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German Pages 372 [376] Year 1862
Dr. Friedrich Bleeh's
Vorlesungen über die Apokalypse.
H e r a u s g e g e b e n
von
Lic. Tli. Hossbacli, Früh- unil Hülfsprediger an der Jerusalems- und Neuen Kirche in Berlin.
B e r l i n . Druck und Verlag von G e o r g
1862.
Reimer.
Vorwort des Herausgebers. Nachdem die G. Reim er'sehe Verlagsbuchhandlung B l e e k ' s Vorlesungen über die Einleitung zum Alten und Neuen Testament hat erscheinen lassen, erscheinen jetzt dessen Vorlesungen über die Apokalypse. Der Herausgeber hat sich dem ihm gewordenen Auftrag um so lieber unterzogen, als er dadurch im Stande ist, einen Theil des Dankes öffentlich abzutragen, den er seinem theuren Lehrer, der ihm ein väterlicher Freund geworden war, schuldig ist. Es standen mir allerdings zunächst mancherlei Bedenken gegen die Veröffentlichung entgegen. Da B l e e k diese Vorlesungen nur auf 2 Stunden wöchentlich im Wintersemester berechnet hatte, so kann unmöglich die Gründlichkeit und die Fülle von Gelehrsamkeit erwartet werden, die seinen Hebräerbrief zu einem epochemachenden Werk in der exegetischen Wissenschaft gemacht hat. Es war ferner zu erwägen, dass er mit anerkennenswerther und für viele Gelehrte beschämender Bereitwilligkeit sein Heft seinem ehemaligen Lehrer de W e t t e bei dessen Bearbeitung der Apokalypse zur Disposition gestellt hatte, so dass ein nicht unbeträchtlicher Theil seiner Forschungen schon darin niedergelegt war, dass er ferner selbst in verschiedenen Aufsätzen in mehreren Zeitschriften seine Ansichten entwickelt hatte, dass endlich gleich nach B l e e k ' s Tode der umfassendere Commentar von
IV
Vorwort.
D ü s t e r d i e k erschienen war. Dessenungeachtet glaubte der Herausgeber nach Einholung von Gutachten von competenterer Seite als er war, mit der Herausgabe nicht zögern zu dürfen. Zuvörderst hatte Bleek selbst öfter den Wunsch ausgesprochen, die zerstreut veröffentlichten Resultate seiner Untersuchungen über die Apokalypse in einem zusammenhängenden Werke über dies Buch nebst Commentar zusammenfassen zu können, und wenn dieses Werk, wenn Gott ihn uns länger erhalten hätte, auch wohl viel umfassender ausgefallen sein würde als diese Vorlesungen, so meine ich doch, dass es dem theologischen Publicum nur lieb sein kann, auch in dieser Gestalt sich seine Forschungen vorgelegt zu sehen, um so mehr als ja gerade die apokalyptische Literatur und so auch die Apokalypse des Johannes ein Gegenstand seines unausgesetzten Studiums von Jugend auf war, wie seine erste Untersuchung über die Sibyllinen in der von L ü c k e , de W e t t e und S c h l e i e r m a c h e r herausgegebenen Zeitschrift und die später in den Studien und Kritiken veröffentlichten Untersuchungen und Recensionen bezeugen, ß l e e k ist ausserdem wegen der Nüchternheit und Wahrheitsliebe in seiner Kritik und Exegese, wegen der Klarheit in der Darstellung so allgemein anerkannt, dass selbst, wenn seine Resultate nur dieselben sind, die früher bekannt waren, doch seine Forschungen eben als die seinigen für den Theologen ihren besonderen Werth haben. Und man wird auch meiner Meinung nach, wenngleich es mir nicht zusteht, über das Werk selbst ein Urtheil zu fällen, so manches näher und schärfer und klarer begründet finden, als es in seinen einzelnen Aufsätzen über diesen Gegenstand so wie von de W e t t e und D ü s t e r d i e k geschehen ist. Seine „allgemeinen Un-
Vorwort.
v
tersuchungen über die Apokalypse" sind gewiss wieder ein Muster von Klarheit und Schärfe, wie Nüchternheit der Kritik, die auch die anerkennen müssen, die mit seinen Efesultaten nicht übereinstimmen. B l e e k hat 7 Mal über die Apokalypse gelesen, das letzte Mal im Wintersemester 18ff in 36 Stunden. Da B l e e k seine Vorlesungen bekanntlich wörtlich ausarbeitete, so beschränkte sich die Thätigkeit des Herausgebers höchstens auf stylistische Aenderungen und Berichtigung einiger Citate nächst der Entzifferung der manchmal etwas unleserlichen Handschrift. Hierbei ist zu bemerken, dass der Abschnitt über die Geschichte des Gebrauchs der Apokalypse, wie die Untersuchungen über das Buch im Allgemeinen für die letzte Vorlesung fast ganz neu ausgearbeitet waren. Dia specielle Erklärung ist zunächst für die Vorlesung im Wintersemester niedergeschrieben worden, aber seitdem für jede folgende Vorlesung durch Randbemerkungen erweitert und verbessert, stellenweise auch ganz umgearbeitet worden. Von bedeutenderen und berücksichtigungswerthen Werken über denselben Gegenstand, die nach B l e e k ' s Tode erschienen sind, ist nur D ü s t e r d i e k ' s Commentar zu nennen. Ich habe mich aber einer Berücksichtigung desselben durch Zusätze zum Manuscript enthalten zu müssen geglaubt. Eine Beurtheilung der D ü s t e r d i e k ' s c h e n Ansichten von meiner Seite in einem Bleek'sehen Werke schien mir unpassend, und konnte ich auch von der mir dazu gegebenen Berechtigung wegen Mangels an Zeit keinen Gebranch machen. Eine blosse Einregistrirung der übereinstimmenden oder abweichenden Ansichten dieses Gelehrten schien mir aber um so mehr überflüssig, als bei mancherlei Abweichungen im Einzelnen seine Grund-
VI
Vorwort.
anschauungen über die Apokalypse doch dieselben sind, denen B l e e k als einer der ersten in seinen früheren Abhandlungen Bahn gebrochen und allgemeinere Anerkennung verschafft hat. Die 2. Auflage des H e n g s t e n b e r g ' s c h e n Commentars bietet so wenige Abweichungen von der ersten, dass ich da, wo H e n g s t e n b e r g angeführt wurde, nur nöthig hatte, die etwa citirte Seitenzahl der 1. Auflage durch die Hinzuftigung der der 2. zu ergänzen. Als der Druck schon bis zum 12. Bogen vorgeschritten und der Kest des Manuscripts nicht mehr in meinen Händen war, erschien die Schrift von E w a l d : Die Johanneischen Schriften, 2. Bd., Johannes'Apokalypse, die allerdings mancherlei Abweichungen von seinen früheren Erklärungen der Einzelheiten enthält. Ich habe mich aber unter diesen Umständen darauf beschränken müssen, von dem 13. Bogen an an den einzelnen Stellen, wo er von B l e e k citirt wird, durch eine [ ] eingeklammerte Bemerkung, gewöhnlich, durch den Zusatz [früher] anzudeuten, dass E w a l d jetzt eine andere Erklärung vortrage. Die sonstigen wenigen Zusätze von meiner Hand, hauptsächlich nur Hinweisungen auf B l e e k ' s frühere Abhandlungen über denselben Gegenstand, sind ebenfalls durch eckige Klammern gekennzeichnet. Mögen denn auch diese Vorlesungen, die letzten, die meines Wissens aus dem B l e e k ' s e h e n Nachlass erscheinen, dazu dienen, das Andenken des theuren Mannes als eines echt protestantischen, Wahrheit suchenden Forschers in Ehren zu halten, und den Geist der recht gläubigen, wenn auch nicht immer rechtgläubigen Kritik und Exegese wach zu halten und zu beleben. Berlin im August 1862. Der H e r a u s g e b e r .
I n h a l tsv er zeichniss. Seile
I . Inhalt des Buches II. Geschichte des Gebrauchs der Apokalypse in der Kirche . . . III. Untersuchungen über das Buch im Allgemeinen 1. Hauptsinn und Zweck des Buches 2. Einheit des Buchcs und Zeit der Abfassung . . . . 3. Verfasser 4. Ueber die schriftstellerische Einkleidung des Buches, namentlich die Darstellung in Visionen 5. Kanonicität der Apokalypse IV. Specielle E r k l ä r u n g
4 23 28 28 110 124 138 141 145
Diese
Vorlesung
wird
sich mit
der E r k l ä r u n g der A p o -
k a l y p s e b e s c h ä f t i g e n , des letzten B u c h e s im n e u l e s t a i n e n t l i c h e n K a n o n und des g a r mit
einzigen,
der Z u k u n f t
welches
der K i r c h e
sich
so gut w i e
beschäftigt.
Im
ganz
lichen K a n o n g i b t es b e k a n n t l i c h eine g a n z e Ahlheilung, prophetische Schriften enthält. w e s e n t l i c h die B e s t i m m u n g , auserwähltes leiten
Geschlecht
a u f das
D e r alle B u n d h a l l e
die M e n s c h h e i t ,
derselben,
Vollkoinmnere,
welches
w e n d i g n e b e n dem G e s c h i c h t l i c h e n d a s T y p i s c h e und P r o p h e t i s c h e
dereinst
hinzu-
im
neuen
—
Daher niussle noth-
und dem G e s e t z l i c h e n
auch
einen wesentlichen P l a t z
darin
a u f das vollendete Heil,
dereinst k o m m e n
auch
und
a u f die P e r s o n
auch
in
der
allleslaincnllichen das V o l k den.
Sammlung Kanon
heiliger
ausmachen
Schriften,
welches
desjenigen,
d u r c h den es in die E r s c h e i n u n g treten sollte, und so denn
ein
lind
e i n n e h m e n , die I l i n w e i s u n g e n sollte,
welche
überhaupt
und z u n ä c h s t
vorzubereiten
in die E r s c h e i n u n g treten sollte.
Bunde —
und
alltestament-
dasselbe
welche
und b e s t i m m t
sind,
den für
des A. B . die N o n n für G l a u b e n und L e b e n zu bil-
Anders
imisste
das
Verhällniss
sich g e s t a l l e n
nach
der
E r s c h e i n u n g Christi und nach dem Eintritte des d u r c h ihn v e r mittelten,
'
fehlte
nient
es
Prophelie
im
». T . a n g e k ü n d i g t e n , an P l a t z
neuen B u n d e s .
für die P r o p h e l i e ,
e n g e r e n biblischen S i n n e ,
Auch
hier
und z w a r für die
die auf die zukünftige
E n t w i c k e l u n g und V o l l e n d u n g des R e i c h e s G o t l e s g e r i c h t e t ist. D e n n da das R e i c h
G o t t e s a u c h im neuen B u n d e
licher
und
Schwachheit
die ihm
als A u f g a b e
zeitlicher
und Ziel
Beschränkung
in
mensch-
auftrat,
gesetzte Besiegung
und
und
Unter-
w e r f u n g der W e l t nicht alsbald auf vollendete W e i s e v o l l f ü h r t e , w i e nicht Bleek,
im E i n z e l n e n , Apokalypse.
so
auch
nicht
im
Allgemeinen, 1
so
2
Vorbemerkungen.
musste auch der Blick der Mitglieder des N. B. mit auf die Zukunft gerichtet bleiben, auf die weitere E n t w i c k l u n g und dereinstige Vollendung des Reiches Gottes. Und so finden sich denn auch in den Schriften des neutestamentlichen Kanons mancherlei darauf sich beziehende Aussprüche, sowohl in den Reden Christi, besonders Matth. K. 24. 25 u. a., als auch in den Briefen, wie besonders 1. und 2. Thessal., 1. Kor., und im geringeren Grade auch in den anderen. Doch ist das Vcrhältniss hier deshalb ein andres, als unter dem A. B., weil in der Person des Erlösers uns in geschichtlicher Erscheinung derjenigen klar vor Augen hingestellt ist, der allein zum Heilsziele führen kann und an den wir uns nur in gläubigem Vertrauen anzuschliessen haben, um sicher zu sein, dass wir dasselbe nicht verfehlen werden. So werden wir denn vor Allem darauf hingewiesen, unsere Blicke überall auf Ihn, den Erschienenen zu richten, als denjenigen, von dem allein uns Friede, Trost und Seligkeit zu Theil werden kann, und Ihm in geduldigem Harren auch die weitere Entwicklung und Vollendung der Zukunft des Reiches Gottes anheimzuslellen. Daher begreift es sich, dass die Bücher des neutestamentlichen Kanons so überwiegend geschichtlich lind didaktisch sind, und gegen diese B e s t a n d t e i l e das Prophetische in Vergleich mit dem alttcstamentlichcn Kanon sehr zurücktritt. Eine Ausnahme bildet n u r , wie schon angedeutet, die Apokalypse. Doch haben über kein Buch des IS. T. fast von jeher und bis auf die neueste Zeit so mannigfaltige und entgegengesetzte Ansichten geherrscht, wie über die Apokalypse, und zwar sowohl über ihren Ursprung, als über ihren Werth und das ihr gebührende Ansehen, und nicht minder über ihren Zweck und ihre Auslegung sowohl im Ganzen als im Einzelnen. W a s die Abfassung des Buches betrifft, so ist das wohl ziemlich allgemein anerkannt, dass dieselbe in die spätere Zeit des apostolischen Zeitalters gehört; der Streit bewegt sich hauptsächlich nur d a r u m , ob sie vor oder nach der Zerstörung Jerusalems durch die Römer verfasst ist. Ueber den Verfasser gibt es schon in der älteren Kirche drei verschiedene Ansichten, und eben so auch in neuerer Zeit, 1) die, dass die Apokalypse die echte Schrift eines Apostels sei, 2) die eines untergeordneten Jüngers des H e r r n , und 3) die einem Apostel untergeschobene. Theilwcise, jedoch, wie wir sehen
Vorbemerkungen.
3
w e r d e n , n u r theihveise damit zusammenhängend ist die V e r schiedenheit der Ansichten über den W e r t h der A p o k a l y p s e und die ihr z u k o m m e n d e Autorität, ob sie nämlich eine w a h r h a f t prophetische Schrift sei, beruhend auf unmittelbarer göttlicher E r l e u c h t u n g , oder nur das dichterische P r o d u c t m e n s c h l i c h e r Reflexion und menschlicher P h a n t a s i e , oder ob vielleicht ein Mittleres stattfindet. N o c h g r ö s s e r ist die Mannigfaltigkeit d e r Ansichten hinsichtlich des eigentlichen Z w e c k e s des B u c h e s u n d hinsichtlich des Sinnes s o w o h l des Ganzen als a u c h der einzelnen Theile. — U m aber im S t a n d e zu sein, diese F r a g e n , besonders die letzteren, auf befriedigende Weise zu b e a n t w o r ten, ist es a n g e m e s s e n , dass wir u n s zuvörderst mit dem Inh a l t e des B u c h e s selbst im Einzelnen etwas näher bekannt m a c h c n ; dazu w e r d e ich hier eine übersichtliche D a r s t e l l u n g d i e s e s I n h a l t s g e b e n , so viel wie möglich mit B e i b e h a l t u n g der eigenen D a r s t e l l u n g und Einkleidung des Buches. Darauf w e r d e ich 2) einen U e b e r b l i c k d e r ä u s s e r e n G e s c h i c h t e d e r A p o k a l y p s e i n d e r K i r c h e folgen lassen, des A n s e l m s und G e b r a u c h e s d e r s e l b e n und der h a u p t s ä c h l i c h s t e n D e u t u n g e n d e r s e l b e n , durch die verschied e n e n J a h r h u n d e r t e hindurch, von der ersten Zeit an, w o sich ä u s s e r e Z e u g n i s s e ü b e r ihren G e b r a u c h finden. D a r a n w e r d e n sich, d a n n 3) u n s e r e e i g e n e n U n t e r s u c h u n g e n ü b e r d a s B u c h i m A l l g e m e i n e n a n k n ü p f e n , soweit dieselben a n g e m e s s e n der E r k l ä r u n g des Einzelnen vorhergeben und zu dessen Verständniss erforderlich sind, zuvörderst über den als R e s u l t a t j e n e r Analyse sich ergebenden Z w e c k des B u c h e s und den S i n n desselben im Ganzen und in den Ilnuptlheilen, so w i e tiber die Z e i t d e r A b f a s s u n g und den V e r f a s s e r . Endlich 4) E r k l ä r u n g d e s E i n z e l n e n n a c h der Keihefolge.
I.
I n h a l t des Buches.
D e n Haupttheil des Buches bildet K. 4, 1—22. 5. W a s v o r h e r g e h t K. 1 — 3 lüsst sich als P r o l o g a n s e h e n , und w a s folgt K. 22, 6-2i als Epilog. I. K. 1—3. P r o l o g . Die ersten 3 Verse (1, i - s ) gehen gleichsam den Titel des B u c h e s oder eine allgemeine Ankündigung des Inhaltes desselben, als einer Offenbarung J e s u Christi, w e l c h e a) Ihm Gott gegeben h a b e , um seinen Knechten das nahe bevorstehende (« dei ysvto&ai lv xaysi) zu zeigen, welche b) Christus durch seinen Engel s e i n e m K n e c h t e J o h a n n e s angezeigt habe, der dann c) das W o r t Gottes und das Zeugniss J e s u Christi, w a s er schaute (oaa slde) bezeugt h a b e ; dabei werden Leser und Hörer der W e i s s a g u n g , welche das in derselben Geschriebene bewahren, selig gepriesen, d) wird au£ die Niihe der Erfüllung hingewiesen (o ydg xatqdg eyyvg)• Daran schliesst sich V. 4—s die Dedication des B u c h e s von ¿Seiten des J o h a n n e s an d i e 7 Gemeinden Asia's (d. i. des prokonsularischen Asiens), die später namentlich aufgeführt w e r d e n ; ihnen wird G n a d e und Friede gewünscht von G o t t , von den sieben Geistern vor dem T h r o n e Gottes und von Christus, und dabei hingewiesen auf die Gewissheit der glorreichen Z u k u n f t Christi, der da kommen wird mit den Wolken des Himmels, so dass Alle ihn schauen werden, auch die, welchc ihn durchbohl t, und alle S t ä m m e der E r d e über sie w e h k l a g e n (xöipovzai). — Im Folgenden erzählt J o h a n n e s (der sich wieder namentlich als den Schreibenden nennt, und sich bezeichnet als den Bruder seiner Leser, als ihren Genossen in der Trübsal, im Beiche und in der E r w a r t u n g des Herrn), die ihm auf der Insel P a l m o s , w o er sich wegen des W o r t e s Gottes und des Zeugnisses Jesu befand, zu Theil g e w o r d e n e Vision; er sei am H e r r n l a g e (fv
K. 1 —3.
5
zrt iVQiaxfj tjueQq) im Geiste g e w e s e n (¿v 7ivEv(.iazi) u n d h a b e hinlir sich eine l a u t e S t i m m e g e h ö r t , die ihm b e f a h l , w a s e r schale, aufzuschreiben und es an die sieben Gemeinden zu senden, nach E p h e s u s , S m y r n a , P e r g a m u s , T h y a t i r a , S a r d e s , P h i l a d e l p h i a , L a o d i c e a . W i e er sich nach der S t i m m e u m s e h t , erblickt er sieben goldene Leuchter und in ihrer Mitte eine glanzende Menschengestalt (OIIOLOV V I £ ¿V&QIOTIOV), sieben Steine in der R e c h t e n h a l t e n d ; bei diesem Anblick fällt er w i e lodt zu den F ü s s e n des E r s c h e i n e n d e n , der aber seine H a n d auf ihn legt und sich bezeichnet als den E r s t e n u n d den L e t z t e n , als den v o m T o d e w i e d e r Erstandenen und in E w i g k e i t lebenden, der die S c h l ü s s e l des T o d e s und der U n t e r w e l t habe, und ihm befiehlt aufzuschreiben w a s er schaue, und dessen B e deutung und w a s hiernach sich begehen solle (yQaxpov a eiSeg xai
a elaiv
xal
et fielkei
yLvegSai
fiszd
ravta)\
worauf
die
B e d e u t u n g der 7 S t e r n e in der Hechten des Herrn u n d der 7 goldenen L e u c h t e r erklart w i r d , als sich beziehend die letzteren auf die 7 G e m e i n d e n , die ersteren auf deren ayyeXovg. Es folgen jetzt K. 2. 3 sieben Briefe, w e l c h e der H e r r d e m J o hannes an die einzelnen j e n e r sieben Gemeinden zu schreiben befiehlt, oder eigentlich an deren ayyekovg, die aber n u r als die R e p r ä s e n t a n t e n der Gemeinden zu betrachten sind. Die 1'riefe beziehen sich auf den S t a n d des christlichen G l a u b e n s lind Lebens in den einzelnen G e m e i n d e n , und sind d a r n a c h Iheils lobend, tlieils s t r a f e n d ; ein Lob erhalten b e s o n d e r s die Gemeinden von S m y r n a , P h i l a d e l p h i a , als w e l c h e den N a m e n des Herrn nicht verleugnet hätten unter Triibsalen, w e l c h e über die Gläubigen scheinen besonders von Seiten der u n g l ä u b i g e n J u d e n v e r h ä n g t w o r d e n zu sein; gestraft w e r d e n b e s o n d e r s die Gemeinden von S a r d e s und L a o d i c e a , die crslerc weil sie g l a u b t e zu leben und doch lodt w a r , die letztere w e g e n ihrer grossen L a u h e i t ; bei den drei anderen G e m e i n d e n ist Lob und T a d e l gemischt; der E p h e s i n i s c h e n G e m e i n d e wird vorgeworfen, dass sie die erste Liebe verlassen, der von P e r g a m u s und T h y a t i r a , dass sie solche unter sich d u l d e t e n , w e l c h e sich nicht frei hielten von der T h e i l n a h i n e am Götzendienste und von Unzucht. Alle Briefe schliessen mit einer E r m a h n u n g und Verlieissung für die im K a m p f e A u s h a r r e n d e n und S i e g e n d e n , wobei im Briefe an P h i l a d e l p h i a der
6
I. Inhalt dei Baches.
H e r r v c r h c i s s t : eQxo/.iai ra%v ( 3 , 11). A u s m e h r e r e n dieser B r i e f e , b e s o n d e r s d e m a n P e r g a m u s , g e h t h e r v o r , dass die c h r i s t l i c h e n G e m e i n d e n m a n c h e r l e i u n d z w a r a u c h selbst blut i g e V e r f o l g u n g e n zu e r d u l d e n g e h a b t h a l t e n ; in diesem Briefe a n P e r g a m u s ist n a m e n t l i c h v o n einem d a s e l b s t e r m o r d e t e n M ä r t y r e r A n t i p a s die R e d e ( 2 , 13), ü b e r d e s s e n P e r s o n u n s j e d o c h e t w a s W e i t e r e s n i c h t b e k a n n t ist. II. K. 4 , l — 2 2 , 5 ist d e r Haupttlieil, die p r o p h e t i s c h e E n t h ü l l u n g der Z u k u n f t e n t h a l t e n d . D a z u bilden K. 4 u. 5 w i e d e r die V o r b e r e i t u n g . D e r S e h e r e r z ä h l t , w i e er d u r c h j e n e S t i m m e (1, io) a u f g e f o r d e r t s e i , d u r c h eine im H i m m e l g e ö f f n e t e T h ü r in d e n s e l b e n h i n a u f z u s t e i g e n „xal ¿eiZio aoi a Sei yivea&ai fisra zavTtt". Alsbald g e r i e t h d e r S e h e r in E n t z ü c k u n g (ev nvEV/uari), und s c h a u t e im H i m m e l G o t t in g l a n z v o l l s t e r H e r r lichkeit auf seinem T h r o n e s i t z e n d ; u m ihn h e r u m s t e h e n 2 4 T h r o n e mit 2 4 A e l t e s t e n in w e i s s e n Kleidern u n d mit g o l d e n e n K r o n e n ; v o n d e m g ö t t l i c h e n T h r o n e g e h e n Blitz u n d D o n n e r a u s u n d vor d e m s e l b e n b r e n n e n 7 F a c k e l n ( « eaii tot ertra Tcv£vy.a%a zov &eov) u n d iiiesset ein k r y s t a l l e n e s M e e r ; i n n e r h a l b des T h r o n e s u n d u m d e n s e l b e n sind vier v e r s c h i e d e n e T h i e r g e s t a l t e n (die 4 C h e r u b i m ) , mit j e 6 F l ü g e l n , hinten u n d v o r n e voller A u g e n , w e l c h e T a g u n d N a c h t d a s d r e i m a l heilig r u f e n d G o t t l o b s i n g e n , w o b e i die 2 4 A e l t e s t e n vor i h m n i e d e r fallen u n d vor i h m , d e m allein p r e i s w ü r d i g e n S c h ö p f e r aller D i n g e , ihre K r o n e n n i e d e r l e g e n (K. 4). D e r S e h e r s c h a u t d a n n in der R e c h t e n G o t t e s ein auf beiden S e i t e n b e s c h r i e b e n e s , mit s i e b e n S i e g e l n v e r s i e g e l t e s B u c h . Als ein E n g e l l a u t f r a g t , w e r w ü r d i g sei das B u c h zu öffnen und seine S i e g e l zu lösen, zeigt sich, d a s s N i e m a n d auf der g a n z e n W e l t dazu i m S t a n d e ist. W i e der S e h e r d a r ü b e r w e i n t , wird er d u r c h einen der A e l t e s t e n b e r u h i g t , i n d e m d e r s e l b e den Lösven v o m S t a m m e J u d a , d e n S p r o s s D a v i d s als d e n j e n i g e n b e z e i c h n e t , „ d e r ü b e r w u n d e n h a b e , das B u c h zu öffnen und seine Siegel zu l ö s e n . D i e s e n erblickt d a n n d e r S e h e r in der G e s t a l t eines inmitten des T h r o n e s s t e h e n d e n L a m m e s , d a s w i e g e s c h l a c h t e t w a r , mit 7 H ö r n e r n u n d mit 7 A u g e n , w e l c h e die in alle W e l t a u s g e s a n d t e n G e i s t e r G o t t e s sind. D i e s e s L a m m n a h m n u n d a s B u c h a u s der R e c h t e n G o t t e s , w o r a u f die 4 C h e r u b i m u n d die 2 4 A e l t e s t e n v o r d e m L a m m e n i e d e r f i e l e n , mit C i t h e r n und g o l d e n e n
K. 4 — 6, 1 1 .
7
S c h a a l e n voll W e i h r a u c h , ,.\vas die Gebete der Heiligen sind", und ihm ein neues Lied s a n g e n als der w ü r d i g sei, das B u c h zu öffnen und der durch seinen blutigen T o d | Menschen] a u s allen V ö l k e r n G ö l l e r k a u f t u n d sie zu Königen und P r i e s t e r n gemacht habe. In diesen L o b g e s a n g stimmen die zahllosen S c h a a r e n von E n g e l n ein und alle Geschöpfe auf der g a n z e n W e l t preisen Gott und d a s L a m m , und die 4 C h e r u b i m s p r e c h e n : A m e n ! , u n d die Aeltesten fallen nieder und beten an. E s beginnt j e t z t von K. 6 an die Eröffnung des B u c h e s , w e l ches im Sinne der A p o k a l y p s e die ganze von Gott festgestellte Z u k u n f t der Kirche in i h r e m Verhältnisse zur W e l t e n t h ä l t ; diese enthüllt sich vor den A u g e n des Sehers allinälig mit der allinäligen Eröffnung der s i e b e n S i e g e l . W a s bei E r ö f f n u n g der vier ersten Siegel z u m Vorschein kommt, wird K. 6, l - s n u r kurz a n g e g e b e n ; der S e h e r wird jedesmal, so w i e eins der Siegel geöffnet w i r d , durch einen der vier Cherubim n a c h einander a u f g e f o r d e r t , hei zuzutreten. Es kommen nach einander vier Iiosse von verschiedener F a r b e zum Vorschein, ein weisses, ein feuerrothes, ein s c h w a r z e s u n d ein fahles. Die drei letzteren deuten wie durch ihre F a r b e , so durch andere S y m b o l e auf g r o s s e P l a g e n , die ü b e r die E r d e kommen sollten, n a c h dein zweiten d u r c h K r i e g , n a c h dem dritten durch T h e u r u n g der n o t h w e n d i g s t e n L e b e n s b e d ü r f n i s s e ; auf dem vierten sitzt der T o d , begleitet v o m H a d e s , denen Macht gegeben w i r d , den vierten Tlicil der E r d e auf verschiedene Weise zu tödten. D a s e r s t e , das w e i s s e B o s s , trägt einen gekrönten siegreichen und z u m Siege ausziehenden mit einem B o g e n bewaffneten Heiter, bei dem wir wolil g e w i s s nicht, wie vielfach geschieht, e b e n falls an einen P l a g e g e i s t zu denken haben, sondern ohne Z w e i fel an den H e r r n selbst, als A n d e u t u n g des endlichen siegreichen A u s g a n g e s seines K a m p f e s mit den feindlichen Mächten. Bei E r ö f f n u n g des fünften Siegels ((>, u - n ) sieht der S e h e r u n t e r h a l b des Altares [im H i m m e l | die Seelen der um ihres christlichen G l a u b e n s willen geschlachteten Märtyrer, die mit lauter S t i m m e fragen, w a n n denn endlich der heilige und w a h r haftige H e r r ihr Blut an den E r d b e w o h n e r n rächen w e r d e ; sie erhalten weisse G e w ä n d e r und werden a n g e w i e s e n , n o c h eine Z e i t l a n g zu r u h e n , bis auch ihre Mitknechte und B r ü d e r , die w i e sie getödtet w e r d e n sollten, würden vollendet haben. —
8
I. Inhalt des Baches.
E s w i l d damit also a n g e d e u t e t , dnss a u c h ferner n o c h blutige V e r f o l g u n g e n ü b e r die Christenheit w ü r d e n v e r h a n g t werden, b e v o r an der W e l t das w e g e n ihrer Feindseligkeiten gegen das Reich Gottes und dessen Mitglieder g e b ü h r e n d e S t r a f g e r i c h t w ü r d e vollzogen werden. — Bei E r ö f f n u n g des s e c h s t e n Sieg e l s (V. 12—1:) treten f u r c h t b a r e N a t u r e r s c h e i n u n g e n hervor, d u r c h w e l c h e alle Menschen, g r o s s und klein, in S c h r e c k e n und Angst versetzt w e r d e n und v e r g e b e n s s u c h e n , sich vor Golt und vor d e m Z o r n e des L a m m e s zu bei gen, da der g r o s s e T a g seines Z o r n e s g e k o m m e n sei, vor dem N i e m a n d zu b e s t e h e n v e r m ö g e . Vor der E r ö f f n u n g des s i e b e n t e n Siegels tritt (Kap. 7) eine Art Z w i s c h e n a k t ein. Vier Engel, w e l c h e die vier W i n d e der E r d e halten und Macht e m p f a n g e n h a b e n , Land und Meer zu beschädigen, erhallen durch einen andern Engel die W e i s u n g , dieses nicht zu i h u n , bis die K n e c h t e G o t t e s an ihrer Stirnc mit d e m Siegel Gottes w ü r d e n besiegelt und so als A n g e h ö r i g e Gottes bezeichnet sein. Als die Z a h l der aus den zwölf S t ä m m e n Israels Besiegelten hört der S e h e r 1 4 4 0 0 0 nennen, 12000 a u s jedem S t a m m e , und sieht dann eine u n z ä h l b a r e S c h a a r a u s allen Völkern d a s t e h e n vor dem göttlichen T h r o n e und v o r dem L a m m e , mit w e i s s e n Kleidern und mit P a l m zweigen in den Iiiinden, w e l c h e ihm durch einen der Aelleslen erklärt w e i d e n als S o l c h e , die a u s der grossen T r ü b s a l k o m m e n , die ihre Kleider im B l u l c des L a m m e s weiss g e w a s c h e n h a b e n und jetzt unter dein unmittelbaren S c h u t z e Golles und unter der L e i t u n g des L a m m e s o h n e H u n g e r lind D u r s t , ohne Pein und K u m m e r weiden w e r d e n an den L e b e n verleihenden W a s s e r q u e l l e n (bis K. 7 iin.). J c l z t wird n u n das s i e b e n t e Siegel eröffnet (8, 1 srj.). D o c h Iritt nicht alsbald dessen g e s a m m t c r V e r s c h l u s s h e r v o r — dazu ist er gleichsam zu u m f a s s e n d und gewaltig — sondern nur allmälig und gelheilt. N a c h d e m zuerst im H i m m e l eine Stille von einer halben S t u n d e s t a t t g e f u n d e n , w e i d e n den sieben vor G o t t stehenden Engeln P o s a u n e n g e g e b e n (V. 2). Ein a n d e r e r Engel bringt auf dem R a u c h a l l a r [im H i m m e l ] R a u c h w e r k für die G e b e t e aller Heiligen dar, füllt dann sein R a u c h fass mit dem F e u e r des Allars u n d wirft es auf die E r d e , so dass D o n n e r , Blitz und E r d b e b e n entstellt ( V . 3 - 5 ) . D a n n rüsten sich die sieben E n g e l , ihre P o s a u n e n ertönen zu l a s s e n , bei
K. 6, 12—9, 21.
9
denen j e d e s m a l ein THeil des noch übrigen Inhaltes des B u c h e s zum
Vorschein
kommt.
Was
bei
den
vier ersten
Posaunen
h e r v o r k o m m t , wird ebenso wie bei der Eröffnung der vier ersten S i e g e l nur g a n z
kurz
angegeben
(8, 7—12); es
sind
gewaltige
w u n d e r b a r e N a t u r e r s c h e i n u n g e n , w e l c h e sich hintereinander b e geben
a) an
der E r d e ,
b) a m ¡Meer, c) au den F l ü s s e n
und
W a s s e r q u e l l e n , und d) an den Himmelskörpern, so dass j e d e s m a l ein Drillheil dieser E l e m e n t e davon getroffen und b e s c h ä digt wird. nen
—
Dann —
hört
als Vorbereitung
der S e h e r
einen
Adler ein dreifaches W e h e ausrufen, nern
der
Erde
von den
noch
auf die übrigen
mitten
am
Himmel
Posau-
fliegenden
als w e l c h e s den
übrigen
drei
Bewoh-
Posaunenstimmen
k o m m e n w e r d e ( V . 13); worin angedeutet s c h e i n t , dass bei der siebenten
Posaune
das letzte
schein k o m m e n werde. Das
erste
Posaune
(Kap.
Himmel
auf
dieser
drei
l—12);
die E r d e
und äusserste Wehe
der S e h e r
fallen
und aus
diesem
kommt siebt
zum
auf
Vor-
kommen
die
einen
und den Abgrund
aus demselben steigt s c h w a r z e r , auf,
Wehe
— fünfte
Stern
die Luft verfinsternder Heuschrecken
vom
aufschliessen;
hervor,
Rauch welche
die W e i s u n g erhalten, auf Erden nur die nicht mit dem S i e g e l G o t t e s bezeichneten Menschen zu beschädigen, und diese a u c h nicht zu lödlcn, a b e r 5 Monate lang sie mit heftigen S k o r p i o n e n S l i c h e n zu q u ä l e n , ihn
zu
finden
so dass sie sich den T o d w ü n s c h e n ,
(V. i-ß);
diese
Heuschrecken
werden
V . 7—io von S e i l e n ihrer ausserordentlichen furchtbaren und
Wirkung
sich
einen
V. 1 2 :
König
„Das
hiernach
näher
geschildert;
Abaddon,
eine W e h e
noch 2
Ausfülulieber
dieses werden löst,
Der
Wehe's
"ATXOXXVMV,
Gestalt sie
Verderber.
ist v o r ü b e r ; s i e h e es
über —
kommen
Wehe."
erste vor.
K.
derselben Beim
und es k o m m t
eine
als deren Zahl
ist die
Schilderung
13 — I I , i i , in m e h r e r e Abschnitte 1:1-21 führt die H a u p l p l a g e
Ertönen
der
vier am E u f r a l gebundene Engel
Vorschein,
V . 11 haben
und zusammengesetzter
des z w e i t e n W e h e ' s . zerfallend.
nach
ohne dann
sechsten
Posaune
des V e r d e r b e n s
ge-
furchtbare S c h a a r von Heitel ei zuin der S e h e r
zwei Myriaden mal
My-
riaden ( 2 0 0 Millionen) nennen hört, B o s s und K e i l e r von furchtb a r e r g r ä u l i c h e r G e s t a l t ; aus den Mäulern der K o s s e geht F e u e r ,
10
I. Inhalt des Baches.
R a u c h und Schwefel h e r v o r , durch w e l c h e drei Plagen ein Driltheil der Menschen auf der Erde gelödtet wird, während die bisherigen Plagen meistens nur dazu gedient halten, die Menschen heftig zu quälen; aber a u c h durch diese gesteigerten P l a g e n lassen die übrigen Menschen sich nicht bewegen, sich zu bessern und weder von der Anbetung der Dämonen und Götzen noch von ihren Mordthaten, Zaubereien, Hurereien und Diebstählen abzulassen. — D a s folgende, Kap. 10, gibt keinen Fortschritt in der Enthüllung der Z u k u n f t , sondern enthält gleichsam wieder mehrere Zwischenhandlungen. Der Scher sieht wieder einen andern Engel vom Himmel herabsteigen, in glänzendster Gestalt, ein geöffnetes Büchlein in seiner Hand hallend; seine Fiisse setzte er auf die Erde lind das Meer, bei seinem Rufen reden zugleich die sieben Donner ihre Sprache. Als der Seher schreiben will, w a s sie reden, wird ihm das durch eine Stimme vom Himmel verboten, worauf jener Engel, seine Rechte gegen den Himmel erbebend bei dein ewigen Schöpfer s c h w ö r t , dass k e i n V e r z u g m e h r s e i n w e r d e {%qövog ovxht tarai), s o n d e r n d a s s , so w i e der sieb e n t e E n g e l p o s a u n e n w e r d e , d a s My s t c r i u m G o t l c s , w i e er s e i n e n K n e c h t e n , den P r o p h e t e n , v e r k ü n d e t h a b e , v o l l e n d e t s e i n w e r d e . Auf Befehl jener himmlischen Stimme inuss der Seher jenes geöffnete Büchlein verschlingen, das seinem Munde süss ist wie H o n i g , a b e r , wie er es verschlungen, seinen Leib durchbillerl; es wird ilini darauf angezeigt, dass er abermals weissagen solle über viele Könige und Völker. — Der Seher erhält jetzt ein Messrohr, mit dem Befehle auszumessen den T e m p e l Golles, den Altar [Rauchaltar] und die dort Anbetenden, nicht aber den Vorhof ausserhalb des T e m p e l s , da d e r den Heiden übergeben sei, welche die heilige Stadt 42 Monde lang zertreten würden (K. I I , 1-2). D a n n verkündet die göttliche Rede dem Seher, dass Gott seine zwei Zeugen 1260 T a g e lang ( = 42 Monate) w e r d e im T r a u e r g e w a n d weissagen lassen (V. 3); diese beiden Zeugen werden dann näher geschildert als von Gott erleuchtete und mit grosser Macht ausgerüstete P r o p h e t e n , welche, nachdem sie ihr Z e u g niss vollendet, durch das aus denn Abgrunde heraufsteigende T h i e r w ü r d e n bekriegt und gelödtet w e r d e n ; ihre Leichname würden T a g e in den Strassen J e r u s a l e m s (der grossen Stadt,
K . 1 0 , 1 — 1 2 , 5.
11
welche nvEvticffMÜs S o d o m und Aegypten heisse, w o a u c h ihr Herr gekreuzigt war) unbegraben liegen bleiben, zur Verhöhnung und zur F r e u d e der Völker der Erde, dann aber w ü r den sie zum Schrecken d e r e r , die es sehen, von Gott wieder erweckt w e r d e n und vor den Augen ihrer Feinde gen Himmel f a h r e n ; zugleich erfolgt ein grosses Erdbeben, ein Zehntheil der Stadt stürzt ein, 7000 Menschen kommen um, die Uebrigen aber erschrecken und geben dem Gölte des Himmels die E h r e (V. 4-13). In der D a r s t e l l u n g findet liier V. 11 gegen das V o r hergehende ein W e c h s e l statt, ein Uebergang von der W e i s s a g u n g in der Rede Gottes an den S e h e r zu der Form der Vision, wesshalb, während im Vorhergehenden das Bevorstehende im Futuro angekündigt ist, in V. 11-13 der Aorist gebraucht ist, so dass der Seher sich in der Vision darstellend erscheint. — Dann heisst es V. u : D a s z w e i t e W e h e i s t v o r ü b e r ! sieh das d r i t t e W e h e k o m m t schncll. Dem entsprechend ist, dass jetzt (11, 15) der siebente Engel seine P o s a u n e ertönen liisst; dabei, heisst es, ward es durch laute Stimmen im Himmel verkündigt, dass das Keich der W e l t für alle Ewigkeit Gottes und Christi geworden sei, und preisen die 2i Aeltesten niederfallend G o t t , dass Er die Herrschaft an sich genommen habe und dass die Zeit seines Gerichtes für die T o d t e n g e k o m m e n sei, u m seinen Propheten, Heiligen und Verehrern gross und klein ihren Lohn zu geben und die V e r derber der Erde zu verderben (V. is). Dabei ölTnet sich der T e m p e l Gottes im Himmel lind die Bundeslade kommt in demselben zum Vorschein, und es geschehen Blitze, Donnerstimm e n , Erdbeben und grosser Ilagel (V. 19). — Eine nähere Schilderung aber des dritten und letzten W e h e s in der Weise, wie man es nach dem Vorhergehenden erwartet, folgt wenigstens nicht unmittelbar. Es wird liier k . 12 von einem grossen Zeichen erzählt, welches im Himmel sich zeigte. Ein Weib, bekleidet mit der S o n n e , den Mond unter ihren F ü s s e n , auf ihrem H a u p t e eine Krone von 12 Sternen, war schwanger und schrie in Kindesnöthen; der Satan a b e r , als ein grosser feuerfarbener Drache, mit 7 Häuptern, 10 Hörnern und 7 Diademen, stellt sich vor das W e i b , 11111 das Kind, welches sie gebähren w ü r d e , zu verschlingen. Der Knabe a b e r , den sie gebiehrt — der bezeichnet wird als bestimmt, alle Völker mit eisernem
12
I. Inhalt des Buches.
S c e p l e r zu w e i d e n , d. i. als der Messias — w i l d zu G o l t u n d d e s s e n T h r o n e e n t r ü c k t , w ä h r e n d d a s W e i b in die W ü s t e e n t flieht, an eine S t ä t t e , w e l c h e G o l t ihr bereitet h a t , u m d o r t 1 2 6 0 T a g e [ 4 2 Monde o d e r 7 h a l b e J a h r e ] e r n ä h r t zu w e r d e n (V. 1 - 6 ) . Im H i m m e l e n t s i e h t j e t z t ein K a m p f z w i s c h e n d e m Michael und dessen E n g e l n auf der einen Seite und dein S a t a n u n d dessen E n g e l n auf der a n d e r n Seite, w o b e i diese a u s d e m H i m m e l auf die E r d e g e s t ü r z t w e i d e n , w o r a u f eine S t i m m e im H i m m e l dieses als den S i e g G o l t e s und seines G e s a l b t e n v e r k ü n d i g t , aber der E r d e und d e m Meere ein W e h e z u r u f t , w e i l der T e u f e l zu ihnen h e r a b g e s t i e g e n sei, und mit grossein Z o r n e , da er wisse, d a s s er n u r w e n i g e Z e i l h a b e (ort oXlyov xaiQnv i / e t . V. 7 - 1 2 ) . D e r auf die E r d e g e s t ü r z t e S a t a n verfolgt jenes W e i b , die M u t t e r d e s M e s s i a s , die, mit Adlersfliigeln v e r s e h e n , a n i h r e S t ä t t e in die W ü s t e fliegt, w o sie 3»] Z e i t e n (nach V. 6: 1 2 6 0 T a g e ) in S i c h e r h e i t v o r dein S a t a n e r n ä h r t w i r d , w o b e i die E r d e selbst ihr B e i s t a n d leistet, i n d e m sie den W a s s e l s t r ö m , w o m i t der D r a c h e sie w e g z u s c h w e m m e n t r a c h l e t , v e r s c h l i n g t ; w o r a u f der S a t a n voll Z o r n ü b e r d a s W e i b f o r t g e h t , u m die U e b r i g e n a u s d e s s e n S a m e n (die übrigen K i n d e r des W e i b e s ) zu b e k ä m p f e n (V. 13-17). D e r S e h e r bezeichnet jetzt K. 12, is als seinen S t a n d p u n k t (in der Vision) den S a n d des M e e r e s , das M e e r e s u f e r , und erzählt dann K. 13, l s q . , w a s sich ihm dort darstellte. E r sieht (K. 13) n a c h e i n a n d e r zwei T h i e r e , d a s eine a u s dein Meere, d a s a n d e r e a u s d e r E r d e aufsteigen. D a s e r s t e r e (13, 1 — 10), w e l c h e s im w e i t e r e n V e r l a u f e a u c h (schon V. u s i j . ) als d a s T h i e r k a t e x o e h e n (z0 &t]Qiov) bezeichnet w i r d , wird seiner ä u s s e i l i c h e n G e s t a l t n a c h ähnlich dem S a t a n g e s c h i l d e r t , mit z e h n H o r n e r n , sieben H ä u p t e r n und zehn D i a d e m e n auf den H ö r n e r n , auf den H ä u p t e r n N a m e n der L ä s t e r u n g ; es gleicht e i n e m P a r d e r mit B ä r c n f i i s s e n und mit einem L ü w c n i n a i i l e ; i h m ü b e r g i e b t der S a t a n seine M a c h t und seinen T h r o n (V.1-2). Von d e n s i e b e n H ä u p t e r n i s t e i n e s w i e g e s c h l a c h t e t z u m T o d e (V. 3; s. V. 12; n a c h V. 14 mit einer S c h w e r d t w u n d e ) ; d o c h w i r d die t ö d t l i c h c W u n d e z u m S t a u n e n d e r W e l t g e h e i l t ; es e r h ä l t dieses T h i e r M a c h t auf 4 2 Mon a t e l a n g , und die nicht im L e b e n s b u c h c des L a m m e s g e s c h r i e b e n e n B e w o h n e r der E r d e beten das T h i e r u n d den D r a c h e n ,
K. 12, o —14, it.
13
den Satan, an. Zuletzt (V. 9-10) wird nachdrücklich h e r v o r gehoben, dass die Gewaltthat-Uebenden sicher der entsprechenden Strafe verfallen werden, dass aber hier von Seiten der Heiligen Ausdauer und Glauben gelten. — D a s z w e i t e , a u s der E r d e aufsteigende Thier hat Laramshörner, redet aber wie ein D r a c h e ; es wird später ausdrücklich als der P s e u d o - P r o p h e t bezeichnet (16, 13. 19, so. 20, 10); es erscheint gegen das erste Thier in einer mehr untergeordneten dienenden S t e l l u n g , verschallt ihm Anbeter, führt die Menschen durch grosse Zeichen irre, bestimmt sie dein Tliiere ein Bild zu machen lind belebt dasselbe, indem Alle, die dieses Bild nicht anbeten, getödtet w e r d e n , und Alle, die nicht den N a m e n des Thieres oder die Zabl seines N a m e n s als Maalzeiclien auf der rechten Hand oder an der Slirne tragen, vom gemeinsamen bürgerlichen Verkehr ausgeschlossen werden (V. 11—1i$i.ios
avttqioTiov),
u n d e s sei die Z a h l
666,
Das folgende, K. l ' l , enthält verschiedene einzelne Visionen, welche auf die Reinheit der Knechte Gottes, auf die Seligkeit der im Herrn Entschlafenen und auf das der W e l t und namentlich dem Ilauptsitze der feindlichen Macht auf Erden drohende Gericht hinweisen, ohne gerade einen besonderen Fortschritt in der Enthüllung der Zukunft zu enthalten; n ä m lich a) V. 1 - 3 , w o der Seher das L a m m sieht auf dem B e r g e Sion stehen und mit ihm 144000 Verehrer, als Erstlinge Gott und dem L a n u n e von der Erde erkauft, die ohne L ü g e sind und jungfräulich, die dem L a m m e folgen, wohin es g e h e t , die allein im Stande sind, das neue Lied zu lernen, w e l c h e s im Himmel gesungen wird vor dem T h r o n e , vor den C h e r u b i m und den Aelteslen. b) V. G-12, w o nach einander drei Engel erscheinen, der erste, 11111 den Menschen ein ewiges Evangelium z u verkündigen und sie zur Verehrung und Anbetung des Schöpfers der W e l t auffordernd, da d i e S t u n d e s e i n e s G e r i c h t e s g e k o m m e n s e i ; der z w e i t e mit dem Hufe, dass die g r o s s e B a b e l g e f a l l e n s e i , die alle Völker mit dem T a u m e l weine ihrer Hurerei getränkt habe; der d r i t t e mit der Androh u n g ewiger Eeuerpein für alle Anhänger und Anbeter des Thieres und seines Bildes ( — V , 11). „Hier gilt es Ausdauer
14
I. Inhalt des Buches.
der Heiligen, welche die Gebote Goltes und den Glauben an Je9um bewahren" (V. 12). c) V. 13, handelnd von einer himmlischen Stimme, welche dem Seher befiehlt, aufzuschreiben, dass selig i u preisen von nun an (schon jetzt) die im Herrn entschlafenen Todten seien, dass sie ruhen sollen von ihren Mühen, da ihre Werke ihnen nachfolgen, d) V. 14-20, Hinweisung auf die Vollstreckung des göttlichen Strafgerichtes an der Erde, dargestellt unter einem zwiefachen Bilde, dem der Erndle, welche Einer, der gleich einem Menschensohne auf einer weissen Wolke sitzet und auf seinem Haupte eine goldne Krone trügt, mit scharfer Sichel an der zur Erndte reifen Erde vollzieht, und unter dem einer Weinlese, welche ein anderer Engel hält, indem er seine scharfe Sichel an den Weinstock der Erde legt und ihn in die grosse Kelter des göttlichen Zornes wirft, die ausserhalb der Stadt getreten wird, und aus der Blut herauskommt bis ans Gebiss der Pferde, 1600 Stadien weit. Es folgt K. 15. IG eine neue Vision, von den sieben letzten Plagen für die Erde. Der Seher sieht auf einem mit Feuer gemischten gläsernen Meere die Ueberwinder an dem Thiere, an dessen Bilde und Namenszahl, die zu Zithern mit dem Gesänge Mosis und des Lammes Gott preisen, als den Allmächtigen und den gerechten Richter, zu dessen Anbetung alle Völker der Erde herbeikommen werden (15,1-4). Dann treten aus dem geöffneten Tempel im Himmel sieben Engel hervor, denen einer der Cherubim s i e b e n g o l d e n e S c h a a l e n voll des göttlichen Zornes gibt, worauf der Tempel voll Hauches von der Herrlichkeit Gottes wird, so dass Niemand hineinzugehen vermag, bis die sieben Plagen dieser Engel vorüber sind (V. r> bissfin.). Die sieben Engel giessen nun, nach Aufforderung einer lauten Stimme aus dein Tempel, ihre Schaalen mit dem göttlichen Zorne auf die Erde aus (16, 1). Die Ausgiessung der vier ersten Schaalen wird (V. 2—9) nur ganz kurz geschildert. W a s dabei zum Vorschein kommt, ist ganz ähnlich dem, was bei dem Ertönen der vier ersten Posaunen (8, 7-12) sich zeigt. Der e r s t e Engel giesst seine Schaale auf die E r d e , worauf die Anbeter des Thieres mit einem bösen giftigen Geschwüre belegt werden; der z w e i t e in das M e e r , welches zu Blut wird, und wonach alle lebendigen W e s e n im Meere sterben; der d r i t t e auf die F l ü s s e u n d W a s s e r q u e l l e n , die
K. 14, iä — 17, l.
15
ebenfalls zu Blut werden, worauf der Engei der Gewässer Golt wegen dieses gerechten Gerichtes preist, dass er denen, die dos Blut der Heiligen und Propheten vergossen, Blut zu trinken gegeben, welchen Preis der Gerechtigkeit der göttlichen Gerichte der Altar bekräftigt; der v i e r t e auf die S o n n e , welche die Menschen aufs heftigste brennt, aber ohne dass diese deshalb ihren Sinn ändern, indetn sie vielmehr den Namen Gottes, der über diese Plagen Gewalt hat, lästern. — Nicht andere Wirkung übt die f ü n f t e Plageschaale (V. 10—11), die auf den Thron des Thieres ausgegossen wird; dessen Reich wird verfinstert; man zerbeisst sich vor Schmerz die Zunge, aber ohne sich zu bekehren, vielmehr Golt nur lästernd. — Mit der s e c h s t e n Plageschaale (V. 12-10) ist wieder die sechste Posaune zu vergleichen (K. 9, 13-21); sie wird ausgegossen auf den E u f r a t , dessen Wasser vertrocknet, damit der W e g b e r e i t e t w e r d e für d i e K ö n i g e v o n A u f g a n g der S o n n e ; der Scher sieht dann aus dem Munde des Drachen, des Thieres und des Pseudo-Propheten drei unreine Geister wie Frösche hervorgehen, welche Zeichen verrichtend die Könige der ganzen Welt zu dem Kampfe des grossen göttlichen Gerichtstages an den auf Hebräisch H a r n i a g e d o n genannten Ort versammeln, wobei in einer (V. is) eingestreuten Ermahnung auf das Plötzliche der bevorstehenden Erscheinung des Herrn hingewiesen wird. Endlich der s i e b e n t e Engel giesst seineSchaale auf die L u f t aus, worauf aus dem Tempel vom Throne her eine Stimme ruft: „es ist geschehen" (yiyovsv) und ein gewaltiger Donner, Blitz und ungeheures Erdbeben entsteht; „ d i e g r o s s e S t a d t w a r d z u d r e i T h e i l e n , die S t ä d t e d e r H e i d e n f i e l e n und B a b e l die g r o s s e kam b e i G o l t i n s A n d e n k e n , ihr den B e c h e r s e i n e s Z o r n w e i n e s zu r e i c h e n ; Inseln und Berge verschwanden und ungeheurer Hagel fiel vom Himmel auf die Menschen, die aber wegen dieser gewalligen Plage Golt nur lästerten (V. n - 2 1 ) . Das folgende Kapitel (17) enthält nun eine nähere Erklärung sowohl des Thieres, als auch seiner Häupter und Hörner, und der schon oben M, a. lf>, 9. als Babel bezeichneten Stadl, und zwar wird diese Erklärung dem Seher durch einen der Plageengel gegeben, welcher ihn im Geiste in eine Wüste führt, wo er auf einem karmosinfarbenen Thiere voll Namen der
16
I. Inhalt des Buches.
Lästerung,
mit sieben H ä u p t e r n und zehn H ö r n e r n (nlso ohne
Z w e i f e l dem K . 1 3 v o r g e f ü h r t e n ,
dessen Z a h l dort ( V . is) auf
666
sitzen
angegeben
ward)
ein
Weib
sieht,
die aufs
zendste gekleidet, in ihrer Hand einen B e c h e r voll von und Unreinigkeiten i h r e r H u r e r e i h a t , a u f der S t i r n e als die
mystische
glän-
Gräueln
und durch eine Inschrift
grosse
Babel
bezeichnet
wird, die trunken ist von dem B l u l e der Heiligen und der Z e u gen J e s u ,
die auf vielen W a s s e r n sitzet,
mit der die K ö n i g e
der E r d e U n z u c h t treiben und die mit dein W e i n ihrer Hurerei die B e w o h n e r welche
der
der E n g e l
zum S e h e r V. 8 — und
ist
nicht
Erde
(V. t - ? ) ;
berauscht
g i b t , ist diese. welches
(xal
ovx
„Das
die
Thier
Du gesehen,
Erklärung, —
sagt
er
w a r (t]v, früher)
in diesem Augenblicke ist es
'¿OTIV:
nicht) u n d w i r d a u s d e m A b g r u n d e
heraufsteigen
(\vie :
der von n e u e m zum V o r s c h e i n k o m m e n ) u n d r e n n t i n s
Ver-
derben,
zum S t a u n e n der nicht in das L e b e n s b u c h
benen E r d b e w o h n e r , war
und
nicht
wenn
ist,
und
sie das T h i e r (wieder)
da
geschrie-
sehen,
sein
da ss
wird.
es
(Vergi,
damit 1 3 , 3 . 12. 14, w o n a c h das T h i e r von der lödlliclien S c h w e r t wunde
eines seiner H ä u p t e r
Die sieben auf denen
Häupter
w i e d e r auflebt).
F e r n e r V . ». 10:
(des T h i e r e s ) s i n d a ) s i e b e n
das W e i b
z u g l e i c h , von einer anderen S e i l e b e t r a c h t e t ) s i e b e n die fünf sind eoTtv);
(01
névte,
[schon]
Berge,
(die g r o s s e B a b e l ) s i t z e , und b) (sind
ohne Z w e i f e l :
ist
( slg nicht
göttlichem bleiben
der
und w e n n
Bathschlusse; {òklyov
avvòv
eine
er k o m m t , das
òsi
und das T h i e r , w e l c h e s
liegt
war
er
soll
in öet)
fisìvai).
er
|\vieder
nach
nur
kurze
Zeil
Weiler
heisst
es V . 11:
und n i c h t i s t , ist s o w o h l
der a c h t e s e l b s t , als es a u c h von den sieben isl) u n d
[der s e c h s t e l
derselben)
d e r a n d e r e [der n o c h übrige siebenle| i s t n o c h
gekommen,
gefallen;
Könige;
die fünf ersten
SX
rennt
TWV
I M Ä
(einer
ÈAZIV
ins V e r d e r b e n .
Weiler
w e r d e n dann V . 12—14 die zehn H ö r n e r des T h i e r e s erklärt, und z w a r von z e h n K ö n i g e n , empfangen
haben,
a u f k u r z e Z e i t (fiiav sie h a b e n Einen Sinn
welche
welche IOQOV)
noch kein
aber
Macht
mit dem T h i e r e
und ü b e r g e b e n
Königlhum wie
Könige
empfange«;
ihre M a c h t dem
sie w e r d e n
das L a m m
bekriegen,
aber
das L a m m ,
der H e r r e n
und K ö n i g
der K ö n i g e , in V e r b i n d u n g
Thiere; der Heil-
mit
seinen
K. 17, 1 — 19, l.
17
Berufenen, A u s e r w ä h l l e n , w i r d sie besiegen. F e r n e r wird d a s W a s s e r , w o r a u f (nach V. l) die H u r e ( B a b e l ) sass, auf V ö l k e r h a u f e n und Z u n g e n g e d e u t e t (V. i s ) ; d e r E n g e l f ü g t d a n n hinzu (V. 16-17), d a s s j e n e zehn H ö r n e r und das T h i e r die H u r e (Babel) h a s s e n , sie v e r h e e r e n und todt m a c h e n , ihr Fleisch f r e s s e n und sie v e r b r e n n e n w e r d e n , da G o t t so sie b e s t i m m e n w e r d e , seinen R a t h s c h l u s s a u s z u f ü h r e n . „ U n d d a s W e i b — so schliesst der E n g e l seine E r k l ä r u n g V. is — w e l c h e s D u g e s e h e n , ist d i e g r o s s e S t a d t , w e l c h c H e r r s c h a f t h a t ü b e r die K ö n i g e der Erde. Tin f o l g e n d e n A b s c h n i t t e , K. IS, l — 1 9 , io w i r d jetzt d e r S t u r z des W e i b e s , der g r o s s e n B a b e l , w e l c h e r v o r l ä u f i g s c h o n K. 13, 8 a n g e k ü n d i g t w a r (vergl. a u c h 16, io. 17, 16), weiter g e h a n d e l t , in v e r s c h i e d e n e n Absätzen, a) 18, i - 3 : Ein a n d e r e r E n g e l , w e l c h e n d e r S e h e r mit g r o s s e m die E r d e e r l e u c h t e n d e n G l ä n z e v o m H i m m e l h e r a b s t e i g e n sieht, ruft mit s t a r k e r S t i m m e , d a s s sie gefallen sei u n d eine W o h n s t ä t t e von D ä m o n e n u n d .unreinen V ö g e l n g e w o r d e n sei, weil sie Völker u n d K ö n i g e z u r H u r e r e i (zum G ö t z e n d i e n s t e ) v e r f ü h r t u n d ein a r g e s s c h w e l g e r i s c h e s L e b e n g e f ü h r t habe, b) V. 4—20: Eine a n d e r e S t i m m e v o m H i m m e l befiehlt d e m V o l k e Gottes, a u s ihr h e r a u s z u g e h e n , u m n i c h t T h e i l zu n e h m e n an ihren S ü n d e n und initgctrofTen zu w e r d e n von ihren S t r a f e n , w e l c h e plötzlich und im reichl i c h s t e n M a a s s e ü b e r sie w e r d e n v e r h ä n g t w e r d e n , so dass die K ö n i g e der E r d e , w e l c h e mit ihr g e h u r t , a u s F u r c h t v o r ihrer Q u a l in der F e r n e stehen bleiben und w e i n e n , und die K a u f l e u t e und S e e f a h r e r , w e l c h e sich von ihr bereichert, ü b e r ihren U n t e r g a n g w e h k l a g e n ; f r e u e n d a g e g e n sollen sich d a r o b d e r H i m m e l , die H e i l i g e n , die Apostel und die P r o p h e t e n , weil G o t t n u n m e h r d a s Gericht f ü r sie an Babel g e n o m m e n , c) V. 21 bis 24.. l i i e r w i l d der plötzliche gänzliche U n t e r g a n g der S t a d t n o c h m e h r v e r a n s c h a u l i c h t d u r c h die s y m b o l i s c h e H a n d l u n g eines E n g e l s , der einen Mühlstein ins Meer w i r f t , u n d d u r c h dessein d a r a n sich a n k n ü p f e n d e I i e d e ; „deine K a u f l e u t e — heissl es» dairin zuletzt — w a r e n die ¡Magnaten der Erde, d u r c h deine ZaTibterei w u r d e n alle N a t i o n e n irre g e f ü h r t , und in ihr w a r d d a s ; B t l u t der P r o p h e t e n und Heiligen u n d aller auf E r d e n G e s c h l a c h t e t e n g e f u n d e n " , d) K. 19, 1-10: D e r S e h e r h ö r t jetzt w i e d e r h o l t S t i m m e n einer g r o s s e n S c h a a r im H i m m e l , w o r i n
18
I.
Inhalt des Buches.
anbetend die C h e r u b i m und die Aeltesten einfallen, Lobpreis u n g e n u n d A u f f o r d e r u n g zur L o b p r e i s u n g G o t t e s w e g e n der Gerechtigkeit seines Gerichtes an der grossen B a b e l , w o d u r c h er das B l u t seiner K n e c h t e an ihr gerochen habe, u n d dass E r die H e r r s c h a f t an sich g e n o m m e n h a b e , dass die H o c h z e i t d e s L a m m e s g e k o m m e n s e i u n d sein W e i b sich bereit gem a c h t h a b e und sie sich s c h m ü c k e n k ö n n e mit glänzendem reinen Byssus, d. i. mit der Unschuld oder den T u g e n d e n der Heiligen (V. 1—8); dem S e h e r wird dann befohlen, niederzuschreiben, dass selig seien die zur Hochzeit des L a m m e s Geladenen, u n d wird ihm b e i h e u e r t , dass das die w a h r h a f t i g e n W o r t e G o t t e s seien (V. 9); w i e er aber (vor dem Engel) niederfallen und a n beten w i l l , w i r d er zurückgehalten d u r c h den Z u r u f : ich bin Dein und D e i n e r B r ü d e r , die das Z e u g n i s s J e s u h a b e n , Mitk n e c h t ; bete Gott a n ; denn J e s u Z e u g n i s s ist der Geist der Weissagung. Im folgenden Abschnitte K. 19, 11—20, 3 erzählt der S e h e r zuerst das Auftreten des L o g o s G o t t e s als S i e g e r s , in dem geöffneten H i m m e l , auf einem weissen R o s s e sitzend, in strahlender Gestalt, einen N a m e n tragend, den N i e m a n d kennt ausser er selbst, sein G e w a n d in Blut g e t a u c h t , in seinem G e f o l g e die himmlischen H e e r s c h a a r e n auf weissen R o s s e n , mit Kleidern von weisser reiner Leinewarid; aus seinem Munde g e h t ein scharfes S c h w e r t , u m damit die Völker zu s c h l a g e n , die er mit eisernem S c e p t e r weiden w i l d ; er tritt die W e i n k e l t e r des göttlichen Z o r n e s ; auf seinem Kleide und seiner H ü f t e f ü h r t er als N a m e n geschrieben K ö n i g d e r K ö n i g e und H e r r d e r H e r r e n (Ii', n - i 6 ) . Ein in der S o n n e stehender E n g e l ruft dann den V ö g e l n zu, sich zu v e r s a m m e l n zu dem Mahle Gottes, 11111 das Fleisch der Könige und I lerrscher und Aller gross und klein zu f r e s s e n — nämlich der 1111 K a m p f e mit dem H e r r n unterliegenden W i d e r s a c h e r desselben (V. ir-18). Der Seher sieht dann, w i e das T h i e r und die Könige der E r d e mit ihren H e e r s c h a a r e n sich v e r s a m m e l n , u m mit dem auf d e m R o s s e Sitzenden (dem Logos) und dessen H e e r s c h a a r zu kriegen; aber d a s T h i e r u n d d e r P s e u d o p r o p h e t w e r d e n b e i d e e r g r i f f e n u n d l e b e n d i g in d e n b r e n n e n d e n S c h w e f e l p f u h l g e w o r f e n , die Uebrigen aber (die mit dem T h i e r e v e r bündeten Könige und H e e r s c h a a r e n ) w e r d e n durch das a u s dem
K . 10, 1 — 20, 11.
19
Munde des L o g o s ausgehende S c h w e r t getödtet, und von ihrem Fleische sältigen sich alle Vögel (V. 19-21). — D a n n sieht der Seher einen Engel vom Himmel herabsteigen, mit dem Schlüssel des Abgrundes und einer grossen Kelle; er ergreift den D r a c h e n oder Satan, b i n d e t i h n a u f 1 0 0 0 J a h r e , w i r f t i h n i n d e n A b g r u n d und verschliesst und versiegelt [ihn] über demselben (dem S a t a n ) , damit er bis zum Ablaufe der 1000 J a h r e die Völker nicht weiler irre führen könne; doch heisst es fietä RAXKA
Sei
avrov
XvSrjvai
ftixQov
XQOVOV ( 2 0 , 1—3).
W ä h r e n d jenes Z e i t r a u m e s aber findet ein tausendjähriges Reich Christi auf Erden statt ( 2 0 , 4 - 6 ) . D e r Seher sieht n ä m lich, dass das Gericht sich setzet, dass die Seelen der christlichen Märtyrer und ü b e r h a u p t D e r e r , die sich nicht zur Verehrung des Thieres verslanden haben, wieder aufleben und m i t C h r i s t o t a u s e n d J a h r e h e r r s c h e n , während die übrigen Todten bis nach Ablauf der lausend J a h r e nicht aufleben. „ D a s i s t , heisst es, d i e e r s t e A u f e r s t e h u n g , selig und heilig, w e r an ihr theilnimmt; ü b e r d i e s e h a t d e r z w e i t e T o d k e i n e G e w a l t , sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm lausend J a h r e herrschen. Die prophetische R e d e setzt sich auch noch weiler fort V. 7—8, geht dann aber ohne weiteres V. 9 - i o j n erzählende Rede ü b e r , als Anzeige dessen, w a s dem Propheten sich in der Vision darstellte, wie auch vor V. 6 der Fall ist. D e r Inhalt ist dieser: n a c h A b l a u f d e r 1 0 0 0 J a h r e w e r d e d e r S a t a n a u s s e i n e m K e r k e r g e l ö s t w e r d e n und werde hing e h e n , die Völker an den vier Enden der Erde, den G o g und Magog, zu verleilen und sie in unzählbarer S c h a a r zu versammeln zum K a m p f e ; s i e z i e h e n a u f d i e B r e i t e d e r E r d e , u m z i n g e l n das L a g e r der Heil igen, die g e l i e b l e S l a d t ; aber sie werden durch F e u e r vom Himmel verzehrt, und ihr Verführer, d e r T e u f e l , wird in den F e u e r - u n d S c h w e f e l p f u h l g e w o r f e n , w o a u c h das Thier und der P s e u d o p r o p h e t , und werden in alle Ewigkeit T a g und Nacht gequält w e r d e n . Jetzt sieht der Seher (K. 20, 11 sq.) einen grossen weissen T h r o n ; vor d e m , welcher darauf sitzet, verschwinden Himmel Mnd E r d e ; vor dem T h r o n e stehen die Todten gross und klein; W a n d e l eines J e d e n verzeichne! sieht), und ein anderes B u c h , das des Le2 *
20
I.
Inhalt des Büches.
b e n s ; die Todten allesammt werden n a c h der Aussage der Bücher über ihren Wandel gerichtet; T o d u n d H a d e s w e i d e n in d e n F e u e r p f u h l g e w o r f e n ; „ d a s i s l d e r z w e i t e T o d , d e r F e u e r p f u h l , in welchen Jeder geworfen wird, der sich nicht im Lebensbuche geschrieben findet" (V. 11-15). Es folgt jetzt K. 21, 1—22, 5 der letzte Theil der Weissagung oder der letzte Abschnitt des Haupttheiles des Buches, welcher ausführlich die letzte E n t w i c k l u n g des Reiches Gottes schildert, namentlich das neue Jerusalem als die Wohnställe für die Seligen, und die Seligkeit, deren sie dort theilhaftig werden. Der Seher sieht e i n e n n e u e n H i m m e l u n d e i n e n e u e E r d e , indem der erste Himmel und die erste Erde verschwunden sind und das Meer nicht mehr ist, und die h e i l i g e S t a d t J e r u s a l e m s i e h t er n u n a u s d e m H i m m e l v o n G o t t h e r a b s t e i g e n , zubereitet wie eine für den Gemahl geschmückte Braut; sie wird ihm durch eine vom Himmel kommende Stimme bezeichnet als eine Hülle Gottes bei den Menschen, die seine Völker sein werden und er ihr Golt bei ihnen, der alle ihre Thränen abwischen wird, indem der Tod nicht mehr sein wird noch Trauer und Mühsal; denn das Frühere ist vergangen (TOC nqwza AM~JL^ev) (21,1-4). Der auf dem Throne Sitzende spricht: „Siehe, ich mache Alles neu"; er gebietet dem Seher zu schreiben, dass diese Veiheissungen treu und wahr seien, sagt zum Seher: „es ist geschehen", und bezeichnet sich als den Ewigen, welcher dem Durstenden umsonst aus der Quelle des Lebenswassers darreichen, dem Ueberwinder als seinem Sohne das Erbe verleihen, den Ungläubigen, Lasterhaften und Götzendienern aber ihr Theil in dem b r e n nenden F e u e r - und S c h w c f c l p f u h l c anweisen w e r d e , der der z w e i t e T o d sei (V. 5-8). Jetzt wird der Seher durch einen jener sieben Engel mit der Plagcschaale im Geiste aul einen hohen Berg geführt, und ihm die B r a u t d e s L a m m e s , d i e h e i l i g e S t a d t J e r u s a l e m gezeigt, wie sie v o n G ö l l a u s d e m H i m m e l h e r a b s t e i g t , mit göttlicher Herrlichkeil und Pracht. Sie wird dann näher geschildert (zum Theil ähnlich wie Ezech. K. 48). Sie hat zwölf T h o r e , drei an jedei Himmelsgegend, und auf denselben zwölf Engel, und eingegraben die Namen der zwölf Släinine Israels; ihre Mauer lial zwölf Grundsäulen (S-£/.t£liovg), worauf die Namen der zwöll
21
K. 20, Ii — 22, r. Apostel des L a m m e s stehen ( V . o - u ) .
Beim
M e s s e n der S l a d t
d u r c h den m i l d e m S e h e r r e d e n d e n E n g e l e r g i b t sich, dass sie vierwinkelicht ist, ihre L ä n g e und B r e i t e v o n g l e i c h e r
Ausdeh-
n u n g und a u c h
deutsche
ihre H ö h e ,
Meilen sein w ü r d e ) ; Mauer,
Stadt,
Perlen nicht
das M a a s s
Thore
( V . i5—2i).
Einen
selbst
der Mauer
und S t r a s s e n
in d e r S t a d t ,
tige Gott
1 2 0 0 0 Stadien
und
ihr
300
beträgt
sind G o l d ,
Tempel
denn
(was
erblickt
Tempel
das L a m m
144 Ellen;
E d e l s t e i n e und der
ist der
(V. 22);
Seher
allmäch-
auch
b e d a r f sie
n i c h t der S o n n e und des M o n d e s zur E r l e u c h t u n g , da die H e r r lichkeit G o t t e s sie. e r l e u c h t e t und das L a m m ihr L i c h t ist ( V . 23); die V ö l k e r w e i d e n
in i h r e m
Lichte
wandeln,
und die K ö n i g e
ihre H e r r l i c h k e i t und S c h ä t z e zu ihr b r i n g e n , ihre T h o r e
wer-
den bei T a g e
nicht
sein;
doch
nicht v e r s c h l o s s e n
wild
nichts
sein,
Profanes
Nacht
noch
a b e r wird
w e r Gräuel
und
Lüge
übt in sie e i n g e h e n , sondern n u r die im L e b e n s b u c h e des L a m mes Geschriebenen
( V . 24-27). —
W e i t e r z e i g t der E n g e l dem
S e h e r einen S t r o i n v o n L e b e n s w a s s e r ,
der v o m T h r o n e
und
mitten
des L a m m e s
der S t a d t
und
ausgeht
(K. 22, 1);
a u f beiden S e i t e n
auf der
des S t r o m e s
Gottes Strasse
ist ein L e b e n s -
b a u m , der z w ö l f m a l im J a h r e F r ü c h t e trägt und dessen B l ä t t e r zur H e i l u n g
der
\ ölker
h e i s s l es f e i n e r — Lammes
wird
dienen
Nichts
Verbanntes
—
w i r d m e h r s e i n ; der T h r o n G o t t e s und d e s
in i h r s e i n ;
und sein Antlitz
( V . 2).
schauen
seine K n e c h t e und
werden
seinen N a m e n
führen', G o t t s e l b s t wird ihr L i c h t sein
ihm
dienen
a u f ihrer
Slirne
und sie w e i d e n in alle
Ewigkeit herrschen (V. 3 - 5 ) . Hiermit
ist
der eigentlich p r o p h e t i s c h e H a u p l l h e i l des
c h e s , die E n t h ü l l u n g
Bu-
der Z u k u n f t des l l e i c h e s G o t t e s z u E n d e .
E s folgt nur n o c h III.
K . 2 2 , 6 21
ein
Epilog,
worin
b e s o n d e r s die
Wahr-
h a l l i g k e i l und Z u v e r l ä s s i g k e i t dieser A u s s p r ü c h e
b e i h e u e r t und
wiederholt
ausgesprochen
der
nahe
So
sei.
zuerst
V.
wild, fi-7,
dass
wo
die Z e i l
der
Engel
t h e u e r l , dass diese E n t h ü l l u n g e n w a h r h a l l i g
dem
Erfüllung Seher
be-
seien und von G o l t
a u s g e h e n , dass der H e r r s c h n e l l k o m m e n w e r d e und dass selig zu preisen s e i , bewahre. der dieses
—
w e r die W o r t e der W e i s s a g u n g dieses Johannes
gehört
und
bezeichnet gesehen
dann
habe;
er
wieder
sich
sei v o r
Buches als
dem
den, Engel
22
I.
Inhalt des Buches.
niedergefallen, dieser habe ihn aber wieder abgehalten, und zugleich ihm befohlen, die weissagenden Aussprüche dieses Buches nicht zu versiegeln, da die Zeit der Erfüllung nahe sei (o yag xctigos iyyvg eouv), so dass es für die Menschen nicht einmal mehr Zeit sei, ihren bisherigen W a n d e l zu ä n d e r n ; der Herr w e r d e schnell kommen und sein Lohn mit ihm für einen J e d e n gemäss seinem W a n d e l ; selig zu preisen seien, die sich rein b e w a h r e n ; die werden Theil haben am Lebensbaum und durch die T h o r e in die Stadt eingehen, während die Götzendiener und Lasterhaften aller Art draussen bleiben sollen (V. 8—15). J e s u s selbst bezeugt, dass er seinen Engel gesandt h a b e , den Gemeinden dieses kund zu tluin (V. 16). „Und der Geist — heisst es weiter V. 17 — und die B r a u t s p r e c h e n : „Komme", und der Hörende spreche: „Komme", und der Durstende komme herbei; „wer will, nehme L e b e n s w a s s e r umsonst.". — Jetzt tritt der Schriftsteller wieder a u f , der Allen, welche die W e i s s a g u n g e n dieses Buches hören weiden, die s c h w e r s t e göttliche Strafe androht, wenn sie sich unterfangen sollten, zu dem Inhalte E t w a s hinzuzufügen oder davon w e g z u n e h m e n (V. 18-20). „ D e r dieses bezeugt, spricht: „ja ich k o m m e schnell. Amen, komm Herr J e s u " (V. 20). Der Schluss des Buches lautet nach W e i s e einer neiiteslamenllichen Epistel, mit dem W u n s c h e der gölllichen Gnade für die Leser (V. 21).
II.
G e s c h i c h t e
d e s
A p o k a l y p s e Ich w e r d e s u c h e n ,
G e b r a u c h e s
in
d e r
d e r
K i r c h e .
hier eine g e s c h i c h t l i c h e L ' e b e r s i c h t
verschiedenen
Ilauptansichtcn
nach einander
und a u c h
und
Urllicile
z u m Tlieil
neben
zu g e b e n , einander
der
welche
über
das
B u c h g e h e r r s c h t h a b e n — s o w o h l a) ü b e r d e s s e n U r s p r u n g — den
apostolischen
oder
nicht
a p o s t o l i s c h e n , die E c h t h e i t
U n e c h t h e i t — als a u c h l>) ü b e r sein A n s e h e n , schriebene Autorität, u n d in w i e
weit
im Z u s a m m e n h a n g e
der I n h a l t
oder
die i h m
zuge-
mit d e r A n s i c h t ,
auf w i r k l i c h e r
unmittelbarer
ob
gött-
licher O f f e n b a r u n g b e r u h e , v e r m i t t e l s t d e r e n d e m V e r f a s s e r die G e s i c h t e in d e r hier i n i l g e l h e i l t e n W e i s e v o r g e f ü h r t seien, o d e r ob der visionaire C h a r a k t e r d u n g zu betrachten
und
nur
als
das Ganze
schriftstellerische Einklein u r ein rein
menschliches
E r z e u g n i s s s e i , endlich a u c h c) ü b e r die D e u t u n g d e s des ganzen
und
einzelner
Ilaupttheile,
an sich
Buches,
und in
ihrem
V e r h ä l t n i s s e zu e i n a n d e r , w o b e i n a m e n t l i c h in B e t r a c h t k o m m t , o b die eine
verschiedenen
Visionen
zusammenhängende
einander Buche
laufende Reihen, a n sich
einander;
und
sendjährige stande
zu
zu
insbesondere ob von
nehmen
sei,
auf
oder
ihren
mehrere
die v e r s c h i e d e n e n und die
einem der
Beziehung bilden
wie
fassen sind
Keich
in
Reihe
der
Zahlen
im
Verhältnisse
zu
1000 J a h r e
Zeiträume
schon
s c h o n g a n z verflossen sei, oder
in i h r e m
begonnen
Sinn neben
und
und
das
tau-
einein
Zu-
habe,
vielleicht
auch jetzt noch ganz
zu-
k ü n f t i g sei, endlich auf w e l c h e P e r s o n e n — einzelne o d e r
mo-
r a l i s c h e u n d collectivc —
Wi-
die in d e m B u c h e a u f t r e t e n d e n
d e r s a c h e r u n d feindlichen M ä c h t e zu beziehen seien, n a m e n t l i c h die
beiden
aus
dein Aleere
und
von
der Erde
aufsteigenden
II. Geschichte des Gebrauches der Apokalypse in der Kirchc.
24
Thiere, von denen das erstere meistens heisst und als dessen N a m e n s z a h l Allgemeinen
bemerke ich,
neuteslamentliches
das Thier x a r
d a s s in B e z i e h u n g auf
Buch
eine
e^o%rjv
(»66 a n g e g e b e n w i r d . —
solche
kein
Im
anderes
Mannigfaltigkeit der
Er-
k l ä r u n g e n s t a t t f i n d e t , w i e in B e z i e h u n g auf d i e A p o k a l y p s e ,
ins-
b e s o n d e r e bei s o l c h e n A u s l e g e r n , w e l c h e u n d j e m e h r sie d i e selbe als reinen A b d r u c k betrachten. Inhalt
der
Denn
unmittelbarer gölllicher Offenbarungen
damit hängt z u s a m m e n ,
einzelnen
Visionen
als
dass
bestimmte
sie
auch
den
Vorhersagungen
einzelner geschichtlicher T h a l s a c h e n oder Verhältnisse betrachten zu
müssen
meinten,
die
sich
theils
bereits
in
der
Geschichte der Kirche und der W e l t erfüllt halten, erfüllen w ü r d e n ; auf
so
welche Theile
des Buches
stere der Fall sei, und
welcher Art
f o r s c h t e n sie d a r ü b e r n a c h , und
welche
bisherigen theils
in
Visionen
und
in B e z i e h u n g
auf w e l c h e d a s
nach
Vergleichung
des
bereits
noch
Beziehung das
Er-
Letztere,
Erschienenen
d a s n o c h z u E r w a r t e n d e sein w e r d e ; m a n s ä h e d a s G a n z e eine Art von p r o p h e t i s c h e m K a l e n d e r an, w o r i n m a n n u r zuschlagen brauche, G o l l c s sei. und
u m z u wissen, w e l c h e Zeit es im
Reiche
D a b e i f a n d bei d e n A u s l e g e r n v e r s c h i e d e n e r
Zeiten
verschiedener
Pariheien
dem Buche gerade in
darin
auch
auftretenden
Widersacher
wie
nach-
ihre
die
natürliche
Zeilen
feindlichen
und
Neigung ihre
stall,
Kämpfe,
¡Mächten h a u p t s ä c h l i c h
und Verfolger geschildert
zu
finden.
Die
in und
ihre Ausle-
g u n g d e r A p o k a l y p s e h a t d a h e r m e h r a l s die e i n e s a n d e r n n e u testamentlichen B u c h e s vielfach einen sehr subjecliven C h a r a k t e r a n sich g e t r a g e n , u n d h a t e i n e n m e h r o b j e c l i v e n C h a r a k t e r f a s t nur angenommen
in V e r b i n d u n g m i t e i n e r f r e i e r e n o d e r l a x e r e n
Ansicht über den p r o p h e t i s c h e n C h a r a k t e r des B u c h e s oder ü b e r den C h a r a k t e r der P r o p h e t i e im Allgemeinen. —
Ausführlicheres
ü b e r d i e G e s c h i c h t e d e r A p o k a l y p s e in d e r K i r c h e s i e h e d e r s in L i i c k e ' s
Offenbarung des J o h a n n e s
( A u f l . 1.
§.34—43
Die
S. 516 — 651.
1832)
kirchliche
Aufl. 2. Tradition
V e r f a s s e r d e s B u c h e s ; u n d § . 6 8 — 8 5 S . ( .>52—1070. der
Auslegung
auch de W e t t e
beson-
V e r s u c h e i n e r v o l l s t ä n d i g e n E i n l e i t u n g in die
der
A p o k a l y p s e *).
—
Für
B o n n 1852. über
die l e t z t e r e
K u r z e E r k l ä r u n g der Apokalypse
den
Geschichte (des
vergl. exege-
*) Vergl. über dieses Werk die ausführliche Rccension von Bleck in den theol. Stud. u. Krit. 1854. 4 . H f t , und 1855. l . H f t .
Hermas, P o l y r a r p , Papias.
25
tischen H a n d b u c h s über d a s N . T . B d . 3. T b l . 2) Leipz. 1848 (2. Aufl. mit einer V o r r e d e v o n L ü c k e 1855) S . 14 — 22. — Wir werden hier beide G e s i c h t s p u n k t e in der Darstellung mit einander v e r b i n d e n , m ü s s e n lins aber auf das Wichtigsie, E p o c h e m a c h e n d e und die H a u p t r e p r ä s e n t a n t e n der verschiedenen Ansichten beschranken. B e s t i m m t e sichere oder w a h r s c h e i n l i c h e S p u r e n einer B e nutzung der A p o k a l y p s e linden sich bei den sogenannten apostolischen V ä t e r n in den uns erhaltenen Schriften derselben nicht. Z u m Theil h a t man z w a r d a s Gegentheil b e h a u p t e t , n a m e n t lich in B e z i e h u n g auf den H c r n i a s und den P o l y c a r p , in Beziehung auf den letzteren nach H e n g s t e n b e r g (die Offenb a r u n g des St. J o h a n n e s , f ü r s o l c h e , die in der Schrift forschen, e r l ä u t e r t , 2 B d e . , der 2. in 2 Abthl. Berlin 1 8 4 9 - 1 8 5 1 . Bd. 2. Abthl. 2. S . 9 7 s q . ) ; allein keine der a u s diesen Schriftstellern a n g e f ü h r t e n Stellen m a c h t bei n ä h e r e r B e t r a c h t u n g es wahrscheinlich, dass sie A u s s p r ü c h e der Apokalypse dabei sollten vor A u g e n g e h a b t und n a c h g e a h m t haben (siehe L ü c k e S. 5 1 8 — 5 2 4 . S. 546sq.)*). Eine viel b e s p r o c h e n e Streitfrage aber ist, ob als Z e u g e in dieser B e z i e h u n g P a p i a s zu betrachten ist, Bischof von Hierapolis, in der ersten Hälfte des 2. J a h r h u n derts, der n a c h A u s s a g e des I r e n a u s n o c h den J o h a n n e s (ohne Zweifel den Apostel) gehört h a b e n soll. Z w e i Griechische Coininentatoren der Apokalypse, beide Bischöfe von Cäsarea in C a p padocien, A n d r e a s und A r e l h a s , von denen der Erstere a m Ende des 5. J a h r h u n d e r t s l e b t e , der Letztere nicht viel später» nennen den P a p i a s mit u n t e r denjenigen älteren L e h r e r n , w e l c h e die G l a u b w ü r d i g k e i t und Inspiration der Apokalypse (ro Oeonvevorov, a^iorctarov) bezeugen. A r e t l i a s folgt in dieser A n g a b e nur ganz dem A n d r e a s , so dass bloss dieser hier in B e t r a c h t k o m m t ; dessen A u s s a g e k a n n sich nur auf die (uns verloren g e g a n g e n e ) Schrift des P a p i a s Xoyiiov xvQiaxwv i^t]ytjaeig beziehen; denn ein a n d e r e s W e r k des P a p i a s kennt das Alterthum nicht, und es lässt sich a u c h nicht zweifeln, dass A n d r e a s diese Schrift g e k a n n t hat, da er ein paar A u s s p r ü c h e des P a p i a s ausdrücklich citirt. D o c h ist nicht wahrscheinlich, wie m a n hiernach vielfach a n g e n o m m e n h a t , dass P a p i a s in *) Siehe B l e e k ' s Reccnsion des L « e k c ' s e h e n Werkes in den Stud. u. Krit. l s ö o . I M . 1. pag. 131 ff.
26
II- Geschichte des Gebrauches der Apokalypse in der Kirche.
j e n e m W e r k e die Apokalypse a u s d r ü c k l i c h als eine J o h a n n e i s c h e und apostolische Schrift sollte a n g e f ü h r t h a b e n ; denn da w ü r d e sich d a s Stillschweigen des E u s e b i u s in dieser Beziehung nicht begreifen l a s s e n , der eigens die Z e u g n i s s e des P a p i a s über die Verfasser neutestainentlicher Schriften a n f ü h r t (H. E. III., 3 9 ) , und eben so a u c h a n d e r s w o die A u s s a g e n und Urtheile der früheren Kirchenschriftsteller ü b e r die Apokalypse meldet, von einem Z e u g n i s s e des P a p i a s über die Apokalypse aber nichts e r w ä h n t , w a s er g e w i s s nicht w ü r d e unterlassen haben, w e n n P a p i a s dieselbe irgendwie ausdrücklich als eine a p o s t o lische Schrift bezeichnet hätte. Es ist d a r n a c h auch d a s nicht einmal wahrscheinlich, dass P a p i a s einen A u s s p r u c h der Apokalypse sollte ausdrücklich citirt haben. D o c h kann A n d r e a s anderweitig sich berechtigt g e g l a u b t haben vorauszusetzen, dass P a p i a s auf die Apokalypse W e r t h gelegt habe. P a p i a s war, w i e die meisten Christen seiner Z e i t , Cliiliast und scheint die Vorstellung von einem bevorstehenden tausendjährigen lieiche Christi auf Erden b e s o n d e r s sinnlich aufgefasst und sich in diesem Sinne in seinem W e r k e a u s g e s p r o c h e n zu haben. E u s e b i u s a. a. 0 . nieint, P a p i a s sei auf diese Ansicht w o h l dadurch g e k o m m e n , dass er die anoazohxäg dit]yi]aetg missverstanden und w a s darin typisch und mystisch gesagt w a r , nicht recht eingesehen habe. E s ist n u n z w a r nicht wahrscheinlich, dass E u s e b i u s hierbei jenen anoaxohxai diTjyqoeig sollte bestimmt an eine Schrift w i e die A p o k a l y p s e g e d a c h t haben oder, w i e noch H e n g s t e n b e r g ( H . a . p. 107), vor Allem g e r a d e an dieses B u c h ( s . d a g e g e n L ü c k e S. 5 3 3 — 5 3 7 ) . Aber es ist doch allerdings sehr w a h r s c h e i n l i c h , dass P a p i a s zu seiner Vorstellung nicht ohne Z u s a m m e n h a n g mit der Apokalypse gek o m m e n w a r , und dass sich a u c h wirklich S p u r e n einer B e kanntschaft mit dieser Schrift u n d einer B e n u t z u n g derselben in seinem W e r k e g e f u n d e n h a b e n und d a d u r c h A n d r e a s zu jener B e h a u p t u n g veranlasst ist. U c b e r ein von C r a i n e r (in d e r C a l e n a in epp. cathol. mit den C o m m e n t a r i e n des O c c u m e n i u s u n d A r e t h a s ü b e r die Apokal. Oxf. 1840) m i t g e t e i l tes Scholion z. Apok. 12, 7 9, worin man zuin T h e i l einen B e w e i s gefunden h a t , dass P a p i a s auf die Apokalypse a u s d r ü c k l i c h e Beziehung g e n o m m e n habe s. S l u d . u. Krit. 1855. S. 182.
Papias, Jastinus, Melito.
27
D a s s P a p i a s w i r k l i c h die A p o k a l y p s e g e k a n n t u n d a u c h w o h l w e r l h g e h a l t e n h a t , ist um so g l a u b l i c h e r , w e n n wir d a s Z e u g n i s s d e s J u s t i n u s M a r t y r b e a c h t e n , in seiner S c h r i f t Dialogus cum T r y p h o n e Judaeo, deren Abfassung wohl um das J a h r 140 n. C h . füllt, w o h l u n g e f ä h r gleichzeitig mit d e m W e r k e des P a p i a s . D i e s e r b e r u f t sich d o r t K. 8 1 f ü r seinen G l a u b e n an die einstige A u f e r s t e h u n g d e s F l e i s c h e s u n d ein t a u s e n d j ä h r i g e s L e b e n in d e m n e u e n J e r u s a l e m a u s d r ü c k l i c h auf d a s Z e u g n i s s der A p o k a l y p s e , und z w a r a l s einer W e i s s a g u n g d e s Apostels J o h a n n e s : xai eneiSi) xai nailoaoq>ov/.uva wird die A p o k a l y p s e a u s d r ü c k lich als heilige und als Schrift des Apostels J o h a n n e s a n g e f ü h r t , u n d in der ersteren findet sich a u c h m e h r e r e s , w a s uns z e i g t , w i e Hippolyt theilwcise die Apokalypse a u f g e f a s s t h a l ; z. B. die Z a h l 660, w o er für das W a h r s c h e i n l i c h s t e hält, dass siaTeivog gemeint sei, wie er denn das erste, aus dem Meere aufsteigende T h i e r von dem dem U n t e r g ä n g e nahen R ö m i s c h e n R e i c h e v e r s i e h t (siehe L ü c k e S . 9 6 4 — % 8 ) . Vielen G e b r a u c h von der A p o k a l y p s e m a c h t u m die Milte des drillen J a h r h u n derts a u c h C y p r i a n , der sie in derselben W e i s e b e n u t z t , wie andere a n e r k a n n t e Schriften des N. T . und sie oft unter d e m N a m e n des J o h a n n e s citirt, w o b e i er w o h l ohne Z w e i f e l an den Aposlel d e n k t . — Aus elvvas späterer Zeit ist V i c l o i i n u s , B . von P e t a b i o ( P e l l a u ) in P a n n o n i e n ( f als Märtyrer c. 303) zu n e n n e n . Dieser hat, wie schon H i e r o n y m u s a u s s a g t , einen ü o m m e n t a r ü b e r die A p o k a l y p s e geschrieben. Ein solcher und z w a r scholienartiger ist a u c h jetzt noch unter d e m N a m e n Viclorins v o r h a n d e n . D o c h ist streitig, ob dies der e c h l e C o m m e n t a r d e s Victorins sei. D a s W a h r s c h e i n l i c h s t e ist, dass es wirklich d e r C o m m e n t n r des Viclorins ist, aber schon ziemlich frühzeitig mannigfaltig inlcrpoliit, w i e die Schrift d e n n in der Gestalt, worin sie uns j e t z t vorliegt, m e i n e s enthält, w a s nicht r e c h t z u s a m m e n s t i m m t . N a c h A n g a b e des H i e r o n y m u s lässl sich v e r m u t h e n , dass die A u s l e g u n g des V i c l o r i n u s u r s p r ü n g lich d u r c h g e h e n d e r und entschiedener chiliastisch w a r , als w i e j e t z t der Fall i s t , w o das Chiliaslische z w a r nicht g a n z fehlt, aber d o c h sehr v e r w i s c h t i s t , namentlich in der D e u t u n g der 1 0 0 0 J a h r e selbst und des himmlischen J e r u s a l e m s ; er will dabei die 1000 J a h r e , w ä h r e n d w e l c h e r der S a t a n g e b u n d e n sei, r e c h n e n v o n der F l e i s c h w e r d u n g Christi bis z u m E n d e der W e l t u n d erklärt sich entschieden g e g e n die C e r i n l h i s c h e V o r stellung von einem t a u s e n d j ä h r i g e n irdischen Heiche. D e r An-
Hippolytus, Victormus, Dionysius. t i c h r i s t K . 1 3 , t6 erklärt, w a s
wird
von
dem
wieder
ohne Zweifel schon
lar angehört
hat,
wie
neutische Grundsatz,
eben
nach
sondern
theilweise
erweckenden
so d e r g e l l e n d
gemachte
einander
Reihe
bilden
aufnehmende
neben
einander
und s i c h a u f
wie
das
herme-
herlaufende
bei
den
7
Posaunen
zum
nicht
der
Begebenheiten
Rei-
beziehen,
Reihen
w i e e r n a m e n t l i c h den I n h a l t d e r 7 P l a g e s c h a a l e n bezieht,
Nero
dem ursprünglichen C o m m e n -
d a s s die V i s i o n e n in d e r A p o k a l y p s e
überall eine kontinuirliche hefolge
zu
33
auf
bilden, dasselbe
Vorschein
kom-
mende. A u s d e r G r i e c h i s c h e n K i r c h e ist s c h o n a u s e t w a s Z e i t in B e z i e h u n g
a u f sein U r t h e i l ü b e r
nysius
zu nennen, B i s c h o f von Alexandrien
Kr
Schüler
war
entschiedener dafür
Nepos:
und G e s i n n u n g s g e n o s s e
stützte
auf
Denkweise.
die S c h r i f t
eines
eXeyxog aXXriyoQtOTwv, w o r i n d e r s e l b e d e n hatte,
Beifall die
wohl
im G e g e n s a l z e
des O r i g e n e s ,
und
erhielt
hierdurch
und
gegen
die
besonders
Bischofes Chiliasmus
allegorische wohl
D i e s e S c h r i f t fand in d e r
sich
erregten
dort
eine
chiliastische
Streitigkeiten
ward
in
Parlhei.
Dionysius
sich selbst
in die d o r t i g e G e g e n d z u
ben,
nach
dreitägigen
es
ihm
einer
Be-
Gegend
veranlasst (c. 2 5 5 ) wo
und man
AuslegUngsweise
Durch
Origenes
v e r b r e i t e t in d e r G e g e n d v o n A r s i n o e , w o
chiliastischen
z i e h u n g a u f die A p o k a l y p s e . vielen
des
fand
der
namentlich
vertheidigt
Dio-
seit 2 1 8 f c. 2 6 5 . Er
Gegner
diese besonders sich
früherer
die A p o k a l y p s e
Disputation
begegelang,
s e l b s t d e n K o r a k i o n , d a s d a m a l i g e H a u p t der c h i l i a s t i s c h e n
Par-
thei, d a h i n z u v e r m ö g e n , d a s s er s e i n e M e i n u n g a u f g a b .
Dar-
nach
schrieb
Dionysius
snayyehwv,
von
denen
eine dns
delte.
Seine Aeusserungcn
sebius
VII,
sich
darnach
tiker. den zu
25
Schrift
über
dieses
sei
zwei
ixeql han-
theilt
uns
Dionysius
Eu-
erweist
a l s einen s e h r s c h a r f s i n n i g e n u n d b e s o n n e n e n K r i des J o h a n n e s ,
dem Urtheile,
fasser
Büchern
der A p o k a l y p s e Buch
ziemlich ausführlich mit;
E r v e r g l e i c h t die A p o k a l y p s e Briefen
in
zweite von
wie
dass
die c r s t e r e
die l e t z t e r e n ;
t e n d a ) die G e w o h n h e i t
mit dem
und glaubt er
nicht
macht
Evangelium
sich d a r n a c h von
und
berechtigt
demselben
in d e r B e z i e h u n g
Vergel-
d e s A p o s t e l s J o h a n n e s , in s e i n e n S c h r i f -
ten sich nicht zu n e n n e n .
weder
im E v a n g e l i u m
n o c h in
B r i e f e n , w o g e g e n der V e r f a s s e r der A p o k a l y p s e r e c h t 3 *
den
geflissent-
36
II. Geschichte des Gebrauches der Apokalypse in der Kirche.
lieh d a r a u f a u s g e h e , seinen N a m e n J o h a n n e s w i e d e r h o l t v o r z u b r i n g e n . b) D i e V e r s c h i e d e n h e i t der D a r s t e l l u n g , d e r G e d a n ken u n d der A u s d r ü c k e , in w e l c h e r B e z i e h u n g d a s E v a n g e l i u m u n d der erste Brief so s e h r g l e i c h m ä s s i g s e i e n , w ä h r e n d die A p o k a l y p s e so m a n c h e Begriffe u n d A u s d r ü c k e , die in j e n e n S c h r i f t e n w i e d e r h o l t v o r k o m m e n — die er im Einzelnen a u f f ü h r t — g a r nicht e n t h a l t e ; w o b e i er noch b e m e r k t , d a s s w e der in den Briefen der A p o k a l y p s e , noch in dieser der B r i e f e e r w ä h n t w e r d e , w i e m a n , w e n n beide v o n d e m s e l b e n V e r f a s s e r w ä r e n , w o h l w ü r d e e r w a r t e n k ö n n e n , c) D i e V e r s c h i e d e n h e i t der S p r a c h e , da das E v a n g e l i u m u n d der Brief g u t G r i e c h i s c h g e s c h r i e b e n s e i e n , in g e w a n d t e r u n d k o r r e k t e r S p r a c h e , die S p r a c h e der A p o k a l y p s e a b e r voll v o n B a r b a r i s m e n und S o l ö cismen. — Auf der a n d e r n S e i t e will D i o n y s i u s nicht l e u g n e n , dass die A p o k a l y p s e d a s W e r k eines heiligen g o l l b e g e i sterlen M a n n e s sei, und z w a r eines J o h a n n e s , w i e sie selbst b e h a u p t e , n u r nicht des Apostels J o h a n n e s , d e s v o m H e r r n g e liebten J ü n g e r s , des B r u d e r s des J a c o b u s , w o f ü r sie sich a u c h nicht a u s g e b e , a u c h nicht des J o h a n n e s M a r c u s , des R e i s e g e f ä h r t e n des P a u l u s und B a r n a b a s , sondern eines a n d e r n in Asien l e b e n d e n J o h a n n e s ; w o b e i er d a r a n e r i n n e r t , d a s s in E p h e s u s zwei G r a b m ä l e r von z w e i v e r s c h i e d e n e n J o h a n n e s sich finden s o l l t e n . — In derselben S c h r i f t w a r , w i e E u s e b i u s s a g t , D i o n y s i u s die g a n z e A p o k a l y p s e p r ü f e n d d u r c h g e g a n g e n und h a l l e zu zeigen g e s u c h t , d a s s sie nicht b u c h s t ä b l i c h k ö n n e v e r s t a n den w e r d e n ( x a r a rrjv n(>6%etQOv öiävotav); er legt ihr a l s o einen p n e u m a t i s c h e n Sinn u n t e r in d e r W e i s e des O r i g e n e s , w e n n er a u c h , w i e er s a g t , ijg, ferner von den beiden Aegyptischen Mönchen M a k a r i u s und D i d y m u s , aus dem E n d e des vierten J a h r h u n d e r t s , und später v o m Bischof C y r i l l v o n A l e x a n d r i e n (f 444), I s i d o r u s v o n P e l u s i u m u . a . Abweichende Ansichten finden wir aus dieser und der folgenden Zeit aus der Alexandrinischen Kirche nicht mehr. N u r dass K o s m o s I n d i k o p l e u s t e s , der in seinen spätem J a h r e n Mönch in Aegypten w a r , in seiner Topographia Chrisliana die Apokalypse durchaus nicht erwähnt, auch w o er Vera n l a s s u n g g e h a b t hätte sie zu nennen. c) Nicht so gleichmässig erscheint das Verfahren der ü b r i g e n G r i e c h i s c h e n K i r c h e in diesem Zeitalter. W a s die Verzeichnisse des neutestamentlichen Kanons aus der Griechischen Kirche betrifft, so führt das des E p i p h a n i u s Haeres. 76 die Apokalypse ohne weiteres als kanonische Schrift mit auf, und Haer. 77 sagt e r , dass naqa nlsiazoig rj ßißlog neniarevfievt] xal naQa xolg öeooeßeoi sei. Dabei ist zu bemerk e n , dass E p i p h a n i u s sich in früheren J a h r e n lange Zeit in Aegypten aufgehalten halte. D a g e g e n wird sie in anderen Verzeichnissen aus der Griechischen Kirche dieser Zeit unter der Z a h l der kanonischen Bücher des N . T . gar nicht mit a u f g e f ü h r t , obwohl alle andre Bücher unsres N. T . , nämlich 1) in dem des C y r i l l H i s c h o f v o n J e r u s a I e m (f 386) Catech. I V ; a n d e r s w o in seiner Kalechisation nimmt er auf die Apokalypse wohl Rücksicht, aber ohne sie zu nennen und zu citiren, auch w o der Inhalt ihm wohl Gelegenheit dazu g a b , z. B. Catech. X V , w o er vom Antichrist redet, aber sich dafür nicht auf die Apokalypse beruft, sondern auf den Daniel, auf Matth. 2 5 und 2. T h e s s . 2 , ja das Zeugniss der Apokalypse gradezu als das einer apokryphischen Schrift zu verwerfen scheint: ßaoilevoei de o IdviixQiOTog zgia xal rj/.aav exi] fiöva" ovx ei; anoxQixpiov Xeyof.i£v (Apok. 14, 14), ¿ÄAci ex xov Javir\X' (prjai yaq x.x.X. (Dan. 7, 25). 2) In dem des G r e g o r v o n N a z i a n z , in C a p p a docien (f 389), in seinen carminibus no. 32, w o er, nachdem er alle anderen Büchfer des N. T . aufgeführt h a t , schliesst: ei xi TOVTIÜV exxog, ovx ev yvrjaLoig; doch führt er anderswo in seinen Schriften unser B u c h mitunter an, a u c h als Johanneische Schrift. 3) In den J a m b i s a d S e l e u c u m , w o h l von einem Zeitge-
Die Alexandrinische und Griechische Kirche.
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nossen des G r e g o r v o n N a z i a n z , d e m B i s c h o f A m p h i l o c h i u s v o n I c o n i u m , der j e d o c h a m S c h l ü s s e d e s V e r z e i c h nisses h i n z u f ü g t : trjv d' anoxaXvxpiv TTjv 'Iwävvov nakiv tivig Iuev eyxQivovoiv, oi nkeiovg de ye vö&ov keyovaiv. 4) im 60. C a n o n d e s Conzils v o n L a o d i c e a (circa 3 6 2 ) , w o bei A u f z ä h l u n g d e r k a n o n i s c h e n B ü c h e r d e s A. u n d N . T . die A p o k a l y p s e g a r nicht e r w ä h n t wird. E b e n so 5) im 8 5 . K a n o n d e r s o g e n a n n t e n C a n o n e s apostolici, d e r w o h l a u c h a u s d e m v i e r t e n o d e r f ü n f t e n J a h r h u n d e r t ist. N i c h t u n w i c h t i g ist a u c h , d a s s C h r y s o s t o m u s , Bischof v o n C o n s t a n t i n o p e l ( f 4 0 7 ) , Theodor v o n M o p s v e s t e in Cilicien (f 429) u n d T h e o d o r e t , B i s c h o f von C y r u s in S y r i e n ( f 4 5 7 ) die A p o k a l y p s e w e n i g s t e n s n i e m a l s a u s d r ü c k l i c h a n f ü h r e n , so m a n n i g f a l t i g e V e r a n l a s s u n g sie d a z u in ihren e x e g e t i s c h e n u n d a n d e r n S c h r i f t e n a u c h h a l l e n . Z w e i a n d e r e a n g e s e h e n e G r i e c h i s c h e K i r c h e n l e h r e r dieser Z e i t , die beiden B r ü d e r B a s i l i u s d e r G r o s s e u n d G r e g o r v o n N y s s a , f ü h r e n z w a r die A p o k a l y p s e als S c h r i f t d e s E v a n g e l i sten J o h a n n e s a n , a b e r beide n u r ein o d e r z w e i m a l , dabei d e r l e t z t e r e s o : der E v a n g e l i s t s a g e iv ano%qv(poig, was jedoch w a h r s c h e i n l i c h nicht in d e m S i n n e des U n e c h t e n g e m e i n t ist, s o n d e r n n u r in d e m des V e r b o r g e n e n , Mystischen. A u s d e m hier B e i g e b r a c h t e n ergibt s i c h , d a s s , w e n n w i r die A l e x a n d r i n i s c h e K i r c h e a u s n e h m e n , H i e r o n y m u s sich n u r ein w e n i g zu s t a r k a u s d r u c k t , w e n n er a. a. 0 . ( E p . ad D a r d . ) im A l l g e m e i n e n s a g t , d a s s die ecclesiae G r a e c o r u m die A p o k a l y p s e nicht a n n e h m e n . — N a c h der Z e i t g e s t a l t e t e sich d a s U r t h e i l ü b e r d a s B u c h a u c h in der G r i e c h i s c h e n K i r c h e g ü n s t i g e r u n d v e r l o r sich d e r W i d e r s p r u c h g e g e n dieselbe i m m e r m e h r , w o z u w o h l d a s B e i s p i e l der A l e x a n d r i n i s c h e n w i e der Einfluss d e r L a t e i nischen Kirche wesentlich beigetragen haben. A u s der letzten Z e i t d e s f ü n f t e n und der e r s t e n H ä l f t e des s e c h s t e n J a h r h u n d e r t s sind die C o m m e n t a r e der beiden B i s c h ö f e v o n C ä s a r e a in C a p p a d o c i e n , d e s A n d r e a s u n d des A r e l h a s ü b e r die A p o k a l y p s e , w e l c h e sie als eine inspirirte a p o s t o l i s c h e S c h r i f t b e t r a c h t e n u n d gellend zu m a c h e n s u c h e n . Ungefähr derselben Z e l t g e h ö r e n w o h l die u n t e r g e s c h o b e n e n S c h r i f t e n d e s D i o n y s i u s A r e o p a g i t a an, in d e r e n einer „ ü b e r d i e k i r c h l i c h e H i e r a r c h i e " sich ein s c h w ü l s t i g e s V e r z e i c h n i s s d e r biblischen B ü c h e r findet und u n t e r w e l c h e n der V e r f a s s e r die A p o k a l y p s e
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II. Geschichte des Gebrauches der Apokalypse in der Kirche.
aufführt, als trjv xqvcpiav xal fxvarixrjv tnoxplav %ov zwv f.ia&t]zi5v ayanrjxov xai öeoTieoiov. Vom L e o n t i u s B y z a n t i n u s , der zuletzt als Mönch in Paliislina lebte (sec. 6 — 7), in einem Verzeichnisse der Bücher A. lind N. T . und von J o h a n n e s D a m a s c e n u s (f 755 in einen) Kloster bei Jerusalem [De fide ortod. 4, 17]) wird die Apokalypse mit zu den kanonischen Büchern gezählt. Z w a r in der Slichometrie des N i c e p h o r u s (Patriarch von Constantinopel, f 828), einem Verzeichniss der kanonischen und apokryphisclien Bücher, welches sich am Ende seiner Chronographie findet, wird die Apokalypse zu den Antilegomenen des N. T. gezählt; aber dieses, wenn anders das Verzeichniss wirklich vom N i c e p h o r u s ist und nicht von ihm schon vorgefunden, wohl nur in Beziehung auf frühere Zweifel gegen dieselbe, die der Verfasser wohl besonders aus dem E u s e b i u s kennen gelernt hatte, nicht in Beziehung auf noch damals in der Griechischen Kirche herrschende Bedenklichkeiten. So hat auch, dass T h e o p h y l a k t die Apokalypse niemals anführt, seinen Grund wohl hauptsächlich nur darin, weil er sie auch bei C h r y s o s t o m u s , an den ersieh meistens anschliesst, nicht angeführt fand. Im Allgemeinen wurde in dieser Zeit die Apokalypse hinsichtlich ihres apostolischen Ursprungs und ihrer kanonischen Dignilät in der Griechischen Kirche wohl eben so wenig mehr angefochten als in der Lateinischen. d) Anders war es auch in der späteren Zeit in der S y r i s c h e n N a t i o n a l - K i r c h e . Hier finden wir zwar, dass E p h r a i m S y r u s (f 378) die Apokalypse gebraucht, als eine apostolische Schrift. Doch kam er dazu wohl nur durch seinen Verkehr mit den rechtgläubigen Lehrern anderer Kirchen, deren Griechische Schriften, wie die Bibel in Griechischer Sprache ihm wohl nicht unbekannt waren, wenn gleich wir wissen, dass ihm das Griechische nicht so geläufig w a r , um ohne Dolmetscher sich mit Griechischen Kirchenlehrern unterhalten zu können. Auf die allgemeine Praxis der Syrischen Kirche halle dieses keinen wesentlichen Einfluss. Der Umstand, dass die kirchliche Uebersetzung, die Peschilo, die Apokalypse nicht enthielt, bewirkte, dass man mit dieser Schrift auch im Ganzen wenig bekannt war und im Allgemeinen keinen kirchlichen Gebrauch von derselben machte. Etwas später kann bei den
Die Syrische Kirche.
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N e s t o r i a n e r n , die eine g e l e h r t e S c h u l e zu Nisibis hatten, auch das A n s e h n , worin T h e o d o r v o n ¡ M o p s v e s t e , dessen Anhänger N e s t o r i i i s w a r , bei ihnen s t a n d , darauf eingewirkt h a b e n , da a u c h dieser die A p o k a l y p s e nicht scheint anerkannt zu haben. Aber auch die S y r i s c h - M o n o p h y s i t i s c h e Kirche stimmt im G a n z e n damit uberein. Die Monophysiten kamen z w a r m e h r namentlich mit den Alexandrischen T h e o l o g e n und deren T h e o l o g i e in B e r ü h r u n g , u n d so konnte deren Schriftkanon auf sie Einfluss üben. S o finden w i r , dass ein Monophysitischer B i s c h o f , J a k o b v o n E d e s s a — dessen Zeitalter j e doch unsicher ist (siehe L ü c k e S. 646 A n m . ) — die Apokalypse als O f f e n b a r u n g eines der Heiligen, J o h a n n i s d e s T h e o l o g e n , a n f ü h r t (die Stelle K. 17,3—6), indem er sich auf den l l i p p o l y t u s beruft, und w i r wissen, dass am E n d e des elften J a h r h u n d e r t s ein Monophysitischer Bischof D i o n y s i u s B a r S a l i b i zu Amida eine E r k l ä r u n g , wie über die anderen B ü c h e r des N. T., so a u c h über die A p o k a l y p s e geschrieben h a t . Aber im Allgemeinen stand die Apokalypse a u c h bei den Monophysitischen S y r e r n nicht in d e m Ansehn einer kanonischen Schrift. Die zweite S y r i s c h e U e b c r s e t z u n g des N . T . , die P h i l o x e n i a n i s c h c , angefertigt im A u f t r a g des iMonophysitischen Bischofes P h i l o x e n u s oder X e n a j a s im J . 5 0 S , enthält die Apokalypse eben so w e n i g w i e die Peschito. Die uns bekannte, zuerst von L. d e D i e u (1627) veröffentlichte Syrische U e b e r setzung dieses B u c h e s ist nicht unwahrscheinlich von dem T h o m a s v o n C h a r k e l a n g e f e r t i g t , w e l c h e r c. 616 in einem Kloster zu Alexandrien die Philoxenianische Uebcrsetzung revidirte und nun selbst eine U e b e r s e t z u n g der Apokalypse dazu angefertigt h a t , veranlasst durch das Anselm, worin er dieses B u c h in A e g y p t e n fand. Einen B e s t a n d t e i l aber der kirchlichen Syrischen U e b e r s e t z u n g hat die Apokalypse niemals g e bildet, w e d e r bei den N e s t o r i a n e r n (oder Chaldäischen Christen, besonders in Persien und A r m e n i e n ) , noch auch bei den Monophysiten (oder Jakobiten, im P a t r i a r c h a t von Antiochien). Z u den Ersleren gehört E b e d J e s u (Metropolitan zu Nisibis, f 1318), der in einem gereimten Verzeichnisse Syrischer Schriftsteller unter den n e u t e s t a m e n l l i c h e n Büchern (c. 2) die Apokal y p s e nicht mit nennt. Z u den Monophysiten gehörte A b u l p h a r a g i u s oder G r e g o r i u s B a r h e b r ä u s , Monophysitischer
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II. Geschichte des Gebrauches der Apokalypse in der Kirchc.
B i s c h o f zu Haleb ( f 1 2 8 6 ) , der die A p o k a l y p s e d e m Apostel J o h a n n e s g r a d e z u a b s p r i c h t u n d sie für ein W e r k d e s C c r i n t h ' s erklärt. Von den H a n d s c h r i f t e n d e r P e s c h i t o e n t h ä l t keine einzige die A p o k a l y p s e , u n d so findet sich dieselbe a u c h nicht in d e n e r s t e n g e d r ü c k t e n A u s g a b e n dieser U e b e r s e t z u n g , a u c h n i c h t in der a l l e r e r s t e n , die in W i e n 1 5 5 5 d u r c h d e n M o s e s , P r i e s t e r zu M e r d i n , b e s o r g t w a r d , w e l c h e d u r c h d e n damaligen Jakobitischen (Monophysitischen) Patriarchen I g n a t i u s an P a p s t J u l i u s III. a b g e s a n d t w a r . D i e s p ä t e r e n A u s g a b e n der P e s c h i t o a b e r — z u e r s t in d e r P a r i s e r u n d der L o n doner P o l y g l o t t e — h a b e n die A p o k a l y p s e n a c h j e n e r s p ä t e ren v o n L . d e ü i e u v e r ö f f e n t l i c h t e n U e b e r s e t z u n g mit a u f g e nommen. S o h a t d e n n in der S y r i s c h e n N a t i o n a l - K i r c l i e die A p o k a l y p s e eigentlich n i e m a l s k a n o n i s c h e s A n s e l m g e h a b t , w e d e r bei den N e s t o r i a n e r n n o c h bei den M o n o p h y s i t e n , w ä h r e n d sie in der ü b r i g e n K i r c h e , n i c h t bloss d e r L a t e i n i s c h e n , s o n d e r n a u c h d e r G r i e c h i s c h e n w ä h r e n d des g a n z e n Mittelalters bis zur R e f o r m a t i o n u n a n g e f o c h t e n dieses A n s e h n b e h a u p t e t e . U e b e r die A u s l e g u n g a b e r des B u c h e s in diesem Z e i t r ä u m e b e m e r k e ich hier kürzlich f o l g e n d e s . N a c h d e m R o m u n d die R ö m i s c h e n Kaiser z u m C h n s t e n t h u m e b e k e h r t w a r e n , ü b l e das auf die A u f f a s s u n g der A p o k a l y p s e den E i n f l u s s , d a s s m a n die feindlichen M ä c h t e , n a m e n t l i c h d a s a u s d e m Meere a u f s t e i g e n d e T h i e r , die 7 K ö n i g e , u n d das W e i b n i c h t m e h r auf das heidn i s c h e R o m u n d die R ö m i s c h e n Kaiser als s o l c h e b e z o g , sond e r n ihnen eine a l l g e m e i n e r e D e u t u n g g a b , auf die W e l t r e i c h e ü b e r h a u p t u n d d e r e n H a u p t s t ä d t e oder auf ein n o c h z u k ü n f t i g e s antichristliches R e i c h und d e s s e n H a u p t s t a d t , o d e r auf den W e l t s t a a t im A l l g e m e i n e n im G e g e n s a t z e g e g e n die Kirche. D i e chiliaslische E r k l ä r u n g s w e i s e trat g a n z z u r ü c k ; w i e s c h o n V i c t o r i n von P e t a b i o , licss m a n d a s t a u s e n d j ä h r i g e Reich mit d e r e r s t e n E r s c h e i n u n g Christi bei seiner F l e i s c h w e r d u n g o d e r mit s e i n e m T o d e b e g i n n e n , und b e t r a c h t e t e theilweise a u c h die 1 0 0 0 J a h r e n u r als eine s y m b o l i s c h e Z a h l im a l l g e m e i n e r e n Sinne-, die e r s t e A u f e r s t e h u n g w u r d e z u m T h e i l auf die E r s t e h u n g der W e l t z u m geistigen L e b e n o d e r auf die S t i f t u n g der christlichen Kirchc bezogen. In B e z i e h u n g auf das V e r h ä l l n i s s d e r v e r s c h i e d e n e n V i s i o n e n oder R e i h e n v o n Visionen zu ein-
Auslegung bis zum 9. »ec.
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ander w u r d e eben s o , w i e schon von V i c t o r i n , die s y n c h r o nistische F a s s u n g s w e i s e b e f o l g t , dass vielfach die späteren auf die gleichen T h a l s a c h e n und Verhältnisse b e z o g e n w u r d e n , w i e die f r ü h e r e n , wobei a b e r , wie in der ganzen ß e h a n d i u n g s w e i s e des B u c h e s , viel Willkiihr getrieben und nicht irgend n a c h einer festen Regel verfahren w a r d . — W a s die u n s erhaltenen u n d bekannten C o m m e n t a r i e n selbst betrifft, so ist a u s der Griechischen Kirche der e r s t e und eigentlich fast allein in B e t r a c h t k o m m e n d e der schon e r w ä h n t e des A n d r e a s , Bischofs von C ä s a r e a und C a p p a d o c i e n , a u s dem E n d e des f ü n f t e n J a h r h u n d e r t s ; er verfährt in der W e i s e des O r í g e n e s , u n t e r s c h e i d e t einen m e h r f a c h e n Sinn u n d b e m ü h t sich überall die E r f ü l l u n g des G e w e i s s a g t e n n a c h z u w e i s e n , wobei er aber d a s C o n c r e t e meistens sehr verallgemeinert. — Viel w e n i g e r k o m m t n o c h in B e t r a c h t der C o m m e n t a r des A r e t h a s sec. 6, so w i e w a s wir u n t e r dem N a m e n d e s O e k u m e n i u s besitzen, dessen V e r h ä l t niss zu dem C o m m e n t a r des A r e t h a s a u c h sehr unsicher ist; (siehe L ü c k e S. 4 7 2 A n m . 991 sq). — Aus der Lateinischen K i r c h e hat sich uns a u s dieser Zeit zuerst eine Expositio in Apocalypsin unter dem iNamen des Donatisten T i c h o n i u s erhallen. Es ist a u c h s i c h e r , dass dieser, ein Z e i t g e n o s s e des A u g u s t i n und H i e r o n y m u s , einen C o m m e n t a r ü b e r das B u c h geschrieben hat. D o c h kann das a n e r k a n n t nicht die u n s vorliegende B e a r b e i t u n g sein, sondern diese n u r a u s j e n e m als A u s z u g und mit Ausscheidung des Donatistischen h e r v o r g e g a n g e n sein. A u g u s l i n selbst und H i e r o n y m u s h a b e n keinen C o m m e n t a r über das B u c h geschrieben; doch finden sich in ihren Schriften A n d e u t u n g e n , wie sie Einzelnes g e f a s s t h a b e n , b e s o n d e r s bei A u g u s t i n de Civ. D. 20, 7 — 1 7 ü b e r Apok. 2 0 . 2 1 . — Einen ausführlichen C o m m c n l a r d a g e g e n besitzen wir bei P r i m a s i i i s , einem Africanischen Bischöfe um die Mitte des s e c h s t e n J a h r h u n d e r t s , und kürzere E r l ä u t e r u n g e n von seinem Z e i t g e n o s s e n C a s s i o d o r u s (Complexiones A c l u u m a p o s l o l o r u i n et Apocalypsis S. J o a n n i s ) . Beide entfernen sich nicht sehr v o n der d a m a l s g e w ö h n l i c h e n E r k l ä r u n g s w e i s e , wie eben so zwei E r k l ä r u n g e n a u s dem achten J a h r h u n d e r t , eine kürzere d e s B e d a V e n e r a b i i i s (f 738) und die des Gallischen P r e s b y t e r s A m b r o s i u s A n s b e r t u s ( n a c h der Mitte des a c h t e n Jahrhunderts). Auch in der späteren Zeit des Mittelalters ist
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II. Geschichte des Gebrauches der Apokalypse in der Kirche.
in d e r a b e n d l ä n d i s c h e n K i r c h e die A p o k a l y p s e v i e l f a c h e x e g e tisch b e h a n d e l t w o r d e n , a b e r o h n e dnss eine dieser B e a r b e i t u n gen irgend wissenschaftlichen W e r t h halte. B e i der g e w ö h n l i c h e n A n s i c h t d e r Zeit, d a s s d a s t a u s e n d j ä h r i g e K e i c h s c h o n mit d e r F l e i s c h w e r d u n g o d e r d e m T o d e Christi b e g o n n e n h a b e , l a g die E r w a r t u n g n a h e , d a s s mit d e m A b l a u f e von 1 0 0 0 J a h r e n n a c h C h r i s t o das E n d e d e r W e l t eint r e t e n w e r d e . D a d u r c h w u r d e n d e n n g e g e n d a s E n d e des z e h n ten u n d d e n A n f a n g d e s elften J a h r h u n d e r t s die G e m ü t h e r d e r C h r i s t e n h e i t im A b e n d l a n d e s e h r a u f g e r e g t , in g e s p a n n t e r b a n g e r E r w a r t u n g . Als a b e r uin diese Zeit eine b e s o n d e r e K a t a s t r o p h e n i c h t eintrat, b e r u h i g t e n sich a l l m ä l i g die G e m i i l h e r u n d es w a r d n u r n o c h a l l g e m e i n e r die A n s i c h t , dass die 1 0 0 0 J a h r e n i c h t von so vielen eigentlichen J a h r e n n a c h u n s e r e r IJerechn u n g s w e i s e z u v e r s t e h e n s e i e n , s o n d e r n in a l l g e m e i n e m S i n n e u n d als irgend eine s y m b o l i s c h e a p o k a l y p t i s c h e Z e i t a n g a b e . Auf die b e s t i m m t e D e u t u n g a b e r der feindlichen M ä c h t e ü b t e n die jedesmaligen Zeilverhällnisse und Parlheiriicksichlen einen g r o s s e n Einlluss. •— S e i t der A u s b r e i t u n g des M u h a m e d a n i s m u s w a r d es üblich, d a s T h i e r mit d e m P s e u d o p r o p h e t e n K. 13 sq. v o n M u h a m e d u n d d e m M u h a m e d a n i s m u s zu v e r s t e h e n ; so b e s o n d e r s zur Z e i t der K r e u z z ü g e , w i e d e n n P a p s t I n n o c e n z III., als er 1 2 1 5 zu einem n e u e n K r e u z z u g e a u f f o r d e r t e , diese D e u t u n g a u s d r ü c k l i c h g e l l e n d m a c h t e u n d zugleich v e r k ü n d i g t e , d a s s die feindliche M a c h t der S a r a c e n e n bald w e r d e v e r n i c h t e t sein, i n d e m er die Z a h l 6 0 6 auf so viele J a h r e n a c h d e m A u f treten des M u h a m e d u n d die D a u e r des M u h a m e d a n i s m u s bez o g . D o c h g a b es d a n e b e n a u c h a n d e r e D e u t u n g e n , die d u r c h Z e i t v e i h ä l l n i s s e an die H a n d g e g e b e n w u r d e n . S o bei den K ä m p f e n der K o m i s c h e n K i r c h e mit den H o h e n s t a u f e n w u r d e v o n Seiten der A n h ä n g e r der e r s l e r e n d a s T h i e r w o h l a u c h von dieser w e l l l i c h e n M a c h t g e d e u t e t , so w i e bei d e m K a m p f e der K i r c h e mit d e n S e c t e n u n d H ä r e s i e n , die sich a u c h b e s o n d e r s seit dein E n d e d e s z w ö l f t e n J a h r h u n d e r t s ausbreiteten, der P s e u d o p r o p h e t d e r A p o k a l y p s e w o h l auf diese letzteren b e z o g e n w a r d . D a g e g e n s o l c h e G e g n e r der R ö m i s c h e n H i e r a r c h i e g r a d e auf d i e s e u n d den P a p s t d a s T h i e r voll N a m e n der L ä s t e r u n g und d e n P s e u d o p r o p h e t e n b e z o g e n ; so F r i e d r i c h II. u n d eben so die h ä r e t i s c h e n P a r t h e i e n dieser Zeil. G a n z b e s o n d e r s g e s c h a h
Auslegung bis zur Reformation.
Erasmus.
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das im dreizehnten J a h r h u n d e r t d u r c h die s t r e n g e r e n F r a n z i s kaner, w e l c h e sich dazu v o r n e h m l i c h an die E r k l ä r u n g der A p o kalypse a n s c h l ö s s e n * ) , w e l c h e der Cistercienser Abt J o a c h i m von Flora in Calabrien (-¡- c. 120J) h e r a u s g e g e b e n h a l t e . O b dessen D e u t u n g schon u r s p r ü n g l i c h anlipapislisch w a r , ist nicht sicher (siehe E n g e l h a r d t , der Abt J o a c h i m und d a s e w i g e Evangelium, in seinen kirchengeschichllichen A b b a n d l u n g e n [1832] S. 1 — 1 5 0 ) ; sicher a b e r h a l t e sie schon von A n f a n g an einen chiliastischen C h a r a k t e r , und von jenen strengeren F r a n z i s k a nern w a r d sie w o h l d u r c h Interpolation weiter in d e m antirömischen S i n n e a u s g e b i l d e t . E h e n so h a b e n d a n n a u c h a n d e r e anti-römische P a r i h e i e n , wie die K a l h a r e r , W a l d e n s e r , YY'ikle(iten und H u s s i t e n , sich, o b w o h l die Einzelnen auf sehr v e r schiedene W e i s e , der A p o k a l y p s e zu ihrer Polemik g e g e n die Kölnische K i r c h e bedient, indem sie darin das P a p s t l h ü i n als das Anlichristenthum g e w e i s s a g t g l a u b t e n u n d theilvveise a u c h meinten n a c h w e i s e n zu k ö n n e n , dass der S t u r z desselben n a h e sei, ja selbst das J a h r , w o derselbe erfolgen w e r d e . In der A n e r k e n n u n g aber des B u c h e s als einer apostolischen und w a h r haft prophetischen Schrill w a r e n d a m a l s in der abendländischen Kirche alle Pariheien ohne weiteres einverstanden. E r s t im Zeitalter der R e f o r m a t i o n w u r d e n wieder kritische B e d e n k l i c h k e i t e n , wie über m e h r e r e a n d e r e B ü c h e r des N . T., so a u c h ü b e r den U r s p r u n g der Apokalypse laut. E r a s m u s v o n R o t t e r d a m gerieth über die Apokalypse in Streit mit den P a riser T h e o l o g e n , weil er b e h a u p t e t e , man sei ü b e r dieselbe l a n g e Zeit zweifelhaft g e w e s e n , und z w a r nicht bloss Häretiker, s o n dern a u c h o r t h o d o x e T h e o l o g e n , nämlich hinsichtlich des V e r fassers derselben, w e n n sie es a u c h als ein v o m heiligen Geiste geschriebenes B u c h a n n a h m e n ; er selbst deutet mehrerlei Z w e i felsgründe nn, ohne sich zu entscheiden, aber so dass er ziemlich deutlich zu der Ansicht hinzuneigen scheint, dass die A p o kalypse nicht ein W e r k des Apostels und E v a n g e l i s t e n J o h a n n e s sei und an W e r t h den übrigen kanonischen B ü c h e r n nicht g a n z gleich sei. — In demselben S i n n e spricht sich C a r l s l a d t a u s , in zwei S c h r i f t e n v e m J . 1.V20, einer lateinischen und einer k ü r zeren d e u t s c h e n , w c i c h e B ü c h e r k a n o n i s c h , oder heilig u n d *) Siehe
über die Erklärung
Lücke
mentar zur Offenbarung Johannes ,S. ir>.
S. lOfili sq.
de W e t t e ,
Com-
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II. Geschichte des Gebrauches der Apokalypse in der Kirche.
biblisch seien; er macht drei verschiedene Classen der biblischen B ü c h e r , setzt die Apokalypse in die dritte und nied r i g s t e , bezeichnet sie als das geringste der B ü c h e r dieser O r d n u n g und deutet a n , dass sie nicht v o m Evangelisten J o h a n n e s sei. — Z w i n g l i , auf dem Religionsgespräch zu Bern 152S zwischen R ö m i s c h - K a t h o l i s c h und Reformatorisch gesinnten T h e o l o g e n , Schweizerischen und S ü d - D e u t s c h e n , als man von R ö m i s c h - K a t h o l i s c h e r Seite für die L e h r e von der Fürbitte der Heiligen sich auf Apok. 5 , 8 berief, verwarf das Z e u g n i s s , da die Apokalypse kein biblisch B u c h sei, noch auch ein W e r k des Evangelisten J o h a n n e s , sondern eines andern J o h a n n e s . — Viel härter und schroffer h a t t e sich über die Apokalypse schon früher L u t h e r ausgesprochen in seiner Deutschen Uebersetzung. Er macht unter den neutestamentlichen B ü c h e r n einen Unterschied geltend zwischen den anerkannt kanonischen oder den rechten H a u p t b ü c h e r n und denen, deren Ansehn nicht so gesichert sei; die letzteren sind ihm der Brief an die H e b r ä e r , die Briefe des J a c o b u s und J u d a s und die Apokalypse. Diesen vier Büchern weist er in seiner Uebersetzung den letzten Platz an und scheidet sie von den anderen dadurch, dass er in dem vorgesetzten Verzeichnisse der B ü c h e r n u r die letzteren numerirl, von 1 — 2 3 , und dann nach einem kleinen Absätze j e n e 4 folgen lässt, o h n e N u m m e r n , gleich als ob sie zur Zahl der neulestamentlichen B ü c h e r g a r nicht mitz u n e h m e n wären. Z u r Apokalypse aber schrieb L u t h e r in der ersten Ausgabe des Deutschen N . T . (1522) eine Vorrede, worin er sich sehr stark gegen das Buch ausspricht; er sagt, er lasse hinsichtlich desselben jedermann seines Sinnes w a l t e n , wolle niemand sein Urtheil aufdrängen; er könne es aber weder für apostolisch noch für prophetisch halten und könne nicht spüren, dass es vom heiligen Geiste gestaltet sei; er halte es fast gleich dem vierten B u c h e E s r a , da es gegen die W e i s e der apostolischen und anderen prophetischen B ü c h e r , so d u r c h und durch mit Gesichten u m g e h e , nicht mit klaren dürren W o r t e n weissage. E r nimmt auch Anstoss an den Aussprüchen des Buches K. 2 2 (V. t—9. V. 18 sq.), w o diejenigen selig gepriesen werden, die die W o r t e dieses B u c h e s halten, und denen die Seligkeit abgesprochen w i r d , die von seinem Inhalte e t w a s a b t h u n , da bei seiner Dunkelheit niemand w i s s e , w a s es eigentlich sei, es
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Luther.
auch wohl viel edlere Bücher gebe, die zu halten seien; er beruft sich auch darauf, dass viele der alten Väter das Buch verworfen hätten; er schliessl, „jedermann möge von dem Buch halten, was ihm sein Geist gebe; s e i n Geist könne sich in das Buch nicht schicken, und könne er es nicht hochachten, schon weil Christus darin weder gelehret noch erkannt werde". Statt dieser Vorrede, die wohl vielfältigen Anstoss mag erregt haben und die a u c h , wenigstens w a s die letzte B e h a u p t u n g betrifft (dass Christus in dem Buche nicht gelehrt noch erkannt werde) offenbar ungerecht ist, hat Luther später — nicht, wie vielfach angegeben wird, auch noch von L ü c k e S. 898. 1014, erst 1534, sondern schon in der YVittenb. Ausgabe des N. T . vom J a h r e 1530 — eine andere Vorrede vorgesetzt, die gelinder lautet, obwohl er im Grunde dieselben Zweifel äussert. Er sagt, dass das Buch, bei seiner bisherigen Dunkelheit und Unsicherheit der Auslegung, noch eine verborgene stumme Weissagung sei und ohne den beabsichtigten Nutzen für die Christenheit, es hätten sich wohl viele daran versucht, aber bis auf den heutigen T a g nichts Gewisses aufgebracht. Etliche viel ungeschicktes Z e u g aus ihrem Kopfe hineingebräut; um solcher ungewissen Auslegung und verborgenen Verstandes willen habe er es bisher auch liegen lassen, zumal da, wie aus dem E u s e b i u s zu ersehen sei, etliche alte Väter das Buch nicht für St. J o hannis, des Apostels, Schrift gehalten hätten; in diesem Zweifel lasse er es auch für sich noch bleiben, ohne dass er Jemanden wehren wolle, es für St. Johannis, des Apostels, zu halten oder wie er wolle. — Doch macht Luther einen Versuch, den Inhalt der Apokalypse nach den einzelnen Gesichten anzugeben, wobei er die einzelnen Bilder auf einzelne Ereignisse und Epochen der Geschichte der Christlichen Kirche der Reihefolge nach bezieht; das bittersüsse Buch K. 10,10 bezieht er auf das P a p s t thum mit seinem grossen geistlichen Scheine, die 1000 J a h r e rechnet er von der Zeit der Abfassung des Buches an bis auf Gregor VII. und fasst die Zahl 666 K. 13, 18 von so vielen Jahren von dem genannten Papste a n , als der Zeit des antichristlichen Papsttliums. Doch gibt sich leicht zu erkennen, dass Luther selbst auf diese seine Deutungen nicht viel gibt.— Schon zwei Jahre früher hatte er einen aus Polen oder Liefland ihn im Manuscript zugesandten älteren lateinischen ComII le e k , A p o k a l y p s e .
4
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II. Geschichte des Gebrauches der Apokalypse in der Kirche.
m e n t a r , von unbekanntem Verfasser, aber vor dem Costnitzer Conzil geschrieben, herausgegeben (Commentarius in Apocalypsin ante cenlum annos editus. Wiltenb. 1528. 8.) und mit einer Vorrede begleitet, worin er sich z w a r über die Apokalypse selbst nicht ausspricht, aber es billigt, dass in der Schrift der Antichrist auf das Römische P a p s t t h u m bezogen wird. L u t h e r ' s ungünstiges Urlheil über die Apokalypse ü b l e auf längere Zeit auch Einfluss auf das der Lutherischen Kirche. Man blieb hier dabei, nach dem Vorgange L u t h e r ' s , j e n e vier B ü c h e r von den eigentlichen Hauptbüchern des N . T . zu sondern, ja etwas später — zuerst M a r t i n C h e m n i t z in seinem E x a m e n Concilii Tridenlini (1565) — diese vier Schriften, zu denen wohl noch die drei andern Antilegomena des E u s e b i u s , der 2. Petr., der 2. u. 3. Joh. hinzugefügt w u r d e n , als Apokryphen des IS. T . zu bezeichnen d. i. als Schriften, deren U r s p r u n g nicht hinreichend gesichert sei und die daher, w e n n a u c h nützlich zum Lesen und zur E r b a u u n g , für sich nicht dürften zur Fes.tstellung der Glaubenslehren a n g e w a n d t w e r d e n , als welchen eigentlich kanonische Autorität nicht z u k o m m e (s. darüber Gesch. des Kanons in meiner Einl. i. N . T . pg. 669 s q . , und meine Einl. z. H e b r . - B r . S. 449 sq.). — An diesem Verfahren nehmen i m A l l g e m e i n e n wie die Katholischen, so auch die Reformirten Theologen nicht Theil*), so wie auch namentlich in Beziehung auf die Apokalypse Z w i n g l i ' s verwerfendes U r theil in der Reformirten Kirche keine Nachfolge fand. Schon C a l v i n bedient sich des Buches ohne Bedenken wie einer k a nonischen Schrift, aucli zu dogmatischen Beweisen; dasselbe in einem fortlaufenden Cominentare exegetisch zu behandeln, hielt ihn wohl eine gewisse Scheu ab. B e z a in seinem N. T . bemüht sich mit Nachdruck die Einwendungen gegen die Authentie der Apokalypse zu widerlegen; in seinen Anmerkungen beschränkt er sich fast nur auf Erörterungen des Wortsinnes, indem er sich der eigentlich prophetischen D e u t u n g e n so gut wie ganz enthält. — Auch in der L u t h e r i s c h e n Kirche kam *) Doch siehe über M u s c u l u s bei L ü c k e 907; die Berner Regierung stand auch an, den Druck eines Werkes von B u l l i n g e r über die Apokalypse (1557) zu gestatten, weil eben im Widerspruch gegen Zwingli und gegen die Kirchl. Bibelausgabe die Apokal. zu den kanonischen Büchcrn gezählt sei.
Die Protestantische Kirche im 16. u. 17. Jahrhundert.
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man seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts allmälig ganz davon zurück, unter den neutestamentlichen Schriften zwei Klassen von gradweise verschiedenem kanonischem Ansehn zu unterscheiden und so auch die Apokalypse hinsichtlich ihres apostolischen Ursprunges zu bezweifeln und sie gegen andere Schriften herabzusetzen. Die Auslegung des Büches in der Protestantischen Kirche war iin Allgemeinen gegen das P a p s t thum und die Römische Kirche gerichtet, indem darauf die Schilderungen des Thieres, des Pseudo-Propheten und Babels bezogen w u r d e n ; dabei nahm man meistens in den verschiedenen Visionen keine kontinuirliche Fortschreitung an, sondern neben einander fortlaufende Parallelen und ßecapitulationen, so unter andern C o I I a d o (Lausann. 1551), der einen vollständigen Parallelismus zwischen den Siegeln, Posaunen und Zornschaalen annahm-, theilweise auch P a r ä u s (1618), der jedoch nur die sieben Siegel und die sieben Posaunen als parallel laufend ansieht, sich beziehend auf die Zeiten zwischen C o n s t a n t i n d e m G r o s s e n auf der einen Seile und B o n i f a z III. und M u h a m e d auf der andern Seite, die sieben Zornschaalen aber auf die folgenden Zeiten, bis auf L u t h e r und von da bis zum E n d e ; ferner der Engländer J o s e f M e d e , dessen Clavis apocalyptica zugleich mit seinem Commentar über die Apostelgeschichte erschien, zuerst 1627 u. a.; der in dem ersten Theil des Buches bis zur sechsten Posaune, K. 9 incl. die Schicksale des Reiches geweissagt findet, in dem zweiten Theile die der Kirche, mit jenen parallellaufend, in dem zweiten Theile aber eine Anzahl von Synchronismen annimmt; das tausendjährige Reich aber setzt er erst ans Ende, abweichend von der gewöhnlichen Erklärung, welche dasselbe schon mit der ersten Erscheinung Christi beginnen liisst, welche auch von den meisten Protestantischen Auslegern — im Gegensatz gegen den schwärmerischen Chiliasmus der Anabaptisten u. a. — festgehalten ward. — Im Einzelnen waren die Erklärungen dieser Ausleger sehr mannigfaltig, durchaus der Sicherheit ermangelnd und für die wissenschaftliche Auslegung wenig förderndes darbietend. — Am meisten von der gewöhnlichen Auslegungsweise entfernt sich H u g o G r o t i u s (f 1615). Er nimmt in dem B u c h e verschiedene und zu verschiedenen Zeiten empfangene Visionen an, von denen die iin ersten Theile, bis K. 11 incl. 4 *
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II. Geschichte des Gebrauches der Apokalypse in der Kirche.
sich auf die Verhältnisse der Juden, die folgenden bis K. 2 0 i n c l . auf die Verhältnisse der Römer von C l a u d i u s bis V e s p a s i a n beziehen sollen, die übrigen Kapitel auf die späteren V e r hältnisse der Kirche bis ans E n d e ; die tausend J a h r e rcchnet er von C o n s t a n t i n d e m G r o s s e n an bis zum Anfange des 14. J a h r h u n d e r t s , w o die T ü r k e n und der Muhamedanismus n a c h Asien und Griechenland v o r d r a n g e n . — G r o l i u s , an den a u c h H a m m o n d und C l e r i c u s sich anschlössen, hat also ganz den in der Protestantischen Kirche gewöhnlichen W e g verlassen, die Apokalypse zur Polemik gegen die R ö m i s c h e Kirche zu v e r w e n d e n und deren Verderben darin geschildert zu finden; doch m a c h t die einfache Vergleichung des Inhaltes des B u c h e s es nicht irgend wahrscheinlich, dass er mit seiner D e u t u n g den eigentlichen Z w e c k und wesentlichen Sinn desselben erreicht habe, in dessen Tiefe eingedrungen sei. Von Katholischen Auslegern dieses Zeitraumes nenne ich hier nur folgende drei: a) aus dem E n d e des 16. J a h r h u n d e r t s : F r a n z R i b e i r a , Prof. in Salamanca (1591), der das B u c h möglichst aus Zeitverhältnissen zu erklären sucht, und z. B. die Babylonische H u r e — im Gegensatze gegen die Protestanten der Zeit — von dem heidnischen R o m versteht; b) aus dem Anfange des 17. J a h r h u n d e r t s ein anderer Spanier, der Jesuit L u d w i g a b A l c a s s a r , dessen ausführlicher C o m m e n t a r (1614) in der Römischen Kirche zu grossem Ansehn gelangle; er kann in der Auffassung der Oekonoinie des Buches gewissermassen als der V o r g ä n g e r des H u g o G r o t i u s betrachtet w e r d e n ; er deutet K. 5 — 1 1 auf den Kampf der Kirche Christi mit der J ü dischen S y n a g o g e , K. 12—19 mit dem Römischen Heidenthum, s o w o h l der weltlichen Macht als der fleischlichen Weisheil, K . 2 0 — 2 2 auf den S i e g , die R u h e und glorreiche Verherrlic h u n g der Kirche; c) der französische Bischof J a c o b B e n i g n u s B o s s u e t (f 1701), der sich auch als Ausleger der Apokalypse ( C o m m e n t a i r e sur l'apocalypse. Paris 16S9. 8.) in der Katholischen Kirche ein grosses Ansehn erwarb, theihveise a u c h selbst ausserhalb der Katholischen Kirche. Seine D e u t u n g ist v e r w a n d t mit der des A l c a s s a r und G r o t i u s ; natürlich im Gegensatz g e g e n die bei den Protestantischen Auslegern übliche D e u t u n g gegen das P a p s t t h u m und dessen Feindschaft gegen die w a h r e Kirche Gottes. Die tausend J a h r e K. 20, 1-10 be-
Grotius, Bossuet, Vitringa.
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zieht er auf die Zeit der Herrschaft der Kirche auf Erden, die vorhergehenden Visionen K. 4—19 auf den Kampf des J u d e n t u m s und den des Römischen Heidenthums (besonders unter dem D i o c l e t i a n ) wider die Kirche; auf den D i o c l e t i a n deutet er auch die Zahl 6 6 6 ; die Entfesselung des Satans am Ende der tausend Jahre bezieht er auf die Ausbreitung der Türken in Europa und auf das L u t h e r t h u m ; die letzten Kapitel auf den bevorstehenden letzten Angriff des Satans auf die Kirche und die daran sich alsbald anschliessende allgemeine Auferstehung und das jüngste Gericht *). Im Gegensatze gegen B o s s u e t erschien Protestantischer Seits der Commentar eines holländischen Theologen C a m p e g i u s V i t r i n g a (Prof. zu Franeker -j- 1722) lAváxqiois apocalypseos Joannis apostoli etc. 1705 (1719 u. 1721); ein W e r k ausgezeichnet durch philologische Gelehrsamkeit und Genauigkeit, so wie durch sonstigen litterärischen und historischen Apparat. In der Auslegung schlicsst er sich im Allgemeinen an die in der Protestantischen Kirche gewöhnliche Erklärungsweise gegen die Römische Kirche an, die er besonders gegen G r o t i u s und B o s s u e t zu rechtfertigen sucht. W i e manche Ausleger dieser Z e i t , fasst er auch schon die apokalyptischen Briefe K. 2. 3 als Prophetie, als prophetisch den inneren Zustand der Christlichen Kirche vorführend, und zwar nach der Reihenfolge der Briefe in den verschiedenen Zeiträumen von der Zeit der Abfassung des Buches an bis auf die damalige Zeit; das folgende dagegen, von K. 4 an als Weissagung der den inneren Zuständen parallel laufenden äusseren Schicksale der Kirche, in verschiedenen zum Theil wieder einander parallel laufenden Abtheilungen; die sieben Siegel K. 4—8, i bezieht er auf die Schicksale der Kirche im Allgemeinen, von T r a j a n bis ans Ende der W e l t ; K. 8—11 nimmt er als Weissagung über Rom, sowohl das heidnische als das unter dem Bilde Jerusalems dargestellte päpstliche; K. 12—19 werde der Kampf der wahren Kirche Christi mit dem Römischen Antichristenthume bis zu dessen Untergange genauer geschildert; K. 20 der Zustand der Kirche in Europa nach dem Untergange des antichristlichen R o m s und ihre Triumphe über neue Feinde, die am Ende des tausendjährigen Reiches aufstehen würden; so dass er also das *) Ueber N o e l A u b e r t de V e r s é s. L ü c k e 1031 ff.
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II- Geschichte des Gebrauches der Apokalypse in der Kirche.
t a u s e n d j ä h r i g e R e i c h , w e l c h e s er m y s t i s c h f a s s t , g a n z als ein n o c h z u k ü n f t i g e s a n s i e h t ; K. 2 1 — 2 2 die e w i g e S e l i g k e i t der ü b e r die g a n z e W e l t t r i u m p h i r e n d e n Kirche. G e n a u e r e r c h r o n o l o g i s c h e r B e r e c h n u n g e n ü b e r die Z u k u n f t , ü b e r die Z e i t des S t u r z e s d e s A n t i c l i r i s t e n t h u m s u. s. w . e n t h ä l t V i t r i n g a sich. D e r g l e i c h e n w u r d e n a b e r seit d e m A n f a n g e d e s 18. J a h r h u n d e r t s v o n a n d e r e n Seiten her v e r s c h i e d e n e v e r s u c h t , indem man darauf ausging, das chronologische System d e r A p o k a l y p s e z u e r m i t t e l n u n d d a r n a c h die Z e i t f ü r die e n t s c h e i d e n d e n H a u p t p u n k t e der Z u k u n f t , a u c h d e s d a m a l s n o c h als z u k ü n f t i g B e t r a c h t e t e n n a c h J a h r u n d T a g zu b e s t i m m e n , w o b e i m a n die Z a h l e n in der A p o k a l y p s e a u c h mit a l t t e s t a m e n t l i c h e n , b e s o n d e r s d e n e n im B u c h e D a n i e l verglich. — I c h e r w ä h n e hier n u r d e n b e r ü h m t e s t e n u n d einflussreichsten V e r s u c h d e r Art, v o n J o h . A l b r e c h t B e n g e l (f 1 7 6 2 ) : E r k l ä r t e O f f e n b a r u n g J o h a n n e s o d e r v i e l m e h r J e s u C h r i s t i . . . übersetzt u n d d u r c h die p r o p h e t i s c h e n Z a h l e n a u f g e s c h l o s s e n . Stuttgart 1740. 8., zuletzt w i e d e r a b g e d r u c k t 1834. 8. ( w i e a u c h in a n d e r e n S c h r i f t e n B e n g e l s ; s. L ü c k e S . 1 0 3 9 f . A n m . a ) . D u r c h v e r s c h i e d e n e — freilich s e h r complicirte u n d k ü n s t l i c h e C o m binationen g l a u b t e er ermitteln z u k ö n n e n , d a s s ein p r o p h e t i s c h e r M o n a t 15$ J a h r e b e t r a g e (nämlich V i . " a c h K . 13, 18 v e r g l . mit V. 5); h i e r n a c h ein p r o p h e t i s c h e r T a g b e i n a h e Jahr; ein a p o k a l y p t i s c h e r XQOvog 1 1 1 1 ^ J a h r e ( 1 0 & 0 0 ) , der oXiyog xaiQog K . 12, 12 = 8 8 8 | J a h r e ( 8 < V 0 0 ); d e r a p o k a l y p t i s c h e aldov (K. 1 4 , 6 ) = 2 2 2 2 | J a h r e u. s. w . A u c h n a c h B e n g e l b e s c h ä f t i g t die A p o k a l y p s e sich einem g r o s s e n T h e i l e n a c h mit der p r o p h e t i s c h e n S c h i l d e r u n g des K a m p f e s der w a h r e n K i r c h e Christi mit d e m P a p s t t h u m u n d mit d e r W e l t . Als d a s D a t u m der E r s c h e i n u n g Christi n a c h d e m letzten W ü t h e n d e s A n t i christs g l a u b t e er d e n 18. J u n i 1836 g e f u n d e n z u h a b e n ; von da a n w e r d e der S a t a n 1 0 0 0 J a h r e g e b u n d e n sein bis 2 8 3 6 ; d a s t a u s e n d j ä h r i g e R e i c h der Heiligen im H i m m e l w e r d e e r s t 2 8 3 6 b e g i n n e n u n d bis 3 8 3 6 d a u e r n ; u n d mit d e m J a h r e 3 8 3 6 das Ende der W e l t und das jüngste Gericht erfolgen. D i e s e s B e n g e l ' s c h e a p o k a l y p t i s c h e S y s t e m h a t in einem n i c h t u n b e d e u t e n d e n T h e i l e der E v a n g e l i s c h e n K i r c h e vielen Beifall, j a B e w u n d e r u n g u n d N a c h f o l g e g e f u n d e n , in W ü r t e m -
Bengel.
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berg nicht bloss, sondern auch in England und anderswo, und ist in seinen wesentlichen Zügen selbst bis in die neueren Zeilen festgehalten worden, bis es durch den geschichtlichen Verlauf der Begebenheiten wenigstens theilweise seine Widerlegung gefunden hat; wie denn B e n g e l selbst, bei aller Zuversicht auf die Richtigkeit seiner Deutungsweise, sich dahin ausgesprochen hat, dass wenn das J a h r 1836 ohne merkliche V e r änderung vorübergehen sollte, dann allerdings in seinem Systeme ein Hauptfehler sein müsse; doch meint e r , dass wenn auch die von ihm angegebene Aufschliessung der Zahlen unrichtig sein sollte, w a s er jedoch nicht zuzugeben geneigt ist, so doch die Auseinandersetzung der S a c h e n nebst ihrer praktischen Anwendung ihre Richtigkeit behalten würde. Die ganze B e n g e l ' s c h e und ähnliche Behandlungsweisen der Apokalypse aber beruht auf der Voraussetzung nicht bloss der Echtheit und apostolischen Abfassung des Buches, sondern auch der Inspiration desselben im strengsten Sinne, dass es seinem ganzen Inhalte nach dem Apostel durch unmittelbare göttliche Offenbarung mitgetheilt und daher auch in allen seinen prophetischen Angaben durchaus zuverlässig sei, wenn es nur auf richtige Weise gedeutet werde. Doch w a r diese Ansicht über das Buch zur Zeit B e n g e T s , um die Mitte des 18. J a h r hunderts in der Protestantischen Kirche nicht die allgemein herrschende. Auf der einen Seite fand theilweise über den Charakter der Prophetie im Allgemeinen eine freiere, weniger strenge Ansicht statt, und davon ging schon die Neigung aus die Apokalypse auf einfachere Weise und mehr aus den V e r hältnissen heraus, denen das Buch angehört, zu erklären, theils regten sich auch wieder die Bedenklichkeiten gegen den apostolischen Ursprung des Buches und wurden die Angriffe darauf bald mit lebhaftem Eifer geführt. Die letzteren Angriffe und Streitigkeiten begannen schon c. 1730, und zwar in England; zuerst in dem anonymen und von einem unbekannten Verfasser herausgegebenen Griechisch-Englischen N. T . (The N e w T e stament in Greek and English etc.) London 1729; der Herausgeber greift in seinen Anmerkungen die Echtheit der Apokalypse auf sehr entschiedene Weise an, indem er sich besonders auf die Kritik des D i o n y s i u s von Alexandrien stützt. Ferner in einer ebenfalls anonym erschienenen Abhandlung D i s c o u r s e
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II. Geschichte des Gebrauches der Apokalypse in der Kirche.
h i s t o r i c a l a n d c r i t i c a l on t h e r e v e l a t i o n a s c r j b e d to S t . J o h n . Lond. 1730. Der Verfasser ist der durch mannigfaltige Gelehrsamkeit sich auszeichnende Genfer Bibliothekar F i r m in A b a u z i t , der eindringend zu zeigen s u c h t , wie die Gründe gegen den apostolischen Ursprung des Buches überwiegend seien; er hat die Abhandlung ursprünglich französisch geschrieben — und zwar auf Veranlassung eines Englischen Freundes, um der emsigen Beschäftigung mit der apokalyptischen Chronologie entgegenzuwirken; doch ist sie zuerst in dieser Englischen Uebersetzung veröflentlicht. Gegen diese beiden Angriffe erschien eine Widerlegung von dem Englischen Theologen L e o n h a r d T w e l l s (iin dritten Theile seiner Kritik jener Griechisch-Englischen Ausgabe des N. T.) 1732; die betreffende Abhandlung über die Apokalypse ist etwas abgekürzt in Lateinischer Uebersptzung von VVoif aufgenommen in seinem Curis philol. et criticis zum N. T . und den Anmerkungen über die Apokalypse vorgesetzt; T w e l l s weiss hier mit Gelehrsamkeit und Scharfsinn sowohl die äusseren als inneren Gründe für die Abfassung des Buches durch den Apostel Johannes geltend zu machen, und seine V e r t e i d i g u n g fand viele Anerkennung. Derselbe A b a u z i t aber hat auch noch eine andere Schrift verfasst, die hierhin gehört: E s s a y s u r 1 ' A p o c a l y p s e (1730) worin er gellend m a c h t , dass das Buch unter N e r o geschrieben sei, und dass es in seiner Prophetie nur eine Entfaltung der Aussprüche Christi über den Sturz Jerusalems sei, dass Alles sich auf die Zerstörung dieser Jüdischen Hauptstadt und den Römisch-Jüdischen Krieg, so wie (K. 21 u. 22) auf die grössere Ausbreitung der Christlichen Kirche nach jener Katastrophe beziehe. Aehnlich ist die Erklärung von W e t s t e i n : De interpretatione libri Apocalypseos (in seinem N. T. II, 889 sq. 1752), der den Hauptinhalt auf den Römisch-Jüdischen Krieg und den gleichzeitigen bürgerlichen Krieg in Italien bezieht, die tausend Jahre aber K. 20 von den 50 J a h r e n seit dem Tode des D o m i t i a n s bis auf den Aufstand der Juden unter dem B a r C o c h b a versteht, und das himmlische Jerusalem als ein Bild der g r ö s s ^ e n Ausbreitung und R u h e der Christlichen Kirche nach der völligen Unterdrückung der Juden fasst. Ferner von
Abauzit, Wetstein, Semler.
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J o h . C h r i s t o p h H a r e n b e r g (Prof. und Propst zu B r a u n schweig f 1774): „Erklärung der Offenbarung Johannis. Es entwickelt sich zugleich die F r a g e , w o wir jetzt in der Zeit der Anzeigen solcher Offenbarung leben." Braunschw. 1759. 4.) der bis K. 18 Alles auf Jerusalem, welches er auch unter Babel versieht, bezieht, die folgenden Kapitel aber auf die weitere Entwickelung der christlichen Kirche bis' zum jüngsten T a g e . — S e m l e r dagegen in seiner Ausgabe von W e t s t e i n ' s libell. ad crisin et interpretationein N. T . (1766), w o er p. 217—246 Observationes breves de interpretatione Apocalypseos gibt, lässt das Buch hauptsächlich gegen die R ö m e r , die Beschützer des Götzendienstes und Feinde der Christlichen Kirche gerichtet sein, betrachtet aber die prophetischen Bilder nur als aus der Jüdischen Apokalyptik entlehnt, ohne ihnen einen besonderen W e r t h beizulegen. In demselben Aufsatze äussert S e m l e r auch schon Zweifel gegen den apostolischen Ursprung der Apokalypse. Weit lebhafter aber entbrannte darüber in der Deutschen protestantischen Kirche der Streit einige J a h r e später, als S e m l e r die Schrift eines verstorbenen Theologen ( G e o r g L u d w i g O e d e r , D e chant zu Feuchtwangen im Ansbach'schen f 1760) herausgab: „ C h r i s t l i c h freie U n t e r s u c h u n g ü b e r die s o g e n a n n t e O f f e n b a r u n g J o h a n n i s , aus der n a c h g e l a s s e n e n Hands c h r i f t e i n e s f r ä n k i s c h e n G e l e h r t e n " , herausgegeben mit einigen Anmerk. von J . S. S e m l e r . Halle 1769. 8. Die Schrift zerfällt in zwei Theile; im ersten bekämpft O e d e r die Echtheit der Apokalypse aus historischen Gründen, durch Betrachtung der Zeugnisse der Alten, im zweiten aus dogmatischen Gründen, durch Betrachtung ihres Inhaltes; er stimmt der Meinung der A l o g e r und des C a j u s bei, dass sie ein W e r k des C e r i n t h ' s sei; S e m l e r in seinen Anmerkungen pflichtet dem O e d e r ' s c h e n Urtheile fast überall bei. Später hat S e m l e r denselben Gegenstand noch mehrfach weiter behandelt, mit Rücksichtnahme auf inzwischen erschienene Gegenschriften: a) in seiner „ A b h a n d l u n g v o n f r e i e r U n t e r s u c h u n g d e s K a n o n s Thl. I; nebst Antwort auf die Tübingische V e r t e i d i g u n g der Apokalypse" (von B e u s t ) . Halle 1771. 8. b) in seinen n e u e n U n t e r s u c h u n g e n ü b e r d i e A p o k a l y p s e . Halle 1776, wo er nachzuweisen sucht, dass dieselbe vor der Mitte des zweiten J a h r -
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II. Geschichte des Gebrauches der Apokalypse in der Kirche.
hunderts in der Kirche g a r nicht bekannt gewesen u n d dass sie zuerst durch Montanisten nach Italien und Gallien gebracht sei ( g e g e n K n i t t e l ) ; und c) in seinen theologischen Briefen, 2 S a m m l u n g e n . Leipzig 1781. 8. ( g e g e n H a r t w i g ) . Nicht minder w u r d e die Unechtheit der Apokalypse zu erweisen g e sucht a) von F. A. S t r o t h : „Freymüthige Untersuchungen, die Offenbarung Johannis betreffend", wider C. F. S c h m i d , mit Vorrede von S e m l er. Halle 1771. 8 ; die Schrift erschien a n o n y m ; der Verfasser studirte damals in Halle, w a r d später Reclor in Gotha (f 1785) und b) von M i c h a e l M e r k e l , Candidaten der Theologie, in 2 Schriften, Frankf. u. Leipzig 1782 u. 85 — gegen H a r t w i g und S t o r r . Die D e u t s c h e n T h e o l o g e n , welche gegen diese Angriffe S e m l e r ' s und seiner F r e u n d e den apostolischen U r s p r u n g der Apokalypse zu rechtfertigen gesucht h a b e n , sind meistens schon beiläufig genannt. E s gehören dahin a) der W ü r t e m bergische Kanzler J e r e m i a s R e u s s (1767 u. 1772). b) der Leipziger — später Wittenberger Theologe C h r i s t i a n F r i e d r . S c h m i d (1771 u. 75); c) der Braunschweigische General-Superintendent F r a n z A n t o n K n i t t e l (1773); d) der W ü r t e m b e r g e r Theologe G o t t l o b C h r i s t i a n S t o r r (1782 u. 1786). — Eine der schätzbarsten aber unter den apologetischen Schriften für die Apokalypse aus dieser Zeit isl folgende: A p o l o g i e d e r Apokalypse wider falschen T a d e l und falsches Lob. Chemnitz. 4 Thle. 1780/83. Der Verfasser ist F r i e d r i c h G o M h o l d H a r t w i g , P f a r r e r zu Grosshartmannsdorf bei Freiberg. D e r erste Theil dieses mit vieler Umsicht und R u h e , nur zu grosser Breite geschriebenen W e r k e s beschäftigt sich besonders mit der U n t e r s u c h u n g über das Zeugniss des P r e s b y t e r s C a j u s und mit der W i d e r l e g u n g der Ansicht, dass die Apokalypse ein irdisches Reich Christi lehre; der 2. Theil unter andern mit der U n t e r s u c h u n g über das Zeugniss des Dionysius von Alexandrien; der 3. Theil beantwortet S e m l e r ' s Erwiederung auf die beiden ersten Theile (in s. Theolog. Briefen) u n d sucht dann den P l a n des B u c h e s zu entwickeln, und zwar als eines symbolisch-dramatischen Gedichtes, in verschiedenen Acten und Auftritten; der 4. Theil behandelt 1) die apostolische Echtheit der Apokalypse aus inneren Merkmalen, und zwar a) aus den sieben Briefen K. 2 u. 3 , und b) aus der genauen Ueberein-
Hartwig, Herder, Eichhorn.
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Stimmung des Buches mit den übrigen Schriften und d e m g a n zen Charakter des J o h a n n e s , und gibt 2) eine B e a n t w o r t u n g der noch übrigen historischen Zweifelsgründe nebst d e m historischen Beweise der Echtheit des Buches. Schon vor diesem H a r t w i g ' s c h e n W e r k e a b e r w a r eine exegetische Bearbeitung der Apokalypse von J . G . H e r d e r e r schienen: „ M A P A N A Q A " f das Buch von der Z u k u n f t des Herrn, des neuen Testamentes Siegel. Riga 1779. (in H e r d e r ' s W e r k e n zur Religion u. Theologie. T h l . 12). E r betrachtet das B u c h als eine Schrift des Apostels Johannes, bezieht aber den ganzen Inhalt, wie A b a u z i t u . a . , auf die Z e r s t ö r u n g J e r u s a lems, welches er auch unter Babel versteht, und auf die dieser Katastrophe vorhergehenden Unruhen und Kriege in Palästina. In seinen Briefen über das Studium der Theologie (1780) T h l . 2. Br. 21 spricht er sich zwar dahin a u s , dass er die ganze Z e r störung J e r u s a l e m s nur als Zeichen, U n t e r p f a n d , Vorbild des letzten grösseren Ausganges der Dinge angesehen h a b e , und als den eigentlichen Z w e c k der Weissagung, eben diesen Ausg a n g in j e n e m Zeichen und Unterpfande zu entwickeln. D o c h tritt in der-Erklärung selbst dieser Gesichtspunkt nicht bestimmt hervor. Aber er hebt doch die praktischen Momente hervor, w o d u r c h die Apokalypse ein B u c h für alle H e r z e n und alle Zeiten sei, und durch die ganze w a r m e begeisterte D a r s t e l lung g e w a n n die H e r d e r ' s c h e Behandlung der Apokalypse z u ihrer Zeit vielen Beifall und wusste auch d e m behandelten B u c h e selbst m a n c h e neue F r e u n d e zu e r w e c k e n , wenigstens auf die formalen und ästhetischen Schönheiten desselben den Blick zu richten. In der geschichtlichen Beziehung der Apokalypse h a t sich auch H a r t w i g a . a . O . besonders an H e r d e r angeschlossen. Reichlich ein Jahrzehend später erschien die E i c h h o r n sche B e a r b e i t u n g : J o b . G o t t f r . E i c h h o r n , C o m m e n t a r i u s in Apocalypsin Joannis. 2 voll. Gölt. 1791. 8. A u c h er hält die Apokalypse für eine echte Schrift des Apostels J o h a n n e s , lässt aber den prophetischen Charakter derselben sehr w e n i g h e r v o r treten. In Beziehung auf die Auffassung des Sinnes stimmt er wesentlich überein mit dem Strassburger T h e o l o g e n J o h . S a m . H e r r e n s c h n e i d e r (in dessen I n a u g u r a l - D i s s e r t a t i o n : T e n t a m e n Apocalypseos a capite 4 usque ad finem illustrandae.
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II. Geschichte des Gebrauches der Apokalypse in der Kirche.
Strassb. 1786. 4.). E i c h h o r n fasst das Ganze als eine allgemeine p o e t i s c h e Schilderung des Sieges des Christenthums über das J u d e n t h u m , welches durch Jerusalem, und über das Heidenthum, welches durch das als Babel bezeichnete Rom symbolisirt werde; wobei er die Erscheinungen bei der fünften und sechsten Posaune eben so, wie H e r d e r , auf bestimmte geschichtliche Verhältnisse aus d«m Römisch-Jüdischen Kriege bezieht, die der Zerstörung Jerusalems vorhergingen. In formeller Hinsicht aber betrachtet e r , wie H a r t w i g und schon D a v i d P a r ä u s (1628) die Apokalypse als ein D r a m a , mit verschiedenen Acten und Scenen. Diese E i c h h o r n ' s c h e ßehandlungsweise fand zu ihrer Zeit zwar auch wohl Widerspruch — z. B. von J o h . F r i e d r . K l e u k e r : Ueber den „Ursprung und Zweck der Offenbarung Johannis". Hamb. 1800, der ihr vorwarf, dass dadurch der eigentlich prophetische Charakter des Buches aufgehoben werde — aber im Allgemeinen grossen Beifall. Sie wirkte darauf ein, dass man mehr geneigt w a r d , die Echtheit und den apostolischen Ursprung des Buches anzuerkennen, auch ohne Rücksicht auf dessen prophetischen Werth, und hat auch für die Deutung des Buches im Hauptpunkte und dem ganzen wesentlichen Charakter nach vielfache Nachfolge gefunden. — So schliessl sich an die E i c h h o r n ' s c h e Auffassung meistens auch J o h . H e i n r i c h H e i n r i c h s an, in seiner lateinischen Bearbeitung der Apokalypse, im K o p p e ' s c h e n N. T. Vol. X. 2 Tille. 1S18/21, der jedoch als Verfasser des Buches den Presbyter Johannes geltend zu machen sucht. — Ein anderer Theologe P a u l J o a c h i m S i g i s m u n d V o g e l in Erlangen (f 1834) hatte in 7 Programmen (1811/16. 4.) nachzuweisen gesucht, dass die Apokalypse das Werk zweier verschiedener Verfasser sei, dass vom Apostel Johannes K. 1, 9 — 1 1 , 29 sei, das Uebrige aber wahrscheinlich vom Presbyter Johannes. Zunächst auf die beiden letzten genannten Schriften, nämlich den ersten Theil von H e i n r i c h s ' Commenlar und V o g e l ' s P r o g r a m m e , bezieht sich ein Aufsatz von mir in der von S c h l e i e r m a c h e r , de W e t t e und L ü c k e herausgegebenen theolog. Zeitschr. H. 2. (Berl. 1820) S. 2 4 0 — 3 1 5 : „Beiträge zur Kritik und Deutung der Offenbarung Johannis". Einige weitere Beitrüge von mir für diesen Gegenstand finden sich
Heinrichs, Vogel, Bleck (1820), Ewald.
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in meinen Beiträgen zur Evangelien-Kritik (1846), besonders S. 182—200. 267 fl. 8 1 ; so wie in der schon früher erwähnten ausführlichen Recension der zweiten Aufl. von L ü c k e ' s Einl. in die Apok. (Theol. Stud. u. Krit. 1854. 4. 1855, 1.) In dem erstgenannten Aufsatze halte ich mich dafür ausgesprochen, dass die ganze Apokalypse zwar von einem und demselben Verfasser sei, aber theils vor der Zerstörung Jerusalems geschrieben, theils (von K. 12 an) nach derselben. Dieses habe ich nachher (in den Beiträgen) ausdrücklich zurückgenommen und mich für die Einheit des Buches und die Abfassung des Ganzen nicht lange vor der Zerstörung Jerusalems erklärt. Dagegen ich andere Hauptpunkte, welche ich in dem ersten Aufsatze geltend zu machen gesucht, auch später festgehalten habe, nämlich a) dass die Apokalypse kein Werk des Apostels und Evangelisten Johannes sei, noch auch diesem von einem späteren Schriftsteller untergeschoben, sondern von einem andern Johannes, dem Presbyter des Papias verfasst; b) dass sie nicht — der Eichhornschen Ansicht gemäss, nur eine allgemeine poetische Schilderung des Sieges des Christenthums über das J u denthum und Heidenthum sei, sondern bestimmt den Zweck habe, die bedrängte Christenheit der Zeit durch die Hinweisung auf die Nähe der Wiederkunft des Herrn auf Erden und durch die Belehrung darüber zu trösten und aufzurichten; c) dass diese Parusie Christi an den Sturz des antichristlichen Heidenthumes und namentlich Roms als des Hauptsitzes desselben angeknüpft w e r d e , dass dagegen die Zerstörung Jerusalems kein besonderes Moment in der prophetischen Schilderung der Schrift bilde, und dass auch die Visionen iin ersten Theil, namentlich K. 9, keine Beziehung auf bestimmte geschichtliche Ereignisse zur Zeit des Römisch-Jüdischen Krieges, die der Verfasser vor Augen gehabt hätte, enthalten. In diesen Punkten stimmen unter den noch folgenden Auslegern der Apokalypse im Wesentlichen ganz mit mir zusammen E w a l d und d e W e t t e . E w a l d in seiner Lateinischen Bearbeitung, durch welche die Deutung des Einzelnen sehr gefördert ist: C o m m e n t a r i u s i n A p o c a l y p s i n J o a n n i s e x e g e t i c u s e t c r i t i c u s . Gott. 1628. 8. d e Y V e t t t e , in seiner Einl. i. N. T . und seiner K u r z e n
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E r k l ä r u n g d e r O f f e n b a r u n g J o h a n n i s (Kurzgefasstes exeget. Handb. über das N. T. Bd. III. ThI. 2. Leipz. 1848. 8.; 2. Ausg. mit Vorrede von L ü c k e . 1853. Dieser Commentar ist das letzte Werk de W e t t e ' s (f 1849 d. 16. Juni) und schliesst dessen litterarische und theologische Laufbahn auf eine höchst würdige und — namentlich auch durch das unter schweren politischen und socialen Zeitverhältnissen geschriebene Vorwort — erbauliche Weise ab; der Commentar selbst ist bei aller Kürze inhaltsreich und lehrreich sowohl für die Erklärung des Einzelnen als auch für das richtige Verständniss des Zweckes und Geistes des ganzen Buches*). Ein sehr bedeutendes und wichtiges Werk ist das schon früher erwähnte in seiner ersten Auflage wenige Jahre nach dem E w a l d ' s c h e n Commentar erschienene von L ü c k e : Versuch einer vollständigen Einleitung in die Offenbarung Johannes und in die gesammte apokalyptische Litteratur, Bonn 1832. 8.; zweite Ausg. (Versuch einer vollständigen Einl. in die OfiV ' Joh-, oder allgemeine Untersuchungen über die apokalyptis> Litteratur überhaupt und die Apokalypse des Johannes in.; sondere.) Bonn 1852. Diese zweite Auflage ist fast dop; so stark als die erste, um reichlich 30 Bogen stärker, und bei so gut wie ganz umgearbeitet; es zerfällt hier das V\ in drei Bücher: 1) Begriff und Geschichte der apokalyptisc Litteratur. 2) Betrachtung der Joh. Apokalypse. 3) The und Geschichte der Auslegung des Buches. — Hinsichtlich Deutung der Apokalypse hatte L ü c k e schon in einem frühi Aufsatze Theo!. Stud. u. Kritiken, 1829. Hft. 2. (Apokah sehe Studien, in Beziehung auf E w a l d ' s Commentar) sich sofern näher an E i c h h o r n angeschlossen, als er hier, wie Römische Heidenthum, so auch das Judenthum als das zu ü windende Antichristenthum betrachtet glaubt, jedoch ohne rade eine bestimmte Beziehung auf die Zerstörung Jerusal anzunehmen; und wesentlich dasselbe hat er auch in dem nannten Werke, auch noch in der zweiten Auflage festgehal obwohl er anerkennt, dass Jerusalem nicht in.einem so al luten Gegensatze gegen das Reich Christi gedacht werde, *) de W e t t e hat zu seinem Commentar das B l e e k i ' s c l i e Heft übei Offenbarung Johannis, das ihm dieser vollständig überlassen h vielfach benutzt.
De Wette, Lücke, Züllig.
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Rom, das neue Babylon (dagegen siehe meine Bemerkk. in den Beitr. z. Ev. Krit. S. 1S7 sq. und Stud. u. Krit. 1855. S. 163). — Hinsichtlich des Ursprunges des Buches ist L ü c k e entschieden, dass es nicht von dem Evangelisten und Apostel J o h a n n e s geschrieben sein könne; in der ersten Auflage aber hatte er die Vermuthung geltend zu machen gesucht; dass es in des Apostels Namen von einem andern Schriftsteller geschrieben sei, nur nicht grade in der Absicht, um zu täuschen, sondern so, dass er eine dem Apostel zu Theil gewordene Offenbarung nach dem, was derselbe darüber wohl mündlich mitgetheilt, zu Grunde gelegt und diese auf seine Weise weiter ausgeführt hätte. (Eine ähnliche Ansicht hatte früher schon S c h o t t Isagoge in N . T . §. 116. Not. 5. vorgetragen, dass dem Buche einige von dem Apostel Johannes zu seinem Privatgebrauche verfertigte Aramäische Aufzeichnungen über ihm zu Theil gewordene Visionen zu Grunde liegen, die ein Schüler von ihm weiter ausgearbeitet hätte.) Doch hat L ü c k e diese Ansicht später — schon Theo!. Stud. u. Krit. 1836. 3. S. 654 IT. — zurückgenommen und ist der Ansicht beigetreten, dass das Buch das Werk eines .indem Johannes sei, der es auch in seinem eigenen Namen verfasst und ausgegeben habe. Und noch bestimmter hat er sich in demselben Sinne in der zweiten Auflage der Einleitung ausgesprochen und hält es für das wahrscheinlichste, dass der Verfasser der Presbyter des P a p i a s sei. Auf die Nachweisung aber, dass die Apokalypse nicht von demselben Verfasser ueschrieben sein könne wie das Evangelium, ist hier sehr grosse Sorgfalt und Fleiss gewandt. Andre Gelehrte neuerer Zeit, die sich gleichfalls überzeugt halten, dass das vierte Evangelium und die Apokalypse nicht inem und demselben Verfasser angehören können, haben sich die Eröffnung der vier ersten wird n u r g a n z kurz geschildert 6, 1 - 8 ; a u s f ü h r l i c h e r die der beiden folgenden ib. V . 9—lr.
Die Eröffnung des
siebenten S i e g e l s wird zuerst e t w a s v e r s c h o b e n durch die v o r h e r gehende Bezeichnung Siegel K. 7 ;
der K n e c h t e Christi mit dem
auch nach
der Eröffnung
desselben
göttlichen
entsteht erst
eine S t i l l e , w i e u m die A u f m e r k s a m k e i t noch m e h r a u f den g e w a l t i g e n I n h a l t zu spannen, der aber a u c h dann nicht mit einem Mal hervortritt, sondern in allmäliger E n l w i c k e l u n g , w e l c h e sich an das P o s a u n e n von sieben E n g e l n anknüpft. benmaligen Posaunen
n u n g der s i e b e n S i e g e l eine V e r l h e i l u n g in 4 statt.
Was
bei den vier
wird a b e r m a l s
B e i diesem sie-
findet wieder ähnlich wie bei der Eröffersten
3
oder 4 - } - 2 + 1
Posaunenslimmen
ganz kurz lind s y m m e t r i s c h
hervortritt,
angegeben
(K. 8,
r—12); das bei den drei letzten zu E r w a r t e n d e wird dann ib. V . 13 als ein d r e i f a c h e s W e h e ersten W e h e ,
welche
für die Ei de b e z e i c h n e t ; die beiden
bei der fünften und sechsten
stinune z u m V o r s c h e i n k o m m e n ,
Posaunen-
w e i d e n dann e t w a s
ausführ-
licher g e s c h i l d e r t , das erstere K . 9 , i - i 2 ; n o c h ausfühlicher und in
mehreren Absätzen
das
z w e i t e von K . 9, 13 an bis 1 1 , 14.
D a b e i wird dann a u c h s c h o n wieder darauf h i n g e w i e s e n , d a s s d a s dritte (also letzte) W e h e schnell k o m m e n und mit dem P o saunen
des
siebenten
Engels
füllen w e r d e ( 1 0 , 6 s q . , I I , h ) ;
das
Mysterium
Gottes
sich
er-
doch findet sich zugleich 1 0 , n
76
III. Allgemeine Untersuchungen über die Apokalypse.
eine Andeutung, dass der Seher noch weiter die Aufgabe habe, über viele Völker und Könige zu weissagen. E s wird dann I I , 15 sq. erzählt, dass der siebente Engel seine P o s a u n e habe erschallen lassen. N a c h dein Vorhergehenden erwartet man jetzt eigentlich, dass unmittelbar die Schilderung des dritten und letzten W e h e s erfolgen w e r d e , und a u c h w a s über den Eindruck dieser P o s a u n e n s t i m m e im Himmel V. 19 gemeldet wird, stimmt dazu. Doch w e r d e n wir davon durch die folgenden Visionen von K. 12 an abgeführt, die mit dem Vorhergehenden dem Inhalte und der Einkleidung nach olfenbar| nicht in'einem so engen Verhältniss stehen, wie die vorhergehenden Kapitel unter einander. Dagegen hängt das Folgende wieder bis zum Schlüsse ganz genau in sich z u s a m m e n , indem die einzelnen Visionen sich eng an einander anschliessen und den Kampf der Kirche des Herrn mit den Mächten der Welt und der Finslerniss schildern bis zu ihrem völligen Siege. Der letzte Kampf, welchen der S a t a n erhebt und der mit seiner völligen Besiegung für immer endigt, wird K. 20, r - i o geschildert; und daran schliesst sich die Schilderung der allgemeinen Auferstehung, des jüngsten Gerichtes und der ewigen Herrlichkeit der Gläubigen und F r o m men, so wie der ihnen nach Erneuerung des Himmels und der Erde bereiteten Stätte. Diese Schilderungen haben hier u n v e r kennbar einen sehr poetischen Charakter, und klar ist, dass sie nicht buchstäblich, sondern meistens bildlich symbolisch gemeint sein können; doch kann darüber allerdings Zweifel stattfinden, bis zu welchem Grade dies der Fall sei, und so sind denn diese Schilderungen, namentlich der ewigen Herrlichkeit, nach der eigenthümlichen Richtung der Zeilen und der Ausleger bald ganz geistig aufgefasst, bald auch mehr sinnlich und materiell. W e i t mehr Streit aber ist von jeher in der Kirche über den Sinn der vorhergehenden Visionen gewesen, womit denn zusammenhängt, w a n n nach dem Sinne unseres B u c h e s jene ewige Vollendung des Reiches Gottes eintreten und welcherlei Katastrophen ihr vorhergehen werden. Hier betrachten wir nun zunächst den unmittelbar v o r h e r gehenden Abschnitt K. 20, i - 6 . Der S e h e r sieht dort, dass der T e u f e l auf 1000 J a h r e gebunden und in den Abgrund geworfen und so seines verderblichen Einflusses auf das Reich Gottes und dessen Glieder beraubt wird. Ferner, dass die Seelen der Glau-
1. Hauptsinn und Zweck des Buches.
77
bigen, die im Bekenntnisse des Herrn den T o d erlitten und überhaupt sich nicht dem Bösen ergeben haben, wieder aufleben, uin mit Christo, dessen siegreiche Erscheinung schon 19, n - 2 i geschildert w a r , während 1000 J a h r e zu herrschen, als Priester Gottes und Christi und als Solche, die nicht mehr sterben werden. Hier fragt es sich a) ob die 1000 J a h r e als eigentliche J a h r e nach der gewöhnlichen menschlichen Berechnungsweise gemeint sind, oder blos als eine symbolische Z ä h lungsweise und in welchem Sinne; und b) von wo an dieser Zeitraum beginnt. In letzterer Beziehung haben wir gesehen, dass viele Ausleger, im Gegensatze gegen den Chiliasmus, der Meinung gewesen sind, es sei unter dem hier geschilderten 1000jährigen Reiche Christi eben kein anderes zu verstehen, als dasjenige, welches Er bei seiner Fleischwerdung auf Erden gegründet habe, welches also schon damals als die Apokalypse verfasst w a r , begonnen hatte. Es ist das die in der Katholischen Kirche seit dem vierten Jahrhundert herrschende Ann a h m e , die sich auch schon bei V i c t o r i n u s v o n P e t a b i o findet; eben so auch die meisten protestantischen Ausleger, so wie B o s s u e t u. a. Andere datiren zwar den Anfang des tausendjährigen Reiches von einem späteren Zeitpunkte an, sehen es aber doch so an, dass es jetzt nicht blos längst angefangen h a b e , sondern auch schon abgelaufen sei. So G r o t i u s (und die ihm folgen), der die 1000 J a h r e rechnet von C o n s t a n t i n d. G r . an bis in den Anfang des 14. Jahrhunderts, und neuerdings H e n g s t e n b e r g , der sie auf den Zeitraum bezieht von der Christianisirung der Germanischen Völker bis zum Ablaufe des Deutschen Kaiserreiches. Allein hier ist zuvörderst die erstere Annahme, dass die 1000 J a h r e mit der Fleischwerdung Christi beginnen, unverkennbar gegen den Sinn unseres Buches. Deutlich wird hier eine Zeit des ungestörten Friedens des Reiches Gottes geschildert im Gegensalze gegen die vorhergegangene der Trübsal und des Kampfes, eine Zeit, wo der Teufel und dessen Werkzeuge gar keinen störenden Einfluss und keine Macht auf dasselbe würden haben können, weder im Allgemeinen, noch auf die einzelnen Mitglieder. Auf solche Weise aber konnte nicht wohl die damalige Zeit, wo das Buch geschrieben ist, wie früh oder spät man auch dessen Abfassung setzen m a g , bezeichnet werden, im Gegensalze gegen irgend
78
HI. Allgemeine Untersuchungen fiber die Apokalypse.
eine frühere Zeit. D a r ü b e r kann kein Zweifel sein, dass dieses tausendjährige Reich von einer Zeit gemeint ist, w e l c h e zur Zeit der Abfassung des B u c h e s noch nicht begonnen halte, und z w a r von der Z e i t , w o der Herr wiederkehren w e r d e , u m die Seinigen mit sich in seinem R e i c h e zu vereinigen. S o Gnden w i r diese Hoffnung im Allgemeinen fast in der ganzen christlichen Kirche der ersten Zeit, die Hoffnung, dass der H e r r und z w a r bald wiederkehren w e r d e , nicht mehr in der niedrigen Knechtsgestalt, w e l c h e er bei seiner ersten E r s c h e i n u n g auf E r d e n angenommen h a t t e , sondern in der ganzen Herrlichkeit und Majestät, welche ihm eigen ist, und dass er dann die Seinigen mit sich zu einem Reiche des Friedens und der u n g e trübten Seligkeit vereinigen und sie an seiner Herrlichkeit und Macht w e r d e theilnehmen lassen. E s ist in dem W e s e n der geschichtlichen Erscheinung Christi bei seiner F l e i s c h w e r d u n g gegründet, dass in seiner Gemeinde die Prophetie sich mit neuer Kraft regte, und z w a r hinweisend auf die Vollendung des Reiches Gottes und den vollständigen Sieg desselben über die W e l t . Darauf hatte auch schon die alllestamentliche P r o p h e l i e hingewiesen. Da aber das hiernach erwartete messianische Heil bei der ersten Erscheinung Christi auf Erden durch seine und seiner J ü n g e r Thätigkeit noch nicht vollständig realisirt w a r , so richtete sich die christliche Prophetie sehr bald ganz besonders auf eine zweite Z u k u n f t des Menschensolines, seine glorreiche Wiederkunft. Es findet sich dieses schon in R e d e n Christi selbst, wie dieselben von den J ü n g e r n aufgefasst und mitgetheilt sind, besonders in den drei ersten Evangelien, vornehmlich Matth. K. 24. 25, und nicht minder findet sich dieselbe Hoffnung in den meisten neutestamenllichen Schriften, w e n n a u c h nicht immer ausdrücklich ausgesprochen, so doch deutlich zu Grunde liegend. Auch die A u f e r w e c k u n g der entschlafenen Gläubigen zur T h e i l n a h m e an diesem mit der W i e d e r k u n f t des Herrn beginnenden Reiche ist der Apokalypse nicht eigenthümlich. S c h o n D a n , 12, 2 findet sich die V e r h e i s s u n g , dass zur Zeit der E r lösung des Volkes (des messianischen Heiles) eine Auferstehung der Todten sein werde, der F r o m m e n zum ewigen L e b e n , der Gottlosen zur ewigen S c h m a c h und Verslossung. In der späteren Jüdischen Theologie w a r d dieses weiter entwickelt zu der
I. Hauptsinn und Zweck des Buches.
79
V o r s t e l l u n g einer z w i e f a c h e n A u f e r s t e h u n g a) d e r F r o m m e n , d e r t r e u e n G l i e d e r d e s V o l k e s G o t t e s bei d e r E r s c h e i n u n g des M e s s i a s , w o dieselben v o n i h m w ü r d e n a u f w e r w e c k t w e r d e n , u m a n s e i n e m R e i c h mit T h e i l zu n e h m e n ; b) einer s p ä t e r e n allgemeinen, a m j ü n g s t e n T a g e zum allgemeinen Gerichte. Eine solche U n t e r s c h e i d u n g einer z w i e f a c h e n der Z e i t n a c h a u s einander l i e g e n d e n A u f e r s t e h u n g der T o d l e n linden w i r n u n z w a r in R e d e n Christi n i c h t b e s t i m m t a u s g e s p r o c h e n . D o c h s c h e i n e n s c h o n die G l ä u b i g e n d e r ersten Z e i t sich z u m T h e i l j e n e r D a r s t e l l u n g a n g e s c h l o s s e n z u h a b e n , so n ä m l i c h , d a s s sie die e r s t e A u f e r s t e h u n g , die d e r G l ä u b i g e n , in die Z e i t der g l o r r e i c h e n W i e d e r k u n f t d e s H e r r n s e t z t e n . S o finden w i r es n a m e n t l i c h beim Apostel P a u l u s 1. T h e s s . 4 , 14 sq. u n d 1. C o r . 1 5 , bes. V . 22 sq., 51 sq. V o n der z w e i t e n A u f e r s t e h u n g , der a l l g e m e i n e n , s p r i c h t P a u l u s z w a r n i c h t a u s d r ü c k l i c h , da er n a c h d e m Z w e c k e , den er d o r t v e r f o l g t , d a z u keine b e s o n d e r e V e r a n l a s s u n g halle. D o c h w i r d dieselbe 1. C o r . 1. c. u n v e r k e n n b a r v o r a u s g e s e t z t . Auf b e s t i m m t e r e W e i s e a b e r findet sich die V o r s t e l l u n g hier in der Apokalypse, w o r n a c h die t r e u e n G l ä u b i g e n zur T h e i l n a h m c an dein 1 0 0 0 j ä h r i g e n R e i c h e aufleben, w a s a u s d r ü c k l i c h als die e r s t e Auferstehung bezeichnet w i r d , während das allgemeine G e r i c h t ü b e r die s ä m m t l i c h e n T o d t e n erst n a c h Ablauf dieser 1000 J a h r e gesetzt wird. U n d d a r n a c h finden w i r denn auf g l e i c h e W e i s e u n d n o c h b e s t i m m t e r eine d o p p e l l e A u f e r s t e h u n g , die d e r G l ä u b i g e n bei der W i e d e r k u n f t des H e r r n u n d die z w e i t e a l l g e m e i n e z u m j ü n g s t e n Gerichte, v o n v e r s c h i e d e n e n K i r c h e n l e h r e r n der e r s t e n J a h r h u n d e r t e u n t e r s c h i e d e n , w i e n a m e n t l i c h v o n T e r t u l l i a n , M e t h o d i u s , L a k t a n z u. a. Doch war a l l e r d i n g s s c h o n in d e r Mitte d e s 2. J a h r h u n d e r t s diese V o r s t e l l u n g nicht g a n z a l l g e m e i n , w i e w i r a m b e s t i m m t e s t e n a u s J u s t i n d e m M ä r t y r e r Dial. c. T r y p h . 8 0 e r s e h e n , w o er z w a r d i e j e n i g e n n i c h t als Christen g e l t e n lassen w i l l , w e l c h e ü b e r h a u p t die A u f e r s t e h u n g l e u g n e t e n u n d a n n a h m e n , d a s s sogleich n a c h d e m T o d e die S e e l e n in d e n H i m m e l a u f g e n o m m e n w ü r d e n , a b e r b e m e r k t , d a s s m a n c h e f r o m m e und g l ä u b i g e C h r i s t e n ein lOOOjähriges Reich vor der a l l g e m e i n e n A u f e r s t e h u n g l e u g n e t e n , d e n e n er j e d o c h a u c h n i c h t beistimmt. W a s a b e r die 1 0 0 0 J a h r e betrifft, so finden w i r die V o r s t e l l u n g e n ü b e r die D a u e r des m e s s i a n i s c h e n R e i c h e s bei den
80
III. Allgemeine Untersuchungen über die Apokalypse.
s p ä t e r e n J u d e n v e r s c h i e d e n a r t i g . A m meisten s c h e i n t bei ihnen z u r Z e i t Christi die V o r s t e l l u n g h e r r s c h e n d g e w e s e n zu sein, d a s s dieses v o n e w i g e r D a u e r sein w e r d e , v e r g l . J o h . 1 2 , 34, u n d E i s e n i n e n g e r , E n t d . J u d e n t h . ( K ö n i g s b e r g 1711. 4.) II. S . 8 1 3 s q . ; diese V o r s t e l l u n g k o n n t e sich a u c h auf a u s d r ü c k l i c h e A u s s p r ü c h e der heiligen S c h r i f t s t ü t z e n . D o c h h e r r s c h e n d a n e b e n a u c h a n d e r e V o r s t e l l u n g e n , w e l c h e den Messias der S t e r b l i c h k e i t u n t e r w o r f e n sein liessen u n d so a u c h seiner H e r r s c h a f t bei a l l e m G l ä n z e n u r eine endliche D a u e r b e i l e g t e n ; w i e w i r in s p ä t e r e r Z e i t dergleichen a u s d r ü c k l i c h l i n d e n , u n t e r a n d e r n die e i n e r D a u e r v o n 4 0 J a h r e n , v o n 7 0 J a h r e n , v o n 4 0 0 J a h r e n , ( s o a u c h s c h o n 4. E s r . 7 , 28), v o n m e h r e r e n t a u s e n d J a h r e n , u n d a u c h b e s t i m m t v o n 1000 J a h r e n ( s i e h e E i s e n i n e n g e r I . e . S . 8 0 9 sq ). D i e letztere D a u e r soll n a c h der A n g a b e m e h r e r e r s p ä t e m J ü d . S c h r i f t e n (siehe E i s e n i n e n g e r , W e t s t e i n a d A p o c . 2 0 , 2) ein R a b b i E l i c s e r , S o h n R a b b i J o s e ' s d e s G a l i l ä e r s , a n g e g e b e n h a b e n , w o f ü r er sich s t ü t z t auf J e s . 6 3 , 4: „ein T a g der R a c h e w a r von mir b e s c h l o s s e n ' Dj?i D i 1 ) , i n d e m er diese S t e l l e k o m b i n i r t mit P s . 90, 3: „ 1 0 0 0 J a h r e sind in deinen A u g e n w i e der g e s t r i g e T a g , " w e l c h e l e t z t e r e S t e l l e in B e z i e h u n g auf die Z u k u n f t d e s H e r r n a u c h 2. P e t r . 3, s a n g e w a n d t ist. E s liisst sich n u n z w a r n i c h t b e s t i m m t b e h a u p t e n , ist a b e r nicht u n w a h r s c h e i n l i c h , d a s s die V o r s t e l l u n g in dieser Gestalt a u c h schon im a p o s t o l i s c h e n Z e i t alter bei d e n J u d e n nicht u n b e k a n n t w a r u n d von d a h e r in der christlichen K i r c h e auf die D a u e r des mit der W i e d e r k u n f t des H e r r n b e g i n n e n d e n R e i c h e s ü b e r t r a g e n ist. D o c h ist a u c h m ö g l i c h , d a s s sie sich in dieser G e s t a l t z u e r s t in der C h r i s t l i c h e n K i r c h e selbst gebildet h a t . E s k o n n t e d a r a u f a u c h die K o t n b i n i r u n g j e n e r P s a l i n s t e l l e mit der E r z ä h l u n g von der S c h ö p f u n g d e r W e l t v o n Einfluss sein, i n d e m m a n diese als einen T y p u s auf die S c h i c k s a l e der W e l t b e t r a c h t e t e u n d d a h e r f o l g e i l e , d a s s , w i e G o t t die W e l t in ß T a g e n erschaffen u n d d a r n a c h d e n siebenten T a g g e r u h t h a b e , so die W e l t in 6 T a g e n d. i. 6 0 0 0 J a h r e n z u r V o l l e n d u n g w e r d e g e b r a c h t w e r d e n , der sieb e n t e T a g a b e r , d. i. d a s siebente J a h r t a u s e n d die Z e i t d e r u n g e s t ö r t e n R u h e u n d m e s s i a n i s c h e n Glückseligkeit sein w e r d e . S o heisst es a u s d r ü c k l i c h E p . B a r n a b . c. 15, d a s s G o t t die W e l t in ß T a g e n vollendet h a b e , b e d e u t e , dass e r in 6 0 0 0
81
1. Hauptsinn und Zweck des Buches.
Jahren Alles zur Vollendung bringen werde, da bei ihm nach Ps. 1. c. Ein Tag tausend Jahre sei; und dass er am 7ten Tage geruhet habe, bedeute, dass der Sohn Gottes bei seiner Erscheinung nach Aufhebung der bisherigen Weltordnung am 7ten Tage einen herrlichen Ruhetag halten werde (xoAwg xatanavaerai)-, an diesem seinem Sabbathe werde Gott Alles zur Ruhe bringen und dann den Anfang des 8ten Tages, d. h. den Anfang einer neuen Welt machen." Offenbar findet sich hier im Wesentlichen dieselbe Vorstellung wie in der Apokalypse, dass das Reich des Messias nach der Wiederkunft des Herrn 1000 Jahre dauern und daran sich die Erneuerung der Welt anschliessen werde. Wann dieser Brief geschrieben sei, lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen, jedenfalls aber wohl später als die Apokalypse. Doch ist das Verhältniss beider Schriften in diesem Punkte nicht der Art, dass wahrscheinlich wäre, der Verfasser jenes Briefes habe die ganze Darstellung aus der Apokalypse entnommen. Auch die kurze Art selbst, wie dieselbe in der Apokalypse ausgesprochen ist, macht an sich wahrscheinlich, dass sie hier nicht als eine neue ausgesprochen ist, sondern als eine solche, die der Verfasser schon vorfand und bei den Lesern als nicht ganz unbekannt voraussetzen konnte, sei es nun, wie gesagt, dass sie sich eben in dieser Gestalt in der christlichen Kirche selbst erst gebildet hatte, oder auch von ihr schon in der jüdischen Kirche vorgefunden war. Was aber die reale Bedeutung der 1000 Jahre betrifft, so ist freilich schon nach der ganzen wahrscheinlichen Bildung dieser Vorstellung durchaus unwahrscheinlich, dass hier unter den Jahren irgend ein anderer bestimmter — sei es kürzerer oder längerer — Zeitraum sollte gemeint sein, als welcher nach dem herrschenden Sprachgebrauche dadurch bezeichnet wird. Doch ist auf der anderen Seite nicht gerade wahrscheinlich, dass nach dem Sinne unseres Buches diese Zahl überhaupt sollte strenge zu urgiren sein, als ein gemessener Zeitraum von gerade 1000 Sonnen- oder Mondjahren; sondern zumal wenn die Vorstellung schon gebildet war, lässt sich mit Wahrscheinlichkeit annehmen, wenigstens also wohl denken, dass die Zahl hier nur als ein gegebener Ausdruck im allgemeineren Sinne beibehalten ist, um eine sehr lange Zeit der Dauer der mit der B 1 o i; k , A p o k a l y p s e .
6
82
III.
Allgemeine Untersuchungen über die Apokalypse.
Wiederkunft des Herrn anhebenden ungetrübten Ruhe und Glückseligkeit der Gläubigen zu bezeichnen. W i r fragen w e i t e r : w a s lehrt unser B u c h ü b e r die Z e i t , z u der die glorreiche E r s c h e i n u n g des H e r i n stattfinden und d a s 1000jährige R e i c h a n h e b e n w i r d , sowie ü b e r d i e V e r h ä l t n i s s e , u n t e r d e n e n dieses geschehen wird und die dieser K a t a s t r o p h e v o r h e r g e h e n w e r d e n , und wie verhält die A p o k a l y p s e sich in der Beziehung zu den anderen Schriften des N e u e n T e s t a m e n t s ? D e r H e r r h a t t e es ausdrücklich a u s g e s p r o c h e n Matth. 24, 26. Marc. 13, 32, und nach Act. 1, 7 s o g a r n a c h seiner A u f e r s t e h u n g darauf hingewiesen, dass Zeit und U m s t ä n d e zu w i s s e n , nämlich in B e z u g auf die E r s c h e i n u n g des R e i c h e s Gottes in seiner Vollendung, der Vater sich allein v o r b e h a l t e n h a b e ; und Matth. 21, 14. Marc. 13, 10 wird von i h m die V e r k ü n d i g u n g des E v a n g e l i u m s auf der ganzen W e l l als E t w a s bezeichnet, w a s v o r h e r g e h e n müsse. Auf der and e r n Seite aber halle er die J ü n g e r ermahnt, dass sie alle Zeit bereit sein sollten, ihn würdiglich zu empfangen. D a r a u f haben d e n n a u c h die Apostel vor Allem ihr Augenmerk gerichtet und d a s der anderen Gläubigen zu richten g e s u c h t , dass nämlich der Hinblick auf die Z u k u n f t des Herrn ihnen allen n u r dienen m ö c h t e zu einem stets lebendigen S p o r n , alle ihre Kräfte dem H e r r n und der F ö r d e r u n g Seines Reiches zu w i d m e n , u m von I h m als treue V e r w a l t e r der ihnen von Ihm anvertrauten Gaben e r f u n d e n zu w e r d e n ; doch lässt sich nicht verkennen, dass sie im Allgemeinen die H o f f n u n g g e h e g t haben, die glorreiche Ers c h e i n u n g des Herrn siehe n a h e bevor, so dass sie selbst oder m a n c h e ihrer Zeilgenossen dieselbe noch wohl erleben w ü r d e n . E s gibt sich das schon in der Al l und Weise zu ei kennen, w ie in den synoptischen Evangelien verschiedene auf die Z u k u n f t bezügliche R e d e n des Herrn w i e d e r g e g e b e n und in Z u s a m m e n h a n g mit einander g e b r a c h t sind. Beim Apostel P a u l u s lässt sich nicht v e r k e n n e n , besonders in mehreren seiner f r ü h e s t e n B r i e f e , dass seinem Gemtilhe sich dieser Zeitpunkt als ziemlich n a h e hinstellte, so dass er w o h l hoffte die Z u k u n f t des H e r r n n o c h erleben zu k ö n n e n ; v e r g l . 1. T h e s s . 4, 15-17. 1. Cor. 15, 51. 52; doch scheint diese E r w a r t u n g ihm später m e h r z u r ü c k g e t r e t e n zu sein. E b e n so w i l d J a c o b . f>, 7-11 die Z u k u n f t des H e r r n , r naQOvaia tov xvqiov, als n a h e b e z e i c h n e t ; so a u c h
1.
ü a u p t s i n n und Zweck des Buches.
83
Hi» B r i e f e an die Hebräer, s. besonders 10, 37. nung gibt
sich nun a u c h
in
unserem B u c h e
T h e i l e desselben zu erkennen. ay/ei.og
der G e m e i n d e
kann nacli
dem
D i e s e l b e Hoffschon im ersten
Denn wenn der H e r r 3 , n
von L a o d i k e a
s a g t : '¿q%o^iai Ta%i>,
neutestamenllichen S p r a c h g e b r a u c h
wie n a c h d e m unseres B u c h e s
dem so
überhaupt
insbesondere kein Z w e i f e l «ein,
dass dieses von der glorreichen Wiederkunft des Herrn g e m e i n t ist; s. a u c h heisst:
1, 7; und ebenso, w e n n es gleich a m Anfange 1, 3
o xaiqdg
¿yyvs>
kann auch kein Z w e i f e l s e i n ,
s 0
sich das auf die ¡Nähe d e r Zeit bezieht,
dass
w o r a u f die Hoffnung
der G l ä u b i g e n gerichtet w a r , w o mit der Wiederkunft des H e r r n die
vollständige
werde;
Inauguration
des
Reiches
Gottes
10, 6 s q : OTI XQOVOQ ovxszi Es
scheint
eatai
indessen,
dass
x.
I.
unser B u c h
diese
nicht b l o s s im Allgemeinen als nahe b e z e i c h n e t , den Z e i t p u n k t W eise
beginnen
vergl. L u c . '21, 8. ¡Marc. 13, 33; cf. a u c h n o c h Apokal.
des
anzudeuten
Eintrittes gesucht
derselben
hat.
Katastrophe sondern a u c h
auf
noch
Auf w e l c h e
bestimmtere
Weise
indessen
das der F a l l sei, ist sehr streitig und hängt von der Auffassung der der Ankündigung des 1 0 0 0 j ä h r i g e n R e i c h e s Visionen
ab.
Im
Allgemeinen
gibt
vorhergehenden
sich hier —
zunächst
in
den eng z u s a m m e n h ä n g e n d e n Visionen K a p . 1 2 — 1 9 — als der Sinn
leicht
der zu e r k e n n e n ,
dass
vor
dem Eintritte
dieses
R e i c h e s die W i d e r s a c h e r Christi und ^seines R e i c h e s , der T e u f e l und seine G e n o s s e n , Dauer
jenes
Reiches
durch
den
Christ
ohnmächtig
dessen F r i e d e n und S e l i g k e i t
besiegt
gemacht
zu s t ö r e n ,
und
und
werden
für
aller
die
¡Macht,
beraubt
wer-
den, n a c h d e m sie zuvor g e g e n dasselbe die heftigsten Anstrengungen
gemacht.
Grunde,
welche
dass
überhaupt
Es sich jeder
liegt
dabei
die
durch
die
ganze
bedeutenderen
allgemeine
Idee
Geschichte
Entwicklung
zum
bewährt,
des
Guten
und des R e i c h e s Christi, des R e i c h e s der W a h r h e i t , des L i c h t e s und des F r i e d e n s , eine äussersle Anstrengung
des
entgegenge-
setzten G e i s t e s des B ö s e n , der L ü g e und der Finslerniss, v o r hergehe,
und
Reiches
Christi
den P r o p h e t e n
so
denn
a u c h um so m e h r der Vollendung
vorhergehen des Allen
werde.
Testaments,
So
finden
dass die
wir schon
des in
Verkündigung
des m e s s i a n i s c h e n
Heils meistens an den trübseligsten
des V o l k e s G o t t e s
und die heftigsten B e d r ü c k u n g e n 6*
Zustand desselben
84
HI. Allgemeine Untersuchungen über die Apokalypse.
durch
seine
Feinde
anknüpfet.
in
den
synoptischen Evangelien mitgetheillen Reden des Erlösers
über
seine Zukunft bemerklich,
Ebenso
dass
machen
die
d i e s e l b e nicht e r f o l g e n
w e n n nicht vorher d a s g r ö s s l e M a a s s
werde,
der L e i d e n aller A r t fiir
d a s V o l k G o t t e s w e r d e e r f ü l l t sein. —
E s f r a g t sich a b e r ,
welche
welcher
Weise
Gestalt hier
individualisirt,
ausgesprochen
in
der
diese
Apokalypse
nächst
besonders
welche
hier a l s
auf
in
allgemeine
findet; die
und
dabei
Betrachtung
die W i d e r s a c h e r
von
K a p . 12 a n
dem Auge
Thiere
darstellen,
zu-
Mächte
an,
des
Messias
E s sind d i e s e l b e n
bezeichnet,
so dass
an w e n wir bei diesen Thieren zu denken
sich es
und B e k ä m p f e r
als verschiedene
des Sehers
Idee
kommt
der
und des Reiches Gottes aufgeführt werden. es
sich
die
also
sieben
Häuptern
und
w i e mit zehn Hörnern. da
er schon
bezeichnet
sieben
Diademen
Dessen Deutung
ib. V . 9 a u s d r ü c k l i c h
wird.
—
Dann
als
treten
auf
Drache
denselben
so
ist nicht z w e i f e l h a f t ,
der Teufel
aber
sich fragt,
haben.
Z u e r s t e r s c h e i n t K a p . 1 2 ein g r o s s e r f e u e r f a r b e n e r mit
auf
besondern
und
Satan
K a p . 13 zwei
andere
T h i e r e a u f , d a s eine a u s d e m M e e r e , d a s a n d e r e a u s d e r
Erde
aufsteigend.
nach
Das
erstere
ist s e i n e r ä u s s e r l i c h e n
g a n z ähnlich der des S a t a n s Hörnern
und
sieben
ihm heisst e s ,
Köpfen,
geschildert, aber
mit
Gestalt
gleichfalls zehn
mit
zehn
Diademen;
d a s s d e r S a t a n i h m seine M a c h t ,
seinen
von
Thron
u n d g r o s s e G e w a l t ü b e r g e b e n h a b e ; d i e s e s w i r d V. 12 z u r U n t e r s c h e i d u n g von d e m andern a u s der E r d e aufsteigenden Thiere, a l s d a s e r s t e T h i e r b e z e i c h n e t , TO nqiötov s t e n s a l s d a s T h i e r ( t O &i]qiov) unverkennbar Weissagung dasselbe
(was
mit
Unrecht
welches
gleichfalls
17, 3 w i e d e r
wo
es
bezeichnet
und
zehn Hörnern v e r s e h e n , als Babel
wird wo
als
aber
bezeichnetes Weib
Hofmann
geleugnet
aufgeführt mit auf
Das
a u s d e r E r d e a u f s t e i g e n d e T h i e r ( 1 3 , 11 s q . ) h a t z w e i h ö r n e r , a b e r r e d e t w i e ein D r a c h e ; ausdrücklich als der P s e u d o - P r o p h e t
dieses wird
im
und
Häuptern
demselben —
wird)
wird,
sieben
sitzt.
mei-
D i e s e s ist n u n
Ziillig,
u n d E r f ü l l u n g 11, .369, E b r a r d ,
Thier,
züchtiges
von
aber
ÜT]QIOV,
ohne weiteres.
ein u n andere, Lamms-
Folgenden
b e z e i c h n e t ( 1 6 , 13. 19, 20.
2 0 , 10) u n d sein G e s c h ä l t a l s d a s , d e m e r s t e n T h i e r e
Anbeter
zu verschaffen und dafür selbst durch Zeichen und W u n d e r zu
1. Hauptsinn und Zweck des Buches.
85
wirken. U e b e r h a u p t erscheint das z w e i t e T h i e r nur m e h r als dem ersleren dienend; das erstere a b e r erscheint n a c h der g a n zen S c h i l d e r u n g als das w a h r e Widerspiel des Christs, als v o m T e u f e l mit aller Macht ausgerüstet, um die ä u s s e r s t e n Anstreng u n g e n zur B e k ä m p f u n g des Christs u n d des R e i c h e s G o t t e s zu m a c h e n . D i e S c h i l d e r u n g dieses T h i e r e s lehnt sich u n v e r kennbar an die Schilderungen an, w e l c h e das Bflch Daniel ü b e r einen W i d e r s a c h e r des Volkes Gottes gibt, der auf alle W e i s e dahin t r a c h t e t , dasselbe zu bedrücken u n d den Dienst des w a h ren lebendigen Gottes zu v e r n i c h t e n , ja der sich selbst an Gottes Stelle setzen m ö c h t e ; s. D a n . 7, 8. 20. 21. 8, 23-25 u n d besonders 11, 21-45. Diese S c h i l d e r u n g e n beziehen sich im B u c h e Daniel z u n ä c h s t auf den S y r i s c h e n König Antiochus E p i p h a n e s , von dem das J ü d i s c h e V o l k , und n a m e n t l i c h D i e j e n i g e n , w e l c h e am J e h o v a h - D i e n s t e und a m väterlichen G e setze festhielten, so Vieles zu leiden halten. D a nun a b e r im B u c h Daniel an die D a r s t e l l u n g der feindseligen U n t e r n e h m u n g e n j e n e s W i d e r s a c h e r s wider den Dienst und das Volk J e h o v a h ' s u n d seines endlichen V e r d e r b e n s unmittelbar die A n k ü n d i g u n g des Eintrittes des messianischen Heiles a n k n ü p f t , v e r b u n d e n a u c h mit der A u f e r w e c k u n g der T o d t e n , so lag n a h e , diesen F ü r s t e n hier als den T y p u s eines noch z u k ü n f t i g e n , der E r s c h e i n u n g des Messias unmittelbar v o r h e r g e h e n d e n W i d e r s a c h e i s des Volkes Gottes zu betrachten und einzelne Z ü g e in den S c h i l d e r u n g e n seines W e s e n s und W i r k e n s selbst g e r a d e z u als W e i s s a g u n g auf einen solchen zu fassen. W i e f e r n das bei den J u d e n schon zur Zeit Christi und der Apostel g e s c h e h e n sei, l ä s s t sich nicht w o h l ermitteln. E t w a s s p ä t e r , n a c h der Z e r s t ö r u n g J e r u s a l e m s , findet sich bei ihnen die Vorstellung eines solchen W i d e r c h r i s t s unter dem N a m e n A r m i l l u s , dessen U r s p r u n g und B e d e u t u n g unsicher ist; dessen E r s c h e i n u n g w i r d v o n ihnen auf eine sehr fabelhafte W e i s e geschildert, dass er zu R o m a u s einer steinernen Bildsäule w e r d e geboren w e r d e n , f ü r sich göttliche E h r e in Anspruch n e h m e n , nach J e r u s a l e m ziehen und dort den ersten Messias, den S o h n J o s e f s oder E f r a i m s , t ö d t e n , zuletzt aber durch den ¿weiten Messias, den S o h n Davids, w e r d e getilgt werden. Diese Ausbildung der V o r stellung gehört w o h l sicher erst einer späteren Zeit a n ; die Idee selbst aber von einem der Erscheinung des Messias v o r h e r g e -
86
III. Allgemeine Untersuchungen über die Apokalypse.
henden
und durch
diesen
zu bekämpfenden Antichrist können
die J u d e n g a r w o h l s c h o n kannt h a b e n .
f r ü h e r , schon zur Z e i t Christi
ge-
S o viel lüsst sich als sicher b e t r a c h t e n , dass in
der christlichen K i r c h e
diese V o r s t e l l u n g
hung a u f die als n a h e bevorstehend
und z w a r in
e r w a r t e t e Zeit
sich
bildet und eben
an j e n e S t e l l e n des B u c h e s D a n i e l
sich
angelehnt
hat.
So
finden
wir
ziemlich
glor-
reichen P a r u s i e des Herrn besonders
schon
Bezie-
der
frühzeitig
dieselben
beim
ge-
Apostel
P a u l u s in einem seiner frühesten B r i e f e , 2. T h e s s . 2 , 3 s q . ,
wo
er die L e s e r darüber belehrt, dass sie den T a g des Herrn nicht als zu nahe bevorstehend sich denken miissten, als jetzt unmittelbar eintretend; denn zuvor m ü s s e erscheinen b nog
tfjg
a^iaQxiag,
vnegaiqöftEvog avTov
eig tov
oti eativ tf}s
gaai
tov
tov
xpevdocg
derung
tov
ancoXelag,
Xsyöfievnv
atöf-tatog
x. X.
xai
xaiagy^aei
( V . 8)',
ou
ioziv
iv Traar] dwauu
xai
kavtov
'irjaovg
avelei
tfj
Inifpci-
fj nagovaia arßtEi'oig
xat
xai
U n v e r k e n n b a r liegt a u c h bei dieser
die D a n i e l i s c h e
zu Grunde.
Wie
x. wate
anoÖEixvvvta
!>v Ki'Qtog
avtov
avtoi-
aatavä
b avtixtluEvog v oeßaouce,
9EOV
xa&t'oai
&EOV
( V . 3. 4), der avo/.tog,
nagovaiag
svEQyeiav
zrtg
nävta
vaov
&sog
zip nvEv^iati VEICC
o vlog
trzi
sicher avOgio-
verbreitet
te-
Schil-
diese
Kr-
wartung eines s o l c h e n Antichrists, der vor dem T a g e des Herrn auftreten w e r d e , unter den Christen wenigstens in der letzteren Zeit
des apostolischen
Zeitalters
war,
ergibt
sich
aus 1. J o b . 2 , IS sq., 4, 3, w o der Apostel J o h a n n e s kennbarer R ü c k s i c h t verstehen
gibt,
sie
auf
diese
möchten
Vorstellung
zum Z e i c h e n :
seinen dass
besonders mit unverLesern die
zu
¿oyätt]
(oga da sei, nicht erst auf eine solche einzelne P e r s o n , die als Antichrist auftreten werde, harren, da schon Viele, die als Antichristen zu b e t r a c h t e n ,
aufgetreten
seien;
denn als s o l c h e r sei
jeglicher a n z u s e h e n , der da l e u g n e , dass J e s u s der Chi ist sei. Unverkennbar
ist
nun
aber
mit den Danielisclicn Ziigen in der Vision aus
das in der A p o k a l y p s e zum geschilderte erste T h i e r ,
Tlieil
welches
dem M e e r e aufsteigt, dieser A n t i c h r i s t ,
ent-
weder als einzelne P e r s o n oder das Antichristcnlhum als M a c h t und C o l l e c t i v - P e r s o n , wie denn die E r s c h e i n u n g des Antichrists der P a r u s i e
des Herrn
lung vorhergehen
auch
nach
jener Paulinischen
Darstel-
sollte.
D i e s e Idee des Antichrists erscheint aber in der A p o k a l y p s e
1. Hauptsinn und Zweck des Buches.
S7
auf besondere Weise modiíicii t und bestimmter ausgebildet als zum Beispiel bei P a u l u s der Fall ist, und z w a r auf solche Weise, dass wir veranlasst werden, dabei u n s e m Blick auf eine bestimmte h i s t o r i s c h e — sei es einzelne oder Collectiv P e r s o n zu r i c h t e n ; da f r a g t es sich d e n n , an w e l c h e P e r s o n wir dabei n a c h dem Sinne des B u c h e s zu denken haben. — D a a u s s e r diesem den Antichrist vorstellenden T h i e r e noch ein davon verschiedenes als P s e u d o - P r o p h e t a u f g e f ü h r t wird, w e l ches d u r c h seine Zeichen und K ü n s t e ihm A n h ä n g e r und V e r ehrer verschafft, so w e r d e n wir schon veranlasst zu v e r m u t h e n , dass der Antichrist selbst nicht als eine v o r z u g s w e i s e geistige, sondern m e h r als eine ausserliche weltliche Macht gemeint ist, deren der S a t a n sich zur Unterdrückung der Kirche des Herrn bedienen w e i d e . E b e n darauf führen die (10) D i a d e m e , mit denen es g e s c h m ü c k t ist (13, i. 17, 3), und b e s o n d e r s , dass 17, io s6 angegeben wird. Hier w ü r d e , da von dem N a m e n des Thieres die R e d e ist, d u r c h a u s unnatürlich sein, mit manchen frühern Auslegern die 6 6 6 von einer Z a h l von J a h r e n zu verstehen, w ä h r e n d dessen e t w a die H e r r s c h a f t des T h i e r e s dauern werde. Vielmehr können wir w o h l mit der grössten Wahrscheinlichkeit a n n e h m e n , dass es so gemeint sei, dass die einzelnen B u c h s l a b e n , w o m i t der N a m e des Thieres geschrieben w i r d , als Ziffern z u s a m m e n diese S u m m e geben, liier ist nun aber selbst noch streitig, w e l c h e S p r a c h e , ob die hebräische oder griechische, und ob die B e s t i m m u n g des B u e h s t a b e n w e r t h e s nach der einen oder der a n d e r n zu Grunde gelegt sei; dazu kommt, wie wir schon g e s e h e n h a b e n , eine gewisse Unsicherheit des T e x t e s , indem er n e b e n 6 6 6 eine andere auch schon sehr alte L e s a r t 616 gibt. D o c h hat die g e w ö h n l i c h e Lesart ¡iberwiegende Z e u g n i s s e für sich. W a s aber die erstere Frage betrifft, so haben z w a r m e h rere der neuesten Ausleger, die sich in der Entzifferung der Z a h l v e r s u c h t , geglaubt den Z a h l e n w e r t h der hebräischen Buchstaben
vorne
zu
(.¡runde
legen
herein unwahrscheinlich
zu
müssen.
Allein
Lei einem B u c h e ,
das
ist
von
w e l c h e s in
88
III. Allgemeine Untersuchungen -über die Apokalypse.
g r i e c h i s c h e r S p r a c h e g e s c h r i e b e n i s t , und bei d e m w i r keine V e r a n l a s s u n g h a b e n v o r a u s z u s e t z e n , dass es blosse U e b e r s e t z u n g a u s e i n e m h e b r ä i s c h e n o d e r a r a m ä i s c h e n Original sei, u n d d a s z u n ä c h s t g e r i c h t e t ist an christliche G e m e i n d e n im p r o c o n s u l a r i s c h e n A s i e n , w o das G r i e c h i s c h e allein h e r r s c h e n d e S p r a c h e w a r s e l b s t u n t e r den dortigen J u d e n . A u c h die W e i s e , w i e d e r Unendliche, E w i g e d u r c h altpa u n d tofteya b e z e i c h n e t w i r d (1, 8. 21, 6. 22, 13) lässt u n s n i c h t z w e i f e l n , d a s s w e n n hier ein N a m e d u r c h eine Z a h l a n g e g e b e n w i r d , o h n e a u s d r ü c k liche A n d e u t u n g , in w e l c h e r S p r a c h e , dieser n a c h der Z a h l e n B e d e u t u n g der g r i e c h i s c h e n B u c h s t a b e n g e m e i n t ist. — D o c h w i r d e s , a u c h w e n n w i r von dieser V o r a u s s e t z u n g a u s g e h e n , i m m e r s c h w i e r i g u n d misslich s e i n , zu e r r a t h e n , w e l c h e r ( g r i e c h i s c h e ) N a m e denn eigentlich u n l e r j e n e r Z a h l v e r h ü l l t s e i ; u n d a u c h die E n t d e c k u n g , d a s s ein b e s t i m m t e r N a m e in d e m W e r t h e seiner B u c h s t a b e n im G r i e c h i s c h e n diese Z a h l e n t h a l t e , w ü r d e u n s f ü r die Richtigkeit der D e u t u n g keine G e w ä h r g e b e n , w e n n nicht die a n d e r w e i t i g e n A n d e u t u n g e n des B u c h e s ü b e r d a s T h i e r d a z u s t i m m e n . Hier w e r d e n w i r n u n a m s i c h e r s t e n auf den r e c h t e n W e g geleitet d u r c h die Vision K a p . 17. D o r t sitzt auf dein T h i e r e , w i e s c h o n b e m e r k t , ein u n z ü c h t i g e s (götzendienerisches) W e i b , w e l c h e als die m y s t i s c h e g r o s s e B a b e l b e z e i c h n e t w i r d , w a s n u r von einer S t a d t g e m e i n t sein k a n n , w e l c h e , gleich d e m alten B a b e l z u r Zeit d e r H e r r s c h a f t der C h a l d ä e r , sich g e g e n d a s Volk u n d d e n D i e n s t G o t t e s b e s o n d e r s feindselig e r w i e s ; dieselbe w i r d V . 6 b e z e i c h n e t als t r u n k e n von d e m B l u t e der Heiligen u n d der Z e u g e n J e s u , w a s darauf f ü h r t , d a s s sie ü b e r die B e k e n n e r d e s H e r r n a u c h schon blutige V e r f o l g u n g e n v e r h ä n g t h a t t e . Bis dahin w ü r d e die B e z e i c h n u n g allenfalls n o c h e r l a u b e n , mit A b a u z i t , H a r e n b e r g , H a r t w i g , H e r d e r , Z ü l l i g u. A. an J e r u s a l e m zu d e n k e n , in B e z i e h u n g auf die feindliche S t e l l u n g , w e l c h e diese g e g e n den H e r r n und seine B e k e n n e r g e n o m m e n h a t t e , in w e l c h e r B e z i e h u n g es I I , 8 d a v o n heisst, d a s s es xaXeirai nvev/xaiixiog 2odn/ua xai AXyvntog. Doch w ü r d e auf J e r u s a l e m n i c h t passen, d a s s die S t a d t V. 18 (K. 17) b e z e i c h n e t w i r d als ßaailelav 'i%ovoa ini TWV ßaaii-siov rfjg yrjg, w o b e i w i r weit e h e r v e r a n l a s s t w e r d e n , an R o m zu d e n k e n ; u n d n o c h e n t s c h e i d e n d e r ist V. 9, w o n a c h die 7 H ä u p t e r
l. Hauptsinn und Zwcck des Buches.
89
des T h i e r e s sich auf 7 B e r g e beziehen, auf denen d a s W e i b sitze. Hier ist es d u r c h a u s unnatürlich, w e n n einige A u s l e g e r , wie H e n g s t e n b e r g und A u b e r l e n , die Berge in bildlichem Sinne fassen wollen von Reichen, grossen Königen oder W e l t mächten. Mit R e c h t b e m e r k t E b r a r d , d a s s , da die B e r g e in der D e u t u n g des Gesichts v o r k o m m e n , sie n u r im eigentlichen S i n n e gemeint sein können, von wirklichen B e r g e n , n ä m lich sieben Bergen, auf denen j e n e s B a b e l liege. Man h a t z w a r gesucht, a u c h in B e z i e h u n g auf J e r u s a l e m sieben H ü g e l in der Stadt n a c h z u w e i s e n ; so s c h o n L a k e i n a c h e r Observat. sacr. P . I I I , p. 28S (opp. W o l f . ) , der als solche n e n n t : Zion, Akra» Moria, Bezetha und die drei Spitzen des Oelberges. Aber diese B e s t i m m u n g ist höchst w i l l k ü h r l i c h ; der Oelberg lag schon ausserhalb J e r u s a l e m s und a m wenigsten lässt sich denken, dass er als drei verschiedene B e r g e sollte gezählt sein. U e b e r h a u p t aber erscheinen hier die sieben B e r g e offenbar als e t w a s recht Charakteristisches und B e z e i c h n e n d e s ; auf solche W e i s e aber erscheinen sie von allen S t ä d t e n des Alterthums, so weit uns bekannt ist, nur in B e z u g auf R o m , so d a s s , w e n n eine S t a d t ohne W e i t e r e s als eine siebenhügelige, auf 7 Bergen lieg e n d e bezeichnet w a r d , Alle bestimmt u n d ohne weiteres an R o m d a c h t e n ; wie g e w ö h n l i c h diese B e z e i c h n u n g R o m s w a r , zeigen die von W e t s t e i n ad I. c. g e s a m m e l t e n Stellen. K ö n n e n wir nun hiernach nicht zweifeln, dass unter Babel, d e m auf dem T h i e r e sitzenden W e i b e , R o m zu verstehen ist, so m u s s das T h i e r , worauf sie sitzt, n a c h dem Sinne unseres B u c h e s als mit R o m in besonders n a h e r Verbindung stehend g e d a c h t w e r d e n ; wir können darnach, w e n n wir das Bisherige hinzunehmen, veruiuthen, dass als dieses T h i e r nicht die W e l t m a c h t im Allgemeinen gemeint ist, wie Manche es fassen (z. B. H o f m a n n , H e n g s t e n b e r g , A u b e r l e n , E b r a r d u. A.), sondern bestimmter, die d a m a l i g e W e l t m a c h t , die Römische Monarchie, das R ö m e r t h n m . W i r können d a r n a c h a u c h schliessen, dass der unter der Z a h l 6 6 6 verhüllte N a m e auf R o m und das R ö m e i t l u i m eine besondere Beziehung haben müsse. I)ie frühesten der uns erhaltenen E r k l ä r u n g e n dieser Z a h l finden wir bei I r e n a e u s a d v . I I a e r . V, 30. Er s a g t , man könne in der 666 nach griechischer Z a h l e n d e u t u n g m e h r e r e N a m e n finden und f ü h r t als Beispiele drei an, bei denen die B u c h s t a b e n
90
III.
zusammen
Allgemeine Untersuchungen über die Apokalypse.
auch 6C6 geben.
4 - 9 4 - 1 + 200).
2) Aaztlvoç
1) Evavdat;
f
v
a
v
( 5 - f 4 0 0 - f 1 4- 5 0
( 3 0 - f 1 4- 3U0 - f 5 - f 10 4- 5 0 4- 7 0
4- 200). 3) Tuzâv ( 3 0 0 - f 5 + 10 + 3 0 0 4- Ï 4- 50). Von den beiden letzten Namen sagt I r e n a u s , sie hätten etwas W a h r scheinliches. Doch kann hier der letzte, Ttizav, auch nicht in B e t r a c h t kommen, noch weniger freilich der erste Evavl}cç. D i e mittlere Erklärung dagegen, ylaxeïvoç, muss uns nach dem Bisherigen als sehr angemessen erscheinen, und auch I r e n a u s würde ihr wohl entschiedener den Vorzug gegeben haben, wenn ihn nicht eine gewisse S c h e u vor der Macht des damals noch heidnischen Horns abgehalten hätte, sich bestimmter auszusprechen. Auch H i p p o l y t u s hält diese Deutung für die wahrscheinlichste (sielte L ü c k e p. 9 6 7 ) . E s lässt sich, glaube ich, mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen, dass diese Erklärung, die auch später von manchen Auslegern gebilligt ist (auch von I I ä v e r n i k und E l l i o t , L ü c k e ed. 2. p. 8 3 4 sq.) nicht bloss wirklich die richtige, dem Sinne des Buches gemüsse ist, sondern dass sie sich auch durch eine Art Tradition von der Zeit der Abfassung her bis auf das Zeitalter dés I r e n a u s fortgepflanzt halle. Durch die vier Häupter des Thieres werden nun nach Kap. 17, 10 ausser den 7 bergen der Stadt auch 7 Könige symbolisât. W i r haben gesehn, dass viele Ausleger — und so auch wieder I l o f i n a n n , M c n g s l c n b e r g , E b r a r d , A u b e r l e n u. A. — dieses von Königreichen verstehen, von der Zeit nach auf einander folgenden Weltmonarchien, wobei als die erste entweder die Aegyplische oder die Assyrische angesehen wird, als die sechste die damals seiende Komische. Allein diese Deutung ist entschieden nicht im Sinne des B u c h e s , indem nach den bisherigen die Kömische Macht das Thier selbst ist, nicht aber ein einzelnes seiner Häupter. Darnach werden wir vielmehr veranlasst, die sieben Könige von sieben Römischen Herrschern zu verstehen. Und zwar können dann nur sieben Kaiser R o m s gemeint sein. Denn wenn es ib. heisst, dass die liinfe gefidlen seien (ot nivxs ëntoav) und der E i n e sei (ô elç toxiv), der Andere aber sei noch nicht gekommen (0 aXXog ovTiio i ß ü z v ) , so kann das nur so gemeint sein, dass eben dam a l s , zur Zeit der Abfassung der Apokalypse oder der E m -
1. Hánptsinn und Zweck des Buches. p f a n g i i n g der
darin
d u r c h die s i e b e n
mitgetheilten Offenbarung
Häupter
rung war, w a s
seienden
sechsten
als
OI
'¿neaav,
che dem sechsten
eben
mittelbarer
vorhergegangen
Reihe
nicht wohl zweifeln,
Es
wir
gegen
bezeichnet
wer-
und z w a r d i e j e n i g e n ,
der R e g i e r u n g
dass
h a u p t mit d e m j e n i g e n Römischen
an
gemeint
im G e g e n s a t z
TIEVTE
befindlichen
waren;
die R e i h e
wir
wel-
in
auch
dieser K ö n i g e
über-
z u b e g i n n e n h a b e n , w e l c h e r a l s der E r s t e
Kaiser
betrachtet
ward ,
wäre zwar möglich,
ist, w i e g e s a g t , s c h o n demjenigen
gleiche
Weise
zti
nämlich
die R e i h e
mit
schon
dem
mit
dem
Gründen noch welche,
ist,
w i e die f o l g e n d e n
Ruches
weniger bezweifeln.
4)'Claudius,
5) Nero. d. h.
würde
11. .Juni g e s t o r b e n e n
Der
an ihn als d a m a l s r e g i e r e n d e n
Kaiser
jedenfalls
Da
nicht
einmal
erkannt
ganzen
w a r und n o c h
Vi t e i l ins denken,
im
hat
(f
Caligula,
welchem
am
Leben
es
und
des 6 S
zu
sechste gerechnet
wäre.
Dieses
—
akXog, kommen
Von d. i.
wir kur-
denken,
15.. 7. J a n u a r )
des
Römischen (-{-
und
auch
Reiches
an-
den 1 6 . April)
und
wenigstens
hier nicht
mitgerech-
dieser d a m a l s regierte, als lassen
dein s i e b e n t e n K ö n i g e der
von
den
sieben
sei, und d a s s er, w e n n
am und
wir
hier i n d e s s e n
heisst
noch
es
ib.,
dass
übrige) noch
er k o m m e ,
der vor-
l ä u f i g l i e g e n , da wir s p ä t e r d a r a u f w i e d e r z u r ü c k k o m m e n sen.
der
p. C h . werden
drei bei der Z ä h l u n g wenn
heisst, an
Nero folgte G a l b a ,
weniger O l h o
net und eist V e s p a s i a n ,
Sinne
Regierung
3)
(-j- () den 2 0 . D e c e n i b e r ) , so l i e s s e sich
dass d i e s e
im
e r i n d e s s e n n u r ein so
C>(.) den
Gebiete
das
hervortretenden
u n d an d e r
der N a c h f o l g e r Dem
gefühlt
auf
sind die f ü n f e r s t e n ,
von
damals
zunächst veranlasst.
anerkannt
dass
2) T i b e r i u s , elg,
eben
dann
Dann
N e r o sei.
zes R e g i m e n t
und
Leben
1) A u g u s l u s ,
d a s s e r sei ( e a r i v ) sei,
wirklich
Auguslus;
gefallen, nicht mehr a m
Regierung
der
als S e l b s t h e r r s c h e r , als K ö n i g
ist, lässl sich aus andern bald
waren, folgende:
Doch
an s i c h w a h r s c h e i n l i c h e r , d a s s die R e i h e
beginnen
o d e r K a i s e r d a s t a n d , mit unseres
un-
können
C ä s a r zu b e g i n n e n , und da w ü r d e der s e c h s t e N e r o s e i n . mit
der
Regie-
der
können wir dann nur g l e i c h -
falls f ü n f R ö m i s c h e K a i s e r v e r s t e h e n
Auguslus.
sechste
an
dann nur von einem R ö m i s c h e n K a i s e r
den, und a l s s o l c h e , w e l c h e
der
der
symbolisirten Könige
sein- k a n n ; u n t e r den fünfen a b e r , w e l c h e diesen n o c h
91
müser
nicht
(n ge-
nur kurze Z e i t blei-
92
III. Allgemeine Untersuchungen über die Apokalypse.
ben werde. Mit ihm w ü r d e dann die Siebenzahl der durch die H ä u p t e r des Thieres symbolisirlen Könige vollendet sein. D a n n ist aber ib. V. 11 noch von einem a c h t e n die Rede. Von diesem lässt sich schon von vorn herein, weil er über jene Siebenzahl hinausgeht, v e r m u l h e n , dass es mit ihm eine besondere B e d e u t u n g habe. Eben darauf werden wir g e f ü h r t , w e n n es dort heissl: d a s T h i e r , w e l c h e s w a r u n d n i c h t i s t (o ijv xat ovx eaxiv), i s t s o w o h l s e l b s t d e r a c h t e , a l s e s a u c h v o n d e n s i e b e n i s t , EX rwv ennx haviv, w a s hier nach dem Gegensalze nicht wohl e t w a s anderes heissen kann, als dass es auch schon e i n e r der sieben gewesen sei. Es scheint dadurch zunächst d a s . angedeutet zu werden, dass der C h a r a k t e r des T h i e r e s , das götzendienerische R ö m e r t h u m und Antichristenthum, in einem einzelnen der Kaiser auf solche W e i s e sich manifesliren w e r d e , dass in ihm dasselbe wie concentrirt und personificirt erscheine, so dass er als das leibhaftige Antichristenthum betrachtet werden könne. Dabei wird dieser auf der einen Seite als ein zukünftiger bezeichnet, als der achte, also als der zweite Nachfolger des damals regierenden H e r r schers, auf der andern Seile als schon dagewesen, in der P e r son eines der sieben, und z w a r ohne Zweifel eines der fünf ersten, die schon m e a a v . Dieses liesse sich auf zwiefache W e i s e verstehen, entweder s o , dass in dem achten sich die Bosheit und der ganze anlichiistliche Sinn des T h i e r e s , der schon in einem der früheren Könige ganz besonders hervorgetreten w a r , wiederholen w e r d e , so dass es insofern als eine Wiederkehr jenes früheren betrachtet werden könne, oder so, dass nach dem siebenten wirklich jener frühere persönlich w i e derkehren werde. Dass diese letzlere Erklärung aber die richtige sei, zeigen zuvörderst andere Stellen des Buches selbst, namentlich Kap. 13, 3. Dort heissl es nämlich schon bei der erslen Erscheinung des T h i e r e s , der Seher habe eins seiner Häupter gesehen wie zum T o d e geschlachtet (oig lagiayfisv//v elg &ävatov)\ doch sei seine, des T h i e r e s , tödtliche W u n d e zum Staunen der ganzen W e l t wieder geheilt; damit vergl. ib. V. 12: t o •9'TjQiov to nqüitov, ov ¿&eqariev^i] fj nXrjyrj tov •9-avdiov ÜVTOV, V. 14: ..TÜ> örjQiq), O f ^ f t zrjv nXrjyrjv t i / g Liaxai(>ag xai i%r}
aber nicht
etwa
der E r d e
über-
bei w e l c h e r F o r m e l
wir
v i e l m e h r veranlasst wei den, an die heidnischen V ö l k e r zu denken;
s o dass
also hierin
am
wenigsten
die uns b e r e c h t i g t e zu v e r m u l h e n , Zerstörung
Jerusalems
und
die
es
eine A n d e u t u n g liegt,
solle im F o l g e n d e n
Vernichtung
des
die
Jüdischen
110
III. Allgemeine Untersuchungen über die Apokalypse.
Volkes
als S t r a f e w e g e n
seligkeilen
wider
ihres
die B e k e n n e r
Unglaubens
und ihrer
des Herrn g e s c h i l d e r t
Feindwerden.
E b e n s o w e n i g findet sich in der S c h i l d e r u n g der g r o s s e n , f u r c h t baren N a t u r e r s c h e i n u n g e n , Siegels dass
zum
durch
Vorschein dieselben
die bei der Eröffnung des sechsten
kommen
12-17),
(6,
besonders
eine
die B e w o h n e r
Andeutung,
des
Jüdischen
L a n d e s sollen betroffen oder e r s c h r e c k t w e r d e n ; vielmehr w e r den w i r V . 15 weit m e h r veranlasst namentlich bei den: Ae/g rfjg
yrjg an heidnische K ö n i g e zu denken.
ßaai-
B e i den g l e i c h -
falls furchtbaren N a t u r e r s c h e i n u n g e n , w e l c h e bei den vier ersteh P o s a u n e n sich zeigen (8, 7 - 1 2 ) , w o b e i nach einander ein D r i t t theil
der E r d e ,
des
endlich der S o n n e ,
Meeres,
der
des Mondes
Flüsse
und
Wasserquellen,
und der S t e r n e
getroffen
und
b e s c h ä d i g t wird, ist a u c h durchaus keine A n d e u t u n g und w ü r d e s e h r unnatürlich sein a n z u n e h m e n , dass speciel g r a d e das dische
Land
als
dadurch
vierten P o s a u n e n s t i m m e
betroffen
gemeint
wird (8, 13) durch
sei.
Nach
der E r d e
übrigen
{lolg
xaroixovaiv
drei P o s a u n e n s t i m m e n
eni
zijg yrjg)
bevorstehe;
der
eine S t i m m e
H i m m e l ein dreifaches W e h e ausgerufen, w e l c h e s den nern
wo
von
Jüvom
Bewohden n o c h
diese B e z e i c h -
n u n g der Menschen auch schon wieder deutlich zeigt, dass die P l a g e n , die noch bevorstehen und die j e t z t aufgeführt nicht
für die J u d e n
ist s c h o n
insbesondere
bestimmt
deshalb im höchsten G r a d e
werden,
sein können.
unwahrscheinlich,
Es dass
w i r n a c h der Absicht unseres B u c h e s bei der f u r c h t b a r e n H e u schreckenschaar, Wehe
—
(9, 1 - 1 2 ) ,
bei
welche
der
wie H e r d e r ,
loten und R ä u b e r unmittelbar
—
fünften
als
das erste
Posaune
zum
Eichhorn
noch
übrigen
Vorschein
der
kommt
u. A. w o l l e n ,
sollten zu denken h a b e n , von
an die Z e -
denen
Judäa
vor dem J ü d i s c h - R ö m i s c h e n K r i e g e und w ä h r e n d
desselben so furchtbar g e p l a g t und verheert w a r d , und so bei den Myriaden
von
Reitern,
welche
(ib. 13—21) als
W e h e bei der sechsten P o s a u n e n s t i m m e
das
zum V o r s c h e i n
zweite kom-
m e n , an das R ö m i s c h e K r i e g s h e e r unter V e s p a s i a n , w i e schon G r o l i u s , und am wenigsten ist denkbar, dass beides, das w i i tliende T r e i b e n der Zeloten und das H e r a n r ü c k e n und die V e r h e e r u n g e n des R ö m i s c h e n K r i e g s h e e r e s auf diese W e i s e erst nach sein.
der g e s c h e h e n e n
Wenn
unter
Zerstörung Jerusalems
den H e u s c h r e c k e n
bei
dem
sollten
geschildert
ersten
Wehe
1. Haoptsinn un riBTU Erz und bbfi chald.: reiben, poliren, also = erz,
wo es unserm %aXxoXißavov
nach
aus
Glanz-
dieser Erklärung ganz
entsprechen, dieses wie eine wörtliche Uebersetzung davon erscheinen würde.
Viel weniger wahrscheinlich ist, wenn E w a l d
(nach S a l m a s . E x e r c . ad Solin p. 8 1 3 ) eine Art von
Weihrauch
versteht, von feuriger F a r b e und Sonnenglanz; es würde diese Vergleichung mit W e i h r a u c h überhaupt wenig natürlich sein. w i e i m O f e n g e g l ü h t , glühend gemacht, strahlend und glänzend.
—
Statt nenvgioftevoi
hat
Lachmann
..fiev^g
nach AC, w a s aber doch wohl nur zufälliger Schreibfehler ist. und s e i n e
Stimme
gleich
schen, g r o s s e r G e w ä s s e r , (von der Herrlichkeit G o t t e s ) :
der S t i m m e ,
dem
Rau-
cf. Dan. 10, 6 ; besonders E z . 4 3 , 2 D1?"? D?D 'pip? ibipl;
eben
so
ib. 1, 24 von dem Geräusch der Flügel der Cherubim. V . 16.
U n d er h a t t e s i e b e n S t e r n e in s e i n e r H a n d ,
dadurch werden nach V . 20 die ayyeXoi bolisirt.
Auf welche W e i s e
der 7 Gemeinden s y m -
aber wir uns die 7 S t e r n e in der
Hand des Menschensohnes zu denken haben, ob gleichsam wie R i n g e an den Fingern, oder wie zu einem Kranze vereinigt (so in der Abbildung bei Z ü l l i g ) oder wie sonst, tritt nicht hervor. 11*
164
IV. Speoielle Erklärung.
und a u s s e i n e m M u n d e g i n g ein z w e i s c h n e i d i g e s s c h a r f e s S c h w e r t , Symbol des Gewalligen und Eindringenden seiner Rede. Zu Grunde liegt vielleicht die messianische Stelle Jes. 11, 4: er schlägt die Erde mit dem Stabe seines Mundes und durch den Hauch seiner Lippen tödtet er den Gottlosen (cf. 2. Thess. 2, 8). u n d s e i n A n t l i t z (oiptg wie unser: Gesicht, facies, besonders vom oberen Theile desselben wo die Augen sind; ebenso Joh. 11, 44. Jerem. 3, 3 für n^D) w a r w i e d i e S o n n e l e u c h t e t in i h r e r K r a f t , so strahlend wie die Sonne, wenn sie mit vollem Glänze scheint; conf. im Lied der Deborah Jud. 5, 3i: Die Jehovah lieben sollen sein gleich dem Aufgange der Sonne in ihrer Kraft (ITH??? B W S L X X iv övvapsi avrov.) V. 17. U n d a l s i c h i h n s ä h e , f i e l i c h z u s e i n e n F ü s s e n w i e t o d t , u n d er l e g t e s e i n e R e c h t e auf m i c h u n d s p r a c h : f ü r c h t e D i c h n i c h t . Vergl. die ähnlichen Darstellungen Dan. 8, 18. 10, 9. 10. Ezech. I, 28—2, l. Im Folgenden nehmen einige Ausleger iyai elfii für sich: i c h b i n e s , cf. Joh. 6, 20. Matlh. 14, 27. Doch ist es wahrscheinlicher, nur eng mit dein Folgenden zusammenzunehmen: i c h b i n d e r E r s t e u n d d e r L e t z t e ; so in Beziehung auf Christum auch 22, 13; das Erstere bezieht sich auf seine Präexistenz als Logos vor aller Creatur, cf. Col. I, 15: HQCOTOTOXOS NÄORJS %XIA£WQ. V. 18. U n d d e r L e b e n d e (fälschlich G r o t i u s = noiwv)-, u n d i c h w a r t o d t = der da todt war u n d siehe i c h b i n ( j e t z t ) l e b e n d in a l l e E w i g k e i t u n d i c h h a b e d i e S c h l ü s s e l d e s T o d e s u n d d e r U n t e r w e l t = ich besitze die Gewalt, des Todes und der Unterwelt Pforten aufzuschliessen und so die dadurch verschlossen Gehaltenen zu befreien, aus denselben zum Leben herauszuführen wie im Tode zu belassen. Die Pforten des Hades, des Scheol werden Jesaias 38, 10 genannt, und dieselben als Pforten des Todes P s . 9, 14. 107, 18. Hiob 38, 17. — Von dem Schlüssel des Todes oder der Auferweckung der Todten heisst es übrigens tr. Sanhedr.FoI. 113, 1 und anderswo bei späteren Juden, dass er — samint dem Schlüssel der Geburt (clavis partus seu sterilium) und dem Schlüssel des Regens, wozu anderswo noch als vierter die clavis orbationis s. alimentorum hinzugefügt
Kap. 1, ib. 20.
165
wird - allein in den Händen Gottes sei und Gott ihn keinem Engel anvertraue. Es ist daher göttliche Macht und W ü r d e , welche hier dem Messias vindicirt wird. V. 19. S c h r e i b e n u n w a s D u g e s e h e n u n d w a s e s ist und w a s nach diesem g e s c h e h e n wird, a elSsg kann sich wohl nur auf die Erscheinungen, die sich so ehen der Anschauung des Sehers dargestellt hatten, beziehen; und a /ueAAft yivf.a&ai auf die Enthüllungen unseres Buches über die Zukunft. Zweifelhaft aber kann man über den Sinn des a elai sein. — Z ü l l i g erklärt: was Du bisher (seit dem Anfange Deines Gesichtes) gesehen und gehört, und was D u j e t z t siehst und hörst (a eiai) und was Du im Verfolg dieser Gesichte noch weiter sehen und hören wirst — sehr u n w a h r scheinlich. G r o t i u s , H a m m a n d , B e n g e l , H e n g s t e n b e r g ) L ü c k e ed. 2. p. 401, E b r a r d beziehen a elaiv auf den gegenwärtigen Zustand der Kirche, wie derselbe in den gleich folgenden Briefen vorgeführt wird; und dafür spricht die Weise, wie d e m a eloi
d a s a ¿lekkei
yiveo&ai
[leta
lama
zu
entsprechen
scheint. Aber wahrscheinlicher ist doch wohl mit anderen Auslegern ( z . B . H e r d e r , E i c h h o r n , E w a l d , d e W e t t e u. A.) es genauer in Verbindung mit dem Vorhergehenden zu fassen, und zwar so: was D u gesehen hast und was es ist = was dadurch vorgestellt wird, also: was es bedeutet; wo es sich denn zunächst auf die sogleich V. 20 gegebene Erklärung der 7 Sterne und 7 Leuchter bezieht. Dagegen das a niXXei x. A. jedenfalls auf die später folgenden Enthüllungen der Z u k u n f t ; dieses letztere ist h i e r aber dem Sinne nach nur als mehr beiläufig und parenthetisch zu betrachten, gleichsam: was es ist, sammt dem was hiernach geschehen wird. Nämlich im folgenden V. 20 werden die Accusative to ¡.ivatrjQiov .. xai lag enta Xv%viag doch am wahrscheinlichsten grammatisch in enger Verbindung mit dem Vorhergehenden genommen, als gleichfalls abhängig von ygärpov, wo es denn dem Sinne nach Apposition zu a eldeg x. a elai ist. Weniger natürlich setzen Andere hinter ^isza Tavxci ein Punkt und fassen jene Wörter als in einem Accusat. absolut, stehend = was anbetrifft etc. E s würde sich da die Setzung des Accusalivs nicht leicht erklären. — Also: d a s G e h e i m n i s s d e r s i e b e n S t e r n e , d i e
166
IV.
Specielle Erklärung.
D u a n m e i n e r R e c h t e n g e s e h e n = die geheimnissvollen S t e r n e und w a s sie b e d e u t e n ; vergl. 17, 7: ich will Dir s a g e n t o (xvotrjqiov tijs yvvaixog x. X. und die sieben g o l d e n e n L e u c h t e r . Die sieben S t e r n e sind E n g e l d e r sieben G e m e i n d e n u n d die sieben L e u c h t e r sind s i e b e n G e m e i n d e n . W i e f e r n die sieben Gemeinden zugleich die R e p r ä s e n t a n t e n der g a n z e n christlichen Kirche sind, so wird diese in ihren einzelnen Theilen durch die L e u c h t e r symbolisirt, und auf sehr p a s s e n d e Weise, wiefern sie in der T h a t w i e eine hellscheinende L e u c h t e in der W e l t dasteht. Z w e i f e l h a f t aber k a n n man über die |Auffassung der ayyeXoi der G e m e i n d e sein. Die meisten A u s l e g e r v e r stehen die menschlichen V o r s t e h e r oder Diener d e r Gemeinden. F ü r die E r k l ä r u n g dieser B e n e n n u n g beruft m a n sich z u m T h e i l darauf, w i e G r o t i u s , dass Mal. 2, t die Priester u n d H a g g . 1, 13 der P r o p h e t selbst als B o t e n J e h o v a h ' s bezeichnet w e r d e n ; cf. Cohel. 5, 5. D o c h wird d a d u r c h nicht wahrscheinlich, dass hier die Bischöfe sollten als die Boten d e r G e m e i n d e bezeichnet sein. Andere, w i e V i t r i n g a , S c h ö t t g e n , E i c h h o r n , E w a l d u. A. erklären es d a v o n , dass bei den späteren J u d e n I T ^ S Irbti' l e g a t u s ecclesiae als B e n e n n u n g eines S y n a g o g e n - B e a m t e n v o r k o m m t ; dieses sei denn auf die V o r s t e h e r der christlichen G e m e i n d e n ü b e r t r a g e n . D o c h bezeichnet j e n e B e n e n n u n g nicht den V o r s t e h e r der S y n a g o g e n , sondern einen untergeordneten Diener d e r s e l b e n , u n d d a r n a c h will E w a l d a u c h hier nicht die Bischöfe der Gemeinden v e r s t e h e n , sondern die D i a k o n e n , und m e i n t , die Briefe seien an sie addressirt, weil sie a u c h das G e s c h ä f t g e h a b t hätten, S c h r e i b e n an die G e meinden in E m p f a n g zu n e h m e n u n d vorzulesen. Allein d a s ist eine sehr unwahrscheinliche A n n a h m e , und u m so m e h r , da die einzelnen Gemeinden doch m e h r e r e solcher Diakonen hatten, w ä h r e n d die folgenden B r i e f e i m m e r ohne w e i t e r e s an d e n ayyelog der Gemeinde gerichtet sind. S p ä t e r hat E w a l d ( J a h r b . der bibl. W . II. 1849. S. 123 sq.) seine E r k l ä r u n g dahin modificirt, dass ayyelog nicht d a m a l s übliche B e n e n n u n g des einzelnen Vorstehers sei, sondern B e z e i c h n u n g des Vorstandes als s o l c h e r , als der vermittelnden h ö h e r e n M a c h t , des Vorbildes und lebendigsten L e b e n s der Gemeinde, der Repräsentation und Z u s a m m e n f a s s u n g der G e m e i n d e und daher der Gemeinde selbst.
Kap. 2. 3.
167
D o c h hat diese E r k l ä r u n g einen zu abstracten C h a r a k t e r , als dass sie f ü r den biblischen Schriftsteller irgend wahrscheinlich w ä r e (s. S i n d . u. Krit. 1855. S. 170). E b r a r d versteht Boten, Abgeordnete, w e l c h e die einzelnen Gemeinden, jedoch nicht in der Wirklichkeit, sondern n u r in der Vision an den gefangenen Apostel a b g e s a n d t hätten, w a s a b e r a u c h sehr unwahrscheinlich ist. W a h r s c h e i n l i c h e r ist wohl, dass ayyelos hier in der in der Bibel g e w ö h n l i c h e n B e d e u t u n g des Engels gesetzt und dass die S c h u t z e n g e l der einzelnen Gemeinden gemeint sind, wie es auch W e t s t e i n , B r e t t s c h n e i d e r , W a h l , Z ü l l i g , de W e t t e u. A. fassen, u n d schon O r i g . , H i e r o n . , G r e g . N a z . , A n d r e a s , A r e t h a s , S a l m a s i u s de episcop. et presbyt. p. 182ff., G a b l e r de episcop. primae eccles. etc. p. 14., L ü c k e ed. 2. p. 431 ff. u. A. D o c h sind diese n u r als Repräsentanten der Gemeinden selbst zu betrachten, da sich der Inhalt der Briefe auf den Z u s t a n d der einzelnen Geineinden bezieht. — Die Briefe selbst folgen nun K a p . 2. 3. als Briefe Christi an dieselben oder an ihre Engel dem S e h e r dictirt. In j e d e m einzelnen dieser Briefe wird Christus mit a n deren P r ä d i c a t e n bezeichnet, w e l c h e bei den vier ersten g e n a u a u s der v o r h e r g e h e n d e n S c h i l d e r u n g seiner Erscheinung 1, 13-18 entlehnt sind. Die S e n d s c h r e i b e n an die sieben Gemeinden haben die damaligen sittlichen Z u s t ä n d e der einzelnen vor Augen und g e h e n davon bei ihren Belobungen, E r m a h n u n g e n oder B e d r o h u n g e n der einzelnen aus. Es sind das Zustände, die sich a u c h in der Kirche und in den christlichen Gemeinden der späteren Zeit vielfach unter verschiedenen F o r m e n wiederholt haben, u n d insofern h a b e n diese Sendschreiben e t w a s Vorbildliches a u c h f ü r a n d e r e Gemeinden u n d andere Zeiten. Aber sehr u n n a türlich ist, w e n n m a n c h e frühere Ausleger, und so noch E b r a r d diesen typischen und prophetischen Charakter von Sendschreib e n als das d e m Schriftsteller H e w u s s t e und von ihm B e a b sichtigte b e t r a c h t e n , wobei E b r a r d , wie schon b e m e r k t , die vier ersten auf die verschiedenen Z u s t ä n d e der Kirche in c o n s e c u t i v e r Zeitfolge v o m apostolischen Zeitalter bis auf d a s
168
IV. Specielle Erklärung.
Mittelalter bezieht. Das ist eine möglichst unnatürliche, unsichere, falsche Vorstellungsweise. 1. K a p . 2, i - 7 .
Brief an E p h e s u s .
Dieses war eine der berühmtesten Städte des Alterthums, am Ikarischen Meerbusen, die Metropolis von Jonien so wie die Hauptstadt der Asia proconsularis, berühmt namentlich auch durch ihren Tempel der Diana, welcher nach der Verbrennung durch den Herostratus nur glänzender wieder aufgebaut war. W i e um die Zeit fast in allen bedeutenden Handelsstädten, so hatte auch zu Ephesus sich eine bedeutende Zahl von Juden niedergelassen (Joseph. Antt. XIV, 10, 11 sq. Act.). Die christliche Gemeinde zu Ephesus verdankt ihren Ursprung dem P a u lus und dessen Gehülfen. Der Apostel kam, so viel wir wissen, zum ersten Male dahin auf seiner zweiten Bekehrungsreise, auf dem R ü c k w e g e von Korinth nach Jerusalem. Er begab sich in die Synagoge und unterredete sich dort mit den Juden, konnte aber damals nur kurze Zeit verweilen; doch liess er seine Begleiter, den Aquila und die Priskilla, zurück (Act. 18, 19 sq.). Diese sind gewiss für das Evangelium sehr wirksam gewesen ; durch sie wurde namentlich Apollo dem Herrn ganz gewonnen. Nachher kam Paulus selbst auf längere Zeit nach Ephesus. Er hielt dort seine Vorträge zuerst 3 Monate lang in der Jüdischen Synagoge mit bedeutendem Erfolge, dann, als er hier auf Widerstand stiess, indem er die Bekenner des Herrn zu einer besonderen Gemeinde ausschied, in der Schule eines gewissen Tyrannos, noch wenigstens 2 J a h r e lang, wobei er sowohl Juden als Hellenen aus der Stadt und der ganzen Gegend bekehrte, Act. 19. Später, als er wieder in Macédonien und Griechenland gewesen w a r und nun wieder nach Jerusalem ging, liess er auf der Vorbeireise die Aeltesten der Gemeinde von Ephesus zu sich nach Milet kommen, um hier von ihnen Abschied zu nehmen und ihnen Ermahnungen zu ertheilen, wobei er sie auch auf die Gefahren hinwies, welche der Gemeinde durch Verfolger so wie durch Irrlehrer aus ihrer eignen Mitte drohten (Act. 20, 17-38). Ob Paulus später wieder nach Ephesus und in die Gegend gekommen, hängt mit der Entscheidung der Streitfrage über seine Befreiung aus der eisten Römischen Gefangenschaft und über den Ursprung und
Kap. 2, ].
2.
169
die Zeit der Abfassung der Pastoral-Briefe zusammen. Doch sehen wir aus dem ohne Zweifel echten 2. Tim., dass damals Timotheus sich in dieser Gegend befand und dass die Gemeinde durch einzelne Irrlehrer gefährdet ward. Nach der Zeit hat der kirchlichen Ueberlieferung gemäss der Apostel Johannes hier seinen Sitz aufgeschlagen und seine letzten T a g e zugebracht. Ist aber unsere Ansicht über den Ursprung und Verfasser der Apokalypse richtig, so ist, wie schon früher bemerkt, sehr wohl möglich, dass er zur Zeit der Abfassung dieses Buches dort noch nicht weilte, wie sich denn in diesem Briefe keine Andeutung findet, dass die Stadt damals der Sitz eines Apostels war. Nachmals war Ephesus der Sitz eines christlichen Metropoliten und ist in der Kirchengeschichte besonders durch die daselbst gehaltene 3. ökumen. Synode (431) so wie durch die sogenannte Räuber-Synode (449) bekannt. Der Kaiser J u s t i n i a n Hess dort eine prachtvolle Kirche des heiligen Johannes erbauen. Durch die Osmanen, welche ca. 1307 kamen, und später durch Timur (1402) ist die Stadt ganz zerstört. Jetzt ist in der Gegend ein kleines gegenwärtig von Turkomannen bewohntes Dorf Ajasoluk, und dabei noch manche Ruinen der alten Stadt; vergl. S c h u b e r t ' s Reise in's Morgenland I. S. 284—313. V. i. D e m E n g e l d e r G e m e i n d e in E p h e s u s s c h r e i Statt 'Eg>eaivr]s ist ohne Zweifel mit G r i e s b a c h u. A. EV 'ECPEOFP zu lesen nach AC und 40 min. Vulg. Andr. Areth. Dabei hat L a c h m a n n aber, was schon B e n g e l und G r i e s b a c h billigten, statt zfjg nach AC min. (T£ £v 'Egteoip ixxlrjaiag), und ebenso V. 8. 18; es würde grammatisch sehr hart sein, und das spricht für die Ursprünglichkeit. Doch hat er bei den übrigen Briefen xfjs beibehalten, da dort t J kaum in Betracht kommende äussere Zeugen für sich hat.
ben.
S o s p r i c h t , d e r da h ä l t die 7 S t e r n e in s e i n e r R e c h t e n (1, 16), d e r da w a n d e i l in d e r M i t t e d e r s i e b e n g o l d n e n L e u c h t e r (1, 13). V. 2. I c h k e n n e D e i n e W e r k e , wohl besonders die Aufopferungen für das Evangelium, u n d D e i n e M ü h e , xönog nicht bloss Mühseligkeit, Beschwerden, sondern auch von der Anstrengung bei der Arbeit selbst, u n d D e i n e G e d u l d , Aus-
170
IV.
Specielle Erklärung.
dauer in der Anstrengung wie in der Hoffnung auf die R u h e im Reiche Gottes. .und dass Du nicht S c h l e c h t e zu t r a g e n v e r m a g s t , dass diese Dir gleichsam zu lästig werden, als dass Du sie nicht von Dir abschütteln, von Dir stossen solltest. u n d D u h a s t e r f o r s c h t , sorgfältig geprüft d i e w e l c h e s i c h A p o s t e l n e n n e n u n d e s n i c h t s i n d (Anakoluthon) u n d h a s t s i e a l s L ü g n e r e r f u n d e n , hast also richtig erkannt, was es mit ihnen für eine Bewandtniss habe und hast Dich durch ihr Vorgeben nicht blenden lassen. Wer diese Männer übrigens gewesen seien, lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen, wohl gewiss nicht, wie Z ü l l i g meint, solche J ü dische Lehrer, die gar nicht der christlichen Gemeinde angehörten; und eben so wenig, wie E i c h h o r n , Johannes-Jünger. E w a l d denkt an die streng Judaisirenden Lehrer, mit denen Paulus anderswo so oft zu thun hat. Eher möchte aber w a h r scheinlich sein, dass der Schriftsteller an die Häupter derjenigen gedacht hat, die er V. 6 als Nikolaiten bezeichnet, worauf es auch H e n g s t e n b e r g bezieht. Daneben würden wir, wie wir sehen werden, an antinomislisch gesinnte Lehrer zu denken haben, eine Richtung, die aus dem Missbrauche der Paulinischen Lehre von der Freiheit des Christen vom Gesetze hervorgegangen w a r ; womit sich denn eine Vorliebe für spitzfindige Speculationen verschiedener Art verbinden konnte, vor welchen Leuten Paulus schon den Timotheus w a r n t , 2. Tim. 2, 16 sq. Wenn es hier übrigens heisst, dass sie sich für Apostel ausgeben, so macht das nicht nothwendig, dass sie wirklich zum Kreise derjenigen gehörten, welche den Herrn selbst gehört hatten oder dieses auch nur behaupteten. V. 3. U n d h a s t A u s d a u e r u n d h a s t g e t r a g e n uin m e i n e s N a m e n s w i l l e n , in dem Bekenntniss meiner hast Du getragen nämlich alle Drangsale und Verfolgungen, welche deshalb über Dich verhängt w u r d e n , u n d b i s t n i c h t e r m ü d e t , ohne zu ermüden; es bildet dieses ein offenbar absichtliches Wortspiel mit V. 2, wo sowohl ßaaxat,eiv als xonog in anderer Beziehung steht; dem ov dvvrj ßaara^eiv xaxovg steht hier Ißctotaoceg entgegen, wie dem zov xonov aov hier ovx IxonLaaag oder besser mit L a c h m a n n ov xexontaxag (nach A C u . a . ) ; die r e c . h a t : xexonlaxag
xai
ov
xexprjxag,
was
171
K a p . 2, 4. 5.
zu fassen w ä r e : hast Dich g e m ü h t und bist nicht müde geworden. D o c h sprechen sowohl sehr überwiegende äussere Z e u g e n für j e n e kürzere Lesart, als auch dieselbe durch innere G r ü n d e empfohlen w i r d , weil es nämlich eben bei dem W o r t spiele hinsichtlich des ßaaza^eiv an sich wahrscheinlich ist, dass a u c h das xonia^eiv hier in anderer Beziehung gebraucht ist wie V. 2. *) V. 4. A b e r i c h h a b e w i d e r D i c h , d a s s D u D e i n e e r s t e L i e b e g e l a s s e n h a s t , hast liegen lassen, davon abgelassen; die e r s t e L i e b e = eine solche, wie D u sie in der früheren Zeit, als D u zuerst Dich meinem Dienste widmetest, gehegt und bewiesen hast. Diese Liebe kann hier nacli dem Z u s a m m e n h a n g e nicht wohl von der Liebe zu Christo (wie z. B. Z ü l l i g ) oder zu Gott (cf. J e r e m . 2, 2) gemeint sein, sondern wohl n u r von der Liebe zu den B r ü d e r n , wie sie sich besonders in der Unterstützung und Wohlthätigkeit gegen die Bedürftigen kund g a b , welche auch P a u l u s den Ephesinischen Aeltesten Act. 20, 3 5 empfiehlt. Darauf führt hier auch in V. 5 das xa TIQMZet egya noirjaov. Vergl. ¡Vlatth. 24, 12: xai dia To nXt]9vv&ijvcu trjv avo/xiav xpvyrjGEtai f ) ayanrj xiov noXliov. Entschieden falsch ist, w e n n E i c h h o r n hierin einen Vorwurf gegen die Ephesin. Christen findet, dass sie die Irrlehrer zu strenge, nicht mehr mit der früheren Gelindigkeit behandelten. V. 5. G e d e n k e n u n , v o n w o D u g e f a l l e n b i s t , d. i. w e l c h e s der h o h e Standpunkt w a r , den D u früher im Besitz der Liebe gegen die B r ü d e r einnahmst und jetzt verloren hast, von dem D u herabgesunken bist. F ü r die Formel n ö S e v 7tennoxas (so G r i e s b a c h , L a c h m a n n , Tischendorf, und schon von B e n g e l und W e t s t e i n gebilligt statt rec. i m i n T w x a g nach überwiegenden äusseren Zeugen) cf. C i c e r o ad Attic. IV, 16. non recordor unde ceciderim, sed unde resurrexerim. u n d ä n d e r e D e i n e n S i n n u n d t h u e die e r s t e n W e r k e = solche wie D u in der ersten Zeit der Liebe gegen die Brüder bewiesen, w o a b e r n i c h t ; es ergänzt sich hier leicht ^BTavorjarjg-, am Ende ist aber e t w a s pleonastisch eav firj *) ov x t x / u r j x n i ist v o n E r a s m u s b i n u i n g e b r a c h t w o r d e n ; Haiidschriftl. F u n d e
1. pag
24.
cf.
Delitzsch
172
IV. Specielle Erklärung.
f.uxavorjOTjq noch wieder hinzugefügt, s o k o m m e i c h D i r = zu Deiner B e s t r a f u n g , s c h n e l l ( r a x v von L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f ausgelassen nach AC Copt. Aeth. vulg.; die Auslassung auch schon von M i l l und B e n g e l gebilligt) und werde rücken Deinen Leuchter von seiner S t e l l e , w o D u n i c h t D e i n e n S i n n ä n d e r s t ; der Leuchter ist eben das Symbol der Gemeinde nach 1, 20; so bezeichnet hier denn die Verrückung des Leuchters, dass der L e u c h t e r hinfort an dieser Stätte nicht mehr werde erblickt werden, die V e r r ü c k u n g der Gemeinde selbst, dass sie hinforl nicht mehr als eine dem Herrn angehörige w e r d e erkannt, ihr Platz im Reiche Gottes Anderen werde gegeben werden. Vergl. für den Sinn Matth. 21, 43: aQ&rjoexai aq> v^iüv f j ßaaiXeia TOV &eov x. do&r/ßETai £&vei noiovvri tovg xaqnovg avtfjsUeber die F o r m e l xtveiv ex TOV TOHOV vergl. Apoc. 6, 14: x. nav oqog X. vrjaos TWV TOTIIOV avrwv exiv)]3-J]oav. V. 6. A b e r d a s h a s t D u , das Löbliche, Gute, d a s s D u die W e r k e der Nikolaiten h a s s e s t , w e l c h e a u c h ich h a s s e ; vergl. V. 15 (Pergamus): ovrwg OV XQOTOVVtag trtv di8a%i]v NixoiatTwv o/uotwg. Dies ist dort wie ich g l a u b e , obwohl es von Anderen, noch d e W e t t e , geleugnet w i r d , deutlich dasselbe, w a s V. 14 ausgedrückt ist: ex e t S xQaTOvvtas Ttjv öidax^v Balaafi. Dieser Balaam ist jener Z a u b e r e r Bileam, welchen der Moabitische König kommen liess, u m die Israeliten bei ihrem Aufenthalte in seinem Gebiete zu verfluchen, der aber durch den Geist genöthigt ward, statt des Fluches über sie wiederholt Segenssprüche auszusprechen. Von ihm wird N u m . 31, 16 in einer Rede des Mose gesagt, dass er die Moabiterinnen angestiftet h a b e , die Israeliten zum Abfalle von ihrem Gölte zu verführen, was sich auf ib. Kap. 2 5 bezieht, wornach die Israeliten an den Opfermahlzeiten und dem Götzendienste der Moabiter Theil nahmen und mit deren T ö c h tern Unzucht trieben. So wird es denn auch in unserm B u c h e unten V. 14 dem Bileam vorgeworfen, dass er dem Moabiter König angegeben hätte, die Israeliten zu verführen, Götzenopferfleisch zu essen und Unzucht zu treiben. Darnach haben wir ib. bei den xgctTowTes trjv öiöax^v Balaäfi an Menschen in der christlichen Gemeinde zu denken, welche im Gegensatze gegen die Judaisirenden eine antinomistische Richtung hatten,
K a p . 2, e.
173
und im Missverstande der Paulinischen Lehre von der Freiheit des Christen vom Gesetze es nicht für unerlaubt bezeichneten, auch an Götzenopfermahlzeiten theilzunehmen und den Leib den Sinnenlüsten preiszugeben, da dieser ja auch etwas Aeusserliches sei, welche daher auch sich an die von den Aposteln den Heiden-Christen auferlegten Punkte des Gesetzes (Act. 15, 29. 21 ,25) nicht gebunden achteten. Dass es solche in verschiedenen christlichen Gemeinden gab, sehen wir auch aus den Paulinischen Briefen, besonders 1. Cor., auch Ep. Jud. Darüber kann nun m e i n e s Erachlens kein Zweifel sein nach V. 15 im Verhältniss zu V. 14, dass die hier genannten Nikolaiten eben dieselbigen Menschen sind, welche als xqatoZvTES rfv didaxfjv Balaafi bezeichnet werden. Mehr zweifelhaft kann man über den Ursprung des Namens Nikolaiten sein. Die Kirchenschriftsteller vom I r e n a u s und K l e m e n s AI. an leiten ihn von einem Sektenhaupte Nikolaus ab, wobei sie eben an denjenigen des Namens denken, der Act. 6, 5 als einer der 7 Diakonen zu Jerusalem genannt wird, der aber spater aut verderbliche Irrwege gekommen sein oder nach welchem wenigstens eine häretische Partei sich genannt haben soll; I r e n a u s wie K l e m e n s AI. lassen die Partei auch damals noch fortdauern, so dass wohl mit grosser Wahrscheinlichkeit das kann angenommen werden, dass es damals wirklich eine Partei mit der hier bezeichneten anti - nomistischen Richtung gab, welche den Namen Nikolaiten führte, sei es, dass sie sich selbst diesen Namen gaben oder dass bloss andere sie so nannten; nach K l e m e n s AI. hatten sie den Grundsatz, man müsse dem Fleische eben dadurch seine Geringschätzung beweisen, dass man es durch sich selbst vernichte, indem man sich den fleischlichen Lüsten hingäbe, vergl. N e a n d e r Kgesch. Bd. I. (Abth. II.) S. 774 sq. Nicht ganz unwahrscheinlich ist nun auch wohl ein Zusammenhang jener Nikolaiten zur Zeit des I r e n a u s und K l e m e n s AI. mit den hier genannten; dagegen der Zusammenhang derselben mit jenem Diakonus Nikolaus in hohem Grade problematisch ist. Sehr wahrscheinlich ist, was schon V i t r i n g a und W e t s t e i n annehmen und jetzt die meisten, auch H e n g s t e n b e r g und Ebrard (jedoch nicht H o f m a n n II, 323 und de W e t t e ) , dass der Name gebildet ist als Griechische Uebersetzung von Bileamiten, indem
174
IV. Specielle Erklärung.
man betrachtete als zusammengesetzt aus verderben, vernichten, (im Syrischen und Arabischen auch = vincere) und DJ? Volk, wie NixSXaog von vixav und laog, gleichsam: Volksbesieger, Volksverderber. Doch ist nicht wahrscheinlich, dass der Verfasser der Apokalypse diese Bildung zuerst sollte gemacht haben; so wie hier zuerst (V. 6) von den Nikolaiten die Rede ist, scheint er diese Benennung als eine seinen Lesern schon bekannte Bezeichnung vorauszusetzen. So auch E w a l d Jahrb. VIII. 1856. S. 117 sq. Es ist daher wohl anzunehmen, dass in diesen Kreisen für diese anti-Jüdische und anti-nomistische Partei die Benennung der Nikolaiten, als Bezeichnung derselben als solcher, die dem Bileam glichen, schon üblich war. Es würde sich diese Uebertragung allerdings noch leichter erklären, wenn in den Gegenden irgend ein Nikolaus an der Spitze dieser Partei gestanden hätte; und dies ist an sich auch wohl möglich, aber durchaus nicht irgend sicher, noch auch nothwendig. V. 7. W e r d a O h r h a t , d e r h ö r e ; vergl. 13, 9 (wie ähnlich Christus o e%(av «)xa axovaana Matth. 11, 15 al.) w a s d e r G e i s t d e n G e m e i n d e n s a g t , der Geist der Weissagung, durch den der Herr, welcher auch hier redet, sich dem Seher und durch ihn den Gemeinden mittheilt. D e m U e b e r w i n d e r , ihm will ich g e b e n von dem L e b e n s h o l z e , w e l c h e s im P a r a d i e s e ( m e i n e s ) G o t t e s ist. o vixüv ist derjenige, welcher standhaft in allen Kämpfen für das Reich Gottes und das lautere einfache Evangelium ausharrt, sich nicht von den feindlichen Mächten oder Irrlehrern abführen Iässt. Die Formel §vXov r f j s ^tofjs ist entlehnt aus Gen. 3, 22: D^nn yv., was die L X X auf diese Weise übersetzen, Es ist Bezeichnung des Baumes im Paradiese, dessen Frucht den Besitz des ewigen Lebens verleiht, so dass der Genuss desselben daher für den Besitz des ewigen Lebens gesetzt wird; vergl. die Schilderung der ewigen Seligkeit 22, 2; desgl. ib. V. 14. 19. Aehnlich auch bei späteren Juden, z. B. Jalkut Rubeni 19, 2; Quando Deus judicat judicium veritatis, lunc animam deducit in paradisum eique gustandum praebet arborem vitae; siehe S c h ö t t g e n ad h. 1. Es liegt bei dieser Ausdrucksweise die Vorstellung zu Grunde, dass das Paradies, worin der Mensch bei der Schöpfung gesetzt ward, mit dem Lebensbaume noch besteht, der Mensch
175
Kap. 2, s. 9.
nur jetzt wegen des Falles aus demselben ausgeschlossen ist und im Reiche Christi wieder zu demselben Z u g a n g haben wird. 2.
V. 8 - i i .
Brief an
Smyrna.
Diese Stadt w a r eine der angesehensten und schönsten Handelsstädte des Alterthums und ist es auch noch jetzt, gelegen in Jonien am Aegäischen Meere, gegen 8 Meilen nördlich von Ephesus. D u r c h den Handel w a r sie sehr reich, aber die schwelgerischen Sitten Smyrna's waren auch zum Sprüchwort geworden. Durch wen die christliche Gemeinde'' in dieser Stadt gegründet worden, ist nicht bekannt. Aus diesem Briefe lässt sich ersehen, dass die Bekenner des H e r f n besonders zu der ärmeren Klasse gehörten und dass sie von den ungläubigen Juden viel zu leiden halten. Grade aber wohl deshalb hatte das Evangelium sich bei ihnen reiner erhalten als in anderen Gemeinden. Später w a r Polykarp dort Bischof, ein Jünger des Apostels Johannes, den selbst wieder I r e n ä u s in seiner J u gend gesehen halte und der als ein hochbetagter Greis als Märtyrer den Tod litt, verbrannt w a r d , c. 167, und zwar besonders, wie es scheint, auf Anreizung der Juden. Bei E u s e b i u s findet sich darüber ein Brief der Smyrnaer Gemeinde, E u s e b i u s IV, 15. Auch unter den Briefen des Ignaz findet sich einer an die Gemeinde zu Smyrna, so wie einer an den Polykarp. Die Stadt zählt jetzt gegen 120,000 Einwohner, und zwar ausser Türken auch viele (über 10,000) Juden und Christen (wohl gegen 30,000) aus allen Confessionen, doch meistens Griechische. V. 8. S o s p r i c h t d e r E r s t e u n d d e r L e t z t e , d e r t o d t w a r u n d l e b e n d i g g e w o r d e n ist. D a s ist e^rjaev = der wieder in's Leben zurückgekehrt ist. Ueber diese ganze Bezeichnung Christi siehe l, n . is, woher sie entlehnt ist. Grade von dieser Seite ist Christus hier bezeichnet mit Rücksicht auf V. ii), w o er verheisst, dem, der treu bis zum Tode dient, die Krone des Lebens geben zu wollen. V. 9. I c h k e n n e D e i n e W e r k e , za egya aov, wie V. 2. 5. Doch haben B e n g e l , L a c h m a n n und T i s c h e n d o r f die Worte xa 'i^yct xal ausgelassen nach AC 2 min. Copt. Aelh. Vulg. Primas. Andr. in comm. Auch schon Mill billigt die Auslassung.
IV. Spccielle Erklärung.
176
u n d D e i n e T r ü b s a l , in Bezug auf die Verfolgungen, u n d D e i n e A r m u t h , Dürftigkeit in irdischen Dingen ( d o c h b i s t D u r e i c h an den wahren bleibenden Schätzen, die im Himmel aufbewahrt sind; vgl. Matth. 6, 20; vgl. 2. Cor. 6,10: (og nxwfoi,
nollovs
de nlovii^ovreg,
¿g
(irjösv
e%ovreg,
xai
navta xarexovreg. ib. 8, 2) u n d d i e L ä s t e r u n g v o n d e n e n , die s i c h J u d e n nennen und es nicht sind s o n d e r n des Satans Versammlung. Das ex hinter ßlaaq>T]fiiav haben B e n g e l , G r i e s b a c h , L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f u. A. nach bei Weitem überwiegenden Zeugen aufgenommen. Die lästernden Verfolger der Christen werden auf dieselbe Weise wie hier auch 3, 9 bezeichnet. Es waren ungläubige und dem Evangelium sehr feindliche Juden. Der Verfasser selbst gehörte dem Jüdischen Volke an und hing an demselben (siehe Einleitung); diejenigen, welche dem Reiche Gottes so widerstrebten, will er als solche betrachtet wissen, die den ehrenvollen Namen der Juden sich nur mit Unrecht anmassten, da sie nichts weniger als dem Volke Gottes, dem Bundesvolke, dem in Christo die den Vätern gegebenen Verheissungen erfüllt werden sollten, sich angehörig bewiesen; weit entfernt, eine Versammlung J e hovah's, des Herrn, zu sein, ovvaywyT] TOV XVQIOV, nilT r n y (oder bnp) wie Mose das Israelitische Volk nennt Num. 31, 16 und wie die aufrührerischen Israeliten sich selbst nannten, ib. 16, 3. 2 0 , 4 , seien sie vielmehr eine Versammlung des S a tans, des Feindes Gottes und seines Reiches. Vergl. J o h . 8, 44: vfxeig
Ix TOV nctTQog TOV diaßöXov
eaze.
V. 10. Statt nqdev haben L a c h m a n n u. A. gebilligt ^irj nach ABC 2 min. — Bei der rec. würde /.irjösv accus, des Objects sein und a ^¿lleig näo%eiv dazu Apposition: f ü r c h t e n i c h t s w a s D u l e i d e n w i r s t , welche Leiden um Deines Glaubens und Bekenntnisses willen über Dich noch werden verhängt werden. S i e h e d e r T e u f e l , der Feind Gottes und des Volkes Gottes, w i r d durch seine Diener, namentlich jene Pseudo-Juden v o n e u c h welche, Etliche, cf. z. B. Matth. 23, 34: aitwv anoxTEveits x. X. i n ' s G e f ä n g n i s s w e r f e n , d a m i t i h r g e p r ü f t w e r d e t , das ist die göttliche Absicht bei der Verhängung solcher Trübsale über euch, dass ihr Gelegenheit erhaltet, gerecht zu werden, euern Glauben zu bewähren;
Kap. 2,
177
11.
wie deshalb netQCtoiioi in der Bibel öfters gradezu in Bezieh u n g auf äussere T r ü b s a l e gesetzt wird. u n d i h r w e r d e t e i n e T r ü b s a l v o n 10 T a g e n h a b e n , kann hier nur als runde Z a h l gemeint sein in dem u n bestimmten Sinne: auf k u r z e Z e i t ; vergl. Gen. 24, 55. N u m . 11, 19. Dan. 1, 14. S e i g e t r e u b i s z u m T o d e , so dass du selbst den T o d deshalb nicht s c h e u e s t , selbst den T o d zu erleiden bereit bist; cf. Philip. 2, 8: yev6fiEvog vnrjxoog ^ctvätov, davarov de
atavQov. so w i l l ich D i r d i e K r o n e d e s L e b e n s g e b e n , Genit. expl. Das e w i g e L e b e n als Siegeskrone, als Kampfespreis; vergl. besonders J a c o b . 1, 12: fiaxäqiog civrjQ og vno¡.isvei neigaof-iov ort doxi(.tog yevoftevog X^xpezai zov aregiavov zfjg ^ofjg, ov enrjyyeilaxo (0 xvqtog) toig ayctnwaiv avzov. dem $etveaog entgegen. Grade aus dem Hier steht die T o d e selbst, der u m des Herrn willen erlitten, wird Dir das Leben werden. Schwerlich richtig ist a b e r , wenn Z ü l l i g es erklärt: „ich werde Dir im Leben des Olam Habba, die Königswiirde g e b e n " , und dieses noch von einer b e s o n d e r e n , der höchsten W ü r d e in demselben versteht, worauf ganz besonders die Märtyrer Anspruch hätten. V. 11. D e r U e b e r v v i n d e r w i r d n i c h t v e r l e t z t w e r d e n v o r n z w e i t e n T o d e , ihm wird der zweite T o d nichts anhaben. Die hier zu G r u n d e liegende Vorstellung erläutert sich aus der weiteren Ausführung Kap. 20. 21. Die gläubigen Bekenner des H e r r n , die in Ihm entschlafen sind, werden bei seiner P a r u s i e aufervveckt werden, u m mit ihm im t a u s e n d j ä h rigen Reiche zu herrschen 20, 4; diese werden dann ewig leben und a u c h bei dem allgemeinen Gerichte unverletzt bleiben, w ä h r e n d die Gottlosen, die bei der allgemeinen Auferstehung auferweckt w e r d e n , in den F e u e r p f u h l werden geworfen w e r den, in w e l c h e n vorher der T o d und Hades geworfen sind und der eben der zweite Tod heisst 20, 14. 21, 8. Daher heisst es auch 20, 6: ¡,1axagtog xai ayiog 0 e%iov fiegog sv r f j avaoTaoeiTrj HQWTjf Inizoiniov 0 ÖEvzegog d-dvcttog ovx '¿%ei ¿¡¡ovoiav. Vergl. T h a r g . H i e r o s . in D e u t . 33, c: vivat Kuben in hoc seculo nec moriatur morle s e c u n d a , qua moriuntur impii in Ii leok, Apokalypse.
12
IV.
178
Specielle Erklärung.
m u n d o futuro. T h a r g . in P s . 49, 11: Q u o n i a m videbit sapientes impios qui morte secunda m o r i u n t u r et adjudioaniur G e h e n n a e . Andere Stellen bei s p ä t e m J u d e n ü b e r den zweiten T o d siehe bei W e t s t e i n .
3.
V. 12-17.
Brief an
Pergamus.
Diese S t a d t lag nördlich von S m y r n a , in Gross-Mysien, an d e m nördlichen Ufer des Flusses Kaikus, e t w a 4 Meilen vom Meere entfernt, weiland Residenz der Könige v o m S t a m m e des A l t a l u s ; sie w a r gleichfalls eine der schönsten S t ä d t e Asiens, ein Sitz der K ü n s l e und W i s s e n s c h a f t e n ; sie h a t t e eine glänzende Bibliothek, w e l c h e besonders durch den König E u m e n e s II. gem e h r t w a r d , so dass sie 200,000 B ä n d e u m f a s s t haben s o l l ; dieselbe w a r d aber durch den Antonius nach Aegypten a b g e f ü h r t u n d dort der Kleopatra geschenkt. Von dieser S t a d t h a t d a s P e r g a m e n seinen N a m e n . Es w a r dort ein b e r ü h m t e r T e m p e l des Aesculap, w e l c h e r G o t t d a h e r bei Martial der P e r g a m e i s c h e G o t t , P e r g a m e u s D e u s , heisst. Sie w a r a u c h der G e b u r t s o r t des Galenus. Von einer christlichen G e m e i n d e daselbst finden wir die erste S p u r hier. W i r sehen aus dem B r i e f e , dass die Gemeinde damals schon blutige Verfolgungen erlitten h a l l e ; ebenso, dass in ihr bei entschiedener und s t a n d hafter Anhänglichkeit am Evangelium j e n e freiere, anti-jüdische und anlinomistische Richtung herrschend w a r . — S p ä t e r , u n t e r dem Mark Aurel w u r d e n auch wieder über die Christen dieser S t a d t Verfolgungen verhängt, und E u s e b i u s IV, 15 nennt m e h r e r e Märtyrer a u s der Gemeinde. G e g e n w ä r t i g heisst die S t a d l P e r g a m o ; es h a b e n sich dort n o c h m a n c h e Ruinen von der alten S l a d t erhalten. Ausser den T ü r k i s c h e n B e w o h n e r n e n t hält sie eine kleine christliche G e m e i n d e von e t w a 2 5 0 Seelen, die vor einiger Zeit sich eine n e u e Kirche e r b a u t hat. Von L i n d s a y d a g e g e n , Agenten der Englischen und ausländischen Bibelgesellschaft zu L o n d o n , der diese G e g e n d 1816 besucht hat, wird die Z a h l der dasigen Christen auf m e h r e r e T a u s e n d a n g e g e b e n ; von denen sowohl die Griechen als die Armenier eine Kirche hätten. Manche derselben sind im Griechischen B e f r e i u n g s k r i e g e bei einer L a n d u n g der T ü r k e n daselbst im J a h r e 1823 u m g e k o m m e n . (Vgl. W i e n e r R . W . B. Rosen-
179
Kap. t , 12. 13.
m ü l i e r bibl. Alterthumsk. Bd. 1. Thl. II. S. 175 sq. 221 sq. S c h u b e r t I. S. 316. 318. V. 12. S o s p r i c h t d e r d a s z w e i s c h n e i d i g e s c h a r f e S c h w e r t h a t ; nach 1, 16. Grade diese Seite in der Erscheinung des Herrn wird hier in diesem Briefe hervorgehoben, wiefern der Herr sich des Schwertes des Mundes zum Kampfe mit den Verführern bedienen will, siehe unten V. 16. V. 13. I c h k e n n e D e i n e W e r k e . B e n g e l , L a c h m a n n und T i s c h e n d o r f haben die Worte xa egya aov xai auch hier ausgelassen, nach AC inin. Copt. Aeth. Vulg. Patr. lat. — Auch A n d r e a s und A r e t h a s berücksichtigen in ihren Commentarien diese W o r t e nicht, und auch M i l l schon hält sie für unecht, was auch nicht unwahrscheinlich ist; dann lautet es also: i c h w e i s s w o D u w o h n e s t (nämlich) w o d e s S a t a n s T h r o n ist. Dieses beziehen schon A n d r e a s und A r e t h a s auf den in dieser Stadt getriebenen Gölzendienst. So auch die meisten späteren Ausleger, welche darin eine specielle Anspielung auf den Dienst des Aesculaps finden. Dieses ist auch nicht unwahrscheinlich. Der Aeskulap wird gebildet — und so fand er sich wohl auch in dem Tempel zu Pergamus — auf einem Throne sitzend, mit einem Stabe in der Hand, um den sich eine Schlange gewunden. Da nun den Juden der Zeit die Schlange Symbol des Satans war und so auch in unserm Buche der Satan als die alte Schlange bezeichnet wird (12, 9, 20, 2 sq.), so konnte von den Schriftstellern leicht die Stadt wegen ihres Dienstes und Tempels des Aeskulaps mit einem solchen Symbol als ein Sitz des Satans bezeichnet werden. Andere, wie E w a l d , d e W e t t e , Hengstenberg, E b r a r d beziehen es bloss auf die harten Verfolgungen, welche die Christen in der Sladt von deren Bewohnern zu erdulden hatten. Damit kann aber jene Beziehung gar wohl verbunden werden, wenn diese Verfolgungen von Seiten der Götzendiener kamen, welche die Verachtung des von ihnen so heilig geachteten Gottes ahndeten; es ist immer wahrscheinlich, dass das o 9QÖVOS ZOV aatavä noch eine speciellere Beziehung auf den dortigen Aeskulap-Kullus nimmt. Abgeschmackt Z i i l l i g , dass es sich bloss auf die von allen hier genannten Gemeinden am ineisten nördliche Lage von Pergnmus beziehe, wiefern die J ü dische Sage den Satan im Norden wohnen lasse. 12*
180
IV. Specielle Erklärung.
u n d D u h ä l t s t m e i n e n N a m e n f e s t , lassest Dir das ßekenntniss meiner nicht nehmen. u n d h a s t n i c h t m e i n e n G l a u b e n ( = an mich) v e r l e u g n e t a u c h (das ist hier xai) i n d e n T a g e n , z u r Z e i t da A n t i p a s , mein t r e u e r Z e u g e , der g e t ö d t e t w a r d bei e u c h , w o d e r S a t a n w o h n e t . E s findet hier wenigstens im recipirten T e x t e ein Anakoluthon statt, durch Nachlässigkeit der Schreibweise, da sich an den relativen Satz ev als ohne dass dieser ein Verbum finitum hat, wieder ein anderer relativer Salz anschliesst: og cniExtäv&rj. Regelmässiger w ä r e es, wenn das ög nicht gesetzt wäre. L a c h m a n n dagegen hat ev als ausgelassen nach AC Copt. Vulg. min. (in anderen Zeugen fehlt £*); dann würde 'Avzinas als Genitiv zu betrachten sein stattIAVTITIÜ) es wäre als indeclinabile behandelt; und o fxäqtvs x. Ä. stände als Apposition zu dem Genitiv eben so wie 1, 4. E s m a g das vielleicht das Echte sein: in den T a g e n des Antipas, meines treuen Zeugen, welcher etc. — W a s den hier genannten Antipas betrifft, so geht aus unserer Stelle selbst h e r v o r , dass er zu P e r g a m u s als Märtyrer muss seinen Tod gefunden h a b e n , und wohl nicht lange vorher, zur Zeit des Nero. E t w a s Näheres wissen die älteren Kirchenschriflsleller über ihn nicht. Falsch ist jedenfalls die Angabe eines auch erst sehr späten Martyrologiums, welches noch dem A r e l h a s nicht bekannt w a r , dass er unter dem Domitian gelitten h a b e , und zwar soll er wegen seines Zeugnisses von Christo in einem glühend gemachten ehernen Stiere verbrannt sein. Seine Gebeine sollen in einer Kirche geruht haben, welche jetzt den N a m e n der heiligen Sophia führt ( S c h u b e r t 1. c. S. 317). — Ganz willkührlich ist die Annahme von H e n g s t e n b e r g , dass der N a m e l A v t i n a s symbolisch sei = der wider Alle ist = gegen die W e l t , und dass dadurch Timotheus bezeichnet werde. V. 14. A b e r i c h h a b e w i d e r D i c h oUya e i n w e n i g e s , E t w a s , es ist nicht Vielerlei, was gerügt wird, obwohl dieses als eine schwere Verschuldung. (dass) D u h a s t d o r t S o l c h e , (und duldest) w e l c h e d i e L e h r e d e s B i l e a n i h a l t e n , daran festhalten, w e l c h e r d e n B a l a k l e h r t e . Statt rec. TOP Baiäx ist mit B e n g e l , G r i e s b a c h , L a c h m a n n und T i s c h e n d o r f TW ZU lesen,
Kap. 2, 15. 16.
18!
nach AC, min., obwohl diese Conslruction des Verbi dadüoxeiv mit dem dat. pers. sonst gegen allen Griechischen und Hellenischen Sprachgebrauch ist. Aber es ist schwerlich der Dativ bestimmt mit H e n g s t e n b e r g zu fassen: welcher für den Balak, dem zu Gute, lehrte. A n s t o s s zu w e i f e n v o r den S ö h n e n I s r a e l s = für dieselben, gleichsam ein Netz für sie auszuspannen, hin zu legen, wodurch sie zur Sünde und zum Abfall von ihrem Gotte verführt würden; über ßaXXeiv vergl. Matth. 10, 34: ei^tjf/jv ßdkIsiv ini zrjv yfjv. G ö t z e n o p f e r zu ess'en und z u h u r e n ; über die Menschen in der Gemeinde, welche hier gemeint sind, über ihr Verhältniss zum apostolischen Christenthume, so wie über die B e zeichnung derselben als Anhänger der Lehre des Bileam, d. h. als Solche, welche, ähnlich wie Bileam die Israeliten zur Zeit des Mose, die Bekenner des Herrn auf Irrwege führten, indem sie ihnen die Befriedigung der Sinnenlust und die Theilnahme an Götzenopfermahlzeiten als etwas Unverfängliches, mit dem Geiste des Evangeliums nicht Streitendes, der christlichen Freiheit Angemessenes darstellten, s. oben zu V. 6. V. 15. S o h a s t a u c h D u S o l c h e , die d i e L e h r e d e r N i k o l a i t e n h a l t e n g l e i c h e r w e i s e ; die rec. hat hier am Ende o ¡.ILGÜ, was Z ü l l i g festhält, dafür G r i e s b a c h , L a c h m a n n und T i s c h e n d o r f , schon Comp]., auch von M i l l und B e n g e l im Gnomon gebilligt: of.ioiwg nach überwiegenden Zeugen ( A B C 4 3 min. Syr. Copt. Vulg. Areth. Primas.); dieses ist wohl ohne Zweifel das Echte, o ¡.uaiö wohl aus V. 6 entstanden. E w a l d will lesen o fiiffcS ¿/.loicog, was aber fast gar nichts für sich hat. Das ofioicog ist übrigens ohne Zweifel zum Vorhergehenden zu ziehen, obwohl es, zumal bei dem ovriog, etwas pleonastisch nachschleppt; es ist das Verhällniss so zu fassen: so hast auch Du auf ähnliche Weise wie damals bei den Israeliten der Fall war, solche in Deiner Mitte, welche sich an die Lehre der Nikolaiten halten. Schwerlich richtig ist, mit B e n g e l , de W e t t e u. A. die Nikolaiten und die, welche die Lehre des Bileam festhielten, für bestimmt verschiedene Personen und Klassen von Verführern zu halten. V. 16. A e n d e r e nun D e i n e n S i n n ; w o n i c h t , so k o m m e i c h D i r s c h n e l l (vergl. V. 5) und w e r d e s i e b e -
IV.
182 k liegen
inil
dein
Spcoiello Erklärung.
Schwerte
w e r d e icli s i e Hillen, z u B o d e n
meines
IM u n d e s ,
s a m m t d e n e n , d i e i h n e n G e h ö r g e b e n , w a s in d i e s e r wenigstens V . 17. dem
Gemeinde
m i t d e m g r ö s s t e n T h e i l e der M i t g l i e d e r
Fall gewesen
zu
damit
strecken, nämlich j e n e Verführer scheint
der
sein.
Dem
Ueberwinder,
verborgenen
Manna.
ihm
will
ich
geben
von
E s ist d i e s e s e i n e b i l d l i c h e
Be-
z e i c h n u n g für d e n G e n u s s d e r S e l i g k e i t im m e s s i a n i s c h e n H e i c h e , welche Nach
sich
an
Exod.
S p e i s u n g des Manna
ein
eine
spätere Jüdische Vorstellung
16, 32-34 Volkes
Gomer
Aufbewahrung
vor
war
in der W ü s t e
voll
in
ein
wenn
der B u n d e s i a d e nicht
schon
däer mit verloren g e g a n g e n . Juden,
wie schon
gethan
und
hingestellt.
Wie
nun
dem
a l s die
ganze
d u r c h die
aber
bei
den
19) b e m e r k t i s t ,
s t e l l u n g s i c h b i l d e t e , d a s s die B u n d e s l a d e d a m a l s
zur
zweiten
so w a r es s a m m t
dei T e m p e l s
Einl. (zu K a p . 1 1 ,
von dieses
Beim
eben sowohl
früher,
B u n d e s l a d e bei der V e r b r e n n u n g
wunderbare
auf Mosis Befehl
Gefäss
T e m p e l fehlte dieses M a n n a - G e f ä s s Bundeslade;
anschliesst.
zur E r i n n e r u n g a n die
der
Chal-
späteren die
Vor-
nicht mit v e r -
brannt oder überhaupt zerstört sei, sondern durch den J e r e m i a s , oder
schon
vorher
Veranstaltung zum
Vorschein
das Gefäss
durch
verborgen
Josiah,
kommen
werde,
mit d e m M a n n a
genommen,
oder
sonst
sei, in den T a g e n so
durch
göttliche
des Messias
ward
dasselbe
wieder
auch
auf
ü b e r t r a g e n , und v o n d e m s e l b e n
an-
dass a u c h dieses zur Zeil des M e s s i a s
(durch
den
Elias) werde wieder zum Vorschein gebracht werden; siehe darü b e r die t h a l i n u d i s c h e n nd Ii. 1.
und r a b b i n i s c h e n S t e l l e n
bei
Wetstein
D a v o n ist h i e r der A u s d r u c k v e r b o r g e n e s
wahrscheinlich Beziehung,
entlehnt,
Andere
fassen
ihn
ohne
bloss von dem g e i s t i g e n , h i m m l i s c h e n
Manna
eine
G e g e n s a t z g e g e n dieses natürliche; so H e n g s t e n b e r g , 11. A.
D o c h ist die A n s p i e l u n g
Vorstellung
wahrscheinlich.
die I s r a e l i t e n in der W ü s t e brot bezeichnet
Messias zum Vorschein himmlischen
a u f j e n e J ü d i s c h e T r a d i t i o n und
gespeist wurden, als das
Manna, kommen
S p e i s e im R e i c h e
ner Seligkeit, gesetzt
werden.
im
Ebrard
W i e nun a b e r das M a n n a ,
w i r d ( P s . 7 8 , 24.
reichen des verborgenen
solche
Manna,
womit
Himmels-
1 0 5 , 40),
so konnte das
welches
bei der P a r u s i e
werde,
Dardes
zur B e z e i c h n u n g
der
G o t t e s , der T h e i l n a h m e an
sei-
Vergl. Joh.
sich
6, 3 i ,
woraus
Kap. 2, 17.
183
enlnehinen lässt, dass die J u d e n vom Messias e r w a r t e t e n , er werde als ein zweiter Mose sie wie dieser mit Manna als H i m inelsbrote speisen. u n d w e r d e i h m g e b e n ein w e i s s e s S t e i n c h e n u n d auf d e m S t e i n c h e n e i n e n n e u e n N a m e n g e s c h r i e b e n , w e l c h e n n i e m a n d k e n n t als w e r i h n e m p f ä n g t . Wovon das Bild des xprjtpog levxrj h e r g e n o m m e n , ist sehr streitig. E i s n e r und S c h l e u s n e r g l a u b e n : v o m Loose, w o ein weisser Stein das Glück bezeichne. — Andere, wie A n d r e a s , A r e t h a s , G r o t . , E i c h h o r n , H e i n r i c h s u. A. finden darin eine Anspielung auf die tesseras honoris, w e l c h e die Sieger in den O l y m pischen Spielen erhielten und w o d u r c h ihnen das R e c h t des öffentlichen Unterhaltes von Seilen ihrer Vaterstadt z u g e s i c h e r t ward. D o c h hiessen diese tesserae nicht xpi]os von einem Edelsteine (wie das W o r t a u c h gebraucht wird) und z w a r E w a l d *) von einem solchen, den die standhaften Bekenner des Herrn an ihrer Stirne führen sollten, ähnlich dem Stirnblech der Jüdischen Hohenpriester, welches die Inschrift h a t t e : nvr 1 ? BH'p ( E x o d . 28, 36 . 39, 30). Allein auf eine solche Stirnzierde werden wir durch die Ausdrucksweise am wenigsten geführt, und am w a h r scheinlichsten ist ü b e r h a u p t , dass der neue N a m e zu denken ist als Diejenigen selbst, welche das weisse Steinchen erhalten, nach ihrer ihnen bestimmten W ü r d e und Herrlichkeit bezeichnend. 4. V. 18-29. B r i e f a n T h y a t i r a . Thyatira in Lydien, an der Gränze von Mysien, am Flusse Lykus gelegen, 6 — 7 Meilen nördlich von S a r d e s , eine Maccdonische Kolonie; in älterer Zeit hiess sie Pelopia und Evippia. Nach Act. 16, 14 w a r die L y d i a , welche zu Philippi s a m m t ihrem H a u s e gläubig w u r d e und dem P a u l u s viel Liebe erwies, eine Purpurhändlerin aus Thyatira. Schon diese kann das Evangelium nach ihrer Vaterstadt gebracht und dort weiter verbreitet haben. Doch könnte auch P a u l u s selbst oder seine Gefährten — namentlich von Ephesus aus während seines fast dreijährigen Aufenthaltes daselbst — dort gewesen sein *) Jetzt erklärt E w a l d tprii/oi als tessera hospitalis „Gastzettelchen", auf dem der Name dos Gastfreundes stellt, der den Gast in sein H a u s aufnehmen will.
Kap. 2,
IS.
L«.
oder wenigstens Leute aus dieser Gegend ihn in Ephesus gehört haben und von ihm gewonnen sein. Ein überwiegend heidenchristlicher Charakter der Gemeinde ergiebt sich auch aus unserm Briefe, dieselbe scheint sich sehr durch Werke der Liebe und Wohlthätigkeit ausgezeichnet zu haben; aber sie scheint sich nicht gescheut z.u haben, an Götzenopfermahlzeilen theilzunehmen und auch sich von heidnischer Unzucht, ausserehelicher Befriedigung der Geschlechtslust nicht freigehalten, j a dieses selbst durch Verstandessophismen, durch ein Berufen auf tiefere Weisheit, zu rechtfertigen gesucht zu haben. Später fanden in der Gemeinde dieser Stadt heftige Kämpfe statt; sie war ein Sitz der schwärmerischen Kataphryger oder Montanisten, und ihnen stand dort eine andere, wie es scheint, kleinere Partei entgegen, welche E p i p h a n i u s Aloger nennt, welche mit den anderen Johanneischen Schriften auch die Apokalypse verwarfen. Dass sie sich dafür nach E p i p h a n i u s besonders darauf beriefen, dass es zu Thyatira keine Gemeinde von Christen gebe und über das Unklare und Zweideutige in dieser Behauptung, davon ist schon in der Allgemeinen Einleitung die Rede gewesen. Gegenwärtig heisst die Stadt A k h i s s a r = weisses Schloss, nach Lindsay mit circa 30,000 Einwohnern, ziemlich lebhaften Handel treibend, auch mit einer nicht ganz unansehnlichen christlichen Gemeinde etwa von 3 0 0 0 Seelen, meistens zur Griechischen Kirche gehörend, und einer christlichen Schule, so wie einzelnen Trümmern aus dem Alterthume. (Cf. S c h u b e r t I. S. 318fl.) V. is. S o l c h e s s p r i c h t d e r S o h n G o t t e s , d e r s e i n e A u g e n h a t w i e F e u e r f l a m m e n und d e s s e n F i i s s e g l e i c h dein G l a n z e r z e ; nach 1, 14 15. V. to. I c h k e n n e D e i n e W e r k e u n d D e i n e L i e b e und D e i n e n G l a u b e n und D e i n e D i e n s t l e i s t u n g , diaxovia ist hier wohl ohne Zweifel gemeint von den Dienstleistungen gegen Kranke und Bedürftige durch Unterstützungen, die ihnen zu ihrer leiblichen Subsistenz dargereicht wurden, in welcher Beziehung diaxovla und diaxoveiv im IN. T . besonders gebraucht weiden. und D e i n e A u s d a u e r , u n d d a s s D e i n e l e t z t e n W e r k e m e h r s i n d a l s die e r s t e n , will sagen, dass Du Dich in Deinen Werken = nämlich ohne Zweifel in den W e r -
186 k e n der ist hier sondern Grösse,
IV. Specielle Erklärung. Liebe, i m m e r j e l ä n g e r j e m e h r a u s z e i c h n e s t ; nleiova nicht s o w o h l auf die Z a h l , die M e n g e z u beziehen, v o r n e h m l i c h auf den W e r t h , die V o r z ü g l i c h k e i t , die w i e H e b r . 11, 4: nlelova üvoiav.
V . 20. A b e r i c h h a b e w i d e r D i c h ( r e c . oXiya, ist n a c h bei W e i t e m ü b e r w i e g e n d e n Z e u g e n a u s z u l a s s e n mit Comp]., Bengel, Griesbach, Lachmann, Tischendorf u. A., a u s V. 14 h e r e i n g e k o m m e n ) , d a s s D u l a s s e s t d a s W e i b I s a b e l (statt rec. säg ist n a c h A B C 3 6 min., aq>eis zu l e s e n mit C o m p ! . , B e n g e l , G r i e s b a c h , L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f u. A.; es ist eine s o n s t u n g e w ö h n l i c h e F o r m s t a t t acpirjq, g e b i l d e t von acpho, w i e r t & s J s stall W ^ g v o r k o m m t ; s. B u t t m a n n g r . Gr. I. 5 2 4 . W i n e r §. 14, 3. Anm. ed. 6. p. 7 5 o b e n . D e m S i n n e n a c h ist es d a s w a s s ä g : sie lassen, g e w ä h r e n l a s s e n , o h n e ihr zu s t e u e r n ; cf. J o h . 11, 48: eäv aqpw/Ufiv avrov ovrcog• Hinter yvvalxa h a b e n C o m p ] . , G r i e s b a c h , L a c h i n a n n , T i S c h e n d o r f u. A. n o c h aov n a c h A 3 2 min. S y r . Andr. A r e t h . Prim. D o c h ist es w a h r s c h e i n l i c h nicht e c h t , s o n d e r n s p ä tere Glosse. E s fehlt s c h o n bei T e r t u l l i a n u n d a n d e r e n L a teinern), w e l c h e s i c h P r o p h e t i n n e n n t u n d l e h r e t u n d irre f ü h r t meine K n e c h t e , H u r e r e i zu treiben und G ö t z e n o p f e r zu essen. D i e Isabel h a b e n w i r hier o h n e Z w e i f e l nur als einen s y m b o l i s c h e n N a m e n z u b e t r a c h t e n , u n d z w a r n a c h der b e k a n n t e n S i d o n i s c h e n Prinzessin dieses N a m e n s , G e m a h l i n des Israelitischen K ö n i g s A h a b (circa 9 0 0 v. Cli.), w e l c h e die S c h w ä c h e ihres G e m a h l s u n d n a c h d e s s e n T o d e seiner beiden auf einander folgenden S ö h n e A h a s j a h und J o r a i n b e n u t z t e , u m ihre v a t e r l ä n d i s c h e R e l i g i o n , den B a a l s d i e n s t , in Israel e i n z u f a h r e n ; d e m B a a l w u r d e zu S a m a r i e n ein T e m p e l errichtet, u n d die P r o p h e t e n J e h o v a h ' s , w e l c h e sich denselben mit allen K r ä f t e n w i d e r s e t z t e n , v e r f o l g t und g e t ö d t e t , bis endlich d a s g a n z e G e s c h l e c h t des A h a b d u r c h den J e h u , den der P r o p h e t Elisa h a t t e z u m K ö n i g e s a l b e n lassen, s a m m t allen B a a l s priestern e r m o r d e t w u r d e n , u n d so a u c h die Isabel s e l b s t , die aus dem Fenster gestürzt ward. 1. R e g . 16, 19 — 2. R e g . 10. E s lässt sich n u n w o h l mit der g r ö s s t e n W a h r s c h e i n l i c h k e i t a n n e h m e n , d a s s in d e r christlichen G e m e i n d e zu T h y a t i r a d a m a l s eine mit Geist b e g a b t e und in A n s e h n s t e h e n d e F r a u w a r , w e l c h e dieselbe a n t i n o m i s l i s c h e R i c h t u n g , w e l c h e zu P e r g a m u s
Kap. 2, 2 1 .
187
herrschend w a r , beförderte und derselben durch ihren Einfluss besonderen E i n g a n g z u verschaffen w u s s t e ; diese wird eine a n d e r e Isabel g e n a n n t , wiefern das Essen von Götzenopfern als T h e i l n a l u n e am Götzendienste betrachtet w i r d ; von den vielen Hurereien u n d Zaubereien der Isabel ist aber 2. R e g . 9, 22 die R e d e , und so konnte sie a u c h in dieser B e z i e h u n g als d a s Vorbild bezeichnet werden, w e n n gleich dies d o r t vielleicht nur bildlich in B e z i e h u n g auf den Götzendienst gemeint ist. W e r sonst aber die hier gemeinte F r a u , die als eine a n dere Isabel bezeichnet w i r d , g e w e s e n sei, ist uns nicht weiter bekannt. Viele A u s l e g e r , w e l c h e den ayyelog der G e m e i n d e von deren V o r s t e h e r v e r s t e h e n , denken an dessen F r a u , und von dieser V o r a u s s e t z u n g a u s ist w o h l a u c h die Einstellung des aov a u s g e g a n g e n , das indessen w i e gesagt wahrscheinlich nicht echt ist; mit j e n e r D e u t u n g des ayyelog fällt a u c h diese Beziehung von selbst fort. Auf der andern Seite ist abtfr a u c h nicht w a h r s c h e i n l i c h , w e n n andere Ausleger, wie A n dreas, Arelhas, Vitringa, Eichhorn, Hengstenberg u. A., die B e z i e h u n g auf eine einzelne F r a u hier gar nicht zul a s s e n , s o n d e r n die Isabel bloss als symbolische Bezeichn u n g der a n t i - n o m i s t i s c h e n Irrlehrer fassen. Siehe d a g e g e n P . E. J a b l o n s k y de J e z a b e l e T h y a t i r e n o r u m p s e u d o p r o p h e lissa, in dessen O p u s c c . T. III. p. 2 2 5 sq. — Ganz und g a r uns t a t t h a f t ist — n a c h der Charakterisirung des Treibens der Isabel — mit Z ü l l i g dieselbe von der Jüdischen Gemeinde, der J u d e n s c h a f t des Ortes zu verstehen. — Uebrigens ist, w a s den T e x t betrifft, statt rec. xi\v Xeyovaav mit B e n g e l , G r i e s b a c h , L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f zu lesen rj Xsyovaa, was s c h o n Mi II billigt (nach AC, w o f ü r a u c h spricht 77 Xeyei B 32 min. A n d r . , A r e l h . ) und statt rec. didaoxetv x. nlavaaSai mit C o m p l . , B e n g e l , G r i e s b a c h , L a c h m a n n , T ¡ S c h e n d o r f u. A. xai diöäaxei x. nlavq TOVQ nach A B C 4 4 min. S y r . Arab. Copt. Aeth. Andr. V. 21. U n d i c h h a b e i h r Z e i t , Frist, g e g e b e n i h r e n S i n n zu ä n d e r n , d o c h sie w i l l nicht sich ä n d e r n von i h r e r H u r e r e i . Dieses ist hier — nach dem Z u s a m m e n h a n g e mit d e m Vorhergehenden und Folgenden — w o h l nicht bloss bildlich zu n e h m e n von A b g ö t t e r e i , nämlich freier T h e i l n a h m e a m G e n ü s s e von Götzenopfern, sondern von eigentlicher U n z u c h t .
188
IV.
Specielle Erklärung.
V. 22. 23. S i e h e i c h w e r f e s i e a u f ' s B e t t e , a u f s K r a n k e n l a g e r , u n d d i e m i t i h r E h e b r u c h t r e i b e n in g r o s s e T r ü b s a l , w e n n sie sich nicht ändern von i h r e n W e r ken. Und ihre K i n d e r w e r d e ich tödten d u r c h P e s t ;
so ist ev &avaT, w o n a c h der N a m e des neuen J e r u s a l e m s sein wird n eTT t i ' m'i"P; T : so v e r m u t h e t schon V i t r i n g a . u n d m e i n e n n e u e n N a m e n , ist w o h l von dem N a m e n g e m e i n t , den der Menschensohn bei seiner E r s c h e i n u n g zum K a m p f e mit d e m Antichrist nach 1(J, 12 (an seiner Stirne) g e schrieben haben w i r d , von dem es dort heisst, dass niemand ihn kenne als er selbst; vergl. ad 2, 17. V. 13. 7.
V. 14-22.
Brief
an
Laodikea.
Laodikea w a r eine sehr ansehnliche Handelsstadt in P h r y gien, die Metropolis der P h r y g i a Pacatiana, am L y k u s , in der N a c h b a r s c h a f t von Colossae und Hierapolis gelegen. Diesen N a m e n h a t t e sie erhalten durch den König Antiochus II. T h e o s , zu E h r e n seiner Gemahlin L a o d i c e , w ä h r e n d sie früher Diospolis, dann K h o a s geheissen hatte. D a s Dasein einer christlichen Gemeinde oder wenigstens einer Anzahl von Christen in dieser S t a d t lernen wir zuerst aus dem Briefe an die Kolosser kennen (2, i. 4, 13. 15); wahrscheinlich w a r das E v a n gelium dahin d u r c h E p a p h r a s oder a n d e r e Männer a u s dieser G e g e n d g e k o m m e n , w e l c h e mit dem P a u l u s zu E p h e s u s oder a n d e r s w o in V e r b i n d u n g g e k o m m e n waren. Aus Co!. 4, 16 lässt sich e r s e h e n , d a s s P a u l u s beabsichtigte, zugleich mit diesem
Kap. 3, 14. 15.
199
Briefe auch einen nach Laodikea zu schicken; ist das unser sogenannter E p h e s e r - B r i e f ,
wahrscheinlich
der ursprünglich
an
die Laodicenischen und andern Christen dieser Gegend geschrieben.
Die Bekenner des Herrn dort waren darnach überwiegend
aus den Heiden. Erdbeben
Ungefähr 6 0 n. Ch. ward Laodikea durch ein
zerstört,
holt zu h a b e n ,
scheint sich indessen sehr bald wieder e r -
worauf auch T a c . Ann. X I V , 2 7 führt
(eodem
anno ex illustribus Asiae urbibus Laodicea tremore terrae prolapsa, nullo a nobis remedio propriis remediis revaluit). kalyptischen Briefe erscheint die Gemeinde als Heichthum sie
mag
verlassend, wohl
zum
bestanden
haben.
schloss),
von
noch
Theil
zum
für das Reich
Theil Jetzt
Hirten
aus
Gottes aber
wohlhabenderen
heisst
der
bewohnt,
wohl
In dem aposich auf ihren
Ort
und
erhaltene
sehr
E s k i - Hissar
es
finden
Ruinen
lau;
Einwohnern
aus
(Alt-
sich dem
dort Alter-
thum. V. 14.
... so s p r i c h t der A m e n ,
N. T . wie im Hebräischen
wird sonst im
afirjv
adverbialiter gebraucht =
aXrj-
Dieses ist hier denn aber substantivisch gesetzt = in welchem Alles Wahrheit ist; Es
wird
hier
erklärt
durch das Folgende:
w a h r h a f t e Z e u g e , worüber s. 1, 5: o D e r A n f a n g der S c h ö p f u n g nicht mit manchen Auslegern nach VEXQWV
zu
erklären,
noch
der,
vergl. J e s . 6 5 , 16: der
¡.HXQTVQ
treue
und
marog.
O
G o t t e s ist ohne Zweifel J , 5:
mit Anderen
o nqwvöxomg die
von
xriaig
tüv der
n e u e n Schöpfung, der Kirche, sondern, wie Col. 1, 15 nq(ozoxoxog 7ig zu lesen n a c h A 3 7 min. S y r . C o p t . V u l g . A r e t h . Victorin u. A. latt. P a t r r .
S o w i r d hier der F u s s b o d e n b e z e i c h n e t , d e r sich v o r
d e m g ö t t l i c h e n T h r o n e a u s b r e i t e t e , in B e z i e h u n g auf d a s K l a r e , Helle, Durchsichtige.
E s isl a u c h
der
alttestamentlichen
Vor-
s t e l l u n g g e m ä s s , d a s s ü b e r d e r H i m m e l s f e s t e , w o der g ö t t l i c h e T h r o n r u h t , d e r H i m m e l s o c e a n sei, d a s W a s s e r ü b e r d e r V e s l e G e n . 1, 7. P s . 101, 3. die A e l t e s t e n h ä t t e n nen
Füssen
sei
V e r g l . E x o d . 2 4 , 10, den G o t t I s r a e l s
es g e w e s e n
Saphir und wie der Himmel
Mose,
geschaut
w i e Arbeit
von
sehen,
Cherubim)
sei
die
Gestalt
w i e d e r Anblick des K r y s t a l l s ,
g e s p a n n t o b e n ü b e r ihren u n d in d e r M i t t e
einer
und
durchsichtigem
selbst an Klarheit.
ü b e r den H ä u p t e r n d e r T h i e r e (der den g ö t t l i c h e n tragenden
Aaron
u n d u n t e r seiE z e c h . 1, 22, Wagenthron
Ilimmelsfesle
des wundervollen,
geaus-
Häuptern.
des T h r o n e s
und
im Kreise
des
•206
IV.
Thrones ten.
vier Thiere
B e i diesen twoig
deren S c h i l d e r u n g und
Speciello
voll
Erklärung.
von
hier z u n ä c h s t
10 e n t n o m m e n
Augen
vorne
und
ist,
aus
wo sie,
der des E z e c h i e l K a p . 1
g l e i c h f a l l s vier an Z a h l ,
T r ä g e r des g ö t t l i c h e n W a g e n t h r o n e s e r s c h e i n e n und als £wa,
hin-
h a b e n w i r an vier C h e r u b i m zu d e n k e n ,
n i ' n , bezeichnet
werden.
G e s t a l t der vier a n s e h n l i c h s t e n
Sie
vereinigen
und s t ä r k s t e n
auf E r d e n , des M e n s c h e n , L ö w e n ,
als
gleichfalls
in
sich
die
lebenden
Wesen
S t i e r e s und A d l e r s ,
jedoch
so, d a s s bei E z e c h i e l diese v i e r f a c h e G e s t a l t in j e d e m einzelnen vereinigt
erscheint,
da dort j e d e r
das eines M e n s c h e n ,
das
Cherub
eines L ö w e n ,
vier G e s i c h t e r
hat,
eines S t i e r s und eines
Adlers, w ä h r e n d n a c h der folgenden S c h i l d e r u n g u n s e r e s B u c h e s diese
vierfache
Gestalt
unter
die vier C h e r u b i m
E i n i g e s in u n s e r e r S c h i l d e r u n g ist a u c h a u s J e s . 6, a - 3 entnommen.
verlheilt
der d e r
ist.
Seraphim
N i c h t r e c h t klar tritt a b e r h e r v o r ,
wie
w i r u n s hier die S t e l l u n g und das V e r h ä l t n i s s dieser C h e r u b i m zu dem g ö t t l i c h e n T h r o n e zu denken h a b e n . horn
und E w a l d ,
des T h r o n e s , pers
so
den T h r o n
unter
denselben
Einige, wie
Eich-
meinen ähnlich wie bei E z e c h i e l als T r ä g e r
dass an
sie mit d e m hinteren T h e i l e ihres
seinen
verborgen
verschiedenen waren
(ev
Seiten
FIEOO>
TOV
Kör-
stützten
und
9Q6VOV),
wäh-
rend sie mit den G e s i c h t e r n a b w ä r t s sahen, n a c h den 4 H i m m e l s g e g e n d e n hin ( x v x X w TOV ÖQOVOV).
Allein e s ist n a c h den A u s -
d r ü c k e n viel w a h r s c h e i n l i c h e r , d a s s es so g e m e i n t ist, d a s s der T h r o n einen H a l b k r e i s ,
einen v o r n e offenen h a l b e n M o n d ,
dete,
z w e i der C h e r u b i m standen ( e v
so
innerhalb
wie
die
Passung
dessen
beiden
andern
des xvxXij) spricht
G e g e n s a t z g e g e n eocoöev lar. —
auf
für
diese
die W e i s e w i e V . 8 xvxkoSev
als
steht.
der hintern So
Seite;
bil-
/.tiacii),
auch d e W e l t e
Commen-
U e b e r die A u g e n f ü l l e der C h e r u b i m siehe E z e c h . 10, 12,
wornach
ihr g a n z e r L e i b und ihre H u c k e n und ihre H ä n d e und
ihre F l ü g e l s a m m t ringsum waren.
den R ä d e r n
rubim z u b e z e i c h n e n , Bewachung
des
(des W a g e n s )
voll v o n
E s dient dazu, das stets W a c h s a m e durch
Paradieses
welche Eigenschaft ( G e n . 3, 21)
Augen
der C h e -
sie z. B .
geeignet
zur
erscheinen
konnten. V.r. wen
und
Und das
das
erste Thier
zweite
Thier
war
gleich
hier u i c h l von einem K a l b e g e m e i n t ,
gleich einem
sondern
einem
Lö-
ftoffx ?»
von
0
einem
jun-
K a p . 4, 8.
207
gen kräftigen Stier, wie es denn L X X öfters für Tiif sieht, i . ß . auch Ezech. 1, to. Das dritte T h i e r h a t t e das G e s i c h t eines Mens c h e n (so G r i e s b a c h TO nQoauinov av&Qiänov, wahrscheinlicher mit L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f x. nq. wg av&Qionov nach A 3 min. Syr. Ar. Copt. Vulg.; r e c . tog av&Qionog). Der Sinn ist jedenfalls, dass es nicht eigentlich die Gestalt eines Menschen gehabt habe, sondern nur ein Gesicht wie ein menschliches. und das vierte w a r gleich einem f l i e g e n d e n Adler. Das Epitheton ist wohl nicht besonders zu urgiren, sondern nur als allgemeine Bezeichnung der Eigenschaft des Adlers in Vergleich mit den vorhergenannten Thieren gemeint. V. s. U n d d i e v i e r T h i e r e h a t t e n e i n z e l n j e s e c h s F l ü g e l , v o l l A u g e n i m K r e i s e rings um u n d i n w e n d i g . Der T e x t ist hier in mehrfacher Hinsicht nicht ganz sicher. Statt rec. e l x o v haben G r i e s b a c h , L a c h m a n n u. A. wie schon C o m p ] . , B e n g e l u. A. £%ov (nach B 21 min.; dafür spricht auch e'xiov A 6 min., w a s T i s c h e n d o r f aufgenommen h a t , was aber wohl nur zufälliger Schreibfehler ist), w a s als parlic. neutr. sing, durch das liv xcctf ev herbeigeführt zu betrachten wäre, wenn es nicht vom Schriftsteller doch als verb. iin. statt el%ov oder '¿o%ov gemeint ist. Dieselben h a b e n , wie T i s c h e n d o r f , statt yeßovza, wie schon gleichfalls C o m p l . , B e n g e l u. A. yifiovoi n a c h AB 36 min. Vulg. Andr. Areth. Dieses ist aber vielleicht nicht als Indicativ gemeint, sondern als Parlicip, obwohl dann der Dativ immer sehr incorrect steht. Für den Sinn aber ist auf jeden Fall durchaus wahrscheinlich, dass die hier ausgesagte Augenfülle nicht, wie noch E w a l d und Z i i l l i g , d e W e l l e , H e n g s t e n b e r g , E b r a r d wollen, auf die Cherubim selbst geht — w o es blosse W i e d e r h o l u n g des V. 6 schon Gesagten sein w ü r d e — sondern auf deren Flügel, wie denn Ezech. 10, 12 dieselbe gleichfalls auch in Beziehung auf die Flügel ausgesagt ist; da passt a u c h besser das xvxlöSev xal eaio&ev = r i n g s u m h e r , nämlich äusserlich, nach aussen, u n d v o n i n n e n , auf der dem Leibe zugekehrten Seite der Flügel. W a s übrigens die Z a h l der F l ü g e l betrifft, so haben die Cherubim bei Ezech. I, « nur vier Flügel; die Sechszahl hier ist wohl von den S e r a p h i m Jes, f>, 2 entlehnt,
208
IV.
Specielle Erklärung.
an w e l c h e D a r s t e l l u n g a u c h das sie hab,en keine R u h e T a g o h n e A u f h ö r e n rufen sie T a g h e i l i g ist der H e r r Gott der
Nächstfolgende erinnert: u n d und N a c h t s p r e c h e n d = und N a c h t : h e i l i g , h e i l i g , A l l m ä c h t i g e (Jes. 1. c. v. 3 :
n i t o v nin"! tf'np T tt'np T t£n-pTD e r da w a r , der S e i e n d e und der K o m m e n d e , conf. 1, 4. V. 9 - i i . x. ozav diooovoi . . necovvtai . . xai ßaXovai. D a s s hier die F u t u r a gesetzt sind, ist jedenfalls als Ungenauigkeit der Darstellung zu b e t r a c h t e n , eigentlich h ä t t e der Aorist oder das P r ä s e n s gesetzt sein sollen, als Schilder u n g d e s s e n , w a s e n t w e d e r in dieser Vision vor den Augen u n d O h r e n des S e h e r s g e s c h a h und z w a r w i e d e r h o l t , oder D e s s e n , w a s ü b e r h a u p t in diesem Kreise — auch vor und n a c h dieser Vision — wiederholt g e s c h a h . Im Hebräischen w ü r d e das F u t u r u m (Imperfectum) gesetzt sein. D o c h ist hier d a s F u t u r u m w o h l nicht als eine bloss hehräisirende U n g e n a u i g keit im G e b r a u c h der T e m p o r a anzusehen, wie viele Ausleger, H e n g s t e n b e r g , E b r a r d , auch L ü c k e (ed. 2. S. 4 5 1 ) , sondern s o , dass der Schriftsteller, wie schon in der allgemeinen Einleitung a n g e n o m m e n ist, hier aus der D a r s t e l l u n g in F o r m der Vision herausgefallen ist, so dass er das hier Angegebene sich wirklich wie e t w a s Z u k ü n f t i g e s g e d a c h t hat, und z w a r als e t w a s für die D a u e r F o r t g e h e n d e s : u n d w e n n = so oft; so a u c h W i n e r (ed. 6. § . 4 0 . 6. S . 251). Und wenn die Thiere Herrlichkeit, Ehre und D a n k g e b e n w e r d e n dem auf dem T h r o n e S i t z e n d e n , d e m in a l l e E w i g k e i t L e b e n d e n , V. 10 s o w e r d e n d i e 24 A e l l e s t e n n i e d e r f a l l e n vor d e m auf dem T h r o n e S i t z e n d e n u n d d e m in a l l e E w i g k e i t e n L e b e n d e n h u l d i g e n u n d i h r e K r o n e n n i e d e r w e r f e n v o r dein T h r o n e , in dem Bewusstsein ihrer S c h w a c h h e i t und Unwürdigkeit im ß e w u s s t s e i n , dass n u r Gott der Herr allein der Herr sei, der H e r r s c h e r und Regierer, u n d s p r e c h e n : V. I i . W ü r d i g b i s t D u , o H e r r . Statt XVQIE h a t L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f u. A. xvqiog xai o &eog ij^iüv unser H e r r und Gott n a c h A B (Andere XVQIE ö öeog i]NÜV), was vielleicht d a s Ursprüngliche ist, w ä h r e n d jenes dadurch entstanden ist, dass man es auf Christum beziehen wollte.
Kap. 5, l.
209
z u n e h m e n , z u empfangen die H e r r l i c h k e i t , die E h r e und die M a c h t , denn Du h a s t a l l e D i n g e ers c h a f f e n u n d d u r c h d e i n e n W i l l e n ( d i a sq. accus, hier = sq. Genit., wie ähnlich 12, l i s q . , und a u c h bei andern Schriftstellern) w a r e n s i e d a u n d w a r e n e r s c h a f f e n ; cf. Ps. 148, 5 : 160301 HIV Nirr1?. »)aav und exria&rjaav sind hier in diesem Z u s a m m e n h a n g e ziemlich synonym. Die rec. hat e t a t ; das schon von MI11 gebilligte, von B e n g e l , G r i e s b a c h , L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f aufgenommene qoav findet sich A B C 3 0 min. Copt. Vulg. Areth. K a p . 5. V o r f ü h r u n g des B u c h e s , welches die Z u k u n f t der Welt und der Kirche mit 7 Siegeln verschlossen hält, und Bezeichnung des L a m m e s als Desjenigen, der im S t a n d e sei, diese Siegel zu öffnen. V. i. U n d i c h s ä h e in d e r R e c h t e n d e s a u f d e m T h r o n e S i t z e n d e n (statt s n l mit dem accus, w ü r d e man eher ev erwarten. Aehnlich ist es aber 20, l : e%ovta .. aXvaiv (ieya bei den Allen selten waren. Dasselbe, w a s hier oma&ev, ist Juvennl. Sat. 1,6 a lergo scriptus. Z u G r u n d e liegt hier aber wohl Ezech. 2, 9. 10, w o der P r o p h e t eine Hand gegen sich ausgereckt sieht, und in derselben eine Buclirolle (~l!DD_Pl?3p), welche als sie ausgebreitet wird erscheint als "linso d\)D ¡"GIPS beschrieben inwendig und rückwärts. v e r s i e g e l t m i t s i e b e n S i e g e l n , und dadurch der Inhalt desselben verschlossen und verborgen gehalten. Vergl. Deut. 32, 34: „ist dieses nicht bei mir v e r b o r g e n , versiegelt in meinen Schätzen ""P1VN3)"- Dan. 8, 2 6. 12, 4. 9. Nicht recht klar ist übrigens, wie wir uns die Form dieses Buches und das äussere Verhältniss der 7 Siegel an demselben zu denken haben. R leek,
Apokalypse.
14
210
IV. Speoielle Erklärung.
Mit der Eröffnung jedes einzelnen dieser sieben Siegel tritt im Folgenden immer ein Theil des Inhaltes des Buches hervor. Da es nun doch scheint, als ob die sieben Siegel alle schon von Anfang an als sichtbar vorausgesetzt werden, so müssen wir uns wohl denken, dass die Siegel alle an der Ecke der Rolle, beim Knopfe des Stabes, angebracht waren, aber so, dass durch die verschiedenen verschiedene Theile der Rolle zusammengehalten wurden. Sonst würde freilich natürlicher sein sich zu denken, dass die Siegel jedesmal in der Milte des Stabes den einen Theil der Rolle, oder auch, indem das Buch aus sieben einzelnen Rollen über einander bestand, eine einzelne Rolle verschlossen gehalten hätten; da könnten sie aber nicht von Anfang an alle sichtbar gewesen sein, sondern jedesmal nur eins, wo man dann annehmen inüsste, dass der Seher es auch nicht gleich gesehen, sondern es nur aus der folgenden Rede des Engels erfahren und hier anlicipirt hätte. V. 2. Und ich s ä h e einen s t a r k e n E n g e l , ia%VQÖQ als Epitheton eines Engels auch 10, l. 18, 21, ist wohl als Andeutung der übermenschlichen Gestalt desselben geineint; r u f e n d m i t l a u t e r S t i m m e : w e r ist w ü r d i g d a s B u c h z u ö f f n e n u n d s e i n e S i e g e l zu l ö s e n ? das a | i o g schliesst mit ein, dass er dazu im Stande sei, da es nur dem Würdigen von Gott wird verliehen werden. Vergleiche Joh. 1, 37 mit Matth. 3, li. V. 3. Und n i e m a n d im H i m m e l ( G r i e s b a c h add. avoj o b e n nach B 23 min. Syr. Copt., vielleicht aus Exod. 20, 4) n o c h a u f d e r E r d e n o c h u n t e r der E r d e = niemand von allen Wesen auf der Welt, nach Exod. 1. c. Vergl. unten V. 13, wo noch ini rfjg &alctoot]Q hinzugefügt ist. v e r m o c h t e d a s B u c h zu ö f f n e n n o c h e s z u s e h e n , nämlich in seinem Innern nach der OefTnung, seinen Inhalt sehen. Denn so ist es ohne Zweifel gemeint, nicht mit H e i n r i c h s : das Buch ansehen, seinen Anblick ertragen. V. 4. U n d i c h w e i n t e v i e l , (so sagen auch wir statt h e f t i g ; wie ähnlich nollä adverbialiler Marc. 3, 12. 5, io; — Hier haben Compl., B e n g e l , L a c h m a n n , T i « c h e n d o r f nolv nach B. c. 40 min. Andr. Areth.; vergl. Luc. 7, 47) w e i l n i e m a n d w ü r d i g e r f u n d e n w a r d d a s B u c h zu e r ö f f n e n n o c h es z u s e h e n , so dass also auch keine Aussicht für ihn,
Kap. 5, 5.
211
den S e h e r , vorhanden schien, etwas über den gewichtigen Inhalt des Buches zu erfahren. V. 5. U n d e i n e r v o n d e n A e l t e s t e n , aus der Zahl der 24 Aeltesten 4, 4 s p r i c h t z u m i r : w e i n e n i c h t ; s i e h e d e r L ö w e v o m S t a m m e J u d a , die W u r z e l D a v i d s = der Messias; auf die letztere Weise wird derselbe bezeichnet Kap. 22,16; es Hegt dabei zu Grunde die inessianische Stelle Jes. 11, io: ig* BHtfr' L X X rj zov 'leooai, wo lf~1tC' für Wurzelsprössling steht, und ebenso für $t'£cr. Bei der anderen Bezeichnung liegt Gen. 49, 9 zu Grunde, wo Jakob seinen Sohn Juda in Beziehung auf dessen Geschlecht als einen jungen Löwen bezeichnet, mit einem Löwen und einer Löwin vergleicht-, und dies wird dann namentlich auf den Messias übertragen, der als Spross Davids dem Stamme Judn angehörte. h a t ü b e r w u n d e n , das B u c h und seine sieben Sieg e l z u ö f f n e n d. i. er hat es durch seinen Sieg über die Welt (cf. 3, 2i) sich verdient, als Lohn erhallen, sich errungen, dass er das Buch öffnen kann und darf. V. 6. U n d i c h s ä h e in d e r M i t t e d e s T h r o n e s u n d d e r v i e r T h i e r e u n d in d e r M i t t e d e r 2 4 A e l t e s t e n e i n L a m m s t e h e n w i e g e s c h l a c h t e t . Das ev /.isoy . . ev [itay erklärt E w a l d = p21 p 3 = zwischen dem Throne sammt den 4 Thieren und den 24 Aeltesten. So fasst den Sinn auch Z ü l l i g , d e W e t t e und H e n g s i e n b e r g , doch ist diese Annahme nach dem, was zu dein iv FIEOQ) zov SQOVOV 4, 6 und über die wahrscheinliche Gestalt des Thrones bemerkt ist, nicht grade nothwendig, sondern es kann jedes ev ¿lecy für sich genommen werden: das Lamm steht darnach innerhalb des Halbkreises des Thrones und so auch in der Milte der den Thron umgebenden Aeltesten, von ihnen gleichfalls umgeben. So richtig auch R b r a r d . Als ein Lamm (o a/ttvog zov &eov) wird J e s u s vom Täufer bezeichnet Joh. I, 29; wobei die Schilderung des Knechtes Gotles Jes. 53, 7 zu Grunde liegt; vgl. 1. Petr. I , i 9 . Act. 8, 32. das iog eofpaypievov will wohl sagen, dass es deu Anblick eines geschlachteten Lammes darbot, obwohl es lebte vergl. vom Nero 13, 3. mit sieben H ä u p t e r n und sieben A u g e n , w e l c h e s die s i e b e n G e i s t e r G o t t e s s i n d , a u s g e s a n d l auf die g a n z e E r d e , in alle Lande. Für Letzteres vergl. Zach. 4, io, 14*
212
IV. Spccielle Erklärung.
w o die sieben L a m p e n des goldenen Leuchters, den der P r o p h e t im Gesichte schaut, als die Augen J e h o v a h ' s bezeichnet werden, w e l c h e die ganze Erde durchlaufen ( p x n - ^ J D^Citt'O). Hier werden die sieben Geister Gottes, welche nach 3, 1 der Menschensohn h a t , durch dessen sieben Augen symbolisirt, gleich wie. dieselben 4, s durch die sieben Feuerfäckeln vor dem göttlichen T h r o n e . Die Siebenzahl der Hörner ist w o h l zunächst der Gleichmässigkeit wegen mit der Z a h l der Augen g e w ä h l t , dient aber dazu die Kraft und Herrschaft des L a m m e s anzudeuten. — Statt tä ansatak/xiva übrigens hat L a c h m a n n an£0Ta\(A£v0i nach A, in Beziehung auf die Augen. Andere anooieXlofieva, mit oder ohne Artikel; doch ist wohl die rec. die ursprüngliche. V. 7. U n d e r k a m u n d n a h m (es^ rec. add. zo ßißllov, wahrscheinlich Glosse, wie schon M i l l meint, von L a c h m a n n ausgelassen, fehlt in AB 30 min. Arm. Aeth.) a u s d e r R e c h t e n d e s a u f d e m T h r o n e S i t z e n d e n ; V.8 u n d da e r d a s B u c h n a h m oder genommen hatte, f i e l e n d i e 4 T h i e r e u n d die 24 A e l t e s l e n n i e d e r vor dem L a m m e , j e d e r mit Cithern versehen und goldenen S c h a a l e n voll von W e i h r a u c h , w e l c h e s die G e b e t e d e r H e i l i g e n sind. S o wie hier steht exovTeg t'xaoTog, kann die Meinung nicht sein, wie E i c h h o r n es versteht, dass ein Theil die Cithern gehabt h a b e , ein anderer die Weihrauchschaalen. — D a s R e lalivum a i bezieht sich dem Sinne nacli wohl nicht, wie d e W e l l e u. a. annehmen, auf gptaAag, sondern auf ^v/uiä/tiara, das G e nus aber ist durch das Object n g o a e v x a i bestimmt. W a s die hier stattfindende Symbolik selbst betrifft, so w u r d e auch das tägliche Raucliopfer der Priester im T e m p e l betrachtet als die Gebete des inzwischen draussen stehenden Volkes zu Gott emporbringend. Vergl. auch unten 8, 3. 4, so wie P s . 141, 2, w o es umgekehrt heisst: „es gelte mein Gebet wie W e i h r a u c h vor dir, Erhebung der Hände wie Abendopfer"; welche Stelle, obwohl eigentlich etwas anderer Art, hier doch wohl mit vorge s c h w e b t haben mag. V. 9. U n d s i e s i n g e n e i n n e u e s L i e d (wie ti'"!!! Tt£' P s . 33, 3. 40, 4 u. a., ein n e u e s gleichsam weil unter den alten sich kein des Gegenstandes ganz würdiges fand) und s p r e c h e n : w ü r d i g b i s t d u d a s B u c h zu n e h m e n u n d s e i n e
Kap. 5, 10.
213
S i e g e l z u ö f f n e n ; d e n n d u b i s t g e s c h l a c h t e t , hast dich schlachten lassen, u n d h a s t [ u n s ] G o t t e m i t d e i n e m B l u t e e r k a u f t (ayoqa^Eiv wie 14,3.4. I.Cor. 6,2o. 7,23. 2 . P e t r . 2 , l) a u s allen S t ä m m e n , Z u n g e n und V ö l k e r n und Nationen. Nach der recipirten Texleslesart mit fjuSg (hinter zw 9-ew), welche noch d e W e t t e , H e n g s t e n b e r g , E b r a r d festhalten, würden die Singenden sich selbst bezeichnen und dadurch diese selbst als vollendete Gläubige aus verschiedenen Völkern erscheinen. Eben so auch gleich V. 10 nach der recipirten Texteslesart ¿noltjaag ¿¡[tag und ß a a i l e i a o ^ t e v . Aber dort ist ohne Zweifel avrovg zu lesen (mit C o m p l . , B e n g e l , G r i e s b a c h , L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f al. nach AB 40 min. Syr. Copt. Aeth. Vulg. Andr.) und auch das Verbum in der 3. P . ßaoilevoovoi ( G r i e s b a c h ) oder wahrscheinlicher ß a a i XEVOVOI ( C o m p l . , L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f , prob. M i l l , nach A und vielen Minuskeln Ar. pol. Copt. Vulg. Andr. Areth. al. lat.) Diese 3 P. V 10 würde aber nicht natürlich sein, wenn hier V. 9 das ¿¡f-iäg echt w ä r e ; das fehlt aber auch ganz A. Aeth., und in anderen Handschriften und Zeugen steht es vor r
Qiaq
bodenlosen
bezeichnet
Abgrunde
wird,
wird
und so n a m e n t l i c h
Ab-
( e i g e n t l i c h a d j e c t . b o d e n l o s , von a und
wird im Hellenistischen
Als Tj aßvaaog
und
Abgrundes
Schlund
substantivisch
was
diese
eigentlich
Unlererde
eine
Cisterne
besonders
je ist.
bezeichnet, die
Be-
(xo
xwv
Gregor Nyss)
wiefern
der
d a h e r er hier
als
diakt]fta
ISuche,
wie
h a u s u n g b ö s e r , v e r d e r b l i c h e r und d ä m o n i s c h e r W e s e n daif-toviiov
in u n s e r m
wird,
ge-
theils
unter der E r d e ,
tiefer desto m e h r sich e r w e i t e r n d g e d a c h t als
in ich
gefallen,
b r a u c h ! , fiir D i n p , theils von der T i e f e des M e e r e s , hier,
übri-
Heuschrecken
vorgeschwebt.
Himmel
gegeben; =
überhaupt. die
A e g y p t e n E x o d . 10, 12-15 mit
239
2.
sie
g e d a c h t wird ( 1 1 , 7 .
w i e denn a u c h der S a t a n , u m die m e s s i a n i s c b e H u b e der
1 0 0 0 J a h r e nicht zu s t ö r e n ,
A b y s s u s g e s t ü r z t wird ( 2 0 , i - 3 ; denn
auch
hier
aus
dein
17,8),
während
fiir die Zeit g e b u n d e n in den vergl. L u c . 8 , 3i).
Abgrunde
So
die S c h a a r e n
kommen
von
Heu-
s c h r e c k e n , von denen im F o l g e n d e n die Hede ist, die wir
uns
e b e n a u c h als d ä m o n i s c h e V e r d e r b e n - b r i n g e n d e W e s e n zu d e n ken
haben,
bei
deren
Schilderung
bei J o e l das S u b s t r a t bildet.
nur die der
Heuschrecken
W a s die Eröffnung des
d e s durch einen h e r a b g e f a l l e n e n
Stern
betrifft,
so
Abgrun-
könnte
man
s i c h das so denken, dass dieses eben durch den F a l l des S t e r n e s a u f die E r d e bewirkt w ä r e . Vergleich
Himmel herabfahrenden nnd
es
der
Rauch
die
Luft
des.
A b e r die D a r s t e l l u n g
hier im
mit '20, i führt darauf, bei dem S l e r n e an einen stieg eines
wurden
Falsch
ist,
ein
Hauch
grossen
aus
Ofens,
dem und
Schlünde die
verfinstert vom R a u c h e wenn
vom
E n g e l zu d e n k e n .
Eichhorn,
Ziillig
wie
Sonne des
und
Schlun-
u. A. dieses
so
fassen, als ob die H e u s c h r e c k e n s e l b s t , die aus dem
Abgrunde
hervorkommen,
aussähen;
in der F e r n e w i e ein dicker R a u c h
der R a u c h g e h l ihnen vorher, als a u s d e m A b g r u n d e w i e lange verschlossen gehaltenen G r u b e
bei der Oeffnung
b r e c h e n d , und hier dns V e r d e r b l i c h e , w a s n o c h weiter
einer
hervorkommen
240
IV.
Speciell« Erklärung.
werde, andeutend. Für die hier gebrauchte Vergleichung, s. Gen. 19, 28, wornach bei dem Untergänge Sodoms und Gomorrha's Rauch aufsteigt (aus der Erde) gleich dein Rauche des Ofens. V. 3. Und a u s d e m R a u c h e k a m e n H e u s c h r e c k e n h e r a u s a u f d i e E r d e und i h n e n w a r d G e w a l t g e g e b e n w i e d i e S k o r p i o n e n d e r E r d e G e w a l t h a b e n = eine solche Gewalt, wie sonst nicht Heuschrecken haben, sondern nur allenfalls die Skorpionen; denn wühlend die natürlichen Heuschrecken dem Felde und Grase verderblich sind, sollen diese die Menschen selbst angreifen und aufs Heftigste quälenDie axoQTiioi Trjg yrjg sind hier wohl nicht, wie manche meinen, von Land-Skorpionen geineint, im Gegensalze gegen S e e Skorpionen, sondern: Skorpionen der Erde = wie sie auf der Erde zu sein pflegen, und zwar im Oriente viel gifahilichei als in Europa, in Italien; s. W i n e r R. L. unter Skorpion. V. 4. U n d es w a r d i h n e n g e s a g t , anbefohlen, d a s s sie nicht das Gras der E r d e b e s c h ä d i g e n sollten, noch irgend G r ü n e s noch irgend B ä u m e , sondern n u r (ei firj) die M e n s c h e n , w e l c h e n i c h t d a s S i e g e l G o t t e s an i h r e n S t i r n e n h a b e n , die also nicht als Knechte Gottes bezeichnet sind und die dadurch als der W e l t , im Gegensatze gegen das Reich Gottes, angehörig erscheinen. V. s. U n d es w a r d i h n e n g e g e b e n (die Macht und der Auftrag vergl. f>, 4 ib. V. 8 mit e^ovoia), dass sie sie n i c h t t ö d t e t e n , a b e r dass sie fünf Monde lang g e q u ä l t w ü r d e n = dass sie sie so lange, ohne sie zu tödlen, fortwährend quälten. Die 5 Monate dienen als runde Zahl (wie die 10 T a g e 2, io) zur Bezeichnung eines für eine solche Plage bedeutenden Zeitraumes, sind aber wohl doch mit gewühlt in Beziehung auf die Dauer des Sommers, während dessen die Heuschrecken und namentlich auch die Skorpione verheerend und gefährlich sind. Z ü l l i g meint, es habe durch die 5 Monate dies wie eine Art Sündfluthsplage bezeichnet werden sollen, wiefern das Gewässer der Sündfluth nach Gen. 7, 24 auf der Erde 150 Tage lang = 5 Monate stand und auch jene W a s ser zum Theil aus der grossen Tiefe hervorkamen, gleich wie hier die Heuschrecken, theils durch das Aufthun der Gitter des Himmels (rCHN', worauf H31N Heuschrecke anspiele. Doch
Kap. 9, 6. 7.
241
ist d a s zu versteckt, als dass es wahrscheinlich w ä r e , dass der Schriftsteller daran sollte g e d a c h t haben. u n d i h r e Q u a l (Pein), die d u r c h sie v e r u r s a c h t e , i s t g l e i c h der P e i n e i n e s S k o r p i o n s , w e n n er einen Mens c h e n v e r w u n d e t h a t , durch seinen Stich, der s e h r s c h m e r z haft und im Oriente selbst gefährlich ist. V. 6. U n d i n j e n e n T a g e n w e r d e n d i e M e n s c h e n den Tod s u c h e n und nicht finden, und w e r d e n v e r l a n g e n zu s t e r b e n u n d d e r T o d w i r d v o n i h n e n flieh e n . S o sehr w e r d e n sie von S c h m e r z e n g e q u ä l t werden. Vergl. Hiob 3, 20 sq., „ w a r u m giebt E r einem Mühseligen Licht, und L e b e n den von Herzen B e t r ü b t e n ? die hoffen auf den T o d und er ist nicht d a , die nach ihm graben m e h r als n a c h S c h ä t z e n ; die sich freuen bis zum J u b e l , frohlocken wenn sie linden ein G r a b ? " Uebrigens ist hier in diesem Verse die, wie in dein B u c h e ü b e r h a u p t so auch im unmittelbar V o r h e r g e h e n den und a u c h wieder im unmittelbar F o l g e n d e n h e r r s c h e n d e F o r u i der D a r s t e l l u n g — als A n s c h a u u n g in der Vision — verlassen und geradezu die F o r m der V o r h e r v e r k ü n d i g u n g g e w ü h l t , und sind d e m g e m ä s s die Verba im F u t u r o gesetzt. E b e n so 1 3 , 8 . 20, 7 sq. E s findet hier a u c h eine g a n z poetische S p r a c h e statt mit dem G l i e d e r - P a r a l l e l i s m u s der H e b r ä i scheil Poesie, so dass w o h l möglich ist, w a s H e i n r i c h s v e r inulhel, dass dieses aus einem verloren g e g a n g e n e n poetischen S t ü c k e entnommen ist. V. 7. U n d d i e A e h n l i c h k e i t e n d e r H e u s c h r e c k e n w a r e n g l e i c h = die H e u s c h r e c k e n glichen an Gestalt R o s s e n d i e z u m K r i e g e g e r ü s t e t ; vergl. J o e l 2, 4: D'DID HNIDD N a c h N i e b u h r ' s Beschreibung von Arabien soll es bei den Arabern ein gewöhnliches S p r i c h w o r t sein, dass die H e u schrecke am Kopfe dem R o s s e ähnlich sei, so w i e an der Brust dem L ö w e n , an den Füssen d e m Kameel, a m Leibe der S c h l a n g e , aui S c h w ä n z e dein S k o r p i o n , an den F ü h l h ö r n e r n den Haaren der J u n g f r a u . u n d a u f i h r e n H ä u p t e r n (waren) w i e g o l d e n e K r o n e n ; es gehört dieses mit zur steigernden S c h i l d e r u n g dieser übernatürlichen H e u s c h r e c k e n , die aber w o h l an die etwa 3 / 4 Z o l l langen Fühlhörner der g e w ö h n l i c h e n H e u s c h r e c k e n anknüpft. B l e e k , Apokalypse.
16
242
IV. Specielle Erklärung.
und ihre A n g e s i c h t e r w a r e n wie M e n s c h e n » A n g e s i c h t e r . Mit Unrecht würde man hieraus schliessen, dass wirkliche Menschen gemeint wären. V. 8. U n d s i e h a t t e n H a a r e w i e H a a r e v o n W e i h e r n , so lang und herabhangend und dadurch ihrem Angesichte ein wilderes schreckenderes Ansehn gebend. u n d i h r e Z ä h n e g l e i c h L ö w e n z ä h n e n , so Alles zermalmend. Joel 1, 6: ib Nipb niy^npi r r n « ^ t f T W . Plin. H. N. II, 29: morsu omnia evodunt, et fores quoque tectorum. V. 9. U n d s i e h a t t e n P a n z e r w i e e i s e r n e P a n z e r , so dass sie also schwer zu verwunden oder zu tödteft sind; vergl. Joel 2, 8: durch Geschoss stürzen sie sich hindurch und brechen nicht ab (ihren Zug). Die Vergleichung hier hat wohl das grüne in der Mitte erhöhte Brustbild der natürlichen Heuschrecken vor Augen und knüpft daran an. u n d d a s G e r ä u s c h i h r e r F l ü g e l (war) w i e d a s G e r ä u s c h v o n W a g e n m i t v i e l e n R o s s e n d i e in d e n K r i e g zum Kampfe r e n n e n . Vergl. Joel 2, 5: „gleich dem Geräusch von Wagen auf der Berge Häuptern hüpfen sie einher — gleich einem mächtigen Heere zum Kriege gerüstet". Das Geräusch, welches die Heuschrecken verursachen, besieht in einem Schwirren, welches sie im Fliegen durch die Flügel und Springfüsse hervorbringen. W a s hier die grammatische Verbindung betrifft, so ist ITMWV nicht, wie Viele es fassen, Apposition zu ctQ/uctTtov, sondern wieder als Genitiv davon abhängig; auf Inntav wird aber auch dann am wahrscheinlichsten nicht bloss noXXtüv sondern auch TQSX6VT(OV bezogen. Ohne gehörigen Grund hält E w a l d 'inniov und d e W e t t e aqfxäxwv für Glosse (ersterer jedoch jetzt nicht mehr). V. to. U n d s i e h a b e n S c h w ä n z e g l e i c h S k o r p i o n e n , anders als die natürlichen Heuschrecken. Die Skorpionen haben ain Hintertheile des Körpers einen sehr beweglichen S c h w a n z , der in eine gekrümmte Spitze ausgeht, mit der sie Menschen und Thiere verwunden; siehe W i n e r R. W. unter Skorpion. Das Folgende lautet nach Ree., die G r i e s b a c h auch im Texte beibehalten hat: u n d S t a c h e l w a r e n in i h r e n S c h w ä n z e n ; u n d i h r e M a c h t i s t , sie haben Gewalt, d i e M e n s c h e n z u b e s c h ä d i g e n f ü n f M o n a t e l a n g . Dann würde aber hierin nichts Bestimmteres liegen, als in V. 3.
Kap. 9, u. 12.
243
In den Griechischen Handschriften und anderen Texteszeugen gibt es auch m a n c h e Varianten, so dass es s c h w e r hält, mit Genauigkeit die ursprüngliche Lesart zu ermitteln. Doch ist w o h l so viel sicher, dass das xai hinter ovQCtig avraiv unecht und dass xai xevzga zum Vorhergehenden zu ziehen ist, so dass angegeben wird, dass in ihren S c h w ä n z e n die Macht liege, die Menschen — dem göttlichen Willen gemäss fünf Monde lang — zu verletzen. Vielleicht ist auch mit L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f statt ijv zu lesen xai, also: s i e h a b e n S c h w ä n z e S k o r p i o n e n g l e i c h u n d S t a c h e l , u n d in i h r e n S c h w ä n z e n l i e g t i h r e M a c h t die M e n s c h e n fünf M o n d e zu b e s c h ä d i g e n . ' Vergl. P l i n . H. N . II, 2 5 von den Skorpionen: semper cauda in ictu e s t , nulloque momenlo meditari eessat, ne quando desit occasioni. V. n . S i e h a b e n ü b e r s i c h e i n e n K ö n i g , d e n E n g e l d e s A b g r u n d e s , sein N a m e auf H e b r ä i s c h A h a d d o n , u n d in G r i e c h i s c h e r S p r ä c h e h a t e r d e n N a m e n A p o l l y o n — V e r d e r b er. Vielleicht liegt hierbei die W a h r n e h m u n g zu G r u n d e , dass die Heuschrecken ihre verheerenden Z ü g e in grossen Schaaren vereinigt m a c h e n , als würden sie durch einen F ü h r e r geleitet. — jinSN ist eigentlich abstr. — Verderben, Vertilgung, U n t e r g a n g ; dann steht es auch für den Ort des Unterganges, den Abgrund = biNtf- Bei den späteren J u d e n steht es zur Bezeichnung des innersten Theiles der Unterwelt oder der Hölle. Hier ist es als Concretum genomm e n , als B e n e n n u n g eines D ä m o n s , dein der Abgrund übergeben sei, zur Bezeichnung des Verderben bringenden C h a rakters desselben, und ist so denn^'durch anoXXvujv, Verderb e r verdolmetscht. (Napoleon.) V. 12. D a s e i n e W e h i s t v o r ü b e r , s i e h e e s k o m m e n h i e r n a c h n o c h z w e i W e h e , nämlich bei dem P o s a u nen der beiden letzten Engel. Am wahrscheinlichsten ist übrig e n s doch wohl, dass dieses nicht, wie E w a l d will, als eigne B e m e r k u n g des S e h e r s gemeint ist, sondern als eine von ihm gehörte himmlische Stimme, ähnlich der des Adlers, welcher 8, 13 die drei W e h e ' s ankündigt. Die Beschreibung des z w e i t e n W e h e ' s , welches hei dem Posaunen des sechsten Hngels hervorkommt, erstreckt sich nun von Kap. 9, 13—11, 14, wie sowohl die B e m e r k u n g am Schlüsse 16*
244
IV. Specielle Erklärung.
dieses Abschnittes ( I I , 14), d a s s d a s z w e i t e W e h e v o r ü b e r sei, als ib. V . 15, d a s s d e r siebente E n g e l seine P o s a u n e h a b e e r s c h a l l e n lassen, deutlich zeigt. D i e S c h i l d e r u n g dieses z w e i t e n W e h e ' s zerfällt a b e r in m e h r e r e A b s c h n i t t e , v o n d e n e n der erste V.
13-21
u n s die H a u p t p l a g e dieses zweiten W e h e ' s v o r f ü h r t , b e s t e h e n d in einer u n z ä h l i g e n u n d f ü r c h t b a r e n H e e r s c h a a r v o n R e i t e r e i , w e l c h e h e r v o r b r i c h t , n a c h d e m vier P l a g e e n g e l , die bisher a m R u f r a t g e b u n d e n w a r e n , auf göttlichen Befehl g e l ö s t w o r d e n sind, u n d w e l c h e ein Drittheil der Menschen t ö d t e t , w ä h r e n d d u r c h die b i s h e r i g e n P l a g e n die M e n s c h e n m e i s t e n s n u r h e f t i g g e q u ä l t w a r e n . S c h o n in der Allgem. Einl. ist n a c h g e w i e s e n , d a s s es g a n z u n s t a t t h a f t ist, d a b e i , w i e G r o t . , W e t s t e i n , H e r d e r , E i c h h o r n , H e i n r i c h s u. A. an d a s R ö m i s c h e K i i e g s h e e r des V e s p a s i a n zu d e n k e n , oder es ü b e r h a u p t auf eine P l a g e w i d e r das J ü d i s c h e Volk und L a n d zu beziehen. Jed e n f a l l s ist es nicht poetische S c h i l d e r u n g einer P l a g e , w e l c h e d e r S e h e r s c h o n v o r A u g e n h a l l e , sondern A n k ü n d i g u n g einer z u k ü n f t i g e n , w e l c h e dem letzten G e r i c h t e und der Z u k u n f t d e s H e r r n k u r z v o r h e r g e h e n und d a s bisherige U e h e l noch a u f s H ö c h s t e steigern w e r d e ; und z w a r erscheinen Diejenigen, w e l c h e d a d u r c h h e i m g e s u c h t w e r d e n sollen, nicht als J u d e n b e z e i c h n e t , n o c h als Mitglieder des V o l k e s G o t t e s g e s c h i l d e r t , s o n d e r n als H e i d e n u n d G ö t z e n d i e n e r . S c h o n deshalb a b e r , a b g e s e h e n v o n allen a n d e r e n G r ü n d e n , erscheinen als u n a n g e m e s s e n , d e m S i n n e d e s B u c h e s nicht e n t s p r e c h e n d , die E r k l ä r u n g e n f r ü h e r e r A u s l e g e r , w e l c h e es z m n Theil auf die Kriege d e r T ü r k e n u n d S a r a c e n e n w i d e r die C h r i s t e n h e i l b e z i e h e n , o d e r w i e die v o n C o c c e j u s , auf die Kriege des Kaisers F e r d i n a n d w i d e r den P r o t e s t a n t i s m u s u. dgl. E s ist die g a n z e S c h i l d e r u n g w i e d e r d e r A r t , d a s s sie nicht w o h l von irgend einem g e w ö h n l i c h e n m e n s c h l i c h e n K r i e g s h e e r e g e m e i n t sein k a n n . A n g e m e s s e n e r ist, w e n n A n d r e a s es v o n bösen D ä m o n e n v e r s t e h t , die v o r den letzten T a g e n k o m m e n w ü r d e n . D e n n es ist o f f e n b a r ein d ä monisches, von D ä m o n e n losgelassenes und angeführtes Heer, w e l c h e s w i d e r die Menschen der W e l t u n d n a m e n t l i c h der h e i d n i s c h e n W e l t vor d e m letzten Gerichte w e r d e l o s g e l a s s e n
Kap. 9, 13. 14.
245
w e r d e n u n d einen bedeutenden Tlieil desselben v e r n i c h t e n , ohne dass die Uebriggebliebenen sich d a d u r c h zur S i n n e s ä n d e rung bestimmen l a s s e n , so dass sie von G o t t als die Seinigen a n g e n o m m e n und vor dein letzten Gerichte g e b o r g e n w ü r d e n . Im Uebrigen vergl. Allgem. Einl. pag. 110 sq. V. »3. U n d d e r s e c h s t e E n g e l p o s a u n t e , d a h ö r t e ich eine S t i m m e a u s den v i e r H ö r n e r n des g o l d e n e n A l t a r s v o r G o t t . Die H ö r n e r des Altares sind die h e r v o r ragenden Spitzen an den vier Ecken desselben ( r o i E H ), vielleicht von der Hörner-ähnlichen Gestalt derselben, dasselbe ist hier denn a u c h auf den R a u c h a l t a r im H i m m e l ü b e r t r a g e n . D a s f i l a v soll hier w o h l a n z e i g e n , dass es eine und dieselbe S t i m m e g e w e s e n sei, obwohl sie a u s den vier H ö r n e r n h e r v o r z u k o m m e n schien, w o d u r c h der Schall derselben als verstärkt zu betrachten ist. D a s s die S t i m m e ü b e r h a u p t v o m Altare a u s g e h t , w o Golt R a u c h o p f e r , als S y m b o l e der G e b e t e der Heiligen, d a r g e b r a c h t w e r d e n , bezeichnet sie als eine heilige himmlische S t i m m e und soll w o h l mit andeuten, dass diese G e bete jetzt im Begriff seien, ihre Erfüllung zu finden d u r c h Bes t r a f u n g der W i d e r s a c h e r Gottes und seines Reiches. Kap. 16, t wird dem Altare selbst eine S t i m m e beigelegt, w e l c h e die g ö t t lichen Gerichte als n a h e und gerecht bezeichnet. V. H. D i e s a g t e z u m s e c h s t e n E n g e l , d e r d i e P o s a u n e h a t t e : l ö s e die v i e r E n g e l , w e l c h e a m g r o s s e n F l u s s e E u f r a t g e b u n d e n sind. Als der g r o s s e Fluss, b n j n "irun, wird der Eufrat a u c h Gen. 15, 18 u. A. bezeichnet. D i e vier E n g e l hier sind D ä m o n e n , verschieden von den 7, i genannten vier Engeln, welche an den vier Ecken der E r d e die vier W i n d e halten. Der E u f r a t ist als die G e g e n d , von w o diese dämonischen S c h a a r e n zur Z ü c h t i g u n g der W e l t aufbrechen, wohl deshalb g e n a n n t , a) weil sich an diese G e g e n d der Begriff der W ü s t e a n k n ü p f t , dergleichen man sich als den Aufenthaltsort det D ä m o n e n und bösen Geisler d a c h t e , wohin sie, w e n n sie nicht mehr schaden sollten, g e b a n n t w ü r d e n . Vergl. 18, 2. Matth. 12, 43. T o b . 8, 3, w o der D ä m o n Asmodi, von T o b i a s vertrieben, in die W ü s t e von O b e r - A e g y p t e n flieht, w o T o b i a s ihn fesselt; so heisst es von dem alten a m E u f r a t gelegenen Babel in der A n d r o h u n g ihrer V e r h e e r u n g schon Jes. 13, 21, dass D 1 "! 1 ^' daselbst tanzen sollen, w a s die L X X
24ß
IV. Specielle Erklärung.
durch datfiövta gegeben h a b e n ; als Nachbildung dieser Steele heisst es dann in unserni Buche I. c. (18, 2) von dem neuen B a b e l , R o m , in Beziehung auf ihre Z e r s t ö r u n g , dass sie g e worden sei xazoixtjTrjQiov daiftoviwv xat qivkaxrj navzog nvev¡.laTog axa&aqzov. D a z u kommt b) dass unter den einigerniaassen bekannten Gegenden der Erde diese am Eufrat von den Körnern fortwährend am meisten unabhängig w a r , w e s halb es am nächsten l a g , ein zur Züchtigung wider die B e wohner der Erde und ihre Herrscher bestimmtes Heer sich von daher hervorbrechend zu denken, vergl. auch unten 16, 12 Doch darf man deshalb nicht gerade mit E w a l d s a g e n , der Seher habe auch hier bestimmt an die Parther und deren Reiterei g e d a c h t , als w e l c h e zur Züchtigung der R ö m e r herbeigerufen w ü r d e n ; denn, wie gesagt, das Heer selbst wird gar nicht wie ein menschliches geschildert. V. 15. U n d e s w u r d e n d i e v i e r E n g e l g e l ö s t , d i e b e r e i t w a r e n auf S t u n d e und T a g und M o n a t u n d J a h r = für jegliche Zeit, w o sie dazu würden befehligt werden, d e n d r i t t e n T h e i l d e r M e n s c h e n z u t ö d t e n . V. 16. U n d d i e Z a h l d e r S c h a a r e n d e r R e i t e r e i ( w a r ) z w e i M y r i a d e n m a l M y r i a d e n ( 2 0 0 Millionen); i c h h ö r t e i h r e Z a h l , er hört die Zahl aussprechen, da er bei der grossen Menge sie nicht selbst halte irgend sicher zählen können, vergl. 7, 4. Uebrigens ist das xai der rec. vor jjxovoa mit C o m p l . , B e n g e l , G r i e s b a c h , L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f u. A. zu tilgen nach A 2S min. Syr. Copt. Arm. Vulg. ms. Piiui. al. lat. Andr. Dann kann man aber auch e t w a s anders eonstruiren, indem man das Colon hinter ivgiäSiov streicht und 0 aqi&nog als voranstellenden nomin. absol. fassl: u n d d i e Zahl der S c h a a r e n der Reiterei — zwei Myriaden m a l Myriaden h ö r t e ich ihre Zahl. V. 17. U n d a l s o s ä h e i c h d i e R o s s e in d e m G e s i c h t e , in der Vision; das ist O Q C C O I Q , wie öfters L X X und IN. T . Das ovzwg könnte man allenfalls auf das Vorhergehende z u r ü c k b e z i e h e n : so nun = in solchen Schaaren? Aber wahrscheinlicher bezieht es sich auf das Folgende, auf die nähere Beschreibung, w e l c h e der Seher sogleich von den Rossen gibt; in der Darstellung findet immer eine gewisse Negligenz statt: so sähe ich d i e R o s s e i m G e s i c h t e u n d d i e d a r -
Kap. 9, 18—40.
247
a u f S i t z e n d e n m i t P a n z e r n u. s. w . , s t a t t : so stellen sich die R o s s e u n d i h r e R e i t e r mir im G e s i c h t e d a r ; d i e R e i t e r hatten feurige, hyacinthene und s c h w e f e l a r t i g e Panz e r ; alle drei Adjectiva beziehen sich o h n e Z w e i f e l auf die F a r b e der P a n z e r , die P a n z e r h a l t e n eine d r e i f a c h e g r e l l e F a r b e ; vaxiv&ivog bezeichnet wohl das S c h w ä r z l i c h - R o t h e , ents p r e c h e n d der F a r b e des R a u c h s V. 18., v e r g l . ü b e r d a s W o r t die L e x i c a v o n S c h n e i d e r und P a s s o w . und die H ä u p t e r der Rosse wie L ö w e n h ä u p t e r ; und a u s ihrem Munde geht hervor Feuer und Rauch und Schwefel. V . 18. V o n d i e s e n d r e i P l a g e n w u r d e n e i n D r i t i theil der Menschen getödtet, von dem aus ihrem Munde hervorkommenden Feuer und R a u c h und Schwefel. E s ist d a s hier wie eine d r e i f a c h e P l a g e bez e i c h n e t , o b w o h l es eigentlich als eins z u s a m m e n z u d e n k e n ist. V. 9. D e n n d i e G e w a l t d e r P f e r d e r u h t in M u n d e , d a m i t ü b e n sie ihre l ö d t e n d e W i r k u n g a u s .
ihrem
u n d ( z u g l e i c h ) in i h r e n S c h w ä n z e n ; d e n n i h r e S c h w ä n z e sind gleich S c h l a n g e n , i n d e m sie Köpfe h a b e n , u n d m i t d i e s e n , den K ö p f e n , v e r l e t z e n s i e , t h u n sie S c h a d e n , a u s s e r mit dem Munde. E s ist i n d e s s e n keine b e s o n d e r e V e r a n l a s s u n g mit m a n c h e n A u s l e g e r n ( a u c h E w a l d ) a n z u n e h m e n , d a s s d e r V e r f a s s e r bei dieser V e r g l e i c h u n g an die A m p h i s b ä n e n g e d a c h t h a b e , w e l c h e n a c h den Alten (z. B . P ü n . H . N . 8, 35) a u c h a m S c h w ä n z e einen K o p f h a b e n sollen u n d in beiden K ö p f e n G i f t ; d a s ofioiat o(peoiv ist a u c h nicht, = ofioiai ovQCtig oqieiov, sondern ihre S c h w ä n z e , ist g e m e i n t , w a r e n d e n S c h l a n g e n selbst ä h n l i c h , u n d n a m e n t l i c h d a r i n , d a s s sie a u c h einen Kopf hatten. U e b r i g e n s fehlen rec. die W o r t e xai ¿v xa'ig ovQcüg ctvzwv, welche aber schon C o m p l . , B e n g e l u. A. h a b e n , und G r i e s b a c h , L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f u. A. mit R e c h t w i e d e r a u f g e n o m m e n h a b e n n a c h A B C 3 7 min. Vulg. S y r . Ar. C o p t . Aeth. Andr. A r e t h . P r i m . E s ist dieser Z u s a t z f ü r den Sinn a u c h n o l h w e n d i g . V. 20. U n d d i e ü b r i g e n M e n s c h e n , w e l c h e d u r c h diese Plagen nicht getödtet wurden, änderten nicht i h r e n S i n n ( d u r c h Ablassen) ( / u e t a v o e t v A p o c . ö f t e r , fehlt J o h . E v . u n d E p p . ganz. E w a l d ) v o n d e n W e r k e n i h r e r
248
IV. Specielle Erklärung.
H ä n d e , ist wohl nicht gemeint: von den G ö t z e n , welche sie mit ihren Händen selbst gebildet hatten (wie V T nfc'ijO Jes.17,8), sondern iin Allgemeinen- von ihrem T h u n und Treiben überhaupt. d a s s s i e n i c h t (auch ferner noch) a n g e b e t e t h ä t t e n d i e D ä m o n e n (so werden die von den Heiden verehrten Gölter auch 1. Cor. 10, zosq., D e u t e r . 32, n g e n a n n t ; vergl. P s . 96, 5. und die G ö t z e n b i l d e r von Gold und Silber und E r z und S t e i n und Holz, die n i c h t sehen k ö n n e n n o c h h ö r e n n o c h w a n d e l n (nach D a n . 5, 23: „du hast Loblieder gesungen (Belsazar) auf die Götter von Silber und Gold. Erz, Eisen, Holz und S t e i n , welche nichts sehen und nichts hören und nichts wissen"). Vergl. P s . 115, 5—8 Deutlich übrigens ist, dass der Verfasser hier an Götzendiener gedacht h a t , an Heiden, nicht an J u d e n , wie schon Allgem. Einl. bemerkt ist, w a s denn auch nebst den anderen früher angeführten Gründen zum Beweise dient, dass das im Vorhergehenden geschilderte Reiterheer nicht vom Heer des Vespasian im Römisch-Jüdischen Kriege gemeint sein kann. V. 2i. u n d b e k e h r t e n s i c h n i c h t v o n i h r e n M o r d thaten noch von ihren Z a u b e r e i e n noch von ihrer H u r e r e i n o c h v o n i h r e n D i e b e r e i e n . q>ctQfiaxeiai sind praestigiae, magische K ü n s t e , Z a u b e r e i e n , namentlich solche, die man zum S c h a d e n Anderer trieb und mit vermeintlicher Hülfe der Dämonen. Deuteron. 18, i o s q . wird den J u d e n B e s c h w ö r u n g und Zauberei jeglicher Art verboten, als e t w a s für J e h o v a h Gräuelhaftes, weshalb er eben die heidnischen Völker vor Israel aus ihrem Lande treibe. Dass P a u l u s dergleichen K ü n s t e als mit dem evangelischen Sinne nicht vereinbar betrachtete, zeigen Act. 19, i». Gal. 5, 20. In der Apokalypse siehe 21, 8. 22, W i e es hier mit noQveia verbunden ist, so w e r den Mal, 3, 5 D ^ W D und D ^ t i ^ D neben einander genannt. K a p . 10. Der Inhalt dieses Kapitels enthält keinen Fortschritt in der W e i s s a g u n g , in der Entwicklung der Z u k u n f t , sondern gleichsam einige Zwischenhandlungen, die — auf ähnliche Weise wie der Eröffnung des siebenten Siegels die Besiegelung der Knechte
Kap. 10, l, a.
249
G o t l e s — dem E r s c h a l l e n der siebenten P o s a u n e und der V o r f ü h r u n g des dritten W e h e ' s v o r a n g e h e n und darauf vorbereiten, oder vielmehr g e n a u e r zwischen die beiden, die V o r f ü h r u n g der Z u k u n f t betreffenden Visionen t r e t e n , worin d a s zweite W e h e u m f a s s t ist. Z u e r s t wird V. 1 — 7 eine E r s c h e i n u n g v o r g e f ü h r t , deren A u s f ü h r u n g nicht d u r c h a u s klar i s t , wobei aber zuletzt ein E n g e l mit einem S c h w ü r e es a u s s p r i c h t , dass jetzt kein V e r z u g m e h r s t a t t f i n d e n , sondern alsbald hei dem P o s a u n e n des siebenten E n g e l s das von den P r o p h e t e n v e r k ü n d i g t e Mysterium Gottes seine volle E r f ü l l u n g finden w e r d e . V. i. U n d i c h s ä h e e i n e n a n d e r n g e w a l t i g e n E n g e l (über i a % V Q o g als E p i t h e t o n des E n g e l s s. 5, 2) v o m H i m m e l h e r a b s t e i g e n , a n g e t h a n m i t e i n e r W o l k e , darin wie in ein G e w a n d gehüllt, u n d d e r R e g e n b o g e n (war) a u f s e i n e m H a u p t e , gleichsam wie eine S i r a h l e n k r o n e dasselbe bedeckend (vergl. a u c h 4 , 3). u n d s e i n A n g e s i c h t w i e d i e S o n n e , so glänzend-, vgl. 1, 16:
x a ifj orpig
amov
aivei
¿v t t j ö v v a ^ i e i
avrov.
u n d s e i n e F ü s s e w i e F e u e r s ä u l e n ; vergl. 1, 15 (wie Glanzerz). V. 2. U n d e r h a t t e (eigentlich h a b e n d , n a c h der e c h t e n L e s a r t ) i n s e i n e r H a n d e i n g e ö f f n e t e s B ü c h l e i n . Dieses B u c h ist jedenfalls dasselbe mit d e m , w o v o n gleich unten die R e d e ist, w e l c h e s dort d e m S e h e r g e g e b e n w i r d , u m es zu v e r s c h l i n g e n , w e l c h e s ihm im M u n d e süss ist, a b e r , n a c h d e m er es v e r s c h l u n g e n , seinen Baucli durchbittert, w o r a u f ihm a n gekündigt w i r d , dass er von n e u e m in B e z i e h u n g auf viele Völker und Könige w e i s s a g e n solle. Hier f r a g t es sich n u n a b e r , in w e l c h e m Verhältnisse dieses B u c h zu j e n e m am Anf a n g e a u f g e f ü h r t e n mit 7 Siegeln verschlossenen B u c h e der Z u k u n f t s t e h e . D a dessen 7 Siegel schon im V o r h e r g e h e n d e n durch d a s L a m m geöffnet sind, so konnte das w o h l hier als ein geöffnetes B u c h a u f g e f ü h r t w e r d e n . N u r w ü r d e man freilich e r w a r t e n , dass alsdann bestimmt a n g e d e u t e t w ü r d e , dass hier jenes selbe schon f r ü h e r a u f g e f ü h r t e B u c h j e t z t als ein geöff-
250
IV.
Specielle Erklärung.
netes vorgeführt werde. Auch scheint die Bezeichnung desselben hier mit dem Diminutiv als ßißXaqidiov anzudeuten, dass ein anderes gemeint sei als jenes ßißXiov. Es findet sich zwar auch hier ßtßkiov B 25 min.; aber die rec. ist ohne Zweifel die lichtige Lesart, wie sie denn V. 9. io noch mehr gesichert ist. Viele Ausleger denken daher an ein anderes von jenem verschiedenes Buch. So auch E w a l d , und zwar glaubt dieser (jetzt jedoch etwas anders), das hier aufgeführte Büchlein habe nichts enthalten als die Schicksale, welche bis zur Erscheinung des Herrn der heiligen Stadt, Jerusalem, drohten und welche K. 11 vorgeführt wurden. Allein nach V. 11 können wir nicht wohl zweifeln, dass der Inhalt des Buches, den der Seher durch das Verschlingen desselben in sich aufgenommen, eben diejenigen Objecte beIroiTen habe, von denen er, wie es dort heisst, darnach wieder weissagen soll, also nicht bloss das eine Jüdische Volk. Am wahrscheinlichsten haben wir uns die Sache wohl so zu denken, dass dieses Büchlein zwar nicht dasselbe ist mit jenem ursprünglich mit 7 Siegeln verschlossenen Buche, sondern von geringerem Umfange, aber dass es sich gleichfalls auf die Z u kunft der W e l t und Kirche bezieht und zwar Dasjenige enthält, was bei den bisherigen Erscheinungen noch nicht an's Licht getreten w a r , gleichsam, wie B e n g e l sich ausdrückt, das Remanet jenes Buches. Durch das avefpynevov wird nun angedeutet, dass auch der Inhalt dieses Buches offen und aufgedeckt vorgelegen habe. u n d er s e t z t e s e i n e n r e c h t e n F u s s a u f d a s M e e r , d e n l i n k e n a b e r a u f d i e E r d e . Es soll dadurch wohl nur das Colossale, Riesenhafte des Engels bezeichnet werden, und zugleich eine Stellung desselben, wo er von aller Welt gesehen werden konnte. V. 3. U n d e r r i e f m i t l a u t e r S t i i n m e w i e e i n L ö w e b r ü l l t ( / x v x ä a & a i wird eigentlich von dem Brüllen des Rindviehes gebraucht = mugire, wie ßqv%äa&ai von dem des L ö w e n ; doch werden beide Wörter dann auch auf andere Thiere übertragen). U n d a l s e r r i e f oder gerufen hatte, r e d e t e n d i e s i e b e n D o n n e r i h r e S p r a c h e n , mit ihren Stimmen. Der Donner ist hier personificirt und gleichsam unter sieben Geister oder Engel des Donners vertheilt, die insgesammt ihre Stimme erschallen lassen, Vielleicht nimmt (wie Z ü l l i g meint),
K a p . 10, 4. 5.
Hie Siebenzahl der Donner B e z i e h u n g auf Ps. 29, 3-9, w o hinler einander sieben Male nii"P bip (als B e z e i c h n u n g d e s D o n ners) steht. V. 4. Und als die sieben Donner redeten, w o l l t e i c h s c h r e i b e n , den Inhalt, die B e d e u t u n g ihrer Heden, u n d (jedoch) i c h h ü r e t e e i n e S Ii in in e v o m H i m m e l s a g e n : v e r s i e g l e , w a s die s i e b e n D o n n e r geredet h a b e n u n d s c h r e i b e e s n i c h t a u f . Vgl. D a n . 8 , 2 6 . 1 2 , 4 . 9 , wo dem Daniel anbefohlen wird, die hier zu Theil g e w o r d e n e n Gesichte zu v e r s i e g e l n , w a s dort gemeint ist, dieselben z w a r aufzuschreiben, a b e r bis zu der noch fernen Zeit der E r f ü l l u n g versiegelt z u r ü c k z u h a l t e n , sie nicht vor der Zeit der Menge preiszugeben. U n i g e k e h r t wird in unserin B u c h e 22, tu dem S e h e r befohlen, die W o r t e der W e i s s a g u n g unseres B u c h e s nicht zu versiegeln, da die Zeit der E r f ü l l u n g (o xaigog) nahe sei. An unserer S t e l l e , w o ihm geboten w i r d , zu versiegeln und nicht zu schreiben, kann das Erstere n u r auf e n t s p r e c h e n d e W e i s e gemeint sein wie das Letztere, dass er den Inhalt dieser Beden der 7 D o n n e r , die hier wie articulirte Reden behandelt w e r d e n , wiefern sie eine bestimmte B e d e u t u n g h a l t e n , w e l c h e der S e h e r erkannte und hätte aufschreiben können, nicht veröffentlichen, sondern bei sich b e w a h r e n solle. D a r n a c h lässt sich denn a n n e h m e n , dass der Inhalt dieser S t i m m e n a u c h im F o l g e n d e n nicht ausdrücklich niedergeschrieben ist, und wir können höchstens V e r n n i t h u n g d a r ü b e r aufstellen, w e l c h e r Art derselbe zu denken sei. Am wahrscheinlichsten w o h l als noch speciellere göttliche D r o h u n g e n über die wider die W e l t zu verhängenden letzten Gerichte enthaltend. Als eben solcher Art ist a u c h wohl der gleichfalls nicht aufgeschriebene Inhalt der Bede des Engels zu denken, welche wohl nur durch die Beden der sieben Donner in ihrer Furchtbarkeit a n g e d e u t e t und bestätigt w e r d e n soll. Auf jeden Fall ist mit d e m , w a s der Engel hier V. 3 ausruft, nicht ganz dasselbige gemeint, wie mit dem w a s er V. 5 sq. schwört. V. s. U n d d e r E n g e l , d e n i c h a u f d e m M e e r e u n d auf der E r d e stehen sähe, erhob seine rechte (TTJV d e ^ i o v , fehlt rec., wird gelesen C o m p l . , B e n g e l , G r i e s b a c h , L a c h m a n n T i s c h e n d o r f al. nach hinreichenden Z e u gen) H a n d g e g e n d e n H i m m e l (als Geslus des S c h w ö r e n -
IV.
252
Specielle Erklärung.
den, w i e G e n . 1 4 , 22. N u m . 14, 30 u. a.) V . 6 u n d s c h w u r dein in a l l e E w i g k e i t e n
Lebenden;
dieser D a r s t e l l u n g D a n . 12, 7: gekleideten
Mann,
welcher
bei
zu G r u n d e liegt bei
„und ich hörete den in L i n n e n
über
den W a s s e r n
des
Stromes
stand, und er erhob seine R e c h t e und seine L i n k e g e n H i m m e l und s c h w u r bei dem e w i g L e b e n d e n , D^tyn T I 5 I D B ^ l " Der
erschaffen
und die E r d e
und
in d e m s e l b e n ,
hat
wovon
sondern
in
dass
und
wenn
Gottes
seine Knechte
ihm was
mehr sein werde
(das
zögern,
zaudern) V . 7
(zur Zeit) d e r S t i m m e
er
posaunen
gemäss
seiner
die P r o p h e t e n
seine V o l l e n d u n g finden werden, den Menschen
w a s in
das Meer
werde,
das
sein
über
die Erlösung
x a i e z e l s a d - t ] g a n z hebrai—
verborgene
D a s [ivovrjQ
und von
tov
ihnen
und das Heil der K n e c h t e
w e l c h e r seine V o l l e n d u n g
finden,
richt über die W e l t verbunden sein wird. nicht,
wie
Grot.,
Eichhorn,
Rathrea-
w o m i t das G e -
Die Propheten
von
nur
Gottes,
auf vollständige W e i s e
lisirt w e r d e n wird bei der Zukunft des H e r r n , hier
an
werde,
durch unmittelbare Offenbarung zu erkennende göttliche schluss
des
da
Verkündigung
vollbracht
sirende Construction, statt Tekea^aerai. Gottes ist der
und
und
=
den T a g e n
Engels,
Geheimniss
in i h r
dass kein V e r z u g
ist hier XQ°V0S> siebenten
den Himmel
was
Christus
und
sind den
Aposteln g e m e i n t , sondern von den P r o p h e t e n des A. T . , denen Gott
schon
klare
diesen
Weise
dass G o t t nichts Knechten
seinen R a t h s c h l u s s
geoffenbart h a t ;
den
thue,
a u f m e h r oder weniger
v e r g l . Am. 3 , 7 ,
ohne dass er sein
Propheten
wo
es
Geheimniss
enthülle ( i n ^ y - - 1 ? « HiD
heisst, seinen CN"1?
owajn). V. V . 8.
Und
h ö r e t e ( V . 4), gehe des
hin, auf
die S t i m m e ,
welche
redete wiederum
nimm dem
8-11. ich
mit
vom
mir
und
das geöffnete B ü c h l e i n
Meere
und
auf
der
Himmel sprach:
in d e r
Hand
Erde
stehenden
Engel
und
Engels. V. 9. ihn mir:
mir
Und das
nimm
ich
ging
Büchlein
hin zu
zu dem
geben.
und v e r s c h l i n g e ,
Und
hiess
er s p r i c h t
verschlucke e s ,
iss
es
zu auf.
Kap. 10, 10.
253
und es w i r d deinen B a u c h durchbittern, ihm bittere Empfindung verursachen wie Hiob 2 7 , 2: o uavToxQataiQ O MXQAVAG juov TTJV xpvyrrjv ("ICH). 1. Macc. 3, 7: xai inixqavs ßaOiXetg noMovg xai evcpqave TOV 'Iaxwß. V . io. U n d i c h n a h m d a s B ü c h l e i n a u s d e r H a n d d e s E n g e l s u n d v e r s c h l u c k t e e s ; u n d e s w a r in m e i nem M u n d e s ü s s w i e H o n i g ; d o c h a l s i c h es g e g e s s e n hatte, ward mein B a u c h durchbittert. W a s den Sinn dieser symbolischen Handlung im Allgemeinen betrifft, so bezeichnet das Verzehren, Verschlingen von Worten Jemandes, von einer mitgelheilten Lehre und dergl. so viel als: dieselben begierig in sich aufnehmen und sich aneignen. S o sagt J e r e mia 15, 16, dass wenn Jehovah's W o r t e an ihn gelangten, er sie verschlungen habe (D^DNI), denn sie seien ihm zur Freude und Lust seines Herzens gewesen. Dieses ist dann Ezech. 2, 8 — 3 , 3 als symbolische Handlung in der Vision dargestellt; der Prophet sieht dort eine Hand gegen sich ausgebreitet und in derselben eine auf beiden Seiten mit Klageliedern, Seufzen und W e h e beschriebene B u c h r o l l e ; ihm wird dann befohlen, diese Rolle zu essen (fiNin nt< ^ON), seinen Bauch (IJtp?) damit zu speisen und seine Eingeweide ( ^ J J ö ) damit zu füllen, und dann hinzugehen und zu den Söhnen Israels zu reden; das thut der Prophet, worauf dieselbe in seinem Munde süss wie Honig war (pinc 1 ? tt'DIS ^ 3 , n n i ) . Es kann dadurch wohl nur angedeutet werden sollen, dass der Prophet das göttliche Wort, obwohl J a m m e r verkündigend, bereitwillig wie eine süsse Speise in sich aufgenommen habe, um es dann Jehovah's Befehle gemäss dem Volke kund zu tliun. Diese Stelle liegt unverkennbar bei der unsrigen zu Grunde. J e n e s Büchlein erschien zwar schon vorher als ein geöffnetes, aber in der Hand des Engels, ohne dass damit der Seher selbst schon dessen Inhalt erkannt hatte. Hier wird nun symbolisch dargestellt, dass er dessen Inhalt ganz erkannt, sich angeeignet und in sich aufgenommen habe und so auch im Stande sei, ihn Anderen mitzutheilen. Nicht klar aber ist, wie es hier gemeint ist, wenn es heisst, das Buch sei beim Verschlucken auf der Zunge süss gewesen, habe aber seinen Bauch durchbittert oder in demselben, nachdem er es verschluckt, eine bittere unangenehme Empfindung verursacht. Man bezieht es auf die gemischte
254
IV.
Specielle Erklärung.
E m p f i n d u n g von F r e u d e und S c h m e r z , w e l c h e der theils fröhl i c h e , theils traurige Inhalt des B u c h e s in ihm h e r v o r g e r u f e n h a b e , und z w a r das letztere durch die darin noch enthaltenen D r o h u n g e n des göttlichen Gerichtes, namentlich über J e r u s a l e m . Doch macht, dass als
w i e schon bemerkt,
V. 11 es unwahrscheinlich,
der Inhalt des Büchleins
ganz
besonders
das
dieser
S t a d t oder dem J ü d i s c h e n V o l k e überhaupt drohende göttliche Gericht sollte gemeint sein.
Man
würde
überhaupt eher
hier
d e n Gedanken ausgedrückt e r w a r t e n , dass der Inhalt des B u ches ihm beim ersten Kosten
einen bittern G e s c h m a c k
gehabt
habe, w e g e n der darin enthaltenen göttlichen D r o h u n g e n , doch
nachdem
er es ganz in sich a u f g e n o m m e n ,
und w o h l s c h m e c k e n d Verkündigung Reiches
sei,
wegen
aber
lieblich
des Z i e l e s ,
der
der F a r u s i e des Herrn und der V o l l e n d u n g des
Gottes.
hier lautet,
erschienen
als
D o c h könnte man sich die
allenfalls eben daher erklären,
Weise,
wie
es
dass der V e r f a s s e r
die D a r s t e l l u n g des Ezechiel benutzt und so viel w i e möglich beibehalten
hat und nun doch die zugleich begleitende bittere
und wel.niiithige Empfindung durch den Z u s a t z hätte bezeichnen wollen.
Recht
Darstellung
klar und natürlich indessen erscheint
in diesem Sinne g e f a s s t immer
nicht.
Nach
die der
W e i s e w i e sich hieran V . u anschliesst, die A n k ü n d i g u n g , dass der S e h e r wiederum über viele V ö l k e r und K ö n i g e zu w e i s s a gen habe, w a s sich ohne Z w e i f e l auf die K u n d m a c h u n g des in diesem sein,
Buche
Enthaltenen
die S y m b o l i k
bezieht,
hier in e t w a s
könnte man anderem
eher
Sinne
geneigt
zu fassen,
nämlich als Andeutung, dass, so süss der G e s c h m a c k des B u c h e s ihm a u c h w e g e n seines Inhaltes g e w e s e n sei, er es doch nicht habe f ü r sich behalten dürfen, sondern es wieder von sich geben müssen,
um
es andern mitzutheilen;
dazu habe die W i r k u n g
des B u c h e s in seinem Innern ihn gedrängt. V. 11.
U n d er s p r a c h z u m i r ,
wiederum, jenigen, deren in
von n e u e m , noch
was
kund
Du schon bisher geschaut zu
thun
Dir
Beziehung
auf
viele
Zungen ersten
und K ö n i g e .
Nominibus.
meint sein:
der E n g e l :
w e i t e r , nämlich
ini
schon
Völker
noXkols
hast
befohlen und
gehört
c. D a t . kann hier
bei dun Völkern =
unter ihnen,
Du
musst
ausser Demund w a s
ist,
An-
weissagen
Nationen
und
a u c h zu den drei nicht
wohl
ge-
ihnen w e i s s a g e n ,
Kap. 11,i.
255
sondern = de iis, in Beziehung auf sie, ü b e r s i e oder v o n i h n e n w e i s s a g e n , wie z. B. Joh. 12, 16: ifivijod-Tjoav ort xavttt Tjv in aiitiT ysyQütfj/ueva. Dann aber ist im höchsten Grade unwahrscheinlich, dass dies sich, wie E w a l d meint, bloss auf die Weissagung über Jerusalem Kap. 11 beziehen sollte. Gerade was in unserm Buche von Jerusalem geweissagt wird, hätte auf diese Weise, als sich aut v i e l e Völker und Könige beziehend, unmöglich bezeichnet werden können.
K a p . 11, l - a . Eine andere symbolische Handlung, welche dem Seher zu verrichten befohlen wird, nebst einer daran sich anknüpfenden Weissagung über die Zertretung der heiligen Stadt durch die Heiden. V . l . Und es w a r d mir ein R o h r g e g e b e n gleich e i n e m S t a b e . Gemeint ist ein Maassstock. Doch kann man zweifelhaft sein, wie hier genauer die Bedeutung der beiden Nomina und ihr Verhältniss zu einander zu fassen ist. Einige wollen Qaßdos in der bestimmten Bedeutung des Maassstabes nehmen. Doch ist dieser Gebrauch nicht sicher; dagegen x a k a ¡iios entschieden auch bei Griechen für Messrohr vorkommt, vergl. unten 21, 15. 16. So ist es wahrscheinlich auch wohl hier gemeint und das ofioiog Qctßdty dient nur zur Bezeichnung der ungefähren Grösse lind Form der Messrulhe. i n d e m g e s a g t w a r d ; so ist liywv zu fassen = "iÖX!?i es ist das Folgende als Zuruf einer himmlischen Stimme zu betrachten, und z w a r (nach V. 3: xolg ¡xaQxvai ^iov) entweder Gottes oder wahrscheinlicher Christi selbst. — Die rec. hat die durch das Xeytov entstehende syntaktische Incorrectheit gehoben, indem sie vorher noch hat: xai o ayyelog eiazijxei, welche Worte aber in A und gegen 30 oder mehr Minuskeln Ar. Copt. Aeth. Vulg. Andr. Areth. Priin. etc. fehlen, und so auch in den Ausgaben von E r a s m . , S t e p h . , B e n g e l , so wie G r i e s b a c h , L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f u. A. ausgelassen sind; nach den äussern Zeugen, wozu kommt, dass nach V. 3 nicht ein Engel scheint als der Redende zu betrachten zu sein, ist es ohne Zweifel eine spätere Einschaltung aus Zacharias 2, 3. 3, 5.
256
IV. Specielle Erklärung.
auf! und miss den T e m p e l G o l l e s u n d den Altar u n d d i e d o r l A n b e t e n d e n . M a n kann hier z w e i f e l h a f t sein, w o r a u f d a s P r o n o m e n avz£> sich bezieht, ob auf ^ v o i a a t ^ i o v o d e r auf vaSg', j e n e s ist d a s n ä c h s t v o r h e r g e h e n d e N o m e n , w o es m ü s s t e g e f a s s t w e r d e n : auf d e m Allare = a n , bei d e m s e l b e n (so V i t r i n g a , G r o l i u s ) . D o c h ist w o h l w a h r s c h e i n l i c h e r , d a s s es siel» auf d e n H a u p l b e g r i f f , den T e m p e l s e l b s t , bezieht. V . z. D o c h d e n V o r h o f a u s s e r h a l b d e s T e m p e l s s t o s s e h e r a u s und m i s s ihn n i c h t , d e n n er ist den H e i d e n g e g e b e n , und sie w e r d e n die h e i l i g e S t a d t 42 Monate lang zertreten. D e r Sinn dieser V e r s e w i r d v e r s c h i e d e n gefasst. S t r e i t i g ist z u v ö r d e r s t hier die B e d e u t u n g d e s M e s s e n s ü b e r h a u p t . D a s Bild des Messens Andel sich a u c h E z e c h . 40, l , w o der P r o p h e t in einer Vision eine h i m m l i s c h e E r s c h e i n u n g sieht, einen M a n n , der in seiner H a n d eine leinene S c h n u r u n d eine M e s s r u l h e ( r n E V U p L X X xdkctfiog /USTQOV) h a t u n d , d a m i t Alles m e s s e n d , die Geslult und B e s c h a f f e n h e i l des n e u z u e r r i c h t e n d e n T e m p e l s angibt. A e h n l i c h Z a c h . 2, w o der P r o p h e t im G e s i c h l e einen Mann s c h a u t mit einer Messs c h n u r in seiner H a n d , u n d das n e u e J e r u s a l e m m e s s e n d , w i e es n a c h der Z e r s t ö r u n g j e t z t in v e r g r ö s s e r t e r u n d v e r h e r r l i c h t e r G e s t a l t w i e d e r h e r g e s t e l l t w e r d e n sollte. N a c h diesen V o r bildern k ö n n t e m a n g e n e i g t sein, mit B e n g e l , H e i n r i c h s u . A . a u c h hier d a s Messen auf d a s N e u e , k ü n f t i g zu E r r i c h t e n d e z u b e z i e h e n , auf die E n t w e r f u n g des G r u n d r i s s e s f ü r einen n e u e n T e m p e l im R e i c h e G o l t e s . Allein da w ü r d e sich s c h o n nicht leicht d a s ¡.leigeiv rovg nQoexvvovwas e r k l ä r e n , und e b e n s o w ü r d e sich nicht e r k l ä r e n , w i e sich denn e r s t an diese s y m b o l i s c h e H a n d l u n g die W e i s s a g u n g der Z e r t r e t u n g d e r heiligen S t a d t , w a s nur v o n J e r u s a l e m g e m e i n t sein k a n n , h a l l e a n s c h l i e s s e n können. O h n e Z w e i f e l bezieht d a s M e s s e n hier sich auf d a s B e s t e h e n d e und h a t eine a n d e r e B e d e u t u n g w i e E z e c h . und Zach., nämlich wesentlich dieselbe, wie Kap. 7 d a s B e z e i c h n e n mit d e m göttlichen Siegel. E s sollen d u r c h d a s M e s s e n d e r j e n i g e R a u m u n d diejenigen M e n s c h e n b e z e i c h n e t u n d u m s c h l o s s e n w e r d e n , w e l c h e bei der der S t a d t J e r u s a l e m d u r c h die Heiden b e v o r s t e h e n d e n T r ü b s a l und Z e r l r e l u n g sollen a u s g e n o m m e n , als f o r t w ä h r e n d G o t t g e w e i h t bezeichnet w e r d e n .
Kap.
Wir
haben
daher bei dem vang
J e r u s a l e m zu denken.
257
I I , -2.
r o v &eov
an den T e m p e l in
E s scheint hier n ä m l i c h ,
w i e schon
in
der A l l g e m . Einl. bemerkt ist, hier in diesem Kapitel sich die Hoffnung a u s z u s p r e c h e n , göttliches
Strafgericht
dass
werde
über J e r u s a l e m verhängt
zwar
werden,
a u c h ein
a b e r dadurch
nicht die S t a d t zerstört werden, sondern dass diese s a m m t dem T e m p e l bis zum T a g e des Herrn w e r d e
erhalten
auch der g r ö s s e r e T h e i l
sich
kehren.
w e r d e n und
zum. Herrn
be-
Z w e i f e l h a f t a b e r kann man sein, in w e l c h e m U m f a n g e
hier der T e m p e l von
ihrer E i n w o h n e r
gemeint ist und das hängt besonders mit ab
der Auffassung
des &vaiaat^Qiov,
messen werden, und der aviijg
welches
Tfjg e^md-ev rov
mit
soll
vaov,
ge-
die a u s -
gestossen, in den Kreis des zu Messenden nicht mit a u f g e n o m men
werden
soll.
Ewald,
auch
Lücke
S. 354
fasst
die
letztere von dem äussersten V o r h o f e des J e i usalemischen T e m pels, dem V o r h o f e der H e i d e n ,
in den s c h o n i m m e r auch den
Heiden der Zutritt offen stand, so dass ihm eine viel geringere Heiligkeit b e i g e l e g t w a r d , oiaoTi]Qiov
aber
als dem übrigen G e b ä u d e ;
versteht
er
und so
auch
das
Ziillig
von
Brandopferaltare, w e l c h e r im V o r h o f e der Priester stand. ist schon an sich w a h r s c h e i n l i c h , dass,
dem Doch
wenn hier a u s s e r dem
T e m p i l im Allgemeinen noch ein besonderer T h e i l als mit a u s zumes.sen und unter den bewahrenden S c h u t z Gottes zu stellen hervorgehoben
wird, nicht der Brandopferaltar, w o die blutigen
Opfer d a r g e b r a c h t wurden, werde hervorgehoben sein, sondern der R a u c h a l t a r , wo die R a u c h o p f e r d a r g e b r a c h t wurden, als die G e b e t e denn
sonst
der Heiligen
würde
hierin
symbolisirend
die Andeutung
bezeichnet liegen,
dass
inessianische R e i c h auch die blutigen Opfer sollten werden;
nur
deshalb
als von
Gott
Das
hätte so hervorgehoben werden
in seinen S c h u t z
aber
hat
k o m m t denn n o c h , aiaoti]Qioy sondern und
auch
deutlich
ohne Z u s a t z
( 1 4 , a.
Bleek,
worden Dazu
(S, 3 das
16, 7 und auch
Apokalypse
bezeichnet
vom
Sinne
können,
besonders
Unwahrscheinliches.
mit dein Epitheton
dass es in demselben
Stellen
genommen
sehr
dass in unserm B u c h e
mehrmals
z w a r nicht bloss
etwas
für das
beibehalten
dass der Altar, w o sie dargebracht wurden, so ganz sei.
welche werden;
auch
sonst TO
Hauchallare
steht,
9Vund
ZN XQVOOVV (8, 3. •>, 13), erste Mal und ib. V . s)
auch
wohl
an den
andern
6 , 9 wie dort bemerkt ist) g e »
1/
258
IV. Speeielle Erklärung.
m e i n t ist. Alsdann ist a b e r a u c h nicht w a h r s c h e i n l i c h , d a s s die a i i h j , w e l c h e nicht mit g e m e s s e n w e r d e n s o l l t e , b l o s s v o n d e m V o r h o f e der Heiden g e m e i n t sein solle, s o n d e r n im G e g e n s a t z e g e g e n den eigentlichen T e m p e l im e n g e r e n S i n n e , w e l c h e r d a s Heilige und Allerheiligste u m f a s s t e , v o n d e m g a n z e n V o r h o f e , a u c h d e m d e r I s r a e l i t e n , w o r i n der B r a n d o p f e r a l t a r s t a n d , m i t e i n g e s c h l o s s e n . S o lässt sich a u c h d e r A u s d r u c k hier s e h r w o h l fassen, m a n m u s s n u r nicht ü b e r s e t z e n : „ d e r ä u s s e r e V o r h o f des T e m p e l s " , s o n d e r n : d e r V o r h o f a u s s e r h a l b d e s T e m p e l s , indem der Genitiv xov vaov n i c h t v o n jj avlrj, wie V i t r i n g a , E w a l d , Z ü l l i g , sondern von egw&ev selbst a b h ä n g i g g e f a s s t w i r d , w a s a u c h an sich a m n ä c h s t e n liegt. S o e n t s t e h t denn der Sinn, d a s s bei der b e v o r s t e h e n d e n Z e r t r e t u n g der heiligen S t a d t w o h l der eigentliche T e m p e l mit d e m R a u c h a l t a r , nicht aber der Vorhof u n d so a u c h nicht der Altar f ü r die blutigen O p f e r in den b e s o n d e r e n b e w a h r e n d e n S c h u t z G o t t e s w e i d e g e n o m m e n w e r d e n , w o r i n die A n d e u t u n g liegt, w i e jetzt im N. B. die G o t t w o h l g e f ä l l i g e n O p f e r nicht die blutigen s e i e n , s o n d e r n die G e b e t e der F r o m m e n , d e r e n E m p o r b r i n g u n g zu G o t t d u r c h die R a u c h o p f e r im Heiligen syinbolisirt w e r d e n . V e r g l e i c h e n k a n n m a n d a m i t H e n o c h . 8 9 , 38 sq., w o der S e h e r d a s alte H a u s ( T e m p e l ) v e r s e n k t w e r d e n sieht, a b e r dabei h e r a u s g e b r a c h t alle S ä u l e n , j e d e P f l a n z e (und S c l m i t z w e r k ) und das Elfenbein des H a u s e s a n e i n e n O r t z u r R e c h ten d e r E r d e g e l e g t , und d a r a u f den H e r r n der S c h a a f e ein n e u e s H a u s h e r v o r b r i n g e n d u n d an den O r t d e s e r s t e n stellend. W a s aber die nqoaxvvovvies betrifft, so h a b e ich A b h a n d l u n g S . ' 2 6 6 sq. dieses so g e f a s s t , d a s s d a d u r c h die C h r i s t e n bezeichnet w ü r d e n als die allein w a h r e n P r i e s t e r , w i e f e r n n ä m lich der Z u g a n g zu d e m eigentlichen H e i l i g t h u m e w i e zu d e m R a u c h a l t a r e n u r allein den P r o p h e t e n z u s t a n d . D o c h scheint diese E r k l ä r u n g mir jetzt selbst zu g e k ü n s t e l t , w i e ich sie denn in meinen B e i t r ä g e n z. E v a n g . Krit. S . 188 z u r ü c k g e n o m m e n h a b e . Z u v ö r d e r s t ist hier in diesem K a p i t e l ü b e r h a u p t bloss v o n J e r u s a l e m und dessen B e w o h n e r n die R e d e . D a n n a b e r f ü h r t der A u s d r u c k ol nQooxvvovvteg ev avxiü, m a g m a n d a s P r o n o m e n auf ^ v a i a a T r j q i o v b e z i e h e n , o d e r , w a s w a h r s c h e i n licher ist, auf den H a u p t b e g r i f f , den T e m p e l , nicht g r a d e b e s t i m m t auf S o l c h e , die s c h o n B e k e n n e r Christi w a r e n , s o n d e r n
Kap. 11,
259
2.
auf f r o m m e Verehrer G o l t e s ü b e r h a u p t .
Und können wir nun
a u c h nicht zweifeln, d a s s dabei n a c h d e m S i n n e u n s e r e s B u c h e s g a n z b e s o n d e r s an die G l ä u b i g e n des Herrn z u denken
ist,
in J e r u s a l e m , die B e k e n n e r
so scheint der A u s d r u c k sich d o c h
nicht g r a d e ausschliesslich auf sie zu b e z i e h e n , solche J u d e n
mit zu
umfassen,
die, obwohl
christlichen G e m e i n d e a n g e h ö r e n d , richtigem
Herzen
dienten,
so
sondern a u c h
noch
nicht
der
doch ihrem G o t t e mit a u f -
dnss
die
Hoffnung
stattfinden
rnusste, d a s s sie auch zur Erkenntniss d e s Herrn und z u m G l a u ben an ihn w ü r d e n geführt w e r d e n , w i e denn n a c h h e r die Hoffn u n g der B e k e h r u n g für den g r ö s s t e n Theil der B e w o h n e r der S t a d t a n g e d e u t e t wird ( V . 13).
Auf j e d e n F a l l a b e r wird d u r c h
dieses A u s m e s s e n der frommen Anbeter im H e i l i g t h u m e g l e i c h falls bezeichnet,
d a s s sie
unter den besonderen
G o l t e s g e s t e l l t s e i e n , der sie bei henden
Trübsal
unverletzt
der der
bewahren
g e g e n den S i n n des B u c h e s
werde.
ist d a r n a c h
wie die von H e n g s t e n b e r g ,
Schutz
ihres
heiligen S t a d t Ganz
dro-
falsch,
auch eine E r k l ä r u n g ,
w e l c h e d a s g e m e s s e n e und s o -
mit zu erhaltende T e m p e l h a u s von denjenigen versieht, w e l c h e von d e m
Geiste
der (christlichen) K i r c h e
liefer ergriffen
und
d u r c h d r u n g e n sind, der ä u s s e r e Vorhof a b e r von den nur oberflächlich B e w ä h r t e n ,
die in der U e b e r f l u l h u n g der K i r c h e von
der W e l t a u c h noch d a s verlieren, w a s sie h a b e n ; siehe g e g e n ihn L ü c k e
ed. 2. S . 8 2 ö — 3 7 .
a b e r ist nicht e t w a g e m e i n t , halb des T e m p e l s
—
D a s edod-t]
totg
e&veoi
d a s s der ä u s s e r e Vorhof
schon d a m a l s
ausser-
den Heiden p r e i s g e g e b e n
sei
und von ihnen profanirl w e r d e , sondern d a s s er ihnen b e s t i m m t sei und g l e i c h
der
werden.
aber
wider
Was
Jerusalem
4 2 Monden während
von
übrigen S t a d l die W e i s e
überhaupt Heiden
von ihnen w e r d e
betrifft, w i e
hier
lautet,
w e r d e zertreten
dieses Zeitraumes
preisgegeben
fanirend g e m i s s h a n d e l t w e r d e n ,
so
die
dass
zertreten
Weissagung sie
werden,
während
d. h. ihnen
und von ihnen
liegen dabei
pro-
Weissagungen
des B u c h e s Daniel zu Grunde, w o die Zeit der U n t e r d r ü c k u n g des
Jüdischen
Volkes
auf 7 h a l b e J a h r e ( =
und
des
Dienstes
des
wahren
4 2 Monde) oder eine halbe
a n g e g e b e n wird ( 7 , 2 a . (.>, 27.
Gottes
Jahrwoche
1 2 , 7 . v e r g l . 8, i 3 s q . ) , w a s denn
a u c h auf eine der Erscheinung d e s m e s s i a n i s c h e n R e i c h e s vorangehende
Trübsal
der S t a d t e n t w e d e r
typisch b e z o g e n
17*
oder
260
IV.
Specielle Erklärung.
gradezu als Weissagung darauf gedeutet ward. Vergl. auch L u c . 2 1 , 24: xai'leQovoaXrjft sorai Ttatovfievrj ino e&viüv axQig ov Tii.TjQU)&(jjai xaiQol e&vwv, als ein Zertreten werden, xatanaTelad-ai, durch Heiden wird auch was unter Antiochus Epiphanes Jerusalem und dem Heiligthum widerfuhr 1. Macc. 3, 45. 51. 4, 60. Dan. 8, 13 bezeichnet. V. 3 - 1 3 . Weissagung von zwei christlichen Märtyrern, welche während des Zeitraumes, wo Jerusalem von den Heiden werde zertreten werden, in dieser Stadt auftreten, hier zwar durch den Antichrist ermordet werden, über nach ihrem T o d e von Gott wunderbar würden verherrlicht werden und sonach auf die Bekehrung des von einein göttlichen Strafgerichte übriggebliebenen grössten Theiles der Bewohner J e r u s a l e m s wirken werden. Siehe was schon in der Allgem. Einl. über diesen Abschnitt bemerkt ist, dass hier nicht von einer historischen T h a t s a c h e die Rede ist, welche der Verfasser bereits vor Augen hatte, und am wenigsten von den Jüdischen Hohenpriestern Ananus und J e s u s , an die schon W e t s t e i n denkt und so H e r d e r , E i c h h o r n u. A., sondern dass es prophetische Hinweisung ist auf zwei christliche Glaubenszeugen, die in der der Parusie des Herrn vorhergehenden Zeit auftreten und das Volk (namentlich das Jüdische) durch Ermahnung zur B u s s e auf seine Erscheinung hinweisen würden, und dass dabei eine auch schon in der damaligen Jüdischen Kirche verbreitete Vorstellung zu Grunde liegt, wornach man erwartete, dass dem Messias als Vorläufer einige der alten Propheten vorangehen würden, um ihm die W ? ege zu bereiten. Da lag denn nahe, dass dieses in der christlichen Kirche sich so ausbildete, dass dieselben vor der Wiederkunft des Herrn auftreten, aber äusserlich der Gewalt des Anlichrists unterliegen würden. W a s übrigens die Personen dieser beiden Glaubenszeugen betrifft, s c kann wohl als sicher angenommen werden, wie schon alle Alten, dass als der eine derselben der Prophet Elias gemeint ist, von welchem die Vorstellung am meisten verbreitet war, dass er, der ohne durch den T o d hindurchzugehen, lebend in den Himmel entrückt war, zur Zeit des Messias oder als Vorläufer desselben wiederkehren werde (nach Mal. 4, 5). Als den
Kap. 11, 3.
261
z w e i t e n d e n k e n die Alten sich m e i s t e n s den H e n o c h , u n d
zwar
dieses w o h l b e s o n d e r s d e s h a l b , weil a u c h von i h m a n g e n o m m e n w a r d ( n a c h G e n . 5, 24), d a s s er l e b e n d in den H i m m e l nommen
sei.
S o T e r t n l l . de a n i m o c. 50.
Hieronym.
aufgeEp.
M a r c e l l a m ; A m m o n i u s , in seiner A u s l e g u n g des D a n i e l ;
ad
Are-
t h a s , der diese D e u t u n g (auf d e n E l i a s u n d H e n o c h ) e i n e einmiilhig
von
der Kirche
angenommene
A n d r e a s s a g t , d a s s noklol Vergl.
ferner
Nicodemi
die
Tradition
TWV óióaaxáXwv
apokryphische
Evangelium
c. 2 5 ;
ms. G r . N. T . U f f e n b a c h i a n u m .
Apokalypse und
nennt,
Tovrovg des
Johannes,
ein S c h o l i o n
zum
cod.
D o c h ist w a h r s c h e i n l i c h e r ,
dass
als dieser z w e i t e M o s e g e d a c h t ist (so a u c h Z ü l l i g ) , Zeit Christi die V o r s t e l l u n g ,
wie
hv¿r¡aav.
da
zur
d a s s a u s s e r d e m Elias a u c h M o s e
w i e d e r k e h r e u n d d e m Messias v o r a n g e h e n w e r d e , s c h e i n t m e h r h e r r s c h e n d g e w e s e n zu sein, vgl. M a t t h . 17, 3sq. u n d H ö r . I. p. 148. II. p. 5 4 4 . genden Schilderung Geschichte
der
Schöttgen,
Auch s c h e i n e n die Z ü g e in d e r folbeiden Z e u g e n
mehrfach
w i e auf die
d e s E l i a s so auf die des M o s e a n z u s p i e l e n .
g e w i s s n i c h t im S i n n e d e r
A p o k a l y p s e ist e s ,
wenn
Wohl manche
A u s l e g e r die beiden Z e u g e n hier g a r nicht von Individuen
ver-
stehen w o l l e n ,
und
sondern
etwa,
wie E b r a r d ,
Evangelium, oder, wie H e n g s t e n b e r g ,
s o n e n , P e r s o n i f i c a t i o n e n des Z e u g e n t h u m s . Darstellungsweise
in
Weissagung
die beiden
über
diesem
von
Gesetz
von g a n z idealen P e r -
Abschnitte Märtyrer
Was
übrigens
die
betrifft,
so w i r d
die
dem
Johannes
zuerst
noch durch dieselbe himmlische S t i m m e , nämlich Christi,
ge-
g e b e n , die s c h o n v o r h e r zu i h m g e r e d e t h a t t e ; ihre R e d e g e h t fort u n d
findet
d a h e r die S c h i l d e r u n g in F u t u r i s s t a t t bis V. 10.
D a n n a b e r ä n d e r t sich die D a r s t e l l u n g , indem die W i e d e r b e l e b u n g d e r beiden M ä r t y r e r u n d Aoristen
erzählt
wird,
was daran
als h a l t e es sich
sich a n s c h l i e s s t ,
in
t h a t s ä c h l i c h v o r den
A u g e n des S e h e r s b e g e b e n , also dort w i e d e r g a n z die D a r s t e l l u n g a l s einer Vision. und
V. 3.
Und
sie
sollen
ich
werde
meinen
weissagen,
zwei Zeugen
hebraisirend
statt:
ich
geben werde
ihnen g e b e n d a s A m t , den A u f t r a g , d a s s sie w e i s s a g e n Tage,
angethan
als Z e i c h e n u
der
1260
m i t S a c k t u c h , n ä m l i c h als B u s s e p r e d i g e r , Trauer
ü b e r das V e r d e r b e n des V o l k e s
a s demselben deshalb drohende Unheil.
Das
und
nQO(pr¡xcveiv
262
IV. Specielle Erklärung.
bezeichnet die ganze prophetische Wirksamkeit durch die Rede, welche freilich auch hier zugleich auf die Zukunft hinweisen sollte. Als seine (IUQTVQBS bezeichnet der Herr sie, wiefern sie eben von ihm Zeugniss ablegen sollen, namentlich von seiner Zukunft, vergl. I, s. 3, 14. Joh. I, 15. — Der Artikel r o i g dvoL fiagzvai piov zeigt, dass zwei bestimmte gemeint sind, und dass die hier zu Grunde liegende Erwartung von solchen als eine bekannte vorausgesetzt werden konnte. Die 1260 T a g e entsprechen ganz den 42 Monaten, während welcher Jerusalem von den Heiden zertreten werden soll; eben diese Zeit ist als die ihrer prophetischen Busspredigt gemeint. V. 4. D a s s i n d d i e z w e i O e l b i i u i n e u n d d i e z w e i L a m p e n , d i e v o r d e m H e r r n d e r E r d e s t e h e n . Auch hier zeigt der wiederholte Artikel, dass zwei bestimmte Oelbäume und Lampen gemeint sind. Dies bezieht sich auf die Vision des Zacharias Kap. 4, wo der Prophet einen goldnen Leuchter (Xvyyia) sieht mit 7 Lampen (Xvxvoi) und dabei zwei Oelbäume; die 7 Lampen werden erklärt als die Augen Jehovah's, welche die ganze Welt durchlaufen (V. io), die zwei Oelbäume aber als „die beiden Oelsöhne ("iny? \?2, d. h. Gesalbte, Gott-Geweihete) die da stehen vor dem „Herrn der ganzen Erde" D n ö y n ) , was als höchst ehrenvolle Bezeichnung derselben als Diener Jehovah's zu betrachten isl." Der Prophet hat dabei wahrscheinlich an den Serubabel und den Hohenpriester Josuah gedacht. Hier wird dieses dann aber auf diese beiden Zeugen, die vor der Wiederkunft des Herrn als Bussprediger in Jerusalem auftreten sollten, bezogen, und dieselben zugleich als die zwei Leuchter bezeichnet, was ohne Zweifel auch auf jene Vision des Zacharias anspielt, obwohl dort nur von einem Leuchter mit 7 Lampen die Rede ist; dieser ward wohl vielleicht betrachtet als gleichfalls die beiden Gesalbten darstellend, und so konnten sie denn hier statt dessen als zwei Leuchter bezeichnet werden. Der Artikel ai ist nach ABC und vielen Minuskeln, Andr. Arelh. ai., mit C o n i p l . , B e n g e l , G r i e s b a c h , L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f u. A. auch vor övo Xvxviai aufzunehmen; ferner stall &eov mit denselben Ausgaben (nach AC 3 3 min. Syr. Ar. Copt. (Aeth.) Vulg. Hippol. Andr. und Areth. Prim. Victorin. al.) xvgiov 7.11 lesen, wie es sich auch bei Zacharias findet; auf jeden Fall ist aber auch
Kap. 11, 5. 6.
263
nach dem Sinne unseres Buches unter dem Herrn der Erde Gott der Vater gemeint, nicht C h r i s t u s , der hier als der R e dende zu betrachten ist. Endlich ist statt rec. eartSaai wahrscheinlich mit B e n g e l , G r i e s b a c h , L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f das schon von Mi II gebilligte e a T c ü r e g zu lesen (nach A B C 25 min. Vulg. Areth.) und diese Incorrectheit daher zu e r klären, dass der Schriftsteller dabei die Männer selbst im Sinne g e h a b t h a t , auf die die W o r t e sich a u c h beim Zacharias beziehen, obwohl hier noch der Artikel a i in Beziehung auf die Xv%viai gesetzt ist. V. 5. U n d s o j e m a n d s i e v e r l e t z e n w i l l , sich unterfangen ihnen etwas zu Leide zu t h u n , s o g e h e t F e u e r a u s i h r e m Munde und v e r z e h r e t ihre F e i n d e ; und so j e m a n d sie v e r l e t z e n will, m u s s er also g e t ö d t e t w e r d e n , eben auf die angegebene W e i s e , durch das aus ihrem Munde hervorgehende Feuer. Anders B e n g e l , d e W e t t e : demzufolge, gleichsam nach dem jus talionis. Im zweiten Hemistich wird bloss zur nachdrücklichen Bestätigung der Gedanke, der im ersten ausgesprochen, wiederholt; Sei zeigt an, dass es so dem göttlichen Willen gemäss ist. E s spielt dies übrigens unverkennbar auf die Geschichte des Elias a n , welcher zweimal die vom Israelitischen Könige Ahasja gegen ihn ausgesandte S c h a a r durch F e u e r , welches auf seinen Befehl vom Himmel herabfiel, tödtete. 2. Reg. 1, 10-12. Luc. 9, 54. Da dieses doch die W i r k u n g seines Gebets w a r , so heisst schon Sir. 48, i sq. Elias ein P r o p h e t wie F e u e r , dessen W o r t wie eine Fackel brennt und der Feuer herabbrachte (vom Himmel, xarjjyayev). So ist dies denn hier dahin gesteigert, dass das verzehrende Feuer bezeichnet wird als aus dem Munde der beiden Zeugen selbst hervorgehend, als Zeichen der gewaltigen Kraft und W i r k u n g ihrer Heden, ähnlich wie das 1, 16 aus dem Munde des Menschensohnes hervorgehende scharfe zweischneidige S c h w e r t . Vergl. übrigens auch N u m . 16, 35, wornach auch die Empörer wider Mose durch Feuer, von J e h o v a h ausgehend, gefressen werden. V. 6. D i e s e h a b e n d e n H i m m e l z u v e r s c h l i e s s e n G e w a l t , d a s s kein R e g e n r e g n e w ä h r e n d der T a g e ihrer W e i s s a g u n g . Auch dieses spielt auf die Geschichte des Elias a n , 1. Reg. 17, ib, der in Israel eine D ü r r e ankün-
264
IV. Specielle Erklärung.
d i g t e , die a u c h e i n t r a t , so d a s s der R e g e n n a c h ih. 18, t e r s t i m dritten J a h r e z u r ü c k k e h r t e . D o c h w a r d es s p ä t e r üblich, die D a u e r dieser D ü r r e auf die r u n d e und m y s t i s c h e Z a h l v o n J a h r e a n z u g e b e n ; so L u c . 4, 25. J a c . 5, 17 7 halben Jahren, u n d a u c h J a i k u l Schiineoni ad R e g . X V I fol. 3 2 ; u n d d a s e n t s p r i c h t denn den 1260 T a g e n der D a u e r der p r o p h e t i s c h e n W i r k s a m k e i t dieser beiden Z e u g e n des H e r r n , w ä h r e n d w e l c h e r sie a u c h sollen den H i m m e l verschliessen k ö n n e n , d. i. allen Regen hemmen. u n d h a b e n G e w a l t ü b e r d i e G e w ä s s e r , s i e in B l u t zu v e r w a n d e l n u n d die E r d e zu s c h l a g e n , so o f t sie w o l l e n , m i t j e g l i c h e r P l a g e , gleich wie Mose in A e g y p t e n ; w o r a u f dieses o h n e Z w e i f e l anspielt. V. 7. U n d w e n n s i e i h r Z e u g n i s s w e r d e n v o l l e n d e t h a b e n , a m E n d e des Z e i t r a u m s von l 2 6 0 T a g e n , w ä h r e n d d e s s e n sie die B e s t i m m u n g h a b e n als Z e u g e n des Herrn zu w i r k e n . so wird das a u s dem A b g r u n d e a u f s t e i g e n d e T h i e r m i t i h n e n K r i e g f ü h r e n , sie bekriegen, u n d s i e b e s i e g e n und sie tödten. Dieses ist o h n e Z w e i f e l v o m Antichrist g e m e i n t , d e s s e n W e s e n und W i r k s a m k e i t im zweiten T h e i l e d e s B u c h e s a u s f ü h r l i c h e r g e s c h i l d e r t w i r d , der dort 13, i als ein a u s d e m M e e r e a u f s t e i g e n d e s T h i e r v o r g e f ü h r t w i r d , von d e m es a b e r 17, 8 a u c h heisst, dass er a u s dem A b g r u n d e a u f s t e i g e n werde ( f i t s k X e i a v a ß a l v e t v e x x r j g a ß v a a o v ) . D a s s a u c h hier dieses T h i e r nicht e t w a als R e p r ä s e n t a n t und Personification des J u d e n t h u m s in seiner F e i n d s c h a f t g e g e n d a s C h r i s l e n t h u m , s o n d e r n m e h r des H e i d e n l h u m s , des G ö t z e n d i e n s t e s g e m e i n t ist, zeigt V. 9. iü die B e z e i c h n u n g d e r j e n i g e n , w e l c h e sich ü b e r den T o d der beiden Z e u g e n f r e u e n , o b w o h l sie in J e r u s a l e m getödtet werden. V . 8. U n d i h r e L e i c h n a m e (statt rec. t a 7 t t t o ( i a t a ist hier u n d d a s e r s t e Mal V. 9 %o n x d ( x a . zu lesen n a c h bei W e i t e m ü b e r w i e g e n d e n ä u s s e r e n Z e u g e n , mit B e n g e l , G r i e s b a c h , L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f ; es steht aber der S i n g u l a r c o l l e c t i v e (wie n ' p j j und u n s e r Aas) als in d e m gleichen S i n n e , w i e der P l u r a l , der a u c h V. 9 d a s z w e i t e Mal echt ist) ( l i e g e n ) auf der G a s s e der g r o s s e n S t a d t , die geistlich S o d o m u n d A e g y p t e n h e i s s t , wo a u c h ihr H e r r g e -
Kap. 1 1 , 9. 10. kreuzigt
ward.
Deutlichste
als
Durch
den
Jerusalem
f j n ü i v ist mit C o m p l . ,
265
letzteren
Z u s a t z wird
bezeichnet.
Bengel
Statt
u. A . ,
sie auf's
rec.:
o
xvqios
Griesbach,
m a n n , T i s c h e n d o r f u. A. o x . avrwv
zu l e s e n ,
Lach-
nach
ABC
3 2 min. S y r . Ar. pol. Copt. Aeth. Arm. V u l g . Orig. Andr. Areth.a!., w o dann das P r o n o m e n auf die beiden Z e u g e n selbst g e h t , als deren H e r r Christus
eben
so
wohl bezeichnet w e r d e n
wie sie als seine Z e u g e n (V. 3).
konnte,
N a c h dem früher B e m e r k t e n
w ü r d e a u c h dieses n o c h als W o r t e Christi selbst zu b e t r a c h t e n sein, und so lassen sie sich auch u n g e a c h t e t dieser B e z e i c h n u n g seiner P e r s o n w o h l ansehen.
D o c h ist allerdings a u c h m ö g l i c h ,
dass der S c h r i f t s t e l l e r dieses nicht während dieser ganzen theilung der himmlischen S t i m m e
an den S e h e r
Mit-
b e s t i m m t vor
Augen g e h a b t hat, dass sie als R e d e des Messias zu betrachten sei. —
nvsvfiazixws
obwohl
eigentlich
xaleizai einen
will s a g e n ,
anderen
Namen
dass die S t a d t ,
habend,
doch
ihrer
inneren B e s c h a f f e n h e i t n a c h der lasterhaften und von G o t t deshalb mit V e r n i c h t u n g
bestraften S t a d t S o d o m
gleiche,
womit
öfters a u c h das B u n d e s v o l k v e r g l i c h e n wird, wenn es von S e i ten seines U n g e h o r s a m s gegen seinen G o t t soll bezeichnet w e r den (z. B . J e s . I, io: höret J e h o v a h ' s W o r t , ihr S o d o m s f ü r s t e n , merket
auf
die L e h r e
unseres
Gottes,
ihr
Gomorrha- Volk).
D a s s e l b e ist der F a l l mit dem L a n d e A e g y p t e n ,
in B e z i e h u n g
a u f die F e i n d s c h a f t und die V e r f o l g u n g e n , w e l c h e dieses g e g e n das V o l k G o t t e s zur Zeit des Mose v e r h ä n g t e , gleich wie j e t z t J e r u s a l e m wider die R e k e n n e r des Herrn. V . 9. die
von
Und es sahen den V ö l k e r n
Nationen = nam
(sc. oi oder rivsg,
und S t ä m m e n
L e u t e von allen V ö l k e r n der E r d e , i h r e n
drei T a g e und einen
mystische Z a h l reren T a g e n ) Grabmal
wie 2 , io u. a.)
und Z u n g e n
halben
zur B e z e i c h n u n g
und
legen
(auch wieder eine runde
eines
Zeitraumes
werden
ihre L e i c h n a m e
lassen,
das w e r d e n
g e g e n sie und die von
und
Leich-
sie,
von
nicht aus
ihnen verkündigle S a c h e ,
mehin
ein
Feindschaft nicht einmal
zugeben, dass sie n a c h ihrer E r m o r d u n g b e g r a b e n w e r d e n , sondern werden sie zur B e s c h i m p f u n g wie ein Aas auf der S t r a s s e liegen
lassen,
Schmach V. io.
was
den
Hebräern
als
eine
ganz
besondere
galt. Und die B e w o h n e r
d e r E r d e (wie 3, io. 6 , io)
266
IV. Specielle Erklärung.
freuen sich ihrethalben, w e g e n ihrer E r m o r d u n g u n d werden frohlocken und werden einander Geschenke s c h i c k e n , w i e d a s als Z e i c h e n d e r F r e u d e bei festlichen G e l e g e n h e i t e n im O r i e n t e n o c h jetzt üblich sein s o l l ; siehe H a r m a r ' s B e o b a c h t u n g e n ü b e r den Orient. T h l . II. S. 1. Vgl. d a s ni3D nbtt' N e h e m . 8, 10. u . E s t h . 9, 19. 22, d. i. den bei einein F r e u d e n f e s t e A b w e s e n d e n G e r i c h t e (portiones) von der Mahlzeit senden. w e i l diese z w e i P r o p h e t e n die B e w o h n e r der E r d e p e i n i g t e n , eben d e s h a l b ist n a t ü r l i c h , d a s s die letzteren sich ü b e r ihren U n t e r g a n g h ö c h l i c h freuen. D a s ßaaavl^eiv bezieht sich s o w o h l auf da? L ä s t i g e , w e l c h e s die P r e d i g t der B u s s e an sich f ü r die w e l t l i c h e n M e n s c h e n h a t t e , als auf die P l a g e n , w e l c h e die beiden Z e u g e n n a c h der ihnen verliehenen G e w a l t ü b e r ihre W i d e r s a c h e r und die W e l l ü b e r h a u p t zu v e r h ä n g e n v e r m o c h t e n n a c h V. s 6. V. h . Hier findet n u n , wie s c h o n b e m e r k t , ein W e c h s e l der D a r s t e l l u n g s t a t t , da, w a s sich weiter mit diesen ¡Märtyrern begiebt, nicht inehr als n o c h p r o p h e t i s c h von der himmlischen S t i m m e v e r k ü n d i g t d a r g e s t e l l t w i r d , s o n d e r n als v o m S e h e r in d e r Vision g e s c h a u t , als vor seinen A u g e n sich b e g e b e n d . D o c h n a c h d e n v i e r t e h a l b T a g e n k a m in s i e L e b e n s g e i s t a u s G o t t , es w u r d e ihnen g l e i c h s a m w i e d e r L e b e n s o d e m von G o l t e i n g e h a u c h t , sie w u r d e n w i e d e r lebendig, z u m B e w e i s e dessen es weiter h e i s s t : u n d s i e t r a t e n a u f i h r e F i i s s e , richteten sich w i e d e r s e l b s l t h ä t i g auf. Bei dieser Darstellung schwebt dem Schriftsteller wohl besonders Ezech. 37, in v o r , w o es h e i s s t , d a s s bei der w e i s s a g e n d e n R e d e des P r o p h e t e n in die G e b e i n e der T o d t e n L e b e n s g e i s t g e k o m m e n , sie w i e d e r lebendig g e w o r d e n u n d auf ihre F ü s s e getreten seien ' D I T ^ T ^ y n c y ü l ITPl m i n cnzs N2P1). An u n s e r e r S t e l l e ist s t a t t rec. in avzovg wahrscheinlich mit B e n g e l (Gnom o n ) , G r i e s b a c h , L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f zu lesen I v avrolg (= elg avtoi5g) n a c h A min. Andr. Eine a n d e r e L e s art h a t bloss avrolg C 4 min. u n d so ed. E r a s m i , ed. B e r g ; d a g e g e n elg avrovg B "21 min. V u l g . Areth. A n d r . 2 ; Alles w o h l G l o s s e a u s sv avrolg-, v e r g l e i c h e 2. R e g . 13, 21, w o es von einem G e s t o r b e n e n , der in d a s G r a b d e s Elisa g e w o r f e n w i r d , h e i s s t , dass so w i e er des P r o p h e t e n Gebeine b e r ü h r t
Kap. 1 1 , 12. 13.
267
habe, er lebendig geworden und auf seine F ü s s e getreten sei. Zu rtvevfia ^tofjg vergl. D " n not?>i Gen. 2, r. und g r o s s e F u r c h t b e f i e l d i e , w e l c h e s i e s a h e n . V. 12. U n d s i e h ö r e t e n e i n e l a u t e S t i m m e v o m H i m m e l , d i e zu i h n e n s a g t e : s t e i g e t h i e r h e r h i n a u f ; und s i e s t i e g e n h i n a u f in d e n H i m m e l in d e r W o l k e , so dass sich hier also wiederholte, was vom Elias 2. R e g . 2, n erzählt wird, dass er — vor den Augen seines Jüngers Elisa — im W e t t e r gen Himmel gefahren sei (D^CBfln r n y p s b j n ) . — Als S u b j e c t zu ijxovoav würden entweder die Menschen, welche die Märtyrer und deren Belebung sahen, oder wahrscheinlicher die Märtyrer selbst zu betrachten sein. Aber nicht unwahrscheinlich ist hier die echte Lesart rjxovoa ich hörte; wie C o m p l . , B e n g e l , T i s c h e n d o r f und einige andere Ausgaben haben, was auch G r i e s b a c h , E w a l d , Z i i l l i g , de W e t t e u. A. billigen, es findet sich dies in B 24 min. S y r . ed., Ar. Copt. Andr. Areth., und konnte leicht nach dem Vorhergehenden durch Abschreiber in die rec. verwandelt werden, indem sie vielleicht sich dachten, dass auch hier die Rede der himmlischen Stimme an den S e h e r noch fortgehe. und es s a h e n sie i h r e F e i n d e . V. 13. U n d z u r s e l b i g e n S t u n d e (statt w g a haben C o m p l . al. ^ f i e Q a , wozu auch G r i e s b a c h sehr hinneigt, nach B 3 2 min. Ar. pol. Andr. 2. Areth.) e n t s t a n d e i n g r o s s e s E r d b e b e n u n d d e r z e h n t e T h e i l d e r S t a d t (Jerusalem) f i e l , stürzte ein, und e s w u r d e n in d e m E r d b e b e n g e t ö d t e l s i e b e n T a u s e n d P e r s o n e n , über ovö^iata s. 3, 4. Das Erdbeben erscheint hier als die Verherrlichung der beiden Märtyrer und ihren Sieg über ihre Feinde begleitend, und damit geht denn ein Theil, und zwar der bei Weitem kleinere Theil der Stadt Jerusalem und ihrer Jüdischen Bewohner — denn von diesen ist ohne Zweifel die Rede — zu Grunde. Dieses hat aber auf die Uebrigen (nämlich die »ihrigen J ü dischen B e w o h n e r der Stadt und wohl vielleicht des Jüdischen Landes überhaupt) eine andere Wirkung, als nach 9, 20 sq. die Tödtung eines Drittheiles der Menschen durch die dämonische Heerschaar auf die übrigen Menschen der E r d e ; denn während es von diesen hiess, dass sie durch das göttliche Strafgericht nicht bekehrt worden seien von ihrem Götzendienste
268 und
IV. Specielle Erklärung.
anderen
Uebrigen
Laslern,
wurden
v o m F e l i x : efitpoßog Himmels
heisst
es
hier
erschreckt, yevöfievog)
von j e n e n :
und g a b e n
dem Gotte
des
und G n a d e anerkannten und so
denn a u c h es sich angelegen sein l i e s s e n , zu
beweisen
(vergl.
J o h . 9 , 24. L u c . 17, 18)
sich seinem
ü b e r die F o r m e l
Willen
14, 7. 16, 9.
E s lässt sich demnach nicht w o h l v e r -
kennen, dass hier die Hoffnung a n g e d e u t e t s c h e i n t , dass auch
die
d i e E h r e , die ihm g e b ü h r e n d e E h r e , indem sie ihn
in seiner M a c h t , Gerechtigkeit gehorsam
doch
fürchteten sich (Act. 2 4 , 25
G o t t über J e r u s a l e m
ein
dadurch doch nur ein T h e i l G r u n d e gehen
Strafgericht
verhängen
wenn werde,
der S t a d t und ihrer B e w o h n e r zu
w e r d e , die übrigen a b e r sich bekehren und die
S t a d t samint dem T e m p e l bis zur P a r u s i e des Herrn w e r d e erhalten werden.
Darüber siehe die Allgem.
Einl.
Hiermit ist nun das zweite W e h e , w e l c h e s auf die s e c h s t e P o s a u n e kommt, b e s c h l o s s e n , wie
auch
V . 14 ausdrücklich a n g e g e b e n wird. über,
siehe
9 , 1 2 : RJ oval rctvza.
dritte
Dass
beim
Gottes
Das
zweite
Wehe
RJ FIIA anfjX&ev
—
Mysterium
das
kommt
Idov
des
zur V o l l e n d u n g w a r auch
eines E n g e l s bekräftigt worden. von dem P o s a u n e n
des
siebenten
kommen
oval ¡.LERA
Engels
das
Verzug
10, 6 sq. durch den
Schwur
ist denn nun auch Engels
die
P>ede,
S t i m m e n , die dabei im Himmel sich hören l a s s e n , übrigen
vorVergl.
und kein
Es
siebenten
ist
EQXEZAC STI dvo
Posaunen
m e h r stattfinden w e i d e ,
Wehe schnell.
gleich und die
s a m m t den
Erscheinungen V. 15 - 19
lassen eigentlich auch erwarten, d a * s jetzl unmittelbar die S c h i l derung des Eintrittes des R e i c h e s des Messias in seinem
Siege
über die W e l t und des letzten G e r i c h t e s über die W e l t
folgen
und damit die ganze Enthüllung werde.
E s heisst
V . (5. schahen, die
Und
Mill
sein
der
siebente
Engel
ge-
liessen sich h ö r e n , l a u t e
sagten
schon
der Zukunft beschlossen
nämlich:
(statt billigt
Xiyovaai und
posaunte,
Stimmen
ist keyovxeg
Bengel,
Griesbach,
im
da
Himmel,
zu l e s e n ,
was
Lachmann,
269
K a p . 1 1 , 16. 17.
Tischendorf viel m e h r vovxo
aufgenommen
äussere
ai
Zeugen
ßaoikeiai
ßaoileLa,
haben nach
h a t im
der
AB
14 m i n . ;
noch
Folgenden
s t a t t rec.
sye-
Singular
für
sich:
iyevszo
d e n C o m p 1., B e n g e l , G r i e s b a c h ,
Tischendorf in d e r T h a t
Lachmann,
u. A. a u c h a u f g e n o m m e n h a b e n ,
passender
erscheint;
Ewald
fj
und der
auch
h ä l t den P l u r a l
die s c h w i e r i g e r e L e s a r t f ü r die e c h t e ) : d a s R e i c h d e r ist
unseres
(wohl
Herrn
Anspielung
auf
f ü r sich n e h m e n = f j ßaoileia
geworden
und
P s . 2, 2) —
Züllig
seines
ist e r s c h i e n e n , u n d tov
TOV xoa^iov
herrschaft Gottes und
Gesalbten
will hier xvqiov
eysveto
etc. e n g mit
v e r b i n d e n : es ist e r s c h i e n e n die W e l t des Messias;
aber
d a s ist g r a m m a t i s c h
s e h r h a r t u n d u n n a t ü r l i c h ; u n d f ü r die a n d e r e F a s s u n g auch
12, io:
ISLA
TOV
is?io
E s ist d i e s e s
übrigens g r a d e derselbe Z e i t r a u m ,
dessen nach
11,2.3
— als
während
die Z e r t r e t u n g der heiligen S t a d t
durch
die Heiden und die p r o p h e t i s c h e W i r k s a m k e i t d e r beiden g e n d a u e r n soll. selben
Verhältnisse
annimmt, der
sondern
Himmelfahrt
hinter sich h a t t e ,
und
dieselbe
dieses Christi, jenes
hier
Zeit,
wie
z. B .
tonov xov ocpewg
welche
dagegen
der
Seher
selbst
schon
auf eine noch künftige Z e i t
ano
nqoa-
V. 14 fin. kann m a n z w e i f e l h a f t s e i n , w o -
mit sie zu verbinden sind.
Grotius,
Vitringa,
u. A. verbinden sie mit n e z r j z a i :
der S c h l a n g e f l ö g e etc. Bengel,
Ebrard
a u f die Z e i t unmittelbar n a c h
v o r der P a r u s i e d e s Herrn. — Bei den W o r t e n
(Uebersetzung)
Zeu-
A b e r es bezieht sich hier doch nicht auf d i e -
Doch
ist w o h l
Wette
d a s s sie v o r
wahrscheinlicher
d e W e t t e (Comment.), H e n g s t e n b e r g ,
d e m unmittelbar v o r h e r g e h e n d e n :
de
onov xqeqiexai
wie
d a s s sie mit x.
I.
zu v e r -
binden s i n d : = w o s e l b s t sie g e n ä h r t wird (sicher) v o r der S c h l a n g e ; es ist da
grade wie
und g i n g
gen Ber
J u d 9, 21: „ J o t h a m entwich und floh und w o h n t e d a s e l b s t
=
g e s i c h e r t , g e b o r g e n vor d e m A b i m e l e c h . " —
fern,
noxa/iioipoQrjxog
ist ein s o n s t nicht g r a d e v o r k o m m e n d e s W o r t a b e r richtig z u sammengesetzt, V. l r .
nach
der A n a l o g i e
von
avefxo(poQr}xog.
Und es e r g r i m m t e der D r a c h e über das Weib,
ü b e r die G e m e i n d e G o t t e s , weil er d i e s e l b e nicht zu vernichten
282
IV. Specielle Erklärung.
vermocht, u n d e r g i n g hin K r i e g z u f ü h r e n m i t den übrigen ihres S a m e n s , w e l c h e die G e b o l e G o t t e s halten und das Z e u g n i s s J e s u haben. (Jeher diese letztere B e z e i c h n u n g siehe ad 8, 9 u n d 19, 10. D i e g a n z e B e z e i c h n u n g f ü h r t d a r a u f , dass die C h r i s t e n auf der E r d e g e m e i n t sind, u n d z w a r z u n ä c h s t die J u d e n - C h r i s t e n , die g l ä u b i g e n J u d e n , w e l c h e hier ü b e r a l l als d e r S t a m m der B e k e n n e r des H e r r n b e t r a c h t e t w e r d e n , a n w e l c h e die g l ä u b i g e n Heiden sich a n s c h l i e s s e n , so dass a u c h sie hier nicht a u s g e s c h l o s s e n sind. D i e s e G l ä u b i g e n w e r d e n n u n a b e r als die U e b r i g e n v o m S a m e n d e s W e i b e s bezeichnet u n v e r k e n n b a r in B e z i e h u n g auf den von ihr n a c h d e m V o r h e r g e h e n d e n g e b o r n e n M e s s i a s ; der S i n n ist d e m n a c h , dass d e r S a t a n , n a c h d e m er v o r h e r v e r g e b e n s den Messias in den H i m m e l v e r f o l g t u n d n a c h d e m er d a r a u f die G e m e i n d e G o t t e s auf E r d e n g a n z zu v e r s c h l i n g e n g e t r a c h t e t , j e t z t w e n i g s t e n s die einzelnen B e k e n n e r des H e r r n auf E r d e n zu bek ä m p f e n u n d zu v e r d e r b e n t r a c h t e . — D a z u bedient er sich z w e i e r W e r k z e u g e , w e l c h e der S e h e r j e t z t s c h i l d e r t , wie sie 9ich i h m in der Vision d a r s t e l l t e n , d e s A n t i - C h r i s t s und des P s e u d o - P r o p h e t e n . Z u e r s t wird der A n t i - C h r i s t v o r g e f ü h r t .
V. 18 — K a p . 13,
IO.
U e b e r die g a n z e Idee des A n t i - C h r i s t s ü b e r h a u p t , ü b e r die A n l e h n u n g der D a r s t e l l u n g desselben in der A p o k a l y p s e , an die S c h i l d e r u n g e n des B u c h e s Daniel, ü b e r die Modificirung dieser Idee in der A p o k a l y p s e und ü b e r d a s V e r h ä l t n i s s d e r A p o k a l y p s e in dieser B e z i e h u n g zu a n d e r n S c h r i f t e n d e s N . T . u. s. w . s. Allgein. Einl. p g . 8 1 sq. V. is. Hier ist die L e s a r t streitig. D i e r e c , h a t iatad-rjv, die e r s t e P . , in B e z u g auf den S e h e r : u n d i c h w a r d g e s t e l l t und stand auf d e i n S a n d e d e s M e e r e s . D a f ü r die 3. sing. s a x a & T ) cod. A C S y r . Ar. pol. Aeth. A r m . V u l g . T y c h o n . Victorin, u n d so Editt. A i d in und L a c h m a n n , gebilligt von P i s k a t o r , J u n i u s , M i l l , R. B e n t l e y u. A. E s w ü r d e sich dieses auf den D r a c h e n beziehen und a n d e u t e n , d a s s d e r s e l b e dort aul d e m S a n d e des Meeres s t e h e n d d a s H e r v o r k o m m e n seines T r a b a n t e n , des A n t i c h r i s t s , b e o b a c h t e t h ä t t e . Aber richtig haben d a g e g e n schon f r ü h e r e A u s l e g e r b e m e r k t , d a s s es g a r nicht
283
Esp. 13, i.
wahrscheinlich ist, dass der S e h e r den Drachen so ruhig b e o b achtend oder erwartend werde dargestellt haben, zumal da derselbe auch in den nächstfolgenden Visionen, wo der Antichrist geschildert wird, gar nicht besonders hervortritt.
Höchst w a h r -
scheinlich ist daher die rec. die ursprüngliche Lesart. also der S e h e r in der Vision aus
S o wird
dem Himmel auf die E r d e
versetzt und z w a r ans Ufer des Meeres, weil aus dem Meere gleich das T h i e r , der Antichrist aufsteigt.
Auch Oan. 8, 2. 10, 4
wird G e w ä s s e r als der Standpunkt der F.mpfangung der Vision bezeichnet. Kap. 1 3 , i . aufsteigen,
Und ich s ä h e a u s dem M e e r e ein
welches
zehn H ö r n e r und s i e b e n
Thier
Häupter
h a t t e und a u f s e i n e n H ö r n e r n zehn D i a d e m e und seinen
Häuptern
Namen
der L ä s t e r u n g .
auf
Aus dem Meere
sieht auch Daniel 7, 3 die vier grossen T h i e r e aufsteigen, w o durch
die vier W e l t - M o n a r c h i e n
liegt hier wohl zu Grunde-,
dargestellt w e r d e n , und das
ob es sich zugleich auf die L a g e
R o m s der Römischen Metropolis jenseit des Meeres (vom S t a n d punkte des Verfassers) bezieht, wie E w a l d meint, ist wenigstens zweifelhaft, obwohl nicht ganz unwahrscheinlich.
Die Zahl
der Häupter und der Hörner ist bei diesem T h i e r e die gleiche wie bei dem Drachen (12, 3);
doch hat es zehn Diademe auf
seinen zehn Hörnern, dagegen der D r a c h e sieben Diademe auf seinen sieben
Häuptern;
jenes bezeichnet die Hörner als ein-
zelne weltliche Mächte, wie auch Kap. 17, 12 ausdrücklich angegeben wird; die Bedeutung der sieben Häupter dieses T h i e r e s s. ib. V. 9. S t a t t o v o / u a rec., was Z ü l l i g und d e W e t t e ist wohl mit C o m p l . , dorf
ovöfia-ra
Griesbach,
Lachmann,
festhalten, Tischen-
zu lesen nach A B 31 min. S y r . Ar. pol. Vulg.
Arelh. V e r g l . 17, 3, wo dieses T h i e r selbst bezeichnet wird als ysf.iov
ovofiarwv
ßXaoiav. V.
11-17.
Schilderung eines zweiten Thieres, des Pseudo-Propheten. Auch darüber siehe die AIlgen). Einl., sowohl was die Idee desselben selbst betrifft im Verhältniss zu dem Antichrist, als auch in welchem Verhältniss die Darstellung in unserem Buche zu anderen Schriften des N. T . steht (S. 101 sq.). V. Ii. Und icli s ä h e ein a n d e r e s T h i e r a u s d e r E r d e a u f s t e i g e n . Dass dieses nicht wie das vorhergehende aus dem Meere sondern aus der Erde aufsteigt, ist wahrscheinlich gar nicht weiter zu urgiren, noch hat es eine besondere symbolische Bedeutung. E w a l d findet darin die Andeutung, dass er nicht etwa aus Horn kommen, sondern auf dem festen Lande von Asien selbst auftreten werde; dieser glaubt, dass der Verfasser eine bestimmte Person vor Augen habe, weiche damals die Gegend, wo er lebte, turhirt hätte durch Hinweisung auf den bald wie ein Golt wiederkehrenden Nero. Doch ist beides wenigstens höchst problematisch, und wird diese An-
288
IV. Specialis Erklärung.
n ä h m e d u r c h die Schilderung unseres Buches, a u c h durch das P r ä s e n s V. 1 2 - 1 ? , keineswegs nölhig oder besonders w a h r scheinlich. u n d er h a t t e z w e i H ö r n e r g l e i c h e i n e m L a m m e = gleich den Hörnern eines L a m m e s , so dass er also wie ein nicht sehr kräftiges harmloses Thier a u s s a h e , vor dem man sich nicht zu fürchten brauchte; vetgl. Matth. 7, 15: ngooexere and tdiv xpEvdonQoeprjtiüv, o'lxiveg iqxovtai fiQog vf-iäg ¿v evövfiaoi nqoßatatv, eoio&ev de eioi Ivxoi aqnayeg. u n d e r r e d e t e w i e e i n D r a c h e , so verschmitzt und schlau um die Menschen zu v e r f ü h r e n , gleich wie der S a t a n unter einer S c h l a n g e Gestalt die ersten Menschen verführte. V. 12. U n d d i e G e w a l t d e s e r s t e n T h i e r e s ü b t e r g a n z v o r d e m s e l b e n a u s . D a s kann wohl nur gemeint sein: u n g e a c h t e t seiner Lammsgestalt übet er alle G e w a l t , die das ersle T h i e r , der Antichrist h a t , welche diesem der Satan verliehen hat, gleichfalls aus und z w a r v o r d e m s e l b e n , d. i. vor seinen Augen und in seinem Dienste; vergl. V. 14: r a orj/.isla, a sdS&T] airü noifjoat ivamiov TOV thygiov. Kap. 19, 20: o xpevöoriQogitiTrjg, 0 noirjaas ta atj/neta ivdniov avTov. u n d er m a c h t die E r d e u n d die B e w o h n e r a u f d e r s e l b e n , d. h. bestimmt, bewegt sie, d a s s s i e (dieselbe Conslruclion 3 , 9: noiijoio avrovg, Iva rj^ovat x. ngooxvv?jaovai) huldigen dem ersten Thiere, dessen T o d e s w u n d e geh e i l t w a r (vergl. V. 3). V. 13. U n d e r b e w i r k t g r o s s e Z e i c h e n , u n d d a s F e u e r , d a s s es v o m H i m m e l a u f die E r d e h e r a b f a h r e v o r d e n M e n s c h e n , vor ihrer Aller A u g e n , gleich wie der gewaltige P r o p h e t Elias that ( l . R e g . 18, 38. 2. Reg. 1, 10. 12), diesem in seiner Wirksamkeit n a c h a h m e n d . Die Lesart übrigens ist hier nicht sicher, obwohl die Verschiedenheit auf den Sinn keinen wesentlichen Einfluss übt. W i e G r i e s b a c h hat schon die Comp), das iva hinter xal nvq, und xazaßaivfl statt noifj xataßaiveiv. D o c h hat die rec. m e h r für sich, und sie h a b e n auch K n a p p , L a c h m a n n und T i s c h e n d o r f beibehalten, nur statt xataßaiveiv ex TOV ovgavov versetzt ix TOV ovqavov xaxaßaiveiv. D a ist e s : e r ü b t g r o s s e Z e i c h e n , so d a s s er s o g a r F e u e r vor d e n M e n s c h e n v o m H i m m e l a u f d i e E r d e h e r a b f a h r e n m a c h t . Dieses ist w a h r -
289
Kap. 13, 14—16.
scheinlich das U r s p r ü n g l i c h e ; so A C 4 min., Vulg., Iren., Primas. V. 14. U n d d i e B e w o h n e r a u f d e r E r d e f ü h r t e r i r r e , v e r f ü h r t er, d u r c h d i e Z e i c h e n , w e l c h e i h m g e g e b e n ist vor dein T h i e r e zu v e r r i c h t e n , i n d e m er d e n B e w o h n e r n a u f d e r E r d e s a g t , sie auffordert, sie heisst e i n B i l d z u m a c h e n d e m T h i e r e , w e l c h e s d i e S c h w e r t v v u n d e h a t t e u n d (wieder) a u f l e b t e ; das ist etyoe. Die B e z e i c h n u n g der W u n d e , wovon das T h i e r schien sterben zu müssen, als einer S c h w e r l w u n d e , bezieht sich auf die wirkliche T o d e s a r t des N e r o , wie schon Allgem. Einl. bemerkt ist. D a s noirjacti elx6va ist hier gemeint in B e z i e h u n g auf Bilder, w i e sie Göttern zur V e r e h r u n g errichtet w u r d e n ; so liessen auch die R ö m i s c h e n Kaiser sich Bilder e r r i c h t e n , denen göttliche E h r e erwiesen w e r d e n m u s s t e ; zu solchem Götzendienste gegen den Antichrist wird der P s e u d o - P r o p h e t die Menschen verleiten. V. 15. U n d e s w a r d i h m g e g e b e n , v e r s t a t t e t , er erhielt die Macht (statt amcü hat L a c h m a n n a v x f j n a c h AC, w a s aber doch wohl nur zufälliger Schreibfehler ist und auf diese W e i s e betrachtet w e r d e n müsste, w e n n es sich a u c h schon im Autograph auf diese Weise g e f u n d e n hätte) d e m B i l d e d e s T Iii e r e s O d e m , Lebensgeist, z u g e b e n , d a s selbe zu beleben, s o d a s s d a s B i l d d e s T h i e r e s s o g a r r e d e t e u n d m a c h t e (bei n o i ^ a r j ist nicht der P s e u d o P r o p h e t S u b j e c t , wie E i c h h o r n m e i n t , sondern das Bild des Thieres, w i e richtig auch E w a l d , Z ü l l i g , d e W e t t e ) d a s s Alle, die d e m B i l d e d e s T h i e r e s n i c h t h u l d i g t e n , g e tödlel würden. Möglich ist, dass diese D a r s t e l l u n g sich an irgend e t w a s T h a t s ä c h l i c h e s a n l e h n t , an G a u k e l e i e n , w e l c h e e t w a B e t r ü g e r damals zur T ä u s c h u n g des V o l k e s mit Bildsäulen v o n Göttern oder Kaisern gelrieben h a l t e n . D o c h lässt sich d a r ü b e r nichts B e s t i m m t e s nachweisen. J e d e n f a l l s soll hier nur prophetisch geschildert werden, wie sehr Kräfte der Finsterniss w i r k s a m sein w e r d e n , dem Antichrist V e r e h r e r zu v e r schaffen. Vergl. 2. T h e s s . 2, 9 sq. V. ig. U n d e r m a c h t A l l e , k l e i n u n d g r o s s , R e i c h e u n d A r m e . F r e i e und K n e c h t e , d a s s sie sich ein M a h l z e i c h e n auf i h r e r e c h t e H a n d oder auf i h r e S t i r n e B l e e k , Apokalypse.
19
290
IV.
Specielle Erklärung.
raachen. Statt rec. ¿wog, was sich auf den Pseudo-Propheten beziehen würde, ist mit C o m p ! . , B e n g e l , G r i e s b a c h , L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f u. A. der Plural Swaiv zu lesen, nach A B C 10 min. Andr. 1. ( d w a o v a i v oder dwawaiv haben 2 4 min. Arethas); dieses ist aber wohl n i c h t , wie de W e t t e , Z ü l l i g u . A.: dass m a n ihnen mache = dass ihnen gemacht werde, sondern die navveg sind selbst S u b j e c t = er bewegt s i e , dass sie sich setzen, avTÖig = havtoig. S o richtig G r o t i u s . — x ä q a y f i a bezeichnet überhaupt etwas Eingeprägtes, ein eingegrabenes Mahlzeiclien, und zwar ist hier nach dem Folgenden der Name des Thieres gemeint, durch dessen Einpriigung auf die rechte Hand oder auf die Stirne sie als Angehörige des Thieres bezeichnet werden; vergl. ad 7, 2. — Statt xüv /¿ETioTiiüv haben B e n g e l , G r i e s b a c h , L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f TO [xijionov, was auch schon M¡11 billigt ( s o A '25 min. Hippot. Areth. Iren. Copt. Arm., TOV /¿«twttov C ) ; es ist dann s n l hier unmittelbar hinter einander mit dem genit. und mit dem accus, verbunden; beide Constructionen sind in solcher Verbindung dem Hellenistischen Sprachgebrauch gemäss, z. B. yQatpeiv ini u und Ini Tivog; s. m e i n e n Cominentar zum Hebräerbrief 8, 10. S . G, f i n d e , die a u c h o h n e Z w e i f e l die r e c h t e ist. F ü r die E n t z i f f e r u n g , siehe d a s in der Allgem. Einl. B e m e r k t e , p a g . 62, w o als die w a h r s c h e i n lichste D e u t u n g die s c h o n v o m I r e n a u s mit a n g e f ü h r t e bezeichnet ist, w e l c h e in n e u e r e r Z e i t b e s o n d e r s E i c h h o r n w i e d e r g e l t e n d g e m a c h t h a t , dass nämlich d a s W o r t kazelvog g e m e i n t s e i , als B e z e i c h n u n g des heidnischen Kömerthums. W a s n u r g e g e n diese D e u t u n g bedenklich m a c h e n k ö n n t e , ist die YormAaxelvoq selbst, da m a n e h e r ylatlvoq erwarten würde, w a s a u c h bei G r i e c h i s c h e n S c h r i f t s t e l l e r n sich findet, w i e denn ü b e r h a u p t bei L a t e i n i s c h e n W ö r t e r n das i vor einem C o n s o n a n t e n g e w ö h n l i c h nicht in EI v e r w a n d e l t w i r d , o b w o h l bei G r i e c h i s c h e n W ö r t e r n d a s ei iin Lateinischen in ein l a n g e s i. D o c h ist in einzelnen F ä l l e n a u c h j e n e s g e s c h e h e n , wie in 2aße7vo$, TlavXelvog, Oavorelvog, JlaTisiQiog), und dass n a m e n t l i c h die F o r m und S c h r e i b a r t Aaxiivog zu der Z e i l bei den G r i e c h e n nicht u n g e w ö h n l i c h g e w e s e n sein k a n n , e r g i e b t sich s c h o n d a r a u s , d a s s diese D e u t u n g w e n i g s t e n s sec. 2 fiti. schon in der G r i e c h i s c h e n K i r c h e b e k a n n t und verbreitet g e w e s e n sein m u s s u n d d a s s a u c h I r e n ä u s , der von G e b u r t selbst ein H e l l e n e , h ö c h s t w a h r s c h e i n l i c h a u s Klein-Asien w a r , o b w o h l er diese E r k l ä r u n g nicht billigt, doch an der F o r m des N a m e n s d u r c h a u s keinen A n s t o s s n i m m t . — Von anderen D e u t u n g e n ist n u r b e s o n d e r s eine in n e u e s t e r Zeit m e h r f a c h g e l l e n d g e m a c h t e zu e r w ä h n e n , dass nämlich der H e b r ä i s c h e B u c h s t a b e n W e r t h des N a m e n s des K a i s e r s N e r o g e m e i n t sei ]i~lj ~)Dp o d e r ~!Dp ]71J; n a c h dieser S c h r e i b a r t g e b e n die B u c h s t a b e n n a c h i h r e m Z a h l e n w e r l h e im H e b r ä i s c h e n allerdings diese S u m m e p = 100, d = 60, 1 = 2 0 0 , j = 50, 1 = 2 0 0 , 1 = 6, l = 50. D i e s e E r k l ä r u n g m a c h t F e r d . B e n a r y g e l t e n d in B r u n o B a u e r ' s Z e i t s c h r i f t f ü r s p e c u l a t i v e T h e o l . B d . I. H . 2 (Berlin 1836. S . 2 0 5 — 2 0 6 ) . D a n n e r k l ä r t e H i t z i g in seinem O s t e r n und P f i n g s t e n , S e n d s c h r e i b e n an I d e l e r (Heidelb. 1837) S. 3 , dass er dieselbe D e u t u n g s c h o n in seinen V o r l e s u n g e n ü b e r die A p o k a l y p s e im S o m m e r 1836 e n t w i c k e l t h a b e , u n d d e u t e l e a n , d a s s sie von d a h e r w o h l B e n a r y ( d u r c h einen
Kap. 13, 18.
reisenden
und
sein m ö g e .
hospitirenden
293
Dom - Candidaien)
D a g e g e n rechtfertigte B e n a r y
zugekommen
sich und n a h m die
Priorität für sich in Anspruch (Hall. A l l g e m . K . Z . 1 8 3 7 . A u g . ) . Benary
meint
d a b e i , die andere L e s a r t 6 1 6 beziehe sich auf
denselben N a m e n , nur Nero nach R ö m i s c h e r W e i s e o h n e ] a m Ende g e s c h r i e b e n
wodurch
50
weniger
herauskommen.
Nicht minder behauptet E d . R e u s s in S t r a s s b u r g (Hall. A. K . Z . 1 8 3 7 . I n t e l l . - B l . S e p t e m b e r ) , dass auch er dasselbe s c h o n früher öffentlich
vorgetragen
habe,
a b g e h ö r t worden sein. schon F r i l z s c h e
so dass
s a m m l e n theolog. Litteratur bis 6 4 . "
von ihm
kann
z u v o r g e k o m m e n w a r , der dieselbe E r k l ä r u n g
s c h o n 6 J a h r e früher entwickelt haupt J a h r g . I.
es a u c h
D a b e i w a r ihnen e n t g a n g e n , dass ihnen
B d . 3.
hat in den „ A n n a l e n der g e -
und der christlichen K i r c h e
über-
H. 1. ( C o b u r g und Leipzig 1 8 3 1 )
S. 42
S o scheinen demnach
a b h ä n g i g von einander
diese vier G e l e h r t e n
auf diese D e u t u n g
und das scheint sehr zu Gunsten
g a n z un-
g e k o m m e n zu sein,
der E r k l ä r u n g
zu
sprechen,
die auch an sich s e h r passend und den» S i n n e des B u c h e s
ent-
s p r e c h e n d zu sein scheint.
dass
G l e i c h w o h l glaube ich n i c h t ,
sie richtig ist, und z w a r a) besonders deshalb, weil es an sich u n w a h r s c h e i n l i c h ist, dass bei dieser Z a h l der Z a h l e n w e r t h Hebräischen
Buchstaben
zu Grunde
liegen
sollte;
s.
der
darüber
A l l g e m . Einl. ( S . 8 7 ) ; b) weil in den J ü d i s c h e n S c h r i f t e n (z. B . Thahn. Babyl.
Gittin. Fol. 5 6 , 1.) s o w o h l der N a m e
als a u c h " l C p
mit einem J o d
hinter
dem
des N e r o
eisten
Conso-
nanten g e s c h r i e b e n wird; dieses hätte bei dem N a m e n des N e r o w o h l fehlen können, nicht aber wohl in " " C p , da es Iiier aus dem G r i e c h i s c h e n Kaiaag
herstammt.
D a z u k o m m t c) dass ü b e r h a u p t
nicht natürlich scheint, dass hier der Antichrist schon als der einzelne R ö m i s c h e K a i s e r sollte bezeichnet sein, da er hier n o c h als das T h i e r mit den 7 Hörnern auftritt und erst später
hervorgeho-
ben wird, dass er in einem dieser Hörner g l e i c h s a m concenti irt sei. D a h e r halte ich die andere und schon so alte D e u t u n g = entschieden
für viel
wahrscheinlicher. —
her) a u c h , für die Z a h l 6 6 6
Ewald
yfaztivog
meinte
sei die Deutung yiatsivog
n e h m e n (jetzt j e d o c h ]l~!i ~ C p ) ;
doch
scheint
er s e h r geneigt,
die andere L e s a r t 6 1 6
für die richtige zu h a l l e n ,
diese o n
10 - f 6 0 - f 2 0 0 - f 2 0 0 + 6 - f 4 0 =
ID^p
Nachweisungen
(100 + über
verschiedene
andere
(früanzu-
und
Erklärungen
deutet 616). siehe
294
IV. Specielle Erklärung.
bei W o l f c u r . ad h. 1. (p. 5 4 5 — 5 5 1 ) ; H a r t w i g A p o l o g i e II. S . 2 0 1 — 2 2 4 ; H e i n r i c h s E x c u r s . IV. ( T o m . II. p. 2 3 5 — 2 6 5 ) ; d e W e t t e . S e l t s a m und n u r der Curiosität w e g e n a n z u f ü h r e n sind u n t e r den E r k l ä r u n g e n n e u e r e r Ausleger die v o n Z ü l l i g und H e n g s i e n b e r g . Z ü l l i g hält f ü r e n t s c h i e d e n , d a s s g e meint sei D d p i j ? 5 ]2 D ^ b ? Bileatn, S o h n B e o r s , d e r Z a u b e r e r , w i e er sich J o s . 13, 22 g e n a n n t findet, w o a b e r die beiden letzten W ö r t e r beide mit 1 g e s c h r i e b e n sind ODlp "IIJD. A b e r a u c h d a v o n a b g e s e h e n , ist die D e u t u n g g a n z u n w a h r s c h e i n l i c h . N o c h m e h r gilt d a s v o n der mit g r o s s e r Z u v e r s i c h t v o r g e t r a g e n e n E r k l ä r u n g H e n g s t e n b e r g ' s , der n a c h der S t e l l e E s r a 2, 13, w o es bei der A u f f ü h r u n g der a u s d e m Exil z u r ü c k g e k e h r t e n J u d e n h e i s s t : „die S ö h n e A d o n i k a m 666", m e i n t o d e r weiss, e s sei der N a m e A d o n i k a m zu v e r s t e h e n , der n a c h s e i n e r e t y m o l o g i s c h e n B e d e u t u n g : „ d e r H e r r e r b e b t sich", f ü r d e n N a m e n d e s Antichrist vortrefflich g e e i g n e t sei. K a p . 14,
i-5.
D e r S e h e r e r z ä h l t weiter, w a s sich ihm in der Vision d a r gestellt h a b e , n ä m l i c h die S c h a a r der 1 4 4 0 0 0 E r w ä h l t e n , w e l c h e mit d e m L a m m e auf d e m Sion s t e h e n und G o t t mit einem n e u e n Liede preisen, w e l c h e s im H i m m e l erschallt. — E s sind dieses eben d i e j e n i g e n , w e l c h e K a p . 7, 3 sq. mit d e m S i e g e l G o t t e s an i h r e r S l i r n e bezeichnet w e r d e n , w e s h a l b es hier V. 1 h e i s s t , d a s s sie den N a m e n G o t t e s und des L a m m e s a n ihrer S t i r n e t r a g e n . U e b e r eine S c h w i e r i g k e i t , w e l c h e d a s V e r h ä l t niss u n s e r e r S t e l l e zu Kap. 7 v e r u r s a c h t , w i e l e r n d o r t die 1 4 4 0 0 0 n u r die G l ä u b i g e n a u s d e m J ü d i s c h e n V o l k e sind, w o r a n sich d o r t noch eine u n z ä h l b a r e S c h a a r a u s a n d e r e n V ö l k e r n anschliesst, w ä h r e n d hier d a s s e l b e als die Z a h l der s ä m m t l i c h e n E r w ä h l t e n e r s c h e i n t , s. ad K a p . 7. — U e b r i g e n s g i e b t diese Vision nicht g e r a d e einen F o r t s c h r i l l in der E n t h ü l l u n g der Z u k u n f t , n o c h ist sie mit m a n c h e n f r ü h e r e n A u s l e g e r n auf b e s t i m m t e B e g e b e n h e i t e n oder Z e i t e n iti der s p ä t e r e n G e s c h i c h t e der K i r c h e zu b e z i e h e n , sondern es soll hier n u r im A l l g e m e i nen im G e g e n s a t z e g e g e n die M e n s c h e n der W e l t , die sich z u m D i e n s t e d e s Antichrists v e r f ü h r e n l a s s e n , auf die R e i n h e i t u n d die Seligkeit d e r K n e c h t e G o l t e s h i n g e w i e s e n w e r d e n ; dazu w e r d e n sie hier w i e d e r a u f g e f ü h r t .
Kap. 14, 1—3. V. i. auf
Und i c h s c h a u t e lind s i e h e , d a s L a m m
dem
Berge
Sion
welche
seinen
Stirnen
geschrieben
ovofia
295
und
und
mit
seines
ihm
Vaters
trugen.
144
Namen
Die W o r t e
stand
Tausende, auf
ihren
avxov
xal
xo
fehlen rec. (also bloss: den Namen seines Vaters), sind
aber Ed. C o m p l . ,
Bengel,
Griesbach,
Lachmann,
Ti
S c h e n d o r f u. A. aufgenommen, finden sich A B C 3 4 min. S y r . Ar. pol. Copt. Aeth. Arm. Vulg. Orig. Method. Andr. Arelh. Patrlat., und sind ohne Zweifel echt, nur durch zufälligen S c h r e i b fehler, Bei
veranlasst durch das Homoioleleulon,
dem
Ewald,
Berge
Sion
Züllig,
übrigens
haben
Hengstenberg,
wir
ausgefallen.
wohl
—
nicht,
wie
an das himmlische Sion
zu denken, sondern an den T e m p e l b e r g in der heiligen Stadt, der hiermit schon wie der Sammelplatz für die Knechte Gottes angedeutet erscheint. V . 2. gleich grosser
Und der
ich
Gewässer,
starken
eine S t i m m e
dem
Rauschen,
und g l e i c h
Donners.
Standpunkt
hörete
Stimme,
der S t i m m e ,
Auch das ex tov
des Sehers
vom
vieler
nicht i m
Himmel Wasser,
dein
Schalle
ovqavov zeigt, dass der
Himmel ist, und so spricht
auch dieses dafür, dass wir das Sion,
wo
er das L a m m
und
die Knechte Gottes s i e h t , nicht im Himmel zu suchen haben. Die Stimme erschallt aber vom Himmel so, dass j e n e Knechte Gottes sie auf dem Sion vernehmen und so vom Himmel selbst lernen, Gott würdig zu preisen, denn Preis Gottes ist e s , w a s hier gehört wird. Und
die
Stimme,
der von Z i t h e r s p i e l e r n , nämlich
die mit
welche
Begleitung der
auch Kap. 5, 8 s q . ,
ich
hörte,
war
die auf i h r e n Z i t h e r n Zither singen.
dass die 4 Cherubim
So
gleich spielen, heisst
es
und die 2 4 Aeltesten
mit Zithern versehen ein neues Lied (zum Preise des L a m m e s ) gesungen hätten. gesagt;
die Singenden sind,
ist nicht
offenbar sind aber himmlische Heerschaaren
—
Wer
hier
gemeint,
Kngel, welche vor dem göttlichen T h r o n e singen. V. 3. U n d s i e s i n g e n (wie) e i n n e u e s L i e d v o r
dem
T h r o n e (dem göttlichen), u n d v o r d e n v i e r T h i e r e n
und
den
A e l t e s t e n . — Die rec. 10g (vor (¡¡örjv) hat
Tischendorf,
wie C o m p l . ,
Bengel,
Griesbach,
ausgelassen,
nach
2 7 min. Orig. Method. Andr. 2. Areth. Vulg. P a t r . lat. —
B
Syr.
IV. Specielle Erklärung.
296
Co|)t. A e t h . A r m . Ar. D o c h iässl w i e es h ä t t e in den T e x t k o m m e n w s ( u n d s 0 A C al. V u l g . — L a c h w i e ein g a n z n e u e s Lied, w a s sie
sich w e n i g e r leicht d e n k e n , k ö n n e n als u m g e k e h r t ; mit m a n n ) ist e s : es e r s c h i e n sangen.
u n d n i e m a n d v e r m o c h t e d a s L i e d z u l e r n e n , so d a s s er es sich h ä t t e a n e i g n e n u n d d e n h i m m l i s c h e n H e e r schaaren nachsingen können. als n u r die 144 T a u s e n d e , w e l c h e v o n d e r e r k a u f t s i n d , nämlich G o t t e als d e s s e n E i g e n t h u m , 5 , 9: yyoQCtoag
t, 14: xai näv oqoe, x. vijaog EX
TWV
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a v t ö j v
£XlV7]&T]Oav.
V. 21. U n d g r o s s e r H a g e l w i e e i n T a l e n t s c h w e r (über 5 0 P f u n d , vergl. Joseph. B. S. V, 16,3: zalavrialoi fiev oi ßal6{tevoi nitQOi) fällt vom Himmel h e r a b auf tfoav d i e M e n s c h e n ; u n d d i e M e n s c h e n (statt B u s s e zu thun, sich zu bekehren) l ä s t e r t e n G o t t w e g e n d e r P l a g e d e s H a g e l s , denn sehr gross ist dessen Plage. K a p . 17 enthält nun die nähere E r k l ä r u n g sowohl des T h i e r e s als a u c h seiner H ä u p t e r und Horner und d a d u r c h auch des grossen B a b y l o n , w e l c h e E r k l ä r u n g dem S e h e r durch einen der sieben P l a g e e n g e l gegeben wird, der sich liier erbietet, ihm das (iericlit der grossen H u r e zu zeigen. V. 1
-2.
V . ) . U n d es k a m e i n e r v o n den s i e b e n K u g e l n , w e l c h e die s i e b e n S c h a a l e n h a l l e n und r e d e t e mit m i r u n d s p r a c h : k o m m h e r , so will ich dir z e i g e n d a s G e r i c h t d e r g r o s s e n H u r e , w e l c h e a u l d e n (das zwiefache t w v vor nokltSv und vöariov von L a c h m a n n a u s g e lassen, wie E r a s m . 1. 2. 3. Colin. Beng., nach A 5 min. Hippol. Andr.) v i e l e n W a s s e r n s i t z e t . Dies W e i b ist nach V. i> die g r o s s e Babel, von deren noqveia schon 14, s die R e d e w a r , in Beziehung auf den Götzendienst. Die Bezeichnung derselben als sitzend auf vielen W a s s e r n , oder, an vielen, grossen W a s s e r n (denn so ist es w o h l n u r g e m e i n t , vergl. V. 15: t ä vöceta ov ij jiiqvi] xa&rjzai) ist entlehnt von der Bezeichnung des allen Babels J e r e m . 51, 13: "•¡"Opir D 1 ?"! E s bezieht sich d a s auf die L a g e der S t a d t a m S t r o m e E u p h r a l , und so hier des neuen Babels an der T i b e r , hat aber hier zugleich n a c h V. eine symbolische B e d e u t u n g in Beziehung auf zahl-
Kap. 17,
321
-».3.
reiche V ö l k e r , welche in der Stadt vereinigt sind und von ihr beherrscht werden. Vergl. Nah. 2, 9, wo Ninive in Beziehung auf seine Volksmenge mit einem T e i c h e voll Wasser verglichen wird. Auch die späteren Juden deuten die im A. T . erwähnten Wasser öfters auf Völker; s. W e t s t e i n zu V. 15. Dass übrigens der Engel sich hier erbietet, dem Seher das Gericht B a bels zu zeigen, beweist auch, dass nicht schon im Vorhergehenden die Zerstörung der Stadl als geschehen gesetzt wird und dass das eis iQia sysvexo 16, 19 nicht wie E i c h h o r n u. A. von dervollständigen Zerstörung derselben gemeint sein kann. Uebrigens zeigt auch schon diese Stelle deutlich, dass nicht, wie noch Z ü l l i g , Jerusalem gemeint sein kann; denn diese Stadt konnte auf keinen Fall bezeichnet werden als auf oder an vielen Wassern sitzend, welche Bezeichnung doch auch im eigentlichen Sinne ihre Wahrheit haben muss, also entschieden auf eine Stadt führt, die entweder am Meere oder an einein grösseren Strome lag. V. 2 m i t der die K ö n i g e d e r E r d e H u r e r e i g e t r i e ben h a b e n und die B e w o h n e r der E r d e v o m W e i n e i h r e r H u r e r e i t r u n k e n g e w o r d e n s i n d , s. ad 14, s ; sie hat also sowohl Fürsten als Völker an sich zu ziehen gewussl und sie durch Verführung zum Götzendienste ins Verderben geführt. Auch das würde für die damalige Zeit für Jerusalem eine höchst unpassende Bezeichnung sein. V.
3-7.
V. 3. U n d e r f ü h r t e m i c h im G e i s t e in der Vision i n e i n e W ü s t e . Diese Oertlichkeit hat wohl schon eine symbolische Beziehung auf das S c h i c k s a l , welches der Stadt bevorstehe; vergl. V. 16: ^Qt]^uo/.ievrjv avrrjv n0iT]00V0i. Kap. 18,i9 : Iuiä WQü riQt)!.ni)^T} u. s. w. und ich s ä h e ein W e i b s i t z e n auf e i n e m k a r t n o s i n f a r b e n e n , scharlachfarbenen T h i e r e , v o l l v o n N a m e n d e r L ä s t e r u n g , cf. 13, i : xai eni tag xegtakag aurwv ovo(xaTa ßlaG]Oijaav zu lesen nach A B C 33 min. Syr. Ar. Copt. Aetli. Hippol. Andr. Areth. Palr. Lall. (vulg. pervenerunt). Es liegt wohl zu Grunde
332
IV. Specielle Erklärung.
Jerern. 51, 9: es reichet bis an den Himmel ihr (Babels) Gericht (Strafe, PieBl^c) und erhebt sich bis zu den Wolken. S o heisst es hier: d e n n i h r e S ü n d e n s i n d a n g e k l e b t = zusammengeklebt, zusammengehäuft, b i s z u m H i m m e l , liegen so ungeheuer gross und gehäuft da, dass Gott sie unmöglich übersehen kann. aber Gott hat ihrer U n g e r e c h t i g k e i t gedacht, ihrer eingedenk geworden.
ist
V. 6—7. Anrede an die Plageengel, die die göttlichen Strafgerichte vollstrecken; denn so ist es ohne Zweifel gemeint. V e r g e l t e t i h r , w i e s i e v e r g o l t e n h a t = gemäss dem, w i e sie gegen Andere verfahren ist; es ist hier anodidóvai das zweite Mal gebraucht wie das Hebr. te, überhaupt in Beziehung auf gegenseitige Handlungen, die gegen Andere verrichtet werden. Die ree. hat hinter ènéóaxe noch vfi.iv, w a s aber ganz unpassend ist; es fehlt auch ABC c. 30 min. Syi\ Ar. Copt. Aeth. Vulg. ms. Hippol. Patr. Lat., ausgelassen von G r i e s b a c h , L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f , was schon G r o t . , M i l l , B e n g e l billigen. V e r d o p p e l t ihr d o p p e l t e s n a c h i h r e n W e r k e n , lasst sie die Strafe dafür doppelt, aufs reichlichste erfahren. in d e m B e c h e r , w o r i n s i e g e m i s c h t h a t = eingeschenkt den Wein ihrer Hurerei, s c h e n k e t ihr d o p p e l t e s e i n = lassi sie die schwerste Strafe empfinden für alle ihre Verführung Anderer zum Götzendienste; über diese zwiefache W e n d u n g des Bildes vergi. 14, s. io. 16, 19. 18, 3. V. 7. S o s e h r s i e s i c h h e r r l i c h g e m a c h t u n d g e s c h w e l g t h a t , so v i e l g e b e t ihr P e i n und T r a u e r ; d e n n s i e s p r i c h t in i h r e m H e r z e n , i c h s i t z e da (thronend) a l s K ö n i g i n u n d b i n n i c h t W i t t w e u n d w e r d e n i c h t T r a u e r s c h a u e n , erfahren; ist Nachbildung von Jes. 47, 7. s (in Beziehung auf Babel): du sprachst: ewiglich werde ich Herrin sein (Hl?? . . . Nun höre dieses, Ueppige, die du sorglos sitzest, die da spricht in ihrem Herzen: ¡"OD^X Sti'N nS blSty j n t o ò l . D a s Witlwenthum bezieht sich dort w o h l auf den Verlust des Königs und so steht es auch wohl hier in Beziehung auf die Könige, die mit ihr Unzucht trieben, so wie 7iév&os auf den Verlust der Kinder, d. i. ihrer Bewohner, wie
Kap. 18, 8—12.
333
denn das W o r t namentlich in Bezug auf Trauer und Klage über Verstorbene steht. V. 8. D a r u m w e r d e n a n E i n e m T a g e i h r e P l a g e n k o m m e n (Jes. 47, 9; -inx o v o jjj-j) T o d u n d T r a u e r (über den Verlust ihrer Kinder) u n d H u n g e r ; u n d m i t F e u e r w i r d sie v e r b r a n n t w e r d e n ; denn s t a r k ist G o t t der H e r r , d e r s i e g e r i c h t e t h a t , das Strafgericht über sie verhängt. Dieses wird denn bitterliche Klagen bei Allen hervorrufen, welche mit ihr in näherer Verbindung g e s t a n d e n , wie derselbe Engel zu schildern fortfährt, besonders nach dem Vorbilde des Ezechiel in der Weissagung wider T y r u s Kap. 26 sq.; zuerst a ) V. 9. io. Trauer und Klage von Seiten ihrer Buhlen, der Könige; vergl. Ezech. 26, 16-18. 27, 35. U n d w e i n e n w e r d e n u n d w e h k l a g e n ü b e r s i e , ob ihres Unterganges, die K ö n i g e d e r E r d e , die mit ihr g e h u r t u n d g e s c h w e l g t h a b e n , w e n n sie den R a u c h i h r e s B r a n d e s sehen werden. V. 10. v o n f e r n e s t e h e n d , stehenbleibend, a u s F u r c h t vor ihrer P e i n und s p r e c h e n d : wehe, w e h e , du g r o s s e S t a d t B a b e l , du s t a r k e S t a d t , d a s s zu E i n e r S t u n d e , plötzlich in Einem Augenblicke, d e i n G e r i c h t g e k o m m e n i s t , du im Gerichte vernichtet bist. ß) V. u - 1 7 . Klage von Seiten der Kaufleute, welche sich durch sie bereichert haben. U n d d i e K a u f l e u t e d e r E r d e w e i n e n und k l a g e n ü b e r sie, w e i l n i e m a n d h i n f o r t m e h r in r e W a a r e k a u f t (y6t uos Act. 21, 3 von der Schiffsl a d u n g , von ye^elv voll, belastet sein, daher wie hier von Kaufmannswaaren überhaupt). V. 12. W a a r e n v o n G o l d (die Genitive explicative) u n d S i l b e r u n d E d e l s t e i n u n d P e r l e n u n d B y s s u s , feine Leinen, u n d P u r p u r u n d S e i d e n z e u g u n d S c h a r l a c h , u n d a l l e r h a n d Z i t r o n e n - H o l z (£vXov d-vivov, Holz von dem B a u m e Svia, citrus, einem afrikanischen B a u m e , dessen Holz wohlriechend war und bei den Alten zu feinem H a u s ralhe, Tischen etc. bearbeitet w a r d ; welcher Baum eigentlich ursprünglich durch das Wort bezeichnet wird, ist streitig; erst in sehr später Zeit steht er für unseren Zitronenbaum). und allerhand elfenbeinernes Gerälh und aller-
334
IV. Specielle Erklärung.
h a n d G e r ä t h vom k o s t b a r s t e n H o l z e , und von Erz und Eisen und Marmor. V. 13. U n d Z i m m t u n d A m o m u m , eine Indische Gewürzstaude, die wie der Zimmt zum Wohlgeruche angewandt wird; (rec. fehlen die Worte xai aficofiov, die aber von B e n g e l , G r i e s b a c h , L a c h m a n n , T i s c h e n d o r f u. A. nach hinreichenden Zeugen AC 8 min. Syr. Aelh. Vulg. Itall. Hippol. Patr. Lat. aufgenommen sind; sie sind nur durch Zufall ausgefallen, wegen der Gleichheit der Endung mit dem vorhergehenden xiväfiw^iov) u n d R a u c h w e r k u n d . M y r t e n ö l u n d W e i h r a u c h u n d W e i n u n d O e l u n d W e i s s m e h l (asfiLdahg, similago, das feinste Weizenmehl) u n d W e i z e n u n d V i e h (xirjvos, eigentlich Besitz von Vermögen überhaupt, besonders von Vieh, Zugvieh) u n d S c h a f e u n d (jetzt folgen wieder einige Genitive, die wieder von yofiov abhängig zu denken sind), v o n P f e r d e n , v o n W a g e n u n d v o n L e i b e r n u n d M e n s c h e n s e e l e n , ow[iaza und tpvxai al&Qü)7tli)V sind hier ganz synonym, beides als Bezeichnung von Sklaven, Leibeigenen; sie lassen sich auch nicht mit E w a l d (jetzt aber anders) so sondern, dass der erstere Ausdruck die niedrigste Klasse von Sklaven, die die Aufsicht über die Rosse und Wagen hatten, bezeichnete; oder mit Z ü l l i g , Leute freien Standes, die für Miethslohn ihren Leib hingeben zur Arbeit, zum Kriegsdienst oder zur Unzucht. Der letztere Ausdruck ist aus Ezech. 27, 13, wo •"IK ti'BJ auch für Sklaven steht; a ü f i a t a kommt in Beziehung auf Leibeigene auch bei Griechen v o r , doch meistens in Verbindung mit dovXct und dergl.; s. W e t s t e i n ad h. 1.; vergl. Tob. 10, n : owfxata xai xzr^vrj, Gen. 36, 6: aw/uara tov ol'xov am ob, 2. Macc. 8, i i : 'lovöalxa oiü/xara. V. 14. U n d d a s O b s t d e r L u s t d e i n e r S e e l e , das feine köstliche Obst, woran du solches Behagen hast, i s t v o n d i r g e w i c h e n u n d a l l e s F e t t e u n d G l ä n z e n d e (das Erstere, i a k L n a Q a , lauta, bezieht sich auf das Fette, leckere beim Gastmahle, xa lafingci wohl auf Kleiderpracht) i s t dir v e r l o r e n , u n d n i c h t w i r s t d u e s m e h r f i n d e n . Es ist dieses nicht etwa als W o r t e der Kaufleute zu fassen, sondern als Worte des Engels, der hier Babel selbst anredet. Es scheint mir der Inhalt auch nicht so unangemessen zu sein, dass Grund wäre, mit einigen Auslegern, wie B e z a , V i t r i n g a u. A. (auchjelzt
Kap. 18, 15—17.
335
E w a l d ) zu vermuthen, dass dieses ursprünglich bei V. 23 oder hinter V. n seinen Platz gehabt hätte, odermit E w a l d (früher), dass der Verfasser dieses nur, als anders woher entlehnt an den Rand geschrieben und erst ein Abschreiber es in den Text eingerückt hätte (s. dess. Jahrb. d. Bibl. W. VIII. 1856 S. 99, wo er es für einen Fehler schon der Urschrift hält, da die Worte hinter V. 2t ihren Platz haben sollten). V. 15. Die V e r k ä u f e r d i e s e r D i n g e , die v o n i h r r e i c h g e w o r d e n , indem sie dergleichen an. Babel verkauft haben, w e r d e n v o n f e r n e s t e h e n a u s F u r c h t v o r i h r e r P e i n (vergl. V. 10) w e i n e n d und k l a g e n d , i n d e m s i e sagen: V. 16. W e h e , w e h e , die g r o s s e S t a d t , a n g e t h a n (bisher) mit B y s s u s und P u r p u r u n d S c h a r l a c h u n d ü b e r g o l d e t mit (Jold und E d e l s t e i n e n und P e r l e n . V. 17. D e n n in E i n e r S t u n d e ist ein s o l c h e r R e i c h t h u m v e r w ü s t e t , die Stadt mit allen diesen Schätzen. Diese Worte gehören noch mit zu dem Klageruf der Kaufleute, wie ähnlich V. 19 fin.; jedenfalls würde der neue Vers passender mit xal nag xvßeQvtjrrjg anfangen. Es wird hier nämlich y) V. 17b—19, die Klage der Schiffer über ihren Fall geschildert. Die Darstellung ist hier jedoch gegen das Vorhergehende geändert, indem diese Klage nicht mehr in Fuluris vorgeführt wird, in der Rede des Engels an den Seher, sondern in Aoristen, als in der Vision vor den Augen und Ohren des Sehers sich begebend. Uebrigens vergl. Ezechiels Schilderung der Klagen der Schiffer über den Fall von Tyrus Kap. 27, 28 sq. U n d a l l e S t e u e r l e u t e u n d a l l e die an e i n e n O r t s c h i f f e n und S c h i f f e r u n d a l l e die d a s M e e r b e a r b e i t e n s t a n d e n von f e r n e . Die Benennungen für die Seefahrenden sind hier gehäuft. Statt rec. nag enl TtXoiwv o o/nilog haben G r i e s b a c h und L a c h m a n n , was schon B e n g e l billigt: nag o ini xonov nXsiov nach ABC 24 min. Syr. Arm. Vulg. ms.; andere codd. wie C o m p ! . : näg o ini TCJV nXoiwv 7IKEWV. — Die Formel ¿QyäCeo&ai TTJV 9a Xaooav exercere mare, von Schiffern und Fischern, die das Meer gleichsam bearbeiten, indem sie es befahren und davon leben, findet
336
IV. Specielle Erklärung.
sich auch öfters bei Griechen, wie H e s i o d , A r r i a n , A p p i a n u. A., s. ap. W e t s t e i n . V . 18. U n d s c h r i e e n , d a s i e d e n R a u c h i h r e s B r a n d e s s a h e n , s. V. 9; s t a t t xänvov hat L a c h m a n n xonov n a c h A 1 min. Vulg., doch nicht P r i m a s . ; die rec. ist wohl die echte, nach V . 9 ; i n d e m s i e s p r a c h e n : w e r (eigentlich hier w e l c h e andere Stadt) i s t g l e i c h d e r g r o s s e n S t a d t , nämlich in Beziehung auf ihren gegenwärtigen Ruin, w e r ist so gefallen, wie Ezech. 27, 32: -yj;p i p . Nicht natürlich ist, wenn Andere ijv suppliren, wie d e W e t t e : wer w a r gleich der grossen S t a d t . V. 19. U n d s i e w a r f e n S c h u t t , S t a u b , a u f i h r e H ä u p t e r , als Zeichen der grössten T r a u e r ; e b e n s o die Schiffer über T y r u s Fall Ezech. 27, 30: DiTB'N'p-'py -)B}> - I ^ V und s c h r i e e n w e i n e n d u n d k l a g e n d , indem sie s p r a c h e n : w e h e , w e h e , die grosse Stadt, w o r i n Alle, die S c h i f f e auf dem M e e r e haben, sich b e r e i c h e r t e n v o n i h r e r K o s t b a r k e i t , rj Tij.iir>tTjg bezeichnet hier wohl alles Kostbare, w a s sie besitzt, also ihre Schätze und Reichthümer. d e n n in e i n e r S t u n d e i s t s i e v e r w ü s t e t . Als S u b ject zu riQTjfxw&tj kann man die Stadt nehmen, aber n a c h V. n allenfalls auch die ti/iiÖTTjs derselben. V. 20 tritt nun wieder die himmlische Stimme (V. 4) ein. F r e u e d i c h ü b e r s i e , o H i m m e l (statt sri avrrjv rec. h a ben C o m p l . , B e n g e l , G r i e s b a c h In avifj noch 3 0 min. Hippol. Areth., dagegen ev ainfj L a c h m a n n noch A C , letzteres Hebräisch-artig, für den Sinn ohne Unterschied), u n d i h r H e i l i g e n u n d i h r A p o s t e l u n d P r o p h e t e n , auch die letzteren von denen des Neuen Bundes. d e n n G o t t h a t e u e r G e r i c h t a n i h r g e r i c h t e t , euch an ihr g e r o c h e n ; es ist p r ä g n a n t e Construction = hat sie gerichtet und so die R a c h e für euer Blut von ihr genommen. C) V. 21-24. eine symbolische H a n d l u n g , indem ein Engel einen Mühlstein ins Meer w i r f t , u m dadurch so wie durch die sich daran anknüpfende R e d e den plötzlichen und gänzlichen U n t e r g a n g der S t a d t noch anschaulicher vor Augen zu führen. Es ist dies Nachbildung von J e r e m . 51, 63. 64, wo J e r e m i a s dem mit dem
Kap. 18, 21 — 23.
337
Zedekiah nach Babel fortgeführten Oberkämmerer S e r a j a h befiehlt, wenn er die Schrift (wider B a b e l ) ausgelesen, so solle er daran einen Stein binden und sie in den Euphrat werfen mit den W o r t e n : „so soll B a b e l versinken und nicht wieder emporkommen aus dem Unglücke, welches ich über sie bringen will". Vergl. noch Neliem. 9, i i : du warfst sie (die Aegypler) in die Fluthen wie einen Stein ins mächtige W a s s e r . V . 2i. U n d e i n s t a r k e r E n g e l h o b e i n e n Stein g l e i c h e i n e m g r o s s e n M ü h l s t e i n e (so gross; statt ¡xvXov hat L a c h m a n n (.ivXivov, eine sonst ungebräuchliche F o r m des Adjektivs, sonst ^ivXixoq) nach AC Vulg. molorem, u n d w a r f ihn ins M e e r , i n d e m er s p r a c h : a l s o w i r d B a b e l die g r o s s e S t a d t m i t G e w a l t g e w o r f e n { o q n ^ a T i , impetu, mit heftigem Angriffe, mit Gewalt) u n d h i n f o r t n i c h t m e h r g e f u n d e n w e r d e n , wie man einen schweren Stein nicht mehr sieht, der ins Meer geworfen ist. V . 22. U n d d e r L a u t d e r Z i t h e r s p i e l e r u n d d e r S ä n g e r (^tovaixtSv der Tonkünstler, es ist ein allgemeinerer Ausdruck) u n d d e r F l ö t e n - u n d P o s a u n e n s p i e l e r w i r d h i n f o r t n i c h t in d i r g e h ö r t w e r d e n , u n d k e i n K ü n s t l e r i r g e n d e i n e r K u n s t , kein Handwerker, w i r d h i n f o r t in d i r g e f u n d e n w e r d e n u n d d e r L a u t d e r IMühle s o l l h i n f o r t n i c h t m e h r in dir g e h ö r t w e r d e n . V . 23. U n d d a s L i c h t d e r L a m p e s o l l h i n f o r t n i c h t m e h r in d i r s c h e i n e n u n d die S t i m m e d e s B r ä u t i g a m s u n d d e r B r a u t n i c h t m e h r in d i r g e h ö r t w e r d e n . Aehnliche Schilderungen finden sich öfters bei den Propheten in den Drohungen wider Länder und Völker; cf. besonders J e r e m . 2 5 , io in der Drohung wider die J u d e n : und ich vertilge unter ihnen die S t i m m e der Freude und der Fröhlichkeit, die S t i m m e des Bräutigams und die Stimme der Braut, den L a u t der Mühle und das Licht der Lampe. Vergl, ib. 7, 34. 16, 9. 3 3 , n . J e s . 2 4 , 8. E z e c h . 26, 13. denn d e i n e K a u f l e u t e w a r e n die M a g n a t e n d e r E r d e , sie herrschten überall auf der Erde als Herren durch ihre Reichthümer und mit dein daraus entspringenden Uebermuthe; vergl. J e s . 23, s, wo die Kaufleute von T y r u s Fürsten, ihre Krämer die Geehrten der Erde heissen. Falsch nehmen Andere wie E i c I l h o r n liier oi [leyiozäveg zrjg yfjs als S u b j e k t Bleek, Apokalypse. 22
338
IV. Specielle Erklärung.
und fassen es: die Magnaten der Erde waren ihre Kaufleule = hatten mit ihr Verkehr, liessen sieh durch sie verführen. In diesem Sinne würde der Ausdruck sehr unnatürlich sein. denn durch deine Zauberei wurden alle V ö l k e r v e r f ü h r t ; das zweite o r t ist dem ersteren coordinirt. V. 24 u n d in i h r i s t d a s B l u t d e r P r o p h e t e n u n d H e i l i g e n g e f u n d e n u n d Aller, die auf E r d e n g e s c h l a c h t e t s i n d . Es ist so das letztere wohl hauptsächlich nur von Denjenigen genieint, welche für Gott und um des Reiches Gottes willen gewaltsamen Tod gefunden haben. Babel wird hier bezeichnet als aller dieser Ermordungen schuldig, wiefern sie mittelbar oder unmittelbar von ihr ausgegangen sind; gleich wie nach Matth. 23, 35 sq. Luc. 11, äosij. alles unschuldige Blut, welches von Anfang an auf Erden vergossen ist, an den Juden zur Zeit Christi soll gerochen werden. d) K a p . 19, l - i o . Es erschallen jetzt Stimmen im Himmel, welche Gott preisen wegen seines gerechten Gerichtes über die grosse Babel und ihn lobsingen, dass jetzt gekommen sei die Hochzeit des Lammes, die Zeit seiner Vereinigung mit seiner Gemeinde und der vollständigen Inauguration seines Reiches, die somit an den Sturz des antichristlichen Babels geknüpft wird. a) V. i - 3 . D a r n a c h h ö r t e i c h w i e e i n e l a u t e S t i m m e e i n e r g r o s s e n S c h a a r im H i m m e l , w e l c h e s p r a c h e n : H a l l e l u j a h , das H e i l und die H e r r l i c h k e i t u n d die M a c h t i s t u n s e r e s G o t t e s , das zeigt sich jetzt recht klar in diesem Gerichte über Babel. Vergl. 7, w. 11, is. V. 2. D e n n w a h r u n d g e r e c h t s i n d s e i n e G e r i c h t e , wie 16,7, d e n n e r h a t d i e g r o s s e H u r e g e r i c h t e t , über sie sein Strafgericht v e r h ä n g t , w e l c h e d i e E r d e init i h r e r H u r e r e i v e r d e r b t e , vergl. II, 18: zovg diacp^eiqovzag rrjv yrjv. Jerem. 51, 25, wo Babel ein verderblicher Berg heisst, der die ganze Erde verderbte, S^INH'^DTIN HTiti'cn, was hier dann auf das sittliche Verderben bezogen ist. und h a t das B l u t seiner K n e c h t e an ihr g e r o c h e n , vergl. Deut. 32, 43: Oip? IHSg D"ü, das Blut seiner Knechte rächt er.
D i e C o n s t r u c t i o n exdixeiv
sprechend der Weise, wie
to
alfia
ex xeiQ°S
ganz ent-
2. Reg. 9, r konstruirt ist.
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K a p . 19, 1—6.
V. 3. U n d z u m a n d e r n M a l e s p r a c h e n s i e : H a l l e l u j a h ; u n d i h r R a u c h s t e i g t in a l l e E w i g k e i t e n a u f , es wird ein unauslöschliches F e u e r sein, w e l c h e s sie verzehren w i r d ; s. J e s . 34, i o : „ T a g und N a c h t erlischt es niclit ( E d o m s F e u e r ) , ewiglich steigt sein R a u c h e m p o r , PUttty. rfoy.l C^ijj'?; s. ad K a p . 14, n . — Die Partikel xai übrigens ist w o h l mit E w a l d so zu erklären, dass dieses Glied die F o r t s e t z u n g von V. z bildet in der S c h i l d e r u n g des gerechten Gerichtes Gottes, w e l c h e nur d u r c h die W i e d e r h o l u n g des Hallelujah unterbrochen ist. ß) V . 4. U n d e s f i e l e n d i e 2 4 A e l t e s t e n u n d d i e v i e r T h i e r e n i e d e r und h u l d i g t e n G o t t e , d e m auf dein T h r o n e S i t z e n d e n , i n d e m sie s p r a c h e n : A m e n , H a l l e l u j a h ; so bilden sie den S c h l u s s c h o r zu j e n e m G e s ä n g e der himmlischen H e e r s c h a a r e n , der die Gerechtigkeit der göttlichen Gerichte preist. Vergl. P s . 106,48, die Schlussdoxologie zuin 4. B u c h e , w e l c h e schliesst: und alles Volk spreche p p - ^ n y) V . 5. U n d e i n e S t i m m e g i n g v o m T h r o n e a u s , kam daher, w e l c h e s p r a c h : L o b e t u n s e r n G o t t , a l l e s e i n e K n e c h t e , u n d d i e i h n f ü r c h t e n , seine Verehrer, k l e i n u n d g r o s s . Z u s a m m e n g e s e t z t aus P s . 134, l (Lobet J e h o v a h , alle K n e c h t e J e h o v a h s ) u n d P s . 115,13 (die J e h o v a h fürchten, die kleinen s a m m t den grossen). (?) V. 6 —8. U n d i c h h ö r t e w i e e i n e S t i m m e e i n e r grossen Menge und wie das G e r ä u s c h vieler W a s s e r u n d w i e d e n S c h a l l s t a r k e r D o n n e r . S i e s a g t e n (rec. Xeyovrwv; d a f ü r G r i e s b a c h , L a c h m a n n ed. min. T i s c h e n ut d o rf keyovteg n a c h B 15 min.; andere Minuskeln leyovzas, >d so E r a s m u s , B e n g e l al.; vielleicht ist doch die rec. die urs p r ü n g l i c h e und L a c h m a n n ed. 2 h a t sie wieder a u f g e n o m men): H a l l e l u j a h ! d e n n der H e r r u n s e r G o t t , d e r Allm ä c h t i g e eßaaikevae h a t die H e r r s c h a f t g e n o m m e n oder sich als H e r r s c h e r b e w i e s e n ; vergl. 11, 17: „ w i r danken dir, H e r r , G o t t , Allmächtiger, du Seiender und der da w a r , ozi sl'li](pas zi]v dvvctfttv aov z>)v (.isyalrjv xai eßaoilevoaq." U e b e r h a u p t ist mit unserem Abschnitte liier die Schilderung bei der E r ö f f n u n g der 7. P o s a u n e Kap. U , i 5 - i 9 zu vergleichen, w i e d e n n die W e i s s a g u n g , w a s die E n t w i c k l u n g der B e g e b e n heiten der Z u k u n f t im Allgemeinen betrifft, hier erst auf den22*
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IV. Specielle Erklärung.
selben P u n k t wieder angelangt scheint, auf w e l c h e m sie schon dort bei der 7. P o s a u n e zu stehen schien. V . T. L a s s e t u n s u n s f r e u e n u n d f r o h l o c k e n u n d Ihm die E h r e g e b e n . Denn g e k o m m e n ist die H o c h z e i t d e s L a m m e s , die Zeit seiner V e r m ä h l u n g mit seiner B r a u t , seiner Gemeinde, die stattfindet, w e n n der H e r r wieder k o m m t , u m sich mit seiner Gemeinde aufs innigste zu vereinigen in dein messianischen Reiche. W i e bei den P r o p h e t e n das Verhältniss J e h o v a h s zum Volke Israel oder zur Stadt J e r u s a l e m als ein eheliches dargestellt wird, worin J e h o v a h als der Gemahl erscheint, die Gemeinde des Volkes oder der S t a d t als die Gemahlin, z. ß . J e s . b4, 4-8. Hos. 2, 19. Ezech. 16, b und das ganze Kapitel, und daher der Abfall derselben von J e h o vah, der Götzendienst, als Hurerei und E h e b r u c h , so wird im N e u e n T e s t a m e n t öfter die Verbindung Christi mit seiner Gemeinde als eine eheliche bezeichnet, und z w a r die völlige Verbindung derselben in Seinem Reiche bei seiner glorreichen Z u kunft als die Hochzeit (Matth. 22, 2sq. 25, isq.) bis zu der sich die Gemeinde wie eine treue Braut ihrem B r ä u t i g a m zu bew a h r e n h a t ; s. 2. Cor. 11, 2: „ich eifere nun auch mit göttlichem Eifer, denn ich h a b e euch Einem Manne verehelicht, Christo, um ihm euch als reine J u n g f r a u zuzuführen". u n d s e i n W e i b , nämlich seine B r a u t , die ihm jetzt vermählt w e r d e n soll, h a t s i c h b e r e i t e t , sich bereit gemacht, u m ihn zu empfangen, hat sich geschmückt, nämlich w o h l eben mit den gleich V. 8 erwähnten Kleidern. V. 8. U n d e s i s t i h r v e r l i e h e n , s i c h z u k l e i d e n in g l ä n z e n d e n u n d r e i n e n B y s s u s , ein solches hochzeitliches Kleid, welches auf Reinheit und Unschuld h i n d e u t e t , hat sie sich anlegen können. D e n n d e r B y s s u s , die feine weisse L e i n e w a n d , i s t d i e U n s c h u l d , die Gerechtigkeit oder die T u g e n d d e r H e i l i g e n , diese werden dadurch symbolisirt, und wenn sie diese nicht besässe, w ü r d e sie j e n e Kleidung nicht tragen dürfen. %o d i xaiiofia ist eigentlich das Gerechtfertigtsein, d . i . der Zustand, w o j e m a n d öixaios ist und als solcher vor Gott dasteht; so R o m . 5, 18. D e r P l u r a l hier bezieht sich wohl n u r auf die Mehrheit der P e r s o n e n , der ayioi, w e l c h e dieses dixaiiofict besitzen. — Uebrigens ist hier, wie es scheint, bei der Braut,
Kap. 19, 9— 10.
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der yvyrj des L a m m e s , doch ohne Zweifel wohl die Gemeinde des Herrn zu verstehen; etwas anders ist es unten 21, 2 (nach Beendigung des tausendjährigen Reiches), w o es in Beziehung auf das N e u e Jerusalem steht, die vom Himmel h e r a b k o m m e n d e Stätte für die Seligen. e) V. 9 - i o . U n d er s p r i c h t z u m i r , nämlich, w i e ' s i c h aus V. io ergibt, ein Engel und wohl eben derjenige, dessen Stimme nach V. 5 vom T h r o n e erschallte, nicht, wie H e n g s t e n b e r g , der 17, l erwähnte E n g e l , a u c h wohl nicht, wie E w a l d , E b r a r d der I, i e r w ä h n t e E n g e l Christi, der durch alle diese Visionen hindurch als der Begleiter des S e h e r s zu denken sei. S c h r e i b e auf: selig sind die z u m H o c h z e i t s m a h l e d e s L a m m e s G e l a d e n e n , die als Gäste demselben beiwohnen, d. i. an der Seligkeit Seines Reiches mit] theilnehmen w e r den; vergl. Luc. 14, 15, wo j e m a n d zu Christo s a g t : ^laxäqiog oG tpaysrai AQTOV SV t f j ßaaii.F.i)V yvvatxa, n)v VVFIQJTJV TOV aqviov nach B 25 min.: das Weib, die Braut des Lammes. Uebrigens vergleiche mit der Darstellung, dass einer der Plageengel dem Seher diese Stadt zeigt, Kap. 17, l , wornach ein solcher ihm auch das Gericht Babels zeigt: delqo, öei^m aot TO xQi/.ta rijs noQvrjg Ttjg fieyälrjg x. I.
Kap. 2 1 , 10 — 14.
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V. io. Und e r f ü h r t e m i c h im G e i s t e a u f e i n e n g r o s s e n und h o h e n B e r g . S o wird Ezechiel im Gesichte,