Friedrich Friesen: Ein politisches Lebensbild [Reprint 2019 ed.] 9783486769777, 9783486769760

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German Pages 212 [224] Year 1936

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Table of contents :
Leitworte
Vorwort
Inhalt
Einleitung
Die Kindheit in Magdeburg
Wissenschaftliche Lehrjahre in Berlin
Politischer Lehrer
Der Bund mit Schill und Jahn
Der Deutsche Bund Friesens und Jahns
Das Turnwesen
Die Gründung der Burschenschaft
Vorbereitungen zur Erhebung im Bunde mit Stein und Gruner
Friesens Eintritt in die Lüβowsche Freischar
Friesen im Befreiungskrieg und fein Tod.
Friesens Totenehrung
Bildnisse Friesens
Friesens Stammtafel
Unveröffentlichte Quellen
Anmerkungen
Anmerkungen zum Anhang
Anmerkungen zu den Abbildungen
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Friedrich Friesen: Ein politisches Lebensbild [Reprint 2019 ed.]
 9783486769777, 9783486769760

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ßtkbtiä) ^riefen (gin polítífd)e$

Sebensbílb

33on

(Bmttt fHutibnagel SDîit 6 SStíMúfeín

SOlüttd&en utt&

e t í i tt 1936

Verlag t)on OLDlbett&otitíj

© t e A r b e i t ifî m i t U n t c r f í ü g u n g bet © t a b i SJîctgbebura fjeïauégegeben treiben.

Srucf t>on K. Olbenbourg, SHüncfjcn.

Seitftotte, „Stiefen tncir ein aufblüt>enber OTann 3n 3ugcnbfülle unb 3ugenbfd)pne, 2tn £eib unb Seele o^ne 5el>l, ©oll ltnfd>ulb unb 2Bcisf)eit, berebt toie ein Set)er; (Sine Siegfriebsgeftalt, pon großen ©aben unb ©naben, ©en jung unb alt gleid> lieb f>atte; SinOTeifterbes Sdjtoerts auf §ieb unb Stöfs, Kucj, rafet), feft, fein, gewaltig Hnb nirf)t ju ermüben, wenn feine ijanö etft bas «Sifen faßte; Sin fülmer Schwimmer, bem !ein beutfdjec Strom ju breit unb 3U reijjenb; Sin reif iget 9?euter, in allen Sätteln gerecht; (£in Sinner in ber Surnfünft, bie il)m riel perbanlt. 3i)m trat nidjt belieben, ins freie 93aterlanb Ijeimjufeljren, 2ln bem feine Seele Ijielt. 93on »elfter Sücfe fiel er bei büfterer 2Binternat ©uref) SHeucfjelfdjufe in ben Slrbennen. 3()n Ijätte aud> im Kampf feines Sterblichen Klinge gefället. Keinem juliebe unb feinem juleibe — SlberroieSer Stubent Sieber: ,,©u mufjt uns bod) mal etwas pon Riefen fagen unb erjäljlen, id> tpeife nichts tpeiter pon if)m, als tpas im Surnbud) pon il>m ftet)t." 3ai>n: „O ja, bas fann man fon mal roas über Riefen auffegen. 9lur läfet fiel) jetjt nod> nid)t piel brueten, weil gar jupiel Sebenbe Inneingejogen tperben muffen, fonft Hefte fion mal machen." Siran} |fiict>«r, ©olbfptüd)lem au» 93atec 3a{>ne JJJunbc (1818). „33on allen 9Henfc£en, bie id) l>abe fennengelernt, ift Riefen ber, tpelcfjer am tpenigften ju miffen ift unb an bem bas ©aterlanb in jeber 93ejiel)ung am nieiften perliert." OTajor 0. £ü^ott> (»rief an 93tcting(>off 1817).

1*

III

Q3otwort. 2Bie 6cm S t u b e n t e n Lieber im -Ceittport gct)t es tPoI)l ben meiften. S o lebenbtg Statne noef) l)eute ift, fo unbelannt ift im allgemeinen fein SDirfen. 2Bäl)renb über faft alle bebeutenben &öpfe bes beginnenben 19. 3ai)rl)unberts jeitgemä&e Sinjelbarftellungen porljanben finb, ift über feit über einem 9Henfd>enalter nid)t mel>r felbftänbig tpiffenfcf>aftlicf> gearbeitet tporben. ©ie einjige auf eigenen größeren ftorfdmngen beru^enbe, 1885 bjtp. 1899 erfdnenene Sebensbefd)reibung pon (Suler betont ¿ubem, — u>ie e6 bem 33erfaffer als S u r n e r nal>e lag — , por allem K i e f e n s SBebeutung für bie Leibesübungen, tpäl>renb bie politifd?e S e i t e feiner Sätigfeit jurüeftritt. Slnbererfeits aber mu&te bem begeifterten £ o b ^riefens burd; 2lrnbt, ben ftretyerrn Pom S t e i n , 9ftajor p. Sü^otP u. a . bod> nod) eine über bas Sumtpefen ijinausgreifenbe SBirifamfeit bes ©eritymten jugrunbe liegen, ©iefe in ber politifd>en Qielfetjung feines S t r e b e n s barjuftellen, foll por allem ber Qwed biefer Strbeit fein. 3ugleid> tpurbe auf ©runb ber jal>lreid;en, neu erfd>loffenen linterlagen ber 93erfud) gemacht, bas überlieferte, bislang ettpas j u fd;emen^aft unb einfad) gefeljene ^ricfenbUd burd> £id)t unb Schatten plaftifd) j u geftalten unb j u perlebenbigen. S o m i t bot aud) l>ier bie gülle ber Überlieferung bie reijpolle Slufgabe jeber B i o graphie, ein menfd>lid)es Leben, unter 2öal>rung feiner bunten 9Jlannigfaltigieit, in ben Stammen eines geftaltenben föunfttoerfes j u fpannen. d a r ü b e r hinaus aber gab bie Betrachtung pon K i e f e n s LebenstPetf tpidjtige Siuffdjlüffe über bie @ntftel)ungsgefd)id)te ber beutfd)en ©intjeitebeftrebungen auf poli-

V

tifd>em unb fosialem ©ebiet unb ber Hmbilbung bes ftaatsgebunbenen ©enfens j u m pottljaften. ©er äußere Slnlafj j u einer 23efar für mi ein Vortrag, i>en id) j u feinem 150. ©eburtstag (25. I X . 1934) in feiner 35aterftabt 9ttagbeburg l)ielt. §>ie hierbei auftaud)enbe überrafdjenbe gttlle neuer Probleme führte mid> au einer immer eingeljenberen 93efd)äftigung mit ^riefen» 93ei biefer Slrbeit tarn mir a b ©lud ttn Hnglücf jugute, baß id) eine unfreiwillige, lange 2Kuße — bie ^olge eines ö p o r t unfalleö — benutzen tonnte, mief) g a n j biefer ©arftellung j u toibmen. 23eenbet tr>urbe bie ©rucflegung ber 2lrbeit am 33orabenb bes Olpmpiajaf)re6 1936, in bem §>eutfd)lanb j u m 33eranftalter ber größten fportlid)en «Spiele ber 2 M t toirb unb fid; tym jugleid) ©elegen^eit bietet, im SBettiampf mit ben anbeten 23öliern etnjutreten für bas emagogem>erfolgung naturgemäß meine n?id)tigfte Slitenquelle bilbete, unb ber 93ertpaltung ber illigieit meine 5af>lret4>en 93üani verpflichtet bin id) por allem bem § e r r n Oberbürgermeifter pon 9Hagbeburg, Dr. 2ftarimann, ber, in perftänbnispoller ^örberung aller ftabtgefd)id>tlid)en 23eftrebungen, burd) bie 93ett>illigung eines ©rudfoftenjuidmifes es ermoglid;te, baß bas 23ud> über 9Hagbeburgs großen n ^riefen in ber porliegenben umrbigen ^orm erfc^einen ionnte. S K a g b e b u r g , im 9Iopember 1935. Dr. (Erwin SKutibnaget, ort Anleitung Briefen als tc£)±(tcf>c Sebeutung. — ©eiftigpolitifcfce Gattung feiner Seit. ©ie ^inbljeit in OTagbeburg 93otfai)ten. — eitern. — 23orel)elid>e ©eburt j^riefens. — Umwelt in JKagbeburg. — Qugenbeinbrüde. — Sct)uljat)ce. — "^tinj Souis fjerbinanb in SJlagbeburg. — Sielfons 23efud>. — Sinfegnung. — Überfiebelung nad) ©erlin. 2Biffenfrjai)te in Serlin Striefens äußere @rfcf)einung. — Sein ££ara!ter. — ©eiftiges Seben in 23erlin. — ©djüler ber 23auafabemie. — ©ie bortigen S e t t e r . — 93ebeutung ber 2lfabemie für Briefen. — ©er Sufammenbrud) »on 1806. — griefen als Mitarbeiter Slleyanber t>on §umbolbts. — griefene Stellung ju §umbc>Ibt. — §umbolbts Öberfiebelung naef) ^ a r i s . ?politifcf)cr Secret in ©erlitt 2luffaffung t>on S t a a t unb 93ol! im Slbfolutismus. — ^riefen ate §örer t>on 5id)tes Sieben an bie ©eutföe Kation. — ^ e f t a l o j j i s 9Keti)obe. — j r i e f e n als S e t t e r bei H a m a n n . — ^tiefen unb 93ismarcf. — Stellung bes beutfdjen 93olfes ju ben Seibesübungen in ber Seit cor ^riefen. — ^riefen ale Surnle^rer »or ber S e f a n n t fcf>aft mit 3af)n. ©er 23unb mit Sdnll unb 3al>n S i e ©rünbung ber ged>tbobengefellfcf>aft. — 3i)te ©ebeutung. — Smattonale ©e^eimbünbe 1808—09. — ¡Jriefens 33eri)ä!tms j u m Sugenbbunb. — griefen im ©ienfte Schills. — 2luf S?unbf auf Stüftcin. — ©te 93eianntfc^aft mit gouqué, Sljamiffo unb Börner. — ©ie fjccunbfdjaft mit Safcn. — 93ecgleid) griefens mit 3ai>n. — griefens Sinflufs auf 3at>n.

©er „©eutfdje V u n b " griefens unb 3af>ns £. St. §offmann als Untecfucfjungsric^tet über ben ©eutfd)en 23unb. •— ©ie ©tünburtg bes ©eutfd)en 23unbes. — griefen als •Stifter unb Setter. — 3Kitglieber unb Verbreitung bes Sunbes. — Vunbesjiel: Vefreiungsfrieg, Volfsetitehung unb b e u t l e ein^eit. — Verhältnis jum Sugenbbunb. — ©ie Stellung bes Vunbes jum Stbfolutiemus, jur 9?omantif unb ¿um Siberalismus. — SBirfungen bes Vunbes.

enfd)aft iitiefens 33ejietmng }u ben ißrofefforen ber Unipctfität Verlin. — (Entroicflung bes ftubentifchen Verbinbungsroefens bis jur ©rünbung ber Vurf4>enfd>aft. — gidjtes ^ l a n ber Siegelung bes fiubentifc^en •Cebens. — ©ein Sufammenftofe mit ben fianbsmannfdjaften in ©erlin. — ^3läne jur 9ieugeftaltung bes Stubentenroefens im Sugenbbunb unb im ©eutfd)en Vunb. — ©ie ©entfd)rift „Orbnung unb @inrid>tung ber Vurfd>enfci>aft". — ^riefen als it>c Verfaffer. —• gicf)tes Stellung jur ©enffcfjrift. — SOeiterentoicflung bes burf4>enf4>aftlid)en ©ebaniens.

91

Vorbereitungen jur «Erhebung im Vunbe mit ©tein unb ©runer . . Suftus ©runers SBirfen. — griefens Sufammenfunft mit ©tein. — ©runer in ?Srag. — 'Jüan einer (Erhebung gegen Slapoleon. — £ätig!eit bes ©eutfe^en Vunbes für bie Vorbereitung. — griefens 93ert)anblungen mit ©runer in fiiebtoerba. — ©runers Verhaftung. — Vef4)lagnahme bes Strchtoes bes ©eutfcf>en Vunbes. — griefens Vertat an ©tein.

107

griefens «Eintritt in bie Sü^orofcfce greifbar griefen unb ber Staatsfanjler §arbenberg. — Sluflöfung be6 ©eutfct)en Vunbes. — JJttcfcrt& Überfieblung nacf> Vreslau. — eintritt in biefiüiptpfcfjegreifbar. — ©tiftung unb ©eiftestjaltung ber greifbar. — Shre Vejiejmngen jum ©eutfd>en Vunb. — OTajor »on Sü^oro. — griefen als fein Slbjutant. — geeunbe griefens in ber greifbar. — griefens Verhältnis ju ©lifa t>on Süjjotp. — ©eine ©enbung ins ruffifcf)e Hauptquartier. — 3ufammentreffen mit Stein unb mit ©neifenau in Vreslau.

121

^tiefen im Vefreiungsfrieg unb fein Slusmarfc^. — Vriefe aus bem Vet S i s m a r d in Schönhaufen. griefens Sätigteit toährenb bes

139

VIII

£ob Selbe. — 8ug butd> Sad>fen. — — ©er Überfall pon Kiijen. — SDaffenftillftanbes. — kämpfe in

Seite

9iorbbcutfd)(anb. — ftriefenß ©ent[d>rift über bie Sü^orofdjc iJrciiar. — gatm unb R i e f e n als ©olbaten. — Setter Slufcntt>alt in 23ertin. — 3ug bued) 9Beftfa(en. — Krieg in ftranfreief). — ©er Tobesritt butd) bie Sirbennen. — Jriefena Snbe. JJriefens Totenehrung ©te Sage pon ftriefena ®rfcf>einen nad) bem Tobe. — Süisotpg unb Sahne Stachruf. — ©ebichte über ^riefen non geune, 2trnbt, ©d)enfenborf, Klafjmann u. a. — Ketftings ©ebächtnisbilb. — ©ie 2Bieberauffinbung ber £eid>e Striefens burd) 93ictingf)cff. •— ©te Überführung nach ©eutfdjlanb. — ga^ne 'plan eines 23egräbniffee auf ber §afenf>eibe. — ©er 3tiefenhüge(. — ©hrmtg ftriefene auf bem SBartburgfeft. — König ifriebrich 28ilf)elm IV. unb ^riefen. — Sxiefens 93egtäbnis 1843.

157

21nf)ang Silbniffe Striefens Jriefene Stammtafel 2lbbruter Quellen 3af>n über griefen Srief griefens an §epligenftaebt ©enffcf>rift g=cicfcnö über bie Sütjorpfche g r e i f b a r

168 172 173 173 174 175

Slnmerfungen unb Sdjcifttumeangaben Slnmertungen jur ©arftellung Sinmerfungen jum Sln^ang Stnmertungen ju ben Slbbilbungen

180 180 199 202

2ibbi(bungen K i e f e n s gugenbbilb pon Karl 6ieg. 1800 16/17 3ohann ©ottlieb Richte pon ftriebrid) 93un> (Sßüri) 32/33 {Jriebrich fiubroig gafm t»ät)renb feiner Serliner ¿eit um 1817 . 56/57 Slifa pon £ü$on>, geb. Slfclcfelbt nad) 1814 132/133 JJriefen auf 93orpoften, mit Körner unb Hartmann, pon ©eorg griebrich Kerfting. 1813 (1815) 144/145 ^riefen als £ü|otper. 1813 150/151

IX

Einleitung» Striefen als 6pmt>oI. — gtiefens gefc^)tc^tlicf)c 33ebeutung. — ©cifttg-poliiifcfjc Gattung feiner Seit. ^ ü r ben ©efdnd>tsfd)reiber ift 5er 2Bertmaf$itab bafür, ob ein 92icnfcf) 3U ben ©rojjen gerechnet toetben iann, bie fieiftung, bie er auf irgenbeinem ©ebiete j>ollbracf)t i>at, alfo bas Jnnterlaffene SBerf. §>as 33oli unt> ber geftaltenbe Künftler bagegen, — SU bem ber ©rfinber eines 92h)tJ)os in ben Uranfängen i>er 3Henfct)^eit nid)t minber gehört, toie ber §>id)ter eines modernen ©ramas —, gefjen nid)t t>on irgendeiner Sat aus, fonbern allein pon ber sperfönlidtfeit if>res gelben. (So iönnen fic gerabe ii>re befonbere Siebe jenen ^rüfwollenbeten fcfjenfen, bie nad> einem iurjen, tutjmooUen Sieben in it)rer gugenbiraft bat>ingerafft tourben, olme tyr Söeri beenbet ¿u £aben. ©etoaltig ift bie 9teit)e biefer ©eftalten, an beren Sinfang ber ©ott 23albur, ©iegfrieb unb 2ld)ill fielen, ©erabe ber fritye £ o b perletyt jenen ben Sauber for etpigen Sugenb nad) bem SBorte ©oetfjes in ber 2id;illeis: „28er jung bie ©rbe Derlaffen 28anbelt aud; etpig jung im 9?eicf)e ^etfep^oneias, afe er einem folgen entfprad), bejeugt eine ^ülle übereinftimmenber, einander infiobeserí>ebung faft überbietenber 3 ^ u g e n a u s jener Seit, j u benen SKänner gehören tpiebergïeiÎKtr pom S t e i n , Sllejtanber p . i ) u m bolbt, Slrnbt, 9 P . Sd)enfenborf, 3aí>n, Sifelen, £üi$ou>, @id>i;orn, ©runer, ^ m m e r m a n n , £f).2i. Hoffmann uní» 2ftafemann. 21U bies tpürbe ^ t e f c n j u m felfeen eines Sïtytyos, einer §>id)tung ober eines Kultus geeignet machen, tpie es 3al>n aud) in ber £ a t bei biefem, fd;on pon ben 3 e it9^ n c »íí e n m i t S i e g frieb unb 2id)ill perglid)enen J ü n g l i n g erftrebte. Söeniger aber tpürbe eine berartige aftlicf>cn ©efd)id)tsbetrad)tung büben, j u m a l ba it>c bas 28efen bes ben ^iftoriíer ftets anjiet>enben „2Henfd)en mit feinen 2öiberfprüd)en" auf ben erften ©lief j u fehlen fd)eint. $Jiir biefe 23etrad)tungstpeife i>at ^ r i e f e n burd) einen anberen Umftanb 23ebeutung: er erfd;eint nid)t n u r als ein paffipes S y m b o l , fonbern jugleid) aucf> als einer ber größten 95ertreter einer 23en>egung, bie unter feiner tätigen 2flitf)ilfe bamals entftanb unb bie ©eftaltung bes beutfd>en Sebens in ber ftdjje* jeit entfd)eibenb beeinfluffen follte. Striefens Seben umfaßt jtpar n u r breifeig 3re, aber gerabe bas fd)ir ben ^Partihilarismus an bie Stelle ber beutfdjen 9îeid)sgefinnung treten liefe, j u m a l für biefe, nad) ber S?aiferabbaníung pon 1806, ein äufeerer Sftittelpunft fehlte. bie 2ftad)tf)aber biefer S t a a t e n mufete bas Streben nad) ber beutfd)en @ini)eit §od)Perrat

2

bedeuten. innerhalb ber Sänber tx>aren ftarre Sd;ranfen jtmfd)en ben einjelnen S t ä n b e n unb ©laubensbefenntniffen a u f g e l i s t e t . Sin ftärieres gemeinfames 23anb ber 53ürger fehlte, ba fie oon einer aftisen Beteiligung a m (Staate a u s gefchloffen n?aren. 2lus tiefem 2tbfcitöftct)cn ber einzelnen ectDud)8 eine immer größere S t a a t s - unb 93olfsfrembe; es bildete ficf> ein ©efchlecht unpolitifcher ^nbimbualiften, bie ihr „höd>ftes ©lüc! in ber sperfönlichieit" nad> bem befannten 2Borte ©oethes fucf)ten. © e r 23eltbürgerfinn, ber bas naturgemäße (Ergebnis biefer 33olfsentfrembung u>ar, unterbaute gefinnung&mäfjig bie Schöpfung bes napoleonifd>en 2öeltreiches, bie politifd) burch bie Setiplittetung ©eutfchlanbs ermöglicht tpurbe. © e r bauernbe 23eftanb ber franjöfifchen ^errfchaft i)ätte bas Snbe t>on ©eutfd>lanb als politifcher unb tultureller 3Kad)t bebeutet. ©ie S t a a t e n bes beutfd>en 2lbfolutismus, beren größter Vertreter Greußen toar, tDaren ber neuen ©rofcmacht erlegen, tr>eil fie lebiglicf) auf bem med>anifchen Arbeiten ber Staatsverwaltung beruhten. @rft bie 33eru>ur3elung bes Untertanen im eigenen 33oltstum unb feine 33inbung an ben «Staat burcf> bie tätige Teilnahme an ber Regierung tonnte jene ©efinnung fd)affen, bie bie ^rclt>citöiriege ermöglichte unb fomit bie 93orausfetjung ber nationalen 5Biebergeburt toar. ©ie politifdje SHünbigfeitserflärung bes S t a a t s b ü r g e r s tx>ar bas 2Beri ber preußifct>en Sieformer, alfo eine obrigieitüct) angeorbnete Maßnahme, ©arüber hinaus jebod> jielten bie 93eftrebungen einiger 3Zlänner, bie nid>t ben 9tegierungsfreifen entftammten. SBä^renb bie ijanblungen ber Reformer mit 9tücfficht auf bie bamalige politifd>e Sage ftari befd)rän!t waren, tonnten jene roeiter unb tiefer gehen. S i e fud)ten an bie S t e l l e bes alten Staatsbegriffes ben 53oltstumsgeban!en j u fe^en. ©egenüber ben einzelnen Sanbesherrfchaften follte bie beutfehe (Einheit, gegenüber ben Stanbesunterfchieben, — bie auch nad; ber ftart im büroiratifd>en unb bürgerlich-liberalen Seifte burchgeführten R e f o r m geblieben o a r e n , — bie 93ol!sgemeinfd>aft bewußt x>enx>irtlicht werben.

3

Vertretet tiefer Stiftung, £>ic ftarie 33erührungspunlte mit ^icf>tes Gebert hatte, tparen 2trni>t unb 3ai)n; als einer i>er bebeutenbften 5?öpfe, jene ipiäne in i>ic Satumjufetjen, follte fid> ^riefen, — ^ i ^ 0 Schüler unb ftahns JJreunb, —• era>eifen. 2ln ben Pier großen (Schöpfungen tiefer 23eu>egung nahm er füf>reni>en Slnteil. Sr ttmrbe ber Stifter bes ©eutfd)en 23unbes, ber als bie erfte beutfehe politifd;e gartet angefehen werben un !ann mit bem Siel ber nationalen i> Einheit. ®r war ferner 3al)ns tpertpollfter Reifer bei ber 93egrünbung bes Surntoefens. §ier tpurbe jum erftenmal in ber neueren beutfd;en ©efd;id>te, unabhängig pon Obrigieit ober &ird;e, ein 95unb gefchaffen, ber bie S>eutfd)en, über bie Schranfen ppn (Scinjelftaat, Stanb unb 23eienntnis ijinaus^ auf ©runb einer politifchen unb pöliifd;en 2Beltanfcf)auung pereinigte unb fie burd; gemeinfame, gleiche Lebenshaltung jufammen}d)tt>eifete. Qn einer »eiteren ©rünbung, ber 33urfchenfchaft, follten bie fünftigen Führer bes 93olies, bie Stubenten, auf allen beutfd;en llniperfitäten über bie eingelftaatlidjen 23tnbungen i>trttocg sufammengefafet unb fo für ben beutfehen (Srinheitsgebanien erjogen oerben. ©iefer Srjiehungsplan, ber fid> in Surnerfd)aft unb 93urfd)enfd)aft, bem 28er! ber beiben Seljrer 3al>n unb ^riefen roiberfpiegelt, bebeutete ettpas 3ieues. 2ln bie (Stelle eines rein perftanbesmäfcig ju erfaffenben politifchen ^rogrammes, u?te es bie Seit ber 2tufflärung gefannt hatte, trat ein gemeinfames (Erleben unb eine ©leichformung ber Lebenshaltung im SBeltanfdjauüchen, 9teligiöfen, Sittlichen unb politifchen. 3n ber £üt$on>fd;>en ^rciicf>ar enblich, als beren 2Ritfchöpfer ijelbentob ftarb, tourbe — im linterfd;ieb ju ben übrigen Sxuppenperbänben, bie nur aus ben Singehörigen je eines ©njelftaates beftanben, — bie 93lutsbrüberfd;aft ber ©eutfehen aller Länber unb Stänbe im Kampfe penpirilicht. 2111 biefen Sd;öpfungen lag ettpas 2Teues, pon ber S^S 6 " jeit gerabeju als repolutionär 2lngefehenes jugrunbe. ©er bisherige Zlntertan pochte an bie OTauern bes abfolutiftifchen S t a a t e s , um an beffen Stelle ein 93olf ju fetten, £jier ift

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bie ©eburtsftunbe bes beutfcf)en politi^djcn 2Renfd)en uni) ber 53eginn feiner enfens, 3ìapoleon uni" Stetternich, ijatten bies eriannt. Napoleon hielt bte t>on if)m irrigertoeife als „£ugenbbünbler" bezeichneten Stn^änger ber paterlänbifchen ©eheimorganifationen, j u benen auch ber S>cutfcf)c 23unb gehörte, für feine gefährlichften ©egner; ihnen fd)rieb er noch auf 6 t . ijelena feinen © t u r j in erfter £inie j u . 2lud) bie Sü^oroer perfolgte er mit befonberem behanbelte fie als außerhalb bes SMegsrechtes ftehenb u n b ächtete ii)ce ^üi>rer, unter ihnen ^ t i e f e n . 2tucf) Stetternich, ber in manchem Napoleons @rbe antrat, fai) feine Sebensaufgabe in ber 23eiämpfung btefer «Schöpfungen, beren inneren 3 u f a m m e n h a n g er betonte. (£r erfiärte, bafc bie politifchen Vereine pon ber 2trt bes £ugenbbunbes u n b bes ©eutfehen 93unbes, bas Surntoefen, bie 23urfd;enfd)aften unb bie fiütpn?fd)e 5teifd)ar Stusbrud besfelben repolutionären ©eiftes toären, beffen 3 i d beutfehe (Einheit bilbe. 2Us bie bebeutenbften $ ö p f e ber neuen £ei>re bezeichnete er bie brei Sftänner 3 a h n , Slrnbt unb grtefen.

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2)ie Äini^eit in SHagiMurg. 95t>rfü^ren. — Sltern. — 33orel)encf>e ©eburt Jrieferts. — Umroelt in Sftagbeburg. — 3ugertbeinbrüre oor bem Sobe ^riebricf>s bes ©rofeen fam er j u r 2öelt in 9Bagbeburg, beffen „heften 6 o f ) n " ihn 2lrnbt in feiner „Silage über brei junge gelben" nennt. ©ie Familie ^tiefen ftammt a u s bem ^reiftaat 2int>att. ^ r i e f e n s ©rojjoater oäterlicherfeitö, go^onn St>riftian ftriefe(n), (geb. u m 1707, geft. 1759), u>ar a u s i>em g ü r f t e n t u m 2tnf)altKöt^en in ben breifeiger Sahren bes 18. 3at)r^unbert& in 9ttagbeburg eingetoanbert. Vermutlich toar er als S o h n bes urfprünglicf) a u s bem anhaltifchen §>orf OTölj ftammenben 0d)neibermeifters Sodann Briefe in Srüchern geboren. 6 e i n e 93orfaf>ren roaren anfeheinenb in Döthen felbft anfäffig gew o r b e n ; bereits ba& 2tnhaltifd)e ^Imterbud) oon 1568 enthält einen borttgen (Sattler, Heinrich Briefe, in bem rooiil ber Urahn bes fpäteren Turners j u fehen ift. 3oi>ann Si>riftian Briefe n>ar urjprünglid) S'el&icfjcr getoefen; als „Si)irurg" brachte er es in 2ttagbeburg, beffen Bürgerrecht er balb enoarb, j u 2Bohlftanb unb taufte fid> an ber ©olbfd>miebebrü(fe ein ^ a u s , bas no fpäter fein berühmter ©nlel befiijen follte. 8 u r J t d u na^m Qo^ann €l;riftian eine SBacferstochter Sinna 9ttarie (Eoftenoble (geb. 1717, geft. 1790) aus ber bortigen spfäljer Kolonie, beren 9teIigion6gemeinfd)aft, ber beutfcf>-

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reformierten föirche, er beitrat. 93on tiefen, um ihres ©laubens tpillen vertriebenen Flamen mag ber Snfel fein ed)t talpiniftifches 2lrbeitsethos unb eine tiefe ^römmigicit geerbt i>aben. ©er als fed;fter S o h n u m 1739 aus biefer Qcf)e entfproffene 3of)ann griebrid) ging ebenfalls junächft jum Militär; bei einem in ber S t a b t liegenben Regiment rücfte er ¿um llnteroffijier unb gelbtpebel auf. §>ann begab er fid>, tpie es bei gebienten Seuten ^äufig ift — um 1771 — in ben ©ienft ber «Steuer- unb 3ollpertoaltung. der tpurbe „Sftimateur", alfo Söarenptiifer, bei ber ftaatlidjen 2lfjife in 92tagbeburg. 93alb trat er jugleicf) noch in ftäbtifd;e §>ienfte (1787) unb arbeitete als Stiebertagöbud^alter auf bem spaef^of, beffen pracf)tpoller 93aroie jtpeite ©attin, 2Harie Suife Sange, tt>ar 1747 in 23erlin geboren als bie £ocf)tet eines 53uchhalters an ber bortigen sporjellanmanufaitur; ihr ©rofepater päterlicherfeits tpar ein ©aftoirt in ©sieben, mütterlicherfeits ein berliner ijanbfchuhmad)er getpefen. S i e t>attc ben föniglichen 2lf}ifeeinnehmer ©rameie geheiratet, ber jebod) fd)on j u Söeginn ber ad)tjiger 3 ö h r e geftorben u>ar; feitbem lebte fie jufammen mit ihrem ©ruber, bem S?onbitor ftarl Subtoig Sange, in SKagbeburg. §>ie beiben 93era>ittPeten, ^riefen unb 3=rau ©ramete, fanben einanber; aus ihrem -Ciebesbunb tpurbe am 25. S e p tember 1784 &arl ^riebrid; geboren. §>en 2tamen föarl erhielt er u?ahrfcheinlid> pon bem 93ruber feiner 2Hutter, feinem ^ a t e n , bem S?onbitor S?arl SubtPig Sange, ben 2tamen 3=riebrich pon feinem 33ater Sohann J r i e i " ^ ' ißinc K u n b n a g e l , ^tiefen.

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©eburt befagt bas Saufbuch ber 2flagbeburger ©arnifongemeinbe: „Slnno 1784, ben 30. September liefe 2ftarie Stufe ©camie (!) einen unehelichen Sohn Sari ^ctebrtc^ taufen unb gab feinen als 93ater an. §>ie ©eoattern waren 1. ber Kaufmann Karl Sange, 2. 2ttme. ^rieberique Sangen, ©en 25. geboren." 9tad) t>ier fahren jebod) amrbe i)ie uneheliche ©eburt imref) bie §eirat feiner Altern legitimiert. 2Tach bem — auch in bem bamals gültigen preu&ifchen £anbrecf)t anerfannten 9?ecf)tsgrunbfa^ „Per matrimonium subsequens" — erhielt ^riefen bic Stellung eines ehelichen Sohnes. Sluch im Seftament feines 93aters würbe er als »ollbürtig behanbelt; in ber Sobesanjeige unb ber (Srbauseinanberfeijung oor ©erid)t würbe er ausbrücflicf) als Sohn jweiter ©he bezeichnet. S o wenig wie ein rechtlicher wirb ihm ein moralischer Nachteil in ber bamaligen Sluffaffung erwachfen fein. Siefe bod; ber größte §>eutfche jener Seit, ©oethe, ber ©eburt feines Sohnes Sluguft erft nach 14 fahren bie e mit 2Kutter folgen. 95on beiben filtern ^riefens finb ileine spaftellbilber erhalten; fie laffen erfennen, bafe ber Sohn äußerlich mehr ber fchlanfen. jarten, fchönen 22Uitter, als bem etwas pebantifch breinblicienben, berbnafigen, ftarffnochigen 93ater ähnelte. §>er 93ater wirb in feiner überfchwenglid) gehaltenen Sobesanjeige als „ein ebler 2Kenfchenfreunb, ber fo gern tätige 2ftenfchenliebe übte, ber järtlichfte ©atte unb oerehrungsroürbigfte 93ater" gepriefen. as mir übertragene 2lmt jeberjeit mit aller 9ted>tfchaffenheit unb 9?eblid;ieit oerwaltet habe." Offenbar war er ein energifcher, felbftbewuftter, fteifnacfiger, leibenfchaftlicher, etwas rechthaberischer 2Kann. S o laffen ihn feine jahlreichen, meift freilich wenig erfolgbringenben Eingaben erfcheinen, bie er noch bis iurj t>or feinem £obe mit zittriger S)anb unterfchrieb, in benen er über bas Verhalten oon Oberfollegen Klage führte ober fich bei ben 22iaf$nahmen feiner 93ehörbe nicht „aequiefeie-

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ren" ionnte. 93on ihm hat ber ctpufetfein unb feie en perförtlichen Sauber unb bie .Siebenswürbigieit jebod) erbte ber junge ^ i e f c n t>on fetner 22Uitter. Klarie Suife war, wie bie fpäteren 23riefe ihres (Sohnes unb feines Greifes bejeugen, eine Weitere, gefellige 9iatur pon tiefem ©emütsleben; als „aufeerorbentlich liebevoll, gutmütig unb fromm" wirb fie pon einem greunb if>res «Sohnes bezeichnet. 0ie wibmete ftcf> ganj ber Srjiehung bes Knaben; fpäter folgte fie ihm nach 23erlin, wo fie an feinen planen unb bem froren Seben feines ftreunbesireifes lebhaften Sinteil nahm, bis fie ihm 1813 um wenige Monate im Sobe poranging. Striefen „Perbanite ber wacferen Butter unenblicf) piel", wie er mehrfach befannte. ©er 93ater tonnte weniger ©nflufj auf ben Knaben gewinnen, ba biefer tf)n bereits mit neun Sauren perlor (1793). €>cf)on ein 3af)r jupor i)attc 3oi>ann Jriebrich wegen junehmenber S?ränilicf>feit unb ©ienftunfähigfeit penfioniert werben müffen, eine 3Kafena^me, gegen bie er — freilief) erfolglos — Sinfprucf) erhob, ba er inetburef) mit feiner Familie „in ber 6ubfiftence äufcerft gefchmälert würbe". 3 n feiner Sobesanjeige, bie in ber blumenreichen 6prad>e einer gefüf)lsfchwelgenben Seit abgefaßt ift, ericheint auch ber 9Tame bes Sohnes. ©eine 3ugenb ©erlebte ^ i e f a n in fon engen «Straften ber 9Hagbeburger Sütftabt, unfern bes 3Karftes, in bem jetjt abgerufenen §aufe Spetersftrafte (alt) 13, @otfe (geb. 1771) in feiner „©elbftfchau" unb Smmermann (geb. 1796) in feinen „9ttemorabilten". ©er Ort bot nac^ ber Serftörung pon 1631 nid>t mehr ben malerifdj-romantifdjen Slnblicf eines mittelalterlichen ©ieblungsbilbes, wie bie anberen «Stäbte ber Umgebung. 3Iur ber gewaltige §>om hatte bie Kriegsftürme überbauert. ©ie ijarmontfdjc 2tohe feines Snnern prägte fich unpergefclich ber «Seele bes Knaben ein. 2*

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(Später, im unruljepollen S t e t t e n ber ^ a u p t f t a b t lebenb, fpracf) er, tpie überliefert tpirb, oft ben 2Bunfd> aus, einmal tpieber auf iurae Seit in jenen f a l l e n fiel; fammeln j u fönnen. §>ie 6 t a b t jätete jur 3eit l'on Çricfenô Eugeni) 26000 ©intpolmer, j u benen noci) 7000 9Bann ©arnifon tarnen. 93on bem 9leid)tum ber Kaufmannfd>aft, 5er fid) befonbers toäljrenb bes Siebenjährigen Krieges gebildet f>atte, a>o 2Kagbeburg en ijofes toar, jeugten bie prunfoollen ^ a u s b a u t e n im 93aroc!ftil a m ©reiten 2Seg. ®ntfd;eibenb jebod) nmrbe bas 23ilb ber «Stabt baburd) beftimmt, bajj fie fid), feit bem ©rofeen Kurfürften, jur bebeutenbften ^ e f t u n g bes pteufcifd>en S t a a t e s enttpicfelt l>atte. S>te ausgebe^nten SBallanlagen,—mit benen befonbers ^ricfcrtd) ber ©rojje feine „Pièce de résistance" umgeben hatte —, machten es freilief) ben ©ntpohnern nicf)t leicf)t, ben 2Beg hinaus ine ^reie j u finben. d a r u n t e r hotten aud) bie Kinber j u leiben, bie, mie Sfdjoiie erjatjlt, j u ©affenjungen ber ©tabt rpurben unb nicf>t hinausfamen, „benn bas ^ e l b lag j u n?eit hinter ben Dielen en ein unbefanntes Sanb". §>afür aber tpufcten fid) bie Knaben burd) toilbe (Spiele fdjablos j u galten, toobei ihnen aud) bas miütärifche t r e i b e n ihrer Umgebung als SJorbilb biente. 6 i e „befliffen fich, ohne §ilfe eines Surnmeifters, eifrig gpmnaftifchet f ü n f t e burd; tolliüljne Klettereien auf §>äd)ern unb S ä u m e n ober führten mit Speeren pon 20 bis 30 ïleinen 2Utersgenoffen mit t)öljernen «Säbeln gegen ein ähnliches ijeet Krieg, in bem balb bie Köpfe, balb bie ^ e n f t c r i ^ e i b c n ber frieblid>en SBewo^ner bas meifte j u fürchten Ratten". 2tud) R i e f e n folltc Pon biefen „(Strafceniämpfen" ein bauernbes 2lnbenfen bapontragen. 3 m 2llter pon ad)t 3al)ren betam er burd) ben Steintpurf eines Kameraben oberhalb bes rechten 2luges eine tiefe S t i r n u m n b e , burd) beren 9iarbe fpäter feine £eicf)e feftgeftellt tperben Îonnte. © n e harmlofere iörperlid>e B e t ä t i g u n g toar ber fd)on pon Klopftoci unb ©oethe gerühmte (Schlittfdmhlauf, bem ^ r i e f e n mit ten 35rief pon 1803

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CMS 23erlin erinnert er ficf> mit Sehnfud>t an i>ie guten 2flagbeburger (Eisbahnen. € r fcf>rieb, bafj bie ftari befugte berliner (Eisbahn hinter ben 3elten nicht piel taugte unb mit ber 2üagbeburger nicht perglid)en werben fönnte. 2lud) rourben pon 2flagbeburg aus — toie aus bem ©riefe hervorgeht — felbft im 2Binter mit ber Familie bes "^atenoniels S?arl Sange häufig SBanberungen nad) bem einige Stunben entfernten S>orf 9tonbau unternommen. © n e n geregelten 93etrieb pon Seibesübungen, für beffen (Sntroicflung griefen felbft fpäter fo piel leiften follte, gab es nur an jtpei 2Hagbeburger Schulen, beren S i b l i n s i>er &nabe freilief) nicht tpar, pon benen er aber toohl genug fehen unb hören mochte. 3n ber berühmten Srjiehungsanftalt bes ^loftergpmnafiums linfer Sieben grauen H^r man kern Pom nahen §>effauer ^ i l a n t l j r o p i n gegebenen 93orbilb ber Übernahme pon Seibesübungen in ben Unterricht frühzeitig gefolgt. § i e r fanben an allen 92iittn?od>- unb Sonnabenbnad)mittagen im § o f e ber Stnftalt lehrplanmäfeige „9Rotionsftunben" ftatt, bie in 93all- unb anbeten Spielen beftanben. 2lud> 2lusflüge, Suftreifen genannt, tpurben im S o m m e r alle 14 S a g e nad) ben nahe gelegenen „angenehmen" ©örfern unternommen, freilief? tpurbe bies alles mit einer u n t u n lichen, fteifen ftörmlichfeit betrieben; auch bas glufcbaben blieb j u ^riefens 9Hagbeburger Seit ben Söglingen bei nad>brüctlicher (Strafe perboten. @rft nach ^riefens 2Deggang 1803 tourbe in bem Späbagogium bes fölofters 23erge ein moberner 23etrieb ber Seibesübungen mit Scha>immen unb größerer Freiheit aufgenommen. ift nicht ausbrücflich bezeugt, welche Schule ^riefen in SUagbeburg befugte. 3 n bem Schülerperjeichnis ber reformierten 5 r 'ebrich}täbter Schule, j u beren 23e?enntnisgemeinfehaft R i e f e n , tpie feine 93orfahren, gehörte, erfcheint fein 9iame nicht. 2tud) aus einer ber beiben berühmten humaniftifchen Slnftalten ber S t a b t ift er nicht herporgegangen, ba er nicht Sateinifd) unb ©riedjifd) Perftanb. !|>afür aber befafc ^riefen ausgejeidmete Kenntniffe auf bem ©ebiete ber 9ftathe11

matif, Jtatunpiffenidjaften, (Stbfunbe u n b ^t'icgetoiifenfdjaft; aud> gransöfifcf) tpar „in tyn l>ineingerebet toorben", tpie et felbft fpäter erjagte. 2111 biefe gäcfjer tourben bamals Pornei)müci) auf ber Slltftäbter 93ürgetid)ule gelehrt, fo baft er aller 2Baf>rfd)emlid>ieit nad) als ii>r ilberung, bie offenbar auf ben 93erid>t eines K a m e r a b e n jurücfgel>t, gibt ein 93ilb pon ^riefen als of?eitspolles Söefen u n b ein fittlid)er ©rnft w a r e n il>m fd)on früt) eigen. tung, ja eine getmffe m; innerlid) blieb er einfam; einen unrflid)en g r e u n b fanb er, ber 5*ü(>geteifte, unter ii)nen nicf>t. §>ie bebeutenbfte Sef)rerperfönlid;ieit trat ^riefen in i ^ m beutfd)-refprmierten Pfarrer u n b Konfiftorialrat Rellin entgegen, ber il)m ben &onfirmation6unterricf)t erteilte u n b tfm 1800 einfegnete. 2 M l i n toar nid;t nur ein aufcerorbentlid;» tüchtiger u n b frommer sprebiger, fonbern aud) ein geiftreicf>er u n b ilarer "-pfnlofopl), einer ber beften bamaligen Kenner Spants, mit b e m er perfönlicf) befreunbet tpar u n b beffen Se^re er in Ijerporragenbem SKafee i>at perbreiten Reifen. §>urd) ifm l>at jtpeifellos ^riefen bie 9?ejie^ung jur Spf)iloiopi)ie g e w o n n e n , bie if>n balb j u m fjörer J ^ t e s mad>en follte. 2 M l i n t)atte aufeerbem ftarie matljematifdpe u n b baufünftlerifc^e Neigungen; j u m © t u b i u m bes 93aufad)e8 bereitete er felbft feinen So|>n por, ben nad;maligen ©eneralbaubireftor, ber bie 3Sieber£erftellung bes p o n ^riefen fo fel)t b e m m b e r ten SHagbeburger §>omes leiten follte. 2Benn ^riefen 5 U " näd;ft bie gleid;e £aufbal>n einfcf)lug, fo tpar aud) l>ier tt>al)rfd)einlid> ber ©influjj Rellins mafcgebenb. 2lulicf)e S e b e n ber reformierten ©laubensgemeinfd>aft mit feiner tiefen gtömmigieit u n b puritanifd;en «Sittenftrenge 1>at ^riefen entfd;eibenb beeinbrudt, tpie fpäter befonbers feine ©riefe aus b e m gelbe jeigen. ien er nochmals b e m -Cutyeraner 3aJ>n gerabeju „als §erren£uter erjogen" ju fein.

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93on ber sperfon 2 M l i n s abgefeiert, aber fonnte bas bamalige 92!agbeburg bem Jüngling nidjt alljupiel geiftige Anregung bieten, ©ie Sage, ba S^lopftocf als ©aft eines literarifeben Streifes in ber «Stabt tpeilte (1764), waren längft porüber. 93afebou>, beffen 33eftrebungen für bie ©nfüijrung ber Seibesübungen fpäter einen großen Sinflufj aud) auf 5 r i c f c n J>aben follten, tpar fd)on in beffen S?inbl;eit in 221agbeburg geftorben (1790), tpo er feine legten Qaijre als SpriPatleljrer »erbracht tjattc. ® c m tonangebenben Sfoufmannsftanb aber Jagte man bamals nad>, bafe er „fet)r einfeitig auf Srtperb unb be^aglid;en ©enufc gerichtet fei unb tpenige anbere unb i)öl)ere ftntereffen pflege". §>ie jufunftsreidjen ^anbels- unb 3nbuftriebeftrebungen biefer Greife inbeffen mußten fid> bem 6oi>n bes ^aef^ofbeamten fd)on frü|) bemeribar machen. 2Kit nod> größerer Sebenbigfeit jebod; tpirite, jumal auf einen Knaben, bas bunte 23ilb bes bamaligen «Solbatenlebens, bas ltcf> por feinen 2lugen entrollte, pon ber täglichen 28acf)tparabe an bis j u m «Spießrutenlaufen. Qn biefer Umgebung erhielt ^riefen fd)on frii|> ein 23ilb pon ben (Srforberniffen bes militärifd)en Sebens, bas tym fpäter in ber £üi$otpfd;en ^rcifcf)ar jugute iommen follte. £ i e r rourben a>ot)l aud) buref) 2lnfd;auung bie Slnfangsgrünbe j u r ^riegstr>iffenfd>aft gelegt, als beren Kenner er fpäter gerühmt tpurbe. @ine ber glänjenbften ©eftalten bes bamaligen Greußens aber trat ^ m ^ t i n j e n Souis ^erbinanb entgegen, ber tpoljl bie bebeutenbfte "-perfönltdjfeit Sttagbeburgs in jenen Sauren tpar. ©ie ganje «Stabt ftanb bamals im 93anne bes ^Prinjen, ber für fie, nad; gmmermanns 23ort, „t»ar, n?as 2leitsftraf>r nannte Slrnbt R i e f e n , ^injufügenb, bafe er gleich geübt getPefen fei in ber &unft ber leiblichen unb geiftigen 2Baffen. 211s „einen aufblül>enben 2ftann in Sugenbfülle unb 3ugenbfd>öne, an £eib unb Seele olme eine Siegfriebsgeftalt pon großen ©aben unb ©naben" fd>ilberte if)tt 3al>n. §arnifd; befannte, „nie eine größere gugenbfraft gefef>en ju i)aben, als gerabe in ftrtefen." ©er Siebter Sttafemann, fein £urnfamerab, fcfyrieb: „(£s u?ar eine toaljre SPrad)t unb Slugentpeibe, ben ritterlichen gelben ju 3tof$ unb ju ju fet)en, ilar, ebenmäßig, aus einem ©ufe unb S^ufe-" riete anbere 8eugen betonten bie Schönheit Jciefens in einer übereinftimmenben ^üUe, bie um fo erftaunlid;er ift, als bie Jteujett leid)t bie §>arftellung bes äußeren 23ilbes ju pernad)läffigen pflegt. 2lls fd)liej}lid> nad) Jriefens Srmorbung buref) bie Slrbenner 95auern ber frangöfifche ©ürgermeifter bes näd>ften Ortes ben beraubten, entlleibeten fieidmam fanb, ipar er pon ber eblen Schönheit bes Soten fo beeinbrudt, baft er ii>rt für einen 9ftann fürftlid;en Stanbes hielt unb if>n feierlid; beifeijen lieft. ^riefen toar groft, „bie anberen um eines §auptes Sänge überragenb", fd)lanf, babei mit 22lusfeln „tpie pon ©Jen unb Stat>l". ©ein ijaar tpar blonb. §>as Slntlitj i)attc eine garbe tpie 9Kild; unb 23lut, bie, tpie ein föampfgenoffe bei ben Sütjotpern erzählte, fid> aud; im ^elbleben nid;t bräunte. @r hatte ftral)lenbe blaue 2lugen, bie freilid; oft burd) tiefgefenfte Stber mit ben langen SBimpern bebeeft oaren, eine pon

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fcer C u t t e r ererbte Sigentümlid)ieit, bie er aud) mit 6cf>arnl)orft, mit i>em ii)n 3al)n perglicf), teilte. «Seine (Srfdjeinung periörperte fo ben norbifd;en 2Henfd;en; bereits fein 5 r e u n b ^ a r n i f d ) bemerite, bajj er bie porsüglidjften Kennzeichen ber alten §>eutfcf)en befeffen i)abe. 3 m ©egenfaij j u bem ftarfen Körperbau ftanb ein toeicf)es, faft mäbcf)enf)aftes ©efid)t u n b eine fanfte S t i m m e . „SBttyrenb bas Slntlitj bie innere milbe ©eele Spiegelte, geigte bie übrige ©eftalt bie Kraft u n b bas Vermögen." bei ben S r ä g e r n ber fd)lanten, einfeitig perftanbesbeftimmten Veranlagung fo häufig finben, tourben immer mehr ausbrudsooll unb gefällig, j u m a l nad) planmäßig betriebenen Seibesübungen. ®o galt aud) pon R i e f e n bas Söort, bafo fid> ber ©eift ben S e r p e r baut. Sine pfpchologifierenbe 23etrachtungstpeife würbe ^ r i e f e n feinem Körperbau nad) als einen fpaltfinnigfd)ijotl)i)men bejeidmen. 3n toar fein inneres SDefen pon einer merltpürbigen 3a?eiteilung erfüllt. 211s ein ©emifcf) pon Energie unb 2Mbe bejeidmete ihn Sllejcanber p. S^umbolbt; ähnlich bemerite aud; ©ifctcn : „Kraft unb 9Bilbe, ^eftigfeit unb 2iachgiebig!eit }>abe id> in einem 2ttenfd)en nie fo »ereinigt gefunben." Sugleid; perbanb 5 r i c f c n in fict> aud) bie fd)einbare ©egenfäijlichfeit pon 93erftanbesfd)ärfe unb ©emütstiefe, pon ^oi>et 93ilbung unb naturhafter 3iaipität; „roeife rt>ie ein 2flann unb unfcf>ulbig tote ein Kinb" n a n n t e iijri Slrnbt. 2Bie jebod) grtefens Su&eres troij bes ©egenfatjes pon ©eficht unb ©eftalt „aus einem ©uft tpar", fo führte bie ©oppelfeitigfeit feiner 9iatur nid)t j u einem inneren 3crreiben ober

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j u einet unberechenbaren aftigieit, fonbetn j u einer t)armonifd)en (Ergänjung. ©etabe tn tiefet 92Uf4>ung lag ferne (Stärfe, bie ii>n j u ben l>öd)ften Seiftungen befähigen follte. jugenblidje 23egeifterung8fäfngfeit t>erliel> if>m ben £offnungsoollen, j u m Singreifen ber fefwerften Aufgaben befäl)igenben ( S d w u n g , ber rcägenbe, nüchterne 33erftanb bas ¿um Vollbringen einer Seiftung nottoenbige (Erfaffen bes ©egebenen u n b 9ttöglicf)en. §>ie 22ttfd)ung t>on -Ciebensamrbigieit unb (Energie gab it>m bie Straft ber Überrebung, ber praftifdjen SDillenebeeinfluffung, bie bas tx>id;tigfte (Erforbernis feiner £aufbaf>n o a r , junäc^ft ber bes S y r e r s , unb bann ber bes "-politifers 0 o rühmte ein J r e u n b x>on il?m, bafc er infolge feiner i>inreifeenben 23erebfamieit Seute burd) e i n e Unterrebung ba^>in brachte, u>ofnn mehrere fie nid)t burd) lange 93orlefungen, ja u>ot>in oft bas ©efdncf felbft, tro£ parier unb u>eicf>er «Schläge, fie nicf)t j u bringen imftanbe u>ar. £ r befafc bie ©abe, bie 2Kitmenfd)en baburd; j u lenten, bafc er fie unbemerft bat)in brad;te, fdjeinbar felbftänbig bas j u wollen, toas er felbft als richtig erfannt l)atte. ©o o?anbte er fid> bei aller ©efül)lsoffenf)eit ftete an ben 33erftanb ber S u ^ ö r e r ; er oergetcaltigte unb beraufd)te nid)t; er überzeugte. ^ r i e f e n befafc als 33erftanbesmenfd) eine grojje, freilid; nie ausartenbe g t e u b e an ber Cialeitit unb bem 2Biberfprud;, bem orbnenben (Einteilen u n b bem 3tc()cn ber notoenbigen Folgerungen, ©er g a n j anbers geartete 3ai)n fd)ilbert in feiner Immorooll Übertreibenben SÖeife, bafc griefen ftets eine ©djreibtafel bei fid> gehabt £ätte. hierauf jeic^nete er bie oon anbeten u>äl>renb ber Unterrebung gemachten 95el>auptungen auf, tpiberlegte fie in logifd>er ®ette, ober arbeitete iljreFolgerung a u s . 2ibet aud) Salm mufcte biefem fdjarf logifdjen ©eift, „ber eine @ad?e ungeheuer flar machen ionnte", feine SlnerEennung jollen. ftebod) fo fremb etfdjien tym biefe 2lrt, bafc er fagte: „^riefen i)atte einen franjofifc^en ©eift in einem beutfd;en ©emüt." R i e f e n u>ar weniger ein 9ieufd)öpfer unb (Srfinber, als ein SBeiterbilbner, mel)r mit ber Sogif als mit ber (Sinbilbungs-

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traft arbeitend. 6eine 93erftanbesbegabung, gepaart mit großer ©etDiffenl)aftigfeit unb SBillensftärfe, befähigte ii?n j u m forteilen ©rfaffen uni) Einarbeiten unb j u großen Seiftungen auf allen ©ebieten, ber 2öif[enfcf;aft, ber (grjiefjungstunft, ber SDolitii, ber Seibesübungen unb bes 2Mitärifd)en. „2Das R i e f e n befonbers ausjeiefntete, toar bie 93ollfommenheit unb bas tige in allem, u>as er unternahm", rühmte §>ürre it)m nacl). ©eine fieiftungen Ratten niemals etwas ©ewolltes unb quältes; er fcfmf alles mit einer £eid)tigieit, wie wenn es il)m eingegeben fei, fagte ein anberer 23eurteiler. §>ie 93etftanbesf)errfd)aft, oerbunben mit SSillensftärte, t>erliel> il>m eine außerorbentlid;e tro^ l>eftigfter J^opffchmerjen, bie il>n nad) einem 9tert>enfieber oft plagten, jutn Arbeiten. 6eelifd)e Qualen, wie ben £ob feiner SKutter, trug er „mit en unb meinem Itnglücf ju ftören." §>iefe 6elbft3ud)t befähigte ^riefen aud> j u größter ©ered)tigteit gegenüber ber Umwelt; feine §>ulbfamieit für 2tuffaffungen, bie Don ben feinigen abweichen, rühmte fd>on ber alte Börner in einem 93rief an feinen 6ot)n, ben ©icfjter. SBenn freilief) ^riefen nid)t bie 2lnficf)t, fonbern bie ©efinnung ablehnen mußte, f r e u t e er aud) cor ber fd)ärfften Verurteilung nid)t jurüti, fo wenn es fid) u m 5cön3ofenfreunbe in ber preußifdjen Regierung ober — fpäter, im 23efreiungs!rieg, — u m Abtrünnige ber Süijowfdjen ^ e i f d ^ a r ^anbelte. 2Bie bei melen perftanbesmäßig beftimmten 3Taturen fanb fid) aud> bei ^riefen ein ausgeprägter «Sinn für bas €>d)öne. V o n feinen ebenmäßigen, fauberen riftäügen an bis j u feinem Verfemt mit ©id)tern unb SMnftlern geigte fict) biefe ©efinnung. §>ie J>erftanbesmäßig-äftl)etifcf)e ©runbljaltung äußerte fid; aud) in feinem Verhältnis jur oft fid) ^riefen aud) in weiblicher ©efellfdjaft befanb, fo Diele 9ftöglid)?eiten fiel) il>m herbei burd) feine Schönheit unb feine 23egabung eröffneten, fo blieb er bod) ftets in bem Vereid)

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bes rein ©einigen. „®ie $eufd>i>eit geborte fo ju feinem Söefen, baß er fie nid;t erft im Stampf mit ben £eibenfd)aften errang", bemerfte einer feiner Scitgcncficrt. Stiles §>erb-ar ^riefen fremb; er befaß eine innere 95ornef)mi)dt. altene 9 k t u r ; pon ii)tn tpurbe gefagt: „Smmer in fiel) lebenb unb fcxc 2lußena>elt mei)r in ficf> aufnehmen!) als in fie hineintretenb, ging er nur im äußerften Crange bes 2lugenbli