Gemählde der Revolutionen in Europa: Band 1 [2. Aufl., Reprint 2021] 9783112509883, 9783112509876


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Gemählde der Revolutionen in Europa: Band 1 [2. Aufl., Reprint 2021]
 9783112509883, 9783112509876

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Gemählde der

Revolutionen in Europa, seit hem Umstürze des Römischen KaiserthumS im Occidenk, bis auf unsre Zeiten. Mit einer Einleitung in die Geschichte, chronologischen und genealogischen Tabellen, Landkarten und einem vollständigen Register. Von

Christoph Wilhelm Koch, Mitglied

des

Tribunals

und

der

Ehrenlegion,

Corresponbenten

deS

National-Instituts.

Ans dem Französischen übersetzt von

I.

Sander.

Erster Band. 3 w e i t e

11 u flöge._________

Mit einer Vor rede von Friedrich Buchholz.

Berlin, 1826. In der Sanderschen Buchhandlung.

Vorrede zu -er Uebersetzung.

^[ufgeforbert, meine Meinung über das nachste­

hende Gemählde der Revolutionen in Eu­ ropa öffentlich zu sagen, gerathe ich nur in so fern in Verlegenheit, als ich nicht gern zum Lob­ redner werden möchte, und doch nicht umhin *kann, diesem Werke die größten Lobsprüche zu machen. Denn von allen Compendien oder Handbüchern der Europäischen Staatengeschichte scheint mir die­ ses bei weitem das vorzüglichste zu seyn. Ich kenne wenigstens keine, in welchem das beweglich« Ge­ mählde der Schicksale Europa'« seit dem Umstürze des Römischen Reiches vollständiger und concisee dargestellt wäre; keins, in welchem die Vertheiiung von Licht und Schatten mehr anzöge; keins, in welchem, ohn« den Dingen irgend etwas von ih­ rer Gewalt zu nehmen, den Personen mehr Ge­ rechtigkeit widerführe; keins, in welchem der jedes­ malige Culturgrad bestimmter angegeben wäre, und Koch- Revol. Vorrede

Vorrede z« der Uebersetzung.

ii

die spatere.Begebenheit sicherer au6 der früheren folgte; keins, in welchem man von größeren Ahnun­

gen über die Bestimmung des Menschengeschlechtes

ergriffen würde; keins endlich, in welchem sich ein

reinerer Geschmack mit einer gründlichern Gelehr­ samkeit vereinigte, um das Protokoll unserer Ent­ wickelung — denn was soll die Geschichte anders seyn? —

bis zu der Periode hin zu führen, in

welcher wir gegenwärtig befangen sind, und deren Ausgang,

wie groß auch die Leiden des Augen­

blicks seyn mögen, uns in Beziehung auf daö Ganze

nicht problematisch seyn kann.

Mit Einem Worte:

das Gemählde der Revolutionen in Eu­

ropa ist die Frucht eines langen Studiums, einer gereiften Urtheilskraft, eines durch die Begebenhei­

ten gebildeten Geistes,

eines wahrhaft philosophi­

schen Kopfes. Wie wünschenswerth ist es, baß dieses vortreff­

liche Werk dazu beitrage, schichte

in

Deutschland

Reiz zu geben!

dem Studium der Ge­ einen

unwiderstehlichen

Nur allzu sehr haben wir dies

Studium bisher vernachlässigt, und nur allzu hart

sind wir dafür bestraft worden; denn, anstatt uns durch dies Studium zu Meistern der Bege­ benheiten zu machen,

sind wir, durch eine un­

verantwortliche Vernachlässigung desselben, dahin ge­ bracht worden,

daß wir uns ihnen mit dem Ver­

lust unserer politischen Freiheit unterordnen muß-

Vorrede ju der Uebersehü«-.

ui

seh. Wir wollten uns lieber in den Jrrsälen einer

ewig unfruchtbaren Metaphysik, Hainen der Geschichte befinden;

als in den Lust« und unser größtes

Unglück war, daß wir in der Erkenntniß des All­ gemeinen und Ewigen Fortschritte machen zu kön­

indem wir den sicheren Boden der

nen glaubten,

Geschichte verließen.

abstrahiren,

Was kann denn der Philosoph

wenn eö ihm für seine Abstraktionen

an einem Gegenstände fehlt, von welchem sie ge­ macht werden können! — Was ich hier sage, wird

Vielen neu klingen;

aller Wahrheiten.

und doch ist es die einfachste

Ich füge hinzu, daß wir nicht

eher eine zuverlässige Philosophie haben werden, als

bis wir die Geschichte aufs förmlichste zu ihrer Grundlage gemacht haben.

Jene Kluft,

welche

noch immer zwischen Theorie und Praxis befe­ stigt ist,

kann allein hierdurch ausgefüllt werden,

und das Philosophiren, das bisher nur die Beschäf­

tigung einiger Wenigen war,

wird die allgemeine

Angelegenheit für alle Die seyn, welche mit eini­

ger Sicherheit in das staatsbürgerliche Leben ein­

greifen wollen.

Erschlaffung,

Bisher auf der Einen Seite jene die dem

von

allen

allgemeinen

Ideen getrennten Mechanismus eigen ist, und auf der andern jene Ueberfpannung, welche alle mit Willkühr schaffende Geister charakterisirtr — waö

konnte daraus Gutes hervorgehen?

Tritt die Ge­

schichte zwischen diesen beiden Gattungen von Köp-

IV

Vorred« r» der «ebersetzuns.

fen in die Mitte, so wird eher eine Vereinigung

derselben möglich seyn, und der im Pragmatismus

Befangene sich eben so wenig über die allzu weit getriebenen Forderungen des Metaphysikers,

als

Dieser sich über die Schlaffheit und Unerregbarkeit

Jenes beklagen.

Ich wenigstens kenne kein besse­

res Vereinigungsmittel; und— kehre jetzt zu dem

vor mir liegenden Werke zurück. Weit entfernt von der Einbildung, daß ich das

Mindeste dazu beitragen könnte,

einem so herrli­

chen Produkt eine schnellere und allgemeinere Ver­

breitung zu verschaffen, merkung machen,

will ich nur noch die Be­

daß es für alle Diejenigen da

ist, die auf solide Bildung Anspruch machen.

Ein

vorzüglicher Kopf hat darin zu Denen gesprochen, die auch vorzüglich werden wollen. Der allgemeine

Sinn des Werkes ist: „Studiert Geschichte, damit ihr mit den Gesetzen verttaut werdet,

welche den

Begebenheiten zum Grunde liegen,

und in dieser

Kenntniß alle die Ruhe gewinnt,

die zu einem

sichern Handeln im Leben eben so nothwendig ist,

als zu einem standhaften Ertragen der Leiden, die

ihr dem Unverstände Anderer verdankt. “ Das Ge­ schenk ist gemacht.

Mit einem unbefangenen Sinne

kann man nicht verfehlen, eS anzunehmen; und je

allgemeiner die Annahme ist, desto herrlicher werden die Früchte seyn, die eS zu bringen bestimmt ist. Ich sollte nun noch etwas zum Vortheil der

Vorrede zu der Uebersetzun-. Übersetzung sagen.

V

Allein bedarf es hier einer

Anpreisung? Der Verfasser derselben ist dem Pu­ blikum aus früheren Arbeiten bekannt, die, indem sie eben so treu als geschmackvoll waren, den Bei­

fall, mit welchem sie ausgenommen wurden, ver­

dienten.

Die allerflüchtigste Ansicht wird die Ueber­

zeugung gewähren, daß mein Freund, Herr San­ der, mit Lust und Liebe gearbeitet hak.

Berlin, den 14. No». 1807,

Friedrich Buchholz.

Vorrede beS Verfassers.

VI »ran.

Vorrede des Verfassers. L^aS Werk, vorlegt,

welches man dem Publikum hier

ist ein Abriß der allgemeinen und beson­

dern Revolutionen, die sich seit der großen Revo­

lution im fünften Jahrhundert, durch welche dem

abendländischen Römischen Reiche ein Ende gemacht wurde, in Europa ereignet haben.

Er kann zum

Elementarbuche für Diejenigen dienen,

welche diö

Revolutionen, wodurch dje Form der Staaten ver­

ändert und der gegenwärtige gesellschaftliche

und

politische Zustand herbei geführt worden ist, in ei­

nem allgemeinen Gemählde von geringem Umfang­

übersehen wollen. Ohne eine vorläufige Kenntniß von diesen Re­ volutionen im Ganzen, kann man weder die Ge­

schichte seines Vaterlandes mit Nutzen studieren, noch den Einfluß begreifen, den die verschiedenen,

aus den Trümmern des alten Römischen Reiche­

gebildeten, Staaten auf einander gehabt haben.

Vorrede des VersasserS.

vii

Diese Staaten, welche durch ihre topische Lage, durch Uebereinstimmung ihrer Religion, ihrer Spra,

chen und ihrer Sitten einander nahe waren, kamen mit der Zeit in Verhältnisse eines wechselseitigen

Interesse, die ihre Fortschritte in der Civilisirung, int Handel und in der Industrie immer starker be* fordern mußten. Mehrere von ihnen, welche sogar die Rolle er-«

obernder und, vorherrschender Mächte gespielt hat­

ten, erstreckten sich mit ihren Gesehen, ihren Kün­ sten und ihren Staatsanordnungen in bürgerliche»» und Militär-Sachen weit über die Gränzen ihrer

Herrschaft hinaus. Dieser gegenseitige Einfluß der Staaten und ihrer Revolutionen, und die Veränderungen im po­

litischen System, welche Europa im Verlauf dieser Jahrhunderte erfahren hat, müssen in einem allge­ meinen Gemählde, wie es der Gegenstand des vor­

liegenden Versuches ist, dargcstellt werden. Der Verfasser hat darin sein Gemählde der

Revolutionen im Mittelalter^) umgearbei, tet, und die verschiedenen Perioden bald erweitert,

bald zusammengezogcn. Als er es jetzt bis zu den neue, ren Zeiten fortführte, glaubte er, bei der Französischen

Revolution stehen bleiben zu müssen, da ihre zahl­

reichen Resultate noch zu ungewiß sind, als daß sie in diesem Gemählde dargestellt werden könnten. *) Tableau des revolutions du moyen age* Lausanne, 1790,

VIII

Vorrede des Verfassers. Das Werk ist in acht Zeitperioden getheilt, den

wichtigsten Revolutionen zufolge, die nach einander den politischen Zustand von Europa umgeschaffen

haben.

An der Spitze jeder Periode findet man die Schilderung,

entweder einer großen Revolution,

oder derjenigen Macht, die wahrend dieser Periode

die Rolle der vorherrschenden spieltet

Da wir uns also bloß auf die Revolutionen in Europa einschränken, so haben wir die in Asien und im Orient nur in so fern mit ausgenommen,

als sie unmittelbaren Einfluß

auf daS Schicksal

von Europa hatten.

Da wir ferner erwogen, daß der unterscheiden­ de Charakter des Geschichtschreibers Wahrheit

ist,

und daß die Zeugnisse eines Schriftstellers,

der nicht selbst Augenzeuge bei den Begebenheiten war, nicht ganz allein Vertrauen einfloßen können r

so haben wir e6 uns zum Gesetze gemacht,

unsre

Führer und die vorzüglichsten Gewährsmänner für jedes Jahrhundert und jedes Land sorgfältig zu cl«

tuen, dabei aber die Wahl unter diesen Gewährst

männern nicht anders, Kritik, zu treffen.

ser Werk

als mit Beleuchtung der

Ohne diese Vorsicht würde un­

kein Hülfsmittel

für Diejenigen seyn,

welche sich eine g rü n d liche Kenntniß der Geschich­

te zu erwerben wünschen.

Diesen zum Besten, hat man an die Spihe des

Vorrede des Verfassers.

IX

gegenwärtigen Gemähldes Such eine Einleitung gestellt, worin man über die Geschichte, und ihre Hülfswissenschaften— Erdbeschreibung, Genealogie und

Zeitrechnung — allgemeine Begriffe

giebt.

Auf diese vorläufigen Kenntnisse folgt ein flüchti« ger Entwurf der alten Geschichte, bis zu den Ein­

brüchen der Barbaren im fünften Jahrhundert, wo dieser Versuch — mit den neuen Staaten, welche

damals in Europa entstanden — eigentlich an fängt.

Da es unumgänglich nöthig ist, mit dem Stu­ dium der Geschichte auch das Studium der Zeit­ rechnung zu verbinden,

so hielt es der Verfasser

für seine Pflicht, chronologischeTabellen bei­

zufügen, welche die Zeitpunkte der Revolutionen — der allgemeinen sowohl als der besondern —, des

Ursprunges, der Fortschritte und des Falles derKaiserthümer, Königreiche und Republiken angeben. Nur dadurch, daß man sich die wichtigsten Epochen merkt,

wird Man dahin kommen, Ordnung in seine Ideen

zu bringen, einen Fähen für die großen Begebenhei­ ten zu haben, und sich bestimmte Punkte festzuseHen, welche zum Lenken des Urtheils dienen können. Nicht minder nothwendig war es,

genealo­

gische Tabellen über die vornehmsten Fürsten, Häuser beizufügen, welche die Europäischen Throns

seit dem fünften Jahrhaundert, bis auf unsre Zei­

ten, in Besitz gehabt haben.

Man hat aus diesen

Tabellen alles weggelassen, was fabelhaft ist, oder

X

Vorrede de- Verfassers.

sich bloß auf Vermuthungen gründet, und sie da­

her erst mit der eigentlichen historischen Zeit an­ gefangen.

So sind denn nur die Fürsten darin

ausgenommen worden, von denen man weiß, daß

sie wirklich regiert haben, und die, welche darin stehen müssen, um die Abstammung zu zeigen; und damit die regierenden Fürsten — besonders in

denen Jahrhunderten, wo die meisten Europäischen

Staaten noch keine feste und bleibende Thronfolge

hatten — nicht mit den andern verwechselt wer­

den können, ist die Reihe derselben sorgfältig durch' eine Folge von Arabischen Ziffern, und, wenn meh­

rere zugleich regierten, zeichnet worden;

mit derselben Ziffer be­

wobei man auch das Jahr ihres

Regierungsantrittes und ihres Todes,

die Grad-

der Verwandtschaft zwischen ihnen, und die Bezie­

hungen Einer Linie auf die andre, sorgfältig ange­ geben hat.

Die geographischen Karten, nebst den bei­

gefügten Erklärungen,

werden dazu dienen,

die

vier ersten Abschnitte dieses Gemähldes zu er­ läutern; und gerade diese zeigen die größten Veranderung in

gethan,

der Topographie.

Man hat alles

diese Karten so genau und sauber stechen

zu lassen, als es das kleine Format,

zu welchem

man sich genöthigt sah, erlaubte ®).

•) Hier folgen im Original noch kurze Notizen über die beige-' fügten fünf Karten. Diese Notizen verspätt der Uebersetzee

Vorrede des Verfassers.

Xl

Die fünfte von diesen Karten zeigt Europa wie es um die Mitte des elften Jahrhunderts war,

wo Deutschland als angesehen werden niuß.

die überwiegende Macht Dies, seitdem in Verfall

gerathene und an seinen Gränzen nach und nach geschmälerte Reich, erhielt sich dennoch, ungeachtet seiner Schwäche, selbst mit Zustimmung der uotr

liegenden Mächte,

welche es zum Gewähreleister

ihrer Freiheit und ihrer Unabhängigkeit machten. Erst zu unsern Zeiten, feit der gänzlichen Theilung der alten Republik Polen, und der völligen Auf­

lösung des Deutschen Meiches, wird das politische

System und die Geographie von Europa eine gänzli­

che Revolution erfahren,

und dieser Welktheil eine

völlig neue Gestalt bekommen.

Endlich ist, um diesen Versuch noch belehrender zu machen und jungen Lesern das Studium des­ selben zu erleichtern, am Ende ein mit Sorgfalt

angefertigtes Register,

und ein Verzeichniß

her in dem Werke ritirten Schriftsteller angehängt worden.

bis zur Erklärung der Karten, Welche dem dritte« Danr de «»gehängt wird. Dies darf er um so unbedenklicher thu», da dieUebersetzung einige Karte« mehr habe« wird, als daS Original, «nd es doch unschicklich wäre, einen Au» satz in die Vorrede des Verfassers einzuschaltcu.



Nachschrift des UebersetzerS und Verlegers. ir-uru

Nachschrift des UeberseßerS und Verlegers.

füer Unterzeichnete glaubt, noch einige Worte über

die Deutsche Bearbeitung des vorliegenden Werkes sa­ gen zu dürfen, ja, sagen zu müssen. DaS Original, welches unter dem Titel: Tableau des revolutions de l’Europe etc, 5 tom. Paris, 1807, herausgckommcn ist, wurde ihm im August dieses JahreS bekannt, folglich zu einer Zeit, da er, wie jeder gute Bürger des Preußischen Staates, über das unglückli­ che Schicksal seines Vaterlandes trauerte. ES zerstreue-

te Anfangs seine trüben Gedanken, und zog ihn, je weiter er laö, um sy starker an; vorzüglich dadurch, daß der Verfasser mit wahrhaft philosophischem Geiste einen Gesichtspunkt genommen hat, aus dem er das ganze weite Feld der Geschichte, wie mit Einem Bli­ cke, übersieht: wodurch denn sein Buch gewissermaßen zu einem Kunstwerke geworden ist, wie unter den historischen Handbüchern, so viel der Unterzeichnete weiß, noch keinS eristirt.

Da her Ucbersetzer selbst vor längerer Zeit in der

ersten Klasse einer Gelchrtenschule in der Geschichte unter­ richtet, und sie, die wahre Quelle der Menschenkcnntniß, nie gänzlich vernachlässigt hat: so hätte er vielleicht seinem eigenen Urtheile trauen dürfen; er that daS aber nicht, sondern befragte seine Freunde Johannes von Mül­ ler und Friedrich Buchholz um das ihrige. Beide stimmten darin überein, daß dieses Werk Deutsche Gründ­

lichkeit und Französischen Geschmack mit philosophischem

Nachschrift besUeberfetzers «ndDerlegers. XIH Geiste verbinde, und vor hundert andern Büchern über­ setzt zu werden verdiene. Keiner von Beiden wollte sich aber zu Anmerkungen, welche die erste Ankündi­

gung deS Verlegers versprochen hatte, verstehen, „weil sie bei diesem Werke überflüßig wären." — AlS Uebersetzer, sagt daß er daS Bewußtseyn hat, Sorgfalt gearbeitet zu haben. gütig genug, eS ihm als ein

der Unterzeichnete nur-

nicht ohne Fleiß und Vielleicht ist man auch kleines Verdienst anzu­

rechnen, daß er—auf Becks, BüschingS, GattererS, Petav's, SchlözerS, Spittlers, und

andre bewahrte Autoritäten — manchen Nahmen be­

richtigt, und hin und wieder kleine, in Parenthesen eingeschloffcne, erläuternde Zusätze gemacht hat. Er ist übrigens für die Auflösung einiger Zweifel dem

edlen Johannes v. Müller und dem königlichen Bibliothekar Herrn D. Biester dankbar verbunden. Als Verleger, glaubt er folgende Rechenschaft oblegen zu müssen. Die drei Bände des Originals find von sehr ungleicher Stärke.

Diesem Ucbelstande,

meinte er, abhelfen zu müssen; und so entschloß er sich, die genealogischen Tabellen dem zweiten, schwächsten, Bande anzuhängen. Er ließ diese mit Lateinischer Schrift drucken, weil es darin dreierlei,

steh von einander hinlänglich unterscheidende,

Typen

giebt, die hier wesentlich nöthig waren; da hingegen — seitdem bessere Buchdruckereien die völlig Go­ thische, sogenannte Schwabacher - Schrift mit Recht fast gänzlich abgeschafft haben — nur noch daS Dehnen der Wörter zum Unterscheiden übrig bleibt. Die Karten des Originals sind von den geschickten

Künstlern Herrn Mare und Herrn Jättnig so sau­ ber nachgestochen worden, daß der Unterzeichnete dreist behaupten darf, ste übertreffen in manchem Stü­ cke die Französischen.

Da er — und vielleicht nicht

XIV Nachschrift des Übersetzers undlLetlegers. ohne Grund — der Meinung war, daß zu noch größer

rcr Brauchbarkeit deS Buches ein Paar Karten mehr erforderlich waren; so trug er kein Bedenken, die da­ zu nöthigen Kosten aufjuwcnden. Besonders hofft er

für die Karte von Mittel-Asien,

welche ein

sehr verdienter und ausgezeichnet geschickter K. Preußi­ scher Lfficier, der Premier-Leutenant Herr v. Lertör, Professor bei der Berlinischen Artillerie - Akademie,

mit Sorgfalt gezeichnet hat, einigen Beifall zu ver­ dienen, da, ohne sie, dem Leser die Geschichte der

Hunnen und M o g o l e n, folglich auch der Russen rc. nicht vollkommen deutlich werden kann. Ueber die Elemente, aus denen diese Karte zusammengetragen worden ist, giebt der Unterzeichnete in dem dritten und letzten Bande, welcher unfehlbar im Januar 1808 herauSkommen wird, die gehörige Rechenschaft.

Die Bildnisse, welche die Titel verzieren, hat das Original nicht. Der Grund, warum der Verleger ge­ rade diese Bildnisse wählte, fallt in die Augen: G r egoriuS VII; dann Christoph Colon (Columbus),

Gutenberg und Luther; und endlich Peter I, Friedrich JI und Franklin, haben unstreitig, vor allen zu ihren Zeiten lebenden Mannern, den größ­ ten Einfluß auf Europa, vorzüglich auf die Europäi­ sche GeisteSwelt, gehabt. Noch darf der Unterzeichnete wohl erwähnen, daß

in Deutschland das Original des vorliegenden Werkes

für 10 Thaler verkauft nzird, daß aber die Ueber# sctzung, ob sie gleich mehr Karten hat und durch die schon genannten Bildnisse verziert ist, nur die Hälfte dieser Summe kostet.

Berlin, den 22. N»v. 1807.

I. D. Sander.

Gemählde der

Revolutionen in Europa. Erster Band.

L'histoire ett l’e'cole des princes} c’est A eux de t'instruirB des sautes des siecles passes , pour les eviter > et paur apprendre gu'il saut se fermer un Systeme et le suivro pied ä pied, et gut celui gui a le mieux calcule so. con* duite, est le seid gut puisse Vemporter sur ceux gut agis* ttnt mains conseguemment gue lui♦ Frsderic II,

Einleitung in die Geschichte. i.

Nutzen der Geschichte.

M Recht betrachtet man die Geschichte als eine Art

von Philosophie, welche durch Beispiele lehrt,

wie man

sich in allen Lagen des Privat- und des öffentlichen Le­ bens betragen müsse. Der menschliche Geist ist ja so schwach, daß abstrakte

oder allgemeine Ideen ihm nicht einleuchten und ihm oft

dunkel oder zweifelhaft scheinen, wenn sie nicht durch die

Erfahrung und durch das, was er Andern begegnen sieht, erläutert und bestätigt werden. Erfahrung, die aus der Geschichte geschöpft ist, vermehrt unsere eigne Erfahrung mit den Erfahrungen

andrer Menschen und andrer Jahrhunderte;

daß wir den Vorurthcilen entsagen,

sie macht,

die wir durch unsre

Erziehung fast annehmen müssen, und die unsere eigne

Erfahrung, da sie oft eben so beschränkt ist, wie unsere Erziehung, gewöhnlich verstärkt, anstatt sie zu vernichten.

„Das nicht wissen, was vor uns geschehen ist,"

sagt Cicero *), „ heißt immer ein Kind bleiben.

Was ist

denn das Leben des Menschen, wenn man die gegenwär­ tige Zeis nicht mit dem Andenken an die vergangenen Jahr­ hunderte verbindet!"

I) Cicero in Orat., cap. Z-j.. Nescire, quid antea quam natus sis, acciderit, id est, semper esse puerum. Quid enim est aetas hominis, nisi memoria rerum nostramm cum superiorum aetate contexitur ? Kochs Einleitung.

4

Quellen der Geschichte.

t.

Sitten und die

Begriffe oder

Ideen

des

Erdwinkels,

den er bewohnt, einzig und allein vernünftig sind. dem Menschen so

natürliche,

Eigenliebe

unterhalt

Die, dies

Vorurtheil, und macht, daß er die andern Nationen ge­ ring schätzt.

Nur durch ein fortgesetztes Studium der

Geschichte, und dadurch, daß man sich mit den Staats­

anordnungen, den Gebrauchen und Gewohnheiten der ver­

schiedenen Jahrhunderte und Lander vertraut macht, lernt

man die Weisheit, die Tugend schätzen, und düs Talent allenthalben aufsuchen,

wo es sich findet.

Wenn wir

dann sehen, daß -in allen den unaufhörlichen Revolutionen, welche die Form der Staaten andern, nichts Neues in

der Welt geschieht, kommen wir dahin, uns vor jener übermäßigen Bewunderung, jenem blinden Anstaunen zu hüten,

welches fast immer das sicherste Kennzeichen von

Unwissenheit oder Schwache des Geistes ist z).

2.

Quellen der Geschichte.

Der Hauptcharakter der Geschichte ist Wahrheit.

Um diese zu finden,

muß man die Zeugnisse der Ge­ schichte mit der Fackel einer verständigen Kritik beleuch­

ten.

I.

Diese Zeugnisse sind von zweierlei Art:

Oeffcntliche Verhandlungen und

Denk­

mähler, nehmlich Medaillen, Inschriften, Trak­

taten , Urkunden, Diplome, und überhaupt alle, unter 'öffentlicher Autorität abgcfaßte, oder bekannt

gemachte Schriften. II. Privat -Schriftsteller, oder Geschichtschreiber, welche entweder Zeitgenossen der von ihnen geschil­

derten Periode gewesen sind, oder auch erst später gelebt und geschrieben haben.

i) Man s. Lord Bolingbroke'ö Brief« über das Studium der Geschichte.

3. Kritik der Geschichte.

Z.

5

Otitis der Geschichte.

Oeffentliche Verhandlungen und Denkmähler sind der

stärkste Beweis, haben kann;

den

man von historischen Wahrheiten

da cs aber in den verschiedenen Jahrhun­

derten Leute gegeben hat,

welche falsche Akten und Di­

plome erdichtet haben, so muß man sich,

ehe man von

einer Urkunde Gebrauch macht, vorher überzeugen, daß

sie weder untergeschoben, noch verfälscht ist Die Kunst,

alte Diplome zu beurtheilen und die

wahren von den falschen zu untci-scheiden, heißt die Di­

plomatik^); so wie man die Kunst, echte Münzen von

falschen zu unterscheiden, die Numismatik^) nennt.

Es ist hier wohl der rechte Ort,

einige Regeln an-

zugcben, die bei der Wahl von Denkmählern und histori­ schen Quellen zur Richtschnur dienen kennen.

1.

Ein Diplom oder eine öffentliche Urkunde hat

größere Autorität,

als ein Privatschriftstcller, und wenn

dieser auch ein Zeitgenosse ist.

Wenn man es kann, so

muß nran immer erst die öffentlichen Verhandlungen zu Rathe ziehen,

ehe man seine Zuflucht zu der Autorität

von Privatschriftstellern nimmt.

Hieraus folgt, daß eine

Geschichte, die sich nicht auf öffentliche Verhandlungen gründet, nur sehr unvollkommen seyn kann.

2.

Wenn die öffentlichen Verhandlungen mit den

Zeugnissen der gleichzeitigen Schriftsteller übereinstimmen, so entspringt daraus ein vollständiger und entscheidender

Beweis,

der

nichts zu wünschen übrig läßt,

um die

Wahrheit historischer Thatsachen fest zu begründen. 3.

Das Zeugniß eines zeitverwandten Schriftstellers

muß gemeiniglich dem Zeugnisse eines andern vorgezogen

I*) Mabillon . de re diplomatica.

Tibuveav. traiti de. diplomatique, par des Berledictins, 6 vol. in 4te* @6 tt Ct C

Abriß der Diplomatik. 2) Jo Bert, Science das medailles.

3. Kritik der Geschichte.

6

werden, der erst lange nach der Zeit, in welcher das Er-

eigniß vorging, geschrieben hat. 4.

Jedes Mal, wenn die Geschichtschreiber und die

Denkmähler der Zeit keine Spuren von diesem oder jenem

Umstande enthalten, muß man mißtrauisch gegen neuere Schriftsteller seyn, die ihn erzählen, da sie öfters ent­ weder eben nicht genau, oder gänzlich fabelhaft sind.

5.

Einmüthiges Stillschweigen der zeitverwandten

Schriftsteller über ein merkwürdiges Faktum giebt,

sich allein,

einen starken Grund,

für

das Zeugniß neuerer

Schriftsteller in Verdücht zu ziehen,

oder gänzlich zu

verwerfen.

6.

welche Begebenheiten

Geschichtschreiber,

Jahrhunderten

vor

ihrer

eigenen

Lebenszeit

verdienen eigentlich nur in so fern Glauben,

Quellen,

7.

aus denen sie geschöpft haben,

aus

erzählen, als sie die

angeben.

Um in Stande zu seyn, das Verdienst der Ge­

schichtschreiber, und den Vorzug des einen vor dem an­ dern zu beurtheilen,

muß man den Geist und den Cha­

rakter eines jeden prüfen,

und eben so die Umstande,

unter denen sie geschrieben haben.

Hieraus folgt:

daß man Mißtrauen in einen Schriftsteller setzen muß,

dem es an Kritik fehlt, der Neigung zu Fabeln zeigt,

oder der, um seinen Lesern zu gefallen und sie zu

belustigen, kein Bedenken trägt, die Wahrheit der Thatsachen zu entstellen;

daß man,

da Unpartheilichkeit eine wesentliche Eigen­

schaft des Geschichtschreibers ist, mißtrauisch gegen

Schriftsteller seyn muß, die sich von Vorurtheilen

ihrer Nation, ihrer Sekte oder ihres Standes hinreißen lassen; (um nicht partheiisch zu seyn, muß der Ge­

schichtschreiber sein Urtheil auf die Handlungen selbst gründen, und nicht auf die Urheber die­ ser Handlungen;)

daß Schriftsteller, die selbst Theilnehmer oder Augen-

3,

Kritik der Geschichte.

7

zeugen bei den von ihnen erzählten Begebenheiten gewesen sind, gierung

oder die unter Autorität ihrer Re­

geschrieben und zu den Archiven oder öf­

fentlichen Sammlungen Zutritt gehabt haben, denen vorgezogen werden müssen,

welche dieser Vortheile

nicht genossen; daß unter den neueren Schriftstellern der, welcher am spätesten schreibt, oft mehr Vertrauen verdient, als die, welche eben denselben «Gegenstand vor ihm be­

handelt haben, in so fern er genauere Erkundigungen anstcllen,

allen Partheigeist vermeiden und die Irr­

thümer seiner Vorgänger berichtigen konnte z).

4.

Hülfswissenschaften.

Die Wissenschaften, welche der Geschichte zur Grund­ lage biegen, sind die Geographie, die Genealogie

und die Chronologie.

Wirklich kann keine Thatsache

wohl begründet werden, noch irgend eine Erzählung Theil­

nahme erwecken, wenn nicht die Umstände, welche sich auf die Zeit und die Oerter, worin die Begebenheiten geschehen

sind,

und auf die darin handelnden Personen beziehen,

gehörig bekannt

oder

deutlich entwickelt sind.

Hieraus

folgt, daß Geographie, Genealogie und Chronologie die Geschichte als treue, unzertrennliche Gefährtinnen begleiten.

I.

Geographie.

Die Geographie theilt sich, in Betreff der ver­ schiedenen Gegenstände, welche sie umfaßt, in die mathematische,

physikalische und politische^

Die

mathematische beschäftigt sich mit der Erde, als ei­

nen meßbaren Körper betrachtet.

Die physikalische

untersucht die natürliche oder physische Beschaffenheit der

i) P. Griffet,

traite des differentes sortes de preuves servent d eiablir la verite de l'histoire.

4. Hü lss Wissenschaft en.

6 Erde.

Die politische endlich, lehrt die verschiedenen

Abtheilungen, oder die Lander, Staaten und Provinzen

kennen, in welche Menschen die Erde getheilt haben. Alle diese Theile haben in der Geschichte und Sta^ tistik ihren Nutzen. Kenntniß von der Lage, dem Um­ fange, dem Klima, dem Boden, den Produkten und den Eintheilungen der verschiedenen Länder ist denen, die sich auf die Politik legen, unentbehrlich. Man theilt die Geographie, in Beziehung auf die Zeit, mit welcher sie sich beschäftigt, auch in die alte, mittlere und neue. Die alte Geographie betrifft die alte Welt, und

zeigt den ehemaligen Zustand der Erde, nebst den politi­ schen Eintheilungen, die von den entferntesten Zeiten an, bis zum Umstürze deö Rdmischen Reiches im Occident Statt fanden. Die mittlere lehrt die politischen Eintheilungen der Völker kennen, die im Mittelalter eine Rolle gespielt ha­

ben; d. h. vom fünften Jahrhundert an, biö zu Ende deö fünfzehnten, oder zu Anfänge des sechzehnten. Die neuere entwickelt den Zustand der Erde und die politischen Eintheilungen der Völker, vom sechzehnten Jahrhundert an, bis auf unsere Zeiten. Aus dem Alterthume sind einige berühmte Geogra­ phen auf uns gekommen, unter denen Strabo, Ptolcmaus, Pomponius Mela und Stephan von Byzanz die vorzüglichsten sind. Unter den Neueren, welche die alte Geographie bearbeitet haben, verdienen besonders Cluver, Cellarius, Briet, d'Anville,

Gosselin und Männert bemerkt zu werden. Die Geographie deS Mittelalters ist ein noch unkul-

tivirtcs Feld, das erst urbar gemacht werden muß. Kein geographisches Werk giebt bis jetzt richtige Begriffe von

den neuen Anordnungen, welche die Germanischen Völker nach dem Umstürze des Römischen Reiches, wahrend des

4. Hülfswissenschaften. fünften Jahrhunderts,

in Europa trafen.

g Französische

und Deutsche Gelehrten haben einige Theile dieser Geogra­ phie entwickelt; doch keine von den Europäischen Nationen kann sich bis jetzt rühmen, sie ganz erforscht zu haben.

Der unter den Neueren, den man als den Wieder­

hersteller des geographischen Studiums ansehen kann, ist Sebastian Münster, ein Deutscher, der um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts

ein sehr starkes kosmogra-

phisches Werk bekannt machte.

Die Belgier und die Hol­

lander waren die ersten, welche nach der Wiedergeburt

der Wissenschaften die Geographie kultivirtcn.

Ortelius,

Gerard Mercator, Varenius, Janson, Blaeu

und Vischer haben sich, Theils durch ihre geographischen

Schriften, Theils durch ihre Landkarten, ausgezeichnet.

Un­

ter die berühmten Französischen Geographen rechnet man Sanson, Delisle, Cassini, d'Anville, und zu un­

sern Zeiten Zannoni, Buache, Mentclle, u. s. w. Delisle war der erste, der die Geographie astronomischen Beobachtungen unterwarf.

Die Deutschen haben Bü­

sch in g, dessen Geographie in mehrere Sprachen übersetzt worden ist, und dessen Werk die Französischen Ucbersetzer zu verbessern und vollkommner zu machen gesucht haben.

Hauptsächlich hat man sich in der zweiten Halste des achtzehnten Jahrhunderts mit der Geographie beschäftigt,

und es sind wahrend dieses Zeitraums in den verschiedenen

Staaten von Europa nach und nach die schönsten Karten

erschienen.

Auch der neueste, oder Revolutions-Krieg hat

mehrere Ingenieurs - geographes, als fremde,

sowohl Französische

aufgemuntert, meisterhafte Karten von den

mehresten Landern, welche zum Krieges-Schauplatze ge­ dient haben, herauszugeben. II.

Genealogie.

Die Genealogie, welche sich mit den regierenden Familien beschäftigt, gehört eben so wesentlich zur Ge-

ip

4.

Hülfßwissenschaften.

schichte, wie die Geographie.

Sie lehrt die vornehmen

Schauspieler, welche auf dem Theater der Welt eine Rolle

gespielt haben, kennen

und von einander unterscheiden;

giebt klare Begriffe von den Banden der Verwandtschaft zwischen den Suveränen, und dient also dazu, die Rechte

der Erbfolge und die gegenseitigen Ansprüche der Fürsten zu erörtern *).

Das Studium der Genealogie hat viele Schwierig­ keiten, da der Ursprung der meisten hohen Hauser un­

gewiß und in Fabeln eingehüllt ist. Hülfe der Schmeichelei,

Eitelkeit gebar, mit

tausend Träumereien, die eine

verständige Kritik am Ende verschwinden laßt.

Vermit­

telst ihrer Fackel lernt man das Gewisse von dem Wahr­ scheinlichen, das Wahrscheinliche von dem Ungewissen und

Fabelhaften unterscheiden.

Nur wenige Familien, welche Throne besessen haben, oder einen hohen Rang in Europa behaupten, können ihre Genealogie bis über das zwölfte Jahrhundert hinauf füh­

ren.

Das einzige Capetingische Haus kann seinen Ursprung

in der Mitte des neunten Jahrhunderts bestimmt nach­ weisen.

Der Ursprung der Hauser Savoyen, Lothringen,

Braunschweig, Groß-Britannien und Baden fallt in das elfte Jahrhundert.

Alle andern sind noch jünger, und

gehen höchstens bis in das -zwölfte Jahrhundert hinauf. Ein einziges diplomatisches Axiom hat dazu gedient,

sehr vielen Irrthümern und Fabeln der verflossenen Jahr­ hunderte ihr Ansehen zu nehmen.

Untersuchungen alter

Urkunden und Diplome haben überzeugend bewiesen, daß vor dem zwölften Jahrhundert keine Familie, auch die

edelste nicht, einen Zunahmen gesichrt Hat.

Die größten

Herren, und noch um so mehr die bloßen Edelleute, be-

nannten sich in Dokumenten nur mit ihrem Taufnahmen, und fügten nur zuweilen die Benennung der Würde hinzu,

l) Man s. meine (Kochs) Tables genealogiques des maisons souveraines de l'Europe. Strasbourg, 1780, 4-

4. Hülfswissensch asten. mit der sie bekleidet waren.

li

Es giebt also kein Mittel,

die Familien, und noch weniger,

die einzelnen Personen

eines und eben desselben Hauses, von einander zu unter­ scheiden.

Erst zu Ende des elften Jahrhunderts, und zu

Anfänge des zwölften, kamen die Familien-Nahmen auf, und es wurde unvermerkt Sitte, in öffentlichen Urkunden,

außer seinem Taufnahmen und seiner Würde, auch das Land oder das Grundstück zu nennen, das man besaß, oder

das Schloß, auf welchem man wohnte. nahe zwei Jahrhunderte darüber hin,

Es gingen bei­

ehe der Gebrauch

von Zunahmen in Europa allgemein wurde. Die Deutschen

waren die ersten,

welche seit dem

sechzehnten Jahrhundert das Studium der Genealogie und

der Geschichte mit einander verbanden. Unter den berühm­ ten Deutschen

Reinerus gcs, sius,

Genealogen zeichnet man folgende aus:

Reineccius, Hieronymus

Elias Reusnerus,

Jakobus

Hennin-

Nikolaus Rittershu-

Wilhelmus

Imhof, die beiden

Gebharde von Lüneburg, Vater und Sohn.

Das

Werk von Henniges wird wegen seiner Seltenheit gesucht; die genealogischen Arbeiten der beiden Gebharde aber zeich­

nen sich durch eine verständige Kritik vor allen aus. vornehmsten

Französischen

Genealogen

Godefrvy, AndrS Duchesne,

sind

Die

d'Hozier,

Sainte-Marthc,

der P. Anselme und Chazot de Nantigny.

III.

Chronologie.

Die Chronologie, oder Zeitrechnung, stellt die Thatsachen in der Ordnung auf, in welcher sie sich ereig­

net haben. Der Geschichtschreiber muß nichts vernachlässigen, um

sich, so viel es ihm möglich ist, von dem genauen und bestimmten Datum der Ereignisse zu überzeugen;

denn

sonst würde er sich der Gefahr aussetzen, Anachronismen zu begehen, Sachen und Personen zu verwechseln, und

4. Hülfswissenschaften.

12

Schuld daran seyn, daß man ost die Wirkung für die Ursache, oder, Umgekehrt, die Ürsache für die Wirkung,

nähme. Die Chronologie hat Schwierigkeiten, die eben so sehr in Verlegenheit setzen, als sonderbar verschieden

sind.

Die vornehmsten liegen: 1. in dem Alter der Erde; 2. in der verschiedenen Länge des Jahres;

Z. in der Ungewißheit über die Anzahl von Jahren,

die von der Schöpfung der Welt bis auf Jesum Christum verstossen sind; und endlich

4. in den mannichfaltigen Acren oder Zeitrechnungen, 1.

Das

Alter der Erde.

Einige alte Philosophen haben behauptet, die Welt

sey ewig.

Ocellus Lucanus, ein Griechischer Philo­

soph aus der Schule des Pythagoras, hat sich Mühe ge­

geben, diese Hypothese in einer Schrift zu beweisen, die

„vom Universum" (Tre^i r«; tS

(pt/treto?) über­

schrieben ist, und die sowohl der Marquis d' A r g e n s als der Abb.e Batteux in's Franzbsische übersetzt haben.

stoteles trat in die Fußstapfen des Ocellus.

Ari­

Er ent­

wickelt seine Meinung von der Ewigkeit der Welt in fei# nett Cv.nmentaren über die Physik.

Einige neuere Philosophen und Physiker, als Buf­ fon, Hamilton, Dolomieu, Saussüre, Faujas

de Saint-Fond rc. behaupten, unsre Erde sey viel älter, als die Epochen der Geschichte. Sie gründen ihre Behauptung auf die Bildung des Erdballs selbst, und auf

die Zeit, welche erforderlich war, ehe er, durch allmähli­ ches Wirken der Natur, zum Wohnplatze für die Men­

schen tauglich wurde. Die älteste uns noch übrige Tradition von dem Ur­

sprünge der Welt und des menschlichen Geschlechtes ver­ danken wir dem Moses.

Dieser Anführer des Jüdischen

4. Hulfswissenschaften. Volkes lebte

1500 Jahre

i3

vor Christo, und 1000 vor

Herodot, dem ältesten unter den profanen Geschichtschrei­ bern, deren Bücher bis auf unsere Zeiten gekommen sind. Nach Moses, und den Jahrbüchern des Jüdischen Volkes, umfaßt die Geschichte des menschlichen Geschlechtes bis jetzt noch

nicht einen Zeitraum von vollen sechstau­

send Jahren.

DieS scheint den Traditionen mehrerer andern Völker

zu widersprechen, als der Aegypter, der Indier, der Chal­ däer, der Tibetaner und der Chinesen, welche ihre alte

Geschichte sehr hoch, und bis weit vor die Periode, in welche Moses den Ursprung des Menschengeschlechtes setzt,

.hinauf steigen lassen.

Cs ist aber hinlänglich, zu bemer­

ken, daß alles, was diese Völker aus Eitelkeit als That­

sachen angenommen haben, gänzlich erträumt oder bloße

Mythe ist,

und sich auf Megorieen oder eine übel t>erfe

-standne symbolische Theologie gründet.

Gemeiniglich sind

es Götter oder Halbgötter, welche Myriaden von Jahren hindurch bei diesen Völkern regiert haben sollen.

Diese so fabelhaften Traditionen können die Mosaische .nicht widerlegen, da sich die letztere, außerdem daß sie

die älteste von allen auf uns gekommenen ist- auch durch die Einfachheit ihrer Erzählung empfiehlt; und diese Tra­ dition wird noch dadurch unterstützt, daß man niemals,

weder auf, noch 'unter der Oberfläche der Erdkugel, ir­ gend ein literarisches Denkmahl, oder ein Werk von Men­

schenhänden entdeckt hat, wonach wir zu glauben Ursache

hätten, die Geschichte der Erdkugel, ober, richtiger, des Menschengeschlechtes, sey

älter, als

die Zeit,

welche

Moses ihr anweis't.

2. Beschaffenheit des Jahres. Es ist nicht zu vermuthen, daß die ersten Menschen Jahre gehabt haben sollten, die nach astronomischen Beob­ achtungen berechnet gewesen wären; und ohne Zweifel ist

4.

i4

Hülfswissenschaften.

viele Zeit verflossen, ehe man solche Jahre, wie wir sie jetzt haben, einführte. Bei den verschiedenen Völkern waren nach und nach

zweierlei Jahre gewöhnlich. Einige hatten Sonnen­ jahre, d. h. nach dem jährlichen Umläufe der Sonne be­ rechnete; andre, Mondcnjahre, d. h. solche, die sich nach dem Umlaufe des Mondes richteten. Alle christliche Nationen haben heut zu Tage das Sonncnjahr, die Mohammedanischen hingegen noch das

Mordenjahr.

Das erstere besteht aus 365 Tagen und

einigen Stunden; das andre aus 354 Tagen und eben­ falls einigen Stunden. Die Erfindung, oder, um mich richtiger auszudrücken, die Berechnung des Sonncnjahres verdankt man den ulten Aegvptern, welche durch die Lage ihres Landes, so wie durch das periodische Anwachsen und Fallen des Nils, schon früh veranlaßt wurden,

astronomische Beobachtun­

gen anzustellen. Das Sonnenjahr bekam nach und nach mehrere Be­ nennungen. Mau unterscheidet gegenwärtig das JulianischeJahr, das Gregorianische, das verbesserte, und das Französisch-republikanischem

a.

Das Julianische Jahr.

Julius Cäsar führte im Römischen Reiche das Son­ nen- oder das Aegyptische Jahr ei», welches nach ihm

das Julianische genannt wurde. Er setzte es an die Stelle des Mondenjahrcs, das die Römer vor seiner Zeit befolgt

hatten. Man unterschied dabei gemeine, und Schalt­ jahre. Das gemeine Julianische bestand aus 365 Ta­ gen, das Schaltjahr aber, welches alle vier Jahre wie-

dcrkam, aus 366. Dieses Jahr war fehlerhaft, weil eö 365 Tage und sechs volle Stunden auf den jährlichen Umlauf der Sonne rechnete, da doch das wahre Sonnen- oder tropische Jahr

4.

15

Hülföwissenschaften.

nur aus 365 Tagen, 5 Stunden 48' 45“ 3o//z besteht,

woraus ein jährlicher Ueberschuß von ny 14" und 3o//z entsprang, welcher in einer langen Reihe von Jahren ganze

Tage ausmachte, und endlich die Ordnung der Jahreszei­ ten verrücken mußte.

b.

Das

Gregorianische Jahr.

Der Papst Gregorius XIII wollte diesen Irrthum be­

richtigen, und gab einem geschickten Mathematiker, Aloisio Lilio, den Auftrag, das Julianische Jahr nach dem wahren jährlichen Umlaufe der Sonne zu bestimmen.

Man

machte nun einen neuen Kalender, der, nach dem Nah­ men dieses Papstes, der G r e g 0 r i a n i sch e genannt wurde; und weil damals schon ein Ueberschuß von zehn Tagen im Kalender Statt fand, so befahl eben dieser Papst, durch

eine im Jahr i58i bekannt gemachte Bulle, daß diese

zehn Tage daraus Wegfällen sollten; so daß man nun im

Jahre

1582,

anstatt des

5teil Octobers, sogleich

den

i5ten zählte. Die katholischen Regierungen machten keine Schwie­

rigkeit, diesen neuen Kalender anzunehmen; die protestan­ tischen Staaten im Deutschen Reiche aber, und in den

übrigen Theilen von Europa, inglcichcn die Russen und Griechen, behielten den Julianischen Kalender bei.

Daher

rührt der Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Styl,

auf den man bei den öffentlichen Verhandlungen

und in den Schriftstellern seit dem Jahre 1582 der christ­

lichen Zeitrechnung aufmerksam seyn muß.

Der Unterschied zwischen dem alten und neuen Styl, der von 1582 bis 1600, nur 10 Tage, und von 1700

an nur

n Tage betrug, macht nun, seit dem Jahre

igoo, 12 Tage aus.

c.

Von

Das verbesserte Jahr.

dem Gregorianischen Jahre unterscheidet man

das verbesserte, oder den verbesserten Kalender.

i6

4>

Hülfswissensch asten.

DieS ist das Jahr, so wie es ein Professer in Jena, Nahmens Weigel, berechnet hat, und cs unterscheidet sich von dem Gregorianischen durch eine andre Art, die Ostern und die übrigen beweglichen Feste der Christen zu

bestimmen. Diesen neuen Kalender nahmen die Protestan­ ten im Deutschen Reiche, in Holland, Dänemark und der Schweiz im Jahre 1700 an; Groß-Britannien be­ folgte ihr Beispiel 1752, und Schweden ein Jahr später. Endlich, seit 1776, gaben die Protestanten in Deutschland,

der Schweiz und Holland nach einander den verbesserten Kalender auf, und nahmen den Gregorianischen wieder gn. Heut zu Tage haben in Europa nur noch die Russen Und die Griechen den Julianischen Kalender, oder den alten Styl.

d.

Das Franzbsich-republikanische Jahr.

Dies wurde im Jahr 1793 cingeführt, und ob es

gleich dazu keiner neuen astronomischen Rechnungen be­ durfte, so änderte es doch die alte Form des JahreS. Man theilte dieses Jahr in zwölf gleiche Monathe, jeden von 30 Tagen, welche zusammen 360 betrugen, auf die

alsdann, um das gemeine Jahr vollständig zu machen, poch fünf Tage folgten, welche man Erganzungstage (Jours complementaires) nannte; der Schalttag, der in jedem vierten Jahre noch hinzugefügt wurde, hieß der Revolutions-Tag, und die Schalt-Periode von vier Jahren wurde die Franciade genannt, zum Andenken

der Revolution, welche Frankreich, nach vier Jahren, zu einem republikanischen Staate gemacht hatte. Dieses republikanische Jahr wurde, nachdem man es in Frankreich zwölf Jahre hindurch behalten, durch einen Beschluß des Senats vom gten September 1805 abge­ schafft, und mit dem Anfänge des Jahres iQo6 kam man zu dem Gregorianischen Kalender zurück.

2. Die

4. Hülfswissenschaften. 2.

Die

J7

verschiedenen Arten das Jahr

anzufangen. Nicht bloß der Umstand, daß die verschiedenen Völ­ ker in der Form und den Gränzen eines Jahres von ein­

ander abweichen, macht die Chronologie schwierig; sondern auch die verschiedene Art, das Jahr anzufangen, erregt

Verwirrung darin.

Die Römer fingen, seit Julius Casar, das Jahr

mit dem ersten Januar an; die alten Griechen aber, in

früheren Zeiten, mit dem Winter-, und in der Folge mit dem Sommer-Solstitium; die Syrischen Macedonier, oder

Selcuciden, mit dem Herbst-Aequiuoctium.

Das heilige Jahr der Juden eröffnete fich mit dem Neumonde, der dem Frühlings-Aequinoctiuiir am nächsten

war, d. h. im März; und ihr bürgerliches mit dem

nächsten Neumonde am Herbst - Aequinoctium,

oder

im

Septeinber.

Eben die Verschiedenheit, welche bei den Alten war, fand auch im Mittelalter Statt.

Die alten Franken fingen ihr Jahr mit dem März an; die Päpste, bald mit

Weihnachten, oder dem Lasten December, bald mit dem isten Januar, bald mit dem 25ften 'März, den man ge­ wöhnlich Mariä Verkündigung, oder den Tag der Mensch­

werdung, nennt. In Frankreich waren besonders zwei Arten das Jahr anzufangen nach einander gebräuchlich: Eine, vom ersten Januar, und die andre,

von dem Osterfeste, d. h.

von dem ersten Ostertage selbst, der aber beweglich war. Der letztere Gebrauch herrschte seit dem zwölften Jahr­ hundert, und wurde erst um die Mitte des sechzehnten abgcschafft.

Karl IX befahl in einem Edikt vom Jahre

1563, daß,künftig in Frankreich das Jahr vom istenJa­

nuar anfangen sollte.

Vor diesem Edikte trat, wegen der

Beweglichkeit des Osterfestes, zuweilen der Fall ein, daß

derselbe Monath zweimal in einem und eben demselben Kochs Einleitung.

2

4.

ig

Jahre vorkam.

Hülfswissenschaften. Das Jahr i358 J. B. hatte mit hem

isten April angefangen, auf welchen dies Mal das Osterfest fiel, und es endigte sich erst am 2vsten April 1359, oder am

Tage vor dem nächsten Osterfeste.

Man hatte also in die­

sem Jahre zweimal den Monath April, beinahe vollzählig.

Der Französische National-Convent bestimmte durch

sein Dekret vom 5ten Oktober 1793 den Anfang des Jah­ res auf die Mitternacht vor dem Tage, auf welchen, nach dem Meridian von Paris, das wahre Herbst -Aequinoctium

fallt, d. h. auf den i sten Vendemiaire, der mit dem Lasten

September des Gregorianischen Jahres,

oder mit dem

iiten September des Julianischen, übereinkommt;

doch

1806 kehrte man in Frankreich zu dem Gebrauche zu­ rück, das Jahr vom 1 fielt Jauner anzufangen.

Die Engländer fingen das Jahr den aLsten Marz an, und befolgten auch

den alten Styl, bis zum Jahre

1752, wo, einer im vorhergehenden Jahre abgefaßten Par­

laments-Akte zufolge, der Anfang des Jahres auf den i fien Januar festgesetzt,

und zugleich beschlossen wurde,

daß man, um die Englische Zeitrechnung auf den neuen Styl zu reduciren,

anstatt des Sten Septembers 1752,

den iHten eben des Monaths datiren wollte.

Das Jahr

1753 war das erste, welches in England mit dem isten Januar anfing.

Man sicht ein, welche Verwirrung, sowohl durch die

Verschiedenheit der Style, als durch die verschiedene Art

das Jahr anzufangen, in der Chronologie entstehen muß. Es ist sehr leicht sich darin zu irren und

Widersprüche

zu finden, wo keine sind, in so fern die Schriftsteller, welche sich dieser verschiedenen Style bedienen, oder das

Jahr verschieden anfangen, dies nicht anzeigen, und alle

von dem Jahre der Menschwerdung Christi an rechnen, ohne zu sagen, ob sie den alten, oder den neuen Styl be­

folgen, ob sie das Jahr mit dem Januar, oder dem Mär^ dem Oster- oder dem Weihnachtsfeste anfangen.

4. 3.

HülfSwissenschaft?«.

ig

Anzahl der Jahre vor Christo.

Die Anzahl der Jahre, welche seit der Schöpfung der Erde bis auf Jesum Christum verflossen ftnb, ist eine

noch größere Schwierigkeit, und der wahre Stein des An­ stoßes für die neueren Chronologen.

Der Pater P e t a u '),

ein in der Zeitrechnungs-Wissenschaft ganz vorzüglich be­ wanderter Gelehrter, gesteht selbst zu, daß sich dieser Punkt der Chronologie nur durch bloße Vermuthungen, und nicht nach sicheren Gründen, bestimmen lasse.

Auch rechnet man

gegen vierzig verschiedene Meinungen über den Zeitpunkt der Geburt Jesu Christi 1 2).

das Jahr der Welt 36i6,

Einige setzen diese Epoche in

Andre

hingegen in 6434«

Diese erstaunliche Verschiedenheit rührt von dem Wider­ sprüche her, worin die drei Haupttexte des alten Testa­

ments

mit

einander stehen.

Der Hebräische Text

z. B., dem mehrere Chronologen den Vorzug einraumen, setzt die Sündfluth in das Jahr der Welt 1656, da sie

hingegen, denDatis in dem Sam ar ita «lisch en zufolge, in das Jähr 1307, Und, nach dem G r i e ch i sch e «r, oder der Uebersetzung der sogenannten siebzig Dolmetscher, in das

Jahr 2242 gehört. Heut zu Tage steht das System des Jrelandischen Bischofs Usher 3) am meisten in Ansehen;

es gründet

sich auf den Hebräischen Text, und bestimmt, demselben

zu Folge, das Jahr der Welt 4°°° als den Zeitpunkt der Geburt Christi,

4.

Verschiedenheit

der Aeren,

oder

Jahr­

rechnungen. Die meisten Völker,

alte sowohl als neuere, die sich

nach eigenen Gesetzen regierten, haben auch

ihre tigern

1) Diok. Petavii rationarium temporum, p. II. 1. 2, cap, i. S) Fabrich bibliographia antiquaria, cap. VII, p. 187. 3) Usserii Chronologia sacra.

4. Hülfswissenschaften.

20

thümlichen Jahrrcchnungen gehabt.

Die alten Griechen

rechneten nach Olympiaden, und die Syrischen Macedonier nach der Aera der Seleuciden.

Außer der Jahr­

rechnung nach Consuln, welche bei den Romern in öf­ fentlichen Verhandlungen üblich war, hatten ihre Ge­

schichtschreiber die Gewohnheit, von Erbauung, oder viel­ mehr Gründung, der Stadt Rom an, zu rechnen, die in

das Jahr 752 vor Christi Geburt, oder in das Jahr der Die Jahrrcchpung des Diocletian,

Welt 3249 gehört.

welche zu Ehren dieses Kaisers cingeführt wurde, und auch

die Jahrrcchnung der Märtyrer genannt wird, fing vom

Jahre Christi 234 an, und wurde lange Zeit im Orient befolgt.

ohne uns hier weiter bei den Acren des Al­

Doch,

terthums aufzuhalten, schranken wir uns darauf ein, nur die anzugeben, welche hauptsächlich in der neueren Ge­

schichte Vorkommen; nehmlich:

a. b. c. d. e. f. ä.

Die — — Die Die Die

Aera der neueren Griechen; — der neueren Juden; — der Spanier; Mohammedanische Aera, oder die Hegira. christliche, oder Dionysische Jahrrechnung; und Aera der Franzosen.

Die weltliche Jahrrechnung von Con-

stantinvpel. Unter dieser Benennung kennt man die Aera der

neueren

Griechen.

Sie rechnet 5508 Jahre vor

Christi Geburt, und das erste Jahr der Menschwerdung fallt,

nach

ihr, in das Jahr der Welt 55og; folglich

kommt das Jahr 1807 unsrer gewöhnlichen Zeitrechnung

mit, dem Jahre 7315 der weltlichen Aera von Consiantinopel überein.

Man unterscheidet

in dieser Aera zweierlei Jahre:

das bürgerliche, und das kirchliche.

Da^crstere



Hülfe wisse »schäften.

ot

fangt mit dem September an; das andre, bald mit dem

Listen Marz, bald mit dem isten April.

Diese Jahrrechnung wird in der Griechischen Kirche noch heut zu Tage befolgt.

Die Rusten, welche dieselbe,

mit dem Christenthume zugleich, von den Griechen ange­

nommen haben,

bedienten sich ihrer sogar bei ihren bür­

gerlichen Verhandlungen, bis zur Regierung Peters des Großen, der im Jahr 1700 die weltliche Acra von Constantinopel abschaffte, und die gewöhnliche christliche, nebstdem Julianischen. Kalender, oder dem alten Styl, an ihre

Stelle setzte.

b.

Die

weltliche Jahrrechnung

der neueren,

Juden. Auch die neueren Juden haben, eben so wie die Grie­

chen, eine Jahrrcchnung von der Schöpfung an, oder eine weltliche Aera.

Sie fangt den yfen. October des Julia­

nischen Jahres an, und zahlt 3761 Jahre vor Christo»

Das Jahr 3762 der Welt, ist, den Juden zufolge, das

erste Jesu Christi, und ihr jetzt laufendes Jahr, vom ?ten Oktober 1807, bis eben dahin 1808, ist das Jahr 5568 ihrer weltlichen Acra-.

6.

Die Spanische Aera.

Diese Zeitrechnung

wurde im Jahre Roms 714/

38 Jahr vor Christi Geburt, bei der Gelegenheit einge­ führt, da Octavianus, Marcus Antonius und Lepidus das

Triumvirat erneuerten.

Die Spanier wollten dem Okta­

vian (Augustus) ihr Vergnügen darüber bezeugen, daß er

ihr Land mit zu seinem Antheile genommen hatte, und

singen von dieser Epoche eine neue Zeitrechnung an. Sie

war nicht nur in Spanien und Portugal üblich, sondern auch

in Afrika, und in denen Theilen von Frankreich,

welche zu der Monarchie der Westgothen gehörten.

Es

ist um so nothwendiger, sie zu kennen, da die Spanier

es

4.

Hülfßwissrnschaften.

und Portugiesen sich ihrer beständig in ihren Jahrbüchern und öffentlichen Verhandlungen hiS zum vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert bedienten, wo sie die christliche Zeitrechnung an die Stelle derselben setzten.

d.

Jahrrechnung nach der Hegira.

Die Jahrrechnung,

welche

die Mohammedanischen

Nationen befolgen, ist die von Mohammed, und wird die Hegira (Hedschira), oder die Flucht (des Propheten), ge­ nannt. Sie fängt den i6tcn Jul. im Jahr Christi 622 an, und besteht aus Mondenjahren, die ungefähr um elf Tage kürzer sind, als die Sonnenjahre. Um zu erfahren, in welches Jahr der gewöhnlichen Zeitrechnung ein gege­ benes Jahr der Hegira falle, muß man zuerst die Mon­ denjahre in Sonnenjahre verwandeln, und dann die Zahl

622 hinzu rechnen. So kommt z. B. das Jahr 1221 der Hegira mit dem Jahre 1806 der gemeinen Zeitrech­ nung überein; es fängt den 21 (len März 1806 an, und endigt sich den uten März 1807,

e.

Dionysische oder gemeineZeitrechnung.

Der Urheber dieser Zeitrechnung war Dionysius Exiguus (der Kleine), ein Römischer Abt, der un­ ter dem Kaiser Justinian, um das Jahr Christi 53o, lebte. Ihre gegenwärtige Form bekam sie um das Jahr 720, durch die Bemühungen des Beda Venerabilis, eines Englischen Mönches. Vor dieser Epoche bedienten sich die Christen im Occident entweder der konsularischen, oder der Diokletianischen Zeitrechnung. Dionysius der Kleine war der Meinung, es würde für die Christen schick­ licher seyn, ihre Jahre nach der Geburt Jesu Christi zu zählen; deshalb beschäftigte er sich Hamit, die Anzahl von Jahren zu berechnen, welche von der Geburt Jesu Christi

bis auf seine Zeit verflossen waren. Neuere Chronologen haben bemerkt, daß Dionysius und Beda sich in ihren

4.

Hü lfswissrnschaften.

Rechnungen geirrt haben r).

23

Einige von ihnen setzen die

Geburt Christi um 34 Jahre hoher hinauf; Andre finden nur einen Unterschied von vier, oder gar nur von Einem

Jahre, zwischen dem wahren Zeitpunkte der Geburt Jesu Christi, und dem von Dionysius dem Kleinen angenom­

menen.

Diese Verschiedenheit der neueren Chronologen hat

Gelegenheit dazu gegeben,

daß man die wahre Aera

Jesu Christi, und die gemeine oder Dionysische,

welche durch den Gebrauch geheiligt ist, von einander un­

terscheidet. In Frankreich wurde diese Zeitrechnung nicht vor dem achten Jahrhundert eingeführt. Zum ersten Mal findet

man sic in den Verhandlungen des Conciliums in. Deutsch­

land (conc.

Germanicum),

des in Liptinae (jetzt

Lestineö, oder Letines) Und in Soissvns gebraucht, die in

den Jahren 742, 743 und 744 unter Pipin dem Kurzen gehalten wurden.

Die Könige von Frankreich bedienten

sich derselben in ihren Diplomen erst seit dem Ende deS

neunten Jahrhunderts, und die Papste erst seit dem elften.

f.

Die Zeitrechnung der republikanischen Franzosen.

Diese Zeitrechnung,

welche, einem Dekrete des Na­

tional-Convents vom 5ten October 1793 zufolge, in öf­

fentlichen und bürgerlichen Verhandlungen an die Stelle

der gemeinen, oder christlichen, gesetzt wurde, fing an mit der Stiftung der Französischen Republik,

22sten September 1792 der

d. h. mit dem

gemeinen Zeitrechnung, an

dem Tage, wo die Sonne, nach dem Meridian von Pa­

ris, Morgens um 9 Uhr 18 Minuten und 30 Secunden, in den Punkt des wahren Herbst-Aequinoctiums tritt.

Durch das so eben erwähnte Dekret war der Anfang jedes Jahres in dieser neuen Zeitrechnung auf die Mit-

1) M. f. eine Darstellung der verschiedenen Meinungen in Fa-

BRICII bibliographia, p. ig3-

4.

24

Hülfswissenschaften.

ternacht vor dem Tage bestimmt, in welchen, nach der Pariser-Sternwarte, das wahre Herbst-Aequinoctium fiel,

d. h. auf den isten Vendemiaire,

September übercinkommt.

der mit dem 22sten

Mit dem Anfänge des Jah­

res 1806 wurde diese Zeitrechnung in Frankreich wieder

abgeschafft').

5. Die Julianische Periode. Um

die verschiedenen Zeitrechnungen mit einander

zu vergleichen, und die Jahre der einen in die Jahre der andern verwandeln zu können, hat man die Julianische

Periode ersonnen.

Diese Erfindung verdankt man Jo­

seph Scaliger,

Professor in Leiden, der durch seine

chronologischen Arbeiten bekannt ist. riode

Er nannte diese Pe­

„die Julianische," weil ihm

Jahr dabei zur Grundlage diente.

das

Julianische

Sie besteht aus dem

Pwoukte des Sonnen- und des Monden-Cyklus,

und

den Jndictionen, mit einander multiplicirt.

Der Sonnen-Cyklus ist ein Kreislauf von acht

und

zwanzig Sonnenjahren, nach deren Beendigung die­

selbe Ordnung von Jahren, gleichsam in einer Art von Cirkel, oder Cyklus, wiedcrkehrt.

Sein Gebrauch ist der,

daß er die Tage, mit denen jedes Jahr anfangt, und die

sogenannten Sonntags-Buchstaben anzcigt.

Sonntagö-

Buchstaben nennt man die ersten sieben Lettern des

Alphabets, A, B, C, D, E, F, G, deren man sich be­

dient, die sieben Wochentage, und nahmentlich den Sonn­ tag, anzudcutcn. Dieser Cyklus besteht, wie gesagt, aus 28 Jahren,

nach deren Verlauf eine Jahr-Reihe zurückkchrt, die der vorigen so ähnlich ist, daß die Sonntags-Buchstaben wieder auf dieselben Tage fallen.

1) M. s. oben S. 16.

5. Die Julianische Periode

e5

Der Monds - Cyklus umfaßt ig Mondenjahre,

von denen zwölf, sogenannte gemeine, und sieben andre Schaltjahre, zusammen, nach der Rechnung der Alten T),

6g3g Tage und achtzehn Stunden ausmachen,. und mit

19 Julianischen oder Sonnen- Jahren Übereinkommen

Vermöge dieses immer wiedcrkehrenden Cyklus fallen die Neumonde auf eben dieselben Tage und Stunden, auf welche sie ig Jahre vorher fielen,

ler Neumonde

der nächstfolgende

so daß in Betreff al­ Cyklus

gänzlich

dem

vorhergehenden ähnlich ist.

Die Zahl, welche das Jahr dieses Cyklus anzcigt, t' nt man die güldene Zahl, weil man sie in den

alten Kalendern, wo sie die Neumonde kenntlich machte, mit goldenen Buchstaben schrieb.

Der Cyklus der Jndictionen, oder der Römer

Zinszahl, kommt alle fünfzehn Jahre wieder, und wird, eben so wie die beiden vorigen,

häufig in den Urkunden

und öffentlichen Verhandlungen gebraucht.

Man leitet den Ursprung der Jndictionen gemeinig­ lich von einer Contribution her, die von den Römern auf

fünfzehn Jahre angesagt und alsdann auf eben die Zeit

erneuert wurde.

Sie fingen mit der Regierung Constan­

tins des Großen an,

d. h. im Jahre Christi 3i3,

und

man unterscheidet drei Arten derselben: die von Con-

stantinopel, deren sich die Griechischen Kaiser bedien­ ten, und die vom rsten September anging;

nannte Kaiserliche odek Cäsarische,

vom

die soge­ Sept.

i) Diese Rechnung war indeß fehlerhaft; denn lg wahre Son­ nen-Umlaufe betragen nur 6939 Tage, 14 Stunden, 26', 15", da hingegen 235 wahre Monds-Umlaufe, die in dem Cyklus von 19 Jahren enthalten sind, 6939 Tage, 16 Stun­ den, 3iz, 45" auemachen. Der Monden-Cyklus kam folg­ lich auf ig Sonnen-Umlaufe 2 Stunden, 5Z, 3o/z voraus. Diesem Fehler wurde abgeholfen, als GregvriuS Kill den Kalender verbesserte.

26

5.

Die Julianische Periode.

an, die nur im Occident Statt fand;

und endlich die

Römische oder päpstliche, deren sich die Papste in ih­

ren Bullen bedienten. Lasten December,

Die letzte fangt entweder den

oder den isten Januar an,

je nach­

dem in Rom der eine oder der andre von diesen Tagen

als der erste des Jahres angenommen wurde.

Der Sonnen-Cyklus von 28 Jahren, und der Mon­ den-Cyklus von 19, geben, mit einander multiplicirt,

das Produkt 53s, welches man nun den Oster-Cyklus nennt, weil es dazu biente, das Osterfest zu bestimmen. Das Produkt 532, multiplicirt mit 15, oder dem Cyklus

der Jndictionen, giebt die Zahl 7980, welche die Julia­

nische Periode ausmacht.

In diese Periode kann man, wie in eine Art von Rahmen, die verschiedenen Acren und Epochen einschließen, um sie mit einander zu vergleichen und in Uebereinstim­

mung zu bringen, wenn man als gemeinschaftlichen Ter­ min annimmt, daß die Geburt Christi in das Jahr 4?i4

der Julianischen Periode falle J).

6.

Eintheilungen der Geschichte.

Nach den verschiedenen Gegenständen, welche die Ge­ schichte behandelt, theilt man sie ein: in die bürgerliche,

1) Wenn man wissen will, mit welche»» Jahre dieser Periode ein gegebenes Jahr Christi übereinkomme, so braucht man zu demselben nur die Zahl 4?i3 zu addiren. Dem gemäß fallt B. das Jahr 1807 der christlichen Zeitrechnung auf das Jahr 6520 der Julianischen Periode. Man s. die chro­ nologischen Werke von Scaliger, Dionysius Petau, Marsham, Usher und Newton; ferner l’Art de ve'rifier

les dates, par les Benedictins; Tables chronologiques pour eervir ä Fhistoire universelle et ä celle des etats de l’Europe, ä Strasbourg, 1772; Tablettes chronologiques des revolutions de l’Europe, ibid. 1806, UNd auch die chrono­ logische» Tabellen, welche man weiter unten findet.

6. Eintheilungen der Geschichte.

27

die Kirchen-, die Gelehrten-, und die philosophi­ sche Geschichte. Die bürgerliche und politische Geschichte be­ schäftigt sich mit denen Ereignissen, welche die Menschen

betreffen, in so fern sie in bürgerliche Gesellschaften zer­

Gesetze und Sitten mit

theilt, und durch Regierungen, einander verbunden sind.

Die Kirchengeschichte schrankt sich auf die Be­ gebenheiten ein, welche eigentlich nur das Religionswesen

oder den Cultus betreffen. Die Gelehrtengeschichte betrachtet vorzüglich den

Ursprung, die Fortschritte und die verschiedenen Schicksale der Wissenschaften und Künste. Die Geschichte der Philosophie endlich, welche

eigentlich nur ein Theil der Gelehrtengeschichte ist, macht uns mit den verschiedenen philosophischen Systemen bekannt,

die bei den verschiedenen Völkern, sowohl alteren als neueren, in Achtung gestanden haben.

Eine andre Eintheilung

der Geschichte bezieht sich

auf ihren Umfang; und so giebt es eine Universal­ eine General- und eine Spezial-Geschichte. Die Universal-Geschichte zeigt in einer allge­

meinen Uebersicht die Begebenheiten aller der vorzüglichen Völker, die von den frühesten Zeiten an, bis zu den ge­

genwärtigen,. eine Rolle auf der Erde gespielt haben. Unter General-Geschichte versteht man die,

welche die Revolutionen, entweder Eines großen Staates, oder eines Staaten-Bundes,

oder auch mehrerer,

durch

Ein großes Interesse mit einander vereinigten, Nationen

behandelt.

So

giebt cs

eine General - Geschichte von

Frankreich, oder Großbritannien; eine General-Geschichte

von den vereinigten Provinzen;

eine General-Geschichte

von Europa.

Die Spezial-Geschichte erzählt die genaueren Umstände von den Begebenheiten Eines besondern Vol-



6.

Einlheilurigen der Geschichte.

fc6z Einer besondern Provinz,

oder auch einer Stadt,

eines großen Mannes, einer ausgezeichneten Person. Endlich theilt man die Geschichte, in Hinsicht auf die Zeit, mit der sie sich beschäftigt, noch ein: in die

alte, die mittlere und die neuere. Alte Geschichte nennt man die Geschichte derer Völker, die sich von der Schöpfung an, bis zum fünften

Jahrhundert nach Christi Geburt, berühmt gemacht ha­ ben; die mittlere, oder die Geschichte des Mittelalters,

betrifft die Revolutionen,

die vom fünften Jahrhundert

an, bis zu Ende deS fünfzehnten, vorgcgangcn sind; und die neuere stellt die Ereignisse in den drei letzten Jahr­

hunderten der christlichen Zeitrechnung dar.

Diese Eintheilung,

die sich besonders auf die Ge­

schichte unseres Welttheils bezieht, gründet sich aufdic großen Revolutionen, welche dieser Welttheil im fünften und im fünfzehnten Jahrhundert erfuhr.

Die Revolution im fünf­

ten Jahrhundert zog den Umsturz des Römischen Kaiser-

thums im Occident nach sich,

und gab den vornehmsten

unter den jetzigen Europäischen Staaten ihren Ursprung;

die

im fünfzehnten

hingegen,

deren Anfangspunkt die

Zerstörung des morgenländischen Kaiserthums ist, bewirkte, daß die schönen Wissenschaften und Künste wieder auf­

lebten, und daß der Zustand der bürgerlichen Gesellschaf­ ten in Europa sich verbesserte.

Kurzer Entwurf der alten Geschichte,

Kurzer Entwurf der alten Geschichte, Obgleich die alte Geschichte nicht mit in den Plan die«

scs Werkes gehört, so glauben wir doch, eine kurze Ueber­ sicht davon entwerfen zu müssen, um die Zeitordnung fest

zu setzen, uii'o dem Leser einen Leitfäden für die großen Ereignisse zu geben, die seit den frühesten Zeiten bis zu

den unsrigc» vorgefallen sind. Sie theilt sich in drei Perioden, von denen die er­

ste 3ooo, die zweite 1000, und die dritte 5oo Jahre i«

sich begreift. Erste Periode.

Die erste Periode, welche die ersten drei Jahrtau­ sende umfaßt,

ist beinahe gänzlich fabelhaft, und die

auf uns gekommenen Nachrichten davon sind höchst un­ vollkommen. Die Zcitordnung läßt sich nicht nach siche­ ren Grundlagen bestimmen.

Selbst die Authenticität der

berühmten Parischen Marmortafeln kann in Zweifel gezo­

gen werden I); und eine andere Chronologie, die uns in der profanen Geschichte leiten konnte, giebt cd nicht.

einzigen uns noch übrig gebliebenen

Die

literarischen Denk­

mähler aus diesen finstern Zeiten sind die Bücher Mosis

und anderer Juden.

Herodot, der älteste unter den

profanen Geschichtschreibern,

schrieb erst um die Mitte

des vierten Jahrtausends, mehr als tausend Jahre nach Moses, und etwa 5oo Jahre vor Christo.

rere Jahrhunderte vor ihm

Schon meh­

schrieb Sanchuniathon,

ein Phönicier; doch dessen Geschichte ist verloren gegan­ gen, und cs existiren davon nur noch geringe Fragmente

in dem Porphyrius und dem Eusebius.

i) Man s.' The Parlan Chronicle> etc. London, 178&

«jo

Äwrjer Entwurf der alten Geschichte. Hieraus ergiebt sich, daß man von den 45oo Jah­

welche den Gegenstand der alten Geschichte ausma­

ren,

chen, sehr füglich die ersten drei Jahrtausende obschneidcn kann.

Durch den Schleier der Zeiten sieht man darin

weiter nichts, als die erste Entwickelung des gesellschaft­ lichen Zustandes, der Regierungen, der Künste und Wis­

senschaften. Assyrier,

Die Acgyptcr, die Israeliten, die Phönicier,

Babylonier

und Chaldäer zeichnen sich unter

den Äsiatische» und Afrikanischen Völkern darin aus. Die erste Cultur der Astronomie verdankt man den Aegyptern und Chaldäern. Aegypten ist als die Wiege der Künste und Wissenschaften bekannt; und nächst den

Aegyptern haben sich unter den Volkern dieses hohen Alterthunlö

die Phönicier vorzüglich ausgezeichnet.

Ohne

einen andern Wegweiser zu haben, als die Sterne, wag­

ten sie es, Meere zu durchsegeln.

Sie gaben ihrer Schiff­

fahrt und ihrem Handel große Ausdehnung, und gründeten

zugleich berühmte Colonieen, z. B. Karthago in Afrika, Malaga und Cadir an den Küsten von Spanien.

Die Geschichte unseres Europa während der beiden

ersten Jahrtausende ist gänzlich unbekannt, und beschrankt sich

in dem dritten

Griechenland.

auf einige wenige Kenntnisse von

Hierin entstanden eine Menge kleiner Kö­

nigreiche, von denen die meisten, als Argos, Athen und

Theben, durch Aegyptische Colonieen gegründet wurden. Nach

dem

Beispiele

der Phönicier legten sich die

Griechen auf Künste, Schifffahrt und Handel. teten zahlreiche Colonieen, Theils

an

Sie stif­

den Küsten

von

Klein-Asien, Theils in Unter-Italien und Sicilien, wel­ che letzteren sich unter dem Nahmen: Groß-Grieche nland, bekannt machten r).

I) Gocüet, sur l’origine des lois, des arts, des Sciences, et de leur progres chez les anciens peuples. HeekeN'Ü Ideen über die Politik und den Handel der vornehmsten Völker der alten Welt.

Kurzer Entwurf der alten Geschichte. Zweite

31

Periode.

In dieser Periode, oder im vierten Jahrtausend, sieht

man große und mächtige Monarchieen entstehen, welche

zum Fortschreiten der Cultur und zur Vervollkommnung des gesellschaftlichen Zustandes und der Künste, beitrugen.

Man zählt ihrer gemeiniglich fünf: die Aegyptische, Assyrische, Persische, Makedonische, und Römi­ die sich,

sche,

eine

auf den Trümmern der andern,

erheben. Die Geschichte der beiden ersten Monarchieen ist mehr als zweifelhaft.

Wir haben von den alten Aegyptern

weiter nichts mehr übrig, als ihre Pyramiden, ihre Obe­

lisken und andere Denkmähler der Baukunst, welche al­

lein noch die Größe und Macht der alten Beherrscher von Aegypten bezeugen *).

Bei

dem

auffallenden Widerspruch in Betreff der

Assyrischen Alterthümer, der sich zwischen dem Herodot und dem Ktesias findet, muß man des letzter»

Erzählungen von der Pracht des Minus, der Semiramis

und des Sardanapal (angeblicher Monarchen des alten

Assyriens und verwerfen.

Babyloniens)

nothwendig als

Von diesem Reiche und

fabelhaft

den Eroberungen

seiner Könige, weiß man sonst nichts mit Gewißheit, als

was uns die Jahrbücher der Juden davon überliefert ha­

ben.

Um das Jahr der Welt 3270 unterjochte Salma-

nassar, König von Assyrien, das Königreich Samarien oder Israel; und Nabuchodonosor (Nebukadnezar), einer von seinen Nachfolgern,

eroberte,

um das Jahr 3403,

das Reich Juda oder Jerusalem.

C y r u S. Der Stifter der Persischen Monarchie war CyruS,

der dadurch bekannt ist, daß er der Herrschaft der Baby­ lonier ein Ende machte, da er um das Jahr der Welt

3463 ihre Hauptstadt Babylon eroberte.

1) Goguet, Marsham, Norden, Denon.

32

Kurzer Entwurf der alten Geschichte,

Das Persische Reich umfaßte, alö es unter dem Darius Hystaspis auf seinem höchsten Gipfel stand, deiz ganzen Theil von Asien, der sich von Indien an bis zu

dem Caspischen See, dem Pontus Euxinus und dem mittelländischen Meere erstreckt. Auch Aegypten in Afrika, und Thrakien in Europa, gehorchten dessen Gesetzen. Es ward, als es ungefähr zwei Jahrhunderte gedauert hatte, im Jahre 3672, von den Makedonischen Griechen zerstört. Das alte Griechenland.

Griechenland, das zuerst in mehrere kleine Kö­ nigreiche getheilt war, veränderte seine Gestalt zu An­ fänge des vierten Jahrtausends, wo die vornehmsten Städte das Joch ihrer. Könige abwarfen, und sich zu Republiken machten. Damals ergriff die Griechen Frei­ heits »Enthusiasmus, und beseelte sie mit Ruhmbegierde. Kriegerischer Muth, Künste und alle Arten von Geschick­ lichkeiten wurden durch öffentliche Spiele ermuntert, un­ ter denen die Olympischen die vornehmsten waren. Iwei Städte, Athen und Lacedämon, erregten

die Aufmerksamkeit von ganz Griechenland. Für die er­ stere wurde Solo«, und für die andere Lykurg der Gesetz­ geber. Mit diesen beiden Republiken hingen alle übrige zusammen, einige als Bundesgenossen, andre als Colo-

nieen, oder durch das Eroberungsrecht. Athen hatte sich durch die berühmten Siege bei Marathon, Salamin und Platäa ausgezeichnet, die cs in den Jahren 3312, 3522 und 3523 über die Perser er­

kämpfte. Das Uebergewicht, welches diese Siege den Athenern über die andern Griechen verschaffte, erregte die Eifersucht der Lacedämonier, und war die Hauptursachc des berühmten Bürgerkrieges, der 3572 zwischen

den beiden Republiken ausbrach, und in der Geschichte unter dem Nahmen des Pcloponnesischen bekannt ist T), Auf 1) Thucydides;

Kurzer Entwurf der alten Geschichte.

33

Auf ihn folgten mehrere andre Bürgerkriege, welche dazu

beitrugen, die Griechen zu erschöpfen und daS Band zu zerreißen, das die wahre Ursache ihres Wohlstandes und

ihres Ruhmes gewesen war. Philipp, König von Makedonien, wußte diese Unei­

nigkeiten geschickt zu benutzen, um sich der Herrschaft über Griechenland zu bemächtigen.

Er unterjochte es durch

die Folgen des Sieges bei Chäroirea., den er um das Jahr der Welt 3664 (336 Jahr vor Chr. G.) über die

Athener erfocht. Alexander der Große.

Alexander der Große, Philipps Sohn, griff nachher

das Reich der Perser an, und stürzte es gänzlich durch

drei Siege, die er in den Jahren 3668 und 3672, Granikus,

am

am Jssus und bei Arbela, Über Darius Co-

domannus, letzten König der "Perser, erfocht. Die von Alexander

zerfiel nach seinem Tode.

gegründete Monarchie

Aus ihren Trümmern bildeten!

sich drei Griechisch-Macedonische Königreiche: das eigent­ liche Makedonische, das Syrische und bas Aegyptische, welche nach und nach, in den Jahren der Welt

3835, 3936 und 3.972 (165, 64 und 28 vor Chr. G.)

von den Römern erobert wurden.

Griechenland selbst wurde, nach der berüchtigten Ein­ äscherung von Korinth, und nach der Zerstörung des Achaischen Bundes, im Jabre der Welt- 3856 (144 Jahre vor

Chr. Geb.) in eine Römische Provinz verwandelt.

Das Römische Reich. Auf das Griechische (Makedonische) Reich folgte das

Römische, welches sich von allen früheren eben so sehr

durch seinen Umfang und seine Dauer, als durch seine

weise Staatsverwaltung und die schönen Denkmähler je­ der Art, die es uns hinterlassen hat, auszeichnet.

Auch

war die Größe dieses Reiches nicht das Werk Eines ErKochs Einleitung.

3

34

Kurier Entwurf der alten Geschichte.

oberers, sondern ganzer Jahrhunderte, und man muß sie der ursprünglichen Verfassung der Republik zuschreiben, die den Romern Liebe zur Freiheit und zum Vaterlande einsibßte, und sie zu Ruhmbegierde, zur Beharrlichkeit bei ihren Unternehmungen, und zur Verachtung der Ge­

fahren und des Todes beseelte. Die Religion diente ihnen zu einer mächtigen Triebfeder, den großen Haufen nach

den Absichten und Zwecken der Regierung bald in Schran­ ke» zu halten, bald zu leitem Die Römische Geschichte wahrend des vierten Jahr­ tausends laßt sich in drei Perioden theilen. Die erste zeigt Rom unter Königen, von dessen Gründung im Jahre der Welt 3249, bis zur Vertrei­ bung Tarquin'ö des Uebermüthigen, und zur Stiftung der Römischen Republik, im Jahre Roms 245 (I. der

Welt 3493). Die zweite geht von der Stiftung der Republik, im I. Roms 245, bis zu dem ersten Punischen Kriege, I. Roms 490 (I. d. W. 3?38). Die dritte fängt an mit dem ersten Punischen Kriege, im Jahre Roms 490, und endigt sich mit der Schlacht bei Actium, Jahr Roms 723 (I. d. W. 3971), welche der republikanischen Regierung ein Ende machte,

und die Römische Monarchie unter Augustus Octavianus begründete. Während der ersten von diesen drei Perioden hatten

die Römer gegen ihre Nachbarn, die kleinen Völker in Italien, Kriege zu führen. In der zweiten unterjoch­ ten sie ganz Italien; und erst in der dritten gingen sie über die Gränzen dieses Landes hinaus, um den besten Theil der damals bekannten Welt zu erobern. Die beiden ersten Perioden der Römischen Geschichte

sind voll Dunkel und Ungewißheit. In den entferntesten Zeiten beschäftigten sich die Rdnier noch nicht mit den Wissenschaften.

Sie ergaben sich einzig und allein dem

Kurzer Entwurf der alten Geschichte. Waffenhandwerke, und hatten

keine

35

andern historischen

Nachrichten, alö die Jahrbücher ihrer Priester, die aber bei der Einäscherung von Rom durch die Gallier (im Jahre Roms 365)

Der Pictor,

älteste

verloren gingen z).

ihrer

Geschichtschreiber war FabiuS

der seine Jahrbücher im sechsten Jahrhundert

nach Roms Erbauung schrieb, d. h. während des zweiten

Punischen Krieges, um welche Zeit er lebte.

Auch diese

Jahrbücher, zu deren Behuf Fabius aus der Tradition und

aus fremde» Schriftstellern geschöpft hatte, sind verloren

gegangen, und es ist über die beiden ersten Perioden der Römischen Geschichte weiter nichts mehr vorhanden, als

was uns Dionysius von Halikarnaß und Titus Livius, beides Schriftsteller in dem Jahrhundert des Au­

gustus, hinterlassen haben, deren Erzählungen aber oft mehr

einem Roman, als einer wahren Geschichte gleichen 2). Die Cultur der Wissenschaften und Künste fing bei den Römern eigentlich nicht eher an, als in der dritten

Periode, und als sie mit den civilisirten Völkern, nehm­ lich den Karthagern und Griechen, in Verhältnisse gekom­

men waren. Im Jahre Roms 484 schlugen sie ihre ersten Silbermünzen; zehn Jahre nachher rüsteten sic ihre erste

Flotte gegen die Karthager aus. Von diesem Zeitpunkt an wird ihre Geschichte allmählich Heller und weniger un­ gewiß.

Außer den Römischen Geschichtschreibern Titus

Livius, Florus und Vellejus Paterculus, haben auch mehrere Griechische Autoren, als Polybius, Plu-

tarch, Appian von Alexandrien und Dio Cassius, historische Nachrichten

über

die dritte Periode geliefert.

Besonders verdient die Geschichte des Polybius großes Lob; Staatsmänner finden darin Unterricht in der Politik,

und Militärpersonen Vorschriften über die Kriegskunst.,

I) Livius, 1. 6, cap. i.

3) Louis Beaufort , inwtitudes de l'hisLoire romain*.

Kurzer Entwurf der alten Geschichte

36

Eine lange Reihe von Kriegen, die Punischön, d!S in Macedonien, in Asien und in Gallien, verschafften den Römern die Jiffeln im mittelländischen Meere, Spanien,

das nördliche Afrika, Gallien, Illyrien, Macedonien, Grie­ chenland, Thrakien, das ganze Asien bis zum Euphrat, und auch Aegypten. Die Zerstörung der mächtigen Republik Karthago ent­

schied über die Herrschaft der Welt, zum Vortheile der

Römer.

Karthago, Roms Nebenbuhlerin. Karthago war eine Colonie, welche die alten Phöni­ cier um das Jahr der Welt Zug (1Z0 Jahr vor Er? bauung der Stadt Rom) auf der Küste von Afrika, in der Gegend des jetzigen Tunis, angelegt hatten. Nach dcm Beispiele ihres Mutterlandes zeichneten sich die Kar­

thager durch Schifffahrt, Handel und Flotten aus. Die Erweiterung ihres Handels, und der Schutz, den sie dem­ selben geben zu müssen glaubten, machten sie zu Erobe­ rern; durch die Waffen brachten sie die Küsten von Afrika und Spanien, und die Inseln des mittelländischen Meeres unter ihre Herrschaft. Bei Gelegenheit ihrer Versuche, Sicilien zu unterjo­ chen, entzweieten sie sich mit den Rdnrern. Beide Staa­ ten machten einander, beinahe zwei Jahrhunderte hindurch, die Herrschaft der Welt streitig, und die Karthager erla­ gen in dieses« großen Kampfe, doch nicht eher, als bis sie ihre Nebenbuhler mehr als Einmal zum Zittern ge­

bracht hatten. Die Stadt Karthago wurde nach einer Belagerung von beinahe drei Jahren durch den berühm­ ten Scipio Aemilianus, einen Schüler des Polybius, von Grund aus zerstört. Kein Denkmahl der Karthager zeigt uns jetzt noch den ehemaligen Glanz dieser Republik. Ihre

Archive und alleö, was die Stadt an literarischen Schätzen enthielt, ging mit ihr unter, oder wurde durch die Röiuer

Kurzer Entwurf -er alten Geschichte. vernichtet.

37

Die Zerstörung von Karthago geschah im Jahr

Roms 608 (Jahr der Welt 3856), in eben dem Jahre, worin auch Korinth in Flammen aufging» Fall von Karthago, und dessen Folgen.

Der Fall von Karthago, und, noch mehr, die Ero­ berung Griechenlands, der Asiatischen Königreiche und Aegyptens, zogen eine Revolution in den Sitten und der Regierung der Römer nach stch. Die Reichthümer des Orients, die Künste und Staatsanordnungen der überwun­ denen Völker machten sic mit dem Luxus bekannt, der in Kurzem allen Lastern Thür und Thor öffnete. Nun erlosch unvermerkt die glühende. Vaterlands- und Freiheitsliebe; mächtige und ehrsüchtige Mitglieder des Staats begünstigten die Unruhen und Bürgerkriege, die sieh mit dem Umsturz

der republikanischen Verfassung endigten, so daß nun wie­ der eine monarchische Regierung eingeführt wurde.

Erstes Triumvirat.. Es traten nach einander zwei Triumvirate auf» Das erste bestand aus dem Pompejus, Casar und Crassus, und wurde durch den Bürgerkrieg aufgelöst, der zwischen diesen Triumvirn ausbrach. Casar, der im Jahre Roms 706 den Pompejus in der Schlacht bei

Pharsalus überwunden hatte, wurde, unter dem Nahmen eines beständigen Dictators, Herr des Reiches. Er genoß seiner neuen Größe nicht lange; Verschworn«, an deren Spitze Brutus stand, ermordeten ihn im Jahre Roms

710 (42 I- vor Chr. Geb.), bei vollem Senate. Casars Tod gab Rom die Freiheit nicht wieder; daS Schicksal des Reiches war entschieden, und Rom än­ derte nur seinen Herrn.

Zweites Triumvirat. Das zweite Triumvirat bildeten M.arcus Anto­ nius, Cäsar Octavianus, und Lepidus. Auf Be-

38

Kurzer Entwurf der alten Geschichte,

fehl dieser Triumvirn, wurden mehrere Tausend vornehme Römer, unter andern auch Cicero, in die Acht erklärt und getödtet.

Eifersucht entzweiete auch diese neuen Ty­

rannen. Octavianus verdrängte den Lepidus, und schlug den Marcus Antonius in dem berühmten Seetreffen, das

im Jahre Roms 723 (29 Jahr vor Chr. Geb.) bei dem Vorgebirge Actium geliefert wurde. Da Marcus Anto­ nius, unmittelbar nach seiner Niederlage, in Aegypten durch Mord sein Leben verlor, so wurde Cäsar Octavianus al­ lein Herr des Reiches, das er seitdem, unter dem Titel: Augustus, als wahrer Monarch regierte.

Dritte Periode. DaS Römische Reich unter dem Augustus. Das Römische Reich umfaßte unter dem Augustus die schönsten Länder von Europa und Asien, nebst Aegyp­ ten und dem ganzen nördlichen Theile von Afrika. Es war im Westen von dem Rhein und der Donau, im Osten von dem Euphrat begränzt. Trajan drang mit seinem siegreichen Heere über die Donau, und eroberte Dacien, oder die Länder, welche jetzt unter den Nah­

men: Ungarn, Siebenbürgen, die Moldau, die Wallachei und Bessarabien bekannt sind. Eben derselbe unterwarf sich im Orient, jenseits des Euphrats, Mesopotamien,

Assyrien, Armenien, Kolchis und Jberien; diese Erobe­ rungen wurden aber von seinen Nachfolgern aufgcgeben, und das Reich bekam wieder die Gränzen, die es unter dem Augustus gehabt hatte. Dessen Umfang. Das Reich, das von Norden nach Süden ungefähr

360 geographische Meilen breit, und von Osten nach We­ sten über 600 solche Meilen lang war, hatte einen Flä­ cheninhalt von 160,000 Quadrat-Meilen.

Die Bevöl-

Kurzer Entwurfder alten Geschichte.

kerung konnte sich, in dem blühendsten Zustande des Rei­ ches, ungefähr auf iso Millionen Menschen belaufen, folglich ungefähr auf eben so viele, als das jetzige Europa zusammen enthalt.

Dessen Regierung. Die Regierung, welche damals eingeführt wurde, war eine unbeschränkte Monarchie, mit Beibehaltung der alten republikanischen Formen. Unter den populären Ti­ teln: „Consul, Volks-Tribun, Imperator, Pontifex maximus, Censor," vereinigte der Cäsar alle Theile der voll­ ziehenden Gewalt in sich allein. Der Senat genoß wirk­ lich großer Vorrechte: selbst die gesetzgebende Gewalt, welche

Anfangs dem Volke vorbehalten gewesen war, wurde nun diesem Collegium übertragen; da aber das sämmtliche Militär unter dem Fürsten stand, und da er auch eine sehr zahlreiche Leibwache zu seinem Befehle hatte; so sicht

man leicht ein, daß die Gewalt des Senats nur unsicher war, und daß er dem Fürsten nicht das Gleichgewicht halten konnte. Eine solche Regierung konnte das Glück des Volkes

nur unter Fürsten befördern, die so menschlich waren wie Titus, so gerecht und so einsichtsvoll wie. Trajan und

die Antonine, auch nur so lange, als die von Augustus eingeführten Formen geachtet wurden; sie mußte unter

Kaisern, wie Tiber, Caligula, Nero, Domitian u. s. w. in willkührliche Gewalt ausarten und der Senat nun in den Händen des Monarchen weiter nichts seyn, als ein sklavisches Werkzeug, das ihm die Mittel erleichterte, seine Leidenschaften und seine Tyrannei zu befriedigen.

Fortschritte des Despotismus.

Bald wurden nun die Grundsätze des empörendsten Despotismus angenommen.

Rechtskundige lehrten-öffent­

lich : die sämmtliche Autorität des Senats unb des Volkes

4d

Kurzer Entwurf der alten Geschichte.

gehöre durch Übertragung dem Kaiser;

er sey über die

Gesetze erhaben, seine Gewalt erstrecke sich über daS Le­

ben und das Vermögen der Bürger, und er könne über

den Staat, wie über sein Erbtheil, verfügen. Diese Fortschritte

des Despotismus,

und dazu die

Unsicherheit des kaiserliche» Thrones, die zügellose Ungc-

bundenheit der Truppen, auch den Umstand, daß ganze große Haufen von Barbaren im Kriege gebraucht wurden:

muß man mit zu den Ursachen zählen, welche das Sinken und den Verfall des Römischen Reiches herbeizogen *). Constantin der Große.

Ganz unrichtig betrachtet man Constantin den Großen als den Wiederherstcller des Reiches.

Als er (im Jahre Chr.

324) das Christenthum zur herrschenden Religion des Staa­ tes erhob, erregte er den Haß, der die Christen und die zahl­

reichen Anhänger des Hcidenthums entzweiete.

Er brachte

dem Reiche auch dadurch eine tödtliche Wunde bei, daß

er Rom, die alte Residenz der Kaiser,

im Jahre 33o

verließ, und seinen Wohnsitz nach Byzanz verlegte, daS nun, nach ihin, Constantinopel genannt wurde.

Um

für die Sicherheit seiner neuen Hauptstadt zu sorgen, rief er die auserlesensten Legionen nach dem Orient, entblößte

hierdurch die Gränzen am Rhein und der Donau, und vcrthcilte die Truppen, welche vorher an den Ufern dieser

großen Flüsse in Lagern gestanden hatten, in die verschie­

denen Provinzen und Städte.

Dadurch, daß er auf diese

Art den Frieden und die Ruhe im Innern sicherte, vollen­

dete er die Zerrüttung des Heeres, und gab den Barba­ ren und den Germanischen Horden.Muth, ihre Einfalle in die Provinzen des Reiches zu erneuern.

Theilung de« Reiche«. Endlich gab eben dieser Fürst auch das erste Bei­ spiel von einer förmlichen Theilung des Reiches zwischen

i) Montesquieu und Gib'bvnl

Kurzer Entwurf der alten Geschichte. seine Söhne,

ohne Rücksicht

4t

auf das Grundgesetz der

Einheit und Unthcilbarkeit, welches seine Vorgänger heilig beobachtet hatten. Allerdings war diese Theilung nicht von Dauer; sie wurde aber kurze Zeit nachher von Theo­ dosius dem Großen wiederholt, der im Jahre Chr. 395 das Reich auf immer zwischen seine beiden Söhne theilte, so daß ArkadiuS die östliche, und Hondrius die west­ liche Halste bekam. Die letztre begriff Italien, Gallien, Spanien, das Römische Britannien, das nördliche Afrika,

Rharien, Vindelicien, Norirum, Pannonien und das west­ liche Illyrien.

Fall des abendländische« Reiches. Unter der Regierung des Honorius, und unter der Staatsverwaltung seines Ministers Stilikon, ereignete sich

der große Einbruch der Barbaren, auf welchen bald nachher die Zerstörung des abendländischen Kaiserthums erfolgte.

Von dieser großen Begebenheit, welche mehreren neuen Staaten ihr Daseyn gab, fangen wir unser Ge­ mählde der Revolutionen in Europa an. Es zerfallt in acht Perioden, nach den Abwechselungen, welche das politische System von Europa seit dem fünften Jahrhundert bis auf unsre Zeiten -erfahren hat.

Uebersicht der Perioden

in

dem Gemählde

der

Revolutionen in Europa.

Erste Periode: 4°6 bis 8. Band I,

S. 3 — 49*

Revolution im fünften Jahrhundert. — Einbruch der Germa­

nischen Völker in das Römische Reich. — Zerstückelung des Abendländischen Reiches durch die Burgunder, Hunnen (Attila), die Alemannen, Franken, Westgothen, Vandalen, Angel-Sachsen, Heruler, Ost-Gothen und Langobarden. — Entstehung mehrerer neuen Staaten. — Veränderungen im Innern von Deutschland, r— Erstes Bekanntwerdcn der Slavischen Völker. — Einfluß der Revolution auf die Regierungen, Gesetze, Sitten, Sprachen, Wissenschaften und Künste. — Ursprung der Lehne. — Uebcrgewicht der Franken im Occident. — Ursprung der weltlichen Macht der Päpste. — Schenkung des Exarchats. — Ursprung

und Fortgang von Mohammeds Reiche und Religion. — Ein­ brüche der Araber in den südlichen Theil von Europa, und ihre Eroberungen. — Stiftung des Kalifats in Spanien.

Zweite Periode: goo bis 962. Band I,

S. 5o — 77.

Eroberungen Karls deß Großen; fein Patriciat und seine Kaiserwürde. — Seine Gesetzgebung. — Geschmack an den Wisssenschaften. — Schutz, den er den Wissenschaften gewährt. — Ungeheurer Umfang seiner Staaten. — Sein politisches System. — Die Franken sind unter ihm die herrschende Macht in Eu­ ropa. — Verfall des Fränkischen Reiches nach Karl» dem Großen. — Zerstückelung dieses Reiches. — Ursprung der Königreiche Franzicn (Frankreich), Deutschland, Italien, Lothringen, Hochund Nieder-Burgund, und Navarra. — Ursache» des Verfalls von der Herrschaft der Franken. — Einfälle der Normänner; ihre Verwüstungen. — Nene, von ihnen gegründete Staaten. — Ur­ sprung der Russen, und Gründung ihrer Monarchie durch die Normänner. — Ankunft der Ungarn an der Donau, im alte» Dacien und Pannonien; ihre Einfälle in die vornehmsten Staa­ ten von Europa.

Gemählde der Revolutionen in Europa

43

Dritte Periode: 962 bis 1074. Band 1, S. 78 — ns.

Deutschland erhebt sich zur herrschenden Macht. — Hein­ rich 1/ Stifter von dessen Größe. Seine Eroberungen. — Er­ neuerung der kaiserlichen Würde durch Otto den Großen. — Vereinigung der Königreiche Lothringen, Italien, Burgund oder

Arelat, mit dem Deutschen Reiche. — Eroberungen der Deutschen von den Slaven und Ungam. — Verfall des Deutschen Reiches. — Ursachen dieses Verfalles. — Mißbrauch deSFeudal-SystcmS; Macht der Geistlichkeit. — Ursprung der neuen christlichen Kö­ nigreiche in Spanien. — Die Capetingek kommen auf den Thron von Frankreich. — Befestigung des erblichen FeudalSystemS in diesem Reiche. — Ursprung des Königreiches Eng­ land. — Dessen Unterjochung durch Wilhelm den Eroberer. — Gründung der Herzogthümer Apulien und Calabrien, durch Nor­ mannische Fürsten. — Bekanntwcrdm der Staaten im Norde». — Ihre Bekehrung zum Chistenthum. — Gründung der Monarchiccn im Norden. — Einführung des Christenthums in de» Slavischen Ländern. — Die Russen nehmen die Griechische Re­ ligion an. — Größe der Russischen Monarchie unter Wladimir dem Großen. — Ursprung des Königreiches Ungam und dessen

Bekehrung j«m Christenthum. — Verfall des Griechischen KaiserthumS. — Dessen erste Zerstückelungen. — Ursprung der Seldschukischen Türken und ihrer Macht. — Ihre Eroberungen von

dm Griechen. Vierte Periode: 1074 bis iZoo. Band Iz S. ng — 253.

Neue Macht der Päpste seit GregoriuS Vir. — Politik die­ ses Papstes. — Streit über die Belehnung mit dem Ringe und dem Krummstabe. — Verbot der Priesterehe. — Usurpirte Herr­ schaft über die Geistlichen und die Könige. — Mißbrauch von der Gewalt der Schlüssel. — Einfluß der päpstlichen Macht auf alle vorzügliche Staaten in Europa. — Ursachen, welche die neue Macht der Päpste begünstigten. — Verfall des Deutschen Reiches, durch die Einführung des erblichen Feudal-Systems. — Größe der Päpste; ihre vollkommne Unabhängigkeit. — Wachsthum der päpstlichen Macht unter Jnnocenz IIL — Neue Rechte bet der Ertheilung geistlicher Benestcien. — Ursprung der Kreuzzüge. — Gründung des Königreichs Jerusalem. — Wirkungen der Kreuz­ züge. — Stiftung von geistlich-militärischen Orden. — Ritter­ wesen. — Veränderungen in den Sitten und den Regierungen.

44

Uebersicht der Perioden indem

Fortschritte des Handels und der Schifffahrt. — Entstehung der Gemeinen (CommunenV — Umbildung mehrerer Städte in Ita­ lien zu Republiken. — Gründung der Gemeinheiten (Communen) in Frankreich und Deutschland. — Die Städte bekommen po­ litische Existenz. — Ursprung der Freilassungen. — Wiederauf­ leben des Römischen Rechtes in Deutschland. — Einführung dc6

kanonischen Rechtes. — Wirkungen der neuen Jurisprudenz.— Ursprung der Universitäten. — Anarchischer Zustand des Deut­ schen Reiches. — Veränderungen in dessen Provinzen. — Ver­ gebliche Bemühungen der Kaiser/ ihr Ansehen in Italien wieder zu heben. — Verfall der Italiänischen Republiken. — Blühen­ der Zustand von Venedig/ Genua und Pisa. — Ursprung des Königreichs beider Sicilien. — Sicilianischc Vesper. — Revo­ lutionen in Spanien. — Reiche der Almorawiden und der Almvhaden. — Ursprung des Königreiches Portugal. — Politik -er

Könige von Frankreich gegen ihre Vasallen. — Ursprung der Eifersucht zwischen Frankreich und England. — Kreuzzüge gegen die Albigenser. — Errichtung des Inquisitions-Tribunals. — Eroberung von Jreland und dem Lande Wales (Wallis)/ durch die Könige von England. — Abfassung der Magna Charta. — Traurige Lage der nordischen Königreiche. — Eroberungen der Könige von Dänemark und Schwede«/ durch bewaffnete Mis­

sionen. — Eroberung von Preusse»/ durch den Deutschen Orden. — Eroberung von Litthauen/ durch die Schwertrittcr. — Ur­ sprung von der Macht der Mogolen unter Dschingis-Khan. — Gründung des Reiches Kaptschak. — Einbrüche der Mogolen in Rußland/ Polen und Ungarn. — Zerstückelung des Griechischen (Byzantinischen) Kaiscrthums durch die Kreuzfahrer. — Ursprung des Lateinischen Reiches in Nieäa/ und des Griechischen in Trapezunt. — Saladins Eroberungen. — Ursprung der Mame­ luken und ihrer Herrschaft. Fünfte Periode:

iZo bis i453«

Band II, S. i — 96.

Zustand der päpstlichen Macht. — Gewalt der Päpste über die Geistlichkeit und die Fürsten. — Verfall dieser Gewalt/ sind dessen Ursachen. — Sitz der Päpste zu Avignon. — Große Ktrchcntrennung (Schisma) im Occident. — Concilien zu Costnitz und Basel. — Fortschritte der Aufklärung und der Civilisirung in Europa. — Erfindung mehrerer wichtigen Künste: des LumxenpavierS/ der Oelmalerei, der Bnchdruckerkunst/ des Schießpulvcks und des Compaffes. — Blühender Handel der Jtaliänt-

Gemählde der Revolutionen inEnropa.

45

schen Städte, des hanseatischen Bundes und der Niederlande. — Ursprung des neuen Föderativ-Systems oder Staatenbundes

im Deutschen Reiche. — Erste Zrrthcilung des Reiches Bur­ gund, oder Arelat. — Ursprung der Schweizerischen Eidgenos­ senschaft. — Neue Macht der Herzoge von Burgund. — Er­ löschen der alten Slavischen Könige in Böhmen. — Das Haus Luxemburg kommt aus den Böhniischen Thron. — Grausamer Krieg der Husstrcn. — Erhebung des Hauses Meissen zur KurWürde van Sachsen, und des Hauses Hohen-Zollerv zur KurWürde von Brandenburg. — Fall der Italiänischen Republiken. !— Stiftung des Herzogtums Mailand (Milan®). — Blühender Zustand der Republik Florenz. — Eifersucht zwischen den Repu­ bliken Genua und Venedig. — Verfall von Genua. — Das Kö­ nigreich Neapel kommt an die Könige von Arragonien. — Zu­ stand von Spanien und Portugal. — Das Haus Valois kommt auf den Französischen Thron. — Kriege mit England. — Trau­ riger Zustand von Frankreich, unter der Regierung Karls VI. — Die Jungfrau von Orleans. — Vertreibung der Engländer aus diesem Reiche. — Revolution in der Regierung von Frank­ reich, — Streitigkeiten und Kriege zwischen de» beiden Rose« in England. ■— Die Stuarts kommen auf den Schottischen Thron. — Vereinigung der drei nordischen Reiche, durch die Union von Calmar. — Das Haus Oldenburg gelangt zu dem Throne von Dänemark. — Unglücklicher Zustand von Rußland, unter der Herrschaft der Mogolcn. — Zerstückelung des westlichen Rußlands durch die Litthauer und Polen. — Stiftung des Großfürstenthums Moskwa. — Macht des Deutschen Ordens im Nor­ den. Dessen Verfall. — Königöwürdc in Polen. — Revolution in der Regierung dieses Reiches. — Thronbesteigung der Jageltonen. — Vereinigung von Polen und Litthaucn. — Das Haus Anjou gelangt aus den Thron von Ungarn. — Ursprung und Fortgang der neuen Macht der Osmanischen Türken. — Umsturz des Griechischen Kaiserthums.

Sechste Periode:

1453 bis 1684.

Band II, S. 97 — 224.

Revolutionen im fünfzehnten Jahrhundert. — Wiederher­ stellung der schönen Künste und der Literatur. — Ihr Einfluß düs Wissenschaften und die Civilinrung von Europa. — Entdekkung von Amerika durch die Spanier. — Europäische Nieder­ lassungen in der neuen Welt. — Entdeckung des Weges zur See nach Ostindien, durch tie Portugiesen. — Veränderungen

46 in dem

Uebersicht -er Perioden in dem

Handel mit Ostindien. — Erstaunliche Fortschritte der Schifffahrt und des Handels. — Veränderungen in der Religion. — Luthers und Calvins Reformation. — Wirkungen derselben. — Tridentinischcs Concilium; Stiftung des Jesuiten-Ordens.— Veränderungen in der politischen Welt. — Ursprung des Gleichgewicht-Systems, welches der Vergrößerung Oestreichs entgegen gesetzt wird. — Allmähliches Entstehen des FöderativSystemS oder Staatenbundes im Deutschen Reiche. — Schmalkaldifchor Krieg. — Religions-Friede. — Der dreißigjährige Krieg. — Wcstphälischer Friede. — Ursprung und Fortschritte der Republik der vereinigten Niederländischen Provinzen. — Ihre Bestätigung durch den Frieden von Münster. — Kriege der Schweizer mit dem Herzoge von Burgund. — Eweiterung ihres Bundes. — Ewiger Friede mit Frankreich. — Religions-Unru­ hen. — Die Unabhängigkeit der Helvetischen Cantone von dem Deutschen Reiche anerkannt. — Italien von fremden Mach­ ten angefallen. — Ursprung des Herzogthums Florenz (Toscana), des Herzogthums Parma und Piacenza, und der Suveränctät von Malta. — Revolutionen in den Republiken Genua und Ve­ nedig. — Verfall von Venedig. — Eifersucht zwischen Frankreich und Oestreich. — Kriege, welche daraus entspringen. — Bür­ ger- und ReligionS-Kriege der Franzosen. — Katholische Ligue. — DaS Haus Bourbon gelangt auf den Französischen Thron. — Ministerium des Cardinals Richelieu. — Größe Spaniens unter Ferdinand dem Katholischen, Karl I, und Philipp n. — Dessen Verfall feit Philipp n. — Blühender Zustand von Portugal unter den Königen Emanuel und Johann ui; dessen Verfall unter der Spanischen Herrschaft. — Revolution von 1640. — Vertreibung der Spanier. — Das Haus Braganza kommt auf' den Thron von Portugal, und die Tudors auf den von Eng­ land. — König Heinrich V11I trennt sich von der Römischen Kirche. — 'Die Königin Elisabeth führt die hohe Kirche in England ein. — Entstehung der Größe Englands unter dieser Königin. — Die Stuarts besteigen den Thron von Groß-Bri­ tannien. — Erste Vertreibung derselben. — Ende der Union von Calmar. — Dänische Aristokratie. — Reformation in Dänemark. — Ursprung der verschiedenen Zweige des Hauses Oldenburg. — UnionS- und CommunionS- Traktaten. — Gustav Wasa, Wiederhersteller Schwedens. — Veränderungen, die er in der Regierung und Religion bewirkt. — Aufnahme dieses König­ reiches unter Gustav Adolph. — Der Deutsche Orden verliert Preussen. — Stiftung des Herzogthums Preussen zu Gunsten

Gemählde derRevolutionen in Europa.

4?

des Hauses Brandenburg. — Liefland wird an Polen abgetreten. Aufhebung des Ordens der Schwertritter. — Stiftung des Herzogthums Curland. — Kriege zwischen den nordischen Mächten über Liefland. — Die Großfürsten von Rußland werfen das Joch

der Tataren ab. — Vernichtung der großen Horde. — Ent­ deckung von Sibirien. — Erlöschung des alten in Rußland re­ gierenden Hauses. — Unruhen durch die falschen Demetriusse. DaS Haus Romanow kommt auf den Russischen Thron. — Feh­ lerhafte Verfassung von Polen. — Erlöschung der Jagellonischen Könige. — Polen wird ein bloßes Wahlrcich. — Ursprung der Pacta conventa. — Die Königreiche Ungarn und Böhmen kom­ men an das Haus Oestreich. — Innere Unruhen in diesen Staa­ ten. — Einbrüche der Türken in Ungarn. — Revolution in

Böhmen. — Die Lausitz wird von diesem Reiche getrennt. — Glänzender Zustand des Osmanischen Reiches unter Selim I «nd Soliman dem Großen. — dessen Verfall seit dem letztern.

Siebente Periode: 1648 bis 1713.

Band II, S. 225 — 331. Größe Frankreichs unter der Regierung Ludwigs XIV. — Veränderung in dem Gleichgewichts-System. — DevolutionSKricg. — Tripel-Allianz. — Aachner Friede. — Krieg mit Hol­ land. — Nimweger- Friede. — Unruhen wegen der Reunionen. Waffenstillstand von Regensburg. — Widerrufung des Edikts von Nantes. — Krieg mit Deutschland. — Friede zu Ryöwick. — Streitigkeiten über die Erbfolge in Spanien. — Theilungs­ Traktaten. — Testament Karls n. — Succession^-Krieg. — Unfälle Ludwigs X1V. — Präliminarien im Haag. — Friedens­ schlüsse zu Reichstages Würde. — — Mehrere

Utrecht/ Rastadt und Baden. — Permanenz des zu Regensburg. — Stiftung einer neunten KurNeue Form der kaiserlichen Wahl - Capitulationen. Deutsche Häuser erlangen die königliche Würde. —

Ursprung der Preussischen Krone/ bei dem Hause Brandenburg. — Oestreich/ die herrschende Macht in Italien. — Erhebung des Hauses Savoyen. — Verfall von Spanien/ unter den letzte» Fürsten aus dem Oestreichischen Hause. — Das Haus Bourbon kommt auf den Spanischen Thron. — Neue Ordnung der Erb­ folge/ von Philipp V bestimmt. — Absetzung des Königs von Portugal AlphonS VI. — Die Unabhängigkeit dieses König­ reiches wird von den Spaniern anerkannt. — England in eine Republik verwandelt. — Protektorat Olivier Cromwel'S. — Zurückbexufung der Stuarts. — Zweite «nd letzte Vertreibung

48

Uebersicht der Perioden in dem

derselben. — Eifersucht zwischen Frankreich und England unter Wilhelm HL — Das Haus Hannover gelangt auf den Thron von Groß-Britannien. — Blühender Zustand der vereinigten Niederlande. — Abschaffung der Statthalter-Würde, und Wieder­ herstellung derselben. Neue Barriere dieser Republik, durch die Traktaten von Utrecht zugestanden. — Neutralitäts-System der Schweiz. — Innere Unruhen in dieser Republik. — Schweden die vorherrschende Macf»t im Norden. — König Karls X Plane zu Eroberungen von Polen und Dänemark. — Bündniß, ihm entgegengesetzt. — Friedens-Traktaten von Roschild, Ko­ penhagen und Oliva. — In Schweden wird unter Karl XI die unbeschrankte Herrschaft eingeführt.—-Tripel-Allianz, Karl'nXlI entgegengesetzt. — Glück dieses Königs. — Friedens-Traktaten von Travendahl und Alt-Ranstadt. — Unglück Karls XU. —

Seine Niederlage bei Pultawa. — Folgen davon. —- Friedens­ schlüsse zu Stockholm und Nystad. — Traurige Lage von Dä­ nemark. — Revolution in dessen Regierung. — Dem Könige wird die Erbfolge und die unbeschrankte Herrschaft übertragen. —- Königliches Gesetz in Dänemark. — Vortheilhafte Wirkungen 2on der veränderten Constitution. — Anarchie in Polen. — Ein­ führung des liberum veio. — Grausamer Krieg der Kosaken. — Waffenstillstand und Friede mit Rußland, zu Andrussow und Moskwa. — Allmähliches Anwachsen der letzteren Macht. — Sicherung ihrer Ueberlegenheit über Polen. — Thronbesteigung Peters des Großen. — Gemählde von seiner Regierung. — Seine großen Reformen. — Aufhebung der Strelitzen. — Grün­ dung von St. Petersburg. —- Seine Kaiserwürde. — Seltsamer Ukas über die Thronfolge. — Innere Unruhen in Ungarn. — Krieg mit den Türken. — Das Osmanische Heer belagert Wien.

— Ungarn wird von den Kaiserlichen wieder erobert, und das Haus Oestreich setzt sich in den erblichen Besitz dieses König­ reiches. — Friede mit den Türken zu Carlowitz. —- Unruhen des Ragoezi. Hinfälliger Zustand des Osmanischen Reiches. Achte Periode: 1713 bis iöoo. Band III, S- i — 181 .

Politische Lage von Europa nach dem Utrechter-Frieden. — Neue Streitigkeiten über die Erbfolge in Spanien. — Qua-

-rupel-Allianz. — Congreß zu Cambray. — Friede und Allianz von Wien, im Jahr 1725. — Allianz mit Hannover. —- Congreß zu Soissons. —Friede von Sevilla. — Allianz zu Wien 1731.— Krieg der Venetianer, und ihrer Bundesgenossen, der Oestreicher,

gegen

Gemählde der Revolutionen in Europa.

4g

gegen die Türken. — Friede zu Passarowitz. — Das Recht der Weiber zur Thronfolge, von den Ungarischen Ständen anerkannt. — Revolution in Schweden nach dem Tode Karls XII. — Neue Beschränkung der königlichen Macht. — Krieg über die Thron­ folge in Polen. — Friede zu Wien im Jahre 1738. — Krieg der Russen und der Oessreicher gegen die Türken. — Friede von Belgrad. — Streitigkeiten über die Erbfolge in Oestreich. —

— Allgemeiner Krieg, der daraus entspringt. — PartikularFriede zu Breslau und Berlin. — Unions-Traktat von Frank­ furt. — Partikular-Friede zu Füssen und Dresden. — Fort­ setzung des Krieges zwischen Frankreich und Oestreich, und ihren beiderseitigen Bundesgenossen. — Unternehmen des Prätendenten in Schottland. — Vertreibung der Oessreicher aus Genua. — Revolution in Holland. — Die Erbssatthalter-Würde für die männlichen und weiblichen Nachkommen Wilhelms 1V erblich gemacht. — Allgemeiner Friede zu Aachen. — Revolutionen in Rußland und Schweden. — Krieg zwischen diesen beiden Mäch­ ten. — Friede zu Abo in Finnland. — Revolution in Por­ tugal. — Carvalho's Staatsverwaltung. — Republik in Pa­ raguay. — Erdbeben zu Lissabon. — Meuchelmörderischer An­ griff auf den König von Portugal. — Verbannung der Jesuiten. — Streitigkeiten zwischen Frankreich und England über die Gränzen von Acatien (Neu-Schottland) und Canada. — Krieg zwischen diesen Mächten. — Bündniß zu London, zwischen Eng­ land und dem Könige von Preussen. — Siebenjähriger Krieg. — Verbündung gegen Preussen. — Familien-Pakten zwischen, den beiden Linien des Hauses Bourbon. — Partikular-Friede zu Petersburg und Hamburg. — Friede zu Paris und zu Hu­ bertsburg. — Englands Größe. — Dessen Eroberungen in Ostin­ dien. — Pragmatische Sanktion des Könige von beiden (E ui« lien. — Verträge über Piacenza. — ttebergewicht Rußlands im Norden. — Revolutionen in Curland. — Streit zwischen Ruß­ land und Dänemark über die Angelegenheiten von Holstein. —

Beilegung dieser Streitigkeiten. — Revolutionen auf der Insel Corsiea. — Der König Theodor, und Pasquale Paoli. Abtre­ tung dieser Insel an Frankreich. — Unruhen in Polen über die Dissidenten. — Einmischung fremder Mächte. — Akte in Be­ treff der Dissidenten. — Conföderation von Bar. — Krieg zwi­ schen den Russen und Türken. — Congreß zu Foczani (Fotschanij) und zu Bukarest. — Friede von Kainardschi. — Die Bukowina wird an Oestreich abgetreten. — Erste Theilung von Polen zwischen Rußland, Oestreich und Preussen. — Antheil jedes von KochS Einleitima.

4

5o

Uebersicht der Perioden tc.

diesen drei Höfen. — Die fehlerhafte Verfassung von Polen wird beibehalten. — Aristokratisch« Regierung in Schweden. — Gustav's IU Regierungsantritt. — Revolution am igten und sisten August 1772. — Neue Constitution von Schweden. — Erweiterung der königliche» Gewalt. — Die Republik der Saporoger Kosaken wird aufgehoben. — Eröffnung der Erbfolge in Baiern. — Krieg zwischen Oestreich und dem Könige von Preussen. — Teschener-Friede. — Der Deutsche Fürstenbund. — Englisch-Amerikanische Revolution. — Ursprung der Ame­ rikanischen Unruhen. — Constitution der vereinigten Staaten. — Krieg über Amerika, zwischen Groß-Britannien, Frankreich, Spanien und Holland. — Niederlage des Lords CornwalliS. — Friedens-Traktaten von Paris und Versailles. — Conventionen über die bewaffnete Neutralität. — Streitigkeiten zwischen Ruß­ land und der Pforte. — Erklärende Convention von Constantinopel. —Rußland nimmt die Krim in Besitz. — Streitigkeiten zwischen dem Kaiser Joseph II und den Holländern. — Congreß zu Brüssel. — Krieg zwischen beiden Mächten. — Vermittelung des Französischen Hofes. — Friede zu Fontainebleau. —• Innere Unruhen in Holland. — Entfernung des Herzogs Ludwig von Braunschweig, und des ErbstatthalterS. — Die Preussen rücken in Holland ein. — Wiedereinsetzung des ErbstatthalterS. — Un­ ruhen in den Niederlanden. — Insurrektion der Belgier. Bil­ dung eines CongresseS. — Uneinigkeit unter den Insurgenten. — Beilegung der Belgischen Unruhen. — Neue Streitigkeiten zwi­ schen den Russen und Türken. — Rußlands und Oestreichs Krieg gegen die Pforte. — Schweden greift, als Bundesgenosse der letzter», Rußland an. — Friede zu Werelä, zwischen Rußland und Schweden. — Schritte der Höfe von London und Berlin zum Besten der Pforte. — Convention zu Reichenbach. — Friede zu Szisztowa, zwischen dem Kaiser und der Pfotte; und zu Yassv, zwischen Rußland und eben derselben. — Letzte Revolutionen in Polen. — Constitution von 1791. — Conföderation von Targowica, durch eine Russische Armee unterstützt. — Zweite Theilung von Polen, zwischen Rußland und Preussen.—KoSeiuSzko's Insur­ rektion. — Belagerung von Warschau. — Oestreich nimmt Theil an der Coalition. — Blutbad in Prag«. — Letzte Theilung von Polen. — Antheil jedes von den drei Höfen. — Vernichtung des Gleichgewichts im Norden, — Beschluß.

Chronolog fsch.« Tafeln re.

5i

Chronologische Tafelnüber

die alte Geschichte. Jahre Jahre Jahre vor der St. bev Welt. Christo. Rom. 1656 2421, 2500

2513 2720 ■2794 3000

3119 3 Sparta. Gemeine Zeitrechnung nach Olympiaden. Assyrische Monarchie, von Phul gestiftet. Gründung der Stadt Rom.

Aera des Nabonassar. Zerstörung des Jüdischen Reiches durch Nabuchodonosor (Nebukadnrzar)/ König

. von Babylon. Solon, Gesetzgeber von Athen. Eroberung von Babylon, durch Cyrus. Monarchie der Perser. Ursprung -er Römischen Republik. Iah» rechnung nach den Consuln. Schlacht bei Marathon. MilftadeS. Seetreffen bei Salamin. ThemistokleS. Schlacht bei Platäa. Pausanias und Ari­ stides. Gesetze der zwölf Tafel».

Chronologische Tafeln

52 Jas) re der Welt.

Jahre; Jalire der St. vor Christo. Rom.

3555 3571

445 299 429 . 823

3602

398

Herodot/ der älteste Geschichtschreiber. Peloponncsischcr Krieg. PeriklcS. Thucy-

354

dides. Rückzug der zehntausend Griechen^

Xe-

363g 3664

36 r 336

39 t 416

nophon. Schlacht bei Mantinea. Epaminondas. Schlacht bei Chäronea. Philipp, König

3672 '

323

4=4

von Makedonien. Ende des Persischen Reiches.

Monarchie

Alexanders des Großen. Aera der Seleuciden. Theilung von Alexanders Monarchie in drei Reiche: das Makedonische, Syri­

3690 3697

3io 3o3

442

3738

262

490

3786 3535 .3556

214 i65 i44

538 587 608

sche und Aegyptische. Erster Punischer (Karthagischer) Krieg der Römer. Schlacht bei Cannä. Hannibal. Ende des Makedonischen Reiches. Zerstörung von Karthago. Scipio der

ioo

652

Afrikaner. Einäscherung von Korinth. Mummius. Niederlage der Teutonen und Cimbern.

■3920 3?36 3g4-

80 64 58

672 688 694

MariuS. Sylla, Diktator von Rom. Ende des Syrischen Reiches. Triumvirat des Cäsar, PompejuS und

3952 3g54 39-56

•48 46 44'

704 706 708

3g5g

4i

7IT

CraffuS. Gallien von Julius Cäsar unterjocht. Schlacht bei Pharsalus. Cäsar Dictator. Verbesserung des Kalenders durch Julius Casar; das Julianische Jahr. Triumvirat deS OctavianuS, Marcus An­

3962 3971

38 29

714 723

tonius, und LepiduS. Spanische Zeitrechnung. Schlacht bei Actium. Ende der Römi­

28 i i

724 752 753

schen Republik. Augustus, Kaiser. Ende des Aegyptischcn Reiches. Geburt Jesu Christi. Dionysische, oder gemeine Aera.

449

— 3goo •

397= 4000 4001

über die alte Geschichte.

53

Aahre Chri­ sti.

70 Eroberung und Einäschemng von Jerusalem durch die Vespasiane. 79 Berühmter Ausbruch deS Vesuv. Untergang von Pompejk

und Herkulanum. i35 Zerilrcuung der Juden durch den Kaiser Hadrian. 213 Erste Erwähnung der Alemannen, unter dem Kaiser raealla. »60 Erste Erwähnung der Franken, unter Gallien««-. 284 Acra deS Diokletian, oder der Märtyrer. 325 Erstes allgemeines Concilium zu Nicaa. Einführung des Christenthums im Römischen Reiche, unter Constantin

dem Großen. 33o Der Sitz des Reiches wird «ach Byjanz verlegt, das seit­ dem Constantinopel genannt wird. 375 Einbruch der Hunnen in Europa. 3g5 Theilung des Römischen Reiches in das morgen-und abend­ ländische. 406 Einbruch der Barbaren in das abendländische Reich. 476 Umsturz des Römische«« KaiserthumS im Oecidcnt.

Chronologische Tafeln

54

Chronologische Tafeln über

die Revolutionen in Europa, seit

dem Umstürze des Römischen Reiches im Occident, bis auf unsre Zeiten,

Jahre Christi.

4o6 409 413 415

Einbruch der Barbaren in Gallien. Die Vandalen, Sveven und Alanen setzen sich in Spanien fest. Einrücken der Burgunder in Gallien.

Eroberung von Barcellona durch die Westgothen; Ursprung ihrer Monarchie in Spanien. 427 Uebergang der Vandalen und Alanen nach dem Römischen Afrika; Ursprung ihres Reiches in diesem Welttheil. 430 Einmarsch der Franken in Gallien, unter Clodion. Die Merowingischen Könige der Franken. 450 Ueberfahtt der Angel-Sachsen nach dem Römischen Bri­ tannien. 45i Niederlage der Hunnen, unter dem Attila, in den Ebe­ nen von Chalons. 45a Entstehen von Venedig, nach der wahrscheinlichsten Meinung. 456 Gründung des Reiches der Burgunder in Gallien. 472 Umsturz der Römischen Herrschaft in Spanien, durch die Gothen.

476 Einnahme von Rom durch Odoaker, König der Heruler. Ursprung des Königreiches der Heruler in Italien.

Niederlage des Syagrius, bei SoissonS, den Chlodwig, (Hhlodwig, d. i. Ludwig), König der Franken, besiegt. Ende der Römischen Herrschaft in Gallien.

über die Revolutionen in Europa re. 4gZlTheodorich/ König der Ostgothen, erobert Italien.

55 Die

' Herrschaft der Heruler hat ein Ende. 4g6 Vollständiger Sieg Chlodwigs über die Alemanne«/ bei Zülpich (Tolbiac). Die Franken nehmen das Christen­ thum an. 507 Sieg bei Vougle, durch Chlodwig. Den Westgothen wer­ den ihre Besitzungen Mischen der Loire und den Pyre­ näen entrissen.

Sn Chlodwig/ Eroberer von Gallien/ stirbt. 531 Zerstörung des Königreiches Thüringen durch Chlodwigs Söhne. 534 Das Königreich Burgund von den Söhnen des Chlodwig um­ gestürzt. Die Griechen machen dem Reiche der Vandalen ein Ende 553 Die Monarchie der Ostgothen wird von Justinian vernichtet; die Griechen sind Herren von Italien. 568 Gründung des Longobardischcn Königreiches in Italien. Die Awaren bemächtigen sich Pannoniens. 584 Zerstörung des Reiches der Svevcn in Galicien. Die West­ gothen Herren von ganz Spanien. 622 Jahrrechnung der Hegira (Hedschira). Ursprung von Mo­ hammeds Religion und Reiche. 687 Sieg bei Testry. Pipin von Herstal maßt sich/ unter dem Titel eines Herzogs und Fürsten der Franken/ die höchste Gewalt an. 711 Schlacht bei Xcreö de la Frontera. Die Monarchie der Westgothen wird von den Arabern gestürzt. 730 Die Römer errichten eine Republik/ unter Autorität des Römischen Papstes. Erster Ursprung des Kirchenstaates. 732 Niederlage der Araber bei PoitierS/ durch Karl Martell. 742 Erster Gebrauch der Dionysischen Zeitrechnung bei den öf­

fentlichen Verhandlungen in Frankreich. 749 Die Ommiadischen Kalifen werden von den Abbasiden gestürzt. 750 Alp ho ns 1/ mit dem Beinahmen der Katholische/ legt den Grund zu dem Königreiche Leon. 752 Pipin der Kurze, erwählter König der Franken, wird von dem Heil. Bonifaz zu SoissonS gesalbt. Karlow in gische Könige der Franken. Der Römische Papst bekommt von Pipin dem Kurzen das Exarchat von Ravenna geschenkt. Gründung des Kalifats von Cordova, durch einen Abkömm­ ling der Ommiadischen Kalifen.

56

Chronologische Tafel»

?5g Narbonne, den Arabern entrissen. Pipin ist Herr von ganz Gallien. 771 Karl der Große bringt die ganze Monarchie der Fran­ ken wieder zusammen. 774 Ende des Longobardischen Reiches. Die Franken sind Her­ ren von Italien und der Stadt Rom. Patriciat Karls des Großen. 778 Eroberung Spankcns zwischen den Pyrenäen und dem Ebro,

durch die Franken. 796 Zerstörung des Reiches der Awaren durch Karl den Großen: Pannonien kommt unter die Herrschaft der Franke». 800 Karl der Große wird in Rom als Kaiser gekrönt. Er­ neuerung der kaiserlichen Würde im Occident. 803 Friede zu Salza: die Sachsen unterwerfen sich Karln dem Großen. 814 Tod Karls des Großen. Ludwig der Fromme, Kaiser der Franken. Die Normanner fangen ihre Streifereien zur See an. 827 Ende der Englischen Heptarchie. Egbert der Große, König von ganz England. 843 Friede von Verdun: die Monarchie der Franken wird ge­ theilt. Ursprung des Königreiches Frankreich, unter Karln

dem Kahlen. Ursprung des Deutschen Königreiches, unter Ludwig dem Deutschen. 85o Gründung der Russischen Monarchie, durch denNormann Rurik. 855 Ursprung des Königreiches Lothringen unter Lothar n. 858 Ursprung des Königreiches Navarra, unter Don Gareia.

874 Stiftung einer Republik in Island, durch die Normännek. 877 Das erbliche Feudal-System wird von Karln dem Kahlen in Frankreich eingeführt. Ursprung des Königreiches Hoch - Burgund (westlich vom 879

Jura) unter Boson. 88" Trennung der Griechen von der Römischen Kirche. 887 Absetzung Karls des Dicken, durch die Deutschen; Erwäh­ lung Arnulfs. Deutschland ei» Wahlreich. Ankunft der Ungarn (Madscharen) an der Donau, unter Anführung ihrer Oberhäupter Almus und Arpad. 888 Gänzliche Zerstückelung der Fränkischen Monarchie. Italien wird ein besonderes Reich.

über die Revolutionen ttt Europa re.

57

»38 Ursprung des.Königreiches Nieder-Burgund (östlich vom Jura), unter Rudolph. 8g4 Borjiwoy, erster christlicher Herjog von Böhmen. 8g5 Swentibold/ natürlicher Sohn des Königs Arnulf/ wird von seinem Vater zum König von Lothringen erklärt. 900 Die Ungarn erobern Pannonien; Ursprung des neueren Ungarns. 908 Stiftung des Fatimitischen Kalifats in Afrika und Ae­ gypten. SU Karl der Einfaltige/ König von Frankreich, bemäch­ tiget sich des Königreiches Lothringen. gI2 Traktat.von St. Clair an der Epte: Rollo»/ Oberhaupt der Normänner, wird/ unter dem Nahmen: Robert I, zum Herzog der Normandie ernannt. 919 Das Haus Sachsen gelangt auf den Thron des König­ reiches Deutschland. 9=4 Unterbrechung der kaiserlichen Würde (Interregnum) im abendländischen Reiche/ nach dem Tode BerengariuS I, Königs von Italien/ und Kaisers. 9=5 Heinrich I, König von Deutschland/ vereinigt Lothringen

wieder mit seinem Reiche.

93o Hoch-Burgund wird von dem Könige Rudolph II mit Nieder-Burgund vereinigt. 933 Niederlage der Ungarn bei Merseburg, wo Heinrich I, Kö­ nig von Deutschland/ sie besiegt. 961 Otto der Große/ König von Deutschland, vereinigt Italien wieder mit seinem Reiche. 962 Otto erneuert die kaiserliche Würde; Ursprung des Deut­

schen KaiserthumS. 965 Harald Blaatand, König von Dänemark, läßt sich taufen. 966 Minrzyslaw I, Herzog von Polen, bekehrt sich zum Chri­ stenthum. 987 Hugo Cap et wird König von Frankreich. Thronbestei­ gung der Capetinger. 988 Wladimir der Große, Großfürst von Rußland, nimmt die Griechische Religion an. 994 Geysa, Fürst der Ungarn, wird Christ. 1000 Stephan 1, König von Ungarn, wird mit der sogenann­ ten Engelskrone gekrönt. IOOI Olaf, Skautkonung, der erste König von Schweden,

nimmt das Christenthum an. Kanut der Große, König von Dänemark-

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Chronologische Tafeln

ioi5 Tod Wladimirs des Großen.

Anfang der Theilungen von Rußland. 1017 Eroberung von England durch Kanut -en Großen. 1020 Olaf nz mit dem Beinahmen der Dicke/ führt das Chri­ stenthum ein. 1024 ^Kaiser aus dem Salifchen Haufe. loZo Zerstückelung des Kalifats von Cordova; Herustterkommen

der Mohammedaner in Spanien. I0Z2 Reunion des Königreiches Burgund/ durch den Kaiser Con­ rad n aus dem Salifchen Hause. 1035 Theilung der Staaten Sanchs'S des Große«/ in die Kö­ nigreiche Navarra/ Castilien und Arragonien. 10Z8 Gründung des Reiches der Seldschukischen Türken, durch Togrul-Beg. 1042 Vertreibung der Dänen auS England. 1043 Wiedervereinigung Pannoniens, von der Ens bis zu der Leytha, durch Kaiser Heinrich IV. Größe der Deutschen. 104s Gerhard von ElsaS/ erster Erbherzog von Lothringen an der Mosel- Stammvater des Hauses Lothringen. io5g Robert Guiscard/ der Norman»/ Herzog von Apulien und Calabrien/ macht sich zu einem Vasallen des Papstes. 1061 Abubekk/ Stifter des Reiches der Almorawiden im nördli­

chen Afrika. 1066 (i4.0(t.) Schlacht bei Hastings. Unterjochung Englands durch Wilhelm den Eroberer. Wahrscheinlicher Anfang der Turniere. 1069 Jusuf/ Almorawidischer Suverän/ erbauet Marok (Marokko). 1071 Die Seldschukischen Türke» entreißen den Griechen einen Theil von Klein-Asien. G u e l f, oder Welf/ 'Stammvater des Hauses Braunschweig, wird zum Herzog von Baiern ernannt. 1073 Gregorius Vii, oder Hildebrand/ wird zum Papst erwählt und von dem Kaiser bestätigt. 1074 Dessen Verbot der weltlichen Investituren und der Priesterehe. Ursprung der neuen päpstlichen Macht. Verfall des Deut­

schen Reiches. Ursprung des erblichen Feudal-SystemS im Deutschen Reiche. Ursprung des Hauses Bade» / das von den Herzogen von Zärinqen abftammt. 1075 Eroberung von Palästina durch die Seldschukischen Tür­ ken. 1076 Heinrich IV, Kaiser von Deutschland, wird von Grego-

über -i« Revolutionen in Europa re.

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rius VII abgeseht. Mißbrauch der Schlüsselgewalt. Krieg zwischen dem Kaiser- und dem PrieAerthume. 1080 Stiftung Les Ordens der Karthäuser. Vermehrung der geistlichen Orden. 1085 Alfons VI, König von Castilien, nimmt den Namen (Saracenen) Toledo und Madrid. 1086 Die Almorawiden in Afrika fallen in Spanien ein. 1087 Erster Krieg zwischen Frankreich und England. Ursprung des Kampfes zwischen beiden Nationen. X092 Das Reich der Seldschukischen Türken wird zertheilt. I°s4 Heinrich von Burgund, aus dem Hause Frankreich, wird zum Grafen von Portugal ernannt. 1095 Concilium zu Clermont. Ursprung der Kreuzzüge. 1096 Kreuzzug Gottfried« von Bouillon. 4099 Gründung des Königreiches Jerusalem, durch Gottsricd von Bouillon. 1100 Stiftung des Orden« St. Johannes von Jerusalem (Johan» niter-Ordens). 1106 Die Italiänischen Städte fangen an sich in Republiken zu verwandeln. Ursprung der Gemeinheiten (Commu­ nen). Gottftied, Graf von Löwen, erster Erbherzog von Nie­ der-Lothringen, Stammvater der Häuser Brabant und Hessen. iii5 Wiedereinführung des Römischen Rechtes in Italien. Die Erbfolge der Gräfin Mathilde wird eröffnet. ms Stiftung des Tempelherren-Ordens. 1120 Ursprung des Reiches der Almohaden, welche Aftika und das Mohammedanische Spanien erobern. 1122 Coneordat zwischen dem Kaiser Heinrich V, und dem Papste Caiixtus II. 1127 Die Herzoge von Zäringen werden zu Regenten des Kö­ nigreiches Burgund ernannt. Ii3o Roger II, erster König beider Strikten vom Stamm« der Normänner. ii38 Das Haus Hohenstaufen kommt auf den Kaiserthron. Anfang der Theilungen von Polen, nach dem Tode Bo­ leslaw'« HI. Ii3g (24. Jul.) Schlacht bei Ourique. A l fo n 61, Sohn de« Grafe» Heinrich, wird zuni König von Portugal ausgerufen. Ii4= Alfons I, König von Portugal, macht sich dem Papste lehnsI pflichtig und zinsbar.



Chronologische Tafel»

"47 Kreuzzug Kaiser Conrads in und Ludwigs VII, Königs von Frankreich, gegen den Atabek Zenghi. (Sanguin).

1152 Eleonore von Poitou, Erbin von Aquitanien, Gascogne, der Grafschaft Poitou re., wird von Ludwig VH ver­ stoßen, und vermählt sich mit Heinrich Plantagenet, Gra­

fen von Anjou. Gratians Dekret.'

1154 Heinrich n, König von England.

Die PlantagqmetS (das Haus Aujou), kommen auf den Thron. n56, Oestreich wird aus einer Markgraffchast, von dem Kaiser Friedrich I, zu einem Herzogthum erhoben. 1157 Eroberung von Finnland, durch die Schwedem Albrecht der Bär, Graf der Nordmark (Markgraf), bemächtiget sich der Stadt Brandenburg. Andreas Iurgewitfch, Großfürst von Rußland/ nimmt

feinen Sitz in Madimer, an dem Flusse Kliaöma. Po­ litische Spaltung in Rußland. 1164 Sardinien wird von dem Kaiser Friedrich I zu einem Königreiche erhoben. 1167 Verbündung der Lombardischen Städte gegen Kaiser Frie«

drich I.

"71 Saladin bemächtigt sich Aegyptens, und gründet die Hers« schast der Ajubitischcn Sultane.

1172 Eroberung von Jreland, durch Heinrich II, König von England. Kaiser Friedrich I thut Verzicht auf die Präfektur von Rom. Die Venetianer maßen sich die Oberherrschaft über das Adriatische Meer an.

"77 Friede zu Venedig:

ngo Fall dtö Hauses der Guelfcn, oder Welfen.

Das Haus Wittelsbach gelangt zum Herzogthum Baiern, und das Haus Askanien zum Herzogthum Sachsen. Zer­ stückelung dieser Herzvgthümer. 1187. Zerstörung des Königreiches Jerusalem durch Saladin. "89 Kreuzzug Kaiser Friedrichs I, Philipp Augusts, Königs von Frankreich, und Richards Löwenherz, Königs von England. Das Haus Hohenstaufen kommt auf den Thron beider Stritten. 1191 Belagerung und Einnahme von Ptolemais durch die Kreuz­ fahrer. Stiftung des Deutschen Ordens. 1192 Guido von Lustgnan wird durch Richard von England zum König von Cypern ernannt.

über die Revolutionen in Europa re. 1198

1200

1201

1202

I204

ßi

Böhmen zu einem Königreiche erhoben. Erste Erwähnung des Compassed. Die Universität von Paris wird in vier Fakultäten getheilt. Ursprung der Universitäten. Gründung der Stadt Riga/ durch Albert/ Bischof von Liefland.

Stiftung des Ordens der Schwertritter in Liefland. Vierter großer Kreuzzug/ unter Anführung -es Bonifnj/ Marquis von Montserrat. Die Kreuzfahrer nehmen Constantinopel ein. Zerstückelung -es Griechischen Reiches. Ursprung des Reiches der La­ teiner in Constantinopel; Griechische Reiche in Nicäa und Trapezunt. Die Engländer werden von Philipp August a«S der Nor­

mandie u. f. w. vertrieben. In Languedoc wird eine Commission niedergesetzt/ die Ket­ zer zu richten: erster Ursprung der Inquisition. 1205 Don Pedro n, König von Arragonien/ macht sich zum Va­

sallen des Papstes. DschingiS-Khan tritt als Eroberer auf. Ursprung des großen Mogolischen Reiches. ' 1212 Schlacht bei Ubcda : Niederlage und Fall der Almohaden in Afrika. 12lZ Johann ohne Land/ König von England/ macht sich? zum 1206

Vasallen des Papstes. Die Pfalz am Rhein kommt an bas HauS Wittelsbach. Philipp Augusts Sieg bei BouvineS. 1215 Magna charta des Königs Johann ohne Land: Grundlage der Englischen Staatsverfassung. 1217 Kreuzzug des AndreaS/ Königs von Ungarn. 121g Erlöschen der Herzoge von Zäringen; die Schweiz wird eine unmittelbare Provinz des Deutschen Reiches. 1222 Urkunde oder Dekret des Königs Andreas n* Grundlage 1214

1226

1227

1228 12Z0

der Ungarischen Constitution. Erneuerung des Lombardischen Bundes gegen den Kaiser

Friedrich n. Schlacht bei Bornhivet in Holstein; Waldemar nz König von Dänemark/ verliert seine Eroberungen an -er süd­ lichen Küste des Baltischen MeereS.

Kreuzzug Kaiser Der Deutsche Der König von seln/ und die

Friedrichs II. Orden setzt sich in Preussen fest Arragonien erobert die Balearischen In­ Liefländischen Ritter Curl and.

HL

ChronoloPische Tafeln

m35 Dekretalen Gregors IX. Stiftung des H erjogthumS Braunschweig, zu Gun­ sten der Welfen. 1236 Eroberung der Königreiche Cordova, Murcia und Sevilla,

durch die Castilianer. 123? Eroberung Rußlands durch Batu-Khan: Ursprung der Mogolischen Horde von Kavtschak. Vereinigung des Ordens der Schwertritter mit dem Groß» mcisterthum des Deutschen Ordens. 1241 Wahrscheinlicher Ursprung des hanseatischen Bundes. Einbruch der Mogolen in Polen, Schlesien und Ungarn. *246 Erste Spure» vom Gebrauche der Wechsel. Erlöschen des Mannsstammes vom Hause Bamberg-Oestreich. 1247 Anssterben der alten Landgrafen von Thüringen. Hessen

kommt an das Haus Brabant. 1248 Kreuzzug, Ludwigs des Heiligen, Königs von Frankreich. Befreiung der Leibeigenen durch Herzog Heinrich U von Brabant. 1250 Thronbesteigung der Folkunger Könige in Schweden.

1254 In Deutschland Kaiser aus verschiedenen Hausern auf dem Throne. Ende der Herrschaft der Ajubiten in Aegypten und Syrien: Anfang des Reiches der Mamluken. 1256 Befreiung der Leibeignen zu Bologna in Italien. 1261 Michael Paläologus bemächtigt sich ConstantinopclS:, Ende des Lateinischen Kaiserthunrs. 1265 Papst Clemens IV erste allgemeine Reservation der Bene» steten (Pfründen), welche durch den Tod der Inhaber, bei ihrer Anwesenheit in Rom, erledigt werden. Das Haus Anjou gelangt zum Throne beider Sicilien. 1266 Zulassung der Gemeinen (commons) in das Parliament von England. 1268 Conradin wird in Neapel enthauptet. Erlöschung des

Hauses Hohenstaufen; Schwaben und Franken werden un­ mittelbare Provinzen des Deutschen Reiches. 1271 Die Grafschaft Toulouse kommt an die Könige von Frank­ reich, und der Comtat Venaissin an den Papst. 1273 Kaiser Rudolph von Habsburg kommt auf den Thron; erste Wahl durch sioben besondere Kurfürsten (d.i. Wahl­ fürsten). Sicilianisch« Vesper; Sicilien kommt an den König von Arragonien.

über die Revolutionen in Europa re.

63

1282 Eroberung des Landes Wales (Wallis) durch den König von England. Kaiser Rudolph giebt seinen Söhnen Herzogthümer . Juli) Friede zu Breda, zwischen England und Holland. (d. 23. Sept.) Alfons VI, König von Portugal, abgesetzt. Dom Pedro H, sein Bruder, wird Regent, und in der . Folge König von Portugal. (d. 21. Dec.) Ewiges Edikt: Aufhebung der Statthalter­ schaft durch die republikanische Parthei in Holland. 1668 (d.23.Jan.) Tripel-Allianz zwischen Holland, England und Schweden, zur Erhaltung der Spanischen Niederlande.

1668

über die Revolutionen in Europa re.

8r

,668>(d. i3.Febr.) Friede zu Lissabon zwischen Spanien und Por­ tugal: Portugals Unabhängigkeit behauptet. (d.2.Mai) Friede zu Aacheu: Douai/ Lille re. an Frank­ reich abgetreten. (d. 16. Sept.) Johann Casimir/ König von Pole»/ legt die Krone nieder. jG6g (d.7.Mai) Friede zu Haag zwischen Portugal und den Generalstaaten der vereinigten Niederlande: die letzte-rett behalten ihre Eroberungen in Indien. (d. 19.Jun.) Michael Wiöniowiezki/ zum König von Polen erwählt. (d. 5. Sept.) Die Insel Candia durch die Türken den Venetianern entrissen. 1.670 (d.g.Febr.) Christian V, König von Dänemark und Norwegen. 1672 (d. 6. April) Ludwigs XIV Krieg gegen Holland. (Jun. Jul.) Das Statthalterthum für Wilhelm ni, Prin­ zen von Oranien, wieder hcrgcstcllt. J673 (d. 6. Jun.) Friede zu Vossem zwischen Ludwig XIV und Friedrich Wilhelm, Kurfürsten von Brandenburg, 1674 (d. ig.Fcbr.) Friede zu Westminster/ zwischen England und Holland. (d.20.Mai) Johann Sobieski/ zum König von Polen erwählt. (6. n. Aug.) Schlacht bei Senef: der Prinz von Conde Sieger. Türenne'nS Winter-Feldzug im Elsas. 1675 (d. 27. Jul.) Türenne bei Sasbach getödtet. 1676 (d.8.Febr.) Feodor Alex iewitsch, Zar von Rußland, (d. 16. Oct.) Friede von Zurawo, zwischen Polen und den Türken: Abtretung von Kaminkee und Podolien an die letztern. 1677 Unruhen in Ungarn: die Grafen Wcsselini und Tököli/ „ach einander Oberhäupter der Mißvergnügten, 1678 (d. ii. Aug.) Friede zu Nimmege«/ zwischen Frankreich und den vereinigten Niederlanden. (d. 17.Sept.) Friede zn Nimmegen zwischen Frankreich und Spanien: die Franchc- Comte und mehrere Städte i» den Niederlanden an Frankreich abgetreten. 1679 Friedens-Traktaten von Nimmcgen, Zelle/ Saint-Germainen-Laye, Fontainebleau und Lund/ zwischen Frankreich, dem Kaiser und dem Reiche, nebst ihren beiderseitigen ' Aüiirten. Kochs Einleitung.

6

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Chronologische Tafeln

1679 Die Habeas - Corpus - Akte geht im Brittischen Parliasmente durch. (d.g.Nov.) Reunions-Kammer in Metz niedergesetztz Lud­ wig X1V bemächtigt sich de6 ganzen Elsasses, 1680 (d. i2. Dec.) Revolution in Schweden: Einführung der unbeschränkten königlichen Gewalt. 1681 (d. 30. Sept.) Straßburg ergiebt sich an Frankreich auf Kapitulation. 1682 Peter 1 Alexiewitsch/ Zar von Rußland/ mit seinem Bruder Iwan Alexiewitsch. 1683 (d. 14.3«L) Zweite Belagerung von Wien/ durch die Türken» (d. i2. Sept.) Niederlage der Türken vor Wien/ durch Jo­ hann Sobieski/ König von Polen/ gemeinschaftlich mit dem Herzoge Karl von Lothringen. (d. i2.Sept.) Don Pedro n, König von Portugal/ bei dem Tode Alfons VIZ seines Bruders. 1684 (d. i5. Aug.) Zwanzigjähriger Waffenstillstand zu Regens­ burg/ zwischen Frankreich/ Spanien und dem Reiche: Ludwig XIV behält einen Theil seiner Reunionen, 1685 (d. i6.Febr.) Jakob nz König von Groß-Britannien, (d. 22. Oct.) Widerruf des Ediktes von Nantes. 1686' (d.6.Mai) Friede zu Moskwa/ zwischen den Russen und Polen: die Provinzen Smolensk und Tschernigow/ fer­ ner die Kosaken jenseits des Dnieper und in Kiow/ de­ finitiv an Rußland abgetreten. (d. 9. Jul.) Bündniß zu Augsburg/ Ludwig XIV entgegen­ gesetzt. (d. 2. Sept.) Dir Kaiserlichen erobern Ofen/ die Hauptstadt von Ungarn/ von v«n Türken. 1687 (d. 12, Aug.) Die Türken bei Mohacz durch^ den Herzog von Lothringen gänzlich geschlagen. (d. 13. Oct.) Reichstag zu Presburg: die Ungarische Krone in dem Mannsstamme des Hauses Oestreich für erblich erklärt. (Novbr.) Soli man Ui, Türkischer Kaiser, 1688 (d. 10. Sept.) Ludwigs XIV Deutscher oder Pfälzischer Krieg, (d. i5. Nov.) Wilhelms ui/ Prinzen von Oranien/ Lan­ dung in England. (d. 24. Dee.) Flucht König Jakobs H; Revolution in Eng­ land: Vertreibung der Stuarts. 16S9 (d.22.Feb.) Wilhelm Hl und Maria/ seine Gemahlin,

über die Revolutionen in Europa re.

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werden einstimmig zum König und zur Königin von Groß-Britannien ausgerufen. r.689 Peter der Große übernimmt das Staatsruder allein, 1690 (d. r. Juli) Schlacht Hei Fteuruö: Luxembourg Sieger, (d. i8.Aug.) Schlacht bei Stafarda: Catinat Sieger. 1691 Achmet II/ Türkischer Kaiser, (d. 19. Aug.) Des Prinzen Ludwig von Baden Sieg über die Türken bei Salankemen. 1692 (d. 3. Aug.) Luxembourg's Sieg bei Steenkirken.

(d. 19. Dec.) Stiftung 1693

1694

169.5 1696

1697

einer neunten Kurwürde für das

Haus Hannover. (d.29.Jul.) Luxembourg'6 Sieg bei Neerwinden/ oder Landen. (d.4.Oet.) Catinats Sieg bei Marzaglia. Stiftung der königlichen Bank zu London. Akte des Englischen Parliaments wegen der Preßfreiheit. Mustafa II/ Türkischer Kaiser. (d. 28. Jul.) Asow von Peter dem Großen belagert und eingenommen: Ursprung der Russischen Seemacht, (d. 20. Aug.) Friede zu Turin/ zwischen Frankreich und dem Herzoge von Savoyen: Pignerol an den Herzog abgetreten. (d.i5.April) Karl Xliz König von Schweden, (d.27.Jun.) August II/ Kurfürst von Sachsen/ zum König von Polen erwählt, (n. Sept.) Des Prinzen Eugen Sieg über die Türken bei

Zentha. (d. 20. Sept.) Friede zu Ryswick, zwischen Frankreich/ England/ Spanien und Holland. (d.30.Oct.) Friede zu Ryswick zwischen Frankreich/ dem Kaiser und dem Reiche; Abtretung der Stadt StraßburgCassation der außerhalb des Elsasses gemachten Reunionen; der Herzog von Lothringen wieder in sein Land eingesetzt, 1698 (d. n.Oct.) Erster Theilungs-Traktat zwischen Frankreich/ England und Holland: Joseph Ferdinand/ Kurprinz von Baiern/ zum präsumtiven Erben der Spanischen Monar­ chie erklärt. 1699 (d. 2.5. Jan.) Friede zu Carlowitz, zwischen dem Kaiser/ den Polen/ den Venetianern und den Türken: Ungarn/ mit Ausnahme von TemeswarZ Siebenbürgen und Sclavonien/ dem Kaiser; Kaminiec und Podolien den Po­ len; Morea den Venetianern abgetreten.

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Chronologische Tafeln

1699 (d. 8. Febr.) Tod Joseph Ferdinands'/ Kurprinzen von Baiern. — (d. 25. Aug.) Friedrich IV, König von Dänemark und

Norwegen. (Novbr.)* Geheimes Bündnifi zwischen dem Zar von Ruß^ land/ dem Könige August von Polen/ und dem Könige von Dänemark/ gege Karln Xii. 1700 (d. iZ.Marz) Zweiter/ in London unterzeichneter/ TheilungsTraktat/ zwischen Frankreich- England und Holland: Karl/ Erzherzog von Oestreich/ zum präsumtiven Erben der Spanischen Monarchie erklärt: Neapel/ Guipuzeoa nnd Lothringen dem Dauphin von Frankreich zugetheilt. — (März) Anfang des großen nordischen Krieges gegen Karl Xii. — (d. i3. Jul.) Friede auf dreißig Jahre zn Constantinopel/ zwischen Peter dem Großen und den Türken: die Russen —





behalten Asow/ und freie Schifffahrt auf dem schwarzen Meere. (d. i8.Aug.) Friede zu Travendahh zwischen Schweden und Dänemark. (d. 2. Oct.) Karls 11/ Königs von Spanien/ Testament zu Gunsten Philipps von Anjou. (d. 1. Nov.) Tod Karls llz letzten männlichen Sprößlings

von dem Oestreichisch-Spanischen Hause. (d. 14. Nov.) Philipp V von Anjou zum König von Spa­ nien ansgerufen: das Haus Bourbon kommt ans den Spanischen Thron. — (-d.3o.Nsv.) Die Russen vor Narwa von Karl Xii gänzlich geschlagen. — Stiftung der Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 1701 (d. i8.Jan.) Friedrich 111/ Kurfürst von Brandenburg/ setzt sich/ -unter dem Nahmen Friedrich 1/ in Kö­ nigsberg die Krone auf. — (d. 3. April) Krieg wegen der Spanischen Erbfolge/ in Italien angefnngen. — (d.2Z.Jun.) Akte des Groß-Britannischen Parlaments/ um dem Hause Braunschweig-Hannover die Thronfolge zu sichern. — (d. 18. Sept.) Großes Bündniß gegen Frankreich/ im Haag unterzeichnet. 1702 (d. 19. März) Tod Wilhelms III. — lAnna Stuart/ Königin von Groß-Britannien. —

über die Revolutionen in Europa re.

1702'Neue Unterbrechung der | einigten Provinzen.

Statthalterschaft in

gj

den vcr-

»703 Unruhen in Ungarn; Fran; Rakoczy, Oberhaupt der Miß­ vergnügten. *- (d. . Mai) Gründung der Stadt St. Petersburg; die Russen öffnen sich den Zugang zum Baltischen Meere. — (Seel.) 2td)mct 1 , Türkischer Kaiser.

(d.27.Dec.) Handels-Traktat zwischen Groß-Britannien urw Portugal (Melhuen - treaty). 1.704 (d. 12.Jul.) Stanislaus LeSczinSki, durch Karls XII Schuh/ nachdem August II abgesetzt ist/ zum Könige »0» Polen erwählt. (d. 4. Aug.) Gibraltar von den Engländern erobert, —

(d. 13.Aug.) Schlacht bei Hod)stcdt oder Blenheim/ ge­ wonnen von Marlborough (l.Mällborof) und dem Prin­

zen Eugen. 1705 (d.RMai) Joseph iz Deutscher Kaiser, (d. 9. Oct.) Einnahme von Barccllona durch die Alliirten; Catalonien und das Königreich Valencia durch den Erz­ herzoge Karl/ Mitbewerber Philipp'S von Anjou/ er­ obert. 1706 (d. 23. Mai) Schlacht bei Ramillics; Marlborough Sieger, (b. 7. .?cu.) Sch-acht bei Turin/ von dem Prinzen Eugen gewonnen. (d. -4. Sept.) Friede von Alt-Ranstadt/ zwischen Karl XII und August II; der letztere entsagt der Polnischen Krone. (d.g.Dec.) Johann Vz König von Portugal, 1707 (d. 6. Marz) Vereinigung von England und Schottland in Ein und eben dasselbe Parlament. (d. 25. Arril) Schlacht b-i Aimaiiza; der Herzog von Ber­

wick Sieger. Das Fürstenthum Ncufchatel und Valengin kommen an den König von Preussen. 1-708 '(b. ao. Juu.) Aechtung des Herzogs von Mantua; sein Land

von dem Kaiser eingczogen. (b.7. Jul.) Der Herzog von Savoyen mit Montserrat/ auch mit ben Provinzen Alessandria und Valenz«/ belehnt, (b. 12. E ept.) Einführung des Königs von Böhmen und des Fürsten von Hannover in das Kurfürsten-Collegium,

(d. g. Oct.) Schlacht bei LieSn«/ durch den Zar Peter ge­ wonnen; Niederlage des Generals Löwcnhaupt. (d.8.Jul.) Schlacht bei Pultawa; Niederlage Karls XII 1709

66

Chronologische Tafeln rc.

durch Peter den Großen: Schwedens Sinken; Ruß­ lands Steigen. 1709 (d.3i.Aug.) August 11 kommt wieder auf den Polnischen Thron; Stanislaus LeSczinskiS Flucht, (d. ii.Sept.) Schlacht bei Malplaquet: Marlborough Sieger. (Oct.) König August und der König von Dänemark er­ neuern ihr Bündniß mit dem Zar. 1710 (Marz) Conferenzen zu Gertruydenderg. (Mai) Veränderung im Englischen Ministerium: die WighS (l. Hweihs) treten an die Stelle der Torys, (d. io. Dee.) Schlacht bei Villaviciosa: der Herzog von Vendome Sieger. (d. 17. April) Tod Kaiser Josephs I. (d. 2g. Apr.) Beilegung der Ungarischen Unruhen zu Szathmar; der Fürst Rakoczy begiebt sich nach der Türkei,

(d.2i.Jul.) Friede zu Faltschij am Pruth/ zwischen den Russen und Türken: Peter der Große muß Asow zurück­

geben und der Schifffahrt im schwarzen Meere entsagen, (d. 8. Oct.) Präliminarien von London/ zwischen Frankreich und England. (d. i2. Oct.) Karl VI in Frankfurt zum Kaiser erwählt­ neue Form der Wahl-Capitulationen. 1712 (d. 16. April) Friede zu Eonstantinopel zwischen den Russen und Türken.

(d. 24. Jul.) S,chlacht bei Denain: Villars Sieger, (d.20.Dee.) Schlacht bei Gadebusch/ von dem General Steenbock gegen die nordischen Alliirten gewonnen. 1713 (d.25.Febr.) Ftedrich ÄZilhelm lz König von Preussen, (d. ii.April.) Utrechter Friede zwischen Frankreich und den Alliirten/ den Kaiser ausgenommen: Spanien und Frank­ reich sollen nie vereinigt werden; die Niederlande zu einer Barriere gemacht/ und dem Kaiser/ nebst dem Kö­ nigreiche Neapel/ Sardinien/ dem Herzogthume Mailand/ und den Toskanischen Häfen (il Stato degli presidii) zugetheilt; Sicilien an Viktor Amadeus 11/ Herzog von Savoyen/ abgetreten; Gibraltar und Port Mahon den Engländern überlassen. (d. 19. April) Pragmatische Sanktion Kaiser Karls Viz über

die Erbfolge in Oestreich. (d. i2. Mai) Neue Thronfolge von den Spanischen cortcz (Reichsständen) festgesetzt.

über die Revolutionen in Europa re.

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(d. 24. Jun.) Friede zu Adrianopch zwischen den Russen und den Türken. (d. 13. Jul.) Friede zu Utrecht/ zwischen Spanien und England. (d. 13. Aug.) Friede zu Utrecht/ zwischen Spanien und Sa­ voyen. (d.2i.Dec.) Viktor Amadeus ll/ Herzog von Savoyen/ als König von Sicilicn gefreut. »7*4 (Febr.) Dem Hause Holstein-Goitorp werden seine Stmw teil durch den König von Dänemark genommen. (d. 6. Marz- Präliminarien zu Rastadt/ zwischen dem Kaiser und Frankreich. (d. 26. Jun.) Friede zu Utrecht zwischen Spanien und Hol­ land. (d. 12. Aug.) Tod der Königin Anna von England. Georgel kommt auf den Thron von Groß-Britannien; das Haus Hunnover wird königlich. (d. 7. Sept.) Friede zu Baden, zwischen Frankreich/ dem Kaiser und dem Reiche: Landau an Frankreich abge­ treten. (d. 22. Nov.) Karl XU kommt aus der Türkei «ach Stral­ sund. (d. 7. Dec.) Die Pforte erklärt der Republik Venedig de« Krieg. 1715 (Febr.) Allianz zwischen Dänemark, Preussen und den Kur­ fürsten von Sachsen und Hannover/ gegen Karl XII. (d. 6. Febr.) Friede zu Utrecht zwischen Spanien und Por­ tugal. (Jun. u. Jul.) Die Türken entreißen den Denetianern Morea. (d. 26. Jun.) Bremen und Verden durch den König von Dänemark an den Kurfürsten von Hannover abgetreteP. (d. 1. Sept) Tod Ludwigs XIV. Ludwig XV/ König von Frankreich. (d. i3. Nov.) Barriere-Traktat/ zwischen dem Kaiser und den vereinigten Provinzen/ zu Antwerpen unterzeichnet, 1716 (d. i3. April.) Bündniß Kaiser Karle VI mit der Republik Venedig/ gegen die Türken. (d. 5. Aug.) Deö Prinzen Eugen Sieg über die Türken bei Peterwardein.

1717 (d. 4. Jan.) Tripel-Allianz im Haag/ zwischen Frankreich/ England und Holland/ gegen Spanien.

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Chronologisch« Tafeln

1717 (d. 16. Aug.) Des Prinzen Eugen Sieg bei Belgrad, (d. 22. Aug.) Sardinien von den Spaniern angefallen,

1718 (d. 2i. Jul.) Passarowitzer-Friede zwischen dem Kaiser/ den Venetianern und den Türken: Temeswar und Belgrad

an den Kaiser abgetreten. (d.2.Aug.) Sogenannte Quadrupel-Allianz zu London/ wegen des Friedens/ zwischen dem Kaiser/ dem Könige von Spa­ nien und dem Herzoge von Savoyen: dem Jnfanten Don Carlos die Anwartschaft auf das Großherzogthum Toskana/ und die Herzogtümer Parma und Piacenza zugesichert, (d. ri.Dec.) Karl der Xll bei der Belagerung von Frie­ drichshall getödtet. I7J9 (d. 2i.Febr.) Ulrike Eleonore/ Schwester Karls Hl/ zur Königin von Schweden erwählt. Revolution in der Schwedischen Regierung: neue Beschränkung der könig­

lichen Gewalt. (April) Die Franzosen und die Engländer spielen den Krieg nach Spanien hin. (d. 20. Nov.) Friede zu Stockholm/ zwischen Schweden und dem Könige von Groß-Britannien: Bremen und Verden von Schweden abgetreten. 1720» (d. 2i. Jan.) Friede zu Stockholm/ zwischen Schweden und

dem Könige von Preussen: Stettin und ein Theil von Vorpommern/ zwischen der Oder und der Peene/ an den König von Preussen abgetreten.

(d.22.Marz) Friedrich iz Gemahl von Ulrike Eleonore/ zum König von Schweden erwählt. (d. 3.Jun. u. 3.Jul.) Friede zu Stockholm und Friedrichs­ burg/ zwischen Schweden und Dänemark: Schweden ent­ sagt der Befreiung vom Sundzolle/ und der Beschützung des Herzogs von Holstein -Gottorp. (d- 14. Jun. u. 26. Jul.) Akten der Garantie für Schleswig/ dem Könige von Dänemark durch Frankreich und Eng­

land ausgestellt. (d.8.Aug.) Viktor Amadeus II/ Herzog von Savoyen, in Besitz des KönigreichesSardinien gesetzt, (d. 16. Nov.) Friede zu Constantinopel zwischen den Russen und den Türken. 1721 (d. 13. Jun.) Friedens-Traktat zwischen Spanien und Groß-Britannien. (d. 10. Sept.) Friede zu Nystädt zwischen Rußland und Schweden: Liefland/ Ingermanland und Carelen an

über die Revolutionen in Europa re.

«S

Rußland abgetreten; Rußland im Norden die herr­ schende Macht. 1721 (d. 22. Oct.) Peter der Große nimmt den Titel: Kaiser aller Reus-en, an. — Congreß zu Cambray. 17-- Peters des Großen UkaS, welcher dem Beherrscher von Rußland das Recht giebt/ seinen Nachfolger zu er­ nennen. (Jun.) Reichstag zu PrcSburg: die Ungarische Thron­ folge auf die werbliche Linie des Hauses Oestreich aus­ gedehnt. (d. 27. Jun.) Marlborough'S Tod. (d. 19. Dec.) Errichtung der Ostendischen Handelsgesellschaft, •*7=4 (d. 17. Jan.) Ludwig/ König von Spanien. (April) Förmliche Eröffnung des CongrcffcS zu Cambray.

(d. 6. Sept.) Philipp V besteigt/ nach dem Tode seiiwS Sohnes Ludwig/ den Spanischen Thron wieder, 1725 (d. 8. Febr.) Tod Peters des Großen. Katharina 1, Kaiserin von Rußland. (April) Der Congreß zu Cambray abgebrochen, (d. 3c>. April) Friede zu Wien zwischen dem Kaiser und dem Könige von Spanien; Bündniß zu Wien/ zwischen

eben denselben. (d. 7. Jun.) Friede zu Wie»/ zwischen Spante»/ dem Kaiser und dem Reiche. (d. 3. Sept.) Bündniß von Hannover/ dem von Wien ent­ gegengesetzt. 1726 Errichtung der Akademie zu St. Petersburg, (d. 6. Aug.) Ewige Defensiv-Allianz zwischen Rußland und

Oestreich. (d. 11. Sept.) Oer Cardinal von Fleury wird PremierMinister von Frankreich. 1727 (d. 17. Mai) P e t e r u Alexiewitsch, Kaiser von Rußland, (d. 3i. Mai) Präliminarien von Paris: Susspenffon der

Handelsgesellschaft von Ostende, (d. 22. Jun.) George li/ König von Groß-Britannien, 1728 (d. 14. Jun.) Congreß zu SoissonS. (Mai u. Jun.) Friede zwischen Schweden und dem Könige August/ als Kurfürsten von Sachsen,

(d. 9. Nvv.) Friede zu Sevilla zwischen Spante»/ England und Holland. 17=9 Empörung der Corse» gegen die Genueser.

90

Chronologische Tafeln

1730 (L ii. Fan.) Anna Iwanowna/ zur Kaiserin von Ruß­ land erwählt. (d. 3. Sept.) Viktor Amadeus H legt die Krone nieder. Karl Emanuel niz König von Sardinien, (d. 12. Oct.) Christian VI z König von Dänemark und Norwegens (Oct.) Mohammet Vz Türkischer Kaiser,

1731 (d. 20. Jan.) Tod Amons/ letzten Herzogs von Parma aus dem Hause Farnese; Don Carlos wird Herzog von Parma und Piacenza. (d. 16. März.) Allianz zu Wien/ zwischen dem Kaiser/ Eng­ land und Holland; der Kaiser giebt die Handelsgesell­ schaft in Ostende auf. 1732 (d. 7. Oct.) Friede zwischen Schweden und Polen/ zu War­ schau geschlossen. 1733 (d. i. Febr.) Tod Augusts II z Königs von Polen, (d. i2. Sept.) Stanislaus Lesczinski zum König von Polen erwählt. (d. 26. Sept.) Bündniß zwischen Frankreich z Spanien und dem Könige von Sardinien/ zu Gunsten Stanislaus/

Schwiegervaters von Ludwig XV. (d.3.Oct.) Wahl Augusts Hl/ Kurfürsten von Sachse»/ zum König von Polen/ unter Rußlands Protektion,

(d. 10. October.) Frankreich erklärt den Krieg gegen Kaiser Karl Vl. 1734 (kll 25. Mai.) Schlacht bei Bitonto. (d. i2. Fun.) Der Marschall von Berwick bei der Belagkrung von Philippsburg getödtet. (d. 29. Fun.) Schlacht bei Parma. (d. 19. Sept.) Schlacht bei Guastalla. 1735 Ein Russisches Corps von zehntausend Man»/ unter den Befehlen des Grafen von Lascy/ marschirt über den Rhein/ dem Kaiser zu Hülfe. (d. 3. Oct.) Präliminarien zu Wien/ zwischen Frankreich und dem Kaiser. 1736 (d. 2i. April.) Tod des Prinzen Eugen, (d. 23. April.) Krieg zwischen Rußland und der Pforte. Theodop/ Freiherr von Neuhof/ König von Corsica. 1737 (d.4.Mai.) Tod Ferdinands/ letzten Herzogs von Curland aus dem Hause Kettler. Ernst Johann Bieren/ Herzog von Curland.

über die Revolutionen in Europa re.

9i

Geheime Convention zwischen der Kaiserin von Rußland/ und dem Könige von Preussen über die Theilung von Polen. (d. 5. August.) (25. Juli a. St.) Erster Traktat über die Tbeilung von Pole»/ zu St. Petersburg zwischen Ruß­ land/ Preussen und Oestreich unterzeichnet: der König von Preussen nimmt Polnisch - Preussen/ nebst einem Theile von Groß-Polen; Oestreich/ die Königreiche Ga­ licien und Lodomiricn; Rußland Polnisch-Tiefland/ nebst einem theile von Lithauen. (d. ig. u. 21. Aug.) Revolution in Stockholm: eine neue Regierungeform in Schnede« eingeführt; Erweiterung der königlichen Gewalt. (Aug. «. Oct.) Fruchtloser Congreß zu Fotschany und Bu­ karest zwischen den Russen und Türken. (d. 20. Jan.) Viktor Amadeus 1HZ König von Sardi­ nien. (d. 1. Jun.) Definitiv-Traktat über die Vertauschung des Herzoathums Holstein - Gottorp gegen die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst/ in Zarskoe-Selo unter­ zeichnet. (d. >4. Jul.) Abtretung der Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst an den Fürstbischof von Lübeck. (d. 2i. Jul.) Aufhebung des Ordens der Jesuiten/ dm'ch den stapst Clemens XIV (Ganganelli). (d. i. Aug.) Ewige Allianz zwischen Rußland und Däne­ mark. (d. 18. Sext.) Definitiv-Traktaten zu Warschau/ über die erste Theilung von Pole»/ zwischen dem Könige und der Republik Polen auf der einen Seite/ und den drei mit einander theilenden Höfen auf der andern. Der Kosak Pugatschef spielt die Rolle Peters III. (d.21. Jan.) Abdul-Hamed/ Türkischer Kaiser. (d.io.Mai.) Ludwig XVI z König von Frankreich, (d. 2s. Jul.) Friede zu Kutschuk-Kainardschi/ zwischen den Russen und Türken: die Tataren in der Krim und in i Cuhan für unabhängig von der Pforte erklärt; Asow/ Kreisch/ Jenikale/ Kinburn/ und das Land zwischen den ■ Mündungen des Bog und des Dniester an Rußland ab­ getreten. (d. 5. Dec.) Eröffnung des Amerikanischen Congresses. Kochs Einleitung.

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98

Chronologische Tafeln

1774 (d. 2g. Dec.) Stiftung des Herzogthums Holstein-Olden­ burg, für die jüngere Linie des Hauseö Holstein-Gottorp. »775 (d. 19. April.) Anfang der Feindseligkeiten zwischen Eng' land und den Englischen Colonieen in Nord-Amerika, (d. 7. Mai.) Convention zwischen Oestreich und der Pforte, über die Abtretung der Bukowina. (d. 14. Aug.) Auslösung de« Corps der Savoroger-Kosaken. (d. 18. Nov.) Nene Verfassung der Russischen Gouverne­ ments, durch die Kaiserin Katharina ll bekannt gemacht. 1776 Oer Gregorianische Kalender von dem Corpus evangelicum in Regensburg angenommen. (d. 4. Jul.) Die Nordamerikanischen Colonieen erklären sich für unabhängig, (d. 4. Oct.) Confödcrations- und Unions-Akte zwischen den Amerikanischen Colonieen. »7 77 (d.24. Febr.) Maria, Königin von Portugal, (d. 28. Mai.) Fünfzigjährige Allianz zwischen Frankreich und den 13 Helvetischen Cantonen zu Solothurn geschlossen, (d. 3. Jun.) Traktat wegen der Gränze auf der Insel SanDomingo, zwischen Frankreich und Spanien, (d. 1. Octob.) Präliminär- Friedens- und Gränz - Traktat zwischen Spanien und Portugal, zu St. Ildefons» ge­ schlossen. (d. 16, Oct.) General Burgoyne capitulirt zu Saratoga. (d. 3o. Dec.) Tod Maximilian Josephs, letzten Kurfürsten, von Baiern. »778 (d. 3. Jan.) Convention zwischen dem Wiener Hofe und dem Kurfürsten von der Pfalz, über die Erbfolge in Baiern. (d. 6. Fcbr.) Allianz- und Handels-Traktat zwischen Frank­ reich und den dreizehn vereinigten Nordamerikanischen. Staaten; Krieg zwischen Frankreich und England, (d. 1. März.) Traktat von Pardo, zwischen Spanien und Portugal, zur Erläuterung des Traktats von San-Jldefonso. (Jul.) Krieg wegen der Baierischen Erbfolge zwischen Oe,lreich und dem Könige von Preussen, (d. 27. Jul.) Seeschlacht bei Ouessant. (d. 19. Oct.) Gründung der Stadt Cherson, durch die Rus­ sin.

über die Revolutionen in Europa rc -779

1780

1781

1782

1788

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(d. 21. Marz.) Erklärende Convention von Constantinopel/ zwischen den Russen uni) Türken. (d. r3.Mai.) Teschener-Foiede zwischen Oestreich und Preus­ sen/ unter Vermittlung Frankreichs und Rußlands: Oest­ reich behalt den Theil vrm Baiern/ der zwischen der Salza, dem Inn und der Donuu liegt. (Fun. u. Jul.) Die Spanier nehmen Theil an dem Ame­ rikanischen Kriege. (d. 9» Jul. 1. Aug.) Convention über d.ie bewaffnete Neutraütat zwischen Rußland/ Schweden und Dänemark, (d. 29.N0V.) Tod der Kaiserin Maria Theresia/ Königin hon Ungarn und Böhmen. Joseph 11/ König von Ungarn und Böhmen, (d. 20. Dec.) England erklärt Holland den Krieg, (d. 18. Oct.) Des Lords Cornwallis Capitulation zu VorkTown (l. Jork-Taun). (Jan.) Die Holländer ziehen ihre Truppen aus den BariercStädten zurück) die Festungswerke dieser Städte werden geschleift. (März.) Reise des Papstes Pius VI nach Wien, (d. 13. Sept.) Vernichtung der Spanischen schwimmenden Batteneen vor Gibraltar. (d. 14. Sept.) Friedens- und Handels-Traktat zwischen Spanien und der Pforte. (d'. 24. Sept.) Die Unabhängigkeit der vereinigten Nord­ amerikanischen Staaten/ von England anerkannt, (d. Zo. Nov.) Friedens-Präliminarien zu Paris/ von den Brittischen und Amerikanischen Commissarien unterzeich­ net. (d. 20. Jan.) Präliminarien des Friedens zwischen Franko reich/ Spanien und England/ zu Paris unterzeichnet, (d. 28. Jun.) Der Krimische Khan entsagt der Regierung; die Krim/ nebst der Insel Taman/ und der Kuban/kommt unter Rußlands Herrschaft. (d. 4. Aug.) Herakliuö/ Zar von Kartalinien (Karduel) und Kacheti/ unterwirft sich dem Russischen Reiche, (d. 2. Sept.) Friedens - Präliminarien zu Paris/ zwischen England und Holland unterzeichnet. (d. 3. Sept.) Definitiv-Friede von Versailles/ zwischen Eng­ land / Frankreich und Spanien. Der Hafen von Dünkir­ chen für frei erklärt/ die Insel Minorka/ und Florida an Spanien znrückgegeben.

IQQ

Chronologische Tafeln

1783 (L 3. Spt.) Dcfinitiv-Friede zu Paris/ zwischen England und den vereinigten Staaten von Nord-Amerika. i?84 (d. 8. Jan.) Convention zu Konstantinopel zwischen Rußland und der Pforte/ wodurch die Abtretung der Krim/ derJnsel Taman und des Theils von der Kuban / der am rechten Ufer des eben so genannten Flusses liegt/ bestätigt wird. (April.) Conferenzen zu Brüssel in Betreff der Streitigkeit ten zwischen dem Kaiser und den.Generalstaaten der ver­ einigten Provinzen. (d. 20. Mai.) Definitiv-Friede zu Paris zwischen England und Holland: Negapatnam an England abgetreten, (d'. 1. Jul.) ProvisMscher Handelsvertrag zwischen Frank­ reich und Schweden; die Insel St. Barthelemy in West-indien an Schweden abgetreten. 1785 (d. 23. Jul.) Deutscher Fürstenbund/ gegen Josephs H Pro­ jekt/ Baiern einzutauschen / in Berlin unterzeichnet. (Sept.) Dem Erbstaithalter das Commando vom Haag ge­ nommen; dieser Fürst begiebt sich nach Geldern: Anfang der Unruhen in Holland. (d. i2.Oct.) Abschaffung der Nunciatur im Deutschen Reiche, (d. 8. Nov.) Definitiv-Friede zu Fontainebleau/ zwischen dem Kaiser' und den vereinigten Provinzen der Nieder­ lande: die Sperrung der Schelde behauptet, (d. 10. Nov.) Allianz zwischen Frankreich und den vereinig­ ten Provinzen der Niederlande. 1786 (d. 17.Aug.) Tod Friedrichs des Großen. Friedrich Wilhelm nz König von Preussen, 1787 (d. i.Jan.) Edikt Josephs II/ über das General-Gouver­ nement der Niederlande. (d. 11. Jan.) Handelötraktat zwischen Frankreich und Rußland, (d. 24. Aug.) Rußland erklärt der Pforte den Krieg; Kaiser Joseph 11 nimmt/ als Russlands Allurter/ Theil daran. (t>. 17* Sept.) Nene Föderativ - Constitution der vereinigten

Nordamerikanischen Staaten. (Sept.) Einmarsch der Preussen in Holsirnd; WiederherstelUmg der Erbstatthalterschaft. 1788 (L i5. April.) Defensiv-Allianz zwischen den vereinigten Provinzen/ England und Preussen. (d.29. Jun.) Der König von Neapel unterlaßt die Ueberschickung des weißen Zelters. (d. 2i. Jul.) Schweden/ Bundesgenosse der Pforte/ greift Rußland an.

über bie Revolutionen hx Europa rc.

ioi

!733l(ö. rZ. Dee.) Karl Vlz König von Spanien. — (d. 17. Dec.) Eroberung von Oczakow (Okschakof) durch die Russen. r759 (d. Z. April) Wiedervereinigung und Sicherheits-Akte/ auf dem Reichstage zu Stockholm entworfen; neue Er­ weiterung der königlichen Macht in Schweden. — (d. 7. April) Selim m. Türkischer Kaiser. *— (d. 5. Mai) Eröffnung der allgemeinen Stande (etatsgeneranx) von Frankreich/ zu Versailles'. — (d. 17. Jun.) Formation der eonstituirenden N^rtional-Vera­ sammlung. — (d.i4»Jul.> Revolution in Paris; Eroberung derBa^ stille: Errichtung der Nationalgarden. — (d. 22, Sept.) Schlacht bei Martinestie an dem Rimnick/ von uworow/ Mit dem Prinzen von Sachsen-Coburg verein gt/ gegen die Türken gewonnen.



(d. 8. Oct.) Eroberung von Belgrad durch die Oestreichs (d.24. Oct.) Insurrektion der Belgier; Einnahme von Turn­ hout; die Oestreicher ziehen sich nach Luxemburg zurück, 1790 (d. n.Jan.) Conföderation der Belgischen Provinzen zu Brüssel/ unter der Benennung: die Belgischen Staaten, (d. Zr. Jan.) Der König von Preussen alliirt sich mit der

Pforte/ gegen Oestreich und Rußland. (d. 20. Febr.) Tod Kaiser Josephs des Zlveiten. 8 or-old H/ König von Ungarn und Böhmen» Ferdinand Ul/ Großherzog von Toskana, (d. 2f. Marz) Allianz des Königs von Preussen mit dem Könige und der Republik Polen. (d. h. Juli) Allgemeines Bundesfest der Franzosen, (d. 2/ Juli) Präliminär-Convention zwischen Spanien und Großbritannien über die Streitigkeiten wegen des

Nutka - Sundes. (d. 27. Juli) Deklarationen zwischen Oestreich und Preussen/ über die Wiederherstellung des Friedens zwischen dem Kaiser und der Pforte/ auf der Basis des strikten Status quo vor dem Kriege/ zu Reichenbach unterzeichnet, (d. 14. Aug.) Friede zwischen Rußland und Schweden/ zu Werelä/ am Flusse KymmeneZ unterzeichnet. Gegenseitige Zurückgabe aller Eroberungen. (d. 3v. Sept.) Leopold 11 zum Deutschen Kaiser erwählt, (d. 28. Oct.) Definitiv-Convention zwischen Spanien und

102

Chronologische Tafeln Großbritannien/

über

die

Streitigkeiten

wegen des

Nutka-S undes. 179° (d. 2. Dec.) Die Oestreichs rücken wieder in Brüssel ein. Ende der: Belgischen Unruhen. (d. ro. Dec.) Convention im Haag/ zwischen dem Kaiser/ England/ Preussen und Holland/ über die Beilegung der Niederländischen Unruhen; nicht ratistcirt. I791 (d. 3. Mai) Neue Constitution von Polen, (d. 2i. Juni) Flucht Ludwigs XVI. (d. 4. August) Friede zu Szisstowa zwischen Oestreich und der Pforte/ auf der Basis des Status quo vor dem Kriege geschloffen. Zurückgabe Belgrads und aller von Oestreich gemachten Eroberungen. (d. 27. Aug.) Convention von Pillnitz/ zwischen Oestreich und Preussen. (d. 14. Sept.) Die erste Französische Constitution von Lud­ wig XVI angenommen. -792 (d. 9. Jan.) Friede zu Jassy zwischen Rußland und der Pforte; Rußland behält Oczakow und das Land zwischen dem Bog und Dniester; der letztere Fluß zur Gränze zwischen beiden Reichen bestimmt; Zurückgabe aller an­ dern Eroberungen. (d. 7. Febr.) Defensiv-Allianz zwischen Oestreich und Preus­ sen/ zu Berlin geschlossen. (d. 10. Febr.) Johann Vlz Prinz von Brasilien/ zum Rcgenten von Portugal erklärt. (d. 1. März) Tod Kaiser Leopolds U. Franz n König von Ungarn und Böhmen. (d. 29. März) Gustav 111 König von Schweden / durch Ankerström ermordet. Gustav IV/ König von Schweden, (d. 20. Arril) Kriegserklärung Frankreichs gegen Oestreich,

(d. 14. Mai) Confoderation von Targowica gegen die neue Constitution von Polen/ unter dem Schutze Rußlands; es rückt eine Russische Armee in Polen ein. (d. 7. Juli) Franz n zum Deutschen Kaiser erwählt, (d. 10. Aug.) Neue Revolution in Frankreich: Suspension des Königs. (d.21. Sept.) Eröffnung des Französischen National-Convents; Frankreich zu einer Republik erklärt, 1793 (d. 21. Jan.) Hinrichtung Ludwigs XVI. (d. 24. Jan.) Die Preussen rücken in Polen ein.

über -ie Revolutionen in Europa re.

103

(d. i. Feb.) Kriegeserklärung deö Französischen National ConventS gegen den König von Großbritannien und den Erbstatt Halter der vereinigten Niederlande. (d. 7. März) Kriegeserklärung Frankreichs gegen Spanien. Erste Koalition zwischen Oestreich/ Preussen/ dem Deutschen Reiche/ Großbritannien/ Holland/ Spanien/ Portu­ gal/ den beiden SieilieN/ dem Kirchenstaat und dem Könige von Sardinien/ gegen die Französische Republik, (d. 25. Marz) Erneuerung des Handetstraktatö zwischen Rußland und England. (d. 28. Marz u. 9. April) Deklaration einer neuen Theilung von Polen/ dem Reichstage zu Grodno von Seiten der bcp den theilenden Machte/ Rußland undPreusseN/ vorgelegt, (d. 3i.M.ü) Aechtung mehrerer Deputaten des Franzö­ sischen National-ConventS, der sogenannter: Giron­ disten und Föderalisten; Herrschaft deS BergeS. (d. 24. Jun.) Neue Constitution von dem National-Convent dem Französischen Volke vorgelegt. (d. iZ.Juli) Abtretungs-Akte, zwischen Rußland und Polen, über einen bestimmten Theil PolenS/ zu Grodno unter­

zeichnet. (d. 25. Sept.) AbtretungS- Akte/ zwischen Preussen und Polen/ über einen bep immten Theil des letzteren Landes/ zu Grodno

unterzeichnet; Danzig/ Thorn re. kommen unter Preussische Herrschaft. (d. 6. Oct.) Einführung der republikanischen Zeitrechnung und des neuen Französischen Kalenders, (d. io* Oct.) Der Französische National-Convent erklärt die Regierung für rcvolutionnar. *794 (d. 24. März) KosciuSko's Insurrektion gegen die Russen, (d. 27. Juli) Fall RobeSpierre'S und seiner Faktion. (b. 4. Dci.) Treffen bei Macejowiee; KoSeiuöko wird ge­ schlagen und durch den Russischen General Fersen zum Gefangnen gemacht. (d.4. Nov.) Einäscherung von Praga bei Warschau, durch

1/93

Suworow. (d. 19. Nov.) Handels-- und Schifffahrts-Traktat zwischen Großbritannien und den vereinigten Staaten von NordAmerika. (d. 3. Jan.) Deklaration zwischen Rußland und Oestreich, zu St. Petersburg unterzeichnet/ über die letzte Theilung von Polen und über die Antheile dieser beiden Mächte,

104

Chronologische Tafeln so wie auch über den Antheil/ den der König von Preus­

sen bekommt. (d. 9. Febr») Friedenötraktat zu Paris/ zwischen der Republik Frankreich und dem Großherzoge von Toökana. (d. 28. März.) Curland und Semgallen unterwerfen sich der Russischen Herrschaft. (d. .5. April) Friede zu Bafel zwischen der Französischen Republik und dem Könige von Preussen: die Preussischen

Staaten auf dem rechten Ufer des Rheinö von den Fran­ zosen geräumt. (d. 16. Mai) Friedenstraktat zu Paris/ zwischen der Fran­ zösischen Republik und den vereinigten Niederlanden: Abschaffung der Erbstatthalter-Würde; immerwährende Off- und Defensiv-Allianz; Abtretung von HolländischFlandern/ Maestricht/ Venloo und ihren Zubehörden; Vliessingen zu ernem gemeinschaftlichen Hafen gemacht; die Schifffahrt auf dem Rhein/ der Maas/ der Schelde und allen Armen dieser Flüsse/ beiden Nationen geöffnet, d 17. Mai) Traktat von Basel zwischen der Französischen Re­ publik und dem Könige von Preussen/ über die Neutrali­ tät eines Theils von dem Deutschen Reiche (nach einer sogenannten Demarkationslinie). (d. 22. Iuü) Friedenötraktat zu Basel/ zwischen der Fran­ zösischen Republik und dem Könige von Spanien ge­

schlossen: Abtretung des Spanischen Antheils an der In­ sel St. Domingo. (d. 22 Aug.) Neue Constitution/ durch den Französischen National-Convent dekretirt. (d. 28. Ang.) Friede zu Basel zwischen der Französischen Republik und dem Landgrafen von Hessen-Cassel, (d. 24. Oct.) Convention zu St. Petersburg / zwischen Oest­ reich und Preussen/ über die Gränzen ihrer beiderseitigen Acquisitionen bei der letzten Theilung von Polen, (d. 26. Oct.) Schließung des Französischen Nationalconvents. (d. 28. Oct.) Eröffnung der neuen gesetzgebenden Körper­ schaft in Frankreich/ in zwei Räthe eingetheilt. Einfüh^

rung der Konstitution vom Jahre 3. (d. 4. Nov.) Einsetzung des vollziehenden Direktoriums. (d.25.Nov.) Stanislaus Poniatowsky/letzter König von

Polen/ legt die Krone nieder. (d.Zo.März) Napoleon Bonaparte erhalt das Corwmando der Italiänischen Armee.

über die Rcvolutionen'in Europa re.

io5

1796 (d.iLMai) Friedenstraktat zu Paris, zwischen der Franzö­ sischen Republik und dem Könige von Sardinien: Ab­

tretung von Savoyen, der Grafschaft Nizza, Tendn und Beuil (Broglio). (d. 5. Aug.) Traktat zu Berlin, zwischen der Französische» Republik und dem Könige von Preussen, eine neue De­ markationslinie betreffend. (d. 7. Aug.) Friedcnstraktat zu Paris, zwischen der Fran­ zösischen Republik und dem Herzoge von Würtcmberg: Abtretung des FürstcnthumS Montbcliard (Mümpelgard),

der Herrschaften Hericourt und Passavant, der Grafschaft Horburg und der Herrschaft Ostheim. (d. ig. Aug.) Immerwährender Off- und Defensiv - Allianz­ traktat zwischen Frankreich und Spanien, zu St. Ilde­ fons» geschloffen. (d. 22. Aug.) Friedenstraktat zu Paris, zwischen der Fran­ zösischen Republik und dem Markgrafen von Baden: Abtretung der Herrschaften Rodcmachern und HcSperingen, der Grafschaft Sponheim, der Herrschaft Greven« stein, der Aemter Bcinheim und Roth, (d. 10. Oct.) jFriedenStraktat zu Paris, zwischen der Fran­ zösischen Republik und dem Könige beider Sicilien. (d. 16.Oct.) Karl Emanuel iv, König von Sardinien, (d. 24. Oct.) Fruchtlose Confcrenzcn ü. Paris zwischen dem Lord Malmesbury und der Französischen Regierung, (d. 5. Nov.) Friedcnstraktat zu Paris zwischen der Fran­ zösischen Republik und dem Herzoge von Parma, (d. 17. Nov.) Tod der Kaiserin Katharina n. Paul l Petrowitsch, Kaiser von Rnffland. 1797 (d. 26. Jan.) Letzte Convention über Polen zwischen den drei theilenden Machten, zu St. Petersburg unterzeichnet, (d. ig.Febr.) Friede zu Tolentino zwischen der Französischen

Republik und dem Papste: Avignon und der Comtat, Ferrara, Bologna und Romagna abgetreten. (d. 21. Febr.) Erneuerung des Handels-Traktats zwischen Rußland und England. (d. 5. Apr.) Neue SUccessions-Ordnung in Rußland, von dem Kaiser Paul 1 festgesetzt. (d. 5. April) Off- und Defensiv-Allianz zu Turin, zwischen der Französischen Republik und dem Könige von Sar­ dinien geschloffen.

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Chronologische Tafeln (d. 17. April) Insurrektion der VencttanLschcn Provinzen gegen die Framosen. (d. itt. April) Präliminarien zu Leoben/ zwischen Fränkreich und Oestreich. (d. 16. Mai) Revolution in Venedig: Errichtung einer pro­ visorischen Regierung; Einrücren der Franzosen in diese

Stadt. (d. 22. u. Zr. Mai) Revolution in Genua, (d. 14. Jun.) Einsetzung der provisorischen Regierung von Genua/ unter dem Nahmen: ligurische Republik, (d. 6. Juli) Fruchtlose Konferenzen in Lille (Ryffel)/ zwi­ schen dem Lord Malmesbury und den Französischen Be­ vollmächtigten. (d. 9. Jul.) Föderation von Mailand: Proklamation der Cisalpinischen Republik/ aus der Oestreichischcn Lom­ bardei/ dem BergamascischeN/ Bressanischen und andern Theilen des Vcnetianischen Staats/ aus Mantua und dem Mantuanischen / dem Modencü'schen, ferner aus Massa und Carrara/ Bologna/ Ferrara und Romagna zusammengesetzt. (d. io* Aug.) Friedenstraktat zwischen Frankreich und Portugal/ zu Paris unterzeichnet/ aber von der Königin des letzteren Reiches nicht ratificirt. (d. 5. Sept.) Me.-rere Mitglieder der gesetzgebenden Versammlnug und des Direktoriums von Frankreich als Royalisten deportirt. (d. 17. Oct.) Destttitivtraktat zu Campo Formio zwischen der Französischen Republik, und dem Kaiser und Könige von Ungarn und Böhmen: Abtretung der Belgischen

Provinzen und der Oestreichischen Lombardei; Theilung der Venetianischen Länder: CorfU) Zante/ CephalonieN/ St.Maure/ Cerigo/ nebst den Städten und Häfen in Al­ banien/ an Frankreich abgetreten; Istrien und Dalma­ tien/ die Inseln des Adriatischen Meeres/ die Stadt Venedig nebst der Terra Firma bis zur Etsch/ dem Tar­ tars und dem Po dem Kaiser abgetreten; Anerkennung der CisalpLnischen Republik und ihrer Gränzen; Ver­ nichtung der Republik Venedig; Abtretung des Oest­ reichischen Breisgau an den Herzog von Modena, (d. 22. Oct.) Vereinigung des Veltlin mit der Cisalpinischen Republik. (d. 16. Nov.) Tod Friedrich Wilhelms II.

über -ie Revolutionen tn Europa re.

107

»697 (b. 16.910V.) Friedrich Wilhelm!!!, König von Preussen. — (d. 21. Nov.) Installation der gesetzgebenden Versammlung der CiSalpinischcn Republik. — (d. 9. Dez.) Eröffnung des CongresseS in Rastadt, zur Un­



terhandlung des Friedens zwischen Frankreich und dem Deutschen Reiche. (d. 28. Dec.) Der General Duphot bei einer Meuterei in Rom gctödtet.

(d. 3o. Dec.) Mainz von den Kaiserlichen den Franzosen übergeben. *798 (d. 28. Jan') Traktat über die Vereinigung der Republik Mühlhausen mit Frankreich, in Mühlhausen unterzeichnet. — (d. 17. Jan.) Installation der gesetzgebenden Körperschaft für dse Ligurische Republik. — (-.26. Jan.) Es rückt eine Französische Armee tn die —



Schweiz ein. (d. 10. geb.) Eine (von Berthier kommandirte) Französische



Armee kommt vor Rom an. (d. 12. Fcbr.) Tod Stanislaus PoniatowSky'S, letzten Kö­



nigs von Polen. (d. 15. Febr.) Die Römische Republik proklamirt.



— — —



(d. ii. Avril) Proklamation der Helvetischen Einen und untheilbaren Republik: Niederftyiing eines vollziehenden Direktoriums. (d. 13. April) Bernadotte, Französischer Ambassadör, zu Wien gröblich insultirt. (d. 26. April) Traktat über die Vereinigung der Republik Genf mit der Französischen Republik, in Genfunterzeichnet.

(d. 1. Mai) Eine neue Constitution der Einen und unthcilbaren Helvetischen Republik dckretirt. (d. 30. Mai) Eröffnung der Confercnzen zu Selz, zwischen

Francois von Neufchateau und dem Grafen von Cobenzl. (d. 12.Jun.) Uebcrgabe von Malta an Vonapartc's Flotte, (d. 2. Jul. u. f.) Alexandrien und Rosette in Aegypten, von Bonaparte eingenommen. — (d.2i.Jul.) Schlachten bei den Pyramiden, von der Aegyptischcn Armee gewonnen. — (d. 1. Aug.) Scetreffen bei Beguieres oder Abukir. — (d. 17. Oct.) Wahl des Kaisers Paul von Rußland zum Großmeister des Malteser-Ordens. — (d. 6. Dec.) KriegeSerklarung der Französischen Republik gegen die Könige von Neapel und Sardinien.

— —

roß

Chronologische Tafel«

»798 (d. g. Dec.) Der König von Sardinien verlaßt Piemont/ und bcgiebt sich nach Sardinien. (d. 23. Dec.) Allianztraktat zu Consiantinopel/ zwischen Rußland und der Pforte. (d. i5. Jan.) Revolution in Lucca. (d. 23. Jan.) Die Franzosen bemächtigen sich Neapels;

Parthenopeische Republik. (d. 4. Febr.) Bonaparte marschirt nach Syrien, (d. i2. März) Das vollziehende Direktorium in Frankreich erklärt dem Deutschen Kaiser und dem Grofiherzoge von Toskana den Krieg. (d. 8. April) Das kaiserliche Ministerium bricht den Congrcß zu Rastadt ab. Zweite Coalition gegen Frankreich/ zwischen Großbritan­ nien/ dem Deutschen Kaiser/ einem Theile dcS Reiches/ den.Königen von Neapel und Portugal/ Rußland/ der Türkei und den Staaten der Barbarei. (d. 2i. Avril) Traktat über die Vereinigung von Grau­ bünden mit der Helvetischen Republik/ in Chur unter­ zeichnet. --------------- Ermordung der Französischen Gesandten bei

ihrer Abreise von Rastadt. (d. 2g. April) Die gcgen Frankreich Alliirten rücken in daS Mailändische ein. (d.4.Mai) Scringapatnam/ die Hauptstadt von Misore, durch die Engländer erobert; Tipu-SaibS Diacht in Ostindien vernichtet. (d. 20. Mai) Bonaparte hebt die Belagerung von St. Jean dÄcre (Akra) in Syrien auf. (d. i3. Jul.) Der König beider Sicilien kehrt nach Neapel zurück. (d. 28. Jul.) Capitulation von Mantua; Italien von den Alliirten wieder erobert. (d. 22. Aug.) Bonaparte schifft sich in Aegypten ein/ um nach Europa zurückzukehren. (d. 5. Oct.) Suworow'S Rückzug aus dem Canton Glarus durch Graubünden; Kaiser Paul ruft die Russischen Truppen zurück.

(d. 16. Oct.) Bonapartc'S Ankunft in Paris, (d. i8. Oct.) Coiivention von Alkmaar, zwischen dem Her­ zoge von Bork und dem General Brune: die Engländer und Russey räumen Nord-Holland.

über die Revolutionen in Europa rc.

ros

(d. g. ii. in.Nov.) Verlegung der Französischen gesetzgeben­

den Versammlung nach Saint-Cloud; Aufhebung des' Direktoriums und der Constitution vom Jahre 3; Niederjetzung einer consularischen Vollziehungs-Commission, (d. >3. Dec.) Neue Französische Constitution dckretirt: Bo? naparte zum ersten Consul ernannt. (d. -4. Dec.) Tod des Generals Washington, (d. i. Jan.) Installation der neuen gesetzgebenden Körper­ schaft und des TribunatS in Frankreich. (ö. 7. Jan. Auflösung des Helvetischen Direktoriums; Nis-

dersetzung einer Dollzichungö-Commission. (d. 24. Jan.) Traktat von El-A'rysch/ zwischen dem GroßWessir und dem General Kleber/ über die Räumung von

Aegypten/ durch das Londoner-Cabinet gemißbilligt, (d. 19. Febr.) Installation der Consular-Rcgierung/ in dem Pallaste der Tuilerieen. (d. i3. März) Wahl PiuS VII. (d. 21. März) Convention zwischen Rußland und der Pforte/ über die Venetianischen Inseln: Stiftung der SiebenInseln - Republik. (d. 2. Jun.) Der erste Consul rückt in Mailand ein; Wie» derherstcllung der CiSalpinischen Republik. (d. -q. Jun.) Schlacht bei Marengv/ durch den ersten Consnl gewonnen. — — Ermordung des Generals Kleber in Aegypten, (d. 16. Jun.) Waffenstillstand zwischen den Generalen Berthicr und Memo: alle feste Plätze in Piemont und der Lombardei/ nebst den Städten Genua/ Savona und Urbino/ den Franzosen übergeben; Rückzug der Oestretcher über den Oglio.

(d. 20. Jun.) DarlehnS- oder Subsidien-Convention/ zwi­ schen Oestreich und Groß-Britannien/ zu Wien unter­ zeichnet. (d. 2. Jul.) Die Vereinigung JrelandS mit Groß-Britan­ nien in Ein und eben dasselbe Parlament / sanktionnirt, (d. 28. Jul.) Präliminarien deS Friedens zwischen Frank­ reich und Oestreich, zu Paris unterzeichnet/ von der letz­ teren Macht nicht ratificirt. (d. 9. Äug.) Eine provisorische Regierung in Helvetien

niedergesctzt. (d. 3. Scvt.) Die Insel Malta geräth in die Gewaltz der Engländer.

1IO

Chronologische Tafeln

1800 (d. 3o. Sept.) Neuer Freundschafts- und Handels-Traktat zwischen Frankreich und den vereinigten Nordamerikani­ schen Staaten. — (d. i6. Dec.) Erneuerung der bewaffneten Neutralität zwi­ schen Rußland/ Schweden/ Dänemark und Preussen. — (d. 24. Dee.) Mißlungener Mordversuch gegen das Leben des ersten Consuls. 1801 (d. 9* Febr.) Friedens-Traktat zwischen Frankreich/ dem Kaiser und dem Reiche/ in Lüneville unterzeichnet: Ab­

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tretung des linken Rheinuferö/ der Grafschaft Falken­ stein und des FrickthalS an Frankreich; Bestätigung der vornehmsten Artikel in dem Traktat von Campo-Förmig; das Großherzogthum Toskana dem Herzoge von Parma zugesi'chert. (d. io. Febr.) Die Georgischen Staaten des Fürsten George Herakliowitsch mit dem Russischen Reiche vereinigt. (d. 21. März.) Traktat zwischen Frankreich und Spanien, über die Abtretung des Herzogthums Parma an die Fran­ zösische Republik: Toskana dem Prinzen von Parma, un­ ter dem Titel eines Königreiches, zugesi'chert. (d. 24. Marz.) Tragischer Tod des Kaisers von Rußland, Paul Petrowitsch. Alexander Pawlowitsch, Russischer Kaiser. (d. 28. März.) Friedens-Traktat zwischen Frankreich und dem Könige beider Sieilien, zu Florenz unterzeichnet: Porto-Longano, die Insel Elba, H stato degli Presidii, und das Fürstentum Piombino an Frankreich abgetreten.

(d. 2. April.) Blutiges Treffen im Sun), zwischen der Englischen und der Dänischen Flotte. (d. 9. April.) Waffenstillstand zwischen den Engländern und Dänen. (d. 6. Jun.) Friede zwischen Spanien und Portugal: Olivenza an Spanien abgetreten; die Guadiana zur Gränze zwischen beiden Staaten bestimmt. (d. 16. Jun.) Vergleichs-Traktat zwischen Rußland und England, wegen der Streitigkeiten über die bewaffnete Neutralität. (d. 15. Jul.) Concordat zwischen Frankreich und dem Rö­ mischen Hofe, in Paris unterzeichnet. (d. 2. Aug.) Ludwig i, Prinz von Parma, als König von Hetrurien proklamirt.

über -ie Revolutionen in Europa re-

Ili

tSoi (d. 24. Aug.) Friedens- und Freundschafts-Traktat zwischen Frankreich und dem Kurfürsten von Pfalz-Baiern: der letztere tritt seine ehemaligen Besitzungen auf dem rech­ ten Ufer des Rheins ab. (d. 30. Aug.) Capitulation von Alexandrien: Aegypten von den Franzosen geräumt. (d. 7. Sept.) Eröffnung eines Helvetischen Landtages in

Bern. (d. 29. Sept.) Definitiv-Friede zu Madrid/ zwischen Franke­ reich und Portugal: die Gränzen von dem Französi­ schen Guayana werden durch den ganzen'Lauf des Flusses Carapanatuba/ bis zu dessen Einströmen in den Amazonenflust/ und durch eine/ von der Quelle dieses Flusses bis Rio-Branco gezogene Linie/ festgesetzt. (d. 1. Oct.) Traktat zu St. Ildcfonso zwischen Frankreich und Spanien: Luisiana an Frankreich zurüctgegeben. (d. io. Oct.) Friedens-Präliminarien zwischen Frankreich

und England/ in London unterzeichnet. (d. 4. Oct.) Friede zwischen Spanien und Rußland/ in Paris geschlossen. (d. 8. Oct.) Friede zwischen Frankreich und Rußland/ in Paris geschlossen. (d. 9. Oct.) Präliminar - Friede zwischen Frankreich und der Pforte/ zu Paris geschlossen: Frankreich und Ruß­ land garantiren die Republik der sieben Inseln, (d. 18. Oct.) Neue Constitution der Batavischen Republik/ wodurch die vom 1. Mai 1798 modificirt wird, (d. 28. Oct.) Gewaltsame Auflösung des Helvetischen Land­ tages zu Bern: Niedersetzung eines neuen Senats und einer vollziehenden Gewalt. (d. 25. Dee.) Neue Constitution der Republik Lucca, (d. 27. Dec.) Erneuerung des Friedens-Traktats zwischen Frankreich und der Regierung von Algier. (d. 26. Ian.) Bonaparte/ erster Consut/ wird Präsident der Italiänischen vormals Cisalpinischen/ Republik; neue Organisation dieser Republik. (d. 25. Febr.) Friedens - Traktat zwischen Frankreich und. der Regierung von Tunis. (d. 27. März.) Definitiv-Friede zwischen Frankreich/ Spa­

nien/ der Batavischen Republik und Groß-Britannien/ zu Amiens unterzeichnet: die Insel Trinidad und die Holländischen Besitzungen auf der Insel Ceylon an Groß-

112

Chronologische Tafel»

Britannien abgetreten; die Revublik der sieben Jipseln anerkannt; die Zurückgabe der Insel Malta an den Johanniter-Orden ausgemacht. ,8o2 (d. 8. April.) Gesche über die Einrichtung des Cultus in



Frankreich. (d. ig. Mai.) Gesetz über die Errichtung einer Ehren­



legion in Frankreich. (d. 4. Jun.) Karl Emanuel IV legt die Negierung nieder. Viktor Emanuel/ König von Sardinien. (d. 2.5. Juni.) Definitiv - Friede zwischen Frankreich und der Osmanischen Pforte/ zu Paris unterzeichnet: der Französischen Flagge steie Schifffahrt auf dem schwarzen Meere zugesichert. (d. 26. Inn.) Neue Organisation der Ligurischen Republik. (d. 3. Jul.) Eröffnung eines neuen Helvetischen Senats. (d. 2. Aug.) Napoleon Bonaparte zum ersten Consul auf Lebenszeit erklärt. (d. 4. Aug.) Organisches Senatus-Consult der Französischen



Constitution. (d. 26. Ang.) Senatus-Consult über die Vereinigung der





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Insel Elba mit Frankreich. (d. 30. Aug.) Das Walliser-Land giebt sich eine neue Con­ stitution/ und bildet eine besondere Republik. (August.) Das Frickthal wird an die Helvetische Republik abgetreten/ und hierauf dem Canton Aargau einverlcibt. (August.) Die Französischen Truppen ziehen sich aus der Schweiz zurück; in allen Theilen der Republik herrscht

Anarchie. (d. 2. ,Sept.) Der Helvetische Senat sucht die Vermitte­ lung deö ersten Consuls in Frankreich nach. (d. 11. Sept.) Senatus-Consult/ wodurch Piemont mit Frankreich vereinigt wird. (d. 2i. Oct.) Die Französischen Truppen rücken wieder in

die Schweiz ein. 1803 (d. 4. Januar.) Senatus-Consult über die Errichtung von

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Senatorieen in Frankreich. (d. 9. Febr.) Johann Baptista Tommasi zum Großmei­ ster des Malteser-Ordens ernannt. (d. 19. Febr.) VermittelungS-Akte des ersten ConsulS, be­ treffend die neue Constitution der Schwei;/ und deren Eintheilung in neunzehn CantonS. 1803

über die Revolutionen in Europa. ,e.

HZ

(d. =5. Febr.) Reeeß der Deutschen Reichs - Deputation/ wodurch die Entschädigungen für die Fürsten und Stän­ de bestimmt werden, die ihre Besitzungen auf dem.lin­ ken Ufer des Rheins verloren haben. (d. 3o. April.) Luisiana von Frankreich an die vereinigten Noedamerikanischen Staaten abgetreten, (d. i6. u. 22. Mai.) Erneuerung des Krieges zwischen Frank­ reich und England. (d. 26. Mai.) Die Franzosen rücken in das Kurfürstenthum Hannover ein. (d. 27. Mai.) Ludwig II, König von Hetruricn. (d. 6. Oct.) Neutralitäts-Vertrag zwischen Frankreich und Portugal. (d. 30. Nov.) General Rochambcau räumt le Cap und die

ganze Insel San-Domingo. (d. i5. Jan.) Die gesetzgebende Versammlung in Frank­ reich nimmt einen neuen Civil-Codex an. (d. 18. Mai.) Ein Senatus-Consult erklärt Napoleon zum Kaiser der?Franzosen, und giebt ihm die Kaiserwürde

erblich) Errichtung der Wahl-Collegien und eines kai­ serlichen hohen Gerichtshofes. (d.20.Mai.) Napoleon I wird zum Kaiser der Fran­ zosen proklamirt. (d. 4. Aug.) Franz n, Deutscher Kaiser, erklärt sich zum Erb-Kaiser von Oestreich. (d. 8. Oct.) Dessalines läßt sich, unter dem Nahmen Ja­ kob I, als König von Haiti (San-Domingo) krönen, (d. 25. Nov.) Pius vn kommt, zur Salbung des Kaisers Napoleon, in Fontainebleau an. (d. 2. Dec.) Salbung und Krönung Kaiser Napo­ leons I, zu Paris. (d.3.Dec.) Subsidien-Traktat zwischen Groß-Britannien und Schweden, gegen Frankreich, in Stockholm unterzeichnet, (d. i2. Dec.) Spanien erklärt England den Krieg, (d. 19. Dee.) Aufhebung der Leibeigenschaft in den Herzogthümcrn Schleswig und Holstein. (d. 18. März.) Die Italiänische Königswürdc dem Kaiser

Napoleon angetragen, «nd von ihm in einer feierlichen Sitzung des Senats angenommen. (d. 11. Apr.) Traktat zu St. Petersburg zwischen GroßBritannien und Rußland, wegen einer dritten Koalition gegen Frankreich. Kocks Einleitung.

8

"4

Chronologische Tafeln

I8o5 (d. 29. Apr.) Einführung einer neuen Batavischen Consti­ tution; Schimmelpennink/ Groß-Pensionär, (d. 26. Mai.) Kaiser Napoleon/ in Mailand als König von Italien gekrönt. (d. 4* Jun.) Genua verlangt/ mit dem Französischen Rei­ che vereinigt zu worden. ------------- Unterwerfung der Republik Lucca, (d. 23. Jun.) Lucca- für den Fürsten und die Fürstin von Piombino/ zu einem Fürstenthum erhoben. (d. 21. Juli.) Administrative Organisation von Parma, Piacenza und Guastatta, durch ein kaiserliches Dekret verordnet. (d. 9. Aug.) Oestreichs förmlicher Beitritt zu dem Coali-

tions-Traktat von St. Petersburg. (d. 27. Aug.) Aufhebung des Lagers bei Boulogne; Französische Armee geht über den Rhein,

die

(d. 8. Sept.) Einmarsch der Oestreicher in Baiern; Gene/ ral Klenau geht über den Inn. (d. 9. Sept.) Senatus-Consult über die Wiedereinführung

des Gregorianischen Kalenders am 1. Januar 1806. (d. 2i. Sept.) Neutralitäts-Convention zwischen Frankreich und dem Könige beider Sicilien. (d. 24. Sept.) Kaiser Napoleon verlaßt die Hauptstadt/ um sich an die Spitze der großen Armee zu stellen, (d. 2.5. Sept.) Die Französische Armee geht über den Rhein, (d. 1. Oct.) Der Kaiser geht bei Kehl über den Rhein/ um sich zur Armee zu begeben. (d. 3. Oct.) Neuer Subsidien-Traktat zwischen Groß-Britannien und Schweden/ wegen eines Corps von 12000 Mann/ das Schweden gegen Frankreich stellen soll. (d.ö.u.y.Oct.) Die Franzosen gehen über die Dona»/ und

tourniren die Oeffreichische Armee. (d. 8. Oct.) Treffen bei Wertingen. --------------Ein Senatus-Consult vereinigt die vormalige ligurische Republik (Genua) mit dem Franzos. Reiche, (d. 9. Oct.) Gefecht bei Günzburg, (d. 12. Oct.) Die Franzosen rücken in München ein. (d. 14. Oct.) Capitulation von Memmingen, (d. 14. und 1.5. Oct.) Treffen bei Elchingen und Langenau; gänzliche Niederlage der Oestreicher. (d. i5. Oct.) Die erste Russische Colonne kommt in Pas­ sau an.

über die Revolutionen in Euroopi rc.

uz

rSoZ!(d. 17. und 19. Oct.) Die Oestreichische Armee streckt das Gewehr. (d. 19. Oct.) Das Corps' des Generals Werneck kapitulirr in Trochtelfingen. (d.^r. Oct.) Seesclsiacht bei Trafalgar/ zwischen -er Britr tischen und der vereinigten Französisch-Spanischen Flotte. — (d. 28. Oct.) Die Französische Armee geht über den Inn. — (d. 3o. Oct.) Schlacht bei Caldierv/ von der Italiänischen Armee geliefert. '**• (d. 3. Nov.) Geheimer Traktat des Königs von Preussen/,

— —

wegen seines Beitritts zur -ritten Coalit'ion gegen Franko reich. (d. 11. Nov.) Gefecht bei Dürrenstein/ gegen die Ru^en. (d. t3. Nov.) Die Italiänische Armee geht über -en Tagli?

amento. ------------- Die Franzosen rücken in Wien em. (d. l6. Nov.) Treffen bei Guntersdorf/ Mit den Russen. (d. 18. Nov.) Brünn in Mahren kommt in die Gewalt-er Franzosen. *— (d. 2o. Nov.) Den Engländern und Russen wir- der Ein­ marsch in das Königreich Neapel gestattet. (d. 2. Dec.) Drei-Kaiser-Schlacht bei Austerlitz. Völlige Niederlage der Oestreichisch - Russischen Armee/ durch den Kaiser Napoleon. (d. 6. Dec.) Waffenstillstand zu Austerlitz zwischen den Kaifern Napoleon und Franz H. — (d. 15. Dec.) Provisorische Convention zwischen Frankreich. und Preussen/ die Lander Anspach/ Cleve/ Neufchatel und Hannover betreffend. -* (d. 26. Dec.) Friede zwischen Frankreich und Oestreich/ in Presdnrg unterzeichnet: die ehemaligen Venetianischen Staaten/ nebst Dalmatien und dem Venetianischen Al­ banien/ an das Königreich Italien abgetreten; das Fürstenthum Eichstedt/ ein Theil des Gebietes von Passau/ die Grafschaft Tyrol/ die Stadt Augsburg/ alle Oestreichische Besitzungen in Schwaben/ dem Breisgau und der Ortenau/ an die neuen Könige von Baiern und Würtemberg/ und an den Großherzog von Baden abgetre­ ten; die Unabhängigkeit der/ durch die Mediations-Akte regierten/ Helvetischen Republik anerkannt, ißo6 (d. 1. Jan.) Die neuen Könige von Baiern und Würtemberg proklamirt.

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TlG

Chronologische Tafel»

1806 (d. 8. Jan.) Die Engländer bemächtigen sich des Vorge­ birges der guten Hoffnung. (d. 8. Febr.) Die Französische Armee rückt in das König­

reich Neapel ein. (d. 15. Febr.) Einbruch des Prinzen Joseph Napoleon in Neapel. (d. 8. März.) Traktat zwischen Frankreich und Preussen, wodurch die vorläufige Convention von Wien bestätiget wird. (d. 4-März.) Die Mündungen des Cattaro den. Russen durch einen Oestreichischen Commissär überliefert, (b. i5. März.) Der Prinz Joachim (Mürat) zum Her­

zog von Cleve und Berg ernannt. (d. 25. März.) Oer Prinz Joachim hält seinen Einzug in Düsseldorf, als Herzog von Cleve und Berg, (d. 3o. März.) Constitutionelles Statut des Französisch-

Kaiserlichen HauseS. --------------Joseph Napoleon wird für sich und seine männlichen Nachkommen zum Könige von Neapel

und Sicilicn ernannt. (d. 1. April.) Patent des Königs von Preussen über die Besitznahme des Kurfürstenthumö Hannover, (d. 20. April.) Manifest des Königs von England/ als Kur­ fürsten von Hannover, gegen den König von Preussen, (d. 27. April.) Manifest des Königs von Schweden gegen den König von Preussen. (d. 1. Mat.) Völlige Vereinigung der Venetianischcn Staa-' tcn mit dem Königreiche Italien. (d. 24. Mai.) Traktat zwischen dem Kaiser der Franzosen nnd dem Könige von Baier«/ über die Festsetzung einer Militärlinic in dem Italiänischen Theile von Tyrol/ der an das Königreich Italien gränzt. (d. 27. Mai.) Der Kurfürst»Erzkanzler von Deutschland ernennt den Cardinal Fesch (Oheim Napoleons I) zu seinem Coadjutor und Nachfolger. - ------------- Die Franzosen nehmen die Stadt Ragusa in Besitz. (d. 5. Juni.) Prinz Ludwig Napoleon wird/ für sich und seine männlichen Nachkomme»/ zum König von Holland erklärt, (d. 11. Juni.) Kriegserklärung Englands gegen Preusse».

über die Revolutionen in Europa re.

117

1806 (d. 26. Juni.) Der König von Schweden lös't die Stande von Schwedisch-Pommern aus, und führt die Schwedi­ sche Constitution in diesem Lande ein. (d. 4. Juli.) Verordnung des Königs von Schweden we­

gen Abschaffung der Leibeigenschaft in Pommern, (d. i2. Juli.) Ewiger Allianz-Traktat zwischen Frankreich und mehreren Mitgliedern des Deutschen Reiches/ unter dem Nahmen des Rheinischen Bundes (Etats eonfederes du Rhin); der Kaiser der Franzosen zum Be­ schützer dieses Bundes erklärt. (d. 18. Juli.) Gaeta im Königreiche Neapel kapitukirt. (d. 20. Juli.) Friedens - Traktat zwischen Frankreich und Rußland/ zu Paris unterzeichnet/ aber von dem Pctersburgischen Hofe nicht ratistcirt. (d. i. Aug.) Die Mitglieder des Rheinischen Bundes zei­ gen dem Reichstage in Regensburg .ihre Trennung von dem Deutschen Reiche an. Die Reichsversammlung geht ans einander. (d. 6. Aug.) Kaiser Franz II legt die Deutsche Kak* serwürde nieder. (d. 9. Sept.) Erklärung des Königs von Dänemark über die Vereinigung des Herzogthumö Holstein mit dem Kö­

nigreiche Dänemark. (d. 2b. Sept.) Kaiser Napoleon reiset von Paris zur Armee in Deutschland ab/ da eine vierte Koalition auf dem feste» Lande gegen Frankreich loszubrcchen im Begriff ist, (d. 3o. Sept.) Der Kurfürst von Würzburg erklärt feine« Beitritt zu dem Rheinischen Bunde/ und nimmt den Titel eines GroßherzogS von Würzburg an. (d. 1. Oct.) Der Kaiser geht bei Mainz über den Rhein/ um sich an die Spitze der Französischen Armee in Fran*

kcn zu stellen, (d. 9. Oct.) Anfang der Feindseligkeiten zwischen Frantz

reich und Preussen. (d. 10. Oct.) Gefecht bei Saalfeld; die Preussische Avant­ garde des Corps unter dem Fürsten von Hohenlohe durch den Marschall LanneS geschlagen; Prinz Ludwig von Preussen getödtet. (d. 14. Oct.) Schlacht bei Jena und Aucrstädt; völlige 1

Niederlage der Preussischen Armee/ durch den Kaiser Napoleon; dreißig bis vierzigtausend Preusse»/ und drei? hundert Kanone»/ fallen in die Hände der Franzosen.

f 18

Chronologische Tafeln

T8o6 (d. iS. Oct.) Capitulation von Erfurt; vierzehntausend Preussen/ nebst dem Feldmarschall Möllendorf/ werden Kriegsgefangne. (d. 17. Oct.) Treffen bei Halle; Niederlage der Preussi­ schen Reserve-Armee. (d. 2.5. Oct.) Capitulation der Festung Spandau, (d. 27. Oct.) Feierlicher Einzug Kaiser Napoleons in Berlin, (d. 28. u. 29. Oct.) Gefecht bei Prenzlau zwischen dem Her­ zoge von Berg und dem Corps des Fürsten von HohenLohe; sechzehntausend Mann Preuff. Infanterie und ^nachher auch) sechs Regimenter Cavallerie strecken dre Waffen, (d. 28. Oct.) Das Herzogthum Braunschweig im Nahmen des Kaisers Napoleon in Besitz genommen. (d. 29. Oct.) Capitulation von Stettin, (d. 31. Oct.) Der Kurfürst von Hessen wird für einen Feind von Frankreich erklärt; die Franzosen nehmen Hessen in

Besitz. (d. 1. Nov.) Die Festung Küstrin erglebt sich, (d. 3. Nov.) Kaiserliches Dekret zur Organisation der Preus­ sischen Staaten/ und deren Eintheilung in vier Depar­ tements: von Berlin/ Küstri.N/ Stettin und Magdeburg, (v. 6. und 7. Nov.) Schlacht bei Lübeck/ auf welche die Gi-

pitulation von Ratkau folgt: ein und zwanzig tausend Preussen/ Unter den Befehlen des Generals Blücher/ strecken das Gewehr. (d. 8. Nov.) Capitulation der (Htadt und Festung Magde­ burg; zwei und zwanzigtausend Preussen/ und achthundert Kanonen/ fallen den Franzosen in die Hände. (d. 11. Nov.) Die Franzosen rücken in Äsen ein. (d. 16. Nov.) Waffenstillstand zwischen Frankreich und Preus­ sen/ in Charlottenburg geschlossen/ aber von dem Könige von Preussen nicht ratificirt. (d. 19. Nov.) Capitulation der Festung Czenstochau. — u. folg. Besitznahme der Städte Hamburg/ Bremen und Lübeck/ durch Französische Truppen, (d. 20. Nov.) Capitulation der Festung Hameln: neuntau-send Preussen ergeben sich als Kriegsgefangene. ------------- Das Fürstentum Fulda/ im Nahmen deö Kaisers

Napoleon/ in Besitz genommen. (d. 23. Novbr.) Einmarsch einer Russischen Armee in die Moldau. (d. 25. Nov.) Capitulation der Festung Nienburg.

über die Revolutionen in Europa re.

119

i8o6 !(d.2.5.Nov.) Capitulation der Festung Plassenburg in Franken. — (d.27.Nov.) Ankunft Kaiser Napoleons in Posen. *-------------- Der Herzog von Mecklenburg-Schwerin wird der Neutralität verlustig erklärt/ weil er mit Rußland ge-

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— *7



. meinschaftliche Sache gemacht hat. Sein Land .von den Franzosen in Besitz genommen. (d.28.Nov.) Die Franzosen rücken in Warschau ein. ld. 2. Dee.) Kapitulation der Festung Glogau in Schlesien, d. rr.Dec.) Friedens - Traktat zwischen dem Französischen Kaiser und dem Kurfürsten von Sachsen/ in Posen unterzeichnet. Der Kurfürst tritt/ unter dem Titel: König/ dem Rheinischen Bunde bei.

(d. 1.5. Dee.) Die Herzoge von Sachsen-Weimar/ Gotha, Meinungen/ Hildburghausen und Koburg/ werden Mit­ glieder dieses Bundes. (d. 19. Dee.) Ankunft des Kaisers Napoleon in Warschau, (d. 22-26. Dee.) Niederlage mehrerer Russischen Corps) bei PultuSk und Golymin/ in Ost-Preussen; die siegreiche Französische Armee geht in die Winterquartiere. (d. 3v. Dec.) Kriegserklärung der Pforte gegen Rußland.

(d.3i.Dee.) Freundschafts - / SchifffahrtS- und HandelsTraktat zwischen England und den vereinigten Nordame­ rikanischen Staaten/ zu London unterzeichnet. 1807 (d. r.Jan.) Huldigung des Fürst-Primas Karl in Frankfurt, (d. .Jan.) Capitulation der Festung Breslau, (d. i5.Jan.) RegierungS-Commission über Preussisch-Polen/



zu Posen/ von dem Kaiser Napoleon errichtet, (d. i6.Jan.) Capitulation der Festung Brieg. (d.5/6/7.Febr.) Schlacht bei Preussisch-Eilau in Preussen. (d.7.Febr.) Capitulation der Festung Schweidnitz. (d.i^.Febr.) Aufhebung der Kloster in Neapel, (d. ly.Febr.) Expedition des Admirals Duckworth vor Constantinopel. (d. 1. Marz.) Vorfälle zwischen den Russen und Türken an

der Donan. (d. ro.März.) Cantonnirung der Französischen Armee hinter

der Passarge. (d. 18. April.) Beitritt der Deutschen Fürstenhäuser An­ halt/ Schwarzburg/ Lippe/ .Neuß und Waldeck zum Rhei­ nischen Bunde. (d. 23. Mai.) Thronveränderung in Constantinopel. (d. 28. Mai.) Capitulation der Festung Danzig/ und Ernenn

J2O

Chronologische Tafeln rc.

nung des Französischen Reichs-Marschalls Lefebre zuzn *807 — — —

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Herzoge von Danzig. (d. 1. Jun.) Capitulation der Festung Neisse. (d. 14. Jun.) Schlacht bei Friedland, in Ostpreussen. (d. 16. Jun.) Einmarsch der Franzosen in Königsberg. (d. 23. Jun.) Waffenstillstand zwischen Frankreich und Russ­ land. (d. 25. Jun.) Zusammenkunft der Kaiser von Frankreich und Rußland auf dem Nicmcn. ------------- Capitulation der Festung Glaz. (d. 26. Jun.) Waffenstillstand zwischen Frankreich und Preussen. (d. 7. Jul.) Friede zwischen Frankreich und Rußland. (d. 9. Jul.) Friede zwischen Frankreich und Preussen,, worin Preussen das bisherige Preussische Polen und die Provin­ zen am linken Ufer der Elbe abtritt. Prinz Hierony,m«S (BruderNapoleonsI) König von Westphalen. (d. 12. Jul.) Ucbercinknnft zwischen Frankreich und Preus­ sen wegen Räumung re. deS Preussischen Staates.

(d. 21. Jul.) Constitution des HcrzogthumS Warschau und der freien Hansestadt Danzig. (d. 27. Jun.) Ankunft deS Kaisers Napoleon in St. Cloud, (d. i2. August.) Waffenstillstand zwischen Rußland und der Türkei. (d. 16. Aug.) Anfang der Unterhandlungen zwischen Eng­ land und Dänemark. (d. iS. Aug.) Constitution des Königreiches Westphalen. (d. 20. Ang.) Einnahme der Festung Stralsund, durch den Marschall Brune. (d. 1. Septbr.) Vereinigung der Sieben-Jnscln-Republik mit dem Französischen Reiche. (d. 7. Septbr.) Capitulation und Eroberung Kopenhagens, durch die Engländer. — 7------- Capitulation der Insel Rügen. (d. 8. Sept.) Der König von Italien nimmt von Cattaro Besitz. (d. 20. Sept.) Aufhebung der Hannöverischen Landstande, (d. 27. Sept.) Anfang der Unterhandlungen zwischen Por­ tugal, Frankreich und England.

Genealogische

GemähldS der

Revolutionen in Europa, Erste

Periode,

Non dem Einbrüche der Barbaren in bas abendländische Römische Reich, bi.S auf Karin den Großen. I. C. 4o6 bis 800.

L>aS Römische Reich ging seit langer Zeit dem Verfall »«ri,

entgegen; sein Mechanismus war abgenutzt, und eS bedurfte keiner großen Anstrengungen mehr, einen Koloß, der Starke und Kraft verloren hatte, zu stürzen. Die Laster der Regierung, die Erschlaffung der KriegeSzucht, die Erbitterung der Sekten, das Elend des Volkes: alles verkündigte den nahen Umsturz deS Reiches. Durch gegenseitigen Haß zertheilt, durch Luxus entnervt, durch Despotismus niedergedrückt, fühlten die Römer, daß eS ihnen an Kräften fehlte, sich den zahlreichen nordischen Barbaren entgegen zu stellen, die nichts von Weichlichkeit wußten. Gefahren und dem Tode trotzten, und durch ihren Dienst in den Römi­ schen Heeren an daS Siegen gewöhnt worben waren. Mehrere Kaiser hatten, von einer kurzsichtigenPo-

4

Einbruch der Barbaren. Die Vandale»,

»eriode litik geleitet,

ganze Haufen von Barbaren in Sold

4oC>

genommen, und ihnen, zur Belohnung ihrer Dienste,

800

Wohnsitze in den Gränz - Provinzen des Reiches ange­ wiesen.

Auf diese Art waren den Franken, als Be­

weise von Erkenntlichkeit, Ländereien in dem Belgischen

Gallien zugetheilt worden, und den Vandalen, Ala­ nen, Gothen und andenr Barbaren hatte man derglei­

chen in Pannonien und Thrakien gegeben. Diese leichten Bewilligungen der Römer, ein siche­

res Zeichen von Schwache,

und dabei der Umstand,

daß sie eine ungeheure Menge von Truppen zu ihren. Kriege» gebrauchten, mußten die Barbaren daran ge­

wöhnen, das Reich als ihre Beute zu betrachten. Zu Ende des Jahres 406 gaben die Vandalen,

Sucven und Alanen das Signal zu dem berühmten

Einbruch,

der den Fall des abendländischen Kaiscr-

thumes beschleunigte; und das Beispiel dieser Völker befolgten bald nachher, die Wcstgothcn,

die Burgun­

der, die Alemannen *):, die Franken, die Hunnen, die Angeln, die Sachsen, die Heruler, die Ostgothen und

hie Longobardcn.

Alle diese Völker, die Hunnen aus­

genommen, waren Deutschen Ursprungs. Die Vandalen wohnten,

wie es scheint,

ur­

sprünglich in dem Theile von Nord-Deutschland, der

sich zwischen der Elbe und der Weichsel hin erstreckt z).

1) Den Nahmen Alemannen, den man (im Französischen) seitdem durch Mißbrauch allen Deutschen Völkerschaften deigelegt hat, führte Anfangs nur eine besondere Verbün­ dung. Wir bezeichne« diese hier mit.dem Nahme« Ale­ manni, oder Alemanne«, um sie von den neuern Deut, schen (Alemands) zu unterscheide». s) Plinius undTacitus reden nur sehr unbestimmt von de» Vandalen. Männert in seiner Geographie der

Die

5

Vandalen.

Sie bildeten daselbst einen Zweig der alten Sueven, »«ho»« eben so wie die Burgunder und Longobardcn. Seit dem

4o6

dritten Jahrhundert findet man sie, unter der Regierung

gö«

des Kaisers Probus, mit den Burgundern gemeinschaft­

lich, beschäftigt, die Römer am Rheine zu bekriegen» Unter dem Kaiser Aurelian (um d. I. 272) ließen sie

sich im westlichen Theile von Dacicn, d. i. in Sieben­ bürgen und in einem Theile des jetzigen Ungarns,, nie­

der.

Da sie-in .diesen Gegenden von den Gothen ge­

drängt wurde«, so.gab ihnen,der Kaiser Constantin der Große Niederlassungen in Pangynicn, wofür sic sich ver­ pflichten, mußten, .den Römern Kriegsdienste zu leisten.

Sie blieben in Pannonien bis zpm Anfänge des fünf­ ten Jahrhunderts, wo sic diese,. Provinz verließen, um nach Gallien zu ziehen.

Bei dieser Gelegenheit verbün­

deten sie sich mit den Alanen, einer vom Kaukasus und aus dem alten Scythicn hcrgekommcnen Völkerschaft,

von der ein Zweig, welcher nach Sarmaticn, in die Ge­ gend um die Quellen dcS Borysthenes (Dnicpcr) hin verpflanzt worden war, sich bis an die Donau ansgebreitct und sich da den Römern furchtbar gemacht hatte. Bei ihrem Durchzuge durch Germanien zogen die Van­

dalen und Alanen einen Theil der Sueven an sich, die damals gleichfalls an der Donau, mächtigen Nation der Alemannen,

östlich von der

wohnten.

Diese

Völker rückten, vereinigt, zu Ende des Jahres 4o6 und zu Anfangs von 4c>7, in Gallien ein, und verursach­

ten daselbst große Verwüstungen.

Speicr,

Strasburg

und

Mainz,

mehrere blühende

Worms, Städte

alten Germaniens, glaubt, daß sie in der Lausitz gewohnt haben.

Die Gothen.

6

»«Hobe in Gallien, wurden damals von diesen Barbaren 4o6

plündert').

Die Gothen *), das mächtigste Unter den Völ»

Soo

kern, welche das Reich zertrümmerten, wurden zuerst

im dritten Jahrhundert,

und seit der Regierung dcS

Kaisers Caracalla 3), berühmt.

Sie wohnten damals

jenseits der Donau, zwischen der Weichsel/ dem Dniep ster, «d»

mit; den kostbarsten Kunstwerken Roms beladenes, Schiff zu Grunde *).

Die Herrschaft der Vandalen in Afrika dauerte

nur ungefähr hundert Jahre; sic wurde 554 von dem Kaiser Justinian vernichtet, der nunmehr Afrika mit

dem morgcnländischenKaiserthume vereinigte. Gilimer, der letzte König der Vandalen, wurde von seinem Be-,

steger, dem Feldherrn Belisar, im Triumph nach Eon»

stantinopel geführt2). Das Römische Britannien

war durch

seine

Lage freilich den meisten Völkern, die da6 abendländische

Reich verheerten, unzugänglich; cs wurde aber im fünf­

ten Jahrhundert von den Barbaren angegriffen, die den

nördlichen Theil der Insel bewohnten, nehmlich von -e» freien Britanniern, die unter den Nahmen Caledo-

nier, Picten und Schotten (Scoii) bekannt sind. Als die Römer im Jahre 446 ihre Legionen aus

der Insel zurückgezogen hatten, um sie in Gallien zu gebrauchen, hielten es die Römischen Britannier, die

nun ihren eignen Kräften überlassen waren, für rath-

sam, sich einen König auö ihrer eigenen Nation, Nah­ mens Vortigern, zu wählen.

Da sie sich aber nicht

stark genug fühlten, den Streifereien der Picten und Schotten Einhalt zu thun, welche SevcrS Mauer über­ fliegen und die Römische Provinz plünderten oder ver­

heerten; so riefen sic, sehr unüberlegt, die Angeln, die Sachsen und die Jüten, welche schon durch ihre Strei­

fereien zur See bekannt waren, zu Hülfe. Eine Schaar

1) Prosper in Chronic, Procopius de bello Vandal.

S) Procopius de bello Vandal. 1, II. cap, 7 et 9, XAItDES , cap, 55.

Jon-

4o6

Die Angel-Sachsen fallen in Britannien" ein.

20

Perl»»« dieser Angel-Sachsen kam im Jahr y5o, dem ersten 4o6

in der Regierung des Kaisers Marcian, unter Anfüh-

8o*

rung ihrer Oberhäupter Hengst und Horst/ nach Vritannicn.

Aus Freunden und Bundesgenossen wurden

sie bald Feinde der Britten, und endigten damit, daß sie ihre eigne Herrschaft auf der Insel gründeten ’). Nun folgte ein langer Krieg zwischen den Angel-Sachsen und

den Eingcbornen des Landes,

Die letzter» wurden end­

lich bis in die Landschaft Wales zurürkgetrieben, wo es ihnen gelang, sich gegen die.neuen Eroberer zu be­

haupten.

Sehr viele von diesen Britten faßten, um

sich vor dem Joche zu schützen, den Entschluß, nach Gal­

lien zu fliehen.

Sic wurden hier von den Franken in

Armorica und einem Theile von dem Lyonncr-Gallien ausgenommen, und man nannte nun diesen Strich.Lan­

des nach ihnen: Bretagne^), oder Klein-Britan­ nien. Die Angel-Sachsen stifteten in Britannien nach

und nach sieben kleine Königreiche,

nehmlich:

Kent,

Süsser, Wkstscr, Esser, Nordhumberland, .Ost-Angeln und Mercia.

Jedes von diesen Reichen hatte seinen

besondern König;

alle aber standen mit einander in

einer politischen Verbindung, welche unter dem Nah­ men „Heptarchie" bekannt ist,

und Einer von

den . sieben Königen war das gemeinschaftliche Oberhaupt der sechs andern.

Es gab auch eine allgemeine Ver­

sammlung des Bundes, welche man Wütena-gemot, oder die Versammlung der Wcisen, nannte. Je-

1) Beda Venerabilis hist. eccl. 1. 1, 0. 15. Chronolog gia Saxonica, 2) Gildas de excidio Britanniae, cap. 25. Beda loc. eit. Leges Eduard! Conf, pag. i4Z. Vertot histoire criti(£ue de retablissemcnt des Brctons dans la Gaule»

Revolution in Italien. Die Heruler.

21

deS Königreich regierte sich übrigens nach seinen eignen Per «oh» Gesetzen,

und hatte seine besondern Versammlungen,

welche die Gewalt des Königs beschrankten.

Dieses

Föderativ-System behielt man bis jn's neunte Jahr­

hundert, wo cs (827) dem Könige Egbert dem Großen

gelang, die Heptarchic aufzuhcbcn und sich zum Kö­

nige von England zu machen. Mitten unter diesem allgemeinen Umsturz sieht man

in Italien noch Schattenbilder von Kaisern, freilich nur

sehr kraftlos, eine Würde behaupten, die seit langer Zeit ihren Glanz verloren hatte.

Dieses schöne Land

wurde nach einander von den Wcstgothen, den Hunnen

und den Vandalen verwüstet, ohne daß eins von diesen Völkern auf den Gedanken kam, seinen Wohnsitz darin

aufzuschlagen. Es blieb denHerulern und Rugiern vorbehalten, diesesLand, welches so viele Jahrhunderte

hindurch der Sitz des ersten Reiches in der Welt ge­ wesen war, zu erobern.

Seit langer Zeit hatten sich

diese Völker, welche einige Schriftsteller von den Kü­ sten der Ostsee oder des Baldischcn Meeres Herkommen lassen x), der Donau genähert;

und sie dienten den

Römern in Italien als Hülfstruppen, wie so viele an­ dre Germanische Völker. Jetzt waren sie entschlossen,

sich der Herrschaft über dieses Land zu bemächtigen, und wählten sich den Odoaker zum König, unter des­ sen Anführung sie nun Ravenna und Rom eroberten,

den letzten Römischen Kaiser Romulus Augustus absctz-

ten und, im Jahre 4/6 der christlichen Zeitrechnung, dein

abendländischen Kaiscrthum gänzlich ein Ende machten *).

1) Mascvw's Geschichte der Teutschen, $.XI. §.22unbaX 2) Anonymus Valesii iu adpend. ad Ammian. Marcelo* «um; Jornandes, Marceliini chronicoM,

4Ö6

22

Die Ostgothen. Theodorich. Als die Heruler ihre Eroberung sicbjchn Zahre 6r#

bi800

festen hatten, wurde sic ihnen von den O st g o th en wie. , der entrissen. Dieses Volk wohnte damals m den wer­ ten Gegenden am rechten Ufer der Donau, in Panno­

nien, dem östlichen Illyrien und Thrakien.

Es machte

stch de» Römern im Orient durch häufige Einbrüche in daS Innere ihres Reiches furchtbar, unb der Kaiser Jeno soll daher, um eS von seiner Gränze zu entfer­

nen, ihren König Theodor ich aufgemuntert haben, den Herulern Italien wieder zu entreißen. Dieser Fürst rückte 48g in das Land ein, schlug die Heruler in meh­

reren Gefechten, und nöthigte den König Odoaker end­ lich, sich in die Stadt Ravenna einzuschließen.

Nach

einer Belagerung von drei Jahren, fiel dieser in die

Hande seines Besiegers, der ihm, mit dem Throne, auch daS Leben raubte *).

Theodorich muß nicht mit den andern barbarischen

Königen deS fünften Jahrhunderts verwechselt werden. In seiner Jugend war er am Hofe von Constantinopel

erzogen worden, und wußte seine Herrschaft durch die Gerechtigkeit seiner Gesetze und durch seine weise Staats­ verwaltung zu befestigen.

Er regierte ein weites Reich,

das, außer Italien und Sicilien, auch Rhatien, Binde-. Heien, Norieum, Pannonien und einen Theil von Il­

lyrien umfaßte; d. h. beinahe alle die Lander zwischen

der Donau und den Alpen, welche zu dem abendländi­

schen Reiche der Römer gehört hatten. So furchtbar aber diese Monarchie auch war, so bestand sie doch nur sechzig Jahce lang.

Nach einem

achtzehnjährigen, blutigen Kriege, wurde sie von den

' 1) Im Jahre 4g5, cap«

RJarcbixisv» Comes;

Jomaiwm,

D ie Srleche «.

U

Griechen zertrümmert. Der Kaiser Justinian bediente »trioie sich seiner Feldherren BelisariuS und NarseS, um den /o'e

Gothen Italien und Sicilien zu entreißen. Dieses Volk that hartnäckigen Widerstand, und kämpfte, durch den König Totila angcspornt, lange mit Vortheil gegen die Griechen. Während dieses Krieges wurde Rom aufs neue geplündert, und endlich auch dessen Ringmauern von den Gothen niedcrgerissen J). Totila erlitt im Jahr 552 bei Capraja eine gänzliche Niederlage, und starb'an den Wunden, die er in der Schlacht bekom­ men hatte. Sein-Nachfolger, TejaS, war nicht glück­ licher. In der letzten Schlacht, die er im I. 555 bei Cannä in Companien gegen den Feldherrn NarseS lie­ ferte, wurde er besiegt und getödtet. Seine Staaten kamen nun an die Griechen, doch mit Ausnahme von Rhatien, Vindelicien und Noricum, welche, während dieses Krieges zwischen den Griechen und den Gothen, unter die Herrschaft der Franken gekommen waren z). Im Jahre 568 verursachte der Einbruch der Lan­ gobarden eine neue Revolution in Italien. Dieses Volk, das in älteren Zeiten den nördlichen Theil von Germanien an der Elbe3) bewohnte, hatte sich, nach mehreren 1) Zn den Jahren 546 und 54j. M- f. Contin. thronte. Mar« cellini. Prooopiu« de bello gothico, 1. III, c. so et 22. 2) Die Ostgothen hatten seit dem Jahre 556 auch ihre Gal­ lischen Besitzungen, zwischen den Alpen, dem RhoneFiuß und dem mittelländischen Meere, an die Franken ab­ getreten, und zwar mit der Bedingung, daß diese de« Griechen keinen Beistand leisten sollten. Procopius 1. I, cap. 13, ed. Grotii, p. 179 et ißo.

3) ES machte da einen Zweig von dem großen Volke der Sueoe« aus. Maseov's Geschichte der Teutschen, D. XL §. 49.

Die 2oiiflo6z war unter den Nahmen Thüringer, Sachsen

Kurz, alles was von Germanien übrig

und Friesen begriffen.

Der östliche Theil, am rech­

ten Ufer der Elbe, wurde, da er durch die häufigen Auswanderungen Germanischer Völker und durch die

gänzliche Zerstörung dcö Königreiches Thüringen von Einwohnern entblößt war, nach und nach von Slavi­

schen Völkerschaften eingenommen,

die sich von den

Germaniern durch Sprache und Sitten unterschieden.

Diese Slaven, von denen verschiedeneColonieen noch jetzt einen großen Theil von Europa bewohnen,

fingen nicht eher an bekannt zu werden, als seit dem

vierten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung. Jor» nandeS 2), der erste, welcher ihrer erwähnt, nennt

sie Slavi, oder Slavini, und unterscheidet drei Haupt», zweige von ihnen: die Wenden, die eigentlichen Slaven,

und die Anten; deren zahlreiche Stämme ungeheure Länder zwischen der Ostsee (mare bahicum) und dem

schwarzen Meere (Pontus Euxinus) bewohnten. Zu Anfänge des sechsten Jahrhunderts verließen

diese Völker ihre alten Wohnplätze, um sich nach dem Westen und dem Süden von Europa hin auszubreiten.

Auf der einen Seite erstreckten sich ihre Colonieen his an die Elbe und Saale ’); auf der andern rückten sie

i) «91. f. Kremer's Geschichte des Rheinische» Franzien, 4tv. Manheim, i778» S) De Tebus Geticis, cap. 5 et 23. Die Alte« kannte» diese Volker unter dem Nahmen: Sarmate». 5) Es scheint, als sey dieser Theil des alten Germanienvo» den Slavischen Volkern nicht eher ganz ringe»

Bekanntwerden der Slavische« Völker.

57

längs der Donau vor, gingen über diesen Fluß, und Periode drangen in Noricum, Pannonien und Illyrien ein, ch. i, 4^

in die Lander, welche heut zu Tage unter den Nahmen

Ungarn, Sklavonien, Scrvien, Croacien, Krain, Karn«

thcn,

Steiermark und die Venediger-Mark bekannt

sind.

Die Geschichte des sechsten Jahrhunderts stellt

nichts so Merkwürdiges auf, als die blutigen Kriege,

welche die morgcnlandischcn Kaiser gegen die Slaven

an der Donau führen mußten. Diejenigen unter diesen Völkern, welche sich zu­

erst an der Elbe, Havel und Oder berühmt machten, waren die Czechcn, oder Böhmischen Slaven, die Sorben, welche zwischen der Elbe und Saale wohn­

ten, die Milzen oder Melataben (Weltauer), und die Obotriten, in denen Landern, welche jetzt Bran­

denburg, Pommern und Mecklenburg heißen.

Im siebenten Jahrhundert findet man einen ge­ wissen Samo, der über mehrere von diesen Völkerschaf­

ten herrschte,

und die Heere des Königs Dagobert

mit Vortheil bekämpfte x).

Man glaubt, daß dieser

Samo ein Fränkischer Handelsmann gewesen sey, den die Slaven zu ihrem Anführer gewählt hatten.

Vor allem müssen wir nun unsre Aufmerksamkeit

auf den Einfluß richten,

den die Revolutionen im

fünften Jahrhundert auf die Regierungen, die Gesetze, die Sitten, die Wissenschaften und die Künste in Eu­

ropa hatten.

«omme« worden, als nach der Vernichtung des Thürin­ gischen Meiches durch die Franken; und als haben die neuen Slavische« Cvlvnieen Anfangs die Oberherrschaft der Fränkische« Könige anerkenne» müsse«. X) rnEHEOAnii Chionicon, cap- 48, 6Z, ?4, 7Z.

28

»trUhe 4o6

Negierung d. German. Völker.

Politische Eintheilungen.

AlS die Germanischen Völker sich in den Provin-

zen des abendländischen KaiserthumS niedcrlicßen, führtcn sie daselbst eben die Staatsverfassung ein, die sie im alten Germanien gehabt hatten.

Ihre Regierungen

waren eine Art von militärischen Demokratien, unter

Heerführern öder Oberhäuptern? welche die königliche Würde bekleideten. Alle wichtige Angelegenheiten wur­ den in allgemeinen Versammlungen entschieden;

und

diese bestanden aus freien Männern, welche die Waf­

fen tragen durften und in den Krieg zogen *).

Die

Thronfolge war nicht durch ein Gesetz erblich; und ob

sie eS gleich in den meisten neuen Germanischen Staaten durch die That wurde, so war man doch sorgfältig dar­ auf bedacht, bei den Thronbesteigungen die alten Formen

beizubehalten, weil diese das ursprüngliche Wahlrecht bewiesen, welches die Nation sich Vorbehalten hatte.

Dis politische Einthcilung in Cantonc, Gauen, welche schon in dem alten Germanien gebräuchlich

war2), wurde auch in allen neuen Eroberungen der Germanischen Völker eingeführt, um die Rechtspflege

zu erleichtern.

Jedem Canton,

oder Gau,

war

ein Gerichts - Vogt, Graf, Lateinisch comes genannt, vorgesetzt, der seinenRcchtstag (Thing,Ding) unter

freiem Himmel, und unter dem Beistand einer gewis­

sen Anzahl von Beisitzern oder Schöffen hielt. i) Es war ein Vorrecht des freien Mannes, Waffen trage» zu dürfen. Auch unterließen die Bischöfe und die übri­ gen Geistlichen, als sie in den National - Versammlungen zugelaffen und in die Rechte und Vorzüge freier Männer ausgenommen wurden, es nicht, sich die Befugniß Waf­ fen zu tragen zuzueignen und ihren Rang in den Heeren, wie jeder Andre, einzunehmen. 3) Tachos der moribus Geimanoruni, cap. 12.,

Theilung der eroberten kändereken.

29

Diese neue Einthcilung verursachte eine gänzliche Beriet« Veränderung in der Geographie des Mittelalters. Die

alten Nahmen der Lander wurden allenthalben mit neuen vertauscht; und die Abänderungen, welche in der No­

menklatur dieser Einthcilungen mit der Zeit gemacht

wurden, erschweren das Studium der Geschichte und Geographie gar sehr..

Unter den freien Männern, aus denen die Heere

der Germanischen Volker bestanden, bemerkt man Vor­ nehme und Edle, die sich durch die Anzahl von Krie­ an deren Spitze sie in den

gern oder freien Leuten,

Krieg zogen, auszcichneten.

Alle folgten dem Könige,

oder dem gemeinschaftlichen Oberbefehlshaber, des Zu­

ges, nicht als Lohntruppcn, oder Söldlinge, sondern als Freiwillige, die sich aus eigenem Antrieb erboten hat­

Sic sahen die 'Beute und die

ten , ihn zu begleiten.

Eroberungen, welche sie im Kriege machten, als ein

gemeinschaftliches Eigenthum an,

auf welches Alle

gleiche Ansprüche hatten.

Die Könige, die Heerführer und die Großen be­ kamen bei der Theilung der Ländereien größere Di­

strikte, als die übrigen Krieger, weil sie stärkere An­ strengungen gemacht

und eine größere Anzahl von

streitbaren Männern in

ihrem Gefolge mitgebracht

hatten.

Diese Ländereien wurden als vollkommen freies Eigenthum gegeben; und obgleich die Verpflichtung, zn der gemeinschaftlichen Vertheidigung beizutragen, ge«

wiffermaßen eine Folge von der Theilung der Lände­ reien war,

so wurde sic ihnen doch nicht als eine

Clauscl, oder wesentliche Bedingung, aufgelegt.

Ganz unrichtig glaubt man also, diese Theilung

4Ö6

30

Theilung bet eroberten Lander. Ursprung berechne.

V^ri»d» habe den Ursprung der Lehne veranlaßt.

Der Krieg

und der Stand eines

4o*6

war die Lieblingsbeschäftigung,

8o0

Kriegers der einzige ehrenvolle,

auch das angeborne

Vorrecht, eines Germanierö. Man war Krieger, sticht weil man mußte, sondern weil nian cs gern seyn woll­ te, und weil man jede andre Beschäftigung, jeden andern

Stand, sogar verachtete. Despotismus hatte man also

hei einer Regierung nicht zu befürchten, worin alles, was man die Nation nannte, bewaffnet war, bei den all­ gemeinen Versammlungen erschien, und nöthigen Falls in den Krieg zog.

Indeß die Könige kamen bald auf

«ist taugliches Mittel, die National-Freiheit zu fesseln,

und ihren eigenen Einfluß auf die Versammlungen zu vermehren,

und zwar durch den zahlreichen Anhang,

den sie sich zu machen wußten.

Dieses, aus den ur­

sprünglichen Sitten der Gcrmanierhergcnommcne, Mit­

tel war die Einführung der Lehns-Verhaltnisse. Bei den alten Gcrmaniern fand die Gewohnheit

Statt, daß die Großen, im Kriege, wie im Frieden, ein zahlreiches Gefolge von jungen Leuten und von

tapfern, ihnen gänzlich ergebenen, Mannern hatten.

Außer Speise und Trank, gaben sie diesen auch Waf­ fen und Pferde,

und theilten mit ihnen die Beute,

welche im Kriege gemacht wurde *).

Diese Gewohnheit, wurde beibchaltcn, als die Ger­

manier sich in den Provinzen des abendländischen Kaiserthums niedergelassen hatten.

Die Könige, und, ih­

rem Beispiele zufolge, die Großen fuhren fort eine be­ trächtliche Anzahl von Gefährten und Knappen zu un­

terhalten, und, um sich dieselben gänzlich ergeben zu

i) Tacitus de morib. German, cap >5 et 14,

G e s t tz e, S i t t e n.

31

machen, bewilligten sic ihnen, anstatt Waffen und ®«ne»e Pferde, den Nießbrauch gewisser Grundstücke, die sie 4*6 von ihren Domänen trennten.

$***

Diese Bewilligungen, welche BeNefirien, und in

der Folge L c h n e, genannt wurden, verpflichteten die

Empfänger zu persönlichen Diensten, und zur Treue

gegen Den, von welchem sie dieselben hatten.

Da sie der

Person, und für persönlich zu leistende Dienste,

ertheilt wurden, so sieht man wohl ein, daß die Bene«

feien oder Lehne ursprünglich nicht erblich warnr­

und daß sie an den Lehnsherrn zurückfielen,

sobald

die Ursache, um derentwillen er sie Jemanden ertheilt hatte, nicht mehr eristirte. In den Provinzen des abendländischen Reiches gal­

ten die Römischen Gesetze und die Römische RechtS-

gelahrtheit, als die Germanischen Völker Staaten dar­

in gründeten. Anstatt sie abzuschaffcn, erlaubten diese Völker vielmehr den alten Einwohnern, und denen von

ihren neuen Unterthanen, welche eS wünschten, eben diesen Gesetzen gemäß zu leben, und sich nach ihnen

richten zu lassen.

Doch, ohne deshalb eben diese Ge­

setze und Rechte anzunehmen , die sich mit ihren rohen

Sitten und ihren unvollkommenen Begriffen Nicht ver­ trugen, sorgtest diese Völker dafür,

gleich nach ihrer

Niederlassung in den Römischen Provinzen ihre alten

Gewohnheiten, an denen sie außerordentlich stark hin­

gen, schriftlich aufzeichnen zu lassen. Damals wurden die Gesetzbücher der Salischen und Ripuarischen Fran­

ken, der Westgothen, der Angel-Sachsen, der Aleman-

ncn, der Baiern und der Lombarden nach und nach gesammeltx).

l) Lindekbrocji, coilex legum anti^uarum«

32

Besetze, Sitt e n.

Alle diese Gesetze zeigen Spuren von dem kriege-

P"^or>«

46

rischen Geiste der Germanischen Völker, so wie von

8uc>

ihrer Anhänglichkeit an jene Freiheit und an jene per­ sönliche Unabhängigkeit,

wodurch sie sich dem ersten

Naturzustande näherten, in welchem das Recht der

Rache den einzelnen Personen und der ganzen Familie eines Beleidigten überlassen ist. Feindschaften, die auf solche Art erblich wurden, waren indeß nicht unversöhnhar.

Alle Privat-Verbrechen konnten dadurch wieder

gut gemacht werden, daß man dem beleidigten Theile

eine gewisse Summe Geldes oder eine gewisse Anzahl von Stücken Vieh gab.

auf diese Art abgebüßt,

Selbst eine Mordthat wurde und jeder Theil des LcibeK

hatte seinen Preis, der, -nach der. Verschiedenheit der Stände und Lebensarten, höher und niedriger war. Kein freier Mann durfte mit Lcibesstrafen belegt

werden, und in zweifelhaften Fällen verpflichtete daS Gesetz die Richter,

den Partheien einen Zweikampf

anzutragen, und ihnen dabei aufzugebcn, daß sic ihren Streit mit den Waffen in der Hand ausmachcn soll­

ten.

So entstand die barbarische Gewohnheit,

sich

zu duelliren, um eine, oft ganz unbedeutende, Belei­

digung zu rächen. Diese Gebräuche der Germanischen Völker und

ihre hartnäckige Anhänglichkeit an denselben, mußten nothwendig die gute Ordnung der Gesellschaft stören, die Barbarei befördern, und den Charakter derselben

allen ihren Eroberungen aufdrückeu.

Bei neuen Be­

dürfnissen bewirkten Ucberfluß und ansteckende Beispiele, daß diese Völker Laster annahmen, die sie vorher gar

nicht gekannt hatten und kcinesweges durch neue Tu­ genden wieder gut machten.

Kämpfe, Gcwaltthätig-

kei-

Künste und Wissenschaften. feiten und Räubereien vermehrten sich.

wurde der Maßstab der Ehre,

33

Das Schwert Peri«»«

die Richtschnur des

Rechtes und Unrechts; Wildheit und Treulosigkeit der

herrschende Charakter der Höfe, der Großen und der Völker. Vor allen empfanden die Wissenschaften und Künste

Ehe ein Jahrhundert nach den er­

diese Revolution.

sten Einbrüchen der Barbaren verflossen war,

blieb

kaum noch eine Spur von den schönen Künsten und der Literatur der Römer übrig.

Freilich waren bei

diesem Volke die Wissenschaften schon sehr lange in

Verfall gerathen, und eS hatte fid) in ihren Werken

des Verstandes und der Phantasie ein schlechter Ge­ schmack eingeschlichcn; aber dennoch laßt sich zwischen

dem Zustande,

worin die Literatur im Occident vor

der Revolution des fünften Jahrhunderts war,

dem,

und

welchen man seit den neuen Eroberungen der

Germanischen Völker bemerkt, gar keine Vergleichung anstelle«.

Diese, einzig und allein dem Kriege und der Jagd ergebenen Völker verachteten die Wissenschaften und die Künste. Unter ihren verwüstenden Handen wurden

die schönen Kunstwerke und die Büchersammlungen der Römer in Asche verwandelt, die Schulen und andre An­

stalten zur Belehrung vernichtet. Die Besiegten konnten, bei den wenigen Kenntnissen, welche ihnen noch übrig

blieben, jene Feinde alles Wissens und aller GeistesCultur nicht aufklären; und da die Wissenschaften von diesen wilden Eroberern nicht in Schutz genommen

wurden, so geriethen sie bald in gänzlichen Verfall. Nur der christlichen Religion allein, welche die, das Reich verheerenden, Völker nach und nach anvah-

«och» 9te»»mrtenm t.

[5]

34

Neus Sprache«.

9erh>»e men, verdanken wir es, daß einige geringe Spuren 4o6 von der alten Cultur der Griechen und Römer übrig sö» geblieben sind. Die Geistlichkeit mußte, -da sie den Rö­ mischen Cultus zu lehren und die heiligen Bücher zu er­ klären hatte, nothwendig einige Anfangsgründe der Wis­ senschaften kennen. Sie war auch, im ganzen Occidcnt, allein im Besitz derselben, und wahrend einer langen Reihe von Jahrhunderten gab eS in keinem der übri­ gen Stände irgend eine Person, die sich auf die Wis­ senschaften gelegt, oder auch nur schreiben gelernt hatte. Dieser Vorzug der Geistlichen trug dazu bei, ihr Anse­ hen und ihren Einfluß zu vermehren. Allenthalben wurde ihnen die Leitung der Staatsgeschäfte aufgctragcn, und so waren die Stellen des Kanzlers, der Räthe, der öffentlichen Notarien, und überhaupt alle, die einige Kcnntniffe erforderten, und zu denen das Schreiber» schlechterdings nothwendig ist, ihnen vorbehalten *). WaS am meisten dazu beitrug, das Ansehen und die Gewalt der Geistlichen zu erhöhen, war der Um­ stand, daß die Lateinische Sprache in denen Römischen Provinzen, welche unter die Herrschaft Germanischer Völker gekommen waren, fortdauernd in Gebrauch blieb. Man schrieb nur in dieser Sprache, die auch bei jeder öffentlichen Verhandlung gebraucht wurde; und die Germanischen Dialekte, welche man freilich al­ lenthalben sprach, konnten doch lange Zeit nicht zu den Wissenschaften gebraucht werden. Die sehr verderbte Aussprache des Lateinischen, und dessen Vermischung

i) Aus dieser Ursache wurde das Wort Clerlcus gewisser­ maßen ein Synonym von dem Worte: Gelehrter, oder es bezeichnete jeden Mann, der die Feder zu führe«, wußte.

35

treue Sprache».

Mit fremden Wörtern und'Constructioncn, veranlaßten Period« mit der Zeit neue Sprachen, in denen man die Abstam-

mung von der Römischen leicht bemerkt.

Dergleichen

sind die Italienische, Spanische, Portugiesische, Fran­ zösische und Englische. Im fünften und den folgenden

Jahrhunderten nannte man die Deutsche Sprache, deren

sich die Besieger von Gallien bedienten, lingua francica; und diese unterschied sich von der lingua romana, der Sprache des Volkes,

welche seitdem die Mutter der

Französischen geworden ist.

Aus dem hier Gesagten erhellet, daß der Einbruch der Germanischen Völker in die Provinzen des abend­

ländischen Reiches die wahre Quelle der Barbarei, der Unwissenheit und des Aberglaubens war, worin dieser Theil von Europa so lange versunken blieb.

würde also Ursache haben,

Man

eine eben so gewaltsame

als unglückliche Revolution zu beklagen, wenn sie nicht, auf der Einen Seite, dazu gedient hatte, Europa von

dem abscheulichen Despotismus der Römer zu befreien,

und wenn man, auf der andern, in den Verfassungen

der Germanischen Völker nicht einige Spuren der Frei­ heit bemerkte, welche die Europäischen Nationen, frü­ her oder spater, zu weiseren und besser organisirten Regierungöformcn leiten mußten.

Unter denen Staaten,

die sich auf den Trüm­

mern des Römischen Reiches erhoben hatten, war der

Fränkische der, welcher die Wagschale aus dem Gleich­ gewichte brachte, und, einige Jahrhunderte hindurch,

die Rolle der herrschenden Macht in Europa spielte. Diese Monarchie, welche Chlodwig gegründet und sein? Nachfolger noch erweitert hatten, umfaßte daS ganze Gallien (mit Ausnahme von Languedoc); und auch der

4«g

36

Die Franken sind die herrschende Macht.

Ptri^dk beste Theil von Deutschland hing von ihr ab,

doch

46

Sachsen und die Slavischen Lander ausgenommen.

Loo

Durch die Theilungen und die Bürgerkriege unter den Nachfolgern Chlodwigs gericth sie in Verfall,

und

gelangte nur durch die Geschicklichkeit und Klugheit der

Hausmeyer (maires du palais, majores domus) wie­

der zu ihrem ersten Glanze.

Diese Hausmeycr erho­

ben sich von bloßen Lbcrhofmeistern (was sie ursprüng­

lich gewesen waren) allmahlig zu ersten Ministern, zu

Herren des Staats und zu Königen.

Der Stifter ihrer Größe war Pipin von Herstal, ein Sprößling von dem Stamme der Karlowinger, welche

um die Mitte des achten Jahrhundert in die Stelle der Merowinger trat. Unter den Merowingern hatte sich

die Monarchie in zwei Hauptreiche getheilt.

Das Kö­

nigreich Austrasien (Oesterreich) umfaßte das östliche

Franzien, d. h. den Theil von Gallien, der zwischen

der Maas, der Schelde und dem Rhein liegt, inglei­ chen die Germanischen Provinzen am rechten User des Rheins, welche ebenfalls einen Theil der Monarchie aus­

machten. Neustrien (Westerreich) nannte man das

ganze westliche Gallien. zwischen der Schelde, MaaS und Loire; Burgund, Aquitanien und die Provence wur­ den als Iubehörden des letzteren Reiches betrachtet. Als Dagobert II, König von Austrasien, im Jahre

679 ermordet war, sollte der König von Neustrien, Die­

trich III, die ganze Monarchie vereinigen;

doch die

Austrasier, welche Ebroin, den HausmeycrMajor dpmus) von Neustrien, verabscheueten, wählten sich be­

sondere Hausmeyer, dem Anscheine nach unter Dietrichs Autorität.

Hieraus entsprang ein Krieg zwischen den

Austrasiern und Neustriern, zwischen Pipin von Hcrstal

Karl Martell.

37

(Major domus des erstckn), und Berthar (Major do- V«riod«

raus deS letztern Reiches).

Die Schlacht, welche Pi-

m

pin im I. 687 zu Testry bei Saint-Quentin gewann,

8oo

entschied das Schicksal des Reiches: Berthar verlor da­

rin das Leben, und König Dietrich III fiel in die Ge­ walt des Siegers. Pipin bestätigte nun Dietrich III in

der königlichen Würde.

Er selbst begnügte sich mit

der Würde eines Major domus, und mit dem Titel ei­ nes Herzogs und Fürsten der Franken *); dochsah

er den Thron als seine Eroberung an, behielt daher die höchste Gewalt, und bewilligte den Merowingischen Prin­

zen nur das Acußere der Majestät und den bloßen Titel eines Königs.

Dieß war die Revolution, welche die höchste Ge­ walt auf eine neue Tynastie,

brachte.

die Karlowinger,

Defe beobachteten die Mäßigung, den Mero­

wingischen Fürsten, denen sie alle ihre Macht genommen hatten *), noch fünf und sechzig Jahre lang die könig­ liche Würde zu lassen.

Alö Pipin von Herstal im I. 714 gestorben machten die Anhänger der alten Dynastie einen letzten

Versuch, die Merowingischen Könige von der Abhängig­ keit zu befreien, in welcher der'Hauömeyer Pipin sie gehalten hatte. Dieser Fürst hinterließ die höchste Ge­

walt seinem, erst sechs Jahr alten, Enkel Thcudwald, und hatte daher seiner Witwe, Plektrude, die Vor­

mund-und Regentschaft über den jungen Prinzen über­ tragen.

1) Dux et princeps Franeorum. S) Coat. Frede#., cap. 100. Eoinhardi vita Caroli Magui. Man thut also diese« Fürsten Unrecht, wenn man ihnen in der Geschichte den Beinamen: die thqtlose», giebt.

Pipi« der Kurze.

38 P«ri°r>«

Diese so sonderbare Regierung reitzte die Mißver-

4oG

gnügtcn,

Suo

wurde abgesctzt, und die Neustrischen Lehnsherren wählten

eine Revolution zu wagen.

Die Regentin

einen Major domus von ihrer eigenen Parthei, Nahmens

Reinfried; Dauer.

ihr Triumph war aber nicht von langer:

Karl, PipinS natürlicher Sohn, entkam aus

dem Gefängnisse, worin die Regentin ihn hielt, ging

nach Australien, und ließ sich da, nach dem Beispiele

seines Vaters, als Herzog auSrufcn.

Er unternahm«

einen Krieg gegen den König Chilpcrich II und dessen-

Hausmcycr Reinfried. Drei aufeinander folgende Siege,! bei Amblef (716), bei Vinchy (717), und bei SoissonS

(718), machten ihn noch einmal zumHerrn dcrMonar, chic und der höchsten Gewalt ‘).

Als der Herzog von

Aquitanien ihm den König Chilpcrich ausgcliefert hatte,'

bestätigte er diesen Fürsten aufs neue in der Königs­

würde, und brachte seinen Ruhm durch die glänzenden Siege, die er in den Schlachten bei Poitiers und Nar-

bonne (in den Jahren 702 und 787) über die Araber!

erfocht, auf den höchsten Gipfel ’).

' Sobald Pipin der Kurze, Sohn und Nachfolger Karl Martells, sein Anschn in der Monarchie, von au­

ßen, wie yon innen, befestigt sah, hielter den Zeitpunkt endlich für günstig, die Königswürhe mit der suverä-

«cn Gewalt zu vereinigen.

Er betrieb mit Klugheit

seine Wahl in der allgemeinen Versammlung der Fran­

ken, die im Jahre 782 auf dem Marzfelde in der Ge­ gend von Soiffons gehalten wurde.

Von dieser Ver,

sammlung wurde Ehilderich III, der letzte Merowingische König, abgesetzt und in ein Kloster gesteckt. Pipin

l) Coutin. Fredeg. Annah Metenses. s) Cont. Fredeg. cap. loßunb 109« Annales Metenses, Utt* ter den Jahren 722 und 7Z7. M. s. weiter «nten, S. 4S,

Ursprung v»» der weltlichen Wacht der Päpste.

39

kam auf den Gedanken, durch eine kirchliche Ceremonie Periode seine Person unverletzlich zu machen.

Er war der erste

König, der sich salben und in der Kathedral-Kirche zu

Soissons krönen ließ, und zwar durch den Heiligen BomfaciuS, den ersten Erzbischof von Mainz *).

Sein

Beispiel wurde seitdem 'von mehreren Fürsten Und Su« vcrancn in Europa befolgt.

Er vergrößerte auch sein

Reich durch Languedoc, welches er in den Jahren 76» und 769 von den Arabern eroberte ’). Wahrend seiner Regierungszeit fing die weltliche

Macht der Römischen Papste an zu entstehen.

Dieser

Umstand, der auf die Religion und die Regierung der

Europäischen Nationen wesentlichen Einfluß hatte, muß

etwas ausführlich dargestellt werden. Es war damals ein sehr lebhafter Streit zwischen der morgen-, und der abendländischen Kirche über den

Bilderdienst.

Kaiser Leo der Jsaure hatte sich gegen

diesen Dienst erklärt, und ihn durch.ein im Jahre 726

erlaffeneS Edikt verboten.

Er und seine Nachfolger •)

blieben dabei, die Bilder vernichten zu lasten und Je­

den, der sich als Verehrer derselben zeigte, zu verfol­ gen»

Ein so wenig gemäßigter Eifer 4), den die Rö-

1) Annal. Fuldenf, 3) M. f. weiter unten, S. *7. 3) Besonder- zeigten sich die Kaiser Constantin Koprony, «ins «nd Leo Porphyrogeneta als eifrige Bilderstürmer LJkonvklasten). Die Kaiserin Irene «der berief, während der Minderjährigkeit ihres Sohnes, im 3. 787, zu Ricäa ein Conkilium zusammen, auf welchem ste die Bilder wie­ der in ihre vorigen Rechte einsetze» ließ; ja, sie ging nun auf der ander« Seite z« weit/-und befahl sogar, ih­ nen zu räuchern und Kerzen anzuzünden. 4) Man behauptet, auch die Politik sey dabei sehr im Spiele gewesen. Einmal, hofften die Kaiser, dmch das Ab­ schaffen der Blider die übermäßige Gewalt der Mönche

4o6

40

Römische Republik Im achten Jahrhundert.

v et lobe mischen Papste laut mißbilligten, empörte die Völker

4o6

gegen die Griechischen Kaiser. In Italien brachen meh-

800

ttrc Empörungen gegen die Beamten aus, denen die Vollziehung ihrer Befehle aufgetragrn war. Besonders

Nutzten die Römer diese Gelegenheit, den Herzog oben Statthalter, der im Nahmen des Griechischen Kaisers ihre

Stadt regierte, zu vertreiben; sie machten sich zu einer Republik *), maßten sich alle Rechte der Landeshoheit

an,

und erneuerten auch die alte Benennung:

Senat und das Volk von.Rom *).

der

Der Papst

wurde als Oberhaupt dieser neuen Republik anerkannt, und hatte die allgemeine Leitung der innern und äußern

Angelegenheiten 3).

Das Gebiet dieser Republik, wel­

ches aus dem Herzogthume Ron: bestand, erstreckte sich,

in der Breite, von Viterbo bis nach Tcrracina, unir in

der Lange,

von Narni bis zUr Mündung des Tiber-

zn vermindern, die den Hof von Constantinopel beherrsch­ ten; nnd dann betrachteten sie die Vernichtung dieseDienstes als das einzige Mittel, den Verfolgungen Ein­ halt zu thun, bene» die Christen im Orient damals von Seiten der Mohammedaner ausgesetzt waren, weil diese die Verehrung der Bilder als Götzendienst betrachteten. 1) Diese Begebenheit geschah unter Gregorius H, um da« Jahr 73°- Anastasius der Bibliothekar, ein Rö­ mischer Schriftsteller des neunten Jahrhunderts, redet von dieser Republik in folgenden Ausdrücken; Respublica

. .Ronianorum, saucta respublica, cotnpages sanctae reipublicae, Corpus Christo dilectum exercitus Romani, M. s. auch Qbhhv tnquumenta dominat. Pontif. r. I, p. 12 er seq.

>) Ein Schreiben der Römer an Pipin den Kurzen fängt an:

Pipino regi Francorum omnis senatus et Universa populi geueratitas a deo aervatae mbis Romanae. Gehn* t. J, p. >41. 5) In einem Schreiben, da« man kn Cenni, v. I. p. 145. findet, nenne» die Römer den Papst sogar; ihrenHeprn, » Dop deoretiu dominus noster.

Rom von de« Longobarden bedrohet.

-1

stromes. DieSchwachc des orientalischen Reiches war »«rkodo jetzt so groß, daß alle Bemühungen der Kaiser, die Rö- 4oü nur wieder zu unterjochen, ohne Erfolg blieben. Der 8(£ Griechische Herzog von Neapel, welcher gegen Rom vor­ gerückt war, wurde, nebst seinem Sohne, gctbdtet, und der Erarch selbst sah sich genöthigt, Frieden mit den Römern zu schließen x). Die Longobarden benutzten diesen elenden Zustand des Griechischen Kaiserthums, ihre Besitzungen in Ita­ lien zu erweitern. König Aistolph griff im I. 7L2 Ra­ venna an, wo die Griechischen Erarchen oder Ober-Landcsverwalter, residirten: er bemächtigte sich dieser Stadt, so wie des ganzen Exarchats-), nebst den Fünfftadten (Pentapolis); und der Erarch Eutychius war genöthigt, nach Neapel zu fliehen. Die Eroberung der Hauptstadt vom Griechischen Italien reitzte den Lombardischen König an, seine Ab­ sichten weiter zu erstrecken; er foderte die Unterwerfung der Stadt und des Hcrzogthums Rom, daö er als von dem Erarchat abhängig betrachtete. Papst Stephan II gerieth in Schrecken, und suchte sich Anfangs mit dem Griechischen Reiche zu versöhnen, dessen Macht ihm, bei einer so weiten Entfernung, weniger zu fürchten schien, als seine Nachbarn, die Longobarden; da ihn aber Ai­ stolph sehr lebhaft drängte, und da er sah, daß er von Constantinopel keine Hülfe zu erwarten hatte, so ent1) Anastasius Bibi., in Mukatohi, t. III, pari. 1 p. 156. et sequ,

3) DaS Erarchat nannte man damals die Provinz Raven­ na, weil sie, wie die Füufstädte, unmittelbar unter dem Erarchen »der Ober-LandeSverwalter stand; da hingegen die übrigen Theile des Griechischen Italien- nut durch die Herzoge, welche unter Autorität der Erarchen in ihnen re­ gierten, davon abhingen,

-

sr

Der Pabst bittet die Franken um Schutz.

«eNod« schloß er sich, bei den Franken und Pipin dem Kurzen

4Ö6

800

Schutz zu suchen.

Die Franken behaupteten damals den ersten Rang unter den Europäischen Nationen; ihre Thaten gegen

die Araber hatten ihnen im ganzen Occident den Ruf der höchsten Tapferkeit erworben.

Stephan begah sich

in eigener Person nach Francien odxr Frankreich, und in einer Unterredung mit Pipin fand er das Mittel, den

Vortheil dieses Fürsten und seinen eigenen mit einandc» zu verbinden.

Pipin glaubte noch nicht ganz sicher auf -em Throne zu seyn, den er den Merywingischen Königen

entrissen hattex).

Sein Recht auf hie Krone bestanh

nur darin, daß er gewählt worden war; un-gerade eben diesen Umstand konnte man benutzen, sie seinen Söhnen wieder zu entreißen.

Da er nun diese Krone

-ei seiner Familie zu erhalten wünschte, so bewog er -en Papst, in der Kirche zu Saint-Denis die Ceremo­ nie seiner Salbung zu wiederholen und zugleich auch

seine beiden Söhne, Karl und Karloman, zu salben.

Der Papst that noch mehr; er entband den König von sei­ nem, Childcrich geleisteten, Eide und befahl, im Nahmen

Jesu Christi und des H. Petrus, allen anwesenden Frän­ kischen Lehnsherren, dem Pipin und seinem Geschlechte die

königliche Würde zu erhalten ?).

Um sich Pipin'en und

dessen Söhne noch besonders zu verpflichten und um sich

Anrechte aus ihren Schutz zu erwerben, ertheilte er ihnen

auch öffentlich die Würde Römischer Patricier.

1) Es lebte noch ein Sohn Childerichs HI, Nahmens Diet­ rich ; und auch die sehr mächtigen Herzoge von Aquita­ nien waren ein Zweig der Merowinger; sie stammten nehmlich von Poggis, dem jüngeren Hohne EhenbertS n, ab. 2) Bouquet, recueil des hist; t. V> p. 45®-

Schenkung des Erarchats.

43

So viele Willfährigkeit von Seiten des Papstes Periode mußte Pipin'en zur Erkenntlichkeit auffordern: er ver- 4*6 sprach deinselben nicht nur Beistand gegen die Longo-

barden, sondern machte sich auch anheischig, ihnen das Erarchat zu entreißen und cs dein Papste zu geben; ja, er schenkte cs ihm schon im Voraus durch eine Ur­

kunde, die er im I. ?54 auf dem Schlosse zu Quier-

$t>x),

in der Diöcesc von Soissons, unweit der Oise,

Unterzeichnete und auch von den Prinzen, seinen Söh­

nen^ unterzeichnen ließ 2).

Diesen Verträgen zufolge,

unternahm Pipin der Kurze hinter einander, in den Jah­

ren 755 und 766, zwei Kricgeszüge nach Italien. Hier zwang er den König Aistolph, sich für seinen Vasallen zu erklären und ihm das Erarchat nebst den Fünfstäd-

ten zu überlassen, in deren Besitz er nun den Papst (im

Jahre 766) setzte ?).

Diese Schenkung PipinS befestigte und vergrößerte

die weltliche Macht der Päpste, welche schon vorher ih­ ren Ursprung genommen hatte 4).

Die Urkunde der

Schenkung ist nicht mehr vorhanden; Anastasius der Bi­

bliothekar versichert aber, das Original gesehen zu ha1)

Cqrisiacus, villa regia cum palatio,

2) Diese vorläufige Schenkung bezeugt em Brief, den Papst Stephan 11, im Jahre ?54, unmittelbar «ach seiner Rück­ kehr nach Nom, geschrieben hat. M- s. den Codex Carolinus, in Cenni Monum Tom. I, p. 8r. und Ana* STAsf Bjblioth. bei Mura Tori, t. III, p. iöQ, 169, col. 6. 5) ecinhardi Ann al. unter dem Jahre ?56,

4) Der Papst nennt, in seinem Schreiben an Pipin den Kur­ zen, diese Schenkung; Aiigmentdm romanae ditionis, di-

z latio provinciae romanae. Cenni, tom. I, p. 144 > ttl den Noten. Außer der Stadt und dem Herzogthume Rom, erwähnt Anastasius der Bibliothekar mehrerer Schenkungen von Land, die der Römischen Kirche schon vorher gemacht werden waren.

££

44

Ursprung von Mohammeds Religion und Reiche.

«ertöte fon; auch zahlt er alle Städte im Erarchat und den Fünf4Ö6

stadten auf, welche in der Schenkung begriffen waren x).

Sot

Hier ist der rechte Ort, von den Arabern, die

man gewöhnlich Saracenen*) nennt, und von ihrem Einbruch in Europa zu reden.

Mohammed, ein edler Araber, aus Mekka gebür­ tig, hatte sich, zu Anfänge des siebenten Jahrhunderts

nach der christlichen Zeitrechnung, zu einem Propheten, Gesetzgeber und Eroberer aufgeworfen.

Im Jahre 623

wurde er wegen seiner Predigten aus Mekka vertrieben, zeigte sich aber daselbst, an der Spitze eines Heeres,

aufs neue, machte sich zum Herrn der Stadt, und un­ terwarf sich nach und nach die sämmtlichen, zahlreichen

Stämme der Araber •) Seine Nachfolger, welche unter dem Nahmen K a-

lifen, oder Statthalter des Propheten im Geistlichen und Weltlichen, bekannt sind, traten in seine Fußtapfen.

Sie pflanzten seine Religion fort, so wie sie ihr Reich erweiterten,

und durchzogen als Eroberer die großen

Länder von Asien und Afrika. Syrien, Palästina, Aegyp­

ten, Barca, Tripoli, und überhaupt die ganze nörd­

liche Küste von Afrika, wurden dem Griechischen Reiche 1) Awast.^sius p. 171, Die Pentapolis, (oder die Fünf­ städte) enthielt die Städte Rimini, Pesaro, Fan», Sinigaglia und Ancona. Die vornehmsten Städte des Erar» chals waren Ravenna, Adria, Ferrara, Imola, Faenza und Forli. Ueberhanpt begriff die Schenkung zwei - und zwanzig Städte mit ihren Gebieten, a) Man giebt dem Nahmen Saracenen, dessen sich die Griechen, und, nach ihrem Beispiele, auch die Lateiner zur Bezeichnung der Araber bedienten, verschiedene Be­ deutungen. Manche übersetzen ihn durch: Diebe, oder Räuber; Andre aber durch: Morgenländex, C«. tiri bibl, Arab. Hisp, T. II, p. 19.

5) M. s. Jean Gaonier , vie de Mahomet,

Ursprung von Mahonmieds Religio» rind Reiche.

von den Kalifen entrissen,

45

welche auch die mächtige Per?

Monarchie der Perser'umstürztcn *), Chowaresmicn, das Land jenseits des Lrus,

und Indien eroberten,

und so ein weit größeres Reich stifteten, als das Rö­

mische jemals gewesen war. Endlich, unter Walid's Kalifat, irn Jahre 92 der Hegira (I. Chr. 711) gingen die Araber aus Afrika nach Europa über x),

und griffen die Monarchie der

Westgothen in Spanien an.

Diese Monarchie war durch die Schwache ihrer

Könige, und auch durch Mißbrauch der Gewalt, wel­ che die Großen, besonders die Bischöfe, an sich geris­ sen hatten, in Verfall gerathen.

Die letztem schalte­

ten nach Willkühr über den Thron, und entschieden auf

den Concilien über alle Angelegenheiten des Staates.

Mu za war damals,

im Nahmen des Kalifen

Walid, Befehlshaber im nördlichen Afrika. Von die­

sem Suvcrän autorisirt, schickte er Tarik oder Ta­ rek Abenzara, einen seiner Feldherren, nach Spa­ nien ; dieser landete an den Küsten von Andalusien, und

setzte sich auf einem Berge fest, den die Alten Calpe

nannten,

und der seitdem den Nahmen Gibraltar

bekommen hat

1) Jezdeglrd, der letzte Persische Monarch, wnrde von dem Kalifen Osman im Jahre 3i der Hegira (651 nach Christi Geburt) gelddket. 2) Dieser Einbruch geschah im Jahre 92 der Hegira, am Sten deS Monalhs Redgeb, der dem Mai 711 der christl. Zeitrechnung entspricht. M. f. Es» * Alkhatib, einen Arabischen Schriftsteller, iu Casiäi bibl. Arab, Hispin. T. II, p. 182. 3) Von Gibel oder Giabal, welches im Arabischen eine» Berg bedeutet, und Tarek, dem Nahmen des Arabi­ schen Feldherr«.

406

Fortschritte der Araber in Europa.

46

Unweit der Stadt Zkeres de la Frontera, in An­ dalusien,

traf der Feldherr Tarek auf das Heer der

Wcstgothcn, welches der König Roderich anführte. Die

Schlacht, welche hier geliefert wurde, war entscheidend; die wcstgothcn erlitten eine gänzliche Niederlage, und der König verlor auf der Flucht das Leben. Da nun

der Statthalter Muza dem Feldherrn Tarek zu Hülfe kam, so war der Erfolg dieses Sieges die Eroberung von ganz Spanien *).

Auch Septimanien, oder Lan­

guedoc, welches damals zu der Monarchie der Wcstgothen gehörte, gerieth jtigleich unter die Herrschaft der

Araber. Diese wilden Eroberer beschrankten ihren Einbruch

in Europa nicht auf Spanien und Languedoc; auch

die Balkarischen Inseln, Sardinien, Corsica, Sicilien, rin Theil von Apulien und Calabrien fielen in ihre

Gewalt: sie beunruhigten die Meere durch ihre Flot­ ten und verbreiteten mehr als Einmal Schrecken und

Verwüstung bis vor die Thore von Rom.

gar zu glauben,

ES ist so­

daß ganz Europa sich unter ihrJoch

gebeugt haben würde,

wenn Karl Martell den

Strom ihrer Macht nicht aufgehalten hätte.

Er schlug

ihre unzählbaren, des Krieges gewohnten Heere in den i) Die Wildheit der damaligen Araber kann man »ach ei­ ner Stelle deS Rasis, eines Arabischen Schriftstellers, beurtheilen, die in Casiiu Bibi. Arab. Hispan, t. 11, p. 32» steht. Mnza hatte, aus Eifersucht gegen Tarek, diesen in Toledo peitschen lassen, und brauchte ihn dessen ungeachtet noch ferner als Feldherrn. Der Kalif ließ nm Tarek zu rächen, nun wieder Muza peitschen, als dieser ihm die Beute von ganz Spanien nach Damas brachte. Muza's Sohn, der als Statthalter in Spa­ nien zurückgeblieben war, wurde auf Befehl des Kalifen gelddtet. Ein solches Schicksal hatten die Arabischen Eroberer von Spanien!

Califat von Cordova«

blutigen Schlachten,

47

die er ihnen bei Poitiers und »er!»»»

Narbonne, in den Jahren 7Z2 und 7Z7 lieferte, und nöthigte sic, sich wieder nach Languedoc zurückzuzichcn').

Die Einheit in Mohammeds Religion und Reich

erhielt sich nicht lange.

Die erste Dynastie der Kali­

fen, oder die O m m i a d e n, wurde vom Throne gestoßen und alle Prinzen dieser Familie von den Abaffiden *)

ermordet, die nun um das Jahr i5a der Hegira (7^9 der christlichen Zeitrechnung) das Kalifat an sich ris­

sen.

Ein einziger Sprößling der Ommiadcn,

Nah­

mens Abdalraham, Sohn des Kalifen Moawia, rettete

sich nach Spanien, schlug seinen Wohnsitz in Cordova auf, ließ sich von den Mohammedanern in Spanien

als Kalif anerkennen, und riß im Jahre i5g der Hc-

gira (I. C. 766) diese Provinz von dem großen Rei­ che der Araber loS.

Diese Revolution und die Unruhen, von denen sie

begleitet war, belebten aufs neue den Muth der klei­ nen Anzahl von Wcftgothen, die, um sich nicht unter

daS Mohammedanische Joch zu beugen, sich bisher in den Gebirgen von Asturien versteckt gehalten hatten. Sic kamen aus ihren Zufluchtsorten hervor, und legten,

um die Mitte dcS achten Jahrhunderts,

den Grund

zu einem neuen christlichen Staate, der seitdem unter

dem Nahmen:

daS Königreich Leon, bekannt wurde.

Als den ersten Stifter desselben muß man Alphonß I, mit dem Beinahmen: der Katholische, betrachten 8).

Auch die Franken benutzten dieses Ereigniß, um 1) M. s. oben, ©#38. 3) Die Abaffiden hatten ihren Nahme» von ihrem Ahnherm Abba«, Mohammeds Oheim von väterlicher Seite. 5) Der Spanische König Don Peiagv, ist eben so «»gewiß, wie der zranzösische Pharamund.

406

Die Wissenschaften durch die Araber cultivirt.

48

Periode die Araber aus Languedoc zu vertreiben.

Pipin der

4o6

Kurze nahm Besitz von den Städten NismeS,

800

guellonne, Agde und Beziers, die ihm ein Gothischer

Ma-

Lehnsherr, Nahmens Asmvnd, im I. 752 überlieferte. Narbonne konnte er nicht eben so leicht in seine Ge­ walt bekommen.

Er mußte diese Stadt sieben Jahre

lang cinschließen, und erst/5g wurde er Herr dersel­

ben, so wie des Ueberrestes von Languedoc '). So viel Unglück der Einbruch der Araber auch ver­

ursacht haben mag, so brachte er dennoch heilsame Wir­ kungen für Europa hervor, das ihm zum Theil seine

Civilisirung verdankt. Die Abaffidischen Kalifen wurden Beschützer der Wissenschaften und Künste, fingen an

Schulen zu stiften, und munterten auch dazu auf, daß man eine Menge Griechischer Schriftsteller in das Ara­

bische übersetzte. Ihr Beispiel befolgten die Kalifen von Cordova, und ebenso die, welche man Fatimiten-)

nennt, die Beherrscher von Aegypten, Syrien und'der nördlichen Küste von Afrika.

Diese Neigung zu den

Wissenschaften theilte sich allen MohammedanischenStaatcn mit.

Von Bagdad ging sie nach Cairo über, und

von den Ufern des Euphrat und des Nil verbreitete sie

1) Annales vetercs Franc, in Martenne amplissima collectio, T. V, p. 892. Petrus de Marca, Marca Ilisp., p. 2Z9. 240.

2) Diese Kalifen, welche von denen zu Bagdad unterschie­ den sind. Leiten'ihren Ursprung von Abul- Caffem Mo­ hammed, angeblichem Abkömmling des Ali und der Fatime, Tochter des Propheten, ab, der sich, um das Jahr Chr« 908, in Afrika gegen die Kalifen von Bagdad erhob. Das ganze nördliche Afrika, so wie Aegypten und ein Theil von Syrien, wurde von diesen Kalifen erobert, wel­ che im 3. 968 den Grund zu Kahirah, oder Cairo, legten und eS zum Sitz ihres Kalifates machten.

Die Wissenschaften durch die Araber (ultivitf. fse sich bis zu dem Tago.



Mathematik, sowohl gc-Vkiio».

meine als höhere, Astronomie, Chemie, Medicin, Botanik und Kunde der Arzneimittel waren die Studien, welche die Araber am meisten liebten; sie zeichneten sich

überdies in der Poesie aus, und in der Kunst, ange­

Rhazes, AvcrroeS und Avicenna

nehm zu erzählen.

gehören zu ihren berühmten Philosophen und Aerzten; Elmazin, Abulfeda, Abulpharadsch und Bohadin mach­

ten sich als Geschichtschreiber berühmt. Da daS Mohammedanische Spanien auf diese Ar(

mehrere, in den übrigen Theilen von Europa wenig be-

fannte, Wissenschaften cultivirte, so begaben sich häu­ fig abendländische Christen dahin,

um in den Schu­

len von Cordova zu studieren *). Auch der Ackerbau,

die Manufakturen und die

Schifffahrtskunde- verdanken den Arabern viel.

Sic

gaben dem Handel mit Indien ein neues Leben, und

erstreckten ihn von dem Persischen und dem Arabischen

Meerbusen über das mittelländische Meer bis in den Pontus EurinuS.

Ihre Tapetenarbeit, ihre Stickereien

in Gold Und Silber, ihre Seidenwaaren und ihre Ar-, beiten in Stahl und Leder hatten lange einen Grad von Vollkommenheit,

den die andern Europäischen^

Nationen nicht erreichen konnten.

i) In der Bibliothek des Escurials werden i85t Arabische Manuskripte aufbewahrt, die der Feuersbrunst im I. iG-r' entgangen sind, und die von Casiri, in seiner Bibiiotheca Arabico-Hispana, ausführlich beschriebe» werde».

Kochs Rwolutivnen I.

£4]

4.1s

So

Karl der Große.

Zweite Periode» Bon Sarin dem Großen, bis auf Okto den Großen. I. C. 800 bis 962.

Verlobe Jüic Regierung Karls des Großen macht in der Ges 800

schichte von Europa Epoche.

962

Jahre 768 seinem Vater Pipin dem Kurzen in der

Dieser Fürst,

der im

gierung folgte, verdunkelte alle seine Vorgänger Durch

sein überlegenes Genie, und durch seine weise, kräftige Staatsverwaltung.

Unter ihm gelangte die Monarchie

der Franken zu dem höchsten Gipfel ihres Ruhms. Er

wäre ein ganz vollkommener Fürst gewesen und würde das Glück der Menschheit befördert haben,

wenn er

seinen glühenden, ihn verzehrenden, Durst nach Erobe­

rungen hätte mäßigen können.

Mit seinen siegreichen Wafferr drang tt in das Innere von Deutschland ein, und unterjochte die' krie­ gerische Nation der Sachsen, deren Besitzungen sich von dem Nieder-Rhein bis zu der Elbe und der Ostsee (dem

Baltischen Meere) erstreckten.

Er unterwarf sich dies

Land nach einem blutigen, dreißigjährigen Kriege, und zwang die Einwohner durch den Frieden, den er 8 >5 zu Selz, einer königlichen Burg an der Saale,

mit

ihnen schloß, die christliche Religion anzunehmen I).

Mehrere Slavische Völker, dieObotriten, Witzen, Sorj) EoiNHAßoi annalcs, und Poeta Saxo, unter dem 3. 8o5.

Eroberung des Lombardischen Reiches. ben und Böhmen,

wurden ihm zinsbar *).

51 Er zcr-

trummtrte a) das mächtige Reich der Awaren, welches

So»

die Länder umfaßte, die jetzt unter den Nahmen Lest-

y6r

reich, Ungarn, Siebenbürgen, Dalmatien und Croaticn

bekannt sind.

Auch nahm er den Arabern •) den gan­

zen Theil von Spanien, der zwischen den Pyrenäen und

dem Ebro liegt, desgleichen die Balkarischen Inseln. Eine von seinen Eroberungen aber verdient beson­ ders unsre Aufmerksamkeit: nehmlich die von Italien

und dem Reiche der Langobarden.

Den Aufforderun­

gen des Papstes Hadrian I zufolge, unternahm Karl der Große seinen Zug gegen Desiderius, den letzten König ' der Longobarden.

Er belagerte diesen Fürsten in sei­

ner Residenz Pavia, bekam ihn, nach einer langen Be­

lagerung, in seine Hande, gab ihm auf seine noch übri­ ge Lebenszeit Gefangenschaft,

und vereinigte deffen

Königreich mit der Monarchie der Franken 4).

Auch

die Herzoge von Benevento, welche damals, als Vasal­

len der Lombardischen Könige, einen großen Theil von Unter-Italien besaßen, wurden genöthigt, die Lber-

lehnsherrschaft (suzerainete) von Karls des Großen Reiche anzuerkenncn.

Nur in den Seestädten dieses

Theils von Italien fanden die Griechen noch Mittel, sich zu behaupten.

Der Fall -der Langobarden machte der rcpnlikanischen Regierung der Römer ein Ende.

Während der

Einschließung von Pavia (im I. 774) begab sich Karl

1) In den Jahren 7^9, 8o5 und 806. Man sehe die Annal. Franc. 2) Im I. 796. Eginhardi Annal. 791 Und 79^. 3) 3m 3. 778 und 799 Cbend. 4) 3m 3* 774. Ecimiardi Annah 5) Im 3* 787. Aiiualt LoiselianL Eohnhaiuh Annal,

52

Patrielal Karls d/s Große«.

Periode nach Rom, um daselst das Osterfest zu feiern, und

800

wurde mit allen Ehrenbezeigungen empfangen, die dem

gto

Exarchen und Patricier gebührten; und es laßt sich aus unwidersprechlichcn Thatsachen erweisen, daß er, unter diesem Titel, seitdem die SuvcranetatS-Rechte über Rom und den Kirchenstaat ausübtc.

Die Würde des Patriciers, welche Constantin der

Große erfand *), galt im Griechischen Reiche für die erste, nächst der Würde dcS Kaisers.

Gemeiniglich waren die

Exarchen von Ravenna mif derselben bekleidet, und sie

übten mehr unter diesem Titel, als unter dem eines Exarchen oder Statthalters, die Autorität aus, deren sie

in Rom genossen.

Papst Stephan II hatte zwanzig

Jahre früher dem Pipin und seinen Söhnen das Pa-

triciat übertragen 2), ohne daß diese Prinzen irgend ei­ nen Gebrauch davon machten; sie sahen, wie cs scheint,

diesen Titel, so lange das Reich der Langobarden sie noch von Rom und dem Kirchenstaate trennte, als eine leere

Ehrenbezeugung an.

bloß

Karl aber war

kaum Herr von diesem Reiche, als er zu seinem Titel:

König der Franken und Longobardcn, auch den: Pa­ tricier vonRom, hinzufügtc, und sogleich anfing,

dir SuveranetatS-Rechte über Rom und den Kirchen­ staat auszuüben,

deren die Griechischen Kaiser und

die Exarchen vor ihm genossen hatten 3).

Dieser Fürst kehrte gegen daS Ende des Jahres

800 nach Rom zurück, um daselbst über eine Verschwö­

rung zu erkennen, welche einige Römische Lehnsherren gc1) ZosiMUs lib. II, cap. 4o.

r) M. s. oben, S. 42. 3) M. s. Liber diurnus Ramanonim pontisicum, cap. tit. 3 et 4.; und Le Blanc, dissertation a la suite du traite sur les mounoies de France*

Kaiserliche Würd-.

53

Ken das Leben des Papstes Leo III angestiftet hatten. Als Periode Hie Sache in Karls (Gegenwart untersucht und die Un«

goo

schuld des Papstes anerkannt wqr, wohnte er, am Weih-

gg*

nachtstage, dem 2Z. December 800 *), der feierlichen Messe bei, welche in der Kirche des Heiligen Petrus ge­

halten wurde.

Der Papst, der ihm seine Erkenntlich­

keit zu bezeigen wünschte, wählte den Augenblick, wo dieser Fürst vor dem Hochaltar auf den Knieen lag, ihm die Kaiserkrone aufzusetzcn und ihn von dem Volke als Kaiser der Römer ausrufcn zu lassen $).

Hier ist nun die sogenannte Erneuerung des abend-

sandischen Römischen Kaiserthums: ein Nah­ me, der seit drei Jahrhunderten nicht mehr gebraucht

worden war. Die morgenlandischcn Kaiser, welche wah­

rend dieses Zeitraums den Titel „Römischer Kaiser" ausschließcnd geführt hatten, schienen Grund zu haben,

sich einer Neuerung zu widersetzen, die ihnen nqchthcilig werden konnte; indeß wurde der Streit, dxr sich hier­

über zwischen beidenRcichen erhob, durch Traktaten bei­ gelegt, die man in den Jahren 8o5 und 812 abschloß.

Die Griechischen Kaiser erkannten Karls neue Würde an, und behielten, um diesen Preis, hie wenigen Be­

sitzungen , die sic noch in Italien hatten. Dadurch, daß Karl auf solche Weise die kaiserliche

Würde gegen die Griechischen Kaiser behauptete, ver­

mehrte er seine Macht um nichts: er erlangte kein neues 1) Per -5ste December war damals in Rom der erste Lag des Jahres 801.

2) Aach Eginhard, mißfiel dieser Schritt des Papstes Karl'n, der nicht vorher davon unterrichtet war. Indeß, wenn man dem Verfasser der Amiales Moissacenses, bei dem Duchesne t. in, p. 145, glauben will, so war diese Krönung in einer zu Rom gehalreuen zahlreichen Ver­ sammlung von Bischöfe» und Edlen (Theils Frauken, Theils Römern) vorher beschlossen worden.

51

Gesetzgebung Karls. Geschmack an den Wisseuschaste«.

Periode Reckw auf die zerstückelten Provinzen des abendlandi«

8oö

schen Reiches, deren Schicksal seit langer Zeit entschieden

96,

trat; ja, er vergrößerte nicht einmal seine Autorität über Rom, wo er, unter dem Titel: Kaiser, gerade

nur eben die SuveranetatS-Rechte ausübte, die er vor­ her unter dem Titel .»-Patricier" ausgeübt hatte. Dieser, weit über sein Jahrhundert hervorragende

Fürst zeigte sich nicht bloß als Eroberer; er war auch Gesetzgeber, und beförderte die Wissenschaften sehr eifrig. Durch die Gesetze, welche er unter dem Nahmen „C a-

pitularien" bekannt machte,

schaffte er mehrere

Mißbrauche ab, und erregte neue Ideen von Ordnung

und Gerechtigkeit.

und Maße in

Er wollte auch, daß die Gewichte

seinem

ganzen

Reiche

gleichförmig

seyn sollten. Man findet indeß in seinen Gesetzen man­ cherlei, waS den Geist seiner Zeit,

ben seines Jahrhunderts verrath.

und den Aberglau­ Die Gesetze, welche

er den Sachsen vorschrieb, sind gräßlich, und weder die öfteren Empörungen dieses Volkes,

noch dessen

Rückfall in daö Hcidcnthum, können sic rechtfertigen. Karls Liebe zu den Wissenscl>aften wird durch die

vielen Schulen bezeugt, die er stiftete, auch durch die

Ermunterungen, die er ihnen gab, und durch die Auf­

merksamkeit, mit der er vorzügliche Gelehrte aus al­ len Europäischen Landern an seinen Hof berief. In ei­

nem nicht mehr jugendlichen Alter ließ er sich noch in der Rhetorik,

der Dialektik und der'Astronomie un­

terrichten, und zwar von den berühmten Alcuin, ei«

ncm gcbornen Engländer, den er zu seinem Freunde ge­ macht hatte.

Er suchte sogar, seine Muttersprache, die

Deutsche, welche damals lingua francica genannt wur­

de, zu vervollkommnen, und arbeitete in dieser Absicht

Umfang seines Reiches. Sei« politisches System.

55

an einer Grammatik dieser Sprache; er gab den Mo- »ertöte

nathcn und den Winden Deutsche Nahmen, die ihnen

8oö

und ließ die Bardcngesänge der alten

5*

noch fehlten,

Germanier sammeln *).

Das Reich Karls des Großen,

welches sich in

Betreff seines Umfanges, mit btin .alten abendländi­

schen Kaiserthume vergleichen laßt, sten Theil von Europa.

umfaßte den be­

Ganz Gallien, Deutschland,

Spanien bis zum Ebro, Italien,

Pannonien, Dal­

matien, Croatien u. s. w. waren die Bestandtheile die­ ses Reiches, welches sich in der (geographischen) Lan­

ge vom Ebro bis zur Elbe und Oder,

und in der

Breite vom Herzogthume Benevento und dem Adria­

tischen Meere bis zu dem Eider - Flusse erstreckte, der

die Deutschen von den Danen trennte. Bei Angabe der Gränzen von Karls des Großen

Reiche muß man sich wohl in Acht nehmen, die wirk­

lich ganz dazu gehörigen Länder und Provinzen nicht mit denen zu verwechseln, die ihm bloß zinsbar waren.

Die ersteren wurden durch Beamten regiert, welche der Monarch nach Belieben zurückrufen konnte; die andern

waren freie Staaten, und hatten mit dem Reiche keinen andern Zusammenhang, als durch Bündnisse und durch

bett Tribut, den sie vertragsmäßig entrichten mußten. Es war.die Politik dieses Fürsten, daß er außer den

Mar ken,oder Militär-Befchlshaberschaftcn, die er an den Gränzen von Deutschland, Spanien und Italien

anlegte, an den verschiedenen Endpunkten seines Reiches

gern Völker hatte, die, als zinsbar, den Schutz der

Franken genossen, und ihnen zu Bollwerken gegen die 1) Eginhard, im Leben Karls des Großen.

L6

Zustand des übrige n Eurex«.

Periode Barbaren dce Orients und des Nordens dienten, welche

8o.">

seit tanger Jeit gewohnt waren, Streifereien in die west-

yöa

liehen und südlichen Lander von Europa zu machen.

So waren die Herzoge von Benevent in Italien

bloß Vasallen und dem Reiche zinsbar, dienten dcmsel['m aber zu Schutzwehren gegen die Griechen und Ara« bxr; und so regierten dieSlavischenVölker in Deutschland,

in Pannonien, in Dalmatien und Croatien, ob sie gleich

den Franken lchnSpslichtig oder zinsbar waren, doch sich selbst nach eigenen Gesetzen, und bekannten sich, größ­ ten Theils, nicht einmal zu der christlichen Religion, AuS dieser flüchtigen Schilderung von dem Reiche Karls des Großen kann man beurtheilen, daß xS da­

mals in Europa keine Macht gab, die furchtbar genug

gewesen wäre, es mit den Franken aufnehmen zu kön­ nen,

Die Staaten im Norden waren noch nicht gebil­

det ; in England gqb eS eine Heptqrchic, die nur sehr

lose Bande vereinigten.

Die Könige dieses Staaten-

bunhes bekriegten einander ohne Unterlaß,

und erst

mehrere Jahre nach Karl dem Großen *) gewann Eg­ bert der Große das Uebergcwicht, und machte sich zum

König pon ganz England.

Das

Mohammedanische

Spanien war, seitdem es sich von dem großen Reiche

der Kalifen getrennt haste,

in einen« unaufhörlichen

Kriege mit dem Orient; die Ommiadischcn Fürsten von Eordoa ließen es sich gar nicht cinfallen, ihre Nach­

barn im Westen, deren Tapferkeit sie kennen gelernt hatten, zu ritzen; im Gegentheile mußten sie sorgfäl­ tig darauf bedacht seyn, den Frieden und das gute Ver­ nehmen mit denselben zu erhalten. Eben so wenig könn?

r)

Jahre 827,

Ludwig der Fromme,

57

tcn die Griechischen Kaiser bei dem Monarchen der »er,»de

Franken Besorgnisse erregen, da sic nnaufhörlich mit den Arabern und Bulgaren zu kämpfen hatten, oder auch

durch innere Unruhen und Faktioncn in Bewegung waren. Die Monarchie der Franken spielte also in Europa

die Rolle der herrschenden Macht; sic behielt aber ih­

ren Glanz nicht lange. ES bedurfte nothwendig eine« Mannes von überlegenem Genie, um das Staatsrudcr

eines so ungeheuren Reiches, dessen Mechanismus so zu? sammengesetzt war, zu lenken.

Ludwig her Fromme,

Sohn und Nachfolger Karls des Großen, hatte keine

der Eigenschaften, welche erforderlich gewesen wären, die ungeheuern Staaten, die ihm sein Vater hinterlas?

sen hatte, zu behaupten.

Er war eben so unerfahren

in der Politik, als schwach und abergläubig, und wußte

sich weder Liebe noch Furcht zu verschaffen. Durch den unverständigen Schritt, das Reich noch

bei scincnLebzeitkN unter seine Söhne zu theilen, strcucte er in seiner eigenen Familie den Sanien der Zwietracht aus, wodurch der Fall des Reiches beschleunigt wurde.

Die Bürgerkriege, welche unter seiner Regierung qnfingcn, dauerten auch nach seinem Tode fort.

mit dem Beinahmen:

der Deutsche,

Ludwig,

und Karl der

Kahle, seine jüngeren Söhne, verbündeten sich gegen

ihren älteren Bruder Lothar, und lieferten ihm im I, 84i die berühmte Schlacht bei Fontenay in Burgund,

worin hie sämmtliche Blüthe des alten Adels fiel x), Ludwig unh Karl verließen das Treffen als Sieger, und nöthigten ihren Bruder, sich nach Italien zu flüchten.

Nun zogen sie gegen Strasburg, wo fit ihr Bündniß r) Annales Bßitii)iani et Mctensesf

800

88

Zerstückelung beS Fränkischen Reiches.

P«r^od« erneuerten, und es, an dcrSpitze ihrer Truppen, durch

800

gö2

einen Eid bestätigten x).

Diese beiden Fürsten standen im Begriff, die ganze Monarchie unter sich zu theilen; doch, auf Zureden

der Lehnsherren, näherten sic sich ihrem alteren Bru­ der, und schloffen mit ihm (im I. 845) den Traktat

von Verdun, welcher die förmliche Theilung der Mo« narchie vollendete.

Lothar behielt, diesem Traktate zufolge, die kaiser­ liche Würde, mit dem Königreiche Italien, und den

Provinzen zwischen dem Rhone Flusse,

der Saone,

der Maas, der Schelde, dem Rhein und den Alpen» Ludwig der Deutsche bekam ganz Germanien am

rechten Ufer des Rheins, und am linken die Di­

strikte von Mainz,

Spcier und Worms.

Der ganze

Theil von Gallien endlich, der sich von der Schelde, der Maas, der Saone und dem Rhone bis zu den Py­

renäen erstreckt, fiel an Karln den Kahlen, der zu sei­

nem Antheile auch die Spanische Mark bekam, d. h.

die.Grafschaft Barcellona und die andern Lander, welche Karl der Große jenseits der Pyrenäen erobert hatte a).

Hier fangt nun eigentlich das neuere Frank­ reich an, welches nur ein Stück von dem alten Reiche

der Franken, oder von der Monarchie Karls des Gro-

1) Hm Februar 84r. Karl legte seinen Eid in Deutscher Sprache ab; Ludwig der Deutsche den (einigen in der lingua romanica. Die Formulare hat uns der Abt NitHard (bei Duchesne, t. ii. p. 374 ) anfbehalten. Ma« merkt an, daß dieses das älteste Denkmahl der Romanische« Sprache ist, aus welcher späterhin die neuere Französische entstand. s) Ann al. Berlin, und Annal, Metens. beide unter den Jah­ ren 8*5, 844.

59

Ursprung des neueren Frankreichs.

fielt, ist.

Es behielt lange Zeit die Gränzen, welche »ertöte

durch den Traktat von Verdun bestimmt worden warcn, und alles, was cs heut zu Lage außerhalb die-

ser Gränzen besitzt, rührt von Eroberungen her, die es seit dem vierzehnten Jahrhundert gemacht hat.

der Kahle war also, König von Frankreich,

genau genommen,

Karl

der erste.

und von ihm sollte man die

Reihe dieser Könige eigentlich anfangen.

Auch bekam

seit der Regierung dieses Fürsten die Regierung bei

den westlichen Franken, oder den Neustriern, eine andre

Gestalt. Vor ihm, war diese Regierung Fränkisch, oder Germanisch:

eS herrschten darin die Sitten und Ge­

brauche der Eroberer von Gallien; ihre Sprache, die Fränkische oder Deutsche, wurde auch bei Hofe und von

der Regierung gebraucht: aber seit der erwähnten Zertheilung bekamen die Gallier im westlichen Franzien, oder in Ncuftricn, daS Uebergewicht; ihre Sitten und ihre Volkssprache wurden am Hofe eingeführt, und hatten

Einfluß auf die Regierung. Diese Sprache, welche man damals romana oder romanica nannte, reinigte sich,

als sie die Hofsprachc geworden war, allmählich; und

mit der Zeit wurde aus ihr die. neuere Französische. In diesem Zeitpunkt also, unter der Regierung Karls

des Kahlen, hörten die abendländischen Franken auf, ei­ gentliche Franken zu seyn, und man muß nun an­

fangen, sie Franzosen zu nennen. Um eben diese Zeit wurde Deutschland zum ersten

Mal ein monarchischer Staat mit besondern Königen.

Ludwig der Deutsche ist der erste König von D e u t s ch-

land, so wie Karl der Kahle der erste von Frank­ reich ist.

Das Reich Ludwigs des Deutschen behielt

lange Zeit den Nahmen - Ost-Franken, um e6 da-

800

Ursprung des Deutsche« AöuigrelcheS. rothringen,

60

Periode durch von West-Franken zu unterscheiden,

das end»

Soo

lich ausschließlich den Nahmen Franzien, Frank-

962

reich (France) bekam.

DaS Reich Karls des Großen, welches durch den Traktat von Verdun getheilt war, wurde im I. 884 von Karln dem Dicken, jungem Sohne LuhwigS des Deutschen, und König von Deutschland, auf eine kurze Zeit vereinigt; diesen Fürsten aber, dessen Kräfte nicht

hinreichten, eine so große Last zu tragen,

setzten die

Deutschen im Jahr 887 ab, und bald nachher befolg­

ten ihr Beispiel auch die Franzosen und Jtalianer. Das Reich -er Franken wurde nun auf immer zerstückelt,

und es gingen, außer den Reichen Frankreich, Deutsch­ land und Italien, drei neue Staaten daraus hervor l):

die Königreiche Lothringen, Burgund und Navarra.

Das Königreich Lothringen bekam seinen Nahnicn nach Lothar II, jüngerem Sohne Kaiser Lothars l,

der,

als er seine Staaten unter seine Söhne theilte,

diesem Lothar im I. 855 die Provinzen zwischen dem Rhein, der Maas und der Schelde gab, welche seit­

dem die Nahmen Lothringen, Elsas, Trier, Cölln, Jü­ lich,

Lüttich und die Niederlande, bekommen haben.

Nach dem Tode Lothars II wurde sein Reich, im I.

870, durch den Traktat von Procaspis in zwei gleiche

Halsten getheilt, deren eine Ludwig der Deutsche, Kö­ nig von Deutschland, und die andere Karl der Kahle, König von Frankreich, bekam *).

1) Im Jahre 888. 2) Dieser Traktat, welcher unS von dem Verfasser der An, nales Bertinenses aufbewahkt worden ist, nennt alle die

Grafschaften, mit den Hauptörtern, welche jedem der bei­ den Brüder zufielen. Er ist also eine sehr schätzbare Ur­ kunde für die Geographie des Mittelalters,

Königreich Lothringen. Durch einen andern Traktat,

vi

den (im I. 879)»0

die Söhne Ludwigs dcö Stammlers und Ludwigs des

Jüngern, Königs von Deutschland, Sohns Ludwigs des

Deutschen, mit einander schloffen, kam der Französische

Theil an den letzter» Prinzen, der auf diese Art da6

gaNze Reich Lothringen wieder zusammen brachte. Dies Reich blieb mit Deutschland vereinigt, als, bei der Ab­ setzung Karls des Dicken, die letzte Zerstückelung der Monarchie erfolgte.

Arnulf, König von Deutschland,

Karls des Dicken Nachfolger, gab es, im I. 8g5, sei­ nem natürlichen SohneZwentibold oder Swatopolk, der,

nach einer fünfjährigen Regierung, von Ludwig dem Kinde, Sohn und Nachfolger des Königs Arnulf, ab­

gesetzt wurde. Als Ludwig, inlJ. 911, ohne Nachkommen starb, ♦

benutzte Karl der Einfältige die Unruhen in Deutschland,

sich in Besitz des Reiches Lothringen zu setzen *); doch erst Heinrich der Vogelsteller vereinigte dieses Reich ent­ scheidend mit der Deutschen Krone. Der Stifter des neuen Burgundischen Reiches war

ein Lehnsherr, Nahmens Boso, mit dessen Schwester Karl der Kahle sich vermählt hatte. Er war von d. m Könige,

seinem Schwager, nach und nach zu dcn ersten Würden

des Staates, als zum Grafen von Vienne, Herzog von Provence, Herzog von Italien, auch zum ersten Minister,

erhoben worden, gard,

und bekam die Prinzessin Irmen­

Tochter Ludwigs II, Königs von Italien und

Kaisers, zur Gemahlin.

Von dieser angcreitzt, säumte

1) Dieser Fürst fing bei dieser Gelegenheit eine neue Aera, oder Zeitrechnung, an: 1 largiore haereditate indepta. M. s. Bouquet, recueil des historiens, t. IX, p. 515 u. f. Der Elsas indeß wurde damals von dem Reiche Lothringen lvögeriffen, und blieb von Deutschland «dhängig.

soö

Das Reich Hoch-Burgund.

62

Peride cr nicht, seine ehrsüchtigen Absichten,auf den Thron Soö selbst zu richten. Der Tod Ludwigs des Stammlers, Königs von Frankreich, Sohns von Karln dem Kahlen,

und die darauf folgenden Unruhen erleichterten ihm die Mittel, mehrere Bischöfe der, seiner Regierung anver-

trautcn, Länder auf seine Seite zu ziehen. Er bewog sie,

ihm, in citUT Versammlung, die er wahrend des JahreS 879 nach Mantaille im Dauphin«- auöschr.eb, die könig­

liche Wurde zu übertragen.

Die Wahl-Akte, welche

von den Vischofen unterzeichnet ist, lehrt uns den Um­

fang deS neuen Reiches kennen, Vas dieFranche-caomtö, Mücvn, Ehalons an der Laone, Lyon, Vienne, nebst

den davon abhangenden Grafschaften; Agde, VivicrS, Uscz uno deren Zubehörungen »n .anguedoc; d«e -Pro­

vence und einen Theil von Savoyen *) in sich begriff. Boso ließ sich in Lyon, durch den Erzbischof dieser

Stadt, zum König salben, , und er behauptete sich in

seiner Usurpation,

obgleich die Könige von Frankreich,

und Deutschland ihn mit gemeinschaftlichen Kräften zu bezwingen suchten.

Boso's Beispiel wurde sehr bald von Rudolph, Statthalter des eigentlichen Burgunds, befolgt, der von

weiblicher Seite aus dem Karlowingischen Hause ab­

stammte.

Er ließ sich i.n I. 888 zu Saint-Maurice,

im Walliser-Lande, krönen; und sein neues Königreich,

daS zwischen dein Jura-Gebirge und den Peninischen Alpen lag, umfaßte die Schwei; bis an den Fluß Ruß,

das Walliser-Land und einen Theil von Savoyen 4). Boso's Tod, der ungefähr zu eben dieser Zeit erfolgte, gab Rudolphen eine erwünschte Gelegenheit, seine Gran-

1) Duchesne, scriptores rcriimfrancicarum, r.n, p. cjZo. 2) Regino , ehren. 888.

Das eigentliche Burgund.

63

zen zu erweitern, «nd sich des besten Theils von der P«ei»r« Grafschaft Burgund zu bemächtigen. Diese beiden Königreiche wurden um das Jahr

a0 g6^

in Eins zusammen gezogen. Hugo, König von Italien, führte damals die Vormundschaft über den jungen Con­

stantin, seinen Verwandten, einen Sohn Ludwigs, und

Enkel Boso's,

Königs von Hoch-Burgund.

Da die

Jtalianer, aus Mißvergnügen über Hugo'ö Regierung,

ihre Krone Rudolph dem II, König vom eigentlichen Bur­ gund oder Nieder - Burgund, angetragen hatten, so trat Hugo, um sich auf dem Throne von Italien zu erhalten

und Ruoolph'cn davon zu entfernen, diesem die Pro­

vence und das Königreich seines Mündels ab *).. Beide, auf solche Art vereinigte, Königreiche ka­

men an die Nachkommen Rudolphs II,

nehmlich au

Conrad, seinen Sohn, und Rudolph III, seinen Enkel. Diese Fürsten nannten sich in ihren Titeln bald: Köni­ ge von Vienne, oder Arelat;

bald:

von Provence und Alemannien 4).

Könige

In der

Fplge verloren sie ihre Besitzungen jenseits dem Rhone und der Saone; und zur Zeit Rudolphs III war ihr

Reich von dem Rhein, dem^Rhone, der Saone, der Rüß und den Alpen begränzt.

Navarra, das bei den Alten unter dem Nahmen Vascones bekannt war,

gehörte mit zu denen Pro­

vinzen, die Karl der Große jenseits der Pyrenäen von den Arabern erobert hatte.

Unter den Grafen,

oder

l) Luitphasd , 1. III. cap. iS.

s) Durch einen Traktat, den Rudolph II im Z. 9^7 mit Heinrich I, König von Deutschland, schloß, wurde ihm ei» Theil des alten AllemanienS abgetreten, und man glaubt, dies sey der Ergau oder Aargau in der Schweiz gewesen. Luitpäahd, lib, IV. eap. 13,

Ursprung des Königreiches Navarra.

64

9>etie6e Granzbeschützern *),

8oö gß6a

welche er in diesem Theile »ort

Spanien anstclltc, merkt man besonders die von Barcellona in Catalonicn, die von Jacca in Arragonien, und

die von Pampclona in Navarra»

Alle diese Marken

gehörten zu dem westlichen Frankreich,

und!zu dem

Theile, welchen Karl der Kahle bekam, als die Monar­ chie unter die Söhne Ludwigs deS Frommen getheilt

wurde a).

Die äußerst große Schwache dieses Fürsten

und das mannichfaltige Unglück seiner Regierung wa­ ren Schuld daran, daß die Navatrcr sich von Frank­ reich losriffen, und ihr Land zu einem freien, unabhän­ gigen Staate machten. Man hat Gründe zu glauben,

daß sie mit in die Empörung verwickelt waren, welche 855 in Aquitanien gegen Karln den Kahlen ausbrach'). Gewiß ist eS übrigens, daß Don Garcia schon im I.

858 den Titel: König vonPampelona, annahm*),

und daß er und seine Nachfolger auf dem Throne von Navarra auch die Grafschaft Jacea in Arragonien be­

saßen.

Nur die Grafen von Barceltona erkannten noch

mehrere Jahrhundert hindurch die Oberlehnsherrschaft

(Suzerainete) der König von Frankreich an 5). Wir haben nun noch die Ursachen zu entwickeln,

wel-

1) Eginhard nennt fle custodc» limitis Hispanicl;

im

Deutschen; Markgrafen. a) Bei der Theilung im I. 85g gab man Karln dem Kah­ len unter andern. Aquitaniam et Fasconianti cum IVlar-

chis ad se pertinentilms, Septimaniam cum Marchis suis. M. f. Annahs Bertiniani, unter dem I. 83g. 3) Annales Berlin. 4) Hermilly, in der Vorrede zum dritte»Theil des Fer. KERAS, p. 32. 5) In dem Traktat, den Ludwig der Heilige im I. 1268 mit dem Könige von Arragonien schloß, entsagte er allen seinen Rechten auf Catalonien. Petrus de Mahca Marca Hisp. p, 1444 et seij.

Verfall des Frank. Reiches. Ursachen: Feudal-System. 65 welche zusammen trafen, den Verfall des Fränkischen P-e'ode Reiches zu beschleunigen.-

800

Unrcr diesen Ursachen bemerkt man besonders die

Nachtheile des Feudal-Systems,

das für die innere

Staats-Verwaltung eben so schädlich,

als mit den

Grundsätzen, nach dcney ein großer Staat regiert wer­

den muß, unverträglich ist. Der Mißbrauch mit den Leh­

nen wurde von den Franken so weit getrieben, daß bei­ nahe das sämmtliche Eigenthum feudal war, und daß

nicht bloß liegende Gründe, und Stücke von Domänen, sondern auch die Statthalterschaften, die Herzogthümer

und Grafschaften als Lehne übertragen wurden.

Dies hatte die Folge, daß sich die Großen, von sol-

chenLehncn oder Beneficien angelockt, den Königen gänz­ lich ergaben, und daß die Masse der Nation sich nun

wieder den Großen verkaufte. Wer sich weigerte, ein Va­ sall zu werden, wurde verachtet, und hatte weder Gnaden­ bezeigungen, noch Ehre zu erwarten *). Dadurch litt die alte Freiheit, ohne die königliche Gewalt zu vermehren.

Die Großen wurden durch die Freigebigkeit der Könige und durch die Menge von Vasallen, welche sie sich durch

mancherlei Mittel zu verschaffen wußten, bald so mäch­

tig, daß sic cö endlich wagten, dem Suveran selbst Ge­ setze vorzuschreiben. Man vergaß allmählich, daß man

dem Staate Pflichten schuldig war, und wollte nur die anerkennen, welche der LehnS-Contraktauferlegte.

Dieses neue Band öffnete bald der Frechheit Thür und i) Man führt ein Beispiel an, von einem vornehmen Herr» in Schwaben, Nahmens Etichon, einem Bruder der Kai­ serin Judith, der sich mit seinem Sohne überwarf, und ihn nicht mehr sehen wollte, weil er eine« gewissen Theil seiner eigenen Ländereien von Ludwig dem Frommen zu Lehn genommen hatte. Lejbfith script. rerum Brunsvic, t. I, p. 782. KvctzS Revolution«» J. [5 J

^6»

66 Verfall des Fränk. Reiches. Ursache«: Feudal-System. Verlöte Thore; man hielt eö — was in der Natur der Sache II. lag — für erlaubt, den Lehnsherrn so oft zu verän­ 800 big dern, als man glaubte, ihm, vorwerfen zu können, 962

daß er seinen Verpflichtungen und die dem Vasallen

seiner Seits schuldige Treue verletzt habe. Außerdem, daß ein solches System die öffentliche

Ordnung zerrüttete, da es den Keim des Verderbens in alle Theile der inneren Staatsverwaltung legte, war es auch mangelhaft in Betreff der äußeren Unternehmun­

gen, und vertrug sich kcineswegeS mit einem zusammen­ hängenden Plane zur Vergrößerung und zu Eroberungen.

Da der Krieg nur durch Vasallen geführt wurde, so ist leicht einzuschcn, daß Heere, die nicht immer auf den Bei­

nen waren, sich nur mit Schwierigkeit in Bewegung setz­ ten ; daß sic weder inneren Empörungen zuvorkommen, noch Angriffe von außen her verhindern konnten; und daß

Eroberungen durch solche Truppen eben so leicht wieder verloren gehen mußten, als man sie gemacht hatte. Ein

stehendes Heer, Festungen, und Besatzung darin, wir man dergleichen heut zu Tage sicht,, waren den Franken nicht bekannt. Diese, für ein großes Reich unentbehrli­

chen Scaatseinrichtungen vertrugen sich nicht mit dem

Geiste der Germanischen Völker. Eben so wenig kannten sie das, was man unter dem Worte Finanzen versteht, oder regelmäßige Systeme der Auflagen.

Die Könige

waren bloß auf die Einkünfte ihrer Domänen beschrankt, womit sie die Unterhaltung ihres Hofes bestritten. Frei­ willige Geschenke (dons.gratuits), das Recht Lager und Herberge zu nehmen, die Geldstrafen, von denen der

dritte Theil dem Könige zugehörte, Zölle und Weggeld vermehrten ihre Macht nur wenig, und konnten nicht unter die Hilfsquellen des Staates gerechnet werden.

Schädliche Folge« der Lhellunge«.

67

Nur die eroberten oder zinsbaren Völker wurden ge- »ertöte wissen Auflagen oder einem Tribut unterworfen; die pcö Franken zahlten dergleichen nicht, und sie würden eS 9g* sogar als eine große Schmach, als einen Eingriff in die Narional-Freiheit, angesehen haben, wenn man sie hatte einer Auflage unterwerfen wollen *). Man wird leicht begreifen, daß eine Regierung dieser Art, deren sämmtliche Theile so übel zusammenhingcn, nicht für ein so ungeheuer großes Reich, wie das Fränkische, paffen konnte. Karl der Groß« hatte dem Staate neue Kräfte zu geben versucht, Theils durch weise Gesetze, die er erließ, Theils durch die Markgrafschaften, die er an den Gränzen seines Reiches anlegte. Dieser Monarch erhob sich, nur durch die Kraft seines Geistes, über die Vorurtheile seines Jahrhunderts, und bildete ein System, das dem Staa­ te hätte Festigkeit geben können, wenn es von Dauer gewesen wäre; dies System zerfiel aber, als dessen Schöpfer es nicht mehr belebte. Unordnung und Anar­ chie herrschten bald in allen Theilen der Regierung, und zogen die Zerstückelung des Reiches nach sich. Diese wurde noch durch die Theilungen beschleunigt, welche bei der zweiten Dynastie eben so gewöhnlich warett', wie bei der ersten. Als Karl der Große und Ludwig der Fromme die Theilung unter ihre Söhne anordneten, rechneten sie wohl nicht darauf, daß es zu einer förmli­ chen Zerstückelung der Monarchie kommen sollte. ES war vielmehr ihre Absicht, die Einheit zwischen den getheilten Ländern zu erhalten, und zwar vermittelst gewisser Ho­ heitsrechte, die sie den älteren, mit der Kaiserlichen Würde bekleideten, Söhnen einräumten. Die Subordii) Gmcoaive TuRoiritv., 1. III, c. 56} i.

c, iS,

68

Uebermäßige Macht der Große«.

Periode Nation der jüngeren Brüder unter die älteren hatte aber 8oö keinen Bestand, und die Theilungen, welche den Staat 9*6* natürlicher Weise schwachten/wurden eine Quelle der Zwietracht, und setzten die Karlowingischen Fürsten in die Nothwendigkeit, die Freundschaft der Großen zu suchen, und sie alle Augenblicke durch neue Beneficien oder durch Bewilligungen, welche nothwendig den Grund des Throns untergraben mußten, aufs neue zu gewinnen. Auch die übermäßige Gewalt der Großen gehört mit zu den Ursachen, die den Verfall deö Reiches veranlaßten.' Außerdem, daß den Herzogen und Grafen die Rechtspfle­ ge und die Polizei in ihren Statthalterschaften übertragen war, übten sie darin auch die Militär- Gewaltauö, und erhoben die Einkünfte des Staates. So viele und so ver­ schiedene Zweige der Gewalt in Einer Person vereinigt, mußten für das königliche Ansehen gefährlich werden, und eö den Großen erleichtern, sich in ihren Statthalter­ schaften zu befestigen und die Einheit des Staates in Kur­ zem zu zerreißen. Karl der Große hatte diesen Nachtheil gefühlt; er glaubte, demselben dadurch abhelfen zu kön­ nen, daß er nach und nach die großen Herzogthümer abschaffte, und sie in kleinere Grafschaften zertheilte. Seine Nachfolger blieben aber nicht bei dieser Politik: sie ernannten wieder Herzoge, wie vorher; und da sie überdies von Priestern erzogen und mit Aberglauben ge­ nährt wurden, so machten sie sich auch von den Bi­ schöfen und andern Geistlichen abhängig, die nun über den Staat nach Willkühr schalteten. Daraus entsprang die Folge, daß die Statthalterschaften, welche Anfangs den Inhabern, nach dem Willen des Königs, wieder gc« nomincn werden konnten, in der Folge auf die Söhne unh Erben derselben übergingen.

LS

Bürg.er-Arkege und Fehde«.

Karl der Kahle, der erste König von Frankreich, v«rl»ve keging die Schwachheit, diesen gefährlichen Grundsatz

in dem Parlcmcnte, welches er gegen das Ende seiner Regierung x) zu Chiersi hielt, förmlich zu bestätigen; ja, er erstreckte diese Anordnung sogar auf alle Lehne

ohne Unterschied, sie mochten nun unmittelbar von der Krone herrühren oder von weltlichen und geistlichen

Herren abhangen'). Diese neue Gewalt der Großen, verbunden mit den

so eben erwähnten, unseligen Theilungen, war gerade -aS rechte Mittel, den Samen zu Uneinigkeiten zwischen

den verschiedenen Mitgliedern deß Staates auszustreuen, da sie eine Menge von Bürger - Kriegen und Fehden er­

regte, welche nothwendig die Auflösung des Staatskör­

pers Nach sich ziehen mußten.

Die Geschichte von Karls

des Großen Nachfolgern stellt ein trauriges, für die

Menschheit niederschlagcndes,

Gemählde dar.

Man

sieht darin allenthalben nichts als Unruhen, Räubereien und Mordthaten; Prinzen aus demselben Hause, die

gegen einander bewaffnet sind und einander zu vertilgen suchen; das königliche Ansehen verachtet und verhöhnt

von den Großen, die einander unaufhörlich bekriegen,

bald, um ihre Streitigkeiten auSzumachen, bald, um sich. Einer auf Kosten des Andern, zu vergrößern; endlich die

Staatsbürger allen Arten von Bedrückungen ausgesetzt,

zu Elend und Sklaverei herabgebracht, ohne von der Re­ gierung irgend einigen Beistand erwarte^ zu können. In dieser traurigen Lage waren die Staaten, welche

das Reich Karls des Großen auSmachtcn,

als neue

1) Im Jahr 877.

2) Capitulare Carisiacense, cap. g und 5, in DvcHbSNE icript. Franc., t. II, p. 463, 466 U, f.

so'o

70

slnfalle der Normäuurr,

Verlobe Barbaren, die aus dem äußersten Norden undaus dem göo Innersten von Asien kamen, die Normänncr und die

g6*

Ungarn, schreckliche Geißeln derselben wurden. Die N 0 rmänner, Bewohner des alten Scandi« naviens, d. h. des jetzigen Schwedens, Dänemarks und Norwegens *), fingen zu Ende von Karls des Großen Regierung an, die Meere mit ihren Barken zu bedecken, und nach und nach alle Küsten von Eu« ropa zu verheeren. Sic setzten ihre Seefahrten und Räubereien zwei Jahrhunderte hindurch mit einem Muth und einer Hartnäckigkeit fort, die allen Glauben über« steigen. Dieses Wanomcn erklärt sich leicht, wenn man nur den Zustand von Barbarei betrachtet, worin die Skandinavischen Völker allgemein versunken lagen. Sie verachteten den Ackerbau und die Künste, und fan­ den doch weder in dem Fischfänge, noch in der Jagd, das alles, was sie zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse brauchten. Der Wohlstand andrer, Ackerbau treibender Völker in ihrer Nachbarschaft erregte ihre Begierden, und lud sie ein, sich durch Gewalt, durch Raub zur See und zu Lande, das zu verschaffen, was sie sich nicht durch eigne Industrie zu erwerben wußten. Noch überdies wurden sie durch eine Art von religiösem Fa­ natismus beseelt, der sie zu den gefährlichsten Unter­ nehmungen antricb. Diesen Fanatismus schöpften sie aus den Lehren Odins, ihres Kriegesgottes, welcher Muth, Unerschrockenheit belohnte und die Tapfern, die 1) Die Dänen und die Schwede« machen einander wechselsei­ tig die angeblichen Helden streitig, welche sich bei de» Seefahrten der Normänner hervorgethan haben. Es ist üvrigenS keinem Zweifel unterworfen, daß alle Völker des alte» Scanoinavicns nach und nach daran Theil nahmen.

Die Normätmcr verheere» alle Europäische Küste«.

71

unter dem Schwerte des Feindes gefallen waren, in

sein Paradies (fVallhalla) aufnahm; da hingegen, ihnen zufolge, der Aufenthalt der Verdammten (JM. vete) derer wartete, welche sich der Weichlichkeit erga­

ben , und ein ruhiges Leben dem Ruhme der Waffen

und der Kampfe vorzogen. Diese im ganzen Norden allgemein verbreitete Lehre

beseelte die Scandinavischen Jünglinge mit jenem uner­ schrocknen und wilden Muthe, durch den sie allen Ge­ fahren trotzten und den blutigen Tod der Krieger als

den sichersten Weg zur Unsterblichkeit betrachteten. Sehr oft traten Söhne von Königen, sogar solche, die schon

zu Thronerben ihrer Vater bestimmt waren, unter dem

Nahmen Meer-Könige (See-Konung) als Piraten und Räuber auf, bloß, um sich einen Nahmen zu machen, um sich durch Heldenthaten zur See auözuzcichncn.

Diese Seeräubereien der Normanner, welche sich

Anfangs nur auf die Meere und Lander ganz in der Nahe von Skandinavien eingeschränkt hatten, erstreckten

sich bald auf alle West-und Süd-Küsten von Europa. Deutschland, Friesland, Flandern, Frankreich, England,

Jreland, Spanien, Italien, ja selbst Griechenland und die Küsten von Afrika, waren nach der Reihe den Anfäl­

len und Verwüstungen dieser Barbaren ausgesetzt *).

Frankreich litt dadurch ganz besonders unter den kraftlosen Regierungen Karls des Kahlen und Karls

des Dicken.

Damals begnügten sich die Normanner

nicht an den Verheerungen der Küsten, sondern fuhren die Seine, die Loire, die Garonne, den Rhone hinauf,

und drangen mit Feuer und Schwert bis in die Mitte

des Reiches.

Nantes, Angers, Tours, Blois, Orle-

1) Duchesne , historiae Normannor* scriptores anti^uL

800 ^s,

72

Die Normanne» verheeren alle Europäische Küste».

P e t^o i> t ans, le ManS, Poitiers, Vordeaur, Rouen, Paris,

8c>(>

Sens, Laon, Soissons und mehrere andre Städte lit-

q'r’

ten nach einander durch ihre Wuth.

Paris ward drei­

mal von ihnen geplündert und verheert *). Rodert der Starke, ein Abkömmling von dem Hause dcrCapetinger,

welches Karl der Kahle gestiftet hatte 2), Herzog oder

Statthalter vonNcuftricn, wurde im 1.866 bei einem, übrigens glücklich n, getödtct 3).

Gefechte mit den Nyrmannern

Endlich war das Schrecken,

welches sie

verbreiteten, so groß, daß die Franzosen schon bei dem bloßen Nahmen der Normanncr zitterten, daß sie cs

nicht mehr wagten, gegen dieselben zu kämpfen, und

daß sic,

um sich ihrer zu entledigen, ihren Rückzug

durch Geld erkauften:

ein trauriges und kraftloses

Hülfsmittel, welches das Uebel nur noch erschwerte, dq

es, durch Hoffnung zu Gcwinn, den Feind gleichsam aufforderte, bald wiedcrzukommen.

Wan darf sich übrigens nicht wundern, daß Frank­ reich diesen Einbrüchen so lange ausgesetzt blieb, da es — ungerechnet den schwachen Zustand, worin eS war—'

keine zur Vertheidigung seiner Küsten tauglichen Schiffe hatte.

Die Großen, welche einzig und allein darauf

dachten,

ihre kaum gegründete Macht zu befestigen,

verfuhren nur schwach gegen die Normanncr,

deren

Anwesenheit in dem Königreiche sogar eine, ihren Ab­ sichten günstige,

Diversion machte.

Auch kostete eS

ihnen gar nichts, so oft sie bei der Regierung in Un­

gnade gefallen waren -der sich über dieselbe beschweren i) In den Jahren 845, 867, 86>, 3) Im I. 86,. M. f. die Annal. Metenses unter diesem Juhre. Hier wird Roberts des Starken zuerst erwähnt. 3) Annal. Bersin, unter dem I, 866.

Staaten, welche die Normanner gründen.

73

zu können glaubten, mit diesen Barbaren gemeinschaft- Verlodliehe Sache zu machest. 800 Eine Folge von diesen zahlreichen Fahrten auf allen ^6Europäischen Meeren war die/ daß es den Normannern gelang/ mehrere neue Staaten zu gründen. Ihnen x) verdankt die mächtige Monarchie der Russen ihren Ur­ sprung, Der Normann Rurik wird nehmlich/ als der Stifter derselben um die Mitte des neunten Jahrhunberts/ anerkannt *)♦ (gr, und die Großfürsten, seine 1) Nestor, ein Mönch in Kiow, der erste Russische Anna­ list, zu Ende des elften Jahrhunderts, läßt die Russen, die er auch Wareger nennt, aus Scandinavien, oder dem Lande der Normanner, kommen, und er versichert, daß von ihnen der Nowgorodische Staat den Nahmen Rußland bekommen habe. Die Nahmen der ersten Sttfs ter der Russischen Mo archu sind unstreitig Sc ndinavifch oder Normannisch. Ihre Sprache unterschieo sich, wie man aus einer Stelle in der Schrift des Kaisers Con­ stantin Porphyrogeneta, de administrando impe* rio, cap, g, sieht, wesentlich von der Slavischen. Der Verfasser der Annales Bertmeuses, welcher der Russen zuerst unter dem Jahre 85g seiner Annalen erwähnt, giebt ihnen Schweden zum 'Paterlande. Alle Finnische Völker nennen Schweden noch jetzt: Rußland, Ruotzi. Pon ih­ nen, den nächsten Nachbarn der Schweden, kam die Benen­ nung zu den Slavischen Völkern. M. s. Thnnmanns Un­ tersuchungen über die Geschichte der östlichen Europäischen Völker, S. 3?^. Einer Conjektur aufol,.**, die Schlözer, in seinem Nestor, Thl. H, S. 179, äußert, ent­ lehnten die Finnen diesen Nahmen von der Schwedischen Küste, die der Finn - und Esthländischen gegenüber liegt, pnd die noch jetzt unter dem Nahmen Rosla&n bekannt ist. Diesen Bemerkungen zufolge, muß man, in den Ieiten vor Rurik, Rußland in Schweden suchen: — eben so, wie in den Zeiten vor Clodion, und vor der Gründung der neuen Fränkischen Monarchie in Gallien, das alte Franzi en oder Frankreich, in Westphalen zu suchen ist. 9)

Nestors Jahrbücher, so wie sft bis jetzt gedruckt sind.

-4

Staaten, welche die Normänner gründe».

Soö

Nachfolger, breiteten ihre Eroberungen von dem weißen Ntcere und der Ostsee bis zu dem Pontus Eurinuö aus,

96a

und machten, daß die morgenländischen Kaiser das ganze zehnte Jahrhundert hindurch auf ihrem Throne zitterten.

Als wahre Normännische Seeleute schifften sie sich auf

den Dnicper oder Borystheneö ein, beunruhigten mit ihren kleinen Flotten die Küsten des schwarzen MeereS,

verbreiteten Schrecken bis in Constantinopel, und zwan« gcn die Griechischen Kaiser, ihnen große Summen Gel­

des zu bezahlen und dadurch die Plünderung ihrer

Hauptstadt abzukaufen *).

Jreland stand mehr als Einmal in Gefahr, von den Normannern auf ihren Streifereien unterjochte zu

werden. Sie eroberten verschiedene Theile dieser Insel, und behaupteten, mehrere Jahrhunderte hindurch, ihre

Herrschaft in den Seestädten Dublin, Limerick und Water­ ford, aus denen sie kleine Königreiche gemacht hatten *)♦

Eine andere Colonie von eben den Normännern bevölkerte um das Jahr 874 die Insel Island.

Sie

gründete auf derselben einen republikanischen Staat, der

seine Unabhängigkeit ungefähr bis zur Mitte des drei-

geben gemeiniglich das Jahr 862 als die Periode an, i» welcher d. Monarchie der Russe« gegründet worden sey; Schlöjer zeigt aber, im dritten Bande seines Nestor, S. 8. daß diese Epoche, so wie mehrere andre, die man dem Russtschen Annalisten leihet, erdichtet ist, und daß die Ankunft Ruriks und seiner Normänner wenigstens um zehn Jahre höher hinauf geruckt werden muß, d. h. unge­ fähr in die Mitte des neunten Jahrhunderts. 1) M. s. Nestors Jahrbücher, unter den Großfürsten Oleg, Igor und Wladimir.

2) Giäaldi Cambhensu topographia Hiberniae, lib. III, cap. 43. WakaeUs in disquisiüone de Hibernia et ejus anüquic., cap. 24.

Einbrüche der Ungar«.

TO

zehnten Jahrhunderts behauptete, wo die Könige von »eriote

Norwegen diese Insel eroberten *).

800

Auch die Normandie in Frankreich hat ihren Nahnun von diesen Völkern. König Karl der Einfältige wollte ihren unaufhörlichen Streifereien Einhalt thun,

und

schloß daher, im 3.912, zu Saint-Clair an der Epte, einen Traktat mit Rollo, oder Rolf, einem Oberhaupte

der Normänner, worin er diesem den Theil von Neustrien

abtrat, der sich von den Flüssen Andclte und Aurc bis

zum Ocean erstreckte. Hierzu fügte er noch den zwischen den Flüssen Andelle und Epte gelegenen Theil vom

Verin, inglcichen die unmittelbare Oberherrschaft über Bretagne.

Rollo nahm das Christenthum an, und be­

kam in der Laufe den Nahmen Robert.

Er erklärte sich

für einen Vasallen der Krone Frankreich, mit dem Titel eines Herzogs der Normandie, und die Prinzessin Gisele,

Tochter Karls des Kahlen, wurde seine Gemahlin a). Ästr werden sehen, daß diese Französischen Normän-

ncr im folgenden Jahrhundert England erobern und daö Königreich beider Sicilien gründen.

Die Ungarn, ein Türkisches oder Finnisches Volk,

sinh, wie man glaubt, aus Baschkirien gekommen: ei­ nem Lande, das zwischen der Kama, dem Jaik, und dem Gebirge Ural im Gouvernement Orenburg gelegen ist»).

1) Die Isländische Republik brachte die ersten Nordische« Annalisten hervor, unter denen man den berühmte» Snvrre Srurlesvn auözeichner. S) Gesta Norman nortiiti, gesammelt V0N Duchesne. Pak« TOPFipAN, gesta et vestigia Danorum extra Daniam.

5) Fischer, quaestiones potropolitanae, p. 5 et 36., läßt die Ungarn ans dem Lande der Jguren, in den Gegenden von Lurfan, kommen. S ch l ö z e r hingegen behauptet in seinem Nestor, Lh. HL S» 120 u. f., sie waren Finni-

gg*

Einbrüche der Ungarn.

76

Pk rfo»t Die Orientaler nennen dieselben: T ü r k e n; sie selbst aber Soo

geben sich den Nahmen: Magyaren.

Nach verschie-

denen Wanderungen näherte sich diese Nation der Donau, und ließ sich dort, unter Anführung ihrer Oberhäupter AlmuS und Arpad, von denen die alten Suvcräne Un­ garns ihre Abkunft herleiten, im alten Dacien nieder *).

Arnulf, König von Deutschland, gebrauchte im I. 892

die Ungarn gegen die Mährischen Slaven, welche da­ mals einen mächtigen Staat an den Ufern der Donau, der Morawa (oder Morau) und der Elbe besaßen 2). Der Lod Swiatopolks, Königs der Slaven, der

einige Zeit nachher erfolgte,

genheit,

gab den Ungarn Gele­

dessen Staaten zu erobern und das ganze

Stück Land,

welches sich von den Gränzen der Mol­

dau, Walachei und Siebenbürgens, bis an die Donau

und die Morawa erstreckt'), davon los zu reißen. Sie

scheu Ursprungs, und erklärt Baschkirien für ihr ursprüng­ liches Vateriand. Seinen stärksten Grund leitet er aus der nahen Verwandtschaft zwischen der Ungarischen und Finnischen Sprache ab, welche der Ungar Gparmach in einer Abhandlung, unter dem Titel: AsAnitas linguae hnngaricae cum Unguis fenuicae originii gramnoaticfr demonstrata, Gotiingae 1799, bewiesen hat. 1) Um das Jahr 887. 2) Die Mährischen Slaven waren die ersten ihres Volke-, welche im neunten Jahrhundert das tzhnstenthum annahtuen. Auf ihr Verlangen schichte ihnen der Kaiser Michael tim das I. 863, aus Eonstantinopel den Kyrillus und den Methodius, Griechische Gelehrte aus Theffalonich, welche Skavische Schriftzeichen erfanden und in dieser Sprache eine Übersetzung der Heiligen Schrift verfertigten, deren die Russen sich noch heut zu Lage bedienen. M. s. Ne­ stors Jahrbücher. 5) Der ganze Theil von Mahren, welcher zwischen Böhmen und der Morawa liegt, kam damals in dlk Gewalt der Herzoge von Böhmen.

Einträche der Ungar«.

77

benutzten auch den Tod des Kaisers Arnulf und die Per.» darauf erfolgten Unruhen, etwa um das Jahr 900 über

die Donau zu endgehen, Pannonien nebst einem Theile von Noricum zu erobern, und so d pMeßatio ad episcol* roxnanorum pontificum, und Febronius de statu ecclesiae, t, I, cap. Z. 3) Als die Sammlungen Reginons und Burcharbs von Worms.

Eid, den Bischöfen vvrzeschrieben.

126

»ertöte sich Papst GregoriuS VII die volle Gewalt in gcistliio7i chcn Angelegenheiten an '); iSoo

berechtigte,

um die Gc-

richtöbarkeit der Bischöfe zu untergraben. Jeden ohne Unterschied, an den Römischen Hof zu appelliren; eig­

nete sich ausschließlich das Erkenntniß in den sogenann­

ten größeren Sachen zu, und begriff hierunter beson­ ders das Recht, über die Bischöfe zu richten und sie

abzusetzcn.

Dieses letztere Recht war bisher den Pro­

vinzial - Coveilien Vorbehalten gewesen, welche es, unter

Autorität und mit Zutritt der weltlichen Macht, ausübtcn.

Gregor VII schaffte aber diese Gewohnheit ab,

und eignete sich allein die Gewalt zu,

Bischöfe, entweder selbst,

über die

oder durch seine Legaten,

mit Ausschließung der Synodal-Versammlungen, zu richten a). Dieser Papst ging noch weiter.

In einem Conci­

lium, das er zu Rom im Jahre 1079 hielt, führte er einen neuen Eid ein 31), * den die Bischöfe ihm künftig

schwören sollten, und dessen Haupt-Inhalt nicht den kanonischen Gehorsam betraf, sondern die Lehnspflicht

und Huldigung, zu denen die Prälaten ihren Suvcranen verpflichtet waren, die er nun aber für sich allein ver­ langte. Obgleich indeß mehrere Fürsten Mittel gefun­

den hatten, ihr Recht, den Lehns - und Huldigungseid

von den Bischöfen zu fordern, zu behaupten, so blieb doch, dessen ungeachtet, Gregors VII Eid bestehen, und wurde

von seinen Nachfolgern

noch weiter ausge-

1) M. s. dm dlctatus de- Papstes GregoriuS Vif, i« Labbe collect» jConcilior. t. X, p. 110. r) Petrus de Marga de concordia sacerd, et imperii, L VII, cap* 26. 3) Labbe concil* t, X, p. 379.

Reue Herrschaft über die Könige.

127

fce^ntx), fo wenig er sich auch mit dem vertrug, wel­ Ptriod, iv. chen die Bischöfe den Fürsten leisteten 2). 1074 hiS Ein sehr wirksames Mittel, deffen Gregorius VII i5oe sich bediente, seine neue Macht zu befestigen, bestand darin, daß er öfter, als es seine Vorgänger gethan hat« ten, Legaten in die verschiedenen Länder undKönigrei» ehe der Christenheit schickte. Er machte aus ihnen eine Art von Statthaltern der Provinzen, und gab ihnen die ausgedehntesten Vollmachten. Diese Legaten zogen bald, zum Nachtheil für die Gewalt der Erzbischöfe und der Provinzial-Concilien, die Erkenntnisse über alleAn« gelcgrnheiten der Provinzen an sich/ in denen sie sich befanden. Man schob auch seitdem in die, den Bischö­ fen vorgeschriebene Eides-Formel eine Klausel ein, wo­ durch sie verpflichtet wurden, das zum Unterhalt der Legaten Erforderliche zu liefern; was denn in dar Folg«, häufige Erpressungen von Seiten dieser veranlaßte Während der Papst Gregorius VII, wie wir so eben gesehen haben, auf Mittel sann, seine Gewalt über die Geistlichkeit zu erweitern, ließ er sich auch keine Gelegenheit entgehen, Eingriffe in die Gewalt der Für­ sten zu thun. Als höchstes Oberhaupt der Kirche, maß» 1) M. s. das Pontificale Romanum von Clemens VIII und Urb«« Vin > p. 79. 3) Antonius de Domini« de republica ecclesiastica, 1. VI» cap. 7 u. 102, sagt darüber: Non possum non summe, pere mirari, quo pacto principe« nostri christiani epi•coporum homagium, ipsis soll« debitum, aliqui penitus sibi auferri per 'romanos pontifices siiit pa««i, omnes vero idem bomagium romano" pontifici ab Om­ nibus episcopis et magnis praelatis praestari su-iünewt et permittant.

1 5) Petrus de Marca , 1, V» eap. 48,

128

Neue Herrschaft über die Könige.

Periode te er sich das Recht an, über alle Suvcräne und ihre 1074

Staatsverwaltung die Aufsicht zu führen.

»Zoo

also für berechtigt, ihnen über die Art, ihre Lander zu re­

Er hielt sich

gieren, Rath zu ertheilen, und Rechenschaft von ihrem Verhalten zu fordern ').

Bald wagte er es auch, die

Klagen zu hören, welche Unterthanen über ihre Fürsten bei ihm anbrachtcn,

und maßte sich die Gewalt an­

über beide Theile zu richten. So verfuhr er gegen Hein­ rich IV, Kaiser von Deutschland, der damals die Su-

veranctät über Rom und den Papst hatte.

Er berief

diesen im Jahre 1076 nach Rom, daß er sich da, vor der Synode, gegen die Anklagcpunkte vertheidigen soll­

te, welche die mit ihm entzweieten Sächsischen Lehns­ herren zum Erkenntniß des Papstes-gebracht hatten*).

Hierüber empört, versammelte der Kaiser ein Con-

tilium ih WormS, und ließ auf demselben die Absetzung

des Papstes erklären 3).

Als diese Sentenz nach Rom

gebracht und vor einein, sogleich von dem Papste zu­

sammen berufenen, Concilium in seinem Bciseyn vorgelcsen worden wa>> erlaubte er sich einen bis dahin un­ erhörten Schritt: er erklärte auf der Stelle den Kaiser

für abgesctzt und in den Bann gethan.

Das Ercom-

municationS - oder Bann - Dekret war an den H. Pe­

trus gerichtet und in folgenden Worten abgefaßt: ,.Jm „Nahmen des allmächtigen Gottes verbiete ich Hein-

„rich'en

ij Labbb act. concil. t. X, p. 155. S) Lamb. Schaffnabk. , unter dem Jahre 1076, i« PistoBius, t. I, p. 4o3. 3) Urstisii scriptores rerum germanicarum, t. J, p. 394, 4) Es ist vom Jahre 1076. Man findet es in Paul. Bbknried , vita Grcgorii VH, und in MuhAtori scriptor., t. III, p. 335,

Mißbrauch der Schlüssel-ewalL

129

„rich'en, Sohn des Kaisers Heinrich, der mit unerhör- P«e4. Maimbovbo, histoire des croisades , p. 24. S) Guilielm. Tyr. 1, I, cap, 15, 16. A) Albertus Aqüersis, inBoMOARsn gesta Del per Francos, r. bp. 185, macht von dem Jusammenströmen dieser Ban­ den folgende Schilderung: Admonitione assidua et vooatione Petri, epiicopi, abbates, clerici et raonaehi

Lrste Bande« vo« Kreuzfahrern.

149

diesem ersten Enthusiasmus/ und zwar wegen derIwi- »«ei»»» stigkeitcn,

die damals zwischen dem Kaiser und dem

Römischen Hofe Statt fandenz).

Die drei oder vier ersten Abtheilungen dieser Kreuz­ fahrer wurden von Oberhäuptern angeführt, die weder

Nahmen noch Erfahrung hatten, und marschirten ohne Ordnung,-wie ohne Disciplin; plünderten, sengten und

brennten in den Landern, durch welche sie zogen.

Sie

kamen großen Theils durch Beschwerlichkeiten, Mangel pn Lebensmitteln und Krankheiten um, oder auch durch

das Schwert der Völker, die sie durch ihre Unthaten reitzten.

Auf diese, so wenig an Krieg gewöhnten, Banden folgten noch im Laufe des Jahres 1096 regelmäßige

Heere, welche von geübten Kriegsmannern und machdeinde laici nobilissimi, diversorum regnorum principes totumquc vulgus, tarn casti quam incesti, adulte» ti, hoinicidae, fures perperi, praedones, Universum silicet genus cliristianae professionis , quin et sexus foemineus, poenitentia ducti, ad hanc laetanter concurrunt viain. j) CoNRADUS

UrSP.

p, 177.

2) Eine der ersten Abtheilungen führte Peter der Einsiedler in Person an. Von diesem Heerführer macht ein gleichzeiger Schriftsteller folgende Beschreibung: Cujus color peliitUs incultus erat, Spiritus fervens, pedes nudi, sta­ tuta brevis, facies macilenta, tegumen vilissima cappa; qui non equi, non muli, inulaeve, sed asini tan« turn vehiculo, quocunque pergebat, utebatur. Mabillon , musenm ital., t. I, part. II, p. 151, Peter vertraute eineu ^heil seines Heeres einem Französischen Ade­

ligen, genannt Gautier Sans avoir (GlNitier der Habenichts), der den Vortrab führte. Ihm selbst folgte eingroßerSchwarm, dessen Oberhaupt ein Deutscher Priester aus der Pfalz, Nahmens.Gottschalk, war. Alle diese verschiedenen Heerhaufen wurden auf ihrem Zuge vernichtet, so wie auch daS Heer von 200,000 Mann, welches der Rheingraf Emico führte. Albert. AyuENais, 1. I, c, 7. 19, 2g; GuiLiEM, Txrius, I, I, c, «8, 25, 26, s9.

,o?4

Kreuzzug Gottfrieds von Bouillon,

150

«erlebe tigcn Fürsten angeführt wurden. Gottfried Hon Bouil«

iofi-

Ion, Herzog von Nieder-Lothringen, trat, in Beglci-

iZoa

tun9 seines Bruders Balduin, seines Vetters Balduin

von Bourg, und eines zahlreichen Adels, an die Spitze des ersten.

Er richtete seinen Zug, durch Deutschland,

Ungarn und Bulgarien, auf Constantinopel, und ihm

folgten bald nachher mehrere Französische Prinzen, als Hugo der Große,

Bruder Philipps I, Königs von

Frankreich; Robert, Herzog der Normandie, Sohn Wil«

Helms des Eroberers; Stephan VI, Graf von BloiS; Eustachius von Boulogne, Bruder Gottfrieds von Bouil»

Ion, und Robert, Graf von Flandern, welche sämmt->

lich den Weg nach Italien wählten.

Sie brachten den

Winter in den Gegenden von Bari, Brindisi und Otranto zu, und schifften sich erst im folgenden Frühjahre nach

Griechenland ein. Bvhemund, Fürst von Tarent, Sohn Rogers, Grafen von Sicilien, nahm, von den Fran­ zösischen Großen aufgefordert, und ihrem Beispiele zu­

folge, das Kreuz an, und führte eine Auswahl von

Normänncrn und von Adeligen aus Sicilien, Apulien und Calabricn nach dem Orient.

Endlich ging Ray­

mund IV, Graf von Toulouse, in Begleitung des Bi­ schofes von Puy, in eben der Absicht durch die Lom­ bardei, Friaul und Dalmatien ').

Dcr allgemeine Sammelplatz der Kreuzfahrer war zu Chalccdonia, in Bithynien, und man behauptet, daß

ihre vereinigte Macht sich auf 600,000 streitbare Mann

belaufen habe. Sic eröffneten ihre Unternehmungen mit der Belagerung von Nicaa, dcr Hauptstadt des Reiches Rum, und eroberten cs, nachdem sie die Türken ver-

1) Güiliet.. Tyrius, 1. II, c, 1. et secju.; Alb. Aqubhsisi 1. II, cap. i et seoir den Fürsten, die sich dieser neuen

Anordnung als eines starken Zaums gegen die Un­ ternehmungen und die Tyrannei der Lehnsherren be­

dienten. In Frankreich war Ludwig der Dicke, der im I.

1108 zur Regierung kam,

der erste König, der den

Städten in seinen Domänen das Recht der Communen zugcstand, entweder weil politische Absichten ihn dazu

bewogen, oder weil die Lockspeise des Geldes ihn reitzte. Nach seinem Beispiele, eilten die großen Vasallen, ihren

Unterthanen die Freiheit zu verkaufen. Die Revolution ward nach und nach allgemein. Der Ruf der Freiheit war erschollen, und hatte jedes Ohr getroffen.

In allen

Provinzen suchten die Einwohner der Städte Privile­

gien nach, oder verwandelten sich, ohne sie abzuwartcn, von selbst in Communen, wählten sich Magistrate, er­

richteten Compagnieen von Miliz, bemächtigten sich der Befestigungswerke ihrer Städte, und versahen sie mit Be­

satzung.

Man nannte die Magisträte der Communen in

45 et seq. Denina Revolutionen von Italien, V. T, Buch ii, Kap 1. Man muß diese Revolution in den An­ fang de« zwölften oder in den Ausgang de« elften Jahr­ hunderts setze«.

1) M. s. die folgende Seite.

2) Des Raches, epitome historiae Belgicae, 1. V, cap. 5, p. 124.

5) Hume, Geschichte des Hauses Plantagenet, B. J,

Die freien Reichsstädte

466

Periode dem nördlichen Frankreich gemeiniglich maires (Meyer),

IO?4 »Zoo

ichevins (Schöppen) und jurcs (Geschworne), da sie hingegen im südlichen syndics und consuls hießen. Es wahrte nicht lange T so setzte man den Grund­

satz fest, daß die Könige allein berechtigt waren, die Gründung von Communen zu autorisiren. Ludwig VIII

erklärte, daß er alle Städte, worin dergleichen Corporationen waren, so ansehe, als habe er die unmittelbare

Oberherrschaft darüber. Sie mußten dem Könige selbst, unmittelbar, Kriegsdienste leisten, da hingegen die Ein­ wohner der Städte, welche keine Communen hatten,

verpflichtet waren, ihrem Lehnsherrn in den Krieg zu

folgen *). In Deutschland sehen wir nun die Kaiser eben die

Plane der Staatsklughcit befolgen, wie die Könige von

Frankreich.

Die Hülföqucllen, welche die Fortschritte

des Handels und der Manufakturen dem Erwcrbflciße der Bürger in den Städten darboten, und her sehr be­ deutende Beistand, den sie den Kaisern Heinrich IV. und

Heinrich V bei ihren Streitigkeiten mit den Päpsten und den Reichsfürsten geleistet hatten, bewogen die Kai­ ser, ihre Anzahl zu vermehren, und sic mit Privilegien

zu überhäufen.

Heinrich V war der erste Kaiser, der

diesen Plan der Politik befolgte.

Er erklärte alle Ein­

wohner der Städte für freie Leute, nicht nur die Professionisten und Handwerker, sondern auch solche, die,

I) Memoires de M. de Brecquicny, zu Anfänge des Xlte« Bandes vom Recueil des ordonnances des rois de Fran­ ce« Memoires de V Academie des helles - lettres, t. XXXVIII, p. 196, Du - Gange , Glossarium, voce: commune, communia. Mably, observations sur Phistoire do France, t. II, JL. 5, chap. 7.

in Deutschland.

167

wegen der Art ihrer Beschäftigungen nicht anders an-Verlo» gesehen wurden, als denn Leibeigene; er bewilligte ihnen ^74 die Rechte und den Stand von Bürgern (ciioyens),

nnd veranlaßte dadurch die Eintheilung der Städte in Gilden, und in Zünften von Handwerkern *). Eben die­ ser Kaiser bemühete sich, den Fehler wieder gut zu ma­

chen, den die Kaiser , aus dem Hause Sachsen dadurch begangen, daß sie den Bischöfen in ihren Residenzen die Rechte der Grafen (Graven) gelassen hatten *).

Diese Rechte untergrub er unvermerkt durch neue Pri­ vilegien, welche er den Einwohnern der Städte, bewil­

ligte 31).** 5 Seine Nachfolger in der Regierung handel­

ten eben so, wie er; daher kam es denn, daß es diesen

Städten allmählig gelang, das Joch ihrer Bischöfe abzuwerfrn, daß andre sich von der Autorität der über, sie

herrschenden Schutzherren oder Vögte, sowohl der kqi-

serlichcn, als der lehnsherrlichen, bcfreieten, sich, nach bcm Beispiele der Städte in Italien und Frankreich, ihre Magisträte wählten und eine republikanische Re­

gierung, nebst einer Municipalität-Gerichtsbarkeit, bei

sich cinführten. Die Freiheit der Städte diente dazu,

ihren Er-

wcrbfleiß aufs neue zu beleben; und ihre Volksmenge vermehrte sich nun mit ihrem Rcichthpme.

Die Com-

1) So erließ er den Einwohnern der Stadt Speler die Scha­ tzung der Leute von der todten Hand, oder den sogenann­ ten Bud theil, der sie oft an den Bettelstab brachte. Lehmann's Speierische Chronik, B. I.V, Kap. a) M. f. oben S. gS.

5) Er besreiete, im I. urg, die Stadt Strasburg von einer sehr drückende» Abgabe, welche der Bischof von ihr gefor­ dert hatte» ScHOEPrum Alsatia illustrata, t, II, x. 507.

.168

Aufnahme -er Städte unter die Reichsstände

Verlod» muncn gewannen politische Existenz, und man findet,

1074

daß sie nach und nach bei den Reichstagen und Ra-

,Sou

abtreten.

Nun erhob sich eine neue Klasse im Staa­

te, die GerichtS-Beamtcn (hpmmes de robe), welche

durch ihren Einfluß dazu beitrug, die allzu große Ge­ walt des Adels zu beschranken,).

Die schnellen Fortschritte, welche die neue Rechts­

wissenschaft machte, waren eine Folge von den vor Kur­ zem gestifteten Universitäten, und von den Aufmunte­

rungen, welche die Suverane diesen literarischen Institu­ ten ertheilten.

Vor Errichtung derselben waren die vor­

nehmsten öffentlichen Schulen die, welche Theils mit den Kathedral- Kirchen und Collegiat-Stiften, Theils

mit Mönchsklöstern in Verbindung standen. Es gab übri­ gens nur erst einige Universitäten in den angesehensten Städten, als in Rom, Paris, Angers, Orford und Sa­

lamanca.

Die Wissenschaften, welche man auf ihnen

lehrte, schrankten sich auf die sieben freien Künste ein,

nehmlich: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Die drei ersten nann­

te man Trivium, und die vier andern, welche Theile

der Mathematik sind, Quadrivium *).

Die Theolo­

gie und die Rcchtögclahrheit gehörten noch nicht zu den

akade1) Montesquieu , 1. XXVIII, cap, 42, 4Z.

a) Mit den letzteren beschäftigten sich Literatoren, die sich über das Gewöhnliche erheben wollten. M. f. Histoire literaire de la France, t. IX, p. 145 suiv. Dies tVÄt die Form der Universität oder öffentlichen Schule zu Paris. Man lehrte auf ihr nur das, was man die freien Künste nannte; und daher kam es, daß auch noch in den neuesten Zeiten der Rektor der Universität von Paris nur aus der Facultät der Künste, alS der erste« und älte­ sten von allen, gewählt wurde.

Ursprung -er Universitäten.

177

akademischen Wissenschaften, und eben so wenig gab P»rio»e eS irgend eine Schule der Medicin vor der zu Salerno, ^4

der einzigen,

von der man um das Ende deö elften

Jahrhunderts Spuren findet'). Diese Schulen und Akademien können nicht mit den

neueren Universitäten verglichen werden, welche wesent­ lich von ihnen verschieden sind: Theils, durch die Man» «ichfaltigkeit der Wissenschaften, die man auf ihnen lehrt; Theils, durch ihre Verfassung als privilegirte Corpora, mit besonderer Polizei und Gerichtsbarkeit.

Der Ursprung dieser Universitäten steigt bis zu dem

Zeitpunkte hinauf, da daS Römische Rechten Italien wieder auflcbte, und die akademischen Grade erfunden wurden.

Eben der JrneriuS, den man allgemein als

den Wicderhersteller deö Römischen Rechtes in Bologna ansieht, hatte auch zuerst den Gedanken, Denen, welche

sich in dem Studium der Rechtsgelehrsamkeit auszcich-

neten, mit gewissen Feierlichkeiten die Würde, oder den Grad, eines Doctorö oder Licentiatcn zu ertheilen 4). Als dann Papst EugeniuS III im I. n55 GratianS

Dekret auf der Akademie zu Bologna einführte, erlaubte er, daß im kanonischen Rechte eben die Grade erl) Das Buch unter dem Titel: Schola Salernitana, wurde um das Ihr I I10 bekannt. Freihd, vpeia medica , t. I, p. 526. Die medicinische Schule zu Montpellier geht bis zum Anfänge des zwölften Jahrhunderts hinauf. Hist. litt, de la France, t. iX, p. igi. a) Man hat Ursache, zu glauben, daß es in Frankreich schon vor Jrnerius gebräuchlich war, gewisse Grade in der Fa­ kultät der Künste zu ertheilen. Das Wort Baccularens (bachelier) scheint Französischen Ursprungs zu sevn, und Kaiser Otto III gab seinem Lehrer Gerbert, einem Franzosen von Geburt, den Titel: tribus philosoplua« partib.ua laureatus, M- s, Gsmerti Ep. 153, IW Du» CHESNE, t. II, p. 824-

Sochr Revolutionen f.

112 ]

173

Ursprung der Universitäten.

Periode theilt werben durften, welche im bürgerlichen ge-

1074 »z«>

bräuchlich waren ').

Diese Grade wurden sehr gesucht,

Suveräne Würden, Freiheiten und Vorrechte

damit verbunden hatten.

Nichts trug indeß mehr dazu

bei, die Universitäten in Achtung zu bringen, als die privilegirte Gerichtsbarkeit, welche Kaiser Friedrich Bar*

baroffa (Rothbart) ihnen, durch seine im I. 1158 be­

kannt gemachte Authentica a) beilegte.

Das Beispiel

dieses Kaisers wurde bald von den andern Suveranen

in Europa befolgt. Der Unterricht in der Rechtswissenschaft ging von der Schule in Bologna zu den verschiedenen Akademiccn in

Europa über. Bald nahm man auch die Theologie, und eben so die Arzneiwiffenschaft, darin auf; und so hatte man

denn die vier Fakultäten beisammen, aus denen die Uni­ versitäten bestanden (und größten Theils noch bestehen). Die zu Paris war die erste, welche alle vier in sich verei­

nigte: sie wurde um das Jahr 1200, unter der Regierung Philipp Augusts, vollständig8). Uebrigcns geht nur die

Stiftung der Universitäten in Bologna, Padua, Neapel und Orford bis in das dreizehnte Jahrhundert hinauf 4).

1) M» f. Excerpte vetustissimi calendarii archigy mnasii Bononieneis, in de» Note« zu des Sigonius Geschichte von Bologna, Mailändische Ausgabe seiner Werke, t. ili, p. 128. 2) Authentica J Hdbita cod. ne filius pro patre. 3) Ricobdi vita Philippi Augusti, in Dvchesbb, t, V, p. 5o. Die ersten Privilegien dieser Universität sind von Philipp August, a«S dem I. 1200, und die ersten Statu­ te«, welche man kennt, vom Jahre 1215. Gaillard, hist, de Charlemagne, t. III, p. aßS. 4) Im folgenden Jahrhundert wurde« mehrere andre Uni­ versitäten, nach dem Muster der zu Paris, gestiftet: die z« Prag, *347, durch den Kaiser Karl IV, die z« Wien, 1365, durch die Herzoge von Oestreich; die zu

Deutschland; dessen anarchischer Zustand.

17S

Der Fall des kaiserlichen Ansehens und des Hauses Peri»»« Hohenstaufen, inglcichen die neue Gewalt, welche die ^4 Fürsten und die andern Stande des Reiches an sich gerisscn hatten'), veranlaßten in Deutschland eine lange Reihe von Unruhen, und den abscheulichen Zustand von

Anarchie, der unter dem Nahmen des großen Inter­

regnums bekannt ist *).

NungewanndasRechtdeS

Starkem , oder das Faustrccht, freien Spielraum; die Regierung wurde von Grund aus verdorben, und cs gab kein andres Mittel, dem Mangel an öffentlicher Sicherheit

abzuhelfen, als daß man Verbündungen oder Confödera-

tioncn schloß, wie die Rheinische, und wie die hanseati­ sche, von denen jene im 1. 1253 entstand, und diese um

eben die Zeit bekannt zu werden anfing'). Die Wahl der Kaiser, an welcher vorher alle Fürsten und Stande deö

Reiches Antheil gehabt hatten 4), kam nun an die hohen Kronbeamten ') allein, die sich, um die Mitte dcsdrci-

Heidelberg, 1386, durch den Kurfürsten von der Pfalz; die zu Cölln, i388; die zu Erfurt, 1089. 2) M s. oben, S. g3, '37 und «38. s) Die Idee von einem angeblichen großen Zwischenreiche gründet sich nur auf die falsche Voraussetzung von der. Un­ gesetzlichkeit einiger Kaiser, oder von der Verlassenheit des Reiches, durch Richard von England, im Jahre 1269. M. s. Gebauers Grab des Jnterregni. Das größte In­ terregnum in Deutschland war das nach dem Tode Richards im I. 1271, welches bis 1273 fortdauerte, wo endlich Ru­ dolph von Habsburg erwählt wurde. 5) M. s. oben, S. i6ä. 4) ueber die alte Form ider Wahlen, welche unter freiem Himmel und in Lagern gehalten wurden, f. m. Wim», viu Conradi Salici, in Pistorius , t. I, p. 465. 5) Diese hohen Beamten waren die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Cölln, in ihrer Eigenschaft als Erz-Kanzler; der Pfalzgraf am Rhein, als Erztrnchseß (archidapifer), der Herzog von Sachsen, als Erz-Marschall; der Mark-

180

Periode IV. 1074 biS 13 00

Deutschland; dessen anarchischer Zustand.

zehnten Jahrhunderts, auSschließcnd das Wahlrecht und den Titel: Kurfürsten, zueigneten *)♦

graf von Brandenburg als Erz - Kämmerer; der Herzog von Baiern, und seitdem der König von Böhmen, alS Erz - Schenk. 1) Vor dieser Zeit hatte» die hohen Beamten lCrzamter) der Krone nur den vorzüglichsten Einfluß bei den Wahlen, da ihnen die Leitung derselben znkam. Papst Jnnocenz HI bezeichnet sie in seinem Registrnm de negotio imperii, p. 700, mit solgenden Worten: principes, ad quos prin* cipaliter pertinet imperatoris electio, M. s. auch den Sachsenspiegel, B. in, Art. 5y. Die erste Erwäh­ nung von sieben Kurfürsten findet sich in einem Schrei­ ben Papst Urban's IV, aus dem Jahre 1267, über die streitige Wahl Richards von England, und Alphons'ens von Castilien: Principes voeem in hujusmodi electione ha* bentes, qui sunt septem numero. Leibnitii cod. jur« gent. diplom. p. 14. Ans eben diesem Schreiben sieht man, daß die andern Fürsten noch an der Wahl Theil ge­ habt hatten, und, wie es scheint, war Rudolph von Habs­ burg der erste Kaiser, den die sieben Kurfürsten, mit Aus­ schließung der übrigen Stande wählten. Das Fragmentum urstisianum erklärt sich hierüber, p. 92, in folgenden Worten: Gregorius X .... inito concilio, praecepit principibus Allenianiae, Elcctovibus duntaxat, ut de Romanorum rege, sicut sua ab antiqua et approbata consuetudine intererat, providerent. Außerdem, daß die Anarchie im Deutschen Reiche und die wenige Sicherheit der Landstraßen die übrigen Fürsten und Stande des Reiches bewogen, auf ihren Antheil an den Wahlen Verzicht zu thun, wendeten auch die Päpste alles an, was sie nur konnten, um das Wahlrecht ausschließlich an die hohe» Kron-Beamten zu bringen. Eine zahlreiche Wahlver­ sammlung verstattete den Päpsten weniger Einfluß, alS eine von sieben Kurfürsten, von denen drei, als Geistli­ che, ihnen ohnedies besonders ergeben waren. In eben dem Sinne behielt Papst Gregorius IX, im I. 1229, die Wahl der Bischöfe ausschließend den Domherren der Kathedral - Kirchen vor, und schloß den übrigen Klerus und das Volk förmlich davon aus. Cap. 56. X. De elect. et elccti potestate.

Veränderungen (n den Provinzen.

181

Die Fürsten und Stande des Reiches, denen sehr »«»>»», daran gelegen war, ihre entstehende Macht zu befesti-

gen, suchten nur schwache Kaiser zu bekommen, welche außer Stande waren, die Rechte und Prärogative ihrer

Krone geltend zu machen *). Die Kurfürsten insbesondere hatten nichts anderes zur Absicht, als von den Wahlen

Vortheile zu ziehen, indem sie jedes Mal mit den Thron-

Candidaten über große Summen handelten, und sich die ihnen am besten gelegenen Stücke der kaiserlichen Do­

mänen schenken oder verpfänden ließen.

ziger von diesen schwachen Kaisern,

Nur 'ein Ein­

Rudolph Graf

von Habsburg in der Schweiz, täuschte die Erwartung Derer, die ihn gewählt hatten 2).

Er unterdrückte mit

Gewalt die Unordnungen der Anarchie, gab den Ge­ setzen und den Gerichtshöfen ihre Kraft zurück, und er­ oberte mit gewaffnctcr Hand mehrere Domänen,

die

dem Reiche entrissen worden waren.

Nach den von uns erwähnten Revolutionen, gin­

gen auch merkwürdige Veränderungen in den verschie­

denen Provinzen des Reiches vor.

Die Fürsten und

Stände des Deutschen Staatskörpers sahen die Pro­

vinzen und Gebiete, mit denen sie belehnt waren, als

ihr Erbgut an, und glaubten sich berechtigt, dies zwi­

schen ihre Söhne zu theilen.

Solche Theilungen kamen

seit de.m dreizehnten Jahrhundert allgemein in Gebrauch. Sic verursachten den Verfall der mächtigsten Häuser, und

dienten dazu, die Herzog - oder Fürstenthümer undGraf-

i) Solche Kaiser waren Wilhelm von Holland, Richard von England, Rudolph von Habsburg, Adolph von Nassau, und Albrecht l von Oestreich, welche den Thron des Rei­ ches von 1251 bis i3oQ besaßen.

r) Die Wahl fallt m das Jahr 127Z.

d82

Baiern.

»eriode schäften im'Reiche bis ins Unendliche zu vermehren. 1c>74 izoo

Die Kaiser mißbilligten diesen Gebrauch keincSwcgcs, ob et s'ch gleich mit den Grundsätzen des Feudal-Rechtes

nicht vertrug; sic begünstigten ihn im Gegentheil, als

ein (wie sie glaubten) taugliches Mittel, die Macht der großen Hauser zu schwachen, und den Kaisern ein über­

wiegendes Ansehen im Reiche zu verschaffen. Die alten Hcrzogthümcr Baiern und Sachsen

bekamen eine ganz neue Gestalt, als das mächtige Haus der Welfen fiel, welches beide Lander vereinigt besessen hatte, von den, Kaiser Friedrich Barbarossa aber des

einen, wie deS andern, beraubt wurde ’). Das erstere dieser Hcrzogthümcr, von welchem im

Jahr ii56 die Markgrafschaft Oestreich losgcrisscn und

dann zu einem Herzogthum und unmittelbaren Reichs­ lehn erklärt worden war, erfuhr, im Jahr 1180, nach

der Achtserklarung gegen Heinrich den Löwen, Herzog

von Sachsen und Baiern, mehrere neue Zerstückelungen. Die Bisthümcr Baiern, Steiermark, Karnthcn, Kram

und Tyrol zerrissen nun ihre Verbindung mit Baiern; und Regensburg, welches die Residenz der alten Herzoge gewesen war, wurde für eine Jmmediat-Stadtcrklart?).

In diesen verengten Gränzen gab der Kaiser (1180) Baiern an Otto, Grafen von Wittclsbach, Stammvater des jetzigen Hauses Baiern. Dieses Haus bekam (1214)

auch die Pfalz am Rhein3), und theilte sich seitdem in

1) Origines Guelphicae, t. III, I. 7.

2) Kreittrnayers BaierschesStaatsrecht,Th. HI, 182. 5) Die Pfalz kam au das Haus Wittelsbach durch die Her­ rath, welche Otto der Berühmte (Illustris), Enkel Otto's I, mit Agnese, Tochter Heinrichs des Langen, Pfalzgrafen am Rhein, schloß.

Sachse«.

183

eine Menge verschiedener Linien, von denen die vorzüg- Peri,», lichsten die Pfälzische und die Baierische waren.

Das Hcrzogthum Sachsen,

welches unter den

Welfen den größten Theil von Nieder-Deutschland um­

faßte, wurde nach und nach bis auf einen wenig be­ trächtlichen Distrikt an der Elbe eingeschränkt. Bernhard,

jüngerer Sohn Albrechts des Bären, Markgrafen von Brandenburg, aus dem Hause Ascanien, wurde zu eben

dieser Zeit damit belehnt. Die Fürsten von Pommern x)

und Mecklenburg 4), die Grafen von Holstein und West­ phalen, und die Stadt Lübeck s) benutzten dieses Er-

eigniß, um sich der Gewalt des neuen Herzogs zu ent­

ziehen, und sich reichsunmittclbar zu machen.

Ein

Theil von Westphalen wurde in ein besonderes Herzogthum verwandelt, und zwar für den Erzbischof von Cölln,

der den Kaiser bei seinen Planen, sich an den Welfen

zu rächen, unterstützt hatte.

Dieses Haus, dessen un­

geheure Besitzungen sich ehemals von dem Adriatischen

Meere bis an die Nord - und Ostsee erstreckten, behielt

von seinem alten Glanze weiter nichts, als die AllodialGüter, die eS in Nieder- Sachsen besaß, und die der Kaiser Friedrich II (im 1. 1235), zu Gunsten Otto'ö des

Kindes, Enkels von Heinrich dem Löwen, und neuen

i) Friedrich Barbarossa erklärte tat I. hSi die beiden Brü­ der Bvgisla« «nd Casimir zu Herzogen von Pommern und Fürsten des Reiche-. Arholdu« Lubeceksis, lib. II. cap. 56. s) Prebislaw II, Fürst von Mecklenburg, sicherte seine Un­ mittelbarkeit, unter dem Titel eine- Herrn von Meck­ lenburg. Beehr rei'um Mecklenburg, lib. IV, cap. I. P« 495.

3) Arnold, Lubzc. 1, II, cap. 4°.

xg*0

184

Schwaben, Franken und Thüringen.

g>eti»be Stifters des ganzen Hauses Braunschweig, in ein Her» 1071

jögthum und unmittelbares Rcichslchn verwandelte ').

2U8 durch die Erlöschung des HauseS Hohenstaufen,

im I. 1268, die Herzogthümcr Schwaben und Franken erledigt waren, fanden die verschiedenen Stande dieser Provinzen Wege, sich gleichfalls unmittelbar zu machen.

Eine Menge Städte, welche zu den Domänen der alten Herzoge gehört hatten, «nachten sich nun zu kaiserlichen

freien Reichsstädten; und auch die Hauser Badens und Wirtemberg 3) datiren ihre Erhebung von dieser Epoche. Ter Tod des GcgenkaiscrS Heinrich Raspo, letzten

Landgrafen von Thüringen, der im I. 1247 starb, ver­ anlaßte einen langen Krieg zwischen den Markgrafen von

Meißen, und den Herzogen von Brabant, welche ein­ ander dessen Erbfolge streitig machten. Durch eine Thei­ lung, die im Jahre ia64 vorgcnommen wurde, kam

endlich das eigentlich sogenannte Thüringen an das HauS Meißen, und Heinrich von Brabant, mit dem Zunah­ men: das Kind, wurde der Stifter eines neuen HauseS

1) Origines Giielph., t. III, p. 101. t. IV, p. 46.

s) Der Stifter der Markgrafen von Baden wqr Herrmann T, (Sohn Bertholds I, Herzogs von Karnthen und Markgrafen von Verona), welcher im Jahr 107-1 starb. Er nahm de« Titel: Markgraf, an; sein älterer Bruder aber, Bert­ hold II, nannte sich: Herzog, und wurde Stammvater der Herzoge von Aaringen. M. f, Schoepiumi hist. Za« ringo- badensis, t. I, p. 367.

s) Das Haus Wirtemberg kann seinen Stammbaum nicht hoher, als etwa bis in die Milte des dreizehnten Jahrhun­ derts hinans führen. Mit zuerst findet man den Nahme» und das Haus Wirtemberg in des k. Herrgott, geneal. Austr., t. II, p. 136. erwähnt, wo eine Urkunde vom Jahre 1123 einen Conradns de J^irdeneberch verladet.

Oestreich.

185

von Landgrafen, welches jetzt unter dem Nahmen des Per

Ereigniß wird gemeiniglich als die Wirkung von einem

Verschwörungsplane angesehen,

den ein Salernitani-

scher Edelmann Nahmens Johann von Procida, von

weitem her angestiftet habe;

es scheint aber nur die

plötzliche Wirkung eines Aufstandes gewesen zu seyn,

den der Abscheu her Sicilianer vor der Französisches Herrschaft erregte. Am oosten Mörz des Jahres 1282,

in der Vesperstunde des zweiten Ostertages,

wo die

Einwohner von Palermo nach der in einiger Entfer­ nung von ihrer Stadt gelegenen Kirche gingen,

ers

laubte sich ein Franzose, Nahmens Drouette, unanstän­ dige Freiheiten gegen eine Siciliancrin;

und dies ver­

ursachte einen Zank, der bald einen allgemeinen Auf­ stand in Palermo nach sich zog.

Alle in der Stadt be­

findliche Franzosen wurden ermordet, ausgenommen ein Provtncalischer Edelmann, Wilhelm Pyrcellct, derdurch

seine Tugenden alle Herzen gewonnen hatte.

Der Auf­

stand' verbreitete sich nach und nach auch in den andern

Städten von Sicilien, und allenthalben ermordete man

die Franzosen,

In Messina brach er zuletzt aus, nicht

eher, als am 2gsten April, dreißig Tage nach dem Blut­ bade in Palermo.

Es ist also ungegründct> daß man

die Franzosen in allen Gegenden der Insel zu gleicher

Zeit bei dem Läuten der VeSper-Glocke ermordet habe. Eben so unwahrscheinlich ist es, daß der Mordplan mit Peter III, König von Arragonien verabredet gewesen sey; denn die Palcrmitaner pflanzten Anfangs das Pa­

nier der Kirche auf, und waren Willens, sich dem Papste zu unterwerfen. Als dieser sie aber zurückwies, schick­ ten sie, in großer Furcht vor der Rache des Königs

Spante tu

201

Äapf/. am 2;(lcn April, Abgeordnete an den König von Pikiodv

Arragonien, der damals mit einer Flotte an den Afrikanifthen Küsten kreuzte,

an.

und trugen ihm ihre Krone

Dieser Fürst schlug das Anerbieten der Palermita-

ner nicht aus; er kam den Sofien August nach Trapani, ging von dort nach Palermo und würde daselbst zum

Könige von Sicilien gekrönt. warf sich ihm,

Die ganze Insel unter­

und Karl von Anjou war genöthigt»

die von ihm unternommene Belagerung von Messina wieder aufzuheben.

Peter hielt am 2ten'October eben

des Jahres seinen Einzug in diese Stadtx).

Seitdem

blieb Sicilien in der Gewalt der Könige von Arrago-

jlien;

es wurde das Erbcheik einer besondern Linie von

Arragonischen Fürsten, und die vom Hause Anjou waren nun auf das Königreich Neapel allein eingeschränkt.

Spanien,

welches in mehrere christliche und

Mohammedanische Reiche zertheilt war, zeigt uns einen Schauplatz von unaufhörlichen Unruhen und Blutbädern.

Die christlichen Reiche Casti lien und Arrago­ nien vergrößerten sich nach und nach durch die Erobe­

rungen, welche sie von den Mohammedanern machten-

ha hingegen das Königreich Navarra bei seiner zu

H) Diese kurze Darstellung der Sicilianischen Vesper ist be­ sonders aus Barthelemi de Neocastro gezogen, einem ausgezeichneten Schriftsteller und Augenzeugen bei die­ sem Ereignisse, das er in seiner Geschichte von Sicilien (von Muratoru iq Scriptor. rerum Italic,, t, XIII, herausgegeben) umständlich beschreibt. Nikolaus Spe­ cialis, der zu Anfänge des vierzehnten Jahrhunderts schrieb, erzählt das Faktum mit eben denselben Umständen. Der erste, welcher von einer dem Johan» von Procida zu? geschriebene» Verschwörung redet, ist Franz Pipinorin neuerer Schriftsteller, den man im nennte» Bande von Nuratvri'S Werke findet,

i^o

202

Navarra. Arragonien.

Verlor« Eroberungen weniger günstigen Lage, fast gänzlich in !o74

seinem ersten mittelmäßigen Zustande blieb.

Das letztere Königreich kam durch die weiblichen

röao

Linien nach einander an verschiedene Hauser.

Bianca

von Navarra, Tochter Königs Sanchez VI, brachte cs

im I. 1254 an die Grafen von, Champagne.

Als, der

männliche Stamm dieses Hauses init Heinrich I, Kö­ nig von Navarra *), ausging, brachte cs scjne Tochscr

und Erbin, Johanna, nebst den Grafschaften Chayipagne

und Brie, an das Haus Frankreich. Philipp der Schöne, Gemahl dieser Prinzessin, und seine drei Söhne- Lud­

wig der Zänker,

Philipp der Lange,

und Karl her

Schöne, waren Könige von Frankreich und Navgrra zu­

gleich.

Endlich brachte die ,Königin Johanna 11, Toch­

ter Ludwigs des Zänkers,

und Erbin von Navarra,

dieses Königreich an das Haus der Grafen von Evrcur,

rind überließ die Grafschaften Champagne und Brie an

Philipp von Valois,

Karls des Schönen Nachfolger

auf dem Französischen Throne *). Die Familie der Grafen von Bgreellona kam , im I.

ii57,

auf den Thron von Arragonien,

und

zwar durch die Vermahlung des Grafen Raymund-Be­ rengars IV mit Donna Petronilla, Tochter und Erbin

Ramiro's II, Königs von Arragonien ’). Der von sei­ nen Nachfolgern, welcher di« größten Vortheile über

i) Dieser König starb im I. 1274, ohne männliche Nach­ kommen zu hinterlassen.

3) Der hierüber zwischen Philipp von Valois und der Köni­ gin Jahanna n geschloffene Traktat ist vom Jahre i536. NI, s. Histoire des comtes de Champagne, t. II, p. 142. 5) Gesta oornitum Bavcinonensiam, in marca Imp., p. 549.

de

Mahca

Castilien.

2or

Reich der Almoraviben.

die Mohammedaner davon trug,

war Dow-Jakob I, Periode

mit dem Bcinahmen der Schlager,

der im I. i23o

die Balearischen Inseln, und im I. 1208 das König--

reich Valentin eroberte r).

Das vorzüglichste Glück bei den Unternehmungen

gegen die Mohammedaner war den Königen von Castilien Vorbehalten, deren Geschichte die reichste an

großen Begebenheiten ist.

Alphonö VI,

den Andre

Alphons I nennen, stand, als er Madrid und Toledo er­

obert und sich, imJ. 1 85, das ganze Königreich Toledo

unterworfen hatte,

iin Begriff,

die Mohammedaner

aus Spanien zu vertreiben, als eine in Afrika vorge­ gangene Revolution diesen neue Kräfte gab und die

Fortschritte des Königs von Castilien hemmte«

Damals herrschten die Jeiriden, ein von Zein, Munad's Sohn, entsprossener Fürfienstamm, über den

Theil von Afrika, der aus dem e i gendlich e n Afrika

und dem Mogreb 3) bestand, den sie den Fatiniitischcn

Kalifen von Aegypten entrissen hatten.!

Um das Zahv

1061 versammelte Nun ein neuer Apostel und Eroberer,

Nahmens Abu-Bekr, Sohn Lmar'e, einige Arabische Stamme bei der Stadt Scgclmeffa, im jetzigen König­

reiche Fes, und ließ sieh zum Emir - el-rtiumetiien,OÖft Befehlshaber der Gläubigen, ausrufen. Seine Anhanr ger nannten sich Morabethin, d. h. genauer an die

Religion Gebundene; woraus denn bei den Spa­ niern die Nahmen Almorawiden und Marabuts, 1) Gesta cpmitum Baicinonensium, x. 555. 3) Das eigentliche Afrika enthielt die Staaten Tripoli, Tu­ nis und Algier. 5) Mogreb, (bei Ander» MagraV,) d. i. das Aeußerste von Afrika, oder vom Occideut, sind das jetzige Kes und Ma­ rokko.

Reich der Almohadeu.

201

Vtriote entstanden sind.

Als dieser neue Eroberer Herr der

i74

Stadt Segelmessa war, breitete er sich im Mogreb, so

,3oQ

wie in dem eigentlichen Afrika, aus, und vertrieb nach

und nach die Jelriden aus diesen LandernSein Nachfolger Jusuf, Sohn Taschefins, vollendete diese

Eroberung; er bauete, im 1.1069, Marok, welches er dann zur Hauptstadt des Mogreb, und zum Sitze seines

neuen Reiches machte.

Dieser Fürst zog, im I. 1086,

' den Mohammedanern von Sevilla zu Hülfe,

schlug

den König von Castilicn in der Schlacht bei Badajoz, und bezwang, in den Jahren 1090 und 1091, die vor­ nehmsten Mohammedanischen Staaten in Spanien, als

Granada und Sevilla a). Das Reich der Almohaden wurde im zwölften

Jahrhundert durch eine andre Mohammedanische Sekte umgestürzt, welche man die Muahedin oder die Al­ mohaden, d. h. die llnitariek, nannte.

Der Stifter

derselben war ein neuer Fanatiker, Nahmens Abdalmu-

men.

Er trat in den Gebirgen von Sus, in Maure­

tanien auf,

und nahm im Jahre 1120 den Titel:

Emir -el- Mumenin an, hüt deyl BeinahmeN Mahadi, d. h. Oberhaupt, Anführer, und Lenker der Gläubigen. Sobald er Herr von Marok, dem ganzen Mogreb und dem eigentlichen Afrika war3), unterjochte er auch die 1) Die IeMden besäße« auch Sieilien, woraus sie, um das Jahr 1091, von den Normannen, vertrieben wurde«.

3) Herbelot, Biblioth. oriental. voce: Morabethdh; und Deouiones, biet, des Huns, t, I, pari. I, p, 374; Cak» dünne» hist, de l’Afrique, t. II.

5) Eben dieser Fürst entriß den Normännern in den Jahren n5y und 1160, Tunis, Mahadia und Tripoli, deren sie sich bemächtiget hatten.

Reicb dir Almohaden. Mohammedanischen Staaten in Spanien.

206 Einer von ®erio»*

seinen Nachfolgern, Maser - Mohammed, hatte sogar den Plan,

auch das ganze christliche Spanien wieder zu

erobern. Die großen Anstalten, welche er zur Ausfüh­

rung dieses Unternehmens traf, beunruhigten AlphonS

VII, König von Castilien, der sich nun mit den Köni­ gen von Arragonien und Navarra verbündete, und auch den Papst Jnnocenz III bewog, einen Kreuzzug gegen Die Heere

der

Europäer und bet' Afrikaner versammelten sich,

im

die Mohammedaner auszuschrciben.

Jahre 1212, an den Gränzen von Castilien und Anda­ lusien ; und nun lieferte man bei der Stadt Ubeda eine blutige Schlacht'),

durch welche die Almohaden so

geschwächt wurden, daß der Fall und die Zerstückelung

ihres Reiches die Folge davon war *). Zu der Zeit, da die Almohaden fielen, riß sich das

Mohammedanische Spanien aufs neue von Afrika los,,

und theilte sich in mehrere kleine Staaten, von denen

der vornehmste, und der einzige, welcher sich noch eitrige

1) Man nennt sie auch die Schlacht von las Navas de ToIota. Siehe Roderioo de Toledo , ramm in Hispania gestarum 1. VIII, cape 7 et se^u. Lugas Juden sis, 1. IV, p. iiu

a) Die Merlniden, ein von Merln entsprossene- FürstenHSnS, erhob sich tm Mogreb, seit m3. Es behauptete sich in Fe- und Marok-bi- *54;, wo die jetzt regierende FamUie, die Scherifs, welche von Mohammed, Haffan'S Sohne, abstammen, aus den Thron kam. Eine andre Dy­ nastie, die Abnh asfier, welche Addolnahed, Sohn Abuhafs, stiftete, machte sich zu Herren de- eigentlichen Afrika. Sie nahmen den Titel: Könige von Tunis, an, und wurde» durch die Lömanen vernichtet.

Portugal.

206

»ertöte Jahrhunderte hindurch erhielt, das Reich der Bcni107'4

»zo»

Nasaren, Könige von Granada, war. Ferdinand III, König von Castilicn und Leon., be­

nutzte dieses Ereigniß, .neue Eroberungen von den Mo­ hammedanern zu machen. Er entriß ihnen, von 1.36 an, die Königreiche Cordova, Murcia und Sevilla,

und

schrankte sie auf das einzige Königreich Granada ein.

Bei Gelegenheit dieser Kriege gegen die Mohamme­ daner entstanden in Spanien mehrere militärisch-geist­

liche Orden.

Sanchcz III, König von Castilicn, stif­

tete um das Jahr 1158 den Orden von Calatrava, und gab ihm zum Unterscheidungszeichen ein rothes Kreuz, in Form von Lilien. Die Orden des Heil. Jakobus von Compostella und von Alcantara, wurden 1170 und 1176

durch Ferdinand II» König von Leon, gestiftet; jener hatte

zur Dekoration ein rothes Kreuz in Form von Schwer­

tern, und dieser ein grünes, in Form von Lilien. Einen Theil deS.jktzigcn Portugal hatten die Kö­

nige von Castilien und Leon von den Arabern erobert, und eine besondere Statthalterschaft, unter dem Nah­

men Portocale, oder Portugal, daraus gemacht.

In

den Kriegen, welche die Casiilianer gegen die Moham­

medaner führten, zeichnete sich ein Französischer Prinz,

Heinrich von Burgund, Enkel Roberts des Alten, Her­ zogs von Burgund, und Urenkel Roberts II, Königs

von Frankreich*'), durch seine Tapferkeit aus.

Alphons

VI, König von Castilien, wollte diesen Prinzen durch

Bande der Verwandtschaft.an sich fesseln; daher gab j) Die Abstammung des Grafen Heinrich, und seiner Nach­ folger auf dem Portugiesischen Throne, von den Capetiuger», hat zuerst Theodorb Godefkoy in seinem Tratte de l’origine des rois de Portugal bewiesen, welcher zu Paris hergusgekommen ist.

Portugal.

207

er ihm die Infantin Domra Theresia, seine Tochter *), P^ode zur Gemahlin, und ernannte ihn um das Jahr 1090 *)

zum Grafen von Portugal “).

Dieser Staat, welcher

damals bloß aus den Städten Porto, Braga, Miranda, Lamcgo, Viscu und Coimbra bestand, erhielt seine jetzige Gestalt unter Alphons I,

Heinrich.

Sohn des Grafen

Die Araber waren über den kriegerischen

Geist des jungen Alphons in großer Unruhe, und-hat-

ten ihn mit überlegenen Kräften angegriffen.

Dieser

Fürst ließ sich aber durch die Gefahr nicht schrecken, sondern belebte vielmehr den Muth seiner Truppen durch

eine himmlische Erscheinung, welche er vorgab, um sich,

im Beiseyn seines Heeres, Kraft des ausdrücklichen Be­

fehls, den er von Christo erhalten zu haben versicherte*),

1) Die Spanischen und die Portugiesischen Schriftsteller strei­ ten mit einander über die eheliche oder uneheliche Geburt der Donna Theresia- Jene machen sie zur Tochter einer Concubine, Nahmens Ximena Nunnez.

») Gras Heinrich bekam Portugal Anfangs mit als Vasall des Königreiches Leon, wie das alle Spanische Schriftstel­ ler bezeugen, und wie es auch aus dem, zwischen ihm und dem Grafen Raymond von Gallicien geschlossenen, Traktat (in ö’Achery Spicileg. t. Iij, p. 418) erhellet. 3) Man findet in Joh. Caramvee Lobkowitz, Philippus prudens (prooeinium, p. 10) das Datum einer Urkunde, wor­ aus sich ergiebt, daß der Graf Heinrich schon 1094 im Be­ sitze von Portugal war-

4) Alphons rief nach seinem großen Siege über die Moham­ medaner die Bischöfe seines Reiches zusammen, und be­ zeugte eidlich, daß Jesus Christus ihm am Tage vor der Schlacht erschicuen sey, und ihm einen gewissen Sieg ver­ sprochen, dabei ihm aber auch befohlen habe, sich zum Kö­ nig auSrufen zu lassen, und die fünf Wunden Jesu, nebst den dreißig Silberlinge», für welche er den Juden verkauft worden sey, zum Wapen anzunehmen. M. s. die Urkun­ de hierüber in Lobkowitz, p. 114, und in Annxlcs Cistcrc. von Mawri^ubz , t. I, p. 4az,

,074

Portugal.

206

Periode zum König ausrufen zu lassen. ,07-t

Er rückte nun sogleich

auf den Feind los, und schlug ihn, ir>g, in den Ebcn2ZZ übergab der Papst Gregorius IX die Inquisi­ tion den Dominikanern, die nun ein bleibendes Tribunal daraus machten, vor das sie nicht bloß die der Ketzerei verdächtigen Personen citiren ließen, sondern auch Alle, welche der Zauberei, der Magie, der Hererei und des Iudenthnms beschuldigt wurden. Dies Tribunal hat meh­ rere Jahrhunderte hindurch in Toulouse und Carcassonne bestanden. Histoire du Languedoc, t. III, p. 596. 3) Dvminicus, Sub - Prior der Kirche von Osma in Spanien unternahm im I. 1206, gemeinschaftlich mit Diego d'Azebez, Bischof dieser Kirche, die Mission gegen die Ketzer in Languedoc. Der Papst Innocenz Hl setzte im I. 1208 für dieses Land eine immerwährende Mission von Predi­ gern nieder, zu deren Oberhaupt Dominicuß erklärt wurde. Dies veranlaßte den Orden der Prediger-Mönche, welcher im 3. 1216 von dem Papste HonoriuS in bestätigt wurde. Hist, du Languedoc, t. III, p. >4Z, 156, 276. 4) Mathilde war die Tochter König Heinrichs I, und Enke­ lin Wilhelms des Eroberer. Aus ihrer Ehe mit Gott­ fried Grafen von Anjou, Touraine und Maine, wurde König Heinrich H geboren.

Eroberung von Ireland.

21S

Herzogthum Normandie an diese Krone, ferner die Grafschäften Ansou, Touraine und Maine, nebst Guycnne, GaScogne und Poitou.

Er vermehrte sein Reich auch

mit Jreland, das er im Jahr 1172 unterjochte. Diese Insel, welche bisher noch niemand erobert

hatte, weder die Römer, noch die Barbaren, die Europa vom fünften Jahrhundert an verwüsteten *), war da­

mals in fünf Haupt - Suveränetaten getheilt, nehmlich in Muster, Ulster, Connaught, Leinster und Meath,

deren verschiedene Oberhäupter sämmtlich den Königs­

titel führten. Der von diesen Fürsten, welcher der Mo­ narch der Insel hieß, hatte weder Ansehen genug, die

innere Ruhe zu sichern, noch hinlängliche Macht, die Angriffe der äußeren Feinde mit glücklichem Erfolge zu­ rückzutreiben.

Dieser kraftlose Zustand erregte bei Hein­

rich II das Verlangen, die Insel zu erobern.

Er ließ

sich von dem Papste Hadrian IV durch eine Bulle dazu autorisiren *), und verpflichtete sich förmlich, die Ire­ lander der Gerichtsbarkeit der Römischen Kirche zu un­

terwerfen ’) und den Tribut des Heil. Petrus zu ent1) Ueber die Niederlassungen, welche die Normänner an de» Küsten dieser Insel gegründet hatten, s m. oben S. 74. s) Diese Bulle wurde im Jahre n55 ausgefertigt. Man findet sie in Matthaevs Paris , p. 95. r) Die Jreländcr hatten sich seit dem fünften Jahrhundert zum Christenthume bekehrt. Der Heil. Patrick war ihr erster Apostel. Die Geistlichkeit dieser Insel zeichnete sich frühzeitig durch Kenntnisse und Reinheit der Sitten a«S. Aus ihr kamen viele Missionarien, als St. Columdan, St. Gallus, St- Kilian u. s w., die sich mit der Be­ kehrung mehrerer Völker auf dem festen Lande von Euro­ pa beschäftigten. Das Primat des Papstes wurde in die­ ser Insel nicht eher anerkannt, als im I, uSa, auf dem Concilium von Drogheda. Damals bekamen die vier Erz­ bischöfe von Jreland das Pallium von dem Papste, und die Ehelosigkeit der Priester wurde auf der Insel eingeführt. Leland , histoire d’Irlandst. I, p. 15.

^4

Eroberung von Jreland.

216

Periode richten. Die Vertreibung Dcrmods, Königs von Leinst«', w7*4

der sich durch seinen Stolz und seine Tyrannei verhaßt Akinacht hatte, gab Heinrich II einen Vorwand, Trup­ pen nach dieser Insel zu schicken, um den vom Throne

gestoßenen König wieder in den Besitz seiner Staaten zu setzen ').

Da6 Glück der Englischen Feldherren,

und die Siege, welche sie über Roderich, König von Connaught, erfochten- der damals die Rolle des Mo-

yarchcn von Jreland spielte, bestimmten Heinrich If, im Jahre 1172 (zu Ende des Oktober) in Person einen

Kriegszug nach Jreland zu unternehmen. Die Provin­

zen Leinster und Munster unterwarfen sich ihm. erbauete nun mehrere Vesten,

Er

ernannte einen Vice-

König, ingleichen Staats-und Justiz-Beamten, und verließ dann die Insel, noch ehe er die Eroberung der­ selben vollendet hatte a).

Der König Roderich unter­

warf sich endlich im I. 1175 a);

doch die gänzliche

Eroberung JrelandS erfolgte erst unter der Regierung

der Königin Elisabeth.

Der Ungestüm und die Bedrückungen des Königs Johann ohne Land, Sohns von Heinrich II, verursach­

ten seitdem eine Revolution in der Regierung von Eng­

land.

Die Großen,

an deren Spitze der Erzbischof

von Canterbury stand, waren mißvergnügt, und ver­ schworen sich gegen den König. Vergebens faßte dieser, 1) Die ersten Englischen Feldherren gingen Im Jahre 1170 mit Derrnod nach dieser Insel über. M. s. Giraldvs Cambrensis de expugnatione Hiberniae, in Camdehe scriptores etc., p. 761.

s) Er schiffte sich am zweiten Ostertage H7Z wieder rin. Girai.dus , p. 978. 3) Dieser König behielt, nach seinem Traktate mit Hein­ rich H, die Obergewalt, und versprach nur Huldigung und Tribut. Roqerius Hovendenu» in Savilh script. p 646.

217

Magna cliarta.

um sich den Schutz dc6 Römischen Hofes zu erwerben, »?cio6« im I. i-i3 den Entschluß, sich, für England sowohl, als für Jrcland, zum Vasallen des Papstes zu erkla-

ren, und sich zu verpflichten, daß er, außer dem Tribut

des Heiligen Petrus, auch noch jährlich einen von tau­ send Mark Silber x) entrichten wollte.

Die Lehns­

herren blieben bei ihrer Empörung, und nöthigten den

König,

ihnen im Jahre 1216 die Magna charta zu

überliefern, durch welche er für sich und seine Nachkom­ men dem Rechte entsagte, ohne Genehmigung des Ge­ meinen-Raths, oder des Parliamcnts, worin damals die Gemeinen (commons) noch nicht ausgenommen wa­

ren, Subsidien zu fordern. Er erneuerte der Stadt Lon­

don, so wie auch allen Städten und Flecken des Kö­

nigreiches, ihre alten Freiheiten und das Recht, nie oh­ ne Vorwiffen und Genehmigung des Parliamentü mit Auslagen belastet werden zu können.

Durch diese Ur­

kunde (Magna charta) wurde auch das Leben und das Eigenthum der Bürger gesichert, da eine Klausel darin

ausdrücklich festsetzte, daß Niemand anders verhaftet, in ein Gefängniß gebracht, seines Vermögens für ver­ lustig erklärt, oder seines Lebens beraubt werden könnte,

außer durch ein rechtliches Urtheil von Seinesgleichen *)

und den alten LandeSgcsetzen gemäß a).

Diese Urkunde

dient noch jetzt zur Grundlage der Englischen Verfas­

sung,

welche ihre gegenwärtige Form unter der Re­

gierung Heinrichs III, im Jahre 1225 bekam 4).

1) Rymer Acta Angl. t. I, pari. I, p. 57. Matth*eu» Paris, p. 256. Diese Vasallenschaft bestand noch unter dm Königen Heinrich in, Eduard 1, und Eduard n. 2) Daher die Jury, oder das Urtheil durch Geschworne. 3) Das heißt: die Angelsächsischen Gesetze, welche Wilhelm der Eroberer abgeschafft hatte. 4) M» s. Matthaeus Paris, p. 255 und 323.

,074

218

Das Land Wales (Wallis) hatte seit den ältesten

Verlade

1074

Eroberung des Landes Wale-.

Zeiten seine besondern Fürsten,

welche ihre Abkunft

von den alten brittischen Königen hcrleitetcn. Obgleich diese Fürsten Vasalle und den Königen von England

zinsbar waren,

so übten sie doch die Suveranetats-

Rechte in ihrem Lande aus. Lewelin, Fürst von Wales,

nahm die Parthei der Mißvergnügten unter der Regie­

rung Heinrichs HI, und bot alle seine Kräfte auf, sich der Lehneherrschaft der Krone zu entziehen; Eduard I

bekriegte ihn aber,

und schlug ihn,

1282,

in einer

Schlacht, worin Lewelin auch blieb. David, Brudeer und

Nachfolger Lewelins, hatte ein noch traurigeres Schick­ sal. Er gerieth in Eduards Gefangenschaft, wurde zum Tode verurtheilt, und als ein Hochverräther hingerichtet.

Daö Land Wales ward nun, im Jahre 1280, mit der Krone vereinigt'); und da der König seinen ältesten Sohn, Eduard, zum Prinzen von Wales erklärte, so hat seit­

dem

der jedesmalige älteste Sohn der Könige von

England immer diesen Titel geführt.

Die nordischen Königreiche zeigen uns wäh­ rend dieser Periode meistens nur einen Schauplatz voll

Gräuel und Blutvergießen. Der kriegerische, wilde Geist der nordischen Völker, und der Mangel an festen, unabän­

derlichen Vorschriften über die Thronfolge ®), vermehr-

1) Thomas Wyk.es , et Annales Waverlejenses, in Gals, t* II, p. 128» 235,236, Knyghton, in Twysden, p 2463. 2) In Dänemark wurde die Krone in dem regierenden Hause durch Wahlen ertheilt, eben so in Norwegen, wo ein som derbares Herkommen auch die natürlichen Söhne nicht von dem Throne ausschloß und ihnen das Recht ließ, ihre Ab­ kunft von dem königlichen Hause durch die Feuerprobe zu erhärten, wodurch denn die Anzahl der Bastarde vermehrt, und Betrüger in der Usurpation des Thrones begünstigt wurden.

Der Norde«.

ten die Hactionen,

219

ermunterten die Kühnen, begün-Periode

fügten Unruhen und Bürgerkriege.

Uebertriebene und

abergläubische Frömmigkeit überhäufte die Geistlichen mit Gütern, und vermehrte dadurch die Uebel noch, von

teilen diese Königreiche gequält wurden.

Die Bischöfe

und die neuen Metropoliten x), welche sich auf Kosten der Kron-Domänen bereichert hatten, und stolz auf ihre festen Schlösser und ihre Macht waren, herrschten in den

Versammlungen der Stände und im Senate *), amd

ließen keine Gelegenheit vorbei, Eingriffe in die könig­ liche Autorität zu thun: sie erzwangen die Einführung

des Zehnten 3) und der geistlichen Immunität, wodurch sie die Gewalt der Priester immer mehr befestigten. 1) Die Gewalt der Geistlichen im Norden vermehrte sich

durch die Einführung der Erzbisthümer beträchtlich. Das Erzbisthum Lunden in Schonen wurde von dem Römischen Hofe im I. iio4z auf Verlangen der Könige von Dauer­ mark, gestiftet. Bald nachher bekam auch Norwegen seinen besondern Erzbischof, zu dessen Sitze, im I. 1152, Drontheim bestimmt wurde. Der Ursprung des ErzbisthumS Upsal In Schweden fallt in das Jahr n63. Pontopfidan, Amiales ecdesiae Danicae, t. I, p z4z, 376 und 3y5. Diese hohen Geistlichen gewannen in sehr kurzer Zeit so großen Einfluß, M er bei den Königen nothwendig Besorgniß verursachen mußte. Der Erzbischof von Drontheim hatte den Hauptantheil bei der Wahl der Könige. Der König Sverker, welcher die Ehrsucht dieses Prälaten be­ zähmen wollte, wurde von den Päpsten Cölestin III und Jnnocenz in (ugr und 1198) in Bann gethan und abge­ setzt. Torfaei hist. lerum Norwegiearum, pari, I\T. lib. I, cap. 8 et seq.

2) Die Zulassung der Bischöfe in die Reichsräthe der drei Königreiche trug viel dazu bei, die Autorität diestr Collegien, zum Nachtheile der Reichs - oder der allgemeinen Stande, zu vergrößern. 5) Dre Einführung des Zehnten fand im ganzen Norden starken Widerstand, und wurde daselbst nicht eher als zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts allgemein angenom-

220

Dänemark; dessen Eroberungen.

Bei diesen inneren Uruhcn und Erschütterungen,

»ttutt

1074

kann es nicht befremden, daß die nordischen Völker

»2oo

ihren starken Hang zu Seestrcifercien, der sic viele Jahr­ hunderte hindurch in steter Unruhe erhalten hatte, nach

und nach aufgaben J). Indeß, einige Könige von Däne­

mark warfen sich aufs neue zu Eroberern auf, sobald sie die Ruhe in ihren Staaten wieder hergcstellt hatten.

Die Slavischen Völker, welche damals die Küsten

des Baltischen Meeres bewohnten, trieben, nach dem Beispiele der alten Normänner, Seeräuberei, und hörten nicht auf, die Dänischen Provinzen und Inseln zu plün­

dern und zu verwüsten.

Waldemar I, der diesen Räu­

bereien ein Ende machen wollte und nach der Ehre

strebte, Völker zum Christcnthume zu bekehren, an de­ nen alle Bemühungen der Deutschen gescheitert waren,

griff sie zu wiederholten Malen mit furchtbaren Flotten

an.

Er eroberte und zerstörte mehrere von ihren Städ­

ten, als Arcona und Carenz auf der Insel Rügen *),

men. Botin, Geschichte der Schwedischen Na­ tion, S. 269. (Sannt wurde in Dänemark vorzüglich des­ halb um« Leben gebracht, weil er hatte den Zehnten einsühren wollen. Pontopridah , Annal. eccles, Danicae, t. I, p. 423, zZ2, 728. 1) Ich nehme Sigurd i. König von Norwegen, au«, der im I. 1107, an der Spitze eines Heeres von 10,000 Mann, und einer Flotte von sechzig Segeln, einen Kreuzzug nach dem heiligen Lande machte. Im Vorbeigehen nahm er (1108) den Mauren Compostella in Gallicien weg, auch Cintra, Alcazar und Lissabon in Portugal, ingleichen die Inseln Formentera, Uvi?a und Majorca. Im folgenden Jahre segelte er nach Palästina, wo er dem Könige Balduin die Stadt Sidon erobern half. Endlich, im Jahre' 1110, kehrte er in sein Reich zurück. Snorre Sturleson. Heimskringla, palt. 21 , cap. 3 et Scq. TorfAet histor, Norweg., part. III, 1. VIII, cap* i et scqu,

2) Im I. 1168. Helmoldi Chron, Slav., 1. II, cap. 12.

Dänemark; dessen Eroberungen.

221

Julin (das jetzige Wollin) und Stettin, zwei Hafen in »ertöte " c jV Pommern '). Die Fürsten von Rügen ergaben sich ihm lo7i als zinspflichtige Vasallen^), und ihm schreibt man auch die erste Gründung der Stadt Danzig zu3).

Canut VI, Sohn und Nachfolger Waldemars I, trat in die Fußstapfcn stincs Vaters:

er brachte die

Fürsten von Pommern 4) und Mecklenburg s), inglei­ chen die Grafen von Schwerin s),

unter seine Ober­

herrschaft, bemächtigte sich der Städte Hamburg und Lübeck, und unterwarf sich ganz Holstein, dessen alte

Grafen er vertrieb 7).

Waldemar II nahm den Titel:

König der Sla­

ven und Herr von Nordalbingen an8);

er vermehrte

die Eroberungen seiner Vorgänger mit Lauenburg 9), einem Theile von Preussen *°), mit Esthland und der Damals wurde das Götzenbild der Rügen, Svantewit, vernichtet. 1) Juli« wurde 1176, und Stettin im folgenden Jahre ein­ genommen.

g) Helmoldvs, ibid. Petri Olai excerpta ex historia Daniae.in Langer ex, script, rerum Danic,, t, II, p. a36,240. 3) Um das Jahr I>65. Pontoppidan, gesta et veatigia Da­ norum, t. III, p. 388. Es war Anfangs nur eine Veste, welche die Dänen, unter dem Nahmen Danskwyk, d. h. Veste der Dänen, erbaueten. Waldemar H eroberte diese Veste im I. 1212 von den Pommerschen Fürsten wieder, und behielt sie bis zum Jahre 1227.

4) Im I. ii83. 5) Um 1186. 6) Jrn I. 1201. 7) Arnold. Lubec, , I, VI, cap. 15. 8) Idem 1. VI, c. 17. 9) Im 3. I2o3. 10) Nehmlich mit Klein - Pommern, oder Pomerellen und Samland, welches er im Jahre 1210 eroberte, Chrom-

von vetus, in Langerek, t. II, p. 178.

Nach Pon-

toppitan (Annal, eeclci. Danieee, t. I, p.625) streue-

J^g, Als die alte« Fürste« von Rüge«, welche Vasallen der Könige von Dänemark wäre«, im I. 1835 ausstarbe«, kam dieses Fürstenthum an die Herzoge von Pommern, dix nun aufhörten, de« Königen von Dänemark wegen desselben z« huldigen. M. s. indeß Mio ha Bin Antiyiit. Pemeraaiae, 1, HI, $, 347.

Schwede»; dessen Eroberungen.

-24

cheriode den doch auch Eroberungen. Sie wurden dazu Theils /V4 durch den Geist jener Zeiten aufgemuntert, der zu i3oo

Kreuzzügen und bewaffneten Missionen antricb, Theils auch durch die Begierde, sich für die Räubereien zu rä­

welche die Finnen und andre nordische Heiden

chen,

von Zeit zu Zeit an den Küsten von Schweden verüb­

ten.

Erich der Heilige wurde um daö Jahr

Apostel und Eroberer von Finnland zugleich *).

1167

Er

legte auch eine Schwedische Colonic in Nyland an, und eroberte

die

Provinzen Hälsingland und Jämtland.

Karl s), SwerkcrL Sohn, vereinigte das Königreich

Gothland mit Schweden, und war der Erste, der den Titel von diesen beiden Königreichen führte. Erich, mit

dem Beinahmen Läspe, der Lispelnde, fing die Bekehrun­

gen durch das Schwert wieder an, und eroberte, unter die­

sem Vorwande, um das Jahr 12 ,8, das östliche Both-

nien und Tawasiland 3). Der König Birger, aus dem Hause der Folkunger 4),

welcher im I. i25o auf

den Schwedischen Thron kam, gebrauchte eben den Vor­

wand, um sich Karelien uns Savolar zu unterwerfen, und befestigte (1295) die Stadt Wiborg.

Er zwang

die Einwohner dieser Länder, das Christenthum anzu­ nehmen,

j) Ornhiaelm, historia Sueonum Gothorumqiie ecclesiast. lib. IV, cap. 4. p. 462. Israeli« Eklandi vita. S. Erici, cnm Scbefferi notis, cap. 6, 7, 8- Erich, dieser Wvhltbäter der Geistlichkeit, wurde nach seinem Lod kanonisier, und mehrere Jahrhunderte hindurch als der Haupt-Patron von Schweden angesehen. 2) Dieser Karl war der erste König von Schwede» deS Nah­ mens, «nd Karl Xil «.eigentlich^ der sechste. 5) Dali», Schwedische Geschichte, Th. n, S. 167. Botin, y. 205. 4) Diese Dynastie hatte ihren Nahmen von Folke Frlbvte r, ihrem ersten Stifter.

Preußen.

225

Nehmen, und schlug ihre Besitzungen zu Finnland x). »etio»

Diese Eroberungen, und die Seeunternchmungen, welche die Könige von Schweden zu verschiedenen Zeiten gegen die Heiden in Esthland machten a), dienten ih­

nen zur Entschuldigung, sich deN Kreuzzügen im Orient zu entziehen, an denen sie niemals Theil nahmen. Bis zum zehnten Jahrhundert erwähnt die Ge­

schichte der Preußen und ihres Landes gar nicht3). Der Verfasser von dem Leben des H. Adalbert, Bischofs

von Prag, der unter der Regierung Otto's III in Preus­

se als Märtyrer starb, ist der erste, der ein Volk dieses Nahmens nennt4).

Da diese barbarische und wilde

Nation nicht aufhörte, Einfälle in die Gränz-Provinzen von Polen zu machen,

so rief Conrad, Herzog von

Masovien, aus dem Hause der Piasten, weil er zu schwach war, sie abzuwehren, die Deutschen Ritter zu Hülfe;

1) Erioi OiÄi histor. Suecor. 1. III, p. ZZ. 2) Der erste Kreuzzug der Schweden in Esthland fallt in ble Regierungszeit Karls, Sverkers Sohns, und in das Jahr 1164. 3) Die Römischen Schriftsteller, als Tacitus, und eben so die Schriftsteller des Mittelalters vor dem zehnten Jahr­ hunderts begriffen, wie es scheint- die Preußen, sowie alle Völker an den Küsten des Baltischen Meeres, ost­ wärts von der Weichsel, mit unter dem allgemeinen Nah­ men derEsthlander, Aestyi, d. h. Ost - oder Morgen­ länder, welchen Nahmen ihnen wahrscheinlich die Deut­ schen gegeben hatten. Man leitet den Nahmen Preus­ sen gemeiniglich von den Slavischen Worte po, bei und Russt, die Russen ab. Dieser Etymologie zufolge, hätten die Preußen ihren Nahmen davon bekommen, daß sie bei den Russen wohnten. Andere haben diesen Nahmen von dem Flusse Ruß herleiten wollen, der einen Arm der Memel im Königreiche Preußen ausmacht. Dem zufolge waren denn die Preußens Uferbewohner der Nuß. Hart« knogh de rebus prussicis. 4) Acta Sanctor. unter dem a3e April, cap. 6. Koch- Revolutionen I«

[ 15]

Erobenmg von PreuKeu durch dl»

236

S'ttote und um sich den Schutz und Beistand des Ordens auf 1^4 immer zu sichern, schenkte er demselben in den Jahren 1226 und i25o das Gebiet von Culm, und verspraeh den Rittern im Voraus alles Land, daö sie von den Hei­ den in Preußen erobern würden x) Da Kaiser Frie­ drich II diesen Vertrag bestätigte, so kamen die Ritter im Jahre 1230, um ihr neues Gebiet in Besitz zu nehmen. Sie erweiterten dies allmählich durch ganz Preußen, nachdem sie einen langen und mörderischen Krieg gegen die Heiden in diesem Lande geführt hat­ ten. Preußen wurde nach und nach durch zahlreiche Deutsche Colonieen bevölkert, und kam nicht eher unter die Herrschaft des Ordens, alö bis ein großer Theil der alten Einwohner vertilgt war. Die Ritter befestigten in diesem Lande ihre Herrschaft und das Christenthum, erbauetcn darin Städte und Festungen, und stifteten Diöthümer und Klöster. Zu der Stadt Marienburg, an der Nogat, dem nachmaligen Hauptsitze des Ordens, wurde im Jahre 1280 der Grund gelegt. Im Jahre 1285 vollendete der Orden die Erobe­ rung von Preußen durch die Unterjochung von Sudau­ en °), der legten von den elf Provinzen, welche das alte Preußen außmachten. ES ist kaum zu begreifen, wie eine Hand voll Ritter ein kriegerisches und mächti­ ges Volk, welches FreiheitSliebe und Fanatismus zur wüthigsten und hartnäckigsten Vertheidigung antrieben, in so kurzer Ieit hat unterjochen können. Man muß indeß nicht vergessen, daß die Jndulgenzen deö Römi­ schen HofeS unaufhörlich eine Menge von Kreuzfahrern 1) Petri

de

Dusbürg thron. Prossia* pari, II, cap. K

S) Idem pari. III, tap, 3x2, 21-,

Deutsche» Ritter. Lieflaad.

227

uus allen ProviNzen)des Deutschen Reiches nach Preu- geriet« ßen hin trieben, und daß die Ritter sie durch Verthcilung ^X der Ländereien gewannen, welche sie den besiegten Völkern entrissen. So ergänzten sic ihre Heere ohne Un­ terlaß durch neue Eolonieen von Kreuzfahrern, und der Adel eilte in Menge nach Preußen, um dort Besitzungen zu erlangen I). Die Erweiterung des Handels im Baltischen Meere, wahrend des zwölften Jahrhunderts, veranlaßte, daß die Deutschen die Küsten von Liestand entdeckten. Einige Kaufleute aus Bremen, die nach Wisby in Gothland, einem damals sehr stark besuchten Hafen des Baltischen Meeres, segeln wollten, wurden durch einen Sturm an die Küste verschlagen, wo der Fluß Düna sich in daS Meer ergießt *). Der Reiz des Gewinnes bewog sie, sich in eine Verbindung mit den Eingebornen deS Lan­ des einzulaffen; und da sie einem Handelszweige, der sehr einträglich werden konnte, Festigkeit zu geben wünsch­ ten, so suchten sie die christliche Religion in Liefland einzuführen. Ein Mönch auö Segeberg in Holstein Nahmens Meinhard, unternahm diese Bekehrung. Er war (um daS Jahr i > 92) der erste Bischof von Lief­ land, und nahm seinen Wohnsitz in dem Schlosse 1) Histoire de l’ordte Ter.tonique, t. T, p, 26s. Der größ­

te Theil deS jetzigen Adels itti eigentlichen Preußen stammt aus Deutschland her, und schon zn Hartknochs Zeiten wa­ ren nur noch wenige edle Familien von Alt-Preußischer Abkunft übrig. Man rechnete zu diesen die Familien Lesgewang, Perband, Parthey«, Malgedein, Brarein, Kalnein. S. Hamkhoch, in notis «d Dusburg, p. S97.

a) Chron. Livofticum vetus, hekausgcgebe» V0N I. Da­ niel Gruber. Dieser Schriftsteller beweist, daß das Jahr 1158 die wahre Epoche der Entdeekung von Lieft land ist.

_tie.

Liefland.

228

V«ri»d« Urkül, welches er befestigte.

Berthold, sein Nachfol-

,074 gcr, wünschte die Ausbreitung des Christenthums zu beschleunigen, und den Gefahren zu entgehen, denen sein Bekchrungsgeschaft ihn aussctzte; daher bewog er dett

Papst, einen Kreuzzug gegen die Liven, oder Licflander, auözuschreiben.

Er starb mit den Waffen in der Hand,

und hatte sie gegen ein Volk geführt, das er bekehr ren wollte! Die Priester wurden nun ermordet, oder aus Liefland verjagt.

Doch bald rückte ein neues Heer

von Kreuzfahrern in dieses Land, und zwar unter Anführung deS dritten Bischofs, Albert. Dieser bauete im

Jahr 1200 die Stadt Riga,

und machte sie zu dem

Sitze seines BiSthums, welches in der Folge zu einem

ErzbiSthum und zur Metropole von ganz Preussen und Liefland erhoben wurde. Eben derselbe Bischof stiftete, im I. 1201, den Orden der Schwertritter, und trat demselben den dritten Theil der Eroberungen ab,

welche er so eben gemacht hatte.

Dieser Orden wurde

im I. 120 4 von dem Papst Jnnocenz III bestätigt;

da er aber nicht stark genug war, sich gegen die An, griffe der Heiden in Liefland halten zu können, so be­ schloß er im I. 1287, sich mit dem Deutschen Orden

zu vereinigen •*). Der letztere ernannte nun Feldherren itt

Liefland, unter dem Nahmen: He er meister.

ihre Vereinigung

wurden

beide

Durch

Orden so mächtig,

daß sie nach und nach ganz Preußen, Liefland, Cur-

1) Die Bulle, durch welche Papst Gregvrius IX, im 1.1287, diese Vereinigung bestätigte, findet man in Ghubeäi chronicon Livoniae, p. 674. M. f. auch Dusburo , chro». Prussiae, pari. III, cap. 2g. Die Liefländlschen Kitter trugen seitdem das schwarze Kreuz auf einem weißen Man­ tel, und gaben sich de» Nahmen: Kreuzbrüder, den sie im I. i38i mit dem Nahmenr Kreuzherren, per, tauschten,

M » g o l e «. land *) und Semgallen 2) eroberten.

229 Dies bewirkten »erfett

sie aber nur dadurch, daß sie die Einwohner — unter

dem Vorwande, sie bekehren zu wollen — einer harten Sklaverei unterwarfen 3),

Ehe wir von Rußland und den östlichen Ländern Europa'ö überhaupt reden, müssen wir uns nothwen­

dig bei den Mogolen verweilen, deren Eroberungen und Verheerungen sich im dreizehnten Jahrhundert, tief aus dem nördlichen Asien her, über Rußland und einen

großen Theil des übrigen Europa erstreckten.

DaS

ursprüngliche Vaterland dieser Ration waren eben die

Gegenden, welche sie noch heut zu Tage bewohnt, und welche nördlich von der großen Chinesischen Mauer, zwi­

schen der Ost-Tatarei und der jetzigen Bucharei, liegen» Man verwechselt sie gemeiniglich mit den Tataren, von denen sie sich doch sowohl durch körperliche Be­ schaffenheit, als durch Sitten, Religion und Staats­

verfassung sehr wesentlich unterscheiden 4). Diese Na-

i) Ganz Curlaud ließ sich taufen, und machte sich (>-Z &*e eigentlichen Mogolen.

Die letztem, die von

den Oelöt durch daö Gebirge Altai getrennt werden, stehen jetzt unter Chinesischer Herrschaft.

Die Mogolen, welche man heut zu Tage in un­ serm Europa kaum noch kennt, verdanken ihren Ruhm

dem Genie eines einzigen Mannes,

Dschings-Khan.

des berühmten

Dieser außerordentliche Mann,

der eigentlich Temudschin, ober, nach Pallas, Dä» mutsch in hieß, wurde um das Jahr n63 der christ»

liehen Zeitrechnung geboren, und war Anfangs nur daS Oberhaupt einer besondern Mogolischcn Horde, die sich

an den Ufern der Flüsse Onon und Kcrlon aufhielt. Seine ersten Unternehmungen richtete er gegen andre

Horden der Mungalei, und zwang sie, seine Herrschaft

anzuerkennen. Dieser glückliche Erfolg machte ihn kühn, und er kam nun auf den seltsamen Gedanken, die ganze

Erde zu erobern. In dieser Absicht rief er (1206) alle Oberhäupter

der Mogolischen Horden und die Befehlshaber seiner Heere, an die Quelle des Flusses Onon zusammen. In

dieser Versammlung trat ein angeblicher Jnspirirter (Chodscha) auf, den das Volk als einen heiligen Mann goltN: Sunt oxnnes, quos quidem videre mihi cpntU git, Eluti Monealique vultu illiberali, oculis pusil« lis, quales sunt caecutientium, quamvis ijli satis acu* tum cernant, genis tuberosis, naso introrsns acto, eminentibus foednm in moreni binis foranrinibus, barba vel nulla vel rarissima, cervicibus opimis, latis humeris, membris compactis firmisque; putares ab alio quodam satorc generis huniani, non illo, quem sacrae Christianorum literae commendant, progen i tos» Gerte figura talis est, quae homini, in ter Europaeoe pato, noh deformis videre nequeat.

Dschlugks-Kha» whb Eroberer,

23t

betrachtete, und erklärte: eS wäre der Wille Gottes, Wertete daß Lcmudschin über die ganze yrrot herrschen,

daß

l01\

alle Völker sich ihm unterwerfen, und daß er künftig

xj*o

den Titel:

DschingiS-, oder Dschinkis-Khan,

führen sollte').

Dieser neue Eroberer unterjochte in kurzer Zeit zwei

große Tatarische Reiche, von denen das eine, das Reich der Rutsche-Tataren, welches auch das Reich Kin genannt wird, die ganze Ost - Latarei, und den nördli­

chen Theil von China umfaßte, das andre aber, Kara-. K hat ar, oder das Reich der Kara -Khitanen, sich über

die westliche Tatarei erstreckte und seinen Sitz zu Kasch­ gar in der Bucharei hatte.

Hierauf griff er die Sul-

*) Nach Abulgasi, Khan von Chowaresmien, oder Chavorism, einem Abkömmling des Mogolischen Eroberers, und Verfasser einer genealogischen Geschichte der Tata­ ren oder Mogole«, bedeutet tin oder tgin, in der Mogokischen Sprache: groß, «nd kt$ ist das Zeichen des Sm perlativS, so daß DsMngis - Khan den größten Khan, oder Kaiser, bedeute« würde. Der P. Gaudil hin­ gegen, von dem wir eine interessante, auS Chinesische« Nachrichten gezogene Hiltoire de la Dynastie des lVIongous haben, versichert: einer, von jeher ununterbrochenen, Tradition der Mvgolen zufolge, sey dieser neue Rahme von dem Geschrei eines außerordentlichen «nd göttlichen WogelS hergenommen, der während der erwähnten Ver­ sammlung (Kurillaj) auf einem Baume gesessen und die Sylben Tschingkis, oder Tschingkisse» gerufen habe. Man nahm diesen Rahmen, als ein vom Himmel gesand­ tes, günstige- Omen an, «nd legte ihn dem neuen Ero­ berer bei. Diese Ableitung wird durch die Autorität ei­ ner Mogolischen Handschrift bestätigt, woraus PiallaS, in dem schon erwähnte« Werke, Auszüge mittheilt. Auch Visdelou , in feiner Bibliotheque orientale p. 150, sagt: er hab» eS so von den Mogole» erzählen hören. WaS den Titel Khan, Kha - hhan, betrifft, dessen sich die Mogolischea «nd Tatarischen Völker bedient haben, «m da­ durch den suveränen Herrn oder Monarchen zu bezeichnen;

23?

DschingiS-Khan's Charakter. Dessen Thronfolger,

Perkode tane von Chovaresmien an, welche Turkestan, das Land 107'4

jenseits des Lrus (Transorania), Chovaresmien oder

»5ov

Chovaresm, Khorasan und ganz Persien, von Derbent

an bis nach Irak-Arabi und nach Indien hin,

be­

herrschten. Diese mächtige Monarchie stürzte DschingiS, Khan in sechs Feldzügen; und während dieses Krieges

thaten die Mogolen ihren ersten Einfall in Rußland, als sie, unter Anführung deS Tuschi, ältesten SohneS

des DschingiS - Khan,,

gegen die Kaptschaker '),

nordwärts vom Kaspischen Meere, zogen^

DschingiS starb, als er sich noch ganz Tangut uns

terworfen hatte, 1227, im fünf und sechzigsten Jahre seines Alters.

Man bemerkt an ihm die Züge eineS

großen Mannes, der dazu geboren ist, Andern zu ge­

bieten; seine seltnen Eigenschaften wurden aber durch seinen wilden Charakter verdunkelt, dem es eine Freud­ war, zu morden, zu plündern und zu verwüsten.

Di-

Menschheit schaudert bei dem Anblick der unerhörten Gräuel, welcher dieser Barbar verübte, dessen Grund­

satz es war, alles, waö ihm nur den mindesten Wider, stand leistete, ohne Barmherzigkeit zu vertilgen.

Die Nachfolger des Mogolischcn Eroberers traten

in seine Fußstapfen ; sie vollendeten die Eroberung von ganz China z), stürzten das Kalifat von Bagdad um9),

so schreibt man die Einführung desselben einem Suyeräa der Awaren, Nahmens Tulun, im Jahr Chr, 4on, zu, Deovignes, bist, generale des Iluns, t, I, yai't 2, 337, x) M. s Mitten, S. 137, Note a. a) Kublax - Khan vernichtete, im Jahre ,279, das Reich der Song, oder Su m, welches den ganzen Süden von China umfaßte; und jetzt kam ganz China zum ersten Mal unter eine fremde Herrschaft. Gaubil, histoire de la Dynastie des Mengous, p, igg. S) Die Kalifen von Bagdad, vor denen Asien, Afrika und

Umfang des Mogolische» Resche-.

233

und machten sich die^Seldschukischcn Sultane von Jeo- ^etiox nium zinsbar ').

Oktar - Khan, unmittelbarer Nach-

folger des Dfchmgis, schickte, im Jahr 1255, aus dem

Jnnerstey von China zwei mächtige Heere aus ; das eine

gegen Corea, an der östlichen Gränze von China; und

das andre gegen die Völker,

welche im Norden und

Nordwesten des Kaspischen Meeres wohnten.

Das letz­

tere^ besten vornehmste Befehlshaber Gajuk, Oktar'S Sohn, und Vatu, ältester Sohn Tuschi's, und Enkel

Dschingis-Khan'S, waren, drang, nachdem es fich ganz

Kaptschack unterworfen hatte, im Jahre -1287, auch in Rußland ein, uud eroberte dasselbe»

Von dort ver­

breitete es sich in Polen , Schlesien, Mahren, Ungarn,

und bis zu den Küsten des Adriatischen Meeres, wobei e,s die Städte einäscherte, die Felder verwüstete, allenthal­

ben Schrecken verbreitete und mordete,

Europa zitterte

bei dem Anblick dieser Barbaren, die, wie cs schien,

um die ganze Erde zu beherrschen,

alles zerstören

wollten. Unter Kublai 2), dem Enkel des DschingiS,

zu

Ende des dreizehnten Jahrhunderts, stand das Reich

der Mogolen auf dem höchsten Gipfel der Macht.

ES

erstreckte sich damals. In die Breite, von dem Chinesischen

Meere und von Indien bis tief in Sibirien, und in die Europa gezittert hatten, waren mit ihrer Herrschaft auf Irak >Arabi eingeschränkt, als sie von den Mogolen, unter der Regierung des Mangu-Khan, im Jahr der Hegira 656 (I. Chr. is58) vernichtet wurden. 1) Dies geschah unter dem Sultan Kar-Khosru H, der sich, a>S ihn die Mogolen gänzlich geschlagen hatten, in einem Traktate, her im Jahre der Hegira 641 »r iv», des, z. B.dcs Auges, der Nase, der Junge u. s. m. >). 107’4

Diese Gesetze wurden auf den Reichstagen oder in den all-

lSoo

gemeinen Versammlungen bekannt gemacht, welche aus dem Könige, den hohen Kron - Beamten, den Repräsen­ tanten der Geistlichkeit, und den freien Bannern bestan­

den. Alle Theile der vollziehenden Gewalt gehörten übri­ gens den Königen, die auch nach ihrer Wiilkühr Krieg und Frieden beschlossen; und die Grafen, oder Statthal­ ter £cr Provinzen, machten keinen Anspruch auf eigen­

thümliche oder erbliche Gewalt a).

Unter einer so kraftvollen Regierung erweiterten die Könige von Ungarn die Gränzen ihres Reiches durch die Eroberung von Sclavonien

Croatien und Dal­

matien *); auch das Königreich Rama oder Bosnien kam zu eben der Zeit unter ihre Herrschaft 5). So er1) Werboegz, Corpus juris hungar. t. II, p. 14 et 26. 2) Otto Frisingensis de gestis Frid. I, lib I, c. Zi. Eben dieser Schriftsteller, welcher im zwölften Jahrhundert leb­ te, mertt an, daß die Ungarn im Sommer und Herbste noch, unter Zelten lebtey; daß man in ihrem Königreiche nur wenige von Holz und Scenen gebauete Hauser fand; daß die Vornehmen, wenn sie sich an den Hof begabenihre Stühle dahin bringen ließen, und daß Jemand, der

M Winter seine Nachbarn besuchen wollte, dasselbe that. 3) Sclavonien wurde von dem Könige Ladislaw im Jahre

107 erobert. 4) Die Eroberung vvrt Kroatien schreibt sich aus den Re­ gierungen der Könige Ladislaw und Coloman her, und fällt in die Jahre 1091 und 1102; die Städte in Dal­ matien würden im 3. 1103 den Venetianern durch Er­ oberung'entrissen. Lucius de regno Dahnatiae, 1. Hf, cap. 5. Thomas Archidiaconus , historia Salonitana, cap, 17 in SchwanDtäeri script., t. III, p. 556. Der Einbruch in Dalmatien wurde die Quelle von Kriegen zwischen den Königen von Ungarn und der Republik Ve­ nedig; und erst seit dem fünfzehnten Jahrhundert gelang eS den Venetianern, sich im Besitze von Dalmatien zu behaupten.

5)

Katona historia critica regum Hungariae, t. III. p. 17^

213

Ungarn; dessen barbarischer Zustand.

Eroberten sie auch Sefvien, Bulgarien und das Russische v-riod -

Fürstcnthum Halitsch oder Galizien, und vermehrten ihren Titel mit den Nahmen dieser Lander x). Alle diese Eroberungen gaben Veranlassung zu einem Miß­

brauche, der für Ungarn verderblich wurde.

Die Kö-

«ige maßten sich das Recht an, über die ncueroberten Provinzen zu Gunsten ihrer jüngeren Söhne zu verfü­

gen, denen sie dieselben, unter den Nahmen Herzogthümer, und mit Hohcitsrechten, überließen *).

Die

letzter» machten sich dies zu nutze, den Staat zu be­

unruhigen und Bürgerkriege zu erregen. Der König Andreas II ist durch eine Revolution

merkwürdig, welche bei seiner Zeit in der Regierung

erfolgte.

Er hatte im I. 1217 einen Zug nach dem

heiligen Lande unternommen, wozu er außerordentliche, zu Grunde richtende, Ausgaben machte.

Die Großen

benutzten seine Abwesenheit, ihre Gewalt zu vergrößern und sowohl di« Domänen, als die Einkünfte der Krone an sich zu reißen.

Alle Theile der Staatsverwaltung

gxriethen in Verdcrbniß, und der König strengte sich

nach feiner Rückkehr vergebens an, den Unordnungen

in seinem Reiche, und der Erschöpfung seiner Finanzen

abzuhelfen.

Er faßte endlich, im I. 1222, den Ent­

schluß, einen allgemeinen Reichstag zusammen zu rufen, dessen Resultat das berühmte Dekret, oder die goldne

Bulle war, diese Grundlage der fehlerhaften Constitu1) Päät an na les regum Hungariae, t. I, p. 17g et 204, Codex Nicon. , k. II, p. Zlo, 540, 346» Paema lierald, regn! Hungariae specimen, p. 68, 71. In den Jahren

12.8 und 1220 eroberten die Russischen Kürsten Halitsch wieder. 2) So gab der König Bela H, Coloman's Nachfolger, sei­ nem jüngeren Sohne Ladislaw das Herzogthum Bos­ nien. Phzu thesaurus anecdotojr,, t, V, pari. I. p. 355.

io7/t tb5gO

214

Revolution'in btt Regierung von Ungarn.

Periode nach welcher Ungarn nqch hcutzuTage regiert wirb. Die 1074

Güter der Geistlichkeit würben dadurch von allen Steu-

iZoo

ern und von Beherbergung der Kriegsleute befreiet. Der

Adel kam in erblichen Besitz der königlichen Güter, die Einzelnen aus seiner Mitte, zur Belohnung für ihre Dien,

sie, ertheilt worden waren; er wurde der Verpflichtung, auf eigne Kosten und außerhalb Landes Kriegesdienstc zu

leisten, entledigt, und man bewilligte ihm daö Recht­

fich zu widersetzen, im Falle, daß der König einen oder

den andern Artikel dieses Dekrets überträte ').

König

Andreas II war cs auch, der imJ. i2a4 den Sachsen oder Deutschen in Siebenbürgen, welche König Geysa

II dahin berufen hatte2), große Privilegien und Frei» Heiken ertheilte 3).

Im Jahre ia4i., unter der Regierung König Bcla's IV, wurde Ungarn auf einmal durch ein Heer von

Mogolen überschwemmt, welches mehrere Anführer hat­ te, unter denen Vatu, Tuschi's Sohn, und Gajuk, Sohn des großen Khans Okta'i, die vorzüglichsten wa­

ren.

Die Ungarn, welche jetzt in vollkommner Sorg­

losigkeit lebten, und sich der Weichlichkeit überließen, hatten nicht daran gedacht, theidigung zu sorgen.

bei Zeiten für ihre Ver­

Sie versammelten sich endlich

unter den Fahnen ihres Königs, und schlugen an den Ufern deö Sajo ganz nachlässig ihr Lager auf. Hierin wurden sie aber von den Mogolen überfallen, die ein

schreckliches Blutbad unter ihnen anrichteten. Der Prinz Coloman, Bruder des Königs, wurde in dem Handge-

1) W ehboe.cz , Corpus Juris hung. t. II, p. Z8. Palma, notitia Huiigariae, edit. de 1786, t. I, p, 601 mit) 641. 2) Die Urkunde hierüber findet man in Beskoe, Trantilvania, t, I, p. 429. 3) Um das 3* ll42« Benkoe, ibid., p* 459.

Einbruch der Mogolen.

245

yrenge gctödtet, und der König selbst rettete sich nur mit »"«»d»

Mühe und Noth nach Trau in Dalmatien.

Gan; Uns

gärn stand jetzt dem Eroberer offen, der. sich nun mit

seinen siegreichen Waffen auch in Sclavonien, Croqticn, Dalmatien, Bosnien, Scrvicn und Bulgarien verbrei­ tete, und seine Wildheit allenthalben durch, das Blut

-er Völker befriedigte,

das er in Strömen vergoß.

Diese Barbaren schienen Willens zu seyn, sich ganz in Ungarn fcstzusctzen, als nach Verlauf von drei Jahren

die Nachricht von dem Tode des großen Khans Oktar, und von seines Sohnes Gajuk Erhebung auf den Chi­ nesischen Thron, sie bewog, ihre Eroberungen zu ver­

lassen, und mit unermeßlicher Beute nach dem Orient

und nach China zurück zu ziehen *).

Auf die Nachricht

hiervon, verließ König Beta IV seinen Zufluchtsort. Als er wieder in Ungarn angekommen war, versam­ melte er die Ucberreste seines Volkes, das Theils in

den Waldern herum irrte, Theils sich in den Bergen versteckt hielt.

Er ließ die Städte aus ihrer Asche wie­

der hervorgchcn, berief neue Coloniccn aus Croatien,

Böhmen, Mahren und Sachsen, und gab einem Staate, der von den Mogolen, so zu sagen, vernichtet war, all­ mählich das Leben wieder.

Das GricchischeKaiserthum näherte sich sei­ nem Untergänge immer mehr. Es wurde im Osten oft durch die Seldschukischen Türken angefallen, von der

Donau her durch die Ungarn, Bulgaren und Cumaner *)

1) Thomas Ahohidiaconus Spalaunus, ein gleichzeitiger Schriftsteller, in Historia Salonitana, cap. 37 et seq, Palma notitia Hangar., p. 265. L) Die Cumaner waren die Poiowzer der Russen, und die Kapkschaker oder Türken der Orientalen. Nach mehrere» Veränderungen ihres Wohnsitzes ließ sich eine ihrer Colvnieen jn einem Theile des alten Dacirns, der jetzigen

»074

■246

Das Griechische Kaiserthmn.

Qttitvt beunruhigt, und überdies durch Faktionen und innere So konnte es denn seinen Feinden,

1074

Kriege zerrissen.

i5oo

deren ohne Unterlaß neue auftraten, nur schwachen Widerstand leisten, als es sich auf einmal, durch die

Wirkungen des vierten Kreuzzuges,

mit gänzlicher

Vernichtung bedrohet sah. Der Kaiser Isaak Angelus war im 1.1196 durch

seinen Bruder Alexius III vom Throne gestoßen worden,

und dieser hatte ihn blenden lassen.

Jsaak's Sohn,

der gleichfalls Alexius hieß, fandMittel, sich zu rettens «r kam im Jahre 1203 nach Venedig, und flchete dis Kreuzfahrer um Hülfe an,

deren Truppen sich da»

malö in den Gegenden bei dieser Stadt versammelten) um dann, auf Schiffen der Republik, nach dem heil. Lande zu segeln.

Der Prinz Alexius erbot sich,

die

Kreuzfahrer für die Kosten zu entschädigen, welche sie

auf eine Unternehmung zu seinem Vortheile verwen­ den würden; auch machte er ihnen Hoffnung auf die

Vereinigung beider Kirchen, und auf beträchtliche Bei« hülfe an Geld und Truppen,

des heiligen Landes.

zur Wiedereroberung

Die Kreuzfahrer gaben seinen

dringenden Bitten nach, und segelten, anstatt gerade­ zu nach Syrien, nach Constantinopel, belagerten die­

se Stadt, verjagten den Usurpator, setzten den Kaiser

Isaak wieder auf den Thron,

sind bestimmten ihm

seinen Sohn Alexius zum Gehülfen '). Moldau, nieder, welche von ihnen den Nahme» Cumanien erhielt. Päat, annales vetcr. Hung., part. JIJ, 1. II, p. 587. Paz-ma , notitia rerum Hungaricaruin, p. 34, Kroß und Klein - Cumanieu, in Ungarn, erhielten ihren Nahmen von verschiedenen Eumanische» Colonien, welch» in dieses Königreich gerufen wurden. l) N'icktae Choniatab Alexius Comnenus, 1. HI, cap. g, Geoferoy db ViLLEHARDoutN, de la con^ugte de Coe» ttantinople, chap, 55, 56, 45 et »uiv.

Aalfttthnm der Lateiner.

24-

Kaum hatten d/c Kreuzfahrer Constantinopel ver-- »erio». lassen, alö daselbst eine neueRevolution ausbrach. Ale- 1O74 ^ius, mit dem Beinahmen Murzuphlus, erregte einen ™00 Aufstand, setzte sich vermittelst desselben auf den Thron, Und ließ die Kaiser Isaak und AleriuS ermorden. Die' Kreuzfahrer geriethcn über die Zerstörung ihres Werkes in Wuth, kehrten mitten auf ihrem Wege wieder um< belagerten Constantinopel aufs neue, eroberten es mit' stürmender Hand, ließen den Usurpator tödten, und be­ schlossen, Balduin, Grafen von Flandern, einen auS ihrer Mitte, zum Kaiser zu ernennen *). Diese Begeben­ heit, wodurch das GriechischeKaiserthum an die Lateiner kam, geschah im 1.120 k Auf sie folgte bald die Ver­ einigung beider Kirchen, die indeß weder allgemein, noch Son Dauer war, und mit der Herrschaft der Lateiner über Constantinopel wieder aufhörte. Die Kreuzfahrer theilten sich nun in die Provinzen des Griechischen Reiches, sowohl die, deren sie sich schott bemächtigt, als die, welche sie noch zu erobern hatten *). Der größte Theil von den Sccküsten am Adriatischcn Meerbusen, denen von Griechenland, vom Archipelagus, von Propontis und vom Pontus EUrinus, die cykladischcn und sporadischen Inseln, desgleichen die In­ seln im Adriatischen Meere, wurden der Republik Ve­ nedig zuerkannt. Bonifatius, Marquis von Montser­ rat, Hauptanführer des Kreuzzuges, bekam zu seinem 1) Nicetae Constantinopolitanus Status, cap. 6, Ville» hardouin, chap. 136. Auf Balduin folgte sein Bruder Hein­ rich; und auf diesen, Peter von Courtenay, sein Schwa­ ger, Enkel Ludwigs VI, Königs von Frankreich. Peter von Courtenay hinterließ zwei Söhne, Robert und Bal­ duin 11, welche nach einander in Constantinopel regierten, urb die letzten Lateinischen Kaiser waren. 2) Diesen Theilungs - Traktat giebt Mvbatoäi, scxipt, r Kaiscp von Nicaa, unternahm die Belage-