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German Pages 242 [244] Year 1971
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spatmittelalters (12 30- 1 500) 1957- 1968 *) Von
JOHANNES JANOTA
(Ttibingen)
DBERSICHT
Einleitung I. Heuristik II. Allgemeine Darstellungen
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III. Heldenepik . . . . . . a) 'Nibelungenlied', 'Klage', 'Hiimen Seyfrid' b) 'Kudrun' . . . . . . . . c) 'Dukus Horant' . . . . . d) 'Ortnit' und 'Wolfdietrich' . e) Dietrichepik IV. Ritterroman .
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V. Geschichtsepik VI. Geistliche Epik .
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VII. Didaktische Dichtung . a) Didaktische GroBdichtung . b) Didaktische Kleindichtung.
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VIII. Weltliche Kleinepik . . . . .
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IX. Lied- und Spruchdichtung. . a) Minnesang-Nachfolge und »Gesellschaftslied« b) Spruchdichtung und Meistersang . c) Geistliches Lied (»Kirchenlied«) X. Drama Anhang: Verzeichnis der nicht im Buchhandel erschienenen Hochschulschriften
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*) Der erste Forschungsbericht (1945-1956) erschien DVjs 31. 1957. S. 303-345 (fortan zitiert: FB I); die vorliegende Folge flihrt diesen Bericht bis zum Jahresende 1968 (in Grenzfallen entschied das Impressum) weiter. - Beim Gebrauch von Siglen flir Periodica u.a. stiitze ich mich auf: Germanistik. Intemationales Referatenorgan mit bibliographischen Hinweisen. Tiibingen 1. 1960ff (zitiert: Germ.) und auf das Abkiirzungsverzeichnis bei W.Stammler: AufriB, 2. Aufl. Bd. I (s.u. S. 32 Anm. 4). S. VIII-XII. 2.*
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Johannes Janota
VORBEMERKUNG
Hanns Fischer hat die Materialien dieses Berichts gesammelt und sie soweit gesichtet, dail sich der Grundriil des projektierten Referats erkennen lien. An dies en Vorarbeiten, aber auch an den bereits ausformulierten Partien** zeigt sich nochmals Hanns Fischers souveraner Dberblick uber das von ihm nachhaltig gefOrderte Gebiet der Spatmittelalterforschung, zu deren Standortbestimmung keiner besser denn er legitimiert gewesen ware. Wenn ich den Ermunterungen Hugo Kuhns, Wolfgang Mohrs und Burghart Wachingers zur Fortsetzung des Forschungsberichts gefolgt bin, dann geschah dies aus Dankbarkeit gegenuber meinem Lehrer Hanns Fischer, dessen Andenken ich dieses Referat widme.
J.J.
"Die Eingangsformel spe posterius gehort seit jeher zum eisernen Bestand der Exordialtopik alles auf Fortsetzung gegrundeten wissenschaftlichen Schrifttums, und ich darf mich deshalb im Einklang mit guter alter Tradition fuhlen, wenn ich zu Beginn dieser zweiten Folge meines Forschungsberichts zur spatmittelalterlichen deutschen Dichtung feststelle, daB er spater erscheint, als von mir geplant war, und wohl auch spater als von der gelehrten bffentlichkeit erwartet. Ich will mich nicht damit aufhalten, die subjektiven und objektiven Ursachen dieser Verspa tung anzufuhren - die objektiven sind jedem Beobachter der augenblicklichen Zustande an unseren Universitaten ohnehin offenkundig -, sondern will nur auf ihre Folgen verweisen. Zu Eingang meines ersten Berichts glaubte ich konstatieren zu durfen, dail die germanistische Spatmittelalterforschung uber ihr Pionierzeitalter noch nicht wesentlich hinausgekommen sei. Fur das hier und heute zu behandelnde neue Jahrzwolft zwischen 1957 und 1968 trifft diese Charakteristik nicht mehr zu. Die Spatmittelalterforschung hat mittlerweile einen solchen Aufschwung genommen, dail man wahl die - in gewissem Umfange Freilich noch prognostische - Behauptung wagen darf, sie sei nunmehr in die Fruhphase ihres goldenen Zeitalters eingetreten. War seinerzeit das Interesse fUr die deutsche Literatur des ausgehenden Mittelalters noch auf wenige Gelehrte und Schulen beschrankt, so sieht man heute allenthal ben - weit uber die Grenzen des deutschen Sprachgebiets hinaus - germanistische Mediaevisten mit Forschungen zum Schrifttum jener )spaten< und daher lange Zeit so stiefmutterlich behandelten Jahrhunderte beschiiftigt, Mediaevisten vor aHem der jungeren und jungsten Generation, die sich vom Reiz einer Arbeit auf
**) Es sind dies die Einleitung und einzelne Passagen des Kapitels »Heuristik«; die betreffenden Stellen sind durch Anftihrungszeichen (" ") gekennzeichnet.
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jungfraulichem Boden angezogen fiihlen. Die Folge ist, daB das wissenschaftliche Schrifttum im Vergleich zu jenem der vorausgegangenen zwolf Jahre gewaltig angeschwollen ist und damit den Berichterstatter vor einen beangstigenden embarras de richesse stellt. Nachdem die Chance, diesem embarras durch Verkiirzung des Berichtszeitraums zu begegnen, leider nicht wahrgenommen werden konnte, bleiben dem Referenten nur zwei Moglichkeiten, sich der iiber Gebiihr gewachsenen und somit in peinlicher Diskrepanz zu seinen Zeit- und Kraftreserven stehenden Aufgabe mit leidlichem Anstand zu entledigen: entweder er beschrankt das Einzugsgebiet seines Berichts oder aber er entschlieBt sich zu einer Abbreviierung und Kondensierung seines Berichtsstils. Wenn ich - nach einiger Dberlegung - davon Abstand nahm, den ersten Weg zu beschreiten (der im ganzen wohl nahergelegen hatte), so vor allem deshalb, weil die seit dem Erscheinen des ersten Berichts verstrichenen Jahre gezeigt haben, daB einstweilen ausgesparte Teilbereiche allzu leicht auf immer Liicken bleiben - von den seinerzeit angekiindigten Sonderreferaten (Heldenepos, Lieddichtung bis zur Mitte des 14.Jahrhunderts, geistliche und weltliche Fachprosa) ist bis heute noch kein einziges erschienen -, und weil mir bei Lage der Dinge ein weniger intensiv koloriertes oder gar stellenweise nur grob skizziertes Bild vor einem partiell unausgefiihrten den Vorzug zu verdienen schien. Dies ist auch der Grund, warum ich gegeniiber dem ersten Bericht diesmal die Forschung zur nachnibelungischen Heldenepik - und zwar unter Nachholung des Zeitraums von 1945-1956 - einbezogen habe, und warum ich auch das seitW.F.Michaels Referat von 1957 1) erschienene Schrifttum zum spatmittelalterlichen Drama mitbehandle. 2) Somit allein auf den zweiten Weg verwiesen, stand ich vor der Entscheidung, ob der Kondensierungseffekt nur durch eine Verknappung des kritischen Referats erzielt werden soUte oder zugleich durch eine Beschrankung der Titelmitteilung. Ich habe mich fiir das erste Verfahren und somit also fiir die Vollstandigkeit der bibliographischen Information entschieden, weil ich aus Erfahrung weiB, daB Forschungsberichte immer auch - manchmal sogar vorwiegend - als Spezialbibliographien beniitzt werden, und weil ich, nicht zuletzt dank der sich iiber Jahre hinweg erstreckenden fleiBigen Mitarbeit studentischer Rechercheure, glauben darf, cin cinigermaBen komplettes Erhebungsergebnis vorlegen zu konnen.") Die dadurch (auf der >anderen SeiteFertigprodukt( der Edition von >Halbfertigprodukten< sprechen. Als se1bstandiger Typ des wissenschaftlichen Schrifttums - im Gegensatz zu der alteren unse1bstandigen Existenz innerhalb der Prolegomena oder des Nachworts zu einer Ausgabe gesehen 63) - haben sich diese Repertorien erst in jtingerer Zeit fest etabliert. Dies geschah vor aHem auf dem Fe1d der geistlichen Prosa: nicht von ungefahr, wie mir scheinen will, denn gerade hier gibt es Dberlieferungsbestande von gewaltigen AusmaBen, deren Ermittlung und Klassifizierung eine vollgtiltige Aufgabe ftir sich darstellt. Aus den Arbeiten der Vorkriegszeit ragt das Buch von W. Schmidt tiber die 'Vierundzwanzig Alten' 66) hervor, das - in der Hauptsache unter publikumssoziologischer Fragestellung - cine Dberlieferung von weit tiber 100 Textzeugen aufschlieBt 6?). In seiner direkten Nachfolge steht - trotz des hier deutlich auf die Edition gerichteten Blicks - das Buch von A. J. Hofmann tiber Marquards von Lindau Traktat 'De Sacramento Eucharistiae' 68), 08) Vinzenz Oskar Ludwig: Klosterneuburger Altdrucke (15°1-152°).1917. (Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg 8, I.) Unveranderter Nachdruck Nieuwkoop 1966. 64) Alfred G6tze: Die hochdeutschen Drucker der Reformationszeit. 1905. 2., unveranderte Auf!. mit einem Vorwort von Martin von Hase. 1963. 65) Ein Beispiel par excellence: KeIIers Anmerkungsband zu seiner Fastnachtspiel-Ausgabe (s. u. S. 225 Anm. 59). OS) Wieland Schmidt: Die vierundzwanzig Alten Ottos von Passau. 1938. (Palaestra 212.) Unveranderter Nachdruck New York, London 1967. •') Wie bedeutsam solche Arbeiten auch tiber den engeren literarhistorischen Umkreis hinaus sind, zeigt beispielhaft die methodisch interessante Habi1.schrift von W.Besch, dem das von Sch. eruierte Ortsnetz der hs1. Dberlieferung als Grundlage seiner Studien dient, in denen er dutch Vergleich zweier Textstiicke in 68 (mehr oder minder genau) lokalisierten Hss. den Anteil der einzelnen Schreiblandschaften bei der Entstehung der nhd. Schriftsprache und Luthers Stellung in diesem ProzeE herausarbeitete; vg1. Werner Besch: Sprachlandschaften und Sprachausgleich im 15. J ahrhundert. Studien zur Erforschung der spatmittelhochdeutschen Schreibdialekte und zur Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache. 1967. (Bibliotheca Germanica II.) - Rez.: J.Erben, PBB (Ttib.) 90. 1968. S. 404-411. - Vg1. auch B.s Aufsatz: Zur Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache. ZfdPh 87. 1968. S. 405-426. 08) Annelies Julia Hofmann: Der Eucharistie-Traktat Marquards von Lindau. 1960. (Hermaea NF 7.) - Rez.: K.Ruh, AfdA 73. 1961/62. S. 13-24; E.Gebele, ZfdPh 81. 19 62 . S. II7-123; A.J.Persijn, LeuvBijdr. 49.1960. Bijb1. S. 125-128; I. Reiffenstein, Germ. 2. 1961. Nr. 274; G.Zink, Etudes 17. 1962. S. 187. - Vg1. K.Hannemann, VL 5. Sp.668 (Nachtrag); Eduard Gebele: Markwart von Lindau. In: Lebensbilder aus Schwaben 7. 1959. (Schwab. Forschungsgemeinschaft b. d. Komm. f. Bayer. Landesgeschichte. Ver-
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einem geistig verwandten Werk mit einer Oberlieferung derselben GroBenordnung, deren Aufarbeitung jedoch, wie vor aHem K. Ruhs Besprechung nachwies, nicht ganz zufriedensteHend ist. R. Rudolfs wichtige Studie iiber die mittelalterlichen Sterbetraktate (s. u. S. 142 Anm. 100) zeigt dann den Repertoriums-Typ (allerdings in literarhistorischer >Verkleidungkritischer Repertorien< gekommen. Zu nennen waren etwa K. Schneiders Untersuchungen iiber die verschiedenen spiitma. Versionen des Trojanerkriegs und ihre Oberlieferung (s. u. S. 91 Anm. 80) oder das Gesamtrepertorium der mhd., mnd. und mn1. Minnereden von T. Brandis (s. u. S. 154 Anm. 182). Dies sind hoffnungsvolle und (nicht zuletzt auch durch die Setzung von QualitatsmaBstaben) wertvolle Anfange. Es sollte aber deutlich sein, daB sie ziigig und aufbreitcr Front fortgesetzt werden miissen, denn hier wird eine Art von Grundlagenerarbeitung geleistet, deren die Spatmittelalterforschung vordringlich bedarf. Wenn ich im nachfolgenden Oberblick auf eine Reihe von Arbeiten hinweise, die zur ErschlieBung vornehmlich geistlicher Denkmaler dienen, so vor allem deswegen, um auf den Umfang und die Tragfahigkeit der hier bereits gelegten Fundamente aufmerksam zu machen. Die Nennung dieser Werke bietet zugleich eine willkommene Gelegenheit, die fur unseren Zeitraum wichtigen (Text-) Reihen in einem weiteren Rahmen vorzustellen und sie durch die dabei sichtbar werdenden thematischen Schwerpunkte zu charakterisieren." offentlichungen Reihe 3.) S. 81-124; A.Ampe: Marquard van Lindau en de Nederlanden. Ons Geestelijk En 3+ 1960. S. 374-402. . ••) Kurt Ruh: Bonaventura deutsch. Ein Beitrag zur deutsehen Franziskaner-Mystik und -Scholastik. 1956. (Bibliotheca Germanica 7.) - Rez.: J.Koch, AfdA 71. 1958/59. S. 132.-141; W.Stammler, ZfdPh 77.1958. S. 102-105; G.Schieb, WirkWort. 7.1956/57. S. 377f; G.Zink, Etudes 12. 1957. S. 366f; E.Sobel, MLQu 20. 1959. S. l09f; G. de Smet, LeuvBijdr. 49. 1960. Bijbl. S. II6-II9. - Das weitverbreitete Opusculum 'De triplici via' (vgl. Bonav. dt. S. 98-II9; 314-347) wurde von R. auch in einer Editio minor (mit Hinweis auf eine neue Oberlieferung) hrsg.: Bonaventura. 'De triplici via' in altschwabischer Obertragung hrsg. von Kurt Ruh. 1957. (TspM 6.) - Rez.: J.Koch, AfdA 71. 1958/59. S. 141f; W.Stammler, ZfdPh 77.1958/59, bes. S. 105; J. van Dam, LeuvBijdr. 47· 1958. Bijbl. S. 123; R-M.S.Heffner, Monatshefte 50. 1958. S. 93; F.Delbono, Convivium NS 27. 1959. S. 355; Th.C. van Stockum, Neoph. 43. 1959. S. 168; A.Senn, JEGP 59. 1960. S. 103-106; W. Wolf, AfdA 72. 1960/61. S. 117f; P. W. Tax, MLN 79. 1964. S. 108f. Zur dt. und nl. Oberlieferung der Schriften Bonaventuras vgl. auch K.Ruh, VL 5. Sp. 453-458. - Dem Pseudo-Bonaventura-Traktat 'Arbor Amoris' (vgl. Bonav. dt. S. 292f) hat V.Kamber cine eigene Monographie gewidmet. Bei der Vorstellung und vor allem bei der Edition dieses offensichtlich beliebten Traktattypus ware allerdings cine gr6J3ere Vmsicht am Platz gewesen: Arbor amoris. Der Minnebaum. Eia Pseudo-BonaventuraTraktat hrsg. nach lateinischen und deutschen Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts von Vrs Kamber. 1964. (Philologische Studien und Quellen 20.) - Rez.: G. Steer, AfdA 77.1966. S. 165-170; F.G.Banta, JEGP 65.1966. S. 386f; H.Swinebume, MLR 60.1965. S.467; H.Backes, Germ. 7. 1966. Nr. 1633; K.Schneider, ZfdPh 85. 1966. S.460f; F.P.Pickering, GLL 21. 1967/68. S. 183f; S.Grosse, Archiv 204.1968. S. 56; C.Minis, Ncoph. 52. 1968. S.443£
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Auf diesem Streifzug wird unser Blick auf die dritte Stufe der ErschlieBungsarbeit gelenkt: die Textausgaben. Seit H.Fischers mahnendem Hinweis auf den »allgemeinen Rtickgang der Editionstatigkeit, von dem naturgemaB die Spatmittelalterforschung am starksten betroffen ist«70), hat sich die Situation auf diesem Gebiet unerwartet zum Besseren gewendet - auch was die theoretische Seite betrifft 71); denn parallel zur zunehmenden Editionstatigkeit lassen sich auch verstarkte Bemtihungen urn Editionsmethoden beobachten, die der spatma. Dberlieferungssituation angemessen sind. Der wohl bedeutendste Fortschritt in dieser Sache ist die Einsicht, daB der spatrna. Dberlieferungsvielfalt nur eine Vielzahl von Editionszielen gerecht wird. Ihnen allen ist gemeinsam, daB die editorische Beschaftigung nicht mehr von vorneherein auf die Gewinnung eines >authentischen Texts( gerichtet ist, der ohnehin nur in wenigen, gtinstig gelagerten Fallen zu erreichen ist (und dann nattirlich die Ausgangsbasis aller weiteren editorischen Unternehmen sein muB), sondern darauf, »das Weiterleben eines Textes zu zeigen, und den zeitlichen, raumlichen und menschlichen Bannkreis seiner Wirkung aufzuhellen«72). Das Editionstelos hat sich damit von der Rtickgewinnung des Originals zur Darstellung einzelner, in den Handschriften greifbarer Realisationsstufen eines Denkmals bis hin zur Endphase der Textentwicklung gewandelt; oder anders gesagt: Der Editor betreibt sein Geschaft nicht mehr ausschlie13lich im Blick auf den Autor, sondern gleichermaBen oder sogar - durch die besondere Lage der Spattiberlieferung bedingt - haufiger im Blick auf das literarische Publikum. Konkrete Folgen davon sind die nunmehr vorherrschenden Editionen nach dem als auBerordentlich leistungsfahig ausgewiesenen Leithandschriften-Prinzip und die zunehmende Zahl von Paralleldrucken eines Denkmals, durch die bedeutsame Entwicklungsstufen innerhalb der Textentwicklung fixiert und - man vergleiche als hervorstechendes Muster H. Fischers Marenausgabe (s. u. S. 170 Anm. 67) - zum bequemen Vergleich zuganglichgemacht werden. Bei einer umfangreicheren Texttradition oder bei gr6Beren Denkmiilerkomplexen erweist sich eine sorgfaltige Erhellung der Dberlieferungsgeschichte als unabdingbare Voraussetzung. Erfreulicherweise mehren sich in letzter Zeit die Arbeiten auf dies em auBerst schwierigen Terrain, allerdings mit unterschiedlichem Erfolg, wie ein Vergleich etwa zwischen den nicht ganz befriedigenden Studien zum 'Welschen Gast' von F.W.v.Kries (s.u. S. 125 Anm. 6) und A.Mihms vorbildlichen Untersuchungen zur Dberlieferung und Verbreitung der Marendichtung im Spatma. (s.u. S. 173 Anm. 81) zeigt. Den gegenwartigen Stand der Methodendiskussion spiegeln am besten die ungemein anregenden Referate beim Oxforder 73) und Marbacher 74) Kolloquium 70) Probleme und Aufgaben (s.o. S. 4 Anm. 4). S. 219. 71) Vgl. dazu auch den Artikel »Edition« von H. W. Seiffert, RL I. 2195 8. S. 313-320.Die grundlegenden textkritischen Erwagungen von P.Maas (1927) - eigentlich flir den klassischen Philologen gedacht, aber gleicherma13en fur die germanistische Editionspraxis relevant - haben nach.dem Krieg drei weitere Auf!. erlebt; Paul Maas: Textkritik. 21950; 4 19 60.
72) H.Fischer: Probleme und Aufgaben (s.o. S. 4 Anm. 4). S.22.0. - Nichts tragt dazu die »erschlie13ende Philologie« im Stile H. Beckers bei, dessen »Klebe- und Umschreib«-Anweisungen sich wie eine Parodie auf jede wissenschaftliche Editionstatigkeit lesen; Henrik Becker: Zur erschlie13enden Philologie. WZUG 15. 1966. S. 535-543. 73) Das Kolloquium war eine nachahmenswerte Gemeinschaftsveranstaltung des Londoner Institute of Germanic Studies und des Marburger Instituts flir Altere Deutsche Philologie. Eine Auswahl der dabei gehaltenen Referate wurde abgedruckt unter dem Titel: Probleme mittelalterlicher Uberlieferung und Textkritik. Oxforder Colloquium 1966. Hrsg. von Peter F.Ganz und Werner Schroder. 1968. 74) Das Marbacher Kolloquium wurde von der Germanistischen Kommission der
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spatmittelalters (1230-1500) 17* - allein ihr Zustandekommen und ihre Themenstellung bedeuten eine dankenswerte Bereicherung der Universitatsgermanistik - und K. Stackmanns bedeutsamer Aufsatz »Mittelalterliche Texte als Aufgabe«75) wider. Daneben lafit sich das Ringen um neue Editionsformen an den verhaltnismafiig zahlreichen Ausgaben auf dem Feld der weltlichen Kleinepik deutlich ablesen; ich habe mich daher vor allem in diesem Kapital um einige charakterisierende Hinweise bemuht. Fur die altgermanistische Editionsgeschichte von einschneidender und - wie sich zeigte - fur die Erschliefiung der spatma. Literatu( 76) von weitreichender Bedeutung war die Grundung der »Deutschen Texte des Mittelalters« (DTM): G. Roethes Autoritat erlaubte es, das fur die Spatuberlieferung unangemessene J och der Lachmannschen Editionsprinzipien 77) abzuschutteln und nach adaquateren Editionsmethoden zu suchen 78). Eine Musterung der 61 bislang erschienenen Bande und ihrer Einleitungen zeigt eindrucksvoll, welche muhevollen Versuche zur Gewinnung neuer editorischer Prinzipien notig waren - und es weiterhin sind. Neben den stoffimmanenten Schwierigkeiten hemmten auch die kriegsbedingten Unterbrechungen in der Erscheinungsfolge die kontinuierliche Entwicklung eines fester umrissenen Editionsstils: Zwischen 1938 und 1948 erschein kein einziger Band! Um so beachtlicher nimmt sich der Zuwachs der letzten 20 Jahre aus, in denen man sich mit neuer Kraft an meist ungewohnlich umfangreiche oder besonders schwierige Dberlieferungskomplexe wagte. Ich erinnere an R. Kluges Ausgabe des 'Prosa-Lancelot' (s. u. S. 75 Anm. II), mit deren erstem Band die DTM nach den Kriegsjahren zum erstenmal wieder vor die wissenschaftliche L>ffentlichkeit traten, an den 'Jungeren Titurel' (s. u. S. 73 Anm. I), dessen Edition W. Wolf nicht mehr zum Abschlufi bringen konnte und fur den K. Nyholm, dem wir bereits die DTM-Ausgabe der Gralepen in Ulrich Fuetrers Bearbeitung (s. u. S. 74 Anm. 3) zu danken haben, in die Schanze gesprungen ist; zu erinnem ist weiterhin an H.Niewohners Ausgabe der Teichner-Gedichte 79), an die Mugeln-Edition K. Stackmanns (s. u. S. 199 Anm. 104) und an die auf drei Bande veranschlagte BeheimAusgabe von H. Gille und I. Spriewald, deren erster Band 1968 vorgelegt wurde (s. u. S. 202 Anm. II 3); an >kleineren < Komplexen: die 'Minneburg' -Edition von H. Pyritz 80), Ulrichs von Etzenbach 'Wilhelm von Wenden' hrsg. von H.-F. RosenDeutschen Forschungsgemeinschaft veranstaltet. Die Tagungsbeitrage sind enthalten in:
Kolloquium uber Probleme altgermanistischer Editionen. Marbach am Neckar, 26. und 27.April 1966. Referate und Diskussionsbeitrage hrsg. von Hugo Kuhn/Karl Stackmann/ Dieter Wuttke. 1968 (Deutsche Forschungsgemeinschaft. Forschungsberichte 13); darin auch ein Bericht von Werner Alberts uber das Buch »Tekstologija« (1962) von D. S. Lichacev (S. 169-180). 7.) Karl Stackmann: Mittelalterliche Texte als Aufgabe. In: FS Jost Trier. 1964. S. 240 bis 267; vgl. dazu auch die Bemerkungen W.Schroders, PBB (Tub.) 88.1967. S. 159f. Vgl. in diesem Zusammenhang auch die Beitrage von Gabriele Schieb: Editionsprobleme altdeutscher Texte. WZUG 15. 1966. S. 523-533 und (leicht erganzt) PBB (Halle) 89. 1967. S.404-430 und von ].A.Asher: Truth and Fiction. The Text of Medieval Manuscripts. AUMLA 25. 1966. S. 6-16. - Ein Spezialproblem griff Hugo Stapp auf: Zur Lokalisierung alter, besonders spatmittelhochdeutscher, literarischer Texte. WirkWort. 14. 1964. S. 105-120. 7S) Aus diesem Rahmen flillt - nicht nur zeitlich - die Veldeke-Ausgabe (DTM 58. 59) von G. Schieb und Th. Frings. ") K.Lachmanns editorische Leistung wurdigt P.F.Ganz: Lachmann as an Editor of Middle High German Texts. In: Oxforder Colloquium (s.o. Anm. 73). S. 7-30. Vgl. auch Heinrich Niewohner: Kunst oder Methode. PBB (Halle) 79. 1957. S.415-437. 78) Vgl. Heinrich Niewohner: Die »Deutschen Texte des Mittelalters«. Wissenschaftliche Annalen 3. 1954. S. 163-168. 79) Vgl. FB 1. S. 327f. 80) Vgl. FB 1. S. 32 5f. Die Prinzipien dieser Ausgabe sind wiederabgedruckt bei Hans Pyritz: Schriften zur deutschen Literaturgeschichte. 1962. S. 1-32. 2
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feid (s. u. S. 76 Anm. 12) und R. MoIlers Ausgabe der 'Secretum Secretorum'Obersetzung Hiltgarts von Hiirnheim (s. u. S. 140 Anm. 86). Bedeutendes Quellenmaterial zur Erforschung der spatma. Obersetzungs- und Sprachgeschichte 81) haben auf dem Feld der biblischen Literatur H.Eggers mit einer Psalteredition 82) und G. Ising mit einer im Erscheinen begriffenen Ausgabe der niederdt. Bibelfrilhdrucke 83) zur Verfiigung gestellt. Mit 1.s Edition - geplant sind sechs Textbande (drei schon erschienen) und ein Untersuchungsband - riickt das seit Iangem erhoffte Gegenstiick zu W. Kurrelmeyers Ausgabe der vorreformatorischen oberdt. Bibeldrucke (1904-1915) in Sichtweite. Beide Ausgaben regten bereits zu weiteren Forschungen an und haben sich ais eine sichere Grundiage filr fortfilhrende Untersuchungen erwiesen. (Zu erwahnen ist, daB der synoptische Abdruck der DenkmaIer bei E. wie bei 1. eine wesentliche Hilfe beim Obersetzungsvergieich ist.) Die Reihe der von 1. im Zusammenhang mit seiner Edition publizierten Studien 84) zeigt, welchen Gewinn die Ausgabe filr die Sprachwissenschaft 81) Vereinzelt verdanken wir die Edition eines Denkmals einer rein sprachwissenschaftlichen Zielsetzung; so die - nach der Konzeption der DTM-Reihe gearbeitete - Ausgabe eines md. Evangelistars durch G. Feudel, der sich auf diese Weise eine solide Grundiage fur seine an Th. Frings orientierten dialektologischen Analysen thiiringisch-obersachsischer Prosawerke geschaffen hat; Giinter Feudel: Das Evangelistar der Berliner Handschrift Ms.germ. 4° 533. Hrsg. und im Rahmen der thiiringisch-obersachsischen Prosawerke des 14.]ahrhunderts nach Lauten und Formen analysiert. I. [Text des Evangelistars.] II. [Sprachliche Analyse.] 1961. (Dt. Akad. d. Wiss. zu Berlin. Veroffentlichungen d. Inst. f. dt. Sprache und Literatur 23/1. II.) - Rez.: H.Fischer, Germ. 2.1961. Nr. 1356; H.Rupp, Archiv 198. 1962. S. 402f und 201. 1965. S. 202f; G.Zink, Etudes 18. 1963. S.308f; N. Th.]. Voorwinden, Neoph. 48. 1964. S. 272f. - Vgl. auch L.Denecke, VL 5. Sp. 218f (s. v. 'Evangelien-Perikopen der Passion') und Marta Asdahl Holmberg: Das alteste Glied einer bekannten mittelhochdeutschen Evangelieniibersetzung. StNeoph. 38. 1966. S. 76-106 (mit Textabdruck). 82) Zwei Psalter aus dem 14.]ahrhundert (Dresden Ms. M 287 und Hamburg in Scr. 142) und drei verwandte Bruchstucke aus Schleiz, Breslau und Dusseldorf. Von Hans Eggers. 1962. (DTM 53.) In seinen ausfiihrlichen Untersuchungen zu den Verwandtschaftsverhaltnissen innerhalb der 19. Psalterklasse (nach W. Walthers Einteilung) hat E. bis auf die vornotkersche Tradition zuruckgegriffen. Aufgrund intensiver Beobachtungen zur Syntax der Obersetzungen (eine wesentliche Erganzung zu den auf Wortschatzuntersuchungen basierenden Vergleichen der Rooth-Schule) kommt E. ZU dem iiberraschenden Ergebnis, daB im Lauf der Oberlieferung die Bindung zwischen dem lat. (allerdings auch inkonsistenten) Text und den dt. Obersetzungen - entgegen den gelaufigen Annahmen, auch der Rooth-Schule - enger wird und daB dahinter die »Durchsetzung der Vulgata als der des kanonischen Bibeltextes« (S. CIX) steht; ein Ergebnis, das zu einem neuen Oberdenken des Verhaltnisses zwischen Vorlage und Obersetzung bei biblischen Texten zwingt. - Rez.: E.Rooth, DLZ 85.1964. Sp. 1014-1017; W.Schroder, ZfdPh 84.1965. S. 142-146; D.Haacke, Germ. 4.1963. Nr. 857; Th.Kochs, GGA 216.1964. S. 212-215; G.Schieb, WirkWort. 15. 1965. S. 354-356; G.Zink, Etudes 20.1965. S. 63. 83) Die niederdeutschen Bibelfriihdrucke. Kolner Bibeln (um 1478), Liibecker Bibel (1494), Halberstadter Bibel (1522). Hrsg. von Gerhard Ising. Bd. I: Genesis-Leviticus. 1961 (DTM 54/I); Bd. II: Numeri-I. Konige. 1963 (DTM 54/II); Bd. III: II. KonigeEsther. 1968. (DTM 54/III.) - Rez.: E.Rooth, NdM 16/18. 1960/62. S. 188-190 (zu 1); W.Schroder, Nd]b 85.1962. S. 196-199 (zu I) und 87.1964. S. 173-175 (zu II); F.Maurer, Archiv 199.1963. S. 113 (zu I); G.Korlen, DLZ 84. 1963. Sp. 320-322 (zu I); R.Lievens, LeuvBijdr. 52. 1963. Bijbl. S. 116f (zu I) und 53. 1964. Bijbl. S. 40f (zu II); H.Fischer, Germ. 6. 1965. Nr. 1197 (zu I. II). - Vgl. auch Severin Corsten: Die Kolner Bilderbibeln von 1478. Neue Studien Zu ihrer Entstehungsgeschichte. Gutenberg-]b. 32. 1957. S. 72 -93. 84) Gerhard Ising: Die niederdeutschen Bibelfriihdrucke. Ihre Bewertung in der Geschichte der deutschen Bibeliibersetzung und ihre Bedeutung fur die Sprachforschung. PBB (Halle) 79.1957. S. 438-455; ders.: Zu den Tiemamen in den altesten niederdeutschen Bibeldrucken. Nd]b 83. 1960. S. 41-58; ders.: ZurWortgeographie spatmittelalterlicher deutscher Schriftdialekte. Eine Darstellung auf der Grundlage der Wortwahl von
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spatmittelalters (IZ30-1 500) 19* bedeutet; dafi aber auch wichtige Aufschlusse uber die niederdt. spatma. Frommigkeitsgeschichte zu erwarten sind, hat o. Schwencke in seinen instruktiven Studien zur Glossierung alttestamentlicher Bucher in der Lubecker Bibel (1494) deutlich gemacht 85). Z ugleich wird damit der Blick wieder nachdrucklich auf die noch immer offene Frage nach den Beziehungen zwischen den spatma. Bibelubersetzungen und L uthers deutscher Bibel gelenkt 86). Diesen Fragenkomplex greift K. E. Schondorf fur die mittelalterliche Tradition der deutschen Psalmenubersetzung auf 87), deren Verwandtschaftsverhaltnisse aufgrund sprachlicher Vergleiche innerhalb eines grofieren zeitlichen Rahmens betrachtet werden. Die dabei versuchte Revision der Walthers chen Gruppen SS) hat ihre Bewahrungsprobe noch vor sich, bedenklich stimmt allerdings, dafi sich Sch.s Denkmalerheuristik weitgehend auf Sekundarquellen stutzt 89). "Die »Altdeutsche Textbibliothek« (ATB), ihrer herkommlichen Bestimmung gemafi auf das im akademischen Unterricht >Gangige< konzentriert, hat stets nur verhaltnismafiig zogernd auf das spatere Mittelalter (und wenn, dann eher auf das 13. als auf das 14. und 15.Jh.) ausgegriffen. Beispiele aus der Vorkriegszeit sind etwa: 'Kudrun' (ATB 5) und 'Wolfdietrich A' (ATB 28), 'Winsbecke' - 'Winsbeckin', 'Tirol und Fridebrant' (ATB 9), 'Helmbrecht' (ATB II), Konrad von Wurzburg: 'Engelhard' (ATB 17) und Legenden (ATB 19-21), 'Judith' (ATB 18), Stricker: Maren (ATB 35), der Gottesfreund-Umkreis (ATB 22.23.27), 'OstBibelubersetzungen und Glossaren. Teil I: Untersuchungen. Teil II: Karten. 1968 (Dt. Akad. d. Wiss. zu Berlin. Veraffentlichungen d. lnst. f. dt. Sprache und Literatur ;8/1. II); dort Hinweise auf neuere Literatur. Vgl. auBerdem Lauri Ahtiluoto: Wortgeographische Untersuchungen zu den niederdeutschen Bibelfrtihdrucken L NeuphilMitt. 69. 1968. S. 628-673; ders.: Zur Sprache der KaIner Bibeln. Studien zur Urheberfrage. 1968. (Memoires de la Societe Neophilologique de Helsinki 33.) 8') Olaf Schwencke: Die Glossierung alttestamentlicher Bucher in der Ltibecker Bibel von 1494. Beitrage zur Frammigkeitsgeschichte des Spatmittelalters und zur Verfasserfrage vorlutherischer Bibeln. 1967. - Rez.: W.-LSauer-Geppert, PBB (Tub.) 90. 1968. S. 183-187; H. Volz, Germ. 9. 1968. Nr. 2563. - Sch. kommt zu dem beachtenswerten SchluB, daB nicht nur die Ltibecker Bibel von 1494, sondem auch die nd. Bearbeitungen des 'Narrenschiffs', des'Reinke de Vos' (s. u. S. 149 Anm. 143) sowie die Totentanzdrucke von 1489-1496 Zeugnisse eines literarischen Schaffens im Lubecker Franziskanerkonvent sind, der seine Schriften unter dem vieldiskutierten Mohnkopf-Signet erscheinen lieB; vgl. auch Olaf Schwencke: Ein Kreis spatmittelalterlicher Erbauungsschriftsteller in Ltibeck. NdJb 88.1965. S. 20-58; s.u. Anm. 89. '6) Vgl. dazu auch Heinz Bluhm: Martin Luther and the pre-Lutheran Low German Bibles. MLR 62. 1967. S. 642-653. 87) Kurt Erich Schondorf: Die Tradition der deutschen Psalmentibersetzung. Untersuchungen zur Verwandtschaft und Ubersetzungstradition der Psalmenverdeutschung zwischen Notker und Luther. 1967. (Mitteldeutsche Forschungen 46.) - Rez.: M. Boeters, Germ. 9. 1968. Nr. 3325; H.Burger, WirkWort. 18. 1968. S. 426f; O.Schwencke, NdJb 91. 1968. S. 186f. 88) Ausgangspunkt fur die Erforschung der deutschen Bibeltibersetzungen ist nach wie vor Wilhelm Walthers Standardwerk: Die Deutsche Bibeltibersetzung des Mittelalters. 3 Teile. 1889-1892. Der unveranderte Nachdruck (Nieuwkoop 1966) dieses Werks verdient wegen seiner guten Wiedergabequalitat, die vor allem den zahlreichen Faksimiles zugute kommt, besondere Erwahnung. 8D) Einige Erganzungen in Olaf Schwenckes Arbeitsbericht tiber sein Forschungsvorhaben zum Mohnkopf-Psalter von 1493, NddKbl 74. 1967. s. 59-62. - Ftir die Psalmentibersetzung Heinrichs von Mtigeln plant F. W. Ratcliffe eine Edition; vgl. seine Aufsatze: The Psalm Translation of Heinrich Mugeln. Bulletin of the John Rylands Library 43. 1960/61. S. 426-451; Die Psalmubersetzung Heinrichs von Mtigeln: Die Vorrede, der »schlichte« Psalmentext und Probleme seiner Herausgabe. ZfdPh 84.1965. S. 46-76. Vgl. auch F.W.Ratcliffe: A 15th Century Psalter of German Origin. Scriptorium 17. 1963. S·323-329· 11*
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deutsche Apostelgeschichte' (ATB 24), 'Reinke de Vos' (ATB 8), Erhart GroB: 'Grisardis' (ATB 29), Rothe: Ritterspiegel (ATB 38) - die letzten ftinf ins 14. und 15. Jh. gehorend. Ein Teil dieser Texte ist seit 1945 in Neuauflagen erschienen: 'Kudrun' (s. u. S. 57 Anm. 56. 57), 'Winsbecke' usw. (s. u. S. 202 Anm. 120), 'Helmbrecht' (s.u. S. 161 Anm. 15. 18), Konrad von Wlirzburg: 'Engelhard' (s.u. S. 89 Anm. 74) und'Reinke de Vos' (s. u. S. 148 Anm. 137); vom 'Wolfdietrich A' erschienein unveranderterNachdruck (s. u. S. 64 Anm. 101). Zugleicher Zeitwurden einige Texte neu erarbeitet und erstmalig ins Programm der A TB aufgenommen: Benediktbeurer und St. Galler Osterspiel (s. u. S. 220 Anm. 20), Lieder Neidharts 90), 'Von dem tibeln wibe' (s. u. S. I60Anm. 10), 'DerBauernhochzeitsschwank' 91), dazu (falls man wie ich an der Frtihdatierung ins ausgehende 12. Jh. zweifelt und das Werk flir spathofisch halt) 'Moriz von Craun' (s.u. S. 158 Anm. 2). Schlief31ich haben die zwolf Jahre unseres Berichtzeitraums noch einmal einen sowohl im Umfang bedeutenden (12 Bandchen) als sachlich wesentlichen und interessanten Zuwachs gebracht: Rudolf von Ems: 'Guter Gerhard' (s. u. S. 84 Anm. 43), zwei Textkomplexe aus Fuetrers 'Buch der Abenteuer' 92), zwei bzw. drei 93) Ausgaben Strickerscher Kleindichtung 94), das epische Werk Herrands von Wildonie (s. u. S. 160 Anm. II), die Kleinepiksammlung des Sangallensis 643 (s. u. S. 167 Anm. 53), Marienlegenden aus dem 'Alten Passional' (s. u. S. II6 Anm. 31), Hermann Botes 'Koker' (s. u. S. 153 Anm. 174), Bruder Hansens Marienlieder (s. u. S. 213 Anm. 187) und - vielleicht als wichtigstes von allen - die Gesamtedition der Lieder Oswalds von Wolkenstein (s.u. S. 183 Anm. 9). Der »Stallgefahrte« der A TB, die Reihe »Neudrucke deutscher Literaturwerke« (frtiher »des XVI. und XVII.Jahrhunderts« zubenannt) zielt, wie der alte Titel deutlich erkennen hBt, auf die ErschlieBung frtihneuzeitlicher Literaturbestande. Dennoch gab es gelegentlich >GrenzunterschreitungenGrenzunterschreitung< wird es - gottlob - auch in der 1961 begriindeten »Neuen Folge« geben, wie die 'Narrenschiff'-Ausgabe von M. Lemmer (s. u. S. 129 Anm. 32) und ebenso die vorangektindigte Edition der Romane Elisabeths von NassauSaarbrticken durch H.-G. Roloff (s. u. S. 99 Anm. 137). AuJ3erdem hat sich der A TB - dies eine sehr verdienstliche Neuerung - seit 1963 eine Erganzungsreihe beigesellt, die ftir weniger >landlaufige< Editionen bestimmt ist. Sie hat es bisher auf drei Bande gebracht: eine Auswahl von Liedmelodien (das Stichwort »Minnesang« im Titel ist ungenau) des 12. bis 16.Jh.s (s. u. S. 195 Anm. 75), den 'DukusHorant'9S) und die Tristan-Prosa von 1484 (s.u. S. 98 Anm. 1;2)." Ausschlief31ich der Textheuristik des 14.-16.Jh.s dient die 1956 von A.Schirokauer und W. Stamrnler gegrtindete und gegenwartig von H. Moser, E. A. Philippson und K. Stackmann betreute Reihe »Texte des spaten Mittelalters und der frtihen .0) Die Lieder Neidharts. Hrsg. von Edmund Wieflner. 1955. (ATB 44.) "1963 und "1968 revidiert von Hanns Fischer. 01) Der Bauemhochzeitsschwank. Meier Betz und Metzen hochzit. Hrsg. von Edmund Wieflner. 1956 (ATB 48); vgl. FB I. S. 330 Anm. 98 . • 2) 'Poytislier' (5. u. S. 74 Anm. 5) und 'Persibein' (s. u. S. 74 Anm. 6) . •3) Die dritte, die nominell die alte Rosenhagensche »Miiren«-Ausgahe (ATB 35, s.o.) fortsetzt, ist die von Heinz Mettke (s. u. S. 166 Anm. 41) . •0) Verserzahlungen (s. u. S. 165 Anm. 38 bzw. Tierbispel (s. u. S. 147 Anm. 130) . •0) Dukus Horant. Hrsg. von P.F.Ganz, F.Norman, W.Schwarz. Mit einem Exkurs von S.A.Bimbaum. 1964 (ATB Erganzungsreihe 2); vgl. dazu M.Curschmanns Forschungsbericht (s. u. S. 6; Anm. 94) S.42f.
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spatmittelalters (12;0-1500) 21* Neuzeit« (TspM), die es trotz mancherlei Stockungen inzwischen auf 20 Hefte gebracht hat. Das offene Programm der Reihe vermittelt einen iiberaus farbigen Eindruck vom literarischen Schaffen im Spatma. Es reicht von der weltlichen Fachprosa 96) und dem geistlichen Tractatulus 97) iiber die Legende 9") bis zur Didaxe 99), es bietet Prosaroman 100), strophisches Gedicht 101) sowie spatma. Spiepo,) und versucht einen AnschluB an die Literatur des 16. Jh.s 103). Einen besonderen Hinweis verlangt W. Stammlers »Spatlese« 104), die - vor allem im kommentierenden Anmerkungsteil- einen tiefen Einblick in noch ungehobene Handschriftenschatze eroffnet und eine Moglichkeit zeigt, wie sich die erdriickende Schwemme der Kleiniiberlieferung zu geniefibaren >Jahrgangen< keltern laBt. - Angesichts der Fi.ille noch unerschlossener Texte wUnschte man sich unter dem neuen Herausgeberteam eine ziigigere Veroffentlichungsfolge; zugleich aber auch - sit venia verbo einen kritischeren MaBstab gegeniiber der Editionspraxis, die bislang krasse Qualitatsunterschiede aufwies. Zu diesen bekannten Reihen traten in den letzten Jahren zwei neue Unternehmen, in denen die Heuristik der spatma. Literatur besonders gepflegt wird; zum einen die »Miinchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des 11ittelalters« (MTU), die von der Kommission fur deutsche Literatur des Mittelalters der Bayerischen Akademie herausgegeben werden. Seit Eroffnung der Reihe i.J. 1961 erschien bereits eine stattliche Anzahl von Banden, uber die ich - soweit sie in den Umkreis dieses Berichts gehoren - einen kurzen Dberblick gebe. Die ErschlieBung einzelner Komplexe der weltlichen deutschen Dichtung des Spatmittelalters fOrderten H. Fischer mit seinen Ausgaben der Folzschen Reimpaar00) Wahrsagetexte des Spatmittelalters. Aus Handschriften und Inkunabeln hrsg. von Gerhard Eis. 1956. (TspM I.) - Daz buch von guter spise. Aus der Wiirzburg-MiinchenerHandschrift neu hrsg. von Hans Hajek. 1958. (TspM 8.) .7) Thomas Peuntners 'Kunst des heilsamen Sterbens' (s. u. S. 142 Anm. 102); Bonaventuras 'De triplici via' (s.o. S. 15 Anm. 69); 'Gewissensspiegel' Martins von Amberg (s. u. S. 141 Anm. 95) . ••) Katharina von Alexandrien (s. u. S. 122 Anm. 68); Bonaventuras 'Legenda Sti. Francisci' (s. u. S. 121 Anm. 61). DD) Hieronymus Emsers 'Deutsche Satyra' (s. U. S. 137 Anm. 70); hofische und grobianische Tischzuchten (s. u. S. 153 Anm. 175); 'Schachzabelbuch' des Jacobus de Cessolis (s. u. S. 126 Anm. 14); Konrad Steckels Dbersetzung von Odoricos 'Reise nach China' (s. u. S. 101 Anm. 154). 100) Thiirings 'Melusine' (s. u. S. 98 Anm. 134); 'Pontus und Sidonia' (s. u. S. 99 Anm. 135). 101) Das Lied von Herzog Ernst. Kritisch hrsg. nach den Drucken des 15. und 16.Jahrhunderts von K. C. King. 1959. (TspM II.) - Rez.: vgl. M.Curschmanns Forschungsbericht (s. u. S. 63 Anm. 94) S. 34 Anm. 174 und W. Gose, Germ. I. 1960. Nr. 921; J.Ruland, ZfVk 56.1960. S. 282f; R-M.S.Heffner, Monatshefte 53.1961. S. 46; H.Rupp, Archiv 197.1961. S. 167f; W.Wolf, AfdA 75.1964. S. II7f. 10') 'Berner Weltgerichtsspiel' (s. u. S. 221 Anm. 3I); 'Eisenacher Zehnjungfrauenspiel' (s. u. S. 22 I Anm. 32). 103) Das Buch der Erkanntnus des Theophrast von Hohenheim, gen. Paracelsus. Aus der Handschrift mit einer Einleitung hrsg. von Kurt Goldammer. 1964. (TspM 18.) 104) Spatlese des Mittelalters. I. Weltliches Schrifttum. Aus den Handschriften hrsg. und erlautert von Wolfgang Stammler. 1963. (TspM 16.) - Rez.: J.Erben, DLZ 85. 1964. Sp. 653-655; T.Brandis, ZfdPh 84.1965. S. 140-142; W.Wolf, AfdA 75.1964. S. 121; K.C.King, GLL 18. 1964/65. S. 227f; D.Blamires, MLR 60. 1965. S. 140; H.Fischer, Germ. 6.1965. Nr. II93; G.Zink, Etudes 20. 1965. S. 127; G.F. Schmidt, JEGP 66.1967. S. 405 f. - II. Religioses Schrifttum. 1965. (TspM 19.) - Rez.: H.Fischer, Germ. 7. 1966. Nr. 358; G.Zink, Etudes 21.1966. S. 287f; K.C.King, GLL 20.1966/67. S. 353f; D.Blamires, MLR 62. 1967. S. 167f; G.F.Schmidt, JEGP 66. 1967. S. 405f; J.Schildt, DLZ 89. 1968. Sp. 139f.
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spriiche (s.u. S. 168 Anm. 56) und der deutschen Marendichtung des 15.Jh.s (s. u. S. 170 Anm. 67), D.Boueke mit Materialien zur Neidhart-Dberlieferung (s.u. S. 188 Anm. 33) und T.Brandis mit dem bereits genannten MinneredenRepertorium (s. u. S. 154 Anm. 182). In das Gebiet der weltlichen Fachprosa fuhrt M. Wierschins Ausgabe der Fechtkunst Johann Liechtenauers (s. u. S. 138 Anm. 78). Eine nicht minder gewichtige Ausbeute wurde bei der Heuristik geistlicher Texte erzielt. Dem breiten Einblick in die volkssprachliche Thomas-Rezeption 105), speziell der Tugendlehre (Summa theologiae II-II), den K.Berg in seiner Monographie »Der tugenden biich« 106) bietet, steHt sich G. Steers Studie zur scholastischen Gnadenlehre 107) zur Seite, deren unterschiedliche Auspragung in der dominikanischen und franziskanischen Theologie durch Sichtung der mhd. Dberlieferung herausgearbeitet wird. Ganz ins franziskanische Lager fiihrt P.-G. Volkers Untersuchung zu den deutschen Schriften des Franziskanerprovinzials Konrad Bomlin 108), die eine solide Grundlage fur die von V. angekundigte Gesamtedition der Werke Bomlins legt. K. Ruh, der die drei zuletzt genannten Arbeiten angeregt hatte, setzte die in »Bonaventura deutsch« (s. o. S. 15 Anm. 69) auf breiter Front begonnene ErschlieBung des franziskanischen Schrifttums mit einem Textband fort 109), dessen Stucke - es sind ausnahmslos Inedita - zusammen mit einem weiteren, geplanten Band einen reprasentativen Querschnitt durch das deutsche Schrifttum der Franziskaner bieten werden 110). Diese Editionen und eine gleichfalls vorgesehene QueHenbibliographie sind Teile eines uberaus weitgreifenden Vorhabens, das auf eine Darstellung des franziskanischen Schrifttums im deutschen Mittelalter zielt 111). Fur die mittelalterliche Frommigkeitsgeschichte wichtig ist die Frage nach der geographischen Verbreitung bedeutsamer Werke und Texte. Diesen Aspekt haben U. Montag in einer sorgfaltigen Studie zum Werk der hi. Birgitta 112) und W. Eichler in seiner angekiindigten Arbeit uber Ruusbroecs 'Brulocht'113) aufgegriffen. In 10»
K.Hannemann, VL 5. Sp. 1088 (Nachtrag).
106) Klaus Berg: Der tugenden buch. Untersuchungen zu mittelhochdeutschen Prosa-
texten nach Werken des Thomas von Aquin. 1964. (MTU 7.) - Rez.: G. Schieb, AfdA 77. 1966. S. 73-80; C.F.Bayerschmidt, Speculum 41. 1966. S. 52of; R.Rudolf, Erasmus 18. 1966. Sp. 602-605; J.Mendels, JEGP 66.1967. S. 306-308. 10') Georg Steer: Scholastische Gnadenlehre in mittelhochdeutscher Sprache. 1966. (MTU 14.) - Rez.: J.Werlin, LeuvBijdr. 55. 1966. Bijbl. S. 193-196; J.A.Bizet, Etudes 22. 1967. S. 615; H.-G. Richert, Germ. 9.1968. Nr. 384. 10') Paul-Gerhard Volker: Die deutschen Schriften des Franziskaners Konrad Bomlin. Teil I: Uberlieferung und Untersuchung. 1964. (MTU 8.) - Rez.: W.Fechter, PBB (Tub.) 88. 1967. S. 219-224; F.H.Bauml, Speculum 41. 1966. S. 380f; R.Rudolf, Erasmus 18. 1966. Sp. 605-607; R.Edighoffer, Etudes 22. 1967. S. lIIf. - Vgl. erganzend V.s Aufsatz: Die Uberlieferungsformen mittelalterlicher deutscher Predigten. ZfdA 92. 1963. S.212- 22 7· 109) Kurt Ruh: Franziskanisches Schrifttum im deutschen Mittelalter. Bd. I: Texte. 1965. (MTU II.) - Rez.: H.Backes, Germ. 7.1966. Nr. 2414; K.Brethauer, Erasmus 18. 1966. Sp. 407-409; G.Schieb, GRM 47 NF 16.1966. S. 431f; J.Werlin, LeuvBijdr. 55. 1966. Bijbl. S. 56-59; F.P.Pickering, MLR 62.1967. S. 557-559; W.Blank, WirkWort. 18. 1968. S. 355-357; c.c. de Bruin, ZfdPh 87.1968. S. II8-120. 110) Eine zusatzliche Verbreiterung der Textbasis wird die geplante Ausgabe des 'Baumgartens geistlicher Herzen' durch Helga Unger (MTU 24) bringen. lll) Vgl. dazu auch die gleichfalls angekundigten Untersuchungen Dieter Richters zur deutschen Dberlieferung der Predigten Bertholds von Regensburg (MTU 2I); S. U. S. 27 Anm·141. 112) Ulrich Montag: Das Werk der heiligen Birgitta von Schweden in oberdeutscher Uberlieferung. Texte und Untersuchungen. 1968. (MTU 18.) - Vgl. S.Sudhof, VL 5. Sp. 94-98. 113) Wolfgang Eichler: Jan van Ruusbroecs 'Brulocht' in oberdeutscher Uberliefe-
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spiitmittelalters (1230-1500) 23* dies en Zusammenhang sind auch E. Weidenhillers Untersuchungen zur katechetischen Literatur (s. u. S. 141 Anm. 98) zu stellen, die sich vornehmlich auf den umfangreichen Handschriftenbestand der Bayerischen Staatsbibliothek stlitzen. Die Erforschung der spiitma. Glossenliteratur 114) hat durch die ungemein materialreiche Arbeit von K. Grubmliller zum 'Vocabularius Ex quo'115), dem offensichtlich am weitesten verbreiteten Scholarenworterbuch dieser Zeit, einen kriiftigen und hoffentlich nachhaltigen AnstoB bekommen. Flir die Aufarbeitung des immensen Materials - es wurden liber 225 Handschriften 116) und 46 Drucke erfaBt - ist G.s Gliederung der Dberlieferung in Redaktionsgerliste richtungsweisend 117). Neben diesen primiir heuristischen Arbeiten werden in den MTU monographische Studien zu einzelnen Forschungskomplexen gepflegt; so aus dem Umkreis der Lieddichtung B. Kippenbergs kritische Sichtung der literar- und musikhistorischen Forschung zum Rhythmus im Minnesang (s. u. S. 195 Anm. 76), Ch. Petzschs Aufsatzsammlung zum Lochamer-Liederbuch (s. u. S. 190 Anm. 46) und meine Studien zum deutschen geistlichen Lied im Mittelalter (s.u. S. 215 Anm. 200). Beachtenswerte Gesichtspunkte zum Verstiindnis der spiitma. Schwankdichtung steuert I.Meiners in ihren Untersuchungen zu Schelm und Dlimmling in Erziihlungen des deutschen Mittelalters bei (s. u. S. 181 Anm. 127), und M. Curschmanns interpretatorische Studien zum 'Mlinchener Oswald' 118) schlieBlich haben nicht nur die Erziihltechnik dieser Dichtung in ein neues Licht gestellt, sondeen der Forschung zum »Spielmannsepos« eine Alternative gegenliber der seit G. Baesecke kanonisch gewordenen textkritischen Interpretationsmethode angeboten. Das zweite neugegriindete Unternehmen sind die von K. Ruh herausgegebenen »Kleinen deutschen Prosadenkmiiler des Mittelalters« (WPD), die in der Obhut der gleichfalls von R. gegrlindeten »Forschungsstelle flir deutsche Prosa des Mittelalters am Seminar flir deutsche Philologie der Universitiit Wlirzburg« stehen und deren Programm auf eine »Verbesserung, Bereicherung und Weiterentwicklung der Editionsweisen bei prosaischen DenkmaIern« zielt. R. hat seine Reihe mit einer separaten Ausgabe der 'Sieben Staffeln des Gebetes' Davids von Augsrung (MTU 22). - Zu einer weiteren Edition E.s aus dem CEuvre Ruusbroecs s. u. Anm.120. 114) Welche Arbeit hier noch zu leisten ist, zeigt der Artikel von H. Thoma, RL I. '1958. S. 579-589, der sich aufgrund der Forschungssituation auf die ahd. Glossen beschranken muBte. - Auf die Nennung neuerer Arbeiten zur spatma. Glossographie verzichte ich, da sie in K. Grubmi.iJlers sorgfaltig gearbeiteter Bibliographie bequem zusammengesteJlt sind; nachzutragen istWalther Mitzka: Altschlesische Vokabulare. In: Yolk, Sprache, Dichtung. FS Kurt Wagner. 1960. (Beitrage zur deutschen Philologie 28.) S. 131-142. 116) Klaus GrubmuJler: Vocabularius Ex quo. Untersuchungen zu lateinisch-deutschen Vokabularen des Spatmittelalters. 1967. (MTU 17.) - Rez.: G.Powitz, AfdA 79. 1968. S.81-88; K.Matzel, PBB (Tub.) 90. 1968. S. 396-403; J.Charier, Etudes 23. 1968. S. 296f; M.Lemmer, Germ. 9. 1968. Nr. 1098; G.Schieb, DLZ 89. 1968. Sp.982-984; J.C.Wells, Speculum 43.1968. S. 725-727. "6) Eine sprachhistorische Auswertung zweier dieser Hss. bei Gerhard Ising: Zwei markische Handschriften des Vokabulars 'Ex quo' aus dem 15. Jahrhundert. PBB (Halle) 90. 1968. S. 198-211. 117) Vgl. auch Klaus Grubmuller: Dberlegungen zur Edition eines lateinisch-deutschen Vokabulars des spaten Mittelalters. In: Marbacher Kolloquium (s. O. S. 16 Anm. 74). S·4 2 -55· 118) Michael Curschmann: Der Munchener Oswald und die deutsche spielmannische Epik. Mit einem Exkurs zur Kultgeschichte und Dichtungstradition. 1964. (MTU 6.) Rez.: vgl. C.s Forschungsbericht »Spielmannsepik« (s. u. S. 63 Anm. 94), der aus dieser Arbeit hervorgegangen ist (hierzu S. 7 Anm. 30 und S. 102f Anm. 412).
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burg l19 ) eroffnet, die das von ihm aufgestellte Programm illustriert; mit vier weiteren Heften 120) wurde das vorgezeichnete Profil vertieft und breiter ausgearbeitet: Hauptziel der Ausgaben ist die Herstellung eines kritischen Texts (ihm liegt bei Mehrfachtiberlieferung in der Regel eine Leithandschrift zugrunde), dessen Gestalt nach der je spezifischen Dberlieferungslage bestimmt wird und daher keineswegs von vornherein die Gewinnung eines Archetyps anstrebt. Dieser Aufgabe dient auch die Auswahl der Lesarten (sie erscheinen normalerweise in einer Beilage), die so angelegt ist, daB sie die »Textredaktion vollumfanglich zu legitimieren«121) vermag. Die moglichst graphiegetreue Textwiedergabe (einschlieBlich der diakritischen Zeichen) macht die Editionen auch ftir den Sprachwissenschaftler interessant, obwohl mir die Normalisierungsphobie zuweilen auch tiber dessen Belange hinauszugehen scheint. Mit der skizzierten Konzeption, auf deren weitere Erprobung man gespannt sein darf, wurde eine geeignete Publikationsform zur ErschlieBung wichtiger kleinerer Prosadenkmaler geschaffen. Gleichsam als Werkstattbuch der Wtirzburger Forschungsstelle (ihr wurde W. Stammlers NachlaB anvertraut) kann man die »Wtirzburger Prosastudien« ansehen, deren erster Band - mit Beitragen, die vom ahd. Isidor bis zur spatma. Mystik reichen - soeben erschienen ist 122). Der sprachlichen Seite der edierten Denkmaler wird in den Ausgaben der »Lunder Germanistischen Forschungen« besondere Aufmerksamkeit geschenkt, denn es gehort schon zur Tradition dieser Reihe, jede Edition mit detaillierten grammatischen Studien einzuleiten. Aus unserem Berichtszeitraum sind zu nennen die Ausgaben des Harffer Sachsenspiegels 123), 'Der Leyen Doctrinal' (s. u. S. 144 Anm. III), 'Paris und Vienna' (s. u. S. 99 Anm. 138) und die Verdeutschung einer Paternoster-Auslegung durch Heinrich Haller (s. u. S. I41 Anm. 93). Ganz als Arbeitshefte fUr den akademischen Unterricht sind die »Altdeutschen Dbungstexte« konzipiert, die seit 1946 von der Akademischen Gesellschaft Schweizerischer Germanisten herausgegeben werden. Diesem Programm entsprechend stehen neben Auswahlausgaben Textanthologien im Vordergrund, und gerade der letztgenannte Typus macht die Reihe im Blick auf den Unterricht besonders reizvoll; um so mehe muB ihr Stagnieren - dec 19. und bislang letzte Band erschien 1963 - bedauert werden. 1m Repertoire der Reihe (es reicht von gotischen und anord. Texten bis Paracelsus) nimmt das Spatma. einen erfreulich breiten Raum ein, wobei die thematisch fixierten Bandchen dominieren: Es finden sich Texte
119) David von Augsburg. Die sieben Staffeln des Gebetes in der deutschen Originalfassung hrsg. von Kurt Ruh. 1965. (WPD I.) - Rez.: C. C. de Bruin, Neoph. 50. 1966. S. 469f; N. de Paepe, LeuvBijdr. 55. 1966. Bijbl. S. 173f; L.Wolff, PBB (Tub.) 88. 1967. S. 209; H.Rupp, WirkWort. 18. 1968. S. 360. - Vgl. J. van Mierlo, VL 5. Sp. 147 (Nachtrag); S.Clasen, NDB 3. 1957. S. 533 f. 120) Konrads von Megenberg 'Von der sel' (s.u. S. 139 Arun.82); Johann Wencks 'Btichlein von der Seelc' (s. u. S. 139 Anm. 82); Jan van Ruusbroec. Van den blinckenden Steen in oberdeutscher Texttradition hrsg. von Wolfgang Eichler. 1968. (WPD 4.) Zur Dberlieferungsgeschichte des Traktats vgl. Wolfgang Eichler: Jan van Ruusbroecs 'Van den blinckenden Steen' in oberdeutscher Dberlieferung. Wtirzburger Prosastudien I (s. u. Anm. 122). S. 199-214; Berthold von Regensburg. Deutsche Predigten (s. u. S. 27 Anm.141). 121) K. Ruh: Sieben Staffcln (s. o. Anm. II9). S. 43; vgl. dazu auch Georg Steer: Grundsatzliche Uberlegungen und Vorschlage zur Rationalisierung des Lesartenapparates. In: Marbacher Kolloquium (s.o. S. 16 Anm. 74). S. 34-41. 122) Wiirzburger Prosastudien 1. Wort-, Begriffs- und textkundliche Untersuchungen. 1968. (Medium Aevum. Philologische Studien 13.) 123) Der Harffer Sachsenspiegel vom Jahre 1295. Landrecht. Hrsg. von Miirta Asdahl Holmberg. 1957. (Lunder Germanistische Forschungen 32.)
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zum Tagelied 124), zur Mystik 125) und zur Tierfabel 126) sowie Urkunden des 13.Jh.s 127); daneben W.Wolfs bekannte Auswahl aus dem 'Jungeren Titurel'128) und als jungste Erscheinungen drei Bandchen altdeutscher Spieltexte 129). Bemerkenswerterweise nimmt neuerdings Reclams Universal-Bibliothek die spatma. Literatur verstarkt in ihr Programm auf, und zwar nicht mehr primar in den problematischen >Nachdichtungen(130), die fruher das Bild der hier verlegten Ausgaben mitteblterlicher Texte bestimmten, sondern in zweisprachigen Ausgaben mit anspruchsvoller Dbersetzung, entsprechender Einfuhrung und brauchbarem Kommentar, so daB diese Heftchen auch im akademischen Unterricht zu einer passablen Hilfe avanciert sind 131); mit dem 'Ulenspiegel' 132) wagte man sogar eine Originalausgabe. Erwahnt werden mussen schlieBlich einige Spezialreihen aus Nachbardisziplinen, in denen auch fur den Germanisten relevante Dberlieferungskomplexe ediert sind. Dazu zahlen vor allem die »Denkmaler der Tonkunst in Osterreich« (DTO), deren 116 Bande aufgrund von Nachdrucken wieder greifbar sind, unter ihnen die Oswald-Ausgabe von Schatz-Koller (s. u. S. 184 Anm. 13), der Sammelband mit Lyrica Frauenlobs, Reinmars von Zweter und des Wilden Alexander 1S3), die Neidhart-Lieder 1") und eine Anthologie deutscher Gesellschaftslieder in Osterreich aus der Zeit 1480-1550 (s. u. S. 195 Anm. 73).
124) Texte zur Geschichte des deutschen Tageliedes. Ausgewahlt von Ernst Scheunemann. Erganzt und hrsg. von Friedrich Ranke. 1947. "1964. (Altdt. Dbungstexte 6.) 100) Altdeutsche Mystik. Bearbeitet und hrsg. von Kurt Ruh. 1950. (Altdt. Dbungstexte 11.) 126) Texte zur Geschichte der altdeutschen Tierfabe1. In Auswahl hrsg. von Arno Schirokauer. 1952 (Altdt. Dbungstexte 13); vg1. FB 1. S. 329 Anm. 95. 127) Deutsche Urkunden des 13. Jahrhunderts. Hrsg. von Bruno Boesch. 1957. (Altdt. Ubungstexte 15.) 126) Albrecht von Scharfenberg: Der Jungere Titure1. Ausgewahlt und hrsg. von WernerWolf. 1952 (Altdt. Ubungstexte 14); vg1. FB I. S. 319 Anm. 48. 129) Niklaus Manuel: 'Der Ablal3kramer' (s.u. S. 221 Anm. 33); 'Spiel von den alten und jungen Eidgenossen' (s. u. S. 226 Anm. 62); fruhe Schweizerspiele (s. u. S. 225 Anm. 61). 130) Doch linden sich dabei erhebliche Qualitatsunterschiede; vg1. die Bandchen: 'Kudrun' (s. u. S. 59 Anm. 66), 'Helmbrecht' (s. ll. S. 162 Anm. 23) und 'Reineke Fuchs' (s. u. S. 148 Anm. 138). - Nicht in unser Berichtsfeld fallen die Bandchen: Sachsenspiegel (Landrecht). Hrsg. von C1. Frhr. von Schwerin. Eingeleitet von Hans Thieme. (Reclam Univ.-Bib!. 3355/56); Meister Eckehart. Vom Wunder der Seele. Eine Auswahl aus den Traktaten und Predigten ... hrsg. von Friedrich Alfred Schmid Noerr. (Reclam Univ.Bib!. 7319); Johannes von Tep!' Der Ackermann aus Bohmen. Ein Streit- und Trostgesprach vom Tode. Originaler Text und Ubertragung ... von Felix Genzmer. (Reclam Univ.-Bib1. 7666); Deutscher Minnesang (II5Q-1300). Einfuhrung sowie Auswahl und Ausgabe der Texte von Friedrich Neumann. Nachdichtung von Kurt Meurer. (Reclam Univ.-Bib!. 7857/58); Johannes Tauler. Vom gottformigen Menschen. Auswahl aus den Predigten ... von Friedrich Alfred Schmid Noerr. (Reclam Univ.-Bib1. 7871.) 131) Vg1. die Bandchen: Oswald von Wolkenstein (s.u. S. 187 Anm. 28), Konrad von Wurzburg (s. u. S. 167 Anm. 47) und die Ausgabe des Osterspiels von Innsbruck und von Muri (s. u. S. 220 Anm. 21). Zu dieser Kategorie ziihlt auch das Bandchen: Neidhart von Reuenta1. Lieder, Auswahl mit den Melodien zu neun Liedern. Mittelhochdeutsch und ubersetzt von Helmut Lomnitzer. 1966. (Reclam Univ.-Bib1. 6927/28.) - Rez.: M.G. Scholz, Germ. 8. 1967. Nr. 2427. 132) S. u. S. 180 Anm. 12 1; dazu steHt sich B. Nagels Meistersang-Anthologie (s. u. S.206 Anm. 143). - Eine Originalausgabe hatte man frUber schon mit dem 'Sachsenspiegel' (s.o. Anm. 130) gewagt. 133) Gesange von Frauenlob, Reinmar v. Zweter und Alexander nebst einem anonymen Bruchsmck nach der Handschrift 2701 der Wiener Hofbibliothek. Bearbeitet von Heinrich Rietsch. 1913. (DTO 41.) Unveranderter Nachdruck Graz 1960. '34) Lieder von Neidhart (von Reuental). Bearbeitet von Wolfgang Schmieder. Revision
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Eine schier unerschopfliche QueUe fiir unsere Kenntnisse des spatma. Lebens sind die »Deutschen Stadtechroniken« (s. u. S. 106 Anm. 24), die gleichfalls wieder nachgedruckt wurden; auf die einschlagigen Ausgaben in den Monumenta Germaniae Historica (speziell in der Abteilung »Chroniken«) kann ich in diesem Zusammenhang nur generell verweisen. Bei vielen, allzu vielen Texten sind wir noch heute - das wird sich in den nachfolgenden Kapiteln beim jeweils einfiihrenden Dberblick iiber den Stand der DenkmalererschlieBung zeigen - auf Ausgaben des 19.Jh.s angewiesen, deren Vorlaufigkeit in den meisten Fallen bereits der damaligen Forschergeneration bewuBt war. Diese Editionen spielen aber nicht nur - faute de mictlx - die Rolle von LiickenbiiBern, sondern legen oftmals ein beredtes Zeugnis von den verschiedenen Etappen der Forschungs- und Wissenschaftsgeschichte unseres Fachs ab 135). Vor allem unter dies em Gesichtspunkt ist es zu begriiBen, wenn diese langst vergriffenen und selbst in Antiquariatsangeboten nurmehr selten auftauchenden Werke durch den in unserer Berichtszeit breit anschwellenden Strom der reprografischen Nachdrucke (es wurden dafiir eigene Verlage gegriindet) wieder verfiigbar sind 136). Dadurch werden die allerorts notigen Erweiterungen und Neugriindungen wissenschaftlicher Bibliotheken betrachtlich erleichtert, dem einzelnen Forscher jedoch wird eine umfangreichere Erganzung seiner Handbibliothek wegen des relativ hohen Preisniveaus der Reprints normalerweise versagt bleiben. Wie schon friiher gesagt, erlaubte es die groBe Zahl der nachgedruckten Titel nicht, samtliche Re p ri n ts bibliographisch nachzuweisen 13'), andererseits erschien mir ein vollkommener Verzicht darauf, namentlich bei noch nicht ersetzten Ausgaben, zu rigoros zu sein, zumal sich ja auch in den Nachdruckprogrammen ein Teil des gegenwartigen Forschungsstandes widerspiegelt. Urn in okonomisch verdes Textes von EdmundWieBner. Mit Reproduktion der Handschriften. 1930. (DTL> 71.) Unveranderter Nachdruck Graz 1960. 135) Dazu rechne ich neben anderen, im Verlauf des Referats genannten Werken auch v. LaBbergs Versuch einer 'Schwabenspiegel' -Ausgabe, mit der die wechselvolle Editionsgeschichte dieses Denkmals beginnt: Der Schwabenspiegel oder Schwabisches Land- und Lehen-Rechtbuch ... hrsg. von F.L.A. von LaBberg. Mit einer Vorrede von A.L.Reyscher. 1840. Unveranderter Nachdruck Aalen 1961. 136) Vgl. dazu die aufschluBreiche Vorbemerkung zum Nachdruck der G.Morelschen Ausgabe der 'Offenbarungen' Mechthilds von Magdeburg: »Obwohl diese Ausgabe, vor nahezu hundert Jahren geschaffen, mit Mangeln behaftet ist und auf die Dauer nicht die letzte dieses Textes bleiben kann, wird ihr unveranderter Nachdruck vorgelegt. Denn die Schwierigkeiten der Textlage miissen notwendig zur Folge haben, daB die ErsteUung cines neuen Textes noch einige Zeit auf sich warten lassen wird. Das Subskriptionsergebnis zeigte, daB es besser ist, so lange diesen Text benutzen zu konnen als keinen«; Offenbarungen der Schwester Mechthild von Magdeburg oder Das flieBende Licht der Gottheit ... hrsg. von Gall Morel. 1869. Unveranderter Nachdruck Darmstadt 1963. - Rez.: K.Ruh, Germ. 6. 1965. Nr. 386. - Eine Neuausgabe wird von Hans Neumann vorbereitet; vgl. seinen Bericht: Texte und Handschriften zur alteren deutschen Frauenmystik. FuP 41. 1967. S.44-48. - Unter den Nachdrucken alterer Mystikerausgaben verdient K. Bihlmeyers Seuse-Ausgabe einen besonderen Hinweis: Heinrich Seuse. Deutsche Schriften ... hrsg. von Karl Bihlmeyer. 1907. Unveranderter Nachdruck Frankfurt/M. 19 61. 137) Vgl. hierzu die niitzliche (wenngleich nicht immer verliiBliche) Bibliographie von Renate Ostwald: Nachdruckverzeichnis von Einzelwerken, Serien und Zeitschriften aus allen Wissensgebieten (Reprints). 1965; reicht bis Friihjahr 1964, Nachtrag ist geplant. Rez.: P.Genzel, ZblfBblw 80. 1966. S. 6°7-6°9; W. Unger, DLZ 88. 1967. Sp.83-85. AuBerdem bringt das Borsenblatt fur den deutschen Buchhandel (Frankfurt) seit neuestem eine »Sondemummer Reprints« heraus; vgl. 23.1967. Nr. 101 und 24.1968. Nr. 95.V gl. auch das Fortsetzungswerk: Bibliographia Anastatica. A Bimonthly of Photomechanical Reprints. Amsterdam. 1. 1964ff.
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spatmittelalters (1230-1500) 2.7* tretbaren Grenzen zu bleiben, habe ich die Reprints der Forschungsliteratur bis auf wenige Ausnahmen ganz vernachlassigt und bemiihte mich dafiir um eine breitere Auswahl unter den nachgedruckten Ausgaben; Leitfaden dabei sollte die Relevanz fiir die gegenwartige Forschung sein, doch wird die Auswahl auch durch eine Reihe von Zufalligkeiten bestimmt. Erganzend nenne ich noch die Verlage, in denen der Nachdruck der wichtigsten Textreihen (in ihnen ist ja der GroBteil der alteren Editionen erschienen) betrieben wird. Es werden von DIms (Hildesheim) die »Bibliothek des Stuttgarter Literarischen Vereins« (StLV), von der Weidmannschen Verlagsbuchhandlung (Dublin, Ziirich) besonders die vergriffenen DTM-Bande und von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft die Reihe »Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen« (DLE) durch Nachdruck wieder zuganglich gemacht. Der umfangreichen »Bibliothek der gesammten deutschen National-Literatur« haben sich zwei Verlage angenommen: Editions Rodopi (Amsterdam), die sich mit reinen Nachdrucken begniigen, wahrend W. de Gruyter (Berlin) im Rahmen der von ihm (und der Weidmannschen Verlagsbuchhandlung) betreuten »Deutschen Neudrucke« (DN) - die Abteilung »Texte des Mittelalters« wird von K. Stackmann herausgegeben 138) - den alten Text durch aktualisierende Beigaben mit dem heutigen Forschungsstand konfrontiert, eine Konzeption, die man sich grundsatzlich bei Nachdrucken wiinschte 139). In den DN sind bislang folgende Bande erschienen: Der Marner (s. u. S.203 Anm. 124), 'Barlaam und Josaphat' Rudolfs von Ems (s. u. S. II7 Anm.40), Strickers 'Karl' (s. u. S. 92 Anm. 89), der 'Lanzelet' Ulrichs von Zatzikhoven (s. u. S. 77 Anm. 16), Thomasins 'Welscher Gast' (s. u. S. 124 Anm. 4) und das »Liederbuch« der Hatzlerin (s. u. S. 191 Anm. 50). Dazu kommt noch die zweibandige Pfeiffer-Stroblsche Ausgabe der Predigten Bertholds von Regensburg (1862/80), die von K.Ruh mit einem kundigen Vorwort und einem iiberlieferungsgeschichtlichen Beitrag ausgestattet wurde 140); mustergiiltig ist auch die umfangreiche Bibliographie, in die R. seine umfangreichen Quellenkenntnisse einbringen konnte und mit der er einer kiinftigen Neuausgabe kraftig vorgearbeitet hat 141). Dieser Nachdruck illustriert vielleicht am besten, was durch intensive Betreuung auch bei einem Reprint erreicht werden kann. Zu den miihseligsten Geschaften im Umkreis derTextheuristik gehort die Identifizierung des Inhalts noch unbcschriebener Handschriften. Auch hier sind wir - und deswegen komme ich zum SchluB dieses Lageberichts vom Reprint-Markt kurz darauf zu sprechen - vorerst noch weitgehend auf Arbeiten des letzten Jh.s und deren Nachdrucke angewiesen, so etwa - um nur einige Werke aus den Randzonen zu nennen - auf dem Gebiet der homiletischen Literatur 142) R. Cruels be138) Vgl. den Oberblick in ZfdPh 87. 1968. S. 154f. 139) Der Brauch, Nachdrucke mit einem aktualisierenden Nachwort zu versehen, hat
sich - mit Ausnahme der Minnereden-Ausgabe von Matthaei-Brauns-Thiele (s.u. S. 155 Anm. 184) - vorerst nur bei den von W. de Gruyter betreuten Banden eingebiirgert. 140) Berthold von Regensburg. I. Bd.: VoIIstandige Ausgabe seiner Predigten mit Anmerkungen von Franz Pfeiffer. Mit einem Vorwort von Kurt Ruh; 2. Bd.: VoIIstandige Ausgabe seiner dcutschen Predigten mit Einleitungen und Anmerkungen von Franz Pfeiffer und Joseph Strobl. Mit einer Bibliographie und einem iiberlieferungsgeschichtlichen Beitrag von Kurt Ruh. 1965. (DN Reihe: Texte des Mittelalters.) - Rez.: D. Richter, Germ. 8.1967. Nr. 1322. - Vgl. H.Rosenfeld, NDB 2.1955. S. 164fund VL 5. Sp.91 (Nachtrag). 141) D.Richter, von dem eine Untersuchung zur Oberlieferung der dt. Predigten Bertholds angekundigt ist (s.o. S.22 Anm. III), hat bereits eine der drei Oberlieferungsgruppen (8 Predigten) neu herausgegeben: Berthold von Regensburg. Deutsche Predigten. (Oberlieferungsgruppe *Z.) Hrsg. von Dieter Richter. 1968. (WPD 5.) 14') Vgl. H. Wolf, RL 3, 3.Lieferung. '1967. S. 223-257.
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kannte und unentbehrliche Darstellung des deutschen Predigtwesens im Mittelalter 143) und die den »Cruel« in einigen Punkten erganzende Predigtgeschichte A. Linsenmayers 1(4). Dazu treten A. Sch6nbachs Sammelausgabe altdeutscher Predigten aus der Zeit vor Berthold von Regensburg, deren gelehrter Kommentar (samt den Sachverzeichnissen) wertvolle Fingerzeige zur Weitersuche geben kann 145), und W. Wackernagels Anthologie, die einen Zeitraum von 400 Jahren umspannt und die neben der Predigt auch die schier unubersehbare mittelalterliche dt. Gebetsliteratur zu Wort kommen laBt 146). Das Schlusselwerk zur Identifizierung wie auch zur Interpretation mariologischer Texte ist immer noch A. Salzers Kompendium 1(7), das bis zur patristischen Literatur zuruckgreift; dieses Werk sollte nachdrucklich daran erinnern, daB die Forschung heute wie eh und je auch der biederen Zettelkastenpublikationen bedarf. Eine besondere Bedeutung innerhalb der Textheuristik - vor allem der kleineren literarischen Gattungen - kommt den Anthologien zu, in denen sich Bekanntes und Weitabliegendes unter verstandnisfOrdernden und gleichzeitig zur Forschung anregenden Gesichtspunkten zusammenbringen laBt. Selbstredend hangt die Qualitat dieser Sammelwerke in erster Linie vom Wissenshorizont des Herausgebers ab, und es ist wohl der Erntezeit eines Forscherlebens vorbehalten, eine ebenso buntgemischte wie anspruchsvolle Garbe zu binden. In uberzeugender Weise ist dies H. de Boor in der Reihe »Die deutsche Literatur. Texte und Zeugnisse« mit seinen beiden Mittelalterbanden 1(8) gelungen. Die Anordnung der Texte erfolgte dabei innerhalb der GroBgliederung »Religiose Dichtung - Weltliche Dichtung« nach thematischen Gruppen, die in sich dann chronologisch geordnet sind. Dber die Auswahl der Denkmaler - sie reicht von der Literatur der Karolingerzeit bis etwa 1400 - ist angesichts ihrer bewundernswerten Reichhaltigkeit kaum zu rechten, problematisch scheint mir dagegen die AufteiIung in Geistliches und Weltliches zu sein, die unserem heutigen, nicht aber dem mittelalterlichen Verstandnis entgegenkommt. De B. war sich dieser Problematik nattirlich bewuBt, er hatte aber im Blick auf den Anfanger, an den ja auch bei den ausftihrlichen LesehiIfen gedacht wurde, in den lesenswerten Vorbemerkungen deutlicher darauf hinweisen soIlen. Zu uberIegen ware, ob nicht in einem dritten Halbband eine erganzende Auswahl aus der von de B. ausgeklammerten Gebrauchs- und Fachliteratur gegeben werden konnte; dadurch wurden die Proportionen des 143) Rudolf Cruel: Geschichte der deutschen Predigt im Mittelalter. 1879. Unveranderter Nachdruck Hildesheim 1966. 144) Anton Linsenmayer: Geschichte der Predigt in Deutschland von Karl dem GroBen bis zum Ausgange des vierzehnten Jahrhunderts. 1886. (Nachdruck flir 1969 angeklindigt.) 145) Altdeutsche Predigten. Hrsg. von Anton E.Schonbach. 3 Bde. 1886-1891. Unveranderter Nachdruck Darmstadt 1964. - Rez.: H.Fischer, Germ. 7. 1966. Nr. 1641. 146) Altdeutsche Predigten und Gebete aus Handschriften gesammelt und zur Herausgabe vorbereitet von Wilhelm Wackemagel. 1876. Unveranderter Nachdruck Hildesheim 1964. - Rez.: H.Fischer, Germ. 7.1966. Nr. 1642. 147) Anselm Salzer: Die Sinnbilder und Beiworte Mariens in der deutschen Literatur und lateinischen Hymnenpoesie des Mittelalters. Mit Berucksichtigung der patristischen Literatur. Eine literar-historische Studie. Darmstadt 1967. Diese Sonderausgabe ist ein reprographischer Nachdruck der Separatabdrucke aus den Programmen des Ober-Gymnasiums zu Seitenstetten von 1886-1894. 148) Mittelalter. Texte und Zeugnisse. Hrsg. von Helmut de Boor. 2 Bde. 1965. (Die deutsche Literatur. Texte und Zeugnisse I, 1.2.) - Rez : J. van Dam,.LeuvBijdr. 55. 1966. Bijbl. S. 199f; A. van der Lee, Neoph. 50. 1966. S. 172; G.Zink, Etudes 21. 1966. S.446f; R.M.Kully, WirkWort. 17. 1967. S. 358f; F.P.Pickering, GLL 20. 1966/67. S. 379f; G.Schweikle, Germ. S. 1967. Nr. 292; H.J.Gementz, DLZ 89. 1965. Sp.223 bis 226; D.H.Green, MLR 63. 1965. S. 291-293; F.R.Schroder, GRM 49 NF IS. 1968. S·3 ISf.
Neue Forschungen zur deutschen Diehtung des Spatmittelalters (1230-1500) 29* mittelalterliehen literarischen Schaffens noch besser ans Licht treten. Fiir das 13.-16. Jh. leistet hier - trotz der dialektalen Beschrankung - J. Erbens ostmd. Chrestomathie U9) gute Dienste, zumal sich die Auswahl auf nieht oder wenig bekannte Texte konzentriert; auBerdem ist an A.Gotzes, schon in mehrfacher Auflage erprobtes friihnhd. Lesebuch laO) zu erinnern. Gegeniiber de B. ist in F. v. d. Leyens Anthologie 151) der zeitliche Bogen weiter, namlieh bis etwa 1500 gespannt; bei dem kleineren Umfang des reprasentativ aufgemachten Bandes fiihrte diese Erweiterung zu einer oft an die Form von Kostproben reichenden Beschrankung in der Mitteilung groBerer Texte, bei der man nur hoffen kann, daB der Leser auf den Geschmack kommt. Ein umfangreieher Anmerkungsteil dient gleiehsam als Tablett, auf dem die Appetithappchen serviert werden. - Fiir miBgliickt halte ieh die Auswahl religiOser deutscher Diehtung des Mittelalters - darunter auch der Anfang des 'Pfaffen Amis' 1- von H. J. Gernentz152), die selbst dem Laien nicht empfohlen werden kann, weil er durch die beigegebenen Nachdichtungen von der Lektiire der ausgewahlten Texte sieher mehr abgeschreckt als zu ihr hingefiihrt wird. Die schonen, von E. Rothe erlauterten Abbildungen waren in anderer Umgebung besser aufgehoben gewesen. Flir iibersetzungstechnische und stilistische Vergleiche im akademischen Unterricht sind die >biblischen ( Lesebiicher von F. Tschirch 153) und H. Volz 154) gedacht, die beide - trotz unterschiecllichem Aufbau - reiehes Material zur Verfiigung stellen. T.s Buch gibt einen Durchblick durch 1200 Jahre Bibeliibersetzung und bestieht mit seinem durchgehenden ParalIelabdruck (einschlieBlieh griech. und lat. Text) der ausgewahlten Stiicke; V. dagegen beschrankt sich thematisch auf den Danieltext, zeitlieh auf das 14.-16. Jh. und dialektgeographisch auf das Hochdeutsche 155). Eine kolonnenweise Anordnung der Synopse hatte die Praktikabilitat des ansonsten gut durchdachten Lesebuchs allerdings erhoht. "9) Ostmitteldeutsche Chrestomathie. Proben der frtihen Schreib- und Drucksprache des mitteldeutschen Ostens hrsg. von Johannes Erben. 1961. (Dt. Akad. d. Wiss. zu Berlin. Veroffentlichungen d. lnst. f. dt. Sprache und Literatur 24.) - Rez.: W. Schroder, AfdA 75.1964. S. 22-24; E.A.Philippson, JEGP 61.1962. S. 460f; P. v. Polenz, Germ. 4. 1963. Nr. 73; H.Rupp, Archiv 199. 1963. S. 238. - Ohne wissenschaftlichen Wert ist die Bltitenlese von Eugen Thumher: Stidtiroler Anthologie. Teil 1 (Mittelalter). 1956. Rez.: K.Hannemann, ZfdPh 80.1961. S. 328f. 100) Alfred Gotze: Frtihneuhochdeutsches Lesebuch. 4.Aufl. durchgesehen von Hans Volz. 1958. - Von G.s bekanntem Glossar liegt ein neuer Nachdruck vor; Alfred Gotze: Frtihneuhochdeutsches Glossar. '1967. (Kleine Texte ftir Vorlesungen und Ubungen 101.) - Rez.: J.Dresel, Germ. 9. 1968. Nr. 2312. 101) Deutsche Dichtung des Mittelalters. Hrsg. von Friedrich von der Leyen. 1962. '1964. - Rez.: G.Schweikle, Germ. 4.1963. Nr. 1441; A.J.Gail, WirkWort. 15. 1965. S·71f. 15') Religiose deutsche Dichtung des Mittelalters. Hrsg. und erlautert von Hans Joachim Gementz. 1965. - Rez.: A.Brandstetter, Germ. 6. 1965. Nr. 2422. 163) 1200 Jahre deutsche Sprache. Die Entfaltung der deutschen Sprachgestalt in ausgewahlten Stticken der Bibehibersetzung vom Ausgang des 8.Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Ein Lese- und Arbeitsbuch von Fritz Tschirch. 1955. Eine 2.Aufl. ist ftir 1969 angekiindigt. 154) Vom Spatmittelhochdeutschen zum Friihneuhochdeutschen. Synoptischer Text des Propheten Daniel in sechs deutschen Ubersetzungen des 14. bis 16.Jahrhunderts. Hrsg. von Hans Volz. 1963. - Rez.: W.Schroder, AfdA 75.1964. S. 24f; F.Tschirch, PBB (Tiib.) 87. 1965. S. 273-276; G. de Smet, LeuvBijdr. 53. 1964. Bijbl. S. IFf; B.Horacek, DLZ 86. 1965. Sp. 59zunachstVerfall< leiten lassen, sondern in erstaunlicher Feinfiihligkeit und Sachkenntnis mehr und mehr den »Neubeginn« und zum anderen das Weiterspinnen an Faden, die erstmals im I2.Jh. in den Blick kamen, herausgestellt. Diese Divergenz zwischen programmatischer Etikettierung und analytischem Befund lauft durch den ganzen Band und wird wohl am Beispiel Strickers am offenkundigsten: Seine groBepischen Werke werden im Bd. II, seine fur ihn bestimmenden Kleindichtungen einschliefilich des 'Pfaffen Amis' dagegen erst im Bd. IIIII behandelt. Zumindest hier ware der »Neubeginn« schon in den Bd. II zu verlegen, wo ja auch andere Prototypoi wie Neidhart und Freidank ihren Platz gefunden haben 17). Und selbst bei det nachklassischen Epik, wo die Formel »Ausklang - Zerfall« am ehesten zu greifen scheint (ich vermute, daB sie zumindest unterschwellig an dieser Gattung entwickelt wurde), hat H. Brackert am Beispiel Rudolfs von Ems (s. u. S. 85 Anm. 52) gezeigt, daB es legitim und m. E. sogar geboten ist, die (selbstverstandlich immer problematische) Grenzmarke zwischen der klassischen und spatma. Literatur friiher zu setzen, auch wenn die Gesetze der Darstellung, das muB de B. zugestanden werden, zuweilen zum Dberschreiten der Grenzzonen zwingen 16). Mit der von de B. gewahlten Periodisierung hangen wohl die Bedenken einiger Rezensenten zusammen, daB erst im noch ausstehenden 2. Teilbd. das eigentlich Neue des Spatma.s, namlich die Prosa (mit Ausnahme des 'Prosa-Lancelot'), die Mystik, das religiOse Drama (auch die geistliche und weltliche Fachprosa verdiente in gegebenen Grenzen Erwahnung) zur Darstellung gebracht werde. Diesen Einwand halte ich nur fiir stichhaltig, soweit er sich gegen de B.s Epochengliederung und der damit verbundenen Verschiebung der Proportionen wendet, denn sonst bleibt es letztlich eine rein technische Frage, in welchem Halbband was zur Sprache kommt; in de B.s Konzeption war es jedenfalls nur naturlich, daB er mit Bd. IIIII organisch an Bd. II anschloB, und in dies em Rahmen ist es ihm gelungen, fur eine Reihe von Gattungen - ich hebe besonders die Kapitel Geschichtsdichtung, Kleinepik und spate Spruchdichtung heraus - erstmals eine Darstellung zu erzielen, die weit uber bloB aphoristische Farbtupfer hinausgeht. Dabei erweist sich als 16) FB I. S. 308f. - Allerdings wird dann Bd. 4, der H.Rupprichs Obhut anvertraut ist, F.s SchluBmarke 1500 iiberspringen und bis 1570 greifen; s. dazu u. Anm. 2I. 17) Auch hie! wird besagte Divergenz offenkundig, wenn Neidhart unter dem Bandsignet »Ausklang« mit der Oberschrift »Der Durchbruch zu Neuem« eingefiihrt wird (Bd. II. S. 358). 18) Auch ich hielt es im vorliegenden Referat fiir gerechtfertigt, an einzelnen Stellen meines Stafettenabschnitts den Stab schon vor 1230 Zu iibemehmen, so wie es mir auch richtig schien, ihn zuweilen erst ziemlich am Ende der Grenzzone zwischen 1500-1520 abzugeben.
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Gewinn, was man auf den ersten Blick fUr einen Nachteil halten konnte: Ehrismanns Literaturgeschichte, deren Schatten in den beiden vorausgegangenen Banden (besonders Bd. I) am Horizont noch zu erkennen war, bot fiir den 3. Bd. nurmehr eine Materialsammlung 19), so daB de B. bei der Durchquerung des vor ihm liegenden Gebiets keine nennenswerte Orientierungshilfe erhielt. Beim Umfang des im Spatrna. sprunghaft ansteigenden literarischen Schaffens und bei der zunehmenden Dberlieferungsbreite stellte die Frage einer sinnvollen Darstellung schier uniiberwindliche Probleme. Zweifellos richtig ist die vorgenommene Gliederung nach Gattungen; ob dabei von de B. innerhalb des 3.Bd.s die Proportionen immer richtig bestimmt wurden, kann erst nach Vorliegen des 2. Teils diskutiert werden. Dagegen bBt sich fiir die Feingliederung jetzt schon absehen, daB sie entsprechend dem Fortgang der Forschung am schnellsten korrekturbedlirftig sein wird; so ermoglichen es z.B. jetzt schon H.Fischers Marenstudien (s.u. S. 171 Anm. 71), die Kleinepik praziser zu typisieren, und die Untergliederung der Spruchdichtung nach inhaltlichen Themenkreisen bietet zwar eine plastische, aber letztlich doch einseitige Dbersicht iiber diese Gattung; doch steht hier jedes Gebaude mangels eingehender Forschungen vorerst noch auf Flugsand. Vor allem vermisse ich aber ein eigenes Kapitel zum Genus >Rede< (falls dieses nicht fUr den 2. Halbband votgesehen ist). Insgesamt sollte der Band im Sinne de B.s als eine iiberholbare (wenngleich leistungsfahige) Dbersichtskarte angesehen werden, welche die Spatmittelalterforschung nicht der miihevollen Aufgabe enthebt, Einzelkarten kleineren MaBstabs zu erarbeiten, auf deren Grundlage einmal ein genauerer Atlas der spatma. Literatur angelegt werden kann. Unter dem gleichen Titel wie die Literaturgeschichte de B.s und R. Newalds ist in der DDR ein auf 10 Bande berechnetes Werk im Entstehen, dessen einzelne Teile jeweils von einem Autorenkollektiv geschrieben werden. Innerhalb der angekiindigten Disposition wird das Spatma. im wesentlichen yom 3. Bd. (1230-1480) gedeckt und yom Nachfolgeband (1480-1600) noch tangiert. Da von diesen beiden Banden erst der 4. erschienen ist 20), wahle ich ihn (auch wenn er unsere Berichtsgrenze bei weitem iiberschreitet) zum Ausgangspunkt einiger grundsatzlicher Erwagungen iiber die zugrundeliegende Konzeption. Trotz betrachtlich abweichendec Zeitzasuren stimmt er mit dem 4. Bd. des de Boor-Newaldschen Weeks in dem Bemiihen iiberein, das 15. und 16.Jh. starker zu verklammern 21). Nun ist dieser (H. Rupprich anvertraute) Band noch nicht erschienen, so daB eine Prognose als 19) In der Forschung wird zuweilen ubersehen, daB der SchluBbd. der Ehrismannschen Literaturgeschichte im Grunde nur eine Materialsammlung ist, deren Ausbau zu einer abgerundeten Darstellung dem altemden Ge1ehrten nicht mehr vergonnt und auch faktisch nicht zu leisten war. Als Zusammenstellung der Materialien ist der wieder nachgedruckte Bd. (s.o. S. 31 Anm. I) trotz VL (samt Nachtragen) und de B.s Literaturgeschichte noch immer nicht voll ersetzt. 20) Joachim G. Boeckh-Gunter Albrecht-Kurt Bottcher-Klaus Gysi-Paul Gunter Krohn: Geschichte der deutschen Literatur von 1480 bis 1600. 1960; z. durchgesehene Aufl. 1961. (Geschichte der deutschen Literatur von den Anfangen bis zur Gegenwart 4.)Rez.: H.Entner, NDL 9.1961. H. 7. S. 131-134; vgl. auch K.Batt, ebda. H. 10. S. 151 bis 153; W.Admoni, Weimarer Beitrage 8. 196z. S. z06-z08; P. V.Brady, MLR 57.1962. S. 470f; Th. Lucke, ZblfBblw 76.1962. S. z66-269; W.Gose, Germ. 3. 1962. Nr. zo08; B.PuriSev, DLZ 83. 1962. Sp. 894-897; J.Lefebvre, Etudes 21. 1966. S. 245-249 (unter dem Titel: Une nouvelle histoire de la litterature allemande, unter dem G. Zink S. 243 f auch Bd. I, I bespricht); W.F.Michael, JEGP 65. 1966. S. 120-122. 21) Auf diese Klammer weist auch Archer Taylor in seinen immer noch auBerst wichtigen, jetzt wieder nachgedruckten Studien hin: Problems in German Literary History of the Fifteenth and Sixteenth Centuries. 1939. (Modem Language Association of America. General Series 8.) Unveranderter Nachdruck New York 1966. 3*
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vorwitzig gelten mag; de=och will mir scheinen, daB yom Gebiet der Spatmittelalterforschung aus die Spa=e 1480-1600 organischer ist als die von 1400-1570, fiir deren obere Grenze wohl die in ihrer Zeit singulare 'Ackerma='-Dichtung bestimmend war und fiir deren Etappenbegrenzung moglicherweise die Formel »Humanismus und Reformation« zu groBes Gewicht bekam. Neben der Periodisierungsfrage verdient die Darstellung des Autorenkollektivs wegen ihres Versuchs Beachtung, den Stoff unter gesellschaftsgeschichtlichen Aspekten zu durchdringen. Dieses legitime Unterfangen fiihrt zu einer Reihe aufschluBreicher Einsichten, ka= aber im ganzen m. E. nicht als gelungen gelten, weil sich das Autorenkollektiv zu rasch - wie auch der in dieser Frage unverdachtige W.Admoni in seiner Rezension bemangelte - auf >geradlinigegroBen< Werke hangen bleiben, was ja besonders fiir das Spatma. problematisch ist; doch kommt es ihm weniger auf Nahaufnahmen der einzelnen Epochen als auf das Nachzeichnen von Entwicklungs- und Beziehungslinien an, und hier leistet N. Bedeutendes, weil er mit seinen pragnanten Urteilen laufend zur eigenen Stellungnahme herausfordert und dazu anregt, die als gesichert hingenommenen Positionen nochmals zu iiberdenken. Ein echtes Studienbuch also, dessen Friichte der Kenner selbst pfliicken muB. Einige Zeit wird es noch brauchen, bis das Spatma. EinlaB auch in popularisierende Literaturgeschichten findet, was sich heutzutage be quem an der Taschenbuchliteratur ablesen laBt. So beschrankt sich P. Wapnewski in seinem AbriB24) 22) Henrik Becker: Bausteine zur deutschen Literaturgeschichte. Altere deutsche Dichtung. 1957. - Wenn ich richtig sehe, bringt B. in seiner von der »spatgermanischen Urgesellschaft« bis etwa 1730/40 reichenden »Literaturgeschichte« das Spiitma. vornehmlich im 3.Teil (Die Standezeit von 1300 bis 1580) unter. - Von gleichem Kaliber ist B.s Studie: Was war vor der Renaissance? WZUJ 10. 1960/61. S. 295-300. 23) Friedrich Neumann: Geschichte der altdeutschen Literatur (800-1600). GrundriB und AufriB. 1966. - Rez.: I. Glier, Germ. 8. 1967. Nr. 2356; F.R.Schroder, GRM 48 NF 17· 19 67. S. 437· 24) Peter Wapnewski: Deutsche Literatur des Mittelalters. Ein AbriB. 1960. (Kleine Vandenhoeck-Reihe 96/97a.) - Rez.: M.Lemmer, Germ. 2. 1961. Nr. 807; H.Sacker, MLR 57. 1962. S. 478f.
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fiir die Zeit von 1250-1500 auf ein »angereichertes Register« (S. 7) von knapp 12 Seiten, wahrend H. de Boor in seinem enzyklopadischen Artikel zur europaischen Literatur des Mittelalters 25) natiirlich nur einige Stichworter geben kann. Ein weiterer, in der Regel recht verlaBlicher KompaB zur Bestimmung der gegenwartigen Forschungslage sind die Literaturgeschichten auslandischer Germanisten. Ich habe daher unter diesem Gesichtspunkt aus den gangigen Werken eine kleine, doch wie mir scheint reprasentative Auswahl getroffen und mir ihre Darstellung des Spatma.s angesehen. Eine angenehme Dberraschung war das Handbuch von M. O'c. Walshe 26), das dieser Epoche breiten Raum zugesteht: Das 14. und 15. Jh. nehmen fast Ya der Darstellung ein, die besonders hier von W.s eigenen Forschungen protitiert. Diese an sich erfreuliche Breite fiihrt allerdings zu einer Kopflastigkeit und zu einer Verzerrung der Perspektive, da das ganze 1 3.Jh. dem »classical age« untergeordnet und dort z. B. Strickers Kleindichtung unter dem Kapitel »The Later Court Epic« (vgl. S. 207f) gefiihrt wird. In den Charakteristiken der einzelnen Werke ist W. dagegen wesentlich zielsicherer. Damit emptiehlt sich sein Leitfaden zusammen mit der ausfiihrlichen Bibliographie und nicht zuletzt durch den fliissigen Stil am besten (soweit ich das iibersehe) fiir den »undergraduate student ofGermanliterature« zur Einfiihrung in die spatma. deutsche Literatur. - Nur mit wesentlichen Einschrankungen kann man das von P. Salmons »Introduction«27) sagen, in der das Spatma. einfach zu kurz gekommen ist, zumal S. (was hervorgehoben werden muB) das »post-classical age« schon bei 1220/30 beginnenlalk Fiir den Studenten wird vor allem die annotierende Auswahlbibliographie eine wertvolle Hilfe sein. Nicht ganz befriedigend finde ich auch das Spatmittelalterkapitel G. Zinks in der von F.Mosse herausgegebenen Literaturgeschichte 28 ). So halte ich die zeitliche, der politischen Geschichte folgende Gliederung (Rudolfs Wahl 1273 als Zasur zwischen Hoch- und Spatma., das Z. mit Maximilians 1. Regierungsantritt 1493 enden laBt) fiir ebenso problematisch wie die Kennzeichnung des Spatma.s als »bourgois« (S. 143). Zu begriiBen ist dagegen Z.s Bemiihen, moglichst viele Gattungen vorzustellen, auch wenn dies angesichts des beschrankten Raums mit einer exemplarischen Denkmalerauswahl und teilweise stichwortartigen Einzelcharakteristiken erkauft werden mul3; denn ein Dberblick iiber spezifische Gattungskreise scheint mir innerhalb eines Abrisses sinnvoller zu sein als eine ausgedehntcre Vorstellung von Werken, zu denen letztlich doch nur die eigene Lektiire Zugang verschafft. Als besonders problematisch miissen all die alteren Darstellungen gelten, die im Fahrwasser ihres ehemaligen Rufs erneut, aber ohne wesentliche Bearbeitung des Spatmittelalterteils aufgelegt wurden. Zu ihnen zahlt die bekannte, erstmals 1902 erschienene Literaturgeschichte von J. G. Robertson 29), die nach dem Kriege 25) (Helmut de Boor:) Mittelalter. In: Literatur. Hrsg. von Wolf-Hartmut Friedrich undWalther Killy. Bd. II/2. (Fischer Lexikon 35/2.) 1965. S. 358-379. 2.) M. o'c. Walshe: Medieval German Literature. A Survey. London 1962. - Rcz.: F.P.Pickering, MLR 58. 1963. S. 589-592; M.Lemmer, Germ. 5. 1964. Nr. 305; H.Adolf, JEGP 63. 1964. S. 124-126; Sr. M.Franccs, MLN 80. 1965. S. II7-II9. 27) Paul Salmon: Literature in Medieval German. London 1967. (Introductions to German Literature I.) - Rez.: V.Miiller, Germ. 9.1968. Nr. 3350. 28) Histoire de la litterature allemande. Sous la direction de Fernand Mosse. Paris 1959.Rez.: J.-A.Bizet. Etudes 15. 1960. S. 44-47; E.Lunding, AfdA 72.1960/61. S. 82-91; L.Leibrich, Germ.!. 1960. Nr. 163; R.Minder, RLC 36. 1962. S. 454-456. 29) J. G. Robertson: A History of German Literature. 3. Edition revised and enlarged by Edna Purdie. Edinburgh, London 1959. '1966. - Rez.: E.Feise, MLN 76. 1961. S.945-947; A.Gillies, MLR 55. 1960. S. 291f; J.Bithell, GLL 14. 1960/61. S.63f;
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mehrere Auflagen erlebte und nun auch ins Deutsche ubersetzt wurde 30). Trotz Oberarbeitung bieten die verdachtig schmalen Partien zum Spatma. nur eine reichlich vergroberte Skizze dieser Epoche. - Zu bedauern ist, daG die verdienstvolle Literaturgeschichte der niederlandischen Germanisten Th. C. van Stockum und J. van Dam (erstmals 1934) anlaJ31ich ihrer Neuauflage 31) nicht von Grund auf neu bearbeitet und auf den heutigen Forschungsstand gebracht wurde; ohne Zweifel ware dabei auch ein hoherer Grad an Zuverlassigkeit (vgl. die ausfuhrHche Rezension K. Stackmanns) erreicht worden. - BloGe Nachdrucke sind die 2. ~nd 3. Auflage von C. Grunangers Literaturgeschichte 32), deren in sich abgerundete und von der Personlichkeit des italienischen Germanisten gepragte Darstellung allerdings nur vom Autor selbst hatte vorgenommen werden konnen. Die Chance, wenigstens in der Auswahlbibliographie, die der 3. Auflage beigegeben ist, einen AnschluG an die gegenwartige Forschungslage herzustellen, wurde von M. Scovazzi und G.Dollini auf geradezu dilettantische Weise verspielt. Aus wissenschaftsgeschichtlichem Interesse nenne ich noch die vierbandige, deutsch geschriebene Literaturgeschichte der polnischen Germanisten Z. Zygulski und M. Szyrocki, deren beide erste Bande S. verfaGte und aus didaktischen Erwagungen mit eingestreuten Textproben und Abbildungen ausstattete 33). Trotz des weiter reichenden Titels endet die Darstellung der spatma. Literatur de facto im 13.Jh. Das Werk zeugt immerhin davon, daG die polnische Germanistik zumindest im Unterricht wieder starker an der Alteren Abteilung interessiert ist 34). In komparatistischen Werken schlieJ31ich taucht das Spatma. als literarische Epoche erst ganz am Rande auf; als Zeuge daflir nenne ich W. T. H. Jackson, dessen Beitrag zu H. H. Fishers Sammelband 35) in dieser Hinsicht noch mehr hergibt als sein eigener, inzwischen auch auf Deutsch erschienener Oberblick 36). Wesentlich fruher als bei den Gesamtdarstellungen fand das Spatma. in den V. Lange, Germ. 1. 1960. Nr. 2.077 (aile zur 3.Aufl.); I. L. Carlson, Germ. 5. 1964. Nr. 302 und 8. 1967. Nr. 1242 (zur 4. und 5.Aufl.). 30) J. G. Robertson/Edna Purdie: Geschichte der deutschen Literatur. Mit einem Beitrag von Claude David: Die zeitgenossische Literatur 1890-1945. Vorwort von Walther Killy. 1968 . 31) Th. C. van Stockum und J. van Dam: Geschichte der deutschen Literatur. 1. Bd.: Von den Anfangen bis zum achtzehnten Jahrhundert. Groningen '1952. 31961. - Rez.: KStackmann, ZfdPh 84. 1965. S. 128-136 (zur 3.Aufl.). 32) Carlo Grtinanger: Storia della letteratura tedesca. I: II medioevo. Milano 1955. Rez.: H.Riidiger, Euphorion 52. 1958. S. 95f; S.Lupi, Convivium NS 24. 1956. S.474 bis478; C.Cases, Weimarer Beitrage4. 1958. S. 130-132. - 2.Aufl. 1960. - Rez.: F.Delbono, Germ. 2. 1961. Nr. 2080. - 3.Aufl. 1968. (Le letterature del mondo 13.) 33) Marian Szyrocki: Die deutsche Literatur von ihren Anfangen bis zum 15.Jahrhundert. - Die deutsche Literatur von der zweiten Halfte des 15. bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts. ~roc!aw, Warszawa 1962. 1958. (Geschichte der deutschen Literatur. Hrsg. von Zdzislaw Zygulski und Marian Szyrocki. Bd. I. 2.) - Rez.: J. Chodera, Germ. 4. 1963. v Nr. 1454· 34) Vgl. auch Zdzislaw Zygulski: Die polnische Germanistik in den Jahren 1945-1965. AION 9. 1966. S. 18g-194. 35) W.T.H.Jackson: Medieval German Literature. In: The Medieval Literature of Western Europe. A Review of Research, Mainly 1930-1960. General Editor: John H. Fisher. New York, London 1966. S. 191-254. OS) W. T.H.Jackson: The Literature of the Middle Ages. New York, London 1960. 01962. - Rez.: J.Bumke, JEGP 61. 1962. S. 453-457; H.Fischer, Germ. 2. 1961. Nr. 1294; G.F.Jones, Speculum 36. 1961. S. 485-488; J. W.Marchand, MLQu 22.1961. S. 3II-313; KNorthcott, MPhil. 60. 1962/63. S. 131 f; R.Harvey, MedAev. 33. 1964. S. 65 f. W.T.H.Jackson: Die Literaturen des Mittelalters. Eine Einfiihrung. Aus dem Amerikanischen iibertragen von Ruth Lang. 1967. - Rez.: J.Carles, Etudes 23.1968. S. 657f; H.Fischer, Germ. 9. 1968. Nr. 3281.
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spatmittelalters (1230-1500)
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regional begrenzten Literaturgeschichten EinlaB, wobei es nicht selten von einem gewissen Patriotismus profitierte, der auf eine moglichst lange Liste heimischer Dichter und Dichtungen Wert legte. Da diese Werke meist etwas abseits liegen, lade ich auch hier zu einer kurzen Rundfahrt ein. Ich lasse sie am Rhein 3'), genauer im ElsaB beginnen, des sen Literatur am Ende des 15. und Anfang des 16. Jh.s immer noch von Ch. Schmidts zweibandiger Darstellung am besten erschlossen wird. Auch wenn die 1879 erschienene Literaturgeschichte bei weitem nicht mehr dem gegenwartigen Forschungsstand entspricht. ist sie fiir die Humanismus- und Spatmittelalterforschung - vgl. etwa die Abhandlungen iiber Brant, Geiler und Murner - ein vorerst unersetztes Hilfsmittel, dessen Nachdruck 38) zu begriiBen ist. An der Spitze der neueren Darstellungen muB die von J. Diinninger und D. Kiesselbach herausgegebene Bayerische LiteraturgLschichte 39) genannt werden, die auf eine Sendereihe des Bayerischen Rundfunks zuriickgeht und dieser Provenienz entsprechend von stark popularisierendem Zuschnitt ist; die einzelnen Beitrage zeigen allerdings, daB dieses Ziel keineswegs nur aufhalb- oder gar unwissenschaftlichen Wegen zu erreichen ist. Statt eine verwirrende Vielfalt zu bieten, haben sich die Autoren auf gut gewahlte Ausschnitte beschrankt und von hier aus Faden ausgeworfen, die von D. in seiner literaturgeschichtlichen Einleitung miteinander verkniipft werden. Hervorzuheben sind die vielen mehr- und einfarbigen Abbildungen. Dnter den mir bekannten Werken empfiehlt sich die skizzierte Konzeption am ehesten fiir eine popularisierende und zugleich wissenschaftlich tragbare Darstellung 40). 1m Vergleich dazu wurde die spatma. Literaturgeschichte Osterreichs 41) und der Alpenlander in neuerer Zeit wesentlich stiefmiitterlicher behandelt. Am informativsten ist noch E. NuBbaumers Oberblick iiber die Literatur Karntens 42), zu dem H. Menhardt seine Kenntnisse beigesteuert hat. Zu allgemein ist dagegen K. K. Polheims AbriB der steirischen Dichtung 43) gehalten, und E. Thurnhers vom »politischen Tagesstreit« (S. II) gepragter Entwurf 44) zu einer geplanten dreibandigen Literaturgeschichte Tirols kann in keiner Weise befriedigen.
3?) A. Bachs Oberblick: Das Rheinland und die deutsche Literatur des Mitteialters (193 I) ist wiederabgedruckt bei Adolf Bach: Germanistisch-historische Studien. Gesammeite Abhandlungen. 1964. S. 495-506. 38) Charles Schmidt: Histoire litteraire de l' Alsace a la fin du xv- et au commencement du XVI- siecIe. 2 Bde. 1879. Unveranderter Nachdruck Hildesheim 1966. 39) Bayerische Literaturgeschichte in ausgewahiten Beispielen. Mittelalter. Hrsg. von Eberhard Dlinninger und Dorothee Kiesselbach. 1965. - Rez.: H. Fischer, Germ. 7. 1966. Nr. 1589. (Unter Bayern wird das heutige politische Territorium verstanden.) '0) Flir die Hand des Wissenschaftlers gedacht ist die DarsteIIung Hanns Fischers im Handbuch der bayerischen Geschichte. Bd. 1: Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12.Jahrhunderts ... Hrsg. von Max Spindler. 1967. S. 521-536. Der 2. Bd. mit den Abschnitten »Die spathofische Dichtung« und »Die Dichtung des ausgehenden Mitteialters« ist angekiindigt. ") Vgl. auch den Artikel »bsterreichische Literatut« von Margret Dietrich und Paul Wimmer, RL 2.21965. S. 717-767, hierzu bes. §§ 2-6. ") Erich Nuflbaumer: Geistiges Karnten. Literatur- und Geistesgeschichte des Landes. 1956. - Rez.: W.Sanz, AfdA 71. 1958159. S. 213-216; W.Giinther, Erasmus II. 1958. Sp·94-97. ") Karl Konrad Polheim: Die steirische Dichtung bis zum Ausgang des Barocks. In: Die Steiermark. Land, Leute, Leistung. Graz 1956. S. 251-258. (4) Eugen Thurnher: Dichtung in Siidtirol. 1966. (Tyrolia-Geschenktaschenbiicher 40.) - Rez.: P.Horwath, Germ. 9. 1968. Nr. 308. - Zu einer friiheren DarsteIIung Th.s vgl. FB I. S. 3I 5 f.
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Auf trittfesterem Boden stehen wir wieder mit der schlesischen Literaturgeschichte von A. Lubos 45), in dessen Kapiteln zum Spatma. naturgegeben der Humanismus breiten Raum einnimmt. L. bietet aufs Ganze gesehen einen verlaGlichen Dberblick, doch ware wenigstens bei den wichtigeren Denkmalern (etwa zum Glogauer Liederbuch) eine ausfuhrlichere und differenziertere Charakterisierung erwunscht gewesen, und da der Band bis zum Ende des 19.Jh.s reicht, hatte sich L. nicht die Chance entgehen lassen durfen, im Abschnitt uber die Wissenschaftsgeschichte auch die Geschichte der deutschen Philologie in groGerem Rahmen darzustellen. - Fur die mittelalterliche Literaturgeschichte steuert L. Petry einige Erganzungen zu L. bei (6). Unter breiter Einbeziehung der Artesliteratur hat G. Eis das spatma. deutsche Schrifttum des Sudentenlandes (7) und - zusammen mit R. Rudolf - der Slowakei (8) dargestellt. Besonders der letztgenannte Beitrag gibt zahlreiche Hinweise auf handschriftliche Quellen und macht auf weniger bekannte Forschungsliteratur aufmerksam. Man wird das Bandchen, das im Anhang u. a. einige unveroffentlichte Texte vOlstellt, daher zur Quellenheuristik ofters mit Gewinn heranziehen konnen. - Unsere Reise endet schliefilich bei L. Mackensens Untersuchungen zur deutschen Literatur Altlivlands 4.), in deren Mittelpunkt der Deutsche Ritterorden 50) steht. Die bereits fruher schon publizierten Abhandlungen sind vor ihrer Zusammenstellung zu einem Bandchen z. T. grundlich uberarbeitet worden. Neben den geographisch begrenzten Darstellungen versprechen auch die thematisch fixierten Durchblicke eine starkere Berucksichtigung des Spatma.s, doch fallt auch hier der Ertrag recht unterschiedlich aus. Eine Mifiernte verzeichnet vorerst der Typus der >christlichen LiteraturgeschichteVorformen< und historischen Beziige 55) in den Vordergrund riicken, um die zu diesem Thema iiberaus lohnende spatma. Literatur noch geniigend zur Geltung bringen zu konnen: Bei insgesamt 32.6 Textseiten wird die nachhofische Epik sowie die Lied- und Spruchdichtung des 13. und 14.Jh.S 56 ) auf knapp 50 S. zusammengepre13t (die Deutschordensdichtung auf ganze 1% S.). In dieser perspektivischen Verkiirzung kommt das charakteristische Relief der spatma. Literatur nicht in den Blick, was sich aus dem gewahlten Standpunkt erklart, diesen aber von seiten der Spatmittelalterforschung aus keinesfalls legitimiert. Zudem erscheint das entworfene Bild in einem eigentiimlich polarisierten Licht, da bei W.-E. die literarische Dberlieferung in erster Linie als Spiegel fiir die Ausbildung und Wandlung der Kreuzzugsidee fungiert; bei dies em Filtervorsatz stellt sich dann allerdings fast zwangslaufig die Formel von den spatma. »Verfallserscheinungen der reinen Kreuzzugsidee«57) ein - eine Formel, die zum Verstandnis der spatma. Literatur nichts beitragt. Immerhin hat W.-E. mit seinen Studien die Spatmittelalterforschung auf ein bearbeitenswertes Thema aufmerksam gemacht. Eine Reihe weiterer Zugangswege zur deutschen Literatur des Spatma.s lauft iiber die Territorien der Nachbardisziplinen 57a), unter denen die Geschichtswissenschaft natiirlich seit jeher eine besondere Rolle spielte. Der Nachweis der zahlreichen Transitstellen zwischen den beiden Wissenschaften erforderte einen eigenen Forschungsbericht; in unserem Zusammenhang mu13 ich mich mit dem generellen Hinweis auf die einschlagigen Handbiicher einschiie13lich der kirchengeschichtlichen Darstellungen begniigen und erinnere nur daran, da13 auf dies em Gebiet einige altere Studien 58) noch heute einen bedeutenden (wenngleich nicht immer segensreichen) Einflu13 auf das Geschichtsbild der germanistischen Spatmittelalterforschung ausiiben. Mehr sporadische Flugverbindungen bestehen zur Kunstgeschichte, obgleich von dieser Seite aus noch namhafte Ertrage einzuholen sind. Vnter den Germanisten hat sich in den letzten Jahren vor allem W. Stammler um eine Intensivierung
54) Friedrich-Wilhelm Wentzlaff-Eggebert: Kreuzzugsdichtung des Mittelalters. Studien zu ihrer Geschichtlichkeit und dichterischen Wirklichkeit. 1960. - Rez.: W. Schroder, AfdA 73.1961. S. 6-13; U.Schwab, AION 4.1961. S. 223-238; G.MeiBburgcr, Archiv 198.1962. S. 398-4°2; H.Fischer, LJb 4.1963. S. 255-258; F.Neumann, ZfdPh 83.1964. S. 248-254; A.Closs, MLR 56. 1961. S. 620f; H.Eggers, Germ. 2. 1961. Nr. 243; J.J.Mak, LeuvBijdr. 50. 1961. BijbI. S. 27-29; G.Zink, Etudes 16. 1961. S. 162-164; H.J.Gernentz, Weimarer Beitrage 8. 1962. S. 197-203 und DLZ 83. 1962. Sp. 633-636; E. Kohler, ZfromPh. 79. 1963. S. 212-214. ") VgI. dagegen Maria Bohmer: Untersuchungen zur mittelhochdeutschen Kreuzzugslyrik. Rom 1968. (Studi di filologia tedesci I.) '6) Eine stark geraffte Zusammenfassung dieses Teils gibt W.-E. in seinem Aufsatz: Wandlung der Kreuzzugsidee in der Dichtung yom Hoch- zum Spatmittelalter. WirkWort. 12.1962. S. 1-8; vgI. auch seinen Beitrag: »Devotio« in der Kreuzzugspredigt des MitteIalters. Ein Beitrag zum ritterlichen Tugendsystem. In: FS K. Wagner (s. o. S. 40 Anm. 46). S. 26-33. - VgI. zu diesem Problemkreis auch Emst Werner: Die Kreuzzugsidee im MitteIalter. WZUL 7. 1957/58. S. 135-140 und W.Spiewok (s. u. S. 49 Anm. 100). '7) S. 296. - Die in dies em Zusammenhang wichtige heuristische Diss. von Siegfried Stein ist durch Nachdruck erfreulicherweise wieder leichter zugangIich: Die UngIaubigen in der mittelhochdeutschen Literatur von 1050 bis 1250. 1933. Unveranderter Nachdruck Darmstadt 1963. (Libelli 108.) - Rez.: F.AlIemann, Germ. 6. 1965. Nr. II38; D.Rocher, Etudes 21. 1966. S. 596f. • 7 a) Zur Musikwissenschaft s. u. S. 182. 'S) ZU R.Stadelmann und P.Joachimsen s.u. S. 135 Anm. 59.60.
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dieser Beziehungen bemuht 59), was sich etwa an seinem »AufriB«-Artikel 80) und an der regen Mitarbeit am RDK 81) ablesen laBt. Seine wichtigsten Beitrage liegen jetzt uberarbeitet und teilweise sogar neu geschrieben in dem Sammelband mit dem programmatischen Titel »Wort und Bild«8') vor. Wenn auch nicht in allen Punkten unbedingt verlaBlich 63), ist St. doch ein ungemein anregender Fuhrer, der es in jedem Fall versteht, fUr die Erhellung der »Wechselbeziehungen zwischen Literatur und Bildkunst« (S. II) die gunstigsten Lichtverhaltnisse zu schaffen; dazu tragt nicht zuletzt der sorgfaltig ausgewahlte Bildanhang bei. Eine eigene Monographie widmete St. der allegorischen Darstellung der >Welt(64), deren Gestaltwandel in Dichtung und darstellender Kunst St. anhand eines reichen, z. T. recht abgelegenen Materials yom Hoch- zum Spatma. verfolgt. Wahrend St. fur das allegorische Welt-Motiv eine Dbernahme von der Literatur in die Bildkunst glaubt feststellen zu konnen, gilt dieses Verhaltnis nach Ansicht seiner Mitarbeiterin E. Roth fur die im Spatma. uberaus beliebte Darstellung des »volkreichen Kalvarienberges« 65) nicht; denn die zahlreichen interessanten Parallelen in der zeitgenossischen Passionsliteratur spiegeln offensichtlich nur die religiosen Vorstellungen der Zeit wider, die sich auch in entsprechenden Szenerien des religiOsen Schauspiels niederschlagen. R.s Warnung vor uberschnellen Festlegungen von Abhangigkeitsverhaltnissen sollte nicht uberhort werden. Dber das komplexe Verhaltnis zwischen Dichtung und Kunst im Mittelalter unterrichtet auch F. P. Pickering 6G), des sen sehr facettenreiche Darstellung ich 59) Auch sein letztes Vortragsskriptum greift mit dem Hinweis auf die Architektur-Allegorie (>Geistliches KlostergermanischenRitterromanHeldenroman< - zuwende, einige Hinweise auf grundlegende bzw. die Stoffkreise tibergreifende Arbeiten 4). Die zur Zeit beste und durch W.Mohrs Dberarbeitung ausgewogenste Einftihrung in das vorliegende Gebiet gibt H. Schneiders Artikel »Heldendichtung« im Reallexikon 6), und als eine unentbehrliche bibliographische Hilfe darf trotz auffallend vieler Druckfehler R. Wisniewskis an die 100 Seiten umfassendes Literaturverzeichnis fUr den Zeitraum 1928-1960 gelten, das dem Nachdruck von H. Schneiders Darstellung der deutschen Heldensagen dankenswerterweise beigegeben wurde 6). Die Neuauflage dieses Kompendiums hat nicht nur seinen Wert als exzellentes forschungsgeschichtliches Dokument, sondern bleibt auch unter Absehung seiner bekannten Positionen 7) vorerst und (im Blick auf die gegenwartige Lage der Heldensagenforschung) wohl auch ftir langere Zeit ein unersetzliches Handbuch. Als ein denkwtirchges Zeugnis in der Geschichte unserer Wissenschaft wurde im Anhang (S. 445-457) die »Einleitung zu einer Darstellung dec Heldensage« wiederabgedruckt 8), in der Sch. in Anerkennung der Argumente H. Kuhns 9) von seiner lebenslang verteidigten Dberzeugung (»Heldensage ist Heldendichtung«) abrtickte und damit den Weg ftir eine nachhaltige Beschaftigung mit der tatsachlichen Dberlieferung freigab. Als ein weiteres probates Nachschlagewerk muG auch W. Grimms Sammlung der Zeugnisse zur germanischen und deutschen Heldensage genannt werden, deren 3.Auflage (1889) zusammen mit K.Mtillenhoffs und O.Janickes Addenda 3) Kennzeichnend dafur ist die DarstelJung von Werner Betz: Die deutsche Heldensage. In: Aufri13 (s.o. S. po Anm. 4). Bd. 3. Sp. 1459-1548, 2.Aufl. Sp. 1871-1970. •) Mit Ausnahme der 'Kudrun' steht die 'Thidrekssaga' im Zentrum der DarstelJung von Heinrich Hempel: Niederdeutsche Heldensage. In: Die Nachbarn. Jb. f. vergl. Volkskunde 3. 1962. S. 7-30; wiederabgedruckt bei Heinrich Hempel: Kleine Schriften. 1966. S.I34- 1 52 • 6) RL I. "1958. S. 631-646; wiederabgedruckt bei K.Hauck: Heldensage (s.o. Anm. 2). S. 1-30. 6) Hermann Schneider: Germanische Heldensage. Bd. I, I: Deutsche Heldensage. 2., durch einen Anhang erweiterte, sonst unveranderte Aufl. 1962. (Grundri13 der germanischen Philologie 10, I.) - Rez.: H. Voigt, PBB (Tub.) 84. 1962. S. 301-303; J. de Vries, LeuvBijdr. 51.1962. Bijbl. S. 105-107; G.Zink, Etudes 17. 1962. S. 458; W.Schroder, AfdA 74. 1963. S. 105-111 (zusammen mit H.Schneider: Kl. Schriften, s.u. Anm.7); F.Norman, GLL 17. 1963/64. S. 52-54; J. Kibelka, ZfdPh 84. 1965. S. 462f; die Rezz. zur I.Aufl. verzeichnet W. in ihrem bibliographischen Anhang S. 458. ') Vgl. dazu auch Hermann Schneider: Das mittelhochdeutsche Heldenepos. ZfdA 58. 1921. S. 97-139; wiederabgedruckt bei Hermann Schneider: Kleinere Schriften zur germanischen Heldensage und Literatur des Mittelalters. 1962. S. 18-51. 8) Zuerst erschienen: PBB (Tub.) 77.1955. S. 71-82; erneut abgedruckt bei K.Hauck: Heldensage (s.o. Anm. 2). S. 316-329. 9) Hans Kuhn: Heldensage vor und aul3erhalb der Dichtung. In: Edda, Skalden, Saga. FS Felix Genzmer. 1952. S. 262-278; wiederabgedruckt bei K.Hauck: Heldensage (s.o. Anm. 2). S. 173-194.
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(1865 und 1872) nachgedruckt wurde 10). Der Wert dieses heuristischen Werks ware allerdings noch wesentlich erhoht worden, wenn sich S. Gutenbrunner als Betreuer der Neuauflage zu einem Register flir die Nachtrage hatte entschlieBen konnen. Nur halben Herzens wird man H. Rupps Mainzer Antrittsvorlesung als >LeitartikelLeid< in der 'Klage'(8) hingewiesen - ein wertvolles Zeugnis fUr das zeitgenossische Verstandnis des 'Nibelunge::nlieds' vor. Mehr als die 'Klage' interessierte die Nibelungenforschung seit eh und je dec 'H ti r n enS e y f ri d' 44), der sich in dem Ruhme sonnen durfte, tiber das 'Nibelungenlied' hinaus Einblick vor allem in die J ugendbiographie Siegfrieds zu gewahren (5),
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- Reine Phantastereien sind H.Beckers Spekulationen tiber »Meister Kuonrat«: Wamlieder I (s. u. S. 59 Anm. 70). S. 221-304. 8') Friedrich Panzer: Vom mittelalterlichen Zitieren. 1950. (HSB Phil.-hist. Kl. 1950,2). S. 40: »spatestens 1206/07«; ders.: Das Nibelungenlied. Entstehung und Gestalt. 1955; Kap. 3: Die Klage und die Bearbeitung C* des Liedes (S. 74-98). 38) W. Schroder: Leid (s. u. Anm. 43). S. 56 (Wiederabdruck S. 189): »spatestens im Jahre 1205«. '9) H. de Boor: Lit.gesch. II (s.o. S. 33 Anm. 15). S. 167: »Wir denken uns die Klage im dritten Jahrzehnt des 13.Jahrhunderts gedichtet«. - Unberucksichtigt bleiben konnen die fragwtirdigen Thesen A.Schro(ls, die Erna Schrofl erneut vorgelegt hat: Dber die Entstehung des Nibelungenliedes. Gedrangte Ubersicht der Forschungsergebnisse Alois Schrofls. MOOchen 1960. 40) Werner Hoffmann: Die Fassung *C des Nibelungenliedes und die 'Klage'. In: FS GottfriedWeber. 1967. (Frankfurter Beitrage zur Germanistik 1.) S. 109-"143. Vgl. hierzu auch Hans Kuhn: Der Teufel im Nibelungenlied. Zu Gunthers und Kriemhilds Tad. ZfdA 94. 1965. S. 280-306, zur 'Klage' S. 299-305. 41) S. 142. - Zu Beziehungen zwischen 'Klage' und 'Kudrun' vgl. J.CarIes: Kudrun (s.u. S.61 Anm. 88). S. 159-161. - Auf mogliche Reminiszenzen des h6fischen Ritterromans in der 'Klage' weist Emil Ohmann hin: Anklange an Ulrichs von Zazikhoven Lanzelet in Nibelungenlied, Nibelungenklage und Wigalois. NeuphiIMitt. 47. 1946. S. 61-82, zur 'Klage' S. 70-77. 42) Walter Johannes Schroder: Das Nibelungenlied. Versuch einer Deutung. PBB 76. 1955. S. 56-143, zur 'Klage' S. 137-143. (3) Werner Schroder: Das Leid in der 'Klage'. ZfdA 88. 1957/58. S. 54-80; wiederabgedruckt beiWerner Schroder: Nibelungenlied-Studien. 1968. S. 185-225; ders.: Die Tragodie Kriemhilts im Nibelungenlied. ZfdA 90. 1960/61. S. 41-80 und 123-160, hierzu S. 158-160 (Wiederabdruck: Nibelungenlied-Studien S. 48-156; hierzu S. 154-156); vgI. auch H.Engels in seinem Kommentar (s.o. Anm. 30), bes. S. 26-34. ") W.Krogmann, VL 4. 1953. Sp. 180-192. - Zur Motivgeschichte vgJ. neuerdings Emil Ploss: Siegfried-Sigurd, der Drachenkampfer. Untersuchungen zur germanischdeutschen Heldensage. Zugleich ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des alteuropaischen Erzahlgutes. 1966. (Beihefte der Bonner Jahrbiicher 17.) ..) Von der einzigen Redaktion des 'Nibelungenlieds', die uns daruber Auskiinfte geben konnte, ist bekanntlich nur das Aventiurenverzeichnis erhalten; vgl. dazu H. de Boor: Bearbeitung m (s.o. Anm. 27).
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und in dieser Eigenschaft hat man den Spading des Nibelungenkreises auch als »Erzeugnis einer kunstlosen Literaturfabrikation«46) geduldet. Neuerdings meinte H.W.J.Kroes aufgrund einer sagengeschichtlichen Analyse 47 ) sogar, das Werk als StoffqueHe noch weiter aufwerten zu konnen; er halt es nicht in Abhangigkeit vom 'Nibelungenlied' entstanden, »vielmehr ist das Lied in einer friiheren Gestaltung ... dem Dichter des Nibelungenliedes um 1200 bekannt gewesen« (S. 206). Nicht weniger ambitios ist S.Gutenbrunner, der fiir die Str. 172-178 eine mhd. Vorlage in Nibelungenstrophen glaubt rekonstruieren zu konnen 48). Bei aHem Verstandnis fiir diese Blickrichtung sollte doch nicht iibersehen werden, daB der 'Hiirnen Seyfrid' mit seinen SproBlingen - der 'Tragodie' des Hans Sachs 49) und dem Volksbuch 'Vom gehornten Siegfried' 60) - es war, der den Nibelungenstoff vom Ausgang des Mittelalters bis zur Wiederentdeckung des 'Nibelungenlieds' am Leben erhielt und darum auch unter diesem Aspekt Beachtung verdient. Diesem Bediirfnis kommt K. C. Kings Neuausgabe des Gedichts 51) entgegen, die ganz auf dem altesten bekannten und zum Zeitpunkt der GoItherschen Ausgabe (219II) verschollenen Druck (um 1530) griindet. Der gegeniiber GoIther erzielte Fortschritt ist jedoch nicht sehr groB, da dessen Leithandschrift unmittelbar aus dem altesten Druck hervorgegangen ist. Es ware daher zu iiberlegen gewesen, ob nicht auch ein Reprasentant des anderen Dberlieferungszweiges - K. hat dankenswerterweise die Dberlieferung 52) stemmatologisch geordnet - ganz und nicht nur zusammen mit allen anderen Lesarten im Apparat hatte zu Wort kommen sollen. Neben Untersuchungen zur Dberlieferung und zur Textgestaltung bringt die Einleitung 53) in einem umfangreichen, von den Rezensenten (H. de Boor, D. Kralik) allerdings zuriickhaItend bis ablehnend beurteilten zweiten Teil stoff- und sagengeschichtliche Analysen, die - als Tribut an die bisherige Forschungsgeschichte - gleichfalls in ein Stemma miinden; ausgespart bleibt dagegen die Wirkungsgeschichte des 'Hiirnen Seyfrid', die man ebenso ungern wie die Holzschnitte der Leithandschrift in dieser sonst so gro13ziigig angelegten Ausgabe vermi13t. 46) H. de Boor: Lit.gesch. IIIll (s.o. S. 33 Anm. 15). S. 143. 47) H. W.]. Kroes: Der sagengeschichtliche Gehalt des Liedes vom Hiirnen Sewfrid.
GRM 39 NF 8.1958. S. 193-206; vgl. auch H. W.J.Kroes: Die Erweckung der Jungfrau hinter dem Flammenwall. Neoph. 36. 1952. S. 144-157. - Zum sagengeschichtlichen Hintergrund vgl. Hans Fromm: Kapitel 168 der Thidrekssaga. DVjs 33. 1959. S. 237-256 (mit weiteren Literaturhinweisen). 48) Siegfried Gutenbrunner: Sigfrids Tod im Hiimen Seyfrid. Ein Rekonstruktionsversuch. ZfdPh 79. 1960. S. 284-291. 49) Der hiimen Seufrid. Tragoedie in sieben Acten von Hans Sachs. Hrsg. von Edmund Goetze. 2., unveranderte Auff. 1967. (Neudrucke deutscher Literaturwerke NF 19.) 50) S. u. S. 97 Anm. 122. - Auf eine urn 1660 gedruckte Historia von Siegfrieds Sohn Lowhardus weist Harold Jantz hin: The Last Branch of the Nibelungen Tree. MLN 80. 1965. S·433-440. 61) Das Lied vom Humen Seyfrid. Critical Edition with Introduction and Notes by K.C.King. Manchester 1958. - Rez.: H. de Boor, PBB (Tub.) 81. 1959. S.225-229; D.Kralik, DLZ 81. 1960. Sp. 321-328; R.Samuel, AUMLA 12. 1959. S. 93-95; W. Schwarz, GLL 13.1959/60. S. 69f; ].Ruland, ZfVk 56.1960. S. 282f; G.Zink, Etudes 15. 1960. S. 272f; ].R.Wilkie, MLR 55. 1960. S. 6IIf; B.L.Spahr, JEGP 60. 1961. S. 368f. 52) Dazu erganzend John L.Flood: Neue Funde zur Dberlieferung des Hiimen Seyfrid. ZfdPh 87. 1968. S. 22-31. 63) Vgl. auch K. C. King: Das Lied vom Humen Seyfrid: The Printers and Orthography of a Sexteenth-Century German Text. Bulletin of the John Rylands Library Manchester 35.1952/53. S. 61-87; ders.: On Motives and Literary Sources in German Heroic Literature. Nottingham Mediaeval Studies I. 1957. S. 57-74.
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b) 'Kudrun' Unter den Forschungen zur spatma. Heldenepik nimmt die 'Kudrun' -Philologie in unserer Berichtszeit quantitativ wie qualitativ den ersten Rang ein. Der Dberblick tiber die zahlreichen auf dies em Gebiet seit 1945 erschienenen Beitrage wird durch den fundierten Forschungsbericht, den W. Hoffmann als Vorarbeit zu seiner Habilitationsschrift (s. u. S. 62 Anm. 92) veroffentlicht hat 5Rosinen< st5Bt. So findet sich bereits bei ihm der Hinweis, »daB man im Meer keine Wasche waschen kann« (Bd.2, S. 196). Diese Beobachtung warde von H.Rosenfeld: Kudrun (s. u. S. 60 Anm. 79) S. 296-298 in die wissenschaftliche Diskussion eingebracht; vgI. Hoffmann S. 185. ") Wiederabgedruckt wurden die Interpretation von Ludwig Wolff: Das Kudrunlied. WirkWort. 4.1953/54. S. 193-203 (vgl. Hoffmann S. 234) in: WirkWort. Sammelband II. 1963. S. 166-176 und die Studie von Adolf Beck: Die Rache als Motiv und Problem in der 'Kudrun'. Interpretation und sagengeschichtlicher Ausblick. GRM 37 NF 6. 1956. S. 305-338 (vgI. Hoffmann S. 233) in: Adolf Beck. Forschung und Deutung. Ausgewahlte Aufsatze zur Literatur. 1966. S. 26-68. 73) David Blamires: The Geography of'Kudrun'. MLR 61.1966. S. 436-445.
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nisch-jtitlandische Schauplatz so klar festlegbar, daB sich eine Karte zeichnen lal3t«74), wie ftir J.W.Vorrink die »Urgudrun« ebenso sicher »rein holIandischer Herkunft ist«75) - sie eigentlich von selbst ad absurdum flihrt. Auf gleicher Ebene liegen m. E. die Bemtihungen, die Handlung tiber eine eindeutige Lokalisierung hinaus auch noch mit historischen Ereignissen und Personen zu verkntipfen. Die Ergebnisse sprechen ftir sich: J.W.Vorrink sieht in der »Urgudrun« eine Art Schltisselroman der Grafen von Hollant 76), ftir L. Peeters dagegen 77) werden hinter dem tiberlieferten Epos Beztige zum normannischen Flandern des 10./II.Jh.s sichtbar: Der Normannenherzog Richard 1. erscheint als Prototyp der KudrunGestalt, und als Vorbilder ftir Ludwig und Gerlint rticken, gesttitzt auf die bekanntlich unzuverlassige 'Historia Normannorum' Dudos von St. Quentin, der franzosische Konig Ludwig IV. und seine herrische Gattin Gerberga in den Blick, der dann auf der Motivsuche zu altenglischen und lateinischen Dichtungen (so auch zu Venantius Fortunatus, den bereits Dudo weidlich ausgebeutet hat) ausschweift. SoIche Unternehmen solI ten zu einer methodischen Besinnung mahnen. \'V'ie bci der Interpretation der geographischen Namen, so werden auch bei der Deutung der Personennamen Ansatze zu einer ntichterneren Betrachtungsweise sichtbar. H. Rosenfeld hat sich entschieden gegen die isolierte mythische Etymologie der Personennamen in der Heldendichtung gewandt 78); ihm scheint es »einhellig und deutlich, daB die Namen der Heldendichtung Gegenwartsnamen sind« (S. 260). Diese Fixierung auf den Gegenwartsbezug konzentriert die Aufmerksamkeit erfreulicherweise zunachst auf die vorliegende Ausformung des Gedichts; von diesem Ausgangspunkt aus scheint mir dann die Frage nach moglichen historischen Reminiszenzen eher als bei erschlossenen Vorstufen legitimiert und - wie R.s zentraler 'Kudrun' -Aufsatz 79) zeigt - erfolgversprechender zu sein, obwohl ich trotz R.s frappanter Ergebnisse eine gewisse Skepsis nicht verhehlen kann. Wahrend sich die Scouts unter den 'Kudrun' -Forschern gleichsam mit Karte und KompaB durch die Dichtung schlagen, kniipfen die >Analogiezaubercr< an eincm (fliegenden) Assoziationsteppich, der sie mtihelos an jeden gewtinschten Ort bringt. Ais vorerst letzter Vertreter dieser Gruppe hat H. B. Willson ein kaum mehr zu tiberbietendes Musterexemplar dieser analogen Knlipftechnik geliefert, in dem Kudruns Leiden als Christi Kreuzigung und Auferstehung und Kudrun zugleich als Gottesmutter erscheinen 80) - W. Hoffmann 81) hat das dazu Notige gesagt. Nicht viel anders beurteile ich D.J.Wards Versuch, Kudruns Befreiung mit dem Dioskurenmythos in Verbindung zu bringen 82). 74) R. Wisniewski: Kudrun (s. u. Anm.86). S. 45. Vgl. auch Siegfried Gutenbrunner: Schleswig-Holsteins aiteste Literatur von der Kimbernzeit bis zur Gudrundichtung. 1949, hierzu S. 71-96. 75) J. W. Vorrink: Die Urgudrun. Levende Talen 1963. S. 603-645. ,.) Vgl. dazu die Einwande von H.Bruch: De Hollandse graven en het Gudrunepos. Levende Talen 1964. S. 231-239. ") L. Peeters: Historische und literarische Studien zum dritten Teil des Kudrunepos. Meppel 1968. 78) Hellmut Rosenfeld: Die Namen der Heldendichtung, insbesondere Nibelung, Hagen, Wate, Hetel, Horand, Gudrun. BzN NF 1. 1966. S. 230-265; S. 262-265 ein Register der behandelten Namen. 79) Hellmut Rosenfeld: Die Kudrun: Nordseedichtung oder Donaudichtung? ZfdPh 81. 1962. S. 289-314; vgl. Hoffmann S. 185f. 80) H.B.Willson: Dialectic, ,Passio< and ,Compassio< in the 'Kudrun'. MLR 58. 1963. S. 364-376. 81) Hoffmann: Kudrun (5. u. Anm. 92). S. 245-249. 8') Donald J. Ward: The Rescue of Kudrun: A Dioscuric Myth? Classica et Mediaevalia 26. 1965. S. 334-353.
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spatmittelalters (1230-1500) 61* Bei der Erorterung der stoffgeschichtlichen Quellen blieb bislang E. Castles Hinweis auf die Ahnlichkeiten zwischen der Hilde-Erzahlung und einer Novelle in Giovanni Fiorentinos 'Pecorone' unbeachtet 83). 1m Kudrun-Teil ftihrt die Quellenfrage auf die umstrittene Balladenfrage 84). H. Rosenfeld hat sich neuerdings noch einmal nachdrticklich ftir eine Deszendenz der 'Meererin' - und 'Stideli' -Ballade aus dem 'Kudrun'-Epos ausgesprochen 85). Auf die Stoff- und Sagengeschichte und auf die Genese der Dichtung konzentriert sich R. Wisniewskis ReaIienbandchen 86), von dem man eigentlich eine umfassendere Information tiber die Geschichte und den gegenwartigen Stand der Forschung erwartet hatte. Noch fragwtirdiger als diese ohnehin schon problematische Einengung ist W.s extensive Darstellung ihrer Thesen - im Mittelpunkt steht der Versuch, eine germanische Kudrun-Fabel 87) nachzuweisen -, von der die Auswahl der beigezogenen ForschungsIiteratur weitgehend bestimmt ist. Damit wird das Ziel eines Realienbandchens eindeutig verfehlt, so daB Autorin und Verlag sich zu einer Neubearbeitung entschlieBen solI ten, bei der auch die sachlichen Fehler (angefangen bei der falschen Handschriftensignatur S. 2) berichtigt werden mtiBten. Am Nebeneinander von Kudrun- und Nibelungenstrophen kntipft J. CarIes mit seinen Studien zur Entstehungsgeschichte des Gedichts an 88). Die beiden Strophenformen wie die Zasurreime sind auch ihm ein Indiz ftir unterschiedliche Altersschichten im tiberIicferten Werk, dessen Genese ftir C. folgendermaBen aussieht: 1m etsten J ahrzehnt des 13. Jh.s entsteht eine »Ur-Kudrun«, die in den Hauptztigen mit der erhaltenen 'Kudrun' tibereinstimmt und deren Handlungsverlauf sich aus den 100 im Gedicht ethaltenen Nibelungenstrophen tekonstruieren laBt. (Aufgrund der alteren Sttophenfotm muB diese »Ut-Kudrun« nach C. in Nibelungenstrophen abgefaBt gewesen sein.) In die Form det Kudrunstrophe wird das Gedicht um 1230 gegossen, und diese Fassung tibernimmt nunmehr die Favoritenrolle, obwohl sie in Einzelheiten hinter det »Ut-Kudrun« zurticksteht. Um dies en Nachteil zu beheben, schaltet ein Kompilator in der 2. Halfte des 13. Jh.s einzelne (Nibelungen-)Strophen aus der »Ur-Kudrun« in die jtingete 'Kudrun' ein, was abet neben gegliickten Etganzungen zu einet Reihe von Unstimmigkeiten und Widerspruchen fuhrt, die auch durch den nachfolgenden Bearbeiter, auf des sen Konto die Zasurreime gehen, nicht ausgegIichen werden. Zut Stiitzung dieset interessanten These kann C. ins Feld fiihren, daB sich durch Eliminietung von Nibe83) Eduard Castle: Eine romanische Fassung dec Hildesage. Anzeiger d. Akad. d. Wiss. in Wien. Phil.-hist. Kl. 82. 1946. S. 54-69. 84) H. Schneiders Aufsatz: Ursprung und Alter der deutschen Volksballade (FS G.Ehris-
mann. 1925. S. 112-124) ist wiederabgedruckt in seinen Kl. Schriften (s.o. S. 50 Anm. 7) S·96-106. 85) Hellmut Rosenfeld: Die Brautwerbungs-, Meererin- und Siideli-Volksballaden und das Kudrun-Epos von 1233. JbVolkslied. 12. 1967. S. 80-92; vgl. dagegen Erich Seemann: Die Gottscheer 'Kate'-Ballade. Ein Beitrag zu den Liedem von der »Meererin«. RhJb Vk 12. 1961. (FS Karl Meisen.) S. 63-79. 86) Roswitha Wisniewski: Heldendichtung III. Kudrun. 1963. (Sammlung Metzler M 32.) - Rez.: H.Rosenfeld, ZfdPh 84.1965. S. 287-290 und Germ. 5. 1964. Nr. 1170; J. Carles, Etudes 20.1965. S. 384f; C.Lofmark, GLL 18.1964/65. S. 233f; St. J. Kaplowitt, JEGP 65.1966. S. 533f; vgl. auch W.Hoffmann: Kudrun (s.u. Anm. 92). S. II-13. 87) Flir ein 'Kudrun' -Lied derWikingerzeit spricht sich H. W. J. Kroes in seiner Amsterdarner Antrittsvorlesung aus: Het Kudrunepos en zijn Nederlands-Friese ins lag. 's-Gravenhage 1947. 86) Jean Carles: Le poeme de Kudrun. Etude de sa matiere. Paris 1963. (Publications de la Faculte des Lettres ct Sciences Humaines de I'Universite de Clermont-Ferrand 2e Serie 16.)
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lungenstrophen verschiedene Unklarheiten und Widerspriiche beseitigen lassen doch nicht alle, vielmehr werden bei der Tilgung samtlicher Nibelungenstrophen nicht nur der Handlungsablauf empnndlich gestort, sondern in einigen Fallen (Strophen-Enjambement) sogar Gesprache zerst6rt. Diese Einwande, die K. Stackmann in dec Einleitung seiner Ausgabe (s.o. S. 57 Anm. 59) S. XLVI-LII zusammen mit anderen Bedenken vorgebracht hat, zwingen dazu, weiterhin von der tiberlieferten Redaktion als einer Einheit auszugehen, auch wenn uns C. mit seiner verdienstvollen Arbeit den Blick ftir mogliche Altersschichten des Gedichts gescMrft hat. Die Ergebnisse der bislang genannten Arbeiten zeigen, wie beschrankt im Grunde die Hilfsmoglichkeiten der stoff- und entstehungsgeschichtlichen Forschung fUr die interpretatorische Erhellung des tradierten Gedichts sind, zumal diese Forschungen - durch die Ungunst der Dberlieferung und der daraus resultierenden Methode bedingt - einen unverkennbaren Hang zur Verselbstandigung haben, so daB von dieser Seite aus weniger Licht als erhofft auf die literarische Formung des Werks fallt. Um so begrtiBenswerter ist daher H. Siefkens Versuch, einmal unter konsequenter Ausklammerung der diachronen Perspekti ve die Handlungsgertiste der 'Kudrun' herauszuschalen und deren konstitutive Bauelemente zu bestimmen 88). Es sind dies tiberindividuelle Handlungsmodelle: Das aus der »Spielmannsepik« bekannte Schema der Brauterwerbung DO) und typische Ablaufe honsch-ritterlichen Geschehens (Botensendung und -empfang, Empfang im Frauengemach, Hoffest, Heranwachsen des Helden). FUr beide Formen hat S. auf der Grundlage der mhd. »Spielmanns«- und Heldenepik einleitend (S.I;-41) differenzierte Typenkataloge zusammengestellt, die tiber die 'Kudrun'-Interpretation hinaus von groBter Bedeutung sind. Mit diesen BaupJanen ausgertistet, geht S. dann an die >Vermessung< des 'Kudrun'-Epos, bei der in der systematischen Verwendung der tiberindividuellen Formen eine erstaunliche Erzahlokonomie zutage tritt. Allerdings scheint mir - ohne den eindeutigen Gewinn dieser Interpretation fUr die 'Kudrun'-Forschung schmalern zu wollen - S. dabei etwas der Faszination gegentiber der freigelegten Schematik erlegen zu sein D1) und die Hand des Erzahlers bei der Montage der >vorgefertigten< Teile mehr als notig vernachlassigt zu haben. Eine unmittelbare Folge davon ist m. E. die auBerst knappe Behandlung der Frage nach dem literarischen Ort des 'Kudrun' -Epos (S. 166-168), die zu dem Ergebnis kommt: »Das Epos bleibt in der Mitte zwischen dec Heldendichtung (decen Tragik ihm abgeht) und der Spielmannsdichtung (deren >Leichtigkeit< ihm fehIt), zwischen Epos und Marchen-Roman« (S. 168). 1m gleichen Jahr wie S.s Dissertation kam auch (allerdings mit aktuellerem Forschungsstand) W.Hoffmanns Habilitationsschrift auf den Markt U ), die ebenfalls eine 'Kudrun'-Interpretation - und das ist nicht ohne wissenschaftlichen Reiz8') Hinrich Siefken: Vberindividuelle Formen und der Aufbau des Kudrunepos. 1967. (Medium Aevum. Philologische Studien II.) - Rez.: J.Carles, Etudes 23. 1968. S. 420f; I.Glier, Germ. 8. 1967. Nr.3274; vgl. M.Curschmann: »Spielmannsepik« (s.u. S.63 Anm. 94). S. 109f. 90) Vgl. dazu die materialreiche Sammlung von Friedmar GeiBler: Brautwerbung in der Weltliteratur. 1955. ") Auch wenn S. abschlieBend darauf hinweist: »Vielschichtige innere Widerspruchlichkeit gehort zum Wesen dieser Dichtung« (S. 168). ") Werner Hoffmann: Kudrun. Ein Beitrag zur Deutung der nachnibelungischen Heldendichtung. 1967. (Germanistische Abhandlungen 17.) - Rez.: K.Stackmann, Germ. 9. 1968. Nr. 344; A.Sleumer, Neoph. 52. 1968. S. 439f; H.B. Willson, JEGP 67. 1968. S. 353-356; vgl. M.Curschmann: »Spielmannsepik« (s.u. Anm. 94). S. 109.
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des 5patmitte1alters (I2 30-15°°) 63* auf synchroner Basis versucht. 1m Gegensatz zu 5. und daher zu einem gewissen Grad auch als Erganzung zu des sen strukturellem Ansatzpunkt faflt H. die 'Kudrun' als »Ideendichtung«, in der sich die Idee »ganz tiberwiegend im Handeln der Menschen, in ihren Gebarden, im Dialog, sehen nur in der Reflexion« (5. z81) manifestiert. Konsequenterweise setzt H. daher im I. Teil mit einer (manchmal wohl zu breiten) Analyse der Hauptgestalten ein, die zeigen solI, dafl »hochmittelalterliche Dichtung durchaus auch psychologische Kunst« (5. ZI) ist. Der z. Teil ist dann um zwei Problemkreise zentriert: Um die Bedeutung des Christentums ftir das Werk und um das Verhaltnis zwischen 'Kudrun' und 'Nibelungenlied', wobei der zweite Fragenkreis im Grunde eine Ausfaltung des ersten ist, denn die Frage nach dem Welt- und Gottesbild in der 'Kudrun' wird in Abhebung zum 'Nibelungenlied' beantwortet: »Gerade darin, dafl der 'Kudrun'-Dichter von der Dberwindungsmoglichkeit von Hafl und Rache aus christlichem Geiste ktindet, liegt die Antithese zum Nibelungenlied und seine Botschaft« (5. Z37). Die 'Kudrun' wird als »Antwort auf das Nibelungenlied« (5. 306) gesehen - eine Antwort, die in der Verkntipfung von Heldendichtung und Weltbild des hofischen Romans offensichtlich auch nach Meinung der Zeit - daraus erklare sich die Wirkungslosigkeit des Werks·') - nicht voll gegltickt seL Mit diesen anregenden Thesen - in ihnen 1st der Dialog mit H.s Lehrer G.Weber unschwer zu erkennen - wurde die 'Kudrun' -Interpretation auf der gewahlten Ebene entschieden gefOrdert; dennoch wird man die Gefahr der Polarisierung in der Antithetik 'Nibelungenlied' 'Kudrun' nicht ubersehen durfen. Es kann daher auch nur eine (wenngleich diskutable) Hypothese sein, wenn H. abschlieflend vermutet: »Die Begegnung mit dem Nibelungenlied, die Beschaftigung mit den von ihm aufgeworfenen Problemen wird in ihm [sc. 'Kudrun'-Dichter] den Willen zur dichterischen Auflerung geweckt haben ... « (5. 306). c) 'Dukus Horant' Kurz fassen kann ich mich beim 'Dukus Horant', da M. Curschmann in seinem Forschungsbericht zur »5pielmannsepik« die einschlagige Literatur, soweit sie ihm bis 1967 vorlag, aufs beste vorgestellt hat·'). Das Augenmerk der wenigen hier nachzutragenden Arbeiten konzentrierte sich auf eine eindeutige Analyse des Lautstandes .0) der Cambridger Handschrift. Auf die bedeutenden Hindernisse, die dabei zu uberwinden sind, hat ein weiteres Mal J.Weissberg in einer kritischen Auseinandersetzung mit J. W. Marchands Thesen (Curschmann 5. 4zf Anm. Z13. ZI 8. zzo) .3) VgI. hierzu das interessante Kap. »ZurWirkungsgeschichte der 'Kudmn' im Mittelalter und in der Neuzeit« (5. 307-3z9). Auch H.s das ganze Buch begleitende Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur tragt wesentlich zur ErheIIung der 'Kudmn' -Rezeption in der Neuzeit beL ••) Michael Curschmann: »5pielmannsepik«. Wege und Ergebnisse der Forschung von 19°7-1965. DVjs 40. 1966. 5.434-478 und 597-674. Ich beziehe mich hier wie im folgenden (zitiert: Curschmann 5....) auf den bis 1967 erganzten Sonderdmck dieses Referats; Michael Curschmann: »Spieimannsepik«. Wege und Ergebnisse der Forschung 19°7-1965. Mit Erganzungen und Nachtragen bis 1967. (Oberliefemng und mundliche Kompositionsform.) 1968 (Referate aus der DVjs); zum 'Dukus Horant' S.41-45 und IOzf. •0) VgI. in diesem Zusammenhang auch Florence Guggenheim-Grunberg: Zur Umschrift deutscher Mundarten des 14./15. Jahrhunderts mit hebraischer Schrift. ZfMda Z4. 1956. S. 229-246 und Franz J. Beranek: Zur Geschichte des jiddischen Vokalismus. ZfMda 32. 1965. 5. Z60-274 (mit weiteren Literaturhinweisen).
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hinge wiesen 96). Er fUhrt dabei eine Reihe von Beobachtungen ins Feld, die seiner Meinung nach eher fur einen oberdt. als fur den von M. postulierten hess. Charakter der Handschrift sprechen, mahnt aber gleichzeitig vor einer ubereilten Festlegung auf einen bestimmten Dialekt, da »das gegenseitige Durchdringen von Mundarten« (S. I03) von vorneherein nicht ausgeschlossen werden kann. Eine eindeutige Dialektbestimmung wird noch zusatzlich durch die offenkundige Normalisierungstendenz und die Vermeidung von ldiotismen in der 'Dukus Horant'Aufzeichnung erschwert. Daruber hinaus krankt aber die Diskussion des handschriftlichen Befunds daran, daB die Texte immer noch nicht fehlerfrei gelesen sind. Die Berichtigung verschiedener Lesefehler in W.s Untersuchungen (Curschmann S. 44 Anm. 221) veranlanten W. Schwarz, einige methodische Dberlegungen zur philologischen Analyse der Handschrift vorzubringen 97). Die Auszeichnung der Cambridger Handschrift als altestes datiertes judischdeutsches Sprachdenkmal (I 382) ist neuerdings auf einen gereimten Segenswunsch in einer um gut 100 Jahre alteren Handschrift aus der Wormser Synagoge (heute UB Jerusalem) ubergegangen. W. Roll unterzog dieses bislang nur ungenugend gewurdigte Verspaar unter besonderer Berucksichtigung der 'Dukus Horant' -Aufzeichnung einer eingehenden sprachlichen Untersuchung 9S ). d) 'Ortnit' und 'Wolfdietrich' Kaum ein Stoffkomplex im Umkreis der Heldenepik bietet einen so vielfaltigen Einblick in die unterschiedlichen redaktionellen Intentionen und Arbeitsweisen wie 'Ortnit' 9.) und 'Wolfdietrich"o0) mit ihrer schon fruhen Verschmelzung zu einem Doppelepos und des sen lebendige Rezeption, die in den verschiedenen Fassungen der »Wolfdietriche« zutage tritt. Um so verwunderlicher ist die geringe Aufmerksamkeit, die wahrend unserer Berichtszeit der 'Wolfdietrich' -Dichtung geschenkt wurde. Wie bei der Dietrichepik (s. u.) stehen wir auch hier noch fast ausschlienlich auf dem editorischen Stand des 19. Jh.s, und es mun schon als ein Fortschritt betrachtet werden, daB ein Teil dieser alten Ausgaben vor kurzem wenigstens unverandert nachgedruckt wurde: Es sind dies A. Amelungs und O.Janickes Edition des 'Ortnit' und der »Wolfdietriche«101) und A.von Kellers Ausgabe des altesten (um 1484/85) bekannten »Heldenbuch«-Drucks 102), der auner .S) Josef Weissberg: Bemerkungen Zu den Artikeln von J. W.Marchand in »Word«, »Neophilologus«, »Zeitschrift fur deutsche Philologie«. ZfdPh 85. 1966. S. 98-IIO. 97) W.Schwarz: Prinzipielle Erwagungen zur Untersuchung der Cambridger Hs T-S 10. K. 22. ZfMda 33. 1966. S. 138-144. - Weitere Korrekturen - vgl. auch W.s Berichtigang: ZfMda 32. 1965. S. 319 - brachte Walter Roll an: Zum Konsonantensystem der Cambridger Handschrift (ZMF 32. [1965]. S. 1-40). ZfMda 33. 1966. S. 144-146. 98) Walter Roll: Das alteste datierte judisch-deutsche Sprachdenkmal: Ein Verspaar im Wormser Machsor von 12.72./73' ZfMda 33. 1966. S. 12.7-138. 99) W.Krogmann, VL 5. Sp. 795-799. 100) Hugo Kuhn, VL 4. 1953. Sp. 1°46-1°49. 101) Deutsches Heldenbuch. 3. und 4. Teil: Ortnit und die Wolfdietriche. Nach Mullenhoffs Vorarbeiten hrsg. von Arthur Amelung und Oskar Janicke. 1871. 1873. Unveranderter Nachdruck Dublin, Zurich 1968. - Erfreulicherweise wurde jungst auch H. Schneiders Ausgabe nachgedruckt: Wolfdietrich. 1. Der echte Teil des Wolfdietrich der Ambraser Handschrift (Wolfdietrich A). 1931. (ATB 2.8.) Unveranderter Nachdruck Halle 1968. 10') Das deutsche Heldenbuch. Nach dem mutmaBlich altesten Drucke neu hrsg. von Adelbert von Keller. 1867. (StLV 87.) Unveranderter Nachdruck Hildesheim 1966. Rez.: K.Stackmann, Germ. 9.1968. Nr. 1418.
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spatmittelalters (1230-1500) 65* dem 'Ortnit' und dem 'Wolfdietrich D' auch den 'Rosengarten' und den 'Laurin' enthalt. Eine Neuausgabe wird uns vorderhand nur fur den 'Ortnit' in Aussicht gestellt 103). Wie angesichts dieser Sachlage nicht anders zu erwarten, bewegten sich die Fragestellungen der Forschung in den gewohnten Gleisen: Stoffgeschichte und -genese, historische Hintergrunde, marchenhafte Strukturen. Vnter ihnen scheint mir methodisch wie sachlich der Beitrag von L. Baecker 104) am weitesten zu fuhren, der darauf zielt, die verschiedenen Handlungselemente und Motivkreise der uberlieferten 'Wolfdietrich' -Fabel freizulegen und die ihnen inharenten Formkrafte zu ermitteln, um auf diese Weise eine sichere Grundlage zur Beurteilung der dichterischen Eigenleistung zu gewinnen. - J. de Vries versucht dagegen, durch die Fixierung historischer Hintergrunde das Verstandnis fur die ursprungliche Funktion der 'Wolfdietrich' -Dichtung zu fOrdern 105). Er tritt mit Entschiedenheit H. Schneiders (in Gefolgschaft K. Mullenhoffs stehender) Ruckfuhrung des Stoffs auf eine Dietrichsage des merwingischen Austrasiens 106) entgegen und sieht allerdings mit besseren Argumenten als N. Lukman 107) - hinter der WolfdietrichFigur den Ostgotenkonig Theoderich. Aufgabe der Dichtung war es, Theoderichs »Konigsmacht als eine rechtmafiig erworbene zu legitimieren ... , die Eroberung als eine Ruckgewinnung darzustellen« (S. 13 bzw. S. 49). Akzeptiert man diese Deutung, dann konnte das von H. Gehrts herausgearbeitete Schema des Brudermarchens lOB) trotz G.s Bedenken den Model zur Verfugung gestellt haben, der »die grundsturzende Verwandlung eines ermordeten Machtvorgangers in den zu rachenden Schwurbruder und Erblasser« (S. 278) ermoglichte. Die gunstige Dberlieferungslage hat E. Seemann bewogen, anhand des 'Wolfdietrich'-Stoffs dem umstrittenen Verhaltnis zwischen der mittelalterlichen Epenund Balladendichtung nachzugehen 109). Er kommt dabei nach einem weit ausholenden Vergleich der einschlagigen deutschen und auBerdeutschen Balladenuberlieferung mit den 'Wolfdietrich'-Epen zu dem SchluB, daB »wohl noch im Laufe des 13.Jahrhunderts ein Ausschnitt aus (der) >Brautfahrt Hugdietrichs< zur stofflichen Grundlage fUr eine Ballade ausgewahlt« (S. 174) wurde, die sich dann unter teilweise recht starken inhaltlichen und stilistischen Vmwandlungen auch in andere Gegenden Europas verbreitete. Sosehr man der von S. herausgearbeiteten Prioritat epischer Vorstufen vor der Ballade gerade beim 'Wolfdietrich' zustimmen muB, sowenig nnde ich auch nach S.s subtilen Einzelvergleichungen die Zweifel 10') Vgl. Wolfgang Dinkelacker: Probleme einer Ortnit-Edition. In: Marbacher Kolloquium (s.o. S. 16 Anm. 74). S. 81-90. 104) Linde Baecker: Die Sage von Wolfdietrich und das Gedicht Wolfdietrich A. I. Zur Geschichte desWolfdietrichstoffes. ZfdA 92.1963. S. 31-82. 105) Jan de Vries: Die Sage von Wolfdietrich. GRM 39 NF 8. 1958. S. 1-18; wiederabgedruckt bei Jan de Vries: Kleine Schriften. 1965. S. 37-55. - Vgl. in diesem Zusammenhang auch Gerhard Eis: Der angebliche Gotenkonig Aidoing im Wolfdietrich A. ZfdPh 81. 1962. S. 314-316 und Christian Gellinek: Berchter von Meran. ZfdPh 86. 1967. S. 389-391. 106) Hermann Schneider: Die Gedichte und die Sage von Wolfdietrich. Untersuchungen uber ihre Entstehungsgeschichte. 1913. 10') Niels Lukman: Der historische Wolfdietrich (Theoderich der GroBe). Classica et Mediaevalia 3. 1940. S. 253-284; 4. 1941. S. 1-61. 108) Heino Gehrts: Das Marchen und das Opfer. Untersuchungen zum europaischen Brtidermarchen. 1967; S. 262-283: Die Sage von Ortnit und Wolfdietrich. 108) Erich Seemann: Wolfdietrichepos und Volksballade. Ein Beitrag zur Geschichte der mittelalterlichen Balladendichtung. Archiv ftir Literatur und Volksdichtung I. 1949. S. 119-176.
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an der Ableitung der auBergewohnlich reichen Liediiberlieferung von einer Ballade ausgeraumt. Es wird hier wie auch beim Epos zu fragen sein, inwieweit in den einzelnen Fassungen nicht verfiigbare Schemata wirksam wurden. e) Dietrichepik Die Animositat der Spatmittelalterforschung gegeniiber der Heldenepik tritt am deutlichsten bei der Dietrichepik zutage, die trotz ihrer ausgesprochen spatma. Ausformung nur wenig Aufmerksamkeit auf sich vereinen konnte. Der sicherste MaBstab dafiir ist wie immer der Stand der editorischen ErschlieBung, und der ist wenig ermutigend. Die Arbeitsgrundlage bildet nach wie vor die Sammlung »Deutsches Heldenbuch«, deren fiinf Bande (einschlieBlich 'Ortnit' und 'Wolfdietriche'; s.o. S. 64 Anm. lOr) von O.Janicke, E.Martin, A.Amelung und J. Zupitza herausgegeben wurden. Der Nachdruck llO) dieser langst vergriffenen Ausgabe ist zu begriiBen, auch wenn sie keiner Revision unterzogen wurde und man auch, wie sonst in der Reihe der »Deutschen Neudrucke« meist iiblich, auf ein die gegenwartige Forschungslage skizzierendes Nachwort zu den einzelnen Banden verzichtet hat. (Doch spricht die seit r963 laufende Nachdruckzeit fiir die fiinf Bande mit deutlicher Sprache vom gegenwartigen Forschungsinteresse auf dem Gebiet der spatma. Heldenepik.) Selbst bei gutem Willen wird es schwer fallen, ein Seminar zur Dietrichepik zu halten, weil wohlfeile Textausgaben augenblicklich nicht auf dem Markt sind. O.L.Jiriczeks Auswahl (s.o. S. 58 Anm. 64) ist dafiir zu schmal, und die wesentlich breitere, mit Bedacht zusammengestellte und eingeleitete Anthologie von G. Zink 111) ist erklarlicherweise zu sehr fiir die Hand des franzosischen Germanistikstudenten zugeschnitten. Diese Situation ist das genaue Gegenteil zu der im Spatma. und noch in der Reformationszeit 112) fast sprichwortlichen Beliebtheit der Dietrichdichtungen 113). Die Untersuchungen zur historisch-heroischen Dietrichepik 1l4) - en passant weise ich auf einige weiterfiihrende Arbeiten zu den Sagen von Dietrichs
110) Deutsches Heldenbuch. I. Teil: Biterolf und Dietleib. Hrsg. von Oskar Janicke. Laurin und Walberan. Mit Benutzung der von Franz Roth gesammelten Abschriften und Vergleichungen. r866. Unveranderter Nachdruck Berlin, Ziirich 1963. - Rez.: G. Schweikle, Germ. 5. 1964. Nr. 2741. - 2.Teil: Alpharts Tod. Dietrichs F1ucht. Rabenschlacht. Hrsg. von Ernst Martin. 1866. Unveranderter Nachdruck Dublin, Ziirich 1967. (DN Reihe: Texte des Mittelalters.) - 5. Teil: Dietrichs Abenteuer von Albrecht von Kemenaten nebst den Bruchstiicken von Dietrich und Wenezlan. Hrsg. von Julius Zupitza. 1870. Unveranderter Nachdruck Dublin, Ziirich 1968. 111) Georges Zink: Le cycle de Dietrich. Morceaux choisis avec introduction, notes et glossaire. Paris 1953. (Bibliotheque de Philologie Germanique 16.) - Rez.: E.A.Philippson, JEGP 53. 1954. S. 623; W.Schwarz, GLL 8. 1954/55. S. 224f; J.-A.Bizet, Etudes ro. 1955. S. 68f; F.Maurer, Archiv 191. 1955. S. 65. "') John L.Flood: Theologi et Gigantes. MLR 62. 1967. S. 654-660. 113) George Fenwick Jones: Dietrich von Bern as a Literary Symbol. PMLA 67. 1952. S. 1094-II02. Vgl. auch Dietrich Freydank: Eine altrussische Notiz niederdeutscher Herkunft iiber Dietrich von Bern. NdJb 86. 1963. S. 29-32. 114) Ich schlieBe mich nachfolgend H. de Boors Gliederung der Dietrichdichtung an (Lit.gesch. III/I. S. 147). - Zu einzelnen historischen Aspekten vgl. Hellmut Rosenfeld: Wielandlied, Lied von Frau Helchen Si:ihnen und Hunnenschlachtlied. Historische Wirklichkeit und Heldenlied. PBB (Tiib.) 77. 1955. S. 204-248; Gerhard Eis: Ein Rugier im 'Buch von Berne'? GRM 39 NF 8.1959. S. 416-419. - Zu 'Alpharts Tod' vgl. H.Rosenfeld, VL 5. Sp. 40-43 (Nachtrag).
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spatmittelalters (1230-1500) 67* Ende 115) und auf die kunstgeschichtlichen Darstellungen W. Stammlers 116) hin bewegen sich weitgehend in den traditionellen Bahnen der Stoff- und Sagengeschichte. Das gilt auch flir den groBangelegten Versuch G. Zinks 117), die Dichtungen des Dietrichkreises - ausgehend von der mhd. Dberlieferung - auf ihre epischen und liedhaften Vorstufen hin neu zu sichten, um auf diesem unsicheren Feld trittfestere Stellen auszumachen. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Mit H. de Boor glaube ich nicht, daB das Unternehmen zu dem gewlinschten Erfolg fiihrte; doch zeigen Z.s kritische Sondierungen aufs neue, wie unwegsam das vorliegende Terrain ist und wie thesenhaft selbst unsere >endgi.iltig gesicherten< Erkenntnisse sind. Ein Musterbeispiel dafiir ist die Verfasserfrage bei 'Dietrichs Flucht' und der 'Rabenschlacht': Flir beide glaubt Z. wieder Heinrich den Vogler 1l8) als Autor annehmen zu konnen, wahrend R.v.Premerstein (s. u. Anm. 119) sich sieben Jahre spater erneut flir zwei Verfasser des Doppelepos erklart. Ein v6llig neues Bild zeichnet Z. von der Entwicklungsstufe, die der uns erhaltenen Dberlieferung vorausgeht; sie setzt sich zusammen aus »une epopee, la 'Bataille de Ravenne' primitive, un certain nombre de chants epiques, 'Chant de Dietleib', 'Chant du Diable' peut-etre, et surtout une sorte de trilogie groupant sous une introduction commune Ie 'Chant de Friedrich', Ie 'Chant des Harlungen' et Ie 'Chant de la Fuite'. La 'Bataille de Ravenne' primitive et Ie 'Chant de la Fuite' ayant fourni la fable meme des deux poemes du Vogler peuvent etre consideres comme les sources principales, les autres chants ont ete utilises en meme temps que certains pocmes du XIII- siecle ('Ortnit', 'Wolfdietrich', 'Biterolf', 'Jardin des Roses' ... ) pour des motifs et des episodes secondaires« (S. 123). So anregend dieses genetische Modell (vor allem im Blick auf die postulierte Synchronie von Lied und Epos) ist, so wenig gelangt auch Z. mit seinem Ansatz liber den Wahrscheinlichkeitsgrad einer Hypothese hinaus, so daB mir der Gewinn flir die Erhellung der spatma. Dietrichdichtung, die hier allein zur Debatte steht, gering zu sein scheint. Das gilt in verstarktem MaBe flir den zweiten Teil der Studien, in dem Z. - mit der Ermanarichdichtung im Mittelpunkt - eine Sichtung vor allem der nordischen und ags. Quellen vornimmt. Aus genanntem Grund libergehe ich auch den ersten Teil in R. v. Premersteins Untersuchung tiber die auBere (Teil I) und innere (Teil II) Entwicklung der Sagenstoffe des Doppelepos 119) und mache nur auf die zweite Halfte der Studien aufmerk116) Erich Benedikt: Die Dberlieferung vom Ende Dietrichs von Bern. In: FS Dietrich Kralik. 1954. S. 99-II1 ; Wolfgang Jungandreas: Dietrich von Bern an der Mosel. Vierteljahrsblatter der Trierer Gesellschaft flir nlitzliche Forschungen 3. 1957. S. 41-44; Gisela Plotzeneder: Die Teufelssage von Dietrich von Bern. Innsbrucker Beitrage zur Kulturwissenschaft 6. 1959. S. 33-40; Jan de Vries: Theoderich der GroBe. GRM 42 NF II. 1961. S. 319-330, wiederabgedruckt bei Jan de Vries. Kleine Schriften. 1965. S.77-88; Walter Haug: Theodorichs Ende und ein tibetisches Marchen. In: Marchen, Mythos, Dichtung. FS Friedrich von der Leyen. 1963. S. 83-II5 (mit weiterer Literatur). 116) Wolfgang Stammler: Dietrich von Bern. RDK 3. 1954. Sp. 1479-1494; ders.: Theoderich der GroBe (Dietrich von Bern) und die Kunst. In: Wort und Bild (s.o. S.42 Anm. 62). S. 45-70. 11 ') Georges Zink: Les legendes heroiques de Dietrich et d'Ermrich dans les litteratures germaniques. Lyon 1950. (BibIiotheque de la Societe des Etudes Germaniques 3.)Rez.: H. de Boor, AfdA 65.1951/52. S. 145-149; K.Malone, Speculum 26.1951. S. 751 bis 754; A. Taylor, MLN 66. 1951. S. 425 f; J.Fourquet, Etudes 7. 1952. S. 192-194; N.Lukman, Arkiv for Nordisk FiIoIogi 67. 1952. S. 224-226; G. de Smet, Revue Beige de Philologie et d'Histoire 30. 1952. S. 901-905. 118) H.Rosenfeld, VL 5. Sp. 361-367 (Nachtrag). 110) Richard v. Premerstein: Dietrichs Flucht und die Rabenschlacht. Eine Untersuchung liber die auBere und innere Entwicklung der Sagenstoffe. 1957. (Beitrage zur deutschen
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sam, in der v.P. »die inneren Krafte aufsucht, die zur Umformung des alten Liedstoffes in die Epenfassungen fiihrten« (S. 159). Auch wer der problematischen Methode - die aus der Dberlieferung erschlossenen Vorstufen werden untereinander und mit den iiberlieferten Epen verglichen - skeptisch gegeniibersteht, Hndet hier umfangreiches Material u. a. zur Schilderung der einzelnen Gestalten, der Schlachten und Feste, zur Gewand-, Natur- und Stimmungsschilderung, zum Bau der Redeszenen und zum Verhaltnis zwischen Dichter und Publikum systematisch gesammelt. Diese Kataloge sind ein schatzenswerter Beitrag zur tiberlieferungsbezogenen Interpretation des Doppelepos, der auch die Beobachtungen zu den Werkschichten, die im I. Teil der Untersuchung zusammengetragen wurden, von Nutzen sein k6nnen. Nicht weiter einzugehen lohnt auf H. Beckers willkiirliche Konstruktionen 120), und ftir das Dietrichkapitel in E. Thurnhers Stidtiroler Literaturgeschichte gilt das im FB I, S. 315 f Gesagte. Wie beliebt das 'J tingere Hilde brandslied' 121) im 16.Jh. war, wird aufs neue durch zwei bislang wenig beachtete Aufzeichnungen in jtidisch-deutscher Sprache (eine vollstandige Dberlieferung der 20-strophigen Fassung und ein Fragment der 1. und 3. Strophe) deutlich, die W.B.Lockwood aus zwei Handschriften der Bodleiana zuganglich gemacht hat 122). Nicht uninteressant dtirfte sein, daB die vollstandige Fassung in einer jiidisch-deutschen Liedsammlung - auf die bereits im 19. Jh. hingewiesen wurde 123) - tiberliefert wird. , 1m Vordergrund der Forschungen zum 'Jiingeren Hildebrandslied' stehen (im Blick auf das ahd. 'Hildebrandslied' begreiflicherweise) entwicklungs- und gattungsgeschichtliche Fragen 124), tiber die jetzt am umfassendsten die Dissertation H. van der Kolks 125) unterrichtet. Diese um bibliographische Vollstandigkeit bemtihte Monographie, deren Mittelpunkt nattirlich das ahd. Gedicht einnimmt, behandelt im SchluBkapite1 dessen Nachwirkungen und sein Nachleben im Volkslied. Bei dieser Gelegenheit wurde auch durch den erneuten Abdruck der Dberlieferung im Antwerpener Liederbuch von 1544 die niederlandische Fassung N wieder leichter zuganglich gemacht. Der tiberlieferungsgeschichtliche Sonderfall, daf3 uns namlich das ahd. und das 'Jtingere Hildebrandslied' erhalten geblieben sind, hat die Forschung immer wieder zu Studien tiber die gattungsgeschichtliche Kontinuitat gereizt. Auch H. Fromm 126) wahlte diese giinstige Ausgangsbasis, die er noch durch die EinPhilologie NF 13.) Eine graphische Dbersicht iiber die Ergebnisse des I. TeiIs, dessen Starke vor allem in der Abhebung einzelner Gestaltungsschichten liegt, findet sich auf S. 158. - Rez.: G.Zink, Etudes 13. 1958. S.360f. 120) H.Becker:Wamlieder II (s.o. S. 59 Anm. 70). S. 5-189. 121) H.Rosenfeld, VL 5. Sp. 413-416. 122) W.B.Lockwood: Die Textgestalt des jiingeren Hildebrandliedes in jiidisch-deutscher Sprache. PBB (Halle) 85. 1963. S. 433-447. m) Felix Rosenberg: Ober eine Sammlung deutscher Volks- und Gesellschaftslieder in hebraischen Lettem. Diss. (Berlin) Braunschweig 1888, hierzu S. 64f. 124) Wiederabgedruckt sind die Aufsatze von H. de Boor: Die nordische und deutsche Hildebrandsage (1923/24) bei Helmut de Boor: Kleine Schriften II. 1966. S. 58-II6 und von L. Wolff: Das jiingere Hildebrandslied und seine Vorstufe (1941) bei Ludwig Wolff: Kleinere Schriften zur altdeutschen Philologie. 1967. S. 350-358. 126) H. van der Kolk: Das Hildebrandlied. Eine forschungsgeschichtliche Darstellung. Amsterdam 1967. - In unserem Zusammenhang nachzutragen waren Hans Kuhn: Dietrichs dreiBig Jahre. In: Marchen, Mythos, Dichtung. FS Friedrich von der Leyen. 1963. S. 117-120 und H.Fromm: Heldenzeitlied (s.u. Anm. 126). 12&) Hans Fromm: Das Heldenzeitlied des deutschen Hochmittelalters. NeuphiIMitt. 62. 1961. S. 94-II8.
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spatmittelalters (1230-1500) 69* beziehung des Lieds von 'Koninc Ermenrikes DOt'127) verbreiterte, um die vieldiskutierte Frage nach den alteren Stufen der Volksballade mit Heldensagenstoff neu zu erortern. Seine nuchteme und besonnene Analyse, die auch zur Prazisierung des Spielmannsbegriffs beitragt, soUte fUr die weitere Erhellung dieses Problemkomplexes beispielgebend sein. F. kommt zu folgendem Ergebnis: »Die Versuche, den Balladenbegriff auszudehnen und Heldenballaden vom 9. und auch nur vom 12.Jh. anzusetzen, verunklaren den Balladenbegriff und sind geeignet, bestimmte Entwicklungsphasen dieser Dichtart zu verdecken. Ballade nennen wir daher nur die Liedform, der volksballadische Zuge eignen. Fur das Lied bis an die Schwelle der Kurzepenbildung wird der Begriff des spielmannischen Heldenlieds nicht viel danebengreifen. Und fur den hochmittelalterlichen Vorfahren der Ballade, den wir seinem \Vesen und Stil nach von der Ballade deutlich unterschieden fanden, konnte man ... den Namen des Vorzeitliedes oder Heldenzeitliedes pragen. Er bringt ebenso die Entfemung zum Heldenlied wie zur Volksballade zum Ausdruck und deutet zugleich auf die Bewu3tseinslage, mit der sich eine Epoche der Heldensage zuwa11dte, die ihrer eigenen Gro3e inne war« (S. II7f). Als altestes erhaltenesWerk unter den aventiurenhaften Dietrichepen durfen wir nach H. de Boors sorgfaltigen Abwagungen den fragmentarisch uberlieferten 'Goldemar' des Albrecht von Kemnaten ansehen, dessen umstrittene Autorschaft de B. mit hoher Wahrscheinlichkeit sichem konnte 128). Er ruckt damit von der seit H. Schneider gangigen Vorstellung der »Autorenfiktion« 129) ab, die im Widerspruch mit den bekannten ehrenvollen Erwahnungen in den Literaturexkursen Rudolfs von Ems (,Wilhelm von Orlens' V. 2243 ff; 'Alexander' V. 325 2f) steht. Die Aufnahme Albrechts in die genannten Autorenkataloge halt de B. aus zwei Grunden fUr berechtigt: Albrecht scheint der Schopfer des Bemertons zu sein, und sein Programm zielt auf eine hofische Umgestaltung des heroischen Stoffs. Damit wird zugleich ein Fixpunkt zur Datierung des 'Eckenlieds'130), des 'Sigenot' und der 'Virginal' gegeben, die in formaler und programmatischer Nachfolge zu Albrechts 'Goldemar' zu sehen sind. Diese Gesichtspunkte erganzen auch H.Kuhns subtile, von C.v.Kraus (ZfdA 50.1908. S. 1-123) abweichende Rekonstruktion der altesten Textgestaltung der 'Virginal' 131), fur die K. eine »uberlegene Gesamtdisposition« (S. 385 bzw. 248) herausarbeitet. 127) H.Rosenfeld, VL 5. Sp. 208-Z10 (Nachtrag). H. de Boors Studie: Das niederdeutsche Lied von 'Koninc Ermenrikes Dot (1922) ist wiederabgedruckt in seinen KI. Schriften II (s.o. S. 68 Anm. 124). S.4Z-57. Zur Stoff- und Entwicklungsgeschichte des Lieds vgl. Theodore M. Andersson: Cassiodorus and the Gothic Legend of Ermanaric. Euphorion 57. 1963. S. 28-43 und Ursula Hennig: Gab es ein »jiingeres Hamdirlied«? PBB (Tiib.) 82. 1960. S. 44-69 (jeweils mit weiterfiihrender Literatur). AufParallelen zum Lutschanerkrieg in der lat. Chronik des Kosmas von Prag (I I Z5) weist Vladimir Karbusickf hin: Uber die Beziehungen zwischen der alteren tschechischen und der germanischen Epik. In: Beitrage zur Sprachwissenschaft, Volkskunde und Literaturforschung. FS Wolfgang Steinitz. 1965. (Dt. Akad. d. Wiss. zu Berlin. Veroffentlichungen der sprachwiss. Kommission 5.) S. 197-Z13. 128) Helmut de Boor: Albrecht von Kemnaten. In: Unterscheidung und Bewahrung. FS Hermann Kunisch. 1961. S. 20-30; wiederabgedruckt bei Helmut de Boor: Kleine Schriften I. 1964. S. 198-208. - Vgl. auch W.Stammler, NDB I. 1953. S. 178. 129) So noch bei a.Hofler: Anonymitat (s.o. S. 51 Anm. 13). S. 192 (Wiederabdruck S. 363 f). 130) H.Rosenfeld, VL 5. Sp. 16zf. H. de Boors Aufsatz: Zur Eckensage (192Z) ist wiederabgedruckt in seinen KI. Schriften II (s.o. Anm. 124). S. 1-12. Auf Spuren Siidtiroler Volksaberglaubens im 'Eckenlied' weist P. W.Wessels: Dietrichepik (5. u. S. 71 Anm. 146) bes. S. 359 ff hin. 131) Hugo Kuhn: Virginal. PBB 71. 1949. S. 331-386; 7z. 1950. S. 508; wiederabgedruckt bei H.Kuhn: Dichtung und Welt (s.o. S.45 Anm. 81). S. 220-248. Vgl. auch
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Fiir den 'Jiingeren Sigenot'132) konnte die Dberlieferungsbasis durch einige neue bzw. in der bisherigen Quellenheuristik 133) nicht beachtete Funde weiter verbreitert werden 134), so daB sich J. L. Flood zu einer Dberpriifung des Stemmas in A. C. Schoeners Ausgabe (1928) veranlaBt sah 135). Wie Sch. spricht auch F. bei der handschriftlichen Dberlieferung dem StraBburger He1denbuch die Fiihrungsrolle zu, doch scheint nach H. Rosenfe1ds neuem Handschriftenfund dariiber noch nicht das letzte Wort gesprochen zu sein 136). F.s Versuch, bei den Drucken gegeniiber Sch. zu einer genaueren Bestimmung der Verwandtschaftsverhaltnisse zu kommen, wurde urn den etwas fragwiirdigen Preis erkauft, zu den 19 bekannten Drucken nochmals an die 13 verschollene Drucke ansetzen zu miissen. Wie stichfest dieses Stemma ist, wird sich spates tens bei der Entdeckung neuer Textzeugen erweisen. Ein ganz eigentiimliches, aber gleichwohl erwahnenswertes Phanomen ist beim 'Laurin' zu beobachten: Er gehort zu den wenigen mitte1alterlichen Dichtungen, die durch gezielte Therapien bis in die Gegenwart am (wie mir scheint: kiinstlichen) Leben erhalten werden und die sich unter diesem Aspekt besonders der Volkskunde als interessantes Beobachtungsmaterial anbieten. Hier ist vor allem K.F.Wolff zu nennen, dessen auflagestarken »Dolomiten-Sagen« - die mir vorliegende Ausgabe 137) ist bei 149000 Exemplaren ange1angt - auch eine filr Kinder bearbeitete 'Laurin' -Erzahlung enthalten. W.s letzte Gestaltung des Stoffs liegt in seinem »Konig Laurin« vor 13S), an der er neben vie1en anderen auch Goethe mitarbeiten laBt. Vnter den beigegebenen umfangreichen sagen- und forschungsgeschichtlichen Erlauterungen verdient nur das rezeptionsgeschichtliche Kapite1 (S. 198-215) Beachtung, in dem die Bearbeitungen der 'Laurin'-Sage durch deutsche und italienische Dichter und Schriftsteller zusammengestellt sind. Ihm ware als neuestes Elaborat die Neudichtung von R. Pannwitz 139) beizufiigen. Dagegen steht auf philologischem Sektor fiir den 'Laurin' 140) eine neue Ausgabe H.Kuhn, VL4. 1953. Sp. 701-705. - Zwei Fragmente aus der I. H. des 15.Jh.s machte Wolfram Schmitt bekannt: Bruchstiicke einer Virginalhandschrift in der Wiirttembergischen Landesbibliothek Stuttgart. StNeoph. 35. 1963. S. 269-274. 132) Hugo Kuhn, VL 4. 1953. Sp. 209-212. 133) Vgl. Walther Matthey: Der alteste Wiegendruck des 'Sigenot'. Datierung, Bildschmuck, Nachwirkung. Anzeiger des Germanischen National-Museums 1954-1956. S. 68-90; auf S. 84f gibt M. cine Ubersicht iiber die ihm bekannten Hss. und Drucke. 134) John L.Flood: Unbekanntc Bruchstiicke zweier Drucke des Jiingeren Sigenot. ZfdA 93.1964. S. 67-72; zu den dabei vorgestellten Fragmenten vgl. auch Josef Benzing: Eine unbekannte Ausgabe des 'Sigenot' yom Ende des 15.Jahrhunderts. Gutenberg-Jb. 39. 19 64. S. I F -I 34· m) John L.Flood: Studien zur Ubcrlieferung des Jiingeren Sigenot. ZfdA 95. 1966. S. 42-79 (mit der bislang vollstandigsten Ubersicht iiber die bekannten Texte). 136) Hellmut Rosenfeld: Ein neues handschriftliches Sigenot-Fragment. ZfdA 96.1967. S.78-80; ders.: Ein Volkslied yom Liebesabschied und das Dietrichepos Sigenot im Dinkelsbiihler Land um 1480. Alt-Dinkelsbiihl 46. 1966. S. 17-24, hierzu S. 21-24. 137) Dolomiten-Sagen. Sagen und Uberlieferungen, Marchen und Erzahlungen der ladinischen und deutschen Dolomitenbewohner. Gesammelt und bearbeitet von Karl FelixWolff. 9. deutsche Aufl. Innsbruck 1957. 138) Karl Felix Wolff: Konig Laurin und sein Rosengarten. (Hofische Mare aus den Dolomiten.) Nach den mittelalterlichen Dichtungen und nach verschiedenen Volkssagen in freier Bearbeitung wiedergegeben und mit Erlauterungen versehen. 3. (wesentlich vermehrte) Aufl. Bozen 1947. - Rez.: K.Th.Hoeniger, Der Schlern 22.1948. S. 197-200; vgl. auch die kritische Auscinandersetzung !nit W.s Thesen bei T.Dahlberg: Danischer 'Laurin' (s. u. Anm. 143). S. I I ff. 139) Rudolf Pannwitz. Konig Laurin. Ein episches Gedicht. 1956. - Rez.: G.Zink, Etudes 12. 1957. S. 365. UO) H.Rosenfeld, VL 5. Sp. 530-533 (Nachtrag).
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spatmittelalters (1230-1500) 71 * weiterhin auf der Desideratenliste 141). Sie ist um so dringlicher, als sich die Dberlieferungslage 142) seit der letzten kritischen Edition von G.Holz (1897) um einiges verbreitert hat. Wichtige Bausteine fur eine soIche Neuausgabe verdanken wir T. Dahlberg, der drei bislang unberucksichtigte 'Laurin' -Fassungen nicht nur durch Ausgaben zuganglich machte, sondern sie auch einer extensiven sprachlichen Untersuchung unterzog und dabei ihre Stellung im Stemma der bekannten Dberlieferung zu bestimmen versuchte 143). D.s Darstellung der Handschriftenverhaltnisse wird man nicht als endgultig ansehen kannen, da eine vollstandige Sichtung der Dberlieferung noch aussteht 144); dennoch laBt sich schon jetzt absehen, daB die Texte der bisherigen Ausgaben von Grund auf zu revidieren sind. P. B. Wessels' Analyse der Stoff- und Stilschichten im 'Laurin' US) lenkt das Augenmerk auf das vorliterarische, marchenhafte Erzahlgut der Dietrichepik 146) und dessen - entsprechend den gattungs- und zeitgemaBen Anforderungen erfolgte - heroische und hafische Stilisierung. Diese auf die unmittelbare Entstehungszeit der Dichtung gerichtete Optik ist aus der Blickrichtung der Spatmittelalterforschung zu begruBen, doch sollte auch hierbei eine Gefahr nicht auBer acht gelassen werden, die mit dieser Fragestellung bekanntlich verbunden ist: die Auflasung des Werks in seine Erzahlsubstrate. In mundlicher wie literarischer Erzahltradition steht der 'Wunderer'147), zu dem Adrien Blanchet 1945 den altesten bislang bekannten Druck entdeckte. G. Zink hat diese vollstandige, mit 17 Holzschnitten ausgestattete Ausgabe in einem Faksimiledruck allgemein zuganglich gemacht 1(8). In einer ausfuhrlichen Einleitung bestimmt Z. im AnschluB an H.Hempels Dissertation (1914) die Stellung des neuen Textzeugen innerhalb der bekannten Dberlieferung, vor allem zu der Fassung im Dresdner Heldenbuch, und gibt in einem weiteren Kapitel einen Dberblick uber die Stoff- und Motivquellen dieser Dichtung 149). - Fur das Fast141) Die Miillenhoffsche Ausgabe erfuhr neben dem oben (S. 66 Anm. lIO) genannten noch einen weiteren Nachdruck: Laurin. Ein tirolisches Heldenmarchen aus dem Anfange des 13. Jahrhunderts. Hrsg. von Karl Miillenhoff. Abdruck der 5. Auf!. von Max Roediger, besorgt durch Karl Stackmann. (1948). (Hamburger Hochschultexte A 1.) 142) Vgl. dazu auch Hermann Menhardt: Die Nibelungenhandschrift c, der Laurin und die Historia Gothorum des Lazius. ZfdA 8+ 1952/53' S. 152-158.
143) Zwei unberiicksichtigte mittelhochdeutsche Laurin-Versionen. Untersucht und hrsg. von Torsten Dahlberg. Lund 1948. (Skrifter utgivna av Vetenskaps-Societeten i Lund 31.) - Rez.: E.Ohmann, NeuphilMitt. 50. 1949. S. 263-265; K.F.Wolff, Der Schlem 23.1949. S. 126f; H. W.J.Kroes, Museum 55.195°. S. 210. - Torsten Dahlberg: Zum danischen Lavrin und niederdeutschen Lorin. Mit einem Neudruck des einzig erhaltenen niedcrdeutschen Exemplars (Hamburg urn 1560). Lund 1950. (Lunder Germanistische Forschungen 21.) - Rez.: W.Foerste, NdM 7. 1951. S. 51-55; P.Katara, NeuphilMitt. 51. 1950. S. 155-157; L.Wolff, NdJb 74.1951. S. 158f. 144) Auch trafen D.s Erwagungen zu den Quellen des nd. 'Lorin' -Drucks auf Widerspruch: Vgl. die Rez. von W.Foerste, die Replik von Torsten Dahlberg: Laurinprobleme. NdM 8. 1952. S. 46-53 und die Duplik W.Foerstes: Die Vorlage des mnd. Volksbuches Lorin. NddKbl 64. 1957. S.4°-42. 145) P.B. Wessels: Konig Laurin, Quelleund Struktur. PBB (Tiib.) 84. 1962. S. 245-265. 146) Vgl. auch P.B.Wessels: Dietrichepik und Siidtiroler Erzahlsubstrat. ZfdPh 85. 1966. S. 345-369 (zu 'Laurin' und 'Eckenlied' s.o. S. 69 Anm. 130). 147) W.Krogmann, VL 4. 1953. Sp. 1094-1099. 148) LeWunderer. Fac-Simile de i'':dition de 1503. Avec introduction, notes et bibliographie par Georges Zink. Paris 1949. (Bibliotheque de Philologie Germanique 14.) Rez.: M.ColleviIIe, Etudes 6. 1951. S.129f; J.H.Scholte, Neoph.34. 1950. S.183; W. W. Chambers, MLR 46. 1951. S. 553; N. Lukman, Arkiv for Nordisk Filologi 67. 1952. S. 226f; F.Maurer, Archiv 189. 1953. S. 55. '(9) Vgl. auch Lutz Rohrich: Die Frauenjagdsage (Mot. E 5°1.5. I Wild hunter pursues a woman). Laographia 22. 1965. S. 408-423.
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nachtspiel vom 'Wunderer' hat H. H. J. de Leeuwe das dramatische Konnen des Autors hervorgehoben 150). Wie schon beim 'Laurin' wurde von T.Dahlberg auch fiir den 'Rosengarten' die dringlich erwiinschte kritische Neuausgabe durch die Veroffentlichung eines bislang unberiicksichtigten Fragments aus der Dessauer Handschrift, die auch eine 'Laurin'-Fassung (s.o. Anm. 143) enthalt, entschieden gefordert l5l). D.s Untersuchungen zufolge steHt sich das von H. Rosenfeld 1&2) iibersehene Bruchstiick zur I. (bair.-osterr.) Redaktion. - Weniger ein textkritischer als ein interpretatorischer Beitrag ist H.Beckers 'Rosengarten'-Ausgabe 153), die nach dem Vorbild der »Warnlieder« (s.o. S. 59 Anm. 70) die klassenkampferischen Intentionen der Fassungen A, D und F durch Paralleldruck (zugrunde liegt die Ausgabe von G.Holz v. J. 1893) ans Licht bringen mochte. Und zwar sieht B. in A das Werk eines stadtischen Satirikers, der gegen den ritterlichen Frauendienst vom Leder zieht ( = Spottgedicht); dieser Angriff wird von der Gegenseite durch eine Umstilisierung ins Marchenhafte (Fassung F = Marchen) und dann ins Heldenhafte (Fassung D = Heldenlied) erfolgreich abgebogen. Man wird an dieser Konstruktion bestenfalls (und auch dies nur unter Absehung von den jeweiligen Motivationen) die Bearbeitungstendenzen in den einzelnen Fassungen gehen lassen konnen, und hier hat H. de Boor fiir die Redaktionen A und D wesentlich verlaBlichere Arbeit geleistet 164): Er erkennt im »Haudegentum« der Fassung A »eine Stimme der osterreichischen Opposition gegen den hofischen Artusroman« 155), wahrend der Redaktor von D aus dem Gedicht »eine A ventiurengeschichte im Zeitgeschmack« (S. 390 bzw. 245) machte. Die Bezeichnung >Rosengarten< fa3t K.Ranke 156) als »altgermanischen Kultplatz, der durch die Verehrung des Ahnen- und Heroengrabes besonders sakriert war und auf dem die Toten bestattet wurden. An dieser Stelle fanden die Versammlungen ... statt. Hier wurde das Recht gesprocben und die kultische Handlung bei Festen des Lebens (Initiation, Hochzeit) und des Jahres (Frlihlings- und Sommerspiele) vorgenommen« (S. 140). Sein Name geht nach R. auf die kultische Farbe Rot zuriick 151). Eine eingehendeliteraturgeschichtliche Beschaftigung steht fiir den 'Bi terolf'l.S) 160) H. H. J. de Leeuwe: Die dramatische Komposition des Fastnachtspiels vom Wunderer. Neoph. 33. 1949. S. 150-160. 161) Torsten Dahlberg: Das moselfrankische Rosengartenfragment der Landesbibliothek Dessau. Vetenskaps-Societeten i Lund. Arsbok 1947. S. 8g-136. 102) H.Rosenfeld, VL 5. Sp. 987-991. 153) Spottlied, Marchen und Heldenlied vom Rosengarten vergleichend nebeneinandergestellt von Henrik Becker. 1955. - Rez.: S.Gutenbrunner, Archiv 193. 1957. S. 173f; B.Q.Morgan, MLN 72. 1957. S. 470f; G.Zink, Etudes 12. 1957. S. 273. 154) Helmut de Boor: Die literarische Stellung des Gedichtes vom Rosengarten in Worms. PBB (Tiib.) 81. 1959. S. 371-391; wiederabgedruckt in seinen Kl. Schriften II (s.o. S. 68 Anm. 124). S. 229-245. lOS) H. de Boor: Lit.gesch. IIIII (s.o. S. 33 Anm. 15). S. I71. 156) Kurt Ranke: Rosengarten, Recht und Totenkult. (1951). - Rez.: R.SchmidtWiegand, DLZ 74. 1953. Sp. 161-165; K.Frohlich, Zs. f. Rechtsgeschichte, Germ. Abt. 69. 1952. S. 462-466. - Vgl. auch Eduard Lachmann: Rosengarten und Gartensee. Der Schlem 26. 1952. S. 123-130 und Hermann Steinberger: Zum Namen »Rosengarten«. Der Schlem 28. 1954. S. 40f. 167) Nichts anzufangen weill ich mit Josef Nadlers Meditationen iiber »die Wiederbegegnung zwischen den antiken Mysterien und dem Gold, der Rose und dem Gral« (S. 122f) in seiner Studie: Goldhort I Rosengarten I Gral. In: FS Dietrich Kralik. 1954. S.III- 129· 158) H.Rosenfeld, VL 5. Sp. 99f (Nachtrag).
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spatmittelalters (1230-1500) 73* wie auch fur 'Dietrich und Wenezlan' noch aus. Nach den historischen und geographischen Erwagungen von G.Eis 159), dem H.Rosenfeld zustimmt 160), ist derWenezlan der Dichtung nicht mit einem der Bohmenkonige 161) in Verbindung zu bringen; vielmehr gehort das Werk zum Kreis der niederdt. Dietrichsage und ist nach E. um 1220/30 entstanden.
IV.
R1TTERROMAN
1m nachfolgenden Referat uber Forschungen zum nachklassischen Ritterroman, dem sich auch die jungere Romanprosa (»Volksbuch«) beigesellt, werden zunachst die bedeutenderen Editionen und Monographien auf dies em Gebiet vorgestellt; daran schliellt sich ein Dberblick uber die breite Phalanx der in ihrer Gesamtheit nicht weniger wichtigen kleineren Arbeiten an, und den Abschlull bilden die spaten Prosaromane, soweit sie sich nicht in die vorhergehenden Abschnitte einbeziehen liellen, und (eingedenk ihrer Sonderstellung) die epischen Werke Maximilians I. W.Wolf konnte seine Ausgabe des 'Jungeren Titurel' um einen weiteren Band voranbringen 1), doch durfte er die Vollendung dieses gewaltigen Unternehmens nicht mehr erleben: Bereits Bd. II, 2 mullte von W.s Schuler K.Nyholm in der Schlullkorrektur betreut werden. In diesem Teil, der die Einleitung zum gesamten 2. Bd. enthalt, stellt W. die Fragmente, die Textteile dieses Bandes tradieren 2), innerhalb der von ihm aufgestellten Dberlieferungsgruppen kurz vor und gibt bei dieser Gelegenheit eine erste ausfiihrliche Beschreibung der Hs. W, die wie eine Reihe weiterer Handschriften - fur die Forschung unzuganglich in der Bibliotheca Bodmeriana (Genf-Cologny) ruht. Die Edition stimmt mit der Anlage des 1. Bd.s (vgl. FB I, S. 318) uberein. Auch wenn man mitW.Roll (s.u. S. 81 Anm. 30) bezuglich der Textkonstitution anderer Ansicht als der Herausgeber ist, wird man W. den Dank fur seine immense Leistung nicht vorenthalten konnen. Von K.Nyholm darf man sich erhoffen, dall die Ausgabe des 'Jungeren Titurel' W.s Intentionen entsprechend zu Ende gefuhrt wird. 169) Gerhard Eis: Zu Dietrkhs Sklavenkampfen. ZfdA 84.1952/53. S. 70-77; S. 78-84: zu Dietrich Busa im alttschechischen 'Dalimil'. 160) H. Rosenfeld, VL 5. Sp. I 54f (Nachtrag). 161) Wenzel I. (1230-1253) oderWenzel II. (1285-13°5); an letzteren denkt H. de Boor: Lit.gesch. III/I (s.o. S. 33 Anm. 15). S. 177. 1) Albrechts von Scharfenberg Jiingerer Tirurel. Nach den aItesten und besten Handschriften kritisch hrsg. von Werner Wolf. Bd. II/I (Strophe 1958-3236). 1964 (DTM 55); Bd. 11/2 (Strophe 3237-4394).1968 (DTM 61). - Rez.: H.Fischer, Germ. 7. 1966. Nr. 344 (Bd. II/I); zum LBd. dieser leider nur wenig besprochenen Ausgabe vgl. H.Menhardt, AfdA 70. 1957/58. S. 16-23. - W.s Identifizierung des Titurel-Dichters mit Albrecht von Scharfenberg hat sich noch nicht zur opinio communis qualifizieren konnen; vgl. H.Rosenfeld, VL 5. Sp. 28-31. 32 und NDB I. 1953. S. 176f. 178f; H. de Boor: Lit.gesch. III/I (s.o. S. 33 Anm. 15). S. 54. Gute Griinde gegen diese Identifizierung fiihren K.Nyholm in seiner 'Merlin' -Studie (s. u. S. 82 Anm. 37) und H.-G.Maak (s. u. S. 83 Anm. 38) ins Feld. - Werner Wolfs Aufsatz: Der Jiingere Titurel, »das Haubt ob teutschen Puechen« (vgl. FB I. S. 317 Anm.43) ist wiederabgedruckt in WirkWort. Sammelband II. 1963. S. 209-220. - Zur Priester-johann-Passage vgl. W.J.Schroder, VL 5. Sp. 448 f und Norbert Richard Wolf: Beobachtungen zur Erzahlweise Oswalds des Schreibers. Siidostdeutsche Semesterblatter 22. 1968. S. 18-32. 2) Dazu gehoren auch die sechs Doppelbll. der VB Tiibingen, die von Kurt Nyholm erstmals vollstandig herausgegeben wurden: Die Tiibinger Titurelbruchsmcke. ZfdA 89. 1958/59. S. 100-134.
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Ais Herausgeber hat sich N. vor allem durch seine mit Akribie gearbeitete Edition der Gralepen aus Ulrich Fuetrers 'Buch der Abenteuer' aufs beste bewahrt 3). Eine wissenschaftliche Leistung fiir sich stellt dabei die umfangreiche Einleitung dar, in der mit einem breiten AbriB der Forschungsgeschichte, mit Studien zur Namensform und zur Biographie Fuetrers 4), zu seinem Epigonisches< im 'Reinfried von Braunschweig'. ZfdA 94.1965. S. 307-316. - K.Hannemann, VL 5. Sp. 975 (Nachtrag). '8) Bei diesem Versuch, die nachklassische Dichtung von ihrer eigenen Intention aus in den Blick zu bekommen, sollten auf die Dichterindividualitiit zielende Untersuchungen vorerst weiterhin im Vordergrund stehen; erst in einer zweiten Etappe werden auch weitergespannte Durchblicke m6glich sein. So bleibt beispielsweise Werner Beschs (verfriihter) Oberblick tiber den nachklassischen Artusroman notwendigerweise in einer rein negativen Charakteristik stecken: Yom >alten< zum >ntiwen< Parzival. DU 14.1962. H. 6. S·9 1 - 104. ..) Vgl. auch L.Wolff zu Gottfried von Hohenlohe, VL 5. Sp. 270 (Nachtrag).
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spatmittelalters (1230-1500) 87* S. 61 f) steht und (wiederum) wie es bei Rudolfzu dieser ftir ihn offensichtlich spezifischen Synthese der beiden Traditionsstrange kommt. Vor allem die genauere Bestimmung von Rudolfs lateinischer als ausgepragt historiographischer Bildung hatte in Verbindung mit der auffalligen Historizitat in seinen Romanen zu einer scharferen Fixierung der Dichterindividualitat ftihren konnen; mit ihrer Abwertung als »scheinbare Historizitat« (S. 45) hat sich v.E. jedoch von Anfang an den vollen Blick auf diesen grundlegenden Zug in Rudolfs Stilwillen verstellt. Gerade von dies em Ansatzpunkt aus gelingt es B., Rudolfs unverwechselbaren Stellenwert innerhalb der mhd. Literaturgeschichte zu bestimmen: Es ist »die in soIcher Form und Konsequenz in der mittelhochdeutschen Literatur durchaus neuartige Verbindung von Dichtung und Geschichte« (S. 8). Nun, auch diese Charakterisierung Rudolfs als Dichter und Historiker ist nicht neu 60), neu aber ist die konsequente und detaillierte Herausarbeitung dieser Verbindung als das durchgangige Stil- und Formprinzip in Rudolfs Werken und die ebenso prazise Bestimmung dieser Werke als historiae, zu deren vollem Verstandnis erst der im mittelalterlichen Sinn verstandene Leitbegriff historia docet ftihrt. Wie v.E. wiihlt auch B. eine biographische Grundlegung als Ausgangsbasis filr sein Unternehmen, doch ftihren auch hier seine Ergebnisse aufgrund der scharferen Problemstellung tiber v.E. hinaus. B.s erster Zugriff gilt, die Forschungen R. Wisbeys (s. u. Anm. 64) aufgreifend und weiterftihrend, der Sicherung der relativen Werkchronologie, an der sich bereits »eine fortschreitende Annaherung an die stilistische Haltung der mittelalterlichen Historiographie« (S. 5) ablesen laBt. In einem weiteren Schritt geht B. dann der Spiegelung der Geschichte in Rudolfs Werk nach und gelangt dabei im Blick auf die zeitgeschichtlichen Refiexe ein schones Sttick tiber das vornehmlich von E. Schroder Gesammelte (und bei v. E. neu Dargestellte) hinaus 61). 1m Mittelpunkt des 2. Teils steht der 'Alexander', der - wie bereits K. Stackmann zeigte 62) - aufgrund der bekannten Vorlage besonders dazu geeignet ist, »den Prozess der zeitbezogenen Umstilisierung eines historischen Stoffes« (S. 6) zu demonstrieren 83). Dabei wird deutlich, daB diese Umstilisierung auf eine Idealisierung des Herrscherbildes zieit, dessen Vorbildlichkeit bei Rudolf unbedingt ist und nicht - wie R. Wisbey meinte - »eine Prafiguration dessen, was im rittedichen Ftirstenideal des Mittelalters verkorpert wird«84). Entgegen der Tradition steht Rudolfs Alexander uneingeschrankt unter 60) Vgl. etwa H. de Boor: Lit.gesch. Bd. II (s.o. S. 33 Anm. 15). S. 186 und passim. •') Das Motiv der Gefangenenbefreiung im 'Guten Gerhard' weist B. zufolge (S. 214 Anm. 25) eher auf Beziehungen Rudolfs zu den Trinitariern als zu den Mercedariem, wie Josef Szoverffy meint: Rudolf von Ems und die Griindung der Mercedarier. ZfdPh 86. 1967. S. 16-22 . •') Karl Stackmann: Der Alten Werdekeit. Rudolfs 'Alexander' und der Roman des Q.Curtius Rufus. In: FS Josef Quint. 1964. S. 215-230. •3) Die Erhellung dieses Umwandlungsprozesses tragt zur Charakteristik von Rudolfs Dichterindividualitat mehr bei als das vomehmlich im Stoffvergleich befangene und von der hofischen Formkunst aus urteilende Kapitel »Rudolf von Ems und Q. Curtius Rufus« in W.Fechters Arbeit: Lat. Dichtkunst (s.o. S. 44 Anm. 78). S. 140-177 . ••) RoyWisbey: Das Alexanderbild Rudolfs von Ems. 1966. (Philologische Studien und Quellen 31.) S. 65. - Mit dieser Veroffentlichung machte W. seine masch. Diss. (1956) allgemein zuganglich. Diese trotz B.s berechtigter Korrekturen fur die Quellenforschung zu Rudolfs 'Alexander' weiterhin wichtige Arbeit wird durch den Wiederabdruck der beiden AufsatzeW.s abgerundet: Die Aristotelesrede beiWalter von Chatillon und Rudolf von Ems. ZfdA 85.1954/55. S. 304-311 und: Zurrelativen Chronologieund Entstehungsgeschichte von Rudolfs 'Alexander'. ZfdA 87.1956/57. S. 65-80. - Rez.: W.J.Schroder, PBB (Tub.) 88. 1967. S. 367-371; J.Werlin, LeuvBijdr.55. 1966. Bijbl. S.191-193; H.Burger, Germ. 8. 1967. Nr.3280; J.A.Asher, MLR 63. 1968. S.748f; J.Carles,
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der saelde 05 ) und nicht unter dem wankelmiitigen gelucke. Die Unterordnung der historischen Faktizitat unter das Prinzip der Idealisierung scheint auf den ersten Blick Rudolfs ausgepragtem historischem Interesse Zu widersprechen, aber dieser scheinbare Widerspruch lost sich yom mittelalterlichen Gattungsbegriff der historia her auf, die lere sein will und fiir deren warheit von de! Geschichte die Exempla a[s »Darstellungsmodelle der Idealitat« (5. 142) geliefert werden 06). In dieser Sicht erweisen sich neben dem 'Alexander' auch der 'Willehalm' und die 'Weltchronik' als Fiirstenlehren, fiir deren Adressaten man mit B. Konrad IV. halten darf. Die Folgerichtigkeit und Genauigkeit, mit denen B. das poetische Prinzip Rudolfs ans Licht geholt hat, setzen einen MaBstab fiir alle weiteren Untersuchungen zur nachklassischen >Epigonendichtung(. Ankniipfend an Rudolfs 'Alexander' verweise ich an dieser Stelle auf zwei Arbeiten zur mittelalterlichen Alexanderdichtung 67), von denen G.Carys Monographie 68) ein unentbehrliches, wenngleich nicht immer sicher fiihrendes Handbuch geworden ist. Die Grenzen dieser immensen FleiBarbeit treten gerade in den Abschnitten iiber die deutsche Alexanderdichtung iiberdeutlich zutage; wie hier ist auch sonst vieles aus zweiter und dritter Hand geschopft, und nicht immer sind die testes so sichere Gewahrsleute wie F.P.Magoun und F.Pfister, dem Altmeister der Alexanderforschung, dessen seit 1911 angekiindigter »Alexander in der Weltliteratut« wohl ein unerfiilltes Versprechen bleiben muG. Mit der notigen Vorsicht gehandhabt, gibt c.s Buch jedoch vorerst den besten, weil breitesten Dberblick iiber die Quellenlage (Teil I) und die unterschiedlichen mittelalterlichen Auffassungen des Alexanderbildes (Teil 2); die dabei vorgenommene Einteilung der Dberlieferung nach Moralisten, Theologen, Prediger und weltliche Schriftsteller laGt sich zwar nicht konsequent durchfiihren, bietet aber flir weitere Forschungen einen interessanten Ansatzpunkt. Wie unentbehrlich c.s Werk ist, zeigt der in der Zwischenzeit vorgenommene Nachdruck. - Eine wertvolle Erganzung dazu leistet D.J.A.Ross mit seiner sachkundigen Heuristik der illustrierten Alexanderhandschriften und -drucke aus dem europaischen Mittelalter 6 .), in der auch auf die wichtigste Forschungsliteratur hingewiesen wird. Etudes 23. 1968. S. IIO-112; G.Kramer, DLZ 89. 1968. Sp. 136-139; G.J.Martin-ten Wolthuis, Neoph. 52.1968. S. 97; B.Sowinski,WirkWort. 17· 1967. S. 356f. 66) In der saelde sieht Rudolf zugleich die Geberin der rechten Dichtkunst; vgl. Herbert Kolb: Orthabunge rehter kunst. Zu den >saeldeEpigonendichtung< die Aufmerksamkeit der Forschung. Voraussetzung daftir ware auch hier eine Neuausgabe des Gedichts, das wir bislang immer noch in der vollkommen unzuliinglichen Ausgabe G. H. F. Scholls lesen mtissen 97). Erst dann wird sich auch ein UrteH tiber die Beobachtung R. E. Wallbanks fallen lassen, die aufgrund erzahltechnischer Untersuchungen die 'Krone' als zwei Einze!werke auffassen mochte 98). Der Tite! des Werks konnte F.J. Worstbrock zufolge 99 ) durch die arIes diclaminis vom Typ der 'Aurea gemma' angeregt sein, so daB von hier aus moglicherweise Licht auf die Art der Quellenbehandlung und auf die Komposition der Dichtung fallt 100). Nach W. darf man in der 'Krone' wieder einen sprechenden Tite! sehen, der auf das (Heinrichs StH bestimmende) Prinzip der Dberbietung zielt. Als frtiher Reprasentant dieses ftir den spatma. Roman charakteristischen Erzahlprinzips 101) erforderte die 'Krone' eine einlaBliche erzahltechnische Monographie . ..) Th. Frings und E.Linke: Ratselraten urn 'Karlmeinet'. In: Mediaeval German Studies. FS Frederick Norman. London 1965. S. 2.19-2.30. - Vnter den verstreuten Stellungnahmen zu diesem Problemkreis weise ich hier nur auf die Entgegnung von Theodor Frings zu J. van Mierlos Veldeke-Abhandlung (1952.) hin: PBB (Halle) 78. 1956. S. III bis 157, hierzu bes. S. 130-143. 05) C.Minis: Uber Karl und Galie. 's-Hertogenbosch 1967. (Tilliburgis. Publikaties van de Katholieke Leergangen 20.) - Rez.: J.P.Ponten, Neoph. 52.. 1968. S. 209f; V.Bichel, Germ. 8. 1967. Nr. 769. - Einen Auszug aus dieser Veroffentlichung gibt Cola Minis in seinem Vortrag: Uber die vermutliche Grundlage von 'Karl und Galie'. In: ZfMda. Beihefte NF 4. (Verhandlungen des zweiten internationalen Dialektologenkongresses Marburg/Lahn. Bd. II.) 1968. S. 556-560. OS) Mit einer nl. Vorlage muE auch nach Rudolf Schiitzeichel gerechnet werden: Vnter Fetthennen. Zur Geschichte unverschobenerWortformen im hochdeutschen Raum. In: FS Josef Quint. 1964. S. 203-214, hierzu S. 208. 0') Diu Crone von Heinrich von dem Tiirlin. Zum ersten Male hrsg. von Gottlob Heinrich Friedrich Scholl. 1852. (StLV 27.) Unveranderter Nachdruck Amsterdam 1966. Rez.: G.Schweikle, Germ. 8.1967. Nr. 3256. 08) Rosemary E. Wallbank: The Composition of 'Diu Krone': Heinrich von dem Tiirlin's Narrative Technique. In: Medieval Miscellany. FS Eugene Vinaver. New York 1965. S. 300-320. 99) Franz JosefWorstbrock: Uber den Titel der 'Krone' Heinrichs von dem Tiirlin. ZfdA 95. 1966. S. 182-186. 100) Einen Einblick in Heinrichs Quellenbehandlung gibt M.O'C.Walshe: Heinrich von dem Tiirlin, Chretien and Wolfram. In: Mediaeval German Studies. FS Frederick Norman. London 1965. S. 204-218. 101) Erinnert sei etwa an Heinrichs von Neustadt dafiir kennzeichnende Bearbeitung des griechischen Apolloniusromans. - Heinrichs Werke sind durch den Nachdruck der Singerschen Ausgabe wieder allgemein zuganglich: Heinrichs von Neustadt 'Apollonius von Tyrland' nach der Gothaer Handschrift, 'Gottes Zukunft' und 'Visio Philiberti' nach
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Zum 'Frauendienst' Ulrichs von Lichtenstein 102) liegen zwei Studien 103) vor, die auf die Grenzen des autobiographischen Stils in diesem Werk hinweisen. Gegenuber H. Milnes' zu sehr auf das Burleske abhebender Darstellung 104) scheint mir K. L. Schneiders Versuch 105), der die karikierende Verzerrung des Dichters als Bescheidenheitstopos faBt, dem stilistischen Prinzip dieser Dichtung naher zu kommen. - Die Dbersetzung von vingerlin als Finger (S. 2.1; 93) spricht fur den Wert der popularisierenden Dbersetzung der von W.Zitzenbacher getroffenen Auswahl aus dem 'Frauendienst' 106). Der Kuriositat wegen vermerke ich schlieBlich E. Bonsacks Versuch, die Quellen des Wieland-Teils im 'Friedrich von Schwaben'107) mit Hilfe des 'Heliand', der 'VQlundarqvida' und des Trommler-Marchens zu erschlieBen 108). Als BeschluB des vorliegenden Abschnitts 109) weise ich noch kurz auf einige Studien hin, die ubergreifende oder aber sehr spezielle Fragen aus dem Umkreis des nachklassischen Ritterromans llO) behandeln. Die komplexe Formenwelt der Heidelberger Handschrift hrsg. von S.Singer. 1906. (DTM 7.) Unveranderter Nachruck Dublin, Ziirich 1967. - Dber italienisches bzw. ungarisches Wortgut im ,Apollonius' und in ,Gottes Zukunft' handeln Emil Ohmann: Italienisches bei Heinrich von Neustadt. Neuphil. Mitt. 55. 1954. S. 134-143 und Hans Fromm: Ungarisches Wortgut bei Heinrich von Neustadt. Ural-Altaische Jahrbiicher 31. (Gedenkband Julius von Farkas.) 1959· S. 98-94. - K.Hannemann, VL 5. Sp. 349 (Nachtrag). 102) Vgl. C.Minis, VL 5. Sp. 1097-1099 (Nachtrag) und U.Aarburg, MGG 13. 1966. Sp. 1047f. - Vgl. auch Maja Loehr: Die Grabplatte auf der steirischen Frauenburg und die Ruhestatte Ulrichs von Lichtenstein. MIOG 65. 1957. S. 53-69. lOa) V gl. auch das 'Frauendienst' -Kapitel (S. 167-2.06) bei Frederick Goldin: The Mirror of Narcissus in the Courtly Love Lyric. Ithaca 1967. - Rez.: F.Golffing, Germ. 9. 1968. Nr. 2.46. 104) Humphrey Milnes: Ulrich von Lichtenstein and the Minnesang. GLL 17. 1963/64. S·27-43· 105) Karl Ludwig Schneider: Die Selbstdarstellung des Dichters im Frauendienst Ulrichs von Lichtenstein. Bedeutung und Grenzen des Autobiographischen in der alteren deutschen Dichtung. In: FS Ulrich Pretzel. 1963. S. 216-222. - Diese wie auch H.Milnes' Untersuchung vermiJ3t man bei A.H. Tauber, der die literarische Fiktion des 'Frauendienstes' stark in den Vordergrund riickt: Der literarische Charakter von Ulrich von Lichtensteins 'Frauendienst'. Neoph. 51. 1967. S. 253-262.. 106) Ulrich von Lichtenstein. Narr im hohen Dienst. Nach der Textausgabe von Karl Lachmann ausgewahlt, iibertragen und eingeleitet von Walter Zitzenbach. 1958. (StiasnyBiicherei 37.) 107) Vgl. K.Hannemann, VL 5. Sp. 238 (Nachtrag). 10') Edwin Bonsack: The Friedrich von Schwaben and the VQlundarqvida. [Washington D. C. Selbstverlag E. Bonsack.] 1966. - Rez.: W. Roll, Germ. 7. 1966. Nr. 24°3. Edwin Bonsack: The Friedrich von Schwaben and the Drummer. [Washington D. C. Selbstverlag E.Bonsack.] 1966. - Rez.: W.Roll, Germ. 7. 1966. Nr. 2.402.. - Vgl. auch den Artikel 'Wielandlied', VL 5. Sp. II24-II32. 109) Zu erwahnen sind noch zwei kleinere Beitrage: Auf die erstmalige Bezeichnung eines Minneritters als helt in Konrad Flecks 'Flore und Blanscheflur' weist Eva Klingenberg hin: »helt« Flore. ZfdA 92.1963. S. 2.75f. Vgl. K.Hannemann, VL 5. Sp. 2.23 (Nachtrag) und L.Wolff, NDB 5. 1961. S. 227f. - 1m 'Willehalm' Ulrichs von dem Tiirlin scheint die ausgepragte Schonheitsschilderung Arabeles von der Lyrik (Tannhauser) beeinfluJ3t zu sein; vgl. Ursula Hennig: Frauenschilderung im Willehalm Ulrichs von dem Tiirlin. PBB (Tiib.) 81. 1959. S. 352-370. Vgl. K.Hannemann, VL 5. Sp. IIOl (Nachtrag). L. Wolffs Untersuchung: Das Magdeburger Gralsfest Bruns von Schonebeck (1927) ist wiederabgedruckt bei LudwigWolff: Kleinere Schriften zur altdeutschen Philologie. 1967. S. 401-417. - Zum Ritterroman vgl. auch im VL 5 die Artikel: 'Der Junker und der treue Heinrich'. Sp. 494-496 (W.J.Schroder); 'Malagis'. Sp. 643fund 'Manuel und Amande'. Sp.649 (J. van Dam); Piiterich von Reichertshausen. Sp.921-926 (G.Eis) sowie die Nachtrage von K.Hannemann zu 'Edolanz' (Sp. 172), Johann aus dem Virgiere (Sp. 476) und Johann von Wiirzburg (Sp. 480). 110) Vgl. auch den ArtikeI »Hofisches Epos« von H.Schneider und W.Mohr, RL I.
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spatmittelalters (1230-1500) 95* des mittelalterlichen (hofischen) Romans hat M. Wehrli in seinem anregenden Vortrag anlafilich der Mainzer Germanistentagung 1959 beleuchtet 111) und dabei eine Reihe von Aspekten Revue passieren lassen, unter denen ich den Hinweis auf die Annaherung des Romans an das literarische Muster der Legende - »Der Heilige ist zum Ritter, das Wunder zum Abenteuer geworden« (S. 338) - und des Marchens besonders hervorhebe. Der von W. gleichfalls angeschnittene Problemkreis der Zahlenkomposition wurde von H. Rupp in einer Studie 112) weiter ausgeleuchtet, die neben Hartmanns epischem Werk auch spatma. Dichtungen (Rudolf von Ems, Konrad von Wlirzburg, 'Die gute Frau', 'Helmbrecht') einbezieht und sich in ihrer behutsamen, der Grenzen des methodischen Ansatzes stets bewuBten Vorsicht von den Arbeiten anderer Vertreter dieser Forschungsrichtung erfreulich abhebt 1l3). Flir die Prologe mittelalterlicher Epen konnte H.Brinkmann in einer erhellenden Untersuchung U4) zeigen, wie sich deren Bauformen mit Hilfe der antiken Rhetorik erschlieBen lassen. Auf eine wichtige und noch vollkommen ungeloste Aufgabe macht X. v. Ertzdorffmitihrem Versuch einer Typologie des Romans im 13.Jh.H5 ) aufmerksam. Sie geht dabei von der herkommlichen Gliederung nach Stoffkreisen ab und faBt die Erziihlweise und Bautypen in den Blick, fUr die sie eine Kontinuitiit vom hellenistischen bis zum Roman des 20. Jh.s postuliert. Auf dieser Grundlage unterscheidet v.E. (mit W. Kayser) »Typen der Erzahlsubstanz« und (mit F. K. Stanzel) »Typen der Erziihlhaltung« - ein interessantes Unterfangen, das aber in der vorgelegten Form noch auf recht wackeligen Beinen steht und eingehenderer Studien bedarf, urn die Stichhaltigkeit der Voraussetzungen und die Griffigkeit des vorge1egten Instrumentariums flir die spezifischen Eigenheiten des mittelalterlichen Romans zu erproben. Ob man bei einer Typologie dieser Gattung von der Aussage der Stoffwahl ganz absehen kann und darf, erscheint mir zweifelhaft. Flir den Kreis der Artusepik l16) bietet K.O.Brogsitter erstmals einen auf die deutsche Artusdichtung zugeschnittenen, aber keineswegs auf sie beschriinkten Dberblick 117), der von Geoffrey of Monmouth bis zu Ulrich Fuetrers 'Buch der Abenteuer' reicht. Bei dieser Stofflille und dem begrenzten Raum eines Realienbiindchens war es naturgemiiB schwierig, eine proportionierte Darstellung zu Bnden. Zumindest aus dem Blickwinkel der Spiitmittelalterforschung ist das Biindchen mit dem an sich erfreulich breiten (70 von insgesamt I 19 Seiten) und ungemein informativen Referat liber die Entwicklungsstadien der Artusepik bis zu ihrer EinfUhrung in Deutschland eindeutig hecklastig: Flir das Kapitel »Epigonen21958. S.66!)--683 und »Friihneuhochdeutsche Literatur« von G.Bebenneyer, ebda. S. 507-521. lll) Max Wehrli: Strukturprobleme des mittelalterlichen Romans. WirkWort. 10. 1960. S·334-345· 112) Heinz Rupp: Dber den Bau epischer Dichtungen des Mittelalters. In: Die Wissenschaft von deutscher Sprache und Dichtung. Methoden, Probleme, Aufgaben. FS Friedrich Maurer. 1963. S. 366-382. 113) Vgl. dazu das Referat von H.Rupp: Neue Forschung (s.o. S. 46 Anm. 84) sowie die einschHigigen Arbeiten in diesem dem Fonnenbau mittelalterlicher Dichtung gewidmeten Heft. 114) H.Brinkmann: Prolog (s.o. S.46 Anm. 83); zu Rudolf von Ems S. 16-18 und 21 bzw. S. 98-101 und 105. 110) Xenja von Ertzdorff: Typen des Romans im 13.Jahrhundert. DU 20. 1968. H. 2. 5.81-95· 116) Vgl. H. Spamaay, RL 1. 2195 8. S. I06-II7. 117) Karl Otto Brogsitter: Artusepik. 1965. (Sammlung Metzler M 38.) - Rez.: H.B. Willson, GLL 21.1967/68. S. 176; G.F.Jones, MLN 81. 1966. S. 520f; G.Schweikle, Germ. 7. 1966. Nr. 2273; N. Th.). Voorwinden, Neoph. 51. 1967. S. 85.
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epen« bleiben keine gamen 13 Seiten iibrig, die selbstredend nur eine knappe Informationsskizze zulassen. Es ware daher zu iiberlegen, ob nicht der spatma. Artusepik ein eigenes Bandchen gewidmet werden konnte, das dann auch eine gerechtere Wiirdigung der nachklassischen Artustradition erlaubte. - Da B. die wichtigste neuere Literatur zur Artusepik verzeichnet hat, begniige ich mich hier mit dem Hinweis auf das von R. S. Loomis herausgegebene Sammelwerk 118), das trotz seiner etwas einseitigen - von B. mit Recht kritisierten - Orientierung auf keltische Quellen und Vorbilder neben der wieder nachgedruckten Darstellung von J.D.Bruce 1l9) zu einem Standardwerk der Artusepikforschung geworden ist. Das von der Romantik allzu verklarte Ritterbild (nicht nur) der Germanistik hat J. Bumke fiir die Zeit bis 1250 einer niichternen Kritik unterworfen 120), indem er anhand der poetischen Quellen (vgl. die zahlreichen Beleglisten), aber unter beispielhafter Konsultation der rechts- und sozialhistorischen Literatur, nach der geschichtlichen Realitat dieses Begriffs und dessen Verbindung mit einem adligen Ritterideal fragte. B. legt in seiner Untersuchung zwei »grundverschiedene Ritterkonzeptionen (frei): das Wort bezeichnet erstens die eigentlichen Ritter, die so heif3en, weil sie einem Herrn dienen; und zweitens die adligen Herren, die Ritter genannt werden, wenn sie feierlich das Schwert geleitet haben« (S. 146). Hinter dem Aufstieg des Dienstwortes >Ritter< zu einem Begriff fiir die hochste adlige Lebensform steht nach B. »ein Erziehungs- und Bildungsgedanke ... und ein Phanomen der Geistesgeschichte viel mehr als der Sozialgeschichte« (S. 147), und »erst am Ende der hofischen Bliitezeit ist der Ritterstand eine soziale Wirklichkeit geworden; und erst im Spatmittelalter haben die grof3en Herren den alten Tugendbegriff - halb im Ernst, halb im Spiel- nachzuleben versucht« (S. 148). Welche Bedeutung diese Erkenntnis fiir die Interpretation des spatma. Ritterromans hat, liegt offen auf der Hand; man kann daher nur hoffen, daf3 sich B.s profunder Studie bald eine entsprechende Untersuchung ftir das Spiitmittelalter anschlieJ3en wird. B.s Ergebnisse wurden durch eine archivalische Studie der hollandischen Historikerin J. M. van Winter 121), die anhand der Zeugenlisten in Urkunden die Sozialgeschichte des Rittertums im mittelalterlichen Gelre (das heutige Geldern und Nord-Limburg) untersucht hat, aufs beste bestatigt. Bevor wir uns im folgenden dem spatma. Prosaroman zuwenden, muf3 an den bislang immer noch nicht hinlanglich genau bestimmten Grenzverlauf zwischen dem Prosaroman und dem »Volksbuch« erinnert werden. Am klarsten und m. E. auch am sinnvollsten laf3t sich dipse Grenzziehung im Blick auf die soziale 118) Arthurian Literature in the Middle Ages. A Collaborative History ed. by Roger Sherman Loomis. Oxford 1959. - Rez.: U. T.Holmes jr., Speculum 36. 1961. S. 144-149; D.Bethurum, JEGP 61. 1962. S. 160-164; J.Kleinsttick, GGA 214. 1962. S. 162-165. 119) James Douglas Bruce: The Evolution of Arthurian Romance From the Beginnings Down to the Year 1300. Second Edition with a supplement by Alfons Hilka. 2 Bde. (1928). Unveranderter Nachdruck Gloucester, Mass. 1958. 120) Joachim Bumke: Studien rum Ritterbegriff im 12. und 13. Jahrhundert. 1964. (Beihefte zum Euphorion 1.) - Rez.: Hans Kuhn, AfdA 76.1965. S. 19-27; F.Neumann, GRM 46 NF 15.1965. S. 102-106; H.J.Gernentz, Weimarer Beitrage II. 1965. S. 641f; D.H.Green, MLR 60.1965. S. 296-300; K.Northcott, GQu 39.1966. S. 636f; V.Schupp, Archiv 203. 1966. S. 135-137. - Vgl. auch die auf B. aufbauende Studie von Daniel Rocher: »Chevalerie« et litterature »chevaleresque«. I. Realite sociale de la chevalerie. Etudes 21. 1966. S. 165-179; II. Aspects spirituels de la chevalerie. Etudes 23. 1968. S. 345-357 (wird fortgesetzt). 121) Johanna Maria van Winter: Ridderschap ideaal en werkelijkheid. Bussum 1965. (Fibulareeks 11.) Eine deutsche Ubersetrung ist ftir 1969 angekiindigt.
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spiitmittelalters (1230-1500) 97* Schichtung des jeweiligen Publikums vornehmen, und da wird man bis zu Beginn des 16.Jh.s kaum von einem »Volksbuch« sprechen konnen 1 " ) ; insbesondere scheint es mir unangebracht zu sein, spiitma. Prosaromane im 15. Jh. bereits als »Volksbticher« zu bezeichnen 123), wenn sie erst im Laufe des 16. Jh.s einen grofieren Leserkreis 124) - der nicht zuletzt auch bei der Dbernahme deutscher »Volksbiicher« in andere Sprachen sichtbar wird 125) - fanden. Hinter dieser Annexion stehen offensichtlich romantische Vorstellungsmodelle 126), auf die zwar J. Szoverffy 127) und
122) So greift K. o. Conrady in seiner (mit einer niitzlichen Bibliographie ausgestatteten) Volksbuch-Anthologie konsequenterweise nicht auf Texte des 15.Jh.s zuriick: Deutsche Volksbiicher. Die schone Magelone - Historia von D. Johann Fausten - Die SchildbiirgerHistorie von dem gehomten Siegfried. Hrsg. von Karl Otto Conrady. 1968. (Rowohlts Klassiker der Literatur und derWissenschaft 510/5 II : Deutsche Literatur Bd. Z4: Texte deutscher Literatur 1500-1800.) - Vgl. auch die Sammlung: Deutsche Volksbiicher. Ausgewahlt und eingeleitet von Peter Suchsland. Textrevision von Erika Weber. 3 Bde. 1968. (Bibliothek deutscher Klassiker) I.Fortunatus - Die schone Magelonna - Historie von dem gehomteq Siegfried. z. Tyl Ulenspiegel - Hans Clauerts werkliche Historien - Das Lalebuch. 3. Historia von Doktor Johann Fausten - Histori von den vier Heymonskindemo - Unbefriedigend ist die sprachliche Modernisierung der Texte in der Anthologie: Deutsche Volksbiicher. Hrsg. von Richard Benz. [1956]. ('Die sieben weisen Meister'; 'Tristan und Isalde'; 'Fortunatus'; 'Till Eulenspiegel'; 'D. Faustus'.) 123) So in der leidet fragmentarisch gebliebenen Abteilung »Volks- und Schwankbiicher« des H. Kindermannschen Sammelwerks »Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen«. Band z (,St. Brandan' - 'Lucidarius' - 'Wilhelm von Osterreich' und Ausziige aus Hartliebs 'Alexanderbuch' und aus dem 'Wagnerbuch') erfuhr in der Zwischenzeit einen Nachdruck: Volksbiicher von Weltweite und Abenteuerlust. Bearbeitet von Franz Podleiszek. 1936. (DLE Reihe: Volks- und Schwankbiicher 2.) Unveranderter Nachdruck Darmstadt 1964. - Zum 'St. Brandan' s. u. S. II9 Anm. 52; zum 'Lucidarius' s. u. S. 139 Anm. 84; zum 'Wilhelm von Osterreich' vgl. Hans-Joachim Koppitz: Zur Uberlieferung der Drucke des Prosaromans 'Wilhelm von Osterreich'. Gutenberg-Jb. 38. 1963. S. 53-59; zu Johann Hartlieb vgl. K.Hannemann, VL 5. Sp. 322 (Nachtrag) und W.Schmitt, NDB 7. 1966. S. 7zzf. 124) Vgl. dazu etwa die Statistiken bei Manfred Sauer: Die deutschen Inkunabeln, ihre historischen Merkmale und ihr Publikum. Diss. Koln (Diisseldorf) 1956. - Das Bewahrungsmotiv des spatma. Prasaromans sieht Siegfried Beyschlag im bauerlichen Volksschauspiel des 19. und zo.Jh.s weiterleben: DerWeg durch die Bewahrung. Spatmittelalterliche Motive und ihr Fortleben in der deutschen Volksdichtung der Neuzeit. WirkWort. 12. 196z. S. 8-IZ. 126) Vgl. Josef Mati: Deutsche Volksbiicher bei den Slawen. GRM 36 NF 5. 1955. S. 193-Z1Z und Arnold Paucker: Das deutsche Volksbuch bei den Juden. ZfdPh 80. 1961. S. 30z-3 17; ders.: Das Volksbuch von den Sieben Weisen Meistern in der jiddischen Literatur. ZfVk 57. 1961. S. 177-194. - Auf zeitgenossische geistige und religiose Reflexe in den »Volksbiichem« weist Siegfried B.Puknat hin: The Volksbuch and the Intellectual Temper of the Fifteenth and Sixteenth Centuries. JEGP 47. 1948. S. 357-364; ders.: Religious Forms and Faith in the Volksbuch. In: FS Lawrence Marsden Price. Berkeley, Los Angeles 1952. (University of California Publications in Modern Philology 36.) S.413-4z8. 126) Diese wirken sich bis in die Datierungsfragen aus, wie sich neulich am Beispiel der 'Historie des heiligen Bischofs Gregorii auf dem Stein genannt' gezeigt hat: Die 'Historie' ist als »Volksbuch« friihestens in der z.Halfte des 17.Jh.s anzusetzen und stammt als solches nicht, wie die einschlagige Literatur bis heute insinuiert, aus dem 16. oder gar 15.Jh. Vgl. J.Elema und R. van derWal: Zum Volksbuch 'Eine schone merkwiirdige Historie des heiligen Bischofs Gregorii auf dem Stein genannt'. Euphorion 57. 1963. S. z9z-320. - Eine bislang wenig beachtete Prosaversion der Gregorius-Legende aus dem Jahre 149Z macht Olaf Schwencke bekannt: 'Gregorius de grate siinder'. Eine erbaulichparanetische Prosaversion der Gregorius-Legende im zweiten Liibecker MohnkopfPlenarium. NdJb 90. 1967. S. 63-88. 127) Josef Szoverffy: Das Volksbuch - Geschichte und Problematik. DU 14. 196z. H. z. S. 5-z8. 7
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F. Delbono 128) kritisch hingewiesen haben, denen sie sich aber im Verlauf ihrer Darstellungen auch nicht ganz entziehen konnten. Trotz ihres Pladoyers fiir den Terminus »Volksbuch« mochte ich vorderhand fiir das 15. Jh. im Umkreis des vorliegenden Kapitels 129) am Begriff des spatma. Prosaromans festhaIten (vgl. auch FB I, S. 323 Anm. 70), ohne allerdings den Hinweis zu versaumen, daB dieser Begriff- ebenso wie der des» Volksbuchs« - noch einer genaueren terminologischen Klarung bedarf. Unter den spatma. Prosaromanen verdienen die Werke ein besonderes literarhistorisches Interesse, die auf eine friihhofische Erzahltradition zuriickgreifen. Hier ist neben der - allerdings iiber die lat. Prosa vermittelten - Prosafassung des 'Herzog Ernst"30) vor aUem der auf Eilhart 131) fuBende 'Tristrant'-Roman zu nennen, den A. Brandstetter nach dem aItesten bekannten Druck erstmals in wissenschaftlicher Form zuganglich gemacht hat 132). Diese auch fiir die Eilhart-Philologie wichtige Edition bietet einen weitgehend diplomatischen Abdruck des Erstdrucks und ist damit auch als sprachwissenschaftliche QueUe ergiebig. Angesichts der weitgehenden Textdivergenzen zwischen den drei beriicksichtigten Zeugen muBte bei der Lesartenmitteilung vor aUem bei Wort- und SatzsteUungsvarianten eine einschneidende Auswahl getroffen werden. Die Leistungsfahigkeit dieses Verfahrens 133) bedarf noch einer eingehenden Priifung, doch laBt sich jetzt schon sagen, daB die aufgrund der Auswahl verkiirzte Information durch eine genauere Charakterisierung der Textzeugen, als sie B.s Einleitung bietet, aufgewogen werden miiBte. Dberhaupt faUt die Einleitung gegeniiber der zuverlassigen Ausgabe sowohl (was die Rezensenten mit Recht monierten) in der bibliographischen SorgfaIt wie in der Klarheit der Darstellung deutlich abo Bedauerlicherweise konnten von den 60 Holzschnitten der Erstausgabe nur ganze drei Kostproben mitgeteilt werden. Urn die editorische ErschlieBung des spatma. Prosaromans hat sich in den letzten J ahren K. Schneider mit de! Ausgabe der 'Melusine' Thlirings von Ringoltingen 134) 128) Francesco Delbono: II »Volksbuch« tedesco. Ricerche e interpretazioni. Arona 196r. - Der 2. Teil dieser Arbeit ist dem 'Fortunatus' gewidmet (s. u. S. 100 Anm. 141). Rez.: A.M. dell' Agli, AlON 4. 196r. S. 240fund Germ. 4.1963. Nr. 300. - Das r.Kap. (Origine e sviluppo del »Volksbuch«) ist auch abgedruckt in Convivium NS 29. 1961. S. 392-422. "') Den >Schwankroman< habe ich wegen seiner Beruhrungspunkte mit dem schwankhaften Mare im AnschluB an das Kapitel >Weltliche Kleinepik< behandelt (s. u. S. 179-182). 130) Vgl. Herzog Ernst. Hrsg. von Karl Bartsch. 1869. S.227-308. Ein Nachdruck dieser Ausgabe ist fur 1969 angekiindigt. - V gl. auch H.-F. Rosenfeld, VL 5. Sp. 386-406, zum Prosaroman Sp. 402-404. 131) Entgegen den bisherigen Annahmen sieht Jurgen Ricklefs nicht in Eilhart, sondern im Umkreis der afrz. 'Estoire' die Quelle fur die Darstellungen u. a. der Wienhauser Tristanteppiche: Der Tristanroman der niedersachsischen und mitteldeutschen Tristanteppiche. NdJb 86. 1963. S. 33-48. - Heinrichs von Freiberg 'Tristan' hatte man lieber in der A. Berntschen (1906) als in der veralteten Bechsteinschen Ausgabe nachgedruckt gesehen: Heinrich's von Freiberg Tristan. Hrsg. von Reinhold Bechstein. 1877. (Dt. Dichtung des Ma. 5.) Unveranderter Nachdruck Amsterdam 1966. - Rez.: H.BuBmann, Germ. 9. 1968. Nr. 373. - Vgl. K.Hannemann, VL 5. Sp. 344 (Nachtrag). 132) Tristrant und Isalde. Prosaroman. Nach dem altesten Druck aus Augsburg vom Jahre 1484, versehen mit den Lesarten des zweiten Augsburger Druckes aus dem Jahre 1498 und eines Wormser Druckes unbekannten Datums hrsg. von Alois Brandstetter. 1966. (ATB Erganzungsreihe 3.) - Rez.: H.-G. Roloff, PBB (Tub.) 90. 1968. S. 178-183; H.BuBmann, Germ. 8. 1967. Nr. 2496. - Vgl. auch Wolfgang Spiewok: Zur TristanRezeption in der mittelalterlichen deutschen Literatur. WZUG 12. 1963. S. '47-155. 133) Vgl. auch Alois Brandstetter: Zur Edition gedruckt iiberlieferter Prosaromane und Volksbiicher. In: Marbacher Kolloquium (s.o. S. 16 Anm. 74). S. 97-105. 134) Thiiring von Ringoltingen. Melusine. Nach den Handschriften kritisch hrsg. von
Neue Forschungen zur deutschen Dichtung des Spatmittelalters (1230-1500) 99* und des Romans von 'Pontus und Sidonia'135) besonders verdient gemacht (zum spatma. Trojaroman s.o. S. 91 Anm. 80.81). In beiden Fallen handelt es sich urn >Erstausgabenkritische< Editionen. Bei der 'Melusine' beschrankt sich Sch. auf einen Abdruck der Handschrift 0 136), die nach Ausweis des tiberlieferungsgeschichtlichen Abrisses der frz. Vorlage am nachsten steht; Lesarten sind nicht einmal von den 0 nahestehenden Handschriften gegeben. Dieser - auch in der knappen Einleitung sptirbaren - Abstinenz gegentiber stellt die Ausgabe von 'Pontus und Sidonia' einen Fortschritt dar: Der handschriftengetreue Abdruck der Handschrift M wird von einer Lesartenauswahl aus drei der vier Dberlieferungstrager begleitet. Das besondere Verdienst dieser Ausgabe ist es, daB sie die Dbertragung eines Anonymus publik macht, die offensichtlich von Anfang an im Schatten der bekannten Dbersetzung Eleonores von bsterreich 137) stand. Eine Bereicherung ftir die spatma., speziell die rond. Literaturgeschichte ist A. Mantes sorgfaltig gearbeitete Ausgabe des Prosaromans 'Paris und Vienna'138). M.s Dberblick tiber die europaische Dberlieferung dieses aUem Anschein nach auf eine afrz. QueUe zurtickgehenden Ritterromans zeugt von einer Beliebtheit, die erst vom 'Amadis' tibertroffen wurde 139). Urn so gewichtiger schlagt das FeWen einer hd. Fassung des Romans von 'Paris und Vienna' zu Buche. Die mnd. Version, in deren Deszendenz ein schwedisches Reimgedicht steht, ftihrt, wie schon M. Asdahl zeigte 140) und was M. durch seine umfangreichen grammatischen Untersuchungen in der Einleitung seiner Ausgabe prazisierte, auf eine mnl. Vorlage zurtick. Besondere Erwahnung verdient der Abdruck der reizvoUen Holzschnitte aus der Hand des >Meisters von HaarlemZeitungen < zahlen. Ein (leider nicht ganz zuverlassiges) Namenverzeichnis und ein ausfiihrliches Glossar runden diese fiir die spatma. Chronistik wichtige Edition abo G.s Ausgabe hat K.Tarvainen zum Ausgangspunkt sprachlicher Studien 15) gewahlt, die nicht nur einen Einblick in die Schreibsprache Unrests und anderer bairischer Chronisten des 15. Jh.s gewahren, sondern zudem aufgrund des sorgfaltig durchgearbeiteten Wortmaterials einen verlaBlichen lexikalischen Beitrag zur friihnhd. Sprachgeschichte leisten. Die beiden Untersuchungen bestechen nicht zuletzt durch ihr methodisches Konzept: Nachdem durch die monographische Studie zu Unrests Wortschatz ein tragfahiger Grund gelegt war, konnte in einem zweiten Schritt eine erweiterte Fragestellung gewagt werden, namlich ein auf der Wortgestalt beruhender Vergleich mit drei anderen Chroniken (eine anonyme 'Osterreichische Chronik' flir die Jahre 1454-1467, Veit Arnpeck und Andreas von Regensburg) und die Frage nach dem Verhaltnis »zwischen der lebendigen Mundart, der mhd. Schreibtradition und den damaligen bairischen Schreibsprachen bei bairischen Chtonisten des 15. J ahrhunderts« (S. 15). E.Thurnhers Ausgabe der 'Schwabischen Chronik' Thomas Lirers 'S) macht das seinerzeit beliebte Werk (4 Auf!. im 15. Jh.) erstmals einer breiteren Offentlichkeit zuganglich, da E.Voulliemes FaksimiIeausgabe des ersten Ulmer Drucks (1486) aufgrund der limitierten Auflage (235 Exemplare) von Anfang an zu den bibliophilen Rara zahlte. Welchen Interessentenkreis Th. allerdings ansprechen mochte, ist mir unklar: Der Laie, an den sich die Einleitung vornehmIich wendet, wird mit dem unkommentierten Abdruck der ersten Ulmer Ausgabe wenig anfangen konnen, und auch der Fachmann ist mit seinen Fragen ganz auf die eigene Findigkeit angewiesen; so steht zu befiirchten, daB diese an sich verdienstvolle Ausgabe nicht die wiinschenswerte Resonanz finden wird. Zu erwahnen sind schlieBlich eine kritische Musterung der 'Hoisteinischen Reimchronik', die H.Toldberg im Blick auf deren Textlage und ihre Beziehung zur 'Danischen Reimchronik' vorgenommen hat 17), und der Nachdruck von L. F. Hesses (Teil-)Ausgabe der 'Thiiringisch-Erfurtischen Chronik' Konrad Stolles 'S ), deren volle Veroffentlichung noch immer auf sich warten liillt, obwohl das Werk wegen der eingestreuten Zeitlieder bzw. -spriiche schon mehtfach das Forschungsinteresse auf sich ziehen konnte. 16) Kalevi Tarvainen: Studien zum Wortschatz der Osterreichischen Chronik Jakob Vnrests. Jyvaskyla 1966. (Studia Philologica Jyvaskylaensia I.) - Rez.: J. Dresel, StNeoph. 39. 1967. S. 208-212; E.Erametsa, NeuphilMitt. 68. 1967. S. 219-222; W.Bauer, PBB (Tub.) 88. 1967. S. 380f; A.Brandstetter, Germ. 8. 1967. Nr. 1024; ].Carles, Etudes 22. 1967. S. I09f; P.B.Salmon, GLL 20. 1966/67. S. 371f; V.Gunther, Erasmus 20. 1968. Sp. 280-283. - Kalevi Tarvainen: ZurWortgestalt in bairischen Chroniken des 15.Jahrhunderts. Jakob Vnrests Osterreichische Chronik im Vergleich mit drei anderen bairischen Chroniken. Jyvaskyla 1968. (Studia Philologica Jyvaskylaensia 5.) 16) Thomas Lirer. Schwabische Chronik. Hrsg. und einge1eitet von Eugen Thumher. [1967]. (Vorarlberger Schrifttum 8.) - Rez.: V.Muller, Germ. 9. 1968. Nr. 3386. 17) He1ge Toldberg: Zur Holsteinischen Reimchronik. In: Beitrage zur deutschen und nordischen Literatur. FS Leopold Magan. 1958. (Dt. Akad. d. Wiss. zu Berlin. Veroffentlichungen d. Inst. f. dt. Spr. u. Lit. II.) S. 392-405. 18) Konrad Stolles thuringisch-erfurtische Chronik. Aus der Vrschrift hrsg. von Ludwig Friedrich Hesse. 1854. (StLV 32.) Vnveranderter Nachdruck Amsterdam 1968.
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Johannes Janota
In die Fruhgeschichte der Germanistik fuhrt die von Johann Beer 1698 anonym herausgegebene 'Geschicht und Histori von Land-Graff Ludwig dem Springer', die M. Bircher entdeckte und in einer Faksimileausgabe des bislang einzigen bekannten Exemplars (UB Halle) - es enthalt 25 Holzschnitte von Beers Hand veroffentlichte 19). Wie B. in seinem Nachwort nachweisen konnte, handelt es sich bei dem Werkchen urn einen bearbeiteten Auszug aus Johannes Rothes 'Duringischer Chronik' 20). Auf einen Titel beschrankt blieb die editorische ErschlieBungsarbeit 21) auf dem Gebiet der Stad techroni ken 22). E. Brugge undH.Wiswe haben Henning Hagens Chronik der Stadt Helmstedt veroffentlicht 23). Die sorgfaltig gearbeitete Ausgabe gibt Hagens Autograph, von der ublichen Texteinrichtung abgesehen, diplomatisch wieder. Das chronologische Register gewahrt einen ersten Zugang zu dem Denkmal, doch wird der im Vorwort angekundigte Kommentar das hier erstmals vollstandig edierte Werk erst richtig erschlieBen. Bei dieser Gelegenheit sei auch daran erinnert, daB die 37 Bande umfassende Reihe der deutschen Stadtechroniken seit 1961 sukzessive nachgedruckt wird 24). Gerade flir die gegenwartig en vogue stehenden soziologischen Forschungsansatze liegt in dieser Sammlung ein immenses Quellenmaterial vor, zu dem noch weitgehend die interpretatorische Darstellung fehlt 26). Einen Versuch in diese Richtung hat H. Schmidt auf der Grundlage von Augsburger, Nurnberger und Lubecker Chroniken unternommen 26), der mir im ganzen zu sehr auf die Frage nach dem 19) Johann Beer. Die Geschicht und Histori von Land-Graff Ludwig dem Springer. Hrsg. von Martin Bircher. 1967. (Dt. Barock-Literatur.) - Rez.: E.Haufe, Germ. 9. 1968. Nr.2575· 20) Vgl. H.Neumann, VL 5. Sp. 995-1006. 21) Ais Beispiel flir die Rezeption spatma. Chroniken im 16.Jh. weise ich hin auf: Die Goslarer Chronik des Hans Geismar. Hrsg. von Gerhard Cordes. 1954. (Beitrage zur Geschichte der Stadt Goslar 14.) - Rez.: H.Wesche, PBB (Tub.) 79.1957. S. 158-160. 22) Zu den Stadtechroniken vgl. die Artikel: Eikhart Artzt. NDB 1. '953' S.403f (W. Stammler); Hans Brunswigk. VL 5. Sp. 112 (R. Reinecke); Christoph Beyer. NDB 2. 1955. S. 204f (W.Stammler); 'Bozner Chronik'. VL 5. Sp. 143f (A.Doner); Fritsche Closener. NDB 3. 1957. S. 294f (H. Gerber); Jorg Derner. VL 5. Sp. 147f (G.Eis); DetmarvonLlibeck. VL 5. Sp. 148-152 (W.Krogmann) und NDB 3. S. 618f(O.Ahlers); Heinrich Dittlinger. VL 5. Sp. 155f (W.Krogmann); Tilemann Elhen von Wolfhagen. VL 5. Sp.191 (K.Hannemann; Nachtrag) und NDB 4. 1959. S.345 (H. Gensicke); Johann Enen. VL 5. Sp. 201-203 (F.Merzbacher) und NDB 4. S. 498f (H. Ries); Hans Frond. VL 5. Sp. 240 (W.Krogmann) und NDB 5. 1961. S. 27' (G.Droege); Gottfried Hagen. NDB7. 1966. S. 478 (H.Stehkamper); Konrad Justinger. VL 5. Sp. 496 (K.Hannemann; Nachtrag); Jorg Katzmair. VL 5. Sp. 504 (K.Hannemann; Nachtrag); 'Llibecker Ratschronik'. VL 5. Sp.933-936 (W.Krogmann); 'Braunschweigische Reimchronik'. VL 5. Sp. 950 (L.Wolff; Nachtrag); Johannes Rode. VL 5. Sp. 985f (W.Krogmann); 'Rufus-Chronik'. VL 5. Sp. 1017 f (W. Krogmann) sowie die VL-Nachtrage von K. Hannemann zu Diebold Schilling (Sp. 1032); Bendicht Tschachtlan (Sp. 1094); Jakob Twinger von Konigshofen (Sp. 1098); Christian Wierstrait (Sp. II32f). 23) Henning Hagens Chronik der Stadt Helmstedt. Hrsg. von Edvin Brugge und Hans Wiswe. NdM 19/21. 1963/65. S. II3-280; auch als Separatdruck: Lund 1965. - Vgl. K.Hannemann, VL 5. Sp. 319 (Nachtrag). 24) Die Chroniken der deutschen Stadte vom 14. bis ins 16.Jahrhundert. Hrsg. durch die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1862ff. Unveranderter Nachdruck Gottingen 1961 ff. 25) Nur bis in die Mitte des 14.Jh.s reicht leider die grundlegende Monographie von Hans Planitz: Die deutsche Stadt im Mittelalter. Von der Romerzeit bis zu den Zunftkampfen. 1954. '1965. 26) Heinrich Schmidt: Die deutschen Stadtechroniken als Spiegel des blirgerlichen Selbstverstandnisses im Spatmittelalter. 1958. (Schriftenreihe d. Hist. Komm. bei d. Bayer. Akad. d. Wiss. 3.) - Rez.: H.Kaminsky, Speculum 35.1960. S. 145-148; H.Brack, HistJb. 80. 1961. S. 353f.
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»bUrgerlichen Selbstverstandnis« fixiert erscheint, der aber gerade durch den ausgewahlten Blickwinkel wie durch die vielfiiltig gebotenen Informationen zu weiteren Forschungen anregt. Dies gilt auch fUr J. B. Menkes Studie Uber die Anfange der stadtischen Geschichtsschreibung im 14.Jh. 27 ). Ausgehend von den Machtkampfen der stadtischen Gruppen (besonders der ZUnfte) und ihrer Spiegelungen in den behandelten Geschichtswerken, bemUht sich M., den »Vorgang des Geschichtsschreibens ... als einen >politischen< Vorgang« (S. 5) zu verstehen und von hier aus einzelne funktionsbestimmte Gattungstypen innerhalb der stadtischen Historiographie zu bestimmen. - Zur Frage der deutschen Stadtbezeichnungen hat M.PfUtze aus mfrk. Dichtungen umfangreiches Material gesammelt und unter semasiologischen Gesichtspunkten ausgewertet 28). Ais lohnenswertes Forschungsfeld bietet sich auch eine Untersuchung der Chroniken an, die unter dem EinfluB des deutschen FrUhhumanismus abgefaBtwurden, wobei in verstarktem MaBe die zeitgenossische lateinische Geschichtsschreibung herangezogen werden mUBte. Einen sprachlich-stilistischen Beitrag dazu gibt B. Ristow 29) mit ihrer Analyse der beiden Fassungen von Sigismund Meisterlins lat. Widmungsbriefen der 'Chronographia Augustensium' an Sigismund Gossembrot, an denen sich die BemUhungen des Autors um ein an den Klassikern orientiertes Stilideal ablesen laBt. - Ein Leben im Verborgenen fUhrt leider immer noch Hartmann Schedels monumentaler, von Georg Ait ins Deutsche Ubersetzter 'Liber chronicarum', der - auf dem 'Supplementum chronicarum' des Jakobus von Bergamo beruhend - eine Darstellung der Zeit von der Genesis bis 1492, nach sechs Weltaltern gegliedert, gibt. Nachdem ein preiswerter reprographischer Nachdruck 30) dieses Uberreich illustrierte Werk (Uber 1800 HoIzschnitte) wieder in Erinnerung gebracht hat, bIeibt zu hoffen, daB Schedels Weltchronik nun auch die seit Iangem gewUnschte Monographie zuteil wird. VerhaitnismaBig gut erschiossen sind die Chroniken des D eu tschen Or dens 31), obschon z.B. ein Vergleich zwischen der neuerdings wieder nachgedruckten
") Johannes Bernhard Menke: Geschichtsschreibung und Politik in deutschen Stadten
des Spatrnittelalters. (Die Entstehung deutscher Geschichtsprosa in Kaln, Braunschweig,
Lubeck, Mainz und Magdeburg.) In: Jb. d. Kolnischen Geschichtsvereins 33. 1958. S. 1-84 und 34/35. 1959/60. S. 85-194; auch aIs Separatdruck: Koln 1960. 28) Max Pfutze: >Burg< und >Stadt< in der deutschen Literatur des Mittelalters. Die Entwicklung im mittelfrk. Sprachgebiet vom Annolied bis zu Gotfrid Hagens Reimchronik (ca. IIOQ-1300). PBB (Halle) 80. 1958. S. 272-320; ein Autorreferat zu Pf.s gleichnamiger Diss. in WZUL 5. 1955156. S. II3. Vgl. auch Gerhard Kobler: burg und stat - Burg und Stadt? HistJb. 87. 1967. S. 305-325. - Nur bis ins 13.Jh. fuhrtWalter Schlesinger: Burg und Stadt. In: Aus Verfassungs- und Landesgeschichte. FS Theodor Mayer. 1954. S. 97 bis 150. '9) Brigitte Ristow: Untersuchungen zu Sigismund Meisterlins Widmungsbriefen an Sigismund Gossembrot. PBB (Tub.) 85. 1963. S. 206-252. - Zu Meisterlin vgl. K.Hannemann, VL 5. Sp. 676 (Nachtrag); zu Gossembrot: F.Blendinger, NDB 6. 1966. S. 648f. 30) SchedelscheWeltchronik. Nurnberg: Koberger 1493. Reprogr. Nachdruck 1965.Zu Hartmann Schedel vgl. H.Besseler, MGG II. 1963. Sp. 1609-1612; zu Georg Alt: NDB 1. 1953. S. 207f (O.Puchner). 31) Vgl. den Artikel »Deutschordensliteratur«, RL 1. '1958. S. 244-251 (G. Eis), hierzu § 4; G.Eis: Literatur im Deutschen Ritterorden (s. o. S. 40 Anm. 50). S. 80-90 und Udo Arnolds (von mir nicht namentlich aufgeschlusselte) Hinweise: Beitrage zum Verfasserlexikon. PBB (Tub.) 88.1967. S. 143-158. - Fur die eine der drei Fortsetzungen der Alteren Hochmeister-Chronik glaubt Erich Weise den Autor bestimmen zu konnen: Georg von Egloffstein (ca. 14°9-1458) und die I.Fortsetzung der Alteren HochmeisterChronik. In: Preussenland und Deutscher Orden. FS Kurt Forstreuter. 1958. (Ostdeutsche Beitrageaus dem Gattinger Arbeitskreis 9.) S. 343-373; vgl. auchArnold S. 149fund 152f.
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Meyerschen Ausgabe der 'Livlandischen Reimchronik' 3') - sie war bereits ein erheblicher Fortschritt gegentiber F.Pfeiffers Edition v.J. 1844 (StLV 7) - und W.Brauns ausftihrlicher Skizze der gegenwartigen Forschungslage 33) zeigt, daB auch hier bei weitem noch nicht alle textphilologische Arbeit geleistet ist. In zunehmendem MaBe bilden die spatma. Chroniken den Ausgangspunkt flir sprachwissenschaftliche Untersuchungen (zu Unrests Chronik s. o. S. 105 Anm. 15). So versuchte E. Johansson, anhand der Wortbildung und des Wortschatzes in der 'Deutschordenschronik' des Nikolaus von Jeroschin 34) die Rolle der »Ordenssprache« ftir die Entwicklung der nhd. Schriftsprache zu bestimmen. Zum Vergleich wurden Ottokars 'Osterreichische Reimchronik', der 'Reinfried von Braunschweig', der 'Karlmeinet' und Claus Cranes Prophetentibersetzung herangezogen. Trotz seines beeindruckenden Arbeitsaufwandes gelang es J. nach tibereinstimmender Meinung der kompetenten Rezensenten nicht, mit der gewahlten Methode das gesteckte Ziel zu erreichen: Die betrachtlichen Differenzen im Sprachgebrauch bei Crane und Jeroschin lassen es vorerst als fraglich erscheinen, ob man tiberhaupt von einer »Ordenssprache« reden kann, und ebenso fragwtirdig ist damit deren postulierte Einwirkung auf die Entwicklung der nhd. Schriftsprache. Was J. unter dem Begriff der »Ordenssprache« herausarbeitet, ist ein brauchbarer Beitrag zur Sprache und Dbersetzungstechnik Jeroschins 36) und hat, besonders im Blick auf die tabellarische Aufschltisselung der Beobachtungen, durchaus seinen Wert, doch wird man erst, wenn ahnlich detaillierte Arbeiten auch ftir die tibrigen Werke im Umkreis des Deutschen Ordens 36), aber auch zur tibrigen omd. Literatur vorliegen, tiber J.s Fragestellung nochmals verhandeln konnen. Ais eine unerlaBliche Bedingung fUr die Sprachmonographien muB ein moglichst hoher Aufbereitungsgrad des ausgehobenen Materials in Form von Tabellen, WorterbUchern usw. gefordert werden, damit es ohne groBere Mtihen zu weiteren Untersuchungen herangezogen werden kann. Diese Voraussetzung erfUllt Ieider A. Kellers Arbeit zu Gerold Edlibach nicht 37). In dec vorliegenden Form buft die umfangceiche und er32) LivHindische Reimchronik. Mit Anmerkungen, Namenverzeichnis und Glossar hrsg. von Leo Meyer. 1876. Unveranderter Nachdruck Hildesheim 1963. - Rez.: M.Lemmer, Germ. 5. 1964. Nc. 2767. as) VL 5. Sp. 956-967. - Vgl. auch Lutz Mackensen: Zur deutschen Literatur Altlivlands. 1961 (Ostdeutsche Beitrage 18); S. 21-58: Zur livliindischen Reimchronik. 34) Evald Johansson: Die Deutschordenschronik des Nicolaus von Jeroschin. Eine sprachliche Untersuchung mit komparativer Analyse der Wortbildung. Ein Beitrag zur Erforschung der Ordenssprache und ihrer Rolle in der Entwicklung der nhd. Schriftsprache. Lund 1964. (Lunder Germanistische Forschungen 36.) - Rez.: E. Rooth, StNeoph. 37. 1965. S. 203-220; F. Tschirch, PBB (TUb.) 88. 1966. S. 212-219; I. Ljungerud, ZfdPh 85.1966. S. 120-123; K.B.Lindgren, Germ. 7.1966. Nr. 741; J.SchiIdt, DLZ 86.1965. Sp. 721-723. - Zu Nikolaus von Jeroschin vgl. U.Arnold, PBB (Tub.) 88.1966. S. 153f und E.Johansson, ebda. 90. 1968. S. 113-II5. - Eine Neuausgabe der 'Deutschordenschronik' ist geplant; im Nachdruck ist z.Z. nur die Pfeiffersche Auswahl greifbar: Die Deutschordenschronik des Nicolaus von Jeroschin. Ein Beitrag zuc Geschichte der mitteldeutschcn Sprache und Litteratur von Franz Pfeiffer. 1854. Unveranderter Nachdruck Hildesheim 1966. 35) Dazu tragen auch J.s sprachliche Untersuchungen zu der nur fragmentarisch iiberIieferten 'Adalbert'-Dbersetzung, die J. vor dec 'Deutschordenschronik' ansetzen mochte, bei: Studien zu Nicolaus von Jeroschins Adalbertiibersetzung. Lund 1967. (Lunder Germanistische Forschungen 40.) - Rez.: D.Richter, Germ. 9.1968. Nr. 3360. - In J.s Einleitung vermiBt man Mathilde Uhlirz: Die alteste Lebensbeschreibung des heiligen Adalbert. 1957. (Schriftenreihe d. Hist. Komm. bei d. Bayer. Akad. d. Wiss. I.) - Rez. : H. Lowe, HZ 188. 1959. S. II4-II6. '6) Zur Ubersetzungstechnik des Claus Cranc vgl. die Studien von E. Valli (FE I. S. 336 Anm.1 24)· 87) Anton Keller: Zur Sprache des Chronisten Gerold Edlibach 1454-1530. 1965. -
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freulich differenzierte (allerdings aufs Verbum beschrankte) Materialsammlung Gefahr, nicht ihren vollen Ertrag in die Darstellung des spatma. Schweizerdeutsch einzubringen. Dnter den chronikalischen Aufzeichnungen mehr privaten Charakters 38) sind die Haus- und Familienchroniken'9 ) hervorzuheben, in denen uns das Spatma. gleichsam in mikroskopischen Ausschnitten vor Augen tritt. Ein uberaus reizvoller Reprasentant dieses Typs ist die umfangreiche 'Zimmerische Chronik', die zwar erst im 16.Jh. abgefaBt wurde, aber dem Spatma. breiten Raum zugesteht und bei dieser Gelegenheit den Schwank 'Der enttauschte Liebhaber' des Johannes Werner von Zimmern uberliefert 40). K. A. Barack verdanken wir die erste Ausgabe dieser Chronik, aber auch den weitgehend verzerrten Eindruck, den wir von dem Werk haben (und der durch die auf B. basierenden Auswahlausgaben noch erhartet wurde): Er hatte namlich, da die Chronik zu keiner endgultigen Fassung gediehen war, den Versuch unternommen, das fragmentarische Corpus mittels der nachgelassenen Einschube und Zusatzstucke zu einem Ganzen zu runden. Das Ergebnis war ein verwirrendes Handlungsgeflecht, das durch B.s These einer Doppelverfasserschaft des Grafen Froben Christoph von Zimmern und seines Schreibers Johannes Muller noch weiter verunklart wurde. Erst vor diesem Hintergrund laBt sich der Fortschritt ermessen, den die von H.Decker-Hauff besorgte Neuausgabe der Chronik 41) darstellt. Gestutzt auf B. R. Jenny, der in einer aufschluBreichen Studie 42) von der Doppelautorschaft abruckt und GrafFroben Christoph die alleinige Verfasserschaft zuschreibt, entschloB sich D.-H., der handschriftlichen Dberlieferung entsprechend die fertigen Chronikteile und die Paralipomena zu trennen. In dieser Form tritt nun auch, wie bereits die beiden veroffentlichten Bande zeigen, der klare GrundriB des Werks zutage, der durch eine Textgliederung in Sinnabschnitte und orientierende Marginalien weiter verdeutlicht wird. Die Paralipomena, aber auch eine Reihe inhaltlich wichtiger, bislang unveroffentlichter Streichungen sollen im AnschluB an den Originaltext veroffentlicht werden. Als Textgrundlage wahlte D.-H. allerdings nicht die Handschrift selbst, sondern B.s in der Schreibweise vereinheitlichte Ausgabe (nach der 2., verbesserten Aufl.) - ein EntschluB, der auf philologischer Seite einige Bedenken hervorrufen mag, die aber durch den mittels dieses Verfahrens zu erwartenden raschen Editionsfortgang - die auf sechs Bande berechnete Ausgabe soll bis 1972 vorliegen - wenigstens zum Teil wieder ausgeraumt werden. Bis zum Erscheinen des die Edition abschlieBenden Kommentarbandes ist die bereits genannte Dntersuchung B. R. J ennys fur die Que1lenkunde der Chronik eine unentbehrliche Hilfe, die durch ein Stellenregister jedoch erheblich an Wert gewonnen hatte. Rez.: M.Miiller, Germ. 8. 1967. Nr. 1022. - Zu Edlibach vgl. S. Sudhof, VL 5. Sp. 171f und F.Biisser, NDB 4. 1959. S. 315. 3') Vgl. in diesem Umkreis die Artikel: Johannes Beier. NDB 2.1955. S. 28 (F. Gause); Paul Dolnstein. VL 5. Sp. 156f (G. Eis); Georg Kirchmair. VL 5. Sp. 516f (A. Dorrer); Nikolaus Muffel. VL 5. Sp. 694 (KHannemann; Nachtrag). 3.) Vgl. dazu die Artikel: Elogius Kiburger. VL 5. Sp. 512-516 (KLangosch); Ulman Stromer. VL 5. Sp. 1072 (K.Hannemann; Nachtrag). 40) Vgl. Fischer: Marenstudien (s. u. S. 171 Anm. 71). S. 188f. 41) Die Chronik der Grafen von Zimmem. Handschriften 580 und 581 der Furstlich Furstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen. Hrsg. von Hansmartin Decker-Hauff (Bd. 2:) unter Mitarbeit von Rudolf Seigel. 2 Bde. 1964. 1967. - Rez.: D.Narr, ZfVk 64. 1968. S. 258-260; U.Muller, Germ. 9. 1968. Nr. 1461. 42) Beat Rudolf Jenny: Graf Froben Christoph von Zimmem, Geschichtsschreiber Erzahler - Landesherr. Ein Beitrag zur Geschichte des Humanismus in Schwaben. 1959.Rez.: A.Lhotsky, HZ 192. 1961. S. 480f; KSchnith, HistJb. 82. 1963. S. 397f.
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Ulrich Richentals ungemein lebendige Schilderung des Konstanzer Konzils 43) stand - nicht zuletzt aus AniaB des 550. Gedenkjahrs seiner Eroffnung U) - nach langer Zeit wieder im Blickfeld weiterer Kreise: Nicht nur wurde die langst vergriffene Bucksche Ausgabe (5) wieder nachgedruckt, auch die reich bebilderte Handschrift des Konstanzer Rosgartmuseums wurde - gleich zweimal - reproduziert. Unter dies en beiden Faksimileausgaben hat die von H. Matzke betreute Reproduktion 46) den nicht zu libersehenden Vorteil, daB sie unbeschadet der guten Wiedergabequalitat zu einem erschwinglichen Preis zu erwerben ist. Bei diesem Verlagsziel konnte - und das wird vor allem der Kunsthistoriker bedauern - natlirlich nur an eine einfarbige Faksimilierung gedacht werden. Weniger ins Gewicht fallt dagegen die leichte Verkleinerung bei der Wiedergabe der kalligraphisch abgefaBten Handschrift. Schlechterdings unverstandlich ist mir aber, wie sich M. bei dieser ausdrlicklich an einen }volkstlimlichen ( Adressatenkreis gerichteten Ausgabe auf ein feuilletonistisches Nachwort von knapp dner (I) Seite und flinf Seiten kurzer Bildbeschreibungen beschranken konnte. Gerade bei einem soleh sorgfaltig und geschmackvoll gestalteten Band - im Vorsatz ist eine Bodenseekarte des 16. Jh.s wiedergegeben - hatte man in dieser Hinsicht eine etwas weniger strenge Aszese gewlinscht. Diesem Wunsch kommt die zweite Reproduktion der Konstanzer Handschrift 47) aufs beste entgegen. Das im siebenfarbigen Offsetdruck hergestellte Faksimile begleitet ein Kommentarband, der neben einer historischen Wlirdigung der Chronik selbst (0. Feger) und einer Studie zu ihrer Bilderfolge (L. Fischel) auch eine Einflihrung in die Geschichte der Konstanzer Kirchenversammlung (K.A. Fink) gibt. Seinen Wert flir den Literarhistoriker erhiilt dieser Band aber durch O.Fegers (mit einem ausflihrlichen Sachkommentar versehene) Transkription der Konstanzer Handschrift, deren Text damit erstmals geschlossen vorgestellt wird 48). Ein kurzes Glossar sowie ein Orts-, Personen- und Literaturverzeichnis runden diese treffliche Ausgabe ab, die nur den Nachteil hat, daB sie aus Kostengriinden wahrscheinlich nur von gr6Beren Bibliotheken erworben werden kann. 1m AnschluB an Richentals Chronik des Konstanzer Konzils weise ich noch auf die kritische Ausgabe der 'Reformatio Sigismundi' hin, die H.Koller nach grlindlichen Vorarbeiten als MGH-Band vorgelegt hat"). Da wir uns mit dieser Reformschrift bereits liber die engeren Grenzen des vorliegenden Berichts hinaus 43) Vgl. die VL-Nachtrage von K.Hannemann zu Richental. Sp. 1101 und zu Gebhard Dacher. Sp. 147. 44) Vgl. dazu die Festschrift: Das Konzil von Konstanz. Beitrage zu seiner Geschichte und Theologie. Hrsg. von August Franzen und Wolfgang Muller. 1964. 45) Ulrichs von Richental Chronik des Constanzer Concils 1414-1418. Hrsg. von Michael Richard Buck. 1882. (StLV 158.) Unveranderter Nachdruck Hildesheim 1962. Rez.: C. Wiedemann, Germ. 5. 1964. Nr. 1184. 46) Ulrich Richental. Chronik des Konzils von Konstanz 1414-1418. 1965. (Faksimileausgabe mit einem Nachwort von Hermann Matzke: Das Konzil von Konstanz und die Richental-Chronik.) - Rez.: M.Lemmer, Germ. 7. 1966. Nr. 1651. 47) Ulrich Richental. Das Konzi! zu Konstanz 1414-1418. Bd. I: Faksimileausgabe. Bd. 2: Kommentar und Text bearbeitet von Otto Feger. 1964. 48) Buck hatte seiner Ausgabe die Aulendorfer Hs. zugrunde gelegt und die Konstanzer Hs. nur auszugsweise im Apparat berucksichtigt. Eine kritische Textausgabe bleibt nach wie vor ein Desiderat. 49) Reformation Kaiser Siegmunds. Hrsg. von Heinrich Koller. Stuttgart 1964. (MGH Staatsschriften des spateren Mittelalters 6.) - Rez.: F.G.Heymann, Speculum 40. 1965. S. 143f; H.Liebeschutz, Erasmus 18. 1966. Sp. 310-312; J.Keil', DLZ 89.1968. Sp. 420 bis 422. - Vgl. K.Hannemann, VL 5. Sp. 940 (Nachtrag). - Zur Kontroverse K.s mit F.M.Bartos urn die Verfasserfrage vgl. B.s neuerliche Darlegung seiner These (Heinrich von Beinheim als Autor): Wer ist det Verfasser der Reformation Kaisers Sigmunds. communio viatorum 8. 1965. S. 123-144.
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begeben, verzichte ich auf den Nachweis der hierzu einschlagigen Literatur, die in K.s ausgezeichnetem Vorwort bis 1964 bequem zusammengestellt ist 60). DaB die Schrift auch aus der Perspektive des Literaturhistorikers Beachtung verdient, zeigt die auffiillige Dberlieferungslage der sog. Vulgata-Gruppe, von der drei Handschriften den Text zusammen mit der dt. Prosatibersetzung des Schachbuchs Jakobs de Cessole (s. u. S. 126 Anm. 14) tiberliefern (Koller S. 21) und die 'Reformatio Sigismundi' damit in die unmittelbare Nachbarschaft zur didaktischen Literatur rticken. Die ebenso reiche (16 Handschriften) wie variantenreiche Dberlieferung der Schrift stellt an den Editor auBergewohnliche Anforderungen. K.s Losung - in vereinfachter Skizze: Die Hauptfassung (mit Varianten) auf der Recto-, zwei weitere Redaktionen (mit Apparat) parallel dazu auf der Versoseite und ein alle drei Fassungen begleitender Sachkommentar - konnte die Diskussion zur Losung schwieriger Editions-Probleme bei spatma. Texten weiter beleben. - Mit der 'Reformatio Sigismundi' gehort die Verdeutschung des 'Memoriale' Alexanders von Roes") zu den altesten politisch-historischen Abhandlungen in deutscher Sprache. Die Dbersetzung ist erstmals in der MGH-Ausgabe der Schriften Alexanders durch H. Grundmann und H. Heimpel S2 ) zuganglich gemacht worden. Zum AbschluB dieses Kapitels mochte ich die Aufmerksamkeit auf H. Mascheks Anthologie S3 ) lenken, die eine breite Auswahl aus dem Typenkreis der spatma. Chronikliteratur gibt. Zusammen mit der informativen Einleitung bietet sich der neuerdings nachgedruckte Band als eine probate Textgrundlage ftir Seminartibungen an. Eine stellenweise Erganzung gibt H. Rupprich mit seiner gleichfalls im Nachdruck erschienenen Auswahl aus dem humanistischen Schrifttum 54).
VI.
GE1STLICHE Ep1K
Der bewahrten GroBgliederung der geistlichen Epik in Bibel- und Legendendichtung 1) folgend, eroffne ich den Dberblick mit der alttestamentlichen Bibelepik des Spatma.s, bei der sich in der Vergangenheit vornehmlich zwei literarische Felder abzeichneten: der Umkreis der Geschichtsdichtung - erinnert 50) Lediglich die Monographie von Lothar Graf zu Dohna sei erganzend genannt, da in dieser extensiven Analyse (sie stlitzt sich auf die von H.Koller neu entdeckte, der Urfassung sehr nahe stehende Weimarer Hs. N) auch die Forschungsliteratur ausflihrlichst zu Worte kommt: Reformatio Sigismundi. Beitrage zum Verstandnis einer Reformschrift des flinfzehnten Jahrhunderts. 1960. (Ver6ffentlichungen des Max-Planck-Instituts flir Geschichte 4.) - Rez.: H.E.Oberman, Speculum 37. 196z. S. 271-273. 61) Vgl. H.Schmidt, VL 5. Sp. 34-39; H.Heimpel, NDB I. 1953. S. 194f. 62) Alexander von Roes. Schriften. Hrsg. von Herbert Grundmann und Hermann Heimpel. 1958 (MGH Staatsschriften des spateren Mittelalters I, I); Abdruck der 'Memoriale' -Verdeutschung: S. 19Z-208. V gl. dazu auch Herbert Grundmann: Dbersetzungsprobleme im Spatmittelalter. Zu einer alten Verdeutschung des Memoriale Alexanders von Roes. ZfdPh 70. 1948/49. S. II3-I45. - Rez.: H.Foerster, Erasmus II. 1958. Sp. 557-559· 63) Deutsche Chroniken. Hrsg. von Hermann Maschek. 1936. (DLE Reihe: Realistik des Spatmittelalters 5.) Unveranderter Nachdruck Darmstadt 1964. 64) Humanismus und Renaissance in den deutschen Stadten und an den Universitaten. Hrsg. von Hans Rupprich. 1935. (DLE Reihe: Humanismus und Renaissance 2.) Unveranderter Nachdruck Darmstadt 1964. 1) So auch bei H. de Boor: Lit.gesch. IIIll (s. o. S. 33 Anm. 15). Kap. X. - Vgl. daneben den Artikel »Geistliche Dichtung« von Artur Hlibner, RL I. '1958. S. 540-547, hierzu bes. § 3 (S. 542f) und im VL 5 die Artikel: 'Die Botschaft Christi'. Sp. 104-106 (W.Lange); 'Himmelsbrief'. Sp. 418 (C. Minis); 'Die HimmelstraBe'. Sp.419 (J. van Dam); 'Das Jlidel'. Sp.485 (KHannemann; Nachtrag); K6nemann. Sp. 529 (L. Wolff;
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sei in diesem Zusammenhang besonders an die HistorienbibeIn 2) - und die Bearbeitungen alttestamentlicher Bucher im Deutschen Ritterorden 3). Dazu stellt sich neuerdings als ein dritter Kreis die judisch-deutsche Bibeldichtung, von der wir erst durch eine Reihe von Veroffentlichungen der letzten Jahre genauer unterrichtet wurden. Einen entscheidenden Beitrag dazu leistete L. Fuks mit seiner Ausgabe der auf 1382 datierten Cambridger 'Dukus Horant'-Handschrift 4), die er in Faksimile, Transliteration, Transkription und nhd. Dbersetzung 1957 erstmals wenn auch, wie die ausfuhrlichen Rezensionen, die spateren Neuausgaben einzelner Gedichte und eine Reihe sprachwissenschaftlicher Untersuchungen (s. o. S. 63 f) bestatigten, in unzulanglicher Form - allgemein zuganglich machte. Dieser Kodex iiberliefert namlich neben dem 'Dukus Horant' u.a. auch einige kleinere Werke, denen alttestamentliche Stoffe zugrunde liegen: Ein fragmentarisches Moses-Gedicht, eine Beschreibung des Garten Eden 5), eine legendarische Geschichte aus Abrahams Kindheit 6) und die Episode vom gerechten Joseph und Potiphars Frau 7). Nachtrag) und Johannes Stegeler. Sp. 1065 (L. Wolff); Lamprecht von Regensburg. Sp. 592 (J. van Mierlo; Nachtrag); 'Die Lilie'. Sp. 618 (J. van Mierlo; Nachtrag); Ludolf von Sachsen. Sp. 629-632 (H. Schmidt und K.Ruh); 'LupoId von Wiltingen'. Sp.641f (G. Eis); 'Das zwolfjahrige Monchlein'. Sp. 691 f (K. Ruh); 'Die Fromme (selige) Mullerin'. Sp. 697f (K.Ruh); 'Pilgerfahrt des traumenden Monches'. Sp. 913f (K.Langosch; Nachtrag); 'Teufelsbeichte'. Sp. 1084f (C.Minis) sowie die Nachtrage von K.Hannemann zu 'Tochter Sion'. Sp. 1089 und zum Wiirttemberger. Sp. lI40. •) Die bislang umfassendste heuristische und editorische Arbeit zu diesem Genus leistete J.F.L. Th.Merzdorf, dessen grundlegende Monographie wieder im Nachdruck vorliegt: Die deutschen Historienbibeln des Mittelalters. Nach vierzig Handschriften zum ersten Male hrsg. von J.F.L.Theodor Merzdorf. 1870. (StLV 100/101.) Unveranderter Nachdruck Hildesheim 1963. - [Korrekrurnote:] Vgl. auch Astrid Stedje: Die Niirnberger Historienbibel. Textkritische Untersuchungen zur handschriftlichen Uberlieferung mit einer Ausgabe des Weidener Fragments. 1968. (Deutsches Bibelarchiv. Abhandlungen und Vortrage 3.) 3) Vgl. G.Eis, RL I. '1958. S.244-251, hierzu bes. S.246f, E.Brodfuhrer, ebda. S. 145-152 (s. v. Bibeliibersetzung), hierzu bes. § 4 (S. 146f)und den Uberblick von G.Eis: Literatur im Deutschen Ritterorden (s.o. S.40 Anm. 50), hierzu bes. S. 67-80. - Fiir die Hohelied-Paraphrase Bruns von Schonebeck macht Annemarie Hubner im Gegensatz zur bisherigen Auffassung eine einheitliche lat. Vorlage - die 'Expositio in Cantica Canticorum' des Honorius Augustodunensis - wahrscheinlich: Das Hohe Lied des Brun von Schonebeck und seine Quelle. In: FS Ulrich Pretzel. 1963. S. 43-54; vgl. auch L.Wolff, VL 5. Sp. lIof (Nachtrag). - H. de Boors »Stilbeobachrungen zu Heinrich von Hesler« (1925) sind wiederabgedruckt bei Helmut de Boor: Kleine Schriften I. 1964. S. 1-20; vgl. K. Hannemann, VL 5. Sp. 347 (Nachtrag). - Eine verbesserte Neuauflage der' Judith'Ausgabe Rudolf Palgens (ATB 18) kiindigt Hans-Georg Richert an. - V gl. auch im VL 5 die Artikel: 'Der Apostele Tat'. Sp.49 (L.Denecke; Nachtrag); 'Esra und Nehemia'. Sp. 216 (K.Hannemann; Nachtrag); Gerstenberg. Sp.255 (K.Langosch); Hugo von Langenstein. Sp. 426-43 I (K. Stackmann); Claus Crane. Sp. 570 (K. Hannemann; Nachtrag) und NDB 3. 1957. S. 400 (E. Valli). 4) L.Fuks: The Oldest Known Literary Documents of Yiddish Literature (C. 1382). I. Introduction, Facsimiles and Transcription; II. Transliteration, Modem German Version, Notes and Bibliography. Leiden 1957. - Rez.: Die eingehendste Besprechung erfolgte durch Ingeborg Schrobler: Zu L.Fuks' Ausgabe der altesten bisher bekannten Denkmaler jiddischer Literatur. ZfdA 89.1958/59. S. 135-162. Vgl. auch M. Curschmann: »Spielmannsepik« (s.o. S. 63 Anm. 94) S. 41 f, wo die wichtigsten Rezz. verzeichnet sind. 5) V gl. Dov Sadan: The Midrashic Background of 'The Paradise' : Its Implications for the Evaluation of the Cambridge Yiddish Codex (1382). The Field of Yiddish 2. 1965. S.253-262. 6) Vgl. dazu S.A.Birnbaum: Old Yiddish or Middle High German? The Journal of Jewish Studies 12. 1961. S. 19-31. ') Dieses Gedicht erlebte in der Zwischenzeit zwei Neuausgaben. Pavel Trost edierte es zusammen mit der im AnschluB daran uberlieferten Lowenfabel: Zwei Stucke des Cambridger Codex T-S 10. K. 22. Philologica Pragensia 4. 1961. S. 17-24; vgl. dazu die
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Bei allen Stiicken handelt es sich - wie beim 'Dukus Horant' - offensichtlich urn deutsche Texte, die in aschkenasischer Kursive aufgezeichnet sind 8). Neben diesen kleineren Gedichten sind zwei jiingere groBepische Bibeldichtungen bemerkenswert, die im StH der Heldenepik Stoffe der alttestamentlichen Geschichtsbiicher behandeln: das 'Schemuelbuch' (1792 vierzeilige Strophen) die Geschichte Sauls und Davids nach den beiden Biichern Samuelis, das 'MeloJfimBuk' (2262 vierzeilige Strophen) - vornehmlich nach Konige I und II - die Geschichte Salomos und der Konigreiche Juda und Israel bis zur Babylonischen Gefangenschaft. Die Dberlieferung der beiden Werke setzt zwar erst in der ersten Halfte des 16. Jh.s ein, scheint aber ins 15. bzw. 14. Jh. zuriickzureichen. Die Ausgaben von F. Falk 9) und L. Fuks 10) stellen das FaksimHe der jeweiligen Editio princeps in den Mittelpunkt; ein textkritischer Apparat (mit Quellenangaben, Glossaren, Erlauterungen usw.) folgt je in einem gesonderten Band. Der Zugang zu diesen interessanten altjiddischen Denkmalern ware fiir den Germanisten wesentlich erleichtert worden, wenn sich die Herausgeber trotz der dabei entstehenden Probleme zu einer Transliteration hatten entschlieBen konnen. Auf dem Feld der neutestamentlichen Bibelepik sind fiir die 'Erlosung' die Nachdrucke zweier Ausgaben zu verzeichnen: der Erstausgabe durch K. Bartsch ") und der ersten kritischen Edition durch F. Maurer 12), die u. a. aufKorrekturen VOn Pavel Trost: Noch einmal zur Josefslegende des Cambridger Codex. Ebda. 5. 1962. S. 3-5. Eine weitere Ausgabe stammt von James W.Marchand und Frederic C. Tubach: Der keusche Joseph. Ein mitteldeutsches Gedicht aus dem 13.-14. J ahrhundert. Beitrag zur Erforschung der hebraisch-deutschen Literatur. ZfdPh 81. 1962. S. 30-52; Korrekturen dazu von P.F.Ganz, F.Norman, W.Schwarz: Zu dem Cambridger Joseph. ZfdPh 82. 1963. S. 86-90. - Eine neue Transkription der Lowenfabel bei Siegmund A. Wolf: Jiddisches Worterbuch. Wortschatz des deutschen Grundbestandes der jiddischen (jtidischdeutschen) Sprache. 1962. S. 35f. - Vg!. auch W.Schwarz: Die weltliche Volksliteratur der Juden. In: Judentum im Mittelalter. Beitrage zum christlich-jtidischen Gesprach. Hrsg. von Paul Wilpert. 1966. (Miscellanea Mediaevalia 4.) S. 72-91, hierzu S·74-79· 8) Ftir die zahlreichen kontroversen Ansichten tiber die Sprache der Texte verweise ich wiederum auf M.Curschmanns Forschungsbericht zur »Spielma1111sepik« (s.o. S.63 Anm. 94), hierzu bes. S. 42.-44 sowie auf die oben S. 64 Anm. 96. 97 genannten Arbeiten. 9) Das Schemuelbuch des Mosche Esrim Wearba. Ein biblisches Epos aus dem 15. Jahrhundert. Einleitung und textkritischer Apparat von Felix Falk. Aus dem NachlaB hrsg. von L.Fuks. I. Einleitung und Faksimile der Editio princeps, Augsburg 1544; II. Textkritischer Apparat. Assen 196r. (Publications of the Bibliotheca Rosenthaliana I.) - Rez.: I. Schrobler, Germ. 4. 1963. Nr. 872. 10) Das altjiddische Epos Meloklm-Buk. Hrsg. von L.Fuks. I. Einleitung und Faksimile der Editio princeps, Augsburg 1543; II. Hebraische und aramaische Quellen, textkritischer Apparat, und Glossar. Assen 1965. (Publications of the Bibliotheca Rosenthaliana II.) - Rez.: W.Roll, DLZ 88. 1967. Sp. 220-223; I. Schrobler, Germ. 8. 1967. Nr. 2462. - In der Einleitung seiner Ausgabe vermittelt L.Fuks auch einen kurzen Dberblick tiber Entstehung und Entwicklung der jiddischen Sprache und altjiddischen Literatur; vg!. hierzu auch Franz J.Beranek, RL r. 21958. S. 766-770. ") Die Erlosung mit einer Auswahl geistlicher Dichtungen. Hrsg. von Karl Bartsch. 1858. (Bib!. d. ges. dt. Nat.-Lit. 37.) Unveranderter Nachdruck Amsterdam 1966. - Rez.: H. Backes, Germ. 8. 1967. Nr. 1325 a. - Zu dem Gedicht 'Von unsers Herren Leiden' vgI. L.Denecke, VL 5. Sp. 613; zu 'Der Minne Spiegel': H.Neumann, VL 5. Sp. 687-689. 12) Die Erlosung. Eine geistliche Dichtung des 14. Jahrhunderts. Auf Grund der samtlichen Handschriften zum erstenmal kritisch hrsg. von Friedrich Maurer. 1934. (DLE Reihe: Geistliche Dichtung des Mittelalters 6.) Unveranderter Nachdruck Darmstadt 1964. - Rez.: H.Backes, Germ. 8. 1967. Nr. 1325 b. - Zu den Versen 1771-1824 und deren Akrostichon vgl. Friedrich Maurer: Zur Geistlichendichtung des Mittelalters. In: Fragen und Forschungen im Bereich und Umkreis der germanischen Philologie. FS Theodor 8
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grund der breiteren Textgrundlage zur rnafigeblichen Ausgabe geworden ist. B.s Edition stellt aber rnit ihren vielfaltigen Hinweisen und der zurn Vergleich herangezogenen Auswahl geistlicher Dichtungen des 12.-15. Jh.s (u. a. das thernatisch verwandte Gedicht 'Sich hub vor gotes trone') irnrner noch eine wertvolle Erganzung zu M.s Ausgabe dar. Zu der von H. de Boor 13) neuerdings wieder aufgeworfenen Frage nach der Verfassereinheit in Gundackers von Judenburg 14) 'Christi Hort' steuert K. E. Geith neues Material bei 16). Er konnte flir den Pilatus-Veronika-Teil 16 ) einen dazu parallelen Prosatext ausfindig rnachen, dessen Dberlieferung in zwei Handschriften (14./15. Jh.) der Osterreichischen Nationalbibliothek auf eine gerneinsarne Vorlage (V) fiihrt. Die Dbereinstirnrnungen zwischen dern Prosatext und 'Christi Hort' erlauben es, V als Gundackers Quelle anzusehen, von der er fast »sklavisch« (S. 67) abhangt. Aufgrund dieses Fundes darf rnan sich auch fiir die anderen Teile des Gedichtkonglornerats (vor aHern fiir den Nikodernus-Teil) die Entdeckung weiterer Quellen erhoffen. - Zu 'Der Saelden Hort' legte H.Adrian eine urnfangreiche Nachlese zu seiner Ausgabe vorl?). Unsere Kenntnis von der eschatologischen Literatur des Spatrna.s 1S) wurde durch drei Veroffentlichungen U.Schwabs zurn Therna des Jiingsten Gerichts 19) bereichert. Das Gedicht 'Von der Zukunft Gottes' (1392 V.) diente sIs Einleitung zu einer Legendenauswahl aus dern 3. Buch des 'Passionals' und aus dern 'Buch der Martyrer' und liifit sich als rnhd. Reirnbearbeitung von Kap. 1 der 'Legenda aurea' identifizieren, dessen lat. Text Sch. ihrern Gedichtabdruck beigegeben hat 20). Einen Auszug aus Kap. 3 des noch unveroffentlichten Reirnpaargedichts 'Liber devotae anirnae' Johannes Rothes - nach H. Neurnanns Vorschlag besser 'Die Frings. 1956. (Dt. Akad. d. Wiss. zu Berlin. Veroffentlichungen d. Inst. f. dt. Sprache und Literatur 8.) S. 338-348, hierzu S. 342.-348. - Zur Ubernahme der 4. Ekloge Vergils in die 'Erlosung' vgl. W.Fechter: Lat. Dichtkunst (s.o. S. 44 Anm. 78). S. 199-213' 13) Lit.gesch. IIIll (S. o. S. 33 Anm. 15), bes. S. 506. 14) Zu kciner eindeutigen Identifizierung Gundackers fiihren die archivalischen Studien von Othmar Wonisch: Wer war Gundacker von Judenburg? In: Siedlung, Wirtschaft und Kultur im Ostalpenraum. FS Fritz Popelka. 1960. (Veroffentlichungen des Steiermarkischen Landesarchives 2..) S. 287-2.91. 15) Karl Ernst Geith: Eine Quelle zu Gundackers von Judenburg 'Christi Hort'. ZfdA 97. 1968. S. 57-68 . 16) Verschiedene spatma. Gestaltungen des Veronika-Stoffes stellt Karl Ernst Geith in seinem Aufsatz vor: Zu einigen Fassungen der Veronika-Legende in der mittelhochdeutschen Literatur. In: FS Friedrich Maurer. 1968. S. 2.62.-2.88. 17) Heinrich Adrian: Nachtrage zur Ausgabe von Der Saelden Hort. ZfdA 87.1956157. S. 2.95-317; ders.: Nachlese zu Der Saelden Hort. ZfdA 89.1958. S. 69-75. - K.Hannemann, VL 5. Sp. 102.5 (Nachtrag). 18) Vgl. auch H.Eggers: 'Fiinfzehn Zeichen'. VL 5. Sp. II 39-II48, Irene Schmale-Ott: Die fiinfzehn Zeichen vor dem Weltuntergang. ZfdA 85. 1954/55. S. 2.2.9-2.34 und G. T. Gillespie: A Thirteenth-Century German Prose Version of the 'Fifteen Signs before Doomsday'. (Fiirstlich-Fiirstenbergische Hofbibliothek Donaueschingen A III 2.3.) OGS 3.1968. S. 44-52.; zur 'Sibyllen Weissagung': K.Langosch, VL 5. Sp. I047f (Nachtrag); zu Matthias von Giinzburg: H.Niewohner, VL 5. Sp. 670f. 19) Ute Schwab: Zum Thema des Jiingsten Gerichts in der mittelhochdeutschen Dichtung. I. Die Reimiibersetzung 'Von der Zukunft Gottes' aus der Hs. Brixen A 2.2.. AION z. 1959. S. 1-49; II. Die Behandlung der vier jiingsten Dinge im sog. 'Liber devotae animae' des Johannes Rothe. AION 3. 1960. S. 51-65; III. Das bispel 'Die beiden Koniginnen' von dem Stricker. (Ed. Nr. 13Z = 146.) Motivverwandtschaften und Uberlegungen zur inneren Kritik. AION 4. 1961. S. II-73. 20) Sch.s knappe Einleitung wird von Gerhard Eis erganzt: Das Adventgedicht 'Von der Zukunft des wahren Gottes' aus Neuhaus/Bohmen (urn 12.95). Ostbairische Grenzmarken 5. 1961. S. 2.0D-206.
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geistliche Brustspange' genannt' l ) - bietet der zweite Beitrag Sch.s, die als drittes mit einem kritischen Abdruck des in zwei Redaktionen uberlieferten Bispels 'Die beiden Koniginnen' und einer ausfuhrlichen motiv- und quellengeschichtlichen Untersuchung zu den einzelnen Gedichtteilen ein weiteres Mal die Stricker-Philologie forderte. In das Gebiet der Legende leitet bereits die weitverbreitete Geschichte von der Herkunft des Kreuzes Christi, die L. Hermodsson nach der westflamischen, pseudomaerlandischen Version (um I290-I330) herausgegeben hat"). Da seine uberlieferungsgeschichtlichen Untersuchungen die mud. Fassungen sowie Arnold Immessens Spiel vom 'Sundenfall' '3) berucksichtigen, ist H.s Buch auch fur die deutsche Filiation der Kreuzesholzlegende von Bedeutung. Welch ungeheure Stoffmassen bei der Durchforschung der spatma. Legendendichtung - dem eigentlichen Zentrum der geistlichen Epik dieser Zeit '4) - zu bewaltigen sind, fuhren die beiden umfangreichsten Legendenwerke - 'Vaterbuch' und 'Passional' 25) - deutlich vor Augen. Fur beide Legendare liegen alte, z.T. durch Nachdrucke wieder greifbare Ausgaben 26) vor, denen aber durchwegs das Signum der VorIaufigkeit anhaftet. Fur das 'Vaterbuch' ruhen neben der noch unvollstandig geleisteten Textheuristik 27) die Beziehungen zwischen Vers- und Prosafassung noch fast ganz im dunkeln; darauf hat St.N.Werbow neuerdings wieder mit Nachdruck hingewiesen 28). Und ebenfalls noch unvollstandig gehoben ist die Dberlieferung des 'Passionals', wie die trotz ihres fragmentarischen Charak21) VL 5. Sp. 995-1006, hierzu Sp. loo4f. 22) Dat Boec van den Houte. Eine mittelniederlandische Dichtung von der Herkunft
des Kreuzes Christi. Mit einer Einleitung neu hrsg. von Lars Hermodsson. Uppsala 1959. (Acta Universitatis Upsaliensis 1959, 1.) - Rez.: L. Wolff, PBB (Ttib.) 82.1960. S. 204-208; J.Deschamps, LeuvBijdr. 49. 1960. Bijbl. S. 21-24; P.Maximilianus, StNeoph. 32. 1960. S. 342-347; W. Wolf, Erasmus 14. 1961. Sp. 206-209; G.Cordes, Germ. I. 1960. Nr. 904; P.Brachin, Etudes 16. 1961. S. 89; H. Rupp, Archiv 197. 1961. S. 32. - Eine neue Fassung der Kreuzesholzlegende teilte Leopold Zatocil mit: Befreiung der Altvater. (Ein Gedicht aus dem 15.Jahrhundert, nach der Dessauer Handschrift Cod. 24 erstmals herausgegeben.) Sbornik prad filosoficke fakulty bmenske university 14. 1965. [Reihel D 12. S. 75-93. 23) Vgl. L. Wolff, VL 5. Sp. 437 (Nachtrag). 04) Einen informativen, allerdings die lat. Legendendichtung tiber Gebtihr aussparenden Oberblick tiber die gegenwartige Forschungssituation gibt Hellmut Rosenfeld in seinem bereits in der 2.Aufl. bewahrten Handbtichlein: Legende. 1961. '1964. (Sammlung Metzler M 9.) - Rez.: M.Lemmer, Germ. 3. 1962. Nr. 1934; S.Sudhof, ZfVk 58. 1962. S.307f; G.Fink, Etudes 18. 1963. S. 323f; F.P.Pickering, GLL 17. 1963/64. S. 47f; T.Gad, OL 19. 1964. S. 47f. - Vgl. auch H.Rosenfeld, RL 2. '1965. S.13-31 und Siegfried Sudhof: Die Legende. Ein Versuch zu ihrer Bestimmung. Studium Generale II. 1958. S. 691-699; zur Gattungsdifferenzierung (Legende - Mirakel) vgl. Peter Assion: Die mittelalterliche Mirakel-Literatur als Forschungsgegenstand. AfK 50. 1968. S. 172-180. ..) Zum 'Passional': W.Krogmann, VL 5. Sp. 863-867; zum 'Buch der Martyrer': K.Hannemann, VL 5. Sp. II2 (Nachtrag). '6) Das Vaterbuch. Aus der Leipziger, Hildesheimer und StraBburger Handschrift hrsg. von Karl Reissenberger. 1914. (DTM 22.) Unveranderter Nachdruck Berlin, Ztirich 1967. (DN Reihe: Texte des Mittelalters.) - Ftir das 'Passional' liegt Buch 3 im Nachdruck vor: Das Passional. Eine Legenden-Sammlung des dreizehnten Jahrhunderts. Zum ersten Male hrsg. und mit einem Glossar versehen von Fr. Karl Kopke. 1852. (Bib!. d. ges. dt. Nat.· Lit. 32.) Unveranderter Nachdruck Amsterdam 1966. - Rez.: H.-G. Richert, Germ. 8. 1967. Nr. 2474. ") Ein neues Fragment des 14.Jh.s teilte Karl Mollay mit: Eine neue Handschrift des mitteldeutschen Vaterbuchs. PBB (Halle) 83. 1961. S. 231-241. 28) Stanley N. Werbow: Zur mittelhochdeutschen 'Vitaspatrum' -Prosa. ZfdPh 86. 1967. Sonderheft S. 14-19.
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ters wichtigen Funde von M.Murjanoff2~) und H.-G.Richert 30) zeigen. Dieser Forschungsstand kann angesichts des kUnstle.ischen Rangs der beiden Sammlungen wie ihrer Bedeutung fUr die daran anschlieBende Legendentradition nur bedauert werden. Allerdings stellt sich angesichts der Stoffmassen die Frage, ob eine befriedigende Neuedition in einem Schritt - selbst wenn man an Teamwork denkt - bewaltigt werden kann, oder ob es nicht ein gangbarerer Weg ist, zunachst fUr Einzelkomplexe kritische Editionen herzustellen, denen sich spater einmal Gesamtausgaben beider Werke anschlieBen mogen. Zu dies em modus procedendi ermuntert jedenfalls H.-G. Richerts Ausgabe von 25 Marienlegenden aus dem 'Passional' 31), mit der ein Modell fUr weitere Teileditionen dieses Werks vorliegt. Es ist zu wUnschen, daB der hier eingeschlagene Weg entschieden weiterverfolgt wird. Auf dem Feld der Mariendichtung 32) des Spatma.s ist ansonsten wahrend unserer Berichtszeit wenig geschehen 33). Der Nachdruck der RUckertschen Ausgabe von Bruder Philipps 'Marienleben' 34) kann nur als nachdrUcklicher Hinweis darauf verstanden werden, daB die Textgeschichte dieser ungemein weitverbreiteten Dichtung dringlich der Aufarbeitung bedarf. - FUr die quellenkundliche Erforschung literarischer Darstellungen der Himmelfahrt Maria bietet die 'Transitus Mariae' -Ausgabe von M. Haibach-Reinisch 35) eine willkommene Hilfe, zumal sie in einem eigenen Kapitel die Vorlagenfrage von 20 mhd. Transitus-Dichtungen - im Mittelpunkt stehen die rheinfrk. 'Marien Himmelfahrt' 36) und die 29) Michael Murjanoff - Halina Szczerba: Leningrader Passional-Fragment. PBB (Halle) 84. 1962. S. 236-248; M.Murjanoff: Zweites Leningrader Passional-Fragment. PBB (Halle) 87. 1965. S. 465-470. 30) Hans-Georg Richert: Vnde so wunderlik gestalt! Niederdeutsche Fragmente des Alten Passionals in Stockholm. In: FS Ulrich Pretzel. 1963. S. 55-63; ders.: Niederdeutsche Passionalfragmente in Stockholm. NdJb 86. 1963. S. 49-58. 31) Marienlegenden aus dem Alten Passional. Hrsg. von Hans-Georg Richert. 1965. (ATB 64.) - Rez.: L.Wolff, PBB (Ti.ib.) 88.1967. S. 209-2II; W.R611, Germ. 6.1965. Nr.2461; ].P.Ponten, LeuvBijdr. 55. 1966. Bijbl. S.75-77; N.Th.J.Voorwinden, Neoph. 50. 1966. S. 389; S.C.Harris, GLL 20. 1966/67. S. 364f; R.M.Kully, WirkWort. 17.1967. S. 283f; J.Schildt, DLZ 89.1968. Sp. 226-228. - Die bekanntlich umstrittene textkritische Stellung der K:ilocsaer Hs. versucht Hans-Georg Richert in Auseinandersetzung mit K. Z wierzinas Ergebnissen fi.ir den Dberlieferungskomplex der Marienmirakel neu zu bestimmen: K:ilocsa Cod. I. PBB (Ti.ib.) 88.1967. S. 347-354. Vgl. dazu auch A.Mihm: Marendichtung (s. u. S. 173 Anm. 81). S. 47-61. - Vgl. auch den wortgeschichtlichen Beitrag von Hans-Georg Richert: Rosenkranz. Zs. f. dt. Sprache 21. 1965. S. 153 bis 159. 32) Vgl. Hans Fromm, RL 2. '1965. S. 271-291. - Zum Genus der Marienklagen vg!. das Kap. >Drama< (s. u. S. 221). 33) A.Bachs Untersuchung: Dber Heimat und Verfasser des rheinischen Marienlobs (1931/32) ist wiederabgedruckt bei Adolf Bach: Germanistisch-historische Studien. Gesammelte Abhandlungen. 1964. S.526-544; vgl. K.Hannemann, VL 5. Sp.666 (Nachtrag). - Zum sog. 'Jiingeren Marienlob' vgl. H.Eggers, VL 5. Sp. 665. 34) Bruder Philipps des Carthausers Marienleben. Zum ersten Male hrsg. von Heinrich RUckert. 1853. (Bib!. d. ges. dt. Nat.-Lit. 34.) Unveranderter Nachdruck Amsterdam 1966. - Rez.: H.Rehbock, Germ. 8. 1967. Nr. 315. - Zu Bruder Philipp vgl. L.Denecke, VL 5. Sp. 894f. - Auch von germanistischem Interesse ist der kunstwissenschaftliche Beitrag von Elisabeth Landolt-Wegener: Zum Motiv der >Infantia Christi Hofkiinste< ist hierzu Johann Liechtenauers Fechtlehre zu nennen, die M. \'Vierschin zusammen mit einer Untersuchung zum sozialen Stand und zum Aufgabenkreis der Fechtmeister nach der glossierten Fassung des Liechtenauer-Schiilers Sigmund Ringeck 77) edierte und kommentierte 78). Die sprachlichen und sachlichen Erlauterungen zu der in verborgen vnd verdeckten worten abgefaBten Unterweisung - ein besonderes Glossar er~ schlieBt diesen Fachwortschatz - sind eine schatzenswerte Hilfe bei der Interpretation von Kampfesdarstellungen in der mittelalterlichen Literatur; durch 40 Ab~ bildungen aus illuminierten Fechterhandschriften werden die Erklarungen an~ schaulich erganzt. In die Disziplin der Naturlehre fiihrt das 'Buch der Natur' Konrads von Megenberg 79), das sich einer ungewohnlichen Popularitat erfreute. Ftir dieses Werk steht die Erforschung seiner Wirkungsgeschichte 80 ) - die Glossen und ZuS. 129-141 (Handbooks on Marriage); vgI. S. 165-172 (The History of Marriage); T.s Handbuch vermiBt man in R.s Diss. 75) VgI. H.Grimm, NDB 4.1959. S. 705f. 76) Albrecht von Eyb. Ehebuchlein. Faksimile der Originalausgabe von Anton Koberger Nurnberg 1472. Mit einem Nachwort hrsg. von Elisabeth Geck und einer Bibliographie dec Faksimiledrucke von Inkunabeln 1918-1965 von Jens Peter StOrmer. 1966. Rez.: H.-G. Roloff, Germ. 8. 1967. Nr. 2484. - Zur Ausgabe v.]. 1540 (E.Geck S. 138) vgI. auch Margaret Munsterberg: Albrecht von Eyb on Marriage. Boston Public Library Quarterly 11. 1959. S. 143-146. 77) VgI. G.Eis, VL 5. Sp. 1050. 78) Martin Wierschin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens. 1965. (MTU 13.) - Rez.: W.Schmitt, StNeoph. 38. 1966. S. 142-146; G.Eis, DLZ 88. 1967. Sp. 121 f; H. Steger, ZfVk 62. 1966. S. 256f; G. Zink, Etudes 21. 1966. S. 602; D.Mohn, Germ. 8. 1967. Nr. 1339; St. N. Werbow, Speculum 42. 1967. S. 767f. '") VgI. K.Langosch, VL 5. Sp. 558-561 (Nachtrag); zu Konrad Heinfogel vgI. G.Eis, VL 5. Sp. 339-341. - Fur Mabenberg als Konrads Geburtsort (vgI. VL 5. Sp. 559) entscheidet sich aufgrund von Wortschatzuntersuchungen auch Hugo Steger: Konrad von Megenberg und die Sprache des Nurnberger Raumes im vierzehnten Jahrhundert. Eine wortgeographische Untersuchung. ZfdPh 82. 1963. S. 63-86; anders dagegen Walther Mitzka: Landschaftliches Wortgut im 'Buch der Natur' des Konrad von Megenberg 1350. HessBlVk. 51/52. 1960. (FS Bernhard Martin.) S. 127-135. - VgI. auch Walter Hofmann: Neues zu Konrad von Megenberg. FuF 31. 1957. S. 306-310 (zum 'Planctus'). 80) Auf Parallelen zwischen Konrad und Paracelsus weisen Walter Pagel und Marianne Winder hin: Gnostisches bei Paracelsus und Konrad von Megenberg. In: Fachliteratur des Mittelalters. FS Gerhard Eis. 1968. S. 359-371.
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satze frtiherer Handschriftenbesitzer baten dazu einen ersten Ansatzpunkt - ebenso wie die Sichtung dec Dbedieferung noch aus. So bleiben wir vorerst auf F. Pfeiffers Ausgabe V. J. 1861 (!) angewiesen, die im Nachdruck wieder greifbar ist B1). Welche Entdeckungen in der Megenberg-Forschung noch maglich sind, zeigte jiingst G.SteerB2), der flir den Traktat 'Von der sel' - er ist in den 16 bekannten Handschriften jeweils zusammen mit dem 'Buch der Natur' iiberliefert, wurde aber von F. Pfeiffer in Verkennung der Quellenverhiiltnisse Konrad abgesprochenBartholomaus Anglicus als Vorlage und Konrad als Dbersetzer und Kommentator nachweisen konnte. Durch diese Entdeckung fallt vallig ncues Licht auf die Dbedieferungsgeschichte wie auf die SchluEkonzeption des 'Buchs der Natur'. Dariiber hinaus kann St. verschiedene Parallelen zwischen dem Seelentraktat und der Spruchdichtung Heinrichs von Miigeln aufdecken, der am Wiener Hof lebte, als Konrad die Endredaktion seines 'Buchs der Natur' (zwischen 1358-1362) Herzog Rudolf IV. von Osterreich schickte. Damit steht - worauf K. Ruh im Vorwort zu dieser Ausgabe hinweist - »zur Diskussion, daE die gelehrte Spruchdichtung des 14. und 15. J ahrhunderts auf die deutsche Scholastik zuriickgegriffen hat« (S. 7). Diesem Hinweis miiEte unbedingt aufbreiter Grundlage nachgegangen werden. Ein dringendes Desiderat ware auch eine Neuausgabe des im Spatma. weitverbreiteten 'Lucidarius', der mit seiner Entstehungszeit zwar ins Hochmittelalter hinaufreicht, dessen Dberlieferungs- und Wirkungsgeschichte - u. a. durch Nachahmung seiner Dialogform B3) - sich aber bis in die Neuzeit verfolgen laEt. Den gegenwartigen Forschungsstand hat K. Stackmann in einem kenntnisreichen Artikel B4) dargestellt. Hohe Autoritat genoE im Mittelalter die pseudoaristotelische Enzyklopadie 'Secreta secretorum', deren Prosaiibersetzung durch Hiltgart von Hiirnheim B5)
81) Konrad von Megenberg. Das Buch der Natur. Die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache. Hrsg. von Franz Pfeiffer. 1861. Unveranderter Nachdruck Hi!desheim 1962. - Rez.: G.Schweikle, Germ. 5. 1964. Nr. II80; G.Zink, Etudes 19. 1964. S. 78f. 82) Konrad von Megenberg. Von der sel. Eine Ubertragung aus dem Liber de proprietatibus rerum des Bartholomaus Anglicus hrsg. von Georg Steer. 1966. (WPD 2.) - Rez.: H.Backes, Germ. 8. 1967. Nr. 1330; H.Rupp, WirkWort. 18. J968. S. 360; H.Swineburne, MLR 63. J968. S. 749f; N. Th.]. Voorwinden, Neoph. 52. 1968. S. 98f. Vgl. auch Georg Steer: Die Gottes- und Engellehre des Bartholomaus Anglicus in der Ubertragung des Michael Baumann. In: Wiirzburger Prosastudien I (s.o. S. 24 Anm. 122). S. 8J-JOI, mit Hinweis auf drei weitere Textzeugen des Traktats 'Von der sel' (S. 84 Anm. J9); zu Michael Baumann vgl. S. Sudhof, VL 5. Sp. 74. - St.s Edition sollen noch weitere Ausgaben mhd. Seelentraktate folgen. Bereits erschienen ist: Johannes Wenck von Herrenberg. Das Biichlein von der Seele. Hrsg. von Georg Steer. J967. (WPD 3.) Die Erstausgabe dieses Biichleins ist u. a. deswegen interessant, wei! sie beispielhaft zeigt, wie ein vernonfftig feye in die scholastische De-anima-Lehre eingefiihrt wurde. - Rez.: D. Richter, Germ. 9. J968. Nr. 1440. 83) Zum 'Buch Sidrach' vgl. L.Denecke, VL 5. Sp. II3 (Nachtrag). 8') VL 5. Sp. 621-629 und dazu noch L.Denecke, Sp. 733 (s. v. Nikolaus von Pfaldorf); vgl. auch Gerhard Eis: Ein Lucidarius-Auszug. PBB (Tiib.) 79. 1957. S. 380-384 und Volker Mertens: Ein Lucidarius-Fragment des 12. Jahrhunderts. ZfdA 97. 1968. S. II7 bis 126. - Einen Vergleich des dt. 'Lucidarius' (nach F.Heidlaufs Ausgabe) mit der alttschechischen Fassung bringt Eva Uhrov:i: Bemerkungen zum deutschen und alttschechischen Lucidarius. SbornJk prad filosoficke fakulty brnenske university 15. 1966. [Reihel D 13. S. 57-68; dies.: Zur Sprachedes BriinnerLucidarius. Ebda. 14. J965. [Reihel A 13. S.121-134· 86) Vgl. Eduard Gebele: Hiltgart von Hiimheim. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben Bd.7. 1959. (Schwabische Forschungsgemeinschaft bei der Kommission f. Bayer. Landesgeschichte. Veroffentlichungen Reihe 3.) S. 23-36.
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von R. Moller herausgegeben wurde 86). M.s zuverlassige Edition 87) stUtzt sich auf die einzige z. Z. zugangliche Handschrift (zwei andere sind verschollen) und bietet parallel dazu einen lat. Text, der Hiltgarts Vorlage offensichtlich sehr nahe stand. Auf diese Weise laBt sich nicht nur Hiltgarts Dbersetzungsleistung bequem beurteilen, es werden damit auch die Textlucken in der mhd. Dberlieferung uberbruckt, und schlieBlich hat der BenUtzer einen verlaBliche:q lat. 'Secretum' -Text zur Hand, den wichtige Lesarten aus der reichen lat. Dberlieferung erganzen. Wichtige Verstandnishilfen sind die mhd.-mlat. und mlat.-mhd. Glossare, deren Auswahlprinzipien aber nicht ganz unproblematisch sind, wei! sie sich zu sehr am nhd. (statt am speziell mhd.) Wortgebrauch orientieren 88) und andererseits die nhd. Interpretamente nicht den Wissensstand der neueren Fachprosaforschung wiedergeben (vgl. die Rez. von G.Eis). Dieser Mangel macht sich auch in den entsprechenden Pas sagen der Einleitung bemerkbar; vor allem vermiBt man hier eine genauere Sichtung der 'Secretum'-Tradition, zu der aber noch umfangreiche heuristische Vorarbeiten zu leisten sind 89). M.s mhd.-Iat. Ausgabe wird dabei ein nUtzliches Hilfsmittel sein. FUr die Kenntnis der mittelalterlichen Li tur gi k unentbehrlich ist das 'Rationale divinorum officiorum', von dem wir eine von Herzog Albrecht II. von Osterreich angeregte mhd. Dbersetzung besitzen, die bislang im allgemeinen Leopold Stainreuter zugeschrieben wurde 90). G.H.Buijssen, der das umfangreiche 4.Buch (Erklarung der Messe) nach dieser Dbertragung herausgegeben hat 91), fiihrt gegen diese Annahme bedenkenswerte Zweifel ins Feld, so daB die Verfasserschaftsfrage nochmals grundlich erortert werden muB. Ais eine Vorarbeit fUr die dazu notwendigen stilistischen Untersuchungen wurde von B. ein Dberblick uber die Suffixwahl bei der Wiedergabe der lat. Abstrakta gegeben: eine dankenswerte Arbeit, die aber den Rahmen einer Einleitung sprengt. Statt dessen ware eine ausfuhrliche Kommentierung des Texts (die nicht auf die gelegentliche Mitteilung lat. Parallelstellen hatte beschrankt bleiben dtirfen) viel notwendiger gewesen. Trotz dieser Einschrankungen bedeutet die sauber gearbeitete, an den Prinzipien der DTM-Ausgaben orientierte Edition einen erheblichen Gewinn bei der Erforschung der dt. geistlichen Prosa des Spatma.s 92). 86) Hiltgart von HUrnheim. Mittelhochdeutsche Prosaubersetzung des 'Secretum secretorum'. Hrsg. von Reinhold Moller. 1963. (DTM 56.) - Rez.: H.Fromm, PBB (Tub.) 90.1968. S. 172-178; F.Neumann, ZfdPh 84.1965. S. 297-303; G.Eis, GRM 45 NF 14. 1964. S. 316-318; R.Lievens, LeuvBijdr. 53. 1964. Bijbl. S. 39f; H.Fischer, Germ. 6. 1965. Nr. 1I87; Th.P. Thornton, JEGP 64. 1965. S. 1I4f; W.Roll, DLZ 87. 1966. Sp. 223- 22 7. 87) Vgl. dazu H.Fromms Kollationierung: Rez. S. 173f. 8') Vgl. auch dazu H.Fromms Rez. S. 175f. 8') Bereits H. Fischer hatte in seiner Rez. auf eine unbeachtet gebliebene 'Secretum'-Hs. in der Free Library of Philadelphia hingewiesen; zahlreiche Nachtrage zur handschriftlichen Oberlieferung des 'Secretum'-Texts in H. Fromms Rez. S. 177 f. - Zu verschiedenen AuszUgen aus dem medizinischen Teil des 'Secretum' (vor allem Jahreszeitenlehre und Monatsregeln) vgl. Wolfgang Hirth: Zu den deutschen Bearbeitungen der Secreta Secretorum des Mittelalters. LeuvBijdr. 55. 1966. S. 40--70. - Zu Johann Lorchner (vgl. R. Moller S. LXXf) vgl. G.Eis, VL 5. Sp.620f. 90) So auch von Stanley N. Werbow: »Die gemeine Teutsch«. Ausdruck und Begriff. ZfdPh 82. 1963. S. 44-63, hierzu S. 47. 91) G.H.Buijssen: Durandus' Rationale in spatmittelhochdeutscher Obersetzung. Das vierte Buch nach dec Hs. CVP 2765. Assen 1965. (Studia Theodisca 6.) - Rez.: Th.P. Thornton, JEGP 66.1967. S. 635f; K.B.Lindgren, Germ. 9.1968. Nr. 1416 ; J.P. Ponten, Neoph. 52. 1968. S. 323f; H.Wesche, NdJb 91.1968. S. 185f; H.Wolf, LeuvBijdr. 57. 1968. Bijbl. S. 39f. 02) Es ist daher zu hoffen, daB die geplante Edition der Bucher 1-3 und 5-8 rasch vorangeht. - In diesem Zusammenhang verdient auch die Ausgabe »der besten deutschen
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Einen schonen Fund auf dem Gebiet der geistlichen Prosa verdanken wir E. Bauer, die im Zusammenhang mit ihrer Ausgabe einer von Heinrich Haller verdeutschten Paternoster-Auslegung 93) in der VB Innsbruck sechs Hallersche Autographen, es handelt sich bei allen um Dbertragungen geistlicher Texte, nachweisen konnte. Dieser Fund ist besonders fUr das Studium der spatma. Dbersetzungstechnik interessant, da sich zu drei Arbeiten die direkte lat. Vorlage und in einem Fall auch die Abfolge von Rohmanuskript, Reinschrift und Abschrift bestimmen lassen; zu dieser tiberaus gtinstigen Dberlieferungslage kommt noch, da13 es sich bei Haller um einen gewandten Dbersetzer handelt 94). Angesichts dieser Sachlage ware eine rasche Erschlie13ung der noch unveroffentlichten Opera erwtinscht. Eine wichtige Gattung auf dem Gebiet der geistlich-didaktischen Prosa sind die Beichtbticher, zu denen uns im 'Gewissensspiegel' Martins von Amberg ein reprasentativer Vertreter vorliegt. Das offensichtlich beliebte Werk - es ist uns bislang aus 20 Handschriften bekannt - hat St.N. Werbow erstmals vollstandig zuganglich gemacht 95). In seiner Einleitung mahnt W. mit Recht zu gro13erer Vorsicht gegentiber J. Klappers Behauptung, Martin ahme in Sprache und StH Johann von Neumarkt nach 96). Als Martins Vorlage konnte G. Steer das 'Compendium' Hugos von Stra13burg wahrscheinlich machen 9'). Einen treffIichen Einblick in die spatma. Katechetik gibt E. Weidenhillers heuristische Arbeit 96). Nach einer klarenden Einftihrung tiber Trager und Inhalt MeBauslegung vor der Reformation« (S. V) genannt zu werden: Die alteste deutsche Gesamtauslegung des Messe (Erstausgabe ca. 1480). Hrsg. und eingeleitet von Franz Rudolf Reichert. 1967. (Corpus Catholicorum 29.) Durch die zahlreichen Fragen, die das anonym uberlieferte Werk aufwirft, bietet R.s ausfuhrIiche Einleitung fur den Literaturhistoriker eine wiIIkommene Einfuhrung in den Iiterarischen Umkreis dieses interessanten Denkmalertyps . •3) Paternoster-Auslegung, zugeschrieben Jakob von Juterbog, verdeutscht von Heinrich Haller. Hrsg. von Erika Bauer. Lund, Kopenhagen 1966. (Lunder Germanistische Forschungen 39.) - Rez.: Th.P. Thornton, JEGP 66.1967. S. 636; H.Rupp, WirkWort. 17.1967. S. 287; B.Sowinski, Germ. 8. 1967. Nr. 2491; K.Brethauer, Erasmus 20.1968. Sp. 152-154; D. Wells, MLR 63. 1968. S. 1006f. ..) Die Herausgeberin konnte wahrscheinlich machen, daB die lat. Vorlage nicht von Jakob von Juterbog stammt; vgl. K. Hannemann, VL 5. Sp.443 (Nachtrag) und Peter Assion: Zur deutschen Vberlieferung von Jacob von Juterbogks 'De animabus exutis'. LeuvBijdr. 55.1966. S. 176-180. ••) Martin von Amberg. Der Gewissensspiegel. Aus den Handschriften hrsg. von Stanley Newman Werbow. 1958. (TspM 7.) - Rez.: K.Ruh, PBB (Tub.) 82. 1960. S.421 bis 428; F.DeIbono, Convivium NS 27. 1959. S. 355; F.Eichler, ZfdPh 78. 1959. S. 325 bis 327; R-M. S. Heffner, Monatshefte 51. 1959. S. 218; G. de Smet, LeuvBijdr. 48.1959. Bijbl. S. 105f; W.Wolf,AfdA 72.1960/61. S. II8f; P.W.Tax,MLN 79.1964. S. 109-II1. - Vgl. L.Denecke, VL 5. Sp. 669 (Nachtrag) . ••) VL 3. 1943. Sp. 278f. - In Joseph Klappers Neumarkt-Monographie ist nur Altes neu zusammengesteIlt: Johann von Neumarkt, Bischof und Hofkanzler. Religiose Friihrenaissance in Bohmen zur Zeit Kaiser Karis IV. 1964. (Erfurter Theologische Studien 17.) - Auf neue Vberlieferungen machen aufmerksam: Gerhard Eis, Eine unbekannte Handschrift von Johann von Neumarkts Vbersetzung des 'Summe Sacerdos'. PBB (Tub.) 81. 1959. S. 99-106; Dieter Richter: Eine unbekannte Handschrift der Vbersetzungen Johanns von Neumarkt. ZfdA 97. 1968. S. 68-72; R. weist drei neue Vberlieferungen (drei 'Soliloquien'- und eine Hieronymus-Vbersetzung) nacho .') Georg Steer: Der 'Gewissensspiegel' Martins von Amberg und das 'Compendium theologicae veritatis' Hugos von StraBburg. PBB (Tub.) 90. 1968. S. 285-302. 98) Egino WeidenhiIIer: Untersuchungen zur deutschsprachigen katechetischen Literatur des spaten Mittelalters. Nach den Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek. 1965. (MTU 10.) - Rez.: H.Volz, AfdA 77.1966. S. 130-132; R.Rudolf, Erasmus 18. 1966. Sp. 607-609; H.Backes, Germ. 8. 1967. Nr. 334.
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der Katechese bietet W. auf der Grundlage del reichen Miinchener Handschriftenbestande eine gut getroffene Auswahl von Texten, durch welche die einzelnen katechetischen Typen und ihre Varianten festere Umrisse gewinnen. Mittels einer GroI3gruppierung (Katechismustafeln ohne Kommentar, erweiterte Katechismustafeln, Traktate) werden erste Orientierungslinien fiir die Sichtung und Aufarbeitung dieser bislang ziemlich amorph erscheinenden Literaturgattung 99) gegeben. Erhellend fiir die Symbiose der Texte sind die zahlreichen Handschriftenbeschreibungen. Eine weitere wichtige Arbeit zur Heuristik (kleinerer) geistlicher Texte ist R.Rudolfs Monographie zur spatma. 'Ars moriendi'-Literatur 100). Obwohl sich R. wegen der Reichhaltigkeit der Dberlieferung auf die handschriftliche Tradition im siid- und siidostdeutschen Sprachgebiet beschranken muJ3te, umfaI3t R.s Sammlung eine fast verwirrende Fiille iiberlieferter Texte, die aber durch Initien- und Handschriftenverzeichnisse sowie durch Sach- und Personenregister verhaltnismaI3ig be quem erschlossen sind. Gute Orientierungshilfen bieten auch die von R. herausgearbeiteten Grundformen der 'Ars Moriendi'-Fassungen, nach denen die Dberlieferung aufgeschliisselt wird. Man muI3 sich dabei jedoch - wie K. Ruh in seiner Rez. gezeigt hat - der Vorlaufigkeit dieser Ordnung bewuJ3t sein; sie kann erst eine verbindlichere Form annehmen, wenn auch die mnd. und mnl. Tradition aufgearbeitet und mit der mhd. Dberlieferung verglichen worden ist. Urn die textgeschichtlichen Entwicklungslinien noch deutlicher hervorheben zu konnen, wird es zudem noch einer ganzen Reihe von Einzeluntersuchungen bediirfen, wie sie R. selbst bereits fiir das 'Speculum artis bene moriendi' des Nikolaus von Dinkelsbiihl und fiir Thomas Peuntners 'Kunst des heilsamen Sterbens' geleistet hat 101). Das zuletzt genannte Werk wurde von R. durch eine passable (wenn auch im strengen Sinn nicht textkritische) Ausgabe zuganglich gemacht 102). Der Abdruck der lat. Quellen, aus denen Peuntner geschopft hatte - als wichtigste konnte R. das 'Opus tripartitum' J.Gersons freilegen -, erganzen die Edition in willkommener Weise. Dber das Forschungsgebiet der geistlichen Fachprosa hinaus verdient das mnd. Erbauungsbuch 103) 'Der groI3e Seelentrost' wegen der zahlreich eingestreuten Exempel, Historien und Legenden besondere Beachtung, denn mit diesen Einschiiben soli ten die hoke van Persevalen vnde van Tristram vnde van bern Didericke van 99) Zu diesem Umkreis vgl. auch Heinrich Matthias Heinrichs: Die zehn Gebote. Anleitung zur Herstellung eines Bilderdekalogs mit deutschen Reimen aus dem Ende des 14. Jahrhunderts. In: FS Josef Quint. 1964. S. 127-140; Willy Krogmann: Nikolaus von Kues und die Katechismustafe1 in Hildesheim. NdJb 88. 1965. S. 59-67. 100) Rainer Rudolf: Ars moriendi. Von der Kunst des heilsamen Lebens und Sterbens. 1957. (Forschungen zur Volkskunde 39.) - Rez.: K.Ruh, AfdA 71. 1958159. S.79-81; H.Menhardt, ZfdPh 77. 1958. S. 320-322; J.Leclercq, Scriptorium 12. 1958. S.319f; J.J.Mak, LeuvBijdr. 47. 1958. Bijbl. S·47-49; J.A.Bizet, Etudes 14· 1959. S.173f; H.Rupp, Archiv 195. 1959. S. 182. 101) Zu Nikolaus von Dinkelsbiihl vgl. K.Langosch und K.Hannemann, VL 5. Sp. 726-728; zu Peuntner vgl. K. Hannemann, VL 5. Sp. 888 (Nachtrag) und Rainer Rudolf: Thomas Peuntner. Leben und Werk eines Wiener Burgpfarrers. LJb 4. 1963. S. 1-19. 102) Thomas Peuntners 'Kunst des heilsamen Sterbens' nach den Handschriften der bsterr. Nationalbibliothek untersucht und hrsg. von Rainer Rudolf. 1956. (TspM 2.) Rez.: K.Ruh, ZfdPh 77.1958. S. 99f; F.Delbono, Convivium NS 30.1962. S. 207f; H. Bluhm, GQu 30.1957. S. 69; W.T.H.Jackson, GR 32.1957. S. 215; G.Zink, Etudes 12. 1957. S. 63; H.Rupp, Archiv 194.1958. S. 218; J.A.Huisman, Neoph. 43.1959. S. 245f; W.Wolf, AfdA 72.1960/61. S. 115; C.Minis, LeuvBijdr. 54. 1965. Bijbl. S. 34. 103) Vgl. den Artike1 »Erbauungsliteratur« von F. W. Wodtke, RL 1. '1958. S. 393-405, zum Mitte1alter S. 393-396.
Neue Forschungen z. deutschen Dichtung des Spatmittelalters (1230-1500)
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den Berne vnde van den olden hunen, de der werlde denden vnde nicht gode aus der Gunst des Lesers verdrangt werden. Dieses Vorhaben ist dem Verfasser zwar nicht gelungen, gleichwohl wurde das Buch aufgrund seiner Konzeption ein voller Erfolg; dies zeigt sich in der breiten, bis ins 18. Jh. reichenden Dberlieferung, deren verwickelte Verwandtschaftsverhaltnisse von M. Schmitt in der Einleitung zu ihrer Ausgabe 104) erhellt und in ein Stemma gebracht werden konnten 105). Nach dieser soliden Grundlegung hat Sch. den bislang nur in Ausziigen bekannten Text nach dem Leithandschriftenprinzip ediert. Die jetzt notwendigen quellen- und wirkungsgeschichtlichen Forschungen regte Sch. mit dem Nachweis an, daB der 'GroBe Seelentrost' und die erste mnl. Historienbibel in den Alexandererzahlungen nicht, wie bisher angenommen, voneinander abhangig sind, sondern aus einer gemeinsamen Quelle (einer interpoliertenBearbeitung der 'Historia Scholastlca') geschopft haben 106). - Zum 'Kleinen Seelentrost', einem Fortsetzungswerk des 'GroBen Seelentrostes' und bislang nur aus Handschriften des 15. Jh.s bekannt, ko=te M.Murjanoff ein Pergamentfragment des 14.Jh.s in der Leningrader Staatsbibliothek ausfindig machen, das er in Verbindung mit einigen wichtigen Erwagungen zur 'Seelentrost' -Tradition veroffentlichte 107). Mit den Lebensregeln der Danziger Birgittinerkonvente macht uns T.Ahlden in einer Ausgabe 10R ) bekannt, die er nach Art nordischer Editionen mit iiberaus umfangreichen Studien zur Laut- und Formenlehre sowie zur Syntax des Dcnkmals versehen hat; dazu treten noch Worterbiicher, die fiir die mnd. Lexikographie eine reiche Ernte einbringen. Auf fortlaufende Erklarungen zum Text muB der Leser dagegen verzichten. Den 'Nonnenspiegel' konnte A. als die mnd. Dbertragung einer Novizenbelehrung bestimmen, die auf die 'Formula novitiorum' »eines Bruder David« zuriickgeht und fiir einen Birgittinenkonvent zurechtgeschnitten wurde. 1m Gegensatz zur iibrigen Forschung 109) glaubt A. nicht, daB 104) Der GroBe Seelentrost. Ein niederdeutsches Erbauungsbuch des vierzehnten Jahrhunderts hrsg. von Margarete Schmitt. 1959. (Niederdeutsche Studien 5.) - Rez.: L.Wollf, PBB (Tiib.) 83. 1961/62. S. 254-257; W.Schroder, ZfdPh 82.1963. S. 120-124; T.Ahlden, NdM 15. 1959. S. 69-71; K.Haenel, Germ. 1. 1960. Nr. 2II8; R.Lievens, LeuvBijdr. 49.1960. Bijbl. S. II9-122; B.J.Koekkoek, JEGP 60.1961. S. 517f; H.Seehase, NdJb 84. 1961. S. 144f; H.Rupp, Archiv 198. 1962. S. 49. - Zu Unrecht (vgl. auch die Rez. von R. Lievens S. 121 f) halt A. Ampe den Schreiber der Hs. C - Johannes Moirssultze fUr den Verfasser des 'Gronen Seelentrosts'; vgl. A.Ampe in: Ons Geestelijk Erf 34. 1960. S. 201-204 und M. Schmitts Entgegnung ebda. S. 324f. 105) Dies gilt auch fUr ein erst spater entdecktes BruchstUck; vgl. Margarete AnderssonSchmitt: Ein Seelentrost-Fragment der Universitatsbibliothek Uppsala. NdJb 86. 1963. S·75- 8 1. 106) Margarete Andersson-Schmitt: Uber die Verwandtschaft der Alexandersagen im Seelentrost und in der ersten niederlandischen Historienbibel. In: MUnstersche Beitrage zur niederdeutschen Philologie. 1960. (Niederdeutsche Studien 6.) S. 78-104. 10') Michael Murjanoff: Zur Uberlieferung des Seelentrostes. Mit einem Tafelteil im Anhang. PBB (Halle) 86. 1964. S. 189-224; dort auch Erganzungen zu den bibliographischen Nachweisen in Sch.s Ausgabe. 108) Nonnenspiegel und Monchsvorschriften. Mittelniederdeutsche Lebensregeln der Danziger Birgittinerkonvente. Ein Beitrag zur Geschichte der mittelniederdeutschen Sprache und Kultur auf Grund der Handschrift C 802 Uppsala von Tage Ahlden. G6teborg 1952. (Acta Universitatis Gotoburgensis 58.) - Eine mhd. Fassung der Klarissenregel veroffentlichte David Brett-Evans: 'Diu regel der sanct Clara swestern orden'. Ein deutsches Prosadenkmal aus dem 13. Jahrhundert. Euphorion 54. 1960. S. 135-169. - Zur 'Gemeinen Lehee' (29 Lehrspriiche, in denen das 4. Kap. der Benediktinerregel zusammengefaBt wird) vgl. S. Sudhof, VL 5. Sp. 612f. 109) Vgl. K.Ruh: Bonaventura deutsch (s.o. S. 15 Anm. 69). S. 126f (hier und bei T.Ahlden S. 44-46 weitere Hinweise auf andere dt. Ubersetzungen der 'Formula') und ders.: Franziskanisches Schrifttum I (s.o. S. 22 Anm. 109). S. 140. Zur Frage der Echt-
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Johannes Janota
dieser Bruder David mit David von Augsburg llO) gleichzusetzen ist. Selbst wenn A. mit dieser Meinung nicht recht behalten sollte, hat er durch seine aktualisierenden Erganzungen zur Handschriftenbibliographie der Quaracchi-Ausgabe der Forschung einen Dienst erwiesen. An die editorische Konzeption T.Ahldens hat sich seine Schulerin G.Ljunggren bei der Ausgabe des Lehrgedichts 'Der Leyen Doctrinal' angelehnt 1l1). Die drei Bucher dieses geistlichen Gedichts gehen auf eine mnl. Vorlage zuruck, die im mhd. Raum durch die Prosaubersetzung des Nurnberger Kartausers Erhart GroB 112) bekannt geworden ist. In ihrer Einleitung stellte L. die nl., hd. und nd. Zweige des Werks zusammen und gab damit einen guten Einblick in die Dberlieferung dieses beliebten Lehrgedichts. Weniger befriedigend sind dagegen L.s Erwagungen zur Verfasserfrage und zur Verwandtschaft der Handschriften; sie fallen aber fur die offensichtlich verlaBlich gearbeitete Edition nicht ins Gewicht, wei! L. einen diplomatischen Abdruck der Wolfenbutteler Handschrift bietet. Das formal anspruchslose Werk zeigt mit seinen laufenden Berufungen auf Autoritaten, aus welchem Fundus die spatma. Lehrdichtung schopfen konnte ll3). b) Didaktische Kleindichtung Wie bereits in der Einleitung dieses Kapitels (s.o. S. IZ4) angedeutet, erfolgt in diesem Abschnitt eine Untergliederung nach >Erzahlung< und nach >RedeErzahlung< heitsverhiiltnisse bei den David zugeschriebenen Traktaten vgl. auch Gerhard Bauer: David von Augsburg und das 'St. Trudperter Hohe Lied'. Euphorion 56. 1962. S.410 bis 416. 110) Vgl. J. van Mierlo, VL 5. Sp. 147 (Nachtrag). 111) Der Leyen Doctrinal. Eine mittelniederdeutsche Ubersetzung des mittelniederIandischen Lehrgedichts Dietsche Doctrinale. (Nach der Handschrift Codex Guelf. Blankenburg 12.7 A der Herzog August-Bibliothek zu Wolfenbuttel.) Hrsg. von Gunilla Ljunggren. Lund 1963. (Lunder Germanistische Forschungen 35.) - Rez.: W. Schlaug, NdM 19/21. 1963/65. S. 348-351; H.-F. Rosenfeld, NdJb 87.1964. S.169-172; W.Lindow, Germ. 6. 1965. Nr. ll83; c.K.Pott, JEGP 66.1967. S. 4