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German Pages 267 [390] Year 1827
Gemählde der
Revolutionen in Europa, seit hem Umstürze des Römischen KaiserthumS im Occidenk, bis auf unsre Zeiten. Mit einer Einleitung in die Geschichte, chronologischen und genealogischen Tabellen, Landkarten und einem vollständigen Register. Von
Christoph Wilhelm Koch, Mitglied
des
Tribunals
und
der
Ehrenlegion,
Corresponbenten
deS
National-Instituts.
Ans dem Französischen übersetzt von
I.
Sander.
Erster Band. 3 w e i t e
11 u flöge._________
Mit einer Vor rede von Friedrich Buchholz.
Berlin, 1826. In der Sanderschen Buchhandlung.
Vorrede zu -er Uebersetzung.
^[ufgeforbert, meine Meinung über das nachste
hende Gemählde der Revolutionen in Eu ropa öffentlich zu sagen, gerathe ich nur in so fern in Verlegenheit, als ich nicht gern zum Lob redner werden möchte, und doch nicht umhin *kann, diesem Werke die größten Lobsprüche zu machen. Denn von allen Compendien oder Handbüchern der Europäischen Staatengeschichte scheint mir die ses bei weitem das vorzüglichste zu seyn. Ich kenne wenigstens keine, in welchem das beweglich« Ge mählde der Schicksale Europa'« seit dem Umstürze des Römischen Reiches vollständiger und concisee dargestellt wäre; keins, in welchem die Vertheiiung von Licht und Schatten mehr anzöge; keins, in welchem, ohn« den Dingen irgend etwas von ih rer Gewalt zu nehmen, den Personen mehr Ge rechtigkeit widerführe; keins, in welchem der jedes malige Culturgrad bestimmter angegeben wäre, und Koch- Revol. Vorrede
Vorrede z« der Uebersetzung.
ii
die spatere.Begebenheit sicherer au6 der früheren folgte; keins, in welchem man von größeren Ahnun
gen über die Bestimmung des Menschengeschlechtes
ergriffen würde; keins endlich, in welchem sich ein
reinerer Geschmack mit einer gründlichern Gelehr samkeit vereinigte, um das Protokoll unserer Ent wickelung — denn was soll die Geschichte anders seyn? —
bis zu der Periode hin zu führen, in
welcher wir gegenwärtig befangen sind, und deren Ausgang,
wie groß auch die Leiden des Augen
blicks seyn mögen, uns in Beziehung auf daö Ganze
nicht problematisch seyn kann.
Mit Einem Worte:
das Gemählde der Revolutionen in Eu
ropa ist die Frucht eines langen Studiums, einer gereiften Urtheilskraft, eines durch die Begebenhei
ten gebildeten Geistes,
eines wahrhaft philosophi
schen Kopfes. Wie wünschenswerth ist es, baß dieses vortreff
liche Werk dazu beitrage, schichte
in
Deutschland
Reiz zu geben!
dem Studium der Ge einen
unwiderstehlichen
Nur allzu sehr haben wir dies
Studium bisher vernachlässigt, und nur allzu hart
sind wir dafür bestraft worden; denn, anstatt uns durch dies Studium zu Meistern der Bege benheiten zu machen,
sind wir, durch eine un
verantwortliche Vernachlässigung desselben, dahin ge bracht worden,
daß wir uns ihnen mit dem Ver
lust unserer politischen Freiheit unterordnen muß-
Vorrede ju der Uebersehü«-.
ui
seh. Wir wollten uns lieber in den Jrrsälen einer
ewig unfruchtbaren Metaphysik, Hainen der Geschichte befinden;
als in den Lust« und unser größtes
Unglück war, daß wir in der Erkenntniß des All gemeinen und Ewigen Fortschritte machen zu kön
indem wir den sicheren Boden der
nen glaubten,
Geschichte verließen.
abstrahiren,
Was kann denn der Philosoph
wenn eö ihm für seine Abstraktionen
an einem Gegenstände fehlt, von welchem sie ge macht werden können! — Was ich hier sage, wird
Vielen neu klingen;
aller Wahrheiten.
und doch ist es die einfachste
Ich füge hinzu, daß wir nicht
eher eine zuverlässige Philosophie haben werden, als
bis wir die Geschichte aufs förmlichste zu ihrer Grundlage gemacht haben.
Jene Kluft,
welche
noch immer zwischen Theorie und Praxis befe stigt ist,
kann allein hierdurch ausgefüllt werden,
und das Philosophiren, das bisher nur die Beschäf
tigung einiger Wenigen war,
wird die allgemeine
Angelegenheit für alle Die seyn, welche mit eini
ger Sicherheit in das staatsbürgerliche Leben ein
greifen wollen.
Erschlaffung,
Bisher auf der Einen Seite jene die dem
von
allen
allgemeinen
Ideen getrennten Mechanismus eigen ist, und auf der andern jene Ueberfpannung, welche alle mit Willkühr schaffende Geister charakterisirtr — waö
konnte daraus Gutes hervorgehen?
Tritt die Ge
schichte zwischen diesen beiden Gattungen von Köp-
IV
Vorred« r» der «ebersetzuns.
fen in die Mitte, so wird eher eine Vereinigung
derselben möglich seyn, und der im Pragmatismus
Befangene sich eben so wenig über die allzu weit getriebenen Forderungen des Metaphysikers,
als
Dieser sich über die Schlaffheit und Unerregbarkeit
Jenes beklagen.
Ich wenigstens kenne kein besse
res Vereinigungsmittel; und— kehre jetzt zu dem
vor mir liegenden Werke zurück. Weit entfernt von der Einbildung, daß ich das
Mindeste dazu beitragen könnte,
einem so herrli
chen Produkt eine schnellere und allgemeinere Ver
breitung zu verschaffen, merkung machen,
will ich nur noch die Be
daß es für alle Diejenigen da
ist, die auf solide Bildung Anspruch machen.
Ein
vorzüglicher Kopf hat darin zu Denen gesprochen, die auch vorzüglich werden wollen. Der allgemeine
Sinn des Werkes ist: „Studiert Geschichte, damit ihr mit den Gesetzen verttaut werdet,
welche den
Begebenheiten zum Grunde liegen,
und in dieser
Kenntniß alle die Ruhe gewinnt,
die zu einem
sichern Handeln im Leben eben so nothwendig ist,
als zu einem standhaften Ertragen der Leiden, die
ihr dem Unverstände Anderer verdankt. “ Das Ge schenk ist gemacht.
Mit einem unbefangenen Sinne
kann man nicht verfehlen, eS anzunehmen; und je
allgemeiner die Annahme ist, desto herrlicher werden die Früchte seyn, die eS zu bringen bestimmt ist. Ich sollte nun noch etwas zum Vortheil der
Vorrede zu der Uebersetzun-. Übersetzung sagen.
V
Allein bedarf es hier einer
Anpreisung? Der Verfasser derselben ist dem Pu blikum aus früheren Arbeiten bekannt, die, indem sie eben so treu als geschmackvoll waren, den Bei
fall, mit welchem sie ausgenommen wurden, ver
dienten.
Die allerflüchtigste Ansicht wird die Ueber
zeugung gewähren, daß mein Freund, Herr San der, mit Lust und Liebe gearbeitet hak.
Berlin, den 14. No». 1807,
Friedrich Buchholz.
Vorrede beS Verfassers.
VI »ran.
Vorrede des Verfassers. L^aS Werk, vorlegt,
welches man dem Publikum hier
ist ein Abriß der allgemeinen und beson
dern Revolutionen, die sich seit der großen Revo
lution im fünften Jahrhundert, durch welche dem
abendländischen Römischen Reiche ein Ende gemacht wurde, in Europa ereignet haben.
Er kann zum
Elementarbuche für Diejenigen dienen,
welche diö
Revolutionen, wodurch dje Form der Staaten ver
ändert und der gegenwärtige gesellschaftliche
und
politische Zustand herbei geführt worden ist, in ei
nem allgemeinen Gemählde von geringem Umfang
übersehen wollen. Ohne eine vorläufige Kenntniß von diesen Re volutionen im Ganzen, kann man weder die Ge
schichte seines Vaterlandes mit Nutzen studieren, noch den Einfluß begreifen, den die verschiedenen,
aus den Trümmern des alten Römischen Reiche
gebildeten, Staaten auf einander gehabt haben.
Vorrede des VersasserS.
vii
Diese Staaten, welche durch ihre topische Lage, durch Uebereinstimmung ihrer Religion, ihrer Spra,
chen und ihrer Sitten einander nahe waren, kamen mit der Zeit in Verhältnisse eines wechselseitigen
Interesse, die ihre Fortschritte in der Civilisirung, int Handel und in der Industrie immer starker be* fordern mußten. Mehrere von ihnen, welche sogar die Rolle er-«
obernder und, vorherrschender Mächte gespielt hat
ten, erstreckten sich mit ihren Gesehen, ihren Kün sten und ihren Staatsanordnungen in bürgerliche»» und Militär-Sachen weit über die Gränzen ihrer
Herrschaft hinaus. Dieser gegenseitige Einfluß der Staaten und ihrer Revolutionen, und die Veränderungen im po
litischen System, welche Europa im Verlauf dieser Jahrhunderte erfahren hat, müssen in einem allge meinen Gemählde, wie es der Gegenstand des vor
liegenden Versuches ist, dargcstellt werden. Der Verfasser hat darin sein Gemählde der
Revolutionen im Mittelalter^) umgearbei, tet, und die verschiedenen Perioden bald erweitert,
bald zusammengezogcn. Als er es jetzt bis zu den neue, ren Zeiten fortführte, glaubte er, bei der Französischen
Revolution stehen bleiben zu müssen, da ihre zahl
reichen Resultate noch zu ungewiß sind, als daß sie in diesem Gemählde dargestellt werden könnten. *) Tableau des revolutions du moyen age* Lausanne, 1790,
VIII
Vorrede des Verfassers. Das Werk ist in acht Zeitperioden getheilt, den
wichtigsten Revolutionen zufolge, die nach einander den politischen Zustand von Europa umgeschaffen
haben.
An der Spitze jeder Periode findet man die Schilderung,
entweder einer großen Revolution,
oder derjenigen Macht, die wahrend dieser Periode
die Rolle der vorherrschenden spieltet
Da wir uns also bloß auf die Revolutionen in Europa einschränken, so haben wir die in Asien und im Orient nur in so fern mit ausgenommen,
als sie unmittelbaren Einfluß
auf daS Schicksal
von Europa hatten.
Da wir ferner erwogen, daß der unterscheiden de Charakter des Geschichtschreibers Wahrheit
ist,
und daß die Zeugnisse eines Schriftstellers,
der nicht selbst Augenzeuge bei den Begebenheiten war, nicht ganz allein Vertrauen einfloßen können r
so haben wir e6 uns zum Gesetze gemacht,
unsre
Führer und die vorzüglichsten Gewährsmänner für jedes Jahrhundert und jedes Land sorgfältig zu cl«
tuen, dabei aber die Wahl unter diesen Gewährst
männern nicht anders, Kritik, zu treffen.
ser Werk
als mit Beleuchtung der
Ohne diese Vorsicht würde un
kein Hülfsmittel
für Diejenigen seyn,
welche sich eine g rü n d liche Kenntniß der Geschich
te zu erwerben wünschen.
Diesen zum Besten, hat man an die Spihe des
Vorrede des Verfassers.
IX
gegenwärtigen Gemähldes Such eine Einleitung gestellt, worin man über die Geschichte, und ihre Hülfswissenschaften— Erdbeschreibung, Genealogie und
Zeitrechnung — allgemeine Begriffe
giebt.
Auf diese vorläufigen Kenntnisse folgt ein flüchti« ger Entwurf der alten Geschichte, bis zu den Ein
brüchen der Barbaren im fünften Jahrhundert, wo dieser Versuch — mit den neuen Staaten, welche
damals in Europa entstanden — eigentlich an fängt.
Da es unumgänglich nöthig ist, mit dem Stu dium der Geschichte auch das Studium der Zeit rechnung zu verbinden,
so hielt es der Verfasser
für seine Pflicht, chronologischeTabellen bei
zufügen, welche die Zeitpunkte der Revolutionen — der allgemeinen sowohl als der besondern —, des
Ursprunges, der Fortschritte und des Falles derKaiserthümer, Königreiche und Republiken angeben. Nur dadurch, daß man sich die wichtigsten Epochen merkt,
wird Man dahin kommen, Ordnung in seine Ideen
zu bringen, einen Fähen für die großen Begebenhei ten zu haben, und sich bestimmte Punkte festzuseHen, welche zum Lenken des Urtheils dienen können. Nicht minder nothwendig war es,
genealo
gische Tabellen über die vornehmsten Fürsten, Häuser beizufügen, welche die Europäischen Throns
seit dem fünften Jahrhaundert, bis auf unsre Zei
ten, in Besitz gehabt haben.
Man hat aus diesen
Tabellen alles weggelassen, was fabelhaft ist, oder
X
Vorrede de- Verfassers.
sich bloß auf Vermuthungen gründet, und sie da
her erst mit der eigentlichen historischen Zeit an gefangen.
So sind denn nur die Fürsten darin
ausgenommen worden, von denen man weiß, daß
sie wirklich regiert haben, und die, welche darin stehen müssen, um die Abstammung zu zeigen; und damit die regierenden Fürsten — besonders in
denen Jahrhunderten, wo die meisten Europäischen
Staaten noch keine feste und bleibende Thronfolge
hatten — nicht mit den andern verwechselt wer
den können, ist die Reihe derselben sorgfältig durch' eine Folge von Arabischen Ziffern, und, wenn meh
rere zugleich regierten, zeichnet worden;
mit derselben Ziffer be
wobei man auch das Jahr ihres
Regierungsantrittes und ihres Todes,
die Grad-
der Verwandtschaft zwischen ihnen, und die Bezie
hungen Einer Linie auf die andre, sorgfältig ange geben hat.
Die geographischen Karten, nebst den bei
gefügten Erklärungen,
werden dazu dienen,
die
vier ersten Abschnitte dieses Gemähldes zu er läutern; und gerade diese zeigen die größten Veranderung in
gethan,
der Topographie.
Man hat alles
diese Karten so genau und sauber stechen
zu lassen, als es das kleine Format,
zu welchem
man sich genöthigt sah, erlaubte ®).
•) Hier folgen im Original noch kurze Notizen über die beige-' fügten fünf Karten. Diese Notizen verspätt der Uebersetzee
Vorrede des Verfassers.
Xl
Die fünfte von diesen Karten zeigt Europa wie es um die Mitte des elften Jahrhunderts war,
wo Deutschland als angesehen werden niuß.
die überwiegende Macht Dies, seitdem in Verfall
gerathene und an seinen Gränzen nach und nach geschmälerte Reich, erhielt sich dennoch, ungeachtet seiner Schwäche, selbst mit Zustimmung der uotr
liegenden Mächte,
welche es zum Gewähreleister
ihrer Freiheit und ihrer Unabhängigkeit machten. Erst zu unsern Zeiten, feit der gänzlichen Theilung der alten Republik Polen, und der völligen Auf
lösung des Deutschen Meiches, wird das politische
System und die Geographie von Europa eine gänzli
che Revolution erfahren,
und dieser Welktheil eine
völlig neue Gestalt bekommen.
Endlich ist, um diesen Versuch noch belehrender zu machen und jungen Lesern das Studium des selben zu erleichtern, am Ende ein mit Sorgfalt
angefertigtes Register,
und ein Verzeichniß
her in dem Werke ritirten Schriftsteller angehängt worden.
bis zur Erklärung der Karten, Welche dem dritte« Danr de «»gehängt wird. Dies darf er um so unbedenklicher thu», da dieUebersetzung einige Karte« mehr habe« wird, als daS Original, «nd es doch unschicklich wäre, einen Au» satz in die Vorrede des Verfassers einzuschaltcu.
X«
Nachschrift des UebersetzerS und Verlegers. ir-uru
Nachschrift des UeberseßerS und Verlegers.
füer Unterzeichnete glaubt, noch einige Worte über
die Deutsche Bearbeitung des vorliegenden Werkes sa gen zu dürfen, ja, sagen zu müssen. DaS Original, welches unter dem Titel: Tableau des revolutions de l’Europe etc, 5 tom. Paris, 1807, herausgckommcn ist, wurde ihm im August dieses JahreS bekannt, folglich zu einer Zeit, da er, wie jeder gute Bürger des Preußischen Staates, über das unglückli che Schicksal seines Vaterlandes trauerte. ES zerstreue-
te Anfangs seine trüben Gedanken, und zog ihn, je weiter er laö, um sy starker an; vorzüglich dadurch, daß der Verfasser mit wahrhaft philosophischem Geiste einen Gesichtspunkt genommen hat, aus dem er das ganze weite Feld der Geschichte, wie mit Einem Bli cke, übersieht: wodurch denn sein Buch gewissermaßen zu einem Kunstwerke geworden ist, wie unter den historischen Handbüchern, so viel der Unterzeichnete weiß, noch keinS eristirt.
Da her Ucbersetzer selbst vor längerer Zeit in der
ersten Klasse einer Gelchrtenschule in der Geschichte unter richtet, und sie, die wahre Quelle der Menschenkcnntniß, nie gänzlich vernachlässigt hat: so hätte er vielleicht seinem eigenen Urtheile trauen dürfen; er that daS aber nicht, sondern befragte seine Freunde Johannes von Mül ler und Friedrich Buchholz um das ihrige. Beide stimmten darin überein, daß dieses Werk Deutsche Gründ
lichkeit und Französischen Geschmack mit philosophischem
Nachschrift besUeberfetzers «ndDerlegers. XIH Geiste verbinde, und vor hundert andern Büchern über setzt zu werden verdiene. Keiner von Beiden wollte sich aber zu Anmerkungen, welche die erste Ankündi
gung deS Verlegers versprochen hatte, verstehen, „weil sie bei diesem Werke überflüßig wären." — AlS Uebersetzer, sagt daß er daS Bewußtseyn hat, Sorgfalt gearbeitet zu haben. gütig genug, eS ihm als ein
der Unterzeichnete nur-
nicht ohne Fleiß und Vielleicht ist man auch kleines Verdienst anzu
rechnen, daß er—auf Becks, BüschingS, GattererS, Petav's, SchlözerS, Spittlers, und
andre bewahrte Autoritäten — manchen Nahmen be
richtigt, und hin und wieder kleine, in Parenthesen eingeschloffcne, erläuternde Zusätze gemacht hat. Er ist übrigens für die Auflösung einiger Zweifel dem
edlen Johannes v. Müller und dem königlichen Bibliothekar Herrn D. Biester dankbar verbunden. Als Verleger, glaubt er folgende Rechenschaft oblegen zu müssen. Die drei Bände des Originals find von sehr ungleicher Stärke.
Diesem Ucbelstande,
meinte er, abhelfen zu müssen; und so entschloß er sich, die genealogischen Tabellen dem zweiten, schwächsten, Bande anzuhängen. Er ließ diese mit Lateinischer Schrift drucken, weil es darin dreierlei,
steh von einander hinlänglich unterscheidende,
Typen
giebt, die hier wesentlich nöthig waren; da hingegen — seitdem bessere Buchdruckereien die völlig Go thische, sogenannte Schwabacher - Schrift mit Recht fast gänzlich abgeschafft haben — nur noch daS Dehnen der Wörter zum Unterscheiden übrig bleibt. Die Karten des Originals sind von den geschickten
Künstlern Herrn Mare und Herrn Jättnig so sau ber nachgestochen worden, daß der Unterzeichnete dreist behaupten darf, ste übertreffen in manchem Stü cke die Französischen.
Da er — und vielleicht nicht
XIV Nachschrift des Übersetzers undlLetlegers. ohne Grund — der Meinung war, daß zu noch größer
rcr Brauchbarkeit deS Buches ein Paar Karten mehr erforderlich waren; so trug er kein Bedenken, die da zu nöthigen Kosten aufjuwcnden. Besonders hofft er
für die Karte von Mittel-Asien,
welche ein
sehr verdienter und ausgezeichnet geschickter K. Preußi scher Lfficier, der Premier-Leutenant Herr v. Lertör, Professor bei der Berlinischen Artillerie - Akademie,
mit Sorgfalt gezeichnet hat, einigen Beifall zu ver dienen, da, ohne sie, dem Leser die Geschichte der
Hunnen und M o g o l e n, folglich auch der Russen rc. nicht vollkommen deutlich werden kann. Ueber die Elemente, aus denen diese Karte zusammengetragen worden ist, giebt der Unterzeichnete in dem dritten und letzten Bande, welcher unfehlbar im Januar 1808 herauSkommen wird, die gehörige Rechenschaft.
Die Bildnisse, welche die Titel verzieren, hat das Original nicht. Der Grund, warum der Verleger ge rade diese Bildnisse wählte, fallt in die Augen: G r egoriuS VII; dann Christoph Colon (Columbus),
Gutenberg und Luther; und endlich Peter I, Friedrich JI und Franklin, haben unstreitig, vor allen zu ihren Zeiten lebenden Mannern, den größ ten Einfluß auf Europa, vorzüglich auf die Europäi sche GeisteSwelt, gehabt. Noch darf der Unterzeichnete wohl erwähnen, daß
in Deutschland das Original des vorliegenden Werkes
für 10 Thaler verkauft nzird, daß aber die Ueber# sctzung, ob sie gleich mehr Karten hat und durch die schon genannten Bildnisse verziert ist, nur die Hälfte dieser Summe kostet.
Berlin, den 22. N»v. 1807.
I. D. Sander.
Gemählde der
Revolutionen in Europa. Erster Band.
L'histoire ett l’e'cole des princes} c’est A eux de t'instruirB des sautes des siecles passes , pour les eviter > et paur apprendre gu'il saut se fermer un Systeme et le suivro pied ä pied, et gut celui gui a le mieux calcule so. con* duite, est le seid gut puisse Vemporter sur ceux gut agis* ttnt mains conseguemment gue lui♦ Frsderic II,
Einleitung in die Geschichte. i.
Nutzen der Geschichte.
M Recht betrachtet man die Geschichte als eine Art
von Philosophie, welche durch Beispiele lehrt,
wie man
sich in allen Lagen des Privat- und des öffentlichen Le bens betragen müsse. Der menschliche Geist ist ja so schwach, daß abstrakte
oder allgemeine Ideen ihm nicht einleuchten und ihm oft
dunkel oder zweifelhaft scheinen, wenn sie nicht durch die
Erfahrung und durch das, was er Andern begegnen sieht, erläutert und bestätigt werden. Erfahrung, die aus der Geschichte geschöpft ist, vermehrt unsere eigne Erfahrung mit den Erfahrungen
andrer Menschen und andrer Jahrhunderte;
daß wir den Vorurthcilen entsagen,
sie macht,
die wir durch unsre
Erziehung fast annehmen müssen, und die unsere eigne
Erfahrung, da sie oft eben so beschränkt ist, wie unsere Erziehung, gewöhnlich verstärkt, anstatt sie zu vernichten.
„Das nicht wissen, was vor uns geschehen ist,"
sagt Cicero *), „ heißt immer ein Kind bleiben.
Was ist
denn das Leben des Menschen, wenn man die gegenwär tige Zeis nicht mit dem Andenken an die vergangenen Jahr hunderte verbindet!"
I) Cicero in Orat., cap. Z-j.. Nescire, quid antea quam natus sis, acciderit, id est, semper esse puerum. Quid enim est aetas hominis, nisi memoria rerum nostramm cum superiorum aetate contexitur ? Kochs Einleitung.
4
Quellen der Geschichte.
t.
Sitten und die
Begriffe oder
Ideen
des
Erdwinkels,
den er bewohnt, einzig und allein vernünftig sind. dem Menschen so
natürliche,
Eigenliebe
unterhalt
Die, dies
Vorurtheil, und macht, daß er die andern Nationen ge ring schätzt.
Nur durch ein fortgesetztes Studium der
Geschichte, und dadurch, daß man sich mit den Staats
anordnungen, den Gebrauchen und Gewohnheiten der ver
schiedenen Jahrhunderte und Lander vertraut macht, lernt
man die Weisheit, die Tugend schätzen, und düs Talent allenthalben aufsuchen,
wo es sich findet.
Wenn wir
dann sehen, daß -in allen den unaufhörlichen Revolutionen, welche die Form der Staaten andern, nichts Neues in
der Welt geschieht, kommen wir dahin, uns vor jener übermäßigen Bewunderung, jenem blinden Anstaunen zu hüten,
welches fast immer das sicherste Kennzeichen von
Unwissenheit oder Schwache des Geistes ist z).
2.
Quellen der Geschichte.
Der Hauptcharakter der Geschichte ist Wahrheit.
Um diese zu finden,
muß man die Zeugnisse der Ge schichte mit der Fackel einer verständigen Kritik beleuch
ten.
I.
Diese Zeugnisse sind von zweierlei Art:
Oeffcntliche Verhandlungen und
Denk
mähler, nehmlich Medaillen, Inschriften, Trak
taten , Urkunden, Diplome, und überhaupt alle, unter 'öffentlicher Autorität abgcfaßte, oder bekannt
gemachte Schriften. II. Privat -Schriftsteller, oder Geschichtschreiber, welche entweder Zeitgenossen der von ihnen geschil
derten Periode gewesen sind, oder auch erst später gelebt und geschrieben haben.
i) Man s. Lord Bolingbroke'ö Brief« über das Studium der Geschichte.
3. Kritik der Geschichte.
Z.
5
Otitis der Geschichte.
Oeffentliche Verhandlungen und Denkmähler sind der
stärkste Beweis, haben kann;
den
man von historischen Wahrheiten
da cs aber in den verschiedenen Jahrhun
derten Leute gegeben hat,
welche falsche Akten und Di
plome erdichtet haben, so muß man sich,
ehe man von
einer Urkunde Gebrauch macht, vorher überzeugen, daß
sie weder untergeschoben, noch verfälscht ist Die Kunst,
alte Diplome zu beurtheilen und die
wahren von den falschen zu untci-scheiden, heißt die Di
plomatik^); so wie man die Kunst, echte Münzen von
falschen zu unterscheiden, die Numismatik^) nennt.
Es ist hier wohl der rechte Ort,
einige Regeln an-
zugcben, die bei der Wahl von Denkmählern und histori schen Quellen zur Richtschnur dienen kennen.
1.
Ein Diplom oder eine öffentliche Urkunde hat
größere Autorität,
als ein Privatschriftstcller, und wenn
dieser auch ein Zeitgenosse ist.
Wenn man es kann, so
muß nran immer erst die öffentlichen Verhandlungen zu Rathe ziehen,
ehe man seine Zuflucht zu der Autorität
von Privatschriftstellern nimmt.
Hieraus folgt, daß eine
Geschichte, die sich nicht auf öffentliche Verhandlungen gründet, nur sehr unvollkommen seyn kann.
2.
Wenn die öffentlichen Verhandlungen mit den
Zeugnissen der gleichzeitigen Schriftsteller übereinstimmen, so entspringt daraus ein vollständiger und entscheidender
Beweis,
der
nichts zu wünschen übrig läßt,
um die
Wahrheit historischer Thatsachen fest zu begründen. 3.
Das Zeugniß eines zeitverwandten Schriftstellers
muß gemeiniglich dem Zeugnisse eines andern vorgezogen
I*) Mabillon . de re diplomatica.
Tibuveav. traiti de. diplomatique, par des Berledictins, 6 vol. in 4te* @6 tt Ct C
Abriß der Diplomatik. 2) Jo Bert, Science das medailles.
3. Kritik der Geschichte.
6
werden, der erst lange nach der Zeit, in welcher das Er-
eigniß vorging, geschrieben hat. 4.
Jedes Mal, wenn die Geschichtschreiber und die
Denkmähler der Zeit keine Spuren von diesem oder jenem
Umstande enthalten, muß man mißtrauisch gegen neuere Schriftsteller seyn, die ihn erzählen, da sie öfters ent weder eben nicht genau, oder gänzlich fabelhaft sind.
5.
Einmüthiges Stillschweigen der zeitverwandten
Schriftsteller über ein merkwürdiges Faktum giebt,
sich allein,
einen starken Grund,
für
das Zeugniß neuerer
Schriftsteller in Verdücht zu ziehen,
oder gänzlich zu
verwerfen.
6.
welche Begebenheiten
Geschichtschreiber,
Jahrhunderten
vor
ihrer
eigenen
Lebenszeit
verdienen eigentlich nur in so fern Glauben,
Quellen,
7.
aus denen sie geschöpft haben,
aus
erzählen, als sie die
angeben.
Um in Stande zu seyn, das Verdienst der Ge
schichtschreiber, und den Vorzug des einen vor dem an dern zu beurtheilen,
muß man den Geist und den Cha
rakter eines jeden prüfen,
und eben so die Umstande,
unter denen sie geschrieben haben.
Hieraus folgt:
daß man Mißtrauen in einen Schriftsteller setzen muß,
dem es an Kritik fehlt, der Neigung zu Fabeln zeigt,
oder der, um seinen Lesern zu gefallen und sie zu
belustigen, kein Bedenken trägt, die Wahrheit der Thatsachen zu entstellen;
daß man,
da Unpartheilichkeit eine wesentliche Eigen
schaft des Geschichtschreibers ist, mißtrauisch gegen
Schriftsteller seyn muß, die sich von Vorurtheilen
ihrer Nation, ihrer Sekte oder ihres Standes hinreißen lassen; (um nicht partheiisch zu seyn, muß der Ge
schichtschreiber sein Urtheil auf die Handlungen selbst gründen, und nicht auf die Urheber die ser Handlungen;)
daß Schriftsteller, die selbst Theilnehmer oder Augen-
3,
Kritik der Geschichte.
7
zeugen bei den von ihnen erzählten Begebenheiten gewesen sind, gierung
oder die unter Autorität ihrer Re
geschrieben und zu den Archiven oder öf
fentlichen Sammlungen Zutritt gehabt haben, denen vorgezogen werden müssen,
welche dieser Vortheile
nicht genossen; daß unter den neueren Schriftstellern der, welcher am spätesten schreibt, oft mehr Vertrauen verdient, als die, welche eben denselben «Gegenstand vor ihm be
handelt haben, in so fern er genauere Erkundigungen anstcllen,
allen Partheigeist vermeiden und die Irr
thümer seiner Vorgänger berichtigen konnte z).
4.
Hülfswissenschaften.
Die Wissenschaften, welche der Geschichte zur Grund lage biegen, sind die Geographie, die Genealogie
und die Chronologie.
Wirklich kann keine Thatsache
wohl begründet werden, noch irgend eine Erzählung Theil
nahme erwecken, wenn nicht die Umstände, welche sich auf die Zeit und die Oerter, worin die Begebenheiten geschehen
sind,
und auf die darin handelnden Personen beziehen,
gehörig bekannt
oder
deutlich entwickelt sind.
Hieraus
folgt, daß Geographie, Genealogie und Chronologie die Geschichte als treue, unzertrennliche Gefährtinnen begleiten.
I.
Geographie.
Die Geographie theilt sich, in Betreff der ver schiedenen Gegenstände, welche sie umfaßt, in die mathematische,
physikalische und politische^
Die
mathematische beschäftigt sich mit der Erde, als ei
nen meßbaren Körper betrachtet.
Die physikalische
untersucht die natürliche oder physische Beschaffenheit der
i) P. Griffet,
traite des differentes sortes de preuves servent d eiablir la verite de l'histoire.
4. Hü lss Wissenschaft en.
6 Erde.
Die politische endlich, lehrt die verschiedenen
Abtheilungen, oder die Lander, Staaten und Provinzen
kennen, in welche Menschen die Erde getheilt haben. Alle diese Theile haben in der Geschichte und Sta^ tistik ihren Nutzen. Kenntniß von der Lage, dem Um fange, dem Klima, dem Boden, den Produkten und den Eintheilungen der verschiedenen Länder ist denen, die sich auf die Politik legen, unentbehrlich. Man theilt die Geographie, in Beziehung auf die Zeit, mit welcher sie sich beschäftigt, auch in die alte, mittlere und neue. Die alte Geographie betrifft die alte Welt, und
zeigt den ehemaligen Zustand der Erde, nebst den politi schen Eintheilungen, die von den entferntesten Zeiten an, bis zum Umstürze deö Rdmischen Reiches im Occident Statt fanden. Die mittlere lehrt die politischen Eintheilungen der Völker kennen, die im Mittelalter eine Rolle gespielt ha
ben; d. h. vom fünften Jahrhundert an, biö zu Ende deö fünfzehnten, oder zu Anfänge des sechzehnten. Die neuere entwickelt den Zustand der Erde und die politischen Eintheilungen der Völker, vom sechzehnten Jahrhundert an, bis auf unsere Zeiten. Aus dem Alterthume sind einige berühmte Geogra phen auf uns gekommen, unter denen Strabo, Ptolcmaus, Pomponius Mela und Stephan von Byzanz die vorzüglichsten sind. Unter den Neueren, welche die alte Geographie bearbeitet haben, verdienen besonders Cluver, Cellarius, Briet, d'Anville,
Gosselin und Männert bemerkt zu werden. Die Geographie deS Mittelalters ist ein noch unkul-
tivirtcs Feld, das erst urbar gemacht werden muß. Kein geographisches Werk giebt bis jetzt richtige Begriffe von
den neuen Anordnungen, welche die Germanischen Völker nach dem Umstürze des Römischen Reiches, wahrend des
4. Hülfswissenschaften. fünften Jahrhunderts,
in Europa trafen.
g Französische
und Deutsche Gelehrten haben einige Theile dieser Geogra phie entwickelt; doch keine von den Europäischen Nationen kann sich bis jetzt rühmen, sie ganz erforscht zu haben.
Der unter den Neueren, den man als den Wieder
hersteller des geographischen Studiums ansehen kann, ist Sebastian Münster, ein Deutscher, der um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts
ein sehr starkes kosmogra-
phisches Werk bekannt machte.
Die Belgier und die Hol
lander waren die ersten, welche nach der Wiedergeburt
der Wissenschaften die Geographie kultivirtcn.
Ortelius,
Gerard Mercator, Varenius, Janson, Blaeu
und Vischer haben sich, Theils durch ihre geographischen
Schriften, Theils durch ihre Landkarten, ausgezeichnet.
Un
ter die berühmten Französischen Geographen rechnet man Sanson, Delisle, Cassini, d'Anville, und zu un
sern Zeiten Zannoni, Buache, Mentclle, u. s. w. Delisle war der erste, der die Geographie astronomischen Beobachtungen unterwarf.
Die Deutschen haben Bü
sch in g, dessen Geographie in mehrere Sprachen übersetzt worden ist, und dessen Werk die Französischen Ucbersetzer zu verbessern und vollkommner zu machen gesucht haben.
Hauptsächlich hat man sich in der zweiten Halste des achtzehnten Jahrhunderts mit der Geographie beschäftigt,
und es sind wahrend dieses Zeitraums in den verschiedenen
Staaten von Europa nach und nach die schönsten Karten
erschienen.
Auch der neueste, oder Revolutions-Krieg hat
mehrere Ingenieurs - geographes, als fremde,
sowohl Französische
aufgemuntert, meisterhafte Karten von den
mehresten Landern, welche zum Krieges-Schauplatze ge dient haben, herauszugeben. II.
Genealogie.
Die Genealogie, welche sich mit den regierenden Familien beschäftigt, gehört eben so wesentlich zur Ge-
ip
4.
Hülfßwissenschaften.
schichte, wie die Geographie.
Sie lehrt die vornehmen
Schauspieler, welche auf dem Theater der Welt eine Rolle
gespielt haben, kennen
und von einander unterscheiden;
giebt klare Begriffe von den Banden der Verwandtschaft zwischen den Suveränen, und dient also dazu, die Rechte
der Erbfolge und die gegenseitigen Ansprüche der Fürsten zu erörtern *).
Das Studium der Genealogie hat viele Schwierig keiten, da der Ursprung der meisten hohen Hauser un
gewiß und in Fabeln eingehüllt ist. Hülfe der Schmeichelei,
Eitelkeit gebar, mit
tausend Träumereien, die eine
verständige Kritik am Ende verschwinden laßt.
Vermit
telst ihrer Fackel lernt man das Gewisse von dem Wahr scheinlichen, das Wahrscheinliche von dem Ungewissen und
Fabelhaften unterscheiden.
Nur wenige Familien, welche Throne besessen haben, oder einen hohen Rang in Europa behaupten, können ihre Genealogie bis über das zwölfte Jahrhundert hinauf füh
ren.
Das einzige Capetingische Haus kann seinen Ursprung
in der Mitte des neunten Jahrhunderts bestimmt nach weisen.
Der Ursprung der Hauser Savoyen, Lothringen,
Braunschweig, Groß-Britannien und Baden fallt in das elfte Jahrhundert.
Alle andern sind noch jünger, und
gehen höchstens bis in das -zwölfte Jahrhundert hinauf. Ein einziges diplomatisches Axiom hat dazu gedient,
sehr vielen Irrthümern und Fabeln der verflossenen Jahr hunderte ihr Ansehen zu nehmen.
Untersuchungen alter
Urkunden und Diplome haben überzeugend bewiesen, daß vor dem zwölften Jahrhundert keine Familie, auch die
edelste nicht, einen Zunahmen gesichrt Hat.
Die größten
Herren, und noch um so mehr die bloßen Edelleute, be-
nannten sich in Dokumenten nur mit ihrem Taufnahmen, und fügten nur zuweilen die Benennung der Würde hinzu,
l) Man s. meine (Kochs) Tables genealogiques des maisons souveraines de l'Europe. Strasbourg, 1780, 4-
4. Hülfswissensch asten. mit der sie bekleidet waren.
li
Es giebt also kein Mittel,
die Familien, und noch weniger,
die einzelnen Personen
eines und eben desselben Hauses, von einander zu unter scheiden.
Erst zu Ende des elften Jahrhunderts, und zu
Anfänge des zwölften, kamen die Familien-Nahmen auf, und es wurde unvermerkt Sitte, in öffentlichen Urkunden,
außer seinem Taufnahmen und seiner Würde, auch das Land oder das Grundstück zu nennen, das man besaß, oder
das Schloß, auf welchem man wohnte. nahe zwei Jahrhunderte darüber hin,
Es gingen bei
ehe der Gebrauch
von Zunahmen in Europa allgemein wurde. Die Deutschen
waren die ersten,
welche seit dem
sechzehnten Jahrhundert das Studium der Genealogie und
der Geschichte mit einander verbanden. Unter den berühm ten Deutschen
Reinerus gcs, sius,
Genealogen zeichnet man folgende aus:
Reineccius, Hieronymus
Elias Reusnerus,
Jakobus
Hennin-
Nikolaus Rittershu-
Wilhelmus
Imhof, die beiden
Gebharde von Lüneburg, Vater und Sohn.
Das
Werk von Henniges wird wegen seiner Seltenheit gesucht; die genealogischen Arbeiten der beiden Gebharde aber zeich
nen sich durch eine verständige Kritik vor allen aus. vornehmsten
Französischen
Genealogen
Godefrvy, AndrS Duchesne,
sind
Die
d'Hozier,
Sainte-Marthc,
der P. Anselme und Chazot de Nantigny.
III.
Chronologie.
Die Chronologie, oder Zeitrechnung, stellt die Thatsachen in der Ordnung auf, in welcher sie sich ereig
net haben. Der Geschichtschreiber muß nichts vernachlässigen, um
sich, so viel es ihm möglich ist, von dem genauen und bestimmten Datum der Ereignisse zu überzeugen;
denn
sonst würde er sich der Gefahr aussetzen, Anachronismen zu begehen, Sachen und Personen zu verwechseln, und
4. Hülfswissenschaften.
12
Schuld daran seyn, daß man ost die Wirkung für die Ursache, oder, Umgekehrt, die Ürsache für die Wirkung,
nähme. Die Chronologie hat Schwierigkeiten, die eben so sehr in Verlegenheit setzen, als sonderbar verschieden
sind.
Die vornehmsten liegen: 1. in dem Alter der Erde; 2. in der verschiedenen Länge des Jahres;
Z. in der Ungewißheit über die Anzahl von Jahren,
die von der Schöpfung der Welt bis auf Jesum Christum verstossen sind; und endlich
4. in den mannichfaltigen Acren oder Zeitrechnungen, 1.
Das
Alter der Erde.
Einige alte Philosophen haben behauptet, die Welt
sey ewig.
Ocellus Lucanus, ein Griechischer Philo
soph aus der Schule des Pythagoras, hat sich Mühe ge
geben, diese Hypothese in einer Schrift zu beweisen, die
„vom Universum" (Tre^i r«; tS
(pt/treto?) über
schrieben ist, und die sowohl der Marquis d' A r g e n s als der Abb.e Batteux in's Franzbsische übersetzt haben.
stoteles trat in die Fußstapfen des Ocellus.
Ari
Er ent
wickelt seine Meinung von der Ewigkeit der Welt in fei# nett Cv.nmentaren über die Physik.
Einige neuere Philosophen und Physiker, als Buf fon, Hamilton, Dolomieu, Saussüre, Faujas
de Saint-Fond rc. behaupten, unsre Erde sey viel älter, als die Epochen der Geschichte. Sie gründen ihre Behauptung auf die Bildung des Erdballs selbst, und auf
die Zeit, welche erforderlich war, ehe er, durch allmähli ches Wirken der Natur, zum Wohnplatze für die Men
schen tauglich wurde. Die älteste uns noch übrige Tradition von dem Ur
sprünge der Welt und des menschlichen Geschlechtes ver danken wir dem Moses.
Dieser Anführer des Jüdischen
4. Hulfswissenschaften. Volkes lebte
1500 Jahre
i3
vor Christo, und 1000 vor
Herodot, dem ältesten unter den profanen Geschichtschrei bern, deren Bücher bis auf unsere Zeiten gekommen sind. Nach Moses, und den Jahrbüchern des Jüdischen Volkes, umfaßt die Geschichte des menschlichen Geschlechtes bis jetzt noch
nicht einen Zeitraum von vollen sechstau
send Jahren.
DieS scheint den Traditionen mehrerer andern Völker
zu widersprechen, als der Aegypter, der Indier, der Chal däer, der Tibetaner und der Chinesen, welche ihre alte
Geschichte sehr hoch, und bis weit vor die Periode, in welche Moses den Ursprung des Menschengeschlechtes setzt,
.hinauf steigen lassen.
Cs ist aber hinlänglich, zu bemer
ken, daß alles, was diese Völker aus Eitelkeit als That
sachen angenommen haben, gänzlich erträumt oder bloße
Mythe ist,
und sich auf Megorieen oder eine übel t>erfe
-standne symbolische Theologie gründet.
Gemeiniglich sind
es Götter oder Halbgötter, welche Myriaden von Jahren hindurch bei diesen Völkern regiert haben sollen.
Diese so fabelhaften Traditionen können die Mosaische .nicht widerlegen, da sich die letztere, außerdem daß sie
die älteste von allen auf uns gekommenen ist- auch durch die Einfachheit ihrer Erzählung empfiehlt; und diese Tra dition wird noch dadurch unterstützt, daß man niemals,
weder auf, noch 'unter der Oberfläche der Erdkugel, ir gend ein literarisches Denkmahl, oder ein Werk von Men
schenhänden entdeckt hat, wonach wir zu glauben Ursache
hätten, die Geschichte der Erdkugel, ober, richtiger, des Menschengeschlechtes, sey
älter, als
die Zeit,
welche
Moses ihr anweis't.
2. Beschaffenheit des Jahres. Es ist nicht zu vermuthen, daß die ersten Menschen Jahre gehabt haben sollten, die nach astronomischen Beob achtungen berechnet gewesen wären; und ohne Zweifel ist
4.
i4
Hülfswissenschaften.
viele Zeit verflossen, ehe man solche Jahre, wie wir sie jetzt haben, einführte. Bei den verschiedenen Völkern waren nach und nach
zweierlei Jahre gewöhnlich. Einige hatten Sonnen jahre, d. h. nach dem jährlichen Umläufe der Sonne be rechnete; andre, Mondcnjahre, d. h. solche, die sich nach dem Umlaufe des Mondes richteten. Alle christliche Nationen haben heut zu Tage das Sonncnjahr, die Mohammedanischen hingegen noch das
Mordenjahr.
Das erstere besteht aus 365 Tagen und
einigen Stunden; das andre aus 354 Tagen und eben falls einigen Stunden. Die Erfindung, oder, um mich richtiger auszudrücken, die Berechnung des Sonncnjahres verdankt man den ulten Aegvptern, welche durch die Lage ihres Landes, so wie durch das periodische Anwachsen und Fallen des Nils, schon früh veranlaßt wurden,
astronomische Beobachtun
gen anzustellen. Das Sonnenjahr bekam nach und nach mehrere Be nennungen. Mau unterscheidet gegenwärtig das JulianischeJahr, das Gregorianische, das verbesserte, und das Französisch-republikanischem
a.
Das Julianische Jahr.
Julius Cäsar führte im Römischen Reiche das Son nen- oder das Aegyptische Jahr ei», welches nach ihm
das Julianische genannt wurde. Er setzte es an die Stelle des Mondenjahrcs, das die Römer vor seiner Zeit befolgt
hatten. Man unterschied dabei gemeine, und Schalt jahre. Das gemeine Julianische bestand aus 365 Ta gen, das Schaltjahr aber, welches alle vier Jahre wie-
dcrkam, aus 366. Dieses Jahr war fehlerhaft, weil eö 365 Tage und sechs volle Stunden auf den jährlichen Umlauf der Sonne rechnete, da doch das wahre Sonnen- oder tropische Jahr
4.
15
Hülföwissenschaften.
nur aus 365 Tagen, 5 Stunden 48' 45“ 3o//z besteht,
woraus ein jährlicher Ueberschuß von ny 14" und 3o//z entsprang, welcher in einer langen Reihe von Jahren ganze
Tage ausmachte, und endlich die Ordnung der Jahreszei ten verrücken mußte.
b.
Das
Gregorianische Jahr.
Der Papst Gregorius XIII wollte diesen Irrthum be
richtigen, und gab einem geschickten Mathematiker, Aloisio Lilio, den Auftrag, das Julianische Jahr nach dem wahren jährlichen Umlaufe der Sonne zu bestimmen.
Man
machte nun einen neuen Kalender, der, nach dem Nah men dieses Papstes, der G r e g 0 r i a n i sch e genannt wurde; und weil damals schon ein Ueberschuß von zehn Tagen im Kalender Statt fand, so befahl eben dieser Papst, durch
eine im Jahr i58i bekannt gemachte Bulle, daß diese
zehn Tage daraus Wegfällen sollten; so daß man nun im
Jahre
1582,
anstatt des
5teil Octobers, sogleich
den
i5ten zählte. Die katholischen Regierungen machten keine Schwie
rigkeit, diesen neuen Kalender anzunehmen; die protestan tischen Staaten im Deutschen Reiche aber, und in den
übrigen Theilen von Europa, inglcichcn die Russen und Griechen, behielten den Julianischen Kalender bei.
Daher
rührt der Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Styl,
auf den man bei den öffentlichen Verhandlungen
und in den Schriftstellern seit dem Jahre 1582 der christ
lichen Zeitrechnung aufmerksam seyn muß.
Der Unterschied zwischen dem alten und neuen Styl, der von 1582 bis 1600, nur 10 Tage, und von 1700
an nur
n Tage betrug, macht nun, seit dem Jahre
igoo, 12 Tage aus.
c.
Von
Das verbesserte Jahr.
dem Gregorianischen Jahre unterscheidet man
das verbesserte, oder den verbesserten Kalender.
i6
4>
Hülfswissensch asten.
DieS ist das Jahr, so wie es ein Professer in Jena, Nahmens Weigel, berechnet hat, und cs unterscheidet sich von dem Gregorianischen durch eine andre Art, die Ostern und die übrigen beweglichen Feste der Christen zu
bestimmen. Diesen neuen Kalender nahmen die Protestan ten im Deutschen Reiche, in Holland, Dänemark und der Schweiz im Jahre 1700 an; Groß-Britannien be folgte ihr Beispiel 1752, und Schweden ein Jahr später. Endlich, seit 1776, gaben die Protestanten in Deutschland,
der Schweiz und Holland nach einander den verbesserten Kalender auf, und nahmen den Gregorianischen wieder gn. Heut zu Tage haben in Europa nur noch die Russen Und die Griechen den Julianischen Kalender, oder den alten Styl.
d.
Das Franzbsich-republikanische Jahr.
Dies wurde im Jahr 1793 cingeführt, und ob es
gleich dazu keiner neuen astronomischen Rechnungen be durfte, so änderte es doch die alte Form des JahreS. Man theilte dieses Jahr in zwölf gleiche Monathe, jeden von 30 Tagen, welche zusammen 360 betrugen, auf die
alsdann, um das gemeine Jahr vollständig zu machen, poch fünf Tage folgten, welche man Erganzungstage (Jours complementaires) nannte; der Schalttag, der in jedem vierten Jahre noch hinzugefügt wurde, hieß der Revolutions-Tag, und die Schalt-Periode von vier Jahren wurde die Franciade genannt, zum Andenken
der Revolution, welche Frankreich, nach vier Jahren, zu einem republikanischen Staate gemacht hatte. Dieses republikanische Jahr wurde, nachdem man es in Frankreich zwölf Jahre hindurch behalten, durch einen Beschluß des Senats vom gten September 1805 abge schafft, und mit dem Anfänge des Jahres iQo6 kam man zu dem Gregorianischen Kalender zurück.
2. Die
4. Hülfswissenschaften. 2.
Die
J7
verschiedenen Arten das Jahr
anzufangen. Nicht bloß der Umstand, daß die verschiedenen Völ ker in der Form und den Gränzen eines Jahres von ein
ander abweichen, macht die Chronologie schwierig; sondern auch die verschiedene Art, das Jahr anzufangen, erregt
Verwirrung darin.
Die Römer fingen, seit Julius Casar, das Jahr
mit dem ersten Januar an; die alten Griechen aber, in
früheren Zeiten, mit dem Winter-, und in der Folge mit dem Sommer-Solstitium; die Syrischen Macedonier, oder
Selcuciden, mit dem Herbst-Aequiuoctium.
Das heilige Jahr der Juden eröffnete fich mit dem Neumonde, der dem Frühlings-Aequinoctiuiir am nächsten
war, d. h. im März; und ihr bürgerliches mit dem
nächsten Neumonde am Herbst - Aequinoctium,
oder
im
Septeinber.
Eben die Verschiedenheit, welche bei den Alten war, fand auch im Mittelalter Statt.
Die alten Franken fingen ihr Jahr mit dem März an; die Päpste, bald mit
Weihnachten, oder dem Lasten December, bald mit dem isten Januar, bald mit dem 25ften 'März, den man ge wöhnlich Mariä Verkündigung, oder den Tag der Mensch
werdung, nennt. In Frankreich waren besonders zwei Arten das Jahr anzufangen nach einander gebräuchlich: Eine, vom ersten Januar, und die andre,
von dem Osterfeste, d. h.
von dem ersten Ostertage selbst, der aber beweglich war. Der letztere Gebrauch herrschte seit dem zwölften Jahr hundert, und wurde erst um die Mitte des sechzehnten abgcschafft.
Karl IX befahl in einem Edikt vom Jahre
1563, daß,künftig in Frankreich das Jahr vom istenJa
nuar anfangen sollte.
Vor diesem Edikte trat, wegen der
Beweglichkeit des Osterfestes, zuweilen der Fall ein, daß
derselbe Monath zweimal in einem und eben demselben Kochs Einleitung.
2
4.
ig
Jahre vorkam.
Hülfswissenschaften. Das Jahr i358 J. B. hatte mit hem
isten April angefangen, auf welchen dies Mal das Osterfest fiel, und es endigte sich erst am 2vsten April 1359, oder am
Tage vor dem nächsten Osterfeste.
Man hatte also in die
sem Jahre zweimal den Monath April, beinahe vollzählig.
Der Französische National-Convent bestimmte durch
sein Dekret vom 5ten Oktober 1793 den Anfang des Jah res auf die Mitternacht vor dem Tage, auf welchen, nach dem Meridian von Paris, das wahre Herbst -Aequinoctium
fallt, d. h. auf den i sten Vendemiaire, der mit dem Lasten
September des Gregorianischen Jahres,
oder mit dem
iiten September des Julianischen, übereinkommt;
doch
1806 kehrte man in Frankreich zu dem Gebrauche zu rück, das Jahr vom 1 fielt Jauner anzufangen.
Die Engländer fingen das Jahr den aLsten Marz an, und befolgten auch
den alten Styl, bis zum Jahre
1752, wo, einer im vorhergehenden Jahre abgefaßten Par
laments-Akte zufolge, der Anfang des Jahres auf den i fien Januar festgesetzt,
und zugleich beschlossen wurde,
daß man, um die Englische Zeitrechnung auf den neuen Styl zu reduciren,
anstatt des Sten Septembers 1752,
den iHten eben des Monaths datiren wollte.
Das Jahr
1753 war das erste, welches in England mit dem isten Januar anfing.
Man sicht ein, welche Verwirrung, sowohl durch die
Verschiedenheit der Style, als durch die verschiedene Art
das Jahr anzufangen, in der Chronologie entstehen muß. Es ist sehr leicht sich darin zu irren und
Widersprüche
zu finden, wo keine sind, in so fern die Schriftsteller, welche sich dieser verschiedenen Style bedienen, oder das
Jahr verschieden anfangen, dies nicht anzeigen, und alle
von dem Jahre der Menschwerdung Christi an rechnen, ohne zu sagen, ob sie den alten, oder den neuen Styl be
folgen, ob sie das Jahr mit dem Januar, oder dem Mär^ dem Oster- oder dem Weihnachtsfeste anfangen.
4. 3.
HülfSwissenschaft?«.
ig
Anzahl der Jahre vor Christo.
Die Anzahl der Jahre, welche seit der Schöpfung der Erde bis auf Jesum Christum verflossen ftnb, ist eine
noch größere Schwierigkeit, und der wahre Stein des An stoßes für die neueren Chronologen.
Der Pater P e t a u '),
ein in der Zeitrechnungs-Wissenschaft ganz vorzüglich be wanderter Gelehrter, gesteht selbst zu, daß sich dieser Punkt der Chronologie nur durch bloße Vermuthungen, und nicht nach sicheren Gründen, bestimmen lasse.
Auch rechnet man
gegen vierzig verschiedene Meinungen über den Zeitpunkt der Geburt Jesu Christi 1 2).
das Jahr der Welt 36i6,
Einige setzen diese Epoche in
Andre
hingegen in 6434«
Diese erstaunliche Verschiedenheit rührt von dem Wider sprüche her, worin die drei Haupttexte des alten Testa
ments
mit
einander stehen.
Der Hebräische Text
z. B., dem mehrere Chronologen den Vorzug einraumen, setzt die Sündfluth in das Jahr der Welt 1656, da sie
hingegen, denDatis in dem Sam ar ita «lisch en zufolge, in das Jähr 1307, Und, nach dem G r i e ch i sch e «r, oder der Uebersetzung der sogenannten siebzig Dolmetscher, in das
Jahr 2242 gehört. Heut zu Tage steht das System des Jrelandischen Bischofs Usher 3) am meisten in Ansehen;
es gründet
sich auf den Hebräischen Text, und bestimmt, demselben
zu Folge, das Jahr der Welt 4°°° als den Zeitpunkt der Geburt Christi,
4.
Verschiedenheit
der Aeren,
oder
Jahr
rechnungen. Die meisten Völker,
alte sowohl als neuere, die sich
nach eigenen Gesetzen regierten, haben auch
ihre tigern
1) Diok. Petavii rationarium temporum, p. II. 1. 2, cap, i. S) Fabrich bibliographia antiquaria, cap. VII, p. 187. 3) Usserii Chronologia sacra.
4. Hülfswissenschaften.
20
thümlichen Jahrrcchnungen gehabt.
Die alten Griechen
rechneten nach Olympiaden, und die Syrischen Macedonier nach der Aera der Seleuciden.
Außer der Jahr
rechnung nach Consuln, welche bei den Romern in öf fentlichen Verhandlungen üblich war, hatten ihre Ge
schichtschreiber die Gewohnheit, von Erbauung, oder viel mehr Gründung, der Stadt Rom an, zu rechnen, die in
das Jahr 752 vor Christi Geburt, oder in das Jahr der Die Jahrrcchpung des Diocletian,
Welt 3249 gehört.
welche zu Ehren dieses Kaisers cingeführt wurde, und auch
die Jahrrcchnung der Märtyrer genannt wird, fing vom
Jahre Christi 234 an, und wurde lange Zeit im Orient befolgt.
ohne uns hier weiter bei den Acren des Al
Doch,
terthums aufzuhalten, schranken wir uns darauf ein, nur die anzugeben, welche hauptsächlich in der neueren Ge
schichte Vorkommen; nehmlich:
a. b. c. d. e. f. ä.
Die — — Die Die Die
Aera der neueren Griechen; — der neueren Juden; — der Spanier; Mohammedanische Aera, oder die Hegira. christliche, oder Dionysische Jahrrechnung; und Aera der Franzosen.
Die weltliche Jahrrechnung von Con-
stantinvpel. Unter dieser Benennung kennt man die Aera der
neueren
Griechen.
Sie rechnet 5508 Jahre vor
Christi Geburt, und das erste Jahr der Menschwerdung fallt,
nach
ihr, in das Jahr der Welt 55og; folglich
kommt das Jahr 1807 unsrer gewöhnlichen Zeitrechnung
mit, dem Jahre 7315 der weltlichen Aera von Consiantinopel überein.
Man unterscheidet
in dieser Aera zweierlei Jahre:
das bürgerliche, und das kirchliche.
Da^crstere
4»
Hülfe wisse »schäften.
ot
fangt mit dem September an; das andre, bald mit dem
Listen Marz, bald mit dem isten April.
Diese Jahrrechnung wird in der Griechischen Kirche noch heut zu Tage befolgt.
Die Rusten, welche dieselbe,
mit dem Christenthume zugleich, von den Griechen ange
nommen haben,
bedienten sich ihrer sogar bei ihren bür
gerlichen Verhandlungen, bis zur Regierung Peters des Großen, der im Jahr 1700 die weltliche Acra von Constantinopel abschaffte, und die gewöhnliche christliche, nebstdem Julianischen. Kalender, oder dem alten Styl, an ihre
Stelle setzte.
b.
Die
weltliche Jahrrechnung
der neueren,
Juden. Auch die neueren Juden haben, eben so wie die Grie
chen, eine Jahrrcchnung von der Schöpfung an, oder eine weltliche Aera.
Sie fangt den yfen. October des Julia
nischen Jahres an, und zahlt 3761 Jahre vor Christo»
Das Jahr 3762 der Welt, ist, den Juden zufolge, das
erste Jesu Christi, und ihr jetzt laufendes Jahr, vom ?ten Oktober 1807, bis eben dahin 1808, ist das Jahr 5568 ihrer weltlichen Acra-.
6.
Die Spanische Aera.
Diese Zeitrechnung
wurde im Jahre Roms 714/
38 Jahr vor Christi Geburt, bei der Gelegenheit einge führt, da Octavianus, Marcus Antonius und Lepidus das
Triumvirat erneuerten.
Die Spanier wollten dem Okta
vian (Augustus) ihr Vergnügen darüber bezeugen, daß er
ihr Land mit zu seinem Antheile genommen hatte, und
singen von dieser Epoche eine neue Zeitrechnung an. Sie
war nicht nur in Spanien und Portugal üblich, sondern auch
in Afrika, und in denen Theilen von Frankreich,
welche zu der Monarchie der Westgothen gehörten.
Es
ist um so nothwendiger, sie zu kennen, da die Spanier
es
4.
Hülfßwissrnschaften.
und Portugiesen sich ihrer beständig in ihren Jahrbüchern und öffentlichen Verhandlungen hiS zum vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert bedienten, wo sie die christliche Zeitrechnung an die Stelle derselben setzten.
d.
Jahrrechnung nach der Hegira.
Die Jahrrechnung,
welche
die Mohammedanischen
Nationen befolgen, ist die von Mohammed, und wird die Hegira (Hedschira), oder die Flucht (des Propheten), ge nannt. Sie fängt den i6tcn Jul. im Jahr Christi 622 an, und besteht aus Mondenjahren, die ungefähr um elf Tage kürzer sind, als die Sonnenjahre. Um zu erfahren, in welches Jahr der gewöhnlichen Zeitrechnung ein gege benes Jahr der Hegira falle, muß man zuerst die Mon denjahre in Sonnenjahre verwandeln, und dann die Zahl
622 hinzu rechnen. So kommt z. B. das Jahr 1221 der Hegira mit dem Jahre 1806 der gemeinen Zeitrech nung überein; es fängt den 21 (len März 1806 an, und endigt sich den uten März 1807,
e.
Dionysische oder gemeineZeitrechnung.
Der Urheber dieser Zeitrechnung war Dionysius Exiguus (der Kleine), ein Römischer Abt, der un ter dem Kaiser Justinian, um das Jahr Christi 53o, lebte. Ihre gegenwärtige Form bekam sie um das Jahr 720, durch die Bemühungen des Beda Venerabilis, eines Englischen Mönches. Vor dieser Epoche bedienten sich die Christen im Occident entweder der konsularischen, oder der Diokletianischen Zeitrechnung. Dionysius der Kleine war der Meinung, es würde für die Christen schick licher seyn, ihre Jahre nach der Geburt Jesu Christi zu zählen; deshalb beschäftigte er sich Hamit, die Anzahl von Jahren zu berechnen, welche von der Geburt Jesu Christi
bis auf seine Zeit verflossen waren. Neuere Chronologen haben bemerkt, daß Dionysius und Beda sich in ihren
4.
Hü lfswissrnschaften.
Rechnungen geirrt haben r).
23
Einige von ihnen setzen die
Geburt Christi um 34 Jahre hoher hinauf; Andre finden nur einen Unterschied von vier, oder gar nur von Einem
Jahre, zwischen dem wahren Zeitpunkte der Geburt Jesu Christi, und dem von Dionysius dem Kleinen angenom
menen.
Diese Verschiedenheit der neueren Chronologen hat
Gelegenheit dazu gegeben,
daß man die wahre Aera
Jesu Christi, und die gemeine oder Dionysische,
welche durch den Gebrauch geheiligt ist, von einander un
terscheidet. In Frankreich wurde diese Zeitrechnung nicht vor dem achten Jahrhundert eingeführt. Zum ersten Mal findet
man sic in den Verhandlungen des Conciliums in. Deutsch
land (conc.
Germanicum),
des in Liptinae (jetzt
Lestineö, oder Letines) Und in Soissvns gebraucht, die in
den Jahren 742, 743 und 744 unter Pipin dem Kurzen gehalten wurden.
Die Könige von Frankreich bedienten
sich derselben in ihren Diplomen erst seit dem Ende deS
neunten Jahrhunderts, und die Papste erst seit dem elften.
f.
Die Zeitrechnung der republikanischen Franzosen.
Diese Zeitrechnung,
welche, einem Dekrete des Na
tional-Convents vom 5ten October 1793 zufolge, in öf
fentlichen und bürgerlichen Verhandlungen an die Stelle
der gemeinen, oder christlichen, gesetzt wurde, fing an mit der Stiftung der Französischen Republik,
22sten September 1792 der
d. h. mit dem
gemeinen Zeitrechnung, an
dem Tage, wo die Sonne, nach dem Meridian von Pa
ris, Morgens um 9 Uhr 18 Minuten und 30 Secunden, in den Punkt des wahren Herbst-Aequinoctiums tritt.
Durch das so eben erwähnte Dekret war der Anfang jedes Jahres in dieser neuen Zeitrechnung auf die Mit-
1) M. f. eine Darstellung der verschiedenen Meinungen in Fa-
BRICII bibliographia, p. ig3-
4.
24
Hülfswissenschaften.
ternacht vor dem Tage bestimmt, in welchen, nach der Pariser-Sternwarte, das wahre Herbst-Aequinoctium fiel,
d. h. auf den isten Vendemiaire,
September übercinkommt.
der mit dem 22sten
Mit dem Anfänge des Jah
res 1806 wurde diese Zeitrechnung in Frankreich wieder
abgeschafft').
5. Die Julianische Periode. Um
die verschiedenen Zeitrechnungen mit einander
zu vergleichen, und die Jahre der einen in die Jahre der andern verwandeln zu können, hat man die Julianische
Periode ersonnen.
Diese Erfindung verdankt man Jo
seph Scaliger,
Professor in Leiden, der durch seine
chronologischen Arbeiten bekannt ist. riode
Er nannte diese Pe
„die Julianische," weil ihm
Jahr dabei zur Grundlage diente.
das
Julianische
Sie besteht aus dem
Pwoukte des Sonnen- und des Monden-Cyklus,
und
den Jndictionen, mit einander multiplicirt.
Der Sonnen-Cyklus ist ein Kreislauf von acht
und
zwanzig Sonnenjahren, nach deren Beendigung die
selbe Ordnung von Jahren, gleichsam in einer Art von Cirkel, oder Cyklus, wiedcrkehrt.
Sein Gebrauch ist der,
daß er die Tage, mit denen jedes Jahr anfangt, und die
sogenannten Sonntags-Buchstaben anzcigt.
Sonntagö-
Buchstaben nennt man die ersten sieben Lettern des
Alphabets, A, B, C, D, E, F, G, deren man sich be
dient, die sieben Wochentage, und nahmentlich den Sonn tag, anzudcutcn. Dieser Cyklus besteht, wie gesagt, aus 28 Jahren,
nach deren Verlauf eine Jahr-Reihe zurückkchrt, die der vorigen so ähnlich ist, daß die Sonntags-Buchstaben wieder auf dieselben Tage fallen.
1) M. s. oben S. 16.
5. Die Julianische Periode
e5
Der Monds - Cyklus umfaßt ig Mondenjahre,
von denen zwölf, sogenannte gemeine, und sieben andre Schaltjahre, zusammen, nach der Rechnung der Alten T),
6g3g Tage und achtzehn Stunden ausmachen,. und mit
19 Julianischen oder Sonnen- Jahren Übereinkommen
Vermöge dieses immer wiedcrkehrenden Cyklus fallen die Neumonde auf eben dieselben Tage und Stunden, auf welche sie ig Jahre vorher fielen,
ler Neumonde
der nächstfolgende
so daß in Betreff al Cyklus
gänzlich
dem
vorhergehenden ähnlich ist.
Die Zahl, welche das Jahr dieses Cyklus anzcigt, t' nt man die güldene Zahl, weil man sie in den
alten Kalendern, wo sie die Neumonde kenntlich machte, mit goldenen Buchstaben schrieb.
Der Cyklus der Jndictionen, oder der Römer
Zinszahl, kommt alle fünfzehn Jahre wieder, und wird, eben so wie die beiden vorigen,
häufig in den Urkunden
und öffentlichen Verhandlungen gebraucht.
Man leitet den Ursprung der Jndictionen gemeinig lich von einer Contribution her, die von den Römern auf
fünfzehn Jahre angesagt und alsdann auf eben die Zeit
erneuert wurde.
Sie fingen mit der Regierung Constan
tins des Großen an,
d. h. im Jahre Christi 3i3,
und
man unterscheidet drei Arten derselben: die von Con-
stantinopel, deren sich die Griechischen Kaiser bedien ten, und die vom rsten September anging;
nannte Kaiserliche odek Cäsarische,
vom
die soge Sept.
i) Diese Rechnung war indeß fehlerhaft; denn lg wahre Son nen-Umlaufe betragen nur 6939 Tage, 14 Stunden, 26', 15", da hingegen 235 wahre Monds-Umlaufe, die in dem Cyklus von 19 Jahren enthalten sind, 6939 Tage, 16 Stun den, 3iz, 45" auemachen. Der Monden-Cyklus kam folg lich auf ig Sonnen-Umlaufe 2 Stunden, 5Z, 3o/z voraus. Diesem Fehler wurde abgeholfen, als GregvriuS Kill den Kalender verbesserte.
26
5.
Die Julianische Periode.
an, die nur im Occident Statt fand;
und endlich die
Römische oder päpstliche, deren sich die Papste in ih
ren Bullen bedienten. Lasten December,
Die letzte fangt entweder den
oder den isten Januar an,
je nach
dem in Rom der eine oder der andre von diesen Tagen
als der erste des Jahres angenommen wurde.
Der Sonnen-Cyklus von 28 Jahren, und der Mon den-Cyklus von 19, geben, mit einander multiplicirt,
das Produkt 53s, welches man nun den Oster-Cyklus nennt, weil es dazu biente, das Osterfest zu bestimmen. Das Produkt 532, multiplicirt mit 15, oder dem Cyklus
der Jndictionen, giebt die Zahl 7980, welche die Julia
nische Periode ausmacht.
In diese Periode kann man, wie in eine Art von Rahmen, die verschiedenen Acren und Epochen einschließen, um sie mit einander zu vergleichen und in Uebereinstim
mung zu bringen, wenn man als gemeinschaftlichen Ter min annimmt, daß die Geburt Christi in das Jahr 4?i4
der Julianischen Periode falle J).
6.
Eintheilungen der Geschichte.
Nach den verschiedenen Gegenständen, welche die Ge schichte behandelt, theilt man sie ein: in die bürgerliche,
1) Wenn man wissen will, mit welche»» Jahre dieser Periode ein gegebenes Jahr Christi übereinkomme, so braucht man zu demselben nur die Zahl 4?i3 zu addiren. Dem gemäß fallt B. das Jahr 1807 der christlichen Zeitrechnung auf das Jahr 6520 der Julianischen Periode. Man s. die chro nologischen Werke von Scaliger, Dionysius Petau, Marsham, Usher und Newton; ferner l’Art de ve'rifier
les dates, par les Benedictins; Tables chronologiques pour eervir ä Fhistoire universelle et ä celle des etats de l’Europe, ä Strasbourg, 1772; Tablettes chronologiques des revolutions de l’Europe, ibid. 1806, UNd auch die chrono logische» Tabellen, welche man weiter unten findet.
6. Eintheilungen der Geschichte.
27
die Kirchen-, die Gelehrten-, und die philosophi sche Geschichte. Die bürgerliche und politische Geschichte be schäftigt sich mit denen Ereignissen, welche die Menschen
betreffen, in so fern sie in bürgerliche Gesellschaften zer
Gesetze und Sitten mit
theilt, und durch Regierungen, einander verbunden sind.
Die Kirchengeschichte schrankt sich auf die Be gebenheiten ein, welche eigentlich nur das Religionswesen
oder den Cultus betreffen. Die Gelehrtengeschichte betrachtet vorzüglich den
Ursprung, die Fortschritte und die verschiedenen Schicksale der Wissenschaften und Künste. Die Geschichte der Philosophie endlich, welche
eigentlich nur ein Theil der Gelehrtengeschichte ist, macht uns mit den verschiedenen philosophischen Systemen bekannt,
die bei den verschiedenen Völkern, sowohl alteren als neueren, in Achtung gestanden haben.
Eine andre Eintheilung
der Geschichte bezieht sich
auf ihren Umfang; und so giebt es eine Universal eine General- und eine Spezial-Geschichte. Die Universal-Geschichte zeigt in einer allge
meinen Uebersicht die Begebenheiten aller der vorzüglichen Völker, die von den frühesten Zeiten an, bis zu den ge
genwärtigen,. eine Rolle auf der Erde gespielt haben. Unter General-Geschichte versteht man die,
welche die Revolutionen, entweder Eines großen Staates, oder eines Staaten-Bundes,
oder auch mehrerer,
durch
Ein großes Interesse mit einander vereinigten, Nationen
behandelt.
So
giebt cs
eine General - Geschichte von
Frankreich, oder Großbritannien; eine General-Geschichte
von den vereinigten Provinzen;
eine General-Geschichte
von Europa.
Die Spezial-Geschichte erzählt die genaueren Umstände von den Begebenheiten Eines besondern Vol-
gß
6.
Einlheilurigen der Geschichte.
fc6z Einer besondern Provinz,
oder auch einer Stadt,
eines großen Mannes, einer ausgezeichneten Person. Endlich theilt man die Geschichte, in Hinsicht auf die Zeit, mit der sie sich beschäftigt, noch ein: in die
alte, die mittlere und die neuere. Alte Geschichte nennt man die Geschichte derer Völker, die sich von der Schöpfung an, bis zum fünften
Jahrhundert nach Christi Geburt, berühmt gemacht ha ben; die mittlere, oder die Geschichte des Mittelalters,
betrifft die Revolutionen,
die vom fünften Jahrhundert
an, bis zu Ende deS fünfzehnten, vorgcgangcn sind; und die neuere stellt die Ereignisse in den drei letzten Jahr
hunderten der christlichen Zeitrechnung dar.
Diese Eintheilung,
die sich besonders auf die Ge
schichte unseres Welttheils bezieht, gründet sich aufdic großen Revolutionen, welche dieser Welttheil im fünften und im fünfzehnten Jahrhundert erfuhr.
Die Revolution im fünf
ten Jahrhundert zog den Umsturz des Römischen Kaiser-
thums im Occident nach sich,
und gab den vornehmsten
unter den jetzigen Europäischen Staaten ihren Ursprung;
die
im fünfzehnten
hingegen,
deren Anfangspunkt die
Zerstörung des morgenländischen Kaiserthums ist, bewirkte, daß die schönen Wissenschaften und Künste wieder auf
lebten, und daß der Zustand der bürgerlichen Gesellschaf ten in Europa sich verbesserte.
Kurzer Entwurf der alten Geschichte,
Kurzer Entwurf der alten Geschichte, Obgleich die alte Geschichte nicht mit in den Plan die«
scs Werkes gehört, so glauben wir doch, eine kurze Ueber sicht davon entwerfen zu müssen, um die Zeitordnung fest
zu setzen, uii'o dem Leser einen Leitfäden für die großen Ereignisse zu geben, die seit den frühesten Zeiten bis zu
den unsrigc» vorgefallen sind. Sie theilt sich in drei Perioden, von denen die er
ste 3ooo, die zweite 1000, und die dritte 5oo Jahre i«
sich begreift. Erste Periode.
Die erste Periode, welche die ersten drei Jahrtau sende umfaßt,
ist beinahe gänzlich fabelhaft, und die
auf uns gekommenen Nachrichten davon sind höchst un vollkommen. Die Zcitordnung läßt sich nicht nach siche ren Grundlagen bestimmen.
Selbst die Authenticität der
berühmten Parischen Marmortafeln kann in Zweifel gezo
gen werden I); und eine andere Chronologie, die uns in der profanen Geschichte leiten konnte, giebt cd nicht.
einzigen uns noch übrig gebliebenen
Die
literarischen Denk
mähler aus diesen finstern Zeiten sind die Bücher Mosis
und anderer Juden.
Herodot, der älteste unter den
profanen Geschichtschreibern,
schrieb erst um die Mitte
des vierten Jahrtausends, mehr als tausend Jahre nach Moses, und etwa 5oo Jahre vor Christo.
rere Jahrhunderte vor ihm
Schon meh
schrieb Sanchuniathon,
ein Phönicier; doch dessen Geschichte ist verloren gegan gen, und cs existiren davon nur noch geringe Fragmente
in dem Porphyrius und dem Eusebius.
i) Man s.' The Parlan Chronicle> etc. London, 178&
«jo
Äwrjer Entwurf der alten Geschichte. Hieraus ergiebt sich, daß man von den 45oo Jah
welche den Gegenstand der alten Geschichte ausma
ren,
chen, sehr füglich die ersten drei Jahrtausende obschneidcn kann.
Durch den Schleier der Zeiten sieht man darin
weiter nichts, als die erste Entwickelung des gesellschaft lichen Zustandes, der Regierungen, der Künste und Wis
senschaften. Assyrier,
Die Acgyptcr, die Israeliten, die Phönicier,
Babylonier
und Chaldäer zeichnen sich unter
den Äsiatische» und Afrikanischen Völkern darin aus. Die erste Cultur der Astronomie verdankt man den Aegyptern und Chaldäern. Aegypten ist als die Wiege der Künste und Wissenschaften bekannt; und nächst den
Aegyptern haben sich unter den Volkern dieses hohen Alterthunlö
die Phönicier vorzüglich ausgezeichnet.
Ohne
einen andern Wegweiser zu haben, als die Sterne, wag
ten sie es, Meere zu durchsegeln.
Sie gaben ihrer Schiff
fahrt und ihrem Handel große Ausdehnung, und gründeten
zugleich berühmte Colonieen, z. B. Karthago in Afrika, Malaga und Cadir an den Küsten von Spanien.
Die Geschichte unseres Europa während der beiden
ersten Jahrtausende ist gänzlich unbekannt, und beschrankt sich
in dem dritten
Griechenland.
auf einige wenige Kenntnisse von
Hierin entstanden eine Menge kleiner Kö
nigreiche, von denen die meisten, als Argos, Athen und
Theben, durch Aegyptische Colonieen gegründet wurden. Nach
dem
Beispiele
der Phönicier legten sich die
Griechen auf Künste, Schifffahrt und Handel. teten zahlreiche Colonieen, Theils
an
Sie stif
den Küsten
von
Klein-Asien, Theils in Unter-Italien und Sicilien, wel che letzteren sich unter dem Nahmen: Groß-Grieche nland, bekannt machten r).
I) Gocüet, sur l’origine des lois, des arts, des Sciences, et de leur progres chez les anciens peuples. HeekeN'Ü Ideen über die Politik und den Handel der vornehmsten Völker der alten Welt.
Kurzer Entwurf der alten Geschichte. Zweite
31
Periode.
In dieser Periode, oder im vierten Jahrtausend, sieht
man große und mächtige Monarchieen entstehen, welche
zum Fortschreiten der Cultur und zur Vervollkommnung des gesellschaftlichen Zustandes und der Künste, beitrugen.
Man zählt ihrer gemeiniglich fünf: die Aegyptische, Assyrische, Persische, Makedonische, und Römi die sich,
sche,
eine
auf den Trümmern der andern,
erheben. Die Geschichte der beiden ersten Monarchieen ist mehr als zweifelhaft.
Wir haben von den alten Aegyptern
weiter nichts mehr übrig, als ihre Pyramiden, ihre Obe
lisken und andere Denkmähler der Baukunst, welche al
lein noch die Größe und Macht der alten Beherrscher von Aegypten bezeugen *).
Bei
dem
auffallenden Widerspruch in Betreff der
Assyrischen Alterthümer, der sich zwischen dem Herodot und dem Ktesias findet, muß man des letzter»
Erzählungen von der Pracht des Minus, der Semiramis
und des Sardanapal (angeblicher Monarchen des alten
Assyriens und verwerfen.
Babyloniens)
nothwendig als
Von diesem Reiche und
fabelhaft
den Eroberungen
seiner Könige, weiß man sonst nichts mit Gewißheit, als
was uns die Jahrbücher der Juden davon überliefert ha
ben.
Um das Jahr der Welt 3270 unterjochte Salma-
nassar, König von Assyrien, das Königreich Samarien oder Israel; und Nabuchodonosor (Nebukadnezar), einer von seinen Nachfolgern,
eroberte,
um das Jahr 3403,
das Reich Juda oder Jerusalem.
C y r u S. Der Stifter der Persischen Monarchie war CyruS,
der dadurch bekannt ist, daß er der Herrschaft der Baby lonier ein Ende machte, da er um das Jahr der Welt
3463 ihre Hauptstadt Babylon eroberte.
1) Goguet, Marsham, Norden, Denon.
32
Kurzer Entwurf der alten Geschichte,
Das Persische Reich umfaßte, alö es unter dem Darius Hystaspis auf seinem höchsten Gipfel stand, deiz ganzen Theil von Asien, der sich von Indien an bis zu
dem Caspischen See, dem Pontus Euxinus und dem mittelländischen Meere erstreckt. Auch Aegypten in Afrika, und Thrakien in Europa, gehorchten dessen Gesetzen. Es ward, als es ungefähr zwei Jahrhunderte gedauert hatte, im Jahre 3672, von den Makedonischen Griechen zerstört. Das alte Griechenland.
Griechenland, das zuerst in mehrere kleine Kö nigreiche getheilt war, veränderte seine Gestalt zu An fänge des vierten Jahrtausends, wo die vornehmsten Städte das Joch ihrer. Könige abwarfen, und sich zu Republiken machten. Damals ergriff die Griechen Frei heits »Enthusiasmus, und beseelte sie mit Ruhmbegierde. Kriegerischer Muth, Künste und alle Arten von Geschick lichkeiten wurden durch öffentliche Spiele ermuntert, un ter denen die Olympischen die vornehmsten waren. Iwei Städte, Athen und Lacedämon, erregten
die Aufmerksamkeit von ganz Griechenland. Für die er stere wurde Solo«, und für die andere Lykurg der Gesetz geber. Mit diesen beiden Republiken hingen alle übrige zusammen, einige als Bundesgenossen, andre als Colo-
nieen, oder durch das Eroberungsrecht. Athen hatte sich durch die berühmten Siege bei Marathon, Salamin und Platäa ausgezeichnet, die cs in den Jahren 3312, 3522 und 3523 über die Perser er
kämpfte. Das Uebergewicht, welches diese Siege den Athenern über die andern Griechen verschaffte, erregte die Eifersucht der Lacedämonier, und war die Hauptursachc des berühmten Bürgerkrieges, der 3572 zwischen
den beiden Republiken ausbrach, und in der Geschichte unter dem Nahmen des Pcloponnesischen bekannt ist T), Auf 1) Thucydides;
Kurzer Entwurf der alten Geschichte.
33
Auf ihn folgten mehrere andre Bürgerkriege, welche dazu
beitrugen, die Griechen zu erschöpfen und daS Band zu zerreißen, das die wahre Ursache ihres Wohlstandes und
ihres Ruhmes gewesen war. Philipp, König von Makedonien, wußte diese Unei
nigkeiten geschickt zu benutzen, um sich der Herrschaft über Griechenland zu bemächtigen.
Er unterjochte es durch
die Folgen des Sieges bei Chäroirea., den er um das Jahr der Welt 3664 (336 Jahr vor Chr. G.) über die
Athener erfocht. Alexander der Große.
Alexander der Große, Philipps Sohn, griff nachher
das Reich der Perser an, und stürzte es gänzlich durch
drei Siege, die er in den Jahren 3668 und 3672, Granikus,
am
am Jssus und bei Arbela, Über Darius Co-
domannus, letzten König der "Perser, erfocht. Die von Alexander
zerfiel nach seinem Tode.
gegründete Monarchie
Aus ihren Trümmern bildeten!
sich drei Griechisch-Macedonische Königreiche: das eigent liche Makedonische, das Syrische und bas Aegyptische, welche nach und nach, in den Jahren der Welt
3835, 3936 und 3.972 (165, 64 und 28 vor Chr. G.)
von den Römern erobert wurden.
Griechenland selbst wurde, nach der berüchtigten Ein äscherung von Korinth, und nach der Zerstörung des Achaischen Bundes, im Jabre der Welt- 3856 (144 Jahre vor
Chr. Geb.) in eine Römische Provinz verwandelt.
Das Römische Reich. Auf das Griechische (Makedonische) Reich folgte das
Römische, welches sich von allen früheren eben so sehr
durch seinen Umfang und seine Dauer, als durch seine
weise Staatsverwaltung und die schönen Denkmähler je der Art, die es uns hinterlassen hat, auszeichnet.
Auch
war die Größe dieses Reiches nicht das Werk Eines ErKochs Einleitung.
3
34
Kurier Entwurf der alten Geschichte.
oberers, sondern ganzer Jahrhunderte, und man muß sie der ursprünglichen Verfassung der Republik zuschreiben, die den Romern Liebe zur Freiheit und zum Vaterlande einsibßte, und sie zu Ruhmbegierde, zur Beharrlichkeit bei ihren Unternehmungen, und zur Verachtung der Ge
fahren und des Todes beseelte. Die Religion diente ihnen zu einer mächtigen Triebfeder, den großen Haufen nach
den Absichten und Zwecken der Regierung bald in Schran ke» zu halten, bald zu leitem Die Römische Geschichte wahrend des vierten Jahr tausends laßt sich in drei Perioden theilen. Die erste zeigt Rom unter Königen, von dessen Gründung im Jahre der Welt 3249, bis zur Vertrei bung Tarquin'ö des Uebermüthigen, und zur Stiftung der Römischen Republik, im Jahre Roms 245 (I. der
Welt 3493). Die zweite geht von der Stiftung der Republik, im I. Roms 245, bis zu dem ersten Punischen Kriege, I. Roms 490 (I. d. W. 3?38). Die dritte fängt an mit dem ersten Punischen Kriege, im Jahre Roms 490, und endigt sich mit der Schlacht bei Actium, Jahr Roms 723 (I. d. W. 3971), welche der republikanischen Regierung ein Ende machte,
und die Römische Monarchie unter Augustus Octavianus begründete. Während der ersten von diesen drei Perioden hatten
die Römer gegen ihre Nachbarn, die kleinen Völker in Italien, Kriege zu führen. In der zweiten unterjoch ten sie ganz Italien; und erst in der dritten gingen sie über die Gränzen dieses Landes hinaus, um den besten Theil der damals bekannten Welt zu erobern. Die beiden ersten Perioden der Römischen Geschichte
sind voll Dunkel und Ungewißheit. In den entferntesten Zeiten beschäftigten sich die Rdnier noch nicht mit den Wissenschaften.
Sie ergaben sich einzig und allein dem
Kurzer Entwurf der alten Geschichte. Waffenhandwerke, und hatten
keine
35
andern historischen
Nachrichten, alö die Jahrbücher ihrer Priester, die aber bei der Einäscherung von Rom durch die Gallier (im Jahre Roms 365)
Der Pictor,
älteste
verloren gingen z).
ihrer
Geschichtschreiber war FabiuS
der seine Jahrbücher im sechsten Jahrhundert
nach Roms Erbauung schrieb, d. h. während des zweiten
Punischen Krieges, um welche Zeit er lebte.
Auch diese
Jahrbücher, zu deren Behuf Fabius aus der Tradition und
aus fremde» Schriftstellern geschöpft hatte, sind verloren
gegangen, und es ist über die beiden ersten Perioden der Römischen Geschichte weiter nichts mehr vorhanden, als
was uns Dionysius von Halikarnaß und Titus Livius, beides Schriftsteller in dem Jahrhundert des Au
gustus, hinterlassen haben, deren Erzählungen aber oft mehr
einem Roman, als einer wahren Geschichte gleichen 2). Die Cultur der Wissenschaften und Künste fing bei den Römern eigentlich nicht eher an, als in der dritten
Periode, und als sie mit den civilisirten Völkern, nehm lich den Karthagern und Griechen, in Verhältnisse gekom
men waren. Im Jahre Roms 484 schlugen sie ihre ersten Silbermünzen; zehn Jahre nachher rüsteten sic ihre erste
Flotte gegen die Karthager aus. Von diesem Zeitpunkt an wird ihre Geschichte allmählich Heller und weniger un gewiß.
Außer den Römischen Geschichtschreibern Titus
Livius, Florus und Vellejus Paterculus, haben auch mehrere Griechische Autoren, als Polybius, Plu-
tarch, Appian von Alexandrien und Dio Cassius, historische Nachrichten
über
die dritte Periode geliefert.
Besonders verdient die Geschichte des Polybius großes Lob; Staatsmänner finden darin Unterricht in der Politik,
und Militärpersonen Vorschriften über die Kriegskunst.,
I) Livius, 1. 6, cap. i.
3) Louis Beaufort , inwtitudes de l'hisLoire romain*.
Kurzer Entwurf der alten Geschichte
36
Eine lange Reihe von Kriegen, die Punischön, d!S in Macedonien, in Asien und in Gallien, verschafften den Römern die Jiffeln im mittelländischen Meere, Spanien,
das nördliche Afrika, Gallien, Illyrien, Macedonien, Grie chenland, Thrakien, das ganze Asien bis zum Euphrat, und auch Aegypten. Die Zerstörung der mächtigen Republik Karthago ent
schied über die Herrschaft der Welt, zum Vortheile der
Römer.
Karthago, Roms Nebenbuhlerin. Karthago war eine Colonie, welche die alten Phöni cier um das Jahr der Welt Zug (1Z0 Jahr vor Er? bauung der Stadt Rom) auf der Küste von Afrika, in der Gegend des jetzigen Tunis, angelegt hatten. Nach dcm Beispiele ihres Mutterlandes zeichneten sich die Kar
thager durch Schifffahrt, Handel und Flotten aus. Die Erweiterung ihres Handels, und der Schutz, den sie dem selben geben zu müssen glaubten, machten sie zu Erobe rern; durch die Waffen brachten sie die Küsten von Afrika und Spanien, und die Inseln des mittelländischen Meeres unter ihre Herrschaft. Bei Gelegenheit ihrer Versuche, Sicilien zu unterjo chen, entzweieten sie sich mit den Rdnrern. Beide Staa ten machten einander, beinahe zwei Jahrhunderte hindurch, die Herrschaft der Welt streitig, und die Karthager erla gen in dieses« großen Kampfe, doch nicht eher, als bis sie ihre Nebenbuhler mehr als Einmal zum Zittern ge
bracht hatten. Die Stadt Karthago wurde nach einer Belagerung von beinahe drei Jahren durch den berühm ten Scipio Aemilianus, einen Schüler des Polybius, von Grund aus zerstört. Kein Denkmahl der Karthager zeigt uns jetzt noch den ehemaligen Glanz dieser Republik. Ihre
Archive und alleö, was die Stadt an literarischen Schätzen enthielt, ging mit ihr unter, oder wurde durch die Röiuer
Kurzer Entwurf -er alten Geschichte. vernichtet.
37
Die Zerstörung von Karthago geschah im Jahr
Roms 608 (Jahr der Welt 3856), in eben dem Jahre, worin auch Korinth in Flammen aufging» Fall von Karthago, und dessen Folgen.
Der Fall von Karthago, und, noch mehr, die Ero berung Griechenlands, der Asiatischen Königreiche und Aegyptens, zogen eine Revolution in den Sitten und der Regierung der Römer nach stch. Die Reichthümer des Orients, die Künste und Staatsanordnungen der überwun denen Völker machten sic mit dem Luxus bekannt, der in Kurzem allen Lastern Thür und Thor öffnete. Nun erlosch unvermerkt die glühende. Vaterlands- und Freiheitsliebe; mächtige und ehrsüchtige Mitglieder des Staats begünstigten die Unruhen und Bürgerkriege, die sieh mit dem Umsturz
der republikanischen Verfassung endigten, so daß nun wie der eine monarchische Regierung eingeführt wurde.
Erstes Triumvirat.. Es traten nach einander zwei Triumvirate auf» Das erste bestand aus dem Pompejus, Casar und Crassus, und wurde durch den Bürgerkrieg aufgelöst, der zwischen diesen Triumvirn ausbrach. Casar, der im Jahre Roms 706 den Pompejus in der Schlacht bei
Pharsalus überwunden hatte, wurde, unter dem Nahmen eines beständigen Dictators, Herr des Reiches. Er genoß seiner neuen Größe nicht lange; Verschworn«, an deren Spitze Brutus stand, ermordeten ihn im Jahre Roms
710 (42 I- vor Chr. Geb.), bei vollem Senate. Casars Tod gab Rom die Freiheit nicht wieder; daS Schicksal des Reiches war entschieden, und Rom än derte nur seinen Herrn.
Zweites Triumvirat. Das zweite Triumvirat bildeten M.arcus Anto nius, Cäsar Octavianus, und Lepidus. Auf Be-
38
Kurzer Entwurf der alten Geschichte,
fehl dieser Triumvirn, wurden mehrere Tausend vornehme Römer, unter andern auch Cicero, in die Acht erklärt und getödtet.
Eifersucht entzweiete auch diese neuen Ty
rannen. Octavianus verdrängte den Lepidus, und schlug den Marcus Antonius in dem berühmten Seetreffen, das
im Jahre Roms 723 (29 Jahr vor Chr. Geb.) bei dem Vorgebirge Actium geliefert wurde. Da Marcus Anto nius, unmittelbar nach seiner Niederlage, in Aegypten durch Mord sein Leben verlor, so wurde Cäsar Octavianus al lein Herr des Reiches, das er seitdem, unter dem Titel: Augustus, als wahrer Monarch regierte.
Dritte Periode. DaS Römische Reich unter dem Augustus. Das Römische Reich umfaßte unter dem Augustus die schönsten Länder von Europa und Asien, nebst Aegyp ten und dem ganzen nördlichen Theile von Afrika. Es war im Westen von dem Rhein und der Donau, im Osten von dem Euphrat begränzt. Trajan drang mit seinem siegreichen Heere über die Donau, und eroberte Dacien, oder die Länder, welche jetzt unter den Nah
men: Ungarn, Siebenbürgen, die Moldau, die Wallachei und Bessarabien bekannt sind. Eben derselbe unterwarf sich im Orient, jenseits des Euphrats, Mesopotamien,
Assyrien, Armenien, Kolchis und Jberien; diese Erobe rungen wurden aber von seinen Nachfolgern aufgcgeben, und das Reich bekam wieder die Gränzen, die es unter dem Augustus gehabt hatte. Dessen Umfang. Das Reich, das von Norden nach Süden ungefähr
360 geographische Meilen breit, und von Osten nach We sten über 600 solche Meilen lang war, hatte einen Flä cheninhalt von 160,000 Quadrat-Meilen.
Die Bevöl-
Kurzer Entwurfder alten Geschichte.
kerung konnte sich, in dem blühendsten Zustande des Rei ches, ungefähr auf iso Millionen Menschen belaufen, folglich ungefähr auf eben so viele, als das jetzige Europa zusammen enthalt.
Dessen Regierung. Die Regierung, welche damals eingeführt wurde, war eine unbeschränkte Monarchie, mit Beibehaltung der alten republikanischen Formen. Unter den populären Ti teln: „Consul, Volks-Tribun, Imperator, Pontifex maximus, Censor," vereinigte der Cäsar alle Theile der voll ziehenden Gewalt in sich allein. Der Senat genoß wirk lich großer Vorrechte: selbst die gesetzgebende Gewalt, welche
Anfangs dem Volke vorbehalten gewesen war, wurde nun diesem Collegium übertragen; da aber das sämmtliche Militär unter dem Fürsten stand, und da er auch eine sehr zahlreiche Leibwache zu seinem Befehle hatte; so sicht
man leicht ein, daß die Gewalt des Senats nur unsicher war, und daß er dem Fürsten nicht das Gleichgewicht halten konnte. Eine solche Regierung konnte das Glück des Volkes
nur unter Fürsten befördern, die so menschlich waren wie Titus, so gerecht und so einsichtsvoll wie. Trajan und
die Antonine, auch nur so lange, als die von Augustus eingeführten Formen geachtet wurden; sie mußte unter
Kaisern, wie Tiber, Caligula, Nero, Domitian u. s. w. in willkührliche Gewalt ausarten und der Senat nun in den Händen des Monarchen weiter nichts seyn, als ein sklavisches Werkzeug, das ihm die Mittel erleichterte, seine Leidenschaften und seine Tyrannei zu befriedigen.
Fortschritte des Despotismus.
Bald wurden nun die Grundsätze des empörendsten Despotismus angenommen.
Rechtskundige lehrten-öffent
lich : die sämmtliche Autorität des Senats unb des Volkes
4d
Kurzer Entwurf der alten Geschichte.
gehöre durch Übertragung dem Kaiser;
er sey über die
Gesetze erhaben, seine Gewalt erstrecke sich über daS Le
ben und das Vermögen der Bürger, und er könne über
den Staat, wie über sein Erbtheil, verfügen. Diese Fortschritte
des Despotismus,
und dazu die
Unsicherheit des kaiserliche» Thrones, die zügellose Ungc-
bundenheit der Truppen, auch den Umstand, daß ganze große Haufen von Barbaren im Kriege gebraucht wurden:
muß man mit zu den Ursachen zählen, welche das Sinken und den Verfall des Römischen Reiches herbeizogen *). Constantin der Große.
Ganz unrichtig betrachtet man Constantin den Großen als den Wiederherstcller des Reiches.
Als er (im Jahre Chr.
324) das Christenthum zur herrschenden Religion des Staa tes erhob, erregte er den Haß, der die Christen und die zahl
reichen Anhänger des Hcidenthums entzweiete.
Er brachte
dem Reiche auch dadurch eine tödtliche Wunde bei, daß
er Rom, die alte Residenz der Kaiser,
im Jahre 33o
verließ, und seinen Wohnsitz nach Byzanz verlegte, daS nun, nach ihin, Constantinopel genannt wurde.
Um
für die Sicherheit seiner neuen Hauptstadt zu sorgen, rief er die auserlesensten Legionen nach dem Orient, entblößte
hierdurch die Gränzen am Rhein und der Donau, und vcrthcilte die Truppen, welche vorher an den Ufern dieser
großen Flüsse in Lagern gestanden hatten, in die verschie
denen Provinzen und Städte.
Dadurch, daß er auf diese
Art den Frieden und die Ruhe im Innern sicherte, vollen
dete er die Zerrüttung des Heeres, und gab den Barba ren und den Germanischen Horden.Muth, ihre Einfalle in die Provinzen des Reiches zu erneuern.
Theilung de« Reiche«. Endlich gab eben dieser Fürst auch das erste Bei spiel von einer förmlichen Theilung des Reiches zwischen
i) Montesquieu und Gib'bvnl
Kurzer Entwurf der alten Geschichte. seine Söhne,
ohne Rücksicht
4t
auf das Grundgesetz der
Einheit und Unthcilbarkeit, welches seine Vorgänger heilig beobachtet hatten. Allerdings war diese Theilung nicht von Dauer; sie wurde aber kurze Zeit nachher von Theo dosius dem Großen wiederholt, der im Jahre Chr. 395 das Reich auf immer zwischen seine beiden Söhne theilte, so daß ArkadiuS die östliche, und Hondrius die west liche Halste bekam. Die letztre begriff Italien, Gallien, Spanien, das Römische Britannien, das nördliche Afrika,
Rharien, Vindelicien, Norirum, Pannonien und das west liche Illyrien.
Fall des abendländische« Reiches. Unter der Regierung des Honorius, und unter der Staatsverwaltung seines Ministers Stilikon, ereignete sich
der große Einbruch der Barbaren, auf welchen bald nachher die Zerstörung des abendländischen Kaiserthums erfolgte.
Von dieser großen Begebenheit, welche mehreren neuen Staaten ihr Daseyn gab, fangen wir unser Ge mählde der Revolutionen in Europa an. Es zerfallt in acht Perioden, nach den Abwechselungen, welche das politische System von Europa seit dem fünften Jahrhundert bis auf unsre Zeiten -erfahren hat.
Uebersicht der Perioden
in
dem Gemählde
der
Revolutionen in Europa.
Erste Periode: 4°6 bis 8. Band I,
S. 3 — 49*
Revolution im fünften Jahrhundert. — Einbruch der Germa
nischen Völker in das Römische Reich. — Zerstückelung des Abendländischen Reiches durch die Burgunder, Hunnen (Attila), die Alemannen, Franken, Westgothen, Vandalen, Angel-Sachsen, Heruler, Ost-Gothen und Langobarden. — Entstehung mehrerer neuen Staaten. — Veränderungen im Innern von Deutschland, r— Erstes Bekanntwerdcn der Slavischen Völker. — Einfluß der Revolution auf die Regierungen, Gesetze, Sitten, Sprachen, Wissenschaften und Künste. — Ursprung der Lehne. — Uebcrgewicht der Franken im Occident. — Ursprung der weltlichen Macht der Päpste. — Schenkung des Exarchats. — Ursprung
und Fortgang von Mohammeds Reiche und Religion. — Ein brüche der Araber in den südlichen Theil von Europa, und ihre Eroberungen. — Stiftung des Kalifats in Spanien.
Zweite Periode: goo bis 962. Band I,
S. 5o — 77.
Eroberungen Karls deß Großen; fein Patriciat und seine Kaiserwürde. — Seine Gesetzgebung. — Geschmack an den Wisssenschaften. — Schutz, den er den Wissenschaften gewährt. — Ungeheurer Umfang seiner Staaten. — Sein politisches System. — Die Franken sind unter ihm die herrschende Macht in Eu ropa. — Verfall des Fränkischen Reiches nach Karl» dem Großen. — Zerstückelung dieses Reiches. — Ursprung der Königreiche Franzicn (Frankreich), Deutschland, Italien, Lothringen, Hochund Nieder-Burgund, und Navarra. — Ursache» des Verfalls von der Herrschaft der Franken. — Einfälle der Normänner; ihre Verwüstungen. — Nene, von ihnen gegründete Staaten. — Ur sprung der Russen, und Gründung ihrer Monarchie durch die Normänner. — Ankunft der Ungarn an der Donau, im alte» Dacien und Pannonien; ihre Einfälle in die vornehmsten Staa ten von Europa.
Gemählde der Revolutionen in Europa
43
Dritte Periode: 962 bis 1074. Band 1, S. 78 — ns.
Deutschland erhebt sich zur herrschenden Macht. — Hein rich 1/ Stifter von dessen Größe. Seine Eroberungen. — Er neuerung der kaiserlichen Würde durch Otto den Großen. — Vereinigung der Königreiche Lothringen, Italien, Burgund oder
Arelat, mit dem Deutschen Reiche. — Eroberungen der Deutschen von den Slaven und Ungam. — Verfall des Deutschen Reiches. — Ursachen dieses Verfalles. — Mißbrauch deSFeudal-SystcmS; Macht der Geistlichkeit. — Ursprung der neuen christlichen Kö nigreiche in Spanien. — Die Capetingek kommen auf den Thron von Frankreich. — Befestigung des erblichen FeudalSystemS in diesem Reiche. — Ursprung des Königreiches Eng land. — Dessen Unterjochung durch Wilhelm den Eroberer. — Gründung der Herzogthümer Apulien und Calabrien, durch Nor mannische Fürsten. — Bekanntwcrdm der Staaten im Norde». — Ihre Bekehrung zum Chistenthum. — Gründung der Monarchiccn im Norden. — Einführung des Christenthums in de» Slavischen Ländern. — Die Russen nehmen die Griechische Re ligion an. — Größe der Russischen Monarchie unter Wladimir dem Großen. — Ursprung des Königreiches Ungam und dessen
Bekehrung j«m Christenthum. — Verfall des Griechischen KaiserthumS. — Dessen erste Zerstückelungen. — Ursprung der Seldschukischen Türken und ihrer Macht. — Ihre Eroberungen von
dm Griechen. Vierte Periode: 1074 bis iZoo. Band Iz S. ng — 253.
Neue Macht der Päpste seit GregoriuS Vir. — Politik die ses Papstes. — Streit über die Belehnung mit dem Ringe und dem Krummstabe. — Verbot der Priesterehe. — Usurpirte Herr schaft über die Geistlichen und die Könige. — Mißbrauch von der Gewalt der Schlüssel. — Einfluß der päpstlichen Macht auf alle vorzügliche Staaten in Europa. — Ursachen, welche die neue Macht der Päpste begünstigten. — Verfall des Deutschen Reiches, durch die Einführung des erblichen Feudal-Systems. — Größe der Päpste; ihre vollkommne Unabhängigkeit. — Wachsthum der päpstlichen Macht unter Jnnocenz IIL — Neue Rechte bet der Ertheilung geistlicher Benestcien. — Ursprung der Kreuzzüge. — Gründung des Königreichs Jerusalem. — Wirkungen der Kreuz züge. — Stiftung von geistlich-militärischen Orden. — Ritter wesen. — Veränderungen in den Sitten und den Regierungen.
44
Uebersicht der Perioden indem
Fortschritte des Handels und der Schifffahrt. — Entstehung der Gemeinen (CommunenV — Umbildung mehrerer Städte in Ita lien zu Republiken. — Gründung der Gemeinheiten (Communen) in Frankreich und Deutschland. — Die Städte bekommen po litische Existenz. — Ursprung der Freilassungen. — Wiederauf leben des Römischen Rechtes in Deutschland. — Einführung dc6
kanonischen Rechtes. — Wirkungen der neuen Jurisprudenz.— Ursprung der Universitäten. — Anarchischer Zustand des Deut schen Reiches. — Veränderungen in dessen Provinzen. — Ver gebliche Bemühungen der Kaiser/ ihr Ansehen in Italien wieder zu heben. — Verfall der Italiänischen Republiken. — Blühen der Zustand von Venedig/ Genua und Pisa. — Ursprung des Königreichs beider Sicilien. — Sicilianischc Vesper. — Revo lutionen in Spanien. — Reiche der Almorawiden und der Almvhaden. — Ursprung des Königreiches Portugal. — Politik -er
Könige von Frankreich gegen ihre Vasallen. — Ursprung der Eifersucht zwischen Frankreich und England. — Kreuzzüge gegen die Albigenser. — Errichtung des Inquisitions-Tribunals. — Eroberung von Jreland und dem Lande Wales (Wallis)/ durch die Könige von England. — Abfassung der Magna Charta. — Traurige Lage der nordischen Königreiche. — Eroberungen der Könige von Dänemark und Schwede«/ durch bewaffnete Mis
sionen. — Eroberung von Preusse»/ durch den Deutschen Orden. — Eroberung von Litthauen/ durch die Schwertrittcr. — Ur sprung von der Macht der Mogolen unter Dschingis-Khan. — Gründung des Reiches Kaptschak. — Einbrüche der Mogolen in Rußland/ Polen und Ungarn. — Zerstückelung des Griechischen (Byzantinischen) Kaiscrthums durch die Kreuzfahrer. — Ursprung des Lateinischen Reiches in Nieäa/ und des Griechischen in Trapezunt. — Saladins Eroberungen. — Ursprung der Mame luken und ihrer Herrschaft. Fünfte Periode:
iZo bis i453«
Band II, S. i — 96.
Zustand der päpstlichen Macht. — Gewalt der Päpste über die Geistlichkeit und die Fürsten. — Verfall dieser Gewalt/ sind dessen Ursachen. — Sitz der Päpste zu Avignon. — Große Ktrchcntrennung (Schisma) im Occident. — Concilien zu Costnitz und Basel. — Fortschritte der Aufklärung und der Civilisirung in Europa. — Erfindung mehrerer wichtigen Künste: des LumxenpavierS/ der Oelmalerei, der Bnchdruckerkunst/ des Schießpulvcks und des Compaffes. — Blühender Handel der Jtaliänt-
Gemählde der Revolutionen inEnropa.
45
schen Städte, des hanseatischen Bundes und der Niederlande. — Ursprung des neuen Föderativ-Systems oder Staatenbundes
im Deutschen Reiche. — Erste Zrrthcilung des Reiches Bur gund, oder Arelat. — Ursprung der Schweizerischen Eidgenos senschaft. — Neue Macht der Herzoge von Burgund. — Er löschen der alten Slavischen Könige in Böhmen. — Das Haus Luxemburg kommt aus den Böhniischen Thron. — Grausamer Krieg der Husstrcn. — Erhebung des Hauses Meissen zur KurWürde van Sachsen, und des Hauses Hohen-Zollerv zur KurWürde von Brandenburg. — Fall der Italiänischen Republiken. !— Stiftung des Herzogtums Mailand (Milan®). — Blühender Zustand der Republik Florenz. — Eifersucht zwischen den Repu bliken Genua und Venedig. — Verfall von Genua. — Das Kö nigreich Neapel kommt an die Könige von Arragonien. — Zu stand von Spanien und Portugal. — Das Haus Valois kommt auf den Französischen Thron. — Kriege mit England. — Trau riger Zustand von Frankreich, unter der Regierung Karls VI. — Die Jungfrau von Orleans. — Vertreibung der Engländer aus diesem Reiche. — Revolution in der Regierung von Frank reich, — Streitigkeiten und Kriege zwischen de» beiden Rose« in England. ■— Die Stuarts kommen auf den Schottischen Thron. — Vereinigung der drei nordischen Reiche, durch die Union von Calmar. — Das Haus Oldenburg gelangt zu dem Throne von Dänemark. — Unglücklicher Zustand von Rußland, unter der Herrschaft der Mogolcn. — Zerstückelung des westlichen Rußlands durch die Litthauer und Polen. — Stiftung des Großfürstenthums Moskwa. — Macht des Deutschen Ordens im Nor den. Dessen Verfall. — Königöwürdc in Polen. — Revolution in der Regierung dieses Reiches. — Thronbesteigung der Jageltonen. — Vereinigung von Polen und Litthaucn. — Das Haus Anjou gelangt aus den Thron von Ungarn. — Ursprung und Fortgang der neuen Macht der Osmanischen Türken. — Umsturz des Griechischen Kaiserthums.
Sechste Periode:
1453 bis 1684.
Band II, S. 97 — 224.
Revolutionen im fünfzehnten Jahrhundert. — Wiederher stellung der schönen Künste und der Literatur. — Ihr Einfluß düs Wissenschaften und die Civilinrung von Europa. — Entdekkung von Amerika durch die Spanier. — Europäische Nieder lassungen in der neuen Welt. — Entdeckung des Weges zur See nach Ostindien, durch tie Portugiesen. — Veränderungen
46 in dem
Uebersicht -er Perioden in dem
Handel mit Ostindien. — Erstaunliche Fortschritte der Schifffahrt und des Handels. — Veränderungen in der Religion. — Luthers und Calvins Reformation. — Wirkungen derselben. — Tridentinischcs Concilium; Stiftung des Jesuiten-Ordens.— Veränderungen in der politischen Welt. — Ursprung des Gleichgewicht-Systems, welches der Vergrößerung Oestreichs entgegen gesetzt wird. — Allmähliches Entstehen des FöderativSystemS oder Staatenbundes im Deutschen Reiche. — Schmalkaldifchor Krieg. — Religions-Friede. — Der dreißigjährige Krieg. — Wcstphälischer Friede. — Ursprung und Fortschritte der Republik der vereinigten Niederländischen Provinzen. — Ihre Bestätigung durch den Frieden von Münster. — Kriege der Schweizer mit dem Herzoge von Burgund. — Eweiterung ihres Bundes. — Ewiger Friede mit Frankreich. — Religions-Unru hen. — Die Unabhängigkeit der Helvetischen Cantone von dem Deutschen Reiche anerkannt. — Italien von fremden Mach ten angefallen. — Ursprung des Herzogthums Florenz (Toscana), des Herzogthums Parma und Piacenza, und der Suveränctät von Malta. — Revolutionen in den Republiken Genua und Ve nedig. — Verfall von Venedig. — Eifersucht zwischen Frankreich und Oestreich. — Kriege, welche daraus entspringen. — Bür ger- und ReligionS-Kriege der Franzosen. — Katholische Ligue. — DaS Haus Bourbon gelangt auf den Französischen Thron. — Ministerium des Cardinals Richelieu. — Größe Spaniens unter Ferdinand dem Katholischen, Karl I, und Philipp n. — Dessen Verfall feit Philipp n. — Blühender Zustand von Portugal unter den Königen Emanuel und Johann ui; dessen Verfall unter der Spanischen Herrschaft. — Revolution von 1640. — Vertreibung der Spanier. — Das Haus Braganza kommt auf' den Thron von Portugal, und die Tudors auf den von Eng land. — König Heinrich V11I trennt sich von der Römischen Kirche. — 'Die Königin Elisabeth führt die hohe Kirche in England ein. — Entstehung der Größe Englands unter dieser Königin. — Die Stuarts besteigen den Thron von Groß-Bri tannien. — Erste Vertreibung derselben. — Ende der Union von Calmar. — Dänische Aristokratie. — Reformation in Dänemark. — Ursprung der verschiedenen Zweige des Hauses Oldenburg. — UnionS- und CommunionS- Traktaten. — Gustav Wasa, Wiederhersteller Schwedens. — Veränderungen, die er in der Regierung und Religion bewirkt. — Aufnahme dieses König reiches unter Gustav Adolph. — Der Deutsche Orden verliert Preussen. — Stiftung des Herzogthums Preussen zu Gunsten
Gemählde derRevolutionen in Europa.
4?
des Hauses Brandenburg. — Liefland wird an Polen abgetreten. Aufhebung des Ordens der Schwertritter. — Stiftung des Herzogthums Curland. — Kriege zwischen den nordischen Mächten über Liefland. — Die Großfürsten von Rußland werfen das Joch
der Tataren ab. — Vernichtung der großen Horde. — Ent deckung von Sibirien. — Erlöschung des alten in Rußland re gierenden Hauses. — Unruhen durch die falschen Demetriusse. DaS Haus Romanow kommt auf den Russischen Thron. — Feh lerhafte Verfassung von Polen. — Erlöschung der Jagellonischen Könige. — Polen wird ein bloßes Wahlrcich. — Ursprung der Pacta conventa. — Die Königreiche Ungarn und Böhmen kom men an das Haus Oestreich. — Innere Unruhen in diesen Staa ten. — Einbrüche der Türken in Ungarn. — Revolution in
Böhmen. — Die Lausitz wird von diesem Reiche getrennt. — Glänzender Zustand des Osmanischen Reiches unter Selim I «nd Soliman dem Großen. — dessen Verfall seit dem letztern.
Siebente Periode: 1648 bis 1713.
Band II, S. 225 — 331. Größe Frankreichs unter der Regierung Ludwigs XIV. — Veränderung in dem Gleichgewichts-System. — DevolutionSKricg. — Tripel-Allianz. — Aachner Friede. — Krieg mit Hol land. — Nimweger- Friede. — Unruhen wegen der Reunionen. Waffenstillstand von Regensburg. — Widerrufung des Edikts von Nantes. — Krieg mit Deutschland. — Friede zu Ryöwick. — Streitigkeiten über die Erbfolge in Spanien. — Theilungs Traktaten. — Testament Karls n. — Succession^-Krieg. — Unfälle Ludwigs X1V. — Präliminarien im Haag. — Friedens schlüsse zu Reichstages Würde. — — Mehrere
Utrecht/ Rastadt und Baden. — Permanenz des zu Regensburg. — Stiftung einer neunten KurNeue Form der kaiserlichen Wahl - Capitulationen. Deutsche Häuser erlangen die königliche Würde. —
Ursprung der Preussischen Krone/ bei dem Hause Brandenburg. — Oestreich/ die herrschende Macht in Italien. — Erhebung des Hauses Savoyen. — Verfall von Spanien/ unter den letzte» Fürsten aus dem Oestreichischen Hause. — Das Haus Bourbon kommt auf den Spanischen Thron. — Neue Ordnung der Erb folge/ von Philipp V bestimmt. — Absetzung des Königs von Portugal AlphonS VI. — Die Unabhängigkeit dieses König reiches wird von den Spaniern anerkannt. — England in eine Republik verwandelt. — Protektorat Olivier Cromwel'S. — Zurückbexufung der Stuarts. — Zweite «nd letzte Vertreibung
48
Uebersicht der Perioden in dem
derselben. — Eifersucht zwischen Frankreich und England unter Wilhelm HL — Das Haus Hannover gelangt auf den Thron von Groß-Britannien. — Blühender Zustand der vereinigten Niederlande. — Abschaffung der Statthalter-Würde, und Wieder herstellung derselben. Neue Barriere dieser Republik, durch die Traktaten von Utrecht zugestanden. — Neutralitäts-System der Schweiz. — Innere Unruhen in dieser Republik. — Schweden die vorherrschende Macf»t im Norden. — König Karls X Plane zu Eroberungen von Polen und Dänemark. — Bündniß, ihm entgegengesetzt. — Friedens-Traktaten von Roschild, Ko penhagen und Oliva. — In Schweden wird unter Karl XI die unbeschrankte Herrschaft eingeführt.—-Tripel-Allianz, Karl'nXlI entgegengesetzt. — Glück dieses Königs. — Friedens-Traktaten von Travendahl und Alt-Ranstadt. — Unglück Karls XU. —
Seine Niederlage bei Pultawa. — Folgen davon. —- Friedens schlüsse zu Stockholm und Nystad. — Traurige Lage von Dä nemark. — Revolution in dessen Regierung. — Dem Könige wird die Erbfolge und die unbeschrankte Herrschaft übertragen. —- Königliches Gesetz in Dänemark. — Vortheilhafte Wirkungen 2on der veränderten Constitution. — Anarchie in Polen. — Ein führung des liberum veio. — Grausamer Krieg der Kosaken. — Waffenstillstand und Friede mit Rußland, zu Andrussow und Moskwa. — Allmähliches Anwachsen der letzteren Macht. — Sicherung ihrer Ueberlegenheit über Polen. — Thronbesteigung Peters des Großen. — Gemählde von seiner Regierung. — Seine großen Reformen. — Aufhebung der Strelitzen. — Grün dung von St. Petersburg. —- Seine Kaiserwürde. — Seltsamer Ukas über die Thronfolge. — Innere Unruhen in Ungarn. — Krieg mit den Türken. — Das Osmanische Heer belagert Wien.
— Ungarn wird von den Kaiserlichen wieder erobert, und das Haus Oestreich setzt sich in den erblichen Besitz dieses König reiches. — Friede mit den Türken zu Carlowitz. —- Unruhen des Ragoezi. Hinfälliger Zustand des Osmanischen Reiches. Achte Periode: 1713 bis iöoo. Band III, S- i — 181 .
Politische Lage von Europa nach dem Utrechter-Frieden. — Neue Streitigkeiten über die Erbfolge in Spanien. — Qua-
-rupel-Allianz. — Congreß zu Cambray. — Friede und Allianz von Wien, im Jahr 1725. — Allianz mit Hannover. —- Congreß zu Soissons. —Friede von Sevilla. — Allianz zu Wien 1731.— Krieg der Venetianer, und ihrer Bundesgenossen, der Oestreicher,
gegen
Gemählde der Revolutionen in Europa.
4g
gegen die Türken. — Friede zu Passarowitz. — Das Recht der Weiber zur Thronfolge, von den Ungarischen Ständen anerkannt. — Revolution in Schweden nach dem Tode Karls XII. — Neue Beschränkung der königlichen Macht. — Krieg über die Thron folge in Polen. — Friede zu Wien im Jahre 1738. — Krieg der Russen und der Oessreicher gegen die Türken. — Friede von Belgrad. — Streitigkeiten über die Erbfolge in Oestreich. —
— Allgemeiner Krieg, der daraus entspringt. — PartikularFriede zu Breslau und Berlin. — Unions-Traktat von Frank furt. — Partikular-Friede zu Füssen und Dresden. — Fort setzung des Krieges zwischen Frankreich und Oestreich, und ihren beiderseitigen Bundesgenossen. — Unternehmen des Prätendenten in Schottland. — Vertreibung der Oessreicher aus Genua. — Revolution in Holland. — Die Erbssatthalter-Würde für die männlichen und weiblichen Nachkommen Wilhelms 1V erblich gemacht. — Allgemeiner Friede zu Aachen. — Revolutionen in Rußland und Schweden. — Krieg zwischen diesen beiden Mäch ten. — Friede zu Abo in Finnland. — Revolution in Por tugal. — Carvalho's Staatsverwaltung. — Republik in Pa raguay. — Erdbeben zu Lissabon. — Meuchelmörderischer An griff auf den König von Portugal. — Verbannung der Jesuiten. — Streitigkeiten zwischen Frankreich und England über die Gränzen von Acatien (Neu-Schottland) und Canada. — Krieg zwischen diesen Mächten. — Bündniß zu London, zwischen Eng land und dem Könige von Preussen. — Siebenjähriger Krieg. — Verbündung gegen Preussen. — Familien-Pakten zwischen, den beiden Linien des Hauses Bourbon. — Partikular-Friede zu Petersburg und Hamburg. — Friede zu Paris und zu Hu bertsburg. — Englands Größe. — Dessen Eroberungen in Ostin dien. — Pragmatische Sanktion des Könige von beiden (E ui« lien. — Verträge über Piacenza. — ttebergewicht Rußlands im Norden. — Revolutionen in Curland. — Streit zwischen Ruß land und Dänemark über die Angelegenheiten von Holstein. —
Beilegung dieser Streitigkeiten. — Revolutionen auf der Insel Corsiea. — Der König Theodor, und Pasquale Paoli. Abtre tung dieser Insel an Frankreich. — Unruhen in Polen über die Dissidenten. — Einmischung fremder Mächte. — Akte in Be treff der Dissidenten. — Conföderation von Bar. — Krieg zwi schen den Russen und Türken. — Congreß zu Foczani (Fotschanij) und zu Bukarest. — Friede von Kainardschi. — Die Bukowina wird an Oestreich abgetreten. — Erste Theilung von Polen zwischen Rußland, Oestreich und Preussen. — Antheil jedes von KochS Einleitima.
4
5o
Uebersicht der Perioden tc.
diesen drei Höfen. — Die fehlerhafte Verfassung von Polen wird beibehalten. — Aristokratisch« Regierung in Schweden. — Gustav's IU Regierungsantritt. — Revolution am igten und sisten August 1772. — Neue Constitution von Schweden. — Erweiterung der königliche» Gewalt. — Die Republik der Saporoger Kosaken wird aufgehoben. — Eröffnung der Erbfolge in Baiern. — Krieg zwischen Oestreich und dem Könige von Preussen. — Teschener-Friede. — Der Deutsche Fürstenbund. — Englisch-Amerikanische Revolution. — Ursprung der Ame rikanischen Unruhen. — Constitution der vereinigten Staaten. — Krieg über Amerika, zwischen Groß-Britannien, Frankreich, Spanien und Holland. — Niederlage des Lords CornwalliS. — Friedens-Traktaten von Paris und Versailles. — Conventionen über die bewaffnete Neutralität. — Streitigkeiten zwischen Ruß land und der Pforte. — Erklärende Convention von Constantinopel. —Rußland nimmt die Krim in Besitz. — Streitigkeiten zwischen dem Kaiser Joseph II und den Holländern. — Congreß zu Brüssel. — Krieg zwischen beiden Mächten. — Vermittelung des Französischen Hofes. — Friede zu Fontainebleau. —• Innere Unruhen in Holland. — Entfernung des Herzogs Ludwig von Braunschweig, und des ErbstatthalterS. — Die Preussen rücken in Holland ein. — Wiedereinsetzung des ErbstatthalterS. — Un ruhen in den Niederlanden. — Insurrektion der Belgier. Bil dung eines CongresseS. — Uneinigkeit unter den Insurgenten. — Beilegung der Belgischen Unruhen. — Neue Streitigkeiten zwi schen den Russen und Türken. — Rußlands und Oestreichs Krieg gegen die Pforte. — Schweden greift, als Bundesgenosse der letzter», Rußland an. — Friede zu Werelä, zwischen Rußland und Schweden. — Schritte der Höfe von London und Berlin zum Besten der Pforte. — Convention zu Reichenbach. — Friede zu Szisztowa, zwischen dem Kaiser und der Pfotte; und zu Yassv, zwischen Rußland und eben derselben. — Letzte Revolutionen in Polen. — Constitution von 1791. — Conföderation von Targowica, durch eine Russische Armee unterstützt. — Zweite Theilung von Polen, zwischen Rußland und Preussen.—KoSeiuSzko's Insur rektion. — Belagerung von Warschau. — Oestreich nimmt Theil an der Coalition. — Blutbad in Prag«. — Letzte Theilung von Polen. — Antheil jedes von den drei Höfen. — Vernichtung des Gleichgewichts im Norden, — Beschluß.
Chronolog fsch.« Tafeln re.
5i
Chronologische Tafelnüber
die alte Geschichte. Jahre Jahre Jahre vor der St. bev Welt. Christo. Rom. 1656 2421, 2500
2513 2720 ■2794 3000
3119 3 Sparta. Gemeine Zeitrechnung nach Olympiaden. Assyrische Monarchie, von Phul gestiftet. Gründung der Stadt Rom.
Aera des Nabonassar. Zerstörung des Jüdischen Reiches durch Nabuchodonosor (Nebukadnrzar)/ König
. von Babylon. Solon, Gesetzgeber von Athen. Eroberung von Babylon, durch Cyrus. Monarchie der Perser. Ursprung -er Römischen Republik. Iah» rechnung nach den Consuln. Schlacht bei Marathon. MilftadeS. Seetreffen bei Salamin. ThemistokleS. Schlacht bei Platäa. Pausanias und Ari stides. Gesetze der zwölf Tafel».
Chronologische Tafeln
52 Jas) re der Welt.
Jahre; Jalire der St. vor Christo. Rom.
3555 3571
445 299 429 . 823
3602
398
Herodot/ der älteste Geschichtschreiber. Peloponncsischcr Krieg. PeriklcS. Thucy-
354
dides. Rückzug der zehntausend Griechen^
Xe-
363g 3664
36 r 336
39 t 416
nophon. Schlacht bei Mantinea. Epaminondas. Schlacht bei Chäronea. Philipp, König
3672 '
323
4=4
von Makedonien. Ende des Persischen Reiches.
Monarchie
Alexanders des Großen. Aera der Seleuciden. Theilung von Alexanders Monarchie in drei Reiche: das Makedonische, Syri
3690 3697
3io 3o3
442
3738
262
490
3786 3535 .3556
214 i65 i44
538 587 608
sche und Aegyptische. Erster Punischer (Karthagischer) Krieg der Römer. Schlacht bei Cannä. Hannibal. Ende des Makedonischen Reiches. Zerstörung von Karthago. Scipio der
ioo
652
Afrikaner. Einäscherung von Korinth. Mummius. Niederlage der Teutonen und Cimbern.
■3920 3?36 3g4-
80 64 58
672 688 694
MariuS. Sylla, Diktator von Rom. Ende des Syrischen Reiches. Triumvirat des Cäsar, PompejuS und
3952 3g54 39-56
•48 46 44'
704 706 708
3g5g
4i
7IT
CraffuS. Gallien von Julius Cäsar unterjocht. Schlacht bei Pharsalus. Cäsar Dictator. Verbesserung des Kalenders durch Julius Casar; das Julianische Jahr. Triumvirat deS OctavianuS, Marcus An
3962 3971
38 29
714 723
tonius, und LepiduS. Spanische Zeitrechnung. Schlacht bei Actium. Ende der Römi
28 i i
724 752 753
schen Republik. Augustus, Kaiser. Ende des Aegyptischcn Reiches. Geburt Jesu Christi. Dionysische, oder gemeine Aera.
449
— 3goo •
397= 4000 4001
über die alte Geschichte.
53
Aahre Chri sti.
70 Eroberung und Einäschemng von Jerusalem durch die Vespasiane. 79 Berühmter Ausbruch deS Vesuv. Untergang von Pompejk
und Herkulanum. i35 Zerilrcuung der Juden durch den Kaiser Hadrian. 213 Erste Erwähnung der Alemannen, unter dem Kaiser raealla. »60 Erste Erwähnung der Franken, unter Gallien««-. 284 Acra deS Diokletian, oder der Märtyrer. 325 Erstes allgemeines Concilium zu Nicaa. Einführung des Christenthums im Römischen Reiche, unter Constantin
dem Großen. 33o Der Sitz des Reiches wird «ach Byjanz verlegt, das seit dem Constantinopel genannt wird. 375 Einbruch der Hunnen in Europa. 3g5 Theilung des Römischen Reiches in das morgen-und abend ländische. 406 Einbruch der Barbaren in das abendländische Reich. 476 Umsturz des Römische«« KaiserthumS im Oecidcnt.
Chronologische Tafeln
54
Chronologische Tafeln über
die Revolutionen in Europa, seit
dem Umstürze des Römischen Reiches im Occident, bis auf unsre Zeiten,
Jahre Christi.
4o6 409 413 415
Einbruch der Barbaren in Gallien. Die Vandalen, Sveven und Alanen setzen sich in Spanien fest. Einrücken der Burgunder in Gallien.
Eroberung von Barcellona durch die Westgothen; Ursprung ihrer Monarchie in Spanien. 427 Uebergang der Vandalen und Alanen nach dem Römischen Afrika; Ursprung ihres Reiches in diesem Welttheil. 430 Einmarsch der Franken in Gallien, unter Clodion. Die Merowingischen Könige der Franken. 450 Ueberfahtt der Angel-Sachsen nach dem Römischen Bri tannien. 45i Niederlage der Hunnen, unter dem Attila, in den Ebe nen von Chalons. 45a Entstehen von Venedig, nach der wahrscheinlichsten Meinung. 456 Gründung des Reiches der Burgunder in Gallien. 472 Umsturz der Römischen Herrschaft in Spanien, durch die Gothen.
476 Einnahme von Rom durch Odoaker, König der Heruler. Ursprung des Königreiches der Heruler in Italien.
Niederlage des Syagrius, bei SoissonS, den Chlodwig, (Hhlodwig, d. i. Ludwig), König der Franken, besiegt. Ende der Römischen Herrschaft in Gallien.
über die Revolutionen in Europa re. 4gZlTheodorich/ König der Ostgothen, erobert Italien.
55 Die
' Herrschaft der Heruler hat ein Ende. 4g6 Vollständiger Sieg Chlodwigs über die Alemanne«/ bei Zülpich (Tolbiac). Die Franken nehmen das Christen thum an. 507 Sieg bei Vougle, durch Chlodwig. Den Westgothen wer den ihre Besitzungen Mischen der Loire und den Pyre näen entrissen.
Sn Chlodwig/ Eroberer von Gallien/ stirbt. 531 Zerstörung des Königreiches Thüringen durch Chlodwigs Söhne. 534 Das Königreich Burgund von den Söhnen des Chlodwig um gestürzt. Die Griechen machen dem Reiche der Vandalen ein Ende 553 Die Monarchie der Ostgothen wird von Justinian vernichtet; die Griechen sind Herren von Italien. 568 Gründung des Longobardischcn Königreiches in Italien. Die Awaren bemächtigen sich Pannoniens. 584 Zerstörung des Reiches der Svevcn in Galicien. Die West gothen Herren von ganz Spanien. 622 Jahrrechnung der Hegira (Hedschira). Ursprung von Mo hammeds Religion und Reiche. 687 Sieg bei Testry. Pipin von Herstal maßt sich/ unter dem Titel eines Herzogs und Fürsten der Franken/ die höchste Gewalt an. 711 Schlacht bei Xcreö de la Frontera. Die Monarchie der Westgothen wird von den Arabern gestürzt. 730 Die Römer errichten eine Republik/ unter Autorität des Römischen Papstes. Erster Ursprung des Kirchenstaates. 732 Niederlage der Araber bei PoitierS/ durch Karl Martell. 742 Erster Gebrauch der Dionysischen Zeitrechnung bei den öf
fentlichen Verhandlungen in Frankreich. 749 Die Ommiadischen Kalifen werden von den Abbasiden gestürzt. 750 Alp ho ns 1/ mit dem Beinahmen der Katholische/ legt den Grund zu dem Königreiche Leon. 752 Pipin der Kurze, erwählter König der Franken, wird von dem Heil. Bonifaz zu SoissonS gesalbt. Karlow in gische Könige der Franken. Der Römische Papst bekommt von Pipin dem Kurzen das Exarchat von Ravenna geschenkt. Gründung des Kalifats von Cordova, durch einen Abkömm ling der Ommiadischen Kalifen.
56
Chronologische Tafel»
?5g Narbonne, den Arabern entrissen. Pipin ist Herr von ganz Gallien. 771 Karl der Große bringt die ganze Monarchie der Fran ken wieder zusammen. 774 Ende des Longobardischen Reiches. Die Franken sind Her ren von Italien und der Stadt Rom. Patriciat Karls des Großen. 778 Eroberung Spankcns zwischen den Pyrenäen und dem Ebro,
durch die Franken. 796 Zerstörung des Reiches der Awaren durch Karl den Großen: Pannonien kommt unter die Herrschaft der Franke». 800 Karl der Große wird in Rom als Kaiser gekrönt. Er neuerung der kaiserlichen Würde im Occident. 803 Friede zu Salza: die Sachsen unterwerfen sich Karln dem Großen. 814 Tod Karls des Großen. Ludwig der Fromme, Kaiser der Franken. Die Normanner fangen ihre Streifereien zur See an. 827 Ende der Englischen Heptarchie. Egbert der Große, König von ganz England. 843 Friede von Verdun: die Monarchie der Franken wird ge theilt. Ursprung des Königreiches Frankreich, unter Karln
dem Kahlen. Ursprung des Deutschen Königreiches, unter Ludwig dem Deutschen. 85o Gründung der Russischen Monarchie, durch denNormann Rurik. 855 Ursprung des Königreiches Lothringen unter Lothar n. 858 Ursprung des Königreiches Navarra, unter Don Gareia.
874 Stiftung einer Republik in Island, durch die Normännek. 877 Das erbliche Feudal-System wird von Karln dem Kahlen in Frankreich eingeführt. Ursprung des Königreiches Hoch - Burgund (westlich vom 879
Jura) unter Boson. 88" Trennung der Griechen von der Römischen Kirche. 887 Absetzung Karls des Dicken, durch die Deutschen; Erwäh lung Arnulfs. Deutschland ei» Wahlreich. Ankunft der Ungarn (Madscharen) an der Donau, unter Anführung ihrer Oberhäupter Almus und Arpad. 888 Gänzliche Zerstückelung der Fränkischen Monarchie. Italien wird ein besonderes Reich.
über die Revolutionen ttt Europa re.
57
»38 Ursprung des.Königreiches Nieder-Burgund (östlich vom Jura), unter Rudolph. 8g4 Borjiwoy, erster christlicher Herjog von Böhmen. 8g5 Swentibold/ natürlicher Sohn des Königs Arnulf/ wird von seinem Vater zum König von Lothringen erklärt. 900 Die Ungarn erobern Pannonien; Ursprung des neueren Ungarns. 908 Stiftung des Fatimitischen Kalifats in Afrika und Ae gypten. SU Karl der Einfaltige/ König von Frankreich, bemäch tiget sich des Königreiches Lothringen. gI2 Traktat.von St. Clair an der Epte: Rollo»/ Oberhaupt der Normänner, wird/ unter dem Nahmen: Robert I, zum Herzog der Normandie ernannt. 919 Das Haus Sachsen gelangt auf den Thron des König reiches Deutschland. 9=4 Unterbrechung der kaiserlichen Würde (Interregnum) im abendländischen Reiche/ nach dem Tode BerengariuS I, Königs von Italien/ und Kaisers. 9=5 Heinrich I, König von Deutschland/ vereinigt Lothringen
wieder mit seinem Reiche.
93o Hoch-Burgund wird von dem Könige Rudolph II mit Nieder-Burgund vereinigt. 933 Niederlage der Ungarn bei Merseburg, wo Heinrich I, Kö nig von Deutschland/ sie besiegt. 961 Otto der Große/ König von Deutschland, vereinigt Italien wieder mit seinem Reiche. 962 Otto erneuert die kaiserliche Würde; Ursprung des Deut
schen KaiserthumS. 965 Harald Blaatand, König von Dänemark, läßt sich taufen. 966 Minrzyslaw I, Herzog von Polen, bekehrt sich zum Chri stenthum. 987 Hugo Cap et wird König von Frankreich. Thronbestei gung der Capetinger. 988 Wladimir der Große, Großfürst von Rußland, nimmt die Griechische Religion an. 994 Geysa, Fürst der Ungarn, wird Christ. 1000 Stephan 1, König von Ungarn, wird mit der sogenann ten Engelskrone gekrönt. IOOI Olaf, Skautkonung, der erste König von Schweden,
nimmt das Christenthum an. Kanut der Große, König von Dänemark-
58
Chronologische Tafeln
ioi5 Tod Wladimirs des Großen.
Anfang der Theilungen von Rußland. 1017 Eroberung von England durch Kanut -en Großen. 1020 Olaf nz mit dem Beinahmen der Dicke/ führt das Chri stenthum ein. 1024 ^Kaiser aus dem Salifchen Haufe. loZo Zerstückelung des Kalifats von Cordova; Herustterkommen
der Mohammedaner in Spanien. I0Z2 Reunion des Königreiches Burgund/ durch den Kaiser Con rad n aus dem Salifchen Hause. 1035 Theilung der Staaten Sanchs'S des Große«/ in die Kö nigreiche Navarra/ Castilien und Arragonien. 10Z8 Gründung des Reiches der Seldschukischen Türken, durch Togrul-Beg. 1042 Vertreibung der Dänen auS England. 1043 Wiedervereinigung Pannoniens, von der Ens bis zu der Leytha, durch Kaiser Heinrich IV. Größe der Deutschen. 104s Gerhard von ElsaS/ erster Erbherzog von Lothringen an der Mosel- Stammvater des Hauses Lothringen. io5g Robert Guiscard/ der Norman»/ Herzog von Apulien und Calabrien/ macht sich zu einem Vasallen des Papstes. 1061 Abubekk/ Stifter des Reiches der Almorawiden im nördli
chen Afrika. 1066 (i4.0(t.) Schlacht bei Hastings. Unterjochung Englands durch Wilhelm den Eroberer. Wahrscheinlicher Anfang der Turniere. 1069 Jusuf/ Almorawidischer Suverän/ erbauet Marok (Marokko). 1071 Die Seldschukischen Türke» entreißen den Griechen einen Theil von Klein-Asien. G u e l f, oder Welf/ 'Stammvater des Hauses Braunschweig, wird zum Herzog von Baiern ernannt. 1073 Gregorius Vii, oder Hildebrand/ wird zum Papst erwählt und von dem Kaiser bestätigt. 1074 Dessen Verbot der weltlichen Investituren und der Priesterehe. Ursprung der neuen päpstlichen Macht. Verfall des Deut
schen Reiches. Ursprung des erblichen Feudal-SystemS im Deutschen Reiche. Ursprung des Hauses Bade» / das von den Herzogen von Zärinqen abftammt. 1075 Eroberung von Palästina durch die Seldschukischen Tür ken. 1076 Heinrich IV, Kaiser von Deutschland, wird von Grego-
über -i« Revolutionen in Europa re.
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rius VII abgeseht. Mißbrauch der Schlüsselgewalt. Krieg zwischen dem Kaiser- und dem PrieAerthume. 1080 Stiftung Les Ordens der Karthäuser. Vermehrung der geistlichen Orden. 1085 Alfons VI, König von Castilien, nimmt den Namen (Saracenen) Toledo und Madrid. 1086 Die Almorawiden in Afrika fallen in Spanien ein. 1087 Erster Krieg zwischen Frankreich und England. Ursprung des Kampfes zwischen beiden Nationen. X092 Das Reich der Seldschukischen Türken wird zertheilt. I°s4 Heinrich von Burgund, aus dem Hause Frankreich, wird zum Grafen von Portugal ernannt. 1095 Concilium zu Clermont. Ursprung der Kreuzzüge. 1096 Kreuzzug Gottfried« von Bouillon. 4099 Gründung des Königreiches Jerusalem, durch Gottsricd von Bouillon. 1100 Stiftung des Orden« St. Johannes von Jerusalem (Johan» niter-Ordens). 1106 Die Italiänischen Städte fangen an sich in Republiken zu verwandeln. Ursprung der Gemeinheiten (Commu nen). Gottftied, Graf von Löwen, erster Erbherzog von Nie der-Lothringen, Stammvater der Häuser Brabant und Hessen. iii5 Wiedereinführung des Römischen Rechtes in Italien. Die Erbfolge der Gräfin Mathilde wird eröffnet. ms Stiftung des Tempelherren-Ordens. 1120 Ursprung des Reiches der Almohaden, welche Aftika und das Mohammedanische Spanien erobern. 1122 Coneordat zwischen dem Kaiser Heinrich V, und dem Papste Caiixtus II. 1127 Die Herzoge von Zäringen werden zu Regenten des Kö nigreiches Burgund ernannt. Ii3o Roger II, erster König beider Strikten vom Stamm« der Normänner. ii38 Das Haus Hohenstaufen kommt auf den Kaiserthron. Anfang der Theilungen von Polen, nach dem Tode Bo leslaw'« HI. Ii3g (24. Jul.) Schlacht bei Ourique. A l fo n 61, Sohn de« Grafe» Heinrich, wird zuni König von Portugal ausgerufen. Ii4= Alfons I, König von Portugal, macht sich dem Papste lehnsI pflichtig und zinsbar.
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Chronologische Tafel»
"47 Kreuzzug Kaiser Conrads in und Ludwigs VII, Königs von Frankreich, gegen den Atabek Zenghi. (Sanguin).
1152 Eleonore von Poitou, Erbin von Aquitanien, Gascogne, der Grafschaft Poitou re., wird von Ludwig VH ver stoßen, und vermählt sich mit Heinrich Plantagenet, Gra
fen von Anjou. Gratians Dekret.'
1154 Heinrich n, König von England.
Die PlantagqmetS (das Haus Aujou), kommen auf den Thron. n56, Oestreich wird aus einer Markgraffchast, von dem Kaiser Friedrich I, zu einem Herzogthum erhoben. 1157 Eroberung von Finnland, durch die Schwedem Albrecht der Bär, Graf der Nordmark (Markgraf), bemächtiget sich der Stadt Brandenburg. Andreas Iurgewitfch, Großfürst von Rußland/ nimmt
feinen Sitz in Madimer, an dem Flusse Kliaöma. Po litische Spaltung in Rußland. 1164 Sardinien wird von dem Kaiser Friedrich I zu einem Königreiche erhoben. 1167 Verbündung der Lombardischen Städte gegen Kaiser Frie«
drich I.
"71 Saladin bemächtigt sich Aegyptens, und gründet die Hers« schast der Ajubitischcn Sultane.
1172 Eroberung von Jreland, durch Heinrich II, König von England. Kaiser Friedrich I thut Verzicht auf die Präfektur von Rom. Die Venetianer maßen sich die Oberherrschaft über das Adriatische Meer an.
"77 Friede zu Venedig:
ngo Fall dtö Hauses der Guelfcn, oder Welfen.
Das Haus Wittelsbach gelangt zum Herzogthum Baiern, und das Haus Askanien zum Herzogthum Sachsen. Zer stückelung dieser Herzvgthümer. 1187. Zerstörung des Königreiches Jerusalem durch Saladin. "89 Kreuzzug Kaiser Friedrichs I, Philipp Augusts, Königs von Frankreich, und Richards Löwenherz, Königs von England. Das Haus Hohenstaufen kommt auf den Thron beider Stritten. 1191 Belagerung und Einnahme von Ptolemais durch die Kreuz fahrer. Stiftung des Deutschen Ordens. 1192 Guido von Lustgnan wird durch Richard von England zum König von Cypern ernannt.
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Böhmen zu einem Königreiche erhoben. Erste Erwähnung des Compassed. Die Universität von Paris wird in vier Fakultäten getheilt. Ursprung der Universitäten. Gründung der Stadt Riga/ durch Albert/ Bischof von Liefland.
Stiftung des Ordens der Schwertritter in Liefland. Vierter großer Kreuzzug/ unter Anführung -es Bonifnj/ Marquis von Montserrat. Die Kreuzfahrer nehmen Constantinopel ein. Zerstückelung -es Griechischen Reiches. Ursprung des Reiches der La teiner in Constantinopel; Griechische Reiche in Nicäa und Trapezunt. Die Engländer werden von Philipp August a«S der Nor
mandie u. f. w. vertrieben. In Languedoc wird eine Commission niedergesetzt/ die Ket zer zu richten: erster Ursprung der Inquisition. 1205 Don Pedro n, König von Arragonien/ macht sich zum Va
sallen des Papstes. DschingiS-Khan tritt als Eroberer auf. Ursprung des großen Mogolischen Reiches. ' 1212 Schlacht bei Ubcda : Niederlage und Fall der Almohaden in Afrika. 12lZ Johann ohne Land/ König von England/ macht sich? zum 1206
Vasallen des Papstes. Die Pfalz am Rhein kommt an bas HauS Wittelsbach. Philipp Augusts Sieg bei BouvineS. 1215 Magna charta des Königs Johann ohne Land: Grundlage der Englischen Staatsverfassung. 1217 Kreuzzug des AndreaS/ Königs von Ungarn. 121g Erlöschen der Herzoge von Zäringen; die Schweiz wird eine unmittelbare Provinz des Deutschen Reiches. 1222 Urkunde oder Dekret des Königs Andreas n* Grundlage 1214
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der Ungarischen Constitution. Erneuerung des Lombardischen Bundes gegen den Kaiser
Friedrich n. Schlacht bei Bornhivet in Holstein; Waldemar nz König von Dänemark/ verliert seine Eroberungen an -er süd lichen Küste des Baltischen MeereS.
Kreuzzug Kaiser Der Deutsche Der König von seln/ und die
Friedrichs II. Orden setzt sich in Preussen fest Arragonien erobert die Balearischen In Liefländischen Ritter Curl and.
HL
ChronoloPische Tafeln
m35 Dekretalen Gregors IX. Stiftung des H erjogthumS Braunschweig, zu Gun sten der Welfen. 1236 Eroberung der Königreiche Cordova, Murcia und Sevilla,
durch die Castilianer. 123? Eroberung Rußlands durch Batu-Khan: Ursprung der Mogolischen Horde von Kavtschak. Vereinigung des Ordens der Schwertritter mit dem Groß» mcisterthum des Deutschen Ordens. 1241 Wahrscheinlicher Ursprung des hanseatischen Bundes. Einbruch der Mogolen in Polen, Schlesien und Ungarn. *246 Erste Spure» vom Gebrauche der Wechsel. Erlöschen des Mannsstammes vom Hause Bamberg-Oestreich. 1247 Anssterben der alten Landgrafen von Thüringen. Hessen
kommt an das Haus Brabant. 1248 Kreuzzug, Ludwigs des Heiligen, Königs von Frankreich. Befreiung der Leibeigenen durch Herzog Heinrich U von Brabant. 1250 Thronbesteigung der Folkunger Könige in Schweden.
1254 In Deutschland Kaiser aus verschiedenen Hausern auf dem Throne. Ende der Herrschaft der Ajubiten in Aegypten und Syrien: Anfang des Reiches der Mamluken. 1256 Befreiung der Leibeignen zu Bologna in Italien. 1261 Michael Paläologus bemächtigt sich ConstantinopclS:, Ende des Lateinischen Kaiserthunrs. 1265 Papst Clemens IV erste allgemeine Reservation der Bene» steten (Pfründen), welche durch den Tod der Inhaber, bei ihrer Anwesenheit in Rom, erledigt werden. Das Haus Anjou gelangt zum Throne beider Sicilien. 1266 Zulassung der Gemeinen (commons) in das Parliament von England. 1268 Conradin wird in Neapel enthauptet. Erlöschung des
Hauses Hohenstaufen; Schwaben und Franken werden un mittelbare Provinzen des Deutschen Reiches. 1271 Die Grafschaft Toulouse kommt an die Könige von Frank reich, und der Comtat Venaissin an den Papst. 1273 Kaiser Rudolph von Habsburg kommt auf den Thron; erste Wahl durch sioben besondere Kurfürsten (d.i. Wahl fürsten). Sicilianisch« Vesper; Sicilien kommt an den König von Arragonien.
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1282 Eroberung des Landes Wales (Wallis) durch den König von England. Kaiser Rudolph giebt seinen Söhnen Herzogthümer . Juli) Friede zu Breda, zwischen England und Holland. (d. 23. Sept.) Alfons VI, König von Portugal, abgesetzt. Dom Pedro H, sein Bruder, wird Regent, und in der . Folge König von Portugal. (d. 21. Dec.) Ewiges Edikt: Aufhebung der Statthalter schaft durch die republikanische Parthei in Holland. 1668 (d.23.Jan.) Tripel-Allianz zwischen Holland, England und Schweden, zur Erhaltung der Spanischen Niederlande.
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,668>(d. i3.Febr.) Friede zu Lissabon zwischen Spanien und Por tugal: Portugals Unabhängigkeit behauptet. (d.2.Mai) Friede zu Aacheu: Douai/ Lille re. an Frank reich abgetreten. (d. 16. Sept.) Johann Casimir/ König von Pole»/ legt die Krone nieder. jG6g (d.7.Mai) Friede zu Haag zwischen Portugal und den Generalstaaten der vereinigten Niederlande: die letzte-rett behalten ihre Eroberungen in Indien. (d. 19.Jun.) Michael Wiöniowiezki/ zum König von Polen erwählt. (d. 5. Sept.) Die Insel Candia durch die Türken den Venetianern entrissen. 1.670 (d.g.Febr.) Christian V, König von Dänemark und Norwegen. 1672 (d. 6. April) Ludwigs XIV Krieg gegen Holland. (Jun. Jul.) Das Statthalterthum für Wilhelm ni, Prin zen von Oranien, wieder hcrgcstcllt. J673 (d. 6. Jun.) Friede zu Vossem zwischen Ludwig XIV und Friedrich Wilhelm, Kurfürsten von Brandenburg, 1674 (d. ig.Fcbr.) Friede zu Westminster/ zwischen England und Holland. (d.20.Mai) Johann Sobieski/ zum König von Polen erwählt. (6. n. Aug.) Schlacht bei Senef: der Prinz von Conde Sieger. Türenne'nS Winter-Feldzug im Elsas. 1675 (d. 27. Jul.) Türenne bei Sasbach getödtet. 1676 (d.8.Febr.) Feodor Alex iewitsch, Zar von Rußland, (d. 16. Oct.) Friede von Zurawo, zwischen Polen und den Türken: Abtretung von Kaminkee und Podolien an die letztern. 1677 Unruhen in Ungarn: die Grafen Wcsselini und Tököli/ „ach einander Oberhäupter der Mißvergnügten, 1678 (d. ii. Aug.) Friede zu Nimmege«/ zwischen Frankreich und den vereinigten Niederlanden. (d. 17.Sept.) Friede zn Nimmegen zwischen Frankreich und Spanien: die Franchc- Comte und mehrere Städte i» den Niederlanden an Frankreich abgetreten. 1679 Friedens-Traktaten von Nimmcgen, Zelle/ Saint-Germainen-Laye, Fontainebleau und Lund/ zwischen Frankreich, dem Kaiser und dem Reiche, nebst ihren beiderseitigen ' Aüiirten. Kochs Einleitung.
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Chronologische Tafeln
1679 Die Habeas - Corpus - Akte geht im Brittischen Parliasmente durch. (d.g.Nov.) Reunions-Kammer in Metz niedergesetztz Lud wig X1V bemächtigt sich de6 ganzen Elsasses, 1680 (d. i2. Dec.) Revolution in Schweden: Einführung der unbeschränkten königlichen Gewalt. 1681 (d. 30. Sept.) Straßburg ergiebt sich an Frankreich auf Kapitulation. 1682 Peter 1 Alexiewitsch/ Zar von Rußland/ mit seinem Bruder Iwan Alexiewitsch. 1683 (d. 14.3«L) Zweite Belagerung von Wien/ durch die Türken» (d. i2. Sept.) Niederlage der Türken vor Wien/ durch Jo hann Sobieski/ König von Polen/ gemeinschaftlich mit dem Herzoge Karl von Lothringen. (d. i2.Sept.) Don Pedro n, König von Portugal/ bei dem Tode Alfons VIZ seines Bruders. 1684 (d. i5. Aug.) Zwanzigjähriger Waffenstillstand zu Regens burg/ zwischen Frankreich/ Spanien und dem Reiche: Ludwig XIV behält einen Theil seiner Reunionen, 1685 (d. i6.Febr.) Jakob nz König von Groß-Britannien, (d. 22. Oct.) Widerruf des Ediktes von Nantes. 1686' (d.6.Mai) Friede zu Moskwa/ zwischen den Russen und Polen: die Provinzen Smolensk und Tschernigow/ fer ner die Kosaken jenseits des Dnieper und in Kiow/ de finitiv an Rußland abgetreten. (d. 9. Jul.) Bündniß zu Augsburg/ Ludwig XIV entgegen gesetzt. (d. 2. Sept.) Dir Kaiserlichen erobern Ofen/ die Hauptstadt von Ungarn/ von v«n Türken. 1687 (d. 12, Aug.) Die Türken bei Mohacz durch^ den Herzog von Lothringen gänzlich geschlagen. (d. 13. Oct.) Reichstag zu Presburg: die Ungarische Krone in dem Mannsstamme des Hauses Oestreich für erblich erklärt. (Novbr.) Soli man Ui, Türkischer Kaiser, 1688 (d. 10. Sept.) Ludwigs XIV Deutscher oder Pfälzischer Krieg, (d. i5. Nov.) Wilhelms ui/ Prinzen von Oranien/ Lan dung in England. (d. 24. Dee.) Flucht König Jakobs H; Revolution in Eng land: Vertreibung der Stuarts. 16S9 (d.22.Feb.) Wilhelm Hl und Maria/ seine Gemahlin,
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werden einstimmig zum König und zur Königin von Groß-Britannien ausgerufen. r.689 Peter der Große übernimmt das Staatsruder allein, 1690 (d. r. Juli) Schlacht Hei Fteuruö: Luxembourg Sieger, (d. i8.Aug.) Schlacht bei Stafarda: Catinat Sieger. 1691 Achmet II/ Türkischer Kaiser, (d. 19. Aug.) Des Prinzen Ludwig von Baden Sieg über die Türken bei Salankemen. 1692 (d. 3. Aug.) Luxembourg's Sieg bei Steenkirken.
(d. 19. Dec.) Stiftung 1693
1694
169.5 1696
1697
einer neunten Kurwürde für das
Haus Hannover. (d.29.Jul.) Luxembourg'6 Sieg bei Neerwinden/ oder Landen. (d.4.Oet.) Catinats Sieg bei Marzaglia. Stiftung der königlichen Bank zu London. Akte des Englischen Parliaments wegen der Preßfreiheit. Mustafa II/ Türkischer Kaiser. (d. 28. Jul.) Asow von Peter dem Großen belagert und eingenommen: Ursprung der Russischen Seemacht, (d. 20. Aug.) Friede zu Turin/ zwischen Frankreich und dem Herzoge von Savoyen: Pignerol an den Herzog abgetreten. (d.i5.April) Karl Xliz König von Schweden, (d.27.Jun.) August II/ Kurfürst von Sachsen/ zum König von Polen erwählt, (n. Sept.) Des Prinzen Eugen Sieg über die Türken bei
Zentha. (d. 20. Sept.) Friede zu Ryswick, zwischen Frankreich/ England/ Spanien und Holland. (d.30.Oct.) Friede zu Ryswick zwischen Frankreich/ dem Kaiser und dem Reiche; Abtretung der Stadt StraßburgCassation der außerhalb des Elsasses gemachten Reunionen; der Herzog von Lothringen wieder in sein Land eingesetzt, 1698 (d. n.Oct.) Erster Theilungs-Traktat zwischen Frankreich/ England und Holland: Joseph Ferdinand/ Kurprinz von Baiern/ zum präsumtiven Erben der Spanischen Monar chie erklärt. 1699 (d. 2.5. Jan.) Friede zu Carlowitz, zwischen dem Kaiser/ den Polen/ den Venetianern und den Türken: Ungarn/ mit Ausnahme von TemeswarZ Siebenbürgen und Sclavonien/ dem Kaiser; Kaminiec und Podolien den Po len; Morea den Venetianern abgetreten.
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Chronologische Tafeln
1699 (d. 8. Febr.) Tod Joseph Ferdinands'/ Kurprinzen von Baiern. — (d. 25. Aug.) Friedrich IV, König von Dänemark und
Norwegen. (Novbr.)* Geheimes Bündnifi zwischen dem Zar von Ruß^ land/ dem Könige August von Polen/ und dem Könige von Dänemark/ gege Karln Xii. 1700 (d. iZ.Marz) Zweiter/ in London unterzeichneter/ TheilungsTraktat/ zwischen Frankreich- England und Holland: Karl/ Erzherzog von Oestreich/ zum präsumtiven Erben der Spanischen Monarchie erklärt: Neapel/ Guipuzeoa nnd Lothringen dem Dauphin von Frankreich zugetheilt. — (März) Anfang des großen nordischen Krieges gegen Karl Xii. — (d. i3. Jul.) Friede auf dreißig Jahre zn Constantinopel/ zwischen Peter dem Großen und den Türken: die Russen —
—
—
behalten Asow/ und freie Schifffahrt auf dem schwarzen Meere. (d. i8.Aug.) Friede zu Travendahh zwischen Schweden und Dänemark. (d. 2. Oct.) Karls 11/ Königs von Spanien/ Testament zu Gunsten Philipps von Anjou. (d. 1. Nov.) Tod Karls llz letzten männlichen Sprößlings
von dem Oestreichisch-Spanischen Hause. (d. 14. Nov.) Philipp V von Anjou zum König von Spa nien ansgerufen: das Haus Bourbon kommt ans den Spanischen Thron. — (-d.3o.Nsv.) Die Russen vor Narwa von Karl Xii gänzlich geschlagen. — Stiftung der Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 1701 (d. i8.Jan.) Friedrich 111/ Kurfürst von Brandenburg/ setzt sich/ -unter dem Nahmen Friedrich 1/ in Kö nigsberg die Krone auf. — (d. 3. April) Krieg wegen der Spanischen Erbfolge/ in Italien angefnngen. — (d.2Z.Jun.) Akte des Groß-Britannischen Parlaments/ um dem Hause Braunschweig-Hannover die Thronfolge zu sichern. — (d. 18. Sept.) Großes Bündniß gegen Frankreich/ im Haag unterzeichnet. 1702 (d. 19. März) Tod Wilhelms III. — lAnna Stuart/ Königin von Groß-Britannien. —
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1702'Neue Unterbrechung der | einigten Provinzen.
Statthalterschaft in
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den vcr-
»703 Unruhen in Ungarn; Fran; Rakoczy, Oberhaupt der Miß vergnügten. *- (d. . Mai) Gründung der Stadt St. Petersburg; die Russen öffnen sich den Zugang zum Baltischen Meere. — (Seel.) 2td)mct 1 , Türkischer Kaiser.
(d.27.Dec.) Handels-Traktat zwischen Groß-Britannien urw Portugal (Melhuen - treaty). 1.704 (d. 12.Jul.) Stanislaus LeSczinSki, durch Karls XII Schuh/ nachdem August II abgesetzt ist/ zum Könige »0» Polen erwählt. (d. 4. Aug.) Gibraltar von den Engländern erobert, —
(d. 13.Aug.) Schlacht bei Hod)stcdt oder Blenheim/ ge wonnen von Marlborough (l.Mällborof) und dem Prin
zen Eugen. 1705 (d.RMai) Joseph iz Deutscher Kaiser, (d. 9. Oct.) Einnahme von Barccllona durch die Alliirten; Catalonien und das Königreich Valencia durch den Erz herzoge Karl/ Mitbewerber Philipp'S von Anjou/ er obert. 1706 (d. 23. Mai) Schlacht bei Ramillics; Marlborough Sieger, (b. 7. .?cu.) Sch-acht bei Turin/ von dem Prinzen Eugen gewonnen. (d. -4. Sept.) Friede von Alt-Ranstadt/ zwischen Karl XII und August II; der letztere entsagt der Polnischen Krone. (d.g.Dec.) Johann Vz König von Portugal, 1707 (d. 6. Marz) Vereinigung von England und Schottland in Ein und eben dasselbe Parlament. (d. 25. Arril) Schlacht b-i Aimaiiza; der Herzog von Ber
wick Sieger. Das Fürstenthum Ncufchatel und Valengin kommen an den König von Preussen. 1-708 '(b. ao. Juu.) Aechtung des Herzogs von Mantua; sein Land
von dem Kaiser eingczogen. (b.7. Jul.) Der Herzog von Savoyen mit Montserrat/ auch mit ben Provinzen Alessandria und Valenz«/ belehnt, (b. 12. E ept.) Einführung des Königs von Böhmen und des Fürsten von Hannover in das Kurfürsten-Collegium,
(d. g. Oct.) Schlacht bei LieSn«/ durch den Zar Peter ge wonnen; Niederlage des Generals Löwcnhaupt. (d.8.Jul.) Schlacht bei Pultawa; Niederlage Karls XII 1709
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Chronologische Tafeln rc.
durch Peter den Großen: Schwedens Sinken; Ruß lands Steigen. 1709 (d.3i.Aug.) August 11 kommt wieder auf den Polnischen Thron; Stanislaus LeSczinskiS Flucht, (d. ii.Sept.) Schlacht bei Malplaquet: Marlborough Sieger. (Oct.) König August und der König von Dänemark er neuern ihr Bündniß mit dem Zar. 1710 (Marz) Conferenzen zu Gertruydenderg. (Mai) Veränderung im Englischen Ministerium: die WighS (l. Hweihs) treten an die Stelle der Torys, (d. io. Dee.) Schlacht bei Villaviciosa: der Herzog von Vendome Sieger. (d. 17. April) Tod Kaiser Josephs I. (d. 2g. Apr.) Beilegung der Ungarischen Unruhen zu Szathmar; der Fürst Rakoczy begiebt sich nach der Türkei,
(d.2i.Jul.) Friede zu Faltschij am Pruth/ zwischen den Russen und Türken: Peter der Große muß Asow zurück
geben und der Schifffahrt im schwarzen Meere entsagen, (d. 8. Oct.) Präliminarien von London/ zwischen Frankreich und England. (d. i2. Oct.) Karl VI in Frankfurt zum Kaiser erwählt neue Form der Wahl-Capitulationen. 1712 (d. 16. April) Friede zu Eonstantinopel zwischen den Russen und Türken.
(d. 24. Jul.) S,chlacht bei Denain: Villars Sieger, (d.20.Dee.) Schlacht bei Gadebusch/ von dem General Steenbock gegen die nordischen Alliirten gewonnen. 1713 (d.25.Febr.) Ftedrich ÄZilhelm lz König von Preussen, (d. ii.April.) Utrechter Friede zwischen Frankreich und den Alliirten/ den Kaiser ausgenommen: Spanien und Frank reich sollen nie vereinigt werden; die Niederlande zu einer Barriere gemacht/ und dem Kaiser/ nebst dem Kö nigreiche Neapel/ Sardinien/ dem Herzogthume Mailand/ und den Toskanischen Häfen (il Stato degli presidii) zugetheilt; Sicilien an Viktor Amadeus 11/ Herzog von Savoyen/ abgetreten; Gibraltar und Port Mahon den Engländern überlassen. (d. 19. April) Pragmatische Sanktion Kaiser Karls Viz über
die Erbfolge in Oestreich. (d. i2. Mai) Neue Thronfolge von den Spanischen cortcz (Reichsständen) festgesetzt.
über die Revolutionen in Europa re.
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(d. 24. Jun.) Friede zu Adrianopch zwischen den Russen und den Türken. (d. 13. Jul.) Friede zu Utrecht/ zwischen Spanien und England. (d. 13. Aug.) Friede zu Utrecht/ zwischen Spanien und Sa voyen. (d.2i.Dec.) Viktor Amadeus ll/ Herzog von Savoyen/ als König von Sicilicn gefreut. »7*4 (Febr.) Dem Hause Holstein-Goitorp werden seine Stmw teil durch den König von Dänemark genommen. (d. 6. Marz- Präliminarien zu Rastadt/ zwischen dem Kaiser und Frankreich. (d. 26. Jun.) Friede zu Utrecht zwischen Spanien und Hol land. (d. 12. Aug.) Tod der Königin Anna von England. Georgel kommt auf den Thron von Groß-Britannien; das Haus Hunnover wird königlich. (d. 7. Sept.) Friede zu Baden, zwischen Frankreich/ dem Kaiser und dem Reiche: Landau an Frankreich abge treten. (d. 22. Nov.) Karl XU kommt aus der Türkei «ach Stral sund. (d. 7. Dec.) Die Pforte erklärt der Republik Venedig de« Krieg. 1715 (Febr.) Allianz zwischen Dänemark, Preussen und den Kur fürsten von Sachsen und Hannover/ gegen Karl XII. (d. 6. Febr.) Friede zu Utrecht zwischen Spanien und Por tugal. (Jun. u. Jul.) Die Türken entreißen den Denetianern Morea. (d. 26. Jun.) Bremen und Verden durch den König von Dänemark an den Kurfürsten von Hannover abgetreteP. (d. 1. Sept) Tod Ludwigs XIV. Ludwig XV/ König von Frankreich. (d. i3. Nov.) Barriere-Traktat/ zwischen dem Kaiser und den vereinigten Provinzen/ zu Antwerpen unterzeichnet, 1716 (d. i3. April.) Bündniß Kaiser Karle VI mit der Republik Venedig/ gegen die Türken. (d. 5. Aug.) Deö Prinzen Eugen Sieg über die Türken bei Peterwardein.
1717 (d. 4. Jan.) Tripel-Allianz im Haag/ zwischen Frankreich/ England und Holland/ gegen Spanien.
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Chronologisch« Tafeln
1717 (d. 16. Aug.) Des Prinzen Eugen Sieg bei Belgrad, (d. 22. Aug.) Sardinien von den Spaniern angefallen,
1718 (d. 2i. Jul.) Passarowitzer-Friede zwischen dem Kaiser/ den Venetianern und den Türken: Temeswar und Belgrad
an den Kaiser abgetreten. (d.2.Aug.) Sogenannte Quadrupel-Allianz zu London/ wegen des Friedens/ zwischen dem Kaiser/ dem Könige von Spa nien und dem Herzoge von Savoyen: dem Jnfanten Don Carlos die Anwartschaft auf das Großherzogthum Toskana/ und die Herzogtümer Parma und Piacenza zugesichert, (d. ri.Dec.) Karl der Xll bei der Belagerung von Frie drichshall getödtet. I7J9 (d. 2i.Febr.) Ulrike Eleonore/ Schwester Karls Hl/ zur Königin von Schweden erwählt. Revolution in der Schwedischen Regierung: neue Beschränkung der könig
lichen Gewalt. (April) Die Franzosen und die Engländer spielen den Krieg nach Spanien hin. (d. 20. Nov.) Friede zu Stockholm/ zwischen Schweden und dem Könige von Groß-Britannien: Bremen und Verden von Schweden abgetreten. 1720» (d. 2i. Jan.) Friede zu Stockholm/ zwischen Schweden und
dem Könige von Preussen: Stettin und ein Theil von Vorpommern/ zwischen der Oder und der Peene/ an den König von Preussen abgetreten.
(d.22.Marz) Friedrich iz Gemahl von Ulrike Eleonore/ zum König von Schweden erwählt. (d. 3.Jun. u. 3.Jul.) Friede zu Stockholm und Friedrichs burg/ zwischen Schweden und Dänemark: Schweden ent sagt der Befreiung vom Sundzolle/ und der Beschützung des Herzogs von Holstein -Gottorp. (d- 14. Jun. u. 26. Jul.) Akten der Garantie für Schleswig/ dem Könige von Dänemark durch Frankreich und Eng
land ausgestellt. (d.8.Aug.) Viktor Amadeus II/ Herzog von Savoyen, in Besitz des KönigreichesSardinien gesetzt, (d. 16. Nov.) Friede zu Constantinopel zwischen den Russen und den Türken. 1721 (d. 13. Jun.) Friedens-Traktat zwischen Spanien und Groß-Britannien. (d. 10. Sept.) Friede zu Nystädt zwischen Rußland und Schweden: Liefland/ Ingermanland und Carelen an
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Rußland abgetreten; Rußland im Norden die herr schende Macht. 1721 (d. 22. Oct.) Peter der Große nimmt den Titel: Kaiser aller Reus-en, an. — Congreß zu Cambray. 17-- Peters des Großen UkaS, welcher dem Beherrscher von Rußland das Recht giebt/ seinen Nachfolger zu er nennen. (Jun.) Reichstag zu PrcSburg: die Ungarische Thron folge auf die werbliche Linie des Hauses Oestreich aus gedehnt. (d. 27. Jun.) Marlborough'S Tod. (d. 19. Dec.) Errichtung der Ostendischen Handelsgesellschaft, •*7=4 (d. 17. Jan.) Ludwig/ König von Spanien. (April) Förmliche Eröffnung des CongrcffcS zu Cambray.
(d. 6. Sept.) Philipp V besteigt/ nach dem Tode seiiwS Sohnes Ludwig/ den Spanischen Thron wieder, 1725 (d. 8. Febr.) Tod Peters des Großen. Katharina 1, Kaiserin von Rußland. (April) Der Congreß zu Cambray abgebrochen, (d. 3c>. April) Friede zu Wien zwischen dem Kaiser und dem Könige von Spanien; Bündniß zu Wien/ zwischen
eben denselben. (d. 7. Jun.) Friede zu Wie»/ zwischen Spante»/ dem Kaiser und dem Reiche. (d. 3. Sept.) Bündniß von Hannover/ dem von Wien ent gegengesetzt. 1726 Errichtung der Akademie zu St. Petersburg, (d. 6. Aug.) Ewige Defensiv-Allianz zwischen Rußland und
Oestreich. (d. 11. Sept.) Oer Cardinal von Fleury wird PremierMinister von Frankreich. 1727 (d. 17. Mai) P e t e r u Alexiewitsch, Kaiser von Rußland, (d. 3i. Mai) Präliminarien von Paris: Susspenffon der
Handelsgesellschaft von Ostende, (d. 22. Jun.) George li/ König von Groß-Britannien, 1728 (d. 14. Jun.) Congreß zu SoissonS. (Mai u. Jun.) Friede zwischen Schweden und dem Könige August/ als Kurfürsten von Sachsen,
(d. 9. Nvv.) Friede zu Sevilla zwischen Spante»/ England und Holland. 17=9 Empörung der Corse» gegen die Genueser.
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Chronologische Tafeln
1730 (L ii. Fan.) Anna Iwanowna/ zur Kaiserin von Ruß land erwählt. (d. 3. Sept.) Viktor Amadeus H legt die Krone nieder. Karl Emanuel niz König von Sardinien, (d. 12. Oct.) Christian VI z König von Dänemark und Norwegens (Oct.) Mohammet Vz Türkischer Kaiser,
1731 (d. 20. Jan.) Tod Amons/ letzten Herzogs von Parma aus dem Hause Farnese; Don Carlos wird Herzog von Parma und Piacenza. (d. 16. März.) Allianz zu Wien/ zwischen dem Kaiser/ Eng land und Holland; der Kaiser giebt die Handelsgesell schaft in Ostende auf. 1732 (d. 7. Oct.) Friede zwischen Schweden und Polen/ zu War schau geschlossen. 1733 (d. i. Febr.) Tod Augusts II z Königs von Polen, (d. i2. Sept.) Stanislaus Lesczinski zum König von Polen erwählt. (d. 26. Sept.) Bündniß zwischen Frankreich z Spanien und dem Könige von Sardinien/ zu Gunsten Stanislaus/
Schwiegervaters von Ludwig XV. (d.3.Oct.) Wahl Augusts Hl/ Kurfürsten von Sachse»/ zum König von Polen/ unter Rußlands Protektion,
(d. 10. October.) Frankreich erklärt den Krieg gegen Kaiser Karl Vl. 1734 (kll 25. Mai.) Schlacht bei Bitonto. (d. i2. Fun.) Der Marschall von Berwick bei der Belagkrung von Philippsburg getödtet. (d. 29. Fun.) Schlacht bei Parma. (d. 19. Sept.) Schlacht bei Guastalla. 1735 Ein Russisches Corps von zehntausend Man»/ unter den Befehlen des Grafen von Lascy/ marschirt über den Rhein/ dem Kaiser zu Hülfe. (d. 3. Oct.) Präliminarien zu Wien/ zwischen Frankreich und dem Kaiser. 1736 (d. 2i. April.) Tod des Prinzen Eugen, (d. 23. April.) Krieg zwischen Rußland und der Pforte. Theodop/ Freiherr von Neuhof/ König von Corsica. 1737 (d.4.Mai.) Tod Ferdinands/ letzten Herzogs von Curland aus dem Hause Kettler. Ernst Johann Bieren/ Herzog von Curland.
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Geheime Convention zwischen der Kaiserin von Rußland/ und dem Könige von Preussen über die Theilung von Polen. (d. 5. August.) (25. Juli a. St.) Erster Traktat über die Tbeilung von Pole»/ zu St. Petersburg zwischen Ruß land/ Preussen und Oestreich unterzeichnet: der König von Preussen nimmt Polnisch - Preussen/ nebst einem Theile von Groß-Polen; Oestreich/ die Königreiche Ga licien und Lodomiricn; Rußland Polnisch-Tiefland/ nebst einem theile von Lithauen. (d. ig. u. 21. Aug.) Revolution in Stockholm: eine neue Regierungeform in Schnede« eingeführt; Erweiterung der königlichen Gewalt. (Aug. «. Oct.) Fruchtloser Congreß zu Fotschany und Bu karest zwischen den Russen und Türken. (d. 20. Jan.) Viktor Amadeus 1HZ König von Sardi nien. (d. 1. Jun.) Definitiv-Traktat über die Vertauschung des Herzoathums Holstein - Gottorp gegen die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst/ in Zarskoe-Selo unter zeichnet. (d. >4. Jul.) Abtretung der Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst an den Fürstbischof von Lübeck. (d. 2i. Jul.) Aufhebung des Ordens der Jesuiten/ dm'ch den stapst Clemens XIV (Ganganelli). (d. i. Aug.) Ewige Allianz zwischen Rußland und Däne mark. (d. 18. Sext.) Definitiv-Traktaten zu Warschau/ über die erste Theilung von Pole»/ zwischen dem Könige und der Republik Polen auf der einen Seite/ und den drei mit einander theilenden Höfen auf der andern. Der Kosak Pugatschef spielt die Rolle Peters III. (d.21. Jan.) Abdul-Hamed/ Türkischer Kaiser. (d.io.Mai.) Ludwig XVI z König von Frankreich, (d. 2s. Jul.) Friede zu Kutschuk-Kainardschi/ zwischen den Russen und Türken: die Tataren in der Krim und in i Cuhan für unabhängig von der Pforte erklärt; Asow/ Kreisch/ Jenikale/ Kinburn/ und das Land zwischen den ■ Mündungen des Bog und des Dniester an Rußland ab getreten. (d. 5. Dec.) Eröffnung des Amerikanischen Congresses. Kochs Einleitung.
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Chronologische Tafeln
1774 (d. 2g. Dec.) Stiftung des Herzogthums Holstein-Olden burg, für die jüngere Linie des Hauseö Holstein-Gottorp. »775 (d. 19. April.) Anfang der Feindseligkeiten zwischen Eng' land und den Englischen Colonieen in Nord-Amerika, (d. 7. Mai.) Convention zwischen Oestreich und der Pforte, über die Abtretung der Bukowina. (d. 14. Aug.) Auslösung de« Corps der Savoroger-Kosaken. (d. 18. Nov.) Nene Verfassung der Russischen Gouverne ments, durch die Kaiserin Katharina ll bekannt gemacht. 1776 Oer Gregorianische Kalender von dem Corpus evangelicum in Regensburg angenommen. (d. 4. Jul.) Die Nordamerikanischen Colonieen erklären sich für unabhängig, (d. 4. Oct.) Confödcrations- und Unions-Akte zwischen den Amerikanischen Colonieen. »7 77 (d.24. Febr.) Maria, Königin von Portugal, (d. 28. Mai.) Fünfzigjährige Allianz zwischen Frankreich und den 13 Helvetischen Cantonen zu Solothurn geschlossen, (d. 3. Jun.) Traktat wegen der Gränze auf der Insel SanDomingo, zwischen Frankreich und Spanien, (d. 1. Octob.) Präliminär- Friedens- und Gränz - Traktat zwischen Spanien und Portugal, zu St. Ildefons» ge schlossen. (d. 16, Oct.) General Burgoyne capitulirt zu Saratoga. (d. 3o. Dec.) Tod Maximilian Josephs, letzten Kurfürsten, von Baiern. »778 (d. 3. Jan.) Convention zwischen dem Wiener Hofe und dem Kurfürsten von der Pfalz, über die Erbfolge in Baiern. (d. 6. Fcbr.) Allianz- und Handels-Traktat zwischen Frank reich und den dreizehn vereinigten Nordamerikanischen. Staaten; Krieg zwischen Frankreich und England, (d. 1. März.) Traktat von Pardo, zwischen Spanien und Portugal, zur Erläuterung des Traktats von San-Jldefonso. (Jul.) Krieg wegen der Baierischen Erbfolge zwischen Oe,lreich und dem Könige von Preussen, (d. 27. Jul.) Seeschlacht bei Ouessant. (d. 19. Oct.) Gründung der Stadt Cherson, durch die Rus sin.
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1780
1781
1782
1788
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(d. 21. Marz.) Erklärende Convention von Constantinopel/ zwischen den Russen uni) Türken. (d. r3.Mai.) Teschener-Foiede zwischen Oestreich und Preus sen/ unter Vermittlung Frankreichs und Rußlands: Oest reich behalt den Theil vrm Baiern/ der zwischen der Salza, dem Inn und der Donuu liegt. (Fun. u. Jul.) Die Spanier nehmen Theil an dem Ame rikanischen Kriege. (d. 9» Jul. 1. Aug.) Convention über d.ie bewaffnete Neutraütat zwischen Rußland/ Schweden und Dänemark, (d. 29.N0V.) Tod der Kaiserin Maria Theresia/ Königin hon Ungarn und Böhmen. Joseph 11/ König von Ungarn und Böhmen, (d. 20. Dec.) England erklärt Holland den Krieg, (d. 18. Oct.) Des Lords Cornwallis Capitulation zu VorkTown (l. Jork-Taun). (Jan.) Die Holländer ziehen ihre Truppen aus den BariercStädten zurück) die Festungswerke dieser Städte werden geschleift. (März.) Reise des Papstes Pius VI nach Wien, (d. 13. Sept.) Vernichtung der Spanischen schwimmenden Batteneen vor Gibraltar. (d. 14. Sept.) Friedens- und Handels-Traktat zwischen Spanien und der Pforte. (d'. 24. Sept.) Die Unabhängigkeit der vereinigten Nord amerikanischen Staaten/ von England anerkannt, (d. Zo. Nov.) Friedens-Präliminarien zu Paris/ von den Brittischen und Amerikanischen Commissarien unterzeich net. (d. 20. Jan.) Präliminarien des Friedens zwischen Franko reich/ Spanien und England/ zu Paris unterzeichnet, (d. 28. Jun.) Der Krimische Khan entsagt der Regierung; die Krim/ nebst der Insel Taman/ und der Kuban/kommt unter Rußlands Herrschaft. (d. 4. Aug.) Herakliuö/ Zar von Kartalinien (Karduel) und Kacheti/ unterwirft sich dem Russischen Reiche, (d. 2. Sept.) Friedens - Präliminarien zu Paris/ zwischen England und Holland unterzeichnet. (d. 3. Sept.) Definitiv-Friede von Versailles/ zwischen Eng land / Frankreich und Spanien. Der Hafen von Dünkir chen für frei erklärt/ die Insel Minorka/ und Florida an Spanien znrückgegeben.
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Chronologische Tafeln
1783 (L 3. Spt.) Dcfinitiv-Friede zu Paris/ zwischen England und den vereinigten Staaten von Nord-Amerika. i?84 (d. 8. Jan.) Convention zu Konstantinopel zwischen Rußland und der Pforte/ wodurch die Abtretung der Krim/ derJnsel Taman und des Theils von der Kuban / der am rechten Ufer des eben so genannten Flusses liegt/ bestätigt wird. (April.) Conferenzen zu Brüssel in Betreff der Streitigkeit ten zwischen dem Kaiser und den.Generalstaaten der ver einigten Provinzen. (d. 20. Mai.) Definitiv-Friede zu Paris zwischen England und Holland: Negapatnam an England abgetreten, (d'. 1. Jul.) ProvisMscher Handelsvertrag zwischen Frank reich und Schweden; die Insel St. Barthelemy in West-indien an Schweden abgetreten. 1785 (d. 23. Jul.) Deutscher Fürstenbund/ gegen Josephs H Pro jekt/ Baiern einzutauschen / in Berlin unterzeichnet. (Sept.) Dem Erbstaithalter das Commando vom Haag ge nommen; dieser Fürst begiebt sich nach Geldern: Anfang der Unruhen in Holland. (d. i2.Oct.) Abschaffung der Nunciatur im Deutschen Reiche, (d. 8. Nov.) Definitiv-Friede zu Fontainebleau/ zwischen dem Kaiser' und den vereinigten Provinzen der Nieder lande: die Sperrung der Schelde behauptet, (d. 10. Nov.) Allianz zwischen Frankreich und den vereinig ten Provinzen der Niederlande. 1786 (d. 17.Aug.) Tod Friedrichs des Großen. Friedrich Wilhelm nz König von Preussen, 1787 (d. i.Jan.) Edikt Josephs II/ über das General-Gouver nement der Niederlande. (d. 11. Jan.) Handelötraktat zwischen Frankreich und Rußland, (d. 24. Aug.) Rußland erklärt der Pforte den Krieg; Kaiser Joseph 11 nimmt/ als Russlands Allurter/ Theil daran. (t>. 17* Sept.) Nene Föderativ - Constitution der vereinigten
Nordamerikanischen Staaten. (Sept.) Einmarsch der Preussen in Holsirnd; WiederherstelUmg der Erbstatthalterschaft. 1788 (L i5. April.) Defensiv-Allianz zwischen den vereinigten Provinzen/ England und Preussen. (d.29. Jun.) Der König von Neapel unterlaßt die Ueberschickung des weißen Zelters. (d. 2i. Jul.) Schweden/ Bundesgenosse der Pforte/ greift Rußland an.
über bie Revolutionen hx Europa rc.
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!733l(ö. rZ. Dee.) Karl Vlz König von Spanien. — (d. 17. Dec.) Eroberung von Oczakow (Okschakof) durch die Russen. r759 (d. Z. April) Wiedervereinigung und Sicherheits-Akte/ auf dem Reichstage zu Stockholm entworfen; neue Er weiterung der königlichen Macht in Schweden. — (d. 7. April) Selim m. Türkischer Kaiser. *— (d. 5. Mai) Eröffnung der allgemeinen Stande (etatsgeneranx) von Frankreich/ zu Versailles'. — (d. 17. Jun.) Formation der eonstituirenden N^rtional-Vera sammlung. — (d.i4»Jul.> Revolution in Paris; Eroberung derBa^ stille: Errichtung der Nationalgarden. — (d. 22, Sept.) Schlacht bei Martinestie an dem Rimnick/ von uworow/ Mit dem Prinzen von Sachsen-Coburg verein gt/ gegen die Türken gewonnen.
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(d. 8. Oct.) Eroberung von Belgrad durch die Oestreichs (d.24. Oct.) Insurrektion der Belgier; Einnahme von Turn hout; die Oestreicher ziehen sich nach Luxemburg zurück, 1790 (d. n.Jan.) Conföderation der Belgischen Provinzen zu Brüssel/ unter der Benennung: die Belgischen Staaten, (d. Zr. Jan.) Der König von Preussen alliirt sich mit der
Pforte/ gegen Oestreich und Rußland. (d. 20. Febr.) Tod Kaiser Josephs des Zlveiten. 8 or-old H/ König von Ungarn und Böhmen» Ferdinand Ul/ Großherzog von Toskana, (d. 2f. Marz) Allianz des Königs von Preussen mit dem Könige und der Republik Polen. (d. h. Juli) Allgemeines Bundesfest der Franzosen, (d. 2/ Juli) Präliminär-Convention zwischen Spanien und Großbritannien über die Streitigkeiten wegen des
Nutka - Sundes. (d. 27. Juli) Deklarationen zwischen Oestreich und Preussen/ über die Wiederherstellung des Friedens zwischen dem Kaiser und der Pforte/ auf der Basis des strikten Status quo vor dem Kriege/ zu Reichenbach unterzeichnet, (d. 14. Aug.) Friede zwischen Rußland und Schweden/ zu Werelä/ am Flusse KymmeneZ unterzeichnet. Gegenseitige Zurückgabe aller Eroberungen. (d. 3v. Sept.) Leopold 11 zum Deutschen Kaiser erwählt, (d. 28. Oct.) Definitiv-Convention zwischen Spanien und
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Chronologische Tafeln Großbritannien/
über
die
Streitigkeiten
wegen des
Nutka-S undes. 179° (d. 2. Dec.) Die Oestreichs rücken wieder in Brüssel ein. Ende der: Belgischen Unruhen. (d. ro. Dec.) Convention im Haag/ zwischen dem Kaiser/ England/ Preussen und Holland/ über die Beilegung der Niederländischen Unruhen; nicht ratistcirt. I791 (d. 3. Mai) Neue Constitution von Polen, (d. 2i. Juni) Flucht Ludwigs XVI. (d. 4. August) Friede zu Szisstowa zwischen Oestreich und der Pforte/ auf der Basis des Status quo vor dem Kriege geschloffen. Zurückgabe Belgrads und aller von Oestreich gemachten Eroberungen. (d. 27. Aug.) Convention von Pillnitz/ zwischen Oestreich und Preussen. (d. 14. Sept.) Die erste Französische Constitution von Lud wig XVI angenommen. -792 (d. 9. Jan.) Friede zu Jassy zwischen Rußland und der Pforte; Rußland behält Oczakow und das Land zwischen dem Bog und Dniester; der letztere Fluß zur Gränze zwischen beiden Reichen bestimmt; Zurückgabe aller an dern Eroberungen. (d. 7. Febr.) Defensiv-Allianz zwischen Oestreich und Preus sen/ zu Berlin geschlossen. (d. 10. Febr.) Johann Vlz Prinz von Brasilien/ zum Rcgenten von Portugal erklärt. (d. 1. März) Tod Kaiser Leopolds U. Franz n König von Ungarn und Böhmen. (d. 29. März) Gustav 111 König von Schweden / durch Ankerström ermordet. Gustav IV/ König von Schweden, (d. 20. Arril) Kriegserklärung Frankreichs gegen Oestreich,
(d. 14. Mai) Confoderation von Targowica gegen die neue Constitution von Polen/ unter dem Schutze Rußlands; es rückt eine Russische Armee in Polen ein. (d. 7. Juli) Franz n zum Deutschen Kaiser erwählt, (d. 10. Aug.) Neue Revolution in Frankreich: Suspension des Königs. (d.21. Sept.) Eröffnung des Französischen National-Convents; Frankreich zu einer Republik erklärt, 1793 (d. 21. Jan.) Hinrichtung Ludwigs XVI. (d. 24. Jan.) Die Preussen rücken in Polen ein.
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(d. i. Feb.) Kriegeserklärung deö Französischen National ConventS gegen den König von Großbritannien und den Erbstatt Halter der vereinigten Niederlande. (d. 7. März) Kriegeserklärung Frankreichs gegen Spanien. Erste Koalition zwischen Oestreich/ Preussen/ dem Deutschen Reiche/ Großbritannien/ Holland/ Spanien/ Portu gal/ den beiden SieilieN/ dem Kirchenstaat und dem Könige von Sardinien/ gegen die Französische Republik, (d. 25. Marz) Erneuerung des Handetstraktatö zwischen Rußland und England. (d. 28. Marz u. 9. April) Deklaration einer neuen Theilung von Polen/ dem Reichstage zu Grodno von Seiten der bcp den theilenden Machte/ Rußland undPreusseN/ vorgelegt, (d. 3i.M.ü) Aechtung mehrerer Deputaten des Franzö sischen National-ConventS, der sogenannter: Giron disten und Föderalisten; Herrschaft deS BergeS. (d. 24. Jun.) Neue Constitution von dem National-Convent dem Französischen Volke vorgelegt. (d. iZ.Juli) Abtretungs-Akte, zwischen Rußland und Polen, über einen bestimmten Theil PolenS/ zu Grodno unter
zeichnet. (d. 25. Sept.) AbtretungS- Akte/ zwischen Preussen und Polen/ über einen bep immten Theil des letzteren Landes/ zu Grodno
unterzeichnet; Danzig/ Thorn re. kommen unter Preussische Herrschaft. (d. 6. Oct.) Einführung der republikanischen Zeitrechnung und des neuen Französischen Kalenders, (d. io* Oct.) Der Französische National-Convent erklärt die Regierung für rcvolutionnar. *794 (d. 24. März) KosciuSko's Insurrektion gegen die Russen, (d. 27. Juli) Fall RobeSpierre'S und seiner Faktion. (b. 4. Dci.) Treffen bei Macejowiee; KoSeiuöko wird ge schlagen und durch den Russischen General Fersen zum Gefangnen gemacht. (d.4. Nov.) Einäscherung von Praga bei Warschau, durch
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Suworow. (d. 19. Nov.) Handels-- und Schifffahrts-Traktat zwischen Großbritannien und den vereinigten Staaten von NordAmerika. (d. 3. Jan.) Deklaration zwischen Rußland und Oestreich, zu St. Petersburg unterzeichnet/ über die letzte Theilung von Polen und über die Antheile dieser beiden Mächte,
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Chronologische Tafeln so wie auch über den Antheil/ den der König von Preus
sen bekommt. (d. 9. Febr») Friedenötraktat zu Paris/ zwischen der Republik Frankreich und dem Großherzoge von Toökana. (d. 28. März.) Curland und Semgallen unterwerfen sich der Russischen Herrschaft. (d. .5. April) Friede zu Bafel zwischen der Französischen Republik und dem Könige von Preussen: die Preussischen
Staaten auf dem rechten Ufer des Rheinö von den Fran zosen geräumt. (d. 16. Mai) Friedenstraktat zu Paris/ zwischen der Fran zösischen Republik und den vereinigten Niederlanden: Abschaffung der Erbstatthalter-Würde; immerwährende Off- und Defensiv-Allianz; Abtretung von HolländischFlandern/ Maestricht/ Venloo und ihren Zubehörden; Vliessingen zu ernem gemeinschaftlichen Hafen gemacht; die Schifffahrt auf dem Rhein/ der Maas/ der Schelde und allen Armen dieser Flüsse/ beiden Nationen geöffnet, d 17. Mai) Traktat von Basel zwischen der Französischen Re publik und dem Könige von Preussen/ über die Neutrali tät eines Theils von dem Deutschen Reiche (nach einer sogenannten Demarkationslinie). (d. 22. Iuü) Friedenötraktat zu Basel/ zwischen der Fran zösischen Republik und dem Könige von Spanien ge
schlossen: Abtretung des Spanischen Antheils an der In sel St. Domingo. (d. 22 Aug.) Neue Constitution/ durch den Französischen National-Convent dekretirt. (d. 28. Ang.) Friede zu Basel zwischen der Französischen Republik und dem Landgrafen von Hessen-Cassel, (d. 24. Oct.) Convention zu St. Petersburg / zwischen Oest reich und Preussen/ über die Gränzen ihrer beiderseitigen Acquisitionen bei der letzten Theilung von Polen, (d. 26. Oct.) Schließung des Französischen Nationalconvents. (d. 28. Oct.) Eröffnung der neuen gesetzgebenden Körper schaft in Frankreich/ in zwei Räthe eingetheilt. Einfüh^
rung der Konstitution vom Jahre 3. (d. 4. Nov.) Einsetzung des vollziehenden Direktoriums. (d.25.Nov.) Stanislaus Poniatowsky/letzter König von
Polen/ legt die Krone nieder. (d.Zo.März) Napoleon Bonaparte erhalt das Corwmando der Italiänischen Armee.
über die Rcvolutionen'in Europa re.
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1796 (d.iLMai) Friedenstraktat zu Paris, zwischen der Franzö sischen Republik und dem Könige von Sardinien: Ab
tretung von Savoyen, der Grafschaft Nizza, Tendn und Beuil (Broglio). (d. 5. Aug.) Traktat zu Berlin, zwischen der Französische» Republik und dem Könige von Preussen, eine neue De markationslinie betreffend. (d. 7. Aug.) Friedcnstraktat zu Paris, zwischen der Fran zösischen Republik und dem Herzoge von Würtcmberg: Abtretung des FürstcnthumS Montbcliard (Mümpelgard),
der Herrschaften Hericourt und Passavant, der Grafschaft Horburg und der Herrschaft Ostheim. (d. ig. Aug.) Immerwährender Off- und Defensiv - Allianz traktat zwischen Frankreich und Spanien, zu St. Ilde fons» geschloffen. (d. 22. Aug.) Friedenstraktat zu Paris, zwischen der Fran zösischen Republik und dem Markgrafen von Baden: Abtretung der Herrschaften Rodcmachern und HcSperingen, der Grafschaft Sponheim, der Herrschaft Greven« stein, der Aemter Bcinheim und Roth, (d. 10. Oct.) jFriedenStraktat zu Paris, zwischen der Fran zösischen Republik und dem Könige beider Sicilien. (d. 16.Oct.) Karl Emanuel iv, König von Sardinien, (d. 24. Oct.) Fruchtlose Confcrenzcn ü. Paris zwischen dem Lord Malmesbury und der Französischen Regierung, (d. 5. Nov.) Friedcnstraktat zu Paris zwischen der Fran zösischen Republik und dem Herzoge von Parma, (d. 17. Nov.) Tod der Kaiserin Katharina n. Paul l Petrowitsch, Kaiser von Rnffland. 1797 (d. 26. Jan.) Letzte Convention über Polen zwischen den drei theilenden Machten, zu St. Petersburg unterzeichnet, (d. ig.Febr.) Friede zu Tolentino zwischen der Französischen
Republik und dem Papste: Avignon und der Comtat, Ferrara, Bologna und Romagna abgetreten. (d. 21. Febr.) Erneuerung des Handels-Traktats zwischen Rußland und England. (d. 5. Apr.) Neue SUccessions-Ordnung in Rußland, von dem Kaiser Paul 1 festgesetzt. (d. 5. April) Off- und Defensiv-Allianz zu Turin, zwischen der Französischen Republik und dem Könige von Sar dinien geschloffen.
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Chronologische Tafeln (d. 17. April) Insurrektion der VencttanLschcn Provinzen gegen die Framosen. (d. itt. April) Präliminarien zu Leoben/ zwischen Fränkreich und Oestreich. (d. 16. Mai) Revolution in Venedig: Errichtung einer pro visorischen Regierung; Einrücren der Franzosen in diese
Stadt. (d. 22. u. Zr. Mai) Revolution in Genua, (d. 14. Jun.) Einsetzung der provisorischen Regierung von Genua/ unter dem Nahmen: ligurische Republik, (d. 6. Juli) Fruchtlose Konferenzen in Lille (Ryffel)/ zwi schen dem Lord Malmesbury und den Französischen Be vollmächtigten. (d. 9. Jul.) Föderation von Mailand: Proklamation der Cisalpinischen Republik/ aus der Oestreichischcn Lom bardei/ dem BergamascischeN/ Bressanischen und andern Theilen des Vcnetianischen Staats/ aus Mantua und dem Mantuanischen / dem Modencü'schen, ferner aus Massa und Carrara/ Bologna/ Ferrara und Romagna zusammengesetzt. (d. io* Aug.) Friedenstraktat zwischen Frankreich und Portugal/ zu Paris unterzeichnet/ aber von der Königin des letzteren Reiches nicht ratificirt. (d. 5. Sept.) Me.-rere Mitglieder der gesetzgebenden Versammlnug und des Direktoriums von Frankreich als Royalisten deportirt. (d. 17. Oct.) Destttitivtraktat zu Campo Formio zwischen der Französischen Republik, und dem Kaiser und Könige von Ungarn und Böhmen: Abtretung der Belgischen
Provinzen und der Oestreichischen Lombardei; Theilung der Venetianischen Länder: CorfU) Zante/ CephalonieN/ St.Maure/ Cerigo/ nebst den Städten und Häfen in Al banien/ an Frankreich abgetreten; Istrien und Dalma tien/ die Inseln des Adriatischen Meeres/ die Stadt Venedig nebst der Terra Firma bis zur Etsch/ dem Tar tars und dem Po dem Kaiser abgetreten; Anerkennung der CisalpLnischen Republik und ihrer Gränzen; Ver nichtung der Republik Venedig; Abtretung des Oest reichischen Breisgau an den Herzog von Modena, (d. 22. Oct.) Vereinigung des Veltlin mit der Cisalpinischen Republik. (d. 16. Nov.) Tod Friedrich Wilhelms II.
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»697 (b. 16.910V.) Friedrich Wilhelm!!!, König von Preussen. — (d. 21. Nov.) Installation der gesetzgebenden Versammlung der CiSalpinischcn Republik. — (d. 9. Dez.) Eröffnung des CongresseS in Rastadt, zur Un
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terhandlung des Friedens zwischen Frankreich und dem Deutschen Reiche. (d. 28. Dec.) Der General Duphot bei einer Meuterei in Rom gctödtet.
(d. 3o. Dec.) Mainz von den Kaiserlichen den Franzosen übergeben. *798 (d. 28. Jan') Traktat über die Vereinigung der Republik Mühlhausen mit Frankreich, in Mühlhausen unterzeichnet. — (d. 17. Jan.) Installation der gesetzgebenden Körperschaft für dse Ligurische Republik. — (-.26. Jan.) Es rückt eine Französische Armee tn die —
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Schweiz ein. (d. 10. geb.) Eine (von Berthier kommandirte) Französische
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Armee kommt vor Rom an. (d. 12. Fcbr.) Tod Stanislaus PoniatowSky'S, letzten Kö
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nigs von Polen. (d. 15. Febr.) Die Römische Republik proklamirt.
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(d. ii. Avril) Proklamation der Helvetischen Einen und untheilbaren Republik: Niederftyiing eines vollziehenden Direktoriums. (d. 13. April) Bernadotte, Französischer Ambassadör, zu Wien gröblich insultirt. (d. 26. April) Traktat über die Vereinigung der Republik Genf mit der Französischen Republik, in Genfunterzeichnet.
(d. 1. Mai) Eine neue Constitution der Einen und unthcilbaren Helvetischen Republik dckretirt. (d. 30. Mai) Eröffnung der Confercnzen zu Selz, zwischen
Francois von Neufchateau und dem Grafen von Cobenzl. (d. 12.Jun.) Uebcrgabe von Malta an Vonapartc's Flotte, (d. 2. Jul. u. f.) Alexandrien und Rosette in Aegypten, von Bonaparte eingenommen. — (d.2i.Jul.) Schlachten bei den Pyramiden, von der Aegyptischcn Armee gewonnen. — (d. 1. Aug.) Scetreffen bei Beguieres oder Abukir. — (d. 17. Oct.) Wahl des Kaisers Paul von Rußland zum Großmeister des Malteser-Ordens. — (d. 6. Dec.) KriegeSerklarung der Französischen Republik gegen die Könige von Neapel und Sardinien.
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Chronologische Tafel«
»798 (d. g. Dec.) Der König von Sardinien verlaßt Piemont/ und bcgiebt sich nach Sardinien. (d. 23. Dec.) Allianztraktat zu Consiantinopel/ zwischen Rußland und der Pforte. (d. i5. Jan.) Revolution in Lucca. (d. 23. Jan.) Die Franzosen bemächtigen sich Neapels;
Parthenopeische Republik. (d. 4. Febr.) Bonaparte marschirt nach Syrien, (d. i2. März) Das vollziehende Direktorium in Frankreich erklärt dem Deutschen Kaiser und dem Grofiherzoge von Toskana den Krieg. (d. 8. April) Das kaiserliche Ministerium bricht den Congrcß zu Rastadt ab. Zweite Coalition gegen Frankreich/ zwischen Großbritan nien/ dem Deutschen Kaiser/ einem Theile dcS Reiches/ den.Königen von Neapel und Portugal/ Rußland/ der Türkei und den Staaten der Barbarei. (d. 2i. Avril) Traktat über die Vereinigung von Grau bünden mit der Helvetischen Republik/ in Chur unter zeichnet. --------------- Ermordung der Französischen Gesandten bei
ihrer Abreise von Rastadt. (d. 2g. April) Die gcgen Frankreich Alliirten rücken in daS Mailändische ein. (d.4.Mai) Scringapatnam/ die Hauptstadt von Misore, durch die Engländer erobert; Tipu-SaibS Diacht in Ostindien vernichtet. (d. 20. Mai) Bonaparte hebt die Belagerung von St. Jean dÄcre (Akra) in Syrien auf. (d. i3. Jul.) Der König beider Sicilien kehrt nach Neapel zurück. (d. 28. Jul.) Capitulation von Mantua; Italien von den Alliirten wieder erobert. (d. 22. Aug.) Bonaparte schifft sich in Aegypten ein/ um nach Europa zurückzukehren. (d. 5. Oct.) Suworow'S Rückzug aus dem Canton Glarus durch Graubünden; Kaiser Paul ruft die Russischen Truppen zurück.
(d. 16. Oct.) Bonapartc'S Ankunft in Paris, (d. i8. Oct.) Coiivention von Alkmaar, zwischen dem Her zoge von Bork und dem General Brune: die Engländer und Russey räumen Nord-Holland.
über die Revolutionen in Europa rc.
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(d. g. ii. in.Nov.) Verlegung der Französischen gesetzgeben
den Versammlung nach Saint-Cloud; Aufhebung des' Direktoriums und der Constitution vom Jahre 3; Niederjetzung einer consularischen Vollziehungs-Commission, (d. >3. Dec.) Neue Französische Constitution dckretirt: Bo? naparte zum ersten Consul ernannt. (d. -4. Dec.) Tod des Generals Washington, (d. i. Jan.) Installation der neuen gesetzgebenden Körper schaft und des TribunatS in Frankreich. (ö. 7. Jan. Auflösung des Helvetischen Direktoriums; Nis-
dersetzung einer Dollzichungö-Commission. (d. 24. Jan.) Traktat von El-A'rysch/ zwischen dem GroßWessir und dem General Kleber/ über die Räumung von
Aegypten/ durch das Londoner-Cabinet gemißbilligt, (d. 19. Febr.) Installation der Consular-Rcgierung/ in dem Pallaste der Tuilerieen. (d. i3. März) Wahl PiuS VII. (d. 21. März) Convention zwischen Rußland und der Pforte/ über die Venetianischen Inseln: Stiftung der SiebenInseln - Republik. (d. 2. Jun.) Der erste Consul rückt in Mailand ein; Wie» derherstcllung der CiSalpinischen Republik. (d. -q. Jun.) Schlacht bei Marengv/ durch den ersten Consnl gewonnen. — — Ermordung des Generals Kleber in Aegypten, (d. 16. Jun.) Waffenstillstand zwischen den Generalen Berthicr und Memo: alle feste Plätze in Piemont und der Lombardei/ nebst den Städten Genua/ Savona und Urbino/ den Franzosen übergeben; Rückzug der Oestretcher über den Oglio.
(d. 20. Jun.) DarlehnS- oder Subsidien-Convention/ zwi schen Oestreich und Groß-Britannien/ zu Wien unter zeichnet. (d. 2. Jul.) Die Vereinigung JrelandS mit Groß-Britan nien in Ein und eben dasselbe Parlament / sanktionnirt, (d. 28. Jul.) Präliminarien deS Friedens zwischen Frank reich und Oestreich, zu Paris unterzeichnet/ von der letz teren Macht nicht ratificirt. (d. 9. Äug.) Eine provisorische Regierung in Helvetien
niedergesctzt. (d. 3. Scvt.) Die Insel Malta geräth in die Gewaltz der Engländer.
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Chronologische Tafeln
1800 (d. 3o. Sept.) Neuer Freundschafts- und Handels-Traktat zwischen Frankreich und den vereinigten Nordamerikani schen Staaten. — (d. i6. Dec.) Erneuerung der bewaffneten Neutralität zwi schen Rußland/ Schweden/ Dänemark und Preussen. — (d. 24. Dee.) Mißlungener Mordversuch gegen das Leben des ersten Consuls. 1801 (d. 9* Febr.) Friedens-Traktat zwischen Frankreich/ dem Kaiser und dem Reiche/ in Lüneville unterzeichnet: Ab
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tretung des linken Rheinuferö/ der Grafschaft Falken stein und des FrickthalS an Frankreich; Bestätigung der vornehmsten Artikel in dem Traktat von Campo-Förmig; das Großherzogthum Toskana dem Herzoge von Parma zugesi'chert. (d. io. Febr.) Die Georgischen Staaten des Fürsten George Herakliowitsch mit dem Russischen Reiche vereinigt. (d. 21. März.) Traktat zwischen Frankreich und Spanien, über die Abtretung des Herzogthums Parma an die Fran zösische Republik: Toskana dem Prinzen von Parma, un ter dem Titel eines Königreiches, zugesi'chert. (d. 24. Marz.) Tragischer Tod des Kaisers von Rußland, Paul Petrowitsch. Alexander Pawlowitsch, Russischer Kaiser. (d. 28. März.) Friedens-Traktat zwischen Frankreich und dem Könige beider Sieilien, zu Florenz unterzeichnet: Porto-Longano, die Insel Elba, H stato degli Presidii, und das Fürstentum Piombino an Frankreich abgetreten.
(d. 2. April.) Blutiges Treffen im Sun), zwischen der Englischen und der Dänischen Flotte. (d. 9. April.) Waffenstillstand zwischen den Engländern und Dänen. (d. 6. Jun.) Friede zwischen Spanien und Portugal: Olivenza an Spanien abgetreten; die Guadiana zur Gränze zwischen beiden Staaten bestimmt. (d. 16. Jun.) Vergleichs-Traktat zwischen Rußland und England, wegen der Streitigkeiten über die bewaffnete Neutralität. (d. 15. Jul.) Concordat zwischen Frankreich und dem Rö mischen Hofe, in Paris unterzeichnet. (d. 2. Aug.) Ludwig i, Prinz von Parma, als König von Hetrurien proklamirt.
über -ie Revolutionen in Europa re-
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tSoi (d. 24. Aug.) Friedens- und Freundschafts-Traktat zwischen Frankreich und dem Kurfürsten von Pfalz-Baiern: der letztere tritt seine ehemaligen Besitzungen auf dem rech ten Ufer des Rheins ab. (d. 30. Aug.) Capitulation von Alexandrien: Aegypten von den Franzosen geräumt. (d. 7. Sept.) Eröffnung eines Helvetischen Landtages in
Bern. (d. 29. Sept.) Definitiv-Friede zu Madrid/ zwischen Franke reich und Portugal: die Gränzen von dem Französi schen Guayana werden durch den ganzen'Lauf des Flusses Carapanatuba/ bis zu dessen Einströmen in den Amazonenflust/ und durch eine/ von der Quelle dieses Flusses bis Rio-Branco gezogene Linie/ festgesetzt. (d. 1. Oct.) Traktat zu St. Ildcfonso zwischen Frankreich und Spanien: Luisiana an Frankreich zurüctgegeben. (d. io. Oct.) Friedens-Präliminarien zwischen Frankreich
und England/ in London unterzeichnet. (d. 4. Oct.) Friede zwischen Spanien und Rußland/ in Paris geschlossen. (d. 8. Oct.) Friede zwischen Frankreich und Rußland/ in Paris geschlossen. (d. 9. Oct.) Präliminar - Friede zwischen Frankreich und der Pforte/ zu Paris geschlossen: Frankreich und Ruß land garantiren die Republik der sieben Inseln, (d. 18. Oct.) Neue Constitution der Batavischen Republik/ wodurch die vom 1. Mai 1798 modificirt wird, (d. 28. Oct.) Gewaltsame Auflösung des Helvetischen Land tages zu Bern: Niedersetzung eines neuen Senats und einer vollziehenden Gewalt. (d. 25. Dee.) Neue Constitution der Republik Lucca, (d. 27. Dec.) Erneuerung des Friedens-Traktats zwischen Frankreich und der Regierung von Algier. (d. 26. Ian.) Bonaparte/ erster Consut/ wird Präsident der Italiänischen vormals Cisalpinischen/ Republik; neue Organisation dieser Republik. (d. 25. Febr.) Friedens - Traktat zwischen Frankreich und. der Regierung von Tunis. (d. 27. März.) Definitiv-Friede zwischen Frankreich/ Spa
nien/ der Batavischen Republik und Groß-Britannien/ zu Amiens unterzeichnet: die Insel Trinidad und die Holländischen Besitzungen auf der Insel Ceylon an Groß-
112
Chronologische Tafel»
Britannien abgetreten; die Revublik der sieben Jipseln anerkannt; die Zurückgabe der Insel Malta an den Johanniter-Orden ausgemacht. ,8o2 (d. 8. April.) Gesche über die Einrichtung des Cultus in
—
Frankreich. (d. ig. Mai.) Gesetz über die Errichtung einer Ehren
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legion in Frankreich. (d. 4. Jun.) Karl Emanuel IV legt die Negierung nieder. Viktor Emanuel/ König von Sardinien. (d. 2.5. Juni.) Definitiv - Friede zwischen Frankreich und der Osmanischen Pforte/ zu Paris unterzeichnet: der Französischen Flagge steie Schifffahrt auf dem schwarzen Meere zugesichert. (d. 26. Inn.) Neue Organisation der Ligurischen Republik. (d. 3. Jul.) Eröffnung eines neuen Helvetischen Senats. (d. 2. Aug.) Napoleon Bonaparte zum ersten Consul auf Lebenszeit erklärt. (d. 4. Aug.) Organisches Senatus-Consult der Französischen
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Constitution. (d. 26. Ang.) Senatus-Consult über die Vereinigung der
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Insel Elba mit Frankreich. (d. 30. Aug.) Das Walliser-Land giebt sich eine neue Con stitution/ und bildet eine besondere Republik. (August.) Das Frickthal wird an die Helvetische Republik abgetreten/ und hierauf dem Canton Aargau einverlcibt. (August.) Die Französischen Truppen ziehen sich aus der Schweiz zurück; in allen Theilen der Republik herrscht
Anarchie. (d. 2. ,Sept.) Der Helvetische Senat sucht die Vermitte lung deö ersten Consuls in Frankreich nach. (d. 11. Sept.) Senatus-Consult/ wodurch Piemont mit Frankreich vereinigt wird. (d. 2i. Oct.) Die Französischen Truppen rücken wieder in
die Schweiz ein. 1803 (d. 4. Januar.) Senatus-Consult über die Errichtung von
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Senatorieen in Frankreich. (d. 9. Febr.) Johann Baptista Tommasi zum Großmei ster des Malteser-Ordens ernannt. (d. 19. Febr.) VermittelungS-Akte des ersten ConsulS, be treffend die neue Constitution der Schwei;/ und deren Eintheilung in neunzehn CantonS. 1803
über die Revolutionen in Europa. ,e.
HZ
(d. =5. Febr.) Reeeß der Deutschen Reichs - Deputation/ wodurch die Entschädigungen für die Fürsten und Stän de bestimmt werden, die ihre Besitzungen auf dem.lin ken Ufer des Rheins verloren haben. (d. 3o. April.) Luisiana von Frankreich an die vereinigten Noedamerikanischen Staaten abgetreten, (d. i6. u. 22. Mai.) Erneuerung des Krieges zwischen Frank reich und England. (d. 26. Mai.) Die Franzosen rücken in das Kurfürstenthum Hannover ein. (d. 27. Mai.) Ludwig II, König von Hetruricn. (d. 6. Oct.) Neutralitäts-Vertrag zwischen Frankreich und Portugal. (d. 30. Nov.) General Rochambcau räumt le Cap und die
ganze Insel San-Domingo. (d. i5. Jan.) Die gesetzgebende Versammlung in Frank reich nimmt einen neuen Civil-Codex an. (d. 18. Mai.) Ein Senatus-Consult erklärt Napoleon zum Kaiser der?Franzosen, und giebt ihm die Kaiserwürde
erblich) Errichtung der Wahl-Collegien und eines kai serlichen hohen Gerichtshofes. (d.20.Mai.) Napoleon I wird zum Kaiser der Fran zosen proklamirt. (d. 4. Aug.) Franz n, Deutscher Kaiser, erklärt sich zum Erb-Kaiser von Oestreich. (d. 8. Oct.) Dessalines läßt sich, unter dem Nahmen Ja kob I, als König von Haiti (San-Domingo) krönen, (d. 25. Nov.) Pius vn kommt, zur Salbung des Kaisers Napoleon, in Fontainebleau an. (d. 2. Dec.) Salbung und Krönung Kaiser Napo leons I, zu Paris. (d.3.Dec.) Subsidien-Traktat zwischen Groß-Britannien und Schweden, gegen Frankreich, in Stockholm unterzeichnet, (d. i2. Dec.) Spanien erklärt England den Krieg, (d. 19. Dee.) Aufhebung der Leibeigenschaft in den Herzogthümcrn Schleswig und Holstein. (d. 18. März.) Die Italiänische Königswürdc dem Kaiser
Napoleon angetragen, «nd von ihm in einer feierlichen Sitzung des Senats angenommen. (d. 11. Apr.) Traktat zu St. Petersburg zwischen GroßBritannien und Rußland, wegen einer dritten Koalition gegen Frankreich. Kocks Einleitung.
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"4
Chronologische Tafeln
I8o5 (d. 29. Apr.) Einführung einer neuen Batavischen Consti tution; Schimmelpennink/ Groß-Pensionär, (d. 26. Mai.) Kaiser Napoleon/ in Mailand als König von Italien gekrönt. (d. 4* Jun.) Genua verlangt/ mit dem Französischen Rei che vereinigt zu worden. ------------- Unterwerfung der Republik Lucca, (d. 23. Jun.) Lucca- für den Fürsten und die Fürstin von Piombino/ zu einem Fürstenthum erhoben. (d. 21. Juli.) Administrative Organisation von Parma, Piacenza und Guastatta, durch ein kaiserliches Dekret verordnet. (d. 9. Aug.) Oestreichs förmlicher Beitritt zu dem Coali-
tions-Traktat von St. Petersburg. (d. 27. Aug.) Aufhebung des Lagers bei Boulogne; Französische Armee geht über den Rhein,
die
(d. 8. Sept.) Einmarsch der Oestreicher in Baiern; Gene/ ral Klenau geht über den Inn. (d. 9. Sept.) Senatus-Consult über die Wiedereinführung
des Gregorianischen Kalenders am 1. Januar 1806. (d. 2i. Sept.) Neutralitäts-Convention zwischen Frankreich und dem Könige beider Sicilien. (d. 24. Sept.) Kaiser Napoleon verlaßt die Hauptstadt/ um sich an die Spitze der großen Armee zu stellen, (d. 2.5. Sept.) Die Französische Armee geht über den Rhein, (d. 1. Oct.) Der Kaiser geht bei Kehl über den Rhein/ um sich zur Armee zu begeben. (d. 3. Oct.) Neuer Subsidien-Traktat zwischen Groß-Britannien und Schweden/ wegen eines Corps von 12000 Mann/ das Schweden gegen Frankreich stellen soll. (d.ö.u.y.Oct.) Die Franzosen gehen über die Dona»/ und
tourniren die Oeffreichische Armee. (d. 8. Oct.) Treffen bei Wertingen. --------------Ein Senatus-Consult vereinigt die vormalige ligurische Republik (Genua) mit dem Franzos. Reiche, (d. 9. Oct.) Gefecht bei Günzburg, (d. 12. Oct.) Die Franzosen rücken in München ein. (d. 14. Oct.) Capitulation von Memmingen, (d. 14. und 1.5. Oct.) Treffen bei Elchingen und Langenau; gänzliche Niederlage der Oestreicher. (d. i5. Oct.) Die erste Russische Colonne kommt in Pas sau an.
über die Revolutionen in Euroopi rc.
uz
rSoZ!(d. 17. und 19. Oct.) Die Oestreichische Armee streckt das Gewehr. (d. 19. Oct.) Das Corps' des Generals Werneck kapitulirr in Trochtelfingen. (d.^r. Oct.) Seesclsiacht bei Trafalgar/ zwischen -er Britr tischen und der vereinigten Französisch-Spanischen Flotte. — (d. 28. Oct.) Die Französische Armee geht über den Inn. — (d. 3o. Oct.) Schlacht bei Caldierv/ von der Italiänischen Armee geliefert. '**• (d. 3. Nov.) Geheimer Traktat des Königs von Preussen/,
— —
wegen seines Beitritts zur -ritten Coalit'ion gegen Franko reich. (d. 11. Nov.) Gefecht bei Dürrenstein/ gegen die Ru^en. (d. t3. Nov.) Die Italiänische Armee geht über -en Tagli?
amento. ------------- Die Franzosen rücken in Wien em. (d. l6. Nov.) Treffen bei Guntersdorf/ Mit den Russen. (d. 18. Nov.) Brünn in Mahren kommt in die Gewalt-er Franzosen. *— (d. 2o. Nov.) Den Engländern und Russen wir- der Ein marsch in das Königreich Neapel gestattet. (d. 2. Dec.) Drei-Kaiser-Schlacht bei Austerlitz. Völlige Niederlage der Oestreichisch - Russischen Armee/ durch den Kaiser Napoleon. (d. 6. Dec.) Waffenstillstand zu Austerlitz zwischen den Kaifern Napoleon und Franz H. — (d. 15. Dec.) Provisorische Convention zwischen Frankreich. und Preussen/ die Lander Anspach/ Cleve/ Neufchatel und Hannover betreffend. -* (d. 26. Dec.) Friede zwischen Frankreich und Oestreich/ in Presdnrg unterzeichnet: die ehemaligen Venetianischen Staaten/ nebst Dalmatien und dem Venetianischen Al banien/ an das Königreich Italien abgetreten; das Fürstenthum Eichstedt/ ein Theil des Gebietes von Passau/ die Grafschaft Tyrol/ die Stadt Augsburg/ alle Oestreichische Besitzungen in Schwaben/ dem Breisgau und der Ortenau/ an die neuen Könige von Baiern und Würtemberg/ und an den Großherzog von Baden abgetre ten; die Unabhängigkeit der/ durch die Mediations-Akte regierten/ Helvetischen Republik anerkannt, ißo6 (d. 1. Jan.) Die neuen Könige von Baiern und Würtemberg proklamirt.
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TlG
Chronologische Tafel»
1806 (d. 8. Jan.) Die Engländer bemächtigen sich des Vorge birges der guten Hoffnung. (d. 8. Febr.) Die Französische Armee rückt in das König
reich Neapel ein. (d. 15. Febr.) Einbruch des Prinzen Joseph Napoleon in Neapel. (d. 8. März.) Traktat zwischen Frankreich und Preussen, wodurch die vorläufige Convention von Wien bestätiget wird. (d. 4-März.) Die Mündungen des Cattaro den. Russen durch einen Oestreichischen Commissär überliefert, (b. i5. März.) Der Prinz Joachim (Mürat) zum Her
zog von Cleve und Berg ernannt. (d. 25. März.) Oer Prinz Joachim hält seinen Einzug in Düsseldorf, als Herzog von Cleve und Berg, (d. 3o. März.) Constitutionelles Statut des Französisch-
Kaiserlichen HauseS. --------------Joseph Napoleon wird für sich und seine männlichen Nachkommen zum Könige von Neapel
und Sicilicn ernannt. (d. 1. April.) Patent des Königs von Preussen über die Besitznahme des Kurfürstenthumö Hannover, (d. 20. April.) Manifest des Königs von England/ als Kur fürsten von Hannover, gegen den König von Preussen, (d. 27. April.) Manifest des Königs von Schweden gegen den König von Preussen. (d. 1. Mat.) Völlige Vereinigung der Venetianischcn Staa-' tcn mit dem Königreiche Italien. (d. 24. Mai.) Traktat zwischen dem Kaiser der Franzosen nnd dem Könige von Baier«/ über die Festsetzung einer Militärlinic in dem Italiänischen Theile von Tyrol/ der an das Königreich Italien gränzt. (d. 27. Mai.) Der Kurfürst»Erzkanzler von Deutschland ernennt den Cardinal Fesch (Oheim Napoleons I) zu seinem Coadjutor und Nachfolger. - ------------- Die Franzosen nehmen die Stadt Ragusa in Besitz. (d. 5. Juni.) Prinz Ludwig Napoleon wird/ für sich und seine männlichen Nachkomme»/ zum König von Holland erklärt, (d. 11. Juni.) Kriegserklärung Englands gegen Preusse».
über die Revolutionen in Europa re.
117
1806 (d. 26. Juni.) Der König von Schweden lös't die Stande von Schwedisch-Pommern aus, und führt die Schwedi sche Constitution in diesem Lande ein. (d. 4. Juli.) Verordnung des Königs von Schweden we
gen Abschaffung der Leibeigenschaft in Pommern, (d. i2. Juli.) Ewiger Allianz-Traktat zwischen Frankreich und mehreren Mitgliedern des Deutschen Reiches/ unter dem Nahmen des Rheinischen Bundes (Etats eonfederes du Rhin); der Kaiser der Franzosen zum Be schützer dieses Bundes erklärt. (d. 18. Juli.) Gaeta im Königreiche Neapel kapitukirt. (d. 20. Juli.) Friedens - Traktat zwischen Frankreich und Rußland/ zu Paris unterzeichnet/ aber von dem Pctersburgischen Hofe nicht ratistcirt. (d. i. Aug.) Die Mitglieder des Rheinischen Bundes zei gen dem Reichstage in Regensburg .ihre Trennung von dem Deutschen Reiche an. Die Reichsversammlung geht ans einander. (d. 6. Aug.) Kaiser Franz II legt die Deutsche Kak* serwürde nieder. (d. 9. Sept.) Erklärung des Königs von Dänemark über die Vereinigung des Herzogthumö Holstein mit dem Kö
nigreiche Dänemark. (d. 2b. Sept.) Kaiser Napoleon reiset von Paris zur Armee in Deutschland ab/ da eine vierte Koalition auf dem feste» Lande gegen Frankreich loszubrcchen im Begriff ist, (d. 3o. Sept.) Der Kurfürst von Würzburg erklärt feine« Beitritt zu dem Rheinischen Bunde/ und nimmt den Titel eines GroßherzogS von Würzburg an. (d. 1. Oct.) Der Kaiser geht bei Mainz über den Rhein/ um sich an die Spitze der Französischen Armee in Fran*
kcn zu stellen, (d. 9. Oct.) Anfang der Feindseligkeiten zwischen Frantz
reich und Preussen. (d. 10. Oct.) Gefecht bei Saalfeld; die Preussische Avant garde des Corps unter dem Fürsten von Hohenlohe durch den Marschall LanneS geschlagen; Prinz Ludwig von Preussen getödtet. (d. 14. Oct.) Schlacht bei Jena und Aucrstädt; völlige 1
Niederlage der Preussischen Armee/ durch den Kaiser Napoleon; dreißig bis vierzigtausend Preusse»/ und drei? hundert Kanone»/ fallen in die Hände der Franzosen.
f 18
Chronologische Tafeln
T8o6 (d. iS. Oct.) Capitulation von Erfurt; vierzehntausend Preussen/ nebst dem Feldmarschall Möllendorf/ werden Kriegsgefangne. (d. 17. Oct.) Treffen bei Halle; Niederlage der Preussi schen Reserve-Armee. (d. 2.5. Oct.) Capitulation der Festung Spandau, (d. 27. Oct.) Feierlicher Einzug Kaiser Napoleons in Berlin, (d. 28. u. 29. Oct.) Gefecht bei Prenzlau zwischen dem Her zoge von Berg und dem Corps des Fürsten von HohenLohe; sechzehntausend Mann Preuff. Infanterie und ^nachher auch) sechs Regimenter Cavallerie strecken dre Waffen, (d. 28. Oct.) Das Herzogthum Braunschweig im Nahmen des Kaisers Napoleon in Besitz genommen. (d. 29. Oct.) Capitulation von Stettin, (d. 31. Oct.) Der Kurfürst von Hessen wird für einen Feind von Frankreich erklärt; die Franzosen nehmen Hessen in
Besitz. (d. 1. Nov.) Die Festung Küstrin erglebt sich, (d. 3. Nov.) Kaiserliches Dekret zur Organisation der Preus sischen Staaten/ und deren Eintheilung in vier Depar tements: von Berlin/ Küstri.N/ Stettin und Magdeburg, (v. 6. und 7. Nov.) Schlacht bei Lübeck/ auf welche die Gi-
pitulation von Ratkau folgt: ein und zwanzig tausend Preussen/ Unter den Befehlen des Generals Blücher/ strecken das Gewehr. (d. 8. Nov.) Capitulation der (Htadt und Festung Magde burg; zwei und zwanzigtausend Preussen/ und achthundert Kanonen/ fallen den Franzosen in die Hände. (d. 11. Nov.) Die Franzosen rücken in Äsen ein. (d. 16. Nov.) Waffenstillstand zwischen Frankreich und Preus sen/ in Charlottenburg geschlossen/ aber von dem Könige von Preussen nicht ratificirt. (d. 19. Nov.) Capitulation der Festung Czenstochau. — u. folg. Besitznahme der Städte Hamburg/ Bremen und Lübeck/ durch Französische Truppen, (d. 20. Nov.) Capitulation der Festung Hameln: neuntau-send Preussen ergeben sich als Kriegsgefangene. ------------- Das Fürstentum Fulda/ im Nahmen deö Kaisers
Napoleon/ in Besitz genommen. (d. 23. Novbr.) Einmarsch einer Russischen Armee in die Moldau. (d. 25. Nov.) Capitulation der Festung Nienburg.
über die Revolutionen in Europa re.
119
i8o6 !(d.2.5.Nov.) Capitulation der Festung Plassenburg in Franken. — (d.27.Nov.) Ankunft Kaiser Napoleons in Posen. *-------------- Der Herzog von Mecklenburg-Schwerin wird der Neutralität verlustig erklärt/ weil er mit Rußland ge-
— —
— *7
—
. meinschaftliche Sache gemacht hat. Sein Land .von den Franzosen in Besitz genommen. (d.28.Nov.) Die Franzosen rücken in Warschau ein. ld. 2. Dee.) Kapitulation der Festung Glogau in Schlesien, d. rr.Dec.) Friedens - Traktat zwischen dem Französischen Kaiser und dem Kurfürsten von Sachsen/ in Posen unterzeichnet. Der Kurfürst tritt/ unter dem Titel: König/ dem Rheinischen Bunde bei.
(d. 1.5. Dee.) Die Herzoge von Sachsen-Weimar/ Gotha, Meinungen/ Hildburghausen und Koburg/ werden Mit glieder dieses Bundes. (d. 19. Dee.) Ankunft des Kaisers Napoleon in Warschau, (d. 22-26. Dee.) Niederlage mehrerer Russischen Corps) bei PultuSk und Golymin/ in Ost-Preussen; die siegreiche Französische Armee geht in die Winterquartiere. (d. 3v. Dec.) Kriegserklärung der Pforte gegen Rußland.
(d.3i.Dee.) Freundschafts - / SchifffahrtS- und HandelsTraktat zwischen England und den vereinigten Nordame rikanischen Staaten/ zu London unterzeichnet. 1807 (d. r.Jan.) Huldigung des Fürst-Primas Karl in Frankfurt, (d. .Jan.) Capitulation der Festung Breslau, (d. i5.Jan.) RegierungS-Commission über Preussisch-Polen/
—
zu Posen/ von dem Kaiser Napoleon errichtet, (d. i6.Jan.) Capitulation der Festung Brieg. (d.5/6/7.Febr.) Schlacht bei Preussisch-Eilau in Preussen. (d.7.Febr.) Capitulation der Festung Schweidnitz. (d.i^.Febr.) Aufhebung der Kloster in Neapel, (d. ly.Febr.) Expedition des Admirals Duckworth vor Constantinopel. (d. 1. Marz.) Vorfälle zwischen den Russen und Türken an
der Donan. (d. ro.März.) Cantonnirung der Französischen Armee hinter
der Passarge. (d. 18. April.) Beitritt der Deutschen Fürstenhäuser An halt/ Schwarzburg/ Lippe/ .Neuß und Waldeck zum Rhei nischen Bunde. (d. 23. Mai.) Thronveränderung in Constantinopel. (d. 28. Mai.) Capitulation der Festung Danzig/ und Ernenn
J2O
Chronologische Tafeln rc.
nung des Französischen Reichs-Marschalls Lefebre zuzn *807 — — —
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Herzoge von Danzig. (d. 1. Jun.) Capitulation der Festung Neisse. (d. 14. Jun.) Schlacht bei Friedland, in Ostpreussen. (d. 16. Jun.) Einmarsch der Franzosen in Königsberg. (d. 23. Jun.) Waffenstillstand zwischen Frankreich und Russ land. (d. 25. Jun.) Zusammenkunft der Kaiser von Frankreich und Rußland auf dem Nicmcn. ------------- Capitulation der Festung Glaz. (d. 26. Jun.) Waffenstillstand zwischen Frankreich und Preussen. (d. 7. Jul.) Friede zwischen Frankreich und Rußland. (d. 9. Jul.) Friede zwischen Frankreich und Preussen,, worin Preussen das bisherige Preussische Polen und die Provin zen am linken Ufer der Elbe abtritt. Prinz Hierony,m«S (BruderNapoleonsI) König von Westphalen. (d. 12. Jul.) Ucbercinknnft zwischen Frankreich und Preus sen wegen Räumung re. deS Preussischen Staates.
(d. 21. Jul.) Constitution des HcrzogthumS Warschau und der freien Hansestadt Danzig. (d. 27. Jun.) Ankunft deS Kaisers Napoleon in St. Cloud, (d. i2. August.) Waffenstillstand zwischen Rußland und der Türkei. (d. 16. Aug.) Anfang der Unterhandlungen zwischen Eng land und Dänemark. (d. iS. Aug.) Constitution des Königreiches Westphalen. (d. 20. Ang.) Einnahme der Festung Stralsund, durch den Marschall Brune. (d. 1. Septbr.) Vereinigung der Sieben-Jnscln-Republik mit dem Französischen Reiche. (d. 7. Septbr.) Capitulation und Eroberung Kopenhagens, durch die Engländer. — 7------- Capitulation der Insel Rügen. (d. 8. Sept.) Der König von Italien nimmt von Cattaro Besitz. (d. 20. Sept.) Aufhebung der Hannöverischen Landstande, (d. 27. Sept.) Anfang der Unterhandlungen zwischen Por tugal, Frankreich und England.
Genealogische
GemähldS der
Revolutionen in Europa, Erste
Periode,
Non dem Einbrüche der Barbaren in bas abendländische Römische Reich, bi.S auf Karin den Großen. I. C. 4o6 bis 800.
L>aS Römische Reich ging seit langer Zeit dem Verfall »«ri,
entgegen; sein Mechanismus war abgenutzt, und eS bedurfte keiner großen Anstrengungen mehr, einen Koloß, der Starke und Kraft verloren hatte, zu stürzen. Die Laster der Regierung, die Erschlaffung der KriegeSzucht, die Erbitterung der Sekten, das Elend des Volkes: alles verkündigte den nahen Umsturz deS Reiches. Durch gegenseitigen Haß zertheilt, durch Luxus entnervt, durch Despotismus niedergedrückt, fühlten die Römer, daß eS ihnen an Kräften fehlte, sich den zahlreichen nordischen Barbaren entgegen zu stellen, die nichts von Weichlichkeit wußten. Gefahren und dem Tode trotzten, und durch ihren Dienst in den Römi schen Heeren an daS Siegen gewöhnt worben waren. Mehrere Kaiser hatten, von einer kurzsichtigenPo-
4
Einbruch der Barbaren. Die Vandale»,
»eriode litik geleitet,
ganze Haufen von Barbaren in Sold
4oC>
genommen, und ihnen, zur Belohnung ihrer Dienste,
800
Wohnsitze in den Gränz - Provinzen des Reiches ange wiesen.
Auf diese Art waren den Franken, als Be
weise von Erkenntlichkeit, Ländereien in dem Belgischen
Gallien zugetheilt worden, und den Vandalen, Ala nen, Gothen und andenr Barbaren hatte man derglei
chen in Pannonien und Thrakien gegeben. Diese leichten Bewilligungen der Römer, ein siche
res Zeichen von Schwache,
und dabei der Umstand,
daß sie eine ungeheure Menge von Truppen zu ihren. Kriege» gebrauchten, mußten die Barbaren daran ge
wöhnen, das Reich als ihre Beute zu betrachten. Zu Ende des Jahres 406 gaben die Vandalen,
Sucven und Alanen das Signal zu dem berühmten
Einbruch,
der den Fall des abendländischen Kaiscr-
thumes beschleunigte; und das Beispiel dieser Völker befolgten bald nachher, die Wcstgothcn,
die Burgun
der, die Alemannen *):, die Franken, die Hunnen, die Angeln, die Sachsen, die Heruler, die Ostgothen und
hie Longobardcn.
Alle diese Völker, die Hunnen aus
genommen, waren Deutschen Ursprungs. Die Vandalen wohnten,
wie es scheint,
ur
sprünglich in dem Theile von Nord-Deutschland, der
sich zwischen der Elbe und der Weichsel hin erstreckt z).
1) Den Nahmen Alemannen, den man (im Französischen) seitdem durch Mißbrauch allen Deutschen Völkerschaften deigelegt hat, führte Anfangs nur eine besondere Verbün dung. Wir bezeichne« diese hier mit.dem Nahme« Ale manni, oder Alemanne«, um sie von den neuern Deut, schen (Alemands) zu unterscheide». s) Plinius undTacitus reden nur sehr unbestimmt von de» Vandalen. Männert in seiner Geographie der
Die
5
Vandalen.
Sie bildeten daselbst einen Zweig der alten Sueven, »«ho»« eben so wie die Burgunder und Longobardcn. Seit dem
4o6
dritten Jahrhundert findet man sie, unter der Regierung
gö«
des Kaisers Probus, mit den Burgundern gemeinschaft
lich, beschäftigt, die Römer am Rheine zu bekriegen» Unter dem Kaiser Aurelian (um d. I. 272) ließen sie
sich im westlichen Theile von Dacicn, d. i. in Sieben bürgen und in einem Theile des jetzigen Ungarns,, nie
der.
Da sie-in .diesen Gegenden von den Gothen ge
drängt wurde«, so.gab ihnen,der Kaiser Constantin der Große Niederlassungen in Pangynicn, wofür sic sich ver pflichten, mußten, .den Römern Kriegsdienste zu leisten.
Sie blieben in Pannonien bis zpm Anfänge des fünf ten Jahrhunderts, wo sic diese,. Provinz verließen, um nach Gallien zu ziehen.
Bei dieser Gelegenheit verbün
deten sie sich mit den Alanen, einer vom Kaukasus und aus dem alten Scythicn hcrgekommcnen Völkerschaft,
von der ein Zweig, welcher nach Sarmaticn, in die Ge gend um die Quellen dcS Borysthenes (Dnicpcr) hin verpflanzt worden war, sich bis an die Donau ansgebreitct und sich da den Römern furchtbar gemacht hatte. Bei ihrem Durchzuge durch Germanien zogen die Van
dalen und Alanen einen Theil der Sueven an sich, die damals gleichfalls an der Donau, mächtigen Nation der Alemannen,
östlich von der
wohnten.
Diese
Völker rückten, vereinigt, zu Ende des Jahres 4o6 und zu Anfangs von 4c>7, in Gallien ein, und verursach
ten daselbst große Verwüstungen.
Speicr,
Strasburg
und
Mainz,
mehrere blühende
Worms, Städte
alten Germaniens, glaubt, daß sie in der Lausitz gewohnt haben.
Die Gothen.
6
»«Hobe in Gallien, wurden damals von diesen Barbaren 4o6
plündert').
Die Gothen *), das mächtigste Unter den Völ»
Soo
kern, welche das Reich zertrümmerten, wurden zuerst
im dritten Jahrhundert,
und seit der Regierung dcS
Kaisers Caracalla 3), berühmt.
Sie wohnten damals
jenseits der Donau, zwischen der Weichsel/ dem Dniep ster, «d»
mit; den kostbarsten Kunstwerken Roms beladenes, Schiff zu Grunde *).
Die Herrschaft der Vandalen in Afrika dauerte
nur ungefähr hundert Jahre; sic wurde 554 von dem Kaiser Justinian vernichtet, der nunmehr Afrika mit
dem morgcnländischenKaiserthume vereinigte. Gilimer, der letzte König der Vandalen, wurde von seinem Be-,
steger, dem Feldherrn Belisar, im Triumph nach Eon»
stantinopel geführt2). Das Römische Britannien
war durch
seine
Lage freilich den meisten Völkern, die da6 abendländische
Reich verheerten, unzugänglich; cs wurde aber im fünf
ten Jahrhundert von den Barbaren angegriffen, die den
nördlichen Theil der Insel bewohnten, nehmlich von -e» freien Britanniern, die unter den Nahmen Caledo-
nier, Picten und Schotten (Scoii) bekannt sind. Als die Römer im Jahre 446 ihre Legionen aus
der Insel zurückgezogen hatten, um sie in Gallien zu gebrauchen, hielten es die Römischen Britannier, die
nun ihren eignen Kräften überlassen waren, für rath-
sam, sich einen König auö ihrer eigenen Nation, Nah mens Vortigern, zu wählen.
Da sie sich aber nicht
stark genug fühlten, den Streifereien der Picten und Schotten Einhalt zu thun, welche SevcrS Mauer über fliegen und die Römische Provinz plünderten oder ver
heerten; so riefen sic, sehr unüberlegt, die Angeln, die Sachsen und die Jüten, welche schon durch ihre Strei
fereien zur See bekannt waren, zu Hülfe. Eine Schaar
1) Prosper in Chronic, Procopius de bello Vandal.
S) Procopius de bello Vandal. 1, II. cap, 7 et 9, XAItDES , cap, 55.
Jon-
4o6
Die Angel-Sachsen fallen in Britannien" ein.
20
Perl»»« dieser Angel-Sachsen kam im Jahr y5o, dem ersten 4o6
in der Regierung des Kaisers Marcian, unter Anfüh-
8o*
rung ihrer Oberhäupter Hengst und Horst/ nach Vritannicn.
Aus Freunden und Bundesgenossen wurden
sie bald Feinde der Britten, und endigten damit, daß sie ihre eigne Herrschaft auf der Insel gründeten ’). Nun folgte ein langer Krieg zwischen den Angel-Sachsen und
den Eingcbornen des Landes,
Die letzter» wurden end
lich bis in die Landschaft Wales zurürkgetrieben, wo es ihnen gelang, sich gegen die.neuen Eroberer zu be
haupten.
Sehr viele von diesen Britten faßten, um
sich vor dem Joche zu schützen, den Entschluß, nach Gal
lien zu fliehen.
Sic wurden hier von den Franken in
Armorica und einem Theile von dem Lyonncr-Gallien ausgenommen, und man nannte nun diesen Strich.Lan
des nach ihnen: Bretagne^), oder Klein-Britan nien. Die Angel-Sachsen stifteten in Britannien nach
und nach sieben kleine Königreiche,
nehmlich:
Kent,
Süsser, Wkstscr, Esser, Nordhumberland, .Ost-Angeln und Mercia.
Jedes von diesen Reichen hatte seinen
besondern König;
alle aber standen mit einander in
einer politischen Verbindung, welche unter dem Nah men „Heptarchie" bekannt ist,
und Einer von
den . sieben Königen war das gemeinschaftliche Oberhaupt der sechs andern.
Es gab auch eine allgemeine Ver
sammlung des Bundes, welche man Wütena-gemot, oder die Versammlung der Wcisen, nannte. Je-
1) Beda Venerabilis hist. eccl. 1. 1, 0. 15. Chronolog gia Saxonica, 2) Gildas de excidio Britanniae, cap. 25. Beda loc. eit. Leges Eduard! Conf, pag. i4Z. Vertot histoire criti(£ue de retablissemcnt des Brctons dans la Gaule»
Revolution in Italien. Die Heruler.
21
deS Königreich regierte sich übrigens nach seinen eignen Per «oh» Gesetzen,
und hatte seine besondern Versammlungen,
welche die Gewalt des Königs beschrankten.
Dieses
Föderativ-System behielt man bis jn's neunte Jahr
hundert, wo cs (827) dem Könige Egbert dem Großen
gelang, die Heptarchic aufzuhcbcn und sich zum Kö
nige von England zu machen. Mitten unter diesem allgemeinen Umsturz sieht man
in Italien noch Schattenbilder von Kaisern, freilich nur
sehr kraftlos, eine Würde behaupten, die seit langer Zeit ihren Glanz verloren hatte.
Dieses schöne Land
wurde nach einander von den Wcstgothen, den Hunnen
und den Vandalen verwüstet, ohne daß eins von diesen Völkern auf den Gedanken kam, seinen Wohnsitz darin
aufzuschlagen. Es blieb denHerulern und Rugiern vorbehalten, diesesLand, welches so viele Jahrhunderte
hindurch der Sitz des ersten Reiches in der Welt ge wesen war, zu erobern.
Seit langer Zeit hatten sich
diese Völker, welche einige Schriftsteller von den Kü sten der Ostsee oder des Baldischcn Meeres Herkommen lassen x), der Donau genähert;
und sie dienten den
Römern in Italien als Hülfstruppen, wie so viele an dre Germanische Völker. Jetzt waren sie entschlossen,
sich der Herrschaft über dieses Land zu bemächtigen, und wählten sich den Odoaker zum König, unter des sen Anführung sie nun Ravenna und Rom eroberten,
den letzten Römischen Kaiser Romulus Augustus absctz-
ten und, im Jahre 4/6 der christlichen Zeitrechnung, dein
abendländischen Kaiscrthum gänzlich ein Ende machten *).
1) Mascvw's Geschichte der Teutschen, $.XI. §.22unbaX 2) Anonymus Valesii iu adpend. ad Ammian. Marcelo* «um; Jornandes, Marceliini chronicoM,
4Ö6
22
Die Ostgothen. Theodorich. Als die Heruler ihre Eroberung sicbjchn Zahre 6r#
bi800
festen hatten, wurde sic ihnen von den O st g o th en wie. , der entrissen. Dieses Volk wohnte damals m den wer ten Gegenden am rechten Ufer der Donau, in Panno
nien, dem östlichen Illyrien und Thrakien.
Es machte
stch de» Römern im Orient durch häufige Einbrüche in daS Innere ihres Reiches furchtbar, unb der Kaiser Jeno soll daher, um eS von seiner Gränze zu entfer
nen, ihren König Theodor ich aufgemuntert haben, den Herulern Italien wieder zu entreißen. Dieser Fürst rückte 48g in das Land ein, schlug die Heruler in meh
reren Gefechten, und nöthigte den König Odoaker end lich, sich in die Stadt Ravenna einzuschließen.
Nach
einer Belagerung von drei Jahren, fiel dieser in die
Hande seines Besiegers, der ihm, mit dem Throne, auch daS Leben raubte *).
Theodorich muß nicht mit den andern barbarischen
Königen deS fünften Jahrhunderts verwechselt werden. In seiner Jugend war er am Hofe von Constantinopel
erzogen worden, und wußte seine Herrschaft durch die Gerechtigkeit seiner Gesetze und durch seine weise Staats verwaltung zu befestigen.
Er regierte ein weites Reich,
das, außer Italien und Sicilien, auch Rhatien, Binde-. Heien, Norieum, Pannonien und einen Theil von Il
lyrien umfaßte; d. h. beinahe alle die Lander zwischen
der Donau und den Alpen, welche zu dem abendländi
schen Reiche der Römer gehört hatten. So furchtbar aber diese Monarchie auch war, so bestand sie doch nur sechzig Jahce lang.
Nach einem
achtzehnjährigen, blutigen Kriege, wurde sie von den
' 1) Im Jahre 4g5, cap«
RJarcbixisv» Comes;
Jomaiwm,
D ie Srleche «.
U
Griechen zertrümmert. Der Kaiser Justinian bediente »trioie sich seiner Feldherren BelisariuS und NarseS, um den /o'e
Gothen Italien und Sicilien zu entreißen. Dieses Volk that hartnäckigen Widerstand, und kämpfte, durch den König Totila angcspornt, lange mit Vortheil gegen die Griechen. Während dieses Krieges wurde Rom aufs neue geplündert, und endlich auch dessen Ringmauern von den Gothen niedcrgerissen J). Totila erlitt im Jahr 552 bei Capraja eine gänzliche Niederlage, und starb'an den Wunden, die er in der Schlacht bekom men hatte. Sein-Nachfolger, TejaS, war nicht glück licher. In der letzten Schlacht, die er im I. 555 bei Cannä in Companien gegen den Feldherrn NarseS lie ferte, wurde er besiegt und getödtet. Seine Staaten kamen nun an die Griechen, doch mit Ausnahme von Rhatien, Vindelicien und Noricum, welche, während dieses Krieges zwischen den Griechen und den Gothen, unter die Herrschaft der Franken gekommen waren z). Im Jahre 568 verursachte der Einbruch der Lan gobarden eine neue Revolution in Italien. Dieses Volk, das in älteren Zeiten den nördlichen Theil von Germanien an der Elbe3) bewohnte, hatte sich, nach mehreren 1) Zn den Jahren 546 und 54j. M- f. Contin. thronte. Mar« cellini. Prooopiu« de bello gothico, 1. III, c. so et 22. 2) Die Ostgothen hatten seit dem Jahre 556 auch ihre Gal lischen Besitzungen, zwischen den Alpen, dem RhoneFiuß und dem mittelländischen Meere, an die Franken ab getreten, und zwar mit der Bedingung, daß diese de« Griechen keinen Beistand leisten sollten. Procopius 1. I, cap. 13, ed. Grotii, p. 179 et ißo.
3) ES machte da einen Zweig von dem großen Volke der Sueoe« aus. Maseov's Geschichte der Teutschen, D. XL §. 49.
Die 2oiiflo6z war unter den Nahmen Thüringer, Sachsen
Kurz, alles was von Germanien übrig
und Friesen begriffen.
Der östliche Theil, am rech
ten Ufer der Elbe, wurde, da er durch die häufigen Auswanderungen Germanischer Völker und durch die
gänzliche Zerstörung dcö Königreiches Thüringen von Einwohnern entblößt war, nach und nach von Slavi
schen Völkerschaften eingenommen,
die sich von den
Germaniern durch Sprache und Sitten unterschieden.
Diese Slaven, von denen verschiedeneColonieen noch jetzt einen großen Theil von Europa bewohnen,
fingen nicht eher an bekannt zu werden, als seit dem
vierten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung. Jor» nandeS 2), der erste, welcher ihrer erwähnt, nennt
sie Slavi, oder Slavini, und unterscheidet drei Haupt», zweige von ihnen: die Wenden, die eigentlichen Slaven,
und die Anten; deren zahlreiche Stämme ungeheure Länder zwischen der Ostsee (mare bahicum) und dem
schwarzen Meere (Pontus Euxinus) bewohnten. Zu Anfänge des sechsten Jahrhunderts verließen
diese Völker ihre alten Wohnplätze, um sich nach dem Westen und dem Süden von Europa hin auszubreiten.
Auf der einen Seite erstreckten sich ihre Colonieen his an die Elbe und Saale ’); auf der andern rückten sie
i) «91. f. Kremer's Geschichte des Rheinische» Franzien, 4tv. Manheim, i778» S) De Tebus Geticis, cap. 5 et 23. Die Alte« kannte» diese Volker unter dem Nahmen: Sarmate». 5) Es scheint, als sey dieser Theil des alten Germanienvo» den Slavischen Volkern nicht eher ganz ringe»
Bekanntwerden der Slavische« Völker.
57
längs der Donau vor, gingen über diesen Fluß, und Periode drangen in Noricum, Pannonien und Illyrien ein, ch. i, 4^
in die Lander, welche heut zu Tage unter den Nahmen
Ungarn, Sklavonien, Scrvien, Croacien, Krain, Karn«
thcn,
Steiermark und die Venediger-Mark bekannt
sind.
Die Geschichte des sechsten Jahrhunderts stellt
nichts so Merkwürdiges auf, als die blutigen Kriege,
welche die morgcnlandischcn Kaiser gegen die Slaven
an der Donau führen mußten. Diejenigen unter diesen Völkern, welche sich zu
erst an der Elbe, Havel und Oder berühmt machten, waren die Czechcn, oder Böhmischen Slaven, die Sorben, welche zwischen der Elbe und Saale wohn
ten, die Milzen oder Melataben (Weltauer), und die Obotriten, in denen Landern, welche jetzt Bran
denburg, Pommern und Mecklenburg heißen.
Im siebenten Jahrhundert findet man einen ge wissen Samo, der über mehrere von diesen Völkerschaf
ten herrschte,
und die Heere des Königs Dagobert
mit Vortheil bekämpfte x).
Man glaubt, daß dieser
Samo ein Fränkischer Handelsmann gewesen sey, den die Slaven zu ihrem Anführer gewählt hatten.
Vor allem müssen wir nun unsre Aufmerksamkeit
auf den Einfluß richten,
den die Revolutionen im
fünften Jahrhundert auf die Regierungen, die Gesetze, die Sitten, die Wissenschaften und die Künste in Eu
ropa hatten.
«omme« worden, als nach der Vernichtung des Thürin gischen Meiches durch die Franken; und als haben die neuen Slavische« Cvlvnieen Anfangs die Oberherrschaft der Fränkische« Könige anerkenne» müsse«. X) rnEHEOAnii Chionicon, cap- 48, 6Z, ?4, 7Z.
28
»trUhe 4o6
Negierung d. German. Völker.
Politische Eintheilungen.
AlS die Germanischen Völker sich in den Provin-
zen des abendländischen KaiserthumS niedcrlicßen, führtcn sie daselbst eben die Staatsverfassung ein, die sie im alten Germanien gehabt hatten.
Ihre Regierungen
waren eine Art von militärischen Demokratien, unter
Heerführern öder Oberhäuptern? welche die königliche Würde bekleideten. Alle wichtige Angelegenheiten wur den in allgemeinen Versammlungen entschieden;
und
diese bestanden aus freien Männern, welche die Waf
fen tragen durften und in den Krieg zogen *).
Die
Thronfolge war nicht durch ein Gesetz erblich; und ob
sie eS gleich in den meisten neuen Germanischen Staaten durch die That wurde, so war man doch sorgfältig dar auf bedacht, bei den Thronbesteigungen die alten Formen
beizubehalten, weil diese das ursprüngliche Wahlrecht bewiesen, welches die Nation sich Vorbehalten hatte.
Dis politische Einthcilung in Cantonc, Gauen, welche schon in dem alten Germanien gebräuchlich
war2), wurde auch in allen neuen Eroberungen der Germanischen Völker eingeführt, um die Rechtspflege
zu erleichtern.
Jedem Canton,
oder Gau,
war
ein Gerichts - Vogt, Graf, Lateinisch comes genannt, vorgesetzt, der seinenRcchtstag (Thing,Ding) unter
freiem Himmel, und unter dem Beistand einer gewis
sen Anzahl von Beisitzern oder Schöffen hielt. i) Es war ein Vorrecht des freien Mannes, Waffen trage» zu dürfen. Auch unterließen die Bischöfe und die übri gen Geistlichen, als sie in den National - Versammlungen zugelaffen und in die Rechte und Vorzüge freier Männer ausgenommen wurden, es nicht, sich die Befugniß Waf fen zu tragen zuzueignen und ihren Rang in den Heeren, wie jeder Andre, einzunehmen. 3) Tachos der moribus Geimanoruni, cap. 12.,
Theilung der eroberten kändereken.
29
Diese neue Einthcilung verursachte eine gänzliche Beriet« Veränderung in der Geographie des Mittelalters. Die
alten Nahmen der Lander wurden allenthalben mit neuen vertauscht; und die Abänderungen, welche in der No
menklatur dieser Einthcilungen mit der Zeit gemacht
wurden, erschweren das Studium der Geschichte und Geographie gar sehr..
Unter den freien Männern, aus denen die Heere
der Germanischen Volker bestanden, bemerkt man Vor nehme und Edle, die sich durch die Anzahl von Krie an deren Spitze sie in den
gern oder freien Leuten,
Krieg zogen, auszcichneten.
Alle folgten dem Könige,
oder dem gemeinschaftlichen Oberbefehlshaber, des Zu
ges, nicht als Lohntruppcn, oder Söldlinge, sondern als Freiwillige, die sich aus eigenem Antrieb erboten hat
Sic sahen die 'Beute und die
ten , ihn zu begleiten.
Eroberungen, welche sie im Kriege machten, als ein
gemeinschaftliches Eigenthum an,
auf welches Alle
gleiche Ansprüche hatten.
Die Könige, die Heerführer und die Großen be kamen bei der Theilung der Ländereien größere Di
strikte, als die übrigen Krieger, weil sie stärkere An strengungen gemacht
und eine größere Anzahl von
streitbaren Männern in
ihrem Gefolge mitgebracht
hatten.
Diese Ländereien wurden als vollkommen freies Eigenthum gegeben; und obgleich die Verpflichtung, zn der gemeinschaftlichen Vertheidigung beizutragen, ge«
wiffermaßen eine Folge von der Theilung der Lände reien war,
so wurde sic ihnen doch nicht als eine
Clauscl, oder wesentliche Bedingung, aufgelegt.
Ganz unrichtig glaubt man also, diese Theilung
4Ö6
30
Theilung bet eroberten Lander. Ursprung berechne.
V^ri»d» habe den Ursprung der Lehne veranlaßt.
Der Krieg
und der Stand eines
4o*6
war die Lieblingsbeschäftigung,
8o0
Kriegers der einzige ehrenvolle,
auch das angeborne
Vorrecht, eines Germanierö. Man war Krieger, sticht weil man mußte, sondern weil nian cs gern seyn woll te, und weil man jede andre Beschäftigung, jeden andern
Stand, sogar verachtete. Despotismus hatte man also
hei einer Regierung nicht zu befürchten, worin alles, was man die Nation nannte, bewaffnet war, bei den all gemeinen Versammlungen erschien, und nöthigen Falls in den Krieg zog.
Indeß die Könige kamen bald auf
«ist taugliches Mittel, die National-Freiheit zu fesseln,
und ihren eigenen Einfluß auf die Versammlungen zu vermehren,
und zwar durch den zahlreichen Anhang,
den sie sich zu machen wußten.
Dieses, aus den ur
sprünglichen Sitten der Gcrmanierhergcnommcne, Mit
tel war die Einführung der Lehns-Verhaltnisse. Bei den alten Gcrmaniern fand die Gewohnheit
Statt, daß die Großen, im Kriege, wie im Frieden, ein zahlreiches Gefolge von jungen Leuten und von
tapfern, ihnen gänzlich ergebenen, Mannern hatten.
Außer Speise und Trank, gaben sie diesen auch Waf fen und Pferde,
und theilten mit ihnen die Beute,
welche im Kriege gemacht wurde *).
Diese Gewohnheit, wurde beibchaltcn, als die Ger
manier sich in den Provinzen des abendländischen Kaiserthums niedergelassen hatten.
Die Könige, und, ih
rem Beispiele zufolge, die Großen fuhren fort eine be trächtliche Anzahl von Gefährten und Knappen zu un
terhalten, und, um sich dieselben gänzlich ergeben zu
i) Tacitus de morib. German, cap >5 et 14,
G e s t tz e, S i t t e n.
31
machen, bewilligten sic ihnen, anstatt Waffen und ®«ne»e Pferde, den Nießbrauch gewisser Grundstücke, die sie 4*6 von ihren Domänen trennten.
$***
Diese Bewilligungen, welche BeNefirien, und in
der Folge L c h n e, genannt wurden, verpflichteten die
Empfänger zu persönlichen Diensten, und zur Treue
gegen Den, von welchem sie dieselben hatten.
Da sie der
Person, und für persönlich zu leistende Dienste,
ertheilt wurden, so sieht man wohl ein, daß die Bene«
feien oder Lehne ursprünglich nicht erblich warnr
und daß sie an den Lehnsherrn zurückfielen,
sobald
die Ursache, um derentwillen er sie Jemanden ertheilt hatte, nicht mehr eristirte. In den Provinzen des abendländischen Reiches gal
ten die Römischen Gesetze und die Römische RechtS-
gelahrtheit, als die Germanischen Völker Staaten dar
in gründeten. Anstatt sie abzuschaffcn, erlaubten diese Völker vielmehr den alten Einwohnern, und denen von
ihren neuen Unterthanen, welche eS wünschten, eben diesen Gesetzen gemäß zu leben, und sich nach ihnen
richten zu lassen.
Doch, ohne deshalb eben diese Ge
setze und Rechte anzunehmen , die sich mit ihren rohen
Sitten und ihren unvollkommenen Begriffen Nicht ver trugen, sorgtest diese Völker dafür,
gleich nach ihrer
Niederlassung in den Römischen Provinzen ihre alten
Gewohnheiten, an denen sie außerordentlich stark hin
gen, schriftlich aufzeichnen zu lassen. Damals wurden die Gesetzbücher der Salischen und Ripuarischen Fran
ken, der Westgothen, der Angel-Sachsen, der Aleman-
ncn, der Baiern und der Lombarden nach und nach gesammeltx).
l) Lindekbrocji, coilex legum anti^uarum«
32
Besetze, Sitt e n.
Alle diese Gesetze zeigen Spuren von dem kriege-
P"^or>«
46
rischen Geiste der Germanischen Völker, so wie von
8uc>
ihrer Anhänglichkeit an jene Freiheit und an jene per sönliche Unabhängigkeit,
wodurch sie sich dem ersten
Naturzustande näherten, in welchem das Recht der
Rache den einzelnen Personen und der ganzen Familie eines Beleidigten überlassen ist. Feindschaften, die auf solche Art erblich wurden, waren indeß nicht unversöhnhar.
Alle Privat-Verbrechen konnten dadurch wieder
gut gemacht werden, daß man dem beleidigten Theile
eine gewisse Summe Geldes oder eine gewisse Anzahl von Stücken Vieh gab.
auf diese Art abgebüßt,
Selbst eine Mordthat wurde und jeder Theil des LcibeK
hatte seinen Preis, der, -nach der. Verschiedenheit der Stände und Lebensarten, höher und niedriger war. Kein freier Mann durfte mit Lcibesstrafen belegt
werden, und in zweifelhaften Fällen verpflichtete daS Gesetz die Richter,
den Partheien einen Zweikampf
anzutragen, und ihnen dabei aufzugebcn, daß sic ihren Streit mit den Waffen in der Hand ausmachcn soll
ten.
So entstand die barbarische Gewohnheit,
sich
zu duelliren, um eine, oft ganz unbedeutende, Belei
digung zu rächen. Diese Gebräuche der Germanischen Völker und
ihre hartnäckige Anhänglichkeit an denselben, mußten nothwendig die gute Ordnung der Gesellschaft stören, die Barbarei befördern, und den Charakter derselben
allen ihren Eroberungen aufdrückeu.
Bei neuen Be
dürfnissen bewirkten Ucberfluß und ansteckende Beispiele, daß diese Völker Laster annahmen, die sie vorher gar
nicht gekannt hatten und kcinesweges durch neue Tu genden wieder gut machten.
Kämpfe, Gcwaltthätig-
kei-
Künste und Wissenschaften. feiten und Räubereien vermehrten sich.
wurde der Maßstab der Ehre,
33
Das Schwert Peri«»«
die Richtschnur des
Rechtes und Unrechts; Wildheit und Treulosigkeit der
herrschende Charakter der Höfe, der Großen und der Völker. Vor allen empfanden die Wissenschaften und Künste
Ehe ein Jahrhundert nach den er
diese Revolution.
sten Einbrüchen der Barbaren verflossen war,
blieb
kaum noch eine Spur von den schönen Künsten und der Literatur der Römer übrig.
Freilich waren bei
diesem Volke die Wissenschaften schon sehr lange in
Verfall gerathen, und eS hatte fid) in ihren Werken
des Verstandes und der Phantasie ein schlechter Ge schmack eingeschlichcn; aber dennoch laßt sich zwischen
dem Zustande,
worin die Literatur im Occident vor
der Revolution des fünften Jahrhunderts war,
dem,
und
welchen man seit den neuen Eroberungen der
Germanischen Völker bemerkt, gar keine Vergleichung anstelle«.
Diese, einzig und allein dem Kriege und der Jagd ergebenen Völker verachteten die Wissenschaften und die Künste. Unter ihren verwüstenden Handen wurden
die schönen Kunstwerke und die Büchersammlungen der Römer in Asche verwandelt, die Schulen und andre An
stalten zur Belehrung vernichtet. Die Besiegten konnten, bei den wenigen Kenntnissen, welche ihnen noch übrig
blieben, jene Feinde alles Wissens und aller GeistesCultur nicht aufklären; und da die Wissenschaften von diesen wilden Eroberern nicht in Schutz genommen
wurden, so geriethen sie bald in gänzlichen Verfall. Nur der christlichen Religion allein, welche die, das Reich verheerenden, Völker nach und nach anvah-
«och» 9te»»mrtenm t.
[5]
34
Neus Sprache«.
9erh>»e men, verdanken wir es, daß einige geringe Spuren 4o6 von der alten Cultur der Griechen und Römer übrig sö» geblieben sind. Die Geistlichkeit mußte, -da sie den Rö mischen Cultus zu lehren und die heiligen Bücher zu er klären hatte, nothwendig einige Anfangsgründe der Wis senschaften kennen. Sie war auch, im ganzen Occidcnt, allein im Besitz derselben, und wahrend einer langen Reihe von Jahrhunderten gab eS in keinem der übri gen Stände irgend eine Person, die sich auf die Wis senschaften gelegt, oder auch nur schreiben gelernt hatte. Dieser Vorzug der Geistlichen trug dazu bei, ihr Anse hen und ihren Einfluß zu vermehren. Allenthalben wurde ihnen die Leitung der Staatsgeschäfte aufgctragcn, und so waren die Stellen des Kanzlers, der Räthe, der öffentlichen Notarien, und überhaupt alle, die einige Kcnntniffe erforderten, und zu denen das Schreiber» schlechterdings nothwendig ist, ihnen vorbehalten *). WaS am meisten dazu beitrug, das Ansehen und die Gewalt der Geistlichen zu erhöhen, war der Um stand, daß die Lateinische Sprache in denen Römischen Provinzen, welche unter die Herrschaft Germanischer Völker gekommen waren, fortdauernd in Gebrauch blieb. Man schrieb nur in dieser Sprache, die auch bei jeder öffentlichen Verhandlung gebraucht wurde; und die Germanischen Dialekte, welche man freilich al lenthalben sprach, konnten doch lange Zeit nicht zu den Wissenschaften gebraucht werden. Die sehr verderbte Aussprache des Lateinischen, und dessen Vermischung
i) Aus dieser Ursache wurde das Wort Clerlcus gewisser maßen ein Synonym von dem Worte: Gelehrter, oder es bezeichnete jeden Mann, der die Feder zu führe«, wußte.
35
treue Sprache».
Mit fremden Wörtern und'Constructioncn, veranlaßten Period« mit der Zeit neue Sprachen, in denen man die Abstam-
mung von der Römischen leicht bemerkt.
Dergleichen
sind die Italienische, Spanische, Portugiesische, Fran zösische und Englische. Im fünften und den folgenden
Jahrhunderten nannte man die Deutsche Sprache, deren
sich die Besieger von Gallien bedienten, lingua francica; und diese unterschied sich von der lingua romana, der Sprache des Volkes,
welche seitdem die Mutter der
Französischen geworden ist.
Aus dem hier Gesagten erhellet, daß der Einbruch der Germanischen Völker in die Provinzen des abend
ländischen Reiches die wahre Quelle der Barbarei, der Unwissenheit und des Aberglaubens war, worin dieser Theil von Europa so lange versunken blieb.
würde also Ursache haben,
Man
eine eben so gewaltsame
als unglückliche Revolution zu beklagen, wenn sie nicht, auf der Einen Seite, dazu gedient hatte, Europa von
dem abscheulichen Despotismus der Römer zu befreien,
und wenn man, auf der andern, in den Verfassungen
der Germanischen Völker nicht einige Spuren der Frei heit bemerkte, welche die Europäischen Nationen, frü her oder spater, zu weiseren und besser organisirten Regierungöformcn leiten mußten.
Unter denen Staaten,
die sich auf den Trüm
mern des Römischen Reiches erhoben hatten, war der
Fränkische der, welcher die Wagschale aus dem Gleich gewichte brachte, und, einige Jahrhunderte hindurch,
die Rolle der herrschenden Macht in Europa spielte. Diese Monarchie, welche Chlodwig gegründet und sein? Nachfolger noch erweitert hatten, umfaßte daS ganze Gallien (mit Ausnahme von Languedoc); und auch der
4«g
36
Die Franken sind die herrschende Macht.
Ptri^dk beste Theil von Deutschland hing von ihr ab,
doch
46
Sachsen und die Slavischen Lander ausgenommen.
Loo
Durch die Theilungen und die Bürgerkriege unter den Nachfolgern Chlodwigs gericth sie in Verfall,
und
gelangte nur durch die Geschicklichkeit und Klugheit der
Hausmeyer (maires du palais, majores domus) wie
der zu ihrem ersten Glanze.
Diese Hausmeycr erho
ben sich von bloßen Lbcrhofmeistern (was sie ursprüng
lich gewesen waren) allmahlig zu ersten Ministern, zu
Herren des Staats und zu Königen.
Der Stifter ihrer Größe war Pipin von Herstal, ein Sprößling von dem Stamme der Karlowinger, welche
um die Mitte des achten Jahrhundert in die Stelle der Merowinger trat. Unter den Merowingern hatte sich
die Monarchie in zwei Hauptreiche getheilt.
Das Kö
nigreich Austrasien (Oesterreich) umfaßte das östliche
Franzien, d. h. den Theil von Gallien, der zwischen
der Maas, der Schelde und dem Rhein liegt, inglei chen die Germanischen Provinzen am rechten User des Rheins, welche ebenfalls einen Theil der Monarchie aus
machten. Neustrien (Westerreich) nannte man das
ganze westliche Gallien. zwischen der Schelde, MaaS und Loire; Burgund, Aquitanien und die Provence wur den als Iubehörden des letzteren Reiches betrachtet. Als Dagobert II, König von Austrasien, im Jahre
679 ermordet war, sollte der König von Neustrien, Die
trich III, die ganze Monarchie vereinigen;
doch die
Austrasier, welche Ebroin, den HausmeycrMajor dpmus) von Neustrien, verabscheueten, wählten sich be
sondere Hausmeyer, dem Anscheine nach unter Dietrichs Autorität.
Hieraus entsprang ein Krieg zwischen den
Austrasiern und Neustriern, zwischen Pipin von Hcrstal
Karl Martell.
37
(Major domus des erstckn), und Berthar (Major do- V«riod«
raus deS letztern Reiches).
Die Schlacht, welche Pi-
m
pin im I. 687 zu Testry bei Saint-Quentin gewann,
8oo
entschied das Schicksal des Reiches: Berthar verlor da
rin das Leben, und König Dietrich III fiel in die Ge walt des Siegers. Pipin bestätigte nun Dietrich III in
der königlichen Würde.
Er selbst begnügte sich mit
der Würde eines Major domus, und mit dem Titel ei nes Herzogs und Fürsten der Franken *); dochsah
er den Thron als seine Eroberung an, behielt daher die höchste Gewalt, und bewilligte den Merowingischen Prin
zen nur das Acußere der Majestät und den bloßen Titel eines Königs.
Dieß war die Revolution, welche die höchste Ge walt auf eine neue Tynastie,
brachte.
die Karlowinger,
Defe beobachteten die Mäßigung, den Mero
wingischen Fürsten, denen sie alle ihre Macht genommen hatten *), noch fünf und sechzig Jahre lang die könig liche Würde zu lassen.
Alö Pipin von Herstal im I. 714 gestorben machten die Anhänger der alten Dynastie einen letzten
Versuch, die Merowingischen Könige von der Abhängig keit zu befreien, in welcher der'Hauömeyer Pipin sie gehalten hatte. Dieser Fürst hinterließ die höchste Ge
walt seinem, erst sechs Jahr alten, Enkel Thcudwald, und hatte daher seiner Witwe, Plektrude, die Vor
mund-und Regentschaft über den jungen Prinzen über tragen.
1) Dux et princeps Franeorum. S) Coat. Frede#., cap. 100. Eoinhardi vita Caroli Magui. Man thut also diese« Fürsten Unrecht, wenn man ihnen in der Geschichte den Beinamen: die thqtlose», giebt.
Pipi« der Kurze.
38 P«ri°r>«
Diese so sonderbare Regierung reitzte die Mißver-
4oG
gnügtcn,
Suo
wurde abgesctzt, und die Neustrischen Lehnsherren wählten
eine Revolution zu wagen.
Die Regentin
einen Major domus von ihrer eigenen Parthei, Nahmens
Reinfried; Dauer.
ihr Triumph war aber nicht von langer:
Karl, PipinS natürlicher Sohn, entkam aus
dem Gefängnisse, worin die Regentin ihn hielt, ging
nach Australien, und ließ sich da, nach dem Beispiele
seines Vaters, als Herzog auSrufcn.
Er unternahm«
einen Krieg gegen den König Chilpcrich II und dessen-
Hausmcycr Reinfried. Drei aufeinander folgende Siege,! bei Amblef (716), bei Vinchy (717), und bei SoissonS
(718), machten ihn noch einmal zumHerrn dcrMonar, chic und der höchsten Gewalt ‘).
Als der Herzog von
Aquitanien ihm den König Chilpcrich ausgcliefert hatte,'
bestätigte er diesen Fürsten aufs neue in der Königs
würde, und brachte seinen Ruhm durch die glänzenden Siege, die er in den Schlachten bei Poitiers und Nar-
bonne (in den Jahren 702 und 787) über die Araber!
erfocht, auf den höchsten Gipfel ’).
' Sobald Pipin der Kurze, Sohn und Nachfolger Karl Martells, sein Anschn in der Monarchie, von au
ßen, wie yon innen, befestigt sah, hielter den Zeitpunkt endlich für günstig, die Königswürhe mit der suverä-
«cn Gewalt zu vereinigen.
Er betrieb mit Klugheit
seine Wahl in der allgemeinen Versammlung der Fran
ken, die im Jahre 782 auf dem Marzfelde in der Ge gend von Soiffons gehalten wurde.
Von dieser Ver,
sammlung wurde Ehilderich III, der letzte Merowingische König, abgesetzt und in ein Kloster gesteckt. Pipin
l) Coutin. Fredeg. Annah Metenses. s) Cont. Fredeg. cap. loßunb 109« Annales Metenses, Utt* ter den Jahren 722 und 7Z7. M. s. weiter «nten, S. 4S,
Ursprung v»» der weltlichen Wacht der Päpste.
39
kam auf den Gedanken, durch eine kirchliche Ceremonie Periode seine Person unverletzlich zu machen.
Er war der erste
König, der sich salben und in der Kathedral-Kirche zu
Soissons krönen ließ, und zwar durch den Heiligen BomfaciuS, den ersten Erzbischof von Mainz *).
Sein
Beispiel wurde seitdem 'von mehreren Fürsten Und Su« vcrancn in Europa befolgt.
Er vergrößerte auch sein
Reich durch Languedoc, welches er in den Jahren 76» und 769 von den Arabern eroberte ’). Wahrend seiner Regierungszeit fing die weltliche
Macht der Römischen Papste an zu entstehen.
Dieser
Umstand, der auf die Religion und die Regierung der
Europäischen Nationen wesentlichen Einfluß hatte, muß
etwas ausführlich dargestellt werden. Es war damals ein sehr lebhafter Streit zwischen der morgen-, und der abendländischen Kirche über den
Bilderdienst.
Kaiser Leo der Jsaure hatte sich gegen
diesen Dienst erklärt, und ihn durch.ein im Jahre 726
erlaffeneS Edikt verboten.
Er und seine Nachfolger •)
blieben dabei, die Bilder vernichten zu lasten und Je
den, der sich als Verehrer derselben zeigte, zu verfol gen»
Ein so wenig gemäßigter Eifer 4), den die Rö-
1) Annal. Fuldenf, 3) M. f. weiter unten, S. *7. 3) Besonder- zeigten sich die Kaiser Constantin Koprony, «ins «nd Leo Porphyrogeneta als eifrige Bilderstürmer LJkonvklasten). Die Kaiserin Irene «der berief, während der Minderjährigkeit ihres Sohnes, im 3. 787, zu Ricäa ein Conkilium zusammen, auf welchem ste die Bilder wie der in ihre vorigen Rechte einsetze» ließ; ja, sie ging nun auf der ander« Seite z« weit/-und befahl sogar, ih nen zu räuchern und Kerzen anzuzünden. 4) Man behauptet, auch die Politik sey dabei sehr im Spiele gewesen. Einmal, hofften die Kaiser, dmch das Ab schaffen der Blider die übermäßige Gewalt der Mönche
4o6
40
Römische Republik Im achten Jahrhundert.
v et lobe mischen Papste laut mißbilligten, empörte die Völker
4o6
gegen die Griechischen Kaiser. In Italien brachen meh-
800
ttrc Empörungen gegen die Beamten aus, denen die Vollziehung ihrer Befehle aufgetragrn war. Besonders
Nutzten die Römer diese Gelegenheit, den Herzog oben Statthalter, der im Nahmen des Griechischen Kaisers ihre
Stadt regierte, zu vertreiben; sie machten sich zu einer Republik *), maßten sich alle Rechte der Landeshoheit
an,
und erneuerten auch die alte Benennung:
Senat und das Volk von.Rom *).
der
Der Papst
wurde als Oberhaupt dieser neuen Republik anerkannt, und hatte die allgemeine Leitung der innern und äußern
Angelegenheiten 3).
Das Gebiet dieser Republik, wel
ches aus dem Herzogthume Ron: bestand, erstreckte sich,
in der Breite, von Viterbo bis nach Tcrracina, unir in
der Lange,
von Narni bis zUr Mündung des Tiber-
zn vermindern, die den Hof von Constantinopel beherrsch ten; nnd dann betrachteten sie die Vernichtung dieseDienstes als das einzige Mittel, den Verfolgungen Ein halt zu thun, bene» die Christen im Orient damals von Seiten der Mohammedaner ausgesetzt waren, weil diese die Verehrung der Bilder als Götzendienst betrachteten. 1) Diese Begebenheit geschah unter Gregorius H, um da« Jahr 73°- Anastasius der Bibliothekar, ein Rö mischer Schriftsteller des neunten Jahrhunderts, redet von dieser Republik in folgenden Ausdrücken; Respublica
. .Ronianorum, saucta respublica, cotnpages sanctae reipublicae, Corpus Christo dilectum exercitus Romani, M. s. auch Qbhhv tnquumenta dominat. Pontif. r. I, p. 12 er seq.
>) Ein Schreiben der Römer an Pipin den Kurzen fängt an:
Pipino regi Francorum omnis senatus et Universa populi geueratitas a deo aervatae mbis Romanae. Gehn* t. J, p. >41. 5) In einem Schreiben, da« man kn Cenni, v. I. p. 145. findet, nenne» die Römer den Papst sogar; ihrenHeprn, » Dop deoretiu dominus noster.
Rom von de« Longobarden bedrohet.
-1
stromes. DieSchwachc des orientalischen Reiches war »«rkodo jetzt so groß, daß alle Bemühungen der Kaiser, die Rö- 4oü nur wieder zu unterjochen, ohne Erfolg blieben. Der 8(£ Griechische Herzog von Neapel, welcher gegen Rom vor gerückt war, wurde, nebst seinem Sohne, gctbdtet, und der Erarch selbst sah sich genöthigt, Frieden mit den Römern zu schließen x). Die Longobarden benutzten diesen elenden Zustand des Griechischen Kaiserthums, ihre Besitzungen in Ita lien zu erweitern. König Aistolph griff im I. 7L2 Ra venna an, wo die Griechischen Erarchen oder Ober-Landcsverwalter, residirten: er bemächtigte sich dieser Stadt, so wie des ganzen Exarchats-), nebst den Fünfftadten (Pentapolis); und der Erarch Eutychius war genöthigt, nach Neapel zu fliehen. Die Eroberung der Hauptstadt vom Griechischen Italien reitzte den Lombardischen König an, seine Ab sichten weiter zu erstrecken; er foderte die Unterwerfung der Stadt und des Hcrzogthums Rom, daö er als von dem Erarchat abhängig betrachtete. Papst Stephan II gerieth in Schrecken, und suchte sich Anfangs mit dem Griechischen Reiche zu versöhnen, dessen Macht ihm, bei einer so weiten Entfernung, weniger zu fürchten schien, als seine Nachbarn, die Longobarden; da ihn aber Ai stolph sehr lebhaft drängte, und da er sah, daß er von Constantinopel keine Hülfe zu erwarten hatte, so ent1) Anastasius Bibi., in Mukatohi, t. III, pari. 1 p. 156. et sequ,
3) DaS Erarchat nannte man damals die Provinz Raven na, weil sie, wie die Füufstädte, unmittelbar unter dem Erarchen »der Ober-LandeSverwalter stand; da hingegen die übrigen Theile des Griechischen Italien- nut durch die Herzoge, welche unter Autorität der Erarchen in ihnen re gierten, davon abhingen,
-
sr
Der Pabst bittet die Franken um Schutz.
«eNod« schloß er sich, bei den Franken und Pipin dem Kurzen
4Ö6
800
Schutz zu suchen.
Die Franken behaupteten damals den ersten Rang unter den Europäischen Nationen; ihre Thaten gegen
die Araber hatten ihnen im ganzen Occident den Ruf der höchsten Tapferkeit erworben.
Stephan begah sich
in eigener Person nach Francien odxr Frankreich, und in einer Unterredung mit Pipin fand er das Mittel, den
Vortheil dieses Fürsten und seinen eigenen mit einandc» zu verbinden.
Pipin glaubte noch nicht ganz sicher auf -em Throne zu seyn, den er den Merywingischen Königen
entrissen hattex).
Sein Recht auf hie Krone bestanh
nur darin, daß er gewählt worden war; un-gerade eben diesen Umstand konnte man benutzen, sie seinen Söhnen wieder zu entreißen.
Da er nun diese Krone
-ei seiner Familie zu erhalten wünschte, so bewog er -en Papst, in der Kirche zu Saint-Denis die Ceremo nie seiner Salbung zu wiederholen und zugleich auch
seine beiden Söhne, Karl und Karloman, zu salben.
Der Papst that noch mehr; er entband den König von sei nem, Childcrich geleisteten, Eide und befahl, im Nahmen
Jesu Christi und des H. Petrus, allen anwesenden Frän kischen Lehnsherren, dem Pipin und seinem Geschlechte die
königliche Würde zu erhalten ?).
Um sich Pipin'en und
dessen Söhne noch besonders zu verpflichten und um sich
Anrechte aus ihren Schutz zu erwerben, ertheilte er ihnen
auch öffentlich die Würde Römischer Patricier.
1) Es lebte noch ein Sohn Childerichs HI, Nahmens Diet rich ; und auch die sehr mächtigen Herzoge von Aquita nien waren ein Zweig der Merowinger; sie stammten nehmlich von Poggis, dem jüngeren Hohne EhenbertS n, ab. 2) Bouquet, recueil des hist; t. V> p. 45®-
Schenkung des Erarchats.
43
So viele Willfährigkeit von Seiten des Papstes Periode mußte Pipin'en zur Erkenntlichkeit auffordern: er ver- 4*6 sprach deinselben nicht nur Beistand gegen die Longo-
barden, sondern machte sich auch anheischig, ihnen das Erarchat zu entreißen und cs dein Papste zu geben; ja, er schenkte cs ihm schon im Voraus durch eine Ur
kunde, die er im I. ?54 auf dem Schlosse zu Quier-
$t>x),
in der Diöcesc von Soissons, unweit der Oise,
Unterzeichnete und auch von den Prinzen, seinen Söh
nen^ unterzeichnen ließ 2).
Diesen Verträgen zufolge,
unternahm Pipin der Kurze hinter einander, in den Jah
ren 755 und 766, zwei Kricgeszüge nach Italien. Hier zwang er den König Aistolph, sich für seinen Vasallen zu erklären und ihm das Erarchat nebst den Fünfstäd-
ten zu überlassen, in deren Besitz er nun den Papst (im
Jahre 766) setzte ?).
Diese Schenkung PipinS befestigte und vergrößerte
die weltliche Macht der Päpste, welche schon vorher ih ren Ursprung genommen hatte 4).
Die Urkunde der
Schenkung ist nicht mehr vorhanden; Anastasius der Bi
bliothekar versichert aber, das Original gesehen zu ha1)
Cqrisiacus, villa regia cum palatio,
2) Diese vorläufige Schenkung bezeugt em Brief, den Papst Stephan 11, im Jahre ?54, unmittelbar «ach seiner Rück kehr nach Nom, geschrieben hat. M- s. den Codex Carolinus, in Cenni Monum Tom. I, p. 8r. und Ana* STAsf Bjblioth. bei Mura Tori, t. III, p. iöQ, 169, col. 6. 5) ecinhardi Ann al. unter dem Jahre ?56,
4) Der Papst nennt, in seinem Schreiben an Pipin den Kur zen, diese Schenkung; Aiigmentdm romanae ditionis, di-
z latio provinciae romanae. Cenni, tom. I, p. 144 > ttl den Noten. Außer der Stadt und dem Herzogthume Rom, erwähnt Anastasius der Bibliothekar mehrerer Schenkungen von Land, die der Römischen Kirche schon vorher gemacht werden waren.
££
44
Ursprung von Mohammeds Religion und Reiche.
«ertöte fon; auch zahlt er alle Städte im Erarchat und den Fünf4Ö6
stadten auf, welche in der Schenkung begriffen waren x).
Sot
Hier ist der rechte Ort, von den Arabern, die
man gewöhnlich Saracenen*) nennt, und von ihrem Einbruch in Europa zu reden.
Mohammed, ein edler Araber, aus Mekka gebür tig, hatte sich, zu Anfänge des siebenten Jahrhunderts
nach der christlichen Zeitrechnung, zu einem Propheten, Gesetzgeber und Eroberer aufgeworfen.
Im Jahre 623
wurde er wegen seiner Predigten aus Mekka vertrieben, zeigte sich aber daselbst, an der Spitze eines Heeres,
aufs neue, machte sich zum Herrn der Stadt, und un terwarf sich nach und nach die sämmtlichen, zahlreichen
Stämme der Araber •) Seine Nachfolger, welche unter dem Nahmen K a-
lifen, oder Statthalter des Propheten im Geistlichen und Weltlichen, bekannt sind, traten in seine Fußtapfen.
Sie pflanzten seine Religion fort, so wie sie ihr Reich erweiterten,
und durchzogen als Eroberer die großen
Länder von Asien und Afrika. Syrien, Palästina, Aegyp
ten, Barca, Tripoli, und überhaupt die ganze nörd
liche Küste von Afrika, wurden dem Griechischen Reiche 1) Awast.^sius p. 171, Die Pentapolis, (oder die Fünf städte) enthielt die Städte Rimini, Pesaro, Fan», Sinigaglia und Ancona. Die vornehmsten Städte des Erar» chals waren Ravenna, Adria, Ferrara, Imola, Faenza und Forli. Ueberhanpt begriff die Schenkung zwei - und zwanzig Städte mit ihren Gebieten, a) Man giebt dem Nahmen Saracenen, dessen sich die Griechen, und, nach ihrem Beispiele, auch die Lateiner zur Bezeichnung der Araber bedienten, verschiedene Be deutungen. Manche übersetzen ihn durch: Diebe, oder Räuber; Andre aber durch: Morgenländex, C«. tiri bibl, Arab. Hisp, T. II, p. 19.
5) M. s. Jean Gaonier , vie de Mahomet,
Ursprung von Mahonmieds Religio» rind Reiche.
von den Kalifen entrissen,
45
welche auch die mächtige Per?
Monarchie der Perser'umstürztcn *), Chowaresmicn, das Land jenseits des Lrus,
und Indien eroberten,
und so ein weit größeres Reich stifteten, als das Rö
mische jemals gewesen war. Endlich, unter Walid's Kalifat, irn Jahre 92 der Hegira (I. Chr. 711) gingen die Araber aus Afrika nach Europa über x),
und griffen die Monarchie der
Westgothen in Spanien an.
Diese Monarchie war durch die Schwache ihrer
Könige, und auch durch Mißbrauch der Gewalt, wel che die Großen, besonders die Bischöfe, an sich geris sen hatten, in Verfall gerathen.
Die letztem schalte
ten nach Willkühr über den Thron, und entschieden auf
den Concilien über alle Angelegenheiten des Staates.
Mu za war damals,
im Nahmen des Kalifen
Walid, Befehlshaber im nördlichen Afrika. Von die
sem Suvcrän autorisirt, schickte er Tarik oder Ta rek Abenzara, einen seiner Feldherren, nach Spa nien ; dieser landete an den Küsten von Andalusien, und
setzte sich auf einem Berge fest, den die Alten Calpe
nannten,
und der seitdem den Nahmen Gibraltar
bekommen hat
1) Jezdeglrd, der letzte Persische Monarch, wnrde von dem Kalifen Osman im Jahre 3i der Hegira (651 nach Christi Geburt) gelddket. 2) Dieser Einbruch geschah im Jahre 92 der Hegira, am Sten deS Monalhs Redgeb, der dem Mai 711 der christl. Zeitrechnung entspricht. M. f. Es» * Alkhatib, einen Arabischen Schriftsteller, iu Casiäi bibl. Arab, Hispin. T. II, p. 182. 3) Von Gibel oder Giabal, welches im Arabischen eine» Berg bedeutet, und Tarek, dem Nahmen des Arabi schen Feldherr«.
406
Fortschritte der Araber in Europa.
46
Unweit der Stadt Zkeres de la Frontera, in An dalusien,
traf der Feldherr Tarek auf das Heer der
Wcstgothcn, welches der König Roderich anführte. Die
Schlacht, welche hier geliefert wurde, war entscheidend; die wcstgothcn erlitten eine gänzliche Niederlage, und der König verlor auf der Flucht das Leben. Da nun
der Statthalter Muza dem Feldherrn Tarek zu Hülfe kam, so war der Erfolg dieses Sieges die Eroberung von ganz Spanien *).
Auch Septimanien, oder Lan
guedoc, welches damals zu der Monarchie der Wcstgothen gehörte, gerieth jtigleich unter die Herrschaft der
Araber. Diese wilden Eroberer beschrankten ihren Einbruch
in Europa nicht auf Spanien und Languedoc; auch
die Balkarischen Inseln, Sardinien, Corsica, Sicilien, rin Theil von Apulien und Calabrien fielen in ihre
Gewalt: sie beunruhigten die Meere durch ihre Flot ten und verbreiteten mehr als Einmal Schrecken und
Verwüstung bis vor die Thore von Rom.
gar zu glauben,
ES ist so
daß ganz Europa sich unter ihrJoch
gebeugt haben würde,
wenn Karl Martell den
Strom ihrer Macht nicht aufgehalten hätte.
Er schlug
ihre unzählbaren, des Krieges gewohnten Heere in den i) Die Wildheit der damaligen Araber kann man »ach ei ner Stelle deS Rasis, eines Arabischen Schriftstellers, beurtheilen, die in Casiiu Bibi. Arab. Hispan, t. 11, p. 32» steht. Mnza hatte, aus Eifersucht gegen Tarek, diesen in Toledo peitschen lassen, und brauchte ihn dessen ungeachtet noch ferner als Feldherrn. Der Kalif ließ nm Tarek zu rächen, nun wieder Muza peitschen, als dieser ihm die Beute von ganz Spanien nach Damas brachte. Muza's Sohn, der als Statthalter in Spa nien zurückgeblieben war, wurde auf Befehl des Kalifen gelddtet. Ein solches Schicksal hatten die Arabischen Eroberer von Spanien!
Califat von Cordova«
blutigen Schlachten,
47
die er ihnen bei Poitiers und »er!»»»
Narbonne, in den Jahren 7Z2 und 7Z7 lieferte, und nöthigte sic, sich wieder nach Languedoc zurückzuzichcn').
Die Einheit in Mohammeds Religion und Reich
erhielt sich nicht lange.
Die erste Dynastie der Kali
fen, oder die O m m i a d e n, wurde vom Throne gestoßen und alle Prinzen dieser Familie von den Abaffiden *)
ermordet, die nun um das Jahr i5a der Hegira (7^9 der christlichen Zeitrechnung) das Kalifat an sich ris
sen.
Ein einziger Sprößling der Ommiadcn,
Nah
mens Abdalraham, Sohn des Kalifen Moawia, rettete
sich nach Spanien, schlug seinen Wohnsitz in Cordova auf, ließ sich von den Mohammedanern in Spanien
als Kalif anerkennen, und riß im Jahre i5g der Hc-
gira (I. C. 766) diese Provinz von dem großen Rei che der Araber loS.
Diese Revolution und die Unruhen, von denen sie
begleitet war, belebten aufs neue den Muth der klei nen Anzahl von Wcftgothen, die, um sich nicht unter
daS Mohammedanische Joch zu beugen, sich bisher in den Gebirgen von Asturien versteckt gehalten hatten. Sic kamen aus ihren Zufluchtsorten hervor, und legten,
um die Mitte dcS achten Jahrhunderts,
den Grund
zu einem neuen christlichen Staate, der seitdem unter
dem Nahmen:
daS Königreich Leon, bekannt wurde.
Als den ersten Stifter desselben muß man Alphonß I, mit dem Beinahmen: der Katholische, betrachten 8).
Auch die Franken benutzten dieses Ereigniß, um 1) M. s. oben, ©#38. 3) Die Abaffiden hatten ihren Nahme» von ihrem Ahnherm Abba«, Mohammeds Oheim von väterlicher Seite. 5) Der Spanische König Don Peiagv, ist eben so «»gewiß, wie der zranzösische Pharamund.
406
Die Wissenschaften durch die Araber cultivirt.
48
Periode die Araber aus Languedoc zu vertreiben.
Pipin der
4o6
Kurze nahm Besitz von den Städten NismeS,
800
guellonne, Agde und Beziers, die ihm ein Gothischer
Ma-
Lehnsherr, Nahmens Asmvnd, im I. 752 überlieferte. Narbonne konnte er nicht eben so leicht in seine Ge walt bekommen.
Er mußte diese Stadt sieben Jahre
lang cinschließen, und erst/5g wurde er Herr dersel
ben, so wie des Ueberrestes von Languedoc '). So viel Unglück der Einbruch der Araber auch ver
ursacht haben mag, so brachte er dennoch heilsame Wir kungen für Europa hervor, das ihm zum Theil seine
Civilisirung verdankt. Die Abaffidischen Kalifen wurden Beschützer der Wissenschaften und Künste, fingen an
Schulen zu stiften, und munterten auch dazu auf, daß man eine Menge Griechischer Schriftsteller in das Ara
bische übersetzte. Ihr Beispiel befolgten die Kalifen von Cordova, und ebenso die, welche man Fatimiten-)
nennt, die Beherrscher von Aegypten, Syrien und'der nördlichen Küste von Afrika.
Diese Neigung zu den
Wissenschaften theilte sich allen MohammedanischenStaatcn mit.
Von Bagdad ging sie nach Cairo über, und
von den Ufern des Euphrat und des Nil verbreitete sie
1) Annales vetercs Franc, in Martenne amplissima collectio, T. V, p. 892. Petrus de Marca, Marca Ilisp., p. 2Z9. 240.
2) Diese Kalifen, welche von denen zu Bagdad unterschie den sind. Leiten'ihren Ursprung von Abul- Caffem Mo hammed, angeblichem Abkömmling des Ali und der Fatime, Tochter des Propheten, ab, der sich, um das Jahr Chr« 908, in Afrika gegen die Kalifen von Bagdad erhob. Das ganze nördliche Afrika, so wie Aegypten und ein Theil von Syrien, wurde von diesen Kalifen erobert, wel che im 3. 968 den Grund zu Kahirah, oder Cairo, legten und eS zum Sitz ihres Kalifates machten.
Die Wissenschaften durch die Araber (ultivitf. fse sich bis zu dem Tago.
4»
Mathematik, sowohl gc-Vkiio».
meine als höhere, Astronomie, Chemie, Medicin, Botanik und Kunde der Arzneimittel waren die Studien, welche die Araber am meisten liebten; sie zeichneten sich
überdies in der Poesie aus, und in der Kunst, ange
Rhazes, AvcrroeS und Avicenna
nehm zu erzählen.
gehören zu ihren berühmten Philosophen und Aerzten; Elmazin, Abulfeda, Abulpharadsch und Bohadin mach
ten sich als Geschichtschreiber berühmt. Da daS Mohammedanische Spanien auf diese Ar(
mehrere, in den übrigen Theilen von Europa wenig be-
fannte, Wissenschaften cultivirte, so begaben sich häu fig abendländische Christen dahin,
um in den Schu
len von Cordova zu studieren *). Auch der Ackerbau,
die Manufakturen und die
Schifffahrtskunde- verdanken den Arabern viel.
Sic
gaben dem Handel mit Indien ein neues Leben, und
erstreckten ihn von dem Persischen und dem Arabischen
Meerbusen über das mittelländische Meer bis in den Pontus EurinuS.
Ihre Tapetenarbeit, ihre Stickereien
in Gold Und Silber, ihre Seidenwaaren und ihre Ar-, beiten in Stahl und Leder hatten lange einen Grad von Vollkommenheit,
den die andern Europäischen^
Nationen nicht erreichen konnten.
i) In der Bibliothek des Escurials werden i85t Arabische Manuskripte aufbewahrt, die der Feuersbrunst im I. iG-r' entgangen sind, und die von Casiri, in seiner Bibiiotheca Arabico-Hispana, ausführlich beschriebe» werde».
Kochs Rwolutivnen I.
£4]
4.1s
So
Karl der Große.
Zweite Periode» Bon Sarin dem Großen, bis auf Okto den Großen. I. C. 800 bis 962.
Verlobe Jüic Regierung Karls des Großen macht in der Ges 800
schichte von Europa Epoche.
962
Jahre 768 seinem Vater Pipin dem Kurzen in der
Dieser Fürst,
der im
gierung folgte, verdunkelte alle seine Vorgänger Durch
sein überlegenes Genie, und durch seine weise, kräftige Staatsverwaltung.
Unter ihm gelangte die Monarchie
der Franken zu dem höchsten Gipfel ihres Ruhms. Er
wäre ein ganz vollkommener Fürst gewesen und würde das Glück der Menschheit befördert haben,
wenn er
seinen glühenden, ihn verzehrenden, Durst nach Erobe
rungen hätte mäßigen können.
Mit seinen siegreichen Wafferr drang tt in das Innere von Deutschland ein, und unterjochte die' krie gerische Nation der Sachsen, deren Besitzungen sich von dem Nieder-Rhein bis zu der Elbe und der Ostsee (dem
Baltischen Meere) erstreckten.
Er unterwarf sich dies
Land nach einem blutigen, dreißigjährigen Kriege, und zwang die Einwohner durch den Frieden, den er 8 >5 zu Selz, einer königlichen Burg an der Saale,
mit
ihnen schloß, die christliche Religion anzunehmen I).
Mehrere Slavische Völker, dieObotriten, Witzen, Sorj) EoiNHAßoi annalcs, und Poeta Saxo, unter dem 3. 8o5.
Eroberung des Lombardischen Reiches. ben und Böhmen,
wurden ihm zinsbar *).
51 Er zcr-
trummtrte a) das mächtige Reich der Awaren, welches
So»
die Länder umfaßte, die jetzt unter den Nahmen Lest-
y6r
reich, Ungarn, Siebenbürgen, Dalmatien und Croaticn
bekannt sind.
Auch nahm er den Arabern •) den gan
zen Theil von Spanien, der zwischen den Pyrenäen und
dem Ebro liegt, desgleichen die Balkarischen Inseln. Eine von seinen Eroberungen aber verdient beson ders unsre Aufmerksamkeit: nehmlich die von Italien
und dem Reiche der Langobarden.
Den Aufforderun
gen des Papstes Hadrian I zufolge, unternahm Karl der Große seinen Zug gegen Desiderius, den letzten König ' der Longobarden.
Er belagerte diesen Fürsten in sei
ner Residenz Pavia, bekam ihn, nach einer langen Be
lagerung, in seine Hande, gab ihm auf seine noch übri ge Lebenszeit Gefangenschaft,
und vereinigte deffen
Königreich mit der Monarchie der Franken 4).
Auch
die Herzoge von Benevento, welche damals, als Vasal
len der Lombardischen Könige, einen großen Theil von Unter-Italien besaßen, wurden genöthigt, die Lber-
lehnsherrschaft (suzerainete) von Karls des Großen Reiche anzuerkenncn.
Nur in den Seestädten dieses
Theils von Italien fanden die Griechen noch Mittel, sich zu behaupten.
Der Fall -der Langobarden machte der rcpnlikanischen Regierung der Römer ein Ende.
Während der
Einschließung von Pavia (im I. 774) begab sich Karl
1) In den Jahren 7^9, 8o5 und 806. Man sehe die Annal. Franc. 2) Im I. 796. Eginhardi Annal. 791 Und 79^. 3) 3m 3. 778 und 799 Cbend. 4) 3m 3* 774. Ecimiardi Annah 5) Im 3* 787. Aiiualt LoiselianL Eohnhaiuh Annal,
52
Patrielal Karls d/s Große«.
Periode nach Rom, um daselst das Osterfest zu feiern, und
800
wurde mit allen Ehrenbezeigungen empfangen, die dem
gto
Exarchen und Patricier gebührten; und es laßt sich aus unwidersprechlichcn Thatsachen erweisen, daß er, unter diesem Titel, seitdem die SuvcranetatS-Rechte über Rom und den Kirchenstaat ausübtc.
Die Würde des Patriciers, welche Constantin der
Große erfand *), galt im Griechischen Reiche für die erste, nächst der Würde dcS Kaisers.
Gemeiniglich waren die
Exarchen von Ravenna mif derselben bekleidet, und sie
übten mehr unter diesem Titel, als unter dem eines Exarchen oder Statthalters, die Autorität aus, deren sie
in Rom genossen.
Papst Stephan II hatte zwanzig
Jahre früher dem Pipin und seinen Söhnen das Pa-
triciat übertragen 2), ohne daß diese Prinzen irgend ei nen Gebrauch davon machten; sie sahen, wie cs scheint,
diesen Titel, so lange das Reich der Langobarden sie noch von Rom und dem Kirchenstaate trennte, als eine leere
Ehrenbezeugung an.
bloß
Karl aber war
kaum Herr von diesem Reiche, als er zu seinem Titel:
König der Franken und Longobardcn, auch den: Pa tricier vonRom, hinzufügtc, und sogleich anfing,
dir SuveranetatS-Rechte über Rom und den Kirchen staat auszuüben,
deren die Griechischen Kaiser und
die Exarchen vor ihm genossen hatten 3).
Dieser Fürst kehrte gegen daS Ende des Jahres
800 nach Rom zurück, um daselbst über eine Verschwö
rung zu erkennen, welche einige Römische Lehnsherren gc1) ZosiMUs lib. II, cap. 4o.
r) M. s. oben, S. 42. 3) M. s. Liber diurnus Ramanonim pontisicum, cap. tit. 3 et 4.; und Le Blanc, dissertation a la suite du traite sur les mounoies de France*
Kaiserliche Würd-.
53
Ken das Leben des Papstes Leo III angestiftet hatten. Als Periode Hie Sache in Karls (Gegenwart untersucht und die Un«
goo
schuld des Papstes anerkannt wqr, wohnte er, am Weih-
gg*
nachtstage, dem 2Z. December 800 *), der feierlichen Messe bei, welche in der Kirche des Heiligen Petrus ge
halten wurde.
Der Papst, der ihm seine Erkenntlich
keit zu bezeigen wünschte, wählte den Augenblick, wo dieser Fürst vor dem Hochaltar auf den Knieen lag, ihm die Kaiserkrone aufzusetzcn und ihn von dem Volke als Kaiser der Römer ausrufcn zu lassen $).
Hier ist nun die sogenannte Erneuerung des abend-
sandischen Römischen Kaiserthums: ein Nah me, der seit drei Jahrhunderten nicht mehr gebraucht
worden war. Die morgenlandischcn Kaiser, welche wah
rend dieses Zeitraums den Titel „Römischer Kaiser" ausschließcnd geführt hatten, schienen Grund zu haben,
sich einer Neuerung zu widersetzen, die ihnen nqchthcilig werden konnte; indeß wurde der Streit, dxr sich hier
über zwischen beidenRcichen erhob, durch Traktaten bei gelegt, die man in den Jahren 8o5 und 812 abschloß.
Die Griechischen Kaiser erkannten Karls neue Würde an, und behielten, um diesen Preis, hie wenigen Be
sitzungen , die sic noch in Italien hatten. Dadurch, daß Karl auf solche Weise die kaiserliche
Würde gegen die Griechischen Kaiser behauptete, ver
mehrte er seine Macht um nichts: er erlangte kein neues 1) Per -5ste December war damals in Rom der erste Lag des Jahres 801.
2) Aach Eginhard, mißfiel dieser Schritt des Papstes Karl'n, der nicht vorher davon unterrichtet war. Indeß, wenn man dem Verfasser der Amiales Moissacenses, bei dem Duchesne t. in, p. 145, glauben will, so war diese Krönung in einer zu Rom gehalreuen zahlreichen Ver sammlung von Bischöfe» und Edlen (Theils Frauken, Theils Römern) vorher beschlossen worden.
51
Gesetzgebung Karls. Geschmack an den Wisseuschaste«.
Periode Reckw auf die zerstückelten Provinzen des abendlandi«
8oö
schen Reiches, deren Schicksal seit langer Zeit entschieden
96,
trat; ja, er vergrößerte nicht einmal seine Autorität über Rom, wo er, unter dem Titel: Kaiser, gerade
nur eben die SuveranetatS-Rechte ausübte, die er vor her unter dem Titel .»-Patricier" ausgeübt hatte. Dieser, weit über sein Jahrhundert hervorragende
Fürst zeigte sich nicht bloß als Eroberer; er war auch Gesetzgeber, und beförderte die Wissenschaften sehr eifrig. Durch die Gesetze, welche er unter dem Nahmen „C a-
pitularien" bekannt machte,
schaffte er mehrere
Mißbrauche ab, und erregte neue Ideen von Ordnung
und Gerechtigkeit.
und Maße in
Er wollte auch, daß die Gewichte
seinem
ganzen
Reiche
gleichförmig
seyn sollten. Man findet indeß in seinen Gesetzen man cherlei, waS den Geist seiner Zeit,
ben seines Jahrhunderts verrath.
und den Aberglau Die Gesetze, welche
er den Sachsen vorschrieb, sind gräßlich, und weder die öfteren Empörungen dieses Volkes,
noch dessen
Rückfall in daö Hcidcnthum, können sic rechtfertigen. Karls Liebe zu den Wissenscl>aften wird durch die
vielen Schulen bezeugt, die er stiftete, auch durch die
Ermunterungen, die er ihnen gab, und durch die Auf
merksamkeit, mit der er vorzügliche Gelehrte aus al len Europäischen Landern an seinen Hof berief. In ei
nem nicht mehr jugendlichen Alter ließ er sich noch in der Rhetorik,
der Dialektik und der'Astronomie un
terrichten, und zwar von den berühmten Alcuin, ei«
ncm gcbornen Engländer, den er zu seinem Freunde ge macht hatte.
Er suchte sogar, seine Muttersprache, die
Deutsche, welche damals lingua francica genannt wur
de, zu vervollkommnen, und arbeitete in dieser Absicht
Umfang seines Reiches. Sei« politisches System.
55
an einer Grammatik dieser Sprache; er gab den Mo- »ertöte
nathcn und den Winden Deutsche Nahmen, die ihnen
8oö
und ließ die Bardcngesänge der alten
5*
noch fehlten,
Germanier sammeln *).
Das Reich Karls des Großen,
welches sich in
Betreff seines Umfanges, mit btin .alten abendländi
schen Kaiserthume vergleichen laßt, sten Theil von Europa.
umfaßte den be
Ganz Gallien, Deutschland,
Spanien bis zum Ebro, Italien,
Pannonien, Dal
matien, Croatien u. s. w. waren die Bestandtheile die ses Reiches, welches sich in der (geographischen) Lan
ge vom Ebro bis zur Elbe und Oder,
und in der
Breite vom Herzogthume Benevento und dem Adria
tischen Meere bis zu dem Eider - Flusse erstreckte, der
die Deutschen von den Danen trennte. Bei Angabe der Gränzen von Karls des Großen
Reiche muß man sich wohl in Acht nehmen, die wirk
lich ganz dazu gehörigen Länder und Provinzen nicht mit denen zu verwechseln, die ihm bloß zinsbar waren.
Die ersteren wurden durch Beamten regiert, welche der Monarch nach Belieben zurückrufen konnte; die andern
waren freie Staaten, und hatten mit dem Reiche keinen andern Zusammenhang, als durch Bündnisse und durch
bett Tribut, den sie vertragsmäßig entrichten mußten. Es war.die Politik dieses Fürsten, daß er außer den
Mar ken,oder Militär-Befchlshaberschaftcn, die er an den Gränzen von Deutschland, Spanien und Italien
anlegte, an den verschiedenen Endpunkten seines Reiches
gern Völker hatte, die, als zinsbar, den Schutz der
Franken genossen, und ihnen zu Bollwerken gegen die 1) Eginhard, im Leben Karls des Großen.
L6
Zustand des übrige n Eurex«.
Periode Barbaren dce Orients und des Nordens dienten, welche
8o.">
seit tanger Jeit gewohnt waren, Streifereien in die west-
yöa
liehen und südlichen Lander von Europa zu machen.
So waren die Herzoge von Benevent in Italien
bloß Vasallen und dem Reiche zinsbar, dienten dcmsel['m aber zu Schutzwehren gegen die Griechen und Ara« bxr; und so regierten dieSlavischenVölker in Deutschland,
in Pannonien, in Dalmatien und Croatien, ob sie gleich
den Franken lchnSpslichtig oder zinsbar waren, doch sich selbst nach eigenen Gesetzen, und bekannten sich, größ ten Theils, nicht einmal zu der christlichen Religion, AuS dieser flüchtigen Schilderung von dem Reiche Karls des Großen kann man beurtheilen, daß xS da
mals in Europa keine Macht gab, die furchtbar genug
gewesen wäre, es mit den Franken aufnehmen zu kön nen,
Die Staaten im Norden waren noch nicht gebil
det ; in England gqb eS eine Heptqrchic, die nur sehr
lose Bande vereinigten.
Die Könige dieses Staaten-
bunhes bekriegten einander ohne Unterlaß,
und erst
mehrere Jahre nach Karl dem Großen *) gewann Eg bert der Große das Uebergcwicht, und machte sich zum
König pon ganz England.
Das
Mohammedanische
Spanien war, seitdem es sich von dem großen Reiche
der Kalifen getrennt haste,
in einen« unaufhörlichen
Kriege mit dem Orient; die Ommiadischcn Fürsten von Eordoa ließen es sich gar nicht cinfallen, ihre Nach
barn im Westen, deren Tapferkeit sie kennen gelernt hatten, zu ritzen; im Gegentheile mußten sie sorgfäl tig darauf bedacht seyn, den Frieden und das gute Ver nehmen mit denselben zu erhalten. Eben so wenig könn?
r)
Jahre 827,
Ludwig der Fromme,
57
tcn die Griechischen Kaiser bei dem Monarchen der »er,»de
Franken Besorgnisse erregen, da sic nnaufhörlich mit den Arabern und Bulgaren zu kämpfen hatten, oder auch
durch innere Unruhen und Faktioncn in Bewegung waren. Die Monarchie der Franken spielte also in Europa
die Rolle der herrschenden Macht; sic behielt aber ih
ren Glanz nicht lange. ES bedurfte nothwendig eine« Mannes von überlegenem Genie, um das Staatsrudcr
eines so ungeheuren Reiches, dessen Mechanismus so zu? sammengesetzt war, zu lenken.
Ludwig her Fromme,
Sohn und Nachfolger Karls des Großen, hatte keine
der Eigenschaften, welche erforderlich gewesen wären, die ungeheuern Staaten, die ihm sein Vater hinterlas?
sen hatte, zu behaupten.
Er war eben so unerfahren
in der Politik, als schwach und abergläubig, und wußte
sich weder Liebe noch Furcht zu verschaffen. Durch den unverständigen Schritt, das Reich noch
bei scincnLebzeitkN unter seine Söhne zu theilen, strcucte er in seiner eigenen Familie den Sanien der Zwietracht aus, wodurch der Fall des Reiches beschleunigt wurde.
Die Bürgerkriege, welche unter seiner Regierung qnfingcn, dauerten auch nach seinem Tode fort.
mit dem Beinahmen:
der Deutsche,
Ludwig,
und Karl der
Kahle, seine jüngeren Söhne, verbündeten sich gegen
ihren älteren Bruder Lothar, und lieferten ihm im I, 84i die berühmte Schlacht bei Fontenay in Burgund,
worin hie sämmtliche Blüthe des alten Adels fiel x), Ludwig unh Karl verließen das Treffen als Sieger, und nöthigten ihren Bruder, sich nach Italien zu flüchten.
Nun zogen sie gegen Strasburg, wo fit ihr Bündniß r) Annales Bßitii)iani et Mctensesf
800
88
Zerstückelung beS Fränkischen Reiches.
P«r^od« erneuerten, und es, an dcrSpitze ihrer Truppen, durch
800
gö2
einen Eid bestätigten x).
Diese beiden Fürsten standen im Begriff, die ganze Monarchie unter sich zu theilen; doch, auf Zureden
der Lehnsherren, näherten sic sich ihrem alteren Bru der, und schloffen mit ihm (im I. 845) den Traktat
von Verdun, welcher die förmliche Theilung der Mo« narchie vollendete.
Lothar behielt, diesem Traktate zufolge, die kaiser liche Würde, mit dem Königreiche Italien, und den
Provinzen zwischen dem Rhone Flusse,
der Saone,
der Maas, der Schelde, dem Rhein und den Alpen» Ludwig der Deutsche bekam ganz Germanien am
rechten Ufer des Rheins, und am linken die Di
strikte von Mainz,
Spcier und Worms.
Der ganze
Theil von Gallien endlich, der sich von der Schelde, der Maas, der Saone und dem Rhone bis zu den Py
renäen erstreckt, fiel an Karln den Kahlen, der zu sei
nem Antheile auch die Spanische Mark bekam, d. h.
die.Grafschaft Barcellona und die andern Lander, welche Karl der Große jenseits der Pyrenäen erobert hatte a).
Hier fangt nun eigentlich das neuere Frank reich an, welches nur ein Stück von dem alten Reiche
der Franken, oder von der Monarchie Karls des Gro-
1) Hm Februar 84r. Karl legte seinen Eid in Deutscher Sprache ab; Ludwig der Deutsche den (einigen in der lingua romanica. Die Formulare hat uns der Abt NitHard (bei Duchesne, t. ii. p. 374 ) anfbehalten. Ma« merkt an, daß dieses das älteste Denkmahl der Romanische« Sprache ist, aus welcher späterhin die neuere Französische entstand. s) Ann al. Berlin, und Annal, Metens. beide unter den Jah ren 8*5, 844.
59
Ursprung des neueren Frankreichs.
fielt, ist.
Es behielt lange Zeit die Gränzen, welche »ertöte
durch den Traktat von Verdun bestimmt worden warcn, und alles, was cs heut zu Lage außerhalb die-
ser Gränzen besitzt, rührt von Eroberungen her, die es seit dem vierzehnten Jahrhundert gemacht hat.
der Kahle war also, König von Frankreich,
genau genommen,
Karl
der erste.
und von ihm sollte man die
Reihe dieser Könige eigentlich anfangen.
Auch bekam
seit der Regierung dieses Fürsten die Regierung bei
den westlichen Franken, oder den Neustriern, eine andre
Gestalt. Vor ihm, war diese Regierung Fränkisch, oder Germanisch:
eS herrschten darin die Sitten und Ge
brauche der Eroberer von Gallien; ihre Sprache, die Fränkische oder Deutsche, wurde auch bei Hofe und von
der Regierung gebraucht: aber seit der erwähnten Zertheilung bekamen die Gallier im westlichen Franzien, oder in Ncuftricn, daS Uebergewicht; ihre Sitten und ihre Volkssprache wurden am Hofe eingeführt, und hatten
Einfluß auf die Regierung. Diese Sprache, welche man damals romana oder romanica nannte, reinigte sich,
als sie die Hofsprachc geworden war, allmählich; und
mit der Zeit wurde aus ihr die. neuere Französische. In diesem Zeitpunkt also, unter der Regierung Karls
des Kahlen, hörten die abendländischen Franken auf, ei gentliche Franken zu seyn, und man muß nun an
fangen, sie Franzosen zu nennen. Um eben diese Zeit wurde Deutschland zum ersten
Mal ein monarchischer Staat mit besondern Königen.
Ludwig der Deutsche ist der erste König von D e u t s ch-
land, so wie Karl der Kahle der erste von Frank reich ist.
Das Reich Ludwigs des Deutschen behielt
lange Zeit den Nahmen - Ost-Franken, um e6 da-
800
Ursprung des Deutsche« AöuigrelcheS. rothringen,
60
Periode durch von West-Franken zu unterscheiden,
das end»
Soo
lich ausschließlich den Nahmen Franzien, Frank-
962
reich (France) bekam.
DaS Reich Karls des Großen, welches durch den Traktat von Verdun getheilt war, wurde im I. 884 von Karln dem Dicken, jungem Sohne LuhwigS des Deutschen, und König von Deutschland, auf eine kurze Zeit vereinigt; diesen Fürsten aber, dessen Kräfte nicht
hinreichten, eine so große Last zu tragen,
setzten die
Deutschen im Jahr 887 ab, und bald nachher befolg
ten ihr Beispiel auch die Franzosen und Jtalianer. Das Reich -er Franken wurde nun auf immer zerstückelt,
und es gingen, außer den Reichen Frankreich, Deutsch land und Italien, drei neue Staaten daraus hervor l):
die Königreiche Lothringen, Burgund und Navarra.
Das Königreich Lothringen bekam seinen Nahnicn nach Lothar II, jüngerem Sohne Kaiser Lothars l,
der,
als er seine Staaten unter seine Söhne theilte,
diesem Lothar im I. 855 die Provinzen zwischen dem Rhein, der Maas und der Schelde gab, welche seit
dem die Nahmen Lothringen, Elsas, Trier, Cölln, Jü lich,
Lüttich und die Niederlande, bekommen haben.
Nach dem Tode Lothars II wurde sein Reich, im I.
870, durch den Traktat von Procaspis in zwei gleiche
Halsten getheilt, deren eine Ludwig der Deutsche, Kö nig von Deutschland, und die andere Karl der Kahle, König von Frankreich, bekam *).
1) Im Jahre 888. 2) Dieser Traktat, welcher unS von dem Verfasser der An, nales Bertinenses aufbewahkt worden ist, nennt alle die
Grafschaften, mit den Hauptörtern, welche jedem der bei den Brüder zufielen. Er ist also eine sehr schätzbare Ur kunde für die Geographie des Mittelalters,
Königreich Lothringen. Durch einen andern Traktat,
vi
den (im I. 879)»0
die Söhne Ludwigs dcö Stammlers und Ludwigs des
Jüngern, Königs von Deutschland, Sohns Ludwigs des
Deutschen, mit einander schloffen, kam der Französische
Theil an den letzter» Prinzen, der auf diese Art da6
gaNze Reich Lothringen wieder zusammen brachte. Dies Reich blieb mit Deutschland vereinigt, als, bei der Ab setzung Karls des Dicken, die letzte Zerstückelung der Monarchie erfolgte.
Arnulf, König von Deutschland,
Karls des Dicken Nachfolger, gab es, im I. 8g5, sei nem natürlichen SohneZwentibold oder Swatopolk, der,
nach einer fünfjährigen Regierung, von Ludwig dem Kinde, Sohn und Nachfolger des Königs Arnulf, ab
gesetzt wurde. Als Ludwig, inlJ. 911, ohne Nachkommen starb, ♦
benutzte Karl der Einfältige die Unruhen in Deutschland,
sich in Besitz des Reiches Lothringen zu setzen *); doch erst Heinrich der Vogelsteller vereinigte dieses Reich ent scheidend mit der Deutschen Krone. Der Stifter des neuen Burgundischen Reiches war
ein Lehnsherr, Nahmens Boso, mit dessen Schwester Karl der Kahle sich vermählt hatte. Er war von d. m Könige,
seinem Schwager, nach und nach zu dcn ersten Würden
des Staates, als zum Grafen von Vienne, Herzog von Provence, Herzog von Italien, auch zum ersten Minister,
erhoben worden, gard,
und bekam die Prinzessin Irmen
Tochter Ludwigs II, Königs von Italien und
Kaisers, zur Gemahlin.
Von dieser angcreitzt, säumte
1) Dieser Fürst fing bei dieser Gelegenheit eine neue Aera, oder Zeitrechnung, an: 1 largiore haereditate indepta. M. s. Bouquet, recueil des historiens, t. IX, p. 515 u. f. Der Elsas indeß wurde damals von dem Reiche Lothringen lvögeriffen, und blieb von Deutschland «dhängig.
soö
Das Reich Hoch-Burgund.
62
Peride cr nicht, seine ehrsüchtigen Absichten,auf den Thron Soö selbst zu richten. Der Tod Ludwigs des Stammlers, Königs von Frankreich, Sohns von Karln dem Kahlen,
und die darauf folgenden Unruhen erleichterten ihm die Mittel, mehrere Bischöfe der, seiner Regierung anver-
trautcn, Länder auf seine Seite zu ziehen. Er bewog sie,
ihm, in citUT Versammlung, die er wahrend des JahreS 879 nach Mantaille im Dauphin«- auöschr.eb, die könig
liche Wurde zu übertragen.
Die Wahl-Akte, welche
von den Vischofen unterzeichnet ist, lehrt uns den Um
fang deS neuen Reiches kennen, Vas dieFranche-caomtö, Mücvn, Ehalons an der Laone, Lyon, Vienne, nebst
den davon abhangenden Grafschaften; Agde, VivicrS, Uscz uno deren Zubehörungen »n .anguedoc; d«e -Pro
vence und einen Theil von Savoyen *) in sich begriff. Boso ließ sich in Lyon, durch den Erzbischof dieser
Stadt, zum König salben, , und er behauptete sich in
seiner Usurpation,
obgleich die Könige von Frankreich,
und Deutschland ihn mit gemeinschaftlichen Kräften zu bezwingen suchten.
Boso's Beispiel wurde sehr bald von Rudolph, Statthalter des eigentlichen Burgunds, befolgt, der von
weiblicher Seite aus dem Karlowingischen Hause ab
stammte.
Er ließ sich i.n I. 888 zu Saint-Maurice,
im Walliser-Lande, krönen; und sein neues Königreich,
daS zwischen dein Jura-Gebirge und den Peninischen Alpen lag, umfaßte die Schwei; bis an den Fluß Ruß,
das Walliser-Land und einen Theil von Savoyen 4). Boso's Tod, der ungefähr zu eben dieser Zeit erfolgte, gab Rudolphen eine erwünschte Gelegenheit, seine Gran-
1) Duchesne, scriptores rcriimfrancicarum, r.n, p. cjZo. 2) Regino , ehren. 888.
Das eigentliche Burgund.
63
zen zu erweitern, «nd sich des besten Theils von der P«ei»r« Grafschaft Burgund zu bemächtigen. Diese beiden Königreiche wurden um das Jahr
a0 g6^
in Eins zusammen gezogen. Hugo, König von Italien, führte damals die Vormundschaft über den jungen Con
stantin, seinen Verwandten, einen Sohn Ludwigs, und
Enkel Boso's,
Königs von Hoch-Burgund.
Da die
Jtalianer, aus Mißvergnügen über Hugo'ö Regierung,
ihre Krone Rudolph dem II, König vom eigentlichen Bur gund oder Nieder - Burgund, angetragen hatten, so trat Hugo, um sich auf dem Throne von Italien zu erhalten
und Ruoolph'cn davon zu entfernen, diesem die Pro
vence und das Königreich seines Mündels ab *).. Beide, auf solche Art vereinigte, Königreiche ka
men an die Nachkommen Rudolphs II,
nehmlich au
Conrad, seinen Sohn, und Rudolph III, seinen Enkel. Diese Fürsten nannten sich in ihren Titeln bald: Köni ge von Vienne, oder Arelat;
bald:
von Provence und Alemannien 4).
Könige
In der
Fplge verloren sie ihre Besitzungen jenseits dem Rhone und der Saone; und zur Zeit Rudolphs III war ihr
Reich von dem Rhein, dem^Rhone, der Saone, der Rüß und den Alpen begränzt.
Navarra, das bei den Alten unter dem Nahmen Vascones bekannt war,
gehörte mit zu denen Pro
vinzen, die Karl der Große jenseits der Pyrenäen von den Arabern erobert hatte.
Unter den Grafen,
oder
l) Luitphasd , 1. III. cap. iS.
s) Durch einen Traktat, den Rudolph II im Z. 9^7 mit Heinrich I, König von Deutschland, schloß, wurde ihm ei» Theil des alten AllemanienS abgetreten, und man glaubt, dies sey der Ergau oder Aargau in der Schweiz gewesen. Luitpäahd, lib, IV. eap. 13,
Ursprung des Königreiches Navarra.
64
9>etie6e Granzbeschützern *),
8oö gß6a
welche er in diesem Theile »ort
Spanien anstclltc, merkt man besonders die von Barcellona in Catalonicn, die von Jacca in Arragonien, und
die von Pampclona in Navarra»
Alle diese Marken
gehörten zu dem westlichen Frankreich,
und!zu dem
Theile, welchen Karl der Kahle bekam, als die Monar chie unter die Söhne Ludwigs deS Frommen getheilt
wurde a).
Die äußerst große Schwache dieses Fürsten
und das mannichfaltige Unglück seiner Regierung wa ren Schuld daran, daß die Navatrcr sich von Frank reich losriffen, und ihr Land zu einem freien, unabhän gigen Staate machten. Man hat Gründe zu glauben,
daß sie mit in die Empörung verwickelt waren, welche 855 in Aquitanien gegen Karln den Kahlen ausbrach'). Gewiß ist eS übrigens, daß Don Garcia schon im I.
858 den Titel: König vonPampelona, annahm*),
und daß er und seine Nachfolger auf dem Throne von Navarra auch die Grafschaft Jacea in Arragonien be
saßen.
Nur die Grafen von Barceltona erkannten noch
mehrere Jahrhundert hindurch die Oberlehnsherrschaft
(Suzerainete) der König von Frankreich an 5). Wir haben nun noch die Ursachen zu entwickeln,
wel-
1) Eginhard nennt fle custodc» limitis Hispanicl;
im
Deutschen; Markgrafen. a) Bei der Theilung im I. 85g gab man Karln dem Kah len unter andern. Aquitaniam et Fasconianti cum IVlar-
chis ad se pertinentilms, Septimaniam cum Marchis suis. M. f. Annahs Bertiniani, unter dem I. 83g. 3) Annales Berlin. 4) Hermilly, in der Vorrede zum dritte»Theil des Fer. KERAS, p. 32. 5) In dem Traktat, den Ludwig der Heilige im I. 1268 mit dem Könige von Arragonien schloß, entsagte er allen seinen Rechten auf Catalonien. Petrus de Mahca Marca Hisp. p, 1444 et seij.
Verfall des Frank. Reiches. Ursachen: Feudal-System. 65 welche zusammen trafen, den Verfall des Fränkischen P-e'ode Reiches zu beschleunigen.-
800
Unrcr diesen Ursachen bemerkt man besonders die
Nachtheile des Feudal-Systems,
das für die innere
Staats-Verwaltung eben so schädlich,
als mit den
Grundsätzen, nach dcney ein großer Staat regiert wer
den muß, unverträglich ist. Der Mißbrauch mit den Leh
nen wurde von den Franken so weit getrieben, daß bei nahe das sämmtliche Eigenthum feudal war, und daß
nicht bloß liegende Gründe, und Stücke von Domänen, sondern auch die Statthalterschaften, die Herzogthümer
und Grafschaften als Lehne übertragen wurden.
Dies hatte die Folge, daß sich die Großen, von sol-
chenLehncn oder Beneficien angelockt, den Königen gänz lich ergaben, und daß die Masse der Nation sich nun
wieder den Großen verkaufte. Wer sich weigerte, ein Va sall zu werden, wurde verachtet, und hatte weder Gnaden bezeigungen, noch Ehre zu erwarten *). Dadurch litt die alte Freiheit, ohne die königliche Gewalt zu vermehren.
Die Großen wurden durch die Freigebigkeit der Könige und durch die Menge von Vasallen, welche sie sich durch
mancherlei Mittel zu verschaffen wußten, bald so mäch
tig, daß sic cö endlich wagten, dem Suveran selbst Ge setze vorzuschreiben. Man vergaß allmählich, daß man
dem Staate Pflichten schuldig war, und wollte nur die anerkennen, welche der LehnS-Contraktauferlegte.
Dieses neue Band öffnete bald der Frechheit Thür und i) Man führt ein Beispiel an, von einem vornehmen Herr» in Schwaben, Nahmens Etichon, einem Bruder der Kai serin Judith, der sich mit seinem Sohne überwarf, und ihn nicht mehr sehen wollte, weil er eine« gewissen Theil seiner eigenen Ländereien von Ludwig dem Frommen zu Lehn genommen hatte. Lejbfith script. rerum Brunsvic, t. I, p. 782. KvctzS Revolution«» J. [5 J
^6»
66 Verfall des Fränk. Reiches. Ursache«: Feudal-System. Verlöte Thore; man hielt eö — was in der Natur der Sache II. lag — für erlaubt, den Lehnsherrn so oft zu verän 800 big dern, als man glaubte, ihm, vorwerfen zu können, 962
daß er seinen Verpflichtungen und die dem Vasallen
seiner Seits schuldige Treue verletzt habe. Außerdem, daß ein solches System die öffentliche
Ordnung zerrüttete, da es den Keim des Verderbens in alle Theile der inneren Staatsverwaltung legte, war es auch mangelhaft in Betreff der äußeren Unternehmun
gen, und vertrug sich kcineswegeS mit einem zusammen hängenden Plane zur Vergrößerung und zu Eroberungen.
Da der Krieg nur durch Vasallen geführt wurde, so ist leicht einzuschcn, daß Heere, die nicht immer auf den Bei
nen waren, sich nur mit Schwierigkeit in Bewegung setz ten ; daß sic weder inneren Empörungen zuvorkommen, noch Angriffe von außen her verhindern konnten; und daß
Eroberungen durch solche Truppen eben so leicht wieder verloren gehen mußten, als man sie gemacht hatte. Ein
stehendes Heer, Festungen, und Besatzung darin, wir man dergleichen heut zu Tage sicht,, waren den Franken nicht bekannt. Diese, für ein großes Reich unentbehrli
chen Scaatseinrichtungen vertrugen sich nicht mit dem
Geiste der Germanischen Völker. Eben so wenig kannten sie das, was man unter dem Worte Finanzen versteht, oder regelmäßige Systeme der Auflagen.
Die Könige
waren bloß auf die Einkünfte ihrer Domänen beschrankt, womit sie die Unterhaltung ihres Hofes bestritten. Frei willige Geschenke (dons.gratuits), das Recht Lager und Herberge zu nehmen, die Geldstrafen, von denen der
dritte Theil dem Könige zugehörte, Zölle und Weggeld vermehrten ihre Macht nur wenig, und konnten nicht unter die Hilfsquellen des Staates gerechnet werden.
Schädliche Folge« der Lhellunge«.
67
Nur die eroberten oder zinsbaren Völker wurden ge- »ertöte wissen Auflagen oder einem Tribut unterworfen; die pcö Franken zahlten dergleichen nicht, und sie würden eS 9g* sogar als eine große Schmach, als einen Eingriff in die Narional-Freiheit, angesehen haben, wenn man sie hatte einer Auflage unterwerfen wollen *). Man wird leicht begreifen, daß eine Regierung dieser Art, deren sämmtliche Theile so übel zusammenhingcn, nicht für ein so ungeheuer großes Reich, wie das Fränkische, paffen konnte. Karl der Groß« hatte dem Staate neue Kräfte zu geben versucht, Theils durch weise Gesetze, die er erließ, Theils durch die Markgrafschaften, die er an den Gränzen seines Reiches anlegte. Dieser Monarch erhob sich, nur durch die Kraft seines Geistes, über die Vorurtheile seines Jahrhunderts, und bildete ein System, das dem Staa te hätte Festigkeit geben können, wenn es von Dauer gewesen wäre; dies System zerfiel aber, als dessen Schöpfer es nicht mehr belebte. Unordnung und Anar chie herrschten bald in allen Theilen der Regierung, und zogen die Zerstückelung des Reiches nach sich. Diese wurde noch durch die Theilungen beschleunigt, welche bei der zweiten Dynastie eben so gewöhnlich warett', wie bei der ersten. Als Karl der Große und Ludwig der Fromme die Theilung unter ihre Söhne anordneten, rechneten sie wohl nicht darauf, daß es zu einer förmli chen Zerstückelung der Monarchie kommen sollte. ES war vielmehr ihre Absicht, die Einheit zwischen den getheilten Ländern zu erhalten, und zwar vermittelst gewisser Ho heitsrechte, die sie den älteren, mit der Kaiserlichen Würde bekleideten, Söhnen einräumten. Die Subordii) Gmcoaive TuRoiritv., 1. III, c. 56} i.
c, iS,
68
Uebermäßige Macht der Große«.
Periode Nation der jüngeren Brüder unter die älteren hatte aber 8oö keinen Bestand, und die Theilungen, welche den Staat 9*6* natürlicher Weise schwachten/wurden eine Quelle der Zwietracht, und setzten die Karlowingischen Fürsten in die Nothwendigkeit, die Freundschaft der Großen zu suchen, und sie alle Augenblicke durch neue Beneficien oder durch Bewilligungen, welche nothwendig den Grund des Throns untergraben mußten, aufs neue zu gewinnen. Auch die übermäßige Gewalt der Großen gehört mit zu den Ursachen, die den Verfall deö Reiches veranlaßten.' Außerdem, daß den Herzogen und Grafen die Rechtspfle ge und die Polizei in ihren Statthalterschaften übertragen war, übten sie darin auch die Militär- Gewaltauö, und erhoben die Einkünfte des Staates. So viele und so ver schiedene Zweige der Gewalt in Einer Person vereinigt, mußten für das königliche Ansehen gefährlich werden, und eö den Großen erleichtern, sich in ihren Statthalter schaften zu befestigen und die Einheit des Staates in Kur zem zu zerreißen. Karl der Große hatte diesen Nachtheil gefühlt; er glaubte, demselben dadurch abhelfen zu kön nen, daß er nach und nach die großen Herzogthümer abschaffte, und sie in kleinere Grafschaften zertheilte. Seine Nachfolger blieben aber nicht bei dieser Politik: sie ernannten wieder Herzoge, wie vorher; und da sie überdies von Priestern erzogen und mit Aberglauben ge nährt wurden, so machten sie sich auch von den Bi schöfen und andern Geistlichen abhängig, die nun über den Staat nach Willkühr schalteten. Daraus entsprang die Folge, daß die Statthalterschaften, welche Anfangs den Inhabern, nach dem Willen des Königs, wieder gc« nomincn werden konnten, in der Folge auf die Söhne unh Erben derselben übergingen.
LS
Bürg.er-Arkege und Fehde«.
Karl der Kahle, der erste König von Frankreich, v«rl»ve keging die Schwachheit, diesen gefährlichen Grundsatz
in dem Parlcmcnte, welches er gegen das Ende seiner Regierung x) zu Chiersi hielt, förmlich zu bestätigen; ja, er erstreckte diese Anordnung sogar auf alle Lehne
ohne Unterschied, sie mochten nun unmittelbar von der Krone herrühren oder von weltlichen und geistlichen
Herren abhangen'). Diese neue Gewalt der Großen, verbunden mit den
so eben erwähnten, unseligen Theilungen, war gerade -aS rechte Mittel, den Samen zu Uneinigkeiten zwischen
den verschiedenen Mitgliedern deß Staates auszustreuen, da sie eine Menge von Bürger - Kriegen und Fehden er
regte, welche nothwendig die Auflösung des Staatskör
pers Nach sich ziehen mußten.
Die Geschichte von Karls
des Großen Nachfolgern stellt ein trauriges, für die
Menschheit niederschlagcndes,
Gemählde dar.
Man
sieht darin allenthalben nichts als Unruhen, Räubereien und Mordthaten; Prinzen aus demselben Hause, die
gegen einander bewaffnet sind und einander zu vertilgen suchen; das königliche Ansehen verachtet und verhöhnt
von den Großen, die einander unaufhörlich bekriegen,
bald, um ihre Streitigkeiten auSzumachen, bald, um sich. Einer auf Kosten des Andern, zu vergrößern; endlich die
Staatsbürger allen Arten von Bedrückungen ausgesetzt,
zu Elend und Sklaverei herabgebracht, ohne von der Re gierung irgend einigen Beistand erwarte^ zu können. In dieser traurigen Lage waren die Staaten, welche
das Reich Karls des Großen auSmachtcn,
als neue
1) Im Jahr 877.
2) Capitulare Carisiacense, cap. g und 5, in DvcHbSNE icript. Franc., t. II, p. 463, 466 U, f.
so'o
70
slnfalle der Normäuurr,
Verlobe Barbaren, die aus dem äußersten Norden undaus dem göo Innersten von Asien kamen, die Normänncr und die
g6*
Ungarn, schreckliche Geißeln derselben wurden. Die N 0 rmänner, Bewohner des alten Scandi« naviens, d. h. des jetzigen Schwedens, Dänemarks und Norwegens *), fingen zu Ende von Karls des Großen Regierung an, die Meere mit ihren Barken zu bedecken, und nach und nach alle Küsten von Eu« ropa zu verheeren. Sic setzten ihre Seefahrten und Räubereien zwei Jahrhunderte hindurch mit einem Muth und einer Hartnäckigkeit fort, die allen Glauben über« steigen. Dieses Wanomcn erklärt sich leicht, wenn man nur den Zustand von Barbarei betrachtet, worin die Skandinavischen Völker allgemein versunken lagen. Sie verachteten den Ackerbau und die Künste, und fan den doch weder in dem Fischfänge, noch in der Jagd, das alles, was sie zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse brauchten. Der Wohlstand andrer, Ackerbau treibender Völker in ihrer Nachbarschaft erregte ihre Begierden, und lud sie ein, sich durch Gewalt, durch Raub zur See und zu Lande, das zu verschaffen, was sie sich nicht durch eigne Industrie zu erwerben wußten. Noch überdies wurden sie durch eine Art von religiösem Fa natismus beseelt, der sie zu den gefährlichsten Unter nehmungen antricb. Diesen Fanatismus schöpften sie aus den Lehren Odins, ihres Kriegesgottes, welcher Muth, Unerschrockenheit belohnte und die Tapfern, die 1) Die Dänen und die Schwede« machen einander wechselsei tig die angeblichen Helden streitig, welche sich bei de» Seefahrten der Normänner hervorgethan haben. Es ist üvrigenS keinem Zweifel unterworfen, daß alle Völker des alte» Scanoinavicns nach und nach daran Theil nahmen.
Die Normätmcr verheere» alle Europäische Küste«.
71
unter dem Schwerte des Feindes gefallen waren, in
sein Paradies (fVallhalla) aufnahm; da hingegen, ihnen zufolge, der Aufenthalt der Verdammten (JM. vete) derer wartete, welche sich der Weichlichkeit erga
ben , und ein ruhiges Leben dem Ruhme der Waffen
und der Kampfe vorzogen. Diese im ganzen Norden allgemein verbreitete Lehre
beseelte die Scandinavischen Jünglinge mit jenem uner schrocknen und wilden Muthe, durch den sie allen Ge fahren trotzten und den blutigen Tod der Krieger als
den sichersten Weg zur Unsterblichkeit betrachteten. Sehr oft traten Söhne von Königen, sogar solche, die schon
zu Thronerben ihrer Vater bestimmt waren, unter dem
Nahmen Meer-Könige (See-Konung) als Piraten und Räuber auf, bloß, um sich einen Nahmen zu machen, um sich durch Heldenthaten zur See auözuzcichncn.
Diese Seeräubereien der Normanner, welche sich
Anfangs nur auf die Meere und Lander ganz in der Nahe von Skandinavien eingeschränkt hatten, erstreckten
sich bald auf alle West-und Süd-Küsten von Europa. Deutschland, Friesland, Flandern, Frankreich, England,
Jreland, Spanien, Italien, ja selbst Griechenland und die Küsten von Afrika, waren nach der Reihe den Anfäl
len und Verwüstungen dieser Barbaren ausgesetzt *).
Frankreich litt dadurch ganz besonders unter den kraftlosen Regierungen Karls des Kahlen und Karls
des Dicken.
Damals begnügten sich die Normanner
nicht an den Verheerungen der Küsten, sondern fuhren die Seine, die Loire, die Garonne, den Rhone hinauf,
und drangen mit Feuer und Schwert bis in die Mitte
des Reiches.
Nantes, Angers, Tours, Blois, Orle-
1) Duchesne , historiae Normannor* scriptores anti^uL
800 ^s,
72
Die Normanne» verheeren alle Europäische Küste».
P e t^o i> t ans, le ManS, Poitiers, Vordeaur, Rouen, Paris,
8c>(>
Sens, Laon, Soissons und mehrere andre Städte lit-
q'r’
ten nach einander durch ihre Wuth.
Paris ward drei
mal von ihnen geplündert und verheert *). Rodert der Starke, ein Abkömmling von dem Hause dcrCapetinger,
welches Karl der Kahle gestiftet hatte 2), Herzog oder
Statthalter vonNcuftricn, wurde im 1.866 bei einem, übrigens glücklich n, getödtct 3).
Gefechte mit den Nyrmannern
Endlich war das Schrecken,
welches sie
verbreiteten, so groß, daß die Franzosen schon bei dem bloßen Nahmen der Normanncr zitterten, daß sie cs
nicht mehr wagten, gegen dieselben zu kämpfen, und
daß sic,
um sich ihrer zu entledigen, ihren Rückzug
durch Geld erkauften:
ein trauriges und kraftloses
Hülfsmittel, welches das Uebel nur noch erschwerte, dq
es, durch Hoffnung zu Gcwinn, den Feind gleichsam aufforderte, bald wiedcrzukommen.
Wan darf sich übrigens nicht wundern, daß Frank reich diesen Einbrüchen so lange ausgesetzt blieb, da es — ungerechnet den schwachen Zustand, worin eS war—'
keine zur Vertheidigung seiner Küsten tauglichen Schiffe hatte.
Die Großen, welche einzig und allein darauf
dachten,
ihre kaum gegründete Macht zu befestigen,
verfuhren nur schwach gegen die Normanncr,
deren
Anwesenheit in dem Königreiche sogar eine, ihren Ab sichten günstige,
Diversion machte.
Auch kostete eS
ihnen gar nichts, so oft sie bei der Regierung in Un
gnade gefallen waren -der sich über dieselbe beschweren i) In den Jahren 845, 867, 86>, 3) Im I. 86,. M. f. die Annal. Metenses unter diesem Juhre. Hier wird Roberts des Starken zuerst erwähnt. 3) Annal. Bersin, unter dem I, 866.
Staaten, welche die Normanner gründen.
73
zu können glaubten, mit diesen Barbaren gemeinschaft- Verlodliehe Sache zu machest. 800 Eine Folge von diesen zahlreichen Fahrten auf allen ^6Europäischen Meeren war die/ daß es den Normannern gelang/ mehrere neue Staaten zu gründen. Ihnen x) verdankt die mächtige Monarchie der Russen ihren Ur sprung, Der Normann Rurik wird nehmlich/ als der Stifter derselben um die Mitte des neunten Jahrhunberts/ anerkannt *)♦ (gr, und die Großfürsten, seine 1) Nestor, ein Mönch in Kiow, der erste Russische Anna list, zu Ende des elften Jahrhunderts, läßt die Russen, die er auch Wareger nennt, aus Scandinavien, oder dem Lande der Normanner, kommen, und er versichert, daß von ihnen der Nowgorodische Staat den Nahmen Rußland bekommen habe. Die Nahmen der ersten Sttfs ter der Russischen Mo archu sind unstreitig Sc ndinavifch oder Normannisch. Ihre Sprache unterschieo sich, wie man aus einer Stelle in der Schrift des Kaisers Con stantin Porphyrogeneta, de administrando impe* rio, cap, g, sieht, wesentlich von der Slavischen. Der Verfasser der Annales Bertmeuses, welcher der Russen zuerst unter dem Jahre 85g seiner Annalen erwähnt, giebt ihnen Schweden zum 'Paterlande. Alle Finnische Völker nennen Schweden noch jetzt: Rußland, Ruotzi. Pon ih nen, den nächsten Nachbarn der Schweden, kam die Benen nung zu den Slavischen Völkern. M. s. Thnnmanns Un tersuchungen über die Geschichte der östlichen Europäischen Völker, S. 3?^. Einer Conjektur aufol,.**, die Schlözer, in seinem Nestor, Thl. H, S. 179, äußert, ent lehnten die Finnen diesen Nahmen von der Schwedischen Küste, die der Finn - und Esthländischen gegenüber liegt, pnd die noch jetzt unter dem Nahmen Rosla&n bekannt ist. Diesen Bemerkungen zufolge, muß man, in den Ieiten vor Rurik, Rußland in Schweden suchen: — eben so, wie in den Zeiten vor Clodion, und vor der Gründung der neuen Fränkischen Monarchie in Gallien, das alte Franzi en oder Frankreich, in Westphalen zu suchen ist. 9)
Nestors Jahrbücher, so wie sft bis jetzt gedruckt sind.
-4
Staaten, welche die Normänner gründe».
Soö
Nachfolger, breiteten ihre Eroberungen von dem weißen Ntcere und der Ostsee bis zu dem Pontus Eurinuö aus,
96a
und machten, daß die morgenländischen Kaiser das ganze zehnte Jahrhundert hindurch auf ihrem Throne zitterten.
Als wahre Normännische Seeleute schifften sie sich auf
den Dnicper oder Borystheneö ein, beunruhigten mit ihren kleinen Flotten die Küsten des schwarzen MeereS,
verbreiteten Schrecken bis in Constantinopel, und zwan« gcn die Griechischen Kaiser, ihnen große Summen Gel
des zu bezahlen und dadurch die Plünderung ihrer
Hauptstadt abzukaufen *).
Jreland stand mehr als Einmal in Gefahr, von den Normannern auf ihren Streifereien unterjochte zu
werden. Sie eroberten verschiedene Theile dieser Insel, und behaupteten, mehrere Jahrhunderte hindurch, ihre
Herrschaft in den Seestädten Dublin, Limerick und Water ford, aus denen sie kleine Königreiche gemacht hatten *)♦
Eine andere Colonie von eben den Normännern bevölkerte um das Jahr 874 die Insel Island.
Sie
gründete auf derselben einen republikanischen Staat, der
seine Unabhängigkeit ungefähr bis zur Mitte des drei-
geben gemeiniglich das Jahr 862 als die Periode an, i» welcher d. Monarchie der Russe« gegründet worden sey; Schlöjer zeigt aber, im dritten Bande seines Nestor, S. 8. daß diese Epoche, so wie mehrere andre, die man dem Russtschen Annalisten leihet, erdichtet ist, und daß die Ankunft Ruriks und seiner Normänner wenigstens um zehn Jahre höher hinauf geruckt werden muß, d. h. unge fähr in die Mitte des neunten Jahrhunderts. 1) M. s. Nestors Jahrbücher, unter den Großfürsten Oleg, Igor und Wladimir.
2) Giäaldi Cambhensu topographia Hiberniae, lib. III, cap. 43. WakaeUs in disquisiüone de Hibernia et ejus anüquic., cap. 24.
Einbrüche der Ungar«.
TO
zehnten Jahrhunderts behauptete, wo die Könige von »eriote
Norwegen diese Insel eroberten *).
800
Auch die Normandie in Frankreich hat ihren Nahnun von diesen Völkern. König Karl der Einfältige wollte ihren unaufhörlichen Streifereien Einhalt thun,
und
schloß daher, im 3.912, zu Saint-Clair an der Epte, einen Traktat mit Rollo, oder Rolf, einem Oberhaupte
der Normänner, worin er diesem den Theil von Neustrien
abtrat, der sich von den Flüssen Andclte und Aurc bis
zum Ocean erstreckte. Hierzu fügte er noch den zwischen den Flüssen Andelle und Epte gelegenen Theil vom
Verin, inglcichen die unmittelbare Oberherrschaft über Bretagne.
Rollo nahm das Christenthum an, und be
kam in der Laufe den Nahmen Robert.
Er erklärte sich
für einen Vasallen der Krone Frankreich, mit dem Titel eines Herzogs der Normandie, und die Prinzessin Gisele,
Tochter Karls des Kahlen, wurde seine Gemahlin a). Ästr werden sehen, daß diese Französischen Normän-
ncr im folgenden Jahrhundert England erobern und daö Königreich beider Sicilien gründen.
Die Ungarn, ein Türkisches oder Finnisches Volk,
sinh, wie man glaubt, aus Baschkirien gekommen: ei nem Lande, das zwischen der Kama, dem Jaik, und dem Gebirge Ural im Gouvernement Orenburg gelegen ist»).
1) Die Isländische Republik brachte die ersten Nordische« Annalisten hervor, unter denen man den berühmte» Snvrre Srurlesvn auözeichner. S) Gesta Norman nortiiti, gesammelt V0N Duchesne. Pak« TOPFipAN, gesta et vestigia Danorum extra Daniam.
5) Fischer, quaestiones potropolitanae, p. 5 et 36., läßt die Ungarn ans dem Lande der Jguren, in den Gegenden von Lurfan, kommen. S ch l ö z e r hingegen behauptet in seinem Nestor, Lh. HL S» 120 u. f., sie waren Finni-
gg*
Einbrüche der Ungarn.
76
Pk rfo»t Die Orientaler nennen dieselben: T ü r k e n; sie selbst aber Soo
geben sich den Nahmen: Magyaren.
Nach verschie-
denen Wanderungen näherte sich diese Nation der Donau, und ließ sich dort, unter Anführung ihrer Oberhäupter AlmuS und Arpad, von denen die alten Suvcräne Un garns ihre Abkunft herleiten, im alten Dacien nieder *).
Arnulf, König von Deutschland, gebrauchte im I. 892
die Ungarn gegen die Mährischen Slaven, welche da mals einen mächtigen Staat an den Ufern der Donau, der Morawa (oder Morau) und der Elbe besaßen 2). Der Lod Swiatopolks, Königs der Slaven, der
einige Zeit nachher erfolgte,
genheit,
gab den Ungarn Gele
dessen Staaten zu erobern und das ganze
Stück Land,
welches sich von den Gränzen der Mol
dau, Walachei und Siebenbürgens, bis an die Donau
und die Morawa erstreckt'), davon los zu reißen. Sie
scheu Ursprungs, und erklärt Baschkirien für ihr ursprüng liches Vateriand. Seinen stärksten Grund leitet er aus der nahen Verwandtschaft zwischen der Ungarischen und Finnischen Sprache ab, welche der Ungar Gparmach in einer Abhandlung, unter dem Titel: AsAnitas linguae hnngaricae cum Unguis fenuicae originii gramnoaticfr demonstrata, Gotiingae 1799, bewiesen hat. 1) Um das Jahr 887. 2) Die Mährischen Slaven waren die ersten ihres Volke-, welche im neunten Jahrhundert das tzhnstenthum annahtuen. Auf ihr Verlangen schichte ihnen der Kaiser Michael tim das I. 863, aus Eonstantinopel den Kyrillus und den Methodius, Griechische Gelehrte aus Theffalonich, welche Skavische Schriftzeichen erfanden und in dieser Sprache eine Übersetzung der Heiligen Schrift verfertigten, deren die Russen sich noch heut zu Lage bedienen. M. s. Ne stors Jahrbücher. 5) Der ganze Theil von Mahren, welcher zwischen Böhmen und der Morawa liegt, kam damals in dlk Gewalt der Herzoge von Böhmen.
Einträche der Ungar«.
77
benutzten auch den Tod des Kaisers Arnulf und die Per.» darauf erfolgten Unruhen, etwa um das Jahr 900 über
die Donau zu endgehen, Pannonien nebst einem Theile von Noricum zu erobern, und so d pMeßatio ad episcol* roxnanorum pontificum, und Febronius de statu ecclesiae, t, I, cap. Z. 3) Als die Sammlungen Reginons und Burcharbs von Worms.
Eid, den Bischöfen vvrzeschrieben.
126
»ertöte sich Papst GregoriuS VII die volle Gewalt in gcistliio7i chcn Angelegenheiten an '); iSoo
berechtigte,
um die Gc-
richtöbarkeit der Bischöfe zu untergraben. Jeden ohne Unterschied, an den Römischen Hof zu appelliren; eig
nete sich ausschließlich das Erkenntniß in den sogenann
ten größeren Sachen zu, und begriff hierunter beson ders das Recht, über die Bischöfe zu richten und sie
abzusetzcn.
Dieses letztere Recht war bisher den Pro
vinzial - Coveilien Vorbehalten gewesen, welche es, unter
Autorität und mit Zutritt der weltlichen Macht, ausübtcn.
Gregor VII schaffte aber diese Gewohnheit ab,
und eignete sich allein die Gewalt zu,
Bischöfe, entweder selbst,
über die
oder durch seine Legaten,
mit Ausschließung der Synodal-Versammlungen, zu richten a). Dieser Papst ging noch weiter.
In einem Conci
lium, das er zu Rom im Jahre 1079 hielt, führte er einen neuen Eid ein 31), * den die Bischöfe ihm künftig
schwören sollten, und dessen Haupt-Inhalt nicht den kanonischen Gehorsam betraf, sondern die Lehnspflicht
und Huldigung, zu denen die Prälaten ihren Suvcranen verpflichtet waren, die er nun aber für sich allein ver langte. Obgleich indeß mehrere Fürsten Mittel gefun
den hatten, ihr Recht, den Lehns - und Huldigungseid
von den Bischöfen zu fordern, zu behaupten, so blieb doch, dessen ungeachtet, Gregors VII Eid bestehen, und wurde
von seinen Nachfolgern
noch weiter ausge-
1) M. s. dm dlctatus de- Papstes GregoriuS Vif, i« Labbe collect» jConcilior. t. X, p. 110. r) Petrus de Marga de concordia sacerd, et imperii, L VII, cap* 26. 3) Labbe concil* t, X, p. 379.
Reue Herrschaft über die Könige.
127
fce^ntx), fo wenig er sich auch mit dem vertrug, wel Ptriod, iv. chen die Bischöfe den Fürsten leisteten 2). 1074 hiS Ein sehr wirksames Mittel, deffen Gregorius VII i5oe sich bediente, seine neue Macht zu befestigen, bestand darin, daß er öfter, als es seine Vorgänger gethan hat« ten, Legaten in die verschiedenen Länder undKönigrei» ehe der Christenheit schickte. Er machte aus ihnen eine Art von Statthaltern der Provinzen, und gab ihnen die ausgedehntesten Vollmachten. Diese Legaten zogen bald, zum Nachtheil für die Gewalt der Erzbischöfe und der Provinzial-Concilien, die Erkenntnisse über alleAn« gelcgrnheiten der Provinzen an sich/ in denen sie sich befanden. Man schob auch seitdem in die, den Bischö fen vorgeschriebene Eides-Formel eine Klausel ein, wo durch sie verpflichtet wurden, das zum Unterhalt der Legaten Erforderliche zu liefern; was denn in dar Folg«, häufige Erpressungen von Seiten dieser veranlaßte Während der Papst Gregorius VII, wie wir so eben gesehen haben, auf Mittel sann, seine Gewalt über die Geistlichkeit zu erweitern, ließ er sich auch keine Gelegenheit entgehen, Eingriffe in die Gewalt der Für sten zu thun. Als höchstes Oberhaupt der Kirche, maß» 1) M. s. das Pontificale Romanum von Clemens VIII und Urb«« Vin > p. 79. 3) Antonius de Domini« de republica ecclesiastica, 1. VI» cap. 7 u. 102, sagt darüber: Non possum non summe, pere mirari, quo pacto principe« nostri christiani epi•coporum homagium, ipsis soll« debitum, aliqui penitus sibi auferri per 'romanos pontifices siiit pa««i, omnes vero idem bomagium romano" pontifici ab Om nibus episcopis et magnis praelatis praestari su-iünewt et permittant.
1 5) Petrus de Marca , 1, V» eap. 48,
128
Neue Herrschaft über die Könige.
Periode te er sich das Recht an, über alle Suvcräne und ihre 1074
Staatsverwaltung die Aufsicht zu führen.
»Zoo
also für berechtigt, ihnen über die Art, ihre Lander zu re
Er hielt sich
gieren, Rath zu ertheilen, und Rechenschaft von ihrem Verhalten zu fordern ').
Bald wagte er es auch, die
Klagen zu hören, welche Unterthanen über ihre Fürsten bei ihm anbrachtcn,
und maßte sich die Gewalt an
über beide Theile zu richten. So verfuhr er gegen Hein rich IV, Kaiser von Deutschland, der damals die Su-
veranctät über Rom und den Papst hatte.
Er berief
diesen im Jahre 1076 nach Rom, daß er sich da, vor der Synode, gegen die Anklagcpunkte vertheidigen soll
te, welche die mit ihm entzweieten Sächsischen Lehns herren zum Erkenntniß des Papstes-gebracht hatten*).
Hierüber empört, versammelte der Kaiser ein Con-
tilium ih WormS, und ließ auf demselben die Absetzung
des Papstes erklären 3).
Als diese Sentenz nach Rom
gebracht und vor einein, sogleich von dem Papste zu
sammen berufenen, Concilium in seinem Bciseyn vorgelcsen worden wa>> erlaubte er sich einen bis dahin un erhörten Schritt: er erklärte auf der Stelle den Kaiser
für abgesctzt und in den Bann gethan.
Das Ercom-
municationS - oder Bann - Dekret war an den H. Pe
trus gerichtet und in folgenden Worten abgefaßt: ,.Jm „Nahmen des allmächtigen Gottes verbiete ich Hein-
„rich'en
ij Labbb act. concil. t. X, p. 155. S) Lamb. Schaffnabk. , unter dem Jahre 1076, i« PistoBius, t. I, p. 4o3. 3) Urstisii scriptores rerum germanicarum, t. J, p. 394, 4) Es ist vom Jahre 1076. Man findet es in Paul. Bbknried , vita Grcgorii VH, und in MuhAtori scriptor., t. III, p. 335,
Mißbrauch der Schlüssel-ewalL
129
„rich'en, Sohn des Kaisers Heinrich, der mit unerhör- P«e4. Maimbovbo, histoire des croisades , p. 24. S) Guilielm. Tyr. 1, I, cap, 15, 16. A) Albertus Aqüersis, inBoMOARsn gesta Del per Francos, r. bp. 185, macht von dem Jusammenströmen dieser Ban den folgende Schilderung: Admonitione assidua et vooatione Petri, epiicopi, abbates, clerici et raonaehi
Lrste Bande« vo« Kreuzfahrern.
149
diesem ersten Enthusiasmus/ und zwar wegen derIwi- »«ei»»» stigkeitcn,
die damals zwischen dem Kaiser und dem
Römischen Hofe Statt fandenz).
Die drei oder vier ersten Abtheilungen dieser Kreuz fahrer wurden von Oberhäuptern angeführt, die weder
Nahmen noch Erfahrung hatten, und marschirten ohne Ordnung,-wie ohne Disciplin; plünderten, sengten und
brennten in den Landern, durch welche sie zogen.
Sie
kamen großen Theils durch Beschwerlichkeiten, Mangel pn Lebensmitteln und Krankheiten um, oder auch durch
das Schwert der Völker, die sie durch ihre Unthaten reitzten.
Auf diese, so wenig an Krieg gewöhnten, Banden folgten noch im Laufe des Jahres 1096 regelmäßige
Heere, welche von geübten Kriegsmannern und machdeinde laici nobilissimi, diversorum regnorum principes totumquc vulgus, tarn casti quam incesti, adulte» ti, hoinicidae, fures perperi, praedones, Universum silicet genus cliristianae professionis , quin et sexus foemineus, poenitentia ducti, ad hanc laetanter concurrunt viain. j) CoNRADUS
UrSP.
p, 177.
2) Eine der ersten Abtheilungen führte Peter der Einsiedler in Person an. Von diesem Heerführer macht ein gleichzeiger Schriftsteller folgende Beschreibung: Cujus color peliitUs incultus erat, Spiritus fervens, pedes nudi, sta tuta brevis, facies macilenta, tegumen vilissima cappa; qui non equi, non muli, inulaeve, sed asini tan« turn vehiculo, quocunque pergebat, utebatur. Mabillon , musenm ital., t. I, part. II, p. 151, Peter vertraute eineu ^heil seines Heeres einem Französischen Ade
ligen, genannt Gautier Sans avoir (GlNitier der Habenichts), der den Vortrab führte. Ihm selbst folgte eingroßerSchwarm, dessen Oberhaupt ein Deutscher Priester aus der Pfalz, Nahmens.Gottschalk, war. Alle diese verschiedenen Heerhaufen wurden auf ihrem Zuge vernichtet, so wie auch daS Heer von 200,000 Mann, welches der Rheingraf Emico führte. Albert. AyuENais, 1. I, c, 7. 19, 2g; GuiLiEM, Txrius, I, I, c, «8, 25, 26, s9.
,o?4
Kreuzzug Gottfrieds von Bouillon,
150
«erlebe tigcn Fürsten angeführt wurden. Gottfried Hon Bouil«
iofi-
Ion, Herzog von Nieder-Lothringen, trat, in Beglci-
iZoa
tun9 seines Bruders Balduin, seines Vetters Balduin
von Bourg, und eines zahlreichen Adels, an die Spitze des ersten.
Er richtete seinen Zug, durch Deutschland,
Ungarn und Bulgarien, auf Constantinopel, und ihm
folgten bald nachher mehrere Französische Prinzen, als Hugo der Große,
Bruder Philipps I, Königs von
Frankreich; Robert, Herzog der Normandie, Sohn Wil«
Helms des Eroberers; Stephan VI, Graf von BloiS; Eustachius von Boulogne, Bruder Gottfrieds von Bouil»
Ion, und Robert, Graf von Flandern, welche sämmt->
lich den Weg nach Italien wählten.
Sie brachten den
Winter in den Gegenden von Bari, Brindisi und Otranto zu, und schifften sich erst im folgenden Frühjahre nach
Griechenland ein. Bvhemund, Fürst von Tarent, Sohn Rogers, Grafen von Sicilien, nahm, von den Fran zösischen Großen aufgefordert, und ihrem Beispiele zu
folge, das Kreuz an, und führte eine Auswahl von
Normänncrn und von Adeligen aus Sicilien, Apulien und Calabricn nach dem Orient.
Endlich ging Ray
mund IV, Graf von Toulouse, in Begleitung des Bi schofes von Puy, in eben der Absicht durch die Lom bardei, Friaul und Dalmatien ').
Dcr allgemeine Sammelplatz der Kreuzfahrer war zu Chalccdonia, in Bithynien, und man behauptet, daß
ihre vereinigte Macht sich auf 600,000 streitbare Mann
belaufen habe. Sic eröffneten ihre Unternehmungen mit der Belagerung von Nicaa, dcr Hauptstadt des Reiches Rum, und eroberten cs, nachdem sie die Türken ver-
1) Güiliet.. Tyrius, 1. II, c, 1. et secju.; Alb. Aqubhsisi 1. II, cap. i et seoir den Fürsten, die sich dieser neuen
Anordnung als eines starken Zaums gegen die Un ternehmungen und die Tyrannei der Lehnsherren be
dienten. In Frankreich war Ludwig der Dicke, der im I.
1108 zur Regierung kam,
der erste König, der den
Städten in seinen Domänen das Recht der Communen zugcstand, entweder weil politische Absichten ihn dazu
bewogen, oder weil die Lockspeise des Geldes ihn reitzte. Nach seinem Beispiele, eilten die großen Vasallen, ihren
Unterthanen die Freiheit zu verkaufen. Die Revolution ward nach und nach allgemein. Der Ruf der Freiheit war erschollen, und hatte jedes Ohr getroffen.
In allen
Provinzen suchten die Einwohner der Städte Privile
gien nach, oder verwandelten sich, ohne sie abzuwartcn, von selbst in Communen, wählten sich Magistrate, er
richteten Compagnieen von Miliz, bemächtigten sich der Befestigungswerke ihrer Städte, und versahen sie mit Be
satzung.
Man nannte die Magisträte der Communen in
45 et seq. Denina Revolutionen von Italien, V. T, Buch ii, Kap 1. Man muß diese Revolution in den An fang de« zwölften oder in den Ausgang de« elften Jahr hunderts setze«.
1) M. s. die folgende Seite.
2) Des Raches, epitome historiae Belgicae, 1. V, cap. 5, p. 124.
5) Hume, Geschichte des Hauses Plantagenet, B. J,
Die freien Reichsstädte
466
Periode dem nördlichen Frankreich gemeiniglich maires (Meyer),
IO?4 »Zoo
ichevins (Schöppen) und jurcs (Geschworne), da sie hingegen im südlichen syndics und consuls hießen. Es wahrte nicht lange T so setzte man den Grund
satz fest, daß die Könige allein berechtigt waren, die Gründung von Communen zu autorisiren. Ludwig VIII
erklärte, daß er alle Städte, worin dergleichen Corporationen waren, so ansehe, als habe er die unmittelbare
Oberherrschaft darüber. Sie mußten dem Könige selbst, unmittelbar, Kriegsdienste leisten, da hingegen die Ein wohner der Städte, welche keine Communen hatten,
verpflichtet waren, ihrem Lehnsherrn in den Krieg zu
folgen *). In Deutschland sehen wir nun die Kaiser eben die
Plane der Staatsklughcit befolgen, wie die Könige von
Frankreich.
Die Hülföqucllen, welche die Fortschritte
des Handels und der Manufakturen dem Erwcrbflciße der Bürger in den Städten darboten, und her sehr be deutende Beistand, den sie den Kaisern Heinrich IV. und
Heinrich V bei ihren Streitigkeiten mit den Päpsten und den Reichsfürsten geleistet hatten, bewogen die Kai ser, ihre Anzahl zu vermehren, und sic mit Privilegien
zu überhäufen.
Heinrich V war der erste Kaiser, der
diesen Plan der Politik befolgte.
Er erklärte alle Ein
wohner der Städte für freie Leute, nicht nur die Professionisten und Handwerker, sondern auch solche, die,
I) Memoires de M. de Brecquicny, zu Anfänge des Xlte« Bandes vom Recueil des ordonnances des rois de Fran ce« Memoires de V Academie des helles - lettres, t. XXXVIII, p. 196, Du - Gange , Glossarium, voce: commune, communia. Mably, observations sur Phistoire do France, t. II, JL. 5, chap. 7.
in Deutschland.
167
wegen der Art ihrer Beschäftigungen nicht anders an-Verlo» gesehen wurden, als denn Leibeigene; er bewilligte ihnen ^74 die Rechte und den Stand von Bürgern (ciioyens),
nnd veranlaßte dadurch die Eintheilung der Städte in Gilden, und in Zünften von Handwerkern *). Eben die ser Kaiser bemühete sich, den Fehler wieder gut zu ma
chen, den die Kaiser , aus dem Hause Sachsen dadurch begangen, daß sie den Bischöfen in ihren Residenzen die Rechte der Grafen (Graven) gelassen hatten *).
Diese Rechte untergrub er unvermerkt durch neue Pri vilegien, welche er den Einwohnern der Städte, bewil
ligte 31).** 5 Seine Nachfolger in der Regierung handel
ten eben so, wie er; daher kam es denn, daß es diesen
Städten allmählig gelang, das Joch ihrer Bischöfe abzuwerfrn, daß andre sich von der Autorität der über, sie
herrschenden Schutzherren oder Vögte, sowohl der kqi-
serlichcn, als der lehnsherrlichen, bcfreieten, sich, nach bcm Beispiele der Städte in Italien und Frankreich, ihre Magisträte wählten und eine republikanische Re
gierung, nebst einer Municipalität-Gerichtsbarkeit, bei
sich cinführten. Die Freiheit der Städte diente dazu,
ihren Er-
wcrbfleiß aufs neue zu beleben; und ihre Volksmenge vermehrte sich nun mit ihrem Rcichthpme.
Die Com-
1) So erließ er den Einwohnern der Stadt Speler die Scha tzung der Leute von der todten Hand, oder den sogenann ten Bud theil, der sie oft an den Bettelstab brachte. Lehmann's Speierische Chronik, B. I.V, Kap. a) M. f. oben S. gS.
5) Er besreiete, im I. urg, die Stadt Strasburg von einer sehr drückende» Abgabe, welche der Bischof von ihr gefor dert hatte» ScHOEPrum Alsatia illustrata, t, II, x. 507.
.168
Aufnahme -er Städte unter die Reichsstände
Verlod» muncn gewannen politische Existenz, und man findet,
1074
daß sie nach und nach bei den Reichstagen und Ra-
,Sou
abtreten.
Nun erhob sich eine neue Klasse im Staa
te, die GerichtS-Beamtcn (hpmmes de robe), welche
durch ihren Einfluß dazu beitrug, die allzu große Ge walt des Adels zu beschranken,).
Die schnellen Fortschritte, welche die neue Rechts
wissenschaft machte, waren eine Folge von den vor Kur zem gestifteten Universitäten, und von den Aufmunte
rungen, welche die Suverane diesen literarischen Institu ten ertheilten.
Vor Errichtung derselben waren die vor
nehmsten öffentlichen Schulen die, welche Theils mit den Kathedral- Kirchen und Collegiat-Stiften, Theils
mit Mönchsklöstern in Verbindung standen. Es gab übri gens nur erst einige Universitäten in den angesehensten Städten, als in Rom, Paris, Angers, Orford und Sa
lamanca.
Die Wissenschaften, welche man auf ihnen
lehrte, schrankten sich auf die sieben freien Künste ein,
nehmlich: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Die drei ersten nann
te man Trivium, und die vier andern, welche Theile
der Mathematik sind, Quadrivium *).
Die Theolo
gie und die Rcchtögclahrheit gehörten noch nicht zu den
akade1) Montesquieu , 1. XXVIII, cap, 42, 4Z.
a) Mit den letzteren beschäftigten sich Literatoren, die sich über das Gewöhnliche erheben wollten. M. f. Histoire literaire de la France, t. IX, p. 145 suiv. Dies tVÄt die Form der Universität oder öffentlichen Schule zu Paris. Man lehrte auf ihr nur das, was man die freien Künste nannte; und daher kam es, daß auch noch in den neuesten Zeiten der Rektor der Universität von Paris nur aus der Facultät der Künste, alS der erste« und älte sten von allen, gewählt wurde.
Ursprung -er Universitäten.
177
akademischen Wissenschaften, und eben so wenig gab P»rio»e eS irgend eine Schule der Medicin vor der zu Salerno, ^4
der einzigen,
von der man um das Ende deö elften
Jahrhunderts Spuren findet'). Diese Schulen und Akademien können nicht mit den
neueren Universitäten verglichen werden, welche wesent lich von ihnen verschieden sind: Theils, durch die Man» «ichfaltigkeit der Wissenschaften, die man auf ihnen lehrt; Theils, durch ihre Verfassung als privilegirte Corpora, mit besonderer Polizei und Gerichtsbarkeit.
Der Ursprung dieser Universitäten steigt bis zu dem
Zeitpunkte hinauf, da daS Römische Rechten Italien wieder auflcbte, und die akademischen Grade erfunden wurden.
Eben der JrneriuS, den man allgemein als
den Wicderhersteller deö Römischen Rechtes in Bologna ansieht, hatte auch zuerst den Gedanken, Denen, welche
sich in dem Studium der Rechtsgelehrsamkeit auszcich-
neten, mit gewissen Feierlichkeiten die Würde, oder den Grad, eines Doctorö oder Licentiatcn zu ertheilen 4). Als dann Papst EugeniuS III im I. n55 GratianS
Dekret auf der Akademie zu Bologna einführte, erlaubte er, daß im kanonischen Rechte eben die Grade erl) Das Buch unter dem Titel: Schola Salernitana, wurde um das Ihr I I10 bekannt. Freihd, vpeia medica , t. I, p. 526. Die medicinische Schule zu Montpellier geht bis zum Anfänge des zwölften Jahrhunderts hinauf. Hist. litt, de la France, t. iX, p. igi. a) Man hat Ursache, zu glauben, daß es in Frankreich schon vor Jrnerius gebräuchlich war, gewisse Grade in der Fa kultät der Künste zu ertheilen. Das Wort Baccularens (bachelier) scheint Französischen Ursprungs zu sevn, und Kaiser Otto III gab seinem Lehrer Gerbert, einem Franzosen von Geburt, den Titel: tribus philosoplua« partib.ua laureatus, M- s, Gsmerti Ep. 153, IW Du» CHESNE, t. II, p. 824-
Sochr Revolutionen f.
112 ]
173
Ursprung der Universitäten.
Periode theilt werben durften, welche im bürgerlichen ge-
1074 »z«>
bräuchlich waren ').
Diese Grade wurden sehr gesucht,
Suveräne Würden, Freiheiten und Vorrechte
damit verbunden hatten.
Nichts trug indeß mehr dazu
bei, die Universitäten in Achtung zu bringen, als die privilegirte Gerichtsbarkeit, welche Kaiser Friedrich Bar*
baroffa (Rothbart) ihnen, durch seine im I. 1158 be
kannt gemachte Authentica a) beilegte.
Das Beispiel
dieses Kaisers wurde bald von den andern Suveranen
in Europa befolgt. Der Unterricht in der Rechtswissenschaft ging von der Schule in Bologna zu den verschiedenen Akademiccn in
Europa über. Bald nahm man auch die Theologie, und eben so die Arzneiwiffenschaft, darin auf; und so hatte man
denn die vier Fakultäten beisammen, aus denen die Uni versitäten bestanden (und größten Theils noch bestehen). Die zu Paris war die erste, welche alle vier in sich verei
nigte: sie wurde um das Jahr 1200, unter der Regierung Philipp Augusts, vollständig8). Uebrigcns geht nur die
Stiftung der Universitäten in Bologna, Padua, Neapel und Orford bis in das dreizehnte Jahrhundert hinauf 4).
1) M» f. Excerpte vetustissimi calendarii archigy mnasii Bononieneis, in de» Note« zu des Sigonius Geschichte von Bologna, Mailändische Ausgabe seiner Werke, t. ili, p. 128. 2) Authentica J Hdbita cod. ne filius pro patre. 3) Ricobdi vita Philippi Augusti, in Dvchesbb, t, V, p. 5o. Die ersten Privilegien dieser Universität sind von Philipp August, a«S dem I. 1200, und die ersten Statu te«, welche man kennt, vom Jahre 1215. Gaillard, hist, de Charlemagne, t. III, p. aßS. 4) Im folgenden Jahrhundert wurde« mehrere andre Uni versitäten, nach dem Muster der zu Paris, gestiftet: die z« Prag, *347, durch den Kaiser Karl IV, die z« Wien, 1365, durch die Herzoge von Oestreich; die zu
Deutschland; dessen anarchischer Zustand.
17S
Der Fall des kaiserlichen Ansehens und des Hauses Peri»»« Hohenstaufen, inglcichen die neue Gewalt, welche die ^4 Fürsten und die andern Stande des Reiches an sich gerisscn hatten'), veranlaßten in Deutschland eine lange Reihe von Unruhen, und den abscheulichen Zustand von
Anarchie, der unter dem Nahmen des großen Inter
regnums bekannt ist *).
NungewanndasRechtdeS
Starkem , oder das Faustrccht, freien Spielraum; die Regierung wurde von Grund aus verdorben, und cs gab kein andres Mittel, dem Mangel an öffentlicher Sicherheit
abzuhelfen, als daß man Verbündungen oder Confödera-
tioncn schloß, wie die Rheinische, und wie die hanseati sche, von denen jene im 1. 1253 entstand, und diese um
eben die Zeit bekannt zu werden anfing'). Die Wahl der Kaiser, an welcher vorher alle Fürsten und Stande deö
Reiches Antheil gehabt hatten 4), kam nun an die hohen Kronbeamten ') allein, die sich, um die Mitte dcsdrci-
Heidelberg, 1386, durch den Kurfürsten von der Pfalz; die zu Cölln, i388; die zu Erfurt, 1089. 2) M s. oben, S. g3, '37 und «38. s) Die Idee von einem angeblichen großen Zwischenreiche gründet sich nur auf die falsche Voraussetzung von der. Un gesetzlichkeit einiger Kaiser, oder von der Verlassenheit des Reiches, durch Richard von England, im Jahre 1269. M. s. Gebauers Grab des Jnterregni. Das größte In terregnum in Deutschland war das nach dem Tode Richards im I. 1271, welches bis 1273 fortdauerte, wo endlich Ru dolph von Habsburg erwählt wurde. 5) M. s. oben, S. i6ä. 4) ueber die alte Form ider Wahlen, welche unter freiem Himmel und in Lagern gehalten wurden, f. m. Wim», viu Conradi Salici, in Pistorius , t. I, p. 465. 5) Diese hohen Beamten waren die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Cölln, in ihrer Eigenschaft als Erz-Kanzler; der Pfalzgraf am Rhein, als Erztrnchseß (archidapifer), der Herzog von Sachsen, als Erz-Marschall; der Mark-
180
Periode IV. 1074 biS 13 00
Deutschland; dessen anarchischer Zustand.
zehnten Jahrhunderts, auSschließcnd das Wahlrecht und den Titel: Kurfürsten, zueigneten *)♦
graf von Brandenburg als Erz - Kämmerer; der Herzog von Baiern, und seitdem der König von Böhmen, alS Erz - Schenk. 1) Vor dieser Zeit hatte» die hohen Beamten lCrzamter) der Krone nur den vorzüglichsten Einfluß bei den Wahlen, da ihnen die Leitung derselben znkam. Papst Jnnocenz HI bezeichnet sie in seinem Registrnm de negotio imperii, p. 700, mit solgenden Worten: principes, ad quos prin* cipaliter pertinet imperatoris electio, M. s. auch den Sachsenspiegel, B. in, Art. 5y. Die erste Erwäh nung von sieben Kurfürsten findet sich in einem Schrei ben Papst Urban's IV, aus dem Jahre 1267, über die streitige Wahl Richards von England, und Alphons'ens von Castilien: Principes voeem in hujusmodi electione ha* bentes, qui sunt septem numero. Leibnitii cod. jur« gent. diplom. p. 14. Ans eben diesem Schreiben sieht man, daß die andern Fürsten noch an der Wahl Theil ge habt hatten, und, wie es scheint, war Rudolph von Habs burg der erste Kaiser, den die sieben Kurfürsten, mit Aus schließung der übrigen Stande wählten. Das Fragmentum urstisianum erklärt sich hierüber, p. 92, in folgenden Worten: Gregorius X .... inito concilio, praecepit principibus Allenianiae, Elcctovibus duntaxat, ut de Romanorum rege, sicut sua ab antiqua et approbata consuetudine intererat, providerent. Außerdem, daß die Anarchie im Deutschen Reiche und die wenige Sicherheit der Landstraßen die übrigen Fürsten und Stande des Reiches bewogen, auf ihren Antheil an den Wahlen Verzicht zu thun, wendeten auch die Päpste alles an, was sie nur konnten, um das Wahlrecht ausschließlich an die hohe» Kron-Beamten zu bringen. Eine zahlreiche Wahlver sammlung verstattete den Päpsten weniger Einfluß, alS eine von sieben Kurfürsten, von denen drei, als Geistli che, ihnen ohnedies besonders ergeben waren. In eben dem Sinne behielt Papst Gregorius IX, im I. 1229, die Wahl der Bischöfe ausschließend den Domherren der Kathedral - Kirchen vor, und schloß den übrigen Klerus und das Volk förmlich davon aus. Cap. 56. X. De elect. et elccti potestate.
Veränderungen (n den Provinzen.
181
Die Fürsten und Stande des Reiches, denen sehr »«»>»», daran gelegen war, ihre entstehende Macht zu befesti-
gen, suchten nur schwache Kaiser zu bekommen, welche außer Stande waren, die Rechte und Prärogative ihrer
Krone geltend zu machen *). Die Kurfürsten insbesondere hatten nichts anderes zur Absicht, als von den Wahlen
Vortheile zu ziehen, indem sie jedes Mal mit den Thron-
Candidaten über große Summen handelten, und sich die ihnen am besten gelegenen Stücke der kaiserlichen Do
mänen schenken oder verpfänden ließen.
ziger von diesen schwachen Kaisern,
Nur 'ein Ein
Rudolph Graf
von Habsburg in der Schweiz, täuschte die Erwartung Derer, die ihn gewählt hatten 2).
Er unterdrückte mit
Gewalt die Unordnungen der Anarchie, gab den Ge setzen und den Gerichtshöfen ihre Kraft zurück, und er oberte mit gewaffnctcr Hand mehrere Domänen,
die
dem Reiche entrissen worden waren.
Nach den von uns erwähnten Revolutionen, gin
gen auch merkwürdige Veränderungen in den verschie
denen Provinzen des Reiches vor.
Die Fürsten und
Stände des Deutschen Staatskörpers sahen die Pro
vinzen und Gebiete, mit denen sie belehnt waren, als
ihr Erbgut an, und glaubten sich berechtigt, dies zwi
schen ihre Söhne zu theilen.
Solche Theilungen kamen
seit de.m dreizehnten Jahrhundert allgemein in Gebrauch. Sic verursachten den Verfall der mächtigsten Häuser, und
dienten dazu, die Herzog - oder Fürstenthümer undGraf-
i) Solche Kaiser waren Wilhelm von Holland, Richard von England, Rudolph von Habsburg, Adolph von Nassau, und Albrecht l von Oestreich, welche den Thron des Rei ches von 1251 bis i3oQ besaßen.
r) Die Wahl fallt m das Jahr 127Z.
d82
Baiern.
»eriode schäften im'Reiche bis ins Unendliche zu vermehren. 1c>74 izoo
Die Kaiser mißbilligten diesen Gebrauch keincSwcgcs, ob et s'ch gleich mit den Grundsätzen des Feudal-Rechtes
nicht vertrug; sic begünstigten ihn im Gegentheil, als
ein (wie sie glaubten) taugliches Mittel, die Macht der großen Hauser zu schwachen, und den Kaisern ein über
wiegendes Ansehen im Reiche zu verschaffen. Die alten Hcrzogthümcr Baiern und Sachsen
bekamen eine ganz neue Gestalt, als das mächtige Haus der Welfen fiel, welches beide Lander vereinigt besessen hatte, von den, Kaiser Friedrich Barbarossa aber des
einen, wie deS andern, beraubt wurde ’). Das erstere dieser Hcrzogthümcr, von welchem im
Jahr ii56 die Markgrafschaft Oestreich losgcrisscn und
dann zu einem Herzogthum und unmittelbaren Reichs lehn erklärt worden war, erfuhr, im Jahr 1180, nach
der Achtserklarung gegen Heinrich den Löwen, Herzog
von Sachsen und Baiern, mehrere neue Zerstückelungen. Die Bisthümcr Baiern, Steiermark, Karnthcn, Kram
und Tyrol zerrissen nun ihre Verbindung mit Baiern; und Regensburg, welches die Residenz der alten Herzoge gewesen war, wurde für eine Jmmediat-Stadtcrklart?).
In diesen verengten Gränzen gab der Kaiser (1180) Baiern an Otto, Grafen von Wittclsbach, Stammvater des jetzigen Hauses Baiern. Dieses Haus bekam (1214)
auch die Pfalz am Rhein3), und theilte sich seitdem in
1) Origines Guelphicae, t. III, I. 7.
2) Kreittrnayers BaierschesStaatsrecht,Th. HI, 182. 5) Die Pfalz kam au das Haus Wittelsbach durch die Her rath, welche Otto der Berühmte (Illustris), Enkel Otto's I, mit Agnese, Tochter Heinrichs des Langen, Pfalzgrafen am Rhein, schloß.
Sachse«.
183
eine Menge verschiedener Linien, von denen die vorzüg- Peri,», lichsten die Pfälzische und die Baierische waren.
Das Hcrzogthum Sachsen,
welches unter den
Welfen den größten Theil von Nieder-Deutschland um
faßte, wurde nach und nach bis auf einen wenig be trächtlichen Distrikt an der Elbe eingeschränkt. Bernhard,
jüngerer Sohn Albrechts des Bären, Markgrafen von Brandenburg, aus dem Hause Ascanien, wurde zu eben
dieser Zeit damit belehnt. Die Fürsten von Pommern x)
und Mecklenburg 4), die Grafen von Holstein und West phalen, und die Stadt Lübeck s) benutzten dieses Er-
eigniß, um sich der Gewalt des neuen Herzogs zu ent
ziehen, und sich reichsunmittclbar zu machen.
Ein
Theil von Westphalen wurde in ein besonderes Herzogthum verwandelt, und zwar für den Erzbischof von Cölln,
der den Kaiser bei seinen Planen, sich an den Welfen
zu rächen, unterstützt hatte.
Dieses Haus, dessen un
geheure Besitzungen sich ehemals von dem Adriatischen
Meere bis an die Nord - und Ostsee erstreckten, behielt
von seinem alten Glanze weiter nichts, als die AllodialGüter, die eS in Nieder- Sachsen besaß, und die der Kaiser Friedrich II (im 1. 1235), zu Gunsten Otto'ö des
Kindes, Enkels von Heinrich dem Löwen, und neuen
i) Friedrich Barbarossa erklärte tat I. hSi die beiden Brü der Bvgisla« «nd Casimir zu Herzogen von Pommern und Fürsten des Reiche-. Arholdu« Lubeceksis, lib. II. cap. 56. s) Prebislaw II, Fürst von Mecklenburg, sicherte seine Un mittelbarkeit, unter dem Titel eine- Herrn von Meck lenburg. Beehr rei'um Mecklenburg, lib. IV, cap. I. P« 495.
3) Arnold, Lubzc. 1, II, cap. 4°.
xg*0
184
Schwaben, Franken und Thüringen.
g>eti»be Stifters des ganzen Hauses Braunschweig, in ein Her» 1071
jögthum und unmittelbares Rcichslchn verwandelte ').
2U8 durch die Erlöschung des HauseS Hohenstaufen,
im I. 1268, die Herzogthümcr Schwaben und Franken erledigt waren, fanden die verschiedenen Stande dieser Provinzen Wege, sich gleichfalls unmittelbar zu machen.
Eine Menge Städte, welche zu den Domänen der alten Herzoge gehört hatten, «nachten sich nun zu kaiserlichen
freien Reichsstädten; und auch die Hauser Badens und Wirtemberg 3) datiren ihre Erhebung von dieser Epoche. Ter Tod des GcgenkaiscrS Heinrich Raspo, letzten
Landgrafen von Thüringen, der im I. 1247 starb, ver anlaßte einen langen Krieg zwischen den Markgrafen von
Meißen, und den Herzogen von Brabant, welche ein ander dessen Erbfolge streitig machten. Durch eine Thei lung, die im Jahre ia64 vorgcnommen wurde, kam
endlich das eigentlich sogenannte Thüringen an das HauS Meißen, und Heinrich von Brabant, mit dem Zunah men: das Kind, wurde der Stifter eines neuen HauseS
1) Origines Giielph., t. III, p. 101. t. IV, p. 46.
s) Der Stifter der Markgrafen von Baden wqr Herrmann T, (Sohn Bertholds I, Herzogs von Karnthen und Markgrafen von Verona), welcher im Jahr 107-1 starb. Er nahm de« Titel: Markgraf, an; sein älterer Bruder aber, Bert hold II, nannte sich: Herzog, und wurde Stammvater der Herzoge von Aaringen. M. f, Schoepiumi hist. Za« ringo- badensis, t. I, p. 367.
s) Das Haus Wirtemberg kann seinen Stammbaum nicht hoher, als etwa bis in die Milte des dreizehnten Jahrhun derts hinans führen. Mit zuerst findet man den Nahme» und das Haus Wirtemberg in des k. Herrgott, geneal. Austr., t. II, p. 136. erwähnt, wo eine Urkunde vom Jahre 1123 einen Conradns de J^irdeneberch verladet.
Oestreich.
185
von Landgrafen, welches jetzt unter dem Nahmen des Per
Ereigniß wird gemeiniglich als die Wirkung von einem
Verschwörungsplane angesehen,
den ein Salernitani-
scher Edelmann Nahmens Johann von Procida, von
weitem her angestiftet habe;
es scheint aber nur die
plötzliche Wirkung eines Aufstandes gewesen zu seyn,
den der Abscheu her Sicilianer vor der Französisches Herrschaft erregte. Am oosten Mörz des Jahres 1282,
in der Vesperstunde des zweiten Ostertages,
wo die
Einwohner von Palermo nach der in einiger Entfer nung von ihrer Stadt gelegenen Kirche gingen,
ers
laubte sich ein Franzose, Nahmens Drouette, unanstän dige Freiheiten gegen eine Siciliancrin;
und dies ver
ursachte einen Zank, der bald einen allgemeinen Auf stand in Palermo nach sich zog.
Alle in der Stadt be
findliche Franzosen wurden ermordet, ausgenommen ein Provtncalischer Edelmann, Wilhelm Pyrcellct, derdurch
seine Tugenden alle Herzen gewonnen hatte.
Der Auf
stand' verbreitete sich nach und nach auch in den andern
Städten von Sicilien, und allenthalben ermordete man
die Franzosen,
In Messina brach er zuletzt aus, nicht
eher, als am 2gsten April, dreißig Tage nach dem Blut bade in Palermo.
Es ist also ungegründct> daß man
die Franzosen in allen Gegenden der Insel zu gleicher
Zeit bei dem Läuten der VeSper-Glocke ermordet habe. Eben so unwahrscheinlich ist es, daß der Mordplan mit Peter III, König von Arragonien verabredet gewesen sey; denn die Palcrmitaner pflanzten Anfangs das Pa
nier der Kirche auf, und waren Willens, sich dem Papste zu unterwerfen. Als dieser sie aber zurückwies, schick ten sie, in großer Furcht vor der Rache des Königs
Spante tu
201
Äapf/. am 2;(lcn April, Abgeordnete an den König von Pikiodv
Arragonien, der damals mit einer Flotte an den Afrikanifthen Küsten kreuzte,
an.
und trugen ihm ihre Krone
Dieser Fürst schlug das Anerbieten der Palermita-
ner nicht aus; er kam den Sofien August nach Trapani, ging von dort nach Palermo und würde daselbst zum
Könige von Sicilien gekrönt. warf sich ihm,
Die ganze Insel unter
und Karl von Anjou war genöthigt»
die von ihm unternommene Belagerung von Messina wieder aufzuheben.
Peter hielt am 2ten'October eben
des Jahres seinen Einzug in diese Stadtx).
Seitdem
blieb Sicilien in der Gewalt der Könige von Arrago-
jlien;
es wurde das Erbcheik einer besondern Linie von
Arragonischen Fürsten, und die vom Hause Anjou waren nun auf das Königreich Neapel allein eingeschränkt.
Spanien,
welches in mehrere christliche und
Mohammedanische Reiche zertheilt war, zeigt uns einen Schauplatz von unaufhörlichen Unruhen und Blutbädern.
Die christlichen Reiche Casti lien und Arrago nien vergrößerten sich nach und nach durch die Erobe
rungen, welche sie von den Mohammedanern machten-
ha hingegen das Königreich Navarra bei seiner zu
H) Diese kurze Darstellung der Sicilianischen Vesper ist be sonders aus Barthelemi de Neocastro gezogen, einem ausgezeichneten Schriftsteller und Augenzeugen bei die sem Ereignisse, das er in seiner Geschichte von Sicilien (von Muratoru iq Scriptor. rerum Italic,, t, XIII, herausgegeben) umständlich beschreibt. Nikolaus Spe cialis, der zu Anfänge des vierzehnten Jahrhunderts schrieb, erzählt das Faktum mit eben denselben Umständen. Der erste, welcher von einer dem Johan» von Procida zu? geschriebene» Verschwörung redet, ist Franz Pipinorin neuerer Schriftsteller, den man im nennte» Bande von Nuratvri'S Werke findet,
i^o
202
Navarra. Arragonien.
Verlor« Eroberungen weniger günstigen Lage, fast gänzlich in !o74
seinem ersten mittelmäßigen Zustande blieb.
Das letztere Königreich kam durch die weiblichen
röao
Linien nach einander an verschiedene Hauser.
Bianca
von Navarra, Tochter Königs Sanchez VI, brachte cs
im I. 1254 an die Grafen von, Champagne.
Als, der
männliche Stamm dieses Hauses init Heinrich I, Kö nig von Navarra *), ausging, brachte cs scjne Tochscr
und Erbin, Johanna, nebst den Grafschaften Chayipagne
und Brie, an das Haus Frankreich. Philipp der Schöne, Gemahl dieser Prinzessin, und seine drei Söhne- Lud
wig der Zänker,
Philipp der Lange,
und Karl her
Schöne, waren Könige von Frankreich und Navgrra zu
gleich.
Endlich brachte die ,Königin Johanna 11, Toch
ter Ludwigs des Zänkers,
und Erbin von Navarra,
dieses Königreich an das Haus der Grafen von Evrcur,
rind überließ die Grafschaften Champagne und Brie an
Philipp von Valois,
Karls des Schönen Nachfolger
auf dem Französischen Throne *). Die Familie der Grafen von Bgreellona kam , im I.
ii57,
auf den Thron von Arragonien,
und
zwar durch die Vermahlung des Grafen Raymund-Be rengars IV mit Donna Petronilla, Tochter und Erbin
Ramiro's II, Königs von Arragonien ’). Der von sei nen Nachfolgern, welcher di« größten Vortheile über
i) Dieser König starb im I. 1274, ohne männliche Nach kommen zu hinterlassen.
3) Der hierüber zwischen Philipp von Valois und der Köni gin Jahanna n geschloffene Traktat ist vom Jahre i536. NI, s. Histoire des comtes de Champagne, t. II, p. 142. 5) Gesta oornitum Bavcinonensiam, in marca Imp., p. 549.
de
Mahca
Castilien.
2or
Reich der Almoraviben.
die Mohammedaner davon trug,
war Dow-Jakob I, Periode
mit dem Bcinahmen der Schlager,
der im I. i23o
die Balearischen Inseln, und im I. 1208 das König--
reich Valentin eroberte r).
Das vorzüglichste Glück bei den Unternehmungen
gegen die Mohammedaner war den Königen von Castilien Vorbehalten, deren Geschichte die reichste an
großen Begebenheiten ist.
Alphonö VI,
den Andre
Alphons I nennen, stand, als er Madrid und Toledo er
obert und sich, imJ. 1 85, das ganze Königreich Toledo
unterworfen hatte,
iin Begriff,
die Mohammedaner
aus Spanien zu vertreiben, als eine in Afrika vorge gangene Revolution diesen neue Kräfte gab und die
Fortschritte des Königs von Castilien hemmte«
Damals herrschten die Jeiriden, ein von Zein, Munad's Sohn, entsprossener Fürfienstamm, über den
Theil von Afrika, der aus dem e i gendlich e n Afrika
und dem Mogreb 3) bestand, den sie den Fatiniitischcn
Kalifen von Aegypten entrissen hatten.!
Um das Zahv
1061 versammelte Nun ein neuer Apostel und Eroberer,
Nahmens Abu-Bekr, Sohn Lmar'e, einige Arabische Stamme bei der Stadt Scgclmeffa, im jetzigen König
reiche Fes, und ließ sieh zum Emir - el-rtiumetiien,OÖft Befehlshaber der Gläubigen, ausrufen. Seine Anhanr ger nannten sich Morabethin, d. h. genauer an die
Religion Gebundene; woraus denn bei den Spa niern die Nahmen Almorawiden und Marabuts, 1) Gesta cpmitum Baicinonensium, x. 555. 3) Das eigentliche Afrika enthielt die Staaten Tripoli, Tu nis und Algier. 5) Mogreb, (bei Ander» MagraV,) d. i. das Aeußerste von Afrika, oder vom Occideut, sind das jetzige Kes und Ma rokko.
Reich der Almohadeu.
201
Vtriote entstanden sind.
Als dieser neue Eroberer Herr der
i74
Stadt Segelmessa war, breitete er sich im Mogreb, so
,3oQ
wie in dem eigentlichen Afrika, aus, und vertrieb nach
und nach die Jelriden aus diesen LandernSein Nachfolger Jusuf, Sohn Taschefins, vollendete diese
Eroberung; er bauete, im 1.1069, Marok, welches er dann zur Hauptstadt des Mogreb, und zum Sitze seines
neuen Reiches machte.
Dieser Fürst zog, im I. 1086,
' den Mohammedanern von Sevilla zu Hülfe,
schlug
den König von Castilicn in der Schlacht bei Badajoz, und bezwang, in den Jahren 1090 und 1091, die vor nehmsten Mohammedanischen Staaten in Spanien, als
Granada und Sevilla a). Das Reich der Almohaden wurde im zwölften
Jahrhundert durch eine andre Mohammedanische Sekte umgestürzt, welche man die Muahedin oder die Al mohaden, d. h. die llnitariek, nannte.
Der Stifter
derselben war ein neuer Fanatiker, Nahmens Abdalmu-
men.
Er trat in den Gebirgen von Sus, in Maure
tanien auf,
und nahm im Jahre 1120 den Titel:
Emir -el- Mumenin an, hüt deyl BeinahmeN Mahadi, d. h. Oberhaupt, Anführer, und Lenker der Gläubigen. Sobald er Herr von Marok, dem ganzen Mogreb und dem eigentlichen Afrika war3), unterjochte er auch die 1) Die IeMden besäße« auch Sieilien, woraus sie, um das Jahr 1091, von den Normannen, vertrieben wurde«.
3) Herbelot, Biblioth. oriental. voce: Morabethdh; und Deouiones, biet, des Huns, t, I, pari. I, p, 374; Cak» dünne» hist, de l’Afrique, t. II.
5) Eben dieser Fürst entriß den Normännern in den Jahren n5y und 1160, Tunis, Mahadia und Tripoli, deren sie sich bemächtiget hatten.
Reicb dir Almohaden. Mohammedanischen Staaten in Spanien.
206 Einer von ®erio»*
seinen Nachfolgern, Maser - Mohammed, hatte sogar den Plan,
auch das ganze christliche Spanien wieder zu
erobern. Die großen Anstalten, welche er zur Ausfüh
rung dieses Unternehmens traf, beunruhigten AlphonS
VII, König von Castilien, der sich nun mit den Köni gen von Arragonien und Navarra verbündete, und auch den Papst Jnnocenz III bewog, einen Kreuzzug gegen Die Heere
der
Europäer und bet' Afrikaner versammelten sich,
im
die Mohammedaner auszuschrciben.
Jahre 1212, an den Gränzen von Castilien und Anda lusien ; und nun lieferte man bei der Stadt Ubeda eine blutige Schlacht'),
durch welche die Almohaden so
geschwächt wurden, daß der Fall und die Zerstückelung
ihres Reiches die Folge davon war *). Zu der Zeit, da die Almohaden fielen, riß sich das
Mohammedanische Spanien aufs neue von Afrika los,,
und theilte sich in mehrere kleine Staaten, von denen
der vornehmste, und der einzige, welcher sich noch eitrige
1) Man nennt sie auch die Schlacht von las Navas de ToIota. Siehe Roderioo de Toledo , ramm in Hispania gestarum 1. VIII, cape 7 et se^u. Lugas Juden sis, 1. IV, p. iiu
a) Die Merlniden, ein von Merln entsprossene- FürstenHSnS, erhob sich tm Mogreb, seit m3. Es behauptete sich in Fe- und Marok-bi- *54;, wo die jetzt regierende FamUie, die Scherifs, welche von Mohammed, Haffan'S Sohne, abstammen, aus den Thron kam. Eine andre Dy nastie, die Abnh asfier, welche Addolnahed, Sohn Abuhafs, stiftete, machte sich zu Herren de- eigentlichen Afrika. Sie nahmen den Titel: Könige von Tunis, an, und wurde» durch die Lömanen vernichtet.
Portugal.
206
»ertöte Jahrhunderte hindurch erhielt, das Reich der Bcni107'4
»zo»
Nasaren, Könige von Granada, war. Ferdinand III, König von Castilicn und Leon., be
nutzte dieses Ereigniß, .neue Eroberungen von den Mo hammedanern zu machen. Er entriß ihnen, von 1.36 an, die Königreiche Cordova, Murcia und Sevilla,
und
schrankte sie auf das einzige Königreich Granada ein.
Bei Gelegenheit dieser Kriege gegen die Mohamme daner entstanden in Spanien mehrere militärisch-geist
liche Orden.
Sanchcz III, König von Castilicn, stif
tete um das Jahr 1158 den Orden von Calatrava, und gab ihm zum Unterscheidungszeichen ein rothes Kreuz, in Form von Lilien. Die Orden des Heil. Jakobus von Compostella und von Alcantara, wurden 1170 und 1176
durch Ferdinand II» König von Leon, gestiftet; jener hatte
zur Dekoration ein rothes Kreuz in Form von Schwer
tern, und dieser ein grünes, in Form von Lilien. Einen Theil deS.jktzigcn Portugal hatten die Kö
nige von Castilien und Leon von den Arabern erobert, und eine besondere Statthalterschaft, unter dem Nah
men Portocale, oder Portugal, daraus gemacht.
In
den Kriegen, welche die Casiilianer gegen die Moham
medaner führten, zeichnete sich ein Französischer Prinz,
Heinrich von Burgund, Enkel Roberts des Alten, Her zogs von Burgund, und Urenkel Roberts II, Königs
von Frankreich*'), durch seine Tapferkeit aus.
Alphons
VI, König von Castilien, wollte diesen Prinzen durch
Bande der Verwandtschaft.an sich fesseln; daher gab j) Die Abstammung des Grafen Heinrich, und seiner Nach folger auf dem Portugiesischen Throne, von den Capetiuger», hat zuerst Theodorb Godefkoy in seinem Tratte de l’origine des rois de Portugal bewiesen, welcher zu Paris hergusgekommen ist.
Portugal.
207
er ihm die Infantin Domra Theresia, seine Tochter *), P^ode zur Gemahlin, und ernannte ihn um das Jahr 1090 *)
zum Grafen von Portugal “).
Dieser Staat, welcher
damals bloß aus den Städten Porto, Braga, Miranda, Lamcgo, Viscu und Coimbra bestand, erhielt seine jetzige Gestalt unter Alphons I,
Heinrich.
Sohn des Grafen
Die Araber waren über den kriegerischen
Geist des jungen Alphons in großer Unruhe, und-hat-
ten ihn mit überlegenen Kräften angegriffen.
Dieser
Fürst ließ sich aber durch die Gefahr nicht schrecken, sondern belebte vielmehr den Muth seiner Truppen durch
eine himmlische Erscheinung, welche er vorgab, um sich,
im Beiseyn seines Heeres, Kraft des ausdrücklichen Be
fehls, den er von Christo erhalten zu haben versicherte*),
1) Die Spanischen und die Portugiesischen Schriftsteller strei ten mit einander über die eheliche oder uneheliche Geburt der Donna Theresia- Jene machen sie zur Tochter einer Concubine, Nahmens Ximena Nunnez.
») Gras Heinrich bekam Portugal Anfangs mit als Vasall des Königreiches Leon, wie das alle Spanische Schriftstel ler bezeugen, und wie es auch aus dem, zwischen ihm und dem Grafen Raymond von Gallicien geschlossenen, Traktat (in ö’Achery Spicileg. t. Iij, p. 418) erhellet. 3) Man findet in Joh. Caramvee Lobkowitz, Philippus prudens (prooeinium, p. 10) das Datum einer Urkunde, wor aus sich ergiebt, daß der Graf Heinrich schon 1094 im Be sitze von Portugal war-
4) Alphons rief nach seinem großen Siege über die Moham medaner die Bischöfe seines Reiches zusammen, und be zeugte eidlich, daß Jesus Christus ihm am Tage vor der Schlacht erschicuen sey, und ihm einen gewissen Sieg ver sprochen, dabei ihm aber auch befohlen habe, sich zum Kö nig auSrufen zu lassen, und die fünf Wunden Jesu, nebst den dreißig Silberlinge», für welche er den Juden verkauft worden sey, zum Wapen anzunehmen. M. s. die Urkun de hierüber in Lobkowitz, p. 114, und in Annxlcs Cistcrc. von Mawri^ubz , t. I, p. 4az,
,074
Portugal.
206
Periode zum König ausrufen zu lassen. ,07-t
Er rückte nun sogleich
auf den Feind los, und schlug ihn, ir>g, in den Ebcn2ZZ übergab der Papst Gregorius IX die Inquisi tion den Dominikanern, die nun ein bleibendes Tribunal daraus machten, vor das sie nicht bloß die der Ketzerei verdächtigen Personen citiren ließen, sondern auch Alle, welche der Zauberei, der Magie, der Hererei und des Iudenthnms beschuldigt wurden. Dies Tribunal hat meh rere Jahrhunderte hindurch in Toulouse und Carcassonne bestanden. Histoire du Languedoc, t. III, p. 596. 3) Dvminicus, Sub - Prior der Kirche von Osma in Spanien unternahm im I. 1206, gemeinschaftlich mit Diego d'Azebez, Bischof dieser Kirche, die Mission gegen die Ketzer in Languedoc. Der Papst Innocenz Hl setzte im I. 1208 für dieses Land eine immerwährende Mission von Predi gern nieder, zu deren Oberhaupt Dominicuß erklärt wurde. Dies veranlaßte den Orden der Prediger-Mönche, welcher im 3. 1216 von dem Papste HonoriuS in bestätigt wurde. Hist, du Languedoc, t. III, p. >4Z, 156, 276. 4) Mathilde war die Tochter König Heinrichs I, und Enke lin Wilhelms des Eroberer. Aus ihrer Ehe mit Gott fried Grafen von Anjou, Touraine und Maine, wurde König Heinrich H geboren.
Eroberung von Ireland.
21S
Herzogthum Normandie an diese Krone, ferner die Grafschäften Ansou, Touraine und Maine, nebst Guycnne, GaScogne und Poitou.
Er vermehrte sein Reich auch
mit Jreland, das er im Jahr 1172 unterjochte. Diese Insel, welche bisher noch niemand erobert
hatte, weder die Römer, noch die Barbaren, die Europa vom fünften Jahrhundert an verwüsteten *), war da
mals in fünf Haupt - Suveränetaten getheilt, nehmlich in Muster, Ulster, Connaught, Leinster und Meath,
deren verschiedene Oberhäupter sämmtlich den Königs
titel führten. Der von diesen Fürsten, welcher der Mo narch der Insel hieß, hatte weder Ansehen genug, die
innere Ruhe zu sichern, noch hinlängliche Macht, die Angriffe der äußeren Feinde mit glücklichem Erfolge zu rückzutreiben.
Dieser kraftlose Zustand erregte bei Hein
rich II das Verlangen, die Insel zu erobern.
Er ließ
sich von dem Papste Hadrian IV durch eine Bulle dazu autorisiren *), und verpflichtete sich förmlich, die Ire lander der Gerichtsbarkeit der Römischen Kirche zu un
terwerfen ’) und den Tribut des Heil. Petrus zu ent1) Ueber die Niederlassungen, welche die Normänner an de» Küsten dieser Insel gegründet hatten, s m. oben S. 74. s) Diese Bulle wurde im Jahre n55 ausgefertigt. Man findet sie in Matthaevs Paris , p. 95. r) Die Jreländcr hatten sich seit dem fünften Jahrhundert zum Christenthume bekehrt. Der Heil. Patrick war ihr erster Apostel. Die Geistlichkeit dieser Insel zeichnete sich frühzeitig durch Kenntnisse und Reinheit der Sitten a«S. Aus ihr kamen viele Missionarien, als St. Columdan, St. Gallus, St- Kilian u. s w., die sich mit der Be kehrung mehrerer Völker auf dem festen Lande von Euro pa beschäftigten. Das Primat des Papstes wurde in die ser Insel nicht eher anerkannt, als im I, uSa, auf dem Concilium von Drogheda. Damals bekamen die vier Erz bischöfe von Jreland das Pallium von dem Papste, und die Ehelosigkeit der Priester wurde auf der Insel eingeführt. Leland , histoire d’Irlandst. I, p. 15.
^4
Eroberung von Jreland.
216
Periode richten. Die Vertreibung Dcrmods, Königs von Leinst«', w7*4
der sich durch seinen Stolz und seine Tyrannei verhaßt Akinacht hatte, gab Heinrich II einen Vorwand, Trup pen nach dieser Insel zu schicken, um den vom Throne
gestoßenen König wieder in den Besitz seiner Staaten zu setzen ').
Da6 Glück der Englischen Feldherren,
und die Siege, welche sie über Roderich, König von Connaught, erfochten- der damals die Rolle des Mo-
yarchcn von Jreland spielte, bestimmten Heinrich If, im Jahre 1172 (zu Ende des Oktober) in Person einen
Kriegszug nach Jreland zu unternehmen. Die Provin
zen Leinster und Munster unterwarfen sich ihm. erbauete nun mehrere Vesten,
Er
ernannte einen Vice-
König, ingleichen Staats-und Justiz-Beamten, und verließ dann die Insel, noch ehe er die Eroberung der selben vollendet hatte a).
Der König Roderich unter
warf sich endlich im I. 1175 a);
doch die gänzliche
Eroberung JrelandS erfolgte erst unter der Regierung
der Königin Elisabeth.
Der Ungestüm und die Bedrückungen des Königs Johann ohne Land, Sohns von Heinrich II, verursach
ten seitdem eine Revolution in der Regierung von Eng
land.
Die Großen,
an deren Spitze der Erzbischof
von Canterbury stand, waren mißvergnügt, und ver schworen sich gegen den König. Vergebens faßte dieser, 1) Die ersten Englischen Feldherren gingen Im Jahre 1170 mit Derrnod nach dieser Insel über. M. s. Giraldvs Cambrensis de expugnatione Hiberniae, in Camdehe scriptores etc., p. 761.
s) Er schiffte sich am zweiten Ostertage H7Z wieder rin. Girai.dus , p. 978. 3) Dieser König behielt, nach seinem Traktate mit Hein rich H, die Obergewalt, und versprach nur Huldigung und Tribut. Roqerius Hovendenu» in Savilh script. p 646.
217
Magna cliarta.
um sich den Schutz dc6 Römischen Hofes zu erwerben, »?cio6« im I. i-i3 den Entschluß, sich, für England sowohl, als für Jrcland, zum Vasallen des Papstes zu erkla-
ren, und sich zu verpflichten, daß er, außer dem Tribut
des Heiligen Petrus, auch noch jährlich einen von tau send Mark Silber x) entrichten wollte.
Die Lehns
herren blieben bei ihrer Empörung, und nöthigten den
König,
ihnen im Jahre 1216 die Magna charta zu
überliefern, durch welche er für sich und seine Nachkom men dem Rechte entsagte, ohne Genehmigung des Ge meinen-Raths, oder des Parliamcnts, worin damals die Gemeinen (commons) noch nicht ausgenommen wa
ren, Subsidien zu fordern. Er erneuerte der Stadt Lon
don, so wie auch allen Städten und Flecken des Kö
nigreiches, ihre alten Freiheiten und das Recht, nie oh ne Vorwiffen und Genehmigung des Parliamentü mit Auslagen belastet werden zu können.
Durch diese Ur
kunde (Magna charta) wurde auch das Leben und das Eigenthum der Bürger gesichert, da eine Klausel darin
ausdrücklich festsetzte, daß Niemand anders verhaftet, in ein Gefängniß gebracht, seines Vermögens für ver lustig erklärt, oder seines Lebens beraubt werden könnte,
außer durch ein rechtliches Urtheil von Seinesgleichen *)
und den alten LandeSgcsetzen gemäß a).
Diese Urkunde
dient noch jetzt zur Grundlage der Englischen Verfas
sung,
welche ihre gegenwärtige Form unter der Re
gierung Heinrichs III, im Jahre 1225 bekam 4).
1) Rymer Acta Angl. t. I, pari. I, p. 57. Matth*eu» Paris, p. 256. Diese Vasallenschaft bestand noch unter dm Königen Heinrich in, Eduard 1, und Eduard n. 2) Daher die Jury, oder das Urtheil durch Geschworne. 3) Das heißt: die Angelsächsischen Gesetze, welche Wilhelm der Eroberer abgeschafft hatte. 4) M» s. Matthaeus Paris, p. 255 und 323.
,074
218
Das Land Wales (Wallis) hatte seit den ältesten
Verlade
1074
Eroberung des Landes Wale-.
Zeiten seine besondern Fürsten,
welche ihre Abkunft
von den alten brittischen Königen hcrleitetcn. Obgleich diese Fürsten Vasalle und den Königen von England
zinsbar waren,
so übten sie doch die Suveranetats-
Rechte in ihrem Lande aus. Lewelin, Fürst von Wales,
nahm die Parthei der Mißvergnügten unter der Regie
rung Heinrichs HI, und bot alle seine Kräfte auf, sich der Lehneherrschaft der Krone zu entziehen; Eduard I
bekriegte ihn aber,
und schlug ihn,
1282,
in einer
Schlacht, worin Lewelin auch blieb. David, Brudeer und
Nachfolger Lewelins, hatte ein noch traurigeres Schick sal. Er gerieth in Eduards Gefangenschaft, wurde zum Tode verurtheilt, und als ein Hochverräther hingerichtet.
Daö Land Wales ward nun, im Jahre 1280, mit der Krone vereinigt'); und da der König seinen ältesten Sohn, Eduard, zum Prinzen von Wales erklärte, so hat seit
dem
der jedesmalige älteste Sohn der Könige von
England immer diesen Titel geführt.
Die nordischen Königreiche zeigen uns wäh rend dieser Periode meistens nur einen Schauplatz voll
Gräuel und Blutvergießen. Der kriegerische, wilde Geist der nordischen Völker, und der Mangel an festen, unabän
derlichen Vorschriften über die Thronfolge ®), vermehr-
1) Thomas Wyk.es , et Annales Waverlejenses, in Gals, t* II, p. 128» 235,236, Knyghton, in Twysden, p 2463. 2) In Dänemark wurde die Krone in dem regierenden Hause durch Wahlen ertheilt, eben so in Norwegen, wo ein som derbares Herkommen auch die natürlichen Söhne nicht von dem Throne ausschloß und ihnen das Recht ließ, ihre Ab kunft von dem königlichen Hause durch die Feuerprobe zu erhärten, wodurch denn die Anzahl der Bastarde vermehrt, und Betrüger in der Usurpation des Thrones begünstigt wurden.
Der Norde«.
ten die Hactionen,
219
ermunterten die Kühnen, begün-Periode
fügten Unruhen und Bürgerkriege.
Uebertriebene und
abergläubische Frömmigkeit überhäufte die Geistlichen mit Gütern, und vermehrte dadurch die Uebel noch, von
teilen diese Königreiche gequält wurden.
Die Bischöfe
und die neuen Metropoliten x), welche sich auf Kosten der Kron-Domänen bereichert hatten, und stolz auf ihre festen Schlösser und ihre Macht waren, herrschten in den
Versammlungen der Stände und im Senate *), amd
ließen keine Gelegenheit vorbei, Eingriffe in die könig liche Autorität zu thun: sie erzwangen die Einführung
des Zehnten 3) und der geistlichen Immunität, wodurch sie die Gewalt der Priester immer mehr befestigten. 1) Die Gewalt der Geistlichen im Norden vermehrte sich
durch die Einführung der Erzbisthümer beträchtlich. Das Erzbisthum Lunden in Schonen wurde von dem Römischen Hofe im I. iio4z auf Verlangen der Könige von Dauer mark, gestiftet. Bald nachher bekam auch Norwegen seinen besondern Erzbischof, zu dessen Sitze, im I. 1152, Drontheim bestimmt wurde. Der Ursprung des ErzbisthumS Upsal In Schweden fallt in das Jahr n63. Pontopfidan, Amiales ecdesiae Danicae, t. I, p z4z, 376 und 3y5. Diese hohen Geistlichen gewannen in sehr kurzer Zeit so großen Einfluß, M er bei den Königen nothwendig Besorgniß verursachen mußte. Der Erzbischof von Drontheim hatte den Hauptantheil bei der Wahl der Könige. Der König Sverker, welcher die Ehrsucht dieses Prälaten be zähmen wollte, wurde von den Päpsten Cölestin III und Jnnocenz in (ugr und 1198) in Bann gethan und abge setzt. Torfaei hist. lerum Norwegiearum, pari, I\T. lib. I, cap. 8 et seq.
2) Die Zulassung der Bischöfe in die Reichsräthe der drei Königreiche trug viel dazu bei, die Autorität diestr Collegien, zum Nachtheile der Reichs - oder der allgemeinen Stande, zu vergrößern. 5) Dre Einführung des Zehnten fand im ganzen Norden starken Widerstand, und wurde daselbst nicht eher als zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts allgemein angenom-
220
Dänemark; dessen Eroberungen.
Bei diesen inneren Uruhcn und Erschütterungen,
»ttutt
1074
kann es nicht befremden, daß die nordischen Völker
»2oo
ihren starken Hang zu Seestrcifercien, der sic viele Jahr hunderte hindurch in steter Unruhe erhalten hatte, nach
und nach aufgaben J). Indeß, einige Könige von Däne
mark warfen sich aufs neue zu Eroberern auf, sobald sie die Ruhe in ihren Staaten wieder hergcstellt hatten.
Die Slavischen Völker, welche damals die Küsten
des Baltischen Meeres bewohnten, trieben, nach dem Beispiele der alten Normänner, Seeräuberei, und hörten nicht auf, die Dänischen Provinzen und Inseln zu plün
dern und zu verwüsten.
Waldemar I, der diesen Räu
bereien ein Ende machen wollte und nach der Ehre
strebte, Völker zum Christcnthume zu bekehren, an de nen alle Bemühungen der Deutschen gescheitert waren,
griff sie zu wiederholten Malen mit furchtbaren Flotten
an.
Er eroberte und zerstörte mehrere von ihren Städ
ten, als Arcona und Carenz auf der Insel Rügen *),
men. Botin, Geschichte der Schwedischen Na tion, S. 269. (Sannt wurde in Dänemark vorzüglich des halb um« Leben gebracht, weil er hatte den Zehnten einsühren wollen. Pontopridah , Annal. eccles, Danicae, t. I, p. 423, zZ2, 728. 1) Ich nehme Sigurd i. König von Norwegen, au«, der im I. 1107, an der Spitze eines Heeres von 10,000 Mann, und einer Flotte von sechzig Segeln, einen Kreuzzug nach dem heiligen Lande machte. Im Vorbeigehen nahm er (1108) den Mauren Compostella in Gallicien weg, auch Cintra, Alcazar und Lissabon in Portugal, ingleichen die Inseln Formentera, Uvi?a und Majorca. Im folgenden Jahre segelte er nach Palästina, wo er dem Könige Balduin die Stadt Sidon erobern half. Endlich, im Jahre' 1110, kehrte er in sein Reich zurück. Snorre Sturleson. Heimskringla, palt. 21 , cap. 3 et Scq. TorfAet histor, Norweg., part. III, 1. VIII, cap* i et scqu,
2) Im I. 1168. Helmoldi Chron, Slav., 1. II, cap. 12.
Dänemark; dessen Eroberungen.
221
Julin (das jetzige Wollin) und Stettin, zwei Hafen in »ertöte " c jV Pommern '). Die Fürsten von Rügen ergaben sich ihm lo7i als zinspflichtige Vasallen^), und ihm schreibt man auch die erste Gründung der Stadt Danzig zu3).
Canut VI, Sohn und Nachfolger Waldemars I, trat in die Fußstapfcn stincs Vaters:
er brachte die
Fürsten von Pommern 4) und Mecklenburg s), inglei chen die Grafen von Schwerin s),
unter seine Ober
herrschaft, bemächtigte sich der Städte Hamburg und Lübeck, und unterwarf sich ganz Holstein, dessen alte
Grafen er vertrieb 7).
Waldemar II nahm den Titel:
König der Sla
ven und Herr von Nordalbingen an8);
er vermehrte
die Eroberungen seiner Vorgänger mit Lauenburg 9), einem Theile von Preussen *°), mit Esthland und der Damals wurde das Götzenbild der Rügen, Svantewit, vernichtet. 1) Juli« wurde 1176, und Stettin im folgenden Jahre ein genommen.
g) Helmoldvs, ibid. Petri Olai excerpta ex historia Daniae.in Langer ex, script, rerum Danic,, t, II, p. a36,240. 3) Um das Jahr I>65. Pontoppidan, gesta et veatigia Da norum, t. III, p. 388. Es war Anfangs nur eine Veste, welche die Dänen, unter dem Nahmen Danskwyk, d. h. Veste der Dänen, erbaueten. Waldemar H eroberte diese Veste im I. 1212 von den Pommerschen Fürsten wieder, und behielt sie bis zum Jahre 1227.
4) Im I. ii83. 5) Um 1186. 6) Jrn I. 1201. 7) Arnold. Lubec, , I, VI, cap. 15. 8) Idem 1. VI, c. 17. 9) Im 3. I2o3. 10) Nehmlich mit Klein - Pommern, oder Pomerellen und Samland, welches er im Jahre 1210 eroberte, Chrom-
von vetus, in Langerek, t. II, p. 178.
Nach Pon-
toppitan (Annal, eeclci. Danieee, t. I, p.625) streue-
J^g, Als die alte« Fürste« von Rüge«, welche Vasallen der Könige von Dänemark wäre«, im I. 1835 ausstarbe«, kam dieses Fürstenthum an die Herzoge von Pommern, dix nun aufhörten, de« Königen von Dänemark wegen desselben z« huldigen. M. s. indeß Mio ha Bin Antiyiit. Pemeraaiae, 1, HI, $, 347.
Schwede»; dessen Eroberungen.
-24
cheriode den doch auch Eroberungen. Sie wurden dazu Theils /V4 durch den Geist jener Zeiten aufgemuntert, der zu i3oo
Kreuzzügen und bewaffneten Missionen antricb, Theils auch durch die Begierde, sich für die Räubereien zu rä
welche die Finnen und andre nordische Heiden
chen,
von Zeit zu Zeit an den Küsten von Schweden verüb
ten.
Erich der Heilige wurde um daö Jahr
Apostel und Eroberer von Finnland zugleich *).
1167
Er
legte auch eine Schwedische Colonic in Nyland an, und eroberte
die
Provinzen Hälsingland und Jämtland.
Karl s), SwerkcrL Sohn, vereinigte das Königreich
Gothland mit Schweden, und war der Erste, der den Titel von diesen beiden Königreichen führte. Erich, mit
dem Beinahmen Läspe, der Lispelnde, fing die Bekehrun
gen durch das Schwert wieder an, und eroberte, unter die
sem Vorwande, um das Jahr 12 ,8, das östliche Both-
nien und Tawasiland 3). Der König Birger, aus dem Hause der Folkunger 4),
welcher im I. i25o auf
den Schwedischen Thron kam, gebrauchte eben den Vor
wand, um sich Karelien uns Savolar zu unterwerfen, und befestigte (1295) die Stadt Wiborg.
Er zwang
die Einwohner dieser Länder, das Christenthum anzu nehmen,
j) Ornhiaelm, historia Sueonum Gothorumqiie ecclesiast. lib. IV, cap. 4. p. 462. Israeli« Eklandi vita. S. Erici, cnm Scbefferi notis, cap. 6, 7, 8- Erich, dieser Wvhltbäter der Geistlichkeit, wurde nach seinem Lod kanonisier, und mehrere Jahrhunderte hindurch als der Haupt-Patron von Schweden angesehen. 2) Dieser Karl war der erste König von Schwede» deS Nah mens, «nd Karl Xil «.eigentlich^ der sechste. 5) Dali», Schwedische Geschichte, Th. n, S. 167. Botin, y. 205. 4) Diese Dynastie hatte ihren Nahmen von Folke Frlbvte r, ihrem ersten Stifter.
Preußen.
225
Nehmen, und schlug ihre Besitzungen zu Finnland x). »etio»
Diese Eroberungen, und die Seeunternchmungen, welche die Könige von Schweden zu verschiedenen Zeiten gegen die Heiden in Esthland machten a), dienten ih
nen zur Entschuldigung, sich deN Kreuzzügen im Orient zu entziehen, an denen sie niemals Theil nahmen. Bis zum zehnten Jahrhundert erwähnt die Ge
schichte der Preußen und ihres Landes gar nicht3). Der Verfasser von dem Leben des H. Adalbert, Bischofs
von Prag, der unter der Regierung Otto's III in Preus
se als Märtyrer starb, ist der erste, der ein Volk dieses Nahmens nennt4).
Da diese barbarische und wilde
Nation nicht aufhörte, Einfälle in die Gränz-Provinzen von Polen zu machen,
so rief Conrad, Herzog von
Masovien, aus dem Hause der Piasten, weil er zu schwach war, sie abzuwehren, die Deutschen Ritter zu Hülfe;
1) Erioi OiÄi histor. Suecor. 1. III, p. ZZ. 2) Der erste Kreuzzug der Schweden in Esthland fallt in ble Regierungszeit Karls, Sverkers Sohns, und in das Jahr 1164. 3) Die Römischen Schriftsteller, als Tacitus, und eben so die Schriftsteller des Mittelalters vor dem zehnten Jahr hunderts begriffen, wie es scheint- die Preußen, sowie alle Völker an den Küsten des Baltischen Meeres, ost wärts von der Weichsel, mit unter dem allgemeinen Nah men derEsthlander, Aestyi, d. h. Ost - oder Morgen länder, welchen Nahmen ihnen wahrscheinlich die Deut schen gegeben hatten. Man leitet den Nahmen Preus sen gemeiniglich von den Slavischen Worte po, bei und Russt, die Russen ab. Dieser Etymologie zufolge, hätten die Preußen ihren Nahmen davon bekommen, daß sie bei den Russen wohnten. Andere haben diesen Nahmen von dem Flusse Ruß herleiten wollen, der einen Arm der Memel im Königreiche Preußen ausmacht. Dem zufolge waren denn die Preußens Uferbewohner der Nuß. Hart« knogh de rebus prussicis. 4) Acta Sanctor. unter dem a3e April, cap. 6. Koch- Revolutionen I«
[ 15]
Erobenmg von PreuKeu durch dl»
236
S'ttote und um sich den Schutz und Beistand des Ordens auf 1^4 immer zu sichern, schenkte er demselben in den Jahren 1226 und i25o das Gebiet von Culm, und verspraeh den Rittern im Voraus alles Land, daö sie von den Hei den in Preußen erobern würden x) Da Kaiser Frie drich II diesen Vertrag bestätigte, so kamen die Ritter im Jahre 1230, um ihr neues Gebiet in Besitz zu nehmen. Sie erweiterten dies allmählich durch ganz Preußen, nachdem sie einen langen und mörderischen Krieg gegen die Heiden in diesem Lande geführt hat ten. Preußen wurde nach und nach durch zahlreiche Deutsche Colonieen bevölkert, und kam nicht eher unter die Herrschaft des Ordens, alö bis ein großer Theil der alten Einwohner vertilgt war. Die Ritter befestigten in diesem Lande ihre Herrschaft und das Christenthum, erbauetcn darin Städte und Festungen, und stifteten Diöthümer und Klöster. Zu der Stadt Marienburg, an der Nogat, dem nachmaligen Hauptsitze des Ordens, wurde im Jahre 1280 der Grund gelegt. Im Jahre 1285 vollendete der Orden die Erobe rung von Preußen durch die Unterjochung von Sudau en °), der legten von den elf Provinzen, welche das alte Preußen außmachten. ES ist kaum zu begreifen, wie eine Hand voll Ritter ein kriegerisches und mächti ges Volk, welches FreiheitSliebe und Fanatismus zur wüthigsten und hartnäckigsten Vertheidigung antrieben, in so kurzer Ieit hat unterjochen können. Man muß indeß nicht vergessen, daß die Jndulgenzen deö Römi schen HofeS unaufhörlich eine Menge von Kreuzfahrern 1) Petri
de
Dusbürg thron. Prossia* pari, II, cap. K
S) Idem pari. III, tap, 3x2, 21-,
Deutsche» Ritter. Lieflaad.
227
uus allen ProviNzen)des Deutschen Reiches nach Preu- geriet« ßen hin trieben, und daß die Ritter sie durch Verthcilung ^X der Ländereien gewannen, welche sie den besiegten Völkern entrissen. So ergänzten sic ihre Heere ohne Un terlaß durch neue Eolonieen von Kreuzfahrern, und der Adel eilte in Menge nach Preußen, um dort Besitzungen zu erlangen I). Die Erweiterung des Handels im Baltischen Meere, wahrend des zwölften Jahrhunderts, veranlaßte, daß die Deutschen die Küsten von Liestand entdeckten. Einige Kaufleute aus Bremen, die nach Wisby in Gothland, einem damals sehr stark besuchten Hafen des Baltischen Meeres, segeln wollten, wurden durch einen Sturm an die Küste verschlagen, wo der Fluß Düna sich in daS Meer ergießt *). Der Reiz des Gewinnes bewog sie, sich in eine Verbindung mit den Eingebornen deS Lan des einzulaffen; und da sie einem Handelszweige, der sehr einträglich werden konnte, Festigkeit zu geben wünsch ten, so suchten sie die christliche Religion in Liefland einzuführen. Ein Mönch auö Segeberg in Holstein Nahmens Meinhard, unternahm diese Bekehrung. Er war (um daS Jahr i > 92) der erste Bischof von Lief land, und nahm seinen Wohnsitz in dem Schlosse 1) Histoire de l’ordte Ter.tonique, t. T, p, 26s. Der größ
te Theil deS jetzigen Adels itti eigentlichen Preußen stammt aus Deutschland her, und schon zn Hartknochs Zeiten wa ren nur noch wenige edle Familien von Alt-Preußischer Abkunft übrig. Man rechnete zu diesen die Familien Lesgewang, Perband, Parthey«, Malgedein, Brarein, Kalnein. S. Hamkhoch, in notis «d Dusburg, p. S97.
a) Chron. Livofticum vetus, hekausgcgebe» V0N I. Da niel Gruber. Dieser Schriftsteller beweist, daß das Jahr 1158 die wahre Epoche der Entdeekung von Lieft land ist.
_tie.
Liefland.
228
V«ri»d« Urkül, welches er befestigte.
Berthold, sein Nachfol-
,074 gcr, wünschte die Ausbreitung des Christenthums zu beschleunigen, und den Gefahren zu entgehen, denen sein Bekchrungsgeschaft ihn aussctzte; daher bewog er dett
Papst, einen Kreuzzug gegen die Liven, oder Licflander, auözuschreiben.
Er starb mit den Waffen in der Hand,
und hatte sie gegen ein Volk geführt, das er bekehr ren wollte! Die Priester wurden nun ermordet, oder aus Liefland verjagt.
Doch bald rückte ein neues Heer
von Kreuzfahrern in dieses Land, und zwar unter Anführung deS dritten Bischofs, Albert. Dieser bauete im
Jahr 1200 die Stadt Riga,
und machte sie zu dem
Sitze seines BiSthums, welches in der Folge zu einem
ErzbiSthum und zur Metropole von ganz Preussen und Liefland erhoben wurde. Eben derselbe Bischof stiftete, im I. 1201, den Orden der Schwertritter, und trat demselben den dritten Theil der Eroberungen ab,
welche er so eben gemacht hatte.
Dieser Orden wurde
im I. 120 4 von dem Papst Jnnocenz III bestätigt;
da er aber nicht stark genug war, sich gegen die An, griffe der Heiden in Liefland halten zu können, so be schloß er im I. 1287, sich mit dem Deutschen Orden
zu vereinigen •*). Der letztere ernannte nun Feldherren itt
Liefland, unter dem Nahmen: He er meister.
ihre Vereinigung
wurden
beide
Durch
Orden so mächtig,
daß sie nach und nach ganz Preußen, Liefland, Cur-
1) Die Bulle, durch welche Papst Gregvrius IX, im 1.1287, diese Vereinigung bestätigte, findet man in Ghubeäi chronicon Livoniae, p. 674. M. f. auch Dusburo , chro». Prussiae, pari. III, cap. 2g. Die Liefländlschen Kitter trugen seitdem das schwarze Kreuz auf einem weißen Man tel, und gaben sich de» Nahmen: Kreuzbrüder, den sie im I. i38i mit dem Nahmenr Kreuzherren, per, tauschten,
M » g o l e «. land *) und Semgallen 2) eroberten.
229 Dies bewirkten »erfett
sie aber nur dadurch, daß sie die Einwohner — unter
dem Vorwande, sie bekehren zu wollen — einer harten Sklaverei unterwarfen 3),
Ehe wir von Rußland und den östlichen Ländern Europa'ö überhaupt reden, müssen wir uns nothwen
dig bei den Mogolen verweilen, deren Eroberungen und Verheerungen sich im dreizehnten Jahrhundert, tief aus dem nördlichen Asien her, über Rußland und einen
großen Theil des übrigen Europa erstreckten.
DaS
ursprüngliche Vaterland dieser Ration waren eben die
Gegenden, welche sie noch heut zu Tage bewohnt, und welche nördlich von der großen Chinesischen Mauer, zwi
schen der Ost-Tatarei und der jetzigen Bucharei, liegen» Man verwechselt sie gemeiniglich mit den Tataren, von denen sie sich doch sowohl durch körperliche Be schaffenheit, als durch Sitten, Religion und Staats
verfassung sehr wesentlich unterscheiden 4). Diese Na-
i) Ganz Curlaud ließ sich taufen, und machte sich (>-Z &*e eigentlichen Mogolen.
Die letztem, die von
den Oelöt durch daö Gebirge Altai getrennt werden, stehen jetzt unter Chinesischer Herrschaft.
Die Mogolen, welche man heut zu Tage in un serm Europa kaum noch kennt, verdanken ihren Ruhm
dem Genie eines einzigen Mannes,
Dschings-Khan.
des berühmten
Dieser außerordentliche Mann,
der eigentlich Temudschin, ober, nach Pallas, Dä» mutsch in hieß, wurde um das Jahr n63 der christ»
liehen Zeitrechnung geboren, und war Anfangs nur daS Oberhaupt einer besondern Mogolischcn Horde, die sich
an den Ufern der Flüsse Onon und Kcrlon aufhielt. Seine ersten Unternehmungen richtete er gegen andre
Horden der Mungalei, und zwang sie, seine Herrschaft
anzuerkennen. Dieser glückliche Erfolg machte ihn kühn, und er kam nun auf den seltsamen Gedanken, die ganze
Erde zu erobern. In dieser Absicht rief er (1206) alle Oberhäupter
der Mogolischen Horden und die Befehlshaber seiner Heere, an die Quelle des Flusses Onon zusammen. In
dieser Versammlung trat ein angeblicher Jnspirirter (Chodscha) auf, den das Volk als einen heiligen Mann goltN: Sunt oxnnes, quos quidem videre mihi cpntU git, Eluti Monealique vultu illiberali, oculis pusil« lis, quales sunt caecutientium, quamvis ijli satis acu* tum cernant, genis tuberosis, naso introrsns acto, eminentibus foednm in moreni binis foranrinibus, barba vel nulla vel rarissima, cervicibus opimis, latis humeris, membris compactis firmisque; putares ab alio quodam satorc generis huniani, non illo, quem sacrae Christianorum literae commendant, progen i tos» Gerte figura talis est, quae homini, in ter Europaeoe pato, noh deformis videre nequeat.
Dschlugks-Kha» whb Eroberer,
23t
betrachtete, und erklärte: eS wäre der Wille Gottes, Wertete daß Lcmudschin über die ganze yrrot herrschen,
daß
l01\
alle Völker sich ihm unterwerfen, und daß er künftig
xj*o
den Titel:
DschingiS-, oder Dschinkis-Khan,
führen sollte').
Dieser neue Eroberer unterjochte in kurzer Zeit zwei
große Tatarische Reiche, von denen das eine, das Reich der Rutsche-Tataren, welches auch das Reich Kin genannt wird, die ganze Ost - Latarei, und den nördli
chen Theil von China umfaßte, das andre aber, Kara-. K hat ar, oder das Reich der Kara -Khitanen, sich über
die westliche Tatarei erstreckte und seinen Sitz zu Kasch gar in der Bucharei hatte.
Hierauf griff er die Sul-
*) Nach Abulgasi, Khan von Chowaresmien, oder Chavorism, einem Abkömmling des Mogolischen Eroberers, und Verfasser einer genealogischen Geschichte der Tata ren oder Mogole«, bedeutet tin oder tgin, in der Mogokischen Sprache: groß, «nd kt$ ist das Zeichen des Sm perlativS, so daß DsMngis - Khan den größten Khan, oder Kaiser, bedeute« würde. Der P. Gaudil hin gegen, von dem wir eine interessante, auS Chinesische« Nachrichten gezogene Hiltoire de la Dynastie des lVIongous haben, versichert: einer, von jeher ununterbrochenen, Tradition der Mvgolen zufolge, sey dieser neue Rahme von dem Geschrei eines außerordentlichen «nd göttlichen WogelS hergenommen, der während der erwähnten Ver sammlung (Kurillaj) auf einem Baume gesessen und die Sylben Tschingkis, oder Tschingkisse» gerufen habe. Man nahm diesen Rahmen, als ein vom Himmel gesand tes, günstige- Omen an, «nd legte ihn dem neuen Ero berer bei. Diese Ableitung wird durch die Autorität ei ner Mogolischen Handschrift bestätigt, woraus PiallaS, in dem schon erwähnte« Werke, Auszüge mittheilt. Auch Visdelou , in feiner Bibliotheque orientale p. 150, sagt: er hab» eS so von den Mogole» erzählen hören. WaS den Titel Khan, Kha - hhan, betrifft, dessen sich die Mogolischea «nd Tatarischen Völker bedient haben, «m da durch den suveränen Herrn oder Monarchen zu bezeichnen;
23?
DschingiS-Khan's Charakter. Dessen Thronfolger,
Perkode tane von Chovaresmien an, welche Turkestan, das Land 107'4
jenseits des Lrus (Transorania), Chovaresmien oder
»5ov
Chovaresm, Khorasan und ganz Persien, von Derbent
an bis nach Irak-Arabi und nach Indien hin,
be
herrschten. Diese mächtige Monarchie stürzte DschingiS, Khan in sechs Feldzügen; und während dieses Krieges
thaten die Mogolen ihren ersten Einfall in Rußland, als sie, unter Anführung deS Tuschi, ältesten SohneS
des DschingiS - Khan,,
gegen die Kaptschaker '),
nordwärts vom Kaspischen Meere, zogen^
DschingiS starb, als er sich noch ganz Tangut uns
terworfen hatte, 1227, im fünf und sechzigsten Jahre seines Alters.
Man bemerkt an ihm die Züge eineS
großen Mannes, der dazu geboren ist, Andern zu ge
bieten; seine seltnen Eigenschaften wurden aber durch seinen wilden Charakter verdunkelt, dem es eine Freud war, zu morden, zu plündern und zu verwüsten.
Di-
Menschheit schaudert bei dem Anblick der unerhörten Gräuel, welcher dieser Barbar verübte, dessen Grund
satz es war, alles, waö ihm nur den mindesten Wider, stand leistete, ohne Barmherzigkeit zu vertilgen.
Die Nachfolger des Mogolischcn Eroberers traten
in seine Fußstapfen ; sie vollendeten die Eroberung von ganz China z), stürzten das Kalifat von Bagdad um9),
so schreibt man die Einführung desselben einem Suyeräa der Awaren, Nahmens Tulun, im Jahr Chr, 4on, zu, Deovignes, bist, generale des Iluns, t, I, yai't 2, 337, x) M. s Mitten, S. 137, Note a. a) Kublax - Khan vernichtete, im Jahre ,279, das Reich der Song, oder Su m, welches den ganzen Süden von China umfaßte; und jetzt kam ganz China zum ersten Mal unter eine fremde Herrschaft. Gaubil, histoire de la Dynastie des Mengous, p, igg. S) Die Kalifen von Bagdad, vor denen Asien, Afrika und
Umfang des Mogolische» Resche-.
233
und machten sich die^Seldschukischcn Sultane von Jeo- ^etiox nium zinsbar ').
Oktar - Khan, unmittelbarer Nach-
folger des Dfchmgis, schickte, im Jahr 1255, aus dem
Jnnerstey von China zwei mächtige Heere aus ; das eine
gegen Corea, an der östlichen Gränze von China; und
das andre gegen die Völker,
welche im Norden und
Nordwesten des Kaspischen Meeres wohnten.
Das letz
tere^ besten vornehmste Befehlshaber Gajuk, Oktar'S Sohn, und Vatu, ältester Sohn Tuschi's, und Enkel
Dschingis-Khan'S, waren, drang, nachdem es fich ganz
Kaptschack unterworfen hatte, im Jahre -1287, auch in Rußland ein, uud eroberte dasselbe»
Von dort ver
breitete es sich in Polen , Schlesien, Mahren, Ungarn,
und bis zu den Küsten des Adriatischen Meeres, wobei e,s die Städte einäscherte, die Felder verwüstete, allenthal
ben Schrecken verbreitete und mordete,
Europa zitterte
bei dem Anblick dieser Barbaren, die, wie cs schien,
um die ganze Erde zu beherrschen,
alles zerstören
wollten. Unter Kublai 2), dem Enkel des DschingiS,
zu
Ende des dreizehnten Jahrhunderts, stand das Reich
der Mogolen auf dem höchsten Gipfel der Macht.
ES
erstreckte sich damals. In die Breite, von dem Chinesischen
Meere und von Indien bis tief in Sibirien, und in die Europa gezittert hatten, waren mit ihrer Herrschaft auf Irak >Arabi eingeschränkt, als sie von den Mogolen, unter der Regierung des Mangu-Khan, im Jahr der Hegira 656 (I. Chr. is58) vernichtet wurden. 1) Dies geschah unter dem Sultan Kar-Khosru H, der sich, a>S ihn die Mogolen gänzlich geschlagen hatten, in einem Traktate, her im Jahre der Hegira 641 »r iv», des, z. B.dcs Auges, der Nase, der Junge u. s. m. >). 107’4
Diese Gesetze wurden auf den Reichstagen oder in den all-
lSoo
gemeinen Versammlungen bekannt gemacht, welche aus dem Könige, den hohen Kron - Beamten, den Repräsen tanten der Geistlichkeit, und den freien Bannern bestan
den. Alle Theile der vollziehenden Gewalt gehörten übri gens den Königen, die auch nach ihrer Wiilkühr Krieg und Frieden beschlossen; und die Grafen, oder Statthal ter £cr Provinzen, machten keinen Anspruch auf eigen
thümliche oder erbliche Gewalt a).
Unter einer so kraftvollen Regierung erweiterten die Könige von Ungarn die Gränzen ihres Reiches durch die Eroberung von Sclavonien
Croatien und Dal
matien *); auch das Königreich Rama oder Bosnien kam zu eben der Zeit unter ihre Herrschaft 5). So er1) Werboegz, Corpus juris hungar. t. II, p. 14 et 26. 2) Otto Frisingensis de gestis Frid. I, lib I, c. Zi. Eben dieser Schriftsteller, welcher im zwölften Jahrhundert leb te, mertt an, daß die Ungarn im Sommer und Herbste noch, unter Zelten lebtey; daß man in ihrem Königreiche nur wenige von Holz und Scenen gebauete Hauser fand; daß die Vornehmen, wenn sie sich an den Hof begabenihre Stühle dahin bringen ließen, und daß Jemand, der
M Winter seine Nachbarn besuchen wollte, dasselbe that. 3) Sclavonien wurde von dem Könige Ladislaw im Jahre
107 erobert. 4) Die Eroberung vvrt Kroatien schreibt sich aus den Re gierungen der Könige Ladislaw und Coloman her, und fällt in die Jahre 1091 und 1102; die Städte in Dal matien würden im 3. 1103 den Venetianern durch Er oberung'entrissen. Lucius de regno Dahnatiae, 1. Hf, cap. 5. Thomas Archidiaconus , historia Salonitana, cap, 17 in SchwanDtäeri script., t. III, p. 556. Der Einbruch in Dalmatien wurde die Quelle von Kriegen zwischen den Königen von Ungarn und der Republik Ve nedig; und erst seit dem fünfzehnten Jahrhundert gelang eS den Venetianern, sich im Besitze von Dalmatien zu behaupten.
5)
Katona historia critica regum Hungariae, t. III. p. 17^
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Ungarn; dessen barbarischer Zustand.
Eroberten sie auch Sefvien, Bulgarien und das Russische v-riod -
Fürstcnthum Halitsch oder Galizien, und vermehrten ihren Titel mit den Nahmen dieser Lander x). Alle diese Eroberungen gaben Veranlassung zu einem Miß
brauche, der für Ungarn verderblich wurde.
Die Kö-
«ige maßten sich das Recht an, über die ncueroberten Provinzen zu Gunsten ihrer jüngeren Söhne zu verfü
gen, denen sie dieselben, unter den Nahmen Herzogthümer, und mit Hohcitsrechten, überließen *).
Die
letzter» machten sich dies zu nutze, den Staat zu be
unruhigen und Bürgerkriege zu erregen. Der König Andreas II ist durch eine Revolution
merkwürdig, welche bei seiner Zeit in der Regierung
erfolgte.
Er hatte im I. 1217 einen Zug nach dem
heiligen Lande unternommen, wozu er außerordentliche, zu Grunde richtende, Ausgaben machte.
Die Großen
benutzten seine Abwesenheit, ihre Gewalt zu vergrößern und sowohl di« Domänen, als die Einkünfte der Krone an sich zu reißen.
Alle Theile der Staatsverwaltung
gxriethen in Verdcrbniß, und der König strengte sich
nach feiner Rückkehr vergebens an, den Unordnungen
in seinem Reiche, und der Erschöpfung seiner Finanzen
abzuhelfen.
Er faßte endlich, im I. 1222, den Ent
schluß, einen allgemeinen Reichstag zusammen zu rufen, dessen Resultat das berühmte Dekret, oder die goldne
Bulle war, diese Grundlage der fehlerhaften Constitu1) Päät an na les regum Hungariae, t. I, p. 17g et 204, Codex Nicon. , k. II, p. Zlo, 540, 346» Paema lierald, regn! Hungariae specimen, p. 68, 71. In den Jahren
12.8 und 1220 eroberten die Russischen Kürsten Halitsch wieder. 2) So gab der König Bela H, Coloman's Nachfolger, sei nem jüngeren Sohne Ladislaw das Herzogthum Bos nien. Phzu thesaurus anecdotojr,, t, V, pari. I. p. 355.
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Revolution'in btt Regierung von Ungarn.
Periode nach welcher Ungarn nqch hcutzuTage regiert wirb. Die 1074
Güter der Geistlichkeit würben dadurch von allen Steu-
iZoo
ern und von Beherbergung der Kriegsleute befreiet. Der
Adel kam in erblichen Besitz der königlichen Güter, die Einzelnen aus seiner Mitte, zur Belohnung für ihre Dien,
sie, ertheilt worden waren; er wurde der Verpflichtung, auf eigne Kosten und außerhalb Landes Kriegesdienstc zu
leisten, entledigt, und man bewilligte ihm daö Recht
fich zu widersetzen, im Falle, daß der König einen oder
den andern Artikel dieses Dekrets überträte ').
König
Andreas II war cs auch, der imJ. i2a4 den Sachsen oder Deutschen in Siebenbürgen, welche König Geysa
II dahin berufen hatte2), große Privilegien und Frei» Heiken ertheilte 3).
Im Jahre ia4i., unter der Regierung König Bcla's IV, wurde Ungarn auf einmal durch ein Heer von
Mogolen überschwemmt, welches mehrere Anführer hat te, unter denen Vatu, Tuschi's Sohn, und Gajuk, Sohn des großen Khans Okta'i, die vorzüglichsten wa
ren.
Die Ungarn, welche jetzt in vollkommner Sorg
losigkeit lebten, und sich der Weichlichkeit überließen, hatten nicht daran gedacht, theidigung zu sorgen.
bei Zeiten für ihre Ver
Sie versammelten sich endlich
unter den Fahnen ihres Königs, und schlugen an den Ufern deö Sajo ganz nachlässig ihr Lager auf. Hierin wurden sie aber von den Mogolen überfallen, die ein
schreckliches Blutbad unter ihnen anrichteten. Der Prinz Coloman, Bruder des Königs, wurde in dem Handge-
1) W ehboe.cz , Corpus Juris hung. t. II, p. Z8. Palma, notitia Huiigariae, edit. de 1786, t. I, p, 601 mit) 641. 2) Die Urkunde hierüber findet man in Beskoe, Trantilvania, t, I, p. 429. 3) Um das 3* ll42« Benkoe, ibid., p* 459.
Einbruch der Mogolen.
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yrenge gctödtet, und der König selbst rettete sich nur mit »"«»d»
Mühe und Noth nach Trau in Dalmatien.
Gan; Uns
gärn stand jetzt dem Eroberer offen, der. sich nun mit
seinen siegreichen Waffen auch in Sclavonien, Croqticn, Dalmatien, Bosnien, Scrvicn und Bulgarien verbrei tete, und seine Wildheit allenthalben durch, das Blut
-er Völker befriedigte,
das er in Strömen vergoß.
Diese Barbaren schienen Willens zu seyn, sich ganz in Ungarn fcstzusctzen, als nach Verlauf von drei Jahren
die Nachricht von dem Tode des großen Khans Oktar, und von seines Sohnes Gajuk Erhebung auf den Chi nesischen Thron, sie bewog, ihre Eroberungen zu ver
lassen, und mit unermeßlicher Beute nach dem Orient
und nach China zurück zu ziehen *).
Auf die Nachricht
hiervon, verließ König Beta IV seinen Zufluchtsort. Als er wieder in Ungarn angekommen war, versam melte er die Ucberreste seines Volkes, das Theils in
den Waldern herum irrte, Theils sich in den Bergen versteckt hielt.
Er ließ die Städte aus ihrer Asche wie
der hervorgchcn, berief neue Coloniccn aus Croatien,
Böhmen, Mahren und Sachsen, und gab einem Staate, der von den Mogolen, so zu sagen, vernichtet war, all mählich das Leben wieder.
Das GricchischeKaiserthum näherte sich sei nem Untergänge immer mehr. Es wurde im Osten oft durch die Seldschukischen Türken angefallen, von der
Donau her durch die Ungarn, Bulgaren und Cumaner *)
1) Thomas Ahohidiaconus Spalaunus, ein gleichzeitiger Schriftsteller, in Historia Salonitana, cap. 37 et seq, Palma notitia Hangar., p. 265. L) Die Cumaner waren die Poiowzer der Russen, und die Kapkschaker oder Türken der Orientalen. Nach mehrere» Veränderungen ihres Wohnsitzes ließ sich eine ihrer Colvnieen jn einem Theile des alten Dacirns, der jetzigen
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Das Griechische Kaiserthmn.
Qttitvt beunruhigt, und überdies durch Faktionen und innere So konnte es denn seinen Feinden,
1074
Kriege zerrissen.
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deren ohne Unterlaß neue auftraten, nur schwachen Widerstand leisten, als es sich auf einmal, durch die
Wirkungen des vierten Kreuzzuges,
mit gänzlicher
Vernichtung bedrohet sah. Der Kaiser Isaak Angelus war im 1.1196 durch
seinen Bruder Alexius III vom Throne gestoßen worden,
und dieser hatte ihn blenden lassen.
Jsaak's Sohn,
der gleichfalls Alexius hieß, fandMittel, sich zu rettens «r kam im Jahre 1203 nach Venedig, und flchete dis Kreuzfahrer um Hülfe an,
deren Truppen sich da»
malö in den Gegenden bei dieser Stadt versammelten) um dann, auf Schiffen der Republik, nach dem heil. Lande zu segeln.
Der Prinz Alexius erbot sich,
die
Kreuzfahrer für die Kosten zu entschädigen, welche sie
auf eine Unternehmung zu seinem Vortheile verwen den würden; auch machte er ihnen Hoffnung auf die
Vereinigung beider Kirchen, und auf beträchtliche Bei« hülfe an Geld und Truppen,
des heiligen Landes.
zur Wiedereroberung
Die Kreuzfahrer gaben seinen
dringenden Bitten nach, und segelten, anstatt gerade zu nach Syrien, nach Constantinopel, belagerten die
se Stadt, verjagten den Usurpator, setzten den Kaiser
Isaak wieder auf den Thron,
sind bestimmten ihm
seinen Sohn Alexius zum Gehülfen '). Moldau, nieder, welche von ihnen den Nahme» Cumanien erhielt. Päat, annales vetcr. Hung., part. JIJ, 1. II, p. 587. Paz-ma , notitia rerum Hungaricaruin, p. 34, Kroß und Klein - Cumanieu, in Ungarn, erhielten ihren Nahmen von verschiedenen Eumanische» Colonien, welch» in dieses Königreich gerufen wurden. l) N'icktae Choniatab Alexius Comnenus, 1. HI, cap. g, Geoferoy db ViLLEHARDoutN, de la con^ugte de Coe» ttantinople, chap, 55, 56, 45 et »uiv.
Aalfttthnm der Lateiner.
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Kaum hatten d/c Kreuzfahrer Constantinopel ver-- »erio». lassen, alö daselbst eine neueRevolution ausbrach. Ale- 1O74 ^ius, mit dem Beinahmen Murzuphlus, erregte einen ™00 Aufstand, setzte sich vermittelst desselben auf den Thron, Und ließ die Kaiser Isaak und AleriuS ermorden. Die' Kreuzfahrer geriethcn über die Zerstörung ihres Werkes in Wuth, kehrten mitten auf ihrem Wege wieder um< belagerten Constantinopel aufs neue, eroberten es mit' stürmender Hand, ließen den Usurpator tödten, und be schlossen, Balduin, Grafen von Flandern, einen auS ihrer Mitte, zum Kaiser zu ernennen *). Diese Begeben heit, wodurch das GriechischeKaiserthum an die Lateiner kam, geschah im 1.120 k Auf sie folgte bald die Ver einigung beider Kirchen, die indeß weder allgemein, noch Son Dauer war, und mit der Herrschaft der Lateiner über Constantinopel wieder aufhörte. Die Kreuzfahrer theilten sich nun in die Provinzen des Griechischen Reiches, sowohl die, deren sie sich schott bemächtigt, als die, welche sie noch zu erobern hatten *). Der größte Theil von den Sccküsten am Adriatischcn Meerbusen, denen von Griechenland, vom Archipelagus, von Propontis und vom Pontus EUrinus, die cykladischcn und sporadischen Inseln, desgleichen die In seln im Adriatischen Meere, wurden der Republik Ve nedig zuerkannt. Bonifatius, Marquis von Montser rat, Hauptanführer des Kreuzzuges, bekam zu seinem 1) Nicetae Constantinopolitanus Status, cap. 6, Ville» hardouin, chap. 136. Auf Balduin folgte sein Bruder Hein rich; und auf diesen, Peter von Courtenay, sein Schwa ger, Enkel Ludwigs VI, Königs von Frankreich. Peter von Courtenay hinterließ zwei Söhne, Robert und Bal duin 11, welche nach einander in Constantinopel regierten, urb die letzten Lateinischen Kaiser waren. 2) Diesen Theilungs - Traktat giebt Mvbatoäi, scxipt, r Kaiscp von Nicaa, unternahm die Belage-