machte und somit die Expansion beendete, die der Deutsche Orden 1211 begonnen hatte. Von dem gesamten Erbe, das der Deutsche Orden hinterlassen hatte und das vom Königreich Ungarn ausgebaut wurde, blieb nur die terra Borza übrig. An dieser Lage änderte sich ein Jahrhundert lang nichts, so lange die mongolische Hegemonie über Osteuropa dauerte. Erst gegen Mitte des 14. Jahrhunderts, als die aus dem Königreich Ungarn, dem Königreich Polen und den gerade entstehenden Donaufürstentümern gebildete antimongolische Koalition die Herrschaft der Goldenen Horde weit nach Osten zurückdrängte, nahm König Ludwig I. die ungarische Expansion, die 1211 vom Deutschen Orden begonnen wurde, in Richtung Osten teilweise wieder auf. Die bedeutendsten Ergebnisse dieser Wiederaufnahme der Expansion, die die Deutschordensritter eingeleitet hatten, waren im 13. Jahrhundert die Bildung des Bistums Milkow im Karpatenbogen mit der Wiederauferstehung des kumanischen Bistums auf weit engerem Raum, die zeitweilige politische Herrschaft über diesen Raum in Opposition zu den rumänischen Fürstentümern Walachei und Moldau und – am bedeutendsten und nachhaltigsten – die Handelsprivilegien, die Kronstadt die Verbindung zum Unterlauf der Donau sicherten, eine wesentliche Voraussetzung für den Wohlstand der Stadt. 20

P a p a c o s t e a : Ungaria (wie Anm. 19), S. 20. Heinrich D ö r r i e : Drei Texte zur Geschichte der Ungarn und Mongolen: die Missionsreisen des Fr. Julianus O. P. im Uralgebiet (1234-1235) und nach Russland (1237) und der Bericht des Erzbischofs Peter über die Tataren. Göttingen 1956 (Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Phil.-Historische Klasse 6), S. 144f. 21

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Şerban Papacostea

Die Expansion des Osmanischen Reiches in Richtung Unterlauf der Donau und Schwarzes Meer beseitigte dieses letzte Segment des Erbes, das der Deutsche Orden drei Jahrhunderte vorher ultra montes nivium hinterlassen hatte.

Summary Terra Borza ultra montes nivium. The Legacy of a Failed State In 1211, the knights of the Teutonic Order have been settled in Transylvania by King Andrew II of Hungary in order to repel the devastating raids of the Cumans in the province and, simultaneously, to come to the rescue of the recently founded Latin Empire in Constantinople. Menaced in its very existence by the newly restored Bulgarian Tsarat, decisevly supported by the same Cumans, who dominated the steppe at the north of the Black Sea till to the lower course of the Danube and the chain of the East Carpathian mountains. The brilliant military successes of the knights in Transylvania – in the „Terra Borza“ – and beyond the Carpathian mountains – „ultra montes nivium“ – brought to an end the Cuman domination in Eastern Europe; but it also opened the door to an acute rivalry between the Hungarian Kingdom and the Teutonic Knights for the control of the recently emancipated territories from under the Cuman domination. Finally, in 1225, in spite of the persistent protection they enjoyed from the Papacy, the Teutonic Knights had to hand over all their conquests in the region to the Hungarian authorities and to leave the country. Inaugurated by the Teutonic Knights, the trans-carpathian expansion in direction of the Mouths of the Danube and the Black Sea was to remain a constant direction of the foreign policy of the Hungarian Kingdom before the Great Mongol Invasion in 1240-1241 and after the downfall of the hegemony of the Golden Horde in the region in the second half of the XIV century.

Rezumat Terra Borza ultra montes nivium. Un stat bisericesc eșuat și lăsământul său În anul 1211, cavalerii Ordinului Teuton au fost instalați în Transilvania de regele Andrei II al Ungariei pentru a respinge raidurile devastatoare ale cumanilor

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Ein gescheiterter Kirchenstaat

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în provincie și, în același timp, pentru a veni în ajutorul Imperiului Latin din Constantinopol, recent întemeiat, amenințat în însăși existența sa de Țaratul Bulgar, de curând restaurat, susținut masiv de aceiași cumani, care dominau stepele nordpontice până la cursul inferior al Dunării și până la lanțul Carpaților răsăriteni. Strălucitele succese militare ale cavalerilor teutoni în Transilvania – „in terra Borza“ – și dincolo de Carpați – „ultra montes nivium“ – au pus capăt dominației cumane în Europa răsăriteană; dar ele au deschis și calea unei puternice rivalități între Regatul Ungar și cavalerii teutoni pentru controlul teritoriilor emancipate de sub stăpânirea cumană. În cele din urmă, în 1225, în ciuda protecției persistente a papalității, cavalerii teutoni au fost siliți să predea autorităților ungare toate cuceririle lor în regiune și să părăsească țara. Inaugurată de Ordinul Cavalerilor Teutoni, expansiunea transcarpatică în direcția Gurilor Dunării și a Mării Negre a fost preluată de Regatul Ungar ca direcție constantă a politicii sale externe înainte de marea invazie mongolă din 1240-1241 și după prăbușirea hegemoniei Hoardei de Aur în regiune, în a doua jumătate a secolului XIV.

Összefoglalás Terra Borza ultra montes nivium. Egy bukott egyházi állam és annak öröksége 1211-ben II. Endre, Magyarország királya, Erdélybe telepítette a teuton lovagokat, hogy kivédjék a kunok pusztító rajtaütéseit a tartományban, valamint hogy segítségére siessenek a röviddel azelőtt alapított konstantinápolyi Latin Birodalomnak, amelynek létezését a nem sokkal korábban helyreálított Bolgár Birodalom fenyegetett. A bolgárok ugyanazoknak a kunoknak élvezték a jelentős támogatását, akik a Fekete tengertől északra fekvő és az Alsó Dunáig valamint a Keleti Kárpátok vonulatáig húzodó sztyeppéket uralták. A teuton lovagok ragyogó katonai sikerei Erdélyben (a Barcaságban – in terra Borza) és a Kárpátokon túl (ultra montes nivium) véget vetettek a kunok keleteurópai uralmának, de ugyanakkor utat nyitottak a Magyar Királyság és a teuton lovagok közötti erős rivalizálásnak a kunok uralma alól felszabadult területek fölötti ellenőrzés miatt. Végül 1225-ben, a pápaság tartós védelme ellenére, a teuton lovagok arra kényszerültek, hogy átadják a magyar hatóságoknak összes hódításaikat a régióban és elhagyják az országot. A Német Lovagrend által kezdeményezett Kárpátokon túli terjeszkedést a Duna torkolata és a Fekete tenger irányába átvette a Magyar Királyság és a 1240-1241-es nagy tatárjárás előtt, valamint az Aranyhorda hegemóniájának megszűnése után, a régióban ez képezte külpolitikájának vezérfonalát a 14. század második felében.

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U N G A R N U N D O S T E U R O PA Z U R Z E I T D E S K ÖN I G S A N D R E A S I I . (1205-1235) Von Márta F o n t Ungarn und Osteuropa gehören zu zwei verschiedenen Regionen des Kontinents. Das mittelalterliche Ungarn war nicht Teil Ost-, sondern Ostmitteleuropas. Man kann damit nicht einverstanden sein, wie Ungarn in der – auch zurzeit laufenden Diskussion – in die Kategorie „Südost“ eingereiht wird1, oder als Teil des „östlichen Europa“2 angesehen wird. In dieser Hinsicht scheint der Ostmitteleuropa-Begriff3 am ehesten annehmbar zu sein; auch Gebiete westlich von Ungarn können dazu gezählt werden. Hier sei auf den im englischen Sprachgebiet verwendeten Begriff „East Central Europe“4 oder auf das Konzept von Jenő Szűcs über die drei historischen Regionen Europas5 verwiesen. Ungarn kann auch nicht in der Hinsicht als Grenzgebiet angesehen werden, wie es Nora Berend behauptet („borderland“6), obwohl es fraglos eine Tatsache ist, dass sich lange Zeit eine gewisse muslimische Bevölkerung im Lande befunden hat (die Böszörmény-Ismaeliten), die Orthodoxie beziehungsweise ab Mitte des 13. Jahrhunderts auch eine heidnische Volksgruppe (Kumanen) präsent waren7. 1

Wie ihn beispielsweise die Südosteuropa-Gesellschaft (München), die Kommission für Kultur und Geschichte der Deutschen im südöstlichen Europa (Tübingen), das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (München), das Institut für Ostund Südosteuropaforschung (Regensburg) oder die Zeitschrift „Südost-Forschungen“ verwenden. 2 Zum Beispiel Christian L ü b k e : Das östliche Europa. München 2004 (Die Deutschen und das europäische Mittelalter 1). 3 Márta F o n t : Mitteleuropa – Osteuropa – Ostmitteleuropa? Bemerkungen zur Entstehung einer europäischen Region im Frühmittelalter. In: Jahrbuch für europäische Geschichte 7 (2006), S. 101-125; Dinasztia, hatalom, egyház. Régiók formálódás Európa közepén [Dynastie, Macht, Kirche. Die Entstehung der Regionen in der Mitte Europas]. Hg. Márta F o n t . Pécs 2009. 4 Zum Beispiel East Central Europe & Eastern Europe in the Early Middle Ages. Hg. Florin C u r t a . Ann Arbor 2005. 5 Jenő S z ű c s : Vázlat Európa három történeti régiójáról [Eine Skizze über die drei historischen Regionen Europas]. Budapest 1983. 6 Nora B e r e n d : At the Gate of Christendom. Jews, Muslims and „Pagan“ in Medieval Hungary c. 1000-1300. Cambridge 2001. 7 Siehe Márta F o n t : Ansiedlung, Integration und Toleranz im mittelalterlichen Ungarn. In: Minderheitendasein in Mittel- und Osteuropa – interdisziplinär betrachtet.

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Ungarn und Osteuropa zur Zeit des Königs Andreas II.

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Die nordöstlichen Beziehungen des Königreichs Ungarn zeigen, dass die Kontakte zwischen den Regionen Europas kontinuierlich waren, aber nichtsdestotrotz auch, dass bis zum 13. Jahrhundert wesentliche Unterschiede zwischen ihnen entstanden sind.

Das Königreich Ungarn und seine Nachbarn im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts8 Im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts, während der Zeit der Herrschaft von Andreas/András II., gehören Gebiete des römisch-deutschen Reiches mit realem selbständigem Entscheidungsrecht zu den Nachbarn Ungarns im Westen. Das Österreich der Babenberger wurde durch das Privilegium Minus zusammen „mit den seit eh und je dazu gehörenden Gebieten“ in den Rang eines Herzogtums erhoben. 1192 erwarben die Babenberger auch die Steiermark als Erbschaft. Die Dynastie erreichte den Höhepunkt ihrer Macht zur Zeit der Herrschaft von Leopold VI. (1198-1230)9, was im Grunde genommen mit der Herrschaft von Andreas II. zusammenfällt. Südlich der Steiermark grenzte Ungarn (genauer: seine Provinz Slawonien) an die Herzogtümer Kärnten und Krain. Slawonien war 1196-1204 ein Gebiet, das Herzog Andreas, dem späteren König, unterstand. So ist es kaum ein Zufall, dass er sich mit der Tochter des Markgrafen Berthold IV. von Istrien und Krain aus der bayerischen Familie Andechs-Meranien vermählte. Der Einfluss dieser Familie war – obwohl sie nicht ausgedehnte Gebiete beherrschte – bedeutend, da ihre Besitztümer an strategischen Stellen lagen10. Unter den Nachbarn Ungarns gehörte auch Böhmen zum römisch-deutschen Reich, wo am Ende des 12. Jahrhunderts Ottokar/Otakar (Přemysl) I. (1197-1230) den Erbkönigtitel erwarb, den ihm Friedrich II. 1212 sicherte. Das Privileg garantierte auch die unteilbare Vererbbarkeit Böhmens11, wodurch er mit den Reichsfürsten gleichrangig wurde. Sein Nachbar im Norden war Klein-Polen, in dem zu Beginn des 13. Jahrhunderts Leszek Biały (der Weiße) (1202-1227) herrschte. Bis 1207 festigte er seine Herrschaft, nachdem in den ersten Jahren des 13. Jahrhunderts ein Kampf um den Besitz von Krakau zwischen Leszek und Mieszko Stary (dem Alten) von Groß-Polen, dann seinem Sohn Władysław Laskonogi (Dünnbein) geführt Hg. Zsuzsanna G e r n e r , László K u p a. Hamburg 2011, S. 13-24; d i e s .: Lateiner und Orthodoxe: Völker und ihre Gewohnheiten. Das Beispiel des mittelalterlichen Königreichs Ungarn. In: Rome, Constantinopel and Newly-Converted Europe. Archeological and Historical Evidence. Hg. Maciej S a l a m o n , Marcin W o ł o s z y n u. a. Kraków, Leipzig, Rzeszów. Warszawa 2012, S. 141-152. 8 Siehe Abb. 1. 9 Karl L e c h n e r : Die Babenberger. Markgrafen und Herzöge von Österreich 9761246. Wien 62002 (Veröffentlichungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 23), S. 152-170; Reinhard P o h a n k a : Österreich im Mittelalter. Wien 2002, S. 35-37. 10 P o h a n k a : Österreich (wie Anm. 9), S. 36f. 11 Peter M o r a w : Das Mittelalter. In: Böhmen und Mähren. Hg. Friedrich P r i n z . Berlin 1993 (Deutsche Geschichte im Osten Europas), S. 105.

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Abb. 1. Ungarn und Nachbarländer um 1200. Quelle: F o n t , Arpadenkönige, S. 305.

wurde12. In diesen Kampf mischte sich Roman Mstislavič ein, der nordöstliche Nachbar Ungarns und der östliche Klein-Polens; mit seiner Hilfe konnte Leszek seine Gegner bezwingen13. Das südwestliche Fürstentum der einstigen Kiewer Rus’ war Halič (Galizien), beziehungsweise seit 1199 Halič-Wolhynien. Der die beiden Teile vereinigende Fürst, der bereits erwähnte Roman Mstislavič, und Leszek stießen bald aufeinander, und Roman erlitt in der Schlacht bei Zawichost (19. Juni 1205) nicht nur eine Niederlage, sondern verlor auch sein Leben14. Nach 1205 begann der Kampf um Halič-Wolhynien, der die Ostpolitik Andreas’ II. während seiner ganzen Herrschaft beschäftigte. 12 Stanisław S z c z u r : Historia Polski. Średniowiecze [Geschichte Polens. Das Mittelalter]. Kraków 2002, S. 257-259. 13 Márta F o n t : Árpád-házi királyok és Rurikida fejedelmek [Arpadenkönige und Rurikidenfürsten]. Szeged 2005 (Szegedi Középkortörténeti Könyvtár 21), S. 191f. 14 Monumenta Poloniae Historica. Bd. 3. Hg. August B i e l o w s k i . Łwów 1878, S. 162f.

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Ungarn und Osteuropa zur Zeit des Königs Andreas II.

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An der südlichen Grenze errichteten wechselnde Dynastien auf wechselnden Gebieten – sich von Byzanz verselbständigend – ihre neuen Länder. Die Expansionsbestrebungen der ungarischen Könige (insbesondere unter der Herrschaft von Ladislaus/László dem Heiligen) wiesen ab Ende des 11. Jahrhunderts nach Süden. Ladislaus der Heilige band Kroatien mit einer Personalunion an Ungarn15. Diese Lage hat sich nach der Krönung Kolomans/Kálmán des Bücherfreundes16 (1102) für Jahrhunderte gefestigt17. Vom 12. Jahrhundert an wurde die ungarisch-byzantinische Grenze instabil und veränderte sich oft, die Gruppen der Serben beziehungsweise der Bulgaren verselbständigten sich. Die Serben erwarben durch dynastische Beziehungen die Unterstützung der ungarischen Könige: die Frau von Béla II. (dem Blinden) war eine Tochter von Uroš, dem serbischen Großžupan. Ihr erstgeborener Sohn, König Géza II. (1141-1162), unterstützte, die Konfrontation mit Byzanz auf sich nehmend, die Verselbständigungsbestrebungen der Serben18. An der Wende des 12. zum 13. Jahrhundert herrschte Stefan Nemanjić (1196-1217 als Großžupan, 12171228 als König), nachdem er vom Legaten des Papstes Honorius III. gekrönt worden war19. Stefan Nemanjić orientierte sich außerdem auch nach Byzanz, beziehungsweise an dem Patriarchen von Nikaia. Diese Dualität führte nach seinem Tod zu einem mehrere Jahrzehnte währenden inneren Konflikt. Im Falle des zweiten oder neuen Bulgarien war die Zusammensetzung der Bevölkerung heterogen, ebenso, wie die Dynastie, die bestrebt war, ihre Herrschaft zu etablieren. Asen und seinen Nachfolgern schwebte die Wiederherstellung der Zarenmacht aus dem 10. Jahrhundert vor. Der sich nach Byzanz und Rom gleichermaßen orientierende Kalojan (1197-1207) erhielt auch vom Papst die Krone. Seine Nachfolger, Boril (1207-1218) und Ivan Asen II. (1208-1241) stützten sich auf eine kumanisch-wlachische Streitkraft in ihrem Heer20. Östlich-südöstlich der Karpaten erstreckte sich die Cumania, wie das von Kumanen bewohnte Gebiet in zeitgenössischen Quellen genannt wurde. 15

Gyula K r i s t ó : A feudális széttagolódás Magyarországon [Die feudale Zersplitterung in Ungarn]. Budapest 1979, S. 86f. 16 Márta F o n t : Koloman the Learned, the King of Hungary. Szeged 2001. 17 Über die Krönung siehe die Urkunde von König Koloman für das Nonnenkloster in Zadar in: Diplomata Hungariae antiquissima. Vol. I. (1000-1131). Hg. Georgius G y ö r f f y . Budapest 1992, Nr. 116, S. 330; über die sog. Pacta conventa siehe Stjepan A n a t o l j a k : Pacta ili concordia od 1102 godine [Die Pacta oder concordia aus dem Jahre 1102]. Zagreb 1980; Gábor S z e b e r é n y i : A Balkán 800-1389 [Der Balkan 800-1389]. In: „Kelet-Európa“ és a „Balkán“ 1000-1800 [„Osteuropa“ und der „Balkan“ 1000-1800]. Hg. Endre S a s h a l m i . Pécs 2007 (Kelet-Európa és Balkán tanulmányok 4), S. 279-330; über die Personalunion ebenda, S. 296f. 18 F o n t : Árpád-házi királyok (wie Anm. 13), S. 167f. 19 F o n t : Dynastie, Macht, Kirche (wie Anm. 2), S. 40f. 20 Ebenda, S. 43f.; Zsolt H u n y a d i : The Teutonic Order in Burzenland (1211-1225): Recent Reconsiderations. In: L’Ordine Teutonico tra Mediterraneo e Baltico. Hg. Hubert H u o b e n , Kristjan T o o m a s p o e g . Galatina 2008, S. 151-162.

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Der dynastische Hintergrund der ungarischen Expansion Nach 1204, als die Besetzung von Byzanz durch die Kreuzfahrer zur Schaffung neuer Machtzentren Gelegenheit gab, eröffneten die miteinander rivalisierenden Gruppen für Ungarn neue Möglichkeiten, seinen Einfluss auszuweiten. Die im 12. Jahrhundert einsetzende Expansion nach Süden verstärkte sich21, aber auch die Cumania jenseits der südöstlichen Grenzen des Landes entging nicht der Aufmerksamkeit der ungarischen Herrscher. Die von den Arpadenkönigen angestrebte Erweiterung nach Nordosten begann am Ende des 12. Jahrhunderts unter Béla III.22 Wenn wir die „Ostpolitik“ von Andreas II. charakterisieren wollen, dann müssen wir, von Halič-Wolhynien nach Süden ausgehend, das Gebiet der Cumania und, im Süden, das Verhältnis zu den bulgarischen und serbischen Nachbarn untersuchen; obwohl deren Gebiet, von Ungarn aus betrachtet, schon im Südosten liegt. Die Erweiterungsbestrebungen Richtung Balkan setzte Andreas II. fort, doch ist mit seiner Person vor allem die Expansion nach HaličWolhynien verbunden. Die mittelalterliche Außenpolitik war im Wesentlichen eine dynastische Politik, die verwandtschaftliche Bindungen unterstützte und Bündnisbeziehungen festigte, die später für die Dynastie (beziehungsweise für den die Macht der Dynastie verkörpernden Herrscher) die Rechtsgrundlage schaffen sollte, um neue Gebiete zu beanspruchen und zu erwerben. Dabei spielte auch die weibliche Linie der Dynastie eine wichtige Rolle. Die Großmutter von Andreas II. war eine Kiewer Fürstin, Euphrosyne Mstislavna23. Durch die Heirat zwischen Géza II. und Euphrosyne ergab sich eine enge Beziehung zwischen dem Kiewer großfürstlichen und dem ungarischen königlichen Hof. Demzufolge entsandte Géza II. sechs Mal Truppen, um seinem Schwager Isjaslav Hilfe zu leisten, zwei Mal zog er selbst an der Spitze des Landesaufgebots Richtung Kiew24. Nach dem Tod von Isjaslav unterstützte Géza II. seinen anderen Schwager, Wladimir, bei der Ausweitung seiner Position in der Rus’, blieb aber erfolglos. Infolge dieser Unterstützung kam eine neue Verwandtschaftsbeziehung zustande: Wladimir heiratete die Tochter von Beloš, dem Palatin des ungarischen Königs serbischer Herkunft25. In den 1150er Jahren verließ die Schwiegermutter des Königs reichlich beschenkt den ungarischen Königshof. Meines Erachtens untermauert dieses den Einfluss der 21

Márta F o n t : Ungarn, Bulgarien und das Papsttum um die Wende des 12.-13. Jh. In: Hungaro-Slavica 1988: International Congress of Slavists. Hg. Attila H o l l ó s , Péter K i r á l y . Budapest 1988, S. 259-267; Ferenc M a k k : The Árpáds and the Comneni. Budapest 1989; S z e b e r é n y i : A Balkán (wie Anm. 17), S. 306-314. 22 F o n t : Árpád-házi királyok (wie Anm 13), S. 179-187; siehe Abb. 2. 23 Polnoe sobranie Russkich letopisej (= PSRL). Bd. 2: Ipat’evskaja letopis. Moskva 21962, S. 384; F o n t : Árpád-házi királyok (wie Anm. 13), S. 138. 24 PSRL 2 (wie Anm. 23), S. 360-465; Scriptores rerum Hungaricarum (= SRH). 2 Bde. Hg. Emericus S z e n t p é t e r y . Budapest 1937-1938, hier Bd. 1, S. 460. 25 PSRL 2 (wie Anm. 23), S. 407.

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Königin am königlichen Hof26. Die Aktivität von Euphrosyne ließ auch nach dem Tod ihres Mannes nicht nach, da ihre Söhne auf den ungarischen Thron kamen. Der Heiratsplan von Stephan/István III. (1162-1172) in Halič könnte im Sinne der Königin gewesen sein, aber davon berichtet nur eine wortkarge byzantinische Quelle27. Nach dem frühen Tod Stephans III. kam der andere Sohn Euphrosynes, Béla III., auf den ungarischen Thron. Aber die Königinmutter unterstützte gegen den in Byzanz erzogenen Béla III. die Ansprüche des mit ihr enger verbundenen Herzogs Géza. Im Kampf unterlag Géza, und diese Tatsache prägte das Verhältnis zwischen Béla III. und seiner Mutter, die nun gefangen genommen wurde28. Von dort freigelassen, verließ Euphrosyne Ungarn und beendete ihr Leben in einem Kloster im Heiligen Land29. Die Spannung zwischen Béla III. und seiner Mutter war aber kein Hindernis dafür, dass er den von seiner Mutter auf ihn fallenden Rechtsanspruch 1188 nicht genutzte hätte, als Wladimir zu ihm flüchtete. Unter dem Vorwand, Wladimir Hilfe zu leisten, versuchte er, die Macht des ungarischen Königs in Halič zu begründen, was ihm aber nur für eine kurze Zeit – ca. eineinhalb Jahre – gelang30. Als Verkörperung der Macht des ungarischen Königs blieb das Kind – Herzog Andreas, der spätere König Andreas II. – in Halič, solange sein Heer sich halten konnte. Wir können nicht ausschließen, dass die Erlebnisse und Eindrücke aus der Kindheit in der Politik des Herrschers eine Rolle spielten. Die Mutter von Andreas II. war Herzogin Anna von Antiochien, die erste aus Byzanz stammende Gemahlin seines Vaters, die mit den Komnenen verwandt war31. Wir können vermuten, dass dieses auch in der Beziehung von Andreas II. zu den Kreuzfahrerstaaten eine Rolle spielte, da er sich anlässlich des Kreuzzuges 1217 um den Kaisertitel bewarb32. Die militärischen Erträge des Kreuzzugs von Andreas II. betrachtend, kann man diesen weder als attraktiv noch als erfolgreich bezeichnen, doch heben die Quellen überall die diplomatischen Aktivitäten des Königs hervor, in deren Hintergrund sicherlich die Verwandtschaft lag33. Die Frau von Andreas war Gertrud, deren persönlicher Einfluss am königlichen Hof bekannt ist, und er war so bedeutend, dass auch die Zeitgenossen 26

PSRL 2 (wie Anm. 23), S. 482f. Ioannes K i n n a m o s . In: Fontes Byzantini historiae Hungaricae aevo ducum et regum ex stirpe Árpád descendentium. Hg. Gyula M o r a v c s i k . Budapest 1988, S. 226. 28 SRH 1 (wie Anm. 24), S. 127; Zsolt H u n y a d i : The Hospitallers in the Medieval Kingdom of Hungary c. 1150-1387. Budapest 2010, S. 22-26; Ferenc M a k k : Ungarische Außenpolitik (896-1196). Herne 1999, S. 131. 29 Attila Z s o l d o s : Az Árpádok és asszonyaik. A királynéi intézmény az Árpádok korában [Die Arpadenkönige und ihre Frauen. Die Institution der Königin zur Zeit der Arpaden]. Budapest 2005, S. 126, 188. 30 PSRL 2 (wie Anm. 23), S. 557-567. 31 K i n n a m o s (wie Anm 27), S. 246. 32 Pál Gerő B o z s ó k y : A keresztes hadjáratok [Die Kreuzzüge]. Szeged 1995, S. 124f. 33 SRH 1 (wie Anm. 24), S. 465f. 27

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im Ausland darauf aufmerksam wurden. Die über jedes Maß hinausgehende Gunst Gertruds ihrer Verwandtschaft und ihren nach Ungarn kommenden Landsleuten gegenüber löste dann den – bis zum Attentat auslaufenden – Zorn der ungarischen Vornehmen34. Nach Gertruds Tod heiratete Andreas II. noch zwei Mal. Seine zweite Frau, Jolantha, war die Tochter von Pierre Courtenay, dem späteren lateinischen Kaiser von Konstantinopel, die dritte war Beatrix dell’ Este aus Italien35. Keine seiner Ehen diente aber als Hintergrund für die Ostpolitik des Königs. Hinsichtlich der Initiierung der Feldzüge Andreas‘ II. nach Halič wird ein Zusammenhang mit seinen verwandtschaftlichen Beziehungen in der Forschung meist bezweifelt. Die Witwe des in der Schlacht bei Zawichost, an der polnischen Grenze, verstorbenen Fürsten Roman Mstislavič wandte sich an Andreas sofort nach dem Tod ihres Ehemanns (noch 1205) um Hilfe, sich auf die verwandtschaftlichen Beziehungen berufend. König Andreas traf kurz darauf die Witwe in Sanok36. Leider wurde der Name der Witwe in der altrussischen Chronik nicht aufgezeichnet, der Name Anna beruht auf Mutmaßungen der früheren Geschichtsschreibung37. Die Meinung der Historiker um die Wende des 19.-20. Jahrhunderts (Szaraniewicz, Abraham, Hruševskij) teilte Włodarski in den 1960er Jahren; ebenso George Perfecky, der Verleger der englischen Übersetzung des Quellentextes38. Die Forschung bezweifelte lange die tatsächliche Verwandtschaft. Die unmündigen Kinder Daniil und Vasilko stammten aus der zweiten Ehe des Fürsten Roman. Die byzantinische Herkunft dieser Ehefrau nahm der Kommentar zur neuesten Ausgabe der Halič-Wolhynischen Jahrbücher immer noch nicht an39. Die Verfasser der letzten genealogischen Arbeiten, der polnische Dariusz Dąbrowski und der ukrainische Leontij Vojtovič, plädieren eindeutig für die byzantinische Abstammung40. Das bekräftigen die 34

Z s o l d o s : Az Árpádok és asszonyaik (wie Anm. 28), S. 125. Ebenda, S. 190. 36 PSRL 2 (wie Anm. 23), S. 717. 37 Über diese Meinungen vgl. F o n t : Árpádházi királyok (wie Anm. 13), S. 193. 38 Isidor S z a r a n i e w i c z : Die Hypatios-Chronik als Quellen-Beitrag zur österreichischen Geschichte. Lemberg 1872; The Galician-Volhynian Chronicle. Annotated translation by George A. P e r f e c k y . München 1973 (Harvard Series in Ucrainian Studies 16,2). Władisław A b r a h a m : Powstanie organizacji kościóla łacinskiego na Rusi [Die Entstehung der lateinischen Kirchenorganisation in der Rus’], I. Łwów 1904. S. 100; Mihail H r u š e v s k i j : Istorija Ukrainy-Rusi [Geschichte der Ukraine-Rus’], III. U Lvovi 1905, S. 10; Bronisław W ł o d a r s k i : Polska i Rus 1194-1340 [Polen und Rus’ 1194-1340]. Warszawa 1966, S. 33. 39 Galicko-Volynskij litopis (= GVL). Doslidžennia. Tekst. Kommentar [Annalen von Halič-Wolhynien. Studien. Text. Kommentare]. Hg. Mikola K o t l j a r . Kiiv 2002, S. 184189. 40 Dariusz D ą b r o w s k i: Rodowód Romanowiczów, książąt halicko-wołyńskich [Der Stammbaum der Fürsten Romanovič aus Halič-Wolhynien]. Poznań-Wrocław 2002, S. 34-44; Leontij V o j t o v i č : Kn’aža doba na Rus’i: portrety elity [Fürstengeschichte der Rus’. Elitenporträts]. Bila Cerkva 2006, S. 481-487. 35

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Baumaßnahmen, die durch die neuesten Ausgrabungen bekannt geworden sind, die eindeutig byzantinischen Einfluss zeigen41. Bei Andreas II. haben aber die Kommentarschreiber der Halič-Wolhynischen Jahrbücher42 nicht ein einziges Mal in Betracht gezogen, dass er durch seine Mutter beziehungsweise durch seine Schwester byzantinische Verwandtschaft hatte. Die Mutter von Andreas II. war Anna von Antiochien, eine Tochter der Herzogin Konstanze von Antiochien und des mit dem zweiten Kreuzzug auf das Heilige Land kommenden Reginald Châtillon. Und Annas Schwester Maria wurde die Gemahlin des Kaisers Manuel. Die Schwester von Andreas II., Margarethe, wurde 1185 mit dem byzantinischen Kaiser Isakios Angelos vermählt43. In diesem Zusammenhang ist die Verwandtschaft zwischen der um die Position ihrer Kinder ringenden fürstlichen Witwe und Andreas II. zu erklären. Laut zeitgenössischer Auffassung brauchen wir nicht unbedingt an eine nahe Verwandtschaft zu denken, für die Hilfsansuchen nach dem Jahr 1205 war jedweder verwandtschaftliche Grad ausreichend begründet. Auf die byzantinischen Beziehungen des Fürsten Roman deutet dessen Politik in seinen letzten Jahren hin44. Seine erste Ehe wurde wegen des Konflikts mit seinem Schwiegervater Rurik Rostislavič, dem Kiewer Großfürsten, gelöst; und er zwang seine Frau in ein Kloster45. Fürst Roman hatte 1199 Vorstellungen, regionale Zentren zu errichten, was auch seine Eroberungsbestrebungen zeigen, die im Westen zum Konflikt mit Masowien führten und am Dnjestr in Richtung Süden erfolgten – Zeichen einer gleichrangigen Machtbildung in der nordöstlichen Region. Für den Fürsten, der die führende Rolle in der Region anstrebte, konnte eine byzantinische Heirat sein Prestige erhöhen.

Die Feldzüge nach Halič Die Bedeutung der Feldzüge von Andreas II. nach Halič wird dadurch gezeigt, dass diese die ganze Zeitdauer seiner Herrschaft begleiten. Andreas II. saß zwischen 1205 und 1235 auf dem ungarischen Thron, obwohl Urkunden aus der zweiten Hälfte seiner Herrschaft davon zeugen, dass er den Beginn seiner Herrschaft von 1204, vom Tod seines Bruders (König Emmerich/Imre, 41 Andrzej B u k o : Pomiędzy Polską a Russią. Z nowych badań nad wczesnym średniowieczem w ziemi chełmskiej [Zwischen Polen und Rus’. Aus der jüngsten Forschung über das Mittelalter der Region Holm]. In: Świat średniowecza. Studia offiarowane Profesorowi Henrykowi Samsonowiczowi. Hg. Andrzej B a r t o s z e w i c z u. a. Kraków 2010, S. 107-128. 42 GVL (wie Anm. 39), S. 184-189. 43 Siehe Michael A n g o l d : The Byzantine Empire 1025-1204. A Political History. London, New York 1984, S. 184f.; Z s o l d o s : Az Árpádok és asszonyaik (wie Anm. 28), S. 189. 44 Witalij N a g i r n y j : Polityka zagraniczna księstw ziem Halickiej i Wołyńskiej w latach 1198 (1199) – 1264 [Die Außenpolitik der Fürstentümer Halič-Wolhynien in den Jahren 1198 (1199) – 1264]. Kraków 2011, S. 75-146. 45 D ą b r o w s k i: Rodowód (wie Anm. 40), S. 33; V o j t o v i č : Fürstengeschichte (wie Anm. 40), S. 477.

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1196-1204) zählte. Ungarische Truppe – entweder von ihm persönlich oder von seinen Heeresführern, später von seinen Söhnen geführt – betraten das erste Mal 1205 Haličer Boden, und die Bestrebungen, hier Positionen zu gewinnen und auszubauen, endeten 1234 mit dem Tod seines Sohnes, des Herzogs Andreas. Die ständige Präsenz dieser Expansionsrichtung ist ein wichtiges Element der außenpolitischen Bestrebungen von Andreas II. Sicherlich nutzte er die Erfahrungen aus der Zeit Bélas III., die neben der ungarischen militärischen Überlegenheit eine breite Skala der Verhandlungen und Abmachungen mit den Fürsten der Rus’ aufweist46. Ebenso wurde schon am Ende des 12. Jahrhunderts offensichtlich, dass auch die Fürsten Klein-Polens an der Eroberung in Richtung Halič-Wolhynien interessiert waren47, und dieser Umstand muss auch in Betracht gezogen werden. Neben den Erfahrungen aus der Zeit Bélas III. erscheint als neues Element das Interesse der westlichen Gruppe der Kumanen; obwohl dieses seit Anfang der Geschichte von Halič präsent ist (siehe die Feldzüge von Ladislaus dem Heiligen und von Koloman dem Bücherfreund nach Halič)48, aber das Interesse über jenes an Beute hinaus macht sich erst jetzt bemerkbar. Die Ereignisse in der südwestlichen Rus’ hatten außer dem ungarischen König auch andere Protagonisten. Einer von ihnen war Daniil (ca. 1201-1264)49, der als Minderjähriger in den Jahren 1205-1218 den Kampf mit den Fürsten aus der Rus’ und mit den Bojaren aus Halič, die das Erbe seines Vaters antreten wollten, nicht hätte aufnehmen können. So bat Daniils Mutter um die Hilfe des ungarischen Königs und des Fürsten von Krakau, wodurch die Person Daniils zur polnisch-ungarischen Expansion verhalf. Volljährig geworden, kämpfte er hartnäckig um „sein väterliches Erbe“ – das heißt, er drängte auf die Erwerbung des ganzen Halič-Wolhynien –, konnte das Ziel aber nur 1238 erreichen. Der andere Protagonist war Leszek Biały aus Krakau (1186-1227)50, der die polnischen Expansionsansprüche verkörperte. Diese drei Herrscher halten wir für die Schlüsselfiguren der benannten Epoche. Die politische Lage veränderte sich vom Anfang des Jahrhunderts bis zur Mitte der 1230er Jahre mehrmals und in vielfältiger Art und Weise. Was beständig bleibt, ist die zersplitterte Lage des Fürstentums Halič-Wolhynien und sind die Thronansprüche, damit verbunden dessen Besitzergreifung von mehreren Seiten. Für Wolhynien zeigten in erster Linie die polnischen Fürstentümer (unter ihnen hauptsächlich Klein-Polen, Sandomierz und Masowien) größeres Interesse, die ungarischen Ansprüche waren in erster Linie auf die Besitzergreifung von Halič ausgerichtet. Doch meine ich, dass es eine einseitige Einstellung ist, wenn Vladimir Pasuto von einer ungarisch-polnischen, 46 47 48 49 50

F o n t : Árpád-házi királyok (wie Anm. 13), S. 182-185. W ł o d a r s k i : Polska i Rus’ (wie Anm. 38). SRH 1 (wie Anm. 24), S. 414f., 423-426. D ą b r o w s k i: Rodowód (wie Anm. 40), S. 60-77. S z c z u r : Historia Polski (wie Anm. 12), S. 257-261.

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Halič-feindlichen Koalition spricht51, einerseits weil die Gegensätze innerhalb der Koalition zu oft zutage treten, diese sich mehrere Male auch auflöste, andererseits, weil sich dazu auch der eine oder der andere Vertreter der RurikFürstendynastie anschloss. Die Zusammenarbeit zwischen der Igorevič-Familie und Andreas II., beziehungsweise zwischen Leszek und Mstislav Udatnyj zeigen das auf. Nicht zuletzt sind angesichts der sich nun verselbständigenden Fürstentümer auch die Fürsten aus Černigov und Novgorod – von Halič aus gesehen – als äußere Thronprätendenten anzusehen. Die Rurik-Dynastie spaltete sich bis zum 13. Jahrhundert auf mehrere Linien. Die Igorevič-Familie und Mstislav Udatnyj konnten ihren Thronanspruch nur aufgrund der weiblichen Verwandtschaftslinie stellen. Die Chronologie der Heereszüge beziehungsweise Tätigkeit Andreas’ II. kann anhand einer Tabelle (Tab. 1) veranschaulicht werden. In der Chronologie gibt es zahlreiche Ungenauigkeiten, denn meine Angaben stammen aus verschiedenen erzählenden Quellen, noch dazu mit nachträglich eingeschobenen Datierungen52. Die Tabelle enthält die Ergebnisse meiner eigenen Forschungen, wobei die Forschungsergebnisse von Hruševskij beachtet worden sind. Die Feldzüge veranschauliche ich auf einer Karte (siehe Abb. 2). Zwischen 1205 und 123453 fanden mit Teilnahme ungarischer Heerestruppen siebzehn Feldzüge hauptsächlich auf dem Gebiet des Fürstentums Halič statt, einige Male auf dem Gebiet von Wolhynien. 15 Mal war Ungarn Ausgangspunkt der Feldzüge, des Weiteren zogen zwei Mal die Ungarn in Halič ins Feld. Wenn sich König Andreas II. auch nicht immer persönlich am Feldzug beteiligte, war die Verschickung der Truppen doch immer Ergebnis einer königlichen Entscheidung, wie eine Urkunde von Béla, dem jüngeren König, aufzeigt, in der es heißt, dass er „mit Willen und im Auftrag unseres Vaters“ (de mandato et voluntate patris) im Sommer 1230 nach Halič gezogen ist54. Die Reihe der Kriege um den Besitz von Halič kann gemäß der praktizierten Herrschaftsausübung im Fürstentum gruppiert werden, die auch die Pläne Andreas’ II. in diesem Raum in zwei Abschnitte teilt55. Der erste besteht in der Kooperation mit Leszek dem Weißen aus Klein-Polen, die nicht störungsfrei war, mitbestimmt von der Konkurrenz um die Oberhoheit in Peremyšl in den Jahren 1215/1216. Im zweiten Abschnitt schloss der ungarische König eine Vereinbarung mit dem sich der Unterstützung aus der Steppe erfreuenden und „verbannten“ Mstislav, aber auch dieser Kompromiss war nicht ohne 51 Vladimir Terent’evič P a š u t o : Vnešniaia politika Drevnej Rusi [Die Außenpolitik der Alten Rus’]. Moskva 1968, S. 241. 52 Mihajlo Ld. erre H r u š e v s k i j : Hronologija podij galicko-volynskoj litopisi [Chronologie der Ereignisse in den Halič-Volhynischen Annalen]. In: Zapisi Naukovogo Tovaristva imeni Ševčenka 12 (1901), S. 1-72. 53 Zusammenfassend F o n t : Árpádházi királyok (wie Anm. 13), S. 188-232. 54 Codex diplomaticus ecclesiasticus ac civilis. I-XI. Hg. Georgius F e j é r . Budae 1829-1844. IV/1. 21-27. 55 F o n t : Árpád-házi királyok (wie Anm. 13), S. 189f.

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Abb. 2. Die Feldzüge König Andreas’ II. nach Halič-Wolhynien 1205-1234. Quelle: F o n t , Arpadenkönige, S. 312. Legende, von oben nach unten: Grenzen, Ortschaft mit Zentralfunktion, Richtung und Jahr eines Feldzugs, Belagerung, Schlacht.

Widersprüche. Nach 1228 (dem Todesjahr von Mstislav) wurde der ins Erwachsenenalter tretende Daniil ein Gegner des ungarischen Königs. Im ersten Abschnitt wurden die Feldzüge aufgrund folgender Überlegungen unternommen: 1. Der ungarische König unterstützte die Witwe, die im Namen ihrer minderjährigen Kinder (Daniil und Vasilko) eine Herrschaft als Regentin ausüben wollte (1205-1206). 2. Der ungarische König verbündete sich mit einem – mit den Haličern in mütterlicher Linie verwandten – Zweig der Černigover Fürsten, mit den Igorjevičen (1207-1210). 3. Der ungarische König schob den minderjährigen Daniil in den Vordergrund, neben dem sich seine Mutter weiterhin eine Rolle als Regentin wünschte (1211, 1213). 4. 1214 trafen Andreas II. und Leszek in der Zips zusammen und schlossen ein Bündnis, das eine gemeinsame Herrschaft in Halič zum Ziel hatte und durch die Heirat der Kinder Koloman, Sohn von Andreas II., mit Salomea, der Tochter von Leszek, gefestigt werden sollte (1216-1219/1221).

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Tab. 1. Feldzüge der Ungarn und wichtigste Ereignisse, 1205-1235. Zeit August 1205 Ende 1205 Beginn 1206 zweite Hälfte 1206 Beginn 1207* 1208 Ende 1210 / Anfang 1211* Ende Sommer 1211* September 1211 Ende 1211 Winter 1211/1212*

Feldzug mit Teilnahme der Ungarn / wichtigste Ereignisse König Andreas II. in Sanok Erster Angriff der Fürsten von Černigov (die Igorevič) Zweiter Angriff aus Černigov Gesandte von Leszek bei Andreas II. Erfolgsloser ungarisch-polnischer Feldzug Ungarischer Feldzug, Bündnis mit Roman Igorevič Herrschaft des ungarischen Vornehmen Benedek Königliche Unterstützung für Daniil Mord an Igorevič Daniils Mutter verlässt Halič Andreas II. in Halič; Herrschaft von Daniil; Bojar Wladislaw im ungarischen Gefängnis 1212/1213 Daniil flüchtet nach Ungarn, später nach Polen September 1213 Anfang eines Feldzuges (unter der Führung Wladislaws) Herbst 1214 Zipser Vertrag über die Teilung von Halič (Gesandte von Leszek in der Zips) 1214* Königssohn (dux) Koloman/Kálmán mit Benedek in Halič 1215 / 1216* König Andreas erobert Peremyšl 1216 Kolomans Krönung in Halič Beginn 1219 Erster Feldzug von Mstislav gegen Koloman Sommer 1219 Erneuerung des ungarisch-polnischen Bündnisses Oktober 1219* Mstislav wird von ung.-polnischen Truppen vertrieben Winter 1220/1221 Zweiter Feldzug von Mstislav 1221* Feldzug von banus File aus Halič nach Wolhynien August 1221* Dritter Feldzug von Mstislav; Koloman und Salomea in Gefangenschaft Ende 1221 / Beginn 1222* Friedensvertrag von Andreas II. und Mstislav – Verlobung des Königssohnes Andreas mit Mstislavs Tochter 1224/1225 Herzog (dux) Andreas in Peremyšl Ende 1226 / Beginn 1227 Herzog Andreas bittet seinen Vater um Hilfe 1227* Eroberung der Burg Halič 1227 Tod des polnischen Fürsten Leszek 1228 Tod des Fürsten Mstislav März 1230* Herzog Andreas wird von Daniil vertrieben Sommer 1230* Erfolgloser Feldzug des Königssohnes Béla (rex iunior) aus Siebenbürgen nach Halič 1231 Konflikt zwischen Fürst Daniil und Bojaren, vor denen Alexander nach Ungarn flüchtet zweite Hälfte 1231 Erfolgreicher Feldzug König Andreas’ II. u. seiner Söhne 1232/1233* Feldzug des Herzogs Andreas von Wolhynien 2. April 1233 Schlacht unter der Burg Halič Herbst 1233* Königl. Truppen unter der Führung von Dionysios/Dénes Anfang 1234 Tod des Herzogs Andreas in Halič * Modifizierte Chronologie mit Stern (*), Feldzüge fett markiert. Nach F o n t , Árpádházi királyok (wie Anm. 13), S. 224-226.

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Der im Sinne der Zipser Vereinbarung kaltgestellte Daniil wurde am ungarischen, später am Krakauer Hof erzogen. Volljährig geworden, war er bestrebt, eine selbständige Herrschaft in Halič zu errichten. Dabei versuchte er, für sich die Interessengegensätze zwischen dem ungarischen König, den polnischen Fürsten (von Krakau und Masowien) und dem auf die Streitkraft der Steppe sich stützenden und „verbannten“ Mstislav zu nutzen. Unter diesen Umständen boten sich für Andreas II. folgende Alternativen: 1. Er schloss eine Vereinbarung mit dem „verbannten“ Mstislav, dessen Tochter er mit seinem drittgeborenen Sohn, Herzog (dux) Andreas verlobte. Danach übte Herzog Andreas auf den westlichen Haličer Gebieten (Peremyšl) eine – Mstislav untergeordnete – Teilherrschaft aus (1221-1225). 2. Herzog Andreas wollte aber selbständig werden und bat um die Hilfe seines Vaters (und, auf Befehl des Vaters, um die seiner Brüder), die er auch erhielt. Diese Heereszüge verliefen mit wechselndem Erfolg und Ergebnis und brachen mit dem Tod des Herzogs Andreas ab (1226-1234).

Der regionale Hintergrund der beiden Abschnitte In den Jahren 1205-1219 kam ein Kompromiss zwischen den ungarischen und polnischen Interessen (genauer denen von Klein-Polen und von Masowien) zustande, was den Anspruch auf das Gebiet Halič-Wolhynien betraf; demnach kam Halič unter die Oberhoheit des ungarischen Königs, während Wolhynien unter jene Klein-Polens kam56. Der kritische Punkt des Kompromisses war Peremyšl im Nordwesten, worauf die Polen durchgehend Anspruch erhoben. König Andreas II. verzichtete darauf mehrmals, aber niemals endgültig; wenn er die ungarische militärische Überlegenheit geltend machen konnte, erwarb er Peremyšl57. Nach der Vereinbarung von 1206 verhandelten sowohl die Ungarn als auch die Polen mit den Fürsten aus der Rus’ und heirateten im Kontext dieser Interessen. Leszek heiratete Grzymislava, die Tochter von Ingvar Jaroslavič, des Fürsten von Luck, Konrad aber Agafja, die Tochter des Fürsten Svjastoslav Igorevič58. Ingvar Jaroslavič gehörte zum Volyn-Zweig der Rurikiden, sein Vater war Kiewer Großfürst, er selbst bekleidete auch zwei Mal diese Position, konnte sich aber nicht halten59. Svjastoslav war eines der aus Černigov nach Halič gekommenen vier Geschwister (der Igorevič–Familie)60, mit denen auch Andreas II. verhandelte. Svjastoslav bekam Peremyšl, und die polnische Heirat

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W ł o d a r s k i : Polska i Rus’ (wie Anm. 38), S. 57f.; N a g i r n y j : Polityka zagraniczna (wie Anm. 44), S. 171. 57 PSRL 2 (wie Anm. 23), S. 731. 58 S z c z u r : Historia Polski (wie Anm. 12), S. 260. 59 Oleg Mihajlovič R a p o v : Kn’ažeskie vladenia na Rusi v X – pervoj polovine XIII v. [Die Fürstenbesitze in der Rus’ vom 10. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts]. Moskva 1977, S. 177. 60 Ebenda, S. 120.

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seiner Tochter verband diese Linien enger miteinander61. Inzwischen verhandelte Andreas II. mit den anderen Mitgliedern der Igorevič–Familie, aber 1211 kam es schließlich zum Bruch. Der ungarische König hatte einen wichtigen Trumpf, denn der unmündige Daniil wuchs am ungarischen Königshof auf. Andreas II. versuchte, ihn auf den Thron zu setzen, was in mehrfacher Hinsicht fehlschlug. Daniil verlor ohne die Unterstützung der ungarischen Truppen an Terrain, und nach seinem erzwungenen Rücktritt zog er nach Krakau. Die innenpolitische Lage von Andreas II. nahm eine ungünstige Wende: Seine unzufriedenen Barone ermordeten 1213 seine Gemahlin, 1214 erzwangen sie die Krönung des unmündigen Herzogs Béla62. Andreas bevorzugte den Kompromiss mit Leszek und verzichtete auf Peremyšl. Im Tausch gewann er aber eine Krone für seinen zweitgeborenen Sohn Koloman und eine neue Sonderverwaltung auf einem Gebiet. Und der König von Halič ging weiter vor, um Peremyšl zu erwerben, was zur Auflösung der ungarisch-polnischen Zusammenarbeit führte63. Zum Bruch des Kompromisses trug auch der Umstand bei, dass Daniil von Leszek in Wolhynien ein Herrschaftsgebiet erhielt. Als aber die Lage 1219 eine gefährlichere Wende nahm, kamen sie auf die frühere Vereinbarung zurück64. Ein neuer Gegner tauchte zwischen 1219 und 1221 auf, Mstislav Mstislavič Udatnyj (der Verbannte)65, der Enkel von Jaroslav Osmomysl, dem einstigen Fürsten von Halič66, der die Unterstützung der kumanischen Truppen aus der Steppe genoss. 1219 verbündete sich der inzwischen mündig gewordene Daniil mit Mstislav67 und heiratete eine seiner Töchter68. Unter diesen veränderten Umständen hatte die frühere ungarisch-polnische Zusammenarbeit keine Grundlagen mehr, mit den neuen Protagonisten konnte man nicht mehr auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Daniil wollte seine Rechte dem ungarischen König gegenüber geltend machen, und Andreas traf hinter dem Rücken Daniils Vereinbarungen mit Mstislav. Der dritte Sohn von Andreas II. – des gleichen Namens Andreas – trat in den Vordergrund, der durch seine Heirat 61

S z c z u r : Historia Polski (wie Anm. 12), S. 260. Gyula K r i s t ó : Az Aranybullák évszázada [Das Jahrhundert der Goldenen Bullen]. Budapest 1976, S. 47f. 63 F o n t : Árpád-házi királyok (wie Anm. 13), S. 207-209. 64 Ebenda, S. 212f. 65 R a p o v : Kn’ažeskie vladenia (wie Anm. 60), S. 182; Dariusz D ą b r o w s k i : Genealigia Mśisławiczów. Pierwsze pokolenia (do początku XIV wieku) [Genealogie der Fürsten Mstislavič. Die ersten Geschlechter bis zum Anfang des 14. Jhs.]. Kraków 2008. 506-512; V o j t o v i č : Kn’aža doba na Rus’i (wie Anm. 40), S. 522-523. 66 R a p o v : Kn’ažeskie vladenia (wie Anm. 60), S. 74f.; V o j t o v i č : Kn’aža doba na Rus’i (wie Anm. 40), S. 339-346. 67 R a p o v : Kn’ažeskie vladenia (wie Anm. 60), S.188-190; D ą b r o w s k i: Rodowód (wie Anm. 40), S. 60-77; V o j t o v i č : Kn’aža doba na Rus’i (wie Anm. 40), S. 492-494; weitere Literatur über Daniil bei Aleksandr Viačeslavovič M a j o r o v : Galicko-Volynskaia Rus’. Sankt-Peterburg 2001, S. 501-526; Oleksandr Borisovič G o l o v k o : Korona Danila Galickogo [Die Krone von Daniil aus Galizien]. Kiiv 2006. 68 PSRL 2 (wie Anm. 23), S. 732. 62

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mit einer Tochter Mstislavs in eine ähnliche Verwandtschaftsbeziehung mit diesem trat wie Daniil. In dieser Lage engte sich der Handlungsspielraum von Leszek ein, er verlor seinen früheren Einfluss69. Andreas II. nahm für seinen Sohn das von Mstislav angebotene Peremyšl, betrachtete das aber nicht als eine endgültige Lösung. Er mobilisierte große Kräfte für den Erwerb des ganzen Halič, schickte zuerst die Streitkräfte aus Siebenbürgen (im Sommer 1230), dann das Landesaufgebot (Ende 1231) ins Feld. Nach den Erfolgen des Letzteren konnte auch der Erwerb von Wolhynien ins Auge gefasst werden, und das ungarische Heer griff Wolhynien an, in Halič eine kleine Truppe hinterlassend. Im Herbst 1233 zog der König mit einem neuen ungarischen Heer nach Halič, jedoch gelangte nur Dionysius/Dénes, der Heerführer des Königs, bis vor die Mauern von Halič. Der Herrscher wurde im Wald von Bereg vom päpstlichen Legaten Jakab eingeholt, während der Verhandlungen mit ihm blieb Andreas II. in Ungarn. So entstand das sogenannte Abkommen von Bereg, das die Beschwerden der ungarischen Kirche berücksichtigte70. Der unerwartete Tod des Herzogs Andreas zu Beginn des Jahres 1234 machte weitere Anstrengungen zwecklos.

Die Kämpfe in Halič im Lichte der inneren ungarischen Verhältnisse Die tieferen Gründe für die ununterbrochenen Heereszüge können wir aber auch außerhalb der verwandtschaftlichen Beziehungen finden. Ab Anfang des 13. Jahrhunderts kann man den stetig wachsenden Anspruch der ungarischen Vornehmen auf Teilhabe an den Entscheidungen, aber auch auf den eigenen Grundbesitz bemerken. Ein Indiz dafür ist die „allgemeine Teilung“, wie eine Urkunde formuliert71. Deren Ergebnisse machen sich bei der Verminderung des königlichen Besitzes und der Vergrößerung der Schicht der Barone bemerkbar72. Das andere Segment der gleichen Erscheinung sind die Bestrebungen der königlichen Dienstleute mit eigenen Besitztümern (servientes regis), die in den Goldenen Bullen von 1222 und 1231 formuliert wurden73. Es begann auch ein „Wettlauf“ um den Erwerb der Landes- und der Hofämter; und man kann auch die Gruppierung einzelner Baronenkreise um die königlichen Herzöge beobachten, in deren Umfeld die Entstehung dem königlichen Hof nachgebildeter Ämter nachzuweisen ist. Letzten Endes formten sich neben dem königlichen Hof von Andreas II. je eine herzogliche Hofhaltung heraus, die eine um den Juniorkönig (rex iunior = Herzog Béla, den späteren Béla IV.) in Siebenbürgen, die andere um 69

S z c z u r : Historia Polski (wie Anm. 12), S. 261. K r i s t ó : Aranybullák (wie Anm. 63), S. 79-82. 71 Ebenda, S. 42. 72 Erik F ü g e d i : Ispánok, bárók, kiskirályok [Gespane, Barone, kleine Könige]. Budapest 1986, S. 69-114. 73 De Bulla Aurea. Hg. Lajos B e s s e n y e i , Géza É r s z e g i , Gorleo Maurizio P e d r a z z a . Verona 1999. 70

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Abb. 3. Königshof und Herzogsresidenzen in den 1220er Jahren (Entwurf von M. Font aufgrund Abb. 1).

den aus Halič vertriebenen Koloman (rex Galicie) in Slawonien und die dritte um Herzog Andreas in Halič74. Andreas II. machte seine dynastischen Ansprüche selbstverständlich nicht nur in Richtung Halič geltend. Ihr Gewicht in seiner gesamten Politik kann man an der Aussteuer seiner Kinder ablesen. Aus all dem ergibt sich das Bild eines Herrschers mit aktiver Diplomatie im mitteleuropäischen Raum, der seine Handlungen aus verschiedenen Interessen walten ließ. Seine militärische Kraft war aber wesentlich bedeutender als die seiner Nachbarn, wie es auch in den früheren Jahrhunderten der Arpadenzeit der Fall war.

Summary The Hungarian Kingdom and Eastern Europe during the Reign of Andrew II (1205-1235) The Kingdom of Hungary always had connections with the territories lying east and north of Hungary. The first campaign in this direction was led by King Coloman in 1095 but the goal of expansionism can be proven only at the 74

F o n t : Árpád-házi királyok (wie Anm. 13), S. 232.

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end of the 12th century under Bela III 1188-1189. The participation of Prince Andrew (the future Andrew II) at this campaign as a child may have influenced his policy of life-long campaigning against Galicia between 1205-1234. These campaigns, despite the intense and widespread efforts of diplomacy, could not have been materialized without the support of the Hungarian elite. The barons and the king’s servitors (servientes regis) supported the king in order to promote polarization of interests within the dynasty. The existence of ducal courts provides a clear proof of this phenomenon: one was organized around Prince Bela (bearing the title rex iunior) in Transylvania, another one around Coloman (bearing the title rex Galiciae) who had been expelled from Galicia; finally, a third one around Duke Andrew in Galicia itself.

Rezumat Ungaria și Europa de Est în timpul regelui Andrei II. (1205-1235) Regatul Ungar a avut de la începuturi legături cu teritoriile aflate la est și nord-est de granițele sale. Prima campanie în această direcție a fost condusă de Coloman în anul 1099. Politica expansionistă a apărut doar la sfârșitul secolului al XII-lea. La bătălia de la Halici (1188-1189) a participat și minorul Andrei II., viitorul rege. Mai mult ca sigur, că și această experiență personală i-a stârnit interesul de durată, din 1205 până 1234, față de principatul de la Halici. Campaniile pentru obținerea principatului presupuneau pe lângă intensele și multiplele relații diplomatice și sprijinul din partea elitei din Ungaria. Baronii și servitorii regali (barones et servientes regis) au sprijinit regele în lupta sa pentru polarizarea puterii în cadrul dinastiei. Mărturie în acest sens reprezintă curțile princiare: una s-a organizat în Transilvania în jurul prințului Béla (rex iunior) și alta în Galiția în jurul lui Coloman (rex Galiciae), izgonit din Halici. S-a încercat formarea și unei a treia la Halici, în jurul prințului Andrei.

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Összefoglalás Magyarország és Kelet-Európa II. András idején (1205-1235) A Magyar Királyságnak a határaitól keletre, északkeletre fekvő területtel kezdettől fogva voltak kapcsolatai. Ebbe az irányba az első hadjáratot Kálmán vezette 1099-ben, de az expanziós cél csak a 12. század végén, III. Béla idején jelent meg 1188-1189-ben, amelynek szereplője volt gyermekként a leendő II. András király. Így minden bizonnyal e személyes élménynek is szerepe volt abban, hogy uralkodását a Halicsi fejedelemség területére vezetett hadjáratok végigkísérték 1205-től 1234-ig. Az intenzív és sokirányú diplomáciai kapcsolatok mellett Halics megszerzéséért vezetett hadjáratokra nem kerülhetett volna sor a magyarországi elit támogatása nélkül. A bárók és a királyi serviensek támogatták a királyt a dinasztián belüli hatalmi polarizáció megteremtésében. Erről tanúskodnak a hercegi udvarok: egy hercegi udvartartás Béla herceg (rex iunior) körül Erdélyben szerveződött, egy másik a Halicsból elűzött Kálmán (rex Galiciae) mellett Szlavóniában. Egy harmadikat pedig András herceg környezetében Halicsban kíséreltek meg kialakítani.

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ZUR SIEDLUNGSTOPOGRAPHIE DES BURZENLANDES IN DER DEUTSCHORDENSZEIT Von Paul N i e d e r m a i e r Für die Untersuchung der Siedlungstopographie eines siebenbürgischen Raumes ist heute die Josephinische Landesaufnahme die wichtigste Quelle1. Zusammen mit anderen Anhaltspunkten, die vor allem Harald Zimmermann zusammenfasste und herausarbeitete2, soll sie auch den folgenden Feststellungen zugrunde liegen3.

Gewässer In der Gegend von Marienburg und im angrenzenden Szeklerland haben sich bis heute sumpfige Gebiete und Seen erhalten, und viel größere Flächen dieser Art sind in der Zweiten Landesaufnahme aus dem 19. Jahrhundert angedeutet. Den wichtigsten Hinweis auf ausgedehnte Feuchtflächen innerhalb des Burzenlandes bietet jedoch die Erste Josephinische Landesaufnahme. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erstreckte sich ein breites sumpfiges Gebiet quer durch die Senke, und dieses machte etwa 40 % der Gesamtfläche des Burzenlandes aus (Abb. 1). Vor allem bei Tartlau gab es große Sümpfe und Seen. Ansonsten handelte es sich vorwiegend um Feuchtwiesen, die häufig überschwemmt wurden, teilweise mit Rohr bestanden waren und nur zeitweise als Viehweide genutzt werden konnten. Einen weiteren Anhaltspunkt für die einstige Verbreitung sumpfiger Gebiete bildet die Generalkarte Mitteleuropas. In dieser erscheinen Entwässerungskanäle im gesamten Gebiet zwischen Marienburg, Tartlau und Zeiden. Dabei zeigt ein Vergleich dieser Karte mit der Josephinischen Landesaufnahme, dass 1 First and Second Military Survey. Az Elsö és Második Katonai Felmérés. 1763-1787, 1806-1869. 1 : 28.800. Großfürstenthum Siebenbürgen. Budapest: Arcanum 2007. 2 Harald Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden in Siebenbürgen. Eine diplomatische Untersuchung. Köln, Weimar, Wien 2011. 3 Diese Abhandlung ist für die Tagung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde in Kronstadt zusammengestellt worden. Dementsprechend sind drei Problemkreise ausgespart, die in anderen Mitteilungen behandelt wurden: die Entwicklung der Inneren Stadt Kronstadts, die eventuelle Niederlassung sächsischer Siedler in der Zeit vor 1211 und die Burgen des Gebietes.

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Zur Siedlungstopographie des Burzenlandes

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Abb. 1. Feuchtgebiete im Bereich des Burzenlandes: 1. natürliche Wasserläufe und Entwässerungskanäle; 2. heutige Sümpfe; 3. Teiche und Sümpfe um 1770; 4. sumpfige Gebiete um 1770; 5. um 1770 schon trockengelegte Gebiete.

große Flächen, die von Entwässerungskanälen durchzogen sind, um 1770 schon trockengelegt waren. Dort ist die Entwässerung früher erfolgt. Im Mittelalter waren Flächen dieser Art sicher ausgedehnter. Zwar weiß man, dass es im 13. Jahrhundert ein warmes „Klimaoptimum“ gab, doch waren in warmen Zeiträumen auch die Niederschläge besonders zahlreich. Hubert Lamb4 weist insbesondere für Mittelengland darauf hin, aber vergleichende Untersuchungen zeigen eine ähnliche Entwicklung sogar in weit auseinanderliegenden Räumen – etwa in Europa und China. Dementsprechend können wir auch für Siebenbürgen ähnliche Verhältnisse annehmen. Man schritt wohl relativ früh zu Entwässerungsarbeiten. Im Burzenland befinden sich vier Pfarreien, die 1240 dem Zisterzienserorden unterstellt worden sind (Marienburg, Petersberg, Honigberg und Tartlau)5. Da dieser Orden auf technische Leistungen und im Speziellen auf Entwässerungsarbeiten spezia-

4

Hubert L a m b : Klima und Kulturgeschichte. Der Einfluss des Wetters auf den Gang der Geschichte. Reinbek bei Hamburg 1989, S. 189-231. 5 Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen (fortan: Ub.). Bd. 1. Hg. Franz Z i m m e r m a n n , Carl W e r n e r . Hermannstadt 1892, S. 68f.

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lisiert war6, könnte die Unterordnung Mitte des 13. Jahrhunderts gerade im Hinblick auf derartige Arbeiten erfolgt sein. Besonders aufwendig war die Anlage des „Neugrabens“, der oberhalb von Wolkendorf beginnt, an Zeiden vorbeiführt und unterhalb von Heldsdorf in den Homorod-Bach mündet. Laut Heinrich Wachner soll dieser „Graben“ um 1517 angelegt worden sein7. Die große Investition für den langen und teilweise recht tiefen Wasserlauf lässt sich nur durch eine Funktion als Entwässerungskanal erklären – und zwar für das Gebiet zwischen dem Hochland von Poiana Mărului und dem Burzen-Bach. Das Ziel wurde wohl erreicht, denn heute gibt es dort keine sumpfigen Wiesen mehr – selbst wenn sich der Grundwasserspiegel stellenweise sehr nahe der Erdoberfläche befindet. Es ist jedoch auffällig, dass im Gebiet von Heldsdorf viele Entwässerungskanäle nicht in den Neugraben münden. Dieses könnte für ein größeres Alter jener Kanäle sprechen. Das gesamte Gewässernetz war auf den Alt ausgerichtet. Da es sich dabei um einen richtigen Fluss handelte, spielte dessen Funktion als Verkehrsader eine bedeutende Rolle. Sie ist urkundlich belegt – noch nicht im ersten Privileg für den Deutschen Orden, 1211, aber in jenem von 12228. Diese Tatsache zeigt, dass sich die Flussschifffahrt als vorteilhaft erwiesen hatte. Man dürfte ihrer allerdings schon früher Rechnung getragen haben: Marienburg liegt nicht nur am nördlichen Zugang ins Burzenland, sondern zugleich am Alt. Die Bedeutung dieses Flusses ist jedoch noch viel deutlicher aus den Gemarkungsgrenzen von Kronstadt zu ersehen (Abb. 2). Diese umschließen im Norden einen schmalen, langen Gebietsstreifen, der bis in die Nähe des Alts reichte. Weil dieser Streifen weitgehend sumpfig und deswegen anfangs kaum zu benutzen war, ist es eindeutig, dass er seine Existenz nur einem angestrebten direkten Zugang zum Alt auf eigener Gemarkung zu verdanken hatte.

Gebietsgrenzen und Zugehörigkeiten Das Gewässernetz spielte für die Begrenzung des Ordensgebietes eine überragende Rolle. Die Grenze des Gebietes verlief zwischen den Anhaltspunkten Halmagen und Galt zweifellos am Alt. Dann scheint sie jedoch eine gewisse Strecke querfeldein in Richtung Micloşoara ausgerichtet gewesen sein (Abb. 3), denn es heißt nach der Erwähnung der Burg von Galt: „von dort läuft sie [die Grenze] bis zu den Verhauen der Burg des Nikolaus, wo der Fluss namens Alt herabfließt“9. Dementsprechend wird die Grenze erst in der Nähe von Micloşoara wieder auf den Alt gestoßen sein (die spätere Grenze zwischen dem Kronstädter 6

Auch für Siebenbürgen gilt wohl dieser Zusammenhang, da die Gegend der Kerzer Zisterzienserabtei ebenfalls sumpfig war und durch große und kleine Entwässerungskanäle trockengelegt werden musste. 7 Heinrich W a c h n e r : Kronstädter Heimat- und Wanderbuch. Kronstadt 1934, S. 100. 8 Ub. 1, S. 11f.; 18-20. 9 Thomas N ä g l e r: Die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen. Bukarest 1979, S. 145.

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Abb. 2. Grenzen des Burzenlandes: durch dicke Punkte sind die Gemarkungsgrenzen der einzelnen Ortschaften auf Königsboden angedeutet; durch Schraffuren gebietsmäßig zusammengehörige Gemeinden auf Königsboden; durch dünne Punkte die Grenzen der einstigen Törzburger Grundherrschaft der Stadt Kronstadt.

Distrikt und der im Norden angrenzenden Exklave des Weißenburger Komitates hat ebenfalls den gleichen Verlauf). Laut den Urkunden folgte die Begrenzung von Micloşoara dem Alt und dann den Tatrang-Bach aufwärts bis zu dessen Quelle (Abb. 4). Als nächster sicherer Bezugspunkt ist die Quelle des Tömösch erwähnt, so dass die Grenze in jenem Bereich gewiss dem Gebirgskamm folgte. Unterschiede zwischen den Urkunden von 1211 und 1222 gibt es bei der Beschreibung des weiteren Verlaufes. 1211 erscheint als letzte konkrete Ortsangabe: affluxum aquae Borsa nominatur10. Dabei wird es sich wohl um den Zusammenfluss der Bârsa Fie10

Ub. 1, S. 12. In den Documente privind istoria României, veacul XI, XII și XIII, C. Transilvania. Bd. 1. București 1951, S. 151, wird diese Stelle mit „vărsarea apei ce se

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Abb. 3. Nördliche Begrenzung des Ordensgebietes: 1. In den Urkunden genannte Bezugspunkte; 2. Begrenzung des Ordensgebietes; 3. Begrenzung einer Exklave des Weißenburger Komitats; 4. Begrenzung des späteren Königsbodens; 5. Begrenzung eines Teiles der Törzburger Grundherrschaft der Stadt Kronstadt.

rului und der Bârsa Groşetului, wenig oberhalb von Zernescht handeln. 1222 wird stattdessen die Quelle der Burzen genannt11. Verfolgt man die spätere Begrenzung der Törzburger Grundherrschaft der Stadt Kronstadt, die in etwa von dem Zusammenfluss der beiden Burzenarme zur Quelle der Bârsa Fierului hinauf verlief, so kann vermutet werden, dass sich die Ortsangabe von 1222 auf die Quelle der Bârsa Fierului bezieht. Allerdings erstreckte sich 1222 das Ordensgebiet jenseits des Törzburger Bereiches bis zur Donau, so dass das Törzburger Gebiet damals eine Enklave innerhalb des Ordensgebietes bildete. Sowohl 1211 als auch 1222 verlief die Westgrenze des Ordensgebietes, gegen die terra Blacorum, von der Quelle der Burzen zu den Verhauen der Burg Halmagen – wohl entlang des Strâmba- und weiter des Schirkanyer Baches. Dort numeşte Bârsa“ übersetzt; bei Ernst W a g n e r : Quellen zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Köln, Wien 1976, S. 15, heißt es: „Ausfluss eines Baches namens Burzen“, und er kommentiert dazu: „gemeint ist wohl der Austritt des Burzenbaches aus dem Gebirge in die Ebene oberhalb von Zernescht“. 11 Ub. 1, S. 19.

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Abb. 4. Südöstliche Grenze des Ordensgebietes:1. In den Urkunden genannte Bezugspunkte; 2. Begrenzung des Ordensgebietes; 3. Begrenzung einer Exklave des Weißenburger Komitates; 4. Begrenzung des späteren Königsbodens; 5. Begrenzung eines Teiles der Törzburger Grundherrschaft der Stadt Kronstadt: a. Alte Schanze; b. Pfaffenschanze; c. Innere Schanze; d. Äußere Schanze.

gibt es bis heute einen stärker bewaldeten Gebietsstreifen, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts viel ausgedehnter war. Die mit diesen Angaben gekennzeichneten Grenzen geben aus siedlungsgeschichtlicher Sicht drei wichtige Hinweise. Zunächst ist festzustellen, dass es nördlich der Grenze zwischen Galt und Micloşoara schon damals eine Exklave des Weißenburger Komitats gab. Da deren Gebiet nicht in das Ordensgebiet eingeschlossen wurde, dürfte dort eine Besiedlung schon vor 1211 erfolgt sein, wobei der Grund wohl die strategische Absicherung des Altdurchflusses östlich der terra Blacorum gewesen ist. Eine strategische Bedeutung kam auch Szeklerstühlen nordöstlich des Alt zu. Eine Schlüsselrolle für die Beurteilung des Besiedlungsvorgangs spielt die Begrenzung des Ordensgebietes durch den Tatrang-Bach. Zwischen diesem und dem Gebirge südöstlich davon gibt es einen ebenen, relativ siedlungsfreund-

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lichen Gebietsstreifen, der nicht ins Ordensgebiet eingeschlossen wurde; dort befinden sich Bodeln, Kreuzburg und Markesdorf sowie Tatrang, Zaisendorf und Pürkeretz; die ersten drei gehörten zum Weißenburger Komitat12, die letzten drei später zum Törzburger Dominium (Abb. 4). Wichtig ist, dass gerade durch diese Dörfer des Weißenburger Komitates der Zugang zum Tatarenpass (Pasul Boncuţa) erfolgte, über den der vermutlich älteste wichtige Weg aus Siebenbürgen, am Tătaru und der späteren Burg Slon vorbei, in die Donauebene verlief. An diesem Weg befand sich auch die Kreuzburg, die vom Ritterorden jenseits des Kammes, vermutlich außerhalb der Weißenburger Exklave, errichtet wurde. Vor der Ansiedlung des Ordens dürften demnach die Bewohner der drei Dörfer – Bodeln, Kreuzburg und Markesdorf – den Pass über die Karpaten mit einem Verhau gegen die Kumanen abgesichert haben. Westwärts gehörten die drei Dörfer Tatrang, Zaisendorf und Pürkeretz weder zum Weißenburger Komitat noch zum Ordensgebiet. 1211 dürften diese dementsprechend schon geplant, aber noch nicht entstanden sein. Noch weiter westwärts liegen die Sieben Dörfer, durch die der Zugang zum etwas neueren Altschanzpass (Pasul Predeluş) erfolgte, in dem es bis ins 18. Jahrhundert noch Verhaue gab (Abb. 4, a-d). Die Dörfer befanden sich auf Ordensgebiet und gehörten später zur Törzburger Grundherrschaft beziehungsweise zum Besitz der Stadt Kronstadt. Die nördliche Begrenzung zwischen diesem Besitz und dem Königsboden ist organisch an ein Knie des Tatrang-Baches gebunden, was auf eine frühe Zeit der Grenzziehung hinweist. Weiter westlich, an der Südgrenze der Honigberger Gemarkung, gibt es jedoch im Grenzverlauf eine auffällige Verwerfung. Sie befindet sich am Mühlgraben, in der Mitte der Honigberger Südgrenze. Da der künstliche Graben einer späteren Entwicklungsetappe angehört, dürfte auch der Grenzverlauf westlich davon nicht der anfänglichen Etappe angehören. Bei den von Tschangos und Mocani bewohnten Gemeinden kann man also vermutlich von einer dritten Besiedlungsetappe sprechen. Bei einem Vergleich mit der eindeutigen Sachlage bezüglich der Gemeindegruppen südöstlich des Tatrang-Baches stellen sich auch Fragen betreffend die Törzburger Hochfläche. Zwar ist diese für den Ritterorden als Siedlungsraum und Nutzfläche nicht von gleicher Bedeutung gewesen wie das Gebiet südöstlich des Tatrang-Baches, sie war jedoch eindeutig für die Grenzsicherung im Bereich des Törzburger Passes wichtig. Die in der Urkunde von 1211 für dieses Gebiet angegebenen Grenzpunkte sind, wie oben erwähnt, die Quelle des Tömösch und die Mündung der Bârsa Fierului in die Bârsa Groşetului

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Die plausibelste Erklärung für die Exklaven verschiedener Komitate im Königsboden Südsiebenbürgens und vor allem Nordsiebenbürgens ist ein Bestehen der grundherrlichen Siedlungen beziehungsweise die Vergabe dieser Gebiete vor der Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen.

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Abb. 5. Südwestliche Grenze des Ordensgebietes: 1. In den Urkunden genannte Bezugspunkte; 2. Begrenzung des Ordensgebietes; 3. Begrenzung des späteren Königsbodens; 4. Begrenzung eines Teiles der Törzburger Grundherrschaft der Stadt Kronstadt.

(Abb. 5)13. Eindeutig liegt der Zusammenfluss der beiden Burzenarme unten, bei Zernescht. Irgendwo ist also die Begrenzung von der Quelle des Tömösch, vom Gebirgskamm hinunter verlaufen – den Geländegegebenheiten entsprechend in der Nähe von Predeal. Dort verlief später die Grenze zwischen dem Königsboden und dem Törzburger Dominium. Es ist anzunehmen, dass in diesem Bereich die Grenze des Ordensgebietes mit jener des Königsbodens übereinstimmt. Das bedeutet aber, dass die Törzburger Hochfläche nicht zum Ordensgebiet gehörte. Dort, auf dem strategisch wichtigen Gebiet der späteren Törzburger Grundherrschaft der Stadt Kronstadt, dürfte es 1211 schon Grenzwächter gegeben haben – am ehesten die späteren Mocani. Ähnlich der Kreuzburg befand sich die Burg bei Podul Dâmboviţei, die vermutlich auch dem Ritterorden zuzuordnen ist, jenseits des Kammes, also außerhalb des Törzburger Dominiums. 13

Da diese wenigen Bezugspunkte klar zu identifizieren waren, verlangte deren Bestimmung und Angabe keine besonders genaue Ortskenntnis.

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Die westliche Begrenzung des Ordensgebietes wirft besondere Fragen auf. Diese verlief, wie schon erwähnt, durch die Altsenke. Im Kontext von Sâmbătă heißt es 1231 über dieses Gebiet, es sei die terra Blaccorum, die frühere terra Bulgarorum14. Da es in der neuerlichen Verleihung des Burzenlandes von 1222 als terra Blacorum bezeichnet wird15, muss sich die Zugehörigkeitsangabe terra Bulgarorum auf eine weiter zurückliegende Zeit beziehen. Eindeutig war die Altsenke noch nicht ins ungarische Königreich eingeschlossen und bildete so einen gewissen Unsicherheitsfaktor, der im Norden durch die Burgenlinie am Alt ausgeschaltet werden sollte16, eine Tatsache, auf die auch die erwähnten Verhaue bei Halmagen und Galt hinweisen. Im Westen der Altsenke erfolgte dieses noch im 12. Jahrhundert durch die Anlage von Freck und Săcădate, im Osten durch den ursprünglich ungarischen Ort Schirkanyen. Später wurde dann diese Begrenzung durch die Gründung des Talmescher Stuhles im Westen und die etwa gleichzeitige Verleihung des Burzenlandes an den Ritterorden ausgebaut. Das weist für die Zeit des Ritterordens auf eine offensive Haltung des Königs gegenüber der terra Blacorum hin. In jenem Gebiet erfolgte, wohl auf freien Flächen, auch eine Besiedlung, denn 1235 sind dort sechs Orte mit deutschen Pfarrern erwähnt17; selbst 1578 entschied der Kronstädter Magistrat über Urteile des grundherrlichen Gerichtes von Schirkanyen18. Innerhalb des Ordensgebietes bildeten sich die späteren Gemarkungsgrenzen zwar sehr bald, aber doch nur schrittweise aus. Nach Raumzuordnung, Gliederung, Alter der Dörfer und der Gemarkungsgröße zeichnen sich fünf Gebiete ab (Abb. 2). Eine zentrale Lage hat die Gemarkung Kronstadts, zu der bis heute Kronen (die Innere Stadt), die Altstadt und Bartholomä gehören. Eine besondere Rolle spielt dann die Burzen: Dieser Bach bildete die Ostgrenze der Gemarkungsgruppe Zeiden mit Wolkendorf und Heldsdorf sowie die Südostgrenze des Gemarkungskomplexes der nördlichen Ortsgruppe Marienburg mit Rotbach und Nussbach. Zwischen der Burzen und der Kronstädter Gemarkung liegen Rosenau mit Neustadt und Weidenbach und östlich der Kronstädter Gemarkung Tartlau zusammen mit Honigberg, Petersberg und Brenndorf.

14 Ub. 1, S. 55. János K a r á c s o n y i : A hamis, hibaskeltii és keltezetlen oklevelek jagyzéke 1400-ig, Budapest 1902, S. 14, betrachtete die Urkunde als Fälschung (den Hinweis verdanke ich Thomas Nägler). In: Documente privind istoria României, sec. XI, XII și XIII. Bd. 1, S. 350, wird sie als fraglich bezeichnet, doch nimmt sie Zsigmond Jakó: Erdélyi okmánytár [Siebenbürgisches Urkundenbuch]. Bd. 1. Budapest 1997, S. 174 in seine Sammlung wieder auf. Jenseits davon hätte ein Fälscher kein Interesse gehabt, befremdliche Formulierungen in eine von ihm produzierte Urkunde aufzunehmen. 15 Ub. 1, S. 19f. 16 Kurt H o r e d t : Siebenbürgen im Frühmittelalter. Bonn 1986, S. 135, 152, 159-167. 17 N ä g l e r : Ansiedlung (wie Anm. 9), S. 147. 18 Georg Eduard M ü l l e r : Stühle und Distrikte als Unterteilung der SiebenbürgischDeutschen Nationsuniversität. 1141-1876. Hermannstadt 1941 (Nachdruck als Schriften 10. Köln, Wien 1985), S. 277.

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Es gibt Anhaltspunkte für die Teilung von anfangs größeren Gemarkungen (Abb. 2). Jene Kronstadts blieb ungeteilt. Nur in kirchlicher Beziehung gab es wohl eine Grenze zwischen einer Bartholomäer Pfarre und jener der Inneren Stadt (Kronen); die etwas neuere Altstadt mit der Martinsberger Kirche besitzt keine eigene Pfarre. Besonders eindrücklich ist der Fall der großen Gemarkung Rosenaus19. Neben dieser nimmt die Gemarkung von Neustadt gewissermaßen nur ein Eck einer größeren Fläche ein; nach dieser Form ist zu schließen, dass Neustadt nach Rosenau entstand, wobei seine Gemarkung aus jener Rosenaus ausgegliedert wurde. Weiter unten wird gezeigt, dass Rosenau ursprünglich sicher als „Stadt“ geplant war – es handelte sich wohl um die „Alte Stadt“; daneben entstand dann die „Neue Stadt“20. Nördlich der Gemarkungen von Neustadt und Rosenau schließt dann jene von Weidenbach an. Die Kirche dieses Ortes ist – im Unterschied von den frühgotischen Bauten in Rosenau und Neustadt – im hochgotischen Baustil errichtet, was auf eine etwas neuere Ortschaft schließen lässt und wohl auch auf die Ausgliederung von Weidenbachs Gemarkung aus einer größeren Fläche. Ein ähnlicher Fall ist jener von Marienburg, dessen Gemarkung sich um jene Rotbachs legt. Nordwärts davon schließt dann die Gemarkung von Nussbach an. Schließlich ist die Gemarkung Zeidens ebenfalls mit jener von Heldsdorf verzahnt. Auch hier lässt die Hattertbegrenzung auf eine Ausgliederung des Heldsdorfer Gebietes aus jenem Zeidens schließen. Es hat den Anschein, dass die Heldsdorfer ein sumpfiges Gebiet nördlich ihres Dorfes nicht als begehrenswert empfanden und darauf verzichteten, so dass dieses weiter zu Zeiden gehörte. In den Gebietsstreifen zwischen der Hochfläche von Poiana Mărului und der Burzen gliedert sich Wolkendorf ein. Gleichartige Entwicklungen wird es auch bei der Abgrenzung einiger Pertinenzien von Kronstadt gegeben haben. Geist war wohl ein früh konzipiertes, aber erst nach der Ordenszeit gegründetes Dorf, und das Gleiche wird für Neudorf zutreffen. Dieses Dorf bildet gewissermaßen das Zentrum eines größeren Gemarkungskomplexes. Nordwärts schließt die Gemarkung von Krebsbach an, die mit jener von Neudorf verzahnt ist, und westwärts, im Tal des Homorod, jene von Schnackendorf und Wladein. In allen diesen Fällen handelt es sich um geschlossene Gemarkungsformen. Wladein, unmittelbar unter dem Perschaner Pass, könnte ein größeres Alter haben, im Fall der anderen Dörfer handelt es

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Neben jener von Kronstadt ist die Rosenauer Gemarkung die einzige des Burzenlandes, die bis zum Kamm der Karpaten hinaufreichte. 20 Der Mentalitätsunterschied zwischen diesen beiden Ortschaften soll bis in die neueste Zeit prägnant gewesen sein. Laut einem mündlichen Hinweis sollen sich die Neustädter immer als stolze Bauern gefühlt haben, während die Rosenauer nicht genau wussten, ob sie Städter oder Bauern seien.

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sich aber höchstwahrscheinlich um Gebiete, die zur Zeit des Ritterordens noch nicht besiedelt waren. Sehr differenziert müssen Gliederungen im Bereich der südlichen Pertinenzien von Kronstadt betrachtet werden. Unten im Tal handelt es sich im Fall von Alt-Tohan, das schon im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt ist, sowie von Zernescht um geschlossenere Gemarkungen. In beiden Orten wird der Ackerbau der vorherrschende Wirtschaftszweig gewesen sein. Dagegen ist die Törzburger Hochfläche ganz unregelmäßig gegliedert. In diesem wichtigen Grenzbereich, der nur von den Mocani für die Viehzucht zu verwenden war, dürfte es sich ursprünglich um Einzelhöfe beziehungsweise um kleine Weiler gehandelt haben, um die sich die heutige Struktur ausbildete. Im östlichen Grenzbereich der Kronstadt zugehörigen Sieben Dörfer, wo die Niederlassungen eine geschlossene Reihe am Fuße der Gebirge bilden, ziehen sich mehrere, aber nicht alle Gemarkungen bis zum begrenzenden Gebirgskamm hinauf. Die unregelmäßigen Formen weisen hier eindeutig auf eine Verdichtung des Siedlungsnetzes hin. Ursprünglich handelte es sich keinesfalls um „sieben“ Dörfer.

Das Straßennetz des 13. Jahrhunderts Den Schlüssel für eine Beurteilung der Entwicklung bietet ein schmaler trockener Gebietsstreifen, der zwischen Brenndorf und Petersberg den sumpfigen Gürtel durchzog (Abb. 6). Zentral gelegen, bildete er eine ideale Verbindung zwischen den nördlichen und südlichen Gebieten. Über diesen Gebietsstreifen verlief sicher die Verbindungsstraße zwischen Marienburg und dem südlichen Teil des Ordensgebietes. (Sowohl die Straße von Brenndorf nach Honigberg als auch die von Marienburg nach Kronstadt sind neueren Datums, da diese auf weiten Strecken sumpfiges, unwegsames Gebiet durchquerten.) In nördlicher Richtung, jenseits von Marienburg, setzte sich die Straße Petersberg ‒ Marienburg über Rotbach, Nussbach und Geist Richtung Reps fort. So gab es eine deutlich ausgeprägte Nord-Süd-Achse. Ihr entsprach eine West-Ost-Achse, in deren Mitte sich Petersberg befand. Von dort verlief die Straße ostwärts nach Honigberg, wo eine Abzweigung in die 1222 urkundlich erwähnte terra Siculorum und weiter in die Csik führte. Weiter verlief die Straße in Richtung Tartlau, wo sie sich wieder gabelte. Ein Arm führte über den Tatarenpass zur späteren Burg Slon und weiter in den kumanischen Bereich der Walachei. Der zweite Arm verlief durch das Szeklerland in die ebenfalls kumanische Moldau. Südwestwärts verlief die Straße von Petersberg über Bartholomä nach Neustadt und Rosenau und dann weiter, über den Törzburger Pass, in die Walachei. Auch ein vermutlich älterer Weg von Bartholomä nach Zeiden wurde um jene Zeit wieder aufgewertet. Besondere Fragen wirft die Westanbindung des Burzenländer Straßennetzes auf. Die einfachste Verbindung stellt gewiss der Perschaner Pass dar. Über diesen führte möglicherweise eine alte Straße aus Zeiden in die Altsenke; zur

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Abb. 6. Burzenländer Straßennetz zu Beginn des 13. Jahrhunderts.

Zeit des Ritterordens, als es eine offensive Politik gegenüber den politischen Strukturen in der Altsenke gab, wird die eventuell nötige Blockierung des Perschaner Passes für den Ritterorden kein wesentliches Problem gewesen sein, denn die Begrenzung verlief weiter westwärts über Schirkanyen. So dürfte durch den Perschaner Pass die 1222 erwähnte Verbindung mit der terra Blacorum verlaufen sein. Zu dem gleichen Pass gab es jedoch auch eine ziemlich trockene Straße aus Marienburg über Neudorf. Auf deren Existenz ist aus dem Verlauf einer späteren „Landstraße“ Kronstadt ‒ Neudorf ‒ Wladein zu schließen. Da diese länger war als die Verbindung Kronstadt ‒ Zeiden ‒ Wladein und zusätzlich noch ein großes Feuchtgebiet durchqueren musste, lässt sich deren Anlage nur durch das Bestehen einer älteren Verbindung Marienburg ‒ Neudorf ‒ Wladein erklären. Für die Entstehungszeit der Verbindung von Rosenau und Zernescht über Poiana Mărului in das Gebiet westlich des Perschaner Gebirges gibt es keine Anhaltspunkte. Es ist jedoch auffällig, dass es beim Austritt aus dem Pass ins Bur-

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zenland zwei besonders starke Ortschaften gab, Zernescht und Alt-Tohan, von denen die letztere, wie erwähnt, schon im 13. Jahrhundert urkundlich genannt ist. Schwer zu bestimmen ist auch die Entstehungszeit des Sachsenweges („Calea Saşilor“), dessen Existenz den Holbachern bis ins 20. Jahrhundert geläufig war. Da er einerseits über die Schwarzburg führte und dementsprechend viel schwerer gangbar war als die beiden anderen Verbindungen, und die Burg vor 1211 kaum bestanden haben wird, dürfte er vermutlich aus einer Zeit der Defensive gegenüber der Altsenke stammen, vermutlich aus jener nach dem Abzug der Ritter, 1225. Aufgrund der Ausführungen zeichnen sich im Burzenland in einer frühen Entwicklungsphase zwei Schwerpunktlinien des Straßennetzes ab, die gewiss in siedlungsgeschichtlicher Sicht eine Rolle spielten. Diese ergaben sich aus der Gliederung der Burzenländer Senke durch die sumpfigen Gebiete. Andere Verbindungsstraßen zwischen den Ortschaften hatten zu Beginn des 13. Jahrhunderts nur eine untergeordnete Bedeutung. Dementsprechend unterschied sich das Straßennetz ganz wesentlich von jenem der „Landstraßen“ aus dem 18. Jahrhundert, das viel dichter und allein auf Kronstadt ausgerichtet war.

Der Anschluss der Ortschaften an das Straßennetz Zwei zusätzliche Informationen sind dem Anschluss der Ortschaften an das Straßennetz zu entnehmen. Die erste betrifft Zeiden. Dort mündet die Straße aus Kronen – Bartholomä nicht, wie man vermuten sollte, in die zur sächsischen Siedlung gehörige Mühlgasse, sondern seitlich davon, in die Klotschengasse, die zur Belgerei (Şchei), einem archaisch anmutenden Siedlungsgebilde führt, das durch die Belgergasse mit dem sächsischen Ortsteil verbunden ist (Abb. 7). In Verlängerung der Belgergasse, wo sich die sächsische Langgasse befindet, führte der Weg direkt in Richtung Wladein ‒ Perschanpass. Dieses lässt vermuten, dass die Zeidener „Belgerei“ eine Vorsiedlung ist. Da angeblich das Salz des bulgarischen Bereiches Siebenbürgens teilweise in Richtung Slon (bei Vălenii de Munte) verfrachtet worden sein soll, könnte unter Abb. 7. Zeiden in der Josephinischen Landesaufnahme. Umständen eine Vorsied-

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lung von Zeiden einer solchen Transportroute zugehört haben, auf der das Salz aus Salzburg durch die Altsenke und das Burzenland über den Tatarenpass transportiert wurde. Aber auch die Verbindung von Zeiden nach Marienburg ist befremdlich. Die Langgasse befindet sich nicht in Verlängerung der Straße nach Heldsdorf und Marienburg; es fehlt eine direkte Verbindung. Die Straße nach Marienburg setzt völlig unverbindlich an die Straße Zeiden ‒ Wladein an. Eine solche Anbindung dürfte aus einer Zeit stammen, als die Verbindung Zeiden ‒ Marienburg keine große Bedeutung mehr spielte. Demnach muss man fragen, ob der sächsische Ortsteil von Zeiden erst nach 1225 entstand oder ob es hier zu einer Verlegung des Weges kam. Denken wir an die Beibehaltung der Verbindung des Bulgarenviertels an die Abb. 8. Kronstadt in der JoseKronstädter Straße, so erscheint eine Entstehung phinischen Landesaufnahme: Zeidens nach 1225 wahrscheinlicher. Dafür spre- Bartholomä: 1. BartholomäusKirche; 2. Burg auf dem Gechen auch die stilistischen Merkmale der Kirche. sprengberg; 3. Einmündung Eine zweite ungewöhnliche Anbindung einer der Straßen aus Petersberg Siedlung an das Straßennetz finden wir im Fall von und Rosenau. – Altstadt: 4. Bartholomä (Abb. 8). Entsprechend dem weiteren Martinsberg; 5. Urkundlich belegtes Tor; 6. Schlossberg. – Straßenverlauf hätte es dort neben dem Ort eine Kronen: 7. Prämonstratenser gerade Verbindung zwischen den Straßen in Rich- Kloster. tung Petersberg und Rosenau geben müssen, denn diese beiden Straßen verlaufen auf der gleichen Linie. Vor der Ortschaft sind jedoch beide Straßen mit einem betonten Bogen in die Ortschaft hineingeführt und treffen sich dort auf der Höhe der Hintergasse, ziemlich weit von der Kirche (Abb. 8: 3). Entsprechend diesen Merkmalen scheint die ursprüngliche Straßenführung nach 1225 verändert worden zu sein; aber auch die alte Struktur der Ortschaft muss sich wesentlich geändert haben.

Das Alter der Siedlungen Nach archäologischen Grabungen, die von Radu Popa und Adrian Ioniţă durchgeführt wurden, soll es schon Mitte des 12. Jahrhunderts eine deutsche Ansiedlung in Marienburg gegeben haben. Sollte dieses zutreffen, handelte es sich bei einer solchen Besiedlung um eine spontane Besiedlung aus der Zeit von Geisa II. Am Ende der Regierungszeit dieses Königs (1162) dürften erst die „Primärsiedlungen“ in der Hermannstädter und Leschkircher Gegend gegründet worden sein21! 21

Paul N i e d e r m a i e r : Sieben Thesen zur Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen. In: Forschungen zur Volks- und Landeskunde 53 (2010), S. 179.

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So können Hospitessiedlungen im weit vorgeschobenen Burzenland seinerzeit keinen Rückhalt im Hinterland gehabt haben; ein Widerstehen gegenüber den Kumanen- und Petschenegeneinfällen dürfte für sie unmöglich gewesen sein. Tatsächlich ging nach Meinung von Adrian Ioniţă die Siedlung schon vor 1211 unter22. Es kam dort nicht wie andernorts zum Bau einer Kirche, in der Verleihungsurkunde ist von einer terra deserta die Rede, und der Name „Marienburg“ geht gewiss erst auf den Ritterorden zurück. Dazu steht, nach Anneliese Thudt23, die Mundart des Burzenlandes mit ihrem bayrischen Einschlag der Talmescher und der Nösner Mundart nahe, also Mundarten aus Gegenden, in denen eine sächsische Ansiedlung erst um 1200 erfolgte. Wann genau die Siedlungen nach 1211 entstanden sind, ist schwer zu bestimmen. Urkundliche Erwähnungen helfen uns nicht weiter. Im gesamten 13. Jahrhundert ist die Existenz von sieben Ortschaften belegt: Marienburg im Kontext des Ritterordens, Kronen (Corona, heute Innere Stadt) im Kontext des Prämonstratenserordens, Petersberg, Honigberg und Tartlau im Kontext des Zisterzienserordens, sowie Alt-Tohan und Bodeln gelegentlich einer Vergabe. Einen Anhaltspunkt für die Bestimmung des Siedlungsalters bildet unter diesen Umständen am ehesten der Baustil der Kirchen. Da jedoch die Gründungszeit nur wenig verschieden ist, gibt es auch diesbezüglich große Schwierigkeiten. Die meisten Kirchen haben 1-2 romanische Bauteile, etwa ein Portal. Aussagekräftiger ist der Kirchengrundriss. Dabei wissen wir, dass die Marienburger Kirche auf das einstige romanische Ordenshaus der Ritter zurückgeht und dementsprechend aus dem allgemeinen Rahmen fällt. Die Kirchengrundrisse von Honigberg und Rotbach bewahren einige romanische Teile, und jene von Tartlau, Rosenau und Bartholomä sind eindeutig frühgotisch; dazu kommen bei diesen drei Kirchen auch frühgotische Gewölbe! Die Weidenbacher Kirche ist von der Hochgotik geprägt, und die Kirchen in Kronen und Zeiden wurden in spätgotischer Zeit völlig umgebaut. Alle anderen Kirchen sind Neubauten des 19. oder 20. Jahrhunderts. Versuchen wir, diese Bauten auf eine Karte zu übertragen und gehen wir von der Annahme aus, dass der ursprüngliche Baustil umgebauter Kirchen am ehesten denen der Nachbarorte geähnelt haben dürfte, so gibt es im zentralen Teil des Burzenlandes Bauten, die dem romanischen Baustil näher stehen: Rotbach, Marienburg, Honigberg und dazwischen vielleicht jene in Brenndorf und Petersberg. Auf der südlichen Ost-West-Achse konzentrieren sich ganz eindeutig die frühgotischen Bauten: Tartlau, Bartholomä, Rosenau und ver22

Dazu die Mitteilung von Adrian I o n i ț ă in vorliegendem Band, S. 107-124. Siehe auch Adrian I o n i ț ă : Date noi privind colonizarea germană în Țara Bârsei și granița de est a regatului maghiar în cea de-a doua jumătate a secolului al XII-lea [Neue Daten zur deutschen Besiedlung des Burzenlandes und zur Ostgrenze des ungarischen Königreichs im 13. Jahrhundert]. In: Studii. Revistă de istorie / Revista istorică 5 (1994), 3-4, S. 273-281; H o r e d t : Siebenbürgen im Frühmittelalter (wie Anm. 16), S. 166. Dazu muss gesagt werden, dass der Vorgängerbau der Schwarzen Kirche eher frühgotisch als romanisch war. 23 Mündliche Mitteilung von Anneliese T h u d t .

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mutlich Neustadt. Im Westteil des Burzenlandes, in Weidenbach, Wolkendorf und vermutlich in Zeiden und Heldsdorf gibt oder gab es etwas neuere Bauten. Bezüglich der Gründungszeit der Siedlungen dürfte es sich dementsprechend um drei Phasen handeln: 1. Etappe, bald nach 1211: Mittelteil des Burzenlandes mit der Nord-SüdAchse und einem ersten Ansatz an der Ost-West-Achse. 2. Etappe, auch vor 1225: große Teile der Ost-West-Achse, und vor allem ihr westlicher Teil. 3. Etappe, nach 1225: der westliche Teil des Burzenlandes um Zeiden. Einen Rahmen für die Entwicklungen bietet die denkbare Bevölkerungsanzahl. Diese lässt sich für eventuelle Vorsiedlungen nicht bestimmen. Die eigentliche sächsische Ansiedlung im Burzenland ist im Kontext der Besiedlung des südsiebenbürgischen Königsbodens zu sehen. Diesen Vorgaben entsprechend, könnte es sich um insgesamt 200 Siedler-Familien, also um rund 1000 Personen gehandelt haben. Da jedoch einige Familien möglicherweise schon vor 1211 nach Kronen kamen, mehr vielleicht nach 1225 in die Zeidener Gegend, so dürfte mit 20 + 120 + 60 Familien zu rechnen sein. Dementsprechend entfallen etwa je 15 Familien auf eine Siedlung, wobei jedoch die genauere Zahl gewiss von Ort zu Ort sehr verschieden war. Die Bevölkerung wuchs im 13. Jahrhundert schnell an und verdoppelte sich etwa in 50 Jahren. Dementsprechend wuchs auch die Größe der Ortschaften. Im Mittel dürften diese um 1300 schon von durchschnittlich etwa 50 Familien bewohnt gewesen sein.

Siedlungsprofile Im Fall der meisten Ortschaften handelte es sich gewiss um bäuerliche Siedlungen, also um Dörfer. Einige Orte hatten aber einen besonderen Charakter. Marienburg war eindeutig das Zentrum der Ritterordenszeit. Dort kann von einer Niederlassung des Ordens, einer dazugehörigen Siedlung und von wenigstens zwei weiteren Ausbauetappen gesprochen werden. Corona, die Innere Stadt Kronstadts mit dem Prämonstatenserkloster24, bildete dazu einen Gegenpol. Besonders interessant ist der Fall von Rosenau. Der Ort lag an der wichtigen West-Ost-Achse, in der Nähe des Törzburger Passes. Nach dem Grundriss zu schließen, war dort ursprünglich eindeutig eine Stadt geplant: Anders als in dörflichen Siedlungen sind die Parzellen im zentralen Teil des Ortes viel kleiner und in Baublöcke, nicht in Zeilen angeordnet (Abb. 9). In Rosenau gab es in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts auch ein Hospital und die Überlieferung spricht von einem Ordenshaus in der Nähe der Gespreng-Quelle; nennenswert ist auch der Umstand, dass es nur hier und in Kronstadt zum Bau einer 24 Franz K i l l y e n : Die Anfänge der Stadtwerdung Kronstadts. In: Beiträge zur Geschichte von Kronstadt in Siebenbürgen. Hg. Paul P h i l i p p i . Köln, Wien 1984 (Siebenbürgisches Archiv 17), S. 39.

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Abb. 9. Rosenau, Parzellengefüge in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Burg kam. Im Großen lassen sich drei Etappen des Ausbaus von Rosenau unterscheiden: 1. die Gruppierung der ersten Parzellen und der Kirche um den kleinen Platz; 2. die Erweiterung dieser Siedlung – wohl vor 1225 – durch zwei Baublöcke; 3. die Randerweiterungen durch große, entlang von Zeilen angeordneten Parzellen, wie sie in allen Dörfern Siebenbürgens zu finden sind. Über die Entstehungszeit des abgelegenen Bulgaren-Viertels (Şchei) dieser Ortschaft lässt sich nichts sagen. Besondere Merkmale und insbesondere eine eigenartige Kreuzkirche, wie sie im Kontext des Ritterordens auch in Marburg/Lahn errichtet wurde, kennzeichnen Tartlau. Es handelt sich im Fall dieses Ortes um einen Übergangspunkt, da von hier die Straßen in die Drei [Szekler-]Stühle und in den Tatarenpass führten. Ein besonderes Augenmerk muss Bartholomä gewidmet werden. Dabei ist von Anbeginn festzustellen, dass die frühgotische Kirche ausnehmend groß geplant war; nur der Weißenburger Dom und die Kirche von Großschenk dürften damals in Siebenbürgen nach größer gewesen sein. Untersucht man diese Kirche, so ist festzustellen, dass sie ursprünglich ein dreischiffiges Querhaus umfassen sollte! Erst später wurde der Grundriss in einfacheren Formen ausgebaut. Zu dieser Kirche kommt die alte Burg auf dem Gesprengberg, die noch bei einem Osmaneneinfall in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts dem Kronstädter Stadtrat als Zufluchtsort diente. Entsprechend dem schon erwähnten Schnittpunkt der Straßen nach Rosenau und Petersberg, der ziemlich weit von der Kirche entfernt lag (Abb. 8), ist es eindeutig, dass die Ortschaft auch flächenmäßig groß gewesen sein muss. Anders als das spätere Bartholomä wird es außer der heutigen Längsachse im Verlauf der Langgasse zumindest noch eine Quergasse zum Kreuzungspunkt der Straßen nach Rosenau und Petersberg gegeben haben. Dieses weist alles auf eine einstige besondere Bedeutung des Ortes hin. Die plausibelste Erklärung dafür wäre eine besondere Rangordnung des Ortes innerhalb des Burzenlandes. Nach 1225 wurde der Vorort des Burzenlandes wohl aus Marienburg verlegt, die Altstadt von Kronstadt, unter dem Martinsberg ist jedoch nach Franz Killyen erst nach 1242 als Vorort angelegt worden25. So könnte diese Funktion eines Vorortes zwischen 1225 und 1242 Bartholomä zugekommen sein. 25

Ebenda, S. 47-49.

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Zur Siedlungstopographie des Burzenlandes

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Abb. 10. Altstadt von Kronstadt, Parzellengefüge in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Eindeutig ist die Grundrissgestaltung der Kronstädter Altstadt, unter dem Martinsberg, in Siebenbürgen einmalig (Abb. 10). Einerseits ist sie sehr rational: Die Siedlung fügt sich in den geschützten Winkel ein, der auf der einen Seite von dem Mühlenberg und dem Schlossberg begrenzt ist, und auf der anderen Seite vom Bergrücken, der sich von der Warte zum Katzenberg hinunterzieht. Die weitgehend ungeschützte Seite gegen die Ebene ist als Viertelkreis gestaltet, so dass dort eine Befestigung und Verteidigung leichter war – zumal ein Teil des Verlaufes auch durch den Tömöschkanal geschützt war. Ebenso logisch ist die Straßenführung, bei der ein ursprüngliches, einheitliches Konzept konsequent, ohne Veränderungen durchgezogen wurde. Das war nur dann möglich, wenn jene Altstadt in einer relativ kurzen Zeitspanne entstanden ist. Da Bartholomä etwa um die Zeit zu einer temporären Wüstung verkam und der Bau der Bartholomäuskirche nach der Errichtung des Ostwerkes eingestellt wurde (erst um 1500 nahm man die Arbeiten wieder auf), kann angenommen werden, dass viele Bewohner von dort in die Altstadt umgesiedelt wurden. In dem späteren Grundrissgefüge von Bartholomä – wie es zumal in der Josephinischen Landesaufnahme erscheint – sind die drei Längsstraßen der Altstadt geradlinig weitergeführt, und auch die Begrenzung gegen die Ebene hin ist organisch an jene der Altstadt angeschlossen. Daraus ist zu ersehen, dass Bartholomä bei seiner Neuanlage als Erweiterung der Altstadt konzipiert wurde – also in ganz anderer Art. Dem geringen Maß der Bebauung im 18. Jahrhundert entsprechend, war jedoch entweder die Fläche Bartholomäs überdimensioniert worden oder ging die Bevölkerung des Ortes zu einer gewissen Zeit wieder zurück. Gewiss gibt es einen Zusammenhang zwischen der Anlage des Siedlungsnetzes und jener der Burgen; er soll hier wenigstens gestreift werden. Zunächst: die Burgen bei Marienburg, Kronstadt und Rosenau sind in ihrer ersten Form wohl in den Zusammenhang mit den frühen Ortschaften zu stellen, selbst wenn deren Anfangsphasen archäologisch nicht erfasst werden konnten.

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Eine besondere Bedeutung hatten die Grenzburgen. Das Siedlungsgefüge des Burzenlandes machen frühe Befestigungsanlagen im Tatarenpass wahrscheinlich. Es könnte sich um einen Grenzverhau gehandelt haben, der zur Zeit des Ritterordens von diesem durch die Kreuzburg ersetzt wurde. Im Altschanzpass ist keine Burg zu erfassen, jedoch gab es dort zahlreiche „Schanzen“: in der Josephinischen Landesaufnahme ist eine „Alte Schanze“, und in einem Seitental die „Pfaffenschanze“ verzeichnet und weiter südwärts eine „Innere“- und eine „Äußere Schanze“. Erwähnenswert ist die Rucăr-Burg im Törzburger Pass; archäologisch wurde auch diese erst ins 15. Jahrhundert datiert und der Walachei zugeordnet, was jedoch im Hinblick auf ihre Position völlig undenkbar ist: Sie steht auf einem felsigen Bergsporn, der gegen die Walachei steil abfällt. Ihre kleinen Ausmaße sprechen für eine sehr frühe Datierung, in die Ritterordenszeit. In den Kontext des Verhältnisses zwischen dem Burzenland und der Altsenke sind die Schwarzburg bei Zeiden und die Heldenburg bei Krebsbach einzuordnen. In einer Zeit der Offensive gegen die terra Blachorum scheint der Ausbau dieser großen Wehranlagen nicht gerechtfertigt, wohl aber in der Zeit nach 1225, als allem Anschein nach diese offensive Ausrichtung nicht mehr gegeben war. Fasst man die obigen Feststellungen zusammen, so wird die vielschichtige Problematik der Siedlungstopographie des Burzenlandes in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts deutlich. Einige Fragen konnten beantwortet werden, für andere ließen sich jedoch nur hypothetische Auslegungen anbieten.

Summary On the Settlement’s Topography of Burzenland in the Era of the Teutonic Order The examination springs from the 18th century Josephinist land survey, whose phenomenal historical value enables new findings. These new findings first deal with the severe swamp formation of the area at the start of the middle ages. The mires required extensive drainage work and were essential factors in determining how to organize and utilize the area during the time of the Teutonic Order. The demarcation of the order’s territory yields important clues as to how the settlement spread there and to the relationship between “Saxon” immigrants and the already resident population – primarily in exclaves of Fejér County. Observations at the edge of the boundary framework and the church construction further indicate the division of the first boundaries, the path of the early streets, as well as the function of the most important settlements (Brașov,

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Zur Siedlungstopographie des Burzenlandes

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Feldioara, Râșnov, Prejmer, and Codlea). Thus, the historical geography also contributes to understanding the development processes here.

Rezumat Cu privire la topografia așezărilor din Țara Bârsei în timpul Cavalerilor Teutoni Studiul de geografie istorică pornește de la Ridicarea Iosefină din secolul al XVIII-lea, care este un document istoric de excepțională valoare. Din ridicare se desprinde importanța, în această zonă, a mlaștinilor Evului Mediu. Excesul de umiditate a făcut necesară efectuarea unor lucrări de desecare ample, influențând toată structurarea și organizarea zonei. Repere de excepțională importanță istorică constituie, concomitent, limita teritoriului acordat teutonilor – aceasta aruncând o lumină asupra perioadelor îndesirii habitatului în sud-estul Transilvaniei, asupra raportului între populația nouă, „săsească“ și cea deja existentă, mai ales în exclave ale comitatului Alba. Constatări privind textura hotarelor și a dezmembrărilor efectuate permit, în continuare, tragerea unor concluzii asupra evoluției rețelei drumurilor, dar și asupra profilului celor mai importante așezări (Codlea, Feldioara, Râșnov, Prejmer și Brașov). Astfel, geografia istorică ne ajută să înțelegem anumite procese de evoluție, care, altfel, nu ar putea fi surprinse.

Összefoglalás A barcasági települések topográfiájáról a Német Lovagrend idejében A történeti földrajz-tanulmány a II. József által elrendelt 18. századi topográfiai felmérésből indul ki, amelyik egy kivételes értékű történelmi dokumentum. A felmérésből kitűnik a középkori mocsarak fontossága. A felesleges nedvesség szükségessé tette a kiterjedt vízelvezető munkálatokat, melyek befolyást gyakoroltak a környék egész szerkezeti és szervezeti felépítésére. A Német Lovagrendnek ajándékozott terület határvonala fontos informáciokkal szolgál az ottani letelepedési terület kibővítéséről valamint a „szász“ bevándorlók és a már letelepedett lakosság közötti kapcsolatról – főleg a Fehér vármegyei

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exklávékban. A határvonal szerkezetéhez és az egyházi épületekhez fűződő észrevételek lehetővé teszik az első határvonalak felosztására, a korai úthálózat fejlődésére valamint a legfontosabb települések (Feketehalom, Földvár, Barcarozsnyó, Prázsmár és Brassó) funkciójára vonatkoz további következtetések levonását. Így a történeti földrajz ezen esetben is hozzájárul a fejlődési folyamatok megértéséhez.

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DIE BURGEN DES DEUTSCHEN ORDENS IM BURZENLAND. Z U H O H E E RWA R T U N G E N A N E I N E FORSCHUNGSFRAGE? Von Adrian Andrei R u s u Der Kern der dokumentarischen Quellen über den Deutschen Orden im Burzenland beschränkt sich auf einen ersten Vermerk in der Berufungsurkunde von 1211, die es den von Hochmeister Hermann von Salza angeführten Deutschordensrittern erlaubte, im neu verliehenen Gebiet an der südöstlichen Grenze des ungarischen Königreichs, im inneren Karpatenbogen, „hölzerne Burgen und Städte“1 zu errichten2. Eine andere Urkunde aus dem Jahr 1231 spricht von fünf Burgen, die von den Kreuzfahrern zum Zeitpunkt ihrer Vertreibung aufgegeben worden waren3. Der Ermittlung der Anzahl von Burgen, die die Ordensritter im Burzenland und jenseits der Berge besessen haben, folgte das Problem der Identifizierung dieser Befestigungsanlagen4. Über die Burg jenseits der Berge, mühselig und kostspielig zum castrum munitissimum ausgebaut, haben wir nicht den geringsten zusätzlichen Hinweis zur Standortbestimmung. Lag nun die eine jenseits der Berge und war die andere die

1 Documente privind istoria României. C. Transilvania [Urkunden zur Geschichte Rumäniens. C. Siebenbürgen] (fortan: DIR. C. XI-XIII), I (București 1956), S. 150f., 369f. 2 Aus Sicht der heutigen Geographie geht es um Rumänien, Provinz Siebenbürgen, Kreis Kronstadt. 3 DIR. C. XI-XIII, I, S. 245f., 390f. Die Frage der Analyse der schriftlichen Quellen ist von Harald Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden in Siebenbürgen. Eine diplomatische Untersuchung. Köln, Weimar, Wien 12000, 22011 (Studia Transylvanica 26), gelöst worden. Im Folgenden wird die zweite durchgesehene Auflage zitiert. 4 Ältere Aufzählung bei Walter H o r w a t h : Die fünf festen Plätze und das Castrum munitissimum der Deutschritter. In: Das Burzenland. Bd. III/1. Hg. Ernst J e k e l i u s . Kronstadt 1929, S. 38. Für einen Teil der neueren Burgen siehe Ioan Marian Ț i p l i c : Cavalerii teutoni și fortificațiile lor din Țara Bârsei [Der Deutsche Orden und seine Burgen im Burzenland]. In: Corviniana 6 (2000), S. 138-159; d e r s ., Sisteme de fortificaţii ale Transilvaniei în sec. XI-XIV [Befestigungssysteme in Siebenbürgen im 11.-14. Jh.]. Dissertation. Sibiu 2003, S. 164-176.

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Cruceburg5, so bleiben im Burzenland nicht alle, sondern bloß weitere drei zu suchen übrig. Doch dann lägen die Dinge viel zu einfach. Manche Autoren sind der festen Überzeugung, dass es mehr als fünf – möglicherweise unvollendet gebliebene – Burgen gab6. Eine solche Hypothese, anwendbar bei allen Burgtypen, jedoch nur diesen zugestanden, würde das „Jagdrevier“ hinsichtlich der Hinterlassenschaften der Deutschordensritter in Siebenbürgen und in der Moldau unendlich erweitern. So viel wir auch über die verschiedenen Modalitäten lesen, die Errungenschaften des Deutschen Ordens in der Geschichte der Provinz Siebenbürgen zu verankern, können wir uns doch niemals des Eindrucks erwehren, dass hier Schach gespielt wird, ohne Form und Nutzen der Figuren erfasst zu haben. Einer simplen Berechnung zufolge, die hier bloß hervorgehoben sei, erweist sich eine Verknüpfung der Burgen mit fünf sächsischen burzenländischen Hundertschaften oder die Kopplung von vier den Zisterziensern geschenkten Kirchen7 mit derselben Anzahl Burgen8 – so viele, wie ja eigentlich gar nicht vorhanden gewesen wären – schnell als unhaltbar. Alle Historiker, die sich für die verführerische Vorstellung, im fraglichen Gebiet derlei Burgen zu entdecken, empfänglich zeigten, gingen die Sache stets mit einem enormen Handicap an: Sie wussten nie genau, was sie zu finden hatten. Noch verwickelter wurden die Dinge wegen der einzig möglich scheinenden Analogie, aus dem Heiligen Land und später aus Preußen. Im Grunde genommen schien es im Burzenland keinerlei Entsprechung zu geben. Auch hier also, wie bei vielen anderen mittelalterlichen Sachverhalten, handelte es sich um das Unvermögen einer entsprechenden Überlagerung von dokumentarischen Quellen und greifbaren Tatsachen. Sich mit Identifizierungen auseinanderzusetzen wäre sinnvoll lediglich um den Ursprung von Lesarten und Irrmeinungen zu ergründen9. Die letzten 5

Ausschließlich mit diesen Burgen setzt sich auch Z i m m e r m a n n (wie Anm. 3), S. 39-40 auseinander. 6 Thomas N ä g l e r : Așezarea sașilor în Transilvania. Studii [Die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen. Untersuchungen]. Bucureşti 1981, S. 192: „Sicher ist, daß die Deutschordensritter mit dem Bau von mehr als fünf Burgen begannen, angesichts ihres kurzen Verbleibs im Burzenland oder auch jenseits davon, konnten sie jedoch kaum eine davon fertigstellen.“ 7 Behandelt von Michel T ă n a s e : Avatarurile unui act de donație. Donația cistercienilor, în Țara Bârsei, de către regele Bela IV, la 17 martie 1240 [Wirrnisse um eine Schenkungsurkunde. Die Schenkung an die Zisterzienser im Burzenland durch König Béla IV. am 17. März 1240]. In: Revista de Istorie 4 (1993), 1-2, S. 55-80, mit Niederschlag bei Tudor S ă l ă g e a n : Transilvania în a doua jumătate a secolului al XIII-lea. Afirmarea regimului congregațional [Siebenbürgen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Das Aufkommen des Regimes der Kongregationen]. Cluj-Napoca 2003, S. 30. 8 Vorschlag von Géza B a k ó , Gernot N u s s b ä c h e r : Hundertschaften und Gerichtsstühle. In: Neuer Weg Nr. 8565 vom 27.11.1976, S. 4. 9 Ein Beispiel dafür ist die Törzburg, vgl. Géza E n t z : Die Baukunst Transsilvaniens im 11.-13. Jahrhundert. In: Acta Historiae Artium 14 (1968), 1-4, S. 18. Zitiert auch von

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Jahre haben uns – und das wäre schon länger zu wünschen gewesen – eines vorsichtigeren Umgangs mit diesem Jonglieren um die Standortbestimmung belehrt10. Etwas skeptischer, behandelten József Lászlóvszky und Zoltán Soós bloß Marienburg und Thell11. Allgemein ist der Mangel an Übereinstimmung, der alle Lokalisierungsversuche beherrscht, schlussfolgernd festzuhalten. Bezüglich einer Gliederung nach „epochen- und ordensspezifischer“ Bauweise beziehungsweise Grundriss lassen sich ebenfalls mehrere Etappen ausmachen. Die großzügigste Sichtweise betrachtet die Burgen als „in militärischer und architektonischer Hinsicht bemerkenswerte Bauten“12. Sehr lehrreich für das Scheitern dieser Forschungsrichtung ist der Fall der Burg von Tabla Buţii (Cetatea Buzăului)13. Die Grundrissanalogien stammen aus Jahrhunderten, die der Deutschordensepisode nahestehen, das heißt, sie wurden für das 14. Jahrhundert ermittelt (in der Moldau), niemals aber auch für das 16.-17. Jahrhundert gesucht oder festgestellt, in viel größerer geographischer Nähe, bei einer Vielzahl von Kirchenburgen auf dem Gebiet der Sächsischen Nationsuniversität oder des Szeklerlandes. Nach derlei pseudomethodologischem Zeitvertreib brachten die Tatsachen Ernüchterung, was wohl die wenigsten, angesichts ihrer Unkenntnis der neuesten Forschung, kurzfristig eingestehen werden. Das Ergebnis der archäologischen Untersuchungen war erstaunlich schlüssig: Es gibt dort nichts aus der Zeit vor dem 16. Jahrhundert14. Die einzige ausdrücklich benannte, nicht aber topographisch verortete Burg, schon im ersten Jahr der Ansiedlung der Deutschordensritter erbaut, Cruceburg, Tünde W e h l i : A magyarországi művészethelyzete a tatárjárás kőrűli években [Die Situation der ungarischen Kunst in den Jahren vor dem Mongolensturm]. In: Tatárjárás [Der Mongolensturm]. Red. B[alázs] N a g y . Budapest 2003 (Reihe: Nemzet és emlékezet], S. 469. Die Verfasserin behauptet auch, dass die Burg einen regelmäßigen Plan hatte. Der Grundriss der Burg lässt überhaupt keine bündigen Schlüsse zu, abgesehen davon, dass diese Burg eine der ganz wenigen mit genauem „Geburtsdatum“ (1377) ist. 10 Im Korai magyar történeti lexikon (9-14. század) [Lexikon der frühen ungarischen Geschichte (9.-14. Jahrhundert), fortan: KMTL]. Hg. Gyula K r i s t ó , Pál E n g e l , Ferenc M a k k . Budapest 1994, werden bloß Zeiden (von Elek B e n k ő , S. 216) und Marienburg (von Géza E n t z , S. 224) behandelt, während beim Lemma „Deutscher Orden“ (von István Z s o m b o r i , S. 485f.) keine Burgen genannt werden. 11 József L á s z l ó v s z k y , Zoltán S o ó s : Historical Monuments of the Teutonic Order in Transilvania. In: The Crusades and the Military Orders. Expanding the Frontiers of Medieval Latin Christianity. Hg. Zsolt H u n y a d i , József L á s z l ó v s z k y . Budapest 2001, S. 329-331. 12 Grigore I o n e s c u : Istoria arhitecturii în România [Geschichte der Architektur in Rumänien]. I. Bucureşti 1963, S. 73. 13 Eine Analyse der Auslegungskontexte sowie neueste archäologische Daten im Detail bei Gheorghe I. C a n t a c u z i n o : Cetăţi medievale din Ţara Românească în secolele XIII-XVI [Mittelalterliche Burgen in der Walachei im 13.-16. Jahrhundert]. Bucureşti 2003, S. 176-183. 14 Cronica cercetărilor arheologice din România [Chronik der archäologischen Forschungen in Rumänien; fortan: Cronica]. Campania 1995 [Grabungskampagne 1995]. Bucureşti 1996, S. 121f., 191, Abb. 149; Cronica. Campania 1996. Bucureşti 1997, S. 61f.; Cronica. Campania 1997. Bucureşti 1998, S. 118f.

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Adrian Andrei Rusu Abb. 1. Plan der Befestigungsanlagen von Thell (Cruceburg?) vor ihrer Zerstörung (in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nach Orbán B a l á z s : A Székelyföld leirása történelmi, régészeti, természetrajzi és népismereti szempontból [Beschreibung des Szeklerlandes aus historischer, archäologischer, naturwissenschaftlicher u. ethnologischer Sicht]. VI. Pest 1873, S. 65).

war ebenfalls der historiographischen Debatte unterworfen. Letztendlich kam man zu einem relativen Konsens bezüglich einer Übereinstimmung mit der Burg von Thell15, was aber auch heute noch angezweifelt wird16. Die Tatsache, dass sie wohl ausschließlich aus Holz und Erde erbaut war (Abb. 1) besagt an sich noch nicht viel. Die Urkunde, in der die Burg 1212 erwähnt wird, stellt keine Übertretung der ursprünglichen Vorgaben fest, die nur Bauten aus Holz und Erde erlaubten, was eine solche Baulösung zu bestätigen scheint. Auch wenn es tatsächlich so gewesen wäre – doch im Falle dieser Burg scheint uns das beinahe unmöglich –, hätte sie wie jede andere zeitgenössische Burg der Provinz aussehen müssen. 15 Walter H o r w a t h : Wallburgen aus dem Burzenlande. In: Mitteilungen des Burzenländer Museums 5 (1944), S. 37f.; Alexandrina D. A l e x a n d r e s c u : Contribuţii la cunoaşterea populaţiei autohtone în feudalismul timpuriu din Ţara Bârsei [Beiträge zur Kenntnis der autochthonen Bevölkerung des Burzenlandes in der frühen Feudalzeit]. In: Cumidava 7 (1973), S. 50f.; Gernot N u s s b ä c h e r : Aus Urkunden und Chroniken. 1. Bd. Bukarest 1981, S. 25-27; Pál B i n d e r : A bodolai (Béldi) uradalom története (Bodola, Keresztvár vagy Nyén, Márkos és Bodzafolduló [Geschichte der Herrschaft Bodeln (Bodeln, Kreuzburg oder Thell, Markesdorf und Întorsura Buzăului)]. Săcele 1994, S. 50f. 16 Für die Varianten in der Moldau siehe László K o s z t a in: KMTL (wie Anm. 10), S. 458, der sie mit Crăciuna neben Focşani gleichsetzt. Eine Aufzählung der Untersuchungen zur „moldauischen“ Cruceburg bei Anton P a r a g i n ă : Habitatul medieval la curbura exterioară a Carpaţilor în secolele X-XV [Das mittelalterliche Siedlungsgebiet im äußeren Karpatenbogen im 10.-15. Jahrhundert]. Brăila 2002, S. 38.

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Abb. 2. Plan der Burg von Marienburg, mit den Deutschordensrittern zugeschriebenem Turm.

Das heißt, nicht wie eine architektonisch meisterhafte, aus einem exotischen geographischen Raum schnurstracks hierher versetzte Burg, sondern wie eine ganz gewöhnliche. Dass dieser Bau nicht erhalten geblieben ist, war zweifelsohne einer der größten Verluste der frühen siebenbürgischen Burgenkunde. Relativ Neues ist für Marienburg zu verzeichnen (Abb. 2, 3). Hinzugekommen ist die Untersuchung eines Turms im Osten der verfallenen Befestigungsanlage, dessen außergewöhnliches Mauerwerk (aus quadratischen Blöcken) sowie andere Merkmale (Fundierung mit Mauerschräge, Tonnengewölbe im Erdgeschoss) den Verfassern der Untersuchung mit der von den Ordensrittern verwendeten Technik übereinzustimmen schienen17. Tatsache ist, dass dieses Verfahren auch für Kurtinen in der Westecke belegt zu sein scheint18. Die besagten Blöcke bildeten bloß die Sohle einer fast zwei Meter breiten Mauer, jedoch ohne Mörtelverbindung. Oberhalb dieser Fundierung waren die Mauersteine mit dauerhaftem Mörtel verbunden. Unter dem Ostturm fand man weitere Fundamente, doch besaßen diese, soweit aus dem veröffentlichten Plan hervorgeht, nicht die gleiche Stärke wie die nördlichen. Auch wurde behauptet, dass der Ostturm ebenfalls zeitgenössisch sei, obwohl sein Bezug zu der späteren Kurtine recht offensichtlich ist.

17

L á s z l ó v s z k y , S o ó s : Historical Monuments (wie Anm. 11). Dan C ă p ă ţ â n ă . In: Feldioara – Marienburg. Contribuţii arheologice la istoria Ţării Bârsei [Feldioara – Marienburg. Archäologische Beiträge zur Geschichte des Burzenlandes]. Hg. Adrian I o n i ţ ă u. a. Bucureşti 2004, S. 60. 18

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Abb. 3. Der Turm von Marienburg, Fundamente vom Anfang des 13. Jahrhunderts.

In Marienburg sind auch andere Anlagen innerhalb der Burg belegt, leider aber allesamt ohne Datierung19. Wie aber aus dem veröffentlichten Grundriss ersichtlich, könnte der Verlauf dieser Grundmauern (denn nur um solche kann es sich handeln) auf das Bauvorhaben oder womöglich die Ausführung eines Klaustrums hinweisen. Das Fehlen von Belegen sowie eines archäologischen Fazits ist jedenfalls schwer zu verstehen20. Die ungarischen Verfasser einer nur kurz vor der Veröffentlichung der archäologischen Akte der Burg erschienenen Untersuchung räumen ein, dass hier Erde und Holz weiterverwendet wurden, die zu einer wahrscheinlich

19 Cronica (wie Anm. 13) 1994, S. 31; Cronica 1995, S. 43; C ă p ă ţ â n ă (wie Anm. 18), S. 60-62. 20 C ă p ă ţ â n ă (wie Anm. 18). Ich stelle fest, dass die Beschreibung der Burg, sowohl als Baudenkmal als auch vom archäologischen Standpunkt aus, unvollständig und unsystematisch ist. Praktisch übertrifft sie kaum das, was wir über die Untersuchungen in den Beiträgen der vom Kulturministerium veröffentlichten Cronica (wie Anm. 18) gelesen haben. Die Schlussfolgerungen des Autors sind entwaffnend überholt und schlecht recherchiert; er verwendet für den Bereich der Burgenkunde bloß das populärwissenschaftliche Werk von Gheorghe A n g h e l : Cetăţi medievale din Transilvania [Mittelalterliche Burgen in Siebenbürgen]. Bucureşti 1972. Obwohl es dazu in fünf Kampagnen unternommene Untersuchungen zwischen 1991 und 1995 gibt, mit 21 Abteilungen und Abschnitten, werden uns insgesamt fünf Seiten darüber geboten, wovon mindestens eine voller Allgemeinheiten über den Deutschen Orden im Burzenland ist.

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prähistorischen Befestigung gehört haben21; der beste Beweis dafür ist die ungarische Bezeichnung des Ortes (Földvár). Zum Ursprung dieses Toponyms gab es schon Auslegungen von István Bóna22. Eine zwischen den Ansichten vermittelnde Interpretation der Ortsbezeichnungen lässt sich nur erreichen, wenn wir einräumen, dass die Ordensburg gesondert errichtet wurde, dort, wo man auch heute noch die Burgruinen erkennen kann, mit ihren im Laufe der Zeit einbezogenen Bauelementen, und dass bloß die unterhalb liegende Siedlung um die heutige evangelische Kirche ein Nachfolger des Standorts der prähistorischen Erdburg ist. Möglicherweise ist uns nur der alte ungarische Name der Siedlung überliefert, nicht aber der Name der Burg. In diesem Fall, einer dem Deutschen Orden vorausgehenden Tradierung gemäß, hätte abermals die Archäologie Aufschluss geben müssen – was sie aber nicht getan hat. Zugunsten einer möglichen politischen Relevanz Marienburgs wäre noch Folgendes hinzuzufügen: Der Ort ist der einzige, der etwas besitzt, was einer klar umrissenen, zur Burg gehörenden, jenseits eines Festungsgrabens liegenden „Burgstadt“ gleichkommt (wahrscheinlich ursprünglich bloß eine Vorsiedlung). Bei der Einschätzung der Rolle Marienburgs wurde ein wichtiges geographisches Detail außer Acht gelassen: die Lage des Ortes an der nordöstlichen Grenze des vom König verliehenen Landes. Eine solche Lage stellt entweder den ursprünglichen Zweck der Siedlung als politischer Mittelpunkt des Ordensgebietes in Frage oder sie deutet auf dessen Erweiterung nach der Verleihung von 1211 hin, jenseits des Alts, in dieselbe Richtung, also in den siebenbürgischen Raum, neben der – stets als wahrscheinlich angenommenen – Burg jenseits der Karpaten. Im Übrigen ist terra Cruceburg eine neuere toponomastische Verwendung, neben dem älteren terra Borza, und erst ab 1222 in den Besitzurkunden vorhanden. Unter diesen Umständen scheint mir die Hypothese einer Deutschordensburg in Kronstadt (Abb. 4, 5)23 sehr einleuchtend, sowohl wegen der günstigen Lage als auch in Anbetracht des frühen Auftauchens in den Urkunden. Auch ihr gesamter späterer Werdegang spricht ebenfalls für diese Vorrangstellung24. 21

Zu dieser gesicherten Burg liefert uns die Monographie von Marienburg (wie Anm. 18) nicht den geringsten Hinweis. 22 István B ó n a : Az Àrpádok korai várai [Die frühen Burgen der Arpaden]. Debrecen 1998, S. 22f. Wiederaufgenommen von László B e n k ő : Név és történelem. Tanulmányok az Árpád-korról [Name und Geschichte. Studien zur Arpadenzeit]. Budapest 1998, S. 127-132. 23 Radu P o p a : Kreuzritterburgen im Südosten Transsilvaniens. In: IBI Bulletin 47 (1990-1991), S. 112. Popa war der erste, der die Hypothesen von Virgil V ă t ă ş i a n u : Istoria artei feudale în ţările române. I. Arta în perioada de dezvoltare a feudalismului [Die Geschichte der Feudalkunst in den rumänischen Fürstentümern. I. Die Kunst zur Zeit des entwickelten Feudalismus]. Bucureşti 1959, S. 12, entkräftete, der die Burgen, übrigens ohne jegliches Argument, als nach dem Weggang des Deutschen Ordens aufgelassen betrachtete. 24 Maja P h i l i p p i : Die Bürger von Kronstadt im 14. und 15. Jahrhundert. Untersuchungen zur Geschichte und Sozialstruktur einer siebenbürgischen Stadt im Mittelalter. Bukarest 1986 (Studia Transylvanica 13), S. 28f. Ich bin der Meinung, dass das Bestreiten

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Adrian Andrei Rusu Abb. 4. Plan der Burg auf der Zinne bei Kronstadt (nach Walter H o r w a t h : Wallburgen aus dem Burzenlande. In: Mitteilungen des Burzenländer Museums 5 (1944), S. 37).

Wir sind schon ein Stück vorangekommen bei der Suche nach jenen Hinweisen, mit deren Hilfe sich die Vergangenheit der Deutschordensritter des Burzenlandes aufarbeiten ließe. Doch reicht das noch nicht aus. Die Kritik an der Rolle der Archäologie bei der Identifizierung der Burgen25 ist nur zum Teil berechtigt, denn eine sichere Datierung für einen Zeitraum von weniger als zwei Jahrzehnten, das heißt genau die Zeitspanne der Anwesenheit des Deutschen Ordens in Siebenbürgen, werden wir niemals erzielen können. Eine archäologische Vorwärtsentwicklung ist unbemerkt geblieben: die Identifizierung von Waffen, die wohl nur von den Ordensrittern benutzt wurden26. Auch eine weitere oft übersehene Hoffnung ist geblieben. Den Ordensrittern wurde unter anderem vorgeworfen, dass sie eigene Münzen geschlagen hätten, ohne Erlaubnis des Königs. Falls es diese Münzen tatsächlich gegeben hat und sie gefunden werden, wird ihre Chronologie zweifelsohne von großem Nutzen sein. Doch mehr steht uns bezüglich Kleingegenständen materieller Kultur, die chronologische Orientierung liefern könnten, vorläufig wohl nicht zur Verfügung. Wie schon aus den Bemerkungen zur Geschichte von Marienburg und Kronstadt ersichtlich, stimme ich der Überlegung zu, dass eines der Klassifizierungs-/ Identifizierungskriterien für die Burgen deren strategische Rolle sein könnte. Mit anderen Worten, es wäre hier die Rede von dem Grad und der Art ihrer Streuung. Denn wenn wir Preußen zum Vergleich heranziehen, haben wir einer Nutzung dieser Burg durch den Deutschen Orden durch Harald R o t h : Kronstadt in Siebenbürgen. Eine kleine Stadtgeschichte. Köln, Weimar, Wien 2010, S. 20-26, ungenügend untermauert ist. 25 P o p a (wie Anm. 23), S. 110. 26 Schwerttypus VI. Zeno K. P i n t e r : Spada și sabia medievală în Transilvania și Banat (secolele IX-XIV) [Mittelalterliche Schwerter und Säbel in Siebenbürgen und im Banat (9.-14. Jahrhundert)]. Reşiţa 1999, S. 127-134; Ț i p l i c : Sisteme de fortificații (wie Anm. 4), S. 174.

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Abb. 5. Kurtinenfragment der Burg auf der Zinne.

es hier mit einer frappierenden Ballung zu tun, wobei jede einzelne Burg von den jeweils anderen einen guten logistischen Beistand erhalten konnte. Sie lagen nahe beieinander, so dass sie sich bei Gefahr gegenseitig unterstützen konnten27. Mehr noch, die Art und Weise, wie der Orden sich nach dem Verlassen des Burzenlandes in Preußen einzurichten begann28, berechtigt mich zu der Annahme, dass man ein militärisches System plante, dass möglichst unabhängig von dem königlichen funktionieren sollte. Ich beeile mich aber hinzuzufügen, dass diese anfänglichen strategischen Gesichtspunkte zumindest teilweise auch nach dem Weggang der Deutschordensritter relevant blieben, so dass die Frage der Verknüpfung des militärischen Systems der Deutschritter mit den Nachbargebieten (alle dem König unterworfen) im Blickpunkt bleiben muss. Betrachtungen zu taktischen Vorgaben, die jeder Burg eigen waren, können jedenfalls nicht aus ihrem chronologischen Kontext gerissen werden. Diese zurückhaltende Einstellung ergibt sich auch daraus, dass die militärischen Konzepte, die dem Burgenbau zugrunde lagen, nicht genau bekannt sind. Im Falle des Deutschen Ordens war die Überlegung der Burgenbauer wohl, dass sie über einen möglichst autonomen militärischen Organismus verfügen müssten, der sich im Falle eines Großangriffs an den Grenzen des Königreichs auch im Rücken und an den Flanken behaupten konnte. Ihre Befestigungsanlagen müssen Stütz- und Kontrollpunkte des verliehenen Gebietes gewesen sein, zugleich aber auch Vorposten zur Eroberung. Diese Mehrfachbestimmung, so sie denn bereits bei der Errichtung der Burgen ins Auge gefasst wurde, trägt bloß zur Erschwerung der Identifizierung bei. Kürzlich warf ein Kirchenhistoriker die Frage auf, inwiefern die Bezeichnung „Deutschordensburg“ zutrifft; sie sei durch den Begriff „(befestigter) Konvent“

27 Marian T h u m l e r : Der Deutsche Orden in Werden, Wachsen und Wirken bis 1400. Wien 1955, S. 186. 28 Marian K u t z n e r : Gestalt, Form und ideologischer Sinn der Deutschordensburgen in Preußen. In: Forschungen zu Burgen und Schlössern. II. Burgenbau im späten Mittelalter. Bd. 2. München, Berlin 1996, S. 203, mit älteren Verweisen.

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zu ersetzen29. Das Heranziehen zeitgenössischer Terminologie, die bloß die Bezeichnung castrum verzeichnet, sollte nicht als Argument zum Bestreiten einer komplexen Realität dienen. Ich führe bloß an, dass von den virtuell dem Deutschen Orden zugeschriebenen Befestigungsanlagen zumindest eine konkret das Erscheinungsbild einer vorwiegend kirchlichen, durch Burgmauern geschützten Einrichtung gehabt haben muss. Andererseits dürfen wir auch einen älteren Vermerk nicht vergessen, der im Ordenskopialbuch von fünf im Burzenland errichteten „Häusern“ spricht30. Ein baulicher Zusammenhang zwischen einem Kloster und einer Burg ist keineswegs unzulässig. Es geht hier eigentlich um das Beibehalten eines Klosters mit all seinen spezifischen Merkmalen, unter Hinzufügung von Befestigungselementen, was aber das Kloster keinesfalls in eine Burg verwandelte. Es war eine bauliche Angleichung, keine einrichtungsbezogene. Auch unter solchen Voraussetzungen für das Auffinden der Spuren des Deutschen Ordens scheint, wie wir weiter unten sehen werden, keine der dem Orden zugeschriebenen Anlagen die Merkmale eines befestigten Konvents in sich zu vereinen. Ich werde noch aufzeigen, weshalb ich nicht unbedingt auf dieser Schlussfolgerung bestehe. Doch jenseits dieser Betrachtungen müssen wir uns eine wichtige Beobachtung bei der Untersuchung der Burgkapellen vor Augen führen31. Ich habe schon festgestellt, dass die Vorgabe der Dauerhaftigkeit der Kapellen/Kirchen aus dem Umfeld von Rittern, die zugleich missionierende Ordensbrüder waren, völlig ungerechtfertigt vernachlässigt wurde. Es ist unvorstellbar, dass Burgen, die den Namen Cruceburg, das heißt „Kreuzburg“, und Marienburg trugen, kein Gotteshaus besessen hätten. Diesbezüglich gibt es konkrete bauliche Befunde nur aus Marienburg (gesichert) und der Brassoviaburg (bei der nur voraugesetzt wird, dass sie eine ehemalige Deutschordensburg war). Eine weitere Forschungsrichtung wurde ziemlich unsystematisch verfolgt. Es geht dabei um mögliche Analogien32 bei den tatsächlich neuen Burgen, die eine Fortsetzung der vorhergehenden Bautraditionen des Siedlungsgebietes 29

Şerban T u r c u ş : Sfântul Scaun şi românii în secolul al XIII-lea [Der Heilige Stuhl und die Rumänen im 13. Jahrhundert]. Bucureşti 2001, S. 212, Anm. 1. 30 Walter H o r w a t h : Die fünf festen Plätze und das Castrum munitissimum der Deutschritter. In: Das Burzenland (wie Anm. 4), S. 37. 31 Siehe Adrian A. R u s u : Capele și cetăți în Transilvania și vecinătățile ei în secolele XIII-XIV [Kapellen und Burgen in Siebenbürgen und seinen Nachbarländern im 13.14. Jahrhundert]. In: Arhitectura religioasă medievală din Transilvania [Die mittlalterliche religiöse Architektur in Siebenbürgen]. Bd. 3. Hg. Daniela M a r c u I s t r a t e , Adrian Andrei R u s u , Péter Levente S z ő c s . Satu Mare 2004, S. 99-125. 32 Die letzte konkrete thematische Kühnheit bezieht sich auf die Burg von Thell, die eigentlich nur mittels eines Plans aus der Zwischenkriegszeit bekannt ist (und dann vollständig zerstört wurde). Sie wurde mit der Burg Montfort in Syrien verglichen, siehe Gernot N u s s b ä c h e r (wie Anm. 15), S. 25-27; Pál B i n d e r : Havaselve vajdaság megalakulásának dél-erdélyi előzményei és következményei (13-14. század) [Südsiebenbürgische Voraussetzungen und Zusammenhänge der Entstehung der Woiwodschaft der Walachei, 13.-14. Jahrhundert]. In: Századok 129 (1995), 5, S. 1135.

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bestätigen oder ausschließen könnten. Diesbezüglich wäre es nicht besonders schwierig gewesen, Belege zu finden in Anbetracht dessen, dass man lange Zeit glaubte, dass das Burzenland eine wahre terra deserta gewesen sei. Auch wenn einiges zur Besiedlung des Burzenlandes vor der Ankunft des Deutschen Ordens richtiggestellt wurde33, hat sich die frühe bauliche Ausstattung dieses Gebietes nie verändert. Außer den aus Vorgeschichte und Antike überlieferten Bauten gab es dort nichts zu verzeichnen. Einige Stimmen in der Geschichtsforschung beriefen sich auf die enge Beziehung zwischen der Ordensleitung und Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen und dadurch auf dessen Befestigungen in Süditalien und Sizilien. Andere Ansätze glaubten, Gemeinsamkeiten mit dem Festungsbau unter Philipp II. August von Frankreich oder Ludwig II. von Bayern gefunden zu haben. Als internationale Einrichtung konnte der Deutsche Orden Kontakte mit allen architektonischen Leistungen der Christenheit gehabt haben. Dennoch muss man auch einen anderen Punkt bedenken: Es war ja gerade das Burzenland, wo neue Lösungen der militärischen Organisation ausprobiert wurden, in einem ebenfalls neuen Gebiet mit bestimmten politischen, ethnischen und konfessionellen Merkmalen, die sich von jenen des Heiligen Landes unterschieden, aber auch von denen anderer europäischer Länder, die zum Vergleich hätten dienen können. Während der Zeit, die zwischen ihrem Abzug aus dem südöstlichen Siebenbürgen und der Ansiedlung im Ostseeraum verstrich, wäre es den Ordensrittern möglich gewesen, ihr Konzept zu revidieren. Zwischen die beiden chronologischen Anhaltspunkte fällt auch der Mongolensturm, der weitere grundlegende Erfahrungen mit sich brachte. Demzufolge wäre es möglich, dass ein Teil der Gepflogenheiten, die das materielle Leben des Ordens in Siebenbürgen geregelt hatten, in Preußen vielleicht aufgegeben wurden, da sie sich als unbrauchbar erwiesen hatten. Was meiner Meinung nach zu anderen Auslegungen hinzugefügt werden muss, ist die vergleichende Analyse der Deutschordensburgen in anderen Ordensgebieten. Solche Vergleichsmöglichkeiten standen früheren Forschern nicht zur Verfügung. Gleichgültig, was in der Zeitspanne zwischen der Vertreibung des Ordens (1225) und seiner Festigung im neuen Territorium an der Ostsee (nach 1250) geschehen sein mag, muss uns dieses letztere Herrschaftsgebiet als – nicht absolutes, bloß relatives – Bezugskriterium dienen. Das heißt, in Siebenbürgen hätte weniger gebaut werden müssen als an der Ostsee. Einer der Streitpunkte wurde hier schon erwähnt: das Nichtvorhandensein der „Konventburg“ in Siebenbürgen. Ein zweiter Streitpunkt ergibt sich aus der Frage

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Vor allem nach Grabdatierungen vom Friedhof Marienburg (zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts). Doch können diese Gräber nicht als „ethnisch“ angesehen werden (wie der Autor der archäologischen Forschungen unvorsichtigerweise hervorhob), sondern bloß den Gebräuchen einer katholischen Bevölkerung entsprechend.

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des Fehlens beziehungsweise Vorhandenseins von Ziegelbauten (einschließlich aus glasierten Ziegeln)34. Neueste Synthesen über die Bauleistungen des Deutschen Ordens in Preußen weisen in erster Linie darauf hin, dass die Literatur dazu im Verhältnis genauso beeindruckend zahlreich ist wie zu Siebenbürgen. Doch neben der umfangreicheren schriftlichen Information hatte die Archäologie dort ein gewichtigeres Wort mitzureden. Erst in den letzten 25 Jahren hat die archäologische Forschung begonnen, die genauen Anfänge dieser Befestigungsarchitektur zu enthüllen35. Man legte im Wesentlichen vier, fünf Kategorien von Deutschordensburgen fest: die Konventburg (am weitesten verbreitet), als Hauptform, dann zwei weitere zweigeschossige Befestigungsanlagen ohne Konvente und schließlich die „befestigten Häuser“. Die Anlagen im Preußen der Deutschordensritter in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts vermitteln uns, dass es sich sowohl um Burgen im aristokratischsten Sinne handelte als auch um die Ergänzung ihrer Bestimmung um „Häuser“, „Höfe“ oder selbst „Hospitäler“. Aus den Untersuchungen der polnischen Kollegen geht somit hervor, dass alles, was in Ostpreußen unmittelbar nach der Ansiedlung der Ordensritter errichtet wurde, nichts weiter war als eine Verflechtung lokaler Bautraditionen, das heißt häufige Verwendung von Erde und Holz (bei den Burgen von Alt-Marienwerder, Königsberg, Friedeck-Briesen und Grunenberg) mit den modernsten Bauweisen, aus Stein (einschließlich Wohntürme) und Ziegelwerk, aus dem Heiligen Römischen Reich (Thorn, Birgelau, Pokrzywno/Engelsberg, Balga). Weiterhin bildete sich, wohl erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts (genauer zwischen 1270 und 1300), die Burgform heraus, die in der deutschen Fachliteratur „Konventburgentypus“ genannt wird. Dieser Typ wurde wahrscheinlich in Elbing geprägt, später dann auf Brandenburg, Königsberg, Lochstädt, Marienburg, Rehden, Strasburg, Roggenhausen, Graudenz und andere ausgedehnt. Wichtig ist auch, dass er außerdem bei einigen Grenzburgen angewendet wurde36, was auf eine allgemein verbreitete „Baumode“ hindeutet, nicht aber eine einrichtungstypische Bauformel darstellt. Die Überzeugung, es hier mit einem Formengemisch zu tun zu haben, wird untermauert von Untersuchungen zu 34 In Preußen bloß um das Jahr 1300 vorhanden, nach beinahe einem Jahrhundert der Nutzung in Dänemark oder Norddeutschland, vgl.: Burgen in Mitteleuropa. Ein Handbuch. I. Bauformen und Entwicklung. Hg. Horst Wolfgang B ö h m e u. a. Stuttgart 1999, S. 220. 35 Lesek K a j z e r , Andrzej N o w a k o w s k i : Remarks on the Architecture of the Teutonic Order’s Castles in Prusia. In: The Crusades and the Military Orders. Expanding the Frontiers of Medieval Latin Christianity. Hg. Zsolt H u n y a d i , József L á s z l ó v s z k y . Budapest 2001, S. 449-454; Kazimierz P o s p i e s z n y : Das Verteidigungssystem der Deutschordensburgen in Preußen im 13. und seine Modifikation im 14. Jarhundert. In: Marburger Correspondenzblatt zur Burgenforschung 3 (2001-2002), S. 13-26; Christofer H e r r m a n n : Mittelalterliche Architektur im Preußenland. Untersuchungen zur Frage der Kunstlandschaft und Kunstgeographie. Fulda 2007, S. 79-85, 240-247. 36 K u t z n e r (wie Anm. 28), S. 199f.

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Burgen eines anderen geistlichen Ritterordens in Litauen, des sogenannten „Schwertbrüderordens“. Im 13. Jahrhundert war deren Befestigungsarchitektur von Holzbauten beherrscht37. Deshalb erlangte die Befestigungsarchitektur des Deutschritterordens erst ab Ende des 13. Jahrhunderts ihre spezifische Prägung, die jedoch noch nicht allgemein verbreitet war, sondern nur vorherrschend. Sicherlich bleiben vor dem Hintergrund der Identifizierungsschwierigkeiten jegliche Betrachtungen zu den spezifischen Merkmalen der siebenbürgischen Burgen bestreitbar. Die Tatsache, dass den Ordensrittern bereits durch die Verleihungsurkunde Einschränkungen auferlegt wurden (Erd- und Holzbauten), hätte die Überschätzung ihrer baulichen Leistungen drosseln müssen. Und tatsächlich waren die Einschätzungen ja auch niemals übertrieben. Demzufolge tue ich auch hier nichts anderes, als die Schlussfolgerung zu wiederholen, die mich zu der Auffassung brachte, dass es in Siebenbürgen niemals eine dem Deutschen Orden eigene Architektur gegeben hat und infolgedessen eine solche niemals im Burzenland zu ermitteln sein wird, auch nicht durch zusätzliche Bemühungen38. Weiterhin müssen alle Auffassungen, die auf technische Kriterien (Stein) oder kurzfristig und unmittelbar aus dem lateinischen Orient importierte bauliche Vorbilder (byzantinisch-orientalisch) pochen, revidiert werden. Genauso prekär erweist sich jedes Konstrukt, das von dieser einfachen und sehr hypothetischen Architektur ausgeht39. Für die Ermittlung der Mechanismen, die die Verwaltung der Deutschordensburgen regelten, ist keine vergleichbare historiographische Kernthese zu verzeichnen. Nichtsdestotrotz wäre das Thema genauso interessant, weil es einen Bezug zu den im ungarischen Königreich, im Besonderen an den Ostgrenzen verwendeten Mustern geben könnte. Das Einfachste wäre, die Hierarchie des Ordens auch auf siebenbürgische Verhältnisse zu übertragen. Das hieße, dass auch hier eine militärische Elite (die Ritterbrüder), außer den gewöhnlichen Soldaten, aktiv gewesen wäre. Wie schon erwähnt, schrumpfte die Anzahl der ersteren auf einige wenige40. Wie auch bei den preußischen Niederlassungen oblag die Versorgung der Burgen den ortsansässigen Bauern oder Siedlern41. Für diese

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Gintautas Z a b i e l a : The End of Wooden Fortification in Lituania. In: Castella Maris Baltici 2 (1996), S. 225. 38 Siehe die Schlussfolgerungen meines Aufsatzes: Die Frage der vom Deutschen Orden im Südosten Siebenbürgens errichteten Burgen. In: Castrum Bene 5 (1996), S. 165-173. 39 Eines der gewagtesten bei Károly K o z á k : Constructions dans la Hongrie des XIIeXVe siècles des ordres de chevalerie et d’hospitaliers et leur influence. In: Acta Archaeologica 34 (1982), S. 77. Doch das neueste bei Alexandru T ă n a s e : O istorie umanistă a culturii române [Eine humanistische Geschichte der rumänischen Kultur]. Bd. 1. Iaşi 1995, S. 177. 40 Radu P o p a : Kreuzritterburgen im Südosten Transsilvaniens. In: IBI Bulletin 47 (1990-1991), S. 108. 41 Friedrich M a r t i n i : Der Deutsche Ritterorden und seine Kolonisten im Burzenland. In: Ungarn-Jahrbuch 10 (1979), S. 50.

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bedeutete das servicium Militärdienste42. Ferner ist alles in Betracht zu ziehen: Anführer, Besitzungen, komplexe Verwendungen, Ordensleben und so weiter. Und noch ein genauso wichtiger Punkt sind die militärischen Umstände, unter denen der Orden berufen wurde. Wir besitzen ein allgemeines Bild der politischen Lage43, aus dem hervorgeht, dass der König sich mit der Berufung des Ordens zu einer offensiven Alternative gegen den benachbarten Hauptgegner, die Kumanen, entschlossen hatte. Es ist schwer zu sagen, wie riskant eine solche Entscheidung war. Jedenfalls ging es um die Gegenüberstellung zweier militärischer Systeme (Ritter mit schwerer Rüstung und Waffen – der Zeit entsprechend – gegen leicht bewaffnete, berittene Wandervölker). Keiner der Politiker jener Zeit konnte voraussehen, wie leistungsfähig diese Maßnahme sein würde; es stand kein Vergleich zur Verfügung. Anzeichen dafür, dass das militärische System der Provinz dem kumanischen Druck nicht standgehalten hätte, stehen uns nicht zur Verfügung44. Klar ist jedoch, dass der Deutsche Orden ein eigenes Territorium suchte, als Alternative und Entschädigung für den Verlust seiner ersten Gründungen im Heiligen Land. Diese Suche konnte bequem und zeitgemäß mit der Berufung auf den Geist der Kreuzzüge gerechtfertigt werden. Es ist jedoch undenkbar, dass den Schenkenden mit dieser terra deserta, die dem Orden zugeteilt wurde, ein ernstzunehmendes und angriffslustiges christliches Bollwerk vorschwebte, oder dass dieses „wüste Land“ schnell und realiter zu einem solchen Bollwerk werden konnte, ohne jahrelang in die Ausstattung mit entsprechenden Strukturen (Burgen, dazu Ritter, Bevölkerung) und Verwaltungsmechanismen (denken wir dabei bloß an die notwendigste Produktion von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Waffen) zu investieren. Nichtsdestotrotz ist man der Meinung, dass dieses Unterfangen erfolgreich war45, und das innerhalb erstaunlich kurzer Zeit. Doch wie das geschah, wird nur vage erklärt, eher aus dem Blickwinkel der nachfolgenden (1222) Erweiterung des vom König verliehenen Gebietes (was auch einfach ein Ansuchen gewesen sein kann!), mit einer einzigen steinernen Burg und einer nie genau zu bestimmenden (jedenfalls immer sehr geringen!) Anzahl von Rittern und 42

Ebenda, S. 52. Şerban P a p a c o s t e a : Românii în secolul al XIII-lea între cruciadă şi Imperiul mongol [Die Rumänen im 13. Jahrhundert zwischen Kreuzzug und Mongolenreich]. Bucureşti 1993, S. 31-38. 44 Praktisch ist eine einzige Quelle bezüglich der kumanischen Einfälle im der Ansiedlung folgenden Jahr zu zitieren, vgl. Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen. Bd. 1. Hg. Franz Z i m m e r m a n n u. a. Hermannstadt 1892, S. 14. Hervor geht daraus, dass sie damals nichts anderes getan hatten, als dem König beizustehen. Dann ist auch die Behauptung des siebenbürgischen Bischofs Wilhelm von 1213 vage (ebenda, S. 16) und kann mit der davor besprochenen Episode in Verbindung gebracht werden. Weil die Quellen auch weiterhin schweigen, könnten wir, in kühner Auslegung, annehmen, dass die Kumanen 1212 die Anwesenheit der Deutschordensritter anlässlich einer Niederlage zur Kenntnis genommen haben, und dass ab diesem Jahr die christliche Offensive begann. 45 P a p a c o s t e a : Românii (wie Anm. 43), S. 33. 43

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Gefolgsleuten, wie es scheint ohne die Unterstützung der königlichen Truppen aus der Wojwodschaft Siebenbürgen oder durch die benachbarten Szekler und siebenbürgisch-sächsischen Grenzwächter. Ich bezweifle, dass eine Gruppe von ungefähr fünfhundert Leuten46 (und kein einziger Deutschordensritter ist namentlich als in Siebenbürgen anwesend bekannt) imstande war, viel auszurichten beziehungsweise fortwährend zu bauen, täglich nicht nur die Burgen, sondern auch die Kirchen, Siedlungen und Missionare zu verteidigen, ununterbrochen für die Erweiterung des politisch zugesicherten Territoriums zu kämpfen, „der kumanischen Herrschaft in den Gebieten im Süden und Osten Siebenbürgens ein Ende zu bereiten und zugleich den Weg zur Unteren Donau und dem Schwarzen Meer zu öffnen“47, und sich dabei so zu entfalten, wie es für jene Zeit kennzeichnend war (Landwirtschaft betreibend, die wichtigsten Handwerke ausführend, Handel treibend oder unterstützend, um Geld zur Verfügung zu haben). Haben wir nicht vielleicht das realistische Ausmaß historischer Leistungen einer viel zu schwachen Gemeinschaft aus den Augen verloren? Die Geschichtsforschung muss fortwährend das negative Ansehen, das den Deutschordensrittern nach ihrer Ansiedlung im südlichen Ostseeraum anhaftet, überwinden. Man sollte dennoch erwägen, ob der Deutsche Orden angesichts der Tatsache, dass die königliche Unterstützung einem Zwist vorzuziehen war, so unvernünftig war, derart vermessen zu handeln, dass er seinen Aufenthalt in dem neuen „Land“ verwirkte, bevor dieser noch wirklich Früchte tragen konnte. Deshalb neige ich zu der Annahme, dass sich das Unterfangen auch als ein großes Abenteuer, den Unternehmungen des abenteuerliebenden Königs Andreas II. nachempfunden, betrachten lässt. Wie jede „internationalisierte“ politische Episode, erfreute sich auch jene des Deutschen Ordens im Burzenland bloß ungenauer und breitspuriger Einschätzungen durch den vorerst noch nachsichtigen königlichen Herrscher. Das Ende dieses Zwischenspiels, gleichgültig ob die Gründe dafür gerechtfertigt oder übertrieben waren (wie zum Beispiel die Prägung eigener Münzen), stand ebenfalls unter dem Vorbehalt des königlichen Gutdünkens. Genauso wie keine militärische Auseinandersetzung mit den Kumanen ausschließlich den Deutschordensrittern zugeschrieben werden kann, ist mir auch nicht der geringste Widerstand gegen die gewaltsame Vertreibung aus einem Gebiet überliefert, das so viele Leistungen des Ordens beinhaltet, obwohl es ja gerade die Burgen waren, die diesen Widerstand ermöglichen sollten. Das Schicksal der Burgen nach der Vertreibung der Deutschordensritter ist schwer ermittelbar. Wir müssen uns die Dinge natürlich so vorstellen, dass die Vertreibung nicht ein vollständiges Verlassen der militärischen Stützpunkte bedeutete. Sie stellten eine viel zu große Investition dar, die auch weiterhin der Grenzverteidigung dienen musste. Auf die eine oder andere Weise erfüllten alle 46 Ţ i p l i c : Sisteme de fortificaţii (wie Anm. 4), S. 102, zitiert einige Schätzungen bezüglich der Anzahl der Ritter, die zwischen 200 und 3000 schwankt. 47 P a p a c o s t e a : Românii (wie Anm. 43), S. 34.

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oder einige der Burgen ihre Bestimmung bis mindestens zum Mongolensturm von 1241/1242. Es ist recht riskant, einen Vermerk aus einer Chronik, die dem Fürsten Béla (dem späteren König Béla IV.) Baumaßnahmen an zwei Burgen zuschreibt, mit den ehemaligen Ordensburgen in Verbindung zu bringen48. Ich fand bloß eine Hypothese, die besagt, dass ein königlicher comes wahrscheinlich in Kronstadt eingesetzt wurde (auf der Burg, die in späteren Quellen Brassovia genannt wird); dieser verwaltete ein einem Grenzkomitat ähnliches Gebiet, bis zur Zusammenlegung seines Amtes mit dem des Szeklergrafen49. Auch wurde für eine einzige Burg (Thell) die Vermutung geäußert, dass sie von den örtlichen Gräfen übernommen wurde (Teel), nach denen der Ort dann benannt wurde50. Wie auch immer man die Dinge auslegt, muss das Bestehen einer Burg jenseits der Karpaten, vom Königreich erst mittelbar, dann unmittelbar kontrolliert, als Stimulierungsfaktor für den Burgenbau in dieser Gegend in Betracht gezogen werden. Nur hat auch diese „berühmte“ Burg keine spätere Geschichte.

Summary The Castles of the Teutonic Knights in Burzenland. Are the Expectations too Great for a Research Question? The sources that deal with castles built by the Teutonic Knights in Burzenland are quite general in nature. They only indicate that the construction of castles was permitted, at first from wood and later from stone, and they only name the “Cruceburg” specifically. In light of this fact, efforts have been made for a long time to find a way to identify the castles. The most plausible identifications involve the castle at Teliu (Cruceburg), where an old Dacian castle was reused but was not constructed in stone, and the castle at Feldioara (Castrum Sancte Mariae), where a part of the stone fortifications were likely erected by the knights. Due to the geographical positioning, one can assume there was a third structure of this type in Braşov. Unfortunately, the issue cannot be resolved with the help of archeology. Artifacts and structures cannot be exactly dated to within two decades. No 48

S ă l ă g e a n (wie Anm. 7), S. 31, 69f., Anm. 87. Es handelt sich um den Chronisten Albericus (Albinus Franciscus G o m b o s : Catalogus fontius historiae Hungariae. Bd. 1. Budapest 1937, S. 33). Von hier bis zur „der Logik folgenden“ Identifizierung der Burgen von Zeiden und Marienburg („eventuell an einem anderen Ort“) ist ein langer Weg. 49 P h i l i p p i (wie Anm. 24), S. 28f. 50 B i n d e r , Havaselve (wie Anm. 32), S. 1135.

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coins have been found, and there are also no cemeteries or other elements that could be subjected to a technical analysis. Examining strategic considerations is also difficult since we cannot know exactly to what extent the knights exceeded the king’s permission. Only a few castles had a visual connection. All of the studies failed to consider that the castles must also have church components: chapels at the least and cloister-like architecture at the most. The names of both certain order castles presuppose a relationship to the church. Ruins of chapels were found in two structures (Feldioara and Braşov). Another incorrect point of departure was taken by looking for a typical castle. Geographical extremes (The Holy Land and Pomerania) were used as a comparison. Examinations on the Baltic Sea have shown, however, that the military architecture of the order in the second half of the 13th century used local structures already in existence made of earth and wood and continued to use them. There was no typical form from the beginning; it evolved in the 14th century. It must be concluded that there never was specific type of German Order architecture in Transylvania, and thus one will never be found in Burzenland despite additional efforts to find one. The political context must also be taken into account to clarify the question of the castles. The sites belonged to a royal border defense system, which was aimed against the Cumans. The Teutonic Knights could never have defeated them alone, nor could they have expanded military control to the Danube alone either. Their negative image in the relevant sources is the result of royal propaganda, but the undertaking seems to have been a huge adventure in which the adventurous King Andrew II became involved. Like with that “internationalized” political episode, the balance of the Teutonic Knights in Transylvania is rather vague; it was then exaggerated when necessary to emphasize the role of the king. The end of the episode also has the same overtones as a royal caprice – regardless whether or not the reactions of the ruler appear justified or excessive (like in the case of his own coinage). Another question is what may have happened to the castles of the Teutonic Knights after their retreat. They were an important investment, which had to be preserved to defend the borders. In one way or another, all or some of the castles functioned at least until the Mongol invasion of 1241. Those castles that existed for a longer period covered the tracks of the early years even more, either by new structures or by the destruction of the old mobile inventory.

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Rezumat Cetățile cavalerilor teutoni în Țara Bârsei. O revenire la un subiect cu prea multe așteptări Documentele care menționează cetățile construite de către cavalerii teutoni în Țara Bârsei sunt foarte generale. S-a consemnat că au fost îngăduințe de construcție pentru cetăți din lemn și pământ, iar singura menționată nominal ar fi fost cea numită „Cruceburg“. De la această situație s-au căutat îndelung soluții de identificare. Cele mai plauzibile monumente ar fi cele de la Teliu (Cruceburg), unde s-a refolosit o mai veche cetate dacică, fără să se construiască în piatră, și Feldioara (Castrum Sancte Mariae), unde o parte din fortificațiile din piatră par a le aparține. Datorită poziției geografice, s-ar putea admite că un al treilea obiectiv plauzibil ar fi fost la Brașov. Din păcate, tematica nu se poate baza pe arheologie. Nici un artefact sau construcție nu se data într-un interval de două decenii. Descoperirile numismatice sunt absente, la fel și cimitire sau elemente de supus analizelor tehnice. Analiza unor considerente strategice este și ea dificilă pentru că nu se știe cu cât a fost depășită, în mod real, concesiunea regală. Doar pentru câteva obiective se poate constata o interconexiune vizuală. În toate studiile s-a uitat că cetățile trebuie să fi avut componente eclesiastice: minim capele, maximal forme asemănătoare claustrurilor mănăstirești. Numele celor două cetăți sigure reclamă raportul cu biserica. Capele ruinate s-au descoperit în două obiective (Feldioara și Brașov). O altă premiză eronată a fost cea a identificării unei cetăți tipice. Comparațiile s-au făcut către două extreme geografice (Țara Sfântă și Pomerania). În baza studiilor realizate lângă Marea Baltică rezultă că, la început, arhitectura militară a teutonilor așezați acolo în a doua jumătate a sec. XIII a folosit inclusiv componente locale din pământ și lemn. Forma tipică nu s-a folosit de la început, ci a fost definitivată doar în sec. XIV. Concluzia conduce la încheierea că o arhitectură specific teutonă în Transilvania nu a existat niciodată și, pe cale de succesiune, ea nici nu va putea fi vreodată identificată în Țara Bârsei, prin strădanii suplimentare. Problematica conexă cetăților este legată de contextele politice. Ele au făcut parte dintr-un sistem regal de apărare a granițelor, îndreptat împotriva cumanilor. Singuri, nu ar fi fost capabili niciodată să-i înfrângă pe aceia, nici să împingă controlul militar până la Dunăre. Imaginea negativă care i-a însoțit este rezultatul propagandei regale. Antrepriza apare ca o uriașă aventură concepută după aranjamentele din jurul aventurosului rege Andrei al II-lea. Ca orice episod politic „internaționalizat“,

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episodul teuton s-a bucurat doar de bilanțuri vagi și pompoase, atunci când a fost asumat de stăpânul regal, încă concesiv. Sfârșitul lui, indiferent cum a fost el motivat, cu justețe sau exagerat (cum ar fi, de exemplu, problema monedei proprii), a avut aceeași nuanță de capriciu regal. Ce s-ar fi petrecut cu cetățile construite de către teutoni, după alungarea lor, este un alt subiect. Ele constituiau o investiție mult prea importantă, care trebuia să fie în continuare pusă în valoare pentru apărarea granițelor. Întrun fel ori altul toate sau doar unele au funcționat cel puțin până la impactul tătar de la 1241. Cele care au fost continuate nu au făcut decât să ascundă și mai mult urmele de la începuturi, fie prin noi arhitecturi, fie prin lichidarea inventarului mobil vechi.

Összefoglalás A Német Lovagrend várai a Barcaságban. Túl magas elvárások egy kutatási témával szemben? Azok a források, amelyek a Német Lovagrend által a Barcaságban épített várakat említik, meglehetősen általánosak. Csak arról számolnak be, hogy a várak építése fából és földből volt engedélyezve, s név szerint csak a „Cruceburg“-ot említik. Ebből kiindulva, hosszú időn keresztül próbálkoztak a várak azonosításával. A legkézenfekvőbb azonosítások két várra vonatkoznak: a keresztvárira (Cruceburg – ahol egy régebbi dák vár került újrahasznosításra, anélkül hogy kőből építkeztek volna) valamint a földvárira (Castrum Sancte Mariae – ahol úgy tűnik, hogy a lovagok építették a kőerődítmények egy részét). Földrajzi helyzetének köszönhetően, egy harmadik ilyen típusú építmény Brassóban feltételezhető. Sajnos a régészet nem segít a téma tisztázásában. Nincs műtárgy vagy építmény, mely két évtízeden belül keltezhető. Nincsenek numizmatikai leletek, sem temetők vagy más elemek, amelyeket alá lehetne vetni egy tehnikai elemzésnek. A stratégiai megfontolások elemzése is nehéz, mivel nem tudjuk biztosan, hogy valójában mennyire lépték túl a lovagok a királyi koncessziót. Csak néhány vár között létézett vizuális összekötetés. Az összes tanulmányban megfeledkeztek arról, hogy a várakban okvetlenül jelen kellett lenniük az egyházi komponenseknek is: minimálisan a kápolnáknak, maximálisan a kolostorszerű épületformáknak. A két biztos várnak a neve utal az egyházhoz fűződő kapcsolatra. Két építményben leltek kápolnaromokra (Földvár és Brassó).

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Egy másik téves kiindulópontot a tipikus vár azonosítása jelentette. Összehasonlítási alapként két földrajzi szélsőséghez (a Szentföldhöz és Pomerániához) folyamodtak. De a Balti tengernél végzett kutatások rávilágítottak arra, hogy a rend katonai építészete a 13. század második felében a helyszínen már meglévő föld- és faépítményekhez nyúlt vissza és használta ezeket továbbra is. Az elején nem létezett egy tipikus forma, ez csak a 14. században alakult ki. Tehát le kell vonni a végkövetkeztetést, hogy Erdélyben sohasem létezett a Német Lovagrendre jellemző építészet és ezért, dacára minden erőfeszítésnek, a Barcaságban sohasem fognak ilyenre lelni. A várakhoz kapcsolodó kérdésben a politikai kontextust is figyelembe kell venni. A várak a királyi határvédelmi rendszerhez tartoztak, amely a kunok ellen létesült. Ezeknek sohasem sikerült volna egyedül legyőzniük a teuton lovagokat, sem a katonai ellenrőzést a Dunáig kiterjeszteniük. A forrásokban a lovagokat kisérő negatív kép a királyi propaganda eredménye, de a vállalkozás inkább tűnik egy óriási kalandnak, amibe a kalandvágyó II. Endre király keveredett bele. Mint minden „nemzetközivé tett“ politikai epizódusban, úgy a Német Lovagrend erdélyi mérlege is inkább homályos. Akkor lett felfújva, amikor a király szerepét kellett kiemelni. Az epizódus végének is királyi szeszély mellékíze van, függetlenül attól, hogy az uralkodónak a reakciói jogosoknak vagy túlzottaknak tűnnek (akár a saját érme verésének esetében is). Hogy mi történt a várakkal a Német Lovagrend visszavonulása után, az egy másik kérdés. Ezek egy túl fontos befektetés részét képezték, amelyet a határvédelem érdekében fenn kellett tartani. Az összes vagy akár csak egyes várak, ha különböző módon is, de működtek legalább az 1241-es tatárjárásig. Azok amelyek továbbra is fennmaradtak – vagy az új építkezések vagy a régi ingóságok leltárának elpusztítása nyomán – még jobban eltörölték a kezdeti idők nyomait.

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K R O N S TA D T – E I N E G R ÜN D U N G DES DEUTSCHEN ORDENS? Von Harald R o t h Seit der Wiederentdeckung des siebenbürgischen Auftrags des Deutschen Ordens durch die Politik und die Historiographie des 18. Jahrhunderts1 stand für die Sachsen eines bald fest: Der Orden erschloss und besiedelte das Burzenland und gründete neben etlichen anderen Niederlassungen vor allem dessen Hauptort Kronstadt. Etwas anderes konnte man gar nicht annehmen, schriftliche Quellen über das Burzenland gab es für die Zeit vor 1211 nicht. Erst die Archäologie des ausgehenden 20. Jahrhunderts hat uns die Möglichkeit eröffnet, auch Einblicke in die durchaus bewegte Vorordenszeit zu werfen – darüber geben andere Beiträge dieses Bandes Einblick. Und dass im Burzenland auch andere westliche Orden wirkten, entdeckte man erst kurz nach Mitte des 20. Jahrhunderts2. Die gut anderthalb Jahrhunderte zwischen diesen beiden Entdeckungen aber waren jene Zeit, in der sich die modernen Nationen und das moderne Nationsverständnis herausbildete: In dieser Epoche als konstitutiv für die eigene Identität etablierte Ansichten – wie etwa die Rückführung auf den Deutschen Orden – konnten gar nicht in Frage gestellt werden – selbst die besten sächsischen Historiker hätten dies absurd gefunden. Was ich damit sagen will: Wenn ich im Folgenden die Gründung Kronstadts durch den Deutschen Orden hinterfrage, so will ich das in keiner Weise als Vorwurf an Vorgänger – im Falle Kronstadts auch eine Vorgängerin – verstanden wissen, ich schätze alle außerordentlich. Ich will gleich zur Kernfrage meines Beitrags kommen: Kann es wirklich sein, dass der Deutsche Orden eine Vorgängersiedlung von Kronstadt gegründet und dieser die ihr von der Historiographie zugeschriebene zentrale Funktion übertragen hat? Meine Antwort gleich vorneweg: Nein, der Orden kann als Gründer einer Niederlassung mit zentralörtlicher Funktion an dieser Stelle nicht in Betracht kommen. Und zwar aus folgenden Gründen: 1 Harald Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden im Burzenland. Eine diplomatische Untersuchung. Köln u. a. 2000 (Studia Transylvanica 26), S. 15-21. 2 Karl R e i n e r t h : Ein bisher unbeachtet gebliebenes Verzeichnis der Klöster des Prämonstratenserordens in Ungarn und Siebenbürgen in der Zeit vor dem Mongolensturm. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 3-4 (1966), S. 268-287.

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Die Lage des Ortes Kronstadt liegt vollkommen abseits im Süden des dem Orden übertragenen Gebietes. Es ist also kein zentraler Ort, von dem aus es möglich gewesen wäre, erstens rasch Informationen aus allen Teilen des eigenen Territoriums zu erhalten und zweitens rasch zu reagieren, in welcher Weise auch immer. Dieser Ort hatte keine günstige Anbindung an Verkehrswege zu Land oder zu Wasser: Auf dem Landweg musste man von fast überall her abzweigen, ein Wasserweg fiel ganz weg. Nach dem Verständnis und den Erfahrungen der Zeit, zumal der Ordensritter in den deutschen Ländern oder in Palästina, war dieser Ort militärisch nicht zu sichern und nicht zu verteidigen, im Gegenteil: Er barg die Gefahr einer Einkesselung ohne Fluchtweg, vor allem angesichts der Kampftechniken der Ritter. Die Vorstellung, der Orden habe eine Niederlassung mit mehreren Zentren unterschiedlicher Ausrichtung angelegt: also die Altstadt um den Martinsberg für die Administration, die Innere Stadt um den Marktplatz für Handel und Handwerk und schließlich Bartholomä als ländliche Siedlung – diese Vorstellung der von Anbeginn mehreren Ortskerne, die in der Forschung bis heute präsent ist, ist mit der Grundausrichtung eines vor allem militärisch geprägten Ordens überhaupt nicht vereinbar und als völlig abwegig zu bezeichnen.

Die Anlage der Stadt Die Stadtgründungen des Ordens im Preußenland weisen mehrere Charakteristika auf: unter anderem planmäßige, meist schachbrettartige Anlage, und feste Verankerung des Ordens entweder unmittelbar in der Ortsstruktur selbst oder an deren unmittelbarem Rand, jedenfalls so, dass der Orden stets der bestimmende Machtfaktor war. Nichts davon ist in Kronstadt erkennbar. Die Innere Stadt hat zwar eine gewisse planerische Struktur, aber nicht zu vergleichen mit bekannten Ordensgründungen. Von den anderen Ortsteilen ganz zu schweigen. Hinweise auf irgendeine Verankerung des Ordens im Stadtbild fehlen gänzlich. Eine Stadt zu gründen, von deren baldiger Prosperität der Orden hätte ausgehen müssen, und diese nicht von Anbeginn für sich selbst zu sichern, kann für den Deutschen Orden nicht denkbar gewesen sein.

Die mögliche Nachbarschaft von sogenannten Schismatikern Jener Ort im Burzenland, wo für den Beginn des 13. Jahrhunderts eine fassbare Wahrscheinlichkeit der Präsenz einer ostkirchlich ausgerichteten Bevölkerung besteht, ist das obere Zinnental. Die Quellen schweigen dazu zwar und die Überlieferungen sind dem 13. Jahrhundert keinesfalls eindeutig zuzuordnen, aber zumindest Begriffe wie etwa der Rattenberg (von slaw. Burgberg) müssten auf slawischsprachige Siedler dieser Zeit zurückgehen. Ist wirklich plausibel anzunehmen, dass der westkirchliche Ritterorden, der ohne Frage auch die Entlastung des von den Schismatikern bedrängten Lateinischen Kaiserreichs in Konstantinopel zum Ziel hatte, eine Siedlung ausgerechnet in der unmittelbaren

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Nachbarschaft von Orthodoxen anlegte? Ganz zu schweigen von der im Kontext mit der Gründung Kronstadts unlängst geäußerten Vorstellung, der Orden habe seine Siedlungen systematisch in die Nachbarschaft von Orthodoxen platziert, um sich diese dienstbar zu machen.

Die Patrozinien der beiden ältesten Kirchen Bei nahezu allen mittelalterlichen Burzenländer Gotteshäusern der Westkirche lässt sich durch die genaue Nachmessung der Ostung, also der Ostausrichtung des Chores auf den Sonnenaufgang an einem bestimmten Kalendertag, das alte Patrozinium bestätigen oder überhaupt erst feststellen. Für die beiden ältesten Kirchen Kronstadt sind das eindeutig die Heilige Corona für die Kirche der Inneren Stadt und der Heilige Bartholomäus für die Kirche in Bartholomä – kein Marienpatrozinium also. Dieses aber hätte der Deutsche Orden für einen halbwegs zentralen Ort gewählt, keinesfalls etwa das einer zu jener Zeit fast nur im westdeutsch-flämischen Raum bekannten Heiligen. Eine Bestätigung für die Richtigkeit des sonst nicht überlieferten Corona-Patroziniums ist in der ersten Erwähnung des Ortes unter diesem Namen zu sehen. Alle diese Gründe, die Kronstadt als Ordensgründung, zumal mit herausgehobener Bedeutung, mehr als nur unwahrscheinlich machen, treffen in positiver Weise auf Marienburg am Alt zu: zentral gelegen innerhalb des eigenen Territoriums, Lage an einem schiffbaren Fluss, auf einer Anhöhe gut zu sichern, Ebenen im Umfeld zur Anwendung der Waffentechnik der Zeit, eine bereits bestehende westkirchliche, wohl deutsche Siedlung, ein Marienpatrozinium. Wenn wir ein Engagement des Ordens im Zinnental, eventuell mit der Ausnahme von Bartholomä, vor diesem Hintergrund ausschließen können, stellt sich die Frage, was sich hier in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zugetragen hat, so dass diese Niederlassung im Laufe eines knappen Jahrhunderts zum wichtigsten Ort des Burzenlandes und zu einem der größten Orte Ungarns werden konnte. Meine Sichtweise dieser Vorgänge habe ich kürzlich öffentlich dargelegt und will sie hier nur kurz zusammenfassen3. Wir wissen von einem Prämonstratenserkloster in Corona aus einem Verzeichnis der Jahre 1234/1235. Ob es ein Nonnenkloster war, wie immer behauptet, ist nicht eindeutig, aus dem Kontext der Quelle aber zumindest etwas wahrscheinlicher als ein Mönchs- oder ein Doppelkloster. Die Annahme der Gründung Kronstadts durch den Deutschen Orden nach 1211 hat den Blick auf die Niederlassungszeit der Prämonstratenser etwas vernebelt: Eine Ansiedlung während der Zeit des Deutschen Ordens kann man ausschließen, denn ein im Aufbau befindlicher militärischer Missionsorden hätte keine kontemplative, ganz ausdrücklich friedlich missionierende Konkurrenz geduldet. Auch 3

Vgl. meine Arbeit Kronstadt in Siebenbürgen. Eine kleine Stadtgeschichte. Köln u. a. 2010, v. a. S. 9-32.

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aus dem Nordosten Europas ist kein Fall bekannt, in dem Zisterzienser oder Prämonstratenser zeitlich nach dem Deutschen Orden eintrafen. Eine Niederlassung der Prämonstratenser nach 1225 aber ist insofern unwahrscheinlich, als das Ausbreitungspotenzial, mithin der innere Reibungsdruck des Ordens um diese Zeit bereits deutlich nachgelassen hatte4. Und zweitens halte ich es für schwer möglich, dass ein gerade gegründetes Kloster binnen eineinhalb Jahrzehnten bis zum Mongolensturm bereits struktur- und namensprägend hätte wirken können – denn genau dieses lässt sich meines Erachtens feststellen. Der Prämonstratenser-Orden erhielt die päpstliche Anerkennung 1126. Das dichteste Netz an Ordensniederlassungen bestand im Bereich der deutschfranzösischen Sprachgrenze zwischen Lothringen und Flandern. Besonderheiten der Prämonstratenser waren die Doppelklöster, in denen Mönche und Nonnen, zwar getrennt, aber in den gleichen Anlagen lebten, sodann eine auch nach außen gerichtete Seelsorge. Aber schon ab Mitte des 12. Jahrhunderts kam eine Bewegung auf, die die Doppelklöster trennen und bald die Nonnen sogar ganz auszuschließen bestrebt war, diese sollten sich anderen Orden anschließen oder sonstwie ihr Fortkommen suchen. Tatsächlich sind aus dieser Zeit etliche Fälle überliefert, in denen die Frauenkonvente einfach verschwanden, ohne weitere Spuren zu hinterlassen. Karl Reinerth hatte schon 1966 festgestellt, dass man sich die Entstehung der beiden siebenbürgischen Prämonstratenserniederlassungen in diesem Kontext sehr gut vorstellen könne5 – das größte „Bewegungspotenzial“ bestand also etwa im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts, wozu das legendäre Gründungsdatum Kronstadts 1203 grob passen würde. Auf westdeutsch-flämische Verbindungen weist auch das Patrozinium der ersten Kirche im Zinnental: Die Gebeine der Heiligen Corona lagen etwa seit dem Jahr 1000 im Aachener Dom, was ihre regionale Bekanntheit erklärt6. Im süddeutschen Raum wurde sie hingegen erst im Spätmittelalter bekannt. Eine Konventsgründung im zeitlichen Kontext der anderen westlichen Niederlassungen im Burzenland aus der Zeit vor dem Deutschen Orden, also des späteren 12. Jahrhunderts, scheint demnach am plausibelsten. Dazu gibt es keine Schriftquellen, und auch die Archäologie hat dieser Frage am Beispiel Kronstadt noch nicht nachgehen können7. Für Historiker ist das demnach recht dünnes Eis. Dennoch muss auch hier eine „Plausibilitätsprüfung“ zulässig sein, zumal dann, wenn für die Frühzeit Kronstadts ohnehin nur eine ganze Reihe sehr gewagter Konstrukte bestehen. 4

Norbert B a c k m u n d : Geschichte des Prämonstratenserordens. Grafenau 1986. R e i n e r t h : Ein bisher unbeachtet gebliebenes Verzeichnis (wie Anm. 2), S. 283. 6 Alfred P r o x : Corona – zur Entstehungsgeschichte von Kronstadt. In: Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde (fortan: ZfSL) 9 (1986), S. 1-13. 7 Im Rahmen der Umgestaltung des Kirchhofes (Honterushofes) um die evangelische Schwarze Kirche in Kronstadt im Jahr 2012 sind umfängliche Grabungen durchgeführt worden, die zahlreiche Bodenfunde zu Tage förderten, deren Auswertung jedoch recht komplex und erst mittelfristig zu erwarten ist. Ersten Erkenntnissen beteiligter Archäologen zufolge sind die ältesten Funde in die Zeit um 1200 zu datieren. 5

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Wie die Zistenzienser ließen sich die Prämonstratenser in entlegenen Gegenden nieder, keinesfalls in unmittelbarer Nähe schon bestehender Städte, das gilt erst für die etwas späteren Bettelorden. Das entlegene, von Bächen durchzogene, teilweise vielleicht sumpfige Zinnental, vielleicht noch mit der Option der Missionierung kleiner Gruppen von Schismatikern und unweit von Ungläubigen (Petschenegen, Kumanen), scheint ein in mehrfacher Hinsicht idealer Ort für ein Kloster dieser Ausrichtung. Neben der Mission bot sich dem Konvent auch die Möglichkeit, bei den neu entstehenden Niederlassungen westlicher Siedler seinen seelsorgerischen Auftrag ernst nehmen zu können. Auch angesichts des Patroziniums der Bartholomäus-Kirche will ich die Vermutung einer Verbindung zu den Prämonstratensern wagen, da dieser Name eines in Siebenbürgen eher unüblichen Heiligen in deren eigener jüngsten Vergangenheit eine bedeutende Rolle spielte8. Ein wichtiger Beweggrund, dem Kloster im Zinnental genauer nachzuspüren, ist die Siedlungs- und Baustruktur des Bereichs um den Kirchhof in der Inneren Stadt. Für diesen haben die Siedlungsforscher keine rechte Erklärung. Vorab aber möchte ich zeitlich kurz ausholen und erklären, warum wir von der längerfristigen Existenz eines Klosters und eben wohl eines Nonnenkonvents an dieser Stelle ausgehen müssen: Die Annahme, dass die Prämonstratenser nach dem Mongolensturm verschwanden, womöglich nach Kroatien flüchteten9, ist irrig – das ist eine reine Vermutung eines Prämonstratenserpaters ohne Kenntnis der Ortsgeschichte, die immer wieder kopiert wurde. Der Orden blieb auch nach 1241 am Ort. Wenn nämlich Nonnenkonvente der Prämonstratenser zu klein wurden oder wenn sie keine zuverlässigen Verbindungen zu eigenen Ordensniederlassungen mehr hatten, so schlossen sie sich, wenn vorhanden, den Zisterziensern an. Dies dürfen wir für die Zeit nach dem Mongolensturm annehmen: Die Hermannstädter Prämonstratenser, ebenfalls 1234/1235 erwähnt, waren offenbar verschwunden, alle anderen wie etwa das für die Zirkarie Ungarn zuständige Prämonstratenserkloster in Wardein waren massiv geschwächt oder ganz zerstört. Ende des 13. Jahrhunderts finden wir einen Hinweis auf Zisterzienser-Nonnen im Zinnental. Die Zisterzienser der Kerzer Abtei aber tauchen nun im Laufe der Jahrhunderte immer wieder als Inhaber geistlicher Rechte am Kirchhof auf, erst in der Reformationszeit verschwand dieses Phänomen endgültig10. Auch der Wechsel der Klosterkirche zum Marien-Patrozinium, der irgendwann vor Beginn des 14. Jahrhunderts 8 Bischof Bartholomäus von Laon (1114-1150) spielte eine zentrale Rolle beim Entstehen des Ordens in dem unweit Laon gelegenen Ort Prémontré. 9 Nach Norbert B a c k m u n d : Monasticon Praemonstratense. 3 Bde. Straubing 19491956, etwa Franz (von) K i l l y e n : Die Anfänge der Stadtwerdung Kronstadts. In: Beiträge zur Geschichte von Kronstadt in Siebenbürgen. Hg. Paul P h i l i p p i . Köln, Wien 1984 (Siebenbürgisches Archiv 17), S. 41f. 10 Vgl. Maja P h i l i p p i : Die Bürger von Kronstadt im 14. und 15. Jahrhundert. Untersuchungen zur Sozialstruktur einer siebenbürgischen Stadt im Mittelalter. Köln u. a. 1986 (Studia Transylvanica 13), S. 203f.

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erfolgt sein muss, lässt sich mit einem Wechsel zu den Zisterziensern, die nur Marienpatrozinien kannten, nachvollziehen. Zurück zum Kirchhof. Innerhalb eines Vierecks, in dessen nordöstlichem Bereich sich die heutige evangelische Stadtpfarrkirche befindet, gibt es keine Siedlungsstruktur, die in irgendeiner Weise jener eines Ortskerns entspricht. Die ältesten Straßennamen, die sich für die Außenseiten dieses Vierecks erhalten haben, sind durchweg kirchlich bestimmt. Die beiden Hauptachsen der Inneren Stadt führen direkt an diesem Viereck zusammen, ziemlich genau an dem von Gernot Nussbächer errechneten „Nullpunkt“ von Corona11. Und die ältesten Siedlungszeilen, die Paul Niedermaier für die Innere Stadt herausgefunden hat12, liegen diesem Areal genau gegenüber. Innerhalb dieses Bereichs aber lassen sich nur kirchliche Einrichtungen finden: Neben der Marienkirche sind dies der Pfarrhof, der Katharinenhof mit der Katharinenkapelle und den – jeweils zeitweilig – hier befindlichen Zisterziensernonnen und einem Beginenhof, die Bruderschaft des Heiligen Leichnams Christi mit der Heiligleichnamskapelle, die Laurentiuskapelle, das Haus des Burzenländer Kapitels, die alte Schule. Das Obere Tor, das Katharinentor, befindet sich nicht in der Verlängerung einer der Hauptgassen, sondern für den Verkehr ganz unpraktisch zwischen diesen – aber genau oberhalb des Klosterbereichs, nämlich so, dass der umgeleitete Bach durch den (späteren) Torbereich in das (frühere) Klosterareal führen konnte. Dieses Bächlein verlief noch bis ins 19. Jahrhundert ganz untypisch quer über die inzwischen angelegten Parzellen – aber eben kennzeichnend für eine Klosteranlage. Die urkundliche Überlieferung ab dem 16. Jahrhundert und die ältesten Stadtpläne ab dem 18. Jahrhundert lassen relativ gut erkennen, wie erst eine allmähliche Bebauung und Zergliederung dieses kirchlichen Grunds erfolgte. Ein Rätsel gab seit jeher die Größe der Kronstädter Kirchen auf: Wie konnte es sein, dass fast zeitgleich zwei ähnlich große Gotteshäuser in naher Nachbarschaft entstanden? Die Vorgängerkirche der heutigen Schwarzen Kirche, deren Ausmaße aufgrund von Grabungen der 1930er Jahre bekannt sind, war beachtlich, sie entsprach in etwa der Größe der Kerzer Abteikirche. Erklärlich sind die Kirchenbauten in der Inneren Stadt und in Bartholomä damit, dass das eine eine Klosterkirche und das andere eine Gemeindekirche war – sie standen somit nicht in Konkurrenz zueinander und sprachen durchaus unterschiedliche Gruppen an. Die notwendige Unterstützerklientel des Klosters können wir einerseits in der Altstadt – wohl aus der Zeit nach dem Deutschen Orden – vermuten: Hier siedelte mit großer Wahrscheinlichkeit die Komitatsadministration, die selbst keinen nennenswerten Kirchenbau in Angriff nahm. 11 Gernot N u s s b ä c h e r : Nochmals zum „Nullpunkt“ von „Corona“. In: Karpatenrundschau vom 18.03.2006. 12 Paul N i e d e r m a i e r : Der mittelalterliche Städtebau in Siebenbürgen, im Banat und im Kreischgebiet. Bd. 1: Die Entwicklung von Anbeginn bis 1241. Heidelberg 1996 (Kulturdenkmäler Siebenbürgens 2), S. 200f.

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Und so lässt sich auch eines der ganz wenigen Relikte aus der Vorgängerkirche deuten, ein Schlussstein im nicht ausgebauten Nordturm: Dieser muss nicht recht umständlich dem Sachsen Fulkun zugeschrieben werden13, sondern er kann jene als Stifter erkennen lassen, die über Jahrhunderte hin dieses Wappen trugen, nämlich die Szekler Adelsfamilie Kálnoki. Soweit bekannt war das Kloster im Zinnental das einzige im ganzen Südosten Siebenbürgens, so dass wir den Stifterkreis in einem großen regionalen Umfeld vermuten dürfen. Ob auch die große Kronstädter Gemarkung auf eine recht frühe Ausstattung des Klosters mit Stiftungen zurückzuführen ist, wäre durch eine genauere Untersuchung ihrer Genese herauszufinden. Um diese Sicht der Frühzeit Kronstadts zu erhärten oder zu modifizieren müssten wir uns zunächst noch intensiver mit der allgemeinen Prämonstratensergeschichte befassen, zu sehr stehen bis heute immer nur einzelne Klöster im Blickpunkt des Interesses. Archäologische Erkenntnisse wären mehr als wünschenswert, die Entwicklungen der jüngsten Zeit geben hier zur Hoffnung Anlass. Wenn aber Siedlungsforschung, Ordensgeschichte, Toponomastik, vielleicht auch die Baugeschichte diese Sichtweise zumindest zur Überlegung zulassen und selbst eine Plausibilitätsprüfung durchführen, sollten wir uns einer Vorstellung dessen, was sich um 1200 im Zinnental abgespielt hat, wohl annähern können.

Summary Brașov – Founded by the Teutonic Knights? This paper challenges the conventional interpretation that Brașov was founded by the Teutonic Knights during their activities in Burzenland after 1211. Using the local framework conditions and the usual strategies for the order, the author strives to prove that Brașov could not have been founded by the Teutonic Knights. In contrast, there is evidence that the Premonstratensians were much more likely to have founded the town since the external framework corresponds completely to their concept, which would mean the founding took place around 1200.

13 Josef S e b e s t y é n v o n K e ö p e c z : Die Wappendenkmäler in der ev. Stadtpfarrkirche A. B. in Kronstadt. In: Jahrbuch des Burzenländer Sächsischen Museums 1 (1925), S. 156-166, hier S. 156-158.

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Rezumat

Braşov – fondat de Ordinul Cavalerilor Teutoni? Articolul pune sub semnul întrebării interpretarea convențională de până în prezent, conform căreia Brașovul a fost fondat de Ordinul teutonic în timpul activității sale de după 1211 desfășurată în Țara Bârsei. Pe baza condițiilor cadru locale și a strategiilor obișnuite pentru Ordin, autorul se străduiește să dovedească ipoteza că Brașovul nicicum nu poate reveni Ordinului teutonic. Din contră, membri Ordinului Premonstratenzian, certificați pentru acest loc, se pretează mai degrabă ca fondatori ai localității, deoarece cadrul exterior corespunde în totalitate conceptului lor, de unde ar rezulta că data fondării ar fi fost în jurul anului 1200.

Összefoglalás Brassó – a Német Lovagrend alapította? A tanulmány megkérdőjelezi az eddigi hagyományos értelmezést, amely szerint Brassót a Német Lovagrend alapította az 1211 utáni Barcaságban folytatott tevékenysége alatt. Alapul véve a helyi viszonyokat és a Lovagrendnél amúgy szokásos stratégiákat, a szerző igyekszik bebizonyítani, hogy Brassó egyáltalán nem vezethető vissza a Német Lovagrendre. Ezzel szemben az itt nyomonkövethető premontrei szerzetesek sokkal inkább tekinthetők a helység alapítóiként, mivel a külső keret teljesen megfelel az ő koncepciójuknak, s ebből az 1200 körüli alapítási idő adódna.

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DIE BESIEDLUNG DES BURZENLANDES I M 12.-13. J A H R H U N D E R T I M L I C H T E D E R A R C H ÄO L O G I E Von Adrian I o n i ţ ă Im Kontext der mittelalterlichen Geschichte Siebenbürgens ist die Problematik der Kolonisation und ihrer Träger immer noch aktuell. Anhand der wenigen verfügbaren schriftlichen Quellen zum genauen Zeitpunkt der Ansiedlung der „Gäste“ aus dem westlichen Europa und über ihre ersten Jahrzehnte in Siebenbürgen können wir uns kein vollständiges Bild machen. Deshalb ist es Aufgabe der Archäologie, trotz ihrer Grenzen, neue Ergebnisse zur Verfügung zu stellen, doch hat die Forschung in dieser Richtung leider wenig unternommen. Dazu kommt, dass einige archäologische Grabungen keine schlüssigen Antworten zum Thema lieferten, andere, von größerem oder geringerem Interesse, blieben unveröffentlicht. Noch vor der Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen im Burzenland1 gab es auf dem Lempesch genannten Hügel (auf der Gemarkung der Dörfer Petersberg und Honigberg) eine um die Mitte des 12. Jahrhunderts erbaute Erdburg. Die ovale Wehranlage besteht aus einem Graben mit Wall, wo notwendig durch weitere Gräben verdoppelt oder verdreifacht. Spuren einer Holzbefestigung wurden nicht aufgefunden, bloß zwei sehr kleine Verstärkungen aus Feldsteinen. Im Inneren der Burg fand man keine Wohnkomplexe, sondern nur verstreute archäologische Materialien – Keramik (Töpfe, Tonpfannen) sowie eine Pfeilspitze2. Die archäologischen Spuren weisen auf eine Bevölkerungsgruppe hin, deren Aufgabe es war, die Grenzen des Königsreichs zu verteidi-

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Auf die geographischen Grenzen der deutschen Besiedlung im Burzenland werde ich weiter unten zurückkommen; es sei von Anfang an klargestellt, dass die Besiedlung das Schwarzbachtal, das heißt den nordöstlichen Teil der Burzenländer Senke, nicht mit einschließt. 2 Alexandrina D. A l e x a n d r e s c u , Ioan P o p , Mariana M a r c u : Raport asupra săpăturilor de la Hărman, jud. Braşov (1961-1970) [Grabungsbericht aus Honigberg, Kreis Kronstadt (1961-1970)]. In: Materiale şi cercetări arheologice [Archäologische Materialien und Forschungen; fortan: MCA] 10 (1973), S. 231-237.

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gen, wahrscheinlich eine der Gruppen, die im nachfolgenden Jahrhundert die Gemeinschaft der Szekler bildeten3. Die sächsische Überlieferung besagt, dass die ersten Kolonisten, unter der Führung ihrer Gräfen (die auch Lokatorenfunktionen übernommen haben), sich den Weg ins Burzenland durch dicht bewaldete Gegenden freihauen mussten4; welchen Weg sie genau nahmen, ist jedoch nicht klar. Es gibt drei mögliche Routen: von Reps aus über den Geister Wald; durch das Tal bei Krebsbach, das Alttal aufwärts durch die bewaldete Aue; oder durch die Wälder bei Schirkanyen auf Zeiden zu. Die letzterwähnte Route, auch Sachsenweg genannt, scheint erst ab dem 13. Jahrhundert häufiger benutzt worden zu sein. Die ersten von den deutschen Kolonisten nach der Mitte des 12. Jahrhunderts gegründeten Siedlungen sind Marienburg, Petersberg, Honigberg und Tartlau. Sie erscheinen 1240 als Castrum Sanctae Mariae, Sancti Petri, Mellis et Tartilleri in einer Urkunde, durch die Béla IV. (1235-1270) den Zisterziensern einige Kirchen im Burzenland schenkte5. Der archäologische Nachweis dafür existiert für Marienburg, wo es ein Gräberfeld gibt, sowie für Tartlau, wo in der zur ersten Bauphase gehörenden Schicht ein Brakteat aus der Zeit Bélas III. (1172-1196) gefunden wurde6. Für Petersberg und Honigberg besitzen wir keinen archäologischen Befund (nicht zuletzt wegen der spärlichen Untersuchungen), doch lässt die keineswegs zufällige gemeinsame Nennung mit den vorgenannten beiden Ortschaften Rückschlüsse zu. Wir verfügen über keinen archäologischen, 3 Adrian I o n i ţ ă : Archäologische Forschungen und jüngere historische (Neu-)Interpretationen zu den Szeklern im 11.-13. Jahrhundert. In: Die Szekler in Siebenbürgen. Von der privilegierten Sondergemeinschaft zur ethnischen Gruppe. Unter Mitarbeit von Paul N i e d e r m a i e r und Gabriella O l a s z . Hg. Harald R o t h . Köln, Weimar, Wien 2009 (Siebenbürgisches Archiv 40), S. 47. 4 Dieses Unterfangen hinterließ Spuren in den sächsischen Ortsbezeichnungen, z. B. im Namen des Dorfes Radeln, von roden (so auch in der siebenbürgisch-sächsischen Mundart). Auch das Toponym Hamruden als Bezeichnung für ein Tal und den Ort daselbst, scheint sich trotz ungarischem Klang ebenfalls davon herzuleiten. Im Burzenland befindet sich auch ein Bach desselben Namens, der sich in den Vulcăniţa-Bach ergießt; manche Autoren meinen allerdings, dass Vulcăniţa ein Nebengewässer des Hamrudener Bachs sei. Marienburg befindet sich am Zusammenfluss von Vulcăniţa-Bach (oder des Hamrudener Bachs) mit dem Alt. 5 In: Documente privind istoria României. C. Transilvania. Veacul XI, XII şi XIII. Vol. I (1075-1250) [Urkunden zur Geschichte Rumäniens. C. Siebenbürgen. 11., 12. und 13. Jh. Bd. 1 (1075-1250)]. Bucuresti 1951 (fortan: DIR. C. XI-XIII). Hg. Ion I o n a ş c u u. a., S. 319f.; Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen. Bd. 1. Hg. Franz Z i m m e r m a n n u. a. Hermannstadt 1892 (fortan: Ub. 1), S. 68f. 6 Die leider unveröffentlicht gebliebenen archäologischen Untersuchungen bei der Tartlauer Kirche wurden von dem verstorbenen Radu H e i t e l durchgeführt. Eine Zusammenfassung seiner Ergebnisse in diesem Band, S. 125-131. Die Münze wurde allerdings von Elena I s ă c e s c u veröffentlicht: Creşterea colecţiilor. Caiet selectiv de informare. Cabinetul numismatic al Bibliotecii Academiei Române 12 (1965), S. 371, Nr. 584. Siehe auch Lajosz H u s z a r : Münzkatalog Ungarn von 1000 bis heute. Battenberg 1979, S. 53f., Nr. 200.

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noch viel weniger über einen urkundlichen Hinweis auf ein Vorhandensein anderer Siedlungen nicht auszuschließen wäre, die mit den oben genannten zeitgenössisch sind. Das Gräberfeld von Marienburg befindet sich auf einer kleinen Freifläche zwischen Pfarrhaus und evangelischer Kirche. Es wurden insgesamt 127 Gräber untersucht, die meisten davon Einzelgräber, doch fand man auch ein paar Doppel- und Dreifachgräber7. Einige Bereiche des Gräberfelds waren aus verschiedenen Gründen nicht zugänglich, andere sind im Laufe der Zeit zerstört worden, sodass schätzungsweise 50 % der Gesamtgräberzahl untersucht werden konnten. Ein besonderes Bestattungsritual kennzeichnet das Gräberfeld. Die Erwachsenen, wahrscheinlich in Grabtücher gehüllt, wurden ohne Sarg in Gruben mit Treppen bestattet. An der Sohle eines größeren, rechteckigen Schachtes wurde nochmals eine der Form und den Ausmaßen eines menschlichen Körpers angepasste Grube ausgehoben, mit Nische am Kopfende (Abb. 2). Die Kindergräber sind nicht mit Nische versehen, da es sich hier um ein unterschiedliches Bestattungsritual handelt. Die Bestattung erfolgte in ausgestreckter Rückenlage mit dem Kopf im Westen, meist mit längsseits des Körpers ausgestreckten Armen. Die Grabbeigaben sind ausgesprochen spärlich, was übrigens neben der Kopfnische das kennzeichnende Merkmal des Gräberfelds von Marienburg ausmacht. Außer römischen Münzen, die allerdings keine Datierungshilfe sind, wurden sechs anonyme, Géza II. (11411162) und Stephan III. (1162-1172) zugeschriebene ungarische Denare geborgen sowie drei Schläfenringe mit S-förmigen Enden, was das Gräberfeld in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert8. Das Gräberfeld wurde über 2-3 Generationen genutzt, in den letzten Jahren der Herrschaft Gézas II. bis zur Ansiedlung des Deutschen Ordens (1211); danach wurden die Verstorbenen rings um die heutige Kirche beigesetzt. Analogien zu Grabstätten in Westeuropa sowie in Siebenbürgen (von den letzteren alle im sächsischen Siedlungsgebiet) lassen keinen Zweifel daran, dass das Gräberfeld von Marienburg den ersten deutschen, nach der Mitte des 12. Jahrhunderts in Siebenbürgen angesiedelten Kolonisten zuzurechnen ist. Die Grabungen an der Tartlauer Kirche sind, wie schon erwähnt, unveröffentlicht, weshalb wir sie leider nicht entsprechend kommentieren können. Sicher ist jedenfalls, dass die erste Bauphase, aus der die später in die heutige Kirche mit einbezogenen Grundmauern stammen, in die Zeit Bélas III. (11727 Die Gräber außerhalb des Kirchhofs (109) wurden veröffentlicht in Adrian I o n i ţ ă , Dan C ă p ă ţ â n ă , Nikolaus B o r o f f k a , Rodica B o r o f f k a , Adrian P o p e s c u : Feldioara – Marienburg. Contribuţii arheologice la istoria Ţării Bârsei / Archäologische Beiträge zur Geschichte des Burzenlands. Bucureşti 2004, S. 29-58, 93-129. 8 Ebenda, S. 43f., 108f.; Adrian I o n i ţ ă : Mormintele cu gropi antropomorfe din Transilvania şi relaţia lor cu primul val de colonizare germană [Gräber mit anthropomorphen Formen und ihr Bezug zur ersten deutschen Kolonisationswelle]. In: Relaţii interetnice în Transilvania secolele VI–XIII [Interethnische Beziehungen in Siebenbürgen im 6.-13. Jahrhundert]. Bibliotheca Septemcastrensis 12. Hg. Zeno K. P i n t e r u. a. Bucureşti 2005, S. 218.

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1196) zu datieren und den Sachsen zu verdanken ist. Es liegt ebenfalls auf der Hand, dass der Bau der Kirche zu einem der Ortsgründung nachfolgenden Zeitpunkt anzusetzen ist. Die unter der Anführung ihrer Gräfen in den neu gegründeten Orten niedergelassenen hospites teilten das Gelände in Parzellen auf, vor allem nach flämischem Vorbild9. Es ist anzunehmen, dass die ersten Siedler, die sich in Siebenbürgen niederließen und die wir allgemein als „Sachsen“ bezeichnen, aus weniger wohlhabenden Schichten stammten; das geht aus einem gewissen Egalitarismus hervor, zumindest in den ersten Jahrzehnten nach ihrer Ansiedlung, der sich in der Art und Weise der Aufteilung des neu verliehenen Bodens zeigt, sowie der Tatsache, dass aus archäologischer Sicht kein Bestattungsritual auszumachen ist, das manche Individuen vor den anderen auszeichnen würde; erst später begann die soziale Schichtung innerhalb der sächsischen Dorfgemeinschaft zutage zu treten. Die burzenländischen Kolonisten des 12. Jahrhunderts, in Siedlungen von etwa 20 Familien (so auch in Marienburg), betrieben eine autarke Wirtschaft. Eine Spezialisierung auf bestimmte soziale oder wirtschaftliche Bereiche ist nicht belegt, was bedeutet, dass alle Mitglieder der Gemeinschaft in gleichem Maße zur Erzeugung des Lebensnotwendigen beitrugen. Die Lebensweise der ersten Siedlergenerationen beruhte zur Gänze auf Landwirtschaft, mit ihren beiden Zweigen Ackerbau (Weizen, Gerste, Roggen) und Viehzucht (vor allem Rinder und Pferde). Nur für den Eigengebrauch wurden innerhalb der Dorfgemeinschaft auch Handwerke betrieben: Töpferei, Pelz- und Lederverarbeitung (für Kleidungsstücke, Riemen, Zaumzeug), Weberei, Zimmerei, Seilerei usw. Tongefäße wurden, zumindest in der Anfangszeit, wohl innerhalb beinahe jedes einzelnen Haushalts für den Eigengebrauch hergestellt; gebrannt wurden die Gefäße jedoch in einem gemeinsamen Töpferofen. Es hatte wahrscheinlich auch jedes Dorf zumindest einen (Huf-)Schmied und einen Handwerker, der sich mit dem Anfertigen und Reparieren von Wagenrädern beschäftigte. Es ist nicht festzustellen, ob die ersten Siedlergenerationen schon eine Mühle besaßen, oder ob jede einzelne Familie das Getreide mittels Handmühlen mahlte. Die Ankunft des Deutschen Ordens im Burzenland 1211 bedeutete die zweite Phase der Kolonisierung und nicht deren Beginn, wie man glaubte und wie es in der Geschichtswissenschaft auch heute noch behauptet wird. Auch wenn der Freibrief von 1224 – den Andreas II. (1205-1235) den deutschen Siedlern verlieh10 und der die Pflichten und Privilegien, aufgrund derer sie von Géza II. (1141-1162) ins Land gerufen worden waren, wiederaufnahm – den Eindruck erweckte, dass die erste Kolonisationswelle sich auf den im Westen von Broos, 9 Thomas N ä g l e r : Românii şi saşii până la 1848 (Relaţii economice, sociale şi politice) [Die Rumänen und die Siebenbürger Sachsen bis 1848 (Wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Beziehungen)]. Sibiu 1997, S. 51-55. 10 „Von Waras (Broos) bis Boralt, mitsamt dem Szekler Gebiet des Landes Sebus und dem Lande Daraus“. In: DIR. C. XI-XIII, S. 208-210; Ub. 1 (wie Anm. 5), S. 32-35.

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im Osten von Draas begrenzten Landstrich beschränkte11, belegen die archäologischen Funde, dass dieser sich von Anfang an bis ins Burzenland erstreckte. Ich ergreife hier die Gelegenheit, nochmals zu darzulegen, warum 1224 terra Daraus als östlichste Grenze des sächsischen Siedlungsgebietes erscheint. Das ist damit zu erklären, dass das Burzenland zu diesem Zeitpunkt im Besitz des Deutschen Ordens war, mitsamt den dazugehörigen Privilegien, so dass hier andere Ansiedler ausgeschlossen waren; es konnten ihnen ja keine neuen Vorrechte verliehen werden, solange die des Deutschen Ordens gültig waren12. Das Grundproblem ist, dass der König nur für solche Territorien („Königsboden“) Privilegien verlieh, die ihm zu diesem Zeitpunkt noch de jure gehörten, nicht aber für Territorien, die bereits Gegenstand von Verleihungsurkunden gewesen waren und dadurch eine andere Rechtsstellung erlangt hatten (wie eben das Burzenland, das in den Besitz der Deutschordensritter übergegangen war), auch wenn diese einschließlich von Kolonisten bewohnt waren. Neben der eigentlichen Burzenländer Senke – nördlich vom Alt und östlich vom Tatrang begrenzt13 – schloss das 1211 abgesteckte Burzenland14 auch den östlichen Teil des Fogarascher Landes ein, zwischen dem Alt – auf der Linie Schirkanyen, Halmagen, Galt – und dem Kamm des Perschaner Gebirges (Geister Wald; Abb. 1). In diesem Raum, der wie gesagt zum Fogarascher Land gehört, gibt es bei der Gemeinde Unterkumanen eine archäologisch erforschte ältere Siedlung aus der Zeit vor der Kolonisation sowie eine Wehranlage15, auf die ich aber nicht weiter eingehen werde. Durch seine kurze, aber ereignisreiche Anwesenheit stellte der Deutschherrenorden die Ordnung in der terra Borza … deserta et inhabitata wieder her und

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Thomas N ä g l e r : Die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen. Bukarest 1979, S. 144, Taf. 19. 12 Adrian I o n i ț ă : Date noi privind colonizarea germană în Țara Bârsei și granița de est a Regatului maghiar în cea de-a doua jumătate a secolului al XII-lea [Neues zur deutschen Kolonisation im Burzenland und an der Ostgrenze des ungarischen Königreichs in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts]. In: Revista Istorică [Zeitschrift für Geschichte] 5 (1994), 3-4, S. 276f. 13 Eine spätere Urkunde verleiht dem Deutschen Orden 1222 auch das Gebiet östlich von Tatrang, gegen das Bosauer Gebirge zu. Siehe: DIR. C. XI-XIII, S. 182-184; Ub. 1 (wie Anm. 5), S. 19. 14 Prima vero meta huius terrae incipit de indaginibus castri Almage et procedit usque ad indagines castri Noilgiant et inde progreditur usque ad indagines Nicolai, ubi aqua defluit quae vocatur Alt; et sic ascendendo per Alt usque ubi Tortillou cadit in Alt; et iterum vadit usque ad ortum eiusdem Tertillou, et ab ortu aquae quae Timis vocatur progreditur usque ad effluxum aquae, quae Borsa nominatur; deinde, sicut montes nivium complectuntur eandem terram, tendit usque in Almagiam. In: DIR. C. XI-XIII, S. 150f.; Ub. 1 (wie Anm. 5), S. 11f. 15 Ion B ă d e s c u , Florea C o s t e a , Ion C i u p e a : Comana de Jos. Aşezările de epocă dacică şi prefeudală [Unterkumanen. Siedlungen aus der dakischen und vorfeudalen Zeit]. Cluj 1980 (Contribuţii la istoria Ţării Făgăraşului [Beiträge zur Geschichte des Fogarascher Landes] 1), S. 69-94.

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Abb. 1. Grenze des Burzenlandes nach der Schenkungsurkunde von 1211. 1 Wehranlagen aus Stein, 2 verschwundene Wehranlagen, 3 Wehranlagen aus Erde (nach R. Popa 1991).

verlieh deren Besiedlung neue Impulse16. Es ist mit einiger Sicherheit anzunehmen, dass das Siedlungsgebiet im südöstlichen Siebenbürgen ziemlich unter den wiederholten Einfällen der Kumanen zu leiden hatte, möglicherweise auch unter dem byzantinischen Feldzug von 1166, da eine der Feldzugsrouten durch das Burzenland führte17. Nicht ausgeschlossen ist auch, dass die königliche Verwaltung infolge der häufigen feindlichen Einfälle zeitweise die Kontrolle über diesen Landstrich verlor.

16 Zu dem Begriff terra deserta, ebenfalls eine vieldiskutierte Frage, habe ich mich schon geäußert und nehme das Thema deshalb nicht wieder auf. Siehe: Feldioara – Marienburg (wie Anm.7), S. 58f., 124; Adrian I o n i ţ ă : Mormintele (wie Anm. 8), S. 221f. 17 Ionel C â n d e a : Expediţia militară a Bizanţului din 1166 în geneza culoarului Dunăre – Curbura Carpaţilor [Der byzantinische Feldzug von 1166 in der Entstehung des zwischen der Donau und dem Karpatenbogen liegenden Zugangsraumes]. In: Angustia 4 (1999), S. 153-155.

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Abb. 2. Marienburg. Zwei Kopfnischengräber.

Die archäologischen Untersuchungen stellten in Marienburg keine Zerstörungen fest, doch möglicherweise gibt es eine Verbindung zwischen der Pfeilspitze in einem der Gräber (Gr. 120), die den Tod des Bestatteten verursachte, und einem Kumanenangriff (Abb. 7). Auf zeitweise Lücken in der königlichen Rechtshoheit über das Burzenland weisen auch drei in einem anderen Grab (Gr. 98) aufgefundene Münzen hin, die theoretisch nicht im selben Zeitraum in Umlauf waren, dank der Politik der ungarischen Krone in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, Münzen in kurzen Abständen zu verrufen und sie durch andere mit geringerem Silbergehalt zu ersetzen, deren Umlauf trotz des Wertverlusts von der Staatsmacht erzwungen wurde; die Differenz kam der königlichen Münzprägeanstalt zugute. Wahrscheinlich sind während der Zeit des Deutschen Ordens die meisten der auch heute noch im Burzenland bekannten sächsischen Siedlungen entstanden. Die Urkunden berichten nichts über die Namen dieser Ortschaften oder wie die Ortsgründungen vonstatten gingen; bloß eine Urkunde der päpstlichen

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Kanzlei von 1232 erwähnt, dass die Deutschordensritter fünf steinerne Burgen errichtet hätten18, ohne diese aber zu benennen. Auch wenn die Geschichtswissenschaft sich über deren Standort nicht einig ist19, ist ein Burgenbau ohne die Anwesenheit größerer Menschengruppen nahebei, die erst die nötigen Arbeitskräfte und danach einen entsprechenden Betrieb sicherten, nicht vorstellbar. Diesen Aspekt möchte ich als wichtigsten hervorheben, nämlich dass es zur Zeit des Deutschen Ordens Siedlungen gab (einige davon älteren, andere neueren Datums), die groß genug und fähig waren, innerhalb von 14 Jahren zum Bau von fünf steinernen Wehranlagen beizutragen. Ohne auf die Gesamtproblematik der Deutschordensburgen einzugehen20, möchte ich die archäologische Befundsituation für zwei der drei für das 13. Jahrhundert urkundlich belegte Burgen kurz beschreiben. Es handelt sich um die Marienburg und die Schwarzburg; die dritte wäre die vieldiskutierte und vorläufig nicht identifizierte Kreuzburg (castrum quod Cruceburg nominatur21), für die ich bloß in Erinnerung rufe, dass sie nichts mit der Burg vom Bosauer Pass zu tun hat22, was archäologisch nachgewiesen ist23. In Anbetracht des oben erwähnten urkundlichen Belegs von 1240 unter der Bezeichnung Castrum Sanctae Marie 1240 einerseits und der Analogie zu Marienburg (Malbork) in Polen andererseits, ist die Annahme berechtigt, dass sich in Marienburg der Hauptsitz des Deutschen Ordens im Burzenland befand. Die Marienburg steht auf dem Ausläufer eines Hügels am östlichen Rand der Geländeterrasse, auf der sich das Dorf befindet; ein breiter Verteidigungsgraben trennt Burgberg und Terrasse. Ohne Anhaltspunkte für eine absolute Datierung, aufgrund der Schichtenabfolge und der technischen Merkmale, kann aus archäologischer Sicht eine etwa 2 m breite und etwa 60 m lange Mauer im westlichen und nordwestlichen Teil der heutigen Burg als ordenszugehörig

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„… cum multo labore […] quinque castra fortia construendi.“ In: Documenta Romaniae Historica. D. Relații între Țările române, I (1222-1456) [Documenta Romaniae Historica. D. Beziehungen zwischen den Rumänischen Fürstentümern, I (1222-1456); fortan: DRH. D]. Hg. Ştefan P a s c u u. a. Bucureşti 1977 (fortan: DRH. D), S. 16-18; Ub. 1 (wie Anm. 5), S. 56. 19 Radu P o p a : Kreuzritterburgen im Südosten Transsilvaniens, IBI Bulletin 47 (19901991), S. 107-112. 20 Ioan Marian Ţ i p l i c : Organizarea defensivă a Transilvaniei în Evul Mediu (secolele X-XIV)[Die Grenzverteidigung Siebenbürgens im Mittelalter (10.-14. Jahrhundert)], Bucureşti 2006, S. 121-131, 147-150, sowie ältere Literatur. 21 DRH. D, S. 5. 22 Walther H o r w a t h : Die Kreuzburg und der Bosauer Pass. In: Das Burzenland IV/1, Braşov 1929, S. 50-55. 23 Adrian I o n i ţ ă : Tabla Buţii ist nicht die Kreuzburg des Deutschen Ordens. In: Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde 29 (2006), S. 129-136; Dan C ă p ă ţ â n ă , Eugen S. T e o d o r , Adrian I o n i ţ ă , Bogdan C i u p e r c ă , Alexandru B ă d e s c u : Cetatea de la Tabla Buţii (com. Ceraşu, jud. Prahova) – campaniile arheologice 1995-1996, 1998 [Die Burg im Bosauer Pass (Gemeinde Ceraşu, Kreis Prahova; archäologische Grabungen 1995-1996, 1998]. In: MCA S.N. [Neue Serie] 4 (2008), S. 157-182.

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Abb. 3. Marienburg. Die ordenszeitliche Burgmauer.

betrachtet werden24 (Abb. 3). Die Mauer, die sich ausführungstechnisch von den Teilen anderer Bauphasen unterscheidet, müsste logischerweise eine Ringmauer bilden und an einen Turm anschließen. Zukünftige Untersuchungen werden zeigen, ob sich unter dem vorhandenen Westturm die Fundamente eines älteren Turms befinden. Hinsichtlich des Mauerabschlusses sind die späteren Zerstörungen oder Veränderungen in Betracht zu ziehen, oder vielleicht auch die Tatsache, dass die Wehranlage in den 14 Jahren der Anwesenheit des Deutschen Ordens in Marienburg nicht fertiggestellt wurde – was auch für andere dem Deutschen Orden zugeschriebene Burgen in Frage käme. Die Burg bei Zeiden, die Schwarzburg, wird 1267 erwähnt, in einer Urkunde, die sich auf den Konflikt von 1262 zwischen Herzog Stephan, dem zukünftigen König Stephan V. (1270-1272), und dessen Vater König Béla IV. (1235-1270) bezieht, der im Umfeld dieser Burg stattgefunden hatte25. In Anbetracht dessen, dass der Orden vor verhältnismäßig kurzer Zeit abgezogen war, und angesichts des Mongolensturms (1241), der die Bautätigkeit für eine ganze Weile stoppte, ist anzunehmen, dass der Kern der Schwarzburg dem Deutschen Orden zu verdanken ist, ohne dafür einen klaren archäologischen Beleg zu besitzen26. 24

Feldioara – Marienburg (wie Anm. 7), S. 60, 125; Abb. 62/1-2; 63/1-2; 65/2; 73/1; 76/2. Documente privind istoria României C, Transilvania, veacul XIII. Vol. II (12511300) [Urkunden zur Geschichte Rumäniens. C. Siebenbürgen. 13. Jh. Bd. 2 (1251-1300)]. Bucureşti 1952 (fortan: DIR. C. XIII), S. 91f. 26 Die Grabungen fanden in den Jahren 1921-1923 sowie 1964 und 1966-1968 statt, doch ergaben sie keine klaren Erkenntnisse zum Deutschen Orden. Vgl. Walther H o r w a t h : Die Schwarzburg und ihre Bedeutung. In: Das Burzenland IV/1. Braşov 1929, 25

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Abb. 4. Die Schwarzburg – oben: 1928 nach W. Horwath, unten: 1992. Legende, von links oben nach rechts unten: sichtbare Mauer, angenommene Mauer, Felsen an der Oberfläche, durch Steinklopferei angepasster Felsrand, Felsnischen für Holzbalken, Zisternen, innerhalb der Mauern angelegter Kanal, am Hang oder Felsen angelegter Weg.

Die Anlage ist ziemlich hoch gelegen, auf 980 m (unterhalb des 1294 m hohen Zeidner Bergs) und bietet eher das Bild eines befestigten Bergkamms als das einer eigentlichen Burg. Für den Bau wurde der Fels zugehauen und ein rechteckiger Turm hinzugefügt, der den Zugang von Norden her versperrte. Der Verlauf der wenigen übriggebliebenen Mauern, der sich schwer ausmachen lässt, erlaubt kein genaues Nachzeichnen des Burgumrisses27 (Abb. 4). Beeindruckend sind jedenfalls die beiden in Stein gehauenen Wasserreservoirs an der Südseite. Das Gelände ist gegenwärtig ganz von Wald überwuchert, was

S. 63-65; Florea C o s t e a : Obiecte metalice descoperite în cetatea de pe Măgura Codlei [Metallgegenstände aus der Burg auf dem Zeidner Berg]. In: Cumidava II (1969), S. 79-89. 27 Der Grundriss der Burg wurde im Sommer 1992 von Radu P o p a angefertigt, zusammen mit einem Team von Studenten und Mitarbeitern, dem auch der Verfasser angehörte, ohne Theodolit, unter Verwendung ziemlich rudimentärer Mittel; deshalb kann er bloß als Anhaltspunkt für die relativ aktuelle Sachlage dienen, im Vergleich zum Plan Walther H o r w a t h s (wie Anm. 26, Tafel 11, S. 55). Siehe auch: Radu P o p a : Archäologische Forschungen in Marienburg (Feldioara) im Burzenland 1990 bis 1992. In: Europäische Kulturlandschaft Siebenbürgen. Innsbruck 1995, S. 32.

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im Mittelalter, als die Burg genutzt wurde und ein guter Rundblick wesentlich war, sicher anders aussah. Nach dem Abzug des Deutschen Ordens beginnt Kronstadt an Bedeutung zu gewinnen. 1234 wird es erstmals als Standort eines Prämonstratenserklosters erwähnt (Corona)28 und 1252 als Ortschaft (Barasu)29. Innerhalb weniger Jahrzehnte, nach dem Mongolensturm von 1241, wird der Ort für das Burzenland die politische Abb. 5. Marienburg, evangelische Kirche. und wirtschaftliche Rolle erlangen, die Hermannstadt für die deutschen Orte zwischen Broos, Reps und Boralt einnahm. Leider entziehen sich die ersten Lebensjahrzehnte der Siedlung von Kronstadt, der Kern oder die Kerne30, um die sich die Stadt im 13. Jahrhundert entwickelte, der archäologischen Erkenntnis. Die Archäologie bleibt nicht nur die Untersuchung der Bauten der Stadt schuldig, sondern auch die Erforschung einer dörflichen Kolonistensiedlung aus dem 12.-13. Jahrhundert. Doch gliedern sich die sächsischen Orte bis heute um den ursprünglichen Gründungskern; Wüstungsvorgänge waren sehr selten31, was es dem Archäologen beinahe unmöglich macht, den Wohnungen der ersten Siedlergenerationen nachzuspüren. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts gab es im Burzenland neben Kronstadt 15 Kolonistensiedlungen, die strategisch an den Zugangswegen aus den Bergen und am linken Altufer lagen, aber auch im Zentrum, der landwirtschaft-

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Abt Fredericus kennt 1234 Claustra Sororum in Hungaria assignata est paternitas Dyocesis Cumanie Corona. Norbert B a c k m u n d : Monasticon Premonstratense. Straubing 1949, S. 23f. Siehe auch Pavel B i n d e r : Unele probleme referitoare la prima menţiune documentară a Braşovului [Einige Fragen zur ersten urkundlichen Erwähnung Kronstadts]. In: Cumidava III (1969), S. 125-131, der das Jahr 1235 als den Zeitpunkt der ersten Erwähnung im sogenannten Catalogus Ninivensis betrachtet. 29 DIR. C. XIII, S. 5-6. Auch wenn aus dem urkundlichen Zusammenhang hervorgeht, dass eher auf das Gebiet als auf die Stadt Bezug genommen wird, ist durch die Bezeichnung „die Sachsen von Barasu“ nicht nur klar, dass der Ort existiert, sondern auch dass Kronstadt zu diesem Zeitpunkt die wichtigste sächsische Siedlung im Burzenland ist. Von 1288 stammt auch die erste in Kronstadt ausgestellte Urkunde Ladislaus‘ IV. (Datum in Braso). Vgl. DIR. C. XIII, S. 304f. 30 Es scheint, dass sich Kronstadt von zwei Punkten ausgehend entwickelt hat, der eine dort, wo heute die Schwarze Kirche steht (und wo sich nahebei wohl auch das 1234 erwähnte Prämonstratenserkloster befand), der andere bei der Kirche von Bartholomä, deren Ursprünge bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen. 31 Paul N i e d e r m a i e r : Sieben Thesen zur Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen. In: Forschungen zur Volks- und Landeskunde 53 (2010), S. 185f.

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Abb. 6. Marienburg. Westansicht der Ruine.

lich günstigsten Gegend: Rosenau32, Wolkendorf, Weidenbach33, Neustadt34, Zeiden, Krebsbach, Nussbach, Rotbach, Marienburg, Heldsdorf, Brenndorf, Petersberg, Honigberg, Tartlau, Nyén35). Wie gesagt wurden aber leider in den meisten davon keine archäologischen Untersuchungen durchgeführt; ihr Alter wurde – wie es geschichtswissenschaftliche Tradition und Logik vorschreibt – nach dem Baustil ihrer Kirchen ermittelt, oft als sicherstes Kriterium

32 Die zeitweise unterbrochenen archäologischen Untersuchungen zwischen 19791973, 1976 und 1980 gaben keinen Aufschluss über die Anfänge der Burg. Vgl. Florea C o s t e a : Cercetările arheologice de la Rîşnov-Cetate (Campaniile din anii 1971-1980) [Die archäologischen Untersuchungen auf der Rosenauer Burg (Grabungen 1971-1980)]. In: Cumidava XIV (1989), S. 41-66. Auch die neueren Grabungen von 1998-2005 brachten keine schlüssigen Daten hinsichtlich des 13. Jahrhunderts. Vgl. Adrian A. R u s u , Marcel N. S i m i n a , Peter L. S z ö c s : Râşnov – Cetate, jud. Braşov. II Epoca medievală [Die Rosenauer Burg, Kreis Kronstadt. II. Mittelalter]. In: Cronica cercetărilor arheologice. Campania 1998. A XXXIII-a Sesiune Naţională de Rapoarte Arheologice, Vaslui 30 iunie – 4 iulie 1999, S. 94f.; Angel I s t r a t e , Ioan P a s c u : Râşnov, jud. Braşov. Punct: Cetatea Râşnov [Rosenau, Kreis Kronstadt. Grabungsstelle Rosenauer Burg]. In: Cronica cercetărilor arheologice din România. Campania 2005. A XL-a Sesiune Naţională de Rapoarte Arheologice, Constanţa, 31 mai – 3 iunie 2006, S. 286f. 33 Die Kirche weist Stilelemente der Frühgotik auf. 34 Ein Hinweis wäre das Vorhandensein von wenigen romanischen Stilelementen an der Kirche, dem Namen nach zu urteilen scheint es sich aber um eine spätere, von Kronstadt ausgehende Zweitbesiedlung zu handeln … 35 Der 1301 urkundlich erwähnte Ort Nyén (Thell) gilt als eine der möglichen Lokalisierungen der Kreuzburg. Vgl. Pavel B i n d e r : Contribuţii la localizarea Cruceburgului şi unele probleme legate de ea [Beiträge zur Lokalisierung der Cruceburg und damit verbundene Schwierigkeiten]. In: Cumidava I (1967), S. 124f.

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Abb. 7. Marienburg. Dreiflügelige Pfeilspitze im Brustbereich eines Grabes.

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für das Ansetzen des Ansiedlungsmoments der Sachsen in den verschiedenen Gegenden Siebenbürgens betrachtet36. Um das Gesamtbild der Burzenländer Siedlungen zu vervollständigen, auch wenn das nicht zur eigentlichen Ansiedlungsthematik gehört, muss erwähnt werden, dass 1294 die ersten beiden rumänischen Dörfer urkundlich belegt sind: Bodeln und Tohan (Tohanul Vechi) (Olahteleky), nicht zufällig gebirgsnah gelegen; Nikolaus, der Sohn Simons, comes von Kronstadt, erhält die beiden Orte von Andreas III. (1290-1301), der die vorangehende Schenkung durch Ladislaus IV. dem Kumanen (1272-1290) bestätigt37. Die Besiedlung des Burzenlandes, in zwei großen Etappen, fand nicht planlos statt, sondern folgte einem strategischen Konzept38 der ungarischen Krone. Die erste Etappe ist nicht das Ergebnis des Entschlusses von Gruppen von „Gästen“, ostwärts zu ziehen, sondern ist Teil der Kolonisationsinitiative der ungarischen Krone in Südsiebenbürgen nach der Mitte des 12. Jahrhunderts. Die zweite Etappe – die Berufung des Deutschen Ordens in das Gebiet im Karpatenbogen – geht weit über eine einfache Kolonisation hinaus, da sie Teil eines viel größer angelegten, militärischen und ökumenischen päpstlichen Programms in Südosteuropa im Gefolge des Vierten Kreuzzugs war: dem Kampf gegen das Zweite Bulgarische Reich und seiner Verbündeten, den Kumanen, zur Unterstützung des Lateinischen Kaiserreichs39. Beinahe 800 Jahre lang wird dieses Siedlungsgebiet, das anfänglich besonders wegen seiner Nachbarschaft zu den Petschenegen und Kumanen als wenig ansiedlungsfreundlich galt40, sich dann im Laufe mehrerer Generationen größtenteils zum Distrikt entwickelte, der südöstlichen Ecke Siebenbürgens, ja sogar den Gegenden jenseits der Karpaten seinen wirtschaftlichen und kulturellen Stempel aufdrücken.

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Paul N i e d e r m a i e r (wie Anm. 31), S. 169-171. DIR. C. XIII, S. 403f. Dazu könnte man eventuell, ohne urkundlichen oder archäologischen Beleg für diese Zeitspanne, auch einige andere Dörfer hinzurechnen, alle in den Randgebieten der Burzenländer Senke gelegen, am Fuße der Berge, wie zum Beispiel einige der später zu den Siebendörfern gehörenden Orte (Langendorf, Batschendorf, Zernendorf, Türkeschdorf), vielleicht auch Wladein, Schnakendorf und Zernescht. 38 Siehe zum strategischen Konzept bezüglich der Etappen der Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen: Paul N i e d e r m a i e r (wie Anm. 31), S. 171-174. 39 Şerban P a p a c o s t e a : Înfruntări politice şi spirituale în sud-estul Europei: 12041241 (I) [Politische und geistige Auseinandersetzungen in Südosteuropa: 1204-1241(I)]. In: Anuarul Institutului de Istorie şi Arheologie „A. D. Xenopol“ [Jahrbuch des Instituts für Geschichte und Archäologie „A. D. Xenopol“], Iaşi 26/1 (1989), S. 233. 40 Eine der Thesen zur Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen besagt, dass sie in einem im Mittelalter wenig siedlungsfreundlichen Gebiet angesiedelt wurden. Paul N i e d e r m a i e r (wie Anm. 31), S. 166-169. 37

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Die Besiedlung des Burzenlandes im Lichte der Archäologie

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Summary The Colonization of Burzenland in the 12th-13th Century in Light of Archeology In light of the current state of archeological research, a number of findings are brought forward about the colonization of Burzenland in the 12th-13th century. Preceding the start of the Saxon colonization of Burzenland is the existence of an earthwork fortification on the Lempesch dated to the middle of the 12th century (on the boundary of the villages Sânpetru and Hărman). The colonization of Burzenland within the territorial borders determined in the deed of donation from 1211 was not random but followed a strategic concept of the Hungarian Crown. The colonization occurred in two large stages. The first stage roughly corresponds to the start of the colonization of the south of Transylvania by German colonists after the middle of the 12th century, at the time of Géza II (1141-1162). The second stage involves the appointment of the Teutonic Knights in 1211. The first towns founded by western hospites include Feldioara, Prejmer, Sânpetru, and Hărman, all documented in 1240. Archeological proof of the presence of colonists is provided by the burial site of Feldioara, identified by graves with head alcove, dated with the help of anonymous Hungarian denarii from the second half of the 12th century. The corresponding burial ritual originated in West Europe and can also be found at a number of other burial sites from the German settlement area in the south of Transylvania. Another reference point is the coin found in Prejmer from the time of Béla III (1172-1196) in the layer belonging to the first construction phase. The majority of the Saxon settlements, which belong to the later District of Brașov, were probably founded during the second stage. Without going into more detail on the set of problems with the castles of the Teutonic Order in Burzenland, two castles are discussed, the Feldioara castle and Schwarzburg at Codlea. At the Feldioara castle, the archeological excavations revealed a wall that can be connected to the Teutonic Knights due to the stratigraphic position and design. Even if there are historical controversies about the locations of the five castles erected in Burzenland by the Teutonic Knights within their 14-year presence, the construction of fortifications is inconceivable without the presence of larger numbers of people in the vicinity of the castles first to build the structures and later to secure operations. It is also determined that the Saxon colonies were mainly founded at first in an environment considered unfriendly to colonization due to their Pechenegs-Cuman neighbors. These colonies are still arranged around the original foundation core to this day, and it was very rare to abandon villages, which makes it nearly impossible for the archeologist to trace the dwellings of the first generations of colonists.

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Rezumat Colonizarea Țării Bârsei în secolele XII-XIII în lumina arheologiei Ținând seama de stadiul actual al cercetărilor arheologice sunt aduse în discuție o serie de descoperiri legate de fenomenul colonizării Țării Bârsei în secolele XII-XIII. Începuturile colonizării săsești în Țara Bârsei sunt precedate de existența unei cetăți de pământ pe Dealul Lempeș (în hotarul satelor Sânpetru și Hărman), datată către mijlocul secolului al XII-lea. Colonizarea Țării Bârsei, în limitele teritoriale fixate cu ocazia donației din anul 1211, nu s-a desfășurat la întâmplare ci a corespuns unui concept strategic pus în practică de regalitatea maghiară. Procesul respectiv s-a petrecut în două mari etape. Prima etapă corespunde în linii mari cu începuturile colonizării săsești în sudul Transilvaniei după mijlocul secolului al XII-lea în vremea lui Geza II (1141-1162), iar cea de-a doua are loc odată cu instalarea Ordinului teuton în 1211. Din primul grup de așezări fondate de oaspeții occidentali fac parte: Feldioara, Prejmer, Sânpetru și Hărman, care sunt menționate într-un document din anul 1240. Dovada arheologică a prezenței coloniștilor o constituie necropola de la Feldioara, caracterizată prin morminte cu nișe în dreptul capului, datate prin monede din categoria denarilor maghiari anonimi emiși în a doua jumătate a secolului al XII-lea. Acest tip de ritual funerar își are originile în Europa Occidentală și se întâlnește și într-o serie de alte necropole situate în zona de colonizare germană din sudul Transilvaniei. De asemenea la biserica din Prejmer în nivelul constructiv al primei faze s-a găsit o monedă de la Bela III (1172-1196). În cea de-a doua etapă sunt înființate probabil majoritatea așezărilor săsești care vor face ulterior parte din districtul Brașovului. Fără a intra în problematica fortificațiilor teutone din Țara Bârsei sunt aduse în discuție două cetăți, Feldioara/Marienburg și Cetatea Neagră de la Codlea, în cazul primeia cercetările arheologice scoțând la iveală un zid, care prin poziția stratigrafică și maniera de construcție poate fi pus în legătură cu Ordinul teuton. Chiar dacă există dispute istoriografice în ceea ce privește localizarea celor cinci cetăți despre care se amintește că au fost ridicate de teutoni în cei 14 ani de ședere în Țara Bârsei, nu este de conceput construirea unor fortificații fără prezența unor comunități umane considerabile în apropiere pentru a asigura forța de muncă inițială și buna funcționare a cetăților mai apoi. Se mai constată că localitățile săsești fondate într-un spațiu considerat inițial, în special din cauza vecinătății pecenego-cumanilor, mai puțin favorabil locuirii umane, și-au păstrat până astăzi vatra inițială, procesul de abandonare fiind extrem de redus, ceea ce face aproape imposibilă sarcina arheologului de a surprinde locuințele primelor generații de oaspeți.

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Die Besiedlung des Burzenlandes im Lichte der Archäologie

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Összefoglalás A Barcaság 12.-13. századi betelepítése a régészet tükrében A régészeti kutatások jelenlegi állását figyelembe véve számos olyan ismeret kerül megvitatásra, amelyek a Barcaság 12.-13. században történt betelepítéséhez fűződnek. A szászoknak a Barcaságba való betelepítését megelőzte a Barcaszentpéter és Szászhermány falvak határában, a Lempesen lévő földvár, melynek létezése a 12. századba nyúlik vissza. A Barcaság betelepítése – az 1211-es adománylevélben meghatározott terület határain belül – nem történt véletlenszerűen, hanem ezt a Magyar Királyság egy stratégiai koncepciónak megfelelően hajtotta végre. A betelepítési folyamat két nagy szakaszban zajlott le. Az első szakasz nagyjából megfelel a szászok Dél-Erdélyben való letelepítésének kezdeteivel II. Géza uralkodásának idejében (1141-1162), a 12. század második felében, míg a második szakasz a Német Lovagrend 1211-ben történt letelepítésével esik egybe. A nyugati hospesek (vendégek) által alapított első települések közé tartoznak: Földvár, Prázsmár, Barcaszentpéter és Szászhermány, melyeket egy 1240-ből származó okiratban említenek meg. A telepesek jelenlétének régészeti bizonyítékát a földvári temető képezi, amelyet fejfülkével ellátott sírok jellemeznek; ezeket olyan érmék segitségével soroltak be időrendileg, amelyek a 12. század második felében vert magyar névtelen dénárok csoportjába tartoznak. Ezen temetkezési szokás Nyugat-Európából származik és megtalálható még számos más dél-erdélyi, a német telepesek által lakott területek temetőiben. Egy másik nyom egy III. Béla idejében (1172-1196) vert érme, amit ugyancsak a prázsmári templomban, az első építkezési szakaszból származó színten talátak. Valószínűleg a második szakaszban alapították azoknak a szász településeknek a többségét, amelyek később Brassó kerületet alkották/képezték. Anélkül hogy a Német Lovagrend barcasági erődeinek kérdését feszegetnénk, két vár képezi a megbeszélés tárgyát: a földvári (Marienburg) valamint a feketehalmi Fekete vár. Az első esetében a régészeti ásatások felfedtek egy falat, amelyik a rétegtani helyzete és építési módja alapján a Német Lovagrenddel hozható kapcsolatba. Még ha léteznek is historiográfiai viták azon öt vár helyének meghatározásával kapcsolatban, amelyek úgy vannak feltüntetve, hogy a teuton lovagok építették őket a Barcaságban eltöltött 14 év alatt, mégis kizárt dolog, hogy bizonyos erődítmények felépüljenek, anélkül hogy közelükben figyelemre méltó emberi települések léteztek volna, amelyek eleinte a munkaerőt, majd később a várak megfelelő műkődését biztosították. Ugyanakkor megállapítható, hogy a szász települések, amelyeket az elején főleg a besenyő-kún szomszédság miatt letelepedésre alkalmatlannak tartott

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környéken alapítottak, napjainkig fennmaradtak az eredeti alapítási mag körül, valamint hogy az elhagyási folyamatok nagyon ritkák voltak, ami a régészek számára majdnem lehetetlenné teszi, hogy az első telepesek generációinak lakásait nyomon követhessék.

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Z U R D AT I E R U N G D E R E VA N G E L I S C H E N K I R C H E I N TA R T L A U Von Radu Robert H e i t e l † 1

Im Frühjahr 1964 wurde bei der Münzabteilung der Bibliothek der Rumänischen Akademie die in dem Baustratum (Grabungsschnitt SVa) der Tartlauer Kreuzkirche aufgefundene Münze in die Zeitspanne 1235-1270 (Béla IV.) datiert. Angesichts neuer Informationen seitens der Numismatiker aus Budapest wurde diese erste Datierung revidiert und die Münze der Herrschaftszeit König Bélas III. (1172-1196) zugeschrieben2. Diese einigermaßen überraschende Datierung3 warf von Neuem die Frage nach den Anfängen der Tartlauer Kirche auf.

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Aus dem Nachlass von Dr. Radu Heitel herausgegeben von Daniela Marcu Istrate. Der Beitrag wurde am 30. Dezember 1964 beendet. Zwei maschinengeschriebene Exemplare sind erhalten geblieben. Das erste trägt undatierte handschriftliche Korrekturen mit Tinte; das zweite weist undatierte handschriftliche Korrekturen und Anmerkungen mit blauer Tinte auf sowie Anmerkungen vom 7. Juni 1994 mit schwarzem Kugelschreiber. Der Ordner, in dem der Beitrag gefunden wurde, enthält zwei Beschreibungen der Münze von 1962 und 1964, beide unterzeichnet von Octavian I l i e s c u . Der in rumänischer Sprache verfasste Text des Typoskripts wurde wörtlich beibehalten, desgleichen die Anmerkungen. Nur wo es unbedingt nötig schien, wurden Ergänzungen hinsichtlich der Veröffentlichung der Münze und der archäologischen Untersuchungen in Marienburg hinzugefügt. Anmerkungen der Herausgeberin werden im Folgenden mit D.M. gekennzeichnet. 2 Die Reinigung der Münze erforderte ziemlich lange Zeit; die erste im Text erwähnte Bestimmung folgt der bekannten Arbeit von László R é t h y : Corpus nummorum Hungariae. Bd. I. Budapest 1899, Nr. 280. Die Wiederaufnahme des Themas ist dem Erscheinen einer neuen Arbeit zu verdanken, Emil U n g e r : Magyar Eremhatározó [Ungarische Münzbestimmung]. Bd. I. Budapest 1960, wo die Münze (Nr. 103) König Béla III. zugeschrieben wird. Die Münze befindet sich heute (1964) im Münzkabinett der Bibliothek der Akademie der Rumänischen Volksrepublik. 3 Die Münze wurde veröffentlicht von Elena I s ă c e s c u : Creșterea colecțiilor. Caiet selectiv de informare [Sammlungserweiterung. Ausgewählte Mitteilungen]. In: Cabinetul numismatic al Bibliotecii Academiei Române [Münzkabinett der Bibliothek der Rumänischen Akademie] 12 (1965) 371, Nr. 584. Zur Analogie der Münze vgl. Lajos H u s z á r : Münzkatalog Ungarn von 1000 bis heute. Budapest 1979, Nr. 200. Die Münze ist eigentlich ein Brakteat, dessen Datierung „unsicher ist und nur in den Zeitraum zwischen Ende des 12. Jahrhunderts und Mitte des 13. Jahrhunderts fallen kann. Es ist nicht genau zu

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Frühe Datierungen dieser Kirche (unter früh verstehe ich das Ansetzen des Erbauungszeitpunktes zwischen der zweiten Hälfte des 12. und der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, bis 1241) wurden auch bisher schon vorgeschlagen, doch sind sie mangels sicherer archäologischer Nachweise eigentlich reine Hypothesen. Für frühe Datierungen beziehe ich mich hauptsächlich auf Hermann Phleps, der die Tartlauer Kirche glaubhaft dem Deutschen Orden zugeschrieben hat4, also ihren Erbauungszeitpunkt in das erste Viertel des 13. Jahrhunderts festlegt. Victor Roth, der bekannte Erforscher siebenbürgischer Baudenkmäler, wirft die Datierungsfrage wieder auf, im Rahmen seiner Ausführungen zur Verwandtschaft zwischen der Kirche der Tartlauer Burg und der Kirche des Zisterzienserklosters von Kerz5. Roth führt die Urkunde von 1240 an, durch die der ungarische König Béla IV. dem „Zisterzienserkloster“6, höchstwahrscheinlich dem Zisterzienserkloster von Kerz (ein Tochterkloster von Egresch, das seinerseits von Pointigny aus gegründet wurde)7, einige Kirchen des Burzenlandes, darunter auch die Kirche von Tartlau, verliehen hatte. Roth unterstreicht seine Zweifel an der Erbauung der Kirche durch den Deutschen Orden, der sich von 1211 bis 1225 im Burzenland aufgehalten hat, und kommt zu folgendem Schluss: Wenn es tatsächlich der Orden war, der hier eine Kreuzkirche errichtet hat, wurde diese sicher während des Mongolensturms von 1241 zerstört8. Für die zisterziensischen Stilmerkmale nimmt er berechtigterweise eine Entstehungszeit nach 1240 an, dem Jahr, als die Kirche den Zisterziensern überlassen wurde. Allerdings schlägt er als Erbauungsjahr 1244 vor, nach der Jahreszahl auf dem Eisenband einer Tür. Dieser Datierung, die auf einer irrigen Lesart der Jahreszahl 1544 beruht, die zwar mit arabischen Ziffern, aber in einer für

ermitteln, ob der Name Béla auf diesen Münzen Béla III. oder Béla IV. zuzurechnen ist“. Vgl. H u s z a r ), S. 53 (D.M.). 4 Hermann P h l e p s : Ost- und Westgermanische Baukultur. Berlin 1934, S. 31 u. 33. Siehe dazu allgemein d e r s .:  Auf Spuren der ersten Bauten des deutschen Ritterdordens im Burzenland in Siebenbürgen. Berlin 1927, S. 7-9. 5 Victor R o t h : Deutsche Kunst in Siebenbürgen. Berlin, Hermannstadt 1934, S. 70ff. 6 Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen. Bd. 1. Hg. Franz Z i m m e r m a n n u. a. Hermannstadt 1892, Nr. 76; Documente privind istoria României. C. Transilvania. Veacul XI, XII și XIII. Vol. I (1075-1250) [Urkunden zur Geschichte Rumäniens. C. Siebenbürgen. 11., 12. und 13. Jh. Bd. 1 (1075-1250)]. (Bucureşti 1951) Nr. 267. Zur Interpretation der Urkunde vgl. Virgil V ă t ă ș i a n u : Istoria artei feudale în Țările Romîne [Die Geschichte der Kunst in der Zeit des Feudalismus in den rumänischen Fürstentümern]. Bd. 1. Bucureşti 1959, S. 105. 7 Auf Exemplar 1 Ergänzung mit Tinte: „vielleicht durch ein Zisterzienserkloster in Ungarn“ (D.M.). 8 Victor R o t h (wie Anm. 5), S. 71. Im Text wird als mögliches Jahr der Zerstörung 1242 angegeben, Roth meinte zweifellos den Mongolensturm von 1241/1242.

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Zur Datierung der evangelischen Kirche in Tartlau

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Siebenbürgen charakteristischen gotischen Schreibweise dargestellt ist, kann man jedoch nicht zustimmen9. Die Verwandtschaft einiger Stilelemente an der Tartlauer Kirche mit den zisterziensertypisch gestalteten Bauformen von Kerz sind den meisten Wissenschaftlern aufgefallen, die sich mit Tartlau befasst haben10. Doch bevor ich dazu Stellung nehme, möchte ich noch zwei der neuesten Arbeiten allgemeinerer Art anführen, welche die Datierungsfrage wieder aufnehmen11. So weist Professor Virgil Vătăşianu12 aufgrund von Untersuchungen vor Ort eine Datierung des heutigen Mauerwerks vor das Jahr 1250 kategorisch zurück13, und Professor Architekt Grigore Ionescu meint, der ursprüngliche Kirchenbau stamme „aus dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts“14 und der Grundriss sei letztendlich eine Abwandlung des Plans der Kerzer Kirche15.

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Siehe dazu den Kommentar von Professor Virgil V ă t ă ș i a n u (wie Anm. 6), S. 107. Ich weise darauf hin, dass die Tür während der Untersuchungen auf der Grabungsstätte des Rumänischen Denkmalamts (Direcția Monumentelor Istorice) wiedergefunden wurde und gegenwärtig dort aufbewahrt wird. Es wäre zu empfehlen, sie sehr sorgfältig zu erhalten und, falls mit allen aufgefundenen Stücken nach der Restaurierung ein kleines Museum eingerichtet würde, sie darin auszustellen; sollte das Museum nicht zustande kommen, muss sie, zusammen mit den anderen archäologischen Materialien, dem Kronstädter Museum übergeben werden. 10 Siehe z. B. Anton H e c k l e r : Ungarische Kunstgeschichte. Berlin 1937, S. 14. 11 Exemplar 2: Ergänzung mit Tinte: „unter Anführung der erwähnten Analogien“ (Anm. D.M.). 12 V ă t ă ş i a n u (wie Anm. 6), S. 103-107. 13 Ebenda, S. 107. 14 Grigore I o n e s c u : Istoria arhitecturii în România [Die Geschichte der Architektur in Rumänien]. Bd. 1 București 1963, S. 94ff. 15 Ich rufe hier in Erinnerung, dass bei der Untersuchung des Mauerwerks Teile des ursprünglichen Dachgesimses der Kirche entdeckt wurden; diese sind aus Stein, mit einfacher Profilierung und mit Knospen geschmückt. Das Vorhandensein dieser Simse wurde schon vor längerer Zeit von Professor Architekt Horia Teodoru festgestellt. Ich muss hinzufügen, dass ich bei Untersuchungen im Lapidarium der römisch-katholischen Kathedrale von Weißenburg ein Gesimsfragment (Inv.Nr. 42) vorgefunden habe, das beinahe identisch gestaltet ist wie die Gesimse von Tartlau. Das Fragment scheint vom ursprünglichen Gesims des Nordarms des Querschiffs der Kathedrale zu stammen und wurde höchstwahrscheinlich während der Restaurierungsarbeiten von 1907-1917 herausgelöst. Zugleich wäre bezüglich der Gewölbegestaltung bei der Kerzer Zisterzienserkirche sowie bei der Tartlauer evangelischen Kirche zu sagen, dass doch bemerkenswerte Unterschiede vorhanden sind (die „angesichts des zu überwölbenden Raums gerechtfertigt“ sind; Ergänzung auf Exemplar 2, unterstrichen im Jahr 1994: Anm. D.M.). Haben wir es in Kerz in der Apsis mit einem sechsteiligen Rippengewölbe zu tun, so ist das bei Tartlau anders, auch wenn die Bauweise nach zisterziensischem Usus klar zu erkennen ist. Vgl. R o t h (wie Anm. 5), S. 21; I o n e s c u (wie Anm. 15), S. 95. Abschließend erwähne ich auch die Entdeckung an der Außenseite der Tartlauer Kirche, am östlichen Arm, nach Entfernung des späteren (1803) Anbaus unter dem (heute zugemauerten) Rundfenster, von zwei schmalen Öffnungen mit Spitzbogen, vergleichbar mit der Fenstergestaltung

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Meine 1962 durchgeführten Ermittlungen auf der Grabungsstätte des rumänischen Denkmalamts bestätigten größtenteils die Beobachtungen der Forscher, die auf eine Verwandtschaft zwischen den Kirchen von Tartlau und Kerz hingewiesen haben, doch brachten sie zugleich einige strukturbezogene Unstimmigkeiten zum Vorschein, die den archäologischen Untersuchungen neue Impulse verliehen. Am stärksten fiel beim Maueraufbau der Kirche ins Auge, dass die Mauern ab Fundament bis zu einer bestimmten, ungleichmäßigen Höhe aus Steinblöcken bestehen; die restliche Kirche ist aus Kalkstein (wie auch im internen Bericht an das Denkmalamt vom 16. August 1962 vermerkt). Dieser Befund, zusammen mit einigen im Laufe der archäologischen Untersuchungen erhaltenen Informationen, ließ auf durchgreifende Veränderungen des Bauwerks im Laufe der Jahrhunderte schließen16. Die Entdeckung der eingangs erwähnten Münze, für die Forschung dringend notwendig, eröffnete neue Möglichkeiten zur Lösung eines Grundproblems im Falle dieser Kirche, nämlich deren Datierung. Die erste Interpertation der Münze (Béla IV., 1235-1270) schien die Datierungsfrage mit dem Erbauungszeitpunkt in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts endgültig beantwortet zu haben, und gab erneut Anlass zu der Frage: Welche ist die den Zisterziensern am 21. März 1240 überlassene Kirche? Die sich anbietende Antwort war, dass es jedenfalls vor der heutigen eine andere Kirche gegeben hat, die 1240 von den Zisterziensern übernommen und 1241 vollständig zerstört wurde, weshalb es in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zum Bau einer neuen Kirche kam. Die archäologisch festgestellten strukturellen Veränderungen sind demnach späteren Datums. Die letztere, wie es scheint sehr sichere Datierung der Münze bestätigt17 auch die Annahmen zu den Anfängen des Baudenkmals in dem Sinne, dass die Hypothese eines wahrscheinlichen Baubeginns in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts plausibel erscheint, und wenn die Kirche auch kein Werk des Deutschen Ordens ist18, könnte sie die Kirche einer Siedlergruppe sein, die im Burzenland unter dem Schutz und Einfluss der Deutschordensritter ein solches Bauwerk errichtet hat19. in Kerz; das ist ein unzweifelhafter Beweis dafür, dass die heutigen gotischen Fenster der Tartlauer Kirche nicht die ursprünglichen sind. 16 Exemplar 2, Anmerkung vom 7. Juni 1994: „glaube ich nicht mehr? Es war ein Material, das sich für den Gewölbebau eignete“ (Anm. D.M.). 17 Der maschinengeschriebene Text bestand aus zwei Abschnitten, die durch eine Korrektur mit Tinte auf Exemplar 1 vereint wurden. Es wurde die korrigierte Fassung übernommen, zweifellos klarer, in der Annahme, dass diese die endgültige Meinung des Verfassers wiedergibt. (Anm. D.M.). 18 Exemplar 2, Anmerkung am Rand des Abschnitts: „die Deutschordensritter hätten sie auch befestigt, doch stammt die Wehranlage sicher aus dem 15. Jahrhundert“ (Anm. D.M.). 19 Aus den Gesprächen mit Münzkundigen geht hervor, dass die Münze aus der Zeit Bélas III. auch später in diesem Raum in Umlauf sein konnte. Andererseits kann man an-

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Die Datierung wird anhand nachfolgender Untersuchungen und Analogien erlauben, die Anwesenheit dieses zentralen Bautyps unter den so anders gearteten mittelalterlichen siebenbürgischen Kirchenbauten erklären zu helfen. Schlussfolgernd ist zu sagen, dass gegenwärtig nicht entschieden werden kann, ob diese Kirche im Jahr 1241 fertiggestellt war oder nicht20; was aber als sicher angenommen werden kann, ist ihre grundlegende Umgestaltung nach 1241 beziehungsweise dass der größte Teil der Bautätigkeit nach dem Mongolensturm von 1241/1242 stattfand21 und von einem Meister geleitet wurde, der dem Zisterzienserorden angehörte, sicherlich einer jener Handwerker, die auch beim Bau der Kerzer Kirche mitgewirkt haben22.

gesichts des gegenwärtigen Standes der archäologischen und historischen Forschung ein Vorhandensein von Kolonistensiedlungen vor der Ankunft des Deutschen Ordens nicht voraussetzen (Exemplar 2, Anmerkung am Rand des Abschnitts: „dennoch, Marienburg aber auch die Geschichte mit …“; Weiteres unleserlich). Der Verfasser bezieht sich auf die Entdeckung des Gräberfelds von Marienburg durch Radu P o p a , aufgrund dessen man eine Besiedlung des Burzenlandes schon ab Mitte des 12. Jahrhunderts annehmen konnte beziehungsweise das sichere Vorhandensein einer Gruppe von hospites vor der Ankunft des Deutschen Ordens. Vgl.: Feldioara – Marienburg. Contribuţii arheologice la istoria Ţării Bârsei [Feldioara – Marienburg. Archäologische Beiträge zur Geschichte des Burzenlandes]. Hg. Adrian I o n i ţ ă u. a. Bucureşti 2004; Adrian I o n i ț ă : Mormintele cu gropi antropomorfe din Transilvania și relația lor cu primul val de colonizare germană [Gräber mit anthropomorphen Formen und ihr Bezug zur ersten deutschen Kolonisationswelle]. In: Relații interetnice în Transilvania secolele VI-XIII [Interethnische Beziehungen in Siebenbürgen im 6.-13. Jahrhundert]. Hg. Zeno K. P i n t e r u. a. Bucureşti 2005 (Bibliotheca Septemcastrensis 12), S. 217-228 (Anm. D.M.). 20 Professor Virgil V ă t ă ş i a n u (wie Anm. 6, S. 106) erwähnt bezüglich des kreuzförmigen Grundrisses ähnliche Kirchen aus Norddeutschland, die aber „aus dem ersten und zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts“ datieren. Wir vermerken eine Kapelle mit ähnlichem Grundriss in Krükenburg, die 1124 beendet wurde; siehe Otto S c h u b e r t : Gesetz der Baukunst. 2 Bde. Leipzig 1955, hier Bd. 2, S. 33, Abb. 63, und Bd. 1, S. 38. 21 Exemplar 2, Anmerkung am Rande des Abschnitts „es kommen die Kapellen hinzu“ (Anm. D.M.). 22 Exemplar 2, Ergänzung am Ende des Typoskripts am 7. Juni 1994: „Eine ‚Änderung‘ der Datierung von Kerz ist notwendig – neuerliche Analyse Entz Geza und [unleserlich] Klaus Popa“. Hier bezieht sich Heitel vermutlich auf die Beiträge von Géza E n t z : Le chantier de Kerz (Cîrța). In: Acta Historiae Artium (AHA) 9 (1963), 1-2, S. 3-38, und Klaus P o p a . In: Neuer Weg vom 05.01.1988 (Anm. D.M.).

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Summary Data Concerning the Evangelical Church in Prejmer The material, written in 1964, was found in the personal archives of archaeologist Radu Heitel, the scientific coordinator of the archaeological research in Prejmer, and it is published as such, with notes of Daniela Marcu Istrate. The text synthesizes the stage of research concerning the church in Prejmer, with vague referring to the archaeological investigations. The accent of the article is on interpreting a brakteate coin, based on which the building of the church is assumed to have been during the first half of the 13th century, its patrons being the Order of the Teutonic Knights. After 1241 the building was restored by a team led by a master belonging to the Cistercian Order.

Rezumat Cu privire la datarea bisericii evanghelice din Prejmer Materialul, redactat în anul 1964, provine din arhiva arheologului Radu Heitel, coordonatorul științific al săpăturilor arheologice de la Prejmer, și este publicat ca atare, cu adnotări făcute de Daniela Marcu Istrate. Textul sintetizează stadiul cercetărilor privind biserica din Prejmer, cu vagi referiri la investigațiile arheologice. Accentul este pus pe interpretarea unei monede brakteate descoperite în săpături, pe baza căreia construirea bisericii este presupusă a fi avut loc în prima jumătate a veacului al XIII-lea sub patronajul ordinului teuton. După 1241 clădirea a fost refăcută de o echipă condusă de un meșter aparținând ordinului cistercian.

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Zur Datierung der evangelischen Kirche in Tartlau

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Összefoglalás Adatok a prázsmári evangélikus templom építésének időpontjával kapcsolatban Az 1964-ben írott anyag Radu Heitel régész, a prázsmári régészeti ásatások tudományos vezetőjének a levéltárából származik és Daniela Marcu Istrate megjegyzéseivel kiegészítve adták ki. A szöveg összefoglalja a prázsmári templommal kapcsolatos kutatások állását, némi utalásokkal a régészeti vizsgálatokra. A fő hangsúly egy, az ásatások során talált brakteát érme elemzésén van, amely alapján feltételezhető, hogy a templom a 13. század első felében, a Német Lovagrend védnöksége alatt épült. Az épületet egy, a ciszterci rendhez tatozó mester vezetése alatt építették át 1241 után.

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NEUE ERKENNTNISSE ZU DEN A N F ÄN G E N D E R TA R T L A U E R K I R C H E Von Daniela M a r c u I s t r a t e 1 Die evangelische Kirche von Tartlau ist zweifellos eines der prominentesten siebenbürgischen Baudenkmäler, einmal dank ihres zentralen Grundrisses, aber auch, weil sie mit zwei geschichtlichen Ereignissen in Verbindung gebracht werden kann, die diesen Raum am stärksten geprägt haben: die Anwesenheit des Deutschen Ordens und die Tätigkeit des Zisterzienserordens in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die Erwähnung des Tartlauer Bachs als eine der Grenzen des von König Andreas II. im Jahr 1211 dem Deutschen Orden verliehenen Territoriums ist das Hauptargument dafür, die Siedlungsgründung in dieselbe Zeitspanne anzusetzen. Der kreuzförmige Grundriss der Kirche, in diesem Teil Europas einzigartig, war mit ein Grund dafür, ihren Bau ganz besonderen Umständen zuzuschreiben – und die Anwesenheit der Deutschordensritter entsprach einem solchen Sonderfall. Die Tartlauer Kirche wird 1240 erwähnt, als König Béla IV. dem Zisterzienserorden das Patronatsrecht verleiht, der in Siebenbürgen Anfang des 13. Jahrhunderts das Kerzer Kloster gegründet hatte. Obwohl aus der Urkunde keine direkte Beziehung zwischen dem Tartlauer und dem Kerzer Orden hervorgeht, wurde die Kirche wegen der zahlreichen Ähnlichkeiten in Baustruktur und künstlerischer Gestaltung meist mit der Bauhütte von Kerz im Fogarascher Land in Verbindung gebracht. Trotz dieser äußerst vielversprechenden geschichtlichen Voraussetzungen blieb die Tartlauer Kirche ein in fachlicher Hinsicht wenig bekannter Bau; die Möglichkeit einer direkten Untersuchung beschränkte sich auf den Zugang anlässlich der Restaurierung durch das Rumänische Denkmalamt (Direcția Monumentelor Istorice) in den Jahren 1962-19672. Bis heute sind die damaligen Un1

Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen des Projekts „Postdoc-Programme zur nachhaltigen Entwicklung in einer wissensgestützten Gesellschaft“ gefördert, Vertrag POSDRU/89/1.5/S/60189; das Projekt wurde kofinanziert vom Europäischen Sozialfonds durch das Sektorielle Operationelle Programm zur Entwicklung der Humanressourcen 2007-2013. 2 Eine Zusammenfassung des Forschungsstandes, der Entwicklung der Kirche und der Literatur zum Thema in Sanda S a l o n t a i : Biserica fortificată din Prejmer [Die Tartlauer Kirchenburg]. București 2006.

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tersuchungen in ein gewisses Dunkel gehüllt, weil die einzige Veröffentlichung darüber ein knapper Bericht der die Restaurierungsarbeiten koordinierenden Architektin Mariana Angelescu war. Die Ergebnisse der von Radu Heitel geleiteten archäologischen Untersuchungen blieben völlig unbekannt, was meist als Rechtfertigung dafür gilt, wie wenig wir über dieses Baudenkmal wissen. Anlass für die vorliegenden Ausführungen ist das Zusammentragen von Teilen der archäologischen Dokumentation, bestehend aus: acht Berichten aus den Jahren 1962-19643, zwei Baustellentagebüchern, mehreren Bleistiftzeichnungen auf Millimeterpapier mit handschriftlichen Anmerkungen, einer zeichnerischen Darstellung des Westteils der Kirche auf Transparentpapier, zwei allgemeinen Grundrissen der Burg und einigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen4. Außerdem enthält der Ordner Tartlau eine Vielzahl von Unterlagen zur Arbeitsplanung, durch die dem Archäologen meist mitgeteilt wird, was er genau zu tun hat, da die archäologischen Untersuchungen vollständig den Restaurierungsarbeiten untergeordnet waren5. Die zusammengetragenen Texte sind meist nicht viel mehr als knappe Arbeitsberichte, in denen allgemeine Bemerkungen über den Werdegang der untersuchten Bauten, den Restaurierungsfortschritt sowie verwalterische Angelegenheiten festgehalten sind. Es gibt nur unbestimmte Hinweise auf archäologische Belange, da die Unterlagen praktisch während der Grabungen oder kurz nach Beenden einer Etappe verfasst wurden. Unter diesen Umständen ist es verständlich, dass manche fachliche Auslegungen einander widersprechen, weil sich ja die Datenlage, auf die sich der Archäologe stützte, bis zum Baustellenabschluss fortwährend änderte, wohl ohne dass danach die Möglichkeit zu Systematisierung und entsprechender Weitervermittlung bestand. Zu 80 % bezieht sich der Verfasser eigentlich auf Putzuntersuchungen und Beschreibungen des Mauerwerks, einschließlich der künstlerischen Formensprache und der Entwicklung der Gewölbegestaltung. Mehrere Seiten sind zum Beispiel den Umgestaltungen aus dem 18. Jahrhundert gewidmet, einschließlich jener an Gesimsen und Dächern. Auch behandelt ein guter Teil der Berichte (etwa 30 %!) allgemeine Belange bezüglich des Zusammenhangs der Tartlauer Kirchenbaustelle mit der Zisterzienser Bauhütte von Kerz sowie der Analogien mit der katholischen Kathedrale von Weißenburg. 3

Darunter ein undatierter Bericht, nach Abschluss der Untersuchungen verfasst, meiner Meinung nach in die Zeitspanne 1963/1964 einzuordnen. 4 Ein paar weitere Fotografien sind im Archiv des Rumänischen Instituts für Baudenkmäler (Institutul Naţional al Monumentelor Istorice) zu finden. Mein herzlichster Dank für den Hinweis und den Zugang zu den Aufnahmen geht an Frau Iosefina Postăvaru. 5 Eine detaillierte Analyse der archäologischen Dokumentation zu den Grabungen sowohl an der Kirche als auch an der Wehranlage in Daniela Marcu I s t r a t e : Contribuţii la istoria bisericii evanghelice şi a cetăţii din Prejmer pe baza săpăturilor arheologice realizate de Radu Heitel [Beiträge zur Geschichte der evangelischen Kirche von Tartlau aufgrund der Grabungen Radu Heitels]. In: Ars Transsilvaniae 21 (2011), S. 135-153.

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Der Bericht vom 30. Dezember 1964 bildet eine Ausnahme. Es ist ein zu Grabungsabschluss verfasster Text, der einen ungefähren Überblick bietet, auch wenn manche Behauptungen nicht auf konkreten technischen Daten fußen. Auch ist der Text mit einem kritischen Apparat versehen, was vermuten lässt, dass der Verfasser die Absicht hatte, ihn zu veröffentlichen. Die zwei Ausfertigungen des Berichts tragen Randbemerkungen, die jüngsten nur kurz vor dem viel zu frühen Ableben des Archäologen Radu Heitel im Jahr 1994 verfasst. Die Kohärenz des Textes war Grund dafür, eine unveränderte Veröffentlichung vorzuschlagen, in der Annahme, dass er – in großen Zügen – den abschließenden Standpunkt des Verfassers wiedergibt, sowohl bei Grabungsabschluss als auch bei der Durchsicht nach 30 Jahren6. Von allen Unterlagen den größten Wert besitzen aber die während der Grabungen angefertigten Befundzeichnungen und die wenigen fotografischen Aufnahmen. Das graphische Material besteht aus mehreren Bögen Millimeterpapier in sehr verschiedenen Größen, mit Bleistiftzeichnungen im Maßstab 1 : 20, 1 : 50 oder ohne Maßstab, mit späteren Hervorhebungen mit Farbstift oder Tinte. Die in diversen Ordnern und Schachteln verstreuten Zeichnungen schienen auf den ersten Blick recht oberflächlich, doch dokumentieren sie, näher betrachtet, in der Arbeitsweise der 1960er Jahre, die gesamte Grabung. Es ist kein Gesamtplan erhalten geblieben, aber mehrere Skizzen von Hand oder auf Architekturzeichnungen, anhand derer sich der Endstand der archäologischen Untersuchungen von Tartlau in den 1960er Jahren rekonstruieren ließ. Die Bemühungen um eine Übereinstimmung von zeitgleich verfassten Baustellenzeichnungen und der Bauaufnahme von Kirche und Burg erforderte einige Kompromisse, über die man im Gesamtkontext jedoch hinwegsehen kann. Die auf diese Weise erzielte Gesamtbefundzeichnung entspricht meiner Meinung nach den Tatsachen, mit vernachlässigbarer Fehlerquote (Abb. 1) 7. Das Hauptproblem bezüglich dieser Grabungszeichnungen ist das beinahe vollständige Fehlen von Angaben zum Verhältnis zwischen den vorgefundenen Überresten oder den aufgedeckten Fundamenten, das heißt nähere Bestimmungen zu Lage oder Bauweise (Anmerkungen wie angebaut, verzahnt, nebenstehend, vorgesetzt, nachgestellt usw.). Genauso schwierig ist die Einschätzung der Strukturen in der Nähe der vorhandenen Mauern: Sind es Ausbuchtungen der Grundmauern, die sich mehr oder weniger stark in das Kircheninnere hineinziehen, oder gehören sie vielleicht einer anderen Bauetappe an? Auf dem Gesamtplan der vorgefundenen Überreste/Baustrukturen (Abb. 1) ist zu 6 Radu Robert H e i t e l : Zur Datierung der evangelischen Kirche in Tartlau, S. 125-131 im vorliegenden Band, S. 125-131. 7 Die Fachliteratur bietet mehrere Bauaufnahmen der Tartlauer Kirche, doch stimmt keine davon mit den Skizzen der Restaurierungsunterlagen überein. Zur Erstellung eines Gesamtplans der Untersuchungen und Befunde habe ich letztendlich die Bauaufnahme von Hermann Fabini benützt, vgl. Hermann F a b i n i : Atlas der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen und Dorfkirchen. Bd. 1. Hermannstadt 1998, S. 731.

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Abb. 1. Gesamtplan der archäologischen Untersuchungen und Befunde von Radu Heitel (Rekonstruktion aufgrund der archäologischen Zeichnungen sowie der Bauaufnahme von 1962 nach Hermann Fabini).

sehen, dass sie relativ zahlreich sind und mit Sicherheit mehreren Bauetappen angehören; ihre kontextgebundene Beschreibung stammt zum Großteil von mir und enthält Erläuterungen wie „Mauer unter dem Bodenbelag“, „auf die Mauer aufgetragene Schicht“ oder ähnliche Kommentare zur Gebäudeentwicklung.

Beschreibung der archäologischen Untersuchungen Die archäologischen Untersuchungen8 (Abb. 1) an der Tartlauer Kirche waren zweckgebunden und wurden während der Restaurierungsarbeiten durchgeführt; sie beschränkten sich auf fünf Schnitte mit unterschiedlichen Ausmaßen, einer davon zur Gänze außerhalb der Kirche liegend. Schnitt S III und S IV untersuchten den Ostteil der Kirche zu beiden Seiten des Altars, S VI ist ein fast vollständiger Schnitt durch den Westarm, doch ging man dabei nicht über die Mauern des Baus hinaus und stellte so keine Verbindung zum Außenbereich her. Ein anderer Schnitt in Ost-West-Richtung wurde im Nordarm hergestellt (S VII). Die8

Die Untersuchungen fanden während folgender Zeitspannen statt: 9.–21. April 1962, 22. Juli – 16. August 1962 und 17.–30. September 1962.

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136 se linearen Grabungen wurden zu einigen vom Verfasser Radu Heitel mit Kleinbuchstaben notierten Flächen (S IIIa usw.) ausgeweitet, zwei weitere Felder kennzeichnete ich mit C1 und C2. Eine Reihe von Texten sowie Zeichnungen lassen allerdings darauf schließen, dass die Deckschicht im Kircheninneren während der Restaurierungsarbeiten zum Großteil (vielleicht zur Gänze?) abgetragen wurde, wohl um die alten Bodenbeläge und die lockere Füllung zu entfernen, die sich meist in Kirchen ansammelt, und einen neuen Belaguntergrund zu schaffen. Dem Archäologen war es nicht möglich, diese Arbeiten zu koordinieren; er wurde nur hinzugezogen, wenn Überreste zum Vorschein kamen (wie z. B. die „Vorhalle“ im Westteil der Kirche) und wohl auch zur regelmäßigen Begutachtung des Arbeitsfortschritts. Die Baustellenzeichnungen lassen auf ein kontinuierliches Abtragen der Oberflächenschicht im Außenbereich dicht an der Kirche schließen. Diesen Arbeiten stand der für die Restaurierungsarbei-

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Abb. 2. Ursprünglicher Grundriss der Tartlauer Kirche (Rekonstruktion aufgrund der Grabungsergebnisse von Radu Heitel; Mustergrundriss übernommen von Sanda Salontai).

Abb. 3. Grundriss mit den Bauetappen II und III.

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ten zuständige koordinierende Architekt vor; sie dienten der Freilegung des ursprünglichen Sockels.

Hauptergebnisse der Untersuchungen Anhand der Grabungen und Abtragungen im Rahmen der Restaurierungsarbeiten konnte der ursprüngliche Kirchengrundriss rekonstruiert werden9: ein gleicharmiges Kreuz, jeder Arm mit quadratischem Joch und einer Apsis in Form eines halben Sechsecks. Über der von vier Säulen markierten Vierung erhebt sich ein achteckiger Turm. Der östliche Arm wurde von zwei rechteckigen Anbauten eingerahmt, zu denen im Norden und Süden zwei weitere quadratische Anbauten hinzukamen, sodass bis zur Entstehung der entsprechenden Apsiden die Gesamtfläche besetzt war. Es ist anzunehmen, dass der Westteil der Kirche10 den gleichen Grundriss hatte, doch konnten die eher begrenzten Grabungen diese Annahmen nicht ausreichend klar nachweisen; sie belegen bloß die rechteckigen Anbauten, die quadratischen werden nicht behandelt. Auf dem vom Architekten vorgelegten Grundriss sind diese Räumlichkeiten nicht vorhanden, obwohl die archäologischen Ermittlungen diese vermuten lassen, sowohl aufgrund der beiden Mittelpfeiler als auch des Verlaufs der im Südteil aufgedeckten Überreste (im Schnitt SVIb). Die Texte lassen darauf schließen, dass die Räumlichkeiten an der Westseite nicht auf Grundmauerebene mit dem entsprechenden Kreuzarm verbunden waren, was vielleicht auf eine Planungsänderung im Verlauf der Bauarbeiten hindeutet. Trotzdem unterscheiden sich diese Anbauten von den östlichen nicht nur durch ihre eigenständige Gründung, sondern auch durch die sie durchquerenden Mauern, deren Überreste während der Restaurierungsarbeiten freigelegt wurden. Sowohl Archäologe als auch Architekt waren sich einig, dass diese Mauern die entsprechenden Räume komplett voneinander abgeteilt hatten, und ihre Darstellung auf den archäologischen Zeichnungen ist ein deutlicher Beweis dafür, dass sie nicht zum ursprünglichen Baukonzept gehört hatten11 (Abb. 3, 5). 9 Eine Zusammenfassung der Befunde während der Restaurierungsarbeiten, einschließlich einiger aus den Berichten Radu H e i t e l s übernommenen Schlussfolgerungen archäologischer Natur, wurde von der koordinierenden Architektin veröffentlicht, vgl. Mariana A n g e l e s c u : Noi date rezultate din recentele cercetări asupra evoluţiei complexului fortificat de la Prejmer [Neue Ergebnisse der letzten Untersuchungen zur Entwicklung der Wehranlagen in Tartlau]. In: Sesiunea ştiinţifică a Direcţiei Monumentelor Istorice, ianuarie 1963, S. 40-49. 10 Die Überreste des Westarms kamen wahrscheinlich bei Abtragungsarbeiten des Bauunternehmens zum Vorschein, da in diesem Teil der Kirche keine archäologische Grabung belegt ist. Die Baustellenzeichnung, die den Mauerverlauf festhält, zeigt Reste von aufsteigenden Mauern, die meist eine Dicke von 1 m nicht überschreiten und ohne Ausbuchtungen der Grundmauer. 11 Die Architektin beschrieb die vier Räume im Westabschnitt, doch im veröffentlichten Grundriss besitzen die Quermauern eine separate Legende. Vgl. A n g e l e s c u : Noi date (wie Anm. 8), S. 42 und Abb. 10.

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Abb. 4. Grabungsplan vom Südteil der Kirche – S III.

Die Gebäudeecken sind durch schräge Strebepfeiler aus derselben Bauetappe verstärkt. Der Strebepfeiler des kleinen nordöstlichen Anbaus wurde teilweise untersucht (Feld C2), und auf der graphischen Darstellung ist zu sehen, dass das Sockelprofil dem Umriss des Pfeilers folgt12. Zwei senkrecht an den Bau 12

Die Rekonstruktion des baulichen Werdegangs behandelt die schrägen Strebepfeiler unterschiedlich; für dieselbe Bauetappe markiert sie bloß die Pfeiler an den Apsiden, die übrigen sind einer anderen unbestimmten Etappe zugeordnet, indem sie graphisch unterschiedlich gekennzeichnet sind. Vgl. A n g e l e s c u : Noi date (wie Anm. 8), Abb. 10 und S. 45. Dieser Grundriss wurde später von Fachleuten übernommen, die sich mit dem Thema auseinandersetzten. Vgl. Sanda S a l o n t a i : Biserica evanghelică din Prejmer –

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anschließende Strebepfeiler können genauer besprochen werden, doch ist ihre Auslegung schwierig. Die Überreste in Verlängerung der Quermauern in den beiden westlichen Anbauten gehören vermutlich zu Strebepfeilern mit unsicherer Datierung: Entweder stammen sie aus der gleichen Zeit wie der erste Kirchenbau oder sie kamen nach der Umgestaltung der Gewölbe und dem Abriss der Quermauern hinzu. Ich bin der Meinung, dass diese Überreste mit großer Wahrscheinlichkeit zu den oben erwähnten quadratischen Anbauten gehörten. Das Baukonzept sah eine kontinuierliche Gründung aller Außenmauern vor sowie eine großzügige Öffnung des Raums der Vierung zu, was die archäologischen Untersuchungen vollends bestätigt zu haben scheinen (Abb. 2). Die vier westlichen Anbauten öffneten sich komplett in den Kirchenraum, sowohl in den westlichen als auch in den Mittelraum. Der nordöstliche rechteckige Anbau öffnete sich mit seiner gesamten Langseite in das Nordschiff (ein Beleg dafür ist der ursprüngliche Bodenbelag am Eingang), teilweise zum Altar, und mittels einer Tür in den kleinen quadratischen Raum. Wahrscheinlich galt das auch für den südöstlichen Anbau, doch wurde diese Struktur durch den späteren Bau der Turmtreppe verändert13. Nur ein solches Baukonzept kann die vier Pfeiler erklären, die den Mittelturm halten und anfangs vom Überbau unabhängig waren14, sich jedoch auf ein fortlaufendes Fundament stützen, wie das im Fall des nordöstlichen und des südwestlichen Pfeilers auch sichtbar ist (Abb. 3). Aufgrund dieser Einzelheiten habe ich den ursprünglichen Grundriss der Kirche rekonstruiert, mit einigen wenigen Unterschieden zum bisher bekannten, durch: Markieren der Quermauern im westlichen Teil (einschließlich der senkrecht anschließenden Strebepfeiler), Einzeichnen aller Eckstrebepfeiler, Freilegen des südöstlichen Pfeilers der Vierung und Weglassen der Treppe15 (Abb. 2). In dieser ersten Bauetappe der Tartlauer Kirche wurden die Grundmauern aus „Bruchsteinen und Flusssteinen, verbunden durch hydraulischen Mörtel“ errichtet16 und das gesamte Bauwerk mit einem einheitlichen „einfachen analogii şi influenţe [Die evangelische Kirche von Tartlau – Analogien und Einflüsse]. In: Ars Transsilvaniae 14/15 (2004/2005), S. 5-12. 13 Die Gestaltung der archäologisch ermittelten Öffnungen scheint in Abhängigkeit von der Treppe erfolgt zu sein, da sich die Öffnungen genau an deren Abschluss befinden. Die schmale nördliche Öffnung ergab sich aus der Tatsache, dass der ursprüngliche Bodenbelag über das Fundament der Mauer hinwegging, die südliche Öffnung verzeichnet der Archäologe auf einer Skizze, die westliche auf dem Gesamtplan der begehbaren Flächen im Kircheninneren. 14 A n g e l e s c u : Noi date (wie Anm. 8), S. 44. 15 Zur Rekonstruktion des ursprünglichen Plans verwendete ich die von der Architektin veröffentlichte Zeichnung, in der überarbeiteten Fassung von Sanda S a l o n t a i : Biserica evanghelică (wie Anm. 12), Abb. 1. 16 Die meisten archäologischen Berichte, einschließlich der von Mariana A n g e l e s c u (wie Anm. 8), beschreiben die Fundamente in dieser Weise, was auch die Grabungsaufnahmen bestätigen. In zweien der Texte des Archäologen erscheint auch eine Variante

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Abb. 5. Schnitt im nordwestlichen Anbau; Profil A.

Abb. 6. Schnitt im südwestlichen Anbau; Profil B.

Abb. 7. Schnitt im Innenraum; Profil H.

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Sockel“ umgeben (Abb. 7). Die Stichprobenmessung des Fundaments ergab eine ungleichmäßige Dicke: etwa 1,70 m für die nördliche Außenmauer des Altarraums, 1,50 m – 1,70 m für die Trennmauern zwischen den verschiedenen Räumlichkeiten, 1,80 – 2 m für die Nord- bzw. Südmauer des Altarraums und eine wahrscheinlich ähnliche Dicke für die durchgehende Grundmauer, die die Pfeiler der Vierung stützt. Das Fundament trägt (meist in einer Tiefe von ‒ 1,95 m) eine etwa 0,44 m hohe Reihe von Steinblöcken, deren Oberseite abgeflacht ist. Diese Reihe muss als Übergang vom Fundament zum aufstrebenden Mauerwerk betrachtet werden, wahrscheinlich in ihrer Gesamtheit oberhalb der damaligen Geländeebene sichtbar17. Der Archäologe Radu Heitel vermerkt außerdem, dass „im Inneren die baulichen Elemente mit niedrigeren, heute stark beschädigten Sockeln markiert sind“, worüber wir keine weiteren Einzelheiten erfahren. Die Dicke des aufgehenden Mauerwerks beträgt etwa 1 m, ermittelt mithilfe ungleichmäßig eingerückter Abschnitte – so wie sie in der zeichnerischen Dokumentation festgehalten sind. Die Untersuchung des aufstrebenden Mauerwerks scheint zum Großteil Aufgabe des Archäologen gewesen zu sein, da sowohl in den Baustellentagebüchern als auch in seinen Berichten Bemerkungen zum Mauerverputz vorherrschen. Im Allgemeinen besteht das Mauerwerk der Kirche aus demselben Material wie die Fundamente, das heißt aus gewöhnlichem Bruchstein, im oberen Bereich jedoch, genauso wie die Gewölbe, aus Blöcken von vulkanischem Tuff18, die sich zur Formengestaltung besser eigneten19 (Abb. 4, 6). Die Baustelle hinterließ eine bis mehrere Schichten Mörtel, verstreut oder kompakt, an der Oberfläche eines als unberührt geltenden Bodens, in dem man keine anthropologischen Spuren auffand, obwohl die Grabungen in einigen Bereichen offensichtlich bis an die Fundamentsohle geführt worden sind. Nachmit Fundamenten und einem Teil des Mauerwerks aus Steinblöcken, was ohne Zweifel ein Irrtum ist. 17 Die Herstellung eigenständiger Fundamente und die Angleichung der Geländeebene war in der betreffenden Zeitspanne nicht unbekannt. Ein ähnliches Vorgehen ist zum Beispiel im Westteil der Draaser Kirche zu verzeichnen, wo die eigenständigen Fundamente des Turmrisalits beziehungsweise der Westmauern der Seitenschiffe miteinander verbunden wurden. Vgl. Daniela M a r c u : Biserica fortificată din Drăuşeni, jud. Braşov [Die Wehrkirche von Draas, Kreis Kronstadt]. In: Arhitectura religioasă medievală din Transilvania. Bd. 2. Hg. Adrian Andrei R u s u , Péter Levente S z ő c s . Satu Mare 2002, S. 48. 18 In den Berichten wird oft der Begriff „Blöcke“ verwendet, eigentlich sind darunter aber große, unregelmäßig gebrochene Tuff-Fragmente zu verstehen, kein behauener oder sonstwie für Bauarbeiten bearbeiteter Stein. 19 Die Auffassung, dass sich die Bauweise ab einer bstimmten Mauerhöhe geändert hätte (etwa 2-3 m geben einige Texte an), ist wahrscheinlich dem betreffenden Forschungsstand zuzuschreiben, ohne bei Untersuchungsabschluss bestätigt worden zu sein. Der Gedanke wurde auch von anderen Autoren übernommen, wohl ausgehend von der Arbeit von Oliver V e l e s c u : Cetatea din Prejmer [Die Tartlauer Burg]. Bucureşti 1967. Vgl. auch F a b i n i : Atlas (wie Anm. 6), S. 733.

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dem der Kirchenbau stand, erstellte man die Fußbodenebene im Inneren bei ‒ 1,75/‒ 1,80 m und verlegte großformatige Ziegeln in Form von gleichseitigen Dreiecken (0,29 x 0,04 m), wahrscheinlich direkt auf die Mörtelschicht20. Über der gesamten Innenfläche ist der Fußboden gleich hoch und bedeckt einschließlich die begangenen Flächen (die auch bei engen Durchgängen keine Schwellen erforderten), ausgenommen im Altarbereich, wo der Boden mit zwei steinernen, bei den Grabungen zum Vorschein gekommenen Stufen um 0,35 m erhöht ist. Eine offensichtliche Ergänzung ist die Treppe des Mittelturms in der nordwestlichen Ecke des rechteckigen südöstlichen Anbaus (Abb. 1, 3). Der archäologische Bericht datiert den Treppenbau „kurz vor den Abschluss des Kirchenbaus, in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts“21, später jedoch in die Etappe der gotischen Überwölbung im 15. Jahrhundert22 oder sogar an den Anfang des 16. Jahrhunderts. Aus chronologischer Sicht ergibt eine Datierung der Treppe innerhalb der Bauzeit der Kirche Sinn, solange kein anderer Zugang zum Turm identifiziert worden ist. Andererseits ist nicht zu übersehen, dass die Kirche zum Zeitpunkt des Einbaus dieser auf den südöstlichen Pfeiler der Vierung gestützten Treppe fertiggestellt und der ursprüngliche Fußboden verlegt worden war. Die Herstellung einer Gründung des Treppenaufgangs war mit Eingriffen in die Kirchenfundamente verbunden, erforderte die Umgestaltung der Öffnung des rechteckigen Anbaus und ein Neuverlegen des Bodenbelags, während die Mauerführung sogar in das Gewölbe eingriff; man kann diesen Treppenaufgang keineswegs als zum ursprünglichen Baukonzept gehörig betrachten. Eine weitere Ergänzung, die den Fachleuten bislang verborgen blieb, ist ein annähernd quadratischer Bauteil, in Verlängerung der schrägen Strebepfeiler

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Dieser Bodenbelag wurde später mehrfach verändert und ersetzt, wobei jedes Mal an der Oberfläche Schichten von schwarzer Erde, vermischt mit Lehm, Sand oder Schutt zurückblieben, was die Geländeebene erheblich erhöhte. Obwohl er selten vorkommt, ist der Belag aus dreieckigen Ziegeln in frühen sächsischen Kirchen nicht unbekannt. Ähnliche Funde aus Deutsch-Weißkirch sind ins 13.-14. Jahrhundert datiert, bei der Brassoviaburg ins 11.-12. Jahrhundert. Vgl. Mariana D u m i t r a c h e : Archäologische und baugeschichtliche Forschungen in der Repser Gegend. In: Forschungen zur Volks- und Landeskunde 21 (1978) 2, S. 43f., Anm. 20. 21 Die Behauptung beruht auf „dem stratigraphischen Verhältnis zwischen dem Bau der ursprünglichen Kirchenfundamente beziehungsweise des Treppenfundaments sowie auf einigen architektonischen Details, wie zum Beispiel der Tatsache, dass die Treppe die kreisförmige Fläche zweiteilt, die normalerweise einem Vierpassfenster vorbehalten ist“. Diese Variante macht sich auch A n g e l e s c u : Noi date (wie Anm. 8, S. 47) zu eigen. 22 Die Treppe besitzt ein an der Basis schmaleres Fundament aus Steinblöcken, welches das Fundament der Ostwand des Südschiffs mit einer massiven, oben mit Schieferplatten ausgeglichenen Schicht aus Mörtel und Stein überlagert. Im Baustellentagebuch, wo sich diese Beschreibung befindet, hat Radu Heitel auch notiert: „das Fundament der Ostwand wurde vor Zeiten aus unbekannten Gründen abgerissen“.

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des Westarms hinzugefügt (?), den der Archäologe „Vorhalle“ nennt23. Die Mauern, von der Dicke her den Kirchenmauern vergleichbar, zeigen aber, dass wir es hier mit einem massiven Bauteil zu tun haben, der die Anforderungen einer einfachen Vorhalle überschreitet. Mit Innenmaßen von ungefähr 3 x 3 m, 1,30 m dicken Fundamenten und einem Mauerwerk von 1,10 m Dicke gleicht dieser Bauteil eher einem Eingangsturm (Abb. 1). Obwohl gegenwärtig jeder Anhaltspunkt zur Datierung fehlt, können wir uns trotzdem fragen, ob er ursprünglich nicht vielleicht den Zugang in das Dach sicherte und der heutige Treppenaufgang späteren Datums ist24. Die Restaurierungsunterlagen definieren eine gotische Etappe als „die zweite, die Hauptbauphase der Tartlauer Kirche, frühestens an das Ende des 14. Jahrhunderts zu datieren“, oder, „vielleicht“, an den Anfang des 15. Jahrhunderts25. Die gotische Überwölbung des Mitteljochs und die Vergrößerung der ursprünglichen Fensteröffnungen kennzeichnen diese Etappe und prägen das Erscheinungsbild der Kirche entscheidend. Auch im Westarm setzt man gotische Gewölbe voraus (es ist nicht ganz klar, ob nur begonnen oder auch fertiggestellt), außerdem in den Anbauten dieses Arms; inzwischen ist davon allerdings nichts mehr übriggeblieben26. Ihre einschneidendste Veränderung erfuhr die Kirche Anfang des 16. Jahrhunderts, als der Westarm verlängert, die Gewölbe teilweise erneuert und die Öffnungen umgestaltet wurden. Andere, einschließlich im 19. Jahrhundert vorgenommene Eingriffe stellten das Erscheinungsbild der Kirche vor der Restaurierung wieder her, so wie in Abb. 1 ersichtlich.

23 Anhand der Dokumentation kann man schließen, dass dieser Raum während der Abtragungsarbeiten zum Vorschein kam, teilweise sichtbar am aufsteigenden Mauerwerk, wie auch der Westarm des ursprünglichen Kirchenbaus. Obwohl auf der Zeichnung die Tiefe der Fundamentsohle vermerkt ist, gab es in diesem Abschnitt keine detaillierte Untersuchung, so dass wir über den Bau und die Entwicklung der sogenannten Vorhalle keine Einzelheiten erfahren. Der Bauteil wird im Bericht vom 5. März 1963 erwähnt sowie in einer Randbemerkung mit Tinte auf dem Bericht vom 16. August 1962: „zu ergänzen Entdeckung einer Vorhalle“. Graphisch wurde sie auf Millimeterpapier dargestellt, dazu kommt auch eine Zeichnung auf Pauspapier. 24 Es ist die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass die Vierung ursprünglich nicht überwölbt war, außer vielleicht oberhalb der Radfenster im ersten Stockwerk des Turms, um so Licht in das Kircheninnere zu lassen. Vgl. S a l o n t a i : Biserica evanghelică (wie Anm. 12), S. 11f. 25 A n g e l e s c u : Noi date (wie Anm. 8), S. 47. Sanda S a l o n t a i erachtet eine Datierung dieser Etappe um das Jahr 1461 als plausibel; die Jahreszahl erscheint auf dem Turm und könnte das Jahr seiner Aufstockung sein. Vgl. S a l o n t a i : Biserica fortificată (wie Anm. 1), S. 17f. Helmut F a b i n i datiert die Veränderungen ebenfalls nach 1461, vgl. F a b i n i : Atlas (wie Anm. 6), S. 733. 26 A n g e l e s c u : Noi date (wie Anm. 8), S. 48.

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Der einzige relevante Fundgegenstand aus Tartlau27 ist ein Brakteat, entdeckt in dem rechteckigen südöstlichen Raum – in einer Tiefe von ‒ 1,82 m, „unter dem Bodenbelag aus viereckigen Ziegeln, in Verlängerung des romanischen Belags, hinter dem Treppenaufgang, in einer Füllschicht“28. Ursprünglich wurde die Münze König Béla IV. zugeschrieben, jedoch 1964 neu bewertet und an das Ende des 12. Jahrhunderts und den Anfang des 13. Jahrhunderts datiert29.

Die Datierung der ersten Bauphase Die Datierung der ersten Bauphase der Tartlauer Kirche und allgemein ihrer baulichen Entwicklung vor Anfang des 16. Jahrhunderts wurde von Fachleuten oft versucht; als sichere Kriterien dafür galten vor allem die architektonische Formensprache, für die man stets sehr eindeutige Wurzeln zu finden suchte30. Die frühe gotische Überwölbung, das einfache Profil der Gewölberippen, die kreisförmigen Schlusssteine, die Maßwerkfenster und vor allem die Gestaltung der Ostwand der Altarapsis mit gotischem Doppelfenster und Radfenster darüber waren die Hauptargumente dafür, den Bau in direkten Zusammenhang mit der zisterziensischen Bauhütte in Kerz zu bringen, sowie für eine Datierung um das Jahr 125031. Das ursprüngliche steinerne Traufgesims mit Krabben/ Kriech27

Weitere zwei Münzen werden in der Dokumentation erwähnt, eine aus dem 17. Jahrhundert, die andere undatiert, aber in einer sehr geringen Tiefe aufgefunden. Weiteres Material ist nicht bekannt. 28 Anmerkung im Baustellentagebuch am 25.07.1962. In den anderen Berichten ist der Fundort der Münze immer genauer definiert, in der Bauschicht der Kirche oder in einer Schichtenabfolge, die auf den Beginn, den Abschluss/die Unterbrechung und die Wiederaufnahme der Bautätigkeit hinweisen. Nach sehr genauer Analyse der Unterlagen habe ich mich für die Variante im Baustellentagebuch entschlossen, die auch einer Anmerkung auf der Zeichnung des betreffenden Raums entspricht. Die Münze befindet sich nicht in der dem Bau der Kirche entsprechenden Mörtelschicht, sondern wurde beim Treppenbau verschoben, als auch der ursprüngliche Bodenbelag abgedeckt wurde (– 1,80 m) und mit neuen Belägen aus zwei Arten von Ziegeln ersetzt wurde, auf einer Ebene von  – 1,63 m. 29 Elena I s ă c e s c u : Creşterea colecţiilor. Caiet selectiv de informare [Sammlungserweiterung. Ausgewählte Mitteilungen]. In: Cabinetul numismatic al Bibliotecii Academiei Române [Münzkabinett der Bibliothek der Rumänischen Akademie] 12 (1965), S. 371, Nr. 584; Lajos H u s z á r : Münzkatalog Ungarn von 1000 bis heute. Budapest 1979, Nr. 200. Die Münze ist ein Brakteat, dessen Datierung „unsicher ist und nur in den Zeitraum zwischen Ende des 12. Jahrhunderts und Mitte des 13. Jahrhunderts fallen kann. Es ist nicht genau zu ermitteln, ob der Name Béla auf diesen Münzen Béla III. oder Béla IV. zuzurechnen ist“. Vgl. H u s z á r : ebenda, S. 53. 30 Die wichtigsten Arbeiten: Virgil V ă t ă ş i a n u : Istoria artei feudale în Ţările Romîne [Die Geschichte der feudalen Kunst in den rumänischen Fürstentümern]. Bd. 1. Bucureşti 1959, S. 105-107; Geza E n t z : Le chantier de Kerz (Cîrţa). In: Acta Historiae Artium 9 (1963), 1-2, S. 3-38; Vasile D r ă g u ț : Arta gotică în România [Die gotische Kunst in Rumänien]. Bucureşti 1979, S. 17-20; S a l o n t a i : Biserica evanghelică (wie Anm. 12). 31 In Anbetracht des Kenntnisstandes zu Kerz müssten wir heute die Fertigstellung der Tartlauer Kirche bis ans Ende des Jahrhunderts verschieben, wenn wir sie ausdrück-

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blumen/Hohlkehlen mit Blattknospen verwies, ebenfalls unter Annahme eines direkten Zusammenhangs, auf die Baustelle der katholischen Kathedrale in Weißenburg und auf eine Datierung in die Zeitspanne 1260-127032. Die genaue Untersuchung des Baus, eine Analyse der spätromanischen und frühgotischen Merkmale sowie vermehrte Analogiemöglichkeiten erlauben es in jüngerer Zeit, die Tartlauer Kirche als Werk einer französischen oder französisch beeinflussten Bauhütte zu sehen33. Bei Abschluss der Restaurierungsarbeiten übernehmen die beteiligten Fachleute allerdings den Datierungsvorschlag Virgil Vătășianus (die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts), was bedeutet, dass die Untersuchungen vor Ort keine Hinweise für das Festlegen einer absoluten Datierung ergaben. Nach der Bestimmung der Münze unternahm Radu Heitel als Archäologe den Versuch, den Werdegang des Bauwerks folgendermaßen nachzuzeichnen: Baubeginn in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts (durch den Deutschen Orden oder eine von diesem angesiedelte Gemeinschaft); Unterbrechung der Bauarbeiten im Jahr 1241, wobei der Baustand unklar bleibt; Wiederaufnahme 1242, unter Beibehaltung desselben Grundrisses, aber mit Meistern, die in der einen oder anderen Weise mit der Bauhütte von Kerz zusammenhingen. Ein solcher Entwicklungsverlauf scheint schlüssig, doch deckt er sich nicht mit dem befundunterstützten Werdegang, und ein Prüfen der entsprechenden Fachliteratur der 1960er Jahre erweist, dass er eigentlich das allgemeingültige „Drehbuch“ für Baudenkmäler des 13. Jahrhunderts war. Zur Münze kann man sagen, dass sie, wie schon oben vermerkt, nicht aus einem klaren archäologischen Kontext stammt; aus der ursprünglichen Dokumentation geht klar hervor, dass sie in einer Füllschicht aufgefunden wurde. Es gibt somit streng genommen keinen Grund, den Fund vorbehaltlos mit dem Bau der Kirche oder mit irgendeiner anderen konkreten Etappe im Werdegang der Anlage in Verbindung zu bringen. Ich halte es übrigens, auch wenn kein Zweifel daran besteht, dass die Münze innerhalb des Baus und auf seiner ursprünglichen Ebene aufgefunden wurde, für bedenklich, die Datierung eines so lich als Werk derselben Meister betrachten wollen. Vgl. Dan Nicolae B u s u i o c v o n H a s s e l b a c h : Ţara Făgăraşului în secolul al XIII-lea. Mănăstirea cisterciană Cârţa [Das Fogarascher Land im 13. Jahrhundert. Die Zisterzienserabtei von Kerz]. 2 Bde. Cluj-Napoca 2000, hier Bd. 2, S. 222f. 32 Ausführliche Erörterungen in den archäologischen Berichten über das Traufgesims mit Knospen, deren Schlussfolgerungen sich die Architektin zu eigen macht. Vgl. A n g e l e s c u : Noi date (wie Anm. 8), S. 45f. 33 S a l o n t a i : Biserica evanghelică (wie Anm. 12), S. 10-12. Die Befreiung dieses Baudenkmals von der „Beherrschung“ durch die Bauhütte von Kerz könnte uns helfen, ein wahrheitsgetreueres Bild der Voraussetzungen für seinen Bau und sogar seiner Datierung zu zeichnen. Dazu siehe auch Michel T ă n a s e : Avatarurile unui act de donaţie. Donaţia făcută cistercienilor, în Ţara Bârsei, de către Bela IV, la 17 martie 1240 [Wirrnisse um eine Schenkungsurkunde. Die Schenkung an die Zisterzienser im Burzenland durch König Béla IV. am 17. März 1240]. In: Revista de Istorie 4 (1993), 1-2, S. 79.

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großen Objekts wie die Tartlauer Kirche auf einen einzigen Fundgegenstand zu stützen, selbst wenn es sich dabei um eine Münze handelt. Die Münze belegt, dass der Ort um 1200 bewohnt war, doch kann diese Annahme nicht durch weitere Details gestützt werden. Aus streng archäologischer Sicht haben wir es in Tartlau mit einem Baudenkmal mit sehr einfachem Entwicklungsverlauf zu tun, das nach gegenwärtigem Kenntnisstand viele Fragen aufwirft, wenn wir versuchen, es kontextgebunden zu analysieren. Über dem natürlich gewachsenen Boden befindet sich beinahe immer eine flächig vom Bau der Kirche stammende Mörtelschicht. Diese ist durch einige Gräber unterbrochen und infolge wiederholter (übrigens sehr weniger) Anpassungen der Geländeebene überdeckt (Abb. 4, 6). Bei jedem anderen Baudenkmal34 der betreffenden Zeit weist diese sehr simple Sachlage – vorausgesetzt, sie entspricht den Tatsachen – darauf hin, dass die Kirche eigentlich keinen einschneidenden baulichen Eingriffen unterworfen war und in einer einzigen Bauetappe errichtet wurde, mit annähernd kontinuierlicher Bautätigkeit, ungeachtet der Gesamtdauer. Eine eventuelle Unterbrechung der Bautätigkeit, Veränderungen im Grundriss, die Wiederaufnahme der Arbeiten nach längerem Stillstand mit unvermeidlich veränderter Technik – all das hinterlässt deutliche Spuren sowohl im Untergrund als auch an den Bauten. Die Dokumentation zu Tartlau gibt keinen Aufschluss über solche Hergänge; in stratigraphischer und baulicher Hinsicht ist die untersuchte Stätte einheitlich. Die These der vom Mongolensturm unterbrochenen und danach wieder aufgenommenen Bautätigkeit, eventuell nachdem die Kirche vom Zisterzienserorden übernommen wurde, entbehrt einer archäologischen Grundlage und wird auch durch die Mauerwerksstruktur nicht eindeutig belegt. Die überschaubare Stratigraphie der Grabungsstätte muss auch unter dem Gesichtspunkt der zeitgenössischen Bestattungsbräuche betrachtet werden (Abb. 4-6). Es überrascht zweifellos, dass man keinen mittelalterlichen Friedhof vorfand35; alle entdeckten Gräber wurden einstimmig als neuzeitlich eingestuft, 34

Siehe dazu zum Beispiel die archäologische Entwicklung der Kirche von Draas, mit Baubeginn in der Mitte des 12. Jahrhunderts und einschneidenden Veränderungen bis zum 15. Jahrhundert. Vgl. Mariana D u m i t r a c h e : Cetatea sătească Drăușeni, jud. Brașov, ansamblu de arhitectură medievală. Cercetări arheologice 1973-1977 [Die Bauernburg von Draas, Kreis Kronstadt, eine mittelalterliche Wehranlage. Archäologische Untersuchungen 1973-1977]. In: Cercetări Arheologice. Muzeul Național București 3 (1979), S. 155-197; M a r c u : Drăuşeni (wie Anm. 16), S. 41-65. Fast ausnahmslos haben die Baudenkmäler der Siebenbürger Sachsen eine stufenartige Entwicklung durchgemacht, was sich in komplizierten Stratigraphien niederschlägt, in erheblichen Erhöhungen der Geländeebenen, dicht belegten Friedhöfen und komplizierten baulichen Überresten. 35 Die Dokumentation enthält nur unklare Hinweise auf moderne Gräber („Erdgräber und Krypten“, „mehrere“); auf den Zeichnungen erscheinen insgesamt: 2 teilweise aufgedeckte Skelette, eine in die Überreste der Quermauer des nordwestlichen Anbaus gegrabene Grube, 2 Krypten in einem Längsschnitt durch den Altarraum und 2 Grabsteine, von denen wir aber nicht wissen, ob sie zu einem entsprechenden Grab gehörten. Auf der Zeichnung der Grabung im Außenbereich in der Kirchenachse ist der Eintrag

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das heißt in das 16.-18. Jahrhundert datiert. Die „Gäste“, die sich nach der Mitte des 12. Jahrhunderts in Siebenbürgen ansiedelten, stammten aus einem Kulturkreis, in dem die Verlegung der Begräbnisstätte rings um die Pfarrkirche, im konkreten und übertragenen Sinne Mittelpunkt der Gemeinschaft, schon vollzogen war36. Die untersuchten Beispiele belegen einen ziemlich einfachen Entwicklungsverlauf: Ein Friedhof37 entsteht um eine bescheidene Kirche (Draas, Hermannstadt, Deutsch-Weißkirch, Mediasch, Krakau, Mühlbach usw.), „Gräber“ dicht an der Kirche vermerkt; die Berichte verzeichnen „mehrere, zahlreiche“ neuzeitliche Gräber. Diese spärlichen Angaben zeigen deutlich, dass man bei der Tartlauer Grabung nur gelegentlich auf Gräber stieß und sie für eine genaue Kenntnis des Baus irrelevant waren. Wichtig ist, bei dieser Behauptung im Auge zu behalten, dass der Archäologe eine gute Kenntnis mittelalterlicher Gräberfelder besaß, mit ihrem charakteristischen Inventar und der außerordentlichen Bedetung, die Gräber in der Untersuchung historischer Bauten haben können. Derselbe Archäologe hat während des ungefähr gleichen Zeitraums bedeutende Friedhöfe untersucht, wie zum Beispiel in Mühlbach und Karlsburg. Vgl. Radu H e i t e l : Archäologische Beiträge zu den romanischen Baudenkmälern aus Südsiebenbürgen, Revue Roumaine d’Histoire de l’Art 9 (1972), 2, S. 139-160; R. H e i t e l : Monumentele medievale din Sebeș Alba [Die mittelalterlichen Baudenkmäler von Mühlbach], 2. Aufl. Bucureşti 1969; Radu H e i t e l , Alexandru B o g d a n : Contribuții la arheologia monumentelor transilvane I. Principalele rezultate ale cercetărilor arheologice efectuate în complexul medieval de la Cricău (Alba) [Beiträge zur Archäologie siebenbürgischer Baudenkmäler I. Hauptergebnisse der archäologischen Untersuchungen des mittelalterlichen Komplexes von Krakau, Kreis Alba]. In: Apulum 7 (1968), S. 483-499. Die Tatsache, dass in Tartlau keine mittelalterlichen Gräber erwähnt werden, kann meiner Meinung nach dahingehend interpretiert werden, dass es einen solchen mittelalterlichen Friedhof im Eigentlichen gar nicht gegeben hat. 36 Für einen Überblick zum Thema erwähnen wir, von einer überwältigenden Fachliteratur: Elisabeth Z a d o r a - R i o : The Making of Churchyards and Parish Territories in the Early-Medieval Landscape of France and England in the 7th – 12th Centuries: A Reconsideration. In: Medieval archaeology 47 (2003), S. 1-19; Michel L a u w e r s : Naissance du cimetière. Lieux sacrés et terre des morts dans l’Occident médiéval. (Paris) 2005 (Aubier Collection historique 16); Marc D u r a n d : Archéologie du cimètiere médiéval. In: Revue archéologique de Picardie, numéro spécial 6 (1988), S. 27-206. 37 In einer Grabstätte von Siedlern (hospites) hätte es zweifellos Kopfnischengräber geben müssen; wie Forschungen nachfolgender Jahrzehnte zeigten, sind diese in allen frühen Gräberfeldern vorhanden. In Siebenbürgen war Radu Heitel der erste, der diesen Gräbertypus im Gräberfeld der katholischen Kathedrale von Karlsburg entdeckt hat, und es gibt keinen Zweifel daran, dass er sie auch in Tartlau aufgefunden hätte, hätten sie denn existiert. Vgl. Radu H e i t e l : Principalele rezultate din zona sud-vestică a cetății de la Alba Iulia (1968-1977) [Die Hauptergebnisse der Untersuchungen im südwestlichen Bereich der Burg von Karlsburg]. In: Studii și cercetări de istorie Veche (SCIV) 36 (1985), 3, S. 22; SCIV 37 (1986), 3, S. 244. Für einen Überblick und die Kartierung der Funde in Siebenbürgen siehe Daniela Marcu I s t r a t e , Angel I s t r a t e : Morminte cu nișă cefalică descoperite la Alba Iulia (sec. XII-XIII). Contribuții privind istoria oaspeților occidentali în Transilvania [Kopfnischengräber in Karlsburg (12.-13. Jahrhundert). Beiträge zur Geschichte der westeuropäischen Gäste in Siebenbürgen]. In: Relații interetnice în Transilvania (sec. VI-XIII). Hg. Zeno Karl P i n t e r , Ion Marian Ț i p l i c , Maria Emilia Ț i p l i c . București 2005 (Bibliotheca Septemcastrensis 13), S. 229-245.

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die sich zu einem mehr oder weniger stattlichen Gebäude entwickelt, wobei sich der Bau oft über mehrere Jahrhunderte hinwegzieht und zwangsläufig unterschiedliche Etappen, Umgestaltungen, Wiederaufnahmen usw. zu verzeichnen sind. Im gegebenen Diskussionsrahmen kann man eine Trennung von Kirche (Pfarrkirche) und Friedhof nicht gelten lassen; zweifellos ist die Tartlauer Kirche auch in dieser Hinsicht ein besonderer Fall. Für den gegenwärtigen Forschungsstand kann schlussfolgernd festgestellt werden, dass die Kreuzkirche mit Anbauten am Schnittpunkt der gleich langen Kreuzarme in einer einzigen Etappe errichtet wurde, auf einem Areal, das davor nicht nennenswert besiedelt war. Die Kirche sticht nicht nur durch ihren außergewöhnlichen Grundriss hervor, sondern auch durch dessen besondere Ausgereiftheit; mit Sicherheit überstieg die bauliche Umsetzung die Möglichkeiten einer gewöhnlichen Baustelle der zeitgenössischen Siedler (Abb. 2). Dass man sich für diesen Grundriss entschied, wurde am häufigsten der Existenz eines Bauherrn zugeschrieben, der wohl im Rheingebiet (wo die engsten Analogien festgestellt wurden38) mit solchen Bauwerken in Kontakt gekommen und fähig gewesen war, das Unterfangen zu Ende zu bringen. Wer dieser Bauherr war und wann er den Bau der Kirche unterstützte, sind Fragen, die die Historiker schon lange beschäftigen, doch beriefen sich die Klärungsversuche kaum auf die archäologischen Untersuchungen und die Restaurierungsarbeiten der 60er Jahre.

Argumente für eine vorhergehende Bauetappe Auf den Zeichnungen sind an der Ostseite der Kirche, in den beiden quadratischen Anbauten, einige Mauern eingetragen (Abb. 1). Im nördlichen Anbau befinden sich diese in der Nähe eines Bruchstücks des dreieckigen Bodenbelags, und eine Randnotiz des Archäologen vermerkt: „Mauer unter dem Bodenbelag“ sowie, getrennt notiert: „verbunden (mit) Grundmauer“ für die nördliche Mauer, und „überlagert die Grundmauer“. Auf den ersten Blick handelt es sich um eine massive Mauer; davon dringt ein 2 m breiter Abschnitt sicher bis in den Innenraum der Kirche vor; sie verläuft in Nord-Süd-Ausrichtung und ihr nördliches Ende wurde durch die Grabung aufgedeckt. Die heute noch sichtbaren Überreste scheinen von zwei Grabgruben gestört worden zu sein; die Zeichnung lässt erkennen, dass sie in südlicher Richtung von der Grundmauer des Ostarms überlagert wurde. Im südlichen Anbau ist ebenfalls ein Mauerfragment zu sehen, mit ungefähr gleichem Verlauf. Dazu gibt es den Vermerk des Archäologen Radu Heitel über eine „kleine vorhergehende Mauer“. Die betreffenden Überreste gehören nicht zur eigentlichen Grabungsstätte, sie kamen sicherlich während der Abtragungsarbeiten des Bauunternehmers zum Vorschein, ohne Möglichkeit der näheren Untersuchung. Auf den Zeichnungen sind sie bloß planimetrisch verzeichnet, und es gibt keine anderen Angaben wie Beschreibung, genaue Positionsbestimmung im Verhältnis zum Kirchenmauerwerk, stratigraphischer Zusammenhang. Die 38

S a l o n t a i : Biserica fortificată (wie Anm. 1), S. 18-20.

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drei Vermerke des Archäologen auf dem Millimeterpapier können hypothetisch in Erwägung gezogen werden, um diese Mauerreste als Hinweise auf eine der heutigen Kirche vorhergehende Bauetappe zu betrachten. Die unterschiedliche Dicke der Kirchenfundamente ist ebenfalls bemerkenswert; auf den Zeichnungen sind stets Vorsprünge unterschiedlicher Dicke in der Nähe der vorhandenen Mauern eingezeichnet (Abb. 3, 5, 6). Ein Bau mit einer derart komplizierten Geometrie setzte zweifellos eine detaillierte Planzeichnung voraus, die als Grundlage für den Aushub der Fundamentschächte in einem sehr weichen, nachgiebigen Boden diente. Die Möglichkeit, dass einige Schächte um 0,5 – 1 m breiter gewesen wären als andere, schließe ich gänzlich aus; das Herstellen entsprechender Fundamente hätte während der Bauarbeiten ständige Korrekturen des aufstrebenden Mauerwerks erfordert, was der regelmäßige Grundriss nicht bestätigt. Dass es im Ostteil der Kirche Grundmauern von unterschiedlicher Dicke gibt, weist eher auf das Vorhandensein vorhergehender Strukturen hin, die der Kirche mit zentralem Grundriss unregelmäßig eingegliedert und so bei ihrem Bau wiederverwendet wurden. Rechnen wir diese dürftigen Anhaltspunkte zusammen, können wir schlussfolgern, dass im Ostteil der Tartlauer Kirche einige Strukturen zu bemerken sind, die auf eine gesonderte Siedlungsetappe hinzuweisen scheinen: die Überreste steinerner Mauern von beträchtlicher Dicke, andere Überreste, die möglicherweise den Grundmauern eingegliedert wurden, sowie eine Münze vom Ende des 12. Jahrhunderts, die auch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts noch in Umlauf gewesen sein kann. Die Münze von Tartlau war der erste Hinweis dafür, dass es im Burzenland möglicherweise auch vor dem Deutschen Orden eine Siedlergruppe gegeben hat; zum betreffenden Zeitpunkt eine solch neue These, dass der Archäologe es vorzog, sie zu verschweigen. Heute haben wir die Gewissheit dieser geschichtlichen Tatsache – dass im Burzenland schon in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts westliche „Gäste“ angesiedelt wurden. Das stichhaltigste Beispiel ist Marienburg, wo ein für diese Siedlergruppe typisches Gräberfeld aufgefunden wurde, das aufgrund von Münzen des ungarischen Königs Stephan I. datiert wurde, das jedoch meiner Meinung nach auch Anfang des 13. Jahrhunderts in Gebrauch gewesen sein muss39. Archäologische Sondierungen der letzten Jahre an der Kirche von Halmagen, die auch in der Schenkungsurkunde von 1211 erwähnt wird, ergaben ebenfalls einen Münzfund aus dem 12. Jahrhun39 Radu P o p a : Archäologische Forschungen in Marienburg (Feldioara) im Burzenland 1990 bis 1992. In: Europäische Kulturlandschaft Siebenbürgen. Reflexion einer wissenschaftlichen Dokumentation. Hg. Annemie S c h e n k . Thaur bei Innsbruck 1995 (Kunstdenkmäler Siebenbürgens 1), S. 30-32. Feldioara – Marienburg. Contribuții arheologice la istoria Țării Bârsei [Feldioara – Marienburg. Archäologische Beiträge zur Geschichte des Burzenlandes]. Hg. Adrian I o n i ț ă u. a. București 2004, 29-59. Adrian I o n i ț ă : Morminte cu gropi antropomorfe din Transilvania și relația lor cu primul val de colonizare germană [Gräber mit anthropomorphen Gruben in Siebenbürgen und ihre Beziehung zur ersten deutschen Siedlerwelle]. In: Relații interetnice în Transilvania (wie Anm. 36), S. 217-228.

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dert sowie die Entdeckung eines vor die Erbauungszeit des Chors datierten Gräberfelds40. Nach diesen drei Beispielen sind bei weiteren Untersuchungen (noch) konkretere Hinweise und (noch) mehr Beweise für die Besiedlung des Burzenlandes in diesem Bezugsrahmen zu erwarten. Wie die Anwesenheit einer Siedlergruppe um das Jahr 1200 (um die zeitlichen Grenzen des Umlaufs von Brakteaten nicht zu überschreiten) im Falle Tartlaus zu deuten ist, dafür haben wir beim gegenwärtigen Stand der Untersuchungen ganz offensichtlich keinen Hinweis. Das Vorhandensein von Mauerresten im östlichen Teil der Kirche und die Entdeckung der Münze im selben Bereich scheint für eine gesonderte Etappe zu sprechen, doch wegen des gänzlichen Fehlens eines mittelalterlichen Friedhofs können diese Funde nicht mit einer Pfarrkirche in Verbindung gebracht werden. Davon ausgehend scheint es plausibel, dass die Überreste tatsächlich mit der Anwesenheit des Deutschen Ordens zusammenhängen und zu einem massiven steinernen Bau (?) gehörten, der auch für Gottesdienste genutzt werden konnte. Aus bautechnischer Sicht waren wohl Anfang des 13. Jahrhunderts die Deutschordensritter die einzigen, denen es möglich war, etwa 2 m dicke Mauern zu errichten. Es könnte auch bloß ein Zufall sein, aber die einzige Mauer von Marienburg, die mit dem Deutschen Orden in Verbindung gebracht wird, ist ebenfalls von massiver Struktur, an der Basis aus großen Bruchsteinen ohne Mörtelverbund, mit einer Dicke von 1,90 m41. Die übrigen Bauten, die die Siedlergruppen im ersten Jahrhundert ihres Aufenthalts in Siebenbürgen errichteten, waren klein, mit schmalen, zuweilen so schwachen Fundamenten, dass man berechtigterweise auf Holzwände schloss42. Die 1240 verliehene Kirche konnte dieser Bau sein oder auch etwas anderes43, doch sollten wir uns nicht davon überzeugen lassen, dass der Gegenstand dieser Verleihung ein Bau gewesen ist, dessen Mauern nicht viel über das Fundament hinausgewachsen waren, der vom Zisterzienserorden übernommen, fortgesetzt und im Verlauf mehrerer Jahrzehnte fertiggestellt wurde. Beim gegenwärtigen 40

Unveröffentlichte Untersuchungen, Daniela Marcu I s t r a t e , Angel I s t r a t e , 2006. Die Kirche ist ins 13. Jahrhundert datiert; in der Fachliteratur gilt sie als eine der nächsten Verwandten der Tartlauer Kirche, und wird ebenfalls mit der Kerzer Bauhütte in Verbindung gebracht. Vgl. D r ă g u ţ : Arta gotică (wie Anm. 29), S. 20-25. 41 Feldioara – Marienburg. Contribuții arheologice la istoria Țării Bârsei [Feldioara – Marienburg. Archäologische Beiträge zur Geschichte des Burzenlandes]. Hg. Adrian I o n i ţ ă u. a. Bucureşti 2004, S. 59f. 42 Die Saalkirche in Draas, mit Fundamenten mit Erd- und Lehmverbund, mit einer Dicke von 0,60 m, siehe D u m i t r a c h e : Drăuşeni (wie Anm. 33), S. 169-171. Die Saalkirche von Deutsch-Weißkirch, Überreste mit einer Dicke von 0,75 - 0,80 m. Vgl. D u m i t r a c h e : Archäologische und baugeschichtliche Forschungen (wie Anm. 19), S. 41. 43 Siehe die Auffassung, gemäß derer der Begriff „Kirche“ unter diesen Umständen nicht unbedingt und ausschließlich ein Gebäude bezeichnet; er kann eine viel weiter gefasste Bedeutung haben, wie „Kirche, Kapelle, Boden (außerhalb der Ortschaften) mit allen Einkünften, Rechten und Pertinenzien“. Vgl. T ă n a s e : Avatarurile (wie Anm. 32), S. 70.

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a

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Abb. 8. Detailaufnahmen von a Kirchenfundament, b Sockelprofil und c Mauerfragment (Fotografien, vermutlich von Radu Heitel, im Archiv des Nationalen Instituts für Kulturerbe (Institutul Național al Patrimoniului) in Bukarest.

Stand der Forschung ist es viel einleuchtender anzunehmen, dass es sich um einen Bau handelte, dessen Grundmauern nach der Inbesitznahme durch die Zisterzienser gelegt wurden, durch Meister, die direkt von der Haupthütte stammten, und in einer absehbaren Zeit fertiggestellt, was sich in der offensichtlichen stilistischen Einheit äußert. Dass man keinen mittelalterlichen Friedhof vorfand (jedenfalls keinen zusammenhängend belegten) weist darauf hin, dass wir es nicht mit einer gewöhnlichen Pfarrkirche zu tun haben44. Zumindest hinsichtlich der Bestattungen war der Zugang zu dieser Kirche beschränkt, ein Zustand, der wahrscheinlich bis ins 15. Jahrhundert anhielt, als man das Ende des Patronats des Zisterzienserordens und den Übergang in Gemeindebesitz voraussetzt45. Es überrascht nicht, dass die ersten Veränderungen der ursprünglichen Architektur in die Zeitspanne 1461-1515 angesetzt werden können. Die Aufstockung des Mittelturms, die Überwölbung der Vierung, die Vergrößerung der Fensteröffnungen und die erhebliche Erweiterung des Westschiffs können

44 Zum Vergleich kann die Kirche von Petersberg angeführt werden (ebenfalls in der Schenkungsurkunde von 1240 erwähnt), um die aber ein dicht belegter mittelalterlicher Friedhof aufgefunden wurde. Unveröffentlichte Forschungen von Daniela M a r c u Istrate. 45 T ă n a s e : Avatarurile (wie Anm. 32), S. 75.

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aus diesem Blickwinkel als Anpassungen an die Bedürfnisse der Gemeinschaft gelten (Abb. 1, 3). Die vorliegende Arbeit fußt auf der archäologischen Dokumentation einer Restaurierungsbaustelle der 60er Jahre. Archäologische Untersuchungen sahen damals anders aus als heute; sie beinhalteten jedenfalls eher Abtragungen als Sondierungen. Die mir zu Händen gekommene Dokumentation ist zweifellos unvollständig. Es gibt praktisch keine systematische Interpretation der Ergebnisse seitens jener, die effektiv an den Arbeiten teilgenommen haben; es überwiegen Schlussfolgerungen allgemeiner Art, die die Forschung nicht vorwärtsbringen. Unter diesen Umständen sind aktuelle Auslegungen mit Vorbehalt zu äußern, und müssen bei zukünftigen Untersuchungen auf jeden Fall genau überprüft werden.

Summary Contributions to the Knowledge on the Beginning of the Church in Prejmer The paper studies the evolution of the evangelical church in Prejmer based on archaeological and architectural researches of the 1970’s, still new researches. This author has re-discovered part of the site documentation (drawings, texts, photographs), has systemized all the data and a general plan of the archaeological excavations. This new material has created the possibility of formulating new hypothesizes concerning the building and evolution of the church. The study’s conclusion is: the church with four equal arms and rooms where the sides intersect was built in just one stage of construction, most likely after the moment when the site came into the possession of the Cistercian order of monks, sometime after 1240. Some ruins were noticed in the eastern side of the church. These ruins, together with a brakteate coin, may be connected to the presence in Prejmer of the Order of the Teutonic Knights at the beginning of the 13th century.

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Rezumat Contribuții la cunoașterea începuturilor bisericii din Prejmer Articolul studiază evoluția Bisericii evanghelice din Prejmer pe baza cercetărilor arheologice și arhitecturale din anii 70, rămase până în prezent inedite. Autoarea a recuperat o parte a documentației de șantier (desene, texte și fotografii), a sistematizat informațiile și a alcătuit un plan general al săpăturilor arheologice. Prelucrarea materialului a creat posibilitatea formulării unor ipoteze noi privind construirea și evoluția bisericii. Concluzia studiului este aceea că biserica cu patru brațe egale și încăperi la intersecția laturilor a fost construită într-o singură etapă, cel mai probabil după intrarea sitului în posesia conventului ordinul cistercian, post 1240. În partea estică a bisericii au fost observate câteva ruine care, alături de o monedă brakteată, pot fi legate de prezența cavalerilor teutoni la Prejmer la începutul secolului al XIII-lea.

Összefoglalás Hozzájárulások a prázsmári templom kezdeteire vonatkozó ismeretekhez A cikk az 1970es években végrehajtott, de még eddig kiadatlan régészeti és építészeti kutatások alapján tárgyalja a prázsmári evangélikus templom fejlődését. A szerző átmentette a helyszíni dokumentáció (rajzok, szövegek és fényképek) egy részét, rendszerezte az információkat és összeállított egy általános tervet a régészeti ásatásokról. Az anyag feldolgozása lehetővé tette új hipotézisek felállítását a templom építésével és fejlődésével kapcsolatban. A tanulmány végkövetkeztetése, hogy a négyágú templom, az oldalfalak kereszteződésében lévő helységeivel együtt egyetlen szakaszban épült, legvalószínűbb 1240 után, miután a telek a ciszterci rend kolostorának tulajdonába került. A templom keleti oldalán romok figyelhetők meg, amelyek egy brakteát érmével együtt a teuton lovagok 13. század elejei prázsmári jelenlétére utalnak.

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E I N U N V E R ÖF F E N T L I C H T E S M I T T E L A LT E R L I C H E S S C H W E R T A U S D E N S A M M L U N G E N D E S K R O N S T ÄD T E R M U S E U M S F ÜR G E S C H I C H T E Von Florin M o ţ e i Im Kronstädter Geschichtsmuseum befinden sich unter der Inventarnummer 958 IM Bruchstücke eines in Zeiden aufgefundenen Eisenschwertes, dem Waffenkundler bislang keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt haben. Durch die Verordnung 2419 / 01.07.2008 des rumänischen Kulturministeriums wurde das Schwert als nationales Kulturgut eingestuft. Knauf, Heft, Parierstange und teilweise die Klinge sind ziemlich gut erhalten und waren bis vor Kurzem in der Hauptausstellung des Museums zu sehen. Das 405 mm lange und 51 mm breite Klingenbruchstück besitzt beidseitig eine bis dicht an die Heftbasis führende Hohlkehle. Das im Querschnitt rechteckige Heft ist 143 mm lang und endet in einem halblinsenförmigen Knauf, weswegen das Schwert wohl den Anderthalbhändern zuzuordnen ist. Die Parierstange, mit rechteckigem Profil mit einer Seitenlänge von 11 mm, ist 260 mm lang (Abb. 1). Wichtig ist das Wappen oder Meisterzeichen in der Klingenmitte: ein Herz und ein Kreuz, in ein Wappen eingeschrieben (Abb. 2-3) Schwerter mit Schmiedemarken oder Inschriften sind in Südosteuropa in Sabac1, Komorn2 oder Zeta bei Podgorica3 anzutreffen (Abb. 4). Doch diese Markierung habe ich in der gesamten durchforschten Fachliteratur nicht angetroffen. Dieser Schwerttyp ist auf dem Gebiet Rumäniens bloß in Siebenbürgen verbreitet, mit sieben Funden in sechs Ortschaften: zwei Funde in Zeiden, dann je ein Schwert in Petersberg bei Kronstadt, Burgberg und Schellenberg bei Hermannstadt, Griden bei Eisenmarkt, im städtischen Museum Schäßburg und in der Sammlung Slătineanu. Drei Schwerter stammen aus den Sammlungen des Kronstädter Geschichtsmuseums, zwei davon von Zeno-Karl Pinter veröffent-

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Marko A l e k s i ć : Medieval Swords from Southeastern Europe. Material from 12th to 15th Century. Belgrad 2007, S. 123, Abb. 35. 2 Ebenda, Tafel 1/3. 3 Ebenda, Tafel 8/1.

4. KORREKTUR

Ein mittelalterliches Schwert

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licht4, das dritte ist das hier besprochene (Abb. 5). Alle drei Schwerter können laut der Chronologie von Pinter dem Typus VI zugeordnet werden. Aufgrund eines Fundes bei Schellenberg, eine nicht vollständig bearbeitete Klinge und ein unfertiger Knauf, ist Zeno Karl Pinter der Meinung, dass dieser Schwerttypus in Siebenbürgen angefertigt sein könnte5. Ferner schreibt der Hermannstädter Historiker diese Funde der Anwesenheit des Deutschen Ordens im Burzenland und im Hermannstädter Raum zwischen dem Ende des 12. und der Mitte des 13. Jahrhunderts zu6. Genau genommen seien diese Schwerter die einzigen sicheren archäologischen Belege für die Anwesenheit des Deutschen Ordens im innerkarpatischen Raum. Doch muss darauf hingewiesen werden, dass dieser Waffentypus im gesamten südosteuropäischen Raum vorkommt7. Über die Typologie und Chronologie der europäischen Schwerter und Säbel wurde ab dem 19. Jahrhundert sehr viel geschrieben. Es gibt über 30 Typologien für verschiedene Zeitspannen und geographische Gebiete, und auch die Fachliteratur zum Thema ist außerordentlich umfangreich; jährlich werden neue Funde und Studien veröffentlicht. Die für den rumänischen Raum ausschlaggebende Arbeit stammt von Zeno-Karl Pinter8, wo siebenbürgische und Banater Schwerter und Säbel gründlich analysiert werden; deshalb werde ich mich kurz fassen und Allbekanntes nicht wiederholen. Ich werde mich bloß auf fünf Typologien aus unterschiedliche Gebieten Europas beschränken, die sich auf den hier behandelten Schwerttyp beziehen. In seiner Arbeit aus dem Jahr 1964 schlägt Ewart Oakeshott9 eine auf der Klingenform beruhende Typologie mit zehn Gruppen vor. Außerdem legt er 37 Knauftypen (A-Z) und 13 Parierstangentypen (1-13) fest, was 24 Typen und Untertypen ergibt; Typen werden mit X bis XXII nummeriert, die auf den Knauftypen beruhenden Untertypen mit lateinischen Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge. Er schlägt diese Kennzeichnung auch für die Fortsetzung der Typologie R. E. Wellers von 1927 vor, wo die Typen von I bis X notiert sind10. Das Zeidner Schwert kann dem Typus X zugeordnet werden, der Knauf dem Typus N. In zwei Untersuchungen von 1975 und 1976 fasst Alexander Ruttkay die Schwertfunde aus der Slowakei zusammen, die er in 20 Typen einteilt (I-XX). Schwerter aus der Zeit vor dem 11. Jahrhundert erhalten die Kennzeichnung I-VIII, solche aus dem 12.-14. Jahrhundert werden mit IX-XX notiert11. Auch 4 Zeno-Karl P i n t e r : Spada și sabia medievală în Transilvania și Banat [Schwert und Säbel im Mittelalter in Siebenbürgen und im Banat]. Reșița 1999, S. 118-121. 5 Ebenda, S.121. 6 Ebenda. 7 Vgl. A l e k s i ć : Medieval Swords (wie Anm. 1). 8 P i n t e r : Spada și sabia (wie Anm. 4), 9 Ewart O a k e s h o t t : The Sword in the Age of Chevalry. London 1964. 10 P i n t e r : Spada și sabia (wie Anm. 4), S.7. 11 Alexander R u t t k a y : Waffen und Reiterausrüstung des 9. bis zur ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in der Slowakei. In: Slovenská Archeológia 23 (1975), 1, S. 119-216; 24 (1976), 2, S. 245-395.

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Florin Moţei

Abb. 1. Schwert aus Zeiden, Inv.-Nr. 958 IM, Foto: Terezia Simon.

Abb. 2. Schwert aus Zeiden, Wappendetail, Inv. Nr. 958 IM, Foto: Terezia Simon.

Abb. 4. Mittelalterliche Schwerter aus Südosteuropa: 1 Govezhda (Bulgarien), aus R. P a r m a n o v in: Acta Musei Varnaensis, S. 221f.; 2 Komorn (Slowakei), aus R u t t k a y : Waffen und Reiterausrüstung (wie Anm. 11), S. 165, Abb. 13/2; 3 Ljubljanita (Slowenien), aus T. N a b e r g o j in: Novo gradivo v Arheološkem oddelku Narodnega muzeja v Ljubljani 36 (1994-1995), Tafel 18/2.

Abb. 3. Zeichnung des Schwertes aus Zeiden, Inv.-Nr. 598, Zeichnung: Mihaela Cioc.

4. KORREKTUR

Ein mittelalterliches Schwert

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Abb. 5. Oben: Schwert aus Petersberg, Inv. Nr. 1638 IM; unten: Schwert aus Zeiden, Inv. Nr. 1081/A IM, Fotos: Terezia Simon.

Parierstangen werden typologisch 13 Gruppen zugeordnet. Für das 12.-14. Jahrhundert standen ihm 40 in der Slowakei entdeckte Schwerter zur Verfügung. Das Zeidner Schwert kann dem Typus XV zugeordnet werden. Nachdem er 1989 die Schwerter von Haithabu typologisch gruppiert12, stellt der deutsche Waffenhistoriker Alfred Geibig eine Typologie der auf dem Gebiet Deutschlands aufgefundenen mittelalterlichen Schwerter zusammen, die 14 Typen von Klingen und 19 Typen (mit drei Untertypen) von Knäufen umfasst13. Dafür katalogisierte Geibig 347 Stücke aus 600 Museen und Privatsammlungen. Weil es nur bruchstückhaft erhalten ist, konnte das hier besprochene Schwert nur aufgrund der Knaufform dem Typus 16.2 zugeordnet werden. Das Klingenbruchstück erlaubt trotzdem eine mögliche Einordnung unter Typus 12, laut Geibigs Typologie. Das jüngste Werk zu europäischen Schwertern des 12.-15. Jahrhunderts ist eine 2007 veröffentlichte Arbeit des serbischen Historikers Marko Aleksić, dessen Katalog 412 Schwerter aus folgenden südosteuropäischen Ländern umfasst: Slowakei, Rumänien, Ungarn, Tschechien, Polen, Bulgarien, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowenien, Serbien und Montenegro. Außerdem bespricht er acht Funde aus Museen in Istanbul (sieben Funde) und Ontario (ein Fund). In den Museen von Brünn und Prag befindet sich je ein Schwert von ungeklärter Herkunft. 12

Alfred G e i b i g : Zur Formenvielfalt der Schwerter und Schwertfragmente von Haithabu. In: Offa 46 (1989), S. 223-267. 13 D e r s .: Beiträge zur morphologischen Entwicklung des Schwertes im Mittelalter. Neumüster 1991.

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Florin Moţei

In seiner Typologie verwendet Aleksić die Klassifikation Oakshotts, die er um weitere acht Klingentypen ergänzt. Wir haben es hier also mit einem älteren Fund aus den 1960er Jahren zu tun, der, wie viele andere Stücke aus den Sammlungen rumänischer Museen, seiner Veröffentlichung harrte.

Summary An Unknown Mediaeval Sword in the Heritage of the History Museum in Braşov The County Museum of History Braşov preserves a fragment of an iron sword discovered at Codlea (in Braşov County). The importance of the piece derives from the fact that on the blade is carved an escutcheon in the center of which is arranged a heart and a cross considered as symbols of the Order of Teutonic Knights. The sword seems to be the only archaeological evidence tied to the presence of Teutonic Knights in the land of Bârsa. Besides this sword the museum owns two more swords of this type discovered at Codlea and Prejmer. All three pieces fit into type VI of the typology created by Zeno Karl Pinter dating back to the 13th century and found in Central and South-East Europe.

Rezumat O sabie medievală nepublicată din colecțiile Muzeului de istorie din Brașov În patrimoniul Muzeului Județean de Istorie Brașov se păstrează o spadă de fier fragmentară inedită descoperită la Codlea. Piesa este importantă datorită faptului că pe lamă are imprimat un blazon în centrul căruia se află dispuse o inimă și o cruce, considerate simboluri ale Ordinului Cavalerilor Teutoni. De altfel spada pare a fi singura piesă arheologică ce poate fi legată nemijlocit de prezența cavalerilor teutoni în Țara Bârsei. În afară de această piesă muzeul brașovean mai deține încă două spade de acest tip, una descoperită tot la Codlea și cea de-a doua la Prejmer. Toate cele trei piese se încadrează în tipul VI în tipologia creată de cercetătorul sibian Zeno Karl Pinter, ele fiind datate în secolul al XIII-lea și sunt răspândite în Europa Centrala și de Sud-Est.

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Ein mittelalterliches Schwert

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Összefoglalás Egy kiadatlan középkori kard a brassói Történelmi Múzemból A Brassó Megyei Történelmi Múzeum örökségében található egy kiadatlan töredékes vas kard, amelyre Feketehalmon találtak rá. A lelet azért fontos, mert a kard lapjára egy címer van nyomtatva, melynek közepén egy szív és egy kereszt található. Ezeket a Német Lovagrend szimbólumainak tekintik. Továbbá úgy tűnik, hogy a kard az egyetlen régészeti lelet, amely közvetlenül összeköthető a Német Lovagrend jelenlétével a Barcaságban. Ezen a leleten kivül a brassói múzeum tulajdonában még két ugyanilyen típusú kard talalható, melyek közül az egyiket ugyancsak Feketehalmon míg a másodikat Prázsmáron találták. Mindhárom darab a nagyszebeni Karl Zeno-Pinter kutató által létrehozott tipológia VI. tipusába sorolható be, a 13. századba keltezhetők és széles körben elterjedtek Közép- és Dél-Kelet-Európában.

4. KORREKTUR

SIGISMUND VON LUXEMBURG UND DIE FRAGE DER VERPFLANZUNG DES DEUTSCHEN ORDENS AN DIE UNTERE DONAU I N D E N J A H R E N 1412-1420 Von Virgil C i o c î l t a n Die Verpflanzung des Deutschen Ordens an die Untere Donau mit dem Ziel, Ungarns Abwehrkraft gegen die Osmanen zu steigern, gehört zweifellos zu den politisch-strategischen Grundüberlegungen des Königs und Kaisers Sigismund von Luxemburg in diesem Raum. Die zum ersten Mal ein Jahr nach dem unglücklichen Ausgang der Schlacht von Nikopolis (1396) dokumentierte Idee1 war noch kurz vor seinem Hinscheiden am 9. Dezember 1437 lebendig2. Aus ihrer Geschichte klammern die Historiker meines Erachtens zu Unrecht die Zeitspanne 1412-1420 aus, in der paradoxerweise der Deutsche Orden zu den politischen Hauptthemen des letzten Luxemburgers gehört hat.

1 Erich J o a c h i m : König Sigmund und der Deutsche Ritterorden in Ungarn 14291432. Mitteilungen aus dem Staatsarchiv zu Königsberg. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 33 (1912), S. 87-119, hier S. 87-89. 2 Ebenda, S. 119, zusammenfassend dazu: „Kaiser Sigmund aber hat nicht aufgehört, den Traum vom Orden im Ungarnlande [nach 1397] weiterzuspinnen bis in seine letzten Tage hinein. Ja, er dachte – trotz allem – an nichts geringeres, als eine gänzliche Verpflanzung der Ritter mit dem Schwarzen Kreuze in jenes Reich. Man raunte wenigstens hievon in seiner Umgebung; und so unglaubhaft will das wohl nicht dünken. Denn auch später noch tauchen derartige Pläne zuweilen auf […] Johann Karschau, Kleriker des Deutschen Ordens, [schrieb dem] Hochmeister aus Basel am 1. September 1437: Gnedigir herre, […] nu mit den Behemen sint herren gekomen von Proge und von dem herren keisir, der zu Egra geweszen ist, und also wir cortesanen eynen szeten an uns haben, das wir alle ding dirfaren und nuwe czeitunge gerne horen wellen. also hot einer undir in gesagit, wie der herre keiszir mit umme gee, das her czu wege brengen wolde mit dem bobiste und concilio, das man euwir gnode und den orden vorsetczen sulde gancz von unsern landen nemende und setczen widdir die Torken, das ich gancz seer bei meynen truwen dirschrocken byn, und bekummert mich warlich gancz sere, went wo das geschege, so weren unser landt und wir vortorben. och meynet her, das eczliche herren sich hoch bei seyner majestat arbeiten umbe die landt zu haben. Das bin ich nach hochir dirschracken. Ich habe geantwort doruf, das das nicht geschicht: die landt lasen is mit nichte czugeen. Och ist leichte des keiszirs meynunge, ab die Krichen wurden mit uns latinischen eyns und der Johannit orden mit dem deutzen; und da geschit nymmir.“

4. KORREKTUR

Sigismund von Luxemburg und der Deutsche Orden

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Eine Übersicht über die tiefgreifenden Umwälzungen in Ost-, Mittel- und Südosteuropa, die der 1382 erfolgte Tod des ungarischen und polnischen Königs Ludwig von Anjou auslöste, ist unentbehrlich, um mehr Licht auf den Fragenkomplex zu werfen. In dem genannten Jahr begann nämlich der rasche Zerfall der ungarisch-polnischen Union, die seit 1370 unter dem Zepter des letzten Angiovinen als Fortsetzung des um die Mitte des Jahrhunderts gebildeten antitatarischen Bündnisses der zwei katholischen Reiche die wichtigste Kräfteballung in Mitteleuropa darstellte. Im letzten Jahrzehnt seines Daseins erlebte das mittelalterliche Königreich Ungarn wahrscheinlich die besten Jahre seiner mittelalterlichen Geschichte, denn Ludwig dem Großen gelang es, innerhalb der Union die Vorherrschaft seiner Landsleute den Polen gegenüber durchzusetzen und seine Machtbefugnisse über ein riesiges Territorium zwischen drei Meeren (Adria, Ostsee und Schwarzes Meer) auszudehnen. Was vermutlich die polnischen Adligen am meisten gegen den fremden König aufbrachte, war die unmittelbare Unterstellung jener Regionen jenseits der Ostkarpaten unter die ungarische Krone, nämlich von Rotrussland und der Moldau, die im gemeinsamen Kampf gegen die Goldene Horde erworben worden waren3. Das Erbe, das Sigismund von Luxemburg, Ludwigs Nachfolger, 1387 antrat, war keineswegs beneidenswert. Die polnischen Magnaten, einige Jahrzehnte zuverlässige Bündnispartner der Ungarn, waren nicht mehr gewillt, die alte Freundschaft am Leben zu erhalten: Sie weigerten sich, Sigismund als ihren rechtmäßigen Herrscher anzuerkennen und übergaben die Krone einem litauischen Fürsten aus dem Geschlecht Jagiełło, der sich samt seines Volkes taufen ließ und fortan als polnischer König den christlichen Namen Władysław trug. Dadurch wurden die Weichen der neuen, polnisch-litauischen Union gelegt, die der 1385 geschlossene Vertrag von Krewo besiegelte. Von Anfang an war das außenpolitische Hauptanliegen der Alliierten der Durchbruch zur Ostsee, was die Vernichtung des Deutschordensstaates, der sowohl den Polen als auch den Litauern den Zugang zum Meer versperrte, voraussetzte4. Die Machtverschiebungen, die nach dem Hinscheiden Ludwigs von Anjou stattfanden, haben für das ungarische Königreich langfristig verhängnisvolle Folgen gehabt. Die ehemaligen polnischen Verbündeten und ihr litauischer König machten erfolgreich dem jungen Herrscher aus dem Luxemburger Haus die hegemonialen Ansprüche im Dnjestr-Karpaten-Raum streitig. Mehr noch als Rotreußen und Podolien sorgte dauerhaft das moldauische Fürstentum, dessen Woiwode Peter I. Muşat 1387 Władysław Jagiełło den Treueid leistete5, für Spannungen 3

Jörg K. H o e n s c h : Kaiser Sigismund: Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit. 13861437. München 1996, S. 21-22, 48-50. 4 Ausführlich ebenda, S. 50-63, im Kapitel: Ein Reich verloren, eine Krone gewonnen 1382-1387. 5 Mihai C o s t ă c h e s c u : Documentele moldovenești înainte de Ștefan cel Mare [Die moldauischen Urkunden vor Stephan dem Großen]. II. Bd. Iaşi 1932, S. 599-603.

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Virgil Ciocîltan

zwischen dem ungarischen und dem polnischen Staat, die in kriegerische Unternehmungen zu münden drohten. Kurz nach 1390 erreichten die Osmanen, in der Folgezeit die gefährlichsten Gegner des ungarischen Reichs, die Donaulinie6. Die Venezianer, die sich mit dem Verlust der dalmatischen Küste, die ihnen Ludwig von Anjou 1359 entrissen hatte, nicht abfinden wollten, warteten nur auf eine günstige Gelegenheit, um den umstrittenen Landstreifen wieder in Besitz zu nehmen. Sie bot sich 1409 und veranlasste die Führung der Lagunenstadt, Verhandlungen mit den Polen aufzunehmen, um Ungarn in einen Zweifrontenkrieg zu verwickeln7. Hält man sich vor Augen, wie feindlich auch die österreichischen Herzöge Ernst und Friedrich8 sowie die rumänischen Fürsten ihrem Nachbarn auf den Thron in Ofen gesinnt waren9, so kann man sich die bedrohliche Einkesselung 6

Vgl. Gustav B e c k m a n n : Der Kampf Kaiser Sigmunds gegen die werdende Weltmacht der Osmanen 1392-1437. Gotha 1902; Hans Joachim K i ß l i n g : Militärisch-politische Problematiken zur Türkenfrage im 15. Jahrhundert. In: Bohemia 5 (1964), S. 108-136; d e r s .: Die Türkenfrage als europäisches Problem. In: Südostdeutsches Archiv 7 (1964), S. 39-57; Ernst W e r n e r : Die Geburt einer Großmacht: die Osmanen. Weimar 1985; Franz-Reiner E r k e n s : „Un wil eine grosse reise do tun“. Überlegungen zur Balkan- und Orientpolitik Sigismunds von Luxemburg. In: Studien zum 15. Jahrhundert. Festschrift für Erich Meuthen. Hg. Johannes H e l m r a t h , Heribert M ü l l e r . Bd. 1. Köln 1994, S. 739762; Wilhelm B a u m : Kaiser Sigismund: Hus, Konstanz und Türkenkriege. Köln 1993; d e r s .: Europa-Politik im Vorfeld der Frühen Neuzeit: König und Kaiser Sigismund vom Hause Luxemburg, Ungarn, Byzanz und der Orient. In: Europa in der Frühen Neuzeit. Festschrift für Günter Mühlpfordt zum 75. Geburtstag. Hg. Erich D o n n e r t . Bd. 1. Weimar, Köln, Wien 1997, S. 13-43. 7 Marija W a k o u n i g : Dalmatien und Friaul. Die Auseinandersetzungen zwischen Sigismund von Luxemburg und der Republik Venedig um die Vorherrschaft im adriatischen Raum. Wien 1990; Fontes rerum Polonicarum e tabulario Reipublicae Venetae,. series I, fasc. secundus (Acta Vladislao Jagellonide regnante). Hg. August C i e s z k o w s k i . Posnaniae 1890. 8 Artur S t e i n w e n t e r : Beiträge zur Geschichte der Leopoldiner. In: Archiv für österreichische Geschichte 58 (1879), S. 391-508. 9 Der Bündnisvertrag mit dem Polenkönig, den Mircea, Woiwode der Walachei, am 17. Mai 1411 unterzeichnete, in: Eudoxiu de H u r m u z a k i : Docomente privitoare la istoria românilor 1346-1450 [Urkunden zur Geschichte der Rumänen]. Hg. Nicolae D e n s u ş i a n u . Bd. I/2. Bucureşti 1890, S. 172f.; das Aktenstück mit demselben Inhalt, das einige Tage später Alexander, Fürst der Moldau, unterschrieb, in: C o s t ă c h e s c u : Documentele (wie Anm. 5), S. 637-639; vgl. Ilie M i n e a : Principatele române și politica orientală a lui Sigismund de Luxemburg [Die rumänischen Fürstentümer und die Orientpolitik Sigismunds von Luxemburg]. București 1919; Bolesław S t a c h o ń : Polityka Polski wobec Turcyi i akcyi antytureckiej w wieku XV do utraty Kilii i Białogrodu 1484 [Die Politik Polens gegenüber der Türkei und der antitürkischen Aktion im 15. Jahrhundert bis zum Verlust von Kilija und Akkerman 1484]. Łwów 1930, S. 30-38; Olgierd G ó r k a : Zagadnienie czarnomorskie w polityce polskiego średniowiecza, I: 1359-1450 [Das Schwarzmeerthema in der Politik Polens im Mittelalter, 1359-1450]. Warszawa 1933; Constantin R a c o v i ț ă : Începuturile suzeranității polone asupra Moldovei [Die Anfänge

4. KORREKTUR

Sigismund von Luxemburg und der Deutsche Orden

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Ungarns10 unschwer vorstellen und daran messen, wie dramatisch Ungarns Status in der Kräftekonstellation geschrumpft war. Zieht man auch die inneren Widerstände, die Sigismund von Luxemburg in der ersten Hälfte seiner Herrschaft überwinden musste, in Betracht11, so ist seine bedrängte Lage, die keine tatkräftigen Initiativen zuließ, offensichtlich. Sein politischer Horizont und dementsprechend sein Aktionsradius erweiterte sich erst 1411 durch die Wahl zum römischen König nach dem unerwarteten Ausscheiden Josts von Mähren am 18. Januar12. Sie wirkte sich sofort und vielversprechend auf Ungarns zwischenstaatliche Beziehungen aus. Zu diesen gehört auch das Verhältnis Sigismunds zur polnisch-litauischen Union und zum Deutschen Orden. Um Władysław Jagiełło, unter dessen Leitung sich die Umzingelung Ungarns anbahnte13, in Schach zu halten, unterzeichnete der Luxemburger schon am 20. Dezember 1409 einen Vertrag mit dem Ritterstaat, durch den er sich gegen hohe Subsidienzahlungen verpflichtete, den Ordensbrüdern militärisch beizustehen, wenn Polen im Krieg Heiden und Schismatiker, d. h. Tataren, Russen und Rumänen, einsetzen sollte14. Obwohl er sich im März des nächsten Jahres, der polnische Oberhoheit über die Moldau], 1387-1432. In: Revista istorică română 10 (1940), S. 237-332; Florin C o n s t a n t i n i u , Șerban P a p a c o s t e a : Tratatul de la Lublau (15 martie 1412) și situația internațională a Moldovei la începutul veacului al XV-lea [Der Vertrag von Lublau (15. März 1412) und die internationale Politik der Moldau zu Beginn des 15. Jahrhunderts]. In: Studii. Revistă de istorie 17 (1964), 5, S. 1129-1140; Wolfgang v o n S t r o m e r : Die Schwarzmeer- und Levante-Politik Sigismunds von Luxemburg und der Schwarzmeer-Handel oberdeutscher und hansischer Handelshäuser. Bruxelles, Rom 1974 (Sonderdruck aus: Bulletin de l’Institut Historique Belge de Rome 44 (1974), S. 601-610); Şerban P a p a c o s t e a : Kilia et la politique orientale de Sigismond de Luxembourg. In: Revue roumaine d’histoire 15 (1976), 3, S. 421-436; d e r s .: Din nou cu privire la politica orientală a lui Sigismund de Luxemburg (1412) [Erneut über die Ostpolitik Sigismunds von Luxemburg). In: Ștefan Meteș la 85 de ani. Cluj 1977, S. 243-246; Virgil C i o c î l t a n : Competiția pentru controlul Dunării inferioare [Der Wettstreit um die Kontrolle der Unteren Donau]. In: Revista de istorie 35 (1982), 10, S. 1088-1203; Zsigmond Pál P a c h : Die Verkehrsroute des Levantehandels nach Siebenbürgen und Ungarn in der Zeit Sigismunds. In: Sigismund von Luxemburg, Kaiser und König in Mitteleuropa 13871437. Hg. Josef M a c e k , Ernő M a r o s i , Ferdinand S e i b t . Warendorf 1994, S. 192-199. 10 Vgl. Ottokar I s r a e l : Das Verhältnis des Hochmeisters des Deutschen Ordens zum Reich im 15. Jahrhundert. Marburg/Lahn 1952, S. 13; H o e n s c h : Kaiser Sigismund (wie Anm. 3), S. 163f. 11 Elemér M á l y u s z : Kaiser Sigismund in Ungarn 1387-1437. Budapest 1990, S. 27-93; H o e n s c h : Kaiser Sigismund (wie Anm. 3), S. 48-147. 12 H o e n s c h : Kaiser Sigismund (wie Anm. 3), S. 148-161. 13 Vgl. oben Anm. 5, 7, 8, 9. 14 Erich W e i s e : Die Staatsverträge des Deutschen Ordens in Preußen im 15. Jahrhundert. Bd. 1 (1398-1437). Königsberg 1939, Nr. 78; Regesta historico-diplomatica Ordinis S[anctae] Mariae Theutonicorum: 1198-1525. Bd. I/1. Hg. Erich J o a c h i m , Walther H u b a t s c h . Göttingen 1948, S. 69, Nr. 1179; vgl. H o e n s c h : Kaiser Sigismund (wie Anm. 3), S. 143.

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Virgil Ciocîltan

als die Aufrüstung auf Hochtouren lief und der unvermeidliche Zusammenstoß bevorstand, erneut zu seinem Vertrag bekannte15, hat Sigismund sein Versprechen nicht eingelöst: Während der Entscheidungsschlacht am 15. Juli 1410 bei Tannenberg, wo die vereinten polnischen und litauischen Streitkräfte mit ihren Hilfstruppen seine deutschen Verbündeten vernichtend schlugen, hat er sich mit einem bescheidenen Ablenkungsmanöver an der polnischen Südgrenze begnügt16. Durch die Ausschaltung des Deutschen Ordens aus dem Kräftespiel verlor Sigismund, den der Hochmeister vertragswidrig über den Verlauf und den Abschluss der Friedensverhandlungen nicht informierte17, das einzige Gegengewicht, das bis dahin Polens ungarnfeindliche Politik eingedämmt hatte. Der Druck auf den ungarischen König stieg deswegen gewaltig, denn nicht nur Władysław Jagiełło, sondern auch seine vorher erwähnten Verbündeten wurden durch die Niederlage des Ritterheeres ermutigt, ihr Verhalten dem nun allein stehenden Stephansreich gegenüber zu erhärten18. Bezeichnend für diesen Wandel sind die bitteren Vorwürfe, die ein ungarischer Würdenträger gegen Ende des Jahres 1411 König Władysław in einem Schreiben machte, nämlich dass die polnischen Unterhändler ihr anfängliches Versprechen, die Moldau wieder in den Besitz der ungarischen Krone zu bringen19, nicht mehr einhielten, was nach Einschätzung des Briefverfassers zum Kriegsausbruch zwischen den beiden Reichen zu führen drohe20. Es war wohl keine Laune der polnischen Gesandten, der man den Übergang von der extrem konzessiven Haltung zur totalen Unnachgiebigkeit gerade in der Kernfrage der polnisch-ungarischen Beziehungen zuschreiben könnte; vielmehr war es die Außenpolitik des Krakauer Hofs selbst, die sich in den Jahren 1410 und 1411 infolge der Machtverschiebungen, die die Schlacht von Tannenberg verursachte, verändert hatte: Vor der Konfrontation mussten sich die Polen kompromissbereit zeigen, um den durch die Vereinbarungen Sigismunds mit dem Hochmeister voraussehbaren Angriff der ungarischen Streitkräfte21 zu vermeiden. Nach der Niederlage des Ordens und der darauffolgenden Machtzunahme des polnischen Königreichs an der Spitze einer massiven antimagyarischen

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Regesta historico-diplomatica (wie Anm. 14), S. 74, Nr. 1262; C o n s t a n t i n i u , P a p a c o s t e a : Tratatul (wie Anm. 9), S. 1130. 16 H o e n s c h : Kaiser Sigismund (wie Anm. 3), S. 144. 17 Ebenda, S. 144: Der Friedensvertrag mit Polen, der dem Orden den ganzen Landbesitz ließ, aber ihn zur Zahlung von 100.000 Gulden für die Befreiung der Gefangenen verpflichtete, wurde am 1. Februar 1411 in Thorn unterzeichnet. 18 Vgl. oben Anm. 5, 7, 8, 9, 13. 19 Hermann H e i m p e l : Zur Handelspolitik Kaiser Sigismunds. In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 23 (1930), S. 137f.: et presertim de recuperatione possesionis realis terre Moldwane. 20 Ebenda: scintilla gwerram paritura. 21 Vgl. oben Anm. 14, 15.

4. KORREKTUR

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Koalition gab es keinen Grund mehr, die Moldau, das wertvolle und treue Vasallenland, dem Gegner zu überlassen. Die mahnenden Schlussworte im Brief des ungarischen Unterhändlers, nämlich dass die weitere Verweigerung, das rumänische Fürstentum den Ungarn zu übergeben, ein Casus Belli sei, haben die polnische Regierung sicher nicht eingeschüchtert22. Auch ist in den nächsten Monaten keine für Polen ungünstige Wende eingetreten, die Władysław hätte überzeugen können, seine starre Haltung aufzugeben. Unter diesen Umständen ist es auf den ersten Blick ganz erstaunlich, dass er während der Verhandlungen mit Sigismund im Frühjahr 1412 einlenkte und dem Gesprächspartner großzügig Befugnisse in Bezug auf die Moldau einräumte. Das Aktenstück, das die beiden Monarchen am 15. März des genannten Jahres in Lublau unterzeichneten, belegt eindeutig, dass der Polenkönig auf einen Teil seiner ausschließlichen, bisher hartnäckig verteidigten Rechte als Lehnsherr des rumänischen Fürsten Alexander zugunsten seines ungarischen Amtskollegen verzichtete. Zwar erkannte Sigismund den feudalen Verband zwischen Władysławs und seinem Lehnsmann als rechtmäßig an und versprach, ihn nicht zu stören; unvergleichlich größer war aber der Nutzen des ungarischen Königs, denn die Vereinbarung zwang den Woiwoden der Moldau, Sigismund im Falle eines türkischen Angriffs auf Ungarn Heeresfolge zu leisten. Das Gleiche galt für den Fall, wenn der Monarch mit einem zumindest 1000 Lanzen starken Streitkorps dieselben Feinde außerhalb der Landesgrenze bekämpfen würde. Sollte Alexander die Hilfeleistung verweigern, trat für ihn und für sein Land eine verhängnisvolle Klausel in Kraft. Sie sah nichts weniger als die Auflösung des moldauischen Staates und die Teilung seines Territoriums vor. Die östliche Hälfte mit Akkerman war Polen, die westliche mit Kilija an der Donaumündung Ungarn vorbehalten23. Betrachtet man allein den eben kurz erwähnten Inhalt der Urkunde, wie die meisten Historiker, die sich mit dem Vertrag von Lublau befasst haben, es taten, so liegt auf der Hand, wie unausgeglichen die königlichen Verhandlungspartner die Gewinne und die Verluste, die sich infolge der neuen Statusregelung des moldauischen Zankapfels ergaben, untereinander verteilt haben: Es kann 22

Obwohl Sigismund zweifellos vorhatte, Ende 1411 den Feldzug von 1395 in die Moldau zu wiederholen; vgl. Hermann H e i m p e l : Aus der Kanzlei Kaiser Sigmunds (Über den Cod. Pal. Lat. 701 der Vatikanischen Bibliothek). In: Archiv für Urkundenforschung 12 (1932), S. 179; C o n s t a n t i n i u , P a p a c o s t e a : Tratatul (wie Anm. 9), S. 1138; Radu M a n o l e s c u : Campania lui Sigismund de Luxemburg în Moldova (1395) [Der Feldzug Sigismunds in der Moldau, 1385]. In: Analele Universității București, Seria Științe Sociale, Istorie 15 (1966), S. 59-74. 23 H u r m u z a k i : Docomente (wie Anm. 9), S. 483-487; W e i s e : Die Staatsverträge (wie Anm. 14), S. 94-95; das Exemplar, das Vitold, der Großfürst Litauens, nach einem Monat unterschrieb, publizierte Antoni P r o c h a s k a : Codex epistolaris Vitoldi magni ducis Lithuaniae 1376-1430. Cracoviae 1882 (Monumenta medii aevi historica res gestas Poloniae illustrantia 6), S. 228-231.

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kein Zweifel bestehen, dass Sigismund den Löwenanteil bekam, während Władysław besonders schwere Nachteile, vor allem das über sein Vasallenland verhängte Damoklesschwert, hinnahm. Angesichts der vorher zitierten günstigen Lage des polnischen Königs im Vergleich zur verhältnismäßig prekären Situation seines Verhandlungspartners erscheint Jagiełłos überaus konzessive Einstellung Sigismund gegenüber im März 1412 unbegründet und somit unlogisch. Das Rätsel dieses Verhaltens löst ein Bericht des gut informierten polnischen Bischofs und Geschichtsschreibers Jan Długosz, der im 15. Jahrhundert in den hohen Kreisen des Krakauer Hofs verkehrte und Zugang zum Archiv der Staatskanzlei hatte. Seinen Aussagen gemäß besprachen sich die Monarchen in Lublau und fassten anschließend Beschlüsse, die sich nicht nur auf die Moldau, sondern – und zwar als articulus primus! – auch auf den Deutschen Orden bezogen. In auffallend symmetrischer Weise mit dem Los des Donaufürstentums sollte den Ritterstaat dasselbe Schicksal ereilen, denn Sigismund engagierte sich, die Polen bis zu seiner Vertreibung (exterminium) und Aufteilung, wiederum zwischen ihm und Władysław, mit all seinen Kräften zu unterstützen24. Das Angebot war dermaßen verlockend – urteilt weiter der Berichterstatter –, dass der polnische König sich verleiten ließ und die voraussichtlichen Vorteile, die die Auflösung des Ordens versprach, viel höher einschätzte als die Nachteile, die sich für Polen durch die Zugeständnisse in Bezug auf die Moldau ergaben. In demselben Abschnitt erklärt Długosz, weswegen nur die Klauseln, die das rumänische Fürstentum betrafen, schriftlich festgehalten wurden: Sigismund unterbreitete Władysław „sehr geschickt“ die Bitte, seine Offerte, die er durch Schwur bekräftigte, geheim zu halten und folglich aus der Endfassung des Vertrags zu entfernen, denn ihre Bekanntmachung würde die Kurfürsten, die traditionsgemäß hinter dem Orden standen, aufbringen und er liefe Gefahr, „vom Reich“ (ex Imperio) abgesetzt zu werden25. 24 Der Vorschlag lautet in direkter Rede: Pollicebor itaque tibi, et iusjurandi, si in perpetuae pacis foedus mecum redire sincere consentis, sacramento firmabo, et Cruciferos me a die hac, et in sempiternum deserturum, et cum omnibus meis potentiis, pro eorum exterminio, personalia auxilia me tibi, ea tamen conditione interposita, praestiturum repromitto, ut postquam propitiam Diuinitate eos vinci, et exterminari contigerit, terrae Culmensis, Michałouiensis, et Pomeraniae, quas proprias et naturales Regni tui Poloniae profiteor, ad te et regnum tuum simpliciter et plenariae recidant: terram autem Prussiae eo inter nos sortiamur pacto, ut alter ex nobis maiorem partem illius accipiat, qui maiores exercitus in guerram conduxerit. (Jan D ł u g o s z : Historiae Polonicae Libri XII, I. Leipzig 1711, Kol. 319). 25 Dum autem iuxta conditiones pactorum minutae forent confectae, et articulus primus de exterminio Cruciferorum, […] et de Prussiae terra diuidenda, tanquam principalis, propter quem caeterae inconvenientiae fuerant admissae, positus notatusque fuisset, Siegmundus […] tali calliditate obtinuit eum apus Wladislaum […] ex literis principalibus aboleri. Petiuit siquidem Wladislaum Regem, quatenus Anna Regina Poloniae Cracouiam remissa, ex Cassouia secum in Varadinum, deinde Budam, Vischegrod, et alia Regni Hungariae loca insignioara, procederet; pollicens eum in venations feris opulentas, quibus sciebat Wladislaum […] delectari, traducturum, et omnibus necessaries splendide tractaturum. Quem cum sensissetea oblatione inescatum,

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Nach etwa einem halben Jahrhundert, als der polnische Chronist sein Werk verfasste und genügend zeitlichen Abstand besaß, um die nachträglichen, ganz unterschiedlichen Werdegänge der zwei ursprünglich verzahnten Vereinbarungen vergleichen zu können, beschuldigte er Sigismund barsch, durch das – zwar beeidigte – Gentlemen Agreement seinen Verhandlungspartner betrogen zu haben, natürlich weil auch damals, wie schon immer, galt: verba volant, scripta manent. Władysław warf er nicht nur Naivität vor, sondern auch, dass er eigenwillig, unter Missachtung der Warnungen seiner Ratgeber, gehandelt und für sein Reich ein gefährliches Abkommen geschlossen hatte26. Die einzige Beschreibung der Verhandlungen von Lublau, die die Nachwelt Jan Długosz verdankt, ist an sich vollkommen klar: Es war der übliche Tausch, der einer imponierenden historischen Fallreihe angehört, durch die die Großmächte stets ihre Interessen auf Kosten der Kleinen gegenseitig befriedigen. Erst das so vervollständigte Bild des Geschehens im März 1415 erhellt den Beweggrund für Władysławs Zugeständnisse, die sonst nur wie eine sinnlose Opferung der Moldau seitens des Lehnsherrn eingestuft werden können. Trotz dieser offensichtlichen Tatsache und anderen mehr haben fast alle Historiker, die sich mit den Verhandlungen von Lublau auseinandergesetzt haben, dem Zeugnis des polnischen Geschichtsschreibers keinen Glauben geschenkt, vermutlich nach dem Grundsatz: testis unus, testis nullus. Schuld daran ist aber in erster Reihe die nach Verleumdung klingende, unleugbar parteiische Beschreibung Sigismunds und seiner Taten gewesen. Die vielleicht zu schroffe Ausdrucksweise (zum Beispiel exterminium Ordinis) hat ebenfalls die Glaubwürdigkeit des Verfassers untergraben. Diese Gründe und andere mehr haben Długoszs Bericht in den Bereich der Fantasie verbannt, und dementsprechend wurde er zur Klärung der Lublauer Verhandlungen für unbrauchbar gehalten. Die meisten Geschichtsforscher haben deswegen Sigismunds Vorschlag hinsichtlich des Ordens einfach stillschweigend übersehen27. Sogar Erich Joachim und Otto Israel, die dem Verhältnis des römischen Königs zu den Hochmeistern eingehende Untersuchungen gewidmet haben, erwähnen ihn mit keiner Silbe28. Jörg Hoensch, einer der

alteram rursus petitionem adiecit […] Nosti, inquit, Illustrissime et amantissime frater, me in Romanorum Regem nouiter assumptum esse, et nondum Sedem Imperii ad integrum conscendisse; Rogo itaque te, quatenus de Cruciferorum exterminio et terrae Prussiae diuisione stipulatione manuali et corporali iuramento, inter nos firmatam, litteris communibus foederam non permittas misceri conclusionem: gravem indignationem, ex qua mea non ignominia tantummodo, sed etiam ex Imperio depositio, apud Imperii Electores, Cruciferis propter genus et ditionem faventes, mihi conflaturam (ebenda, Kol. 321). 26 Ibique [= Lublau] dolo Siegmundi illectus; Senatoribus inconsultis secretum sed Regno Poloniae perniciosum init foedus (Randbemerkung ebenda). 27 Vgl. die in Anm. 9 zitierte Literatur sowie M á l y u s z : Kaiser Sigismund (wie Anm. 11), S. 106. 28 Anm. 1 und 10.

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besten modernen Kenner der Geschichte des letzten Luxemburgers, äußerte hingegen kurz und bündig, jedoch ohne Begründung seine Stellungnahme: „Eine vom polnischen Chronisten Jan Długosz vermutete Geheimklausel über die gemeinsame Zerschlagung und Aufteilung des Ordensstaates hat es wohl nicht gegeben.“29

Ganz anderer Meinung, obwohl nicht ganz ohne Vorbehalt, war Zenon Nowak, ein Landsmann des Chronisten: „Eine Grundlage des Friedensvertrages mit Polen, der in Lublau […] abgeschlossen wurde, bildete, wie es scheint, eine geheim gehaltene Vereinbarung über den Deutschen Orden (so Jan Długosz).“30

Indizien, die für die Glaubwürdigkeit seiner Aussagen plädieren, gibt es meines Erachtens jedoch zur Genüge. Das Verfahren, das Sigismund im Einverständnis mit Władysław vorzog, um seine politische Schuld den Polen und den Litauern gegenüber zu begleichen, war der Schiedsspruch. Er wurde als superarbiter auch vom Hochmeister ahnungslos akzeptiert, denn als römischem König oblagen ihm ja die Pflichten, wenn auch bloß nominell, eines Schutzherrn. Sein erster Schritt als Schiedsrichter, die vorläufige sogenannte sententia interlocutoria, die er am 24. August 1412 in Ofen fällte, bestätigte eigentlich den Thorner Friedensvertrag und zeigte dadurch, dass sich der Wind schon gedreht hatte: Wir hatten abir eyn bessern usspruch [Zuspruch] gehoffet, meinte der Hochmeister Heinrich von Plauen unverblümt dazu31. Es war aber nur eine Anzahlung, durch die Sigismund für die Verwirklichung seines Vorhabens unentbehrliche Zeit gewann. Die Grundvoraussetzung dafür war, das schon längst lose Verhältnis zwischen der Reichsführung und dem Ritterstaat neu zu gestalten, das heißt ihn straff seiner Autorität zu unterstellen, um in dessen Angelegenheiten nach Gutdünken schalten und walten zu können. Trotz der überwältigenden Tätigkeit in den nächsten Jahren als Vorsteher des Konstanzer Konzils (1414-1418) hat er unentwegt das Ziel verfolgt, den Orden in ein gefügiges (Tausch-)Objekt zu verwandeln und ihn somit für den nach der Synode unvermeidlichen, endgültigen Schiedsspruch vorzubereiten. Bereits vor der Zusammenkunft in Lublau behauptete Sigismund in seiner Korrespondenz am Ende des Jahres 1411, dass der Orden uns und dem heiligen Römischen riche zugehöret32. Ob sie schon jetzt in Vorahnung der Verhandlungen mit dem Polenkönig drei Monate später Hintergedanken verbarg, ist ungewiss. Die Aussage des Monarchen, die eher Wunschdenken ausdrückt, ist für unsere Beweisführung trotzdem wichtig, weil sie einen Einblick in eine Vorstellungs29

H o e n s c h : Kaiser Sigismund (wie Anm. 3), S. 163. Zenon N o w a k : Internationale Schiedsprozesse als ein Werkzeug der Politik König Siegmunds in Ostmittel- und Nordeuropa 1411-1425. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte 111 (1975), S. 178. 31 W e i s e : Die Staatsverträge (wie Amn. 14), S. 96-99, Nr. 94; vgl. N o w a k : Internationale Schiedsprozesse (wie Anm. 30), S. 181. 32 I s r a e l : Das Verhältnis (wie Anm. 10), S. 13f. 30

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welt gestattet, in der auch seine heimlichen Absichten verankert waren. Eindeutige Hinweise, die gleich nach dem Abschluss der Verhandlungen in Lublau einsetzen, lassen keinen Zweifel über den wahren Inhalt der Vereinbarungen. Die Reihe beginnt am 15. März 1412. Sigismund fand es angemessen, unmittelbar also nach der Unterzeichnung des Vertrags, den Hochmeister Heinrich von Plauen von der besliessung […], die wir getruen der heiligen Kirchen, dem riche, dem orden und gemeinem nutze erlich, tröstlich und nützlich si zu unterrichten, warnt ihn aber zugleich vor einem Zugriff auf Polen und Litauen33. Der römische König machte keinen Hehl aus seiner Wendung zu Polen: Um seinen neuen Bundesgenossen vom Ernst seiner Versprechungen zu überzeugen34, beherbergte er ihn und seine zahlreiche Gefolgschaft wochenlang auf ungarischem Boden und ehrte sie durch eine glänzende Versammlung aus aller Herren Länder sowie durch allerlei Feste35. Sein Verhalten beunruhigte schon vor dem Ofener Schiedsspruch nicht nur den Hochmeister und seine Untertanen, sondern auch die deutschen Fürsten, die Zweifel an der Objektivität des römischen Königs als Schiedsrichter hegten36. Deswegen sandte Heinrich von Plauen im Mai 1412 Botschafter unter der Führung des Erzbischofs von Riga Johann von Wallenrod nach Kaschau, wo sich der Monarch aufhielt. Gleich nach dem Empfang trugen sie die Forderung vor, der Schiedsspruch solle nicht allein von Sigismund, sondern auch vom Kurfürstenkolleg gefällt werden. Bezeichnend für unseren Fragenkomplex ist der Wutausbruch des Luxemburgers: „In heftigen Worten erklärte er, dem polnischen König gegen den Orden Frieden verschaffen zu wollen, und wenn er dem Hochmeister deshalb selber den Krieg erklären müsste.“37

Die Anwesenden haben wahrscheinlich gar nicht geahnt, genau wie mancher Historiker späterer Zeit38, dass der vor Zorn aus der Fassung geratene Herrscher den Tenor seiner geheimen Praktiken enthüllte. Sein unter normalen Umständen vollkommen unbegründeter Zorn kann zweifellos nur angesichts der Gefahr, die der Vorschlag der Vertreter des Ritterstaates beinhaltete, verstanden werden: Das Kurfürstenkolleg hätte sicher die für Sigismunds Vorhaben unabdingbare Handlungsfreiheit fatal eingeschränkt. Dass er seine Pläne nicht durchkreuzen ließ und folglich das Verlangen des Hochmeisters energisch zurückwies, ist verständlich39. Drei Monate später verursachte der Ofener Schiedsspruch den endgültigen Bruch zwischen dem König und dem renitenten Hochmeister Heinrich von Plauen. Als dieser im Herbst 1413 an der polnischen Grenze das Heer ver33

Ebenda, S. 15f. So D ł u g o s z : Historiae Polonicae (wie Anm. 24), Kol. 321. 35 I s r a e l : Das Verhältnis (wie Anm. 10), S. 16. 36 Vgl. Schreiben aus Thüringen und Bayern an Sigismund zugunsten der Deutschritter (ebenda). 37 Brief des Komturs von Thorn vom 11. Mai 1412 an den Hochmeister Heinrich von Plauen (ebenda). 38 Ebenda. 39 Ebenda. 34

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sammelte und sich vorbereitete, trotz Sigismunds Warnungen40, des Feindes Land mit Krieg zu überziehen, wurde er verhaftet und eingekerkert. An der Spitze der Aufrührer stand ein Schützling des deutschen Monarchen, der fügsame Marschall Michael Küchmeister, dem der Luxemburger zum Erwerb des höchsten Amtes im Ordensstaat verhalf41. Die Erwartungen, durch einen Strohmann den Eingriff in die inneren Angelegenheiten des Ordens zu sichern, wurden in den nächsten Jahren enttäuscht. Der römische König musste einsehen, dass ein Personenwechsel, sei es auch an der Spitze des Staates in Preußen, nicht genügte, um seinen schon im Vertrag von Lublau vorbereiteten Plänen zu dienen; der institutionelle Rahmen musste verändert werden, um den Orden aus seiner unklaren Doppelstellung zwischen Papst und Kaiser herauszulösen und ihn ganz und gar seiner politischen Willkür zu unterwerfen42. Manifest wurde dieser Wunsch im Frühjahr 1416, als eine Sondermission Marienburg erreichte und ihn Michael Küchmeister vorführte. Den Worten des bestürzten Hochmeisters gemäß kamen die Gesandten begerende, das wir mit sampt unserm orden uns dem reiche irgebin und unsere lehen vom reihe empfingen. Die Antwort auf diese unerhörte Forderung lautet eindeutig, nämlich, das uns nicht fuglich ist noch zu tun war, das wir uns dem reiche ingebin und das unserm orden ein sulche vormols ni ist zugemutet43. Das Scheitern des Versuchs, den Deutschen Orden in den Lehnsverband des Reiches einzuführen, war der Auftakt für die Epoche der schärfsten Spannungen zwischen dem römischen König und dem Hochmeister. Der endgültige Schiedsspruch, die sogenannte sententia definitiva, der nach der Beendigung 40

Vgl. oben Anm. 33. Vgl. Karol G ó r s k i : L’Ordine teutonico. Alle origini dello stato prussiano. Torino 1971, S. 161: Der Ofener Schiedsspruch „provocò la rottura fra lui [= Sigismund] e Plauen. Per costringere l’Ordine a conformarsi alla sua politica, Sigismondo […] trovò un dignitario, Michael Küchmeister, pronto a sustituirsi al gran maestro. Quando nell’autunno del 1413 Plauen riuní l’esercito sulle frontiere polacche e diede l’órdine die cominciare la Guerra, venne revesciato da un complotto di dignitary teutonici e gettato in prigione insieme con suo fratello. Küchmeisterfu eletto al suo posto, e Plauen passò il resto della sua vita in una cella e succesivamente in un piccolo castello vicino a Königsberg, Lochstedt, dove godette di forti rendite fino ala morte (1429).“ 42 Vgl. I s r a e l : Das Verhältnis (wie Anm. 10), S. 21, über Sigismunds Auseinandersetzung mit den Vertretern des Ordens. 43 Die Botschafter waren hohe Würdenträger, der Erzbischof von Riga und der Markgraf von Brandenburg – ein Beweis dafür, dass die Angelegenheit Sigismund sehr am Herzen lag. Auszüge aus dem Brief des Hochmeisters an den Prokurator vom 22. April 1416 und Kommentar ebenda, S. 22-23: „Nur an dieser Stelle ist eindeutig ausgesprochen, wohin Siegmunds Pläne abzielten […] Siegmund wollte erreichen, was erst ein Jahrhundert später nach der Säkularisierung in Preußen – und dadurch unter ganz anderen Bedingungen – erfolgte, die Einführung des Deutschen Ordens in den Lehnsverband des Reiches.“ Vgl. in demselben Sinne: Lexikon des Mittelalters 3. München, Zürich 1984-1986, Sp. 776. 41

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des Konstanzer Konzils 1418 gefällt werden musste, stand bevor und sie setzte verständlicherweise alle Beteiligten unter einen enormen Druck. Aus den Querelen, die diesen Rechtsgang umranken, geht deutlich hervor, dass der Orden sich keinesfalls noch einmal dem römischen König ausliefern wollte, und dass hingegen Polen, der Unterstützung Sigismunds gewiss, hartnäckig auf ihm bestand44. In den ersten Monaten des Jahres 1419 wurde es immer deutlicher, dass der römische König die Gewaltanwendung gegen den Orden in Kauf nahm, wenn der Hochmeister sich weigern würde, den Schiedsspruch zu akzeptieren. Im Februar forderte er den Bischof von Breslau und den Markgrafen von Brandenburg auf, die Söldnerwerbungen für den Ritterstaat in ihren Landen zu verbieten, mit der Begründung, dass „der Orden gegen Polen im Unrecht sei und sich nicht dem Reiche unterstellen wolle“45. Im Mai besprach Sigismund mit Władysław das konkrete Vorgehen gegen den gemeinsamen Feind. Während ihrer Zusammenkunft in Kaschau, die vornehmlich den Kriegsvorbereitungen gewidmet war, sandte der römische König dem Hochmeister einen Brief, in dem er drohte, bei einer Ablehnung des Schiedsspruchs dem Orden den Krieg zu erklären46. Trotz dieser Warnung blieb Küchmeister bei seiner Weigerung: „Damit waren die Spannungen zwischen Sigismund und dem Orden auf dem Höhepunkt angelangt.“47 Im Gegensatz zu der gängigen historiographischen Auffassung, die Jan Długoszs Bericht einfach übersieht oder dessen Wahrheitsgehalt leugnet, wurzelt meiner Meinung nach die acht Jahre währende ordensfeindliche Politik Sigismunds in dem geheimen Abkommen, das der polnische Chronist als Bestandteil des Vertrages von Lublau schildert. Ein Brief, den der Komtur zu Koblenz Anfang April 1419 dem Hochmeister sandte, bezeugt zusätzlich ganz eindeutig dieses kausale Verhältnis. Der Verfasser des Schreibens wusste aus glaubwürdiger Quelle zu berichten, Sigismund habe einer polnischen Gesandtschaft geantwortet, was her irem herren geloebt und verbrieft hette, das wulde her unverbruchlichen halden, und sulde in das kosten lif, seele, guet und ere 48. Auch hatte er vor – fährt der Verfasser des Briefes fort – unter dem Vorwand einer Eroberung des Heiligen Grabes einen Zug gegen den Orden zu unternehmen49. Der Komtur bestätigt hiermit, ohne davon zu wissen, die Zielstrebigkeit des römischen Königs, der nach sieben Jahren entschlossen war, sein Engagement Władysław Jagiełło gegenüber einzuhalten und – in Długoszs Version – den Polen tatkräftig bis zur Vernichtung des Ordens Beistand zu leisten. 44 45 46 47 48 49

Ausführlich I s r a e l : Das Verhältnis (wie Anm. 10), S. 25-27. Ebenda, S. 25. Ebenda, S. 26. Ebenda. Ebenda. Ebenda.

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Was nach dem exterminium Ordinis mit dessen Ländereien geschehen sollte, ist bekannt: Nach den Angaben desselben Geschichtsschreibers beinhaltete Sigismunds Vorschlag genaue geographische Bestimmungen für ihre Aufteilung zwischen dem polnischen Königreich und dem Heiligen Römischen Reich50. Über das Los, das der römische Monarch den Ordensbrüdern 1412 zudachte, schweigen jedoch sowohl Długosz als auch die Quellen, die die Geschehnisse in dem Jahrzehnt nach dem Abschluss des Vertrags von Lublau beleuchten. Vergegenwärtigt man sich aber die wohlbekannte Tatsache, dass die Verpflanzung des Ordens an die Donau ein langlebiger Lieblingsgedanke des letzten Luxemburgers gewesen ist51, so muss zwangsläufig angenommen werden, dass diese Idee zum festen Kern der Verhandlungen von Lublau gehört hat. Dafür sprechen vor allem die realpolitischen Erwägungen und das nüchterne Prinzip do ut des, die dem Vertrag zugrunde liegen. Der Tausch, den die Monarchen 1412 eingingen, offenbart eine beiderseits genaue Berechnung der Vor- und Nachteile. Zum einen waren für Władysław die inconvenientia (so Długosz)52 seiner Zugeständnisse bezüglich der Moldau bedeutend geringer als der Gewinn, den er durch die Eröffnung des Haupttores seines Königreichs zum Meer nach der Beseitigung des Ordens erzielt hätte53; zum anderen konnte auch Sigismund beträchtliche Profite verbuchen, die er durch die bereits in Lublau vorausgeahnte Verschlechterung des Verhältnisses zu den deutschen Fürsten bezahlt hat: Es gelang ihm, nicht nur die feindliche Einkreisung vom Jahre 1411 zu sprengen, sondern auch die Donaumündung, Ungarns lebensnotwendigen Zugang zum Levantehandel und zugleich Sprungbrett zu den Meerengen in der Kreuzfahrerstrategie54, uneingeschränkt zu gebrauchen und die Moldau in die Koalition gegen die Osmanen einzugliedern. Für die Türkenabwehr, die er bis zum Ausbruch der Hussitenkriege 1420 als absolute Priorität betrachtete und für deren Stärkung er alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel einsetzte55, eigneten sich die militärisch hochqualifizierten Deutschordensritter wie keine andere Streitkraft. Merkwürdig genug, im so brisanten ungarisch-polnischen Spannungsfeld bildeten sie das einzige Problem, in dem sich die Interessen der beiden Könige überlappten: Władysław wollte die Brüder an den Gestaden des Baltischen Meeres loswerden, Sigismund wollte sie am heftig umkämpften Unterlauf der Donau haben. Diese objektive Übereinstimmung war vermutlich die Ausgangsbasis für alle anderen gegenseitigen Zugeständnisse, die in dem 50

Vgl. oben Anm. 24. Vgl. oben Anm. 2. 52 Vgl. oben Anm. 24. 53 Der Zugang über die Moldau zum Schwarzen Meer ist für Polen im Mittelalter stets das hintere, sekundäre Tor gewesen. 54 S t r o m e r : Die Schwarzmeer- und Levante-Politik (wie Anm. 9), S. 601-610); P a p a c o s t e a : Kilia (wie Anm. 9); P a c h : Die Verkehrsroute (wie Anm. 9); C i o c î l t a n : Competiţia (wie Anm. 9), S. 1094f. 55 Vgl. oben Anm. 6. 51

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öffentlichen, schriftlich festgehaltenen Vertrag und gleichfalls in dem geheimen, bloß mündlichen Abkommen ihren Ausdruck fanden. Es war nicht der einzige Versuch Sigismunds, die Probleme Ungarns durch seine Stellung als römischer König zu lösen – ein Vorgehen, das die deutschen Untertanen des Öfteren empörte: Während seine Ordenspolitik die Fürsten aufbrachte56, sorgte die Handelssperre gegen Venedig, die er ausschließlich zu Gunsten des Stephansreichs 1412 und 1418 verhängte, für Missmut unter den Händlern der süddeutschen Städte57. Die ungleichartigen rechtlichen Verhältnisse zum Ritterstaat bewirkten, dass die beiden Monarchen sich trotz ihres grundsätzlichen Einverständnisses in der Ordensfrage in der Öffentlichkeit unterschiedlich verhielten. Die Protektorrolle, die der römische König unbedingt spielen musste, zwang ihn, sein sichtbares Benehmen streng zu zensieren und gleichzeitig für die Verwirklichung seiner Vorhaben die geheimen Praktiken vorzuziehen. Solch ein Hindernis stand Władysław Jagiełło nicht im Weg. So konnten seine Abgesandten in Konstanz vor den höchsten weltlichen und geistlichen Instanzen in aller Freiheit die Existenzberechtigung der Ordensbrüder in Preußen bestreiten und unter Hinweis auf das Ende der Heidenmission nach der Christianisierung der Litauer ihre Versetzung „an den Grenzen der Tataren und der Türken“ (in metis Tartharorum et Turcorum) dringend empfehlen58. Obwohl Sigismund mit dem so motivierten Vorschlag seiner polnischen Verbündeten sicher vollkommen einverstanden gewesen sein muss, konnte er sich dazu auf keinen Fall offiziell bekennen. Sobald er nicht mehr unter Verdacht stand, seine deutschen Schützlinge durch Machenschaften mit dem Gegner zu verraten, verschwand die Hemmung. Als Sigismund 1427 bei Hochmeister Paul von Rusdorf für den Schutz der Donaulinie warb, erklärte sein bevollmächtigter Sekretär Kaspar Schlick dem Oberhaupt des Ritterstaates, dass es seine Pflicht sei, dem König gegen die Türken zu helfen, da der Orden zur Zeit mit anderen Feinden der Christenheit nichts zu schaffen habe59. 56

I s r a e l : Das Verhältnis (wie Anm. 10), S. 25-27. Wolfgang v o n S t r o m e r : Landmacht gegen Seemacht. Kaiser Sigismunds Kontinentalsperre gegen Venedig 1412-1433. In: Zeitschrift für historische Forschung 22 (1995), 2, S. 145-189. 58 I s r a e l : Das Verhältnis (wie Anm. 10), S. 22. 59 Vgl. J o a c h i m : König Sigmund (wie Anm. 1), S. 91-107: Der friedliche Weg, den nun Sigismund notgedrungen einschlug, endete mit einem dürftigen, durch die Erbverschreibung der bis dahin nur verpfändeten Neumark teuer bezahlten Ergebnis: Die wenigen, unter Führung von Nikolaus von Redwitz im Banat von Severin 1428 angesiedelten Ordensbrüder wurden im Laufe des osmanische Feldzugs von 1432 einfach weggefegt. Das Experiment hat wahrscheinlich die Überzeugung des Monarchen noch mehr gestärkt, dass eine Teillösung, das heißt die Verpflanzung nur einer Ordenskolonie an die Donau, zum Scheitern verdammt war. Den ganzen Orden zu versetzen, das war das maximale Ziel, das ihm noch drei Monate vor seinem Tod vorschwebte (vgl. oben Anm. 2): Er war sich bewusst, dass die Ritter sich gegen die schmerzhafte Entwurzelung zur Wehr setzen werden und dass er allein nicht vermochte, ihren Widerstand zu brechen; 57

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Der römische König war entschlossen, sein Werk, dessen Grundstein er am 15. März 1412 in Lublau gelegt hatte, im Herbst des Jahres 1419 zu vollenden. Anfang August berief er beide Parteien zu einem Schiedsgericht für den 28. September ein. Der Termin musste wegen des Todes seines Bruders Wenzel, König von Böhmen, am 16. August, auf den 6. Januar 1420 verlegt werden. Für diesen Tag hatte er einen Reichstag nach Breslau ausgeschrieben, der als erste Aufgabe die Besprechung des Reichskrieges gegen die Hussiten hatte60. Damit tat Sigismund den ersten Schritt in einen neuen Problemkreis, der sein ferneres Leben entscheidend in Anspruch nehmen sollte61. Um das nun prioritär gewordene Anliegen günstig zu lösen, war der Einsatz der Reichsfürsten, deren Solidarität mit dem Orden sich nach 1412 gegen den römischen König gerichtet hatte, unabdingbar. Ihre Hilfsbereitschaft setzte folglich eine radikale Wende im Verhältnis des deutschen Monarchen zum Hochmeister voraus. Das bedeutete aber, dass der Luxemburger seiner ganzen Ostpolitik eine neue Richtung geben musste. Dem nun vorrangigen Ziel, der Bekämpfung der Hussiten, hat er bedenkenlos im Nu sein groß angelegtes Werk, dessen Eckstein am 15. März 1412 in Lublau gesetzt worden ist, geopfert. Die markante Stichprobe dafür ist der Schiedsspruch, den er tatsächlich in Breslau fällte und der, den neuen Gegebenheiten Rechnung tragend, ganz anders ausfiel, als er acht Jahre lang vorbereitet wurde62. Als sein Komplize Władysław Jagiełło ihn zur Kenntnis nahm, soll er vor Enttäuschung in Tränen ausgebrochen sein63. Fazit: Die Deutschordenspolitik Sigismunds von Luxemburg bildet zwischen der Unterzeichnung des Vertrages von Lublau am 15. März 1412 und einem Zeitpunkt kurz vor dem Breslauer Schiedsspruch am 6. Januar 1420 eine einheitliche Klammer. Der Leitgedanke des ungarischen und römischen Monarchen ist in diesen acht Jahren die Festigung der Donaufront gegen die Osmanen gewesen. Dem Luxemburger ist es in Lublau dank der Zusage des polnischen Vertragspartners gelungen, diesem Hauptanliegen sowohl die Moldau als auch den Deutschen Orden zu unterstellen. Um zu begreifen, worin sein diplomatisches Meisterstück, nämlich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, bestand, ist es aber notwendig, Jan Długosz als Kronzeugen zuzulassen.

im September 1437 glaubte er, den Papst und die im Konzil von Basel versammelten Kirchenväter in sein Projekt einbinden zu können. Für dieselbe Aufgabe, deren Erfüllung Gewaltanwendung voraussetzte, hatte er sich zwischen 1412 und 1419 den deutschen Fürsten zum Trotz mit den Polen und Litauern, den Todfeinden des Ordens, verbündet. 60 I s r a e l : Das Verhältnis (wie Anm. 10), S. 27. 61 Friedrich von B e z o l d : König Sigmund und die Reichskriege gegen die Hussiten, 3 Bde. in einem Bd. Hildesheim 1976 (Nachdruck der Ausgabe München, I-III, 1872-1877). 62 I s r a e l : Das Verhältnis (wie Anm. 10), S. 27-30. 63 D ł u g o s z : Historiae Polonicae (wie Anm. 24), Kol. 415; I s r a e l : Das Verhältnis (wie Anm. 10), S. 29: „Die Bestürzung und Empörung der polnischen Abgesandten [in Breslau] war […] gewaltig. Der Schiedsspruch machte zunichte, was sie seit dem Thorner Frieden erreicht hatten.“

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Sigismund von Luxemburg und der Deutsche Orden

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Summary Sigismund of Luxemburg and the Question of the Transplantation of the Teutonic Knights to the Lower Danube in the Period of 1412-1420 The Teutonic Order’s politics by Sigismund of Luxemburg forms a uniform edifice between the signing of the Treaty of Lubowla on March 15, 1412, and a point in time shortly before the Wrocław Awards on January 6, 1420. In these eight years, the main idea of the Hungarian and Roman monarchs was to fortify the Danube front against the Ottoman Empire. In Lubowla, Sigismund of Luxemburg was able to put both the Vltava as well as the Teutonic Knights in charge of this main goal, thanks to the consent of the Polish treaty partner. In order to grasp this diplomatic masterpiece of killing two birds with one stone, we must allow a key witness to speak, namely the Polish chronicler, Jan Długosz, who has been excluded from the debate until now.

Rezumat Sigismund de Luxemburg și problema transplantării Ordinului Cavalerilor Teutoni la Dunărea de Jos în anii 1412-1420 Politica lui Sigismund de Luxemburg privitoare la cavalerii Ordinului Teuton a fost determinată în perioada dintre semnarea tratatului de la Lublau (15 martie 1412) până la pronunțarea arbitrajului de la Wrocław (6 ianuarie 1420) de un singur scop central: fortificarea frontului de la Dunăre împotriva otomanilor. Monarhul a reușit cu acordul regelui polon să angajeze Moldova și Ordinul în acest front. Pentru a înțelege în ce a constat performanța diplomatică a lui Sigismund este neapărat necesar să fie admisă depoziția, până acum neglijată, a lui Jan Długosz privitoare la negocierile de la Lublau.

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Összefoglalás Luxemburgi Zsigmond és a Német Lovagrend letelepítése az Alsó Duna mentén 1412 és 1420 között Luxemburgi Zsigmondnak a Német Lovagrendre vonatkozó politikáját az 1412. március 15. és 1420. január 6. közötti időszakban (a Lublau-i Egyezmény valamint a Boroszlói Döntés aláírásának időpontjai) egyetlen központi cél határozta meg: a Duna menti front megerősítése az oszmánok ellen. A lengyel szövetséges kötelezettségvállalásának köszönhetően a magyar és német-római uralkodónak sikerült úgy Moldvában mint a Német Lovagrenddel szemben ezt a vezérgondolatot érvényesítenie. Ahhoz, hogy megértsük miben is állt Zsigmond diplomáciai mesterműve, a két legyet egy csapásra, koronatanunak kell tekintenünk Jan Długoszt, a lengyel krónikást, akit ezeddig alig vettek figyelembe.

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DER STELLENWERT DES DEUTSCHEN ORDENS IN DER G E S C H I C H T E D E S B A N AT S V O N S E V E R I N Von Viorel A c h i m Die Geschichtswissenschaft verzeichnet bloß vereinzelte Untersuchungen über den Deutschen Orden im Banat. 1912 erschien die erste und zugleich wichtigste, von Erich Joachim verfasste Arbeit1. Alexandru Nemoianu, Ioan Haţegan und Eugen Glück sind einige Abhandlungen neueren Datums zu verdanken2. Eugen Glück verwendet dabei bis dahin unveröffentlichte Quellen aus der heute in Berlin, von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz verwahrten Dokumentensammlung des Deutschen Ordens, jedoch nur die Informationen aus deren regestenartigen Zusammenfassungen. Hinweise auf die Anwesenheit des Ordens im Banat von Severin finden sich in einigen Arbeiten zur mittelalterlichen Geschichte des Banats, zur Geschichte des Königreichs Ungarn im Zeitalter Sigismunds von Luxemburg oder zur Persönlichkeit dieses herausragenden Herrschers3; auch einige Arbeiten zur allgemeinen Deutschordensgeschichte 1 Erich J o a c h i m : König Sigmund und der Deutsche Ritterorden in Ungarn 14291432. Mitteilungen aus dem Staatsarchiv zu Königsberg. In: Mitteilungen des Institut für Österreichische Geschichtsforschung 13 (1912), S. 87-119. 2 Alexandru N e m o i a n u : Unele aspecte privind prezența teutonilor în Banat (14291432) [Einige Aspekte bezüglich der Anwesenheit der Deutschordensritter im Banat (1429-1437)]. In: Muzeul Naţional 2 (1975), S. 381-386; Ioan H a ț e g a n : Cavalerii teutoni în Banatul Severinului (1429-1435) [Die Deutschordensritter im Severiner Banat (14291435)]. In: Tibiscus 5 (1979), S. 191-196; Eugen G l ü c k : Date noi cu privire la prezența cavalerilor teutoni la frontiera Banatului (1429-1437) [Neue Daten zur Anwesenheit der Deutschordensritter im Banater Grenzgebiet (1429-1437)]. In: Revista Istorică, N.F. 3 (1992), 7-8, S. 783-792. 3 Frigyes P e s t y : A szörényi bánság és Szörény vármegye története [Die Geschichte des Severiner Banats und des Komitats Severin]. 3 Bde. Budapest 1877, hier Bd. 1, S. 3741; Ilie M i n e a : Principatele Române și politica orientală a împăratului Sigismund. Note istorice [Die rumänischen Fürstentümer und die Ostpolitik Kaiser Sigismunds. Historische Anmerkungen]. București 1919, S. 191; Victor M o t o g n a : Banatul românesc în prima jumătate a secolului XV. Epoca lui Sigismund de Luxemburg (1395-1438) [Das rumänische Banat in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Zeit Sigismunds von Luxemburg (1395-1438)]. In: Banatul de altădată. Studii istorice. Timișoara 1944, S. 458460; Ioan I. N i s t o r : Țara Severinului și Banatul Timișan [Das Severiner Land und das Temescher Banat]. București 1945, S. 30-33; Theodor N. T r â p c e a : Despre unele cetăți

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nehmen auf die Banater Episode Bezug4. Bisher sind die dokumentarischen Quellen zur Anwesenheit der Deutschordensritter im Banat kaum ausgewertet worden. Eine Monographie zu diesem Thema steht noch aus. Die Geschichte des Deutschen Ordens im Banat, wie wir sie heute kennen, ist unspektakulär, da die 13 Ordensritter mit ihrem Gefolge und vielleicht einigen hundert Handwerks- und sonstigen Fachleuten aus dem Deutschordensstaat bloß einige kurze Jahre hier verbrachten, bevor sie der Schlag des Türkeneinfalls im Frühling 1432 traf, bei dem viele Brüder umkamen. Die Überlebenden blieben noch einige Jahre. Nikolaus von Redwitz, der Anführer der Deutschen Ritter an der Donau, zog gegen Ende 1435 zurück nach Preußen. Die letzten fünf Brüder zogen 1437 fort. In diesem Beitrag gehe ich dem Stellenwert nach, den der Deutsche Orden in der Geschichte des Banats von Severin eingenommen hat. Dabei konzentriere ich mich auf die Organisationsform des südöstlichen Gebietes der Region Banat als eine Banschaft (das Banat von Severin) und auf die Herbeiführung des Deutschen Ordens. Die älteren oder neueren historiographischen Arbeiten halten fest, dass König Sigismund von Luxemburg den Deutschen Orden ins Severiner Banat gerufen hat und dass die Ritter hier gegen die Osmanen kämpfen sollten. medievale din Banat [Über einige mittelalterliche Burgen im Banat]. In: Studii de istorie a Banatului 1 (1969), S. 23-82 und passim; Șerban P a p a c o s t e a : Kilia et la politique orientale de Sigismond de Luxembourg. In: Revue Roumaine d’Histoire 15 (1976), 3, S. 430f.; Ioan D. S u c i u : Monografia Mitropoliei Banatului [Die Monografie des Erzbistums Banat]. Timişoara 1977, S. 59f.; Elemér M á l y u s z : Kaiser Sigismund in Ungarn 1387-1437. Budapest 1990, S. 147f.; Jörg K. H o e n s c h : Kaiser Sigismund: Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437. München 1996, S. 343-345; Harald Z i m m e r m a n n : Kaiser Sigismund von Luxemburg und Siebenbürgen. In: d e r s .: Siebenbürgen und seine Hospites Theutonici. Vorträge und Forschungen zur südostdeutschen Geschichte. Festgabe zum 70. Geburtstag. Hg. Konrad G ü n d i s c h . Köln, Weimar, Wien 1996, S. 118; d e r s .: Europäische Politik und Türkenabwehr zur Zeit Sigismunds des Luxemburgers. Ebenda, S. 128-129; László P ó s á n : Zsigmond és a Német Lovagrend [Sigismund und der Deutsche Ritterorden]. In: Hadtörténelmi Közlemények 111 (1998), 3, S. 108-110. 4 Johannes V o i g t : Geschichte Preußens, von den ältesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen Ordens. 7. Bd. Königsberg 1836, S. 502f., 534f.; Kurt F o r s t r e u t e r : Der deutsche Orden und Südosteuropa. In: Kyrios 1 (1936), S. 259f.; Walter K u h n : Ritterorden als Grenzhüter des Abendlandes gegen das östliche Heidentum. In: Ostdeutsche Wissenschaft 6 (1959), S. 59-66; Carl August L ü c k e r a t h : Paul von Rusdorf. Hochmeister des Deutschen Ordens 1422-1441. Bad Godesberg 1969, S. 81-85; d e r s .: Paul von Rusdorf. In: Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994. Hg. Udo A r n o l d . Marburg 1998, S. 122-128; Gerhardt H o c h s t r a s s e r : Der Ordenspraeceptor Nicolaus von Redwitz und die Münzprägung in Siebenbürgen und im Seweriner Banat im 15. Jahrhundert. In: Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens. 2. Bd. Hg. Udo A r n o l d . Marburg 1993, S. 124-134; Harald Z i m m e r m a n n : Kreuzritter in Siebenbürgen. In: d e r s .: Hospites Theutonici (wie Anm. 3), S. 184f.; d e r s .: Der Deutsche Orden in Siebenbürgen. Eine diplomatische Untersuchung. 2. durchges. Aufl. Köln, Weimar, Wien 2011, S. 9f., 34f.

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Dagegen möchte ich aufzeigen, dass die Organisationsform des Gebietes – die Banschaft – von Sigismund eigentlich 1430 wieder eingeführt worden ist, und zwar kurz nachdem er hier 1429 die Deutschordensritter installiert hat; zuvor hatte die Banschaft über eine längere Zeit hinweg nicht mehr bestanden. Der König hat hier eine Reorganisation vorgenommen, deren wichtigstes Element in der Einführung der Banschaft von Severin als eine besondere territoriale und militärische Organisation bestand. Wie war nun das Gebiet vor 1429 organisiert, dem Jahr, als die Deutschordensritter an die Donau berufen wurden? In den Jahrzehnten vor dem Eintreffen des Ordens waren der südliche und der östliche Teil des heutigen Banats keine Banschaft. Das „Banat von Severin“, wie ältere und auch neuere Geschichtswerke das im östlichen Teil des Banats befindliche Gebiet schon in der Zeit der Angevinen und während der längsten Zeit der Herrschaft König Sigismunds (vor 1429, als der Orden berufen wurde) bezeichnen, ist eine historiographische Erfindung. Während des 14. Jahrhunderts und im folgenden Jahrhundert, bis 1429, gab es im Banat keine der Banschaft ähnliche Struktur. Das Severiner Banat als Grenzprovinz des Königreichs Ungarn existierte während der Arpadenzeit, genauer 1231-1291, und umfasste die südöstliche Ecke des heutigen Banats (was im 14.-16. Jahrhundert dem Distrikt Mehadia/ Mihald entsprechen wird) und die heutige Kleine Walachei (Oltenien), bis zum Altfluss. Vorort war Severin (heute Drobeta-Turnu Severin)5. Im 14. Jahrhundert, doch auch später noch, gab es ein „Banat von Severin“ (rum. banatul de Severin oder bănia Severinului) als gesonderte Provinz innerhalb der Walachei, dem Fürstentum, das um 1300 zwischen Karpaten und Donau gegründet wurde. Dieses Banat umfasste die heutige Kleine Walachei. Das 14. Jahrhundert hindurch bildete dieses Gebiet einen Zankapfel zwischen dem Königreich Ungarn und dem Fürstentum der Walachei. In den kurzen Zeitspannen, während der sich die Severiner Burg in ungarischem Besitz befand, wurde hier ein ungarischer Banus eingesetzt, und die ungarischen Quellen sprechen wieder von einem „Banat von Severin“ als Provinz des ungarischen Königreichs, der ein Ban vorsteht6. 5 Über das Banat von Severin im 13. Jahrhundert vgl. Viorel A c h i m : Istoria unei provincii de frontieră: banatul de Severin în secolul al XIII-lea [Die Geschichte einer Grenzprovinz: Das Banat von Severin im 13. Jahrhundert]. In: Secolul al XIII-lea pe meleagurile locuite de români. Hg. Adrian Andrei R u s u . Cluj-Napoca 2006, S. 31-60; d e r s .: Politica sud-estică a regatului ungar sub ultimii Arpadieni [Die Südostpolitik des ungarischen Königreichs unter den letzten Arpaden]. Bucureşti 2008, S. 82-88, 99-102, 131-135, 200, 246f. 6 Die Liste der ungarischen Bane von Severin im 14. Jahrhundert bei Pál E n g e l : Magyarország világi archontológiája 1301-1457 [Die weltliche Archontologie Ungarns, 1301-1457]. 1. Bd. Budapest 1996, S. 32. Zu den Auseinandersetzungen zwischen dem Königreich Ungarn und der Walachei um das Gebiet der ehemaligen ungarischen Banschaft von Severin vgl. Maria H o l b a n : Contribuții la studiul raporturilor dintre Țara Românească și Ungaria angevină (Problema stăpânirii efective a Severinului și

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Mit diesen wenigen Ausnahmen entspricht der Titel „Ban von Severin“, den die zeitgenössischen Quellen bis zum Beginn der Herrschaft König Sigismunds für einige Persönlichkeiten verwenden, nicht dem tatsächlichen politischen und territorialen Sachverhalt. Keiner von ihnen war im eigentlichen Sinne „Ban von Severin“. Sie bekleideten in der Regel das Amt eines Kastellans an einer der Banater Königsburgen, meist in Mehadia. Genau genommen waren diese Bane von Severin die Verkörperung des auf die Walachei abzielenden Expansionsprogramms der ungarischen Könige aus dem Hause Anjou, des Bestrebens, die Position, die die Arpaden in der Kleinen Walachei eingenommen hatten, wiederzuerlangen, und die Oberhoheit über den Staat, der das betreffende Gebiet mit einschloss, zu gewinnen. Nur für einige kurze Zeitspannen entspricht die Bezeichnung einer tatsächlichen ungarischen Herrschaft über einen Teil der Kleinen Walachei. Unter den angevinischen Königen und unter Sigismund (vor 1429) erstreckte sich der Herrschaftsbereich des Bans von Severin, wenn überhaupt ein Würdenträger mit diesem Titel existierte, zu keinem Zeitpunkt über die walachischen (rumänischen) Distrikte des Banats. Die Distrikte unterlagen nicht der Gerichtsbarkeit des Bans. Sie waren autonome Bestandteile der Komitate Temesch und Karasch. Auch König Sigismund setzte in den ersten Jahren seiner Herrschaft auf die bisherige Strategie: die Rückgewinnung des Severiner Gebiets und die Wiederherstellung des vormaligen Banats der Arpadenzeit. Der König behielt vorerst einen Ban von Severin in spe bei7, verzichtete jedoch bald auf die rechtliche Fiktion der ungarischen Herrschaft sowie auf jeglichen Anspruch das Severiner Gebiet betreffend, und sprach dem Herrscher der Walachei Mircea dem Alten die vollständige Herrschaft über dieses Gebiet zu. Im Kronstädter Abkommen vom 7. März 1395 wird Mircea unter anderem als „Ban von Severin“ bezeichnet8. Dieser Umschwung in der Politik Sigismunds gegenüber der Walachei und in seiner Einstellung das Severiner Gebiet betreffend hing mit der Neuorganisierung der ungarischen Grenzgebiete zum Osmanischen Reich zusammen, die Sigismund in mehreren Etappen ab 1392, vor allem aber nach 1397 (als der Landtag von Temeswar abgehalten wurde) durchführte. Es ging dabei nicht nur um das Verteidigungssystem entlang der Donaulinie, beim Eisernen Tor, das jetzt errichtet wurde, sondern vor allem darum, das gesamte Gebiet, von a suzeranității în legătură cu drumul Brăilei) [Beiträge zur Erforschung der Beziehungen zwischen der Walachei und dem angevinischen Ungarn (Die Frage des effektiven Besitzes des Severiner Gebietes und der Suveränität in Bezug auf den Weg nach Brăila)]. In: d i e s .: Din cronica relațiilor româno-ungare în secolele XIII-XIV [Aus der Chronik der rumänisch-ungarischen Beziehungen im 13.-14. Jahrhundert]. Bucureşti 1981, S. 126-154. 7 Die Liste der ungarischen Bane von Severin zwischen 1387 und 1393 bei E n g e l : Világi archontológiája (wie Anm. 6), S. 32f. 8 „Nos, Mirchya, vaivoda Transalpinus, dux de Fugaras et banus de Zeuerin“, vgl. Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen. 3. Bd. Hermannstadt 1902, S. 135-137, Nr. 1349; Documenta Romaniae Historica, Seria D. 1. Bd. Bucureşti 1977, S. 138-142, Nr. 87.

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Belgrad bis Orschowa bis weit ins Landesinnere hinein, unter einen einzigen Oberbefehl zu stellen, den des Temescher Comes. Anstelle der bisherigen militärisch-administrativen Zersplitterung wurde nun hier eine ausgedehnte Provinz mit militärischer Bestimmung geschaffen, der die Ressourcen der Banater und der benachbarten Komitate zugute kamen9. Zur Zeit des Filippo Scolari (oder Pipo von Ozora) (Temescher Comes zwischen 1404 und 1426) erhielt das Verteidigungssystem seine endgültige Gestalt. Unter seinem Oberbefehl vereinte er sieben – nach 1409 sogar acht – Komitate und verwaltete mindestens 15 von den 26 Burgen der Gegend, davon einige während seiner Zeit erbaute10. Die walachischen Distrikte im südöstlichen Banat befanden sich in dieser Periode unter dem militärischen Oberbefehl und der Gerichtsbarkeit des Temescher Comes. Nach Scolaris Tod am 27. Dezember 1426 schritt König Sigismund abermals zu einer Reorganisierung der südöstlichen Grenze11. Das erforderte geraume Zeit, von 1427 bis 1429. Im Zuge dieser Reorganisation wurden die deutschen Ritter 1429 ins Banat gerufen, um die Verteidigung des Landes zu stärken. Das Endergebnis dieser Reorganisation war eine Dreiteilung der Provinz, die davor dem Temescher Comes unterstellt gewesen war. Die rumänischen Distrikte wurden der Autorität der Gespane von Temesch und Karasch entzogen und bildeten eine eigene territoriale Einheit. Militärisches und Verwaltungszentrum dieser Einheit war die Burg Severin, die kurz zuvor, 1419, unter ungarische Herrschaft geraten war. Burghauptmann von Severin war in den Jahren 1427/1428 Emmerich Marczali, der in den Urkunden als capitaneus Zewriniensis bezeichnet wird12. Wie bekannt, beabsichtigte König Sigismund ursprünglich, den Deutschen Orden ins Burzenland zu bringen, aus dem ihn Andreas II. 1225 vertrieben hatte, und das seit dem Ende des 14. Jahrhunderts osmanischen Angriffen ausgesetzt war. 1397 schlug er dem Hochmeister Konrad von Jungingen vor, Ritter ins Burzenland zu schicken13. Später dachte der König daran, den Deutschen Orden mit der Verteidigung der unteren Donaulinie bis Kilija zu beauftragen. In seinem Brief vom 2. Juli 1426 an den Vizewojwoden Siebenbürgens Lorand

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Zur Reorganisation der Südostgrenze des ungarischen Königreichs in den letzten Jahren des 14. Jahrhunderts und bis 1429 siehe Erik F ü g e d i : Castle and Society in Medieval Hungary (1000-1437). Budapest 1986, S. 133-136. 10 Ebenda, S. 133-136. 11 Ebenda, S. 136f. 12 E n g e l : Világi archontologiája (wie Anm. 6), S. 33. 13 Informationen finden sich in der Instruktion des Hochmeisters vom 21. Oktober 1397 an den Grafen Rudolf von Kryburg, Komtur von Rehden, der zum ungarischen König gesandt wurde, um über dieses Thema zu verhandeln. Siehe: Codex Diplomaticus Prussicus. Urkunden-Sammlung zur älteren Geschichte Preußens aus dem Königl. Geheimen Archiv zu Königsberg nebst Regesten. Hg. Johannes V o i g t . 6. Bd. Königsberg 1861, S. 52f., Nr. 49.

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Lépes14, bekundete Sigismund die Absicht, die Deutschordensritter ins Land zu rufen und sie mit dem Schutz der siebenbürgischen Grenzen bis zum Eisernen Tor zu betrauen. Aber das Eiserne Tor dient hier meiner Meinung nach nur als geographischer Anhaltspunkt und liegt außerhalb des Zielgebiets; der König hatte vor, den Deutschordensrittern den Grenzschutz Siebenbürgens vom Burzenland bis zum Eisernen Tor zu überantworten. Zu dem betreffenden Zeitpunkt war die Verteidigung des Banater Abschnitts der Donaulinie unter Scolaris Oberbefehl gesichert, und der König hatte keinen Grund, etwas daran zu verändern. Auch am 9. April 1427, als er an den Hochmeister Paul von Rusdorf, schreibt15, hat Sigismund nicht das Eiserne Tor im Auge, sondern die untere Donau bis Kilija. In diesem Brief hat der König auch seinen Plan bezüglich der Ansiedlung der Ordensritter an der unteren Donau ausgesetzt. Dieser Plan wird sich jedoch im nächstfolgenden Jahr verändern, so dass Sigismund am 9. Oktober 1428 Rusdorf schreibt, dass er bereit sei, dem Orden einige nahe der Donau gelegenen Burgen zwischen Belgrad und Severin – das heißt im Banat – zu überlassen, um Ungarn gegenüber den Osmanen zu verteidigen16. Die Idee einer Ansiedlung des Ordens an der unteren Donau hat der König nicht aufgegeben. Da aber Sigismund beim Luzker Kongress (Januar 1429) Kilija nicht erringen konnte, war jede Hoffnung auf die Kontrolle der unteren Donau zunichte gemacht. Infolgedessen richtete sich Sigismunds Plan bezüglich des Deutschen Ordens nun auf das Eiserne Tor, das sich unter der Kontrolle Sigismunds befand und das zu jenem Zeitpunkt die am meisten gefährdete Grenze war. Die Ritter und ihre Begleitung kamen erst im Herbst des Jahres 1429 an die Donau und nahmen das Gebiet in Empfang. Sigismund bediente sich des Deutschen Ordens, um an der am meisten bedrohten Grenze des Königreichs eine besondere Provinz mit Verteidigungszweck zu schaffen. Zunächst war Nikolaus von Redwitz, der Leiter der Rittertruppe, Hauptmann von Severin, also Nachfolger von Emmerich Marczali. Erstmals wird er als solcher in einer von ihm selbst ausgestellten Urkunde am 16. Januar 1430 erwähnt17. Damals bestand das Amt eines Bans von Severin noch nicht. Als Ban 14 Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden (wie Anm. 4), S. 214f., Nr. XXXVII. Erste Edition dieses Dokuments bei Joseph K e m é n y : Archivarische Nebenarbeiten: Die durch König Sigmund im Jahre 1426 beabsichtigte Wiederansiedlung des Deutschen Ordens in Siebenbürgen. In: Magazin für Geschichte, Literatur und alle Denk- und Merkwürdigkeiten Siebenbürgens 2 (1846), S. 98-90. 15 Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden (wie Anm. 4), S. 215f., Nr. XXXVIII. 16 Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin, XX. HA, Ordensbriefarchiv, Nr. 4989. Dieses Dokument wurde nur in Form einer lateinischen Zusammenfassung veröffentlicht in: Documente privitoare la istoria românilor [Urkunden zur Geschichte der Rumänen]. Hg. Eudoxiu de H u r m u z a k i . Bd. I/2. Bucureşti 1890, Nr. 463, S. 553. 17 Hier bezeichnet er sich als frater Nicolaus de Redewitz ordinis cruciferorum preceptor ceterorum fratrum in regno Hungarie missorum, capitaneus Zeuerinensis, necnon comes monetarum Cibiniensis, vgl. Urkundenbuch (wie Anm. 8), 4. Bd. Hermannstadt 1937, S. 397, Nr. 2083.

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von Severin zeichnet er erstmals am 18. Juli 1430 eine Urkunde: frater Nicolaus de Radewitz, Ordinis beate marie virginis domus Ierosolimitani preceptor ceterorum fratrum predicti Ordinis in Regnum Hungarie missorum Banus Zewriniensis necnon camararum monete regalis Cibiniensis comes18. Warum nun entschied sich König Sigismund für diese Organisationsform des Banats? Ich bin der Meinung, dass das hauptsächlich aus der Notwendigkeit zu erklären ist, am Eisernen Tor eine ganz besondere Grenzstruktur zu besitzen, die der neuen Funktion, die das Gebiet 1428 erhalten hatte, gerecht werden konnte. Sigismund hatte sich im Oktober 1428 entschieden, in diese Region den Deutschen Orden zu berufen, nachdem die Donau de facto die Grenze zum Osmanischen Reich geworden war. Dieses Jahr bedeutete eine dramatische Veränderung für die Region, als, nach dem Tod des Despoten Stefan Lazarević, Serbien unter der Herrschaft Georg Brankovićs die Oberhoheit des Sultans anerkannte und den Osmanen die starke Festung Golubac übergab, die eigentlich, laut einem älteren Übereinkommen, nach dem Tod des Despoten an Sigismund hätte fallen sollen. Die Niederlage Sigismunds bei Golubac (im Juni 1428), als er versuchte, die Burg den Türken zu entreißen, verfestigte den neuen Sachverhalt. Unter anderem hatte die Niederlage von Golubac zur Folge, dass auch die Walachei ihre Donauburgen (Turnu und Giurgiu) verlor, Fürst Dan II. sich den Türken annäherte und ihnen Tribut zahlte, aber auch, dass Bosnien unter König Tvrtko II., einem ehemaligen Vasallen Sigismunds, unter osmanische Oberhoheit geriet19. In diesem neuen politischen Kontext in Südosteuropa sah sich Sigismund zu einer defensiven Politik gezwungen, in deren Mittelpunkt die Befestigung der Donaulinie (am Eisernen Tor) stand. Das Modell der Banschaft erlaubte eine straffes, seiner Verteidigungsfunktion entsprechendes Durchorganisieren des Gebietes, in dem der Banus, als Vertreter des Königs, alle Befugnisse (militärische, administrative und richterliche Gewalt) in sich vereinte. Diese Situation unterschied sich von den Komitaten, in denen sich der Gespan die Macht mit dem örtlichen Adel teilte. Die Banschaft war im ungarischen Königreich immer eine Grenzprovinz mit einer besonderen, der militärischen Funktion angepassten Organisation. Dass dieses Organisationsmodell erfolgreich war, beweist die Befestigungstätigkeit der Ordensritter an der Donaulinie (Reparieren der bestehenden oder Bauen neuer Burgen, Ausstattung mit Kriegswerkzeug usw.). Die Organisationsform der Banschaft erlaubte die Verwendung aller lokalen Ressourcen (hauptsächlich Einnahmen von den Knesen der Distrikte) zu derartigen Zwecken. Mit der Errichtung des Banats von Severin wurden die Deutschordensritter in das Verwaltungssystem des ungarischen Königreichs integriert, wo es da18

P e s t y : Szörény (wie Anm. 3), Bd. 3, S. 23f., Nr. 23; H u r m u z a k i . Bd. I/2 (wie Anm. 15), S. 564, Nr. 471; Urkundenbuch (wie Anm. 8), Bd. 4, S. 405, Nr. 2096. 19 M i n e a : Principatele (wie Anm. 3), S. 188-193; M á l y u s z : Kaiser Sigismund (wie Anm. 3), S. 146f.

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mals auch andere Gebiete mit ähnlicher Organisationsstruktur (Banate) gab. Dieses Modell konnte beide Seiten zufriedenstellen. Diese Lösung sicherte dem Deutschen Orden die Autonomie, die im Rahmen eines Komitats nicht hätte garantiert werden können. Zu Sigismunds Zeit unterlag das Adelskomitat einer Reihe von Einschränkungen, die den Orden in der freien Ausführung seiner Mission behindert hätten. Zugleich wurde durch dieses Organisationsmodell der Gefahr der Abtrünnigkeit vorgebeugt, das heißt dem Entstehen einer örtlichen Herrschaft, die über kurz oder lang der Abtrünnigkeit den Weg bereitet hätte, wie es im Burzenland geschehen war, wo der Orden sich gegen die Oberhoheit des Königs aufgelehnt und versucht hatte, einen eigenen Staat zu gründen. Im Banat bestand diese Gefahr nicht, da den Ordensrittern gewisse Ämter in einem schon bestehenden administrativen Gefüge des Königreichs anvertraut wurden (Ban, Kastellan, Hauptmann usw.), nicht aber ein Gebiet, das sie nach eigenem Ermessen organisieren konnten, wie es 1211 im Burzenland der Fall gewesen war. Der Unterschied zwischen dem Stellenwert des Deutschen Ordens im Burzenland bzw. im Banat von Severin blieb nicht unbemerkt. In einem Brief an den Hochmeister vom 7. März 1432 meinen die Deutschherren, dass es besser gewesen wäre, sie hätten Gebiete erhalten und ihre eigenen Leute, über die sie frei verfügen könnten: is were denne, das uns eygener land und lewthe alzo vil, domethe wir thun und lossen mochten, mit welchen wir uns unser finde getrawthen czuweren, gegeben und bestetiget worden20. Dieser Paragraph macht deutlich, dass der Deutsche Orden das Banat von Severin nicht als ein Gebiet betrachtete, das er im Besitz hatte und in dem er nach Gutdünken walten konnte. Auch an anderer Stelle spricht Redwitz über die Berufung von Kolonisten. In seinem Briefwechsel mit dem Hochmeister des Ordens sprach Sigismund nur während des Zeitraums, als er die Kontrolle über den gesamten Unterlauf der Donau bis Kilija plante, von der Berufung deutscher Siedler (Handwerker, Schiffsleute u. a.). Nachdem er sein Vorhaben auf die südöstliche Region des Banats beschränkt hatte, war davon nicht mehr die Rede. Ich glaube auch nicht, dass im Banat von Severin die Durchführung einer dörflichen Besiedlung möglich gewesen wäre, da hier die Distrikte, deren Autonomie vom König bestätigt worden war, eine kompakte geographische Fläche bildeten und die Besitzverhältnisse schon feststanden. Tatsache ist, dass es zwischen König Sigismund und dem Deutschen Orden eine Vereinbarung gab. Die Deutschherren kamen in ein Gebiet, das zum Königreich gehörte; zwar leiteten und verwalteten sie dieses Gebiet, jedoch unter gewissen Bedingungen, die die Regierungsgewalt des Königs nicht beeinträchtigten. In den Verhandlungen Sigismunds mit dem Hochmeister kam die Stellung, die der Orden innerhalb des ungarischen Königreichs einnehmen sollte, zur Sprache. In den Anweisungen Rusdorfs für die zum Aufbruch nach Ungarn bereite Rittergruppe, äußert dieser am 28./29. Mai 1429, dass die 20

J o a c h i m : König Sigmund (wie Anm. 1), S. 116-118, Anlage VI.

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Der Deutsche Orden in der Geschichte des Banats von Severin

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Ordensbrüder dem römisch-deutschen König Sigismund zur Verfügung zu stehen hätten, wobei sie aber die Ordensregeln und -bräuche, die in Preußen üblich waren, befolgen müssten21. Ein Privileg, wie es König Andreas II. 1211 und 1222 verliehen hatte, das die Übergabe des Gebietes unter bestimmten Bedingungen vorsah, gab es bei Sigismund nicht; es existiert keine Urkunde, die davon spricht, und keine der beiden Seiten bezieht sich darauf. Zweifellos hatten die Deutschordensritter im übertragenen Gebiet eine starke Position. Unter den gegebenen Umständen der hier vorgegebenen Einschränkungen war das Banat von Severin aber kein „neues Ordensland“, wie einige Historiker gelegentlich meinen22. In territorialer Hinsicht umfasste das Banat von Severin zur Zeit des Deutschen Ordens bloß sechs walachische Distrikte: Mehadia, Almasch, Ilidia, Karaschowa, Berzovia und Karansebesch. Die Distrikte Lugosch und Comiat waren weiterhin dem Temescher Comes untergeordnet. In der Hunyadenzeit wurden sie den anderen Distrikten angegliedert und gelangten damit unter die Autorität des Bans von Severin. Die Organisation des Severiner Banats wurde auch nach dem Fortgang des Ordens aus dem südöstlichen Banat beibehalten. Während der ersten beiden Jahrzehnte nach dem Wegzug der Ritter erfuhr das Severiner Banat einige Veränderungen, die letzendlich die „klassische“ Organisationsstruktur des Severiner Banats ergaben, die wir in den Quellen aus der zweiten Hälfte des 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vorfinden. Vergleichen wir die Verhältnisse der Jahre 1429-1435 in der südöstlichen Region des Banats – so wie sie aus den bisher veröffentlichten Quellen des Deutschen Ordens und denen des Königreichs Ungarn hervorgehen – mit dem späteren Sachverhalt, kann man wohl behaupten, dass die Herausbildung des Banats von Severin als Provinz des ungarischen Königreichs an der osmanischen Grenze eng mit der Präsenz des Deutschen Ordens an der Unteren Donau zusammenhängt. Es war eine neue Organisation, die unter territorialen Gesichtspunkten keine Fortführung der gleichnamigen Banschaft aus dem 13. Jahrhundert darstellte. Der erste Ban von Severin war Nikolaus von Redwitz, und mit ihm beginnt die Liste hoher Würdenträger des ungarischen Königreichs, die hier bis zur osmanischen Eroberung geherrscht haben. Nicht der Deutsche Orden, sondern König Sigismund hat die Organisation der Banschaft eingeführt. Allerdings haben die Ritter dieser Organisation eine erste Form gegeben, die dann Wandlungen unterworfen war; erst im sechsten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts bildete sich diese vollkommen aus. Aus der vorhergehenden Zeit übernahmen die Deutschordensritter Verwaltungs- und Gesellschaftsstrukturen, die sie teilweise zu verändern suchten. Sie erstrebten die Einschränkung der Autonomie der rumänischen Distrikte, was Konflikte mit der örtlichen Gesellschaft zur Folge hatte. Als Beispiel kann 21 22

G l ü c k : Date noi (wie Anm. 2), S. 788. Z i m m e r m a n n : Kreuzritter in Siebenbürgen (wie Anm. 4), S. 184.

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der Konflikt mit den Knesen des Distrikts Almasch dienen, die die Autorität des Bans Redwitz nicht anerkannten; dieser hatte die Befehlsgewalt über den Distrikt an sich zu reißen versucht, obwohl das Gewohnheitsrecht besagte, dass nur der König über der Gerichtsbarkeit der Knesen stand23. Vollständig bildet sich das Banat von Severin als Einrichtung erst nach dem Abzug der Deutschordensritter heraus, vor allem zur Zeit der Severiner Bane Frank Thallóczi (1436-1439) und Johannes Hunyadi (1439-1446). Jetzt klärte sich auch das Verhältnis zwischen Ban und Distrikten und fand seinen Niederschlag in davor nicht angetroffenen Organisationsformen; auch wurden viele lokale Einrichtungen übernommen. Die den acht rumänischen Distrikten verliehenen Privilegien, die das bekannte Diplom von König Ladislau V. Posthumus vom 29. August 145724 festlegt, sind teilweise ebenfalls ein Produkt dieser Jahre. Ein Erbe der Ordensritterzeit ist die Stellung von Karansebesch als Residenz des Bans von Severin. Nach dem Türkeneinfall vom Frühling 1432, der dem Deutschen Orden einen harten Schlag versetzte, zog Ban Redwitz in diesen geschützteren Ort um, wo dann über zwei Jahrhunderte lang die Severiner Bane, und später, ab Mitte des 16. Jahrhunderts, die Bane von Lugosch und Karansebesch residieren sollten.

Summary The Role of the Teutonic Order in the History of the Banate of Severin This study deals with the presence of the Teutonic Order in the southeastern parts of the nowadays Banat in the years 1429-1435. The Teutonic Knights took possession of this region, repaired the old castles or build new ones and defended the Hungarian Kingdom against the Ottoman attacks. Bringing here Teutonic Knights was part of the policy of King Sigismund of Luxembourg, introduced after the defeat at Golubac (June 1428), of strengthening the Danube line, now border with the Ottoman Empire. The 13 Knights with their servants 23 Zu den Gegensätzen zwischen den rumänischen Knesen und Adligen einerseits und Nikolaus von Redwitz, dem Ban von Severin, andererseits vgl. N e m o i a n u : Unele aspecte (wie Anm. 2), S. 383-385; H a ț e g a n : Cavalerii teutoni (wie Anm. 2), S. 193. 24 Frigyes P e s t y : Krassó vármegye története [Die Geschichte des Komitats Karasch], 3. Bd. Budapest 1884, S. 404-406, Nr. 312; H u r m u z a k i (wie Anm. 16), Bd. II/2, S. 9f., Nr. 80. Der Inhalt des Diploms von 1457 bei Gheorghe V i n u l e s c u : Privilegiile românilor din cele opt districte bănățene [Die Privilegien der Rumänen in den acht Banater Distrikten]. In: Fraților Alexandru și Ion Lăpedatu la împlinirea vârstei de 60 de ani. București 1936, S. 869-876.

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and hundreds of craftsmen arrived in the region in the fall of 1429, took up the castles and ruled over six Romanian districts that previously belonged to the counties of Timiş and Caraş. In 1430, King Sigismund reorganized the region, transforming it into a banate (the Banate of Severin). The banate was a special border organization, where the representative of the King, the ban, concentrated all power (military, administrative and judicial). The first ban of Severin was Nikolaus von Redwitz, the commander of these Knights. This Banate of Severin was not a continuation of the Hungarian Banate of Severin from the 13th century (which covered the nowadays Oltenia and a small corner of the nowadays Banat) nor the Banate of Severin from the 14th century, which was actually the western part of the principality of Walachia. The Banate of Severin (re-)created in 1430 was a province of the Kingdom of Hungary, where the Knights’ power was limited, and not a new Teutonic Order’s state (Ordensstaat), as stated in some historical writings. The Teutonic Knights were the ones who gave the first form of this institution. The Banate of Severin was maintained after the Knights left the region and fully crystallized in the sixth decade of the 15th century.

Rezumat Locul Ordinului teuton în istoria banatului de Severin Studiul se ocupă de prezența Ordinului teuton în părțile de sud-est ale Banatului în anii 1429-1435, când cavalerii teutoni au stăpânit regiunea, au reparat cetățile de aici sau au construit altele noi și au apărat regatul Ungariei împotriva atacurilor otomane. Aducerea aici a cavalerilor teutoni s-a încadrat în politica regelui Sigismund de Luxemburg, inaugurată după înfrângerea de la Golubaț (iunie 1428), de întărire a liniei Dunării, devenită acum frontieră a regatului cu Imperiul otoman. Cei 13 cavaleri cu suitele lor și cu câteva sute de meșteri și specialiști, au sosit în regiune în toamna anului 1429 și au luat în stăpânire cetățile din zonă precum și șase districte românești, care anterior ținuseră de comitatele Timiș și Caraș. În 1430 regele Sigismund a procedat la reorganizarea acestei regiuni, care a fost transformată într-un banat (banatul de Severin). Banatul era o organizație specială de frontieră în care banul, ca reprezentant al regelui, concentra toate puterile (militare, administrative și judiciare). Primul ban de Severin a fost Nikolaus von Redwitz, conducătorul cavalerilor. Acest banat de Severin nu a reprezentat o continuare a banatului unguresc de Severin din secolul al XIII-lea (care a acoperit Oltenia și un mic colț din Banat) și nici a banatului de Severin din secolul al XIV-lea, care a reprezentat de fapt partea de apus a Țării

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Românești. Banatul de Severin (re)creat în 1430 a fost o provincie a regatului Ungariei, în care puterea cavalerilor teutoni era limitată, și nu un nou stat al ordinului (Ordensstaat), cum se afirmă uneori în istoriografie. Teutonii au fost cei care au dat o primă formă acestei instituții. Banatul de Severin s-a menținut și după plecarea cavalerilor și s-a cristalizat deplin în deceniul șase al secolului al XV-lea.

Összefoglalás A Német Lovagrend helye a Szörényi Bánság történetében A tanulmány a Német Lovagrend jelenlétét taglalja a Bánság délkeleti részében 1429-1435 között, amikor a teuton lovagok a térséget uralták, az ottani várakat helyreálították vagy újakat építettek és a Magyar Királyságot az oszmán támadások ellen védték. A teuton lovagok idehozatala része volt Luxemburgi Zsigmond király politikájának, amelyet a golubac-i vereség (1428 júnis) után vezetett be, megerősítvén a Duna vonalát, amely a királyság és az Oszmán Birodalom közötti határrá vált. A 13 lovag 1429 őszén érkezett kiséretével és pár száz mester- és szakemberrel együtt a térségbe, birtokukba vették a környék várait valamint hat román körzetet, amelyek addig Temes és Krassó vármegyékhez tartoztak. 1430-ban Zsigmond király átszervezte a térséget és bánsággá alakította (Szörényi Bánság). A bánság egy különleges határmenti szervezet volt, amelyben a bán – mint a király képviselője – az összes erőket (katonai, közigazgatási és igazságügyi) összpontosította. Nikolaus von Redwitz, a lovagok vezére, volt az első szörényi bán. Ez a Szörényi Bánság nem volt folytatása sem a 13. századbeli magyar Szörényi Bánságnak (amely magába foglalta Olténiát és a Bánság egy kis sarkát) sem a 14. századbeli Szörényi Bánságnak, amely tulajdonképpen a Havasalföld nyugati részét jelentette. Az 1430-ban (újra) létrehozott Szörényi Bánság a Magyar Királyság egyik tartományát képezte, amelyben a teuton lovagok hatalma korlátozott volt, és nem a rend egyik új államát (Ordensstaat), ahogyan az néha a történetírásban elhangzik. A teutonok voltak azok, akik az első formáját kölcsönözték ennek az intézménynek. A Szörényi Bánság a lovagok távozása után is fennmaradt és a 15. század hatodik évtizedében kristályosodott ki a maga teljességeben.

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N U M I S M AT I S C H E U N D S C H R I F T Q U E L L E N ÜB E R D I E R O L L E V O N H E R M A N N S TA D T IN DER OSMANENABWEHR SIGISMUNDS VON LUXEMBURG Von Petre B e ş l i u M u n t e a n u und Claudiu M u n t e a n u Die von Sigismund von Luxemburg im geographisch ungeschützten und politisch instabilen Karpaten-Donau-Raum organisierte Türkenabwehr setzte die Wiederbelebung der überlieferten politischen und militärischen Strukturen vor Ort und das Wiederaufnehmen der früheren Zusammenarbeit mit dem Deutschen Orden voraus. In Südsiebenbürgen, das fortwährend den Angriffen brandschatzender osmanischer Sturmreiter („Renner und Brenner“) ausgesetzt war, aber auch der Gefahr des Eindringens größerer feindlicher Heerscharen, zunächst durch den Törzburger Pass, dann auch durch den Roten-Turm-Pass, begannen die sächsischen Orte, mit Hermannstadt an der Spitze, sich wirtschaftlich zu festigen und militärisch zu rüsten. Zwei einander ergänzende Geschichtsquellen, eine numismatische (eine Münze) und eine Archivquelle (eine Königsurkunde), rücken die Rolle Hermannstadts und der benachbarten sächsischen Orte bei der Organisation der Osmanenabwehr in den Vordergrund. 1430 wurde Nikolaus von Redwitz (Nicolaus de Redewitz), der Hochmeister des Deutschen Ordens, zum Ban von Severin ernannt. Um den in Severin angesiedelten Ordensbrüdern die nötigen finanziellen Mittel zu verschaffen, wurde Nikolaus von Redwitz mit dem Amt des Oberkammergrafen der Hermannstädter Münze, die (wahrscheinlich im Jahr 1427) aus Offenburg verlegt worden war, betraut1. Zum Unterschied von den Münzen aus minderwertigem Silber und gewöhnlichen Metallen, die ursprünglich Nikolaus von Redwitz zugeschrieben worden waren, tatsächlich aber in der Walachei, wohl in Turnu Severin, in der zweiten Hälfte der Herrschaftszeit Mirceas des Alten bis Ende der Zeit Dans II. geprägt2 wurden, sind die Goldmünzen mit Sicherheit Emissionen der Hermannstädter Münze; eine davon befindet sich im Hermannstädter Brukenthal-Museum. 1 Elena I s ă c e s c u : Monedele atribuite lui Nicolae Redwitz [Die Nikolaus Redwitz zugeschriebenen Münzen]. In: Studii și Comunicări de Numismatică 7 (1980), S. 99. 2 Ebenda, S. 107.

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In seiner Eigenschaft als Oberkammergraf der Hermannstädter Münze prägte Nikolaus von Redwitz königliche Goldmünzen (Florine), auf denen, so wie im zeitgenössischen ungarischen Münzwesen üblich, der Münzstempel der Prägestadt sowie sein eigenes Siegel als Zeichen des Münzrechts zu sehen waren: h – R3. Eine Variante der Münze im Brukenthal-Museum (Inv.-Nr. T 97) weist den Stempel h und ein in ein Wappen eingekerbtes Kreuz mit ungleich langen Armen auf, das Wappen des Deutschen Ordens4. Es kann wie folgt beschrieben werden: Avers: + SIGISMVNDI D(ei) G(ratia) R(egis) VNGARIE Viergeteiltes Wappen, Feld 1 und 3 quergestreift (Arpaden-Wappen), in Feld 2 und 4 der böhmische Löwe. Revers: S(anctus) LADISLAVS REX Der Hl. Ladislaus frontal, stehend, mit Nimbus, in der Rechten eine Streitaxt, in der Linken ein Reichsapfel. Unter der Streitaxt das h für Hermannstadt, unter dem Reichsapfel das Deutschordenswappen.

Es gibt auch einen zweiten Typus von Goldmünzen (Kat.-Nr. D 2-21), in derselben Zeitspanne vom gleichen Kammergrafen in Hermannstadt geprägt (1430-1434), der aber nicht ausdrücklich als speziell für den Deutschen Orden bestimmt beschrieben wird5. Eine ausführliche Fachstudie zur Hermannstädter Münzemission steht noch aus6. Grund für die Verlegung der Münze von Offenburg nach Hermannstadt war nicht allein die größere Sicherheit innerhalb der Stadtmauern, sondern auch die königliche, später kaiserliche Strategie des Miteinbeziehens der deutschen Bewohner Südsiebenbürgens in die Regionalpolitik. Am 6. April des Jahres 1433 ersuchte König Sigismund die Stadtobrigkeit, als Münzprobierer einen Ortsansässigen zu ernennen (expertum virum de vestri medio potiorem loco illius viceprobatoris)7. Der königliche Brief ist der erste urkundliche Beleg für die Hermannstädter Münze und bezeugt, wie auch das vorhergehende Schreiben aus demselben Jahr, das Vertrauen, das der König den Hermannstädter Sachsen entgegenbrachte8. Die Botschaft des königlichen Briefs vom 24. Februar 1433 ist offenkundig: Die Sachsen von außerhalb der Sieben Stühle werden aufgefordert, ihren An3 Die Münze wird erwähnt bei Gustav S e i v e r t : Beiträge zu einer Geschichte der Hermannstädter Münzkammer. In: Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 6 (1864), S. 165; Lajos H u s z á r : Münzkatalog Ungarn: von 1000 bis heute. München 1979, Nr. 573; Artur P o h l : Ungarische Goldgulden des Mittelalters (1325-1540). Graz 1974, D 2-21; d e r s .: Münzzeichen und Meisterzeichen auf ungarischen Münzen des Mittelalters 1300-1540. Graz, Budapest 1982, S. 59; I s ă c e s c u (wie Anm. 1), S. 100. 4 P o h l : Ungarische Goldgulden (wie Anm. 3), D 2-22; H u s z á r (wie Anm. 3), Nr. 573; P o h l : Münzzeichen (wie Anm. 3), S. 59. 5 P o h l : Münzzeichen (wie Anm. 3), S. 59. 6 Unser Dank gilt Herrn Emanuel Petac für freundlichen Rat und Unterstützung. 7 Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen (fortan: Ub.). Bd. 4. Hermannstadt 1937, Nr. 2171, S. 497. 8 S e i v e r t (wie Anm. 3), S. 164.

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Hermannstadts Rolle in der Osmanenabwehr

Abb. 1. Vorderseite der in Hermannstadt auf Anordnung König Sigismunds von Luxemburg für den Deutschen Orden geprägten Goldmünze (Avers).

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Abb. 2. Rückseite der in Hermannstadt auf Anordnung König Sigismunds von Luxemburg für den Deutschen Orden geprägten Goldmünze (Revers).

teil an den bislang angefallenen Auslagen für die Türkenabwehr beizutragen. Der König untermauert seine Forderung mit einer Aufstellung der Beiträge der Kläger, der Sachsen der Sieben Stühle, so wie diese in einer Beschwerde aufgeführt werden. Die Einzelheiten des Briefs sind wichtig, da sie belegen, wie der königliche Einfluss auf das örtliche Verteidigungssystem allmählich auf lokale Kräfte überging, und auch, dass es notwendig war, dieses System zu verbessern. Die Verstärkung des Verteidigungssystems wurde infolge der sich häufenden Streifzüge der Osmanen notwendig; die osmanischen Angriffe begannen mit dem Einfall von 1420 in den Hatzeger und Brooser Raum, dem 1421 ein Einfall ins Burzenland folgte, sowie mit Vorstößen über die Grenze in die beziehungsweise aus der Walachei, um das Einsetzen königstreuer Fürsten zu erzwingen. Die Verstärkung des örtlichen Verteidigungssystems erforderte die Anwesenheit König Sigismunds im unmittelbar bedrohten Südsiebenbürgen9. Der in Siena verfasste Brief Sigismunds, zu diesem Zeitpunkt noch dei gracia Romanorum rex semper augustus, ruft – 52 Jahre vor der Gründung der Sächsischen Nationsuniversität – alle Sachsen aus Klausenburg, Bistritz und bis ins Burzenland hinein auf, sich bei der Osmanenabwehr mit den Sachsen der Sieben (plus Zwei) Stühle solidarisch zu zeigen. Der Inhalt des Schriftstücks lässt erkennen, dass es hier schon ein System zur Bewachung und Instandhaltung der Gebirgswege und -pfade gab (pro defendendis et recludendis viis et stratis alpium illarum parcium), wozu 2000 Leute beordert 9 Gustav G ü n d i s c h : Siebenbürgen in der Türkenabwehr, 1395-1526. In: d e r s .: Aus Geschichte und Kultur der Siebenbürger Sachsen. Ausgewählte Aufsätze und Berichte. Köln, Wien 1987 (Schriften 10), S. 40-42.

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wurden10. Der Brief bezieht sich nicht direkt auf die Wehranlagen des von den Sieben Stühlen gesicherten Schutzgürtels. Das Wachsystem erforderte jedoch stabile Stützpunkte – befestigte Burgen – die allmählich in Breaza, Ochsendorf (Roter Turm), Zoodt, Reschinar, Orlat, Tilişca, Săsciori, Urwegen, RumänischPien, in der Brooser Gegend (Cucuiş und Schebeschel)11, vielleicht auch bei Piatra Roşie, entstanden sind. Auch wenn wir die letzten vier, in rumänischem Siedlungsgebiet möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt errichteten Burgen mitzählen, ergibt sich eine für die Beherbergung der erwähnten 2000 Kriegsleute viel zu große Anzahl von Verteidigungsanlagen. Die duo milia homines wurden in diesem Fall anno proximo preterito verwendet, im Allgemeinen zur Verteidigung sowie pro conservacione dictarum stratarum12. Der König konnte das Vorhandensein von Wehranlagen in den Bergen nicht direkt und sofort einräumen, weil diese auf einem Territorium standen, das zwischen König und örtlichen Adligen strittig war, etwa bei der 1370 errichteten Talmescher Burg. Der Brief definiert den militärischen Zuständigkeitsbereich der Sachsen: Terra Fogaras usque ad districtum Haczaak13, ein schwer zu schützendes Gebiet, da hier osmanische Reitertrupps oder Räuberbanden durch die Gebirgspässe eindringen konnten und die ausgedehnten Wälder schwer zu kontrollieren waren. Der Bau von Verteidigungsanlagen in Dorfnähe oder etwas weiter von den Dörfern entfernt, an der Mündung der Gebirgswege in die bewohnten Gegenden Südsiebenbürgens14, ein Gegenstück zu den sächsischen Burgen in der Ortsmitte, lässt sich unter anderem durch die Anzahl und Vielfalt der Verbindungswege zwischen den Nord- und Südhängen der Berge um Hermannstadt erklären. Der Hauptverbindungsweg führte teilweise oder vollständig durch das Alttal. Der Weg nach Norden führte von den großen Orten Langenau und Argisch, wie auch vormals, zur Zeit der Römer, durch die Senke von Lovişte (Ţara Loviştei). Bei Câineni traf die Straße auf das Alttal, wo sich die Zollsta10

Documenta Romaniae Historica, D. Relaţii între Ţările Române I (1222-1456). Bucureşti 1977 (fortan: DRH, D, 1), S. 300. Die Anzahl der Kriegsleute übertraf die im Andreanum vorgesehene Anzahl um das Vierfache. 11 Thomas N ä g l e r , Petre B e ș l i u M u n t e a n u : Repertoriul fortificațiilor medievale din piatră aflate în partea central-sudică a Transilvaniei (secolele XIII-XVI) [Verzeichnis der steinernen Befestigungen des Mittelalters im mittleren und südlichen Teil Siebenbürgens (13.-14. Jahrhundert]. In: In memoriam Radu Popa. Temeiuri ale civilizației românești în context European [In memoriam Radu Popa. Grundlagen der rumänischen Zivilisation in europäischem Kontext]. Hg. Daniela M a r c u I s t r a t e , Angel Is t r a t e , Corneliu G a i u , Cluj-Napoca 2003 (Biblioteca Muzeului Bistrița. Seria Historica 7), S. 387-405. 12 DRH, D, 1 wie Anm. 10), S. 301. 13 Ebenda, S. 300. 14 Zu den Gebirgsburgen in Südsiebenbürgen siehe Adolf S c h u l l e r u s : Die Grenzburgen der Altlinie. In: Korrespondenzblatt des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 41 (1918), 5-8, S. 17-21; Kurt H o r e d t : Südsiebenbürgische Grenzburgen. In: Siebenbürgische Vierteljahrsschrift 64 (1941), 1, S. 16-27; Gerhardt B i n d e r : Überlegungen zur Lage einer ungarischen Grenzburg am Nordrand des Zibinsgebirges. In: Korrespondenzblatt des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde 6 (1976), 1-2, S. 18-22.

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tion Genune befand. Die Burg bei Valea Băieşului, Turnul lui Doangă genannt, und der Turm bei Clocotici überwachten die Zollstation und das strategische Umfeld15. Aus dem Alttal gab es mehrere Möglichkeiten, in die Dörfer am Fuße der Berge zu gelangen: durch das Lauterbachtal, über den Gebirgsweg mit mehreren Mündungsvarianten (Zoodt-Tal, Tal des Orlat-Baches, Tal des Tilişca-Baches, Mühlbach-Tal, Lotrioara-Tal). In allen Fällen umging man den Zollpunkt beim Roten Turm sowie Hermannstadt. Nach Hermannstadt gelangte man auf direktem Weg nur durch das Zibinstal, auf Umwegen, den Zoodt entlang über Heltau. Diese kurzen Wege über die Berge in Betracht ziehend, versprach Michael, der Fürst der Walachei, den Bewohnern von Heltau, ihnen im Bedarfsfall mit einem Heeresverband zu Hilfe zu kommen16. Die von den Sachsen organisierte Verteidigung des mittleren Südsiebenbürgen stellt einen parallel verlaufenden Prozess dar, der jedoch vom wirtschaftlichen Aufschwung abhing. Anfangs noch im Konflikt mit der Zentralmacht – nachdem die Sachsen die Talmescher Burg gebaut hatten17 – setzt er sich mit dem Einbeziehen in das Abriegeln der Zugangswege fort. In seinem Brief von 1433 ermutigt Sigismund von Luxemburg diese Entwicklung18. Zu diesem Zeitpunkt standen die Randgebiete und die Befestigungsanlagen de jure unter der wenig durchsetzungsfähigen königlichen Verwaltung. Die nächste Etappe in der Verstärkung des Verteidigungssystems ist der Übergang der Burgen im Alttal im Jahr 1453 in sächsische Verwaltung, ein zentrales Verhandlungsthema, aber auch ein Unsicherheitsfaktor19. Erstmalig bringt der königliche Brief, nebst den Waldburgen, den Befestigungsanlagen im Alttal, den Kirchenburgen in den Dörfern, den befestigten Städten, der Einrichtung der „Plajaschen“ (plăieşi, Grenzwächter) und anderer beweglicher Einheiten als Grenzpolizei im näheren oder weiteren Umkreis, ein wesentliches Element zur Sprache: die Kundschafter (exploratores). Diese 15

Onoriu S t o i c a : Câteva date arheologice privitoare la fortificația medievală de la Racovița (jud. Vâlcea) [Einige archäologische Daten zur mittelalterlichen Befestigungsanlage von Racoviţa (Kreis Vâlcea)]. In: Studii și materiale de muzeografie și istorie militară 14-15 (1981-1982), S. 85f. 16 DRH, D, 1 (wie Anm. 10), Nr. 124, S. 202f. 17 Ub. (wie Anm. 7), Bd. 2. Hermannstadt 1897, Nr. 939, S. 359; DRH (wie Anm. 10), C. Transilvania, XIII (1366-1370). (București 1956) Nr. 556, S. 825-827. 18 Adrian A. R u s u : Castelarea carpatică. Fortificații și cetăți din Transilvania și teritoriile învecinate [Burgenbau im Karpatenraum. Befestigungsanlagen und Burgen in Siebenbürgen und seinen Nachbargebieten]. Cluj-Napoca 2005, S. 309. 19 Petre Beșliu M u n t e a n u : Contribuția Universității săsești la consolidarea sistemului de fortificații din Defileul Oltului [Der Beitrag der Sächsischen Nationsuniversität zur Festigung des Verteidigungssystems im Alttal]. In: Tyragetia 3 (1993), S. 151-157; d e r s .: Grenzraum und Grenze in Südsiebenbürgen. In: Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde 32 (2009), 2, 2009, S. 1-12; d e r s .: Caracterul și evoluția fortificațiilor medievale din defileul Oltului (secolele XIV-XVI) [Kennzeichen und Entwicklung der mittelalterlichen Befestigungen im Alttal (14.-16. Jahrhundert]. In: Buletinul Muzeului Militar Central 1 (2003), 2, S. 142-151.

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Petre Beşliu Munteanu und Claudiu Munteanu

stammten vor allem aus den Reihen der rumänischen, des Lesens kundigen Priester und wurden über die Karpaten entsendet, ad partes nostras Transalpinas interdumque ad Turkyam20. Die Burgen entlang der Gebirgspfade waren mögliche Ausgangsstützpunkte für die Kundschafter. Der Aufruf Sigismunds veranschaulicht den Übergang von einer traditionellen Militärpolitik, die sich auf ungeschützte strategische Punkte konzentrierte, zur Organisation eines gebietsübergreifenden Verteidigungssystems. Der ungarische König, später der deutsche Kaiser, erneuern die Verteidigungsaufgaben der Hermannstädter Sachsen und des Deutschen Ordens; in beiden Fällen tragen die sächsischen Orte gemeinsam zur Finanzierung bei. Die Unterstützung Sigismunds von Luxemburg hatte zur Folge, dass die Macht der sächsischen Orte um Hermannstadt wuchs, auch nachdem das Königreich Ungarn unter osmanische Herrschaft gefallen war.

Summary Numismatic and Written Sources on the Role of Sibiu in the Defense against the Ottoman Empire by Sigismund of Luxemburg The defense against the Ottoman Empire, which Sigismund of Luxemburg organized in the Danube-Carpathian region, required the revival of traditional local structures in the political and military arena as well as the resumption of the previous co-operation with the Teutonic Knights. In the south of Transylvania, which was constantly subjected to attacks by Ottoman forces of varying intensities, the Transylvanian Saxon communities were consolidated economically and fortified militarily under the leadership of Sibiu in the 15th century. Two sources place special emphasis on the role of the seven Saxon sees in organizing the defense at the Carpathians: a coin used for payment of the Teutonic Knights from the mint in Sibiu and a letter from the king dated 1433.

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DRH, D, I (wie Anm. 10), S. 300.

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Hermannstadts Rolle in der Osmanenabwehr

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Rezumat Izvoare numismatice si documentare privind rolul Sibiului în apărarea antiotomană a lui Sigismund de Luxemburg Defensiva antiotomană organizată de Sigismund de Luxemburg în spațiul carpato-dunărean a presupus revigorarea structurilor politico-militare tradiționale locale și reluarea mai vechii colaborări cu Ordinul Cavalerilor Teutoni. În partea de sud a Transilvaniei, expusă permanent atacurilor unor bande de akingii, dar și riscului pătrunderii unor coloane importante de dușmani, comunitățile săsești în frunte cu Sibiul s-au consolidat economic și întărit militar în secolul al XV-lea. Două izvoare istorice complementare, unul numismatic, moneda emisă de monetăria din Sibiu pentru plata Ordinului Cavalerilor Teutoni și unul arhivistic, scrisoare regală din 1433, aduc în prim plan rolul jucat de cele șapte scaune săsești în organizarea apărării pe linia Carpaților.

Összefoglalás Numizmatikai és írott források Nagyszebennek a Luxemburgi Zsigmond által vezetett oszmán elleni védelemben játszott szerepével kapcsolatban A Luxemburgi Zsigmond által a Duna-Kárpátmedencében szervezett oszmánok ellenei védelem feltételezte a hagyományos helyi politikai-katonai struktúrák újjáélesztését valamint a Német Lovagrenddel való régebbi együttműködés folytatását. Dél-Erdélyben, amely állandóán ki volt téve az oszmán bandák támadásainak valamint az ellenséges alakulatok fenyegető betöréseinek, a szász közösségek, élükön Nagyszebennel, a 15. században megerösődtek úgy gazdaságilag mint katonailag. Két kiegészítő történelmi forrás, egy numiszmatikai (a szebeni pénzverdében vert érme, amit a Német Lovagrendnek fizettek ki) és egy levéltári (egy 1433ból származó királyi levél) előtérbe helyezik a hét szász szék azon szerepét, amelyet a Kárpátok mentén szervezett védelemben játszottak.

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DER DEUTSCHE ORDEN IN DER GESCHICHTSSCHREIBUNG Von Harald Z i m m e r m a n n Ziemlich zweideutig ist die Geschichte des Deutschen Ordens, besonders hier im Burzenland1 und bei den Burzenländern. Einerseits ist man stolz darauf, andererseits hat man total vergessen, und zwar mit voller Absicht. Stolz ist man oder könnte es doch sein, weil für einen Augenblick der Weltgeschichte der kleine Bach bei Kronstadt im Mittelpunkt eben der Weltgeschichte stand: zwischen Preußen und Palästina, zwischen Konstantinopel, der Kaiserstadt im Osten, und Clermont im feudalen Frankreich im Westen, wo ein Papst 1095 den Kreuzzug propagiert hatte, – und da sollten alle mitmachen, in Frankreich und im Deutschen Reich und auch östlich von Wien und Budapest. Im Burzenland blieb es beim Planen 1211, und vierzehneinhalb Jahre waren dann einfach zu kurz, um den Burzenbach und das Burzenland in aller Welt bekannt zu machen, auch nicht „die Stadt im Osten“2, wo wir heute tagen. Stolz aber könnte man vielleicht trotzdem sein, wenn man es eben nicht total vergessen hätte, und zwar mit voller Absicht. Als die Türken von Wien vertrieben wurden, hat genau vor 310 Jahren der Kaiser in Wien kund machen lassen, es möge sich melden, wer Besitzansprüche im befreiten Land beweisen könne aus früheren Zeiten. Da schickte auch der Hoch- und Deutschmeister aus seinem renommierten Regiment einen Oberstleutnant, um nach Beweisurkunden zu suchen im Burzenland. Niemand, den er fragte, hat etwas genauer gewusst oder wollte jemals etwas genauer gewusst haben. Natürlich: kein Kronstädter wollte eventuell Steine schleppen für eine neue Braschovia-Burg oben auf der Zinne oder wo sie sonst einst lag. Und das hätte der Herr Hoch- und Deutschmeister eigentlich ahnen können. 1 Belege zum Folgenden sind zu finden bei Harald Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden in Siebenbürgen. Köln, Weimar, Wien 2000, 22011 (Studia Transylvanica 26); vorher in: Harald Z i m m e r m a n n : Siebenbürgen und seine Hospites Theutonici. Hg. Konrad G ü n d i s c h . Köln, Weimar, Wien 1996, S. 187-224 (Nachdruck aus: Die geistlichen Ritterorden Europas. Hg. Josef F l e c k e n s t e i n , Martin H e l l m a n n . Sigmaringen 1980 (Vorträge und Forschungen 26), S. 267-298. 2 So der Titel des bekannten Kronstadt-Romans von Adolf M e s c h e n d ö r f e r (18771963). München 1931. Über ihn siehe unter anderen Stefan S i e n e r t h in: Neue Deutsche Biographie. Bd. 17. Berlin 1994, S. 206f.

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Der Deutsche Orden in der Geschichtsschreibung

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In Rom ist er dann fündig geworden, wenigstens an Urkunden-Kopien, deren Originale natürlich nicht in Braşov aufbewahrt worden waren. In Wien hat das wenig genützt und im Burzenland blieben die fünf oder sechs oder sieben Ritterburgen Ruinen. Siebzig Jahre später war das ganze Sachsenland ruiniert. Kaiser Joseph II., der „Toleranzkaiser“, der Vielgerühmte, Hochberühmte, tolerant gegenüber allen Religionen und auch Nationen in seinem Reich, wollte nicht mehr tolerieren, dass die Sachsen in Siebenbürgen eine eigene Nation waren: Untertanen seien sie, nicht anders als die andern3. Das hat zum Glück kaum zehn Jahre gedauert, kürzer als die Ritterzeit unter der Zinne vor bald 600 Jahren. Aber Nachwirkungen gibt’s bis heute! Sozusagen wiederentdeckt wurden dann die Siebenbürger Sachsen weit weg in Niedersachsen, in der Universität Göttingen, damals eine Hochburg der Historiographie, der Geschichtsforschung, denn der berühmteste der dortigen Historiker, Ludwig August Schlözer, ein Schwabe allerdings, aber Fachmann fürs östliche Europa, schrieb eine Geschichte der Siebenbürger Sachsen, nein „der Deutschen in Siebenbürgen“ gar in drei Bänden 1795-1797 publiziert4. Im Kapitel über den Deutschen Ritterorden im Burzenland findet sich so ungefähr der Satz: Die Sachsen sollten froh sein, die Ritter so bald wieder losgeworden zu sein, nach nicht einmal 15 Jahren, denn was wäre aus ihnen geworden unter diesem „abenteuerlichen Corps“ von Adeligen, unter diesen faulen und feigen Feudalherren, die statt in Palästina zu dienen, im Burzenland sich bedienen lassen wollten? – Wie kam Professor Schlözer auf diese Idee? Man braucht seine Quellen nicht zu durchforsten. Wo, wer, was seine Informationen und Informanten waren, die informellen und formellen, das weiß man. Die Spur führt nicht unter die Zinne, wo man – wie gesagt – vergessen hatte, und zwar mit voller Absicht, sie führt zum Zibin, nach Sibiu/Hermannstadt. Dort gab es einen, der in Göttingen studiert hatte, nun Lehrer am Brukenthal-Gymnasium, später Stadtpfarrer natürlich, Johann Filtsch († 1835), sicher ein guter Lehrer, Kenner auch der Kronstädter Geschichte, der seine Schüler über den Orden unterrichten konnte, und seinen Lehrer in Göttingen auch: man kennt die Korrespondenz. 3

Vgl. dazu Harald Z i m m e r m a n n : Toleranz und Konzivilität. In: Hospites (wie Anm. 1), S. 255-265, sowie über die Folgen Angelika S c h a s e r : Josephinische Reformen und sozialer Wandel in Siebenbürgen. Stuttgart 1989 (Quellen und Studien zur Geschichte des östlichen Europa 29). 4 August Ludwig S c h l ö z e r : Kritische Sammlungen zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen. Göttingen 1795-1797 (Nachdruck in: Schriften zur Landeskunde Siebenbürgens 3. Köln, Wien 1979, mit einem Vorwort von Harald Z i m m e r m a n n , S. V-XVI). Vgl. dazu Friedrich T e u t s c h : A. L. Schlözers Kritische Sammlungen zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen. In: Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 27 (1887), S. 263-330. Über Schlözer (1753-1809) vgl. auch den Artikel von Gerhard S e e w a n n in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Hg. Matthias B e r n a t h . 4. Bd. München 1981, S. 91f.

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Nein, total hatte man die deutschen Ritter nicht vergessen, weder unter der Zinne noch am Zibin, noch anderswo im Sachsenland. Man sah ihr „Abenteuer“ nun mit anderen Augen, und stolz war man auf ganz etwas anderes: Da stiegen stolze Burgen auf im Tal und auf den Höhen, die haben in der Zeiten Lauf manch harten Strauß gesehen. Und fragst Du nach dem Rittersmann, der diese Feste baute: Der Bürger war´s, der Bauersmann, der solches sich getraute!

In Schäßburg hat das voll Stolz ein junger Geschichtslehrer gedichtet, Georg Friedrich Marienburg5, eben aus Deutschland vom Studium heimgekehrt, und er nannte sein Gedicht stolz „Sachsenadel“. Das war damals, als man in Deutschland vehement Demokratie forderte und in Siebenbürgen fest daran glaubte, es gäbe keinen Adel im Sachsenland, „da keiner Herr und keiner Knecht“6. Das war freilich eine Fiktion, eine Illusion, irreal, wie für die Gegenwart so für die Geschichte. Aber das braucht ja einen Dichter nicht zu kümmern nächst der Kokel und auch niemand in Kronstadt, dass weit weg im Westen des Sachsenlandes, aus einem Herrn Brekner ein Baron von Brukenthal geworden war, um nur ein Beispiel aus dem „Sachsenadel“ zu nennen. Es waren dann zwei gelehrte Schulmänner in Hermannstadt und Kronstadt, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts das Wissen um das Wirken der deutschen Ritter in Siebenbürgen auf eine sichere wissenschaftliche Grundlage zu stellen vermochten: der Hermannstädter Johann Karl Schuller († 1865) und der Kron5 Über Marienburg (1820-1881) vgl. Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen. Hg. Joseph T r a u s c h , Friedrich S c h u l l e r , Hermann H i e n z , Hermann A. H i e n z (Nachdruck in: Schriften zur Landeskunde Siebenbürgens 7. Köln, Wien, Weimar). Bd. 3 (1983), S. 387; Bd. 4 (1983), S. 139f. und S. 277f.; sowie Bd. 9 (2004), S. 12. Das Gedicht „Sachsenadel“ (nota bene: aus 1848) findet sich ediert im Anhang zur „Denkrede auf G. F. Marienburg“ von Georg Daniel T e u t s c h in: Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 19 (1884), S. 26f. und bei Richard C s a k i : Jenseits der Wälder. Hermannstadt 1916, S. 88-90. 6 So bekanntlich der Titel eines Romans von Georg S c h e r g (Bukarest 1957). Vgl. aber schon Ernst W a g n e r : Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Thaur bei Innsbruck 1981, S. 15f.: „Noch von einer weiteren romantischen Vorstellung unserer Eltern und Großeltern müssen wir uns trennen. Sie kommt in einem Lied des 19. Jahrhunderts vor und heißt: Wo gibt’s ein adliger Geschlecht / Da keiner Herren und keiner Knecht?“ Schon für die ersten Ansiedler stimmt diese Behauptung nicht. Über Scherg (1917-2002) vgl. Stefan S i e n e r t h : Der unbedingte Glaube an die Literatur. Zum Tod von Georg Scherg. In: d e r s .: Studien und Aufsätze zur Geschichte der deutschen Literatur und Sprachwissenschaft in Südosteuropa. Bd. 2. München 2008 (Veröffentlichungen des Instituts für Deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas. Wissenschaftliche Reihe 113), S. 341-345, und Peter M o t z a n : Bio-Bibliographien. In: Worte als Gefahr und Gefährdung. Hg. Stefan S i e n e r t h , Peter M o t z a n . München 1993 (Veröffentlichungen des Südostdeutschen Kulturwerkes 64), S. 412-415.

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städter Friedrich Philippi († 1893). Schuller, einer der Begründer des „Vereins für siebenbürgische Landeskunde“ (1841) und dessen erster Sekretär, auch Herausgeber des „Archivs“ als Vereinsorgan, war Direktor des Hermannstädter Brukenthal-Gymnasiums und kannte als bestens ausgebildeter Historiker natürlich den Wert von Urkunden7. Nicht weniger als 28, das heißt aber fast alle den Deutschen Orden im Burzenland betreffenden Diplome hat er im vollen lateinischen Wortlaut im Anhang zu seiner 1841 publizierten Abhandlung über „Die deutschen Ritter im Burzenland“ ediert und für die Besorgung der authentischen Texte auch die Mühe von Nachforschungen im damals noch Königsberger Ordensarchiv nicht gescheut. Ihm war „die Geschichte der deutschen Ritter im Burzenland“ „ohne Zweifel“ eine der „interessantesten Episoden der Geschichte Siebenbürgens“. Eines abschließenden Urteils enthält er sich bzw. hat es für eine spätere, dann nie mehr zustande gekommene Publikation aufgespart. Nach vielen Klärungen im Detail, für die man unendlich dankbar sein muss, war dergleichen auch nicht mehr wichtig. Dass hohe Wissenschaft gar in einer Schulzeitung publiziert werden konnte, dem Sprachrohr von Lehrern und Schülern, sich aber programmatisch an eine weite, am Fortschritt der Forschung interessierte Leserschaft wandte, war damals nicht selten. So hätte auch die Abhandlung von Friedrich Philippi8 über „Die deutschen Ritter im Burzenland“ mit ihren 140 Seiten 1861 ohne Weiteres als stattliches Buch in Kronstadts Buchläden und sonstwo prangen können. Fast alle Aspekte werden abgehandelt aus dem kurzen Aufenthalt der Ritter im Burzenland, und zwar aufgrund aller Quellen, von den geographischen Gegebenheiten angefangen über die Berufung des Ordens in das angeblich

7 Über Schuller vgl. Lexikon der Siebenbürger Sachsen. Hg. Walter M y ß . Thaur bei Innsbruck 1993, S. 445, ein Artikel, der dem Historiker kaum gerecht wird, weiters Anton S c h w o b in: Biographisches Lexikon (wie Anm. 4), Bd. 4 (1981), S. 100f. Über den Landeskundeverein und seine Gründung vgl. Z i m m e r m a n n : Bemerkungen zur Geschichte des Vereins für siebenbürgische Landeskunde. In: Hospites (wie Anm. 1), S. 266-293. Schullers Abhandlung erschien in dem von ihm herausgegebenen „Archiv für Kenntniß von Siebenbürgens Vorzeit und Gegenwart“. Bd. 1. Hermannstadt 1841, S. 161-213, urkundlicher Anhang S. 214-262. Noch vor Schuller kann das schon 1836 in Hermannstadt erschienene „Handbuch der Geschichte Siebenbürgens“ erwähnt werden, von dem Juristen Karl N e u g e b o r e n (1781-1861), laut Vorwort „besonders zum Gebrauch bei Gymnasien“ verfasst, das aber die Geschichte des Deutschen Ordens in nur zwei Sätzen zum Jahre 1211 und zum Jahre 1225 auf S. 80 und 83 abhandelt. Über Neugeboren vgl. Schriftsteller-Lexikon (wie Anm. 5), Bd. 3, S. 15f. und Allgemeine Deutsche Biographie 23 (1880), S. 497f. 8 Über Philippi vgl. Schriftsteller-Lexikon (wie Anm. 5), Bd. 4 (1983), S. 339f. Tatsächlich hat der Kronstädter Verlag Johann Gött schon 1862 aus den beiden im „Programm des evangelischen Gymnasiums zu Kronstadt und der damit verbundenen Lehr-Anstalten“ 1860 und 1861 erschienenen Teilen von Philippis Abhandlung 1862 ein Buch gemacht (Friedrich P h i l i p p i : Die deutschen Ritter im Burzenland. Kronstadt 1862).

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öde Land, in die terra deserta et inhabitata9, über deren Besiedlung mit Bauern und Bürgern aus dem fernen Deutschland oder aus dem nahen Altland, was König Andreas II. ausdrücklich verboten hatte, nämlich die Abwerbung, über den Konflikt mit dem König wegen dieser und anderer Kompetenzen, über den Plan der Begründung eines „Kirchenstaates“ mit Hilfe des Papstes oder zumindest eines Kondominiums, bis zur Vertreibung der Ritter 1225, ja weit darüber hinaus. Sichtlich am Werden des Burzenlandes als einer geopolitischen Einheit ist Philippi interessiert. Der Widerhall der um exakte Ergebnisse bemühten Wissenschaft in den damaligen Schulbüchern der Kinder war allerdings mäßig. Zu Philippis und Schullers vorangehender Arbeit gab es kaum etwas hinzuzufügen10, und so waren lange die folgenden Publikationen kaum etwas anderes als Nacherzählungen von Nacherzählungen aus Nacherzählungen in Nacherzählungen, wie es schon so ist, nicht nur in der Geschichtsschreibung. Georg Daniel Teutsch hatte noch nicht von Philippi profitieren können, als er 1851 in Reps dem zehn Jahre davor begründeten Siebenbürgisch-sächsischen Landeskundeverein aus dem ersten Teil seiner eben preisgekrönten „Sachsengeschichte“ vorlas, wie berichtet wird: „zur allgemeinen Begeisterung wie einst in Athen der Altvater der Geschichte Herodot“. Teutsch fußt noch ganz auf Schlözer, und wie jener geschrieben hatte, dass die Ritter zwar vertrieben worden waren, aber „ein freies glückliches Volk“ verblieben sei im Burzenland „unter weisen ungarischen Königen“, so schrieb Teutsch „von einem glücklichen und freien Gemeinwesen, einer Zierde des ungarischen Reiches“11. Und 9

So bekanntlich die Formulierung in der Berufungsurkunde Andreas´ II. für den Orden von 1211, ediert bei Z i m m e r m a n n : Deutscher Orden (wie Anm. 1), S. 162, in der Urkunde Papst Honorius´ III. von 1218 (ediert ebenda, S. 167) als vacua et inhabitata erklärt. Dass man das nicht ganz wörtlich nehmen darf, hat in neuerer Zeit Thomas N ä g l e r herausgestellt unter dem Titel „Zum Gebrauch des Ausdrucks Terra deserta in einigen Urkunden des 12.-13. Jahrhunderts“ in: Muzeul Brukenthal Sibiu, Studii şi comunicări arheologie-istorie 18 (1974), S. 51-60. Neuerdings möchte Gernot N u s s b ä c h e r , Burzenland – 800 Jahre. Kronstadt 2011, S. 5, deserta mit „verlassen“ und inhabitata statt mit „unbewohnt“ mit „bewohnt“ übersetzen, was aber zusammen mit vacua = „leer“ keinen Sinn ergibt. Vgl. dazu auch Z i m m e r m a n n : Deutscher Orden (wie Anm. 1), S. 4f. 10 Eine Untersuchung der Schulbücher, wie sie den Lehrern und Kindern in den siebenbürgischen Schulen tatsächlich zur Hand waren und zum Lesen gegeben wurden, war leider unmöglich, da nun auch die Siebenbürgische Bibliothek in Gundelsheim schon Publikationen aus dem 19. Jahrhundert als Rara behandelt und nicht mehr im Wege des Fernleihdienstes der Bibliotheken außer Haus entlehnt. Einen Überblick vermittelt: Deutsche Schulbücher aus Siebenbürgen und anderen Regionen des heutigen Rumänien, erschienen bis 1945. Bibliographie von Lese-, Realien, Geographie-, Geschichts- und Staatsbürgerkundebüchern. Hg. Gisela T e i s t l e r . Frankfurt/Main 1996 (Studien zur internationalen Schulbuchforschung 86), S. 35-40. Vgl. auch jüngst Michael K r o n e r : Identitätsstiftung und Identitätserhalt durch Vermittlung siebenbürgisch-sächsischer Geschichte im Unterricht. In: ZfSL 34 (2011), S. 75-94, bes. S. 76. 11 Georg Daniel T e u t s c h : Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Bd. 3. Hermannstadt 31899, S. 24; dazu S c h l ö z e r : Kritische Sammlungen (wie Anm. 4), S. 324. Vgl. weiters Z i m m e r m a n n : Bemerkungen (wie Anm. 7), S. 286.

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noch fast 100 Jahre später (1943) zitiert Oskar Wittstock den Göttinger Gelehrten wortwörtlich über die „deutschen Kolonisten, die in seines (des Ordens) Gebieten angesiedelt worden waren und unangefochten blieben“12. Was war das doch für eine Großmacht dieser Göttinger Geschichtsschreiber! Georg Daniel Teutsch, der spätere Sachsenbischof, hat bekanntlich seine „Geschichte der Siebenbürger Sachsen“ „für das sächsische Volk“ geschrieben. Friedrich Müller-Langenthal, später auch Sachsenbischof, widmete 1926 seine „Geschichte unseres Volkes“ „den Führern in schwerer Zeit“13, wen immer der Schulmann damit gemeint haben mochte. Oskar Wittstock hat diese Geschichte 1943 dem „gesamtdeutschen Gedanken“ untergeordnet. Bei seinem ungarischen Pendant „Siebenbürgen im Aufbau der ungarischen Kultur“, etwa gleichzeitig verfasst von dem in Kolozsvár lehrenden Gáldi László, kommt der Deutsche Orden überhaupt nicht vor, weder unter weisen noch unweisen ungarischen Königen14. Es gab sie nicht mehr und er, der Orden, hat offenbar keine Rolle gespielt in Siebenbürgens Kultur aus damaliger Klausenburger Sicht. Ebendort, in Cluj, hatte ein rumänischer Hobby-Historiker, Iosif Şchiopul, schon ein Dezennium früher die Spuren der deutschen Ritter und auch Siedler dadurch aus der Geschichte zu tilgen versucht, indem er deren Diplome als Falsifikate verwarf15. Viel bedenklicher stimmt, dass in vielen deutschen Darstellungen der Ordensgeschichte aus jüngerer Zeit auf die Burzenländer 12

Oskar W i t t s t o c k : Die Siebenbürger Sachsen und der gesamtdeutsche Gedanke. Brünn, München, Wien 1943, S. 21-27. Wittstock war Gymnasialprofessor in Kronstadt und hat nach seiner Emigration in Deutschland eine Biographie über „Johannes Honterus, der Siebenbürger Humanist und Reformator. Der Mann. Das Werk. Die Zeit (Göttingen 1970) veröffentlicht. 13 Friedrich M ü l l e r [ - L a n g e n t h a l ] : Die Geschichte unseres Volkes. Bilder aus der Vergangenheit und Gegenwart der Deutschen in Rumänien. Hermannstadt 1926. Es ist das Werk eines Schulmannes, des damals (1921-1928) in Hermannstadt amtierenden Schulrates; vgl. Ludwig B i n d e r : Die Bischöfe der Evangelischen Kirche A. B. in Siebenbürgen. 2. Bd. Köln, Wien 1980 (Schriften zur Landeskunde Siebenbürgens 4), S. 198ff. Das Fazit über die Burzenländer Episode des Ordens lautet auf S. 16: „Die Ansiedler, die sich im Burzenland niedergelassen hatten, blieben aber dort. Sonst sind von der Wirksamkeit des Ritterordens wenig Spuren vorhanden. Wir wissen nicht einmal ganz genau, wo jede einzelne der fünf Burgen …“. 14 Er sei hier lediglich als negatives Beispiel erwähnt. Das Büchlein erschien in der Reihe „Probleme des Donauraumes“ im Danubia-Verlag Budapest-Leipzig. Galdi (so magyarisiert aus Göbl), geboren 1910 in Miskolc, lehrte seit 1938 in Budapest, war dann 1942-1944 nach Klausenburg versetzt und ist 1974 in Budapest gestorben. Vgl. über ihn Magyar Nagylexikon. Bd. 8. Budapest 1999, S. 434f. 15 Vgl. dazu Z i m m e r m a n n : Deutscher Orden (wie Anm. 1), S. 53-57, über Iosif Ș c h i o p u l : Diploma Andreiană din 1224 și alte documente false sau fals interpretate [Das Andreanum von 1224 und andere falsche oder falsch interpretierte Urkunden]. Cluj 1934. Über den aus Sächsisch Regen stammenden Autor (1878-1946) vgl. Enciclopedia istoriografiei românești [Enzyklopädie der rumänischen Geschichtsschreibung]. București 1978, S. 312. Gegen Şchiopul ausführlich Karl Kurt K l e i n : Saxonica Septemcastrensia. München 1971, S. 86-94.

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Episode kaum eingegangen wird, nicht einmal als die früher sattsam und jüngst von Konrad Gündisch (1998) beschworene „Generalprobe“ für das dann folgende Preußen-Unternehmen16. In Siebenbürgen und unter den Siebenbürger Sachsen hat es nach dem Weltkrieg einige Zeit gedauert, ehe man sich wieder an das Wirken des feudalen Ritterordens im Burzenland erinnern wollte und konnte. Zu nennen ist insbesondere Thomas Nägler mit seiner Dissertation von 1979 über „Die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen“ (S. 147-152) und seinem Beitrag zu der im gleichen Jahr von Carl Göllner publizierten Sammelschrift über die „Geschichte der Deutschen auf dem Gebiete Rumäniens“ (S. 29-31). Natürlich nicht bis in alle Einzelheiten, aber doch ausreichend wird in nüchterner Diktion über diese Geschichtsperiode berichtet, während einige Jahre vorher (1976) Michael Kroner in der „Sächsisch-schwäbischen Chronik“ (S. 25) vier Zeilen dafür genügend erschienen mit dem wiederum an Schlözer erinnernden Schlussurteil, dass die vom Orden berufenen „Siedler … blieben“. Jüngst hat bekanntlich Horst Klusch in seinem auch in ungarischer Übersetzung (2009) herausgegebenen Buch „Zur Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen“ (2001) ein ganzes, freilich durch arge Fehler entstelltes Kapitel der „Geschichte des deutschen Ritterordens innerhalb und außerhalb des Karpatenbogens“ gewidmet17.

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So hat Hartmut B o o c k m a n n , der 1998 verstorbene Göttinger Mediävist und Ordensspezialist, zwar 1981 seinem Lehrer Hermann Heimpel (1901-1988) „Zwölf Kapitel“ über die Geschichte des Deutschen Ordens gewidmet, aber kein einziges davon handelt über die Burzenländer Episode, und Udo A r n o l d gab 1978 unter dem Titel „Von Akkon bis Wien“ eine Festschrift für den Hochmeister des Deutschen Ordens Marian Tumler (1948-1970, † 1987) heraus, mit nicht weniger als 26 Beiträgen, von denen keiner das doch auf dem Weg von Palästina nach Preußen liegende Burzenland erwähnt. T u m l e r selbst hatte ihm in seinem voluminösen „Abriß“ der Ordensgeschichte 1955 noch ein Kapitel von immerhin 13 Seiten gewidmet, vgl. Marian T u m l e r : Der Deutsche Orden im Werden, Wachsen und Wirken bis 1400. Mit einem Abriß der Geschichte des Ordens von 1400 bis zur neuesten Zeit. Wien 1955, S. 181-194. Nicht ganz zwei Seiten genügten Klaus M i l i t z e r : Von Akkon zur Marienburg: Verfassung, Verwaltung und Sozialstruktur des Deutschen Ordens 1190-1309. Marburg 1999 (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 56), S. 334-336, um vom „Einsatz des Deutschen Ordens an den Grenzen der abendländischen Christenheit“, also in Siebenbürgen, auf dem Weg von „Akkon zur Marienburg“ zu berichten. Nichts findet sich hingegen in den „Gesammelten Aufsätzen“ von Erich M a s c h k e : Domus Hospitalis Theutonicorum. Bonn 1970 (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 10), der doch gewiss ein Fachmann der Ordensgeschichte war. – Vgl. weiters Z i m m e r m a n n : Deutscher Orden (wie Anm. 1), S. IX, und Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Ritterorden (wie Anm. 1), S. 221f.; Konrad G ü n d i s c h : Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen. München 1998 (Studienbuchreihe der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat 8), S. 38, nach einer zweiseitigen Darstellung der Geschichte des Deutschen Ordens im Burzenland. 17 Horst K l u s c h : Zur Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen. Klausenburg 2001, S. 74-99; d e r s .: Az Erdélyi Szászok betelepedéséről [Zur Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen]. Kolozsvár 2009, S. 63-69. Vgl. dazu Harald Z i m m e r m a n n : Gegen neue

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Dass in der Forschung die Vertreibung des Ordens aus dem Burzenland mehr Beachtung gefunden hat als dessen Berufung, wie ein bibliographischer Überblick suggeriert18, beruht einfach auf der Überlieferung, auf der Überzahl der Urkunden für die Endzeit im Vergleich zum Beginn. Dass es keine Chroniken gibt über und aus dieser Periode des Ordens, so als wollte man etwas verschweigen, das kann man bedauern, aber auch begrüßen. Keine subjektive Deutung eines Chronisten, kein Interpretieren der Fakten trübt das Geschichtsbild und leitet den heutigen Historiker vielleicht in die Irre. In den rund dreißig Urkunden19 aus kaum fünfzehn Jahren Ordensgeschichte gibt es aber mancherlei zu entdecken. Zu jenen Urkunden gehört auch das berühmte „Andreanum“, der „Goldene Freibrief“ der Siebenbürger Sachsen20, vom Ungarnkönig Andreas II. 1224 ausgestellt, ein Jahr vor der Vertreibung des Ordens. Darf man Zusammenhänge erschließen? Wollte der König eine Kooperation der deutschen Siedler mit den deutschen Rittern verhindern? Karl Kurt Klein hat das geglaubt21 und 1969 vom „ersten Bruderkrieg“ unter den Siebenbürger Sachsen gesprochen im Hinblick auf spätere Kämpfe und viel Gezänk. Aber, ob es 1225 am Karpatenrand Krieg gab, ist doch sehr fraglich. Keine Chronik berichtet davon, und selbst wenn jede der fünf oder sechs oder sieben Burgen im Burzenland als Kommende in voller Sollstärke mit zwölf Rittern besetzt war, was eher unwahrscheinlich ist, selbst dann wären weniger als 100 Gewappnete der königlichen Militärmacht nicht gewachsen gewesen: allein das siebenbürgisch-sächsische Aufgebot für diesen „Bruderkrieg“ hätte laut „Andreanum“ 500 milites betragen22. Aber ohnehin siebenbürgische Geschichtstheorien. In: Forschungen zur Volks- und Landeskunde 54 (2011), S. 168-180. 18 Vgl. Hermann H i e n z : Bücherkunde zur Volks- und Heimatforschung der Siebenbürger Sachsen. München 1960 (Buchreihe der Südostdeutschen Historischen Kommission 5), S. 208f.; und Balduin H e r t e r : Bibliographie zur Geschichte des Deutschen Ritterordens im Burzenland (Siebenbürgen). In: ZfSL 1 (1978), S. 213-219. 19 Sie finden sich zuletzt ediert in Z i m m e r m a n n : Deutscher Orden (wie Anm. 1), S. 162-216. 20 Ediert in Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen (fortan: Ub.). 1. Bd. Hg. Franz Z i m m e r m a n n , Carl W e r n e r . Hermannstadt 1892, S. 32-35. Zur Wichtigkeit des Privilegs vgl. auch Harald Z i m m e r m a n n : Die deutsche Südostsiedlung im Mittelalter. In: Land an der Donau. Hg. Günter S c h ö d l . Berlin 1995 (Deutsche Geschichte im Osten Europas), S. 41-48; d e r s .: Hospites Theutonici. Rechtsproblem der deutschen Südostsiedlung. In: Hospites (wie Anm. 1), S. 48-68. 21 Karl Kurt K l e i n : Geysanum oder Andreanum. Fragmentarische Betrachtungen zur Frühgeschichte der Deutschen in Siebenbürgen. In: Zur Rechts- und Siedlungsgeschichte der Siebenbürger Sachsen. Köln, Wien 1971 (Siebenbürgisches Archiv 8), S. 58 (Nachdruck in K l e i n : Saxonica Septemcastrensia (wie Anm. 15), S. 200. 22 Laut den Statuten beziehungsweise der Regel des Deutschen Ordens, ed. von Max P e r l b a c h (Halle 1890 = Nachdruck 1975), cap. 13, S. 41f., sollten zwölf Ordensbrüder einen Konvent bilden; vgl. auch T u m l e r : Der Deutsche Orden (wie Anm. 16), S. 431. Ob jede der fünf oder sechs Ordensburgen im Burzenland (vgl. die Papsturkunde von 1231 bei Z i m m e r m a n n : Deutscher Orden, wie Anm. 1, S. 199) einen vollbesetzten

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hört man nirgendwo von einem Kampf, in keiner Urkunde oder Chronik. Der Orden war wohl der Gewalt gewichen, wie im Februar 1226 ein Bote aus dem Burzenland dem Papst in Rom berichtet hat: violenter eiectus23. Auf die geringe Zahl der Ordensritter in Siebenbürgen hat – soviel ich sehe – zuerst der Hermannstädter Professor Friedrich Schuller aufmerksam gemacht in einem populären Vortrag, der dann 1895 mit anderen „Aus sieben Jahrhunderten“ im Volksschriften-Verlag in Hermannstadt unter dem Titel „Die deutschen Ritter im Burzenlande“ ohne wissenschaftlichen Apparat erschienen ist. Aber man traut dem promovierten Historiker und bekannten Bibliographen zu, dass er gut recherchiert hat, etwa in der „Preußischen Chronik“ des Peter von Dusburg: „Wir dürfen indessen nicht meinen, die Zahl der Ritter sei eine gar große gewesen, die nach Siebenbürgen kam. […] Standen doch noch 12 Jahre später bei dem Beginn der Eroberung von Preußen nur 7 Ritter zur Verfügung.“

So Schuller. Sieben aus Siebenbürgen? Vorher werden es doch wohl mehr gewesen sein, denen König Andreas II. 1211 unter ihrem Komtur, dem magister Theodoricus oder Dietrich, das Burzenland und den dortigen Grenzschutz anvertraut hat. Und wenn man liest, wie der Papst 1231 in einem Beschwerdebrief an den König die militärischen und missionarischen Erfolge der Deutschritter gegen die Übermacht der Kumanen jenseits der Karpaten rühmt, dann muss man wohl auch auf eine größere Zahl von Glaubenskriegern schließen: „So bezwingen die Ritter im heißen Streit der Kumanen heidnische Scharen, und nehmen sie auf in die Christenheit, deren grimmigste Feinde sie waren.“

Friedrich Schuller hat so gedichtet und seinem Vortrag vorangestellt24. Natürlich nur einen Teil der Sachsengeschichte in Siebenbürgen hat der Göttinger Konvent des Ordens gebildet habe, also insgesamt 72 Ritter in Siebenbürgen stationiert waren, oder ob das ganze Burzenland ein einziger Konvent (eine Kommende, eine Komturei) gewesen war, lässt sich aus Quellenmangel nicht entscheiden. Jedenfalls wird 1212 nur ein einziger Ordensmeister (magister), Theodoricus, mit Namen genannt (vgl. Z i m m e r m a n n : Deutscher Orden, wie Anm. 1, S. 164). Das „Andreaneum“ hat 1224 angeordnet, vgl. Ub. 1 (wie Anm. 20), S. 34: Milites vero quingenti infra regnum ad regis expeditionem servire deputentur … 23 Z i m m e r m a n n : Deutscher Orden (wie Anm. 1) S. 195. 24 Friedrich S c h u l l e r : Aus sieben Jahrhunderten. Acht Vorträge aus der siebenbürgisch-sächsischen Geschichte. Bd. 2. Hermannstadt 1895, S. 27-38, bes. S. 29 und 31. Über Friedrich Schuller (1857-1909), bekannt vor allem als Fortsetzer des „SchriftstellerLexikons“ von Joseph Trausch (1902), kurz auch als Archivar in Hermannstadt tätig, vgl. Schriftsteller-Lexikon (wie Anm. 5), Bd. 4, S. 391-395. – Vgl. den Bericht über den rhetorisch glänzenden Vortrag von Konrad G ü n d i s c h am Heimattag in Dinkelsbühl am 11. Juni 2011 in der Siebenbürgischen Zeitung vom 15. Juli 2011, S. 1 und S. 5, unter dem Titel „Sieben Ordensritter in Siebenbürgen“. Vgl. dazu Peter von Dusburg: Preußische Chronik. Hg. Ernst S t r e h l k e . Leipzig 1861 (Scriptores rerum Prussicarum 1),

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Geschichtsschreiber Schlözer überschaut, als er formulierte, dass ein „freies glückliches Volk“ im Lande verblieben sei nach dem Abzug der Ritter. Ruinen findet man heute. Welche davon noch aus der Ritterzeit stammen, das versucht die Forschung seit rund 200 Jahren zu klären. Wie imposant präsentiert sich die Marienburg am Alt! Man traut die Wahl des Ortes am Bergsporn einem versierten Fachmann für Fortifikation zu. Aber keine Inschrift in den Ruinen belegt das Jahr der Grundsteinlegung. Dass der Bau von Burgen aus Stein ein Regal, ein Recht des Königs, und dem Deutschen Orden widersinnigerweise verboten war, woran er sich aber nicht hielt, verraten die Urkunden über den Konflikt zwischen den Rittern und der Regierung. Freilich, Regalien konnte man damals dem König abhandeln, und das ist wohl auch geschehen. Ob aber der Orden tatsächlich in wenigen Jahren so viele stattliche Burgen in dem doch angeblich menschenleeren Burzenland bauen konnte, ohne Bauarbeiter, erscheint eher fraglich. So urteilte schon 1979 Thomas Nägler in seiner Dissertation über „Die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen“ (S. 148): „Man kann mit Sicherheit behaupten, dass die Deutschritter während ihrer vierzehnjährigen Anwesenheit im Burzenland wohl kaum eine Burg fertiggestellt, aber gewiß mehrere in Angriff genommen haben“.

Vielleicht bestand jeweils als castrum lapideum nur ein Wehrturm inmitten einer ansonsten hölzernen Befestigung, einem castrum ligneum25. S. 50 und 52 (cap. III, 1 und 3) (Nachdruck in der Frh. v. Stein Gedächtnis-Ausgabe: Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Bd. 25. Darmstadt 1984, S. 96 und S. 98). – Z i m m e r m a n n : Deutscher Orden (wie Anm. 1), S. 164, auch S. 162f. (aus 1211/1212) und S. 199 (aus 1231). Horst G l a s s l : Der Deutsche Orden im Burzenland und in Kumanien. In: Ungarn Jahrbuch 3 (1971), S. 32, und jüngst, ihm folgend, Ioan M. Ţ i p l i c : Die Grenzverteidigung Siebenbürgens im Mittelalter. Hermannstadt, Heidelberg 2007, S. 102, schätzen „einige hundert Ritter“. Vgl. auch Ernst G l ü c k : Considerații cu privire la prezența cavalerilor teutoni în Țara Bârsei 1211-1225 [Betrachtungen zur Anwesenheit der Deutschen Ritter im Burzenland]. In: Crisia 21 (1991), S. 51-62, bes. S. 55: „rund 200-300 Ritter“. Glück beruft sich S. 59 auf Gernot N u s s b ä c h e r : Aus Urkunden und Chroniken. Beiträge zur siebenbürgischen Heimatkunde. Bd. 1. Bukarest 1981, S. 21, bzw. d e r s .: Din Cronici și Hrisoave [Aus Chroniken und Urkunden]. Bucureşti 1987, S. 12f., doch lässt die für die Berechnung der deutschen Ansiedler im Burzenland 1225 herangezogene spätere Hundertschafts-Organisation der 13 oder 18 Burzenländer Orte keineswegs zu, auf ca. 500 Familien mit ca. 2000-2200 Seelen zu schließen. – Das zitierte Gedicht von Friedrich Schiller stammt aus dem Jahre 1795 und war den Johannitern, den „Rittern des Spitals zu Jerusalem“ gewidmet, was durchaus auch auf den Deutschen Orden passt, bekanntlich aus einem später von Jerusalem nach Akkon verlegten Spital erwachsen. Die Berufungsurkunde König Andreas II. war 1211 den cruciferis de hospitali sancte Marie, quod quandoque fuit in Jerusalem, sed modo peccatis exigentibus situm est in Acaron ausgestellt. 25 Von P h i l i p p i : Die deutschen Ritter (wie Anm. 8), S. 40-62, werden gar zwölf Burgen hinsichtlich ihres Ursprungs behandelt. Wilhelm B e r g m a n n : Reste deutscher Ordensburgen in Siebenbürgen nebst einer Geschichte des Deutschen Ritter-Ordens in diesem Lande 1211-1225. Freudenthal 1909, S. 19-24, behandelt nur die Marienburg,

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Zu jenen rund dreißig Urkunden über die nur fünfzehn Jahre Burzenländer Ordensgeschichte zählt natürlich an erster Stelle der berühmte Berufungsbrief von 1211. Wie eindrucksvoll hat Friedrich Miess, der Kronstädter Künstler, im Bild, und in Worten Wilhelm Morres als Lehrer nicht nur für die Kinder in Kronstadt fast 700 Jahre später festgehalten, wie ein Ordensritter, sein weißer Mantel geschmückt mit dem schwarzen Kreuz, am ungarischen Hof dem ungarischen König, die Hand zum Himmel erhoben, namens des Hochmeisters den Lehenseid leistet. Aber das Bild ist wohl falsch. Wie die beiden anderen Ritterorden, die Johanniter und Templer, fühlten sich auch die Deutschen Herren als souverän, keinem König untertan. Man spricht von einer Lehensexemtion26. Der König bezeichnete 1211 das Burzenland als freien Besitz des Ordens. Er brauchte also keine Intrige des „intriganten“ Hochmeisters Hermann die Törzburg, die Rosenauer Burg und die Schwarzburg bei Zeiden. Die gründlichste Erörterung aus neuerer Zeit findet man bei Alfred P r o x : Die Burgen des Burzenlandes. In: Neue Beiträge zur siebenbürgischen Geschichte und Landeskunde. Köln, Graz 1962 (Siebenbürgisches Archiv 1), S. 29-62. Zur Marienburg vgl. Georg J a n e s c h T r o l l : Marienburg im Burzenland. Zur Geschichte der einstigen Ritterorden-Gemeinde in Siebenbürgen. Bielefeld 1987, S. 59-63, sowie die archäologischen Ergebnisse von Adrian I o n i t ă u. a.: Feldioara – Marienburg. Archäologische Beiträge zur Geschichte des Burzenlandes. Bukarest 2004, dazu Z i m m e r m a n n : Deutscher Orden (wie Anm. 1), S. 39-41, und S. 144-149, zu den urkundlichen Bestimmungen. Dass der König vom Orden 1000 Silbermark „erpresst“ habe, liest man in dem Beschwerdebrief des Papstes Honorius III. von Juni 1225; vgl. ebenda, S. 187. Über das Burzenland als terra inhabitata siehe oben Anm. 9. – Bauzeiten von Ordensburgen festzuhalten, hielt man nirgendwo für nötig. Der Ausbau der Hauptburg des Deutschen Ordens in Palästina, Montfort bei Haifa, dauerte von ihrem Erwerb 1228 bis zu ihrer Eroberung durch die Mameluken 1271. Die Hauptburg ist freilich kein gutes Beispiel. Vgl. weiter Niels von H o l s t : Der Deutsche Ritterorden und seine Bauten von Jerusalem bis Sevilla, von Thorn bis Narwa. Wiesbaden 1981, wo S. 62f. Turmburgen des Ordens in Spanien mit vierjähriger Bauzeit genannt werden, also Steintürme umgeben von sonstigem hölzernen oder aus Erde bestehendem Befestigungswerk. Keinen anderen Eindruck vermittelt Erik F ü g e d i : Castle and Society in Medieval Hungary (1000-1437). Budapest 1986 (Studia Historica academiae scientiarum Hungaricae 187). Über die ungarische Grenzverteidigung vgl. Karl Kurt K l e i n : Grenzwüstung und Siedlung. Gyepü und Gyepü-Vorland. Bemerkungen zur mittelalterlichen deutschen Südostsiedlung im altungarischen Raum. In: d e r s .:  Saxonica Septemcastrensia (wie Anm. 15), S. 117-136, weiters Ţ i p l i c : Grenzverteidigung (wie Anm. 24). Laut den Berechnungen von Ernst G l ü c k (siehe Anm. 24) hätten allerdings genügend Arbeitskräfte zur Verfügung gestanden. 26 Vgl. Ingrid M a t i s o n : Die Lehensexemtion des Deutschen Ordens. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 21 (1965), S. 194-248. Aber ohnehin ist das mittelalterliche Lehenswesen in starke Diskussion gekommen durch Susan R e y n o l d s : Fiefs and Vassals. The Medieval Evidence Reinterpreted. Oxford 1994, und durch den Band „Das Lehenswesen im Hochmittelalter“. Hg. Jürgen D e n d o r f e r , Roman D e u t i n g e r . Ostfildern 2010 (Mittelalter-Forschungen 34). In diesen Zusammenhang müssten noch die sich unter König Andreas II. in Ungarn vollziehenden verfassungsrechtlichen Wandlungen eingeordnet werden; vgl. Bálint H o m a n : Geschichte des ungarischen Mittelalters. Bd. 2. Berlin 1943, S. 63-69.

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von Salza, wie Schlözer meinte, um das auch in Rom bestätigt zu bekommen. Von vornherein war wohl an ein Kondominium gedacht. Nicht konsequent war der Papst, wenn er im Juni 1225 die Ritter bestärkte, weder Drohungen noch Terror (minis sive terroribus) zu weichen, im Juli 1225 aber dem Thronfolger Béla schreiben ließ, unter Umständen könne trotz der Unwiderruflichkeit eines Eides rückgängig gemacht werden (revocare procures), was dem Königtum schade. Vielleicht wusste der eine Kanzlist des Papstes nicht, was der andere geschrieben hatte. Die Folgen waren verheerend27. Zu den erwähnten dreißig Urkunden gehört vor allem anderen das im Original überlieferte Papstdiplom von Ende 1222 betreffend die päpstliche Patronanz über das Burzenland und darüber hinaus bis zur Donau. Die Echtheit kann nicht mehr bestritten werden. Man kennt den päpstlichen Notar Bartholomäus von Anagni und dessen Handschrift und Diktion auch aus anderen etwa gleichzeitigen Originalurkunden, die man sich zum diplomatischen Vergleich heutzutage leicht als Fotokopie beschaffen kann aus den die Diplome verwahrenden Archiven in Niederösterreich und Frankreich, während ein damaliger Fälscher aus dem Ordensland weite Reisen hätte unternehmen müssen, um sie als Vorbild für sein Machwerk mühsam zu verwenden. Zweifelsohne hätte ein Fälscher auch jeden Formulierungsfehler vermieden, der einen Kenner hätte Verdacht schöpfen lassen. Eine solche Textstelle ist die Circumscription des Ordenslandes, dessen Südgrenze in den Karpaten nächst den Quellen des Burzenbaches liegt und dann doch über das Gebirge bis zur Donau (usque ad Danubium) reicht. Die sogenannte Lectio difficilior ist stehen geblieben und unterstützt die komparatistische Methode im Echtheitsbeweis28. – Wahrscheinlich hatte in Rom niemand auch nur die blasseste Ahnung, wo die Burzen fließt oder gar wo sie ihre bekanntlich drei Quellen hat. Bartholomäus von Anagni schrieb das Papstdiplom aufgrund von Vorlagen oder gar eingereichten Entwürfen, so wie er es auch sonst zu tun pflegte. An näheren Informationen war er nicht interessiert. Ob der Papst besser Bescheid wusste, der ja den Text genehmigen musste vor seiner kalligraphischen Ausfertigung? Und welche Pläne er und der ungarische König an der unteren Donau verfolgten, das bleibt mangels anderer Geschichtsquellen der Spekulation überlassen. Vermutungen verweisen auf das neue Lateinische Kaisertum in Konstantinopel29. Aber vielleicht stehen dem heutigen Historiker seine besseren geographischen Kenntnisse im Wege. 27

Die zitierten Urkunden siehe bei Z i m m e r m a n n : Deutscher Orden (wie Anm. 1), S. 162, 184, 190, und dazu die jeweiligen Textausführungen. 28 Siehe Z i m m e r m a n n : Deutscher Orden (wie Anm. 1), S. 172-177, und dazu S. 8589, und vorher S. 60-64, gegen Maria H o l b a n s Fälschungsthese in: Din cronica relațiilor româno-ungare în secolele XIII-XIV [Aus der Chronik der rumänisch-ungarischen Beziehungen im 13.-14. Jahrhundert]. Bucureşti 1981, S. 9-48: Despre aria de întindere a Cavalerilor Teutoni din Țara Bîrsei (1211-1225) [Über den Verbreitungsraum der Deutschordensritter aus dem Burzenland]. 29 So Şerban P a p a c o s t e a : Between the Crusade and the Mongol Empire. The Romanians in the 13th Century. Cluj-Napoca, 1998. Vgl. auch Tudor S ă l ă g e a n : Honorius III.,

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Der Ungarnkönig Andreas II. hat eine gute Presse, vor allem wegen seiner „Goldenen Bulle“ von 1222, der „Magna charta libertatum“ des ungarischen Adels, und wegen seines „Goldenen Freibriefes“ von 1224 für die Siebenbürger Sachsen. Andreas II. verdient so hohe Anerkennung in keiner Weise. Er war ein zwiespältiger Charakter, schwankend in seiner Außen- wie Innenpolitik30 und mehrmals von Deposition und Dethronisation bedroht. Auch der Deutsche Orden hatte darunter zu leiden. Man kann es ihm nicht verdenken, dass er beim Oberhaupt der Kirche in Rom Schutz suchte. Genützt hat es bekanntlich nicht. So bleibt die Geschichte des Ordens, seine Episode im Burzenland durchaus zweideutig. Schon Schlözer konnte nicht entscheiden, ob in Siebenbürgen und in den Ländern an der Donau und an der Schwarzmeerküste damals eine Chance vertan wurde, als man den Orden vertrieb, oder ob man darüber froh sein sollte. Ob wir das werden tun können nach den Debatten und Diskussionen dieser Tagung 800 Jahre nach der Berufung der deutschen Ritter ins Burzenland, ob es gut oder schlecht war, sie zu vertreiben aus Siebenbürgen, nämlich nicht nur für Siebenbürgen? Eigentlich soll der Historiker ja nicht fragen, was wäre gewesen, sondern – um mit Ranke zu sprechen31 – soll er „bloß sagen, wie es eigentlich gewesen“ ist.

Summary The Teutonic Knights in Historiography This paper sketches the path taken by the historical research from the episode of the Teutonic Knights in Burzenland (1211-1226), which invariably got mixed reviews, beginning with the Enlightenment historian August Ludwig von Schlözer from Göttingen. The focus is placed on the disputes with accusations from Iosif Şchiopul and Maria Holban that the charters of the Teutonic Order were forgeries. Also included are the most important Transylvanian Saxon, Transylvania and the Papacy´s Eastern Policy. In: Transylvanian Review 7 (1998), S. 76-85. Meines Erachtens werden die für die damaligen Zeiten riesigen Entfernungen zwischen dem Burzenland und Byzanz zu wenig bedacht. 30 Eine diesbezügliche Abhandlung wird vorbereitet und in absehbarer Zeit erscheinen. Vgl. über Andreas II. und seine Zeit H ó m a n : Geschichte (wie Anm. 26), S. 42-49; Gyula K r i s t ó : Die Arpadendynastie. Budapest 1993, S. 174-183. Die Goldene Bulle findet man ediert in: Decreta regni mediaevalis Hungariae. Bd. 1. Hg. János M. B a k , György B ó n i s , James R. S w e e n e y . Budapest 1989, S. 43-47, den Goldenen Freibrief in Ub. 1 (wie Anm. 20), S. 32-35. 31 Vgl. Leopold von R a n k e : Die Geschichte der germanischen und romanischen Völker. Leipzig 1824, S. VI.

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Hungarian, Romanian, and German historians; they are then integrated into history of the Teutonic Knights historiography.

Rezumat Ordinul Cavalerilor Teutoni în istoriografie Lucrarea prezintă drumul parcurs de cercetarea istorică despre Ordinului teuton în Țara Bârsei (1211-1226) (un episod evaluat dintotdeauna ambivalent), începând cu August Ludwig von Schlözer, istoricul iluminist din Göttingen. În centru se află disputele cu acuzațiile lui Iosif Șchiopul și Maria Holban, conform cărora documentele referitoare la Ordinul teuton ar fi falsuri. Dar sunt menționați și cei mai importanți istorici sași din Transilvania, maghiari, români și germani, care sunt totodată orânduiți în istoria istoriografiei referitoare la Ordinul teuton.

Összefoglalás A Német Lovagrend a történetírásban A tanulmány felvázolja – kezdve August Ludwig von Schlözer-rel, a felvilágosodás göttingeni történészével – a történeti kutatás útját, amely a Német Lovagrendnek a Barcaságban (1211-1226) játszott szerepével foglalkozott (ezt eddig mindig kétértelmű epizódként itélték meg). A fő hangsúly a Iosif Şchiopul és Maria Holban azon állításaival szembeni vitán van, amelyek szerint a Német Lovagrendre vonatkozó dokumentumok hamisak. De a szerző megemlíti a legjelentősebb erdélyi szász valamint a magyar, román és német történészeket is és besorolja őket a Német Lovagrenddel foglalkozó történetírás történetébe.

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DER DEUTSCHE ORDEN IN DER B I L D E N D E N K U N S T S I E B E N B ÜR G E N S 1900-1944 Von Timo H a g e n

Der Deutsche Orden – (k)ein Thema der siebenbürgischen Kunst Im Folgenden soll mittels einer Untersuchung von Werken der Bildenden Kunst aus der Zeit von 1900 bis 1944 ein Überblick über Wandel und unterschiedliche Positionen in der Sichtweise des Deutschen Ordens in der siebenbürgischen Kunst gegeben werden. Als die Deutschordensepisode im Burzenland, nachdem sie in Siebenbürgen über Jahrhunderte in Vergessenheit geraten war, im späten 18. Jahrhundert „wiederentdeckt“ wurde, entfaltete sich im 19. und 20. Jahrhundert eine rege historiographische Publizistik zu dem Thema. Wie wirkte sich jedoch das Wissen um das Wirken der Ordensritter im Burzenland auf die siebenbürgische Bildende Kunst der Zeit aus? Kunst zeichnet sich gegenüber Werken der Geschichtsschreibung durch erhöhte Anschaulichkeit und – zumal wenn es sich um Kunst im öffentlichen Raum oder um druckgraphisch vervielfältigte Werke handelt, was bei den hier zu besprechenden Werken fast ausnahmslos zutrifft – eine größere Breitenwirksamkeit aus. Kunstwerke eignen sich daher besonders für eine Untersuchung, die danach fragt, inwieweit, von wem und zu welchem Zweck versucht wurde, den Deutschen Orden in kollektive geschichtliche Selbstbilder zu integrieren, und welcher Erfolg dem beschieden war. Zur Rezeption des Deutschen Ordens in der siebenbürgischen Kunst liegen bislang keine Studien vor und auch sonst war kaum eines der im Folgenden zu besprechenden Kunstprojekte bisher Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung. Es galt daher zunächst, relevante Werke ausfindig zu machen1.

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Konsultiert wurde hierzu neben einschlägiger Sekundärliteratur und zeitgenössischen Publikationen das Künstlerarchiv (Bestand A I) im Archiv des SiebenbürgenInstituts in Gundelsheim/Neckar. Des Weiteren wurden Informationen über einschlägige Bestände in der Kunstgalerie und Dokumentargraphiksammlung des Brukenthal-Museums Hermannstadt, des Kunstmuseums Kronstadt, der Sammlung der Schwarzen Kirche Kronstadt, des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim/Neckar und der

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Der Deutsche Orden in der Bildenden Kunst Siebenbürgens

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Vielleicht weniger überraschend ist, dass der Deutsche Orden im Kunstschaffen der Ungarn und Rumänen in Siebenbürgen beinahe gar nicht rezipiert wurde. Für die Ungarn – so möchte man vermuten – bot er wegen des Treuebruchs gegenüber dem ungarischen König, der versuchten Herauslösung des Burzenlandes aus dem Königreich, wenig Anknüpfungspotenzial. Und da die rumänische Forschung den Orden erst in den 1930er Jahren breiter thematisierte und dann teils seine Anwesenheit im Burzenland abstritt2, schloss sich eine visuelle Umsetzung des Themas seitens rumänischer Künstler ohnehin aus. Dass es jedoch auch nicht gelang, Kunstwerke siebenbürgisch-sächsischer Künstler des 19. Jahrhunderts ausfindig zu machen, die der DeutschordensThematik sicher zugeordnet werden könnten, mag schon eher erstaunen. Doch anders als „Die Schlacht bei Marienburg“, „Die Einwanderung der Sachsen nach Siebenbürgen und die Gründung von Hermannstadt“ oder „Der Eid des Kronstädter Rates auf das Reformationsbüchlein“, so die Titel bekannter von Sachsen gemalter oder in Auftrag gegebener Historienbilder des 19. Jahrhunderts, boten die Deutschritter offensichtlich zunächst wenig Anreiz zur künstlerischen Verarbeitung. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: Eine Vereinigung katholischer Adliger ließ sich nur schwer in das vorherrschende protestantisch geprägte und dezidiert bürgerlich-bäuerlich-egalitäre Selbstbild der Siebenbürger Sachsen integrieren. Die für das sächsische Selbstverständnis auch nach ihrer Auflösung infolge des österreichisch-ungarischen Ausgleichs 1867 noch zentralen Freiheitsrechte des Andreanums waren ein königliches Privileg und damit an die Treue zur Krone geknüpft; der Orden hatte jedoch mit seinen Separationsbestrebungen dem König die Treue aufgekündigt3. Sammlung Konrad Klein, Gauting, eingeholt. Herrn Klein und den Kuratoren der genannten Institutionen danke ich für ihre bereitwillige Auskunft. 2 Harald Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden im Burzenland. Eine diplomatische Untersuchung. Köln, Weimar, Wien ²2011 (Studia Transsylvanica 26), S. 53-55. 3 Zum Selbstverständnis der Siebenbürger Sachsen siehe u. a. Paul P h i l i p p i : Das Problem des Selbstverständnisses der Siebenbürger Sachsen im Zeitalter des Nationalismus und danach. In: Forschungen zur Volks- und Landeskunde 18 (1975), 2, S. 110115; d e r s .: „Deutsch“ wird „sächsisch“ – „sächsisch“ wird „deutsch“. In: Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde (fortan: ZfSL) 30 (2007), S. 168-174; Harald R o t h : Autostereotype als Identifikationsmuster. Zum Selbstbild der Siebenbürger Sachsen. In: Das Bild des anderen in Siebenbürgen. Stereotype in einer multiethnischen Region. Hg. Konrad G ü n d i s c h , Wolfgang H ö p k e n , Michael M a r k e l . Köln, Weimar, Wien 1998 (Siebenbürgisches Archiv 33), S. 179-191; Harald R o t h : Von der Nation zum Volk zur Nation. Ethnische Identitäten im Siebenbürgen des 18. und 19. Jahrhunderts. In: Ethnische und soziale Konflikte im neuzeitlichen Osteuropa. Festschrift für Heinz-Dietrich Löwe zum 60. Geburtstag. Hg. Ralph T u c h t e n h a g e n , Christoph G a s s e n s c h m i d t . Hamburg 2004 (Schriftenreihe Studien zur Geschichtsforschung der Neuzeit 37), S. 233245, hier S. 236-240; Joachim v o n P u t t k a m e r : Schulalltag und nationale Integration in Ungarn. Slowaken, Rumänen und Siebenbürger Sachsen in der Auseinandersetzung mit der ungarischen Staatsidee 1867-1914. Habil. Freiburg 2000. München 2003 (Südosteuropäische Arbeiten 25), S. 363-371.

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Zudem lag die nur von 1211 bis 1225 währende Ordensepisode lange zurück und war in nur wenigen historischen Zeugnissen dokumentiert. Dennoch konnte der Deutsche Orden ab der Jahrhundertwende und dann schwerpunktmäßig in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, als sich der Einzug der Ritter ins Burzenland zum 700. Mal jährte, sowie in der Zwischenkriegsund Volksgruppenzeit zu einem Thema der siebenbürgisch-sächsischen Kunst werden. Hier deutet sich ein Wandel im sächsischen Selbstverständnis an, der im Folgenden näher in den Blick genommen werden soll. Die den Deutschen Orden thematisierende Kunst soll dabei nicht einfach als ein Symptom dieses Wandels betrachtet werden, sie muss als möglicherweise konstituierendes oder forcierendes Element desselben ernst genommen werden. Die Untersuchung geht von der ikonographischen sowie formal-stilistischen Analyse des einzelnen Kunstwerks aus, das unter Hinzuziehung zeitgenössischer Schriftquellen in seinen historischen, kunsthistorischen und geistesgeschichtlichen Kontext eingebunden wird. Ein die „Deutschordensideologie in der polnischen und deutschen Kunst“ untersuchender Aufsatz des Kunsthistorikers Tomasz Torbus bietet methodische Anhaltspunkte und ermöglicht aufschlussreiche Blicke über den „siebenbürgischen Tellerrand“4. Einen Abgleich mit der Rezeptionsgeschichte in der Historiographie erleichtern die entsprechenden Abschnitte in Harald Zimmermanns Werk „Der Deutsche Orden im Burzenland“5. Im Schlussteil werden die Ergebnisse der aufeinander aufbauenden Einzelanalysen nochmals zusammengeführt, um Entwicklungslinien und unterschiedliche Positionen im künstlerischen Umgang mit dem Deutschen Orden klarer herausarbeiten zu können. Gegenstand der Untersuchung sind ausgeführte und geplante Kunstwerke unterschiedlichster Gattungen: Bevorzugt wurde das Thema in der Druckgraphik, darunter Buchillustrationen und Gebrauchsgraphik, behandelt. Vertreten sind außerdem die Gattungen Skulptur, Wandmalerei und Zeichnung. Mit einbezogen werden ferner Kunstpolitik, Museums- und Ausstellungswesen, Denkmalpflege sowie Festkultur. Auf diese Weise ergibt sich, trotz der auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht sehr ausgeprägten Rezeption, ein ausreichend breites Untersuchungsfeld6. 4 Tomasz T o r b u s : Deutschordens-Ideologie in der polnischen und deutschen Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. In: Preußen in Ostmitteleuropa. Geschehensgeschichte und Verstehensgeschichte. Hg. Matthias W e b e r . München 2003 (Schriften des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa 21), S. 209-257. 5 Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden (wie Anm. 2). 6 Darstellungen vermeintlicher Ordensbauten in Architekturbildern und Landschaftsdarstellungen werden aus der vorliegenden Untersuchung ausgeklammert, da sie nicht getrennt von den zahlreichen Gemälden, Zeichnungen, Graphiken und Fotografien anderer siebenbürgischer Baudenkmäler gesehen werden können. Ob ein Künstler ein bestimmtes Bauwerk als Ordensbau ansah und ob er es deshalb als Motiv auswählte, wird sich in den wenigsten Fällen sagen lassen. Literarische, poetische oder dramatische

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Kein Thema war der Deutsche Orden in den Gattungen Architektur (wohl mangels gesicherter Ordensbau-Vorbilder im Burzenland, auf die man sich hätte beziehen können) und Malerei. Dass auch in der Historienmalerei im Deutschen Reich der Deutsche Orden kein wichtiges Sujet war, was Tomasz Torbus u. a. auf die ambivalente Haltung des Kunstzentrums München gegenüber Preußen zurückführt7, mag hierfür eine Erklärung sein – studierten die meisten sächsischen Maler doch in München.

Ritterdarstellungen ohne Bezug zum Deutschen Orden In der siebenbürgischen Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts finden sich einige relativ bekannte Ritterdarstellungen, die in die folgenden Untersuchungen zur Rezeption des Deutschen Ordens nicht mit einbezogen werden. Der Grund dafür liegt, wie im Einzelnen kurz aufzeigt werden soll, im fehlenden Bezug zum Deutschen Orden.

Die Villa Beer in Kronstadt Ein frühes Beispiel ist die Ritterfigur auf dem Giebel der Villa Beer, Schlossbergzeile 5 in Kronstadt (Abb. 1 u. 2). Die Villa wurde 1904/1905 nach Entwurf der Brüder Gábory für den Privatier Ignatz Beer errichtet8. Die weithin sichtbare metallene Ritterfigur trägt einen Plattenharnisch mit Deutschem Visierhelm – also eine Rüstung des frühen 16. Jahrhunderts. Sie ist auf die aus spätgotischen Vorbildern entwickelte Architektur des Hauses abgestimmt und passt zeitlich auch zur Kleidung weiterer Personen, die in Reliefs an einem Erker dargestellt sind. Ein Deutschordensritter des frühen 13. Jahrhunderts kann also mit der Ritterfigur keinesfalls gemeint sein.

Der Hermannstädter Wehrmann in Eisen Auf dem Großen Ring in Hermannstadt wurde am 1. August 1915 eine überlebensgroße hölzerne Ritterfigur (Abb. 3) aufgestellt, die die beiden Hermannstädter Architekten Josef Bedeus von Scharberg und Ludwig Orendt entworfen hatten9. Es handelte sich um einen sogenannten „Wehrmann in Eisen“, wie es ihn während des Ersten Weltkriegs in zahlreichen Städten des Deutschen Reiches und Bearbeitungen des Stoffes müssen Gegenstand einer eigenen literaturwissenschaftlichen Untersuchung sein. 7 T o r b u s : Deutschordens-Ideologie (wie Anm. 4), S. 237. 8 Arhivele Naționale ale României, Direcția Județeană Brașov, Fond Primăria Municipiului Brașov [Nationalarchive Rumäniens, Kreisdirektion Kronstadt, Fonds Bürgermeisteramt des Munizipiums Kronstadt] 1, II 1903/322. 9 Konrad K l e i n : Genialer Städteplaner und Architekt. Leben und Wirken von Josef Baron Bedeus von Scharberg. In: Siebenbürgische Zeitung. Zeitung der Gemeinschaften der Siebenbürger Sachsen, 30. September 2011 (http://www.siebenbuerger.de/zeitung/ artikel/kultur/11520-genialer-staedteplaner-und-architekt.html, letzter Zugriff: 18. Oktober 2011).

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Abb. 1. Villa Beer, Kronstadt, 1904/05 (Foto: Autor, 2008).

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Abb. 2. Ritterfigur auf dem Giebel der Villa Beer, Kronstadt, 1904/05 (Foto: Autor, 2008).

der Donaumonarchie gab. Der Wehrmann konnte von der Bevölkerung gegen Entrichtung einer Spende für die Kriegsfürsorge benagelt werden. Vorbild der Wehrmänner dürfte der sagenumwobene „Stock im Eisen“ in Wien sein, wo auch der erste Wehrmann benagelt wurde. Der Hermannstädter Wehrmann ist eines der wenigen erhaltenen Exemplare und befindet sich heute im Historischen Museum der Stadt10. Wie der Wiener ist der Hermannstädter Wehrmann als mittelalterlicher Ritter mit Plattenharnisch gestaltet – einer Rüstung, die erst im späten 14. Jahrhundert aufkam. Der Kontext seiner Entstehung und die Rüstung zeigen bereits, dass es sich hier nicht um die Darstellung eines Ordensritters handeln kann. Zudem prangt auf dem Schild des Wehrmanns das Hermannstädter Stadtwappen,

10

Dietlinde M u n z e l - E v e r l i n g : Kriegsnagelungen, Wehrmann in Eisen, NagelRoland, Eisernes Kreuz. Wiesbaden 2008, insbes. S. 3f., 7 u. 22.

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was die Figur eher in die Tradition der Rolandstatuen als Symbol städtischen Selbstbewusstseins rückt. Diverse bildliche Darstellungen des Hermannstädter Wehrmanns müssen demnach ebenfalls aus den Betrachtungen zur Deutschordensrezeption ausgeklammert werden: Zur Bewerbung der Spendenaktion gestaltete der Gebrauchsgraphiker Hermann Lani-Wayda (1895-1981) Motivkarten und sogenannte Nagelscheine, die die Spende bestätigten. Zu sehen ist der Wehrmann auch auf einem Entwurf Bedeus von Scharbergs für das Archiv der Sächsischen Nation und der Stadt Hermannstadt von 191611. Der im Grundriss genau bemaßte Sockel für den Wehrmann zeigt, dass Bedeus konkret plante, das im Bau befindliche Archiv zum dauerhaften Standort „seines“ Wehrmanns zu machen. Zur Ausführung kam der Sockel allerdings nicht.

Das Kriegerdenkmal in Kerz In der Ruine der Zisterzienserabtei Kerz wurde 1928 ein Kriegerdenkmal für im Ersten Weltkrieg gefallene Angehörige des Deutschen Heeres errichtet12. Den Abschluss der Grabanlage bildet eine steinerne, überlebensgroße Statue eines Gewappneten mit Kleidung, Rüstung Abb. 3. Wehrmann in Eisen, Hermannstadt, 1915, Historisches Museum im AltembergerHaus (Foto: Frank-Thomas Ziegler, 2012). 11

Archivbeamtenhaus Forderfassade [sic!], Maßstab 1:50, U. Z. 2354-916, Arhivele Naționale ale României, Direcția Județeană Sibiu, Fond Primăria Sibiu [Nationalarchive Rumäniens, Kreisdirektion Hermannstadt, Fonds Bürgermeisteramt Hermannstadt] 222, U-56: Planul clădirii arhivei statului Sibiu [Plan des Hermannstädter Archivgebäudes], Nr. 2. 12 Ausführliche Informationen zum Kriegerdenkmal in Kerz bietet Bernhard B ö t t c h e r : Gefallen für Volk und Heimat. Kriegerdenkmäler deutscher Minderheiten in Ostmitteleuropa während der Zwischenkriegszeit. Köln, Weimar, Wien 2009 (Studia Transylvanica 39), S. 360.

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Abb. 4. Kriegerdenkmal in der Ruine der Zisterzienserabtei Kerz, 1918/1928 (Foto: Autor, 2010).

und Schwert eines römischen Legionärs sowie einem Helm des 16. Jahrhunderts (Abb. 4). Die Statue sollte vermutlich ursprünglich 1918 auf dem Denkmalturm des Ehrenfriedhofs in Hammersdorf aufgestellt werden, wurde von den abziehenden deutschen Truppen dann jedoch unvollendet zurückgelassen. Der Hermannstädter Steinmetz R. Binder fertigte nach dem vorgefundenen Gipsentwurf die Kalksteinskulptur für das Denkmal in Kerz. Karl Stauss, der Beauftragte für die Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Rumänien, bezeichnete die Figur 1931 als „Roland“, der „wie sein berühmtes Steinbild am Rathaus zu Bremen“ als „Sinnbild der Standhaftigkeit und als treuer Hüter über den Gräbern“ in Kerz fungiere13. Der Gewappnete in Kerz kann damit einer Gruppe von Rolandsdarstellungen zugeordnet werden, die vereinzelt an Kriegerdenkmälern des Ersten Weltkriegs zu finden sind14. Kontext, Funktion und Gestaltung des Standbilds schließen somit eine Bezugnahme auf den Deutschen Orden aus. 13

Karl S t a u s s : Kriegergräber in Rumänien. Morminte de Eroi în România. Hermannstadt ²1933, S. 172; vgl. auch B ö t t c h e r : Kriegerdenkmäler (wie Anm. 12), S. 360. 14 Vgl. Dietlinde M u n z e l - E v e r l i n g , János S t e k o v i c s (Ill.): Rolande. Die europäischen Rolanddarstellungen und Rolandfiguren. Dößel 2005, S. 175f.

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Mögliche Beispiele einer Rezeption im späten 19. Jahrhundert Für das gesamt 19. Jahrhundert konnte, wie erwähnt, kein siebenbürgisches Kunstwerk ausfindig gemacht werden, von dem mit Sicherheit gesagt werden kann, dass es die Deutschordensepisode im Burzenland thematisiert. Lediglich vermuten kann man dies bei einer Ölskizze aus dem Brukenthal-Museum in Hermannstadt mit dem Titel „Das Kastell“15. Es handelt sich um ein Werk des sächsischen Malers Fritz Schullerus (1866-1898), der in Budapest und München studiert hatte16. Dargestellt ist eine Reiterschar, die in ein mächtiges, den Bauformen nach siebenbürgisches Kastell reitet oder dieses verlässt. Aufgrund der sehr skizzenhaften, offensichtlich unvollendeten Ausführung können die Reiter nicht näher identifiziert werden. Die Darstellung von Ordensrittern ist daher nur eine von mehreren möglichen Optionen. Eine, wenn auch nur indirekte Annäherung an die Thematik kann im Ankauf eines Gemäldes Alexander Liezen-Mayers (1839-1898) durch das Brukenthal-Museum gesehen werden. Das Museum erwarb das Gemälde „Elisabeth von Thüringen als Armenpflegerin“17 1887 auf der „Ersten Hermannstädter Kunstausstellung“18. Das Grisaillebild des in Raab geborenen und ab 1880 in Stuttgart und München an der Kunstakademie lehrenden Historienmalers zeigt die heiliggesprochene ungarische Königstochter, wie sie einen Hermelinmantel an eine Wöchnerin verschenkt. Dass ein der sächsisch-evangelischen Kirche gehörendes Museum der katholischen Heiligen besonderes Interesse entgegenbrachte, lässt sich nicht einfach mit der besonderen Verehrung erklären, die dieser in Ungarn zuteil wurde. Die These, wonach die Berufung des Deutschen Ordens ins Burzenland mit der Verlobung der Tochter Andreas’ II. mit dem thüringischen Landgrafensohn Ludwig in kausalem Zusammenhang gestanden habe, war damals bereits bekannt19. Das Gemälde dürfte also wegen der regionalgeschichtlichen Relevanz der Dargestellten erworben worden sein. Der Ankauf zeigt demnach, dass die Deutschordensthematik im späten 19. Jahrhundert jenseits von geschichtlichen Darstellungen und Spezialstudien Präsenz erlangte und identifikatorisches Potenzial entfalten konnte.

15

Muzeul Național Brukenthal, Sibiu, Inv.-Nr. 1075 (Cab. d. l.). Für die freundliche Übermittlung einer Abbildung des Gemäldes danke ich Dr. Maria O r d e a n u , Brukenthal-Museum, Kunstgalerie. 16 Victor R o t h : Fritz Schullerus. Ein siebenbürgisch-sächsisches Künstlerleben. Mit 25 Abbildungen nach Gemälden und Zeichnungen. Hermannstadt 1908. 17 Muzeul Naţional Brukenthal, Sibiu, Inv.-Nr. 683 (IV. r.). 18 Gudrun-Liane I t t u : Hermannstadt/Sibiu – Ein Zentrum der Bildenden Kunst am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. In: Forschungen zur Volks- und Landeskunde 51 (2008), S. 35-46, hier S. 38f., 42. 19 Vgl. Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden (wie Anm. 2), S. 36f.

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Friedrich Miess’ Illustrationen zu Wilhelm Morres’ Erzählung „Die Deutschen Ritter im Burzenland“ von 190020 Die früheste gesicherte und zugleich umfangreichste Werkgruppe, die den Deutschen Orden zum Thema hat, sind Friedrich Miess’ Illustrationen zu Wilhelm Morres’ Erzählung „Die Deutschen Ritter im Burzenland“ aus dem Jahre 1900. Die Erzählung bildet den fünften und letzten Band der in Kronstadt erschienenen Reihe „Zeidner’s Volks- und Jugendbibliothek“, in der der Pädagoge Wilhelm Morres (1849-1945) „die hervorragendsten Männer des siebenbürgischen Sachsenvolkes in leicht verständlicher Sprache“ schilderte. Die weiteren Bände waren 1898 erschienen. Sie widmen sich Stephan Ludwig Roth21 (19. Jahrhundert), Johannes Honterus22 (15. Jahrhundert), Markus Pempflinger23 (15. Jahrhundert) und Michael Weiss24 (17. Jahrhundert). Der volkspädagogische Anspruch der Erzählungen, in denen historisch verbürgte Tatsachen mit fiktiven Elementen verbunden werden, ist evident. Eine Besonderheit sind die jeweils zum Zwecke höherer Anschaulichkeit beigegebenen Historienbilder. Es handelt sich um Autotypien nach Tusche- oder Bleistiftzeichnungen des Kronstädter Malers Friedrich Miess (1854-1935). Einige der Bilder konnten in Form von Lichtdrucken separat als Wandschmuck für „jede sächsische Wohnung“ und „jedes Schulzimmer“ erworben werden25. Ganz offensichtlich wurde hier eine Idee Stephan Ludwig Roths wieder aufgegriffen, der mit „wohlfeilen Geschichtsbildern fürs deutsche Volk in Siebenbürgen“ das Volksbewusstsein der Sachsen stärken wollte. Sein „Volksbilder“Projekt wurde jedoch durch die Märzrevolution zerschlagen26. Miess, der 1883-1889 in Wien und München studiert hatte, wirkte vor allem als Porträtist und Landschaftsmaler in seiner Heimatstadt Kronstadt. Stilistisch stand er dem Realismus eines Wilhelm Leibl nahe, zeigte nach einem

20 Wilhelm M o r r e s : Die Deutschen Ritter im Burzenland. Eine Erzählung aus der Zeit der Sachseneinwanderung in Siebenbürgen. Mit 4 Bildern vom akad. Maler Friedrich M i e ß . Kronstadt 1900 (Heinrich Zeidner’s sächsische Volks- und Jugendbibliothek 5). 21 Wilhelm M o r r e s : Stephan Ludwig Roth. Volksfreund und Held im Pfarrerrock. Kronstadt 1898 (Heinrich Zeidner’s sächsische Volks- und Jugendbibliothek 1). 22 D e r s .: Johannes Honterus. Reformator des Siebenbürger Sachsenlandes. Kronstadt 1898 (Heinrich Zeidner’s sächsische Volks- und Jugendbibliothek 2). 23 D e r s .: Sachsengraf Markus Pempflinger oder Deutsche Treue. Kronstadt 1898 (Heinrich Zeidner’s sächsische Volks- und Jugendbibliothek 3). 24 D e r s .: Michael Weiß. Stadtrichter von Kronstadt. Kronstadt 1898 (Heinrich Zeidner’s sächsische Volks- und Jugendbibliothek 4). 25 D e r s .: Die Deutschen Ritter (wie Anm. 20), S. 119f. 26 Konrad K l e i n : Anton Fiala. Ein böhmischer Maler und Fotograf um 1850 in Siebenbürgen. In: ZfSL 28 (2005), S. 22-39, hier S. 26-28; d e r s .: „… seine Kunst in den Dienst unserer nationalen Sache gestellt“. Anmerkungen zu Georg Bleibtreus Historienbild „Die Einwanderung der Sachsen nach Siebenbürgen und die Gründung von Hermannstadt“. In: ZfSL 32 (2009), S. 133-148, hier S. 145.

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Italienaufenthalt 1894-1896 jedoch auch Anklänge an den deutschen Impressionismus27. Insofern bilden die überwiegend in historisierend-idealisierendem Stil gehaltenen szenischen Historienbilder der Volks- und Jugendbibliothek einen Sonderfall im Œuvre des Malers. Dies erklärt sich aus der Anforderung, die historischen Erzählungen in visueller Anschaulichkeit umzusetzen und dem notwendigen Verzicht auf farbliche Gestaltung. Im Folgenden soll auf die Zeichnungen aus dem Band „Die Deutschen Ritter im Burzenland“ eingegangen werden. Für weitere Informationen zum Inhalt der Erzählung sei auf Harald Zimmermann28 verwiesen. Das erste Bild mit dem Titel „Abschied von der deutschen Heimat“29 (Abb. 5) stellt den Aufbruch einer deutschen Adelsfamilie aus dem Rheinland dar, die vor einem anberaumten Femegericht im späten 12. Jahrhundert nach Ungarn fliehen muss. Den Blick zurück auf die Heimat schildert der Künstler mit einer von der Rheinromantik beeinflussten Landschaftsszene. Im Bildmittelgrund thront eine Burg dramatisch auf einem Bergsporn vor einer weiten Ebene. Der Ritter und seine Gemahlin stehen im Vordergrund vor einer Eiche als Symbol deutscher Treue – die hier das Versprechen umfasst, der Heimat im Geiste treu zu bleiben. Das Bild sollte eine emotionale Bindung der sächsischen Leser an das deutsche ‚Mutterland‘ aufbauen oder verstärken – eines der zentralen Anliegen des Bandes, wie noch zu sehen sein wird. Das zweite Bild „König Andreas verleiht den Rittern das Burzenland“30 (Abb. 6) zeigt den Thronsaal der Burg von Stuhlweißenburg im Jahre 1211. König Andreas II. nimmt vor seinem Thron stehend zwei Rittern des Deutschen Ordens – zu erkennen an den weißen Umhängen mit dem schwarzen Kreuz – den Treueeid ab. Im Vordergrund leitet die Rückenfigur eines Schreibers als Verkörperung des Erzählers den Betrachter in das Bild ein – ein von Miess häufig verwendetes Motiv. An der Seite des Königs sitzt seine Gemahlin Gertrud von Andechs-Meranien, begleitet von ihrem Bruder Berthold. Im Hintergrund sitzen und stehen Bischöfe und Große des Reichs. Die klassisch-ausgewogene 27 Friedrich Miess (1854-1935). Expoziție aniversară. Muzeul de Artă Brașov, Muzeul Național Brukenthal, Sibiu [Friedrich Miess (1854-1935). Geburtstagsausstellung. Kunstmuseum Kronstadt, Brukenthal-Nationalmuseum Hermannstadt]. Ausstellungskatalog. Braşov 2004; siehe dazu die Rezension von Gudrun-Liane I t t u : Friedrich Miess. Erster „freier Künstler“ Siebenbürgens. In: Siebenbürgische Zeitung, 05.12.2004 (http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/alteartikel/3753-friedrich-miess-erster-freier.html [letzter Zugriff: 29.07.2011]); Iulia M e s e a : Restituiri: Friedrich Miess (1854-1935) [Restitutionen: Friedrich Miess (1854-1935)]. In: Revista Transilvania 35 (2006), 5-6, S. 122-132; Liane I t t u : Tradiție, modernitate și avangardă în arta plastică a germanilor din Transilvania la sfârșitul secolului al XIX-lea și începutul secolului XX reflectate în publicații [Tradition, Moderne und Avantgarde in der Bildenden Kunst der Deutschen Siebenbürgens Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts im Spiegel der Publizistik]. Bucureşti 2008, S. 272. 28 Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden (wie Anm. 2), S. 46f. 29 M o r r e s : Die Deutschen Ritter (wie Anm. 20), nach S. 8. 30 Ebenda, nach S. 32.

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Abb. 5. „Abschied von der deutschen Heimat“, Friedrich Miess. Aus: Wilhelm M o r r e s : Die Deutschen Ritter im Burzenland. Kronstadt 1900, nach S. 8.

Bildkomposition31 mit den links und rechts der Bildmitte platzierten und durch Lichteinfall hervorgehobenen Hauptakteuren unterstreicht den ernsthaftfeierlichen Rahmen, in dem die Szene als „Geburtsstunde des Burzenlandes“ und zentrales geschichtliches Ereignis visualisiert wird. Der Thronsaal, der als Basilika mit Rundbogenarkaden und Würfelkapitellen geschildert wird, verweist in die Zeit um 1000, als Stephan der Heilige den weltlichen Sitz seines Königtums in Stuhlweißenburg hatte. Der Künstler betont auf diese Weise Alter und Würde des Königtums. Die Treue zur ungarischen Krone ist denn auch ein weiterer zentraler Wert, den der Band neben der Treue zur deutschen Heimat im Geiste vermittelt. Die Bedrohung durch die ungarischen Großen hingegen, die in der Erzählung als Gegner des Ordens und der Deutschen Einwanderer agieren32, wird durch die grimmigen Krieger im Halbschatten des Bildhintergrunds symbolisiert. Die dritte Abbildung des Bandes trägt den Titel „Die Ansiedler betreten das Burzenland“33 (Abb. 7). Sie zeigt den Empfang der Kolonisten im Burzenland durch den Hochmeister des Deutschen Ordens, Hermann von Salza. Dass dieser 31

Vgl. die Komposition des Bildes „Auf dem Landtag zu Weißenburg“ von 1897 aus M o r r e s : Honterus (wie Anm. 22), nach S. 80. 32 D e r s .: Die Deutschen Ritter (wie Anm. 20), S. 33, 55f. 33 Ebenda, nach S. 40.

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Abb. 6. „König Andreas verleiht den Rittern das Burzenland“, Friedrich Miess. Aus: Wilhelm M o r r e s : Die Deutschen Ritter im Burzenland. Kronstadt 1900, nach S. 32.

das Burzenland je betreten hat, ist historisch nicht verbürgt. Die Integration der bekannten historischen Persönlichkeit in Erzählung und Illustration sollte das Geschilderte aufwerten und interessanter machen. Sie erhebt den Eintritt der Siedler in das Burzenland zu einem historischen Moment von ähnlichem Rang wie die Verleihung des Landes an die Ritter. Am Rande eines Waldes jubeln die von einem Ordensritter geführten Kolonisten dem auf einem Pferd sitzenden Hochmeister zu. Interessant ist vor allem die Charakterisierung der Kolonisten, die das Bild vornimmt. Ihre Planwagen scheinen zu einer Wagenburg angeordnet zu sein, was bereits auf die Bereitschaft und Eignung der Siedler verweist, ihre künftige Aufgabe der Landesverteidigung wahrzunehmen. Dazu heißt es im Text: „Auf einer Waldblöße, da fand er das ganze Volk in kriegsmäßiger Ordnung gelagert.“34 Eine Schmiede im Bildhintergrund und weitere Personen mit Werkzeugen schildern die Kolonisten als tüchtige Handwerker und Kulturbringer. Wie erwähnt, sollten Morres’ Erzählungen über eine Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte das Volksbewusstsein der Siebenbürger Sachsen stärken. Da diese über ein ausgeprägt bürgerlich-bäuerliches Selbstverständnis verfügten, die Hauptakteure der Erzählung aber über weite Strecken Adlige sind, mussten zusätzliche Anknüpfungspunkte geboten werden, um eine 34

Ebenda, S. 44.

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Abb. 7. „Die Ansiedler betreten das Burzenland“, Friedrich Miess. Aus: Wilhelm M o r r e s : Die Deutschen Ritter im Burzenland. Kronstadt 1900, nach S. 40.

Identifikation der Leserschaft mit dem Stoff zu ermöglichen. Ein solcher Anknüpfungspunkt ist die Zeichnung, in der die „Ahnen“ zu Hauptakteuren eines historischen Ereignisses werden. Das letzte Bild des Bandes zeigt eine gänzlich fiktive Szene mit dem Titel „Meinhard vertritt des Königs und des Volkes Rechte“35 (Abb. 8). Sie spielt im Jahre 1225 im „Rittersaal der Brassoviaburg“, einer auf der Zinne bei Kronstadt gelegenen Burg, von der heute nur noch Ruinenreste erhalten sind. Harald Roth zufolge wohl in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet36, ist die „Brassoviaburg“ bei Morres die „festeste Burg“ des Burzenlandes und Sitz des „Landmeisters Dietrich“37. Dietrich hat den Rat von Kronstadt auf die Burg berufen, um ihn von seinem Plan zu unterrichten, das Burzenland aus dem Stephansreich zu lösen. Die Bürger sollen nun den Orden an des Königs Statt als Herrn anerkennen. Dem widerspricht der Kronstädter Stadtrichter Meinhard – es handelt sich um den Adligen aus dem Rheinland, der nach seiner Flucht aus Deutschland eine bürgerliche Identität angenommen hat. Er 35

Ebenda, nach S. 80. Harald R o t h : Kronstadt in Siebenbürgen. Eine kleine Stadtgeschichte. Köln, Weimar, Wien 2010, S. 37. 37 M o r r e s : Die Deutschen Ritter (wie Anm. 20), S. 62. Dass die Burg auf der Zinne vom Deutschen Orden errichtet worden sei, war im 19. Jahrhundert eine weit verbreitete Annahme, vgl. Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden (wie Anm. 2), S. 40. 36

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Abb. 8. „Meinhard vertritt des Königs und des Volkes Rechte“, Friedrich Miess. Aus: Wilhelm M o r r e s : Die Deutschen Ritter im Burzenland. Kronstadt 1900, nach S. 80.

fürchtet den Verlust königlich verbürgter Rechte und Freiheiten der Kolonisten und tritt für die Treue zum König ein38. Die Darstellung zeigt den Landmeister im Ordensgewand, dem der deutlich gealterte rheinische Adlige im bürgerlichen Gewand deklamierend gegenübersteht, in seinem Rücken der Rat von Kronstadt39. Das Bild steht in mehrfacher Hinsicht für einen Wandel: Der in der Erzählung bis dato ob seiner Kolonisationstätigkeit und Verdienste in der Landesverteidigung positiv bewertete Orden erscheint aufgrund des Treuebruchs gegenüber dem König nun in kritischem Licht; allerdings wird der Treuebruch vor allem Dietrich, dem „bad guy“ der Erzählung, angelastet. Das Bild symbolisiert zugleich das Ende der Ordensepoche: Der Orden muss in der Folge aus dem Burzenland abziehen, sein kultivatorisches Werk setzen jedoch die Kolonisten unter der Führung Meinhards, den der König zum Dank für seine Treue zum Richter „über das ganze Burzenland“ erhob40, fort.

38

M o r r e s : Die Deutschen Ritter (wie Anm. 20), S. 87-90. Parallelen in der Komposition bestehen zur Zeichnung „Der Eid auf das Reformationsbüchlein“ von 1897 aus M o r r e s : Honterus (wie Anm. 22), nach S. 80. 40 D e r s .: Die Deutschen Ritter (wie Anm. 20), S. 103. 39

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Wenn Harald Zimmermann urteilt, der Roman ziele „ganz in der Nachfolge von Schlözer41 und Teutsch42 auf eine ordens- und adelsfeindliche Förderung bürgerlicher Gesinnung“43, so kann dem nur eingeschränkt zugestimmt werden: Ohne Zweifel wird das „freie Bürgertum“ in der Erzählung ebenso wie die Königstreue verherrlicht und durch die Konstruktion eines adeligen Ursprungs – repräsentiert in der Figur des Meinhard – zusätzlich aufgewertet. Das Buch zeigt aber in Text und Bild einen Weg auf, wie der Ritterorden in das geschichtliche Selbstbild der Siebenbürger Sachsen integriert werden kann, ohne die Verdienste der Kolonisten und ihrer Nachkommen um das Burzenland zu schmälern und ohne die Treue zu Krone und Vaterland in Frage zu stellen. Wie schon Zimmermann bemerkte, nutzt es dabei geschickt die jugendliche Faszination vom Rittertum44. Ziel des Werks ist es zugleich, über die Behandlung der Ordensepoche die geistige Bindung der Sachsen an das deutsche „Mutterland“ zu stärken. Das Buch muss vor dem Hintergrund einer auf Magyarisierung ausgerichteten Nationalitätenpolitik des ungarischen Staates gesehen werden, die mit dem Ortsnamengesetz von 1898 einen Höhepunkt erreichte und von vielen Sachsen als Bedrohung der eigenen Sprache und Kultur empfunden wurde. Die Folge war eine zunehmende geistig-kulturelle Hinwendung zum Deutschen Reich. Zugleich war man bemüht, die politische Treue zum ungarischen Staat nicht in Frage zu stellen, um keinen Anlass für weitere Repressionen zu bieten.

Das Titelbild von Emil Fischers Erzählung „Das Erbe der Deutschen Ritter“ von 1910 Im Jahre 1910 erschien eine weitere romanhafte Bearbeitung des Ordensthemas. Sie stammt aus der Feder des Bukarester Arztes und gebürtigen Kronstädters Emil Fischer (1855-1921) und wurde in einem Band mit weiteren „kulturhistorischen Erzählungen“ des Autors veröffentlicht45. Für nähere Informationen zum Inhalt der Erzählung und deren Beziehung zu den kulturgeschichtlichen Studien des Autors sei wiederum auf Harald Zimmermann verwiesen46. Im Zentrum des Interesses soll hier das Titelblatt des Sammelbandes (Abb. 9) stehen, das die Federlithographie eines unbekannten Künstlers schmückt.

41

August Ludwig S c h l ö z e r : Kritische Sammlungen zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen. Göttingen 1795-1797 (Nachdruck in: Schriften zur Landeskunde Siebenbürgens 3. Mit einem Vorwort von Harald Z i m m e r m a n n . Köln 1979), S. 310-334. 42 Georg Daniel T e u t s c h : Geschichte der Siebenbürger Sachsen für das sächsische Volk. Bd. 1. Leipzig ²1874, S. 30-38. 43 Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden (wie Anm. 2), S. 47. 44 Ebenda, S. 47. 45 Emil F i s c h e r : Das Erbe der Deutschen Ritter / Regine / Andere Zeiten / Vak Lai. Kulturhistorische Erzählungen aus dem siebenbürgischen Sachsenlande. Bukarest 1910. 46 Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden (wie Anm. 2), S. 47f.

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Abb. 9. Titelbild des Bandes „Das Erbe der Deutschen Ritter / Regine / Andere Zeiten / Vak Lai. Kulturhistorische Erzählungen aus dem siebenbürgischen Sachsenlande“ von Emil F i s c h e r . Bukarest 1910.

Zu sehen ist ein Deutschordensritter zu Pferde vor einer vieltürmigen Burganlage47. Der Ritter ist mit Ringelpanzer, Waffenrock, Panzerkapuze und Hirnhaube in der Art des 13. Jahrhunderts gerüstet, lediglich die konische Form der Haube entspricht nicht Vorbildern aus der Ordenszeit. Das schwarze Kreuzsymbol auf dem weißen Waffenrock weist ihn eindeutig als Angehörigen des Deutschen Ordens aus. Die Darstellung wirkt wie die Abbildung eines Reiterstandbilds im klassischen schreitenden Typus, wie er bereits seit der römischen Antike bekannt ist. Zum standbildhaften Charakter tragen auch die aufrecht-statische Haltung des Ritters und seine kaum erkennbaren Gesichtszüge bei. Das Titelbild nimmt auf keine bestimmte Episode der Erzählung Bezug, die Burganlage zeigt keine regionaltypischen Elemente – nichts weist auf den Ort der Handlung hin. Welche Schlüsse vermag man aus dieser stark idealisierenden Darstellung zu ziehen? Vielleicht handelt es sich um eine an gängigen Darstellungstypen aus dem Deutschen Reich orientierte Behandlung des Ordensthemas mit rein dekorativen Absichten. Vielleicht ist der denkmalhafte Charakter aber auch Indikator für ein erhöhtes identifikatorisches Potenzial, das den Rittern zuerkannt wurde, und das in der Erzählung seinen sprechendsten Ausdruck in der Hauptperson des Tammo findet, der als bäuerlicher Kolonistensohn dem Ritterorden beitritt. 47

Die Deutschritter-Erzählung ist die längste des Bandes, was die Wahl des Motivs begünstigt haben dürfte.

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Überlegungen zu Namensgebung und Gestaltung des späteren Hotels Krone in Kronstadt in der Zeitschrift „Die Karpathen“ 1910 Einen Bezug „zur Stadt oder ihrer nächsten Umgebung“ herstellen und „an eine hervorragende Tatsache aus ihrer Vergangenheit“48 erinnern sollte aus Sicht eines anonymen Autors in der Zeitschrift „Die Karpathen“ der Name eines 1910 im Bau befindlichen Kronstädter Hotels. Er schlug in diesem Sinne für das spätere „Hotel Krone“ den Namen „Zum deutschen Ritter“ vor. Erläuternd führte er aus: „Die deutschen Ritter stehen am Anfang des Werdens unserer Stadt, sie sind die ersten, die Gesittung und Sicherheit in diesen Erdenwinkel getragen haben. Zu ihnen in Beziehung zu treten ist gerechtfertigt und bringt gewiss die Vornehmheit des Hotels auch im äußeren Klang zum Ausdruck.“

Die Bezugnahme auf die Ordensritter im Namen eines Hotels setzt voraus, dass sich das Bild der Ritter in der Öffentlichkeit zu einem uneingeschränkt positiven gewandelt hat. Der Vorschlag zeigt eine diesbezügliche Tendenz an, offensichtlich sah der Autor aber noch Rechtfertigungsbedarf und letztlich konnte sich der Name nicht durchsetzen. Ein Grund hierfür könnten auch befürchtete Konflikte mit der nichtsächsischen Bevölkerung oder dem ungarischen Staat gewesen sein. Zu Letzterem standen die Sachsen aufgrund vorangegangener Auseinandersetzungen um die ungarische Nationalitätenpolitik in einem sensiblen Verhältnis: Es bestand die Gefahr, dass staatlicherseits die Bezugnahme auf den Orden, der ja die Herauslösung des Burzenlandes aus dem ungarischen Königreich betrieben hatte, als Infragestellung staatlicher Integrität verstanden wurde. Deshalb schlug der Autor vor, gegebenenfalls, „um falsche Empfindlichkeit zu schonen“, die neutralere Namensform „Zum Ritter“ zu verwenden. Die historischen Zusammenhänge sollten dann durch die Anbringung „zweier Ritter im Ordenskleide, in kräftiger Manier, rechts und links vom Eingang in den Giebelfeldern“ erhellt werden, die Ritter zugleich als Symbol des Hauses auf Tischzeug, Rechnungen und Plakaten Verwendung finden.

Planungen zu Feierlichkeiten anlässlich des 700. Jahrestages „der Besiedelung des Burzenlandes durch die Deutschen Ritter“ 1912 in Kronstadt Die Tagung „800 Jahre Deutscher Orden im Burzenland“ erinnerte im Jahr 2011 an die sich zum achthundertsten Mal jährende Belehnung des Deutschen Ritterordens mit dem Burzenland. Genau 100 Jahre zuvor befanden sich die Burzenländer Sachsen hingegen noch mitten in den Festvorbereitungen: Sie planten den 700. Jahrestag der Besiedelung des Burzenlandes durch die Deutschen Ritter im darauffolgenden Jahr, 1912, in Kronstadt festlich zu begehen. 48

N. N.: Wie soll man das neue Hotel heißen? In: Die Karpathen. Halbmonatschrift für Kultur und Leben 3 (1909/1910), 1, S. 358.

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Diese Akzentverschiebung im Gedenken lässt bereits erahnen, dass die Ritter 1912 nur vordergründig im Mittelpunkt des Interesses standen. So bemerkte Adolf Menschendörfer in einem Artikel zum Stand der Planungen Anfang 1911 in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Die Karpathen“49: „Denn, das empfindet wohl jeder, wir feiern 1912 eigentlich weniger den Einzug der Deutschen Ritter, als vielmehr die durch sie in den Weg geleitete folgenschwere Besiedelung dieses Landesteiles.“50

Den Rittern gestand er zwar Verdienste um die Befriedung und Sicherung des Landes zu, hob aber vor allem die Leistungen der Kolonisten als Dorf- und Stadtgründer sowie bei der Kultivierung des Landes hervor. Ihrer sollte vor allem gedacht werden. Die Planung der Feierlichkeiten ging auf eine Initiative des Evangelischen Presbyteriums A. B. Kronstadt zurück51 und wurde von sächsischen Honoratioren des Burzenlandes, schwerpunktmäßig aus Kronstadt, geleitet. Vorgesehen waren die Herausgabe einer „Volksschrift“ zur Geschichte Kronstadts, die Aufführung eines Festspiels und eines Singspiels sowie ein Festzug. Dieser Festzug sollte die Einwanderung der Deutschen Ritter maximal in einer einleitenden Gruppe darstellen und sonst ein Bild des Lebens der Burzenländer sächsischen Bevölkerung zu Beginn des 20. Jahrhunderts in seinen verschiedenen Facetten entwerfen. Einen „wuchtigen Abschluss“ sollte ein „Banderium von 1000 Burzenländer Bauern“ bilden52. Das Zusammenwirken von Ritter und Bauer sollte in der Ordenskunst nach dem Ersten Weltkrieg zum Usus werden, auf dessen Bedeutung noch näher einzugehen sein wird. Die Feierlichkeiten sollten zum einen der Selbstvergewisserung der burzenländisch-sächsischen Bevölkerung durch ein Gedenken an die Leistungen der Vorfahren dienen („wir wollen 1912 hier unseren siebenhundertjährigen sächsischen Adel feiern“, Meschendörfer53). Zum anderen galten sie der Außendarstellung mit dem Anspruch, alle Siebenbürger Sachsen zu repräsentieren. Man rechnete nämlich mit einer großen Zahl von Gästen aus dem Ausland. In einer Zeit, in der das Deutsche Reich für viele Sachsen, die sich durch die Magyarisierungspolitik in ihrem nationalen Fortbestand gefährdet sahen, ein immer wichtigerer Bezugspunkt wurde, wollte man die Gelegenheit nutzen, Besucher aus dem Deutschen Reich auf die eigene Existenz aufmerksam zu machen und vom Stand der deutschen Kultur im „äußersten Südostwinkel des Königreichs 49 Adolf M e s c h e n d ö r f e r : 1912. In: Die Karpathen (wie Anm. 48) 4 (1910/1911), 1, S. 277-280. 50 Ebenda, S. 277. 51 Aufruf des evangelischen Presbyteriums A. B. Kronstadt zur Beteiligung an den Festevorbereitungen vom 10. Juni 1910. In: Protokoll des Kronstädter evangelischen Presbyteriums u. der gr. Gemeindevertretung 1910. Archiv der Honterusgemeinde Kronstadt, Sign. IV Ba 68, Lagernr. 49. 52 Ebenda, S. 278. 53 Ebenda, S. 277.

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Ungarn“ in Kenntnis zu setzen54. Daneben spielten auch volkswirtschaftliche Überlegungen zur Ankurbelung des Siebenbürgen-Tourismus eine Rolle: „Denn das ist wohl bekannt, dass auch heute noch in Deutschland viele Reiselustige der Ansicht sind, dass Sevilla oder Granada leichter und bequemer zu erreichen sei als Kronstadt oder Hermannstadt.“55

Die Einwanderung des Deutschen Ordens bildete für all das lediglich den Aufhänger, sollte als bekannte Größe das Interesse von Besuchern aus dem Deutschen Reich wecken und ihnen die Bindung der Sachsen an das „Mutterland“ veranschaulichen. Mit dem Festzug wurde eine im Reich bekannte Form der Auseinandersetzung mit der Deutschordensthematik aufgegriffen: Die Ordensgeschichte wurde dort neben der Architektur vor allem in Inszenierungskunst und weniger in Literatur und Bildender Kunst rezipiert56. Die geplanten Feierlichkeiten fanden nicht statt: „Mit Rücksicht auf gewisse, eine führende sächsische Persönlichkeit betreffende ganz und gar unpolitische äußere Umstände“, so der Kronstädter Bürgermeister Karl Ernst Schnell in seinen Memoiren, waren sie zuerst vertagt worden, dann brach der Erste Weltkrieg aus57.

Planungen zu einem Deutschritter-Monument für Kronstadt 1911/1912 Aus Anlass der geplanten Einwanderungsfeier brachte der damalige Kronstädter Bürgermeister Karl Ernst Schnell (1866-1939, im Amt 1911-1925) bei der Stadtverwaltung einen Antrag ein, auf dem Marktplatz einen Monumentalbrunnen

54

Ebenda, S. 278-280. Ebenda, S. 280. 56 T o r b u s : Deutschordens-Ideologie (wie Anm. 4), S. 210. Die Feier hatte auch einen Vorläufer bei den Siebenbürger Sachsen: Dies war die Einwanderungsfeier anlässlich der Vereinstage in Hermannstadt von 1884, die mit einem historischen Festzug und der Erstaufführung des Historiendramas „Die Flanderer am Alt“ begangen wurde (K l e i n : Georg Bleibtreu [wie Anm. 26], S. 141-143). 57 Karl Ernst S c h n e l l : Aus meinem Leben. Erinnerungen aus alter und neuer Zeit. Kronstadt 1934, S. 48. Interessanterweise wurde die Idee 30 Jahre später, 1941, noch einmal aufgegriffen, und zwar „auf höheren Wunsch aus dem [Deutschen] Reiche“, wobei nun die Einwanderung aller Deutschen in Rumänien gefeiert werden sollte – eine Akzentverschiebung, die sich noch als charakteristisch erweisen wird. Der Künstler Fritz Kimm, von dem noch mehrfach die Rede sein wird, sollte zu diesem Zweck großformatige Kohlezeichnungen anfertigen, die „verschiedene Typen und Träger der nationalsozialistischen Arbeit darstellen soll[t]en“ (vgl. ein entsprechendes Schreiben des Kronstädter Anwalts Richard Thör an Kimm vom 27.06.1941; abgedruckt bei Gudrun-Liane I t t u: Artiști plastici germani din România între tradiție, modernitate și compromis ideologic. Anii 1930-1944 [Rumäniendeutsche Bildende Künstler zwischen Tradition, Moderne und ideologischen Zugeständnissen. Die Jahre 1930-1944]. București 2011, S. 90/91). Auch diese Feier fand wohl nicht statt (ebenda, S. 90). 55

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zu errichten. Dieser sollte auf einer Säule „das eherne Standbild eines deutschen Ritters tragen“58. Dass dieser Antrag nicht nur von den sächsischen, sondern auch von den rumänischen und magyarischen Gemeindevertretern gebilligt wurde59, zeigt, dass die gegenüber der Hotelbenennung „Zum deutschen Ritter“ geäußerten Bedenken zumindest im Bezug auf die Kronstädter Bevölkerung gegenstandslos waren. Der magyarische Kronstädter Historiker István Tihamér Gyárfás (1863-1916) unterstützte das Vorhaben in der ungarischsprachigen Presse und verlangte sogar, es solle auf Kosten der Stadt zusätzlich ein Denkmal eines Deutschordensritters auf dem Gesprengberg in Kronstadt-Bartholomä errichtet werden60. Für den Gesprengberg als Standort hätte nicht allein die exponierte Lage der Anhöhe am damaligen Ortseingang und nahe der Bahnlinie gesprochen: Bereits 1861 hatte Friedrich Philippi in seiner Studie über „Die deutschen Ritter im Burzenland“61 eine der Burgen des Deutschen Ordens auf dem Gesprengberg vermutet62. Schnell beauftragte den damaligen Stadtarchitekten, den jungen Wilhelm Schmidts (1885-1959)63, der in München studiert hatte, mit der Ausarbeitung eines Entwurfs für den Brunnen. Mit der Vertagung der Feierlichkeiten unterblieb auch dessen Ausführung, was Schnell angesichts des „wohlgelungenen“ Entwurfs noch in seiner 1934 erschienen Biographie bedauerte64. Dass die Idee eines Deutschritter-Monuments in Kronstadt über die sächsischen Kreise hinaus Akzeptanz fand, führte Schnell auf „seine guten Beziehungen“ zurück65. Ein weiterer Grund liegt jedoch nahe: Die Ritter mussten nicht zwangsläufig nur im Hinblick auf ihre Herkunft im Sinne eines deutschakzentuierten sächsischen Selbstbildes interpretiert werden. Ihre Leistungen waren auch bei ungarischen Historiographen anerkannt, die Schuld an ihrer Vertreibung umstritten66. Nach damaligem Wissensstand boten sie als „Gründerväter“, als Verteidiger und Kultivatoren der gemeinsamen Heimat durchaus auch Identifikationspotenzial für die nichtsächsische Bevölkerung. Als von 58

Ebenda, S. 48. Ebenda. 60 Ebenda. 61 In: Programm des evangelischen Gymnasiums A. B. zu Kronstadt und der damit verbundenen Lehranstalten 1860/61, S. 1-72 und 1861/62, S. 73-140 (als selbständige Publikation: Kronstadt 1862). 62 Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden (wie Anm. 2), S. 40. 63 N. N.: Rubrik „Unsere Bilder“. In: Die Karpathen (wie Anm. 48) 7 (1913/14), 1, S. 222. 64 S c h n e l l : Erinnerungen (wie Anm. 57), S. 48. Leider konnte der Entwurf weder in der Plansammlung (Fond Nr. 271: Colecţia Planuri de Clădiri Braşov), noch im Bestand des Kronstädter Magistrats (Fond Nr. 1: Primăria Municipiului Braşov) des Staatsarchivs Kronstadt ausfindig gemacht werden. 65 S c h n e l l : Erinnerungen (wie Anm. 57), S. 48. 66 Vgl. Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden (wie Anm. 2), S. 36, 43. 59

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allen Gruppen der Stadtbevölkerung getragene lokalpatriotische Monumente hätten Brunnen und Denkmal einen Gegenentwurf zum von der ungarischen Regierung 1896 errichteten Milleniumsdenkmal auf der Zinne (Abb. 10) dargestellt. Die aus Anlass des tausendjährigen Jubiläums der magyarischen Landnahme errichtete Säule wurde von einem Krieger aus der Árpádenzeit bekrönt. Sie sollte die ungarische Staatsidee einschließlich der magyarischen Dominanz über die nichtmagyarische Bevölkerung symbolisieren. Entsprechend stieß das Milleniumsdenkmal bei Rumänen und Teilen der Abb. 10. Milleniumsdenkmal auf der Zinne bei Kronstadt, sächsischen Bevölkerung 1896, Lichtdruck von Josef Drotleff, Hermannstadt. auf heftige Ablehnung67. Karl Ernst Schnell beklagte, dass das Denkmal „doch wenigstens in Reliefbildern des Sockels von dem deutschen Ritterorden und den ‚Flandrenses‘“ hätte Notiz nehmen müssen68. Den geplanten Monumentalbrunnen verstand er offensichtlich als eine Antwort auf das aus seiner Sicht lückenhaft-einseitige Geschichtsbild des Zinnendenkmals. Die direkte Bezugnahme zeigt auch der ähnliche Aufbau aus Säule und bekrönender Figur.

67

Bálint V a r g a - K u n a : Árpád auf der Zinne. Das Kronstädter Milleniumsdenkmal als Folie der ethnischen Gegensätze in Siebenbürgen am Ende des 19. Jahrhunderts. In: ZfSL 31 (2008), S. 49-59. 68 S c h n e l l : Erinnerungen (wie Anm. 57), S. 48.

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Abb. 11. Innenansicht des ev. Gesellschaftshauses in Neustadt bei Kronstadt mit Wandmalereien von Waldemar Schachl, 1926/27 (Fotografie von Heinrich Gust, Kronstadt, um 1928 [?] [Siebenbürgen-Institut Gundelsheim/Neckar, Bildarchiv, Signatur: O-146-4e-2_b]).

Wandmalereien im Gesellschaftshaus in Neustadt im Burzenland von 1926/1927 Ein Anzeichen dafür, dass sich die Deutschordensthematik in der Nachkriegszeit im kollektiven Gedächtnis der Burzenländer Sachsen etablieren konnte, sind die Wandmalereien im 1926/1927 errichteten Gesellschaftshaus der Landgemeinde Neustadt bei Kronstadt (Abb. 11). Das von der örtlichen sächsisch-evangelischen Kirchengemeinde A. B. in Auftrag gegebene und vom Kronstädter Stadtarchitekten Wilhelm Schmidts, einem gebürtigen Neustädter, entworfene Gebäude sollte Raum für Hochzeitsfeiern und andere Feste und Veranstaltungen bieten69. Der Art Déco-Bau, eines der interessantesten Bauwerke der Zwischenkriegszeit in Siebenbürgen, weist ein ingenieurtechnisch bemerkenswertes gewölb-

69

Über Baugeschichte und Einweihung des Gesellschaftshauses berichtet der Artikel: Edler Gemeinsinn in schwerer Zeit. In: Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 22. Dezember 1927, abgedruckt in: Neustädter Nachrichten. Brief der Heimatortsgemeinschaft Neustadt bei Kronstadt 51 (2008), Nr. 193, S. 23; siehe außerdem: Günther H e r g e t z : Das „Evangelische Gesellschaftshaus“ in Neustadt. 80 Jahre seit dem Bau des Gesellschaftshauses in Neustadt. In: Neustädter Nachrichten 50 (2007), Nr. 190, S. 11-13.

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tes Lamellendach nach Patent des Merseburger Stadtbaumeisters Friedrich Zollinger (1880-1945)70 auf. Die Wandmalereien befinden sind seitlich der Musikantenempore und sind vermutlich ein Werk des Kronstädter Malers Waldemar Schachl (1893-1957)71, der für die künstlerische Ausschmückung des Saales verantwortlich zeichnete. Nachdem die Malereien zwischenzeitlich übermalt worden waren, wurden sie um 2010 im Zuge der Renovierung des Gemeindehauses in äußerst freier Manier rekonstruiert. Dargestellt sind links der Empore eine Gruppe von Rittern zu Pferde und zu Fuß, die, wie eine historische Aufnahme zeigt, ursprünglich an ihren weißen Waffenröcken, schwarzen Kreuzzeichen und Hirnhauben des 13. Jahrhunderts als Mitglieder des Deutschen Ordens zu identifizieren waren. Rechts der Empore ist hingegen eine Gruppe sächsischer Bauern bei der Weizenernte zu sehen. Ihre zeitgenössische Kleidung und der im Hintergrund dargestellte Turm der evangelischen Neustädter Kirche in der Gestalt nach dem Umbau von 1903 weisen sie als Neustädter Bauern aus der Erbauungszeit des Gemeindehauses aus. Die Bauern zur Rechten – es sind Männer und Knaben dargestellt – stehen für Gegenwart und Zukunft der Landgemeinde, die Ritter zur Linken hingegen für ihre Vergangenheit. Damit wird zugleich die Gründung des Ortes, über dessen Anfänge vor der urkundlichen Ersterwähnung 1362 wenig bekannt ist, durch den Ritterorden impliziert72. Dass den Rittern zuerkannt wird, stellvertretend für die gesamte Geschichte des Ortes zu stehen, ist beachtlich, selbst wenn man die dekorative Anschaulichkeit des Motivs berücksichtigt. Dennoch bedurfte es, wie auch schon bei den Planungen für die Feierlichkeiten in Kronstadt, einer Verknüpfung mit der sächsischen Bevölkerung, um eine vollständige Identifikation zu ermöglichen. Dass man sich mit diesem Konzept im 21. Jahrhundert nicht mehr uneingeschränkt anfreunden konnte, lässt die Art der Rekonstruktion der Malereien vermuten. Bezeichnenderweise erhielten die Ritter nun Gewänder in Blau-RotGold, den Farben der sächsischen Nation, und einen Schild mit dem Wappen des Burzenlandes. An der gegenüberliegenden Saalwand wurden Malereien hinzugefügt, die unter anderem die Neustädter Mühle zeigen, die bei der

70 Karin H e i s e : Friedrich Reinhardt Balthasar Zollinger. Städtebauer und Konstrukteur des gewölbten Lamellendachs. In Deutsche Bauzeitung 138 (2004), S. 68-73 (dort auch weitere Literaturhinweise). 71 Zu Schachl vgl. Radu P o p i c a : Artişti Braşoveni Uitaţi. 1700-1950 [Vergessene Kronstädter Künstler 1700-1950]. Ausstellungskatalog. Muzeul de Artă Braşov [Kunstmuseum Kronstadt]. Braşov 2008, S. 42 (dort auch weitere bibliographische Hinweise zum Künstler) und zuletzt I t t u : Artiști plastici (wie Anm. 57), S. 135. 72 Bereits 1904 ging Franz Herfurth aufgrund von baulichen Befunden an der evangelischen Kirche von einer deutlich vor der Ersterwähnung gelegenen Ortsgründung aus, vgl. Franz H e r f u r t h : Neustadt und seine Bewohner. Vortrag zur Begrüßung der in Neustadt tagenden sächsischen Vereine am 22. August 1904. Hermannstadt 1904, S. 2f.

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ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes genannt wird, versehen mit der Jahreszahl 1362.

Fritz Kimms Unternehmenslogo für Fritz Fabritius’ „Selbsthilfe“ von 1929 Die künstlerische Instrumentalisierung des Deutschen Ordens zu Propagandazwecken ist aus dem Deutschen Reich etwa von Werbepostkarten des Deutschen Ostmarkenvereins (gegründet 1894) und Plakaten seiner NSNachfolgeorganisation, des Bundes Deutscher Osten, bekannt. Ideologisches Ziel des Ostmarkenvereins war die Germanisierung der östlichen Provinzen des Reiches als Antwort auf den wachsenden Anteil der polnischen Bevölkerung in Posen und Westpreußen. Eine Werbepostkarte (Abb. 12) Abb. 12. Werbepostkarten des Deutschen Ostmarkenverzeigt einen Deutschor- eins, um 1900 (Vorlage: Udo Arnold [Red.]: 800 Jahre Deutdensritter vor der Ku- scher Orden. Katalog zur Ausstellung des Germanischen lisse der Marienburg an Nationalmuseums Nürnberg in Zusammenarbeit mit der der Nogat, der, wie dem Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens. Gütersloh, München 1990, S. 475, begleitenden Bismarck- Abb. VII.3.11). zitat zu entnehmen ist, von „keinem Fußbreit deutscher Erde“ zurückweicht73. Offensichtlich hiervon inspiriert ist der Aufbau des Logos von Fritz Fabritius’ „Selbsthilfe“-Organisation mit Sitz in Hermannstadt (Abb. 13)74. Die Federlithographie wurde 1929 vom Kronstädter Zeichner und Maler Fritz Kimm

73

T o r b u s : Deutschordens-Ideologie (wie Anm. 4), S. 217. Für den freundlichen Hinweis auf das Logo und die Überlassung von diesbezüglichem Quellenmaterial danke ich Herrn Konrad K l e i n , Gauting. 74

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Abb. 13. Postkarte der „Selbsthilfe“ mit 1929 von Fritz Kimm entworfenem Logo (Sammlung Konrad Klein, Gauting).

Abb. 14. Titelblatt des „neuen Merkblatts über die Ziele und Einrichtungen der Selbsthilfe“ von Wilhelm Schunn. Hermannstadt 1931 (mit 1929 von Fritz Kimm entworfenem Logo).

(1890-1979)75 entworfen und war mindestens bis Ende 1942 in Gebrauch76. Als Bildrahmen fungiert hier wie dort ein mittelalterlicher Bogen, eine Figur mit Deutschordensschild bildet die Mittelachse. Im Hintergrund sind die Umrisse einer Kirchenburg mit typisch burzenländischem Turmhelm zu sehen. Die „Selbsthilfe“77 hatte Fabritius 1922 als „Unternehmen zur Vermittlung und Finanzierung von Immobilien“ für Arbeiter und Kleinbürger gegründet. Die Verfolgung der wirtschaftlichen Ziele ging zunehmend einher mit der Ver75 Hans M e s c h e n d ö r f e r (Hg.): Kimm-Mappe. Zwanzig Zeichnungen von Fritz Kimm. Kronstadt 1938; Hans W ü h r : Fritz Kimm (Reihe A „Kultur und Dichtung“ der Schriftenreihe des Südostdeutschen Kulturwerks 11). München 1964; I t t u : Tradiţie, modernitate şi avangardă (wie Anm. 27), S. 268; d i e s .: Artiști plastici (wie Anm. 57), S. 125/126. 76 Vgl. ein Schreiben der „Selbsthilfe“ an Jakob Hoffmann, Hermannstadt vom 29. Dezember 1942, das das Logo verwendet (Sammlung Konrad Klein, Gauting [Nachlass Rudi Rottmann]). 77 Einen informativen Überblick über die teils kontroverse Positionen vertretende Forschungsliteratur zur Selbsthilfe bietet Dionisie N. A r i o n : Kampf um die Macht in der Honterusgemeinde. Das Auftreten der Kronstädter sächsischen Nationalsozialisten bei den Stadtpfarr- und Presbyterialwahlen 1932/33 im Spiegel der Korrespondenz Dr. Konrad Möckels. In: Kronstadt und das Burzenland. Beiträge von Studium Transylvanicum zur Geschichte und Kultur Siebenbürgens. Hg. Bernhard H e i g l , Thomas Ş i n d i l a r i u . Heidelberg, Kronstadt 2011, S. 54-101, hier S. 54-60.

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mittlung und Verbreitung deutschnationalen und völkischen Gedankenguts. Ab 1930 kann von einer eindeutigen Ausrichtung auf den Nationalsozialismus nach deutschem Vorbild gesprochen werden. Die „Selbsthilfe“ entstand aus einer wirtschaftlichen Krisensituation und der Unzufriedenheit mit der konservativen politischen Führung der Siebenbürger Sachsen. Letzterer wurde vorgeworfen, die Interessen der Sachsen gegenüber einem die Minderheiten benachteiligenden rumänischen Staat nur unzureichend zu vertreten. „Das neue Merkblatt über die Ziele und Einrichtungen der Selbsthilfe vom Juli 1931“, dessen Titelblatt das Logo schmückt (Abb. 14), stellt die Selbsthilfe als „Kampforganisation“ vor, die „unser ganzes Volk erobern“ will, „um es erneuern zu können in weltanschaulicher, wirtschaftlicher und rassischer Hinsicht“. Der Kampf sollte der Einung des Volkes zu einer „lebendigen Schicksalsgemeinschaft“, einer „nationalen und wahrhaft deutschen sozialen Gemeinschaft“ dienen78. Vor dem Hintergrund der dezidiert sozialen Ausrichtung der Selbsthilfe und im Vergleich mit der Werbepostkarte des Ostmarkenvereins fällt auf, dass die Figur auf dem Selbsthilfe-Logo nicht explizit als Ritter gekennzeichnet ist: Sie trägt weder Rüstung, Waffenrock noch Schwert, lediglich der große Schild weist auf den Orden hin. Ein adliger Ritter wäre als Leitbild einer Volksgemeinschaft, der sich das Individuum unterzuordnen hat, und als Identifikationsfigur für Arbeiter und Kleinbürger auch wenig geeignet gewesen. Der Dargestellte bleibt als Teil des Volksganzen hingegen anonym. Die Bezugnahme auf den Deutschen Orden soll hier die Zugehörigkeit der Siebenbürger Sachsen zum „deutschen Volk“ im alldeutschen Sinne versinnbildlichen, ihre deutschen Wurzeln unterstreichen. Entsprechend lautet auch die Selbstbezeichnung im Merkblatt „Wir Deutsche“ (und nicht etwa „Sachsen“). Der Orden dient zudem – wie auf der Werbepostkarte des Ostmarkenvereins – als anschauliches Vorbild und Symbol für Standhaftigkeit und Wehrhaftigkeit im „Kampf um Lebensraum“: Werte, die im Logo durch die achsiale Fortsetzung der aufrechten Figur im Kirchturm, den großen Schild und das Kirchenburgenmotiv symbolisiert werden. Mit Wahl eines symmetrischen Bildaufbaus unter Betonung der Mittelachse weicht Kimm vom Vorbild des Ostmarkenvereins ab und wendet ein Stilmittel an, das in der Kunst des „Dritten Reichs“ häufig eingesetzt werden sollte, um Geschlossenheit zu symbolisieren79. Das regionale Charakteristika betonende Motiv der burzenländischen Kirchenburg stellt keinen Widerspruch zur völkisch-alldeutschen Ausrichtung der „Selbsthilfe“ dar. Zum einen galten in der völkischen Ideologie auch unter den Sachsen gerade die Eigenheiten der 78 Wilhelm S c h u n n : Das neue Merkblatt über die Ziele und Einrichtungen der Selbsthilfe vom Juli 1931. Im Auftrage der Hauptleitung ausgearbeitet unter Mitarbeit von F. R o t h und W. v. H o c h m e i s t e r . Hermannstadt 1931, siehe Titelblatt und S. 1. 79 Vgl. Joachim P e t s c h : Kunst im „Dritten Reich“. Architektur. Plastik. Malerei. Alltagsästhetik. Köln ²1987, S. 65.

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„deutschen Stämme“ als konstituierendes Charakteristikum des deutschen „Gesamtvolkes“80. Zum anderen avancierten die Kirchenburgen zunehmend vom sprechenden Zeugnis historisch gewachsener siebenbürgisch-sächsischer Eigenart81 zum wichtigen Symbol des autochthonen, seine Scholle verteidigenden deutschen Bauern. Sie wurden damit zu einem Fixpunkt der völkischen Blut-und-Boden-Ideologie in Siebenbürgen82. Unverkennbar prägte Kimm mit seinem Zeichenstil die Federlithographie. Darüber hinaus scheint der Kronstädter auch einen großen Einfluss auf das Konzept des Logos gehabt zu haben: handelt es sich hier doch um den ersten nachweisbaren Fall von siebenbürgischer Deutschordensrezeption außerhalb des Burzenlandes. Adressaten sind erstmals nicht primär die Burzenländer Sachsen, sondern alle Sachsen gleichermaßen.

Fritz Kimms „Zeichnung eines Deutschen Ritters“ von 1930 und die Neukonzipierung des Burzenländer Sächsischen Museums 1937 Fritz Kimm schuf im Jahr darauf noch ein weiteres Kunstwerk, das sich mit dem Deutschen Orden auseinandersetzt. Es handelt sich um eine Kohlezeichnung (Abb. 15), die sich heute in der Sammlung der Schwarzen Kirche in Kronstadt befindet83. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist diese Zeichnung mit derjenigen eines „Deutschen Ritters“ identisch, die Kimm 1937 dem Burzenländer Sächsischen Museum in Kronstadt schenkte84. 80 Vgl. Timo H a g e n : „Gedächtniskirchlein – Grab gefallener Helden – völkisches Mahnzeichen“. Das Studentendenkmal in Marienburg. Ein Entwurf siebenbürgischsächsischer Identität am Vorabend des Ersten Weltkriegs. In: Kronstadt und das Burzenland (wie Anm. 77), S. 139-179, hier S. 164-166. 81 Vgl. Hermann K o n n e r t h : Unsere Kirchenburgen. In: Die Karpathen (wie Anm. 48) 3 (1910), 2, S. 493-498, hier S. 494; Hermann P h l e p s : Wie sollen wir unsere Kirchen wieder herstellen? In: Die Karpathen (wie Anm. 49) 4 (1911), 2, S. 395-399, hier S. 395. 82 Vgl. Manfred W i t t s t o c k : Bildende Künstler, Kunsthandwerker und Kunstgewerbler der Siebenbürger Sachsen in der Zwischenkriegszeit und ihre Beziehungen zum Nationalsozialismus. In: ZfSL 24 (2001), S. 236-257, hier S. 256; Robert B o r n : Victor Roth und Hermann Phleps. Zwei Positionen der deutschsprachigen Kunsthistoriographie zu Siebenbürgen in der Zwischenkriegszeit. In: Die Kunsthistoriographien in Ostmitteleuropa und der nationale Diskurs. Hg. Robert B o r n , Alena J a n a t k o v á , Adam S. L a b u d a . Berlin 2004 (Humboldt-Schriften zur Kunst- und Bildgeschichte 1), S. 355-380, hier S. 371; I t t u : Artiști plastici (wie Anm. 57), S. 78. 83 Inv. Nr. VI/1937. Für den freundlichen Hinweis auf die Zeichnung und die Überlassung von Fotografien danke ich Frau Ágnes Z i e g l e r , Evangelische Kirche A. B. Kronstadt. 84 Erich J e k e l i u s : Die Eröffnung der neuaufgestellten Schausammlungen und Feier des 30-jährigen Jubiläums des Burzenländer Sächsischen Museums. Aus einem Bericht der Kronstädter Zeitung vom 8. Juni 1937. In: Mitteilungen des Burzenländer Sächsischen Museums 2 [1937], S. 112-121, hier S. 117. Dafür spricht auch die Inventarnummer mit der Jahreszahl 1937. Mit der Auflösung des Museums nach dem Zweiten Weltkrieg

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Es handelt sich um die monumentale Darstellung eines Deutschordensritters, der ganz an den vorderen Bildrand gerückt das 104,5 x 67,5 cm große Bild in nahezu voller Höhe einnimmt. Im Hintergrund ist eine Burg angedeutet. Wie im Selbsthilfe-Logo stützt sich die Bildfigur in aufrechter Haltung auf einen länglichen Dreieckschild, auf dem das Kreuz des Deutschen Ordens prangt und blickt aus verschatteten Augen in unbestimmte Ferne. Durch Ringelpanzer, Waffenrock, Helm und Schwert ist der Dargestellte jedoch eindeutig als Ordensritter ausgewiesen. Hingegen lässt die äußerst abstrakt gehaltene Burg, anders als das Kirchenburgenmotiv des Logos, keinerlei Rückschlüsse auf das Burzenland zu: theoretisch könnte es sich auch um die Darstellung eines Deutschritters im Heiligen Land, im Reich oder Abb. 15. Kohlezeichnung „Deutscher in Preußen handeln. Kimms Kohle- Ritter“, Fritz Kimm, 1930, Sammlung zeichnung ist kein Historienbild, das der Schwarzen Kirche, Kronstadt, Inv. ein geschichtliches Ereignis an einem Nr. VI/1937. historischen Schauplatz schildern will, wie dies auf Friedrich Miess’ Zeichnungen zutrifft. Vielmehr zielt sie darauf ab, Tugenden und als vorbildhaft angesehene Haltungen, die die Figur des Ritters verkörpert, zu veranschaulichen: Schwert und Schild symbolisieren Kampfkamen die Exponate der Abteilung, in der sich die Zeichnung befand, zwar in das heutige Historische Museum der Stadt. Es ist jedoch denkbar, dass Kimms Zeichnung, wie andere Objekte des Museums auch, von der Evangelischen Kirchengemeinde A. B. in Gewahrsam genommen wurde. Zum Schicksal der Museumsbestände im und nach dem Zweiten Weltkrieg s. Alfred P r o x : Zur Auflösung des Burzenländer Sächsischen Museums in Kronstadt und zum Verbleib seiner Bestände. In: ZfSL 20 (1997), S. 57-62; Thomas Ş i n d i l a r i u : Erich Jekelius şi Muzeul Săsesc al Ţării Bârsei [Erich Jekelius und das Burzenländer Sächsische Museum]. In: Ţara Bârsei 21 (2010), S. 30-40, hier S. 37-40 (in deutscher Sprache erschienen in: Kronstadt und das Burzenland [wie Anm. 77], S. 180194, hier S. 190f.); Radu Ș t e f ăn e s c u : Julius Teutsch și Muzeul Săsesc al Țării Bârsei în contextul muzeisticii românești și străine. De la sfârșitul secolului al XIX-lea și în prima jumătate a secolului al XX-lea [Julius Teutsch und das Burzenländer Sächsische Museum im Kontext des rumänischen und ausländischen Museumswesens. Vom späten 19. bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts]. Brăila 2010 (Colecţia teze de doctorat – Istorie 22), S. 115-120.

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bereitschaft und Wehrhaftigkeit, die aufrechte Haltung und ernsthaften Züge des Ritters sowie sein Blick in die Ferne Entschlossenheit und Innerlichkeit. Heroismus und „deutsche Innerlichkeit“ forderte die deutschvölkische Bewegung ausgehend von Julius Langbehns 1890 erstmals erschienenem und bis in die dreißiger Jahre immer wieder massenhaft aufgelegten Buch „Rembrandt als Erzieher“85 in ihrer konservativen Kulturkritik86. Fritz Kimm brachte diese Forderung seinen Zeitgenossen in der Gestalt des Deutschordensritters nahe. Er rezipierte damit zugleich ein Ritterbild, wie es die zeitgenössische Kunstforschung am Beispiel der Stifterfiguren des Naumburger Doms konstruiert hatte. Die von Langbehn proklamierten Vorstellungen fanden Eingang in einen der einflussreichsten deutschen Kunstbildbände der Zeit, das 1925 in Berlin erschienene Werk „Der Naumburger Dom und seine Bildwerke“ von Wilhelm Pinder mit Aufnahmen von Walter Hege87. Pinder meinte in den Stifterfiguren (Abb. 16 u. 17) den „Willen zum Seelischen“ zu erkennen, das Bestreben „Seelenlandschaft[en]“ darzustellen, worin er einen Ausdruck „deutschen Wesens“ sah88. In der „Größe“, die der Meister „der deutschen Form“ den Naumburger Bildwerken verliehen habe, in „dieser Einstellung auf das eigene Volk“ sei eine fast beispiellose „Monumentalität“ erreicht worden89. Der Text Pinders und die suggestiven Aufnahmen Heges trugen mit dazu bei, dass sich um das Figurenensemble seit den zwanziger Jahren ein deutschnationaler Kult entwickelte. Die um 1250 geschaffenen Bildnisse adliger Stifter dürften damals zu den bekanntesten Ritterdarstellungen des 13. Jahrhunderts gehört 85

Julius L a n g b e h n : Rembrandt als Erzieher. Von einem Deutschen. Leipzig 1890. Thomas N i p p e r d e y : Deutsche Geschichte 1866-1918. Bd. 1: Arbeitswelt und Bürgergeist. München 37.-56. Tsd. 1998, S. 824-830. 87 Walter H e g e (Ill.), Wilhelm P i n d e r : Der Naumburger Dom und seine Bildwerke. Berlin 1925. – Zur Langbehn rezipierenden Naumburgforschung siehe Martin K i r v e s : Die Widerständigkeit der Bildwerke. Die Naumburger Skulptur zwischen Kunstwissenschaft und Ideologie. In: Der Naumburger Meister. Bildhauer und Architekt im Europa der Kathedralen. Ausstellungskatalog. Naumburg. Bd. 1. Hg. Hartmut K r o h m . Petersberg 2011 (Schriftenreihe der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz 4), S. 30-42, hier S. 31/32. Zur Publikation Heges und Pinders siehe Jens-Fietje D w a r s : Fortgesetzte Spiegelungen. Kontinuitäten und Brüche in der Rezeptionsgeschichte des Naumburger Meisters. In: Der Naumburger Meister. Bildhauer und Architekt im Europa der Kathedralen. Ausstellungskatalog. Naumburg. Bd. 1. Hg. Hartmut K r o h m . Petersberg 2011 (Schriftenreihe der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz 4), S. 43-64, hier S. 52f. – 1934 sollte P i n d e r in seinem Geleitwort für das von Victor R o t h herausgegebene Werk „Die Deutsche Kunst in Siebenbürgen“ (bearb. v. C. Theodor M ü l l e r , Alexander F r e i h e r r v. R e i t z e n s t e i n , Heinz R. R o s e m a n n . Berlin, Hermannstadt 1934, S. VIIf.) das „Siebenbürger Deutschtum“ als „vorbildliches Zeugnis für die Macht des Geistigen und des Seelischen in einem starken Volke“ preisen. 88 H e g e , P i n d e r : Naumburger Dom (wie Anm. 87), S. 1, 48; vgl. auch Gerhard S t r a e h l e : Der Naumburger Meister in der deutschen Kunstgeschichte. Einhundert Jahre deutsche Kunstgeschichtsschreibung 1886-1989. München 2009, S. 377f. 89 H e g e , P i n d e r : Naumburger Dom (wie Anm. 87), S. 49. 86

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Abb. 16. Ekkehard und Uta, Stifterfiguren im Dom zu Naumburg, um 1250 (Fotografie von Walter H e g e aus: d e r s ., Wilhem P i n d e r : Der Naumburger Dom und seine Bildwerke. Berlin 1925).

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Abb. 17. Timo, Stifterfigur im Dom zu Naumburg, um 1250 (Fotografie von Walter H e g e aus: d e r s ., Wilhem P i n d e r : Der Naumburger Dom und seine Bildwerke. Berlin 1925).

haben. So überrascht es nicht, dass Kimms Kohlezeichnung auch in rein formaler Hinsicht Anleihen in Naumburg nahm: Das Schwert des Ordensritters mit rundem Knauf und X-förmiger Riemung der Schwertscheide findet sich ebenso bei mehreren der Naumburger Figuren wie der längliche Dreieckschild mit abgesetztem Rand. Die Kohlezeichnung gelangte höchstwahrscheinlich infolge der Neukonzipierung des Burzenländer Sächsischen Museums in dessen Schausammlung90. In seinem Programm zur Neustrukturierung und Modernisierung des Museums bemängelte der Museumsdirektor Erich Jekelius (1889-1970) 1936, dass 90

Fritz Kimm überließ dem Museum aus diesem Anlass neben der „Zeichnung eines Deutschen Ritters“ noch weitere Zeichnungen, außerdem studierte er dessen Waffensammlung und stellte sie neu auf (J e k e l i u s : Eröffnung des Burzenländer Sächsischen Museums [wie Anm. 84], S. 117).

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im 1907 gegründeten Museum eine „Darstellung unserer Einwanderung und der Tätigkeit des deutschen Ritterordens“, als der „Grundlage unserer Existenz in diesem Land“ bisher fehle. An der von Jekelius bemängelten Lücke zeigt sich wiederum beispielhaft, dass der Orden erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg einen festen Platz im sächsischen Bewusstsein einnahm. Für die Zukunft des Museums schwebte Jekelius folgende – ob ihres umfassenden Charakters umso bemerkenswertere – Behandlung des Themas vor: „Was wir an bildlichen Darstellungen des Ritterordens, seiner Führer (Hermann von Salza), seiner Organisation, seiner Rüstung verschaffen können, gehört hieher [sic!]. Die Tätigkeit des Ritterordens im Orient, bevor er her kam, die Verleihungsurkunde Andreas II. an den Deutschen Ritterorden (auch in deutscher Übersetzung), eine Karte des verliehenen Gebietes mit den damaligen Randvölkern, die Tätigkeit des Ritterordens hier, die Burgenbauten im Burzenland, eventuell Rekonstruktionen, Modelle derselben, unsere Ritterordensschwerter, die Bauern, Handwerker, die der Ritterorden ins Burzenland brachte, sowie seine Tätigkeit in Ostpreußen, nachdem er von hier wegmußte, all das kann zu einer wirkungsvollen Schaustellung vereinigt werden und gäbe wohl eine gute einleitende Abteilung für das Burzenländer sächsische Museum.“91

Das Vorhaben konnte, wenn auch nicht in diesem Umfang, realisiert werden. In der neu aufgestellten geschichtlichen Abteilung der Schausammlung wurden neben den schon zuvor vorhandenen Brenndörfer Schwertern aus der Deutschordenszeit92, die sich heute im Kronstädter Historischen Museum befinden, eine Reihe weiterer Exponate mit Bezug zum Deutschen Orden gezeigt: Karten mit den Besitzungen des Ordens im Burzenland und in Europa, eine Wandchronik, fotografische Reproduktionen von Dokumenten mit Bezug zum Ritterorden im Burzenland und schließlich die Kohlezeichnung Kimms93. Nach Jekelius hatte die Schausammlung des Museums, das er als Heimatmuseum definierte, einen doppelten Zweck zu erfüllen: „Einerseits soll sie uns selber und unserer Jugend die Anschauung all der für die Geschichte und Kultur unseres Volkes […] wesentlichen Objekte ermöglichen. […] Andererseits hat unser Museum die wichtige Aufgabe, unsere Kulturleistungen allen anderen Besuchern des Museums lebendig vor Augen zu führen und damit unseren Anspruch auf unser Eigenleben hier zu verteidigen.“94 91

Erich J e k e l i u s : Unser Museumsprogramm. Kronstadt 1936, S. 5f. Führer durch das Burzenländer sächsische Museum in Kronstadt. Kronstadt 1930, S. 9. 93 Zuwachs der Sammlungen des Burzenländer Sächsischen Museums durch Schenkungen, Tausch und Kauf in den Jahren 1937/38. In: Mitteilungen des Burzenländer Sächsischen Museums 3 (1938), S. 80-84, hier S. 80. 94 Erich J e k e l i u s : Grundsätzliches über die Neuaufstellung der Schausammlungen des Burzenländer Sächsischen Museums. In: Mitteilungen des Burzenländer Sächsischen Museums 2 (1937), S. 106-111, hier S. 109. 92

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Dies näher erläuternd führte Jekelius aus, dass die sächsische Landwirtschaft im Burzenland die am besten entwickelte und fortschrittlichste in Siebenbürgen sei, und dass sich dies auch auf die kulturelle Entwicklung der Rumänen und Ungarn ausgewirkt habe. Das Burzenland sei das, was es heute in kultureller Beziehung darstelle, erst durch die Arbeit der Väter geworden. Dadurch hätten die Sachsen aber ein Recht auf ihre Heimat erworben, sie seien hier „100-prozentig bodenständig“. Die Schausammlung sollte dies dokumentieren95. Die Deutschen Ritter dienten dabei als Kronzeugen der langen Tradition sächsischer Anwesenheit und Kultur im Burzenland. Deutlich spricht aus der Aufgabenbeschreibung der Schausammlung ein Gefühl der Bedrohtheit als Volksgruppe durch die Nationalitätenpolitik des rumänischen Staates. Vernehmbar ist aber auch ein sächsisch-burzenländisches Sonderbewusstsein, nicht nur gegenüber Rumänen und Ungarn, sondern auch gegenüber den Sachsen aus dem übrigen Siebenbürgen. Grundstein dieses Sonderbewusstseins, wie es in der Schausammlung vermittelt werden sollte, war die Anwesenheit des Ritterordens im Burzenland. In der mit solcherlei Funktionen bedachten Darstellung der Ritterordenszeit konnte Kimms sieben Jahre zuvor geschaffener Zeichnung nur eine illustrierend-dekorative Funktion zukommen, weil sie auf die Schilderung eines historischen Kontextes verzichtet. Anders wäre dies etwa bei einem Historienbild gewesen, das Ritter und Kolonisten bei der Einwanderung zeigt und somit für sich stehend historisches Geschehen vermitteln kann. Andererseits ließ sich Kimms ‚kontextloser‘ Ritter besonders leicht in die Ausstellung integrieren und so in ihrem Sinne umdeuten.

Die Verleihung des Kunstpreises „Hermann von Salza“ der Deutschen Volksgruppe in Rumänien an Fritz Kimm 1943 Für die Einordnung von Fritz Kimms künstlerischem Schaffen in der Zwischenkriegszeit und während des Zweiten Weltkriegs sowie gerade auch für die Auseinandersetzung mit den beiden besprochenen Zeichnungen ist es von großem Interesse, dass der Künstler 1943 mit dem „Hermann von Salza“-Kunstpreis ausgezeichnet wurde. Der Preis wurde von der nationalsozialistischen Deutschen Volksgruppe in Rumänien zur Förderung kulturpolitischer Bestrebungen vergeben96. Er war 1943 von Volksgruppenführer Andreas Schmidt gestiftet worden und sollte alljährlich wechselnd an einen Bildenden Künstler, Musiker oder Schriftsteller verliehen werden. 1943 waren neben Kimm der Maler Franz 95

Ebenda, S. 110. Hans G u g g e n b e r g e r : Der erste Träger des Hermann von Salza-Preises. Zu einigen Bildern des Malers Fritz Kimm. In: Volk im Osten. Die Zeitschrift des Südostens 5 (1944), 4-6, S. 285-290; N. N.: Ausstellung der Deutschen Volksgruppe in Hermannstadt eröffnet. Ansprache des Amtsleiters Walter May. Kunstpreis „Hermann von Salza“ gestiftet. In: Kronstädter Zeitung, 24. Dezember 1943, S. 4; I t t u : Artiști plastici (wie Anm. 57), S. 70. 96

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Ferch, der Bildhauer Hans Guggenberger und die Malerin Trude Schullerus nominiert. Es ist bezeichnend für die Entwicklung der Deutschordensrezeption in Siebenbürgen, dass der Preis als ein Instrumentarium nationalsozialistischer Kulturpolitik nach Hermann von Salza (um 1162-1239) benannt wurde. Unter diesem Hochmeister hatte sich der Deutsche Orden im Burzenland und später in Preußen niedergelassen. Ebenfalls den Namen des Hochmeisters trug eine 1941 in Hermannstadt gegründete Führerschule der nationalsozialistischen Deutschen Jugend97, des Weiteren eine Abteilung der 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“, die überwiegend an der Ostfront eingesetzt wurde98. Der Leiter der nationalsozialistischen Kulturkammer der Deutschen Volksgruppe in Rumänien, Walter May, äußerte anlässlich der Preisverleihung den Wunsch, der Preis möge „alle schaffenden Künstler der deutschen Volksgruppe anspornen, auch weiterhin ihre kämpferischen Gaben in den Dienst des unvergänglichen deutschen Volkes zu stellen.“99

Aus dem Gesagten wird deutlich, dass der Name von Salzas mit dem „Kampf um die deutsche Sache im Osten“ im nationalsozialistischen Sinne gleichgesetzt und die Kunst als Teil dieses Kampfes gesehen wurde. Dass Kimm mit dem Preis ausgezeichnet wurde, ist nicht nur auf die Tatsache zurückzuführen, dass er in seinen Werken die Deutschordensthematik aufgriff und damit – so kann man folgern – nicht nur der Titulatur, sondern auch der Intention des Preises entsprach: Er schuf zudem zahlreiche Darstellungen des Landlebens, mit denen er den Geist der völkischen Blut-und-Boden-Ideologie traf100. Im deutsch-völkischen Sinn deutete auch Hans Guggenberger anlässlich der Preisverleihung das Werk seines Künstlerkollegen, dessen Herkunft aus „rein deutschblütigem Kronstädter Bürgertum“101 er hervorhob:

97

Stephan Olaf S c h ü l l e r : Für Glaube, Führer, Volk, Vater- oder Mutterland? Die Kämpfe um die deutsche Jugend im rumänischen Banat (1918-1944). Berlin 2009 (Studien zur Geschichte, Kultur und Gesellschaft Südosteuropas 9), S. 391. 98 Inwieweit der Hermann von Salza-Preis der Volksgruppe mit einem gleichnamigen Kulturpreis in Verbindung steht, den die Hamburger Stiftung F.V.S. 1937 zur Vergabe an volksdeutsche Künstler in Ungarn, Rumänien, Jugoslawien und Bulgarien stiftete, muss offen bleiben. Laut Helga S t r a l l h o f e r - M i t t e r b a u e r wurde dieser Preis nie unter dem Namen Hermann von Salzas vergeben (NS-Literaturpreise für österreichische Autoren. Eine Dokumentation. Köln, Weimar, Wien 1994 [= Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur 27], S. 31-32). In den Südostdeutschen Vierteljahresblättern 24 (1975), S. 141 heißt es jedoch in einer Meldung anlässlich einer Ausstellung von Zeichnungen Fritz Kimms in Heilbronn, Kimm habe 1943 den Hermann von Salza-Preis der Stiftung F.V.S. erhalten. 99 N. N.: Ausstellung der Deutschen Volksgruppe (wie Anm. 96), S. 4. 100 Vgl. W i t t s t o c k : Künstler in der Zwischenkriegszeit (wie Anm. 82), S. 256. 101 G u g g e n b e r g e r : Fritz Kimm (wie Anm. 96), S. 286.

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„Fritz Kimms allgemein gültiger, tief deutscher Stil macht ihn schon heute zu einem Wegbereiter der namenlosen, an das Volksganze gerichteten Kunst, deren [sic!] wir in Zukunft wieder bedürfen.“102

Helfried Weiss’ Titelblatt für die Bildbroschüre „Deutsche Leistung im Südosten“ der Deutschen Volksgruppe in Rumänien von 1941 1941 wurde von der Pressestelle der Volksgruppenführung eine Bildbroschüre mit dem Titel „Deutsche Leistung im Südosten“ herausgegeben, die sich primär an die im Zuge des Krieges in Rumänien weilenden deutschen Wehrmachtsangehörigen richtete (Abb. 18)103. In dem Band sollte diesen, aber auch „Großdeutschland“ insgesamt der Anteil der Deutschen in Rumänien an der „jahrhundertealten Mission und Sendung des Deutschen Volkes“ vor Augen geführt werden. Diese Mission sei die Verwirklichung der „Einheit des europäischen Kontinents“, die durch Adolf Hitler nun vollendet würde104. Eine Erschütterung des „rumäniendeutschen Selbstwertgefühls“ beim Zusammentreffen mit den Soldaten des Deutschen Reiches scheint der Hintergrund dieser Publikation zu sein. Dies deutet sich an, wenn die Herausgeber in der Einleitung des Bandes einen „Landser“ die Frage stellen lassen: „Warum seid ihr Deutschen viele hundert Jahre hiergeblieben, wenn es so schwer war?“105 Offenbar existierte ein Empfinden, dass die Wehrmachtsangehörigen mangelhaft über die eigene Existenz und über den Wert des eigenen Schaffens informiert seien. Das Titelblatt der Broschüre wurde vom Kronstädter Graphiker und Maler Helfried Weiss (1911-2007) gestaltet106. Die Autotypie zeigt im Vordergrund einen Ritter mit Schwert und länglichem Dreieckschild, im Mittelgrund einen pflügenden Bauern – beide in für Weiss typischer Holzschnittmanier107 – und 102

Ebenda, S. 290. Deutsche Leistung im Südosten. Ein Bildbericht. Hg. Pressestelle der Volksgruppenführung. Hermannstadt 1941 (Schriftenreihe der Deutschen Volksgruppe in Rumänien). 104 Ebenda, S. 1-3, 19/20. 105 Ebenda, S. 2. 106 Dies berichtete der Künstler in einem Telefonat mit Konrad K l e i n am 27.11.1990. An dieser Stelle möchte ich Herrn K l e i n für den Hinweis auf Publikation und Künstler danken. Helfried Weiss bekannte im Rückblick, der nationalsozialistischen Erneuerungsbewegung nahe gestanden zu haben (Manfred W i t t s t o c k : Künstler in der Zwischenkriegszeit [wie Anm. 82], S. 247, 250/251); siehe zu Weiss außerdem: Rohtraut W i t t s t o c k : Der Weg zur strahlenden Farbigkeit. Zum Tod des Grafikers Helfried Weiß. In: Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien, 11. Januar 2008 (http://www.adz. ro/k080111.htm [letzter Zugriff 15.08.2011]); I t t u : Artiști plastici (wie Anm. 57), S. 82, 141/142 und die dort genannte Literatur. 107 Vgl. die abgebildeten Arbeiten in: Helfried Weiss. Album. Hg. Muzeul de Artă Braşov [Kunstmuseum Kronstadt]. Braşov 2006 (Colecţia Artişti Contemporani [Sammlung zeitgenössischer Künstler] 32). 103

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im Hintergrund eine große Burganlage. Der Ritter ist trotz seiner für das frühe 13. Jahrhundert untypischen Plattenrüstung aufgrund des Kreuzsymbols auf dem Schild klar als Angehöriger des Deutschen Ordens zu erkennen. Die Kombination von Ritter und Bauer ist bereits aus den Planungen für die Einwanderungsfeierlichkeiten in Kronstadt und den Wandmalereien in Neustadt bekannt. Burgendarstellungen sind Bestandteil der meisten der besprochenen Kunstwerke; die hier gezeichnete Burganlage ist jedoch weder eine OrdensAbb. 18. Von Helfried Weiss gestaltetes Titelblatt der Bild- noch eine Kirchenburg. broschüre „Deutsche Leistung im Südosten“. Hg. Presse- Vielmehr scheint sie stelle der Volksgruppenführung. Hermannstadt 1941. Anleihen bei der Repser Burg zu nehmen, einem Bauwerk mit wechselvoller Geschichte, das im Bildteil des Bandes mit einer Fotografie vertreten ist und als „Bauernburg“ angesprochen wird. Die Bildkomposition ist eng auf den Text der Broschüre abgestimmt, der gleich eingangs betont, „daß der Boden [in den deutschen Siedlungsgebieten Rumäniens, d. Verf.] von deutschen Menschen bestellt wird, und daß es deutsche Menschen waren, die hier die Bauern- und Wehrburgen einstmals erbaut haben.“108

Wenn der Band zudem hervorhebt, dass er die Geschichte der Deutschen in Rumänien nicht als die Geschichte einzelner „Stämme“ (wie „Sachsen“ oder „Schwaben“), sondern als Ausschnitt der „großdeutschen Geschichte“ begreift109, 108

Deutsche Leistung im Südosten (wie Anm. 103), S. 1. Ebenda, S. 19. Vgl. hierzu auch ein Zitat Walter Mays aus dem gleichen Jahr: „Unser Dasein, unser Bestand, unsere Sendung war allein im mächtigen Strom des deutschen Blutes, deutschen Geistes und deutscher Kultur denkbar. Durch dieses Bekenntnis brechen wir mit einer Tradition, die in unserer Vergangenheit die geschichtliche deutsche Leistung im Südosten auf die Eigenständigkeit, Bodenständigkeit eines sächsischen 109

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Abb. 19. Linolschnitt „Sieg oder Unsieg ruht in Gottes Hand / der Ehre sind wir selber Herr und König“, Georg Sluyterman van Langeweyde, Postkarte des Hilfswerks des Roten Kreuzes, 1939/1945 (?).

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Abb. 20. Holzschnitt „Was ihr seid / seid ihr durch mich / aber was ich bin, bin ich nur durch euch. Adolf Hitler“, Georg Sluyterman van Langeweyde (aus der Mappe „Der Führer spricht. O. O. 1937).

wird deutlich, dass der Ordensritter hier wiederum als Beleg deutscher Abstammung fungiert. Nun allerdings in einem forciert alldeutschen Sinn, der jede regionale Sonderidentität negiert. Demzufolge soll der Ritter nicht nur den deutschen Ursprung der Sachsen des Burzenlandes oder ganz Siebenbürgens bezeugen, sondern steht für alle Deutschen „Großrumäniens“. Im Text werden die einzelnen Siedlungsgebiete entsprechend ihrer Geschichte allerdings differenziert dargestellt; das Burzenland und der Deutsche Orden nehmen nur einen kleinen Teil ein. Die „Verallgemeinerung“ in der bildlichen Umsetzung muss daher auf die große Wirkmächtigkeit und den Wiedererkennungswert zurückgeführt werden, die man dem Motiv des Deutschritters mit Blick auf die reichsdeutschen Adressaten offensichtlich beimaß. Holzschnittmanier und teilweise Verschattung des Gesichtes nehmen dem Ritter jede Individualität und historische Dimension und machen ihn zum martialischen Abbild eines wehrhaften und kampfbereiten Volkskörpers. Damit entspricht Weiss’ Ritter in formaler Gestaltung wie dem darin transportieren Aussagegehalt voll und Volkes in Siebenbürgen oder eines schwäbischen Volkes im Banat rückführen wollte“ (Gründung der Kulturkammer der Deutschen Volksgruppe in Rumänien. In: 1933-1942. Neun Jahre Landestheater der Deutschen Volksgruppe in Rumänien. Bühnenblätter des Spieljahres 1941/1942. Hermannstadt 1941, S. 5-9, hier S. 6; zitiert nach I t t u : Artiști plastici [wie Anm. 57], S. 60).

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ganz Werken der zeitgenössischen NS-Propagandakunst im Deutschen Reich. Besonders anschaulich wird dies anhand von Vergleichen mit Holzschnitten Georg Sluyterman van Langeweydes (1903-1978) (vgl. Abb. 19 u. 20). Angesichts des Abzugs der Ritter bereits im Jahre 1225 bedurfte es zur beabsichtigten Veranschaulichung „germanischer Kontinuität im südöstlichen Mitteleuropa“ – eines Leitbegriffs der Broschüre – der bildlichen Einbeziehung der Kolonisten bzw. ihrer Nachkommen110. Sie sind passend zu dem in der Broschüre beschworenen „Kampf um den Boden“111 und um die Reinhaltung „deutschen Blutes“112 im klassischen „Blut-und-Boden“-Motiv des pflügenden Bauern repräsentiert. Dass dieser Bauer nicht nur autochthon, sondern auch wehrhaft ist, unterstreicht zusätzlich die wuchtige Burg im Hintergrund. Offensichtlich ist, dass christliche Bezüge im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie vermieden werden sollten: Das zur Kennzeichnung des Ordensritters unumgängliche Kreuz ist zwar vorhanden, teils jedoch durch den Umhang des Ritters verdeckt und daher als christliches Symbol unwirksam. Die Wahl einer „Bauernburg“ ermöglichte es, eine landschaftstypische Wehranlage darzustellen, ohne einen Kirchenbau integrieren zu müssen. Die „trutzigen Bauern- und Wehrburgen Siebenbürgens“ werden in der Broschüre in einer Reihe mit der Prager Burg und dem Straßburger Münster als Ausweis „deutscher Art“ genannt113. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die im Bild vermittelten „Leistungen“ der Deutschen im „Südosten“ – die Inbesitznahme, Kultivierung und Verteidigung von Boden – durch die Figur des Ritters als Vertreter des überregional agierenden Deutschen Ordens in den angestrebten Kontext „der deutschen Sendung in Europa“ gestellt werden.

Ernst Richard Boeges Kalksteinskulptur eines Deutschordensritters in der Schwarzen Kirche in Kronstadt von 1942-1944 Das einzige bekannte Beispiel künstlerischer Rezeption des Deutschen Ordens in der Gattung Skulptur, das in Siebenbürgen zur Ausführung kam, ist die 130 x 80 cm messende Kalksteinfigur eines Deutschordensritters, die sich heute in der Schwarzen Kirche in Kronstadt befindet (Abb. 21 u. 22)114. Die Skulptur wurde im Zuge der Restaurierungskampagne der Schwarzen Kirche 1937-1944 im Auftrag der die Kampagne leitenden Initiative „Für unsere Schwarze Kirche“, eines Ausschusses des Presbyteriums der Ev. Kirchengemeinde A. B. Kronstadt, durch den Bildhauer Ernst Richard Boege (1899-1985) geschaffen. In einem Rechnungsbuch, 110 Im Übrigen wird aus der großdeutschen Perspektive des Bandes der Abzug der Ritter wegen der nun folgenden Tätigkeit des Ordens in Preußen nicht negativ bewertet. 111 Deutsche Leistung im Südosten (wie Anm. 103), S. 1. 112 Ebenda, S. 7. 113 Ebenda, S. 1/2. 114 Sammlung der Schwarzen Kirche, Inv. Nr. P.02.002. Für die Überlassung von Fotografien danke ich Ágnes Z i e g l e r , Evangelische Kirche A. B. Kronstadt.

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Abb. 21. Kalksteinskulptur eines Deutschordensritters, Ernst Richard Boege, 1942-44, Sammlung der Schwarzen Kirche, Kronstadt, Inv. Nr. P.02.002.

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Abb. 22. Kalksteinskulptur eines Deutschordensritters, Ernst Richard Boege, 1942-44, Sammlung der Schwarzen Kirche, Kronstadt, Inv. Nr. P.02.002.

das Bildhauerarbeiten und dafür gezahlte Honorare im Zuge der Restaurierungskampagne auflistet, ist auch die Fertigung einer Ritterfigur – zunächst als Modell im Maßstab 1 : 2 und 1 : 1 – dann in Stein in den Jahren 1942-1944 verzeichnet115. Boege stammte aus Halle (Saale) und war von 1926 bis Kriegsende in Rumänien tätig. 1938-1941 schuf er die meisten der freien Nachbildungen, durch die die verwitterten zwölf Originale der um 1400 entstandenen Figuren der

115 Heft, bezeichnet: „Bildhauer – Boege – Guggenberger – Frau M. Depner“, Konvolut IV.Be.64 (Schwarze Kirche), Archiv der Honterusgemeinde Kronstadt. Freundlicher Hinweis Ágnes Z i e g l e r .

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Abb. 23. Chor der Schwarzen Kirche in Kronstadt (Foto: Autor, 2011).

Chorstrebepfeiler ersetzt wurden116 (Abb. 23). Sonst sind von ihm vor allem Porträts bekannt, darunter eine Büste Samuel von Brukenthals (1927), eine Büste und ein Entwurf zu einem Denkmal Stephan Ludwig Roths (1936) und eine Büste Adolf Hitlers (erstmals ausgestellt 1938)117. 116

Gernot N u s s b ä c h e r , Peter S i m o n (Ill.): Plastiken an der Schwarzen Kirche in Kronstadt. Sculpturile Bisericii Negre din Braşov. Kronstadt/Braşov 2007. 117 W i t t s t o c k : Künstler in der Zwischenkriegszeit (wie Anm. 82), S. 240, 256; Doina U d r e s c u : Arta germană din Transilvania în colecţiile Muzeului Brukenthal din Sibiu

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Abb. 24. Gipsmodelle für Figuren für die Strebepfeiler der Schwarzen Kirche in Kronstadt: Deutschordensritter, Bauer und Bürger, Ernst Richard Boege, 1941-1942. Die Modelle lagerten bis zu ihrer Entwendung im Jahre 2007 in einem Keller der Ev. Kirchengemeinde A. B. Kronstadt (Foto: Thomas Şindilariu, 2007).

Der Ritter und die 1941-1943 von Boege geschaffenen Kalksteinskulpturen eines „Bauern“ und eines „Bürgers“ (vgl. Abb. 24), die sich heute ebenfalls in der Schwarzen Kirche befinden, sollten nach dem Willen der Auftraggeber drei Pfeiler mit verwaisten Postamenten bevölkern118. Bei dem Ritter handelt es sich um eine auf einem rechteckigen Sockel stehende Figur mit langem, gegürtetem Gewand und Umhang, Helm und Panzerkragen, vor sich Schwert und länglichen Dreieckschild haltend. Der Schild trägt das (1800-1990). Vol. 1: Pictură, Sculptură [Deutsche Kunst in Siebenbügen in den Sammlungen des Brukenthal-Museums Hermannstadt (1800-1990). Bd. 1: Malerei, Bildhauerei]. Sibiu 2003, S. 172; I t t u : Tradiţie, modernitate şi avangardă (wie Anm. 28), S. 108, 113; d i e s .: Artiști plastici (wie Anm. 57), S. 80/81, 116; Heinrich Z i l l i c h : Ein Denkmal für Stephan Ludwig Roth. In: Klingsor. Siebenbürgische Zeitschrift 13 (1936), S. 230f., Abb. vor S. 209. 118 Dies geht aus einem Schreiben des Bauausschusses der Initiative „Für unsere Schwarze Kirche“ an den Bildhauer Ernst Richard Boege vom 7. Februar 1942 hervor (Konvolut IV.Be.64 d [Für unsere Schwarze Kirche, Korrespondenzen 1936-1939], Archiv der Honterusgemeinde Kronstadt). Vgl. auch N u s s b ä c h e r , S i m o n : Plastiken an der Schwarzen Kirche (wie Anm. 116), S. 29.

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charakteristische Kreuzsymbol, das den Dargestellten als Angehörigen des Deutschen Ordens ausweist. Da die Figur in einen festen baulichen Kontext integriert werden sollte, war eine vollständige Ausarbeitung der Rückseite nicht notwendig. Dass dies auch nicht vorgesehen war, beweist die Tatsache, dass der Stein bereits so stark abgearbeitet ist, dass ihm für eine vollständige Ausarbeitung das Volumen fehlt. Auffällig ist zunächst die geschlossen monolithische Form der Figur, ihr vollkommen statischer Charakter, der völlige Verzicht darauf, Bewegung darzustellen. Sie weicht darin deutlich von den im Weichen Stil der internationalen Spätgotik gehaltenen mittelalterlichen Chorstrebepfeilerfiguren ab, die in offen-geschwungenen Formen größere Lebendigkeit ausdrücken. Auch vom seltsam teigigen Stil der Boege’schen Rekonstruktionen (vgl. Abb. 25) unterscheidet sich die Abb. 25. Figur des Apostels Jakobus, Ernst Ritterfigur. Aufgrund der detailliertRichard Boege, 1938/1939 (Foto: Autor, historisierenden Widergabe der Ge2011). wandung fällt es schwer, die Skulptur in der Kunst ihrer Entstehungszeit zu verorten. Sie entspricht weder der anaturalistischen Haltung avantgardistischer Kunstströmungen noch der zeitgenössischen Plastik des „Dritten Reichs“. Letztere bevorzugte ganz klar muskulöse Aktdarstellungen119, wenn aber gewandete Figuren dargestellt wurden, dann gewöhnlich in zeitgenössischer Kleidung. Boeges Ritter hingegen verbirgt jede Körperlichkeit unter seiner weiten mittelalterlichen Gewandung. Untypisch für die Entstehungszeit scheint auch die detailreiche Ausbildung des Gesichts, wenn man sich die entindividualisierten, häufig verschatteten Züge der bislang besprochenen Ritter in Erinnerung ruft. Ganz ohne Schematisierungen und Abstraktion ist Boeges Ritter als lebenserfahrener Krieger mit markantem Bart, zerfurchter Stirn und festem Blick dargestellt. Möglicherweise sind diese markanten Züge Boeges sonstigem Schaffen im Bereich der Porträtkunst geschuldet. Die historisierende Gestaltung der Skulptur trägt deren vorgesehener Integration in einen mittelalterlichen Bau Rechnung. Dennoch boten sich dem 119

Vgl. Peter A d a m : Art of the Third Reich. London 1992, S. 175-205;; Joachim P e t s c h : Kunst im „Dritten Reich“ (wie Anm. 79), S. 34-53.

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Künstler hier freiere Gestaltungsmöglichkeiten als bei den Rekonstruktionen der historischen Figuren. Dass er hiervon beim Entwurf des Ritters stärker Gebrauch machte als bei den Skulpturen des Bürgers und des Bauern, die den historischen Figuren näher sind, lässt vermuten, dass der Ritter für ein einzelnes, etwas abseits der übrigen Figuren am südlichen Strebepfeiler des Triumphbogens platziertes freies Postament bestimmt war120. Bei den Chorstrebepfeilerfiguren handelt es sich vornehmlich um Heiligendarstellungen. Darunter ist aber auch eine Figur, die von Zeitgenossen als „Plebanus“, als eine Darstellung des Stadtpfarrers Thomas Sander, der den Chorneubau angestoßen habe, gedeutet wurde121. Sie könnte die Inspirationsquelle für die Wahl der Ergänzungsfiguren gewesen sein, die wohl ebenfalls als Stifter – im Sinne von Teilhabern an einem Monument der Gemeinschaft, zu dem der Kirchenbau selbst wie auch die von Spenden getragene Restaurierungskampagne stilisiert wurde122 – zu deuten sind. Dieser Lesart tut es keinen Abbruch, dass die zeitgenössische Forschung den Deutschen Orden nicht explizit als möglichen Gründer des ersten Kirchenbaus nennt123. Sie findet Bestätigung in dem kleinen Gebäude, das, als Attribut dem Bürger beigegeben, diesen klar als Stifter ausweist. Als Vorbild für die Darstellung weltlicher Personen an solch hervorgehobener Stelle des 120

Freundlicher Hinweis Gernot N u s s b ä c h e r , Kronstadt. Schreiben des Bauausschusses der Initiative „Für unsere Schwarze Kirche“ an den Bildhauer Ernst Richard Boege vom 7. Februar 1942 (Konvolut IV.Be.64 d [Für unsere Schwarze Kirche, Korrespondenzen 1936-1939], Archiv der Honterusgemeinde Kronstadt); Ernst K ü h l b r a n d t : Neue Untersuchungen an der Schwarzen Kirche in Kronstadt. Das Rätsel ihres Grundrisses und seine Lösung. In: Kirchliche Blätter aus der evang. Landeskirche A. B. in Siebenbürgen. Evangelische Wochenschrift für die Glaubensgenossen aller Stände 22 (1930), S. 414f. Der Bauherren-These gegenüber ablehnend hingegen R o t h : Deutsche Kunst in Siebenbürgen (wie Anm. 87), S. 105. 122 Vgl. den Spendenaufruf des Stadtpfarrers Konrad Möckel „Für unsere Schwarze Kirche“. In: Klingsor 14 (1937), S. 73f. Der Bildhauer Boege sprach in Bezug auf den Kirchenbau und seine Restaurierung von einem „Symbol volkhaften Zusammenhangs“ (Ernst Richard B o e g e : Vom Handwerksgeist mittelalterlicher Baukunst. Zu den Wiederherstellungsarbeiten an der Schwarzen Kirche. In: Klingsor 16 [1939], S. 205-210, hier S. 210). 123 Ernst K ü h l b r a n d t : Neue Untersuchungen an der Schwarzen Kirche in Kronstadt. Das Rätsel ihres Grundrisses und seine Lösung. In: Kirchliche Blätter (wie Anm. 121) 22 (1930), S. 414f., schlägt einen Mönchsorden, „vielleicht Zisterzienser“, im Gefolge des Deutschen Ordens als Bauherrn vor. In dem Beitrag eines unbekannten Autors „Die baugeschichtlichen Ergebnisse der Grabungen in der Schwarzen Kirche“ (Mitteilungen des Burzenländer sächsischen Museums 3 [1938], S. 93-101, hier S. 98f.) wird ein erster Kirchenbau zwar in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert, ein konkreter Bauherr jedoch nicht genannt. A[rnold](?) H. R o t h : Die Schwarze Kirche in Kronstadt. Bilder aus der Baugeschichte unseres Gotteshauses. In: Kirchliche Blätter (wie Anm. 121) 32 (1940), S. 41f., vermutet einen „romanischen“ ersten Kirchenbau, macht jedoch keine Vorschläge bezüglich der Bauherrschaft. 121

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Kirchenbaus können wiederum die im Westchor des Naumburger Doms aufgestellten Stifterfiguren gelten. In der Tat war der Naumburger Dom eines der Ziele, die der Kirchenvater Michael Kamner bei einer Reise zu besichtigen plante, wie das den Fortgang der Restaurierungsarbeiten dokumentierende Tagebuch „Für unsere Schwarze Kirche“ vermerkt124. Dass bei der Bezugnahme auf Naumburg deutschnationale bis nationalsozialistische Implikationen mitschwangen, ist zu vermuten, wenn Kamner 1940 in einem Spendenaufruf an seine „Volksgenossen“ diese aufforderte „sich einzureihen in dies Erleben der neuen, großen deutschen Zeit und ihres Gedankens“125. Der Ausschuss „Für unsere Schwarze Kirche“ unterzeichnete Briefe mit „Heil Hitler“126 und veranstaltete zur Sammlung von Spendengeldern eine Filmvorführung, bei der unter anderem Aufnahmen vom Reichsparteitag in Nürnberg 1936 gezeigt wurden127. Zur Veranschaulichung, dass die Schwarze Kirche ein „Sinnbild deutschen himmelwärts strebenden Geistes, deutscher Standhaftigkeit und echten Christentums“ sei128, eignete sich der Deutsche Ritter im Verband mit den christlich konnotierten Rekonstruktionen der historischen Figuren und dem uns bereits wohlbekannten Motiv des völkische Autochthonie versinnbildlichenden Bauern besonders. Boeges Beschreibung der mittelalterlichen Chorstrebepfeilerfiguren liest sich wie ein Programmentwurf für das neu zu erstellende Ensemble: Er deutet sie als rassisch determinierte, autochthone Kunstwerke, in denen „bäuerischer Ernst“, „eine im Innersten protestantische Gesinnung“ und „die verschlossene, kämpferische Art des Kronstädter Bürgers“ zum Ausdruck kämen129. Vielleicht liegt auch in dieser in Teilen merklich von der Naumburg-Forschung beeinflussten Auffassung der Grund für die auffällig markanten Züge, die Boege dem Ritter verlieh. In jedem Fall kann Boeges Kalksteinskulptur, geschaffen für ein Bauwerk mit enormem ideellen Wert nicht nur für die Kronstädter Sachsen, als ein Höhepunkt der Deutschordensrezeption in der siebenbürgisch-sächsischen Kunst und der Identifikation mit dem Orden gelten. Zugleich markiert sie einen Schlusspunkt: Noch ehe Boege den Sockel vollendet hatte, wurde er nach Kriegsende zur Internierung in die Sowjetunion verschleppt. Nach dem Krieg war angesichts einer völlig veränderten politischen Situation und Lebenswirk124

Eintrag vom 6. Mai 1938 (Konvolut IV.Be.64 [Schwarze Kirche], Archiv der Honterusgemeinde Kronstadt). 125 Misch [Michael] K a m n e r : Für unsere Schwarze Kirche. Betrachtungen zum Ausklang des Arbeitsjahres 1939. In: Kirchliche Blätter (wie Anm. 121) 32 (1940), S. 44. 126 Siehe etwa das oben (Anm. 121) zitierte Schreiben an Richard Boege. 127 Tagebuch „Für unsere Schwarze Kirche“, Eintrag vom 27. Januar 1938 (Konvolut IV. Be.64 [Schwarze Kirche], Archiv der Honterusgemeinde Kronstadt). 128 So der Förderer der Restaurierungskampagne Landrat a. D. Freiherr von Wilmkowsky aus Berlin in einem Schreiben an die Bauhütte der Schwarzen Kirche vom 31. Dezember 1940 (Konvolut IV.Be.64 d [Für unsere Schwarze Kirche, Korrespondenzen 1936-1939], Archiv der Honterusgemeinde Kronstadt). 129 B o e g e : Vom Handwerksgeist (wie Anm. 122), insbes. S. 205.

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lichkeit weder an die Aufstellung von Boeges neu entworfenen Figuren auf den Pfeilern, noch an eine Weiterführung der Deutschordenskunst überhaupt zu denken.

Zum Umgang mit dem vermeintlichen baulichen Erbe des Deutschen Ordens in Siebenbürgen Es wurde bereits erwähnt, dass im Deutschen Reich die Geschichte des Deutschen Ordens neben der Inszenierungskunst vor allem in der Architektur rezipiert wurde130. Im 19. Jahrhundert blieb die Rezeption ganz auf die Restaurierung und Rekonstruktion der Marienburg an der Nogat fixiert: Der Wiederaufbau des „Nationaldenkmals“ wurde als gleichrangig mit der Vollendung des Kölners Doms erachtet131. Ein auch nur annähernd vergleichbares Projekt gab es in Siebenbürgen nicht. Eine Ursache hierfür ist der Mangel an gesicherten baulichen Zeugnissen des Deutschen Ordens in Siebenbürgen. Zwar beschäftigte sich die Forschung schon früh mit der Lokalisierung der in den Urkunden erwähnten Ordensburgen, zudem wurden auch Kirchen verschiedener Burzenländer Gemeinden mit dem Orden in Verbindung gebracht, doch blieben die meisten der getroffenen Zuordnungen kontrovers diskutierte Vermutungen132. Auch verfügten die Siebenbürger Sachsen erst nach dem Zweiten Weltkrieg über eine eigene institutionalisierte Denkmalaufsicht, die sich vermeintlicher Ordensbauten hätte annehmen können133. Allerdings wurde infolge eines Vizegespanserlasses von 1898 die seit einem Erdbeben 1838 ungenutzte Ruine der Marienburg, die als Hauptburg des Ordens diskutiert wurde, mit Zement „konserviert“134. Größere Renovierungs- und Restaurierungsmaßnahmen, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in Eigenregie der sächsischen Evang. Kirche A. B. oder auf Initiative des Sebastian-Hann-Vereins durchgeführt wurden, betrafen aber in erster Linie Kirchenbauten, insbesondere die Stadtpfarrkirchen der sächsischen Hauptorte135. Erst ab Ende der 1920er und insbesondere Mitte der 1930er Jahre rückten verstärkt auch profane Bauten in das Blickfeld des baugeschichtlich-denkmalpflegerischen Interesses. Unter der 130

T o r b u s : Deutschordens-Ideologie (wie Anm. 4), S. 210. Ebenda, S. 212/213. 132 Einen Überblick über die frühe Forschung bietet Z i m m e r m a n n : Der Deutsche Orden (wie Anm. 2), S. 40f.; weitere Literaturhinweise bei Ioan Marian Ţ i p l i c : Die Grenzverteidigung Siebenbürgens im Mittelalter (10.-14. Jahrhundert). Hermannstadt, Heidelberg 2007, S. 150. 133 Christoph M a c h a t : Die kunsthistorische Forschung und Bestrebungen zur Kunst- und Denkmalpflege in der Zwischenkriegszeit. In: Siebenbürgen zwischen den beiden Weltkriegen. Hg. Walter K ö n i g . Köln, Weimar, Wien 1994 (Siebenbürgisches Archiv 28), S. 373-390, hier S. 375. 134 Walter H o r w a t h : Die Marienburg. In: Die Dörfer des Burzenlandes. Erster Teil. Hg. Erich J e k e l i u s . Kronstadt 1929 (Das Burzenland VI, 1), S. 44-46. 135 Vgl. ebenda, S. 379, 383, 386. 131

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Ägide des Burzenländer Sächsischen Museums wurden nun mittelalterlichen Burgen verstärkt auch mittels archäologischer Grabungen untersucht und erforscht136. Dass die Forschung einige dieser Anlagen zuweilen als Ordensbauten angesprochen hatte, war jedoch, wie man aus den begleitenden Publikationen schließen kann, nicht ausschlaggebend für das Engagement. Die Motivation lag vielmehr in einem allgemeinen wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Interesse137. Großangelegte Rekonstruktionsprojekte dürften wohl schon allein aufgrund begrenzter finanzieller Mittel nicht in Frage gekommen sein.

Zusammenfassung: Themen und Entwicklungslinien Wie eingangs dargelegt, war die Deutschordensepisode im Burzenland kein Thema im Kunstschaffen der Ungarn und Rumänen Siebenbürgens und wurde auch in der siebenbürgisch-sächsischen Kunst erst ab der Wende zum 20. Jahrhundert rezipiert. Zum Gegenstand der siebenbürgisch-sächsischen Kunst konnte der Deutsche Orden nur werden, indem diese sein Wirken neu bewertete, ihn aus einem neuen Blickwinkel betrachtete. Die Voraussetzungen hierfür bot das Zeitalter des Nationalismus, als die Konflikte mit dem ungarischen Staat eine verstärkte geistig-kulturelle Anlehnung an das Deutsche Reich beförderten. Wurden bislang das kultivatorische Werk des Ordens und sein Beitrag zur Landesverteidigung zwar positiv bewertet, so fiel das Gesamturteil aufgrund seines Treuebruchs gegenüber der ungarischen Krone jedoch negativ aus. In der Kunst rückte nun die Herkunft des Ordens in den Fokus der Betrachtung: Er wurde zum sprechenden Symbol einer sächsischen Bindung an Deutschland. Zum einen konnte er als ‚Kronzeuge’ der deutschen Herkunft der Sachsen gelten, zum anderen veranschaulichte er, durch seine spätere Tätigkeit im Baltikum hauptsächlich mit Preußen assoziiert, die Verbindung zum preußisch geführten Deutschen Reich. Der Orden wurde so zu einem Baustein eines neuen deutsch akzentuierten Selbstbildes der Siebenbürger Sachsen. In Morres’ und Miess’ volkspädagogischem Band bedurfte diese neue Akzentsetzung noch einer Absicherung durch ein Bekenntnis zur Treue zur Krone, und auch die Überlegungen zur Namensgebung und Gestaltung des späteren Hotels Krone in Kronstadt waren noch von Rücksichtnahme auf den ungarischen Staat geprägt. Das von Bürgermeister Schnell angestoßene Monumen136

Ebenda, S. 387f. Vgl. Gustav T r e i b e r : Ausgrabungen der Burgkirche der Braşovia-Burg auf der Zinne bei Kronstadt. In: Siebenbürgische Vierteljahrsschrift. Korrespondenzblatt des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde 57 (1934), S. 38-42; N. N.: Unsere mittelalterlichen Burgen. In: Mitteilungen des Burzenländer sächsischen Museums 2 (1937), S. 43; Gustav T r e i b e r : Die Burg auf dem Gesprengberg. In: Mitteilungen des Burzenländer sächsischen Museums 2 (1937), S. 44-47; Walter H o r w a t h : Wallburgen aus dem Burzenland. In: Mitteilungen des Burzenländer sächsischen Museums 5 (1944), S. 36-39. 137

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talbrunnen-Projekt wurde hingegen schon als unverhohlener Gegenentwurf zum Staatspatriotismus des Milleniumsdenkmals auf der Zinne konzipiert. Die beiden letztgenannten Beispiele zeigen zugleich, dass das Rittersujet, einmal eingeführt, nicht nur unter deutschnationalen Gesichtspunkten rezipiert wurde. Unter Betonung der historischen Verdienste des Ordens wurde er zum Gegenstand eines Kronstädter Lokal- bzw. burzenländischen Regionalpatriotismus, der offenbar auch über ethnische Grenzen hinweg propagiert wurde, wie das Beispiel des vom magyarischen Historiker Gyárfás ins Spiel gebrachten Gesprengbergdenkmals zeigt. Überhaupt wurde die Deutschordensthematik kaum in der sächsischen Kunst außerhalb des Burzenlandes aufgegriffen, was nicht wundert, hatte der Orden doch im sonstigen Siebenbürgen nicht gewirkt. Aus Burzenländer Sicht konnte er jedoch durchaus auch für alle Siebenbürger Sachsen stehen. Dass auch in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, wegen des 700. Jahrestages der Besiedlung des Burzenlandes, eine Hochphase der Deutschordensrezeption, die Integration des Ordens in das historische Selbstbild der Sachsen noch problembehaftet war bzw. nicht von allen mitgetragen wurde, zeigt Meschendörfers Bericht über die Planungen zu den Jubiläumsfeierlichkeiten in Kronstadt. Der Orden sollte hier vor allem als „Werbeträger“ auf die Besucher aus dem Deutschen Reich wirken, für die sächsische Selbstvergewisserung wurde hingegen die Präsenz der Kolonisten und ihrer Nachkommen als wesentlich erachtet. Schon Morres und Miess hatten den Kolonisten in ihrem Werk viel Gewicht verliehen, um dem Leser und Betrachter die Identifikation mit der Ordensepisode zu erleichtern; sie wurden dabei primär als Handwerker dargestellt. Beim Festzug sollten diesen Part nun zeitgenössische Bauern übernehmen. Die Kombination von historischen Rittern und zeitgenössischen Bauern wurde nach dem Ersten Weltkrieg zum Usus. Die Beliebtheit des Motivs ging einher mit der Adaption deutsch-völkischen Gedankenguts, das den an seine Scholle gebundenen, wehrhaften Bauern als zentrale Stütze der Gesellschaft anerkannte. Eine solche Implikation kann im Falle der Neustädter Wandmalereien nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden, hier erscheinen die Bauern als naheliegende Repräsentanten der Gegenwart der Landgemeinde. Dass die Ritter in Neustadt aber zu Repräsentanten der gesamten Ortsgeschichte erhobenen wurden, veranschaulicht, wie tief der Orden zu dieser Zeit im kollektiven Gedächtnis zumindest der Burzenländer Sachsen verankert war. In der Folgezeit wurde den Deutschen Rittern in der siebenbürgisch-sächsischen Kunst eine neue Funktion zugewiesen. Mit der bereits erwähnten Adaptierung völkischen Gedankengutes, nach dem Krieg von der Unzufriedenheit mit der Nationalitätenpolitik des rumänischen Staates begünstigt, galt es nicht länger nur eine kulturell-geistige Bindung an Deutschland zu veranschaulichen. Die Ritter sollten nun die Zugehörigkeit der Sachsen zu einem biologistischgenealogisch definierten deutschen Gesamtvolk symbolisieren. Vor diesem

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Hintergrund verloren innersiebenbürgische regionale Unterschiede selbstredend an Bedeutung. So konnte die Figur mit dem Ordensschild in Fritz Kimms Selbsthilfelogo als starkes Symbol von Kampfbereitschaft, Wehrhaftigkeit und deutscher Volkszugehörigkeit nicht nur für alle Sachsen stehen – es handelt sich zugleich um das erste Ordenskunsterzeugnis für einen nichtburzenländischen Auftraggeber. Die Suggestivkraft des Rittermotivs und das Identifikationspotenzial, das der Deutsche Orden mutmaßlich mittlerweile in sächsischen Kreisen besaß, machte sich Kimm auch zunutze, um in seiner Kohlezeichnung von 1930 deutsch-völkische Werte zu veranschaulichen. Eine Ausnahme in der Deutschordensrezeption jener Zeit bildet das in der Neukonzipierung des Burzenländer Sächsischen Museums unter Erich Jekelius zutage tretende Ordensbild. Die Ritter werden hier zu Kronzeugen sächsischer Tradition und Kultur im Burzenland und somit zum Argument gegen eine Bedrängung durch den rumänischen Staat. Nach Innen fungieren sie als Grundstein eines burzenländisch-sächsischen Sonderbewusstseins, dem offenbar mehr Gewicht beigemessen wurde als der Idee einer Einheit aller Siebenbürger Sachsen oder alldeutschen Vorstellungen. Zur Zeit der nationalsozialistischen Deutschen Volksgruppe in Rumänien wurde das deutsch-völkisch implementierte Ritterbild weiter bedient. Der Deutschritter stand in Kunstpolitik und Publizistik der Volksgruppe nicht länger nur für die Siebenbürger Sachsen, sondern im alldeutschen Sinne für die Teilhabe aller Deutschen in Rumänien an der „deutschen Sendung“ im Osten, wie sie der Nationalsozialismus propagierte. Dass deutsch-völkisches bis nationalsozialistisches Gedankengut nicht nur das von der Volksgruppe verbreitete Ritterbild beeinflusste, zeigt die unter kirchlicher Ägide geschaffene Kalksteinskulptur Boeges. Zu beachten ist allerdings, dass die Figur als Teil eines komplexen Programms entstand, das als eigentümlicher Entwurf kollektiver Identität auch protestantische und bürgerliche Werte umfasste. In der Zusammenschau der den Deutschen Orden thematisierenden Kunst aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeichnet sich eine Entwicklungstendenz von einer das Deutsche betonenden Rezeption, über eine deutschvölkische hin zu einer nationalsozialistischen Rezeption ab. Sie hat ihre Parallele in der künstlerischen Rezeption des Ordens im Deutschen Reich selbst138. Diese erfolgte ebenso wie diejenige in Polen aus einer völlig anderen politischen Konstellation und Lebenswirklichkeit heraus und mit völlig anderen historischen Bezugspunkten als bei den Siebenbürger Sachsen. Dass es dennoch zu einer ähnlichen Grundentwicklung kam und dabei, wenn auch nur sehr vereinzelt, Bezug auf deutsche Ordenskunst genommen wurde, ist selbst schon Teil der propagierten Anlehnung an Deutschland. Die hier vorgenommene Analyse einer Reihe von Kunstprojekten darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Deutsche Orden auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kein Hauptthema der siebenbürgisch-sächsischen Bildenden 138

Vgl. T o r b u s : Deutschordens-Ideologie (wie Anm. 4), insbes. S. 212, 222f.

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Kunst war. Dazu passt, dass auch im Umgang mit dem baulichen Erbe keine Bevorzugung vermeintlicher Ordensbauten festzustellen ist, geschweige denn, dass es zu größeren Rekonstruktionsprojekten gekommen wäre. Es muss aber bedacht werden, dass in der Kunst dieser Zeit historische Themen grundsätzlich keine große Rolle spielten. Dass das Ritter-Sujet überhaupt umgesetzt wurde, verdankt es auch seiner großen Suggestivkraft und der Tatsache, dass es leicht zu veranschaulichen ist. Dies machte es besonders für Werke mit pädagogischem bis propagandistischem Auftrag interessant – nicht umsonst wurden die hier vorgestellten Werke, wie eingangs schon erwähnt, fast durchweg in öffentlichkeits- und breitenwirksamen Gattungen ausgeführt.

Ausblick: Deutschordens-Reenactment im Burzenland des 21. Jahrhunderts Aus naheliegenden Gründen war der Deutsche Orden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts während der Zeit des Kommunismus in Rumänien kein Thema der siebenbürgischen Kunst139. In den letzten Jahren jedoch erfährt er eine Renaissance im Bereich der Inszenierungskunst: So haben sich auf lokaler Ebene junge Menschen, zumeist Studenten, zu sogenannten Reenactment-Gruppen zusammengeschlossen, die historische Szenen des Mittelalters, wie Schlachten, nachstellen. Einige schlüpfen dabei auch in die Rolle der Deutschen Ritter, die Gruppe „Ordinul Cavalerii Cetăţii Negre“ [Der Orden der Ritter von der Schwarzburg] aus Zeiden widmet sich ihnen ausschließlich140. Aus Anlass des 800. Jahrestages der Verleihung des Burzenlandes an den Orden traten diese Gruppen bei mehreren Veranstaltungen auf. So richtete die Evang. Kirchengemeinde A. B. in Neustadt bei Kronstadt ein Fest aus, bei dem eine Schlacht des Ordens gegen die Kumanen nachgestellt wurde. Die Veranstaltung hatte einen pädagogischen Anspruch und sollte Kinder, Einheimische und Touristen ansprechen141. Hier zeigt sich, dass dem Deutschen Orden als Teil der lokalen und regionalen Geschichte heute wieder Interesse entgegengebracht wird und er – über die sächsische Bevölkerung hinaus – Identifikationspotenzial entfalten kann. 139

In der 1952 eingerichteten Dauerausstellung des Regionsmuseums im damals Stalinstadt genannten Kronstadt wurde die Deutschordensepisode im Burzenland zwar thematisiert, nun aber im Sinne kommunistischer Klassenkampf-Ideologie umgedeutet. So lautete eine Aufschrift: „Zur Niederdrückung der Aufstände der einheimischen Bauern, die sich gegen die immer drückendere Leibeigenschaft erhoben hatten, wurden die deutschen Ritter ins Land gerufen“ (zitiert nach Franz K i l l y e n : Fragen des Stalinstädter Regionsmuseums. In: Neuer Weg, Wochenbeilage Nr. 133, 26. Januar 1957); freundlicher Hinweis Thomas Ş i n d i l a r i u, Archiv der Honterusgemeinde Kronstadt. 140 Unter http://www.facebook.com/pages/Cavalerii-Cetatii-Negre/129378347151891? sk=info [letzter Zugriff: 23.08.2011]. 141 Unter http://procodlea.ro/cavalerii-cetatii-negre-au-participat-la-%E2%80%9Cba talia-de-la-cristian%E2%80%9D/ [letzter Zugriff: 23.08.2011].

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Summary The Teutonic Knights in the Visual Arts of Transylvania 1900-1944 This paper provides first an overview of the changes and various positions in the perception of the Teutonic Knights in the visual arts of Transylvania. The reception of the topic is almost only limited to the first half of the 20th century and to artifacts that were commissioned by Transylvania Saxons. The subject was consistently handled in genres with broad appeal, like printed graphics (book illustrations and applied art) as well as in works of art for public spaces (sculpture and murals). The Teutonic Knights were also the subject of the official policy on art, the fields of museums and exhibitions, as well as the festive culture. Against the backdrop of growing conflicts with the titular nation, the order’s art served to emphasize a tie between the Transylvania Saxons to the German “mother country” from the start; this tie was increasingly interpreted with ethnic German undertones to National Socialist overtones after World War I. In addition, some of the art projects embody regional (Burzenland Saxon) or local (cross-ethnic) concepts of identity.

Rezumat Ordinul cavalerilor teutoni în arta plastică din Transilvania 1900-1944 Lucrarea oferă mai întâi o prezentare a modificărilor și a diferitelor poziții survenite în abordarea Ordinului cavalerilor teutoni în arta plastică din Transilvania. Recepția tematicii se limitează aproape exclusiv la prima jumătate a secolului XX și la artefacte comandate de sașii din Transilvania. În general, subiectul a fost prelucrat în genuri, cum ar fi printurile (ilustrații de carte și grafică aplicată) precum și în lucrări de artă destinate spațiilor publice (sculpturi, picturi murale). Ordinul teuton a fost, de asemenea, obiectul politicii de artă, a activității muzeale și expoziționale precum și a culturii sărbătorilor. Arta ordinului a dorit de la început să sublinieze, pe fundalul conflictelor crescânde cu națiunea titulară, o legătură a sașilor din Transilvania cu „țara de baștină“ germană, pe când după Primul Război Mondial această legătură a fost

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interpretată din ce în ce mai mult ca etnicistă, iar apoi ca național-socialistă. În plus, unele dintre proiectele de artă întruchipează concepte de identitate regionale (săsești din Țara Bârsei) sau locale (supraetnice).

Összefoglalás A Német Lovagrend az erdélyi képzőművészetben 1900-1944 A tanulmány először áttekintést nyújt az erdélyi képzőművészetben végbement változásokról és a különböző álláspontokról, melyek a Német Lovagrendhez való viszonyulást jellemezték. A téma elfogadása színte kizárólag a 20. század első felére valamint olyan művészi alkotásokra korlátozódik, amelyeknek megrendelői erdélyi szászok voltak. A szüzsét általában széles köröknek szánt műfajokban, olyanokban mint a sokszorosító grafikában (könyvillusztrációk és alkalmazott grafika) valamint a nyilvános terek számára készült műtárgyakban (szobrok, falfestmények) dolgozták fel. Emelett a Német Lovagrend tárgya volt a művészeti politikának, a múzeumok és kiállítások lényének valamint az ünnepi kultúrának. Az elejétől fogva a rendi művészet célja az volt, hogy a névadó nemzettel elmélyülő ellentétek háttérben hangsúlyozza az erdélyi szászok kötődését a német „anyaországhoz“, míg ez a kötődés az első világháború után mind inkább etnicistaként majd nemzetiszocialistaként lett értelmezve. Ezen kívül egyes művészeti projektek regionális (barcasági-szász) vagy helyi (etnikum feletti) identitáskoncepciókat testesítenek meg.

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MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER

Dr. Viorel A c h i m , Institut für Geschichte „Nicolae Iorga“ der Rumänischen Akademie, Bukarest / Bucureşti Dr. Petre B e ş l i u M u n t e a n u , Brukenthal-Museum, Hermannstadt / Sibiu Prof. Dr. Virgil C i o c î l t a n , Institut für Geschichte „Nicolae Iorga“ der Rumänischen Akademie, Bukarest / Bucureşti Prof. Dr. Márta F o n t , Lehrstuhl für Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, Universität Fünfkirchen / Pécs Hon.-Prof. Dr. Konrad G ü n d i s c h , Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa an der Carl von Ossietzky Universität, Oldenburg Dr. Timo H a g e n , Heidelberg Dr. Radu H e i t e l † Dr. Adrian I o n i ţ ă , Institut für Archäologie „Vasile Pârvan“ der Rumänischen Akademie, Bukarest / Bucureşti Dr. Daniela M a r c u I s t r a t e , Kronstadt / Braşov Florin M o ţ e i , Kreismuseum für Geschichte, Kronstadt / Braşov Dr. Claudiu M u n t e a n u , Brukenthal-Museum, Hermannstadt / Sibiu Prof. Dr. Paul N i e d e r m a i e r , Institut für Geisteswissenschaften der Rumänischen Akademie, Hermannstadt / Sibiu Prof. em. Dr. Şerban P a p a c o s t e a , Rumänische Akademie, Bukarest / Bucureşti Dr. Harald R o t h , Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam Dr. Adrian Andrei Rusu, Institut für Archäologie und Kunstgeschichte der Rumänischen Akademie, Klausenburg / Cluj-Napoca Prof. Dr. Thomas W ü n s c h , Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Osteuropas und seiner Kulturen, Universität Passau Prof. em. Dr. Dr. Dr. h.c. mult. Harald Z i m m e r m a n n , Universität Tübingen

4. KORREKTUR

REGISTER Namen aus bibliographischen Angaben wurden nicht erfasst.

Abkürzungen Bf. d. D. Dyn. fr. f. Fl. Ft. Gf. Hg. Hl. it. Kg. Ks. l. p. r. ru. s. S. sb. sk. sl. T. ts. u. v.

Bischof der, des, die Distrikt Dynastie französisch folgende Fluss Fürst Graf Herzog Heilige/r italienisch König Kaiser lateinisch (bzw. Sprache des Originals) polnisch rumänisch russisch siehe Sohn serbisch slowakisch slowenisch Tochter tschechisch ungarisch von

4. KORREKTUR

264

Personenregister

Personenregister Abraham, Władysław 46 Adalbert v. Prag 25 Agafja, Tochter Svjatoslavs 52 Albert v. Böhmen 23 Aleksić, Marko 157f. Alexander d. Gute (Alexandru cel Bun) 155 Alexander, Bojar 51 Andechs-Meranien, Dyn. 41, 45f., 219 Andreas (András) II. 7, 32-36, 40-57, 93, 95, 110, 132, 181, 185, 200, 203-209, 217, 219, 240 Andreas, S. v. Andreas II. 53 Angelescu, Mariana 139 Angelos s. Isakios Angevinen (Anjou), Dyn. 37, 161f., 179f. Anna v. Antiochien 45, 47 Anna, Kg.in 166 Anna, Witwe v. Roman Mstislavič 46 Arnold, Bauherr 251 Arnold, Udo 202 Asen s. Ivan Asseniden 33 Babenberger, Dyn. 41 Bartholomäus v. Anagni 207 Bartholomäus v. Laon 103 Batory (Báthory), Stefan 26 Beatrix dell’Este 46 Bedeus v. Scharberg, Josef 213, 215 Beer, Ignatz 213f. Béla II. d. Blinde 43 Béla III. 44f., 48, 56f., 108f., 121-123, 125f., 128, 144 Béla IV. 49, 51, 53f., 80, 94, 108, 115, 125f., 128, 132, 144, 207 Beloš 44 Benedek 51 Berend, Nora 40

Berthold IV. v. Andechs-Meranien, Markgf. 41 Berthold v. Andechs-Meranien, Erzbf. 219 Bialy s. Leszek Binder, R. 216 Bismarck, Otto v. 233 Blumenau, Laurentius 20 Boege, Ernst Richard 246f., 249-252, 256 Bolesław Chrobry 25 Bóna, István 85 Boockmann, Hartmut 15 Boril, Zar 43 Brancović, Georg 183 Brukenthal, Samuel v. 198, 248 Bruni, Leonardo 12 Chảtillon s. Reginald Corona, Hl. 101f. Dąbrowski, Dariusz 46 Dan II. 183 Daniil, S. v. Roman Mstislavič 46, 48, 50-54 Dietrich s. Theoderich Dionysios (Dénes) 51, 54 Długosz, Jan 25f., 166-172, 174-176 Domingo (Dominikus) 31 Dünnbein s. Władysław Laskonogy Edirne s. Adrianopel Elisabeth v. Thüringen 217 Emmerich (Imre) 47 Entz, Géza 129 Ernst, Hg. 162 Este, Fam. 46 Euphrosyne 44f. Fabini, Hermann 135 Fabritius, Fritz 233f. Falkenberg, Johannes 15, 24f.

4. KORREKTUR

Personenregister

Ferch, Franz 240f. Ferdinand, Kg. 22 File, Ban 51 Filtsch, Johann 197 Fischer, Emil 224f. Fredericus, Abt 117 Friedrich II. 41, 89 Friedrich, Hg. 162 Fulkun, Sachse 105 Gábory, Künstler 213 Gáldi (Göbl), László 201 Geibig, Alfred 157 Gertrud v. Andechs-Meranien 41, 219 Géza II. 43f., 109f., 121-123 Géza, Hg. 45 Glück, Eugen 177 Göllner, Carl 202 Gött, Johann 199 Gregor IX. 35f. Grzymislava, T. v. Ingvar 52 Guggenberger, Hans 241f. Gündisch, Konrad 202, 204 Gust, Heinrich 231 Gyárfás, István Tihamér 229, 254 Haţegan, Ion 177 Hedwig s. Jadwiga Hege, Walter 238f. Heimpel, Hermann 202 Heinrich v. Plauen 168f. Heinrich, Ks. v. Konstantinopel 31 Heitel, Radu 108, 125, 130f., 133-136, 141f., 145, 147f., 151 Herfurth, Franz 232 Hermann v. Salza 16, 79, 206f., 221, 240-242 Herodot 200 Hitler, Adolf 245, 248 Honorius III. 33-35, 43, 200, 206 Honterus, Johannes 218 Hruševski, Mihail 46

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Hunyaden 186 Hunyadi, Johannes 186 Igorevič s. Roman Igorevič, Dyn. 49 Iliescu, Octavian 125 Ingvar Jaroslavič 52 Innozenz III. 31 Ionescu, Grigore 127 Ioniţă, Adrian 71f. Isakios Angelos 47 Isjaslav 44 Istrate, Angel 150 Istrien 41 Ivan Asen II., Zar 43 Jadwiga (Hedwig), Kg.in 18, 26 Jagiełło s. Władysław Jagiełło Jagiellończyk s. Kazimierz IV. Jagiellonen 24f. Jaroslav Osmonysl 53 Jaroslavič s. Ingvar Jekelius, Erich 239-241, 256 Joachim, comes 32 Joachim, Erich 167, 177 Johann v. Posilge 14, 18f., 25 Jolantha v. Courtenay 46 Joseph II. 58, 70f., 75-78, 197 Jost v. Mähren 163 Juliana 18 Julianus 37 Kálnoki, Fam. 105 Kalojan 43 Kamner, Michael (Misch) 252 Karschau, Johann 160 Kazimierz IV. Jagiellończyk 22 Killyen, Franz 74 Kimm, Fritz 228, 233-239, 241f., 256 Klein, Karl Kurt 203 Klein, Konrad 211, 233f., 243 Klusch, Horst 202

4. KORREKTUR

266

Personenregister

Koloman (Kálmán) d. Bücherfreund 43, 48, 55-57 Koloman, S. v. Andreas II. 50f., 53, 55 Komnenen, Dyn. 45 Konrad v. Jungingen 18, 181 Konrad v. Masowien 7 Konrad Wallenrod 26 Konrad, Ft. 52 Konrad, S. v. Leszek 53 Konstanze v. Antiochien 47 Kroner, Michael 202 Kropidlo, Jan 18 Ladislaus d. Hl. 43, 48, 190 Ladislaus IV. d. Kumane 117, 120 Lamb, Hubert 59 Langbehn, Julius 238 Lani-Wayda, Hermann 215 Lászlóvszky, József 81 Lazarević s. Stefan Lazarević, Stefan 183 Lelewel, Joachim 26 Leopold VI. 41 Lépes, Lorand 182 Leszek Bialy (d. Weiße) 41f., 48-54 Liezen-Mayers, Alexander 217 Łokietek s. Władysław Ludwig I., d. Große, v. Anjou 37, 161f. Ludwig II. v. Bayern 89 Ludwig v. Thüringen 217 Luther, Martin 20 Manuel Komnenos 47 Marcu Istrate, Daniela 125, 130f. Marczali, Emmerich 181f. Margarethe, Ks.in 47 Maria v. Antiochien 47 Marienburg, Georg Friedrich 198, 233, 253 Matejko, Jan 25, 27 May, Walter 242, 244

Meinhard 222-224 Meschendörfer, Adolf 196, 227, 255 Michael, Ft. 193 Mickiewicz, Adam 26f. Miess, Friedrich 206, 218-223, 237, 254f. Mieszko Stary, d. Alte 41 Mircea d. Alte (cel Bătrân) 162, 180, 189 Morres, Wilhelm 206, 218, 221f., 254f. Mstislav Mstislavič 53 Mstislav Mstislavič Udatnyj (d. Verbannte) 49-54 Mstislavič s. Roman Müller-Langenthal, Friedrich 201 Muşat s. Peter Nägler, Thomas 66, 200, 202, 205 Nemanjić s. Stefan Nemoianu, Alexandru 177 Neugeboren, Karl 199 Niedermaier, Paul 104 Nikolaus v. Redwitz 173, 178, 182, 185-190 Nikolaus, S. v. Simons 120 Nussbächer, Gernot 104 Oakeshott, Ewart 155, 158 Ordeanu Maria 217 Orendt, Ludwig 213 Osmonysl s. Jaroslav Otakar s. Ottokar Otto II. 25 Ottokar I. (Otakar Přemysl) 41 Pasuto, Wladimir 49 Paul v. Rusdorf 173, 182, 185f. Paweł Włodkowic s. Wladimiri Pempflinger, Markus 218 Perfecky, George 46 Peter I. Muşat 161 Peter v. Dusburg 19, 204

4. KORREKTUR

Personenregister

Philipp II. August 89 Philippi, Friedrich 199f., 229 Phleps, Hermann 126 Pierre v. Courtenay, Ks. 46 Pinder, Wilhelm 238f. Pinter, Zeno Karl 154f., 158f. Pipo s. Scolari Popa, Klaus 129 Popa, Radu 71, 85, 116, 129 Postăvaru, Iosefina 132 Přemysl s. Ottokar Reginald Chảtillon 57 Reinerth, Karl 102 Rembrandt 238 Roman Igorevič, Ft. 51 Roman Mstislavič 42, 46f. Rostislavič s. Rurik Roth, Harald 218 Roth, Stephan Ludwig 218, 248 Roth, Victor 126 Rottmann, Rudi 234 Rudolf v. Kryburg 181 Rurik Rostislavič 47 Rurikiden, Dyn. 49, 52 Ruttkay, Alexander 155 Salomea, Tochter v. Leszek 50f. Salontai, Sanda 136 Salutati, Coluccio 11 Sander, Thomas 251 Schachl, Wolfgang 232 Scherg, Georg 198 Şchiopul, Iosif 201 Schlick, Caspar 173 Schlözer, August Ludwig v. 7, 197, 200, 202, 205, 207-209, 224 Schmidt, Andreas 241 Schmidts, Wilhelm 229, 231 Schnell, Karl Ernst 228-230, 254 Schopenhauer, Arthur 21, 26f. Schuller, Friedrich 204 Schuller, Johann Karl 198-200

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Schullerus, Fritz 217 Schullerus, Trude 242 Schunn, Wilhelm 234 Scolari, Filippo (Pipo v. Ozora) 181f. Sigismund v. Luxemburg 8, 14f., 2024, 28f., 160-191, 193-196 Slătineanu, Sammler 154 Sluyterman van Langeweyde, Georg 245f. Soós, Zoltán 81 Stanislaus v. Skalbmierz 14, 16, 26 Stary s. Mieszko Stauss, Karl 216 Stefan Lazarević 183 Stefan Nemanjić 43 Stephan I. d. Hl. 149, 220 Stephan III. 45, 109 Stephan V. 115 Stryjkowski, Maciej 26 Svjatoslav Igorevič, Ft. 53 Szajnocha, Karol 26f. Szaraniewicz, Isidor 46 Szűcs, Jenő 40 Teel, Gräf 94 Teodoru, Horia 127 Teutsch, Georg Daniel 200f., 224 Thallóczi, Frank 186 Theoderich (Dietrich, Theodericus, Theodoricus, Dietrich) 36, 222 Thör, Richard 228 Thudt, Anneliese 72 Torbus, Tomasz 2112f. Udatnyj s. Mstislav Uroš, Großžupan 43 Vasilko, Sohn v. Roman Mstislavič 46, 50 Vătăşianu, Virgil 127, 129, 145 Vojtovič, Leontij 46 Wachner, Heinrich 60

4. KORREKTUR

268

Ortsregister

Wallenrod s. Konrad Weiss, Helfried 243-245 Weiss, Michael 218 Wellers, R. E. 155 Wigand v. Marburg 14, 19 Wilmkowsky, Frh. v. 252 Wippermann, Wolfgang 13 Witold 23 Wittstock, Oskar 201 Wladimir 44f. Wladimiri, Paulus (Paweł Włodkowic) 14-19, 25f.

Władysław Jagiełło 18, 161, 163-168, 171-174 Władysław Laskonogy (Dünnbein) 41 Władysław Łokietek 11, 14f., 28f. Włodarski, Branisław 46 Ziegler, Ágnes 236, 246f. Zimmermann, Harald 7-9, 58, 212, 219, 224

Ortsregister Aachen 102 Adelsboden (Komitate) 64, 94, 104, 181, 183f.; s. auch Weißenburger Komitat Adria 161 Adrianopel (t. Edirne) 31 Akkon 202, 205 Alba Iulia s. Weißenburg Almagen s. Halmagen Almasch (r. Almaş, u. Almás), D. 185f. Alsókomána s. Unterkumanen Alsószombatfalva s. Untermühlendorf Alt (r. Olt, u. Alt) 8, 36, 60f., 63, 66, 68-70, 76, 85, 101, 108, 111, 117, 179, 192f., 205, 228 Alte Schanze 63, 76 Altland (r. Ţara Oltului) 200 Altschanzpass (r. Pasul Predeluş) 64, 76 Anagni 117, 207 Antiochien 45, 47 Apácai-erdő s. Geister Wald Aranyosbánya s. Offenburg Ardeal s. Siebenbürgen Argisch (r. Argeş, Curtea de Argeş) 23, 192

Asien 37 Asowsches Meer 37 Äußere Schanze 76 Avrig s. Freck Baciu, Bácsfalu s. Batschendorf Baia de Arieş s. Offenburg Balga (p. Bałga, ru. Bal’ga) 90 Balkan (Balkanhalbinsel) 23, 30, 44 Banat, Banschaft v. Severin s. Severin Baraolt (l. Boralt, u. Borát) 110, 117 Barasu s. Kronstadt Barca s. Burzen Barcarozsnyó s. Rosenau Barcaság s. Burzenland Barcaszentpéter s. Petersberg Barcaújfalu s. Neudorf Bârsa Fierului 61f., 64 Bârsa Groşetului 62, 64 Bârsa s. Burzen Bartholomä (r. Bartolomeu, u. Berthalom) 66-68, 70-72, 74f., 100f., 103f., 117, 229 Basel 12, 160, 174 Batschendorf (r. Baciu, u. Bácsfalu) 120 Bayern 89, 169

4. KORREKTUR

Ortsregister

Belgrad (sb. Beograd) 181f. Bereg 54 Berlin 174, 238, 252 Berzovia (u. Zsidovin), D. 185 Bierzgłowo s. Birgelau Birgelau (p. Bierzgłowo) 90 Bistritz (d. auch Nösen, r. Bistriţa, u. Beszterce) 72, 191 Blacorum, terra 62f., 66, 69, 76 Bod s. Brenndorf Bodeln (r. Budila, u. Bodola) 64, 82, 120 Bodola s. Bodeln Bodzai-szoros s. Bosau Böhmen 22f., 41, 174, 190 Boiţa s. Ochsendorf Borberek s. Burgberg Boroskrakkó s. Krakau Boroszló s. Breslau Borza s. Burzenland Bosauer Pass (r. Pasul Buzăului, u. Bodzai-szoros) 111, 114 Bosnien 157, 183 Botfalu s. Brenndorf Bözsörmény 40 Bran s. Törzburg Brandenburg 90 Braschowiaburg s. Brassoviaburg Braşov s. Kronstadt Brassó s. Kronstadt Brassoviaburg (Braschowiaburg) 88, 94, 142, 196, 222 Breaza (u. Breáza) 192 Bremen 216 Brenndorf (r. Bod, u. Botfalu) 66, 68, 72, 118, 240 Breslau (p. Wrocław, u. Boroszló) 171, 174-176 Brodnica s. Strasburg Brodnici (Prodnici), Grenzen d. 32 Broos (l. Waras, r. Orăştie, u. Szászváros) 110, 117, 191f.

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Broos (r. Orăştie, u. Szászváros) 110, 117, 191f. Brudzenia 16 Brünn (ts. Brno) 157 Buda s. Ofen Budapest 125, 196, 201, 217 Budila s. Bodeln Bulgarien (Bulgarisches Reich, Zarat) 30-32, 38f., 43f., 70, 120, 156f., 242 Burgberg (r. Vurpăr, u. Borberek) 154 Burzen (r. Bârsa, u. Barca), Fl. 60-62, 65, 67, 207; s. auch Bârsa Fierului, Groşetului Burzenland (r. Ţara Bârsei, u. Barcaság, l. terra Borza) 7-9, 22, 27, 31f., 34, 36, 58-103, 106-123, 126129, 144, 149f., 154, 181f., 191, 196f., 199-210, 213, 217-224, 226f., 229, 231-237, 239-243, 245, 251, 253-259 Buzău, Burg s. Tabla Buţii Buzău s. Bosau Byzantinisches Reich (Byzanz) 23, 30, 43, 46f., 112, 208 Byzanz s. Konstantinopel Câineni 192 Calea Saşilor s. Sachsenweg Câmpulung Muscel s. Langenau Caransebeş s. Karansebesch Caraş s. Karasch Caraşova s. Karaschowa Carpaţi s. Karpaten Carpaţii Orientali s. Ostkarpaten Cârţa s. Kerz Castrum munitissimum 79 Cernatu s. Zernendorf Černigov 50 Cetăţuia s. Schlossberg Chełmno s. Kulm China 59

4. KORREKTUR

270

Ortsregister

Cibin s. Zibin Cisnădie s. Heltau Clocotici 193 Cluj [-Napoca] s. Klausenburg Cód s. Zoodt Codlea s. Zeiden Comana de Jos s. Unterkumanen Comiat (u. Temeskomját), D. Corona s. Kronstadt Courtenay 46 Crăciuna 82 Cricău s. Krakau Cristian s. Neustadt Crizbav s. Krebsbach 76 Cruceburg s. Kreuzburg Csernátfalu s. Zernendorf Cucuiş (u. Kukuis) 192 Cumani s. Kumanen Curtea de Argeş s. Argisch Cypern 22

Draas (l. Daraus, r. Drăuşeni, u. Homoródaróc) 110f., 141, 146f., 150 Drobeta Turnu Severin s. Severin Dumbrăviţa s. Schnakendorf Duna s. Donau Dunărea s. Donau Dusburg 19, 204

Dänemark 90 Deutsch-Eylau (p. Iława) 19 Deutschland 8, 90, 129, 157, 198, 200f., 223, 228, 243, 254-256; s. auch Römisch-Deutsches Reich Deutsch-Weißkirch (r. Viscri, u. Szászfehéregyháza) 142, 147, 150 Dežela Kranjska s. Krain Dnjepr 36 Dnjestr 36, 47, 161 Dobriner Land 17 Donau (r. Dunărea, u. Duna) 7, 22, 31f., 36, 38, 62, 64, 93, 95, 160, 162, 165, 172-176, 178-187, 189, 194f., 207f. Donaufürstentümer 23, 37, 166; s. auch Moldau, Walachei Donaumonarchie 214; s. auch Österreich Donauraum 188, 194, 201 Două Scaune s. Zwei Stühle

Fekete tenger s. Schwarzes Meer Feketehalom s. Zeiden Feketeügy s. Schwarzbach Feldioara s. Marienburg am Alt Felek s. Freck Felsőpián s. Rumänisch-Pien Florenz (it. Firenze) 11 Focşani 82 Fogarasch (r. Făgăraş, u. Fogaras) 180 Földvár s. Marienburg am Alt Frankreich 89, 196, 257 Freck (r. Avrig, u. Felek) 66 Friedeck-Briesen (p. Wombrzezno) 90 Fürstenburg (r. Hăghig, u. Hidvég) 112

Egresch (r. Igriş, u. Egres) 8, 126 Eisenmarkt (r. Hunedoara, u. Vajdahunyad) 154 Eisernes Tor (r. Porţile de Fier) 22, 180, 182f. Elbing (p. Elbląg) 90 Engelsberg (p. Pokrzywno) 90 Erdély s. Siebenbürgen Esztergom s. Gran Europa 8, 21, 23f., 35, 40f., 58, 89, 102, 107, 132, 155, 157, 240, 243, 246

Galizien s. Halič Galt (r. Ungra, u. Ugra) 60, 63, 66, 111f. Gârbova s. Urwegen

4. KORREKTUR

Ortsregister

Geister Wald (r. Munţii Pădurea Bogăţii, u. Apáczai-erdő) 108, 111 Genune 192 Gespreng, Bach 73; Berg 71, 74, 229, 255 Giurgiu 183 Goldene Horde, Khanat 37f., 161 Golubac 183, 187-189 Göttingen 197, 201f., 204, 208f. Gran (u. Esztergom) 35f. Granada 228 Graudenz (p. Grudziądz) 90 Griden 154 Gronkowo s. Grunenberg Groß-Polen (l. Polonia maior, p. Wielkopolska) 41 Großschenk 74 Großwardein (Wardein, r. Oradea, u. Nagyvárad) 8, 103 Grudziądz s. Graudenz Grunenberg (p. Gronkowo) 90 Guşteriţa s. Hammersdorf Győr s. Raab Gyulafehérvár s. Weißenburg Hăghig s. Fürstenburg Haifa 206 Haithabu 157 Hălchiu s. Heldsdorf Halič (Galizien, r. Halici, u. Halics, l. Galitia, Galicia) 42, 45f., 49-57 Halič-Wolhynien 42, 44, 46-48, 50, 52 Halmagen (l. Almagen, r. Hălmeag, u. Halmágy) 60, 62, 111, 149 Hammersdorf (r. Guşteriţa, u. Szenterzsébet) 216 Hamruden (r. Homorod, u. Homoród) 108 Hărman s. Honigberg Hatzeg (r. Haţeg, u. Hátszeg) 191f. Havasalföld s. Walachei

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Heiliges Land 30-33, 45, 47, 80, 89, 92, 95, 237; s. auch Palästina Heiliges Römisches Reich (Deutscher Nation) s. Römisch-Deutsches Reich Heldenburg (r. Cetatea Cirzbav, u. Krizba-vár) Heldsdorf (r. Hălchiu, u. Höltövény) 60, 66f., 71, 73, 118 Heltau (r. Cisnădie, u. Nagydisznód) 193 Hermannstadt (r. Sibiu, u. Nagyszeben) 8, 71, 103, 117, 147, 154f., 189-195, 197-199, 203f., 210, 213217, 228, 230, 233f., 242 Herzegowina 157 Hét Székek s. Sieben Stühle Hétfalu s. Sieben Dörfer Hidvég s. Fürstenburg Hoghiz s. Warmwasser Holbach (r. Holbav, u. Holbák) 70 Höltövény s. Heldsdorf Homorod s. Hamruden Homorod-Bach (r. Homorod, u. Homoród) 60, 67 Honigberg (r. Hărman, u. Szászhermány) 59, 64, 66, 68, 72, 107f., 118, 121-123 Hosszúfalu s. Langendorf Hunedoara s. Eisenmarkt Hungaria Magna 37 Iconium, Sultanat 36 Igriş s. Egresch Iława s. Deutsch-Eylau Ilidia (u. Illyéd), D. 185 Innere Schanze 63 Istanbul s. Konstantinopel Italien 11, 46, 89, 219 Jerusalem 22, 31, 205f. Jugoslawien 242

4. KORREKTUR

272

Ortsregister

Kaliningrad s. Königsberg Karansebesch (r. Caransebeş, u. Karánsebes) 186; D. 185 Karasch (r. Caraş, u. Krassó) 180f. Karaschowa (r. Caraşova, u. Krassóva), D. 185 Karlsburg s. Weißenburg Kärnten 41 Karpaten (r. Carpaţi, u. Kárpátok) 34, 37, 43, 64, 68, 85, 94, 120, 179, 194f., 203f., 207 Karpatenbogen (r. Curbura Carpaţilor) 38, 79, 120, 202 Karpatenraum 7, 161, 181, 194 Kárpátok s. Karpaten Kaschau (sk. Košice, u. Kassa) 8, 169, 171 Käsmark (sk. Kežmarok, u. Kesmarok) 8 Kassa s. Kaschau Kastilien 31 Kerc s. Kerz Keresztényfalva s. Neustadt Keresztvár s. Kreuzburg Kerz (r. Cârţa, u. Kerc) 8, 60, 103f., 126-129, 132f., 141, 144f., 150, 215f. Kesmarok s. Käsmark Két Székek s. Zwei Stühle Kežmarok s. Käsmark Kiewer Rus‘ 42, 44, 47f., 52 Királyföld s. Königsboden Klausenburg (r. Cluj [-Napoca], u. Kolozsvár) 8, 191, 201 Kleinasien 36 Kleine Walachei s. Walachei, Kleine Klein-Polen (l. Polonia Minor, p. Małopolska) 41f., 48f., 52 Kőhalom s. Reps Kokel (r. Târnava, u. Küküllő), Fl. 198 Kolozsvár s. Klausenburg Komárno, Komárom s. Komorn

Komitate s. Adelsboden Komorn (sk. Komárno, u. Komárom) 154, 156 Königsberg (r. Kaliningrad) 90, 163, 170, 199 Königsboden (Sachsenland, r. Pământul Crăiesc, u. Királyföld) 61-65, 73, 111, 197f., 225 Konstantinopel (Byzanz, t. Istanbul) 7, 30f., 33, 43-46, 100, 157, 196, 208; s. auch Lateinisches Kaiserreich Konstanz, Konzil v. 15, 17, 21f., 25f., 168, 171, 173 Košice s. Kaschau Krain (sl. Dežela Kranjska) 41 Krakau (p. Kraków) 8, 13, 15f., 20, 41, 48, 52f., 164, 166 Krakau (r. Cricău, u. Boroskrakkó) 147 Kraków s. Krakau Krassó s. Karasch Krassóva s. Caraşova Krebsbach (r. Crizbav, u. Krizba) 67, 76, 108, 118 s. auch Heldenburg Kreuzburg (l. Cruceburg, u. Keresztvár) 64f., 76, 80, 82, 85, 88, 84-97, 114, 118 s. auch Thell Krewo (Kréva), 23f., 161 Krim 36 Krizba s. Krebsbach Kroatien 43, 102, 157 Kronen s. Kronstadt Kronstadt (d. auch Kronen, l. Barasu, Corona, r. Braşov, u. Brassó) 8, 23, 37, 58, 60-62, 64-75, 77-79, 85f., 94f., 99-106, 117, 120, 127, 154, 158f., 180, 196-200, 206, 210f., 213f., 218, 222-224, 226-234, 236f., 240, 242-250, 252, 254-257; D. 121 Kryburg 181 Kujawien 17f.

4. KORREKTUR

Ortsregister

Kukuis s. Cucuiş Küküllő s. Kokel Kulm (p. Chełmno) 8 Kumanenbistum (l. episcopatus Cumanorum) 35f.; s. auch Milkow Kumanien (l. Cumania) 43 Kumanien 7, 32f., 35-37 Kwidzyn s. Marienwerder Langenau (r. Câmpulung Muscel) 192 Langendorf (r. Satulung, u. Hosszúfalu) 120 Laon 103 Lateinisches Ks.reich v. Konstantinopel 7, 30-33, 46, 100, 120 Lempesch, Hügel (r. Dealul Lempeş, u. Lempes) 107, 121f. Leschkirch (r. Nocrih, u. Újegyház) 71 Leutschau (sk. Levoča, u. Löcse) 8 Levoča s. Leutschau Litauen 13, 15, 18, 22-24, 91, 161, 164, 168f., 173; s. auch Polen-Litauen Ljubljanita 156 Lochstädt (r. Pawlowo) 90, 170 Löcse s. Leutschau Lotrioara, Fl. 193 Lovişte, Senke (r. Ţara Loviştei) 192 Lublau (sk. Stará Ľubovňa, u. Ólubló) 165-172, 174-176 Łuck s. Luzk Lugosch (r. Lugoj, u. Lugos) 186; D. 185 Luzk (p. Łuck) 52, 182 Măgura Codlei s. Zeidner Berg Mähren 163 Măieruş s. Nussbach Malbork s. Marienburg an der Nogat Małopolska s. Klein-Polen Marburg/Lahn 14, 19, 74

273

Mărcuş s. Markesdorf Marea Neagră s. Schwarzes Meer Marienburg am Alt (r. Feldioara, u. Földvár) 8, 58-61, 66-69, 71-78, 81, 83-86, 88-96, 100, 121f., 125, 129, 149f., 205f., 211, 253 Marienburg an der Nogat (p. Malbork) 8, 170, 253 Marienwerder (p. Kwidzyn) 8, 90 Markesdorf (r. Mărcuş, u. Márkos) 64, 82 Martinsberg 67, 71, 74f., 100 Masowien 7, 12, 47f., 52 Mazedonien 157 Mediasch (r. Mediaş, u. Medgyes) 147 Mehadia (u. Mehádia), D. 179f., 185 Merseburg 232 Micloşoara (l. indagines Nicolai?, u. Miklosvár) 60f., 63, 111 Milkow (r. Milcov), Bistum 37; s. auch Kumanenbistum Miskolc 201 Mitteleuropa 12, 55, 58, 161, 246 Moldau (r. Moldova, u. Moldva) 7, 37, 68, 80-82, 161f., 164-167, 172, 174f.; s. auch Donaufürstentümer Moldova s. Moldau Moldva s. Moldau Montenegro 157 Montfort 88, 206 Mühlbach (r. Sebeş Alba, u. Szászsebes) 147 Mühlbach (r. Sebeş, u. Sebes), Fl. 193 Mühlenberg 75 München 40, 213, 217f., 229 Nagydisznód s. Heltau Nagyszeben s. Hermannstadt Nagyvárad s. Großwardein Nationsuniversität, Sächsische (r. Universitatea Săsească) 61, 99,

4. KORREKTUR

274

Ortsregister

191; s. auch Sachsenland, Sieben und Zwei Stühle Naumburg 238, 252 Negru, Râul s. Schwarzbach Neudorf (r. Satu Nou, u. Barcaújfalu) 67, 69 Neugraben 60 Neustadt (r. Cristian, u. Keresztényfalva) 66-68, 73, 118, 231-234, 244, 255, 257 Neustadt b. Kronstadt (r. Cristian, u. Keresztényfalva) 231f. Nicolai indagines s. Micloşoara Niederösterreich 207 Nikaia 43 Nikolaus, Burg d. 60; s. auch Micloşoara Nikopolis 160 Nocrih s. Leschkirch Noilgiant, castrum 111 Nordpontische Steppe 31, 36 Nösen, s. Bistritz Novgorod 22, 49 Nürnberg 252 Nussbach (r. Măieruş, u. Szászmagyaros) 66-68, 118 Ochsendorf (r. Boiţa, u. Bojca) 192 Ofen (u. Buda) 162, 168-170 Offenburg (r. Baia de Arieş, u. Aranyosbánya) 183f. Olahtelky s. Tohan Oldenburg 8 Olt s. Alt Oltenia s. Walachei, Kleine Olthéviz s. Warmwasser Oltszakadát s. Sakadat Ólubló s. Lublau Ontario 157 Oradea s. Großwardein Orăştie s. Broos Orlat (u. Orlát) 192; -Bach 193 Orschowa (r. Orşova, u. Orsova) 22, 181

Orşova s. Orschowa Ósebeshely s. Schebeschel Osmanisches Reich (Osmanen-, Türkenabwehr, -angriffe) 8, 12, 15, 21-23, 38, 74, 160, 162, 165, 172175, 178, 180-183, 185f., 189-196 Österreich 41, 162; s. auch Donaumonarchie Osteuropa 30, 37-57, 161 Ostkarpaten (r. Carpaţii Orientali, u. Keleti-Kárpátok) 31, 35, 161 Ostmitteleuropa 40 Ostpreußen 7, 90, 240 Ostsee 89, 93, 95, 161 Ótohán s. Tohan Pădurea Bogăţii s. Geister Wald Palästina 33, 100, 196f., 202, 206; s. auch Heiliges Land Pământul Crăiesc s. Königsboden Pământul Secuiesc s. Szekler Land Pasul Boncuţa s. Tatarenpass Pasul Perşani s. Perschaner Pass Pasul Predeluş s. Altschanzpass Pawlowo s. Lochstädt Peremyšl 49, 51-54 Perschaner Pass (r. Pasul Perşani, u. Persányi-hágó) 67-70, 111 Petersberg (r. Sânpetru, u. Barcaszentpéter) 59, 66, 68, 71f., 74, 107f., 118, 121-123, 152, 154, 157 Pfaffenschanze 63, 76 Pianu de Sus s. Rumänisch-Pien Piatra Roşie 192 Pisa 12 Podgorica (Titograd) 154 Podul Dâmboviţei 65 Poiana Mărului 60, 67, 69 Pokrzywno s. Engelsberg Polen 12-29, 37, 46, 48, 51-53, 90, 114, 157, 161-169, 171-174, 212, 233, 256; s. auch Polen-Litauen Polen-Litauen (polnisch-litauische Union) 12f., 22, 24-26, 161, 163f.

4. KORREKTUR

Ortsregister

Polonia maior s. Groß-Polen Polonia Minor s. Klein-Polen Pommerellen 12, 19 Pommern 95-98 Porţile de Fier s. Eisernes Tor Posen (p. Poznań) 233 Posilge 14, 18f., 25 Powiat Grudziądzki s. Roggenhausen Poznań s. Posen Prag (tsch. Praha) 157, 160, 246 Prázsmár s. Tartlau Predeal 65 Prejmer s. Tartlau Prémontré 103 Preußen (l. Prussia) 7, 12, 16f., 19f., 22, 24, 80, 86f., 89f., 100, 166f., 170, 173, 178, 185, 196, 202, 204, 213, 237, 242, 254 Prussia s. Preußen Purkeretz (r. Purcăreni, u. Pürkerec) 64 Raab (u. Győr) 217 Radeln (r. Roadeş, u. Rádos) 108 Rádos s. Radeln Radzyń Chełmiński s. Rehden Răşinari s. Reschinar Râşnov s. Rosenau Rattenberg 100 Redwitz a. d. Radach 173, 178, 182, 184-190 Regensburg 40 Reghin s. Sächsisch-Regen Rehden (p. Radzyń Chełmiński) 90, 181 Reps (r. Rupea, u. Kőhalom) 68, 108, 117, 142, 200, 244 Reschinar (r. Răşinari, u. Resinár) 192 Resinár s. Reschinar Rhein 219, 223 Rheinland 148, 219, 222

275

Roadeş s. Radeln Roggenhausen (p. Powiat Grudziądzki) 90 Rom (it. Roma) 31, 34f., 42, 197, 204, 207f. România, Románia s. Rumänien Römisch-Deutsches Reich (römischdeutscher König/Kaiser, Heiliges Römisches Reich [Deutscher Nation]) 12, 22, 24, 41, 90, 163, 167f., 175, 185; s. auch Deutschland Rosenau (r. Râşnov, u. Barcarozsnyó) 66-69, 71-75, 77, 118, 206 Rotbach (r. Rotbav, u. Szászveresmart) 66-68, 72, 118 Roter Turm (r. Turnu Roşu, u. Verestorony) 192 Rotrussland 161 Rucăr, Burg 76 Rumänien (r. România, u. Románia) 8, 79, 154, 157, 202, 216, 228, 241245, 247, 256f. Rumänisch-Pien (r. Pianu de Sus, u. Felsőpián) 192 Rupea s. Reps Rus‘ s. Kiewer Rus’ Rusdorf 173, 182, 185f. Russland 26 Ruthenen, Gebiet d. 22 Sabac 154 Săcădate s. Sakadat Săcele s. Sieben Dörfer Sachsenland s. Königsboden Sachsenweg (r. Calea Saşilor) 70, 108 Sächsisch-Regen (r. Reghin, u. Szászrégén) 201 Sadu s. Zoodt Sakadat (r. Săcădate, u. Oltszakadát) 66 Salza 16, 79, 206f., 221, 240-242 Salzburg (r. Ocna Sibiului, u. Vízakna) 71

4. KORREKTUR

276

Ortsregister

Sâmbăta s. Untermühlendorf Samogitien (Žemaiten) 24 Sanok 46, 51 Sânpetru s. Petersberg Şapte Scaune s. Sieben Stühle Sárkány s. Schirkanyen Săsciori (u. Szászcsór) 192 Satu Nou s. Neudorf Satulung s. Langendorf Schäßburg (r. Sighişoara, u. Segesvár) 8, 154, 198 Schebeschel (r. Sibişel, u. Ósebeshely) 192 Schellenberg (r. Şelimbăr, u. Sellenberk) 154f. Schirkanyen (r. Şercaia, u. Sárkány) 66, 69, 108, 111, 114; -Bach 62 Schlossberg (r. Cetăţuia) 71, 75 Schnakendorf (r. Dumbrăviţa, früher Ţânţari, u. Szunyogszék) 67 Schwarzbach (r. râul Negru, u. Feketeügy) 107 Schwarzburg 70, 76, 114-116, 121, 206, 257 Schwarzes Meer (r. Marea Neagră, u. Fekete tenger) 7, 37f., 93, 161, 172, 208 Sebeş s. Mühlbach Sebus, Land 110 Segesvár s. Schäßburg Şelimbăr, Sellenberk s. Schellenberg Serbien 22, 157, 183 Şercaia s. Schirkanyen Severin (heute Drobeta Turnu Severin) 22, 179, 181f., 188; Banat (Banschaft) v. 8, 173, 177-189 Sevilla 228 Sibişel s. Schebeschel Sibiu s. Hermannstadt Sieben Stühle (r. Şapte Scaune, u. Hét Székek) 190-192, 194f.; s. auch Nationsuniversität Siebenbürgen (r. Ardeal, Transilvania, u. Erdély) 7f., 12, 14f., 21,

27f., 51, 54, 59f., 64, 70, 74f., 79f., 84, 86, 89-91, 93, 95f., 102, 105, 107, 109f., 112, 120-122, 127, 132, 147, 150, 154f., 163, 182, 189-195, 197-208, 210-259 Siebendörfer (r. Săcele, u. Hétfalu) 64, 68, 120 s. auch Langendorf, Batschendorf, Zernendorf, Türkeschdorf Siena 191 Sighişoara s. Schäßburg Skalbmierz (Skarbimierz), O. 14, 16, 26 Slawonien 41 Slon, Burg 64, 68, 70 Slowakei 155-157 Slowenien 156f. Soldaja (Sugdea), Hafen 36 Spanien 88 Stará Ľubovňa s. Lublau Stászváros s. Broos Steiermark 41 Strâmba-Bach 62 Strasburg (p. Brodnica) 90 Straßburg (fr. Strasbourg) 246 Stuhlweißenburg (u. Székesfehérvár) 219f. Stuttgart 217 Südosteuropa 14, 23, 31, 120, 154158, 161, 183 Sugdea s. Soldaja Syrien 88 Szásveresmart s. Rotbach Szászcsór s. Săsciori Szászfehéregyháza s. Deutsch-Weißkirch Szászhermány s. Honigberg Szászmagyaros s. Nussbach Szászorbó s. Urwegen Szászrégén s. Sächsisch-Regen Szászsebes s. Mühlbach Szászváros s. Broos Szászvolkány s. Vulcan

4. KORREKTUR

Ortsregister

Szekler Land, Stühle (r. Pământul Secuiesc, Scaunele Secuieşti, u. Székelyföld) 58, 63, 68, 74, 81f., 93, 108 Szenterzsébet s. Hammersdorf Szunyogszék s. Schnakendorf Tabla Buţii (Cetatea Buzăului) 81 Talmesch (r. Tălmaciu, u. Tolmács) 72, 192f.; Stuhl 66 Tâmpa s. Zinne Tannenberg (p. Grunwald) 18, 25, 164 Ţânţari s. Schnakendorf Ţara Bârsei s. Burzenland Ţara Loviştei s. Lovişte Ţara Oltului s. Altland Ţara Românească s. Walachei Târnava s. Kokel Tartlau (r. Prejmer, u. Prázsmár) 58f., 64, 66, 68, 72, 107f., 118, 121123, 125-153, 158f.; Bach (l. Tertillou, Tortillou) 111 Tataren, Gebiet d. 22, 173 Tatarenpass (r. Pasul Boncuţa) 64, 68, 71, 74, 76 Tatrang, Fl. 61, 63f., 111 Temesch (l. Timis, Temes, r. Timiş, u. Tömös), Komitat 180f., 185 Temeskomját s. Comiat Terra Boralt s. Baraolt Terra Daraus s. Draas Terra deserta 72, 89, 92, 111f., 200 Tertillou s. Tartlau Thell (r. Teliu, u. Nyén) 81f., 88, 94, 118 s. auch Kreuzburg Thorn (p. Toruń) 22, 90, 164, 168f., 174, 206, 260 Thüringen 217 Tilişca (u. Tilicske) 192; -Bach 193 Timis, Timiş s. Tömösch Titograd s. Podgorica Tohan (auch Alt-Tohan, l. Olahtelky, r. Tohanul Vechi, u. Ótohán) 68, 70, 72, 120

277

Tolmács s. Talmesch Tömösch (l. Timis, r. Timiş, u. Tömös) 61, 64f., 75, 111 Törcsvár s. Törzburg Tortillou s. Tartlau Toruń s. Thorn Törzburg (r. Bran, u. Törcsvár) 6165, 68, 80, 206; -Pass 73, 76, 189 Transilvania s. Siebenbürgen Tschechien 157 Turcheş s. Türkeschdorf Türkei 194; s. auch Osmanisches Reich Türkeschdorf (r. Turcheş, u. Türkös) 120 Turnu Roşu s. Roter Turm Turnu Severin s. Severin Turnu, Burg 183 Turnul lui Goangă 193 Tver 18 Ugra s. Galt Újegyház s. Leschkirch Ungarn 8, 22f., 31-33, 35-37, 40-57, 101, 103, 126, 157, 160-165, 172f., 177, 179, 182, 185, 194, 203, 208, 211, 217, 219, 228, 241f., 254 Ungra s. Galt Universitatea Săsească s. Nationsuniversität Unterkumanen (r. Comana de Jos, Alsókomána) 111f. Untermühlendorf (r. Sâmbăta de Jos, u. Alsószombatfalva) 66 Urwegen (r. Gârbova, u. Szászorbó) 192 Vajdahunjad s. Eisenmarkt Valahia s. Walachei Valea Băieşului 193 Vălenii de Munte 70 Verestorony s. Roter Turm Viscri s. Deutsch-Weißkirch Vlădeni, Vledény s. Wladein

4. KORREKTUR

278

Ortsregister

Volkány, Vulcan s. Wolkendorf Vulcan s. Weidenbach Vulcăniţa-Bach 108 Vurpăr s. Burgberg Walachei (r. Ţara Românească, Valahia, u. Havasalföld) 7, 22f., 37, 68, 76, 162, 179f., 183, 189, 191, 193; s. auch Donaufürstentümer; Kleine W. (r. Oltenia) 179, 187f. Wardein s. Großwardein Warmwasser (r. Hoghiz, u. Olthéviz) Weichsel (p. Vistula), Fl. 16 Weidenbach (r. Vulcan, u. Szászvolkány) 66f., 72f., 118 Weißenburg (Karlsburg, r. Alba Iulia, u. Gyulafehérvár) 74, 127, 133, 145, 147 Weißenburg (r. Alba, u. Fejér), Komitat 61-64, 76-78 Westeuropa 107, 109, 121-123 Westpreußen 233 Widin 32 Wielkopolska s. Groß-Polen Wien 214 Wladein (r. Vlădeni, u. Vledény) 67, 69-71, 120 Włocławek, Bistum 18 Wolga 36f. Wolhynien 48f., 51-54; s. auch HaličWolhynien Wolkendorf (r. Vulcan, u. Volkány) 60, 66f., 73, 118

Wombrzezno s. Friedeck-Briesen Wrocław s. Breslau Zaisendorf (r. Zizin, u. Zajson) 64 Zajson s. Zaisendorf Zărneşti s. Zernescht Zawichost, Schlacht v. 42 Zeiden (r. Codlea, u. Feketehalom) 58, 60, 66-73, 76-78, 81, 108, 115, 118, 121, 154f., 156-159, 206, 257 Zeidner Berg (r. Măgura Codlei) 116 Žemaiten s. Samogitien Zernendorf (r. Cernatu, u. Csernátfalu) 120 Zernescht (r. Zărneşti, u. Zernest) 62, 65, 68-70, 120 Zeta 154 Zibin (r. Cibin, u. Cibin), Fl. 193, 197f. Zinne (r. Tâmpa) 86f., 196-198, 202, 222, 230, 255 Zinnental 87, 100-103, 105 Zips 8, 50-52 Zizin s. Zaisendorf Zoodt (r. Sadu, u. Cód) 192; -Bach 193 Zsidovin s. Berzovia Zwei Stühle (r. Două Scaune, u. Két Székek) 191; s. auch Nationsuniversität Zypern s. Cypern

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KIRCHENLIED ZWISCHEN PEST UND

LEBEN UND WIRKEN DES EVANGELISCH-

STADTBRAND

SÄCHSISCHEN PFARRERS KONRAD

DAS KRONSTÄDTER KANTIONAL I.F. 78

MÖCKEL (1892–1965)

AUS DEM 17. JAHRHUNDERT

2011. XIV, 393 S. MIT 30 S/W-ABB. AUF 16

2009. XII, 437 S. MIT CD-ROM-BEILAGE. GB.

TAF. GB. | ISBN 978-3-412-20662-8

ISBN 978-3-412-20239-2 BD. 43 | THOMAS FRÜHMESSER BD. 39 | BERNHARD BÖTTCHER

HANS OTTO ROTH

GEFALLEN FÜR VOLK UND HEIMAT

BIOGRAPHIE EINES RUMÄNIEN-

KRIEGERDENKMÄLER DEUTSCHER

DEUTSCHEN POLITIKERS (1890–1953)

MINDERHEITEN IN OSTMITTEL EUROPA

2013. CA. 352 S. CA. 20 S/W-ABB. GB.

WÄHREND DER ZWISCHENKRIEGSZEIT

ISBN 978-3-412-21026-7

2009. VIII, 440 S. MIT 106 S/W-ABB. GB. ISBN 978-3-412-20313-9

BD. 44 | ULRICH A. WIEN, JULIA BRANDT, ANDRÁS F. BALOGH (HG.) RADIKALE REFORMATION DIE UNITARIER IN SIEBENBÜRGEN

RC008

2013. 397 S. GB. | ISBN 978-3-412-21073-1

böhlau verlag, ursulaplatz 1, d-50668 köln, t: + 49 221 913 90-0 [email protected], www.boehlau-verlag.com | wien köln weimar

SIEBENBÜRGISCHES ARCHIV ARCHIV DES VEREINS FÜR SIEBENBÜRGISCHE LANDESKUNDE IM AUF TRAG DES ARBEITSKREISES FÜR SIEBENBÜRGISCHE LANDESKUNDE E. V. HERAUSGEGEBEN VON ULRICH A. WIEN. UND HARALD ROTH

EINE AUSWAHL

2005. XVI, 391 S. 1 S/W-ABB. AUF TAF. BR. ISBN 978-3-412-17305-0

BD. 35 | HEINZ-DIETRICH LÖWE, GÜNTHER H. TONTSCH,

BD. 39 | PAUL PHILIPPI

STEFAN TROEBST (HG.)

LAND DES SEGENS?

MINDERHEITEN, REGIONAL­

FRAGEN AN DIE GESCHICHTE SIEBEN-

BEWUSSTSEIN UND ZENTRALISMUS

BÜRGENS UND SEINER SACHSEN

IN OSTMITTELEUROPA

2008. XII, 394 S. BR.

2000. VIII, 238 S. BR.

ISBN 978-3-412-20048-0

ISBN 978-3-412-12799-2 BD. 40 | HARALD ROTH (HG.) BD. 36 | HEINZ HELTMANN,

DIE SZEKLER IN SIEBEN BÜRGEN

HANSGEORG VON KILLYEN (HG.)

VON DER PRIVILEGIERTEN

NATURWISSENSCHAFTLICHE FOR­

SONDERGEMEINSCHAFT ZUR

SCHUNGEN ÜBER SIEBENBÜRGEN VI

ETHNISCHEN GRUPPE

BEITRÄGE ZUR GEOGRAPHIE, BOTANIK,

2009. VIII, 280 S. 16 S/W-ABB. BR.

ZOOLOGIE UND PALÄONTOLOGIE

ISBN 978-3-412-20240-8

2000. X, 305 S. 32 S/W-ABB. BR. ISBN 978-3-412-03800-7

BD. 41 | ULRICH A. WIEN (HG.) REFORMATION, PIETISMUS,

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SPIRITUALITÄT

KRISTA ZACH (HG.)

BEITRÄGE ZUR SIEBENBÜRGISCH-

HUMANISMUS IN UNGARN UND

SÄCHSISCHEN KIRCHEN GESCHICHTE

SIEBENBÜRGEN

2011. VIII, 316 S. BR.

POLITIK, RELIGION UND KUNST IM

ISBN 978-3-412-20697-0

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BD. 42 | KONRAD GÜNDISCH (HG.)

ISBN 978-3-412-10504-4

GENERALPROBE BURZENLAND NEUE FORSCHUNGEN ZUR

BD. 38 | WALTER KÖNIG

GESCHICHTE DES DEUTSCHEN ORDENS

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