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German Pages 657 [664] Year 2002
Mark Häberlein, Johannes Burkhardt (Hg.) Die Welser Neue Forschungen zur Geschichte und Kultur des oberdeutschen Handelshauses
Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg Colloquia Augustana Herausgegeben von Johannes Burkhardt und Theo Stammen
Band 16
Die Welser Neue Forschungen zur Geschichte und Kultur des oberdeutschen Handelshauses
Herausgegeben von Mark Häberlein und Johannes Burkhardt Redaktion: Judith Holuba und Theresia Hörmann
Akademie Verlag
Gedruckt mit Unterstützung des Bezirks Schwaben, der Gesellschaft der Freunde der Universität, des Bankhauses Hauck und Aufhäuser und der Firma Clariant.
Der Einband zeigt einen Überrest des Lilienwappens der Welser mit einem Löwen als Schildhalter. Die Figur stammt vom Treppenaufgang des Hauses „Zur Goldenen Rose" in Nürnberg, das 1512 von Jakob Welser umgebaut und 1945 zerstört wurde.
Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich. ISBN 3-05-003412-2
ISSN 0946-9044 © Akademie Verlag GmbH, Berlin 2002 Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form—durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren — reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Einbandgestaltung: Jochen Baltzer, Berlin Druck: Druckhaus „Thomas Müntzer", Bad Langensalza Bindung: Norbert Klotz, Jettingen-Scheppach Printed in the Federal Republic of Germany
Inhaltsverzeichnis Einleitung Mark Häberlein und Johannes Burkhardt
Die Welser und Vöhlin vom 13. bis zum frühen 16. Jahrhundert Die Welser und ihr Handel 1246-1496 Peter Geffcken
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Anmerkungen zu architektonischen, sepulkralen und künstlerischen Zeugnissen der Welser im Spätmittelalter Peter Geffcken
168
Wirtschaftlicher Strukturwandel in der Region - Die Welser-VöhlinGesellschaft im Kontext der Memminger Wirtschafts- und Sozialgeschichte des 15. und frühen 16. Jahrhunderts Rolf Kießling
184
Handels- und Finanzbeziehungen Welser Augsburg und Welser Nürnberg: Zwei Unternehmen und ihre Standorte Wolfgang von Stromer
215
Fugger und Welser: Kooperation und Konkurrenz 1496-1614 Mark Häberlein
223
Die Nürnberger Welser und der mitteldeutsche Saigerhandel des 16. Jahrhunderts in seinen europäischen Verflechtungen Ekkehard Westermann
240
Der Niedergang der Augsburger Welser-Firma (1560-1614) Reinhard Hildebrandt
265
Das Venezuela-Unternehmen Die Welser in Venezuela - Das Scheitern ihrer wirtschaftlichen Ziele Jörg Denzer
285
Kaufleute, Kolonisten, Forscher: Die Rezeption des VenezuelaUnternehmens der Welser in wissenschaftlichen und populären Darstellungen Michaela Schmölz-Häberlein
320
Familiäre Beziehungen und sozialer Status im 16. und 17. Jahrhundert Delinquenz und Strafverfolgung städtischer Oberschichten im Augsburg des 16. Jahrhunderts Carl A. Hoffmann
347
Die Augsburger Welser und ihr Umfeld zwischen Karolinischer Regimentsreform und Dreißigjährigem Krieg: Ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital Mark Häberlein
382
Kulturgeschichtliche Aspekte Christoph Amberger und einige Welser-Bildnisse des 16. Jahrhunderts Annette Kranz
409
Konrad Peutinger und Margarete Welser - Ehe und Familie im Zeichen des Humanismus Helmut Zäh
449
Die Kochbücher der Philippine und Sabina Welser. Philologischlinguistische Betrachtungen zu zwei frühen Frauenkochbüchern Elvira Glaser
510
Weiserbibliotheken. Eine Bestandsaufnahme der Bibliotheken von Anton, Marcus und Paulus Welser Hans-Jörg Künast
550
Markus Welser als Erforscher des römischen Augsburg Wolfgang Kuhoff
585
Markus Welser und die Naturwissenschaften Inge Keil Ein Bankrotteur berät den Winterkönig. Paul Welser (1555-1620) und die Secretissima Instructio Gallo-Britanno-Batava Friderico I. Electo regi Bohemiae data (1620) Wolfgang E. J. Weber
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Index der Personen- und Ortsnamen
633
Abbildungsnachweis
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Abkürzungsverzeichnis
661
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
663
609
Einleitung Mark Häberlein und Johannes Burkhardt
1. Probleme mit einem Jubiläum Den unmittelbaren Anlaß für dieses Symposium sollte zunächst das 500-jährige Jubiläum der „Gründung" der Welser-Vöhlin-Gesellschaft bilden, die in der Literatur auf das Jahr 1498 datiert wird. Im Zuge der Vorbereitungen kamen bei der Tagungsleitung jedoch bereits Zweifel an der Zuverlässigkeit dieser Datierung auf. Es ist kein Gründungsdokument (Gesellschaftsvertrag o.ä.) der WelserVöhlin-Gesellschaft erhalten, das diese Datierung belegt, und Richard Ehrenberg, der in seinem grundlegenden Werk über das „Zeitalter der Fugger" von 1896 die Firmengründung im Jahre 1498 offenbar als erster behauptete, lieferte dafür keinen Beleg. Die familiäre Verflechtung zwischen den Familien Welser und Vöhlin bestand jedenfalls bereits seit 1479, und zahlreiche spätere Mitglieder der WelserVöhlin-Gesellschaft, einschließlich Anton und Jakob Welser, gehörten bereits vor 1496 zum Personal der Memminger Vöhlin-Gesellschaft, so daß die WelserVöhlin-Gesellschaft wohl viel stärker als bisher in der Kontinuität der Zusammenarbeit beider Firmen und Familien gesehen werden muß.1 In seinem Beitrag zu diesem Band liefert Peter Geffcken nun den detaillierten Nachweis, daß die Welser-Vöhlin-Firma sich bereits im Herbst des Jahres 1496 konstituierte. Ein erstes Forschungsergebnis zum „Welser-Jubiläum" 1998 besteht also darin, daß es gar kein Jubiläum gab. Nun ist jedes Jubiläum zwischen Geschichte und Mythos angesiedelt2 - und das gilt oft schon für den Termin. Bei Gründungsjubiläen ganzer Staaten und 1
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Vgl. dazu Mark Häberlein: Die Welser-Vöhlin-Gesellschaft. Fernhandel, Familienbeziehungen und sozialer Status an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. In: Geld und Glaube. Leben in evangelischen Reichsstädten. Katalog zur Ausstellung im Antonierhaus, Memmingen 12. Mai bis 4. Oktober 1998. Hg. von Wolfgang Jahn u.a. München 1998 (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 37/98). S. 17-37, hier S. 17 mit Anm. 1 (S. 34). Vgl. zur Jubiläumsforschung des Mitherausgebers zuletzt: Johannes Burkhardt: Von der Geschichte zum Mythos. Historische Betrachtungen deutscher Gelehrter bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs. In: Mythen, Symbole, Rituale. Die Geschichtsmächtigkeit der 'Zeichen' in Südosteuropa im 19. und 20. Jahrhundert. Hg. v. Dittmar Dahlmann u. Wilfried Potthoff. Frankfurt/M. 2000. S. 25-36.
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Mark Häberlein und Johannes Burkhardt
Städte wie von Bistümern, Klöstern oder auch Konfessionen gibt es nicht selten mehrere Möglichkeiten, und man feiert nach Tradition oder Dezision. Nichts als eine ungefähre konventionelle Setzung, damit man irgendwann feiern konnte, ist z.B. der Geburtstag Gutenbergs im Jahre 1400, und selbst beim Geburtstag Luthers mußte zwischen seinen eigenen Angaben und Melanchthons Berechnungen entschieden werden. Für Luthers Thesenanschlag von 1517 haben wir sogar den Text, aber es fehlt der Anschlag an der Kirchentür dazu, der sich als wissenschaftlich nicht nachweisbar erwiesen hat. Der Feier von Reformationsjubiläen für eine - wann und wie auch immer genau erfolgte - Thesenpublikation wird das zu Recht keinen Abbruch tun. Jubiläen gedenken nicht nur historischer Sachen, sondern historischer Bedeutungen, und kleiden dazu die Anlässe symbolisch ein. Ganz ohne historischen Sachbezug geht es aber auch nicht; das bezeugt gerade die Welsergeschichte. Im 17. Jahrhundert haben die Welser sich an den spätantiken Feldherrn Beiisar ansippen lassen, der im 6. Jahrhundert in byzantinischen Diensten stand und eine gewisse Namensverwandtschaft aufzuweisen schien (Vgl. dazu die Beiträge von Wolfgang Kuhoff und Peter Geffcken in diesem Band). Eine erfindungsreiche Reihe vorgeblicher Kaiserurkunden und ein Nürnberger Notar haben den Welsern diese Abkunft und damit ein hochrangiges Alter bescheinigt. Das entsprach der übertreibenden Memorialkultur der Zeit zum gesellschaftlichen Zweck, wird uns aber nicht mehr veranlassen, ein eintausendfünfhundertjähriges Weiserjubiläum auszurufen. Fünfhundert Jahre sind genug, aber auch dafür brauchte es nun ein neues Sachargument. Wenn auch nicht ein eigentliches Gründungsdatum, so ist doch auch der Umzug, der durch eine Steuervereinbarung mit der Stadt belegt ist, ein Datum, das Symbolkraft gewinnen kann. Veranlaßt durch Todesfälle, die eine Konzentration nahelegten, kehrten die Welser, durch die Welser-Vöhlinsche Familien- und Firmenpolitik gestärkt, an ihren Stammsitz zurück und begannen einen neuen Abschnitt ihrer Geschichte. Die Memminger Jahre und die Nürnberger Beziehungen haben ganz entscheidende Geschäftsgrundlagen gelegt, aber für die europaweiten Montanbeziehungen in Konkurrenz und Kooperation mit den anderen führenden Kapitalgesellschaften, für die politischen Kontakte und überseeischen Unternehmungen mußte es schon Augsburg sein. Denn diese Stadt stand nicht nur im Verbund mit der schwäbischen Gewerbe- und Städtelandschaft, sondern sie wurde auch zur Metropole der Reichs- und Religionspolitik, zur medialen und infrastrukturellen Kommunikationszentrale und zum wichtigsten Finanzplatz Mitteleuropas. Wenn auch im gleichen Jahr Konrad Peutinger in die Weiserfamilie einheiratete und sich damit die kommende humanistische wie politische Führungsgestalt Augsburgs in Stadt- und Reichspolitik mit der Firma vernetzte, dann vermag auch dieser fünfhundertjährige Hochzeitstag daran zu erinnern, daß die große Zeit der Welser in der deutschen Hauptstadt des 16. Jahrhunderts angebrochen war. Vieldeutige Firmenkontinuitäten, 1479, 1496 oder 1498 - die Tagungsleitung und die Experten waren sich keineswegs einig, ob und wo hier eine Zäsur zu set-
Einleitung
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zen wäre. Brauchen wir überhaupt ein Jubiläum? Jubiläen sind die große Chance, die historische Gedächtniskultur lebendig zu halten, und darum braucht in der Tat jede relevante historische Sache solche Termine. Freiherr Hubert von Welser (31.10.1911-30.04.1998) wußte das und hat noch die Weichen dafür gestellt. Unermüdlich hat er neben eigenen Beiträgen für die Erforschung der Geschichte seines Hauses geworben, und er ist auch auf viel Interesse und Bereitschaft gestoßen, nur daß es im Andrang anderer Geschäfte dann doch immer wieder an der letzten Entschlußkraft fehlte. Der Jubiläumstermin, den er uns gesetzt hat, brachte es dann in der Tat zuwege. Nach mehreren Fuggerjubiläen war in der Tat einmal ein Weiserjubiläum an der Reihe, und die freundschaftliche Anwesenheit von Vertretern des ehemals konkurrierenden Hauses Fugger gab dieser Entscheidung recht. Der Senior des Hauses Welser hat noch die Vorbereitungen mitberaten, das reichhaltige Programm sehen können, die Tagung aber nicht mehr erlebt. Natürlich hat auch jede Familie selbst das Recht, die Wahl ihrer Gedenktage mitzubestimmen, und wir hätten Baron Welser gern noch die Ergebnisse der neuesten wissenschaftlichen Studien vorgelegt und nach seiner sachkundigen Meinung gefragt. Das ist nun nicht mehr möglich, und wir überlassen alles der Zukunft und zukünftigen Jubilanden, die hoffentlich auf eine insgesamt noch weiter erforschte Welsergeschichte werden zurückblicken können.
2. Die Welser als Thema der historischen Forschung Obwohl die Geschichte der Welser wesentlich schlechter erforscht ist als die ihrer berühmtesten Augsburger Konkurrenz, der Fugger, sind seit dem späten 19. Jahrhundert eine Reihe grundlegender Arbeiten zur Familien- und Firmengeschichte entstanden, auf denen auch die Beiträge in diesem Band aufbauen. Wichtige Impulse zur Erforschung der Welser-Geschichte gingen von Angehörigen der Familie selbst aus. So trug Johann Michael von Welser in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts systematisch Nachrichten über die Familie zusammen; die auf seinen Recherchen basierende, 1917 publizierte zweibändige Familiengeschichte ist, obwohl teilweise überholt bzw. überholungsbedürftig, bis heute ein unentbehrliches Nachschlagewerk für die Welser-Forschung. Als Quellengrundlage dienten von Welser neben den Beständen des Welserschen Familienarchivs auf Schloß Neunhof - aus dem eine Reihe von Stücken im zweiten Band abgedruckt ist - vor allem Akten des Stadtarchivs Augsburg und des (heutigen) Hauptstaatsarchivs München.3 Ludwig von Welser setzte diese Traditionspflege fort; er bearbeitete die Familiengeschichte Johann Michaels für den Druck und publizierte das sog. 3
Johann Michael Freiherr von Welser: Die Welser. 2 Bände. Nürnberg 1917.
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Mark Häberlein und Johannes Burkhardt
„Register der Ratschläge" der Nürnberger Weiser-Gesellschaft.4 Hubert von Welser schließlich veröffentlichte in den 50er Jahren Lebensbilder Bartholomäus Welsers und Lukas Rems und sammelte unermüdlich weitere Nachrichten zur Familienhistorie.5 Was er nicht mehr bewältigte, erwartete er von diesem Tagungsband und der künftigen Forschung. Zur familiären Traditionspflege gesellte sich im ausgehenden 19. Jahrhundert das wirtschaftshistorische Interesse an den Welsern als führenden Repräsentanten des oberdeutschen Frühkapitalismus. Richard Ehrenberg legte 1896 gleichsam die Rangfolge fest, in der die oberdeutschen Großunternehmen des 16. Jahrhunderts seither häufig behandelt werden, indem er die Epoche als „Zeitalter der Fugger" charakterisierte und die Welser zusammen mit den Meuting, Höchstetter und anderen Handelsgesellschaften unter der Rubrik „andere oberdeutsche Geldmächte" subsummierte.6 Seither nahmen die Welser - zumeist an zweiter Stelle nach den Fuggern genannt - einen festen Platz in zahlreichen wirtschaftsgeschichtlichen Darstellungen und Handbüchern ein. Der Schwerpunkt des Interesses lag in der Regel auf den Generationen Anton und Bartholomäus Welsers, also in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, während der Welser-Bankrott von 1614 lange als Höhepunkt und Abschluß einer „Verfallsperiode" galt, in der Jakob Strieder sogar den „Zusammenbruch des mitteleuropäischen Frühkapitalismus" zu erkennen glaubte.7 Trotz verdienstvoller Arbeiten, u.a. von Theodor Gustav Werner und Walter Großhaupt,8 wird man behaupten können, daß die wirtschaftsgeschichtliche Welser-Forschung bis heute noch erhebliche Defizite aufweist. Dies hat wesentlich mit der schwierigen Quellenlage zu tun. Während etwa das Fugger-Archiv in Dillingen - ungeachtet aller Überlieferungslücken - über vergleichsweise geschlossene Bestände an Geschäftspapieren und Korrespondenzen verfügt, sind die handelsgeschichtlichen Bestände des Welser-Archivs auf Schloß Neunhof im wesentlichen das Ergebnis späterer Sammlertätigkeit seit dem 19. Jahrhundert und daher
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Ludwig Freiherr von Welser: Eine Urkunde zur Geschichte des Nürnberger Handels. Würzburg 1912 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte. Reihe 9. Bd. 2). Hubert Freiherr von Welser: Bartholomäus Welser V. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 4. München 1955. S. 120-169. Ders.: Lukas Rem. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 6. München 1958. S. 166-185. Richard Ehrenberg: Das Zeitalter der Fugger. Geldkapital und Creditverkehr im 16. Jahrhundert. 2 Bände. Jena 1896. Jakob Strieder: Der Zusammenbruch des mitteleuropäischen Frühkapitalismus. In: Heinz Friedrich Deininger (Hg.): Das reiche Augsburg. Ausgewählte Aufsätze Jakob Strieders zur Augsburger und süddeutschen Wirtschaftsgeschichte des 15. und 16. Jahrhunderts. München 1938. S. 45-49. Theodor Gustav Werner: Bartholomäus Welser. Werden und Wirken eines königlichen Kaufmanns der Renaissance. In: Scripta Mercaturae 1 (1967). S. 71-87; 2/1 (1968). S. 89109; 2/2 (1968). S. 75-101; Walter Großhaupt: Bartholomäus Welser (1484-1561). Charakterisierung seiner Unternehmungen in Spanien und Übersee. Diss, phil., Universität Graz 1987; Ders.: Die Welser und ihre Zeit. Vorschläge zu einer Datenbank. In: Scripta Mercaturae 21 (1987). S. 189-214; 22 (1988). S. 167-206.
Einleitung
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zumeist Einzelstücke. Das Firmenarchiv ging wohl spätestens mit dem Bankrott von 1614 verloren, und es gibt Hinweise darauf, daß die Geschäftsbücher aus der Zeit Anton und Bartholomäus Welsers bereits im späteren 16. Jahrhundert als wertlos erachtet, zerschnitten und zur Verstärkung von Bucheinbänden wiederverwendet wurden. Aus diesem Grund nämlich sind in den letzten Jahrzehnten immer wieder Fragmente von Welserschen Handelsbüchern vom späten 15. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts aufgetaucht. Einige solche Fragmente aus Geschäftsbüchern der Welser-Vöhlin-Gesellschaft von 1508 hatte Karl Roßmann in den 30er Jahren im Rahmen seiner (bei dem Direktor des Fuggerarchivs Jakob Strieder entstandenen) Dissertation bearbeitet und zur Veröffentlichung vorbereitet. Im Zweiten Weltkrieg gingen jedoch sowohl die ausführliche Fassung von Roßmanns Dissertation als auch das so gut wie druckfertige Manuskript der Quellenedition und die Fragmente selbst verloren, so daß wir über Roßmanns Arbeit nur durch eine Kurzfassung seiner Dissertation informiert sind.9 Zumindest teilweise publiziert werden konnten hingegen Fragmente eines Hauptbuchs der von Christoph Welser geleiteten Gesellschaft aus den 1550er Jahren, die sich heute in der Staatsbibliothek Bamberg befinden.10 Ein größeres Konvolut von fragmentarischen Welserschen Handelspapieren wurde zu Beginn der 1960er Jahre bei Restaurierungsarbeiten an Bucheinbänden in der Kreis- und Studienbibliothek Dillingen entdeckt. Dabei kamen auch zwei größere Fragmente einer Weltkarte des portugiesischen Kartographen Diogo Ribeiro von 1530 zum Vorschein, die seither als „Weiserkarte" bekannt geworden sind.11 Die Dillinger Geschäftspapiere sind bis heute ebenso unbearbeitet geblieben wie einige Fragmente aus Handelsbüchern von Bartholomäus Welser und Gesellschaft, die 1993 in den Städtischen Kunstsammlungen Augsburg in einem Buch entdeckt wurden, das aus der Bibliothek des Augsburger Stadtbaumeisters Elias Holl stammt. Auf ähnliche Weise gelangte wohl auch die Bibliotheque Nationale in Paris in den Besitz von Welserschen Geschäftskorrespondenzen.
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Karl Roßmann: Vom Handel der Welser um die Wende zum 16. Jahrhundert. München 1933; Ders.: Bruchstücke aus Handelsbüchern von 1508 der Welser-Vöhlinschen Handelsgesellschaft in Augsburg. In: Scripta Mercaturae 1 (1967). S. 49-56. Nach einer Erzählung Hubert Freiherr von Welsers, der Roßmann nach Kriegsende aufgesucht und gesprochen hat, nahm Roßmann während des 2. Weltkriegs die Quellenedition samt den Originalunterlagen zur abschließenden Bearbeitung mit an die Front (!). Zur Sicherheit habe er die Unterlagen in einem Safe deponiert, in dem auch Militärakten aufbewahrt wurden. Aufgrund eines Befehls zur Aktenvernichtung bei Kriegsende seien ohne Unterscheidung die wissenschaftlichen Unterlagen Roßmanns mitvernichtet worden. Da sowohl das Verlagsgebäude als auch die Räume des Instituts für Wirtschaftsgeschichte der Universität München im Krieg zerstört wurden, gingen die dort liegenden Manuskriptfassungen von Roßmanns Arbeit ebenfalls verloren. Adolf Korzendorfer: Fragment des Schuldbuches der Augsburger Welser von 1554 bis 1560. In: Scripta Mercaturae 3/1 (1969). S. 109-150. Vgl. Welt im Umbruch. Augsburg zwischen Renaissance und Barock (Ausstellungskatalog). 3 Bände. Augsburg 1980. Bd. 1. S. 238ff.; Geld und Glaube (Anm. 1) S. 99.
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Mark Häberlein und Johannes Burkhardt
Neben der mühsamen Rekonstruktion von Handelsaktivitäten aus solchen Fragmenten bleibt in der Regel nur der - nicht weniger mühsame - Weg über die Archive an denjenigen Orten, an denen die Augsburger und Nürnberger Welser Handel getrieben haben. Auch hier ist trotz mancher verdienstvoller Ansätze, etwa für Antwerpen oder die mitteldeutschen Montanreviere,12 noch viel zu tun. So wissen wir bislang noch viel zu wenig über die Präsenz der Welser in den italienischen Handelsmetropolen, auf den südfranzösischen und nordspanischen Pastellund Safranmärkten oder im ostmitteleuropäischen Raum. Eine Quellenedition zu den wirtschaftlichen Aktivitäten der Welser in der Schweiz, die Hektor Ammann in den 1920er Jahren plante, gelangte nicht zum Abschluß.13 Eine eigene Tradition hat die Erforschung der Rolle der Welser in der europäischen Expansion. Die Wiederveröffentlichung von Nikolaus Federmanns „Indianischer Historia" und die Edition zeitgenössischer Selbstzeugnisse wie der Autobiographie Lukas Rems bereiteten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die wissenschaftliche Neuentdeckung der Rolle vor, die die Augsburger und Nürnberger Welser im Prozeß der europäischen Expansion im „Zeitalter der Entdekkungen" gespielt haben.14 Die oberdeutsche Beteiligung an der ersten Indienfahrt und der Conquista Venezuelas wurde zwischen 1890 und 1930 in einer Reihe von Veröffentlichungen - u.a. von Konrad Haebler, Karl H. Panhorst und Franz Hümmerich - gewürdigt.15 Gerade die Darstellung dieses Bereichs der Welserschen Aktivitäten im 16. Jahrhundert war jedoch, wie Michaela SchmölzHäberleins Beitrag zu diesem Band aufzeigt, über Jahrzehnte hinweg stark von ideologischen Konjunkturen - deutscher Kolonialpropaganda, wilhelminischer Weltmachtpolitik, auslandsdeutscher Traditionssuche und schließlich nationalso-
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Jakob Strieder: Aus Antwerpener Notariatsarchiven. Quellen zur deutschen Wirtschaftsgeschichte des 16. Jahrhunderts. Stuttgart 1930 (Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit. Bd. 4); Renee Doehaerd: Etudes anversoises. Documents sur le commerce international a Anvers 1488-1514. 3 Bde. Paris 1962-1963 (Ecole Pratique des Hautes Etudes. VI. Section. Centre de Recherches Historiques. Ports, routes, trafics 14); Walter Möllenberg (Bearb.): Urkundenbuch zur Geschichte des mansfeldischen Saigerhandeis im 16. Jahrhundert. Halle 1915 (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Bd. 47). Informationen dazu finden sich im Nachlaß Hektor Ammann, Akt Welser, im Institut für Vergleichende Städteforschung an der Universität Münster. Karl Klüpfel (Hg.): N. Federmanns und H. Stades Reisen in Südamerica (1529-1555). Stuttgart 1859 (Bibliothek des Litterarischen Vereins Stuttgart. Bd. 47); Benedikt Greiff: Tagebuch des Lucas Rem aus den Jahren 1494 bis 1541. Ein Beitrag zur Handelsgeschichte der Stadt Augsburg. In: 26. Jahresbericht des Historischen Kreisvereins im Regierungsbezirk von Schwaben und Neuburg. Augsburg 1861. S. 1-110. Konrad Haebler: Die überseeischen Unternehmungen der Welser und ihrer Gesellschafter. Leipzig 1903; Karl H. Panhorst: Deutschland und Amerika. Ein Rückblick auf das Zeitalter der Entdeckungen und die ersten deutsch-amerikanischen Verbindungen unter besonderer Berücksichtigung der Unternehmungen der Fugger und Welser. München 1928; Franz Hümmerich: Die erste deutsche Handelsfahrt nach Indien 1505/06. Ein Unternehmen der Welser, Fugger und anderer Augsburger sowie Nürnberger Häuser. München 1922 (Historische Bibliothek. Bd. 49).
Einleitung
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zialistisch-völkischer Verzerrung - beeinflußt. Seit den 1960er Jahren haben sich dann Historiker wie Enrique Otte, Juan Friede, Walter Großhaupt und zuletzt Rolf Walter und Eberhard Schmitt wieder eingehender mit den überseeischen Aktivitäten der Welser beschäftigt und gezeigt, daß geduldige Recherchen in spanischen Notariatsarchiven, aber auch Überraschungsfunde wie die jüngst von Schmitt publizierten Briefe des Welserschen Generalkapitäns Philipp von Hutten die Forschung weiter voranbringen können.16 Obwohl die Literatur zu den Aktivitäten der Welser und anderer oberdeutscher Handelshäuser in Ost- und Westindien inzwischen einen beträchtlichen Umfang erreicht hat, kann auch die Erforschung dieses Themenkomplexes noch nicht als abgeschlossen gelten. Zum einen zwingt die Lückenhaftigkeit der Überlieferung, der einseitige und parteiische Charakter zentraler Quellen (wie der „Indianischen Historia" Federmanns oder der Kritik spanischer Zeitzeugen an der Welserschen Conquista) zu besonders intensiver und sorgfältiger Quellenkritik. Zum anderen können gerade wegen der schlechten Quellenlage selbst Einzelfunde in den Archiven und Bibliotheken noch recht erhebliche Korrekturen am bisherigen Stand der Forschung mit sich bringen. So wie Bartholomäus Welser in zahlreichen Darstellungen exemplarisch für den wirtschaftlichen Erfolg der Familie steht, so repräsentiert sein Großneffe Markus Welser - Geschichtsschreiber, Archäologe, Verleger, Humanist, vielseitig interessierter Gelehrter und Mäzen - den kulturellen Rang der Patrizierfamilie im 16. Jahrhundert. Welsers zentrale Rolle innerhalb des Augsburger Späthumanismus ist zwar immer wieder gewürdigt worden - zuletzt ausfuhrlicher durch Bernd Roeck17 - doch ist auch hier zu konstatieren, daß eine moderne kritische Biographie, die alle wesentlichen Aspekte von Welsers Wirken berücksichtigt, bis heute nicht vorliegt. Auch was Mäzenatentum, Buchbesitz und Sammlertätigkeit der Welser und anderer Familien ihres sozialen Umfelds anbelangt, lassen sich der Literatur zwar einschlägige Hinweise entnehmen, doch ist die Kulturgeschichte der Welser noch nicht geschrieben. Ein besonderes Desiderat stellt dabei eine Verbindung von Kultur- und Wirtschaftsgeschichte dar, welche die kulturelle Prägung 16
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Enrique Otte: Die Welser auf Santo Domingo. In: Festschrift für Johannes Vincke. 2 Bde. Madrid 1962/63. Bd. 2. S. 473-518; Juan Friede: Los Welser en la Conquista de Venezuela. Caracas 1961; W. Großhaupt: Bartholomäus Welser (Anm. 7); Rolf Walter: Der Traum vom Eldorado. Die deutsche Conquista von Venezuela im 16. Jahrhundert. München 1992; Eberhard Schmitt: Konquista als Konzernpolitik. Die Weiser-Statthalterschaft über Venezuela 1528-1556. Bamberg 1992 (Kleine Beiträge zur europäischen Überseegeschichte. Bd. 18); Ders. und Friedrich Karl von Hutten (Hg.): Das Gold der Neuen Welt. Die Papiere des Welser-Konquistadors und Generalkapitäns von Venezuela Philipp von Hutten 1534-1541. Hildburghausen 1996; Ders. und Götz Simmer (Hg.): Tod am Tocuyo. Die Suche nach den Hintergründen der Ermordung Philipps von Hutten 1541-1550. Berlin 1999. Vgl. zuletzt Götz Simmer: Gold und Sklaven. Die Provinz Venezuela während der Welser-Verwaltung (15281556). Berlin 2000. Bernd Roeck: Geschichte, Finsternis und Unkultur. Zu Leben und Werk des Marcus Welser. In: Archiv für Kulturgeschichte 72 (1990). S. 115-142.
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ökonomischen Verhaltens ebenso berücksichtigt wie die wirtschaftlichen Hintergründe kultureller Produktion.18 Berührungspunkte von Wirtschafts- und Kulturgeschichte stellen z.B. die Beschäftigung oberdeutscher Kaufleute mit Alchimie (die gelehrten Neigungen ebenso entgegenkam wie dem Wunsch nach Mehrung der materiellen Güter), die Beschaffung von kulturellen Gütern über Faktoren und Handelsvertreter, die zu diesem Zweck über eine spezifische kulturelle Kompetenz verfügen mußten, oder die Tätigkeit von Kaufleuten als „kulturelle Vermittler" dar, die ihre Sprachkompetenz auch als Übersetzer wissenschaftlicher und literarischer Texte einsetzten. Im Vergleich mit den bereits genannten Themenbereichen hat die Frage nach der Stellung der großen oberdeutschen Kaufmannsfamilien innerhalb der reichsstädtischen Gesellschaft am spätesten das Interesse der historischen Forschung gefunden. Arbeiten zur Vermögensverteilung und sozialen Schichtung der Augsburger Gesellschaft in Spätmittelalter und früher Neuzeit entstanden zwar bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts,19 doch Probleme wie die konfessionelle Haltung des Patriziats und der Kaufmannschaft im bi-konfessionellen Augsburg, die soziale Verflechtung reichsstädtischer Führungsschichten, also die Herausbildung eigener Verwandtschafts- und Lebenskreise oder Konflikte innerhalb der reichsstädtischen Elite sind erst in den letzten beiden Jahrzehnten intensiver behandelt und diskutiert worden. Daß sich die häufig in einem Atemzug genannten Familien Fugger und Welser aus sozialgeschichtlicher Perspektive grundlegend voneinander unterschieden, ist z.B. erst durch die Arbeiten von Olaf Mörke und Katarina Sieh-Burens klarer herausgearbeitet worden. Mörke und Sieh-Burens konnten zeigen, daß die Fugger und Welser jeweils eigene soziale Netze herausbildeten und die alte Patrizierfamilie der Welser hinsichtlich ihrer Sozialbeziehungen und ihres Lebensstils wesentlich stärker dem stadtbürgerlichen Milieu verhaftet blieb, während sich die Fugger durch Heiratsverbindungen mit Adelsfamilien und die Orientierung an adligen Leitbildern eher zu einer „Sonderstruktur" in der reichs18
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Ansatzpunkte dafür finden sich in Bernd Roeck u.a. (Hg.): Venedig und Oberdeutschland in der Renaissance. Beziehungen zwischen Kunst und Wirtschaft. Sigmaringen 1993 (Studi/Centro Tedesco di Studi Veneziani. Bd. 9); Klaus Bergdolt (Hg.): Kunst und ihre Auftraggeber im 16. Jahrhundert. Venedig und Augsburg im Vergleich. Berlin 1997 (Colloquia Augustana. Bd. 5); Johannes Burkhardt (Hg.): Augsburger Handelshäuser im Wandel des historischen Urteils. Berlin 1996 (Colloquia Augustana, Bd. 3); Mark Häberlein: Brüder, Freunde und Betrüger. Soziale Beziehungen, Normen und Konflikte in der Augsburger Kaufmannschaft um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Berlin 1998 (Colloquia Augustana, Bd. 9); Michael North: Kunst und bürgerliche Repräsentation in der Frühen Neuzeit. In: Historische Zeitschrift 267 (1998). S. 29-56; Valentin Groebner: Die Kleider des Körpers des Kaufmanns. Zum „Trachtenbuch" eines Augsburger Bürgers im 16. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Historische Forschung 25 (1998). S. 323-359. Vgl. z.B. Jakob Strieder: Zur Genesis des modernen Kapitalismus. Forschungen zur Entstehung der großen bürgerlichen Kapitalvermögen am Ausgang des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit, zunächst in Augsburg. 2. Aufl. München 1935; Josef Hagl: Die Entwicklung des Augsburger Großkapitals von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1540-1618). Diss, masch. München 1924.
Einleitung
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städtischen Gesellschaft entwickelten, die auch von zeitgenössischen Beobachtern durchaus so wahrgenommen wurde.20 Die Stellung der Welser und ihrer Augsburger und Nürnberger Handelsgesellschaften innerhalb des sogenannten Frühkapitalismus, die Beteiligung an überseeischen Unternehmungen im Zeitalter der Entdeckungen, die gesellschaftliche Position der Familie in den spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Reichsstädten, die mäzenatischen und gelehrten Aktivitäten der Familie und ihres Umfelds und schließlich die Formen der Selbstdarstellung und Selbstwahrnehmung des frühneuzeitlichen Stadtbürgertums sind allesamt Themenbereiche, die die Welser zu einem lohnenden Forschungsgegenstand machen, und sämtliche angesprochenen Aspekte werden auch in diesem Band behandelt. Es muß diesem wissenschaftlichen Interesse nicht widersprechen, daß der Band zugleich einen Beitrag zur familiären Traditionspflege leisten könnte.
3. Die Beiträge in diesem Band Peter Geffcken schreibt im ersten und zugleich ausfuhrlichsten Beitrag dieses Bandes die von Mythen und Legenden überwucherte Geschichte der Welser im Spätmittelalter auf breiter Quellengrundlage völlig neu. Er macht deutlich, daß der Aufstieg der Welser zu einem der führenden oberdeutschen Handelshäuser des 16. Jahrhunderts keineswegs kontinuierlich verlief. Vielmehr folgte auf eine erste Phase erhöhter politischer und wirtschaftlicher Bedeutung im frühen 14. Jahrhundert eine Zeit des Niedergangs, in der die Welser bis 1400 weitgehend von der ökonomischen Bildfläche verschwanden und auch in der Stadtpolitik keine Rolle mehr spielten. Erst durch die Verbindung mit der dynamischen Kaufmannsfamilie der Egen faßten die Welser im frühen 15. Jahrhundert im Fernhandel wieder Tritt; überhaupt spielten Geffcken zufolge soziale Beziehungen fur die Geschicke der Familie bereits im Spätmittelalter eine ganz entscheidende Rolle. Mit der Welser-Prun-Gesellschaft wird seit 1411 wieder eine eigene Handelsfirma
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Olaf Mörke: Die Fugger im 16. Jahrhundert: Städtische Elite oder Sonderstruktur? Ein Diskussionsbeitrag. In: Archiv für Reformationsgeschichte 74 (1983). S. 141-162; Katarina SiehBurens: Oligarchie, Konfession und Politik im 16. Jahrhundert. Zur sozialen Verflechtung der Augsburger Bürgermeister und Stadtpfleger 1518-1618. München 1986 (Schriften der Philosophischen Fakultäten der Universität Augsburg. Historisch-sozialwissenschaftliche Reihe, Bd. 29). Vgl. auch Paul Warmbrunn: Zwei Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Dinkelsbühl und Ravensburg von 1548 bis 1648. Wiesbaden 1983 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz. Abteilung für abendländische Religionsgeschichte. Bd. 111) und die Datensammlung in Wolfgang Reinhard (Hg.): Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts. Prosopographie wirtschaftlicher und politischer Führungsgruppen 1500-1620. Bearb. von Mark Häberlein u.a. Berlin 1996.
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faßbar, und um die Jahrhundertmitte erscheinen Vertreter der Familie - nach einer Pause von 100 Jahren - wieder in höchsten städtischen Ämtern. Mit der Gesellschaft der Brüder Bartholomäus, Lukas, Jakob und Ulrich Welser werden in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die europaweiten Geschäftsbeziehungen der Augsburger Welser und die inneren Strukturen ihrer Firma erstmals plastisch sichtbar. Im letzten Teil seines Beitrags weist Geffcken überdies schlüssig nach, daß die in der Literatur seit Richard Ehrenberg verbreitete Vorstellung einer „Gründung" der Welser-Vöhlin-Gesellschaft im Jahre 1498 nicht haltbar ist. Strukturell und personell war die spätere Welser-Vöhlin-Gesellschaft bereits in den 1480er Jahren in der Memminger Firma Hans Vöhlins weitestgehend ausgebildet; zugleich wird aber deutlich, daß Lukas Welser die Allianz mit den Vöhlin offenbar von langer Hand plante und sein Sohn Anton, der 1479 eine Tochter Hans Vöhlins heiratete und nach Memmingen übersiedelte, in der Vöhlin-Firma die Rolle eines „Juniorchefs" übernahm. An diese ausführliche Darstellung der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Stellung der Familie schließt sich ein kürzerer Beitrag Geffckens zu bildlichen Zeugnissen aus der 'Frühzeit' der Welser an. Komplementär zu Peter Geffckens Studie über den - keineswegs unaufhaltsamen - Aufstieg der Augsburger Welser verfolgt Rolf Kießling die Entwicklung der Memminger Vöhlin, die Ende des 15. Jahrhunderts eine folgenreiche Allianz mit den Welsern eingingen. Kießling legt dar, daß die Karrieren der Vöhlin und Welser eine Reihe von Parallelen aufweisen, die eine Zusammenarbeit nahelegten und schließlich sogar als logische Konsequenz erscheinen ließen. Eine durch den Fernhandel, vor allem den Textilhandel, gespeiste wirtschaftliche Dynamik, erheblicher politischer Einfluß, ein zunehmendes Bedürfnis nach Repräsentation und Investitionen in ländlichen Güterbesitz waren für diese Entwicklung kennzeichnend. Eine planmäßige Strategie kommt schließlich in den Heiratsverbindungen der Vöhlin zum Ausdruck, die auf eine „Vernetzung mit den übrigen ostschwäbischen Zentren der Textil-, insbesondere der Barchentproduktion und des Vertriebs" abzielte. Die Konvergenz wirtschaftlicher Interessen und familiärer Netzwerke mündete schließlich in eine Welser-Vöhlinsche Doppelheirat und die folgende Verschmelzung der unternehmerischen Kräfte in einer Firma. Diese Kooperation, so Kießling, „erschloß wechselseitig die Ressourcen an den Schlüsselpositionen schwäbischer Wirtschaft." Dabei handelte es sich jedoch nicht, wie Kießling weiterhin nachweist, um einen singulären Fall innerhalb der schwäbischen Wirtschaftsgeschichte. Vielmehr war die Zusammenarbeit mit den Welsern und die Abwanderung der meisten Firmenmitglieder von Memmingen nach Augsburg Ausdruck allgemeinerer Strukturveränderungen, in deren Folge Memmingen sich vom Fernhandelszentrum zum regionalen Wirtschaftszentrum wandelte, in dem die grundbesitzende Patrizierschicht politisch den Ton angab. Eine zweite Gruppe von Beiträgen behandelt die wirtschaftlichen Aktivitäten der Welser zur Blütezeit ihrer Unternehmen im 16. Jahrhundert. Der Band enthält
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ein letztes Wort des mittlerweile verstorbenen Wolfgang von Stromer zu seinem Lebenswerk, das der Wirtschaftsgeschichte von Nürnberg gewidmet ist. Der Beitrag weist auf die Unzulänglichkeit des Forschungsstandes zu den Nürnberger Welsern hin, plädiert aber nachdrücklich dafür, die Bedeutung des Nürnberger Zweigs des Handelshauses sowie überhaupt die Rolle Nürnbergs im Handels-, Produktions- und Verkehrssystem des 16. Jahrhunderts nicht gegenüber derjenigen der schwäbischen Konkurrentin zu unterschätzen. Gerade was Innovationen auf den Gebieten der Technologie und der betriebswirtschaftlichen Organisation betrifft, sah Stromer die fränkische Reichsstadt am Beginn der Neuzeit als besonders progressiven Standort an. Mark Häberlein untersucht die Beziehungen der Welser zu den Fuggern, die über mehr als ein Jahrhundert hinweg durch ein Oszillieren zwischen Kooperation und Konkurrenz geprägt waren. Das geschäftliche Verhältnis zwischen beiden Firmen durchlief dabei mehrere Phasen. Während die Kontakte zur Zeit der Welser-Vöhlin-Gesellschaft (1496 bis 1517/18) aufgrund der unterschiedlichen geschäftlichen Ausrichtung beider Firmen - abgesehen von der Beteiligung an der Ostindienfahrt von 1505 - noch eher sporadisch waren und sich vor allem auf das gemeinsame Vorgehen gegen Schuldner oder die kooperative Lösung geschäftlicher Schwierigkeiten beschränkten, verdichtete sich die Zusammenarbeit in der Ära Bartholomäus Welsers (1519-1552/53). Den Hintergrund dieser vielfältigen Geschäftskontakte bildete die Schwerpunktverlagerung der Welser-Firma vom Warenhandel auf Anleihe- und Finanzgeschäfte sowie die zunehmende geschäftliche Orientierung nach Spanien und Amerika. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts blieb der Welser-Konzern zwar ein wichtiger Geschäftspartner der Fugger, bewältigte die wirtschaftlichen Strukturwandlungen der Zeit aber wesentlich schlechter als die Fuggersche Konkurrenz und wurde zu deren Nettoschuldner. Ekkehard Westermanns Beitrag behandelt die Beteiligung der Nürnberger Welser am Saigerhandel in einer der bedeutendsten europäischen Montanregionen des 16. Jahrhunderts, dem Mansfelder Revier. Dort lassen sich drei Phasen des Welserschen Engagements, die mit unterschiedlichen Geschäftsstrategien korrespondierten, deutlich voneinander unterscheiden. Zwischen 1524 und ca. 1532 spielte Jakob Welser in der Leutenberger Saigerhandeisgesellschaft eine wichtige Rolle, zog sich aber bis 1534 aus dem Unternehmen zurück und machte damit den Weg für die Fusions- und Kartellpläne anderer Nürnberger Saigerhändler frei. Die Aktivitäten Sebastian Welsers in diesem Wirtschaftszweig um 1560 standen demgegenüber in Zusammenhang mit Welsers verlegerischen Aktivitäten im Nürnberger Messinggewerbe. Die dritte Phase, die Beteiligung Hans Welsers an der Gräfenthaler Saigerhandeisgesellschaft um 1600, ist gekennzeichnet durch eine verstärkte Einbindung des Mansfelder Silber- und Kupferhandels in weitläufige europäische und außereuropäische Verflechtungen. Reinhard Hildebrandt geht der Frage nach, welche Faktoren für den Zusammenbruch der Augsburger Weiser-Gesellschaft im Jahre 1614 verantwortlich wa-
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ren. Dabei sieht er die in der Literatur häufig als Ursachen genannten Kredite an den Kaiser sowie die spanischen und französischen Staatsbankrotte als weniger bedeutsam an als Probleme der geschäftlichen Organisation im Innern. Erbteilungen, das Ausscheiden von Teilhabern, das Fehlen einer tatkräftigen und kontinuierlichen Firmenleitung und der riskante Charakter fremdfinanzierter Gewürzgeschäfte führten bereits in den 80er Jahren des 16. Jahrhunderts zu geschäftlichen Schwierigkeiten, über welche die Konkurrenz aus dem Hause Fugger auch sehr genau Bescheid wußte. Aus dieser Perspektive erscheint das Ende des renommierten Unternehmens als „Zersetzungsprozeß, der sich wie eine schleichende Krankheit allmählich ausweitete," und es muß laut Hildebrandt eher überraschen, daß das Handelshaus sich überhaupt bis ins zweite Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts halten konnte. Das Venezuela-Unternehmen der Augsburger Welser, das in den letzten Jahren dank neuer Quellenfunde wieder verstärkte Aufmerksamkeit der Forschung auf sich gezogen hat, wird in zwei Beiträgen dieses Bandes auf unterschiedlichen Ebenen behandelt: zum einen auf der Ebene der realen Geschäftspolitik und ihres (Miß-)Erfolgs, zum anderen unter dem Gesichtspunkt der Rezeption durch Historiker und Publizisten des 19. und 20. Jahrhunderts. Jörg Denzer argumentiert, daß die Erschließung der Provinz Venezuela den Welsern eine Reihe wirtschaftlicher Optionen eröffnete, die das Augsburger Handelshaus anfangs auch ernsthaft in seine Kalkulationen einbezog. Dazu gehörten der Abbau von Bodenschätzen, die Ausbeutung von Perlenvorkommen, die Produktion von Agrargütern und der Sklavenhandel. Daß die Welser die meisten dieser Optionen nach wenigen Jahren fallenließen und sich seit spätestens 1534 ganz auf die Suche nach dem Gold des „El Dorado" und die Eroberung einer reichen indianischen Hochkultur konzentrierten, lag Denzer zufolge in der Stellung der Welser-Vertreter in Venezuela begründet. Die Gouverneure und Faktoren vor Ort waren schon aufgrund ihrer persönlichen Umstände an möglichst raschen Gewinnen interessiert, und sie identifizierten sich nicht mit den langfristigen geschäftlichen Zielen ihrer Arbeitgeber. Vor Ort hatten sie einen großen Handlungs- und Ermessensspielraum, und sie konnten durch die selektive Weitergabe von Informationen an die Firmenzentrale auch die Geschäftspolitik der Welser maßgeblich beeinflussen. Michaela Schmölz-Häberlein zeigt demgegenüber, wie das VenezuelaUnternehmen der Welser von deutschen Historikern und Publizisten seit der Zeit des Kaiserreichs für aktuelle politische Zwecke und persönliche Ziele instrumentalisiert wurde. Die Wiederentdeckung des Welserschen Venezuela-Unternehmens im späten 19. Jahrhundert stand in engem Zusammenhang mit dem Expansionismus und der Flottenpolitik der Wilhelminischen Zeit. In dieser Zeit entstand auch der Mythos einer „Weiserflotte", der sich in der historischen Literatur später hartnäckig gehalten hat. Auch die Welser-Rezeption in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus trägt zeittypische Züge. Wurde die Enttäuschung über den Verlust der deutschen Kolonien nach 1918 auf das Welser-Unternehmen
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rückprojiziert, so machten Autoren, die nach 1933 über die VenezuelaStatthalterschaft schrieben, aus den deutschen Gouverneuren und Generalkapitänen Vorkämpfer für deutschen Lebensraum. Zwei weitere Beiträge stellen Aspekte der sozialen Position des Patriziats innerhalb der reichsstädtischen Gesellschaft in den Mittelpunkt. Carl A. Hoffmann geht in einer Analyse der Delinquenz und Strafverfolgung der patrizischen und kaufmännischen Oberschichten Augsburgs im 16. Jahrhundert der Frage nach, ob es in der frühneuzeitlichen Reichsstadt schichtenspezifische Sanktionsinstanzen und -mechanismen gab. Sein Ergebnis fällt weitgehend negativ aus: weder läßt sich eine eigene Standesgerichtsbarkeit nachweisen, noch wurden Delikte von Patriziern und Kaufleuten prinzipiell anders verhandelt und bestraft als diejenigen anderer Gruppen der städtischen Bürgerschaft. Abgesehen von gewissen Ehrenvorrechten im Verfahrensverlauf (Inhaftierung) konnten Patrizier und Kaufleute aus ihrer Kenntnis des reichsstädtischen Justizapparats und ihrer Integration in ein Netz einflußreicher Verwandter (Sozialkapital) mitunter Vorteile ziehen. Zudem arbeitet Hoffmann heraus, daß es fur die Beurteilung von Oberschichtendelinquenz von erheblicher Bedeutung war, ob Vergehen im Amt oder als Privatperson begangen wurden. Vor diesem Hintergrund „entstand bei jeder gerichtlichen Verfolgung eines Patriziers oder bedeutenden Kaufmanns ein subtiles Spannungsverhältnis zwischen Gleichheit aller Bürger vor den Gesetzen der Stadt und gewissen Vorrechten einer Elite." Mark Häberlein geht in einem zweiten Beitrag dem Wandel von gesellschaftlichen Leitbildern, Verhaltensmustern und „Lebensstilen" der Augsburger Welser und ihres sozialen Umfelds in der Zeit zwischen der karolinischen Regimentsreform in Augsburg (1548) und dem Dreißigjährigen Krieg nach. Zur Analyse der Veränderungen, die sich in diesem Zeitraum vollzogen, greift er auf Pierre Bourdieus Konzept unterschiedlicher Kapitalformen zurück. Der allmähliche Rückzug der meisten Familienmitglieder aus dem Handel erscheint aus dieser Perspektive als Reinvestition einer bestimmten Form ökonomischen Kapitals (Handelskapital) in andere Formen ökonomischen (Depositen, Grundbesitz) und kulturellen Kapitals (Bildung). Das „Sozialkapital" enger familiärer Beziehungen zu einer Reihe von Familien der reichsstädtischen Oberschicht sicherte einerseits bis 1614 der Welserschen Handelsgesellschaft den Zugang zu den finanziellen Ressourcen verwandter Familien in Form von Depositen, stellte andererseits Verbindungen zu aufsteigenden Handelshäusern her, bei denen dann wiederum Kapital investiert werden konnte. Dem Themenkomplex von Kultur und Repräsentation der Welser schließlich gehen sieben Beiträge nach. Annette Kranz beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit einer Gruppe von Porträts von Angehörigen und Verwandten der Welser, die Christoph Amberger malte (oder die ihm zumindest zugeschrieben werden). Die Porträts decken verschiedene Schaffensperioden des Künstlers ab und lassen - so die zentrale These von Kranz - die individuellen Vorlieben und Wünsche der
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Auftraggeber deutlich erkennen. Während das frühe Porträt Anton Welsers d.J. (1527) in seiner Zuschreibung erhebliche Probleme aufwirft, läßt sich an den Doppelporträts der Ehepaare Hieronymus Sailer/Felicitas Welser (1537) sowie Konrad Peutinger/Margarethe Welser (1543) der Wunsch nach repräsentativer Selbstdarstellung klar ablesen. Spiegeln die Sailer-Porträts das soziale Geltungsbedürfnis des erfolgreichen Kaufmanns und gesellschaftlichen Aufsteigers wider, dienen die Peutinger-Porträts der Memoria des alternden humanistischen Gelehrten und seiner ebenfalls gebildeten Ehefrau. Die Bildnisse stehen damit beispielhaft fur die Entwicklung „vom genealogisch motivierten Familiendokument zum repräsentativen Kunstwerk", welches das Selbstverständnis des wirtschaftlich erfolgreichen und künstlerisch anspruchsvollen Augsburger Bürgertums reflektiert. Helmut Zäh widmet der fast ein halbes Jahrhundert währenden Ehe von Konrad Peutinger und Margarete Welser eine eigene Studie, die die wichtigsten Textzeugnisse dieser Beziehung nicht nur interpretiert, sondern im Anhang erstmals auch im Originaltext und in Übersetzung umfassend zugänglich macht. Peutinger betrachtete Zäh zufolge seine Ehefrau im Rahmen seiner gelehrten Studien als Partnerin, sah ihren Anteil jedoch nicht als gleichberechtigt an, sondern beanspruchte die Führungsposition im Haushalt wie im humanistischen Studium stets fur sich selbst. Die Analyse der Zeugnisse über Peutingers Ehe sowie über die Ausbildung seiner Kinder ergibt ferner, daß humanistische Bildung fur Peutinger kein Selbstzweck war, sondern vorrangig der Förderung der eigenen Reputation diente. Auch der von Peutinger fingierte, vor Gelehrsamkeit förmlich strotzende Brief seiner Frau an ihren Bruder Christoph Welser (1511/12) war ganz von diesem Prestigegedanken geleitet. Zu den kulturgeschichtlichen Besonderheiten der Welser gehört auch, daß sich aus der Mitte des 16. Jahrhunderts gleich zwei handschriftliche Sammlungen von Kochrezepten aus dem Kreis der Patrizierfamilie erhalten haben, die zugleich die beiden ersten Kochbücher aus dem deutschsprachigen Raum sind, die sich bestimmten Frauen zuordnen lassen. Elvira Glasers sprachgeschichtliche Analyse der Kochbücher der Philippine und der Sabina Welser zeigt jedoch, daß zwischen den beiden Handschriften kein entstehungsgeschichtlicher Zusammenhang feststellbar ist. Die Gliederung der Sammlungen und die verwendeten Schreibformen weisen jeweils spezifische Eigenheiten auf, so daß Glaser zu dem Schluß kommt, „daß die beiden Kochbücher so unterschiedlich sind, wie es im Rahmen des zeitgenössischen Textmusters möglich ist." Während die Rezeptsammlung der Sabina Welser mit hoher Wahrscheinlichkeit von dieser selbst geschrieben wurde, lassen sich im Kochbuch der Philippine mehrere Handschriften ausmachen, von denen die „Haupthand" nicht diejenige der Besitzerin war. Vielmehr kann Glaser vier Schreiber(-innen) unterscheiden, von denen sich drei dem schwäbisch-fränkischen Raum zuordnen lassen und unter denen sich wahrscheinlich Philippine und ihre Mutter Anna Welser befanden. Beide Rezeptsammlungen dürften damit den Ge-
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schmack einer Augsburger Patrizierfamilie und ihres Umfeldes um 1550 wiedergeben. Anhand der Büchersammlungen, welche die Brüder Anton, Markus und Paul Welser sowie der Welser-Schwager Andreas Merz um 1600 zusammentrugen, zeigt Hans-Jörg Künast auf, daß der Besitz von großen Bibliotheken mit mehr als 1000 Bänden in der Augsburger Oberschicht keine Seltenheit war. Es handelte sich hierbei um ausgesprochene Universalbibliotheken, in denen sich theologische, historisch-politische, juristische, medizinische und naturwissenschaftliche Werke aus den wichtigsten Zentren des europäischen Buchdrucks fanden. Die meisten Bücher in den Welser-Bibliotheken waren in lateinischer Sprache gedruckt, doch verweist die Präsenz von französischen, italienischen und spanischen Drucken daneben auch auf die Sprachkenntnisse und die europäischen Geschäftsverbindungen der Welser. Entsprechend den besonderen Neigungen und individuellen Interessen der Besitzer lassen die Sammlungen auch spezifische Schwerpunkte erkennen. Schließlich verdient Künasts Hinweis hervorgehoben zu werden, daß diese Sammlungen nicht primär repräsentativen Zwecken dienten. Schmucklose Pergamenteinbände und die Aufbewahrung in Truhen verdeutlichen vielmehr den Gebrauchscharakter der Bücher für ihre gelehrten und vielseitig interessierten Benutzer. Wolf gang Kuhoff behandelt Markus Welsers Leistungen als Erforscher der römischen Vergangenheit seiner Heimatstadt und seine wichtigsten Werke zur Geschichte des römischen Altertums. Welser konnte dabei an die Sammel- und Publikationstätigkeit Konrad Peutingers anknüpfen, er ging jedoch in seiner Syntheseleistung auch deutlich über Peutinger hinaus. Inge Keil weist in einem kurzen Diskussionsbeitrag auf die vielfältigen naturwissenschaftlichen Interessen Markus Welsers hin, die in seinem Briefwechsel mit fuhrenden europäischen Gelehrten seiner Zeit über astronomische, kartographische und naturgeschichtliche Fragen ihren Niederschlag gefunden haben. Während Markus Welser wiederholt die Aufmerksamkeit der Historiker auf sich gezogen hat, blieb sein Bruder Paul (1555-1620) bislang weitgehend unbeachtet. Wolfgang E.J. Weber entdeckt ihn im abschließenden Beitrag dieses Bandes als Reichspublizisten wieder, genauer: als - mutmaßlichen - Autor einer vorgeblichen „geheimen Instruktion" an den zum böhmischen König gewählten Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, die Weber zufolge „als beeindruckendes Zeugnis erfolgreicher Anwendung der Hauptprinzipien des neuen Staatsräsondenkens auf den Fall der böhmischen Rebellion gewertet werden darf." Der Text, der während der Schuldhaft Paul Welsers nach dem Bankrott des Augsburger WelserUnternehmens entstand und in einer deutschen Fassung auch in Augsburg gedruckt wurde, analysiert die Lage des neuen Königs nach seiner Wahl, seine Handlungsoptionen und seine Zukunftsaussichten, die zutreffend, aber nicht ohne anticalvinistische Tendenz, als äußerst düster beschrieben werden.
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Mit diesen Beiträgen sind natürlich längst nicht alle politik-, wirtschafts-, sozial- und kulturgeschichtlichen Aspekte des Themas abgedeckt. Nicht alle Kenner der Materie konnten für diesen Sammelband und die vorausgegangene Tagung gewonnen werden, und zahlreiche bislang unbearbeitete Quellen und Themenbereiche harren noch der genaueren Aufbereitung. Somit ist es das Anliegen dieses Bandes, nach mehr als einem Jahrhundert der Welser-Forschung eine Zwischenbilanz der bisherigen wissenschaftlichen Bemühungen zu ziehen und zugleich zu weiterer Beschäftigung mit einem überaus facettenreichen Forschungsthema anzuregen. Die Tatsache, daß trotz aller angesprochenen Forschungslücken hiermit die umfangreichste Bestandsaufnahme der Welser-Geschichte seit fast einem Jahrhundert vorgelegt werden kann, mag das Potential veranschaulichen, das die Thematik gerade auch im Hinblick auf aktuelle Forschungsinteressen birgt.
Anmerkung zur Schreibweise von Personennamen Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes hatten in gewissen Grenzen die Freiheit, die Vornamen von Personen gemäß ihrer Präferenz, also z.B. wahlweise Marcus oder Markus Welser, Conrad oder Konrad Peutinger, Margarete oder Margarethe Welser zu schreiben. Im Register sind die unterschiedlichen Schreibweisen jedoch zu einem Eintrag zusammengefaßt. Im Zuge seiner Revision der Welser-Genealogie im Spätmittelalter gelangt Peter Geffcken darüber hinaus zu Ordnungsziffern für namensgleiche Personen, die von der älteren Literatur abweichen. So erhält durch die genaue Bestimmung eines bislang genealogisch nur unzureichend verorteten Bartholomäus Welser auch der berühmteste Träger dieses Namens, der von 1484 bis 1561 lebte, bei Geffcken die Ordnungsziffer VI (statt der bislang in der Literatur geläufigen V). Da die genealogischen Recherchen Geffckens den anderen Autorinnen und Autoren dieses Bandes noch nicht zugänglich waren, schreiben diese zum Teil weiterhin von Bartholomäus (V) Welser. Es wird sich zeigen, ob sich Geffckens neues System der Ordnungsziffern in der künftigen Forschung durchsetzt.
Die Welser und Vöhlin vom 13. bis zum frühen 16. Jahrhundert
Die Welser und ihr Handel 1246-1496 Peter Geffcken
1. Kenntnisstand und Zielsetzung Einer Mode der Zeit folgend, begann sich die Familie im 16. Jahrhundert fur ihre eigene Geschichte zu interessieren, wobei besonders der nach Nürnberg übersiedelte Jakob Welser (1468-1541) größere Aktivitäten entwickelte. Seine Korrespondenz der Jahre 1536/37 - sie bietet die erste Stammensvisierung1 der Welser - läßt allerdings erkennen, daß sein Wissen, wo es überhaupt substantiell ist, auf eigenem Erleben, Erzählungen der Eltern oder Befragung von Verwandten beruhte und nur bis zum Großvater zurückreichte. Anders als Lukas Rem, der bei der Niederschrift seines Tagebuchs2 auf familiäre Notizen und sogar ein Rechnungsbuch des Urgroßvaters aus dem 14. Jahrhundert zurückgreifen konnte, standen Jakob entsprechende Unterlagen nicht zur Verfugung. Läßt sich dies noch mit unterschiedlichen Interessen der Vorfahren erklären, so ist höchst auffällig, daß die Familie auch über keine älteren Urkunden mehr verfugte: Trotz Beteiligung der Augsburger Welser an den Nachforschungen, verdankte Jakob den einzigen sicheren Nachweis für ein Familienmitglied aus der Zeit vor 1400 den reichhaltigen Archivbeständen seines Vetters Georg von Argon.3 Das Fehlen von wirklich frü-
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Die familiengeschichtliche Skizze findet sich in einem Brief Jakob Welsers an seinen Freund Konrad Haller vom 1. Januar 1537 (Johann Michael von Welser: Die Welser, des Freiherrn Johann Michael von Welser Nachrichten über die Familie. Nürnberg 1917. Bd. 1. S. 2-4); die Bezeichnung ist erst durch eine Sammlung genealogischer Notizen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bezeugt (Archiv der Freiherrlich von Welserschen Familienstiftung Schloß Neunhof [=Welser-Archiv], Nr. 236: Verzaychnuß öttlicher Allter Walser wo die zu finden seyen sampt einer erklärung über beyliegende Jacob Wälserische Stammensflsierung und derselben defect und mängell). Tagebuch des Lucas Rem aus den Jahren 1494-1541. Hg. von Benedict Greiff. Augsburg 1861. In: Jahresbericht des Historischen Vereins im Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg Bd. 26. Die Nachforschungen hatten schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts eingesetzt. Jakobs Bruder Lukas (Π) Welser erstellte 1511 in Augsburg die Abschrift einer Originalurkunde vom 3. Juli 1330, die ihm Georg von Argon zur Verfügung gestellt hatte (Welser-Archiv. Nr. 238). Das Fehlen von Alturkunden bei den Welsern spiegelt den massiven Besitzverlust der Familie im 14. Jahrhundert, auf den im folgenden noch eingegangen wird.
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hen Belegen fur die Familie wurde von Jakob recht freihändig mit der Plünderung des Rathauses durch einen Herzog von Schwaben 1080 (sie) erklärt; nur als Topos, als Ausdruck seines Selbstverständnisses als Patrizier, ist allerdings zu werten, wenn er behauptete: gleichwol Ist wißentlich das damals vnnd davor, meine liebe Elttern [= Älteren/ Vorfahren] Seeligen, Rathsgenossen und bey den Obersten Ambten zuo Augspurg gewest sendt. Objektiv bleibt der Informationswert der Darstellung eher bescheiden; aus wissenschaftlicher Sicht wäre man weitaus glücklicher, wenn Jakob Aufzeichnungen über sein Leben und besonders seine Tätigkeit als Kaufmann hinterlassen hätte. Allerdings kann man nicht abstreiten, daß er sich - entsprechend den damaligen Möglichkeiten - redlich bemühte. Selbst der Schwager Dr. Konrad Peutinger, der als Historiker großes Ansehen genoß und sich ebenfalls mit der Geschichte der Welser beschäftigt hatte, konnte nur feststellen, daß das Ergebnis der eigenen Studien sich auch sonst mit Jacob Welsers anzaigen, als vil mein Hausfraw Angeet, fast vergleicht Die Versuche, die Geschichte der Familie aufzuhellen, waren mit dem Tod Jakobs keineswegs beendet. Als nächster trat Clemens Jäger auf den Plan, der in diesen Dingen als Kapazität galt und eine Reihe von Patriziern und Kaufleuten mit historisch nicht sonderlich zuverlässigen, aber prächtig aufgemachten Familienchroniken beglückt hatte.5 Er ist als Autor einer noch erhaltenen, zumindest in ihrem Kern 1546 entstandenen Geschlechtsbeschreibung anzusprechen.6 Wie Klagen über die schlechte Quellenlage erkennen lassen, scheiterte auch Jäger an einer schlüssigen Klärung der Zusammenhänge des 14. Jahrhunderts; immerhin gelang es ihm, eine Reihe älterer Urkunden zu erschließen.7 Auf Jägers Vorarbeiten basierten - wie eine Sammlung kritischer Notizen erwähnt - außerdem Dar4 5
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J. M. v. Welser: Die Welser (Anm. 1) Bd. 2. S. 1 f. Die Arbeiten Jägers ( t 1569) gediehen im Fall der Welser nicht bis zur Niederschrift eines illustrierten Ehrenbuchs: Die Vorrede des 'Geschlechtsbüchlein' spricht von Herrn Bartolme Welsers, der ain Granderin gehabt, ihme von Clement Jäger dem alten Ratsdiener allhie verehrter Geschlechtstaffel (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] S. 6), eine Formulierung, die auf eine kleinere Arbeit, wohl einen gemalten Stammbaum verweist. Die Geschlechtsbeschreibung von 1546, in erster Linie eine Materialsammlung, dürfte die Grundlage für diese Arbeit gewesen sein. Der Verfasser der im Bayerischen Hauptstaatsarchiv liegenden Geschlechtsbeschreibung nennt zwar nicht seinem Namen, erwähnt jedoch 1546 als Entstehungsjahr (München BayHStA, Personenselekt 500 [Weiser] Nr. 4. f. 2v: davon ist ain rechter ordentlicher Stammen Anno 1546 von mir aufgericht worden [...] wie dan solicher Stammen durch den Herren Hanns Welsern inn Nürnberg und Zwickaw auch durch mich Inn Augspurg erfragt und zusamen getragen worden ist.). Für Jäger als Autor spricht der Charakter der Arbeit mit teilweise wörtlichen Quellenzitaten, der fur ihn typische Verweis auf die Verwertung von Nachrichten aus den Steuer- und Leibgedingbüchern und die erste Erwähnung der Quellen des 13. Jahrhunderts, von deren Existenz die Familie noch 1537 keine Ahnung hatte. Allerdings scheint es sich nicht um ein Orginal von der Hand Jägers, sondern um eine Abschrift zu handeln, so daß besonders im Schlußteil Ergänzungen denkbar wären. Die Darstellung erwähnt erstmals drei Urkunden des 13. Jahrhunderts (1241[Ilsung, gefälscht], 1246 [echt], 1264 [echt]), außerdem weitere echte und gefälschte bzw. verfälschte Urkunden des 14. Jahrhunderts.
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Stellungen Christoph Welsers des Älteren (1517-1593) und des Bürgermeisters Johann Welser 'zu Mittelstetten' (1497-1559).8 Eine direkte Bewertung ist nicht möglich; beide Arbeiten sowie eine Stammesentwerffung Matthäus Welsers (1523-1578) sind verschollen.9 Einen gewissen Schlußpunkt markiert um die Wende zum 17. Jahrhundert Bartholomäus Welsers (1557-1628) Geschlechtsbüchlein, das den damaligen Wissensstand für die Zeit bis 1560 zusammenfaßte. Nachdem sich Anfang des 17. Jahrhunderts ein Rückzug aus dem Handel abzeichnete, war die Familie an einer Aufhellung der bürgerlichen Wurzeln nicht mehr sonderlich interessiert; in den Vordergrund trat nun der Wunsch, altadelige Herkunft nachzuweisen. Die in Spanien übliche Bezeichnung der Welser als Beizares beflügelte sichtlich die Phantasie der Genealogen, und es dauerte nicht lange, bis man, in typisch späthumanistischer Konjektur, im römischen Feldherren Beiisar einen sprachlich passenden Vorfahren entdeckt hatte. Der Rest war fur geschickte Fälscherhände Routine. Kurz darauf fand sich 'zufällig' der Brief eines Baseler Domherren Emanuel Welser an seinen Bruder Octavianus, der Reichs Stadt Augspurg Haubtman und Kriegsrat, aus dem Jahre 1073,10 der wundersamerweise Details über die Anfänge der Beiisar/ Welser in grauer Vorzeit zu berichten wußte. Auch eine Urkunde Karls V. von 1525, die mehrere inserierte Privilegien der Familie bis zurück zu Karl dem Großen bestätigte," tauchte nun auf. 1618 ließ man notarielle Abschriften anfertigen und diese von der Stadt Nürnberg beglaubigen; die 'Originale' gingen, so schnell wie sie 'entdeckt' worden waren, wieder 'verloren'. Unter Vorlage der Abschriften erfolgte schließlich am 28. Mai 1621 die Konfirmation durch Ferdinand II., wodurch den Welsern ihre römischen Wurzeln nun auch von allerhöchster Stelle bestätigt worden waren. Im 19. Jahrhundert begann in der Familie dann eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Tradition. Durch Erfassung zeitgenössischer Quellen versuchte man den Wahrheitsgehalt der familiären Überlieferung abzuklären - schon
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Welser-Archiv Nr. 236: Der Autor zweifelte an der Qualität der Belege für einen angeblich 1392 lebenden Bartholomäus Welser und dessen Ehefrau 'Seelmännin' und stellte fest, wayßt man nicht ander kundtschaft denn wie inn Herr Christoff Welsers des öllteren Stammen welchen, wie auch den zu Mittelstetten, der allte Jäger raths diener weylundt zusamen getragen und Herren Bartt[elm]e Reiser], Christoffen Vattern s[elige]n verehret hatt gesehen wierdt). Johann Welser 'zu Mittelstetten', der Sohn des Verfassers der Stammensvisierung, ist mit jenem Johann Welser zu identifizieren, der den Autor der 'Geschlechtsbeschreibung [1546]' mit Nachrichten aus Nürnberg und Zwickau versorgt hatte. Die Vorrede des 'Geschlechtsbüchlein' erwähnt u.a. die Verwertung von Nachrichten auß Herrn Hans Welsers weillend Bürgermaister, zu Mittelstetten auffgerichter ganzer Weiserischer Sipschaft, auß Herrn Matheus Welsers weillund gehaimen Raths alhie hinderlassen Stammesentwerffung... (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] Bd. 1. S. 6). Erhalten hat sich im Welser-Archiv das Fragment einer anonymen Geschlechtsbeschreibung, die - wie aus Angaben zu Anton Welsers Sohn Johann und Georg Vetter d.J. zu erschließen - um 1528/30 entstanden sein dürfte (Weiser-Archiv Nr. 237). J. M. v. Weiser: Die Welser (Anm. 1) Bd. 2. S. 5-7. J. M. v. Welser: Die Welser (Anm. 1) Bd. 2. S. 8-15.
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damals wurde die Abstammung von Beiisar in das Reich der Fabel verwiesen und entwickelte daneben ein ausgeprägtes Interesse an der wirtschaftlichen Rolle der Familie. 1917 veröffentlichte Ludwig Freiherr von Welser (1841-1931) seine zweibändige Monographie 'Die Welser' 12 , wobei er auf umfangreiche Vorarbeiten des Vaters Johann Michael Freiherr von Welser (1808-1875) zurückgreifen konnte. Seinen besonderen Wert erhielt das Werk durch eine reiche Materialsammlung mit verschiedenen Erstveröffentlichungen von Quellen; dagegen scheiterte Welser beim Versuch, die frühen Zusammenhänge der Familie zu klären, da er sich letztlich nicht von Traditionen zu lösen vermochte. In seinem spätmittelalterlichen Teil bietet das Werk somit keine Basis für wissenschaftliche Untersuchungen, die heutigen Standards entsprechen, wie beispielsweise ein Aufsatz Theodor Gustav Werners von 1967 erkennen läßt.13 Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, diese Lücke zu schließen, wobei die Entwicklung der Familie in ihrem sozialen Umfeld skizziert und zugleich für zukünftige Forschungen ein tragfähiges Gerüst prosopographischer Daten ermittelt werden soll. 14
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J. M. v. Welser: Die Welser (Anm. 1). Theodor Gustav Werner: Bartholomäus Welser. Werden und Wirken eines königlichen Kaufmanns der Renaissance. In: Scripta Mercaturae 1/1967, S. 71-88. Im Kapitel 'Die Handelsgesellschaften der Welser des 14. und 15. Jahrhunderts' präsentiert Werner beispielsweise verschiedene Behauptungen der Familientradition als Tatsache, ohne deren Qualität kritisch zu prüfen. Die Untersuchung basiert auf zeitgenössischen Quellen, die teilweise im Druck vorliegen: 1) Urkunden und Regesten: Monumenta Boica. Hg. v. d. Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München ab 1841; Urkundenbuch der Stadt Augsburg [=AUB], Hg. Christian Meyer. 2 Bände, Augsburg 1874/1878; Sebastian Hiereth: Archiv der Freiherren von Imhof auf Untermeitingen, Schwabmünchen 1985; Sebastian Hölzl, Peter Moser: Innsbrucker Schatzarchiv-Urkunden in München von 1222-1400 (1451). (Tiroler Geschichtsquellen Bd. 10). Innsbruck 1981; Eberhard Schott: Beiträge zur Geschichte des Carmeliterklosters und der Kirche von St. Anna in Augsburg, 4. Fortsetzung. In: ZHVS 7 (1880). S. 164-232; Friedrich Hector Graf Hundt: Die Urkunden des Klosters Indersdorf. In: Oberbayerisches Archiv 25 (1864). S. 1-507; Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für Bayerische Landesgeschichte. Reihe 2 a. Bd. 2: Karl Puchner: Die Urkunden des Klosters Oberschönenfeld 1248-1797. Augsburg 1953. Bd. 4: Richard Hipper: Die Urkunden des Reichsstiftes St. Ulrich und Afra in Augsburg 1023-1440. Augsburg 1956. Bd. 7: Walther E. Vock: Die Urkunden des Hochstifts Augsburg 769-1420. Augsburg 1959. 2) Nekrologe: Monumenta Germaniae Historica, Necrologia Germaniae [= MGH Necr.]. Hg. Franz Ludwig Baumann: Τ. 1 [Dioceses Augustensis, Constantiensis, Curiensis]. Berlin 1888. T. 3 [Dioceses Brixinensis, Frisingensis, Ratisbonensis], Berlin 1905; Albert Haemmerle: Das Necrologium des Augustiner-Chorherren-Stiftes St. Georg in Augsburg. München 1936; ders.: Die Necrologia des Chorherren-Stiftes St. Moritz in Augsburg. München 1938; ders.: St. Ulrichsbruderschaft Augsburg, Mitgliederverzeichnis 1466- 1521. München 1949; ders.: Das Necrologium des Ordens der Minderen Brüder zu den Barfüßern in Augsburg. München 1955; ders.: Das Necrologium des Benediktinerinnenklosters St. Nicolaus in Augsburg. München 1955; ders.: Das Necrologium des Dominikanerinnenklosters St. Margareth in Augsburg. München 1955; ders.: Die Necrologia und Ordinationsbücher des Augsburger Domkapitels und der Vicarierbruderschaft St. Mang am Dom zu Augsburg. Bd. 4: Die Necrologe der Vicarierbruderschaft St. Mang am Dom. München 1958.
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Eine Aufgabe, deren Umsetzung bei phasenweise spärlicher Quellenlage nicht unerhebliche Probleme bereitet, da die Geschichte der Welser deutliche soziale Wechsellagen erkennen läßt und ein Bild voller Brüche bietet. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Darstellung der wirtschaftlichen Aktivitäten der Familie. Schon 1924 hatte Hektor Ammann15 eine Veröffentlichung zur Frühgeschichte der Welser und Vöhlin angekündigt, die jedoch nie realisiert wurde. Während die Ergebnisse der Forschungen zur Vöhlin-Gesellschaft aber wenigstens vor einiger Zeit von Eirich zusammengefaßt wurden,16 blieb eine Darstellung der Frühgeschichte des Welserschen Handels bislang Desiderat der Forschung. Ein wichtiger Aspekt ist in diesem Zusammenhang die Klärung der Entstehungsgeschichte der Welser-Vöhlin-Gesellschaft, zu der die Literatur höchst widersprüchliche Auffassungen bietet.
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3) Chroniken: Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert [=DStChr]: Bd. 4. Leipzig 1865. Bd. 5. Leipzig 1866. Bd. 22. Leipzig 1892. Bd. 23. Leipzig 1894. Bd. 34. Leipzig 1929. 4) Handelsgeschichtliche Quellen: Ott Rulands Handelsbuch. Bibliothek des Literarischen Vereins Stuttgart 1/4. Stuttgart 1843; Eduard v. Oefele: Rechnungsbuch des oberen Vicedomamtes Herzog Ludwigs des Strengen 1291-1294. In: Oberbayerisches Archiv 26 (1865/66). S. 272-337; Franz Bastian: Oberdeutsche Kaufleute in den älteren Tiroler Raitbüchern (12881370). (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte Bd. 10). München 1931; Bruno Kuske: Quellen zur Geschichte des Kölner Handels und Verkehrs im Mittelalter. 4 Bände. Bonn 1917-1923; Werner Schnyder: Handel und Verkehr über die Bündner Pässe im Mittelalter. 2 Bände. Zürich 1975; Renee Doehaerd: Etudes Anversoises. 3 Bände. Paris 19621963; Henry Simonsfeld: Der Fondaco dei Tedeschi in Venedig und die deutschvenezianischen Handelsbeziehungen. 2 Bände. Stuttgart 1887; Aloys Schulte: Geschichte des mittelalterlichen Handels und Verkehrs zwischen Westdeutschland und Italien mit Ausschluß von Venedig. 2 Bände. Leipzig 1900. 5) Sonstiges: Das Stadtbuch von Augsburg, insbesondere das Stadtrecht vom Jahre 1276. Hg. Christian Meyer. Augsburg 1872; R. Hoffmann: Die Augsburger Baumeisterrechnungen von 1320-1331. In: ZHVS 5 (1878). S. 1-220; Hermann Vietzen: Das Lehenbuch des Hochstifts Augsburg von 1424 (Allgäuer Heimatbücher Bd. 11). Kempten 1939; Albert Haemmerle: Die Hochzeitsbücher der Augsburger Bürgerstube und Kaufleutestube bis zum Ende der Reichsfreiheit. München 1936; Albert Haemmerle: Die Leibdingbücher der freien Reichsstadt Augsburg 1330-1500. München 1958; Gerhart Nebinger, Norbert Schuster: Das Burgauer Feuerstattguldenregister. In: Festgabe Paul Auer zum 80. Geburtstag (Das Obere Schwaben vom Illertal zum Mindeltal Folge). Neu-Ulm 1963. S. 77-124. Der Nachlaß von Hektor Ammann mit seinen umfangreichen Materialien zur oberdeutschen und schweizer Wirtschafts- und Sozialgeschichte wird heute vom Institut für vergleichende Städtegeschichte der Universität Münster verwaltet und wurde dem Verfasser freundlicherweise zugänglich gemacht. Er enthält einen Akt 'Welser', Materialsammlung für eine geplante, aber nicht realisierte Publikation, dessen Belege sich jedoch überwiegend auf die Vöhlinbzw. die Welser-Vöhlin-Gesellschaft beziehen. Eine größere Zahl Regesten, hauptsächlich von schweizer und tiroler Quellen, wurde dem Akt entnommen; ihr Verbleib ist bislang nicht geklärt. Die Ankündigung der Veröffentlichung findet sich in einem Brief Ammanns an Askan Westermann vom 27. Mai 1924 (Akt Welser. Blatt 123). Raimund Eirich: Memmingens Wirtschaft und Patriziat von 1347 bis 1551. Weißenhorn 1971.
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2. Ältere Zusammenhänge Die Welser17 zählen zu den am frühesten nachweisbaren Augsburger Familien. Entgegen den Angaben der Haustradition und der frühneuzeitlichen Historiographie18 spielten sie jedoch im 13. Jahrhundert politisch noch keine Rolle; sie lassen sich weder im Rat noch in einem kommunalen Amt nachweisen.19 Gerade zwei 17
Der Zuname ist in Augsburg keineswegs singular: Seit dem 14. Jahrhundert sind Namensträger belegt, die in keinem verwandtschaftlichen Zusammenhang mit der Patrizierfamilie stehen. 1346 erwarb der Welsersche Handelsdiener Berhtold Welser Augsburger Bürgerrecht. 1357 wird ein Claus Welser erwähnt (Aug. StA. Steuerbuch [= im folgenden StB] 1357 f. la; vgl. auch W. Vock: Urk. Hochstift [Anm. 14] Nr. 417 [1361. IX. 5]). Der 1399 aus München zugewanderte Johann Welser (Aug. StadtA. Schätze 74 [Bürgerbuch I] f. 153v), wohl verwandt oder identisch mit dem 1397-1399 genannten Inhaber des Spatenbräus (Fritz Sedlmayr, Lore Grohsmann: Die „prewen" Münchens seit 1363 bis zur Aufhebung der Lehensverleihung durch den Landesfürsten, 1814. Nürnberg 1969. S. 22) dürfte als Stammvater einer Augsburger Brauerfamilie anzusprechen sein, die mit Johann Welser (f 1486/91) ein Mitglied des Großen Rats (1456-1476) stellte. In der Schmiedezunft läßt sich seit Mitte des 15. Jahrhunderts eine Sattlerfamilie Welser und gegen Ende des Jahrhunderts ein Schlosser Johann Welser fassen. Der in den 1460er Jahren aus Prittriching bei Landsberg zugewanderte Schuster Claus Welser (f 1500) ist 1486-1491 als Ratsherr und anschließend als Ratsdiener bezeugt (DStChr. 34 [Anm. 14] S. 345). Auch Georg Welser, 1517 als Mitglied der Kanzlei des Bischofs von Speyer erwähnt und wohl identisch mit einem gleichnamigen Heidelberger Studenten von 1499, ist einer dieser Zunftfamilien zuzuordnen (Eduard Gebele: Augsburger auf hohen Schulen. In: ZHVS 53 (1938) S. 78, Aug. StadtA. StB 1516 [Nachsteuereinträge]). Auf dem Hintergrund der dünnen Quellenlage des 13. Jahrhunderts und einer erst 1317 einsetzenden Siegelüberlieferung (vgl. im folgenden Anm. 32) ist es müßig, über die Herkunft der Familie oder Querverbindungen zu anderen frühen Namensträgern wie z.B. in Ulm zu spekulieren. Auszuschließen ist ein Zusammenhang mit dem von Stetten (Paul von Stetten d.J.: Geschichte der adeligen Geschlechter in der freyen Reichsstadt Augsburg. Augsburg 1762. S. 99) als Mitglied der Familie angesprochenen Innsbrucker Richter Ulrich Welser, da dieser ein abweichendes Wappen führte (München. BayHStA. Urk. RSt Regensburg 935 [1351]: Siegelumschrift: + S. VLRICI. VELSERII. Siegelbild: Mann unter drei Sternen). Die Namensvariante im Siegel läßt eher einen Bezug zu der sich nach der Feste Völs am Schiern nennenden Südtiroler Adelsfamilie von Veils/ Velser vermuten (S. Hölzl, P. Moser: Schatzarchiv-Urkunden [Anm. 14] Nr. 125 [1350..XII.5]; W. Vock: Urk. Hochstift [Anm. 14] Nr. 191, 192 [1308. XI. 21 Bozen]).
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Das 'Geschlechtsbüchlein' bezeichnet einen Konrad Welser zu 1241 als Bürgermeister (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] Bd. 1. S. 18). Bei Langenmantel werden 'Heinrich Welser' zu 1246 und 'Seyfried Welser' zu 1264 als Stadtpfleger vorgetragen (David Langenmantel: Historie des Regiments in des Heiligen Römischen Reiches Stadt Augsburg. Frankfurt, Leipzig 1725. S. 13). Stetten nennt als Stadtpfleger unter Vorbehalt Bartholomäus und Konrad, die 1213 bzw. 1242 gestorben sein sollen und mit mehrerer Gewißheit dann Heinrich zu 1244 und 'Seyfrid' zu 1264 (P. v. Stetten d.J.: Geschlechter [Anm. 17] S. 98). Zum älteren Bürgermeister- und Stadtpflegeramt vgl. Peter Geffcken: Augsburg im Hoch- und Spätmittelalter. In: Augsburger Stadtlexikon. Hg. von Günther Grünsteudel. 2. neu bearb. Auflage. Augsburg 1998. S. 50). Friedrich Peter Geffcken: Soziale Schichtung in Augsburg 1396 bis 1521. München 1995. (Diss. München 1983) Anhang. S. 221f. [Tab. XXV]. Die überlieferten Ratszeugenreihen
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datierte B e l e g e sind aus dieser Zeit überliefert. Eine Urkunde von 1246 nennt bei der Übertragung eines Hauses in der Nähe des Alten Burgtors im hinteren Feld der Augsburger Zeugen einen Hainricus Welser20, und 1264 bezeugte ebenfalls in nachrangiger Position Sifridus Welsarius einen Verkauf der Pappenheimer an das Kloster St. Katharinen. 21 Interessant ist hier immerhin die strukturelle Gliederung der Zeugenreihe. Während die acht Zeugen vor Sifrid Welser sich aus bekannten Ratsfamilien rekrutierten, waren die beiden nach ihm genannten Zeugen bischöfliche Amtleute: Irmenhardus thelonearius verwaltete den bischöflichen Marktzoll und Lyvpoldus Sibertus nahm als Stellvertreter die Aufgaben des bischöflichen Burggrafen wahr. 22 Zählte also vielleicht auch Sifrid zum Kreis mittlerer Funktionsträger in der Verwaltung des Bischofs oder eines der Augsburger Stifte und Klöster? Zumindest könnte eine solche Annahme erklären, weshalb die Welser im 13. Jahrhundert in typisch städtischen Angelegenheiten noch nicht als Zeugen auftreten und auffällig spät im Rat erscheinen. 23 Weitere Angehörige der Familie lassen sich über den ältesten Nekrolog des Stifts St. Moritz erschließen. Zu dessen frühesten Einträgen, die nach Schriftbild und Dotation noch auf das 13. Jahrhundert verweisen, zählen die Jahrtage eines Heinrich Welser v o m 21. Dezember,
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nennen hauptsächlich bedeutendere Mitglieder und erlauben keine vollständige Rekonstruktion dieses Gremiums; die Möglichkeit einer kurzen Ratszugehörigkeit kann also nicht zwingend ausgeschlossen werden. Welser-Archiv. Nr. 240 [1246. VIII. 29 = frühe Abschrift] (vgl. Druck: AUB [Anm. 14] Bd. 1. S. 5. Nr. 6, mit vereinzelten Lesefehlern): [Augsburger Zeugen] Magister Albertus phisicus et Cunradus filius suits, Cunradus Cervus, Sibito Cervus, Lwpoldus Cervus, Wernherus Cancelarius, Hainricus Schongowensis, Cunradus Barba, Ulricus filius suus, Hainricus de Wilhain, Hainricus Notkovf Bertholdus Valman, Berhtoldus Barrarius, Wernherus Briwe et Bertholdus filius suus, Cunradus Sparrarius, Gerholdus Spehemugge, Sifridus Surdus, Hainricus Wizzenhorner, Rudolfus Hirnlinus, Cunradus Hirnlinus, Hainricus Hirnlinus, Hainricus de Wintzenpurch, Cunradus Negellin, Vlricus Hottinger, Eberhardus filius suus, Hainricus Welser, Albertus Zusmershuser, Hermannus Tuchelinus, Hainricus Notisen, Lupoldus Schroter et alii quam plures. Die hochrangigen Zeugen konzentrieren sich auf die erste Hälfte der [Teil-] Zeugenreihe. Heinrich Welser erscheint erst an 27. Stelle, die in seinem direkten Umfeld genannten Personen treten politisch nicht hervor. Aug. StA. KU Aug. St. Katharina 11 [1264. Π. 2]: Verkauf des Marschalls Heinrich von Pappenheim an St. Katharina: [Zeugen nach 8 Geistlichen und Rittern] Cives aut[em] Aug[ustenses] Voir. Fundanus, H. Schongoarius, C. et H. Cervi, C. Hvrloarius, C. Shoenbergarius, C. et H. Hollones, Sifridus Welsarius, Irmenhardus thelonearius, Lyvpoldus Sibertus et alii quam plurez. Liupold Sigebreht/ Sibertus ist 1265 und 1267 als Stellvertreter der eigentlichen Amtsinhaber (Schongauer) bezeugt (Aug. StA. KU Maria Medingen 18 [1265]; Aug. Archiv des Bistums Aug. U 55/1 [1267.1. 21]). Für einige Patrizierfamilien, die ursprünglich zum Kreis der bischöflichen Amtleute zählten und wohl als kleinere Ministerialen anzusprechen sind, ist im ausgehenden 13. Jahrhundert ein allmählicher Wechsel aus der bischöflichen in die bürgerliche Sphäre faßbar. So wurden die Hofmaier, bischöfliche Weiderichter und Verwalter des Stierhofs, erst im 14. Jahrhundert in den Kreis der Ratsfamilien integriert (vgl. meinen Artikel 'Hofmaier'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 509 f.), und auch die Portner, Verwalter des domkapitelschen Pförtneramtes, spielten erst in dieser Zeit politisch eine Rolle.
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seiner Ehefrau Gertrud v o m 9. April und eines weiteren Heinrich v o m 19. Januar.24 Wohl in die ersten Jahrzehnte des 14. Jahrhunderts sind die Jahrtage eines dritten Heinrich Welser v o m 7. September und eines Konrad Welser v o m 15. September zu setzen. 25 Faßbar ist in Augsburg auch kleinerer Grundbesitz: Ein Garten wird um die Mitte des 13. Jahrhunderts erwähnt, 26 als Dotationsgut eines Jahrtags bei St. Moritz erscheint ein Zins aus einer Hofstätte des Sifrid Welser, 27 eine Besitzliste v o n St. Moritz 28 verzeichnet um die Wende zum 14. Jahrhundert29 zwei Hofstätten, die die Familie als Leibgeding oder Zinslehen innehatte. Im Umland fehlen dagegen B e l e g e für Liegenschaften. A u c h eine Beteiligung am Handel ist noch nicht erkennbar, obwohl die Quellenlage gerade für das ausgehende 13. Jahrhundert recht günstig ist. In ihrer Gesamtheit zeichnen die frühen B e l e g e also ein reichlich vages Bild von der sozialen Stellung der Familie. Stiftungen und Augsburger Grundbesitz lassen zwar erkennen, daß die Welser durchaus über einiges Vermögen verfügt haben müssen; zu den Reichen und Mächtigen zählten sie offensichtlich noch nicht, dies hätte deutlichere Spuren hinterlassen. Ihr eigentlicher Aufstieg dürfte sich um die Wende zum 14. Jahrhundert vollzogen haben. Erst mit dem 1304 30 bis 1333 31 belegten Bartholomäus (I) Welser gewinnt ein Mitglied der Familie in den Quellen Konturen. 32 Sein Tod fallt in die Jahre zwi24
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Aug. StA. KLit. Aug. St. Moritz MB 2: p. 69 [XII. 21]: Hainricus dictus Weiser obiit, unde dantur II solidos de Oggenhouen. It. fratribuz dantur II solides pro vino [Nachtrag] presentibus; p.36 [IV. 9]: Gerdrut Voel Welserinna obiit, de qua dantur II solidos de Oggenhouen; p.25 [I. 19]: Hainricus dictus Welser obiit, unde dantur II solidos quos dat filius suus Bartholomeus, quos tenet adhuc expedire in redditibus [Eintrag gestrichen; Randvermerk: vacat ]. Wie bei anderen Stiftungseinträgen läßt sich aus dem identischen Dotationsgut erschließen, daß es sich bei den zuerst genannten Heinrich und Gertrud um ein Ehepaar handelt. Das eingeschobene Voel [korrumpiert?] könnte Geburtsname sein. Aug. StA. KLit. Aug. St. Moritz, MB 2: p. 55 [IX. 7]: Heinricus Welser obiit, unde dantur III solidos de orto Oetringerin, que antea fuerant censuales [Nachtrag: presentibus]; p. 56 [IX. 15]: Cvonradus dictus Waelser obiit unde dantur III solidos de curia in vohgau. Bei seinem Tod stiftete Berchtold Bachritter (f V.8) dem Domkapitel als Seelgerät u.a. in Augsburg ein Haus beim Garten der Welser (Mon. Boica [Anm. 14] Bd. 35a. S. 145 [Liber ord. Nr. 40]: domum sitam iuxta ortum welsarii soluentem annuatim Xsol. den. aug cum omni iure proprietatis et adiacentibus). Der Stifter ist 1234 bezeugt (Aug. StA. KU Steingaden 41[1234. Π. 17]); die Stiftung ist wohl etwas später anzusetzen. Aug. StA. KLit. Aug. St. Moritz, MB 2. p. 49 [VII. 16]: Maehthilt Groez obiit, unde dantur II solidos de curtili Sifridi Welserii. Aug. StA. KLit. Aug. St. Moritz, MB 2. p.22: Item de duobuz curtilibuz Welserii XVI dn. Die Liste erwähnt einen Ruodolfus de Sewun, der sich in Augsburg mit einer recht dichten Serie von Belegen (auch: de Sewn, de Sewen, Sewer, Sever) ab 1295 fassen läßt (u.a. F. Bastian, Tiroler Raitbücher [Anm. 14] S. 73, 75). Sein Jahrtag bei St. Moritz (f XI. 22) wurde um 1309 gestiftet, da er mit Abgaben eines in diesem Jahr vom Stift erworbenen Hofes zu Usterbach dotiert war (Aug. StA. KU Aug. St. Moritz 60 [1309. IV. 16]). Die Entstehung der Liste dürfte also um 1295/1309 anzusetzen sein. Die nur als Regest überlieferte Urkunde von 1304 erscheint in Teilen des Textes gefälscht. Die Zeugen, darunter Bartholomäus Welser, könnten aber durchaus einer echten Vorlage entnommen sein (München BayHStA. Personenselekt 500 [Welser], 4. f. lv).
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sehen 1334 und 1336," seine Geburt ist wahrscheinlich um 1270/80 anzusetzen.34 Über Bartholomäus lassen sich sogar die älteren Zusammenhänge der Familie rekonstruieren. Der Nekrolog von St. Moritz weist ihn als Sohn des am 19. Januar verstorbenen Heinrich Welser aus,35 und eine Urkunde von 1319 nennt seinen Großvater Sifrid Welser36 - zweifellos den Zeugen von 1264. Wenn für Sifrid damit ein Sohn Heinrich ausdrücklich bezeugt ist, wird man, bei der üblichen
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Aug. StadtA. Schätze 74 [Bürgerbuch I] f. 47r [1333. VII. 31]: Chunradus dictus Gailfuezze et dominus antiquus Bartholmeus Welser bürgen bei der Bürgeraufnahme des Hartmannus faber de Wertungen, der 1335 als Gailfußschwiegersohn bezeichnet wird (Aug. StadtA. Schätze 74 [Bürgerbuch I] f. 48r) Auch das Lilienwappen der Welser ist erst durch ein Siegel des Bartholomäus (I) belegt (Aug. StA. KU Aug. St. Katharina 66 [1317. VII. 16]). Erhalten haben sich - ζ. T. nur in Resten - desweiteren Abdrücke der Siegel seiner Söhne Johann (I) Welser (Aug. StA. Urk. DK Aug. 289 [1349. VII. 4]), Konrad (II) Welser (Ludwigsburg StA. Β 169. U 262 [1341. II. 13], Aug. StadtA. Urkundensammlung [= im folgenden US] 1343. III. 24), Bartholomäus (II) Welser (Aug. StA. Urk. DK Aug. 264 [1340. XII. 11], Ludwigsburg StA. Β 169. U 262 [1341. Π. 3], Aug. StadtA. US 1343. VIII. 30) und Ulrich (I) Welser (vgl. im folgenden Anm. 81), seiner Enkel Johann (Π) Welser (Aug. StA: Urk. DK Aug. Benefizien 80 [1363. VI. 28], Urk. DK Aug. 461 [1369. IV. 20]), Peter (I) Welser (Aug. StA. Urk. DK Aug. Benefizien 80 [1363. VI. 28]) und Konrad (ΠΙ) Welser (Aug. StA. KU Aug. St. Katharina 158 [1359. II. 4], München BayHStA. Urk. Pfalz-Neuburg. Varia Neoburgica 1254 [1367. XI. 28]), der Urenkel Bartholomäus (III) Welser (Aug. StA. KU Aug. Hl. Kreuz 199 [1439. XI. 24 ] ) und Berchtold Welser (Aug. StA. KU Aug. Hl. Kreuz 167 [1423. XII. 13]) und weiterer Nachkommen. 1334 wird sein Sohn als Herr Chunrad der junge Welser bezeichnet; Bartholomäus lebte also damals noch (Aug. StA. KU Aug. St. Katharina 105 [1334. VII. 25]). 1336 war er tot, da sein Schwiegersohn als H. Voegellin filiaster Waelserin aufscheint (Aug. StadtA. Schätze 74 [Bürgerbuch I] f. 50v [1336. XII. 5]). Indizien sprechen dafür, daß er 1335 nicht mehr am Leben war: Schon Anfang dieses Jahres wird sein Sohn Konrad bei der Bürgeraufnahme des Sifrid Gailfuß als Bürge genannt (Aug. StadtA. Schätze 74 [Bürgerbuch I] f. 48r [1335. II. 6]), während 1333 in ähnlichem Kontext noch Bartholomäus auftritt (vgl. Anm. 31). Außerdem wäre, falls er Mitte 1335 noch gelebt hätte, eine turnusmäßige Wiederwahl zum Stadtpfleger zu erwarten gewesen. Johann und Konrad, die beiden ältesten Söhne des Bartholomäus, werden 1321 erstmals als Zeugen genannt (K. Puchner: Urk. Oberschönenfeld [Anm. 14] Nr. 83 [1321. XII. 6]). Dies setzte Volljährigkeit voraus, also Geburt vor 1307. Sie ist aber früher, vielleicht um 1295/1300, anzusetzen, denn 1325 ist Johann Welser schon als Ratsmitglied (AUB [Anm. 14] Bd. 1. S. 241 f. Nr. 277) und Ehemann der Gysel Minner bezeugt, und auch Konrad dürfte in der ersten Hälfte der 1320er Jahre geheiratet haben. Bei einem damals üblichen Heiratsalter von 20 bis 25 Jahren ist Bartholomäus (I) Welsers Geburt demnach um 1270/80 anzusetzen. Vgl. Anm. 24. Wenn der Vater Heinrich urkundlich nicht bezeugt ist, obwohl die Augsburger Quellen gegen Ende des 13. Jahrhunderts deutlich dichter werden und Bartholomäus ein Haus als Erbe des Großvaters Sifrid übernahm, so scheint dies darauf hinzudeuten, daß Heinrich relativ jung und noch vor seinem Vater starb. Aug. StA. KLit. Aug. St. Moritz MB 2. p. 86 [1319. VH 25]: Das Kapitel von St. Moritz bekennt: Wenn Bartholomäus Welser dem Stift 2 Schillinge Zins aus einem Eigen überträgt, so sind im und sinen erben die zwen schilling geltes ledig die er uns und unserm capitel alliu iar von sines enin saelig Hern Sifrides des Welsers hous ze zins geben solt.
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Praxis der Nachbenennung, durchaus annehmen dürfen, daß Sifrid seinerseits ein Sohn des 1246 belegten Heinrich (I) Welser war. Auch ein Bruder des Bartholomäus läßt sich erschließen: 1321 steuerte er gemeinsam mit der consobrina sua dicta Welzaerin,37 also seiner Schwägerin, 38 bei der es sich, schon w e g e n der zeitlichen Nähe der Belege, nur um jene A g n e s handeln kann, die 1325 als Witwe eines Konrad Welser aufscheint. 39 D a Agnes wohl als Schwester des Stadtpflegers Heinrich Priol anzusprechen ist, läßt sich bei Konrad (I) Konnubium mit einer führenden Ratsfamilie erstmals direkt fassen. 40 Auch für Bartholomäus (I) Welsers Ehefrau Walburga 41 wird man also hochrangige Herkunft unterstellen dürfen. Bei den Welsern, die den Vornamen Heinrich tragen, - im 13. Jahrhundert offensichtlich der Leitname der Familie - ist eine sichere Einordnung der B e l e g e nicht möglich. Nach dem Bild der Quellen sind mindestens drei, vielleicht sogar vier Personen dieses Namens zu unterscheiden. A u f dem Hintergrund der hier aufscheinenden Tradition fällt ins Auge, daß um die Wende zum 14. Jahrhundert der N a m e 37 38
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Vgl. im folgenden Anm. 85. Der Terminus consobrina ist in Ausburg schon im 13. Jahrhundert in der Bedeutung 'Schwägerin' belegt (Aug. StA, KU Maria Medingen 18 [1265] = Druck: Stadtbuch [Anm. 14] S. 323f.) AUB (Anm. 14) Bd. 1. S. 240 f. Nr. 277 [1325. IX. 21]: ich Agnes Cunrats saeligen des Welsaers witbe, ich Margret, Hainrichs des Münchers wirtin und ich Johans der Priol buorger ze Auspurch verkaufen Stadel und Schmiedhaus die wir [...] nu geerbet haben von hern Hainrich saeligen dem alten Priol. Vom Zeitansatz her kann sich der Jahrtag bei St. Moritz nur auf den verstorbenen Mann der Agnes beziehen (vgl. Anm. 25). Die bei den Priol faßbare Verbindung zum Kloster Horbruck (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14]. Nr. 49, 273, 280) scheint darauf hinzudeuten, daß als Tochter von Agnes [Priol] und Konrad Welser jene Agnes Welser ( t XI. 26) anzusprechen ist, die 1366 als Nonne des Klosters Horbruck einen Jahrtag bei den Barfüßern stiftete (A. Haemmerle: Necr. Barfüßer [Anm. 14] Nr. 336). Heinrich (Π) Priol ist 1302-1324 als Ratsherr bezeugt und amtierte viermal als Stadtpfleger. Da seine Erben bekannt sind, kann Identität mit dem Erblasser von 1325 ausgeschlossen werden. Wahrscheinlich handelt es sich um seinen Vater, an dessen Erbe er - vielleicht wegen vorzeitigem Tod - nicht mehr beteiligt war (vgl. meinen Artikel 'Priol'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 726). Walburga ( t 1336/40) läßt sich erst 1336, nach dem Tod ihres Mannes, in den Quellen fassen (vgl. Anm. 33). 1341 verkauften Konrad (Π), Bartholomäus (II) und Ulrich (I) Welser sowie Mag. Ulrich Hofmaier, genannt Richter, Heinrich Vögelin und Johann Klocker, die Ehemänner der Schwestern Agnes, Sabina und Katharina Welser einen Weingarten zu Eßlingen der dez alten Hern Bartholomes säligen dez Welsers was, und den wir von dem selben Hern Bartholome säligen ererbet haben (Ludwigsburg StA. Β 169. U 262 [1341. II. 13]). Dieselbe Erbengruppe verkaufte 1340 an die Miterbin Sabina und ihren Mann Heinrich Vögelin eine erst 1328 von Bartholomäus Welser erworbene (Aug. StA. Urk. DK Aug. 208 [1328. VII. 28]) - Holzmark oberhalb Stadtbergen, wie sie uens nach uenser muoter frawen Walpurgen todze erbschaft ist angefallen (Aug. StA. Urk. DK Aug. 264 [1340. XII. 11]). Bei einem weiteren Verkauf der Erbengruppe wird ein Garten zu Augsburg als Erbe von frawen Walpurgen der alten Waelserin säligen bezeichnet (Aug. StadtA. US 1343. VIII. 30). Walburga war also die Ehefrau Bartholomäus Welsers und Mutter der sechs hier genannten Kinder. Da Anhaltspunkte für eine weitere Ehe des Bartholomäus fehlen, wird man sie aber auch als Mutter des ältesten - bei der Erbteilung offensichtlich schon verstorbenen - Sohnes Johann ansprechen dürfen.
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Heinrich verschwindet, während sich parallel Konrad und Bartholomäus als neue Leitnamen etablieren. In dieser Zeit ist im Adel und in der städtischen Oberschicht ein Wechsel des Namengutes aber häufig kein modischer Zufall, sondern Indiz fur sozialen Aufstieg. Neue Namen können auf vornehme mütterliche Herkunft oder wichtige Verwandtschaft verweisen und so einen Wandel des Selbstverständnisses signalisieren. Stellt man die steile politische Karriere von Bartholomäus in Rechnung, so erscheint diese Möglichkeit auch bei den Welsern naheliegend: Sein Aufstieg würde verständlicher, wenn er mütterlicherseits zur Nachkommenschaft einer alten Ratsfamilie gezählt hätte. Die Namen allein bieten allerdings keine klaren Hinweise: Konrad ist wegen seiner Häufigkeit zu wenig markant, Bartholomäus in Augsburg bis dahin nicht nachweisbar.42 Handfestere Anhaltspunkte liefern die Erwerbungen des Bartholomäus, denn bis ins 15. Jahrhundert ist deutlich erkennbar, daß in der städtischen Oberschicht Liegenschaften bevorzugt unter Verwandten den Besitzer wechselten. Ist es also Zufall, daß Bartholomäus schon früh wichtigen Besitz der Hurloher übernahm43, oder Indiz für Verwandtschaft? Zudem erscheinen in der Hand der Schwiegertochter Gysel und des Enkels Johann (II) zwei Höfe zu Hurlach, deren Erwerb nicht bezeugt ist und die durchaus als Aussteuer oder Erbe einer Hurloherin an die Familie gelangt sein könnten.44 Eine Erklärung fände nun der bei den Welsern neue Name Konrad: Er läßt sich bei den 'von Hurloch'/ Hurloher seit dem 12. Jahrhundert nachweisen und blieb auch in Augsburg ihr wichtigster Traditionsname. Selbst der Name Bartholomäus könnte indirekt durch sie vermittelt sein.45 Liegt Abstammung von den Hurlohern im Bereich des Möglichen, so ist Bartholomäus Welsers verwandtschaftliche Beziehung zu den Portnern klar erkennbar. Sie läßt sich aus der engen Verbindung zu den Brüdern Johann (I), Heinrich 42
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In Augsburg scheint Bartholomäus, wie andere in der christlich-biblischen Tradition wurzelnde Vornamen, erst im ausgehenden 13. Jahrhundert Verbreitung gefunden zu haben (vgl. auch Helmuth Stahleder: Die Vornamen der Münchner Bevölkerung nach den Steuerbüchern von 1369, 1462 und 1563. In: Archiv für Familiengeschichtsforschung 1998. S. 17). Nachdem schon 1187 in St. Ulrich und Afra eine Bartholomäus-Kapelle geweiht wurde (Walter Pötzl: Augusta sacra. Augsburger Patrozinien des Mittelalters als Zeugnisse des Kultus und der Frömmigkeit. In: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 9 [1975] S. 35), dauerte es also fast ein Jahrhundert, bis sich dieser Heiligenname als Taufname etablierte. Die ersten urkundlichen Belege für Angehörige der Augsburger Oberschicht datieren vom Anfang des 14. Jahrhunderts. 1314 erwarb er von Ott (II) Hurloher einen Hof mit Lehen zu Stadtbergen und 1315 von Konrad (V) Hurloher den Maierhof zu Hirblingen mit Groß- und Kleinzehnt (vgl. im folgenden Anm. 52, 88). Zur Familie vgl. meinen Artikel 'Hurloher'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 523f. Aug. StA. KU St. Katharina 141 [1355. XI. 18]. Urk. DK Aug. Benefizien 80 [1363. VI. 28], Neben Bartholomäus (I) Welser läßt sich der etwa gleichaltrige Bartholomäus (I) Völkwein als zweiter früher Namensträger fassen. Bei den Völkwein belegen Bürgschaften enge Beziehungen zu den Hurlohern, und auch bei ihnen wurden Traditionsnamen (Voelkwin, Heinrich) durch ein neues Namenprogramm (Johann, Konrad, Bartholomäus) abgelöst (vgl. meinen Artikel 'Völkwein'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 901).
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(III) und Konrad (II) Portner46 erschließen, für die Bartholomäus zwischen 1317 und 1333 mehrfach als Bürge und Zeuge auftritt.47 Besonders deutlich zeigt sie sich in der Reihung der Bürgen bei einem Verkauf von 1317, denn Bartholomäus Welser wird hier hinter Heinrichs Vaterbruder Konrad (I), aber noch vor dem ältesten Bruder Johann (I) genannt. Eine solch auffallige Positionierung zwischen nächsten Agnaten verweist auf enge Verwandtschaft und legt nahe, in ihm einen Mutterbruder zu sehen. Sachlich kann dies jedoch nicht zutreffen, denn die leibliche Mutter der beiden ältesten Brüder war Adelheid Eulentaler,48 und als Mutter des jüngeren Halbbruders Konrad ist Anna Guemlin bezeugt.49 Allerdings waren dies nur die weltlichen Söhne des alten Heinrich (II) Portner. Zentral für den Bezug zu den Welsern ist, daß sich für ihn auch ein Sohn Bartholomäus erschließen läßt,50 der 1317 in Bologna studierte und später als Chorherr bei St. Moritz wirk-
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Zur Bedeutung der Familie vgl. meinen Artikel 'Portner'. In: Augsburger Stadtlexikon (Anm. 18) S. 722. Heinrich (ΙΠ) Portner stellte 1317 bei einem Verkauf als Bürgen: Cuonrat den Portner min Hainriches vetern, Bartholome den Waelser, Johansen den Portner min bruoder (Aug. StA. KU Aug. St. Katharina 66 [1317. VDL 16]), bei einem weiteren Verkauf: Bartholomäus Welser, Johann Portner 'mein bruder' (Aug. StA. Urk. RSt. Aug. 1208 [1318. ΧΠ. 11]), bei einem dritten Verkauf: Johann Portner 'mein bruder', Konrad Portner 'mein vetter', Bartholomäus (I) Welser (Aug. StA. KLit. Aug. St. Moritz MB 2. f. 86v [1319. VII. 17]). Eine Stiftung Heinrich Portners bezeugten Rüdiger Langenmantel, Bartholomäus (I) Welser, Johann Portner (W. Vock: Urk. Hochstift [Anm. 14] Nr. 250 [1329. Π. 16]) und einen Kauf Rüdiger Langenmantel, Bartholomäus (I) Welser, Johann und Konrad die Portner (Aug. StA. Urk. DK Aug. 1757 [ 1329. V. 15 = Insert]). Bei einer Stiftung Konrad (Π) Portners bürgten Rüdiger Langenmantel, Bartholomäus (I) Welser, seine Brüder Johann und Heinrich die Portner (Aug. StadtA. U S 1333. V n . 3).
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R. Hipper: Urk. Ulrich (Anm. 14) Nr. 59 [1295. XII. 13]: Konrad (II) Eulentaler (f 1314/17) stiftete bei St. Ulrich u.a. einen Jahrtag für seine verstorbene Schwester Adelhaid Portner zum 24. März [im Regest falsche Auflösung des Datums]. Der Nekrolog von St. Moritz verzeichnet ihren Jahrtag leicht verschoben zum 25. März (Aug. StA. KLit. Aug. St. Moritz MB 2. p. 34 [III. 25] Adelhaidis uxor quondam Hainricus Portnerii o[biit], Vn[de\ dant[ur] III β aug. de curia in Pintzwangeri). Der im Domnekrolog zum 23. März verzeichnete Jahrtag einer Adelhaid (MGH Necr. I [Anm. 14] S. 60: Adelhaidis uxor Η. Portenarii, dicta Surlohin ob[iit] [Anm.l:] dedit 16 lb dn in emptione bonorum capituli in Affeltrach) bezieht sich auf eine andere Ehefrau des Heinrich (II) Portner (t[1313/17]. IV. 9), die noch gelebt haben muß, als das Domkapitel 1302 seine Güter zu Apfeltrach erwarb (Mon. Boica [Anm. 14] Bd. 33a. S. 300 [1302. VI. 5]).
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Aug. StadtA. U S 1333. VII. 3 (=AUB [Anm. 14] Bd. 1. Nr. 297, mit falschem Datum). Die nächsten Verwandten Bartholomäus Portners sind nur durch den Nekrolog von St. Moritz bezeugt, da er hier Jahrtage für sich, seine Mutter und seine Schwester stiftete (Aug. StA. KLit Aug. St. Moritz MB 2: p. 33 [ΠΙ. 17]: Bartholomeus Portner canonicus huius ecclesie obiit. Vnde dantur XVIIβ dn qui sic distribuuntur [...] de bonis in Germeringen ; p. 47 [ VII. 3 ]: Nota quod mater Bartholomei Portnerii canonici nostri obiit. Vnde dantur III β dn ad [...] de bonis in Germeringen·, p. 66 [XI. 29] Sabina soror Bartholomeus Portner canonicus huius ecclesie obiit. Vnde dantur III β dn ad [...] de bonis in Germeringen). Da sein Vater nicht mitbedacht wurde, muß für ihn schon ein Jahrtag existiert haben. Er läßt sich somit - der Nekrolog von St. Moritz nennt nur einen weltlichen Portner - als Heinrich (II) Portner identifi-
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te.5' Er stammte aus einer urkundlich nicht näher faßbaren Ehe, die vermutlich um 1295 geschlossen wurde und nur kurze Zeit bestand. Dabei ist erkennbar, daß dieser junge Portner nach Bartholomäus (I) Welser benannt wurde, denn seine leibliche Schwester trug - wie eine der Töchter des Bartholomäus (I) - den seltenen Namen Sabina. Die Mutter der beiden ist demnach als Schwester Welsers anzusprechen, und nun wird auch seine Positionierung unter den Bürgen von 1317 verständlich. Bartholomäus (I) Welser war zwar kein Blutsverwandter Heinrich (III) Portners, aber der Oheim seines Halbbruders, und nachdem sein eigener Oheim, der Stadtpfleger Konrad (II) Eulentaler, verstorben war, die politisch einflußreichste Persönlichkeit unter der mütterlichen Verwandtschaft der Brüder. Falls Bartholomäus (I) Welser ein Enkel Konrad (I) Hurlohers war, würde sogar noch besser verständlich, warum sich seine Fürsorge nicht auf den leiblichen Neffen beschränkte, sondern die ganze Familie einbezog; Bartholomäus wäre dann ein Neffe von Konrad (I) Portners erster Frau, vielleicht sogar dessen Stiefsohn gewesen.52 Es fällt nämlich ins Auge, daß beispielsweise nicht Heinrich (II) Portners ältere Söhne 1321 für ihre Stiefmutter, die Relicta Portnerin, steuerten,53 sondern Bartholomäus (I) Welser. Ebenfalls zum verwandtschaftlichen Umfeld der Welser zählten offensichtlich die Hurnuss, da Bartholomäus (I) 1321 und noch später54 Steuern fur Wernher antiquo Hurnuzzo,55 dessen schon verheirateten Sohn Heinricus junior Hurnusso56
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zieren (Aug. StA. KLit. Aug. St. Moritz MB 2. p. 36 [IV. 9] Hainricus Portnerius o[biil], vn[de] dant[ur] decern sol[idos] aug. de curia in Pintzwangeri). Bartholomäus Portner ist 1323-1342 als Chorherr bei St. Moritz bezeugt (Aug. StA: KU Aug. St. Moritz 86 [1323. m . 19]; KLit. Aug. St. Moritz MB 2 p. 1 [1342. V. 25]). Nach ihren Namen wären Konrad (I) und Bartholomäus (I) Welser am ehesten als Enkel Konrad (I) Hurlohers anzusprechen. Von dessen Enkel Konrad (V) Hurloher erwarb Bartholomäus (I) in Hirblingen, einem Besitzzentrum der Hurloher, 1315 den Maierhof. Als Erben seiner Witwe erscheinen 1295, neben dem Sohn Konrad (II) Hurloher, nur die Schwiegersöhne Heinrich (Π) Schongauer und Konrad (I) Portner (Aug. StadtA. US 1295. X. 16). Die Mutter der Weiserbrüder wäre also schon tot gewesen, oder sie hatte in zweiter Ehe Konrad (I) Portner geheiratet, für den kurz darauf eine neue Ehe mit Lucia Bruening bezeugt ist (Aug. StadtA. Schätze 74 [Bürgerbuch I] f. 1 lr [1302]). Vgl. im folgenden Anm. 85. Vgl. im folgenden Anm. 85. Wernher Hurnuss (f nach 1322) läßt sich ab 1299 in Augsburg nachweisen (Aug. StA. Urk. DK Aug 83 [1299. ΠΙ. 17]). 1322 verkauft Heinrich Wizzinger ihm ein Haus vor St. Ulrich (Aug. StadtA. Ev. Wesensarchiv Urk. 10 [1322.X.20]: herenn Werenheren dem alten Hvrenvs). Die Nennung eines Wernher von 1331 könnte sich schon auf einen, vielleicht geistlichen, Sohn beziehen (Aug. StadtA. US 1331. VI. 14; Her Wernher der Hurnus). Der Erbgang des 1322 erworbenen Hauses belegt, daß Heinrich (I) der Sohn Wernhers war. Heinrich (I) Hurnuss (t 1357/58) ist 1318-1328 als Ehemann der Anna Stolzhirsch (Aug. StA: KLit. Aug. St. Moritz MB 2. p. 85 f. [1318. XI. 11]; Urk. DK Aug. 208 [1328. VII. 29]) und 1339 als Ehemann der Agnes Liutold genannt Hangenor bezeugt (Aug. StadtA. US 1339. V. 25). Seine Tochter Anna war schon 1339 die Ehefrau Johann Herwärts. Der Sohn Heinrich (II) Hurnuss hatte eine Tochter des Stadtpflegers Konrad Gollenhofer geheiratet, der Sohn Johann wohl eine Schwester von Ott und Ulrich/ Ulmann Vetter [von der Lilie] zu Donau-
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und einen vielleicht noch minderjährigen iuveni Hurnusso zahlte.57 Die wohl erst im ausgehenden 13. Jahrhundert zugewanderten Hurnuss58 sind bislang nicht im Rat nachgewiesen, lassen sich auf Grund ihres Konnubiums im 14. Jahrhundert jedoch ebenfalls dem Patriziat zuordnen. Auch bei ihnen wird die Art der verwandtschaftlichen Beziehung nicht ausdrücklich angesprochen; wahrscheinlich darf man von einer Verschwägerung ausgehen. Bestätigt wird der Verwandtschaftszusammenhang durch Hinweise auf geschäftliche Verbindungen zwischen beiden Familien, auf die noch einzugehen sein wird.
3. Etablierung in der städtischen Elite 1311 wurde Bartholomäus (I) Welser erstmals zum Stadtpfleger gewählt; daß er schon vorher dem Rat angehörte, ist wahrscheinlich, aber nicht belegt. Falls Bartholomäus (I) ein Enkel Konrad (I) Hurlohers war, zeichnet sich ab, welche Gruppen seine politische Karriere gefordert haben könnten: Zur nahen Verwandtschaft der Mutter hätten dann einflußreiche Persönlichkeiten wie der Stadtpfleger Heinrich (II) Schongauer und der Burggraf Konrad (II) Hurloher gezählt. Auch eine Unterstützung durch den Stadtpfleger Heinrich Priol erscheint wegen seiner Schwägerin Agnes naheliegend. Umgekehrt ist davon auszugehen, daß Bartholomäus (I) - durchaus zur Stärkung der eigenen Machtstellung - die Ratskarrieren der Portnerbrüder förderte, und seine Heiratspolitik bot ab den 1320er Jahren eine zusätzliche Absicherung seiner Position. Jeweils nach Ablauf der bei den Stadtpflegern üblichen Pause von fünf Jahren wurde er 1317, 1323 und 1329 erneut in dieses Amt gewählt; 1335 dürfte sein Tod eine Wiederwahl verhindert haben. Als Baumeister war er 1327 und 1328 außerdem Leiter der städtischen Finanzverwaltung.59 Die Regelmäßigkeit seiner Wiederwahl in das höchste städtische Amt und
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worth (R. Hipper: Urk. Ulrich [Anm. 14] Nr. 265 [1352. VI. 1]; Aug. StA. KU Aug. St. Georg 874 [1357. VIII. 14]). Nach verschiedenen Betrügereien wurden beide Söhne 1358 mit Ehefrauen und Kindern auf ewig der Stadt verwiesen (Aug. StadtA. Schätze 81 [Achtbuch] f. 74 r [1355], f. 78 ν [1358. X. 25]). Vielleicht ist der iuveni Hurnusso mit dem 1331 erwähnten Wernher zu identifizieren (vgl. Anm. 55). Auf Zuwanderung verweist die späte Nennung in Augsburg und umfangreicher Besitz zu Lauingen, mit dem Heinrich Hurnuss das Heiratsgut seiner Ehefrauen widerlegt hatte (Aug. StadtA. US 1339. V. 25). Außerdem erscheint im Nekrolog des Klosters Stams, das in enger Beziehung zu Kaisheim stand, der Jahrtag eines Conradus dictus Huernus (MGH Necr. ΠΙ [Anm. 14] S. 48 [I. 2 ]). Die Amtsbesetzung ist in dieser Zeit nur lückenhaft überliefert (P. Geffcken: Schichtung [Anm. 19] S. 176 f. [Tab.16/1-2]).
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kontinuierliche Nennungen in den Ratszeugenreihen belegen, daß er fast ein Vierteljahrhundert zu den fuhrenden Köpfen der Stadt zählte.60 Entsprechend der sich unter Bartholomäus deutlich verändernden sozialen Stellung der Familie liest sich die Liste der Ehepartner und Schwiegerväter seiner Kinder wie ein Auszug aus dem 'Who is who' der Augsburger 'Politprominenz'. Johann (I),61 der älteste Sohn, hatte eine Tochter des Stadtpflegers Konrad (I) Minner62 geheiratet, der zweite Sohn Konrad (II)63 eine Tochter des Stadtpflegers 60
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In den 25 Jahren zwischen 1310 und 1334 amtierten Bartholomäus (I) Welser, Rüdiger Langenmantel und Heinrich Bach je viermal, Konrad Lang v. Werd, Heinrich Stoltzhirsch und die Brüder Johann und Heinrich Portner je dreimal, Heinrich Priol, Heinrich Ritschart, Konrad Minner, Heinrich Bitschlin, Johann 'Apotheker' und Heinrich Herwart je zweimal als Stadtpfleger. Weitere 14 Personen bekleideten dieses Amt nur einmal (P. Geffcken: Schichtung [Anm.19] Anhang. S. 224-228 [Tab. XXV]). Johann (I) Weiser (t [1340], VIII. 3) ist nicht direkt als Sohn des Bartholomäus (I) belegt; die Verwandtschaft läßt sich jedoch erschließen. Bei einer Schenkung an Oberschönenfeld werden 1321 Johanns und C. die jungen Welser als Zeugen genannt (K. Puchner: Urk. Oberschönenfeld [Anm. 14 ] Nr. 83 [1321. XII. 6]). Die Formulierung mit ihrem indirekten Bezug auf den 'alten' Bartholomäus (I) Welser läßt keinen Zweifel, daß es sich um Brüder handelt, und die Abstammung Konrads (II) von Bartholomäus (I) ist ausdrücklich bezeugt. Außerdem leisteten Bartholomäus (I) und Johann (I) Welser 1329 gemeinsam Zahlungen an die Stadt (R. Hoffmann: Baumeisterrechnungen [Anm. 14] S. 128). Daß ihre Verwandtschaft dabei nicht direkt angesprochen wird, widerspricht dem nicht; auch Bartholomäus (I) und Walburga Welser werden bei den Verkäufen von 1341 und 1343 nur als Erblasser und nicht als Vater bzw. Mutter bezeichnet (vgl. Anm. 41). Nach einer recht dichten Serie von Belegen brechen die Nachrichten flir Johann 1340 plötzlich ab (Aug. StadtA: US 1338.1. 26, US 1339. IX. 28, US 1339. XII. 30 [Zeugen: Her Cvnrat vnd Her Johans die Waelser, als ehemaliger Stadtpfleger erscheint Konrad in der Ratszeugenreihe vor dem älteren Bruder positioniert]). Ende 1346 war er nachweislich tot, da das Steuerbuch seine Witwe nennt. Daß Johann an den Verkäufen vom Erbe Bartholomäus (I) und Walburga Welsers noch nicht einmal als Bürge oder Zeuge beteiligt erscheint, ist klares Indiz, daß er schon im Dezember 1340 nicht mehr lebte. Seinen Todestag verzeichnet der Nekrolog von St. Moritz im August (Aug. StA. KLit. Aug. St. Moritz MB 2. p. 51 [VIII. 2]: Johannes Welser civis aug. o[biit]. Unde dant[ur] Vβ dn de om[nibus] bonis in Erringen). Die Ehe mit Gysel Minner dürfte Anfang der 1320er Jahre geschlossen worden sein; belegt ist sie 1325, als er bei der Erbteilung mit seinen Schwägern Heinrich (II) Langenmantel [vom Sparren] und Konrad (II) Minner ein Haus des Schwiegervaters am Weinmarkt übernimmt (Dillingen, Fürstlich und Gräflich Fuggersches Familienund Stiftungs-Archiv [= Fugger-Archiv] FA 98, 2 [1325. IX. 23]). Gysel Minner ( t [1360/62]. VIII. 24) war eine Tochter des Stadtpflegers Konrad Minner (f [1323], ΧΠ. 4) aus dessen zweiter Ehe mit einer Gysel ( t IV. 7). Die Steuerbücher [Steuerbezirk Riusers hus] nennen im Haus am Weinmarkt 1346-1359 die Witwe Welser, ab 1362 nur noch die Söhne (Aug. StadtA: StB 1346 f. 14d, StB 1359 f. 1 ld, StB 1362 f. 11c); Gysel starb also zwischen diesen Steuerterminen. Das Todesjahr läßt sich auf 1360/62 eingrenzen, da der Nekrolog von St. Moritz ihren Jahrtag im August verzeichnet (Aug. StA. KLit. Aug. St. Moritz 2. p. 54 [VIII. 24]: Gisla relicta Johannis dicti Welser o[biit\. Unde dan[tur] Vβ dn de om[nibus] bonis in Erringen). 1355 stellt die Witwe als Bürgen Konrad (II) Minner minen bruder (Aug. StA. KU Aug. St. Katharina. 141 [1355. XI. 18 ]). Bezeugt sind für sie zwei Söhne und drei Töchter. Auf die Söhne Johann (II) und Peter (I), die ab 1355 bei Verkäufen mitwirkten und 1365 um ihren oehain Konrad (II) Minner klagten (Aug. StadtA. Schätze 81[Achtbuch] f. 24c [1365.1. 29]) wird im folgenden eingegangen. Da bei ihnen Nachbenen-
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Rüdiger (I) Langenmantel [vom RR],64 der dritte Sohn Bartholomäus (II)65 eine Tochter des Stadtpflegers Heinrich Bach66, und als Schwiegervater des jüngsten nung (Vater, Mutterbruder) eindeutig erkennbar ist, darf vermutet werden, daß weitere Söhne nach dem väterlichem Großvater Bartholomäus und dem mütterlichen Großvater bzw. dem Mutterbruder Konrad benannt worden waren. Sie müssen vor 1355 verstorben sein und sind urkundlich nicht bezeugt. Anna Welser (f 1383/84), wohl die älteste Tochter, heiratete den Stadtpfleger Konrad Langenmantel [vom Sparren] 'beim Salzstadel' (f 1363/64), der 1355 als Schwiegersohn bezeugt ist (Aug. StA. KU Aug. St. Katharina 141 [1355. XI. 18]). Die Verbindung muß jedoch schon Anfang der 1340er Jahre bestanden haben, denn von ihren Kindern - sie klagen geschlossen um Konrad (Π) Minner (Aug. StadtA. Schätze 81 [Achtbuch] f. 24c [1365.1. 29]) - heiratete die älteste Tochter Katharina nach den Steuerdaten 1357/58 Heinrich Bach (Sohn des Berchtold) und der älteste Sohn Peter Langenmantel steuerte ab 1364 selbständig neben der Mutter. [Guta?] Welser (f vor 1358 [ΧΠ. 6 ?]) hatte vor 1346 einen Rehlinger geheiratet (Aug. StadtA. StB 1346 f. 14d: It. relicta Joh. Waelser-- puer Muencher— Roechlinger filiaster Waelserin—). Im Kontext mit späteren Steuerbuchungen ist erkennbar, daß es sich bei ihm um den Stadtpfleger Konrad Rehlinger (f 1380. VIII. 6) handelt, denn die Klage um Konrad (Π) Minner erfolgte auch von Bartholome Chuonratz dez Roehlingers suons und von frawen Annen der Glanerin dez selbn Roehlingers tohter klag umb iren oehain (Aug. StadtA. Schätze 81 [Achtbuch] f. 24c [1365.1. 29]). Auch durch ihr Alter werden sie als Kinder der Welserin ausgewiesen, denn die mit Georg Glaner ( t 1403) verheiratete Tochter Anna war sicher vor 1350 geboren, und der Sohn Bartholomäus wird 1371 und 1373 in Wien erwähnt (Grundbücher der Stadt Wien. Bd. 1: Die ältesten Kaufbücher 1368-1388. Hg. von Franz Staub [Quellen zur Geschichte der Stadt Wien. Abt. ΠΙ. Bd. 1.] Wien 1898. Nr. 390 [1371. XII. 10], Nr. 556 [1373. ΧΠ. 24 ]). Ihre Mutter wird als Klägerin um Konrad Minner nicht mehr genannt. Sie war vor 1358 verstorben, da Rehlinger in diesem Jahr schon als Schwiegersohn des Stadtpflegers Johann Dachs (t 1373) bezeugt ist (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 298, 319). Eine dritte Ehe Schloß Rehlinger vor 1369 mit Agnes Vend, einer Schwester des Stadtpflegers Johann Vend (f 1403) (München, BayHStA. KU Fürstenfeld 613 [1390. ΙΠ. 11]). Wahrscheinlich ist die Welserin identisch mit jener Guta Rehlinger, die 1355 um Johann Riederer klagte (Aug. StadtA. Schätze 81 [Achtbuch] f. 19c [1355. VIII. 26]: von frawen Guoten der Roehlingerin clag und von Bartholmes irs suns clag umb iren oehain) und nach dem Domnekrolog im Dezember starb (MGHNecr. I [Anm. 14] S. 72 [ΧΠ. 6] Guta dicta Roehlingerin ob[iit\ dedit 6 lb dri).
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Gysel Welser ( t [nach 1391]. XI. 14) ist 1367-1391 als Nonne bei St. Katharina bezeugt (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 60, 82). Ihren Jahrtag verzeichnet der Nekrolog des Klosters (Aug. SStB. 2° Cod. Aug. 470. f. 36v [XI. 14]: Ob[iit] S[oror\ Geisel Welserin). Konrad (Π) Welser (f 1351/55) ist ab 1321 urkundlich belegt (vgl. Anm. 61) und wird ausdrücklich als Sohn des Bartholomäus (I) angesprochen (W. Vock: Urk. Hochstift [Anm. 14] Nr. 266 [1332. ΠΙ. 19]). Ab 1332 läßt er sich im Rat nachweisen und amtierte 1336/37 und 1346 als Stadtpfleger (P. Geffcken: Schichtung [Anm. 19] S. 177 [Tab. 16/2]). 1346-1351 steuerte er im Haus seines Schwagers Johann (I) Langenmantel [vom RR] 'von Wertingen' (Aug. StadtA: StB 1346 f. 16c, StB 1351 f. 16a); bei dem 1351-1356 im Haus der Rihterin (Witwe Ulrich Hofmaier) genannten C. Waelser handelt es sich also um seinen gleichnamigen Sohn (Aug. StadtA: StB 1351 f. 12c, StB 1355 f. IIa, StB 1356 f. 10b). Da Konrad (II) im Steuerbuch von 1355 nicht mehr nachweisbar ist und bei Konrad (ΠΙ) eine vorher nicht faßbare Schwester auftaucht (Aug. StadtA. StB 1355 f. 1 la: It. Rihterin- filius eius- C. Welser-- sororsua [ohne Strich]), muß er 1351/55 gestorben sein. Agnes Langenmantel ( t 1343/ [1355?]), Tochter des Stadtpflegers Rüdiger (I) Langenmantel [vom RR] (f [1342]. XII. 26), läßt sich aus dem Quellenzusammenhang als Ehefrau des Konrad (Π) Welser erschließen. 1335-1343 erscheint eine Agnes als Ehefrau des Konrad (Aug.
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StadtA: US 1335. II. 10, US 1343. VIII. 30), der 1334 als Her Chunrat der junge Welser Hern Rüdigers tohterman bezeichnet wird (Aug. StA. KU Aug. St. Katharina 105 [1334. VII. 25]). Sein Schwiegervater war also der Stadtpfleger Rüdiger Langenmantel, der in den Quellen häufig nur mit seinem Vornamen aufscheint. Als dessen Zweitälteste Tochter erscheint 1333, wie die verheirateten Schwestern Anna und Gertrud nur mit Vornamen genannt, eine Agnes (Aug. StadtA. US 1333. XI. 13). Die Ehe muß jedoch schon deutlich früher geschlossen worden sein, da selbst die jüngste Schwester Gertrud schon in den 1320er Jahren (Aug. StadtA. Hospitalarchiv I, tom 64/5 [1323. XI. 5]) als Ehefrau des Hermann Schroter (t [1324], Vin. 2) und in den 1330er Jahren als Ehefrau des Johann Rappolt (t 1359) bezeugt ist. Dies bestätigen auch die Lebensdaten der Kinder: Walburga Welser (f nach 1359) hatte vor 1343 Johann (II) Völkwein (f 1372/ [1376?]) geheiratet (Aug. StadtA. US 1343. ΙΠ. 24: Ich Chvnrat der Welser burger ze Auspurch vndfrawe Agnes min wirtin.[...][Bürgen u. a.: ] Barthelme den Voelchwin vnsern sweher vnd Hansen Voelchwin sinen svn vensern tohterman; Aug. StA. KU Aug. St. Katharina. 158 [1359. II. 4]). Der Sohn Konrad (ΠΙ) war 1351 sicher schon verheiratet, da er zu Lebzeiten des Vaters selbständig steuerte. Eine weitere Tochter, die 1355 bei Konrad (ΙΠ) erwähnte soror (vgl. Anm. 63), ist vielleicht mit jener filia fratris, die im Haus der Rihterin [Witwe Ulrich Hofmaier] 1362-63 neben Konrad (ΙΠ) Welser verbucht wird, und mit jener Elspet [ohne Zunamen], die 1367-1368 bei Konrad (ΠΙ) Welser wohnt, zu identifizieren. Bartholomäus (Π) Welser (f 1346/51) wird noch nicht in den Baumeisterrechnungen 13201331 erwähnt; er läßt sich erst 1340-1343 bei den Veräußerungen elterlichen Erbes in den Quellen fassen (vgl. Anm. 41). Letzmalig erscheint er im Steuerbuch von 1346 als Bewohner eines Hauses auf dem Hohen Weg [Steuerbezirk vom alten Burgtor gen Frontor]; ab 1351 steuert an gleicher Stelle die Witwe (Aug. StadtA: StB 1346 f. 13a: It. Bartholome Waelser—, StB 1351 f. 13a: It Waelserin-). Elisabeth Bach (f 1364/67) läßt sich aus dem Quellenzusammenhang als Ehefrau des Bartholomäus (Π) Welser fassen. 1357 verkauften Ich Elspet die Welserin burgerinne ze Auspurg, Ich Hans und ich Chuonrat ir sven burger daselben ihre Hälfte eines Komplexes von Steinund Holzhäusern, daz man haizzet in der pachen piuntt [...] der auch fraw Anna die Bechin Hainrichs des Bachen mins bruoders seligen witib und ir erben den andern halbtail hand an die vorgenannte Mitbesitzerin um 150 lb dn und umb iren halben hof ze Pergen des wir den andern halbtail vor haben den der Rued ze ainem zuobow da bowet (Aug. StadtA. US 1357. XI. 6). Diese Angaben belegen die Herkunft der Elisabeth, denn bei der Käuferin handelt es sich um Anna Langenmantel, Witwe des Heinrich (II) Bach (f 1356/57), der als Sohn des Stadtpflegers Heinrich (I) Bach (f 1334) bezeugt ist. Der erwähnte Besitz war Aussteuer oder Erbe der Elisabeth. Auch wenn der Name von Elisabeths Ehemann nicht erwähnt wird, läßt er sich eindeutig erschließen: Das Steuerbuch dieses Jahres verzeichnet nämlich nur zwei Weiserfrauen: Johann (I) Welsers Witwe Gysel und die Witwe des Bartholomäus (Π) Weiser. Bestätigt wird diese Identifikation auch durch einen Steuerbucheintrag von 1367, der Hans Barthelme Welsers sun, zweifellos den ältesten Sohn der Elisabeth, als Mitbewohner im Haus eines Heinrich Bach erwähnt (Aug. StadtA. StB 1367 f. 1 lb). 1351-1363 steuerte Elisabeth in dem vom Ehemann übernommenen Haus auf dem Hohen Weg [1355 Steuerbezirk umbenannt vom Liutfrid gen Frontor] (Aug. StadtA: StB 1355 f. 11c: It. Welserin-, StB 1356 f. lOd, StB 1357 f. IIa, StB 1358 f. 10c, StB 1359 f. 10b, StB 1362 f. 10a, StB 1363 f. 9d: It. Welserin—). Wohl dieses Haus wird 1364 als It.domus Liutfrid bezeichnet; sie selbst steuerte in einem anderen Haus des Steuerbezirks, das wohl 1365 von einem Dahs übernommen wurde (Aug. StadtA: StB 1364 f. 10b, StB 1364 f. 10a: It Welserin-). In den Steuerbüchern 1365 [unvollständig] und 1367 läßt sie sich nicht mehr fassen; sie dürfte spätestens in diesem Jahr gestorben sein, da nun auch der Sohn Johann selbständig steuerte. Die Söhne werden im folgenden behandelt; Töchter lassen sich in den Quellen nicht nachweisen.
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Sohnes Ulrich (I)67 läßt sich der Stadtpfleger Konrad Gollenhofer68 erschließen. Das Konnubium der Töchter war kaum weniger hochrangig: Agnes69 heiratete Magister Ulrich Hofmaier,70 den Protonotar Kaiser Ludwigs des Bayern, Sabina71 67
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Ulrich (I) Welser (f 1343/46) läßt sich nur 1340-1343 im Zusammenhang mit Veräußerungen von elterlichem Erbe fassen. Das Steuerbuch von 1346 erwähnt ihn nicht mehr, er war also zwischenzeitlich verstorben. [...] Gollenhofer ( | nach 1346) läßt sich aus dem Quellenzusammenhang als Ehefrau Ulrichs erschließen. Das älteste Steuerbuch verzeichnet im Haus des Stadtpflegers Konrad Gollenhofer als Tochter eine offensichtlich verwitwete Welserin (Aug. StadtA. StB 1346 f. 15d: It. antiquus Gollenhouer— fllia eins Waelserin—). Da für alle anderen Welser in dieser Zeit die Ehefrauen ausdrücklich bezeugt sind, kann es sich bei ihr also nur um die Witwe des 1343/46 verstorbenen Ulrich handeln. Belege für Kinder aus dieser wohl kurzen Ehe fehlen. Im Steuerbuch von 1351 wird die Witwe nicht mehr erwähnt; vermutlich hatte sie eine zweite Ehe geschlossen. Agnes Welser (f [1364], ΙΠ. 25) wurde etwa um 1330 die zweite Ehefrau Magister Ulrich Hofmaiers. Dessen erste Ehefrau Elisabeth ist noch 1329 bezeugt (Aug. StA. KU Aug. St. Moritz 105 [1329. IV. 15]). Der für die älteste Tochter des Bartholomäus auffällig späte Heiratstermin läßt die Möglichkeit offen, daß es auch bei Agnes die zweite Ehe war. 1346-1363 wird sie als Witwe in den Steuerbüchern genannt; ab 1364 steuert nur noch der Sohn (Aug. StadtA: StB 1346 f. 12c, StB 1363 f. 9c, StB 1364 f. 9d). Agnes war also zwischen den Steuerterminen verstorben; der Tod fällt in das Jahr 1364, da der Nekrolog von St. Margareth ihren Jahrtag im März verzeichnet (A. Haemmerle: Necr. Margareth [Anm. 14] Nr. 42 [III. 25]: Obiit Agnes Richterin·, Nr. 206: Wir sullen begaun Herr Uolrichs des Richters jarzit uf des hailigen cruetz dag als es funden wart vndsiner frawen Agnesen der Richterin [...]). Das einzige Kind dieser Ehe, der Sohn Ulrich Hofmaier gen. 'Richter' (f [1391], IV. 17), steuerte 1351 selbständig neben der Mutter. Er war also damals schon verheiratet, wohl mit der 1357 als Ehefrau belegten Anna, Tochter des Stadtpflegers Johann (I) Langenmantel [vom RR] 'von Wertingen' (Aug. StA. KU Aug. Hl. Kreuz 71 [1357. ΧΠ. 1]). Mag. Ulrich Hofmaier gen. 'Richter' (t 1346. V. 9) trat 1331 in die Dienste Ludwigs des Bayern (vgl. meinen Artikel 'Hofmaier'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 509-511). Sabina Welser (f [1359/68], VIII. 18) hatte, nach dem Alter der Kinder zu schließen, wohl schon in den 1320er Jahren geheiratet. Belegt ist die Verbindung mit Heinrich Vögelin ab 1336 (vgl. Anm. 33), und noch 1359 wird sie als lebend erwähnt (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 261). 1368 war Sabina dann verstorben, denn eine Leibgedingverleihung nennt nur noch ihren Mann, die Tochter Agnes Bach mit ihren drei Kindern und den Enkel Bartholomäus (I) Vögelin (Aug. StA. Lit. HSt. Aug. MB 978. f. 25v [1368. VII. 1]). Ihren Jahrtag verzeichnet der Domnekrolog (MGH Necr. I [Anm. 14] S. 67 [VIII. 18] Sabina filia dicti Welser, uxor quondam Hainrici dicti Vogelin ). Sabina war sicher die Mutter aller bekannten Kinder. Die Tochter Agnes hatte vor 1352 den Stadtpfleger Berchtold Bach (f 1363) geheiratet (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 290). Auch der Sohn - seinen Namen Heinrich nennt der Domnekrolog (MGH Necr. I [Anm. 14] S. 69 [X. 10]: Hainricus Vogelin filiaster dicti Welser dedit nobis 6 lb dn, pro anniversario filii sui H. Vogelin) war damals schon verheiratet, denn 1351 erscheint er als selbständiger Steuerzahler. Das Auftauchen einer für die Welser sehr markanten Kombination von Vornamen läßt vermuten, daß eine Schwester oder Tochter der Sabina Welser den Münchner Bürgermeister Heinrich (II) Rudolf (t 1378) geheiratet haben könnte. Als dessen älteste - wohl in den 1330er Jahren geborene - Kinder erscheinen ein Sohn Bartholomäus Rudolf [f 1387/ [1388?]) und eine 1350 schon verwitwete Tochter Katharina, die 1357 eine Tochter Sabina hat (Helmuth Stahleder: Beiträge zur Geschichte Münchner Bürgergeschlechter im Mittelalter: Die Rudolf. In: Oberbayerisches Archiv 122 [1998], S. 140-151). Obwohl die Herkunft der Mutter nicht bezeugt
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den Stadtpfleger Heinrich Vögelin72 und Katharina73 Johann Klocker,74 einen Sohn des Stadtpflegers Konrad Klocker. Erkennbar ist, daß Welser mit diesen Verbindungen nicht allein politische Allianzen knüpfen wollte, sondern durchaus handfeste ökonomische Interessen verfolgte: Einige der Schwiegerväter zählten nämlich auch zur wirtschaftlichen Elite, wie Minner, Langenmantel und Klocker, die als Leiter eigener Handelsgesellschaften nachweisbar sind.75 Auch für den alten Bartholomäus und die Söhne Johann (I) und Ulrich (I) Welser läßt sich Beteiligung am Fernhandel fassen. Bartholomäus und Johann waren vielleicht sogar assoziiert, denn 1329 leisteten sie gemeinsam Zahlungen an die Baumeister.76 Auf Handel mit Neckarwein weist bei Bartholomäus Weingartenbesitz in Eßlingen. Der Ertrag dieses Areals dürfte beim Erwerb nicht im Vordergrund gestanden haben; wichtiger war wohl die Infrastruktur, denn ein sicher dazugehöriger Keller oder Stadel bot die Möglichkeit, Wein im Erzeugergebiet günstig aufzukaufen und bis zum Abtransport zwischenzulagern. Indiz für den Um-
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ist, fällt es schwer, die Namenskombination Bartholomäus/Sabina als Zufall einzustufen; gegen Ende des Jahrhunderts werden nämlich Querbezüge faßbar, die als Indiz für ältere Verbindungen zu den Welsern gewertet werden können: Von Heinrichs jüngeren Söhnen (aus zweiter Ehe?) heiratete Johann (I) Rudolf (f 1408) um 1384/86 Anna Gossembrot, die Witwe von Sabina Welsers Enkel Bartholomäus (I) Vögelin, und die Tochter seines Stiefsohnes Jakob Ridler (Sohn der dritten [?] Ehefrau Katharina Pötschner aus erster Ehe) ehelichte kurz nach der Jahrhundertwende Bartholomäus (ΠΙ) Welser (vgl. im folgenden Anm. 173). Die Einordnung dieser mutmaßlichen ersten Ehefrau Heinrich Rudolfs ist jedoch schwierig. Da Heinrich schon 1334 als Ratsmitglied aufscheint, könnte sie noch eine Tochter von Bartholomäus (I) Welser gewesen sein; bei den im 14. Jahrhundert teilweise extrem frühen Heiratsterminen von Frauen könnte es sich jedoch auch um eine Enkelin handeln, als deren M u t t e r wegen ihres Namens - am ehesten Sabina Weiser in Frage käme. Heinrich 'Schön' Vögelin (f [1376], [Vm. 2?]) läßt sich durch sein Siegel als Sohn eines Johann erschließen. Noch 1375 urkundet er als Hainrich Vögelin des Welsers seel. dochterman (Aug. StA. Lit. HSt. Aug. MB, 179a [1375. III.8]). 1352, 1358, 1367 amtiert er als Stadtpfleger, siegelt 1368 den zweiten Zunftbrief und ist noch 1372 und 1376 als Siegler bezeugt (P. Geffcken: Schichtung (Anm. 19) S. 177 f. [Tab. 16/2-3]). Da während der regulären Amtsperiode, zwischen dem 23. April und dem 1. Oktober 1376, ein neuer Siegler an seine Stelle tritt, muß er in dieser Zeit verstorben sein; 1377 wird er ausdrücklich als selig bezeichnet (Aug. StA. Urk. DK Aug. 533 [1377. XI. 7]). Sein Jahrtag im Dom ist nicht eindeutig identifizierbar; möglicherweise starb er im August (MGH Necr. I [Anm. 14] S. 66 [VIII. 2]: Hainriem Avicula ob[iit], dedit 6 lb dn ). Katharina Welser (f nach 1343) ist nur 1340-1343 in Zusammenhang mit Veräußerungen von elterlichem Erbe als Ehefrau Johann Klockers faßbar (vgl. Anm. 41). Hinweise auf Kinder fehlen. Johann Klocker ( t 1355/ [1357?]) läßt sich in den Steuerbüchern bis 1355 fassen (Aug. StadtA: StB 1346 f. 10c, StB 1351 f. lOd, StB 1355 f. 12a). Da das Register des Steuerbuchs von 1357 ihn nicht erwähnt, war er damals wohl schon tot. Vgl. meine Artikel 'Klocker','Langenmantel I' und 'Minner'. In: Augsburger Stadtlexikon (Anm. 18) S. 565, 599 f., 657. R. Hoffmann: Baumeisterrechnungen (Anm. 14) S. 128 [1329, nach I. 29 ]: Item Barthelme Welzer et Joh. welzer dederunt nobis XV lib; [...]; Item dominus Bartelmeus welzaer et Joh. welzaer dederunt nobis XVI lib.
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fang der Handelsaktivitäten von Bartholomäus ist auch der Unterhalt eines größeren Marstalles: N a c h den Baumeisterrechnungen hatte er der Stadt manchmal gleichzeitig mehrere Pferde geliehen, 77 und auch mit kurzfristigen Darlehen scheint er vereinzelt ausgeholfen zu haben. 78 Auffälligerweise sind auch bei dem verwandten Wernher Hurnuss Verbindungen zum Raum Eßlingen erkennbar. 79 Diese Überlappung der Aktionsfelder erscheint von Bedeutung, weil weitere Indizien eine zeitweilige Zusammenarbeit der Welser und Humuss vermuten lassen. A l s 1346 Berhtold Welser, 80 ein ehemaliger Handelsdiener der Welser, Augsburger Bürgerrecht erwarb, bürgten z.B. Heinrich (I) Hurnuss, dessen Schwiegersohn Johann Herwart und der Weiserschwiegersohn Heinrich Vögelin. N o c h auffälliger ist, daß die 1340 von Ulrich Welser benutzte Handelsmarke 81 sich nur durch ein aufgesetztes kleines Kreuz von jenem Wappenzeichen unterscheidet, das Heinrichs Sohn Johann Hurnuss 1357 in seinem Siegel führte. Erklärt werden könnte dies durch die Existenz einer Gesellschaft Welser-Hurnuss, deren Handelsmarke 77 78
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R. Hoffmann, Baumeisterrechnungen (Anm. 14) S. 21, 28, 30, 114, 140. R. Hoffmann, Baumeisterrechnungen (Anm. 14) S. 46 [1322. IV. 4/11]: Item dedimus Welzario LXXXIIII lib. De Ulis denariis quos recepimus a Cuonrado Raembotone. Die Höhe der Zahlung schließt eine Erstattung von Unkosten wohl aus. R. Hoffmann: Baumeisterrechnungen (Anm. 14) S. 22 [1320. VDI. 24/31]: Item pro aquirendo ducatum versus Ezzelingen primo Uolrico Ritshardo et Wernher hurnuz missis pro eodem ducatu XXX lib. Hall, pro expensis. Mit Geleitserwerb wurden in Augsburg nicht nur Ratsherren betraut, sondern auch Kaufleute, die in diesen Regionen aktiv waren (vgl. meinen Artikel 'Vögelin'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 900 f.). Berhtold Welser (f 1346/ [1351?]) aus Wien erwarb 1346 Augsburger Bürgerrecht (Aug. StadtA. Schätze 74 [Bürgerbuch I] f. 72r [1346. Π. 10]: Item eodem die Ber[htoldus] dictus Waelser quondam famulus Waelserii /actus est civis huius civitatis, fidejussores sui sunt Hainricus Humus, J[ohanne]s Herbort flliaster suns et Hainr[icus] dictus Vogelin flliaster quondam Waelser) und steuerte auch bei seinem Hauptbürgen (Aug. StadtA. StB 1346 f. 14b: It. H. Hurnuz-- H. filius suus-- Johfilius suus-- ßer[htold] Waelser de Wien—). Wohl seine Witwe wird 1351 dann in einem Haus in der Vorstadt genannt (Aug. StadtA. StB 1351 f. 5d: It. Wagner de Westendorf-- sartor— Waelserin—). Der Zuname ist bei ihm kein Hinweis auf Verwandtschaft oder Herkunft: Wie im 14. Jahrhundert häufiger nachweisbar, hatte Berhtold offensichtlich den Namen seines Dienstherren übernommen. Ein ähnlicher Fall ist z.B. bei den Hurnuss belegt: 1346 wird am Kitzenmarkt ein C. famulus Hurnuz (f 1351/55) erwähnt, dessen Witwe dann als Huornuozzin steuert (Aug. StadtA: StB 1346 f. 9c, StB 1351 f. 9d, StB 1355 f. 9a, StB 1368 f. 1 lb). Ulrich führte in den 1340er Jahren zwei verschiedene Siegel. Der Abdruck des einen ist in jüngerer Zeit (fehlende Bleichspuren am Pressel) abgefallen und verlorengegangen (Aug. StA. Urk. DK Aug. 264 [1340. ΧΠ. 11]), jedoch hat sich im Welser-Archiv ein Siegelabguß (siehe Abb. 1) und eine Zeichnung erhalten (Welser-Archiv: Siegelsammlung, Artistische Beilagen. Tafel I). Das recht kleine Siegel zeigt frei im Feld einen nach unten offenen Winkel mit aufgesetztem Kreuz und über die Schenkel gelegten Querbalken (Siegelumschrift: [ + ] S' VLRICI. [W]EL[S]ERII, Durchmesser: ca. 18 mm). Vom Abdruck des anderen, recht großen Siegels hat sich nur ein Rest erhalten, der im Feld aber noch den Teil eines Schildrandes erkennen läßt (Ludwigsburg StA. Β 169. U 262 [1341. Π. 13]). Wie bei den mitsiegelnden Brüdern zeigte der Schild sicher das bekannte Lilienwappen. Ulrich besaß also neben dem 'privaten' Siegel mit heraldischem Wappen eine Petschaft mit einer Handelsmarke, die er wohl vorrangig - aber nicht ausschließlich - in Geschäftsangelegenheiten benutzte.
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vielleicht mangels heraldischen Wappens - von den verwandten Hurnuss als Siegelzeichen übernommen wurde. 82 Für Johann (I) Welser läßt sich außerdem 1329 eine Tätigkeit als Kaufmann in Wien erschließen, 83 der Heimatstadt des schon erwähnten Handelsdieners Berhtold. D i e B e l e g e bieten also deutliche Hinweise auf eine Beteiligung der Welser am West-Ost-Handel, und die Verwendung einer Handelsmarke darf als Indiz für eine auf Dauer angelegte Geschäftstätigkeit gewertet werden. Man wird auch annehmen dürfen, daß sie ihren Weinhandel, wie in dieser Zeit in Augsburg üblich, mit lukrativem Ausschank verbanden. 84 Für ein erfolgreiches Engagement im Handel spricht Bartholomäus (I) Welsers wirtschaftliche Lage. Einer gewissen Nachlässigkeit bei der Einhaltung von Steuerterminen ist es zu danken, daß wir über seine Vermögensverhältnisse sehr genau informiert sind, obwohl Steuern regulär erst seit Ende des Jahrhunderts verbucht wurden. 85 Jene 17 Pfund Pfennige, die er 1321 fur sich und seine Schwägerin 82
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Das Siegel des Johann Hurnuss zeigt im Schild einen nach unten geöffneten Winkel mit über die Schenkel gelegtem Querbalken (Aug. StA. KU Aug. St. Georg 874 [1357. VIII. 14]). Dabei sind nur Linien erkennbar; die bei Zimmermann gebotene figürliche Darstellung eines Winkelmaßes ist offensichtlich Interpretation (Eduard Zimmermann: Augsburger Zeichen und Wappen. Augsburg 1970. Nr. 2319). Da es der einzige erhaltene Beleg eines Siegels ist, kann aber nicht ausgeschlossen werden, daß auch die Hurnuss dieses Zeichen nur als Handelsmarke führten. Nach dem von Matthäus Schwarz konzipierten 'Augsburger Geschlechtertanz' zeigte das Wappen der Hurnuss (Wappenfries: Reihe 1/ Nr. 29: Text: HVRAVS) einen mit drei Muscheln besetzten dunklen Schrägbalken (Georg Habich. Der Augsburger Geschlechtertanz von 1522. In: Jahrbuch der Kgl. Preuss. Kunstsammlungen 1911. Heft IV. S. 1-23). Allerdings stützt sich Schwarz auf die Augsburger Tradition des beginnenden 16. Jahrhunderts, die für das 14. Jahrhundert nicht sehr zuverlässig ist. Er hatte in Wien einem Boten Geld geliehen, das ihm durch die Baumeister zurückgezahlt wurde (R. Hoffmann: Baumeisterrechnungen [Anm. 14] S. 159 [1329. Vm. 27/ IX. 3]: Item Johanni welsario XXVIIβ pro L gross quos nuntio nostro in Wiena concesserat). Darlehen Augsburger Kaufleute an städtische Gesandte und Boten waren gängige Praxis. Sie bieten besonders im 14. Jahrhundert wichtige Hinweise auf Handelsziele. Vgl. meinen Artikel 'Beherbergungs- und Gaststättengewerbe'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 283. In den Steuerbüchern wurde anfänglich kein Betrag ausgewiesen, sondern normalerweise die Zahlung durch einen 'Dedit'-Strich hinter dem Namen vermerkt. Erst 1396 begann man, die entrichteten Beträge systematisch zu verbuchen. Wegen verspäteter Zahlung erfolgte im Falle Welsers die Buchung in den Amtsrechnungen der Steuermeister, von denen sich einige frühe Fragmente erhalten haben (Aug. StadtA. Schätze. Ausgaben der Steuermeister 1321-1332). Das wohl älteste Blatt verzeichnet auf der Vorderseite unter dem Titel Debitores stivre 9 Buchungen von Steuerschuldnern, darunter [4] Bartel(me) Welzaer VII lib. Da 1320 die Baumeisterrechnungen Pfänder einer hier aufgeführten Relicta Rveplinin als Einnahme von den Steuermeistern verbuchen (R. Hoffmann: Baumeisterrechnungen [Anm. 14] S. 15), muß es sich um die Steuerschuldner von 1320 handeln. Die auf der Rückseite unter dem Titel Debitores stivre proxime sequenti verbuchten Personen lassen sich somit als Steuerschuldner des Jahres 1321 erschließen. Als Buchungen erscheinen hier u. a. [1] Primo dominus Barthel[me] Welzaer tenetur III lib d. de Heinrico juniori Hvrnusso [Nachtrag:] et XXXIIIIβ de antiqua Ρortnerin, [3] Item Barthel[me] Welzaer tenetur XVII lib de se ipso et de consobrina sua dicta Welzaerin, [5] Item Relicta Ρ ortnerin tenetur XXXIIII (= Doppelbuchung, vgl.fl]), [7] Item Barthol[me] Welzer tenetur de antiquo Hurnuzzo V lib, [9] Item Welzer tenetur 2 Ά lib d. de
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schuldete, entsprachen einem Anschlagvermögen 8 6 v o n 2 040 Pfund Pfennigen. D a auch vor 1374 Liegenschaften und Renten steuerlich privilegiert waren, lag sein tatsächliches Vermögen aber deutlich höher; 87 Bartholomäus muß nämlich über erheblichen Grundbesitz verfugt haben, was besonders seine Käufe ab 1314 belegen. 88 1323 erscheint die Steuerschuld gesplittet in Teilbeträge v o n 15 und 2 Pfund Pfennige: A u f Bartholomäus entfielen demnach 1 800, auf die Schwägerin 240 Pfund Pfennige, was damals 89 etwa 4 320 bzw. 576 Gulden entsprach. Ein Vergleich mit der Frühen Neuzeit kann die Bedeutung dieser Beträge illustrieren:
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iuveni Hurnvsso. Eine weitere Liste von Steuerschuldnern mit dem Titel lila adhuc non dederunt stiuram ist aus dem Buchungszusammenhang dem Jahr 1322 zuzuordnen; sie erwähnt keine Person aus dem Umfeld der Welser. Eine letzte Liste mit debitores stiure wurde offensichtlich 1323 angelegt. Hier erscheinen [2] Item Barthel[me] Welzaer tenetur XV lib, [3] Item ipse tenetur II Ά lib. de juveni Hurnvsso et IUI lib, de patre, [9] Item Barthel[me] Welzaer tenetur II lib. pro Cuonrat Bitschlino. Zum Begriff vgl. meinen Artikel 'Steuer(n)'. In: Augsburger Stadtlexikon (Anm. 18) S. 854857. In den Fußnoten wird Anschlagvermögen im folgenden auch mit AV abgekürzt. Die Steuermeisterrechnungen erwähnen für 1321-1323 einen Hebesatz von 2: 240 (Aug. StadtA. Schätze, Ausgaben der Steuermeister 1321-1332: duo denarii de talento). Die deutlich geringere Steuerschuld des Bartholomäus aus dem Jahre 1320 dürfte durch einen niedrigeren Hebesatz von 1: 240 bedingt sein. Obwohl die Regelung, daß 'liegend Gut' nur mit halben Wert versteuert werden mußte, erst ab 1374 galt, änderte sich die faktische Belastung nur begrenzt. Schon vorher ergab sich über die Wertermittlung eine Privilegierung von Grundbesitz und Renten. Nach der Steuerordnung des ausgehenden 13. Jahrhunderts wurde bei der Berechnung des steuerpflichtigen Vermögens z.B. Eigen und Lehen mit dem zehnfachen Ertragswert angesetzt (Stadtbuch [Anm.14] S. 313), während um 1316/18 Hauszinsen mit dem 16 bis 20igfachen Ertragswert veräußert wurden. (Aug. StA. KLit. Aug. St. Moritz MB 2. f. 18 [1316. I. 5]). Ab 1374 galt auch bei 'liegend Gut' der geschätzte Verkehrswert als Bemessungsgrundlage. Vom Ergebnis her hielten sich die Veränderungen also in Grenzen; auch in den 1320er Jahren dürfte 'liegend Gut' nur mit etwas mehr als der Hälfte des Verkehrswertes angesetzt worden sein. Er erwarb 1314 um 100 lb dn einen Hof mit Lehen zu Stadtbergen (Nürnberg. Germanisches Nationalmuseum. US 1314. ΙΠ. 24), 1315 um 170 lb dn den Maierhof mit Groß- und Kleinzehnt zu Hirblingen (Aug. StadtA. Hospitalarchiv I, tom 127 [1315. VIII. 23]), 1316 Zehnten aus drei Halbhuben zu Wehringen (Aug. StA. KU Aug. Hl. Kreuz 24 [1316. IV. 23]), 1328 um 40 lb dn eine Holzmark oberhalb Stadtbergen (Aug. StA. Urk. DK Aug. 208 [1328. VII. 29]) und 1329 ein Haus in Augsburg (München BayHStA. Personenselekt 500, 4 [Geschlechtsbeschreibung, 1546]. f. 2r [Kauf als Regest überliefert, Inhalt und Ratszeugenreihe belegen echte Vorlage]). Der Erwerb des 1341 fur 74 lb Haller verkauften Weingartens in Eßlingen ist nicht belegt. Die überlieferten Käufe bieten sicher nur einen Ausschnitt der tatsächlichen Erwerbungen. Daneben existierte, wohl wie in Hurlach (vgl. Anm. 44), ererbter ländlicher Besitz und in Augsburg das Haus des Großvaters Sifrid (vgl. Anm. 36) sowie das Wohnhaus des Bartholomäus. Dessen Lage ist nicht exakt bezeugt; im Zusammenhang mit anderen Indizien läßt eine Notiz in den Baumeisterrechnungen vermuten, daß es in der Pfarrei St. Moritz nahe dem Mettlochgraben lag (R. Hoffmann: Baumeisterrechnungen [Anm. 14] S. 136 [1328. IX. 11/25]: Item pro lignis ad reparacionem fossae ante Welsarium XXXIIIβ dn). Der Wert des 'liegend Gut' dürfte also 1000 lb dn deutlich überschritten haben. Die Baumeisterrechnungen belegen 1321 einen Kurs von 1 fl. = 100 dn. Tendenziell verloren die Pfennige gegenüber dem Gulden an Wert; 1326 rechnete man mit einem Kurs von 1 fl. = 106 dn (R. Hoffmann: Baumeisterrechnungen [Anm. 14] S. 27, 95).
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Nimmt man Bezug auf den Silberpreis, so hätten diese 1 800 Pfund Pfennige im Jahr 1518 eine Kaufkraft von gut 8 000 rheinischen Gulden besessen, 9 0 was nominal fast einer Verdoppelung entspricht. Das Aussteuerniveau 91 scheint sich nominal sogar fast verdrei- bis vervierfacht zu haben. 92 Bartholomäus Welser zählte also eindeutig zu den vermögendsten Augsburger Bürgern des beginnenden 14. Jahrhunderts.93 A u f dem Hintergrund seiner herausragenden wirtschaftlichen und politischen Stellung überrascht es, daß für ihn keine Stiftungen bezeugt sind. Wahrscheinlich ist dies jedoch durch die Quellenlage bedingt; Indizien lassen nämlich vermuten, daß die Welser engere Bindungen zu den Dominikanern entwickelten. 94 Direkt sind diese Beziehungen zu St. Magdalena allerdings nicht mehr faßbar: Die Überlieferung der Prediger in Augsburg ist dürftig, und ein Nekrolog hat sich nicht erhalten. Nachweisbar sind immerhin Verbindungen zu den Dominikanerinnen von St. Katharina und St. Margareth, und schon die 1264 von Sifrid Welser geleisteten
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1323 verkauften die Steuermeister die [Augsburger] Mark Silber um 36 Schillinge [ä 12 dn] oder umgerechnet 432 dn (Aug. StadtA. Schätze. Ausgaben der Steuermeister 1321-1332. f. 5v: [...] et marca vendita fait pro XXXVIβ). 1 800 lb dn entsprachen also 1 000 Augsburger Mark (ä ca. 236 gr.) oder ca. 236 kg Silber. 1518 bezahlten die Einnehmer bei einer Silberlieferung für die Nürnberger Mark (ä 239,09 gr) 814 fl. rh (Aug. StadtA. Einnehmerbücher 1518. [rückwärts]: 'Gemains Ausgeben'). Jene rund 236 kg Silber die man 1323 für 1 800 lb dn erhalten hätte, besaßen also 1518 einen Marktwert von 8 143 fl. rh. 'Aussteuer' bezeichnet hier jenen Betrag, der auch bei kinderloser Ehe an den überlebenden Partner fiel. Die tatsächlich eingebrachten Vermögenswerte konnten deutlich darüber liegen; begrifflich wurde in den Quellen dann häufig zwischen Heimsteuer und Erbe unterschieden, wobei Erbe bei kinderloser Ehe von den Verwandten zurückgefordert werden konnte. In der patrizisch-kaufmännischen Oberschicht lagen die Aussteuern im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts etwa bei 100 bis 200 lb. dn: Mechthild Schongauer 150 lb dn, Anna Schongauer 100 lb dn (Fugger-Archiv. FA 98,1 [1308. III. 11]), Hartmann und Anna Ber je 100 lb dn. (Aug. StA. Urk. DK Aug. 207 [1328. III. 15]), Anna Hurnuss 200 lb dn (Aug. StadtA. US 1339. V. 25), während um die Wende zum 16. Jahrhundert zumeist 1 000 bis 2 000 fl. rh bezahlt wurden (P. Geffcken. Schichtung [Anm.19], Anhang. Tab. XIX-XXIV). 1396, in der Endphase einer längeren ökonomischen Krise, versteuerten in Augsburg nur 10 Personen mehr als 4 000 fl. AV (P. Geffcken: Schichtung [Anm. 19] Anhang. S. 6 [Tab. I]). Bei fast allen lassen sich Aktivitäten im Handel nachweisen oder erschließen. Die Frage nach kirchlicher Orientierung und Stiftungsaktivitäten stellt sich nicht nur bei Bartholomäus (I), sondern auch für andere Mitglieder der Familie. Für die drei jüngeren Söhne des Bartholomäus sind ebenfalls keine Jahrtage überliefert, obwohl die wirtschaftlichen Verhältnisse dies wohl noch zuließen, und gleiches ist noch im 15. Jahrhundert bei Bartholomäus (ΠΙ) und Lukas (I) zu beobachten. Die Errichtung eigener Kapellen und Altäre darf selbst bei bedeutenden Familien der patrizisch-kaufmännischen Oberschicht nicht als gängige Praxis unterstellt werden, da die Dotation der Pfründen hohe Aufwendungen erforderte; Stiftungen von Jahrtagen waren dagegen allgemein üblich. Nach den erhaltenen Nekrologen des Doms, der Stifte St. Moritz und St. Ulrich, des Barfüßerklosters, des Hl. Geist-Spitals [Gotbratbuch] und einer umfangreichen urkundlichen Überlieferung für die Karmeliter bei St. Anna können die meisten der wichtigen kirchlichen und karitativen Institutionen als Empfänger von Jahrtagsstiftungen der genannten Welser ausgeschlossen werden. In diesem zentralen kirchlichen Segment zeigt sich nur bei den Dominikanern eine Überlieferungslücke.
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Zeugendienste verweisen auf besondere Kontakte. Im 14. Jahrhundert erscheinen dann mindestens vier Weisertöchter als Nonnen bei St. Katharina,95 zwei weitere im Konvent von St. Margareth. Den Eindruck einer kirchlichen Neuorientierung bestätigt auch die Auflösung älterer Bindungen: Über längere Zeit gepflegte Beziehungen zu St. Moritz endeten recht abrupt Anfang des 14. Jahrhunderts.96 Gut ein Jahrzehnt nach dem Tod von Bartholomäus bieten Grundbesitzveränderungen dann erste Hinweise auf eine sich verschlechternde wirtschaftliche Lage der Familie. Während bis in die 1330er Jahre ausschließlich Käufe überliefert sind, beginnen um die Jahrhundertmitte Verkäufe das Bild zu prägen. Allein für Johann (I) Welsers Witwe Gysel sind zwischen 1349 und 1360 vier Veräußerungen mit einem Volumen von knapp 250 Pfund Pfennigen bezeugt - zweifellos nur die Spitze des Eisbergs. Hintergrund dieser Entwicklung dürfte das Ausscheiden aus dem Handel gewesen sein: Mit Johann (I) und Ulrich (I) waren spätestens 1346 die letzten Söhne des alten Bartholomäus gestorben, bei denen konkrete Anhaltspunkte fur eine Tätigkeit als Kaufmann vorliegen; auch der junge Bartholomäus ist in diesem Jahr letztmalig bezeugt. Nur Konrad (II), der das politische Erbe des Vaters angetreten hatte und 1336/37 sowie 1346 als Stadtpfleger amtierte, lebte noch Anfang der 1350er Jahre. Für ihn scheinen jedoch politische Interessen im Vordergrund gestanden zu haben, und die Enkel des Bartholomäus waren noch nicht alt genug, um die Lücken zu füllen. Erst in den 1350er Jahren lassen sich diese jungen Welser überhaupt in den Quellen fassen: 1351 Konrad (III), der Sohn des gleichnamigen Stadtpflegers, als einziger vielleicht schon Ende der 1320er Jahre geboren; 97 1355 Johann (II) und Peter (I), die wohl in der zweiten Hälfte der 1330er Jahre geborenen Söhne Johanns (I),98 und 1357 schließlich die Söhne des jüngeren Bartholomäus (II), Johann (III) und Konrad (IV), deren Geburt Anfang der 1340er Jahre anzusetzen sein dürfte. Obwohl nur vage eingrenzbar, machen die Geburtsdaten doch deutlich, daß der 'Kahlschlag' der 1340er Jahre Witwen 95
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Bis Ende des 15. Jahrhunderts waren elf Welserinnen bei St. Katharina eingetreten. Der Nekrolog vom Anfang des 16. Jahrhunderts verzeichnet zehn Jahrtagsstiftungen; nicht mehr erwähnt wird dort die erst 1531 verstorbene Priorin Veronika Welser. Im 15. Jahrhundert dürften ein oder zwei Töchter und drei oder vier Enkelinnen des Bartholomäus (ΙΠ) in das Kloster eingetreten sein. Eine Judenda ist wegen ihres altertümlichen Namens wohl dem 13. Jahrhundert zuzuordnen; die restlichen vier bis sechs Nonnen waren demnach im 14. Jahrhundert eingetreten. Eine Ausnahme bilden, wegen der engen Bindungen ihrer Familie an St. Moritz, zwei Jahrtagsstiftungen der Gysel Minner für sich und ihren Ehemann Johann (I) Welser (vgl. Anm. 61, 62). Da er 1351 offensichtlich schon verheiratet war, ist seine Geburt wohl um 1325/30 anzusetzen. 1349 waren die Söhne noch minderjährig, da ein Verkauf der Mutter ohne ihren Konsens erfolgte (Aug. StA. Urk. DK Aug. 289 [1349. VII. 4]). Bei den Verkäufen ab 1355 werden die nun volljährigen Söhne kontinuierlich erwähnt (Aug. StA. KU Aug. St. Katharina 141 [1355. XI. 18]). Ihre Geburt ist demnach zwischen 1335 und 1341 anzusetzen; bei Johann (II) sicher recht früh, da er ab 1356, offensichtlich jung verheiratet, selbständig neben der Mutter steuert.
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mit zumeist jugendlichen Kindern zurückgelassen hatte: eine fast klassische Konstellation für eine nachhaltige Destabilisierung der ökonomischen Basis, wie der Vergleich mit besser dokumentierten Fällen aus späterer Zeit erkennen läßt.
4. Niedergang und Neubeginn Der frühe Tod der Väter scheint in der nächsten Generation auch zu einem Bruch mit der kaufmännischen Tradition gefuhrt zu haben. Keiner der Söhne läßt sich im Handel nachweisen," faßbar sind dagegen militärische Aktivitäten: 1367 werden Konrad (III) und Peter (I) als städtische Söldner genannt.100 Eine Besserung der wirtschaftlichen Lage war unter solchen Voraussetzungen kaum zu erwarten. Die Veräußerungen von Grundbesitz gingen offensichtlich weiter, und die Erlöse lassen erkennen, daß es sich zumeist um Notverkäufe handelte. Als Johann (II) Welser beispielsweise dem Kloster St. Martin 1363 einen Hof zu Hurlach überließ, erhielt er nur 132 Pfund Pfennige, während er beim Rückkauf 1371 - durch eine zweite Ehe war er wieder zu Geld gekommen - 200 Pfund Pfennige, offensichtlich den normalen Marktpreis, zahlen mußte. Beim erneuten Verkauf 1376 konnte er wiederum nur 150 Pfund Pfennige, also dreiviertel des Einstandspreises erlösen.101 Auch in der Stadt selbst, für das soziale Umfeld unübersehbar, vollzog sich dieser Erosionsprozeß: Schon in den 1340er Jahren saß die Linie des Stadtpflegers Konrad (II) Welser nicht mehr im eigenen Haus, sondern wohnte bei vermögenden Verwandten; in den 1360er Jahren ging dann von der Witwe des Bartholomäus (II) das Anwesen auf dem Hohen Weg in fremde Hände über, und in den
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Wilhelm Rem berichtet in seiner Chronik: Item etlich iar, nach dem die zunft angefangen haben, da haben etlich burger [= Patrizier] wider anfahen zuo hanndien mit kauffinanschaft und dieselben haben dannocht nicht dürffen in die zunft kamen [...] und die gehandelt haben sind gewesen die Langenmantl mit dem R, die von Hoy, Wellser, Gossenbrot und Hörwart und darnach ander mer (DStChr. 22 [Anm. 14] S. 345). Die Angabe wurde von der älteren Literatur als Beleg gedeutet, daß die genannten Patrizierfamilien schon bald nach 1368, auf jeden Fall noch im 14. Jahrhundert, wieder Handel getrieben hätten. (Jakob Strieder: Zur Genesis des modernen Kapitalismus. Forschungen zur Entstehung der großen bürgerlichen Kapitalvermögen am Ausgang des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit, zunächst in Augsburg. 2. Aufl. München 1935. S. 125f.; Th. G. Werner: Bartholomäus Welser [Anm. 13] S. 75). Sachlich erscheint dies fragwürdig, denn das behauptete Handelsverbot fur Patrizer nach Einführung der Zunftverfassung hat es wohl nie gegeben (vgl. P. Geffcken: Schichtung [Anm. 19] S. 217-219). Die neben den Welsern genannten Beispiele für Patrizier, die wider anfahen zuo hanndien, lassen sich zudem durchgängig als Familien identifizieren, die hauptsächlich Anfang des 15. Jahrhunderts im Handel hervorgetreten waren, so daß es sich wohl um eine erst Ende des 15. Jahrhunderts entstandene Tradition handelt. Aug. StadtA. Schätze 137a. f,16r [Söldnerliste 1367. VIII. 6]: cives [...] It. C. Welser, lt. Peter Welser[...]. Aug. StA. Urk. DK Aug. Benefizien: 80 [1363. VI. 28], 89 [1371. III. 1], 99 [1376. XII. 22],
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1380er Jahren mußte schließlich von den Erben Johanns (II) auch das Haus am Weinmarkt, der letzte repräsentative Wohnsitz der Familie, veräußert werden. 102 Eine endgültige Erschütterung erfuhr die wirtschaftliche Lage der Familie, als auch in dieser Generation die meisten Männer frühzeitig starben. Faßbar wird dies über die Steuerbücher, trotz lückenhafter Überlieferung und rudimentärer Buchungen die einzige Quelle, in der sich Angehörige der Familie in dieser Zeit überhaupt noch relativ kontinuierlich fassen lassen: Konrad (III) Welser 103 steuerte 1351 bis vermutlich 1377, 104 Johann (II)105 1356 bis 1380 und sein Bruder Peter (I)106 1362 bis 1368. V o n den jüngeren Vettern läßt sich Johann (III) Welser 107 so102
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1382 wird als Bewohner Ja[cob\ Slunt genannt, spätestens 1384 hatte es Berchtold Rephun ( t 1396/98) erworben. Der Wert des Hauses wurde 1389 mit 450 fl. beziffert (Aug. StadtA: StB 1382 f. 12b, StB 1384 f. 12c, StB 1389 f. 23c). Rephun zählte über seine Frau Anna Pliensbach wohl zur weiteren Schwägerschaft der Egen; 1395 wohnt bei ihm der als Egendiener faßbare famulus Utz an der Waug (Aug. StadtA. StB 1395 f. 16c). Konrad (ΙΠ) Welser (t 1375/ [1380]) ist erst nach dem Tod des Vaters in Urkunden belegt. 1357 bürgte er für Elisabeth, die Witwe des Bartholomäus (II) Welser (Aug. StadtA. US 1357. XI. 6), 1359 für Johann Völkwein und dessen Ehefrau Walburga [Welser] (Aug. StA. KU Aug. St. Katharina 158 [1359. Π. 4]), 1367 war er Mitsiegler eines Quittbriefs des Johann Völkwein (Aug. StA. Urk.Pfalz-Neuburg. Varia Neoburgica 1254 [1367. XI. 28]: Chuonrads dez Welssers mins swagers insigeT). Die Nennung eines Konrad Welser unter den GeschäftsPflegern des Johann (I) Langenmantel [vom RR] 'von Wertingen' kann sich ebenfalls nur auf ihn beziehen, da diese als Langenmantels besondner freyndten angesprochen werden (Aug. StA. Lit. HSt. Aug. MB 179a [1375. ΙΠ. 8]). Auffälligerweise fehlt er 1377 unter den OheimKlägern, als Johann Langenmantel, der Sohn seines Onkels Konrad (I) Langenmantel [vom RR] 'am Swal', erschlagen wird (Aug. StadtA. Schätze 81 [Achtbuch] f. 30d [1377. VIII. 6 ]), wobei nicht eindeutig zu erkennen ist, ob dies durch Tod oder Abwesenheit bedingt ist. 1351-1356 steuerte er im Steuerbezirk uf dem Graben im Haus der 'Richterin' [Agnes Welser, Witwe des Mag. Ulrich Hofmaler gen. Richter] (Aug. StadtA: StB 1351 f. 13c: It. Rihterin— filius eius- C. Welser-, StB 1355 f. IIa, StB 1356 f. 10b), 1357-59 im Steuerbezirk vom Ror in einem Langenmantelschen Haus (Aug. StadtA: StB 1357 f. 11c: It. C. Welser— Valayer-, StB 1358 f. IIa, StB 1359 f. 10d), 1363-65 erneut bei der Rihterin bzw. ihrem Sohn (Aug. StadtA: StB 1363 f. 9c:It. Rihterin-filius eius- C. Welser-filia fratris-, StB 1364 f. 9d, StB 1365 f. 9b) und 1367-68 im Steuerbezirk von der Pruggerin hus (Aug. StadtA: StB 1367 f. 10b: It. C. Welser-Elspet-, StB 1368 f. IIa: It. C. Welser-Eliczabet-). Auch Buchungen der Jahre 1376 und 1377 scheinen sich noch auf Konrad zu beziehen (Aug. StadtA: StB 1376 f. 10b: It. Weberin-frater eius- , StB 1377 f. lOd: It Guomel [ohne Strich] Waelserin [ohne Strich] frater eins [ohne Strich]), da die 1367 und 1368 bei ihm steuernde Elisabeth wohl als seine Schwester anzusprechen ist (vgl. Anm. 63, 120). Johann (II) Welser (f [1380]) war in erster Ehe mit einer Katharina unbekannter Herkunft verheiratet, die nur 1363 urkundlich bezeugt ist (Aug. StA. Urk. DK Aug. Benefizien 80 [1363. VI. 28]). Die Ehe dürfte 1355/56 geschlossen worden sein, da er ab 1356 selbständig neben der Mutter steuerte. Wohl einziges Kind dieser ersten Ehe war jene Anna Welser, die 1365 mit ihrem Vater um Konrad (II) Minner klagte (Aug. StadtA. Schätze 81 [Achtbuch] f. 24c [1365.1. 29]). Sie dürfte früh gestorben oder in ein Kloster eingetreten sein, da auch eine Tochter zweiter Ehe diesen Namen trug. Seine zweite Ehefrau Anna wird erstmals 1371 erwähnt (Aug. StA. Urk. DK Aug. Benefizien 89 [1371. ΠΙ. 1]). Peter (I) Welser (f 1368/ [1376], X. 29) begann erst nach Anfall des mütterlichen Erbes selbständig zu steuern; außerdem hatte er, wie die Achtklage um Konrad (II) Minner belegt, 1365 keine Kinder (Aug. StadtA. Schätze 81 [Achtbuch] f. 24c). Beides spricht dafür, daß er wohl
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gar nur 1367 und 1368 in den Steuerbüchern nachweisen, und dessen Bruder Konrad (IV) 108 ist offensichtlich mit dem 1364 bis 1368 steuernden Schwiegersohn der Witwe Berchtold Halbherrs zu identifizieren. 109 A l s 1380 mit dem damals vielleicht 45jährigen Johann (II) der letzte Enkel des Stadtpflegers Bartholomäus starb, waren die männlichen Vertreter der nächsten Generation noch Kinder - ihre Geburt ist wohl durchgängig in die 1370er Jahre zu setzen - und erschwerend kam hinzu, daß teilweise auch die Mütter nicht mehr lebten.
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ledig geblieben war; allenfalls seine kurzfristige Übersiedelung in ein Haus der Witwe Katharina Halbherr (Aug. StadtA: StB 1364 f. 13a; 1365 fehlt dieser Bezirk) könnte als Indiz für eine Heirat gewertet werden. 1362-1363 und 1367-1368 steuerte Peter bei seinem Bruder Johann (Π) im Steuerbezirk Riusershus; (Aug. StadtA: StB 1362 f. 11c, StB 1363 f. IIb, StB 1367 f. IIa, StB 1368 f. lld). 1364 wird er als Mitbesitzer des Hauses bezeichnet (FuggerArchiv. FA 98, 1 [1364. X. 1]: zwischen Hansen vndPeters der Wellser gesezze vndStephan des Bachen gesezze). Sein Jahrtag wurde bei St. Katharina gefeiert, wo die Schwester Gysel als Nonne lebte (Aug. SStB. 2° Cod. Aug. 470. f. 34v [X. 29]: Obiit Petrus Welser laicus). Peter dürfte also in Augsburg gestorben sein; sicher vor 1376/77, da ihn die Steuerbücher dieser Jahre nicht mehr erwähnen und er, im Gegensatz zum Bruder, auch als Kläger um den erschlagenen Johann Langenmantel [vom RR] 'am Swal' fehlt (Aug. StadtA. Schätze 81 [Achtbuch] f. 3Od [1377. VIII. 6]). Johann (ΙΠ) Welser (t 1368/ [1376]) erscheint 1367-1368 als Mitbewohner im Haus Heinrich Bachs (Aug. StadtA: StB 1367 f. 1 lb, StB 1368 f. 12b). In den 1370er Jahren wird er in den Steuerbüchern nicht mehr erwähnt. Da Hinweise auf eine Ehefrau oder Witwe fehlen und er erst nach dem Tod der Mutter zu steuern begann, scheint er ledig geblieben zu sein. Konrad (IV) Welser (f [1368]/1376) läßt sich in den Steuerbüchern nie mit vollem Namen fassen. Da alle anderen urkundlich belegten Welser dieser Generation in den Steuerbüchern eindeutig zu identifzieren sind, muß es sich bei ihm also um den Welser flliaster handeln, der im Haus der Halbherrin steuerte. 1368 verschwindet er dort, während in der Vorstadt ein Welser - vermutlich Konrad - neu auftaucht (Aug. StadtA: StB 1368 f. 4 b [vom Brunnen gen St. Steffan ]: It Strodel Pfeifer[...] Welß[er]-). Die Witwe wird 1376-1386 wieder im Haus der Halbherrin genannt, 1389-1403 dannpueri/ \puer\ Welseri/[Welserin], Aug. StadtA: StB [Reihung der Steuerkonten vereinheitlicht, 1365 Blattlücke]: 1364 f. lid: It Halpherrin — et pueri — Welser filiaster — filius Zollner — Kellnerin -1367 f. lib: It Halpherrin — pueri — Welser filiaster — Zollner— Kellnerin— 1368 f. 12a: It. Halpherrin— pueri — Zollner — Kellnerin— [Welser filiaster fehlt] 1376 f. 12b: It. Halpherrin-filiusWelserin1377 f. 12d: It. Halpherrin—filius—Welsserin— 1380 f. 12b: It. Halbherrin- filia - Waelserin1382 f. 12c: It. Halbherrin-filius-filiaWälserin1383 f. 12c: It. Halbherrin- et filius dt. materXXXß ad.jur- et filia- Wälserin1384 f. 12d: It. Halbherrin- et filius-filia- Wälserin1386 f. 12c: It. Halbherrin-filius-filiaWälserin1389 f. 24a: It. Halpherrin dt.de do[mo] Vf gld- et filius— etfilia—pueri Welserii— Hoffmair— 1390 f. 22c: It. Halpherrin — et filius — etfilia—puer Welserin— Hoffmair—
In dem Haus im Steuerbezirk Ilsungs hus steuerte 1356-1359 Berchtold Halbherr d. Ä (f [1359/62], V. 15) und 1362-1407 seine Witwe Anna ( t [1407/ nach 1411?]. XII. 12). Die mit Welser verheiratete älteste Tochter ist namentlich nicht bezeugt. Der filius läßt sich als Konrad Halbherr ( t 1392/ [1393?]), die filia als Jungfrau Anna Halbherr ( t 1403/ nach 1411?]. ΧΠ. 3) identifizieren. Eine weitere Tochter Katharina Halbherr (t 1420/ [1424], IX. 26) wird ab 1365 als Nonne im Kloster Maria Stern genannt (Aug. StA. Urk. DK Aug. 632 [1389. V. 13]; A. Haemmerle: Necr. Barfüßer [Anm. 14] Nr. 130, 246, 342, 356).
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Obwohl der Verlust von Besitzkontinuität eine Rekonstruktion der Filiationen erschwert, ist es möglich, die noch greifbaren Mosaiksteine zu einem schlüssigen Bild zusammenzufügen. Den entscheidenden Ansatzpunkt bietet die Nachkommenschaft Konrad (IV) Welsers und der Halbherrin, die als einzige sicher zu fassen ist. Als Bischof Burkhart 1401 einen Zehnt aus sechs Höfen zu Bobingen an Jungfrau Anna Halbherr verlieh, wird nämlich erwähnt, daß die selben zehenden sy anerstorben ist von Frantzen dem Wälser der ir recht schwester suon waz und von uns und unserm gotzhus ze lehen gat, als der selb Frantz Waelser in vormals von uns ze lehen gehebt haut.™ Die Urkunde enthält zwei zentrale Informationen: Da ein Lehen in Jahresfrist empfangen werden mußte, war der Erblasser Franz Welser111 erst kurz zuvor verstorben; die Lehensnachfolge der Mutterschwester der Zehnt war also Kunkellehen und ursprünglich Halbherrbesitz - zeigt außerdem, daß Franz keine voll erbberechtigten Geschwister mehr hatte, da diese sonst zumindest mitbelehnt worden wären. Die spätere Besitzgeschichte liefert eine wichtige Ergänzung, denn 1424 empfing Sebastian Ilsung als Lehentrager der Domzeche den zehenden zu Bobingen, der vor Zeiten der Halbherrin und der Wellserin waz. Den haben sy geben an die zäh zu Unser Frawen.m Obwohl die Stifterinnen ohne Vornamen aufscheinen, kann es sich bei ihnen nur um Katharina Halbherr und Margarethe Welser handeln, zwei Nonnen des Klosters Stern, die einige Jahre zuvor bei einer Stiftung an das Spital genannt werden.113 Dabei verweist ihr Zusammenwirken eindeutig auf Verwandtschaft, und es kann kein Zwei-
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Aug. StadtA. US 1401. IX. 19. Franz (I) Welser ( t [1400]/01) ist nur durch diese Urkunde von 1401 bezeugt. H. Vietzen; Lehenbuch [Anm. 14] S. 34 [1424. X. 18]. Ob die Schenkung wirklich so erfolgte, ist zweifelhaft. Schon 1411 wurde nämlich dem Bischof von Johann Minner ain zehendlin zu Bobingen das er in tragers wyse der ersamen frauwen der Halbherrin und irer tochter burgerin daselbs [...] ze lehen gehebt hat [...] dasselb zehendlin aber nu die vorgenent frauwen [...] irer sele zu hail vnd trost vf geben habend an die zech in vnser stifft zu dem thuome [...] aufgetragen, damit der Trager der Domzeche es empfangen konnte (Aug. StadtA. US 1411. IX. 13). Die Urkunde bezeichnet also die Witwe Anna Halbherr und ihre Tochter Anna Halbherr als Stifterinnen. Möglicherweise erklären sich diese Widersprüche aber durch einen zweistufigen Stiftungsakt. Bei dem 1411 erwähnten zehendlin könnte es sich nämlich auch um einen einzelnen Hofzehnt handeln, während es sich bei dem zehenden von 1401 um Zehnten aus sechs Höfen handelte. Ein größerer Teil dieses Komplexes wäre dann also an die Halbherrin und die Welserin gefallen und vor 1424 an die Domzeche weitergereicht worden. Die Angabe im Lehenbuch ließe sich dadurch erklären, daß der Schreiber nur noch den zeitlich näher liegenden Stiftungsakt erwähnte. Aug. StadtA. Hospitalarchiv I. tom. 3. Nr. 1 [Gotbratbuch] f. 22r [XI. 11]: Entsprechend den Bestimmungen einer Urkunde von 1420 stellt das Spital fest, daß aus dem von der Nonne Katharina Halbherr gestifteten Hof zu Possenried 3 fl. ung zur Verteilung an die Siechen der erwirdigen gaistlichen frawen Margrethen der Welserin closterfraw zu dem Stern hie zu Augspurg gereicht werden sollen, solange sie lebt, danach der Meisterin des Klosters. Da beim Spital die Stifter für die Austeilung des Gotbrats üblicherweise eine Beteiligung von Angehörigen festlegten, ist dies ein klarer Hinweis auf verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Nonnen.
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fei bestehen, daß auch Margarethe Welser 114 eine Halbherrenkelin und die Schwester des Franz war. Bei den Nonnen A g n e s und Margarethe Welser im Kloster St. Margareth, der Nekrolog des Klosters nennt ihre Eltern Konrad und Elisabeth, muß es sich also um die Töchter von Konrad (III) Welser handeln. 115 1385 hatte Ulrich Hofmaier genannt 'Richter', ein Enkel des Stadtpflegers Bartholomäus Welser, mit einer Stiftung dafür gesorgt, daß dort miens oehains Chuonratz dez Waelsers seligen kinden Juonckfrawen Angnesen vnd Juonckfrawen Margrethen zwuo phruend erhielten. 116 A l s deren Brüder lassen sich Konrad (V) und Berchtold (I) Weiser identifizieren. A u c h sie sind als Söhne eines Konrad bezeugt 117 , bei dem es sich durch die engen Beziehungen zu den Langenmantel [vom RR] erkennbar - ebenfalls nur um Konrad (III) Welser handeln kann. A l s Konrad (V) Welser nämlich 1415 über eine Chorherrenpfründe bei St. Moritz reversiert, erscheinen als Spitzenbürgen, noch vor dem Bruder, die frewnde Johann Hartmann Langenmantel [vom RR] und Rüdiger Langenmantel [vom RR]. 118
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Margarethe Welser (t 1454. VII) lebte über 60 Jahre als Nonne im Kloster Maria Stern und starb wohl fast achzigjährig. Ihr Todesjahr erscheint im Nekrolog verschrieben (Aug. Archiv des Klosters Maria Stern. Nekrolog: Margret Welserin gestorben im 51. Jahr im Juli, freundlicher Hinweis Prof. Dr. Rolf Kießling), das richtige Datum nennen die Baumeisterbücher [=im folgenden BR], 1392 kaufte sie 4 fl. Leibgeding um 28 fl. (Legat Konrad Halbherr?), 1400 dann 3 fl. um 24 fl. (Legat Franz Welser?); 1406/19 muß ein weiteres Leibgeding von 2 fl. gekauft worden sein (Legat Witwe Halbherr?), da sie nachweislich ab 1419 von der Stadt insgesamt 9 fl. ung. bezog (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 108, 123, 840; Aug. StadtA: BR 48 [1451], f. 98v; BR 51 [1454] f. 155ν:Λ. Villiguldin ungrisch rec. Marg. Wellserin [Eintrag gestrichen, Nachtrag] nichil, si ist tod vor margare[te] anno LIIII). 1433 erwarb sie mit der Nonne Adelhaid Rot (f 1454. IV. 15) einen Anger zu Erlingen (Aug. StA. KU Aug. Maria Stern 99 [1433. IV. 2]), der später an Maria Stern fiel und auch zur Dotation eines Jahrtages bei den Barfüßern diente (A. Haemmerle: Necr. Barfüßer [Anm. 14] Nr. 381: Item nota quod domina Adelhaid Roetin et Margaretha Welserin legauerunt conuentui 1 florenum Rhenensem pro duobos aniuersariis de brato in Erlingen in Felden et illum florenum debent dare domine de stelle ). A. Haemmerle: Necr. Margareth [Anm. 14] Nr. 236: Item wir suellen begaun Margareten der Waelserin iren Jaur tag dar umb haben wir ein genomen XX guldin und ir swester Jaur tag und ir vater und muoter Jartag, Nr. 100 [VIII. 28]: Obiit Margareta dicta Waelserin und ir swester Agnesen die Waelserin; Nr. 143 [XI. 1]: Obiit Chunradus Waelser und Elizabeth sin Huosfrau. Aug. StadtA. Hospitalarchiv I. tom. 114. Nr. 2 [1385. IV. 28]. Der Zeitpunkt der Verpfründung läßt für die beiden Nonnen eine Geburt um 1370/75 vermuten. Vgl. Anm. 120 Aug. Archiv des Bistums Augsburg. Urk.14/4 [1415. VII. 5]: Ich Chunrat Wellser vergich [...] wann die ersamen [...] und gemainlich das Capitel des Gestifts Sant Mauricien mich zu ainem Chorherren aufgenomen und enphangen hand, das ich In [...] ze rehten bürgen gesetzt die Erbern mein lieb frewnde Hansen Hartman den Langemantel. Rüdigern Langemantel und Berchtold Wellser meinen bruder all drey burger zuo Augspurg. Der Terminus frewnde kennzeichnet in diesem Zusammenhang eindeutig Verwandte. Die beiden Bürgen lassen sich als Enkel von Konrad (ΙΠ) Welsers Mutterbruder Johann (I) Langenmantel [vom RR] 'von Wertingen' identifizieren.
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Über die Kinder sind sogar Rückschlüsse auf die soziale Lage der Väter möglich. So belegt die Zunftmitgliedschaft Berchtold Welsers, daß Konrad (III) Welser bei Einführung der Zunftverfassung auf seinen Patrizierstatus verzichtet hatte. Politische Motive können dabei ausgeschlossen werden, denn er erscheint nie in offiziellen Funktionen, während ambitionierte Ex-Patrizier wie Sibot Menchinger, Johann Rem oder Ulrich Preyschuh in den Zünften sonst rasch Führungspositionen erreichten. Die Gründe, die ihn und vermutlich auch seinen Vetter Konrad (IV) zum Zunfteintritt nötigten, lagen demnach im wirtschaftlichen Bereich. Schon die Beobachtung, daß bei beiden - jeweils mit Ausnahme eines 'Stammhalters' - alle Kinder in den geistlichen Stand traten, läßt eine Art soziales Zölibat vermuten, und dieser Eindruck erhärtet sich, wenn man die Vermögensverhältnisse genauer betrachtet. Das Erbe der Kinder Konrad (IV) Welsers ist nicht direkt zu fassen, denn die Witwe Halbherr hatte sowohl die Tochter Anna wie die Welserenkel in ihre Steuer mit einbezogen. 1396 deklarierte sie rund 275 Gulden Anschlagvermögen; real dürfte der Wert des Besitzes, der offensichtlich nur aus 'liegend Gut' bestand119 über 500 Gulden betragen haben. Welsererbe läßt sich darunter weder belegen noch erschließen, wohl der eigentliche Grund, weshalb der schon erwachsene, aber noch ledige Franz Welser nicht selbständig veranlagt wurde. Dessen Zukunftschancen hatten sich in den 1390er Jahren sogar deutlich verbessert: Nach dem kinderlosen Tod des Onkels Konrad Halbherr war er der letzte männliche Nachkomme der Witwe, und es zeichnete sich ab, daß er eines Tages Großmutter und Tante beerben würde. Durch seinen frühen Tod erlosch diese Welserlinie jedoch um die Wende zum 15. Jahrhundert im Mannesstamm. Genauso dürftig wie bei Konrad (IV) scheint das Erbe gewesen zu sein, das Konrad (III) Welser seinen Kindern hinterließ. Für die Verpfründung der Töchter Agnes und Margarethe mußte wie schon erwähnt ein Oheim sorgen. Den zum Geistlichen bestimmten Sohn Konrad (V) bedachte eine Elisabeth Buechsin 1389 mit einem kleinen Leibgeding120. Seine Funktion als einfacher Vikarier bei St. Moritz 119
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Das Wohnhaus der Witwe Halbherr wurde 1389 mit 600 Gulden bewertet (vgl. Anm. 109); wahrscheinlich war es belastet und mußte später nicht mehr mit vollem Wert veranschlagt werden. Zu dem versteuerten Besitz zählte auch ein 1357 erworbener Hof zu Possenried und die Zehnten in Bobingen. A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 554 [1389]: Item Elspeth die Buehsin haut kaufft VI Guldin Lipdinggeltes; die haut si gelegt vff Chuonrads Lib, Chuonrad dez Welsers sailigen Suon; Nr. 963 [Leibgedingbuch 1424]: Item Her Cuonrat Waellser, Vicarier zu Sant Mauritien, haut VI Guldin vff seinen Lib; die sind erchauft worden durch Elzpethen, die Puechssin (Auszahlung 1422: vff Her C. Waellsers Lib, recepit Β. Waellser frater suus ; Auszahlung 1423: Recepit Β Waellser Goldschmid, an der Stuir). Die nach 1415 nicht mehr zutreffende Bezeichnung Konrad (V) Welsers als Vikarier dürfte aus dem verlorenen Leibgedingbuch von 1407 übernommen worden sein. Die erwähnte Buechsin läßt sich in den Steuerbuchregistern der 1370er und 1380er Jahre nicht nachweisen. Da die Steuerbücher des 14. Jahrhunderts Witwen vereinzelt auch mit ihrem Geburtsnamen erfassen, erscheint es nicht ausgeschlossen, daß es sich bei ihr um Konrad (ΠΙ) Welsers Schwester Elisabeth handelt (vgl. Anm. 63, 104). Auf sie könnten sich nämlich die Nennungen einer sonst nicht einzuordnenden Welserin von 1380 bis 1393 beziehen (Aug. StadtA. StB 1380 f. 10c, StB 1382 f.
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- möglicherweise hatten ihm die verwandten Rappolt die Pfründe ihrer Kaplanei übertragen 121 - unterstreicht, daß er anfänglich in sehr bescheidenen Verhältnissen lebte. Erst 1415, in vorgerücktem Alter, erlangte er eine standesgemäße Versorgung mit einer Chorherrenpfründe. 122 Obwohl eventuell vorhandenes Erbe an den einzigen weltlichen Nachkommen, den Goldschmied Berchtold Welser, 123 hätte fallen müssen, versteuerte dieser bei seiner ersten Veranlagung 1402 gerade ein Anschlagvermögen von 120 Gulden. Vermutlich handelte es sich sogar in erster Linie um Heiratsgut der Ehefrau, denn in den Steuerbüchern erscheint er seit diesem Jahr als Schwiegersohn des Johann Lotteregger. 124 Als er nach dem frühen Tod der ersten Frau Ende 1403 die vermögende Vöhlinenkelin Anna Nathan 125
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10b, StB 1384 f. 10a, StB 1389 f. 21b, StB 1390 f. 20b, StB 1391 f. 18c, StB 1392 f. 21d, StB 1393 f. 18d). Falls der Familienname verschrieben ist, könnte es sich auch um die, wohl 1389/90 verstorbene, Nichte (swester tohter) des Domherren Cunradus Buechslin de Esslingen (t 1345) handeln (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 1 [1339]). 1402 steuerte Berchtold Welser im Pfründhaus des Rappolt-Altars bei St. Moritz (Aug. StadtA. StB 1402 f. 17c [an sant Katherinen goss]: It. domus [StB 1393 f 20d: capellani] Rapold [...], Waelser dt. Hfl. [=120 fl. AV]), obwohl er schon im Haus des Schwiegervaters Johann Lotteregger lebte. Diese auffällige Buchung fände eine Erklärung, wenn sein Bruder Konrad Welser - als Priester des Rappolt-Altars - hier gewohnt hätte. Da über die Großmutter Agnes Langenmantel [vom RR] eine Verwandtschaft mit den Rappolt bestand, erscheint eine Übertragung der Pfründe durchaus naheliegend. Konrad (V) Welser (f 1436/ [1438], VIII. 16) ist 1436 letztmalig als Chorherr bezeugt. Als das Kapitel 1438 einen wichtigen Beschluß über die Rechte des Probstes faßte, wird er nicht mehr erwähnt, war demnach wohl schon verstorben (Aug. StA. KU Aug. St. Moritz: 342 [1436. IV. 21], 345 [1438. IV. 12]). Dem muß nicht widersprechen, daß noch bis 1445 als angrenzender Grundbesitz hern Conraten Wellsers des Chorherren zu sant Mauricien garten erwähnt wird, denn Anrainernennungen wurden häufig aus Alturkunden übernommen (Fugger-Archiv. FA 99, 1: [1425. IX. 29], [1436. IX. 20], [1445. ΠΙ. 13]). 1425 stiftete Konrad einen Jahrtag bei der Vikarierbruderschaft, der zum 30. Januar [vorläufig?] begangen wurde (Alfred Schröder: Die Vikarierbruderschaft bei St. Moritz, ihre Gründung, Verfassung und ihr ältestes Anniversarienbuch. In: ZHVS 19 (1892) S. 96: Konrad Welser, Kanonikus [...] moribus et etate grandevus), und 1429 einen weiteren Jahrtag beim Kapitel von St. Moritz (A. Haemmerle: Necr. Moritz [Anm. 14] Nr. 499 [VIII. 16]: Conradus Welser, canon, h. eccl. ordin. anniv. suum 1429). Berchtold Weiser (f 1434) starb nach den Steuerdaten zwischen November 1433 und November 1434 (Aug. StadtA: StB 1433 f. 20a, StB 1434 f. 13d). Todesjahr ist 1434, da die Neubelehnung des Sohnes Ulrich mit dem ererbten Hof zu Großaitingen am 28. April 1435 erfolgte (Aug. StA. Lit. HSt. Aug. MB 481 II. f. 22r). Aug. StadtA: StB 1402 f. 17c: It. Jo. Loderecker dt.XIIIfl. / Beham flliaster dt. IIb/ Welser goltschmid [ohne Zahlung, vgl. Anm. 121], StB 1403 f. 19b: It. Jo. Louderegger dt. VI Ά fl. / Beham flliaster dt. Xß / Weisser flliaster [ohne Zahlung, vgl. im folgenden Anm. 126]. Der Schwiegervater Johann Lotteregger (f 1430/31) war vermögend (1402: 780 fl. AV [133. Stelle]; vgl. P. Geffcken: Schichtung (Anm. 19) Anhang. S. 24 [Tab. ΠΙ]) und amtierte nach den erhaltenen Wahllisten mehrfach als Ratsherr der Huckerzunft (1404-1405, 1412-1413, 14211422). Die Kennzeichnung als Goldschmied belegt eindeutig, daß es sich bei dem Schwiegersohn um Berchtold Welser handeln muß. Anna Nathan ( t 1407/28) war eine Tochter des Heinrich (Π) Nathan (* ca. 1358, f 1401/02) aus seiner 1383/84 geschlossenen Ehe mit Adelheid Vöhlin (*ca.l365/70, f 1404/05), einer Nichte des Augsburger Kramers Seifrid Vöhlin (t 1397/98). Die Ehe leitete den sozialen
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heiratete, stabilisierte sich seine wirtschaftliche Lage nachhaltig. 126 Ein Nachtrag in der Zunftliste von 1397 belegt Berchtold als Mitglied der Salzfertigerzunft. N o c h vor 1417 hatte er die Zunft aber wieder aufgegeben 127 und war nach Angabe der Remschen Chronik in die Kaufleutezunft gewechselt. 1 2 8 Hinter der nach außen intakten Fassade scheint es noch zu Lebzeiten Berchtolds aber wieder gebröckelt zu haben. Sein Sohn, der Goldschmied Ulrich (II) Welser, versteuerte bei seiner ersten Veranlagung 1434 nur noch knapp die Hälfte des väterlichen Anschlagvermögens. Der ererbte Grundbesitz war demnach wohl schon mit Schulden belastet und mußte ein paar Jahre später auch veräußert werden. 129 Ulrich scheint
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Aufstieg der Nathan ein. Schon 1396 versteuerte Heinrich (Π) Nathan 1 080 fl. AV (83. Stelle); der Anfall mehrerer Erbschaften katapultierte ihn dann 1397/98 in den Kreis der reichsten Augsburger Bürger (P. Geffcken: Schichtung [Anm. 19] Anhang: S. 9 [Tab. I], S. 13 [Tab. Π], S. 20 [Tab. ΙΠ]). Die Ehe mit Anna Nathan muß Ende 1403 geschlossen worden sein, da Welser bei der Anlage des Steuerbuchs noch als Schwiegersohn des Johann Lotteregger verzeichnet wurde (vgl. Anm. 124), zum Steuertermin dann aber bei der Witwe Nathan wohnte. Im Schwörsteuerintervall 1402-1404 versteuerte Berchtold Welser 120 fl. AV (vgl. Anm. 121); Aug. StadtA: StB 1403 f. 17b: It. R. Ncttannin dt XXXIIII Vifl., Walser dt I f l [=120 fl. AV]; StB 1404 f. 17a: It. Nathanin dt. XXXIIII !Δ fl. [=4 140 fl. AW], fllia(ste)r ejus dt. 1 fl. [=120 fl. AV]); StB 1405 f. lld: It. pueriNattern dt. XXVIIfl. [=3 240 fl. A V ] , Hainr. Nattan dt. Vfl.XIIß [= 630 fl. AV], Berch. Walser dt. VIfl. VIIβ [=737 fl. AV]). Der Vermögensanstieg um 617 fl. AV bei der Schwörsteuer 1405 ist auf die Einbeziehung von Aussteuer und Erbe der Anna Nathan zurückzufuhren. Real lag der Zuwachs wohl über 1 000 fl., denn zum Erbe zählte auch ein Haus (Aug. StadtA. US 1407. VII. 7: Ich Berchthold Waelser der Goltschmid burger zuo Augspurg vnd ich Anna sein eliche wirtin verkaufen Steinhaus mit zwei Holzhäusern alz wir die von Adelhaittn der Nattanin mein der egenent Annen der Waelserin muoter saeligen ererbet um 400 fl. an Lorenz Egen.) und sicher auch ein Hof zu Großaitingen. Der Erlös des Hausverkaufs wurde offensichtlich zum Erwerb eines Hauses am Weinmarkt verwendet, das 1407 als vacua domus Welser bezeichnet wird und in dem Berchtold Welser dann 1408-1433 wohnte. Bei den folgenden Schwörsteuern wurde Berchtold Welser mit 820 fl. AV (1408), 807 fl. AV (1413), 720 fl. AV (1418), 720 fl. AV (1422), 720 fl. AV (1428) veranlagt (P.Geffcken: Schichtung (Anm. 19) Anhang. S. 32-47 [Tab. IV-VI]). Aug. StadtA. RSt. Zunftbücher 222 [Salzfertigerzunft]: Die Zunftliste von 1397 (p. 19-23) erwähnt an 100. Stelle unter den Nachträgen einen Waelser ohne Vornamen. Es handelt sich sicher um Berchtold, da kein anderer Welser in Frage kommt und an 143. Stelle als Zunftmitglied auch sein Schwager Haintz Nathan genannt wird. In den Zunftlisten von 1417 (p. 17) und 1430 (p. 8-11) wird Welser nicht mehr erwähnt. DStChr. 22 [Anm. 14 ] S. 339: es haben sich etlich geschlecht getaillt,[...] dan etlich seind bey den burgern [='von Herren'] beliben, so sind etlich inn zunft komen, die man noch inn der kaufleut zunft inn geschrift findt, mit namen ain Welser, ain Fideler, ain Kargen, unnd zwen Ravenspurger, die sind all goldschmidgewesen [...]. 1434-1436 steuerte Ulrich im Elternhaus am Weinmarkt und wird noch 1436 als dessen Eigentümer bezeichnet (Aug. StadtA: StB 1434 f. 13d [Katharinengaß]: It. jung Welser dt. III Ά lb [=336 fl. AV]; StB 1435 f. 19a: It. jung Welser dt. III 'Λ lb [=336 fl. AV]; StB 1436 f. 16d: It. Ulrich Welser dt. II Vi lb [=240 fl. AV]; Fugger-Archiv. FA 99, 1 [1436. IX. 20]). 1437 steuerte dort Konrad Gassner, und 1445 ist Konrad Schmucker als Eigentümer bezeugt (Fugger-Archiv. FA 99, 1 [1445. ΠΙ. 13]). Das Haus wechselte also wohl 1437 den Besitzer. Schon Ende 1436 hatte Ulrich den Hof zu Großaitingen um 446 fl. rh an die Domvikarier verkauft (Aug. StA. Urk. DK Aug. Frat. St. Magni [1436. X. 15]). Die Liquidation des Grundbesitzes ist kaum auf eine Erbteilung zurückzuführen: Ulrich hatte keine erbfähigen
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schließlich 1439 die Stadt verlassen zu haben130 und kurz darauf verstorben zu sein. Mit ihm erlosch gegen Mitte des 15. Jahrhunderts offensichtlich auch die Goldschmiedelinie im Mannesstamm. Zwar werden im Bruderschaftsbuch von St. Ulrich noch summarisch Kinder erwähnt, daß auch nur eines ihn überlebte, ist jedoch nicht erkennbar. Seine Frau Anna, die der angesehenen Goldschmiedefamilie Öffelin entstammte,131 läßt sich ab 1442 wieder in Augsburg fassen. Ihr weiteBriider, da er allein mit dem Hof zu Großaitingen belehnt wurde; auch Hinweise auf Schwestern fehlen. Möglicherweise spielten aber Schadensersatzforderungen eine Rolle, denn 1434 sah er sich wegen eines in Basel begangenen Totschlags mit einer Klage Münchner Bürger konfrontiert. So erwähnt ein Schreiben Augsburgs nach München, daß Erasem Gewantschneider [...] durch ainen andern unßern mitburger Ulrichen Wellser den goltschmidze Basel vor etlichen zeiten vom lehn zum tode braht ist (Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] III. f. 320r-v Nr. 1336 [1434. VIII. 23]). 130 Ulrich Welser (t 1438/ [1442?]) wurde noch 1437 und 1438 in Augsburg zur Steuer veranlagt (Aug. StadtA: StB 1437 f. 16a [Pfaffengaß]: It. Vir. Welser dt. II 'Λ lb; StB 1438 f. 15d [Konoid]: It. Püttinger [...], Ulrich Welser dt. II Ά lb); ab 1439 ist er in den Steuerbüchern nicht mehr faßbar, hatte also die Stadt verlassen. Eine formelle Aufgabe des Bürgerrechts ist nicht nachweisbar, da die Ratsprotokolle dieser Jahre fehlen. Seine Erwähnung im Bruderschaftsbuch von St. Ulrich (A. Haemmerle: Ulrichsbruderschaft [Anm.14], Nr. 2061: Ulrich Welser, der Goldschmied, und Anna, seine Hausfrau und alle ihre Kinder und ihr beider Vater und Mutter und alle ihre Geschwistergit und alle ihre Vordem ) - der Eintrag dürfte wohl in den 1470er Jahren niedergeschrieben worden sein - setzt nicht voraus, daß Ulrich damals noch lebte. Auch andere Personen, die erst nach der Reform von 1468 ins Bruderschaftsbuch eingetragen wurden, waren zu diesem Zeitpunkt schon verstorben. 131 Anna Öffelin (f 1491/ [1492]), war eine Tochter des Goldschmieds Johann (Π) Öffelin ( t 1457/58). Die Familie läßt sich schon Ende des 14. Jahrhunderts unter den Münzerhausgenossen nachweisen - ihr Großvater Konrad Öffelin ( t 1410/11) amtierte als Augsburger Münzmeister - und war wohl schon in dieser Zeit in der Kaufleutezunft organisiert. Auch wirtschaftlich zählten die Öffelin zum gehobenen Bürgertum: Das vom Vater versteuerte Anschlagvermögen bewegte sich zwischen 200/500 fl., das des Bruders zwischen 300/750 fl. 1461 verkaufte Anna Welser mit ihren Geschwistern 1 fl. rh Zins aus väterlichem Erbe (Aug. StA. KU Aug. Hl. Kreuz 283 [1461. I. 17]: Ich Hanns Öffelin der goltschmid, burger ze Augspurg vnd ich Anna Welserin sein schwester auch burgerin daselbs bekennen [...] das wir [...] mit gunst vnd willen Cunratz vnd Barthlomes der Öffelin bed vnser gebrieder der vollen gewalt ich obgenente Anna Wellserin hier inne hab [...]). Ab 1442 wird im Hause Johann (II) und später Johann (ΙΠ) Öffelins zeitweilig eine Tochter bzw. Schwester erwähnt, bei der es sich, wie die Urkunde von 1461 erkennen läßt, nur um Anna Welser handeln kann (Aug. StadtA: StB 1442 f. 19c: Hanns Öffelin [...], filia eius-; StB 1453 f. 23b: It. Öffelin Goldschm. [...], filia eius-nil; StB 1455 f. 25c: It. Öffelin Goldschmid [...],filia eius-nil; StB 1456 f. 3 ld: It. Öffelin Goldschmid [...], filia eius-nil s(ie) dient; StB 1457 f. 28c: It. Öffelin Goldschmid [...], filia eius-nil; StB 1463 f. 29d: It. Öffelin Goldschmid [...], sein swester-; StB 1466 f. 26b: It. Öffelin Goldschmid [...], sein swester-dient; StB 1467 f. 25b: It. Öffelin Goldschmid [...], sein swester Welserin—, StB 1468 f.24c: It. Öffelin Goldschmid [...], sein swester Welserin- stat ante, StB 1468 f. 6b: It Heublerin—, Welserin Goldschmidin—, StB 1469 f. 5d: It. Ann Waliserin Goldschmidin dt. IIb, StB 1470 f. 6b: It. Welserin Goldschmidin—). Der Zusatz 'Goldschmidin' belegt eindeutig, daß es sich nur um jene Anna handeln kann, die 1436 als Ehefrau Ulrich Welsers genannt wird (Aug. StA, Urk. DK Aug. Frat. St. Magni [1436. X. 15]: Ich Ulrich Wellser der goltschmid burger ze Augspurg und ich Anna sein elichiu wirtin [...]). Nach den Steuerdaten des Vaters dürfte Anna um 1411/16 geboren worden sein; 1433/34 könnte sie geheiratet haben. Die Vermerke 'dt. nil', teilweise präzisiert
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res Schicksal zeigt, wie rasch auch Angehörige bedeutender Bürgerfamilien von sozialer Deklassierung bedroht sein konnten: Weitgehend mittellos mußte sich Anna Welser zeitweilig als Dienstbotin ihren Lebensunterhalt verdienen. Die verarmte Witwe wurde sogar noch Zeugin des steilen Aufstiegs der patrizischen Welser; erst in den 1490er Jahren starb sie hochbetagt im Augsburger Spital. Der Fortbestand dieser Linie, die 1368, bei Einfuhrung der Zunftverfassung, als einzige nicht auf ihre Zugehörigkeit zu den 'von Herren' verzichtet hatte, ruhte im ausgehenden 14. Jahrhundert allein auf Bartholomäus (III) Welser. Da sie seit Mitte des 15. Jahrhunderts alleine noch blühte, wird verständlich, weshalb sein Enkel Jakob ihn in der 'Stammensvisierung' als einiger Welser auf Erden bezeichnete. In dieser Formulierung wird auch eine gewisse Überhöhung spürbar, denn für die Familientradition, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts ihre entscheidenden Konturen erhielt, markierte Bartholomäus eine Art Neubeginn: Er wurde zum eigentlichen 'Stammvater', da bei ihm das kollektive Gedächtnis der Familie und damit die gesicherte Vorfahrenreihe endete. Beschränkt man sich auf die urkundliche Überlieferung, so hat sich in diesem Punkt die Situation nicht verändert: Direkte Belege für seine Eltern fehlen noch immer; seine Herkunft kann jedoch erschlossen werden. Durch die Kontinuität der Steuerbuchungen132 läßt sich
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durch den Zusatz 'dient', belegen, daß Anna v e r m ö g e n s l o s war und sich ihren Lebensunterhalt auch als Dienstbotin verdienen mußte. B i s in die 1460er Jahre erscheint sie nur sporadisch in den Steuerbüchern, da Ehalten nicht regulär veranlagt und somit auch nicht systematisch erfaßt wurden. 1471-1491 wird sie dann als Bewohnerin eines Pfründhauses des Spitals genannt (Aug. StadtA: StB 1471 f. 13c: It. domus Hospitalis [...], Welserin-nil; StB 1479 f. 13c: It. Rappenglitzin [...], Welserin-nil·, StB 1480 f . l 3 c : It. Rappenglitzin [...], Welserin dt. 45 dn; StB 1491 f. 15d: It. Spital Pfründhaus [...] Waliserin Anna dt. 60 dri). A b 1492 läßt sie sich in den Steuerbüchern nicht mehr nachweisen; offensichtlich war die etwa 75 bis 8 0 Jahre alte Frau damals gestorben.. Aug. StadtA: Steuerbücher: [Steuerbezirk Ilsungs hus- ab 1389 Weberhus]: 1380 f. 12b: It.Peter Egen- Karl- Laurenz[ohne dedit-Strich] [ ]puer Wellser CCCflor.- [... ] 1382 f. 12c: It.Peter Egen— Karl— [...] puer Welser — Laurenz vndsein bruder, zwo steuern, dt. Peter Egen 1383 f. 12c: It.Peter Egen— Karl-- [...] puer Weiser— Lorenz — et frater— 1384 f. 12d: It.Peter Egen— Laurenz— Gilg—[...]C.Pfister— [,..]puer Wälserin, quantum ipse habet+Wälserin1386 f. 12c: It.Peter Egen— Laurenz— et frater— [...] puer Welser, quamtum ipse habet — 1389 f. 24a: It.Peter Egen dt. [...] Laurenz- Gylig- [...] puer Welser, q(uantu)m ipse habet1390 f. 22c: It.Peter Egen-Laurenz Egen- Gylig Egen- [...] puer Welser, quantum ipse habet1391 f. 21b: It.Peter Egen- GilgEgen- [,..]puer Welser- [...] uxor Rüdiger Langmantel gld. 1392 f. 25d: It.Peter Egen— Gilg Egen— puer soror Pfister— puer Welser,davon steuert Laurenz 1393 f. 21 c: It.Peter Egen- Gilg Egen— puer soror Pfister-- puer Welser [ohne dedit-Strich] 1394 f. 16d: It. Ulrich Röchlinger -filii Pfister [Steuerbezirk von der Dähsin] 1391 f. 16a: It. Dähsin- Lorentz Egen filiaster eius - [...] 1392 f. 19c: It. Dähsin— Lorentz Egen filiaster eius— [.] Barth, frater eius, qu. ipse habet — 1393 f. 16d: It. Dähsin— Lorentz Egen filiaster eius— [.] Barthlome frater qu. ipse habet— 1394 f. 13b: It.R.Dächsin- Lorentz Egen filiaster ei'HS~[.] Bartholme fr.eius- Bona Welser qu. ipse habet1395 f. 1 lb: It.RDächsin- filiaster Lorentz Egen- [..] Bartholme fr. eius- Bona Welser qu. ipse habet1396 f. 16b: It.R.Dächsin [..] filiaster Laurenz Egen[..] Bartholome.fr. eius dt. VIII Hfl. [Bona Welser q.=gestr.]
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Bartholomäus (III) mit einem puer Walser identifizieren, der 1380 mit 300 Gulden Pfleggut im Haus Peter (I) Egens auftaucht, wobei der ab 1383 faßbare Vermerk quantum ipse habet darauf verweist, daß es sich um eine Teilpflegschaft handelt. 133 Das Steuerkonto seiner Geschwister, durch den Vermerk quantum ipsi habent ebenfalls als Teilpflegschaft gekennzeichnet, läßt sich ab 1380 im Haus der Anna Welser, der Witwe Konrad Langenmantels [vom Sparren] 'beim Salzstadel' fassen. 134 Die Pflegschaftspraxis in Augsburg läßt keinen Zweifel, daß diese pueri Welser zu Annas engster Verwandtschaft zählten; im konkreten Fall also als Kinder, oder genauer Töchter, eines ihrer Brüder anzusprechen sind. D a der nur bis 1368 bezeugte Peter (I) Welser sicher ausscheidet, 135 kommt als Vater ihrer Pflegekinder - und damit auch des puer Welser bei Peter Egen - nur ihr ältester Bruder Johann (II) Welser in Betracht. 136 Die Mutter von Bartholomäus (III) und dieser Schwestern war Johanns zweite Ehefrau Anna. Ihre Herkunft ist nicht
[Steuerbezirk: Pruggerin hus] 1398 f. 1399 f. 1400 f. 1401 f. 1402 f. 1403 f.
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16d: It. Lorentz Egen [...], Bartholomeeft·, eius dt VIII Άfl. 19b: It. Laurenz Egen [...], Barthoflojme fr. dt. VIIIΆ ft., Peter Egen [...], puer Gersten [...] 18d: It. Lorentz Egen [...], Bartho(lo)me fr. dt. VIII Ά ft.. Peter Egen [...], puer Gerst [...] 16c: It. Lorentz Egen [...], Barthoflojme fr. dt. VIIIΆ ft.. Peter Egen [...], puer Gerst [...] 16b: lt. Lorentz Egen [...], Barthlome fr. dt. XVIII ft. XVIßldn, Peter Egen [...], puer Gerst [...] 17d: It. Laurentz Egen [...], Barth(olo)mefr. dt. XVII 'Aft.
Nach der Übersiedelung zu seinem Bruder Lorenz Egen erfaßten die Steuerschreiber Bartholomäus Welser 1392-1393 sowohl an seinem alten wie an seinem neuen Wohnsitz. Die Steuerzahlung wurde aber nur einmal verbucht. Im Regelfall bildete das Erbe von minderjährigen Kindern eine Einheit und erscheint entsprechend als gemeinsames Pflegschaftskonto in den Steuerbüchern. Eine Aufgliederung erfolgte zumeist, wenn die Kinder von verschiedenen Müttem stammten; teilweise wurde auch das Erbe der Töchter von dem der Söhne abgetrennt. Aug. StadtA.Steuerbücher [Steuerbezirk Pruggerin hus ]: 1380 f. 1 lb: It. Langmentelin— Jo. ftlius— ceteri pueri— 1382 f. 11c: It. Langementlin— Jo. ftlius—filii— pueri Walser, qu(antu)m h(abe)z — 1383 f. 11c: It. Langmentlin—Jo. ftlius—et filii—pueri Waelser— 1384 f. 1 ld: It.die Langmantel, Joh.— vndPeter—filii Waelser— Hartman Langmantel— 1386 f. 1 lb: It Joh.— Hartman— Peter die Langmantel— filii Wälsorgen, qu(antu)m i(ps)i habent— 1389 f. 21a: It.Peter— It Hans [...]— It.Hartman die Langenmantel— Welserin, qu(antu)m ipse h(abe)t— [... ] 1390 f. 20d: It.Peter — Hartmann— Langenmantel, Waelserin qu(antu)m ipse h(abe)t [Buchung gestrichen]
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Die Formulierung läßt erkennen, daß es sich bei den ceteri pueri von 1380 um die Weiserkinder und nicht um die wohl schon volljährigen und 1382 als filii bezeichneten Langenmantelsöhne handelt. Die Eintragungen zeigen außerdem, daß bis 1386 mehrere Weiserkinder bei ihr lebten. Wenn Peter Welser der Vater gewesen wäre, müßten sich die Pflegschaftskonten der Kinder schon in den erhaltenen Steuerbüchern von 1376 und 1377 nachweisen lassen. Auf den ersten Blick scheint dem zu widersprechen, daß 1380 - als die Pflegschaftskonten bei Peter Egen und der Witwe Langenmantel auftauchen - das Steuerbuch Johann (Π) Welser noch in seinem Haus im Steuerbezirk Riusershus verzeichnet. Die überlappende Buchung läßt sich jedoch durch den fehlenden i/ecft'f-Strich hinter seinem Namen erklären: Als am 16. November mit der Anlage des Steuerbuchs begonnen wurde, lebte Johann noch; beim eigentlichen Steuertermin einige Wochen später war er verstorben, und das Erbe der Kinder wurde nachträglich in Pflegschaftskonten erfaßt.
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bezeugt; der Kauf des Hauses 'auf dem Stein' durch Bartholomäus (III) und die für ihn zu erschließende Übernahme der Lehenschaft der Pfründe von St. Leonhard läßt allerdings vermuten, daß es sich bei ihr um eine Tochter des Stadtpflegers Konrad Ilsung 'auf dem Stein' handeln könnte.137 Nachweisbar ist dagegen eine erste Ehe mit einem Egen, da Bartholomäus (III) ausdrücklich als Bruder Lorenz Egens bezeichnet wird.138 Als Johann (II) Welsers Witwe tritt Anna nicht mehr in Erscheinung; möglicherweise war sie Ende 1376 schon verstorben.135 Bestätigt wird die Rekonstruktion der verwandtschaftlichen Zusammenhänge durch weitere Indizien: So läßt beispielsweise die Namensgebung der Söhne des Bartholomäus auf einen Vater Johann schließen140, und nach Einführung der Zunftverfassung ist alleine noch Johann (II) Welser als Patrizier bezeugt: 1368 siegelte er den ersten Zunftbrief und 1374 erscheint er in den Quellen als Ratsherr von Herren.141 Zwar ist erkennbar, daß mehrere seiner Töchter im Haus der Schwester aufwuchsen, sie im Gefüge der Halbgeschwister Egen-Welser zu identifizieren, ist jedoch nur über das Alter möglich; die verheirateten Töchter erscheinen in den Quellen nämlich nie mit ihrem ursprünglichen Familiennamen. Eindeutig als Tochter Johann (II) Welsers anzusprechen ist Anna, die 1390/91 den Kaufmann Johann Brun heiratete: Brun wurde 1370 geboren,142 was bei ihr auf eine Geburt um 1370/75 schließen läßt. Ob die Ehefrau Konrad Pfisters aus der ersten oder zwei-
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Vgl. meinen Beitrag 'Anmerkungen zu architektonischen, sepulkralen und künstlerischen Zeugnissen der Welser im Spätmittelalter' in diesem Band. Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] Ib. f. 248r. Nr. 1032 [1419.1. 8]: Rat teilt Regensburg mit, welche der bei Leibgedingkäufen des Lorenz Egen als bezogene Leiber eingesetzten Personen noch leben: weihin noch by leben syen also tugen wir ewer liebe zu wissen, das dise hernachbenampten libe, mitnamen Peter Egen des egenent Laurentzen Egens säligen sun, Laurentz Wällser, Peter Egen sein vetter, Barbara von Liechtenstain der von Knöringen tochter, Bartholme der junge Wällser vnd Anna sein swester Bar[thel\me des alten Walisers kind vnd auch derselbe Bar\thel\me Wällser des egenent Laurentzen Egen säligen prüder [...]. Der Stiefbruder Lorenz Egen (f [1418]. I. 7) dürfte nach seinen Lebensdaten (Jerusalemreise 1385, Heirat 1390/ 91) etwa Mitte der 1360er Jahre geboren und gut zehn Jahre älter als Bartholomäus (ΙΠ) Welser gewesen sein. Er stammte also aus der ersten Ehe der gemeinsamen Mutter, die wohl in der zweiten Hälfte der 1360er Jahre dann Johann (II) Welser heiratete Sie ist demnach mit seiner 1371 belegten zweiten Ehefrau Anna zu identifizieren. Direkte Belege für die Eltern Lorenz Egens und seiner Brüder Karl und Gilg stehen aus. Da beim Rückkauf des Hofes zu Hurlach 1371 Anna ausdrücklich als Miterwerberin genannt wird, diente der Kauf offensichtlich zur Absicherung ihres Heiratsguts. Beim erneuten Verkauf des Hofes 1376 wird Anna nicht mehr erwähnt, war also vielleicht zwischenzeitlich verstorben (Aug. StA: Urk. DK Aug. Benefizien: 89 [1371. III. 1], Urk. DK Aug. Benefizien 99 [1376. XII. 22]). Vgl. im folgenden Anm. 224. Aug. StadtA. US 1368. XI. 24; BR 2 [1368-1379]: f. 169r [1374. ΠΙ. 6], f. 188v [1374], Wahrscheinlich saß er auch 1373 im Rat, da er in diesem Jahr für die Stadt bürgte (P. v. Stetten d.J.: Geschlechter [Anm. 17] S. 32). Er ist weder in einem städtischen Amt bezeugt, noch finden sich andere Anhaltspunkte, daß er politisch eine größere Rolle spielte. Vgl. im folgenden Anm. 195.
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ten Ehe ihrer Mutter stammt, ist nicht klar zu entscheiden.143 Eine weitere Schwester dürfte Elisabeth Welser gewesen sein, die 1389 als Nonne bei St. Katharina genannt wird.144 Bartholomäus Welsers materielles Erbe betrug offensichtlich nicht mehr als jene 300 Gulden, die 1380 als Pfleggut ausgewiesen werden. Im Gegensatz zu anderen Standesgenossen verfugte er jedoch über ein 'Kapital', das dieses Manko zumindest teilweise ausglich: engste Beziehungen zu den Egen, einer jener aufstrebenden Kaufmannsfamilien, die sich, unter den veränderten Rahmenbedingungen der Zunftverfassung, im ausgehenden 14. Jahrhundert als neue politische Elite etablierten und - soweit konnubial dem Patriziat verbunden - mit der alten Elite in der 'Herrenstube' ein gemeinsames gesellschaftliches Forum schufen. Für ein Waisenkind mit eher bescheidenem Erbe, das nicht auf Förderung durch die eigene Familie hoffen konnte, war es eine besondere Chance, mit seinen Halbbrüdern bei Peter (I) Egen145 aufzuwachsen, der als mehrfacher Stadtpfleger nicht nur die politische Stellung seiner Familie begründet hatte, sondern auch zu den fuhrenden Augsburger Kaufleuten zählte. Wie seine spätere kaufmännische Entwicklung vermuten läßt, muß die Mentalität dieses Hauses den kleinen, beim Tod des Vaters vielleicht erst fünf Jahre alten Bartholomäus nachhaltig geprägt haben. Seine Ausbildung erhielt er bei seinem Halbbruder Lorenz: 1392, wohl bald nachdem er volljährig geworden war, zog er zu ihm, und verschiedene Indizien sprechen da-
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Ihr Name ist urkundlich nicht bezeugt. Die im 16. Jahrhundert entstandene 'Genealogia Pistoriana' bezeichnet sie als Clara Egen; als sicherer Beleg für ihre Abstammung kann dies aber nicht gewertet werden. 1383/84 heiratete sie Konrad Pfister (t 1392), was auf eine Geburt um 1365/70 und damit noch auf Egenabstammung hinweisen könnte. Elisabeth Weiser ( | 1391/ [1419]) kaufte 1389, wohl fur 60 fl„ ein Leibgeding von 10 fl. (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 95). Der Zeitpunkt des Kaufs spricht für Zugehörigkeit zu dieser Generation, denn Nonnen wurden bevorzugt in jungen Jahren, also bald nach ihrem Klostereintritt mit einem Leibgeding versorgt. Da eine Nennung von Verwandten fehlt, läßt sie sich nicht sicher einordnen. Allerdings dürfte die Tatsache, daß die älteste Tochter von Bartholomäus (ΠΙ) den gleichen Namen trug (vgl. im folgenden Anm. 224) - die zweite Tochter wurde nach der Mutter und der Schwiegermutter benannt - für diesen Zusammenhang sprechen. Wegen ihrer etwas günstigeren Vermögensverhältnisse und der abweichenden kirchlichen Orientierung kann sie zudem kaum als Tochter von Konrad (III) oder Konrad (IV) angesprochen werden. Die Auszahlung ihres Leibgedings ist 1391 letztmalig belegt. Die 1419 wieder einsetzenden Buchungen erwähnen sie nicht mehr, sie war also zwischenzeitlich verstorben. Der Nekrolog von St. Katharina nennt Jahrtage für zwei Nonnen dieses Namens zum 29. Oktober und zum 2. November (Aug. SStB. 2° Cod. Aug. 470: f. 34v, f. 35r). Peter Egen (f [1394]. VI. 29) läßt sich von 1363-1393 in den Steuerbüchern fassen. Schon bald nach Einführung der Zunftverfassung zählte er zu den führenden politischen Köpfen (Stadtpfleger: 1373, 1378, 1383, 1391; Baumeister: 1386, 1387; Siegler: 1384, 1392). Auch persönliche Kontakte zu den Welsern sind erkennbar: 1376-1377 steuerte er als Nachbar Johann (Π) Welsers im Steuerbezirk Ruisershits, und übernahm 1377/80 im Steuerbezirk Ilsung hus das Anwesen des Weiserschwiegersohns Johann Völkwein.
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für, daß sich zwischen beiden ein enges Verhältnis entwickelte. 146 Lorenz hatte sich schon in jungen Jahren als bedeutender Fernhändler etabliert. 1391 übernahm er die Leitung der Geschäfte seiner Schwiegermutter Selind Dachs. 147 Es ist jedoch nicht eindeutig erkennbar, ob er den Handel der Dachs - unter eigenem Namen, aber mit dem Vermögen der Schwiegermutter im Rücken - selbständig fortführte oder ob er weiter an der eigentlichen Egen-Gesellschaft beteiligt blieb. D i e Unsicherheiten hinsichtlich der organisatorischen Strukturen beschränken sich allerdings auf wenige Jahre: Kurz darauf waren die Aktivitäten beider Gruppen verschmolzen, denn Ulrich Rehlinger, der für die Dachs gearbeitet hatte, heiratete 1393 die Erbtochter des alten Peter Egen. 148 Wie umfangreiche Erwerbungen von Liegenschaften erkennen lassen, muß der Handel der Egen schon in den 1360er Jahren ein bedeutendes Niveau erreicht haben; erst ab den 1370er Jahren finden sich allerdings Hinweise auf Ziele und Geschäftsfelder, und in den 1380er Jahren werden dann in Ansätzen auch innere Strukturen erkennbar. Verbindungen nach Nürnberg lassen sich für Peter (I) Egen im Zusammenhang mit Eisenhandel und Geldgeschäften ab 1378 fassen. 149 D a für seinen Verwandten oder Geschäftspart-
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Die engen Beziehungen zu Lorenz schlagen sich noch im Verhältnis zu seinem Sohn Peter Egen/ von Argon nieder. 1422 zählten Bartholomäus Welser und Johann Brun zu dessen Pflegern (Aug. StA. KU Rottenbuch 1422. Π. 1). 1422 entrichteten sie gemeinsam, 1426 und 1427 entrichtete Bartholomäus allein für den jungen Peter die Steuer (Aug. StadtA: StB 1422 f. 18d, StB 1426 f. 17b, StB 1427 f. 20a). Noch 1445, als Peter von Argon die Antoniuspfründe stiftete, erscheint Bartholomäus unter den Mitsieglern (Stadtbuch [Anm. 14] S. 286). Selind Langenmantel [vom RR] (t 1398. II. 23), die Witwe des Johann (II) Dachs (t 1380. II. 20), hatte nach dem Tod ihres Mannes den Handel offensichtlich weitergeführt. Sie stützte sich dabei in erster Linie auf Konrad Weiß ( t 1390), der schon 1379 als Handelsdiener ihres Mannes bezeugt ist (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 172) und vermutlich zum Teilhaber aufstieg. Bis 1384 wohnte Weiß, noch ausdrücklich als famulus bezeichnet, in ihrem Haus. Als beide 1387 um 740 fl. einen Güterkomplex zu Altmannshofen erwarben, erscheint Weiß als kaufman (Aug. StA. KU Holzen 60 [1387.1. 29]). Als weiterer Handelsdiener ist 1382 Johann Berger bezeugt (Aug. StA. KU Aug. St. Moritz 187), der wohl mit einem 1382 bei ihr wohnenden Schreiber Johann zu identifizieren ist (Aug. StadtA. StB 1382 f. 10a). Nachdem 1390 ihr einziger, damals 22jähriger Sohn Konrad ( t 1390. VII. 21) und auch der alte Konrad Weiß gestorben waren, sollte durch die 1390/91 geschlossene Ehe ihrer Tochter Margarethe mit Lorenz Egen offensichtlich auch die Geschäftsnachfolge geregelt werden, denn ihr anderer Schwiegersohn - die ältere Tochter Agnes hatte 1384/86 den Ritter Hilpold von Knörringen geheiratet - kam dafür nicht in Frage. Ulrich Rehlinger ( t 1407) und Konrad Rehlinger (f 1401/02), die Schwestersöhne von Johann (II) Dachs, arbeiteten sicher auch für den Dachs'schen Handel, da sie 1384-1393 ein Haus der Dachswitwe bewohnten (Aug. StadtA: StB 1384 f. 10b, StB 1393 f. 17a, StB 1394 f. 13c). Aug. StadtA: BR 2 [1368-1379] f. 289r: Item LXXIII Ά lb und VIβ dn und IUI dn gaben wir Peter Egen umb ysen daz ze Nürnberg wart kauft; daz ysen waz XXVI schilling duhelysen dez wart XIIIIβ kauft ze XIII regenspurger dez ersten kaufs ze Nürnberg, VIIβ umb XII regensburger daz übrig ze fur Ion und koste.; BR 4 [1390] f. 55r: Item f und XXV guld. haben wir bezalt den von Nürnberg, die haut in geben Peter Egen an unsers Herren dz Künigs gelt daz wir daran schuldig wauren darumb uns die von Nürnberg tzu sprechen von dz Künigs prieffs wegen.
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ner150 Konrad Gwerlich 1369 Besuche der Frankfurter Messen erschlossen werden können, 151 darf vermutet werden, daß auch Peter Egen schon damals zum Kreis der Kaufleute zählte, die Beziehungen zur Mainmetropole unterhielten. Bezeugt sind sie dann ab den 1380er Jahren, da sich die Stadt bei der Auszahlung auf der Messe fälliger Renten häufig der Egen bediente. 152 Zumindest indirekt lassen sich in dieser Zeit auch schon Verbindungen nach Venedig erschließen. 153 A b 1391 sind Beziehungen nach Köln belegt, wobei als Geschäftspartner der Münzerhausgenosse Brun v o n Mauwenheim d. Ä. 154 und dessen ältester Sohn, der Wechsler Johann von Mauwenheim, aufscheinen. 155 A b 1393 läßt sich die Egen150
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1 371 erwarben Peter Egen und Konrad Gwerlich von Heinrich Bach, dem Schwiegersohn der Witwe Konrad Langenmantels [Anna Welser], Reinhartshausen (Fugger-Archiv. FA 174, 1). Aug. StadtA. US 1369. III. 13. Aug. StadtA. BR 3 [1388-1389] f. 34 ν [1388]: Nota. Item Ic guld. Rynisch haben wir gericht dem Pütrich ze Mentz von dem Zins dz im die Stat schuldig ierlich ist, die haben wir geben Karl Egen uf die herbst mezz. Auch in der Folge besorgten Mitglieder der Egen-Gesellschaft, oder ihr zumindest nahestehenden Personen, Zahlungen auf den Frankfurter Messen: 1390 Berchtold Rephun, 1391 Rüdiger Langenmantel, 1400 Ulrich Rehlinger, 1402 Ulrich Rehlinger und Lorenz Egen (Aug. StadtA: BR 4 [1390] f. 57r, BR 5 [1391]: f. 49r, f. 55v, BR 14 [1400]: f. 59r, f. 64r, BR 15 [1402]: f. 65r, f. 70r). Die 1392 erwähnte Herausgabe von Handelsgut (Aug. StadtA. BR 7 [1392] f. 69v: ..dem Radawer gen Purgaw dz mauls do er dem Egen sein pallen lediget) könnte in einem Zusammenhang mit der Beraubung des Frankfurter Messegeleits bei Bischofsheim stehen. Lorenz Egen begann 1385 in Venedig eine Pilgerfahrt zum Heiligen Grab (München. BayStB. Cgm 267, vgl. DStChr. 5 [Anm. 14] S. 396). Der Besuch verschiedener Handelshäfen im östlichen Mittelmeer läßt auch einen kaufmännischen Aspekt der Reise vermuten und deutet an, daß Lorenz schon vorher geschäftlich in Venedig tätig war. Aufenthalte sind hier noch später für ihn bezeugt (Aug. StadtA: BR 10 [1396] f. 65v: It. VIguldin undXXVβ dn ainem poten gen Venedy tzu dem burgermaister [der Beleg bezieht sich auf Egen], BR 16 [1403] f. 90v: It.VII ducaten dem Spaeten gen Venedy nach unserm burgermaister Laurentzen Egen). 1391 erwarb Brun von Mauwenheim [oberdeutsch: Monheim] d.Ä. (f 1397) 100 fl. Leibgeding von der Stadt Augsburg (A.Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 214). Der Kaufpreis von 800 fl. wurde durch [Lorenz?] Egen bezahlt, der die Anlage wohl vermittelt hatte (Aug. StadtA. BR 6 [1391] f. 17r), und die Egen-Gesellschaft besorgte auch die Auszahlung der Renten (Aug. StadtA. BR 9 [1395] f. 102r [1395. XI. 3]: It. Ic guld. haben wir geben Ulr. dem Röhlinger an Prunen von Monhain von Köln libting an mitwochen nach omnium sanctor.). 1395 übernahmen dann Lorenz Egen und Ulrich Rehlinger dieses Leibgeding (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 632). Brun von Mauwenheim war Mitglied der vornehmen Gaffel Eisenmarkt und saß mehrfach im Weiten Rat. Er verfugte auch über großräumige Geschäftsverbindungen: schon in den 1370er Jahren sind für ihn Überweisungen an den königlichen Hof und an die römische Kurie bezeugt (Klaus Militzer: Ursachen und Folgen der innerstädtischen Auseinandersetzungen in Köln in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Köln 1980. S. 49, 98). Johann von Mauwenheim war 1391 nach Bankrott aus Köln geflohen, wurde 1393 vom Vater enterbt, partizipierte dann aber doch an der väterlichen Hinterlassenschaft und kehrte 1398 zurück. Im August 1402 bat der Augsburger Rat wegen Forderungen Lorenz Egens in Höhe von dalfliundert und zehen [=1 110?] rinisch guldin, Vermögenswerte Mauwenheims arretieren zu lassen, und avisierte als Egens Bevollmächtigten sinen swauger Hansen den Prunen. Kurz darauf wurde in gleicher Sache auch der Ulmer Rat für seine Kaufleute vorstellig (Köln.
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Gesellschaft in einer fuhrenden Position unter den Barchentverlegern in Nördlingen fassen,156 und Anfang des 15. Jahrhunderts werden noch Geschäftsbeziehungen nach München,157 Konstanz158 und wohl auch Regensburg159 greifbar. Den Umfang der Geschäfte seit den 1390er Jahren verdeutlichen die zahlreichen Gesellen aus der Familie und dem verwandtschaftlichen Umfeld:160 Neben Ulrich Rehlinger,161 dem Erben Peter (I) Egens, zählte zu ihnen Lorenz Egens älte-
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Historisches Archiv der Stadt Köln: Schreinsbuch 14. f. 3v, 4v [1393], Dat. Briefeingänge 1031 [1402. Vin. 26], Dat. Briefeingänge 1033 [1402. IX. 1]; freundliche Mitteilung Prof. Dr. Klaus Militzer, Köln; vgl. auch B. Kuske: Kölner Handel [Anm. 14] Bd. I: Nr. 431 [mit fehlerhafter Lesung], Nr. 445, Nr. 449). Der Konkurs zog weite Kreise, und 1411 war die ganze Angelegenheit noch immer nicht beendet. In diesem Jahr bevollmächtigten Gläubiger aus Nürnberg (Philipp Groß, Wilhelm Rummel, Fritz Pirckheimer und Egens Schwager Konrad Rreß), aus Augsburg und Ulm den Ulmer Kaufmann Konrad Linse mit der Wahrnehmung ihrer Interessen (Nürnberg. StA. Briefbuch 3. f. 160r [1411. VIII. 11]; vgl. auch Wolfgang von Stromer: Funktion und Rechtsnatur der Wechselstuben als Banken. In: Bankhistorisches Archiv Jg. 5, Zeitschrift zur Bankengeschichte 1979 / Η. 1, S. 21). Die Egen blieben auch nach dem Konkurs Mauwenheims in Köln präsent (Aug. StadtA. BR 1402 f. 66v [1402. V. 7]: It. Ic und XXJIII guld. haben wir bezalt dem von Mitelburg von der von Köln wegen, R[ecepit] Laurenz Egen, Exaudi). Die Nördlinger Pfandbücher [Aufzeichnungslücke 1396-1400] verzeichnen für die EgenGesellschaft im Zusammenhang mit Barchentverlagsgeschäften folgende Buchungen: 1393: 9 Pfandsicherungen fur Karl Egen, 1394: 14 Pfandsicherungen für Karl Egen & Gesellschaft, Lorenz Egen & Gesellschaft, Johann Brun & Gesellschaft, 1395: 22 Pfandsicherungen für Johann Brun & Gesellschaft, 1403: 4 Pfandsicherungen für Johann Brun & Gesellschaft, 1404: 5 Pfandsicherungen für Johann Brun (Nördlingen. StadtA. Pfandbuch I [1392-1463] p. 11-82; freundlicher Hinweis Prof. Dr. Rolf Kießling, Augsburg). 1409 erscheinen Lorenz und sein Neffe Peter (II) Egen als Gläubiger des Münchner Kürschners Liendl Eysenpössel (München. StadtA. Gerichtsbuch ΠΙ [1401-1417] p. 86. Nr. 11 [1409. IV. 30]). Die umfangreichen Leibgedingkäufe Lorenz Egens in den Jahren 1404-1405 (München. StadtA. Kammerrechnungen 63/1 [Leibding- und Ewiggeldbuch 1382-1427] f. 29v-31v) legen nahe, daß schon früher intensive geschäftliche Beziehungen nach München bestanden haben. 1419 wandte sich Herzogin Elisabeth von Bayern an den Augsburger Rat wegen eines Hintersassen, der behauptet hatte, daß sein Verwandter Laurentzen dem Egen säligen zu Costentz sulle bevolhen haben hundert unger. gulden. Die Pfleger versuchten sich an seinen Schriften und puechern gruntlichen zu erfarn, obe sy von sölliches ichtes ervinden möchten, bestritten dann aber einen Zahlungsanspruch (Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] Ib. f. 261v. Nr. 1186 [1419. ΙΠ. 29]). Lorenz Egen hatte in Regensburg eine Reihe von Leibgedingen erworben, was in seinem Fall als Indiz für Geschäftsbeziehungen zu werten ist (vgl. Anm. 138). Schon vorher werden bei Peter Egen Handelsdiener genannt: Ab 1363 Jacob famulus, ab 1386 Utz famulus und 1390 Wolff famulus (Aug. StadtA: StB 1363 f. 12a, StB 1367 f. IIb, StB 1386 f. 12c, StB 1390 f. 22c). Bei Berchtold Rephun ( t 1396/98), Andreas Koler (f 1401/02) und Leonhard (I) Pfister (f 1433/34) sprechen Indizien für eine zeitweilige Zusammenarbeit mit der Egen-Gesellschaft. Ulrich Rehlinger (* um 1360/65, f [1407], IV. 22) hatte 1393 (Aug. StadtA. US 1393. XI. 5) Peter Egens Erbtochter Elisabeth ( t 1437/38) geheiratet. Belegt ist für ihn der Empfang städtischer Gelder, die nach Köln und Frankfurt (vgl. Anm. 152, 154) überwiesen werden sollten. Nennungen in auswärtigen Quellen fehlen; vielleicht war er vorrangig in der Augsburger Zentrale tätig.
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rer Bruder Karl,162 der sich in Frankfurt und Nördlingen nachweisen läßt, sicher auch der früh verstorbene Bruder Gilg Egen163 und der Halbbruder Bartholomäus (III) Welser, obwohl fur beide direkte Belege ausstehen. Der swauger Johann Brun war 1394-1404 in Nördlingen164, 1401 in Frankfurt165 und 1402 in Köln166 für die Gesellschaft tätig. Rüdiger Langenmantel167 scheint nur kurz für die Egen gearbeitet und sich dann selbständig gemacht zu haben.168 Nicolaus Winter,169 auch 162
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Karl Egen (* um 1355/60, t [1396/98], VI. 24) läßt sich schon in den 1380er Jahren im Handel fassen (vgl. Anm. 152, 156). Auch fur seinen Sohn Peter (II, * 1381, f 1448/49) ist Zusammenarbeit mit Lorenz Egen bezeugt (vgl. Anm. 157). Gilg Egen (f 1393/ [1394?]) steuerte 1380-1393 im Haus von Peter (I) Egen und starb wohl ledig. Vgl. Anm. 156. Um ausstehende Forderungen zu realisieren, ließen verschiedene Gläubiger bzw. deren Bevollmächtigte das Haus zum Storcke des Heinrich von der Odem verganten (Frankfurt IFS. Glauburg Urkunden [1401. X. 18]: [...] als von wegen Ulrich Semelers von Nuremberg, Bechtold Schoppers vnd Huges Schenyngers von irne befelnisse und ich Ruprecht Fraßkeller burger zu Franckinfort als von wegen Hans Brunen von Auspurg der mir daz befolhen hat [...]) und aus dem Erlös von 400 fl erhielt Hans Brun 47 fl 2 gr. Die Angelegenheit war seit längerem anhängig, denn schon 1394 und 1395 hatte Ulrich Semler im Namen von Hans Behaim und Wilhelm Teufel Forderungen von 100 bzw. 300 Dukaten geltend gemacht. Bastian vermutet, daß es sich dabei um Vorschüsse handelte, die Heinrich von der Odem in Venedig erhalten hatte (Franz Bastian: Das Runtingerbuch 1383-1407 und verwandtes Material zum Regensburger-Südostdeutschen Handel und Münzwesen. Bd. 1 [Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit Bd. VI], Regensburg 1944. S. 181). Vgl. Anm. 155. Rüdiger (V) Langenmantel [vom RR] d.J. (f 1402/03) hatte um 1391 (Aug. StadtA. StB 1391 f. 21b) eine Nichte Egens geheiratet (München. StadtA. Kämmerei 63/1 [Leibding- und Ewiggeldbuch 1382-1427] f. 3 lr [1405. IV. 10]: Lorenz Egen kauft 25 fl. Leibgeding auf seinen leib vnd auf Junkfrawn Barbaren leib dez jungen Rügers Langenmantels säligen tochter chund (?) die seiner swester tochter kind ist). Wenn in Frankfurt fällige städtische Renten 1391 an den recht jungen Rüdiger Langenmantel ausgezahlt wurden, so deutet dies auf eine Tätigkeit für die Egen (vgl. Anm. 152). Seine Selbständigkeit führte ihn um 1400 in den Ruin. Noch 1399 versteuerte an 29. Stelle 2 280 fl. AV (P. Geffcken: Schichtung (Anm. 19) Anhang. S. 14 [Tab. Π]). Im nächsten Jahr wurde die Steuer ausgesetzt, nachdem er Petern und Hansen Imhof burgern ze Nuernberg wegen 700 fl. ung, die wir in schuldig beliben an ainem Wechsel ze Venedig Grundbesitz abtreten (Aug. Archiv des Bistums Augsburg. Urk. 45/8 [1400. V. 10]) und den Brüdern Ulrich und Peter Imhof in Nürnberg wegen bald fälliger Wechselschulden in Höhe von 650 fl. rh Grundbesitz verpfänden mußte (Aug. StA. KU Rottenbuch 1400. VI. 23). Nicolaus [Claus] Winter (f nach 1419) läßt sich ab 1376 in den Steuerbüchern fassen. 1392 wird seine Steuer durch Peter (I) Egen entrichtet, ein erster direkter Hinweis auf eine Tätigkeit für die Firma. Wohl wegen häufiger Abwesenheit wurde er 1398-1404 gemeinsam mit Ulrich Rehlinger zur Steuer veranlagt, verschwindet danach für zehn Jahre aus den Steuerbüchern und erscheint 1415-1419 wieder als Mitbewohner im Haus Lorenz Egens (Aug. StadtA: StB 1376 f. 7b, StB 1377 f. 7d, StB 1380 f. 7b, StB 1382 f. 12d, StB 1386 f. IIa, StB 1389 f. 21b, StB 1390 f. 23a, StB 1392 f. 26b, StB 1394 f. 16d, StB 1398 f. 19a, StB 1400 f. 21a, StB 1401: f. 18c, 18c, StB 1404 f. 20b, StB 1415 f. 16a, StB 1419 f. 14c). Die Daten lassen vermuten, daß er längere Zeit außerhalb Augsburgs lebte. Ob er mit einem Nicolaus Winter identisch ist, der 1425 Nürnberger Bürgerrecht erwarb, ist unklar (Die Nürnberger Bürgerbücher I [Die pergamentenen Neubürgerbücher 1302-1448]. Hg. vom Stadtarchiv Nüm-
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er wohl entfernt mit den Egen verwandt,170 wird 1415 in Venedig ausdrücklich als Egendiener bezeichnet.171 Die großräumigen Aktivitäten der Egen-Gesellschaft legen auch nahe, daß er jener Nicolaus Vinter ist, der 1394 in den Büchern der Mailänder Mayno-Bank als Geschäftspartner der Borromei aufscheint.172
5. Die Welser-Brun Gesellschaft (ca. 1411-ca. 1427) Nach seiner Heirat mit Katharina Ridler 173 gründete Bartholomäus (III) Welser174 zwar einen eigenen Hausstand,175 die geschäftliche Verbindung zu seinem Halb-
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berg. (Quellen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 9) Nürnberg 1974. S. 90. Nr. 1741). P. Geffcken: Schichtung (Anm. 19) S. 242 mit Anm. 680. H. Simonsfeld: Fondaco [Anm. 14], Bd. 1. S. 163. Nr. 318 [1415. IX. 7]: [...] coram nobis comparauitpredilectus nosier concivis seu magistercivium Laurencius Egen nobisqueproposuit quomodo dilectum familiarem suum Nycolaum Winter [...]. Wolfgang von Stromer: Oberdeutsche Hochfinanz 1350-1450 (Beihefte zur VSWG. 55-57) Wiesbaden 1970. Teil 1. S. 80 Anm. 11. Katharina Ridler (* um 1383/88, f 1467/68) war eine Tochter des 1383 aus München zugewanderten Kaufmanns Jakob (I) Ridler (* um 1348, f 1397) und der Anna, Tochter des Stadtpflegers Johann Langenmantel [vom RR] 'von Wertingen' (f 1425). 1401 wird sie, noch ledig, zusammen mit ihren Brüdern Jakob, Johann, Heinrich und Raphael erwähnt (Aug. StA. GU Wertingen 195 [1401. II. 9]). 1403 war die Ehe sicher schon geschlossen, da in diesem Jahr durch Einbeziehung des Heiratsguts seiner Ehefrau das Anschlagvermögen von Bartholomäus um 1 000 fl. anstieg. Katharina hatte also eine bedeutende Aussteuer erhalten; ihr Vater Jakob Ridler stand 1396 mit 4 740 fl. AV an neunter Stelle der Augsburger Steuerzahler (P. Geffcken: Schichtung (Anm. 19) Anhang. S. 6 [Tab. I]). Die Münchner Kammerrechnungen belegen für 1467 (München StadtA, KR 1467 p. 50) die letzte Zahlung ihres zu Letare fälligen Leibgedings; sie starb also 1467. ΙΠ. 8/1468. ΙΠ. 27. Letztmalig erwähnt sie das im November angelegte Steuerbuch von 1467 (Aug. StadtA. StB 1467 f. 21c). Da eine Zahlung nicht mehr verbucht ist, starb sie wahrscheinlich Ende 1467 vor dem Steuertermin. Bartholomäus (III) Welser (* um 1375/80, t 1446. VIII. [15/24]) starb nach den Steuerdaten zwischen Dezember 1445 und Dezember 1446 (Aug. StadtA: StB 1445 f. 18d, StB 1446 f. 18d). Die letzte urkundliche Nennung datiert vom 5. August 1446 (DStChr. 5 [Anm. 14] S. 182. Anm. 1). Nach einer Münchner Quelle starb er vor dem 24. August an der Auszehrung (München. StadtA. Zimelie 28 [Leib- und Ewiggeldbuch 1428-1558] f. 29r [Leibgeding Bartholomäus Welsers, Nachtrag:] der ist tod in marasmo[=Auszehrung] vor Barth[olomei] 1446), aber wohl nach dem 15. August, da sonst nach Maria Himmelfahrt datiert worden wäre. Bartholomäus wohnte bis 1403 bei seinem Halbbruder Lorenz. 1404 zog er in das ehemalige Wohnhaus [Steuerbezirk Rappolt] Leonhard Riederers ( t 1413), des Stiefvaters seiner Ehefrau, das 1406 dann von Ludwig Rudolf übernommen wurde. 1406-1411 bewohnte er im gleichen Steuerbezirk ein Haus neben der Witwe des Franz Ridler. Vorbewohner war 1405 Johann Gwerlich; 1412 wurde es dann von Welsers Schwager Heinrich Ridler übernommen.
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bruder Lorenz bestand jedoch anfänglich weiter. Erst 1414 erwähnen die Quellen einen gemeinsamen Handel von Barteime dem Waellser und Hannsen dem Prunen seinem swager, 1422 deklarierte der Augsburger Rat Handelswaren als Bartlome Wellsers und seiner gesellschafft alle unser ingesessen burger aigen guot, und 1424 machte Johann Brun Forderungen von sein und Bartlome Wellsers gesellschafft wegen geltend. Alle diese Belege, die direkt auf das Gesellschafterverhältnis zwischen Welser und Brun Bezug nehmen, stammen aus der Korrespondenz des Augsburger Rats, die in dieser Hinsicht sehr detaillierte Angaben enthält; andere Handelsquellen nennen in dieser Zeit zumeist nur den direkt beteiligten Kaufmann.176 Der Zeitpunkt, zu dem Welser und Brun eigene Wege gingen, ist somit nur indirekt, über ihr Ausscheiden bei den Egen, näher einzugrenzen. In der Regel waren es sehr konkrete Anlässe, die zu einer Auflösung bestehender Gesellschaftsverhältnisse führten. Ein starker Einschnitt ist beispielsweise 1407 erkennbar, als mit Ulrich Rehlinger ein Hauptteilhaber Egens starb. Eine Trennung zu diesem Zeitpunkt ist jedoch unwahrscheinlich, denn Lorenz Egen war damals noch in erster, seit 16 Jahren kinderloser Ehe mit Margarethe Dachs verheiratet, und es bestand, da Vollgeschwister nicht mehr lebten, die Möglichkeit, daß Bartholomäus Welser und auch Johann Bruns Frau ihn beerben würden. Diese Voraussetzungen waren nicht mehr gegeben, als Lorenz eine zweite Ehe mit der Nürnbergerin Dorothea Waldstromer schloß und aus dieser Verbindung Kinder hervorgingen.177 Ein Erbfall konnte nun ausgeschlossen werden, und es erscheint schlüssig, daß Bartholomäus Welser und Johann Brun sich in dieser Situation selbständig machten und ihre gemeinsame Firma gründeten. Die Erwähnung eigener Handelsdiener ermöglicht es, den 'terminus ante quem' näher zu bestim-
Das 1412-1421 von Welser bewohnte Haus im Steuerbezirk vom Ror wird 1408 als domus Egen bezeichnet. Erst 1422 wurde das Welsersche Stammhaus 'auf dem Stein' erworben. 176 Aug. StadtA. Schätze 105 (Missive) Ib. f. 58r. Nr. 273 [1414. VII. 12]: ..umb den nome der vnsern lieben mitburgern Barteime dem Waellser vnd Hannsen dem Prunen seinem swager an irem guote vnd chauffinanschaft alz man in da von Frankenfurt gefueret haut beschechen ist. By dem selben nome ainer genant Boes Haintz gewesen ist vnd den vnsern daz ire auch genomen vnd hingeflieret gehept haut [...] Bechennen wir mit disem offenn briefe daz der vorgenent Boes Haintz den obgenenten vnnsern mitburger allez ir guot daz in von dem selben nome zu seinen handen worden vnd gevallen ist friuntlich vnd guetlichn wider gegeben becheret vnd in ain gantz beniegen darvmb getan havt vnd vff daz so wellen wir [...] vnd besunder vnser obgenent zwen mitburger vnd alle die iren dez vorgenent Boes Haintzen von dez egenent nomes wegen guot fruind sein vnd wesen vnd wellen daz fürbasser notiner gen in aefern noch rechten an dehainer stat [...] an Donrstag vor sant Margarethentag anno domini Μ CCCCXIIII. Die anderen Belege vgl. im folgenden Anm. 184, 188. 177 Urkundlich belegt ist nur der Sohn Peter Egen/ von Argon (f 1452), nach den glaubwürdigen Angaben Burkhart Zinks ain knab bei 4 oder 5 jaren als sein vater starb, der dann als ain jüngling bei 18 jaren heiratete (DStChr. 5 [Anm. 14] S. 197). Da sein Vater im Januar 1418 starb und die Eheschließung 1431 erfolgte, läßt sich fur ihn also eine Geburt um 1413 erschließen (vgl. meinen Artikel 'Egen'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 372). Bei der hohen Kindersterblichkeit dieser Zeit ist es jedoch nicht unwahrscheinlich, daß aus der Ehe weitere, allerdings frühverstorbene, Kinder hervorgegangen waren.
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Peter Geffcken
men: Ab 1411 verzeichnen die Steuerbücher bei Welser einen famulus Ulrich [Müller], und als Mitbewohner im Hause Bruns erscheint im gleichen Jahr ein anonymer scriptor. Bei Anlage des Steuerbuchs im November 1411 gab es demnach schon eine Welser-Brun-Gesellschaft. Als schwieriger erweist sich die Bestimmung des 'terminus post quem', denn es ist nicht eindeutig belegt, wann Lorenz Egen seine zweite Ehe schloß.178 Seine erste Frau war vermutlich am 22. Februar 1410 verstorben.179 Da keine Gründe erkennbar sind, weshalb der sicher noch auf Erben hoffende Lorenz Egen eine Wiederverheiratung hinausgezögert haben sollte, könnte er bereits im April wieder verheiratet gewesen sein und Anfang 1411 einen Erben gehabt haben. Die zeitlichen Zusammenhänge machen es also wahrscheinlich, daß 1411 das Gründungsjahr der Welser-Brun-Gesellschaft war. Der Handel der neuen Firma bewegte sich in den von der Egen-Gesellschaft vorgezeichneten Bahnen. Zentrale Bedeutung besaß die Route VenedigAugsburg-Frankfurt; als weitere Ziele lassen sich die Nördlinger Messen, Nürnberg und Ulm fassen. Wichtigstes Geschäftsfeld war offensichtlich der Baumwoll- und Barchenthandel. Auf dem Hintergrund einer gerade in dieser Zeit rasant expandierenden Augsburger Barchentproduktion - 1429 berichten die Quellen: das mayste gewerb das wir hie haben [ist] mit Barchentten davon sich ein unzälbare folk hie bei uns nerend180 - kann angenommen werden, daß Augsburg sowohl beim Absatz der Baumwolle wie beim Bezug von Barchent eine zentrale Rolle spielte.181 Die Eigentumsdeklaration von 1422 zeigt allerdings, daß die Welser über Augsburg auch andere, zumeist wohl schwäbische Textilstandorte mit Baumwolle belieferten. Für den Ulmer Markt kann dies aus den Geschäftsbeziehungen zu Johann Knoll erschlossen werden; eine Versorgung des Nördlinger Marktes ist sogar ausdrücklich bezeugt. Im Vergleich zu den Ende des 14. Jahrhunderts sehr massiven Engagements Augsburger Firmen im Nördlinger Barchentverlag wird allerdings ein struktureller Wandel erkennbar. Bei der Welser178
179
180 181
Unter Verweis auf J. G. Biedermanns nicht sonderlich zuverlässiges 'Geschlechtsregister des Hochadelichen Patriciats zu Nürnberg' [1748], nennt die Literatur (DStChr. 5 [Anm. 14] S. 395) das Jahr 1411, wobei diese Angabe sicher aus dem Datum des überlieferten Heiratsbriefs erschlossen wurde (Nürnberg. StadtA. Genealogische Papiere Waldstromer. 'Documenta' NF. Nr. 1. f. 22v-23v [1411. ΧΠ. 17]). Allerdings wurden solche Urkunden im 14. und noch im 15. Jahrhundert häufig erst einige Zeit nach der Heirat ausgestellt und bieten keinen eindeutigen Beleg für den Hochzeitstermin (Hans Peter Köpf: Lutz Krafft der Münstergründer. In: 600 Jahre Ulmer Münster. Ulm 1977 [Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm. Bd. 19] S. 32 mit Anm. 99). Erkennbar um Forderungen seiner Schwägerin Agnes von Knörringen abzuwehren, stiftete Lorenz Egen im August 1410 mit Dachserbe das Antonius-Spital (Aug. StadtA. US 1410. VIII. 28). Der Domnekrolog nennt als Todestag der Margarethe den 22. Februar (MGH Necr. I [Anm. 14] S. 58). Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] ΙΠ. f. 39r. Nr. 155 [1429. VII. 2], Aug. StadtA. BR 33 [1430, Lib.rec.] f. 14r [1430. IV. 10]: It. 2 fl. 1 ort hat uns geantwort Barthelme Wellser von verworffen wollsecken feria secunda post palmarum. Es dürfte sich um 4 oder 5 Säcke Baumwolle gehandelt haben, da Johann Meuting z.B. 1424 für 2 Säcke Baumwolle eine Strafe von 1 fl. bezahlte (Aug. StadtA. BR 31 [1424, Lib.rec.] f. 24 v).
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Brun-Gesellschaft verweist das Volumen der Pfandschaften für Baumwollieferungen auf ein begrenztes Niveau der eigenen Verlagsgeschäfte, wahrscheinlich weil Kooperationen mit einheimischen Verlegern wie Johann Erringer182 wirtschaftlich interessant waren, da in geringerem Umfang Kapital gebunden wurde. Notizen aus den im zweiten Weltkrieg verbrannten Frankfurter Schöffengerichtsbüchern machen wahrscheinlich, daß die Gesellschaft auch im Tuchhandel engagiert war,183 vielleicht wurde daneben auch Schafwolle vertrieben.184 Direkte Bele-
182
183
184
Johann Erringer/ Erning erscheint in den Nördlinger Quellen als bedeutender Barchentverleger (Rolf Kießling: Frühe Verlagsverträge im ostschwäbischen Textilrevier. In: Festschrift für Raymund Kottje zum 65. Geburtstag (Aus Archiven und Bibliotheken). Hg. von Hubert Mordek. Frankfurt 1992. S. 451). Für die Welser wickelte er regelmäßig Pfandauflassungen in Nördlingen ab (vgl. Anm. 192), was enge Geschäftsbeziehungen erkennen läßt. Das stärkere Hervortreten Nördlinger Verleger seit Anfang des 15. Jahrhunderts verweist auf strukturelle Veränderungen im Bereich der Barchentproduktion. Der Verlag und vermutlich auch die Weiterverarbeitung des Barchents bis zur handelsfähigen Ware wurde wohl zunehmend von Ortsansässigen organisiert und finanziert. Wie die Kooperation zwischen den Welsern und Johann Erringer vermuten läßt, blieben die großen Handelsgesellschaften der Oberzentren aber an der Belieferung mit Baumwolle und am Vertrieb des Barchents beteiligt, da sie normalerweise über eine effizientere Organisation verfügten. Über die Pfandbücher läßt sich dies aber nicht mehr erschließen, da Geschäfte unter Kaufleuten im Normalfall nicht dinglich abgesichert wurden. Nachlaß Hektor Ammann: Akt Frankfurt [Schwarzes Heft] Frankfurt. StadtA. Exzerpte Schöffengerichtsbücher 54 (1417): f. 14v [1417. IV.5] 'Mastricht, Herrental, Aachen, Ambry, Mecheln, Hans Brunen von Auspurg, Straßburg, Speir, Huprecht(?) + Remuden(?) von Köln, 2. p. Palm[arum]', f. 15v [1417. IV. 10] 'Hans Brun von Augsburg, Heinrich Hirssvogel von Nürnberg, Sant Druden und Antwerpen, Sab. Vig[ilie] Pasche'. Ammanns Notizen aus den verbrannten Schöffengerichtsbüchern sind nicht ganz eindeutig zu interpretieren, jedoch scheinen beide Gerichtsverfahren mit Tuchhandel zusammenzuhängen. Da Ammann mit seinen Städtenamen zumeist Herkunftsorte von Personen (seltener Waren) kennzeichnete, handelte es sich wohl um Streitigkeiten, bei denen, abgesehen von zwei Kölnern, auf der einen Seite Kaufleute aus oberdeutschen Handelszentren standen und auf der anderen Seite Kaufleute aus niederländischen oder niederrheinischen Städten, die fast durchgängig als Standorte einer bedeutenden Tuchproduktion bekannt sind. Diese Konstellation macht es wahrscheinlich, daß es um Tuchgeschäfte ging, die auf den Frankfurter Messen abgeschlossen worden waren. Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] Π. f. 55v. Nr. 255 [1422. IV. 8]: Allen vndyedlichen zuo den der gegenwärtig vnser briefe fürkumpt vnd gezaigt wirt embieten wir die Ratgeben der stat zuo Augspurg vnser willige dienste vnd lassen ew wissen das der gagenwortige fuorman, wyser des briefs vns vnd den vnsern zugehöret vnd auch die habe die er füret nemlich die zwuo baumwoll fallen und zwen seek wolln vnsers burgers Bartlome Wellsers vnd seiner gesellschafft alle vnser Ingesessen burger aigen guot ist vnd suost nyemand anders usserhalben der vnsern weder mit tail noch gemain in schirin noch mit kainerlay sachen nihtes berüret on als geuerde als sy das vor vns mit iren ayden bestät hand. Hierumbe so begem vnd bitten wir ew alle vnd yedlichen Ir wollend die also vnd ir egenant habe mit sicherhait vnd vnbekuemert wa ew die zw hannden kome, lan faren vnd In kainen Zugriffe noch schaden zu ziehen noch verhengen [...] geben an mittwochen vor dem Heiligen Ostertag 1422. Obwohl auch Baumwolle in den Quellen zumeist nur als Wolle bezeichnet wird, scheint das Nebeneinander beider Begriffe anzudeuten, daß wolln hier Schafwolle bezeichnet.
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Peter Geffcken
ge fur Gewürz- und Metallhandel stehen dagegen bislang aus; dies erscheint jedoch in erster Linie durch die Quellenlage bedingt.185 Der Handel nach Norden und Nordosten wurde von Johann Brun abgewickelt: In Nördlingen läßt er sich 1414, 1415 und 1417 als Barchentverleger fassen,186 in Frankfurt erscheint er 1413 und 1417 als Kläger in Handelssachen,187 und in den 1420er Jahren sind für ihn Wechselgeschäfte mit bedeutenden Nürnberger Finnen wie Peter Steinberger und Konrad Armbauer & Jost Haug belegt.188 Seine Aktivitäten konzentrierten sich also auf den gleichen Raum wie während seiner Zeit bei den Egen. In Venedig wurde die Gesellschaft dagegen vorrangig von Bartholomäus Welser vertreten, denn nur er wird 1419 unter jenen Augsburger Kaufleuten genannt, die man verdächtigte, die von König Sigismund gegen Venedig verhäng185
186
187
188
Für keine einzige größere Augsburger Firma läßt sich in dieser Zeit eine Spezialisierung auf ein einziges Geschäftsfeld schlüssig belegen. Rolf Kießling. Die Stadt und ihr Land. Umlandpolitik, Bürgerbesitz und Wirtschaftsgefuge in Ostschwaben vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. Köln 1989 (Städteforschung A 29). S. 217. Tab. 4a. 1413 erscheint er neben bedeutenden Kaufleuten aus Nürnberg (Marquart Koler, Heinrich Hirschvogel), Straßburg (Johann von Seckingen), Frankfurt (Konrad Neuhaus) und Freiburg (Hans Vogeler), mit einer Forderung von 239 fl. als Gläubiger des Hans Lemchin (Nachlaß Hektor Ammann: Akt Frankfurt [Schwarzes Heft]. Frankfurt StadtA. Exzerpte Schöffengerichtsbücher 50 (1413) f. 46v [1413. IX. 13]; vgl. auch W. v. Stromer: Hochfinanz [Anm. 172] Teil Π. S. 394 mit Anm. 30, 408-409). Auch 1417 klagte er gemeinsam mit Heinrich Hirschvogel in Frankfurt (vgl. Anm.183). Brun wird zusammen mit Georg Ilsung in einer Liste [1422. XI. 11/ 1423.1. 6] der Wechselgläubiger des Nürnberger Finanziers Peter Steinberger genannt. (W. v. Stromer: Hochfinanz [Anm. 172] Teil ΙΠ. S. 510 [Beilage 11. 29/ d]). Im Zusammenhang mit dem Konkurs der Armbauer-Haug-Gesellschaft berichteten 1424 vier Augsburger Handelsgesellschaften über Wechselgeschäfte, die im Juli 1422 in Venedig mit Kornrad Armbauer abgeschlossen worden waren. Verschiedene Wechsel mit einer Summe von 2500 Dukaten waren noch termingerecht auf der Frankfurter Herbstmesse bedient worden, darunter eine Forderung der Welser-BrunGesellschafl über 200 Dukaten. Der Brief belegt zumindest fur Juli 1422 einen Aufenthalt Bruns in Venedig (Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] II. f. 196v-197r. Nr. 920 [1424. VIII. 25]: Wir die Ratgeben der Stat zuo Augspurg bekennen und tun kunt allermeniglichen mit dem briefe des sich auf hewt [...] vnser lieb mitburger und kaufleut ir yeglicher besunder ze reht worheit als sy bylleich sollten vor uns bekennet habend wie das sy und ir gesellschaft vor Zeiten als in dem Jahre do man zalt [...] vierzehen hundert und inn dem zway undzwaintzigistem jare als umbe sant Jacobstag Wechsel zuo Venedy gemachet und getan haben mit Conratten Arembawer also das sy im datzemal geliehen haben ducaten darumb er In reinische gulden ze Franckfurt in der nehsten herbstmess darnach widergeben und bezalt habe. Si sprechent auch das dotzemal ir yeder als für sein summe die hernach begriffen stet einen Wechselbrief gehebt haben dorinne mitsampt dem egenent Arembawer Jos Haug auch mitnamen vergriffen und behafft gewesen seye. Item unser burgermaister an der zeit her Ulrich der Artzeit tawsent ducaten, den Wechsel sein geselle Hans Herwort getan hat. Item Hans Pravn als von sein und Bartlome Wellsers gesellschafft zway hundert ducaten. Item Jacob Herwort acht hundert ducaten und Hans Rem fünf hundert ducaten alles dotzemal vergangen und bezalt unverzigen, den yetzo genent Jacoben Jacoben Herwort als umb tausent ducaten und schaden und Hans Remen umb nwnhundert ungerisch gulden und schaden nach irer brief sag, darumbe sj' yetzund als wir von in vernemen im rechten sint und ir vorgeschriben vergangen wechssei nit berüret [...]).
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te Handelsblockade unterlaufen zu haben. 189 In diesem Kontext scheint die bei Brun faßbare Kontinuität des Einsatzbereichs darauf hinzudeuten, daß Bartholomäus auch schon für die Egen-Gesellschaft in Italien tätig war. Eine solche Annahme würde außerdem erklären, weshalb er sich erst ab 1414, also nach Gründung der eigenen Firma, in oberdeutschen Handelsquellen fassen läßt. Aufenthalte in der Lagunenstadt sind für Bartholomäus ausdrücklich bezeugt; 190 häufige Nennungen als Baumwollgeschauer 191 belegen zudem besondere Vertrautheit mit diesem Rohstoff, den die ostschwäbische Barchentindustrie vorrangig aus Venedig bezog. Erst nach dem Tod Bruns wurde Bartholomäus auch nördlich der Donau aktiv: 1427 und 1428 erscheint er in Nördlingen als Barchentverleger, 192 und 1429 ließ er durch seinen Bevollmächtigten Peter Boxberger in Nürnberg Vermögenswerte des Kaufmanns Kaspar Vetter pfänden. 193 Daß sich die Geschäfte der Gesellschaft nach gewissen Anlaufschwierigkeiten überaus erfolgreich entwickelten, belegt auch die Vermögensentwicklung Welsers und Bruns.
189
190
191
192
193
Aug. StadtA. Ratsbücher 274. f. 84v -85r [1419. V. 1]: Anno domini A^C0C°C°C° decimonono: Ditz ist der aide von der farte wegen gen Venedy als in ettlich kaufflute gesworn haund, die darinne verdaucht sind gewesen: Mag ain yeglicher sweren zu den heyligen das er dis gepot gehalten habe gen Venedy als das vnser herre der künig verpotten und der raute daruff geschaffet haut und das er auch dehainen seinen diener, fruind noch landtzmane in sinem namen nicht geschikt noch dehainerlay gemainschaft noch zuolegen mit yemant getan habe uzzgeschlossen all arglist und gefärde, factum feria quinta ante festum pentecoste anno quo supra. Burgermaister Hainrich Engelschalk juravit; Daz sind die hernachgeschriben staund, die vor dem Rate nit sweren wollen sunder sich baz bedencken biz flir ainen Rate. Item Bartholome Waelser, Item Jacob Herwort, Item Hans Horner, Item Waurhuss, Item Lienhart Pfister, Item Bartholome Guttrer, Item Jo. alt Zymmerman weber, Item Ott Muelich, Herman Hubenmacher, Cräser [Cräfer?], Hüber weber, Cristöffin, Chunrat Kaltsmid, Ulrich Arzat. Aug. StadtA. BR 27 [1420] f. 14r [1420. VII. 22]: Item am Montag vor Marie Magdalene haben wir empfangen von Barteime Walser als er gen Venedy rayt vom Barchentungelt die buchs, pracht heruf sein sun. Die Wahllisten nennen Bartholomäus Welser 1415, 1417, 1419 und nach größerer Quellenlücke [1423-40] erneut 1443-44 als Baumwollgeschauer (Aug. StadtA. Ratsbücher 272: p.77, Ratsbücher 274: f,12r, f. 76v, Ratsbücher 4: p. 51, 85). Nachlaß Hektar Ammann. Akt Welser. Nördlingen. StadtA. Pfandbuch I. p. 186 [1427. VI. 13]: Eis Mercklerin tenetur Bartholome Welser von Auspurg 9 Ά rohe tuoch, zalen uff Martini. Pfant ir hus. [Nachtrag:] Hat Hans Erning der jung ledig gesagt 4. post Lucie 1427 [1427. ΧΠ. 17], Pfandbuch I. p. 191 [1428. VI. 18]: Ulrich Wolanbär tenetur Bartholome Welser von Augspurg 41 rohe tücher zalen uff Martini. Pfant sein new hüse [...] [Nachtrag:] Hat Hans Erning ledig gesagt [...]. Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] ΠΙ. f. 47v. Nr. 188 [ 1429. VII. 29],
Peter Geffcken
74
Tab. 1: Entwicklung der Vermögen von Bartholomäus (III) Welser und Johann Brun
Schwörsteuern
194
Bartholomäus Welser
Johann Brun
( t 1446)
(t 1424/25)
1396
[184]
510fl.
[37] 1 875 fl.
2 385 fl.
1399
[182]
510fl.
[45] 1 740 fl.
2 250 fl.
1402
[94] 1 100 fl.
[52] 1 560 fl.
2 660 fl.
1405
[34] 2 400 fl.
[54] 1 920 fl.
4 320 fl.
1408
[35] 2 760 fl.
[48] 2 160 fl.
4 920 fl.
1413
[47] 2 760 fl.
[71] 2 160 fl.
4 920 fl.
1418
[ 16] 6 420 fl.
[36] 3 480 fl.
9 900 fl.
1422
[ 14] 7 200 fl.
[26] 4 200 fl.
11 400 fl.
1428
[ 12] 7 553 fl.
...
1434
[ 7]
9 600 fl.
...
1441
[225]
960 fl.
...
Summe
Johann Brun (ca. 1370-1424/25),195 mindestens fünf Jahre älter als sein Schwager und, wie seine langjährige Tätigkeit bei den Egen nahelegt, wohl auch der erfahrenere Kaufmann, erscheint aus wirtschaftlicher Sicht doch eher als 'Juniorpartner' und mit einer kleineren Einlage als Bartholomäus am gemeinsamen Handel beteiligt. Hintergrund war eine unterschiedliche Besitzstruktur: Johann hatte von seinem früh verstorbenen Vater Heinrich196 ein bedeutendes Vermögen 194
195
196
Daten nach P. Geffcken: Schichtung (Anm. 19) Anhang. S. 7-72 [Tab. I-X], In der vorliegenden und in den folgenden Tabellen bezeichnen die ausgewiesenen Guldenbeträge das aus den Steuerzahlungen berechnete 'Anschlagvermögen'. Die in eckige Klammern gesetzten Ziffern vor den Beträgen kennzeichnen den Vermögensrang und gleichzeitig die Nummer in den Tabellen. Johann Brun (* um 1370, f 1424/25) wird in einer Urkunde von 1382 als 12 Jahre alt bezeichnet; nach einer weniger exakt datierten Angabe in den städtischen Leibgedingbüchern soll er 1374 dagegen zwei Jahre alt gewesen sein (vgl. Anm. 202; A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 395). Wohl nach seiner Heirat wechselte er in die Kaufleutezunft, die er 1403, 1416-1419 und 1422 im Großen Rat vertrat (Aug. StadtA. Ratsbücher 271. f. 4v, Ratsbücher 272. f. lOOr, Ratsbücher 274: f. 6r, f. 45r, f. 131r). Durch seine Heirat mit Anna Welser gelangte Brun auch auf die Herrenstube, wie dies der 'stubenzettel A° 1416' in der Überlieferung von Clemens Jäger ausdrücklich belegt (Aug. StA. Lit. RSt. Aug. 105. f. 78r). Nach den Steuerdaten starb er zwischen Dezember 1424 und Dezember 1425 (Aug. StadtA. StB 1424 f. 16b, StB 1425 f. 13a). Heinrich Brun (f 1377/80) war Kramer und wird um 1374 als ehemaliger Handelsdiener des Johann (I) Dachs (t 1373) bezeichnet (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 325). 1377 nennen ihn letztmalig die Steuerbücher; 1380-1390 werden dann seine Söhne [pueri/filiiPrun] veranlagt (Aug. StadtA. StB 1377 f. IIb, StB 1380 f. IIb, StB 1390 f. 20a). 1368 bürgte er bei der Bürgeraufnahme des Sifrid Vöhlin (Aug. StadtA. Schätze 74 [Bürgerbuch I] f.l lOv [1368. ΙΠ. 2]: fidejussor Η. Bruon filiaster C. Reicher), der 1376-1384 auch als Mit-
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75
geerbt, 197 das zu einem großen Teil aus Liegenschaften und Renten bestand. Wohl schon Anfang der 1370er Jahre hatte dieser das Haus der patrizischen Ravensburger198 im Steuerbezirk vom Ror übernommen, und um 1374 erwarb er für den Sohn Johann 20 Gulden städtisches Leibgeding um 100 Gulden. 199 Die Pfleger seiner beiden Söhne setzten diese Erwerbspolitik fort: 1380 kauften sie 100 Gulden städtisches Leibgeding um 800 Gulden, 200 1381 einen H o f zu Frauenriedhausen um 4 2 4 Gulden 201 und 1382 eine Korngült zu Mittelstetten um 300 Gulden. 2 0 2 Direkt faßbar ist also der Erwerb von 'liegend Gut' im Wert von über 2 000 Gulden. Die in der Tabelle erkennbaren leichten Rückgänge des Anschlagvermögens Johann Bruns zwischen 1396 und 1402 dürften auf weitere Käufe von Liegenschaften zurückzufuhren sein. Belegt ist 1398/1406 die Verleihung eines Gartens in Augsburg; wahrscheinlich wurde in dieser Zeit auch ein H o f zu Lauterbach erworben. 203 D i e Deklaration eines unveränderten Vermögens bei der Schwörsteuer 1413 scheint dagegen - w i e der Vergleich mit Bartholomäus Welser erkennen läßt
197
198
199 200 201 202 203
bewohner in seinem Haus genannt wird. Vermutlich wurde diese Beziehung der Brun genutzt, um die Verbindung zwischen Berchtold Welser und der Vöhlinenkelin Anna Nathan zu arrangieren. Möglicherweise war am Erbe auch noch Johann Bruns jüngerer Bruder, der um 1374 geborene Konrad Brun, beteiligt. Die Auszahlung von Konrads Leibgeding ist jedoch nur bis 1390 belegt; 1391 fehlt eine entsprechende Buchung, und ab diesem Jahr läßt er sich auch in den Steuerbüchern nicht mehr fassen (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 463; Aug. StadtA. StB 1390 f. 20a: It. filii Brunen [...]). Diese Indizien sprechen eigentlich für den Tod Konrads 1390/91. Auffälligerweise zahlte die Stadt damals aber 1 000 fl. an einen nicht näher bezeichneten jungen Brun, bei dem es sich um einen der Brüder handeln muß (Aug. StadtA. BR 6 [1391. Lib.distr.] f. 64r: Item IMguldin haben wir bezalt dem Pruenlin unserm burger an der schulde die im die stat schuldig ist). Nach dem zeitlichen Zusammenhang läßt sich nicht ausschließen, daß es sich um Konrad Brun handelt, der damals u.a. vielleicht Zahlungen für die Ablösung seines Leibgedings erhielt. Trifft diese Annahme zu, so müßte Konrad sein Bürgerrecht aufgegeben haben. Nach den Steuerbüchern wurde das Haus 1351-1368 von dem Ratsherren Johann Ravensburger (f 1370?) und 1376 dann von Heinrich Brun bewohnt (Aug. StadtA. StB 1351 f. 13d, StB 1368 f. lOd, StB 1376 f. IIa). Im Steuerbuch von 1389, das sonst die Werte der Häuser verzeichnet, fehlt eine Einschätzung dieses Anwesens; der Vergleich mit ähnlichen Objekten läßt einen Wert von etwa 500 fl. vermuten. A. Haemmerle: Leibdingbücher (Anm. 14) Nr. 395, pro Vcum stiura. A. Haemmerle: Leibdingbücher (Anm. 14) Nr. 463. Aug. StA. KU Kaisheim 929 [1381. ΙΠ. 24], KU Kaisheim 930 [1381. VI. 15]. R. Hipper: Urk. Ulrich (Anm. 14) Nr. 342 [1382. X. 10]. Möglicherweise erfolgte in dieser Zeit auch eine Umschichtung des Grundbesitzes. 1396 verkauften Johann Brun und Ehefrau Anna den Hof zu Frauenriedhausen um 400 fl. an das Kloster Kaisheim (Aug. StA. KU Kaishaim 1001 [1396. ΙΠ. 12]: [Bürgen] Karl und Laurenzen die Egen [...] mein lieb swäger). Eine vor 1406 ausgestellte und auf den 1. April 1398 zurückdatierte Urkunde belegt die Verleihung eines Gartens vor dem Gögginger Tor als domkapitelsches Leibgeding auf die Leiber seiner Ehefrau Anna und seiner Kinder Anna, Barbara und Lorenz (Aug. StA. Urk. DK Aug. 732 [1398. IV. 1]). Der Besitz des Hofes zu Lauterbach ist erst durch das Lehenbuch des Hochstifts von 1424 bezeugt (H. Vietzen: Lehenbuch [Anm. 14] S. 35).
76
Peter Geffcken
- mit Anlaufschwierigkeiten der neugegründeten Firma zusammenzuhängen, w o bei die sehr hohen Zuwächse bei der folgenden Schwörsteuer vermuten lassen, daß das Bild der Steuerdaten durch die erste Bilanz beeinflußt wurde, also technisch bedingt war. Zweifelhafte Forderungen oder arretierte Handelswaren, deren Rückerstattung unsicher war, konnten in der Rechnung der Gesellschaft nämlich ausgesetzt und bei der Steuerdeklaration berücksichtigt werden. Ließen sich die Forderungen doch realisieren, so schlugen sie in dieser Zeit erst bei der nächsten Veranlagung voll zu Buche. 204 Teilweise wurden reale Zuwächse bei den Schwörsteuern auch durch Aussteuerabtrennungen verdeckt. So erhielt seine Tochter Anna,205 die um 1414/15 Georg Ravensburger 206 geheiratet hatte, 1418 mindestens 300 Gulden Anschlagvermögen, und 1422 dürfte Heiratsgut in einer Größenordnung v o n 850 Gulden für die mit Johann v o n Hoy 207 verheiratete Tochter Barbara208 abgezogen worden sein.
204
205
206
207
208
Seit der Wirtschaftskrise um die Mitte des 15. Jahrhunderts ist eine Änderung der Steuerpraxis zu beobachten. Bereitete ein Rechnungsabschluß Schwierigkeiten, so wurde anstelle der Schwörsteuer eine Abschlagszahlung ['gelegte Steuer'] entrichtet. Daneben sind im Anschluß an Schwörsteuern nun auch Nachzahlungen zu beobachten, die auf eine Korrektur der ursprünglichen Deklaration schließen lassen. Anna Brun (t 1429. XI) wurde um 1396 geboren (München. StadtA. Kämmerei 63/1 [Leibding- und Ewiggeldbuch 1382-1427] f. 30v [1404. X. 21]: Lorenz Egen kauft 25 fl. Leibgeding auf seinen leib vnd auf Junkfrawn Annen leib seiner swester tochter vnd des Hannsen Prawn tochter die bey acht Jarn allt ist) und starb 1429 (München. StadtA. Zimelie 28 [Leibding- und Ewiggeldbuch 1428-1558] f. 30 v: [Nachtrag] die selb Annen des Prawnen tochter genant die Ravenspurgerin ist tod in epedemiapestilentii zu Auspurg 1429 vor Martini). Georg Ravensburger (f 1430/31) war ein Sohn des Patriziers Jos Ravensburger (f 1396/98) und einer Tochter des Kaufmanns Johann (I) Mangmeister (vgl. meinen Artikel 'Ravensburger'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 739f.). Nach den Steuerdaten starb er zwischen Dezember 1430 und Dezember 1431 (Aug. StadtA: StB 1430 f. 17b, StB 1431 f. 17 d). Die Ehe wurde offensichtlich 1414/15 geschlossen, denn ab 1415 steuerte Georg Ravensburger im Hause Bruns und 1416 wird er ausdrücklich als dessen filiaster bezeichnet (Aug. StadtA: StB 1415 f. 15b, StB 1416 f. 14c). Johann von Hoy (f 1466) war ein Sohn des patrizischen Goldschmieds Johann 'Christof [von Hoy] (vgl. meinen Artikel 'Hoy'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 520). Er erscheint 1423 als filiaster ejus Christoff [ ohne Zahlung] im Hause Johann Bruns (Aug. StadtA. StB 1423 f. 19a). Ab 1424 versteuert er im Haus seiner Mutter 2 120 fl. AV (Aug. StadtA. StB 1424 f. 16 c: It. Cristöffin dt. XIfl. XXXVβ, filius ejus dt. VIIIfl. II lb). Da bei der Mutter im gleichen Jahr nur 1 265 fl. AV abgetrennt wurden, waren die restlichen 855 fl. AV Heiratsgut der Ehefrau. Nach Konkurs floh er 1455 in das nahegelegene Friedberg. Die Leibgedingbücher verzeichnen seinen Tod 1466 (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 1396). Barbara Brun (f nach 1449) wird 1398/1406 urkundlich erstmals erwähnt (vgl. Anm. 203), ihre Geburt ist wohl um 1400/05 anzusetzen. Als Ehefrau Johann von Hoys erscheint sie letztmalig 1449 (Aug. StA: KU Fultenbach 29 [1449. III. 8], KU Aug. Hlg. Kreuz 242 [1449. IX. 29]). Nach den Steuerdaten (1422-1426 versteuerte der Vater bzw. die Erben gleichbleibend 4200 fl. AV) kann ihr Heiratsgut nur zur Schwörsteuer 1422 abgetrennt worden sein. In den Steuerbüchern ist Johann von Hoy jedoch erst ab 1423 als Schwiegersohn belegt, und 1424 verbuchen sie für ihn erstmals eine Zahlung. Falls Barbara nicht schon einmal verheira-
77
Die Welser und ihr Handel 1246-1496 Tab. 2:
Wachstumsraten des Vermögens von Johann Brun
Steuerintervalle
Basisvermögen
209
Veränderung
0 Veränderung
0 Veränderung
pro Intervall
pro Jahr
pro Jahr
(nominal)
(nominal)
(prozentual)
1397-1399:
1396: 1 875 fl.
- 1 3 0 fl.
< + ?>
- 4 3 fl.
- 2,3 %
1400-1402:
1399: 1 740 fl.
- 180 fl.
< + ?>
- 6 0 fl.
- 3,4 %
1403-1405:
1402: 1 560 fl.
360 fl.
120 fl.
1406-1408:
1405: 1 920 fl.
240 fl.
80 fl.
7,7 % 4,2 %
1409-1413:
1408: 2 160 fl.
0 fl.
< + ?>
Ofl.
< + ?>
1414-1418:
1413: 2 160 fl.
1 320 fl.
264 fl.
12,2%
1419-1422:
1418:3 480 fl.
720 fl.
180 fl.
5,2 %
0%
Bartholomäus (III) Welsers (ca. 1375/80-1446) Ausgangssituation zeigt gegenüber Brun deutliche Unterschiede. Besitz von Liegenschaften oder Renten ist anfänglich nicht erkennbar, wahrscheinlich versteuerte er bis 1405 ausschließlich Fahrhabe. Teilhaber im Handel des Halbbruders scheint er erst kurz vor der Jahrhundertwende geworden zu sein, da bei der Schwörsteuer 1399 noch keine Zuwächse faßbar sind. Der extrem hohe Anstieg bei der folgenden Schwörsteuer von 1402 ist allein aus Gewinnanteilen nicht zu erklären. Er dürfte in einem Zusammenhang mit seiner Heirat stehen, denn [Teil-]Ausstattungen mit Heiratsgut durch Verwandte sind in Augsburg verschiedentlich bezeugt. Da Welser 1402 genau 1 100 Gulden versteuerte - also gerade den Betrag, der einschließlich Morgengabe notwendig war, um die 1403 zugebuchten 1 000 Gulden Aussteuer seiner Ehefrau Katharina Ridler voll zu widerlegen - spricht einiges für die Annahme, daß
209
tet gewesen war, müßte die Buchung der Steuer dann in den Baumeisterrechnungen erfolgt sein. Die 'Wachstumsraten'-Tabellen (Grunddaten, vgl. Anm. 194) sollen Vermögensveränderungen durch eigene Erwerbstätigkeit transparent machen. 'Veränderung pro Intervall' kennzeichnet die nach Ende eines Schwörsteuerintervalls bei der Schwörsteuer faßbare Summe der Vermögensveränderungen. Teilt man diesen Betrag durch die Anzahl der Jahre, so erhält man mit der 'durchschnittlichen Veränderung pro Jahr' vergleichbare Nominalbeträge. Vergleichbare Prozentwerte lassen sich ermitteln, indem man diese Teilbeträge in Relation zu dem bei der vorangehenden Schwörsteuer deklarierten Anschlagvermögen ^Basisvermögen] setzt. Um Beeinflussung der direkt ausgewiesenen Zuwächse durch Transferzahlungen (Erbschaften, Aussteuern) oder Veränderungen der Vermögensstruktur (Kauf von 'liegend Gut') deutlich zu machen, wurde dies teilweise durch Ergänzungen in spitzen Klammem gekennzeichnet, wobei die abgerundeten Schätzwerte auf Angaben im Text oder in den Anmerkungen Bezug nehmen. Die in Klammern gesetzten Werte nennen dabei in der Spalte 'Veränderung pro Intervall' die geschätzten [Mindest-]Abweichungen, in den beiden folgenden Spalten die entsprechend korrigierten Durchschnittswerte.
78
Peter Geffckert
Lorenz Egen seinem einzigen noch lebenden Bruder einen Zuschuß gegeben hatte.210 D i e Hintergründe einer 1404 faßbaren Erbschaft v o n 300 Gulden sind nicht eindeutig zu klären, vielleicht handelte es sich um ein Erbe v o n der Schwiegermutter.211 Bei der Schwörsteuer 1405 wurden Zuwächse durch eine Änderung der Vermögensstruktur kaschiert - der Kauf eines Leibgedings reduzierte das steuerpflichtige Anschlagvermögen um 4 0 0 Gulden 212 - und bei der Schwörsteuer 1408 sind ebenfalls, vielleicht in geringerem Umfang, verdeckte Vermögenszuwächse zu vermuten. 213 Technisch bedingt, w i e bei Brun, deklarierte Welser bei der Schwörsteuer 1413 ein unverändertes Anschlagvermögen. Nur die nachträgliche Erfassung von Gewinnen aus diesem Zeitraum erklärt wohl den exorbitanten Vermögensanstieg bei der folgenden Schwörsteuer v o n 1418. 214 Ein Vergleich der Zuwächse beider Teilhaber in diesem Jahr scheint dabei anzudeuten, daß die Einlage Welsers knapp doppelt so hoch wie die Bruns war und bei etwa 2 000 Gulden gelegen haben könnte. Mit rund 3 000 Gulden hätte sich das Gesellschaftskapital demnach noch in recht bescheidenen Größenordnungen bewegt. Die Neuveranla-
210
211
212
213
214
Für diese Annahme spricht auch, daß Egens Anschlagvermögen - in erster Linie wohl wegen des Erwerbs von 'liegend Gut' - sich 1402 reduzierte. Stellt man Welsers Gewinnanteile in Rechnung, könnte der Zuschuß in einer Größenordnung von 300-400 fl. gelegen haben. Ihre Mutter Anna Langenmantel [vom RR] hatte 1397/98 in zweiter Ehe Leonhard Riederer (t 1413) geheiratet. Dieser bewohnte bis 1403 ein Haus der Ridler [Steuerbezirk Rappolt], in das 1404 Bartholomäus Welser übersiedelte. Da für Riederer 1411 eine Anna Vögelin als Ehefrau bezeugt ist (Aug. StA. KU Aug. St. Katharina 240 [1411. IX. 26]), könnte der Wohnsitzwechsel durch den Tod seiner ersten Frau bedingt sein. Leibgeding galt als 'liegend Gut' und mußte nur mit halbem Kapitalwert versteuert werden. Der Kauf war notwendig geworden, da Bartholomäus offensichtlich keinen Grundbesitz besaß, auf den er die Aussteuer seiner Frau verweisen konnte. 1405 erwarben sie von der Stadt München zwei Leibgedinge von je 50 fl. um insgesamt 800 fl. (München. StadtA. Kämmerei 63/1 [Leibding- und Ewiggeldbuch 1382-1428] f. 32r [1405. IV. 10]: It. Bartholme Wellser burger zu Augspurg hat chaufft [...] auf seinen leib vnd auffrawn Kathrein seiner hawsfrawn leib des Jacob Ridlers säligen tochter [...]; It. Kathrey Wellserin Jacoben Ridlers säligen tochter vnd burgerin zu Augspurg hat chaufft [...] auf iren leib vnd auf irs mans Bartholme dez Wellser leib ye von einem leib auf den andern ). Das Leibgeding (12,5% Rendite) erwies sich, wegen der Langlebigkeit Katharinas, als ausgezeichnete Kapitalanlage; die Auszahlungen summierten sich auf 6 200 fl., also fast das achtfache des Kaufpreises. Bei einigen anderen Vermögenswerten ist der Zeitpunkt des Erwerbs nicht überliefert. Der Kauf eines städtischen Leibgedings von 13 fl. (130 fl. Hauptgut?) läßt sich nur grob auf 1407/18 eingrenzen (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 983). Der Besitz eines Häuschens in der Pfarrei St. Stephan ist 1424 durch das Lehenbuch des Hochstifts bezeugt (H. Vietzen: Lehenbuch [Anm. 14] S. 27). 1418 deklarierte Bartholomäus nach Ulrich Arzt und Johann Endorfer, die aber beide über eine höhere Ausgangsbasis verfugten, den dritthöchsten Vermögenszuwachs. Das Anschlagvermögen von Arzt erhöhte sich 1418 um 4 800 fl. auf 8 640 fl., das von Endorfer um 3 960 fl. auf 9 720 fl. (P. Geffcken: Schichtung [Anm. 19] Anhang. S. 41-47 [Tab. VI]). Nimmt man an, daß nur ein Fünftel der Zuwächse bilanztechnisch verschoben wurden, so ergäbe sich schon ein wesentlich realistischeres Bild: Welsers Anschlagvermögen wäre dann bis Ende 1413 pro Jahr um durchschnittlich 146 fl. [5%] und 1414-1418 pro Jahr um durchschnittlich 586 fl. [16%] gewachsen.
Die Welser und ihr Handel
1246-1496
79
gung von 1422 wurde besonders durch den Kaufeines eigenen Hauses beeinflußt: Von den Erben des Stadtpflegers Johann Ilsung erwarb Bartholomäus in diesem Jahr das repräsentative Anwesen auf dem Stein bei St. Leonhard in der heutigen Karolinenstraße, das fur zwei Jahrhunderte Stammsitz der Familie wurde;215 wahrscheinlich auch noch weiteren Grundbesitz, wie der Vergleich mit den Steuerdaten Bruns vermuten läßt. Die relativ geringen Vermögenszuwächse 1428 und 1434 könnten ebenfalls durch Liegenschaftskäufe beeinflußt sein; allerdings dürfte sich 1428 auch das Ausscheiden Bruns bzw. die Auszahlung seiner Erben geschäftlich bemerkbar gemacht haben. Tab. 3:
Wachstumsraten des Vermögens von Bartholomäus (III) Welser
Steuerintervalle
Basisvermögen
216
Veränderung
0 Veränderung
pro Intervall
pro Jahr
pro Jahr
(nominal)
(nominal)
(prozentual)
1397-1399:
1396:
510 fl.
1400-1402:
1399:
510 fl.
1403-1405: 1406-1408: 1409-1413:
1408: 2 760 fl.
Ofl.
1414-1418:
1413: 2 760 fl.
3 660 fl.
1419-1422:
1418:6 420 fl.
780 fl.
1423-1428:
1422: 7 200 fl.
353 fl.
59 fl.
0,8 %
1429-1434:
1428: 7 553 fl.
1 007 fl.
168 fl.
2,2 %
1435-1441:
1434:9 600 fl.
215
2,6
Ofl.
Ofl.
0 Veränderung
590 fl.
1402: 1 100 fl.
Ofl.
1405:2 400 fl.
480 fl.
0%
97 fl.
< 97?>
Ofl.
160 fl. < + ?> < - ? >
38,6 % 0%
6,7 %
Ofl.
0%
732 fl.
26,5 %
195 fl.
3,0 %
< 5,4% ?>
Welser erwarb das Anwesen D 44 von Konrad von Luckenbach und Ehefrau Katharina Ilsung, Witwe des Johann von Baldern (t 1419/20) und Erbtochter des Johann Ilsung (t 1409), die dort bis 1421 steuerten. Das Anwesen wurde 1389 mit 600 fl. bewertet (Aug. StadtA. StB 1389 f. 20a), war jedoch ausgebaut worden und bestand später aus zwei Teilhäusern. Der Vergleich mit ähnlichen Objekten läßt für 1422 auf einen doppelt so hohen Kaufpreis schließen (zu D 44 vgl. Walter Groos: Die Karolinenstraße. In: Beiträge zur Topographie von AltAugsburg. Augsburg 1967 [21. Bericht der Naturforschenden Gesellschaft Augsburg] S. 86, 109). Vgl. Anm. 194,209.
80
Peter Geffcken
6. Die Gesellschaft Bartholomäus Welser & Söhne (ca. 1427 - 1446) Durch den Tod Johann Bruns ergaben sich für die Gesellschaft wesentliche Veränderungen. Eine Fortsetzung der Partnerschaft mit dessen damals 27jährigem Sohn Lorenz Brun217 bot sich an, da dieser wohl schon über kaufmännische Erfahrungen verfügte, und gerade die späte Erbteilung deutet darauf hin, daß die Einlage Johann Bruns nicht sofort gekündigt wurde, Lorenz also Teilhaber blieb. Allerdings verschwand er kurz darauf in Italien - wohl auf einer Reise im Dienst der Gesellschaft - und galt seit 1427 als verschollen.218 Auch Johann Bruns Schwiegersöhne könnten zeitweilig für die Gesellschaft gearbeitet haben. Georg Ravensburgers Engagement bei den Mangmeistern dürfte um 1421 beendet gewesen sein,219 und es erscheint naheliegend, an eine Tätigkeit in der Firma des Schwiegervaters zu denken. Deutlicher sind die Hinweise bei Johann von Hoy: Noch 1428 war er an der Einziehung eines Welserschen Leibgedings in München beteiligt,220 und auch nach Gründung seiner eigenen Firma221 ist eine enge Kooperation
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218
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220
221
Lorenz Brun (f nach 1426) wurde um 1398 geboren (München. StadtA. Kämmerei 63/1 [Leibding- und Ewiggeldbuch 1382-1428] f. 30r [1404. X. 21]: Lorenz Egen kauft 25 fl. Leibgeding auf seinen Leib und auf Laurentzen seiner schwester sun die Hannsen Prawn het vnd der bey sechs Jam allt ist). Burkhart Zink berichtet im Zusammenhang mit einer Italienreise von seiner Suche nach Lorenz Brun (DStChr. 5 [Anm. 14] S. 110: [...] monte Coloia ist ain castell darunder ain schöner see, hat 30 meilen im umbkreiß [...] in dem selben tal gen Florentz wartz [...] Damach ist ain große stat und leit auf ainem perg, da suecht ich Laurentz Praunen [...]). Bei dem Kastell dürfte es sich um Montecolognola, nahe Passignano, am Trasimener See handeln (Heinz Joachim Fischer: Umbrien. Ein Reisebegleiter. München 1989. S. 304; freundlicher Hinweis Herr Michael Pohle, Italienisches Kulturinstitut München). Die Stadt, in der Zink nach Brun suchte, ist wohl mit Perugia zu identifizieren, der Vorgang auf 1427 zu datieren: Zink reiste damals im Auftrag der Stadt nach Rom, und Lorenz Brun galt spätestens seit August dieses Jahres als verschollen (München. StadtA. Zimelie 28 [Leibding- und Ewiggeldbuch 14281558] f.31r: (Leibgeding des Lorenz Egen auf Schwestersohn Lorenz Brun) [Nachtrag:] It. das abgeschrieben Leipding auf Lorenzen Prawnen ist nit zalt worden [Termin: VIII. 10] seit der Jarzall im 27. Jar, wann man weis nit ob er libentig oder tod ist, und darumb haben wir [...] daz leibtinggar abgetan, Actum valentini 1447). Vgl. meinen Artikel 'Mangmeister'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 629). Seine beschränkten Vermögensverhältnisse machen es unwahrscheinlich, daß er als selbständiger Kaufmann tätig war. München. StadtA. Kammerrechnungen 1427 f. 34 ν [1428. ΠΙ. 17]: It. LX lb III β dn haben wir geben für Ic guld. Bartholme dem Welser und Kathrin der Welserin von paider verfallen leipding das In verfallen ist zu Mitterfasten auf den Sontag letare [ΙΠ. 14] nechst vergangen. Recepit Bartholme Ir sun, die stat ist quitirt. Actum Mitichen vor Judica Anno domini hf CCCC XXVIIIp[er] m[anus?] Johann von Hoy . Johann von Hoy läßt sich im Zusammenhang mit dem Besuch der Frankfurter Herbstmesse 1430 erstmals als selbständiger Kaufmann nachweisen (Aug. StadtA. BR 33 [1430, Lib.rec.] f. 13r [1430. X. 16]: It. 25 fl. straf gelt von dem Valbner das er den furlütten von Frankfurt
Die Welser und ihr Handel 1246-1496
81
mit der Welser-Gesellschaft bezeugt.222 Nach dem Verschwinden von Lorenz kam es 1427 zur Teilung des Brunschen Erbes; kurz darauf dürften auch die wirtschaftlichen Verflechtungen der Gesellschaft mit den Erben beendet gewesen sein. Ende der 1420er Jahre hatte sich die Firma also zu einer Familiengesellschaft entwickelt,223 ein Schritt, der nahelag, da nun zumindest die älteren Söhne Lorenz, Bartholomäus und Johann herangewachsen waren und im Handel mitarbeiten konnten.224 Nicht alle verfugten sofort über das im Geschäftsleben notwendige
222 223
224
heruf zefll uffgeladen hett. It. 25 fl. haben wir eingenommen von Hansen von Hoy straffgeld ouch von Überladens wegen der fiirlütt, recepta Galli). Vgl. im folgenden Anm. 223, 385. Da die Söhne erst Ende der 1430er Jahre über eigenes Vermögen verfügten, waren sie wohl nicht von Anfang an echte Teilhaber. 1434 klagte Bartholomäus Welser d.J. in einem Ulmer Konkursverfahren im Namen seines Vaters und Johann von Hoys. Der Beklagte erhob Einrede, Bartholomäus würde die Forderungen nicht für sich, sondern von sins vatters und siner gesellschaft wegen stellen. Offensichtlich wurde ein Gesellschaftsverhältnis zwischen Bartholomäus (ΓΠ) Welser und Johann von Hoy unterstellt. Daraufhin stellte der junge Bartholomäus klar, daß es sich um unterschiedliche Forderungen handelte: Item Barthlome Walser benampt das er sinem Vatter schuld wer VIc und LXX r[einisch] gulden darumb sich das zyle vergangen hett undfür[...] uff die vergangen Franckfurter Fastenmeß. Er benampt och das er schuld wer Hansen von Hoy VIc XIX lib. auspurger lib. nämlich VIII groschen für I lib. und III groschen, darumb das zil wer uff die künfftig Nördlinger Meße (München. BayStB. Oefeleana 282 [Gerichtslibell 1434. V. 12]). Es erscheint denkbar, daß der Beklagte damit auf die Situation vor 1428 Bezug nahm. Bei der Veranlagung zur Reichssteuer von 1428 werden bei Bartholomäus sechs mindestens 15 Jahre alte Kinder genannt (Aug. StadtA. Hussitensteuerbuch 1428 f. 21c: Item B. Wellser dt.l fl., et uxor ejus--, Laurenz--, Bartholome--, Joh.~, Joh.~, Eis—, Anna--, Moll et uxor—, Heinrich servus—). Auffällig ist die Erwähnung von zwei Söhnen mit Namen Johann, obwohl sich sonst nur ein Sohn dieses Namens fassen läßt. Will man keinen Irrtum des Schreibers unterstellen, so könnte dies ein Indiz sein, daß der ältere Johann - vielleicht wegen einer schwächlichen Konstitution oder eines Gebrechens - zum Geistlichen bestimmt worden war. Zumindest im 14. Jahrhundert läßt sich nachweisen, daß in solchen Fällen wichtige Vornamen nochmals vergeben wurden. Zu klären wäre, ob es sich bei ihm vielleicht um den gleichnamigen, zeitlich aber bisher nicht einzuordnenden, Indersdorfer Chorherren handelt (A. Haemmerle: Necr. Georg [Anm. 14] Nr. 935 [IX. 11]: Joannes Welser pbr. et can. Undensis). Der älteste Sohn Lorenz könnte damals schon etwa 20 Jahre alt gewesen sein, die Geburten von Bartholomäus (IV) und Johann (V) sind wohl um 1408/13 anzusetzen. Noch nicht erwähnt werden die damals minderjährigen Söhne Jakob, Lukas und Ulrich. Nach der Altersangabe bei einem Leibgedingkauf wurde Jakob Welser 1422 geboren (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 1389). Die Geburt des jüngsten Sohnes Ulrich Welser ist wohl kaum nach 1424/25 anzusetzen, da er schon 1444/45 heiratete. Lukas Weiser müßte demnach um 1423/24 geboren sein; 1430 ist er erstmals urkundlich bezeugt (Aug. StA. Lit. HSt. Aug, MB 443 f. 180r [1430. IV. 1]: Leibgedingverleihung an Peter Egen d.J. das ist zu sein selbs leibe, zu Hansen leib, zu Jacobs leib und zu Lucas leib die Welser, all drey Bartholomeus Welsers sune). Die Namensgebung der Söhne bestätigt, daß Bartholomäus (FH) ein Sohn des Johann (II) Welser war. Er benannte die beiden ältesten Söhne nach dem Halbbruder Lorenz und sich selbst; der dritte und vierte Sohn erhielten offensichtlich den Namen des Vaters, der fünfte den des Schwiegervaters. Nur bei den jüngsten Söhnen Lukas und Ulrich ist keine Nachbenennung erkennbar. Die zweite Tochter Anna wird schon 1419 zusammen mit dem
82
Peter Gejfcken
Duchsetzungsvermögen. Fast rührend ist es, wenn eine Münchner Quelle berichtet: und sein sun wanet do man im nicht gulden enwenet ze geben und do man im
gulden gab lachet er wider.22s Der Vater hatte ihm offensichtlich eingeschärft, sich nur in Gold bezahlen zu lassen, und der junge Welser brach in Tränen aus, als ein gewiefter Stadtkämmerer versuchte, ihm geringerwertige Silbermünzen anzudrehen. Die anfänglichen Schwierigkeiten waren aber bald überwunden, und seit den 1430er Jahren wurde das mit Reisen verbundene Tagesgeschäft von den Söhnen abgewickelt: In Nördlingen erscheinen 1433 Lorenz und Bartholomäus (IV) als Baumwollieferanten und Barchentverleger;226 in Ulm vertrat Bartholomäus (IV) 1434 die Firma im Konkursverfahren des Kaufmanns Johann Knoll genannt Stammler,227 und Johann (V) Welser wurde 1438 damit beauftragt, Forderungen bei der Nürnberger Zütsch-Gesellschaft einzutreiben.228 Der alte Bartholomäus, nun schon auf die 60 zugehend, wirkte demnach hauptsächlich in der Augsburger Zentrale; eigene Handelsreisen dürften sich auf besonders wichtige Termine, vielleicht die Frankfurter Messen, beschränkt haben. Das Fehlen eines erfahrenen Partners hatte aber auch negative Folgen. 1439 geriet das Unternehmen durch Verschulden des ältesten Sohnes in eine bedenkliche Schieflage. Brieflich berichtete Lorenz Welser dem Vater von grossen verderplichen Schäden die er im getan habe und setzte sich mit einer merklich sum gelts nach Venedig ab.229 Um zu ver-
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jungen Bartholomäus erwähnt (vgl. Anm. 138) und ist wohl mit jener Anna zu identifizieren, die 1461 als Nonne in St. Katharina starb (Aug. SStB. 2° Cod. Aug. 470 [Nekrolog St. Katharina] f. lr [I. 3]: Obiit S[oror] Anna Welserin [MCCCC] LXI). Die älteste Tochter Elisabeth ist nur durch die Hussitensteuer von 1428 belegt. Auch sie könnte geistlich geworden sein, denn der Nekrolog von St. Katharina erwähnt zwei Nonnen dieses Namens (vgl. Anm. 144). Weitere Töchter lassen sich weder belegen noch erschließen. München. StadtA. Kammerrechnungen 1430 f. 35r: It. LXII 'Λ lb dn haben wirzaltdem Wellser fiir Ic guld. R(einisch) sein und seiner hausfr. leipding das Im letare nehst Anno XXXf verfallen ist. Act. ze pßngsten Anno XXXI, die stat ist quittirt, und sein sun wanet do man im nicht guld. enwenet ze geben und do man Im guld. gab da lachet er wider. Nachlaß Hektor Ammann. Akt Welser. Nördlingen. StadtA. Pfandbuch I. f. 226. Die Pfandbücher verzeichnen zum 11. Februar 1433 drei Verpfändungen an Lorenz wegen Schulden aus Baumwollieferungen (wolle); zum 4. März 1433 eine Verpfändung an Bartholomäus Welser [sicher schon der junge] wegen einer Verpflichtung zur Lieferung von gebleichtem Barchent (6 tuoch uf ain rechnung zalen uf Jacobi mit wissen tiicheri). Vgl. Anm. 223. Im Zusammenhang mit dem Konkurs der Friedrich & Stephan Zütsch-Gesellschaft bat Augsburg 1438 den Nürnberger Rat, Johann (V) Welser bei der Geltendmachung von Forderungen zu unterstützen. Kurz darauf folgte in gleicher Sache ein Förderungsschreiben für die Meuting (Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] IVa: p. 107. Nr. 156 [1438. VI. 10], p. 117-118. Nr. 168 [1438. VI. 23]). Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] IVa. p. 221. Nr. 321 [1439. V E 27]: Es istßr vns körnen vnser lieber mitburger vnd Rautgesell Barthlome Wellser der eliter vnd haut vns ettlich priefe lazzen hören die im durch [zwen=gestr.] seinen sune mit namen [Bartholomeen vnd =gestr.] Laurentzen zuogesandt sind darinne er im schreybet von grossen verderplichen schaden die [sy=gestr.] [Einfligung:]er im getan habe [vnd sunderlich der aine sein sune Laurentz sach= gestr.] vnd sagt vns als daby wie sich derselb sein sun Laurentz des weges hinein gen Venedy gefüget vnd ain merkliche summ gelltes by im habe [als wir von demselben
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hindern, daß sich die Situation zur Katastrophe ausweitete, versuchte Bartholomäus seines Sohnes habhaft zu werden. Im August 1439 bat der Rat die Städte und Herrschaftsträger der Region in einem Rundschreiben um Mithilfe bei der Ergreifung des Lorenz, 230 der schließlich zwei Monate später in München festgesetzt werden konnte. 231 Die Hintergründe der Affäre werden durch die spärlichen Angaben der Korrespondenz nicht erhellt:232 Naheliegend erscheint die Vermutung, daß sich Lorenz eigenmächtig auf riskante Spekulationsgeschäfte eingelassen hatte. Deutlicher faßbar sind die weiteren Entwicklungen. Lorenz kam zwar wieder auf freien Fuß, mußte aber aus der Gesellschaft ausscheiden, sein Bürgerrecht aufgeben und die Stadt verlassen. 233 Die Steuerdaten belegen, daß die Ereignisse die Firma fast in den Konkurs getrieben hatten. Mit einem Anschlagvermögen von 9 6 0 0 Gulden war Bartholomäus 1434 noch siebtgrößter Steuerzahler; 1439 deklarierte er in einer außerordentlichen Schwörsteuer gerade noch 960 Gulden. Der enorme Rückgang ist jedoch nicht ausschließlich auf Geschäftsverluste zurückzufuhren: Lorenz mußte wohl zumindest mit einer kleineren Summe abgefunden werden, und 1439 waren auch die Aussteuern von zwei Söhnen fällig geworden: Schon 1437/38 hatte der junge Bartholomäus nämlich Elisabeth Meuting geheiratet, 234 und noch vor der Krise war auch Johann (V) Welsers Ehe mit
230
231 232
233
234
mitburger seinem vater haben vernommen =gestr.]. Herumbe so pydten wir ewer aller vnd yeglicher [...] obe derselbe Lorentz, durch disen gagenwürtigenpotten weyser despriefes, in ewern herscheften landen Stetten vnd gepietten yendert betroffen oder begriffen. Das erste Konzept des Rundschreibens nennt als Beteiligte Lorenz und Bartholomäus (IV) Welser, während in der redigierten Fassung ausschließlich auf Lorenz Bezug genommen wird. Die Art der Korrektur läßt vermuten, daß der Stadtschreiber das erste Konzept auf der Grundlage der vorgelegten Briefe erstellte und es nach dem mündlichen Bericht des Vaters noch einmal überarbeitete. Auch Bartholomäus war an den Ereignissen also irgendwie beteiligt, im Gegensatz zu Lorenz aber offensichtlich nach Augsburg zurückgekehrt. Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] IVa. Nr. 350/351 [1439. X. 19]. Vielleicht waren Höchstätter Kaufleute an der Angelegenheit beteiligt, da Augsburg seinen Diener Ulrich Stromair zum dortigen Rat sandte von vns vnderrichtet muntlich mit ew zu reden als von Laurentzen Wellseres, vnsers lieben mitburgers vnd rautgesellen Barthlome Welsers sunes wegen (Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] IVa. p. 225. Nr. 326 [1439. Vm. 27]). Erkennbar wird dies 1441 bei einem Konflikt zwischen Lorenz Welser und verschiedenen Nürnberger Kaufleuten zu Toblach (H. Simonsfeld: Fondaco [Anm. 14] Bd. 1. S. 232f. Nr. 422, 425). Als sich Nürnberg in dieser Sache an Augsburg wandte, antwortete der Rat am 8. Juli 1441: [...] also hat unser lieber mitburger und rautsgeselle Barthlome Wellser der elter dem vorgenanten seinen Sune Lärentzen, der vnser burger nit ist, deshalb nach dem besten geschriben, der hat uns geantwurt das er nicht anders beger denne die sach mit recht uszetragen an den ennden da sich die sach gemachet hat [...] (J. .M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1]. Bd. 1. S. 36f.) Der Tenor des Briefs läßt keinen Zweifel, daß Lorenz mit der WeiserGesellschaft rechtlich nichts mehr zu tun hatte. Die familiären Kontakte waren aber nicht völlig abgebrochen worden, da man noch brieflich in Verbindung stand. Verschiedene Schreiben in den Nürnberger Briefbüchem belegen, daß sich die Angelegenheit noch einige Zeit hinzog. Wohin sich Lorenz nach seinem Wegzug aus Augsburg wandte (Tirol?) und ob er in den 1450er Jahren überhaupt noch am Leben war, ist bislang ungeklärt. Sie läßt sich durch die Steuerdaten als Tochter von Johann Meuting d.Ä. nachweisen, der 1438 Heiratsgut für Kinder abtrennte (P. Geffcken: Schichtung [Anm. 19] Anhang. S. 72
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Anna Peutinger verabredet worden. 235 D a die Söhne offensichtlich mit 'liegend Gut' ausgesteuert wurden und es sich auch bei dem v o n Bartholomäus versteuerten Restbesitz um 'liegend Gut' gehandelt haben dürfte, 236 scheinen die Ereignisse zum Verlust fast der gesamten liquiden Mittel geführt zu haben. Seine gesellschaftliche Stellung wurde durch die Ereignisse allerdings nicht in Frage gestellt: Auch in den letzten Lebensjahren ist Bartholomäus als ständiges Ratsmitglied bezeugt. 237 Selbst seine Reputation als Kaufmann erlitt keinen nachhaltigen Schaden: Allein die Tatsache, daß es gelang, den Handel erfolgreich weiterzuführen, ist klares Indiz, daß der Welsersche Kredit nicht erschüttert war. Obwohl nun schon über 60jährig, gab Bartholomäus die Leitung der Gesellschaft nicht aus der Hand. Allerdings scheint der älteste Erbe schon darauf vorbereitet worden zu sein, eines Tages an seine Stelle zu treten. A l s der Rat 1442 eine Reihe von Handelshäusern
235
236
237
[Tab. X]), darunter auch jene rund 1 000 fl Fahrhabe, die Bartholomäus (IV) ab diesem Jahr versteuerte. Die Höhe des Heiratsguts läßt darauf schließen, daß Bartholomäus (IV) vom Vater 1 000 fl Widerlegung und 100 fl Morgengabe erhielt. Da sich sein Anschlagvermögen nur um 400 fl erhöhte, wurde es offensichtlich in 'liegend Gut' ausgezahlt (Aug. StadtA: StB 1438 f. 15d: It. Bar[tho[\me Welser + fllius eius dt. XL fl [9 600 fl AV], dt. IHIflXßldn [1 010 fl AV] für seiner wirtin hyratgut; StB 1439 f. 15a: It.Bar[thol]me Welser dt. IUI fl et jur[avit] [960 fl AV], fllius Weiser dt. VI fl minus Vi ort [1 410 fl AV]), StB 1440 f. 16b: It. Bar[thol\me Welser dt.IIIIfl [960 fl AV], fllius eius Bar[thol\me dt. VI fl minus Ά ort [1 410 fl AM], fllius eius [ohne Zahlung], StB 1441 f. 17c: It. Bar[thol]me Welser dt. IUIfl [960 fl AV], fllius eius Bar[thol]me dt. VflIIlbXVIdn [1 404 fl AV], Anna Peutinger ist ab 1439 als Ehefrau Johann (V) Welsers bezeugt (Aug. StA. KU Aug. Hl. Kreuz 199 [1439. XI. 24]); Johann läßt sich als anonymer Sohn 1440 erstmals in den Steuerbüchern fassen (vgl. Anm. 234). Die Steuern wurden, vermutlich wegen eines Gerichtsverfahrens, wohl nachträglich an die Baumeister gezahlt. In erster Linie die Hälfte des Hauses 'auf dem Stein' und die 100 fl. Münchner Leibgeding. Was mit den 13 fl. Leibgeding geschah, die Bartholomäus 1407/19 von der Stadt gekauft hatte, ist unklar, da die Belege für die Auszahlungen 1430 enden (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 983). Deutlich erkennbar wird in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Münchner Leibgedings als Existenzsicherung. Bartholomäus (ΙΠ) wurde wenige Jahre nach seiner Heirat erstmals in ein öffentliches Amt gewählt. Er erscheint 1406 und, nach einer Lücke der Wahllisten (1407-1411), 1412 als Mitglied des Alten Rats, 1413 als Mitglied des Kleinen Rats. Mit Ausnahme einer Amtszeit als Richter (1417) ist er dann bis 1422 und, nach einer erneuten Lücke der Wahllisten (14231440), wiederum 1441-1446 entweder als Mitglied des Kleinen oder des Alten Rats belegt (Aug. StadtA. Ratsbücher 271, 272, 274, 4). Seine ab 1421 häufigen Nennungen in mittleren Ratsämtern (Weinungelter: 1413, 1421-1422, 1430-1431, 1437-1438, 1441-1442, 1445-1446, Steuermeister: 1423-1424, 1426-1427, 1438-1439, Barchentungeiter: 1423-1424, 1439-1440; vgl. P. Geffcken: Schichtung (Anm. 19) S. 190-192 [Tab. 16/15-17]) lassen darauf schließen, daß er auch 1423-1440 zumeist in einem der Ratsgremien vertreten war. Eine größere politische Rolle spielte er jedoch nicht, da er in kein zentrales Ratsamt gewählt wurde und nie als Dreizehner aufscheint. Jakob (Π) Welsers Behauptung, sein Großvater sei auch Burgermaister von hern von Augspurg gewest, ist also falsch (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] Bd. l . S . 3).
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wegen Umfahren einer Pfalz-Mosbachschen Zollstelle auf dem Weg nach Frankfurt rügte, wird neben dem alten Welser auch der junge Bartholomäus genannt.238
7. Wirtschaftliche und persönliche Verhältnisse der Weiserbrüder Obwohl die in Augsburg lebenden Brüder zumindest anfänglich geschlossen am Welserschen Handel beteiligt waren, zeigt ihre - über die Steuerdaten faßbare Vermögensentwicklung ein differenziertes, individuelles Profil. Schon die Startbedingungen der Brüder waren keineswegs identisch: Nur die beiden älteren, Bartholomäus und Johann, hatten von den Eltern Heiratsgut erhalten, das dem üblichen Niveau der patrizisch-kaufmännischen Oberschicht entsprach. Die jüngeren mußten sich nach dem Einbruch von 1439 mit deutlich geringeren Beträgen zufrieden geben. Weiterhin sind Unterschiede erkennbar bei den Summen, die als Aussteuer und Erbe der Ehefrauen anfielen oder als Aussteuern und 'Voraus' der Kinder abflössen. Bei einigen der Brüder erscheint das Bild der Vermögensentwicklung auch strukturell beeinflußt, denn die Steuerdaten spiegeln nicht den realen Wert des Besitzes, sondern die Rechnungsgröße 'Anschlagvermögen', in die 'liegend Gut' nur mit halbem Wert einfloß. Investitionen in Liegenschaften oder Renten verbargen also reale Veränderungen, da sich Vermögenszuwächse nicht oder nur begrenzt in Steigerungen der Steuerleistung niederschlugen. Da gleichzeitig dem Handel Kapital entzogen wurde, reduzierte sich potentiell die Gesellschaftseinlage - mit Auswirkungen auf die Dynamik der Vermögensentwicklung.
238
Max Jansen: Die Anfänge der Fugger (bis 1494). Leipzig 1907 (Studien zur FuggerGeschichte. Heft 1) S. 172. Nr. 12 [1442. X. 4]: der alt Welser, Bartholome Wellser, Jörig Räm, Wilhalm Räm, alt Hans Mutting... Da das Ratsprotokoll auf eine Beschwerde des Herzogs Otto von Pfalz-Mosbach bezug nimmt, läßt sich der dort genannte Hüchelberg eindeutig als Heuchelberg identifizieren. Der Heuchelberg lag auf einer von Cannstatt über Brackenheim und Sinsheim führenden Straße, die von oberschwäbischen Kaufleuten als Weg zur Frankfurter Messe benutzt wurde. Der Heuchelberg zählte zum Pfalz-Mosbachschen Geleit; Hintergrund der Beschwerde war vielleicht die zwischen Württemberg und Pfalz-Mosbach strittige Abgrenzung der Geleitsrechte. Um 1450 verlor die Straße an Bedeutung, da Friedrich 'der Siegreiche' fur den Weg nach Frankfurt nun die in seinem Geleit liegende Straße über Bretten vorschrieb (Meinrad Schaab: Straßen und Geleitswesen zwischen Rhein, Neckar und Schwarzwald im Mittelalter und der frühen Neuzeit. In: Jahrbücher für Statistik und Landeskunde von Baden-Württemberg 4. 1958. S. 65f.).
Peter Geffcken
86 Tab. 4 : Entwicklung des Vermögens der Weiserbrüder (1441-1492)
Schwörsteuer
239
Bartholomäus
Johann
Jakob
Lukas
Ulrich
(f 1484)
( t n.1477)
( t 1483)
(t 1494)
( t 14[99])
Summe
1441
[164] 1 404 fl. [242]
...
...
1448
[85] 2 424 fl.
[187] 1 236 fl.
...
[77] 2 640 fl.
[156] 1 500 fl.
7 800 fl.
1455
[ 53] 3 300 fl.
[157] 1 380 fl.
...
[40] 4 170 fl.
[117] 1 920 fl.
10 770 fl.
864 fl.
—
2 268 fl.
1462
[25] 4 800 fl.
—
[30] 4 102 fl.
[ 6 ] 8 880 fl.
[ 40] 3 502 fl.
21 284 fl.
1466
[ 10] 6 960 fl.
...
[29] 4 200 fl.
[ 3] 13 200 fl.
[ 23] 4 560 fl.
28 920 fl.
1472
[ 9]
8 500 fl.
...
[28] 5 000 fl.
[ 2 ] 19 000 fl.
[32] 4 700 fl.
37 200 fl.
1475
[ 9]
9 300 fl.
...
[21] 6 000 fl.
[ 1] 24 600 fl.
[20] 6 000 fl.
45 900 fl.
1480
[ 30] 5 867 fl.
...
[22] 7 333 fl.
[ 6 ] 17 067 fl.
[ 74] 2 800 fl.
33 067 fl.
...
[ 4 ] 21 433 fl.
[83] 3 171 fl.
24 604 fl.
[109] 2 771 fl.
29 971 fl.
1486
—
...
1492
...
...
...
[ 3 ] 27 200 fl.
1498
...
...
...
[27] 10 800 fl.
...
Der komplexe Hintergrund der Welserschen Steuerdaten zwischen 1439 und 1449 erschwert es, die Größenordnung der Zahlungen an einige Söhne genauer zu fassen. Bei der außerordentlichen Neuveranlagung von 1439 kumulierten hohe Geschäftsverluste und erhebliche Aussteuerzahlungen: Bartholomäus und Johann hatten wohl 2 200 Gulden erhalten; mit welchem Betrag Lorenz abgefunden wurde, ist nicht erkennbar. Bei der regulären Schwörsteuer von 1441 deklarierte Bartholomäus wieder den gleichen Betrag wie 1439, da sich das Unternehmen noch in einer Phase der Konsolidierung befand, und dieses Anschlagvermögen von 960 Gulden versteuerte Bartholomäus bzw. seine Witwe dann bis zum Ende des Schwörsteuerintervalls 1447. In diesen Jahren muß die Firma wieder sehr erfolgreich operiert haben, auch wenn die Daten dies nicht ohne weiteres erkennen lassen: Zur Schwörsteuer 1448 deklarierte die Welserin nämlich ein nur geringfügig auf 1 008 Gulden gestiegenes Anschlagvermögen. Allerdings waren in diesem Jahr Aussteuer bzw. Erbe der seit 1444/45 bzw. 1447/48 verheirateten Söhne Ulrich und Lukas abgetrennt worden. Zwei Buchungen mit ähnlichem Volumen die zur Schwörsteuer neu erfaßten Zuwächse der Jahre 1442-1448 und die abgetrennten Erbteile - hatten sich also überlagert und in der Summe neutralisiert. Da Hinweise auf die Größenordnung der Zuwächse fehlen, ist über sie eine Abschätzung der Erbteile nicht möglich; immerhin lassen die Steuerdaten Ulrichs vermuten, daß die Brüder jeweils etwa 400 Gulden Anschlagvermögen erhielten. 1449 verteilte die Welserin dann auch das restliche Erbe ihres Mannes und beschwor in einer Sonderveranlagung ein um 528 Gulden auf 480 Gulden reduziertes An239
Daten nach P. Geffcken: Schichtung (Anm. 19) Anhang. S. 89-177 [Tab. XI-XXI]; vgl. auch Anm. 194.
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schlagvermögen. 240 Auch hier ist die Überlappung von zwei steuerlich relevanten Vorgängen erkennbar: Die Witwe hatte die ihr verbliebene Hälfte des Stammhauses 'auf dem Stein' an den Sohn Lukas verkauft - w e g e n Erwerb von 'liegend Gut' reduzierte dieser daraufhin mit einer außerordentlichen Schwörsteuer sein steuerpflichtiges Anschlagvermögen 241 - und den Erlös von rund 1 000 Gulden an jene Kinder verteilt, die bislang noch nicht oder unzureichend bedacht worden waren, wobei der größte Teil sicher an den noch ledigen Sohn Jakob fiel. 242 Vermögenszuwächse sind bei der Witwe später nicht mehr faßbar; an der Gesellschaft ihrer Söhne war sie also offensichtlich nicht mehr beteiligt. B a r t h o l o m ä u s (IV) W e l s e r (ca. 1408/13-1484) 2 4 3 erscheint in den 1440er Jahren noch als vermögendster der Brüder. 244 Seine Ehefrau Elisabeth Meuting 245 war 240
241
242
243
244
In ihrer Hand verblieb im wesentlichen nur das Münchner Leibgeding, auf das ihr Heiratsgut verwiesen worden war. Da dieses Leibgeding mit ihrem Tod erlosch, kam es 1467/68 auch zu keiner Verteilung von Erbe. Die Familientradition überliefert den Vorgang zeitlich leicht versetzt.· emit 1450 a matre vidua aedes paternas (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] Bd. 1. S. 35). Das Anschlagvermögen von Lukas reduzierte sich durch die Schwörsteuer um 636 fl. (Aug. StadtA. StB 1448 f. 22a: It. Laugingerin dt. LVfl., ßliaster ejus Walser dt. XIfl. [2 640 fl. AV], StB 1449 f. 19d: It. Wällserin dt. II fl. jur[avit], filius Bar[thol\me. dt. X f l . II gr, fllius Lucas dt. VIII fl. VII gr. jur[avit] [2 004 fl. AV]), was auf den Erwerb von 'liegend Gut' im Wert von 1250/1300 fl. schließen läßt. Außer dem Haus dürfte er also noch weitere kleine Objekte erworben haben. Bei den Söhnen Bartholomäus, Johann, Lukas und Ulrich sind 1449 keine weiteren Zubuchungen erkennbar. Hauptbegünstigter war demnach der ledige und außerhalb Augsburgs lebende Sohn Jakob, der noch kein Erbe bekommen hatte. Falls er noch lebte, könnte auch Lorenz mit einer kleineren Summe bedacht worden sein, und geistliche Töchter sowie kirchliche und karitative Institutionen könnten Legate erhalten haben. Eine genauere Aufschlüsselung dieser Erbteilung ist nicht möglich, da Nachsteuerbuchungen aus dieser Zeit weitgehend fehlen. Bartholomäus (IV) Welser (f 1484. ΠΙ. 20) wurde noch Anfang 1484 in den Rat gewählt, am 5. April 1484 rückte Lukas (I) als Ersatz für ihn nach. Der Nekrolog von St. Katharina verzeichnet seinen Tod im März (Aug. SStB. 2° Cod. Aug. 470. f. 9r [ΓΠ. 20]: Obiit Bartholomew Welser et Elizabet uxor sua, Anno 1484). Am 30. September 1507 stifteten Hieronymus Welser und seine Geschwister bei den Barfüßern zu lob und ehren.[...] Bartholome Wellsers Elißabetten seiner eewirtin, irer vater und mutter einen Jahrtag zu mitterfasten [1484 = III. 21/27] (München. BayHStA. Personenselekt 500. f. g). 1448 war er sicher noch reicher als Lukas, obwohl dieser, da er offensichtlich nur Fahrhabe besaß, mit einem höheren Anschlagvermögen veranlagt wurde. Bartholomäus hatte als väterliche Aussteuer 'liegend Gut' erhalten, darunter-wie sich aus den späteren Besitzverhältnissen erschließen läßt - eine Hälfte des Hauses 'auf dem Stein' und ein kleines Haus in der Pfarrei St. Stephan, das im Lehenbuch von 1424 (H. Vietzen: Lehenbuch [Anm. 14] S. 27) noch als Besitz des alten Bartholomäus, im eigentlichen Nachfolgeband [Ende der 1430er Jahre bis 1469 allein im Gebrauch] dann als Besitz des jüngeren Bartholomäus erscheint, der es schließlich 1457 an den Bruder Ulrich veräußerte (Aug. StA. Lit. HSt. Aug. MB 481 I: Item Bartholome Welser hat emphangen ain hüsenlich in sand stephans pfarr da yetz innan ist [landöß der Schneider = gestrichen], [Nachtrag:] Hans Lingk, [Randvermerk:] ain gulden zins us dem hus ist abgelöst, [Nachtrag:] Barthelme versigt und hat sein bruder Ulrich Welser
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Peter Geffckert
eine Tochter Johann Meutings d.Ä., des wohl bedeutendsten Augsburger Kaufmanns im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts. Obwohl der Schwiegervater ein großes Vermögen hinterließ, dürfte der finanzielle 'Ertrag' dieser Verbindung hinter den Erwartungen zurückgeblieben sein. 246 Immerhin hatte ihm seine Frau als Barschaft 1438 rund 1 000 Gulden Heiratsgut und 1448 wohl noch über 500 Gulden Erbe zugebracht. Daneben vermittelte sie jedoch auch wertvolle Kontakte zur Handelsgesellschaft ihres Vaters und später ihres Bruders Ludwig Meuting, die offensichtlich auch aktiv genutzt wurden. A l s väterliche Aussteuer dürfte Bartholomäus nur Liegenschaften erhalten haben, darunter eine Hälfte des Hauses 'auf dem Stein'. Durch Verrentung größerer Beträge - um 1445/50 wurden wohl für 700 Gulden 247 und 1459/62 für weitere 352 Gulden 248 städtische Leibgedinge
245
246
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datz empfangen. Actum feria 3 post dorothee anno LVII", [Nachtrag:] Ulrich Welser gab uff und empfing Hans Gartner zu Laugingen daz hus in tragers wise Anthonien Linken zu Aug(spurg). sa(bato) ante cantate anno LXIII, dt. pro domino 1 lb heller). Elisabeth Meuting (f 1473/77) war eine Tochter des Kaufmanns [Kaufleute-Zunft] Johann Meuting d.Ä. (f 1448) aus dessen erster Ehe (1409/10) mit einer Tochter des Bartholomäus (I) Hörnlin (vgl. Anm. 234). Der Heiratstermin 1437/38 läßt auf eine Geburt etwa um 1420 schließen. Die Buchungen eines 1445/50 auf ihren Leib gekauften Leibgedings von 25 fl. erwähnen auch den vollen Namen; Auszahlungen sind 1451-1473 bezeugt; 1477 war es durch ihren Tod erloschen (Aug. StadtA: BR 51 [1454] f. 163r: It. LXguldin Barthlome Wellser, uff seinen lyb gelegt XXV guldin und Elisabeten Müttingin seiner elichen wirtin lyb XXV guldin und uff Enndlin ir tochter lyb X guldin uff urbani, BR 71 [1473] f. 137r: It.LX guldin Barthelme Wellser, XXV guldin auff sein leib und XXV guldin auf Elisabeten seiner ewirtin leib und X guldin auf Aenndlins ir tochter leib, ir jeglicher besunder sein lebtag, BR 72 [1477] f. 128r: It.XXXV guldin Barteime Wellser nemlich XXV guldin auf sein leib und X guldin auffÄndlin seiner tochter leib). Die Leibgedingbuchungen und der Wortlaut der Jahrtagsstiftungen belegen, daß Elisabeth Meuting die einzige Ehefrau Bartholomäus Welsers war. Das bedeutende Erbe Johann Meutings verteilte sich auf eine große Zahl von Kindern, wobei - wohl bedingt durch Erbregelungen bei der Wiederverheiratung - die Kinder zweiter Ehe bevorzugt wurden und die im Handel mitarbeitenden Söhne einen 'Voraus' erhielten. So versteuerte Ludwig Meuting 1448 fur das ungeteilte Erbe der Kinder zweiter Ehe [und wohl auch seinen 'Voraus'] 23 940 fl. AV, während Bartholomäus (IV) Welsers Anschlagvermögen - durch Meutingerbe, aber wohl auch durch Gewinne - gerade um 1 020 fl. anstieg. Mit dem Erbe wurde ersichtlich der Kauf eines Leibgedings finanziert; offen bleibt allerdings, ob der Kauf noch vor der Schwörsteuer 1448 erfolgte und so die volle Höhe des Erbes kaschierte. Dessen Wert ist also mindestens mit 500, wahrscheinlich sogar mit über 1 000 fl. anzusetzen. Die Auszahlung [Termin: V. 25] ist 1451 erstmals bezeugt (Aug. StadtA. BR 58 [1451] f. 110r: Barthlome Wellser und sein elich wirtin LX guldin uff sant Urbanstag uff [vier =gestrichen] [Nachtrag:] dry lyb). Nach den späteren Buchungen handelte es sich um je 25 fl., die auf Bartholomäus und Elisabeth, sowie 10 fl., die auf die Tochter Anna gelegt worden waren (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 1358). Die Korrektur bei der Zahl der bezogenen Leiber weist darauf hin, daß ursprünglich Leibgedinge für zwei Kinder gekauft worden waren. Ein Teilbetrag, wohl 10 fl., war durch den Tod eines Kindes demnach weggefallen. Bei dem in dieser Zeit üblichen Kurs von 1:10 dürfte der Kaufpreis 700 fl. betragen haben. Die Rente wird unter den bis 1444 reichenden Nachträgen des Leibgedingbuchs von 1424 noch nicht erwähnt [das um 1445 neu angelegte Leibgedingbuch hat sich nicht erhalten], war demnach um 1445/50 erworben worden.
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erworben - entzog er dem Handel frühzeitig Kapital und bereitete damit auch Lukas Welsers wirtschaftlichem Übergewicht in der Gesellschaft den Weg. Zusätzlich wurde sein Vermögenswachstum durch früh einsetzende Aussteuerabtrennungen an die zahlreichen Kinder gebremst.249 Bei den ungeschworenen Steuern lassen sich 1467 bis 1484 Abbuchungen in Höhe von 7 217 Gulden direkt fassen. Der Umfang der verdeckten Transfers zu den Schwörsteuern ist schwer abzuschätzen: Die Heiratstermine der meisten Kinder lassen sich nicht genau eingrenzen, und auch die Beträge, die Bartholomäus an seine Töchter zahlte, sind nicht ausdrücklich belegt. Den einzigen konkreteren Anhaltspunkt bieten jene 1 400 Gulden Heiratsgut, die er seinem Sohn Hieronymus gab; die anderen Kinder könnten also mit ähnlichen Summen ausgestattet worden sein. Welchen Betrag 1462250 die älteste Tochter Anna Welser251 erhielt, die den aus Nürnberg zugewan248
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Der Kaufpreis für 10 fl. Leibgeding der Nonne Ursula Welser dürfte 100 fl. (Kurs 1:10; ein Leib), für 21 fl. Leibgeding der Söhne 252 fl. (Kurs 1:12, zwei Leiber) betragen haben (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 1399, 1657). Aus der Ehe mit Elisabeth Meuting sind 12 erwachsene Kinder bezeugt, wobei die letzen wohl erst in den 1460er Jahren geboren wurden. Aus dem Quellenzusammenhang (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 1657; Aug. StadtA. StB 1484 f. 34d) läßt sich bei den Söhnen eine Altersreihung Hieronymus (I), Bartholomäus (V), Georg (I), Peter (Π), Johann (VI) und Sebastian (I) erschließen. Die vom 'Geschlechtsbüchlein' behauptete Existenz eines weiteren Sohnes Paul (J. M. v. Weiser: Die Welser [Anm. 1] S. 53) resultiert jedoch aus einem Lesefehler; verwiesen wird nämlich auf einen angeblich 1454 geschriebenen Brief. Die Erwähnung des Gutes Amberg läßt jedoch eine Entstehung 1544 oder 1554 erschließen, und Paul ist somit als Sohn von Bartholomäus (VI) Welser und Felizitas Grander zu identifizieren. Bei den 1512 noch lebenden Töchtern ist die Altersreihung Anna, Elisabeth, Apollonia und Afra bezeugt (Welser-Archiv. Nr. 268 [1512. XU. 22]). Der Betrag ist nicht direkt faßbar, da das Heiratsgut zur Schwörsteuer abgetrennt wurde. Vermutlich erhielt sie insgesamt 1 400 fl. wie ihr Bruder Hieronymus. Als Heiratsgut i.e.S. dürfte ein deutlich geringerer Betrag, vielleicht 700 fl., vereinbart worden sein, denn 1479 wird für Anna ein Sondervermögen von 350 fl. AV, real wohl 700 fl., ausgewiesen, bei dem es sich offensichtlich um rückforderbares 'Erbgut' handelte. 1462 scheint erst das Heiratsgut ausgezahlt worden zu sein. Bei der ersten Steuer 1461 wurde Ullstatt für sein Vermögen wohl ausschließlich Fahrhabe - mit 2 792 fl. AV veranlagt; für das gemeinschaftliche Vermögen deklarierte er zur Schwörsteuer 1462 nur 2 553 fl. AV [=-239 fl.]; zur Schwörsteuer 1466 dann 4 380 fl. AV [=+1 827 fl.] (P. Geffcken: Schichtung [Anm. 19] Anhang S. 104 [Tab. ΧΠΙ/53], S. 113 [Tab. XIV/59]). Unterstellt man 1462 keinen Vermögens verfall sondern einen Abzug von maximal 400 fl. für die Hochzeit und die Einrichtung des Hausstands, so wäre bei Ullstatt von ca. 2 400 fl. Fahrhabe auszugehen. Das Anschlagvermögen lag wohl darunter; 1461/62 ist beispielsweise der Kauf von 10 fl. Leibgeding um ca. 120 fl. faßbar (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 1617). Da Ullstatt seine Frau kaum auf Liegenschaften verweisen konnte, liegt es außerdem nahe, für Anna eine Aussteuer mit 'liegend Gut' anzunehmen, die dann steuerlich wohl mit 350 fl. AV [= real 700 fl.] zu Buche schlug. Rechnerisch ginge dies auf, wenn Ullstatt bis Ende 1462 etwa 400 fl. in 'liegend Gut' angelegt hätte. Unterstellt man für 1462 dagegen die Auszahlung von 1 400 fl., so hätte Ullstatt schlagartig über 1 100 fl. anlegen müssen, um diesen Zuwachs buchungsmäßig zu kompensieren. Für eine Aussteuer in zwei Etappen spricht zudem der hohe Vermögenszuwachs 1466 und der erst ab den 1470er Jahren faßbare massive Erwerb von 'liegend Gut' (Aug. StadtA. Nachlässe. Kaufbriefe VI: Nr. 22 [1477. ΙΠ.10] Anna Ullstatt kauft 15 fl. Ewigzins um 300
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derten Ulrich Ullstatt252 geheiratet hatte, ist aus den Steuerdaten nicht erkennbar. Sie muß aber vor 1484 ihre volle Aussteuer erhalten haben, da sie am Erbe des Vaters nicht mehr beteiligt war. 1462 wurde vermutlich auch die Tochter Ursula Welser253 ausgesteuert, die schon Ende der 1450er Jahre in das Kloster St. Katharina eingetreten sein könnte. Das Heiratsgut der mit dem Ulmer Bürger Matthäus Rem254 verheirateten Tochter Elisabeth Welser255 wurde wohl 1467 abgetrennt.
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fl., Nr. 27 [1482. XI. 2] Ulrich und Anna Ulistatt kaufen ein Haus um 240 fl.; Aug. StA. Lit. HSt. Aug. MB 981 f. 32v [1479. VII. 5]: Ulrich Ullstatt und Ehefrau Anna, T.d. Bartholomäus Welser, beide 40 Jahre alt, kaufen vom Bistum Augsburg 100 fl. Leibgeding um 1100 fl.). Vermutlich wird man also von einer Auszahlung von jeweils 700 fl. zu den Schwörsteuern 1462 und 1466 ausgehen dürfen. Anna Welser (f [1524], Π. 21) wurde 1439 (vgl. Anm. 250) geboren. Nach den Steuerdaten starb sie zwischen Dezember 1523 und Dezember 1524 (Aug. StadtA. StB 1523 f. 40c, StB 1524 f. 40a). Ein Jahrtag, den sie 1494 bei St. Moritz gestiftet hatte, wurde zuerst am Todestag ihres Mannes im Februar gefeiert [in Februario in die obiit viri], später auf ihren eigenen Todestag verlegt [post mortem uxoris Annae circa diem Hilariae qua die obiit = Π. 21] (A. Haemmerle: Necr. Moritz [Anm. 14] Nr. 110). Ihre Ehe blieb kinderlos; die Geschlechtsbeschreibung aus den 1520er Jahren vermerkt: 1. ein tochter Anna. Ist einem Ulstett verheyrat haben nit kinder verlassen (Welser-Archiv. Nr. 237 [um 1528/30, Fragment]). Ulrich Ullstatt (f [1490], II.) war ein Sohn des Nürnberger Kaufmanns [Ullstatt-KnebelGesellschaft] Johann Ullstatt (f 1449) und seiner dritten Ehefrau Justina Arzt (f 1456) und wurde 1439 (vgl. Anm. 250) geboren. Im Zusammenhang mit der Heirat erwarb er 1461 Augsburger Bürgerrecht (Aug. StadtA. Ratsbücher 6 f. 186v [1461. VI. 27]); 1461-1482 erscheint er als Mitbewohner im Haus des Schwiegervaters. Nach den Steuerdaten starb er zwischen Dezember 1489 und Dezember 1490 (Aug. StadtA. StB 1489 f. 25d, StB 1490 f. 27b); der Nekrolog von St. Moritz erwähnt seinen Tod im Februar (vgl. Anm. 251). Ulrich war Mitglied der Kaufleutezunft, die er 1467-1468 und 1486-1489 im Großen Rat vertrat. Ursula Welser (f 1510. IX. 9 ) ist ab 1463 als Nonne bei St. Katharina belegt (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 1399, vgl. Anm. 248). Der Nekrolog des Klosters verzeichnet ihren Todestag (Aug. SStB. 2° Cod. Aug. 470 f. 28v [IX. 9]: Obiit soror Ursula Welsärin 1510). Für die Pfründe dürfte der Kaufpreis damals etwa 100-200 fl. betragen haben; hinzu kamen 100 fl. für ihr Leibgeding. Ein Nachsteuereintrag von 1486 (Aug. StadtA. StB 1485 f. 31 v: It.XIIIfl. dt Jheron. Walser für seiner swestern zuo S. Katharinen nachsteur, eingeschriben ujf Afftermäntag vor Corporis Christi anno LXXXVI) vermittelt den Eindruck, daß noch eine zweite Tochter des Bartholomäus im Kloster lebte. Da weder der Nekrolog noch die Leibgedingbücher hierfür Anhaltspunkte bieten, dürfte es sich jedoch um eine ungeschickte Formulierung des Schreibers handeln. Matthäus Rem (f 1499/1503) war der dritte Sohn des Ulmer Kaufmanns Lukas (I) Rem (f 1467) aus dessen Ehe mit Ursula Besserer und ein älterer Bruder des Weiserschwiegersohnes Lukas (II) Rem. Der Heiratstermin ist nicht bezeugt, jedoch in die 1460er Jahre zu setzen, da Matthäus 1429/37 geboren wurde (B. Greiff: Tagebuch [Anm. 2] S. 2) und der ältere Bruder Johann 1462/63, der jüngste Bruder Gilg 1467/68 geheiratet hatten. Matthäus war an der Ulmer Handelsgesellschaft der Brüder beteiligt, die von Markus geleitet wurde. 1499 steuerte er in Ulm 17 lb 10 ß Haller [4 200 lb = 2 400 fl. Anschlagvermögen] (Ulm. StadtA. Steuerbuch 1499 p. 5). Elisabeth Welser (f 1520/21) hatte schon zu Lebzeiten des Vaters ihre volle Aussteuer erhalten, da sie an dessen Erbe nicht mehr beteiligt war; nur ihre Tochter wurde mit einem kleinen Legat bedacht (vgl. Anm. 257). Nach dem Tod ihres Mannes kehrte sie nach Augsburg zurück. Seit 1503 wird sie im Haus der Schwester Anna Ullstatt erwähnt, bei der sie bis zu ihrem Lebensende wohnte; ab 1505 wurde sie auch zur Steuer veranlagt (Aug. StadtA. StB
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Bartholomäus beschwor in diesem Jahr, außerhalb des regulären Termins, ein um 900 Gulden reduziertes Anschlagvermögen; durch aufgelaufene Gewinne könnte der ausgezahlte Betrag aber durchaus 500 Gulden höher gelegen haben. Bei der Schwörsteuer 1475 verweist der auffällig geringe Vermögenszuwachs auf eine weitere Aussteuerabtrennung, wobei vielleicht die mit dem Ulmer Bürger Matthäus Herwart 256 verheiratete Tochter Apollonia 257 als Empfängerin angesprochen werden darf. Mitte der 1470er Jahre begannen auch die Transfers an die Söhne. V o n 3 000 Gulden, die Bartholomäus 1476 auszahlte, gingen 1 4 0 0 Gulden an den ältesten Sohn Hieronymus, 258 der im Vorjahr Anna Strauß259 geheiratet hatte. An
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1505 f. 36b: lt. Ulrich Ulistettin [..], ir swester Rämin dt.45 dn 10 fl. 18 kr Bgm.Wellser die erst steur [=1 373 fl. AV]). 1512 bedachte sie der Bruder Hieronymus in seinem Testament mit einem Legat, wobei lebende Kinder nicht mehr erwähnt werden (Weiser-Archiv. Nr. 268. f. 5r: [1512. ΧΠ. 21]). Nach den Steuerdaten starb sie zwischen Dezember 1520 und Dezember 1521 (Aug. StadtA: StB 1520 f. 41a, StB 1521 f. 42a). Mit irrigem Vornamen vermerkt die Geschlechtsbeschreibung der 1520er Jahre: 2. mer ein tochter Appolonia ist dem Mathis Remen verheyrat, die Kynder sein gestorben (Welser-Archiv. Nr. 237 [um 1528/30, Fragment]). Matthäus Herwart (f [1504]. XI. 21) war ein Sohn des Ulmer Patriziers Jakob (II) Herwart 'von Glött' (t 1470/71). Seine erste Ehefrau Anna Kraffit, eine Tochter des Ulmer Patriziers Johann Krafft und der Anna Biermann, ist noch Anfang 1475 bezeugt (Aug. StA. Lit. HSt. Aug. NA 1681 f. 53r [1475. III. 31]). In den 1480er Jahren übersiedelte Matthäus mit seiner zweiten Ehefrau Apollonia Welser von Ulm nach Augsburg: seit 1486 läßt er sich in den Steuerbüchern fassen, ab 1488 wurden auch Steuerzahlungen verbucht. Als Patrizier saß er ab 1494 im Gericht, ab 1499 im Alten Rat. Nach den Steuerdaten starb er zwischen Dezember 1503 und Dezember 1504 (Aug. StadtA: StB 1503 f. 44c, StB 1504 f. 44b); der Nekrolog von St. Moritz verzeichnet seinen Jahrtag im November (A. Haemmerle: Necr. Moritz [Anm. 14] Nr. 701 [.XI. 21]: Anniversar. Mathaei Herwort, Apolloniae uxoris suae, Katharinae filiae eorum. [...]). Apollonia Welser (f 1538/ 39) war zu Lebzeiten des Vaters ausgesteuert worden, da sie nach seinem Tod nur ein kleines Resterbe von vielleicht 100 fl erhielt (Aug. StadtA. StB 1484 f. 31d: It des tags [=Freytag nach Sunntag Invocavit anno LXXXV] hatt er [=Jheron. Walser] auch geben für anderthalb hundert guldin die Matheus Herworts zu Ulm weyb vnd Matheus Rämen tochter hinuß geerbt vnd geschäffis weyß enpfangen haben von irs vatters vnd änins seligen hab XVfl rh. den zehenden pfennig). Die Ehe muß 1475/ 80 geschlossen worden sein, denn im März 1475 war ihr Mann noch in erster Ehe verheiratet, und nach den Steuerdaten des Vaters ist eine Aussteuerabtrennung 1480 unwahrscheinlich, nach 1480 sogar auszuschließen. Das Heiratsgut dürfte also Ende 1475 oder 1476 ausgezahlt worden sein. Ihre Geburt ist wohl Ende der 1450er Jahre anzusetzen. 1512 wurde sie im Testament Hieronymus Welsers mit einem Legat bedacht (Weiser-Archiv. Nr. 268. f. 5r [1512. XII. 21]). Bis 1538 erscheint sie in den Steuerbüchern, 1539 wird nur noch ihre Hinterlassenschaft erwähnt (Aug. StadtA.: StB 1538 f. 49c, StB 1539 f. 49d). Aus ihrer Ehe sind vier Kinder urkundlich bezeugt, darunter Erasmus und Franz. Die Geschlechtsbeschreibung der 1520er Jahre vermerkt: 6. Mer ein tochter Appolonia dem Mathis Herwortten verheyrat, die haben fünff Kinder beyeinander uberkommen Nämlich Assmus sein Hawsfraw ein Egkenbergerin, Frantz sein Hawsfraw ein Schädin, Anna dem Lawx Schellenbergg verheyrat vnd dann ein tochter im Kloster zu Sant Niclas vnd aber ein tochter zu Dillingen im Kloster (Weiser-Archiv. Nr. 237 [um 1528/30, Fragment]). Hieronymus Welser (f [1513]. VII. 25) dürfte um 1440/45 geboren sein. Der Ehevertrag mit Anna Strauß wurde am 24. Juli 1475 geschlossen; am Ende des Jahres erscheint Hieronymus
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wen die restlichen 1 600 Gulden gingen, ist nicht sicher nachzuweisen. In Frage käme der damals in Nürnberg lebende Georg Welser.260 Da jedoch keineswegs sicher ist, daß er überhaupt geheiratet hatte, könnte auch Apollonia erst 1476 ausgesteuert worden sein. In diesem Fall wäre für den geringen Vermögenszuwachs 1475 ein anderer Grund, vielleicht der Kauf von 'liegend Gut', anzunehmen. Da die zweite Aussteuer von 1476 mit Sicherheit nicht über den 1 400 Gulden des ältesten Sohnes Hieronymus lag, muß noch ein weiteres Kind Zahlungen erhalten haben. Als Empfänger käme hier Bartholomäus (V) Welser261 in Betracht, der
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erstmals in den Steuerbüchern, versteuerte jedoch allein 1 500 fl. AV der Ehefrau. 1476 erhielt er vom Vater 1 400 fl. (Aug. StadtA.: StB 1475 f. 20a: It. Barthelme Welser [...], Ulrich Ulstatt [...], Jeronymus Welser dt. 60 dn 15 fl. [=1500 fl. AV]; StB 1476 f. 26a: It. Jeronymus Welser dt. 60 dn 29 fl. [=2900 fl. AV]). Beim Tod des Vaters war ihm kein weiteres Erbe zugefallen. Die 1484 beschworene Reduktion seines Anschlagvermögens um 200 fl. ergab sich sicher aus dem Erwerb von 'liegend gut'. Offensichtlich handelte es sich dabei um den Augsburger Grundbesitz seiner Schwester Barbara (vgl. Anm. 263). Da bei außerordentlichen Neuveranlagungen auch zwischenzeitliche Zuwächse erfaßt wurden, lag der Wert des 'liegend Gut' wohl über 400 fl., wahrscheinlich war der Besitz für jene 600 fl. übernommen worden, die Hieronymus seiner Schwester bis 1499 schuldete. Nach den Steuerdaten starb er zwischen Dezember 1512 und Dezember 1513 (Aug. StadtA. StB 1512 f. 37b, StB 1513 f. 37d); der Nekrolog von St. Georg verzeichnet seinen Jahrtag im Juli (A. Haemmerle: Necr. Georg [Anm. 14] Nr. 780 [VII. 25]: Honestus vir Jeronimus Welser magister civium). Nach seinem Tod wurden 1 340 fl. als Legate verteilt: Die Geschwister bzw. deren Erben erhielten je 100 fl., weitere 340 fl. wurden für Jahrtage gestiftet. Anna Strauß (* 1448, t [1518]. II. 24) war die Tochter des Viehhändlers und Bürgermeisters (Metzgerzunft) Georg (II) Strauß (t 1479) und seiner Frau Margarethe (vgl. meinen Artikel 'Strauß'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 861 f.). Da Strauß und Bartholomäus (IV) zu den entschiedenen Gegnern von Ulrich Schwarz zählten, dürften bei der Allianz auch politische Aspekte eine Rolle gespielt haben. Anna Strauß hatte in erster Ehe 1469/70 Leonhard Ridler ( | 1473/74), einen Sohn des Kaufmanns Bartholomäus Ridler ( t 1475/76) geheiratet, wobei ihre 1 000 fl. Aussteuer - die Hälfte in Liegenschaften - von Ridler mit 1 000 fl. und wohl 100 fl. Morgengabe widerlegt wurden (München. BayStB. Cgm 2517. f. 74v-76v ; der kopial überlieferte undatierte Heiratsbrief nennt irrtümlich 500 fl. Morgengabe). Anna brachte 1 500 fl. AV, real wohl 2 000 fl., in die zweite Ehe ein; 1490 erbte sie noch 1 675 fl. AV, real wohl 2 500-3 000 fl. von der Mutter. Nach den Steuerdaten starb sie zwischen Dezember 1517 und Dezember 1518; der Nekrolog von St. Nikolaus verzeichnet ihren Jahrtag im Februar (A. Haemmerle: Necr. Nicolaus [Anm. 14] Nr. 110 [Π. 24]: Anna Welserin Burgermaisterin layica in der Pruederschafft). Georg Welser (f 1486/91) tritt persönlich nur außerhalb Augsburgs in Erscheinung. Zum Todesjahr bieten die Buchungen des Augsburger Leibgedings widersprüchliche Angaben: Bis 1486 wird Georg kontinuierlich genannt, 1487 fehlt er, 1488 und 1489 wird er erneut genannt und 1491 wird sein Name endgültig getilgt (Aug. StadtA. BR 77 [1484] f. 105r, BR 78 [1485] f. 106r, BR 79 [1486] f. llOr; BR 80 [1487] f. 113r, BR 81 [1488] f. 113r, BR 82 [1489] f. 117r, BR 84 [1490] f. 119v; BR 85 [1491] f. 122r.· It. XXI guld. Bartholme Wällser seligen sünen nämlich Xguldin ufJheronimus mdXIguldin uffPetern und [Jörigen - gestrichen] [Randvermerk:] abtan). Die Formulierung abtan (=abgetan, vgl. Anm. 218) an Stelle des üblichen ist tod oder ab tot spricht dafür, daß Georg verschollen war; eine solche Annahme würde auch die verwirrenden Buchungen erklären. Bartholomäus (V) Welser (t 1486/87), vermutlich Kleriker, wurde 1472 an der Universität Bologna immatrikuliert (Gustav C. Knod: Deutsche Studenten in Bologna (1289-1562). Ber-
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1472 in Bologna immatrikuliert wurde und Mitte der 1470er Jahre seine Studien abgeschlossen haben könnte. Erst nach dem Tod des Vaters im Jahre 1484 hatte die mit dem Rainer Kastner Michael Holzhaimer262 verheiratete Barbara Welser263 ihren Erbteil erhalten. Ebenfalls im Zusammenhang mit der Teilung des väterli-
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lin 1899. S. 619. Nr. 4128: 1472 a.d. Bartholomeo Welsir August diocesis X Bologninos). Nach den Angaben des 'Geschlechtsbüchleins' Schloß er sein Studium mit der Promotion zum Dr. jur. ab. Da die Familie in Italien über gute Verbindungen verfügte und Bartholomäus sich bislang in Deutschland nicht nachweisen läßt (Eine Anfrage bei den Bearbeitern des 'Repertorium Germanicum' zu etwaigen Pfründen blieb ohne Ergebnis, da die Vorarbeiten noch nicht so weit gediehen sind), erscheint es naheliegend, daß er in Italien blieb und möglicherweise eine Karriere in Rom versuchte. Eine Tätigkeit in der päpstlichen Kanzlei wie bei Markus Fugger und Christoph Welser kann nach Frenz ausgeschlossen werden (Thomas Frenz: Die Kanzlei der Päpste der Hochrenaissance 1471-1527. Tübingen 1986 [Bibliothek des Historischen Instituts in Rom. Bd. 63 ]); allerdings gab es noch andere Bereiche der päpstlichen Verwaltung, die für den Spross einer Kaufmannsfamilie interessant sein konnten, und gerade für die päpstliche Kammer, das römische 'Finanzministerium', fehlt eine moderne Untersuchung. Die Buchungen des Augsburger Leibgedings verzeichnen Bartholomäus kontinuierlich bis 1486, ab 1487 wird er nicht mehr erwähnt (Aug. StadtA. BR 77 [1484] f. 105r, BR 78 [1485] f. 106r, BR 79 [1486] f. 1 lOr: It.XXIguldin Bartholomeen Wällser nämlich X guld. uff Jheron. und Bartholome und die andern XI guldin uff Jörigen und Petem sein sun, BR 80 [1487] f. 113r; It. XXI guld. Bartholome Walisers säligen sünen nämlich Xguldin uff Jheron. und XI guldin uffPetem). Michael Holzhaimer (f nach 1502) ist 1482-1502 als Bürger (München. BayHStA. Urk. Stadt Rain 21 [1482. VI. 11], Urk. Indersdorf [Anm. 14] Nr. 1747 [1502. XU. 7]) und 1490-1500 oder 1502 als Herzoglich Bayer. Kastner in Rain bezeugt (Urk. Indersdorf [Anm. 14]: Nr. 1517 [1490. IX. 8], Nr. 1541[1491. VIII. 30], Nr. 1693 [1498. XI. 11], Nr. 1718 [1500. ΧΠ. 6], Rain. StadtA. Fischeriana Reg. S. 233-235). Barbara Welser (t 1499/1512) hatte nach dem Wortlaut des Nachsteuereintrags erst um 1484 geheiratet (Aug. StadtA. StB 1484 f. 3 ld [1485. II. 18]: It. vffFreytag nach Sunntag Invocavit anno LXXXV hatt Jheron. Walser für sein schwester Barbara Holtzhaymerin zu Rain Ir hab vernachsteurt so sy hy von irem vatter ererbt vnd sy darnach hinuß geheyrat hat vnd geben 19 fl. Ά ort). Da sie bei Anfall des Erbes noch Bürgerrecht besaß, mußten als Nachsteuer nur drei reguläre Steuern entrichtet werden. Aus dem Betrag von 19,125 fl. läßt sich somit ein Erbteil von 850 fl. AV berechnen. Durch Anteile von 'liegend Gut' dürfte der reale Wert höher gelegen haben. Vermutlich die Übernahme ihres Augsburger Grundbesitzes war nämlich der Hintergrund eines Darlehensgeschäfts mit ihrem Bruder Hieronymus (Aug. StadtA. Nachlässe. Einzelstücke 6. Nr. 15 [1499. ΠΙ.10]: Michael Holzmair, Bürger zu Rain, und Ehefrau Barbara Welser quittieren ihrem Schwager und Bruder Hieronymus Welser den Empfang von 600 fl. rh. herruerende von mein genanten Barbara Welserin väterlichem und mütterlichem erb und erbgut, die dieser etliche Jahre zu 4 % Zins innehatte). Die Urkunde von 1499 ist für Barbara der letzte Beleg; 1512 war sie - ohne überlebende Nachkommen schon verstorben, da weder sie noch Kinder im Testament des Bruders Hieronymus erwähnt werden (Weiser-Archiv. Nr. 268 [1512. ΧΠ. 22]). Ein undatierter Stiftungsrevers der Walburga Kramer, Meisterin des Klosters St. Ulrich in Dillingen, belegt eine Jahrtagstiftung der Anna Ulistatt für ihre verstorbene Schwester Barbara und den ebenfalls verstorbenen Ehemann Michael Holtzhaymer auf St. Bartholomäustag (München. BayHStA. Personenselekt 500 [Welser] Nr. 4). Die Geschlechtsbeschreibung der 1520er Jahre vermerkt: 5. Mer ein tochter Barbara einem Holtzenmayr verheyrat ist ambtmann und Castner zu Rayn geweßen, haben nit Kinder verlassen (Weiser-Archiv. Nr. 237 [um 1528/30, Fragment]).
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chen Erbes264 war offensichtlich auch das Heiratsgut bzw. Erbe des vierten Sohnes Peter (II) Welser265 abgezogen worden, der sich in dieser Zeit - nach Heirat mit Margarethe Neumann266 - in Zwickau niederließ. Die beim Tod des Vaters noch unter Pflegschaft stehenden Kinder Johann, Sebastian und Afra versteuerten anfanglich 2 550 Gulden Anschlagvermögen; in erheblichem Umfang wohl 'liegend Gut', wenn man ähnliche Erbteile unterstellt. 1486 wurde davon das Erbe des im
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Zur Schwörsteuer 1480 deklarierte Bartholomäus (IV) 5 867 fl. AV und versteuerte diesen Betrag dann bis 1483. Die drei jüngsten Kinder versteuerten ab 1484 gemeinschaftlich 2 550 fl. AV; der Differenzbetrag von 3 317 fl. AV muß also an die übrigen Nachkommen gefallen sein. Nur teilweise läßt sich die Verteilung dieses Erbes über die Nachsteuerbuchungen fassen: 1485 zahlte Hieronymus fur 150 fl., die als (Rest?-) Erbe an seine Schwester Apollonia Herwart (ca. 100 fl.) und als Legat an seine Nichte Rem (ca. 50 fl.) gefallen waren, 15 fl. Nachsteuer [=10. Pfennig] (vgl. Anm. 257) 1486 fur ca. 130 fl., die seine Schwester im Kloster St. Katharina erhalten hatte, 13 fl. Nachsteuer [=10. Pfennig] (vgl. Anm. 253) und im gleichen Jahr für ca. 90 fl., die an ungenannte Geschwister gingen, 9 fl. Nachsteuer [10. Pfennig] (Aug. StadtA. StB 1486 f. 33a), außerdem 1485 für 850 fl. AV, die die Schwester Barbara durch Heirat abgezogen hatte, 19,125 fl. Nachsteuer (vgl. Anm. 263). Die faßbaren Nachsteuerbuchungen belegen also bestenfalls die Verteilung von 1 277 fl. AV; an wen die restlichen rund 2 040 fl. AV gefallen waren, läßt sich nur erschließen. Da nach den Steuerdaten Hieronymus (I) Welser und Anna Ulistatt am Erbe nicht mehr beteiligt waren, kommen als Empfänger in erster Linie die Brüder Bartholomäus (V), Georg (I) und Peter (II) in Betracht, die damals alle noch lebten, für die in den Steuerbüchern aber keine Nachsteuerzahlungen verbucht wurden. Der größte Teil dürfte dabei an Peter Welser gefallen sein, der wohl erst gegen Mitte der 1480er Jahre heiratete. Peter (Π) Welser (f 1508.1. 7) begründete den Zwickauer Zweig der Familie, der im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts rasch verarmte und Anfang des 17. Jahrhunderts erlosch. Schon 1476 und 1480 erscheint er in Verbindung mit Sachsen. Seine Niederlassung in Zwickau läßt sich nur vage auf die Jahre zwischen 1480/86 eingrenzen: im Geschoßbuch von 1479/80 wird er noch nicht genannt - die folgenden Jahrgänge bis 1492 fehlen - ab April 1486 läßt er sich kontinuierlich in den Gerichtsbüchern nachweisen. 1496 stand Peter Welser mit einem Steuervermögen von 3 765 fl. an achter Stelle der Zwickauer Steuerzahler. Die zum 28. Juli 1484 erwähnte Übersendung eines in Augsburg neugeschnittenen silbernen Siegels nach Zwickau läßt als Hintergrund Peters Eheschließung vermuten; möglicherweiser hatte er in diesem Jahr auch Zwickauer Bürgerrecht erworben (Karl Hahn: Die Zwickauer Welser. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte. Bd. 48. 1927. S. 61, 62, 71, 74). Das aus Zwickau überlieferte Sterbedatum wird durch Augsburger Quellen bestätigt. Peter Welsers Leibgeding war 1508 erloschen, ausgezahlt wurde [1508. X. 16] nur noch das Leibgeding des Bruders Hieronymus (Aug. StadtA. BR 102 [1508] f. 131r: It. XXI guld. Jheronimus und Petern Walser [Randvermerk:] XIfl. ab tod, It. Xguld. recepit Lochner Ratsdiener [...]). 1512 wurden seine Kinder im Testament des Hieronymus Welser mit einem Legat bedacht (Welser-Archiv. Nr. 268. f. 5r [1512. XII. 21]). Margarethe Neumann (f 1505. IX. 23) war eine Tochter des vermögenden Zwickauer Fundgrübners Johann Neumann (1484 Stifter des St. Anna-Altars in der Zwickauer Marienkirche) und der Barbara Tretwein. Deren Schwester Katharina Tretwein war die Ehefrau des bedeutenden Silberhändlers Martin Römer (K. Hahn: Weiser [Anm. 265] S. 63, 73, 74). Auf diesem Hintergrund erklärt sich die irrige Angabe einer Geschlechtsbeschreibung der 1520er Jahre: 4. Petter, sein hawsfraw Hern Martin Römers Ritters schwester tochter von Zwicka (Welser-Archiv. Nr. 237 [um 1528/30, Fragement]).
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Handel aktiven Johann (VI) Welser267 abgetrennt, obwohl er erst ein knappes Jahrzehnt später Anna Imhof268 heiratete. Die Aufteilung des Restvermögens zwischen den beiden jüngsten Kindern Sebastian269 und Afra Welser270 erfolgte 1489.
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Johann (VI) Welser (f 1507) versteuerte 1486 ein Anschlagvermögen von 1 033 fl., das bei den folgenden Schwörsteuern deutliche Zuwächse erkennen läßt (1492: + 767 fl. AV, 1498: + 1 000 fl. AV [incl. 200 fl. Erbe von Margarethe Imhof], 1504: + 3 500 fl. AV [incl. Erbe Peter Imhof?]). Die Dynamik der Vermögensentwicklung weist darauf hin, daß der größte Teil im Handel lag. Nach den Steuerdaten starb Johann Weiser zwischen Dezember 1506 und Dezember 1507 (Aug. StadtA. StB 1506 f. 36d, StB 1507 f. 36b). Das Todesjahr ist 1507, da er in diesem Jahr noch als Richter amtierte (Aug. StadtA. Stadtgerichtsbücher 1507 f. 8r). 1512 wurden seine Kinder im Testament des Hieronymus Welser mit einem Legat bedacht (Weiser-Archiv. Nr. 268. f. 5r-v [1512. XII. 21]). Als überlebende Kinder sind nur die Töchter Anna und Regina belegt. Anna Imhof ( t 1497/1507) war eine Tochter des Kaufmanns [Kaufleute-Zunft] Peter Imhof (t 1504/05) und der Regina Walther (f 1516). Die Ehe wurde 1495 geschlossen (Aug. StadtA. BR 89 (1495) f. 20v: lt. VllbXVßldn vmb 14 kannten wein geschannkt vffHannsen Walisers hochzeit). Ihre Aussteuer von 1200 fl. wurde 1497 beim Vater abgetrennt (Aug. StadtA. StB 1497 f. 27b: It.Jheronimus Welser [...], Hans Welser dt.30 dn 9fl., cum 1200fl. heyratsgut dt.6fl.). Da die Steuerbücher nach dem Tod Johann Welsers nur Erbe verbuchen, war Anna vor ihrem Mann gestorben, wahrscheinlich sogar vor 1505, denn die Steuerdaten lassen keinen Anfall von Erbe aus der Hinterlassenschaft des Vaters erkennen. Allerdings gab es seit 1484 ein Erbeintrittsrecht der Enkel, so daß ihre Kinder wohl noch zu Lebzeiten Peter Imhofs, vermutlich 1504, auf das großväterliche Erbe abgefunden wurden. Sebastian Welser ( t 1526/27) wurde 1494 letztmalig in Augsburg zur Steuer herangezogen (Aug. StadtA. StB 1494 f. 28d) und vernachsteuerte 625 fl. AV. Schon am 16. August 1494 hatte er Bürgerrecht in Zwickau erworben und wohl kurz darauf Gertrud, die Witwe des Zwickauer Bürgers Nickel Höltzel, geheiratet, die ihm am 17. Juni 1495 ihr Heiratsgut überschrieb. 1496 deklarierte er 700 fl. Steuervermögen; 1512 wurde er im Testament seines Bruders Hieronymus Welser mit einem Legat bedacht (Welser-Archiv. Nr. 268. f. 5r [1512. XII. 21]). Nachkommen sind nicht belegt; sein Erbe fiel 1527 an die Kinder des Bruders Peter (K. Hahn: Weiser [Anm. 265] S. 65, 73-76). Eine Geschlechtsbeschreibung der 1520er Jahre vermerkt: 7. Mer Bastian ist zu Zwycka verheyrat worden (Welser-Archiv. Nr. 237 [um 1528/30, Fragment]). Afra Welser (f [1521], IX. 14) blieb unverheiratet. Sie lebte bis 1510 bei ihrem Bruder Hieronymus, später bei ihrer Schwester Anna Ullstatt. 1512 wurde sie im Testament des Hieronymus Welser mit einem Legat bedacht (Welser-Archiv. Nr. 268. f. 5r [1512. ΧΠ. 21]). Nach den Steuerdaten starb sie zwischen Dezember 1520 und Dezember 1521; der Nekrolog von St. Nikolaus verzeichnet ihren Jahrtag im September (A. Haemmerle: Necr. Nicolaus [Anm. 14] Nr. 468 [IX. 14]: Affra Welserin layca p[ruderschqffl?]).
Peter Geffcken
96 Tab. 5: Wachstumsraten des Vermögens von Bartholomäus (IV) Welser
Steuerintervalle
Basisvermögen
271
Veränderung
0 Veränderung
pro Intervall
pro Jahr
0 Veränderung pro Jahr
(nominal)
(nominal)
(prozentual)
1442-1448:
1441: 1 404 fl.
1449-1455:
1448:2 424 fl.
< + ?>
125 fl.
5,2%
1456-1462:
1455: 3 300 fl.
1 500 fl.
214 fl.
6,5%
1463-1466:
1462: 4 800 fl.
2 160 fl.
540 fl.
11,3%
1467-1472:
1466: 6 960 fl.
2 440 fl.
1473-1475:
1472: 8 500 fl.
800 fl.
1476-1480:
1475:9 300 fl.
- 433 fl.
1 020 fl. 877 fl.
146 fl.
< 74?>
407 fl.
267 fl. 87 fl.
10,4%
8,2%
3,1%
< 5,9% ?>
- 0,9%
J o h a n n ( V ) W e l s e r (ca. 1 4 0 8 / 1 3 - n a c h 1477) 2 7 2 hatte noch die gleichen Startbedingungen w i e der ältere Bruder. A u c h bei ihm wurden 1 0 0 0 Gulden Heiratsgut der Ehefrau A n n a Peutinger 273 v o m Vater mit 1 0 0 0 Gulden und 100 Gulden Morgengabe widerlegt. 2 7 4 B e i d e Ehepartner waren offensichtlich mit Liegenschaften ausgestattet worden: Annas Aussteuer bestand aus e i n e m herrschaftlichen Sitz in Feldbach mit e i n e m großen H o f und Pertinenzien s o w i e Mitbesitz an Gütern z u Nordendorf. Johann hatte unter anderem w o h l einen Stadel mit H o f s a c h e bei 'Un271
272
273
274
Grunddaten bei P. Geffcken: Schichtung (Anm. 19) Anhang: S. 89 [Tab. XI/164], S. 96 [Tab. ΧΠ/85], S. 104 [Tab. ΧΙΠ/53], S. 112 [Tab. ΧΙΠΙ/25], S. 120 [Tab. XV/10], S. 128 [Tab. XVI/9], S. 136 [Tab. XVII/9], S. 148 [Tab. XVIH/30], S. 163 [Tab. XIX/154], Johann (V) Welser (f [1477/1503], XI. 6) ist durch die Steuerbücher bis 1471 und durch die Baumeisterrechnungen bis 1477 bezeugt (Aug. StadtA. StB 1471 f. 24c: It. Barthelme Welser [...], Hans Welsers zins dt. XI groß. II dn, BR 72 [1477] f. 124 v: It. XV guldin leibtings Ursula Mörlerin Hannsen Welsers eewirtin und Magdalena Michel Ridlers eewirtin). Nach hinten läßt sich sein Todesjahr durch Augsburger Quellen nicht genauer eingrenzen. Der Nekrolog von St. Katharina verzeichnet seinen wohl 1503 von der Tochter Veronika gestifteten Jahrtag im November (Aug. SStB. 2° Cod. Aug. 470. f. 35v [XI. 6]: Obyt Johanes Welser cum duabus uxoribus suis Anna et Ursula ac filia eins Katharina Abenszdorjferm, J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] Bd. 1. S. 40). Anna Peutinger (f 1452/[57]) war eine Tochter des Goldschmieds und Münzmeisters Jakob Peutinger ( t 1438) und seiner Ehefrau Katharina Wieland ( t 1458/59), die in zweiter Ehe 1439/40 den aus Nördlingen zugewanderten Heinrich von Halle ( t 1445) geheiratet hatte. Aug. StadtA. Ratsbücher 276 f. 135v-136r [1440. ΧΠ. 13]: Item uff Aftermentag an sant Lucientag ist zwischen der von Hall wylent Jacob Büttingers wittiben und dem Wellser und seiner elichen wirtin erkennet alz si vormalz vor dem Rychs Vogt gerecht hetten umb daz heyratguot nämlich tusent gulden verwettetz geltz und umb die Xf gulden Widerlegung und morgengab daz das selb recht billich vor ze ennd und ußtrag kamen sol und umb daz erbgut sol darnach beschehen daz recht ist. Item ez ist furo erkennet daz der Hans Wellser daz verwettet hyrat guot daz im nach erkantnuß vier man von baiden tailen heimgeschätzt nicht verkauffen noch verenderen sol untz ze ennd und ußtrag der recht alz vor darumb erkennet ist [...].
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ser Frauen Brüder' und ein Wohnhaus im Steuerbezirk 'Unser Frauen Graben' erhalten. Insgesamt vermitteln die Quellen den Eindruck, daß Johann sich an einem feudalen Lebensstil orientierte - vielleicht war er es, der 1436 an einem Stechen Augsburger Patrizier teilnahm 275 - und mit Nachdruck den Ausbau seines ländlichen Besitzes betrieb. So verkaufte er 1442 den erwähnten Stadel in Augsburg, 276 um kurz darauf von den Peutingererben das 'Mairhöflin' in Nordendorf abzulösen. 277 Neben anderen Indizien lassen auch die Steuerdaten vermuten, daß er diese Erwerbungen teilweise mit Fremdmitteln betrieb. 278 Drohende Überschuldung dürfte ihn dann 1444/45 gezwungen haben, seinen Grundbesitz weitgehend zu liquidieren. 279 Danach zeigt die Vermögensentwicklung wieder ansteigende Tendenz; eine endgültige Sanierung seiner Finanzen brachte die Heirat mit der vermögenden Ursula Mörlin. 280 Da die Eheschließung ohne Konsens der 'Freund-
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278
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280
J. M. v. Welser: Die Welser (Anm. 1) Bd. 2. S. 2. Aug. StadtA. US 1442.1. 27: Johann Welser und Ehefrau Anna verkaufen Stadel und Hofsache, rechtes Eigen, um 350 fl. rh an die Stadt Augsburg. Aug. StA. KU Aug. St. Katharina 283 [1442. VII. 4]: Heinrich von Hall und Ehefrau Katharina, Sebold Mörlin und Ehefrau Ursula, Sigmund Peutinger und Ehefrau Barbara, Johann Welser und Ehefrau Anna versteigern unter sich das Mayrhöflin zu Nordendorf mit zugehörigen 5 Sölden in Ostendorf, Ellingen und Waltershofen, rechtes Eigen und gemeinsames Erbe von Jakob Peutinger, da sie es nicht aufteilen konnten. Der Besitz wurde um 178 fl. rh Johann Welser zugeschlagen, der die Ansprüche der Miterben ablöste. Johann (V) Welser versteuerte 1441 nur 864 fl. AV; ausschließliche Deklaration von Grundbesitz vorausgesetzt hätte sein Vermögen real 1 728 fl. betragen. Als Aussteuer hatte er aber insgesamt 2 100 fl. erhalten, und alleine die Erlöse aus den Teilverkäufen von 1442, 1444 und 1445 summieren sich auf 1 800 fl. Da Schulden bei der Steuer gegengerechnet werden konnten, waren seine Liegenschaften also in erheblichem Umfang belastet. 1444 verkauften Johann Welser und Ehefrau Anna ihre 'Behausung' mit Zugehör und Ehaften, 1 Hof und 1 Anger zu Oberfeldbach bei Buttenwiesen, Heiratsgut der Anna von ihrer Mutter, um 950 fl. rh an das Kloster St. Stephan (Aug. StA. KU Aug. St. Stephan 145 [1444. IV. 1]) und 1445 einen Hof zu Nordendorf mit Zugehör um 500 fl. rh an Peter von Argon (Fugger-Archiv. FA 8, 11. f. 78r [1445. XI. 30] [ = Regest]). Nach einer Alturkunde des gleichen Bestands ([1413. IV. 26] [= Regest]) wurde der Hof 1413 als Mayrhofen bezeichnet und war damals bayerisches Lehen des Heinrich von Lauterbach. Offensichtlich war er dann von Johann Wieland (t 1425) erworben und, wie anderer Besitz im Raum Nordendorf-Ostendorf, an die Peutingerenkel vererbt worden; Welser dürfte ihn dann von den Miterben abgelöst haben. Trotz ähnlicher Bezeichnung handelte es sich - wie Lehensbindung und Wertansatz zeigen - nicht um das 1442 ersteigerte Maierhöflin. Dieses kam wohl als Aussteuer der Tochter Anna Welser an St. Katharina. Faßbar ist 1454 außerdem der Besitz einer Sölde in Ostendorf (Aug. StadtA. US 1454. IV. 18), bei der es sich um eine Pertinenz dieses Maierhöflin handeln könnte. Ursula Mörlin (f 1477/83) war eine Tochter des 1409 aus Ulm zugewanderten Kaufmanns [Salzfertiger-Zunft] Sebold Mörlin (f 1446) aus dessen dritter Ehe (1439) mit Ursula Peutinger, der Schwester von Johann Welsers erster Frau. Mit ihrer Schwester Magdalena besaß Ursula Mörlin zwei Augsburger Leibgedinge, bei deren Auszahlung sie 1477 letztmalig erwähnt wird. 1483 war sie verstorben, denn als Empfängerin erscheint nur noch Magdalena (Aug. StadtA. BR 72 [1477] f. 124v, BR 76 [1483] f. 105v). Die zweite Ehe dürfte 1457 geschlossen worden sein, da Johann in diesem Jahr das Haus der Schwiegermutter verließ (Aug.
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schaff erfolgte und - wegen naher Verwandtschaft mit der ersten Ehefrau - kirchenrechtlichen Vorschriften widersprach, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit ihren Angehörigen, in deren Verlauf er der Stadt verwiesen wurde.281 Erst 1460, offensichtlich nach Erteilung der kirchlichen Dispens, gelang es ihm schließlich, bei Ursulas Pflegern die Herausgabe ihres Erbes durchzusetzen.282 Ob er, wie von der Familientradition behauptet, nach Friedberg zog und hier Bürgerrecht annahm, läßt sich nicht nachweisen; bezeugt ist dagegen, daß er 1470 in Burckheim lebte.283 Johann hatte nur weibliche Nachkommen: Seine Tochter An-
StadtA. StB 1456 f. 31a: It. die von Hall dt. IIII Vi lb, Hans Wellser dt.Vfl. III ort [1380 fl. AV], StB 1457 f. 28a: It. alt Nathan [...], Hans Wellser [ohne Zahlung]). 281 Die Chroniken berichten, daß die Ehe heimlich außerhalb Augsburgs geschlossen wurde, und unterstellen Johann wirtschaftliche Motive (DStChr. 4 [Anm. 14] S. 326: [,..)fürt ain burger hie, Hans Welser, seiner elichen frawen, die was tod, ir schwester tochter haimlich hin weg auß der stat und nams zuo der ee. das mocht früntschafft halb nit sein und was wider all ir fründ [...] das tet er von geltz wegen). Der Rat gebot Johann, sich von Ursula zu trennen. Als er sich weigerte, wurde er - offensichtlich nicht nur wegen Heirat ohne Verwandtenkonsens, sondern auch wegen Nichtbefolgung eines Ratsbeschlusses - auf Lebenszeit aus Augsburg und 10 Meilen im Umkreis verbannt. In der Eheangelegenheit wurde schließlich die Entscheidung kirchlicher Stellen akzeptiert (Aug. StadtA. Ratsbücher 5 [1453-1457] f. 148v, Ratsbücher 6 [1458-1463] f. 22v-23r, f,139v-140r). Da die Familie sich für Johann einsetzte, forderte der Rat von Barthlome, Lucas vnd Virich Welser sogar eine eidliche Zusicherung, Irem bruder Hansen Welser In den Sachen so ainen Rate vnd Stat antrifft gantz kain hilfe Rate noch beistand tun noch durch Jemand schaffen zu tun (Aug. StadtA, Ratsbücher 6 [14581463] f. 39r [1458. V.16]). Nachdem sich die Wogen wieder geglättet hatten, gelang es wenigstens die Sanktionen deutlich abzumildern. 1462 bat Barteime Wellßer derzeit Burgermaister von wegen seiner, seiner muoter und seiner gebrüder [...] seinem bruder Hannsen Wellßer gütlich zu vergönen sein wandet in vnd aus der Statt haben zu laußen als ain gast, was der Rat nach kontroverser Diskussion - völlig unüblich vermerkt das Protokoll, daß 50 Ratgeben an der Sitzung teilnahmen - auf Widerruf und mit der Auflage, sich jeweils nur ein oder zwei Nächte in Augsburg aufzuhalten, schließlich genehmigte (Aug. StadtA. Ratsbücher 6 [1458-1463] f. 234 ν [1462 XII. 28]). 282 Ursula Mörlin besaß 1 500 fl. AV; der reale Wert muß über 2 000 fl. gelegen haben, da sich umfangreiches 'liegend Gut' erschließen läßt. Noch Ende 1459 wurde ihr Erbe von den Pflegern in Augsburg versteuert (P. Geffcken: Schichtung [Anm. 19] Anhang. S. 104 [Tab. ΧΙΠ/62]). 283 Die vom 'Geschlechtsbüchlein' behaupteten Aufenthalte in Friedberg und Schrobenhausen (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] Bd. 1. S. 37 f.) lassen sich nicht belegen; allerdings sind für Friedberg aus der Zeit vor 1635 kaum Quellen erhalten. Ein zeitweiliger Aufenthalt in Friedberg erscheint durchaus plausibel, da es in Augsburg einem gängigen Muster entsprach, sich bei Schwierigkeiten mit dem Rat oder auch bei Konkursverfahren in die nahegelegene bayerische Grenzstadt zurückzuziehen. 1459-1462, als Johann auf 10 Meilen von Augsburg verbannt war, dürfte ein Aufenthalt im Raum Friedberg allerdings riskant gewesen sein. Falsch ist die Behauptung, daß er 1467 als Pfleger in Schrobenhausen amtierte: Die dortigen Amtsrechnungen erwähnen 1465-1476 als einzigen herzoglichen Pfleger Bernhard Pewscher/ Peutscher (München. BayHStA. Herzogtum Bayern Amtsrechnungen bis 1506. Nr. 723 [1465]-Nr. 731[1476]). In einem Kaufbrief bezeichnet sich Johann 1470 als die Zeit wonhafftig zu Burckhein [wohl Markt Burckheim zwischen Rain und Neuburg a.d.Donau] (Aug. StadtA. US 1470. XI. 7); diese Formulierung und eine fehlende Kennzeichnung als Bürger sprechen allerdings gegen einen dauerhaften Wohnsitz in diesem Ort.
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na284 aus erster Ehe wird schon 1463 als Nonne bei St. Katharina erwähnt. Wohl aus der zweiten Ehe 285 stammte Katharina, 286 die einen Abenstorfer 287 aus bayerischem Niederadel geheiratet hatte, und Veronika, 288 die fast drei Jahrzehnte als Priorin bei St. Katharina wirkte. Bei J a k o b (I) W e l s e r (1422-1483), 2 8 9 der anfänglich nicht in Augsburg lebte, sind wir über seine frühen Verhältnisse am schlechtesten informiert. Aus den Steuerdaten läßt sich erschließen, daß er sein väterliches Erbe aus Augsburg abzog. A b 1455 verzeichnen die Steuerbücher zwar seinen Namen, buchen aber keine Zahlungen. Wie später sein Bruder Johann wurde er wohl w e g e n kleiner Hauszinse erfaßt, die auch dann in Augsburg versteuert werden mußten, wenn keine persönliche Steuerpflicht bestand. Jakob lebte offensichtlich in Nürnberg, auch
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Anna Welser (t 1479. III. 10) war 1459/62 mit 10 fl. Leibgeding ausgestattet worden; die Auszahlung ist ab 1463 belegt (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 1400). Die Leibgedingbücher verzeichnen ihren Tod in der fasten 1479; der Nekrolog von St. Katharina nennt als Sterbedatum den 10. März (Aug. SStB. 2° Cod. Aug. 470. f. 8r [ΙΠ. 10]: Obiit soror Anna Welserin 1479 Jar). Eine Geschlechtsbeschreibung der 1520er Jahre bezeichnet sie als Tochter zweiter Ehe: Hannß, sein Hawßfraw ein Mörlerin, sein Im Payrland gesessen, haben zwo tochtern gehabt die ein ist Pryorin geweßen zu Sant Katherinen die ander dem Abnstorffer verheyrat worden haben zwen sun beyeinander vberkommen (Welser-Archiv. Nr. 237 [um 1528/30, Fragment]). Katharina Welser ( t vor 1503?) ist bislang nur durch den undatierten Nekrologeintrag ihres Vaters belegt, in dem sie als filia eius Katharina Abenszdorfferin bezeichnet wird. Sie dürfte also 1503, als dessen Jahrtag gestiftet wurde, schon nicht mehr gelebt haben. Der Nekrologeintrag belegt außerdem, daß Katharinas Mann der bayerischen Adelsfamilie Abenstorfer/ Arnstorfer entstammte (Heinz Lieberich: Die Bayerischen Landstände 1313/401807. München 1990 [Quellen zur Bayerischen Landesgeschichte Bd. 7] S. 48). Seine Identität ist bislang nicht bezeugt; die Familientradition bezeichnet ihn als Nikolaus oder Thomas Abenstorfer (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] Bd. 1. S. 40). Angehörige dieser Familie lassen sich über mehrere Generationen als Pröpste der Freisinger [DK] Hofmark Gerolsbach bei Schrobenhausen nachweisen (München. Bay HStA. Freising Urk.: 1384. VIII. 17 [Thomas Abenstorfer, Amtsrevers], 1433. Π. 19 [Peter Abenstorfer], 1458. IV.17 [Thomas Abenstorfer, Amtsrevers als Nachfolger des Vaters Peter, 1487 abgelöst]), 1535. IV. 8 [Thomas Abenstorfer]). Als Inhaber der Hofmarken Asbach (Landgericht Aichach) und Sulzemoos (Landgericht Dachau) erscheinen um die Wende zum 16. Jahrhundert Anton und Sigmund Abenstorfer (München. BayHStA Freising Urk. 1502.1. 19, 1528.11. 10). Veronika Welser (f 1531. VI. 18) ist 1504-1530 als Priorin von St. Katharina bezeugt (Aug. StA. KU Aug. St. Katharina 420 [1504. VI. 13], GU Mindelheim 1286 [1530. X. 17]). Sie führte den Konvent durch die Wirren der Reformationszeit und erwirkte auf dem Reichstag von 1530 eine Bestätigung der klösterlichen Privilegien (vgl. Reinhard H. Seitz: Zur Geschichte des Dominikanerinnenklosters Sankt Katharina in Augsburg. In: Das Dominikanerinnenkloster zu Bad Wörishofen. Hg. von Werner Schiedermair. Weißenhorn 1998. S. 67, 69, 337 f. mit Anm. 227, J. M. v. Welser: Die Weiser [Anm.l] Bd. 1. S. 40 f. ). Jakob (I) Weiser (f 1483. IV. 24) wurde 1482 letztmalig zur Steuer veranlagt, 1483 erscheint sein gesamtes Vermögen als Pfleggut der Tochter. Er starb also zwischen beiden Steuerterminen (Aug. StadtA. StB 1482 f. 25b, StB 1483 f. 24d). Die Leibgedingbücher (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 1389) nennen 1483 als Todesjahr, der Nekrolog von St. Georg verzeichnet seinen Jahrtag im April (A. Haemmerle: Necr. Georg [Anm. 14] Nr. 446 [IV. 24]: Jacobus Welser et Barbara Welserin uxor eius laici).
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wenn sich dies bislang nur aus spärlichen Hinweisen erschließen läßt: So wird er 1448 als Nürnberger Kaufmann bezeichnet, und 1461 erwarb er gemeinsam mit dem Nürnberger Ulrich Ullstatt Augsburger Bürgerrecht. 250 Direkte B e l e g e aus der Pegnitzstadt fehlen; w i e viele Vertreter auswärtiger Firmen war er wahrscheinlich nur 'Gast', besaß also kein Bürgerrecht. D a Rückwanderungen v o n Kaufleuten häufig einen Zusammenhang mit Heiratsplänen erkennen lassen, ist es auffällig, daß eine Eheschließung Jakobs erst Ende der 1460er Jahre belegt ist. Betrachtet man das hohe Anschlagvermögen, das Jakob bei seiner Rückkehr versteuerte, so bestünde immerhin die vage Möglichkeit einer früheren Ehe: Mit 4 100 Gulden 291 rangierte er nämlich zwischen Bartholomäus und Ulrich, denen die Frauen erheblichen Besitz zugebracht hatten. 292 U m 1467/68 heiratete er Barbara Greek, 293 die 290
Aug. StadtA. Ratsbücher 6 [1458-1463] f. 186v [1461. VI. 27]: Desgleich auf den obgenenten samsteg [vor St.Peter und Paulstag 1461] haben Jacob Wellser und Ulrich Ulistatt durch Barteime Wellser zugesagt alhie burger ze sein und furo mit steur, wacht und ander verpflicht als ain andrer burger ze tund. 291 Jakobs Steuer wurde erst nachträglich 1463 beschworen. 1462 zahlte der Bruder für ihn einen Abschlag, im folgenden Jahre wurde - entsprechend der zwischenzeitlich erfolgten Veranlagung - der Rest beglichen (Aug. StadtA: StB 1462 f. 38a: Item f guld. hat gelegt Her Barteime Wellser burgermaister für sinen bruder Jacoben Wellser für die zwifach stewr uff martini nächstvergangen und für die Roßsteur und für die ganze stewr uff pfingsten nächstvergangen anno LX1I, StB 1463 f. 24a: It.Bartelme Welser [...], Jacob Welser dt. XXXIIIIguld XL dn, dt. mer L1III guld. XII dn uff die f vor yngelegt ingenommen guld. all vergangen Steurn und Roßsteuern). Die Aufschlüsselung dieser Zahlungen ermöglicht eine Abrechnung Kaspar Nagels, in der die Hebesätze der Steuern dieser Jahre aufgelistet erscheinen (Aug. StadtA. StB 1501 f. 51a [eingehefteter Zettel]: It.anno LXIzwifach, dazu IIb [...], Item anno LXIIRoßstuir drifach [...], Item anno LXII vierfach gesworen [...]). Jakob hatte also neben der 1463 fall igen zweifachen Steuer von 34 fl. 40 dn für die Steuern der beiden vorangehenden Jahre 154 fl. 12 dn gezahlt. 68 fl. 80 dn betrug die reguläre Schwörsteuer 1462, 51 fl. 60 dn die Roßsteuer 1462 und 34 fl. 40 dn + 60 dn ['Voraus'] die reguläre Steuer 1461. Die Beträge addieren sich auf 153 fl. 240 dn oder - bei der damals üblichen Verrechnung des Gulden mit 220 dn - auf 154 fl. 20 dn. Die Differenz von 8 dn zum ausgewiesenen Betrag ist wohl durch eine geringfügig abweichende Guldenbewertung zu erklären. 292 Vermutlich handelte es sich um Fahrhabe, so daß ein recht hoher Nominalbetrag ausgewiesen wurde. Unterstellt man bei Jakob - als Ausgleich für seine langjährige Tätigkeit außerhalb Augsburgs - eine größere Fürlegung durch die Gesellschaft, so könnte dieses Vermögen allerdings auch aus Handelsgewinnen resultieren. Gegen die Annahme einer frühen ersten Ehe spricht auch eine Liste der passiv wahlfähigen, also verheirateten oder verwitweten, Patrizier von 1461, deren Nachträge bis ca. 1472 reichen (Aug. StadtA. Ratsbücher 6. Innenseite hinterer Einbanddeckel). Jakob Welser erscheint als relativ später Nachtrag, direkt vor Paul Lang, der nach den Steuerbüchern 1467/68 geheiratet hatte. 293 Barbara Greek ( t 1468/80) war die einzige Tochter des Kaufmanns [Kaufleute-Zunft] Jakob Greek (f 1480) aus seiner ersten Ehe mit Anna Schmucker. Am 28. Oktober 1450 empfing Georg Nördlinger als ein trager Anna Greckin, des genant Jacobs [Grecken] elicher hausfraw und Barbara Greckin ir baider tochter einen Zehnten aus dem Reichenbachhof bei Anried. Nachdem der Trager und offensichtlich auch Greeks Ehefrau verstorben waren, empfing Jakob Greek den Zehnten am 20. Dezember 1464 als trager seiner tohter Barbara (Aug. StA, Lit. HSt. Aug. MB 481 I. f. 42r). Barbara war Ende 1464 also noch ledig. Spätestens 1468 muß sie verheiratet gewesen sein, denn Jakob Weiser bezog in diesem Jahr ein ehemaliges Wohnhaus Jakob Greeks (Aug. StadtA. StB 1464 f. 23b, StB 1468 f. 20a). Außerdem be-
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Erbtochter des späteren Bürgermeisters Jakob Greek.294 Die Steuerbücher weisen als Heiratsgut nur 600 Gulden Anschlagvermögen aus. Der reale Wert lag sicher doppelt so hoch, da es aus Liegenschaften bestand: Neben einem Haus im Steuerbezirk 'Konoid' besonders ländlicher Grundbesitz aus dem Erbe ihrer Mutter Anna Schmucker, wobei frühzeitig Güter in Fischach295 und Haselbach296 faßbar werden. Allerdings ist es nicht möglich, im Einzelnen zu klären, was von diesem Altbesitz der Schmucker 1468 als Heiratsgut, 1480 als Erbe2'7 oder durch Käufe an
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schwor Greek 1468, nach Abtrennung des Heiratsguts seiner Tochter, ein um 1 080 fl. reduziertes Anschlagvermögen. Die Differenz zwischen der Abbuchung bei Greek und der Zubuchung bei Jakob Weiser ist wohl durch den Erwerb von 'liegend Gut' zu erklären. Spätestens 1480 war Barbara tot, da das Erbe Greeks als Vermögen der Tochter verbucht wurde (Aug. StadtA. StB 1480 f. 24b: It.Jacob Wällser + seiner tochter gut dt. 45 dn 5 5 f l . , alles zusammengesetzt). Da aus der Ehe nur ein einziges Kind, die wohl um 1468/69 geborene Tochter Apollonia, belegt ist, könnte Barbara Greek schon bald nach deren Geburt gestorben sein. Jakob Greek (f 1480. Π.19), ein Sohn des Ulmer Kaufmanns [Kaufleute-Zunft] Bartholomäus (Π) Greek (f 1450), hatte durch seine erste, um 1441 geschlossene Ehe mit Anna Schmucker (Aug. StA. Lit. HSt. Aug. MB 481 II. f. 23r), einer Tochter des Stadtpflegers Heinrich Schmucker ( t 1424) und der Anna Nördlinger, Augsburger Bürgerrecht erworben. Nach den Angaben der Lehen- und der Steuerbücher dürfte Anna Schmucker um 1463/64 gestorben sein. Um 1468 heiratete Jakob wohl in zweiter Ehe Anna Welser, die älteste Tochter Ulrich (IH) Welsers (vgl. im folgenden Anm. 344). Eine dritte Ehe Schloß er 1472/73 mit Ursula Hofmaier (Aug. StadtA: StB 1471 f. 24c, f. 27d, StB 1472 f. 24a, f. 27b; Aug. StA. Lit. HSt. Aug. MB 980 f. 368 ), Tochter des Patriziers Georg (I) Hofmaier ( t 1461/62) und der Ursula Dendrich, die 1484/85 dann Wilhelm (Π) Rephun heiratete. Greek saß als Vertreter der Kaufleutezunft 1453-54 im Gericht, 1456-1468 und 1479 im Alten Rat sowie 1469-1476 und 1480 im Kleinen Rat. Ab 1462 ist er auch als Dreizehner und Inhaber zentraler Ratsämter [Baumeister, Einnehmer, Siegler] bezeugt; 1480, kurz vor seinem Tod, wurde er zum Bürgermeister/ Stadtpfleger gewählt. 1469 verlieh 'Junker' Jakob Welser in Fischach einen Halbhof an Michael Wirt, 1472 einen weiteren Halbhof an Johann Reutter und 1473 eine Sölde mit Pertinenzien an Ulrich Tittelin. Die Güter wurden schon kurz darauf wieder an den Schwiegervater abgetreten, der diese Objekte und die Heiligensölde 1477 mit dem Kloster Oberschönenfeld gegen Hof und Einöde Winden bei Deubach vertauschte (K. Puchner, Urk. Oberschönenfeld [Anm. 14]: Nr. 234 [1469. IX. 27], 239 [1472. II. 14], 242 [1473. ΙΠ. 19], 256 [1477. IX. 1]). Anderer Greckscher Grundbesitz (Aug. StA. KU Aug. Hl. Kreuz 385, 392, 393, 400 1/ Π) fiel erst 1480 mit dem Erbe an Jakob Welser bzw. die Enkelin Apollonia. Die aus Haselbach stammenden Schmucker (vgl. meinen Artikel 'Schmucker'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 792) hatten dort ab 1367 von den Niederadelsfamilien von Augsburg und Ostheimer Grundbesitz übernommen. Ein Teil dieses Besitzes war Aussteuer der Anna Schmucker bei ihrer Heirat mit Jakob Greek und kam dann über die Tochter Barbara an Jakob Welser. So reversierte Heinrich Schacher 1472 über einen von Jacoben Wällser empfangenen Hof zu Haselbach, und 1474 war Jakob an einer Regelung von Trieb und Tratt in Haselbach beteiligt (Fugger-Archiv. FA 232, 6 [1472], FA 232,1 [1474. XI. 6]; vgl. Friedrich Zoepfl: Das Bistum Augsburg. Bd. 9. Augsburg 1934/1939. S. 57). Die Hinterlassenschaft Jakob Greeks - 1479 versteuerte er 3 886 fl. AV - ging an drei Parteien. An seine Brüder in Ulm fielen Mannlehen und wohl auch Bargeld im Gesamtwert von 1 000 fl. [? ca. 500/700 fl. AV] (Aug. StadtA. StB 1479 f. 31c: ze nachstuir von Af guldin wert lehens und anders-, Aug. StA. Lit. HSt. Aug. MB 1681 f,19r). Die Witwe Ursula Hofmaier erhielt 1 267 fl. AV (Aug. StadtA. StB 1480 f. 27b); zu ihrem Erbteil zählten drei Gü-
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Jakob Welser gelangte. Der bedeutende U m f a n g dieser Liegenschaften wird erst in der Hand seines Schwiegersohnes Georg Vetter 298 erkennbar: Das Feuerstattguldenregister von 1492 belegt für ihn allein in der Markgrafschaft Burgau 35 Güter, bei denen sich Vorbesitz Jakob Welsers erschließen läßt: j e ein Gut zu Maingründel und Uttenhofen, j e fünf Güter zu Fischach und Haselbach, vier zu Engertshofen und das halbe Dorf Ettelried mit 19 Feuerstätten. 299 D i e Steuerdaten weisen außerdem darauf hin, daß Jakob größere Beträge in 'liegend Gut' investiert haben muß. Obwohl Aussteuerabtrennungen ausgeschlossen werden können, wird nämlich allein bei der Schwörsteuer 1475 mit 1 000 Gulden ein Zuwachs faßbar, der in etwa dem Niveau der Brüder entsprach. Wenn bei den Schwörsteuern v o n 1466 und v o n 1472 sein Anschlagvermögen gerade um bescheidene 98 bzw. 2 0 0 Gulden anstieg, so läßt sich dies eigentlich nur durch eine Änderung der Vermögensstruktur erklären. Bei einer fragmentarischen Quellenlage widerspricht dem nicht, daß bislang nur kleine Erwerbungen belegt sind, z.B. 1464 der Kauf eines Leibgedings um 136 Gulden. 300 Jakob hatte seiner Erbtochter
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ter zu Ettelried, Anried und bei Waldberg, die sie ihrem zweiten Ehemann Wilhelm Rephun zubrachte, wahrscheinlich auch der ehemals Greek'sehe Besitz zu Deubach, der sich 1492 in der Hand ihrer Schwester Felizitas Ullstatt fassen läßt (G. Nebinger, N. Schuster: Feuerstattguldenregister [Anm. 14] S. 120). Das restliche Erbe fiel an Jakob Welser bzw. seine Tochter Apollonia, darunter Greeks Wohnhaus und der größte Teil des alten Schmuckerbesitzes. Nach Abzug der Anteile der Miterben dürfte ein Rest von ca. 1 700-1 900 fl. AV verblieben sein. Wenn Jakob Welser 1480 trotzdem nur 1 333 fl. AV mehr beschwor als 1479, so war dies wie bei den Brüdern offensichtlich durch geschäftliche Verluste bedingt. Georg (II) Vetter 'vom Pantheltier' (t 1536. V. 7) läßt sich als Sohn des aus Donauwörth stammenden Ulmer Bürgers (seit ca. 1456) Georg (I) Vetter erschließen. Wohl auch dank des Einflusses der Welser gelang es ihm, in Augsburg seine Anerkennung als Patrizier durchzusetzen. Ab 1516 amtierte er mehrfach als Bürgermeister (vgl. meinen Artikel 'Vetter II'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 897). Vom Besitz Vetters in der Markgrafschaft Burgau stammte nur eine Schwaige an der Donau aus der eigenen Familie; die 35 restlichen Güter waren Erbe der Apollonia Welser, da sie sich durchgängig als ehemaliger Schmuckerbesitz nachweisen lassen (G. Nebinger, N. Schuster: Feuerstattguldenregister [Anm. 14] S. 117. Nr. 815). Eine größere Zahl von ländlichen Hintersassen läßt auch eine Vollmachterteilung von 1483 vermuten (Aug. StadtA, Stadtgerichtsbuch 1483 f, 219r: Item Laucas Wällser geit gewallt Jörigen Knawsen gegen vnnd wider seins bruders Jacob Walisers sälig dochtere bawren vnnd arm lewt vnnd auch sein schuld vnnd zinß einzupringen vor dem vogt zu gewin zu Verlust vnnd zu allem). Die Güter zu Fischach wurden 1506 von Georg Vetter und Apollonia Welser um 262 fl. rh an das Stift Hl. Kreuz verkauft (Aug. StA. KU Aug. Hl. Kreuz 706 [1506. V. 25]). Das Gut zu Maingründel fiel wohl als Aussteuer einer Tochter an das Kloster Oberschönenfeld. Die Güter zu Haselbach verkaufte Georg Vetter mit Zustimmung des Sohnes Wilhelm 1532 um 1 100 fl. an den Schwiegersohn Martin Weiß (Fugger-Archiv. FA 231. 3 [1532. XI. 15]). Die Güter zu Ettelried, Engertshofen und Uttenhofen veräußerten Vetters Erben - Martin Weiß und Wilhelm Vetters Witwe Ursula Ziegler mit ihren Kindern - 1538 um 4 200 fl. an die Thurzo (FuggerArchiv. FA 19, 1, 1. f. 134r-136v [1538. Vlfl. 27], vgl. auch Joachim Jahn: Augsburg Land. München 1984 (Historischer Atlas von Bayern. Teil Schwaben. Heft 11) S. 493 [mit Verlesungen]). A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 1389.
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Apollonia301 also weit mehr als jene 7 333 Gulden hinterlassen, die die Steuerbücher als Anschlagvermögen ausweisen, der reale Wert des Erbes könnte über 11 000 Gulden gelegen haben. Tab. 6:
Wachstumsraten des Vermögens von Jakob (I) Welser
Steuerintervalle
Basisveraiögen
302
Veränderung
0 Veränderung
pro Intervall
pro Jahr
pro Jahr
(nominal)
(nominal)
(prozentual)
98
fl.
200
fl.
25
fl.
33
fl.
0 Veränderung
0,6% 0,8%
1463-1466
1462: 4 102 fl.
1467-1472
1466:4 200 fl.
1473-1475
1472: 5 000 fl.
1 000 fl.
333 fl.
6,7%
1476-1480
1475: 6 000 fl.
1 333 fl.
267 fl.
4,4%
Lukas (I) Welser (ca. 1423/24-1494)303 wurde der mit Abstand vermögendste der Brüder. Eine wichtige Voraussetzung für seinen raschen Aufstieg war die 1447/48 geschlossene Ehe mit der reichen Erbin Ursula Lauginger,304 die ihm bei 301
302
303
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Apollonia Welser (t 1507/ [1532]), wohl 1468/69 geboren, heiratete 1485 Georg (II) Vetter (Aug. StadtA. StB 1485 f. 24d: Item Jörig Vetter dt.nil dzjar, seiner hausfrawen gut dt. 45 dn 55fl. ). 1507 ist sie letztmalig bezeugt (Aug. StA. KU Kaisheim 1462 [1507. V. 4]). Grunddaten bei P. Geffcken: Schichtung (Anm. 19) Anhang. S. 112 [Tab. ΧΠΙΙ/30], S. 121 [Tab. XV/29], S. 129 [Tab. XVI/28], S. 137 [Tab. XVII/21], S. 148 [Tab. XVIII/22]. Lukas (I) Welser ( t 1494. ΧΠ. 6/ 17) wurde 1494 letztmalig zur Steuer veranlagt (Aug. StadtA. StB 1494 f. 29a), war also zum Steuertermin [1494. XII. 6] noch am Leben; das Steuerbuch des folgenden Jahres nennt seine Witwe (Aug. StadtA. StB 1495 f. 28b). Verschiedene Rechnungseinträge ermöglichen eine Eingrenzung des Todestages auf die zweite oder dritte Dezemberwoche (Aug. StadtA: Schätze 179. f. 71r [1494. IX. 17]: It.uff mitwoch nach exaltationis crucis anno LXXXXIIII haben die weinungelter [...] den Eynnemern hern Lucasen Waliser [...], Schätze 179. f. 71v [1494. ΧΠ. 17]: Uff mitwoch vor Thome app[osto]li. anno LXXXXIIII haben die weinungelter [...] den Eynnemern hern Leonharten Röchlinger verweser her Lucasen Wättsers sälig [...], Einnehmerrechnungen 1494. rückwärts f. lOr [1495.1. 9]: ufffreitag nach Erhardi anno LXXXV'0 haben die alten Einehmer [...] her Leonhart Röchlinger verweser her Lucas Wällsers sälig [...]). Eine genauere Bestimmung des Todestages ist nicht möglich, da für Lukas (I) keine Jahrtagsstiftung überliefert ist. Ursula Lauginger (t 1499. ΙΠ.11/ IV. 16) war eine Tochter des 1404 aus Nördlingen zugewanderten Kaufmanns [Salzfertiger-Zunft] Johann Lauginger ( t 1445) aus seiner zweiten, 1426/28 geschlossenen Ehe mit Barbara Langenmantel [vom Sparren] 'von Radau'. Lauginger versteuerte 1441 mit 12 720 fl. das drittgrößte Anschlagvermögen; möglicherweise war er an der Gesellschaft seines Bruders Narziss Lauginger (f 1447), des fuhrenden Nördlinger Großkaufmanns in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, beteiligt (vgl. meinen Artikel 'Lauginger II'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 602). Nach Buchungen in den Rechnungen der Welser-Vöhlin-Gesellschaft starb Ursula zwischen März und April 1499 (WeiserArchiv. Handelsbuchfragmente 1499: Blatt H/Rr [1499. III. 11]: Item fraw Ursola Welserin Luchas Welsers seilig verlaussne wittwe soll vns adj.ll. marcio auß der kassa von
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der Heirat über 2 000 Gulden zubrachte und zudem Beziehungen zu fuhrenden Handelshäusern wie den Vöhlin in Memmingen und später den Müller in Augsburg vermittelte.305 Nur weil er wohl ausschließlich Fahrhabe versteuerte, wurde für ihn 1448 das größte Anschlagvermögen der Brüder ausgewiesen, wirtschaftlich stand damals sicher noch Bartholomäus an erster Stelle. In den 1450er Jahren begann Lukas, der seine Mittel vorrangig im Handel investiert hatte,306 die Brüder dann rasch zu überflügeln. 1472 steuerte er mehr als sie alle zusammen und war 1475 sogar größter Augsburger Steuerzahler - allerdings nur zweitreichster Bürger.307 Der Anfall von zwei kleineren Erbschaften 1466/67 beeinflußte seine Vermögensentwicklung nur unwesentlich. Nachhaltige Auswirkungen hatten dagegen die Zahlungen von Heiratsgut und 'Voraus' an die Kinder. Sie lassen sich recht genau rekonstruieren, da sie in Barschaft erfolgten: Bei den ungeschworenen Steuern zwischen 1476 und 1494 sind Abtrennungen von rund 14 000 Gulden direkt faßbar; hinzu kommen verdeckte Transfers zu den Schwörsteuern mit gleichem Volumen. Alleine 1475-1479 übertrug Lukas seinen Kindern 6 300 Gulden, rund ein Viertel seines damaligen Anschlagvermögens. Wohin jene 800 Gulden flössen, die 1476 bei seinem Steuerkonto abgebucht wurden, ist nicht eindeutig erkennbar.308 Für Heiratsgut war der Betrag zu gering; allerdings ist nicht auszuschließen, daß Lukas eine unbekannte Tochter hatte, die damals in ein Kloster
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Memmingen hautt man alda zalt adj. 19 jener irer tochter Barbara Vechlerin und iren kinden, Blatt T/Dv [1499. IV. 16]: Item fraw Ursula Welserin seilig soll vnns adj.l6.abrill haut man von [ir] wegen [...]). Dem scheint zu widersprechen, daß schon das Steuerbuch 1498 die Hinterlassenschaft der Witwe erwähnt (Aug. StadtA. StB 1498 f. 31b: It.alt Lucas Welserin hab [...]); ein Tintenwechsel läßt jedoch erkennen, daß der Vermerk hab nachgetragen wurde. Lukas Welser wurde 1448 mit 2 640 fl. AV erstmals zur Steuer veranlagt. Berücksichtigt man sein geringes Erbe, so muß ihm seine Frau über 2 000 fl. AV zugebracht haben. Diese Größenordnung bestätigt auch ein Vergleich mit den Steuerdaten des Schwagers Leonhard (II) Pfister (P. Geffcken: Schichtung [Anm. 19] Anhang. S. 81 [Tab. XI/3-4]). Seine Investitionen in 'liegend Gut' waren nicht sehr umfangreich. 1449 erwarb er für ca. 1 250-1 300 fl. Grundbesitz, wobei der größte Teil auf die Hälfte des Hauses 'auf dem Stein' entfiel (vgl. Anm. 241), 1459/62 kaufte er 70 fl. städtisches Leibgeding um ca. 700 fl. (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 1449) und 1470 von seinem Bruder Johann 7 fl. ung. Ewigzins aus einem Anwesen in Augsburg um 147 fl. rh (Aug. StadtA. US 1470. XI. 7). Vermutlich Ende der 1480er Jahre erwarb er von den Erben des Bartholomäus (IV) die andere Hälfte des Hauses 'auf dem Stein', und etwa zeitgleich um 255 fl. und 436 fl. zwei kleine Nachbarhäuser (München. BayHStA. PS 500 [Welser] Nr. 4. folio ' f ) . Nach der Erbteilung von 1499 dürfte Lukas Grundbesitz im Wert von mindestens 3 000 fl. hinterlassen haben. Reichster Augsburger war damals Heinrich Müller, der Vater von Lukas Welsers Schwiegersohn Johann Müller (vgl. meinen Artikel 'Müller Π'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 664 f.). Es wäre denkbar, daß die Reduktion des Anschlagvermögens nicht durch einen Vermögensabzug, sondern durch eine Veränderung der Vermögensstruktur im Zusammenhang mit dem Erwerb von 'liegend Gut' bedingt ist. Dies setzt jedoch eine Neubeschwörung der Steuer voraus, was üblicherweise auch notiert worden wäre. Ein entsprechender juravit-Vermerk fehlt jedoch im Steuerbuch.
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eintrat. 309 Für die zuerst in kurzer Ehe mit Johann Müller310 verheiratete Tochter Magdalena 311 wurde erst nach ihrer Heirat mit Lukas (II) Rem 312 1479 eine Aus-
309
Bei einer Heiratsgutregelung 1493 (Welser-Archiv. Nr. 279 [1493 Π. 6, Abschrift in Papierlibell 1502/03]) werden alle verheirateten Kinder Lukas (I) Welsers aufgezählt, nämlich Anton (I), Lukas (Π), Jakob (II), Magdalena Rem, Ursula Ehem und Barbara Vöhlin, und nur sie bzw. deren Nachkommen werden auch 1496 bei der Verteilung des Erbes genannt. Bei dem wohl um 1462 anzusetzenden Kauf von 70 fl. städtischen Leibgedings wurden offensichtlich alle damals lebenden und über das Säuglingsalter hinausgekommenen - also bis etwa 1461 geborenen - Kinder bedacht, nämlich Anton, Lukas, Magdalena und Ursula. Für Jakob (II) läßt sich eine Geburt um 1468 errechnen (vgl. im folgenden Anm. 325), für Barbara eine Geburt um 1469/71 erschließen (vgl. im folgenden Anm. 322). Berücksichtigt man das Alter der Mutter, so war Barbara wohl das letzte Kind dieser Ehe; in den Jahren 1462-1467 könnten allerdings noch weitere Kinder geboren worden sein, die dann jedoch vor 1496 verstorben oder in den geistlichen Stand getreten waren. Tatsächlich werden in einer Sammlung familiengeschichtlicher Notizen Lukas zwei weitere, durch zeitgenössische Quellen nicht belegte Kinder zugeschrieben (Weiser-Archiv. Nr. 236 [die dazugehörige Stammtafel fehlt]: Gemeldter Laux Welser zeugte 4 Söhn und 4 Töchtern [wie vom L biß zum S zu sehen] wie aber die im Alter aufeinander gangen ist unbewußt). Das 'Geschlechtsbüchlein' überliefert ohne weitere Angaben für den vierten Sohn den Namen Georg, eine vierte Tochter wird hier nicht erwähnt (J. M. von Welser. Die Weiser [Anm. 1] Bd.l. S. 93). Als Sohn des Lukas (I) ist ein Georg in den Quellen nicht faßbar. Urkundlich bezeugt - aber bislang nicht einzuordnen - ist dagegen ein Otto (I) Welser, der im Nekrolog von St. Georg als Priester des Augustinerchorherrenstifts St. Michael an der Etsch aufscheint (A. Haemmerle: Necr. Georg [Anm. 14] Nr. 774: Otho Welser. Joannes Ridrer pbri. Marcus conuersus omnes professi ad S. Michaelem). Seine Familienzugehörigkeit läßt sich aus einer Nennung in den Rechnungen der WeiserGesellschaft erschließen (Welser-Archiv. Handelsbuchfiragmente 1528. Blatt N/J v: 11 par pantofflen für Herr Otto Welser). Falls er noch dieser Generation angehörte, käme als Vater am ehesten Lukas (I) Welser in Frage, da nur in seinem verwandtschaftlichen Umfeld mit Otto Lauginger ein Träger dieses seltenen Vornamens aufscheint; allerdings wäre in diesem Fall eigentlich zu erwarten, daß er 1496 mit einem Legat bedacht worden wäre. Nach seiner Nennung 1528 könnte er jedoch schon einer jüngeren Generation angehören, und es bleibt offen, ob er nicht aus einer außerehelichen Verbindung hervorging. Die Möglichkeit, daß Lukas noch eine weitere Tochter hatte, die in ein Kloster eintrat, erscheint keineswegs abwegig: Von seinen drei bekannten Töchtern wurde die zweite nach der Ehefrau Ursula, die dritte nach der Schwiegermutter Barbara benannt; die Vermutung, daß ein Kind auch den Namen der eigenen Mutter Katharina trug, ist also durchaus naheliegend. Außerdem ist eine bislang nicht einzuordnende Katharina durch den Klosternekrolog als Nonne bei St. Katharina bezeugt, (Aug. SStB. 2° Cod. Aug. 470. f. 35v [XI. 5]: Ob[iit] S[oror] Katharina Welserin), und eine um 1462 geborene Tochter könnte 1476 durchaus schon in ein Kloster eingetreten sein. Gegen eine solche Zuordnung spricht allerdings die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bei St. Katharina üblich werdende Datierung der Jahrtage.
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Johann Müller ( | 1474. VI. 15) war der einzige Sohn des 1465 aus Nördlingen zugewanderten Kaufmanns [Kaufleute-Zunft] Heinrich Müller (f 1476) und der Magdalena Fuchshart. Nach der von Johann Baur [1680] überlieferten Grabinschrift starb Johann am 15. Juni 1474 (A. Haemmerle: Necr. Barfüßer [Anm. 14] S. 31. Anm. 1). Stellt man Magdalenas Alter in Rechnung, so läßt dies eine Heirat 1473 oder eher 1474 vermuten. Der genaue Termin läßt sich nicht fassen: Eine Schankung der Stadt aus diesem Anlaß ist nicht belegt - das Baumeisterbuch von 1474 fehlt, das von 1473 enthält keine einschlägige Buchung - und er wird auch in den Steuerbüchern nicht erwähnt. Letzteres erklärt sich aus seiner rechtlichen Stellung, denn Johann Müller war bei seiner Hochzeit noch kein Augsburger Bürger. 1465 hatte näm-
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Steuer von 2 000 Gulden abgetrennt. Den gleichen Betrag bekam 1479 seine Tochter Ursula,313 die Ehefrau Matthäus Ehems.314 Auffälligerweise nur 1 500 Gulden315 erhielt dagegen Anton Welser316, der in diesem Jahr Katharina Vöhlin317
lieh nur der Vater Bürgerrecht erworben; die in Nördlingen geborenen und teilweise vielleicht schon volljährigen Kinder waren dabei keineswegs einbezogen. Selbst bei Johanns Witwe scheint man 1474 und 1475 auf die eigentlich fällige Kopfsteuer verzichtet zu haben; sie wurde erst 1476 selbstständig veranlagt, als man ihr die 2 200 fl. Heiratsgut (2 000 fl. Widerlegung + 200 fl. Morgengabe) ihres verstorbenen Mannes ausgezahlt hatte. 311 Magdalena Welser (f 1541.1./ VIII.) wurde nach den Angaben im Tagebuch ihres Sohnes am 9. Januar 1457 geboren. Die Baumeisterbücher belegen ihren Tod für 1541: Ein noch vom Vater erworbenes Leibgeding wurde 1540 letztmalig ausgezahlt; bei der Anlage des neuen Buches Anfang 1541 wurde ihr Name noch erfaßt, jedoch fehlt die Auszahlungsbuchung, da sie - wie ein Randvermerk bestätigt - vor dem Fälligkeitstermin (VIII. 24) verstorben war (Aug. StadtA: BR 134 [1540] f. 166 v, BR 135 [1541] f. 167 v: uff Bartholomen [...] It. XXXV guld. Magdalena Remin wittib [Randvermerk:] + ). Das vom Vater ihres Mannes Johann Müller ausgezahlte Heiratsgut belegt, daß ihr schon im ersten Ehevertrag vom Vater 2 000 fl Aussteuer verschrieben worden waren. Dieser Betrag wurde jedoch erst ausgezahlt, nachdem sie am 20. November 1478 in zweiter Ehe Lukas (Π) Rem geheiratet hatte (B. Greiff: Tagebuch [Anm. 2] S. 2). Magdalena brachte also insgesamt 4 200 fl in die Ehe. 312 Lukas (II) Rem (f 1496. VIII. 3) war der vierte Sohn des Ulmer Kaufmanns [Geschlechter] Lukas (I) Rem (f 1467) und der Ursula Besserer (B. Greiff: Tagebuch [Anm. 2] S. 2). Sein Vermögen von 3 000 fl, davon 2 200 fl Widerlegung und Morgengabe, wurde erst ab 1480 in Augsburg versteuert (Aug. StadtA. StB 1479 f. 29c: It. Lucas Rem-- nil dis jar, seiner husfrawen gut dt. 60 dn 42 fl [4 200 fl AV], vnd 20 fl ir vater abzogen, StB 1480 f. 29c: It. Lucas Räm + seiner husfrowen gut dt. 45 dn 54 fl [7 200 fl AV]). 313 Ursula Welser (f 1491/94) wurde, wie der Heiratstermin erschließen läßt, wohl um 1459/61 geboren und starb in recht jungen Jahren. Im Zusammenhang mit der Auszahlung eines zum 24. August falligen Leibgedings ist sie 1491 letzmalig sicher bezeugt; im nächsten erhaltenen Baumeisterbuch von 1494 fehlt ihr Name (Aug. StadtA. BR 85 [1491] f. 113r [1491. VIII. 27]: It. LXX guldin Lucasen Wällser nämlich XXXV guldin uff Anthoni unnd Lucas sein sim und XXXV guldin uff Magdalenen unnd Ursulen sein toechtern. - R[ecepit] LXX fl p. se S[abato] post Bartholomei; BR 87 [1494] f. 102v [1494. VIII. 30]: Item LXX guldin Lucctsn Wällser nämlich XXXV guldin uff Annthoni unnd Lucas sein sune unnd XXXV guldin uff Magdalenen sein tochter - reeepit LXX fl. Lux Wällser S[abato] vor Egidi). 1493 wird Ursula Welser noch einmal urkundlich erwähnt, allerdings ist nicht eindeutig erkennbar, ob sie damals noch lebte (vgl. Anm. 309). 314 Matthäus (I) Ehern ( t 1497/98) war ein Sohn des Augsburger Kaufmanns [Kaufleute-Zunft] Thomas (I) Ehem (t 1486) und seiner Ehefrau Ursula Oertwein. Die Ehe mit Ursula Welser war 1478 geschlossen worden, da Matthäus in diesem Jahr als 'Ersthuser' beim Schwiegervater genannt wird; im folgenden Jahr steuerte er beim Vater (Aug. StadtA: StB 1478 f. 24c: It. Lucas Wellser [...], Hans Müllerin dt. 60 dn 22 fl., Mathäus Öhem- nil dz jar, StB 1479 f. 29b: It. Thom. Öhem dt. 60 dn 134 fl., Matheus Öhem dt. 60 dn 46fl. [4 600 fl. AV], sol 20fl. hat sein vater abzalt; vgl. P. Geffcken: Schichtung (Anm. 19) Anhang. S. 136 [Tab. XVII/1+3]). Da Aussteuern in gleicher Höhe widerlegt wurden, scheint Ursula eine ungewöhnlich hohe Morgengabe von 600 fl. erhalten zu haben, vielleicht weil Matthäus erst durch diese Heirat auf die Herrenstube gelangte. 315 1479 wurden bei Lukas Welser insgesamt 5 500 fl. abgezogen. 4 000 fl. entfielen auf die beiden Töchter, bei den restlichen 1 500 fl. muß es sich um das Heiratsgut des ältesten Sohnes Anton handeln. Katharina Vöhlin hatte demnach eine deutlich niedrigere Aussteuer als die
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geheiratet hatte. Allerdings läßt sich erschließen, daß schon bei der Schwörsteuer 1480 für ihn weitere 700 Gulden als Ausgleich gegenüber den Schwestern abgetrennt wurden. Weitere Abbuchungen in diesem Jahr können offensichtlich ausgeschlossen werden: Der 1480 faßbare Rückgang des Anschlagvermögens v o n Lukas Welser um 1 233 Gulden läßt sich also nur teilweise durch Transferzahlungen erklären und belegt Geschäftsverluste im vorangehenden Schwörsteuerintervall. 318 1484 erbte Lukas von seinem kinderlosen Schwager Leonhard Lauginger 3 000 Gulden, die den Grundstock für 'Voraus'-Zuwendungen an seine drei Söhne bildeten: A b 1486 verzeichnen die Steuerbücher 4 800 Gulden gemeinsames Sondervermögen der beiden ledigen Söhne Lukas (II) und Jakob (II), und es kann kein Zweifel bestehen, daß im gleichen Jahr auch der älteste Sohn Anton seinen Anteil von 2 4 0 0 Gulden erhielt. Nachdem Lukas (II)319 1488 Ursula Gossembrot320 geheiratet hatte, erhielt er 1490 das in der Welser-Gesellschaft liegende
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Weisertöchter erhalten, offensichtlich 1 300 fl., die von Anton mit 1 300 fl. und 200 fl. Morgengabe widerlegt wurden. Anton Welser (* 1451. VIII, f 1518. XI. 11) wurde, nach der Altersangabe seines Grabsteins bei den Barfüßern, im August 1451 geboren (A. Haemmerle: Necr. Barfüßer [Anm. 14] S. 62. Anm. 1 [Zitiert nach Johann Baur, 1680]: .Antonio Welser. Sen[ior] Patric[ius] Augustan[us]. Qui vixit Ann[os] LXVII M[enses] II D[ies] XVI. Obiit III. Idus. Novembris Sal. Ann. MDXVIII). Das 'Ehrenbuch' nennt 1479 als Jahr der Eheschließung; durch das Geburtsdatum des ältesten Sohnes Christoph (f 1536. Vm. 21 [Alter: 56 Jahre, 5 Monate, 29 Tage]) läßt sich die Heirat sogar auf die Zeit vor Juni 1479 eingrenzen (J. M. v. Welser: Die Weiser [Anm. 1] Bd. 1. S. 64, 100). Der Aussteuerabzug verweist darauf, daß Anton 1479 Memminger Bürgerrecht erwarb; 1480 wurde er Mitglied der dortigen Geschlechterstube (Memmingen. StadtA. Bestand F. Großzunft [Rechnungs- und Protokollbuch 1419-90] [1480. XI. 10]: Item mer eingenomen von Hansen Fechlin, gab er mir von Antony Welsers wegen, tuott 10 fl. an sant martins abend im LXXXjar. [Bewerber, die nicht durch Geburt zur Stube gehörten, mußten als Aufnahmegebühr um die gesellschaft 10 fl. zahlen]). Katharina Vöhlin (* 1460, f 1514) war eine Tochter des Memminger Kaufmanns und Bürgermeisters [Großzunft] Johann Vöhlin (f 1496) und der Elisabeth Schad. Aus der Altersangabe einer im 'Geschlechtsbüchlein' überlieferten Inschrift einer Glasscheibe in der Kirche zu Amberg läßt sich für Katharina eine Geburt um 1460 erschließen (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] Bd. 1. S. 64: Catharina vixit annis L11I1. Ob[iit\. Anno MDX111I). Stellt man die Ausgleichszahlung an Anton in Rechnung, so hatte sich sein Anschlagvermögen um 533 fl. verringert. Auch die Steuerkonten der Brüder lassen Geschäftsverluste erkennen. Ulrich Welser, bei dem Abzüge an Kinder ausgeschlossen werden können, beschwor 1480 ein um 200 fl. reduziertes Anschlagvermögen; bei Bartholomäus betrug der Rückgang 433 fl. Das Konto Jakob Welsers weist - bedingt durch das Erbe des Schwiegervaters - zwar absolut einen Zuwachs aus; bereinigt man jedoch die Daten, so sind auch bei ihm wirtschaftliche Einbußen erkennbar (vgl. Anm. 297). Lukas (Π) Welser (f 1536. IV. 8) starb nach den Steuerdaten zwischen Dezember 1535 und Dezember 1536; das im 'Geschlechtsbüchlein' überlieferte Todesdatum dürfte also zutreffen (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] Bd. 1. S. 74). Da er schon bei einem wohl 1462 vollzogenen Kauf eines städtischen Leibgedings erwähnt wird (vgl. Anm. 306), ist seine Geburt spätestens auf 1461, nach dem Heiratstermin aber kaum vor 1458 anzusetzen. Ursula Gossembrot (f 1546. XII. 9) war die Erbtochter des Kaufmanns und Bürgermeisters ['von Herren'] Sigmund (ΙΉ) Gossembrot (f 1500). Die Hochzeit wurde im Juli 1488 gefeiert (Aug. StadtA.: BR 81 [1488] f.20v [1488. ΥΠ. 19]: It. Villi lb Xlllßldn vmb 20 kanten wein
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Sondervermögen alleine zugewiesen, während Jakob, der vermutlich 1487/88 in die Vöhlin-Gesellschaft gewechselt war, noch einmal mit 2 400 Gulden ausgestattet wurde.321 Weitere 2 000 Gulden, die 1489 bei Lukas abgebucht wurden, lassen sich als Aussteuer der jüngsten Tochter Barbara322 identifizieren, die um 1487/88323 Konrad Vöhlin324 geheiratet hatte. Im Zusammenhang mit den Abbuvnd ze tragen vff Lucaßen Wällsers des Jungen hochzeit; StB 1488 f. 32c: It. Sigmund Gossemprot [...], sein tochterman dt. aput pater eius). Das Heiratsjahr spricht eher für die Annahme, daß Ursula eine leibliche Tochter der ersten Ehefrau Ursula Hämmerlin war, die wohl noch 1471 lebte. Andererseits wurde Gossembrots Witwe Anna Rehlinger (f 1529/30) von Ursula und Lukas Welser beerbt, und 1537 bezeichnen sie die Kinder als Großmutter (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] Bd. 2. S. 39: frauen Anna Gossenbrotin [...] mein liebe anfrauen seligen [...]). 321 Nach üblicher Praxis wäre eine Aufteilung des Sondervermögens zu erwarten gewesen, besonders weil die Umbuchungen von 1490 Lukas in bezug auf den 'Voraus' kurzfristig bevorzugten. Es mußte also einen konkreten Grund für diese Regelung gegeben haben, und er ist auch deutlich erkennbar. Jakob (II) stand seit September 1488 in Vöhlindiensten, und die Vereinbarungen bei seiner Heirat belegen, daß es sich bei dem 1490 für ihn neu ausgewiesenen Sondervermögen um eine Einlage bei der Vöhlin-Gesellschaft handelte; Lukas (Π) dagegen wird ausschließlich im Zusammenhang mit der Welser-Gesellschaft genannt und 1486 ausdrücklich als Faktor bezeichnet. Bei dem 1486 ausgewiesenen Sondervermögen der Brüder handelte es sich also um eine Einlage bei der Weiser-Gesellschaft, für die damals noch Lukas und Jakob tätig waren. Nach Jakobs Wechsel - er könnte 1487/88 im Zusammenhang mit Barbara Welsers Heirat verabredet worden sein - lag es nahe, dieses Sondervermögen Lukas zuzuweisen, da er als einziger noch für die väterliche Firma arbeitete. 322 Barbara Welser ( | 1504. IV. 5) dürfte, nach dem Heiratstermin zu schließen, etwa um 1470 geboren sein; das in der Literatur genannte Geburtsjahr 1460 erscheint abwegig (R. Eirich, Memmingens Wirtschaft [Anm. 16] S. 174). 1499 wird sie als Empfängerin einer Zahlung der Mutter erwähnt (vgl. Anm. 304); 1500 stiftete sie mit ihrem Ehemann ein Fenster im Chor der Martinskirche. Nach einer im 'Geschlechtsbüchlein' überlieferten Epitaphinschrift starb sie am 5. April 1504 (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] Bd. 1. S. 72: Ao 1504 an dem Carfreitag starb die Ers. Frau Barbara Welserin Conrat Vöhlins Haußfraw gewesen. Der Gott gnadet habe. Amen). Der Nekrolog des Klosters Stams verzeichnet ihren Jahrtag leicht versetzt zum 4. April (MGH Necr. III [Anm. 14] S. 51: Barbara uxor Conradi Vehlinn civis de Memmingen). 323 Da die 2 000 fl. nicht an die in Augsburg lebenden Kinder fielen und der Betrag exakt den Aussteuern der beiden anderen Töchter entsprach, kommen als Empfanger nur Barbara Welser und ihr Mann Konrad Vöhlin in Frage. Auch die formelle Aufnahme Vöhlins in die Memminger Geschlechterstube im März 1488 weist daraufhin, daß die Ehe 1487 oder Anfang 1488 geschlossen wurde, denn bei Memminger Bürgersöhnen ist zumeist ein enger zeitlicher Zusammenhang zwischen Eheschließung und Stubenaufnahme erkennbar, teilweise wird sogar ausdrücklich [alß er hochzit hett] darauf verwiesen (Memmingen. StadtA. Bestand F. Großzunft [Rechnungs- und Protokollbuch 1419-90] [ca.1488. III. 23]: It. 5fl. die hat Steffan ein genomen von Hanse Vechlin von seins suns Ko[n]ratz wegen in der Fasten vor Judika im 88 Jar [Söhne von Stubengesellen mußten als Aufnahmegebühr um die gesellschaft 5 fl. zahlen]). Ein Jahr vor seiner formellen Aufnahme ist für Konrad - in Begleitung seines Vaters - erstmals eine Teilnahme an Fastnachtsmählern belegt. (Memmingen. StadtA. Bestand F. Großzunft [Rechnungs- und Protokollbuch 1419-90] [1487. U. 26/ΙΠ. 4]: Zu Maler schuldig sind: am ersten am mäntag gybt ayner VIIβ hlr, am äschrigen michten gybt ainerXß hlr, am samstag gybt ainer IUIβ hlr, am weissen suntag gybt ainer Vß hlr, im 87 Jar faßnachtz: [...] dt. Hans Vechlin sol 0 lb 19β, [...] dt. L. Vechlin sol 1 lb 6β, [..] Koratt Vechlin sol 0 lb
Die Welser und ihr Handel
1246-1496
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chungen von 1493 und 1494 sowie der Erbteilung von 1496 lassen sich sogar die umfangreichen Transferzahlungen im Schwörsteuerjahr 1492 rekonstruieren. Der jüngste Sohn Jakob (II) Welser325 hatte 1493 Ehrentraud Thumer326 geheiratet und entsprechend den Bestimmungen des Ehevertrags im gleichen Jahr Nürnberger Bürgerrecht angenommen.327 Nach dem Vertrag waren dabei 2 000 Gulden Heiratsgut der Braut von Jakob mit 2 200 Gulden zu widerlegen.328 Bei einer Vereinbarung über das Erbrecht der Ehegatten wurde außerdem festgestellt, daß Jakob wie seine Brüder 5 000 Gulden 'Voraus' erhalten hatte, die in seinem Fall in der Memminger Vöhlin-Gesellschaft lagen, und daß er mit seinen Geschwistern zu gleichen Teilen erben sollte.329 Vor der ersten Erbteilung müssen demnach alle
19ß,[...] Donien Walser sol 0 lb 5β [...]). Eine weitere Bestätigung erfährt dieser Hochzeitstermin durch eine von Habich auf 1554 datierte Schaumünze Hans Kels d.J. (Georg Habich: Die deutschen Schaumünzen. Bd. V\. München 1929. S. 116 [Nr. 795]: [Avers:] HANS VEHLIN ZV VNGERHAVSEN SEINS ALTER 66 IAR; [Revers: ohne Schrift]), die ffir den ältesten Sohn Johann Vöhlin (f 1556) eine Geburt um 1488 erschließen läßt. 324 Konrad Vöhlin ( t 1511. VI. 7) war der einzige Bruder von Anton Welsers Ehefrau Katharina Vöhlin (vgl. Anm. 317). Die von der Literatur angenommene Geburt um 1455 (R. Eirich: Memmingens Wirtschaft [Anm. 19] S. 174) läßt sich nicht falsifizieren; es erscheint jedoch wenig glaubhaft, daß der einzige männliche Erbe erst mit ca. 33 Jahren geheiratet haben soll. Es ist also eher von einer Geburt um 1460/65 auszugehen. Wohl bald nach dem Tod der Barbara heiratete er die Memminger Patrizierin Margaretha Sättelin, die 1514 als seine Witwe und Schwester des Stoffel Sättelin bezeugt ist (Aug. StA. Stift Kempten Lit. MB 196. f. 195r). 325 Jakob (II) Welser ( t 1541. II. [9]) begründete die 1878 erloschene Nürnberger Linie der Familie. Als Todesdatum nennt das 'Geschlechtsbüchlein' den 14. Februar, die Urkunde über die Teilung seines Erbes den 9. Februar und der Epitaph auf dem Johannisfriedhof den 19. Februar (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] Bd. 1. S. 77, 89). Seine Geburt 1468 belegt eine Schaumünze von Hans Schwarz (G. Habich: Schaumünzen [Anm. 323] Bd. 1/1. S. 31 [Nr. 162]: [Avers:] IACOBUS WELSER AVGVSTANVS AETATIS ANNO LI; [Revers:] CONCORDIA NVTRYT AMOREM ANNO XPI M.D.XIX). 326 Ehrentraud Thumer ( t 1529. X. 3) war die Tochter des Nürnberger Kaufmanns Johann Thumer (f 1498) und der Ursula Meichsner. Mit einem geschätzten Vermögen von 100 000 fl. zählte er zu den reichsten Nürnberger Bürgern (Helmut Frhr. Haller von Hallerstein, Größe und Quellen des Vermögens von hundert Nürnberger Bürgern um 1500, In: Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte Nürnbergs. Bd. 1. Nürnberg 1967. S. 121 f.). Ihr Sterbedatum ist durch das 'Geschlechtsbüchlein' wohl zuverlässig überliefert. 327 Nürnberg. StA. Rep. 52b. Amts- und Standbücher 299 [pergamentenes Neubürgerbuch 14491620] p. 26 [1493. VIII. 24]: Jacob Welser[...] sind burger worden, juravit et dedit Ir yeder X fl stattwerung sabbato in die Bartholomei 1493. 328 Weiser-Archiv. Nr. 2 [Urkundenabschriften 1493-1502] f. lr-lv [1493. Π. 5], In dem in Nürnberg ausgestellten Heiratsbrief bestätigte Johann Thumer, daß er Jmckfrawen Erntraudt seiner tochter zu zuschatz geben soll zweytausent guldin reinisch lanndswerung unnd sy claiden und fertigen nach eren auch sy baide zway jar bey im in seiner cost halten während Lukas (I) Welser versprach Jacoben seinem sone hinwiderumb zu zuschatz geben zweytausennt unnd zweyhundert guldin egemelter werung . 329 Weiser-Archiv. Nr. 2 [Urkundenabschriften 1493-1502] f. 3r-4r [1493. II. 6]: der auch in der geselschafft Hansen Vehlins zu Memmingen hat fimffiausennt guldin die in sein hand allain steen und damit er thun unnd lassen mag wie und was er will, herriirennde und Im gepürend
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Peter Geffcken
Forderungen ausgeglichen g e w e s e n sein, denn 1496 erhielten alle Kinder einheitlich 3 500 Gulden. 330 D a Lukas (II) Welser 1490 erst den größten Teil seines 'Voraus' erhalten hatte und sein Steuerkonto 1491 und 1493-1495 keine weiteren Zubuchungen ausweist, muß sein Heiratsgut und der restliche 'Voraus' zur Schwörsteuer 1492 ausgezahlt worden sein. 331 Weiterhin lassen sich die 1494 bei Lukas Welser abgezogenen 2 2 0 0 Gulden als Jakobs Heiratsgut identifizieren, und bei dem ab 1490 für ihn ausgewiesenen Sondervermögen handelte es sich zweifelsfrei um seine Einlage in der Vöhlin-Gesellschaft. D a dieses Konto 1490-1491 2 400 Gulden, 1492 aber 4 4 0 0 Gulden verbuchte, war Jakobs 'Voraus' zur
330
331
von dem vortheil so ich [ = Lucas (I)] Im auch Anthoni und Lucasen Walser seinen prüdem obgenannt gegen Iren swestern gethon hab). 1496 wurden bei der Witwe Welser 21 000 fl. abgezogen und als väterliches Erbe an die Kinder verteilt. Da die Steuerkonten der in Augsburg lebenden Kinder Zubuchungen von exakt 3 500 fl. verzeichnen, hatten also alle Kinder den gleichen Erbteil in Fahrhabe erhalten (P. Geffcken: Schichtung [Anm. 19] Anhang S. 165 [Tab. XX/3]). Bestätigt wird diese Summe auch durch die Angaben von Lukas Rem (B. Greiff: Tagebuch [Anm. 2] S. 2). Falsch ist jedoch Rems Behauptung, seine Mutter habe danach barschaft geörbtt 1250 gulden, denn offensichtlich erhielt jedes der Kinder 1499 weitere rund 2 050 fl. als mütterliches Erbe. Für die Witwe Rem und die Kinder des Matthäus Ehem sind jeweils Zubuchungen von 2 057 fl. faßbar; Jakob Welser und Konrad Vöhlin erhielten gemeinsam 4 097 fl. (Aug. StadtA. StB 1498 f. 38c: [1499. VII. 24] lt.IIIcXXfl. dt. Anthoni Wällserfür Cunraten Vehlin von Memmingen und Jacobus Wällser zu Nürmberg sein swager und bruder ze nachstuir für Lucasen Walisers des allien Irs swehers und vaters seligen gelaßner wittiben Irer swiger und mutter erb, was 3777 fl. Act. Mitwoch Sannt Jacobs des hailigen zwelffbotten abent anno 99. Die Buchung weist für Kapital und Nachsteuer nur 4 097 fl. aus und nicht 4 114 fl., wie eigentlich zu erwarten wäre. Möglicherweise resultiert diese Abweichung aus einem Schreibfehler, denn normalerweise wurde selbst 'nach Gnaden' von Auswärtigen zumindest eine ermäßigte Nachsteuer von 9% gefordert.) und auch fur Anton und Lukas Welser ist von einem wertgleichem Erbteil auszugehen. Über die Steuerbuchungen wird dies allerdings nicht erkennbar, denn die beiden Söhne übernahmen - wie sich schon aus der Differenz zwischen dem Anschlagvermögen der Witwe Welser (10 800 fl.) und der Summe der Erbteile (12 300 fl.) erschließen läßt - 'liegend Gut' im Wert von mindestens 3 000 fl. Ein kleinerer Teil fiel an Lukas, dessen Steuerkonto 1499 eine Zubuchung von 1 440 fl. verzeichnet; das Welsersche Stammhaus mit Nebengrundstücken übernahm Anton Welser. Bedingt durch steuertechnische Verschiebungen ist bei Anton keine Zubuchung faßbar; neben seiner Vertragssteuer von 32 fl. zahlte er ab 1499 Steuern für 'liegend Gut' im Wert von 2 175 fl. AV (=real 4 350 fl.), wobei es sich vermutlich nicht allein um Erbe handeln dürfte. Lukas (II) Welser wurde 1492 mit 9 800 fl. AV erstmals zur Schwörsteuer veranlagt, und dieser Betrag erfuhr bis zum Anfall des väterlichen Erbes 1496 keine Veränderung. Bis 1491 hatte er ausschließlich seine 4 800 fl. 'Voraus' in der Weiser-Gesellschaft versteuert. Erst zur Schwörsteuer 1492 wurden für ihn - wie im Zusammenhang mit seinen Brüdern erkennbar beim Vater 2 200 fl. für Heiratsgut und Morgengabe abgetrennt, und ebenfalls zu diesem Termin erhielt seine Ehefrau Ursula Gossembrot die entsprechenden 2 000 fl. Heiratsgut von ihrem Vater ausgezahlt. Weitere 200 fl. erhielt Lukas 1492 als Restzahlung auf den 'Voraus'. Unklar bleibt, ob die Differenz von 600 fl. zwischen der Summe der erschließbaren Einzelbeträge [9 200 fl. = 5 000 fl. 'Voraus' + 4 200 fl. Aussteuer] und dem 1492 beschworenen Anschlagvermögen [9 800 fl.] aus zusätzlichen Zuwendungen des Schwiegervaters oder aus Gewinnanteilen für seinen 'Voraus' resultierten.
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Schwörsteuer um 2 000 Gulden aufgestockt worden.332 Die Auszahlung der restlichen 600 Gulden muß also 1493 erfolgt sein, und jene 1 100 Gulden, die in diesem Jahr beim alten Lukas Welser abgebucht wurden, dienten zum abschließenden Ausgleich des 'Voraus' für Anton in Memmingen und Jakob in Nürnberg. Beide erhielten nur 550 Gulden ausgezahlt; die Differenz von 50 Gulden ergab sich offensichtlich aus der Verrechnung der Nachsteuer. Die Buchung von 1493 belegt außerdem, daß auch Anton Welser im Schwörsteuerjahr 1492 eine weitere Abschlagzahlung von 2 000 Gulden auf seinen 'Voraus' erhalten haben muß. Erst über die Rekonstruktion der Transferzahlungen wird dabei erkennbar, daß besonders bei den Schwörsteuern von 1486 und 1492 die Steuerdaten die tatsächlichen Vermögenszuwächse bei Lukas (I) Welser nur sehr unvollständig widerspiegeln.333 Da Lukas (I) Welser nur in begrenztem Umfang 'liegend Gut' erworben hatte, lassen sich bei ihm wesentlich genauer als bei den Brüdern nichtkonsumierte Gewinne aus eigener Geschäftstätigkeit ermitteln.
332
Das 1490 für Jakob abgetrennte Sondervermögen von 2 400 fl. stieg 1492, durch eine weitere Zubuchung von 2 000 fl., auf 4 400 fl. 333 Rekonstruktion der einzelnen Transferzahlungen (erschlossene Buchungen in spitzen Klammern) und der realen Zuwächse pro Schwörsteuerintervall 1475-1498. 'Reales Wachstum' kennzeichnet hier die bereinigten Werte der Vermögensentwicklung, bei denen externe Einflüsse (Erbschaften, Aussteuern, 'Voraus') herausgerechnet wurden. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde 1486-1489 das buchungstechnisch nicht vollständig individualisierte Sondervermögen (4 800 fl) von Lukas (Π) und Jakob (II) noch dem Vermögen des Vaters zugeordnet: 1475: 24 600 fl, 1476: 23 800 fl (- 800 fl [ = an geistl. Tochter?/ Kauf 'liegend Gut'?]), 1477: 23 800 fl, 1478: 23 800 fl, 1479: 18 300 fl (- 5 500 fl Aussteuer [ = 2 000 fl an Magdalena, 2 000 fl an Ursula, 1 500 fl an Anton (I) ]) [Schwörsteuer 1480: reales Wachstum: - 533 fl] 1480: 17 066 fl (< - 700 fl Vorerbe an Anton (I) >), 1481: 17 066 fl, 1482: 17 066 fl, 1483: 17 066 fl, 1484: 20 066 (+ 3 000 fl Erbe von Leonhard Lauginger ), 1485: 20 066 fl [Schwörsteuer 1486: reales Wachstum: + 8600 fl] 1486: 26 233 fl [21 433+4 800] (), 1487: 26 233 fl [21 433+ 4 800], 1488: 26 233 fl [21 433+4 800], 1489: 24 233 fl [19 433+4 800] (), 1490: 17 033 fl (-7 200 fl [4 800 fl 'Voraus' an Lukas (Π), 2 400 fl 'Voraus' an Jakob (Π) ]), 1491: 17 033 fl. [Schwörsteuer 1492: reales Wachstum: + 16 600 fl] 1492: 27 200 fl (< - 6 400 fl [2 200 fl Aussteuer + 200 fl 'Voraus' an Lukas (II), 2 000 fl 'Voraus' an Anton (I), 2 000 fl 'Voraus' an Jakob (Π) ] >), 1493: 26 100 fl (- 1 100 fl [< 550 fl 'Voraus' an Anton (I), 550 fl 'Voraus' an Jakob (Π) >], 1494: 23 900 fl (- 2 200 fl Aussteuer an Jakob (Π) ), 1495: 23 900 fl, 1496: 2 900 fl (- 21 000 fl [je 3 500 fl an Anton (I), Lukas (II), Jakob (Π), Magdalena, Ursula und Barbara]), 1497: 2 900 fl. [Schwörsteuer 1498: reales Wachstum: +7 900 fl] 1498: 10 800 fl, 1499: 0 (-10 800 = Erbteilung)
Peter Geffcken
112 Tab. 7:
Wachstumsraten des Vermögens von Lukas (I) Welser
Steuerintervalle
Basisvermögen
334
Veränderung
0 Veränderung
pro Intervall
pro Jahr
pro Jahr
(nominal)
(nominal)
(prozentual)
2 166 fl.
0 Veränderung
1449-1455:
1448:2 640 fl.
1456-1462:
1455:4 170 fl.
4 710 fl.
673 fl. < 773?>
16,1% < 18,5%?>
1463-1466:
1462: 8 880 fl.
4 320 fl.
1 080 fl.
12,2%
1467-1472:
1466: 13 200 fl.
5 530 fl.
922 fl.
7,0%
1473-1475:
1472: 19 000 fl.
5 600 fl.
1 867 fl.
9,8%
1476-1480:
1475: 24 600 fl.
1 233 fl.
- 247 fl.
- 1 , 0 %
1481-1486:
1480: 17 066 fl.
4 366 fl.
728 fl.
4,3% < 8,4%?>
1487-1492:
1486: 21 433 fl.
10 167 fl.
1 695 fl. < 2767?>
7,9% < 10,5%?>
1493-1498:
1492: 27 200 fl.
7 900 fl.
1 317 fl.
4,8%
361 fl.
13,7%
Auch die wirtschaftliche Sonderstellung Lukas Welsers wird in ihrem vollen Umfang nur erkennbar, wenn man neben der zeitlichen Entwicklung seines Vermögensstatus auch die Beträge betrachtet, die an die Nachkommen weitergereicht wurden. Jede der drei Töchter hatte von den Eltern rund 7 500 Gulden Aussteuer und Erbe und die Söhne - nach den rekonstruierten Daten - für Aussteuer, 'Voraus' und Erbe rund 12 500 Gulden erhalten. Das im Laufe seines Lebens erworbene Vermögen summiert sich demnach auf etwa 60 000 Gulden, und jene rund 6 000 Gulden, die ihm im Laufe der Zeit als Aussteuer und Erbe zugefallen waren - noch keine 1 000 kamen aus der eigenen Familie - hatten sich in einem halben Jahrhundert verzehnfacht. Bei Ulrich (III) Welser (ca. 1424/25-1499)335 werden im Zusammenhang mit seiner Heirat erstmals die Folgen der nach 1439 schwierigeren wirtschaftlichen 334
Grunddaten bei P. Geffcken: Schichtung (Anm. 19) Anhang. S. 95 [Tab. XII/77], S. 103 [Tab. XIII/40], S. 110 [Tab. ΧΙΙΠ/6], S. 120 [Tab. XV/3], S. 128 [Tab. XVI/2], S. 136 [Tab. XVII/1], S. 146 [Tab. XVIII/6], S. 156 [Tab. XIX/4], S. 165 [Tab. XX/3], S. 177 [Tab. XXI/27]). 335 Ulrich (III) Welser (f [1499], VI. 15) wurde 1497 letztmalig zur Steuer veranlagt; das Steuerbuch von 1498 verzeichnet noch sein hab, das Vermögen wurde jedoch schon von Lukas Pfister versteuert (Aug. StadtA: StB 1497 f. 8d: It. Ulrich Walser dt. 14 fl. p[ro] tot\um\ It. facua domus , StB 1498 f. 9d: It. vacua domus Welsers, It. vacua domus, Ulrich Welsers hab [ohne Zahlung]). Der Karmeliterprior bestätigte Ulrich am 19. November 1497 eine Jahrtagsstiftung auf St. Elisabethtag (München. BayHStA. Personenselekt 500 [Welser] Nr. 4) für sich, die verstorbene Ehefrau Anna, den Sohn Alexander, die verstorbenen Töchter Anna Greek und Afra Hofmaier sowie die Tochter Elisabeth Pfister. Nachdem Ulrich Welser an einem St. Veitstag [15. Juni] gestorben war, wurde der Jahrtag am 16. April 1500 auf den To-
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Lage der Familie erkennbar. Da bei begrenzten Mitteln eine Ehe mit einer Jungfrau aus führender Kaufmannsfamilie offensichtlich schwer zu arrangieren war, heiratete er 1444/45 eine vermögende Witwe: Eine damals durchaus übliche Strategie, denn in solchen Fällen wurde häufig weniger strikt auf die Höhe der Widerlegung geachtet. Seine Frau Anna war zuvor mit dem Notar Johann (I) Grunbach336 verheiratet gewesen und brachte aus dieser Verbindung einen Sohn in die Ehe.337 Ihre Herkunft ist nicht direkt bezeugt; Trägerschaften und andere Indizien
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destag Ulrichs verlegt (E. Schott: Beiträge Carmeliterkoster [Anm. 14] S. 168 f. Nr. 167). Bei St. Georg erscheint der Jahrtag leicht versetzt zum 11. Juni (A. Haemmerle: Necr. Georg [Anm. 14] Nr. 648: Udalricus Welser civis augustensis). Außerdem verzeichnet das Guttäterbuch des Klosters Söflingen ein Gedächtnis für Ulrich Wällser von Augspurg in der 24. Woche, also der Woche seines Todes (Rottenburg. Diözesanarchiv. Sammlung Weser. Seel- und Guttäterbuch Söflingen; freundlicher Hinweis Hans-Peter Köpf, Nagold). Ulrich Welser scheint demnach am 15. Juni 1498 verstorben zu sein. Als Lukas Pfister Ende 1498, kurz vor dem Steuertermin, mit Ulrichs Wohnhaus belehnt wird, nennt die Quelle als Belehnungsgrund jedoch nicht Erbe, sondern Lehensverzicht (Aug. StA. Lit. HSt. Aug. NA 1685 f. 87v [1498. XI. 26]: It Lucas Pfister hat das bemelt lehen, so Ulrich Welser ufgeben hat, zu lehen empfangen, Act. Dillingen post Katherine A° 98), und üblicherweise erfolgten Jahrtagverlegungen auch bevor sich ein Todestag jährte. Verlegungstermin und Wortlaut der Belehnung machen also deutlich, daß Ulrich erst 1499 starb. Die Erwähnung von Ulrichs hab im Jahr 1498 setzt auch nicht zwingend dessen Tod voraus. Zwar verwenden die Steuerbücher diesen Begriff zumeist im Sinn von Erbe, vereinzelt bezeichnet bona/ hab aber auch Besitz von Auswärtigen oder Abwesenden. Ulrich könnte also zu Lebzeiten den Besitz übertragen und sich an seinem Lebensende in ein Kloster zurückgezogen haben; vielleicht zum Sohn Alexander nach Söflingen. Johann (I) Grunbach/ Gronbach (f 1443. XI. 12) stammte wohl aus Schorndorf (BadenWürttemberg. Rems Murr-Kreis). Er war Kleriker der Augsburger Diözese, hatte aber - wie seine Ehen belegen - nur die niederen Weihen empfangen. Ab 1405 läßt er sich in Augsburg als öffentlicher Notar (R. Hipper: Urk. Ulrich [Anm. 14] Nr. 426), 1411 auch als Notar des Hofgerichts (W. Vock: Urk. Hochstift [Anm. 14] Nr. 702) und 1417 als Bischof Friedrichs 'Chorschreiber' (nach Regest) fassen (Aug. StadtA. US 1417. X. 7). Eine Jahrtagsstiftung beim Dom (Mon. Boica [Anm. 14] Bd. 35a. S. 219 [Liber ord. Nr. 180]) belegt für ihn zwei Ehefrauen mit dem Namen Anna. Durch seine erste Ehe mit der Witwe des Konrad Murer ( t 1418/19) hatte er 1419 Bürgerrecht erworben. Die Ehe mit der zweiten Anna muß nach den Steuerdaten um 1434 geschlossen worden sein. 1441 deklarierte Grunbach 2 400 fl. AV, die bis 1443 von ihm, 1444 von der Witwe und 1445-1447 von Ulrich Welser versteuert wurden; 1448 wurde die Hinterlassenschaft aufgeteilt. Das Erbe des 1442 erstmals erwähnten und noch minderjährigen Sohnes Johann (II) Grunbach wird ab 1448 gesondert ausgewiesen. Als Lehentrager fungierte Gilg Ravensburger (vgl. Anm. 338). 1447 reversierten seine Pfleger Ulrich Dendrich und Johann Buggenhofer über den Empfang von drei Häusern und einem Garten in Augsburg als Leibgeding von St. Stephan (Aug. StadtA. US [1447. V. 19]: zuo newn liben das ist zuo des egenent knaben Hansen Gronbachs selbs libe, zuo Hansen Gronbach lib burger ze Schorndorf seins vettern, zuo Vlrichen Walisers libe seins stieffatters, zuo Anna Waliserin libe seiner muoter des benent Vlrichen Wälssers elich husfrawe, zuo Katherina von Hall libe Hainrich von Hall sälig eliche witwe, zuo Hansen Walisers libe, zuo Luxsen Wälssers libe, bed des benent Volrichen Wälssers brueder). 1455 ließen die Pfleger Leonhard Pfister und Ulrich Dendrich das Vermögen Hansen Grunbachs des Jungen verzeichnen, wobei als Zeugen u. a. Ulrich Welser des genanten Grunbachs stieffvatter, Hans Grunbach von Schorndorff, Jakob Greek, Pauls
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Peter Geffcken
deuten allerdings darauf hin, daß sie als Tochter des Ulmer Bürgers Georg Rem anzusprechen ist.338 Anna war nachweislich die Mutter aller Kinder Ulrichs und obwohl sie lange vor ihm starb - auch dessen einzige Ehefrau.339 Die von der
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Schetzer von Nördlingen genannt werden. In der Aufstellung erscheinen hochstiftische Lehen mit Getreidegülten von ca. 34 Schaff, ca. 35 fl. Haus- und Gartenzinse, 400 fl. Bargeld bei Ulrich Welser und persönliche Wertgegenstände. 1456 wurde die Pflegschaft aufgehoben (Aug. StadtA. Schätze 164 [Pflegschaftsbuch I] p. 341-344 [1455. VI. 19]). Noch vor dem 25. Mai 1456 wurden die Hochstiftslehen an Jakob Hämmerlin verkauft, und Grunbach verschwindet kurz darauf aus den Augsburger Quellen. Aug. StA. Lit. HSt. Aug. MB 481 Π f. 52 r [1442. VI. 6]: Item Johannes Grunbach hat die nachgeschriben guot Hansen seinem sune und Annen seiner elichen husfrawen uffgeben und die haben In in tragersweise emphangen Wilhelm Räm und Gilg Ravensburger und auch in Pflegersweise mit namen [..., (Lehen: u. a. ein Haus zu Augsburg vor unser frawen tor zu nechst gegen des Rämen geseß über die Straß zwischen des Örtwins und des Schmids von Weiden hüsern und ein Haus in sant Georgen pfarr)] Actum feria quarta post corpor. Xpr. Anno XLII. Nota die vorgenant Anna ist des alten Grunbachs und nit seirts suns weyb und husfraw. [Nachtrag: 1448. VII. 3] Die obgenant trager hand die obgeschriben des Grunbachs selig lehen uffgeben und sint zerteilt und hat Ulrich Welser die Lehen halb empfangen nemlich [= das Haus gegenüber dem Remen, die Hälfte des Hauses in der St. Georgen Pfarre, den halben Zehnt zu Lustenau] und ist der tail den des Grimbachs seligen wib gehabt hat. Item so hat Gilg Ravensburger von den obgeschriben lehen also als ein trager Hansen Grunbachs seligen sune empfangen [...]. Actum quarta ante Petri et Pauli XLVIII. Da Grunbach nicht aus Augsburg stammte und Besitzrechte der Frau und des Sohnes gesichert werden sollten, wurden die Lehentrager aus dem Umfeld der Frau genommen. Blutsverwandtschaft mit Gilg Ravensburger ist auszuschließen, da dieser auch zur näheren Verwandtschaft Ulrich Welsers zählte. Anna war demnach eine enge Verwandte des an erster Stelle genannten Wilhelm Rem, und Ravensburger fungierte als Mittrager, weil er, als Ehemann von Wilhelms Schwester Margarethe Rem, zur Schwägerschaft zählte. Diese Verbindungen und weitere Hinweise im Zusammenhang mit Augsburger Hausbesitz machen wahrscheinlich, daß Anna als Schwester Wilhelm Rems angesprochen werden darf. Trifft dies zu, so war sie eine Tochter des aus Augsburg stammenden Ulmer Kaufmanns [Geschlechter] Georg Rem (f 1448/49) und der Engel [=Agnes] Roth (früher: München. BayHStA. KU Salem 1411. Π. 3 [abgegeben an Baden-Württemberg, Lageort nicht ermittelt]). Auch nach seiner Übersiedelung nach Ulm 1427/28 versteuerte Georg Rem in Augsburg seinen Anteil am großen Hof der Rem in der Kautzengasse. 1449 wurde die Steuer von der Witwe, 1451-1453 - teilweise mit ausdrücklichem Verweis auf Besitzanteile Welsers - von den Erben entrichtet (Aug. StadtA: StB 1451 f. 7b: It. des Remen erben gesäß [ohne Zahlung], Ulrich Räm hatXguld. gelegt ufrechnung, StB 1452 f. 7a: It des Rämen gesäß, dt. Ravensburger- , StB 1453 f. 7a: domus est der Rämen, halb Walser und Ravenspurger— gyt Ravenspurger). 1454 übernahm schließlich Georg Rems Sohn Michael das Anwesen. Anna [Rem] (f 1464/71) dürfte um 1415/20 geboren und bei ihrer ersten Heirat noch sehr jung gewesen sein. Dagegen war sie deutlich älter als ihr zweiter Ehemann Ulrich Welser, den sie 1444/45 geheiratet hatte. Am 16. November 1464 ist sie letztmalig bezeugt (vgl. im folgenden Anm. 343). 1471 lebte sie nicht mehr; möglicherweise war sie kurz zuvor verstorben, da Ulrich damals das von ihr zugebrachte Wohnhaus seinen Töchtern Afra und Elisabeth vermachte (Aug. StA, Lit. HSt. Aug. NA 1681 f. 20 ν [1471. IV. 13]: Ulr. Welser hat mit meins gnedigen herrn wissen und willen seinen töchtern Afren und Eisbethen, so Anna sein husfraw selig verlaussen hat, uff die bemelt lehen ein vermechtnus getan also das sie oder ir ein, welich in überlebe, nach seinem abgang das gencmt lehen durch ihren trager empfangen auch innhaben und nyssen sollen [ablösbar von den Lehenserben mit 400 fl.], Act. Augusta,
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Überlieferung des 16. Jahrhunderts behaupteten Ehen Ulrichs werden also durch die Quellen widerlegt; falls diese Tradition überhaupt einen realen Kern besitzt, wäre allenfalls an eine fehlerhafte Zuordnung zu denken.340 Ab 1445 erscheint Ulrich Welser in den Steuerbüchern, versteuerte bis 1447 aber noch ausschließlich das Erbe Grunbachs. Seine persönlichen Vermögensverhältnisse werden zur Schwörsteuer 1448 faßbar, als die Hinterlassenschaft Grunbachs geteilt worden war; offensichtlich hälftig, wie man aus den Angaben zu den Lehen schließen kann. Demnach brachte Anna rund 1 100 Gulden Anschlagvermögen in die Ehe; der reale Wert dürfte über 1 500 Gulden gelegen haben, da zu ihrem Heiratsgut auch Liegenschaften zählten, u. a. das Grunbachsche Anwesen in der Pfarrei St. Georg, das Ulrich bis zu seinem Ende bewohnte. Von der Mutter hatte Ulrich demnach wohl rund 400 Gulden Anschlagvermögen als väterliches Erbe erhalten. Bis Mitte der 1460er Jahre können bei ihm Abtrennungen für Kinder ausgeschlossen werden; eine strukturelle Beeinflussung der Steuerdaten durch Erwerb von 'liegend Gut' ist jedoch anzunehmen. Faßbar ist aber bislang nur 1457 die Übernahme eines kleinen Hauses vom Bruder Bartholomäus,341 1459/63 der Kauf von 22 Gulden städtischem Leibgeding um ca. 262 Gulden342 und 1464 die Verleihung eines Hauses mit Hofsache, Garten und Baumgarten als Leibgeding des Domkapitels.343 Als schwierig erweist sich die Einschätzung der Vermögenswerte, welche die beiden ältesten Kinder erhielten. Bei der Tochter Anna344 deuten Indizien auf
340
341 342 343
344
in vigilia pasce LXXT). Nach dem Wortlaut der Stiftung bei den Karmelitern war Anna seine einzige Ehefrau. 1 53 7 war Jakob (Π) Welser der Name der Frau seines Onkels nicht mehr bekannt (J. M. v. Welser: Die Weiser [Anm. 1] Bd. 2. S. 4: hat der Alt Ulrich Welser ein N. zuo einem gemahel gehabt). Die 'Geschlechtsbeschreibung [1546]' nennt als Ehefrau dann Klara Behaim (München. BayHStA. Personenselekt 500 [Welser] Nr. 4. f. 4r: Junckfraw Clara Behaimin von Norimberg bürtig) und im 'Geschlechtsbüchlein' wird diese Angabe durch eine zweite Ehefrau Elisbabeth/ Anna Türckheimer 'ergänzt' (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] Bd. 1. S. 48: Clara Böheimin von Nürnberg und Elisabet oder Anna Thürckheimer). Denkbar wäre allenfalls, daß die behauptete Ehe mit Clara Beheim auf einer Verwechslung basiert, beispielsweise mit Georg (I) Welser, der die Gesellschaft in den 1470er Jahren in Nürnberg vertrat. Allerdings bieten die Nürnberger 'Heiratsbüchlein' [chronikalische Notizen] keinen Hinweis auf eine solche Verbindung, und die lückenhaften Ratspotokolle verzeichnen keine Ausleihung der Stadtpfeifer, wie dies bei Hochzeiten von Patriziern zu erwarten wäre (freundlicher Hinweis Karl Kohn, Nürnberg). Vgl. Anm. 244 A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 1672. Aug. StA. Lit. HSt. Aug. MB 980 f. 61v-63r [1464. XI. 16]: DK verleiht Haus, Hofsache, Garten und Baumgarten an Ulrich Welser und Ehefrau Anna als Leibgeding auf vier Leiber, darunter als neue Leiber Alexanders und Annen geswistergiten den Weisem irer kinder lib. Anna Welser (f 1469/70) wird im Revers der Karmeliter von 1500 als Greckin bezeichnet, hatte also geheiratet. Nach dem Wortlaut eines Leibgedingbriefs (vgl. Anm. 343) war sie Ende 1464 noch ledig und 1469/70 [vor X. 16] schon verstorben, wie dies ein Nachtrag im Leibgedingzinsbuch von 1469 und eine Buchung von 1470 belegt (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 1672; Aug. StadtA. BR 69 [1470] f. 204r..· It.XXII guldin Ulrichen Wellser nemlich ainliff guldin uff Allexander und Affra seine kind und die andern XI guldin
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Peter Geffcken
eine kurze, um 1468 geschlossene Ehe mit Jakob Greek,345 dem Schwiegervater seines Bruders Jakob (I). Nach Abtrennung ihrer Aussteuer beschwor Ulrich 1469 außerplanmäßig ein um 759 Gulden reduziertes Anschlagvermögen. Durch mitbeschworene Gewinne lag die tatsächlich ausgezahlte Summe aber sicher deutlich darüber; wahrscheinlich betrug sie 1 200 Gulden.346 Etwa in dieser Zeit dürfte auch der einzige Sohn Alexander347 den Franziskanerobservanten beigetreten
345
346
347
Elisabeth sein tochter, im und seinen erben. [Randvermerk:] Anna ist tout, stett auff Elsen allein). Anna wird auch 1471 nicht mehr erwähnt, als Ulrich seinen Töchtern eine Schenkung macht (vgl. Anm. 339). Durch die Fortschreibung einer älteren Vorlage wird sie falschlich noch einmal 1477 bei einer Leibgedingbuchung erwähnt (Aug. StadtA. BR 72 [1477] f. 149v). Anna dürfte etwa 1468 geheiratet haben, und bei den Vermögenswerten, die ihr Vater 1469 abtrennte, kann es sich nur um ihr Heiratsgut handeln. Anna starb nach kurzer Ehe; ihre Geburt ist wohl vor 1452 anzusetzen. Die 'Geschlechtsbeschreibung [1546]' bezeichnet ohne nähere Belege Jakob Greek als Schwiegersohn, was nach den faßbaren Daten aber sogar zutreffen dürfte. Greeks erste Ehefrau Anna Schmucker ist 1463 letztmalig sicher bezeugt, spätestens Ende 1465 war sie verstorben (Aug. StadtA: StB 1463 f. 22d, StB 1465 f. 24a). Da seine Ehe mit Ursula Hofmaier erst 1472/73 geschlossen wurde, könnte Jakob zwischen 1466 und 1471 eine zweite Ehe eingegangen sein. Die Steuerdaten bieten, da Grecksches Erbe ausgeschlossen werden kann, einen weiteren Hinweis: 1469 beschwor Jakob außerplanmäßig einen Zuwachs von 600 fl. AV, und im gleichen Jahr wurde bei Ulrich Welser die Aussteuer einer Tochter abgetrennt. Die Differenz zwischen dem beschworenen Zuwachs und der abgetrennten Summe widerspricht dem nicht: Wenn Jakob, nachdem er erst 1468 sein Vermögen neu deklariert hatte, auch 1469 eine Schwörsteuer leistete, so ist dies ein deutlicher Hinweis, daß die Aussteuer in 'liegend Gut' angelegt worden war. Außerdem fehlen bei den Ulmer Greek Hinweise auf eine Welserehe: Von seinen Brüdern war Johann schon in den 1450er Jahren verstorben, Martin (II, t 1480) mit Elisabeth Kraffit und Bartholomäus (ΙΠ, t 1497) mit Ursula Brandenburger verheiratet. Nur für Konrad (f vor 1491) ist eine Ehe bislang nicht ermittelt. Bei der Neuveranlagung wurden die nach der Schwörsteuer aufgelaufenen Vermögenszuwächse von 1467-1469 miterfaßt. Anhaltspunkte für deren Größenordnung bieten die Zuwächse in der zweiten Hälfte des Schwörsteuerintervalls. Sie lagen insgesamt bei 900 fl. AV, was einem durchschnittlichen Anstieg von 7,9% jährlich entspricht. Unterstellt man eine halb so hohe Zuwachsrate, so hätte der abgetrennte Betrag etwas über 1 200 fl. AV gelegen, bei 5% etwa um 1 450 fl. AV. Nach dem von Greek 1469 beschworenen Zuwachs dürfte Annas Aussteuer real 1 200 fl. betragen haben. Bei diesem Volumen kann demnach nicht ausgeschlossen werden, daß 1469 auch Vermögenswerte für Alexander abgetrennt worden waren. Alexander Welser (t 1516) wird in der 'Geschlechtsbeschreibung [1546]' als Barfußermönch in Söflingen bezeichnet (München. BayHStA. Personenselekt 500 [Welser] Nr. 4). Die Formulierung ist mißverständlich, da Söflingen ein Klarissenkloster war; allerdings bestand daneben eine Residenz der Franziskaner, die den Konvent betreute. 1480 wird Alexander Welser unter dem Guardian Sigismund Spindler als Novizenmeister des Tübinger Konvents genannt. Später folgte er Spindler nach Söflingen: 1486 wird Welser dort erstmals als Gehilfe des Beichtvaters Ägidius de Salice erwähnt, während Spindler das Amt des Predigers übernommen hatte. Noch bis 1513 läßt sich Welser als Gehilfe [socius] der mehrfach wechselnden Beichtväter fassen. Nach fast drei Jahrzehnten seelsorgerischer Tätigkeit wurde er schließlich 1514 von Alexander Grün abgelöst (Analecta Franciscana sive Chronica Aliaque Varia Documenta. Bd. 8. Hg. von den 'patribus collegii S. Bonaventurae'. Florenz 1946. S. 694, 703, 778; Karl Suso Frank: Das Klarissenkloster Söflingen, ein Beitrag zur franziskanischen Ordensgeschichte Süddeutschlands und zur Ulmer Kirchengeschichte. Stuttgart 1980 [Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm. Bd. 20] S. 132). Die Buchungen der Leibgedin-
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sein,348 denn die Erwähnung als Novizenmeister in Tübingen 1480 verweist auf längere Ordenszugehörigkeit und ein mittleres Alter. Welche Aussteuer der Orden erhielt, ist nicht faßbar; vermutlich wird man wie bei Nonnen aus Oberschichtfamilien einen Betrag in der Größenordnung von 200 bis 400 Gulden unterstellen dürfen. Das Heiratsgut der jüngeren Töchter wurde erst Ende der 1470er Jahren abgetrennt: 1 400 Gulden erhielt 1477 die mit Georg Hofmaier349 verheiratete Afra Welser,350 sicher den gleichen Betrag 1478 die mit Lukas Pfister351 verheiratete
348
349
350
351
ge erwähnen Alexander Welser bis 1516 (Aug. StadtA. BR 110 [ 1516] f. 150r: Item XI guldin her Allexander Walser, Barflisserordens [Randvermerk:] tod). Da die Auszahlungsvermerke in den letzten Jahren fehlen, ist aus der Buchung selbst nicht erkennbar, ob Alexander vor dem Zahlungstermin [ 1516. X. 16] oder kurz danach gestorben war. Nach dem Wortlaut des Leibgedingbriefs von 1464 war Alexander wohl das älteste Kind und zu diesem Zeitpunkt noch kein Ordensmitglied (vgl. Anm. 343). Berücksichtigt man das Alter der Schwester Anna, so ist seine Geburt um 1445/50 anzusetzen. Alexander könnte also schon Ende der 1460er Jahre in den Orden eingetreten sein. Georg (Π) Hofmaier (t 1505/ [1506]) war ein Sohn des Patriziers Georg (I) Hofmaier (f 1461/62) und der Ursula Dendrich. Er wurde 1448 geboren (Aug. StadtA. US 1450. ΙΠ. 12) und starb, wie die Buchungen seiner Leibgedinge erschließen lassen, wohl 1506 (Aug. StadtA. BR 99 [1505] f. 141v, 144v; BR 100 [1506] f,121v, 124r; BR 101 [1507] f,124v, 127v). Nach den Steuerdaten heiratete er 1476/77 Afra Welser (Aug. StadtA. StB 1476 f. 26c: It. Symetinger dt. 4fl. 3 ort, JörgHofmair dt. 60 dn 7fl.·, StB 1477 f. 7c: It. Ulrich Welser dt. 60 dn 46 fl., Jörg Hofmair dt.60 dn 14 fl., [seiner frawen heiratsgut 14 fl. = gestrichen]). Die Buchungen zum abgetrennten Heiratsgut lassen sich nur aus dem Kontext interpretieren. Einerseits reduzierte sich 1477 Ulrichs Steuer um 14 fl. [=1 400 fl. AV], und entsprechend wurde bei Hofmaier für das Heiratsgut der Ehefrau zuerst eine Zahlung von 14 fl. vermerkt. Die Buchung wurde dann nachträglich korrigiert, denn nach Einbeziehung der Aussteuer stieg Hofmalers Steuer nicht um 14 fl., sondern nur um 7 fl. Demnach waren die 1 400 fl. Aussteuer noch vor dem Steuertermin in 'liegend Gut' angelegt und anschließend nur noch mit halbem Wert versteuert worden. Wie seine rückläufigen Vermögensdaten andeuten, war Hofmaier nicht als Kaufmann tätig. 1488 heiratete er in zweiter Ehe Prisca Ridler (t 1490/91), die Tochter des Kaufmanns Stephan (I) Ridler und Witwe des Philipp (I) Meuting (f 1484/85). Afra Welser ( t [1483]. V. 24) dürfte um 1454/59 geboren worden sein. Ihren Jahrtag verzeichnet der Nekrolog von St. Georg mit verschriebener Jahreszahl (A. Haemmerle: Necr. Georg [Anm. 14] Nr. 596 [V. 24]: Affra Hofmayren uxor Georgii Hofmayr, 1583). Tatsächlich starb Afra 1483, da die Leibgedingbuchungen der Kinder Ulrich Welsers sie ab diesem Jahr nicht mehr erwähnen (Aug. StadtA. BR 76 [1483] f,126r [1483. X. 16]: It.XXIIguld. Ulrich Wällser nämlich XIguld. uff Allexander sein sun undXIguld. uff Elisabeth sein tochter). Kinder aus dieser Ehe sind nicht bezeugt. Lukas Pfister (f 1500/01) war der älteste Sohn des Kaufmanns [Kaufleute-Zunft] Leonhard (II) Pfister (f 1472) aus seiner zweiten Ehe mit Anna Lauginger ( t 1496/97) und somit ein Neffe der Ehefrau Lukas Welsers. Lukas ist ab 1478 als Schwiegersohn bezeugt (Aug. StadtA. StB 1478 f. 7d: It. Ulrich Welser dt.60 dn 30 fl., Lucas Pfister dt. 60 dn 28 fl.)·, da 'Ersthuser' normalerweise von der Kopfsteuer befreit waren, dürfte die Ehe aber schon 1477 geschlossen worden sein. Wie ihre Schwester im Vorjahr hatte Elisabeth Welser wohl 1 400 fl. Aussteuer erhalten, die - nach den Steuerdaten der Witwe Leonhard Pfisters - von Lukas mit 1 500 fl. (1 400 fl. Heiratsgut, 100 fl. Morgengabe) widerlegt wurden. Wohl wegen Ausgaben bei Gründung eines eigenen Haushalts wurde der Betrag von Lukas nicht voll deklariert: Statt 2 900 fl. versteuerte er 1478 nur 2 800 fl. 1499 erscheint Lukas als Leiter der
Peter Geffcken
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Elisabeth Welser. 352 Wohin 1478 dann weitere 2 0 0 Gulden flössen, ist nicht erkennbar. Ein kleinerer Vermögensrückgang zur Schwörsteuer 1480 läßt bei beiden Brüdern auf geschäftliche Einbußen schließen. Eine weitere Reduktion bei der Schwörsteuer 1492 dürfte auf Stiftungen oder Schenkungen an die noch lebenden Kinder zurückzufuhren sein. D a der geistliche Sohn nicht erbberechtigt war, fiel Ulrichs Vermögen schließlich an den Schwiegersohn Lukas Pfister und wurde von diesem seit 1498 versteuert. 353 Tab. 8:
Wachstumsraten des Vermögens von Ulrich (III) Welser
Steuerintervall
Basisvermögen
354
Veränderung
0 Veränderung
pro Intervall
pro Jahr
pro Jahr
(nominal)
(nominal)
(prozentual)
1449-1455:
1448: 1 500 fl.
1456-1462:
1455: 1 920 fl.
1 582 fl.
1463-1466:
1462: 3 502 fl.
1 058 fl.
1467-1472:
1466:4 560 fl.
900 fl.
1473-1475:
1472:4 700 fl.
1 300 fl.
433 fl.
9,2%
1476-1480:
1475:6 000 fl.
- 200 fl.
- 40 fl.
- 0,7%
1481-1486:
1480: 2 800 fl.
371 fl.
62 fl.
2,2%
- 400 fl.
< + ?>
- 67 fl.
-2,1%
1487-1492:
352
353
354
1486: 3 171 fl.
420 fl.
60 fl.
0 Veränderung
4,0%
226 fl.
11,8%
< + ?>
265 fl.
7,6%
150 fl.
3,3%
Augsburger Faktorei der Welser-Vöhlin Gesellschaft (Welser-Archiv. Handelsbuchfragmente 1499: Blatt E/N r [1499. ΠΙ. 4], Blatt K/V ν [1499. IV. 10], Blatt M/C v: [1499. IV. 23]). Elisabeth Welser ( t [1509], ΙΠ. 12) dürfte um 1455/60 geboren worden sein. Nach den Steuerdaten starb sie zwischen Dezember 1508 und Dezember 1509 (Aug. StadtA. StB 1508 f. 43a, StB 1509 f. 42c); Die Anlagebuchung der Leibgedinge belegt, daß sie Anfang 1509 noch lebte. Vor dem 16. Oktober 1509 muß sie verstorben sein, da nur noch 11 fl. Leibgeding ausgezahlt wurden (Aug. StadtA. BR 103 [1509]: It. XXIIguld. Ulrichen Wällsern, steen XI guld auff Allexander und XI guld. auf Eis Pflsterin [Randvermerk:] tod. Die Angabe des 'Geschlechtsbüchleins', daß sie am 12. März 1509 starb, dürfte also zutreffen (J. M. v. Welser. Die Welser [Anm. 1] Bd. 1. S. 49). Ihr Erbe verteilte sich auf vier Kinder: die Söhne Peter und Lukas (Π) sowie die Töchter Elisabeth und Anna. 1497 versteuerte Ulrich Welser noch 2 771 fl. AV. Bei der Schwörsteuer 1498 wird für sein hab keine Zahlung mehr verbucht, während Lukas Pfisters Anschlagvermögen um 6 020 fl. auf 14 100 fl. anstieg. Der ungewöhnlich hohe Zuwachs von 75% ist in seinem Fall nur durch externe Faktoren zu erklären. Lukas hatte demnach von Ulrich Welser das gesamte Erbe (etwa 2 500/3 000 fl. AV) übernommen. Grunddaten bei P. Geffcken: Schichtung (Anm. 19) Anhang. Tab. XH-XX: S. 98 [Tab. ΧΠ/156], S. 107 [Tab. ΧΠΙ/117], S. 113 [Tab. ΧΠΠ/40], S. 120 [Tab. XV/23], S. 129 [Tab. XVI/32], S. 137 [Tab. XVII/20], S. 151 [Tab. XVIH/74], S. 160 [Tab. XIX/83], S. 171 [Tab. XX/109], vgl auch Anm. 208.
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Tab. 9: Wachstumsraten des GesamtvermSgens der Welser-Gesellschafter (1449-1492)
Steuerintervalle
erfaßte
Basisvermögen
Veränderung
0 Veränderung
0 Veränderung
Teil-
pro Intervall
pro Jahr
pro Jahr
haber
(nominal)
(nominal)
(prozentual)
1449-1455:
4
1448: 7 800 fl.
3 608 fl.
1456-1462:
3
1455:9 390 fl.
7 792 fl.
1 113 fl.
1463-1466:
4
1462: 21 284 fl.
7 636 fl.
1 909 fl.
1467-1472:
4
1466: 28 920 fl.
9 070 fl.
1473-1475:
4
1472: 37 200 fl.
8 700 fl.
1476-1480:
4
1475: 45 900 fl.
- 533 fl.
1481-1486:
2
1480: 19 866 fl.
4 737 fl.
< +4234?>
1487-1492:
2
1486: 24 604 fl.
9 767 fl. < +6433?>
515 fl.
6,6%
10,3%
9,0%
1 512 fl.
5,2%
< 5,6%?>
2 900 fl.
7,8%
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8. Politische und gesellschaftliche Stellung der Welser Die politisch dominierende Gestalt unter den Brüdern war Bartholomäus (IV) Welser. Schon kurz nach seiner Heirat läßt er sich 1439 erstmals als Mitglied des Stadtgerichts erschließen, die einzige Institution, die ihm offen stand, solange sein Vater dem Rat angehörte.355 Nach dessen Tod könnte er noch 1446 als Nachrücker in dieses Gremium gelangt sein; erst die Wahlliste von 1447 bezeugt ihn jedoch ausdrücklich als Mitglied des Alten Rats. Die Wahllisten der Jahre 1448-1453 fehlen; anhand von Einzelbelegen läßt sich seine weitere Karriere aber wenigstens in Umrissen rekonstruieren. Da Wahlen üblicherweise auf zwei Jahre erfolgten,
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Nach der Augsburger Wahlordnung durften Verwandte 1. und 2. Grades nicht gleichzeitig im Rat [Kleiner Rat/ Alter Rat] oder im Gericht sitzen; gleichzeitige Wahl in den Rat und das Gericht war jedoch zulässig. 1439 wird Bartholomäus als Klagschatzer erwähnt, die bis 1466 ausschließlich aus dem Kollegium der Richter genommen wurden (Aug. StadtA. BR 41 [1439, lib. recept.] f. 13r: eingenomen von Barteime jung Wellser vnd Raphaeln Ridler vom Clagschatz 1439). 1443-1444 ist er erneut als Richter bezeugt (Aug. StadtA. Ratsbücher 4. p. 46, 84).
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saß er sicher noch 1448 im Alten Rat. 1449 ist er wieder als Richter bezeugt356, und auch 1450 dürfte er dieses Amt versehen haben. In den folgenden Jahren kann Gerichtszugehörigkeit ausgeschlossen werden;357 demnach dürfte Bartholomäus Anfang 1451 wieder regulär in den Alten Rat gewählt worden sein, rückte offensichtlich aber noch im gleichen Jahr als Ersatz für den Bürgermeister Hangenor in den Kleinen Rat auf.358 1452 dürfte er dann regulär - also auf zwei Jahre - in den Kleinen Rat gewählt worden sein359, und 1454 belegt ihn die Wahlliste dann ausdrücklich als neugewähltes Mitglied des Kleinen Rats.360 Für ständige Ratszugehörigkeit ab 1451 spricht auch, daß er schon 1454 als 'frei' gewählter Dreizehner dem engeren Führungszirkel angehörte.361 In den beiden folgenden Jahren leitete er als Baumeister die städtische Finanzverwaltung und wurde schließlich 1457 zum Stadtoberhaupt gewählt. Insgesamt neunmal bekleidete er das Amt des Bürgermeisters, dreizehn Jahre amtierte er als Baumeister, Einnehmer und Siegler und sieben Jahre als Steuermeister und Barchentungeiter.362 Dauer, Kontinuität und Rang seiner politischen Funktionen sind dabei deutliches Indiz für hohe Professionalität und weisen Bartholomäus als eine Art 'Berufspolitiker' aus. Als exponierter Vertreter der in der Herrenstube organisierten patrizischkaufmännischen Oberschicht, zählte er in der Umbruchphase von 1467-1478 zu den entschiedenen Gegnern des Zunftbürgermeisters Ulrich Schwarz,363 zog sich
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Aug. StadtA. BR 47 [1449, lib. distr.] f. 65v; München. BayHStA. Urk. Kurbayern 18821 [1449. XI. 13]; Aug. StA. Urk. DK Aug. 1376 [1449. XI. 29], Da 1451-1454 seine Brüder Johann und Lukas als Richter belegt sind, kann in diesen Jahren ein Richteramt des Bartholomäus ausgeschlossen werden (vgl. im folgenden Anm. 365). Im patrizischen Teil des Kleinen Rats sind zwischen 1449 und 1452 drei Veränderungen zu erkennen. Wohl zum Wahltermin 1452 hatte Johann Aunsorg, der kurz darauf aus Augsburg wegzog, zugunsten seines Verwandten Georg Aunsorg auf seinen Ratssitz verzichtet. Während der Amtsperioden erfolgten Ersatzwahlen für die verstorbenen Bürgermeister Konrad Vögelin ( t 1449) und Stephan Hangenor (f 1451. ΙΠ. 10). Nachfolger Vögelins wurde offensichtlich Gilg Ravensburger, der schon drei Jahre vor Bartholomäus (IV) Welser im Alten Rat bezeugt ist und 1449 erstmals als städtischer Gesandter fungierte (Aug. StadtA. BR 47 [1449] f. 53v), Nachfolger Hangenors offensichtlich Bartholomäus (IV) Welser, der erstmals 1451 als städtischer Gesandter genannt wird (Aug. StadtA. BR 48 (1451) f. 50r, 52r). Auch die Neuwahl zum Steuermeister 1453 läßt auf Zugehörigkeit zum Kleinen Rat schließen (Aug. StadtA. Ratsbücher 5. f. lr). Aug. StadtA. Ratsbücher 5. f. 5v. Aug. StadtA. Ratsbücher 5. f. 8r. Er bekleidete 22 Jahre zentrale Ratsämter (Bürgermeister: 1457, 1462, 1464, 1466, 1468, 1470, 1473, 1475, 1477; Baumeister: 1455, 1456, 1459, 1460, 1463, 1465, 1467, 1471, 1474; Einnehmer: 1472; Siegler: 1458, 1461, 1476) und sieben Jahre mittlere Ratsämter (Steuermeister: 1453, 1454, 1469, 1478, 1479, 1482; Barchentungeiter: 1481; Daten nach P. Geffcken: Schichtung [Anm. 19] S. 180-193 [Tab. 16/5-18]). Vgl. Jörg Rogge: Für den Gemeinen Nutzen. Politisches Handeln und Politikverständnis von Rat und Bürgerschaft in Augsburg im Spätmittelalter. Tübingen 1996 (Studia Augustana Bd. 6) S. 37-41,62, 78 f., 87, 89.
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nach dessen Sturz aber aus der vordersten Linie zurück. 364 Bis 1482 wirkte er noch als Dreizehner und Altbürgermeister im Hintergrund, während die Last der Amtsgeschäfte auf jüngeren Schultern ruhte; erst mit seinem Tod schied er aus dem Kleinen Rat aus. Als Ratsmitglied blockierte Bartholomäus (IV) auch politische Karrieren der Brüder. Zu seinen Lebzeiten beschränkten sich ihre öffentlichen Funktionen daher auf den Bereich der Rechtssprechung; 365 daneben waren sie als 'Wollgeschauer' tätig, 366 und Ulrich fungierte mehrfach als Viertelhauptmann in der Pfarrei St. Georg. Im April 1484 übernahm Lukas (I), knapp 60jährig, als Familiensenior den Ratssitz des Bruders. 367 Kurz darauf - vielleicht schon 1485, spätestens aber 1487 mit seiner Wahl zum Einnehmer - zählte er auch zum Führungszirkel der Dreizehner 368 und bekleidete beide Funktionen bis zu seinem Tod Ende 1494. D a der betagte Ulrich (III) keinerlei Ambitionen zeigte, in seine Fußstapfen zu treten, vollzog sich damals der Generationswechsel im politischen Bereich. In den Vordergrund trat nun der N e f f e Hieronymus Welser, den man konsequent zum politischen Repräsentanten der Familie aufgebaut hatte. Nach dem Tod seines Vaters Bartholomäus (IV) war er 1485 in den Alten Rat und 1494 in den Kleinen Rat 364
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Nach den faßbaren Daten dürfte Bartholomäus Welser 1451-1484 ohne Unterbrechung dem Kleinen Rat angehört haben. 1454-82 läßt er sich außerdem als ständiges Mitglied des engeren Führungszirkels (Dreizehner, Achtzehner [1476-78]) belegen oder erschließen. Richter: Johann (V) Welser 1451/52 (neu/ alt), 1456/57 (neu/ alt). Lukas (I) Welser 1453/54 (neu/ alt), 1459/60 (neu/ alt), 1466 (neu/1467 vorzeitig ersetzt). Ulrich (ΠΙ) Welser 1461/62 (neu/ alt), 1467 (neu, Ersatz für Lukas). Jakob (I) Weiser 1470/71 (neu/ alt), 1473/74 (neu/ alt), 1475 (neu/1476 ausgeschieden wegen Änderung der Wahlordnung). Außerdem werden Johann (V) Welser 1452, 1457 als Aynunger 'vom Gericht' und Jakob (I) Welser 1470, 1473 als Aynunger 'vom Gericht' und 1473 als Klagschatzer 'vom Gericht' erwähnt. (Aug. StadtA. BR 48. [1451, Lib.distr.] f. 69v, BR 49 [1452, Lib.rec.] f. 18v, Ratsbücher 5, 6, 7, 8, US 1451.1. 12; Aug. Archiv des Bistums Aug. Urk 13/9 [1451. X. 4]). Die Besetzung des Amtes der 'Wollgeschauer' [= Sachverständige bei der Qualitätskontrolle von Rohbaumwolle] ist nur lückenhaft überliefert. Einerseits fehlen für 1448-1453, 14631465, 1485-1488 und 1496-1499 die einschlägigen Ratsbücher, andererseits wurden in den erhaltenen Wahllisten die Inhaber kleinerer Ämter nicht immer vollständig notiert. Als Wollgeschauer amtierten: Lukas Welser 1456/57 (neu/ alt), 1464/ [1465? Angabe fehlt] (neu?/alt?). Ulrich Welser 1459/60 (neu/ alt ), 1469/70 (neu/ alt), 1473/74 (neu/ alt). Jakob Welser 1471/ [72? Angabe fehlt] ( neu/ [alt ?]), 1475/ [76? Angabe fehlt] (neu/ [alt?]). (Aug. StadtA. BR 1464 [Lib.rec.] f. 25r, Ratsbücher 5: f. 92v, f. 130v, Ratsbücher 6: f. 75r, f. 132r, Ratsbücher 7: p. 216, 257, 306, 352, 403, Ratsbücher 8: f. 5v, f. 27v, f. 94v). Aug. StadtA, Ratsbücher 10. f. 117v [1484. IV. 5] uff montag nach suntagJudica hat ain Ratt den Lucasen Welser an seines bruders seligen statt [...] uffgenomen ze Ratgeben. Lukas Welser wurde direkt nach seiner Aufnahme in den Rat zum Barchentungeiter (14841485) und im nächsten Jahr auch zum Steuermeister (1485-[1486?]) gewählt. Seine weitere Amtskarriere läßt vermuten, daß er 1485 als Ersatz fur den verstorbenen Lukas Herwart (f 1485. VI. 17) zum Siegler gewählt wurde und damit qua Amt auch zu den Dreizehnem zählte. Allerdings fehlen ab 1485 einige Wahllisten, so daß sich die Siegler und die 'frei gewählten' Dreizehner 'von Herren' 1485 und 1486 nicht belegen lassen. Spätestens seit seiner Wahl zum Einnehmer (1487, 1488, 1489, 1490, 1491, 1492, 1493, 1494) saß Lukas aber qua Amt im Ausschuß der Dreizehner (P. Geffcken: Schichtung [Anm. 19] S. 188 [Tab.16/13]).
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gewählt worden. Als Barchentungeiter und Steuermeister hatte er sogar schon eine mittlere Ratskarriere absolviert, als er 1495 zum Siegler gewählt wurde und damit auch die Nachfolge seines Onkels im Dreizehnerausschuß antrat. Nach weiteren Etappen als Einnehmer und Baumeister wurde er 1502 erstmals zum Bürgermeister gewählt und bekleidete dieses Amt im Zweijahresturnus bis zu seinem Tod 15 1 3.365 Einen Höhepunkt erreichte der direkte politische Einfluß der Welser zu Beginn des 16. Jahrhunderts, als die Familie zwischen 1503 und 1513 mit Hieronymus (I) und Lukas (II) Welser sogar zwei Dreizehner stellte.370 Nach dem Tod des Vaters war nämlich 1495 auch der junge Lukas in den Alten Rat gewählt worden. Wahrscheinlich im Jahre 1500 wechselte er als Nachfolger seines Schwiegervaters, des Bürgermeisters Sigmund Gossembrot, in den Kleinen Rat und wurde dann 1503, als Ersatz für den verstorbenen Anton Bach, mit dem Einnehmeramt betraut.371 Die politische Bedeutung der Welser im Spätmittelalter läßt also ausgeprägte Wechsellagen erkennen. Erst verhältnismäßig spät wurden sie in den Kreis der Ratsfamilien integriert, errangen unter Bartholomäus (I) und seinen beiden ältesten Söhnen dann in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine fuhrende Stellung, wobei es sicher kein Zufall ist, daß genau in dieser Phase Aktivitäten im Fernhandel faßbar werden. Eine Gemengelage von hoher Mortalität und wirtschaftlichen Schwierigkeiten führte um die Mitte des 14. Jahrhunderts, noch vor Einführung der Zunftverfassung, zum Verlust dieser Position, wobei vereinzelte 'Gastspiele' im Rat die Marginalisierung ihres Einflusses in der zweiten Jahrhunderthälfte sogar noch unterstreichen. Eine grundsätzliche Veränderung wird im beginnenden 15. Jahrhundert noch nicht erkennbar: Auch Bartholomäus (III) blieb - obwohl recht kontinuierlich in einem der Ratsgremien vertreten - eher politischer Hinterbänkler. Erst unter seinen Söhnen, nach fast einem Jahrhundert relativer Bedeutungslosigkeit, etablierten sich die Welser wieder an den Schaltstellen der Macht. Sowohl ihre Zahl als auch ihre seit den 1450er Jahren rasch ansteigende wirt-
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Hieronymus Welser (t 1513) erscheint schon zu Lebzeiten des Vaters 1479-1480 als Richter und fungierte 1481 bis mindestens 1491 als Wollgeschauer (Für die Jahre 1482, 1485-1488 fehlen direkte Belege. Da sich die Amtsbesetzung Anfang der 1480er Jahren verstetigte, ist jedoch von einer kontinuierlichen Tätigkeit bis 1491 auszugehen; spätestens 1495 war er aus dem Amt ausgeschieden). 1485 wurde er in den Alten Rat gewählt und ab 1486, in Nachfolge Lukas (I) Welsers, mit den mittleren Ratsämtern eines Barchentungeiters (1486-1487, 14901491, 1494-1495, [1496?]-1497) und Steuermeisters ([1487?], 1488, 1489, 1490, 1491, 1492, [1493?]) betraut. Ab 1495 saß er im Dreizehnerausschuß und amtierte als Siegler (1495, [1496?], [1497?], 1498), Einnehmer (1499, 1500), Baumeister (1501, 1503, 1505, 1507, 1509, 1511, 1513) und Bürgermeister (1502, 1504, 1506, 1508, 1510, 1512). (P. Geffcken: Schichtung [Anm. 19] S. 182-193 [Tab. 16/7-18]). Anstelle von Hieronymus wurde ab 1514 der Weiserschwiegersohn Georg Vetter zum Bürgermeister gewählt, der dann bis 1532 im Zweiahresturnus dieses Amt bekleidete. Lukas (II) Welser (t 1536) amtierte 1503-1525 als städtischer Einnehmer (P. Geffcken: Schichtung [Anm. 19] S. 189 [Tab. 16/14]). Er war also entgegen der Familientradition nie 'Kaiserlicher Einnehmer' (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] Bd. 1. S. 74 f.).
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schaftliche Bedeutung machte die Brüder zu einem Machtfaktor, empfahl die Familie für größere politische Aufgaben. Die Karriere von Bartholomäus (IV) wurde dabei erkennbar durch die Weiser-Gesellschaft gefördert, da sie seine wirtschaftliche Existenz absicherte und ihm die notwendigen Freiräume für seine Ämter gab. Die Chance eines raschen Aufrückens in die Ratsspitze bot dann das Ausscheiden einer älteren Gruppe patrizischer Bürgermeister und eine allgemeine Destabilisierung der politischen Verhältnisse als Folge krisenhafter Entwicklungen seit dem Ende des zweiten Städtekriegs. Die weitere Stärkung der politischen Stellung der Familie seit Mitte der 1480er Jahre war auch Folge des Aussterbens zahlreicher Patrizierfamilien: Eine kürzer werdende Personaldecke machte es fast zwangsläufig notwendig, die nach der Verfassung den 'Herren' zustehenden Positionen im Rat und in der Verwaltung, wenn nach dem Wahlrecht möglich, auch mit mehreren Angehörigen einer Familie zu besetzen, und diese Entwicklung begünstigte - im Vorfeld der Patriziatserweiterung von 1538 - die beiden zahlenstärksten und wirtschaftlich potentesten Patrizierfamilien Rehlinger und Welser in besonderem Maße. Das Konnubium der Welser orientierte sich während des gesamten 15. Jahrhunderts nie vorrangig an ständischen, genauer verfassungsständischen, Kriterien. Von 14 Weiserehefrauen dieser Zeit stammte nur eine einzige - auch sie Tochter eines Großkaufmanns - aus dem Augsburger Patriziat, ganz überwiegend kamen sie aus Kaufmannsfamilien, die politisch zu den Zünften und gesellschaftlich zur Herrenstube zählten. Die Heiratspolitik der Familie erscheint dabei in erster Linie von geschäftlichen, nur vereinzelt wie im Fall der Strauß, auch von politischen Erwägungen bestimmt. Allianzen mit grundherrschaftlich orientierten Familien des Patriziats oder aus dem Niederadel des Umlands wurden - in auffalligem Gegensatz zu den eng verwandten Egen/ von Argon - nicht gesucht, und diese Tendenz spiegelt sich auch in einem ambivalenten Verhältnis zu ländlichem Grundbesitz: Eine bewußte, längerfristig konzipierte Erwerbspolitik ist bei den Weisem auch im 15. Jahrhundert noch nicht erkennbar. Aktivitäten einzelner Familienmitglieder erweisen sich bei genauerer Betrachtung als Reaktion auf besondere Gelegenheiten, die sich über die Ehefrauen eröffneten. Schon bei Johann ist eine solche Konstellation zu beobachten: Sein Versuch, in den 1440er Jahren von den Miterben der Frau größere Teile eines ursprünglich Wieland'sehen Besitzkomplexes zu übernehmen, scheiterte allerdings an beschränkten finanziellen Mitteln. Erfolgreicher agierte Jakob (I), der, hauptsächlich über Aussteuer und Erbe seiner Frau, seit Ende der 1460er Jahre erhebliche Segmente alten Schmuckerbesitzes an sich zog. Für die Familie blieb dies noch ohne Bedeutung, da die Erbtochter schon kurz darauf alles weiterreichte. Nachhaltige Wirkung zeigte erst der dritte Anlauf dieser Art, vielleicht nicht zufällig auf dem Hintergrund der einzigen patrizischen Welserehe des 15. Jahrhunderts. Nach einer größeren Erwerbung von einem mütterlichen Verwandten bemühte sich Lukas (II) seit Ende der 1490er Jahre um die
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Übernahme des Grundbesitzes der im Mannesstamm erlöschenden Gossembrot.372 Es sollte aber noch über drei Jahrzehnte dauern, bis es, nach dem Tod der Schwiegermutter, schließlich zum Anfall von Untermeitingen kam, und um 1530 läßt sich mit Lukas (II) erstmals ein Mitglied der Familie im Besitz einer Ortsherrschaft fassen.373 Als besonderes Merkmal Weiserscher Heiratspolitik erweisen sich im 15. Jahrhundert auch die auffällig häufigen Ehen mit Töchtern von zugewanderten oder auswärtigen Kaufleuten. Erkennbar wird diese Tendenz schon zu Beginn des Jahrhunderts bei der Verbindung mit den geschäftlich aktiven Ridlern aus München,374 die bis 1400 in mehreren Linien nach Augsburg übersiedelten und sich kurz darauf auch in Nürnberg etablierten; aus Nördlingen und Ulm kamen die Väter von Anna Lauginger, Ursula Mörlin und Barbara Greek. Obwohl diese Zuwanderer - abgesehen von den Greek - dem Patriziat ihrer Heimatstädte entstammten, mußten sie in Augsburg den Zünften beitreten, zählten durch die Ehefrauen aber zum Kreis der Herrenstube. Bedingt durch andere Verfassungsregelungen wurde Anna Rems Vater dagegen ins Ulmer Patriziat aufgenommen, obwohl er in Augsburg Zunftmitglied gewesen war. Nur Elisabeth Meuting und wahrscheinlich Anna Peutinger gelangten erst durch ihre Heirat auf die Herrenstube, auffälligerweise die einzigen Weiserfrauen dieser Generation, bei denen beide Elternteile aus Augsburg stammten. In der nächsten Generation gab es drei Ehen mit Augsburgerinnen, von denen nur die Bürgermeistertochter Anna Strauß nicht durch Geburt zur Herrenstube zählte. Es überwogen Ehen mit Auswärtigen, die in drei Fällen zu dauerhafter Abwanderung führten. Komplettiert wird dieses Bild einer konnubialen Außenorientierung der Familie auch durch die Ehen der Weisertöchter in dieser Zeit. Von den dreizehn Ehe372
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1494 erwarb Lukas (Π) Welser von seinem Onkel Anton (I) Lauginger verschiedene Reichslehen im Raum Buchloe. 1498 empfing er einen von Georg Gossembrot gekauften Komplex von Hochstiftslehen zu Epfach (Aug. StA. Lit. HSt. Aug. NA 1685. f. 79r [1498. II. 12]) und 1502 kam es, unter Zustimmung von Bischof Friedrich von Zollern, zu einem Vertrag ('Gossembrottischer Pakt') zwischen Sigmund Gossembrots Witwe Anna Rehlinger, Georg Gossembrot, Lukas Welser und seiner Ehefrau Ursula Gossembrot, der letzteren die Erbfolge bei allen Gossembrotschen Gütern in Untermeitingen sicherte - auch den Hochstiftischen Mannlehen (S. Hiereth: Archiv Imhof [Anm. 14] S. 76 [Nr. 106], S. 253 [A 32]; Hans Bauer: Schwabmünchen, München 1994 [Historischer Atlas von Bayern. Teil Schwaben. Reihe 1. Heft 15]. S. 288). Zweifelhaft erscheint das überlieferte Datum, da Lukas schon 1501, unter Verweis auf diesen Vertrag, mit einem Drittelhof zu Untermeitingen belehnt wurde, den ihm Georg Gossembrot übergeben hatte (Aug. StA. Lit. HSt. Aug. NA 1685 f. 123r [1501. XII. 13]). Die Absprache erfolgte demnach wohl 1501, und 1502 wurde die Urkunde ausgefertigt. Lukas (Π) markiert wohl einen beginnenden Mentalitätswechsel in der Familie. Wenn Bartholomäus (VI) Welser (f 1561) sich in der Inschrift seines Grabmals als Kaiserlicher Rat und Dominus in Amberg bezeichnen ließ, so wird deutlich, daß auch er dem Kauf der kleinen Herrschaft Amberg bei Buchloe (1540) einen nicht unerheblichen Prestigewert zumaß. Vgl. meinen Artikel 'Ridler'. In: Augsburger Stadtlexikon (Anm. 18) S. 752 f.; Helmuth Stahleder: Beiträge zur Geschichte Münchner Bürgergeschlechter im Mittelalter. Die Ridler. In: Oberbayerisches Archiv 116. 1982. S. 115-180.
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partnern waren nur drei gebürtige Augsburger; acht stammten aus Kaufmannsund Patrizierfamilien anderer oberdeutscher Reichsstädte, wobei aber durchgängig ältere Verbindungen nach Augsburg erkennbar sind. Fünf von ihnen erwarben im Zusammenhang mit der Heirat Augsburger Bürgerrecht, nämlich Ulrich Ulistatt aus Nürnberg, Johann Müller aus Nördlingen sowie Lukas (II) Rem, Georg Vetter und Matthäus Herwart aus Ulm. Von den beiden anderen Ulmern war Jakob Greek schon im Zusammenhang mit seiner ersten Ehe nach Augsburg übersiedelt; Matthäus Rem blieb dagegen Ulmer Bürger, erst seine Witwe kehrte wieder nach Augsburg zurück. Auch die Heiratsverbindungen mit Konrad Vöhlin in Memmingen führte nicht zu einer Abwanderung. Aus dem Rahmen fallen die Ehen mit dem Herzoglich Bayerischen Kastner Michael Holzhaimer in Rain und dem bayerischen Adeligen Abenstorfer. Bei der zweiten, auch ständisch ungewöhnlichen Verbindung ist allerdings zu berücksichtigen, daß die Ehefrau Katharina Welser nur noch bedingt zum Heiratskreis der reichsstädtischen Elite zählte, da sich ihr Vater um 1458 im Herzogtum niedergelassen hatte und sie selbst schon in Bayern geboren wurde.
9. Die Gesellschaft der Welser-Brüder (1446- ca. 1496) Nach dem Tod des Vaters im August 1446 übernahm Bartholomäus (IV) als ältester der Brüder die Leitung der Geschäfte und blieb bis zu seinem Tod nominelles Oberhaupt der Gesellschaft Bartholomäus Welser & Gebrüder.375 Der Kreis der Teilhaber in den 1480er Jahren wird in zwei Ratsschreiben von 1486 umrissen, nach denen Lukas (I) und Ulrich (III) Welser für sich und Bartholome vnd Jacobs der Waellser irer gebrueder saeliger gelassen suene, tochtermänner und toechter
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Durch die Literatur geistert seit dem 19. Jahrhundert die Behauptung, daß die Brüder Bartholomäus (IV), Jakob (I), Lukas (I) und Ulrich (ΠΙ) 1473 die Welser-Gesellschaft gegründet hätten (Richard Ehrenberg: Das Zeitalter der Fugger. Geldkapital und Creditverkehr im XVI. Jahrhundert. Jena 1896. Bd. 1. S. 194; J. Strieder: Genesis [Anm. 99] S. 127), wobei offensichtlich auf Nachrichten 'in einer alten genealogischen Aufzeichnung' Bezug genommen wurde (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] Bd. 1. S. 42). Natürlich ist die Aussage in dieser Form falsch, die korrekte Altersreihung der Brüder läßt allerdings einen realen Kern vermuten. Vermutlich hatte der Urheber die Erwähnung der Handelsgesellschaft der vier Brüder zu 1473 in ein Gründungsdatum umgedeutet.
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wegen Forderungen gegen Stoiberger und Leipziger Bürger geltend machten.376 Fast vier Jahrzehnte hatten die Brüder im Handel zusammengearbeitet; als einziges 'Gründungsmitglied' wird Johann (V) Welser nicht mehr erwähnt. Für Bartholomäus ist eine direkte Beteiligung an Handelsgeschäften nur bis in die 1450er Jahre bezeugt: 1455 läßt er sich als Besucher der Frankfurter Herbstmesse fassen. Da er nicht nur Geschäfte abwickelte, sondern auch Unterhandlungen mit dem Frankfurter Rat führte,377 begann sich schon abzuzeichnen, daß ihn seine politischen Ämter zunehmend in Anspruch nahmen. Nachdem er 1457 erstmals zum Bürgermeister gewählt wurde, reduzierten sich die Möglichkeiten einer Beteiligung am Tagesgeschäft auch objektiv; allerdings wird man davon ausgehen dürfen, daß er - wenn sich die Gelegenheit ergab - Reisen im Auftrag der Stadt durchaus mit eigenen Geschäften verband. Bartholomäus scheint in erster Linie mit Koordinierungsaufgaben in der Zentrale betraut gewesen zu sein. Zu seinen Funktionen zählte die Leitung der Korrespondenz und, damit eng verbunden, die Wahrnehmung der rechtlichen Interessen der Firma. Bartholomäus vertrat also die Gesellschaft nach außen, besonders wenn es zu Auseinandersetzungen mit Geschäftspartnern kam. So ließ er 1464 in Augsburg Waren des Nürnberger Kaufmanns Johann Kolb arrestieren.378 1465 intervenierte er beim Rat wegen Forde-
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Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] IX: f. 23v-24r. Nr.52 [1486. IV. 25] Augsburg an Rat Stolberg: vnnser Ratzfruind Lucas Waellser vnd vnnser burger Virich Waellser gebruedere haben vnns von irselbs vnnd von weylent vnnsers Burgermaisters Bartholome vnnd Jacobs der Waellser irer gebrueder saeliger gelassen suene, tochtermänner vnnd toechter wegen zu erkennen geben wie In ewer burger Hanns Schmedichin vmb ain sum gellts, der sy längst entricht worden sein sollten, verschriben sy vormals diesen gegenwiirttigen vnnsern diener Joerigen Köllin zaiger des briefs mit gewallt zu euch abgefertigt vnnd Im soellich schulden von dem ewern gütlichen oder rechtlichen zu bekomen befolhen haben... Die Welser waren damals vom Rat um Aufschub gebeten worden und erwarteten nun, da keine Zahlung erfolgte, Förderung bei Eintreibung der Schuld. Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] IX. f. 24r-24v. Nr. 53 [1486. IV. 25] Augsburg an Rat Leipzig: haben vnns [...] zu erkennen geben wie ir sun vnd vetter Lucas Waellser der jünger als ain factor vnnd hanndler von Iren wegen mit einem der ewern Pauls Forweger genannt zuo Nuoremberg gehanndelt vnnd in ainer summ gellt, der er vor längst bezalt sein sollt, vertragt hab, darumbe derselb ir sun vnnd vetter vormaln diesen gegenwürttigen [...] zwischen demselben anwallt vnd des genannten ewers burgers dozemal ain vertrag uff gesatzet, ziht zuo betzalen gemacht, daruff Sebold Pawdernaß gut worden, vnnd in ewerm gerichtzbuoch eingeschriben [...]. Aktueller Anlaß für die nachdrückliche Eintreibung der Außenstände war die Regelung des Erbes der beiden verstorbenen Gesellschafter. Im konkreten Fall ist die summarische Erwähnung von Söhnen, Töchtern und Schwiegersöhnen also kein Beleg für eine Teilhaberschaft. Nachlaß Hektor Ammann. Akt Welser. Frankfurt. StadtA. Reichssachen 4856. Nr.7 [1455. X. 24]: Augsburg an Rat Frankfurt: Die Ratsfreunde Bartholomäus (IV) Weiser und Leonhard Pfister hätten von der Unterredung berichtet, daß das Westfälische Freigericht den Frankfurter Rat aufgefordert habe, den von ihm geächteten Augsburgern kein Geleit auf die Messe zu geben. Bitte der Achterklärung keine Folge zu leisten. Nachlaß Hektor Ammann. Akt Welser. Nürnberg. StA. Briefbücher 3 1 / 7 [1464. IV. 20]: Schreiben Nürnbergs an Augsburg wegen Beschlagnahme von 46 Tonnen Hering bei dem
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rungen in Köln.379 1477 klärte er in Donauwörth die Eigentumsverhältnisse an geraubten Waren,380 sorgte aber auch dafür, daß der städtische Gesandte Sigmund von Pappenheim in Brügge über ausreichenden Kredit verfügte,381 1478 intervenierte er beim Rat wegen Waren, die man in Bologna beschlagnahmt hatte,382 1482 machte er Forderungen in Mantua geltend,383 und noch im Januar 1484 verpflichtete er, wohl ebenfalls für die Gesellschaft, einen Augsburger Schuldner vor Gericht zur Zahlung einer kleineren Summe.384 Es ist deutlich erkennbar, daß der Welsersche Handel von seiner politischen Stellung profitierte. Wenn Ratsschreiben wie üblich auf seinen Status als Bürgermeister verwiesen, so signalisierte dies bei Streitigkeiten mit Auswärtigen ein besonderes Augsburger Interesse, und seine Funktion erleicherte es ihm natürlich, dafür zu sorgen, daß sich die Stadt auch nachhaltig für die Gesellschaft einsetzte. Außerdem dürften gerade in Oberdeutschland persönliche Kontakte zu Herrschaftsträgern und ihren Behörden es häufig ermöglicht haben, Probleme schon im Vorfeld auf informeller Ebene zu erledigen. Johann (V) Welser ist nur einmal im Dienst der Gesellschaft bezeugt: 1454 vertrat er die Interessen der Firma in Wien.385 Schon 1458, als er aus Augsburg verwiesen wurde, dürfte er ausgeschieden sein. Der mit ihm in Wien erwähnte
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Augsburger Leonhard Dietrich durch Balthasar Welser [Verschreibung für Bartholomäus (IV)] und andere Augsburger Kaufleute. Aug. StadtA. RSt. Literalien 1465. VII. 5: Augsburg an Rat Köln: Unnser lieber alter burgermeister Bartholome Wellser haut uns von wegen sein, ouch seiner gebruder, seiner und irer gesellschaft ansprach, wie Jacob Wellser seinpruder[...]. Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] VII. f.43r. Nr. 81 [1477. IV. 1]. Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] VII. f.68r. Nr. 125 [1477. VIII. 19]: Augsburg teilt Sigmund von Pappenheim mit, man habe mit Bürgermeister Bartholomäus (TV) Welser geredet, daß er und sein bruder ainem zu Prugk Flandere sässhaft [...] geschriben haben, uff das ir in unnsern notturften und in unnserm namen gelts notturftig seyent und das er euch sollich gellt sovil ir an im begern werdet, von unnsern wegen antworten sulle, daß sy im von unnser wegen wider widerumb ttss richten werden, uff das ir üch zu den selben Egllolf Müller fügen, im solliche der Waliser brief antwortten [...] sollet. Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] VII. f,104v. Nr. 179 [1478. Π. 11]: Augsburg an Rat Kempten: Bartholome Wällser, unser alter Burgermeister, hat uns von seiner und seiner Brüder wegen bericht [...]. Mantova. Archivio di Stato. Archivio Gonzaga, busta 439. carta 267 [1482. ΧΠ. 7 ] Einforderung von Restschulden bei Fürst Friedrich Gonzaga, Markgraf von Mantua [Illustris Celsitudinis] durch die Obsequiosissimi Bartholomeus Wällser et fratres eius in Augusta [...]. Aug. StadtA. Stadtgerichtsbuch 1484 f. 47 ν [1484.1. 18], Geschäfte der Welser in Wien sind nicht direkt bezeugt; Beleg ihrer Präsenz auf diesem Markt ist jedoch die Hilfestellung für die Hoy. Ein Wiener Kürschner hatte am 5. April 1454 Johann von Hoy und seiner Gesellschaft ein Haus verpfändet. Nach Tilgung der Schuld wurden die Welser beauftragt, die gerichtliche Aufhebung der Verpfändung zu veranlassen (Nachlaß Hektor Ammann. Akt Welser. Wien. StadtA. Satzbücher 59/ 61b [1454. X. 25]: Die geltschult hat ledig gesigt Hans Kursner, Hansen Welser diener nach laut ains gewaltbrief der pei dem puch ligt).
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Handelsdiener Johann Kürsner386 spielte im Handel der Welser offensichtlich auch weiterhin eine bedeutende Rolle: Indizien lassen in den Jahren 1455 bis 1457 häufige Abwesenheit von Augsburg erkennen, und 1461 übernahm er wohl die Leitung der Nürnberger Faktorei.
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Der Weiserdiener Johann Kürsner ist mit einem gleichnamigen Augsburger Bürger zu identifizieren, der sich ab 1452 in den Steuerbüchern fassen läßt (Aug. StadtA. StB 1452 f. 21a, StB 1453 f. 23b: 1 gld Vgr. II dn [= 303 fl AV], StB 1454 f. 23d: Igld VgrIIdn [= 303 fl AV], StB 1455 f. 25b:[ohne Zahlung], StB 1456 f. 25b: [ohne Zahlung], StB 1457 f. 23a: [ohne Zahlung], StB 1458 f. 22a: IIIguld.— juravit.[= 360 fl AV], StB 1459.f.23c: IIIguld. 1 Ib. [= 360 fl AV], StB 1460 f.22b: / 'Δ guld - X ß [=360 fl AV]). Seine selbstständige Steuerveranlagung (das Register des Steuerbuchs von 1448 erwähnt ihn noch nicht) steht wohl in einem Zusammenhang mit seiner Heirat; seine Geburt dürfte demnach um die Mitte der 1420er Jahre anzusetzen sein. Eine Herkunft aus Augsburg ist nicht sicher nachweisbar; vom Zeitansatz her könnte es sich vielleicht um den Sohn eines Hans Kürsner von Kyssingen handeln, der 1424 Augsburger Bürgerrecht erwarb (Aug. StadtA. Schätze 74 [Bürgerbuch I] f. 180r). Nur über die Steuerbücher, in denen Johann Kürsner ab 1461 nicht mehr genannt wird, läßt sich erschließen, daß er in diesem Jahr sein Augsburger Bürgerrecht aufgesagt hatte: Die Ratsprotokolle (Aug. StadtA. RB 6 [1458-1463]) erwähnen den Vorgang nicht; Nachsteuerzahlungen sind nicht faßbar, da die Einnahmerechnungen der Baumeister in diesem Jahr fehlen. Am 25. April 1461 erwarb er zu gehobenen Konditionen Nürnberger Bürgerrecht (Nürnberg. StA. Amts- und Standbuch 299 [pergamentene Bürgerliste] p . l l : Hans Kürßner von Augspurg ist burger worden actum ut supra [sabbato post Georgii mr.] et dt. X guld. Statwerung). Der Aufenthalt war allerdings nicht von Dauer. Sein Name fehlt in den Totengeläutbüchern, die seit Ende der 1450er Jahre zumindest die wohlhabenderen Nürnberger Bürger sonst vollständig erfassen (Nürnberger Totengeläutbücher I: St. Sebald 1439-1517, Π: St. Lorenz 1454-1517. Hg. von Helene Burger. Neustadt/Aisch 1961, 1967), was darauf schließen läßt, daß er sein Bürgerrecht wieder aufgegeben hatte. Schon dies ist ein deutlicher Hinweis, daß er wiederum identisch ist mit jenem Johann Kürsner ( t 1495/96), der - nun mit einem Schwiegersohn Georg Wieland - erneut ab 1473 in den Augsburger Steuerbüchern erscheint (Aug. StadtA. StB 1473 f. 25d, StB 1495 f. 33b). Bestätigt wird dieser Zusammenhang auch durch den Kaufbrief eines Hauses im Steuerbezirk 'Katharinengasse', das er Ende 1472 - wohl bei seiner Rückkehr nach Augsburg - mit seiner Frau Christina von dem Gewandschneider Friedrich Lang um 450 fl. erworben hatte (FuggerArchiv. FA 100, 2 [1472. XI. 3]). Die Urkunde war nämlich nicht wie sonst üblich nur vom Vogt oder Burggrafen, sondern an erster Stelle von Bartholomäus (IV) Welser gesiegelt worden. Diese Normabweichung bei Siegelung in fremder Sache verweist auf eine besondere Beziehung zum Spitzensiegler und ließe sich plausibel durch ein Dienstverhältnis erklären. Auch seine Vermögensverhältnisse sprechen für eine Identifikation mit dem Weiserdiener: 1473 versteuerte Johann Kürsner 700 fl. AV; da er auch 'liegend gut' besaß, dürfte sein Vermögen real aber 1 000 fl. erreicht haben. Ob er nach 1472 noch für die Welser tätig war, ist nicht erkennbar; spätestens 1486 verweist eine gemeinsame Steuerveranlagung auf Zusammenarbeit mit dem Schwiegersohn Georg Wieland ( t 1500), der als Gewerke in Rauris (Salzburg) ein bedeutendes Vermögen erwarb (Mark Häberlein: Artikel 'Wieland'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 930). Ein weiterer Johann Kürsner (Sohn? Verwandter?) wird 1474-1477 als Mitbewohner im Hause Lukas (I) Welsers genannt. Da er kurz darauf aus Augsburg zu verschwinden scheint, wäre zu klären, ob eventuell ein Zusammenhang mit einem gleichnamigen Prager Bürger besteht, dem 1481 der Verkauf von falschem Silber vorgeworfen wurde (Hans Schenk: Nürnberg und Prag. Wiesbaden 1969 [Giessener Abhandlungen zur Agrar- und Wirtschaftsforschung des Europäischen Ostens Bd. 46] S. 163).
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Die Expansion des Handels wurde hauptsächlich von den jüngeren Brüdern vorangetrieben. Über Nürnberg knüpfte Jakob (I) Welser als erster direkte Handelsbeziehungen in die Niederlande: 1447 werden auf der Messe in Bergen-opZoom Fristen für Zahlungen an Jacop Welser van Augspungk ende synder gheselschap vereinbart,387 im folgenden Jahr läßt er sich, ausdrücklich als Nürnberger Kaufmann bezeichnet, in Brügge nachweisen.388 In den Büchern der Brügger Filiale des Bankhauses Giovanni Salviati & Giovanni da Rabatta erscheint Jakob dann 1462 als Empfänger verschiedener Wechsel aus London, an denen die Häuser Corboli, Giovanni Frescobaldi, Giovanni Strozzi und Gherardo Lefevre beteiligt waren,389 und 1464 erhielt er von der Welser-Gesellschaft 393 Brügger Pfund angewiesen, wobei die Transaktion wiederum über Giovanni Strozzi in Venedig abgewickelt wurde.390 Die Präsenz in den Niederlanden läßt darauf schließen, daß Ende der 1440er Jahre auch schon Beziehungen nach Köln bestanden, obwohl sie sich erst wesentlich später in den Quellen niederschlagen. Als Geschäftspartner werden hier 1461 Abel Kalthoff, Wilhelm Hoekeshoven, Anthoenis Swane391 und 1465 Irmgirt, Witwe des Burkhart van Beeck392 erwähnt. Kontinuitätsstränge lassen hauptsächlich engere Beziehungen zur Gesellschaft Peter van Stralen & Abel Kalthoff vermuten, denn als Mitarbeiter der Firma ist 1447 der Stralenenkel Johann van Lenderinchusen bezeugt, über den Jakob hier später seine Gewürzgeschäfte abwickelte:393 Die Kölner Akziserechnungen von 1460-1469 belegen Ja-
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Bergen-op-Zoom. Gemeentearchief. SA 5122 (Rentebrieven en Recognities 1445-1449). f. 152r [1447.1. 18]: Anno p(re)dicto et eod(em) die in p(rese)ncien van Ja(n?) Hermanss(en) ende Gheert Claeus sone gheloef de Peter Willems sone in des scoutet hand by trouwe(n) ere(?) ende zek(er)heyden te vernueghene Jacop Welser van Augspungk en(de) synder gheselschap vander sommen van XXIII lib. XVI grote vl(a)ms ghelts nu in dese toecommende weke ende wert noch XXlib. grote vl(a)ms ghelts XIIIIdaghe(n) naepaesghe(n) [...]. Brügge. Stadsarchief. Register der civilen Sentencien I. f. 71v [1448. ΧΠ. 30]: Die Schoppen von Brügge entscheiden, daß Anthonise Bonin (?) schuldig ist Jacoppe Welser coopman van norenbergch de somme van XXIX lb Vβ vl[ams\ Text in vorliegender Kopie schwer lesbar; freundliche Mitteilung Prof. Dr. Stuart Jenks, Erlangen. Pisa. Archivio della scuola superiore normale. Archivio Salviati. Serie 1. Nr 24/ 25 [Brügge 1462. XI. 4]: Kontogutschrift Jacopo Belzere alamanno[...]. Freundliche Mitteilung Dr. Kurt Weissen, Basel. Pisa. Archivio della scuola superiore normale. Archivio Salviati. Serie 1. Nr. 24/.2S [Brügge 1464. X. 18]: Kontogutschrift Jakob (I) Welser fur Überweisung von Bartolomeo Welzer e frategli alamanni [...]. Freundliche Mitteilung Dr. Kurt Weissen, Basel. B. Kuske: Kölner Handel [Anm. 14] Bd. 3. S. 223 [1461. ΠΙ. 1]: Joeris Heberyng bevollmächtigt für sich und Bartholomaeus Weisser van Ausberg ind synre geselschaft vor dem Kölner Gericht Hermann Kreuwell zer Kronen up Heumart mit der Eintreibung von Forderungen bei Abel Kalthoff, Wilhelm Hoekeshoven und Antoenis Swane. Aug. StadtA. RSt. Literalien 1465. VII. 5 Franz Irsigler: Die wirtschaftliche Stellung der Stadt Köln im 14. und 15. Jahrhundert. Wiesbaden 1979 (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Beiheft 65) S. 88,299 f., 302.
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kob Welser dabei als einen der fuhrenden Pfefferimporteure dieser Jahre.394 Außerdem erscheint er 1466 als Besucher der Frankfurter Messe. 395 Der gesamte Handel der Welser-Gesellschaft nach den Niederlanden wurde wohl über Nürnberg abgewickelt, und Jakob (I), der hier die Verantwortung trug, ist sicher als Leiter, vielleicht sogar als Initiator, des Nürnberger Geliegers anzusprechen. Daß die Geschäfte auch schon nach Norden und Osten - ζ. B. Sachsen und Böhmen ausgriffen, erscheint naheliegend, läßt sich für die Frühzeit aber bislang nicht nachweisen. D i e Kölner und Brügger B e l e g e zeigen deutlich, daß sich mit Jakobs Rückkehr nach Augsburg 1461 an seiner Zuständigkeit für den Nordwesten zunächst nichts änderte. O f f e n bleibt, wie lange er in diesem Raum noch persönlich präsent blieb, denn ab den 1470er Jahren fehlen bei ihm B e l e g e für Handelsaktivitäten. Es wäre durchaus denkbar, daß er sich, als er - über zwanzig Jahre nach seinen jüngeren Brüdern - 1468 endlich geheiratet hatte, allmählich aus dem mit anstrengenden Reisen verbundenen Tagesgeschäft zurückzog. Seine Funktionen könnten hier zunehmend v o n Georg Hebenring 3 9 6 übernommen worden sein, der 394
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Nach den Akziserechnungen 1460-69 leistete Johann van Lenderinchusen in diesem Zeitraum Abgaben für mindestens 3 392 Pfund Pfeffer, die Jakob (I) Welser nach Köln geschickt hatte. Da die Rechnungen nur Waren erfaßten, für die die Akzise gestundet wurde, könnten die tatsächlichen Einfuhren aber weit höher gelegen haben. Mit dieser Menge stand Jakob (I) Welser an 7. Stelle der Kölner Importeure; in den Rechnungen 1452-1459 und 1470-1478 wird er nicht erwähnt (F. Irsigler: Stellung Köln [Anm. 393] S. 299 f.). Die Buchungen sind undatiert, lassen also nicht erkennen, ob die Lieferungen den gesamten Zeitraum oder nur einige Jahre abdecken (freundlicher Hinweis Prof. Dr. Irsigler, Trier). Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] VI. f. 66T. Nr. 181 [1466. IX. 13]: Augsburg warnt Sigmund Gossembrot, Jakob (I) Welser und andere so in der mess zu Franckfurt sein vor einem geplanten Überfall. Georg Hebenring (f 1491/[92?]) dürfte um 1425/30 in Augsburg geboren sein und stand anfänglich im Dienst von Lukas (I) Welsers Schwager Leonhard Pfister (Aug. StadtA. BR 48 [1451] f. 1 lOr: [1451. VI. 5] Recepit die LX guld. Jörig Hebenring dez Pfisters schryber vff sampstag nach dem vffartag anno LI). Vermutlich ledig und meist 'außer Landes' tätig, läßt sich Georg Hebenring in seinen jüngeren Jahren in den Steuerbüchern nicht fassen. Erst um 1479 nahm er seinen Wohnsitz wieder in Augsburg und wurde sofort mit 1 000 fl AV zur Steuer veranlagt. 1480-1490 versteuerte er 800 fl AV (Rückgang wohl bedingt durch Hauskauf), 1491 wird er - ohne Zahlungsvermerk - noch einmal in den Steuerbüchern genannt und ist im folgenden Jahr verschwunden (Aug. StadtA. StB 1479 f. 29b, StB 1480 f. 2a, StB 1490 f. 2a, StB 1491 f. 2a, StB-Register 1492). Seine günstige wirtschaftliche Lage verweist auf eine wichtige Rolle im Handel der Welser, denn die bescheidenen Verhältnisse der Familie schließen aus, daß Georg sein Vermögen geerbt hatte. Johann Hebenring d.Ä. (14551492), ein vermögensloser Schneider (Aug. StadtA. StB 1455 f. 8d, StB 1462 f. 23d, StB 1475 f. 18c, StB 1486 f. 21b, StB 1492 f. 20b), läßt sich als Bruder Georgs fassen (A. Haemmerle: Ulrichsbruderschaft [Anm. 14] Nr. 968: Hebenring Jörg und Hans und Dorothea ihre schwester). Auch Ulrich Hebenring (1455-1499) ist als Bruder oder naher Verwandter anzusprechen, da er 1479-1491 bei Georg wohnte. Er scheint in den 1450er Jahren für die Hoy-Gesellschafit tätig gewesen zu sein und läßt sich 1482 als Handelsdiener des Ulrich Arzt belegen (M. Jansen: Anfänge Fugger [Anm. 238] S. 100, 108). Wirtschaftlich war er nicht so erfolgreich wie Georg: sein Anschlagvermögen stieg 1455-1472 gerade von 13 fl auf 100 fl und blieb danach bis 1490 unverändert (Aug. StadtA. StB 1455 f. 25d, StB 1472 f. 2a, StB 1475 f. ld, StB 1480 f. 2a, StB 1486 f. 2a, StB 1490 f. 2a).
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1461 als Handelsdiener der Welser in Köln genannt wird, und Hebenrings Rückkehr nach Augsburg 1479 ist vermutlich als Indiz zu werten, daß nun den Weisersöhnen verantwortungsvolle Aufgaben übertragen wurden. Die Handelsorganisation der Welser blieb in diesem Raum insgesamt recht flexibel: Faktoreien sind nördlich der Main-Linie nicht erkennbar; man zog es offensichtlich vor, mit ortsansässigen Kaufleuten zusammenzuarbeiten, die als Kommissionäre die Interessen der Firma vertraten, wenn kein Geselle der Welser präsent war: In Köln beispielsweise mit dem schon erwähnten Wirt Johann van Lenderinchusen und in Brügge mit dem aus Augsburg stammenden Egloff Müller.397 Da Nürnberg wegen seiner zentralen Position im mitteleuropäischen Handel für die großen Augsburger 397
Egloff Müller [niederdeutsch: Moelner] (f 1493/1504) war ein Sohn des Augsburger Kaufmanns [Kramer-Zunft?] Johann (I) Müller (f 1458/59). Der Modus der Bereitstellung und Abrechnung von Geldern für einen Augsburger Gesandten 1477 belegt, daß Müller damals in dauerhaften Geschäftsbeziehungen zu den Welsern stand (vgl. Anm. 381). Mit seinen Brüdern Johann 'Wassermüller' (f 1491) und Sebold (f 1489/ 90) wird Egloff 1458 als Augsburger Bürger erwähnt (Aug. StadtA. RSt. Literalien 1458.1. 26). 1457-1458 verzeichnen die Kölner Rechnungen für ihn 400 Mark Akziseschulden für Drugwarenimporte im Wert von 40 000 Mark, die im Juli 1458 durch seinen Kölner Wirt Johann van Beeck teilweise beglichen wurden. Da er damals kein eigenes Vermögen besaß und frühestens 1462 sein Erbe erhielt, ist eine Tätigkeit als selbständiger Kaufmann zu diesem Zeitpunkt auszuschließen. Es wäre zwar denkbar, daß er als Handelsdiener für den Vater und/oder Bruder tätig war; allerdings ist bei der Familie keine dynamische Vermögensentwicklung zu erkennen, und für eine kleinere Firma, deren Teilhaber im Schwörsteuerintervall 1455-1461 insgesamt nur 3 220 fl AV versteuerten, erscheint die Größenordnung der Umsätze zu hoch. Es drängt sich also die Vermutung auf, daß entweder die Müller als Kommissionäre oder Egloff Müller als Handelsdiener für eine große Augsburger Gesellschaft arbeiteten. Auf Grund der 1477 faßbaren Verbindungen ist nicht auszuschließen, daß es sich dabei um die Welser-Gesellschaft gehandelt haben könnte; deutlichere Indizien weisen jedoch auf die Meuting-Gesellschaft: 1461/62 heiratete Egloffs Bruder Sebold eine Schwester des Meuting-Faktors Georg Roggenburger (Ludwig Meutings Nichte), sein späterer Kompagnon Clais Pirckhaimer [=Nicolaus Berkhaimer] ( | 1484/86) ist 1465-1469 als Handelsdiener der Meuting bezeugt, und noch 1479 sind Geschäftsbeziehungen zwischen Egloff Müller und Ludwig Meuting faßbar (F. Irsigler: Stellung Köln [Anm. 393] S. 299, 300, 301, 304, 308, B. Kuske: Kölner Handel [Anm. 14] Bd. 2. S. 159f. Nr. 386 [1465. VIII. 25]; R. Ehrenberg: Zeitalter [Anm. 375] Bd. 1. S. 188 Anm. 2 [1479. X. 25]; Kurt Weissen: Florentiner Bankiers und Deutschland (1275-1475). Kontinuität und Diskontinuität wirtschaftlicher Strukturen. Habilitationsschrift Universität Basel 2000, Kapitel G 4 / 4. 5 und Anhang 7). Erst in den 1470er Jahren, nachdem Berkhaimer 1468 die Witwe eines Kölner Bürgers geheiratet hatte, könnte sich also die von Irsigler herausgestellte Firma 'Egloff Moelner & Clais Pirckhaimer' formiert haben. Sie erscheint in erheblichem Umfang auf Kommissionsgeschäfte für oberdeutschen Firmen spezialisiert, denn Berkhaimer war beispielsweise 1473-1475 für den Augsburger Kaufmann Balthasar Wolff tätig (B. Kuske: Kölner Handel [Anm. 14] Bd. 3. S. 46f., S. 295 Nr. 190). Für Egloff Müller sind außer zu Meuting und Welser 1471 auch Geschäftsbeziehungen zur Nürnberger Zeringer-Gesellschaft belegt (Wolfgang von Stromer: Die Zeringer. Steirisch-Nürnberger innovatorische Montanunternehmer und Fernhändler im 15. Jahrhundert. In: Festschrift Othmar Pickl zum 60. Geburtstag. Graz 1987. S. 616, 631). Egloff Müller scheint sich dauerhaft in Brügge niedergelassen zu haben. Noch 1493 wurde für ihn in Augsburg Erbe vernachsteuert; 1504 war er nicht mehr am Leben (Aug. StadtA. StB 1493 f. 28c, StB 1504 f. 41a, StB 1505 f. 40b, StB 1506 f. 40d).
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Firmen herausragende Bedeutung besaß, ist davon auszugehen, daß auch nach Jakob (I) Welsers Rückkehr in die Heimat das Gelieger hier weiterbestand. Es ist demnach kaum ein Zufall, daß im April 1461, zwei Monate bevor Jakob sich in Augsburg niederließ, der schon als Weiserdiener erwähnte Johann Kürsner Nürnberger Bürgerrecht erwarb. Auch wenn konkrete Nachrichten über seine Aktivitäten hier bislang fehlen, läßt das zeitliche Zusammenfallen der Wohnsitzwechsel nur den Schluß zu, daß man ihm die Leitung des Nürnberger Geliegers übertragen hatte, denn als wohlhabender und erfahrener Kaufmann kam er für eine untergeordnete Aufgabe sicher nicht in Frage. Als Kürsner Ende 1472 wieder nach Augsburg zurückkehrte, dürfte er seinerseits von Georg (I) Welser abgelöst worden sein. Unter der Leitung von Lukas (I) Welser wurde der Handel nach Süden ausgebaut. Bei einer unzureichenden Aufarbeitung der italienischen Quellen lassen sich die Etappen dieser Entwicklung allerdings nur in Umrissen skizzieren. Schon 1446 wird Lukas in Venedig erwähnt, als er durch Ott Ruland größere Beträge nach Ulm überweisen ließ.398 Im selben Jahr verzeichnet das Brügger Hauptbuch des Florentiner Bankhauses Bernardo Cambi & Antonio da Rabatta eine Überweisung der chonpagnia da Lucha Valsera e Jachopo Martini nach Brügge, wobei das Wechselgeschäft über die venezianischen Bankiers Giovanni Teghiami und Antonio Partini abgewickelt wurde.399 Da die Firma offensichtlich in Venedig operierte - die Partner werden auch als Deutsche gekennzeichnet - und Lukas Welser genau in dieser Zeit hier bezeugt ist, kann eigentlich kein Zweifel an seiner Identität bestehen. Irritierend ist allerdings, daß Lukas nicht als Teilhaber der Weiser-Gesellschaft aufscheint und damals noch kein eigenes Vermögen besaß. Dies nährt den Verdacht, daß es sich nicht um ein wirtschaftlich selbständiges Unternehmen handelte, sondern eher um einen Zusammenschluß auf Zeit, hinter dem andere Gruppen standen. Da sich Jacomo Martini wahrscheinlich als Bartholomäus (IV) Welsers Schwager Jakob Meuting identifizieren läßt,400 könnte die Fir-
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Ott Rulands Handlungsbuch (Anm. 14) S. 4 [1446, nach V m . 24]: Item das ich geschickt hab pey dem Chunrat Kemmlin 700 ungrisch und duggaten und 77 guldin ungrisch und duggaten; die hat der Kemmlin von Lucas Weisser enpholch zu Venedig - dt. dem Griesinger von Ulm 500 von daz Peter Merlins wegen, und me 250 duggaten aussgericht dem Griessinger von daz Conratz Ungelters wegen von Ulm [...]. Paolo Baglioli: Uno Squadro alia piazza di Bruges nel delicato periodo 1435-1458 attraverso il libro personale di Bernardo Cambi. Laureat 1966/67 Florenz (masch). (Quelle: Firenze. Biblioteca nationale centrale. Fondo Ginori Nr. 8. carta 17/ carta 19 [Brügge 1446. X. 13]). Die Bezeichnung der Bankiers als 'Giovanni Teghiacci' und 'Antonio Pertini' (recte: Teghiami, Partini; freundlicher Hinweis Dr. Kurt Weissen, Basel) mahnt zur Vorsicht bei den Namenslesungen Bagliolis. Sowohl in einem Rechnungsbuch der Medici (Venedig 1436) wie in den Geschäftsbüchern der Spinelli erscheinen die Meuting zumeist als Mantini (freundlicher Hinweis Dr. Kurt Weissen, Basel). Wahrscheinlich war diese Schreibweise also auch bei anderen florentiner Banken üblich, und die Wiedergabe bei Baglioni als 'Martini/ Martyni' ist auf einen Lesefehler zurückzuführen. Tatsächlich ist fxir Ludwig Meuting auch ein Bruder Jakob Meuting bezeugt
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ma eine Art 'joint venture' der Welser- und der Meuting-Gesellschaft g e w e s e n sein. 401 Danach werden venezianische Aktivitäten erst wieder faßbar, als die Strozzi 1464 fur die Welser-Gesellschaft einen größeren Betrag an Jakob Welser in Brügge überwiesen. In den 1470er Jahren ist, durch Erwähnung v o n 'Legerherren', die Existenz einer Faktorei dann ausdrücklich bezeugt, und Indizien verweisen auf ihren Fortbestand bis in die 1490er Jahre.402 Augsburger Quellen bieten auch Hinweise auf das Personal. Spätestens in den 1460er Jahren war Konrad (II) Schneider 403 in Venedig fur die Welser tätig, vielleicht auch Leonhard (I) Wild, 404
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(Aug. StadtA. Ev. Wesensarchiv. Nr. 176 [1450. XI. 29]), der - wie Lukas (I) Welser - 1446 noch nicht selbstständig steuerte. Gerade in Italien lassen sich auch kurzfristig angelegte Gesellschaften unterschiedlichster Ausgestaltung beobachten. Es erscheint also durchaus möglich, daß Bartholomäus (IV) Welser und sein Schwiegervater Johann Meuting d. Ä. (t 1448) zur Abwicklung gemeinsamer Geschäfte in Venedig eine Firma gegründet hatten, wobei nach außen Lukas (I) Weiser und Jakob Meuting (t 1450/51) als Gesellschafter auftraten. Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] VII. f. 104v. Nr. 179 [1478. Π. 1]. 1488 wird Hieronymus Welser in Venedig erwähnt (vgl. im folgenden Anm. 435), und 1491 half man einem städtischen Boten mit Geld aus (Aug. StadtA. BR 85 [1491] f. 49r [1491. VIE. 27]: It. VIIIfl II lb III β II dn hatt verrait und eingenomen Lucas Wällser [...] und ist ain guldin darinn verrat! so dem Meceloher zu Venedig gelihen. Konrad (II) Schneider (f 1483), wohl Ende der 1430er Jahre geboren, war ein Sohn des Webers Konrad (I) Schneider ( t 1457/58). Ab 1458 wird er in den Steuerbüchern erwähnt und dabei als Gast (Kreis vor dem Namen) und zu Venedig wohnhaft bezeichnet (Aug. StadtA. StB 1461 f. 2c: It. Ρals Beck [...], ο jung Schneider ze Venedy [ohne Zahlung], StB 1462 f. 2d: It. Pals Beck [...], ο jung Schneider-nit burger [ohne Zahlung]). 1458-1463 sowie 1467-1468 verzeichnen ihn die Steuerbücher im Haus des Barchentspekulanten Paul Müller, seines Schwagers (vgl. meinen Artikel 'Müller I'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 664; Aug. StadtA. StB 1458 f. 2c: It.Pals Müller [...], ο Conrat Schnider [ohne Zahlung], StB 1468 f. 2d: It. Pals Müller.[...], Conrat Schnider [gestrichen] aput Wellßer) und 1465-1466 bei Lukas (I) Welser (Aug. StadtA. StB 1465 f. 24b: It.Lucas Welser [...], z[ug] Cunrat Schneider [ohne Zahlung], StB 1466 f. 22d: It.Lucas Welser [...], Cunrat Schnider-nil-ist kain burger). Der Verweis von 1468 zeigt, daß Schneider auch in Jahren, in denen er bei Müller verbucht wurde, für die Welser tätig war, vielleicht also schon seit den 1450er Jahren. Um 1468/69 heiratete er Walburga, eine Tochter des Andreas Fugger. Die Fuggerchronik bezeichnet ihn als vleissigen und haabhaften Schreiber in der herrn Welser schreibstuben in Augspurg, Conrat Schneider genannt (Die Chronik der Familie Fugger vom Jahre 1599. Hg. von Christian Meyer. München 1902. S. 6), vielleicht ein Hinweis, daß er auch nach seiner Rückkehr nach Augsburg noch für die Welser tätig war. Da die Witwe 1486 als Teilhaberin ihres Bruders Lukas (I) Fugger aufscheint, dürfte er später mit dem Schwager zusammengearbeitet haben. Leonhard (I) Wild ( t 1508/09), wohl Ende der 1430er Jahre geboren, war ein Sohn des Webers Ulrich Wild (t 1474/75). Für den ab 1458 faßbaren, 1461-1469 ausdrücklich in Venedig bezeugten Leonhard steuerte anfänglich der Vater (Aug. StadtA. StB 1461 f. 7a: sein sun ist zu venedy, StB 1469 f. 6c: sein sun Lienhart zu Venedy). Nach dessen Tod zahlte Leonhard als Abwesender nur eine kleine Vertragssteuer, die dann auf 20 fl. stieg, als er um 1507 nach Augsburg zurückkehrte und Paktbürger wurde. Die Teilung des Erbes (1510) unter den Söhnen Georg und Leonhard (II) zeigt, daß er mit einem Vermögen von rund 20 000 fl. aus Venedig zurückgekehrt sein muß (P. Geffcken: Schichtung [Anm. 19] Anhang. S. 197 [Tab. ΧΧΠ/ 179]). Herkunft aus Augsburg, Heirat eines Sohnes mit der Verwandten eines Welser-
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der dort fast gleichzeitig auftritt und später als Großspediteur der Welser-VöhlinGesellschaft bezeugt ist. Eine wichtige Rolle im Handel mit Italien spielte offensichtlich auch der Weiserdiener Heinrich Dachs.405 In Venedig ist er bislang zwar nicht bezeugt; dagegen erteilten ihm die Welser 1482 Vollmacht für das Inkasso einer Schuld des Markgrafen von Mantua, und 1487 honorierte ihm die Strozzibank in Neapel einen Wechsel Sigmund Gossembrots.406 Er könnte also vorrangig
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dieners (vgl. Anm. 405) und seine Tätigkeit als Großspediteur fur die Welser-Vöhlin (Welser-Archiv. Handelsbuchfragmente 1499. Blatt Q/K r) sind vielleicht Hinweis, daß er schon für die Weiser-Gesellschaft arbeitete. Heinrich Dachs (f 1502/ 03) war ein Sohn des Kaufmanns [Kramer-Zunft?] Johann Dachs (f 1462/67 [63?]). Da das vom Vater übernommene Haus 1464-1467 von Ludwig Meuting versteuert wird, scheint Heinrich in dieser Zeit für die Meuting-Gesellschaft gearbeitet zu haben (Aug. StadtA. StB 1464 f. 23b, StB 1465 f. 24a, StB 1466: f. 22d, f. 27d, StB 1467: f. 22d, f. 27d). 1467 gab Heinrich Dachs in willen sein wesen mit diensten an andern ennden zu halten sein Bürgerrecht auf (Aug. StadtA. Ratsbücher 7 [1466-1473] S. 130 [1467.XI. 7]); im folgenden Jahr wird er, beim Verkauf eines Hauses in Augsburg, als wonhqffi zuo Noerdlingen bezeichnet (Aug. StadtA. Nachlässe. Kaufbriefe IV/ 8 [1468. VIII. 23]). Durch Heirat mit einer Tochter des Kramers Ulrich Meuting (f 1484/85) erwarb er 1475 wieder Bürgerrecht und wurde 1477 mit 1 050 fl AV erstmals zur Steuer veranlagt. Erkennbar werden dabei Verbindungen zu anderen Weiserdienern: um 1485 heiratete seine Schwägerin Katharina Meuting Johann Hebenring d.J., einen Verwandten Georg Hebenrings (vgl. Anm. 396), und um 1495 eine Tochter seines Schwagers Bartholomäus Menloch Leonhard (II), den Sohn Leonhard (I) Wilds (vgl. Anm. 404). 1494 Schloß Dachs eine zweite Ehe mit Ursula Vittel ( t 1503/04), Tochter des Bürgermeisters Johann Vittel, durch die er auf die Herrenstube gelangte. Um 1471/72, als die Meuting-Gesellschaft in Schwierigkeiten geriet, oder spätestens 1481 nach dem Tod Ludwig Meutings dürfte Dachs zur Welser-Gesellschaft gewechselt sein. Verbindungen zur Welser-Vöhlin-Gesellschaft sind nicht mehr faßbar; 1501 war er wohl für die Gesellschaft Johann Baumgartners tätig (Aug. StadtA. Einnehmerbuch 1501 f. 42r). Mantova. Archivio di Stato. Archivio Gonzaga, busta 439. carta 267 [1482. ΧΠ. 7]: Bartholomäus (IV) Welser erinnert Friedrich Gonzaga Markgraf von Mantua an eine Ende Januar 1483 fallige Zahlung der Restschuld aus einem Vertrag vom 20. Dezember 1481 mit seinem verstorbenen Vater und avisiert den dilecto familiari nostro Hainrico Dachs p(rese)ntium exibitori, cui solucionem recipere commisimus, eosdem 208 due. cum 16 grossis nostri nomine numerare, litteramque obligationis integri debiti sibi traditam redimere dignetur aut refiisione damnorum et expensarum [...]. Firenze. Archivio di Stato. Cartae Strozziane. Serie V. Nr. 46 (Giornale Philippo Strozzi & Gioachino Guasconi Napoli. 1486-1487) f. 23r [1487.1. 11]: Arrigho Dax empfängt in Neapel von der Bank Philippo Strozzi, Gioacchino Guasconi eine Zahlung von 189. 5. 0 Karlini aus einem Wechsel, den Sigismondo Gos Inprot am 2. November 1486 beim Bankhaus Mauro Arrighetti in Venedig gekauft hatte (freundliche Mitteilung Dr. Kurt Weissen. Basel). Obwohl nicht erwähnt wird, für wen Heinrich Dachs tätig war - die knappen Journaleinträge nennen bei Wechselgeschäften nur den Namen des Empfangers - wird man davon ausgehen dürfen, daß er auch zu diesem Zeitpunkt noch für die Weiser-Gesellschaft arbeitete. Da sich die Welser am Safranhandel in den Abruzzen und in Apulien beteiligten, erscheint die Präsenz eines Handelsdieners in Neapel aber keineswegs ungewöhnlich. Hinzu kommt, daß auch für die befreundete Vöhlin-Gesellschaft in den 1480er Jahren Wechselgeschäfte mit Neapel nachweisbar sind. Die Geringfügigkeit des Betrages läßt eine Erstattung von Auslagen vermuten: Vielleicht hatte Dachs einem Gossembrot-Diener mit einem Reisedarlehen ausgeholfen oder einen kleineren Auftrag erledigt. Interessant erscheint auch der Zeitpunkt dieses Zu-
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mit Spezialaufgaben betraut gewesen sein und auch die Safranmärkte in Apulien besucht haben. Schon recht früh lassen sich Beziehungen zu Florentiner Firmen fassen. 1461 erwarb Lucas Welser auf der Genfer Messe von Antonio de la Casa, einem Kommissionär der Ridolfi, eine Partie Safran,407 und 1465 verzeichnen die Bücher der Salviati eine Überweisung der Medici an die Weiser-Gesellschaft.408 Etwa gleichzeitig dürften auch die Verbindungen nach Mailand geknüpft worden sein, denn die Ernennung des nobilis vir Lucas Velzer de Ausborgo mercator Alamannus zum Famiiiaren der Herzogswitwe Bona 1475 setzte sicher langjährige Geschäftsbeziehungen voraus.409 Die Erwähnung eines Welser in einem Mailänder Passierschein von 1488 scheint sich dagegen auf die Vöhlin-Gesellschaft und nicht auf das Augsburger Handelshaus zu beziehen.410 Lukas zählt auch zu den ersten oberdeutschen Kaufleuten, die sich in Italien im hochspekulativen Direkthandel mit Safran nachweisen lassen: 1478 wurden der Gesellschaft in Bologna fünf Ballen mit Safran aufgehalten, der sicher in L'Aquila gekauft worden war,411 und Briefe Lukas (I) Welsers von 1481 und 1482 weisen den Verfasser als einen mit allen Feinheiten dieses Geschäfts vertrauten Kaufmann aus, dessen Einkäufer die Anbaugebiete von Casalmaggiore, L'Aquila und Apulien bereisten. Auch der - zumindest zeitweilige - Bezug von Ort'-Safran aus den Erzeugerregionen Aragon und dem Lyonnais darf vermutet werden.412
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sammenwirkens, denn im folgenden Jahr heiratete ein Sohn Lukas (I) Welsers die Tochter Gossembrots. Firenze. Archivio di Stato. Cartae Strozziane. Serie V. Nr. 1746 f. 134r [1461. III. 21]: Abrechnung des Antonio de la Casa gegenüber der Florentiner Firma Ridolfi über in Genf verkauften Safran. Unter den Käufern wird Luca Belser e jrateli erwähnt (freundliche Mitteilung Dr. Kurt Weissen, Basel). Pisa. Archivio della scuola superiore normale. Archivio Salviati. Serie 1. Nr.24/ 25 [Brügge 1465. X. 15]: Kontogutschrift Bartholomäus (IV) Welser und Brüder de dare lb 83β 3 dn 10 per noi da Piero de Medici e conpagnia (freundliche Mitteilung Dr. Kurt Weissen, Basel). A. Schulte: Handel und Verkehr (Anm. 14) Bd. 2. S. 69. Nr. 107 [1475. Π. 28], In einer Mitteilung Ghinzonis an Heyd aus den 'Registri ducali' werden Lettere dipasso ai mercanti tedeschi Velini, Velzer, Fister, Picherio, Stebaacher, Forig vom 19 November 1488 erwähnt (A. Schulte: Handel und Verkehr [Anm. 14] Bd. 2. S. 56. Nr. 71). Da sich die Pfister seit den 1480er Jahren im Dienst der Vöhlin-Gesellschaft nachweisen lassen, ist zwischen den drei ersten Namen ein Zusammenhang anzunehmen. Bei dem Welser dürfte es sich also um Anton handeln, der ebenfalls für die Vöhlin arbeitete. Eine Prüfung des Wortlauts ist nicht möglich, da die Quelle bislang nicht ermittelt werden konnte (W. Schnyder: Bündner Pässe [Anm. 14] Bd. 2. S. 429. Nr. 755). Ein großer Teil des in L'Aquila [=Adler] aufgekauften Safran wurde über Bologna nach Norden geführt (Karl Otto Müller: Welthandelsbräuche (1480-1540). Wiesbaden 1962 [Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit Bd. 5] S. 46). Paris. Bibliotheque Nationale. Manuscrits allemands 337: [1481. Π. 19] Lukas (I) Welser an Johann Vöhlin: Bericht über den Safranhandel in Adler und Apulien und Empfehlung, eine größere Partie Zima-Safran zu ordern (an 2 in 3 säm schön guotten syma ried ich aich zuo bestellen); [1482. IX. 26] Lukas (I) Welser an Johann Vöhlin: Bericht über die Lage des europäischen Safranmarktes. Er geht davon aus, daß man trotz chriegs leffen inn welschem land
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Im Zusammenhang mit dem Safranhandel werden erneut die Verbindungen zum Netzwerk der italienischen Handels- und Bankhäuser faßbar, denn an der arretierten Sendung war auch die Florentiner Gesellschaft Francesco Martelli & Antonio Corsini beteiligt, wobei in der Korrespondenz mit Bologna ausdrücklich auf langjährige Geschäftsverbindungen verwiesen wird. 413 N a c h Florentiner Quellen engagierte sich Martelli im Mittelmeerhandel und in der Seidenproduktion, scheint jedoch auch nördlich der Alpen aktiv g e w e s e n zu sein, da er 1441 v o m Herzog v o n Burgund zum Ritter geschlagen wurde. Falls die Geschäftsbeziehungen zu den Welsern schon Anfang der 1460er Jahre bestanden, könnte er es gewesen sein, der die Kontakte zur Medici-Bank vermittelte, denn einige seiner Brüder waren v o n Cosimo de' Medici mit leitenden Funktionen in seiner Gesellschaft betraut worden, und Francesco selbst stand nachweislich mit Lorenzo in Briefkontakt.414 Vielleicht schließt sich dabei der Kreis zu den niederdeutschen Aktivitäten der Welser, denn auch der Kölner Geschäftspartner Abel Kalthoff ist als Korrespondent der Medici-Bank bezeugt. 415
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di straussen nit ligen laussen sunder [...] den sqffran hie auf pringen werde und erwartet eine große Safranernte (als man sich gentzlich huir firsicht 1/3 mer sqffran allum dan fernd [...] merklich mer sqffran huir allum werd dan fernd). Im einzelnen berichtet er von Chasalmor (=Casalmaggiore bei Cremona, Anbaugebiet des 'Tuschgan' [-Safran]) und Adler (= L'Aquila, Anbaugebiet des Zima [-Safran]), über 'Ort'-Safran aus Aragon und dem Lyonnais, wobei auch Qualitätsunterschiede erläutert werden (chain sum so luter gen saragosa geben hatten noch gen lion auf den nujen lionischen ort [...] wie wol der Hönisch dem recht ortt nit geleicht). Lukas (I) Welser berichtete in den Briefen nicht von seinen eigenen Transaktionen, sondern bot Johann Vöhlin, der mit diesem Geschäft wohl noch nicht sehr vertraut war, eher allgemeine Informationen über die Praktiken des Safranhandels und die Lage auf den verschiedenen Märkten. Beim Bericht über den italienischen Markt lassen einige Textstellen und die Erwähnung seines Handelsdieners Burchart erkennen, daß hier eigene Aufkäufer unterwegs waren. Beim Bericht über den spanischen-französischen Markt fehlen zwar eindeutige Hinweise; die umfassenden Detailkenntnisse sprechen allerdings dafür, daß er auch diesen Markt aus eigener Erfahrung kannte und nicht nur Hintergrundinformationen aus zweiter Hand referierte. Zudem ist ein Besuch der Genfer Messen schon 1461 bezeugt, und es erscheint somit durchaus wahrscheinlich, daß er zeitweilig auch rechten ortt und Hönisch ortt direkt aus den Erzeugerregionen bezog. Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] VII. f. 134v-135v. Nr. 225 [1478. IV. 29]: Augsburg an Bologna: Bartholomäus (IV) Welser und seine Brüder hätten berichtet, darumb und deshalben durch ire diener zu Venedig besonder durch die fürtreffenden herren Franciscen Martelli und Anthonien Czarschini von Florenntz und ir mitgesellen mit den sy und die iren mit irer hab und kaufmannschafft lanngtzeit gehanntiert unnd die uff dem vermellten saffran auch ain sum gellts haben, zu erledigung sollichs saffrans bey euch fleiss angehert und gearbeit worden ist. Bitte um Rückgabe des Safrans. Ugolino di Nicolö Martelli. Ricordance d'al 1433 al 1483. Hg. von Fulvio Pezzarossa (La Memoria famigliare Bd. 3). Rom 1989. S. 91. Arnold Esch: Bankiers der Kirche im Großen Schisma. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 46. 1966. S. 336f., K. Weißen: Florentiner Bankiers [Anm. 397]. Kapitel 4.4.1.
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Die Verbindungen zu italienischen Banken bieten auch eine Erklärung fur die Rolle, die die Welser-Gesellschaft beim Prozeß zwischen der Reichsstadt Augsburg und dem Augsburger Domkapitel an der Rota spielte. Griff die Stadt bis 1487 noch auf die Dienste verschiedener Firmen zurück, um Briefe zu übermitteln und um ihre Gesandten mit Geld zu versorgen - im Vordergrund standen damals die Gesellschaften von Ulrich Fugger und Lukas Fugger - so dominierten danach eindeutig die Welser. 1489 wurden sie eingeschaltet, um 3 000 Dukaten nach Rom zu überweisen,416 1490 wurden ihnen in fünf Posten 1 259 Gulden erstattet für Darlehen, die Paulus Koler, der Leiter der Gesandtschaft, von des Walisers diener oder panncier ze Rom empfangen, von L. Wällser zu Rom empfangen oder zu Rom inn bannck eingenommen hatte,417 1491 quittierte Lukas Welser weitere 137 Gulden für 100 ducaten die sein gesellschafft hern Paulsen Koler zu Rom usgericht hat, außerdem nahm er eine Zahlung an die befreundete VöhlinGesellschaft in Empfang, wegen 50 ducaten die Her Pauls Koler ze Rom von den Fehlin empfangen hatt.m Für Briefe, die nach Venedig, Rom und einmal nach Antwerpen expediert wurden, verrechneten die Welser in vier Jahren rund 234 Gulden.419 An der Transaktion von 1489 erscheint bedeutsam, daß von den Augsburger Gesellschaften offensichtlich nur Ulrich Fugger und Lukas Welser in der Lage waren, Gelder dieser Größenordnung zu den vom Rat geforderten Konditionen nach Rom zu transferieren. Wie zuvor die Fugger mußte sich Lukas Welser nämlich bereit erklären, den empfangenen Betrag in voller Höhe zurückzuerstatten, wenn das Geld in Rom nicht benötigt wurde. Wirtschaftlich machte dies aber nur Sinn, wenn man in direkten Geschäftsbeziehungen zu einer römischen Bank
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Aug. StadtA. BR 82 [1489] f. 42r: [1489. V. 6] Item IIIf XXXV guldin R(einisch) r(ecepi)t her Lucas Wällser der eliter umb und für 3000 ducaten allwegen XXXIIII 'Λ fl vff das hundert, söllich ducaten der genannt Wällser geen Rom inn bannck bestellen und damit ainem rat gewärtig sein sol. [...] Es werdet auch der Wällser die wagknuß umb das gellt inn bannck haben und bestan, wurde man aber des gellts zu Rom nit notdurfftig so sol er söllich obvermelten 4035 Reinisch guldin ainem Rat vff sein erfordrung hie on allen schaden wider antworten und bezalen. 1485 und 1486 war die Ulrich Fugger-Gesellschaft mit der Überweisung von jeweils 2000 Dukaten beauftragt worden, wobei 1485 die gleiche Rückzahlungsklausel wie im Fall der Welser erwähnt wird (M. Jansen: Anfänge Fugger [Anm. 238] S. 102 f). Aug. StadtA. BR 84 [1490] f. 45r [1490. IV. 17], f. 45v [1490. VM. 14], [1490. X. 23], [1490. XI. 13], [1490. ΧΠ.11], Die Rückzahlungen erfolgten viermal an Peter Imhof und einmal an Lukas (I) Welser. Aug. StadtA. BR 85 [1491] f. 48r [1491.1. 15], 48v [1491. V. 14], Verrechnet wurden außerdem noch 60 Dukaten die Cunrat Pewtinger zu Rom empfangen hatte (Aug. StadtA. BR 85 [1491] f. 49r [1491. IX.17]). Zwischen Dezember 1487 und August 1491 erhielten die Welser 15 Zahlungen mit einem Gesamtbetrag von 229 fl 18 lb 17, 5 dn (Aug. StadtA. BR 80 [1487] f. 38v: [1487. ΧΠ. 8], [1488.1. 5], BR 81 [1488] f. 42r: [1488.1. 12], [1488. V. 2], [1488. VR. 26], BR 82 [1489] f. 42r/ v: [1489. V. 9], [1489. Vm. 29], [1489. X. 10], BR 84 [1490] f. 45r/ v: [1490. I. 16], [1490. IV. 17], [1490. VII. 31], [1490. X. 9] [1490. X. 23], BR 85 [1491] f. 48r: [1491. ΠΙ. 12], f. 49r: [1491 VIII. 27]). In dieser Summe war auch ein Darlehen von 1 fl. enthalten, das man einem Boten in Venedig gegeben hatte.
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stand und über eine ausreichend hohe Kreditlinie verfügte. Der Wechsel ging dann unmittelbar an den Korrespondenten in Rom, und eine Rechnungsstellung wie üblich wohl in Venedig - erfolgte nur, wenn er tatsächlich eingelöst wurde. Nahm die Stadt das Geld nicht in Anspruch, so entstanden der Gesellschaft nur Kosten für die Übermittlung des Wechsels, während sie mit den eingenommenen Geldern zwischenzeitlich arbeiten konnte. In Italien werden also weitgespannte Geschäftsbeziehungen erkennbar, die mit Venedig, Mailand, Florenz, Rom und Neapel die meisten wichtigen Handelszentren erreichten. Wenn dabei Nachrichten aus Genua fehlen, könnte das auch durch die Forschungslage bedingt sein, denn für den oberdeutschen Handel dieser Zeit wurden die Quellenbestände noch kaum ausgewertet. Die Aktivitäten von Lukas beschränkten sich aber nicht auf Italien. Wie schon angesprochen war er daneben auf den Messen von Genf und vermutlich von Lyon präsent, und auch die Frankfurter Messen dürfte er häufig besucht haben, denn 1459 wurde er vom Rat beauftragt, Augsburger Kreditwünsche publik zu machen, offensichtlich weil er über gute Kontakte zur dortigen Kaufmannschaft verfugte. 420 Sein ausgeprägtes Engagement im Safranhandel scheint ihn sogar nach Zaragoza gefuhrt zu haben. Möglicherweise hatte er Südfrankreich und Nordspanien auf einer Reise nach Santiago de Compostela kennengelernt, denn die ungewöhnliche Bekleidung auf seinem Stifterbild bei St. Jakob in Augsburg könnte als Pilgergewand gedeutet werden.421 Bei verschiedenen, seit Ende der 1470er Jahre faßbaren Engagements im Montansektor ist nicht eindeutig erkennbar, ob es sich im einzelnen um Aktivitäten der Gesellschaft oder um persönliche Investitionen Lukas Welsers handelt.422 1478 erscheint er in einer größeren Gruppe von Gläubigern Johann Hallers, hauptsächlich Kaufleute aus Nürnberg und Schwaben, die zur Realisierung ihrer Forderungen den Diener des Regensburger Kaufmanns Johann Linpeck damit beauftragten, vnns vbergeben tail Bergs und berckwercks auch pfenwert vnd schulden zu ver-
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Aug. StadtA. Ratsbücher 6. f. 86v [1459. ΙΠ. 6]: Uff aftermontag nach letare hat ain raut empfolhen durch Jacob Schreyer mit Lucas Wellser und Lienhart Pfister ze Frankfurt mit burgern undkoufflewten ze reden daz wir lypding [...] geben wollen. Die Bemühungen waren erfolgreich; insgesamt wurden 6 240 fl bei Konrad und Ulrich Neuhaus (1 600 fl), Hermann Rosenberg (1 040 fl), Heinrich Weiß (1 000 fl), Johann und Konrad von Holzhausen (1 000 fl), Geberchta von Glauburg (600 fl) und Ort zum Jungen (400 fl) aufgenommen (A. Haemmerle: Leibdingbücher [Anm. 14] Nr. 1095-1105, 1193-2003), fast durchgängig Kaufleute, die enge Kontakte mit Oberdeutschland pflegten. Vielleicht bestanden schon damals Geschäftsbeziehungen zu den an der Spitze genannten Neuhaus, denn Anfang des 16. Jahrhunderts arbeitete Jakob Neuhaus (f 1529) für die Welser. Vgl. meinen Beitrag 'Anmerkungen zu architektonischen, sepulkralen und künstlerischen Zeugnissen der Welser im Spätmittelalter' in diesem Band. Obwohl Bartholomäus (IV) Welser bis 1484 nominelles Oberhaupt der Gesellschaft war, erwähnen auch oberdeutsche Quellen in diesem Zusammenhang ausschließlich Lukas (I) Welser. Zumindest bei Kuxenbesitz dürfte dies gegen eine Beteiligung der Gesellschaft sprechen. Indiz fur 'persönliche' Geschäftsaktivitäten von Lukas (I) sind beispielsweise auch Kredite an die Hintersassen seines Bruders Jakob (I) (vgl. Anm. 299).
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werten. 423 1479 wird er neben den Nürnbergern Heinrich W o l f und Konrad Imhof als Gewerke am Fürstenstollen in Schneeberg erwähnt, 424 und 1481 sowie 1483 sind für Lukas Kuxenanteile an der Ostertagzeche und der Alten Zeche in Goldkronach belegt. 425 Ob Unterhandlungen, die Herzog Sigismund 1479 w e g e n einer Verpachtung der Goldmünze und der Silberlosung mit oberdeutschen Kaufleuten - darunter auch den Welsern - führte,426 als B e l e g fur engere Beziehungen zum Tiroler Revier gewertet werden dürfen, erscheint eher zweifelhaft. Ein Ergebnis der Verhandlungen ist nicht bekannt, und die Welser-Gesellschaft läßt sich, im Gegensatz zu anderen Augsburger Firmen, im Tiroler Silberhandel bislang nicht nachweisen. 427 Mit welchen Funktionen der jüngste Bruder Ulrich (III) in der Gesellschaft betraut war, ist nicht belegt. Seine verwandtschaftlichen Kontakte nach U l m empfahlen ihn sicher fur Aktivitäten im Westen, und nach dem Ausscheiden Johann ( V ) Welsers mußten auch die Aufgaben im Südosten neu verteilt werden. Es erscheint also naheliegend zu vermuten, daß Ulrich fur den Handel auf der WestOst-Achse zuständig war, denn Norden und Süden waren eindeutig Jakob (I) und Lukas (I) zugeordnet. Allerdings ist v o m Handel der Welser in Schwaben und im
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J. M. v. Welser: Die Welser (Anm. 1) Bd. 1. S. 46 f. [1478. X. 3]: Wir die Nachbenanten Mit Namen Berchtold tucher, Jacob garttner, Hanns muller, Hainrich wolff, Peter necker, Steffan Kolb, Cunrat Furieger, Hanns cramer, Thoman tost, Hanns Rebeck, lucas welser, Vlrich vogker, Berchtold Bufler, Cunrat engaßer von sant galten beurkunden, daß ihnen der Nürnberger Bürger Johann Haller an den schulden so er vnns allen samptlich vnd sunderlich schuldig ist alle vndyglich sein ligend vnd varend habe vff vnd vbergeben habe. R. Ehrenberg: Zeitalter (Anm. 375 ) Bd. 1. S. 189. Wilhelm G. Neukam: Ein Gewerkenbuch von Goldkronach aus den Jahren 1481/83. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 44. 1953. S. 32 f., 38 f., 52. Karl Moeser, Fritz Dworschak: Die große Münzreform unter Erzherzog Sigismund von Tirol. Wien 1936. (Österreichisches Münz- und Geldwesen im Mittelalter Bd. 7) S. 116. Nr. 157 [1479. X. 2]: Der Erzherzog erwägt, unser guidein muntz und die silberlosung hinzulassen, und avisiert brieflich seinen Diener Johann Harscher als Unterhändler: An Wellser zu Augspurg, in simili Hansen Vehli zu Memmingen, Hannsen Gienger, Josen Wirttenperg, Vlrichen Rottengatter, Berchtolden Offner, Bartholomeen Pewerl [die letzten fünf zu Ulm], Harscher ist wohl mit dem gleichnamigen Ulmer Kaufmann zu identifizieren, der 1489 in Mailand als Partner Erhard Reihings - wahrscheinlich der Vater des Vöhlin-Gesellen Ludwig Reihing - aufscheint (W. Schnyder, Bündner Pässe [Anm. 14] S. 432. Nr. 759 [1489. XI. 25]). Harschers Herkunft erklärt, weshalb hauptsächlich Ulmer Firmen angeschrieben wurden. Wenn als einzige 'Nichtulmer' die Welser und Vöhlin auftreten, könnte dies als erster Hinweis auf eine geschäftliche Kooperation zu werten sein. Das von der Literatur behauptete Engagement der Vöhlin und (!) Welser im Tiroler Silberhandel 1490 geht auf Ausführungen Ehrenbergs zurück, der annahm, daß die Verbindung beider Firmen damals schon vollzogen war (R. Ehrenberg: Zeitalter [Anm. 375] S. 194). Belegt sind 1490/91 jedoch nur Darlehen der Vöhlin (Nachlaß Hektor Ammann. Akt Welser. Innsbruck. Tiroler Landesarchiv. Kopialbuch Π Lit. Μ. f. 18, 21, 24, 25). Nach kursorischer Durchsicht der Innsbrucker Quellen treten die Welser in diesen Jahren in Tirol nicht in Erscheinung (freundlicher Hinweis Prof. Dr. Ekkehard Westermann, Karlsruhe).
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Bodenseeraum aus dieser Zeit nichts bekannt, 428 und die Aktivitäten Augsburger Firmen in Wien und Österreich sind kaum erforscht. Trotz völligem Schweigen der Quellen in den ersten vier Jahrzehnten kann an Ulrichs Teilhaberschaft aber nicht der geringste Zweifel bestehen: D i e beiden Ratsschreiben von 1486 kennzeichnen ihn eindeutig als Gesellen, und in den 1490er Jahren, als die meisten Brüder schon verstorben waren, wird er in den Rechnungen der venezianischen Faktorei der Frankfurter Blum-Gesellschaft dann auch direkt erwähnt. 429 Wenn Ulrich als Kaufmann kaum Konturen erkennen läßt, könnte dies durchaus auch durch die schlechte Forschungslage bedingt sein. Das Format seiner beiden Brüder scheint er jedoch nicht erreicht zu haben, denn in diesem Fall wären zumindest vereinzelte Erwähnungen in den Augsburger Quellen zu erwarten. A b den 1470er Jahren begannen auch die Söhne von Bartholomäus (IV) und Lukas (I) Funktionen in der Gesellschaft zu übernehmen, allerdings sind es bislang nur Zufallsfunde, die konkrete B e l e g e bieten. V o n Bartholomäus' Söhnen läßt sich Georg (I) Welser in der zweiten Hälfte der 1470er Jahre in Nürnberg nachweisen. 4 3 0 W i e schon erwähnt hatte er vermutlich von Hans Kürsner die Lei-
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Obwohl Hektor Ammann in seinen langjährigen Forschungen die reichen Quellenbestände der Schweizer Archive intensiv ausgewertet hat, konnte er offensichtlich keine Belege für Aktivitäten der älteren Weiser-Gesellschaft erschließen. Peyer vermutet eine Tätigkeit des 1469 von Augsburg nach St. Gallen übersiedelten Claus (Π) Scheitlin (f 1472/ 79) (vgl. meinen Artikel 'Scheidlin'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm.18] S. 781 f.) für die WeiserGesellschaft; worauf er sich stützt, ist nicht erkennbar (Hans Conrad Peyer: Leinwandgewerbe und Fernhandel der Stadt St. Gallen von den Anfangen bis 1520. Bd. 2. St. Gallen 1960 [St. Galler Wirtschaftswissenschaftliche Forschungen Bd. 16/ 2] S. 44 f. [Abschnitt: SchittIi]). Alexander Dietz: Frankfurter Handelsgeschichte. Bd. 1. Frankfurt 1910. S. 272. Eine systematische Auswertung der Quelle (fünf zusammengebundene Hefte aus den Jahren 14921494, ca. 210 Blätter) war aus Zeitgründen nicht möglich. Eine kursorische Durchsicht des letzten Heftes brachte kein Ergebnis (freundlicher Hinweis Dr. Roman Fischer, Institut für Stadtgeschichte Frankfurt). Nachlaß Hektor Ammann. Akt Welser. Nürnberg. StA. Rechnungsbelege 9, 130, 155, 168: Die Freßgeldrechnungen des Nürnberger Geleits nach Frankfurt verzeichnen zur Herbstmesse 1475 [wahrscheinlich Verschreibung Ammanns für 1476] und zur Fastenmesse 1476 Zahlungen Georg (I) Welsers für Zentnergut; Zahlungen für Tuchsäume werden nicht erwähnt. 1476 entrichtete er z.B. für 13 Zentner 2 lb 18 dn und lag damit nur geringfügig hinter Bernhard Walther, der namens der Vöhlin-Gesellschaft für 14 Zentner 2 lb 24 dn bezahlte. 1478 wurde vermutlich über ihn auch eine Zahlung Nürnbergs nach Augsburg abgewickelt (Nürnberg StA. RSt. Nürnberg. Stadtrechnungen 18 [1478] f. 143r: [1478. IX. 10] It. XVIlf LXII Vi guld. lands(werung) dem prior vnd convent des Closters Predigerordens zu Augspurg damit wir LXXIIIIΆ guld. Ewiggeltz abgelöst haben. Act. sextapost Nativitatis M(ari)e 78, recepit Welser). Schon 1475 wird Jerg Welser von Augspurg außerdem von Johann (Π) Gruber in seinem Testament bedacht (Wolfgang von Stromer: Die Nürnberger Handelsgesellschaft Gruber-Podmer-Stromer im 15. Jahrhundert. Nürnberg 1963 [Nürnberger Forschungen Bd.7] S. 47, 152 [Reg. 130]). Die fragmentarische Notiz bietet keinen Hinweis auf die Art der Beziehung zwischen beiden Kaufleuten. Auffällig ist, daß Gruber 1470 sein Nürnberger Bürgerrecht aufgegeben hatte und hauptsächlich in Venedig nachweisbar ist. Der Kontakt könnte
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tung des dortigen Geliegers übernommen; 431 ausdrücklich bezeugt ist seine Beteiligung am Messegeleit nach Frankfurt. Peter (II) Welser war fur die Gesellschaft in Sachsen tätig. Indizien weisen bei ihm auf besondere Kontakte zu Martin Römer, dem führenden Metallhändler des Schneeberger Reviers: 1476 erscheint er neben Römer im Gefolge Herzog Albrechts 'des Beherzten' v o n Sachsen bei einer Reise ins Heilige Land, 1480 wird er als Empfänger einer Zahlung Römers genannt,432 und wohl Mitte der 1480er Jahre heiratete er eine Nichte von Römers Ehefrau. A b 1486 belegen Zwickauer Quellen fur ihn Tuchhandel, kurz darauf auch Wollhandel; es ist jedoch nicht erkennbar, ob er damals noch für die Gesellschaft arbeitete. 433 Der älteste Sohn Hieronymus läßt sich erst spät im Handel nachweisen; 1487 wird er als Besucher der Frankfurter Herbstmesse genannt. 434 Vielleicht war er hauptsächlich in Italien für die Gesellschaft tätig, da er 1487/88 in R o m und Venedig erwähnt wird. 435 Auch bei dem mutmaßlichen Kleriker Bar-
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demnach auch in Venedig hergestellt worden sein; allerdings fehlen bei Georg Welser bislang konkrete Hinweise fur einen Aufenthalt in Italien. Wenn Georg Welser (f 1486/91) in den 1482 wieder einsetzenden Nürnberger Freßgeldrechnungen nicht mehr erwähnt wird und 1486 in Nürnberg Lukas (Π) Welser Unterhandlungen mit einem Leipziger Schuldner fuhrt (Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] VHIb. f. 24r. Nr. 53 [1486. IV. 25]), so ist kaum anzunehmen, daß er in den 1480er Jahren noch in Nürnberg arbeitete. Eine Zwickauer Rechnungsnotiz vom 12. April 1480 vermerkt, man habe Römer 500 Gulden an Golde geliehen, die Peter Welser gesandt seien (K. Hahn: Die Zwickauer Welser [Anm. 265] S. 62 mit Anm. 3 [Quelle: Zwickau. StadtA. ΠΙ ο 8 Geschoßbuch 1479/80 f. 62b]). Peter Welser (t 1508) muß spätestens in den 1490er Jahren eigene Wege gegangen sein, denn die Rechnungen von 1499 bieten keinen Hinweise auf eine Zusammenarbeit mit der WelserVöhlin-Gesellschaft (Weiser-Archiv. Handelsbuchfragmente 1499). Peter scheint damals schon mit dem Zwickauer Ratsherren Johann Römer, einem Neffen Martin Römers, assoziiert gewesen zu sein. In den Quellen faßbar wird die Gesellschaft erst 1502, bei ihrer Auflösung nach Römers Tod. Es folgte eine Zusammenarbeit mit dem Plauener Bürgermeister Nickel Schiller, vermutlich mit Schwerpunkt Viehhandel, die dann mit dem Tod Welsers endete (K. Hahn, Die Zwickauer Weiser [Anm. 265] S. 65-71). Aug. StadtA. Schätze 105 [Missive] VIIIc. Nr. 91 [1487. IX. 4] Augsburg schreibt an Hieronymus Welser und Lukas Fugger mit der Bitte, die in Frankfurt befindlichen Bürger zu versammeln und sie zu Vorsicht bei der Rückkehr zu mahnen. Im Zusammenhang mit dem Prozeß Augsburgs an der Rota reiste Hieronymus Welser im Auftrag der Stadt gegen Ende Dezember 1487 nach Rom. Gut einen Monat später empfing er in Venedig, wo er offensichtlich private Geschäfte erledigte, eine Botschaft des Rats. Im Mai scheint er sich noch zweimal in Rom aufgehalten zu haben, da es unwahrscheinlich ist, daß seine Reisekosten erst zwei Wochen nach seiner Rückkehr erstattet wurden. Trifft dies zu, so hätte der Aufenthalt in der ersten Maihälfte private bzw. geschäftliche Gründe gehabt, während in der zweiten Maihälfte wieder eine Reise im Auftrag des Rats erfolgte (Aug. StadtA. BR 80 [1487] f. 38v [1487.XH.22]: lt. f guldin recepit Her Jheronimus Wällser vffden Rytt gen Rom vff ansehen ains Rats-, BR 81 [1488] f. 42r [1488.1. 26].· It. Vfl Jörgen Feuchter für ain lauff gen Venedig S. post conversionis pauli zu Jheronimus Wällser, f.20r [ 1488. V. 17]: It. I lb XVIIIβ II dn vmb 4 kanten wein vnd ze tragen, geschanckt Jheronimus Wällser als er von Rom kam, f. 42r [1488. V. 30]: It. XXXVfl Jheronimus Wällsern ze reytgellt die zeit vnd er zu Rom gewesen ist von ains Rats wegen Sampstagpost Urbani). Vielleicht übermittelte er - nachdem am 12. Mai 1488 in erster Instanz ein für die Stadt ungünstiges Urteil gefallt wor-
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tholomäus (V) wäre es, w i e das Beispiel von Markus Fugger belegt, durchaus denkbar, daß er in Italien für die Gesellschaft wirkte. Allerdings ist bislang unbekannt, w o er in den Jahren 1473-1485 lebte. V o n den jüngeren Söhnen des Bartholomäus (IV) dürfte Johann (VI) Welser, nach seiner Vermögensentwicklung zu schließen, seit Ende der 1480er Jahre als Kaufmann aktiv g e w e s e n sein. Selbständiger Handel kann aus Altersgründen ausgeschlossen werden, so daß auch er wohl fur die Weiser-Gesellschaft arbeitete. D a g e g e n scheint Sebastian nicht als Kaufman tätig g e w e s e n zu sein. 436 V o n Lukas Welsers Söhnen arbeitete Anton sicher schon in den 1470er Jahren für die Gesellschaft, obwohl B e l e g e noch ausstehen. Seine der Vöhlin-Gesellschaft zuzuordnende Tätigkeit in Bergen-op-Zoom 1482 437 könnte als Hinweis gewertet werden, daß er vorher schon für die Welser-
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den war - der Gesandtschaft neue Instruktionen. An den Verhandlungen war Hieronymus nicht direkt beteiligt (Rolf Kießling: Bürgerliche Gesellschaft und Kirche in Augsburg im Spätmittelalter. Augsburg 1971 [Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg Bd. 19]. S. 331-349). Der Gesamtzusammenhang läßt vermuten, daß man Hieronymus mit dieser Aufgabe betraute, weil er als Mitglied des Alten Rats zu besonderer Verschwiegenheit verpflichtet war und sich wohl durch seine Tätigkeit für die Welser-Gesellschaft in Italien auskannte. Die Angabe des 'Geschlechtsbüchleins': hatJärlich sein einkomen, von den hiesigen Welsern wurde von der Literatur als Beleg gedeutet, daß er in Zwickau als Faktor der Gesellschaft tätig war (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] Bd. 1. S. 56 f., K. Hahn: Die Zwickauer Welser [Anm. 265] S. 65, Th. G. Werner: Bartholomäus Welser [Anm. 13] S. 77). Im Gegensatz zu seinem Bruder Peter tritt er jedoch in den Zwickauer Quellen als Kaufmann nicht in Erscheinung, und auch die 1499 einsetzenden Handelsbuchfragmente der Weiser-Vöhlin erwähnen ihn nicht. Außerdem läßt sich nachweisen, daß ein großer Teil seines Erbes verzinslich angelegt worden war, und selbst das 'Geschlechtsbüchlein' spricht nicht von Besoldung oder Gewinnanteilen, sondern von Einkommen, was sich auch auf Depositeneinlagen beziehen könnte. Sebastian bezog ζ. B. aus Nördlingen 40 fl. Leibgeding (Bernhard Kirchgässner: Zur Neuordnung der Währungsräume Südwestdeutschlands und der angrenzenden Eidgenossenschaft 1350-1500. In: Beiträge zur Wirtschafte- und Stadtgeschichte. Festschrift für Hektar Ammann zum 70. Geburtstag. Wiesbaden 1965. S. 318), 1503 hatte er in der Gesellschaft seines Bruders Peter 200 fl. Depositenkapital, und im gleichen Jahr erwarb er in Zwickau ein Haus (K. Hahn: Zwickauer Welser [Anm. 265] S. 73, 75). All diese Indizien sprechen gegen eine Tätigkeit als Kaufmann; letztlich bleibt offen, ob Sebastian überhaupt eine Erwerbstätigkeit ausübte. Bergen-op-Zoom. Gemeentearchief. SA 5137 (Rentebrieven en Recognities 1482-1483) f. 188r [1482. XII. 24]: Anthonise Welser, coopman van Raefsborch, oft sinen procuratori oft geselscap. Die Ortsangabe Raefsborch beruht entweder auf Irrtum oder Verschreibung (statt Ausborch). Anton Welser wird ab 1480 in den Abrechnungslisten der Memminger Geschlechterstube genannt. Anhaltspunkte für einen Aufenthalt in Ravensburg fehlen: Er erscheint weder in der Generalnamenskartei des Reichsstädtischen Archivs, noch wird er im Bürgerbuch erwähnt (Ravensburg. StadtA. Büschel 27 [Bürgerbuch 1436-1549], freundliche Mitteilung Frau Beate Falk, Ravensburg). Der Text des Eintrags belegt Anton Welser nur als Mitglied einer Handelsgesellschaft, ohne diese eindeutig zu kennzeichnen. Für die VöhlinGesellschaft spricht Antons Übersiedelung nach Memmingen. Allerdings belegt ein Abrechnungseintrag in den Baumeisterbüchern, daß Anton noch im September 1482 in Augsburg für seinen Vater eine Zahlung in Empfang nahm (Aug. StadtA. BR 75 [1482] f. 30v: [1482. IX. 27] Freytag vor Michaelis- It V0 XXXVIIfl hatt empfangen Anthoni Wällser von wegen seins vatters, die Jörig Wiser von Wolf Pflster zu Wienn empfangen vnd dz dem Höchstetter
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Gesellschaft in den Niederlanden gearbeitet hatte. Eine gewisse Bestätigung erfährt diese Annahme durch die Beobachtung, daß der zweite Sohn Lukas (II) sich 1485 dort als nächster Vertreter der Welser fassen läßt.438 Sein Einsatzgebiet beschränkte sich jedoch nicht auf die Niederlande: 1486 wird beispielsweise erwähnt, daß Lucas Waellser der jünger als ain factor und handler der Firma in Nürnberg mit einem Leipziger Schuldner verhandelte, 439 und 1488 empfing er in Augsburg eine Zahlung für Briefe, die die Welser nach Rom gesandt hatten. 440 1488 läßt sich dann auch der dritte Sohn Jakob (II) in den Niederlanden nachweisen, der zu diesem Zeitpunkt allerdings schon die Vöhlin-Gesellschaft in Antwerpen vertrat.441 Wie der junge Lukas muß Jakob aber noch 1486 für den väterlichen Handel gearbeitet haben, da in diesem Jahr Lukas (I) Welser seinen beiden Söh-
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geschriben hatt). Bei den engen Verbindungen zwischen beiden Gesellschaften darf ein solches Inkasso allerdings nicht überbewertet werden: Der Vöhlin-Geselle Peter Imhof nahm in Augsburg zwar vorrangig Zahlungen fur die eigene Gesellschaft entgegegen, wurde in gleicher Weise aber auch für Lukas (I) Welser tätig (vgl. Anm. 417), und Lukas quittierte seinerseits Zahlungen für die Vöhlin-Gesellschaft (Aug. StadtA. BR 85 [1491] f. 48v [1491. IV. 23] It. LXVIIIflIIb XVβ recepit Lucas Wällserfür 50 ducaten die Her Pauls Koler zuo Rom von den Fehlin empfanngen hatt. S[ampstag\ vor Exaudi). Bei der Rückerstattung von 1482 ist allerdings auffällig, daß diese Forderung aus einem Darlehen Wolfgang Pfisters in Wien resultiert. Eine Tätigkeit Wolfgang Pfisters für die Welser-Gesellschaft ist aber sonst bislang nicht faßbar, während verschiedene seiner Brüder ab Ende der 1480er Jahre ausdrücklich als Vöhlindiener bezeugt sind. Hinzu kommt, daß ein zweites Darlehen Wolfgangs nicht an Lukas (I) Welser, sondern an seinen Bruder Lukas Pfister zurückgezahlt wurde (Aug. StadtA. BR 75 [1482]: f. 30v: [1482. Vm. 3] VffSampstag vor Afra- It LH [guldin] recepit Lux Pfister die sein bruoder Jörigen Wieser zu Wien gelyhen vnd Vlrichen Höchstetter heruff geschriben hatt). Denkbar erscheinen danach verschiedene Interpretationen: a) Lukas und Wolfgang Pfister arbeiteten 1482 als Handelsdiener für die Weiser-Gesellschaft und zumindest Lukas wechselte vor 1495 zur Vöhlin-Gesellschaft; b) die Pfisterbrüder betrieben 1482 noch selbstständige Handelsgeschäfte und Wolfgang war 1482 als Kommissionär für die Weiser-Gesellschaft tätig; c) Lukas und Wolfgang Pfister arbeiteten schon 1482 für die Vöhlin-Gesellschaft und dem Schreiber der Baumeisterrechnungen ist ein Fehler ['vater' statt 'sweher'] unterlaufen. 1485 betraut Lukas (Π) Welser seinen Wirt mit der Vertretung seiner Interessen gegenüber dem Middelburger Kaufmann Bernardin Anya (Bergen-op-Zoom. Gemeentearchief. SA 5140 [Rentebrieven en Recognities. 1485-1486] f. 107r [1485. XII. 28]: Anno XHlf LXXXV XXVIII decembris [...] constituit Lucas Welzer, coopman van Ousborck in Duytsslant [korrigiert aus: van der Duytssen Hanzen ] in procuratores Anthuenise Andriessen synen weert ende vont Lodewycke Ruyng, Lodewyck Stydelin, Borckart Weickelyn, oic alle drie cooplude vut Duytshlande [...] Cornelise van Spelle ende Henricke van Ghendt onder hen allen tzame ende elken van hen besundere [...]). Da Ludwig Reihing und Ludwig Stüdlin schon als Vöhlindiener anzusprechen sind, war Lukas (Π) Welser also auch von der Vöhlin-Gesellschaft mit der Erledigung von Geschäften in Bergen-op-Zoom beauftragt worden. Vgl. Anm. 376. Nach Werner vertrat 'später der jüngere Lukas (Π) die Welserschen Silberhandelsinteressen' in Tirol (Th. G. Werner: Bartholomäus Welser [Anm. 13] S. 77). Woraus er dies schließt, ist nicht erkennbar. Aug. StadtA. BR 81 [1488] f. 42r [1488. V. 2]: It. XllflIIlb IIβ recepit jung Lucas Wällser von wegen zwayer pottenlon gen Rom lut ains zettels fritag vigilia Inventionis Crucis Vgl. im folgenden Anm. 449.
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nen - offensichtlich als Einlage in der Welser-Gesellschaft - 4 800 Gulden zuwies.442 Unter den jungen Mitarbeitern dominierten in den 1470er Jahren also zahlenmäßig die Söhne des Bartholomäus, und diese Situation erfuhr auch in der ersten Hälfte der 1480er Jahre keine grundsätzliche Veränderung. Trotz der Bruchstückhafitigkeit der Handelsnachrichten wird man auf dem Hintergrund der Steuerdaten davon ausgehen dürfen, daß sich der Aufstieg der Weiser-Gesellschaft zu einem international operierenden Handelshaus schon in den 1450er Jahren vollzog. Auffallig ist, daß diese Entwicklung in einer wirtschaftlichen Krisenphase erfolgte, von der in Augsburg besonders der Textilsektor betroffen war. Folge des Generationswechsel von 1446 war demnach nicht nur eine Erweiterung der Ziele des Welserschen Handels, sondern auch eine Neugewichtung der Geschäftsfelder. Zwar wurde das Baumwoll- und Barchentgeschäft nicht aufgegeben; offensichtlich größere Bedeutung erlangte jedoch der Gewürzhandel, wie die Safran- und Pfeffergeschäfte erkennen lassen. Auf dem Hintergrund der Londoner Wechselgeschäfte ist die Präsenz in Brügge auch als Indiz für Tuchhandel zu werten, und im Süden läßt das Ausgreifen nach Florenz und Mailand vermuten, daß zum Warensortiment auch Seide, Stammet und Unzgold zählten. Noch völlig ungeklärt sind die Hintergründe jenes wirtschaftlichen Einbruchs, der, zeitlich nur vage auf die Jahre 1476/1480 eingrenzbar, sich bislang allein aus den Steuerdaten erschließen läßt. Auch die Geschäftspolitik nach 1484, als Lukas die Leitung der Gesellschaft übernommen hatte, liegt noch weitgehend im Dunkel. So wird die Welser-Gesellschaft in den Stadtgerichtsbüchern dieser Jahre nie erwähnt, während bei anderen Handelshäusern Klagen gegen Schuldner und Vollmachterteilungen ganze Seiten füllen. Besaß Lukas (I) Welser also einen sechsten Sinn für die Bonität seiner Geschäftspartner oder hatte er den Umfang der Geschäfte gedrosselt? Gegen eine generelle Reduzierung seiner Aktivitäten sprechen die Steuerdaten, nach denen Lukas in seinen letzten Jahren exzellent verdiente, und das Bild der Quellen könnte auch durch eine deutliche Rückführung des Massengeschäfts mit Baumwolle und Barchent bedingt sein: die meisten Firmenklagen betrafen ja Forderungen gegen Weber. Woher kamen dann aber jene Gewinne, die bei Lukas für eine dynamische Vermögensentwicklung sorgten? Auch hier lassen sich nur Vermutungen formulieren, deren Tragfähigkeit durch zukünftige Forschungen noch zu prüfen ist. Wenn ab den 1480er Jahren Belege für ein Fortbestehen des Nürnberger Geliegers fehlen, während sich das Venezianische Gelieger noch in den 1490er Jahren fassen läßt, und 1487 und 1490 Handelsdiener in Neapel und Rom erwähnt werden, so vermittelt dies den Eindruck, daß sich der Schwerpunkt der Aktivitäten zunehmend nach Süden verlagerte. Hier kannte Lukas (I) Welser Land und Leute aus eigener Erfahrung und verfügte sicher auch über ein Netzwerk von langjährigen Geschäftspartnern. Daß erst jetzt das Engagement im Bankgeschäft faßbar wird, dürfte durch die Zufälligkeit der Überlieferung bedingt sein; die langjährige Präsenz in Italien läßt eher vermuten, 442
Vgl. Anm. 321.
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daß auch die Welser spätestens in den 1470er Jahren zu den Korrespondenten einer größeren Florentiner Bank zählten. In dieser späten Phase sprechen Größenordnung und Kontinuität der 1489-1491 für die Stadt Augsburg erbrachten 'Finanzdienstleistungen' sogar für eine etwa gleichrangige Stellung der Welser und Fugger in Rom. Der nach dem Bild der Quellen zuletzt begrenzte Stab von Mitarbeitern könnte außerdem darauf hindeuten, daß sich der Warenhandel der Welser zunehmend auf Produkte konzentrierte, die keine große Organisation, aber Erfahrung und einen relativ hohen Kapitaleinsatz erforderten: in erster Linie also Luxusgüter, wobei Safran sicher eine besondere Rolle spielte. Am 'Run' auf das Tiroler Silber scheint sich Lukas nicht mehr beteiligt zu haben; vielleicht scheute er in seinem Alter die durch Koppelung an Darlehen für den Landesherren bedingte mittelfristige Bindung des Kapitals. Eine grundsätzliche Distanz zum Metallhandel ist jedoch nicht erkennbar: Die 1486 faßbaren Kontakte nach Stolberg und Leipzig und die Verbindung zu Martin Römer sprechen eher dafür, daß er sich im Rahmen seiner 'normalen' Geschäfte - auch in diesem Marktsegment engagierte.
10. Die Entstehung der Welser-VöhlinGesellschaft Für die Entwicklung des Welserschen Handels markiert die Heirat Anton Welsers mit Katharina Vöhlin eine entscheidende Zäsur. Seine Übersiedlung nach Memmingen und der Eintritt in die Firma des Schwiegervaters machen deutlich, daß die Verbindung mehr als eine Kooperation zum Ziel hatte. Wenn Lukas Welser bereit war, auf die Mitarbeit des ältesten Sohnes zu verzichten, obwohl der 28jährige Anton zu diesem Zeitpunkt wohl der einzige erfahrene Kaufmann unter seinen Nachkommen war,443 so weist dies darauf hin, daß das Arrangement für ihn strategische Bedeutung besessen haben muß. Ein Wechsel des Blicks hin auf die Vöhlin444 erhellt die Hintergründe. Schon in den 1470er Jahren begannen sich in der Memminger Gesellschaft Nachfolgeprobleme abzuzeichnen, denn Leonhard, der einzige Nachkomme Erhard Vöhlins d.Ä., war offensichtlich nicht voll geschäftsfähig, und die Ehe Erhard Vöhlins d.J. war kinderlos geblieben. Zur Sicherung des Fortbestands seines Unternehmens standen Johann Vöhlin also nur die beiden eigenen Kinder zur Verfügung. Wahr443
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Daß Antons Platz von dem damals vielleicht zwanzigjährigen Lukas (II) Welser ausgefüllt werden könnte, war wohl erst mittelfristig zu erwarten Aus Platzgründen wird im vorliegenden Aufsatz darauf verzichtet, die Ausführungen zu den Vöhlin im Detail zu begründen und nachzuweisen. Eine Arbeit des Verfassers über die Vöhlin, auf umfassender Quellengrundlage, ist in Vorbereitung.
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scheinlich war der Sohn Konrad Vöhlin 1479 noch zu jung, um seine Fähigkeiten sicher einschätzen zu können; stellt man allerdings in Rechnung, welch marginale Rolle er später in der Welser-Vöhlin-Gesellschaft spielte, könnte sich aber schon damals abgezeichnet haben, daß er zumindest keine kaufmännische Begabung war. Die Heirat von 1479 war demnach eine Vorentscheidung über die zukünftige Führung der Gesellschaft, und Antons Eintritt bei den Vöhlin könnte als eine Art Probezeit zu deuten sein: Sie bot ihm Zeit sich einzuarbeiten und dem Schwiegervater die Möglichkeit, seine Führungsqualitäten zu beurteilen. Johann Vöhlin blieb zwar bis zu seinem Tod Leiter der Gesellschaft; seine zunehmenden politischen Aktivitäten445 lassen jedoch erkennen, daß der junge Welser ihn wirksam entlastete und allmählich in die Rolle eines Juniorchefs hineinwuchs. Noch in den 1480ern dürfte Anton (I) Welser zum Nachfolger designiert worden sein,446 und zur Absicherung Vöhlinscher Interessen wurde 1487/88 eine Kreuzheirat Konrad Vöhlins mit seiner Schwester arrangiert. Parallel zum Aufbau Anton (I) Welsers als Nachfolger Johann Vöhlins vollzog sich eine Umstrukturierung der Memminger Gesellschaft. Den ursprünglichen Kreis der Teilhaber, der noch bis Anfang der 1480er Jahre die Firma prägte, umreißt eine Antwerpener Quelle: 1477 erteilte der Lindauer Kaufmann und VöhlinGeselle Jakob von Kirchen vor Gericht Vollmacht447 für den in Antwerpen lebenden Ludwig Stüdlin, außerdem fur die Brüder Johann und Erhard Vöhlin, für Bal445
Peter Eitel: Die oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft. Stuttgart 1970 (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde Bd. 8). S. 207. Nr. 166. 446 Die leitende Rolle Anton Welsers läßt sich hauptsächlich in den 1490er Jahren deutlicher fassen. In einem Schreiben an Bernhard Walther berichtet ζ. B. Johann Rudolf 1492 über eine offensichtlich von Anton initiierte Reorganisation des Vertriebs (Paris. Bibliotheque Nationale. Manuscrits allemands 337. Brief [1492. XI. 3]: [...] so ist Welsern befelch [...]). Ein vermutlich von Markus Pfister stammender Brief von 1492/93 kennzeichnet Anton fast bewundernd als beinharten Unterhändler und Schuldeneintreiber, wenn er berichtet, das mein her und vetter Anf Welser gen M[ilan]° geryten und war um[b] ist vernomen [H]err almechtig, well da selb, zu" Ispruck vnd Jenf in allem verfyegen was sein [..?] wyll und uns das werd was unser sey (Paris. Bibliotheque Nationale. Manuscrits allemands 337. Brief [um 1492/93, nach 1492. VII. 27]). Eine ähnliche Funktion wird bei einer Klage der Vöhlin gegen die Baseler Rieher-Gesellschaft erkennbar, als Heinrich Rieher die Einrede erhob: aber im wer von Anthoni Welser von Memmingen mit dem er und sunst nymant anderm inn der sach berürter schuld halp gehandelt hett, allerlei zuogesagt (Nachlaß Hektor Ammann. Akt Welser. Basel. StA Gerichtsarchiv A 40 [1493. X. 22]). 447 Antwerpen. Stadsarchief. Schepenboeken 92. f. 38v [1477. V. 23]: Jacob van Kerken copman van Lindouw in Swaven als fact[or] ende medegeselle vanden geselscapt gebeten t' geselscap van Hans Fechlin copman van Memmingen mecht[icht] Lodewyc Studelin op[idanum], den vorg[enent] Hans Fechlin, Erhart Fechlin sinen broder, Baltazar ende Peter [ende Virich =gestr.] Hymhof gebroed[er], Henric, Peter ende Willem Heynsei gebroeder, [Gab= gestr.]Avlbr[recht] Schade, Gerig Besserer, Jacop Zedeler de jonge, [te = gestr.] oec alls fact[ors] medegesellen ende dieneren vander voers[criven] geselscap, tsamen ende besonderen, om[ne] q[ue]cum[que] eor[um] et societat[is] debita debem[.], et alias c[au]sas ubic[umque]s petend[as] et recipiend[as] exige[re] prosequendum] et defendend[um], Ä[..?] [gelouen= gestr.] cumpotestate{7) substituendi gelouen ende te bet[er?] gewysde oft noet{?) zy XXIIImay sub sig[illo] op[pidi].
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thasar Imhof und die Brüder Peter und Ulrich Imhof, die Brüder Heinrich, Peter und Wilhelm Haintzel, Albrecht Schad, Georg Besserer und Jakob Sattler d.J., alle Vöhlin-Gesellen. Es handelt sich also um weit mehr als eine der üblichen Vollmachten für Vertreter vor Ort; das ungewöhnliche Dokument erweist sich vielmehr als eine Art Generalvollmacht, in der offensichtlich alle jene Personen aufgelistet wurden, die - nach Kenntnis Kirchens - fur die Erledigung v o n Geschäften in den Niederlanden in Frage kamen: an der Spitze die Hauptherren und danach wohl ein Großteil der damals aktiven Gesellen. 4 4 8 Sieht man v o n den Antwerpen-Spezialisten v o n Kirchen und Stüdlin sowie Jakob Sattler ab, so rekrutierten sie sich aus einem verwandtschaftlichen Netzwerk um die Vöhlin, das sich weitgehend schon in der ersten Hälfte des Jahrhunderts formiert hatte. In den 1480er Jahren läßt sich fassen, wie eine neue Gruppierung von Kaufleuten in die Gesellschaft einrückte und diesen älteren Kreis ergänzte. Ihr verbindendes Merkmal war die Zugehörigkeit zum Verwandtschaftsnetz der Lauginger, das schon in den 1450er Jahren die Lukas-Linie der Welser mit dem Frickenhauser Z w e i g der Vöhlin verband und in das - durch die Welserehen von 1479 und 1487/88 - auch der sogenannte Ungerhauser Zweig eingebunden wurde. So waren von den Söhnen und Schwiegersöhnen Lukas (I) Welsers nicht nur Anton (I) Welser und natürlich Konrad Vöhlin Teilhaber der Memminger Gesellschaft: Jakob (II) Welser läßt sich seit 1488 als Faktor 449 und ab 1490 auch als Teilhaber fassen; 450 Lukas
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Die Vöhlin-Gesellschaft wurde wahrscheinlich schon nach dem Tod Johann (I) Vöhlins, nachweislich aber seit 1467 von den Brüdern Johann (Π) Vöhlin und Erhard Vöhlin d. J. geleitet. Die Streichung des Namens von Ulrich Imhof läßt erkennen, daß die Vollmacht keine abschließende Aufzählung der Gesellen bietet. Sein Tod kann als Grund fur die Streichung ausgeschlossen werden, da Ulrich nach den Augsburger Steuerbüchern erst 1478/79 starb; andererseits läßt seine Erwähnung in einer Abrechnungsliste (1467) der Memminger Geschlechterstube keine Zweifel, daß er schon länger für die Vöhlin-Gesellschaft arbeitete. Jakob (Π) Welser erscheint ab 1488 als Vöhlindiener in den Niederlanden (Stuttgart. HstA. A 602 [Württembergische Regesten] Nr. 14818 [1488. IX. 23], Eßlingen. StadtA. Missiven 11. f. 7r [1489. XII. 3], Aug. StadtA. BR 83 [1490] f.96r [1490.1. 16], [1490. Π. 20], [1490. ΙΠ. 27], Bergen-op-Zoom. Gemeentearchief. SA 5269 [Procuraties en Certificaties. 1479-1493] f. 284v [1490. XU. 10], Antwerpen. Stadsarchief. Schepenboeken 100. f. 155r [1491. X. 25], Certificatieboeken 2. f. 13 lr [1492. VI. 16]). Für 1493 fehlen Belege - wegen seiner Heirat und der Übersiedelung nach Nürnberg hielt er sich damals wohl in Oberdeutschland auf 1494 wird er wieder in Antwerpen erwähnt. Da die Quellen in diesem Jahr von Jakob Welser und seiner Gesellschaft sprechen (Nürnberg. StA. Rep. 61a. Briefbücher des Innern Rats 43. f. 120v [1494. XI. 27]: Uns[e\rn burg[er]n Jacob Weisem, Conradt[en] Im Hof oder irrt Factorn irer gesellschafft zu Antorff. Lieben freundt wir haben vnnserm Ratschreyber [...] außzurichten beuolhen vnd wo er an euch gelanngen vnd gelts notturftig wurde so wollet Ime [...] leyhen, die wollen wir euch hie [...] widerumb außrichten [freundliche Mitteilung Bertold Frhr. von Haller, Großgründlach]; Bergen-op-Zoom. Gemeentearchief. SA 5145 [Rentebrieven en Recognities. 1494-1495] f. 122v [1494. ΧΠ. 23]: Coenravt Ymhoff voer hem selwn vnde inden name vanden gheselscape van Jacobe Welser, cooplude van Auxborch vnde [...] ernennen Anthoenise Andriess und Henricke van Ghendt zu ihren Prokuratoren), wurde in der Literatur geschlossen, daß er damals selbständige Geschäfte machte (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] S. 78; R. Eirich: Memmingens Wirtschaft [Anm. 19] S. 262; Raimund Ei-
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(II) R e m war ebenfalls mit einer bedeutenden Einlage an der Gesellschaft beteiligt,451 und selbst bei Matthäus Ehem sprechen zumindest Indizien für ein Engagement bei den Vöhlin. 452 Alleine der junge Lukas (II) Welser arbeitete ausschließlich für die Welser-Gesellschaft. A b den 1480er Jahren lassen sich auch die etwa gleichaltrigen Söhne v o n Leonhard (II) Pfister in der Vöhlin-Gesellschaft nachweisen: Lukas und Johann vielleicht schon Ende 1482, sicher 1495 bzw. 1489, und Markus Pfister, der 1488 Nürnberger Bürgerrecht erwarb, ist w o h l mit einem 1492/93 in Brünn aufscheinenden Vertreter der Gesellschaft zu identifizieren. Nur für Wolfgang Pfister, der ab 1482 als Kaufmann in Wien bezeugt ist, fehlen bislang eindeutige B e l e g e für eine Tätigkeit bei den Vöhlin. 453 Bei den Laugingern selbst ist eine differenzierte Entwicklung zu beobachten. D i e Nachkommen Johann (III) Laugingers arbeiteten zumeist für die verschwägerten Fugger, während die Söhne Anton und Ott Laugingers, etwas jünger als ihre Welser- und Pfistervettern, sich dann in den 1490er Jahren in Vöhlindiensten fassen lassen. Beginnend mit Anton Welser war also bis in die 1490er Jahre der größte Teil der
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rieh: Bernhard Walther (1430-1504) und seine Familie. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 74. 1987. S. 98). Diese Auffassung ist abwegig. Bei der im 15. Jahrhundert geringen Normierung von Firmennamen bieten solche Formulierungen keinen schlüssigen Beleg für die Existenz einer eigenständigen Firma; man bezog sich vielmehr auf Jakob (Π) Weiser, weil von ihm offensichtlich bekannt war, daß er die Geschäfte der VöhlinGesellschaft in Antwerpen leitete. Erschien es notwendig, den Firmennamen eindeutig zu kennzeichnen, so wählte man in Antwerpen z.B. Formulierungen wie: NN vanden geselscape geheeten t' geselscap van [...]. Sogar über einen konkreten Geschäftsvorgang läßt sich nachweisen, daß Welser für die Vöhlin-Gesellschaft tätig war. So wird 1505 bei der Eintreibung einer Forderung der Welser-Vöhlin ausdrücklich auf eine Pfefferlieferung Welsers und Imhofs Bezug genommen (Antwerpen. Stadsarchief. Schepenboeken 127. f. 225r [1505. X. 21]: Coenraedt Imhove, coopman van Augspurgg alh[er] residerende,[van =gestr.] als medegeselle vanden geselschape van Anthonis Welser ende Coenraedt Fely beauftragt Thomas de Been mit der Eintreibung einer Schuld des Symon Casselet für zwei balen pepers hem byden voers[criven] Coenrade ende Jacope Welser verocht ende gelevert.), wobei die Lieferung - wie eine Eintrag in den Certificatieboeken präzisiert - am 15. Dezember 1494 auf der Messe in Bergen-op-Zoom erfolgt war (R. Doehaerd: Etudes Anversoises [Anm. 14] Bd. 2. Nr. 1371 [1505. X. 21]). Jakob Welser und Konrad Imhof arbeiteten Ende 1494 also für eine Rechtsvorgängerin der Welser-Vöhlin-Gesellschaft, zweifelsfrei für die Johann Vöhlin-Gesellschaft. Wo Jakob in den folgenden Jahren tätig war, ist bislang nicht faßbar; 1499 wird er in einer Nürnberger Quelle als Faktor und Geselle der Welser-Vöhlin-Gesellschaft erwähnt (Nürnberg. StadtA. Libri Litterarum 16. f. 79r [1499. XI. 3]). Vgl. Anm. 321. B. Greiff: Tagebuch (Anm. 2) S. 2: Adj. 3 Aug" 1496 vergieng mein vatter mit dodit [...]. Hat Uns gelassen Riethaym [...] und in Hans Vechlin Geselscha.fi 4500 gulden [...]. Zusammen mit Andreas Rem und Christoph Welser erhielt Lukas Ehem (* um 1479/ 80), der älteste Sohn des Matthäus, 1496 in Venedig eine kaufmännische Ausbildung (B. Greiff: Tagebuch [Anm. 2] S. 5), wohl Indiz, daß auch Lukas als Sohn eines Vöhlin-Gesellen anzusprechen ist. Matthäus Ehems zweiter Sohn Anton erscheint 1518 als Weiserdiener in Nürnberg (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] S. 70), der dritte Sohn Johann 1517 als Vertreter der Welser in Rom (Aloys Schulte: Die Fugger in Rom 1495-1523. Bd. 1. Leipzig 1904). Vgl Anm. 437.
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jüngeren Mitglieder des Laugingernetzes in die Vöhlin-Gesellschaft integriert worden. Die Konsequenzen dieses Wandels der personellen Struktur beleuchtet besonders deutlich das Beispiel der Besserer. Noch 1488, als er sich beim Mainzer Erzbischof für die Vöhlin verwandte, wies der Ulmer Bürgermeister Wilhelm Besserer darauf hin, daß seine Söhne - also Georg und Johann - für die Gesellschaft arbeiteten, 1492 wurde die Gesellschaftseinlage von 3 000 Gulden gekündigt und ab etwa 1493/94 läßt sich Georg Besserer als selbständiger Kaufmann fassen. Ein wesentlicher Grund für den Rückzug dürfte die zunehmende Dominanz Anton (I) Welsers und seiner 'Vettern' in der Gesellschaft gewesen sein; Loyalitätskonflikte wegen der Familie seiner Ehefrau scheinen die Entfremdung zusätzlich beschleunigt zu haben. Andere Reaktionen lassen sich bei den Haintzel beobachten: Sie reagierten auf die veränderten Machtverhältnisse in der Gesellschaft mit einer 'Andockung' an das Laugingernetz. Peter (III) Haintzel, durch seine erste Ehe noch den Besserern verbunden, heiratete 1491 Elisabeth Lauginger, die Witwe Erhard Vöhlins d.Ä.; 1498 und 1506 folgten Ehen der herangewachsenen Neffen Peter und Johann Haintzel mit Dorothea Lauginger und Katharina Welser. Auch Albrecht Schad, der Neffe von Johann Vöhlins Ehefrau, verblieb in der Gesellschaft. Peter Imhof in Augsburg trug den neuen Verhältnissen Rechnung, indem er 1495 eine Tochter mit Johann (VI) Welser verheiratete. Der junge Balthasar (II) Imhof verschwindet dagegen schlicht von der Bildfläche; nach dem Tod seines Vaters läßt er sich in Memminger Quellen nicht mehr fassen. Wie ein Vergleich mit dem Bericht Christoph Scheurls zeigt, hatten sich also schon zu Lebzeiten des alten Johann Vöhlin die personellen Strukturen der späteren Welser-Vöhlin-Gesellschaft entwickelt: Fast durchgängig lassen sich die älteren Teilhaber von 1508454 als ehemalige Vöhlin-Gesellen nachweisen, denn auch Ludwig Reihing und sein Schwager Konrad Imhof sind ab 1485 bzw. 1494 als
454
J. M. v. Welser: Die Welser (Anm. 1) Bd. 2. S. 25 [1508. IX. 7]: vnndyetzo am nechstvergangen 7 tag Septembris auf 8 Jar lang gesellschafft gemacht hatten, [1] Anthoni Welser der alt, [2]Conrad Fehlj, [3] Ludwig Reyhing, [4] WolfPfister, [5] Jacob Welser, [6] Marx Pßster, [7] Hanns Ρ fister, [8] Cunrad Imhof, [9] Anthoni Lauginger, [10] Peter Henntzel, [11] Hans Lauginger, [12] Narciss Lauginger, [13] Ulrich Haunold, [14] Simon Seytz, [15] Hanns Heintzl, [16] Wilhelm Heintzl, [17] Enndres Rhem vnnd [ 18] Barteime Welser. Die Liste nennt an der Spitze die beiden Regierer der Gesellschaft, bei den folgenden 16 Gesellen läßt sich eine Gliederung nach Anciennität der Teilhaberschaft erschließen. Außer Wolfgang Pfister [4] sind die ersten elf Gesellen schon in der Vöhlin-Gesellschaft nachweisbar. Bei den sieben folgenden Teilhabern [12-18] handelt es sich - abgesehen von Simon Seitz - um jüngere, wohl erst nach der Mitte der 1470er Jahre geborene Gesellen, von denen die beiden letzten (Andreas Rem * 1479, Bartholomäus (VI) Welser * 1484) sogar noch ledig waren. Der schon 1491 im Dienst der Vöhlin bezeugte (Nachlaß Hektar Ammann: Akt Weiser. Verweis auf Urkunde von 1491 [Freiburg i.Ü.j. Regest fehlt im Akt) Simon Seitz erscheint als Sonderfall. Offensichtlich erfüllte er erst nach seiner Heirat mit Afra Meuting 1499 (Verwandte des Bartholomäuszweiges der Welser) die verwandtschaftlichen Voraussetzungen, um in den inneren Kreis der stimmberechtigten Teilhaber aufzurücken.
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Vertreter der Vöhlin in Antwerpen bezeugt. Darüber hinaus hatten die personellen Verschiebungen auch die räumliche Struktur verändert: Zwar läßt sich die VöhlinGesellschaft schon um die Mitte des 15. Jahrhunderts als Zusammenschluß von Kaufleuten aus Memmingen, Ulm und Augsburg nachweisen; die Schwerpunkte lagen aber noch in Memmingen und Ulm, und dem entsprach, daß um 1467 Ulrich Imhof und 1479 Anton (I) Welser von Augsburg nach Memmingen übersiedelten. Bei den meisten jüngeren ab den 1480er Jahren eingetretenen Gesellen war und blieb Augsburg Lebensmittelpunkt, und wenn sie abwanderten, dann in Richtung Nürnberg wie Marx Pfister und Jakob Welser oder nach Antwerpen wie Konrad Imhof. Mit Reihings Übersiedelung nach Augsburg, dem Ausscheiden der Besserer und dem Tod Heinrich Haintzels hatte Ulm wohl schon 1494 seine besondere Stellung als zweites Zentrum verloren; die Teilhaber saßen nun in Memmingen und Augsburg, z.T. auch in Nürnberg. Jene Bipolarität, die die WelserVöhlin-Gesellschaft kennzeichnete, war also schon in der alten VöhlinGesellschaft angelegt, setzte strukturell keine Fusion mit der Augsburger WelserGesellschaft voraus. Was verbleibt also an konkreten Anhaltspunkten für die in der Literatur vertretene Auffassung einer 'Fusion' (Schulte) oder 'Verschmelzung' (Werner) der beiden Gesellschaften, und wie sind die stark variierenden Zeitansätze für die Entstehung der Welser-Vöhlin-Gesellschaft zu werten?455 Zumindest das 'Gründungsdatum' läßt sich recht exakt bestimmen; zur Klärung der ersten Frage bleibt nur das mühselige Geschäft, für beide Firmen die strukturellen Details der letzten Jahre zu analysieren. 455
Aloys Schulte sah die Möglichkeit einer 'Fusion' schon Ende der 1470er Jahre, um - unter Verweis auf Urkunde Nr. 107 - abschließend festzustellen 'sicher ist das 1495 der Fall'. Bei der zitierten Urkunde handelt es sich jedoch um die Ernennung Lukas (I) Welsers zum Familaren der Mailänder Herzogin im Jahre 1475; vermutlich bezieht sich die Aussage Schultes daher auf die gemeinsame Nennung von Anton Welser, Konrad Vöhlin und Bartholomäus Mai im 'Lat. Briefbuch Ε [Bern] Fol. 182' (A. Schulte: Handel und Verkehr [Anm 14] Bd. 1. S. 640 f. mit Anm. 6, Bd. 2. S. 69 [Urk. 107]). Allerdings ist die Angabe Schultes fehlerhaft: Der Brief datiert nicht aus dem Jahr 1495, sondern vom 5. Oktober 1496 (vgl. Anm 456). Werner geht davon aus, daß Lukas (I) Welser sich 'einige Zeit nach der Mitte des 15. Jahrhunderts' an der Vöhlin-Gesellschaft 'beteiligte', und daß die 'völlige Verschmelzung' spätestens mit der Verlegung des Hauptsitzes nach Augsburg 1498, vielleicht 'aber schon vorher in Memmingen' erfolgt sei. (Th. G. Werner: Bartholomäus Welser [Anm. 13] S. 77 f.). Sonst orientierte sich die Literatur überwiegend an der - ohne weitere Belege vorgetragenen - Angabe Ehrenbergs, daß Anton Welser 1498 mit seinem Schwager Konrad Vöhlin und anderen die Welser-Vöhlin-Gesellschaft 'gründete' (R. Ehrenberg, Zeitalter [Anm. 375] Bd. 1. S. 194). Ein modifizierter Ansatz von Häberlein geht davon aus, daß 'die Fusion beider Firmen ungefähr zwischen 1496 und 1498 stufenweise erfolgte' (Mark Häberlein: Die WelserVöhlin-Gesellschaft: Fernhandel, Familienbeziehungen und sozialer Status an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. In: „Geld und Glaube". Leben in evangelischen Reichsstädten. Katalog zur Ausstellung im Antonierhaus. Hg. von Wolfgang Jahn u.a. Augsburg 1998 [Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 37/ 98] S. 34. Anm. 1). Vom Verfasser wurde noch 1998 angenommen, 'wohl schon 1496, parallel zur Teilung des Erbes von Lukas (I) Welser, kam es zur Fusion der beiden Gesellschaften' (Artikel 'Welser'. In: Augsburger Stadtlexikon [Anm. 18] S. 923).
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Ab dem 3. September 1496 Iäßt sich die Gesellschaft Anton (I) Welser und Konrad Vöhlin in den Quellen fassen,456 und verschiedene Indizien machen wahrscheinlich, daß der Gesellschaftsvertrag erst kurz zuvor geschlossen wurde. So schwankten bei oberdeutschen Handelsgesellschaften mit langjährigen Verträgen die Termine der Vertragserneuerungen offensichtlich mit geringer Bandbreite, im Fall der Grander-Rehlinger beispielsweise nur um zwei Wochen.457 Wenn nun durch Scheurls Notizen ausdrücklich bezeugt ist, daß bei der Welser-VöhlinGesellschaft am 7. September 1508 eine Vertragserneuerung erfolgte, so läßt dies vermuten, daß der Erstvertrag zwischen Ende August und Mitte September geschlossen wurde. Eine weitere Bestätigung erfährt dieser Termin durch eine Gewinnabrechnung des Handelsdieners Johann Raiser, aus der sich eine Fürlegungsabrede etwa im Oktober 1496 erschließen läßt,458 also nur kurz nach Abschluß des Gesellschaftsvertrages. Fast zur gleichen Zeit enden die Belege für die alte Memminger Firma: Anfang August 1496 wird die Johann Vöhlin-Gesellschaft letztmalig in den Quellen erwähnt.459 Nach dem Tod Vöhlins am 18. März dauerte es also rund ein halbes Jahr, bis aus den Faktoreien die Unterlagen eingegangen waren und eine Abschlußrechnung erstellt werden konnte. Die nahtlose Verzahnung der Belege ist keineswegs Zufall, denn eine Antwerpener Quelle nennt als Rechtsnachfolgerin456
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Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien. Reichsakten KX. 14 r [1496. IX. 3]: Förderungsschreiben Kaiser Maximilians an den Dogen von Venedig, pro Antonio Weiser, Conrado Vehlin et sociis eorum mercatoribus Augustanis (sie); Nachlaß Hektor Ammann. Akt Welser. Notiz Blatt 49: Ί 4 9 6 . Sept. 17 Anthoni Wellser u. Conrad Vechli B.z. Memmingen u. Augsburg (Urk. 19 ) '. Das betreffende Urkundenregest aus Freiburg im Uechtland fehlt im Akt. Bern. StA. Lat. Missiven E. f. 182 [1496. X. 5]: Quittung Berns für Auszahlung venezianischer Pensionen per manus honorabilium mercatorum Anthony Vellser, Cunradi Veheli de Memmingen et Bartholomei de Madyis, proconsuli nostri [...], Lat. Missiven E. f. 184 [1496. XI. 2]: Bern bittet den Mailänder Herzog, fallige Pensionen in manus mercatorum consortii vulgari nomine Veheli seu Velser nuneupati auszuzahlen; Basel. StA. Gerichtsarchiv Β 14/94 [1497.1. 28]: anwalt der ersamen wisen Anthoni Welsers und Conrat Vechlins und ir geselschqfft zu Memingen; Freiburg i. Uechtland. StA. Notare 84. f. 3r [1497. IV. 20]: Zahlungsverpflichtung gegenüber Antheno Welser, Kuonrat Velli und gesellschaft von Memmingen; Nürnberg. StadtA. Libri Litterarum 16/ 79 [1499. XI. 3]: Gläubiger des Hieronymus Behaim u.a. Jacob Welser und Marx Pfister als Faktoren und Mitgesellschafter Anthoni Welsers zu Augspurg vnd Cunrad Vehlin zu Memingen vnd irer Gesellschaft. Die sechs bekannten Gesellschaftsverträge der Grander-Rehlinger-Honold-Gesellschaft wurden alle zwischen dem 15. Juli und dem 1. August abgeschlossen (Elmar Lutz: Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften in der Zeit der Fugger. Tübingen 1976 [Schwäbische Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für bayerische Landesgeschichte. Reihe 4. Bd. 16/ Studien zur Fuggergeschichte Bd. 25] Bd. 2. S. 28-38). Weiser-Archiv. Handelsbuchfragmente 1499. Blatt S/B ν [1499.IV.30]: mit sampt der gewinnung ist das Hauptguott 310 fl rh vnd daran die gewinnung von 1000 fl rh so im die geselschqfft fir legt vnd im gerait 2 Ά jar vnd im 20 percento geraitt duott die gewinnung 262 fl rh duott mitt dem Hauptguot 572 fl rh vnd wann der compagnie Jenerall rechnung macht vnd man mer nutzungfuend soll man im nach anzall folgen laussen. Vgl. Anm.451.
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nen der alten Johann Vöhlin-Gesellschaft ausdrücklich die Anton (I) Welser & Konrad Vöhlin-Gesellschaft und schließlich die Anton (I) Welser-Gesellschaft. 4 6 0 Dieser Sachverhalt wird auch durch die Übernahme der Vöhlinbuchhaltung bestätigt, denn nur so läßt sich erklären, weshalb in einem einzigen Einbanddeckel 27 Blätter (1493-1520) aus Handelsbüchern der Johann Vöhlin- bis zur Bartholomäus (VI) Welser-Gesellschaft auftauchen konnten. 461 Spärlich sind dagegen die Nachrichten aus der Spätphase der alten WeiserGesellschaft. Ihr Ende läßt sich anhand von Indizien grob auf die Jahre zwischen 1494 und 1498 eingrenzen: Im Dezember 1494 starb der alte Lukas (I) Welser, und in den venezianischen Rechnungen (1492-1494) der Frankfurter BlumGesellschaft lassen sich letztmalig Aktivitäten der Firma fassen. 462 Ende 1498 kann die Gesellschaft nicht mehr existiert haben, da Ulrich (III) Welser, der letzte der alten Riege, zu diesem Zeitpunkt sein Vermögen schon der Erbtochter Elisabeth abgetreten hatte. Einen weiteren Hinweis bieten die in den Steuerbüchern 460
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Eine detaillierte Entwicklungsgeschichte der Gesellschaft skizziert die Auszahlung des Erbes von Henrick van Bare, der sich ab 1492 in Vöhlindiensten nachweisen läßt. 1518 quittierte Henricks Tochter Barbara ihren Anteil an der Gesellschaftseinlage des Vaters, die inden geselschape vanden Welsers lestwerff ende ierst inden geselscape van Hanse Vechlin van [Ausporg =gestr. ][RV:} Memminghen lag. Anschließend erklärte sie Verzicht auf alle Ansprüche gegenüber ierst wylen Hanse Vechlin ende synen geselschape ende nacomers als voer dierste geselschap, voertmeer Anthonise Weiser ende Coenrade Vechlin ende hueren geselschape ende nacomers als voer tweedste \yedech=gestr\geselschap, ende noch meer Anthonise Welser ende synen geselschape no [presentib. =gestr.] ter tyt geselschap houdende ende hueren nacomers (Antwerpen. Stadsarchief. Certificatieboeken II. f. 114v [1492. IV. 7], Schepenboeken 151. f. 356 [1518. Π. 18]). Nach dem Ausscheiden eines Regierers konstituierte sich die Gesellschaft also als neue juristische Person, während sie organisatorisch als Kontinuum erscheint. Die Einsetzung eines neuen Regierers erfolgte demnach in der Form eines Gesellschaftsvertrages. Karl Roßmann: Vom Handel der Welser um die Wende zum 16. Jahrhundert. Rekonstruktion aus Bruchstücken von Handlungsbüchern. München 1933. Die Veröffentlichung ist ein Auszug der verschollenen maschinenschriftlichen Münchner Dissertation des Verfassers. Abweichend von den Angaben zum Fund spricht Roßmann im Text wohl zutreffend von Schuldbuchfragmenten, die bis 1493 zurückreichen. Ohne direkte Datierung konstatiert Roßmann den vorzeitigen Abbruch einer alphabetischen Reihe von Rechnungsbüchern und vermutet einen Zusammenhang mit 'der Umwandlung der Firma infolge des neuen Gesellschaftsvertrages von 1498'. Diese Angabe wurde sichtlich aus der Literatur übernommen und nicht aus den verschollenen Handelsbuchfragmenten erschlossen. Erhaltene Blätter eines Journals der Augsburger Zentrale von 1499 verweisen nämlich schon auf die Bücher F (Personenkonten) und J, K, L (Faktoreienkonten) und ein neues Buch Μ (Personenkonten). Die Schuldbücher trugen demnach wohl die Ziffern A, F, M, und das 1499 offensichtlich neu angelegte Schuldbuch Μ war das dritte dieser alphabetischen Reihe. Da die einzelnen Bücher nachweislich nicht mit dem Ende des Rechnungsjahres geschlossen wurden, muß das Schuldbuch Α spätestens 1496, nach Abschluß des neuen Gesellschaftsvertrages, begonnen worden sein; selbst eine Anlage unter Johann Vöhlin kann - auch wenn sie unwahrscheinlich ist - rein zeitlich nicht zwingend ausgeschlossen werden. Für die Faktorei Nürnberg ist die Kontinuität der Buchhaltung sogar ausdrücklich bezeugt (Nürnberg. StadtA. Libri Litterarum 15. f. 25r [1498. V. 25]). Vgl. Anm. 429.
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von 1496 belegten Auszahlungen von je 3 500 Gulden Erbe an die sechs Kinder Lukas (I) Welsers. Nach Augsburger Praxis wäre eigentlich eine Aufteilung 1495, direkt nach dem Tod des Erblassers, oder 1498, zur nächsten Schwörsteuer zu erwarten gewesen. Die atypische Verzögerung läßt also einen konkreten Anlaß vermuten, und es ist naheliegend, an eine Abschlußrechnung oder einen Überschlag zu denken. Auch die Größenordnung der seit 1493 aufgelaufenen und zur Schwörsteuer 1498 dann faßbaren Vermögenszuwächse der Witwe Lukas (I) Welsers deutet auf ein Weiterbestehen der Firma zumindest bis 1496.463 Eine Vereinigung der Welser- und der Vöhlin-Gesellschaft 1496 wäre nach diesen Rasterdaten also denkbar. Allerdings kannte man damals noch keine Übernahme eines 'Gesellschaftsmantels'; die Annahme einer Fusion setzt eine Verbindung personaler bzw. organisatorischer Elemente voraus. Wer aber zählte um 1494 zu den Gesellen, und läßt sich dieser Personenkreis auch später in der Welser-VöhlinGesellschaft fassen? Soweit aus spärlichen Indizien erkennbar, sind neben Lukas (I) und Ulrich (III) Welser noch der junge Lukas (II), wahrscheinlich auch Hieronymus (I) und sein jüngerer Bruder Johann (VI) dem Kreis der Teilhaber zuzuordnen. Die in Zwickau lebenden Söhne des Bartholomäus dürften die Gesellschaft dagegen schon verlassen haben, und eine Beteiligung von Schwiegersöhnen an der Familiengesellschaft ist nicht erkennbar. Schwierigkeiten bereitet jedoch auch der Nachweis einer Zugehörigkeit zur Welser-Vöhlin-Gesellschaft: In der Teilhaberliste von 1508 erscheint kein einziger dieser ehemaligen Welsergesellen. Selbst die Rechnungsfragmente von 1499 bieten kaum Hinweise, denn Ulrich (III) war 1499 gestorben, und Lukas (II) sowie Hieronymus (I) scheinen sich im gleichen Jahr aus dem Handel zurückgezogen zu haben. So erwähnt Lukas (II) in einem Schreiben an den Schwäbischen Bund vom Juni 1525, daß er seit 26 Jahren keine Kaufmannschaft mehr betreibe,464 und im März 1499 kündigte Hieronymus (I) Welser - vielleicht im Zusammenhang mit der Auflösung einer Gesellschaftseinlage - ein größeres Kapital seiner Schwester.465 Einziges vages Indiz für eine kurze Beteiligung von Lukas (II) an der Welser-Vöhlin-Gesellschaft ist seine Erwähnung in einem undatierten Faktoreibericht aus dem Raum Ulm.466 Für Johann (VI) Welser bieten die Rechnungen von 1499 dagegen einen klaren Hinweis 463
464 465
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Das Steuerbuch von 1498 verzeichnet für das vorangehende Schwörsteuerintervall bei der Witwe noch einen Zuwachs von 7 900 fl. AV. Nach seinem Tod dürften hauptsächlich die laufenden Geschäfte abgewickelt worden sein. Aug. StadtA. RSt. Literalien 1525. VI. 30. Hieronymus Welser hatte wohl seit 1484 von seiner Schwester Barbara Holzheimer 600 fl. inne, die mit 4 % verzinst wurden (vgl. Anm. 263); bei Anlage als Depositum wäre eine Kündigung unverständlich. Roßmann stellt fest, daß Hieronymus in den von ihm bearbeiteten Rechnungsfragmenten [1493-1520] erwähnt wird, ohne näher auf Art oder Zeitpunkt der Nennung einzugehen (K. Roßmann: Handel Welser [Anm. 461] S. 37). Paris. Bibliotheque Nationale. Manuscrits allemands 337: hern Volrich Krvg ist vf mittwoch vergangen zuo Vlm vf Augspurg geritt[en] in mainung die wischl br[rief\ von Lucas Welser zuo enpfachn dem nach gut ist er hat 2 zedel vnd handeschrift von mir dz die dar by ibergeben wird.
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auf eine Beteiligung.467 Sein Fehlen in der Teilhaberliste von 1508 widerspricht dem nicht, da er im Vorjahr verstorben war. In seinem Fall verweist die Heirat mit einer Tochter des Vöhlin-Gesellen Peter Imhof 1495 aber auf eine eigenständige Anbindung an das Vöhlinnetz, so daß schon ein Beitritt zur alten VöhlinGesellschaft denkbar wäre. Die Informationen bleiben also insgesamt diffus. Will man nicht eine zeitweilige Rückkehr Jakobs (II) unterstellen,468 so erscheint selbst eine mittelfristige Weiterführung der Weiser-Gesellschaft abwegig, denn eine Führungspersönlichkeit ist unter den verbliebenen Gesellen nicht auszumachen: Ulrich (III) war sichtlich zu alt, Lukas (II) nicht unbedingt mit einem messerscharfen Verstand gesegnet,469 Hieronymus (I) vorrangig politisch ambitioniert und Johann (VI) wohl noch zu unerfahren. Rationale Argumente sprachen also für eine Bündelung aller wirtschaftlichen Aktivitäten unter der Ägide Antons (I), und der bei Lukas (II) doch recht genau zu fassende Termin des 'Rückzugs' aus dem Handel könnte auch in einem Zusammenhang mit der Generalrechnung der Welser-Vöhlin-Gesellschaft im Herbst 1499 gesehen werden. Handfeste Belege für eine 'Fusion' stehen dennoch aus. Weder personell, noch organisatorisch sind markante Kontinuitätsstränge erkennbar, auch Rechtsnachfolge - beispielsweise im Zusammenhang mit Altforderungen - läßt sich bislang nicht belegen. Zumindest als Alternative wird man also auch die Möglichkeit ins Auge fassen müssen, daß nach dem Tod des alten Lukas (I) Welser, bei Abwicklung laufender Geschäfte, die Liquidation des Unternehmens betrieben wurde und daß es zu einer echten Fusion der Handelsorganisation beider Gesellschaften gar nicht mehr kam. Ohnehin ist nicht erkennbar, daß die Welser-Gesellschaft in ihrer Endphase noch über einen größeren Apparat verfugte. Wenn Lukas (I) Welser etwa um 1488 auch seinen Sohn Jakob (II) in die Vöhlin-Gesellschaft wechseln ließ, so vermittelt dies den Eindruck eines systematischen Schrumpfens, während das Faktoreiennetz der Vöhlin-Gesellschaft sich in dieser Zeit fast explosionsartig ausweitete. Tatsächlich scheint es sich um koordinierte Vorgänge zu handeln, denn es finden sich Anhaltspunkte, daß die Welser für ihre Geschäfte auch die Infrastruktur der Vöhlin-Gesellschaft nutzten: Zwei Briefe des Nürnberger Vöhlin-Faktors Bernhard Walther an Lukas (I) Welser von 1493 und 1494 lassen eine enge informelle Ver467
468 469
Welser-Archiv. Handelsbuchfragmente 1499. Blatt F/O v: [Item] Hanns Welser soll vnns adj. p[rim]o tnarcio auß der rechnung von Nuormberg [10] fl rh als im beschaid darvon geschriben ist war vmb es ist./ Buoch F: Hanns Welser soll vns ack[arta\ 168. Gleichartige Buchungen finden sich für weitere Teilhaber und Diener der Welser-Vöhlin-Gesellschaft wie Wilhelm Haintzel, Peter Haintzel d.J., Ludwig Reihing, Albrecht Schad, Bernhard Walther, Christoph Birgi. Nach Roßmann wurde Johann auch in den von ihm bearbeiteten Rechnungsfragmenten (1493-1520) genannt; Art und Zeitpunkt der Erwähnung werden nicht näher präzisiert (K. Roßmann: Handel Welser [Anm. 461] S. 37). Auch die Tatsache, daß sein Schwiegersohn Stephan Ridler ( t 1528/29) in den 1520er Jahren eine leitende Funktion in der Bartholomäus (VI)-Welser-Gesellschaft innehatte, bietet eine indirekte Bestätigung. Vgl. Anm. 449. Nach dem Urteil des zeitgenössischen Chronisten Clemens Sender war Lukas (Π) Welser ain frumer man, aber nicht hochs Verstands, ist in rat gangen (DStChr. 23 [Anm. 14] S. 310).
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zahnung der beiden Firmen erkennen, 470 außerdem vertrat man sich gegenseitig bei der Erteilung von Vollmachten, beim Inkasso v o n Forderungen und sogar bei der Deklaration v o n Waren. 471 D a weder Lukas (I) Welser noch Johann Vöhlin altruistische Motive unterstellt werden dürfen, müssen beide von dieser Situation profitiert haben. A m naheliegendsten erscheint dabei die Annahme einer finanziellen Beteiligung, denn eine begrenzte Kapitalausstattung dürfte noch in den 1470er Jahren eine der Schwachstellen der Vöhlin-Gesellschaft gewesen sein. Eine direkte Beteiligung Lukas (I) Welsers wird man aber wohl ausschließen müssen, da die ungeklärte Haftungsfrag e bei oberdeutschen Handelsgesellschaften eine stille Teilhaberschaft noch ausschloß. Bezeugt ist dagegen für die Welser-Vöhlin-Gesellschaft - und damit wohl auch für ihre Rechtsvorgängerin - die Praxis, daß mitarbeitende Teilhaber Einlagen von Familienmitgliedern 'vertreten' konnten, 472 und dafür waren nach dem Eintritt v o n Anton (I) Welser in die Vöhlin-Gesellschaft die formalen Voraussetzungen erfüllt. Ein solche Beteiligung dürfte zudem den - von Weiserscher Seite sicher gewünschten - Nebeneffekt gehabt haben, daß sich die Position Antons in der Gesellschaft verstärkte. Vielleicht waren es genau diese Möglichkeiten und die offene Struktur der Vöhlin-Gesellschaft, die aus strategischen Gesichtspunkten das Interesse Lukas (I) Welsers erweckt hatten und zur Allianz v o n 1479 fiihr470
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Paris. Bibliotheque Nationale. Manuscrits allemands 337: Der Bestand enthält u. a. zwei Briefe [1493. ΧΠ. 11, 1494. I. 3], in denen, unter Vöhlin-Zeichen, der Nürnberger Faktor Bernhard Walther dem alten Lukas (I) Welser über geschäftliche Angelegenheiten berichtete. Indiz für Zusammenarbeit ist dabei die Ankündigung einer Baumwollieferung (Brief [1494.1. 3]: [...] vjf augspurg 1 sak woll mit der compagnie zaichen [...]); allerdings ist nicht eindeutig erkennbar, ob es sich um eine Lieferung an die Weiser-Gesellschaft oder um eine Dienstleistung für die Vöhlin-Gesellschaft handelt. Vgl. Anm 417, 418, 438; 1492 kennzeichnete der Vöhlin-Geselle Jakob (Π) Welser in Antwerpen zwei Paketstücke mit einer Weisermarke (siehe Abb. 3), wobei der Text des Eintrags keine weiteren Hinweis auf den Eigentümer bietet (Antwerpen. Stadsarchief. Certificatieboeken Π. f. 138r [1492. VII. 14]: Jacop Weiser Burger van Ausborch jur[avi]t von II stucken gemercet aldus). Da Jakob die Waren seiner Gesellschaft sonst mit der Vöhlinschen Handelsmarke versah (Bergen-op-Zoom. Gemeentearchief. SA 5269 [Procuraties en Certificaties. 1479-1493] f. 284v [1490. XII. 10]), handelte es sich also um eine Eigentumsdeklaration für Dritte, und die verwendete Marke ist offensichtlich als Zeichen der Lukas WeiserGesellschaft anzusprechen. Die einzige Unsicherheit ergibt sich aus der Beobachtung, daß die Welser-Vöhlin-Gesellschaft im 16. Jahrhundert, um Eigentumsverhältnisse zu verschleiern, ihre Waren vereinzelt auch unter den Handelsmarken bestimmter Faktoren oder Geschäftsfreunde verfrachten ließ. Allerdings ist eine solche Praxis für die Johann Vöhlin-Gesellschaft noch nicht bezeugt, und das 1492 von Jakob verwendete Zeichen ist mit der später von ihm gebrauchten Handelsmarke nicht identisch (siehe Abb. 6). B. Greiff: Tagebuch [Anm. 2] S. 30: Notta im ottob0 1502 fang ich [=Lukas Rem] an zuo gewinnen in Ant° Wellser, Conrat Felin und geselschaft. Lagen mir zuo follem gwin obstend erst fl 2 000: darzuo vertratt Ich meyner Muotter auch sovil. Bei dieser Konstruktion bestanden offensichtlich keine direkten Beziehungen zwischen Kapitalgeber und Gesellschaft, sondern nur Innenbeziehungen zum vertretenden Gesellschafter. Eine solche Erhöhung der Einlage mit Fremdkapital war aber sicher abhängig von einer Zustimmung der Teilhaber und vielleicht auch in der Höhe begrenzt.
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ten. Warum realisierte Lukas (I) seine - leider nur indirekt zu erschließenden Vorstellungen aber nicht in der eigenen Gesellschaft, sondern betrieb statt dessen den Transfer von humanen und finanziellen Resourcen? Natürlich läßt sich eine solche Frage nicht 'fundiert' beantworten, dafür fehlen schlicht die Quellen. Allerdings könnte doch eine Rolle gespielt haben, daß Ende der 1470er und Anfang der 1480er Jahre, als wohl wesentliche Weichenstellungen erfolgten, seine Brüder noch lebten, wobei besonders Bartholomäus (IV) als nominellem Oberhaupt der Gesellschaft und Vater mehrerer mitarbeitender Gesellen eine erhebliche Machtposition unterstellt werden muß. Eine expansive Geschäftspolitik verbunden mit einer Öffnung der Familiengesellschaft für Verwandte war also nur im Konsens möglich. Die gerade in den 1470er Jahren stark hervortretenden Vermögensunterschiede sprechen aber keineswegs für eine Identität der Interessenslagen: Bedingt durch geringere disponible Kapitalien hätte sich, bei veränderter Gesellschaftsstruktur, die Stellung der Brüder in der Firma wohl deutlich relativiert. Lukas (I) könnte also in der Vöhlin-Gesellschaft bessere Chancen für die Entwicklung einer weitausgreifenden Handelsorganisation gesehen haben, denn um 1480 war noch nicht absehbar, daß sich - durch den Tod der Brüder Bartholomäus (IV) und Jakob (I) sowie der Neffen Bartholomäus (V) und Georg (I) - auch in der WelserGesellschaft schon bald erhebliche Veränderungen ergeben würden. Personell, organisatorisch und rechtlich erscheint die Welser-VöhlinGesellschaft - so zumindest das Bild der harten Daten - als Nachfolgerin der Vöhlin-Gesellschaft; relevante Elemente, die aus der Organisation der alten Welser-Gesellschaft übernommen wurden, lassen sich nicht nachweisen. In einem Punkt aber hatten die Welser dem neuformierten Unternehmen unverwechselbar und im vollen Wortsinn ihren Stempel aufgedrückt. Als der compagnie zaichenm - eine perfekte Wiedergabe bietet der Gewölbeschlußstein aus der Leonhardskapelle474 - setzten sie die Handelsmarke ihrer Familie durch475 und stellten damit 473
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Das Handelszeichen der Anton Welser & Konrad Vöhlin-Gesellschaft (siehe Abb. 5) läßt sich mehrfach in Handelsquellen nachweisen. Zwei datierte Belege aus den Jahren 1508 und 1510 bieten die Antwerpener Certificatieboeken (R. Doehaerd: Etudes Anversoises [Anm. 14] Bd. 2. Nr. 1780 [1508. I. 24] Anm. 159; Bd. 3. Nr. 3655 [1510. X. 21] Anm. 16. Die Nachzeichnungen der Handelsmarken sind ungenau), zwei undatierte Belege finden sich in Fragmenten von Handelsbüchern (Studienbibliothek Dillingen. 'Weiser-Fragmente'. Mappe 33), die wohl der Venezianischen Faktorei der Welser-Vöhlin zuzuordnen sind. Nach der Literatur - eine Quelle wird nicht nachgewiesen - führte die Welser- Vöhlin-Gesellschaft 1499 angeblich eine andere Handelsmarke (J. M. v. Welser: Die Welser [Anm. 1] S. 72). Aus dem Zusammenhang ist jedoch erkennbar, daß diese Angabe auf einem Irrtum oder einem Datierungsfehler basiert: Das gebotene Zeichen läßt sich nämlich als Handelsmarke der Bartholomäus (VI) Weiser-Gesellschaft (siehe Abb. 7) nachweisen (Paris. Bibliotheque Nationale. Manuscrits allemands 337: Brief [1526. X. 27 ]). Der Gewölbeschlußstein (siehe Abb. 9) zeigt in der oberen Hälfte die Wappen und darunter in Ligatur die Initialen der Stifter Α [ΝΤΟΝ] W[E1SER] und QATHARINA] FfEHLIN], Unter der Mitte erscheint das Zeichen der Welser-Vöhlin-Gesellschaft. Als die im zweiten Weltkrieg beschädigte Kapelle abgebrochen wurde, gelangte er in den Besitz der Welserschen Familienstiftung. Seine Entstehung ist auf 1503/ 04 zu datieren, da Anton Welser An-
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die Firma - ungeachtet der Memminger Wurzeln - in eine Traditionslinie Welserschen Handels, die bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zurückreichte. Nur als kleines Beizeichen überlebte die alte Handelmarke der Vöhlin476 noch einige Jahre, bis nach dem Tod Konrad Vöhlins auch diese letzte Erinnerung an die Ursprünge der Gesellschaft eliminiert wurde.
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fang 1503 die Erlaubnis zu verschiedenen Umbauten im Chorbereich der Leonhardkapelle erhielt (Aug. StA. Lit. HSt. Aug. MB 460 f. 309r-310r [1503.1. 9]: Anthoni Welsers verwilbrieff wie vnd wölchermas ain Capitel in sant Leonharts capell an der Judengassen zu pauen vergönnt hat [...]). Die Zeichnung des Schlußsteins bei Zimmermann (E. Zimmermann: Augsburger Zeichen [Anm. 82] Nr. 3276) zeigt im oberen Dreieck der Handelsmarke falschlich einen Stern. Als Grundform der Welserschen Handelsmarken läßt sich - einem Α ähnelnd - ein nach unten geöffneter Winkel mit weit über die Schenkel herausragenden Querbalken erschließen Diese Form wurde im Laufe der Zeit jeweils durch bestimmte Ergänzungen modifiziert. Die Grundform findet sich im Siegel des Johann Hurnuss von 1357 (siehe Abb. 2, vgl. Anm. 82), im Siegel des Ulrich Welser von 1340 (siehe Abb. 1, vgl. Anm. 81) wird sie durch ein Kreuz auf der Spitze des Winkels ergänzt. Handelsmarken der Welser-Brun- und der Bartholomäus (ΙΠ) Welser-Gesellschaft sind bislang nicht nachgewiesen; bei einer im 15. Jahrhundert doch dichter werdenden Überlieferung von handelsgeschichtlich relevanten Quellen erscheint es jedoch nicht ausgeschlossen, daß solche Belege noch in auswärtigen Archiven auftauchen könnten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit der Lukas (I) Weiser-Gesellschaft zuzuordnen ist die 1492 in Antwerpen belegte Weisermarke, vielleicht war sie auch schon seit 1446 in Gebrauch. Sie zeigt am rechten Winkelende einen nach außen gezogenen waagerechten Strich (siehe Abb. 3, ungenaue Wiedergabe bei R. Doehaerd: Etudes Anversoises [Anm. 14] Bd. 2. Nr. 672 [1492. VII. 14], Die Original-Abbildung verdanke ich, wie auch verschiedene Kopien aus Antwerpen und Bergen-op-Zoom, Herrn Prof. Dr. Mark Häberlein.). Bei der WelserVöhlin-Gesellschaft erscheinen die Winkelenden erstmals durch Schrägstriche mit dem Querbalken verbunden (siehe Abb. 5). Auch wenn in dem Zeichen die Initialen AfNTON] WfELSER] gesehen werden können, lagen sie der Marke also nicht zugrunde, vermutlich hatten sie aber die Gestaltung der Modifikation beeinflußt. Von den Augsburger Nachfolgegesellschaften wurde, ergänzt durch Bei-zeichen, diese Variante offensichtlich weitgehend übernommen (vgl. E. Zimmermann: Augsburger Zeichen [Anm. 82] Nr. 563. Der ungedruckte Textteil [Manuskript im Stadtarchiv Augsburg] bietet leider keine Verweise auf Orginalquellen). In der Gestaltung stärker dem Vorbild der alten Weiser-Gesellschaft verhaftet blieb die Handelsmarke der Nürnberger Jakob (Π) Weiser-Gesellschaft; bei ihr erscheint nur das rechte Winkelende mit dem Querbalken verbunden (siehe Abb. 6). Die Welsersche Handelsmarke war also bei Gründung der Welser-Vöhlin-Gesellschaft seit mindestens eineinhalb Jahrhunderten in Gebrauch, und sie blieb es fast noch einmal so lange, da - über den Konkurs von 1614 hinaus - der Ulmer Zweig der Familie sich bis gegen Mitte des 17. Jahrhunderts im Handel engagierte. Für kein anderes Augsburger Handelshaus ist eine ähnliche Kontinuität des 'Firmenlogos' nachweisbar, wobei ins Auge fallt, daß selbst die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts nicht zu einem Bruch dieser Tradition führten. Die Verwendung eines Ρ mit gegabeltem unteren Schaft als Handelsmarke der VöhlinGesellschaft (siehe Abb. 4) ist noch 1495 durch eine Eigentumsdeklaration des Vöhlinfaktors Ludwig Stüdlin in Antwerpen bezeugt (R. Doehaerd: Etudes Anversoises [Anm. 14] Bd. 2. Nr. 1032 [1495.Π.25] mit Anm. 12; Verlesung Fehlin in Schiin).
158
Peter Geffcken
Die wirtschaftlichen Aktivitäten der Welser im 15. Jahrhundert
Kontakte der Welser-Gesellschaft (ca. 1411 - 1446)
Die Linien kennzeichnen die Außenkontakte der Gesellschaft Bartholomäus (III) Welser & Johann Brun (ca. 1411 - ca. 1427) bzw. Bartholomäus (III) Welser & Söhne (ca. 1427 - 1446). Einbezogen wurde ein Kontakt des Goldschmieds Ulrich (II) Welser, der möglicherweise ebenfalls der Gesellschaft zuzuordnen ist.
Die Welser und ihr Handel
159
1246-1496
Kontakte der Weiser-Gesellschaft (1446 - ca. 1496 )
Die Linien kennzeichnen ausgewählte Außenkontakte der Gesellschaft Bartholomäus (TV) & Brüder bzw. Lukas (I) Welser & Bruder zu wichtigen Handelszentren.
S)
Städte
Städte mit Weiser-Faktoreien erschlossene Kontakte
belegte Kontakte mögliche Kontakte
[
]
erschlossene Daten
160
Peter Geffcken
Datierte Belege für Kontakte der Welser-Gesellschaften:
Kontakte (ca. 1411-1446)
Antwerpen Apulien Basel Bergen-op-Zoom Bologna Brügge Casalmaggiore b. Cremona Florenz Frankfurt Genf Goldkronach Innsbruck Köln L'Aquila (= Adler) Leipzig [Lyon] Mailand Mantua Memmingen Neapel Nördlingen Nürnberg [Perugia] Rom Schneeberg Stolberg Ulm Venedig Wien Zaragoza (=Saragossa) Zwickau
— —
ca. 1434 — — — — —
1413 - [1442] — — — — — —
— —
— — —
1414-1433 1422 - 1438 [1426/27] —
— —
1434 1419-1439 — — —
Kontakte (1446 - ca.1496)
[1492] 1481 —
1447- 1485 1478 1448- 1477 1482 [1461]- 1478 1455 - 1487 1461 1481 - 1483 1479 1461 - 1465 [1478]- 1482 1486 [1482] 1475 1482 1481 - 1482 1487 —
1448- 1478 —
1487- 1491 1479 1486 1446 1446- 1491 1454 [1482] [1476]- 1484
Die Welser und ihr Handel
1246-1496
161
Stammtafel (1) Welser (Übersicht) Heinrich (I) 1246 [Heinrich t XII 21 (M)] = ?
«Heinrich (ll?)>
Sifrid (I) 1264
Heinrich (III?) ΐ[η.1270] 1.19 (M)
[Heinrich t IX. 7 (M)] = ?
«Heinrich (IV?)>
Johann (I) f[1340J 1321-1339
Johann (II) 1(1380] 1355-1380
Konrad (I) tW-1321] 1325 (t)
Bartholom.(I) t[1334/35] 1304-1333
Peter (I) fl368/[76] 1355-1368
Bartholom.(lll) 11446 1380-1446
Konrad (II) f1351/155] 1321-1351
Bartholom.(ll) |1346/51 1340-1346
Ulrich (I) 11343/46 1340-1343
Konrad (III) f 1375/180] 1351-1375
Johann (III) |136β/[76] 1357-1368
Konrad (IV) t[1368]/76 1357-[1368]
Konrad (V) 11436/[38] 1389-1436
Berchtold (I) 1(1434] 1402-1433
Franz (I) t[1400]/01 1401 ( t )
1 Lorenz (I) tin-1441] 1419-1441
Bartholom.(IV) 11484 1419-1484
Johann (IV) Johann (V) t[n. 1428] |1477/[03] 1428 1428-1477
Jakob (I) 11483 1430-1483
Lukas (I) Ulrich (III) t1494 ΫΙ1499] 1430-1494 1445-1498
I
Ulrich (II) f1439/[42?] 1434-1439
|
Hieronym.(l) Barthoiom.(V)Georg (I) Peter (II) Johann (VI) Sebastian (I) Anton (I) Lukas (II) Jakob (II) Alexander (I) 1*1513 11486/87 11486/91 11508 11507 11526/27 11518 11536 11541 11516 1463-1513 1463-1486 1463-1486 1463-1507 1484-1507 1484-1526 1463-1518 1463-1536 1486-1541 1463-1516
Peter (III) Barthok>ni.(Vll)
Christoph (!) Barthotom.(VI) Anton (II) Johann (VII) Franz (II)
Lukas (III) Sigmund (I) Jos (I) Ulrich (IV) Hieronym. (II)
Johann (VIII) Jakob (III) Anton (III) Sebastian (II)
Erläuterung: Die Übersichtstafel erfallt für den Untersuchungszeitraum alle durch zeitgenössische Quellen belegten mannlichen Familienmitglieder. Identifikationsprobleme bestehen nur bei den Trägem des Namens Heinrich: Da zwei Jahrtage bei St. Moritz nicht eindeutig zugeordnet werden können, bleibt offen, ob sich die Belege auf drei oder vier Personen beziehen. Legende:
[
] =
Bislang nicht einzuordnen: Filiation belegt Filiation erschlossen Filiation vermutet Daten erschlossen Daten vermutet
fett = kursiv = (M) =
Ratsherr Augsburg geistlich Nekrolog St. Moritz
Otto (I) Welser ttn.1528] VII. 23 1528
Peter Geffcken
162
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Die Weiser und ihr Handel 1246-1496
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fic comit^rtii / e i u i t u h ' lo:ope iw,com/ dluUnf, εφ. >MOjUu cxei^ictT-ie zfß dli/ezenr/citcut ^ y n 1)[lurimam]. Ex Uteris ad matrem missis, intellexi te perbelle valere, vna cum affine nostro charissimo Bartholomeo Walser, quae res mirifico nos affecit gaudio. Omnes enim nos (vt par est) de sanitate prosperaque fortuna tua gaudemus, ex animoque petimus, vt letus et incolumis nobis breui restituaris. quamquam votis maximis optamus, vt omnes imperij res et Christianae reipub\\ica&\ status, ex dei voluntate antea componantur et ordinentur, vt in pace et ocio tuti deinde vitam agere possimus. Ego mi suauissime pater, nihil noui tibi scribere scio, cum matrem nostram charissimam caeterosque amantes tui omnia quae necessaria sunt scire ad te perscribere non dubito. Nos adhuc dei benignitate belle viuimus sani, et validi; domos edificamus et hortos, nemo est qui non aliqua in re occupetur, quae tu re ipsa ita inuenies cum redditus nobis fueris. Omnino enim aliam domus nostrae formam aspicies, proque ruituro pene tugurio speciosam arcem extra portam offendes. In pomerio vero tuis delicijs te ipsum amplius non cognosces, ita ornatum et cultum videbis. In hörto vero Plutonis et Dianae, quantam amaenitatem contemplaberis? In summa nihil hie erit quod delectationem nullam afferat. adsit modo corporum nostrorum vigor et incolumitas, vt frui his liceat. Tres fratres Claudius, Christophorus et Chrysostomus strenue operam in Uteris nauant sub eorum praeceptore Piniciano. Vna duntaxat querela est super te pater mi. Quoties enim bibliothecam tuam ingredior, libri omnes clamant praesertim Erasmi et Plynij tum Hieronymi interrogantes quando dominus et patronus eorum redeat, quamdiu in carcere, licet specioso, includi, α tineis et blattis corrodi debeant. Alioqui rosas, lactucas aliasque horti herbas facile pacaremus, soli libri absentiam tuam, diutius ferre se non posse queruntur. Sunt inter eos qui nuper abire volentes, alas sumpserant, dicebant enim, se velle Wormatiam volare ad dominum et authorem suum, cui pro vaeritate tuenda adstare vellent. nos vero vix eos retinuimus, affirmantes ipsum dominum, non indigere opera eorum, sed deum summam vaeritatem habiturum defensorem, quibus placati pedem retulerunt. Haec sunt pater obseruantissime [!], quae exercendi ingenij et manus meae gratia ad te scribere volui. Tu si occasio oblata fuerit Tomae Mori tui viri clariss[imi] filias nomine me salutes. Vale praesidium et decus nostrum.a aduentum tuum ad nos matura. Salutant te
Konrad Peutinger und Margarete Welser - Ehe und Familie im Zeichen des Humanismus
479
omnes tui. Item et Regina et Carolns. Ex Augusta Vindelicorum XX die mensis Aprilis Anno M.D.XX1. Vermerk Gerhard Geldenhauers: .S. Chirographum huius epistole dono dedit mihi Chunradus Vecerius Lucenburgus Marchionis Brandenburgensis a secretis. 1521. a
praesidium ... nostrum] vgl. Horaz, Carmina 1,1,2: Ο etpraesidium et dulce decus meum „Konrad Peutinger, ihren gütigsten Vater, grüßt seine Tochter Konstantia vielmals. Deinem an meine Mutter geschickten Brief entnahm ich, daß es Dir sehr gut geht zusammen mit unserem liebsten Schwager Bartholomäus Welser; dies freute mich außerordentlich. Wir alle nämlich freuen uns, wie es sich gebührt, über Deine Gesundheit und Dein Wohlergehen und begehren von Herzen, daß Du uns bald wohlauf und unversehrt wiedergegeben wirst, obwohl wir sehnlichst wünschen, daß zuvor alle Angelegenheiten des Reiches und der Zustand des christlichen Gemeinwesens nach dem Willen Gottes geregelt und geordnet werden, damit wir künftig unser Leben sicher in Frieden und Muße zubringen können. Ich, mein allerbester Vater, weiß Dir nichts Neues zu schreiben, indem ich nicht zweifle, daß unsere liebste Mutter und die anderen, die Dich lieben, alles, was Du wissen mußt, an Dich schreiben. Uns geht es dank der Güte Gottes weiterhin gut, und wir sind gesund und bei Kräften; wir arbeiten an den Häusern und in den Gärten; es gibt niemand, der nicht mit irgendetwas beschäftigt ist; das wirst Du in der Tat so vorfinden, wenn wir Dich zurückhaben. Du wirst nämlich unser Haus in ganz anderem Aussehen erblicken und vor dem Tor wirst Du anstelle des Schuppens, der beinahe schon am Einfallen war, ein prächtiges Schloß antreffen. Im Obstgarten aber, Deinem Lieblingsaufenthalt, wirst Du Dich selbst nicht mehr wiedererkennen, so hergerichtet und gepflegt wirst Du ihn sehen. Welcher Liebreiz aber wird sich Dir im Garten des Pluto und der Diana zeigen! Kurzum: es wird hier nichts sein, was Dir keine Freude bereitet. Mögen wir nur unsere körperliche Frische und Unversehrtheit behalten, damit wir das genießen können. Meine drei Brüder, Claudius, Christoph und Chrysostomus, studieren eifrig unter ihrem Lehrer Pinicianus. Nur eine Klage habe ich über Dich, mein Vater. Jedesmal nämlich, wenn ich Deine Bibliothek betrete, rufen alle Bücher, besonders die Schriften des Erasmus und des Plinius, ferner die des Hieronymus, und fragen, wann ihr Herr und Gebieter zurückkommt, wie lange sie noch in diesem, wenngleich ansehnlichen Kerker eingeschlossen bleiben und sich von Würmern und Motten zerfressen lassen müssen. Ansonsten könnten wir die Rosen, den Salat und die anderen Gartenpflanzen leicht beruhigen, allein die Bücher klagen, daß sie Deine Abwesenheit nicht län-
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Helmut Zäh
ger ertragen können. Einige von ihnen hatten kürzlich, weil sie weg wollten, Flügel angelegt; sie sagten nämlich, sie wollten nach Worms zu ihrem Herrn und Meister fliegen, dem sie bei der Verteidigung der Wahrheit beistehen wollten. Wir aber konnten sie mit Mühe zurückhalten, indem wir ihnen versicherten, daß ihr Herr ihre Hilfe nicht benötige, sondern Gott, die oberste Wahrheit, als Beistand haben werde; dadurch beschwichtigt, machten sie kehrt. Das ist es, höchsten Gehorsam verdienender Vater, was ich zur Übung meines Geistes und meiner Hand Dir schreiben wollte. Grüße, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, die Töchter Deines Thomas Morus, des hochberühmten Mannes, in meinem Namen! Leb wohl, 'unser Schutz und unsere Zier'! Beeile Dich mit Deiner Rückkehr zu uns! Es grüßen dich alle die Deinen, ebenso Regina und Karl. Augsburg, am 20. April 1521." Vermerk Gerhard Geldenhauers: „Das Autograph dieses Briefes schenkte mir Gerhard Vecerius aus Luxemburg, Sekretär des Markgrafen von Brandenburg, 1521."
Nr. 5 Konrad Peutinger an Karl Peutinger; [Augsburg], 8. März 1537. Bayerische Staatsbibliothek München, Oefeleana 209 (zeitgenössische Abschrift). Editionen: Edmund von Oefele: Briefe von und an Konrad Peutinger. In: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München. Philosophisch-philologische und historische Klasse. Jg. 1898. Bd. 2. München 1899. S. 443-455, hier 453-455; E. König (Anm. 11) Nr. 295 (nach Oefele mit einigen Änderungen). Salus In Christo Seruatore. Carole fili charissime/ Accepi abs te superiori et diuerso tempore plerasque tuas Epistolas/ ad quas et si non plenius/ vel aliquando nihil responderim/ Caussa fu.it/ valetudo mea illa aduersa/ et etiam Senectus/ nec opus erat/ sponte currenti calcaria adderef cum credam te (Dei gratia) bene agere/ et Studio tua diligenter curare/ ac continuare/ Placuerunt enim mihi literae tuae/ Studiis itaque inhaerebis/ ut tibi non solum Adulescenti sed et (Deo volente) cum virum egeris: haec et utilitati0 et exornamento accedant/ quod et facile flet/ Si Praestantissimi Isocratis Oratoris illius Atheniensis Paraenesim ad Demonicum Adulescentem: saepius ac saepius perlegeris/ et persequendac atque vtenda virtute: quae ibi tradidi?d saltem praeceptorum eorum (fldei nostrae non aduersantium) non solum memineris: et hiis diligenter obtemperabis/ tum etiam volo/ ut Indecoras et Inutiles doctrinas respuas/ ac penitus abiicias/ Glauconem quidem Socrates apud Platonem in X. de
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Re pub[lica] inter caetera ita adloquitur/ Scito autem (inquit) Hymnos in Deos: et optimos Viros Laudaciones dumtaxat ex Poesi in Ciuitate admittere oportere/ Si autem Voluptuosam Musam in Canticis et Carminibus acceptaueris/ Voluptas in Ciuitate ac dolor pro Lege et pro illo quod semper optimum visum racione scilicet dominabunturf (et denuo subiungens ait) Haec itaque in earn sentenciam dicta sint nobis/ quod merito e Ciuitate Poesim quae talis sit: expulimus/ ita enim mihi in mentem venit/ te olim plus Ouidianis amoribus/ quam Vergilianis heroicis Carminibus oblectatum fuisse/ uterque fateor lacialis Linguae peritissimus: et pro ea instituenda praecipue accomodatus/ sed quantum ad bonos mores capescendos obseruandosque/ est Vergilius tum grauior tum vtilior. Habes etiam in Iuris Ciuilis Pandectis/ non solum eiusdem Linguae: et pro ilia tunc aetate eleganciam: sed et summam Iuris prudentiam/ in his velim te plurimum et continue exerceas/ ut si te de iuris interpretacione et potestate loqui contingat/ non ex recencioribus/ sed e Veteribus Ulis interpretibus: quorum /wpferator] Caes[ar] Iustinianus /4wg[ustus] de iuris origine% meminit/ Verba Latina et elegancia mutuare debes/ quibus et Cicero de oratore: de officiis: et orationibus: ac aliis plerisque operibus suis praecipue Topicis: similiter et Plinius alter in Epistolis plurimum adstipulantur/ Sic itaque noti in superuacaneis et inutilibus: Sed in bonis et conducentibus/ cum ad corpus tum ad Animum studiis operam nauabis/ Caeterum hoc etiam mihi placeret plurimum cum Lovanii ad tempus aliquod publice non legeretur: interim te Bruxellas conferres ibique Iudicio coram Imperiali Caussarum actiones audires/ excerperesque α Caussarum aduocatis et patronis cum IngenioCautellas/ et si quae alia Virum bonum et fidum et diligentem actorem decent/poteris et ibi commode uel cum aliquo Sacerdote/ uel aduocato morari uel degere/ in hoc frater tuus Ioannes Chrysostomus auxilio erit/ qui per se/ uel per amicos suos/ te hiis commendare poterit/ Si res tuas ex Galliis non dum habuisti/ curato diligenter/ Vna cum affinibus tuis/ Matris tuae fratris Bartholomei Welser filiis et praeceptore eorum/ cum audio sequestrum esse relaxatum/ si quis modus saltem commode haberi possit/ ut res illae Antuuerpiam deportentur/ eosdem Affines tuos et Praeceptorem eorum meo nomine salutato/ ac Affinibus epistolam hanc perlegendam tradito/ quos simili modo admonitos habere volo/ tota nostra familia (quae Dei gracia bene ualet) te saluum optat/ Venient ad te Antonij Welser etiam filii tres/ vna cum Praeceptore eorum/ similes Affines tui/ quos tibi plurimum commendo/ Si paraenesim non habes: ad te exscriptam cum pecieris mittam/ rescribas etiam Si qui libri noui a viris eruditis in Germania inferiori editi atque formis excussi emissi publicatiue sint/ Siue in iure siue in Philosophia/ uel caeteris policioribus Uteris/ tu bene valeas. Dat[ae] VIII. die Marcij. Anno Salutis M.D.XXXVII. Tuus genitor Chuonradus Peutingerus /[uris] Fftriusque] Doctor.
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Helmut Zäh
Adresse: Carolo Peutingero Augustano/ Iurium in Academia Louaniensi Scholastico fllio Charissimo. a
sponte ... addere] vgl. Plinius, Epistulae 1,8,1: Addidisti ergo calcaria sponte current/; vgl. auch Erasmus, Adagia 1,2,47; August Otto: Die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten der Römer. Leipzig 1890. § 486 // b utilitati König: utilitate Hs., Oefele / / 0 persequenda] prosequenda Hs., Oefele, König // d tradidit] traditur. Oefele, König // e Scito ... dominabuntur] Plato, De re publica 10, 607a: είδέναι δέ ότι όσον μόνον ύμνους θεοΐς και έγκώμια τοις άγαθοΐς ποιήσεως παραδεκτέον είς πόλιν· εί δέ την ήδυσμένην Μοΰσαν παραδέξει έν μέλεσιν ή έπεσιν, ήδονή σοι και λύπη έν τη πόλει βασιλεύσετον άντι νόμου τε και τοΰ κοινή άει δόξαντος είναι βέλτιστου λόγου II f Haec ... expulimus] Plato, De re publica 10, 607b: Ταύτα δη, έφην, άπολελογήσθω ήμϊν άναμνησθεϊσιν περϊ ποιήσεως, ότι είκότως άρα τότε αύτήν έκ της πόλεως άπεστέλλομεν τοιαύτην οΰσανΙΙ8 de iuris origih ne] Corpus iuris civilis, Digesta 1,2 // non] non non Hs. II1 ingenio Oefele, König: ingenia Hs. „Sei gegrüßt in Christus dem Erlöser! Karl, liebster Sohn, ich erhielt von Dir unlängst und zu verschiedenen Zeiten sehr viele Briefe. Wenn ich auf sie nicht ausführlicher oder bisweilen auch nichts antwortete, so war die Ursache meine schlechte Gesundheit sowie mein hohes Alter; und es war auch nicht nötig, 'einem, der von selbst läuft, die Sporen zu geben', da ich glaube, daß es Dir durch die Gnade Gottes gut geht und Du Deine Studien sorgfältig betreibst und fortsetzst. Deine Briefe haben mir nämlich gefallen. Den Studien sollst Du Dich also so widmen, daß sie Dir nicht nur in Deiner Jugend, sondern auch, so Gott will, wenn Du ein Mann bist, sowohl zum Nutzen als auch zur Zierde gereichen. Das wird leicht eintreten, wenn Du die Mahnrede des Isokrates, jenes höchst vortrefflichen attischen Redners, an den jungen Demonikos immer wieder durchliest und Du, indem Du der Tugend nachstrebst und sie übst, zumindest diese von ihm dort überlieferten Regeln - die zu unserem Glauben nicht im Widerspruch stehen - nicht nur im Gedächtnis behältst, sondern auch sorgsam befolgst. Des weiteren möchte ich auch, daß Du unziemliche und unnütze Lehren von Dir weist und gänzlich aufgibst. Spricht doch Sokrates im 10. Buch von Piatons 'Staat' zu Glaukon unter anderem folgendes: 'Wisse aber', sagt er, 'daß man von der Dichtung in dem Gemeinwesen nur die Hymnen auf Götter und die Lobgesänge auf besonders herausragende Männer zulassen darf. Wenn man aber die wollüstige Muse in den Liedern und Gesängen duldet, werden die Lust und der Schmerz in dem Gemeinwesen anstelle des Gesetzes und dessen, was stets als das Beste erschien, nämlich der Vernunft, herrschen.' Und noch einmal fügt er hinzu: 'Das also möchte ich in dem Sinn gesagt haben, daß wir die Dichtung, da sie von solcher Art ist, zu Recht aus dem Gemeinwesen verbannt haben.'
Konrad Peutinger und Margarete Welser-Ehe
und Familie im Zeichen des Humanismus
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Dabei fiel mir nämlich ein, daß Du früher an Ovids 'Amores' mehr Freude hattest als an den Heldengesängen Vergils. Sie sind beide, das muß ich zugeben, große Meister im Umgang mit der lateinischen Sprache und eignen sich vorzüglich für den Unterricht; aber im Hinblick auf die Aneignung und Bewahrung einer einwandfreien Gesinnung ist Vergil sowohl erhabener als auch nützlicher. Du findest ferner in den Pandekten des bürgerlichen Rechts nicht nur fur die damalige Zeit sprachliche Eleganz, sondern auch höchste Rechtsgelehrsamkeit. Ich möchte, daß Du Dich mit ihnen zur Übung besonders viel und fortwährend beschäftigst, wie Du, falls es sich einmal ergibt, daß Du über die Auslegung und die Macht des Rechts sprechen sollst, nicht aus den jüngeren Auslegern, sondern aus jenen alten, die Kaiser Justinian im Titel 'Vom Ursprung des Rechts' erwähnt, elegante lateinische Wendungen entlehnen sollst, denen auch Cicero in 'Vom Redner' und 'Von den Pflichten' sowie in den Reden und seinen sehr vielen anderen Werken, vor allem in den 'Topica', und ebenso auch Plinius d.J. in seinen Briefen in höchstem Maße beipflichten. So also wirst Du Dich nicht mit überflüssigen und nutzlosen Studien befassen, sondern mit guten und sowohl dem Körper als auch dem Geist zuträglichen. Im übrigen würde es mir auch besonders gefallen, wenn Du Dich, sofern in Löwen eine Zeitlang keine öffentlichen Vorlesungen stattfinden, inzwischen nach Brüssel begeben und dort vor dem Reichsgericht die Verhandlungen anhören und von den Advokaten und Anwälten mit Bedacht die Kautelen und, was sonst noch einem rechtschaffenen Mann und zuverlässigen und sorgfältigen Rechtsbeistand ansteht, mitschreiben würdest. Du wirst auch dort günstigerweise bei einem Priester oder einem Advokaten unterkommen können; dabei wird Dir Dein Bruder Johannes Chrysostomus behilflich sein, der Dich diesen selbst oder über seine Freunde empfehlen kann. Falls Du Deine Sachen aus Frankreich noch nicht bekommen hast, sei, da ich gerade höre, daß das beschlagnahmte Gut freigegeben wurde, zusammen mit deinen Schwägern, den Söhnen Bartholomäus Welsers, des Bruders deiner Mutter, und deren Lehrer sorgsam darauf bedacht, daß jene Sachen, wenigstens sofern sich ein Weg leicht finden läßt, nach Antwerpen gebracht werden. Deine besagten Schwäger und ihren Lehrer grüße in meinem Namen und händige Deinen Schwägern, die ich in ähnlicher Weise ermähnt wissen möchte, diesen Brief zum Lesen aus. Unsere ganze Familie - der es durch die Gnade Gotte gut geht - wünscht Dir alles Gute. Zu Dir kommen werden auch drei Söhne Anton Welsers zusammen mit ihrem Lehrer, gleichermaßen Deine Schwäger, die ich Dir besonders anempfehle. Falls Du die Mahnrede (des Isokrates) nicht hast, lasse ich sie, wenn Du willst, abschreiben und schicke sie Dir. Schreibe mir außerdem zurück, falls von den Gelehrten in den Niederlanden neue Bücher, sei es im Recht oder in der Philosophie oder den anderen Freien Künsten, herausgebracht und im Druck veröffentlicht wurden. Leb wohl! Am 8. März 1537. Dein Vater Konrad Peutinger, Doktor beider Rechte."
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Helmut Zäh
Adresse: „An Karl Peutinger aus Augsburg, Student der Rechte an der Universität Löwen, seinen liebsten Sohn."
Nr. 6 [Konrad Peutinger]: Margaritae Velseriae ad Christophorum fratrem epistola; Augsburg, [um 1510/11] (Hs. A)/l. Juli 1511 (Hs. C, D)/l. Dez. 1511 (Hs. B). Handschriften- und Siglenübersicht Α Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 2° Cod. Aug. 385, fol. 32r-45v (fol. 32™, 33v, 42r und 45v leer; fol. 33r-42v seitlicher Rand mit Textverlust abgerissen, fol. 33r Text dadurch nahezu vollständig verloren). Erstfassung, noch als Brief Konrad Peutingers an Christoph Welser konzipiert; Autograph Peutingers mit nachträglichen Korrekturen und Ergänzungen. Β Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 2° Cod. H. 3, fol. l r -26 v (fol. 25v-26v leer). Zweite Fassung; Autograph Margarete Welsers mit nachträglichen Korrekturen und Randbemerkungen von fremder Hand. C1 Freiherrlich Welsersche Familienstiftung Schloß Neunhof, Weiserarchiv Nr. 43, fol. l r -10 v (Kap. 1-8). C2 Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 4018, fol. 51r-60v (Kap. 9-Kap. 28 Anfang). Zweite Fassung; Abschrift von Schreiberhand mit eigenhändigen Korrekturen und Ergänzungen Konrad Peutingers; weitere Ergänzungen und Kommentare von der Hand Michael Hummelbergs; C1 und C2 sind Teile einer ursprünglich zusammengehörigen Handschrift, deren Schluß (Kap. 28 RestKap. 30) verloren ist. C3 Staatsbibliothek Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Ms. Lat. fol. 919, fol. 8r"v. Nachträgliche Korrekturen und Ergänzungen zu C'/C 2 und dem verlorenen Schluß; Autograph Konrad Peutingers; Fragment (Anfang fehlt). Vgl. F. J. Worstbrock (Anm. 20) S. 94. D Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 4018, fol. 27r-45r. Letzte Fassung; von Michael Hummelberg teils veranlaßte, teils selbst geschriebene (fol. 35r-41r) Abschrift von C'/C 2 und dem verlorenen Schluß unter Berücksichtigung der Korrekturen und Ergänzungen Peutingers sowie der Korrekturnachträge C3; mit Korrekturen, Randbemerkungen und Lemmata von der Hand Hummelbergs.
Konrad Peutinger und Margarete Welser - Ehe und Familie im Zeichen des Humanismus
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Nr. 6a Einleitung der Erstfassung. A = Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 2° Cod. Aug. 385, fol. 34r (seitlicher Rand mit Textverlust abgerissen). Unveröffentlicht. Conradus Peutinger Augustan /[uris] F[triusque] Doctor Dn. Christofero W Scriptori que3 Apostolico/ Sororio suo cha
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Weiserbibliotheken
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Abb. 49a Abb. 49 a-b: Elias Ehinger: Catalogus bibliothecae amplissimae rei publicae Augustanae. Augsburg: Hans Schultes d.J., 1633. Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek. 2° Aug. 89 a . Titelblatt und Sp. 492-494 (Beginn des Fachs der historischen Literatur).
Abb. 49b
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Abb. 50: Vier typische Pergamentbände aus der Bibliothek von Marcus Welser mit dessen eigenhändiger Beschriftung auf den Buchrücken. Alle Bände in Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek.
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Hans-Jörg Künast
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Abb. 51: Georg Branden: Super concordatis inter sanctam sedem apostolicam. Rom: Luigi Zannetti, 1600. Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek. 4° K.R. 46. Titelblatt mit Widmung des Autors: Nobili et doctissimo virο Marco Welsero anno DC G. Branden dedit.
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Abb. 52: Johannes Holthusius: Modus examinandi sacrorum ordinum candidates. Dillingen: Sebald Mayer, 1564. Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek. 8° Aug. 1033". Vorsatzblatt und Titelblatt. Widmung des Autors für Marcus Welser auf dem Vorsatzblatt: Nobili et clarissimo viro domino Marco Welsero Autor dono dedit anno , Λ J » yV* i.. Aft»·. Ij"rj » 4
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