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German Pages [168] Year 2006
Böhlau
BERNHARD
DEMEL
Unbekannte Aspekte der Geschichte des Deutschen Ordens
BÖHLAU VERLAG WIEN · KÖLN · WEIMAR
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 3-205-77463-9 Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege, der Wiedergabe im Internet und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. © 2006 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. und Co.KG, Wien · Köln · Weimar http://www.boehlau.at http://www.boehlau.de Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefreiem Papier Druck: prime rate, 1047 Budapest Printed in Hungary
Vorwort
Drei nur auf den ersten Blick disparate Themen zur mehr als 800-jährigen Ordensgeschichte im europäischen Kontext werden hier der wissenschaftlichen Fachwelt und einer interessierten Leserschaft zugänglich gemacht. Der Blick geht zuerst zurück ins 13. bis 19. Jahrhundert zu dem im heutigen Königreich der Niederlande bis 1619/20 de facto bestehenden Ordensbesitz und seinen danach immer wieder reunionswilligen Ritterherren, in den Westfälischen Friedensverhandlungen, auf dem Regensburger Reichstag 1653/54 und in den bis 1815 geführten Rekuperationsbemühungen mit dem Gesamtorden kam dies zur Sprache. Dann wird in der zweiten Studie erstmals der vom Orden mitforcierten Formen zeitgenössischer Jugendarbeit im Altvatergebiet, also auf dem Territorium der Ersten Tschechoslowakischen Republik, fiir Studierende und aus dem Handwerksbereich gedacht, die im Unterschied zum italienischen Ordensbesitz, zumal nach 1929 bis September 1938, fiir beide Geschlechter einen beachtlichen Freiraum ausgenützt haben. Schließlich wird hier mit Blick auf die gegenwärtige Krise im EU-Europa jenes Referat vom 15. Juli 2005 abgedruckt, das die Zuhörer auch mit den seit dem 16. Jahrhundert notwendigen Formen der Ökumene und Toleranz im Orden zuerst mit den Lutheranern nach 1555, dann auch ab 1681 mit den Calvinisten in der hessischen Ordensprovinz bekanntgemacht hat. Einen dreifachen Dank habe ich abzustatten: Zuerst meinem Wiener Mitarbeiter Dr. Friedrich Vogel für alle Anregungen und die Mühen beim Erstellen der druckfertigen Vorlagen, meiner deutschen Stammprovinz unter ihrem dazu rasch zustimmenden Prior, R Mag. Norbert Thüx OT samt allen Mitbrüdern fiir die notwendigen Finanzmittel und schließlich dem Böhlau Verlag fiir sein bleibendes Interesse am schnellen Erscheinen und einer adäquaten Ausstattung des Textes, der Bilder und dem auf den neuesten Stand gebrachten Werksverzeichnis samt Register. Wien, den 20. August 2005
Bernhard Demel OT
Inhaltsverzeichnis
Die Deutschordensballei Utrecht in der Reichs- und Ordensüberlieferung von der frühen Neuzeit bis in die Zeit Napoleons Katholische Jugendbewegung im mährisch-schlesischen Grenzraum zwischen den beiden Weltkriegen - eine Spurensuche
9
93
Leben und Glauben heute - Gefahren und Möglichkeiten
123
Verzeichnis der Siglen und Abkürzungen
137
Personen-und Ortsverzeichnis
141
Bibliographie
147
Abbildungsverzeichnis
159
Die Deutschordensballei Utrecht in der Reichsund Ordensüberlieferung von der frühen Neuzeit bis in die Zeit Napoleons
1. Hauptteil: Die Bailei Utrecht bis 1637 Die Geschichte des Deutschen Ordens im Nordwesten des mittelalterlichen Reiches, schwerpunktartig mit den Balleien Biesen1, Utrecht seit 1 2 1 9 mit Friesland2 ist erst vor wenigen Jahren näher erforscht worden. Die Vorgänge in der
1 Klaus Militzer, Die Entstehung der Deutschordensballeien im Deutschen Reich. (QuStDO i6), 2. Überarb. und erw. Auflage, Marburg 1981, hier bes. S. 55p Den., Von Akkon zur Marienburg. Verfassung, Verwaltung und Sozialstruktur des Deutschen Ordens 1190-1309. (QuStDO 56), Marburg 1999, S. 223-239; Michel van derEycken (Hg.), Leden van de Duitse Orde in de Balije Biesen. (Bijdragen tot de Geschiedenis van de Duitse Orde in de Balije Biesen 1), Bilzen 1994; Eduard van Ermen, De vestiging van de Duitse Orde in Brabant, in: Miscellanea Baliviae de Juncis. Opstellen over de balije Biesen, opgedragen aan de Heer H. Vandermeulen, (Bijdragen ... 2), Bilzen 1995, S. 30-48; weiteres wichtiges Material in: Michel van derEycken, Inventaris van het archief van de Balije Biesen van de Duitse Orde. Deel 1-3. (Bijdragen ... 3a, 3b, 3c) Bilzen 1995-1997; Jozef Mertens, Van Page tot Landcommandeur. Opleiding, intrede en promotie in de Duitse Orde, en militaire loopbaan van de ridders van de balije Biesen in i8de eeuw. (Bijdragen ... 5), Bilzen 1998; Jozef Mertens, Miscellanea Baliviae de Juncis II. Verzamelde opstellen over Alden Biesen, Bernissem, Leopold Willem van Oostenrijk (f 1662), Clemens August van Beieren (f 1761) en de landcommandeurs Schönborn (f 1743) en Belderbusch (f 1784). (Bijdragen ... 6), Bilzen 2000; Udo Arnold, De Duitse Orde in de partes inferiores. Ontwikkelingsstructuren en onderzoeksproblemen, in: Crux et Arma. Kruistochten, Ridderorden en Duitse Orde (Bijdragen ... 4), Bilzen 1997, S. 175-198; Udo Amold/]ozie{Mertens, Landcommenderij Alden Biesen. Ritter und Priester. Acht Jahrhunderte Deutscher Orden in Nordwesteuropa (AK Alden Biesen 1992); Udo Arnold, Der Deutsche Orden - ein staufischer Hausorden? in: Der Deutsche Orden in Europa. Schriften zur staufischen Geschichte und Kunst Bd. 23, hg. von der Gesellschaft für staufische Geschichte e. V. Göppingen 2004, S. 10-28, hier bes. S. 48 (mit Anm. 48 auf S. 28); Mol, Huizen (wie Anm. 2) S. 38-42, hier bes. S. 39Í (mit Anm. 41-49). 2 Bestandsübersicht in Regestenform: Philippus Johannes Cornelius Georg van Hinsbergen, Inventaris van het archief van de Ridderlijke Duitsche Orde Balije van Utrecht 1200-1811, Utrecht 1955/1982; Urkundenedition: J.J. de Geertot Oudegein, Archieven der Ridderlijke Duitsche Orde, Balie van Utrecht, 2 Bde., Utrecht 1871; Siegeledition; J. W. Jongedijk (unter Mitarbeit von G. M. Verspyck und J. Schiphorst), Ridderlijke Duitsche Orde Balije van Utrecht, in: Dies., Ridderlijke Orden in Nederland, Zaltbommel 13, S. 63-80; J. H. De Vey Mestdagh/}. A. De Boo, Liber sigillorum. De zegels in het archief van de 1965; Ridderlijke Duitsche Orde, Balije van Utrecht,
1 0 : Die Deutschordensballei Utrecht
Ballei Utrecht in der Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert sind - abgesehen von einer Ausstellung 1 9 8 8 / 8 9 mit einem dafür erarbeiteten Ausstellungsprogramm und einem Katalog im flandrischen Alden Biesen - bislang noch wenig erörtert worden. Sie sind das Thema der folgenden Spezialstudie mit bislang unbekannten Quellen3, die sich in zwei Phasen gliedert:
1 2 0 0 - 1 8 1 1 , 2 Bde., Utrecht 1995; W. J . Baron D'Ablaing van Güssenburg, D e Duitsche O r d e o f Beknopte Geschiedenis, Indeeling en Statuten der Broeders van het Duitsche Huis Van St. Marie van Jerusalem, S'Gravenhage 1857; Ders., Wapenboek der Ridders van de Duitsche Orde Balije van Utrecht sedert 1581; opgeluisterd door Hunne Vier Opgezworen Adelijke Quartieren en Acht Stamdeelen, Huwelijken en Kinderen, S'Gravenhage, 1871; FJ. Fabius, D e Ridderlijke Duitsche Orde van Verleden tot Heden, Utrecht 1961; Horst Lademacher, Geschichte der Niederlande. Politik - Verfassung - Wirtschaft, Darmstadt 1983; J. H. De Vey Mestdagh, D e Utrechtse Balije der Duitse Orde ruim 750 jaar geschiedenis v / d Orde in de Nederlanden. (AK Bilzen 1988/89). Bilzen 1988; Johannes Adriaan Mol, D e Friese Huizen van de Duitse Orde. Nés, Steenkerk en Schoten en hun plaats in het middeleeuwse Friese kloosterlandschap. Ljouwert 1991; Ders., T h e »Hospice o f German Nobility«: Changes in the Admission Policy o f the Teutonic knights in the Fifteenth Century, in: Jürgen Sarnowsky (ed.), From medicante, military Orders, and regionalism in Medieval Europe, Aldershot 1999, S. 1 1 5 - 1 3 0 ; Ders., Nederlandse ritterbroeders van de Duitse orde in Lijfland: herkomst, afkomst en carrières, in: B M G N , h i (1996), S. 1-29; Ders. Frisian Fighters and the Crusades, in: Crusades Vol. 1, Burlington V T 2002, S. 89-110, hier bes. S. 93 (mit kurzem Vermerk); Bernhard Demel OT, Der deutsche Orden seit 1525 - neue Aufgaben im Reich, in Österreich-Ungarn und seit 1929, in: Zenon Hubert Nowak/Roman
Czaja, Vergangenheit und Gegen-
wart der Ritterorden. Die Rezeption der Idee und die Wirklichkeit. ( C T H XI), Thorn/Torun 2001, S. 7 1 - 1 1 3 . Z u m Hintergrund vgl. Antoon E. M. Janssen und Peter J. A. Nissen, Niederlande, Lüttich, in: Anton Schirufling/WdteT Ziegler (Hgg.), Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. L a n d und Konfession 1500-1650. ( K L K 51), Münster/Westfalen 1991 ( N D '1995), S. 200-235; Nicolette Mout, Die Niederlande und das Reich im 16. Jahrhundert (1512-1609), in: Volker Press und Dieter Stievermann (Hgg.), Alternativen zur Reichsverfassung in der Frühen Neuzeit? (Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien 23), München 1995, S. 143-168. Eine Spezialuntersuchung zur K o m m e n d e Middelburg (Ballei Utrecht) vgl. Petra E. M. Aengenheyster, Die K o m m e n d e des Deutschen Ordens von Middelburg zwischen den Jahren 1248 und 1581. Abschlußarbeit, Vrije Universiteit, Amsterdam 1990. 3
Weil im Altenbiesener Katalog 1988/89 (wie A n m . 2) auf die v o m D O seit 1646 bis 1 6 5 3 / 5 4 zu Münster, N ü r n b e r g und R e g e n s b u r g durchgeführten Friedensverhandlungen kein B e z u g gen o m m e n w o r d e n ist, auch meine Bitte an den Utrechter Archivkollegen nach RT-Unterlagen bislang unbeantwortet geblieben ist, werden im Folgenden die Quellen des HHStA-Wien, des D O Z A (hier die Abteilungen Cap, Hs, Li, Merg, U, Utr und V) genauer ausgewertet. Wichtige Literatur z u m Hintergrund (vgl. z. B. bei Guillaume E u g e n é J o s e p h vorn Wal, Histoire de l'Ordre Teutonique. 8 Bde., P a r i s / R e i m s 1784-1790, hier bes. Bd. 8, S. 5 3 2 - S . 612) wird hier - oft erstmalig - als Unterlage für diese, neue Ergänzungen bringende Studie verwertet.
D i e Ballei in U t r e c h t bis 1 6 3 7 : 11
1. In die Zeit bis 16374, also die Phase, da die Ballei Utrecht zu der mit Reichsund mehrfacher Kreisstandschaft begabten geistlichen Adelskorporation Deutscher Orden gehörte und von dieser auch noch fortan reklamiert wurde, und 2. In die der Reunionsbestrebungen von 1646 bis 1815. Noch vor der Erlangung der Souveränität der nördlichen Niederlande im Westfälischen Frieden von 16485, also schon im Zusammenhang nach der gewaltsamen Abtrennung dieses Ordenszweiges vom reichischen Ritterorden, war der Orden bestrebt, diese ihm gewaltsam entzogene Provinz wieder mit dem übrigen Orden zu vereinigen. Er praktizierte also mit anderen Worten auch in diesem Raum eine im Rahmen hiesiger Möglichkeiten gezielte Rekuperationspolitik mit mehrfachen Unternehmungen und Helfern, ähnlich wie in Preußen seit 15256 und in Altlivland seit 1561/621.
4 Vgl. Hinweise in Anm. 14 und 16. Es ist in jedem Fall zu berücksichtigen, daß diese bei Ordenseingaben damals gegebenen Daten nach Prüfung der Quellen niemals als falsche Angaben gewertet wurden und den Wissensstand des 16. und 17. Jahrhunderts wiedergeben. Sie müssen oder können daher nicht mit den heutigen detaillierten Forschungsaussagen genau übereinstimmen! 5 Fritz Diekmann, Der Westfälische Frieden, Münster/Westfalen '1992 ('1998), S. 440-443; neuesterjs nun Karl-Heinz Ziegler, Pluralisierung und Autorität im Europäischen Völkerrecht des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, in: Z H F 30 (2003), S. 533-553, hier bes. S. 545 mit Anm. 74f. und mit guter Literatur Anton Schindling, Kaiser, Reich und Reichsverfassung 16481806. Das neue Bild vom Alten Reich, in: Olaf Asbach/Ylaus Maletike/Sven Externbrink (Hgg.), Altes Reich, Frankreich und Europa. Politische, philosophische und historische Aspekte des französischen Deutschlandbildes im 17. und 18. Jahrhundert. (Historische Forschungen 70), Berlin 2001, S. 25-54. 6 Udo Arnold, Mergentheim und Königsberg/Berlin - die Rekuperationsbemühungen des Deutschen Ordens auf Preußen, in: W F 60 (1976), S. 14-54; zur preußischen Königskrönung 1701 vgl. Friedrich Fogel, Die preußische Königskrönung und der Deutsche Orden (1695-1701). (Tagungsberichte der Historischen Kommission fìir ost- und westpreußische Landesforschung 18), Marburg 2004, S. 149-182; Bernhard Demei, Bausteine zur Deutschordensgeschichte vom 15. bis zum 20. Jahrhundert, in: Ders. Der Deutsche Orden im Spiegel seiner Besitzungen und Beziehungen in Europa. (Europäische Hochschulschriften. Reihe III. Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 961), Frankfurt am Main/Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien 2004, S. 239-378, hier bes. S. 280 mit Anm. 97. 7 Demel, Bausteine (wie Anm. 6), S. 280 (mit Anm. 98 auf S. 330); vgl. ebd. Ders., Die Rekuperationsbemühungen des Deutschen Ordens um Livland von 1558/62 bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, in: Ders., Spiegel, (wie Anm. 6), S. 190-258; Ders., Aufgaben (wie Anm. 2), S. 71-83 und S. 92-109 mit den Anm.
1 2 : Die Deutschordensballei Utrecht
Die Befassung mit dem Schicksal der zuerst ungeteilten, dann geteilten Niederlande und mit der Bailei Utrecht 8 im besonderen, über die Anfange der einzelnen Kommenden der Bailei Utrecht mit insgesamt vierzehn im 17. Jahrhundert noch erwähnten Kommenden 9 sowie die eigenrechtliche Stellung der drei friesischen Häuser, die nur über den Utrechter Landkomtur zum Gesamtorden und in der Neuzeit zum für Reichs- und Kreisanlagen belastbaren Komtureibestand gehörten, 10 ist ein Desiderat neuzeitlicher Deutschordenshistoriographie, wozu hier ein neuer Beitrag geliefert wird. Während die Geschichte dieses seit dem 13. Jahrhundert mit dem bald entwickelten Provinzsitz Utrecht, in der Bischofsstadt gleichen Namens 1 1 und in Friesland 12 einigermaßen erhellt ist, bedarf die Zeit zwischen Luther und Napoleon eines erneuten Gangs zu den Quellen. Für die Erhellung der Geschichte dieser niederdeutschen Rittergemeinschaft im Gefuge des Gesamtordens sind vor allem folgende drei Archive von großer Bedeutung:
8 Den., Bausteine (wie Anm. 6), S. 280 mit Anm. 99 (auf S. 330). 9 DOZA - Utr 384/2 (Eingabe Giffens 1646 beim Westfälischen Friedenskongreß auch mit den zugehörigen Pfarreien und deren jährlichen Einkünften); ferner ebd. Utr 386/1 (zum Jahre 1665). Die Datierung in diesen Quellen stimmt nicht immer überein mit den in Anm. 1 genannten Arbeiten von Militzer Entstehung und Ders., Akkon und Mol', Huizen (wie Anm. 2), die das DOZA-Material für das 14. und 15. Jh. (z. B. DOZA - Utr 383/1) nicht heranzogen haben. 10 Noch in der Zusammenstellung des Mergentheimer Ordenskanzlers Dr. Johann Eustach von Soll (1612-1645) ~ z u ihm vgl. Anm. 176 - vom 6. 6. 1634 (im StAL Β 298 Bü 198) wurde die inzwischen schon von den Generalstaaten okkupierte Bailei Utrecht mit ihren Häusern zum leistungspflichtigen fränkischen Kreisstand mit den übrigen sieben Balleien gerechnet. - Derselbe Ordenskanzler reflektierte in einem Gutachten vom Jahre 1626 (Reinschrift DOZA - Utr 384/2, fol. 8 r und v) auf die für den DM seit 1495 erfolgte Eingliederung unter die gefursteten Prälaten der damals nach den Forschungen von Peter Moraw neu strukturierten Reichsversammlung und die seit 1527/30 bis 1805 gültige Einreihung des Administrators des Hochmeistertums in Preußen nach den Erzbischöfen. Nach dieser Plazierung im Reichsgefuge und im Fränkischen Kreis als vierter geistlicher Kreisfurst seit 1538 trug die Bailei Utrecht nach einem alten generalkapitularischen Schlüssel des 16. Jahrhunderts Vis der gesamten Kreisanlagen bei (vgl. Beleg in Anm. 31), weswegen der Orden diese Rekuperationspolitik zumal nach dem Tod des letzten katholischen Lkts Diederik de Blois van Treslong - zu ihm vgl. Anm. 162 - bis ins 19. Jahrhundert (bis zum Ende der fränkischen Kreisstandschaft des Gesamtordens Ende 1805 aufgrund des Preßburger Friedens vom 26. 12. 1805) immer wieder neu aufgriff, ohne damit einen Effekt zu erzielen. 11 Erwin Gatz (Hg.) unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb und Helmut Flachenecker; Die Bistümer des Heiligen Römischen Reiches von ihren Anfangen bis zur Säkularisation, Freiburg /Breisgau 2003, S. 775-785. 12 Mol, Huizen (wie Anm. 2), S. 201-247, hier bes. S. 223-228 und S. 246f; Militzer, Entstehung (wie Anm. 1), S. 55Í, Den., Akkon (wie Anm. 1), S. 223-239.
D i e Ballei in U t r e c h t bis 1 6 3 7 : 1 3
1. Das Balleiarchiv des nach 1815 im Königreich der Niederlande wieder existierenden Inventane van Het Archief van de Ridderlijke Duitsche Orde, Ballije van Utrecht 1200-1811 samt dem in Anmerkung 2 zitierten Katalog von 1988/89 und den übrigen Publikationen dieses Archivs. 2. Die Ordensüberlieferung, zumal im Wiener Deutschordenszentralarchiv, wo das einschlägige Material der neuzeitlichen Akten von der Ordenszentrale in Mergentheim, aber auch im Staatsarchiv Ludwigsburg13 ebenso verwahrt ist wie wichtige Akten der Ballei Alden Biesen. Nach allem, was bis jetzt beim Lesen der Quellen zu ermitteln war, dürfte diese Ordensüberlieferung doch reichlicher sein als jene zu Utrecht.14 3. Bislang nicht verwertet und fraglich, ob in Utrecht überhaupt bekannt, ist die unverzichtbare Reichsüberliefung des kurmainzischen Reichserzkanzlers - zumal die Reichstagsakten desselben im Haus-, Hof- und Staatsarchiv und die dort liegende Korrespondenz des reichsfurstlichen Deutschen Ordens mit dem Kaiser als Reichsoberhaupt und dessen Reaktion darauf15. Beim mühsamen Gang zu den genannten Wiener Quellen fallt dem kritischen Forscher schnell aufj daß die Anfange der vierzehn im 17. Jahrhundert immer wieder namentlich auch mit dem Gründungsdatum genannten Kommenden Utrechts mehrfach erwähnt sind, aber deren Gründungsdaten mit den neuesten Erläuterungen Klaus Militzers, der die hier erstmals zitierten Wiener Quellen nicht berücksichtigt hat, nicht übereinstimmen (müssen). Dieser Mißstand läßt sich solange nicht befriedigend beseitigen, als mittels nachgehender For13 Bernhard Demel O. T., Der Deutsche Orden und seine Besitzungen im südwestdeutschen Sprachraum vom 13. bis 19. Jahrhundert, in: ZWLG XXXI (1972, erschienen 1973), S. 16-73; Ders., Mergentheim - Residenz des Deutschen Ordens (1525-1809), in: ZWLG XXXIV/XXXV (1975/76, erschienen 1978), S. 142-212; Norbert Hofmann, Mergentheim, in: Paravicini, Residenzforschung (wie Anm. 26), S. 376-378. 14 Folgende Quellen des DOZA wurden herangezogen: GK 709/5 bis 775/1; Cap 801/1, Hs 34 (mit Material von 1662-1814) un< J Hs 411, (ident mit weiteren Hs 77, 209, 230, 283 und 313), fol. 170-178, Li 62, Merg 284/1, U ζ D, Utr 383/1-2, 383/4,384/1-2, 385/1, 386/1-6, 387/4 und 388/1. 15 Folgende Quellen wurden herangezogen: HHStA - MEA - RTA - Fasz. 163 und Fasz. 175; und HHStA - RK - RTA - Fasz. 130 e, Fasz. 130 g und Fasz. 130 i; außerdem ebd. MEA - FA - Fasz. 77, fol. 25 r und ν (Orig Vollmacht von H M Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg für den Mechelner DOR und Kt. Karl Gottfried Freiherr von Loe zu Wissen zu den Reichsverhandlungen 1697 zu Ryswiyk). - Zu diesem OR vgl. Johanna Meese, Die Ballei Koblenz unter ihren letzten Landkomturen. Untersuchungen zur Geschichte der Ballei von 1698 bis 1809, Diss. phil. masch. Köln 1958, S. 63-82 vom 12. 8.1697.
1 4 : Die Deutschordensballei Utrecht
schungen beide gemachten divergierenden Aussagen nicht genauer überprüft sind16. Der Orden jedenfalls war in der Person seines damaligen Hoch- und Deutschmeisters Leopold Wilhelm von Osterreich ( 1 6 4 1 - 1 6 6 2 ) 1 7 - von 1 6 4 7 bis 1656 immerhin Gubernator der damals Spanischen Niederlande - gut informiert und vorsichtig genug, die vom holländischen Sekretär der Gesandtschaft 1646 erhaltenen Informationen bei den Eingaben an seinen kaiserlichen Bruder und die Reichsversammlung zu Münster keine Gründungsdaten der Utrechter Kommenden vorzulegen, die nach dem DAMALIGEN WISSENSSTAND nicht auch als echt und nachprüfbar erachtet worden sind. Ein weiteres Problem ist die Zugehörigkeit Utrechts zu den Provinzen Deutschen Gebiets. War zum Beispiel für die Jahre 1 4 7 1 1 8 und 1502 1 9 der Utrechter Landkomtur fur die drei friesischen Häuser Nes/Neß, Steenkerk und Schoten20 mit balleiähnlichen Rechten als Visitator nachweisbar, so muß dies nach der Wiener Uberlieferung auch schon für den 3 1 . August 1444 angenommen werden. Denn in dieser Urkunde sind nicht nur jene zehn Kommenden Utrecht,
Dyederen, Leyden, Oetmarsen, Doesburch, Maeslant, Catwyck, Rhenen, Scoonhoven und Bunne mit ihren damaligen Komturen belegt, jene drei friesischen Häuser aber
16 Vgl. Quellenangaben wie in Anm. 14. Bei den Reunionsverhandlungen 1665 gab es folgende Datierungen zu den Utrechter Koratureien (nach der Ersterwähnung hier angegeben) : 1220 zu Scalunen, 1231 zu Utrecht, 1240 zu Dieren, 1241 zu Maaslant, 1249 Middelburg in Seeland; 1268 zu Leyden, 1270 zu Tiel, 1278 zu Rhenen, 1278 zu Bünne, 1286 zu Doesburg, 1289 zu Scooten, 1298 zu Nes, 1388 zu Catwyck und 1390 zu Scoonhoven: DOZA-Utr 386/1 (vom Jahre 1665); eine Liste der Bailei Utrecht mit diesen Jahren zusätzlich in DOZA- Hs 34. 17 Zu ihm vgl. Bernhard Demel, Leopold Wilhelm von Osterreich, in: Udo Arnold (Hg.), Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994 (QuStDO 40), Marburg 1998, S. 214-223; Bernhard Demel, Hoch- und Deutschmeister Leopold Wilhelm von Österreich (1641-1662), in: Ders., Spiegel (wie Anm. 6), S. 538-603; vgl. ferner den mit niederländischen und deutschen Beiträgen angereicherten, von Jozef Mertens/Franz Aumann und Arnout Mertens hg. AK Krijg en Kunst. Leopold Willem (1614-1662). Habsburger, landvoogd en Kunstverzamelaar, Alden Biesen 2003 und neuestens Renate Schreiber; Erzherzog Leopold Wilhelm. Bischof und Feldherr, Statthalter und Kunstsammler. - Studien zu seiner Biographie. Diss. phil. masch., Wien 2001; Dies., »En Galería nach meinem Humor«. Erzherzog Leopold Wilhelm (Schriften des Kunsthistorischen Museums 8), Wien 2004. 18 Vgl. die Bemerkung von Marian Biskup und Irena Janosz-Biskupowa (Hgg.), Visitationen im Deutschen Orden im Mittelalter. Teil 1:1236-1449 (QuStDO 50). Marburg 2002, S. XXXVII. 19 Vgl. die Nummern 234-236 beider in Anm. 18 genannter Autoren zum Jahre 1502. - Uber die Visitation der friesischen Häuser 1502 s. nun Biskup/Biskupowa Visitationen II (wie Anm. 21), Nr. 234 (S. 271-274) und ebd. in Nr. 23çf. (S. 275-277) ist über die Visitation in Nes und die Verpflichtungen des dortigen Komturs neuestes Material zugänglich gemacht worden. 20 Mol (wie Anm. 2).
Die Ballei in Utrecht bis 1637 : 1 5
ausgelassen, welche den Deutschmeister direkt über sich anerkannten. Wie die vorliegende Untersuchung ja zeigen soll, wurde die gesamte Ballei Utrecht in der Neuzeit aber stets mit den vierzehn Kommenden vom Hochmeister schon im 15. Jahrhundert durch Visitationen geprüft und durch die Zusammenlegung von Deutschmeister und A m t als Administrator ab 1 5 2 7 / 3 0 dem als Generaloberen fortan fungierenden Hochmeister und gleichzeitigen Deutschmeister unterstellt.21 Die Urkunde vom 9. Juni 1452 2 2 durch den Hochmeister Ludwig von Erlichshausen (1450-1467), 2 3 gibt Auskunft über den Tausch zwischen den Balleien Utrecht und Westfalen bezüglich der Häuser zu Tiller/Tiel und Ootmarsum; letzteres kam nun zur Ballei Westfalen. Mit dieser Entscheidung des Hochmeisters wurde ein längerer Streit seit dem 14. Jahrhundert bezüglich der Zugehörigkeit des Hauses Ootmarsum weg von Utrecht und hin zu Westfalen entschieden.24 Über den
21 Kopie in DOZA - Utr 383/1 (kollationiert vom Mergentheimer Ordensarchivar Wenzel Polzer 1789-1809 - zu ihm vgl. Wolfgang Leesch, Die deutschen Archivare 1500-1945. Band 1: Verzeichnis nach ihren Wirkungsstätten, München/New York/London/Paris 1985, S. 147; über seine spätere Tätigkeit von 1815 bis 1826 im Außenarchiv Dillingen s. ebd. S. 88 - aus Lünigs Reicharchiv, Tom. XIX, Pag. 372 Sq. Sub Nr. XXI. - Zur Person von Johann Christian Liinig vgl. Norbert Hammerstein, HRG 3. Bd., Berlin 1984, S. ioif. Durch die neueste Quellenedition von Marian Biskup und Irena Janosz-Bükupowa, Visitationen (wie Anm. 18), hier Teil II: 1450 bis 1519 (QuStDo 50/II), Marburg 2004, ist das Verhältnis der Ballei Utrecht zum DM und deutschen Gebiet umfangreich belegt worden: vgl. Nr. 148 (S. 41-58, hier bes. S. 55f.); Nr. 149 (S. 59-76, hier bes. S. 73f.); Nr. 150 (S. 76-78), Nr. 151 (S. 78f.): Uber die friesischen Kommende zu Nes berichten die dortigen Ordensmitglieder dem HM: ebd. Nr. 152 (S. 79Í), worauf der HM den Neser Konventualen in Friesland antwortet: ebd. Nr. 156 (S. 87f.); über die Reaktion des Neser Komturs an die hm Visitatoren vgl. ebd. Nr. 171 (S. iogf.); über die Komturei Tiel erfahren wir in ebd. Nr. 172 (S. 110-113); über die personale Besetzung in den Utrechter Komtureien s. Nr. 175 (. S. 119-138, hier bes. I35f.); über die damals strittige Zugehörigkeit der Kommende Ottmarsheim /Ootmarsum s. ebd. Nr. 177 (S. 155-157); über die Visitation der Kommende Leiden vgl. Nr. 180 (S. i6if.); über die Visitatoren der Kommende Scoonhoven s. ebd. Nr. 181 (S. iÓ3Í); das Schiedsurteil der Visitatoren über die Zugehörigkeit der Häuser Tiel und Ootmarsum s. ebd. Nr. 182 (S. 165-167); Der Utrechter Lkt. äußerte sich am 25. 6. 1471 bzgl. der Visitationsbestimmunen in der Kommende Nes: ebd. Nr. 186 (S. i7if.); 1493 kündigte DM Andreas von Grumbach (1489-1499) seinerseits die Visitation der Balleien Utrecht, Biesen und Westfalen an: Nr. 222 (S. 24of.). 22 DOZA - Utr 383/1 (Kopie ebenfalls nach Lünig Reichsarchiv Tom. XIX Pag. 373, sub Nr. XXII, kollationiert von Polzer.) Sie befindet sich als Insert in der U vom 13. Juli 1453. 23 Zu ihm vgl. Bernhart Jähnig, Ludwig von Erlichshausen (Ellrichshausen), in: Arnold, Hochmeister (wie Anm. 17), S. 131-138. 24 OBA I 6875, 7316, 7325, 7327, 7333, 7401, 9614, 9700, 9758, 9899,10976,11085, 11818, 12148; II 605, 692, 708, 795, 897,1880, 2161, 2209, 2734 f. Zur Kommende Otmarsen/Ottmarsheim danach und bis zum Ende der Ballei Westfalen vgl. Hans Jürgen Dorn, Die Deutschordensballei Westfalen von der Reformation bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1809 (QuStDO 26), Marburg 1978, S. 45-57.
1 6 : Die Deutschordensballei Utrecht
damaligen Deutschmeister Jost von Venningen 2 5 wurde diese hochmeisterliche Entscheidung v o m Deutschmeistersitz auf der Horneck 2 6 an die Balleien Utrecht beziehungsweise Westfalen weitergegeben. Seit der W e n d e v o m 1 5 . z u m 16. Jahrhundert gehörte die Bailei Utrecht mit ihren namentlich bekannten Besitzungen und deren L a n d k o m t u r e n nach O r densverständnis bis 1 6 3 7 nachweislich zu den deutschmeisterischen Balleien. Sie rangierte bei den jeweiligen Abstimmungen im 16. Jahrhundert nach Franken, H e s s e n und Biesen, aber v o r Thüringen, Westfalen, Sachsen und L o t h ringen. 2 7 D i e Bailei Utrecht gehörte mit der A u f n a h m e des Deutschmeisters Dietrich v o n C l e e n ( 1 5 1 5 - 1 5 2 6 ) 2 8 zu den fränkischen Kreismitgliedern 1 5 1 7 2 9 ; der a m 10. Juli 1 5 3 8 3 0 unter die geistlichen Fürsten des Fränkischen Kreises gereihte Deutschmeister w a r fortan bis ins erste Jahrzehnt des 19. Jahrhundert stets für seine Balleien Franken, Hessen, Biesen, Utrecht, Lothringen, W e s t f a len, Sachsen und Thüringen der sie mit Sitz und Abgabeverpflichtungen an das 25 Zu ihm vgl. Bernhard Demel, Deutschmeister Jost von Venningen (1447/48-1454/55) - eine Spurensuche, in: Bernhart Jähnig/Georg Michels (Hgg.), Das Preußenland als Forschungsaufgabe. Eine europäische Region in ihren geschichtlichen Bezügen. (FS für Udo Arnold zum 60. Geburtstag), Lüneburg 2000, S. 80-107; Bernhard KJebes, Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter. Kommende, Stadt -und Territorialherrschaft (1219/20-ca. 1525). (QuStDO 58), Marburg 2002 mit den im Register ausgewiesenen Seiten. 26 Heinrich Köllenberger, Der Deutsche Ritterorden im Westteil der Bailei Franken bis zur Reformation. Diss. phil. masch. Heidelberg 1951, S. 91-100; Dieter J. Weiß, Die Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter. (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte. Reihe IX: Darstellungen aus der Fränkischen Geschichte 39), Neustadt/Aisch 1991, S. 131-133; Norbert Hofinann, Horneck, in: Werner Paravicini (Hg.) unter Mitarbeit von Jan Hirschbiegel und Jörg Wettlaufer; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch. (Residenzforschung 15.I in zwei Teilbänden), Ostfildern 2003, hier Teilband 2, S. 275^ KJebes (wie Anm. 25) laut Register. 27 Militzer, Entstehung (wie Anm. 1), S. 160-164. Zur Rangordnung der dm Balleien vgl. z. B. GK November 1554 zu Frankfurt-Sachsenhausen, in: DOZA - GK 702/1, fol. 279^ und zu 1593 vgl. ebd. GK 702/1, fol. 747. 28 Zu ihm vgl. Johannes Voigt, Geschichte des Deutschen Ritter-Ordens in seinen zwölf Balleien in Deutschland in zwei Bänden, Berlin 1857 und 1859 (ND Neustadt/Aisch 1991), hier Bd. 1. S. Ó57f und KJebes (wie Anm. 25), laut Register. 29 Fritz Härtung, Geschichte des Fränkischen Kreises. Darstellung und Akten. Erster und einziger Band: die Geschichte des Fränkischen Kreises von 1521-1559. (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte. Zweite Reihe: Geschichte des Fränkischen Kreises. Darstellung und Akten, Erster Band), Leipzig 1910 (ND Aalen 1973), S. 177; Bernhard DemelO.T., Der Deutsche Orden und die Stadt Neckarsulm (1484-1805), in: JfL 45 (1985), S. 17-106, hier bes. S. 21 mit Anm. 32. 30 Ebd. S. 22; Härtung (wie Anm. 29), S. 296.
D i e Ballei in U t r e c h t bis 1 6 3 7 : 1 7
Reich vertretende geistliche Kreisfiirst.31 Im Jahr 1580 wurden von den Staaten von Friesland die Komtureien zu Nes/Neß und Schotten samt deren Gütern der Ballei unrechtmäßigerweise entzogen,32 wobei der Orden diesen unrechtmäßigen Eingriff niemals anerkannte und deshalb bis ins 19. Jahrhundert auch das zu Rekuperations- und Reunionsverhandlungen führte. Die von Verlusten vorher nicht betroffene Ballei Utrecht war somit seit dem 16. Jahrhundert fortan verpflichtet, zu allen Reichs- und Kreisanlagen nach einem ordensinternen und leistungsbezogenen Schlüssel mit %5 der Gesamtsumme beizutragen. Daß sie dies geleistet hat, ist freilich zu verneinen, weil sie auch bei den zusätzlichen Leistungen an den Generaloberen, wie z. B. den Kammerzins, Gelder für den verlorenen Polenkrieg33 die Kompetenzgelder zum Unterhalt des Deutschmeisters, die sich ausfachernde Kanzlei sowie seiner übrigen Bedürfnisse, wie den Reiterdienst 1542 und 1544 fìir Karl V. gegen Frankreich34, die Reichs- und Kreisanlagen und ferner die Türkenhilfe neben den Abgaben für das Reichskammergericht trotz Mahnungen aus Mergentheim an der Tauber seit 1525 mehrfach schuldig blieb35. Für den hier zu behandelnden Zeitraum vom Ubergang vom Spätmittelalter zur frühen Neuzeit mit der Glaubensspaltung sind folgende Provinzobere (Statthalter und/oder Landkomture) wichtig, deren Namensschreibung möglicht quellenorientiert wiedergegeben wird36: Goßen van Roßum 15. 8. 1492 bis 1504 Stephan van Zuylen van Nyevelt ( 1 4 9 7 / 1 5 0 4 - 1 5 2 7 ) Walter van Amstel van Mynden ( 1 5 2 7 - 1 5 3 6 ) Albert van Egmond van Merensteyn ( 1 5 3 6 - 1 5 6 0 ) Frans van der L o e ( 1 5 6 0 - 1 5 7 9 )
31 D O Z A - Utr 383/2, fol. 296 r-297 r (für das 16.Jahrhundert). 32 Mol, Huizen (wie Anm. 2), S. 223-228 und S. 243. 33 D O Z A - GK 702/1, fol. 12. - Die Festsetzung der Reichs- und Kreisanlagen für die jeweiligen Balleien erbrachte im GK vom November 1554, daß Utrecht wie Biesen, Hessen und das Deutschmeistertum aufVis veranschlagt waren: D O Z A - GK 702/1, fol. 280. 34 Akten s. D O Z A - Utr 383/4. 35 Vgl. Belege wie Anm. 58, Anm. 75-95 und Anm. i33f. mit weiteren Belegen. 36 Zur erstellten Liste vgl. Akten in D O Z A - Utr 383/1 für die Jahre 1506-1593, ebd. Utr 384/2 (für 1601-1663); e bd. Utr 386/1 (zu 1664, als Terminus post quem non); weitere Einzelbelege zu den jeweiligen Provinzoberen folgen anschließend. Ferner Giessenburg; Wapenboek (wie Anm. 2), S. V-XVII und AK 1988/89 (wie Anm. 2) S. 45f. und bes. S. 86.
1 8 : Die Deutschordensballei Utrecht
Jacob Taets van Amerongen (1579/1593-1612) Diederik de Bloys van Treslong (1612/1613-1619)37.
Der Landkomtur Nyevelt wurde 1527 ermordet;38 er ist jedoch 1499 in Frankfurt anwesendes Kapitelmitglied gewesen.39 Zum Heilbronner Gespräch 150040 erging an ihn ebenso die Einladung wie an die Landkomture von Biesen und Westfalen. Beim Frankfurter Kapitel von 1503 ist er mit weiteren Provinzobern deutschen Gebiets mit seinen Leistungen à 1000 Gulden erwähnt.41 Zum Kapitel 1508 ebenfalls in dieser Mainstadt war er zwar eingeladen, fehlte aber ebenso wie die benachbarten Landkomture von Biesen und Westfalen;42 noch unter Deutschmeister Hartmann von Stockheim (1499-1510)43 galt als Bedingung für die Aufnahme von Ritterkandidaten zum wenigsten von sin vier anen edel undrittermeßigsgeschlechtí^ - eine Forderung, die der Deutschmeister und baldige Administrator Walther von Cronberg am 25. Juni451527 wiederum an seine Nachfolger formulierte. 1510 weilte Landkomtur Nyevelt auf dem Kapitel deutschen Gebiets zu Bonn.46 Bei der Wahl des Deutschmeisters Dietrich von Cleen auf dem Frankfurter Kapitel 1515 war Landkomtur von Nyevelt persönlich anwesend.47 Bald aber sollte es große Schwierigkeiten mit Deutschmeister Cleen geben, denn im genannten Jahr 1515 schlossen sich die Balleien Biesen, Utrecht, Westfalen und Lothringen - die ersten drei sich stets aus niederdeut-
37 Mestagh (wie A n m . 2), S. 45Í und S. 86 (mit sw-Abbildungen S. 87-97). Eine farbige Wappenliste der Utrechter Landkomture aus der Biesener Uberlieferung. S. D O Z A - Hs 266. 38 Vgl. Origg auf Papier Bischof Heinrich von Utrecht und Worms an Walter von Cronberg v o m 26. 5. 1527 in D O Z A - Utr 383/3 und ebd. die Nachricht der Utrechter Ordensherrn v o m 3. 5. 1527; zu seinem gewaltsamen Tod vgl. auch Axel Herrmann, D e r Deutsche Orden unter Walter von Cronberg (1525-1543). Zur Politik und Struktur des »Teutschen Adels Spitale« im Reformationszeitalter. (QuStDO 35), Bonn-Godesberg 1974, S. 267. Über seinen Nachlaß wurde am 16. 6.1527 im fränkischen Balleigespräch zu Eschenbach eigens gesprochen: D O Z A - BK 2, fol. 133 r (Extrakt auch ebd. Utr 383/1). 39 Vgl. Marian Biskup und Irena Janosz-Bûkupowa (Hgg.), Protokolle der Kapitel und Gespräche des Deutschen Ordens im Reich (1499-1525). ( Q u S t D O 41), Marburg 1991, S. 7 und S. 15. 40 Ebd. S. 26. 41 Ebd. S. 55 und S. 58. 42 Ebd. S. 124. 43 Zu ihm Voigt, Geschichte I (wie A n m . 28), S. 657 und Klebes (wie A n m . 25), laut Register. 44 Biskup/Biskupowa, Protokolle (wie Anm. 39), S. i32f. 45 Konzept Cronberg an Sth van Mynden D O Z A - Utr 383/1; Cronberg verlangte darin, daß fortan keine Ritterbrüder ohne Zustimmung des H M in den Orden aufgenommen werden dürfen. 46 D O Z A - G K 702/1, fol. 1 und Biskup/Biskupowa, Protokolle (wie A n m . 39), S. 149. 47 Biskup/Biskuporwa, Protokolle (wie A n m . 39), S. 160-169, hier bes. S. 167.
Die Ballei in Utrecht bis 1637 : 1 9
sehen und niederländischen Adligen rekrutierend - deshalb zusammen, weil der brandenburgische Hochmeister alle finanziellen Kräfte der Balleien deutschen Gebiets für einen Waffengang gegen die Krone Polens mobilisierte. Mit ihm pflegte das deutsche Gebiet fortan seit 1515 engen Kontakt. Albrecht scheute sich nicht, »1522 Herzog Karl von Geldern zur Konfiskation niederländischer Ordensgüter aufzufordern«.48 Die vom Hochmeister somit bedrohten, vom Deutschmeister auch nicht unterstützten vier genannten Balleien im Nordwesten des Reiches flohen daraufhin in den Schutz Kaiser Karls V. Dieser bestätigte am 28. April 1522 den Balleien Biesen, Utrecht, Lothringen und Westfalen die alten Ordensprivilegien und bestellte dabei den Trierer Erzbischof und die Bischöfe von Utrecht, Münster und Lüttich zusammen mit den Herzögen von Cleve und Lothringen zu Schutzherrn der gewährten alten Vorrechte.49 Diese Maßnahme diente ordensintern zur Sicherung des sogenannten Kammerzinses50 für den Deutschmeister und ab 1527/30 für den personell identen Administrator. Das aber bedeutete, daß die im Nordwesten des Reiches vorhandenen vier Balleibesitzungen - in einer Zeit des im Osten bereits beginnenden lutherisch motivierten landesherrlichen Landausbaus - immer mehr in die Zange der genannten Territorialherrn gelangten und dem Deutschmeister mehr und mehr in seiner Einflußnahme als Ordensoberer entzogen wurden.51 Den gewaltsamen Tod Nyefelts nahm Cronberg in einem Schreiben aus der Komturei Winnenden zum Anlaß, sofort mit seinen Ratsgebietigern auch wegen des dem Generaloberen schon sicher seit dem 14. Jahrhundert zustehenden Erbregals52 zu sprechen. Auf dem fränkischen Balleikapitel zu Wolf48 49 50 51
Ebd. S. 166-189; Herrmann (wie Anm. 38), S. 199. Orig der U ζ D aus Brüssel im DOZA. D O Z A - GK 702/1, fol. 12. Akten der Beschwerden der Balleigüter Utrechts s. D O Z A - Utr 384/1 (unfoliiert) und Herrmann (wie Anm. 38), S. 199. Im Mergentheimer Balleigespräch vom 22. 4. 1526 war bereits von den Beschwerden des Lkts durch die dortige Stadt des Umgelds wegen (eine Art Mehrwertsteuer) die Rede: DOZA - BK 2, fol. 69 ν; Extrakt ebd. Utr 384/1. - Zum reformationsgeschichtlichen Hintergrund von 1525 bis 1555 vgl. nun Bernd Christian Schneider, Jus Reformandi. Die Entwicklung eines Staatskirchenrechts von seinen Anfangen bis zum Ende des Alten Reiches. (Jus Ecclesiasticum. Beiträge zum evangelischen Kirchenrecht und zum Staatskirchenrecht 68), Tübingen 2001, S. 1-171.
52 Max Perlbach (Hg.), Die Statuten des Deutschen Ordens nach den ältesten Handschriften, Halle/Saale 1890 (ND Hildesheim/New York 1975), S. 153-156, hier bes. S. 153. Auf dem RT zu Augsburg 1566 nahm Kaiser Maximilian II. in einer U vom 18. 5. 1566 (Orig U ζ D und einfache Abschrift auf Papier im DOZA) auf Bitten des H D M die kaiserliche Bestätigung des Erbregals zum Anlaß, diese mittelalterliche Bestimmung erneut zu bekräftigen.
2 0 : Die Deirtschordensballei Utrecht
rams-Eschenbach wurde dann das Recht Cronbergs festgehalten, auch die Nachlaßregelung der Provinzoberen satzungsgemäß zu regeln.53 Rasch wurde van Mynden ( 1 5 2 7 / 2 9 - 1 5 3 6 ) 1 5 2 7 als neuer Balleistatthalter bestellt.54 Z u berücksichtigen ist hier auch der Zeitumstand, daß Karl V. 1 5 2 8 das Hochstift, nicht die Diözese Utrecht, säkularisierte.55 Bezüglich der Zugehörigkeit zum Adel und Rittergeschlecht wurde die bisherige Praxis erneuert und dieser Ordensritter großkapitularisch am 1. September 1 5 2 9 auf dem Frankfurter Kapitel als neuer Landkomtur bestätigt.56 Der Deutschmeister und nunmehrige Administrator Cronberg konnte infolge dieser Zwangslage jener Balleien seinen Einfluß auch bezüglich der Bailei Utrecht nur mangelhaft durchsetzen. Zwar versuchte er als altgläubiger Fürst des Reiches bis zu seinem Tod 1 5 4 3 mittels intensiver Briefkontakte57 seine Autorität als Ordensoberer wahrzunehmen, hatte aber wenig Erfolg, denn die kapitularisch vereinbarte Türkenhilfe ließ sich ebensowenig eintreiben wie die nach der Balleivisitation 1539 5 8 festgestellten Mängel behoben wurden. 59 Zwar läßt sich - neben Aussagen aus den Balleien Hessen und Biesen - zu Utrecht der Vermerk finden, daß der Utrechter Landkomtur 1540 gemäß dem
53 DOZA - BK 2, fol. 133 r und Extrakt ebd. Utr 383/1. 54 Herrmann (wie Anm. 38), S. 261. Cronberg hatte bereits am 26.6.1527 den Ordensherm zu Utrecht mitgeteilt, daß er einen neuen Lkt konfirmieren wolle: Konzept DOZA - Utr 383/2, fol. 2r-3r. 55 Harm Klueting, Enteignung oder Umwidmung? Zum Problem der Säkularisation im 16. Jahrhundert, in: Irene Crusitis (Hg.), Zur Säkularisation geistlicher Institutionen im 16. und im 18./19. Jahrhundert. (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts fur Geschichte. Studien zur Germania Sacra 19), Göttingen 1996, S. 6of. 56 DOZA - U ζ D; Druck ebd. GK 709/13 und 14. Zum Ganzen s. Herrmann (wie Anm. 38), S. 233-235· 57 DOZA - Utr 383/2, fol. 2 r~3r: die LK- Konfirmation van Myndens. Die weitere Korrespondenz Walter von Heusenstamms und Myndens mit Cronberg vgl. ebd. fol. 4 r-6 v. Utr 383/1 (unfoliiert). - Cronberg hatte am 18. 1. 1531 (Konzept s. DOZA - V 1194) den Utrechter Oberen bereits seine näheren Weisungen erteilt. Lkt Mynden reagierte wegen der Belastungen durch die Stadt Utrecht und weiterer Balleibeschwerden im Schreiben an Cronberg vom 14. 2. 1534 (Reinschrift DOZA - V 42). 58 DOZA - Utr 383/2, fol. 250 r und v, ferner ebd. fol. 260 r-276 r (Konzept der Instruktion Cronbergs vom 14. 3. 1538 zur Balleivisitation Utrechts; besiegeltes Orig. dieser Instruktion in ebd. Utr 383/1. Über die Reaktionen der visitierenden OR, des Lkts von Biesen Wynand von Moelenbach, genannt Breyll - zu ihm Van derEycken, Leden (wie Anm. 1), S. 37 - neben zwei weiteren Ordensmitgliedem (vgl. Anm. 76, 95 und i33Í mit weiteren Belegen) s. DOZA - Utr 383/1 vom 24.1.1538, hier mit weiteren Belegen; die Reaktion auf diese Balleivisitation s. in ebd. Utr 383/2, fol. 279 r-290 v. 59 Herrmann (wie Anm. 38), S. 199-204.
Die Ballei in Utrecht bis 1637 : 2 1
Frankfurter Herbstmessezettel derzeit nichts schuldig sei; die genannte Geldsumme ist auch unter dem Frankfurter Einkommen angeführt.60 Der Frankfurter Rechnungsfiihrer vermerkte aber noch ältere Schulden an Kammerzins und einen weiteren Beitrag dieses Provinzoberen, der schon ein halbes Jahr vorher fallig gewesen wäre. Die finanziellen Leistungen von Westfalen und Koblenz zwischen 1536 bis 1538 sind jedoch nachzuweisen.61 Der bereits im Spätmittelalter fallige Kammerzins der deutschmeisterischen Ballei von Utrecht war schon früher Gegenstand der Forderungen dieses übergeordneten Ordensgebietigers, wie Beispiele von 1506,1527 und 1529 - neben den Kompetenzgeldern zum Unterhalt des Meisters und seiner Kanzlei und auch in Sachen Türkenhilfe - deutlich dartun.62 Diesbezüglich gab es auch eine Korrespondenz zwischen dem Landkomtur van Mynden und Deutschmeister Cronberg aus Utrecht vom 14. Februar 1534. Aber alle älteren Verpflichtungen wurden damit nicht ersichtlich abgegolten.63 Nach dem Ubertritt Albrechts von Brandenburg-Ansbach zum Luthertum 1525 gab es noch unter Deutschmeister Dietrich von Cleen aufgrund einer Nachricht von Landkomtur von Nyevelt auf dem fränkischen Balleikapitel zu Mergentheim am 22. April 152ó64 eine Gelegenheit, die Beschwerden der Stadt Utrecht auf dem Reichstag zu Speyer 1526 zu erörtern; dieser wandte sich aufgrund der Ordenseingabe an den Bischof Heinrich von Utrecht (1524-1529),65 der sich mit Schreiben vom 27. Mai 1527 dann neben anderem an Cronberg und an die Stadt Utrecht wandte.66 Hätte der Orden auf diese Beschwerden durch die Stadt nicht reagiert, so hätte dies für das in Abwesenheit des Kaisers in Spanien als Reichsinstanz eingesetzte Reichsregiment67 ein Argument geliefert, die Türkenhilfe und die Abgaben des Ordens an das Reichskammergericht,
60 DOZA - Merg 310/1. 61 62 63 64
Akten s. ebd. Merg 282, fol. 415c, zu Utrecht ebd. fol. 416. Belege s. ebd. 11^384/1 (unfoliiert). Akten s. ebd. V 1194. DOZA - BK 2, fol. 56 r-82 r, hier bes. fol. 69 ν; die Balleibeschwerden gegen Utrecht s. ebd. Utr
383/1· 65 Zu ihm vgl. Gatz, Bistümer (wie Anm. 11), S. 780; dazu nun neuestens Eike Wolgast, Säkularisation und Säkularisationspläne im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, in: RJKG 23 (2004), S. 25-43, hier bes. S. 3if. 66 Orig DOZA - Utr 383/1. Die Eingaben von Speyer an Bischof und Stadt s. ebd. Utr 384/1. 67 Dazu vgl. A. Laufs, Reichsregiment, in: HRG (wie Anm. 21), IV. Band, Berlin 1990, S. 739-742; Christine Roll, Das Zweite Reichsregiment 1521-1530. (Forschungen zur Deutschen Rechtsgeschichte 15), Köln/Weimar/Wien 1996.
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auch aus den Balleien Utrecht, Biesen und Westfalen, einzufordern. Dies war bereits 1524 auf dem Großkapitel des deutschen Gebietes zu Mergentheim ja beschlossen worden.68 Mit anderen Worten bedeutet das, daß der Orden mit Hilfe dieser Reichsinstitution sich die Rechtsmittel sicherte, um seine Verpflichtungen nur aus seiner Reichsstandschaft erbringen zu können. Seit der Personalunion von Deutschmeister und Administrator 1527/3069 waren nicht nur die fränkischen Ratsgebietiger zu beschlußfahigen Konsulenten des Generaloberen der geistlichen Adelskorporation aufgestiegen, sondern auch deren Zustimmung zu den allgemeinen Leistungen an Kaiser und Reich neu geordnet worden. Der Deutschmeister führte bereits ab 1495 auf allen Reichstagen eine Virilstimme; der Hochmeister aber war erst seit 1524 bis Ende 1805 persönlich oder durch ernannte Ordensritter und beigezogene Ordensjuristen noch vor dem Fürstbistum Bamberg in Personalunion vorrangig plaziertes Mitglied aller Reichsversammlungen.70 Weil aber im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation zur Führung einer Virilstimme auf den Reichsversammlungen auch ein Territorium unerläßliche Vorbedingung war, konnten wegen des Wegfalles Preußens nur das zum Heiligen Römischen Reich gehörende Ordensgebiet mit den Kammerballeien Elsaß-Burgund, Koblenz, Osterreich und Etsch - bis 1544 auch noch Böhmen71 - und das übrige deutsche Gebiet; das sind alle übrigen Balleien samt dem Deutschmeistertum, finanziell veranlagt werden. Darauflegte Cronberg bis zu seinem Tod großen Wert. Noch unter Landkomtur van Mynden wurde im Mergentheimer fränkischen Balleigespräch72 über das inkriminierte Rechnungswesen in der Bailei Utrecht gesprochen. Noch vor dem Tod Myndens am 9. Dezember 153673 war auf dem Mergentheimer Generalkapitel im Frühjahr 153674 daraufhin die schon 68 D O Z A - GK 702/1, fol. 13-15; 69 Herrmann (wie Anm. 38), S. 33-97. 70 Uber die Stellung des HM seit 1524 nach den Erzbischöfen vgl. Ernst August Koch (Hg.), Neue und vollständigere Sammlung der Reichs-Abschiede, 4 Teile, Frankfurt/Main 1747 (ND Osnabrück 1967), hier Teil 2, S. 260. Zum gleichen Rang 1529 in Speyer s. HHStA-MEA-RTA - Fasz 4 d, fol. 288 r -(ident mit ebd. fol. 383 r). Diesen Rang nach den Erzbischöfen bestätigt auch das Gutachten des Mergentheimer Ordenskanzlers Dr. Johann Eustach von Soll vom Jahre 1629: DOZA - Utr 384/2, fol. 8 r und v. Zum Ganzen ferner Bernhard Demel, Die Reichstagsgesandten des Deutschen Ordens von 1495 bis Ende 1805, in: Ders., Spiegel (wie Anm. 6), S. 607-632. 71 Bernhard Demel\ Der Deutsche Orden in Schlesien und Mähren in den Jahren 1742-1918, in: Ders. Spiegel (wie Anm. 6), S. 379-473, hier bes. S. 379 mit Anm. 8 (auf S. 443). 72 DOZA - BK 2, fol. 205 ν; Extrakt auch ebd. Utr 383/1. 73 Herrmann (wie Anm. 38), S. 261. 74 D O Z A - G K 702/1, fol. 78f. Die Schwester des Kaisers, Maria, die Regentin der Niederlande
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153375 ins Auge gefaßte Kontrolle der Häuser Utrechts im siebten Gesprächspunkt abermals Gegenstand der generalkapitularischen Verhandlungen. Es wurde nun die Visitation der Ballei und eine Kontrolle des dortigen schlampig geführten Rechnungswesens beschlossen. Der Biesener Landkomtur von Breyll, der Koblenzer Hauskomtur Werner Forstmeister von Gelnhausen76 und der im Kapitel noch ungenannte Ordenspriester77, 1538 aber in der deutschmeisterischen Instruktion vom 14. März 1538 als Gemerter Pastor namens Johann von Falkenberg namentlich genannte Ordensgeistliche wurden für diese Aufgabe bestimmt.78 Sie wurden im genannten Jahr nach Utrecht gesandt und erstellten dort eine genaue personelle und ordensinterne Ubersicht bezüglich der dort aufgeschworenen Ordensprofessen79. Von Breyll hatte bereits am 24. Januar 1538 Cronberg bezüglich seiner in Utrecht zu machenden Visitationsmaßnahmen angeschrieben.80 Die geprüfte Ballei war auf dem Generalkapitel 1536 nicht vertreten.81 Die durchgeführte Visitation Utrechts erbrachte den kurzen, möglicherweise erst später nach 1664 erstellten Status von der Baley Utrecht mit ihren vierzehn Kommenden und deren Gründungs- bzw. Errichtungsjahren: Utrecht 1231, Dieren 1240, Middelburg 1249, Leyden/Leiden 1268, Maasland 1241, Tiel 1270, R(h)enen 1278, Doeßburg 1286, Scalunen 1220, Bünne in der Drente 1278, Schot(t)en in Friesland 1289, (dort auch ein Schwesternkonvent, welches darnachher die Priester undServientbrüder bewont haben), Neß 129882 (mit einem Priesterkonvent und weiteren Servientbrüder - wohl die Sariantbrüder der ersten Ordensregel von ca. 1244)83 - Catwick 1388 und Scoonhoven 1390. Im Anschluß daran folgte die Liste der Landkomture nach ihrem Sterbejahr, beginnend mit 1266 bei Anthon Ledersack von Prinßhagen bis zum Tode des Floris Borre von Amerongen 1675, Landkomtur seit 166484. (1530-1555), hatte sich ebenfalls in Sachen Ballei Utrecht a m 15.1.1536 mit einem Schreiben an C r o n b e r g eingestellt, u m d e m Generaloberen die Utrechter Zustände näher darzulegen: Orig. ebd. Utr 384/1. 75 Orig D O Z A - B K 2, fol. 205 ν, Extrakt auch ebd. Utr 383/1. 76 Z u ihm vgl. Herrmann (wie Anm. 38), S. 263. 77 Ebd. S. 204 nicht erwähnt. 78 Orig dieser besiegelten Instruktion fur die drei Ordensmitglieder s. D O Z A - Utr 383/1; Konzept schon ebd. Utr 383/2, fol. 260 r-276 r. 79 D O Z A - Utr 383/2, fol. 278 r-290 v. 80 Orig D O Z A - Utr 383/1. 81 D O Z A - G K 702/1, fol. 78 f. und fol. 98 (nur indirekt erschlossen). 82 D O Z A - Utr 383/2, fol. 292 r-294 ν mit Vermerk fol. 295 ν. Zitat ebd. fol. 293 r. 83 Perlbach (wie A n m . 52), S. 99, S. 103 und S. 106. 84 D O Z A - Utr 383/2, fol. 293 v-294 v.
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Auch der Koblenzer Hauskomtur gab am 28. April 1539 Cronberg einen weiteren interessanten Kurzbericht von der durchgeführten Balleivisitation und zeigte die Uneinigkeit und Zerstrittenheit der Utrechter Ordensbrüder auf.85 Er charakterisierte sie wie folgt: sie seien bißanher, Herrn gewest wollten nit erst knecht werden. Dem Provinzoberen machten sie den Vorwurf, daß dieser die Häuser nach dem Tod eines Komturs nit wie bißher spoliren soll, sunder er soll nit mehr von eines Commenthurs Verlaß nehmen - wiewoll derselb e.ßg [d. h. euer fürstliche gnaden), zustund. Was sonst an Barschaft vorhanden sei, habe der Obere in den gemeinen Trisell zu legen, um davon die Schulden von Bailei und Häusern abzutragen.86 Dieses arrogante Verhalten, nicht Knechte zu sein, sondern als Herrn behandelt zu werden, wurde auf dem folgenden General- und Wahlkapitel unter Administrator Wolfgang Schutzbar, genannt Milchling (1543-1566)87, eigens gerügt.88 Aufgrund dieser großkapitularischen Rüge wurde unter Cronbergs Nachfolger 1543 auf dem Großkapitel zu Speyer eine erneute Visitation der Bailei Utrecht wegen Unregelmäßigkeiten in der Geldgebarung der Häuser und wegen des hochmütigen Verhaltens der Utrechter Ordensherrn ins Auge gefaßt, auch die Konfirmation van Merensteyns als Landkomtur blieb noch suspendiert89. Ein Gleiches wurde nach dem »Geharnischten Reichstag« von Augsburg 1547/4890 kapitularisch beschlossen91, um die Situation, zumal in den Balleipfarreien zu erfassen und in den Griff zu bekommen. Erst nachdem Statthalter van Merensteyn sich mit dem Generalkapitel in allen Punkten verglichen hatte, wurde ihm die großkapitularische Bestätigung als Landkomtur zugesichert. Der Koblenzer Provinzobere Wilhelm Halber von Hergern92 wurde be85 Orig in ebd. Utr 383/2, fol. 325 r und v, Revers 326 v. 86 Zitate nach ebd. fol. 325 r. 87 Zu ihm vgl. Axel Herrmann, Wolfgang Schutzbar gen. Milchling, in: Arnold Hochmeister (Anm. 17). S. 173-178· 88 Orig D O Z A - GK 710/8, Punkt 13 und ebd. GK 702/1, fol. io8f; kurzer Hinweis auch in Herrmann (wie Anm. 38), S. 204 mit Anm. 444. 89 D O Z A - G K 702/1, fol. io8f. 90 Horst Rabe, Reichsbund und Interim. Die Verfassungs- und Religionspolitik Karls V. und der Reichstag von Augsburg 1547/1548, Köln/Wien 1971; zum Interim nun speziell Schneider (wie Anm. 51), S. 148-150. 91 D O Z A - G K 702/1, fol. 168-201, hier bes. fol. 193F. AuFdiesem Mergentheimer G K wurde am 12. 10. 1548 (Orig U ζ D im D O Z A , zwei weitere Origg in G K 7 1 1 / 7 ) eine Vereinbarung zwischen dem Administrator und sieben d m Balleien - auch Utrecht - zustande gebracht, die die Unkosten für den Besuch der RT durch die einzelnen Provinzen regelte. 92 Zu ihm vgl. Herrmann (wie Anm. 38), S. 263. Er war zum Lkt der Bailei Koblenz bestellt worden und leistete am 1 2 . 1 0 . 1 5 4 8 in der Tauberstadt den üblichen Amtseid. Orig D O Z A - U ζ D.
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auftragt, die Bestätigungsurkunde fur den neuen Utrechter Landkomtur ihm direkt zu übergeben und von diesem die ordensübliche Verpflichtung gemäß den Regeln und Statuten in Empfang zu nehmen.93 Eine wohl auf 1548 zu datierende Liste der Utrechter Beschwerden an das Generalkapitel 1548 zu Mergentheim mit Angabe zu den Kommenden und deren Seelsorgspfründen lag dieser Ordensversammlung vor.94 Aus dieser Phase des dritten generalkapitularisch bestätigten katholischen Landkomturs van Merensteyn nach der Neuordnung des Gesamtordens 15271530 gilt es noch festzuhalten, daß die Balleiabgaben an den Gesamtorden mit dem Kammerzins95 nicht immer gänzlich, aber offensichtlich nach Möglichkeit aufgrund der der Ballei regional zugefügten Eingriffe eingesandt wurden. Zum 93 D O Z A - G K 702/1, fol. 195F. - A m 1 2 . 1 0 . 1 5 4 8 (U ζ D im DOZA) hatte Administrator Milchling mit den Balleien Hessen, Biesen Thüringen, Westfalen, Utrecht, Lothringen und Sachsen ein im Kapitel besprochenes Abkommen getroffen, aufgrund dessen seine Ausgaben als Reichsfiirst fiir den Regalienverleih und den Besuch der Reichstage, auch von diesen genannten Provinzen mitgetragen werden mußten. Sth Merensteyn hatte bereits mit Schreiben vom 11. 9. 1548 aus Utrecht (Orig DOZA V 43) sein Einverständnis mit den kommenden Mergentheimer Kapitelbeschlüssen erklärt und somit die Voraussetzungen geschaffen, daß er als neuer Utrechter Lkt noch auf diesem Kapitel konfirmiert werden konnte. 94 Ungenaue Datierung DOZA - Utr 383/1. Bereits am 25. 3. 1549 meldete sich van Merensteyn schon mit dem Lkt -Titel beim Administrator: (holländischer Brief mit separater deutscher Ubersetzung s. ebd. Utr 383/1). - Durch Schreiben vom 11. 9.1548 (Orig D O Z A - V 43) hatte Sth Merensteyn bereits sich wegen Leibesschwachheit entschuldigt, aber die beiden Komture Daniel von Gor zu Thiel und Johann Empel von Impeln, Komtur zu Dieren, zu seinen Bevollmächtigen auf diesem G K zu Mergentheim bestellt. Beide Namen sind als Kapitulare belegt durch GK 702/1, fol. 199. 95 Zu den Forderungen des Frankfurter Trappiers und DOP Antonius Müller - zu ihm vgl. Jörg Seiler, Der Deutsche Orden in Frankfurt. Gestalt und Funktion einer geistlich-ritterlichen Institution in ihrem reichsöffentlichen Umfeld. (QuStDO 61), Marburg 2003, S. 530 - als vorher schon praktizierte Legstätte der Utrechter Balleiabgaben an den Gesamtorden s. dessen Schreiben an Lkt van Merensteyn vom 13. 3. 1550 in D O Z A - Utr 383/2. Der Trappier informierte mit Schreiben vom 17. 9. 1554 (Orig s. ebd. Utr 385/1) den HM, daß der Utrechter Lkt den Kammerzins über einen Kaufmann auf der Frankfurter Messe eingezahlt habe. Zu weiteren Forderungen schon vom 6 . 1 . 1 5 4 6 s. im Konzept HM an Utrechter Lkt (ebd. Utr 384/1) und ebd. in gleicher Angelegenheit HM an Lkt vom 9. 4. 1554; zu den Forderungen H M Milchlings vom 5. 8. 1555 über den Koblenzer Lkt Wilhelm Halber von Hergern und dessen Reaktion an den HM aus Köln vom 26. 11. 1555 s. die Unterlagen in ebd. Utr 384/1 (ohne fol). - Noch unter Müllers Trappierzeit in Frankfurt findet sich (DOZA - Utr 384/1) der Beleg, daß die Ballei Utrecht die ausständigen Gelder zur Reiterbesoldung des Ordens für den Kaiser 1552 bei der Herbstmesse 1555 zu Frankfurt erlegen ließ. Anschließend findet sich ebd. das Schreiben Merensteyns an Milchling, das am 17. 9.1555 zu Mergentheim präsentiert wurde.
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Frankfurter Generalkapitel im November 1554 hatte der Utrechter Landkomtur seinen Vertreter Daniel von Gor, den Komtur zu Tiel, am 25. Oktober 155496 angekündigt. Dieser und sein Begleiter, der mit dem Landkomtur offensichtlich verwandte Ordensritter Caspar van Egmundt van Merensteyn, waren bei diesem Kapitel tatsächlich anwesend.97 Sie bezeugten somit in einer wichtigen Ubergangsphase der Reichszugehörigkeit der unter der Botmäßigkeit Philipps II. noch ungeteilten niederburgundischen Provinzen die nach mehreren Schlüssen genau genannten Abgaben des Gesamtordens zum fränkischen Markgrafenkrieg (800 fl für Utrecht), den »Reichs Vorrath« (mit 448 fl) und die Reichstagsaufwendungen 1550 und 1551 (mit 391 fl, 19 Denaren) fur ihre Provinz98. Unter diesen drei hier etwas näherhin charakterisierten Utrechter Balleioberen van Nyevelt, van Mynden und van Merensteyn, in deren Funktionsperiode bis 1560 bereits lockere Kontakte zum Administrator und gleichzeitigen Deutschmeister neben einer nachlassenden Präsenz auf den Großkapiteln nachgewiesen sind, wird die neue Situation der am nordwestlichen Reichsrand gelegenen Ballei deutlich. Sie hatte schon Eingriffe der Stadtherrn von Utrecht erfolgreich abgeschmettert. Richtig war auch die Initiative Cronbergs, sich an den 1530 auf dem Reichstag zu Augsburg befindlichen Nuntius Lorenzo Campegio/Campeggi" zu wenden.100 Mit seiner Initiative bei diesem Nuntius und auch bei Kaiser Karl V. hatte Cronberg mittels der Bestätigung der Frankfurter Konstitution von 1529 ja die Ordenseinheit zwischen den herrenlos gewordenen fünf Balleien preußüchen Gebiets und den acht deutschmeisterischen Balleien gesichert.101 Diese erfolgreiche Initiative auf dem religionspolitisch so wichtigen Augsburger Reichstag von 1530 bildete auch das Fundament aller berechtigten Initiativen des Gesamtordens an die unter spanischer Hoheit lebenden Provinz, die durch den Burgundischen Vertrag vom 26. Juni 1548 Karls V.102 formell von den restlichen Reichsständen getrennten niederländischen Territorien mitbetroffen war. 96 O r i g D O Z A - U t r 383/1. 97 D O Z A - GK 702/1, fol. 293. 98 Zu den genannten Summen vgl. D O Z A - GK 702/1, fol. 279, fol. 280 und fol. 282. 99 Zu ihm s. BBKL I, S. 901 f. 100 2 Konzepte s. D O Z A - Utr 384/1. 101 Belege bei
Hemnann (wie Anm. 38), S. 95 mit Anm. 301.
102 Johannes Arndt, Das Heilige Römische Reich und die Niederlande 1566 bis 1648. Politisch-konfessionelle Verflechtung und Publizistik im Achtzigjährigen Krieg. (Miinstersche Historische Forschungen 13), Köln/Weimar/Wien 1998, S. 32-41, hier bes. S. 36 und mit zwei instruktiven Karten ebd. S. 37 und S. 91 zu 1648.
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In einer Zeit, da der Gesamtorden Verluste im Baltikum mit Preußen (1525), in Altlivland (1558/62)103, ferner in der Kammerbailei Böhmen (1544)104 und im Mittelmeerraum105 zu verzeichnen hatte, sind für die Nordwestecke des Reiches durch die im Burgundischen Vertrag getroffenen Vereinbarungen weitere, auch den Orden betreffenden Hindernisse sichtbar geworden: Zunehmend erweist sich die Sprachbarriere zwischen Nieder- und Oberdeutsch als durch Ubersetzungen zu beseitigendes Hindernis ebenso wie die dieser Ballei in den Stiften Utrecht, Lüttich, dem Herzogtum Geldern und anderen dortigen Jurisdiktionsträgern zugefugten Schäden.106 Gehörten die Niederlande nach diesem Vertrag von 1548 noch zum Reich? Welche Wortspiele, welche falschen oder irreführenden Formulierungen, welche unzutreffenden rechtsgeschichtlichen Aussagen sich 100 Jahre im Reich und in den Kanzleien des Kaisers, der spanischen Herrscher und der Generalstaaten fortan ergaben, hat eindrucksvoll Johannes Arndt in seiner Studie mit Hilfe mir nicht zugänglicher holländischer Spezialliteratur eindruckvoll zu Papier gebracht.107 Erst durch diese Publikation, die alle wesentlichen Schritte der Loslösung der niederländischen Republik de facto und de jure übersichtlich und gut belegt geboten hat, sind für den deutschsprachigen Leser ebenso wie für den Ordensforscher mit Blick auf die Reichs- und mehrfache Kreiszugehö-
103 Einzelheiten schon bei Demel, Rekuperationsbemiihungen (wie Anm. 7). 104 Bernhard Demel, Der Deutsche Orden in der CSR, in: Ders., Der Deutsche Orden einst und jetzt. Aufsätze zu seiner mehr als 800jährigen Geschichte (hg. von Friedrich Vogel). (Europäische Hochschulschriften. Reihe III: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 848), Frankfurt am Main/ Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Wien 1999, S. 303-334, hier bes. S. 333 mit Anm. ϊφί. 105 Kurt Forstreuter, Der Deutsche Orden am Mittelmeer. (QuStDO 2), Bonn 1967, S. 110-187. 106 Vgl. das diesbezüglich instruktive Schreiben von H M Milchling vom 25. 11. 1558 aus Frankflirt am Main an den Utrechter Lkt: Konzept s. D O Z A - Utr 384/1 - also einen Tag nach Abschluß des dort tagenden GK, bei welchem sowohl der Lkt Merensteyn als auch sein ins Auge gefaßter Balleikoadjutor Frans van der Loe, die mit Blick auf die sich in den Niederlanden befindlichen französischen und englischen Kriegsvölker entschuldigt fehlen mußten: D O Z A - G K 702/1, fol. 341; vgl. ferner ebd. G K 702/1, fol. 343 zur persönlichen Abwesenheit van Merensteyns. 107 Arndt (wie Anm. 102), S. 36-96. - Zum religionspolitischen Hintergrund von 1655 bis 1648 vgl. nun Schneider (wie Anm. 51), S. 173-413, neuestens nun Willem Frijhoff, Kalvinistische Kultur, Staat und Konfessionen in den Vereinten Provinzen der Niederlande, in: Peter Claus Hartmann (Hg.), Religion und Kultur im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts. (Mainzer Studien zur Neueren Geschichte 12), Frankfurt am Main/Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/ Wien 2004, S. 109-142.
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rigkeit des Deutschen Ordens jene Winkelzüge aufgehellt, welche das komplizierte Verhältnis dieser immer losere Kontakte praktizierenden Bailei zum Gesamtorden zeigen. Wie verschieden die mehrseitigen Interpretationen in diesem Zentenar waren, ist durch Arndt auch folgendermaßen charakterisiert: »Es war kaum mehr als eine Floskel, daß die Generalstaaten anläßlich eines Hilferufes im Jahre 1590 noch ein letztes Mal ihre Zugehörigkeit zum Reich betonten. Die praktische Politik der Utrechter Union lief längst darauf hinaus, das neue staatsrechtliche Selbstverständnis durch die anderen europäischen Mächte anerkennen zu lassen«108. Nicht nur für die gesamten niederländischen Provinzen, auch fiir die weiterhin zum Reich reklamierte Bailei Utrecht wurde das Jahr 1566 mit dem Ausbruch der Rebellion gegen die spanische Herrschaft zu einem Schicksalsjahr. Der nun folgende 80jährige Krieg bis zur Erlangung der Souveränität und endgültigen Trennung vom Heiligen Römischen Reich 1648 prägte fortan nun das Schicksal dieser dem Reich immer ferner werdenden Ordensprovinz. Schon im Ausbruchsjahr der Rebellion 1566 fehlte jegliche Vertretung dieser in den Strudel des Aufstands mitgerissenen Bailei, ähnlich wie schon 1557 auf dem Mergentheimer Generalkapitel.109 Unter van der Loe, ab 1560 noch nicht vom Generalkapitel bestätigter Nachfolger van Merensteyns, bleibt der Kontakt zum Administrator und seiner sich ausfachernden Ordensregierung in der Tauberstadt noch vor dem großen Aufstand der Niederlande gegen die Spanier auf im Wesentlichen schriftliche Nachrichten, zum Teil in dem in Mergentheim nicht mehr verständlichen Niederdeutsch oder in Latein, beschränkt. So machte am 3. März 1561 Loe auf das Fehlen von Privilegien durch die spanischen Machthaber ebenso aufmerksam, wie 1564110 auf das Erbregale nach dem schon wenige Jahre vorher erfolgten Tod van Merensteyns. Dessen unbeschadet wurde ein weiterer Geldbetrag von Loes Seite vom Frankfurter Trappier Quirin von Kettschau am 30. März 108 Zitat nach Arndt (wie Anm. 102), S. 79. Die hier erwähnte Utrechter Union war a m 23.1.1579 durch die S t ä n d e von Holland, Seeland, Utrecht, d e m Groninger U m l a n d sowie den geldrischen Adel zustande g e k o m m e n (vgl. ebd. S. 71). 109 D O Z A - G K 702/1, fol. 314-332, hier bes. fol. 332, w o vermerkt ist, daß weder der Lkt noch Deputierte anwesend waren, sich aber schriftlich entschuldigt hatten. 110 Bericht L o e s von 15. 3. 1564 an den H M in lateinischer Sprache: Orig in D O Z A - Utr 384/ ι . - Zur Entwicklung zwischen d e m Heiligen Reich und den sich entfaltenden Generalstaaten im K a m p f mit d e m mächtigen Spanien vgl. die vorzüglichen Studien von Martin Heckel zitiert in Den., lus reformandi. A u f d e m W e g z u m » m o d e r n e n « Staatskirchenrecht im Konfessionellen Zeitalter, in: Irene Dingelu. a., Festgabe Seebaß (wie A n m . 114), S. 75-126.
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1564111 bestätigt. Im gleichen Jahr war auf dem fränkischen Kapitelgespräch auf der Feste Neuhaus bei Mergentheim die Bitte Loes erörtert worden, eine abermalige Balleivisitation durchzuführen, um durch die dem Orden ja erst 1568 päpstlich bestätigte Gleichstellung mit den Maltesern durch das Konzil von Trient eine Doppelbesteuerung des Ordens durch den Erzbischof von Utrecht abzuwenden. Loe erbat von Milchling ferner Maßnahmen, um mit diesem Problem eine fiir die Ballei günstigere Situation zu schaffen.112 Ob darauf sofort etwas erfolgte, ist aber unwahrscheinlich, denn auf dem nächsten fränkischen Balleigespräch zu Mergentheim vom 12. März 1568113 wurde der Plan einer Visitation der Utrechter Ballei wegen der begonnenen Kriegswirren und der Empörung durch die Geusen fallengelassen, um nicht auch die anderen in diesem Reichsbereich begüterten Ordensballeien Biesen, Koblenz und Lothringen durch die ausgebrochenen Unruhen in Gefahr zu bringen. Unbeschadet dieser politischen Entwicklung im Nordwesten des Reiches fehlte Loe ohne Nachricht auf der Generalversammlung des Ordens und hatte auch keinen Vertreter entsandt. Seine Abwesenheit und die eines seiner Vertreter war schon auf dem Generalkapitel zu Mergentheim im Spätwinter 1566 übel vermerkt und sein Kommen unter Hinweis auf den Ordensgehorsam verlangt worden. Die gestrenge Mahnung dieses Kapitels wurde aber noch im gleichen Jahr modifiziert, als im November 1566 auf dem Generalkapitel zu Heilbronn Loe zwar fehlte, aber nun eine legitime Entschuldigung bereits am 24. Oktober 1566 wegen des derzeitigen Aufruhrs in den Niederlanden gegen die spanische Herrschaft, des Bildersturms in der Stadt Utrecht, der gehässigen Aktivitäten der Calvinisten gegenüber den Katholiken dort und der damit gefahrlichen Situation aufgrund der Glaubensspaltung in den nördlichen Landesteilen eingesandt hatte. Sein Fehlen vom Kapitel wurde nunmehr als berechtigt anerkannt. Auf seine persönliche Anwesenheit in Zukunft unter möglichen Zeitumständen wurde aber großkapitularisch Wert gelegt und somit das Interesse an dieser immer ferner werdenden Ballei vom Ordensschwerpunkt im Reich bekundet114. 111 D i e Q u i t t u n g v o m G e l d e m p f a n g in Frankfurt mit D a t u m 30. 3. 1564 s. D O Z A - Utr 384/1. - Zur Person des Trappiers Quirins von Kettschau s. Seiler (wie Anm. 95), S. 531. 112 D O Z A - M e r g 323/1 Punkt 17 (unfoliiert); Extrakt auch ebd. Utr 383/1. 113 Extrakt s. D O Z A - Utr 383/1. 114 D e r Bericht L o e s auf d e m G K 1566 zu M e r g e n t h e i m s. D O Z A G K 702/1, fol. 379F., seine Entschuldigung schon v o m 24. 10. separat in D O Z A V 44; ebd. - G K 702/1, fol. 455^; an Prinz Moritz von Oranien wandte sich noch im Todesjahr des letzten katholischen Lkts van T r e s l o n g a m 30. 12. 1619 die M e r g e n t h e i m e r O r e g mit einem Schreiben und der Bitte des Schutzes der Deutschordenshäuser in den Balleien Utrecht und Westfalen (Orig D O Z A - Utr
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Ein weiteres Element der neuen Situation in den Niederlanden war die Beschwerde, daß durch das Konzil von Trient die Ordensprivilegien durch den Erzbischof von Utrecht und weitere dortige Bischöfe als derogiert erachtet werden mußten. Mit anderen Worten, der Orden hatte seine von den Päpsten bisher gewährte Exemtion zur Vermeidung der Doppelbesteuerung neu zu sichern, was bekanntlich erst am 13. März 1568 mit der Gleichstellung des Deutschen Ordens mit den im Trienter Konzil von Doppelbesteuerung befreiten reichsfiirstlichen Johannitern/Maltesern gewährt worden war. Dieser zweite reichsfiirstliche Ritterorden hatte zu den schon seit dem Spätmittelalter unter kurbrandenburgischem Dominât stehenden evangelischen Johannitern keine seit Ausbruch der Reformation (Glaubensspaltung) auf der Basis der gemeinsamen Ordenregeln fußende Einheit mehr. Mit der päpstlichen Approbation der in Trient verabschiedeten Glaubensinhalte und disziplinaren Maßnahmen 1564 war zudem die Glaubensspaltung im Reich weitgehend zementiert worden, weil die Augsburgischen Konfessionsverwandten die Ergebnisse dieser Kirchenversammlung als ihren Intentionen nicht entsprechend ablehnten. Für den Deutschen Orden in seiner personalen Spitze und den damit befaßten Kapiteln war dies in einem gleichzeitig in den Balleien Hessen, zum Teil Westfalen, Thüringen und Sachsen unter landesherrlichem Druck und Einfluß einsetzenden Ubertritts von Ritterbrüdern zum Luthertum, im 17.
384/1). Das in französischer Sprache verfaßte Bittschreiben an den Prinzen im Namen des HM Karl von Österreich und mit Blick auf die Aktivitäten seines Amtsvorgängers, des HM Maximilian, liegt anbei; es bleibt aber offen, ob dieses Schriftstück je seinen nassauischen Adressaten erreicht hat. Eine Sicherung der Balleigüter von Utrecht erbrachte es ebensowenig wie die baldige Verhinderung eines calvinistischen Balleioberen. Zum politischen Hintergrund vgl. Rolf Glawischnig, Niederlande, Kalvinismus und Reichsgrafenstand 1559-1584. Nassau-Dillenburg unter Grafjohann VI., Marburg 1973; über die Beteiligung der Wetterauer Grafen an der Rebellion der Niederlande gegen Spanien vgl. Georg Schmidt, Der Wetterauer Grafenverein. Organisation und Politik einer Reichskorporation zwischen Reformation und Westfälischen Frieden. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 52) Marburg 1989, hier bes. S. 273-288; Olaf Mörke, Stadtholder oder Staetholder? Die Funktion des Hauses Oranien und seines Hofes in der politischen Kultur der Republik der Vereinigten Niederlande im 17. Jahrhundert. (Niederlande-Studien 11), Münster/Hamburg 1997; Den., »Konfessionalisierung« als politisch-soziales Strukturprinzip? Das Verhältnis von Religion und Staatsbildung in der Republik der Vereinigten Niederlande im 16. und 17. Jahrhundert, in: Tijdschrift voor sociale geschiedenis 16 (1990), S. 31-60; zum Hintergrund nun auch Heinz Schilling, Die Konfessionalisierung und die Entstehung eines internationalen Systems in Europa, in: Irene Dingel, Volker Leppin und Christoph Sirohm (Hgg.), Reformation und Recht. Festgabe für Gottfried Seebaß zum 65. Geburtstag, Gütersloh 2002, S. 127-144, hier bes. S. i33f.
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Jahrhundert auch zum Calvinismus, eine neue Situation in seinem Bemühen entstanden, die Ordenseinheit über die drei Gelübde zu wahren. Mit den 1 5 5 5 reichsrechtlich anerkannten Lutheranern gelang bekanntlich für Sachsen und Thüringen nach intensiven Vorverhandlungen unter Einschaltung des Kaisers im Vertrag von N a u m b u r g am 2 5 . Januar 1 5 9 3 (alten Stils!) die erste bis zum E n d e der Reichsstandschaft gültige Vereinbarung. Mit dem calvinistischen H e s sen-Kassel (mit Gültigkeit auch für das lutherische Hessen-Darmstadt) wurden auch w e g e n der reformierten Ritterbrüder des Deutschen Ordens nach ihrer Anerkennung als dritte und letzte Reichskonfession am 3 . / 1 3 . Oktober 1 6 8 1 im Kasseler Rezeß eine diesbezügliche Vertragsregelung erzielt, wodurch nur im Deutschen Orden lutherische und in Hessen sogar zusätzlich calvinistische Ritterbrüder unter Beibehaltung der Gelübdeverpflichtung wirken konnten - w a s bekanntlich den Maltesern mit den protestantischen Johannitern bis zum E n d e des Alten Reiches niemals gelang. 115 115 Die U vom 25. 1. 1593 und vom 3. 10. 1681 befinden sich im Orig im DOZA; die Kasseler Regelung von 1680/81 s. bei Demel, Bausteine (wie Anm. 6), S. 266 mit Anm. 39 (auf S. 318). Ferner DOZA - GK 702/1, fol. 398. Weitere einschlägige Akten s. ebd. Utr 384/1 (im Verzeichnis der Balleibeschwerden nach Trient durch die Bischöfe in den Niederlanden, den Prinz von Oranien und den Herzog von Alba). Der H M sah sich wegen dieser mehrfachen Eingriffe in die alten Ordensprivilegien veranlaßt, an Sth van der Loe aufgrund dessen Information zu reagieren: undatiertes Schreiben H M an diesen s. in DOZA - Utr 383/2, fol. 362 r-363 r. Einzelheiten zum Bemühen des Ordens über den kaiserlichen Orator und Brixeneyer Deutschordenskomtur Prosper von Arco s. bereits bei Bernhard Demel, Das Verhältnis des Deutschen Ordens zu den Päpsten und zur römischen Kurie vom 16. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, in: Den., Orden (wie Anm. 104), S. 212-302, hier bes. S. 243-245. Sie fährten bekanntlich mit kaiserlicher Hilfe am 13. 3. 1568 (DOZA - U ζ D) zur Gleichstellung mit den Maltesern und zur Abwehr der Doppelbesteuerung des Ordens durch die Trienter Beschlüsse, auf welche man sich gegen die niederländischen Bischöfe stützen konnte. Zum Hintergrund s. weiters Den., Auftrag (wie Anm. 273), S. 61-75. - Zur Geschichte des evangelischen Zweigs des Johanniterordens seit dem 16. Jahrhundert vgl. Ernst Opgenoorth, Die Ballei Brandenburg desjohanniterordens im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation. (Beihefte zum Jahrbuch der Albertus-Universität Königsberg/Pr. XXIV), Würzburg 1963; Walter Hubatsch, Die Geschichte der Ballei Brandenburg bis zur Säkularisation, in: Adam Wienand (Hg) in Verbindung mit Carl Wolfgang von Ballestrem und Albrecht Cassel, Der Johanniterorden. Der Malteserorden. Der ritterliche Orden des hl. Johannes vom Spital zu Jerusalem. Seine Geschichte, seine Aufgaben, '1988; David F. Allen, The Order of St. John as a »School for Ambassadors«, in: Counter-Reformation Europe, in: Helen Nicholson (Ed.), The Military Orders. Vol. 2 Welfare and Warfare, Aldershot/Brookfield/Singapore/Sidney 1994, S. 363-379; Robert M. Clark Jr., The Evangelical Knights of Saint John. A History of the Bailiwick of Brandenburg of the knightly Order of St. John of the Hospital at Jerusalem, known as the Johanniter Order, Dallas 2003; neuestens vgl. Henning Floto, Der Rechtsstatus des Johanniterordens. Eine rechtsgeschichtliche und
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Beide Generalversammlungen des Ordens von 1557 und 1566 116 hatten bekanntlich ordensintern die Aufhebung der Folgen des Augsburger Religionsfriedens für die in Thüringen, Sachsen und bald auch in Hessen vorhandenen Deutschordensritter Augsburgischer Konfession beschlossen, was sich aber in der Zukunft als nicht praktikabel erweisen sollte. Denn mit den protestantischen Ordensrittern und deren Landesherrn konnte nur auf der Ebene beschlossener Reichsabschiede verhandelt werden. Mit den evangelisch gewordenen Ritterbrüdern in drei reichischen Balleien mußte der Orden fortan besonders taktvoll umgehen, denn er mußte die Glaubenseinheit dieser Ritterprofessen mit derjenigen ihrer Landesherrn in alle seine Überlegungen, konkreten Beziehungen und Forderungen einbeziehen. Indem der Orden auf diese völlig neue Situation der Bi-, ab 1681 Trikonfessionalität mit Achtung des Glaubensverständnisses der Augsburger Konfession entgegenkommend reagierte, ging die Ordenseinheit und die Sicherung des im Reich zerstreuten Ordensbesitzes im Deutschen Orden bis 1809 nicht verloren. Diese bis heute wenig bekannte ökumenische Haltung des Ordens war für ihn ein probates Mittel, wenn er in den Reichsversammlungen die Hilfe der protestantischen Fürstengenossen (wie ζ. B. bei seinen Matrikelmoderationen in Kreisen und dem Reich) benötigte und diese Reichsstände den Deutschen Orden bei ihren Moderationen brauchten. Den Zeitgenossen war dies durchaus bekannt und ermöglichte dem mehrheitlich katholischen Orden mit einem vorrangig piazierten katholischen Reichsfiirsten, stets Anknüpfungspunkte zum gemeinsamen Vorgehen zu finden. Sie wurde
rechtsdogmatische Untersuchung zum Rechtsstatus der Balley Brandenburg des ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem. (Juristische Zeitgeschichte, Abteilung 5: Juristisches Zeitgeschehen. Rechtspolitik und Justiz aus zeitgenössischer Perspektive 12), Berlin 2003, hier bes. S. 46-80. (Eine kritische Besprechung dieser Publikation von Wolf-Dieter Barz·. Ein Kgl. Preuß. Rechtsakt von 1852 und seine »Spätfolgen«, in: Der Johanniterorden in BadenWürttemberg 109, Juni 2004, S. 5-14). 116 Auf diesem 1557 im März ebenfalls zu Mergentheim anberaumten GK war bekanntlich die Nichtanwendung des Augsburger Religionsfriedens im Falle des Religionswechsels von Ordensrittern diskutiert worden (DOZA - Gk 702/1, fol. 319). Die nur fur diesen Zweck beschlossene kapitularische Bestimmung konnte jedoch, wie die Geschichte der Bailei Sachsen, Thüringen und eben auch Utrecht zeigt, niemals durchgeführt werden, weil der landesherrliche Druck und die Glaubensspaltung dies verunmöglichten. Erstaunlicherweise fehlten auf diesem GK 1557 die LKt von Utrecht und Thüringen (s. DOZA - GK 702/1, fol. 332), für die diese Regelung in erster Linie offensichtlich gedacht war. Zum Fehlen Utrechts s. DOZA - GK 702/1, fol. 379f. Im Kapitel wurde beschlossen, daß Sth Loe mit Blick auf den Ordensgehorsam sich zur Kapitelseinladung zu äußern habe. Immerhin wird aber 1566 Loe als Sth der Bailei Utrecht generalkapitularisch bestätigt: GK 702/1, fol. 396.
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von den übrigen Reichsgliedern als Toleranzmodell beachtet. Den Maltesern aber gelang die Ordenseinheit und Besitzsicherung mit den Johannitern bekanntlich durch die Intervention des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. noch in der Zeit der Französischen Revolution nicht. Diesen drei schon oben genannten, aber auch letzten katholischen bestätigten Balleioberen bis zur endgültigen Trennung vom Gesamtorden auf Druck der Generalstaaten 1637 1 1 7 Frans van der Loe, 118 Jacob Taets van Amerongen 119 und Diederik de Bloys van Treslong 120 folgten bis zur gewaltsamen Trennung
117 Kopie in DOZA - Utr 384/2 ζ D 10. 11. 1637; Voigt, Geschichte II (wie Anm. 28), S. 632635. - Zum politischen Hintergrund vgl. Olaf Märke, Souveränität und Autorität. Zur Rolle des Hofes in der Republik der Vereinigten Niederlande in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 53 (1989), S. 117-139. 118 DOZA - Utr 383/2, fol. 7 r und v; ebd. Utr 383/2, fol. 294 ν; AK 1988/89 (wie Anm. 2), S. 45 und S. 86. 119 Zu ihm vgl. ebd. DOZA -Utr 383/2, fol. 142 r (Hkt zu Dieren), fol. 152 r-156 r (als Balleioberer vorgeschlagen); fol. 176 r-177 ν (zu 1582 aber nur als Kt zu Utrecht); fol. 294 ν (Lkt ), zum Tod Amerongens (4. 12. 1612) vgl. die Nachricht seines Nachfolgers vom 6. 5. 1613 aus Utrecht an den Mergentheimer Sth Johann Eustach von Westernach in deutscher Ubersetzung DOZA - 383/2, fol. 24 r und v; auf dem GK 1593 zum Lkt bestätigt (DOZA - GK 702/1, fol. 759), verlangte der HM mit Schreiben vom 14. 12. 1593 (Kopie in DOZA - Utr 383/1), daß der benachbarte Lkt von Biesen ihn in Ordenspflicht nehme; den Revers des Neuernannten (Orig s. DOZA - U vom 7. 12. 1593) hatte er an sich nehmen und neben dem Reiterdienst sich auch als Biesener Lkt zur Tilgung der Schulden aus der polnischen Gefangenschaft des HM Maximilian zu äußern. Zum Ganzen vgl. die U Maximilians von 10. 12. 1593 (Orig im DOZA ζ D), wodurch der Ballei Biesen die Bewilligung zuging, zur Fuhrung des reichischen Türkenkrieges 16000 fl gegen Verpfandung einiger Balleigüter und Amter aufzunehmen; zur Person dieses Lkts vgl. ferner AK 1988/89 (wie Anm. 2), S. 45 und 86; Giessenburg, Wapenboek (wie Anm. 2), S. V; ferner Heinz Noflatscher, Glaube, Reich und Dynastie Maximilian der Deutschmeister (1558-1618). (QuStDO 11), Marburg 1987, S. 348. 120 Zur Person vgl. DOZA - Utr 383/2, fol. 26 r-31 v: das Konzept der hm Ernennung vom 8. 10. 1613 und seiner Konfirmation als Lkt; s. ferner ebd. 203 r-204 r mit Vermerk fol. 204 ν vom 7. 12. 1600, worin HM Maximilian von Osterreich mit ihm als Kt von Maesland bereits Gedanken zur Nachfolge van Amerongens äußerte: fol. 227 v-fol. 228 r; und ebd. fol. 294 ν. Treslong weilte bereits 1579 in Mergentheim, wie aus einem Schreiben HM Bobenhausens an den Sth Caspar van Egmondt van Merensteyn hervorgeht: Konzept des HM an den Sth vom 20. 6.1579 aus Mergentheim DOZA - Utr 384/1; außerdem AK 1988/89, S. 45 und S. 86 (wie Anm. 2) und Giessenburg, Wapenboek, S. V; ferner Noflatscher (wie Anm. 119), S. 348. - Als Nachfolger van Treslongs war von Ordensseite Jasper von Lynden (nach DOZA - Hs 34 § 122 als dem Orden eifrig gesinnt) ins Auge gefaßt worden. Sein früher Tod 1620 führte aber nicht mehr zu einer Einsetzung des katholischen OR Freiherr von Wall zum neuen Lkt. Denn der calvinistische Graf von Nassau wurde der Ballei damals sofort aufgeiwungen.
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der Ballei Utrecht vom Gesamtorden 1637 keine weiteren unter Ordenshoheit stehende Provinzobere, bis für den Westfälischen Friedenskongreß vom Hochmeister Leopold Wilhelm von Osterreich Johann von Giffen zum zuständigen Ordensgesandten bestätigt wurde121. In diese Zeit der letzten drei Balleioberen fallen nun fundamentale Ereignisse, wie die mehr als 80 Jahre andauernden kriegerischen Auseinandersetzungen mit Spanien seit dem Bildersturm 1566 und der Aufstand der rebellischen Geusen122, der das staatliche Leben zwischen der sich entwickelnden niederländischen Republik und der spanischen Krone prägte und veränderte. Folgende Fakten sind hier im Uberblick festzuhalten und kurz zu charakterisieren: 1. Schon vor Kriegsbeginn am 13. März 1564 war Loe auf das Fehlen von Privilegien durch die spanischen Machthaber ebenso zu sprechen gekommen, wie er auf das dem Hochmeister zustehende Erbregale nach dem Tode seines Amtsvorgängers van Merensteyn reflektierte.123 2. Weil der Orden erst seit 1568124 die Gleichstellung mit den Johannitern erlangen konnte, hatte Landkomtur van der Loe noch am 1. Oktober 1564 Hochmeister Milchling informieren müssen, daß dem Orden in der Utrechter Provinz Doppelbelastungen aufgrund des Konzils durch den Utrechter Erzbischof und weitere Bischöfe drohten.125 Diesbezügliche Schwierigkeiten aufgrund der wohl wegen der Kriegsereignisse noch nicht durchgeführten neuen päpstlichen Privilegien für den Orden spielten noch 1572 eine Rolle, als der Utrechter Balleiritter Jasper van Egmund van Merensteyn zu Jahresbeginn den Mergentheimer Ordenskanzler Dr. Thomas Maierhöfer informierte126. 121 Zu den an Giffen 1646 vom holländischen Sekretär zu Münster gelieferten Unterlagen der Utrechter Komtureien und mit Angabe des jährlichen Ertrags derselben s. das Schriftstück vom Jahre 1646 in DOZA - Utr 384/2. - Zur Person Giffens s. seine Lebensdaten in AK 2003/2004 (wie Anm. 17), S. 157 (I. 2.15). 122 Dazu vgl. Arndt (wie Anm. 102), S. 3of., 43-48, 52-57, 67 und 95. 123 D O Z A - U t r 384/1. 124 Demel, Kurie (wie Anm. 115) U vom 13. 3. 1568 im DOZA. 125 Orig Loe an Milchling in DOZA - Utr 384/1. 126 Orig in lateinischer Sprache vom Jahresbeginn 1572, am 6. 4. dem Ordenskanzler präsentiert, s. DOZA - Utr 384/1. Aus einem Schreiben aus Mergentheim vom 15. 4.1573 des H M Heinrich von Bobenhausen - zu ihm vgl. Heinz Noßatscher; Heinrich von Bobenhausen, in: Arnold\ Hochmeister (wie Anm. 17), S. 182-191 - an Lkt van der Loe und Caspar van Egmundt van Merensteyn (im Konzept DOZA - Utr 385/1) geht die Information des H M über seine Aktivitäten zugunsten der Ordensprivilegien über Kaiser Maximilian II. und dessen römischen Gesandten Prosper von Arco, der übrigens gleichzeitig DOR war, hervor.
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3. Bereits 1572 meldete Landkomtur van der Loe dem Hochmeister Georg Hund von Wenckheim aus Utrecht127 große Verwüstungen und Schäden durch die Geusen am Utrechter Balleigut. 4. Schon mit dem Amtsantritt Loes 1560 und der undurchsichtigen Wirtschaftsführung in der Utrechter Ballei war auf dem fränkischen Balleikapitel zu Neuhaus bei Mergentheim 1564 die Bitte des Utrechter Oberen um eine Balleivisitation Gegenstand der Kapitelberatungen, die jedoch nach allem, was wir aufgrund der Quellenlage wissen können, nicht durchgeführt wurde.128 Auf diesen unrealisierten Visitationsplan war im fränkischen Balleigespräch zu Mergentheim vom 12. Januar 1568 neu Bezug genommen worden; eine erst jetzt durchzuführende Balleivisitation wurde zwar mit Blick auf die üble balleiinterne Verwaltung besprochen und auch die Hilfe Prosper von Arcos als kaiserlichem Orator zu Rom ins Auge gefaßt worden. Das Kapitel kam jedoch zur Auffassung, daß man wegen des momentanen Kriegswesens, der Empörung im Land und der in den Niederlanden liegenden Ordensbesitzungen von Biesen, Utrecht, Koblenz und Lothringen die persönliche Begegnung des Hochmeisters mit dem König von Spanien erst abwarten sollte.129 5. Zwar fand diese Begegnung mit Philipp II.130 nach allem, was wir wissen können, nicht statt, aber Hochmeister von Wenckheim wurde beauftragt, die älteste Tochter Maximilians II., Prinzessin Anna, als die Verlobte des spanischen Herrschers, auf ihrer Reise nach Spanien bis in die Niederlande zu begleiten. Mit weiteren Ordensrittern reiste dieser Hochmeister und sein Kanzler Maierhöfer nach Nimwegen, wo er am 15. August 1570 auf dem dortigen Schloß dem Herzog von Alba die Braut übergab und sie noch bis zur Meeresküste begleitete. Diesen Aufenthalt als Deutschmeister nützte Wenckheim zu einem persönlichen Besuch der Utrechter Ordensballei. Erst aus der späteren Geschichte ergibt sich, daß dies der letzte unmittelbare Kontakt zwischen dem Generaloberen der geistlichen Adelskorporation des 127 128 129 130
O r i g D O Z A - U t r 384/1. D O Z A - M e r g 323/1 (unfoliiert). Extrakt des Mergentheimer Gesprächs vom 12.1.1568 s. DOZA - Utr 383/1. Zur Person vgl. BBKL VII (1994), S. 454-471 (mit umfangreicher Literatur); Ferdinand Kramer, Philipp Π., König von Spanien, in: Ludwig Pfandl, Philipp II. Gemälde eines Lebens und einer Zeit, München 1979, hier bes. S. 449-479: Henry Kamen, Philip of Spain. New Haven/London 1997, hier bes. S. 228-232 die gute Rezension dieses Buches s. Z H F 28 (2001), S. 470f; Friedrich Edelmayer, Söldner und Pensionäre. Das Netzwerk Philipps II. im Heiligen Römischen Reich. (Studien zur Geschichte und Kultur der Iberischen und Iberoamerikanischen Länder 7), Wien/München 2002.
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Reiches mit seiner von inneren und äußeren Gefahren und Beschwerden bedrückten Bailei am äußeren nordwestlichen Ende des Reiches werden sollte.131 Den Aufenthalt in den Niederlanden nützte der Deutschmeister im Auftrag des Kaisers auch zu Gesprächen mit der königlichen Regierung zu Nimwegen, die ihrerseits mit Wenckheim am 15. August auch brieflich Kontakt aufnahm.132 Der Hochmeister gewährte damals der Bailei Utrecht fur die seit 1557 ausständigen Kammerzinse, Kompetenzgelder, Reichsund Türkensteuem, Reichstagszehrungen und Gesandtschaftskosten eine Reduktion auf nur insgesamt 600 Reichstaler mit Rücksicht auf die laufenden Kriegsereignisse und deren schreckliche Folgen.133 In Gegenwart des deutschmeisterischen Kanzlers erfolgte am 21. August 1570 die Ubergabe dieser reduzierten Geldsumme. Auch das Erbregale Merensteyns wurde nachgelassen. Die noch vorhandenen Ritter- und Priesterbrüder unterzeichneten am 21. August 1570 in der Balleizentrale diese Regelung134. Im folgenden Jahr 1571 bat Maximilian II. den König der Spanier am 2. August in einem Schreiben, die in den Niederlanden gelegenen Balleien Biesen, Utrecht, Koblenz und Lothringen von weiteren Beschwerden freizuhalten.135 Die momentanen politischen Wirrnisse in der Nordwestecke des Reiches erbrachten jedoch keine ersichtliche Erleichterung für diese vier Provinzen. 6. Wie sehr die Amtszeit Loes eine Zäsur in der Balleientwicklung, zumal seit dem Beginn des 80jährigen Krieges bis zur Souveränität der Niederlande 1648, gewesen ist, muß auch an folgenden Ereignissen festgemacht werden: Loe fehlte im Jahr der beginnenden Rebellion auf dem Mergentheimer Großkapitel im Februar 1566 zu Mergentheim136 und im November gleichen Jahres zu Heilbronn137. Auf dem nächsten Großkapitel im Oktober 1569 zu
131 Voigt, Geschichte Π (wie Anm. 28), S. 200-203. 132 O r i g d e r D O Z A - U z D . 133 D O Z A - Merg 284/1, fol. 124 r und ebd. fol. 127 r-131 r. 134 Ebd. Merg 284/1, fol. 125 r. 135 Ebd. Merg 284/1, fol. 132 r-fol. 135 r (mit Vermerk fol. 135 ν). 136 D O Z A - GK 702/1, fol. 388f. (hier mit Blick auf die Forderungen Trients an den Orden) und fol. 396 (Abwesenheit Loes). 137 Ebd. GK 702/1, fol. 455f: Vom Kapitel wurde gerügt, daß weder er noch jemand von der Provinz an den Beratungen teilgenommen habe; aber er wurde mit Blick auf den Aufruhr und die beginnende Kalvinisierung der nördlichen Niederlande nachträglich pardoniert und entschuldigt. Außerdem wurde er zum nächsten GK-Beschluß angehalten, mit dem Vermerk, er oder sein Vertreter hätten zu erscheinen.
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Frankfurt-Sachsenhausen wurde über die Situation in den von Herzog Alba bedrängten Gebieten beraten, aber der Landkomtur fehlte wieder, ohne diesmal gerügt zu werden138 Erst im Zusammenhang mit dem Neckarsulmer Wahl- und Generalkapitel vom August 1572 wurde dem Gesamtorden die Situation in der Ballei Utrecht verdeutlicht: 1571 hatten sich die Utrechter Ordenspriester beim Hochmeister darüber beschwert, daß ihnen die Beobachtung der Ordensgelübde immer schwieriger gemacht werde, weil offenbar die 1568 erwirkte Gleichstellung mit den Johannitern noch nicht griff. Unter Herzog von Alba waren gleichzeitig jene Schäden an den Balleikirchen durch die Geusen mittels eines Schreibens Jasper Egmondt van Merensteyns an Kanzler Maierhöfer bekannt gemacht worden.139 Weitere Balleibeschwerden aus Utrecht wurden erst am 26. August 1572 nach Kapitelende nach Mergentheim gesandt. Schon auf diesem Neckarsulmer Generalkapitel war zur Sprache gekommen, daß der Herzog von Alba wie in den übrigen habsburgischen Erblanden zusätzlich zum bestehenden Zehnten einen hundertsten Pfennig forderte.140 Statthalter Loe konnte sich auch diesmal wegen der Kriegswirren nicht persönlich oder durch Vertreter in der Neckarstadt dazu äußern, wurde aber gerade wegen seiner Abwesenheit auch vom Kapitel als entschuldigt erachtet.141 Auch auf dem nächsten Generalkapitel im Januar 1577, wieder zu Neckarsulm, fehlte die Ballei Utrecht offiziell. Weil sie sich aber mit schriftlicher Begründung entschuldigt hatte, wurde dies vom Kapitel als berechtigt anerkannt.142 Ohne eine Kapitelstimme zu haben, weilte aber 1577 - in der Zeit, da Don Juan de Austria Generalstatthalter der Niederlande war - der dann vom Hochmeister vorgesehene letzte katholische Landkomtur van Treslong (1612-1619) anläßlich einer Informationsreise beim Kapitel in der Neckarstadt und zwei Jahre später 1579 nochmals in Mergentheim.143
138 D O Z A G K 702/1, fol. 486Í und (per modura exclusionis) unter den anwesenden Kapitelherrn ebd. fol. 495-498. 139 Die Nachricht der Utrechter Priesterherm schon vom 4. 6. 1571 s. D O Z A - Utr 383/1. Zum Tod des letzten Priesterkomturs in Leiden s. AK 1988/89 (wie Anm. 2), S. 45 mit Abbildung. Zum gesamten Sachverhalt s. DOZA - Utr 384/1; zur Hintergrundinformation s. hademacher (wie Anm. 2), S. 63-67 und zu Herzog von Alba s. LThK IS. 268f.; femer Arndt (wie Anm. 102), S- 43-47· 140 D O Z A - GK 702/1, fol. 544. 141 D O Z A - G K 702/1, fol. 549. 142 Ebd. G K 702/1, fol. 608. 143 Ebd. G K 702/1, fol. 609 (zu 1577); zu seinem Aufenthalt 1579 in Mergentheim s. den Beleg in
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Eine letzte großkapitularisch vermerkte Abwesenheit des Utrechter Statthalters ist 1593 auf der Mergentheimer Generalversammlung des Ordens notiert. Auch diesmal wurde von der an sich notwendigen Präsenz der Bailei mit Blick auf das weitergehende Kriegsgeschehen und die übrige Unsicherheit abgesehen. Obwohl Utrecht im Generalkapitel 1593 nicht vertreten war, hatte es mitgeteilt, alles zu erfüllen, was dort beschlossen werde. Der dort anwesende Biesener Koadjutor, Willem Frambach Bock van Lichtenberg, 144 bekam die Verpflichtung, die im Generalkapitel auf den 7. Dezember 1593 145 datierte Amtsverpflichtung an van Amerongen auszuhändigen. Am gleichen Tag hatte Hoch- und Deutschmeister Maximilian von Osterreich 146 die beiden Balleioberen von Biesen und Utrecht (Heinrich von Reuschenberg/Ruischenberg und Jacob Taets van Amerongen) ermächtigt, angesichts der gefahrlichen politischen Zeitsituation neue taugliche Personen in ihren Balleien aufzunehmen. 147 7. Schon nach dem Tod Loes war der politisch wie ordensintern bedrängten Bailei ein gewaltiger Schlag insofern zugefügt worden, als die Staaten von Friesland Jacob Taets van Amerongen die dortigen Kommenden zu Nes und Schoten samt den übrigen dort gelegenen Utrechter Balleigütern entzogen.148 Diese Schreckensnachricht meldete der Utrechter Obere am 23. Mai 1580149 dem Hochmeister. Um diesem Eingriff schnell zu begegnen, wandte sich Heinrich von Bobenhausen, wie von Utrecht vorgeschlagen, mit einem Schreiben vom 6. Juni 1580150 an den Prinzen Wilhelm von Oranien und beklagte die zusätzliche Plünderung der Koblenzer Kommende M e c h e l n / Pitzenburg, wozu der Orden doch keinerlei Anlaß gegeben habe. Er bat ferner um den Schutz aller Ordensgüter in den Niederlanden, weil dies einer
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Anm. 120. Zu Don Juan de Austria vgl. Jack Beeching, Don Juan d'Austria. Sieger von Lepanto, München 1983; Marita A. Panzer, Don Juan de Austria (1547-1578). Karriere eines Bastards, Regensburg 2004. Zu ihm vgl. Van derEycken, Leden (wie Anm. 1), S. 89E und DOZA - GK 702/1, fol. 771. DOZA-UzD. Heinz Noßatscher, Maximilian von Österreich, in: Arnold, Hochmeister (wie Anm. 17), S. 191197. Origin D O Z A - U z D . Mol, Huizen (wie Anm. 2), S. 223-228. - Zum politischen Hintergrund vgl. Horst Lademacher, Die Stellung des Prinzen von Oranien als Statthalter in den Niederlanden von 1572 bis 1584. Ein Beitrag zur Verfassungsgeschichte der Niederlande, Bonn 1958. Origs. D O Z A - U t r 385/1. Konzept DOZA - Utr 385/1.
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gemeiner Ritterschaft und Adel Teutscher Nation zu uffham und wohlfart und bej derselben E.[euer] LfJiebdenj. zu unsterblichen rumb und löblicher nachsag gereichen werde.151 Es sieht nicht so aus, als ob dieses Schreiben Bobenhausens auch nur das Geringste bewirkt hätte! 8. Die heftigen Glaubensauseinandersetzungen im Reich und die fur den Nordwesten dieses staatlichen Gebildes drohenden Gefahren waren schon für den Deutschen Orden virulent geworden, weil auf dem Regensburger Reichstag von 1576 noch vor dem raschen Tod des dem Orden freundlich gesinnten Maximilians II. nach Plänen des Lazarus von Schwendi das Projekt eines reichischen Ritterordens erörtert wurde.152 Um diesen, auch kaiserlich geförderten Plan in seinen finanziellen Ressourcen von Ordensseite genauerhin zu erläutern, wurde auf dem Frankfurter Reichsdeputationstag 1577 dem Reich die derzeitige finanzielle Kraft des Deutschen Ordens genau zur Kenntnis gebracht.153 Zwar scheiterte dieser Reichsritterorden, aber auf dem Mergentheimer Großkapitel von 1593 wurde die Beteiligung der Ballei Utrecht im anstehenden Türkenkrieg festgehalten. Diese Provinz war gemäß dem ordensinternen Schlüssel mit zwei Personen und 7066 fl 40 Kreuzer veranlagt.154 Beim folgenden Tiirkenkrieg155 war die Ballei Utrecht ein letztes Mal mit zwei Ordensrittern, zwei (drei) Dienern und vier (fünf) Pferden gegen den türkischen Glaubens- und Ordensfeind im Einsatz.156 Dieser letzte, für den Orden geleistete Reiterdienst gegen die Türken fallt somit in die Zeit, als bereits 1590 das offizielle Selbstverständnis der Generalstaaten gegenüber dem Heiligen Römischen Reich und zu bleibender Festlegung und ihren Trennungsabsichten unabänderlich hinsteuerte. In den fortdauernden Auseinandersetzungen mit Spanien, so etwa im Waffenstillstand von 151 Konzept s. ebd. 152 Bernhard Demel, Reichstagsgesandten (wie Anm. 70), in: Den., Spiegel (wie Anm. 6), S. 616 mit den Anm. 71-77 auf den S. 644! 153 Zu den detaillierten Einkünften des Deutschmeistertums und der Balleien des Ordens - ohne Vertretung Utrechts - s. H H S t A - M E A - RTA - Fasz. 77-79, hier bes. Fasz. 78, fol. 455 r-463 ν und ebd. RK - RTA - Fasz. 55, hier bes. fol. 273r-27¿r (Resolution an kaiserliche Kommissare), fol. 277 r-287 ν, fol. 308 r-310 r (Liste der deputierten Reichsstände), fol. 315 r, 316 ν und fol. 334 r-395 ν (mit Reaktion der Ordensdeputierten); ferner D O Z A - Merg 284/1 a, fol. i4or-i5ov (mit Riickvermerk fol 151 ν) - zu Utrecht konkret fol. 145 r und v. 154 D O Z A - G K 702/1, fol. 747. 155 Noflatscher.; Maximilian (wie Anm. 119), S. 177-179, hier bes. Anm. 48 auf S. 179. 156 Vgl. Nachricht des Sth Westernach an Lkt Amerongen vom 7. 1. 1595: Konzept in D O Z A - U t r 384/1 und in ebd. Utr 383/2 in der bes. fol. 297 r).
speciesfacti (fol. 296 r-301 r mit Vermerk fol. 301 ν, hier
4 0 : Die Deutschordensballei Utrecht
1609, reagierten beide Streitpartner auf die Vorbehalte Kaiser Rudolfs II. zu den Separationsabsichten.157 Im Orden hatte der Mergentheimer Statthalter Marquait von Eck und Hungersbach158 im gleichen Jahr anläßlich seines Besuches in der Bailei Biesen brieflich Kontakt zu den benachbarten Utrechter Ordensherrn aufgenommen.159 Seine Information ergab, daß es dort nach der Meldung Landkomturs von Amerongen an Eck aus Utrecht vom 15. Juli 1609 noch katholische Ordenspriester in der Provinz gegeben hat - freilich mit der Einschränkung durch die Generalstaaten, solche katholische Ordenskleriker fortan im Orden nicht mehr zuzulassen.160 Dabei konnte Eck noch einmal die Gesamteinkünfte der Bailei Utrecht auch mit Blick auf eine geplante Balleivisitation in Erfahrung bringen, wie der hochmeisterliche Statthalter auch dem Hochmeister am 5. Oktober 1609 näherhin erläuterte. Noch gab es in Utrecht mehrheitlich katholische Ordensherrn, die nach dem 1606 verabschiedeten neuen Ordensbuch verpflichtet worden waren. Von Maastricht aus hatte Eck ihnen das neue Ordensgesetz mit Regeln und Statuten zugeleitet, so daß sie sich danach richten konnten. In der durch den Glaubenszwist aufgeheizten Situation mahnte Eck in seinem Schreiben an den Hochmeister bereits den Ordensherrn ein friedliches Verhalten im Land ein, auch mit Blick auf die zur Augsburgischen Konfession bereits teilweise oder ganz gewechselten Balleien Sachsen, Thüringen und Hessen.161 Für den letzten katholischen Landkomtur Diederik de Blois van Treslong wurde am 8. Oktober 1613 nach dem Tod seines Amtsvorgängers am 4. Dezember 1612 noch eine Konfirmation als Landkomtur und eine Verpflichtung dieses neuen Balleioberen vom Jahre 1613 mit mehrmonatlicher Verzögerung entworfen.162 157 Zum Hintergrand s. Arndt (wie Anm. 102), S. 296. 158 Zu ihm vgl. Seiler, Frankfurt (wie Anm. 95), S. 516. 159 Vgl. Orig Eck an HM Maximilian vom 5. 10. 1609 in DOZA - Utr 384/1; ferner Eck an Amerongen schon vom 12. 6.1609 in DOZA - Utr 385/1, Nr. 2 und ebd. Nr. 3-4. 160 Orig ebd. Utr 384/2. - Zum politischen Hintergrund in den Generalstatten vgl. F. Postman, Der Statthalter, der Politiker wurde - Der friesische Statthalter Wilhelm Ludwig (1560-1620) und der Konflikt um den Waffenstillstand, in: Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. von Horst Lademacher und L. Geeraedts, Münster 1995, S. 25-46. 161 Reinschrift in D O Z A Utr 385/1, Nr. 4. 162 Vgl. Treslong an HM in DOZA - Utr 383/2, fol. 24 r und ν vom 6 . 5 . 1 6 1 3 aus Utrecht mit der Nachricht, daß Amerongen im katholischen Glauben verstorben sei; der Entwurf der Bestätigung van Treslongs zum Lkt erfolgte am 8.10. 1613 zu Regensburg (DOZA - Utr 383/2, fol. 26 r-27 r mit Vermerk fol. 27 ν), ebd. findet sich fol. 28 r - 3 1 r (mit Vermerk fol. 31 ν), also der ordensübliche Revers, der van Treslong zugemutet wurde.
Die Ballei in Utrecht bis 1637 : 41
Ein Personalstand Utrechts mit den Namen der jeweiligen Komture, aber nicht mehr mit vorhandenen Ordenspriestern vom Jahre 1615 zeigt, daß nur noch sieben ordentlich besetzte Komtureien vorhanden und die drei Komtureien Middleburg in Seeland, Schoonhoven in Holland und Nes in Friesland bereits von den Generalstaaten samt ihren Balleigütern eingezogen waren.163 Im selben Jahr 1615 verlangten die Generalstaaten bereits, daß künftig kein Ordensritter zu den Ordenspräbenden oder -benefizien zugelassen werde, der nicht der reformierten Religion zugethan seye. Dem letzten katholischen Landkomtur van Treslong wurde im selben Jahr von den Generalstaaten die Verpflichtung auferlegt, sich nur einen Koadjutor zu erwählen, der reformierten Glaubens sei. Bevor er in den Besitz seiner Würde gelangen könne, müsse er die Genehmigung der Stände erlangen und sich allen ihren Bedingungen unterwerfen.164 Im selben Jahr 1615 hatte der Biesener Landkomtur Huyn von Amstenraed über seinen Veuchter Komtur die massiven Eingriffe in die Ordensrechte der Ballei Utrecht durch die Generalstaaten ebenfalls nach Mergentheim gemeldet und dabei erwähnt, daß ähnliche massive Verletzungen dem Stift von Utrecht zugefugt worden seien.165 Eine Folge dieser Verletzungen der Personal- und Verwaltungsstruktur und mit Gefahren für van Treslong als Teilnehmer der beiden Generalkapitel von 1618 war, daß dieser letzte katholische Balleiobere diesen beiden zentralen Ordensversammlungen 1618 fernbleiben mußte, um nicht weitere Eingriffe zu provozieren. Er schickte daher eine Entschuldigung für sein Fernbleiben an den ersten habsburgischen Hoch- und Deutschmeister in lateinischer Sprache, die am 11. September 1618 in der Mergentheimer Ordensversammlung präsentiert und verlesen wurde.166 Zusammenfassend gilt es, noch vor der endgültigen gewaltsamen Trennung der Ballei Utrecht durch die Generalstaaten vom reichischen Ordensverband 1637, folgendes festzuhalten: Die Ballei Utrecht fehlte sicher mit Blick auf die religiös-politischen Veränderungen im Land auf dem wichtigen Reformkapitel von 1606 zu Mergentheim, wo die Regeln und Statuten verabschiedet und der Adelsnachweis der Ritteraspiranten auf nunmehr acht Ahnen (vier vom Vater und vier von der Mutter) 163 D O Z A - Utr 385/1, Nr. 6; dazu auch 164 D O Z A - H s 34, §119.
Noflatscher, Maximilian
(wie Anm. 119), S. 348.
165 D O Z A - Utr 383/2, fol. 227 r-228 r (mit Datierungsvermerk vom 9.11.1615 auf fol. 228 ν). 166 Orig in ebd. Utr 384/1, Nr. 14 und anschließend eine Abschrift (ohne Nummer).
4 2 : Die Deutschordensballei Utrecht
heraufgesetzt wurden.167 Bereits im Großkapitel von 1593 war die Bailei nicht mehr persönlich vertreten, aber über die Nachbarbailei Biesen, also im wesentlich südlichen Teil der noch Spanischen Niederlande war ihre Zugehörigkeit zum Gesamtorden mit der von dort übersendeten Bestätigung des Landkomturs van Amerongen noch einmal deutlich dokumentiert worden. Auf beiden Generalkapiteln 1618 im Februar zu Frankfurt und im September gleichen Jahres zu Mergentheim168 konnte wegen der drohenden Auflösung der Provinz durch die Generalstaaten die Präsenz der Bailei durch den Landkomtur oder einen von ihm legitim beauftragten Ordensritter aus den bereits geschilderten Gründen nicht mehr wahrgenommen werden. Landkomtur van Treslong hatte mit Schreiben vom 12. Januar 1618 aus Utrecht den zum Frankfurter Großkapitel eilenden Biesener Kollegen gebeten, ihn wegen der existenzbedrohenden Situation in seiner Bailei zu entschuldigen. Das Frankfurter Kapitel vom Februar 1618 hatte sich nämlich im dritten Verhandlungspunkt mit der momentanen gefahrlichen Situation für die gesamte Bailei Utrecht befaßt, aber, wie leicht zu verstehen ist, keine Lösung mehr bieten können.169 Nach dem Tod van Treslongs 1619 begann bis zur gewaltsamen Trennung vom Gesamtorden 163 7170 nach der Bestellung des dem Orden noch anhänglichen Jasper van Lynden, des Komturs zu Leiden (1619-1620), bereits die protestantische Liste der Provinzoberen mit dem erst sechsjährigen Grafen Heinrich von Nassau, dem späteren Statthalter von Friesland, die fortan nicht mehr geändert wurde. Denn nach einer Mitteilung des Biesener Landkomturs Edmund Huyn van Amstenraedt war 1619 der verwaisten Provinz der nicht ganz sechsjährige Sohn Heinrich Casimir des Grafen Ernst von Nassau der Provinz als Koadjutor aufgezwungen worden.171 Dank der sprachlichen und regionalen 167 Orig in ebd. Hs 790, Text in: Sammlung der neuesten Regeln, Statuten und Verwaltungsvorschriften des deutschen Ritterordens 1606 bis 1839, Wien 1840, im Kapitel 1 der Statuten, S. 88f. 168 Ebd. GK 702/1, fol. 794-821. Orig Treslong an Amstelraed s. DOZA U ζ D; die Verhandlungen mit den Generalstaaten s. DOZA 702/1, fol. 800-802. 169 DOZA - GK 702/1, fol. 822-834. 170 Nur in Kopie vom 10.11.1637 in DOZA - Utr 384/2 ζ D vorhanden. Vgl. schon Anm. 117. 171 Vgl. das Postscriptum aus Biesen vom 10. 6. 1619, DOZA - Utr 385/1, Nr. 8; Giessenburg Wapenboek (wie Anm. 2); S. V.Jasper von Lynden war nur kurze Zeit, vom 29.5.1619 bis zum 27. 3.1620, tätig. - Nach DOZA - Hs 34, § 122 (identisch mit DOZA - Hs 411, fol. 172Q hatte der HM jedoch geplant, anstelle van Lyndens den Freiherrn von Waal als Lkt und Nachfolger van Treslongs einzusetzen, was ihm jedoch in Utrecht nicht mehr gelang. - Uber den Gemerter Komtur hatte der Biesener Lkt Edmundt Huyn von Amstenraedt (1605-1634) mit Schreiben vom 23. 8 1619 aus Alden Biesen die Nachricht des Utrechter Hkt vom 16. 7. gleichen Jahres zugeschickt, wonach die Generalstaaten verlauten ließen, daß der Bailei Utrecht ihr Untergang
Die Ballei In Utrecht bis 1 6 3 7 : 4 3
Nachbarschaft zur Provinz Biesen kamen während des Langen Krieges doch dann und wann Nachrichten über die Ballei Utrecht dem Gesamtorden zu Ohren, ohne daß freilich mit der 1619 einsetzenden Trennung das Schicksal vor 1637 noch hätte geändert werden können. So hatte nichtsdestoweniger der Orden durch die Mitglieder der Mergentheimer Zentralregierung vom 20. Juli 1648 172 in einer Eingabe an Kaiser Ferdinand III. festhalten können, daß es 1628 noch zwei katholische Ordensherrn gegeben habe. Unter der Regierung des protestantischen Landkomturs Hendrik Casimir Graf von Nassau endete nach dem Tode des Utrechter Komtursjohann von Steinhausen /Steenhuys 1 7 3 1628 die katholische Zeit der Ballei Utrecht auch in personeller Hinsicht, denn noch vor Graf Heinrichs Tod erging das dem Orden nachtheilige Balley-Conclusum, daß jeder Ritterherr Utrechts sich verheiraten dürfe, weil die Staaten den coelibat der Balleiherren nicht gerne sähen; wodurch also die Verbindung dieser Ballei mit dem Ganzen des Ordensfast unmöglich gemacht wurdà™. In der Zeit des Langen Krieges wurde zwar die Situation in der bald rein calvinistisch gewordenen Ballei Utrecht auf dem Mergentheimer Großkapitel vom Mai 1627 175 erörtert, die fortschreitende Calvinisierung der Generalstaaten drohe, wenn sie nicht den ältesten Sohn des Grafen Emst Casimir von Nassau (Heinrich) zum künftigen Ordenskoadjutor unter strengen Bedingungen auf- und annehmen würden: Extrakt s. D O Z A - 383/2, fol. 229 r (auch ebd. Utr 383/2, fol. 398 ν). Mit Schreiben vom 30.12. 1619 ( D O Z A - Utr 384/1) wandte sich die Oreg an den Statthalter Moritz von Oranien, ohne bei ihm eine Änderung des staatlichen Eingriffes bewirken zu können: Uber des Prinzen Funktionen in der Republik der nördlichen Niederlande vgl. Mörke, Stadtholder (wie Anm. 114), S. 38 mit Anm. 44. - Uber Den Haag als Sammelbecken des Calvinismus s. Schilling, Konfessionalisierung (wie Anm. 114), S. 135-143. 172 Reinschrift in D O Z A - Utr 385/1, Nr. 48; ferner AK 1988/89 (wie Anm. 1), S. 86. 173 D O Z A - Utr 385/1, Nr. 12 vom 24. 11. 1628: Orig Lkt Edmund Huyn van Amstenraedt an H M Johann Caspar von Stadion. Zur Person dieses Biesener Lkts s. van der Rycken, Leden (wie Anm. 1), S. 26; weitere Personaldaten zu Steinhausen s. Giessenburg, Wapenboek (wie Anm. 2), S. V. Für Steinhausen war die Tätigkeit in der Balleizentrale nach diesem Bericht aus Altenbiesen bereits insofern sehr eingeschränkt, als er keinen Zugang mehr zum Balleiarchiv bekam und damit die Aufnahme weiterer katholischer Ritteraspiranten verunmöglicht wurde. 174 Personaldaten s. bei Giessenburg, Wapenboek (wie Anm. 2), S. VI. - Das gebrachte Zitat s. D O Z A - Hs 34 § 122, identisch mit D O Z A - Hs 411, fol. i72f. 175 D O Z A - G K 7 2 3 / 1 , fol. 77 ν, ident mit ebd. G K 7 0 2 / 1 , fol. 8 5 7 ^ s. auch Extrakt D O Z A - Utr 384/2 Nr. 11. Zwei Jahre später (1629) ersuchte der Orden über die Infantin Isabella, die Restitution der Ballei Utrecht im Falle von Friedensverhandlungen erfolgreich zu betreiben, was jedoch während des Langen Krieges nicht mehr zustande kam: kurzer Hinweis in D O Z A - Utr 383/2, fol. 298 r.
4 4 : Die Deutschordensballei Utrecht
aber ließen keine effektive Hilfe oder gar Veränderung von Seiten des Gesamtordens mehr zu. Die Generalkapitularen, besonders jene aus den Nachbarprovinzen Koblenz und Biesen gaben aber zu bedenken, es beim derzeitigen status quo während des Krieges alles zu belassen, um auch ihren Provinzen keine Gefahren durch die Republik entstehen und aufbürden zu lassen. Im Falle eines Friedensvertrages zwischen Spanien und den Niederlanden möge man bestrebt sein, die recuperation Utrechts am Kaiserhof zu betreiben. Erst mit dem Beginn der westfälischen Friedensverhandlungen wurde schließlich ein neuer Anfang gesetzt, diese dem Gesamtorden abgetrennte Bailei mit Hilfe des Ordensvertreters Johann von Giffen wieder in den Gesamtverband des Ordens einzufügen. Aber dies gehört bereits in ein neues Kapitel, das es nun aufzuschlagen und darzustellen gilt.
2. Hauptteil: Die R e u n i o n s b e s t r e b u n g e n von 1 6 4 6 bis ins Zeitalter Napoleons
Die sich während des Langen Krieges mit schrecklichen Verwüstungen am Ordensgut über mehr als zwei Jahrzehnte hinwegschleppende gewaltsame Trennung der Bailei Utrecht vom Gesamtorden wurde noch während des letzten Kriegsjahrzehnts in einem Schreiben des Mergentheimer Ordenskanzlers Dr. Johann Eustach von Soll176 aus Mergentheim vom letzten Februar 1644177 an den Biesener Landkomtur Graf Godfried Huyn van Geleen178 vor der Berufung des Johann von Giffen 1645179 Vertreter des Hoch- und Deutschmeisters Leopold Wilhelm von Osterreich180 Gegenstand eines Briefes.181 Grund war die sich eröffnende Möglichkeit eines Friedens zwischen Spanien und den Generalstaaten, dies auch mit Blick auf die Bailei Utrecht. Soll be176 Zur Person dieses Ordenskanzlers (1612-1645) s. DOZA - Merg 282 a/6, fol. 59; femer Bernhard Demel, Der Deutsche Orden und die Kapuziner in Mergentheim (1628-1809) und in Neckarsulm (1638/63-1805), in: W F 63 (1973), S. 47-87, hier S. 48 mit Anm. 11 (S. 75); 177 Vgl. Orig im DOZA - Utr 384/2. 178 Zur Person vgl. Van derEycken, Leden (wie Anm. 1), S. 59; ferner M. J. A. Schrijnemakers/J. J. Corsijens (Hgg.), Graaf Godfried Huyn van Geleen (ca. 1589-1657). Keizerlijk Veldmaarschalk en Landcommandeur te Alden Biesen, Geleen 1993. 179 Zur Person vgl. die in Anm. 17 und 121 gebrachten Belege. 180 Schreiber, Leopold Wilhelm (wie Anm. 17), hier bes. S. 128-141 (als Feldherr) und ebd. S. 201207 (zum Verhältnis Leopold Wilhelms zum König Philipp IV. und zum spanischen Hof). 181 Orig in DOZA - U t r 384/2.
Die R e u n i o n s b e s t r e b u n g e n von 1 6 4 6 bis ins Zeitalter Napoleons : 4 5
klagte die seit 1593 mangelnden personellen Kontakte zum übrigen Orden und die Eingriffe der Generalstaaten in die alten Ordensrechte, die bei einem geplanten Friedenswerk wohl zu neuen Überlegungen fuhren müßten. Noch vor dieser Darlegung des fuhrenden Mergentheimer Ordensbeamten wurde in einer Eingabe der hoch- und deutschmeisterischen Abgeordneten auf dem Regensburger Reichstag von 1640/41182 um Moderation der Reichsanlagen, Kreissteuern und Einquartierungskosten ersucht, zu denen ja auch die vom Orden noch nicht als verloren erachtete Bailei Utrecht ihre Quote hätte beitragen müssen. A m 23. November 1640 wurde diese Ordensbitte wegen seiner deutschmeisterischen Balleien Sachsen, Thüringen, Westfalen, Hessen, Lothringen und der inzwischen von den Generalstaaten okkupierten Bailei Utrecht positiv erledigt. Wegen der dem Orden zugefugten Kriegsverluste und Verwüstungen der Komtureien war der einfache Matrikelfuß von 1521 von allen Ordensmitgliedern finanziell nicht mehr zu erbringen.183 Kaiser Ferdinand III. hatte sich bereits am 17. November 1640 für die Verringerung der deutschmeisterischen Reichsanschläge bei den in Regensburg anwesenden Vertretern der Kurfürsten eingesetzt.184 Ein schneller Effekt dazu ist bisher jedoch nirgendwo - in der Endphase des Langen Krieges - bekanntgeworden. Durch Anweisung der Ordensregierung von 15. Mai 1646185 ergriff der Orden die erste Initiative zur Rekuperation Utrechts, indem er Giffen ein Memorial an den Abgesandten der Generalstaaten wegen Restitution der Bailei Utrecht übersandte. Diese wichtige Eingabe an die legitimierten Vertreter der Republik beim eröffneten Friedenskongreß ist mit Datum 29. Mai 1646 im Original186 vorhanden. Am 1. Juni 1646 ließ Giffen an die Vertreter der Generalstaaten ein weiteres Schreiben zur Rekuperation Utrechts ergehen, in welchem er auf die Zeit seit dem Tode van Treslongs Bezug nahm. Er bemerkte dabei, daß ihm von der Ordensseite befohlen worden sei, seine Initiative in Münster zu übergeben. Der Orden als unmittelbarer Stand des Reiches sei in den niederländischen Kriegen iederzeit Neutral geblieben. Seine Aufgabe sei es, sich gegen den Erbfeind christlichen Namens zu engagieren; am Bestand des Ordens seien auch alle Edlgeborene in
182 Kathrin Bierther, Der Regensburger Reichstag von 1640/41. (Regensburger Historische Forschungen 1), Kallmünz/Opf. 1971. 183 H H S T A - M E A - RTA - Fasz. 146 a / i , fol. 15 r-16 r (Abschrift). 184 Ebd. M E A - RTA - Fasz. 146 a / i , fol. 17 r-19 r. (Kaiserliche Interzession an die Vertreter der Kurfürsten vom 17.11.1640 zugunsten der Verringerung der Reichsleistungen des DM). 185 Orig Giffen an Oreg in D O Z A - Li 62/3, Nr. 35. 186 D O Z A - Utr 385/1, Nr. 27.
4 6 : Die Deutschordensballei Utrecht
Hoch und Nieder Teiitsch Landt hierbey interessier,tm. Giffen bat am 10. August 1646188 den Abgesandten der Generalstaaten in der Person des dortigen Sekretärs um die Rückgabe der jahrhundertealten Komtureien, Renten und Güter. Der Ordensvertreter hatte diese Unterlagen über die Kommenden und deren Einkünfte für seine Eingaben erst Ende 1646 von dem holländischen Sekretär in Münster bekommen, die er dann an die Mergentheimer Zentralregierung weiterleitete. Hochmeister Leopold Wilhelm hatte Giffen aus Münster am 6. Juli 1646189 die Ubergabe an den Sekretär der Generalstaaten ebenfalls zur Kenntnis gebracht und die Situation der Utrechter Balleibesitzungen im einzelnen schon am 30. Juni 1647 mitgeteilt, worüber Giffen am 25. Januar 1647 erneut eine Entschließung des Gesandten der Generalstaaten erbat.190 Schon am 25. Oktober 1646 hatte sich der Erzherzog-Hochmeister an seinen kaiserlichen Bruder Ferdinand III. mit der Bitte gewandt, daß er ihm als Deutschmeister einen Nachlaß des Reichskontingentes fur die Winterquartiere gewähren möge, weil insgesamt sieben, zum Fränkischen Reichskreis gehörige Balleien (Hessen, Thüringen, Sachsen, Westfalen, Lothringen, Utrecht und Biesen) derzeit keine Reichs- und Kreisanlagen erbringen könnten - ein Zeichen, wie selbst in der Endphase des schrecklichen Krieges der Orden an die Reunion Utrechts gedacht hat191. Der fränkische Landkomtur und gleichzeitige 187 Orig ebd. Utr 385/1, Nr. 29, danach die Zitate; Giffen gab mit Datum 15. 6.1646 (ebd. die Nr. 30) dies der Mergentheimer Oreg als vollzogen zur Kenntnis. 188 Orig Giffen an Oreg v o m 10. 8. 1646 in D O Z A - Li 62/3, Nr. 35. A m 3. 7. 1646 (vgl. Orig ebd. Nr. 33) hatte Giffen die Oreg über seine Kontaktnahme mit d e m Sekretär der Generalstaaten und d e m Ordensadvokaten zu Münster Dr. Stael seine Meinung kundgetan und schon angedeutet, daß er sich auch mit d e m kaiserlichen Plenipotentiar Maximilian Graf von Trauttmansdorff dann n o c h bemühen werde. 189 Liste der genannten K o m m e n d e n mit deren Einkünften, auch die zu den K o m m e n d e n g e h ö rigen geistlichen Pfründen s. in ebd. Utr 385/1, Nr. 31 (vom 30. 6. 1646) und ebd. 384/2 (zum Jahre 1646); eine Ubersicht mit Angabe der jeweiligen Hauseinkünfte v o m 17. 4. 1647 s. ebd. 385/1, Nr. 36. 190 Orig Giffens an O r e g v o m 25. 1. 1647 in D O Z A - Li 62/3, Nr. 64. D i e Unterlagen v o m 6. 7. und 30. 6. 1646 an den H M s. ebd. Utr 385/1, Nr. 33 und 34. - Zur Balleisituation Utrechts in der Mitte des 17. Jahrhunderts vgl. neuestens Dieter J.
Weiß, D e r
Deutsche Orden. Statistische
Angaben, in: Orden und Klöster im Zeitalter von Reformation und katholischer Reform 15001700 ι, in: Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Reformation (KLK 65), hg. von Friedhelm
JürgensmeierunA Regina Elisabeth Schwerdtfeger, Münster 2005, S.
125-140, hier
bes. S. 126,12g und 135. 191 Orig H H S t A - RK - KA - Fasz. 162, fol. 351 r-362 v; eine textgleiche, frühere Kopie v o m 3.10. 1646 aus Moßburg - möglicherweise w e g e n des gleichen Schriftbildes v o n d e m Rat und Ordensagenten Johann Jacob Kellner von Zinnendorff an den Kaiser eingegeben- s. ebd. fol. 283 r.
Die R e u n i o n s b e s t r e b u n g e n von 1 6 4 6 bis ins Zeitalter Napoleons : 4 7
Mergentheimer Statthalter Georg Wilhelm von Elkershausen, genannt Klüppel, hatte mit Blick auf die Situation in der Bailei Utrecht auch den Biesener Landkomtur Godfried Huyn van Geleen (1634-1657) mit Schreiben vom 1. Dezember 1648192 davon informiert, daß man auch in Wien den dortigen Ordensagenten in die Verhandlungen der Rückgabe Utrechts einbeziehen werde.193 Mit der Situation in den Niederlanden und den angrenzenden vom Kriegsgeschehen unmittelbar betroffenen Balleien war Leopold Wilhelm durch die Übernahme des spanischen Gubernatorenamtes194 (1647 bis 1656) ja unmittelbar konfrontiert worden. Schon auf seiner Reise nach Brüssel hatte der Erzherzog aus Passau am 16. März 1647195 dem elsässischen Landkomtur Johann Jacob von Stein196 gemeldet, daß er vom spanischen König Philipp IV. (16211665) durch dessen Abgeordneten Don Michael Salamanea197 ausdrücklich die Mahnung erhalten habe, alle seine Reichsstifter, den Orden und die recuperirung ein Zeithero verlohrenen Niderlandischen Provincien bei seiner Reise dorthin im Auge zu behalten. Diesem Ordensritter meldete der Habsburger, daß er, sobald das Niderlandische wesen widerumb in etwas restabilisert sei, er sofort mit Gottes Hilfe nach dem Frieden sich wieder mehr und besser um seine Reichsstifter und den Orden bemühen werde.198 und v. Auch am 1.12. 1648 ( D O Z A - Utr 385/1, Nr. 56) bat die Mergentheimer Ordensregierung den Aufenthalt des Grafen von Nassau in Wien als Gelegenheit zu nützen, die Rekuperation der Bailei Utrecht bei erster Gelegenheit erfolgreich zu betreiben. Der kaiserliche Ordensagent berichtete von seiner diesbezüglichen Mission in Wien daraufhin der Oreg, konnte aber wegen der Situation kurz nach Friedensschluß des Reiches noch keine erfolgreiche Meldung weitergeben: Orig des Berichtes vom 16. 9.1648 s. D O Z A - Utr 385/1, Nr. 57. Die Regierung bat den Ordenagenten am 3. 1. 1649 (Konzept ebd. Nr. 58), das Rekuperationsgeschäft weiterhin zu betreiben - was jedoch kein sichtbares Ergebnis erbrachte. 192 Orig in D O Z A - U t r 384/2. 193 Zu Klüppel vgl. D O Z A - Hs 467; ferner Winfried Irgang, Freudenthal als Herrschaft des Deutschen Ordens 1621-1725. (QuStDO 25), Bonn-Godesberg 1971, S. 228 (er starb allerdings am 14. 8.1654 - gemäß D O Z A - V 2408 und 3324). 194 Demel, Leopold Wilhelm (wie Anm. 17), in: Ders., Spiegel (wie Anm. 6), S. 552-555 und den Anm. 128-160 (aufS. 588-591). 195 D O Z A - El 371/3, fol. 93 r und ν (mit Vermerk fol. 94 ν). 196 Zu ihm vgl. Bernhard Demel, Der Deutsche Orden und die Krone Frankreichs in den Jahren 1648-1789, in: H e r m a n n Brommer (Hg.), Der Deutsche Orden und die Ballei Elsaß-Burgund. Die Freiburger Vorträge zur 800-Jahr-Feier des Deutschen Ordens. (Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts Freiburg i. Br. 63), Bühl/Baden 1996, S. 97-188, hier bes. S. 119 mit Anm. i26f. 197 Zu ihm vgl. D O Z A - V 3458. 198 Orig D O Z A - El 371/3, fol. 93 r und ν (mit Rückvermerk fol. 94 ν).
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Auf das Berichtsschreiben Giffens an den Hochmeister vom 9. Juni 1648 gab der Habsburger mit Schreiben vom 2. Juli genannten Jahres die Nachricht weiter, daß der kaiserliche Plenipotentiar Maximilian Graf von Trauttmansdorff" bei dem Gesandten der Staaten um die Restitution der Deutschordensgüter zu Utrecht angesucht und deren Rückstellung an den Orden erbeten hatte. Er bedankte sich bei Giffen für seinen gezielten Einsatz und teilte schon jetzt mit, daß diese Ordensforderung im Friedensschluß mit den Generalstaaten geregelt werden möge.200 Auch Landkomtur Geleen erhielt mit Datum 3. Juli 1648201 vom Hochmeister den Befehl, unter Einschaltung des Grafen von Trauttmansdorff über den am kaiserlichen Hof weilenden Grafen Moritz von Nassau diesbezüglich tätig zu werden. Es galt ja auch die Biesener Kommende Gemert dieser Bailei wieder zu restituieren. Giffen gab mit Datum 7. Juli 1648 auch der Ordensregierung seine Initiativen wegen der Restitution Utrechts durch, worauf diese am 20. Juli reagierte.202 Weil fast bis zur Jahreshälfte 1648 keine Reaktion der Generalstaaten auf die Ordenseingaben zur entzogenen Bailei Utrecht erfolgt war, gab der Hochmeister am 3. Juli 1648203 - mit Rücksicht auf den Vorschlag Giffens vom 9. Juni 1648204 an den Biesener Landkomtur Grafen Geleen - den Auftrag, diese Sache nochmals über den derzeit in Wien sich befindlichen Gesandten der Republik, Graf Moritz von Nassau, und den Grafen von Trauttmansdorff ebenfalls in die Rückgabebemühungen einzubeziehen.205 Weil gleichzeitig auf dem Westfälischen Friedenskongreß auch die Rekuperation der Biesener Komturei Gemert mit jener der gesamten Bailei Utrecht betrieben wurde,206 gab die ebenfalls informierte Ordensregierung am 20. Juli 1648 dem Wiener Ordensagenten Jo-
199 Zu ihm vgl. Dickmann, Frieden (wie Anm. 5), laut dem Register. 200 Konzept 2.7.1648 s. D O Z A - Utr 385/1, Nr. 38. 201 Ebd. Utr 385/1. Das erzherzogliche Schreiben an Graf Trauttmansdorff s. ebd. Nr. 40 (als Konzept). Geleen hatte am 14. 7.1648 dem H M über Vorgänge in seiner Provinz unterrichtet, was ebenfalls zu den Akten über Utrecht gesammelt wurde: s. ebd. Utr 385/1, Nr. 42. 202 Beide Schreiben nur im Extrakt ebd. Utr 385/1, als Nr. 41. 203 Orig in D O Z A - Li 62/3. Konzept s. auch ebd. Utr 385/1, Nr. 39. Die Reaktion Geleen an Leopold Wilhelm vom 14. 7.1648 s. ebd. Utr 385/1 (Orig). 204 Kopie ebd; Leopold Wilhelm schrieb am 2. 7. an Giffen von seinen jüngsten Entscheidungen im Restitutionsgeschäft in Reaktion auf dessen Vorschlage vom 9. 6. 1648: D O Z A - Li 62/3. Konzept s. auch D O Z A - Utr 385/1. 205 Reinschrift Leopold Wilhelm an Trauttmansdorff s. ebd. vom 3. 7. 1648. Konzept s. ebd. Utr 385/1, Nr. 40. 206 Demel, Leopold Wilhelm (wie Anm. 17), in: Den., Spiegel (wie Anm. 6), S. 565-568.
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hann Jacob Kellner von Zinnendorf207 und separat dem Grafen von TrauttmansdorfP08, ferner dem Reichsvizekanzler Graf Ferdinand Sigmund Kurtz von Senftenau (1637-1659) 209 und den beiden Abgesandten der Generalstaaten eigene Nachrichten. Uber Trauttmansdorffließ Leopold Wilhelm den kaiserlichen Hof und den Sekretär der Republik gleichzeitig informieren,210 da sich beide, der Graf und der Sekretär der Generalstaaten, noch am Kaiserhof befanden, wie aus dem Schreiben Leopold Wilhelms auch an seine Ordensregierung vom 7. August 1648 klar hervorgeht. Rasch änderte der Habsburger aber mit Datum 7. August 1648 seine Meinung, weil er die in der Bailei Biesen noch bestehenden Zwistigkeiten zwischen dem den Generalstaaten anhängenden Komtur Caspar Ulrik van Hoensbroeck (1634-1655) und seinem Landkomtur Geleen nicht mit der Restitution der gesamten Bailei Utrecht vermengen wollte.211 Die Regierung ergänzte am 11. August 1648 in Reaktion auf Giffens Schreiben vom 31. Juli 1648 nach Mergentheim212, daß nun wegen der Utrechter Sachen wohl nichts endgültig geregelt werden könne213. Weil im Westfälischen Friedenstext weder die Rückgabe Gemerts - formell als zum Reich gehörig - noch die Rückgabe der gesamten Utrechter Bailei in den souverän gewordenen Generalstaaten erfolgt ist, mußte der Orden auf verschiedenen Ebenen seine Wiedergewinnungsbestrebungen zu beiden Zielen fortsetzen: Ein nachweisbarer Schritt wurde auf dem Nürnberger Exekutionstag214 gesetzt, da dort am 19. Juli 1649 dem Abgesandten des Franzosenkönigs die von den Generalstaaten zumal um Maastricht gelegenen Ordensgüter genannt wurden, welche dem Orden entzogen waren.215 Auch diese Reichsversammlung, auf welcher der Orden durch den fränkischen Landkomtur Georg 207 Konzept s. DOZA - Utr 385/1, Nr. 44. 208 Ebd. Nr. 45 und Beleg wie Anm. 205. 209 Zu ihm s. Lothar Groß, Inventare des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. 1. Die Geschichte der Deutschen Reichshofkanzlei von 1559 bis 1806. (Inventare der Österreichischen Staatlichen Archive), Wien 1933, S. 466. 210 DOZA - Utr 385/1, Nr. 40. 211 Orig H M an Regierung vom 7. 8.1648: DOZA Utr - 385/1, Nr. 50. 212 Orig D O Z A - Li 62/3, Nr. 129. 213 Konzept ebd. Li 62/3, Nr. 130. 214 Antje Oschmann, Der Nürnberger Exekutionstag 1649-1650. Das Ende des Dreißigjährigen Krieges in Deutschland. (Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte 17), Münster 1991. In dieser sonst zuverlässigen Arbeit sind die Akten DOZA - Li 62/1 leider nicht verwertet. 215 Reinschrift in D O Z A - Li 62/1 (unfoliiert).
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Wilhelm von Elkershausen zusammen mit Giffen vertreten war, nahm der Ordensritter erst in der n . Sitzung am n . Juni 1649 teil, obwohl er schon fünf Wochen in Nürnberg anwesend war.216 Die bisherigen dortigen Beratungen erbrachten weder in Sachen der Rekuperation Gemerts noch der gesamten Bailei Utrecht einen Erfolg. Während Giffen auch in Nürnberg von Münster kommend tätig blieb,217 begab sich Elkershausen nach eigenen Angaben vom i8.0ktober 1649 in die fränkische Landkommende Ellingen,218 um am 30. Juli 1650 die mit den Generalstaaten noch schwebenden Ordensbeschwerden bezüglich Gemerts und der Bailei Utrecht hier in Nürnberg abermals vorzubringen, ohne freilich hier etwas erreichen zu können.219 Schon vor der Eröffnung des letzten Reichstags 1653/1654 in Regensburg220 hatte der Orden den Plan, die Rekuperation Gemerts für Biesen ebenso wie für die Utrechter Bailei zu beantragen. Nur jene Rekuperation Gemerts erfolgte bekanntlich mit Vertrag zwischen Holland und dem Deutschen Orden vom 14. Juni 1662 mit Hilfe des Reiches.221 Die Wiedergewinnung der Utrechter Bailei blieb auch weiterhin auf der Ordenswunschliste.222 Die Generalstaaten hatten inzwischen am 8. Mai 1652223 - in Reaktion auf die kaiserlichen Kommissare, Kurfürst Maximilian Heinrich von Köln und August Herzog von Braunschweig und Lüneburg - vom 6./16. März224 geantwortet, daß darüber in Den Haag
216 Orig Klüppel an Oreg aus Nürnberg vom 12. 6. in DOZA - Li 62/1. Klüppel weilte bereits am 18. 10.1649 auf seinem Balleisitz in Ellingen: Orig ebd. ζ D in ebd. Li 62/1. 217 Beide Schreiben Giffens an den Erzherzog vom 28. und 31.12.1649 Orig und 25. 2.1650 s. im Orig D O Z A - L i 62/1. 218 DOZA - Li 62/1 (Orig). 219 Belege nur nach HHStA - MEA - RTA - Fasz. 163 (unfoliiert), Fasz. 175, fol. 535 r-582 ν und ebd. Fasz. 188, fol. 419^421 r, 429 r-434 r (Diktat am 12. 8.) und ebd. fol. 435 r und ν (mit dem Verzeichnis der Utrechter Kommenden). - Zum religionspolitischen Hintergrund von 1648 bis zum Ende des Alten Reiches vgl. Schneider (wie Anm. 51), S. 415-537· 220 Andreas Müller; Der Regensburger Reichstag von 1653/54. Eine Studie zur Entwicklung des Alten Reiches nach dem Westfälischen Frieden. (Europäische Hochschulschriften. Reihe III: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 511), Franklùrt am Main/Bern/New York/Paris 1992. 221 Orig des Vertrags s. DOZA U ζ D. Demel, Leopold Wilhelm (wie Anm. 17), in: Ders., Spiegel (wie Anm. 6), S. 564-568 und die Anm. 222-240 auf den S. 599-601. 222 Extrakt s. DOZA -Utr 385/1, Nr. 60. 223 HHStA - MEA - RTA - Fasz. 163. 224 Ebd. MEA - RTA - Fasz. 163, ferner Fasz. 175, fol. 553 r und v; eine Zusammenfassung der Rechtsunterlagen bezüglich Gemerts s. ebd. fol. 554r-fol. 560 r, die am 14. 8. 1653 in die Reichstagsüberlieferung aufgenommen wurde.
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noch weiter beratschlagt werden müsse, bevor eine endgültige Antwort erfolgen könne. Die beiden Fürsten drängten am 5. Juli 1652225 daraufhin erneut die Generalstaaten zur Reaktion und ersuchten die Republik um eine Erklärung ihrerseits zu dieser Angelegenheit, um danach bald dem Kaiser berichten zu können. Der Kurkölner teilte Herzog August am 10. Juli 1652226 ferner mit, daß er sich nun zusätzlich im Schreiben ein zweites Mal an die Generalstaaten gewendet habe. Der kaiserliche Generaladjutant bei den Generalstaaten, Raimundus Guffer, reagierte am 14. Oktober 1652 an den Kurfürsten, daß auch er noch nichts Endgültiges vor seiner anstehenden Reise habe erreichen können.227 Die bisherigen schriftlichen Aktivitäten auf beiden Seiten, die weder in Sachen Gemert, geschweige denn in Sachen der Bailei Utrecht zu für den Orden erfreulichen Ergebnissen geführt hatten, veranlaßten ihn, über den am 30. November 1652 für das Folgejahr ausgeschriebenen Reichstag von Regensburg 1653/54 die Rekuperation der Bailei Utrecht dort nun energisch zu betreiben und deren Entzug durch den Grafen von Nassau über die dortigen, beim kurmainzischen Reichsdirektorium legitimierten Ordensgesandten, den Kanzleidirektor Sebastian Poth und den Landkomtur und Mergentheimer Statthalter Klüppel228, erneut aufs Tapet zu bringen.229 Der erste dortige Schritt war die am 28. Juli 1653 zu Regensburg datierte und am 12. August 1653 bereits zur Reichsdiktatur zugelassene Eingabe mit Nennung der 14 Kommenden der Bailei Utrecht.230 Die Liste der am 14. August 1653 dem Reichstag diktierten Gravamina contra Status HollandiaèìX war jener Schritt, dem die Ordensgesandten am
225 Ebd. MEA - RTA - Fasz. 163 (unfoliiert). 226 HHStA - MEA - RTA - Fasz. 163; ebd. Fasz. 175, fol. 551 r-552 r. 227 Ebd. MEA - RTA - Fasz. 163. 228 Zur Legitimierung beider Ordensvertreter fur den RT 1653/54, nach Salzburg gereiht, s. H H StA -MEA - RTA - Fasz. 171, fol. 226 ν; über beide Reichsvertreter des Ordens in Regensburg, s. nun auch Demel, Reichstagsgesandten (wie Anm. 70), in: Ders., Spiegel (wie Anm. 6), S. 622. 229 Belege in DOZA - Utr 385/1, Nr. 61 vom Ende 1652 und der abermalige Rat in gleicher Sache durch die geheimen Räte Leopold Wilhelms vom 9. Februar 1653, s. ebd. 230 Orig in HHStA - MEA - RTA - Fasz, 175, fol. 539 r und ν mit den Beilagen Lit Β, fol. 544J-5461-., (mit Nennung aller Utrechter Kommenden; Liste der Kommenden, s. ebd. MEA - RTA, Fasz. 175, fol. 548 r und v.). Eine Kopie der gesamten Unterlagen der Reichsüberlieferung s. in D O Z A - Utr 384/1 (unfoliiert). 231 HHStA - MEA - RTA - Fasz. 175, fol. 554 r bis 560 r; die Gesamtüberlieferung s. Orig ebd. MEA - RTA - Fasz. 175, fol. 535 r-582 v; auch zu Gemert, um die im Falle des Verlustes der Kommende und der gesamten Bailei Utrecht zu reduzierenden Reichsanlagen zu gewährleisten.
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20. September 1653 und am 11. Oktober gleichen Jahres eine weitere Bitte an Kaiser und Reichsstände folgen ließen.232 Schon im Furstenrat vom 4. September 1653 w a r die durch den Krieg dem Orden erwachsene Situation in mehreren Balleien eigens debattiert worden. Der Orden argumentierte dabei, daß er nur bei Erhalt dieser Balleien (Utrecht, Biesen, Hessen, Sachsen, Thüringen, Westfalen und Lothringen) die Leistungen nach der Wormser Reichsmatrikel von 1521 erbringen könne.233 Gleichzeitig hatten Klüppel und Poth den Kurmainzer am 20. September 1653234 um seine Mithilfe in beiden Anliegen gebeten, die dann am 11. Oktober 1653 auch schnell zur Reichsdiktatur gelangen konnten. Aufgrund dieser mehrfach eingebrachten Ordensbeschwerden entschloß sich das Reich zu einer Intervention an die Republik zugunsten des gefursteten Deutschmeisters in Sachen Gemert und der Bailei Utrecht.235 In der Fürstenratssitzung vom 28. Februar 1654236 wurde bezüglich Utrechts auf die Neutralität des Reiches im Krieg mit den niederländischen Provinzen hingewiesen, die auch der Orden beobachtet habe. Aufgrund dieser neutralen Verhaltensweise wurde die Rückgabe des gesamten Utrechter Balleibesitzes reklamiert, ebenso wie die der Besitzungen der Malteser, des Stifts Münster und der Besitzungen des Grafen Bentheim. Ein schneller Effekt dieser Vorgangsweise war trotz dieser mehrfachen Initiativen des Ordens unter Mithilfe des Kaisers, des Kurerzkanzlers Johann Philipp von Schönborn237 und der Reichsstände auch auf diesem Reichsforum leider nicht zu erzielen. Die letzte Aktion des Ordens auf dieser Regensburger Reichsversammlung ist erwähnt in einem Schreiben an Landkomtur Geleen vom 2. März 1654. Sie betraf die auf dem noch andauernden Reichstag zu verfolgende Ordenspolitik insofern, als das weitere Schreiben wegen Utrecht noch etwas zurückbehalten und erst auf den 23. April 1654 datiert wurde. Grund für diese verzögerte Datierung war, daß man zuerst die Reaktion der Generalstaaten auf die Rückgabe des reichszugehörigen Ge-
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Ebd. MEA - RTA - Fasz. 165 (unfoliiert). Ebd. RK - RTA - Fasz. 130 g, fol. 64-66. Konzept in DOZA - Utr 384/1. HHStA - MEA - RTA - Fasz. 167 (unfoliiert). Ebd. MEA - RTA - Fasz. 170 (unfoliiert) und ebd. RK - RTA - Fasz. 130 i, fol. 8-9. Zu ihm vgl. Georg Mentz, Johann Philipp von Schönborn, Kurfürst von Mainz, Bischof von Würzburg und Worms 1605-1673. Ein Beitrag zur Geschichte des 17. Jahrhunderts. 2 Bde., Jena 1896/1899; Friedhelm Jürgensmeier, Johann Philipp von Schönborn, in: Fränkische Lebensbilder NF Bd. 6 (1975), S. 161-184; Dot., Johann Philipp von Schönborn (1605-1673) und die Römische Kurie. Ein Beitrag zur Kirchengeschichte des 17. Jahrhunderts. (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 28), Mainz 1977.
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merts ebenso abwarten wolle, wie die gleichzeitig betriebenen Rekuperationswünsche der Malteser in der Amsterdamer Gegend.238 Die politisch erstarkte Republik reagierte auf die einmütige Stellungnahme des Reiches zugunsten der Rückgabe Gemerts und der gesamten Bailei Utrecht noch zu Lebzeiten des ihnen bis zu seinem Tod 1655 anhängenden Komturs Hoensbroek nicht sofort. Die verzögerte, ja fehlende Reaktion der Generalstaaten auf beide Wünsche des Ordens war sofort auf dem am 12. Mai 1655 zu Mergentheim tagenden fränkischen Balleikapitel im ersten Punkt Gegenstand der Beratungen, ohne daß deswegen etwas in diesen Angelegenheiten auch hier erfolgen konnte.239 Während die zum Reich gehörige Deutschordenskommende Gemert schließlich am 14. Juni 1662 der Bailei und dem Gesamtorden durch Vertrag mit den Generalstaaten zurückgestellt wurde.240 blieb die zweite Angelegenheit, die Reunion der gesamten Bailei Utrecht mit dem Gesamtorden wegen der offensichtlichen Unwilligkeit der Generalstaaten und der inzwischen längst calvinistisch gewordenen Ordensritter weiterhin offen und unerledigt. Diese abweisende Politik der mächtiger werdenden Generalstaaten in Sachen Rückstellung der Utrechter Balleigüter führten bei aller bisherigen Ineffektivität im deutschen Orden nicht zur Resignation und totalen Aufgabe. Vielmehr haben zwei Ordensmitglieder lebenslang, der Hochmeister Johann Caspar von Ampringen (1664-1684)241 und der Nachfolger Geleens an der Spitze der Bailei Biesen, Edmond Godfried von Bocholtz242 und deren Helfer in den Kanzleien auch fortan
238 Extrakt in D O Z A - Utr 385/1, Nr. 63. - Weil offensichtlich die Maltesergüter nicht sofort von den Generalstaaten restituiert wurden, war noch am 2. 2. 1661 die Überlegung, die Rückgabe der Maltesergüter in den Niederlanden mit der Ordensintention der Rückgabe der Bailei Utrecht zu verknüpfen; aber schnell verwarf der Habsburger diesen Plan, weil dieser noch die Stellungnahme des Ordensagenten in Den Haag, Eberhard (von) Aller, dazu erbitten wollte: Orig H M an Regierung aus Wien in D O Z A - Utr 385/1, Nr. 69. 239 D O Z A - Merg 323/1, Extrakt auch in ebd. Utr 384/2. 240 Demel, Leopold Wilhelm (wie Anm. 17), in: Ders., Spiegel (wie Anm. 6), S. 565-568, hier S. 567. 241 Zu ihm vgl. Winfried Irgang, Johann Caspar von Ampringen, in: Arnold, Hochmeister (wie Anm. 17), S. 227-231; Ders,, Eine Leichenpredigt als Quelle zur Biographie von Johann Caspar von Ampringen (1619-1684), Hochmeister des Deutschen Ordens und Oberlandeshauptmann von Schlesien, in: Matthias Weher und Carsten Rabe, Silesiographia. Stand und Perspektiven der historischen Schlesienforschung. FS für Norbert Conrads zum 60. Geburtstag. (Wissenschaftliche Schriften des Vereins fur Geschichte Schlesiens 4), Würzburg 1998, S· 5 2 5-543· 242 Zur Person vgl. AK Alden Biesen 1992 (lt. Register), Jozef Mertens, Bocholtz, Edmond Godfried von, in: Nationaal Biografisch Woordenboek, Bd. 15, Brüssel 1996, Sp. 4964; Ders., Landcommandeur Edmond Godfried von Bocholtz, zijn familie en de balije Biesen in de tweede helft
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das Rekuperationsgeschäft unverdrossen weiterverfolgt. Die ersten ersichtlichen Initiativen finden sich schon im Schreiben von Bocholtz an die Ordensregierung vom 12. Dezember 1660243 mit der Nachricht, daß die Königinnen von Spanien und Frankreich durch ihre Abgesandten an die Generalstaaten den Antrag um die Restitution der Maltesergüter gestellt hätten. Das nahm dieser Ordensritter zum Anlaß, bei Kaiser Leopold I. (1658-1705)244 auch die Abtretung der Bailei Utrecht an den Deutschen Orden unter Einschaltung des kaiserlichen Residenten zu Den Haag zu bewirken. Von diesen Überlegungen machte die Ordensregierung auch Hochmeister Leopold Wilhelm am 5. Januar 1661 Mitteilung.245 Der Hochmeister gab seiner Regierung daraufhin am 2. Februar 1661246 jedoch zu bedenken, daß es für ihn unrathsamb were, mit den Maltesern causam communem zu machen und damit den Kaiser zu Hilfe zu rufen; er schlug vielmehr vor, den Ordensagenten in Den Haag Eberhard von Aller anzuschreiben, daß dieser sich über den Fortgang der Restitution der Maltesergüter erst zuvor im Stillen erkundigen möge. Dann werde man weitere Schritte unternehmen. Bocholtz hatte nämlich schon am 13. Januar 1661247 der Regierung zu bedenken gegeben, daß der letzte Reichstag zu Regensburg mit seinen drei Kollegien (Kurfürsten, Fürstenrat und Reichstädte) die Generalstaaten nur wegen des zum Reich gehörigen Gemert angegangen sei. Aber auch diese Initiative verlief nach dem Quellenbefund vorerst im Sand. Einen weiteren Anlaß, die Utrechter Provinz noch nicht als völlig verloren zu erachten, folgte, als erst das Wahl- und Generalkapitel zu Wien vom April bis Juni 1662 im dritten Propositionspunkt die Reduction der Bailey Utrecht im Zusammenhang mit der Situation in der Bailei Thüringen
van de lyde eeuw, in: Bijdragen tot de Geschiedenis van de Duitse Orde in de Balije Biesen, Bd. ι, Bilzen 1994, S. 215-342; femer Van derEycken, L e d e n (wie A n m . 1), S. 3 3 t 243 Oreg an H M in D O Z A - Utr 385/1, Nr. 64. (Kopie v o m 12.12.1660 s. ebd. Utr 384/2). 244 Z u ihm vgl. A n t o n Schindling, Leopold 1.1658-1705, in: Anton SchindlingPNdXex Ziegler (Hgg.), Die Kaiser der Neuzeit 1519-1918. Heiliges Römisches Reich, Osterreich, Deutschland. München 1990, S. 169-185; Jutta Schumann, Die andere Sonne. Kaiserbild und Medienstrategien im Zeitalter Leopolds I. (Colloquia Augustana 17), 2003. 245 Orig in D O Z A - Utr 385/1, Nr. 65; Konzept ebd. Utr 385/1, Nr. 67. 246 Orig s. D O Z A - Utr 385/1, Nr. 69, das Konzept gleichen Datums (2. 2. 1661) ebd., als Nr. 68. Aller berichtete nur kurz erst am 11. 8. 1662 w o h l an Bocholtz von der Resolution der G e n e ralstaaten bezüglich der Restitution der Maltesergüter, o h n e schon Endgültiges mitteilen zu können: Orig s. ebd. 384/2. - D e r Tod dieses zeitlebens als auch des hohen Teutschen Ritterordens Präsident in Gravenhaag fur d e n Kaiserhof mittätigen Eberhard (von) Aller wurde v o m Deutschordensagenten Franz A n t o n D u m m e r d e m H M Franz L u d w i g von Pfalz-Neuburg (1694-1732) am 21. 6.1696 gemeldet ( D O Z A - G e s 103/1). 247 Extrakt s. D O Z A - Utr 385/1, Nr. 66.
D i e R e u n i o n s b e s t r e b u n g e n von 1 6 4 6 bis ins Z e i t a l t e r N a p o l e o n s : 5 5
dies erörterte, wo Herzog Moritz von Sachsen-Zeitz als einziger die Bailei zu verwalten hatte.248 Für die Geschichte der Bailei Urecht wurde entscheidend, daß der des Niederländischen ja kundige Landkomtur Bocholtz während der Mindeijährigkeit des Erzherzog-Koadjutors Karl Joseph (1662-1664)249 als einer der drei Direktoren in die oberste Ordensregierung berufen wurde. Sein Mergentheimer Aufenthalt zur gegenseitigen Information zwischen Ordenszentrale und den Niederlanden ist zum Beispiel fur den 20. Februar 1663 und noch im März gleichen Jahres nachzuweisen.250 Für die folgenden Rekuperationsbemühungen des gesamten Ordens um die Utrechter Ritterbriider - von P R O F E S S B R Ü D E R N kann man wegen der Leugnung des katholischen Zölibats seit 1619 auf dem Territorium der calvinistischen Generalstaaten im Unterschied zu den lutherischen Ritterprofessen des Deutschen Ordens in Sachsen und den schon vorhandenen lutherischen und calvinistischen Ritterprofessen, erst 1681 in der Bailei Hessen voll anerkannt, nicht mehr exakt reden -, mußte der Orden, wie die folgenden Ausführungen ja dartun werden, eine Regelung suchen, die im Falle erfolgreicher Rekuperationsbemühungen mit den Utrechter Balleiherrn statt der Zölibatsverpflichtung im übrigen Gesamtorden die Ehe nach dem Wort des Evangeliums als dritten Grund nach dem kanonistisch möglichem Verständnis des Ordenslebens aufwerten. Da außerdem die Republik noch keine endgültige Entscheidung zu den Balleigütern Utrechts gemäß den Forderungen von Kaiser und Reich 1653/54 bekanntgemacht hatte, mußte der Orden hier nachhaken, weil sonst - zumal in der neuen Türkengefahr im Osten - seine auch auf Utrecht berechneten Reichs- und Kreisanlagen nicht zu erbringen waren. Auf dieser vom Reichsrecht diktierten Schiene und seiner vom Westfälischen Frieden erweiterten Vollmacht als gefürsteter Territorialherr im Reich operierte fortan Hochmeister Ampringen. Nur so war den neu aufgetretenen Problemen beizukommen. Er gab am 15. September 1664251 seinem Regensburger Gesandten Dr. Georg von May (1664-1669)252 den Auftrag, daß die Generalstaaten sich endlich zu den fehlenden Punkten von 1653/54 äußern mögen. An Bocholtz gab Ampringen 248 DOZA - GK 725/4 und ebd. GK 702/1, fol. 93Óf; Extrakt auch in ebd. Hs 34 und ebd. Utr 384/2. 249 Zur Person vgl. Bernhard Demel, Karl Joseph von Österreich, in: Arnold, Hochmeister (wie A n m . 17), S. 223-226.
250 D O Z A - Utr 384/2. - In dieser Zeit bis in den März hinein korrespondierte er mit dem Residenten Aller mehrmals und dieser antwortete: Schriftstücke in DOZA - Utr 384/2. 251 Konzept s. DOZA - Utr 385/1, Nr. 72. 252 Zu ihm vgl. Demel Reichstagsgesandte (wie Anm. 70), in: Dm., Spiegel (wie Anm. 6), S. 625 und Ó5if. mit Anm. 112Í
5 6 : Die Deutschordensballei Utrecht
am 30. Januar 1665 die Nachricht weiter, daß er diese Reaktion des Reichstags auf die noch fehlende Stellungnahme der Generalstaaten vor 11 Jahren ja schon habe einrichten lassen.253 Weil Bocholtz wohl noch im Oktober 1664 anläßlich seines Gespräches mit den Lütticher und holländischen Kommissaren von der Hoffnung Meldung gab, daß zwei Adelige (der Cornett von Wassenaer und einer von Oestrum) aus den Generalstaaten Neigung zum Deutschen Orden ebenso erkennen ließen wie der seit 1641 bis zum Tod am 31. Oktober 1664 Utrechter Landkomtur Prinz Wilhelm Friedrich Graf/Fürst von Nassau254. Von letzterem gab es jetzt günstige Aussichten in Sachen Rückführung Utrechts in den Gesamtorden. Bocholtz nahm dies zum Anlaß, an seinen Oberen mitzuteilen, daß er bei der Republik die Zustimmung zur Wiedervereinigung dieser Bailei nun bewirken könne.255 So kamen nun auch für Ampringen und seine Regierung Hoflhungen zur Wiedervereinigung Utrechts mit dem Gesamtorden auf. Rasch wurden in der Balleiverwaltung Biesens256 und in der Mergentheimer Ordenszentrale Unterlagen zur Geschichte aller 14 Kommenden Utrechts nach den älteren Vorlagen, wie offensichtlich schon unter Giffen, erarbeitet, in denen die personelle Wiedervereinigung der calvinisierten Provinz und deren dortigen Ordensherrn näher erläutert und in Erwägung gezogen werden mußte.257 Das kleine Pflänzlein einer möglichen Wiedervereinigung Utrechts mit dem Gesamtorden war jedoch bald von der gleichzeitigen politischen Situation im Nordwesten des Reiches durch die Operationen Kurkölns, Kurbrandenburgs, des Münsteraner »Kanonenbischofs« Christoph Bernhard von Galen258, Pfalz-Neuburgs und möglicherweise auch Kurtriers gefährdet, die alle gegen die Generalstaaten zur Beseitigung ihrer Beschwerden (auch bei der Regelung von Grenzstreitigkeiten mit Holland um die Herrschaft Borkelo) auf dem Immerwährenden Reichstag zu Regensburg eine gemeinsame Kommission beabsichtigt hatten.259 Diese für die
253 Orig HM an Bocholtz in D O Z A - Utr 386/1. 254 Zu ihm Giessenburg, Wapenboek (wie Anm. 2), S. VII. 255 Schreiben desselben an Ampringen von 1664: ebd. Utr 385/1, Nr. 74. 256 Genaue Details zu den 14 Kommenden und deren Geschichte seit dem Hochmittelalter s. DOZA - Utr 386/1. - Der Biesener Balleisyndikus Paul Schriber meldete am 4. Juli 1665 der Mergentheimer Oreg aus Köln, daß er bei der Erstellung der Utrechter Kommenden mitgeholfen habe: Orig in DOZA - Utr 386/1. 257 Ebd. Utr 383/2, fol. 209 r-301 r und ebd. Utr 384/1, ad Nr. 17. 258 Zu ihm vgl. Erwin Gatz (unter Mitwirkung von Stephan M. Janker), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1648-1803. Ein biographisches Lexikon. Berlin 1990, S. I44f. 259 Über die Spannungen berichtete Dr. von May am 23. 3. 1665 dem HM: Reinschrift als Kopie s. DOZA - Utr 386/1; vgl. ebd. die Stellungnahme Ampringens an Bocholtz vom 4. Mai 1665
Die R e u n i o n s b e s t r e b u n g e n von 1 6 4 6 bis ins Z e i t a l t e r N a p o l e o n s : 5 7
Rekuperationsbemühungen nachteiligen Machenschaften in der Nordwestecke des Reiches nahm Ampringen in drei Schreiben an Bocholtz vom 27. März, vom 4. Mai und vom 1. Dezember 1665 zum Anlaß, sich von diesen Aktivitäten genannter Reichsfiirsten fernzuhalten, um seine angestrebte Jurisdiktion über die Bailei in den Generalstaaten nicht zu gefährden.260 Bocholtz versprach mit Schreiben vom 29. Mai und 22. Dezember 1665 dem Deutschmeister bei diesem Rekuperationsgeschäft seine beiden Komture von Gemert und Gruitrode mit zur Verfügung zu stellen, weil diese mit Utrecht den nächsten Kontakt hätten261. Vierzehn Tage später gab Bocholtz Ampringen zu verstehen, sich nicht in die Aktivitäten der genannten Reichsstände im Nordwesten einzulassen, weil die Krone Frankreichs damals für die holländische Seite Partei bezogen hatte. Infolge der Kriegsgefahr durch diese im Nordwesten des Reiches begüterten Reichsstände könnten auch Gefahren fiir die Ordensballeien Koblenz, Westfalen, Elsaß-Burgund und Lothringen (mit Trier und besonders auch Luxemburg) entstehen. Für Utrecht könnten dadurch bei einem drohenden Waffengang größte Gefahren miterwachsen, zumal nach dem Tod Prinz Wilhelms von Nassau unter dem neuen Landkomtur Floris Borre van Amerongen (1664-1675)262 sich die weitere Möglichkeit einer Wiedervereinigung auftue. (Orig ebd.) und die Reaktionen von Bocholtz darauf vom ig. und 29. 5. 1665. Zum politischen Hintergrund vgl. kurz Max Braubach, Vom Westfälischer Frieden bis zur Französischen Revolution, in: Bruno Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte, Bd. 10, Stuttgart '1970, S. 43. 260 Schreiben vom 27. 3. s. Konzept in D O Z A - Utr 385/1, Nr. 77; vom 4. Mai ebd. Nr. 79, vom 1. Dez. ebd. Nr. 85. - Die erste Eingabe an den Regensburger Reichskonvent in allgemeiner Form zur Sicherung der von den Generalstaaten dem Gesamtorden entzogenen Balleigiiter erfolgte noch im ersten Drittel 1665 und wurde am 27. 2. 1665 bereits zur Reichsdiktatur zugelassen: Reinschrift in D O Z A - Utr 384/1. - Der Großprior der Malteser im Reich, Friedrich Kardinal von Hessen, hatte bereits im Jahre 1661 auch durch Reichsangabe sich um die Restitution der Maltesergüter in den Generalstaaten eingesetzt. Ein gedrucktes Exemplar dieser Eingabe an das Reich mit weiteren Angaben s. D O Z A - Hs 39. 261 In der Antwort vom 29. 5. (Orig D O Z A - Utr 385/1, Nr. 80) und vom 22. 12. 1665 (Überarb. Konzept s. D O Z A - Utr 385/1, Nr. 86) gab Bocholtz dem H M zu bedenken, sich nicht schnell in einen Waffengang mit den nordwestlichen Reichständen einzulassen, weil dadurch auch die an die Republik grenzenden Ordensbesitzungen seiner Bailei und damit das Projekt der Rekuperation Utrechts als Ganzes gefährdet werden könnte. 262 Zu ihm vgl. Giessenburg, Wapenboek (wie Anm. 2), S. VI, Nr. 15; AK 1988/89 (wie Anm. 1), S. 48-53 und S. 86. - Schon aus dem Schreiben von Bocholtz vom 23. 9. 1664 (Orig D O Z A - Utr 385/1, Nr. 75) geht hervor, daß dieser am Vortage mit Amerongen Kontakt aufnehmen konnte; auch die bisherige Sitzrang der Bailei Utrecht nach Biesen und vor Thüringen und das Kontingent fur den Kreis (Vis für Utrecht) wurden dabei von beiden außer Streit gestellt. Die bisher geübte Praxis von Utrecht bildete keine Schwierigkeit im gegenseitigen Kontakt. In der Bailei Sachsen gebe es keine verheirateten OR. Am 20. 3. 1665 (Orig ebd. Nr.
5 8 : Die Deutschordensballei Utrecht Zeitgleich mit diesen ordensinternen Überlegungen - der Sicherung der in den Generalstaaten gelegenen Balleihäuser der Provinz A l d e n Biesen und die Rekuperation der Bailei U t r e c h t - w u r d e n nun auch auf d e m Reichstag die Beschwerden der nordwestlichen Reichsstände gegenüber den Generalstaaten behandelt. D i e beiden höheren Reichskollegien der Kurfürsten und Fürsten - hier mit d e m Hochmeister als gefürsteten Mitstand - beschlossen a m 2 3 . D e zember 1 6 6 5 2 6 3 die Beschwerden v o n Kurköln, des Deutschmeisters, v o n PfalzNeuburg und des Johannitermeisters bei den Generalstaaten mittels kaiserlicher Interposition zu betreiben. E i n e W o c h e später, a m 3 0 . D e z e m b e r 1 6 6 5 , nach den Beratungen in allen Kollegien des Reichstages, w u r d e diese Aktion der genannten beschwerten Reichsstände bei den Generalstaaten zur Reichsdiktatur zugelassen. Die h o c h - und deutschmeisterische Eingabe durch den Vertreter Dr. v o n M a y mit N e n n u n g der insgesamt 1 4 Balleihäuser Utrechts lag anbei. D e r Hochmeister hatte seine Eingabe an den Reichskonvent mit der Verpflichtung Utrechts, Vis der Reichs- und Kreislasten zu tragen, begründet; dies sei ihm aber seit Kriegsbeginn 1 6 1 8 bisher unmöglich gemacht worden. 2 6 4 Weil sich j e d o c h
76) ergänzte Bocholtz, was van Amerongen als nunmehriger Lkt mit den Generalstaaten am 16. März verabredet habe (in deutscher Fassung ebd. ad Nr. 76). Amerongen hatte in Den Haag auch den Anteil der Ballei Utrecht an der Reichsmatrikel als Auftrag des Kampfes gegen den Erbfeindt der Allgemeinen Christenheit angeführt, worin auch die Generalstaaten keine Schwierigkeiten machten. Amerongen ergänzte darin, daß sein Verwandter - derzeit zum König von Dänemark als Vertreter der Generalstaaten entsandt - sich der Ordenssache annehmen werde, wenn er von dort zurückgekehrt sei. Der als möglicher Kandidat 1664 genannte Vetter van Amerongens, der Herr von Oestrum, sei immer noch guten Muts, sich dem Gesamtorden anzuschließen. - Bocholtz hatte zur Übernahme der Landkomturswürde van Amerongens am 1. Ii. 1664 gratuliert, worauf dieser sich mit einem Handbrieflein vom 28. 2.1665 aus Utrecht bedankte und seinen Wunsch nach persönlicher Bekanntschaft und weiteren Diensten für beide Teile erkennen ließ: OrigDOZA - Utr 386/1. 263 Die Gravamina von Kurköln, vom DM, von Pfalz-Neuburg und dem Johannitermeister in Deutschland s. HHStA - MEA - RTA - Fasz. 226, Nr. 128. 264 Ebd. MEA - RTA - Fasz. 226, Nr. 131; ferner ebd. RK - RTA - Fasz. 168, fol. 936 r-1095 r, FRSitzung vom 16. 11, 18. 11. und 20.11.1665 (hier bes. fol. 939 v-941 r mit lit. a der Ordenseingabe schon vom 16. 9.), und ebd. fol. 1056 ν, fol. 1097 v-fol. 1098 r; ferner 1105 r - i i o 6 ν und fol. 1108 r-1117 ν in der Beratung der Kurfürsten und Fürsten vom 23.12. und 30.12.1665 aus der Sitzung des FR vom 11.12.1665 mit den Ordensgravamina gegen die Generalstaaten; zum Ganzen vgl. ebd. RK - BdPK 7 b (Prinzipalkommissar an Kaiser vom 18.11, vom 22. 11. und 23. 12. 1665 und ebd. Fasz. 8 a, fol. 27 r-28 r vom 10. 1. 1666): in den Berichten der Prinzipalkommission an das Reichsoberhaupt zum Reichsgutachten der Gravamina gegen Generalstaaten vom 8.1.1666, (s. ebd. in Fasz. 8a-fol. 70 r -71 r die Eingabe der hm Gesandtschaft vom 17. 1.1666. - Der RFR vom 15. 2.1666 (ebd. MEA - RTA - Fasz. 229) behandelte noch einmal die
Die Reunionsbestrebungen von 1 6 4 6 bis ins Zeitalter Napoleons : 5 9
der Kurerzkanzler Johann Philipp von Schönborn am 19. April 1666265 gegenüber Hochmeister Ampringen unter Beifügung der Reaktion Kaiser Leopolds I. an ihn vom 9. April 1666266 zur kaiserlichen Intervention zugunsten der von den Generalstaaten gravierten Reichsstände unter Beiziehung des Pfalzgrafen von Zweibrücken entschloß, die Streitigkeiten mit diesen auf friedlichem Weg beizulegen, konnte Ampringen dem Kurmainzer am 30. April 1666 die fur die Vermittlung des Reiches notwendigen Personen und Maßnahmen brieflich anheimstellen und ihm die Ordensintentionen nur bestens anempfehlen.267 Eine geplante Intervention des Reichsoberhauptes dürfte jedoch in keiner Weise erfolgt sein, weil davon die Reichs- und Ordensüberlieferung keinerlei Spuren zeigt. Auch unbeschadet dieser nicht nachweisbaren Einschaltung des Kaisers zur Beilegung der Konflikte im Nordwesten des Reiches wurde im Reichsfürstenrat vom 15. Februar 1666 nochmals diese Reaktion von Kaiser und Reich gegen die Generalstaaten besprochen, aber letztlich in diesem Jahr, genauerhin am 7./17. April, 18. Juni und 7./17.JUK, in Abwesenheit des Ordensvertreters das Projekt der Interposition nicht mehr weiter betrieben268 Im Orden wurden dessen ungeachtet die Kontakte zwischen Bocholtz und dem Hochmeister, aber auch zwischen dem Landkomtur von Biesen und dem reunionswilligen Utrechter Landkomtur Floris Borre van Amerongen nunmehr fortgesetzt. So meldete Bocholtz am 11. Mai 1666 aus Alden Biesen269, daß er noch nichts in Sachen Reunion Utrechts habe ausrichten können. Bereits am 3. Mai270 genannten Jahres hatte Ampringen Bocholtz schon über seine Initiativen einer geplanten Deputation der gravierten Stände gegen die Holländer kurz informieren können, die jedoch, wie gesagt, nicht zustande kamen. Nach dem Zeugnis der Akten in der Mergentheimer Kanzlei zur Rekuperation Utrechts
Bitte des dm Gesandten gegen die Generalstaaten. - Durch Weisungen an die Regensburger Prinzipalkommission vom 9.1. 1666 (HHStA - Weisungen an die PK vom 9.1.1666 ebd. fol. 13 r-14 r, vom 27. 1.1666 ebd. fol. 21 r-22 r, und vom 17.3.1666 ebd. fol. 53 r-57 v) hatte der Kaiser seinen Regensburger Prinzipalkommissar bereits über seine Intentionen in den Auseinandersetzungen des Reiches mit den Generalstaaten informiert. 265 266 267 268
Orig s. DOZA - Utr. 384/1 mit Lit L. Kopie Kaiser an Kurmainz in ebd. Utr 384/1 mit Lit M; Kopie auch in ebd. Utr 386/1. Konzept in DOZA - Utr 384/1. HHStA - MEA - RTA - Fasz. 229, Nr. 21 (zum 15. 2), ebd. Nr. 50 (zum 7./17. 4), ebd., Nr. 70 (zum 18. 6.) und ebd. Nr. 80 (zum 17. 7).
269 Konzept Bocholtz an HM in DOZA - Utr 386/1. 270 Orig in ebd. Utr 386/1.
6 0 : Die Deutschordensballei Utrecht
wurden nun im Februar271 die insgesamt 13 Bedingungen für die reunionswillige Bailei Utrecht - allerdings noch ohne Vorinformation der Generalstaaten - erörtert. Diese 13 Bedingungen beinhalteten folgendes: 1. Die Utrechter Ordensherren sollten Ampringen als Oberen der geistlichen Korporation im Reich anerkennen, wie dies bis 16x8 ja der Fall war. 2. Nach dem Tod eines Landkomturs hätten sie dem Deutschmeister einen Nachfolger zur Bestätigung zu präsentieren, der sich danach ordensüblich mit Eid und verpflichtendem Revers einzustellen habe. 3. Wegen des Erbregales des Deutschmeisters könnte man sich ähnlich vergleichen wie mit der Bailei Biesen. Dazu machte Bocholtz folgende wichtige Korrektur: Dieser Punkt lasse sich nicht realisieren, da derzeit in Utrecht der Nachlaß des Toten an seine Frau und Kinder oder nächsten Verwandten ergehe und diese danach ein Jahr lang die Einkünfte des Landkomturs erhalten dürfen. 4. Für alle wurde der Zölibat und seine Einhaltung als Haubtstuckh deß Ordenß erachtet, der daher bleiben müsse; auch dazu gab es von Bocholtz eine wesentliche Korrektur und Überlegung: Der Zölibat sei den Reformierten zuwider und könne derzeit in der Bailei Utrecht noch nit eingestellt werden. 5. Die Ordensgüter dürfen weder vererbt noch entwendet werden. 6. Die reformirte, Unndt Augsp{urgische) Confessions religion mag bleiben, unndtsoll pro religione) weder tezt, noch kiinfftig, nichtß immutirt, noch ichtwaß widerigs ihnen zugemuthet werden. 7. Die Einkleidung eines Ordensritters soll von einem katholischen Ordenspriester ohne Nachteil der reformierten Religion - wie im Falle Hessens - in einer benachbarten Kommende vorgenommen werden. Bocholtz bemerkte zu dieser Praxis: Die Reformierten lehnen jeden priesterlichen Gottesdienst oder andere Zeremonien ab; in den vereinigten Provinzen werde Derartiges öffentlich nicht zugelassen. 8. Der Landkomtur mit seinen Ratsgebietigern möge persönlich oder vertretungsweise durch beauftragte Ordensritter die ausgeschriebenen Großkapitel besuchen. 9. Dabei hätte Utrecht wie bisher Sitz- und Stimmrecht zwischen Biesen und den folgenden Provinzen. 271 Ebd. Utr 385/1, Nr. 87-90 und ebd. Utr 386/1 (als Beilage zum Brief Ampringens an Bocholtz vom 8. 2. 1666) wurden insgesamt 13 Bedingungen aufgestellt, die für eine solche Reunion in Frage kommen müßten.
Die R e u n i o n s b e s t r e b u n g e n von 1 6 4 6 bis ins Zeitalter N a p o l e o n s : 6 1
10. Was darin mit Ausnahme der Religionsfragen einstimmig oder mehrheitlich beschlossen sei, sei zu halten und zu vollziehen. 11. Weil die Ballei Utrecht dem Deutschmeistertum inkorporiert sei und mit dem Römischen Reich die Reichs- und Kreisleistungen in der Höhe von %5 zu erbringen habe, müsse man sich darüber in den Leistungen an den Deutschmeister demnächst vergleichen. Auch dazu machte Bocholtz folgende Korrektur: Weil die Ballei Utrecht derzeit zur Provinz gleichen Namens die Hälfte aller ihrer Einkünfte abfuhren müsse, stehe zu befürchten, daß keine Leistungen ans Reich oder sonst zustande kommen könnten. 12. Die Utrechter Ballei habe wie Biesen jährlich 150 rheinische Gulden an Kammerzins, 110 fl als Kompetenzgelder und 60 Gulden für den Ordensagenten am Kaiserhof zu erbringen; auch diese Abgaben müßten entrichtet werden. Dazu bemerkte Bocholtz mit Blick auf die in Punkt 11 genannten Abgaben, daß dazu eine Herabsetzung an Leistungen von Seiten der Ballei begehrt werden könnte. 13. Ansonsten hätten sich die Utrechter Ordensherrn gegenüber den Vereinigten Niederländischen Ständen so zu verhalten, wie es bisheriges Herkommen sei.272 Sowohl in der Mergentheimer Zentralregierung, im Briefverkehr des Hochmeisters mit Bocholtz samt seinen Ritterbrüdern als auch mit dem Utrechter Landkomtur van Amerongen und den Generalstaaten wurden vom Sommer bis in den Spätherbst 1666 umfangreiche Überlegungen und Schriftstücke erstellt, welche das im Deutschen Orden ja noch nicht geregelte Verhältnis zur seit 1648 dritten Reichskonfession der Calviner oder der Reformierten - bekanntlich erst 1680/81 in der Ballei Hessen273 trikonfessionell geregelt - festlegten.274 Dazu wurde in der Ballei Biesen eine schriftliche Präzision erstellt und an den Utrechter Staatssekretär Martin Quade275 am 19. September 1666 mitgegeben. Diese Präzisierung beinhaltete folgendes:
272 Beigabe zum Orig H M an Lkt vom 8. 2.1666, in: D O Z A - Utr 386/1, ferner ebd. Hs 34. 273 Bernhard Demel, Der ökumenische Auftrag des Deutschen Ordens aus ordensgeschichtlicher Sicht, in: Ders., Orden (wie Anm. 104), S. 57-84. 274 Umfangreiche Akten s. D O Z A - Utr 385/1, Nr. 95-112 und ebd. Utr 386/1. 275 Uber seine Funktion als Utrechter Staatssekretär und seine Bemühungen zugunsten des Reunionsprojektes vgl. Orig Ampringen an Bocholtz vom 2.1.1670 in D O Z A - Utr 386/3.
6 2 : Die Deutschordensballei Utrecht
a) Nichts werde den Utrechter Ordensherrn auferlegt, was der reformierten Religion, der Freiheit des Gewissens und gegen die Oberhoheit der Republik sei. b) Die Rechte der Utrechter Ordensherrn, ihr Sitz- und Stimmrecht auf den Großkapiteln werden vollinhaltlich ebenso anerkannt, wie sie ihrerseits die Ordens-, Reichs- und Kreisleistungen nach Möglichkeit dem Orden und seiner Spitze zu leisten hätten. c) Der Hochmeister verlangte vom Utrechter Provinzoberen und seinen Balleimitgliedern, daß sie ähnlich weitgehend zufrieden (tñn.m jn>. f* • ihn-nt fJtsu ~-4fsrnsritAfrri%' : Jt/Jtf ja I . ¿."jsiJi £. fnn* gart j h f f f t jrjr. ts ¿ jrhh ¿Jar iursrtfrfTTx ÚümunjW id fiifCtfrf»írfsht 7tiTt4S, go), Wjrsjn JhiJam Ararla non • attrito -r et jBfttn ,r> jjrpvfnjfácn*' . f**? Je. jtf-ph/rtnft: m pvmarìf". i **ifcfi*¡Jk m λ»·.·, υ fi.'η* tfí&f/U/rt/W at . . n S f j ' t t t s a
5 Bild von Hochmeister Johann Caspar von Ampringen (1664-1684), DOZA Bildsammlung, Lade 2
V I : Bildtafeln
6 Foto von P. Polykarp Obkircher OT, DOZA Abteilung Priester, Karton 34
Bildtafeln : VII
7 Bild von Hochmeister Robert Schälzky (1936-1948), D O Z A Urkundenraum
Vili : Bildtafeln
8 Aufnahme von Burg und Herrschaft Eulenberg, DOZA Urkundenraum
Die Reunionsbestrebungen von 1 6 4 6 bis ins Zeitalter Napoleons : 8 1
Ohne es ausdrücklich zu sagen oder gar nur anzudeuten, muß also festgehalten werden, daß nur über die Gelübde, nicht aber über das Augsburgische Konfessionsverständnis bei aller Toleranz und 1685 auch zugesicherter, im Grunde nicht zurückgenommener Gewissensfreiheit die Einheit des Deutschen Ordens zu wahren gewesen wäre. Nur mit dieser Auffassung der Ordensgelübde als wesentliches Fundament einer geistlichen Adelskorporation im Heiligen Römischen Reich traf sich der Deutsche Orden mit den Maltesern, aber schon nicht mehr in einer fehlenden Einheit zu den protestantischen Johannitern, wie es noch fur das letzte Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts geplant war, aber durch das Verbot des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm II. strikt untersagt wurde361. Rückblickend hat der scharfe Ausschluß verheirateter Ordensherren in der nicht mehr zum Reichsverband gehörigen niederländischen Bailei Utrecht ordensintern auf den Generalkapiteln 1700362,1736363 und 1764364 zu Mergentheim eine Rolle gespielt. Mit diesem hochmeisterlichen Reskript von 1685 blieben nur noch historische Beziehungen zu den Utrechter Ordensherren aufgrund ihrer Kleidung, dem Ordenskreuz und den anderen Ordensemblemen übrig. Weil nach diesem Entscheidungsjahr somit keine Einheit über die drei Gelübde zustande zu bringen war, ähnelt das Verhältnis des Deutschen Ordens zur separierten, unter der Oberhoheit der Republik stehenden Utrechter Bailei jenen, ebenfalls nur ins Mittelalter zurückreichenden historischen Verwurzelungen der reichsfurstlich katholischen Malteser mit den unter kurbrandenburgischem Dominât stehenden evangelischen Johannitern. Unbeschadet der strengen Ausgrenzung verheirateter Utrechter Ordensherrn vom Gesamtorden blieben die guten Kontakte infolge verwandtschaftlicher Beziehungen zwischen den Biesener und Utrechter Herren und aufgrund des im Orden andauernden Bezugs zur Bailei in der Republik bestehen.365 So
361 Demel, Ökumenischer Auftrag (wie Anm. 273), in: Den., Orden (wie Anm. 104), S. 75. 362 GK vom 12. 7. 1700 in DOZA - GK 730/7-8, § 10; Extrakt auch in ebd. Hs 34. Während dieses GK übergab der als Bevollmächtigter der Bailei Biesen fungierender Bertram Wessel Loe zu Wissen (zu ihm s. Van derEycken, Leden - wie Anm. 1, S. 91) die interessante Nachricht an den HM, im GK auch verlesen, daß aufgrund seiner Kontakte mit dem Grafen von Solms und dem Grafen von Athlone alle bisher unternommenen Reunionsversucher von Utrechter Seite wegen mehrfacher Kriegs expeditionibus ... verhindert worden seien. 363 DOZA - GK 735/6-7, Extrakt in Hs 34. 364 Orig DOZA - GK 741/3 und 6; Extrakt s. ebd. Hs 34! 365 So gab es z. B. von 1690 bis zum Tod 1709 in der Bailei Biesen den Lkt Heinrich von Wassenaer und in der Bailei Utrecht den OR, späteren Kt, ab 1707 Balleikoadjutor Willem van Wassenaer (zu ihm vgl. Giessenburg, Wapenboek, wie Anm. 2, S. IX. Nr. 46). Unter dem Biesener
8 2 : Die Deutschordensballei Utrecht
hatte wenige Jahre nach der Verfügung seines hochmeisterlichen Bruders Hoch- und Deutschmeister Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg am n . Februar 1697366 seiner Regierung zu Mergentheim die Überlegung zugesandt, bei den Friedensverhandlungen zu Rijswijk (1697) die Reunion mit Utrecht einfließen zu lassen. Der Mechelner Komtur Karl Gottfried Freiherr von Loe zu Wissen, der ja fur die Rijswijker Friedensverhandlungen 1697 als Ordensvertreter legitimiert worden war,367 fand in seiner Instruktion die Überlegung vor, daß auch die Restitution der Bailei Utrecht berücksichtigt werden solle. Diese Verfügung des Hochmeisters fand dann Eingang in die Beratungspunkte des Großkapitels im Jahre 1700. Der Biesener Landkomtur Hendrik van Wassenaer tot Warmont (1690-1709) nahm erst im Jahre 1702 den großkapitularischen Auftrag von 1700 wahr, mit dem damaligen Utrechter Provinzoberen, dem Grafen von Athlone, Kontakte wegen wichtiger Dokumente aus dem Utrechter Balleiarchiv aufzunehmen. Weil sich aber damals die Utrechter Archivalien nicht am genannten Ort befanden, konnte er nur auf seine Biesener Unterlagen zurückgreifen, wie er während des Spanischen Erbfolgekrieges am 18. August 1702 der Mergentheimer Regierung mitteilen mußte368. Aus der Zeit der 90jährigen Funkstille 1685 bis 1775 ist nur noch festzuhalten, daß der bei den Friedensverhandlungen von Utrecht und Baden 1713/14 tätige hoch- und deutschmeisterische Rat und spätere Ordenskanzler Johann Friedrich Veringen (1728-1748)369 den Aufenthalt am Konferenzort dazu benützte, die personelle Zusammensetzung der Bailei Utrecht im Jahre 1711 in Erfah-
Wassenaer gab es Kontakte mit d e m gleichzeitigen Utrechter Lkt Godart Baron van Reede, Graf von Athlone, Lkt von 1697-1703: vgl. zu ihm Giessenburg, Wapenboek (wie A n m . 2), S. IX, Nr. 37-Die Kontakte von 1697 s. D O Z A - Utr 386/5. Schon mit Schreiben v o m 13. 1.1693 (Orig D O Z A - Utr 385/1, Nr. 335) hatte während des pfälzischen Erbfolgekrieges Balleistatthalter Wassenaer aufgrund seiner nachbarschaftlichen Kenntnis der Utrechter Vorgänge nur fur die Zeit des Grafen von Solms und des Grafen von Athlone Chancen entdeckt, die Sache der Reunion weiter zu betreiben; er nahm dies auch z u m Anlaß, bei H M Ludwig A n t o n u m die dafür wichtige Bestätigung fur ihn als Lkt anzusuchen. 366 Extrakt aus Breslau v o m 11. 2.1697 vgl. D O Z A - Utr 384/1. 367 H H S t A - M E A - FA - Fasz. 77, fol. 25 r-26 ν; die Vollmacht für ihn an das kurmainzische Reichsdirektorium wurde am 12. 8.1687 übergeben, s. ebd. fol. 27 r-fol. 28 v. - Z u m reichsgeschichtlichen Hintergrund s. Demel, Krone (wie A n m . 196), S. 160 f.; H e i n z Duchhardt in Verbindung mit Matthias Schnettger und Martin Vogt (Hgg), Der Friede v o n Rijswijk 1697. (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz. Abteilung Universalgeschichte, Beiheft 47), Mainz 1998. Zu Lkt van L o e zu Wissen vgl. Meese (wie A n m . 15), S. 64-76. 368 Orig Wassenaer an Regierung, am 31. 8. in Mergentheim präsentiert s. D O Z A - Utr 384/1. 369 Zu ihm Demel, Krone (wie A n m . 196), S. 167-169, hier bes. S. 168 mit A n m . 479.
Die R e u r i i o n s b e s t r e b u n g e n von 1 6 4 6 bis ins Zeitalter Napoleons : 8 3
rang zu bringen. Er übermittelte die Namen des Landkomturs Frederick Borre van Amerongen und der Komture Willem van Wassenaer (zu Dieren), Willem van Lintelo zu Maesland, Evert Jan Benjamin van Goltsteyn zu Tiel, Christiaan Diderik van Renesse zu Rhenen, Antonin Adolph van Haersolte, Johan Pelgrum Schimmelpenninck van der Oje zu Schoten, Godart Adriaan van Reede zu Doesburg.370 Er teilte an das Mergentheimer Ordensarchiv mit, daß ab 1707 Lukas Willem van Broekhuysen und Gijsberg van Weideren Jungherren waren. Als Rentmeister und Sekretär fungierte seit 1700 Mr. Nicolaas van Bronckhorst. Aus den hier erstmals geprüften Akten der Biesener und Mergentheimer Ordensüberlieferung wegen der Reunionsbemühungen um Utrecht läßt sich nicht mit Klarheit entnehmen, warum erst elf Jahre, nachdem sich schon das Generalkapitel 1764 zu Mergentheim mit der separierten Bailei Utrecht befaßt hatte, Hochmeister Karl Alexander von Lothringen371 mit Datum 14. März 1775372 veranlaßt wurde, bei dem Biesener Landkomtur Caspar Anton Karl Philipp von der Heyden, genannt Belderbusch (1766-1784)373, die Wiederaufnahme der stornierten Reunionsbemühungen zu veranlassen. Mit Datum 20. März 1775 meldete Belderbusch erstmals dem Hochmeister, daß er in der Balleiregistratur eine Ubersicht erstellen lasse, welche die bisherigen Bemühungen um die Utrechter Reunion beinhalte; er bat um Geduld, weil dazu weitere umfangreiche Archivrecherchen notwendig seien, die erst am 20. Mai an den Hochmeister abgingen374. Auch im Mergentheimer Zentralarchiv wurde ein umfassend belegtes Elaborat zur Geschichte der Reunion mit Utrecht vom dortigen Archivar Franz Paul Anton Handel mit Datum 20. April erstellt375, das über diese Provinz 370 Zu den genannten Ordensherren s. Giessenburg, Wapenboek (wie Anm. 2), S. IXf. 371 Bernhard Demel, Karl Alexander von Lothringen, in: Arnold, Hochmeister (wie Anm. 17), S. 254-260. 372 Orig s. D O Z A - Utr 386/6; Reinschrift auch in ebd. Hs 34. Konzept in ebd. Cap 801/1, Nr. 2; die Regierung antwortete darauf am 24.4.1775 (Orig ebd. Cap 801/1, Nr. 3). 373 Zu ihm vgl. Van derEycken, Leden (wie Anm. 1), S. 29; Hermann Hinsen, Kaspar Anton von Belderbusch und der Einbruch der Aufklärung in Kurköln. Kurkölnische Innenpolitik von 1761-1784. Diss. phil. masch. Bonn 1952; ferner Max Braubach, Der Minister Belderbusch, in: Ders., Kurkölnische Miniaturen, Münster/Westf., 1954, S. 235-275; Klaus Oldenhage, Kurfürst Erzherzog Maximilian Franz als Hoch- und Deutschmeister (1780-1801). (QuStDO 34), Bad Godesberg 1969, hier bes. S. 84 mit Anm. 297. 374 Konzept DOZA - Utr 386/6 und Reinschrift in ebd. Hs 34; femer in ebd. GKP 1775 April 5 Nr. 6.
375 Handschriftliches Konzept des Archivars Handel ebd. Utr 385/1, fol. 1 r-6ov; Reinschrift auch in ebd. Cap 801/1, Nr. 4 mit fol. ir-88v; zugehörige historische Unterlagen von 1619 bis 1764 in ebd. Cap 801/1, Nr. 5.
8 4 : Die Deutschordensballei Utrecht
Utrecht Auskunft gibt und damit auch dem Reskript des Hochmeisters vom 14. März 1775376 an die Regierung entsprach. Der aus Mergentheim von der Regierung mit Begleitschreiben vom 24. April erstellte Archivarsbericht lag, am 14. Mai 1775377 nach Brüssel gesandt, dem Hochmeister am 30. Mai 1775 im engsten Kabinett zur Entscheidung vor378. Der zweite, von Belderbusch angekündigte Bericht samt Übersicht zur Geschichte der Bailei Utrecht seit 1665 wurde am 20. Mai 1775 dem Hochmeister zugesandt.379 Um sich in der Sache der Reunion genauer zu informieren, verlangte der Hochmeister mit Schreiben vom 18. Juli aus Brüssel - damit die Überlegungen älterer Großkapitel aufgreifend380 -, bei der fürstlichen Johanniterregierung zu Heitersheim anzufragen, wie sich derzeit das Verhältnis zwischen dem gefursteten Großpriorat der Malteser in Deutschland zum Herrenmeistertum zu Sonnenburg gestalte. Die Anfrage der vom Hochmeister in Heitersheim einzuholenden Auskunft war am 24. Juli 1775 erstellt und am 26. Juli dorthin postalisch abgesandt worden.381 Aus Heitersheim kam mit Datum 19. August 1775 folgende Auskunft: Von einem Nexus des Herrenmeistertums zu Sonnenburg zum Großpriorat in Heitersheim war nichts bekannt. Auch daß ein jeweiliger Johanniterorden in den Marken Sachsen, Pommern und Wendland vom gefursteten Johannitermeister vermög alter Verträgen und großmeisterlichen Concessionen von des Herren GroßPriom und Obristmeistern in Deutschen Landen Hochfiirstl. Gnaden die Confirmation seiner beschehenen Wahl ansuchen, und dargegen auch sich verbündlich machen muß, von denen Commenden seines Herrn Meisterthums alljährlichen gewiese responsions-Geldern an die Ordens- Cammer zuhanden des General Receptoris in Ober- und Nieder Teutschland zu zahlen habe, sei nichts bekannt. Zwischen Herrenmeistertum und dem gefursteten Großpriorat der Malteser wird einjedwedres ohne den Rinfiuß 376 Orig ebd. Utr 385/1; Konzept auch ebd. C a p 801/1, Nr. 1. 377 Konzept in D O Z A - Utr 385/1, Nr. 351. - Der Bericht aus d e m Mergentheimer Ordensarchiv v o m 20.4.1775 s. ebd. Nr. 339. 378 Ebd. G K P 1 7 7 5 M a i 30 Nr. 1. 379 Orig s. D O Z A - C a p 801/1, Nr. 47; ferner ebd. Utr 386/6. und ebd. G K P 1775 Juni 6 Nr. 7. 380 Orig in ebd. Utr 385/1, Nr. 352; ferner ebd. C a p 801/1, Nr. 57. Reaktion der O r e g s. ebd. G K P 1775 September 26, Nr. 6. Der H M meldete a m 18. 7, daß von Utrecht an ihn Reunionssignale gelangt seien und er damit seinen Minister a m Brüsseler Hof, den elsässischen Lkt Beat C o n rad Philipp Friedrich Reuttner von Weyl - zu ihm vgl. Oldenhage (wie A n m . 373, S. 72 mit Anm. 191) - beauftragt habe, mit d e m Grafen von Weideren aus der Republik die Reunion in ihren Möglichkeiten näher festzulegen. Unterlagen, die Reuttner benützte s. in D O Z A - Utr 386/ 6. - Z u J o h a n n Walraad Graf van Weideren, Lkt von 1806-1807, v s'· Güssenburg, Wapenboek (wie A n m . 2), S. XIV, Nr. 90 und A K 1988/89 (wie A n m . 2), S. 54. 381 Konzept D O Z A - Utr 385/1, Nr. 355.
Die R e u n i o n s b e s t r e b u n g e n von 1 6 4 6 bis ins Zeitalter N a p o l e o n s : 8 5
des andern verwaltet382. Aufgrund dieses Fundes ist eindeutig festgestellt, daß zwischen den Maltesern in der Spitze ihres gefursteten Großpriors undJohannitermeisters in Deutschland mit Sitz Heitersheim keinerlei ordensrechtliche Beziehungen und gegenseitige Verpflichtungen zu Sonnenburg bestanden. Es besteht daher aufgrund dieser Äußerung keine Veranlassung, die Johanniter in Sonnenburg in ihrem Verhältnis zu den reichsfurstlichen Maltesern mit dem Deutschen Orden und seinen protestantischen Ritterbrüdern in Sachsen, Thüringen und Hessen ebenso zu vergleichen wie mit der Bailei Utrecht dieses Ordens in ihren Reunionsbestrebungen seit dem 17. Jahrhundert. Der in dieser Angelegenheit von Mergentheim genau informierte Hochmeister Karl Alexander hatte daraufhin mit Schreiben vom 29. Februar 1776383 der Regierung die Mitteilung gemacht, daß der elsässische Landkomtur und sein enger Berater in seiner Geheimen Konferenz, Beat Conrad Philipp Friedrich Freiherr Reuttner von Weyl, von ihm den Auftrag erhalte, Präliminarpunkte der Union mit der Bailei Utrecht mit dem Grafen von Weideren nun zu besprechen. In Mergentheim waren dazu am 4. März 1776 durch den Geheimen Referendar Georg Joseph von Breuning384 elf Punkte ausgearbeitet und an den Hochmeister mit gleichem Datum übersandt worden, der aufgrund dieses Gutachtens in der Sitzung vom 20. März 1776 in Brüssel die nötigen weiteren Maßnahmen ergreifen ließ385: In Breunings erarbeitetem Schreiben an den Hochmeister vom genannten Datum gab die Regierung zu bedenken, auf eventuelle Einwürfe von seiten
382 Orig ebd. 385/1, Nr. 353. Zu diesem hochinteressanten, bisher in der Forschung völlig vernachlässigten Rechtsverhältnis der protestantischen Johanniter zu Sonnenburg unter kurbrandenburgischem Dominât und dem 1548 gefursteten Großpriorat zu Heitersheim vgl. neuestens Diethelm Lätze, Ein hochinteressanter archivalischer Fund, in: Ders., Der Johanniterorden in Baden -Württemberg. 109 (Juni 2004), S. 16-18. - Zum Hintergrund vgl. Johannes Schellakowsky, The Bailiwick of Brandenburg and the Prussian Monarchy 1701-1810, in: Nicholson (wie Anm. 115), S. 381-389; 383 D O Z A - Cap 801/1, Nr. 62 mit Originalunterschrift des H M ; das Orig in ebd. Utr 385/1, Nr. 356 ist datierbar nach der Zweitausfertigung mit Unterschrift des H M in ebd. Cap 801/1, Nr. 62. 384 Zum Gutachten Breunings s. D O Z A - Utr 383/2, fol. 356 r-359 r. Zu ihm vgl. D O Z A - Beamte Karton 591 und Oldenhage (wie Anm. 373), S. 189 mit Anm. 63; Martella Gutierrez-Den-
hoff, Neue Mosaiksteine
im Bild der Familie von Breuning. Ein Beitrag zum geistig-sozialen Umfeld des heranwachsenden Beethoven in Bonn, in: Ulrich Konrad (Hg.) in Verbindung mit Jürgen Heidrich und Hans Joachim Marx, Musikalische Quellen. FS fiir Martin Staehelin zum 65. Geburtstag, Göttingen 2002, S. 345-361, hier bes. S. 348f. 385 D O Z A - G K P 1 7 7 6 März 20, Nr. 3. Ein Promemoria mit genaueren Erläuterungen s. in D O Z A - Cap 801/1, Nr. 69.
8 6 : Die Deutschordensballei Utrecht
der Ballei Utrecht gut gerüstet zu sein. Sie schlug als erstes vor, daß im Falle des Zustandekommens der Reunion der Hochmeister einen Konfirmationsbrief an den Utrechter Landkomtur erteilen möge, den dieser mit einem Revers zu beantworten habe. Uber die Leistungen der Ballei an die Generalordenskasse müßte bezüglich des gewissen Quantums der Utrechter Gesamtleistungen an die reichische Adelskorporation noch mehr verhandelt werden, da in der Zeit der Zugehörigkeit Utrechts zum Gesamtorden diese Kasse ja noch nicht bestanden habe. Besonders müsse der Orden aber darauf achten, daß mit den dortigen Ritterbrüdern, da diese ja ihrer Republik verpflichtet seien, bei weiteren Erörterungen klug und flexibel vorgegangen werden solle.386 1788 - in einer Zeit da gleichzeitig der fürstliche Vertreter des Johannitermeisters Freiherr von Zillersberg über den hoch- und deutschmeisterischen Gesandten Max Joseph Freiherr von Karg zu Bebenburg die Frage der gemeinsamen Restitution der Ordensgüter beider Reichsstände in den Generalstaaten beim Regensburger Reichskonvent zur Debatte stellte - übersandte der Hochund Deutschmeisterische Hofrat und Altenbiesener Balleisyndikus Konrad Joseph Bachem der Ordenskanzlei die vom Grafen von Weideren im Frühjahr übermittelten und von diesem an Bachem mit Reaktion versehenen Äußerungen, ohne daß die Reunion laut Quellenbefund überhaupt in Angriff genommen wurde.387 Ein letzter Versuch nach der Kriegserklärung des revolutionären Frankreich an den englischen König und gleichzeitig an den Statthalter Wilhelm V. vom ι. Februar 1793, der dann Kampfhandlungen zwischen den Franzosen und den Österreichern folgten, auch nach der Errichtung der Batavischen Republik 1795/96,388 fanden unter Einschaltung Bachems und dessen Vorschlägen389 vom 386 Origebd. Cap 801/1, Nr. 63; zum Inhalt s. ferner ebd. GKP 1776 März 20, Nr.3. 387 Über die Aktivitäten auf dem RT 1788 s. D O Z A - Cap 801/1 Nr. 70-72; letztes ein Pro Memoria, in welchem die 15 Kommenden des Heitersheimer Fürstpriors in den Generalstaaten genauer aufgelistet sind. Aus dieser Eingabe an den Reichskonvent ergibt sich, daß die Malteser in den Generalstaaten in Utrecht und in Middelburg Kommenden ebenso besaßen wie der Deutsche Orden in beiden Orten. - Zur Person Bachems vgl. D O Z A - Hs 34. Auch zwischen Breuning und Bachem gab es zu dem geplanten Reunionsgeschäft eine gegenseitige Korrespondenz: Unterlagen in D O Z A - Hs 34. - Zur Person dieses RT-Gesandten von Zillersberg s. Oertel (wie Anm. 317), lt. Register. 388 Dazu Lademacher (wie Anm. 2), S. 209-216. Die Schäden des Einfalls der französischen Revolutionsheere in den Generalstaaten hatten jedoch keine Verluste für die Ballei Utrecht gebracht, wie aus dem Bericht eines Sohnes eines O R aus dieser Ballei im Januar 1801 hervorgeht: vgl. Oldenhage (wie Anm. 373), S. 377. 389 Unterlagen s. D O Z A - Utr 386/6 und ebd. Hs 34.
Die R e u n i o n s b e s t r e b u n g e n von 1 6 4 6 bis ins Zeitalter Napoleons : 8 7
Jahre 1803 Verhandlungen statt. Dafür hatte der Ordenskanzler Jakob Joseph von Kleudgen (1797-1809)390 ein umfangreiches Gutachten mit Datum 31. Oktober 1803 in Wien erstellt391. In diese ordensinternen Erwägungen von 1803 war auch der Finanzminister der Batavischen Republik und spätere Utrechter Landkomtur Godart Willem Baron de Vos van Steenwijk (1824-1830)392 eingeschaltet, der über Bachem an das Ordensarchiv seine genaueren Äußerungen wegen einer Reunion übermitteln ließ393. In diese nur geplanten Reunionsbemühungen - sie laufen bis 1805 weiter - war auch der Geheime Rat Franz Jakob von Breuning394 eingeschaltet395. Bachem führte deshalb am 28. Februar 1803 dann in Den Haag mit dem Baron van Steenwijk weitere Gespräche.396 Der vom Balleisyndikus gleichzeitig am 28. Februar 1803 informierte Hoch- und Deutschmeister Karl Ludwig (1801-1804) begrüßte die Möglichkeit der sich eröffnenden Union mit den Utrechter Ordensherren und sagte seinerseits zu, daß er dazu Stellung nehmen werde, wenn er mit den Großkapitularen darüber gesprochen habe397. Dieses Schreiben des Hochmeisters nahm Bachem zum Anlaß, den Freiherrn van Steenwijk zu informieren, damit dieser die Utrechter Balleimitglieder ebenfalls konsultiere398. Aufgrund dieser Kontakte Bachems zum Finanzminister der Batavischen Republik war auf Befehl des Hochmeisters
390 Zu ihm vgl. DOZA - Merg 2820/6, fol. 60; ferner Oldenhage (wie Anm. 373), laut dem Register. 391 Orig s. DOZA - Utr 3 8 3 / 2 , fol. 3 9 2 r - 4 3 6 v. Reinschrift auch in ebd. Cap 8 0 1 / 1 , Nr. 8 2 ζ D. - In diesem Gutachten wird nach kurzer Reflexion auf die 14 Kommenden der Bailei Utrecht im 1 3 . und 1 4 . Jahrhundert und ausfuhrlich auf die Entwicklung von 1 6 1 8 / 1 9 eingegangen. Ausdrücklich erwähnt der Ordenskanzler, daß in einer möglichen Reunion die Religion, die Gewissensfreiheit der calvinistischen Ordensherren, ihre Anerkennung der Landeshoheit der Generalstaaten und das Verhältnis zum Hoch-Deutschmeister genau zu berücksichtigen seien: dazu vgl. bes. fol. 3 9 9 V - 4 0 0 r. 392 Zu ihm vgl. Giessenburg, Wapenboek (wie Anm. 2), S. XVI, Nr. i n . 393 Abschrift DOZA - Utr 3 8 6 / 6 . 394 Zu ihm Oldenhage (wie Anm. 373), S. 189 mit Anm. 66; Gutierrez-Denhoff /wie Anm. 384), S· 349-
395 Akten s. DOZA - Hs 34. 396 Vgl. Orig Bachem an HDM Karl Ludwig von Osterreich auch mit Rücksicht auf die vorangegangenen Besprechungen des 18. Jahrhunderts s. mit der Beifügung der wichtigsten Propositionspunkte DOZA - Cap 801/1, Nr. 74 (Brief) und Nr. 75 (mit den 14 Propositionspunkten). - Zur Person dieses HM vgl. Christian Sapper, Karl Ludwig von Osterreich, in: Arnold, Hochmeister (wie Anm. 1 7 ) , S. 2 6 9 - 2 7 4 . 397 Konzept HM an Bachem vom 6 . 4 . 1 8 0 3 in DOZA - Cap 8 0 1 / 1 Nr. 7 6 . 398 Bachem an HM vom 2 4 . 5 . 1 8 0 3 und die Reaktion van Steenwijks an Bachem vom 2 1 . 5 . 1 8 0 3 s. im Extrakt DOZA - Cap 801/1, Nr. 78.
8 8 : Die Deutschordensballei Utrecht
vom 23. November 1803399 das Gutachten des Ordenskanzlers Kleudgen - oben bereits erwähnt - erstellt worden. Aber vor dem Ende des Ordens als Reichsund noch mehrfacher Kreisstand (in Franken, Schwaben und Kurrhein) mit Ende des Jahres 1805 durch den Preßburger Frieden kamen keine weiteren erfolgreichen Reunionsbemühungen mehr zustande. Schließlich war ja durch die Maßnahme dieses Friedens der Orden seiner Reichsunmittelbarkeit entkleidet und danach in den Rheinbundstaaten 1809 durch Napoleon gänzlich aufgehoben worden.400 Als Folge davon hatte der Karl Ludwig nachfolgende Hochmeister Anton Viktor (1804-1835) in Reaktion auf Bachems Schreiben an ihn mit den von Batavischen Staatsrat van Steenwijk erhaltenen Reunionsbedingungen keine Reaktion mehr zeigen können401. Ein letztes Mal bemühte sich Bachem mit Brief vom 13. Dezember 1813 an den ehemaligen Biesener Landkomtur Willem Lothar Maria von Kerpen (1807-1809)402 aus Neuwied403 unter Rückgriff auf seine Bemühungen von 1802-1805 ~ auch jene bezüglich der Herrschaft Gemert - um die Möglichkeiten einer Rekuperation unter dem Prinzen von Oranien, der damals an der Spitze der Regierung in Holland stand; dieser bezog dessen regierenden Staatsminister, den Freiherrn von Gagern, mit ein, der dem Orden in Wien wohl dienlich sein könne. Nach einem weiteren Kontakt zwischen Kerpen und Bachem 1814404 wandte sich der Landkomtur Kerpen am 25. Oktober 1815405 als Landkommenihür der einvermeldten Balley Niederlande an den neuen König der Niederlande, um die Vereinigung der unter van Steenwijk seit 1802 beinahe zu Ende gediehenen und nur durch die Zeitumstände unterbrochenen Verhandlungen wieder aufzunehmen. Er erinnerte dabei auch an den Vertrag vom 14. Juni 1662, wodurch die Generalstaaten die Biesener Kommende Ge-
399 Reinschrift in D O Z A - Hs 34. 400 Dazu vgl. Friedrich Täubl, D e r D e u t s c h e Orden im Zeitalter Napoleons. ( Q u S t D O 4), Bonn 1966, S. 101-177. 401 D O Z A - G K P 1806 März 7, Nr. 185. Das diesbezügliche Schreiben B a c h e m s v o m 5. 8. s. D O Z A - Utr 383/2, fol. 440 r-441 r mit Reaktion des Batavischen Staatsrates v o m 23. 7.1805 s. ebd. fol. 444 r und v. - Zu diesem Nachfolger Karl Ludwigs vgl. Bernhard Demel, A n t o n Viktor von Osterreich, in: Arnold, Hochmeister (wie A n m . 17), S. 274-278. 402 Z u ihm Van derEycken, Leden (wie A n m . 1), S. 84 und S. 165. 403 Reinschrift D O Z A - Utr 386/6; ferner ebd. Hs 34. 404 Akten s. D O Z A - H s 34. B a c h e m an Kerpen v o m 31. 1. 1814, worin der Balleisyndikus die Frage aufwirft, o b die neue Konstitution Hollands den Adel n o c h beibehalten werde. 405 Eingabe Kerpens aufgrund von hier auch anliegenden Zeitungsmeldungen w e g e n angeblicher Rückstellung der gesamten Bailei Utrecht in: D O Z A - Utr 386/6 und ebd. H s 34.
Kritische abschließende Bemerkungen : 8 9
mert dem Gesamtorden ja zurückgestellt hatten. Es ist dies das letzte Zeugnis der Reunionsverhandlungen, das im Wiener Ordensarchiv dokumentiert werden kann.
Kritische abschließende Bemerkungen Unbeschadet der hier im Uberblick dargestellten ordensinternen Reunionsbemühungen hatte Napoleon mit Dekret vom 27. Februar 1 8 1 1 aus Paris die ritterliche Deutschordensballei in den Niederlanden aufgehoben. Aber schon 1813 wurde dem dortigen Landkomtur Volkier Rudolph Bentinck van Schoonheeten (1807-1820) zugesichert406, daß mit der offiziellen Wiedereinsetzung in alle noch vorhandenen Balleigüter durch das Haus Oranien und den niederländischen Staatsrat zu rechnen sei. Mit der Proklamation des Königreiches der Vereinigten Niederlande (Belgien und die Niederlande) auf dem Wiener Kongreß vom 16. März 1815 407 war die Grundlage geschaffen worden, diese Restitution des separaten niederländischen Deutschen Ritterordens unverzüglich in die Wege zu leiten. Das geschah mit dem Wiederzulassungsdekret der alten Bailei Utrecht vom 8. August 1815.408 Dadurch wurde freilich auch das bislang durch die Reunionsbemühungen seit 1619 und danach bestehende Band gegenseitiger Kontaktnahme mit dem Gesamtorden völlig zerschnitten. Weitere Unionsbemühungen kamen seither nicht mehr zustande. Frägt man sich abschließend nach der Frucht der Einsicht in die Quellen des 16. bis 19. Jahrhunderts, genauerhin zwischen 1525/26 und 1815, dann ist eines der wichtigsten Erkenntnisse, daß die Beschäftigung mit der Bailei Utrecht ein unverzichtbarer Bestandteil der umfassenden Geschichte des Deutschen Ordens zu sein hat. Folgende Aspekte gilt es darüber hinaus festzuhalten: 1. Mit der vorliegenden Spezialstudie ist aufgrund bislang in Utrecht unberücksichtigter Quellen aus den Wiener Reichsarchivalien und des dortigen Ordensarchivs eine Lücke in der Ordensgeschichte geschlossen und ein weißer Fleck in der Kenntnis der Ordensvergangenheit verschwunden.
406 AK Nürnberg 1990 (wie Anm. 294), III. 12.8 (S. 2¡6{.) und ebd. IV. 2.1. (S. 277). - Zur Person dieses Lkts vgl. Giessenburg, Wapenboek (wie Anm. 2), S. XV, Nr. 104. 407 Lademacher (wie Anm. 2), S. 223. 408 AK Nürnberg 1990 (wie Anm. 294), Nr. IV. 2/1 (S. 277).
9 0 : Die Deutschordensballei Utrecht
2. Der Orden zeigte auch in diesen Rekuperationsbemühungen um die von ihm gewaltsam getrennte Bailei Utrecht in der Republik intensive Anstrengungen, die ähnlich lange andauerten, wie jene um Preußen und Livland. In der Phase nach dem Westfälischen Frieden mit der Anerkennung der Calvinisten beziehungsweise der Reformierten als dritter Reichskonfession wurde vom Orden nicht nur mit Blick auf die bald trikonfessionelle in der Bailei Hessen unter dem alle reichsrechtlichen Möglichkeiten ausschöpfenden Entgegenkommen des Hoch- und Deutschmeisters Johann Caspar von Ampringen den Utrechter Ritterherrn eine Hand gereicht, die das Vereinigungsprojekt eigentlich hätte erfolgreich abschließen können. Denn der Orden kam durch die Gewährung nur »ehelicher Keuschheit« (castitas connubialis) der calvinistischen Ablehnung des Zölibats aufs äußerste entgegen und wahrte mit der Bestandssicherung nur über die drei Substantialvoten nicht mehr, aber auch nicht weniger damit die seit dem 16. Jahrhundert verlorengegangene Glaubensüberzeugung die Einheit mit den Lutheranern und Calvinisten auf der Basis der Reichsabschiede, zumal jener von 1555 und 1648. In einer Phase der von seiten der Balleigesandten signalisierten Reunionsbereitschaft, vor allem unter Landkomtur van Amerongen, also in einer Zeit der mächtiger werdenden Republik409, die »de facto eine Monarchie« war, bis 1747 aber »ein Wahlreich«410 blieb, war unter den jeweiligen Oraniern als »Protektoren des Glaubens«411 und Schutzherren der calvinistischen Offentlichkeitskirche412 als sogenannte »Vader des Vaderlands«413 mit großen Schwierigkeiten in der Anerkennung der Bailei als Teil eines reichischen Ritterordens von vorneherein zu rechnen. Ob im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts, also in einer Zeit, da die reformierte Geistlichkeit als Propagandisten Oraniens414 fungierten und die »Statthalterkönige«415 die calvinistische Offentlichkeitskirche vertraten, genug Druck auf die stets ablehnende Utrechter Provinz- und die Generalstände ausgeübt wurde, bleibt in den hier geprüften Quellen offen und in der projektierten Sache schließlich sicher ineffektiv.
409 Mörie, Stadtholder (wie Anm. 114), S. 336Í 410 Ebd. S. 43. 411 Ebd. S. 389. 412 413 414 415
Ebd. S. 357t! und S. 382. Ebd. S. 323-435. Ebd. S. 388-402. Ebd. S. 409-438.
Kritische abschließende Bemerkungen : 91
Im Gefolge der mit Hessen/Kassel 1680/81 erfolgreich noch unter Ampringen geführten Integrationsbemühungen von Calvinisten - gültig auch für das lutherische hessische Hessen-Darmstadt - in die trikonfessionelle Ordensstruktur ergaben sich, wie oben dargestellt, seit Herbst 1685 wieder restriktive Unionsbedingungen. Fortan konnte die eheliche Keuschheit als Konzession für die Utrechter Ordensherrn allein nicht mehr anerkannt werden, denn damit wäre ein Sprengstoff zwischen den Utrechter und den davon unterschiedenen hessischen Ritterherren in die neue Gesamtstruktur de Ordens eingebaut worden, deren Gefahren nur erahnt werden können. Hochmeister Ludwig Anton hat dieses Gefahrenmoment einer zweifachen Verhandlung mit Calvinisten im Gesamtorden gesehen und in sein Reskript dezidiert aufnehmen lassen. Mit dieser restriktiven Praxis ab 1685 wurde aber die Konzessionsbereitschaft Ampringens von 1667 wieder hinfallig und die damals bestehende Unionsbereitschaft von Seiten der Utrechter zunichte gemacht. Nur so läßt sich, wie oben ja belegt, aus der Rückschau verstehen, daß die Reunionsbemühungen nach 1685 auch daran scheitern mußten. Die seither vorhandenen Ritteraspiranten Utrechts hätten sich ebenso wie die Hessen nur noch auf Ehelosigkeit von vornherein verpflichten müssen - eine Bedingung, welche der Reunion so gut wie unüberwindliche Hindernisse in den Weg legte, wie deutlich gezeigt werden konnte. Aus der großen Ordensausstellung in Nürnberg 1990 und der intensiven Beschäftigung der Utrechter Ordensherren mit ihrer ins 13. Jahrhundert zurückreichenden Besitzgründung und -erweiterung geht hervor, daß sie ihre Geschichte bis heute ebenso pflegen wie die ordensgemäße Hospitalität eines mediatisierten ritterlichen Ordens416. Als ein deutliches Zeichen des Respekts vor einer ins Hochmittelalter zurückreichenden gemeinsamen Vergangenheit - ähnlich wie bei den Maltesern und den Johannitern - und damit als Brücke zum heutigen Deutschen Orden kann damit ihre daran anknüpfende Ordenstracht, konkret das schwarze Kreuz auf weißem Mantel, gelten417.
416 Nach der Erläuterung im AK Nürnberg 1990 (wie Anm. 294) V. 3. 16 (S. 337) stifteten sie aufgrund ihres 1000 ha bewirtschafteten Landes mit 19 Höfen 1963 das Protestantische Zentrum fur Gesundheitsfürsorge in Sittard, das sogenannte Balleihaus, das dem Oranisch-Grünen Kreuz der Provinz Niederländisch Limburg übergeben wurde. 417 Vgl. die Abbildung des Lkt in ebd. Nr. IV. 2. 4. (S. 277f.) und das mit dem heutigen Deutschordensbrüdern gleiche Ordenskreuz, wie es der AK 1988/89 (wie Anm. 2) auf der farbigen Titelseite deutlich zeigt.
Katholische Jugendbewegung im mährischschiesischen Grenzraum zwischen den beiden Weltkriegen - eine Spurensuche
Zweifelsohne gehört die Jugendbewegung1 im allgemeinen und in ihren politischen und religiösen Formen im besonderen zu jenen Ereignissen, die in ihren Anfangen noch ins endende 19. Jahrhundert zurückreichten. Vor und nach 1913 bilden sich im mitteleuropäischen Raum grenzüberschreitend verschiedenste Veränderungen unter den jungen Menschen, zumal im mittleren Europa mit Ausstrahlungen in ihre Grenzregionen, welche schon vielfach erforscht sind, aber auch noch mancher Ergänzungen bedürfen. In der vorliegenden Studie wird anhand bislang unbenützter Quellen und mit Blick auf eine ständig wachsende Spezialliteratur der Grenzraum zwischen dem Kronland OsterreichischSchlesien2 und dem seit 17423 nördlich angrenzenden Preußisch-Schlesien thematisiert. Sicher sind noch nicht alle Quellen bekannt und auch gar nicht unter diesem Aspekt geordnet. Als Beweis fiir diese Charakterisierung mag gelten, daß meine Anfragen im Zemsky Archiv zu Troppau4 und im Institut fur Kirchengeschichte von Böhmen - Mähren - Schlesien zu Königstein im Taunus5 im Mai 2004 mangels Unterlagen negativ beantwortet wurden. Aufgrund meiner bisherigen Funde in den zitierten Archiven dürfte in Troppau und Königstein doch noch mehr zu finden sein. Die Beschäftigung mit diesem, seit dem 13. Jahrhundert durch Ruf König Ottokars II.6 und seines Kanzlers Bruno von Schauenburg/Schaumburg (12451
Im folgenden Beitrag w e r d e n mit Rücksicht auf die umfangreichen Literaturhinweise im A n hang sofort Kurztitel der genannten A u t o r e n mit den angegebenen Seitenzahlen verwendet, u m den kritischen A p p a r a t zu entlasten. Literatur zur Jugendbewegung s. D e r G r o ß e Herder; Jedin/Repgen in: H B K G VII, S. 338f.; weiterfuhrende Literatur von Ohrthausen, Henrich, Nasarskt, Jugendbewegung; Den., Wandervogel; Keil, Schule; Den., Jugendbewegung; Jovy, Hastenteufe/; Dunja, Esch ; Fiedler.
2
Patzelt, Irgang; Otruba\ Liitkens.
3
Demel, Schlesien.
4
S. die Reaktion aus Troppau v o m 21. 1. 2003 (Orig im D O Z A - Korrespondenz Nr. 49/2003,
5
Telephonische Auskunft v o n Prof. Dr. Rudolf Grulich aus Königstein v o m Mai 2004.
erhalten am 24.1. 2003). 6 Hoensch, der freilich (vgl. S. 75) die päpstliche Approbation v o m 15.4.1204 des schnell erlangten Ordensbesitzes in Prag und Troppau (Orig der U r k u n d e im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden, Druck s. Schlesisches Urkundenbuch I. Band, 1. Lieferung, Nr. 92, S. 63) nicht kennt
9 4 : Katholische Jugendbewegung im mährisch-schlesischen Grenzraum
1281)7, an deutsche Siedler führte zur kulturellen Erschließung des Landes vor und hinter dem Altvater, das bis zur Vertreibung nach 1945 überwiegend von deutschsprachiger Bevölkerung besiedelt blieb. Die in den letzten vier Jahrzehnten intensiv betriebene Erforschung des Deutschen Ordens im europäischen Kontext führte zumal bei der Erarbeitung der klerikalen Hochmeister seit 1923 zur Entdeckung wichtiger Aktivitäten in Sachen kirchlicher Jugendbewegung im nordmährisch-schlesischen Grenzraum. Aus der Literatur zu den Jugendbewegungen sind für diese Studie daher die einschlägigen Forschungen von Augustin Kurt Huber O Praem.8, Hans Schmid-Egger und Ernst Nittnet9 zu Staffelstein und zumal von Daniel Langhaus10 wegweisend geworden. Diese vier genannten Autoren sind zusammen mit der wichtigen Person von Hans Schütz, zumal in seiner instruktiven Publikation »Unser Ziel und unser Weg« - der Wortlaut seines Vortrages auf dem dritten Verbandstag des Textilarbeiterverbandes in Freiwaldau11- und weiteren zeitgeschichtlichen Referaten von großer Wichtigkeit geworden12. Um nun schnell zum Ziel dieser Studie vorzustoßen, ist auf den Sinn der Jugendbewegung13, zumal nach dem Treffen auf dem Hohen Meißner141913 kurz einzugehen. Jugendbewegung wird hier verstanden als jene an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zuerst im »Wandervogel«15, dann im 1909 in benachbarten preußischen Ort Neisse gegründeten »Quickborn«16 und schließlich
und daher falsch datierte Anfänge des Ordens in den böhmischen Ländern vertritt. Ob freilich die von Tom Graber verfaßte Miszelle, Eine verunechtete Urkunde Papst InnocenzIII. für den Deutschen Orden in Prag - in: M I Ö G 109 (2001), S. 423f. - ihre Berechtigung hat, muß die folgende, nachgehende Forschung erst noch erweisen. 7 Zu ihm s.Jan Bistricky, in: Gatz, Bistümer S. 507-509; ferner die bei Hoensch im Register zu diesem Olmützer Bischof ausgewiesenen Seiten. 8 Huber, Jugendbünde; Den., Deutsche Jugendbewegung. 9 Schmid-Egger/Nittner, Staffelstein. 10 Langhans, Reichsbund. 11 Ein gedrucktes Exemplar im D O Z A . 12 Ohlbaum u. a., Schütz. 13 Nasarski, Jugendbewegung; vgl. ferner den von einem unbekannten Autor verfaßten Artikel Jugendpflege und Jugendbewegung, in: Jugendpflege. Katholische Monatsschrift zur Pflege der schulentlassenen Jugend Nr. 1 (Januar 1920) 7. Jg. S. 1-5. 14 Steimer, Städte; vgl. ferner J. Hoffmann, Die Jugendbewegung, in: Jugendpflege. Nr. 1 (Januar 1922), 9.Jg., S. 1-12; Jovy, S. 5, 23,39,42, 58, 87, 133; Keil Schule S. 347-362. 15 Nasarski, Wandervogel, S. 36-43. 16 Binkowski, Jugend, hier bes. S. 55-57; Jovy, S. 1-5,30,120 und 169; ferner Hastenteufelll, S. 259^ S. 300 und S. 415-438.
Katholische Jugendbewegung im mährisch-schlesischen Grenzraum : 9 5
nach Ende des Weltkrieges im 1920 begründeten »Staffelstein«17, gegründete Protestbewegung gegen einen Zeitgeist, der in seiner Verkrampfung den jungen Menschen nicht zu ihrem Recht auf ein eigenes, jugendgemäßes Leben kommen ließ. Der Protest richtete sich gegen den Zwang verlogener Gesellschaftsformen, gegen eine Erziehergeneration, die den berechtigten Wünschen der erwachten Jungend fremd gegenüberstand, und gegen jene Formen der Schulbildung, die in den Schülern nur unfertige Erwachsene sahen und folgerichtig den neuen Jugendwünschen vielfach zuwiderliefen. Mit Nachdruck verweist Jovy18 darauf daß die deutsche Jugendbewegung »eine Bewegung bürgerlicher Jugend« war, die sich den Vorstellungen des damaligen Bürgertums vielfach, aber auch nicht mehr reibungslos einfügen wollte. Ein zentrales Anliegen der Jugendbewegung vor der Gründung der Hitleijugend19 am 3. und 4. Juli 1926 zu Weimar20 war es, daß sie nicht wie diese einen Totalitätsanspruch an die von der Jugendbewegung erfaßten jungen Menschen stellte und sich gerade darin wesentlich von allen anderen Formen der religiös, politisch, auch romantisch geprägten Formen der Jugendbewegung abhob.21 Der Sinn dieser Spezialstudie ist es, einerseits den allgemeinen Ausformungen der im 20. Jahrhundert unter vielfaltigen Formen aufbrechenden und sich auch in gewissen Zielsetzungen unterscheidenden Arten der Jugendbewegung im nordmährisch-schlesischen Raum nachzugehen oder sie erstmals überhaupt darzustellen, andererseits aber auch jene Einzelheiten herauszuarbeiten, die es hier, besonders ausgebildet und gepflegt, gegeben hat. Die begleitenden Urelemente der Jugendbewegung, das Wandern, das Spiel, die Begegnung, das im Altvater-Raum sich schnell ausbreitende Skilaufen, findet sich in den geprüften Quellen und Literaturangaben ebenso wie das Freisein von unnötigen alten Zöpfen, schulischen Zwängen und dem Sinn für das vom jungen Menschen gesuchte Echte. Hinzu kam die vom Wandervogel entdeckte musische Bewegung in der Gemeinschaft und der überschaubaren Jugendgruppe, zu welcher sich der junge Mensch hingezogen fühlte, um sich hier als guter Kamerad beim Entdecken der Heimat durch Aktionen, wie ζ. B. bei der Erntehilfe beim Bau-
17 Schmid-Egger/Nittner, Staffelstein 18 Jorvy, S. X , 5,36,132. 19 Taege, Hitler-Jugend, S. 14; Axmann\ Shuk; Klönne-, Jürgens-, Kracik-, Stefan Krolle, Musisch-kulturelle Etappen der deutschen Jugendbewegung von 1919-1964. (Geschichte der Jugend 26), Münster 2004, S. 245. 20 Taege, S. 14; Piper, S. 234. 21 Jovy, S. 132; HastenteufelI und II; Rosenbusch.
9 6 : Katholische Jugendbewegung im mährisch-schlesischen Grenzraum
ern zu bewähren und im Erfassen der neuen Situation als Minderheit in der CSR mit der Forderung nach sudetendeutscher Identität. Es entwickelten sich auch Spiel- und Sportfeste, Landheimaufenthalte und Winterlager neben einer kaum noch überschaubaren Pressearbeit mit dem Blick auf die Schüler und die jungen Menschen.22 Weil sich die mährisch-schlesischen religiösen und anderen Betreuer in der Jugendbewegung nach gemachten Funden immer wieder im Altreich und zumal in der emotional noch nicht getrennten Ersten Osterreichischen Republik orientierten, hatte die Entwicklung in Osterreich auch in ihren Publikationen im mährisch-schlesischen Raum intensive Leser. Um hier nur ein Beispiel zu erwähnen: Wichtig war der Aufsatz von Michael Pfliegler, dem Reichsbundessekretär des christlich-deutschen Studentenbundes »Jungösterreich«, mit seiner instruktiven Charakterisierung der katholischen Jugendbewegung an den Mittelschulen und dem dort zu leistenden Religionsunterricht.23 Dieser Beitrag des später bekannten Pastoraltheologen24 dient als gute Orientierungshilfe für die Mentalität der gesuchten Jugendlichen in der Phase nach dem Ende gleich zweier Kaiserreiche in Mitteleuropa. Die gleich vor oder nach Kriegsende gegründeten Jugendbünde der Quickborner und StafFelsteiner suchten eine Orientierungshilfe nach dem Zerfall der Donaumonarchie bei all den verschiedenen Publikationen, wie zum Beispiel dem »Ambrosius«, einer Monatszeitschrift für Jugendseelsorger und Leiter der christlichen Müttervereine, die erstmals bereits 1887 in Paderborn herauskam. Das Wiener Ordensarchiv hat aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg einige Nummern dieser und anderer Zeitschriften, wie zum Beispiel der »Jungmädchenwelt«, deren erste Ausgabe im März 1921 erschien und die nach der Diözesanverbandssitzung in Olmütz vom 16. Januar 1921 25 dem Deutschordenspriester Willibald Helfert26, dem Katecheten am Mädchenlyzeum in Troppau, als Herausgeber nach dessen Vorarbeiten übertragen wurde. Auch die Zeitschrift »Jugendpflege« wurde von jenen Deutschordensgeistlichen, die in der kirchlichen Seelsorge der schulentlassenen Jugendlichen standen, mit ihren kritischen Gedanken zur Jugendbewegung gelesen und angewendet. Noch vor Kriegsbeginn 1914 gab es - in diesem Gebiet nach der Gründung der Ersten Prager Wandervogelgruppe 1909 und der Geburt des österreichi-
22 Keil, Schule, S. 343-347. 23 Pfliegler, Jugendbewegung. 24 Zu ihm s. Ekkard Sauser, in: BBKL XXI, S. 1168-1170. 25 Langhans, S. 45. 26 Akten zur Person s. DOZA - Prie 19 und Heyderer, S. 86.
Katholische Jugendbewegung im mährisch-schlesischen Grenzraum : 9 7
sehen Wandervogels am Ostermontag 1911 in Prag, dem Anstoß des freideutschen Jugendtages auf dem Hohen Meißner in Hessen im Oktober 1913 27 - zu Ostern 1914 bereits die erste Begegnung von Freudenthaler Jungen mit den schon bestehenden Ortsgruppen des Wandervogels zu Olmütz und Troppau. Eine Gruppe von Olmützern kam nach Freudenthal und überraschte die Freudenthaler jungen Interessenten mit Gesang und Klampfenspiel. Gemeinsam zogen sie auf den Köhlerberg, wo Wolfgang Klose, der Bruder von Hugo Klose, der diese Begegnung mit den Olmützern und Troppauern vermittelte, ganz im Sinne der Jugendbewegung die engere Heimat in ihrer geologischen Entwicklung näherhin erläuterte. Dieses erste Zusammentreffen von Wandervögeln aus den beiden wichtigsten Städten Mährens und Schlesiens führte schließlich ein Jahr später, zu Ostern 1915, zur Gründung des Freudenthaler Wandervogels28. 1916 folgte bereits die Gründung einer Mädelortsgruppe. Der erste Treffpunkt (»Nest«) dieser jungen Menschen befand sich in einem, dem Deutschen Orden gehörigen Haus am Freudenthaler Kirchenplatz; den Raum hatte den jungen Menschen der deutschmeisterische Forstmeister Adolf Riedel29 besorgt. Als nach Kriegsende 1919 oder 1920 durch den Orden dieser Anbau des Jugendtreffs abgerissen werden mußte, konnte schnell ein zweites Nest30 gefunden werden, wo sich die Mädchen wöchentlich einmal zusammenfanden. Der Ort wurde rasch auch für die Jungen bei den Nestabenden zu einem beliebten Treff wo über gute Bücher, Künstlermappen, Reigentänze und Spiele nachgedacht bzw. letztere auch praktiziert wurden. Ein erstes Landheim wurde dann in der Springermühle in Klein-Mohrau errichtet, wo die Jugendlichen ihren eigenen Interessen nachgehen konnten. Der Freudenthaler Religionslehrer P. Heribert Kluger OT 31 blieb mit ihnen in Kontakt. In den Quellen aus Klosterneuburg ist eigens vermerkt, daß sie sich vom sonntäglichen Schulgottesdienst bei ihm entschuldigen mußten, wenn sich Jungen wie Mädchen zum Gottesdienst nicht in der Ortspfarrei mit dem Gesang der deutschen Messe von Franz Schubert einfanden. Auch der tschechische Ortspfarrer von Klein-Mohrau war für die 27 MSHM, Mappe Wandervogel, S. 2f. mit Personallisten und weiteren einschlägigen historischen Reminiszenzen; Krolle (wie Anm. 19), S. 7 0 , 1 4 2 , 3 2 3 - 3 2 6 (zum Weiterwirken im Jahre 1963). 28 Ebd. S. 5. 29 Zu ihm vgl. kurzen Hinweis in: Rangliste und Personalstatus des Deutschen Ritterordensfiir das Jahr 1Ç14, Wien 1914, S. 79. 30 MHSM, Mappe Wandervogel, S. 7-9. 31 Ebd. S. gf. Zur Person vgl. mit weiterführender Literatur Bernhard Demel, Pater Heribert (Eduard) Kluger, in: Helmut Moll (Hg.), Zeugen für Christus. Das deutsche Matyrologium des 20. Jahrhunderts in 2 Bänden, hier Band II (Paderborn 220oo), S. 739^
9 8 : Katholische Jugendbewegung im mährisch-schlesischen Grenzraum
Bestrebungen dieser jungen Menschen aufgeschlossen32. Bald wurden neben diesem ersten Mohrauer Landheim ein zweites in Karlsdorf - wohl nach 1918 - notwendig, das auch anderen Gruppen außer dem Freudenthaler Wandervogel als Begegnungszentrum und Treffpunkt wichtige Dienste leistete.33 Uber das seit Kriegsende sich entfaltende Vereinsleben im zweiten Landheim gibt es ebenso Berichte wie über den Skisport am Altvater und weiteren Aktivitäten in der freien Natur. In der hier erfaßten Region mit ihren Formen zeitgemäßer Jugendbewegung war infolge der hohen Kirchenfrömmigkeit der überwiegend deutschen Bevölkerung eine enge Zusammenarbeit mit dem zuständigen mährischen Metropoliten und Erzbischof Dr. Leopold Precan34, besonders in der Person seines deutschen Weihbischofs Dr. Josef Schinzel35 und des durch hervorragende Referatstätigkeit auffallenden Residentialdomherrn Dr. Josef Kraft,36 stete Praxis ohne ersichtliche Konfliktsituation. Neben dem beachtlichen Engagement der drei damaligen Hochmeister Dr. theol. h. c. Norbert Klein (1923-1933)37, Paul Heider (1933-1936)38 und Robert Schälzky (1936-1948)39 wirkten zeitgenössische Deutschordenspriester, wie ζ. Β. P. Hubert Hanke40, der 1920 vom Hochmeister Eugen41 fìir die CSR als neuer Oberer bevollmächtigt wurde, der noch 1937 auf der Eulenburg referierende Generalrat P. Heribert Kluger und der durch seine Tätigkeit in Troppau, zumal bei den Ordensschwestern engagierte P. Ildefons Pauler42 in Schulen und bei der Pfarrarbeit. Ergänzend zu diesen führend engagierten Ordensklerikern kamen fähige Ordenspriester aus Böhmen wie ζ. B. der
32 M H S , M a p p e Wandervogel, S. 10. 33 Ebd. S. 10-13. 34 Zur Person s. Handbuch Olmütz, S. 9. 35 Z u ihm Personaldaten ebd. mit d e m späteren Vermerk, daß er a m 28. 7.1944 verstorben sei. 36 Z u ihm (10.3.1877, ab 14.12.1933 Olmützer Residential-Domherr) ebd. S. 13; vgl. ferner Heinrich Schubert, Eine Jugendfreundschaft, in: Ohlbaum, Schütz, S. 28. 37 Gerhard Hanusch, Norbert Klein, in: Arnold, S. 298-306. 38 Hanusch, Paul Heider, in: ebd. S. 308-315. 39 Z A O V R N R 14, K a r t o n 4 u n d ebd. V R N R 16, Karton 9 ( = Schälzkys eigene wichtigen L e b e n s d a t e n und Funktionen; Hanusch, Robert Schälzky, in: Arnold, S. 315-325; Balling II, S. 409 - beide Autoren mit falschem T o d e s d a t u m 28., statt richtig 26.1. 1948); Bernhard Demel, Robert Schälzky, in: O B L X, S. 26; Valasek, S. i68f. (mit falschem Todesdatum). 40 Z u ihm vgl. Heyderet, S. 83. 41 Z u ihm vgl. Bernhard Demel, E u g e n von Osterreich, in: Arnold, S. 290-296, neuestens dazu (in deutscher und tschechischer Ausgabe): Demel, Erzherzog Eugen von Habsburg-Lothringen, in: Rae, S. 13-22. 42 Z u ihm vgl. Gerhard Hanusch, Ildefons Pauler, in: Arnold, S. 334-340; Valasek, S. 141.
K a t h o l i s c h e J u g e n d b e w e g u n g im m ä h r i s c h - s c h l e s i s c h e n G r e n z r a u m : 9 9
aus Westfalen stammende, bis 1930 umfangreich tätige P. Edilbert Teigmann OFM Cap.43 Ihm folgte bis 1933 vertretungsweise der Olmützer Kanoniker Dr. Josef Kraft; und erst 1933 übernahm der Guardian P. Anastas Peer OFM44, Franziskaner aus Haindorf im Isergebirge, für die Folgezeit das Amt des Bundespräses. Wichtig für die gesamte Jugendarbeit waren auch der Prager Augustinereremit P. Dr. Paulus Sladek OSA 45 und P. Alfons Mitnacht46 vom selben Orden ebenso wie die umstrittene Figur des Prager Professors Dr. Eduard Winter47. Für die Pressearbeit und die auf Publikumswunsch nachgedruckten Publikationen waren wichtige Laien, wie z. B. Bundesobmann Eduard Schlusche48 (bis 1929) und sein Amtsnachfolger seit 1929, der spätere Deutschordensfamiliare Richard Hackenberg49 als Sekretär im Reichsbund in diese Arbeit miteinbezogen. Hier muß vermerkt werden, daß mit den drei Orten Freudenthal, Troppau und dem zugehörigen Bistumssitz Olmütz - die beiden ersten Orte waren inkorporierte Pfarreien und Dekanatssitze mit weiteren Patronatspfarreien des Deutschen Ordens in der Umgebung, schon seit 1621 bzw. 1634 bei Troppau nach der landesherrlich kaiserlichen Wiederzusprache und den städtischen Eingriffen seit 1540 - jenes fur die Jahre 1918-1938/39 entscheidende Beziehungsgeflecht genannt ist, das in Absprache mit dem zuständigen Ortsbischof und den örtlichen und regionalen Vertretern der neuen Jugendbünde wichtig wurde und formbildend blieb.50 Erst mit der Okkupation des Ostsudetenlands in den ersten zehn Tagen des Oktober 193851 begannen für den Orden die Eingriffe
4 3 Vgl. z u i h m die bei Langhans i m R e g i s t e r a u s g e w i e s e n e n S e i t e n ; Schubert; in: Glassi/Pustejovsky, L e b e n , S. 661-685.
44 Huber, Jugendbünde, S. 163; Langhans (laut Register). 45 Personaldaten mit Kurzwürdigung seine Lebens (28. 2. 1908-2. 11. 2002) s. im DOZA auf der Totenparte der Augustinereremiten ZI. 571/2002). 46 Kurze Erwähnung in Bernhard Demel\ Deutscher Orden, in: Ders., Orden, S. 31g. 47 Zu ihm vgl. Bernhard Demel, Orden, die im Register ausgewiesenen Seiten; Ders., Der Deutsche Orden in Schlesien und Mähren in den Jahren 1742-1918, in: Ders., Spiegel, S. 297 und S. 350 mit der Anm. 218). 48 Vgl. die bei Langhans im Register ausgewiesenen Seiten; ferner Rudolf Grulich, Tod eines Laienapostels im KZ. Vor 60 Jahren starb Eduard Schlusche, in: Sudetendeutsches Priesterwerk, M i t t e i l u n g e n 2-2005, S. 26-28.
49 Zu ihm vgl. DOZA - Familiarenakt; Langhans mit den im Register ausgewiesenen Seiten; seine wichtige Studie zur Geschichte des Deutschen Ordens zwischen den Weltkriegen mit sozialen Bezügen s. Hackenberg, in Ghssl/Pustefovsiy, Leben (S. 341-357)· 50 Zum geschichtlichen Hintergrund seit dem 16. Jahrhundert vgl. die beiden Studien von Bernhard Demel, Deutscher Orden, in: Ders., Orden und Schlesien, in: Ders., Spiegel. 51 Zum historischen Hintergrund vgl. Demel, Deutscher Orden, in: Ders., Orden, S. 321-331.
1 0 0 : Katholische J u g e n d b e w e g u n g im mährisch-schlesischen Grenzraum
der nazistischen Gegner in die Verwaltung des Gesamtordens und die Beseitigung der ordensinternen Religionslehrer in Freudenthal (Heribert Kluger) und in Troppau (Willibald Helfert). Die Jahre 1 9 1 8 / 1 9 bis 1 9 3 8 / 3 9 Der sich mit Kriegsende rasch offenbarende nationalistische Freiheitstaumel der vom »habsburgischen Völkerkerker« befreiten Tschechen, der damit konform gehende Abfall tschechischer Katholiken zur romfreien, mit tschechischer Amtssprache agierenden, am i. Januar 1920 gegründeten »Tschechoslowakischen Kirche«52 und der den sudetendeutschen Staatsangehörigen bald vom tschechischen Minderheitenvolk im neuen Nationalstaat zwar im Friedensvertrag zugesagten, dann aber verweigerten Rechte zwangen die größtenteils deutschsprachige Mehrheit im nordmährisch-schlesischen Grenzraum, Maßnahmen zur Sicherung der bei der katholischen Kirche verbleibenden deutschen Bevölkerung zu ergreifen. Das die Sudetendeutschen diskriminierende Wort des ersten Staatspräsidenten Dr. Thomas Garrigue Masaryk53 über die Sudetendeutschen als »Immigranten und Kolonisten«54 machte der deutschen Minderheitsbevölkerung in der CSR 55 rasch klar, daß sie veranlaßt war, zur Sicherung ihrer Volksgruppenidentität fortan alles nur Mögliche auf- und auszubauen, um nicht durch die tschechische Mehrheitsbevölkerung ihre Identität aufweichen oder gar zerstören zu lassen. Während die Tschechen nach ihrem Abfall vom katholischen Glauben überwiegend konfessionslos blieben und die dortige katholische Kirche damit etwa ein Viertel ihrer Gläubigen verlor, hörten die deutschen Katholiken im neuen Nationalstaat die zweifache Drohung des neuen Staatspräsidenten Thomas Garrigue Masaryk: »Wir haben mit Wien abgerechnet, wir werden auch mit Rom abrechnen«56. Die von diesem Staatsoberhaupt beschimpften »Immigranten und Kolonisten« und somit Diskriminierten mußten ferner das geänderte antikirchliche und antideutsche Klima in der C S R berücksichtigen, weil Masaryk ferner drohte: »Die Katholiken werden nur jene Rechte haben, die sie sich erkämpfen«.57
52 HBBLIV, S. 42 f.; Schulze-Wessel (mit tschechischer Spezialliteratur); Slapnicka. 53 Zu ihm vgl. Johannes Madey, Thomas Garrigue Masaryk, in: BBKL XVI, S. iooi f.; W. Goldinger, in: ÖBLVI, S. 123^ 54 Schätz, Aktivismus, S. 91; Habel, S. 244 (allerdings hier mit »Emigranten«, statt »Immigranten«). 55 Sedlmeyer; Glaser, HBKG, hier bes. S. 29-59. 56 Demel, Deutscher Orden, in: Ders., Orden, S. 313 mit Anm. 48. 57 Ebd. mit Anm. 50.
Die Jahre 1 9 1 8 / 1 9 bis 1 9 3 8 / 3 9 : 1 0 1
Auf diese für die deutschsprachige Bevölkerung im Erzbistum Olmütz wahrgenommenen Drohungen von der Staatsspitze wurde auch die sich aus der Wandervogelbewegung entfaltende und herausentwickelnde Jugendbewegung und die im Dachverband des Reichsbunds der katholischen Jugend58 im Rahmen der katholischen Kirche beachtlich aktiv: Denn seit 1920 entwickelte sich aus dem sudetendeutschen Quickborn, der 1909 im benachbarten preußischschlesischen Neisse von Gymnasiasten gegründet und von den geistigen Urvätern Hermann Schell und Friedrich Wilhelm Foerster59 geprägt war, ein enger Kontakt mit dem im Juli 1920 gegründeten »Bund Staifelstein«60. Während die »Quickborner« Schüler und Werktätige erfaßten und die »StafFelsteiner« nur Schüler höherer Schulen61 zu ihren Mitgliedern zählten, kam es im sudetendeutschen Raum seit 1919/21 zu einer eigenartigen Umwandlung im »Bund Staffelstein«62. Denn ab dem Sommer 1922 traten die deutsch-böhmischen »Quickborn«-Gruppen in den »Bund Staffelstein« ein63. Außer diesen beiden Jugendbewegungen im »Quickborn« und »Staifelstein« entwickelten sich schnell nach Kriegsende weitere Jugendgruppen bei den Pfadfindern64, den »Fahrenden Gesellen«, der deutschen Landjugend, den »Adlern und den Falken«, der Jugend des Turnverbandes und der Jugend des Bundes der Deutschen65. Immer wichtiger wurde daher, ähnlich wie der hier zentrale »Volksbund Deutscher Katholiken für Mähren-Schlesien«66 als Dachverband aller katholischen deutschsprachigen Vereinsarbeit im nordmährisch-schlesischen Grenzraum, der Deutsche Turnverband67 in der Ersten Tschechoslowakischen Republik68. Ein grundsätzliches Anliegen der verschiedenen, religiös geprägten Jugendverbände war die Vertiefung katechetischen und liturgischen Wissens unter den jungen aufgeschlossenen Menschen und deren religiöse Weiterbildung in der zeit-
58 Langhans; das österreichische Pendant, nach dem man sich auch orientierte s. bei Schuttes, hier b e s . S . I2i£
59 Vgl. sein Buch Friedrich Wilhelm Foerster, Jugendseele, Jugendbewegung, Jugendziel, Zürich 1925.
6 0 SchmidEgger/Nittner, S . 14-18,363.
61 Ebd. S. 13. 62 Keil, Jugendbewegung, S. 347. 63 Schmid-Egger/Nittner, S. 363.
64 Schubert, Teigmann, S. 674. 65 Keil, Jugendbewegung, S. 347. 66 Dazu instruktiv, Sckälzky, Volksbund, in: Dornt, S. 67 Keil, Jugendbewegung, S. 347. 68 Dunj/r, Lüh.
241-248.
1 0 2 : Katholische Jugendbewegung im mährisch-schlesischen Grenzraum
gleich in der katholischen Kirche sich entfaltenden liturgischen Bewegung69 unter dem aus dem Sudetenland stammenden Klosterneuburger Augustinerchorherrn Pius Parsch70. Hier trafen sich die Bemühungen der Jugendlichen mit den zeitgleich aufbrechenden Erneuerungsbewegungen des gesamten Katholizismus, zumal im Pontifikat Pius XI71. Im Rahmen dieser religiösen Tätigkeiten gab es für die unter Aufsicht einsichtiger Jugendseelsorger der Jugendbewegung aufgeschlossenen Jugendlichen gewisse Fixpunkte im Laufe des Jahres, zumal am Ort ihrer gemeinschaftlichen Zusammenkünfte: So waren der 29. September, das Fest des heiligen Erzengels Michael als des Patrons der Deutschen, und der Jugendsonntag72 solche religiösen Begegnungen, die mit dem Gottesdienst begannen und ein finanzielles Opfer zur Ermöglichung der Jugendarbeit erforderten, immer auch als ein Zeichen der religiösen Dankbarkeit und des hier der Jugendbewegung geschaffenen Freiraums. Erstmals war dieser Jugendsonntag am 12. März 1916 im Olmützer Diözesanverband begangen worden; er beinhaltete vormittags den Gottesdienst mit der kirchlichen Feier und am Nachmittag eine weitere jugendgemäße Veranstaltung, die »Jugendfeier«, unter Umständen mit einem Laienspiel. P. Teigmann hatte für die Gestaltung des Jugendsonntags schon ab 1921 die Zustimmung der deutschen und tschechischen Bischöfe erhalten.73 Der Dachverband in der Erzdiözese Olmütz war der »Volksbund deutscher Katholiken fur Mähren-Schlesien«. Präses aller katholisch-deutschen Jugendvereine in diesem Bistum war der Domherr und spätere Olmützer Weihbischof Dr. Josef Schinzel (1869-1944). Ihm zur Seite stand als Stellvertreter der Deutschordenspriester Johann (Ordensname: Robert) Schälzky. Letzterem verdanken wir eine höchst instruktive Zusammenschau der zwischen den zwei Weltkriegen geleisteten Arbeit unter dem damals tätigen Mitarbeitern Dr. Alfons Jedelsky74, dem Reichsbundobmann Richard Hackenberg75 und der
69 Dazu bes. Henrich. 70 Zu ihm vgl. N. W. Höslinger, in: LThK Vm, S. i n ; Karl Mühlek, in: BBKL VI, S. 1561-1563; Huber, Jugendbewegung, in: Glassl/Pustejovsky, Jugendbewegung S. 310 f. 71 G. Schwaiger, in: LThK 8, S. 540-542; Konrad Fuchs, in: BBKL VII, S. 68of.; HBKG VII, S. 24-29, 51, 63,157, 596-600; Rhodes (wie Anm. 91), S. 1 2 - 1 6 . 72 Langhans, S. 49. 73 Ebd. 74 Zu ihm vgl. Handbuch Olmütz, S. I5f., 19, 38; die bei Langhans im Register ausgewiesenen Seiten. 75 Zu ihm die bei Langhans im Register ausgewiesenen Seiten; ferner Demel, Deutscher Orden, in: Ders., Orden, S. 314Í und S. 319^
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Sekretärin der Mädchenorganisation Grete Fuhrmann76. In diese Arbeit flöß die von der Kirchenspitze in die unter den Jugendlichen von Papst Pius XI. im Jahrzehnt nach dem Ersten Weltkrieg forcierte sogenannte Actio Catholica77 ein. Bereits seit dem Januar 1921 wurden die männlichen Mitglieder des Reichsbundes durch eine jugendeigene Zeitschrift »Jugendsturm« versorgt. Die nach Kriegsende vernachlässigten Mädchen, ebenfalls rasch von der Jugendbewegung erfaßt, reklamierten, daß auch fur sie etwas an Bildungsunterlagen im Sinne ihrer jugendlichen Bestrebungen erarbeitet werde. Daraufhin wurde schon in der Diözesanverbandssitzung in Olmütz am 16. Januar 1921 die Herausgabe eines eigenen Mädchenblattes beschlossen. Mit den Vorarbeiten dazu wurde, wie schon oben erwähnt, der Troppauer Konventspriester und Religionslehrer an der dortigen k. k. Lehrerbildungsanstalt und am Mädchenlyzeum tätige P.Josef (Ordensname: Willibald) Helfert (*i88i, +1954) betraut. Die erste Ausgabe der Jungmädchenwelt konnte schon im März genannten Jahres erfolgen. A m 20. November 1921 folgte in Olmütz die Gründung des Mädchen-Reichsbundes »St. Gertrud«, dessen erster Reichspräses dann P. Willibald Helfert78 wurde. Aus der instruktiven Darstellung Schälzkys über diesen zentralen Volksbund als Dachorganisation aller kirchlich-kulturellen Aktivitäten geht hervor, welche Referenten bei den Bildungswochen im Sommer an verschiedenen Stellen und später auf der von Hochmeister Schälzky zur Verfugung gestellten Eulenburg auftraten. Sie boten mit der Einfuhrung in die großen päpstlichen Sozialenzykliken »Rerum Novarum« (1891) und »Quadragesimo Anno« (1931) im Ostsudetenland weitere wichtige Erläuterungen. Mit diesen hoch qualifizierten Vortragenden wurden in der fur das Gebiet dafür geeigneten Sommerzeit die Gymnasiasten und Akademiker ebenso konfrontiert, wie durch Hans Schütz - auch als Referenten 79 - die christliche Gewerkschaftsbewegung ihre Fortbildungstagungen, zumal in den Monaten August/September, abhielt. Neben weiteren, von Schälzky genannten Referenten80 sol-
76 Schälzky, in: Donat, S. 246. 77 Vgl. den 1936 auf der Eulenburg gehaltenen und danach gedruckten Vortrag von Josef Kraft; Katholische Aktion und katholische Akademiker (Schriftenreihe des Reichsbundes der deutschen katholischen Jugend 2), Jägerndorf 1936 (gedrucktes Exemplar im DOZA). 78 Einzelheiten bei Langhans, S. 45. 79 Schütz, in: Ohlbaum·, Schälzky, in: Donat; S. 247; 80 Ihre Namen ebd., S. 247.
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len zwei renommierte deutsche Vortragende hier besonders erwähnt werden, welche den hohen Standard dieser jugendlichen Fortbildungsmaßnahmen deudich dokumentieren können: 1. Noch im August 1937 referierte mehrfach Prof. Dr. Konrad Algermissen81 seine 1938 zum Druck beförderte Referatsfolge mit dem Titel »Die formenden Kräfte des Christentums im Werden des Deutschen Volkes«. 2. Auch der bald über die deutschen Grenzen bekannte und anerkannte Wirtschafts-und Sozialwissenschaftler Dr. Oswald von Nell-Breuning SJ82 referierte; seine Ausführungen sind bisher freilich noch nicht aufgetaucht. 3. Aus der bisherigen Darstellung ist das besondere Engagement wichtiger Deutschordenspriester bei der Vertiefung religiösen katholischen Lebens in den aufbruchwilügen jungen Menschen beiderlei Geschlechts hervorzuheben. Indem die Ordensleitung passende Räumlichkeiten zur Verfugung stellte, wie die 1623 erworbene Eulenburg oder das Ordensgebiet vor dem Altvater, ist deutlich geworden, welche Bedeutung sie, weitere Ordenskleriker und die Laienkräfte der Aufbruchbewegung zwischen beiden Weltkriegen beimaßen und die zeitgenössische Jugend- und Erwachsenenarbeit begleiteten und förderten. Aus den bisherigen Erläuterungen zur katholischen Jugendbewegung im nordmährisch-schlesischen Grenzraum ist schon klar geworden, daß bei der Gestaltung religiösen Lebens die dem Deutschen Orden übertragenen Pfarreien und Seelsorgsstellen, neben den aufgeschlossenen drei Hochmeistern Norbert Klein (1923-1933), Paul Heider (1933-1936), und Robert Schälzky (1936-1948) und der Protektion durch die jeweiligen Olmützer Metropoliten, maßgebenden Anteil hatten. Der von der tschechischen Bodenreform seit 191983 schnell und schwer betroffene Deutsche Orden war bereit, diese kirchliche Aufbruchstimmung im neuen Nationalstaat der deutschsprachigen Minderheit trotz fehlenden staatlichen Wohlwollens zugänglich zu machen. Gleichzeitig mußte er ja die neue staatsrechtliche Position in den vier Nachfolgestaaten der Doppelmonarchie (Republik Osterreich I, Königreich Italien, SHS-Staat bis 1929, dann Königreich Jugoslawien und eben der CSR) bis 1929 regeln, um sein soziales, karitatives und den Jugendlichen zugewendetes Engagement zu sichern und 81 Zur Person vgl. Thomas Flammer, in: BBKL XXII, S. 6 - 1 7 , (hier bes. auf S. 11); Huber, Jugendbewegung, in: Glassi/Pustejarvsky, Leben, S. 310. 82 Zu ihm vgl. Bernd Kettern, in: BBKL VI, S. 589-603. 83 Bohmann, S. 61-64; Einzelheiten in: Demel, Deutscher Orden, in: Den., Orden, S. 303-312.
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auszuweiten, bevor er 1929 dem ersten Staatspräsidenten Masaryk eine beachtliche Erfolgsbilanz anläßlich seines Besuches am 16. Juni 1929 auf der ordenseigenen Burg Busau präsentieren konnte. Auch der zweite Staatspräsident Dr. Eduard Benesch, den Robert Schälzky aus seiner fünfjährigen, inzwischen gerühmten Tätigkeit84 im sozialpolitischen Ausschuß des Prager Parlaments von April 1920 bis 16. Oktober 1925 kannte, weilte am 25. August 1937 auf Einladung Schälzkys ebenfalls auf der Busau85 - ein weiteres Zeichen dafür, daß der Deutsche Orden übernational im Sinne der katholischen Kirche agierte und mit dem Wohlwollen beider Staatsoberhäupter für sein kirchlich-soziales Engagement, zumal im Bereich der Jugendbewegung, dann auch rechnen konnte. Nicht nur dem dieser Entwicklung der Jugendbewegung und dem religiösen Aufbruch der deutschsprachigen Bevölkerung im Grenzraum zu Preußisch-Schlesien nachgehenden Historiker muß auffallen, daß in einer Region Mitteleuropas, wo sicher nicht die entscheidenden politischen Weichenstellungen für die Zukunft erfolgten, in kürzester Zeit - und gleichzeitig mit dem Kampf der Sudetendeutschen um ihre Identität und Selbstbehauptung im zwar zugesagten, aber nicht eingelösten Schweizer Modell der C S R - derart vielfaltige Aktivitäten und Organisationen entstanden sind und sich rasch entfalten konnten. Die finanziellen Möglichkeiten für dieses beachtliche Spektrum jugendgemäßer Beeinflussung kamen ja nicht vom Staat und seiner nicht einmal die Hälfte der Staatsbevölkerung ausmachenden Tschechen, sondern nur aufgrund der Opferfreudigkeit der Bevölkerung in den Seelsorgsstellen, aus den Opfergaben der Kirchensammlung am erwähnten Jugendsonntag und aus den Deutschordensmitteln, die schließlich auch durch eine intensive Presse- und Werbetätigkeit86, - bisher im Zusammenhang zu wenig gewürdigt - erzielt wurden. Erstaunlich und ausdrücklich 84 Balling, Band I, S. 409; Schulz, Volkspartei, in: Ohlbaum, hier bes. S. 7gf. 85 Personaldaten von eigener Hand Schälzkys bis 1925 in Z A O VRNR Opava inv.c. 14, Karton 4; weitere Angaben s. Demel, Deutscher Orden, in: Ders., Orden, S. 307Í; Ders., in: Trapl, katolicismus, S. 123-125. - Ergebnislos versuchte HM Norbert Klein noch 1925 bei Papst Pius XI. um Dispens vom Verbot erneuter Kandidatur für die tschechische Nationalversammlung: Die Abberufung der zwei Ordenskleriker, des Strahover Prämonstratenserabtes Method Jan Zavoral (zu ihm vgl. auch D O Z A - V 5271) und des DO-Priesters, Freudenthaler Katecheten und hm Rats Robert Schälzky wurde nicht mehr vom Vatikan rückgängig gemacht: Akten s. ZAO VRNR Opava inv.c. 14, Karton 6. Zur Abberufung vgl. neuestens auch: Manfred Alexander,; Deutsche Gesandtschaftsberichte aus Prag. Innenpolitik und Minderheitenprobleme in der Ersten Tschechoslowakischen Republik. Teil II (Veröffentlichungen des Collegium Carolinum 49/II), München 2004, Nr. 150 auf S. 393f.; zur Politik Pius' XI, Priester aus den Parlamenten zu entfernen, s. Rhodes, S. 12, 123. 86 Demel, in: Trapl, katolicismus, S. i38f.
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festzuhalten bleibt, daß, wie sonst in Böhmen, die im Reichsbund zusammengeschlossene Szene der nordmährisch-schlesischen Jugendbewegung die Vereinigungsbemühungen nach 1935 nicht mitgemacht hatte. Denn schon am 13. Januar 1935 wurden die Bünde »Quickborn« und »Staffelstein« vereinigt.87 Als Folge dieses Dissenses mit den Staffelsteinern hatte der vom Deutschen Orden geförderte Reichsbund im Juli 1936 noch eine eigene Akademikerschaft mit studentischem Unterbau ins Leben gerufen, die zumal 1937 vom 23. bis 28. August 193788 auf der Eulenburg ein intensives Programm über die Bühne gehen ließ. Ja sogar in der sich verschärfenden Politik des Hitlerreiches gegenüber der CSR fand unter dem Ehrenschutz Schälzkys vom 20. bis 25. August 1938 auf der mährischen Eulenburg eine Akademikertagung des Reichsbundes statt, bei welcher neben der Vertiefung im Glaubensverständnis mit der Einfuhrung ins religiöse Lied durch Fritz Kernich und einem Referat von Hans Schütz über die Situation von Kirche und Arbeiter nachgedacht wurde. Man vergesse nicht, daß dies fast genau einen Monat vor dem Münchener Abkommen stattfand!89 Längst sind nicht alle wichtigen Formen in ihrer regionalen Ausprägung erforscht oder deren Belege aufgespürt. Für die vorliegende Studie bedeutet dies: Weil noch nicht alle Quellen entdeckt und erschlossen sind, darf ich aufgrund meiner Quellen- und Literatursuche vermuten, daß weiteres einschlägiges Material in den regionalen Archiven oder noch in den Pfarrämtern vermutet werden muß. Interessantes, wenn auch nicht erschöpfendes Material konnte ich im Mährisch-Schlesischen Heimatmuseum in Klosterneuburg/Niederösterreich einsehen und in Kopie mitnehmen, welches ein sehr plastisches Bild konkreter Jugendarbeit mit Sport und Wanderung im Sommer, mit Sportveranstaltungen im Winter zumal im Altvatergebiet, mit Fortbildungsmaßnahmen im Rahmen der regionalen christlichen Gewerkschaftsbewegung, den Weiterbildungsmaßnahmen fur die studentische Jugend und die intellektuellen Kreise aus Lehrern und Priesterschaft vermittelt. Schaut man genauer, so gab es im Rahmen der Jugendbewegungen, die auch hier, wie oben erwähnt, nur modifiziert vorhanden waren, folgende Aktivitäten: Den Wandervogel, schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts und den »Quickborn« samt den Staffelsteinern in Analogie zum Bund Neudeutschland im Altreich. Es gab immerhin Kontakte zu diesen größeren Jugendbewegungen 87 Schmid-Egger/Nïttner, S. 238, 259-267,367. 88 Demel, in: Tropi, katolicismus, S. 140Í 89 Ebd., S. 142.
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in der Weimarer Republik und nachher, wenn auch nicht komplette, so doch interessante Mitgliederverzeichnisse von Jungen- oder Mädchengruppen, die erst noch genauer zu ermitteln und auszuwerten wären. Einschlägiges Material besorgten sich die Jugendführer und die mit ihnen befaßten Kleriker über Broschüren oder Kleinschriften aus dem westlichen Nachbarland. Schon vor dem hier zu behandelnden Zeitraum zwischen 1918 und 1938 gab es verschiedene Formen der Jungen- und Mädchenbildung als Unterformen der Jugendbewegung im allgemeinen oder besonderen, die sich nicht ausschlossen oder konterkarierten; sie konnten in dieser Region nebeneinander im Dachverband des »Volksbundes Deutscher Katholiken für Mähren-Schlesien«, auch für die Böhmen und die Diözese Brünn, oder mit Rückendeckung durch die jeweiligen Bistümer und der Ordenspfarreien entstehen oder sich rasch weiterentwickeln, indem sie im Blick auf schnell wahrgenommene Fortentwicklungen im Altreich die jugendliche Aufbruchstimmung hin zur Moderne auch hier übernahmen oder weiterführten. Eigene Forschungen und entdeckte Kleinschriften zur Jugendbildung, zur Thematik beider Geschlechter, zu der von Papst Pius XI. geförderten und in Sudetenschlesien praktizierten Formen der Katholischen Aktion vermitteln ein beachtliches Niveau allgemein anerkannter pädagogischer Grundsätze und ein dichtes katechetisches Wissen zur Formung der jungen Menschen aus den Quellen katholischen Glaubens. Dieser Befund ist keineswegs zu erwarten gewesen und zeigt uns, den Nachspürenden, die Sorge der Vertreter aus der franziskanischen Ordensvielfalt, den Augustineremiten und dem Deutschen Orden, ein intensives Engagement und eine einfühlende Zustimmung zu der neuen Zeit, die 1918 heraufgeführt wurde. Von Seiten der Diözese waren wertvolle Hilfen durch die jeweiligen Ortsordinarien (Olmütz und Breslau) dem Olmützer Weihbischof Josef Schinzel und seinem Zeitgenossen, dem Olmützer Domkapitular Dr. Josef Kraft, gegeben. Der die Druckarbeiten fördernde Laie Eduard Schlusche war für die schnelle Verbreitung von Vorträgen und Ausführungen die kompetente Anlaufadresse, welche rasch wichtige Sommerreferate zum Nachlesen parat hielt. Genannt werden muß auch der diese Zeit nun erstmals mittels Oral-History darstellende Daniel Langhans, der durch seine umfangreichen Kontakte noch mit den inzwischen großen Teils verstorbenen Zeitgenossen dieser Jugendbewegung im nordmährisch-schlesischen Grenzraum erstmals eine gelungene Ubersicht bot und neben anderen Forschungen den historisch schon beachtlich gesicherten Rahmen für diese Spurensuche liefern konnte. Wer sich also wie der Verfasser dieser Studie bei der Erforschung der nordmährisch-schlesischen Wurzeln und Rückverweise zu diesem weithin unbeach-
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teten Feld katholisch geprägter Jugendarbeit begibt, muß mühsam genug noch weitere Quellen aufspüren und rasch die letzten Zeitgenossen kontaktieren, um wenigstens einige hier noch unberücksichtigte Linien dieser doch spannenden Phase der Jugendbewegung herauszuarbeiten. Dem rückschauenden Beobachter fallt auf daß in diesem mährisch-schlesischen Grenzraum unter völlig neuen politischen Verhältnissen für die überwiegend katholische und deutsche Minderheit die vom Geist der Jugendbewegung gegen Verbände und Organisationen aller Art sonst beobachtete Skepsis nicht mit Argwohn oder gar Ablehnung hier fehlte. Eher wurde hier eine Lücke in der Erziehung der Jugend auf religiösem und sozialpolitischem Gebiet gefunden und sie nach Möglichkeit geschlossen, als daß der gleichzeitige Verbandskatholizismus davon beeinträchtigt wurde.90 Völlig verlassen bleibt man, auch wegen fehlender Sprachkenntnisse, ob zwischen den beiden Weltkriegen tschechische Parallelen von Jugendbewegungen existierten, die mit der deutschsprachigen Jugendbewegung Kontakte suchten und fanden, in einer Zeit, da der erzwungene Zeitpunkt der Befreiung aus dem »habsburgischen Völkerkerker« die Mehrheit der Tschechen in der CSR in einen politischen und nationalistischen Rausch versetzte und im Unterschied zu den Deutschen und Slowaken zu gewaltigen Abfallbewegungen von der katholischen Mehrheitskirche91 führte. Auffällig ist jedoch die Tatsache, von Theo Keil auch schon kurz erwähnt, daß ab 1934 - also ein Jahr nach Hitlers Machtübernahme im Altreich - aus den Reihen der älteren Jugendbewegungen sehr positive und fruchtbare Vorschläge fur ein friedliches und partnerschaftliches Verhältnis zwischen den Tschechen und den Sudetendeutschen gemacht wurden, die zur Wiederbegegnung beider Volksgruppen hätten fuhren können.92 Man darf vermuten, daß diese, nicht nationalistische Töne pflegende, der kirchlichen Lehre auch nicht widersprechende Verhaltensweise im Ostsudetenland ihre Früchte trug, weil hier bis fast zum Münchner Abkommen im September 1938 die sommerlichen Jugendverbandstage auf der ordenseigenen Eulenburg noch durchgeführt wurden, während in Böhmen bereits im Frühjahr 1938 vor und nach der Okkupation Österreichs durch Hitler die Eigenständigkeit der religiösen
90 Joseph Cardinal
Ratzinger, Glaube und
soziale Verantwortung, in:
Den., Wendezeit
für Europa?.
Diagnosen und Prognosen zur Lage v o n Kirche und Welt, Freiburg/Breisgau '1992, S. 45-56, hier bes. S. 47. 91 HdBL, S. 17-40, hier bes. S. 27; z u m kirchenpolitischen Hintergrund in der C S R vgl. S. 12-16 und 74-79. 92 ^ « / J u g e n d b e w e g u n g , S. 349.
Rhodes,
Die Jahre 1918/19 bis 1938/39 : 109
Jugendarbeit zugunsten jener der Sudetendeutschen Partei unter Konrad Henlein93 verlorenging94. Auffällig dabei ist ferner, daß bei der Namensgebung von Unterformen dieser vielseitigen Jugendbewegung mittelalterliche Begriffe (Deutschmeister oder Ordenskapitel) oder Embleme, wie ζ. B. das dem Ordenskreuz95 nur ähnliche Kreuz des Jungdeutschen Ordens) aus der Geschichte des Deutschen Ordens seit dem Hochmittelalter verwendet wurden. Daß es dazu kommen konnte, hängt mit der damals noch wenig an den Quellen orientierten, erst nach Kriegsende 1945 im europäischen Kontext einsetzenden Deutschordensforschung zusammen. Die in der Zwischenkriegszeit nach dem Ende zweier deutscher Kaiserreiche verlorene reichische Verankerung in den von vielen Menschen bislang hochgehaltenen Idealen bedingte, daß man sich in der Zeit zwischen den Weltkriegen an der straffen Staatsfiihrung und Verwaltung des mittelalterlichen Ordens im Baltikum orientierte und Vorgänge und Strukturen wohl auch ideologisch überfrachtete, welche von der nachgehenden Forschung nur sehr eingeschränkt verifiziert werden konnten. Erst seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts begannen die wissenschaftlichen Bemühungen zur spätmittelalterlichen, frühneuzeitlichen und bis zur Gegenwart reichenden Erforschung des Deutschen Ordens. Man übernahm in der Zwischenkriegszeit - ohne beim Orden auch nur angefragt zu haben - einfach zu schnell historisch noch nicht exakt abgedeckte Begriffe wie jenen des »Deutschmeisters«, also des 1494 unter die gefürsteten Reichsprälaten aufgenommenen Deutschmeisters Andreas von Grumbach (1489-1499)96. Ein zweites Beispiel historischen Mißbrauchs der Deutschordensgeschichte und seiner Embleme, wie ζ. B. des Ordenskreuzes war, daß sich zu Pfingsten 1933 bei Paderborn die »Kreuzfahrer-Jungenschaft« mit der »Quickborn-Jungenschaft« zur »Deutschmeister-Jungenschaft« vereinigte.97 Die damals erfaßte, später sogar von der SS mißbrauchte Ordensgeschichte schlug sich auch in den zwei Publikationen von Konrad und Tony Gatz und Ernst Hering nieder und überzeichnete ein heute nicht mehr akzeptierbares Bild vom Deutschen Orden. 93 Zum Hintergrund vgl. Gebe!, hier bes. S. 100-143. 94 Demel, Deutscher Orden, in: Ders., Orden, S. 321-324. 95 Vgl. den Katalog »Hart und zart«. Die Trachtenpuppen des Jungdeutschen Ordens, Bönen/ Westfalen 2003, hier bes. die Abbildungen auf S. 26-29; Müller; S. 262-265; Ausstellungskatalog, S. 479-497 mit Beispielen; Demel, Infanterieregiment, in: Ders., Orden, hier bes. S. iiof.; Piper, hier bes. S. 294, 363, 451, 464Í, 542, 570. 96 Kleies, S. J03L, und die im Register zu ihm ausgewiesenen Seiten. 97 Hasten teufel\\, S. 415,480,482,545.
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Der bis 1938 am Wiener Ordensarchiv und nach kurzem Besuch im Königsberger Staatsarchiv tätige Ordensarchivar P. Dr. Marian Turnier O T sah sich daher veranlaßt, vor allem zwei irrige Forscher in die Schranken zu weisen: Er tat dies, indem er gegenüber dem pazifistischen Friedrich Wilhelm Foerstet mit seinem Buch »Europa und die Deutsche Frage? Eine Deutung und ein Ausblick« - erschienen 1937 in Luzern - auftrat. Er veröffentlichte eine kurze Erwiderung unter dem Titel »Deutschordensgeist - Schicksalhaft für das Deutsche Volk?« - eine Publikation, die im Verlag Eduard Schlusche in Lobnich und Freudenthal/CSR noch 1938 erscheinen konnte. Auch das schon vorhin genannte Buch von Ernst Hering, »Der Deutsche Ritterorden« fand keine große Gnade vor Turniers Kenntnis der Ordensarchivalien in Wien und Königsberg. Weil aber bereits der Zweite Weltkrieg in Gang war, konnte er die Einwände gegen Herings falsche Sicht des preußischen Ordensstaates nur in das Wiener Bibliotheksexemplar einfügen, so daß sie erst jetzt bei der Erstellung dieser Studie von mir wahrgenommen werden konnten. Was erbringt also die Beschäftigung mit dieser zwanzigjährigen Phase katholischer Jugendbewegung des Ostsudetenlandes in der Zeit der Ersten Tschechoslowakischen Republik? Die Zeitgenossen dieser sie über zwei Weltkriege und ihrer darauffolgenden Zerfallserscheinungen prägenden Erlebnisse treten inzwischen von der Bühne ab oder sind - ohne die »Blaue Blume« (als Sinnbild der Jugendbewegung) gesehen oder gefunden zu haben - am Abtreten. Wer sich diesem Phänomen nähert oder den verschiedensten Gründen, wie zum Beispiel dem Protest der jungen Generation gegen verknöcherte Formen ihrer Umgebung oder Erspüren neuer, auf Demokratie oder ähnlichen Staatsformen basierender Tendenzen nachspürt, der macht noch immer erstaunliche Erfahrungen, welche wohl wie folgt erfaßt werden können: 1. Man hat die vielfaltiger werdenden Ausformungen der Jugendbewegung mit allen ihren Möglichkeiten und Realisationen (eigenes »Nest«, Spiel, Sport, Kenntnis der Heimat und der fernen Länder, zumal durch Wandern und andere Informationsmöglichkeiten) als die Wünsche der jungen Menschen auch hier in der Region erkannt und im Rahmen der hiesigen, landschaftlich ja geeigneten Möglichkeiten durch Veranstaltungen in der Gruppe ebenso wie durch Großveranstaltungen vor oder hinter dem Altvater oder an anderen Orten in den Sommermonaten von seiten der katholischen Hierarchie und der Ortsgeistlichkeit beachtet und gefordert. Die jugendbewegten 98 Zur Person vgl. Brockhaus Enzyklopädie VI. Band, Wiesbaden
17
i9Ó8, S. 423Í;
Hoschek.
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Menschen ließ man also mit ihren berechtigten Wünschen und Sehnsüchten nicht allein und schuf somit keine neuen Konfliktfelder mit ihnen. So wurden die jungen Menschen nicht den auch konstatierten Irrwegen der Jugendbewegung durch Konfrontation und Isolation ausgesetzt und überlassen. 2. Man verband die Intentionen der Jugendbewegung, also des Zusammenlebens in der Gruppe oder mit dem anderen Geschlecht, zu jenen Formen der Gemeinsamkeit, wozu zumal Papst Pius XI. in der Katholischen Aktion und im sozialen Engagement, vor allem durch seine Enzyklika »Quadragesimo Anno« (1931), aufgerufen hatte. 3. Zur Vertiefung jugendlicher Wünsche und berechtigter Sehnsüchte wurden renommierte Referenten ins Ostsudetenland geholt. Man kann sich höchstens nur wundern, warum nicht auch der für den »Quickborn« so wichtige geistliche Führer Romano Guardini hier seinen Auftritt hatte, wobei sonst ja tüchtige Gedanken der jungen Menschen hier zu ihrer Zufriedenheit geäußert wurden. 4. Ahnliche Formen der Jugendbewegungen gab es in dieser Dichte in keiner der übrigen drei Brüderprovinzen des Deutschen Ordens, also in der Republik Österreich", im Königreich Italien100 und im SHS-Staat, ab 1929 Königreich Jugoslawien101. In beiden letztgenannten Nachfolgestaaten der 99 Vgl. erste Einzelheiten nur auf Pfarrebene vor und im österreichischen Ständestaat s. bei Heyderer, S. 10-39. 100 Welche Möglichkeiten in Südtirol in den Ordenspfarreien und in dem zu Beginn der 30er Jahre in der alten Landkommende Bozen gegründeten Juvenat Deutschhaus-Marianum gegeben waren, ist noch quellenmäßig wenig erforscht und schon gar nicht erarbeitet, um wenigstens ein erstes Fazit ziehen zu können: Zur Situation vgl. jedoch vorerst nur Daum, bes. S. 300-305. Uber die Situation in den Ordenspfarreien Sarnthein s. Kustaücher und in St. Leonhard in Passeier s. Mader. 101 Die von der bisherigen Ordensbailei Österreich nach dem Zusammenbruch der Doppelmonarchie getrennten Besitzungen in Laibach und in den bisher südsteirischen Kommenden und Pfarreien wurden am 3. Juni 1919 unter staatliche Sequester gestellt und erst nach der Zusage, eine von Wien völlig unabhängige Ordensprovinz zu werden, von diesem staatlichen Eingriff 1922 befreit: s. Mitteilungen des Deutschordens Nr. 1 (Jänner 1924), S. i4f. und ebd. Nr. 2 (Februar 1924), S. 19; am Fest der Ordenspatronin Elisabeth von Thüringen (19. 11 1924) konnte im Zentrum der Bailei, dem Laibacher Konvent, ein Provinzkapitel abgehalten werden: Mitteilungen Nr. 11/12 (November/Dezember 1924), S. 33. Fortan bis zu den Verfolgungen der Brüder unter Tito konnte das Brüder- und Schwesterninstitut des Ordens durch sorgfaltige Werbemaßnahmen unter der Jugend wenigstens genügend Pfarrseelsorger und Ordensschwestern für die karitative Tätigkeit in den verbliebenen Ordenspfarreien bis zur kroatischen Grenze Metlika/Möttling und Crnomelj/Tschernembel erhalten. Die schlechte Quellenlage erlaubt keine weiteren Aussagen.
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Doppelmonarchie freilich gab es aber andere politische Umstände und Verhinderungsgründe. Uber die Situation der Jugendarbeit im SHS-Staat, später Königreich Jugoslawien, fehlen bisher sämtliche exakten Detailforschungen. Wenn etwas in Sachen Jugendbewegung hier möglich gewesen ist, so kann das nur auf der Ebene der Pfarrei, etwa im Ministrantendienst und der damit möglichen speziellen Beeinflussung der Jugendlichen erfolgt sein. Die Situation in Italien war trotz der 1929 abgeschlossenen Lateranverträge zwischen Pius XI. und dem Königreich die Situation in Sachen Jugendbewegung durch die massiven Einflußnahmen des Mussolini-Faschismus in keiner Weise mit den relativen Freiheiten der deutschsprachigen Jugendlichen im mährisch-schlesischen Grenzraum der CSR zu vergleichen, denn in Südtirol kam es wegen der eingeschränkten Freiheit der deutschsprachigen Minderheit zu den sogenannten »Katakombenschulen« - einer Form der Identitätssicherung der jungen deutschsprachigen Menschen unter neuen faschistischen Vorzeichen102. Jüngst ist bekannt geworden, daß in der Zwischenkriegszeit durch den Deutschordenspriester, Pfarrvikar und Dekan Alfons Delucca103 im Zusammenhang mit einer sogenannten »Jungfuhrerschule« in Lana, auf pfarrlicher Ebene intensiv gefördert, die Lokale der dortigen Pfarrschule als Schlaf-, Speise-, Aufenthalts- und Schulungsräume ebenso genutzt werden konnten, wie die dortige Klosterkapelle den Jugendlichen als Gottesdienstraum diente104. Führerkurse wurden auch in der Ordenspfarrei Lana acht Wochen lang vom Sepp Nock ins Leben gerufen, im Ordenshaus von den deutschsprachigen Jugendlichen besucht und in ihre persönliche Lebensgestaltung als Erfahrungserlebnis eingebaut105. Auch in Bozen fanden in den 30er Jahren in der Deutschhauskirche gestaltete Meßfeiern im Sinne der neuen Form der Liturgie statt. Schon im Advent 1935 feierten die Jugendlichen in dieser Kirche zu Ehren des Ritterpatrons St. Georg mit den dortigen Sängerknaben und Ordensgeistlichen in ihren weißen Ordensmänteln mit dem schwarzen Kreuz den Gottesdienst in neugewonnenen liturgischen Einsichten.106 Schließlich ist durch schriftliche Zeugnisse bekannt, daß auch noch zwischen den zwei Weltkriegen jeweils am
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Porteli4/1, S. 185-190, und bes. Filigrater. Zur Person vgl. Daum, S. 289, 292,308 und 311; ferner Wieland\ S. 275Í Waldner, S. 118. Ders., S. 72. Den., S. 82.
Die Jahre 1918/19 bis 1 9 3 8 / 3 9 : 1 1 3
Sonntag in dieser Bozener Deutschhauskirche eine von den Jugendlichen mitgestaltete Gemeinschaftsmesse zelebriert wurde, die ebenso wie Feierstunden, ζ. B. im Advent, von den Jugendlichen und ihren Führungskräften gestaltet wurden107. In der Endphase des NS-Regimes kam es südlich des Brenners auch für den Deutschen Orden im Rahmen der Pfarrverwaltung zu einer Verschärfung der kirchlichen Situation. Gleich zwei Ordensgeistliche, Pater Polykarp Obkircher, der Pfarrer von Wangen am Ritten, und P. Christoph Haser, der Kurat von Pawigl oberhalb des Provinzzentrums Lana mit seinem Deutschordenspriesterkonvent, wurden in Haft genommen.108 Damit abschließend, sollte zum Ganzen noch folgendes gesagt werden: Die Jugendbewegung war ein Phänomen des zu Ende gegangenen Jahrhunderts: ein aber doch wichtiges Phänomen im deutschsprachigen Raum, der also auch die Randgebiete der Ersten Tschechoslowakischen Republik geprägt hat. Es war ein Phänomen singulären Ringens um einen eigenen jugendorientierten und kulturellen Stil innerhalb der deutschsprachigen Gesellschaft. Alle jene, die diese Zwischenkriegsphase und ihre Mitgestalter erlebten, haben Grund genug, deren Taten und ihr Bemühen um den Erhalt des Glaubens unter neuen, keineswegs günstigen Umständen zu sehen und zu würdigen. Damit bewahrten sie das Kostbarste und behielten jene Finsternis im Blick, die schließlich alles zerstörte. Andererseits wird die Freude an allem, was damals gelungen ist, weiterwirken und daran erinnern, was für heute und morgen als Anregung in die neue Zeit im zusammenwachsenden Europa von Wichtigkeit bleibt. Auch in Zukunft wird es Jungen und Mädchen geben, die sich an der Idee eines ihnen zustehenden Jugendreiches begeistern dürften und eigene Formen gemeinsamen Erlebens darin entwickeln und suchen. Der 2005 in Köln abgehaltene 20. Weltjugendtag der katholischen Kirche hat dies unter neuen gesellschaftlichen Umständen aufgezeigt.
107 Dm., S. 187. 108 Lun, S. 243-249, hier bes. S. 247; zu P. Obkircher s. D O Z A - Prie 34, ferner Daum, S. 304/., 308, 311 und S. 327, und Lun S. 383; bei ihm war bekanntlich Kanonikus Michael Gamper eine Zeitlang im Pfarrhaus versteckt worden: dazu vgl. Lun, S. 383-385. Zu P. Haser s. D O Z A - Prie 19 und Daum, S. 308 und 311. Weitere Funktionen der beiden Geistlichen ergeben sich aus den zeitgenössischen Ordenskatalogen.
1 1 4 : Katholische Jugendbewegung im mährisch-schlesischen Grenzraum
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Leben und Glauben heute - Gefahren und Möglichkeiten*
Einleitung In seinem gerafften Beitrag zum Thema »Die Europäische Union im Ubergang« hat Gottfried Leder schon im Mai 2004 drei Fragen gestellt, welche die momentane Situation im EU-Europa fast seherisch ahnten und uns auch jetzt drastisch vor Augen fuhren können: Frage 1: Haben die heutefahrenden Akteure noch eine Zielvorstellung für Europa, die wirklich Orientierung zu geben vermag und einladend zugleich ist, weiltiesich als die konsequente Fortschreibung jener großen Vision erweist, die am Anfang der europäischen Integration gestanden hat? Zum zweiten: Wer von diesen heutigen Akteuren vermittelt den Eindruck, in seinen Entscheidungen nicht nur von zielfiihrender Rationalität, sondern auch vonjenem glaubensgeleiteten Grundvertrauen geprägt zu sein, ohne das die großen Europäer des Anfangs kaum die Kraft gehabt hätten, erfolgreich die ersten Schritte zu tun ? Und schließlich ... Haben denn die Christen in Europa und ihre Kirchen noch die Kraft, beispielhaft und überzeugend auf jene Moralität hinzuwirken undfür sie einzutreten, ohne die Europa seitdem Beginn seiner Integrationsgeschichte niemals das geworden wäre, was es heute immerhin ist?1 Um nur einen der Väter der europäischen Idee zu zitieren, sei folgendes zur dritten Frage Leders zitiert: Am 21. April 1954, vier Monate vor seinem Tod, hat Alcide De Gasperi (1881-1954) vor einer Versammlung europäischer Parlamentarier in Paris über »Unser Vaterland Europa« folgendes, an die griechisch-christlich-jüdische Wurzel erinnernd, gesagt: Wenn ich mit Toynbee behaupte, daß am Ursprung dieser europäischen Kultur das Christentum steht, so will ich damit keineswegs einen ausschließenden konfessionellen Maßstab in die Wertung unserer Geschichte einbringen. Ich will vielmehr sprechen von unserem gemeinsamen
*
Referat vom 15. Juli 2005 in Wildbad Einöd/Steiermark vor der Europäischen Föderalistischen
1
Gottfried
Bewegung.
Leder,
Die Europäische Union im Übergang, in: StdZ 222. Bd. 129. Jg. Heft 5 (Mai
2004), S. 306-316, hier S. 315. - Dazu neuestens im Wiederabdruck: Joseph
Ratzinger Benedikt
XVI., Europa - Verpflichtendes Erbe fur die Christen, in: Den., Grundsatzreden aus funfjahrzehnten, hg. Florian
Schuller; Regensburg 2005, hier S. 123-137 und S. 208 (mit den Anm.).
1 2 4 : Leben und Glauben heute - Gefahren und Möglichkeiten
europäischen Erbe, vonjenergemeinsamen Moral, welche das Bild und die Verantwortlichkeit der menschlichen Person samt dem Ferment einer im Evangelium begründeten Brüderlichkeit hochhält, und mit der Grundlage des aus der Antike ererbten Rechts1 I. N e b e n diesem Trentiner haben Robert Schumann und Konrad Adenauer die Europaidee initiiert und ihr als zukunftsträchtiges Leitmotiv in ihrer politischen Wirksamkeit, wie allseits ja bekannt, L e b e n eingehaucht. Alle drei waren gläubige Christen und - wie wir heute im Rückblick sehen - , zukunftsorientierte Europäer, die aus der Glaubenswirklichkeit lebten und handelten, so daß eine Besinnung auf sie auch heute noch Gegenstand dieser speziellen Tagung sein kann, ja sein muß. S o sehr der Glaube des einzelnen und in der Gemeinschaft immer wieder seine Schwierigkeiten, Probleme, G r e n z e n und G r ö ß e haben kann und hat, so sehr ist d o c h grundsätzlich festzuhalten, daß bis zur Aufklärung und den Ideen von 1789, auch im Judentum 3 , v o n der allergrößten Mehrheit der M e n schen die Welt auf G o t t hin transparent war, oder anders ausgedrückt, daß evident ist, daß es hinter dieser Welt eine höhere, alles steuernde Intelligenz gibt und diese Welt mit allem, was sie enthält, einen Schöpfergeist spiegelt. Dieser Geist spricht selbst zu uns im Wort des Buches der Bücher und hat sich schließlich in Jesus Christus selbst entäußert und wurde w i e ein M e n s c h erfunden. Heute hat sich dieses Bild massiv geändert, j a ins Gegenteil gewendet: Alles scheint heute materiell erklärbar, man braucht, wie Laplace schon gesagt hat, die H y p o t h e s e G o t t nicht mehr. G o t t ist durch die neue Evolution gleichsam ersetzt worden. N i r g e n d w o scheint ein U b e r g a n g zu sein, an d e m man
2
Viktor Conzemius, Alcide De Gasperi - Christ, Demokrat und Europäer, in: StdZ 220 Bd. 129. Jg. Heft I i (November 2004), S. 771-782, das Zitat S. 781.
3
Thomas Brechenmacher.; Das Ende der doppelten Schutzherrschaft. Der Heilige Stuhl und die Juden am Übergang zur Moderne (1775-1870) (Päpste und Papsttum Bd. 32), Stuttgart 2004; Den., Der Vatikan und die Juden. Geschichte einer unheiligen Beziehung vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, München 2005, S. 27Í, 3 7Γ; Den., Das Ende der Schutzherrschaft. Päpste und Juden zwischen Gegenreformation und Erstem Vatikanum (1555-1870), in: Florian Schuller/Giuseppe Veltri/Hubert Wolff{Hgg.), Katholizismus und Judentum. Gemeinsamkeiten und Verwerfungen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert, Regensburg 2005, S. 162-180. - A m 9. 6. 2005 fand ein Gespräch Papst Benedikts XVI. mit der Delegation des »Internationalen Jüdischen Komitees für Interreligiöse Beratungen« im Vatikan statt. Beide Gesprächspartner legten ihre Marschroute fest: s. DT 58. Jg. Nr. 69 vom 11. 6. 2005, S. 1.
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Gott als Schöpfer und Herrn, ja sogar als Ziel der Schöpfung noch braucht - im Gegenteil ihn einzufügen erscheint wissenschaftlichen Gewißheiten entgegengesetzt und insofern sogar kaum noch wissenschaftlich vertretbar zu sein4. In diesen größeren Horizont ist die Krise der Kirche eingebettet. Sie erscheint nicht mehr als die lebendige Gemeinschaft, weil sie lange genug Christus nicht mehr verbürgt und gezeigt hat, also nicht mehr jene geistige Heimat und innere Gewißheit gab, daß ihr Glaube wahr und verpflichtend ist - also ein Glaube, auf den hin man leben und getrost sterben kann. Dieser Zerfall des Kirchenbewußtseins, der natürlich auch immer wieder mit dem ganzen Diktat der geistigen Situation von heute zusammenhängt und deren konkreter Anwendungsfall ist, ist mit ein Hauptgrund dafür, daß uns das Wort der Bibel nicht mehr mit jener Autorität wie in früheren Jahrhunderten erreicht und als verpflichtende Norm gesehen wird. Wie sehr die von den heutigen Medien kaum noch für möglich gehaltene Rückkehr des Religiösen auch mit Blick auf den Pontifikatswechsel im Frühjahr dieses Jahres konstatiert werden mußte, kann man ζ. B. im Bereich der Kunst daraus entnehmen, daß Themen wie »Die Nazarener« jüngst im Wirtschaftstempel Frankfurt am Main eine höchst interessante Ausstellung erfahren haben. Höchst interessant und lesenswert sind daher die Ausführungen (mit guten Literaturverweisen) von Christa Steinle, welche die Rückkehr des Religiösen in der Person der einzelnen Nazarener im Frankfurter Ausstellungskatalog tiefsinnig erläutert5. Nur kurzfristig konnte diese Glaubenskrise der europäischen Kirchen im Skeptizismus der Medien und offensichtlichen Säkularisierungsprozeß beim Tod Johannes Pauls II. und der Wahl seines Nachfolgers Benedikt XVI. wieder etwas in den Hintergrund gedrängt werden. Es gibt immer wieder Versuche, angesichts der gegenwärtigen Krise der christlichen Kirchen in Europa und darüber hinaus und der Verdunstung kirchlicher Bindungen und kirchlicher Praxis schnell nach Rezepten zu suchen, die auf die Kirche angewendet werden. Etwas trivial ausgedeutet, bedeutet das: die Kirchen sollten ihre Produkte nur besser verkaufen und ihr Image durch aufwendige Werbekampagnen verbessern, um so die wirklichen Bedürfnisse
4
D T Nr. 118 vom 4. 10. 2003, S. 5 - 7 , hier bes. S. 5; zur Person des interviewten Kardinals Ratzinger vgl. seine Charakterisierung von Heinz-Joachim Fischer,; Illusionsloser Wächter. Joseph Kardinal Ratzinger zum Siebzigsten, in: FAZ Nr. 85 vom 12.4. 1997 (o. S.).
5 Vgl. Christa Steinle, Die Rückkehr des Religiösen. Nazarenismus zwischen Romantik und Rationalismus, in: Religion - Macht - Kunst. »Die Nazarener«. (AK Frankfurt am Main), Köln 2005, s. 15-35·
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ihrer Kundschaft zu befriedigen. Fragt man genauer nach solchen wohlfeilen Ratschlägen, was denn die eigentlichen Produkte der Kirche seien, welches die religiösen Bedürfhisse sind, die zu befriedigen wären, und was in den Medien zu diesem Ziel zu transportieren sei, dann werden solche » Wirtschafsweisen« schnell stottern und recht vage bleiben und keine wirkliche Antwort wissen. Tatsache ist, daß nach der Systemtheorie Niklas Luhmann£ der Kirche ja ein Großteil jener Funktionen abhanden gekommen ist, den sie in der Vormoderne miterfiillte. Um dies beispielhaft nur zu konkretisieren: Die Kirche(n) waren bis zur Säkularisierung im letzten Jahrhundert zuständig fur das gesamte Eheund Familienrecht. In ihr hatten Musik und bildende Künste ein Quasimonopol; sie gründete in Ländern und Kommunen verschiedenste Schulformen, ja Universitäten. Heute aber sind diese autonomen Teilsysteme der Gesellschaft ihr entzogen und werden von diesen der Gesellschaft bereits zweckdienlich ersetzt. Das mag von den Kirchen als Belastung und Nachteil empfunden werden, aber eines bleibt diesen Repräsentanten der transzendenten Verankerung der menschlichen Existenz unverzichtbar, was keine Säkularisierung und kein Teilbereich der modernen Gesellschaft leisten kann. Nach Luhmann hat mit anderen Worten die Religion immer und bleibend unverzichtbar die Funktion der Kontingenzbewältigung. Diese Aufgabe bleibt den Kirchen als höchste Sinnstiftung in der Immanenz und Transzendenz heute erhalten. Hier haben die sinnstiftenden, über den Tod hinausweisenden religiösen Gemeinschaften in ihren Riten, Symbolen und Sakramenten ihren unverzichtbaren Standpunkt zur tiefsten Sinnfindung menschlicher Existenz in eigener Identität und ständig vorhandenem Gesellschaftsdruck zu verkünden. Für den gläubigen Christen sind Immanenz und Transzendenz in den Sakramenten - also in entscheidenden Momenten der Entwicklung, zwischen Geburt und Tod - gegeben. Der Christ, der die Eucharistie als Mahlgemeinschaft mit Christus eingeht, ist nicht nur in das Spannungsfeld von Immanenz und Transzendenz zutiefst eingebunden, sondern erfahrt hier auch als aufgeklärter Mensch des 21. Jahrhunderts die bleibende Notwendigkeit einer Gemeinschaft, die nunmehr über 2.000 Jahre hinweg die Kontinuität zum menschgewordenen Gottessohn und Sieger über Sünde und Tod in seiner Auferstehung aufweist. Dies dürften die jungen Menschen im April dieses Jahres besonders gespürt und einer neugierig und bisher nur To6 Niklas Luhmann, Die Wirtschaft der Gesellschaft, Frankfurt am Main 3 i999, S. 268. 7 Michael Rosenberger, Konvertible Kommunion. Was die Kirche von der Gesellschaft wirklich lernen kann, in: Orientierung 69. Jg. Nr. 8 vom 30.4. 2005, S. 87-89.
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tengesänge anstimmenden Mediengesellschaft so gezeigt haben, daß wir alle nicht mehr über diese Erfahrung zurückfallen dürften, wenn wir nur tief genug schauen.8 In den USA sehen wir dies wohl am deutlichsten, denn dort hält sich der Kirchenbesuch auf höchstem Niveau. Der Geistliche begrüßt die Besucher und lädt sie nach dem Gottesdienst zur Agape ein. Die sakramentale Gemeinschaft des Sonntags hilft also ein starkes Fundament täglich gelebter Communio im Alltag aufzubauen und mahnt also jene menschliche Engen, Krankheiten, ja todüberwindenden Kontingenzerfahrungen zu meistern.
II. Ein weiteres Signum heute notwendiger Lebensweisen ist zweitens die notwendige Ökumene nach dem Zerbrechen der Einheit zwischen Ost- und Westkirche im Jahre 10549 und der Belastung in der bleibenden Glaubensspaltung für die Breitenwirkung des bis dahin geeinten Christentums seit dem 16. Jahrhundert10. Mit dem Zerfall in verschiedene Konfessionen ist diese bis dahin noch gewahrte Communio - also jene Brücke, die uns Christus als Mensch und Herr der Sakramente gebaut hat - beschädigt, ja zum Teil zerstört worden. Die Brücke zwischen Immanenz und Transzendenz ist mit anderen Worten zwar die Kernkompetenz der Kirche, aber auch das missing link zwischen den konfessionellen kirchlichen Gemeinschaften, die sich aber inzwischen im Zeitalter der einswerdenden Welt als Menschen guten Willens von heute wieder einander angenähert haben. Die evangelischen Kirchentage lassen das in ihren Forderungen ja deutlich werden, die universale Papstkirche aber mahnt bis zu diesem Ziel das Fehlen der apostolischen Sukzession und des besonderen Weihesakramentes als Conditio sine qua non ein. Würde sie das nicht tun, würde auch sie der Ursprungseinheit mit Christus verloren gehen. Erst wenn dieses Hindernis zur vollen Christusverbundenheit - auch von Benedikt XVI. in seiner Amtsein-
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Ebd. S.
88.
9 Walter Kardinal Kaspar, Ökumene zwischen Ost und West. Stand und Perspektiven des Dialogs mit den orthodoxen Kirchen, in: StdZ 221. Bd. 128. Jg. Heft 3 (März 2003), S. 151-164. 10 Joseph Kardinal Ratzinger, Kirche, Ökumene und Politik. N e u e Versuche zur Ekklesiologie, Einsiedeln 1987, S. 117-141, hier bes. S. 128-134 (im Brief an Prof. M. Seckler) und Walter Kardinal Kasper, W e g e der Einheit. Perspektiven für die Ökumene, Freiburg/Basel/Wien 2005, hier bes. S. 31-42 und S. 203-226.
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fìihrung gewünschten und energisch eingemahnten Botschaft11 - angegangen wird und zum Ende der Trennungen fuhrt, ist der Weg zur Harmonie zwischen Immanenz und Transzendenz und somit zur vollen Einheit, welche Christus deutlich genug erbeten hat, geebnet. Bereits im Jahre 1986 hat Ratzinger an seine ehemaligen Tübinger Universitätskollegen zum Fortgang der Ökumene folgendes plastisch und drastisch eingemahnt:
Menschen bleiben in der Kirche auf Dauer nicht, weil sie dort Gemeindefeste oder Aktionsgrup penfinden,sondern weil sie Antworten aufdas Unveifugbare in ihrem Leben erhoffen, die nicht von Ffarrem und anderen Obrigkeiten erfunden worden sind, sondern aus größerer Au torität kommen und von den Ifarrern treuhänderisch verwaltet werden ...Wo Ifhrrer oder Bischöfe nicht mehr als Anwälte des ihnen selbst unveifügbaren Auftretens, sondern lediglich ihr eigenen Aktionen anzubieten haben, da werden sie zur »Amtskirche« und damit übelflüssig,n Die Tatsache, daß die Ökumene auf dem Weg zur Communio aller Menschen noch immer ein wichtiger Stolperstein ist, ist einerseits heute allgemein anerkannt und wird im 21. Jahrhundert zum Ort der Anstrengung auf allen Seiten. In seiner programmatischen Rede am 24. April 2005 rief der Papst auch zum Gespräch der Menschen des Ersten Testamentes, mit dem sich seine Kirche ja durch die gemeinsame Bibel und die noch verbliebenen Formen kirchlicher Liturgie, zumal im Psalmengebet, verbunden weiß, auf. Schnell hat Benedikt XVI., wie schon oben angedeutet, am 9. Juni dieses Jahres die delegierten jüdischen Gesprächspartner empfangen, die seine Initiative lobten und sich zusammenfanden im gemeinsamen Kampf gegen jede Form des Antisemitismus.13 Als zu diesem Vortrag gerufener Referent des Deutschen Ordens kann ich Ihnen in Sachen Ökumene unter den 1555 erst zwei und 1648 schließlich drei Reichskonfessionen Folgendes sagen: Mit dem Einsetzen der Glaubensspaltung im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts hat unser Orden als einziges geistliches Fürstentum mit vorrangiger Plazierung seines Generaloberen auf den Reichsversammlungen nach den Erzbischöfen und vor den Bischöfen seit 1524, zumal dem stets opponierenden Fürstbistum Bamberg, die Notwendigkeit der Ökumene schnell in sein Kalkül einbeziehen müssen. Der Prozeß verlief zwischen 1525 mit dem Verlust des
11 Vgl. seine Botschaft zur Amtseinführung, gehalten am 24. 4. 2005 in Rom, S. 1-4, hier bes. S. 4 (laut Internet-Ausdruck). 12 Ratzinger, Ökumene (wie Anm. 10), S. 129. 13 Belege, s. Anm. 3
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preußischen Ordenslandes14 und dem Ende des Augsburger Religionsfriedens15. Denn um sich nicht wie die Malteser und Johanniter bleibend zu trennen, hat nur unser Orden in Erfüllung der ihn verpflichtenden Reichstagsbeschlüsse 1 5 5 5 zu Augsburg bis 1593 mit Hilfe kaiserlicher Kommissionen unter den Kurfürsten im Vertrag zu Naumburg vom 25. Jänner 1593 1 6 in Kursachsen einen eigenen Vertrag ratifiziert, der lutherische Ritterbrüder fortan in Thüringen, Sachsen und Hessen als Vollmitglieder nach dem Reichsgesetz legitimierte. Damit war noch nicht alles erreicht, denn im Westfälischen Frieden von 1648 kamen die Calvinisten bzw. Reformierten als dritte und letzte Reichskonfession unter dem Dach der Augsburger Konfessionsverwandten hinzu. Erst damit war der Friede gesichert; der Deutsche Orden mußte für seine hessische Bailei auf Druck der regierenden Landgräfin Hedwig Sophie, der Schwester des calvinistischen Kurbrandenburgers Friedrich Wilhelm, abermals intensive Gespräche mit dem reformierten Reichsstand Hessen-Kassel führen, die schließlich 1 6 8 0 / 8 1 im Kasseler Rezeß gipfelten und bis 1809 gültig blieben17. Nur durch diese Toleranz auf beiden Seiten - die Hessen akzeptierten die Ordenseinheit
14 Dazu neuestens mit älterer Literatur Bernhart Jähnig; Verfassung, Verwaltung, Recht und Militär im Restordensstaat 1455-1525, in: Emst Opgenoorih, Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens. Teil II/1 : Von der Teilung bis zum Schwedisch-Polnischen Krieg 1466-1655. (Einzelschriften der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung 10), Lüneburg 1994, S. 23-29. 15 Axel Gotthard, Der Augsburger Religionsfrieden (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte, 148), Münster 2004; ferner neuestens die verschiedenen Beiträge von dems(elhen) in: Carl A. HoffmannlMzrkus Johanns!Anette KranzIChñstoí Trepesch/OXmer Zeidler (Hgg.), Als Frieden möglich war. 450 Jahre Augsburger Religionsfrieden. (Augsburger AK), Regensburg 2005, S. 70-83, 84-88; zur Deutschordensproblematik vgl. ebd. Franz Brendle/Anton Schindling, Der Augsburger Religionsfrieden und die Germania Sacra, S. 104-118. 16 Bernhard Demel, Der Deutsche Orden einst und jetzt. Aufsätze zu seiner mehr als 800jährigen Geschichte (hg. von Friedrich Vogel). (Europäische Hochschulschriften Reihe III. Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Bd. 848), Frankfurt am Main/Berlin/Bern/Bruxelles/New York/ Wien 1999, S. 8-84; Ders., Der Deutsche Orden im Spiegel seiner Besitzungen und Beziehungen in Europa. (Europäische Hochschulschriften Reihe ΙΠ: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Bd. 961), Frankfurt am Main/Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/AVien, 2004, S. 7-189 und S. 259-378, hier bes. S. 265-267 und S. 271-281. 17 Ders., Von der katholischen zur trikonfessionellen Ordensprovinz. Entwicklungslinien in der Personalstruktur der hessischen Deutschordensballei in den Jahren 1526-1680/81, in: Elisabeth, der Deutsche Orden und ihre Kirche. Festschrift zur 700jährigen Wiederkehr der Weihe der Elisabethkirche, Marburg 1983, hgg. im Auftrag der Philipps-Universität Marburg von Udo Arnold und Heinz Liebing. (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, gekürzt zu QuStDO, Bd. 18), Marburg 1983, S. 186-281.
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sichernde Gelübdeformel18 und der Orden Schloß die dritte Reichskonfession erstmals als Vollmitglieder in seine Struktur ein - konnte der Orden seinen Besitz sichern und bis zum Ende des Alten Reiches hinaus eine fur damals höchst interessante Ökumene im Ordensleben dokumentieren. Hier ist ausdrücklich festzuhalten, daß im seit 1680/81 trikonfessionellen reichischen Deutschen Orden der Hochmeister zum Abschluß des Kasseler Vertragswerkes ohne Rücksicht auf die päpstlichen Kurie - mit Blick auf die den Papst ja ablehnenden Protestanten - durchaus korrekt vorgegangen ist und keinerlei Vorbild in der Reichsüberlieferung dafür als Modell heranziehen konnte. Aber als im Westfälischen Frieden mit der Territorialhoheit ausgestatteter Reichsfürst konnte er in diesem Punkt allein mit seinen Ratgebern agieren, weil er mit diesem Vertrag weder gegen das Reichsoberhaupt noch gegen die Reichsverfassung verstieß. Hochmeister Ludwig Anton mußte allerdings nach dem Abschluß des Kasseler Rezesses von den reunionswilligen Utrechter Ritterherren ab 1685 die Rückkehr zur Keuschheit als zweitem unabdingbaren Gelübde mit Blick auf die hessischen Verpflichtungen verlangen. Das Entgegenkommen seines Amtsvorgängers Johann Caspar von Ampringen (1664-1684) vom Jahre 1667, von den Utrechter Adelsherren nur eine eheliche Keuschheit zu verlangen und somit das Gelübde zu modifizieren, konnte als weitestgehendes Entgegenkommen in der Reunionsphase ab 1685 dann nicht mehr verwirklicht werden, weil die Generalstaaten die Wiedervereinigung blockierten und nicht zwei verschiedene Gelübdekategorien im Orden durchgesetzt werden konnten. Eine weiterwirkende Konsequenz dieser fast 130jährigen, im Reich einzigartigen Trikonfessionalität ist auch darin zu sehen, daß der Orden von heute mit Blick auf seine Gesamtgeschichte die von der Gesamtkirche erst im Zweiten Vatikanischen Konzil erreichte Okumenehaltung längst als ein verpflichtendes Erbe betrachtet. Er bringt damit zum Ausdruck, daß ihm die Ordenseinheit und die Sicherung des verstreuten Ordensbesitzes im und außerhalb des Heiligen Römischen Reiches ein zentrales Anliegen ist und - wäre es realisiert worden - auch in den Niederlanden ökumenische Perspektiven eröffnet hätte. Die Ordensbemühungen um eine ökumenische Ordenseinheit unter katholischen,
18 Vgl. die Entscheidung des zu Heidelberg weilenden Hoch-Deutschmeisters Ludwig Anton (1684-1694) vom 19. November 1685, daß die reunionswillige Bailei Utrecht - seit 1637 auf Druck der Generalstaaten vom reichischen Gesamtorden losgerissen - im Falle der Reunion die drei substantiellen Gelübde (Armut, Keuschheit und Gehorsam) wie in der trikonfessionellen Bailei Hessen und der lutherischen Bailei Sachsen einzuhalten hätten: Reinschrift DOZA - Utrecht 386/5.
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lutherischen und calvinistischen Ordensherrn war somit sein Beitrag zu jener Ökumene, die für die Kirche und die Menschen guten Willens als Ganze in Zukunft noch intensiver notwendig wird und »um zu der Fülle zu kommen, auf die der Herr wartet«19.
III.
Was an der katholischen Kirche nicht erst seit heute auch Außenstehende fasziniert und ihnen imponiert, das ist ihre globale Dimension. Sie besitzt eine einmalige, weltumspannende Autorität, sie erfaßt in ihrer Organisation alle Kontinente und Länder und der Primat des Papstes macht heute vor keinem Veto einer Großmacht halt. Indem die Kirche diesen Zentralismus im 2. Jahrtausend ihrer Geschichte immer mehr ausbaute und dogmatisch im Ersten Vatikanischen Konzil 1870 auch zu ihrem Glaubenssatz erhob, ist sie die einzige unter den Religionsgemeinschaften oder Nationalkirchen, die fur die eine Zivilisation steht, sie ist mehr als die UNO von heute. Mit dieser alle Völker und Kontinente umfassenden Struktur ist die Römische Kirche ein schon alter »Global Player« und somit ein Modell auch schon für übermorgen, denn die Globalisierung braucht eine globale Autorität, die in der Person des jeweiligen Papstes bleibend für alle Zeiten gegeben ist. Was an dieser zukunftsträchtigen Struktur die sie kritisch beobachtende Zeitgenossen stört und ärgert, ist die Tatsache, daß in Rom ein Mann sitzt, der von Gott mit letzter Autorität Entscheidungen für die ganze Welt trifft. Nicht mehr heute, aber früher waren die Päpste die letzten, die sich seit der Französischen Revolution gegen Demokratie und Menschenrechte gestemmt und ausgesprochen haben. Diesen Fehler hat die katholische Kirche von heute erkannt und geändert - nach Meinung kritischer Zeitgenossen aber als reiner Männerbund viel zu spät. Heute wird sie für diese Werte aber in der Person ihrer personellen Spitze zum weltweit gehörten Organ der Menschen über alle konfessionellen und nationalen Grenzen und Widersprüche hinweg. Es ist nicht Aufgabe von Papst und Kirche die großen Probleme der Welt zu lösen, aber der Politikwissenschaftler Anton Pelinka meint, daß Papst und Kirche in dieser globalen Verfaßtheit zum Modell dafür werden können, um somit zu zeigen, welcher Strukturen es bedarf um die heutigen Weltprobleme einer praktikablen Lösung näher zu bringen. Ökonomie und Kapital kennen heute keine Grenzen mehr, aber die Politik zeigt, wie die 19 Zitat nach Ratzinger; Ökumene (wie Anm. 10), S. 127.
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momentane Krise der EU - speziell am Verhältnis zur ausgearbeiteten europäischen Verfassung - deutlich manifestiert, noch immer nationale Egoismen und Blockaden. Die derzeit laufende Diskussion zur Ablehnung der Verfassung hat verschiedene Gründe aufgezeigt: Einmal die Unzufriedenheit der beiden Gründernationen mit der zu schnellen Hereinnahme wirtschaftlich noch nicht gefestigter Neumitglieder. Ferner die Sorge um den konkreten Arbeitsplatz im Rahmen der wirtschaftlichen Globalisierung. Schließlich gilt es, die ungenügende, immer auch vom Papst und den europäischen Bischofskonferenzen angemahnte Verankerung der Europaidee und ihrer Verwirklichung im Gottesbezug festzuschreiben, denn ohne diese ausdrückliche Bezugnahme auf den Absoluten läßt sich ja eine ethische Verankerung nicht wirklich denken und letztlich die Moral und die Anerkennung der Menschenwürde und -rechte zutiefst verankern. Denn die allen Menschen gläubig oder religiös nicht gebundenen Menschen zugängliche Grenzerfahrung und Kontingenzbewältigung ist der letzte Anlaß für jeden denkenden und moralisch Handelnden zumindest nach einer absoluten Verankerung zu suchen und dann, gefunden, diese ethische Grundlegung im Absoluten ins eigene Handeln einzubauen. Armin Schwibach bemerkt dazu mit Blick auf die von nunmehr Papst Ratzinger notwendige Verankerung aller Ethik im göttlichen Ursprung: Wie Papst Benedikt immer wieder wiederholt, gibt es keine Freiheit; die nicht Frucht der anerkennenden Auseinandersetzung mit einem übergeordneten Prinzip des Ursprungs ist. Der Ursprung ist diefreieZustimmung zur offenbarten Wahrheit Gottes im geschenkten Glauben, der zu einem entsprechenden Handeln fiihrt. Wird diese Geschichte des Menschen auf rein materiale Umstände reduziert, so verliert sich ihr Sinn.
Derselbe Autor Schwibach faßt also mit Blick auf die Krise der abendländischen Kultur in Europa und darüber hinaus zusammen, indem er zum Kernpunkt des momentanen Pontifikats ausführt, daß diese Krise der abendländischen Kultur nur zu überwinden ist, wenn Glaube und Vernunft wieder zusammenkommen20.
20 Armin Schwibach, Der Papst und die Krise Europas, in: DT 58. Jg. Nr. 69 (vom 11. 6. 2005), S. 2 (hier am Ende das Zitat von Ratzinger); Ders., Die dramatische Zumutung des Logos, in: DT Nr. 52/53, 58. Jg. (2. Mai 2005), S. 12 (mit Hinweisen aufgrund von Kontakten Ratzingers mit dem Frankfurter Philosophen Jürgen Habermas am 19.1. 2004). Den Text der Begegnung zwischen Prof. Jürgen Habermas und Joseph Kardinal Ratzinger vom 19. Januar 2004 in der Katholischen Akademie in Bayern s. nun: Ratzinger, Grundsatzreden (wie Anm. 1), S. S. 156-169 und S. 210
L e b e n und Glauben h e u t e - G e f a h r e n und M ö g l i c h k e i t e n : 1 3 3
Denn die unaufhebbare Aufgabe des vernunftmäßigen Christentums besteht darin, als Ganzes Sauerteig in der Welt zu sein21 und der gläubigen Christen im Besonderen dabei als Ferment22 zu dienen.23 Mehrmals bereits hat sich der Präfekt der Glaubenskongregation und derzeitige Pontifex mit Blick auf die Glaubenskrise und die Begründung des Staates, auch im Gespräch mit dem Frankfurter Philosophen Jürgen Habermas, zum Begriff des Relativismus geäußert24 und in diesem den Staat, die Gesellschaft, die Kirche, und die Glaubensweisen gleichzeitig gefährdenden Zeittrend jenes tiefste Übel entdeckt, das wohl auch zur Ablehnung des EU-Verfassungswerkes im Frühjahr 2005 und zu der tiefgreifenden EU-Krise derzeit geführt hat. Was ist wohl der Grund, daß die katholische Kirche in der heutigen globalen Situation und mit Blick auf die Stellung EU-Europas darin so intensiv und nicht nur von päpstlicher Seite Warte ihre Stimme erhebt? Die Antwort muß lauten: Die Römische Kirche ist längst von Soziologen und kritischen Zeitgenossen zwei deutschsprachige Politikwissenschaftler werden gleich zitiert werden - als »Global Player« erkannt und bis in Details sehr exakt gewürdigt worden. Das Amt des bei seinen Entscheidungen letztlich keine Grenzen der Nationen und Zivilisationen kennenden Papstes wäre ein für die zivile Welt hilfreiches Modell, (mit den Anm.); Jürgen Habermas, Zwischen Naturalismus und Religion. Philosophische Aufsätze, Frankfürt am Main 2005, hier bes. S. 106-154. 21 Joseph Kardinal Ratzinger; Europa in der Krise der Kulturen, in: DT Nr. 57. Jg. 58 (vom 14. 5. 2005), S. g{.·, Den., Was ist Wahrheit? Die Bedeutung religiöser und sittlicher Werte in der pluralistischen Gesellschaft, in: Ders., Werte in Zeiten des Umbruchs. Die Herausforderungen der Zukunft bestehen. (Herderspektrum, Bd. 5592), Freiburg /Basel/Wien 2005, S. 49-66, hier bes. S. 59; Kasper, Perspektiven (wie Anm. 10), S. 227-251. 22 Ratzinger, Europas Identität. Seine geistigen Grundlagen gestern, heute und morgen, in: ebd., S. 68-88, hier bes. S. 88; Josef Zemanek (Hg.), Was können Christen zur Europäisierung der EU beitragen? Die EU vor Erweiterung und Vertiefung. (Die Schriftenreihe des AKV vom Dezember 2002), Wien 2002 (mit mehreren Referaten zur Thematik); Erhard Busek, Ein Europa der Nachbarn. Achtsamkeit und Politik, in: Theologisch-Praktische Quartalsschrift 152 (2004), S. 376-384. 23 Joseph Kardinal Ratzinger, Wahrheit des Christentums? in: Den., Glaube - Wahrheit - Toleranz. Das Christentum und die Weltreligionen. Freiburg/Basel/Wien '2004, S. 112-147. 24 Den., Zur Lage der Ökumene, in: Den., Weggemeinschaft des Glaubens, Kirche als Communio, Augsburg 2002, S. 220-234, hier bes. S. 228; Den., Herausforderungen (wie Anm. 21), S. 58-60; Den., Zeugnis gegen den Relativismus, in: L'Osservatore Romano (Wochenausgabe in deutscher Sprache), Nr. 23,35. Jg. vom 10.6. 2005, S. 3; vgl. ferner Rene Girard, Das Christentum ist allen andern Religionen überlegen, Interview in: Die (literarische) »Welt« vom 14.5. 2005, S. 7. - Vgl. neuestens Marcello Pera/Joseph Ratzinger, Ohne Wurzeln. Der Relativismus und die Krise der europäischen Kultur, Mailand 2004, hier bes. S. 99Í, I37f.
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ihre Probleme im Blick auf die globale Kirchenstruktur neu zu überdenken und mit entsprechenden Mitteln anzugehen. Der Innsbrucker Politikwissenschaftler Anton Pelinka schreibt daher mit Recht folgendes: Was an der Katholischen Kirche imponiert, das ist ihre globale Dimension: die Kirche hat eine weltumspannende Autorität. Diese Autorität ist einmalig - keine andere alle Kontinente und Länder erfassende Organisation, erst recht nicht die Vereinten Nationen, sind »supranational« wie die Kirche. Der Primat des Papstes macht vor känem Feto einer Großmacht halt. Gerade daß die Kirche diesen Zentralismus aufiveist, zeichnet sie aus - vor allen anderen Kirchen, die zu sehr Nationalkirchen sind; vor allen anderen Religionsgemeinschaften, die zu sehr fur eine einzige Zivilisation stehen - die eben nicht »katholisch« ist; aber auch vor allen internationalen Organisationen, die zu sehr an die nationalen Interessen bestimmter Mächte gebunden sind... Nicht, daß von Rom aus eine Weltkirche zentral regiert wird, stört - es stört, wie sie regiert wird. Daß in Rom ein Mann sitzt, der mit letzter Autorität Entscheidungen für die gesamte Welt trifft, das imponiert - es stört aber, wie dieser Mann bestellt wird; und wie er ohnejede Beteiligung anderer, ohnejede Gewaltenteilung allein bestimmt... Die P¿ipste warenfast die letzten - ich ergänze: seit dem 19. Jahrhundert - die sich verbal mit Demokratie und Menschenrechten ausgesöhnt haben ... Das Wirken des Heiligen Geistes wird auf eine Versammlung alter Männer eingeschränkt, und dieses Regiment der Greise lebt eine männerbündische Doppelmoral: Etne bestimmte Vorstellung von Sexualität soll mit den Mitteln des Strafrechtes vertreten werden; und dieses soll alle unerbittlich treffen - nur nicht die Pädophilen in den Reihen des Klerus selbst... Die Römische Kirche ist ein Modellfür übermorgen: Im Zeichen der Globalisierung braucht es globale Autorität. Die Römische Kirche ist aber auch ein Relikt von vorvorgestern: Für die Zukunft braucht die Welt Demokratie und Menschenrechte - und nicht die Negation von beiden. Die jüngste Entwicklung von Pelinka, auch als Erfahrung wahrgenommen ist, daß sich die Kirche spätestens seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dem schnellen Wandel im gesamten Verhalten gegenüber der unausweichlichen Globalisierung in Politik und Ökonomie gestellt hat und sich nunmehr als wandelbar erweist. Noch einmal sei Pelinka zitiert: Doch Papst und Kirche können zum Modell dafür werden, welche Strukturen es braucht, um diese Probleme einer Lösung näher zu bringen ... Ökonomie und Kapital kennen keine Grenzen - aber die Politik wird noch immer national bestimmt. Mit dem Papst hat die Kirche ein Amt und eine dieses Amt ausfüllende Person, welche postnationale Antworten auf die Globalisierung zu geben hätte. Dies
Leben und Glauben heute - Gefahren und Möglichkeiten : 1 3 5
wäre der Fall, wenn der Papst fortan nicht als absoluter Herrscher, sondern als Repräsentant potentiell demokratischer Gemeinschaften mitaufträte.25 Der Bielefelder Sozialgeschichtler Franz Xaver Kaufinann hat 2002 in prägnanten und konzisen Erläuterungen den römischen Zentralismus und die damit engstens verbundene Struktur der Kirche als des ersten »Global Player« in einem geschichtlichen Rückblick über 2000 Jahre erläutert. Im Blick auf die päpstliche Kurie mit all ihren Dikasterien und Büros mahnt dieser Soziologe kritisch ein, daß mit dem Globalisierungsdruck die Konzentration der Kurie auf ihre inneren Verhältnisse nicht vereinbar ist mit den Notwendigkeiten der einsgewordenen Welt. So sehr die eigene Nabelschau von relativ wenigen etablierten Institutionen (»Keep the center small«) eine Erfahrungstatsache sein mag, so sehr fehlen an der römischen Kurie externe Verwaltungskontrollen und die Einhaltung des kirchlich so geschätzten Subsidiaritätsprinzips - etwa bei der Geheimhaltepraxis und der Ernennung von Theologieprofessoren und Theologieprofessorinnen bei der Erteilung des Nihil Obstat. Mit anderen Worten: es hängt angesichts des päpstliche Jurisdiktionsprimates allein von der Person des jeweiligen Petrusnachfolgers ab, inwieweit die untergeordneten Strukturen - etwa die nationalen und übernationalen Bischofskonferenzen - direkt eingebunden werden in die globalen Notwendigkeiten der Kirche von heute26. Wir folgern daraus: Die Kirche als »Global Player« ist heute dazu aufgerufen, bei offensichtlichen Mißständen in Sachen Mitmenschlichkeit und Menschenwürde ihre Stimme zu erheben. Sie wird beachtet und gefordert, ihre Stimme sowohl gegen einen menschenverachtenden Turbokapitalismus als auch gegen alle links oder rechts vom wahren Humanismus sich breitmachenden Ideologien zu erheben.
25 Anton Pelinka, die Kirche - ein Januskopf in: »Die Presse«, Nr. 16278 vom 24. 5. 2002, S. 9; wieweit die Globalisierung schon vor der Jahrtausendwende Pierre Teilhard de Chardin geahnt hat, zeigt Günther Schrzvy, Mystik im Zeitalter der Globalisierung. Zum 50. Todestag von Pierre Teilhard de Chardin, in: StdZ 223. Bd., 130. Jg. Heft 4 (April 2005), S. 233-243 (mit interessanten Zitaten des Paläontologen und Theologen). 26 Franz-Xaver Kaufinann, Römischer Zentralismus. Entstehung - Erfolg - Gefahren in zwei Teilen, in: Orientierung Nr. 10,66 Jg. (vom 31. 5. 2002), S. 1 1 2 - 1 1 6 und ebd. Nr. 11 (vom 15.6. 2002), S. 125-127.
1 3 6 : Katholische Jugendbewegung im mährisch-schlesischen Grenzraum
Abschließende Bemerkungen
Egal, wie man zu Äußerungen des Papstes oder der europäischen Bischofskonferenzen stehen mag, ob sie den jeweiligen Zeitgenossen passen oder nicht - die Kirche muß die Verkündigung aus der von ihr geschätzten ratio und den Glaubenswahrheiten einbringen. Niemand kann heute dies übersehen, ohne sich und seiner Umgebung damit unter Umständen Schaden zuzufügen. Nur die katholische Kirche findet in dieser Wächterposition in den Staatskanzleien Gehör. Der letzte Pontifikatswechsel hat zudem erstmalig in der Menschheitsgeschichte Menschen aus allen Kontinenten und Geisteshaltungen in Rom und am Bildschirm zusammengeführt. Nur Böswillige oder Unbelehrbare können ihr heute diese in Angriff genommene Verpflichtung auf verschiedenen Foren (etwa der UNO, dem Europarat oder bei Besuchen im jeweiligen Land) vernünftigerweise streitig machen. Um eine weitgehende Breitenwirkung ihrer Verkündigungsmöglichkeiten zu schaffen, muß sie die befreiende Wahrheit"1·1 der christlichen Botschaft im neuen Jahrhundert deutlich vernehmbar unter die Menschen bringen. Sie muß aber ferner in ihrer Rede von Gott28 die Veränderungen im Bewußtsein der Sprache und der Menschen berücksichtigen, um soweit wie möglich Gehör zu finden. Mit dieser hier aufgezeigten Dreiheit Kontingenzbewältigung, Ökumene und Zusammenarbeit mit allen übrigen Menschen guten Willens unter dem Stichwort Globalisierung sind für unsere Tagung hier und in Neumarkt wichtige Begriffe und Notwendigkeiten genannt, welche die Christen und Katholiken unserer Zeit ebenso bewegen und zur Bewältigung aufrufen wie Juden, Muslime und sonstige Humanisten.
27 Wolfgang Beinert, Befreiende Wahrheit. Die Botschaft des Christentums fur das neue Jahrhundert, in: StdZ 220. Bd. 127. Jg. Heft 4 (April 2002), S. 263-276. 28 Paul Konrad Kurz, Unsere Rede von Gott. Veränderungen des Bewußtseins-Veränderungen der Sprache, in: StdZ 220. Bd. 127. Jg. Heft 3 (März 2002), S. 183-194.
Verzeichnis der Siglen und Abkürzungen
AK = Ausstellungskatalog Anm. = Anmerkung(en) Aufl. = Auflage B B K L = Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (bisher 25 Bände, Hamm/Herzberg/Nordhausen 1975 bis 2005) Bd(e) = Band (Bände) bes. = besonders bzgl. = bezüglich CTH = Colloquia Torunensia Histórica DBBTI = Documenta Bohémica Bellum Tricennale Illustrantia, 7 Bde. Praha 1971 bis Prag-Köln-Graz 1981 DM = Deutschmeister dm = deutschmeisterisch Ders. = derselbe Dies. = dieselbe [n] Diss. phil. masch. =Dissertation (philosophisch) maschinenschriftlich DO = Deutscher Orden DOP = Deutschordenspriester DOR = Deutschordensritter DOZA = Deutschordenszentralarchiv (Wien) - AB = Abt. Alten Biesen - BK = Abt. Balleikapitel - Cap = Abt. Capitularía - El = Abt. Elsaß - Ges = Abt. Gesandtschaftsakten - G K = Abt. Generalkapitel - GKP = Abt. Geheime Konferenzprotokolle - Hs = Abt. Handschrift - HM = Abt. Hochmeister - Li = Abt. Ligaakten - Merg = Abt. Mergentheim - Or = Abt. Ordensstand - Prie = Abt. Priester - Ri = Abt. Ritter - U ζ D = Abt. Urkunde zum Datum
1 3 8 : Verzeichnis der Siglen und Abkürzungen
- Utr = Abt. Utrecht - V = Abt. Varia DT = »Deutsche Tagespost« Ebd. = ebenda erw. = erweiterte etc. = et cetera FAZ = Frankfurter Allgemeine Zeitung fl — Florenen (= Gulden) FS = Festschrift fol. = folio GK = General- oder Großkapitel GStAPK = Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin HBBL = Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder HBKG = Hubert Jedin und Konrad Repgen (Hgg.), Handbuch Kirchengeschichte, hier Band VII: Die Weltkirche im 20. Jahrhundert. Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 1979/1985 (zitiert nach unv. ND. der Sonderausgabe Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 1986). H(D)M = Hoch-(und Deutschmeister h(d)m = hoch-(und deutsch) meisterisch Hg(g). = Herausgeber HHStA = Haus-, Hof- und Staatsarchiv (Wien) - BdPK = Berichte der Prinzipalkommission - FA = Friedensakten - Fasz = Faszikel - Hofkor = Hofkorrespondenz - KA = Kriegsakten - Kor = Korrespondenz - MEA = Mainzer Erzkanzlerarchiv - KA = Kriegsakten - Kor = Korrespondenz - PK = Prinzipalkommission - [R]FR = Reichsfiirstenrat - RK = Reichskanzlei - RMM = Reichsmatrikelmoderationen - RTA = Reichstagsakten Hkt = Hauskomtur HRG = Handwörterbuch der Deutschen Rechtsgeschichte JfL = Jahrbuch fürfränkischeLandesforschung
Verzeichnis der Siglen und Abkürzungen : 1 3 9
JSFWUB = Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau KLK = Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung Kt = Komtur lit = litera LThK = Lexikon für Theologie und Kirche in 14 Bänden (zitiert nach der Sonderausgabe Freiburg/Breisgau 1986) Lkt = Landkomtur MDO = Mitteilungen des Deutschen Ordens (ab 1930 bis 1938) MDRO = Mittheilungen des Deutschen Ritterordens 1896-1918, ab 1919 bis Dezember 1929 weitergeführt als Mitteilungen Deutschordens MIOG = Mitteilungen des Instituts fur Osterreichische Geschichtsforschung M S H M = Mährisch-schlesisches Heimatmuseum, Klosterneuburg/Niederösterreich ND = Neudruck bzw. Nachdruck N F = neue Folge OBA = Ordensbriefarchiv (im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin) OBL = Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 in bisher 1 1 Bänden und (bis 2004) 57 Lieferungen, Wien 1957-2004 Oreg = Ordensregierung 0ri g(g) = Original (e) QuStDO = Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens r = recto (des Archivale) RJKG = Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte Red. = Redaktion RKG = Reichskammergericht RT = Reichstag(e) StAL = Staatsarchiv Ludwigsburg - Β = Bestand - Bü = Büschel s. = siehe StdZ = Stimmen der Zeit Sth - Statthalter Tom. = Tomus u. a. = unter anderem Überarb. = überarbeitet
1 4 0 : Verzeichnis der Siglen und A b k ü r z u n g e n
undat. = undatiert unv. = unverändert (er) ν = verso (des Archivale) vgl. = vergleiche W F = Württembergisch Franken ( = Jahrbuch des Historischen Vereins für Württembergisch Franken) z. B. = zum Beispiel ZfO = Zeitschrift für Ost(mittel)europaforschung Z H F = Zeitschrift für Historische Forschung Z W L G = Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte
Personen- und Ortsverzeichnis In das von Dr. Friedrich Vogel erarbeitete Register wurde nicht nur der laufende Text einbezogen, sondern auch der Anmerkungsapparat, wobei letzterer mit Seite und großem A kenntlich gemacht ist. Namen und Orte in Buchtiteln wurden nicht erfaßt. Die heute slawischen, französischen und anderen Ortsnamen sind grundsätzlich nach der damals gültigen deutschen Bezeichnung erfaßt.
Adenauer, Konrad 124 Alba, Fernando Alvarez de Toledo, Herzog von 31 A, 35,36,37,37 A Alexander VII. 62 Algermissen, Konrad 104 Aller, Eberhard (von) 53 A, 54, 54 A, 55 A, 58 A Amerongen, Floris Borre van 23,57,57 A, 59, 63, 64, 65,69, 70, 70 A, 71, 73, 76 Amerongen, Frederic Borre van 83 Amerongen, Jacob Taets van 18,33,33 A, 38, 39,40, 40 A, 42, 91 Ampringen, Johann Caspar von 53,55,56,56, 57· 59· 59 A, 60,61 A, 62,62 A, 63,64,64 A, 65,65 A, 66 A, 67,68,69,70,70 A, 71,72, 73· 73 A . 74,75.75 A . 76.76 A, 77,77 A, 78, 78 A, 79, 80,91,92,130 Amsterdam 53 Arco, Prosper von 31 A, 34 A, 35 Athlone, Godart Baron Reede, Graf von 81 A, 82,82 A Augsburg 19 A, 24,26,31 A, 32,129 Bachem, Konrad Joseph 86, 86 A, 87, 87 A, 88, 88 A
Baden 75, 82 Bamberg, Fürstbistum 22,128 Bebenburg, Max(imilian) Joseph Freiherr Karg von 86 Belderbusch s. Heyden Benedikt XVI. 124 A, 125A, 128, 132, 132A Benesch, Eduard 105 Bentheim, Geschlecht 52 Bobenhausen, Heinrich von 33 A, 34 A, 38 Bocholtz, Edmond Godfried von 53, 54,54 A,
55,56,56 A, 57,57 A, 58 A, 59,59 A, 60,61, 61A, 62,62 A, 63,64,65,65 A, 66,66 A, 67, 68,69, 70,70 A, 71,71A, 73,73 A, 74, 74 A, 75,76,76 A, 77, 77 A, 78, 78 A, 79, 80 Bonaparte, Geschlecht Napoleon 1.12,44,68,88,89 Bonn 18 Bordok, Camp de 75 Borkelo 56 Bourbonen, Geschlecht Ludwig XIV. 73,74, 77 Bozen i n A, 112,113 Brandenburg-Ansbach, Geschlecht Albrecht von 21 (Kur) Brandenburg-Preußen, Geschlecht Friedrich Wilhelm, Kurfürst 129 Friedrich Wilhelm II., 31, 80 Braunschweig-Lüneburg, Geschlecht August 50, 51 Breslau 82 A, 107 Breuning, Franz Jacob von 87 Breuning, Georgjoseph von 85, 85 A, 86 Breyll s. Moelenbach Broekhuysen, Lukas Willem von 83 Bronckhorst, Nicolaas von 83 Brüssel 19,47, 84, 85 Bünne 14,14 A, 23 Busau 105 Campeggio, Lorenzo 26 Catwyck 14,14 A, 23 Chardin, Pierre Teilhard de 135 A Cleen, Dietrich von 16,18, 21 Coesfelt, van 73
1 4 2 : Personen- und Ortsverzeichnis Cronberg, Walter von i 8 , 1 8 A, 19, 20, 20 A, 21, 22, 23, 23A, 24, 26
Geusen 29,35,38 GifFen, Johann von 12 A, 3 3 , 3 3 A, 44,45,45 A, 46,46 A, 47,48,48 A, 49,50,50 A, 56, 77
Delucca, Alfons 1 1 2
Dummer, Franz Anton 54 A
Goldsteyn, Evert Jan Benjamin von 83 Gor, Daniel von 25 A, 26 Griesheim, Franz Mordían von 78, 79 A Gruitrode 57, 64 Grulich, Rudolf 93 A Grumbach, Andreas von 15 A, 109 Guardini, Romano i n Guffer, Raimundus 5 1 Gustav von Baden 77
Eck und Hungersbach, Marquart Freiherr von
Habermas jürgen 132 A, 133
39,40, 40 A Elisabeth, Hl. n i A
Habsburger, Geschlecht
Dernbach, Balthasar von ??? Den Haag 43, 50,53 A, 54, 87 Diederen 14 Dieren 1 4 A, 23, 25,34,83 Dillingen 15 Doesburg 1 4 , 1 4 A, 23, 83 Dresden 92
Anna von Osterreich 35
Elkershausen, Georg Wilhelm von, genannt
Anton Viktor 88
Klüppel 47,47 A, 49,50,50 A, 5 1 , 5 2 Ellingen 50,50 A Erlichshausen, Ludwig von 15 Eschenbach s. Wolframs-Eschenbach Eulenburg 103,103 A, 104,106,108
Eugen 98
Falkenberg, Johann von 23 Foerster, Friedrich Wilhelm 101 Frankfurt/Main - Sachsenhausen 16 A, 18, 20, 21, 25 A, 26, 2 9 , 3 6 , 3 9 , 4 2 , 1 2 5 Freiwaldau 94 Freudenthal 72,97, 9 8 , 9 9 , 1 0 0 , 1 1 0 Friedrich, Kardinal von Hessen 57 A Furstenberg, Geschlecht 73 A Franz Egon 73 A, 74, 74 A, 75 A Fuhrmann, Grete 103
Ferdinand III. 43,45,46 Isabella, Infantin 43 A Juan d'Austria 3 7 , 3 7 A Karl V. 17,19, 20, 26 Karl von Osterreich 30 A Karl Joseph 55 Karl Ludwig 87, 87 A, 88, 88 A Leopold 1.54,59, 77 Leopold Wilhelm 14,33,44,46,47,48 A, 49,51 A, 54 Maria, Regentin der Niederlande 23 A Maximilian II. 19 A, 34 A, 3 5 , 3 6 , 3 9 Maximilian ΙΠ. (I.) 30 A, 33 A, 38,40 A Philipp II. 26,36,35 A Philipp IV. 44 A, 47 Rudolf II. 39 Hackenberg, Richard 99,102 Haersolte, Antonin Adolph van 83
Gagern, Freiherr von 88 Galen, Christoph Bernhard von 46 Gamper, Michael 1 1 3 A
Haindorf 99
Gasperi, Alcide de 123
Handel, Franz Paul Anton von 84, 84 A
Geleen, Godfried Graf Huyn von Amstenraedt, Freiherr von 4 1 , 4 2 , 4 2 A, 43 A, 44,47,48,
Hanke, Hubert 98 Haser, Christoph 1 1 3 , 1 1 3 A
48 A, 49,52,53 Gelnhausen, Werner Forstmeister von 23 Gemert 42 A, 48,49,50,50 A, 5 1 , 5 1 A, 52,53,
Hedwig Sophie 129
54,57,69,78,88,89 Georg, Hl. 1 1 2
Heidelberg 79,130 Heider, Paul 98,104 Heilbronn 18, 29,36 Heinrich von Utrecht und Worms 18 A, 21
Personen-und Ortsverzeichnis : 1 4 3 Heitersheim 72 A, 84, 85,85 Λ 86 A
Lintelo, Willem van 83
Helfert, Willibald 96,100,103 Henlein, Konrad 109
Lisola, Franz Paul Freiherr von 77, 77 A Lobnig 122
Hergern, Wilhelm Halber von 25, 25 A
Loe, Frans van der 17, 27, 28, 28 A, 29, 29 A,
Hettinger, Johann Franz 72 A
3 1 A, 32 A, 3 3 , 3 4 , 3 4 A, 36,36 A, 37,38 Lothringen, Geschlecht
Heusenstamm, Walter von 20 A Heyden, Caspar Anton Karl Philipp von der, genannt Belderbusch 83, 84 Hitler, Adolf 108,109 Hoensbroek, Caspar Ulrich von 49,53 Horneck 16 Impeln, Johann Empel von 25 A
Karl Alexander 81 A, 83, 85 Lucklum 63, 64 Ludwigsburg 13,68 Lüning, Johann Christian 15 A Lüttich 19,56,62,68 A, 74 A Luther, Martin 12, 68 Luzern 1 1 0 Lynden, Jasper von 33 A, 42,42 A
Jedelsky, Alfons 102 Jesus Christus 1 2 4 , 1 2 7 Johannes Paul II. 125
Kettschau, Quirin von 29, 29 A
Maaslandt/Maesland,i4,14 A, 23,34 A, 83 Maastricht 40,49,63,70 A Maierhöfer, Thomas 34,35, 37 Marquait von Eichstätt 72 Masaryk, Thomas Garrigue 100,105 Maximilian Heinrich 50, 76 A May, Georg von Dr. 55, 56 A, 58 Mecheln 13 A, 38,74 A Merensteyn, Albert Egmundt van 17, 24, 25,
Klein, Norbert 98,104,105 A Klein - Mohrau 97,98
25 A, 26, 27, 28, 29, 29 A, 34,36 Merensteyn Jasper/Caspar Egmundt van 26,
Kleudgen, Jacob Joseph von 87,88
33 A, 34,34 A, 37 Mergentheim 12 A, 1 7 , 1 9 A, 21, 22, 24 A, 25, 25 A, 2 6 , 2 8 , 2 9 , 3 0 , 3 1 A , 33 A, 34 A, 35,
Karl, Herzog von Geldern 19 Karlsdorf 98 Kassel 1 2 9 , 1 3 0 Kernich, Fritz 106 Kerpen, Willem Lothar Maria von 88, 88 A
Klose, Hugo 97 Klose, Wolfgang 97 Klosterneuburg/Niederösterreich 97,106 Kluger, Heribert 97, 98,100 Koblenz 25 A, 38 Köln, Kurfürstentum 50,56
35 A> 3 6 · 3 7 . 3 7 A. 39.40.43' 44.45 a . 46· 46 A, 47,49,53,55,56,56 A, 59,61,62,63, 64,65,67,71,74, 77 A, 78, 78 A, 79,81,82, 83,84,84 A, 85
Stadt 74 A, 7 7 , 1 1 3 Königsberg 1 1 0 Königstein/Taunus 93,93 A Kraft, Josef 98, 99,107
Metlika n i A Middelburg 14 A, 23,40,86 A Mitnacht, Alfons 99 Moelenbach, Wynand von genannt Breyll 20A 23
Laibach n i A Lana 1 1 2
Moersbergen, Bernard van Oestrum tot 78, 79
Langhans, Daniel 107
Mottling s. Metlika Moßburg 46 A
Laplace, Pierre Simon Marquis de 124
Müller, Antonius 25 A
Ledersack Anton von Prinßhagen 23
München 106,108
Leiden 1 4 , 1 4 A, 15 A, 23,37,42
Münster, Stadt 10 A, 19, 46,46 A, 50,67
Lichtenberg, Willem Frambach Bock von 38
Stift 52
1 4 4 : P e r s o n e n - und Ortsverzeichnis Mussolini, Benito 1 1 2 Mynden, Walter Amstel van 1 7 , 1 8 A, 20, 21, 22, 26 Nassau, Geschlecht Ernst 42 Ernst Casimir 43 A Heinrich von 43,43 Moritz Graf von 30 A, 42 A, 48 Wilhelm 38,57 Wilhelm Friedrich 56 Nassau-Dietz, Geschlecht Hendrik Casimir 43, 65 Naumburg 3 1 , 1 2 9 Neckarsulm 36,37 Neisse 101
Ludwig Anton 75, 75 A, 78, 79, 80,81, 82 A, 91,130,130 A Pfliegler, Michael 96 Pitzenburg s. Mecheln Pius X I , 1 0 2 , 1 0 3 , 1 0 5 A, 107, i n , 1 1 2 Polzer, Wenzel 15 Pomponne, Simon Arnauld Marquis de 73, 73 A Poth, Sebastian 5 1 , 5 2 , 64 Prag 93 A, 97,105 Precan, Leopold 98 Pfemysliden, Geschlecht Ottokar II. 93 Preßburg 78, 88 Priort, Johann (Jan) Daniel von 63
Nell-Breuning, Oswald von 104 Nes 1 4 , 1 4 A, 15 A, 17, 23,38,40 Neuhaus 29
Quade, Martin 61
Neuwied 88 Nimwegen 35,76, 77
Rastatt 75
Nock, Sepp 1 1 2 Nürnberg 10 A, 49, 50 Nyvelt, Stephan van Zuylen van 1 7 , 1 8 , 1 9 , 21, 26 Oberflörsheim 78 A Obkircher, Polykarp 1 1 3 Oestrum, Bernard van 63 Oje, Johann Pelgrum Schimmelpennick van der 83
Ratzinger j o s e p h Kardinal s. Benedikt XVI. Reede, Gotard Adriaan van 83 Regensburg 10 A, 39,45,50, 5 1 , 5 1 A, 52, 54, 56,57 A, 58 A, 59 A, 70,72 A, 75,86 Renesse, Christian Diderik van 83 Reuschenberg, Heinrich Friedrich Freiherr zu Setterich von 38, 74, 75 A Rhenen 14, 23, 83 Riedel, Adolf 97 Rijswijk 82 Rom 128
Olmiitz 94 A, 97,98 A 99> 101,102,103,104,107 Ootsmarsum /Ottmarsen/Otmarsheim 14, 15,
Rossum, Gossen van 17
15 A Osnabrück 67
Moritz von 54 Salamanea, Michael de 47 Sarnthein 1 1 1 A Scalunen 14 A, 23
Paderborn 96 Parsch, Pius 102 Paris 89,123 Passau 47 Pauler, Ildefons 98 Pawigl 1 1 3 Peer, Anastas 99 Pfalz-Neuburg, Geschlecht Franz Ludwig 13 A, 54 A, 75, 75 A
Sachsen-Zeitz, Geschlecht
Schälzky, Robert 98, 98 A, 1 0 2 , 1 0 3 , 1 0 4 , 1 0 5 , 105 A, 106 Schaumburg/Schauenburg, Bruno von 93 Schell, Hermann 101 Schinzel, Josef 98,102,107 Schlusche, Eduard 9 9 , 1 0 7 , 1 1 0 Schönborn, Geschlecht Johann Philipp von 52, 59
P e r s o n e n - und Ortsverzeichnis : 1 4 5
Schoonheeten, Volkier Rudolph Bentinck van 89 Schoonhoven/Scoonhoven 1 4 , 1 4 A, 15 A, 23,40
Tübingen 128 Turnier, Marian 110 Turenne, Henri de Latour d'Auvergne, Viscomte de 77
Schoten 14,14 A, 17, 23,38, 83 Schriber, Paul 56 A Schubert, Franz 97 Schütz, Hans 94,103,106 Schumann, Robert 124
Utrecht, Kommende 23, 80 Stadt 1 2 , 1 2 A, 13,19, 21, 26, 29,30,42, 64, 65, 68, 72, 82 Stift 41
Schutzbar, Wolfgang genannt Milchling 24, 25, 25 A, 26, 27, 29,34,34 A Schwalbach 78, 79 Schwendi, Lazarus von 39 Seckler, M. 127 A
Venningen, Jost von 16 Veringen, Johann Friedrich 83 Versailles 75 Veucht 41
Senftenau, Ferdinand Sigmund Kurz von 49 Siersdorf 72 Sittard 91A Sladek, Paulus 99 Soll johann Eustach von 12 A, 22 A, 44 Solms - Braunfels, Hendrik Trajectinus 76, 78, 79, 80, 81 A Sonnenburg 84, 85, 85 A Speyer 21, 21 A, 22 A, 24 St. Leonhard im Passeier n i A Stadion, Johann Caspar von 43 A Stael, Dr. 46 A Steenkerk 9 Steenwijk, Godart Willem Baron de Vos van 87,88,88 A, 89 Stein, Johann Jakob von 47 Stockheim, Hartmann von 18 Teigmann, Edilbert 98,102 Tiel/Tiller 14 A, 1 5 , 1 5 A, 23, 25 A, 26, 83 Tito, Josip Broz i n A Tour d'Auvergne de Bouillon Emmanuel, Theodor de 73, 74 A, 75 Trauttmansdorf Maximilian Graf von 46 A, 48, 48 A, 49 Treslong, Diederik de Bloys van 12 A, 18,30 A, 33.33 A , 37.40.40 A . 41.42.42 A . 45. 6 7 Trient, Konzilsort 30,31 A, 36 Trier 19 Troppau 93, 93 A, 96,97, 98, 99,100 Tschernembl i n A
Wa(a)l, Freiherr von 33 Λ 42 A Wangen 113 Wassenaar tot Warmont, Hendrik van 78, 79, 82, 82 A Wassenaar, Cornett van 56 Wassenaar, Willem van 82 A, 83 Weede, Everard von 68, 69 Weideren, Gijsberg van 83 Weideren, Johann Walraad Graf von 84 A, 85, 86 Wenckheim, Georg Hund von 34,35 Wessel, Bertram Loe zu Wissen 81 A Westernach johann Eustach von 33 A, 39 Weyl, Beat Conrad Philipp Friedrich Freiherr Reuttner von 84 A, 85 Wien 13 A, 46 A, 47,53 A, 54,73, 87,88, 89,96, no, n i A Wildbad Einöd (Steiermark) 123 Wilhelm V. 86 Winnenden 19 Winter, Eduard 99 Wissen, Bertram Wessel Loe zu 82, 82 A Wissen, Karl Gottfried Freiherr von Loe zu 13 Wolframs-Eschenbach 18 A, 19 Worms 52 Zavoral, Method Jan 105 A Zillersberg, Johann Sebastian Freiherr von 86, 86 A Zinnendorfjohann Jacob Kellner von 46 A, 48 Zwoll 75 A
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Mitarbeit und Objektbeschreibungen in folgenden Ausstellungskatalogen
Spätgotik am Oberrhein. Meisterwerke der Plastik und des Kunsthandwerks 1450 -1530 (AK unter dem Patronat des »Conseil International des Musées« ICOM im Karlsruher Schloß 1970). Karlsruhe 1970. Die Zeit der Staufer (= AK der Ausstellung Stuttgart 19 77). Stuttgart 19 77. Jagd einst undjetzt (AK der Niederösterreichischen Landesausstellung im Schloß Marchegg = Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, NF Nr. 77). Wien 1978. Wien 152Ç. Die erste Türkenbelagerung (AK der 62. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien). Wien 1980. Maria Theresia und ihre Zeit. Zur 200. Wiederkehr des Todestages (AK der Ausstellung im Schloß Schönbrunn). Wien 1980. Osterreich zur Zeit Kaiser Josephs II. Mitregent Kaiserin Alaria Theresias, Kaiser und Landesfurst (AK der Niederösterreichischen Landesausstellung = Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, NF, Nr. 95). Wien 1980. Preussen. Versuch einer Bilanz (AK der Berliner Festspiele GmbH). Berlin 1981. Baukunst und Bauhandwerk des Deutschen Ordens in Südwestdeutschland im 18. Jahrhundert (AK des Staatsarchivs Ludwigsburg). Ludwigsburg 1981. Die Türken vor Wien. Europa und die Entscheidung an der Donau 1683 (AK der 82. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien). Wien 1983.
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Bibliographie : 1 5 7
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Lexikonartikel
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Abbildungsverzeichnis
1 Wappen des Hochmeisters Johann Caspar von Ampringen, DOZA Handschrift 155 (von 1710) 2 Wappen des Hochmeisters Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg (1984-1694), DOZA Handschrift 155 (von 1710) 3 Wappen Edmund Gottfried Freiherr von Bocholtz (1635), DOZA Handschrift 266 4 Bild von Hochmeister Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg (1684-1694) DOZA-Bildsammlung, Lade 2 5 Bild von Hochmeister Johann Caspar von Ampringen (1664-1684), DOZA Bildsammlung, Lade 2 6 Foto von P. Polykarp Obkircher OT, DOZA Abteilung Priester, Karton 34 7 Bild von Hochmeister Robert Schälzky (1936-1948), DOZA Urkundenraum 8 Aufnahme von Burg und Herrschaft Eulenberg, DOZA Urkundenraum