Europäisierung des Wettbewerbsrechts: Einfluss des europäischen Rechts auf das Sach- und Kollisionsrecht des unlauteren Wettbewerbs 9783161580260, 3161473795

Waren und Dienstleistungen werden zunehmend grenzüberschreitend, europaweit oder global vermarktet. Daher berühren Werbe

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German Pages 358 [361] Year 2020

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Titel
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Einleitung
1. Teil Sach- und Kollisionsrecht des unlauteren Wettbewerbs
1. Kapitel: Grundzüge des Sachrechts des unlauteren Wettbewerbs in Europa
A. Sachrechtsintegration
I. Gemeinschaftsrecht
1. Wettbewerbsrechtliche Harmonisierung
a. Richtlinie über irreführende Werbung
(1) Irreführungstatbestand
(2) Umfang der Harmonisierung
(3) Ergebnis
b. Richtlinie über vergleichende Werbung
c. Sonstige Richtlinien mit allgemeinen werberechtlichen Regelungen
2. Medienbezogene Harmonisierung
a. Fernsehrichtlinie
(1) Anwendungsbereich
(2) Umfang der Harmonisierung
b. Fernabsatzrichtlinie
c. E-Commerce-Richtlinie
3. Produkt- oder dienstleistungsbezogene Harmonisierung
4. Verfahrensbezogene Harmonisierung
II. Staatsverträge
III. Freiwillige Selbstkontrolle
IV. Ergebnis
B. Nationales Wettbewerbsrecht
I. Grundlagen
II. Schutzniveau
C. Ergebnis
2. Kapitel: Kollisionsrecht des unlauteren Wettbewerbs
A. Kollisionsrechtsintegration
I. Staatsverträge
II. Gemeinschaftsrecht
1. Entwurf einer Verordnung des Rates über das auf außervertragliche Schuldverhältnisse anwendbare Recht
2. Richtlinien
a. Fernsehrichtlinie
b. E-Commerce-Richtlinie
c. Sonstige Richtlinien mit werberechtlichen Regelungen
III. Freiwillige Selbstkontrolle
IV. Ergebnis
B. Nationales Wettbewerbskollisionsrecht
I. Grundsatz und Grenzen der Marktortanknüpfung
1. Marktortprinzip
2. Gemeinsames Heimat- oder Aufenthaltsrecht
3. Einstweiliger Rechtsschutz
4. Ergebnis
II. Multiplizität der Marktorte
1. Übertragung der allgemeinen Anknüpfungsgrundsätze: Maßgeblichkeit aller betroffenen Marktrechte
2. Lokalisation des Marktortes bei verschiedenen Arten von Wettbewerbshandlungen
a. Absatzhandlungen
b. Direktwerbung
c. Werbung in Printmedien
d. Rundfunkwerbung
e. Marketing über Datennetze
f. Ergebnis
3. Anwendbarkeit mehrerer Marktrechte
a. Territoriale Aufspaltung und Vielfalt der Rechtsfolgen
(1) Unterlassung
(2) Schadensersatz
(3) Widerruf, Gegendarstellung und Urteilsveröffentlichung
(4) Auskunft
(5) Ergebnis
b. Praktikabilität der territorialen Aufspaltung bei Maßgeblichkeit vieler Marktrechte
C. Ergebnis
2. Teil Grundfreiheiten
3. Kapitel: Warenverkehrsfreiheit
A. Grundlagen
B. Beschränkungen der Warenverkehrsfreiheit durch Normen des unlauteren Wettbewerbs
I. Diskriminierende Regelungen
1. Formelle Diskriminierung
2. Materielle Diskriminierung
3. Ergebnis
II. Unterschiedslos anwendbare Regelungen
1. Abgrenzung von produktbezogenen und vermarktungsbezogenen Regelungen
2. Produktbezogene Regelungen als Maßnahmen gleicher Wirkung
a. Rechtmäßigkeit der Herstellung und der Vermarktung im Herkunftsland
b. Produktbezogene Regelungen
(1) Genereller Produktbezug
(2) Produktbezug im konkreten Fall
3. Vermarktungsbezogene Regelungen als Maßnahmen gleicher Wirkung
a. Diskriminierende Wirkung aufgrund von Rechtsunterschieden
(1) Rechtmäßigkeit des Marketing im Herkunftsland
(2) Anpassungskosten
(a) Werberecht
(a) Unteilbare Wettbewerbshandlungen
(b) Teilbare Wettbewerbshandlungen
(b) Absatz- und Vertriebsregelungen
(c) Zwischenergebnis
(3) Diskriminierende Wirkung trotz grenzüberschreitender Vermarktung inländischer Erzeugnisse
b. Diskriminierende Wirkung aufgrund von Marktzutrittsschranken
(1) Marktzutrittsschranken
(a) Werberecht
(b) Absatz- und Vertriebsregelungen
(2) Rechtmäßigkeit des Marketing im Herkunftsland
III. Ergebnis
C. Rechtfertigung der Beschränkungen
I. Differenzierung zwischen diskriminierenden und unterschiedslos geltenden Regelungen
II. Rechtsgüter des Art. 30 EGV
1. Gesundheitsschutz
a. Schutzgut
b. Verhältnismäßigkeit
(1) Geeignetheit
(2) Erforderlichkeit
(3) Angemessenheit
c. Art. 30 Satz 2 EGV
2. Schutz des gewerblichen und kommerziellen Eigentums
III. Zwingende Gründe des Allgemeininteresses nach der Cassis de Dijon-Rechtsprechung
1. Verbraucherschutz und Schutz der Lauterkeit des andelsverkehrs
a. Schutzgüter
b. Verhältnismäßigkeit
(1) Geeignetheit
(2) Erforderlichkeit
(a) Verkehrsverbote und Information
(b) Werbeverbote und Information
(a) Abstrakte Gefährdungstatbestände
(b) Konkrete Irreführungstatbestände
(c) Konsequenzen für weitere Wettbewerbstatbestände
(a) Irreführung durch wahre Angaben
(b) Umweltbezogene Werbung
(c) Schleichwerbung
(d) Sklavische Nachahmung
(e) Zugabe- und Rabattrecht
(f) Sonderveranstaltungen
(g) Übertriebenes Anlocken
(h) Werbung unter Gefühlsausnutzung
(i) Unerbetene Werbung
(d) Ergebnis
(3) Angemessenheit
c. Ergebnis
2. Umweltschutz
IV. Ergebnis
D. Ergebnis
4. Kapitel: Dienstleistungsfreiheit
A. Grundlagen
B. Beschränkungen der Dienstleistungsfreiheit durch Normen des unlauteren Wettbewerbs
I. Dienstleistungen und grenzüberschreitender Wettbewerb
II. Beschränkungen
1. Diskriminierende Regelungen
2. Unterschiedslos anwendbare Regelungen
a. Leistungsbezogene Regelungen in der Rechtsprechung des EuGH
b. Konvergenz von Dienstleistungsfreiheit und Warenverkehrsfreiheit
(1) Abgrenzung von produktbezogenen und vermarktungsbezogenen Vorschriften
(2) Stärkere Belastung ausländischer Dienstleistender bei produktbezogenen Vorschriften
(a) Verschiedene Arten von Dienstleistungen
(a) Massendienstleistungen
(b) Gleichartigkeit bei Rundfunksendungen und Online-Dienstleistungen
(c) Individualisierte Dienstleistungen
(b) Fehlen einer vergleichbaren Belastung inländischer Dienstleistender bei grenzüberschreitender Leistungserbringung
c. Ergebnis
III. Ergebnis
C. Rechtfertigung der Beschränkungen
I. Gründe der öffentlichen Ordnung, Sicherheit und Gesundheit nach Art. 55 EGV i.V.m. Art. 46 EGV
II. Zwingende Gründe des Allgemeininteresses
III. Ergebnis
D. Ergebnis
3. Teil Einfluß der Grundfreiheiten auf das Sach- und Kollisionsrecht des unlauteren Wettbewerbs
5. Kapitel: Rechtliche Vorgaben
A. Inländerdiskriminierung
I. Gemeinschaftsrecht
1. Diskriminierungsverbot des Art. 12 Abs. 1 EGV
2. Allgemeiner Gleichheitssatz
3. Grundfreiheiten
II. Deutsches Verfassungsrecht
1. Berufsfreiheit des Art. 12 Abs. 1 GG
2. Allgemeiner Gleichheitssatz des Art. 3 Abs. 1 GG
B. Auswirkungen auf das Kollisions- oder das Sachrecht des unlauteren Wettbewerbs
I. Grundfreiheiten und Internationales Privatrecht
II. Grundfreiheiten und Sachrecht oder Kollisionsrecht des unlauteren Wettbewerbs
1. Grundfreiheiten als versteckte Kollisionsnormen
a. Grundsatz der Verweisung auf das günstigere Herkunftslandrecht
b. Ordre public-Vorbehalt zugunsten des Bestimmungslandrechts
c. Anwendung des Herkunftslandrechts oder Berücksichtigung der Rechtmäßigkeit
d. Diskriminierung als Tatbestandsvoraussetzung
2. Grundfreiheiten als Schranken für Kollisions- oder Sachrecht
a. Zusammenwirken von Kollisions- und Sachnorm
b. Gemeinschaftsrechtskonforme Auslegung wettbewerbsrechtlicher Normen
C. Ergebnis
6. Kapitel: Europäisches Recht des unlauteren Wettbewerbs
A. Grundsatz
B. Kollisionsrechtsangleichung
I. Grundfragen der Anknüpfung
II. Sonderanknüpfung bei Multistate-Wettbewerb in Europa
1. Anknüpfungsgegenstand
a. Qualifikation als unlauterer Wettbewerb
b. Multistate-Wettbewerbshandlungen
c. Einwirkung auf die Märkte von mindestens zwei Mitgliedstaaten
2. Anknüpfungspunkt des Herkunftsortes
a. Waren
b. Dienstleistungen
III. Ergebnis
C. Sachrechtsangleichung
D. Ergebnis
Literaturverzeichnis
Sachverzeichnis
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Europäisierung des Wettbewerbsrechts: Einfluss des europäischen Rechts auf das Sach- und Kollisionsrecht des unlauteren Wettbewerbs
 9783161580260, 3161473795

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JUS PRIVATUM Beiträge zum Privatrecht Band 54

N i n a Dethloff

Europäisierung des Wettbewerbsrechts Einfluss des europäischen Rechts auf das Sach- und Kollisionsrecht des unlauteren Wettbewerbs

M o h r Siebeck

Nina Dethloff, geboren 1958; 1976-82 Studium der Rechtswissenschaften in H a m b u r g , Genf und Freiburg; 1983-84 Master of Laws ( G e o r g e t o w n University); 1984-86 und 1987-91 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Freiburg; 1986-87 Beraterin bei der Federal Trade C o m m i s s i o n in Washington, D.C.; 1987 Zulassung als A t t o r n e y at Law ( N e w York); 1990 Promotion; 1991-96 Wissenschaftliche Assistentin an der Universität Freiburg; 1996-99 D F G - S t i pendium; 2000 Habilitation; seit Sommersemester 2001 Inhaberin des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht, Rechtsvergleichung u n d Europäisches Privatrecht an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

Als Habilitationsschrift auf E m p f e h l u n g der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg gedruckt mit U n t e r s t ü t z u n g der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Die Deutsche

Bibliothek

-

CIP-Einheitsaufnahme

Dethloff, Nina: Europäisierung des Wettbewerbsrechts: Einfluß des europäischen Rechts auf das Sach- u n d Kollisionsrecht des unlauteren W e t t b e w e r b s / N i n a Dethloff. Tübingen: M o h r Siebeck, 2001 978-3-16-158026-0 Unveränderte eBook-Ausgabe (Jus privatum; Bd. 54) I S B N 3-16-147379-5

2019

© 2001 J . C . B . M o h r (Paul Siebeck) Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen G r e n z e n des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Z u s t i m m u n g des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere f ü r Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch w u r d e von G u i d e - D r u c k in Tübingen aus der G a r a m o n d - A n t i q u a belichtet, auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier gedruckt u n d von der G r o ß b u c h b i n d e r e i Heinr. Koch in Tübingen gebunden. ISSN 0940-9610

Vorwort Die vorliegende A b h a n d l u n g w u r d e von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der A l b e r t - L u d w i g s - U n i v e r s i t ä t im Wintersemester 1999/2000 als Habilitationsschrift angenommen. Standen bei Beginn der Arbeit im J a h r 1993 zunächst noch die wettbewerbskollisionsrechtlichen Fragen im Vordergrund, so rückte schon bald die gemeinschaftsrechtliche Problematik in den B l i c k p u n k t meines Interesses. Angesichts des ständig wachsenden U m f a n g s schon der deutschen Literatur und Rechtsprechung z u m Einfluß des Gemeinschaftsrechts auf das nationale Recht habe ich mich insoweit im wesentlichen auf die Sicht des deutschen Rechts beschränkt. Die sicher lohnende Behandlung von Schrifttum und Rechtsprechung der übrigen EG-Staaten muß anderen Arbeiten vorbehalten bleiben. Die zahlreichen Entwicklungen in Gesetzgebung u n d Rechtsprechung, die nach Einreichen der Arbeit im August 1999 sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene zu verzeichnen gewesen sind, habe ich ebenso wie die umfangreiche Literatur im wesentlichen bis z u m Sommer 2000 berücksichtigt. M e i n e m verehrten Lehrer Herrn Prof. Dr. H a n s Stoll danke ich sehr herzlich für die w o h l w o l l e n d e Unterstützung, die er mir in den Jahren der Entstehung dieses Werkes hat zuteil w e r d e n lassen. Sowohl w ä h r e n d der Zeit als Wissenschaftliche Assistentin am Institut für ausländisches und internationales Privatrecht als auch in den folgenden Jahren meines Habilitationsstipendiums waren mir unsere zahlreichen Gespräche eine unschätzbare Hilfe. Sein kluger Rat w i e auch die w i s senschaftliche Freiheit, die er mir immer zugestanden hat, haben wesentlich z u m Gelingen der Arbeit beigetragen. In den Jahren seiner Präsidentschaft an den Sitzungen des Deutschen Rates für Internationales Privatrecht teilzunehmen, hat mir interessante Einblicke in die neuesten E n t w i c k l u n g e n auf d e m Gebiet des Internationalen Privatrechts gewährt. H e r r n Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Schlechtriem, M . C . L., danke ich herzlich sowohl für die Begutachtung meines Forschungsvorhabens für die Deutsche Forschungsgemeinschaft als auch für die Erstattung des Gutachtens im Habilitationsverfahren. Vor allem bin ich ihm aber dankbar für seine frühe Ermutigung, die wissenschaftliche L a u f b a h n einzuschlagen. H e r r n Professor Dr. U w e Blaurock bin ich für seine gutachtliche Stellungnahme zu Fragen des europäischen Wettbewerbsrechts zu D a n k verpflichtet. Viele andere haben ebenfalls Anteil am Entstehen dieses Werkes. M e i n Interesse am Wettbewerbsrecht hat H e r r Richter am Bundesgerichthof Prof. Dr. J o a chim B o r n k a m m in der Wahlfachausbildung w ä h r e n d der Referendarzeit ge-

VI

Vorwort

weckt. Hilfreich waren die Diskussionen mit Experten aus der Praxis während eines wettbewerbsrechtlichen Fachseminars im S o m m e r 1995. Viel habe ich dort vor allem von H e r r n Richter am Bundesgerichtshof a. D. Prof. Dr. Otto Teplitzky gelernt. Danken möchte ich auch H e r r n Rechtsanwalt und Steuerberater Dr. Bernhard von Linstow für seine A n m e r k u n g e n zu einer frühen ausführlichen Fassung des Abschnitts z u m einstweiligen Rechtsschutz in Wettbewerbssachen. Zu Beginn der Arbeit haben mir Gespräche mit Professor Peter H a y und Professor Paul Lagarde geholfen. H e r r n Prof. Dr. Dr. h.c. H a n s J ü r g e n Sonnenberger danke ich herzlich für seine A n m e r k u n g e n , mit denen er meine A u s f ü h r u n g e n zu den kollisionsrechtlichen Fragen des M a r k e t i n g im Internet bedacht hat. Dem Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in H a m burg sowie seinen Direktoren H e r r n Prof. Dr. J ü r g e n Basedow, L L . M . , Herrn Prof. Dr. Dr. Dres. h. c. Klaus J. H o p t , M . C . J . , sowie H e r r n Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hein Kötz, L L . M . , bin ich dankbar für die Gelegenheit, im R a h m e n des H a bilitandenkolloquiums im M ä r z 1998 über meine Arbeit berichten zu können. In einer wichtigen Phase habe ich A n r e g u n g e n erhalten, die den A b s c h l u ß der A r beit sehr befördert haben. H i e r f ü r danke ich auch den anderen Teilnehmern des Kolloquiums. D a n k b a r bin ich auch den Freunden und Freundinnen in meinem Habilitandenkreis für ihre fachliche und moralische Unterstützung. H e r r Rechtsanwalt Stefan Speyer hat in zahlreichen langen Gesprächen viele gemeinschaftsrechtliche Fragen mit mir erörtert. Für Gespräche und die Hilfe bei der Beschaffung neuester Materialien danke ich den Herren Jean Bergevin, M i k e Sainsb u r y und M i k e Pullen in Brüssel. M e i n Doktorvater H e r r Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. mult. W o l f r a m Müller-Freienfels hat meinen wissenschaftlichen Weg während der Zeit meiner Habilitation stets mit großer Anteilnahme begleitet. Auch ihm bin ich zu D a n k verbunden. Zu Anfang meiner Habilitation haben mich einige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Freiburg bei der Materialsuche unterstützt. H i e r danke ich vor allem H e r r n Dr. Thomas Köster, L L . M . , und H e r r n Wolfgang Greber. Später haben mir insbesondere Frau U r s u l a Deutsch und Frau Petra Heibig zuverlässig geholfen. Bei den letzten redaktionellen Arbeiten haben mir H e r r Michael Droege, H e r r Eggo O r t m a n n , H e r r Frank Michael Wagner und vor allem Frau H e i k e D o h r n mit großem Einsatz zur Seite gestanden. Für das Korrekturlesen der D r u c k f a h n e n danke ich meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern H e r r n A c h i m Henkel, Frau C l a u d i a Keiper, Frau Eva Meidt und Frau Nicole Offergeid. Weiterhin bin ich Frau G u d u l a Diesch dankbar, die mich auch bei dieser Arbeit kompetent in technischen Fragen unterstützt hat. D a n k schulde ich schließlich der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die G e w ä h r u n g eines Habilitationsstipendiums und einer Druckbeihilfe sowie d e m Verlag M o h r Siebeck und H e r r n Dr. Peter Gillig für die A u f n a h m e in die Reihe Jus Privatum.

Vorwort

VII

Meine Familie und meine Freunde haben mir die Kraft gegeben, die Arbeit zu vollenden. Mein Bruder Dr. Jan Dethloff und mein Schwager Peter Wieland haben mir zudem mit technischem Sachverstand in Fragen der Informationstechnologien zur Seite gestanden. Danken möchte ich vor allem meinem Mann Jochen Wieland für seine unermüdliche Bereitschaft, sich meine Gedanken anzuhören. Seine liebevolle Anteilnahme und sein aufmunternder Zuspruch haben mir in vielen Phasen der Arbeit entscheidend geholfen. Meinen Kindern Lara und Linus verdanke ich viel Lebensfreude in diesen Jahren. Freiburg, im Winter 2001

Nina Dethloff

Inhaltsverzeichnis Vorwort

V

Abkürzungsverzeichnis

XVII

Einleitung

1 1. Teil

Sach- und Kollisionsrecht des unlauteren Wettbewerbs 7

1. Kapitel: Grundzüge des Sachrechts des unlauteren in Europa

Wettbewerbs

A. Sachrechtsintegration I. G e m e i n s c h a f t s r e c h t

8 8 8

1. Wettbewerbsrechtliche Harmonisierung a. Richtlinie über irreführende Werbung (1) Irreführungstatbestand (2) U m f a n g der Harmonisierung (3) Ergebnis b. Richtlinie über vergleichende Werbung c. Sonstige Richtlinien mit allgemeinen werberechtlichen Regelungen

11 11 11 17 18 19

2. Medienbezogene Harmonisierung a. Fernsehrichtlinie (1) Anwendungsbereich (2) U m f a n g der Harmonisierung b. Fernabsatzrichtlinie c. E-Commerce-Richtlinie

23 23 24 25 26 28

3. Produkt- oder dienstleistungsbezogene Harmonisierung

32

4. Verfahrensbezogene Harmonisierung

35

II. Staatsverträge

21

36

III. Freiwillige Selbstkontrolle

37

IV. Ergebnis

38

X

Inhaltsverzeichnis

B. N a t i o n a l e s W e t t b e w e r b s r e c h t

39

I. G r u n d l a g e n

40

II. Schutzniveau

42

C. Ergebnis

47

2. Kapitel: Kollisionsrecht des unlauteren Wettbewerbs

48

A . Kollisionsrechtsintegration

48

I. Staatsverträge II. G e m e i n s c h a f t s r e c h t

48 49

1. Entwurf einer Verordnung des Rates über das auf außervertragliche Schuldverhältnisse anwendbare Recht

49

2. Richtlinien a. Fernsehrichtlinie b. E-Commerce-Richtlinie c. Sonstige Richtlinien mit werberechtlichen Regelungen

50 50 53 56

III. Freiwillige Selbstkontrolle

57

IV. Ergebnis

58

B. N a t i o n a l e s W e t t b e w e r b s k o l l i s i o n s r e c h t I. G r u n d s a t z u n d G r e n z e n d e r M a r k t o r t a n k n ü p f u n g

58 59

1. Marktortprinzip

59

2. Gemeinsames Heimat- oder Aufenthaltsrecht

70

3. Einstweiliger Rechtsschutz

79

4. Ergebnis

86

II. Multiplizität der M a r k t o r t e 1. Übertragung der allgemeinen Anknüpfungsgrundsätze: Maßgeblichkeit aller betroffenen Marktrechte

86 86

2. Lokalisation des Marktortes bei verschiedenen Arten von Wettbewerbshandlungen a. Absatzhandlungen b. Direktwerbung c. Werbung in Printmedien d. R u n d f u n k w e r b u n g e. Marketing über Datennetze f. Ergebnis

88 90 93 94 102 108 120

3. Anwendbarkeit mehrerer Marktrechte a. Territoriale Aufspaltung und Vielfalt der Rechtsfolgen (1) Unterlassung

122 122 122

Inhaltsverzeichnis

(2) Schadensersatz (3) Widerruf, Gegendarstellung und Urteilsveröffentlichung . (4) Auskunft (5) Ergebnis b. Praktikabilität der territorialen Aufspaltung bei Maßgeblichkeit vieler Marktrechte C . Ergebnis

XI 128 129 130 131 131 137

2. Teil

Grundfreiheiten 139

3. Kapitel: Warenverkehrsfreiheit

140

A. G r u n d l a g e n

140

B. Beschränkungen der Warenverkehrsfreiheit d u r c h N o r m e n des unlauteren Wettbewerbs

143

I. Diskriminierende Regelungen

143

1. Formelle Diskriminierung

144

2. Materielle Diskriminierung

145

3. Ergebnis

148

II. Unterschiedslos a n w e n d b a r e Regelungen 1. Abgrenzung von produktbezogenen und vermarktungsbezogenen Regelungen 2. Produktbezogene Regelungen als Maßnahmen gleicher Wirkung . a. Rechtmäßigkeit der Herstellung und der Vermarktung im Herkunftsland b. Produktbezogene Regelungen (1) Genereller Produktbezug (2) Produktbezug im konkreten Fall 3. Vermarktungsbezogene Regelungen als Maßnahmen gleicher Wirkung a. Diskriminierende Wirkung aufgrund von Rechtsunterschieden (1) Rechtmäßigkeit des Marketing im Herkunftsland (2) Anpassungskosten (a) Werberecht (a) Unteilbare Wettbewerbshandlungen (b) Teilbare Wettbewerbshandlungen

148 150 154 155 156 156 161 164 165 165 167 167 167 168

XII

Inhaltsverzeichnis (b) A b s a t z - u n d Vertriebsregelungen (c) Zwischenergebnis (3) Diskriminierende Wirkung trotz grenzüberschreitender Vermarktung inländischer Erzeugnisse b. Diskriminierende Wirkung aufgrund von Marktzutrittsschranken (1) Marktzutrittsschranken (a) Werberecht (b) A b s a t z - u n d Vertriebsregelungen (2) Rechtmäßigkeit des Marketing im Herkunftsland III. E r g e b n i s

C . R e c h t f e r t i g u n g der B e s c h r ä n k u n g e n

171 172 173 173 174 174 175 176 176 177

1. Differenzierung zwischen diskriminierenden und unterschiedslos geltenden Regelungen

178

II. R e c h t s g ü t e r des A r t . 30 E G V

181

1. Gesundheitsschutz a. Schutzgut b. Verhältnismäßigkeit (1) Geeignetheit (2) Erforderlichkeit (3) Angemessenheit c. Art. 30 Satz 2 E G V

182 183 183 184 186 188

2. Schutz des gewerblichen und kommerziellen Eigentums

189

182

III. Z w i n g e n d e G r ü n d e des Allgemeininteresses nach d e r Cassis de D y o w - R e c h t s p r e c h u n g

190

1. Verbraucherschutz und Schutz der Lauterkeit des andelsverkehrs a. Schutzgüter b. Verhältnismäßigkeit (1) Geeignetheit (2) Erforderlichkeit (a) Verkehrsverbote und Information (b) Werbeverbote und Information (a) Abstrakte Gefährdungstatbestände (b) Konkrete Irreführungstatbestände (c) Konsequenzen f ü r weitere Wettbewerbstatbestände . . (a) Irreführung durch wahre Angaben (b) Umweltbezogene Werbung (c) Schleichwerbung (d) Sklavische Nachahmung (e) Zugabe-und Rabattrecht

191 191 192 193 195 195 197 197 198 200 200 202 203 203 204

Inhaltsverzeichnis

XIII

( f ) Sonderveranstaltungen (g) Übertriebenes Anlocken (h) Werbung unter Gefühlsausnutzung (i) Unerbetene

205 206 207

Werbung

207

(d) Ergebnis

208

(3) Angemessenheit

209

c. Ergebnis

211

2. U m w e l t s c h u t z

212

IV. E r g e b n i s

212

D. Ergebnis

215

4. Kapitel: Dienstleistungsfreiheit

217

A. Grundlagen

217

B. B e s c h r ä n k u n g e n d e r D i e n s t l e i s t u n g s f r e i h e i t d u r c h N o r m e n des unlauteren Wettbewerbs

220

I. D i e n s t l e i s t u n g e n u n d g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e r W e t t b e w e r b II. B e s c h r ä n k u n g e n 1. Diskriminierende Regelungen

220 230 231

2. Unterschiedslos a n w e n d b a r e Regelungen

232

a. Leistungsbezogene Regelungen in der R e c h t s p r e c h u n g des E u G H b. K o n v e r g e n z von Dienstleistungsfreiheit u n d Warenverkehrsfreiheit (1) A b g r e n z u n g von p r o d u k t b e z o g e n e n u n d v e r m a r k t u n g s bezogenen Vorschriften

233 235 237

(2) Stärkere Belastung ausländischer Dienstleistender bei p r o d u k t b e z o g e n e n Vorschriften

239

(a) Verschiedene A r t e n v o n Dienstleistungen (a) Massendienstleistungen

239 240

(b) Gleichartigkeit bei Rundfunksendungen Online-Dienstleistungen

und

(c) Individualisierte Dienstleistungen (b) Fehlen einer vergleichbaren Belastung inländischer Dienstleistender bei g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e r Leistungserbringung c. Ergebnis III. Ergebnis

240 242

243 243 244

XIV

Inhaltsverzeichnis

C. Rechtfertigung der Beschränkungen

245

I. G r ü n d e d e r ö f f e n t l i c h e n O r d n u n g , S i c h e r h e i t u n d G e s u n d h e i t nach Art. 5 5 E G V i . V . m . A r t . 4 6 E G V II. Z w i n g e n d e G r ü n d e des A l l g e m e i n i n t e r e s s e s III. Ergebnis

246 247 250

D. Ergebnis

251

3. Teil Einfluß der Grundfreiheiten auf das Sach- und Kollisionsrecht des unlauteren Wettbewerbs 255

5. Kapitel: Rechtliche Vorgaben

256

A. Inländerdiskriminierung

256

I. G e m e i n s c h a f t s r e c h t

257

1. D i s k r i m i n i e r u n g s v e r b o t des A r t . 12 Abs. 1 E G V

257

2. Allgemeiner Gleichheitssatz

258

3. G r u n d f r e i h e i t e n

259

II. D e u t s c h e s V e r f a s s u n g s r e c h t

262

1. Berufsfreiheit des Art. 12 Abs. 1 G G

262

2. Allgemeiner Gleichheitssatz des Art. 3 Abs. 1 G G

264

B. A u s w i r k u n g e n auf d a s K o l l i s i o n s - o d e r d a s S a c h r e c h t des u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b s I. G r u n d f r e i h e i t e n u n d I n t e r n a t i o n a l e s P r i v a t r e c h t

265 266

II. G r u n d f r e i h e i t e n u n d S a c h r e c h t o d e r K o l l i s i o n s r e c h t des u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b s

268

1. G r u n d f r e i h e i t e n als versteckte K o l l i s i o n s n o r m e n

269

a. G r u n d s a t z der Verweisung auf das günstigere H e r k u n f t s l a n d recht

269

b. O r d r e public-Vorbehalt z u g u n s t e n des B e s t i m m u n g s l a n d rechts

270

c. A n w e n d u n g des H e r k u n f t s l a n d r e c h t s oder Berücksichtigung der Rechtmäßigkeit

271

d. D i s k r i m i n i e r u n g als T a t b e s t a n d s v o r a u s s e t z u n g

273

2. G r u n d f r e i h e i t e n als Schranken f ü r Kollisions- oder Sachrecht . . . a. Z u s a m m e n w i r k e n von K o l l i s i o n s - u n d S a c h n o r m

275 275

Inhaltsverzeichnis

XV

b. G e m e i n s c h a f t s r e c h t s k o n f o r m e A u s l e g u n g w e t t b e w e r b s rechtlicher N o r m e n

277

C. Ergebnis

280

6. Kapitel: Europäisches Recht des unlauteren Wettbewerbs

282

A. G r u n d s a t z

282

B. K o l l i s i o n s r e c h t s a n g l e i c h u n g

284

I. G r u n d f r a g e n d e r A n k n ü p f u n g II. S o n d e r a n k n ü p f u n g bei M u l t i s t a t e - W e t t b e w e r b in E u r o p a 1. A n k n ü p f u n g s g e g e n s t a n d

284 292 292

a. Q u a l i f i k a t i o n als unlauterer W e t t b e w e r b

293

b. M u l t i s t a t e - W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n

294

c. E i n w i r k u n g auf die M ä r k t e v o n mindestens zwei Mitgliedstaaten

296

2. A n k n ü p f u n g s p u n k t des H e r k u n f t s o r t e s a. Waren b. Dienstleistungen III. E r g e b n i s

298 300 304 306

C. Sachrechtsangleichung

307

D. Ergebnis

310

Literaturverzeichnis

313

Sachverzeichnis

337

Abkürzungsverzeichnis Ann. Inst. Dr. Int. B.O.E. Cass. civ. C. civ. CDE CMLR C't Harv. L. Rev. K&R MMR RDE Ree. des Cours

Annuaire de l'Institut de Droit international Bolétin Oficial del Estado C o u r de cassation, chambre civile Código civil bzw. C o d e civil Cahiers de Droit Européen C o m m o n Market Law Review magazin f ü r computer technik Harvard Law Review Kommunikation und Recht MultiMedia und Recht Revue de Droit Européen Recueil des Cours, Collected Courses of the Hague Academy of International Law Rev. crit. dr. int. priv. Revue critique de Droit International Privé Riv. dir. int. priv. proc. Rivista di diritto internazionale privato e processuale SZIER Schweizerische Zeitschrift für internationales und europäisches Recht Univ. Chic. Law Rev. The University of Chicago Law Review Wirtschaftsrechtliche Beratung WiB ZZPInt Zeitschrift für Zivilprozeß international

Hinsichtlich der im übrigen verwendeten Abkürzungen wird auf Kirchner, Hildebert, Abkürzungsverzeichnis der Rechtssprache, 4. Auflage, Berlin/New York 1993, verwiesen.

Einleitung Wirtschaftliche M ä r k t e decken sich zunehmend weniger mit den Territorien nationaler Staaten. Waren und Dienstleistungen werden v o r allem mit der Vollendung des europäischen Binnenmarktes vielfach nicht mehr nur auf dem G e b i e t eines Mitgliedstaates vermarktet. S o w o h l auf Seiten der A n b i e t e r als auch der Nachfrager wächst europaweit die Mobilität. U n t e r n e h m e n bieten ihre P r o d u k te immer häufiger grenzüberschreitend an, sei es unmittelbar, sei es durch Zweigniederlassungen, T o c h t e r u n t e r n e h m e n oder Dritte. A b e r auch A b n e h m e r befriedigen ihren Bedarf vermehrt auf ausländischen M ä r k t e n . D e r wirtschaftliche M a r k t erstreckt sich daher für viele Waren und Dienstleistungen auf das G e b i e t eines oder mehrerer anderer Länder oder auch der gesamten E u r o p ä i schen U n i o n . Zu dieser E n t w i c k l u n g trägt der wachsende Einsatz moderner Informations-

und

Kommunikationstechnologien

maßgeblich

bei. N i c h t

nur

grenzüberschreitendes Teleshopping sondern vor allem die V e r m a r k t u n g von Waren und Dienstleistungen über das Internet hat in jüngster Zeit stark zugenommen. D i e Europäisierung der wirtschaftlichen Betätigungen hat einen Anstieg von Wettbewerbsverstößen mit Auslandsberührung zur Folge. Werden

Produkte

grenzüberschreitend, europaweit oder sogar global vermarktet, so berühren die Werbe- und M a r k e t i n g m a ß n a h m e n häutig mehrere Länder. Dies ist der Fall, wenn Waren derselben Gestaltung, A u f m a c h u n g und B e z e i c h n u n g oder die gleichen Dienstleistungen in mehreren Ländern angeboten werden. A u c h M a ß nahmen des D i r e k t m a r k e t i n g können gegenüber A b n e h m e r n in mehreren Staaten erfolgen. Schließlich können M a r k e t i n g m a ß n a h m e n in Printmedien, R u n d funksendungen oder in Datennetzen eine große Zahl von L ä n d e r n betreffen. D i e vorliegende U n t e r s u c h u n g geht der Frage nach, welches R e c h t des unlauteren Wettbewerbs auf solche grenzüberschreitenden Wettbewerbshandlungen in E u r o p a A n w e n d u n g findet. Welches R e c h t bestimmt, o b eine W e t t b e w e r b s maßnahme, die in mehreren Ländern parallel durchgeführt wird oder die gleichzeitig mehrere Länder berührt, einen W e t t b e w e r b s v e r s t o ß darstellt oder nicht? D e m weitgehend einheitlichen Wirtschaftsraum innerhalb der E u r o p ä i s c h e n U n i o n entspricht noch kein einheitlicher Rechtsraum. D e r erste Teil der A b h a n d lung befaßt sich daher mit dem Sach- und Kollisionsrecht des unlauteren W e t t b e werbs in Europa. Einleitend vermittelt das erste Kapitel einen U b e r b l i c k über das

2

Einleitung

materielle Wettbewerbsrecht in Europa. Eine Bestandsaufnahme gibt Aufschluß über den bisherigen U m f a n g der Sachrechtsintegration auf diesem Gebiet, die in erster Linie durch eine Vielzahl sekundärrechtlicher H a r m o n i s i e r u n g s m a ß n a h men geprägt ist. Dem folgt ein Blick auf die verschiedenen nebeneinander fortbestehenden nationalen Wettbewerbsrechtsordnungen. Soweit es danach an einer Vereinheitlichung des Lauterkeitsrechts fehlt, stellt sich die Frage, welches nationale Recht auf Wettbewerbshandlungen a n z u w e n den ist, die auf die M ä r k t e mehrerer Staaten einwirken. Das zweite Kapitel behandelt daher das Internationale Privatrecht des unlauteren Wettbewerbs. A n einem vereinheitlichten Wettbewerbskollisionsrecht fehlt es bislang. Die vorhandenen Ansätze zielen einerseits auf eine umfassende Vereinheitlichung des Internationalen Lauterkeitsrechts. Andererseits finden sich gewisse kollisionsrechtliche Regeln, die das Wettbewerbsrecht betreffen, auch in Richtlinien. Mangels Angleichung des Internationalen Privatrechts des unlauteren Wettbewerbs bestimmt das nationale Kollisionsrecht der jeweiligen lex fori, welches Recht A n w e n d u n g findet. Dem U b e r b l i c k über den U m f a n g der Kollisionsrechtsintegration folgt daher eine A n a l y s e des nationalen Wettbewerbskollisionsrechts in Deutschland mit Blick auf die Rechtslage in anderen Ländern Europas. In einem ersten Abschnitt werden G r u n d s a t z und Grenzen der vorherrschenden M a r k t o r t a n k n ü p f u n g näher beleuchtet. Im folgenden w i r d der zentralen Frage dieses Kapitels nachgegangen, inwieweit sich die allgemeinen A n k n ü p f u n g s grundsätze zur Beurteilung von grenzüberschreitenden Wettbewerbshandlungen heranziehen lassen, die auf M ä r k t e in mehreren Staaten einwirken. Zunächst wird hier untersucht, ob die M a r k t o r t a n k n ü p f u n g bei einer Multiplizität von M a r k t o r ten präzisiert oder modifiziert w e r d e n muß. Wo bei derartigen Wettbewerbshandlungen der M a r k t o r t zu lokalisieren ist, bedarf für ihre verschiedenen Erscheinungsformen getrennter Betrachtung. Zu differenzieren ist zwischen Wettb e w e r b s m a ß n a h m e n beim A b s a t z von Waren oder Dienstleistungen, Direktwerbung, Werbung in Printmedien oder R u n d f u n k s e n d u n g e n s o w i e Wettbewerbshandlungen in Datennetzen. Angesichts der Vielzahl von Staaten, die vor allem Wettbewerbshandlungen in Medien mit grenzüberschreitender Verbreitung berühren, ist sodann zu klären, welche Konsequenzen es hat, w e n n mehrere Rechtsordnungen zur A n w e n d u n g k o m m e n . Die Folgen des Nebeneinanders verschiedener Wettbewerbsrechtsordnungen sind z u m einen angesichts der Vielgestaltigkeit denkbarer Rechtsfolgen zu überprüfen. Voraussetzungen und Rechtsfolgen eines Wettbewerbsverstoßes getrennt für das Gebiet jeden Staates nach dessen Wettbewerbsrecht zu beurteilen, wirft z u m anderen Fragen der Praktikabilität dieser A n k n ü p f u n g auf. A b schließend w i r d sich beantworten lassen, inwieweit das M a r k t o r t p r i n z i p auch bei Wettbewerbshandlungen, die auf die M ä r k t e mehrerer Staaten einwirken, eine A n k n ü p f u n g darstellt, die den für das internationale Wettbewerbsrecht bedeutsamen A n k n ü p f u n g s m a x i m e n entspricht.

Einleitung

3

Ausgehend von diesem Befund stellt sich im zweiten Teil der Untersuchung die Frage, unter welchen Voraussetzungen die A n w e n d u n g wettbewerbsrechtlicher N o r m e n gegen die Grundfreiheiten des EG-Vertrages verstößt. Für das Recht des unlauteren Wettbewerbs sind die Warenverkehrsfreiheit und die Dienstleistungsfreiheit von Interesse, denen das dritte und vierte Kapitel gewidmet sind. In welchen Fällen die Warenverkehrsfreiheit des Art. 28 (Art. 30 a.F.) E G V der Anwendung nationaler N o r m e n des Lauterkeitsrechts entgegensteht, hängt zunächst davon ab, inwieweit solche als Maßnahmen gleicher Wirkung wie mengenmäßige Einfuhrbeschränkungen zu qualifizieren sind. Während unterschiedslos anwendbare produktbezogene Regelungen auch weiterhin uneingeschränkt dem Anwendungsbereich des Art. 28 E G V unterfallen, ist dies nach der bekannten Äec&-Entscheidung des E u G H bei Verkaufsmodalitäten betreffenden Vorschriften nur bei einer Diskriminierung des ausländischen Absatzes der Fall. Im Rahmen einer Analyse des Anwendungsbereichs von Art. 28 E G V bedarf es daher einer grundlegenden Neubestimmung des Verhältnisses von Diskriminierungsund Beschränkungsverbot. Auf dieser Grundlage stellt sich sodann für das Recht des unlauteren Wettbewerbs die Frage, unter welchen Voraussetzungen Vorschriften als produktbezogen zu qualifizieren sind. Soweit wettbewerbsrechtliche Regelungen lediglich Verkaufsmodalitäten betreffen, ist zu untersuchen, wann sie aufgrund einer Diskriminierung auch weiterhin rechtfertigungsbedürftige Beschränkungen darstellen. Eine solche Diskriminierung kann sich zum einen aus den Rechtsunterschieden zwischen H e r k u n f t s - und Bestimmungsland ergeben. M u ß ein länderübergreifend oder europaweit einheitliches Marketing an das Recht des Einfuhrstaates angepaßt werden, so kann dies den Absatz ausländischer Erzeugnisse stärker belasten. Ferner können vermarktungsbezogene Regelungen Einfuhren tatsächlich anders berühren, wenn sie wie Werbeverbote für bestimmte Produkte ausländischen Anbietern den Zugang zum inländischen Markt versperren. Inwieweit die A n w e n d u n g nationaler N o r m e n des Wettbewerbsrechts mit der Warenverkehrsfreiheit vereinbar ist, hängt letztlich davon ab, ob sie zum Schutz bestimmter Rechtsgüter zulässig sind. Wettbewerbsrechtliche Vorschriften können z u m einen aus den in Art.30 (Art.36 a.F.) E G V angeführten G r ü n d e n des Schutzes der Gesundheit oder des gewerblichen und kommerziellen Eigentums gerechtfertigt sein. Hemmnisse, die sich aus unterschiedslos anwendbaren Vorschriften ergeben, können darüber hinaus aus zwingenden Erfordernissen im Sinne der Cassis de .Dz/ow-Rechtsprechung hinzunehmen sein. Eine Analyse der Rechtsprechung des E u G H ergibt, unter welchen Voraussetzungen vor allem Verbraucherschutz und Lauterkeit des Handelsverkehrs Beschränkungen der Warenverkehrsfreiheit durch die A n w e n d u n g wettbewerbsrechtlicher N o r m e n rechtfertigen. Der vom E u G H postulierte Grundsatz des Verbraucherschutzes durch Information hat Konsequenzen für weite Bereiche des Wettbewerbsrechts. Bedeutung gewinnt hier vor allem das Verbraucherleitbild des E u G H , der im Ge-

4

Einleitung

gensatz z u m deutschen Wettbewerbsrecht nicht von einem flüchtigen und unterdurchschnittlich begabten Verbraucher ausgeht. Die U n t e r s u c h u n g geht der Frage nach, welche Bedeutung den nur punktuellen Aussagen der Judikatur, die in erster Linie das Recht der irreführenden Werbung betreffen, für die Beurteilung der Verhältnismäßigkeit sonstiger wettbewerbsrechtlicher Tatbestände z u kommt. W ä h r e n d sich die Rechtsprechung sowohl des E u G H als auch nationaler Gerichte bislang in erster Linie mit Beschränkungen des freien Warenverkehrs befaßt hat, w i r d künftig die im vierten Kapitel untersuchte Dienstleistungsfreiheit des Art. 49 (Art. 59 a.F.) EGV in den Blickpunkt des Interesses rücken. Grenzüberschreitende Dienstleistungen nehmen in der europäischen Dienstleistungsgesellschaft ständig zu. Maßgeblich trägt hierzu bei, daß in steigendem M a ß e Dritte bei der Vermarktung von Waren oder Dienstleistungen eingeschaltet w e r den. N e b e n Werbeagenturen oder Direktvermarktungsunternehmen erbringen insbesondere die die Werbung durchführenden Medien wie Rundfunkveranstalter oder O n l i n e - A n b i e t e r Leistungen. Vor allem der starke Anstieg der Vermarktung von Produkten im Internet hat zur Folge, daß es sich hierbei häufig um grenzüberschreitenden Wettbewerb handelt, der auf die M ä r k t e mehrerer Staaten einwirkt. Zu untersuchen ist daher, inwieweit die Dienstleistungsfreiheit des Art. 49 EGV der wettbewerbsrechtlichen H a f t u n g von werbungtreibenden Dienstleistenden sowie von Rundfunkveranstaltern, Online-Anbietern oder O n line-Zeitungen für den w e t t b e w e r b s w i d r i g e n Inhalt redaktioneller Beiträge oder der von ihnen publizierten Werbung entgegensteht. Von entscheidender Bedeutung für diese Frage ist, ob Dienstleistungsfreiheit und Warenverkehrsfreiheit angesichts bestehender struktureller Gemeinsamkeiten einheitlich auszulegen sind, so daß auch hier vermarktungsbezogene Regelungen lediglich bei Vorliegen einer Diskriminierung in den A n w e n d u n g s b e r e i c h von Art. 49 EGV fielen. Eine solche Ü b e r t r a g u n g der Äec&-Rechtsprechung auf den Bereich der Dienstleistungsfreiheit setzt voraus, daß eine A b g r e n z u n g zwischen produktbezogenen und vermarktungsbezogenen Regelungen bei der Dienstleistungsfreiheit eine vergleichbare Funktion wie bei Art. 28 EGV erfüllen kann. Abschließend stellt sich auch bei der Dienstleistungsfreiheit die Frage, w a n n Beschränkungen durch wettbewerbsrechtliche Regelungen als gerechtfertigt anzusehen sind. Damit w i r d sich als Befund des zweiten Teils eine Aussage darüber treffen lassen, unter welchen Voraussetzungen die Grundfreiheiten der A n w e n d u n g der kollisionsrechtlich berufenen N o r m e n des Marktstaates entgegenstehen. Der dritte Teil der A b h a n d l u n g stellt die Synthese zwischen der kollisionsrechtlichen und der gemeinschaftsrechtlichen A n a l y s e der vorangegangen Teile her. Zunächst w i r d im fünften Kapitel der Frage nachgegangen, ob das primäre Gemeinschaftsrecht de lege lata A u s w i r k u n g e n auf das Sach- oder das Kollisionsrecht des unlauteren Wettbewerbs hat. Der Vorrang des Gemeinschaftsrechts hat zur Folge, daß bei Verstoß gegen eine der Grundfreiheiten nationale N o r m e n des

Einleitung

5

Wettbewerbsrechts in grenzüberschreitenden Fällen nicht anwendbar sind, während diese N o r m e n in reinen Binnensachverhalten weiterhin zur Anwendung kommen. Einleitend wird geklärt, ob hierin eine unzulässige Inländerdiskriminierung liegt, so daß die betreffenden Vorschriften auch in Inlandsfällen nicht mehr anzuwenden wären. Soweit es danach bei der A n w e n d u n g unterschiedlicher N o r m e n f ü r grenzüberschreitende Fälle und Inlandssachverhalte in Europa bleibt, gilt es im weiteren zu untersuchen, ob die Grundfreiheiten Vorgaben für das nationale Sachrecht oder das Kollisionsrecht des unlauteren Wettbewerbs enthalten. Das letzte Kapitel zeigt f ü r das Recht des unlauteren Wettbewerbs in Europa eine sinnvoll ineinandergreifende Kombination der Kollisions- und Sachrechtsangleichung auf. Als Ergebnis der Arbeit wird ein durch Maßnahmen der Sachrechtsharmonisierung zu ergänzendes Anknüpfungssystem f ü r ein einheitliches europäisches Wettbewerbskollisionsrecht entwickelt, das sowohl den kollisionsrechtlichen Anforderungen als auch den Wertungen des EG-Vertrages Rechnung trägt.

1. Teil

Sach- und Kollisionsrecht des unlauteren Wettbewerbs Auf grenzüberschreitenden Wettbewerb in Europa findet nationales Recht des unlauteren Wettbewerbs Anwendung, soweit es an einer Vereinheitlichung des Sachrechts fehlt. Der dem Sach- und Kollisionsrecht des unlauteren Wettbewerbs in Europa gewidmete erste Teil befaßt sich daher einleitend im ersten Kapitel mit dem materiellen Wettbewerbsrecht. Einem Uberblick über den gegenwärtigen Stand der Sachrechtsharmonisierung (A.) folgt eine kurze Zusammenschau der unterschiedlichen nationalen Wettbewerbsrechte, die mangels Vereinheitlichung nebeneinander fortbestehen (B.). Da im Blickpunkt des Interesses vor allem Wettbewerbshandlungen stehen, die auf mehrere Staaten einwirken, wird das Augenmerk in erster Linie auf die hierfür relevanten Bereiche des Lauterkeitsrechts gerichtet. Soweit das Recht des unlauteren Wettbewerbs nicht vereinheitlicht ist, stellt sich die Frage, das Recht welchen Staates auf solche Wettbewerbshandlungen anzuwenden ist. Das zweite Kapitel untersucht daher das für grenzüberschreitenden Wettbewerb relevante Internationale Privatrecht.

1. Kapitel

Grundzüge des Sachrechts des unlauteren Wettbewerbs in Europa A.

Sacbrechtsintegration

D e r Umfang der Sachrechtsintegration auf dem Gebiet des unlauteren Wettbewerbs in Europa wird in erster Linie durch das Gemeinschaftsrecht bestimmt (I.). In die Betrachtung einzubeziehen sind auch Regelungen staatsvertraglichen U r sprungs, soweit sie in allen europäischen Ländern gelten (II.). Abschließend ist der Blick auf Regelungen der freiwilligen Selbstkontrolle zu richten, die für grenzüberschreitende Wettbewerbshandlungen in Europa gelten (III.).

I. G e m e i n s c h a f t s r e c h t I m primären Gemeinschaftsrecht finden sich keine ausdrücklichen Regeln zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs. D e r Wirtschaftsverfassung der Europäischen U n i o n liegt aber das Bild eines lauteren Wettbewerbs zugrunde 1 . Die Ziele der Gemeinschaft umfassen daher nicht nur die Herstellung des in Art. 3 Abs. 1 lit. g E G V vorgesehenen unverfälschten Wettbewerbs, sondern auch eines lauteren Wettbewerbs. Dies k o m m t auch in der Präambel des EG-Vertrages zum Ausdruck, die ein einverständliches Vorgehen vorsieht, um einen redlichen Wettbewerb zu gewährleisten 2 . Soweit man hieraus auf die Existenz ungeschriebener, dem Primärrecht zuzurechnender Gemeinschaftsnormen zum lauteren Wettbewerb schließt 3 , mangelt es diesen aber zumindest bislang an der erforderlichen Konkretisierung 4 .

1 Zur wettbewerblichen Lauterkeit als Verfassungselement der Gemeinschaftsverträge Miiller-Graff, Ordnungspolitische Divergenzen und wettbewerbliche Lauterkeit in der Verfassung des Gemeinsamen Marktes, in: FS Carstens, S. 209ff. 2 Zu diesem 4. Erwägungsgrund von der Groeben/Thiesing/Ehlermann/Zx/eeg, Kommentar zum E U - / E G - V e r t r a g 5 , Präambel Rdnr. 12.

3 Steindorff, E G - V e r t r a g und Privatrecht, S. 173 ff.; Fikentscber, Das Verhältnis von Kartellrecht und Recht des unlauteren Wettbewerbs im deutschen und europäischen Recht, in: FS Hallstein, S. 127, 15 8 f f. 4

Siehe aber E u G H 2 . 3 . 1982, Slg. 1982, 707 Rdnr. 5 - Beele.

A.

Sachrechtsintegration

9

Maßgeblich wird die Sachrechtsintegration auf dem Gebiet des unlauteren Wettbewerbs durch das sekundäre Gemeinschaftsrecht geprägt. An einer umfassenden Harmonisierung des Rechts des unlauteren Wettbewerbs in der Europäischen Union fehlt es bislang. Bestrebungen zu einer Vereinheitlichung des Rechts des unlauteren Wettbewerbs datieren bis in die 60er Jahre zurück. Im Auftrag der EG-Kommission legte das Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Patent-, Urheber- und Wettbewerbsrecht eine umfangreiche rechtsvergleichende Untersuchung des Rechts des unlauteren Wettbewerbs in den Mitgliedstaaten vor 5 . Zahlreiche vorbereitende D o k u m e n t e der EG-Kommission sowie mehrere Richtlinienentwürfe folgten. Uber eine umfassende Angleichung des Lauterkeitsrechts konnte im Verlauf der langwierigen Beratungen allerdings keine Einigung erzielt werden. Das Ergebnis der Bemühungen sind die 1984 verabschiedete Richtlinie über irreführende Werbung sowie die 1997 erfolgte Einbeziehung der vergleichenden Werbung. Eingehend befaßt sich nun das G r ü n b u c h über Kommerzielle Kommunikationen 6 mit der Z u k u n f t des europäischen Werbe- und Wettbewerbsrechts. Als kommerzielle Kommunikation erfaßt es alle Formen der Werbung, des Direktmarketing, des Sponsoring, der Verkaufsförderung und der Öffentlichkeitsarbeit 7 . Das G r ü n b u c h geht von der Erkenntnis aus, daß kommerziellen K o m m u nikationen sowohl für den zwischenstaatlichen Handel mit den beworbenen Produkten als auch angesichts der grenzüberschreitenden Dienstleistungen der Anbieter oder Träger kommerzieller Kommunikationen wachsende Bedeutung zukommt 8 . Den aufgrund der unterschiedlichen nationalen Regelungen in diesem Bereich bestehenden Hindernissen soll nicht durch eine umfassende Vereinheitlichung dieser Rechtsvorschriften, sondern vor allem durch Einführung einer sogenannten Bewertungsmethode begegnet werden 9 . Diese auf der Grundlage der ökonomischen Analyse des Rechts basierende Methode soll es ermöglichen, nationale Regelungen im Bereich kommerzieller Kommunikationen auf ihre Verhältnismäßigkeit und Kohärenz hin zu überprüfen. Das Folgedokument zum Grünbuch 1 0 präzisiert diesen Ansatz, indem es Prioritätsbereiche benennt, in denen die einzelstaatlichen Vorschriften besonders 5 Ulmer, Das Recht des unlauteren Wettbewerbs in den Mitgliedstaaten der E W G , B a n d l , Vergleichende Darstellung. 6 G r ü n b u c h Kommerzielle K o m m u n i k a t i o n e n im Binnenmarkt vom 8.5. 1996, K O M (96) 192 endg.; hierzu Henning-Bodewig, Das G r ü n b u c h der E U - K o m m i s s i o n über die » K o m m e r ziellen Kommunikationen«, G R U R Int. 1997,515 ff.; Nacken, Das G r ü n b u c h über die K o m m e r zielle K o m m u n i k a t i o n - der Beginn einer Harmonisierungsdiskussion?, W R P 1997, 929ff. 7 Z u m Begriff der kommerziellen K o m m u n i k a t i o n e n G r ü n b u c h , S. 7. 8 G r ü n b u c h , S.27f. 9 Siehe näher zu dieser Bewertungsmethode das A r b e i t s d o k u m e n t Kommerzielle K o m m u n i kation im Binnenmarkt, XV/9581/96. Des weiteren schlägt das G r ü n b u c h die Einsetzung einer Expertengruppe für kommerzielle K o m m u n i k a t i o n e n vor, S. 48. 10 Folgedokument z u m G r ü n b u c h über kommerzielle K o m m u n i k a t i o n e n im Binnenmarkt vom 4.3. 1998, K O M (98) 121 endg.; siehe Henning-Bodewig, Das F o l g e d o k u m e n t z u m G r ü n -

10

1. Kapitel:

Grundzüge

des

Sachrechts

s t a r k v o n e i n a n d e r a b w e i c h e n . N e b e n d e m M i n d e r j ä h r i g e n s c h u t z und d e m S p o n s o r i n g sind dies v o r allem die auch n a c h der H a r m o n i s i e r u n g d u r c h die R i c h t l i n i e über irreführende Werbung divergierenden nationalen Irreführungsvorschriften s o w i e b e s t i m m t e d e m R e c h t des u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b s z u z u r e c h n e n d e R e c h t s n o r m e n " . In diesen B e r e i c h e n sollen a n h a n d der v o r g e s c h l a g e n e n B e w e r t u n g s m e t h o d i k u m f a s s e n d die A u s w i r k u n g e n der b e t r e f f e n d e n R e g e l u n g e n u n t e r s u c h t w e r d e n , u m die V e r h ä l t n i s m ä ß i g k e i t der aus i h n e n r e s u l t i e r e n d e n B e s c h r ä n k u n gen g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e r

kommerzieller

Kommunikationen

zu

beurteilen.

W e i t h i n o f f e n b l e i b t , w e l c h e Z i e l s e t z u n g e n h i e r m i t v e r f o l g t w e r d e n . In erster L i nie s c h e i n t die A n w e n d u n g der B e w e r t u n g s m e t h o d e d a z u zu dienen, s o l c h e V o r s c h r i f t e n zu e r m i t t e l n , die eine gegenseitige A n e r k e n n u n g e r l a u b e n . Z u d e m sollen o f f e n b a r a b e r a u c h B e r e i c h e identifiziert w e r d e n , in d e n e n G e m e i n s c h a f t s m a ß n a h m e n zu erlassen s i n d 1 2 . E i n e B e s t a n d s a u f n a h m e z u m U m f a n g der S a c h r e c h t s i n t e g r a t i o n hat sich in erster L i n i e m i t der A n g l e i c h u n g des R e c h t s der i r r e f ü h r e n d e n u n d v e r g l e i c h e n d e n W e r b u n g zu befassen. In die B e t r a c h t u n g sollen f e r n e r einige w e i t e r e A k t e des sek u n d ä r e n R e c h t s e i n b e z o g e n w e r d e n , die ebenfalls w e t t b e w e r b s r e c h t l i c h e R e g e lungen enthalten. N e b e n dieser allgemeinen w e t t b e w e r b s r e c h t l i c h e n

Harmoni-

sierung (1.) sind eine R e i h e v o n R i c h t l i n i e n v o n B e d e u t u n g , deren A n w e n d u n g s b e r e i c h auf ein spezifisches M e d i u m b e s c h r ä n k t ist 1 3 . Z u r m e d i e n b e z o g e n e n H a r m o n i s i e r u n g (2.) ist s o w o h l die F e r n s e h r i c h t l i n i e als a u c h die F e r n a b s a t z r i c h t l i n i e zu r e c h n e n . F ü r g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e n W e t t b e w e r b in E u r o p a b e s o n d e r s b e d e u t s a m ist die E - C o m m e r c e - R i c h t l i n i e . D e s w e i t e r e n sehen eine k a u m m e h r ü b e r s c h a u b a r e A n z a h l v o n R e g e l u n g e n eine A n g l e i c h u n g

wettbewerbsrechtli-

c h e r u n d i n s b e s o n d e r e w e r b e r e c h t l i c h e r B e s t i m m u n g e n für b e s t i m m t e P r o d u k t e o d e r D i e n s t l e i s t u n g e n vor. E i n e r U b e r s i c h t ü b e r diese p r o d u k t - o d e r dienstleis t u n g s b e z o g e n e H a r m o n i s i e r u n g (3.) folgt a b s c h l i e ß e n d ein B l i c k auf M a ß n a h m e n , die auf eine V e r b e s s e r u n g der R e c h t s d u r c h s e t z u n g i m B e r e i c h des W e t t b e w e r b s r e c h t s gerichtet sind u n d damit zu einer v e r f a h r e n s b e z o g e n e n H a r m o n i s i e rung (4.) b e i t r a g e n sollen. buch über die kommerziellen Kommunikationen im Binnenmarkt: Ein neuer Ansatz der Kommission?, G R U R Int. 1999, 233ff. 11 Folgedokument, S.20ff. Die von der Kommission eingesetzte Expertengruppe hat sich bereits mit dem Rabattrecht befaßt. Aus dem Bereich des unlauteren Wettbewerbs sollen Regelungen der Gutscheinwerbung, Gratisangebote und Werbegeschenke, Preisausschreiben, Lotterien und Gewinnspiele sowie nach dem Schneeballsystem organisierte Direktvertriebspraktiken und progressive Kundenwerbung folgen, S.20. 12 Folgedokument, S. 15. Näher zu den Zielen Henning-Bodewig, Das Folgedokument zum Grünbuch über die kommerziellen Kommunikationen im Binnenmarkt: Ein neuer Ansatz der Kommission?, G R U R Int. 1999, 233, 238. 13 Zu den verschiedenen Kategorien von Regelungen, die sich nicht strikt unterscheiden lassen, Schwarze, Werbung im Gemeinschaftsrecht - Rechtsbestand und Grundfragen, in: Schwarze (Hrsg.), Werbung und Werbeverbote im Lichte des europäischen Gemeinschaftsrechts, S.9, 20.

A. Sachrechtsintegration 1. Wettbewerb ¡rechtliche

11

Harmonisierung

a. Richtlinie Uber irreführende

Werbung

Die als erster Schritt auf dem Weg zu einer Harmonisierung des Werberechts konzipierte Richtlinie des Rates von 1984 zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten über irreführende Werbung 1 4 bezweckt eine Teilharmonisierung des Rechts der Mitgliedstaaten, die den Verbraucherschutz verbessern sowie durch den Abbau von Rechtsunterschieden den freien Verkehr von Waren und Dienstleistungen fördern soll 15 . Die maßgebliche Definition des Irreführungstatbestandes enthält Art. 2 Nr. 2 der Richtlinie. Danach ist eine Werbung dann irreführend, wenn sie die Personen, an die sie sich richtet oder die von ihr erreicht werden, täuscht oder zu täuschen geeignet ist und infolgedessen ihr wirtschaftliches Verhalten beeinflussen kann oder einen Mitbewerber schädigt oder zu schädigen geeignet ist. Art. 3 spezifiziert, welche Bestandteile der Werbung bei der Beurteilung der Frage zu berücksichtigen sind, ob eine Werbung irreführend ist. Relevant sind insbesondere Angaben über die Merkmale und den Preis der Waren oder Dienstleistungen sowie die Liefer- und Leistungsbedingungen. Art. 4 überläßt den Mitgliedstaaten zu entscheiden, welche Möglichkeiten der Kontrolle sie vorsehen 16 . Nach Art. 7 hindert die Richtlinie die Mitgliedstaaten nicht daran, Bestimmungen aufrechtzuerhalten oder zu erlassen, die einen weiterreichenden Schutz der Verbraucher, der Mitbewerber sowie der Allgemeinheit vorsehen. Für den Umfang der mit der Richtlinie erzielten Harmonisierung sind vor allem zwei Fragen von Bedeutung. Zunächst kommt es darauf an, wie der Irreführungstatbestand der Richtlinie auszulegen ist ((1)). Inwieweit die Richtlinie zu einer Harmonisierung des Rechts des unlauteren Wettbewerbs geführt hat, hängt weiterhin davon ab, wie der in Art. 7 der Richtlinie normierte Grundsatz der Mindestharmonisierung zu verstehen ist ((2)). (1) Irreführungstatbestand Eine Irreführung nach Art. 2 setzt kumulativ voraus, daß eine Täuschung oder Täuschungseignung sowie eine Eignung zur Beeinflussung der Kaufentscheidung besteht 17 . Dies bedeutet, daß regelmäßig keine Irreführung im Sinne der 14

Richtlinie 8 4 / 4 5 0 / E W G des Rates vom 10. September 1984 zur Angleichung der Rechtsund Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten über irreführende Werbung, AB1EG Nr. L 250 v. 19.9.1984 S. 17ff. 15 Siehe die Erwägungsgründe, AB1EG Nr. L 250 S. 17f. 16 Siehe unten unter B. II. zu den infolgedessen auch in diesem Bereich fortbestehenden unterschiedlichen Regelungssystemen in den einzelnen Ländern, in denen sich zivilrechtliche sowie straf- und verwaltungsrechtliche Instrumente ergänzen. 17 N e b e n der Eignung zur Beeinflussung der Kaufentscheidung kann auch die Eignung zur Schädigung eines Mitbewerbers genügen.

12

1. Kapitel:

Grundzüge

des

Sachrechts

Richtlinie vorliegt, wenn die Werbung zwar irreführend ist, bei den anschließenden Vertragsverhandlungen aber eine Aufklärung erfolgt. Erforderlich ist das Fortbestehen der Irreführungsgefahr zum Zeitpunkt der Kaufentscheidung 18 . Da somit - anders als im deutschen Recht 1 9 - eine potentielle Marktentscheidungsrelevanz nicht genügt, stellt auch ein übertriebenes Anlocken allein keine Irreführung dar 20 . Die entscheidende Frage, unter welchen Voraussetzungen eine Werbung zur Irreführung geeignet ist, ist in der Richtlinie offen geblieben 21 . Insbesondere fehlt es an einer Aussage zu dem ihr zugrunde liegenden Verbraucherleitbild. Mit der Auslegung des Irreführungsbegriffs hat sich der E u G H in der vielfach kritisierten und in ihrer Bedeutung nach wie vor umstrittenen Entscheidung Nissan22 befaßt. In dieser Entscheidung ging es um die Frage, ob im Herkunftsland Belgien zugelassene, aber nicht gefahrene Importfahrzeuge, die mit weniger Zubehör ausgestattet waren, in einer französischen Werbung als neu und billiger angepriesen werden durften. Der E u G H stellte zunächst fest, der Hinweis, daß es sich bei den vor der Einfuhr zugelassenen Fahrzeugen um Neuwagen handele, sei nicht als irreführende Werbung im Sinne von Art. 2 der Richtlinie anzusehen, da ein Fahrzeug seine Eigenschaft als Neuwagen nicht durch die Zulassung, sondern durch den Gebrauch verliere. Es sei allerdings Sache des vorlegenden Gerichts zu prüfen, ob diese Werbung unter Berücksichtigung der Verbraucher, an die sie sich richte, möglicherweise insoweit irreführend gewesen sei, als sie zum einen den Umstand verdecken sollte, daß die als neu bezeichneten Fahrzeuge vor der Einfuhr zugelassen wurden, und als dieser Umstand zum anderen geeignet gewesen wäre, eine erhebliche Zahl von Verbrauchern von ihrer Kaufentscheidung abzuhalten 23 . Was zweitens die Werbung mit dem niedrigeren Preis angehe, so könne diese Werbung nur dann als irreführend eingestuft werden, wenn nachgewiesen wäre, daß eine erhebliche Zahl von Verbrauchern, an die sich die Werbung richte, ihre Kaufentscheidung getroffen hätten, ohne zu wissen, daß der niedrigere Preis

EuGH 16.1. 1992, Slg. 1992,1-131 - Nissan. Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht 2 ', §3 U W G Rdnr.89a. 20 Schricker, Deregulierung im Recht des unlauteren Wettbewerbs?, G R U R Int. 1994, 586, 593; Köhler, Irreführungs-Richtlinie und deutsches Wettbewerbsrecht, G R U R Int. 1994, 396, 400. 21 Kritisch daher Keilholz, Die mißlungene Harmonisierung des Verbots der irreführenden Werbung in der EG und ihre Konsequenzen für die deutsche Rechtsprechung, G R U R 1987, 391 ff. 22 EuGH 16.1. 1992, Slg. 1992, 1-131. Zu vergleichbaren Fällen jetzt B G H 15.7. 1999, W R P 1999,1151 - E G - N e u w a g e n I; 19.8.1999, W R P 1999,1155 - EG-Neuwagen II; hierzu Metzger, Neue Entscheidungen des B G H zur »EG-Neuwagen«-Problematik, W R P 1999,1237ff.; Leihle, Werbung für EG-Neuwagen, N J W 2000,1242f.; näher auch Sack, Die Beurteilung irreführender Werbung für Importfahrzeuge aus EG-Staaten nach EG-Recht, W R P 2000, 23ff. 23 A.a.O. Rdnr.l3ff. 18

19

A.

Sachrechtsintegration

13

d a m i t v e r b u n d e n sei, d a ß d i e v o m P a r a l l e l i m p o r t e u r v e r k a u f t e n F a h r z e u g e m i t weniger Z u b e h ö r ausgestattet seien24. E i n e relevante I r r e f ü h r u n g im Sinne der R i c h t l i n i e setzt danach voraus, daß eine erhebliche Zahl von Verbrauchern irregeführt wird. Entgegen der insoweit m i ß v e r s t ä n d l i c h e n A u s f ü h r u n g e n ist n i c h t d e r e n t a t s ä c h l i c h e I r r e f ü h r u n g n a c h z u w e i s e n . E s genügt v i e l m e h r die E i g n u n g z u r I r r e f ü h r u n g 2 5 . D a m i t legt d e r E u G H d e r I r r e f ü h r u n g s r i c h t l i n i e e i n V e r b r a u c h e r l e i t b i l d z u g r u n d e , d a s in U b e r e i n s t i m m u n g m i t d e m v o n i h m i m p r i m ä r e n G e m e i n s c h a f t s r e c h t als m a ß g e b l i c h erachteten Leitbild auf den a u f m e r k s a m e n und verständigen Verbraucher

ab-

stellt26. Dieses Verbraucherleitbild w e i c h t von d e m des deutschen W e t t b e w e r b s r e c h t s ab, das v o n einer I r r e f ü h r u n g n a c h § 3 U W G bereits d a n n ausgeht, w e n n bei e i n e m nicht u n e r h e b l i c h e n Teil der a n g e s p r o c h e n e n V e r k e h r s k r e i s e F e h l v o r stellungen ausgelöst werden. Bei der im deutschen R e c h t regelmäßig a n g e n o m m e n e n quantitativen R e l e v a n z s c h w e l l e von 10 bis 1 5 % 2 7 läßt sich nicht von der T ä u s c h u n g einer erheblichen Zahl von Verbrauchern sprechen. D i e K o n s e q u e n z e n der A/zsMrc-Entscheidung f ü r die A u s l e g u n g des I r r e f ü h r u n g s t a t b e s t a n d e s e r s c h e i n e n n i c h t v ö l l i g k l a r . U m d e m in d i e s e r E n t s c h e i d u n g vorgegebenen Verbraucherleitbild zu entsprechen, wird auf der einen Seite eine A n h e b u n g d e r r e l e v a n t e n I r r e f ü h r u n g s q u o t e als a u s r e i c h e n d a n g e s e h e n 2 8 .

Auf

2 4 A.a.O. Rdnr. 16. Zu der ferner in der Entscheidung berührten Frage der Werbung mit wahren Angaben siehe unten 2. Teil3. Kap. C. III. 1. b. (2) (c) (a). 2 5 Ebenso Deutsch, Der Einfluß des europäischen Rechts auf den Irreführungstatbestand des §3 U W G , G R U R 1996, 541, 544; Sack, Die Bedeutung der EG-Richtlinien 8 4 / 4 5 0 / E W G und 9 7 / 5 5 / E G über irreführende und vergleichende Werbung für das deutsche Wettbewerbsrecht, G R U R Int. 1998, 263, 264. So auch E u G H 26.11. 1996, Slg. 1996,1-6039 Rdnr. 33 - Graffione. 2 6 Näher zu dem in der Rechtsprechung zu Art. 28 E G V entwickelten Verbraucherleitbild unten 2. Teil3. Kap. C. III. 1. b. Kritisch zu der vom Gerichtshof vorgenommenen Rückbindung des sekundären Gemeinschaftsrechts an sein Art. 28 E G V zugrunde gelegtes Verbraucherleitbild Roth, Zur Tragweite der Harmonisierung im Recht des unlauteren Wettbewerbs, in: FS Mestmäcker, S.725, 733f. 27 Eine rein zahlenmäßige Festlegung ist zwar nicht möglich ( B G H 25.1. 1990, N J W - R R 1 9 9 0 , 6 7 8 , 6 7 9 ) , die Rechtsprechung geht aber meist bei diesem Prozentsatz von einer Täuschung aus; siehe nur B G H 6.4. 1979, G R U R 1979, 716, 718 - Kontinent-Möbel ( 1 0 % ) ; B G H 6.6. 1980, G R U R 1981, 71, 72 - Lübecker Marzipan (13,7%). Abzuwarten bleibt, ob sich angesichts der neuen höchstrichterlichen Rechtsprechung zur vergleichenden Werbung ( B G H 5.2. 1998, B G H Z 138, 55 - Testpreis-Angebot; B G H 23.4. 1998, N J W 1998, 3561 - Preisvergleichsliste II; B G H 15.10. 1998, N J W 1999, 948 - Vergleichen Sie; siehe unten unter 2.) auch Änderungen im Bereich des Irreführungsrechts vollziehen werden; hierzu Scherer, Divergenz und Kongruenz der Rechtsprechung des E u G H und des B G H zur Verbraucherwerbung, W R P 1999, 991, 993. Vgl. jetzt B G H 15.7. 1999, W R P 1999, 1151 - EG-Neuwagen I; 19.8. 1999, W R P 1999, 1 1 5 5 EG-Neuwagen II. Zu den geringeren Irreführungsquoten bei Werbung mit Gesundheitsbezug sowie umweltbezogener Werbung unten 2. Teil 3. Kap. C. II. 1. b. (3); III. 1. b. (2) (b) (b) und (c) (b). Ausführlich zum Verbrauchcrleitbild im deutschen Recht unter besonderer Berücksichtigung des Prinzips der Privatautonomie Drexl, Die wirtschaftliche Selbstbestimmung des Verbrauchers, S. 397ff. 28 Büttner, Die Irreführungsquote im Wandel - Folgen eines sich ändernden Normverständnisses, G R U R 1996, 533, 534, 538f., 541 (für Anhebung der Irreführungsquote auf mindestens

14

1. Kapitel:

Grundzüge

des Sachrechts

der anderen Seite w i r d ein Ü b e r g a n g v o m e m p i r i s c h e n z u m n o r m a t i v e n V e r b r a u c h e r l e i t b i l d k o n s t a t i e r t , so daß ex ante auf den v o m G e r i c h t zu b e u r t e i l e n d e n D u r c h s c h n i t t s v e r b r a u c h e r statt ex p o s t auf die d u r c h e m p i r i s c h e F e s t s t e l l u n g e n e r m i t t e l t e I r r e f ü h r u n g eines Teils der a n g e s p r o c h e n e n V e r k e h r s k r e i s e a b z u s t e l l e n w ä r e 2 9 . D i e R e l e v a n z der T ä u s c h u n g einer e r h e b l i c h e n Z a h l v o n V e r b r a u c h e r n d e u t e t auf eine A n h e b u n g der I r r e f ü h r u n g s q u o t e hin. M a ß g e b l i c h w ä r e d a n a c h , o b ein - z a h l e n m ä ß i g n i c h t exakt v o r g e g e b e n e r - P r o z e n t s a t z v o n V e r b r a u c h e r n irregeführt w i r d . D a s U r t e i l enthält freilich keine A u s s a g e zu der F r a g e , o b das G e r i c h t selbst das V o r l i e g e n einer I r r e f ü h r u n g feststellen m u ß o d e r - w i e im d e u t s c h e n R e c h t - die K o n f u s i o n s r a t e d u r c h e m p i r i s c h e U n t e r s u c h u n g e n e r m i t t e l n kann. G r ö ß e r e K l a r h e i t in dieser F r a g e b r i n g t die 6 - Ä o r w - £ z e r - E n t s c h e i d u n g 3 0 , die den I r r e f ü h r u n g s t a t b e s t a n d in der E G - V e r o r d n u n g ü b e r b e s t i m m t e V e r m a r k t u n g s n o r m e n für E i e r 3 1 betraf, a b e r allgemein für den g e m e i n s c h a f t s r e c h t l i c h e n B e g r i f f der I r r e f ü h r u n g v o n B e d e u t u n g ist 3 2 . In dieser E n t s c h e i d u n g ging es u m die F r a g e , o b die auf der V e r p a c k u n g der E i e r a n g e b r a c h t e B e z e i c h n u n g » 6 - K o r n E i e r « s o w i e der H i n w e i s in der b e i g e f ü g t e n W e r b u n g auf die F ü t t e r u n g d e r H ü h ner mit sechs v e r s c h i e d e n e n K o r n a r t e n z u r I r r e f ü h r u n g geeignet w a r e n , da der F u t t e r a n t e i l aus den sechs G e t r e i d e a r t e n lediglich 6 0 % der F u t t e r m i s c h u n g ausm a c h t e n . D e r E u G H k a m zu d e m E r g e b n i s , das n a t i o n a l e G e r i c h t h a b e darauf a b zustellen, w i e ein d u r c h s c h n i t t l i c h i n f o r m i e r t e r , a u f m e r k s a m e r und v e r s t ä n d i g e r D u r c h s c h n i t t s v e r b r a u c h e r die b e t r e f f e n d e A n g a b e w a h r s c h e i n l i c h auffassen w e r de. H a b e das n a t i o n a l e G e r i c h t b e s o n d e r e S c h w i e r i g k e i t e n zu b e u r t e i l e n , o b die b e t r e f f e n d e A n g a b e irreführen k ö n n e , so verbiete das G e m e i n s c h a f t s r e c h t i h m j e d o c h n i c h t , dies nach M a ß g a b e seines nationalen R e c h t s d u r c h ein S a c h v e r s t ä n d i g e n g u t a c h t e n o d e r eine V e r b r a u c h e r b e f r a g u n g zu e r m i t t e l n . D a das G e m e i n s c h a f t s r e c h t k e i n e einschlägigen B e s t i m m u n g e n k e n n e , sei es dann S a c h e des G e richts, nach s e i n e m nationalen R e c h t den P r o z e n t s a t z der d u r c h eine W e r b e a u s s a -

2 0 % , bei Gesundheitswerbung auf 15%); Drasch, Das Herkunftslandprinzip im internationalen Privatrecht, S.83 (zumindest 3 0 % ) ; Leible, Anm. zu E u G H 16.7. 1998, E u Z W 1998, 528, 529 (möglicherweise sogar bis 5 0 % ) ; für eine Ubereinstimmung der Irreführungsquote des deutschen Rechts mit den gemeinschaftsrechtlichen Vorgaben unter Hinweis auf die französische Fassung des Urteils (»un nombre significatif«) dagegen Deutsch, Noch einmal: Das Verbraucherleitbild des E u G H und das »Nissan«-Urteil, G R U R 1997, 44f. 2 9 So vor allem Fezer, Das wettbewerbsrechtliche Irreführungsverbot als ein normatives M o dell des verständigen Verbrauchers im Europäischen Unionsrecht, W R P 1995, 671, 674ff.; zur Normativierung des Verbraucherleitbildes auch Roth, Zur Tragweite der Harmonisierung im Recht des unlauteren Wettbewerbs, in: FS Mestmäcker, S.725, 727f.; Steinheck, Zur europarechtskonformen Auslegung des Irreführungsverbots nach §3 U W G , E W S 1996, 234, 238f.

E u G H 16.7. 1998, Slg. 1998, 1-4657. Art. 10 Abs. 2 der Verordnung ( E W G ) Nr. 1907/90 des Rates vom 26. Juni 1990 über bestimmte Vermarktungsnormen für Eier, AB1EG Nr. L 173 v. 6.7. 1990 S.5, 8. 3 2 Vgl. a.a.O. Rdnr. 28f. 30 31

A.

15

Sachrechtsintegration

ge getäuschten Verbraucher zu bestimmen, der ein Verbot dieser Werbeaussage zu rechtfertigen vermöge 3 3 . D i e E n t s c h e i d u n g trifft zwei für das Verbraucherleitbild wesentliche Aussagen. D i e eine berührt den an eine Irreführung anzulegenden Maßstab, die andere die Frage, wie das Vorliegen einer diesem M a ß s t a b entsprechenden Irreführung zu ermitteln ist. In beiden Bereichen wirft die Entscheidung freilich auch neue Zweifelsfragen auf. Als für die Irreführung relevanten M a ß s t a b definiert der EuGH

den durchschnittlich

informierten, aufmerksamen

und

verständigen

D u r c h s c h n i t t s v e r b r a u c h e r 3 4 . B e m e r k e n s w e r t ist, daß der E u G H mit seiner D e f i nition des maßgeblichen Verbrauchers erstmals deutlich auf die beiden für eine Irreführung relevanten Aspekte der W a h r n e h m u n g und der Verarbeitung der Werbung abstellt 3 5 . Soweit er einen durchschnittlich informierten und aufmerksamen Verbraucher fordert, stellt er Anforderungen an die kognitiven Möglichkeiten und Fähigkeiten der angesprochenen Verbraucher. D a ß es sich um einen vernünftigen Verbraucher handeln muß, betrifft die intellektuellen Kapazitäten. Insofern bedeutet die Entscheidung eine Präzisierung. Hinsichtlich des angelegten Maßstabs weicht sie nicht von der bisherigen R e c h t s p r e c h u n g ab. N i c h t völlig klar ist zwar, w o r a u f sich die D u r c h s c h n i t t l i c h keit bezieht. Sie kann nämlich lediglich den G r a d des Informiertseins betreffen, so daß auf einen durchschnittlich informierten Verbraucher abzustellen ist, der vernünftig und aufmerksam ist. Möglich ist indes auch, daß sie alle drei aufgeführten Eigenschaften betreffen soll, so daß es sich um einen hinsichtlich Informiertheit, A u f m e r k s a m k e i t sowie Verständigkeit durchschnittlichen Verbraucher handeln muß. D i e B e z u g n a h m e auf einen durchschnittlich qualifizierten D u r c h s c h n i t t s verbraucher erschiene zwar auf den ersten B l i c k als Tautologie. D a ß der E u G H auf den D u r c h s c h n i t t s v c r b r a u c h e r abstellt, läßt sich aber auch als Hinweis auf die maßgeblichen Verkehrskreise auffassen. Bei P u b l i k u m s w e r b u n g , die sich an die Verbrauchergesamtheit richtet, ist der Durchschnittsverbraucher als Adressat der W e r b u n g anzusehen. Dies schließt es nicht aus, daß bei F a c h w e r b u n g oder sonstiger gruppenspezifischer Werbung andere Verkehrskreise zu

berücksichtigen

sind 3 6 . Selbst wenn aber somit nicht auf den aufmerksamen und vernünftigen, sondern auf einen durchschnittlich aufmerksamen sowie vernünftigen Verbraucher abzustellen wäre, wird aus der B e z u g n a h m e auf die bisherige R e c h t s p r e chung deutlich, daß der E u G H an seinem Verbraucherleitbild festhält. Mit dem A.a.O. Rdnr.36f. Ebenso auch E u G H 13.1. 2000 Rs. C - 2 2 0 / 9 8 R d n r . 2 7 - Estee Lauder. 3 5 Zu diesen beiden Aspekten näher Sack, Das Verbraucherleitbild und das Unternehmerleitbild im europäischen und deutschen Wettbewerbsrecht, W R P 1998, 264, 265 ff. 33 34

Siehe als Adressaten bei Haustürwerbung für pädagogisches Material Personen mit Bildungsrückstand statt Durchschnittsverbraucher in E u G H 16.5. 1989, Slg. 1989, 1235 Rdnr. 13 Buet; vgl. auch E u G H 10.5. 1995, Slg. 1995, 1-1141 Rdnr.46, 54 - Alpine Investments; E u G H 2 6 . 1 1 . 1996, Slg. 1 9 9 6 , 1 - 6 0 3 9 R d n r . 2 6 - Graffione, wo der E u G H auf die Gefahr einer Irreführung der betroffenen Verbrauchergruppe abstellt.

16

1. Kapitel:

Grundzüge

des

Sachrechts

Bild des vernünftigen Verbrauchers lehnt er lediglich einen mit unterdurchschnittlichen intellektuellen Fähigkeiten ausgestatteten Verbraucher als Maßstab ab, erhebt aber nicht einen außergewöhnlich und überdurchschnittlich befähigten Verbraucher zum Leitbild. Dies steht auch in Einklang mit der Nissan-Entscheidung, auf die sich der E u G H ebenfalls bezieht. Die Irreführung eines erheblichen Teils der Verbraucher entspricht der eines durchschnittlichen Verbrauchers. Hinsichtlich der Ermittlung der Irreführung stellt der E u G H ein Regel-Ausnahme-Verhältnis auf. Er geht davon aus, daß die nationalen Gerichte grundsätzlich selbst feststellen können, ob eine dem vorgegebenen Maßstab entsprechende Irreführung vorliegt. Zumindest unter besonderen Umständen hält er es aber nicht für ausgeschlossen, daß sie das Vorliegen einer Irreführung durch empirische Feststellungen ermitteln 37 . Wenn der E u G H hierfür auf die Nissan-Entscheidung verweist, so ist nicht ersichtlich, worin die besonderen Umstände oder Schwierigkeiten zu sehen sind, die das Abweichen vom aufgestellten Grundsatz rechtfertigen. Damit erscheint offen, wie sich künftig das Verhältnis von Regel und Ausnahme bestimmen wird. Entscheidend ist, daß der E u G H das Leitbild des Durchschnittsverbrauchers unabhängig davon vorgibt, wie die Irreführung zu ermitteln ist. Auf dieses Leitbild ist nicht nur dann abzustellen, wenn - wie in der Regel - das Gericht selbst das Vorliegen einer Irreführung feststellt. Maßgeblich ist es auch dann, wenn das Gericht die Irreführung ausnahmsweise durch Sachverständigengutachten oder Verbraucherbefragungen ermittelt. Stößt die richterliche Feststellung der Irreführung auf besondere Schwierigkeiten, so rechtfertigt es dies nicht, einen anderen Maßstab anzulegen, sondern lediglich, eine andere Art der Feststellung zuzulassen. Die empirische Ermittlung der Irreführung setzt stets die Festlegung einer Irreführungsquote voraus, bei der von einer Täuschung des Durchschnittsverbrauchers ausgegangen werden kann. Wie der Gerichtshof feststellte, obliegt die Festlegung des erforderlichen Prozentsatzes den nationalen Gerichten. Können die Gerichte aufgrund besonderer Umstände die Irreführung des maßgeblichen Durchschnittsverbrauchers nicht selbst feststellen, so haben sie den für eine empirische Ermittlung der Irreführung eines Durchschnittsverbrauchers notwendigen Teil der Verbraucher zu bestimmen. Dem entspricht die zahlenmäßige Festsetzung der nach der A/zssaw-Entscheidung erforderlichen Täuschung einer erheblichen Zahl von Verbrauchern. Die Entscheidung zeigt, daß die zwischen empirischem und normativem Verbraucherleitbild angenommene Antinomie einer Präzisierung bedarf. Der für ei-

3 7 Großzügiger E u G H 13.1. 2000 Rs. C - 2 2 0 / 9 8 Rdnr.31 - Estee Lauder; kritisch gegenüber Meinungsumfragen zum Beweis einer Irreführung noch E u G H 20.2. 1975, Slg. 1975, 181, Rdnr. 12 - Sekt/Weinbrand.

A.

Sachrechtsintegration

17

ne I r r e f ü h r u n g relevante M a ß s t a b ist g r u n d s ä t z l i c h n o r m a t i v b e s t i m m t . Dies gilt nicht n u r d a n n , w e n n m a n auf die I r r e f ü h r u n g eines D u r c h s c h n i t t s v e r b r a u c h e r s abstellt. Eine n o r m a t i v e W e r t u n g liegt auch d e m d e u t s c h e n R e c h t z u g r u n d e , w e n n es die T ä u s c h u n g eines nicht u n e r h e b l i c h e n Teils der a n g e s p r o c h e n e n Verkehrskreise genügen läßt 3 8 . U n a b h ä n g i g d a v o n , o b das Vorliegen einer I r r e f ü h r u n g v o m G e r i c h t o d e r d u r c h empirische U n t e r s u c h u n g e n zu ermitteln ist, ist stets eine n o r m a t i v e Vorgabe erforderlich. D i e s e k a n n am Schutz des D u r c h s c h n i t t s v e r b r a u c h e r s orientiert o d e r auf einen M i n d e r h e i t e n s c h u t z ausgerichtet sein. I n s o w e i t läßt sich aber eher v o n einem u n t e r s c h i e d l i c h e n Schutzniveau als v o n einem n o r m a t i v e m o d e r e m p i r i s c h e m Verbraucherleitbild sprechen. E i n e n solchen G e g e n s a t z k a n n m a n lediglich hinsichtlich der A r t konstatieren, wie das Vorliegen einer I r r e f ü h r u n g zu ermitteln ist. D i e s b e z ü g l i c h ist der E u G H nicht v o n einer prinzipiellen Alternativität v o n n o r m a t i v e r u n d empirischer E r m i t t lung, s o n d e r n v o n einer K o m p l e m e n t i e r u n g der n o r m a t i v e n d u r c h die empirische M e t h o d e ausgegangen. Angesichts des k o n s t a t i e r t e n R e g e l - A u s n a h m e - V e r h ä l t nisses läßt sich im Ergebnis eine w e i t g e h e n d e N o r m a t i v i e r u n g des e u r o p ä i s c h e n Verbraucherleitbildes feststellen. (2) U m f a n g der H a r m o n i s i e r u n g Welche B e d e u t u n g d e r Richtlinie f ü r das nationale I r r e f ü h r u n g s r e c h t z u k o m m t , wird maßgeblich v o m Verständnis des A r t . 7 b e s t i m m t , d e r es d e n Mitgliedstaaten erlaubt, einen w e i t e r r e i c h e n d e n Schutz v o r z u s e h e n . E n t s c h e i d e n d ist, w o r a u f sich dieser Vorbehalt bezieht. Vor allem aus d e r A'/js^w-Entscheidung w i r d geschlossen, dieser gelte lediglich f ü r die S a n k t i o n e n einer I r r e f ü h r u n g , nicht aber f ü r den gemeinschaftsrechtlichen Begriff d e r I r r e f ü h r u n g . D e r G e r i c h t s h o f h a b e in dieser E n t s c h e i d u n g nicht n u r z u r A u s l e g u n g des Begriffs der I r r e f ü h r u n g in A r t . 2 Stellung g e n o m m e n , s o n d e r n implizit die Zulässigkeit eines w e i t e r r e i c h e n den Schutzes d u r c h strengere M a ß s t ä b e abgelehnt. D i e Mitgliedstaaten w ä r e n d a n n an den gemeinschaftsrechtlichen Begriff d e r I r r e f ü h r u n g in A r t . 2 g e b u n d e n , u n d ein strengerer nationaler I r r e f ü h r u n g s s c h u t z w ä r e mit d e r Richtlinie u n v e r einbar 3 9 .

38 Vgl. Traub, Probleme der Interessenabwägung bei A n w e n d u n g des §3 U W G , in: FS N i r k , S. 1017, 1032; kritisch gegenüber der A n n a h m e eines rein empirischen Verbraucherleitbildes im deutschen Recht auch Tilmann, Der »verständige« Verbraucher, in: FS Piper, S. 481,489. N o r m a tiven Charakter hat darüber hinaus die im deutschen Wettbewerbsrecht v o r g e n o m m e n e Interessenabwägung; siehe U W G G r o ß K o m m / L i n d a c h e r , §3 U W G Rdnr.247. 39 Everlmg, Der Einfluß des E G - R e c h t s auf das nationale Wettbewerbsrecht im Bereich des Täuschungsschutzes, Z L R 1994, 221, 237f.; ähnlich Köhler, Irreführungs-Richtlinie und deutsches Wettbewerbsrecht, G R U R Int. 1994,396,397ff., der strengere Vorschriften auch in rein nationalen Fällen nur zulassen will, wenn die Regelungen geeignet und erforderlich sind; hiergegen aber Roth, Zur Tragweite der H a r m o n i s i e r u n g im Recht des unlauteren Wettbewerbs, in: FS Mestmäcker, S.725, 742 ff.

18

1. Kapitel:

Grundzüge

des

Sachrechts

Eine solche Beschränkung des Vorbehalts auf Sanktionen steht aber im Widerspruch zu der Rechtsprechung des Gerichtshofs 40 . Schon in der Entscheidung Pall41 hat der Gerichtshof festgestellt, die Richtlinie lege in Bezug auf den Irreführungsbegriff lediglich Mindestkriterien fest. Er sah in der Richtlinie keine Grundlage für das Verbot der Verwendung des Zeichens © für ein in einem anderen Mitgliedstaat eingetragenes Warenzeichen, da sie sich auf eine Teilharmonisierung der nationalen Rechtsvorschriften über irreführende Werbung durch die Festsetzung von objektiven Mindestkriterien beschränke, anhand deren sich feststellen lasse, ob eine Werbung irreführend sei, und von Mindestanforderungen hinsichtlich der Einzelheiten des Schutzes gegen eine solche Werbung 42 . In dem nach der TVzsitfw-Entscheidung ergangenen Urteil Clinique hat er dies ausdrücklich bestätigt 43 . Mit dem gemeinschaftsrechtlichen Irreführungsbegriff werden damit lediglich Mindestkriterien normiert, die ein höheres nationales Schutzniveau zulassen. (3) Ergebnis Im Ergebnis hat der unbestimmte Irreführungstatbestand der Richtlinie durch die Auslegung des E u G H eine gewisse Konkretisierung erfahren. Gleichwohl bleiben zahlreiche Fragen ungeklärt, so daß eine erhebliche Rechtsunsicherheit hinsichtlich des gemeinschaftsrechtlichen Irreführungsverbots besteht. Die Bedeutung des Schutzes vor irreführender Werbung durch die Richtlinie ist aber vor allem deshalb gering, weil es sich lediglich um einen - zudem nicht sehr weitreichenden - Mindestschutz handelt 44 . Die Mitgliedstaaten können daher jedenfalls für rein innerstaatliche Sachverhalte von diesem abweichen und einen weitergehenden Irreführungsschutz vorsehen. Lediglich in grenzüberschreitenden Fällen, die den zwischenstaatlichen Handel betreffen, sind die Grenzen des primären Gemeinschaftsrechts, insbesondere der Warenverkehrsfreiheit des Art. 28 E G V und der Dienstleistungsfreiheit des Art. 49 E G V zu beachten 45 .

4 0 Für Mindestkriterien hinsichtlich des Irreführungsbegriffs auch Roth, a.a.O. 736ff. 777mann, Der »verständige Verbraucher«, in: FS Piper, S.481, 488; Sack, Die Auswirkungen des europäischen Rechts auf das Verbot irreführender Werbung, in: Schwarze (Hrsg.), Werbung und Werbeverbote im Lichte des europäischen Gemeinschaftsrechts, S. 102, 107ff. mit umfassenden Nachweisen. 41 EuGH 13.12. 1990, Slg. 1990, 1-4827. 42 A.a.O. Rdnr 22. 43 EuGH 2.2. 1994, Slg. 1994, 1-317 Rdnr. 10 - Clinique. 44 Kritisch wegen des geringen Rechtsangleichungseffekts Schricker, Die europäische Angleichung des Rechts des unlauteren Wettbewerbs - ein aussichtsloses Unterfangen?, G R U R Int. 1990, 771, 772; Sack, Die Bedeutung der EG-Richtlinien 84/450/EWG und 97/55/EG über irreführende und vergleichende Werbung für das deutsche Wettbewerbsrecht, G R U R Int. 1998,263, 268. 45 Siehe hierzu unten 2. Teil 3. und 4. Kap.

A. b. Richtlinie

über vergleichende

Sachrechtsintegration

19

Werbung

D i e 1 9 9 7 nach langjährigen D i s k u s s i o n e n v e r a b s c h i e d e t e R i c h t l i n i e ü b e r vergleic h e n d e W e r b u n g 4 6 , d u r c h die v e r g l e i c h e n d e W e r b u n g in die R i c h t l i n i e ü b e r irref ü h r e n d e W e r b u n g e i n b e z o g e n w i r d , soll d u r c h eine H a r m o n i s i e r u n g der e r h e b lich v o n e i n a n d e r a b w e i c h e n d e n R e g e l u n g e n in d e n e i n z e l n e n M i t g l i e d s t a a t e n im I n t e r e s s e v o n V e r b r a u c h e r n wie A n b i e t e r n die M a r k t t r a n s p a r e n z e r h ö h e n u n d d a d u r c h den freien W a r e n - u n d D i e n s t l e i s t u n g s v e r k e h r s i c h e r s t e l l e n 4 7 . U m vergleichende W e r b u n g handelt es sich nach A r t . 2 N r . 2a der R i c h t l i n i e bei W e r b u n g , die u n m i t t e l b a r o d e r m i t t e l b a r einen M i t b e w e r b e r o d e r die E r z e u g n i s se o d e r D i e n s t l e i s t u n g e n , die v o n e i n e m M i t b e w e r b e r a n g e b o t e n w e r d e n , e r k e n n b a r m a c h t . U n t e r diesen w e i t e n B e g r i f f der v e r g l e i c h e n d e n W e r b u n g fallen g r u n d sätzlich alle F o r m e n der v e r g l e i c h e n d e n W e r b u n g . E r f a ß t w i r d d a h e r die kritisierende, die a n l e h n e n d e u n d die p e r s ö n l i c h e v e r g l e i c h e n d e W e r b u n g 4 8 . D a die E r k e n n b a r k e i t des M i t b e w e r b e r s o d e r seiner P r o d u k t e e r f o r d e r l i c h ist, findet die R i c h t l i n i e grundsätzlich k e i n e A n w e n d u n g

auf

Alleinstellungsbehauptungen

o d e r eine S p i t z e n g r u p p e n w e r b u n g , bei d e n e n das eigene P r o d u k t im Verhältnis z u m g e s a m t e n M a r k t a n g e b o t h e r v o r g e h o b e n w i r d . O b e r k e n n b a r auf M i t b e w e r b e r o d e r ihre P r o d u k t e B e z u g g e n o m m e n w i r d , richtet sich nach d e m z u g r u n d e gelegten V e r b r a u c h e r l e i t b i l d 4 9 . H i e r ist auf das auch für den g e m e i n s c h a f t s r e c h t l i chen Irreführungsbegriff maßgebliche Leitbild abzustellen. A r t . 3a regelt die V o r a u s s e t z u n g e n , u n t e r d e n e n v e r g l e i c h e n d e W e r b u n g zulässig ist. D a n a c h m u ß sie v o r allem W a r e n o d e r D i e n s t l e i s t u n g e n für den gleichen B e d a r f o d e r dieselbe Z w e c k b e s t i m m u n g v e r g l e i c h e n , u n d der Vergleich m u ß sich auf e r h e b l i c h e , relevante, n a c h p r ü f b a r e u n d t y p i s c h e E i g e n s c h a f t e n

beziehen.

V e r g l e i c h e n d e W e r b u n g darf nicht i r r e f ü h r e n d sein o d e r zu V e r w e c h s l u n g e n z w i schen d e m W e r b e n d e n u n d einem M i t b e w e r b e r f ü h r e n . V e r b o t e n sind w e i t e r h i n die R u f a u s n u t z u n g u n d H e r a b w ü r d i g u n g . D i e s e K r i t e r i e n m ü s s e n k u m u l a t i v erfüllt sein. D i e in d e m K r i t e r i e n k a t a l o g v e r w e n d e t e n u n b e s t i m m t e n R e c h t s b e g r i f f e w e r fen z a h l r e i c h e A u s l e g u n g s f r a g e n auf, die für die mit der R i c h t l i n i e erzielte H a r m o n i s i e r u n g v o n B e d e u t u n g s i n d 5 0 . H i e r soll d e r B l i c k n u r auf z w e i g r u n d l e g e n d e 46 Richtlinie 97/55/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 6. Oktober 1997 zur Änderung der Richtlinie 84/450/EWG über irreführende Werbung zwecks Einbeziehung der vergleichenden Werbung, AB1EG Nr. L 290 v. 23.10. 1997 S. 18ff. 47 Erwägungsgründe 2 und 3. Zur abweichenden Rechtslage Hudelmaier, Die neuere Praxis zur vergleichenden Werbung in Deutschland, Belgien, Frankreich, Großbritannien und den USA, S.3ff., 75ff., 97ff., 118ff. 48 Zu dieser Differenzierung des deutschen Rechts Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht 21 , §1 U W G Rdnr.330. 49 Eck/Ikas, Neue Grenzen vergleichender Werbung, WRP 1999, 251, 253. 50 Ausführlich hierzu dies., 257ff.; aus vergleichender Sicht auch Ohly/Spence, Vergleichende Werbung: Die Auslegung der Richtlinie 97/55/EG in Deutschland und Großbritannien, G R U R Int. 1999, 681 ff. Siehe die Rechtsprechungsänderung bereits vor der Umsetzung B G H 5.2. 1998,

20

1. Kapitel:

Grundzüge

des

Sachrechts

Zweifelsfragen gerichtet werden, die für den Umfang der Angleichung entscheidend sind. Unklar ist, ob die Richtlinie nur Maßstäbe für die Zulässigkeit der vergleichenden Werbung enthält oder zugleich vorschreibt, daß vergleichende Werbung, die den aufgeführten Kriterien nicht entspricht, zu verbieten ist. Da die Vorschrift ausdrücklich die Voraussetzungen regelt, unter denen vergleichende Werbung zulässig ist, scheint der Wortlaut eher dafür zu sprechen, daß es den Mitgliedstaaten freisteht, auch vergleichende Werbung, die die Zulässigkeitskriterien nicht erfüllt, zuzulassen 51 . Darauf deutet auch hin, daß in früheren Richtlinienvorschlägen ausdrücklich vorgesehen war, daß vergleichende Werbung »nur« unter diesen Voraussetzungen zulässig ist 52 , diese Formulierung aber später abgeändert wurde 53 . Können die Mitgliedstaaten liberalere Regelungen vorsehen, so widerspricht dies aber dem Harmonisierungszweck 54 . Hierfür bedarf es einheitlicher Regelungen in den Mitgliedstaaten 55 . Eine weitergehende Liberalisierung als die, die bereits mit der Richtlinie erzielt worden ist, erscheint auch nicht im Interesse eines freien Waren- und Dienstleistungsverkehrs erforderlich 56 . Schwierigkeiten bereitet weiter das Irreführungsverbot. Bedingung für die Zulässigkeit der vergleichenden Werbung ist nach Art. 3a Abs. 1 lit. a, daß sie nicht irreführend ist. Für den Irreführungsbegriff nimmt die Vorschrift Bezug auf den schon in der Richtlinie über irreführende Werbung enthaltenen Begriff. Zugleich verweist sie aber auf die Vorschrift des Art. 7 Abs. 1, der den Mitgliedstaaten er-

B G H Z 138, 55 -Testpreis-Angebot; B G H 23.4. 1998, NJW 1998, 3561 - Preisvergleichsliste II; B G H 15.10.1998, NJW 1999, 948 - Vergleichen Sie. Zur Frage der Notwendigkeit einer Umsetzung durch den Gesetzgeber Wambach, Anm. zu B G H 5.2. 1998, M D R 1998, 1239,1240; Bornkamm,, Entwicklungen der Rechtsprechung im Wettbewerbsrecht - Vergleichende Werbung, m: Schwarze (Hrsg.), Werbung und Werbeverbote im Lichte des europäischen Gemcinschaftsrechts, S. 134, 138; Sack, Die Bedeutung der EG-Richtlinien 84/450/EWG und 97/55/EG über irreführende und vergleichende Werbung für das deutsche Wettbewerbsrecht, G R U R Int. 1998, 263,272; siehe auch Tilmann, Anwendungsbereich und Bindungswirkung der Richtlinie Vergleichende Werbung, G R U R 1999, 546ff. Sack, a.a.O. 270f. Siehe Geänderter Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über vergleichende Werbung und zur Änderung der Richtlinie 84/450/EWG über irreführende Werbung vom 21.4. 1994, AB1EG Nr. C 136 v. 19.5. 1994 S.4, 7. 53 Anders erstmals Gemeinsamer Standpunkt (EG) Nr.29/96 vom 19.3. 1996, AB1EG Nr. C 219 v. 27.7. 1996 S.14, 16. 54 So auch Bornkamm, Entwicklungen der Rechtsprechung im Wettbewerbsrecht - Vergleichende Werbung, in: Schwarze (Hrsg.), Werbung und Werbeverbote im Lichte des europäischen Gemeinschaftsrechts, S. 134, 139f.; Eck/Ikas, Neue Grenzen vergleichender Werbung, WRP 1999, 251, 255f.; Menke, Die vergleichende Werbung in Deutschland nach der Richtlinie 97/55/ E G und der BGH-Entscheidung »Testpreis-Angebot«, W R P 1998, 811, 817f.; Tilmann, Richtlinie vergleichende Werbung, G R U R 1997, 790. 55 Vgl. Erwägungsgrund 2. 5 6 A.A. Sack, Die Bedeutung der EG-Richtlinien 84/450/EWG und 97/55/EG über irreführende und vergleichende Werbung für das deutsche Wettbewerbsrecht, G R U R Int. 1998, 263, 270f. 51

52

A.

21

Sachrecbtsintegration

laubt, weiterreichende Schutzvorschriften vorzusehen. Danach könnten nationale Regelungen für die Beurteilung der Irreführung vergleichender Werbung vom gemeinschaftsrechtlichen Irreführungsbegriff abweichen. Ein solcher nationaler Verschärfungsvorbehalt ist aber unvereinbar mit der Regelung des Art. 7 Abs. 2, der vergleichende Werbung ausdrücklich von dem in Abs. 1 normierten Mindestschutzprinzip ausnimmt. Wie dieser Widerspruch zwischen der auf einen Mindestschutz weisenden Regelung des Art. 3a Abs. 1 lit. a i.V.m. Art. 7 Abs. 1 einerseits und dem ein verbindliches Schutzniveau festlegenden Art. 7 Abs. 2 andererseits aufzulösen ist, wird letztlich durch den E u G H zu klären sein. Uberzeugender scheint es, für vergleichende Werbung von einem verbindlichen Irreführungsmaßstab auszugehen 57 . Nur eine solche Auslegung entspricht dem mit der Richtlinie verfolgten Harmonisierungsziel, wie es deutlich in den Erwägungsgründen zum Ausdruck kommt. Danach soll die Richtlinie Bedingungen für zulässige vergleichende Werbung in den Mitgliedstaaten festlegen 58 . Dies spricht dafür, den nach der ¿Yzssis Anm. (d). 164 Für Ergänzungen der PVU auch der Bericht für die Deutsche Landesgruppe der Internationalen Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz (AIPPI) von Henning-Bodewig, Wirksamer Schutz gegen den unlauteren Wettbewerb nach Art. 10b,s der Pariser Verbandsübereinkunft,

A.

Sachrecbtsintegration

1)7

F e r n e r finden sich w e r b e r e c h t l i c h e R e g e l u n g e n für F e r n s e h e n auch in e i n e m E u r o p a r a t s ü b e r e i n k o m m e n

165

grenzüberschreitendes

. F ü r die M i t g l i e d s t a a t e n

der E u r o p ä i s c h e n U n i o n gilt dies freilich n u r in den B e r e i c h e n , die nicht d u r c h die F e r n s e h r i c h t l i n i e k o o r d i n i e r t s i n d 1 6 6 . B e d e u t u n g g e w i n n e n die w e i t g e h e n d m i t d e n R e g e l u n g e n der F e r n s e h r i c h t l i n i e ü b e r e i n s t i m m e n d e n V o r s c h r i f t e n d a h e r v o r allem f ü r andere e u r o p ä i s c h e Staaten.

III. Freiwillige Selbstkontrolle D e r S e l b s t r e g u l i e r u n g k o m m t auf d e m G e b i e t des W e t t b e w e r b s r e c h t s b e s o n d e r e B e d e u t u n g z u 1 6 7 . A u f i n t e r n a t i o n a l e r E b e n e sind v o r allem die v o n der I n t e r n a t i o nalen H a n d e l s k a m m e r ausgearbeiteten V e r h a l t e n s k o d i z e s zu n e n n e n . A l l g e m e i ne G r u n d s ä t z e sind in den I n t e r n a t i o n a l e n V e r h a l t e n s r e g e l n f ü r die W e r b e p r a x i s n i e d e r g e l e g t 1 6 8 . Spezielle R i c h t l i n i e n w e r k e b e h a n d e l n die V e r k a u f s f ö r d e r u n g , die D i r e k t w e r b u n g , die D i r e k t v e r k a u f s p r a x i s s o w i e das S p o n s o r i n g u n d die U m w e l t w e r b u n g . F ü r g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n , die auf die M ä r k t e m e h r e r e r Staaten e i n w i r k e n , sind die I C C G u i d e l i n e s o n I n t e r a c t i v e M a r keting C o m m u n i c a t i o n s v o n b e s o n d e r e m I n t e r e s s e , die einige V e r h a l t e n s r e g e l n für W e r b u n g in O n l i n e - D i e n s t e n aufstellen. D a n a c h b e s t e h t eine I d e n t i f i z i e r u n g s p f l i c h t für W e r b e t r e i b e n d e . G e r e g e l t ist auch die u n a u f g e f o r d e r t e V e r s e n dung v o n W e r b u n g . W e r b e - E - M a i l s sind unzulässig, w e n n der U s e r w i d e r spricht169. F ü r W e r b u n g in i n t e r n a t i o n a l e n D a t e n n e t z e n ist s c h l i e ß l i c h die N e t i q u e t t e b e deutsam. H i e r b e i handelt es sich u m u n v e r b i n d l i c h e V e r h a l t e n s m a ß s t ä b e , die sich seit B e s t e h e n des I n t e r n e t s herausgebildet h a b e n 1 7 0 . D i e N e t i q u e t t e stellt kein einG R U R Int. 1994, 151,153 ff.; zur Zukunft der PVÜ siehe Beter, Hundert Jahre Pariser Verbandsübereinkunft, G R U R Int. 1983, 339, 346. 165 Europäisches Ubereinkommen über das grenzüberschreitende Fernsehen vom 5.5. 1989, BGBl. II 1994 Nr. 22 S.639. 166 Art. 27 Abs. 1 des Europaratsübereinkommens, Art. 24 der Fernsehrichtlinie. Zu einem Vergleich der Regelungen Herlemann, Die Regelung der Hörfunk- und Fernsehwerbung in den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft, S. 190ff. 167 Siehe Brandmair, Die freiwillige Selbstkontrolle der Werbung, S.252ff. 168 Abgedruckt in der Fassung von 1987 bei Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht 21 , §3 UWG Anhang IX. Seit 1995 befindet sich der ICC Code of Advertising Practice in Überarbeitung. 169 Andere Regelungen gelten bei Versendung von Werbung über News Groups, Forums oder Bulletin Boards, siehe den Text der Guidelines unter http://www.webnexus.com/users/icc/ 897state.html. Zu den Regeln im einzelnen Hoeren, Werberecht im Internet am Beispiel der I C C Guidelines on Interactice Marketing Communications, in: Lehmann (Hrsg.), Internet- und Multimediarecht (Cyberlaw), S . l l l , 114 ff. 170 Eingehend Jung, Die Netiquette - Grundlage eines globalen Rechts gegen den unlauteren Wettbewerb in internationalen Datennetzen?, Jahrbuch Junger Zivilrechtswissenschaftler 1998, 153ff. Zur Netiquette und Fragen des anwendbaren Rechts unten 2. Kap. B. II. 2. d.

1. Kapitel:

38

Grundzüge

des

Sachrechts

heitliches R e g e l w e r k dar. E s finden sich v i e l m e h r u n t e r s c h i e d l i c h e A u s p r ä g u n g e n der für das V e r h a l t e n in D a t e n n e t z e n m a ß g e b l i c h e n Sitten u n d G e b r ä u c h e . E s läßt sich a b e r ein gewisser K e r n b e s t a n d der v e r s c h i e d e n e n , v o n diversen N u t z e r n u n d I n s t i t u t i o n e n a u f g e z e i c h n e t e n R e g e l w e r k e a u s m a c h e n . D i e N e t i q u e t t e enthält n u r einige w e n i g e w e t t b e w e r b s r e c h t l i c h relevante R e g e l u n g e n . A u c h die N e t i q u e t t e geht v o m g r u n d s ä t z l i c h e n V e r b o t der u n a u f g e f o r d e r t e n V e r s e n d u n g v o n W e r b u n g in D a t e n n e t z e n aus. A u f allgemeine A k z e p t a n z s t ö ß t a u c h das T r e n n u n g s g e b o t . N e t z w e r b u n g ist w e g e n der B e l a s t u n g d u r c h g r o ß e D a t e n m e n g e n k u r z zu halten. S c h l i e ß l i c h gilt S c h m ä h k r i t i k allgemein als v e r b o t e n . A u f e u r o p ä i s c h e r E b e n e findet sich in einer R e i h e v o n R i c h t l i n i e n die E m p f e h lung, auf n a t i o n a l e r E b e n e o d e r g e m e i n s c h a f t s w e i t V e r h a l t e n s k o d i z e s zu s c h a f f e n 1 7 1 . U b e r w i e g e n d sollen sie lediglich die in der R i c h t l i n i e g e t r o f f e n e n R e g e l u n gen e r g ä n z e n . Z u m Teil ist aber auch - w i e h i n s i c h t l i c h der W e r b u n g für reglem e n t i e r t e B e r u f e in der E - C o m m e r c e - R i c h t l i n i e 1 7 2 - anstelle r e c h t l i c h e r N o r m i e r u n g e n die E r a r b e i t u n g v o n V e r h a l t e n s k o d i z e s v o r g e s e h e n . U m eine effektive W e r b e s e l b s t k o n t r o l l e in F ä l l e n g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e r W e r b u n g zu g e w ä h r l e i sten, hat die E u r o p e a n A d v e r t i s i n g S t a n d a r d s A l l i a n c e ( E A S A ) , ein Z u s a m m e n s c h l u ß n a t i o n a l e r I n s t a n z e n der W e r b e w i r t s c h a f t aus E U - S t a a t e n , ein b e s o n d e r e s B e s c h w e r d e v e r f a h r e n f ü r g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e Fälle g e s c h a f f e n 1 7 3 .

IV.

Ergebnis

D e r U m f a n g der S a c h r e c h t s i n t e g r a t i o n auf d e m G e b i e t des u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b s in E u r o p a ist im w e s e n t l i c h e n d u r c h eine Vielzahl v o n H a r m o n i s i e r u n g s m a ß n a h m e n des s e k u n d ä r e n G e m e i n s c h a f t s r e c h t s geprägt. D i e in e r s t e r L i n i e bed e u t e n d e n R i c h t l i n i e n ü b e r die i r r e f ü h r e n d e u n d v e r g l e i c h e n d e W e r b u n g erfassen allerdings n u r einen T e i l b e r e i c h der g e s a m t e n M a t e r i e des W e t t b e w e r b s r e c h t s . A u c h die des w e i t e r e n m a ß g e b l i c h e F e r n s e h r i c h t l i n i e u n d die F e r n a b s a t z r i c h t l i nie b e r ü h r e n lediglich e i n z e l n e w e t t b e w e r b s r e c h t l i c h e R e g e l u n g e n . D i e v o r allem für grenzüberschreitenden

Wettbewerb

bedeutsame

E-Commerce-Richtlinie

trifft n u r w e n i g e für das W e r b e r e c h t relevante M i n d e s t v o r s c h r i f t e n . D i e z a h l r e i c h e n p r o d u k t b e z o g e n e n R e c h t s s e t z u n g s a k t e h a b e n ebenfalls b l o ß z u einer s e h r punktuellen Angleichung wettbewerbsrechtlicher Regelungen geführt. Im E r gebnis sind d a h e r t r o t z der k a u m m e h r ü b e r s e h b a r e n Z a h l v o n M a ß n a h m e n n u r e i n z e l n e B e r e i c h e des W e t t b e w e r b s r e c h t s v o n der A n g l e i c h u n g erfaßt. A u ß e r h a l b

171 Siehe Art. 11 Abs. 4 der Fernabsatzrichtlinie sowie die Empfehlung der Kommission vom 7. April 1992 über die Verhaltenskodices zum Verbraucherschutz bei Vertragsabschlüssen im Fernabsatz 9 2 / 2 9 5 / E W G , AB1EG Nr. L 156 v. 10.6. 1992 S. 21 ff. 172 Art. 8 Abs. 2. 173 Zu den in der Cross-border Complaints Procedure behandelten Fällen http://www.easaalliance.org.

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Wettbewerbsrecht

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dieser R e g e l u n g s b e r e i c h e b l e i b t es v o n v o r n h e r e i n bei der M a ß g e b l i c h k e i t des W e t t b e w e r b s r e c h t s rein nationalen U r s p r u n g s . I m ü b r i g e n handelt es sich bei der S a c h r e c h t s h a r m o n i s i e r u n g n u r sehr vereinzelt u m eine V e r e i n h e i t l i c h u n g d u r c h V e r o r d n u n g e n , die u n m i t t e l b a r a n w e n d b a res G e m e i n s c h a f t s r e c h t darstellen. G a n z ü b e r w i e g e n d ist das W e t t b e w e r b s r e c h t lediglich d u r c h R i c h t l i n i e n a n g e g l i c h e n , so d a ß es der U m s e t z u n g d u r c h die nat i o n a l e n G e s e t z g e b e r b e d a r f 1 7 4 . V i e l f a c h e n t h a l t e n die R i c h t l i n i e n n u r M i n d e s t a n f o r d e r u n g e n , so daß es den M i t g l i e d s t a a t e n freisteht, w e i t e r g e h e n d e S c h u t z v o r s c h r i f t e n zu schaffen. In diesen B e r e i c h e n k a n n e r h e b l i c h v o n e i n a n d e r a b w e i c h e n d e s nationales R e c h t b e s t e h e n . E i n z e l n e R e g e l u n g e n sehen sogar n u r eine o p t i o n e l l e H a r m o n i s i e r u n g vor. Selbst w e n n es sich indes u m eine a b s c h l i e ß e n d e H a r m o n i s i e r u n g handelt, ist der S p i e l r a u m bei der U m s e t z u n g oft b e t r ä c h t l i c h . V o r allem die U n b e s t i m m t h e i t der in den R i c h t l i n i e n v e r w e n d e t e n B e g r i f f e k a n n zu divergierenden

nationalen R e g e l u n g e n

beitragen. U m g e s e t z t e s

nationales

R e c h t ist z w a r r i c h t l i n i e n k o n f o r m a u s z u l e g e n 1 7 5 . Z u einer gewissen V e r e i n h e i t l i c h u n g der A u s l e g u n g v o n R i c h t l i n i e n r e c h t f ü h r t hier die A u s l e g u n g s k o m p e t e n z des E u G H . W e t t b e w e r b s v e r s t ö ß e w e r d e n a b e r häufig n u r im V e r f a h r e n des einstweiligen R e c h t s s c h u t z e s v e r f o l g t 1 7 6 . D a i m E i l v e r f a h r e n k e i n e V o r l a g e p f l i c h t nach A r t . 2 3 4 E G V b e s t e h t 1 7 7 , entfällt i n s o w e i t die M ö g l i c h k e i t zu einer vereinh e i t l i c h e n d e n A u s l e g u n g d u r c h den E u G H .

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Wettbewerbsrecbt

M a n g e l s einer u m f a s s e n d e n V e r e i n h e i t l i c h u n g des materiellen

Wettbewerbs-

rechts b l e i b t es in w e s e n t l i c h e n B e r e i c h e n bei d e m N e b e n e i n a n d e r der v e r s c h i e d e n e n nationalen R e c h t e in E u r o p a . I m f o l g e n d e n w i r d d a h e r ein k u r z e r Ü b e r b l i c k ü b e r die u n t e r s c h i e d l i c h e n W e t t b e w e r b s r e c h t s o r d n u n g e n gegeben. E r soll G r u n d s t r u k t u r e n aufzeigen, nicht die n a t i o n a l e n W e t t b e w e r b s r e c h t s o r d n u n g e n

174 Zu Fragen der unmittelbaren Anwendbarkeit von Richtlinien EuGH 4.12.1974, Slg. 1974, 1337-van Duyn; E u G H 5 . 4 . 1979, Slg. 1979,1629-Ratti; EuGH 19.1.1982,Slg. 1 9 8 2 , 5 3 - B e k ker; EuGH 8.19. 1987, Slg. 1987, 3969 - Kolpinghuis Nijmegen; EuGH 14.7. 1994, Slg. 1994,13325 - Faccini Dori; zur Staatshaftung wegen fehlender oder fehlerhafter Umsetzung von Richtlinien siehe EuGH 19.11. 1991, Slg. 1991, 1-5357 - Francovich; EuGH 5.3. 1996, Slg. 1996, I1029 - Brasserie du Pêcheur. 175 Hierzu Brechmann, Die richtlinienkonforme Auslegung; Jarass, Grundfragen der innerstaatlichen Bedeutung des EG-Rechts, S.89ff., ders., Richtlinienkonforme bzw. EG-rechtskonforme Auslegung nationalen Rechts, EuR 1991,211 ff.; diFabio, Richtlinienkonformität als ranghöchstes Normauslegungsprinzip ?, NJW 1990,947ff.; Ehricke, Die richtlinienkonforme und die gemeinschaftsrechtskonforme Auslegung nationalen Rechts, RabelsZ 59 (1995) 598. 176 Siehe näher unten 2. Kap. B.I. 3. 177 EuGH 24.5. 1977, Slg. 1977, 957 - Hoffmann-LaRoche.

40

1. Kapitel:

Grundzüge

des

Sachrechts

der einzelnen Länder rechtsvergleichend analysieren 178 . Es gilt, schlaglichtartig vorhandene Gemeinsamkeiten wie auch wesentliche Unterschiede im Recht des unlauteren Wettbewerbs innerhalb Europas zu beleuchten.

I. G r u n d l a g e n Wettbewerbsrechtliche Regelungssysteme können sowohl zivilrechtlicher als auch straf- oder verwaltungsrechtlicher N a t u r sein 179 . Vielfach ergänzen sich auch die verschiedenen Instrumentarien in den einzelnen Rechtsordnungen. Die Bedeutung, die zivilrechtlichen Ansprüchen auf dem Gebiet des Rechts des unlauteren Wettbewerbs z u k o m m t , unterscheidet sich daher in den verschiedenen Ländern. So sind sowohl das deutsche als auch das österreichische Wettbewerbsrecht dem Zivilrecht zuzuordnen, während Straftatbestände und verwaltungsrechtliche Befugnisse lediglich ergänzend hinzutreten. Vergleichbar ist die Rechtslage in Belgien, Luxemburg sowie den Niederlanden, deren Wettbewerbsrechtsordnungen ebenfalls zivilrechtlich geprägt sind 180 . Auch das spanische und das griechische Wettbewerbsrecht bedienen sich in erster Linie eines privatrechtlichen Instrumentariums und beziehen nur in einzelnen Bereichen strafrechtliche Regelungen ein 181 . Deutlich mehr Gewicht k o m m t demgegenüber dem Strafrecht im portugiesischen Wettbewerbsrecht zu 182 . Im italienischen Recht greifen zivil178

Siehe die umfassenden rechtsvergleichenden Untersuchungen des Max-Planck-Instituts für ausländisches u n d internationales Patent-, Urheber- und Wettbewerbsrecht in M ü n c h e n zur Vorbereitung der gemeinschaftsrechtlichen Rechtsangleichung in den 60er Jahren von Ulmer, Das Recht des unlauteren Wettbewerbs in den Mitgliedstaaten der E W G , Band I, Vergleichende Darstellung, sowie des G r ü n b u c h e s Kommerzielle K o m m u n i k a t i o n e n im Binnenmarkt von Schrickerl Lehmann, Vergleichende Analyse der gesetzlichen und Selbstkontrollregelungen im Bereich der »Commercial C o m m u n i c a t i o n « in den Mitgliedstaaten der E W G sowie in Finnland, N o r w e g e n , Osterreich, der Schweiz und Schweden. 179

Schricker, Die Rolle des Zivil-, Straf- und Verwaltungsrechts bei der Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs, G R U R Int. 1973, 694ff. 180 Siehe zu den vorwiegend zivilrechtlichen Sanktionen des belgischen Gesetzes über die Handelspraktiken und den Schutz des Verbrauchers Henning-Bodewig, Belgien, in: Schricker (Hrsg.), Recht der Werbung in Europa, Rdnr. 506ff.; siehe auch dies., Die Regelung der Werbung im belgischen Handelspraktikengesetz vom 14. Juli 1991, G R U R Int. 1994, 455ff.; zum luxemburgischen Recht Henning-Bodewig, Das Wettbewerbsrecht in Luxemburg, G R U R Int. 1994, 809, 81 Off.; z u m niederländischen Recht Henning-Bodewig/Verkade/Quaedvlieg, Niederlande, in: Schricker (Hrsg.), Recht der Werbung in Europa, Rdnr. 595ff. 181 Z u m spanischen Recht Wirth, Das neue Recht des unlauteren Wettbewerbs in Spanien, S.35ff. (zu den zivilrechtlichen Tatbeständen), 90f., 246ff. (zum strafrechtlichen Schutz des Wettbewerbs); z u m griechischen Recht Alexandridou, Das Recht des unlauteren Wettbewerbs in den Mitgliedstaaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, BandVII, Griechenland, Rdnr. 18 ff. 182 Möllering, Das Recht des unlauteren Wettbewerbs in Portugal, W R P 1991, 634, 635ff.; Schricker, E i n f ü h r u n g in das portugiesische Recht des unlauteren Wettbewerbs, G R U R Int. 1994, 819, 822f.

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Wettbewerbsrecht

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rechtliche, strafrechtliche und verwaltungsrechtliche Regelungen ineinander 183 . Die Wettbewerbsrechtsordnungen der skandinavischen Länder kombinieren mit dem ihnen eigenen Institut des Verbraucherombudsmannes ebenfalls verwaltungsrechtsrechtliche und zivilrechtliche sowie teilweise auch strafrechtliche Elemente 184 . Zivilrechtliche Regelungen treten dagegen sowohl im französischen als auch im englischen und irischen Wettbewerbsrecht in den Hintergrund. In Frankreich hat die Rechtsprechung zwar die wettbewerbsrechtliche Konkurrentenklage (action en concurrence déloyale) auf der Grundlage der deliktsrechtlichen Generalklausel des Art. 1382 C. civ. entwickelt. Vor allem der französische Code de la C o n sommation setzt aber in erster Linie auf strafrechtliche Sanktionen 1 8 5 . In G r o ß britannien und Irland k o m m t traditionellen zivilrechtlichen Ansprüchen lediglich für den Konkurrentenschutz Bedeutung zu 186 . Für den Verbraucherschutz steht die straf- und vor allem verwaltungsrechtliche Rechtsverfolgung im Vordergrund 1 8 7 . In allen europäischen Ländern werden die staatlichen Regelungssysteme durch Systeme der freiwilligen Selbstkontrolle ergänzt, die freilich in ihrer Bedeutung für den lauteren Wettbewerb wie auch in ihrer näheren Ausgestaltung erheblich differieren 188 . Beträchtliche Unterscheide weisen die Wettbewerbsrechtsordnungen der europäischen Länder weiter hinsichtlich der Schutzzwecke auf. Auch in Ländern, in denen im Recht des unlauteren Wettbewerbs historisch zunächst der Schutz eines individuellen Mitbewerbers im Vordergrund stand - sei es aufgrund einer Sondergesetzgebung wie in Deutschland oder Osterreich, sei es aufgrund der deliktsrechtlichen Generalklausel wie in Frankreich oder Belgien - dienen wettbewerbsrechtliche Bestimmungen heute regelmäßig auch dem Schutz der übrigen Konkurrenten, der Marktgegenseite, insbesondere der Verbraucher, sowie der Allge183

Bastian, Italien, in: Schricker (Hrsg.), Recht der Werbung in Europa, Rdnr. 264ff. Siehe Kur, Das Recht des unlauteren Wettbewerbs in Finnland, N o r w e g e n und Schweden, G R U R Int. 1996, 38, 40ff.; Kur/Schovsbo, Dänemark, in: Schricker (Hrsg.), Recht der Werbung in Europa, Rdnr. 253ff. 185 N ä h e r zu den Sanktionen im französischen Recht Dreier/v. Lewinski, Frankreich, in: Schricker (Hrsg.), Recht der Werbung in Europa, Rdnr. 360ff. 186 Zu Klagen wegen passing off oder injurious falsehood Ohly, Vereinigtes Königreich von Großbritannien und N o r d i r l a n d , in: Schricker (Hrsg.), Recht der Werbung in Europa, Rdnr. 22ff. m.N. 187 Siehe hierzu Paefgen, Zur straf- und gewerbepolizeirechtlichen B e k ä m p f u n g irreführender Werbung in Großbritannien, R I W 1993, 271 ff.; Conrads-Hassel, Das Wettbewerbsrecht in der Republik Irland, W R P 1990, 223, 224ff. 188 Besondere Bedeutung k o m m t ihr etwa in Italien oder Großbritannien zu, Bastian, Italien, in: Schricker (Hrsg.), Recht der Werbung in Europa, Rdnr. 1, 299ff.; Francescheiii, Die Werbeselbstkontrolle in Italien, G R U R Int. 1984, 677; Ohly, Vereinigtes Königreich von G r o ß b r i t a n nien und N o r d i r l a n d , in: Schricker (Hrsg.), Recht der Werbung in Europa, Rdnr. 13ff. Zu den Vergleichende Analyse der gesetzlichen u n d G r ü n d e n für die Unterschiede Schricker/Lehmann, Selbstkontrollregelungen im Bereich der »Commercial C o m m u n i c a t i o n « in den Mitgliedstaaten der E W G sowie in Finnland, N o r w e g e n , Osterreich, der Schweiz u n d Schweden, Rdnr. 56ff. 184

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1. Kapitel:

Grundzüge

des Sachrechts

m e i n h e i t 1 8 9 . D e n v e r s c h i e d e n e n S c h u t z z w e c k e n k o m m t in den e i n z e l n e n R e c h t s o r d n u n g e n allerdings ein u n t e r s c h i e d l i c h starkes G e w i c h t zu. I n e n g e m Z u s a m m e n h a n g mit der u n t e r s c h i e d l i c h e n Z i e l r i c h t u n g der W e t t b e w e r b s r e c h t s o r d n u n g e n steht die F r a g e , w e m in den e i n z e l n e n R e c h t e n A n s p r ü che w e g e n u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b s z u k o m m e n . J e m e h r V e r b r a u c h e r s c h u t z u n d S c h u t z der A l l g e m e i n h e i t an B e d e u t u n g g e w i n n e n , u m so eher w e r d e n n i c h t n u r M i t b e w e r b e r als k l a g e b e f u g t a n g e s e h e n . N i c h t n u r K o l l e k t i v i n t e r e s s e n der M i t b e w e r b e r k ö n n e n v o n V e r b ä n d e n geltend g e m a c h t w e r d e n , die m e i s t e n R e c h t s o r d n u n g e n sehen auch eine K l a g e b e f u g n i s für V e r b r a u c h e r v e r b ä n d e vor. S c h l i e ß lich k ö n n e n sogar e i n z e l n e V e r b r a u c h e r klagen, w i e dies das s p a n i s c h e o d e r das belgische R e c h t b e s t i m m t 1 9 0 . I n p r a k t i s c h allen R e c h t s o r d n u n g e n stehen v e r s c h i e d e n e z i v i l r e c h t l i c h e S a n k t i o n e n n e b e n e i n a n d e r . G r u n d s ä t z l i c h k o m m e n K l a g e n auf U n t e r l a s s u n g o d e r auf S c h a d e n s e r s a t z in B e t r a c h t . B e s e i t i g u n g s a n s p r ü c h e k ö n n e n auf W i d e r r u f , B e r i c h tigung, G e g e n d a r s t e l l u n g

oder Urteilsveröffentlichung

gerichtet

sein191.

Bei

W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n in D a t e n n e t z e n k o m m t u n t e r U m s t ä n d e n a u c h ein A n s p r u c h auf S p e r r u n g o d e r L ö s c h u n g in B e t r a c h t . S c h l i e ß l i c h k e n n e n viele R e c h t e A u s k u n f t s a n s p r ü c h e , die der D u r c h s e t z u n g w e t t b e w e r b s r e c h t l i c h e r A n s p r ü c h e d i e n e n 1 9 2 . D e n v e r s c h i e d e n e n S a n k t i o n e n k a n n allerdings in den e i n z e l n e n L ä n dern d u r c h a u s u n t e r s c h i e d l i c h e B e d e u t u n g z u k o m m e n .

II. Schutzniveau N i c h t n u r in den R e g e l u n g s s y s t e m e n u n d den S c h u t z z w e c k e n s o n d e r n v o r allem auch im S c h u t z n i v e a u b e s t e h e n ganz e r h e b l i c h e U n t e r s c h i e d e in den e i n z e l n e n R e c h t s o r d n u n g e n 1 9 3 . B e s o n d e r s das d e u t s c h e W e t t b e w e r b s r e c h t w i r d o f t m a l s a u f g r u n d seiner e u r o p a w e i t im Vergleich zu anderen R e c h t e n a u ß e r g e w ö h n l i c h e n S t r e n g e je n a c h S t a n d p u n k t gepriesen o d e r kritisiert. A b e r auch die w e t t b e w e r b s rechtlichen Regelungen anderer Länder weichen oftmals beträchtlich voneinander ab. W i e w e i t der U m f a n g des S c h u t z e s divergiert, soll im f o l g e n d e n für einige Bereiche exemplifiziert werden.

Näher hierzu Schrickerl Lehmann, a.a.O. Rdnr. 17 ff. Zum spanischen Recht Wirth, Das neue Recht des unlauteren Wettbewerbs in Spanien, S. 191 f.; zum belgischen Recht van den Bergh, Das neue belgische Gesetz über die Handelspraktiken und die Information und den Schutz des Verbrauchers, G R U R Int. 1992, 803, 813. 191 Rechtsvergleichend hierzu Schricker, Berichtigende Werbung, G R U R Int. 1975, 191 ff. 192 Näher zu den mit den unterschiedlichen Sanktionen verbundenen kollisionsrechtlichen Fragen unten 2. Kap. B. II. 3. a. 193 Zu den verschiedenen divergierenden Bereichen Müller-Graff, Ordnungspolitische Divergenzen und wettbewerbliche Lauterkeit in der Verfassung des Gemeinsamen Marktes, in: FS Carstens, S.209, 214ff. 189 190

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Wettbewerbsrecht

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Selbst in h a r m o n i s i e r t e n G e b i e t e n u n t e r s c h e i d e n sich die r e c h t l i c h e n R e g e l u n gen n i c h t u n e r h e b l i c h v o n e i n a n d e r 1 9 4 . S o w e i s e n die e i n z e l n e n R e c h t s o r d n u n g e n r e c h t v e r s c h i e d e n e I r r e f ü h r u n g s m a ß s t ä b e a u f 1 9 5 . W ä h r e n d das d e u t s c h e W e t t b e w e r b s r e c h t bislang F e h l v o r s t e l l u n g e n eines n i c h t u n e r h e b l i c h e n Teils der V e r k e h r s k r e i s e f ü r eine I r r e f ü h r u n g genügen läßt u n d damit auch u n t e r d u r c h s c h n i t t lich a u f m e r k s a m e u n d b e g a b t e V e r b r a u c h e r s c h ü t z t 1 9 6 , stellen eine R e i h e v o n R e c h t e n e n t s p r e c h e n d d e m V e r b r a u c h e r l e i t b i l d des E u G H 1 9 7 auf den D u r c h s c h n i t t s v e r b r a u c h e r ab. So n i m m t das f r a n z ö s i s c h e R e c h t den » b o n p é r e de famill e « 1 9 8 , das e n g l i s c h e R e c h t den » o r d i n a r y m a n « als M a ß s t a b 1 9 9 . J e h ö h e r das S c h u t z n i v e a u in d i e s e m B e r e i c h ist, u m so e h e r w i r d bereits eine a b s t r a k t e G e f ä h r d u n g ein V e r b o t r e c h t f e r t i g e n . A b s t r a k t e G e f ä h r d u n g s t a t b e s t ä n d e k e n n t v o r allem das d e u t s c h e W e t t b e w e r b s r e c h t , w ä h r e n d sie in a n d e r e n R e c h t s o r d n u n g e n w e n i g e r häufig a n z u t r e f f e n sind. A u c h der B e r e i c h des R a b a t t r e c h t s ist d u r c h a u ß e r o r d e n t l i c h e A b w e i c h u n g e n g e k e n n z e i c h n e t . W e i t g e h e n d e V e r b o t e der R a b a t t g e w ä h r u n g s o w i e der W e r b u n g m i t R a b a t t e n , w i e sie das d e u t s c h e R e c h t derzeit n o c h aufweist, sind den w e n i g sten R e c h t s o r d n u n g e n b e k a n n t . V e r s c h i e d e n s t e sonstige r a b a t t r e c h t l i c h e R e g e lungen finden sich j e d o c h auch in a n d e r e n L ä n d e r n 2 0 0 . R e c h t u n t e r s c h i e d l i c h e nat i o n a l e R e c h t s v o r s c h r i f t e n existieren f e r n e r auf d e m G e b i e t des Z u g a b e r e c h t s 2 0 1 . N i c h t in allen L ä n d e r n sind Z u g a b e n o d e r K o p p l u n g s g e s c h ä f t e generell v e r b o t e n . A u c h sind die b e s t e h e n d e n Z u g a b e v e r b o t e s o w o h l in ihren V o r a u s s e t z u n g e n als auch d e n A u s n a h m e n sehr v e r s c h i e d e n ausgestaltet 2 0 2 .

1 . 4 Zum Recht der vergleichenden Werbung Ohly/Spence, Vergleichende Werbung: Die Auslegung der Richtlinie 97/55/F.G in Deutschland und Großbritannien, G R U R Int. 1999, 681 ff. 1 . 5 Näher hierzu Streinz, Gibt es eine europäische Verkehrsauffassung?, ZLR 1991, 242, 256ff.; Schricker, Die europäische Angleichung des Rechts des unlauteren Wettbewerbs - ein aussichtsloses Unterfangen?, G R U R Int. 1990, 771, 772f. 196 Siehe oben A.I. 1. a. (1). 1 , 7 Siehe oben A.I. 1. a. (1). I9fi Dreier/v. Lewinski, Frankreich, in: Schricker (Hrsg.), Recht der Werbung in Europa, Rdnr.64. 199 Ohly, Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland, in: Schricker (Hrsg.), Recht der Werbung in Europa, Rdnr. 36. Siehe zum Verbraucherleitbild im spanischen Wettbewerbsrecht näher Wirth, Das neue Recht des unlauteren Wettbewerbs in Spanien, S. 83 ff.; ebenso schon Leible, Bedeutung und Bestimmung der Verkehrsauffassung im spanischen Recht des unlauteren Wettbewerbs, WRP 1992, 70, 92f. 2 0 0 Näher hierzu Expertengruppe über kommerzielle Kommunikationen, Ansichten zur Regelung grenzüberschreitender Preisnachlässe innerhalb der Gemeinschaft, Kommerzielle Kommunikationen, 1999/6, 4 ff. 201 Ausführlich hierzu Gotting, Das deutsche Zugaberecht im Vergleich zur Reformgesetzgebung in Belgien, Frankreich und Schweden, G R U R Int. 1986, 687ff., 788ff., insbes. 798ff. 2 0 2 Zur Vereinbarkeit des niederländischen Zugabeverbots mit Art.28 EGV EuGH 15.12. 1982, Slg. 1982,4575 - Oosthoek. Näher dazu unten 2. Teil 3. Kap. B. II. 3. a. (2) (a) (b) und C. III. l . b . (2) (c)(e).

44

1. Kapitel:

Grundzüge

des

Sachrechts

A u f f a l l e n d e U n t e r s c h i e d e b e s t e h e n w e i t e r h i n s i c h t l i c h der V e r b o t e b e s t i m m t e r F o r m e n u n s a c h l i c h e r W e r b u n g . S o v e r b i e t e n m a n c h e R e c h t s o r d n u n g e n w i e das d e u t s c h e W e t t b e w e r b s r e c h t bereits ein ü b e r t r i e b e n e s A n l o c k e n o d e r d e n p s y c h o l o g i s c h e n K a u f z w a n g 2 0 3 . W e t t b e w e r b s r e c h t l i c h e B e d e n k e n r i c h t e n sich u n t e r d i e s e m G e s i c h t s p u n k t b e s o n d e r s gegen W e r b u n g mit P r e i s a u s s c h r e i b e n ,

Ge-

winnspielen oder Verlosungen204. U n t e r s c h i e d l i c h w i r d a u c h die Zulässigkeit s c h o c k i e r e n d e r o d e r a n s t ö ß i g e r W e r b u n g beurteilt. W e r b u n g , die sich derartiger M i t t e l b e d i e n t , o h n e d a ß ein p r o d u k t r e l e v a n t e r Z u s a m m e n h a n g b e s t e h t , v e r s t ö ß t gegen das d e u t s c h e u n d das n o r w e g i s c h e R e c h t . S o hielt der d e u t s c h e B G H die W e r b u n g des B e k l e i d u n g s u n t e r n e h m e n s B e n e t t o n f ü r w e t t b e w e r b s w i d r i g , in der eine auf e i n e m

Olteppich

s c h w i m m e n d e E n t e 2 0 5 , s c h w e r a r b e i t e n d e K i n d e r 2 0 6 s o w i e ein m e n s c h l i c h e r K ö r perteil m i t d e m S t e m p e l a u f d r u c k » H . I . V . - P O S I T I V E « 2 0 7 a b g e b i l d e t w a r e n 2 0 8 . E b e n s o urteilte a u c h der n o r w e g i s c h e M a r k t r a t ü b e r die W e r b u n g m i t d e r b l u t g e t r ä n k t e n K l e i d u n g eines e r s c h o s s e n e n b o s n i s c h e n S o l d a t e n 2 0 9 . D a s

finnische

M a r k t g e r i c h t w a r d e m g e g e n ü b e r der A n s i c h t , eine s o l c h e W e r b u n g z u m Z w e c k der P r o f i l i e r u n g des F i r m e n i m a g e s n u t z e die A n g s t der V e r b r a u c h e r v o r G e w a l t u n d K r i e g n i c h t in einer W e i s e aus, die gegen die guten Sitten im S i n n e des V e r braucherschutzgesetzes verstoße210. I n einigen L ä n d e r n s t ö ß t g e s c h l e c h t s d i s k r i m i n i e r e n d e W e r b u n g auf s t a r k e A b l e h n u n g . F ü r das d e u t s c h e W e t t b e w e r b s r e c h t hat der B G H festgestellt, ö f f e n t l i c h e W e r b e a u s s a g e n z u r F ö r d e r u n g des eigenen W a r e n a b s a t z e s , die eine H e r a b -

2 0 3 Kritisch zu dem im Vergleich mit anderen Rechtsordnungen strengen deutschen Recht Emmerich, Übertriebenes Anlocken - Was ist das eigentlich?, in: FS Piper, S. 171, 176ff. 204 Zur Rechtslage in anderen europäischen Ländern 7.weng, Die wettbewerbsrechtliche Beurteilung der Werbung mit Gewinnspielen, S. 195 ff. 205 B G H 6.7. 1995, BGHZ 130, 196 - Ölverschmutzte Ente. Schon vorher zur Problematik schockierender Werbung Henning-Bodewig, Schockierende Werbung, WRP 1992, 533ff.; dies., »Werbung mit der Realität« oder wettbewerbswidrige Schockwirkung?, G R U R 1993, 950; Löffler, Verstößt die »Benetton-Werbung« gegen die guten Sitten i.S.d. § 1 UWG?, AfP 1993, 536ff.; Reichold, Unlautere Werbung mit der »Realität«?, WRP 1994, 219ff.; unter besonderer Berücksichtigung der Grundrechte der Werbenden und Verleger Sevecke, Die Benetton-Werbung als Problem der Kommunikationsfreiheiten, AfP 1994, 196ff.; ablehnend gegenüber einem Verbot schockierender realitätsdarstellender Werbung Sosnitza, Werbung mit der Realität, WRP 1993, 540ff. 2 0 6 B G H 6.7. 1995, G R U R 1995, 595 - Kinderarbeit. 2 0 7 B G H 6.7. 1995, G R U R 1995, 600 - H.I.V. POSITIVE. 2 0 8 Kritisch gegenüber dieser Rechtsprechung Henning-Bodewig, Neue Aufgaben für die Generalklausel des § 1 U W G ?, G R U R 1997,180, 185 f.; Kort, Zur wettbewerbsrechtlichen Beurteilung gefühlsbetonter Werbung, WRP 1997, 526, 527; Schricker, EWiR 1995, 919, 920; Sosnitza, Zulässigkeit und Grenzen der sogenannten Imagewerbung, WRP 1995, 786, 789. 2 0 9 Marktrat 21.11. 1994, G R U R Int. 1996,256. 2 , 0 Marknadsdomstolen (Marktgericht) 17.3. 1995, G R U R Int. 1996, 251, Dissens a.a.O. 255, m. Anm. v. Kur. Siehe ferner den Uberblick über die Rechtslage in anderen Ländern bei Hartwig, Zulässigkeit und Grenzen der Imagewerbung - das Beispiel »Benetton«, BB 1999, 1775f.

B. Nationales

45

Wettbewerbsrecht

Setzung u n d D i s k r i m i n i e r u n g b e d e u t e t e n , v e r s t i e ß e n gegen § 1 U W G 2 1 1 . A u c h in den R e c h t s o r d n u n g e n der s k a n d i n a v i s c h e n L ä n d e r w i r d g e s c h l e c h t s d i s k r i m i n i e r e n d e W e r b u n g kritisch b e u r t e i l t 2 1 2 . D a s s c h w e d i s c h e M a r k t g e s e t z enthält ein ausdrückliches

Verbot

geschlechtsdiskriminierender

Vertriebsmaßnahmen213.

D i e neueren K o d i f i k a t i o n e n wie das g r i e c h i s c h e V e r b r a u c h e r s c h u t z g e s e t z v e r b i e ten teilweise ebenfalls D i s k r i m i n i e r u n g e n a u f g r u n d des G e s c h l e c h t s 2 1 4 . In a n d e ren R e c h t s o r d n u n g e n fehlt es dagegen - z u m i n d e s t a u ß e r h a l b des A n w e n d u n g s b e r e i c h s der F e r n s e h r i c h t l i n i e 2 1 5 - an e i n e m e n t s p r e c h e n d e n V e r b o t . A b w e i c h e n d e nationale R e g e l u n g e n finden sich t r o t z der

Harmonisierung

d u r c h die F e r n a b s a t z r i c h t l i n i e auch im B e r e i c h u n e r b e t e n e r W e r b u n g . D a es sich lediglich u m eine M i n d e s t h a r m o n i s i e r u n g h a n d e l t 2 1 6 , b l e i b e n strengere e i n z e l staatliche R e c h t s v o r s c h r i f t e n v o r allem in d e m v o n der O p t - o u t - R e g e l u n g e r f a ß ten B e r e i c h der u n a u f g e f o r d e r t e n V e r s e n d u n g v o n E - M a i l - W e r b u n g u n b e r ü h r t . F e r n e r bestehen n u r in m a n c h e n L ä n d e r n b e s o n d e r e w e r b e r e c h t l i c h e R e g e l u n gen z u m S c h u t z J u g e n d l i c h e r . W ä h r e n d in einigen R e c h t s o r d n u n g e n v o r allem s o l c h e W e r b u n g unzulässig ist, die M i n d e r j ä h r i g e schädigen o d e r gefährden k a n n , unterliegt in den s k a n d i n a v i s c h e n R e c h t e n an K i n d e r o d e r J u g e n d l i c h e gerichtete W e r b u n g generell starken B e s c h r ä n k u n g e n . S o v e r b i e t e n s o w o h l das s c h w e d i s c h e als auch das n o r w e g i s c h e R e c h t g r u n d s ä t z l i c h F e r n s e h w e r b u n g , die sich b e s o n ders an K i n d e r r i c h t e t 2 1 7 . E r h e b l i c h e D i v e r g e n z e n w e i s e n a u c h die R e g e l u n g e n h i n s i c h t l i c h der W e r b u n g der F r e i b e r u f l e r in E u r o p a auf 2 1 8 . A n g e s i c h t s stark a b w e i c h e n d e n

nationalen

S t a n d e s r e c h t s u n t e r s c h e i d e n sich v o r allem die w e r b e r e c h t l i c h e n R e g e l u n g e n für R e c h t s a n w ä l t e 2 1 9 . W ä h r e n d in m a n c h e n L ä n d e r n ein a u s d r ü c k l i c h e s W e r b e v e r -

211 B G H 18.5. 1995, B G H Z 130, 5 - Schlüpferstürmer und Busengrapscher. Näher zur Problematik geschlechtsdiskriminierender Werbung Ktsseler, Das Bild der Frau in der Werbung, in: FS Gaedertz, S.283, 291 ff.; Fezer, Diskriminierende Werbung, J Z 1998, 265ff.; Gaedertz/Steinbeck, Diskriminierende und obszöne Werbung, W R P 1996, 978ff.; Henning-Bodewig, Neue Aufgaben für die Gcneralklausel des § 1 U W G , G R U R 1997, 180, 182ff. 212 Ausführlich Kur, Die »geschlechtsdiskriminierende Werbung« im Recht der nordischen Länder, W R P 1995, 790ff. 213 § 1 Abs.2 Markt(vertriebs)gesetz. Näher hierzu Kur, a.a.O. 790, 791 ff. 214 Art. 20 lit. b und c des griechischen Verbraucherschutzgesetzes von 1991. 215 Zur dieser Regelung der Fernsehrichtlinie oben A.I. 2. a. (1). 216 Siehe oben A.I. 2. b. 217 Zur Vereinbarkeit des schwedischen Werbeverbots mit den Grundfreiheiten E u G H 9.7. 1997, Slg. 1997,1-3843 - de Agostini. Näher hierzu unten 2. Teil 3. Kap. B. II. 3. b. (1) und 4. Kap. B. II. 2. b. Zur Regelung des norwegischen Rechts EFTA-Gerichtshof 16.6. 1995, G R U R Int. 1996, 52 - Mattel und L E G O Norge. 218 Siehe die Begründung zu Art. 8 des Richtlinienvorschlags über E-Commerce, Anhang: Kommentar zu den einz.elnen Artikeln, Art. 8, K O M (98) 586 endg., S.26f. 2 , 9 Für einen guten, allerdings nicht mehr ganz aktuellen Uberblick Mälzer, Die Werbemöghchkeiten von Rechtsanwälten in den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft, AnwBl. 1993, 481 ff.

46

1. Kapitel:

Grundziige

des

Sachrechts

b o t für R e c h t s a n w ä l t e b e s t e h t 2 2 0 , ist in den l e t z t e n J a h r e n in einer R e i h e a n d e r e r L ä n d e r eine z u n e h m e n d e L i b e r a l i s i e r u n g der W e r b e m ö g l i c h k e i t e n zu v e r z e i c h nen. N u r w e n i g B e s c h r ä n k u n g e n u n t e r l i e g t die W e r b u n g in G r o ß b r i t a n n i e n , I r land, D ä n e m a r k u n d den N i e d e r l a n d e n 2 2 1 . R e c h t s a n w ä l t e n ist es d o r t g r u n d s ä t z lich e r l a u b t , im R a d i o u n d F e r n s e h e n , in Z e i t u n g e n u n d anderen D r u c k e r z e u g nissen s o w i e auf P l a k a t e n zu w e r d e n . R e s t r i k t i v e r ist das W e r b e r e c h t f ü r R e c h t s a n w ä l t e dagegen in B e l g i e n , F r a n k r e i c h u n d D e u t s c h l a n d ausgestaltet 2 2 2 . W e s e n t liche U n t e r s c h i e d e b e s t e h e n v o r allem h i n s i c h t l i c h der A n g a b e n ü b e r die fachlic h e Spezialisierung u n d die E n t g e l t e s o w i e der Z u l ä s s i g k e i t v o n I l l u s t r a t i o n e n , F o t o s , L o g o s u n d der W e r b u n g mit B e u r t e i l u n g e n d u r c h M a n d a n t e n 2 2 3 . G r o ß e A b w e i c h u n g e n finden sich des w e i t e r e n im B e r e i c h p r o d u k t d i e n s t l e i s t u n g s s p e z i f i s c h e r W e r b e v e r b o t e . In d e n e i n z e l n e n

und

Rechtsordnungen

unterliegen die u n t e r s c h i e d l i c h s t e n P r o d u k t e z u m Teil e r h e b l i c h e n

Werbebe-

s c h r ä n k u n g e n o d e r t o t a l e n W e r b e v e r b o t e n . B e t r o f f e n sind v o r allem A l k o h o l i k a , b e s t i m m t e A r t e n v o n C h e m i k a l i e n , W a f f e n s o w i e K r a f t f a h r z e u g e . A u c h die W e r b u n g für e i n z e l n e D i e n s t l e i s t u n g e n im B e r e i c h v o n F i n a n z d i e n s t l e i s t u n g e n , R e i sen o d e r K u r s e n u n d L e h r g ä n g e n w i r d teilweise b e s c h r ä n k t . U n t e r s c h i e d l i c h w i r d in den e i n z e l n e n L ä n d e r n s c h l i e ß l i c h b e u r t e i l t , o b u n d u n t e r w e l c h e n V o r a u s s e t z u n g e n D r i t t e haften, die n i c h t den e i g e n e n , s o n d e r n f r e m d e n W e t t b e w e r b f ö r d e r n . In erster L i n i e geht es hier u m die F r a g e der w e t t bewerbsrechtlichen Haftung von Massenmedien und Werbeagenturen224. Praktische R e l e v a n z g e w i n n e n die V o r a u s s e t z u n g e n der V e r a n t w o r t l i c h k e i t D r i t t e r daher v o r allem d a n n , w e n n Presse, R u n d f u n k a n s t a l t e n o d e r O n l i n e - D i e n s t e 2 2 5 in A n s p r u c h g e n o m m e n w e r d e n sollen. D i e E - C o m m e r c e - R i c h t l i n i e hat z w a r h i n sichtlich der H a f t u n g der I n f o r m a t i o n s v e r m i t t l e r eine g r ö ß e r e R e c h t s s i c h e r h e i t z u r F o l g e . A n g e s i c h t s des F e h l e n s einer positiven N o r m i e r u n g der H a f t u n g s v o r a u s s e t z u n g e n b l e i b t es g l e i c h w o h l bei u n t e r s c h i e d l i c h e n nationalen R e g e l u n g e n ü b e r die V e r a n t w o r t l i c h k e i t v o n V e r m i t t l e r n 2 2 6 . A b w e i c h u n g e n e r g e b e n sich auch in der n o c h w e i t g e h e n d u n g e k l ä r t e n F r a g e der H a f t u n g der B e t r e i b e r v o n S u c h m a s c h i n e n s o w i e der H a f t u n g für H y p e r l i n k s . Näher a.a.O. 481 ff. A.a.O. 483ff. 2 2 2 A.a.O. 485f. Ausführlich zum deutschen Recht Kleine-Cosack, Das Werberecht der rechts- und steuerberatenden Berufe, S.26ff. 2 2 3 Siehe die Begründung des Richtlinienvorschlags über E-Commerce, Anhang: Kommentar zu den einzelnen Artikeln, Art. 8, K O M (98) 586 endg., S. 27. 2 2 4 Siehe zum Ersten Vorentwurf einer Richtlinie zur Angleichung des Rechts des unlauteren Wettbewerbs in den Staaten der europäischen Gemeinschaft, der in Art. 7a eine Passivlegitimation von Werbeagenturen und Massenmedien vorsah, Henning-Bodewig, Die wettbewerbsrechtliche Haftung von Werbeagenturen und Massenmedien nach deutschem und amerikanischem Recht, S. 2. 220

221

2 2 5 Rechtsvergleichend hierzu Bortloff, Int. 1997, 387ff. 2 2 6 Hierzu oben A.I. 2. c.

Die Verantwortlichkeit von online-Diensten, G R U R

C.

C.

Ergebnis

47

Ergebnis

I m R e c h t des unlauteren W e t t b e w e r b s in E u r o p a ist im E r g e b n i s ein I n e i n a n d e r greifen v o n M a ß n a h m e n s e k u n d ä r e n G e m e i n s c h a f t s r e c h t s , n a t i o n a l e n R e c h t s gem e i n s c h a f t s r e c h t l i c h e n U r s p r u n g s s o w i e rein i n n e r s t a a t l i c h e n R e c h t s zu v e r z e i c h n e n . In w e s e n t l i c h e n B e r e i c h e n des W e t t b e w e r b s r e c h t s b e s t e h t u n t e r s c h i e d liches n a t i o n a l e s R e c h t f o r t . V o r allem a u f g r u n d der g e m e i n s c h a f t s r e c h t l i c h e n P r ä g u n g w e i s t dieses z w a r o f t m a l s G e m e i n s a m k e i t e n auf. E s b l e i b e n a b e r g r u n d legende U n t e r s c h i e d e in den R e g e l u n g s s y s t e m e n wie auch den S c h u t z z w e c k e n b e s t e h e n . I n s b e s o n d e r e der S c h u t z u m f a n g differiert in den e i n z e l n e n R e c h t s o r d nungen erheblich.

2.

Kapitel

Kollisionsrecht des unlauteren Wettbewerbs Angesichts des b e g r e n z t e n U m f a n g s d e r Sachrechtsvereinheitlichung auf d e m G e b i e t des u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b s gilt es regelmäßig zu ermitteln, das R e c h t w e l c h e n Staates auf g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n a n z u w e n d e n ist. A u c h auf d e r E b e n e des I n t e r n a t i o n a l e n Privatrechts stellt sich v o r einem Rückgriff auf nationales R e c h t die Frage nach einheitlichem R e c h t . Z u n ä c h s t ist d a h e r d e r Blick auf den U m f a n g d e r Kollisionsrechtsintegration auf d e m G e b i e t des W e t t b e w e r b s r e c h t s zu richten (A.). In die B e t r a c h t u n g sind hier ebenfalls staatsvertragliche R e g e l u n g e n (I.), das G e m e i n s c h a f t s r e c h t (II.) sowie R e g e l u n gen der freiwilligen Selbstkontrolle (III.) e i n z u b e z i e h e n . Sodann w i r d das nationale W e t t b e w e r b s k o l l i s i o n s r e c h t n ä h e r u n t e r s u c h t (B.).

A.

Kollisionsrechtsintegration

I. Staatsverträge Z u einer staatsvertraglichen Vereinheitlichung des W e t t b e w e r b s k o l l i s i o n s r e c h t s ist es bislang w e d e r auf internationaler E b e n e n o c h innerhalb d e r E u r o p ä i s c h e n U n i o n g e k o m m e n . D e r V o r e n t w u r f eines Ü b e r e i n k o m m e n s ü b e r das auf vertragliche u n d außervertragliche Schuldverhältnisse a n w e n d b a r e R e c h t von 1972, der f ü r das I n t e r n a t i o n a l e D e l i k t s r e c h t v o n der Tatortregel ausging, sah keine S o n d e r a n k n ü p f u n g f ü r das R e c h t des u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b s vor. N a c h d e m Scheitern dieses E n t w u r f s hinsichtlich des auf außervertragliche Schuldverhältnisse anw e n d b a r e n R e c h t s fehlte es ü b e r längere Zeit an B e m ü h u n g e n u m eine e u r o p ä i sche Kollisionsrechtsvereinheitlichung. Auf internationaler E b e n e b e f ü r w o r t e t e n s o w o h l die 1983 v o m Institut de D r o i t I n t e r n a t i o n a l verabschiedete R e s o l u t i o n als auch die 1987 im A u f t r a g d e r H a a g e r K o n f e r e n z f ü r I n t e r n a t i o n a l e s Privatrecht vorgelegte Studie eine S o n d e r regelung f ü r das I n t e r n a t i o n a l e W e t t b e w e r b s r e c h t 1 . D a s Institut de D r o i t I n t e r national e m p f a h l eine a u s f ü h r l i c h e Regelung, die grundsätzlich auf das R e c h t des 1 A r t . II u n d III d e s R e g e l u n g s v o r s c h l a g s des I n s t i t u t de D r o i t I n t e r n a t i o n a l , a b g e d r u c k t mit A n m e r k u n g e n bei Reese/Vischer, T h e c o n f l i c t - o f - l a w s rules o n u n f a i r c o m p e t i t i o n , A n n . Inst. D r . I n t . 6 0 , 1 (1983) 159ff.; Dyer, E x p l o r a t o r y S t u d y o n t h e L a w A p p l i c a b l e t o U n f a i r C o m p e t i t i o n , Prel. D o c . N o 2, N o v . 1987, H a g u e C o n f e r e n c e o n P r i v a t e I n t e r n a t i o n a l L a w ; vgl. a u c h den., U n f a i r C o m p e t i t i o n in P r i v a t e I n t e r n a t i o n a l Law, Ree. des C o u r s 211 (1988 IV) 373, 443.

A.

49

Kollisionsrechtsintegration

E r f o l g s o r t e s abstellte. D i e für die H a a g e r K o n f e r e n z erstellte Studie sprach sich für eine A n k n ü p f u n g an den M a r k t aus, auf den sich der W e t t b e w e r b s v e r s t o ß ausw i r k t . O b die H a a g e r K o n f e r e n z die A r b e i t e n z u r V e r e i n h e i t l i c h u n g des W e t t b e werbskollisionsrechts fortführen wird, bleibt abzuwarten2. Z w i s c h e n z e i t l i c h hat der R a t der E u r o p ä i s c h e n U n i o n v o r g e s e h e n , die B e r a t u n g e n ü b e r die E r f o r d e r l i c h k e i t u n d die M ö g l i c h k e i t der E i n f ü h r u n g eines U b e r e i n k o m m e n s ü b e r das auf a u ß e r v e r t r a g l i c h e S c h u l d v e r h ä l t n i s s e a n z u w e n dende R e c h t a u f z u n e h m e n 3 . D i e G r o u p e E u r o p é e n de D r o i t I n t e r n a t i o n a l Privé hat einen V e r t r a g s t e x t für ein s o l c h e s U b e r e i n k o m m e n e n t w o r f e n 4 . I m G e g e n s a t z zu d e m V o r e n t w u r f v o n 1972 geht dieser E n t w u r f in A r t . 3 A b s . 1 für das I n t e r n a tionale P r i v a t r e c h t der a u ß e r v e r t r a g l i c h e n S c h u l d v e r h ä l t n i s s e allgemein

vom

G r u n d s a t z der e n g s t e n V e r b i n d u n g aus. B e i g e m e i n s a m e m g e w ö h n l i c h e n A u f e n t halt v o n S c h ä d i g e r u n d G e s c h ä d i g t e in e i n e m Staat wird nach A b s a t z 2 v e r m u t e t , daß das a u ß e r v e r t r a g l i c h e S c h u l d v e r h ä l t n i s a m e n g s t e n mit diesem Staat v e r b u n den ist. F e h l t es an e i n e m s o l c h e n g e m e i n s a m e n A u f e n t h a l t , so spricht nach A b satz 3 eine V e r m u t u n g für eine engste V e r b i n d u n g mit d e m Staat, in d e m die H a n d l u n g v o r g e n o m m e n w u r d e u n d S c h a d e n o d e r V e r l e t z u n g eingetreten sind. D i e V e r m u t u n g e n der A b s ä t z e 2 u n d 3 greifen n a c h A b s a t z 4 n i c h t ein, w e n n das Schuldverhältnis a u f g r u n d aller U m s t ä n d e enger m i t e i n e m a n d e r e n Staat v e r b u n den zu sein s c h e i n t . A r t . 4 stellt eine R e i h e v o n b e s o n d e r e n V e r m u t u n g e n für b e s t i m m t e B e r e i c h e auf. S o wird nach A r t . 4 b ) u n g e a c h t e t der B e s t i m m u n g e n in A r t . 3 A b s . 2 u n d 3 v e r m u t e t , daß in F ä l l e n v o n u n l a u t e r e m W e t t b e w e r b o d e r v o n W e t t b e w e r b s b e s c h r ä n k u n g e n die engste V e r b i n d u n g zu d e m Staat b e s t e h t , dessen M a r k t d u r c h die schädigende H a n d l u n g b e t r o f f e n ist.

II. Gemeinschaftsrecht 1. Entwurf einer Verordnung des Rates über das auf Schuldverhältnisse anwendbare Recht

außervertragliche

M i t dem I n k r a f t t r e t e n des A m s t e r d a m e r Vertrages b e s t e h t n u n m e h r nach A r t . 6 5 E G V eine G e m e i n s c h a f t s z u s t ä n d i g k e i t f ü r das I n t e r n a t i o n a l e P r i v a t - u n d V e r f a h r e n s r e c h t als T e i l b e r e i c h der justitiellen Z u s a m m e n a r b e i t in Z i v i l s a c h e n 5 . A n die 1 Eine Kollisionsrechtsvereinheitlichung befürwortend Dutoit, Une convention multilatérale de droit international privé en matière de concurrence déloyale: mythe ou nécessité?, FS Droz, S. 51 ff. 3 Entschließung vom 14.10. 1996 zur Festlegung der Prioritäten für die Zusammenarbeit im Bereich Justiz und Inneres, AB1EG Nr. C 319 v. 26.10. 1996 S.2. 4 Abgedruckt in Netherlands International Law Review 1998, 465ff.; jetzt auch in IPRax 1999, 286ff. Siehe zu den Vorarbeiten schon Jayme, Entwurf eines EU-Ubereinkommens über das auf außervertragliche Schuldverhältnisse anwendbare Recht, IPRax 1998, 140f. 5 Näher zu der entstehenden Kompetenzvielfalt und ihren noch weitgehend ungeklärten Problemen Jayme/Kohler, Europäisches Kollisionsrecht 1997-Vergemeinschaftung durch »Säulen-

50

2. Kapitel:

Kollisionsrecht

des unlauteren

Wettbewerbs

Stelle v o n Staatsverträgen auf der G r u n d l a g e des f o r t b e s t e h e n d e n A r t . 2 9 5 E G V w e r d e n d a h e r k ü n f t i g in erster L i n i e R e c h t s s e t z u n g s a k t e des s e k u n d ä r e n G e m e i n s c h a f t s r e c h t s treten. D i e K o m m i s s i o n hat bereits einen E n t w u r f f ü r eine V e r o r d n u n g ü b e r das auf a u ß e r v e r t r a g l i c h e S c h u l d v e r h ä l t n i s s e a n w e n d b a r e R e c h t v o r g e legt 6 . D i e s e r E n t w u r f stellt in U b e r e i n s t i m m u n g mit d e m V o r s c h l a g der G r o u p e E u r o p é e n de D r o i t I n t e r n a t i o n a l Privé f ü r ein s o l c h e s Ü b e r e i n k o m m e n allgemein den G r u n d s a t z der e n g s t e n V e r b i n d u n g auf 7 . F ü r den B e r e i c h des unlauteren W e t t b e w e r b s enthält er die V e r m u t u n g , d a ß die engste V e r b i n d u n g zu d e m Staat b e s t e h t , in d e m sich die s c h ä d i g e n d e H a n d l u n g a u s w i r k t 8 . In der Sache e n t s p r i c h t dies der auch im E n t w u r f f ü r ein U b e r e i n k o m m e n v o r g e s c h l a g e n e n A n k n ü p f u n g an den Staat, dessen M a r k t d u r c h die s c h ä d i g e n d e H a n d l u n g b e r ü h r t w i r d .

2.

Richtlinien

E i n e H a r m o n i s i e r u n g k ö n n t e sich i m ü b r i g e n in e i n z e l n e n B e r e i c h e n des W e t t b e w e r b s k o l l i s i o n s r e c h t s d u r c h R i c h t l i n i e n r e c h t e r g e b e n . E i n i g e f ü r das W e t t b e w e r b s r e c h t relevante R i c h t l i n i e n e n t h a l t e n R e g e l u n g e n , deren k o l l i s i o n s r e c h t l i c h e r G e h a l t im f o l g e n d e n b e t r a c h t e t w i r d . Z w e i v e r s c h i e d e n e G r u n d r i c h t u n g e n sind a u s z u m a c h e n . W ä h r e n d s o w o h l die F e r n s e h r i c h t l i n i e (a.) als auch die E C o m m e r c e - R i c h t l i n i e (b.) g r u n d s ä t z l i c h auf das H e r k u n f t s l a n d p r i n z i p abstellen, sind eine R e i h e a n d e r e r R i c h t l i n i e n (c.) zu v e r z e i c h n e n , die auf das R e c h t des W e r bestaates v e r w e i s e n . a.

Fernsehrichtlinie

D i e F e r n s e h r i c h t l i n i e 9 geht v o m P r i n z i p der S e n d e s t a a t s k o n t r o l l e aus 1 0 . N a c h A r t . 2 A b s . 1 ist j e d e r Mitgliedstaat v e r p f l i c h t e t , dafür zu s o r g e n , d a ß alle F e r n s e h wechsel«?, IPRax 1997,385ff.; siehe auch Sandrock, Neue Herausforderungen an das Internationale Wirtschaftsrecht, ZVglRWiss 98 (1999) 227,242 ff.; Decken!Lilienthal,

Die Rechtssetzungs-

kompetenzen der EG im Privatrecht, EWS 1999, 121, 132 f.; krit. Kohler, Interrogations sur les sources du droit international privé européen après le traité d'Amsterdam, Rev. crit. dr. int. priv. 88 (1999) lff.; Schuck, Die EG-Kommission auf dem Holzweg von Amsterdam, ZEuP 1999, 805ff.;/e«zer, B G B ' , Art. 38 E G B G B Rdnr. 12, 35 m.N.); zum französischen Recht Batiffol/Lagarde, Droit International Privé I I 7 , Rdnr.557ff.; Mayer, Droit international privé'' » Rdnr.678ff. 5 6 Grundlegend zur Entstehung des Tatortprinzips und seinen Grenzen in rechtsvergleichender Sicht Hohloch, Das Deliktsstatut, S. 7ff., 53ff. 57 V. Bar, Internationales Privatrecht II, Rdnr. 695; Kropholler, Internationales Privatrecht 3 , §53 V I I I ; zum Wettbewerbsrecht als einer Verhaltensordnung schon Kreuzer, Wettbewerbsverstöße und Beeinträchtigung geschäftlicher Interessen (einschl. der Verletzung kartellrechtlicher Schutzvorschriften), in: v. Caemmerer (Hrsg.), Vorschläge und Gutachten zur Reform des deutschen internationalen Privatrechts der außcrvertraglichcn Schuldverhältnisse, S. 2 3 2 , 2 7 4 . Zu den Schutzzwecken in den Wettbewerbsrechtsordnungen oben 1. Kap. B . I . 5 8 Art. II b) des ausführlichen Regelungsvorschlags zum Internationalen Lauterkeitsrecht, abgedruckt mit Anmerkungen bei Reese/Vischer, The conflict-of-laws rules on unfair compétition, Ann. Inst. Dr. Int. 60, I (1983) 159ff.

B. Nationales

Wettbewerbskollisionsrecht

61

A n k n ü p f u n g an d e n M a r k t o r t 5 9 . D i e s c h o n a l l g e m e i n i m I n t e r n a t i o n a l e n D e l i k t s recht problematische Frage, welche Relevanz Handlungs- und Erfolgsort

zu-

k o m m t u n d w i e sie z u b e s t i m m e n s i n d , s t e l l t s i c h d a n n n i c h t f ü r d a s W e t t b e werbskollisionsrecht. O b Handlungs- und Erfolgsort am Marktort zusammenf a l l e n 6 0 , o b es b e i W e t t b e w e r b s v e r s t ö ß e n ü b e r h a u p t n u r e i n e n a m M a r k t o r t z u l o kalisierenden H a n d l u n g s o r t gibt61 o d e r o b v i e l m e h r bei W e t t b e w e r b s d e l i k t e n an d e n O r t , a n d e m s i c h d i e W e t t b e w e r b s h a n d l u n g a u f d e n M a r k t a u s w i r k t , als E r f o l g s o r t a n z u k n ü p f e n i s t 6 2 , ist f ü r d i e A n k n ü p f u n g o h n e B e d e u t u n g 6 3 . V o n einer w e t t b e w e r b s s p e z i f i s c h e n B e s t i m m u n g des B e g e h u n g s o r t e s u n d damit e i n e r A n k n ü p f u n g an d e n O r t d e r w e t t b e w e r b l i c h e n I n t e r e s s e n k o l l i s i o n b z w . d e n M a r k t o r t g e h t in D e u t s c h l a n d d i e ü b e r w i e g e n d e L i t e r a t u r 6 4 w i e a u c h d i e R e c h t s p r e c h u n g 6 5 aus. V e r g l e i c h b a r e A n s ä t z e f i n d e n s i c h t e i l w e i s e a u c h in a n d e r e n e u r o 59 Dyer, Exploratory Study on the Law Applicable to Unfair Competition, Prel. Doc. N o 2, Nov. 1987, Hague Conference on Private International Law; ders., Unfair Competition in Private International Law, Ree. des Cours 211 (1988 IV) 373, 443.

V. Bar, Internationales Privatrecht II, Rdnr. 696. MünchKomm/Kreuzer, B G B 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr. 240; Staudinger/iHoffmann, B G B 1 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr. 516. 6 2 So für das schweizerische Recht Bär, Internationales Kartellrecht und unlauterer Wettbewerb, in: FS Moser, S. 143, 146, 150. 6 3 Zu Recht für eine Emanzipation von der deliktsrechtlichen Einordnung jedenfalls im deutschen Recht UWGGroßKomm/.Sc/>ric&er, Einl. Rdnr. F 194. Die wettbewerbsspezifische Bestimmung des Deliktsorts und Anknüpfung an den Ort der Einwirkung auf die Marktgegenseite führt allerdings in der Regel zu denselben Ergebnissen; ebenso Sack, Die kollisions- und wettbewerbsrechtliche Beurteilung grenzüberschreitender Werbe- und Absatztätigkeit nach deutschem Recht, G R U R Int. 1988,320, 323. Baudenbacher, Die wettbewerbsrechtliche Beurteilung grenzüberschreitender Werbe- und Absatztätigkeit nach schweizerischem Recht, G R U R Int. 1988, 310, 318, sieht die Bedeutung des Unterschieds bei der Lösung von Grenzfällen. 60 61

6 4 Siehe schon K. Troller, Das internationale Privatrecht des unlauteren Wettbewerbs in vergleichender Darstellung der Rechte Deutschlands, Englands, Frankreichs, Italiens, der Schweiz und der U S A , S. 127ff.; vgl. auch Deutsch, Wettbewerbstatbestände mit Auslandsbeziehung, S.43ff.; aus neuerer Zeit insbesondere M ü n c h K o m m / K r e u z e r , B G B 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr. 234; Sack, Die kollisions- und wcttbewerbsrechthche Beurteilung grenzüberschreitender Werbe- und Absatztätigkeit nach deutschem Recht, G R U R Int. 1988, 320, 322f. Daneben wird vor allem die Übernahme des kartellrechtlichen Auswirkungsprinzips (Wengler, Die Gesetze über unlauteren Wettbewerb und das Internationale Privatrecht, RabelsZ 19 (1954) 401, 415f.; Schricker, Die Durchsetzbarkeit deutscher Werberegelungen bei grenzüberschreitender Rundfunkwerbung, G R U R Int. 1982, 720, 724; Regelmann, Die internationalprivatrechtliche Anknüpfung des G e setzes gegen den unlauteren Wettbewerb, S. 119ff., 165ff.) oder auch des immaterialgüterrechlichen Schutzlandprinzips vertreten (Sandrock, Das Kollisionsrecht des unlauteren Wettbewerbs zwischen dem internationalen Immaterialgüterrecht und dem internationalen Kartellrecht, G R U R Int. 1985, 507, 518ff.; A. Troller, Unfair Competition, in: International Encyclopedia of Comparative Law, Vol. III (Ch. 34) S. 11 ff.). Jenseits der klassischen Anknüpfung im Internationalen Privatrecht liegen die Vorschläge von Steindorff, Sachnormen im IPR, S. 128 ff., eigene Sachnormen für internationale Wettbewerbssachverhalte zu bilden, sowie von Joerges, Die klassische Konzeption des internationalen Privatrechts und das Recht des unlauteren Wettbewerbs, RabelsZ 36 (1972) 421, 468, 472, den Anwendungsbereich der Wettbewerbsnormen nach den Rechtsanwendungsinteressen der berührten Staaten zu bestimmen. 65

Näher hierzu unten.

62

2. Kapitel:

Kollisionsrecht

des unlauteren

Wettbewerbs

päischen Rechtsordnungen. Rechtsprechung und Schrifttum zum Kollisionsrecht des unlauteren Wettbewerbs sind freilich in vielen Ländern recht spärlich 66 . In Deutschland geht die deliktsrechtliche Qualifikation von Wettbewerbsverstößen schon auf die Rechtsprechung des Reichsgerichts zurück. Zunächst sah es in Wettbewerbsverstößen noch die Verletzung von absoluten Rechten, die am Unternehmenssitz belegen waren. In der Folge knüpfte es an den Sitz des angegriffenen Wettbewerbers als Erfolgsort an 67 . Im Ausland vorgenommene Wettbewerbshandlungen eines Unternehmens gegen seinen deutschen Konkurrenten waren daher nach deutschem Wettbewerbsrecht zu beurteilen. Aber auch nach Aufgabe dieser Rechtsprechung hielten das Reichsgericht 68 und später der Bundesgerichtshof 69 auf Auslandswettbewerb unter inländischen Unternehmen grundsätzlich deutsches Wettbewerbsrecht für anwendbar. Sofern jedenfalls ein Teil der Wettbewerbshandlung im Inland begangen wurde, hatten sich Deutsche auch bei Wettbewerbshandlungen im Ausland nach deutschem Recht zu richten. Als Anknüpfungspunkt trat damit an die Stelle des Erfolgsortes ein weit verstandener Handlungsort. Erst in der Kindersaugflascken-Emscheidung70 fand diese weite Auslegung des Handlungsortes ein Ende. In Übereinstimmung mit der herrschenden Lehre, die zunehmend Kritik an der Anwendung deutschen Wettbewerbsrechts auf Auslandswettbewerb von Deutschen geübt hatte, ließ der B G H nun bloße Vorbereitungshandlungen im Inland für die Anwendung inländischen Rechts nicht mehr genügen. Finde der Wettbewerb im Ausland statt, so benachteilige die Anwendung des - zumeist strengeren - deutschen Rechts den deutschen Wettbewerber 71 . Maßgeblich sei vielmehr der Ort, an dem die wettbewerblichen Interessen der Mitbewerber aufeinanderstießen. Dies sei beim Absatz von Produkten im Ausland der ausländische Absatzmarkt 7 2 . Die Anknüpfung an den Ort der wettbewerblichen Interessenkollision entspricht seither ständiger Rechtsprechung. Nur vereinzelt ist eine - zum Teil sogar trotz Bekenntnisses zur wettbewerbsspezifischen Bestimmung des Begehungsortes anzutreffende - Berufung auf das Günstigkeitsprinzip des Internationalen Deliktsrecht zu verzeichnen. So stellte etwa der B G H in der Entscheidung Unternehmensberatungsgesellschaft I, in der er die Wettbewerbswidrigkeit einer steuerrechtlichen Beratung durch eine schweizerische Unternehmensberatungsge6 6 Siehe die eingehende Untersuchung von Rechtsprechung und Literatur aller damaligen Mitgliedstaaten der Europäischen Union bei Bernhard, Das Internationale Privatrecht des unlauteren Wettbewerbs in den Mitgliedstaaten der EG, S. 140ff. 6 7 R G 16.6. 1903, R G Z 55, 199, 200. 68 R G 17.2. 1933, R G Z 140, 25, 29 unter Berufung auf Nußbaum, Deutsches Internationales Privatrecht, S.339ff.; R G 14.2. 1936, R G Z 150, 265, 269, 271. 6 9 B G H 13.7. 1954, B G H Z 14, 286; B G H 13.7. 1956, B G H Z 21, 266. 7 0 B G H 30.6. 1961, B G H Z 35, 329. 71 A.a.O. 332. 72 A.a.O. 334, 336.

B. Nationales

Wettbewerbskollisionsrecht

63

sellschaft zu b e u r t e i l e n hatte, auf das günstigere d e u t s c h e R e c h t a m H a n d l u n g s o r t a b 7 3 . A u c h das O L G H a m b u r g 7 4 ließ f ü r d e n Fall einer A l l e i n s t e l l u n g s w e r b u n g in einer f r a n z ö s i s c h e n Z e i t s c h r i f t angesichts des für den K l ä g e r n i c h t nachteiligen f r a n z ö s i s c h e n R e c h t s dahingestellt, o b a u f g r u n d i n l ä n d i s c h e r V e r b r e i t u n g der Z e i t s c h r i f t d e u t s c h e s R e c h t a n z u w e n d e n sei. W e n n g l e i c h gelegentlich n o c h t r o t z A u s l a n d s b e r ü h r u n g die i n t e r n a t i o n a l p r i v a t r e c h t l i c h e P r o b l e m a t i k n i c h t a n g e s p r o c h e n w i r d 7 5 , so geht die R e c h t s p r e c h u n g m i t t l e r w e i l e d o c h ganz ü b e r w i e gend v o n der A n k n ü p f u n g an den O r t der w e t t b e w e r b l i c h e n I n t e r e s s e n k o l l i s i o n o d e r M a r k t o r t aus. B e i dieser A n k n ü p f u n g w i r d es auch n a c h der R e f o r m des I n t e r n a t i o n a l e n P r i v a t r e c h t s b l e i b e n . D e r R e f e r e n t e n e n t w u r f v o n 1 9 8 4 7 6 sah n o c h im A n s c h l u ß an den V o r s c h l a g der I I . K o m m i s s i o n des D e u t s c h e n R a t e s f ü r internationales P r i v a t r e c h t aus den J a h r e n 1 9 8 1 / 8 2 7 7 im w e s e n t l i c h e n eine K o d i f i k a t i o n

dieser

R e c h t s p r e c h u n g vor. A n s t e l l e des f ü r das allgemeine D e l i k t s s t a t u t m a ß g e b l i c h e n R e c h t s - das d e m V e r l e t z t e n günstigere R e c h t a m H a n d l u n g s - o d e r E r f o l g s o r t - , sollte n a c h A r t . 4 0 A b s . 2 N r . 2 E G B G B bei A n s p r ü c h e n aus u n l a u t e r e m W e t t b e w e r b g r u n d s ä t z l i c h das R e c h t des Staates treten, auf dessen M a r k t die W e t t b e werbsmaßnahme einwirkt. D a s G e s e t z z u m I n t e r n a t i o n a l e n P r i v a t r e c h t für a u ß e r v e r t r a g l i c h e S c h u l d v e r hältnisse u n d f ü r S a c h e n b e s c h r ä n k t sich dagegen w i e s c h o n z u v o r der E n t w u r f des I P R - E r g ä n z u n g s g e s e t z e s v o n 19 9 3 7 8 auf eine allgemeine G r u n d r e g e l für das I n t e r n a t i o n a l e D e l i k t s r e c h t 7 9 . N a c h A r t . 4 0 A b s . 1 E G B G B unterliegen A n s p r ü 73 B G H 9.10. 1986, N J W 1987, 1323, 1325. Der Handlungsort lag nach Ansicht des Gerichts jedenfalls auch in der Bundesrepublik Deutschland, da die Unternehmensberatungsgesellschaft die Anfragen deutscher Kunden von in Deutschland niedergelassenen Steuerbevollmächtigten als Erfüllungsgehilfen bearbeiten ließ.

O L G Hamburg 15.3. 1986, IPRspr. 1986 Nr. 115 (S.268). Siehe etwa B G H 3.12. 1971, G R U R 1972,367 (Werbung mit Zugaben für im Ausland belegene Immobilien); O L G Köln 20.11. 1981, G R U R 1983, 71 (Zulässigkeit von Flaschenetiketten eines in Deutschland vertriebenen belgischen Likörs). 7 6 Entwurf eines Gesetzes zur Ergänzung des internationalen Privatrechts (außervertragliche Schuldverhältnisse und Sachen) des Bundesjustizministeriums von 1984, abgedruckt in G R U R Int. 1985, 104f.; siehe hierzu die kritische Stellungnahme des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Patent-, Urheber- und Wettbewerbsrecht, G R U R Int. 1985, 104, 107. 74

75

77 Abgedruckt in v. Caemmerer (Hrsg.), Vorschläge und Gutachten zur Reform des deutschen internationalen Privatrechts der außervertraglichen Schuldverhältnisse, S. 1 ff.; siehe auch das Gutachten von Kreuzer, Wettbewerbsverstöße und Beeinträchtigung geschäftlicher Interessen (einschl. der Verletzung kartellrechtlicher Schutzvorschriften), in: v. Caemmerer (Hrsg.), Vorschläge und Gutachten zur Reform des deutschen internationalen Privatrechts der außervertraglichen Schuldverhältnisse, S.232ff. 78 Entwurf eines Gesetzes zur Ergänzung des Internationalen Privatrechts (außervertragliche Schuldverhältnisse und Sachen) des Bundesjustizministeriums vom 1.12. 1993, abgedruckt bei Kropholler, Internationales Privatrecht 3 , S. 575 (Anhang). 7 9 Zur Neuregelung Staudinger, Das Gesetz zum Internationalen Privatrecht für außervertragliche Schuldverhältnisse und für Sachen v o m 2 1 . 5 . 1999, D B 1999, l589{f.;Sonnenberger, La loi allemande du 21 mai 1999 sur le droit international privé des obligations non contractuelles et

64

2. Kapitel:

Kollisionsrecht

des unlauteren

Wettbewerbs

c h e aus u n e r l a u b t e r H a n d l u n g d e m R e c h t des Staates, in d e m d e r E r s a t z p f l i c h t i g e gehandelt hat. D e r V e r l e t z t e k a n n a b e r verlangen, d a ß anstelle dieses R e c h t s das R e c h t des Staates a n g e w a n d t w i r d , in d e m der E r f o l g e i n g e t r e t e n ist 8 0 . D e r B e g r ü n d u n g des G e s e t z e n t w u r f e s z u f o l g e läßt sich eine den b i s h e r i g e n G r u n d s ä t zen e n t s p r e c h e n d e A n k n ü p f u n g auch o h n e b e s o n d e r e K o l l i s i o n s n o r m f ü r den u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b e r z i e l e n 8 1 . W i e dies d o g m a t i s c h ü b e r z e u g e n d erreicht w e r d e n k a n n , b l e i b t allerdings o f f e n 8 2 . U n k l a r ist s c h o n , o b sich diese A n k n ü p f u n g bereits nach A n w e n d u n g der G r u n d r e g e l des A r t . 4 0 E G B G B o d e r erst ü b e r die A u s w e i c h k l a u s e l des A r t . 41 E G B G B ergibt, die es f ü r den g e s a m t e n B e r e i c h der a u ß e r v e r t r a g l i c h e n S c h u l d verhältnisse e r m ö g l i c h t , das R e c h t des Staates a n z u w e n d e n , zu d e m eine w e s e n t lich engere V e r b i n d u n g b e s t e h t . F ü r das W e t t b e w e r b s k o l l i s i o n s r e c h t generell eine L ö s u n g ü b e r die A u s w e i c h k l a u s e l zu s u c h e n , b e g e g n e t B e d e n k e n . D i e s e dient n i c h t d a z u , eine v o n der G r u n d r e g e l a b w e i c h e n d e S o n d e r a n k n ü p f u n g zu e r m ö g lichen, s o n d e r n der K o r r e k t u r v o n A n k n ü p f u n g e n im E i n z e l f a l l . N i c h t u n p r o b l e m a t i s c h e r s c h e i n t aber angesichts des V o r r a n g s der A n k n ü p f u n g an den H a n d l u n g s o r t a u c h eine L ö s u n g im R a h m e n der G r u n d r e g e l . D e n b i s h e r i g e n G r u n d sätzen e n t s p r i c h t es a m ehesten a n z u n e h m e n , der O r t der w e t t b e w e r b l i c h e n I n t e r e s s e n k o l l i s i o n o d e r M a r k t o r t stelle zugleich H a n d l u n g s - u n d E r f o l g s o r t d a r 8 3 . In der L i t e r a t u r w i r d der W e t t b e w e r b s h a n d l u n g s o r t ü b e r w i e g e n d nach d e n j e weils tangierten w e t t b e w e r b l i c h e n I n t e r e s s e n o d e r m a t e r i e l l r e c h t l i c h e n S c h u t z z w e c k e n des W e t t b e w e r b s r e c h t s k o n k r e t i s i e r t . D i f f e r e n z i e r t w i r d meist z w i s c h e n S a c h v e r h a l t e n der A b n e h m e r b e e i n t r ä c h t i g u n g , der

Konkurrentenbeein-

t r ä c h t i g u n g s o w i e s o l c h e n , bei denen in erster L i n i e die A l l g e m e i n h e i t b e e i n t r ä c h tigt ist 8 4 . F ü r die k o l l i s i o n s r e c h t l i c h e A n k n ü p f u n g erscheint die B i l d u n g derartiger F a l l g r u p p e n w e n i g ergiebig. A n g e s i c h t s des im materiellen W e t t b e w e r b s r e c h t typischen Ineinandergreifens von Mitbewerber-, Verbraucher- und Allgemeininteressen w i r d eine e n t s p r e c h e n d e A b g r e n z u n g oft auf S c h w i e r i g k e i t e n s t o ß e n 8 5 . W e s s e n I n t e r e s s e n ü b e r w i e g e n d b e e i n t r ä c h t i g t sind, ist bei einer Vielzahl v o n Tatdes biens, Rev. crit. dr. int. priv. 88 (1999) 647ff.; Spickhoff, DieTatortregel im neuen Deliktskollisionsrecht, IPRax 2000, 1 ff.; Huber, Das internationale Deliktsrecht nach der Reform, J A 2000, 67ff. 8 0 Näher zu diesem neuen Bestimmungsrecht Spickhoff, a.a.O. 5 ff. 81 Siehe die Begründung zum Entwurf eines Gesetzes zum Internationalen Privatrecht für außervertragliche Schuldverhältnisse und für Sachen, BT-Drs. 14/343, S. 10. 8 2 Kritisch hierzu Sonnenberger, La loi allemande du 21 mai 1999 sur le droit international privé des obligations non contractuelles et des biens, Rev. crit. dr. int. priv. 88 (1999) 647ff.; zum Problem der konstruktiven Umsetzung Mankowski, Internet und Internationales Wettbewerbsrecht, G R U R Int. 1999, 909, 910. 83 So auch Sack, Das internationale Wettbewerbs- und Immaterialgüterrecht nach der E G B G B - N o v e l l e , W R P 2000, 269, 272. 8 4 Siehe etwa MünchKomm/ATrexzer, B G B 3 , Art.38 E G B G B Rdnr.243ff. 8 5 Gegen eine solche Typologie auch Staudinger/^. Hoffmann, B G B 1 3 , Art.38 E G B G B Rdnr.535.

B. Nationales

Wettbewerbskollisionsrecht

65

beständen kaum auszumachen. Beim Schutz von Herkunftsangaben etwa geht es gleichermaßen um den Schutz der Konkurrenten wie der Verbraucher vor Irreführung. Bedenken bestehen im übrigen, die Schutzzwecke einer bestimmten Wettbewerbsnorm für die Anknüpfung heranzuziehen. Das anwendbare Recht soll gerade erst mit Hilfe der Anknüpfung bestimmt werden. Entscheidend ist aber letztlich, daß die Typologie nicht zu unterschiedlichen Ergebnissen bei der Anknüpfung führt. Der Marktort ist dort zu lokalisieren, wo Angebot und Nachfrage aufeinandertreffen. Für die Anknüpfung an den Marktort kommt es daher darauf an, wo die Wettbewerbshandlung, das Angebot, auf die Marktgegenseite, die Nachfrage, trifft. Wettbewerbshandlungen sind somit grundsätzlich nach dem Recht des Ortes zu beurteilen, an dem die Wettbewerbshandlung auf die Marktgegenseite, also Abnehmer oder Lieferanten, einwirkt 86 . Dies gilt unabhängig davon, ob die Wettbewerbshandlung in erster Linie Interessen der Mitbewerber, der Abnehmer oder der Allgemeinheit beeeinträchtigt. Mitbewerberinteressen werden nämlich bei marktbezogenen Wettbewerbshandlungen, d.h. solchen, die sich an die Marktgegenseite richten, immer erst durch Einwirkung auf die Abnehmer verletzt. Auch wenn der Konkurrentenschutz im Vordergrund steht, ist daher darauf abzustellen, wo die Handlung auf die Marktgegenseite einwirkt. Dieser Anknüpfungsgrundsatz entspricht im wesentlichen der Bestimmung des Ortes der wettbewerblichen Interessenkollision durch die Rechtsprechung. Zunehmend präzisieren einschlägige Entscheidungen als anknüpfungsrelevantes Kriterium den Ort der Einwirkung auf die Entschließung der Kunden. Schon in der Kindersaugßaschen-Entscheidung, in der der B G H hinsichtlich der Wettbewerbsmäßigkeit der sklavischen Nachahmung auf den Ort abstellte, wo die Konkurrenten im Wettstreit um die Kunden aufeinandertreffen, stützte er sich maßgeblich darauf, daß dort die Gefahr der Irreführung der Allgemeinheit bestehe 87 . In späteren Fällen ging es häufig um Werbemaßnahmen, deren Wettbewerbsmäßigkeit nach dem Recht des Ortes beurteilt wurde, wo die Werbung ihre Wirkung entfaltet 88 . Am deutlichsten herausgestellt hat der B G H diesen Anknüpfungsgrundsatz zuletzt in seiner Entscheidung Kauf im Ausland89, in der es um die Beurteilung von Verkaufsveranstaltungen auf Gran Canaria ging, die sich ausschließlich an deutsche Touristen richteten. Bei Wettbewerbsverstößen, die das Verhalten bei der Gewinnung von Kunden beträfen, sei als Ort der wettbewerblichen Interessenkollision grundsätzlich der Marktort anzusehen, an dem durch

86 MünchKomm//Cre«zer, BGB 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr.240; Sack, Die kollisions- und wettbcwerbsrechtliche Beurteilung grenzüberschreitender Werbe- und Absatztätigkeit nach deutschem Recht, G R U R Int. 1988, 320, 322f.; so auch Bernhard, Das Internationale Privatrecht des unlauteren Wettbewerbs in den Mitgliedstaaten der E G , S.270ff. 87 B G H 30.6. 1961, B G H Z 35, 329, 336. 88 Siehe etwa B G H 23.10. 1970, G R U R 1971, 153, 154. m B G H 15.11. 1990, N J W 1991, 1054.

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2. Kapitel:

Kollisionsrecht

des unlauteren

Wettbewerbs

dieses V e r h a l t e n i m W e t t b e w e r b m i t anderen U n t e r n e h m e n auf die E n t s c h l i e ß u n g der K u n d e n e i n g e w i r k t w e r d e n solle. F ü r die A n k n ü p f u n g von W e r b e m a ß n a h m e n sei der mit diesem O r t n i c h t i d e n t i s c h e O r t des A b s a t z e s des P r o d u k t e s unerheblich90. W e r b e m a ß n a h m e n sind g r u n d s ä t z l i c h auch im s c h w e i z e r i s c h e n u n d ö s t e r r e i c h i s c h e n K o l l i s i o n s r e c h t nach d e m R e c h t des O r t e s zu b e u r t e i l e n , an d e m die W e r b u n g auf die M a r k t g e g e n s e i t e trifft. O b w o h l die b e t r e f f e n d e n R e g e l u n g e n in U b e r e i n s t i m m u n g m i t d e m k a r t e l l r e c h t l i c h e n A u s w i r k u n g s p r i n z i p - als A n k n ü p f u n g an die M a r k t a u s w i r k u n g v e r s t a n d e n w e r d e n , s c h e i n e n sich i n s o w e i t k e i n e n e n n e n s w e r t e n U n t e r s c h i e d e z u m G r u n d s a t z der M a r k t e i n w i r k u n g des d e u t s c h e n R e c h t s zu e r g e b e n 9 1 . S o b e u r t e i l t e der ö s t e r r e i c h i s c h e O G H die W e t t b e w e r b s m ä ß i g k e i t der W e r b u n g eines ö s t e r r e i c h i s c h e n F r e m d e n v e r k e h r s v e r b a n des in den N i e d e r l a n d e n n a c h n i e d e r l ä n d i s c h e m R e c h t , da sie auf d e m n i e d e r l ä n dischen M a r k t auf die A b n e h m e r t r a f 9 2 . D i e s e A n k n ü p f u n g an die E i n w i r k u n g auf die M a r k t g e g e n s e i t e ist g r u n d s ä t z lich u n d n i c h t n u r bei W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n z u g r u n d e zu legen, die in erster L i n i e I n t e r e s s e n der K o n s u m e n t e n b e r ü h r e n . A u c h w e n n es u m die A n k n ü p f u n g v o n N o r m e n geht, die b e s t i m m t e W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n v o r allem aus A l l g e m e i n i n t e r e s s e n u n t e r s a g e n , ist der M a r k t o r t im allgemeinen d o r t zu lokalisieren, w o auf die M a r k t g e g e n s e i t e e i n g e w i r k t w i r d . D i e s ist i n s b e s o n d e r e bei V e r s t ö ß e n gegen das R a b a t t - u n d Z u g a b e r e c h t der F a l l 9 3 . Z u d i f f e r e n z i e r e n ist hier z w i s c h e n der im I n l a n d e r f o l g e n d e n A n k ü n d i g u n g der G e w ä h r u n g v o n R a b a t t e n o d e r Z u g a b e n im A u s l a n d einerseits u n d der A n k ü n d i g u n g im A u s l a n d , R a b a t t e o d e r Z u g a b e n im I n l a n d zu g e w ä h r e n . In der Weltweit-Club-Entscheidung94

b e f a ß t e sich der B G H mit d e r F r a g e ,

w e l c h e s R e c h t a n z u w e n d e n ist, w e n n im I n l a n d für die G e w ä h r u n g v o n R a b a t t e n im A u s l a n d g e w o r b e n wird. E r b e u r t e i l t e die W e r b u n g eines Z i g a r e t t e n h e r s t e l l e r s in d e u t s c h e n Z e i t s c h r i f t e n mit » C l u b - R a b a t t e n « , die im A u s l a n d v o n ausländis c h e n T o u r i s m u s u n t e r n e h m e n - nach a u s l ä n d i s c h e m R e c h t zulässigerweise - ge-

A.a.O. 1055. Zum schweizerischen Recht Müllhaupt, Die Erfassung grenzüberschreitender Werbung nach schweizerischem Recht, WB1. 1988, 257, 260f.; Imhoff-Scheier, La loi applicable à la publicité internationale en droit international privé suisse, Schweizerisches Jahrbuch für internationales Recht 1985, 57, 68ff.; zum österreichischen Recht Herzig, Rechtliche Probleme grenzüberschreitender Werbung, WB1. 1988, 251, 253; Wiltschek, Die Beurteilung grenzüberschreitender Werbe- und Absatztätigkeit nach österreichischem Wettbewerbsrecht, G R U R Int. 1988, 299, 302, 305. 90 91

O G H 8.7. 1980, G R U R Int. 1981, 401. Näher hierzu Sack, Grenzüberschreitende Zugabe- und Rabattwerbung, IPRax 1991, 386ff. 94 BGH 13.5. 1977, IPRspr. 1977 Nr. 106; hierzu Schricker, Deutsches Rabattrecht - weltweit?, G R U R 1977, 646. 92

93

B. Nationales

67

Wettbeiverbskollisionsrecht

w ä h r t w u r d e n , nach d e u t s c h e m R e c h t 9 5 . O b der A b s a t z der b e w o r b e n e n W a r e n wie in d i e s e m Fall der V e r k a u f der Z i g a r e t t e n - im I n l a n d e r f o l g e n soll, ist u n e r h e b l i c h . A u c h auf die W e r b u n g für im A u s l a n d b e l e g e n e I m m o b i l i e n w a n d t e der B G H - allerdings o h n e die k o l l i s i o n s r e c h t l i c h e F r a g e zu stellen - v o n v o r n h e r e i n d e u t s c h e s W e t t b e w e r b s - u n d Z u g a b e r e c h t a n 9 6 . In d e m gleichgelagerten Fall Besichtigungsreisen

II stellte er lediglich fest, der A n w e n d u n g d e u t s c h e n R e c h t s ste-

he n i c h t entgegen, daß die K a u f v e r t r ä g e im E i n z e l f a l l im A u s l a n d a b g e s c h l o s s e n w ü r d e n 9 7 . F ü r den A b s a t z im A u s l a n d w a r b ein niederländisches K a u f h a u s in einer d e u t s c h e n Z e i t u n g , in der der d e u t s c h e n G r e n z b e v ö l k e r u n g f ü r ihren E i n k a u f in den N i e d e r l a n d e n ein J u b i l ä u m s r a b a t t v o n 1 0 % a n g e b o t e n w u r d e . D a s O L G D ü s s e l d o r f beurteilte diese W e r b u n g nach d e u t s c h e m R a b a t t r e c h t 9 8 . A u c h das inländische A n k ü n d i g e n v o n R a b a t t e n für E i n k ä u f e an B o r d v o n F l u g z e u g e n r i c h tet sich n a c h i n l ä n d i s c h e m R e c h t 9 9 . D a bei i n l ä n d i s c h e r A n k ü n d i g u n g der G e w ä h r u n g v o n R a b a t t e n o d e r Z u g a b e n - u n a b h ä n g i g v o m O r t des A b s a t z e s - auf die A b n e h m e r des inländischen M a r k t e s e i n g e w i r k t w i r d , beurteilt sich die Z u l ä s sigkeit der A n k ü n d i g u n g nach i n l ä n d i s c h e m R e c h t . G l e i c h e s gilt für den u m g e k e h r t e n Fall, d a ß im A u s l a n d m i t der G e w ä h r u n g v o n R a b a t t e n o d e r Z u g a b e n für I n l a n d s g e s c h ä f t e g e w o r b e n w i r d . D i e Zulässigkeit der A n k ü n d i g u n g richtet sich in d i e s e m Fall nach a u s l ä n d i s c h e m W e t t b e w e r b s r e c h t . D i e s dürfte a u c h nach ö s t e r r e i c h i s c h e m K o l l i s i o n s r e c h t der Fall sein. D a s O L G I n n s b r u c k beurteilte z w a r die W e r b u n g der b e k l a g t e n d e u t s c h e n F l u g gesellschaft in einem v o r allem in den U S A v e r b r e i t e t e n K a t a l o g , in d e m sie j e d e m , der bei ihr eine e i n w ö c h i g e F l u g r e i s e nach Ö s t e r r e i c h b u c h t e , d o r t k o s t e n l o s L e i h s k i e r v e r s p r a c h , nach ö s t e r r e i c h i s c h e m R e c h t 1 0 0 . D e r ö s t e r r e i c h i s c h e scheint diese A u f f a s s u n g j e d o c h nicht zu teilen. I m Digitaluhr-Y

OGH

all 1 0 1 hatte ein

95 A.a.O. 309. Die Frage der Anwendbarkeit des deutschen Rabattgesetzes ließ der B G H (a.a.O. 309f.) dahingestellt, da die Werbung schon wegen des Ausnutzens eines internationalen Rechtsgefälles sittenwidrig im Sinne von § 1 U W G sei. Zu Recht grundsätzlich ablehnend gegenüber einer Wettbewerbswidrigkeit aus diesem Grund aber B G H 9 . 5 . 1 9 8 0 , G R U R 1980, 858,860 - Asbestimporte. Siehe hierzu auch Katzenberger, Inländischer Wettbewerb, ordre public und ausländisches Arbeitsschutzrecht, IPRax 1981, 7ff., sowie eingehend Mook, Internationale Rechtsunterschiede und nationaler Wettbewerb, S. 126ff.

B G H 3.12. 1971, G R U R 1972, 367 - Besichtigungsreisen. B G H 7.11. 1975, W R P 1976, 155. 9 8 O L G Düsseldorf 6.2. 1970, IPRspr. 1970 N r . 9 6 - Grenzrabatt. 9 9 Im Ergebnis verneinte das K G in der Entscheidung Auslandsflug (27.7. 1990, N J W - R R 1991, 301) aber einen Verstoß gegen das deutsche Rabattgesetz, da das Verbot der Ankündigung von Rabatten nach seinem Schutzzweck nicht die Ankündigung ausländischer Rabatte erfasse, denen die Rabattgewährung in einem außerhalb des deutschen Hoheitsgebiets fliegenden Flugzeug gleichzustellen sei. Kritisch hierzu Sack, Grenzüberschreitende Zugabe- und Rabattwerbung, IPRax 1991,386, 392. %

97

100 O L G Innsbruck, 2 4 . 3 . 1 9 8 6 , H W R 1986, H 4 , 3 4 - Skizugaben, zitiert nach Wiltscbek, Die Beurteilung grenzüberschreitender Werbe- und Absatztätigkeit nach österreichischem Wettbewerbsrecht, S. 299, 306f. 101

O G H 24.4. 1990, IPRax 1991,412.

68

2. Kapitel:

Kollisionsrecht

des unlauteren

Wettbewerbs

österreichisches Unternehmen in Ungarn Gutscheine verteilt, in denen es die Gewährung einer Digitaluhr als Zugabe ankündigte, und diese Gutscheine auch tatsächlich in Osterreich eingelöst. Der O G H hielt österreichisches Zugaberecht für anwendbar, da sich die beanstandete Werbung auf den österreichischen Markt auswirke 102 . Der O G H hatte aber aus verfahrensrechtlichen Gründen nur über die Rechtmäßigkeit der inländischen Gewährung und nicht der ausländischen Ankündigung zu entscheiden, so daß die kollisionsrechtlichen Ausführungen lediglich auf die »Werbung« in Form der Gewährung von Zugaben zu beziehen sind 103 . Auch bei Maßgeblichkeit der Marktauswirkung ist die Ankündigung von Zugaben und Rabatten im Ausland - in Übereinstimmung mit den im Fremdenverkehrsverband-Vd\\104 dargelegten Grundsätzen - nach dem Recht am ausländischen Ort der Ankündigung zu beurteilen. Auf Wettbewerbshandlungen, die allgemeinschützende Normen verletzen können, ist somit ebenso wie bei solchen, bei denen Verbraucher- oder Mitbewerberschutz im Vordergrund stehen, das Recht des Ortes anzuwenden, an dem auf die Marktgegenseite eingewirkt wird. Bei diesem Grundsatz bleibt es auch dann, wenn - wie in den soeben angeführten Fällen - der Ort der Werbung und der Ort des Absatzes auseinanderfallen. Anzuknüpfen ist hier grundsätzlich an den Ort der Werbung. Überwiegend wird von einem Vorrang des Rechts des Werbemarktes vor dem des Absatzmarktes ausgegangen 105 . Letztlich gibt es jedoch nur einen Markt, der freilich nicht immer einfach zu lokalisieren ist. Entscheidend ist die Marktzugehörigkeit der angesprochenen Marktteilnehmer. Regelmäßig gehören sie dem Markt des Staates an, in dem auf sie eingewirkt wird. Unabhängig davon, wo die Waren geliefert oder die Dienstleistungen erbracht werden, geht es um Anteile an und damit den Absatz auf diesem Markt. Daß sich die Wettbewerbshandlung auch auf andere Märkte auswirkt, ist kollisionsrechtlich ohne Bedeutung. Ohne weiteres gilt dies für den Fall, daß die Abnehmer am Ort ihres gewöhnlichen Aufenthaltes beworben werden und anschließend die Ware oder Dienstleistung im Ausland erwerben101". Im allgemeinen ist aber auf den Ort der Einwirkung auch dann abzustellen, wenn die Werbung die Verbraucher an einem anderen Ort als ihrem gewöhnlichen Aufenthalt erreicht und der Absatz dann am gewöhnlichen Aufenthaltsort erfolgt. Begibt sich ein deutscher Urlauber in einen A.a.O. So auch Sack, Grenzüberschreitende Zugabe- und Rabattwerbung, IPRax 1991, 386, 388. 104 O G H 8.7. 1980, G R U R Int. 1981, 401. 105 Sack, Die kollisions- und wettbewerbsrechtliche Beurteilung grenzüberschreitender Werbe- und Absatztätigkeit nach deutschem Recht, G R U R Int. 1988, 320, 324; ebenso Paefgen, Unlauterer Wettbewerb im Ausland, G R U R Int. 1994, 99, 105, 107 (Marktstimulierungs- statt Bedarfsdeckungsstatut); kritisch gegenüber einer solchen Differenzierung Staudinger/f. Hoffmann, B G B 1 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr.533. 106 Siehe O L G Düsseldorf 6.2. 1970, IPRspr. 1970 Nr.96 - Grenzrabatt; O G H 8.7. 1980, G R U R Int. 1981, 401 - Femdenverkehrsverband. 102

103

B. Nationales

Wettbewerbskollisionsrecht

69

t ü r k i s c h e n B a s a r u n d kauft d o r t - u n t e r V e r l e t z u n g der d e u t s c h e n w e t t b e w e r b s r e c h t l i c h e n V o r s c h r i f t e n - einen T e p p i c h , der d i r e k t nach D e u t s c h l a n d geliefert w e r d e n soll, so k a n n n i c h t die W e t t b e w e r b s w i d r i g k e i t der W e t t b e w e r b s h a n d l u n g geltend g e m a c h t w e r d e n 1 0 7 . D i e s soll nach A n s i c h t des B G H g r u n d s ä t z l i c h auch dann der Fall sein, w e n n sich die W e r b e v e r a n s t a l t u n g im A u s l a n d n u r an I n l ä n d e r r i c h t e t 1 0 8 . R i c h t i g ist zwar, daß im P r i n z i p w e d e r der S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t n o c h d e m g e w ö h n l i c h e n A u f e n t h a l t der A b n e h m e r k o l l i s i o n s r e c h t l i c h e R e l e v a n z z u k o m m t . A n d e r e s gilt freilich, w e n n der O r t der E i n w i r k u n g lediglich als ins A u s land verlegt e r s c h e i n t 1 0 9 . V o r a u s s e t z u n g h i e r f ü r ist, daß an d e m M a r k t g e s c h e h e n insgesamt a u s s c h l i e ß l i c h T e i l n e h m e r des i n l ä n d i s c h e n M a r k t e s beteiligt sind. D i e s ist etwa der Fall bei W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n w ä h r e n d einer v o n D e u t s c h l a n d nach Italien f ü h r e n d e n W e r b e - u n d V e r k a u f s f a h r t . Z u R e c h t w a n d t e das O L G F r a n k f u r t hier d e u t s c h e s W e t t b e w e r b s r e c h t a n 1 1 0 . A u s g e s c h l o s s e n ist eine s o l c h e gezielte V e r l a g e r u n g des M a r k t o r t e s - entgegen der A n s i c h t des B G H 1 1 1 - auch dann nicht, w e n n sich die V e r b r a u c h e r , an die sich die W e r b e v e r a n s t a l t u n g richtet, o h n e h i n s c h o n im A u s l a n d b e f i n d e n . E r f o r d e r l i c h ist lediglich, d a ß kein S u b s t i t u t i o n s d r u c k auf W a r e n ausländischer U n t e r n e h m e n e n t s t e h t 1 1 2 . L e t z t l i c h handelt es sich hierbei nicht u m eine A u s n a h m e v o n der A n k n ü p f u n g an den M a r k t o r t , s o n d e r n u m dessen richtige L o k a l i s i e r u n g . D i e a n g e s p r o c h e n e n A b n e h m e r g e h ö r e n h i n s i c h t l i c h des b e t r e f f e n d e n W e t t b e w e r b s t r o t z ihres A u f enthalts im A u s l a n d a u s n a h m s w e i s e w e i t e r h i n d e m i n l ä n d i s c h e n M a r k t u n d nicht d e m M a r k t des Staates an, in d e m auf sie e i n g e w i r k t w i r d . E s findet g e w i s s e r m a ß e n eine V e r l a g e r u n g des i n l ä n d i s c h e n M a r k t e s auf das T e r r i t o r i u m des ausländischen Staates statt. D e r O r t der E i n w i r k u n g auf die A b n e h m e r stellt e b e n n u r eine - w e n n auch in aller R e g e l z u t r e f f e n d e - A n n ä h e r u n g bei der E r m i t t l u n g des M a r k t o r t e s dar. B e i g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e m W e t t b e w e r b , der auf m e h r e r e Staaten e i n w i r k t , d ü r f t e n F ä l l e einer gezielten V e r l a g e r u n g des M a r k t o r t e s k a u m v o r k o m m e n . I m h i e r i n t e r e s s i e r e n d e n Z u s a m m e n h a n g genügt es daher, den M a r k t o r t als O r t der E i n w i r k u n g auf die M a r k t g e g e n s e i t e zu p r ä z i s i e r e n .

107 Siehe den Sachverhalt der Entscheidung des O L G Hamm 18.9. 1992, NJW-RR 1993, 629, in der es allerdings um die Frage der Sittenwidrigkeit des Kaufvertrages ging. 108 BGH 15.11. 1990, N J W 1991, 1054, 1055 - K a u f im Ausland. 109 Offengelassen in BGH, a.a.O. 1 . 0 O L G Frankfurt 25.3. 1993, IPRspr. 1993 Nr. 123. 1 . 1 BGH 15.11. 1990, N J W 1991, 1054, 1055 - Kauf im Ausland. 112 So auch v. Bar, Wettbewerbsrechtlicher Verbraucherschutz und internationales Lauterkeitsrecht, in: Schnyder/Heiss/Rudisch, Internationales Verbraucherschutzrecht, S. 75, 81 f. (Marktenklave); ebenso van Meenen, Lauterkeitsrecht und Verbraucherschutz im IPR, S. 152, 195ff.; Bernhard, Insel-Recht auf Gran-Canaria, G R U R Int. 1992, 366, 371 ff.; für die Anwendung der Ausweichklausel dagegen Sack, Marktortprinzip und allgemeine Ausweichklausel im internationalen Wettbewerbsrecht, am Beispiel der Gran-Canaria-Fälle, IPRax 1992, 24, 26ff.

70

2. Kapitel:

Kollisionsrecht

2. Gemeinsames

Heimat-

oder

des unlauteren

Wettbewerbs

Aufenthaltsrecht

G r e n z e n der M a r k t o r t a n k n ü p f u n g

k ö n n e n sich aus der A n w e n d b a r k e i t

des

Rechts am gemeinsamen Unternehmenssitz ergeben. I m Internationalen Deliktsr e c h t w i r d die T a t o r t r e g e l in einer R e i h e v o n R e c h t s o r d n u n g e n d u r c h die M a ß g e b l i c h k e i t des g e m e i n s a m e n P e r s o n a l s t a t u t s o d e r g e m e i n s a m e n

Aufenthalts-

rechts a u f g e l o c k e r t . W ä h r e n d bis z u r R e f o r m des d e u t s c h e n I n t e r n a t i o n a l e n P r i vatrechts aus der R e c h t s a n w e n d u n g s v e r o r d n u n g v o n 1942 eine allseitige A n k n ü p f u n g an das g e m e i n s a m e H e i m a t r e c h t v o n S c h ä d i g e r u n d G e s c h ä d i g t e m h e r geleitet w u r d e 1 1 3 , sieht A r t . 4 0 A b s . 2 E G B G B n u n a u s d r ü c k l i c h die A n w e n d b a r keit des R e c h t s des Staates vor, in d e m der E r s a t z p f l i c h t i g e u n d der V e r l e t z t e ihren g e m e i n s a m e n g e w ö h n l i c h e n A u f e n t h a l t hatten. B e i G e s e l l s c h a f t e n steht d e m der O r t der H a u p t v e r w a l t u n g o d e r N i e d e r l a s s u n g gleich. D i e M a ß g e b l i c h k e i t des gem e i n s a m e n P e r s o n a l s t a t u t s im I n t e r n a t i o n a l e n D e l i k t s r e c h t sieht e t w a das p o r t u giesische R e c h t 1 1 4 vor. D a s italienische R e c h t geht in A r t . 62 A b s . 2 I P R - G e s e t z dann v o n der A n w e n d u n g des g e m e i n s a m e n H e i m a t r e c h t s aus, w e n n die B e t e i l i g ten in d i e s e m Staat a u c h ihren g e w ö h n l i c h e n A u f e n t h a l t h a b e n " 5 . I n w i e w e i t dieser G r u n d s a t z im d e u t s c h e n W e t t b e w e r b s k o l l i s i o n s r e c h t gilt, ist mangels einer S p e z i a l n o r m für den u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b in der N e u r e g e l u n g d u r c h das G e s e t z z u m I n t e r n a t i o n a l e n P r i v a t r e c h t für a u ß e r v e r t r a g l i c h e S c h u l d verhältnisse u n d für S a c h e n o f f e n g e b l i e b e n . Z u r K l ä r u n g dieser F r a g e sind die bislang v o n R e c h t s p r e c h u n g u n d L e h r e e n t w i c k e l t e n M a ß s t ä b e h e r a n z u z i e h e n . D e r B G H hat in der 5 t a W e ; c / ? o ? t - E n t s c h e i d u n g 1 1 6 die A n k n ü p f u n g an das gem e i n s a m e H e i m a t r e c h t im W e t t b e w e r b s k o l l i s i o n s r e c h t stark e i n g e s c h r ä n k t . D a nach ist bei A u s l a n d s w e t t b e w e r b z w i s c h e n I n l ä n d e r n lediglich d a n n an d e n gem e i n s a m e n d e u t s c h e n N i e d e r l a s s u n g s o r t a n z u k n ü p f e n , w e n n sich auf d e m A u s l a n d s m a r k t a u s s c h l i e ß l i c h i n l ä n d i s c h e U n t e r n e h m e n im W e t t b e w e r b

befinden

o d e r w e n n sich die W e t t b e w e r b s h a n d l u n g speziell gegen einen i n l ä n d i s c h e n M i t b e w e r b e r richtet, der d a d u r c h im W e t t b e w e r b u n g e h ö r i g b e h i n d e r t w i r d 1 1 7 . D e r B G H b e j a h t e letzteres bei der R u f a u s b e u t u n g bzw. A n s c h w ä r z u n g , da sich der T a t b e s t a n d ausschließlich z w i s c h e n den b e i d e n d e u t s c h e n E x p o r t e u r e n

von

S t a h l e r z e u g n i s s e n abgespielt u n d das V e r h a l t e n der B e k l a g t e n , die r u f a u s b e u t e n -

113 Nach §1 Abs. 1 der Verordnung des Ministerrates für die Reichsverteidigung über die Rechtsanwendung bei Schädigungen deutscher Staatsangehöriger außerhalb des Reichsgebiets vom 7.12. 1942 galt deutsches Recht für außervertragliche Schadensersatzansprüche wegen einer Handlung oder Unterlassung, die ein deutscher Staatsangehöriger außerhalb des Reichsgebietes begangen hatte, soweit ein deutscher Staatsangehöriger geschädigt worden war.

Art. 45 Abs. 3 port. C . civ. Näher zur Auflockerung des Tatortprinzips in Europa Hohloch, S. 189ff. 116 B G H 20.12. 1963, B G H Z 40, 391. 117 A.a.O. 397. 1.4

1.5

Das Deliktsstatut,

B. Nationales

Wettbewerbskollisionsrecht

71

de bzw. anschwärzende Rundschreiben an Kunden in Osteuropa versandt hatte, nach Art und Zielrichtung allein gegen die Klägerin gerichtet habe 118 . Eine Anknüpfung an das gemeinsame ausländische Personalstatut ist von der Rechtsprechung dagegen abgelehnt worden. Schon in der Klemmbausteine-Entscheidung 119 , in der sich ein dänisches Unternehmen gegen die sklavische Nachahmung seiner in Deutschland vertriebenen Spielbausteine durch ein ebenfalls dänisches Unternehmen wandte, ging der B G H ohne weiteres von der Anwendbarkeit deutschen Rechts aus. In dem Fall Ein Champagner unter den Mineralwässern120 hatte ein französischer Verband von Champagnererzeugern geltend gemacht, es stelle eine wettbewerbswidrige Rufausbeutung dar, wenn das deutsche Vertriebsunternehmen eines französischen Mineralwasserherstellers in Deutschland mit dem Slogan »Ein Champagner unter den Mineralwässern« werbe. Die Beklagte berief sich auf die Maßgeblichkeit französischen Rechts 1 2 1 . Der B G H erteilte der entsprechenden Anwendung der in der Stahlexport-Entscheidung aufgestellten Grundsätze auf wettbewerbliche Konflikte ausländischer Unternehmen auf dem deutschen Markt eine ausdrückliche Absage 122 . Uberzeugende Gründe für diese Beschränkung auf die Situation des Inländerwettbewerbs auf dem Auslandsmarkt finden sich nicht. Sie offenbart vielmehr das Bestreben der Rechtsprechung, nach Möglichkeit deutsches Recht anzuwenden. Die Anwendung des gemeinsamen deutschen Heimatrechts auf Auslandswettbewerb zwischen Inländern begegnet indes nicht nur wegen ihrer Einseitigkeit, sondern grundsätzlich Bedenken 123 . Schon bisher ließ sich die Maßgeblichkeit des gemeinsamen Personalstatuts im Wettbewerbsrecht selbst dann nicht auf die Rechtsanwendungsverordnung stützen 124 , wenn man - wie der B G H in ständiger

A.a.O. 399. B G H 6.11. 1963, B G H Z 4 1 . 5 5 . 120 B G H 4.6. 1987, N J W 1988, 644. 121 A.a.O. 645. Im übrigen war die Beklagte zwar Vertriebsunternehmen eines französischen Herstellers, aber ein deutsches Unternehmen, so daß es an den tatsächlichen Voraussetzungen für die Anwendung französischen Rechts als gemeinsamen Heimatrechts fehlte. 122 A.a.O. 123 Kritisch auch v. Bar, Internationales Privatrecht II, Rdnr. 700; U W G G r o ß K o m m / 5 c ^ n ' ^ ker, Einl. Rdnr. F 175. 124 H . L . , siehe etwa MünchKomm/A>ewzer, B G B 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr. 251. Der B G H ließ schon in der SiaMexport-Entscheidung ( B G H 2 0 . 1 2 . 1 9 6 3 , B G H Z 40, 3 9 1 , 3 9 8 ) ausdrücklich offen, ob und in welchem Umfang die Rechtsanwendungsverordnung auf dem Gebiet des Wettbewerbsrechts gilt. In der Entscheidung Domgarten-Brand ( B G H 11.3. 1982, IPRax 1983, 118, 120) lehnte er es lediglich ab, sie auf Unterlassungsansprüche gemäß § 13 Abs. 1 U W G klagebefugter Verbände zur Förderung gewerblicher Interessen zu erstrecken. Das O L G München stützte die Anwendung des gemeinsamen deutschen Heimatrechts auf den Wettbewerb zweier deutscher Zeitschriftenverleger um amerikanische Anzeigenkunden in der Entscheidung PC Professionell zwar letztlich auf allgemeine Erwägungen, hielt aber die Anwendung der Verordnung von 1942 in Wettbewerbssachen nicht für völlig ausgeschlossen, O L G München 16.4. 1992, IPRspr. 1992 Nr. 167. 118 m

72

2. Kapitel:

Kollisionsrecht

des unlauteren

Wettbewerbs

Rechtsprechung 1 2 5 - grundsätzlich von der Fortgeltung dieser kriegsbedingten Regelung ausging. Auf Unterlassungsansprüche war sie bereits ihrem Wortlaut nach nicht anzuwenden. Angesichts ihres Schutzzweckes, dem individuellen Schadensausgleich zu dienen, paßte sie aber auch im übrigen nicht für das durch die Verflechtung der verschiedenen Interessen gekennzeichnete Gebiet des Wettbewerbsrechts. Die Bestimmung des Art. 40 Abs. 2 EGBGB nimmt ebenfalls auf den gemeinsamen Aufenthalt von »Ersatzpflichtigem« und »Verletztem« Bezug. Da sich das Klagebegehren aber jedenfalls im deutschen Wettbewerbsrecht typischerweise auf Unterlassung und nicht auf Schadensersatz richtet, erscheint schon insoweit die Relevanz dieser Vorschrift für das Wettbewerbsrecht fraglich. Entscheidend ist aber auch nach der Neuregelung durch das Gesetz zum Internationalen Privatrecht für außervertragliche Schuldverhältnisse und für Sachen, welche Gründe es gerechtfertigt erscheinen lassen könnten, das gemeinsame Aufenthaltsrecht anzuwenden. Der B G H hielt in der StaWexpori-Entscheidung eine Durchbrechung des Marktortprinzips zum einen dann für zulässig, wenn sich die Wettbewerbshandlung speziell gegen Interessen eines Mitbewerbers richtet. Er stellte darauf ab, der Tatbestand der Rufausbeutung bzw. Anschwärzung habe sich ausschließlich zwischen Inländern abgespielt und das Verhalten der Beklagten allein gegen die Klägerin gerichtet 126 . Im Widerspruch hierzu fuhr er fort, die Interessen Dritter an der Verhinderung der Irreführung träten gegenüber der schwerwiegenden Beeinträchtigung der Individualinteressen weitgehend zurück. Zieht man die Entscheidung Domgarten-Brand117 heran, in der der B G H nochmals zur Maßgeblichkeit des gemeinsamen Heimatrechts Stellung nahm, so wird deutlich, daß es darauf ankommt, wessen Interessen vorwiegend betroffen sind. Bei der Maßgeblichkeit des ausländischen Marktrechts bleibe es, wenn eine Wettbewerbshandlung in erster Linie das Interesse der Allgemeinheit auf dem ausländischen Markt berühre 128 . Für die Anwendung des gemeinsamen Heimatrechts genügt es demnach, wenn überwiegend die Interessen eines einzelnen Mitbewerbers betroffen sind. Dem entsprach auch die im Referentenentwurf von 1984 vorgesehene Regelung 129 .

125 Vgl. B G H 2.2. 1961, B G H Z 34, 222, 223ff.; aus neuerer Zeit etwa B G H 5.10. 1976, N J W 1977, 496, 497; 5.11. 1980, B G H Z 78, 318, 322; 8.3. 1983, B G H Z 87, 95, 99. 126 B G H 20.12. 1963, B G H Z 40, 391, 399 ( H e r v o r h e b u n g hinzugefügt). 127 B G H 11.3. 1982, IPRax 1983, 118. 128 A.a.O. 120. Vgl. schon B G H 27.3. 1968, N J W 1968, 1572, 1574f., der bei der Beurteilung der Sittenwidrigkeit eines Provisionsversprechens nach § 138 B G B wegen Verstoßes gegen § 12 U W G darauf abstellte, daß ausschließlich oder in erster Linie deutsche Hersteller im Wettbewerb standen. 129 N a c h Art. 40 Abs. 2 Nr. 2 sollten A n s p r ü c h e aus unlauterem Wettbewerb dem Recht des Staates unterliegen, auf dessen Markt die W e t t b e w e r b s m a ß n a h m e einwirkt, es sei denn, daß allein oder überwiegend Geschäftsinteressen eines bestimmten Mitbewerbers betroffen sind.

B. Nationales

Wettbewerbskollisionsrecht

73

Von der Marktorianknüpfung abzuweichen, wenn eine Wettbewerbshandlung überwiegend die Interessen eines Mitbewerbers verletzt, ist schon wegen mangelnder Vorhersehbarkeit des anwendbaren Rechts abzulehnen. Welche Schwierigkeiten die Feststellung bereitet, ob die Interessen eines Mitbewerbers oder der Allgemeinheit überwiegen, zeigte sich bereits in der Entscheidung DomgartenBrand, in der der B G H - entgegen dem Berufungsgericht - bei einer irreführenden geographischen Herkunftsangabe auf in Deutschland abgefüllten und für den Export nach Großbritannien vorgesehenen Weinflaschen eine gezielte Behinderung des deutschen Wettbewerbers verneinte und in erster Linie das Interesse der Allgemeinheit, die Irreführung der britischen Konsumenten zu vermeiden, berührt sah 130 . Offen blieb, aus welchem Grund der B G H hier die Interessen anders als im Falle der Rufausbeutung gewichtete. Die Rechtsprechung verdeutlicht, daß Wettbewerbshandlungen typischerweise verschiedene Interessen berühren. Immer wenn sich eine Wettbewerbshandlung an die Marktgegenseite richtet, werden deren Interessen tangiert. Werden die Interessen des Mitbewerbers durch eine Wettbewerbshandlung beeinträchtigt, die an die Abnehmer gerichtet ist, so werden zugleich auch deren Belange berührt. Wessen Interessen ein Wettbewerbsverstoß in erster Linie beeinträchtigt, läßt sich oftmals kaum feststellen. Stellt man darauf ab, ob ein Wettbewerbsverstoß überwiegend die Interessen eines Mitbewerbers verletzt, so besteht eine erhebliche Unsicherheit über das anwendbare Recht. Im übrigen verstößt eine Durchbrechung der Marktortanknüpfung in diesem Fall auch gegen den Grundsatz der Chancengleichheit aller Wettbewerber auf dem Markt. Die Anwendung eines strengeren wie eines großzügigeren Heimatrechts führt zu kollisionsrechtlich bedingten Wettbewerbsverzerrungen 131 . Die par conditio concurrentium ist nur gewahrt, wenn bei Wettbewerbshandlungen, die sich an die Marktgegenseite richten, prinzipiell - und zwar auch dann, wenn sie vorwiegend Interessen eines einzelnen Mitbewerbers verletzen - an den Marktort angeknüpft wird 132 . Ihre Grenze findet die Anknüpfung an den Marktort erst dann, wenn sich das Wettbewerbsverhalten unmittelbar gegen einen einzelnen Mitbewerber richtet, ohne zugleich auf die Marktgegenseite einzuwirken. Bei solchen betriebsgerichteten Wettbewerbshandlungen kann zwar eine Anknüpfung an das gemeinsame Heimatrecht ebenfalls die Chancengleichheit der Wettbewerber beeinträchtigen. Denn auch direkt betriebsgerichtete Wettbewerbshandlungen sind wettbewerbs1 3 0 B G H 11.3. 1982, IPRax 1983, 118, 120; vgl. hierzu Schricker, Etikettierung beim Weinexport und internationales Wettbewerbsrecht, IPRax 1983, 103ff.; Weber, Zum Anwendungsbereich des deutschen U W G beim Auslandswettbewerb zwischen Inländern, G R U R Int. 1983, 26ff. 131 So auch Sack, Die kollisions- und wettbewerbsrechtliche Beurteilung grenzüberschreitender Werbe- und Absatztätigkeit nach deutschem Recht, G R U R Int. 1988, 320, 326. 132 Siehe zur Bedeutung der Chancengleichheit im Binnenmarkt unten 3. Teil 6. Kap. B . I .

74

2. Kapitel:

Kollisionsrecbt

des unlauteren

Wettbewerbs

bezogen. Sie ermöglichen nämlich dem Wettbewerber, eine Leistung anzubieten, zu der er aus eigener Kraft nicht in der Lage wäre. Da der Wettbewerber aber seinen Marktvorteil aus einer nur die betriebliche Sphäre des Mitbewerbers berührenden H a n d l u n g zieht, fehlt es an der für die Lokalisierung des Marktortes erforderlichen Einwirkung auf andere Marktteilnehmer. Eine A n k n ü p f u n g an den Marktort scheidet folglich aus. Dem entspricht der U m f a n g der M a r k t o r t a n k n ü p f u n g im schweizerischen und österreichischen Internationalen Privatrecht. Art. 136 Abs. 2 Schweiz. IPR-Gesetz sieht ausdrücklich vor, daß an den Belegenheitsort der betroffenen Niederlassung (Geschäftssitz) anzuknüpfen ist, wenn sich die Rechtsverletzung ausschließlich gegen betriebliche Interessen des Geschädigten richtet. Auch für das österreichische Recht besteht Einigkeit darüber, daß betriebsbezogene Schädigungen durch Mitbewerber nicht als unlauterer Wettbewerb im Sinne von §48 Abs. 2 öst. IPR-Gesetz zu qualifizieren sind, sondern dem allgemeinen Deliktsstatut unterliegen. Im spanischen Recht wird ebenfalls von einer Beschränkung der M a r k t o r t a n k n ü p f u n g des Art. 4 Ley de Competencia Desleal auf marktorientierte Handlungen ausgegangen, so daß es bei Verletzungen des Innenbereichs eines Unternehmens bei der allgemeinen deliktsrechtlichen A n k n ü p f u n g nach Art. 10 Ziff. 9 C. civ. bleibt 133 . Damit korrespondiert weitgehend die in der deutschen Literatur zu findende Differenzierung zwischen marktbezogenen und betriebsbezogenen Wettbewerbsverstößen, nach der die A n k n ü p f u n g an den Marktort auf marktbezogene Wettbewerbsverstöße beschränkt ist 134 . Von Bedeutung bleibt die Grenzziehung zwischen marktgerichteten und unmittelbar betriebsgerichteten Wettbewerbshandlungen, die freilich in weit größerem Maße vorhersehbar ist, als wenn auf die überwiegend verletzten Interessen abgestellt wird. N u r wenige Wettbewerbshandlungen sind notwendigerweise betriebsgerichtet, ohne daß eine Einwirkung auf die Marktgegenseite denkbar wäre. Dazu zählen etwa die Geheimnisverletzung 1 3 5 , die Verwertung von Vorlagen 136 und die Störung oder Behinderung eines Unternehmens durch materielle Eingriffe. In diesen Fällen scheidet eine A n k n ü p f u n g an den Marktort aus 137 . 133

N ä h e r hierzu Virgos Sonano, El comercio internacional en el nuevo derecho espahol de la competencia desleal, S. 93 ff., 98 ff. 134 Siehe schon die Differenzierung zwischen produktionsbezogenen und absatzbezogenen Wettbewerbshandlungen bei K. Troller, Das Internationale Privatrecht des unlauteren Wettbewerbs, S. 132ff., 139ff.; siehe heute MünchKomm/A"re«zer, BGB 3 , Art.38 E G B G B Rdnr.242ff., 247; Staudinger/f. Hoffmann, BGB 1 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr.520 m . N . 135 Für das deutsche Recht etwa U W G G r o ß K o m m / 5 c / ) n c ^ e r , Einl. Rdnr. F 212; ebenso für das österreichische Recht, Schwind, Internationales Privatrecht, Rdnr. 482; für das schweizerische Recht Heini/Keller/Siehr/Vischer/Volken/ Vischer, I P R G Kommentar, Art. 136 Rdnr. 17. 136 MünchKomm/ATreKzer, BGB 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr. 247; Staudinger/i;. Hoffmann, BGB 1 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr. 524. 137 O b bei betriebsbezogenen Verstößen an die Niederlassung des Geschädigten a n z u k n ü p f e n ist, wie es das schweizerische Recht vorsieht, oder ob sich das anwendbare Recht - wie nach österreichischem Recht u n d auch in der deutschen Literatur überwiegend vertreten - nach den

B. Nationales

Wettbewerbskollisionsrecht

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Eine Reihe anderer Wettbewerbsmaßnahmen kann sich entweder unmittelbar an den Konkurrenten selber oder aber an die Abnehmer richten. So kommt es bei der Verleitung zum Vertragsbruch darauf an, wer Adressat der Handlung ist. Die Abwerbung fremder Arbeitnehmer 138 greift direkt in die betriebliche Sphäre des Konkurrenten ein und ist nach den für betriebsbezogene Wettbewerbsverstöße geltenden Anknüpfungsregeln zu beurteilen. Werden dagegen Abnehmer von Konkurrenten zum Vertragsbruch verleitet, so bleibt es wegen der Einwirkung auf die Marktgegenseite bei der Anknüpfung an den Marktort' 3 9 . Unbegründete Abmahnungen oder Schutzrechtsverwarnungen unmittelbar gegenüber dem Mitbewerber sind betriebsgerichtet 140 . Die Schutzrechtsanmaßung gegenüber Abnehmern stellt dagegen eine marktbezogene Wettbewerbshandlung dar. Wirbt ein deutscher Hersteller von automatischen Autobeladern in Werbeprospekten, die auf einer internationalen Messe im Ausland verteilt werden, mit einem - tatsächlich nicht bestehenden - deutschen Patentschutz, so beeinträchtigt diese Wettbewerbshandlung zwar den Absatz des einzigen anderen Herstellers derartiger Beladevorrichtungen in Deutschland. Die Beeinträchtigung des Absatzes resultiert jedoch aus der Einwirkung der Werbung auf die Kunden. Entgegen der Ansicht des O L G Düsseldorf war diese Patentrechtsberühmung daher nach dem ausländischen Marktstatut und nicht nach dem gemeinsamen Personalstatut der deutschen Konkurrenten zu beurteilen 141 . O b die Schutzrechtsberühmung oder Schutzrechtsverwarnung wie in der Entscheidung Autobelader in einer Werbung gegenüber der Marktgegenseite insgesamt oder aber gezielt gegenüber tatsächlichen oder potentiellen Kunden erfolgt, kann für die kollisionsrechtliche Beurteilung keinen Unterschied machen. Zu Recht ging daher der O G H 1 4 2 von der Maßgeblichkeit des betreffenden ausländischen Marktrechts aus, als er die Behauptung eines österreichischen Maschinenfabrikanten gegenüber Abnehmern in Amerika, England und der Schweiz zu be-

allgemeinen Regeln des Internationalen Deliktsrechts bestimmt und mithin auch das gemeinsame Heimat- oder Aufenthaltsrecht anzuwenden ist, kann hier dahinstehen. Die den Gegenstand der vorliegenden Untersuchung bildenden Wettbewerbshandlungen, die auf die Märkte mehrerer Staaten einwirken, richten sich grundsätzlich an die Marktgegenseite, so daß die Frage der Anknüpfung bei betriebsbezogenen Wettbewerbsverstößen für ihre kollisionsrechtliche Beurteilung ohne Bedeutung ist. 1 3 8 So auch MünchKomm/ÄVeHzer, B G B 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr.247; U W G G r o ß K o m m / Schricker, Einl. Rdnr. F 212; für das österreichische Recht, Schwind, Internationales Privatrecht, Rdnr. 482; für das schweizerische Recht Heini/Keller/Siehr/Vischer/Volken/Vijc/ier, I P R G Kommentar, Art. 136 Rdnr. 17. 139

Ebenso Bär, Internationales Kartellrecht und unlauterer Wettbewerb, in: FS Moser, S. 143,

157. 1 4 0 StaudingerAy. Hoffmann, B G B 1 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr. 524; Sack, Die kollisions- und wettbewerbsrechtliche Beurteilung grenzüberschreitender Werbe- und Absatztätigkeit nach deutschem Recht, G R U R Int. 1988, 320, 330. , 4 ' O L G Düsseldorf 23.1. 1992, IPRspr. 1992 Nr. 164. 142 O G H 12.9. 1972, JB1. 1973, 530.

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2. Kapitel:

Kollisionsrecht

des unlauteren

Wettbewerbs

urteilen hatte, sein d e u t s c h e r K o n k u r r e n t verletze seine P a t e n t e , u n d er e r w ä g e daher P a t e n t v e r l e t z u n g s k l a g e zu e r h e b e n 1 4 3 . W e i t e r sind nach d e m M a r k t r e c h t s o l c h e W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n zu b e u r t e i len, die z u m N a c h t e i l des K o n k u r r e n t e n auf das M a r k t v e r h a l t e n e i n w i r k e n sollen. D a z u z ä h l e n die A n s c h w ä r z u n g 1 4 4 , die R u f a u s b e u t u n g o d e r die G e s c h ä f t s e h r v e r l e t z u n g 1 4 5 . A u c h bei diesen W e t t b e w e r b s v e r s t ö ß e n k o m m t es n i c h t darauf an, o b die E i n w i r k u n g auf die A b n e h m e r e t w a d u r c h eine an F a c h k r e i s e g e r i c h t e t e W e r b u n g o d e r d u r c h R u n d s c h r e i b e n an K u n d e n erfolgt. So hätte in der

Stahl-

e x / > o r t - E n t s c h e i d u n g die W e t t b e w e r b s m ä ß i g k e i t der R u n d s c h r e i b e n an die A b n e h m e r des K o n k u r r e n t e n , in d e n e n m a n sich d u r c h H i n w e i s auf die f r ü h e r e d o r tige B e s c h ä f t i g u n g der eigenen F a c h k r ä f t e z u r E m p f e h l u n g der eigenen L e i s t u n g an deren guten g e s c h ä f t l i c h e n R u f a n l e h n t e , n i c h t nach d e m g e m e i n s a m e n H e i m a t r e c h t , s o n d e r n d e m M a r k t r e c h t beurteilt w e r d e n m ü s s e n . A u c h die Z u l ä s s i g k e i t einer v e r g l e i c h e n d e n W e r b u n g ist nach d e m R e c h t des Staates zu b e u r t e i l e n , auf dessen M a r k t sie auf die A b n e h m e r e i n w i r k t . D i e s gilt g l e i c h e r m a ß e n für die k r i t i s i e r e n d e v e r g l e i c h e n d e W e r b u n g , die die W a r e o d e r L e i s t u n g des M i t b e w e r b e r s in der V o r s t e l l u n g des K u n d e n h e r a b s e t z e n soll, w i e f ü r die a n l e h n e n d e v e r g l e i c h e n d e W e r b u n g , die sich deren V o r z ü g e als V o r s p a n n f ü r die eigene L e i s t u n g n u t z b a r m a c h e n will. V e r ö f f e n t l i c h t e t w a ein d e u t s c h e r A u t o m o b i l h e r s t e l l e r in einer in d e n U S A e r s c h e i n e n d e n A u t o z e i t s c h r i f t eine A n zeige, in der er eines seiner P r o d u k t e mit d e m eines a n d e r e n d e u t s c h e n H e r s t e l l e r s vergleicht, so findet g l e i c h w o h l U S - a m e r i k a n i s c h e s R e c h t A n w e n d u n g 1 4 6 . M a r k t g e r i c h t e t ist s c h l i e ß l i c h auch der B o y k o t t a u f r u f ' 4 7 . O b w o h l er gezielt gegen das zu b o y k o t t i e r e n d e U n t e r n e h m e n gerichtet ist, wird z u g l e i c h n o t w e n d i gerweise auf das M a r k t v e r h a l t e n der A d r e s s a t e n e i n g e w i r k t . D a s M a r k t r e c h t e n t scheidet d a h e r ü b e r die W e t t b e w e r b s m ä ß i g k e i t des A u f r u f s . G l e i c h e s gilt für die

143 A.a.O. 532. Anders das LG Mannheim, das auf Schutzrechtsverwarnungen durch ein französisches Unternehmen gegenüber den französischen Abnehmern der deutschen Konkurrentin deutsches Recht anwendete, LG Mannheim 30.5. 1980, G R U R 1980,935,937. Dies dürfte seinen Grund freilich in der Qualifikation nach der lex fori als unerlaubte Handlung haben. Die deutsche Rechtsprechung verneint bei unbegründeten Schutzrechtsverwarnungen gegenüber Dritten überwiegend den Tatbestand der Anschwärzung, da es sich um ein Werturteil und nicht eine Tatsache handele, und nimmt im Wege der Lückenausfüllung einen Eingriff in den eingerichteten und ausgeübten Gewerbetrieb an, Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht 21 , § 14 Rdnr. 8 m.N. 144 Staudinger/i;. Hoffmann, BGB 1 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr. 525; Sack, Die kollisions- und wettbewerbsrechtliche Beurteilung grenzüberschreitender Werbe- und Absatztätigkeit nach deutschem Recht, G R U R Int. 1988, 320, 330; a.A. MünchKomm//ire»zer, BGB 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr. 247; Wiltscbek, Die Beurteilung grenzüberschreitender Werbe- und Absatztätigkeit nach österreichischem Wettbewerbsrecht, G R U R Int. 1988, 299, 306. 145 Staudinger/f. Hoffmann, BGB 1 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr. 525; a.A. MünchKomm/ATrexzer, BGB 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr.247; differenzierend Gloy/Wilde, Handbuch des Wettbewerbsrechts2, §6 Rdnr. 46. 146 Beispiel nach Gloy/Wilde, a.a.O. Rdnr.26f. 147 UWGGroßKomm/Sc/7r!"c£er, Einl. Rdnr. F 211.

B. Nationales

Wettbewerbskollisionsrecht

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gezielte Preisunterbietung 148 , die zwar in erster Linie die Interessen eines Mitbewerbers berühren kann, aber zwangsläufig durch die günstige Preisgestaltung Kunden anlockt und damit auf sie einwirkt. O b der vom B G H angeführte ausschließliche Inländerwettbewerb eine Durchbrechung des Marktortprinzips rechtfertigen kann, muß gleichfalls bezweifelt werden 149 . Die Chancengleichheit der Wettbewerber auf dem ausländischen Markt ist zwar gewahrt, wenn es tatsächlich völlig an ausländischen Wettbewerbern fehlt. Angesichts der Internationalisierung des Wettbewerbs wird dies freilich nur äußerst selten der Fall sein. Im Wörishofenerschuh-Fall150, einer der beiden Entscheidungen, die sich auf das Kriterium des ausschließlichen Inländerwettbewerbs stützte, konnte ausländischer Wettbewerb nur deshalb verneint werden, weil das Gericht im Rahmen der Prüfung der internationalen Zuständigkeit dem Vortrag der Parteien folgend auf den Markt der Freizeitschuhe mit speziellem Fußbett, dem >Wörishofener-Fußbettn&ker, Einl. Rdnr. F 185, 189. So auch B G H 23.10. 1970, G R U R 1971, 153; anders aber noch R G 10.1. 1936, G R U R 1936, 670, 674. 3 1 0 So v. Bar, Internationales Privatrecht II, Rdnr. 696. Schricker unterteilt das Wettbewerbs-

124

2. Kapitel:

Kollisionsrecht

des unlauteren

Wettbewerbs

Theoretisch ist eine territoriale Aufspaltung der Unterlassung bei einer einheitlichen Handlung zwar in der Weise denkbar, daß die betreffende Maßnahme rechtlich beschränkt auf das Gebiet eines bestimmten Staates untersagt wird. Lediglich in diesem Staat darf etwa der betreffende Werbespot im Fernsehen nicht verbreitet werden oder die Werbung im Internet nicht abrufbar sein, während sie in allen übrigen Ländern weiterhin zulässig ist. Tatsächlich ist aber eine Multistate-Wettbewerbshandlung unteilbar und kann nur insgesamt unterlassen werden. Fernsehwerbung, die bei terrestrischer Ausstrahlung in Grenzgebieten auch in Teilen des Nachbarlandes empfangen oder über Direktsatellit ausgestrahlt wird, läßt sich nicht territorial beschränken. Gleiches gilt grundsätzlich für Werbung und Absatzhandlungen in Datennetzen. O n line-Werbung kann zwar durch den Einsatz entsprechender Software individualisiert werden 3 1 1 . Kann für verschiedene Adressaten oder Adressatenkreise unterschiedliche Werbung in Online-Zeitungen wie auch auf anderen Seiten plaziert werden, so erscheint es denkbar, bestimmte Inserate oder Hyperlinks nur bei A b ruf aus dem Ausland oder aus bestimmten Ländern einzublenden. Zum einen lassen jedoch Internetadressen keineswegs immer das Herkunftsland des Nutzers erkennen. Zum anderen können sich Nutzer auch anonym einloggen. Vor allem ist es aber derzeit nicht möglich, generell - etwa durch den Einsatz von Verschlüsselungstechniken - an die Allgemeinheit der Nutzer gerichtete Wettbewerbshandlungen in Datennetzen in bestimmten Gebieten unzugänglich zu machen. Kann eine Maßnahme nur insgesamt unterlassen werden, so führt eine auf das Gebiet eines Staates beschränkte Untersagung faktisch zum Verbot der gesamten Maßnahme und damit doch zur Maßgeblichkeit des strengsten Rechts. Zur Maßgeblichkeit des strengsten Rechts kann es nicht nur wie bei Werbung in Rundfunksendungen oder Datennetzen aufgrund der Eigenart des verwendeten Mediums kommen, das Wettbewerbshandlungen technisch unteilbar macht. Dieselben Konsequenzen können sich auch bei Werbung in Printmedien ergeben, deren grenzüberschreitende Verbreitung sich gezielter steuern läßt als die von Funksendungen oder Datenübertragungen 3 1 2 . Bei Printmedien wird zwar geleverhalten in Handlungsstränge oder Sektoren, U W G G r o ß K o r a m / & / ) n f k ' r , Einl. Rdnr. F 185, 189. Dogmatisch handelt es sich daher auch nicht um ein Problem der Normenhäufung, das durch Angleichung bei Anwendung der berufenen Sachnormen zu lösen wäre. Mit Riegl, Streudelikte im Internationalen Privatrecht, S. 187ff., grundsätzlich nach einer Interessenabwägung auf materiellrechtlicher Ebene zu entscheiden, ob im Einzelfall eine Untersagungsverfügung auf der Grundlage des strengsten Rechts zu erlassen ist, brächte im übrigen eine erhebliche Rechtsunsicherheit mit sich. Näher dazu etwa Blick durch die Wirtschaft vom 1.2. 1996. Für den Bereich der Persönlichkeitsverletzungen, in dem es in erster Linie um die Haftung des Mediums geht, betont Schuck, Rechtsschutz gegen grenzüberschreitende Pcrsönlichkeitsverletzungen durch Rundfunksendungen, in: Hübner (Hrsg.), Das Persönlichkeitsrecht im Spannungsfeld zwischen Informationsauftrag und Menschenwürde, S. 113, 123, zu Recht diesen U n terschied zwischen Printmedien und der eine einheitliche Handlung darstellenden Funksendung. 311

312

B. Nationales

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gentlich den Anforderungen verschiedener Rechtsordnungen durch Regionalausgaben oder -beilagen Rechnung getragen. Dann hindert ein auf das Gebiet dieses Staates beschränktes Verbot es nicht, daß in den übrigen Ländern, in denen die Zeitung verbreitet ist, weiterhin in dieser Weise geworben wird. Die Teilbarkeit betonte etwa das schweizerische Bundesgericht in der Entscheidung Sihl/Silbondin, in der es um das Verbot einer Werbeschrift ging, die der auch in der Schweiz verbreiteten deutschen Zeitschrift »Allgemeine Papier-Rundschau« beilag. Das Gericht wies den Einwand der Beklagten zurück, die Zeitschrift erscheine nur in einer einzigen Ausgabe, so daß sie sie im Falle eines Verbotes in der Schweiz auch für die Werbung in Deutschland nicht mehr benutzen könne. Es hätte nämlich keines großen Aufwandes bedurft, um die Werbeschrift den in die Schweiz versandten Exemplaren der Zeitschrift nicht beizulegen oder sie vor der Versendung daraus zu entfernen 314 . Handelt es sich aber - wie oftmals - um Werbung in einer für alle Länder einheitlichen Ausgabe eines Druckerzeugnisses, so kann der Werbungtreibende weder den Umfang der Verbreitung des Erzeugnisses noch deren Ausgestaltung in einem bestimmten Land beeinflussen. Für ihn ist die Maßnahme damit in der Weise unteilbar, daß er bei einem territorial begrenzten Verbot die gesamte Maßnahme unterlassen muß. Geht es um die Haftung des werbungtreibenden Unternehmens, so ist daher auch bei Werbung in Printmedien regelmäßig das strengste Recht für die Maßnahme insgesamt maßgeblich. Bei Unterlassungsansprüchen ist die territoriale Aufspaltung somit nicht nur bei solchen grenzüberschreitenden Wettbewerbshandlungen rein theoretischer Natur, die durch die technische Unteilbarkeit der Maßnahme gekennzeichnet sind. Eine Fiktion bedeutet sie immer dann, wenn die Handlung für den betreffenden Werbungtreibenden unteilbar ist. Um einen solchen Multistate-Wettbewerb handelt es sich bei der weitaus überwiegenden Zahl der Wettbewerbshandlungen in grenzüberschreitenden Printmedien, Rundfunksendungen und Datennetzen. Die faktische Maßgeblichkeit des strengsten Rechts hat zur Folge, daß ein Anspruchsteller grundsätzlich sein Unterlassungsbegehren bei bestehender internationaler Zuständigkeit des Gerichts nach seiner Wahl auf das Recht eines anderen Staates stützen kann, auf dessen Markt die Maßnahme ebenfalls einwirkt. Er kann so die Wettbewerbsmaßnahme für das Gebiet des betreffenden Staates untersagen lassen, um sie faktisch auch auf anderen Märkten zu verhindern. Während es teilweise ohne weiteres für zulässig gehalten wird, wenn sich ein Mitbewerber oder klagebefugter Verband auf diese Weise das jeweils strengste nationale Recht aus-

313

B G H 1 5 . 1 1 . 1966, G R U R Int. 1967, 364.

314

A . a . O . 3 6 7 . D a s B u n d e s g e r i c h t b e t o n t e a b e r a u s d r ü c k l i c h , ein V e r s t o ß gegen das L a u t e r -

k e i t s r e c h t lasse sich nicht d a m i t r e c h t f e r t i g e n , d a ß s o n s t die W e r b u n g in e i n e r i n t e r n a t i o n a l v e r breiteten Z e i t s c h r i f t auch in a n d e r e n L ä n d e r n p r a k t i s c h u n m ö g l i c h g e m a c h t w ü r d e .

126

2. Kapitel:

Kolhsionsrecht

des unlauteren

Wettbewerbs

s u c h t 3 1 5 , soll sich nach a n d e r e r A n s i c h t ein u n d d e r s e l b e A n s p r u c h s t e l l e r n u r dann nach seiner W a h l auf m e h r e r e R e c h t s o r d n u n g e n s t ü t z e n k ö n n e n , w e n n er auf den j e w e i l i g e n n a t i o n a l e n M ä r k t e n als M a r k t t e i l n e h m e r auftritt, sich also auf d e m b e t r e f f e n d e n M a r k t der W e t t b e w e r b z w i s c h e n den Parteien abgespielt h a t 3 1 6 . W e r A n s p r u c h s b e r e c h t i g t e r ist, b e s t i m m t g r u n d s ä t z l i c h das jeweilige W e t t b e w e r b s s t a t u t . U n t e r w e l c h e n V o r a u s s e t z u n g e n ein K l ä g e r aktivlegitimiert

ist,

hängt n i c h t v o m K o l l i s i o n s r e c h t ab. D i e s e F r a g e b e a n t w o r t e t n u r das jeweils b e r u f e n e materielle R e c h t . O b ein A n s p r u c h s t e l l e r eine auf ein ausländisches W e t t b e w e r b s r e c h t g e s t ü t z t e U n t e r l a s s u n g s v e r f ü g u n g e r w i r k e n k a n n , richtet sich d a her ausschließlich nach d e m b e t r e f f e n d e n R e c h t . D i e s e s b e s t i m m t , o b u n d u n t e r w e l c h e n V o r a u s s e t z u n g e n n e b e n d e m V e r l e t z t e n auch M i t b e w e r b e r A n s p r ü c h e geltend m a c h e n k ö n n e n . G l e i c h e s gilt für die A k t i v l e g i t i m a t i o n von V e r b ä n d e n 3 1 7 . A u c h s o n s t setzt die G e l t e n d m a c h u n g der W e t t b e w e r b s w i d r i g k e i t v o n Wettbewerbshandlungen

auf A u s l a n d s m ä r k t e n

bei M a ß g e b l i c h k e i t

ausländi-

schen R e c h t s n i c h t v o r a u s , d a ß ein W e t t b e w e r b s v e r h ä l t n i s z w i s c h e n K l ä g e r u n d B e k l a g t e m b e s t e h t o d e r es gerade z w i s c h e n den P a r t e i e n des Verfahrens zu der w e t t b e w e r b l i c h e n I n t e r e s s e n k o l l i s i o n k o m m t - w e n n dies auch regelmäßig der Fall sein w i r d . D e r G r u n d für eine s o l c h e E i n s c h r ä n k u n g bei u n t e i l b a r e n W e t t b e w e r b s h a n d lungen k ö n n t e allenfalls im F e h l e n des R e c h t s s c h u t z b e d ü r f n i s s e s zu sehen s e i n 3 1 8 . E s e r s c h e i n t in der Tat n i c h t u n p r o b l e m a t i s c h , w e n n ein A n s p r u c h s t e l l e r , der keinerlei B e z i e h u n g z u m a u s l ä n d i s c h e n M a r k t hat, dessen R e c h t die M a ß n a h m e v e r bietet, faktisch auch für das I n l a n d ein V e r b o t e r w i r k e n k ö n n t e . L e t z t l i c h d ü r f t e es aber k a u m dazu k o m m e n , da die meisten W e t t b e w e r b s r e c h t s o r d n u n g e n

ir-

gendeine B e z i e h u n g des A n s p r u c h s t e l l e r s zu d e m b e t r e f f e n d e n nationalen M a r k t verlangen w e r d e n . I m E r g e b n i s k ö n n e n sich jedenfalls U n t e r n e h m e n , die auf m e h r e r e n M ä r k t e n tätig sind, v o r i n l ä n d i s c h e n G e r i c h t e n auf das jeweils strengste 315 Sack, Die kollisions- und wettbewerbsrechtliche Beurteilung grenzüberschreitender Werbe- und Absatztätigkeit nach deutschem Recht, G R U R Int. 1988, 320, 329; Kort, Zur »multistate«-Problematik grenzüberschreitender Fernsehwerbung, G R U R Int. 1994, 594, 600. Einen Mißbrauch verneinte in concreto auch B G H 23.10. 1970, G R U R 1971, 153, 155. 3 1 6 So StaudingerAy. Hoffmann, B G B " , Art. 38 E G B G B Rdnr.546. Danach hätte in der Tam/wx-Entscheidung ein Schweizer Mitbewerber, der auf dem deutschen Markt nicht vertreten gewesen wäre, seinen Unterlassungsanspruch nicht auf das deutsche Recht stützen können. Denn im Hinblick auf den Anspruchsteller wirkte sich die Wettbewerbshandlung hier lediglich aus, ohne daß seine wettbewerblichen Interessen an diesem (Markt-)Ort verletzt wären. 3 1 7 Allgemein für das Deliktsstatut MünchKomm/Ä>e«zer, B G B 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr. 287. Für das schweizerische Wettbewerbskollisionsrecht Bär, Internationales Kartellrecht und unlauterer Wettbewerb, in: FS Moser, S. 143,159. Näher zur Verbandsklage bei grenzüberschreitenden Wettbewerbsverstößen Reich, Rechtsprobleme grenzüberschreitender irreführender Werbung im Binnenmarkt, RabelsZ 56 (1992) 444, 470ff., 479. 3 1 8 In diese Richtung wohl auch Staudinger/x>. Hoffmann, B G B 1 3 , Art.38 E G B G B Rdnr.546 (»kein berechtigtes Interesse«); vgl. auch a.a.O. Rdnr.216 zu Persönlichkeitsverletzungen, bei denen eine mißbräuchliche Berufung auf mehrere Rechte unzulässig sei (»z.B. fehlendes Rechtsschutzbedürfnis«).

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Wettbewerbskollisionsrecht

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R e c h t s t ü t z e n , nach d e m sich dann f a k t i s c h die gesamte W e t t b e w e r b s m a ß n a h m e zu richten hat. G e g e n g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e W e t t b e w e r b s v e r s t ö ß e k a n n im ü b r i g e n g r u n d sätzlich in allen Staaten v o r g e g a n g e n w e r d e n , in d e n e n der W e t t b e w e r b stattfindet. N a c h A r t . 5 N r . 3 E u G V U sind für K l a g e n w e g e n u n e r l a u b t e r H a n d l u n g e n , zu denen bei v e r t r a g s a u t o n o m e r Q u a l i f i k a t i o n auch der unlautere W e t t b e w e r b zu rechnen ist 3 1 9 , die G e r i c h t e des Staates i n t e r n a t i o n a l z u s t ä n d i g , in d e n e n das s c h ä digende Ereignis eingetreten ist. B e i W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n in M e d i e n mit g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e r V e r b r e i t u n g w i r d der O r t des s c h ä d i g e n d e n Ereignisses im S i n n e von A r t . 5 N r . 3 E u G V U im allgemeinen in allen Staaten zu lokalisieren sein, in d e n e n das b e t r e f f e n d e M e d i u m v e r b r e i t e t w i r d 3 2 0 . D i e s e Z u s t ä n d i g k e i t sollte im Interesse einer H a r m o n i s i e r u n g der Z u s t ä n d i g k e i t für präventiven R e c h t s s c h u t z und S c h a d e n s e r s a t z k l a g e n g l e i c h e r m a ß e n auch f ü r v o r b e u g e n d e U n t e r l a s s u n g s k l a g e n g e l t e n 3 2 1 . E i n auf das G e b i e t des b e t r e f f e n d e n Staates b e s c h r ä n k t e s V e r b o t k a n n faktisch in allen a n d e r e n V e r b r e i t u n g s s t a a t e n z u r U n t e r lassung z w i n g e n 3 2 2 . G e g e n W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n in M e d i e n mit g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e r V e r b r e i t u n g kann s o m i t g r u n d s ä t z l i c h in d e m V e r b r e i t u n g s s t a a t v o r gegangen w e r d e n , dessen W e t t b e w e r b s r e c h t

a m strengsten ist. I m

Ergebnis

k o m m t einer s o l c h e n k u m u l a t i v w i r k e n d e n A n k n ü p f u n g d a h e r eine stark b e s c h r ä n k e n d e W i r k u n g zu. B e d e n k l i c h e r s c h e i n t sie v o r allem angesichts der meist g r o ß e n Z a h l der auf W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n in M e d i e n mit g r e n z ü b e r s c h r e i t e n der V e r b r e i t u n g a n w e n d b a r e n R e c h t s o r d n u n g e n . Z u d e m wahrt die A n w e n d u n g des M a r k t o r t r e c h t s z w a r die C h a n c e n g l e i c h h e i t auf dem inländischen M a r k t , führt a b e r bei U n t e i l b a r k e i t der H a n d l u n g zu einer B e e i n t r ä c h t i g u n g der par c o n d i t i o c o n c u r r e n t i u m auf d e m o d e r den ausländischen M ä r k t e n . A u s l ä n d i s c h e K o n k u r r e n t e n , deren

Wettbewerbshandlungen

nicht s p ü r b a r auf den I n l a n d s m a r k t e i n w i r k e n , k ö n n e n die b e t r e f f e n d e n H a n d "

Kropholler, Europäisches Zivilprozeßrecht'', Art.5 Rdnr. 57 m.N. Zum Gerichtsstand der unerlaubten Handlung in Wettbewerbssachen Stauder, Die Anwendung des EWG-Gerichtsstands- und Vollstreckungsübercinkommcns auf Klagen im gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht, G R U R Int. 1976, 465, 473ff.; zum Gerichtsstand bei grenzüberschreitenden Wettbewerbsverstößen nach autonomem deutschem Recht Lindacher, Internationale Zuständigkeit in Wettbewerbssachen, in: FS Nakamura, S. 321, 334f. 3

320

3 2 1 Wegen des Wortlautes des Art. 5 Nr. 3 E u G V U , der auf den O r t abstellt, an dem der Schaden eingetreten ist, ist diese Frage umstritten. Zu einer Entscheidung des E u G H auf den Vorlagebeschluß des B G H (17.3. 1994, R I W 1994, 591) hin ist es wegen eines Vergleichs zwischen den Parteien und Klagerücknahme nicht gekommen. Für eine Erfassung vorbeugender Unterlassungsklagen auch Kropholler, Europäisches Zivilprozeßrecht'', Art. 5 Rdnr. 59; Sehaek, Internationales Zivilverfahrensrecht 2 , Rdnr. 292; Mankowski, Zur Anwendbarkeit des Art. 5 Nr. 3 E u G V U auf vorbeugende Unterlassungsklagen, E W S 1994, 305, 307; Behr, Internationale Tatortzuständigkeit für vorbeugende Unterlassungsklagen bei Wettbewerbsverstößen, G R U R Int. 1992, 604, 607f.; anders aber O L G Bremen 17.10. 1991, R I W 1992, 231. 3 2 2 Zur völkerrechtlichen Unzulässigkeit der Verurteilung zur Unterlassung der Störungshandlung bei grenzüberschreitenden Emissionen Staudinger/Sio//, B G B 1 3 , Int. Sachenrecht Rdnr. 121,240.

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2. Kapitel:

Kollisionsrecht

des unlauteren

Wettbewerbs

lungen dort vornehmen, während sie dem auch im Inland tätigen ausländischen Wettbewerber verwehrt sind. (2) Schadensersatz Der Grundsatz territorialer Aufspaltung gilt auch bei Schadensersatzansprüchen. Schadensersatz kann nur hinsichtlich des Schadens verlangt werden, der auf dem Markt des Staates entstanden ist, dessen Recht das Wettbewerbsverhalten verbietet 323 . Bei unteilbaren Wettbewerbshandlungen erfolgt nicht eine Gesamtschadensliquidation nach einem Wettbewerbsstatut, sondern eine Parzellierung des Schadensersatzes. Der nach einem Wettbewerbsstatut zu bestimmende Schadensersatz ist jeweils auf den Schaden zu beschränken, der im Geltungsbereich dieses Statuts entstanden ist. Eine solche Mosaikbeurteilung bereitet Schwierigkeiten. Voraussetzungen und Umfang eines Schadensersatzanspruches für alle betroffenen Märkte getrennt zu ermitteln, kann dann auf Probleme stoßen, wenn sich ein Schaden nicht hinreichend territorial lokalisieren und damit aufteilen läßt 324 . Da das Charakteristische des wettbewerblichen Schadens darin besteht, daß er nur schwer greifbar ist, unterscheidet sich die Art und Weise, in der in den einzelnen Rechtsordnungen etwa bei Beeinträchtigungen des Absatzes, des guten Rufes des Unternehmens sowie seiner Erzeugnisse oder bei Marktverwirrung Schadensersatz geleistet wird. Neben dem entgangenen Gewinn ist unter Umständen Schadensersatz in Form einer Lizenzgebühr oder durch Herausgabe des Verletzergewinns zu leisten. Eine eigene Schadensberechnung für das Gebiet jeden Marktstaates anzustellen, bedeutet daher einen erheblich größeren Aufwand, als wenn sich der Nachweis der Schäden auf den verschiedenen Märkten nur nach einer Rechtsordnung richtete. Dem läßt sich nicht entgegenhalten, die Schadensberechnung stoße schon bei rein nationalen Wettbewerbsverstößen auf erhebliche Schwierigkeiten. Daß der Richter den Schaden oftmals ohnehin im Wege richterlicher Schadensschätzung feststellen muß, kann nicht dazu führen, daß er den Gesamtschaden frei schätzen darf 325 . Wenn bei der Berechnung des Gesamtschadens eine ungerechtfertigte Bereicherung des Geschädigten oder eine Überkompensation vermieden werden soll, die Strafcharakter habe 326 , so fragt sich, welcher Rechtsordnung die Maßstäbe hierfür zu entnehmen sein sollen. Bei Schätzung des Gesamtschadens erschie3 2 3 MünchKomm/tfreazer, B G B 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr.248; so auch grundsätzlich für Multistate-Delikte Kegel!Schurig, Internationales Privatrecht 8 , § 18 IV 1 a bb. 324 Schnyder, Wirtschaftskollisionsrecht, Rdnr. 543, befürwortet für diesen Fall eine kumulative Anwendung der einschlägigen Rechte, was im Ergebnis zur Anknüpfung an das für den Geschädigten günstigste Recht führe. 3 2 5 Siehe aber Bär, Internationales Kartellrecht und unlauterer Wettbewerb, in: FS Moser, S. 143,159; ebenso Kort, Zur »multistate«-Problematik grenzüberschreitender Fernsehwerbung, G R U R Int. 1994, 594, 600. 326 Kort, a.a.O. Ahnlich Riegl, Streudelikte im Internationalen Privatrccht, S.245f.

B. Nationales

Wettbewerbskollisionsrecbt

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ne die A n w e n d u n g ausländischen Rechts weitgehend fiktiv. Im übrigen kann nicht davon ausgegangen werden, daß das jeweilige ausländische materielle Recht die Schadensberechnung in gleichem U m f a n g dem Prozeßrecht und damit der lex fori überläßt. Die Beurteilung durch inländische Gerichte kann so von der durch ausländische Gerichte abweichen. Je stärker der internationale Entscheidungseinklang beeinträchtigt ist, um so mehr A n r e i z schafft dies z u m f o r u m Shopping 3 2 7 . (3) Widerruf, Gegendarstellung und Urteilsveröffentlichung Hat der Wettbewerbsverstoß zu einem andauernden Störungszustand geführt, der als Quelle weiterer Beeinträchtigungen fortwirkt, so kann nach vielen Rechtsordnungen neben der Unterlassung künftiger auch die Beseitigung der bestehenden Störungen verlangt werden. Beseitigungsansprüche sind in verschiedenen Erscheinungsformen zu finden. So kann ein Anspruch auf Widerruf oder Richtigstellung einer unrichtigen Werbeangabe bestehen. Gegenüber Störungen in Presse und R u n d f u n k k o m m t als Beseitigungsmaßnahme auch eine Gegendarstellung in Betracht. Läßt sich ein Störungszustand, etwa die N a c h w i r k u n g e n einer irreführenden Werbung, nicht auf andere Weise beseitigen, so kann unter U m s t ä n d e n eine Veröffentlichung des Urteils verlangt werden 3 2 8 . Eine territoriale Aufspaltung kann auch bei Ansprüchen auf Widerruf, Gegendarstellung oder Urteilsveröffentlichung Schwierigkeiten bereiten 3 2 9 . Richten sich solche Beseitigungsansprüche gegen eine Werbung in einem grenzüberschreitend oder international verbreiteten M e d i u m , so läßt sich eine territoriale Beschränkung nur erreichen, indem auf ein nationales M e d i u m ausgewichen wird. Für die W i r k u n g der Berichtigung ist aber das M e d i u m von entscheidender Bedeutung. Die Störung durch eine w e t t b e w e r b s w i d r i g e Werbung w i r d sich oftmals nur effektiv beseitigen lassen, wenn für die berichtigende Veröffentlichung der Werbeträger gewählt wird, in dem geworben wurde 3 3 0 . So soll im allgemeinen sowohl der Widerruf einer unrichtigen Tatsachenbehauptung als auch die Bekanntmachung einer Verurteilung an derselben Stelle und in derselben Schriftart erfolgen 3 3 1 . Gerade der von einer Werbung im Internet ausgehenden Beeinträchtigung ist angesichts der unterschiedlichen Adressatenkreise k a u m w i r k s a m

327

Z u r G e f a h r des f o r u m Shopping näher unten unter b.

Zur Veröffentlichungsbefugnis in einem Fall mit Auslandsberührung schon RG 28.1. 1939, SeuffA 93 Nr. 90; siehe auch BGH 3.5. 1963, G R U R 1963, 539, 542. Im deutschen Recht wird eine solche Veröffentlichungsbefugnis zum Teil im Rahmen eines Schadensersatzanspruchs nach §249 BGB gewährt; teilweise wird sie aufgrund eines Beseitigungsanspruchs gem. §23 Abs. 4 U W G zugesprochen. 329 Siehe zur Gegendarstellung eingehend Stadler, Die internationale Durchsetzung von Gegendarstellungsansprüchen, JZ 1994, 642 ff. 330 So auch Schricker, Berichtigende Werbung, G R U R Int. 1975, 191, 194. 331 B a u m b a c h / H e f e r m e h l , Wettbewerbsrecht 21 , Einl. U W G Rdnr.321, §23 U W G Rdnr. 13. 328

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2. Kapitel:

Kollisionsrecht

des unlauteren

Wettbewerbs

d u r c h eine V e r ö f f e n t l i c h u n g in e i n e m P r i n i m e d i u m zu b e g e g n e n . Soll e f f e k t i v e r R e c h t s s c h u t z g e w ä h r t w e r d e n , so ist eine territoriale B e s c h r ä n k u n g bei B e s e i t i g u n g s a n s p r ü c h e n gegen W e r b u n g in M e d i e n mit g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e r V e r b r e i tung meist nicht m ö g l i c h . (4) A u s k u n f t D i e D u r c h s e t z u n g w e t t b e w e r b s r e c h t l i c h e r A n s p r ü c h e ist oft n i c h t o h n e E r t e i l u n g v o n A u s k ü n f t e n m ö g l i c h . D a s B e s t e h e n v o n A u s k u n f t s a n s p r ü c h e n r i c h t e t sich wie a n d e r e H a f t u n g s f o l g e n nach d e m W e t t b e w e r b s s t a t u t . A u c h w e n n i h n e n eine H i l f s f u n k t i o n bei der D u r c h s e t z u n g v o n S c h a d e n s e r s a t z a n s p r ü c h e n

zukommt,

sind sie n i c h t p r o z e s s u a l zu q u a l i f i z i e r e n . E s b e s t e h t v i e l m e h r eine so enge V e r k n ü p f u n g m i t d e m m a t e r i e l l r e c h t l i c h e n A n s p r u c h , d a ß ein A u s k u n f t s a n s p r u c h nicht u n a b h ä n g i g d a v o n z u z u b i l l i g e n ist, o b das an sich f ü r die V e r l e t z u n g s f o l g e n h e r a n z u z i e h e n d e R e c h t einen s o l c h e n A n s p r u c h k e n n t 3 3 2 . O b bei g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e n W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n A n s p r ü c h e auf A u s k u n f t b e s t e h e n , ist daher für das G e b i e t jedes b e r ü h r t e n Staates nach dessen R e c h t zu b e u r t e i l e n . I n w i e w e i t eine territoriale B e s c h r ä n k u n g bei A u s k u n f t s a n s p r ü c h e n

möglich

ist, hängt v o m I n h a l t der b e g e h r t e n A u s k u n f t ab. E i n e A u s k u n f t k a n n d e r V o r b e reitung eines S c h a d e n s e r s a t z a n s p r u c h e s o d e r auch eines B e s e i t i g u n g s a n s p r u c h s gegen den A u s k u n f t s p f l i c h t i g e n dienen. Sie k a n n sich dann e t w a auf die A r t , den Z e i t p u n k t o d e r d e n U m f a n g der V e r l e t z u n g s h a n d l u n g e r s t r e c k e n . W i r d A u s k u n f t ü b e r eine W e r b u n g in e i n e m M e d i u m mit g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e r V e r b r e i t u n g b e g e h r t , so läßt sich die A n g a b e n i c h t auf die V e r l e t z u n g s h a n d l u n g auf d e m G e b i e t eines Staates b e s c h r ä n k e n . N u r w e n n z u r B e r e c h n u n g eines S c h a d e n s e r s a t z a n s p r u c h s a u s n a h m s w e i s e U m s a t z a n g a b e n verlangt w e r d e n k ö n n e n , b e z i e hen sich diese ausschließlich auf das G e b i e t eines b e s t i m m t e n S t a a t e s 3 3 3 . B e i A u s k ü n f t e n , die u n m i t t e l b a r eine u n t e i l b a r e W e t t b e w e r b s h a n d l u n g b e t r e f f e n , ist eine territoriale B e t r a c h t u n g dagegen i m m e r h y p o t h e t i s c h e r N a t u r . P r o b l e m a t i s c h k a n n eine B e s c h r ä n k u n g der A u s k u n f t s e r t e i l u n g auf das G e b i e t eines Staates auch dann sein, w e n n die A u s k u n f t n i c h t zur V o r b e r e i t u n g einer K l a g e gegen den A n s p r u c h s g e g n e r dient, s o n d e r n die I n a n s p r u c h n a h m e eines 3 3 2 Anders aber L G Düsseldorf 27.10. 1966, G R U R Int. 1968, 101, das einen Auskunftsanspruch zur Durchsetzung eines aus der Verletzung eines ausländischen Patent- oder Gebrauchsmusterrechts sich ergebenden Schadensersatzanspruchs unabhängig davon zugebilligt hat, ob das an sich für die Verletzungsfolgen heranzuziehende ausländische Recht einen solchen Auskunftsanspruch kennt. Wie hier Staudinger/f. Hoffmann, B G B 1 3 , Art. 38 E G B G B Rdnr. 191. 3 3 3 Gleiches gilt für Ansprüche auf Rechnungslegung, soweit das betreffende Wettbewerbsrecht solche kennt - wie etwa das deutsche Recht, wenn bei Verletzung einer mit einem Immaterialgüterrecht vergleichbaren schutzwürdigen Leistungsposition als Schadensersatz eine Lizenzgebühr oder Herausgabe des Verletzergewinns verlangt werden kann. Besteht ein Anspruch auf Rechnungslegung nur hinsichtlich des Schadens, der auf dem Gebiet eines bestimmten Staates entstanden ist, so ist die erforderliche Rechnung auf die in diesem Staat erfolgten Einnahmen und Ausgaben zu beschränken.

B. Nationales

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Wettbewerbskollisionsrecht

D r i t t e n e r m ö g l i c h e n soll. So k a n n etwa d e r d u r c h eine w e t t b e w e r b s w i d r i g e Werb u n g Verletzte im R a h m e n eines Beseitigungsanspruchs v o n der W e r b e a g e n t u r verlangen, i h m d e n A u f t r a g g e b e r a n z u g e b e n 3 3 4 . Angesichts d e r internationalen V e r f l e c h t u n g e n vieler g r o ß e r K o n z e r n e ist dessen Identität o f t keineswegs klar u n d d u r c h d e n Verletzten n u r mit u n v e r h ä l t n i s m ä ß i g e m A u f w a n d zu ermitteln. A u c h diese A n g a b e ist unteilbar. Selbst w e n n n u r eine der m a ß g e b l i c h e n Rechtso r d n u n g e n einen solchen A u s k u n f t s a n s p r u c h g e w ä h r t , k a n n die A u s k u n f t z u r D u r c h s e t z u n g w e t t b e w e r b s r e c h t l i c h e r A n s p r ü c h e in beliebigen a n d e r e n L ä n d e r n dienen, d e r e n R e c h t e keinen e n t s p r e c h e n d e n A n s p r u c h k e n n e n . (5) E r g e b n i s N a c h B e t r a c h t u n g der verschiedenen im W e t t b e w e r b s r e c h t a n z u t r e f f e n d e n R e c h t s f o l g e n ergibt sich, d a ß die A n w e n d b a r k e i t m e h r e r e r M a r k t r e c h t e v o r allem bei M u l t i s t a t e - W e t t b e w e r b P r o b l e m e a u f w i r f t . Eine territoriale A u f s p a l t u n g ist i m m e r d a n n t h e o r e t i s c h e r N a t u r , w e n n die R e c h t s f o l g e n eines Verstoßes faktisch nicht teilbar sind. Dies ist i n s b e s o n d e r e bei u n t e i l b a r e n W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n in g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e n M e d i e n der Fall. Eine U n t e r l a s s u n g ist bei solchen M u l t i s t a t e - W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n stets unteilbar. A b e r auch A n s p r ü c h e auf Widerruf, Gegendarstellung oder Urteilsveröffentlichung wegen wettbewerbsw i d r i g e r V e r ö f f e n t l i c h u n g e n in g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e n M e d i e n lassen sich meist nicht auf das G e b i e t eines Staates b e s c h r ä n k e n . Gleiches gilt o f t auch bei A u s k u n f t s a n s p r ü c h e n , die der D u r c h s e t z u n g v o n A n s p r ü c h e n w e g e n solcher Wettb e w e r b s v e r l e t z u n g e n dienen. Insoweit kann in aller Regel v o r inländischen o d e r ausländischen G e r i c h t e n faktisch gegen die gesamte W e t t b e w e r b s h a n d l u n g nach d e m strengsten R e c h t vorgegangen w e r d e n . F r a g w ü r d i g erscheint eine territoriale A u f s p a l t u n g im übrigen a u f g r u n d der Vielzahl d e r m a ß g e b l i c h e n R e c h t s o r d n u n g e n , die - w i e d e r u m vor allem bei W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n in g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e n M e d i e n - n e b e n e i n a n d e r z u r A n w e n d u n g k o m m e n . Die Praktikabilität einer solchen P r ü f u n g hat sich i n s b e s o n dere bei d e r B e u r t e i l u n g v o n S c h a d e n s e r s a t z a n s p r ü c h e n als z w e i f e l h a f t erwiesen. A u c h bei a n d e r e n A n s p r ü c h e n d ü r f t e aber die A n w e n d u n g einer g r o ß e n Zahl v o n M a r k t r e c h t e n auf Schwierigkeiten s t o ß e n . D i e s e m mit d e r territorialen A u f s p a l t u n g v e r b u n d e n e n P r o b l e m w i r d im f o l g e n d e n w e i t e r nachgegangen.

b. Praktikabilität Marktrechte

der territorialen Aufspaltung bei Maßgeblichkeit

vieler

D i e R e c h t m ä ß i g k e i t von W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n f ü r jeden M a r k t nach seinem M a r k t r e c h t zu beurteilen, erscheint u m so problematischer, je g r ö ß e r die Zahl der 334 Henning-Bodewig, Die wettbewerbsrechtliche H a f t u n g von Werbeagenturen und Massenmedien nach deutschem und amerikanischem Recht, S. 44f.

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2. Kapitel:

Kollisionsrecht

des unlauteren

Wettbewerbs

m a ß g e b l i c h e n R e c h t s o r d n u n g e n ist. D i e E r m i t t l u n g einer - u n t e r U m s t ä n d e n e r h e b l i c h e n Z a h l v o n W e t t b e w e r b s r e c h t s o r d n u n g e n stellt s c h o n für die W e r b u n g t r e i b e n d e n , die ihr W e t t b e w e r b s v e r h a l t e n an diesen R e c h t s o r d n u n g e n ausr i c h t e n m ü s s e n , eine k a u m zu b e w ä l t i g e n d e A u f g a b e dar. V o r E i n f ü h r u n g eines e n t s p r e c h e n d e n M a r k e t i n g k o n z e p t s b e d a r f es einer sorgfältigen P r ü f u n g aller b e t r o f f e n e n R e c h t s o r d n u n g e n . E r s t r e c h t gilt dies für die G e r i c h t e , d e n e n im d e u t s c h e n R e c h t wie a u c h in einer R e i h e a n d e r e r R e c h t s o r d n u n g e n 3 3 5 die F e s t s t e l l u n g u n d A n w e n d u n g ausländischen R e c h t s o b l i e g t 3 3 6 . Z w e i f e l an der P r a k t i k a b i l i t ä t der A n w e n d u n g aller b e t r o f f e n e n M a r k t r e c h t e läßt d e n n auch ein B l i c k auf die B e u r t e i l u n g e n t s p r e c h e n d e r W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n d u r c h die G e r i c h t e a u f k o m m e n . O b w o h l etwa bei E x p o r t i d e n t i s c h e r W a ren in v e r s c h i e d e n e L ä n d e r g r u n d s ä t z l i c h die M a ß g e b l i c h k e i t m e h r e r e r W e t t b e w e r b s r e c h t e p o s t u l i e r t w i r d , k o m m t es p r a k t i s c h k a u m z u r A n w e n d u n g v e r s c h i e d e n e r a u s l ä n d i s c h e r R e c h t s o r d n u n g e n . S c h o n in der

Kindersaugßaschen-Ent-

s c h e i d u n g hielt der B G H z w a r alle b e t r o f f e n e n M a r k t r e c h t e für a n w e n d b a r , verwies die S a c h e aber z u r F e s t s t e l l u n g a u s l ä n d i s c h e n R e c h t s an die V o r i n s t a n z z u r ü c k . D i e s e e r a c h t e t e die P r ü f u n g der R e c h t s l a g e nach sämtlichen in B e t r a c h t k o m m e n d e n A u s l a n d s r e c h t e n für u n d u r c h f ü h r b a r , so d a ß die Parteien den P r o z e ß nicht w e i t e r b e t r i e b e n , s o n d e r n d u r c h einen Vergleich e r l e d i g t e n 3 3 7 . In anderen F ä l l e n g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e r W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n , die auf die M ä r k t e m e h r e r e r Staaten e i n w i r k e n , w i r d die A n w e n d u n g aller M a r k t r e c h t e d u r c h ein A u s w e i c h e n auf das g e m e i n s a m e inländische P e r s o n a l s t a t u t v e r m i e d e n 3 3 8 . In der Srort«r-Entscheidung 209 hat der Gerichtshof seine frühere Rechtsprechung in Frage gestellt. Danach fällt nicht nur der Schutz von Ursprungsbezeichnungen, sondern auch der durch Vorschriften gegen irreführende Werbung und gegen mißbräuchliche Rufausnutzung gewährte Schutz von Herkunftsangaben unter den Vorbehalt des Art. 30 EGV 2 1 0 . Es kommt also nicht darauf an, ob der Schutz einer geographischen Bezeichnung wie bei Ursprungsbezeichnungen eigentumsähnlich ausgestaltet ist, indem den betreffenden Erzeugern ein kollektives Ausschließlichkeitsrecht an der Bezeichnung gewährt wird. Auch der wettbewerbsrechtliche Schutz von Herkunftsangaben dient dem Schutz des gewerblichen und kommerziellen Eigentums. Die Exportur-Entscheidung betraf zwar den Schutz einer unmittelbaren Herkunftsangabe. Da der Gerichtshof aber nicht zwischen mittelbaren und unmittelbaren Herkunftsangaben differenzierte, wird man davon ausgehen können, daß nunmehr der Schutz von Herkunftsangaben allgemein unter den Begriff des gewerblichen und kommerziellen Eigentums fällt 2 ' 1 . 203 E u G H 31.10.1974, Slg. 1974, 1147 R d n r . l O f . - S t e r l i n g Drug; E u G H 14.7. 1981, Slg. 1981, 2063 R d n r . 4 - M e r c k ; E u G H 9.7. 1985, Slg. 1985,2281 Rdnr. 22f. - Pharmon; E u G H 30.6. 1988, Slg. 1988, 3585 Rdnr. 15 - T h e t f o r d . 204 E u G H 31.10. 1974, Slg. 1974, 1183 Rdnr. 8 - Centrafarm; E u G H 3.7. 1974, Slg. 1974,731 Rdnr.7, 10 - H A G I; E u G H 22.6. 1976, Slg. 1976, 1039 Rdnr.6ff. - T e r r a p i n ; E u G H 15.6. 1976, Slg. 1976, 811 Rdnr. 8,11 - E M I Records; E u G H 23.5. 1978, Slg. 1978, 1139 R d n r . 7 - L a Roche; E u G H 10.10. 1978, Slg. 1978, 1823 R d n r . l l f f . - Serenid; E u G H 3.12. 1981, Slg. 1981, 2913 Rdnr. 7 - Pfizer; E u G H 17.10. 1990, Slg. 1990, 1-3711 Rdnr. 1 2 - H A G II. 205 E u G H 8.6. 1982, Slg. 1982, 2015 Rdnr.35, 41 ff. - Nungesser. 206 E u G H 14.9. 1982, Slg. 1982, 2853 Rdnr. 14 - Keurkoop. 207 E u G H 22.6. 1976, Slg. 1976, 1039 Rdnr. 7f. - Terrapin. 208 E u G H 8.6. 1971, Slg. 1971, 487 R d n r . l l - T o n t r ä g e r ; E u G H 18.3. 1980, Slg. 1980, 881 Rdnr. 13ff. - Coditel; E u G H 20.1.1981, Slg. 1981, 147 Rdnr. 12f. - Musik-Vertrieb; E u G H 6.10. 1982, Slg. 1982, 3381 Rdnr. 10 - Coditel II; E u G H 9.4. 1987, Slg. 1987, 1747 R d n r . l l - Basset; E u G H 17.5. 1988, Slg. 1988, 2605 R d n r . l l - Warner Brothers. 209 E u G H 10.11. 1992, Slg. 1982,5529. 2.0 A . a . O . Rdnr. 37. 2.1 N o c h offen gelassen in E u G H 13.3. 1984, Slg. 1984, 1299 Rdnr. 34f. - Bocksbeutel, ob der

190

3. Kapitel:

Warenverkehrsfreiheit

Wird für den Begriff des gewerblichen und kommerziellen Eigentums nicht mehr zwingend auf die Gewährung von Ausschließlichkeitsrechten abgestellt, so ist offen, ob auch in Zukunft das gesamte Wettbewerbsrecht aus Art. 30 E G V ausgegrenzt werden wird. Jedenfalls werden künftig Zweifel bestehen, inwieweit sich diskriminierende wettbewerbsrechtliche Regelungen nach Art. 30 E G V rechtfertigen lassen. Auch angesichts dieser Zweifel stößt es auf Bedenken, hinsichtlich der Schranken zwischen diskriminierenden und unterschiedslos anwendbaren Regelungen zu differenzieren.

III. Zwingende Gründe des Allgemeininteresses nach der Cassis de Dyow-Rechtsprechung Seit der Cassis de Z)z)o«-Entscheidung erkennt der E u G H eine Reihe von Gründen des Allgemeininteresses an, aufgrund derer eine Beschränkung der Warenverkehrsfreiheit durch unterschiedslos geltende Regelungen hinzunehmen sein kann 212 . Hierzu zählen vor allem zwingende Erfordernisse des Verbraucherschutzes und des Schutzes der Lauterkeit des Handelsverkehrs. Daneben hat der E u G H aber auch sonstige Erwägungen des Gemeinwohls wie die Erfordernisse einer wirksamen steuerlichen Kontrolle, des Umweltschutzes 213 , der Erhaltung des finanziellen Gleichgewichts und der Sozialsysteme 214 sowie des Schutzes und ordnungsgemäßen Betriebs des öffentlichen Fernmeldenetzes 215 herangezogen. Das Erfordernis des Schutzes der öffentlichen Gesundheit, das der Gerichtshof im Cassis de Dijon-Urteil ebenfalls den zwingenden Erfordernissen zugeordnet hatte 216 , erörtert er allerdings in jüngerer Zeit systematisch korrekt nur noch im Rahmen von Art. 30 E G V 2 1 7 . Die ausdrücklich genannten Schutzgüter stellen lediglich Beispiele für Belange des Gemeinwohls dar, die dem freien Warenverkehr vor-

Schutz der Bocksbeutelflasche als mittelbarer geographischer Herkunftsangabe eine Beschränkung des Warenverkehrs nach Art. 30 E G V rechtfertigt, da deren Verwendung jedenfalls einer lauteren Praxis und herkömmlichen Übung in einem anderen Mitghedstaat entspricht. 2 1 2 E u G H 20.2. 1979, Slg. 1979, 649 Rdnr. 8. 2 1 3 E u G H 20.9. 1988, Slg. 1 9 8 8 , 4 6 0 7 Rdnr. 9 - Pfandflaschen; E u G H 9.7. 1992, Slg. 1992,14431 Rdnr. 30ff. - Kommission/Belgien. 2 1 4 E u G H 7.2. 1984, Slg. 1984, 523 Rdnr. 16ff. - Duphar; E u G H 28.4. 1998, Slg. 1998,1-1831 Rdnr.39 - Decker; so auch zu A r t . 5 9 a.F. E G V E u G H 28.4. 1998, Slg. 1998, 1-1931 Rdnr.41 Raymond Kohll. 2 1 5 E u G H 13.12. 1991, Slg. 1991,1-5973 Rdnr.31 - R T T / G B - I N N O . 2 1 6 E u G H 20.2. 1979, Slg. 1979, 649 Rdnr.8. Die Zuordnung des Schutzes der öffentlichen Gesundheit zu den Allgemeininteressen warf die Frage nach dessen Verhältnis zu dem in Art. 30 E G V ausdrücklich aufgeführten Rechtfertigungsgrund des Schutzes der Gesundheit auf. Hier zeigte sich einmal mehr die Fragwürdigkeit unterschiedlicher Schranken für diskriminierende und unterschiedslos geltende Regelungen; siehe hierzu oben B.1.3; C . I . und II. I . e . und unten IV. 2 1 7 E u G H 25.7. 1991, Slg. 1991, 1-4151 Rdnr. 13 - Aragonesa de Publicidad; ebenso E u G H 2.2. 1994, Slg. 1994, 1-317 Rdnr. 15 - Clinique.

C. Rechtfertigung

der

Beschränkungen

191

gehen können. Beschränkungen der Warenverkehrsfreiheit können daher wie die anderer Freiheiten prinzipiell aus G r ü n d e n des Allgemeininteresses hinzunehmen sein. O b diese dogmatisch einen Tatbestandsausschluß 2 1 8 oder eine Rechtfertigung 219 bewirken, macht im vorliegenden Zusammenhang keinen Unterschied. Von größter Bedeutung für den Bereich des Wettbewerbsrechts sind die schon in der Cassis de Z)z;ora-Entscheidung genannten und in der Folge regelmäßig angeführten zwingenden Erfordernisse des Verbraucherschutzes und des Schutzes der Lauterkeit des Handelsverkehrs. Des weiteren kann auch dem Unweitschutz Bedeutung für das Recht des unlauteren Wettbewerbs zukommen. Im folgenden ist daher der Frage nachzugehen, inwieweit Beschränkungen der Warenverkehrsfreiheit durch unterschiedslos anwendbare produktbezogene oder auch vermarktungsbezogene Regelungen, die aufgrund von Rechtsunterschieden oder Marktzugangssperren den Absatz ausländischer Waren benachteiligen 220 , aus G r ü n d e n des Verbraucherschutzes und der Lauterkeit des Handelsverkehrs (1.) oder des Umweltschutzes (2.) hinzunehmen sind.

1. Verbraucherschutz a.

und Schutz der Lauterkeit

des

Handelsverkehrs

Schutzgüter

In der Mehrzahl seiner Entscheidungen zu Vorschriften des unlauteren Wettbewerbs zieht der Gerichtshof sowohl den Verbraucherschutz als auch die Lauterkeit des Handelsverkehrs heran 221 . Teilweise hat er sich auch ausschließlich auf den Aspekt des Verbraucherschutzes berufen 2 2 2 . Allein auf den Schutz der Lauterkeit des Handelsverkehrs hat der E u G H dagegen bisher die Rechtfertigung wettbewerbsrechtlicher Regelungen soweit ersichtlich nicht gestützt 2 2 3 . Soweit beide Rechtsgüter herangezogen werden, begnügt sich der E u G H zum Teil damit, zu Beginn seiner Ausführungen formelhaft zu wiederholen, die betreffende Regelung könne durch zwingende Erfordernisse des Verbraucherschutzes oder

218 Für immanente Schranken die h.M., siehe Groeben/Thiesing/Ehlermann/A/«//er-Gra/f, K o m m e n t a r z u m EU-/EG-Vertrag 5 , Art. 30 Rdnr. 190; Everling, Die Einwirkung der G r u n d freiheiten des EWG-Vertrages auf das Werberecht der Mitgliedstaaten, S. 4,10. Siehe hierzu auch bei Art. 49 E G V unten 4. Kap. C. II. 219 So Schilling, Rechtsfragen zu Art. 30 EGV, E u R 1994, 50, 52-57; Sack, Staatliche Regelungen sogenannter »Verkaufsmodalitäten« und Art. 30 EG-Vertrag, EWS 1994, 37, 46. 220 Zu diesen materiell diskriminierenden vermarktungsbezogenen Regelungen oben B. II. 3. 221 Siehe nur E u G H 15.12. 1982, Slg. 1982,4575 Rdnr. 1 4 - O o s t h o e k ; E u G H 13.12.1990, Slg. 1990,1-4827 Rdnr. 1 2 - P a l l ; E u G H 18.5. 1993,Slg. 1993,1-2361 R d n r . l 2 - Y v e s Rocher; E u G H 6.7. 1995, Slg. 1995, 1-1923 Rdnr. 17ff. - Mars. 222 So etwa E u G H 7.3. 1990, Slg. 1990,1-667 Rdnr. 1 8 f f . - G B - I N N O ; E u G H 16.5. 1989, Slg. 1989, 1235 Rdnr. 15ff. - Buet; E u G H 16.12. 1980, Slg. 1980, 3839 Rdnr. lOff. - Fietje. 223 In der Entscheidung Genever ( E u G H 26.11. 1985, Slg. 1985, 3731) kam es nach der Vorlagefrage nur auf die Lauterkeit des Handelsverkehrs an, da das vorlegende Gericht die G e f a h r einer Verwechslung beim Verbraucher durch Etikettierung ausgeschlossen sah.

192

3. Kapitel:

Warenverkehrsfreiheit

der Lauterkeit des Handelsverkehrs gerechtfertigt sein, ohne diese Schutzgüter zu präzisieren oder im Rahmen der weiteren Prüfung auf sie einzugehen 2 2 4 . In anderen Entscheidungen spezifiziert er dagegen die geschützten Güter, indem er die Gefahren aufzeigt, vor denen die betreffende Regelung Verbraucher oder Mitbewerber schützen soll. Bei eingehenderer Prüfung der Verhältnismäßigkeit anhand beider Schutzgüter läßt sich eine weitgehende Kongruenz der tragenden Prinzipien feststellen, die sich dahingehend zusammenfassen lassen: Information und Aufklärung der Verbraucher sollen eine größere Markttransparenz bewirken. Diese dient nicht nur dem Schutz der Verbraucher, sondern auch der Lauterkeit des Handelsverkehrs, indem sie eine Verfälschung der Wettbewerbsbedingungen und eine Störung des auf Leistung beruhenden Wettbewerbs verhindert. b.

Verhältnismäßigkeit

Die Notwendigkeit einer Verhältnismäßigkeitsprüfung ergibt sich bei unterschiedslos geltenden Regelungen daraus, daß nach der Cassis-Rechtsprechung Beschränkungen hinzunehmen sind, soweit die Regelungen notwendig sind, um zwingenden Erfordernissen gerecht zu werden. Zunehmend hat der Gerichtshof in seiner Judikatur ausdrücklich darauf abgestellt, daß die Regelungen geeignet und erforderlich sein müssen, ein gemeinschaftsrechtlich legitimes Ziel zu erreichen. Vor allem in jüngerer Zeit betont er des öfteren, sie müsse in einem angemessenen Verhältnis zum verfolgten Zweck stehen. Obgleich die Terminologie stark variiert und keineswegs immer deutlich zwischen den verschiedenen Prüfungspunkten differenziert wird, handelt es sich der Sache nach um eine dreistufige Verhältnismäßigkeitsprüfung 2 2 5 . Der Gerichtshof überläßt die Ausgestaltung des Verbraucherschutzes nicht den Mitgliedstaaten, sondern definiert den maßgeblichen Schutzumfang grundsätzlich selbst. Entscheidend wird die Verhältnismäßigkeitsprüfung daher durch das Verbraucherleitbild des E u G H geprägt. Wenn der EuGH dem sekundärrechtlichen Irreführungsbegriff das Leitbild eines durchschnittlich aufmerksamen und vernünftigen Durchschnittsverbrauchers zugrunde legt 226 , so ist dies durch das zu Art. 28 EGV entwickelte Verbraucherleitbild bestimmt 2 2 7 . Welches Verbraucherbild der E u G H im primären Gemeinschaftsrecht vorgibt, wird im So etwa EuGH 6.7. 1995, Slg. 1995, 1-1923 Rdnr. 17ff. - Mars. Groeben/Thiesing/Ehlermann/Af«//er-Gra/f > Kommentar zum EU-/EG-Vertrag 5 , Art. 30 Rdnr.231; eingehend zur Prüfung der Verhältnismäßigkeit durch den EuGH Ahlfeld, Zwingende Erfordernisse im Sinne der Cassis-Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs zu Art. 30 EGV, S.236ff. 226 Siehe zuletzt zur EG-Verordnung über bestimmte Vermarktungsnormen für Eier EuGH 16.7. 1998, Slg. 1998, 1-4657 - 6-Korn-Eier. Näher dazu oben 1. Teil 1. Kap. A.I. 1. a. (1). 227 Zwingend ist eine übereinstimmende Auslegung des primärrechtlichen und des sekundärrechtlichen Irreführungsbegriffs nicht, Leible, Anm. zu EuGH 16.7.1998, EuZW 1998,528; kritisch auch Roth, Zur Tragweite der Harmonisierung im Recht des unlauteren Wettbewerbs, in: FS Mestmäcker, S.725, 733 f. 224

225

C. Rechtfertigung der Beschränkungen

193

f o l g e n d e n a n h a n d d e r R e c h t s p r e c h u n g z u A r t . 28 E G V n ä h e r d a r g e l e g t . W ä h r e n d d e r E u G H bislang n u r gelegentlich Z w e i f e l ä u ß e r t e , o b die A n w e n d u n g einer N o r m d e s u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b s geeignet ist, d e m V e r b r a u c h e r s c h u t z u n d d e r L a u t e r k e i t des H a n d e l s v e r k e h r s z u d i e n e n ((1)), lag d e r S c h w e r p u n k t d e u t l i c h bei d e r P r ü f u n g d e r E r f o r d e r l i c h k e i t ((2)). A u s f ü h r u n g e n f i n d e n sich a u c h z u r A n g e m e s s e n h e i t w e t t b e w e r b s r e c h t l i c h e r R e g e l u n g e n ((3)). (1) G e e i g n e t h e i t N a t i o n a l e N o r m e n des u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b s sieht d e r E u G H p r i n z i p i e l l als geeignet an, d e m V e r b r a u c h e r s c h u t z u n d d e r L a u t e r k e i t des H a n d e l s v e r k e h r s z u d i e n e n . A u s d r ü c k l i c h stellte er dies h i n s i c h t l i c h d e s n i e d e r l ä n d i s c h e n Z u g a b e v e r b o t s o d e r a u c h des V e r b o t s d e r s k l a v i s c h e n N a c h a h m u n g eines f r e m d e n E r z e u g nisses fest 2 2 8 . G l e i c h e s gilt f ü r d e n S c h u t z v o r I r r e f ü h r u n g e n 2 2 9 . W ä h r e n d die R e g e l u n g e n selbst, die G e g e n s t a n d d e r b i s h e r i g e n E n t s c h e i d u n g e n w a r e n , stets d e n v o r g e g e b e n e n Zielen d i e n t e n , k a n n es a b e r n a c h A n s i c h t des G e r i c h t s h o f s bei d e r A n w e n d u n g einer V o r s c h r i f t im k o n k r e t e n Fall d u r c h a u s an d e r E i g n u n g f e h l e n . In d e r E n t s c h e i d u n g Clinique230

hielt d e r E u G H die B e z e i c h n u n g » C l i n i q u e «

f ü r kosmetische Erzeugnisse nicht wegen ihnen vermeintlich z u k o m m e n d e r med i z i n i s c h e r E i g e n s c h a f t e n f ü r i r r e f ü h r e n d . E r h o b d a r a u f ab, d a ß sie n i c h t in A p o t h e k e n , s o n d e r n in P a r f ü m e r i e n u n d K o s m e t i k a b t e i l u n g e n v o n K a u f h ä u s e r n v e r t r i e b e n w ü r d e n . A u c h seien sie als k o s m e t i s c h e E r z e u g n i s s e u n d n i c h t als A r z n e i mittel a u f g e m a c h t . Schließlich berief sich d e r E u G H d a r a u f , d a ß die E r z e u g n i s s e in d e n a n d e r e n L ä n d e r n u n t e r d e r B e z e i c h n u n g » C l i n i q u e « v e r t r i e b e n w ü r d e n , o f f e n b a r o h n e d a ß die V e r b r a u c h e r d u r c h die V e r w e n d u n g dieser B e z e i c h n u n g irr e g e f ü h r t w ü r d e n 2 3 1 . D a s V e r b o t , die B e z e i c h n u n g » C l i n i q u e « in d e r B u n d e s r e publik Deutschland zu verwenden, war daher nicht zur Verhinderung von Irref ü h r u n g e n u n d d a m i t z u m S c h u t z d e r V e r b r a u c h e r u n d d e r L a u t e r k e i t des H a n d e l s v e r k e h r s geeignet. D e r E u G H ging in dieser E n t s c h e i d u n g z w a r n i c h t expressis v e r b i s auf das V e r b r a u c h e r l e i t b i l d ein. W e n n er f ü r die F e s t s t e l l u n g einer I r r e f ü h r u n g d u r c h die B e z e i c h n u n g a u c h auf d e n V e r t r i e b s w e g u n d die A u f m a c h u n g a b h e b t , s o w i r d a b e r d e u t l i c h , d a ß er einen V e r b r a u c h e r z u g r u n d e legt, d e r d i e G e s a m t u m s t ä n d e z u r K e n n t n i s n i m m t u n d h i e r a u s e n t s p r e c h e n d e S c h l u ß f o l g e r u n g e n z i e h t . E r stellt d a m i t n i c h t auf einen u n a u f m e r k s a m e n u n d intellektuell u n t e r d u r c h s c h n i t t l i c h b e f ä h i g t e n , s o n d e r n auf einen in seinen F ä h i g k e i t e n z u r W a h r n e h m u n g u n d V e r a r b e i t u n g b e g a b t e r e n V e r b r a u c h e r ab. D e m e n t s p r i c h t a u c h d e r H i n w e i s auf d i e

" s E u G H 15.12. 1982, Slg. 1982, 4575 Rdnr. 18 - O o s t h o c k ; E u G H 2.3. 1982, Slg. 1982, 707 R d n r . 9 - Boele. E u G H 18.5. 1993, Slg. 1993, 1-2361 - Yves Rocher. 230 E u G H 2.2. 1994, Slg. 1994, 1-317. 231 A.a.O. Rdnr. 20f.

194

3. Kapitel:

Warenverkehrsfreiheit

rechtmäßige Verwendung der Bezeichnung in anderen Ländern, in denen dieser Maßstab vorherrscht 2 3 2 . Damit geht der E u G H von einer europäischen Verkehrsauffassung aus 233 . Eine solche durch vergleichende Betrachtung gewonnene Verkehrsauffassung hat regelmäßig ein Verbot singulärer und außergewöhnlich hoher Schutzniveaus zur Folge. Wegen fehlender Geeignetheit zum Schutz vor Irreführungen verneinte der E u G H eine Rechtfertigung aus G r ü n d e n des Verbraucherschutzes auch in der Entscheidung Pall, in der die A n w e n d u n g einer nationalen Vorschrift des unlauteren Wettbewerbs das Inverkehrbringen einer Ware verbot, die neben dem Warenzeichen das Symbol ® trug, wenn dieses Warenzeichen nicht in diesem, aber in einem anderen Mitgliedstaat eingetragen war 234 . Der E u G H hielt die Verwendung des Symbols ® nicht für irreführend, da nicht nachgewiesen sei, daß es allgemein in dem Sinne verwendet und verstanden werde, es gebe an, das Warenzeichen sei in dem Land eingetragen, in dem das Erzeugnis in den Verkehr gebracht werde. Wenn es dem E u G H entscheidend darauf ankommt, wie das Zeichen allgemein verstanden wird, so wird noch deutlicher als in der Entscheidung Clinique, daß es für die Ermittlung einer Irreführung auf den Durchschnittsverbraucher ankommt. Indem er selbst eine diesem Maßstab entsprechende Irreführung feststellt, läßt sich zugleich eine Normativierung des Verbraucherleitbildes erkennen. Normative Maßstäbe stellt die Entscheidung Pall nicht nur für das Verbraucherleitbild, sondern ebenso für das den Mitbewerberschutz bestimmende U n ternehmerleitbild auf. Eine Rechtfertigung des Verbots lehnte der E u G H nämlich auch aus G r ü n d e n der Lauterkeit des Handelsverkehrs ab, da es nicht als unlauteres Wettbewerbsverhalten gegenüber den Mitbewerbern anzusehen sei, daß sich die Hersteller, falls die Eintragung eines Warenzeichens in einem beliebigen Mitgliedstaat genüge, für die Eintragung in den Mitgliedstaaten entscheiden könnten, die die geringsten Anforderungen stellten 215 . Wenn sich der E u G H zur Begründung zum einen darauf beruft, umsichtige Wirtschaftsteilnehmer könnten im öffentlichen Register die Rechtslage prüfen, so statuiert er für Unternehmen eine weitreichende Informationslast 2 3 6 und reduziert damit die an ein lauteres Wettbewerbsverhalten zu stellenden Anforderungen. Zugleich normativiert er auch hier 232

Siehe zu d e n u n t e r s c h i e d l i c h e n n a t i o n a l e n I r r e f ü h r u n g s m a ß s t ä b e n o b e n 1. Teil 1. K a p .

B.II. 233 E b e n s o Leible, A b s c h i e d v o m » f l ü c h t i g e n V e r b r a u c h e r « ? , D Z W i r 1994, 177, 179; n ä h e r h i e r z u Streinz, G i b t es eine e u r o p ä i s c h e V e r k e h r s a u f f a s s u n g ? , Z L R 1991, 242, 256ff. 234 E u G H 13.12. 1990, Slg. 1990, 1 - 4 8 2 7 R d n r . 15ff. 235 A.a.O. Rdnr. 20ff. 236 E b e n s o Sack, D a s V e r b r a u c h e r l e i t b i l d u n d das U n t e r n e h m e r l e i t b i l d im e u r o p ä i s c h e n u n d d e u t s c h e n W e t t b e w e r b s r e c h t , W R P 1998, 264, 265; d a g e g e n im S i n n e einer I n f o r m a t i o n s l a s t d e r V e r b r a u c h e r Fezer, D a s w e t t b e w e r b s r e c h t l i c h e I r r e f ü h r u n g s v e r b o t als ein n o r m a t i v e s M o d e l l des v e r s t ä n d i g e n V e r b r a u c h e r s im E u r o p ä i s c h e n U n i o n s r e c h t , W R P 1995, 671, 674; Meyer, A n m . zu E u G H 2 . 2 . 1994 - C l i n i q u e , W R P 1994, 380, 382, 384.

C. Rechtfertigung

der

Beschränkungen

195

die A n f o r d e r u n g e n , w e n n er z u m anderen darauf abhebt, bei der Eintragung eines Warenzeichens gehe es in erster Linie d a r u m , das Zeichen in dem betreffenden Staat rechtlich schützen zu lassen. Das Symbol (1) habe im Verhältnis zu diesem rechtlichen Schutz, der Gegenstand der Eintragung sei, akzessorischen oder ergänzenden Charakter 2 3 7 . (2) Erforderlichkeit Wenn der E u G H die Definition des maßgeblichen Verbraucherschutzes selbst trifft, so hat dies regelmäßig K o n s e q u e n z e n f ü r die Frage, ob eine den freien Warenverkehr weniger beschränkende Regelung d e n k b a r ist, mit der dem relevanten Schutzniveau genügt wird. In einer Anzahl von Entscheidungen hat der E u G H daher die Erforderlichkeit wettbewerbsrechtlicher Regelungen in Zweifel gezogen. A u s g a n g s p u n k t dieser Rechtsprechung ist der G r u n d s a t z des Verbraucherschutzes durch Information. Für den Bereich p r o d u k t b e z o g e n e r Regelungen folgt hieraus zunächst ein Vorrang der I n f o r m a t i o n vor Verkehrsverboten ((a)). S c h w e r p u n k t m ä ß i g hat sich der E u G H mit der Frage befaßt, inwieweit I r r e f ü h rungsverbote den Zugang zu I n f o r m a t i o n e n beschränken d ü r f e n ((b)). Diese n u r punktuellen Aussagen in der R e c h t s p r e c h u n g werden auch f ü r andere wettbewerbsrechtliche Tatbestände K o n s e q u e n z e n haben ((c)).

(a) Verkehrsverbote und Information Bereits in der Cassis de Z)z)o«-Entscheidung legte der E u G H den G r u n d s t e i n zu seiner folgenden Rechtsprechung z u m Vorrang der Verbraucherinformation vor Verkehrsverboten. Die Festsetzung von G r e n z w e r t e n beim Weingeistgehalt als Voraussetzung f ü r die Verkehrsfähigkeit alkoholischer G e t r ä n k e diene zwar der Standardisierung von Erzeugnissen u n d ihrer K e n n z e i c h n u n g im Interesse einer größeren Transparenz des Handels u n d der A n g e b o t e an die Verbraucher. Die z w i n g e n d e Festsetzung eines Mindestweingeistgehaltes in diesem Bereich sei aber nicht als wesentliche Garantie eines lauteren Handelsverkehrs zu betrachten, denn eine angemessene U n t e r r i c h t u n g der Käufer lasse sich o h n e Schwierigkeiten d a d u r c h erreichen, daß man die Angabe von H e r k u n f t u n d Alkoholgehalt auf der Verpackung des Erzeugnisses vorschreibe 2 3 8 . Verbraucherschützende Regelungen ü b e r die P r o d u k t z u s a m m e n s e t z u n g w e r d e n somit prinzipiell durch den Warenverkehr weniger beschränkende Kennzeichnungsvorschriften ersetzt. Dieser G r u n d s a t z gilt s o w o h l bei absoluten wie auch bei relativen Verkehrsverboten, die den Absatz nicht völlig verhindern, sondern nur erschweren oder verteuern. Statt einer Vorschrift, die die Einhaltung einer bestimmten Verpackungsf o r m vorschreibt u n d damit f ü r den betreffenden Mitgliedstaat eine U m v e r p a k k u n g erfordert, genügt eine Etikettierung, u m die im Interesse des Verbraucher237 238

E u G H 13.12. 1990, Slg. 1990, 1-4827 Rdnr.20f. E u G H 20.2. 1979, Slg. 1979, 649 Rdnr. 13f.

196

3. Kapitel:

Warenverkehrsfreiheit

s c h u t z e s liegende V e r w e c h s l u n g v e r s c h i e d e n e r A r t e n v o n E r z e u g n i s s e n zu verh i n d e r n 2 3 9 . A n der E r f o r d e r l i c h k e i t k a n n es auch einer R e g e l u n g fehlen, die die V e r w e n d u n g b e s t i m m t e r B e z e i c h n u n g e n verbietet. S o k a n n die E t i k e t t i e r u n g V o r r a n g v o r d e m V e r b o t einer G a t t u n g s b e z e i c h n u n g h a b e n . Statt eine B e z e i c h n u n g vollständig zu v e r b i e t e n , k a n n es ein milderes M i t t e l darstellen, sie lediglich für s o l c h e E r z e u g n i s s e zu u n t e r s a g e n , bei d e n e n die G e f a h r der T ä u s c h u n g ü b e r die P r o d u k t z u s a m m e n s e t z u n g b e s t e h t 2 4 0 . E i n g e h e n d hat sich der E u G H mit der F r a g e b e f a ß t , auf w e l c h e Weise die I n f o r m a t i o n der V e r b r a u c h e r zu g e w ä h r l e i s t e n ist. G r u n d s ä t z l i c h genügt die K e n n z e i c h n u n g o d e r E t i k e t t i e r u n g eines E r z e u g n i s s e s . A n d e r e s gilt nur d a n n , w e n n a u s n a h m s w e i s e n i c h t gewährleistet ist, d a ß der V e r b r a u c h e r sie zur K e n n t n i s n e h men k a n n 2 4 1 . W e n n der E u G H s o m i t die M ö g l i c h k e i t der K e n n t n i s n a h m e z u r I n f o r m a t i o n des V e r b r a u c h e r s ausreichen läßt, so liegt d e m das Bild eines V e r b r a u chers z u g r u n d e , der i h m d a r g e b o t e n e I n f o r m a t i o n e n auch tatsächlich w a h r n i m m t u n d verarbeitet. U n g e a c h t e t m a n c h e r Z w e i f e l an der Realität eines s o l c h e n V e r b r a u c h e r l e i t b i l d e s 2 4 2 , die v o r allem angesichts der Q u a n t i t ä t a n g e b o t e n e r I n f o r m a t i o n e n b e s t e h e n , geht der G e r i c h t s h o f damit v o m Bild eines a u f m e r k s a m e n V e r b r a u c h e r s aus. D a m i t die V e r b r a u c h e r tatsächlich die M ö g l i c h k e i t h a b e n , die I n f o r m a t i o n e n z u r K e n n t n i s zu n e h m e n , ist allerdings V o r a u s s e t z u n g , d a ß bei der E t i k e t t i e r u n g o d e r K e n n z e i c h n u n g eine f ü r den K ä u f e r leicht verständliche Sprache v e r w e n d e t wird o d e r seine U n t e r r i c h t u n g d u r c h andere M a ß n a h m e n gewährleistet ist. N i c h t e r f o r d e r l i c h ist dagegen eine R e g e l u n g , die für den V e r t r i e b eines E r z e u g n i s s e s auf d e m inländischen M a r k t v o r a u s s e t z t , d a ß ausschließlich die inländische o d e r nur eine b e s t i m m t e S p r a c h e bei der E t i k e t t i e r u n g zu b e n u t z e n ist 2 4 3 . E b e n s o w e n i g ist es n o t w e n d i g , daß die V e r b r a u c h e r genau die im Inland v o r g e s c h r i e b e n e n I n f o r m a t i o n e n erhalten. E s genügt, w e n n der I n f o r m a t i o n s g e h a l t der im H e r k u n f t s land v e r w e n d e t e n

A n g a b e n den im I n l a n d v o r g e s c h r i e b e n e n

Angaben

ent-

E u G H 10.11. 1982, Slg. 1982, 3961 - Rau. Siehe E u G H 14.7. 1988, Slg. 1988, 4233 Rdnr. 21 f. - Pasta (Verbot der Bezeichnung »Teigwaren aus Hartweizengrieß« nur für Teigwaren, die nicht ausschließlich aus Hartweizengrieß hergestellt waren). 239 240

2 4 1 Werden Lebensmittel auch in Restaurationsbetrieben serviert, so genügt die Etikettierung nicht, E u G H 14.7. 1988, Slg. 1988, 4233 Rdnr. 18 - Pasta. 2 4 2 Kritisch gegenüber der Kunstfigur des »verständigen Verbrauchers« Roth, Zur Tragweite der Harmonisierung im Recht des unlauteren Wettbewerbs, in: FS Mestmäcker, S. 725, 729; Sack, Das Verbraucherleitbild und das Unternehmerleitbild im europäischen und deutschen Wettbewerbsrecht, W R P 1998,264 ff.; a.A. Fezer, Europäisierung des Wettbewcrbsrechts, J Z 1994, 317, 326; Steinbeck, Zur europarechtskonformen Auslegung des Irreführungsverbots nach § 3 U W G , E W S 1996, 234, 237f. 2 4 3 E u G H 11.11. 1987,Slg. 1987, 4383 -Kommission/Griechenland; E u G H 18.6. 1991,Slg. 1991, 1-2971 Rdnr. 17 - Piageme; E u G H 12.10. 1993, Slg. 1995, 1-2955 Rdnr.21 - Piageme II: selbst wenn daneben die Verwendung einer anderen Sprache gestattet ist.

C. Rechtfertigung

der

Beschränkungen

197

spricht 244 . Wie im Bereich des Gesundheitsschutzes 245 geht der E u G H damit im Interesse des freien Warenverkehrs vom Prinzip der Gleichwertigkeit der Informationen aus. Statt durch zwingende Vorschriften über die Zusammensetzung, Verpackung oder Bezeichnung wird dem Verbraucherschutz Genüge getan, wenn Verbraucher von gleichwertigen Informationen Kenntnis nehmen können. (b) Werbeverbote und Information Erhebliche Bedeutung kommt dem Konzept des Verbraucherschutzes durch Information auch für werberechtliche Regelungen zu, die entweder aufgrund eines konkreten Produktbezugs 2 4 6 oder als vermarktungsbezogene Regelungen aufgrund einer diskriminierenden Wirkung 2 4 7 in den Anwendungsbereich von Art. 28 EGV fallen. Grundlegend nahm der E u G H hierzu in der Entscheidung GB-INN02W Stellung, die das luxemburgische Verbot betraf, mit zeitlich befristeten Preisnachlässen zu werben. Unter Verweis auf den engen Zusammenhang zwischen dem Schutz und der Unterrichtung des Verbrauchers stellte der Gerichtshof fest, nationale Rechtsvorschriften, die den Verbrauchern den Zugang zu bestimmten Informationen verwehrten, seien nicht durch zwingende Erfordernisse des Verbraucherschutzes zu rechtfertigen 249 . Daß das Verbot, die Dauer eines Sonderangebots anzugeben, der Gefahr einer Verwechslung zwischen Sonderverkäufen und den zeitlich begrenzten halbjährlichen Schlußverkäufen vorbeugen sollte, erlaube nicht das Vorenthalten von Informationen. Als Grund für das Verbot der Preisgegenüberstellung akzeptierte der E u G H ebensowenig, daß Verbraucher die Richtigkeit eines früheren Vergleichspreises normalerweise nicht überprüfen könnten und die Angabe eines früheren Preises im übrigen einen übermäßigen psychologischen Druck ausübe 250 . (a) Abstrakte Gefährdungstatbestände. Der Grundsatz des Verbraucherschutzes durch Information hat weitreichende Konsequenzen für das Recht der irreführenden Werbung wie auch das Wettbewerbsrecht insgesamt. Nicht nur die Entscheidung GB-INNO, sondern auch die Entscheidung Yves Rocher251 betraf mit dem Verbot blickfangmäßiger Preisgegenüberstellungen in §6e U W G einen abstrakten Gefährdungstatbestand, der eine bestimmte Art von Werbung wegen einer ihr typischerweise innewohnenden Irreführungsgefahr verbot. Diese inzwischen aufgehobene Regelung hielt der Gerichtshof weder aus Gründen des Ver244 E u G H 16.12. 1980, Slg. 1980, 3839 Rdnr.12 - Fietje; E u G H 22.6. 1982, Slg. 1982, 2349 Rdnr. 11 ff. - Silberprägestempel. 245 Siehe oben II. 1. b. (2). 246 Siehe oben B. II. 2. b. (2). 247 Siehe oben B. II. 3. a. und b. 248 E u G H 7.3. 1990, Slg. 1990, 1-667. 249 A.a.O. Rdnr. 13 ff. 250 A.a.O. Rdnr. 11 ff. 251 E u G H 18.5. 1993, Slg. 1993, 1-2361.

198

J. Kapitel:

Warenverkehrsfreiheit

braucherschutzes noch der Lauterkeit des Handelsverkehrs für gerechtfertigt. § 6e U W G verbiete jede blickfangmäßige Werbung mit Preisgegenüberstellungen unabhängig davon, ob sie wahr oder unwahr sei 252 . Das Verbot gehe insofern über die Erfordernisse des verfolgten Zwecks hinaus, als sie Werbung betreffe, die in keiner Weise irreführend sei, aber Gegenüberstellungen von tatsächlich angewandten Preisen enthalte. Derartige Gegenüberstellungen könnten sehr nützlich sein, um es dem Verbraucher zu ermöglichen, seine Wahl in voller Kenntnis der Sachlage zu treffen. Zum Schutz der Lauterkeit des Handelsverkehrs und damit des Wettbewerbs stellte der Gerichtshof fest, daß zutreffende Preisgegenüberstellungen keinesfalls die Wettbewerbsbedingungen verfälschen könnten. Vielmehr sei eine Regelung, die solche Preisgegenüberstellungen verbiete, geeignet, den Wettbewerb zu beschränken 253 . Die Erforderlichkeit des Verbots blickfangmäßiger Preisgegenüberstellungen verneinte der E u G H auch unter Verweis auf die Rechtslage in den anderen Mitgliedstaaten. Eine vergleichende Prüfung des Rechts der Mitgliedstaaten zeige, daß die Information und der Schutz des Verbrauchers mit Maßnahmen gewährleistet werden könnten, die sich auf den innergemeinschaftlichen Handel weniger restriktiv auswirkten 254 . Während in der Entscheidung Clinique der Hinweis auf die rechtmäßige Verwendung der Bezeichnung »Clinique« in den anderen Mitgliedstaaten als Verbot eines extrem hohen, von den Regelungen in den anderen Ländern abweichenden Schutzniveaus anzusehen ist, kommt der Rechtsvergleichung bei der Prüfung der Erforderlichkeit eine andere Bedeutung zu. Hier ist nämlich nicht maßgeblich, ob die Rechtsordnungen aller oder der meisten anderen Länder mildere Regelungen aufweisen. Theoretisch genügt es, wenn sich überhaupt Länder finden, die den Verbraucherschutz auf weniger beschränkende Weise gewährleisten. Rechtfertigt der Verbraucherschutz in manchen Mitgliedstaaten ein Verbot lediglich bei Nachweis einer Irreführung, so erscheinen die abstrakten Gefährdungstatbestände anderer Wettbewerbsrechtsordnungen als nicht erforderlich. Auswirkungen hat dies auf eine Vielzahl von abstrakten Gefährdungstatbeständen, die sich vor allem im deutschen, aber auch in manchen anderen Wettbewerbsrechtsordnungen finden 255 . (b) Konkrete Irreführungstatbestände. Konsequenzen hat die Rechtsprechung des E u G H weiterhin für die an ein konkretes Irreführungsverbot zu stellenden

A.a.O. Rdnr. 16f. A.a.O. Rdnr.22. 254 A.a.O. Rdnr. 18. 255 Roth, Die Freiheiten des EG-Vertrages und das nationale Privatrecht, ZEuP 1994, 5, 16; Schricker, Zur Werberechtspolitik der E G - Liberalisierung und Restriktion im Widerstreit, G R U R Int. 1992, 347, 359f.; Steindorff., EG-Vertrag und Privatrecht, S. 186f.; Leisner, Der mündige Verbraucher in der Rechtsprechung des EuGH, EluZW 1991, 498, 500ff. Zu den Folgen für weitere abstrakte Gefährdungstatbestände unten unter (c). 252

253

C. Rechtfertigung

der

Beschränkungen

199

A n f o r d e r u n g e n . Von g r u n d l e g e n d e r B e d e u t u n g ist insoweit die E n t s c h e i d u n g Mars25b, die die Frage betraf, o b d e r Vertrieb v o n Eiskremriegeln, die aus A n l a ß einer W e r b e k a m p a g n e v e r g r ö ß e r t w o r d e n w a r e n u n d den e n t s p r e c h e n d e n A u f d r u c k » + 1 0 % « t r u g e n , wegen einer I r r e f ü h r u n g ü b e r die Preisgestaltung o d e r den tatsächlichen G r ö ß e n z u w a c h s v e r b o t e n w e r d e n k o n n t e 2 5 7 . D e r E u G H hielt das Verbot nicht deshalb f ü r gerechtfertigt, weil eine nicht u n w e s e n t l i c h e Zahl v o n V e r b r a u c h e r n d u r c h die optische G e s t a l t u n g des A u f d r u c k s » + 1 0 % « i r r e g e f ü h r t w ü r d e . Von verständigen V e r b r a u c h e r n k ö n n e erwartet w e r d e n , d a ß sie w ü ß t e n , d a ß z w i s c h e n d e r G r ö ß e von W e r b e a u f d r u c k e n , die auf eine E r h ö h u n g d e r M e n g e des Erzeugnisses hinweisen, u n d d e m A u s m a ß dieser E r h ö h u n g nicht n o t w e n d i g ein Z u s a m m e n h a n g bestehe 2 5 8 . Wie sich s c h o n bei der A u s l e g u n g des I r r e f ü h r u n g s t a t b e s t a n d s im s e k u n d ä r e n G e m e i n s c h a f t s r e c h t gezeigt hat, stellt der E u G H nicht auf einen V e r b r a u c h e r v o n u n t e r d u r c h s c h n i t t l i c h e r A u f m e r k s a m k e i t u n d B e g a b u n g ab 2 5 9 . Dies gilt nach der R e c h t s p r e c h u n g e b e n s o f ü r das p r i m ä r e G e m e i n s c h a f t s r e c h t . D i e I r r e f ü h r u n g einer nicht u n w e s e n t l i c h e n Z a h l v o n V e r b r a u c h e r n rechtfertigt keine Beschränk u n g der W a r e n v e r k e h r s f r e i h e i t . E n t s c h e i d e n d ist nach der A i ^ r s - E n t s c h e i d u n g vielmehr, o b ein v e r n ü n f t i g e r V e r b r a u c h e r i r r e g e f ü h r t w i r d . Mit d e m Leitbild des v e r n ü n f t i g e n V e r b r a u c h e r s n i m m t d e r E u G H allerdings nicht auf einen außergew ö h n l i c h b e f ä h i g t e n Verbraucher, s o n d e r n den D u r c h s c h n i t t s v e r b r a u c h e r Bezug. E r setzt es nämlich in G e g e n s a t z zu d e m Bild eines mit u n t e r d u r c h s c h n i t t l i chen intellektuellen Fähigkeiten ausgestatteten Verbrauchers, zu dessen Schutz H i n d e r n i s s e des freien W a r e n v e r k e h r s nicht h i n z u n e h m e n sein sollen. D a ß d e r f ü r die I r r e f ü h r u n g relevante M a ß s t a b der eines d u r c h s c h n i t t l i c h begabten Verb r a u c h e r s ist, zeigt auch die E n t s c h e i d u n g 6-Korn-Eier2b0. Diese E n t s c h e i d u n g betraf z w a r die A u s l e g u n g des s e k u n d ä r r e c h t l i c h e n I r r e f ü h r u n g s t a t b e s t a n d e s , ist aber in gleicher Weise f ü r den p r i m ä r r e c h t l i c h zulässigen I r r e f ü h r u n g s s c h u t z v o n Bedeutung 2 6 1 . D e u t l i c h w i r d in d e r /Wars-Entscheidung zugleich eine N o r m a t i v i e r u n g des Verbraucherleitbildes 2 6 2 . Was v o n einem v e r n ü n f t i g e n V e r b r a u c h e r e r w a r t e t w e r den kann, gibt d e r G e r i c h t s h o f vor. O b d e r maßgebliche v e r n ü n f t i g e V e r b r a u c h e r i r r e g e f ü h r t w i r d , w i r d nicht d u r c h d e m o s k o p i s c h e U m f r a g e n o d e r Sachverstän256

E u G H 6.7. 1995, Slg. 1995, 1-1923. Hinsichtlich der I r r e f ü h r u n g über den Preis stellte der E u G H fest, die bloße Möglichkeit, daß Importeure und Einzelhändler den Preis der Ware erhöhten und daß demzufolge die Verbraucher irregeführt werden könnten, genüge für ein Verbot nicht, a.a.O. Rdnr. 19. 258 A.a.O. Rdnr. 24. 259 N ä h e r dazu oben 1. Teil 1. Kap. A.I. 1. a. (1). 260 E u G H 16.7.1998, Slg. 1998,1-4657; ebenso E u G H 13.1.2000 Rs. C-220/98 Rdnr. 2 7 - Estee Laudcr. 261 Vgl. a.a.O. Rdnr. 28 f. 262 Hierzu Fezer, Das wettbewerbsrechtliche Irreführungsverbot als ein normatives Modell des verständigen Verbrauchers im Europäischen Unionsrecht, W R P 1995, 671, 674ff. 257

200

J. Kapitel:

Warenverkehrsfreibeit

digengutachten ermittelt, sondern vom Gericht selbst festgestellt. Nach der Entscheidung 6-Korn-Eier bleibt es jedenfalls grundsätzlich bei der normativen Feststellung der Irreführung. Es gilt aber ein Regel-Ausnahme-Verhältnis, so daß nationale Gerichte unter besonderen Umständen das Vorliegen einer Irreführung durch empirische Feststellungen ermitteln können 263 . Maßstab ist in jedem Fall der Durchschnittsverbraucher. Können die Gerichte aufgrund besonderer Umstände die Irreführung des maßgeblichen Durchschnittsverbrauchers nicht selbst feststellen, so müssen sie die für eine empirische Ermittlung der Irreführung notwendige Quote festlegen, bei der von einer Täuschung des Durchschnittsverbrauchers ausgegangen werden kann. Auf jeden Fall geht der im deutschen Wettbewerbsrecht einem nicht unerheblichen Teil von 10 bis 15% der angesprochenen Verkehrskreise gewährte Schutz vor Irreführungen deutlich über den vom E u G H für erforderlich gehaltenen Schutz des Durchschnittsverbrauchers hinaus 264 . Soweit das Vorliegen einer Irreführung empirisch zu ermitteln ist, erfordert ein gemeinschaftsrechtlich zulässiger Irreführungsschutz eine Anhebung der Irreführungsquote oder wie schon in der Entscheidung Grand Marnier des B G H eine entsprechende Berücksichtigung des freien innergemeinschaftlichen Warenverkehrs im Rahmen der Interessenabwägung nach §3 U W G 2 6 5 . (c) Konsequenzen für weitere Wettbewerbstatbestände Welche Folgen die bisherige Rechtsprechung des E u G H zur Erforderlichkeit von Irreführungsverboten allgemein für das Recht des unlauteren Wettbewerbs hat, erscheint trotz zahlreicher Untersuchungen noch keineswegs abschließend geklärt 266 . Die sehr punktuellen Aussagen lassen Zweifel an der Vereinbarkeit einer Reihe sonstiger wettbewerbsrechtlicher Regelungen aufkommen. Die folgenden Ausführungen sollen diese anhand einiger Tatbestände exemplifizieren. (a) Irreführung durch wahre Angaben. Hinsichtlich des Irreführungsverbots fragt sich, ob der E u G H das Verbot wahrer Angaben überhaupt als zum Schutz vor Irreführungen gerechtfertigt ansieht. Schon in der Entscheidung Yves RoEuGH 16.7. 1998, Slg. 1998, 1-4657 Rdnr.36f. Zur Irreführungsrichtlinie und den Relevanzschwellen des deutschen Rechts schon oben 1. Teil 1. Kap. A.I. 1. a. (1). Siehe die eingehende Analyse des Verbraucherleitbildes im deutschen Recht unter dem Blinkwinkel des Prinzips der Privatautonomie Drexl, Die wirtschaftliche Selbstbestimmung des Verbrauchers, S. 397ff. 2 6 5 B G H 3.2. 1994, G R U R 1994, 519. Näher zur Interessenabwägung U W G G r o ß K o m m / Lindacher, §3 U W G Rdnr.283. Siehe jetzt auch B G H 15.7. 1999, W R P 1999, 1151 - EG-Neuwagen I; 19.8. 1999, W R P 1999, 1155 - EG-Neuwagen II; hierzu Sack, Die Beurteilung irreführender Werbung für Importfahrzeuge aus EG-Staaten nach EG-Recht, WRP 2000, 23ff. 2 6 6 Aus der kaum mehr überschaubaren Literatur vor allem Hösch, Der Einfluß der Freiheit des Warenverkehrs (Art. 30 E G V ) auf das Recht des unlauteren Wettbewerbs, S. 44ff.; eingehend zu den einzelnen Tatbeständen des österreichischen Wettbewerbsrechts Riifßer, Der Einfluß des Europarechts auf das österreichische U W G , S. 154ff. 263 264

C. Rechtfertigung

der

Beschränkungen

201

eher267 schien er davon auszugehen, nur unwahre Werbeangaben könnten irreführend sein. Er führte aus, das Verbot gehe insofern über die Erfordernisse des verfolgten Zwecks hinaus, als sie Werbung betreffe, die in keiner Weise irreführend sei, aber Gegenüberstellungen von tatsächlich angewandten Preisen enthalte 268 . Z u m Schutz der Lauterkeit des Handelsverkehrs und damit des Wettbewerbs stellte er fest, daß zutreffende Preisgegenüberstellungen keinesfalls die Wettbewerbsbedingungen verfälschen könnten. Ginge man tatsächlich davon aus, Werbung mit wahren Angaben könne nicht verboten werden 2 6 9 , so hätte dies weitreichende Konsequenzen für das Recht der irreführenden Werbung. In Frage gestellt würde nicht nur das im deutschen Recht geltende Verbot der Werbung mit Selbstverständlichkeiten 270 oder der Preisherabsetzungswerbung mit Höchstsatzangaben, wenn der Preis nicht für einen nennenswerten Teil der beworbenen Waren um den angegebenen Höchstbetrag reduziert ist 271 . Bedenken bestünden auch gegen die wettbewerbsrechtliche U n z u lässigkeit der Werbung mit der Unterbietung empfohlener Richtpreise oder der Werbung mit zutreffenden Testergebnissen, die wegen einer Irreführung über die Rangzugehörigkeit verboten wird 272 . Zwar scheint auch die NzKaw-Entscheidung 273 darauf hin zu deuten, daß der E u G H einen Gegensatz zwischen irreführender und wahrer Werbung annimmt. Zu der Werbung f ü r parallelimportierte Fahrzeuge mit Herstellergarantie stellte der Gerichtshof fest, eine solche Angabe könne nicht als irreführende Werbung betrachtet werden, wenn sie der Wahrheit entspreche 2 7 4 . In concreto traf diese Aussage zwar zu, da der Hersteller aus kartellrechtlichen G r ü n d e n daran gehindert war, die Garantie allein den Kunden seines Alleinvertriebshändlers vorzubehalten. Soweit aus dieser Entscheidung eine allgemeine Aussage abgeleitet wird, wahre Werbung könne grundsätzlich nicht irreführen, begegnet dies Bedenken 275 . Allerdings wird man dem Irreführungsverbot gegenüber zutreffenden Werbeaussagen mit besonderer Vorsicht begegnen müssen. 267

E u G H 18.5. 1993, Slg. 1993, 1-2361. A.a.O. Rdnr. 17. 2il9 Ausführlich zur Werbung mit zutreffenden Angaben Sack, Irreführende Werbung mit wahren Angaben, in: FS Trinkner, S.293, 295ff. 270 BaumbachAWe/ermeW, Wettbewerbsrecht 2 1 , §3 U W G Rdnr.53ff. 271 B G H 16.2. 1966, G R U R 1966, 382, 385 - Jubiläum; vgl. auch B G H 10.2. 1983, G R U R 1983, 2 5 7 - b i s zu 4 0 % . 272 Siehe zur Richtpreiswerbung nur B G H 10.6.1964, G R U R 1965,96 - 2 0 % unter dem empfohlenen Richtpreis; B G H 1.10.1980, G R U R 1981,137-TapetenpreisempfehIung; zur Testwerbung B G H 11.3. 1982, G R U R 1982, 4 3 7 - T e s t G u t ; K G 19.2. 1980, G R U R 1980, 7 2 8 - Q u a l i tätsurteil Gut; O L G Koblenz, 27.5. 1982, W R P 1982, 484. 273 E u G H 16.1. 1992, Slg. 1992, 1-131. 274 A.a.O. Rdnr. 17. 275 Ebenso Sack, Die Bedeutung der EG-Richtlinien 8 4 / 4 5 0 / E W G u n d 9 7 / 5 5 / E G über irref ü h r e n d e und vergleichende Werbung für das deutsche Wettbewerbsrecht, G R U R Int. 1998,263, 265. 268

202

J. Kapitel:

Warenverkebrsfreibeit

(b) Umweltbezogene Werbung. Einer Überprüfung bedürfen die Besonderheiten, die nach der deutschen Rechtsprechung für umweltbezogene Werbung gelten. Wie bei gesundheitsbezogener Werbung soll grundsätzlich schon eine Irreführung von 5 % der maßgeblichen Verkehrskreise ein Verbot rechtfertigen 276 . Die Werbung mit der Umweltverträglichkeit weist einen zumindest mittelbaren Gesundheitsbezug auf. Wie bei Gesundheitswerbung soll die Kritikfähigkeit der Werbeadressaten gemindert sein, so daß sie eine stark suggestive Wirkung entfalte. Auch entziehe sich die Beurteilung ökologischer Zusammenhänge weithin der Uberprüfung durch den Laien 277 . So zutreffend dies sein dürfte, so rechtfertigt diese Argumentation wie bei gesundheitsbezogener Werbung keine Absenkung der Relevanzschwelle. Denn bei verminderter Kritikfähigkeit der Verbraucher wird eher ein größerer Teil der Verkehrskreise Fehlvorstellungen entwikkeln. Auch unter Zugrundelegung des Verbraucherleitbildes des E u G H wird man aber davon ausgehen müssen, daß angesichts der großen Komplexität der für die Beurteilung der Umweltauswirkungen relevanten Zusammenhänge und der Schwierigkeiten bei der Informationsbeschaffung die Gefahr der Irreführung in diesem Bereich eher größer als in anderen Bereichen ist. Nicht nur der überdurchschnittlich flüchtige, sondern auch aufmerksame und verständige Verbraucher können deshalb durch Werbung mit Umweltargumenten in besonderem Maße irregeführt werden. Dies kann eine strengere Beurteilung umweltbezogener Werbung rechtfertigen. Im Einzelfall bedarf es auch hier der Abwägung zwischen der Schwere der Beeinträchtigung des Warenverkehrs und den geschützten Allgemeininteressen. Hinsichtlich des Verbraucherschutzes ist zu berücksichtigen, daß der Schutz der irregeführten Verbraucher einen Informationsverlust für die übrigen Verbraucher zur Folge haben kann. Können diese ihre Präferenz für tatsächlich umweltfreundlichere Produkte nicht zum Ausdruck bringen, so widerspricht dies zugleich dem Prinzip des Leistungswettbewerbs und führt zu einer mit der Lauterkeit des Handelsverkehrs unvereinbaren Verzerrung der Wettbewerbsverhältnisse. Dies kann der Fall sein, wenn eine umweltbezogene Werbung untersagt werden soll, weil lediglich eine relative Verbesserung der Umweltverträglichkeit vorliegt, die Werbung aber bei einer Minderheit die Fehlvorstellung absoluter Umweltverträglichkeit hervorruft 278 . 2 7 6 Zur Irreführungsrichtlinie und den Relevanzschwellen des deutschen Rechts oben 1.Teil 1.Kap. A.I. 1. a. (1). 2 7 7 U W G G r o ß K o m m / Z . ; W * c W , § 3 U W G Rdnr.112, 706. 2 7 8 So O L G Stuttgart 7.10. 1988, N J W - R R 1989, 556, 557 - umweltbewußt; L G Köln 19.11. 1985, G R U R 1988,53, 54 - Umweltzeichen; L G Köln 2 7 . 1 . 1 9 8 7 , G R U R 1988, 55 - Holzschutzmittel; L G Köln 16.6. 1987, G R U R 1988, 59, 60 - Kalkreiniger; im Ansatz eher für die Erwartbarkeit lediglich relativer Umweltverträglichkeit B G H 20.10. 1988, B G H Z 105, 277, 282 - U m weltengel; O L G Düsseldorf 5.6. 1986, G R U R 1988, 55, 56f. - bio-Fix; ablehnend gegenüber der Annahme absoluter Umweltverträglichkeit Keßler, Umweltbezogene Aussage in der Produkt-

C. Rechtfertigung

(c) Schleichwerbung.

der

Beschränkungen

203

B e d e n k e n bestehen hinsichtlich d e r gemeinschaftsrechtli-

chen E r f o r d e r l i c h k e i t der A n f o r d e r u n g e n , die im d e u t s c h e n R e c h t aus d e m allgemeinen G r u n d s a t z abgeleitet w e r d e n , d a ß W e r b u n g als solche e r k e n n b a r sein m u ß . Vor allem f ü r redaktionelle W e r b u n g folgt hieraus das G e b o t d e r T r e n n u n g v o n W e r b u n g u n d r e d a k t i o n e l l e m Text 2 7 9 . Dies e r f o r d e r t die K e n n z e i c h n u n g als W e r b u n g o d e r einen e n t s p r e c h e n d e n H i n w e i s . M u ß der W e r b e c h a r a k t e r nach d e u t s c h e m W e t t b e w e r b s r e c h t auch d e m e r f a h r u n g s g e m ä ß flüchtigen D u r c h schnittsleser o h n e weiteres e r k e n n b a r sein 2 8 0 , so entspricht dies nicht d e m Verbraucherleitbild des E u G H . (d) Sklavische Nachahmung. N i c h t abschließend geklärt erscheinen auch die gem e i n s c h a f t s r e c h t l i c h e n G r e n z e n eines w e t t b e w e r b s r e c h t l i c h e n V e r b o t s der N a c h a h m u n g f r e m d e r nicht u n t e r S o n d e r r e c h t s s c h u t z s t e h e n d e r Leistungen. Soweit v o r V e r w e c h s l u n g e n ü b e r die betriebliche H e r k u n f t geschützt w e r d e n soll, bestehen Zweifel an d e r E r f o r d e r l i c h k e i t eines Verbots d e r E i n f u h r n a c h g e a h m t e r Erzeugnisse 2 8 1 . In d e r E n t s c h e i d u n g Beele2S2 hatte der E u G H das niederländische Verbot der sklavischen, V e r w e c h s l u n g e n h e r v o r r u f e n d e n N a c h a h m u n g eines f r e m d e n E r z e u g n i s s e s allerdings f ü r gerechtfertigt gehalten, u m z w i n g e n d e n E r f o r d e r n i s s e n des V e r b r a u c h e r s c h u t z e s u n d d e r L a u t e r k e i t des H a n d e l s gerecht zu w e r d e n . Z u r B e g r ü n d u n g s t ü t z t e er sich d a r a u f , d a ß eine solche Regelung s o w o h l d e m G r u n d g e d a n k e n von A r t . 10 bls d e r Pariser V e r b a n d s ü b e r e i n k u n f t entspreche als auch in der R e c h t s p r e c h u n g der meisten Mitgliedstaaten grundsätzlich anerk a n n t sei. D i e R e c h t s v e r g l e i c h u n g g e w i n n t d a m i t w i e d e r u m eine andere B e d e u tung. Ergibt eine rechtsvergleichende B e t r a c h t u n g , d a ß in der M e h r z a h l der L ä n der ein vergleichbares Schutzniveau besteht, so scheint dies einem Verdikt fehlender E r f o r d e r l i c h k e i t e n t g e g e n z u s t e h e n . Z u d e m stellte d e r G e r i c h t s h o f darauf ab, d a ß die v o m V e r b o t e r f a ß t e n Erzeugnisse in c o n c r e t o o h n e N o t w e n d i g k e i t technischer o d e r w i r t s c h a f t l i c h e r A r t n a h e z u identisch w a r e n u n d d a d u r c h u n n ö t i g V e r w e c h s l u n g e n hervorriefen. O f f e n bleibt d a n a c h , o b auch w e i t e r g e h e n d e N a c h a h m u n g s v e r b o t e einzelner L ä n d e r B e s c h r ä n k u n g e n des freien W a r e n v e r kehrs rechtfertigen k ö n n e n .

Werbung - dogmatische und wettbewerbstheoretische Aspekte des Irreführungsverbots, W R P 1988, 714, 721; Kloepfer, Unlauterkeitsrecht und U m w e l t s c h u t z , in: FS Lersner, S. 181, 192. l n Z u m Trennungsgebot der Fernsehrichtlinie sowie der E-Commerce-Richtlinie oben 1. Teil 1. Kap. A.I. 2. a. (1) und c.; zur Rechtfertigung des Trennungsgebots im Rahmen von Art. 49 unten 4. Kap. C. II. 280 Baumbach/We/ermeW, Wettbewerbsrecht 2 ', § 1 U W G Rdnr.31. 281 Steindorff, EG-Vertrag und Privatrecht, S. 189; so auch Generalanwalt VerLoren van Themaat, Schlußanträge 25.11. 1981, Slg. 1982, 707, 734. 282 E u G H 2.3. 1982, Slg. 1982, 707.

204

3. Kapitel:

Warenverkehrsfreiheit

(e) Zugabe- und Rabattrecht. Zweifel an der Erforderlichkeit bestehen auch bei Regelungen des Zugabe- und Rabattrechts 283 . Zum Zugabeverbot des niederländischen Rechts stellte der E u G H zwar in der Entscheidung Oostboekm fest, es sei durch Erfordernisse des Verbraucherschutzes und der Lauterkeit des Handelsverkehrs gerechtfertigt. Die Regelung sah allerdings vor, daß Zugaben nur dann unzulässig sind, wenn zwischen Hauptware und Zugabe kein Verwendungszusammenhang besteht. Der Gerichtshof betonte zunächst, da das Angebot von Zugaben als Mittel der Absatzförderung bei den Verbrauchern einen Irrtum über die tatsächlichen Preise der Erzeugnisse bewirken und die Bedingungen eines auf Leistung beruhenden Wettbewerbs verfälschen könne, sei eine Regelung, die derartige Praktiken beschränke oder verbiete, geeignet, zum Verbraucherschutz und zur Lauterkeit des Handelsverkehrs beizutragen 285 . Das Merkmal des Verwendungszusammenhangs, von dessen Vorliegen die Zulässigkeit der Zugabe abhänge, stehe mit diesen Zielsetzungen, insbesondere mit dem Bemühen um Markttransparenz, in Zusammenhang und überschreite somit nicht das zu deren Erreichung erforderliche Maß. 2 8 6 O b der E u G H heute ein Zugabeverbot für gerechtfertigt halten würde, erscheint danach durchaus offen. Nach der neueren Rechtsprechung dürfte nämlich die bloße Möglichkeit, daß die Gewährung von Zugaben eine Irreführung der Verbraucher über die tatsächlichen Preise und damit eine Verfälschung des Leistungswettbewerbs zur Folge hat, für die Erforderlichkeit der Regelung nicht mehr genügen. Gerade dies ließ der Gerichtshof aber in der Entscheidung Oosthoek ausreichen. Er war nämlich der Ansicht, das bei Fehlen eines Verwendungszusammenhangs eingreifende Zugabeverbot sei erforderlich, um den mit der Gewährung von Zugaben verbundenen Mißständen entgegenzuwirken, daß Verbraucher über die Preise irregeführt werden könnten und damit der Leistungswettbewerb verfälscht werden könnte. Es stellt sich dann die Frage, ob andere Gründe - wie die für das Zugabeverbot des deutschen Rechts herangezogene Gefahr einer Ubersteigerung 287 - die Regelung rechtfertigen können. O b der des weiteren angeführte Schutz vor einem Brancheneinbruch, der bei Gewährung branchenfremder Zugaben einen leistungsfähigen Fachhandel bedrohen soll 288 , Erfordernissen des Verbraucherschutzes oder der Lauterkeit des Handelsverkehrs dient, erscheint sehr fraglich 289 . Offen ist zudem, wie der E u G H ein absolu2 8 3 Die Kommission hat am 2 . 7 . 1 9 9 9 beschlossen, gegen Deutschland wegen Verstoßes gegen die Dienstleistungsfreiheit durch das deutsche RabattG und die ZugabeVO Klage beim EuGH zu erheben. 2 8 4 EuGH 15.12. 1982, Slg. 1982, 4575. 2 8 5 A.a.O. Rdnr. 17f. 2 8 6 A.a.O. Rdnr. 19f. 287 Baumbaehl Hefermehl, Wettbewerbsrecht 2 ', ZugabeVO Allg. Rdnr. 9. 288 Baumbaehl Hefermehl, Wettbewerbsrecht 21 , ZugabeVO Allg. Rdnr. 8. 2 8 9 Kritisch gegenüber der Rechtfertigung des Verbots von Kopplungsgeschäften mit branchenfremden Waren aus Gründen des Verbraucherschutzes auch Stuyck, Das Recht des unlaute-

C. Rechtfertigung

der

Beschränkungen

205

tes Verbot jeglicher Zugaben oder auch ein vom Vorliegen anderer Umstände abhängiges Zugabeverbot beurteilen würde 290 . Einer Uberprüfung bedarf auch die Erforderlichkeit rabattrechtlicher Regelungen. Soweit sie dem Schutz der Verbraucher vor irreführenden Preisangaben dienen 291 , genügt das allgemeine Irreführungsverbot 292 . Zur Wahrung der Markttransparenz wäre es ausreichend, erhöhte Anforderungen an Preisklarheit und Preiswahrheit zu stellen. Im übrigen soll das Rabattgesetz zwar der Ungleichbehandlung einzelner Verbraucher entgegenwirken 293 . Da aber die tatsächlich gewährten Rabatte die zulässigen drei Prozent häufig überschreiten, diskriminieren Rabattverbote Verbraucher, die keine hinreichende Verhandlungsposition besitzen, und beeinträchtigen dadurch letztlich Verbraucherinteressen 294 . O b darüber hinaus die Verfolgung gewerbepolizeilicher oder wirtschaftspolitischer Zwecke aus Gründen des Verbraucherschutzes oder der Lauterkeit des Handelsverkehrs gerechtfertigt sind, erscheint zweifelhaft. Der Schutz des Einzelhandels vor Rabattwettbewerb ist jedenfalls kein Ziel, das eine Beschränkung legitimiert. (f) Sonderveranstaltungen. Von der Rechtsprechung des E u G H ist weiter das gesamte Sonderveranstaltungsrecht betroffen. Dessen abstrakte Gefährdungstatbestände sollen vor der typischerweise mit Sonderveranstaltungen verknüpften Gefahr der Irreführung über eine besonders günstige Preisgestaltung sowie eine außergewöhnliche Eilbedürftigkeit schützen 295 . An der Erforderlichkeit fehlt es auch dem in § 6a U W G enthaltenen Verbot der Hersteller- und Großhändlerwerbung beim Direktverkauf, der den Hinweis auf die Eigenschaft als Hersteller oder Großhändler unabhängig von einer tatsächlichen Irreführung der Verbraucher ren Wettbewerbs und der Freie Waren- und Dienstlcistungsverkchr in der Europäisehen Union, W R P 1994, 578 Fn. 10. 2 , 0 A.A. L G München 1.12. 1 9 9 3 - 1 H K O 22927/93 (unveröffentlicht) S.26, das das Zugabeverbot des deutschen Rechts durch die Erfordernisse des Verbraucherschutzes und der Lauterkeit des Handelsverkehrs als - Beschränkung des freien Dicnstlcistungsverkehrs - gerechtfertigt ansah. Die Entscheidung Oostoek betreffe das Zugabeverbot als solches, so daß die Unterschiede zwischen der deutschen und der niederländischen Regelung, vor allem hinsichtlich der zugelassenen Ausnahmen, hierfür ohne Bedeutung seien. B a u m b a c h / H e f e r m e h l , Wettbewerbsrecht 2 1 , RabattG Allg. Rdnr.9. Für Gemeinschaftsrechtswidrigkeit Schütz, Rabattgesetz und Gemeinschaftsrecht, E u Z W 1993, 409, 413. 2 9 3 Siehe Piper, Zum Entwurf eines Gesetzes zur Aufhebung des Rabattgesetzes und der Verordnung zur Durchführung des Rabattgesetzes (Rabattgesetzaufhebungsgesetz - RabattG A u f h G ) , BT-Drucksache 12/6722, W R P 1994, 433; Kisseler, Ist das Rabattgesetz noch zeitgemäß?, W R P 1975, 129, 131 f. 291

2,2

2 9 4 Ebenso die Empfehlungen des Verbraucherbeirats zur Aufhebung des Rabattgesetzes, W R P 1974, 327; kritisch wegen des wettbewerbsbeschränkenden Charakters Basedow, Fällt das Rabattgesetz?, Z E u P 1994, 201 ff.; so auch schon Koenigs, Wechselwirkungen zwischen Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen und Recht des unlauteren Wettbewerbs, N J W 1961, 1041, 1044; Tetzner, Rabattgesetz Kommentar, Einl. Rdnr. 6ff. 2 9 5 Siehe Piper, Zu den Auswirkungen des EG-Bmnenmarktcs auf das deutsche Recht gegen den unlauteren Wettbewerb, W R P 1992, 685, 690.

206

J. Kapitel:

Warenverkebrsfreibeit

über die Preisbemessung untersagt 296 . Gleiches gilt für das Verbot der Verwendung von Kaufscheinen nach § 6 b U W G , das ebenfalls aufgrund der typischerweise vorliegenden Irreführung über eine Vorzugsstellung und eine günstige Preisgestaltung gerechtfertigt wird. (g) Übertriebenes Anlocken. Die Frage nach der Vereinbarkeit mit dem Gemeinschaftsrecht stellt sich auch bei dem wettbewerbsrechtlichen Verbot des übertriebenen Anlockens. Das deutsche Wettbewerbsrecht verbietet ein dem Grundsatz des Leistungswettbewerbs widersprechendes Anlocken von Kunden. So ist das Anlocken durch irreführende Angaben unzulässig 297 . In der Ms5. Hoffmann, B G B " , Art. 38 E G B G B Rdnr. 545. Näher zur Gefahr von Rechtsumgehungen unten unter b.

Siehe oben 2. Teil3. Kap. B. II. 2. a. Zur kollisionsrechtlichen Rechtsumgehung M ü n c h K o m m / S o n n e n b e r g e r , B G B 3 , Einl. I P R Rdnr. 687ff. Aus diesem Grund schon für ein Eingreifen der Warenverkehrsfreiheit - anders als die h.M. - nur bei Herstellung und erster Vermarktung in der E U White, In search of the limits to Article 30 of the E E C Treaty, C M L R 26 (1989) 253, 263. 49 50

6. Kapitel:

304

Europäisches

Recht des unlauteren

Wettbewerbs

w e n n sie v o n e i n e m in e i n e m M i t g l i e d s t a a t ansässigen D i e n s t l e i s t u n g s e r b r i n g e r stammen51.

b.

Dienstleistungen

A u s g e m e i n s c h a f t s r e c h t l i c h e r S i c h t ist das H e r k u n f t s l a n d bei D i e n s t l e i s t u n g e n der M i t g l i e d s t a a t , in d e m der D i e n s t l e i s t u n g s e r b r i n g e r ansässig ist. D i e n s t l e i s t u n g s e r b r i n g e r h a b e n ihre N i e d e r l a s s u n g d o r t , w o der S c h w e r p u n k t ihrer b e r u f lichen o d e r g e w e r b l i c h e n T ä t i g k e i t liegt 5 2 . B e i G e s e l l s c h a f t e n ist dies regelmäßig der O r t , an d e m sich der t a t s ä c h l i c h e Sitz ihrer H a u p t v e r w a l t u n g

befindet.

G e s e l l s c h a f t e n k ö n n e n a b e r auch u n t e r B e i b e h a l t u n g ihrer H a u p t n i e d e r l a s s u n g s e k u n d ä r e N i e d e r l a s s u n g e n in a n d e r e n M i t g l i e d s t a a t e n e r r i c h t e n . D i e s e T o c h t e r gesellschaften, A g e n t u r e n o d e r Z w e i g n i e d e r l a s s u n g e n k ö n n e n ebenfalls D i e n s t leistungen e r b r i n g e n . W e r in s o l c h e n F ä l l e n D i e n s t l e i s t e n d e r ist, m u ß für j e d e n k o n k r e t e n L e i s t u n g s v o r g a n g e r m i t t e l t w e r d e n 5 3 . F ü r die B e s t i m m u n g des H e r k u n f t s l a n d e s ist s o m i t bei D i e n s t l e i s t u n g e n g r u n d s ä t z l i c h auf die N i e d e r l a s s u n g a b z u s t e l l e n , ab der gehandelt w i r d . B e i der H a f t u n g v o n w e r b e t r e i b e n d e n D i e n s t l e i s t u n g s e r b r i n g e r n an das H e r k u n f t s l a n d im S i n n e des G e m e i n s c h a f t s r e c h t s statt an eine Vielzahl v o n M a r k t o r ten a n z u k n ü p f e n , stellt eine s o w o h l e u r o p a r e c h t l i c h e n als auch k o l l i s i o n s r e c h t l i c h e n W e r t u n g e n e n t s p r e c h e n d e A n k n ü p f u n g dar. W i r k t die W e t t b e w e r b s h a n d lung auch auf den M a r k t des H e r k u n f t s l a n d e s ein, so liegt stets eine r e c h t f e r t i g u n g s b e d ü r f t i g e B e s c h r ä n k u n g vor, in deren F o l g e häufig strengere M a r k t r e c h t e d u r c h das H e r k u n f t s l a n d r e c h t verdrängt w e r d e n 5 4 . W i e bei W e r b e t r e i b e n d e n , die ihre W a r e n in M e d i e n mit g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e r V e r b r e i t u n g s o w o h l in i h r e m H e r k u n f t s l a n d als auch auf M ä r k t e n w e i t e r e r Mitgliedstaaten b e w e r b e n , weist der S a c h v e r h a l t i n t e r n a t i o n a l p r i v a t r e c h t l i c h

oft eine engere V e r b i n d u n g

zum

H e r k u n f t s l a n d als zu allen M a r k t s t a a t e n auf. A u c h hier wird es sich b e i m H e r k u n f t s m a r k t oft u m einen w e s e n t l i c h e n A b s a t z m a r k t h a n d e l n 5 5 . B e i W e r b u n g für D i e n s t l e i s t u n g e n , die w i e b e i s p i e l s w e i s e L e i s t u n g e n im t o u r i s t i s c h e n B e r e i c h im Sitzstaat des D i e n s t l e i s t e n d e n e r b r a c h t w e r d e n , liegt der A b s a t z o r t sogar stets im

51 Groeben/Thiesing/Ehlermann/7ro£erg, Kommentar zum EU-/EG-Vertrag 5 , Art. 59 Rdnr. 43, Art. 52 Rdnr. 87f. Siehe im folgenden unter b. 52 Näher zum Begriff der Niederlassung Bleckmann, Europarecht 6 , Rdnr. 1592. Ansässigkeit ist mit Niederlassung gleichzusetzen, Groeben/Thiesing/Ehlermann/7Vo/>erg, a.a.O., Art. 52 Rdnr. 87.

Groeben/Thiesing/Ehlermann/7Vo^erg, a.a.O., Art.60 Rdnr. lOf. Siehe oben unter 1. c. 55 Muß die Wettbewerbshandlung auch den Markt des Herkunftslandes berühren, so werden die Fälle nicht erfaßt, in denen Dienstleister ihre Leistungen lediglich grenzüberschreitend, nicht aber in dem Mitgliedstaat ihrer Niederlassung anbieten, und in denen folglich schon das Vorliegen einer gemeinschaftsrechtswidrigen Beschränkung fraglich ist (siehe oben 2. Teil 4. Kap. B. II. 2. (2) (a) (b)). 53 54

B.

Kollisionsrechtsangleichung

305

H e r k u n f t s l a n d 5 6 . W i r b t der D i e n s t l e i s t u n g s e r b r i n g e r in e i n e m M e d i u m , das aus d e m Mitgliedstaat seiner N i e d e r l a s s u n g s t a m m t , so fallen d o r t zugleich H a n d l u n g s o r t u n d ein E r f o l g s o r t z u s a m m e n . W i e bei W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n , die W a r e n b e t r e f f e n , ist die A n k n ü p f u n g an das H e r k u n f t s l a n d für die M a r k t b e t e i l i g ten auch v o r h e r s e h b a r . A n den O r t der N i e d e r l a s s u n g des D i e n s t l e i s t u n g s e r b r i n g e r s als H e r k u n f t s o r t der D i e n s t l e i s t u n g ist a u c h bei der H a f t u n g der M e d i e n o d e r s o n s t i g e r D r i t t e r anz u k n ü p f e n , die für die W e r b u n g a n d e r e r U n t e r n e h m e n e i n z u s t e h e n h a b e n 5 7 . V o r allem für K o r r e s p o n d e n z d i e n s t l e i s t u n g e n , u m die es sich bei diesen D i e n s t l e i stungen t y p i s c h e r w e i s e handelt, sind v e r g l e i c h b a r e E r w ä g u n g e n m a ß g e b l i c h wie f ü r P r i n t m e d i e n . D i e A n k n ü p f u n g an das H e r k u n f t s l a n d ist d a h e r auch hier der Marktortanknüpfung vorzuziehen. D e r O r t der N i e d e r l a s s u n g als H e r k u n f t s o r t der D i e n s t l e i s t u n g weist auch g r u n d s ä t z l i c h die für einen A n k n ü p f u n g s p u n k t e r f o r d e r l i c h e Stabilität auf. D i e V e r ä n d e r u n g des k o l l i s i o n s r e c h t l i c h relevanten S a c h v e r h a l t s der H e r k u n f t einer D i e n s t l e i s t u n g ist z w a r prinzipiell d u r c h V e r l a g e r u n g der N i e d e r l a s s u n g des b e t r e f f e n d e n U n t e r n e h m e n s m ö g l i c h 5 8 . I n aller R e g e l h ä n g e n a b e r v o n der W a h l des U n t e r n e h m e n s s i t z e s - ähnlich wie der S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t o d e r auch des gew ö h n l i c h e n A u f e n t h a l t s - zu viele r e c h t l i c h e wie t a t s ä c h l i c h e F o l g e n ab, u m sie n u r w e g e n eines g r o ß z ü g i g e r e n W e r b e r e c h t s v o r z u n e h m e n . Z u d e m b e g r ü n d e n e t w a allein das V o r h a n d e n s e i n o d e r die N u t z u n g t e c h n i s c h e r M i t t e l k e i n e N i e d e r l a s s u n g 5 9 . W i e die R e c h t s p r e c h u n g des E u G H und die auf ihr b e r u h e n d e R e v i sion der F e r n s e h r i c h t l i n i e zeigen, ist bei F e r n s e h v e r a n s t a l t e r n e n t s c h e i d e n d , w o sie ihre H a u p t v e r w a l t u n g h a b e n u n d w o die E n t s c h e i d u n g ü b e r das P r o g r a m m a n g e b o t g e t r o f f e n w i r d 6 0 . A u c h bei U n t e r n e h m e n , die ihre L e i s t u n g e n o n l i n e erb r i n g e n , ist daher n i c h t allein auf die relativ leicht v e r ä n d e r b a r e n R e c h n e r s t a n d o r t e a b z u s t e l l e n 6 1 . D u r c h eine e n t s p r e c h e n d e A u s g e s t a l t u n g des A n k n ü p f u n g s -

5 6 Zu diesen der passiven Dienstleistungsfreiheit unterfallenden Leistungen sowie anderen Arten von Dienstleistungen siehe oben 2. Teil4. Kap. B . I . 57 Für eine Anknüpfung an den Sitz des Rundfunkunternehmens bei Delikten, die mittels Hörfunk begangen sind, schon Rubel, The Conflict of Laws II 2 , S. 322f., 334f. 58 Unbeachtlich ist allerdings eine Simulation, bei der die Sitzverlegung und damit die Veränderung des Anknüpfungssachverhalts nur zum Schein erfolgt. Zur Abgrenzung von der Rechtsumgehung M ü n c h K o m m / S o n n e n b e r g e r , B G B 3 , Einl. IPR Rdnr. 690.

Vgl. auch Art. 2 c) der E-Commerce-Richtlinie. Siehe oben 1. Teil 1. Kap. A.I. 2. c. Zu der das Sendestaatsprinzip präzisierenden Regelung des Art. 2 der Fernsehrichtlinie 97/ 3 6 / E G sowie der zugrunde liegenden Rechtsprechung des E u G H oben 1. Teil 2. Kap. A. II. 1. a. Zu der Frage, ob bei Persönlichkeitsverletzungen durch Rundfunksendungen deren Ursprungsort am Standort des Senders oder bei der Zentrale zu sehen ist, die über den Sendevorgang entscheidet, Schuck, Rechtsschutz gegen grenzüberschreitende Persönlichkeitsverletzungen durch Rundfunksendungen, in: Hübner (Hrsg.), Das Persönlichkeitsrecht im Spannungsfeld zwischen Informationsauftrag und Menschenwürde, S. 113, 122 Fn. 51. 59

60

61 Gegen eine Anknüpfung an den Serverstandort auch Rüßmann, Wettbewerbshandlungen im Internet - Internationale Zuständigkeit und anwendbares Recht, K & R 1998, 422, 423, 425.

6. Kapitel:

306

Europäisches Recht des unlauteren

Wettbewerbs

p u n k t e s läßt sich s o m i t einer beliebigen V e r ä n d e r b a r k e i t des m a ß g e b l i c h e n S a c h verhalts u n d d a m i t R e c h t s u m g e h u n g e n e n t g e g e n w i r k e n 6 2 . I m ü b r i g e n b e s t ü n d e i n n e r h a l b der E u r o p ä i s c h e n U n i o n k a u m die G e f a h r einer F l u c h t in w e t t b e werbsrechtliche »Haftungsoasen«63.

III.

Ergebnis

In e i n e m g e m e i n s c h a f t s r e c h t l i c h w i e auch k o l l i s i o n s r e c h t l i c h f u n d i e r t e n e u r o p ä i schen W e t t b e w e r b s k o l l i s i o n s r e c h t ist die traditionelle M a r k t o r t a n k n ü p f u n g , die zu einer h ä u f e n d e n A n w e n d u n g aller W e t t b e w e r b s r e c h t s o r d n u n g e n f ü h r t , für M u l t i s t a t e - W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n zu m o d i f i z i e r e n . Statt aller M a r k t r e c h t e ist das R e c h t des H e r k u n f t s m a r k t e s

anzuwenden.

Ein solcher Ubergang

vom

M a r k t o r t p r i n z i p z u r A n k n ü p f u n g an den H e r k u n f t s m a r k t bei u n t e i l b a r e n W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n i n n e r h a l b der E u r o p ä i s c h e n U n i o n läßt sich in erster L i n i e d u r c h eine S o n d e r a n k n ü p f u n g bei M u l t i s t a t e - W e t t b e w e r b realisieren, die eine allgemeine europäische Wettbewerbskollisionsnorm ergänzt. D i e s k a n n f ü r i n n e r g e m e i n s c h a f t l i c h e S a c h v e r h a l t e u n d s o l c h e , die D r i t t s t a a t e n b e r ü h r e n , zu u n t e r s c h i e d l i c h e n A n k n ü p f u n g e n f ü h r e n . I n e i n e m sich a n n ä h e r n den R e c h t s r a u m e r s c h e i n t es d u r c h a u s g e r e c h t f e r t i g t , w e n n f ü r B i n n e n s a c h v e r halte a n d e r e R e c h t s a n w e n d u n g s n o r m e n gelten als für A u ß e n b e z i e h u n g e n 6 4 . B e i einer k l a r e n A b g r e n z u n g des A n w e n d u n g s b e r e i c h s

einer speziellen

Wettbe-

w e r b s k o l l i s i o n s n o r m b e r e i t e t eine s o l c h e Z w e i s p u r i g k e i t auch keine S c h w i e r i g keiten in der R e c h t s a n w e n d u n g . Z u d e m w ä r e a n z u s t r e b e n , langfristig auch diese partielle R e c h t s s p a l t u n g d u r c h E r w e i t e r u n g des r ä u m l i c h e n

Anwendungsbe-

reichs der S o n d e r a n k n ü p f u n g a b z u b a u e n . D i e dargelegten A n k n ü p f u n g s g r u n d s ä t z e k ö n n e n auch im R a h m e n einer allg e m e i n e n W e t t b e w e r b s k o l l i s i o n s n o r m b e r ü c k s i c h t i g t w e r d e n . W ä h r e n d sich eine b e s o n d e r e W e t t b e w e r b s k o l l i s i o n s n o r m für M u l t i s t a t e - W e t t b e w e r b nur so ausgestalten läßt, d a ß sich g e m e i n s c h a f t s r e c h t l i c h e u n d k o l l i s i o n s r e c h t l i c h e V o r gaben r e g e l m ä ß i g , n i c h t a b e r a u s n a h m s l o s d e c k e n , ließe sich so im E i n z e l f a l l

62 Spindler, Deliktsrechtliche Haftung im Internet - nationale und internationale Rechtsprobleme, Z U M 1996, 533, 559, befürchtet grundsätzlich Umgehungen durch Orts- und Rechtsordnungswahl im Internet, da (Rechner-)Stand- und Handlungsorte beliebig wählbar seien. Zur kollisionsrechtlichen Bewältigung von Rechtsumgehungen v. Bar, Internationales Privatrecht I, Rdnr. 574ff.; M ü n c h K o m m / S o n n e n b e r g e r , B G B 3 , Einl. I P R Rdnr.690ff. 6 3 Hierzu Hoeren, Rechtsoasen im Internet, M M R 1998,297ff. Zu der Möglichkeit der Ergänzung der kollisionsrechtlichen Angleichung durch Schaffung gewisser materiellrechtlicher Mindeststandards unten unter C. 6 4 So auch Taupitz, Europäische Privatrechtsvereinheitlichung heute und morgen, S. 64, der das »internationale« Privatrecht aus europäischem Blickwinkel zunehmend als »interlokales« Kollisionsrecht begreift; kritisch dagegen Mankowski, Internet und Internationales Wettbewerbsrecht, G R U R Int. 1999, 909, 914.

C.

307

Sachrechtsangleichung

e r m i t t e l n , o b der Sachverhalt tatsächlich eine e n g e r e V e r b i n d u n g z u m H e r k u n f t s m a r k t als z u allen b e r ü h r t e n M ä r k t e n aufweist u n d d a h e r eine d e m E G - V e r t r a g e n t s p r e c h e n d e A n k n ü p f u n g an den H e r k u n f t s m a r k t zugleich den k o l l i s i o n s r e c h t l i c h e n A n f o r d e r u n g e n besser e n t s p r i c h t als die h e r k ö m m l i c h e M a r k t o r t a n k n ü p f u n g . D i e s e m Vorteil g r ö ß e r e r E i n z e l f a l l g e r e c h t i g k e i t u n d F l e x i b i l i t ä t s t ü n d e freilich eine geringere R e c h t s s i c h e r h e i t gegenüber, w a s die gerade im W e t t b e w e r b s k o l l i s i o n s r e c h t b e d e u t s a m e V o r h e r s e h b a r k e i t des a n w e n d b a r e n R e c h t s b e einträchtigte.

C.

Sachrechtsangleichung

D i e K o l l i s i o n s r e c h t s v e r e i n h e i t l i c h u n g auf d e m G e b i e t des u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b s ist d u r c h M a ß n a h m e n der S a c h r e c h t s h a r m o n i s i e r u n g zu e r g ä n z e n . I m f o l genden w e r d e n lediglich einige E c k p u n k t e f ü r den sich aus k o l l i s i o n s r e c h t l i c h e r wie aus g e m e i n s c h a f t s r e c h t l i c h e r S i c h t e r g e b e n d e n H a r m o n i s i e r u n g s b e d a r f in diesem B e r e i c h dargelegt. W e l c h e G e m e i n s c h a f t s m a ß n a h m e n im e i n z e l n e n zu ergreifen sind, wird sich erst nach einer sorgfältigen A n a l y s e der b e s t e h e n d e n n a t i o nalen R e g e l u n g e n feststellen lassen. F ü r eine s o l c h e A n a l y s e läßt sich die im Grünbuch über kommerzielle Kommunikationen entwickelte

Bewertungsme-

t h o d e h e r a n z i e h e n , die es e r m ö g l i c h e n soll, a n h a n d v e r s c h i e d e n e r B e w e r t u n g s kriterien u m f a s s e n d die A u s w i r k u n g e n n a t i o n a l e r R e g e l u n g e n i m B e r e i c h k o m merzieller K o m m u n i k a t i o n e n auf ihre V e r h ä l t n i s m ä ß i g k e i t u n d K o h ä r e n z hin zu überprüfen65. E i n e A n g l e i c h u n g des materiellen W e t t b e w e r b s r e c h t s k a n n in erster L i n i e innerhalb des A n w e n d u n g s b e r e i c h s der v o r g e s c h l a g e n e n S o n d e r a n k n ü p f u n g bei Multistate-Wettbewerb erforderlich werden. Das Herkunftslandprinzip beruht auf d e m G r u n d s a t z der gegenseitigen A n e r k e n n u n g u n d der G l e i c h w e r t i g k e i t der nationalen R e g e l u n g e n . S o w e i t der S c h u t z s t a n d a r d für diese gegenseitige A n e r k e n n u n g n i c h t ausreicht, k a n n es in b e s t i m m t e n B e r e i c h e n einer H a r m o n i s i e r u n g des S a c h r e c h t s b e d ü r f e n . D u r c h R i c h t l i n i e n r e c h t ist hier ein M i n d e s t s c h u t z h e r zustellen. D i e s setzt eine e i n g e h e n d e U b e r p r ü f u n g der m a ß g e b l i c h e n V o r s c h r i f ten voraus, u m in e i n z e l n e n R e c h t s o r d n u n g e n b e s t e h e n d e S c h u t z d e f i z i t e zu ermitteln. W e n n n o c h vereinzelt H a f t u n g s o a s e n existieren sollten, sind diese zu eliminieren. D a r ü b e r hinaus w e r d e n im A n w e n d u n g s b e r e i c h der auf d e m H e r k u n f t s l a n d p r i n z i p b a s i e r e n d e n S o n d e r a n k n ü p f u n g für u n t e i l b a r e W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n einheitliche z w i n g e n d e V o r s c h r i f t e n der B e s t i m m u n g s l ä n d e r o d e r

zumindest

O b e r g r e n z e n für nationale S c h u t z v o r s c h r i f t e n zu n o r m i e r e n sein. A u f diese W e i se ist den I n t e r e s s e n der M a r k t s t a a t e n a m S c h u t z b e s o n d e r s w i c h t i g e r R e c h t s g ü 65

Siehe oben 1. Teil 1. Kap. A . I .

308

6. Kapitel:

Europäisches Recht des unlauteren

Wettbewerbs

ter R e c h n u n g zu tragen. D i e s w i r d v o r allem zu Z w e c k e n des G e s u n d h e i t s s c h u t zes s o w i e des J u g e n d s c h u t z e s , aber a u c h z u r R e a l i s i e r u n g des n o t w e n d i g e n Verb r a u c h e r s c h u t z e s in B e t r a c h t k o m m e n 6 6 . G e w i s s e V o r g a b e n für ein h ö c h s t e s S c h u t z n i v e a u in e i n z e l n e n R e g e l u n g s b e r e i c h e n sind e i n e m a l l g e m e i n e n V o r b e h a l t z u g u n s t e n z w i n g e n d e r V o r s c h r i f t e n v o r z u z i e h e n 6 7 . D a es sich hier u m die P r ä z i sierung des o r d r e p u b l i c - V o r b e h a l t s h a n d e l t 6 8 , w i r d freilich darauf zu achten sein, daß es bei e i n e m Verhältnis v o n R e g e l u n d A u s n a h m e v e r b l e i b t und die A n k n ü p f u n g an das H e r k u n f t s l a n d nicht r e g e l m ä ß i g d u r c h die B e r u f u n g auf z w i n g e n d e A l l g e m e i n i n t e r e s s e n des M a r k t s t a a t e s d u r c h k r e u z t w i r d . M a ß n a h m e n der S a c h r e c h t s h a r m o n i s i e r u n g , die einen M i n d e s t s c h u t z in den H e r k u n f t s l ä n d e r n o d e r auch ein H ö c h s t m a ß an S c h u t z in d e n M a r k t s t a a t e n n o r m i e r e n , sind i n s b e s o n d e r e in den B e r e i c h e n zu e r w ä g e n , die d u r c h W e r b e - und A b s a t z h a n d l u n g e n in M e d i e n häufig b e r ü h r t w e r d e n . B e s o n d e r e s A u g e n m e r k ist hier auf R e c h t s f r a g e n zu r i c h t e n , die n e u e M a r k e t i n g m e t h o d e n im I n t e r n e t aufw e r f e n . A n eine A n g l e i c h u n g ist v o r allem d a n n zu d e n k e n , w e n n die nationalen R e g e l u n g e n s t a r k d i v e r g i e r e n 6 9 o d e r eine g r o ß e R e c h t s u n s i c h e r h e i t b e s t e h t . D i e H a r m o n i s i e r u n g s b e s t r e b u n g e n der G e m e i n s c h a f t w e i s e n hier h i n s i c h t l i c h der erf a ß t e n R e g e l u n g s b e r e i c h e in die richtige R i c h t u n g . S o k ö n n t e beispielsweise der z u n e h m e n d e E i n s a t z aleatorischer A n r e i z e bei der V e r m a r k t u n g im I n t e r n e t dazu n ö t i g e n , eine g e m e i n s c h a f t s r e c h t l i c h e R e g e l u n g für O n l i n e - G e w i n n s p i e l e

zu

s c h a f f e n 7 0 . A u c h k ö n n t e n der steigende E i n s a t z u n e n t g e l t l i c h e r Z u w e n d u n g e n 7 1 s o w i e die b e i m O n l i n e - M a r k e t i n g v e r b r e i t e t e Praxis, e r h e b l i c h e R a b a t t e zu gew ä h r e n u n d mit diesen zu w e r b e n 7 2 , eine H a r m o n i s i e r u n g des b e t r ä c h t l i c h v o n einander a b w e i c h e n d e n nationalen Z u g a b e - u n d R a b a t t r e c h t s veranlassen 7 3 . A n gesichts der sich a u s w e i t e n d e n V e r m a r k t u n g v o n A r z n e i m i t t e l n ü b e r das I n t e r n e t stellt sich die F r a g e , o b die b e s t e h e n d e n R e g e l u n g e n g e n ü g e n , u m einen ausrei-

6 6 Zu einer solchen Präzisierung von Umfang und Gründen des ordre public-Vorbehalts durch Art. 2 Abs. 2 der Fernsehrichtlinie, der ein Vorgehen des Empfangsstaats bei wiederholten und schwerwiegenden Verstößen gegen Vorschriften des Minderjährigenschutzes zuläßt, Basedow, Materielle Rechtsangleichung und Kollisionsrecht, in: Schnyder/Heiss/Rudisch (Hrsg.), Internationales Verbraucherschutzrecht, S. 11, 21.

Siehe aber Art. 22 Abs. 3 der E-Commerce-Richtlinie. Hierzu oben 1. Teil 1. Kap. A.I. 2. c. Siehe oben 5. Kap. B. II. 1. b. 6 9 Siehe oben 1. Teil 1. Kap. B. 7 0 Vgl. Art. 6 d) der E-Commerce-Richtlinie (hierzu oben 1. Teil 1. Kap. A. I. 2. c.), der sich allerdings auf der Transparenz dienende Informationspflichten beschränkt. 71 Zu Schenkungen und Verlosungen von Aktien junger Internetfirmen in den U S A Handelsblatt vom 5./6.3. 1999 S.25. 72 Näher Dethloff, Marketing im Internet und Internationales Wettbewerbsrecht, N J W 1998, 1596, 1597. 7 1 Hierbei handelt es sich um einen der im Folgedokument zum Grünbuch über kommerzielle Kommunikationen im Binnenmarkt benannten Prioritätsbereiche; siehe hierzu oben 1. Teil 1. Kap. A. I. Die E-Commerce-Richtlinie beschränkt sich auch in diesem Bereich auf Informationspflichten (Art. 6 c)). 67 68

C.

309

Sachrechtsangleichung

c h e n d e n G e s u n d h e i t s s c h u t z s i c h e r z u s t e l l e n 7 4 . S c h l i e ß l i c h b e d ü r f t e n auch F r a g e n der H a f t u n g der M e d i e n o d e r W e r b e t r ä g e r n ä h e r e r B e t r a c h t u n g . R e c h t s u n s i c h e r heit besteht n i c h t nur h i n s i c h t l i c h der V e r a n t w o r t l i c h k e i t D r i t t e r für die S p e i c h e rung u n d W e i t e r l e i t u n g v o n I n f o r m a t i o n e n , s o n d e r n generell in der F r a g e der H a f t u n g für f r e m d e I n h a l t e i n s b e s o n d e r e a u f g r u n d v o n L i n k s auf f r e m d e S e i t e n 7 5 . A u s k o l l i s i o n s r e c h t l i c h e r wie aus g e m e i n s c h a f t s r e c h t l i c h e r S i c h t b e s t e h t ein H a r m o n i s i e r u n g s b e d a r f im R e c h t des u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b s auch a u ß e r h a l b des B e r e i c h s , der v o n der A n k n ü p f u n g an das H e r k u n f t s l a n d e r f a ß t ist. D i e A n w e n d u n g m e h r e r e r M a r k t r e c h t e b e r e i t e t n ä m l i c h n i c h t n u r dann S c h w i e r i g k e i t e n , w e n n es sich u m unteilbare W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n in M e d i e n mit g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e r V e r b r e i t u n g handelt. D i e M a r k t o r t a n k n ü p f u n g s t ö ß t allgemein an ihre G r e n z e n , w e n n W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n nach einer V i e l z a h l v o n R e c h t s o r d n u n g e n zu b e u r t e i l e n s i n d 7 6 . U m diesen P r o b l e m e n zu b e g e g n e n , k ö n n t e n R e g e lungen speziell für s o l c h e W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n geschaffen w e r d e n , auf die t y p i s c h e r w e i s e eine g r o ß e Z a h l v o n W e t t b e w e r b s r e c h t e n A n w e n d u n g findet. D i e s ist beispielsweise b e i m D i r e k t m a r k e t i n g u n t e r E i n s a t z v o n D a t e n n e t z e n

der

F a l l 7 7 . H i n s i c h t l i c h der w e t t b e w e r b s r e c h t l i c h e n B e u r t e i l u n g der u n a u f g e f o r d e r ten V e r s e n d u n g

von W e r b e - E - M a i l s

besteht

in E u r o p a

noch

beträchtliche

R e c h t s u n s i c h e r h e i t . S o w e i t e i n z e l n e Staaten in U m s e t z u n g der F e r n a b s a t z r i c h t l i nie R e g e l u n g e n g e t r o f f e n h a b e n , gehen diese v o n ganz u n t e r s c h i e d l i c h e n A n s ä t zen aus 7 8 . D i e in j ü n g e r e r Zeit in den U S A auf b u n d e s - wie einzelstaatlicher E b e ne zu v e r z e i c h n e n d e n G e s e t z g e b u n g s a k t i v i t ä t e n 7 9 lassen die auch in E u r o p a zu e r w a r t e n d e Vielfalt der P o s i t i o n e n g e g e n ü b e r d e m S p a m m i n g e r a h n e n 8 0 . D u r c h eine g e m e i n s c h a f t s r e c h t l i c h e H a r m o n i s i e r u n g entfielen z w a r die m i t der A n w e n d u n g z a h l r e i c h e r n a t i o n a l e r R e g e l u n g e n v e r b u n d e n e n P r o b l e m e nicht vollständig. E i n e s e k u n d ä r r e c h t l i c h e N o r m i e r u n g des zulässigen S c h u t z u m f a n g s f ü h r t e 74 Näher hierzu Grote, Bittere Pillen - Arzneimittel aus dem Internet, c't 1999,198ff. Zur geltenden Regelung durch die Humanarzneimittelrichtlinie oben 1. Teil 1. Kap. A.I. 3. 7 5 Zur Haftung der Informationsvermittler Art. 12 bis 15 der E-Commerce-Richtlinie, die allerdings nicht positiv die Haftungsvoraussetzungen normieren, sondern lediglich die mögliche Verantwortung von Vermittlern einschränken. Hierzu oben 1. Teil 1. Kap. A.I. 2. c. und B. II. 7 6 Siehe oben I. Teil2. Kap. B. II. 3. b. 77 Zur kollisionsrechtlichen Beurteilung oben 1. Teil 2. Kap. B. II. 2. d.; zur Vereinbarkeit mit Art.28 E G V oben 2. Teil 3. Kap. B. II. 3. a. (2) (a) (b). 7 8 Die nach Art. 10 Abs. 2 Fernabsatzrichtlinie geltende Opt-out-Regelung stellt lediglich eine Mindestharmonisierung dar (Art. 14). Näher hierzu oben 1. Teil 1. Kap. A.I. 2. b. Daran ändert auch die E-Commerce-Richtlinie nichts; siehe oben 1. Teil 1. Kap. A.I. 2. c. 7 9 Siehe allein auf bundesstaatlicher Ebene die folgenden Gesetzesinitiativen zur Regelung von E-Mail-Werbung: Inbox Privacy Act of 1999 (S. 759); Netizens Protection Act of 1999 ( H . R . 3024); E-Mail User Protection Act of 1999 ( H . R . 1910); Unsolicited Electronic Mail Act of 2000 ( H . R . 3113); Controlling the Assault of Non-Solicited Pornography and Marketing Act of 2000 (S. 2542); Can Spam Act ( H . R . 2162); Internet Fredom Act of 1999 ( H . R . 1686); Internet Growth and Development Act of 1999 ( H . R . 1685). 8 0 Vgl- §101 öst. TelekommunikationsG; Art. 10 ital. Decreto legislativo 22 maggio 1999, n. 185.

310

6. Kapitel:

Europäisches

Recht des unlauteren

Wettbewerbs

a b e r d o c h zu der e r f o r d e r l i c h e n R e c h t s s i c h e r h e i t u n d V o r h e r s e h b a r k e i t des auf elektronisches Direktmarketing anwendbaren Rechts. A u s e u r o p a r e c h t l i c h e r S i c h t ist auch eine H a r m o n i s i e r u n g s o l c h e r R e g e l u n g e n a n z u s t r e b e n , die e r h e b l i c h e W e r b e b e s c h r ä n k u n g e n b e w i r k e n . V o r allem v o l l s t ä n dige W e r b e v e r b o t e sind häufig g e m e i n s c h a f t s r e c h t l i c h b e d e n k l i c h , da sie M a r k t z u g a n g s s p e r r e n darstellen 8 1 u n d eine R e c h t f e r t i g u n g o f t m a l s an ihrer U n v e r h ä l t n i s m ä ß i g k e i t scheitern w i r d 8 2 . I n w e l c h e n B e r e i c h e n s o l c h e den M a r k t z u t r i t t vers p e r r e n d e n W e r b e b e s c h r ä n k u n g e n b e s t e h e n , differiert in den e i n z e l n e n M i t g l i e d s t a a t e n 8 3 . E i n e p r i m ä r r e c h t s k o n f o r m e H a r m o n i s i e r u n g trüge hier z u m A b b a u v o n H i n d e r n i s s e n für den freien P r o d u k t v e r k e h r bei, die strengere M a r k t r e c h t e bei g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e m W e t t b e w e r b b e w i r k e n .

D.

Ergebnis

B e i der V e r e i n h e i t l i c h u n g des R e c h t s des u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b s in E u r o p a k o m m t der A n g l e i c h u n g des K o l l i s i o n s r e c h t s V o r r a n g zu. M a ß n a h m e n der S a c h r e c h t s h a r m o n i s i e r u n g n e h m e n e r g ä n z e n d e F u n k t i o n e n wahr. B e i der K o l l i s i o n s r e c h t s v e r e i n h e i t l i c h u n g lassen sich die bisherigen d i v e r g i e r e n d e n A n s ä t z e z u r Schaffung gemeinschaftsweiter Wettbewerbskollisionsnormen

verbinden.

Die

auf eine territoriale A n k n ü p f u n g an den M a r k t zielende u m f a s s e n d e V e r e i n h e i t l i c h u n g des K o l l i s i o n s r e c h t s des u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b s k a n n mit den a m H e r kunftslandprinzip ausgerichteten Anknüpfungsansätzen

v o r allem

sekundär-

rechtlichen Ursprungs zusammengeführt werden. W ä h r e n d eine V e r e i n h e i t l i c h u n g des W e t t b e w e r b s k o l l i s i o n s r e c h t meist ausschließlich aus i n t e r n a t i o n a l p r i v a t r e c h t l i c h e m B l i c k w i n k e l b e t r a c h t e t w i r d , sind die am H e r k u n f t s l a n d p r i n z i p o r i e n t i e r t e n A n s ä t z e in erster L i n i e g e m e i n s c h a f t s rechtlich d e t e r m i n i e r t u n d v e r n a c h l ä s s i g e n die k o l l i s i o n s r e c h t l i c h e n

Erwägun-

gen. N u r w e n n i n t e r n a t i o n a l p r i v a t r e c h t l i c h e und g e m e i n s c h a f t s r e c h t l i c h e W e r t u n g e n g l e i c h e r m a ß e n in die B e t r a c h t u n g e i n b e z o g e n w e r d e n , kann die G r u n d l a ge für ein e u r o p ä i s c h e s K o l l i s i o n s r e c h t des u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b s g e s c h a f f e n werden. D i e s e n A n f o r d e r u n g e n e n t s p r i c h t ein A n k n ü p f u n g s s y s t e m , das g r u n d s ä t z l i c h auf d e m M a r k t o r t p r i n z i p b e r u h t , für M u l t i s t a t e - W e t t b e w e r b a b e r eine a m H e r k u n f t s l a n d p r i n z i p o r i e n t i e r t e S o n d e r a n k n ü p f u n g vorsieht. D i e zur k u m u l a t i v e n A n w e n d u n g aller W e t t b e w e r b s r e c h t s o r d n u n g e n f ü h r e n d e M a r k t o r t a n k n ü p f u n g ist bei u n t e i l b a r e n W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n in M e d i e n m i t g r e n z ü b e r s c h r e i t e n der V e r b r e i t u n g in E u r o p a zu m o d i f i z i e r e n . B e i diesen k a n n das h e r k ö m m l i c h e

81 82 83

Siehe oben 2. Teil3. Kap. B. II. 3. b. Siehe oben 2. Teil3. Kap. C . III. 1. b. (3). Siehe oben 1. Teil 1. Kap. B. II.

D.

Ergebnis

311

M a r k t o r t p r i n z i p die F u n k t i o n e n dieser A n k n ü p f u n g n i c h t erfüllen. Z u d e m w i d e r s p r i c h t v o r allem bei u n t e i l b a r e n W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n die A n w e n d u n g der k o l l i s i o n s r e c h t l i c h b e r u f e n e n R e g e l u n g e n der M a r k t o r t e b e s o n d e r s häufig den G r u n d f r e i h e i t e n . F i n d e t statt dessen bei

Multistate-Wettbewerbshandlun-

gen, die auf den H e r k u n f t s m a r k t s o w i e den M a r k t m i n d e s t e n s eines w e i t e r e n M i t g l i e d s t a a t e s e i n w i r k e n , das R e c h t des H e r k u n f t s l a n d e s A n w e n d u n g , so e n t s p r i c h t diese A n k n ü p f u n g weit eher den k o l l i s i o n s r e c h t l i c h e n

Anknüpfungs-

m a x i m e n wie auch den g e m e i n s c h a f t s r e c h t l i c h e n V o r g a b e n . V o r h e r s e h b a r k e i t und P r a k t i k a b i l i t ä t der A n k n ü p f u n g sind gewährleistet, so d a ß das b e r u f e n e W e t t b e w e r b s r e c h t seiner v e r h a l t e n s s t e u e r n d e n A u f g a b e g e r e c h t w e r d e n k a n n . S o w e i t der e r f o r d e r l i c h e S c h u t z der M a r k t b e t e i l i g t e n n i c h t aufg r u n d der G l e i c h w e r t i g k e i t der R e c h t s o r d n u n g e n garantiert ist, sind e r g ä n z e n d M a ß n a h m e n der S a c h r e c h t s h a r m o n i s i e r u n g zu treffen. D i e A n k n ü p f u n g an den H e r k u n f t s m a r k t v e r m e i d e t die bei M u l t i s t a t e - W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n

ange-

sichts der oft g r o ß e n Z a h l der b e t r o f f e n e n M ä r k t e d u r c h eine k u m u l a t i v e A n k n ü p f u n g e i n t r e t e n d e M i n i m i e r u n g s u b j e k t i v e r R e c h t e . W i r k t die W e t t b e w e r b s h a n d l u n g zugleich auch auf d e n H e r k u n f t s m a r k t ein, so b e s t e h t oft eine engere V e r b i n d u n g z u m H e r k u n f t s l a n d als zu den ü b r i g e n M a r k t s t a a t e n . E i n e S o n d e r a n k n ü p f u n g für M u l t i s t a t e - W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n

entspricht

z u d e m den g e m e i n s c h a f t s r e c h t l i c h e n A n f o r d e r u n g e n . G e r a d e bei u n t e i l b a r e n W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n , die t y p i s c h e r w e i s e eine g r o ß e Z a h l v o n R e c h t s o r d n u n gen b e r ü h r e n , w i d e r s p r i c h t die A n w e n d u n g des M a r k t o r t r e c h t s häufig der W a r e n v e r k e h r s f r e i h e i t o d e r der D i e n s t l e i s t u n g s f r e i h e i t . F i n d e t dagegen in diesen F ä l l e n das R e c h t des H e r k u n f t s l a n d e s A n w e n d u n g , so w e r d e n e u r o p a r e c h t s k o n f o r m e E r g e b n i s s e erzielt. Z u g l e i c h führt eine s o l c h e A n k n ü p f u n g zu

mehr

R e c h t s s i c h e r h e i t und V o r h e r s e h b a r k e i t des a n w e n d b a r e n R e c h t s , da häufig die N o t w e n d i g k e i t entfällt, die G e m e i n s c h a f t s r e c h t s k o n f o r m i t ä t

im Einzelfall zu

prüfen. F ü r das R e c h t des u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b s in E u r o p a ein A n k n ü p f u n g s s y s t e m zu s c h a f f e n , daß in dieser W e i s e bei M u l t i s t a t e - W e t t b e w e r b die M a r k t o r t a n k n ü p fung mit E l e m e n t e n des H e r k u n f t s l a n d p r i n z i p s v e r k n ü p f t , e n t s p r i c h t s o m i t k o l l i s i o n s r e c h t l i c h e n u n d g e m e i n s c h a f t s r e c h t l i c h e n W e r t u n g e n . Ziel einer s o l c h e n d u r c h E l e m e n t e der S a c h r e c h t s h a r m o n i s i e r u n g zu k o m p l e m e n t i e r e n d e n

Kolli-

s i o n s r e c h t s a n g l e i c h u n g ist es, N a t i o n a l i t ä t u n d G e m e i n s c h a f t in einer Weise zu ein e m A u s g l e i c h zu b r i n g e n , der F r e i h e i t u n d S c h u t z g l e i c h e r m a ß e n v e r p f l i c h t e t ist.

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C h a n c e n g l e i c h h e i t d e r W e t t b e w e r b e r 73, 77, 127, 291 f. c o l d calling s. T e l e f o n w e r b u n g

A n e r k e n n u n g gleichwertiger Vorschriften 1 0 , 1 9 7 , 2 4 8 , 2 6 7 , 2 8 2 , 307 A n k n ü p f u n g s m a x i m e n 137, 2 8 3 f f . A n k n ü p f u n g s s i c h e r h e i t 287 A n k n ü p f u n g s s t a b i l i t ä t 303, 305 s. a u c h U m gehung

- akzessorische Gewährleistung, Annexr e c h t e 221, 2 2 9 f . - Begriff 2 2 0 f f . - digitalisierte P r o d u k t e 119f., 2 2 5 f f . - e l e k t r o n i s c h e P r e s s e 116, 2 2 6 f f . - Entgeltlichkeit 223f.,228f. - F i l m v e r t r i e b 225 - gezielte A u s l a n d s s e n d u n g e n 103f., 2 4 0 f . - K o r r e s p o n d e n z d i e n s t l e i s t u n g e n 218, 235 - Massendienstleistungen 239f. - O n l i n e w e r b u n g 225, 228f., 230, 242 - Werbung für Dienstleistungen und Werbed i e n s t l e i s t u n g e n 239, 244 - R u n d f u n k s e n d u n g e n 221 f. Dienstleistungsfreiheit

A n p a s s u n g s k o s t e n 151 ff., 162, 164ff., 2 3 9 f f „ 2 73 ff. A n s c h w ä r z u n g 70ff., 76 A n w e n d u n g s v o r r a n g 256, 2 6 2 f . Arzneimittelrecht, Werbung für Arzneimittel 143, 160f., 179, 183, 185, 188, 308 A u f s p a l t u n g des W e t t b e w e r b s s t a t u t s bei m e h r e r e n Beteiligten 89, 2 9 8 f . A u s f u h r f r e i h e i t 140, 217, 236, 2 9 0 F n . 18 A u s k u n f t s a n s p r u c h 130f., 272 A u s l ä n d e r w e t t b e w e r b im I n l a n d 71, 78 A u s l a n d s w e t t b e w e r b z w i s c h e n I n l ä n d e r n 62, 70ff., 77 A u s w e i c h k l a u s e l 64, 276 F n . 7 3 Auswirkungsprinzip - in O s t e r r e i c h , S p a n i e n u n d d e r S c h w e i z 59 - k a r t e l l r e c h t l i c h e s 66, 92 B a n d e n w e r b u n g 104f. B e g e h u n g s o r t s. H a n d l u n g s o r t , E r f o l g s o r t B e h i n d e r u n g 74 B e l ä s t i g u n g , S c h u t z v o r 208, 2 4 9 b e t r i e b s g e r i c h t e t e W e t t b e w e r b s v e r s t ö ß e 73 ff. B i n n e n m a r k t 140, 150, 260f., 283f., 288 B i n n e n m a r k t r e g e l s. H e r k u n f t s l a n d p r i n z i p B i n n e n s a c h v e r h a l t 153f., 261 b o n p è r e d e famille 43 B o y k o t t a u f r u f 76

D a t u m t h e o r i e 277 d e m o s k o p i s c h e U m f r a g e n s. I r r e f ü h r u n g , Ermittlung Dienstleistungen

- a k t i v e u n d passive 218, 235 - als B e s c h r ä n k u n g s v e r b o t 219f., 232 ff. - als D i s k r i m i n i e r u n g s v e r b o t 218f., 231 f. digitalisierte P r o d u k t e , i m m a t e r i e l l e G ü t e r 110, 119f., 2 2 5 f f . , 2 9 4 , 2 9 6 D i r e k t m a r k e t i n g 230 Diskriminierung -

f o r m e l l e 144f., 178f., 232 materielle, v e r s t e c k t e 145 ff., 179ff., 219, 232,234 - stärkere Belastung ausländischer Erzeugnisse im S i n n e d e r ATec&-Rechtsprechung 1 5 0 f f . , 2 3 7 f f . , 2 7 4 f f . , 294, 297 - u n d R e c h t f e r t i g u n g s g r ü n d e 178ff., 2 4 5 f f . D o p p e l b e l a s t u n g 232, 248 D r i t t l a n d w a r e n 155, 303f. D u r c h s c h n i t t s v e r b r a u c h e r 43, 192, 199f., 203, 207, 2 4 9 s. a u c h V e r b r a u c h e r l e i t b i l d , EuGH

338

Sachverzeichnis

E - C o m m e r c e - R i c h t l i n i e 28ff., 53ff.

gegenseitige A n e r k e n n u n g s. A n e r k e n n u n g

e f f e k t i v e r R e c h t s s c h u t z 130, 1 3 5 , 2 8 7

gleichwertiger Vorschriften

effet utile 2 6 1

Geheimnisverletzung 74f.

E h r v e r l e t z u n g e n s. P e r s ö n l i c h k e i t s v e r l e t z u n -

gemeinsames Personalstatut, Heimatrecht

gen E i l v e r f a h r e n s. e i n s t w e i l i g e r R e c h t s s c h u t z

60, 70ff., 89, 132f. G e m e i n s c h a f t s k o m p e t e n z für die justitielle Z u s a m m e n a r b e i t in Z i v i l s a c h e n , das I n t e r -

e i n h e i t l i c h e s M a r k e t i n g 123, 1 5 3 , 1 6 4 f f . , 2 4 5 ,

nationale Privat- und Verfahrensrecht 49,

253, 274f.

286

einstweiliger R e c h t s s c h u t z -

anwendbares Recht 79f.

G e n e r a l k l a u s e l , w e t t b e w e r b s r e c h t l i c h e 2 7 8 f.

-

d e u t s c h e s R e c h t als E r s a t z r e c h t 81 f., 86

Geschäftsehrverletzung 76

-

F e s t s t e l l u n g u n d A n w e n d u n g ausländi-

G e s u n d h e i t s s c h u t z 179, 1 8 2 f f . , 190f., 2 4 7 , 263, 308

schen Rechts 80ff. -

G l a u b h a f t m a c h u n g 8 1 , 135

Gewinnspiele, Preisausschreiben, Verlosungen 2 0 7 , 3 0 8

in O s t e r r e i c h , F r a n k r e i c h , E n g l a n d u n d der S c h w e i z 82 f.

G r ö ß e n v o r t e i l e 151, 2 4 0

-

s u m m a r i s c h e P r ü f u n g , 8 5 f . , 135

G r o u p e E u r o p é e n de D r o i t I n t e r n a t i o n a l

-

verwandtes Recht oder Mutterrecht 85f., 135f.

Privé 4 9 f . Grünbuch über Kommerzielle Kommunikat i o n e n 9 f . , 58

E i n w i r k u n g auf die M a r k t g e g e n s e i t e , A b nehmer -

bei m e h r e r e n B e t e i l i g t e n 8 9

-

finale 115 ff., 1 1 9 f . , 2 9 7

-

m i n i m a l e 9 1 , 9 3 , 100, 1 0 7

-

spürbare 92, 96, 285

G r ü n d u n g s t h e o r i e s. S i t z a n k n ü p f u n g i m I n ternationalen Gesellschaftsrecht Günstigkeitsprinzip 60, 62, 272, 290 H a a g e r K o n f e r e n z für I n t e r n a t i o n a l e s P r i vatrecht 48f., 6 0

Marktauswirkung und Markteinwirkung 65f., 68f., 285, 296ff.

H a f t u n g D r i t t e r 31 f., 4 6 , 8 8 f . , 1 3 0 f . , 163, 289f., 302ff., 309

E - M a i l - W e r b u n g 27f., 30f., 37, 45, 53, 55, 118f., 169, 2 0 8 , 2 5 0 , 295, 3 0 9

Haftungsoasen 307

engste Verbindung 49f., 2 8 5 , 297f., 302ff.

H a n d l u n g s o r t 6 0 f f . , 134, 2 7 7 , 2 9 7 f .

e n t g a n g e n e r G e w i n n 128

H a r m o n i s i e r u n g s. R e c h t s a n g l e i c h u n g

E r f o l g s o r t 6 0 f f . , 134, 136, 2 9 7 f .

H a u p t t ä t e r s t a t u t s. A u f s p a l t u n g des W e t t b e werbsstatuts

E t i k e t t i e r u n g , K e n n z e i c h n u n g 196, 2 1 0 E u r o m a r k e t i n g s. e i n h e i t l i c h e s M a r k e t i n g

H a u s l ü r w c r b u n g , H a u s t ü r v e r k a u f 149, 171,

Europäisches U b e r e i n k o m m e n betreffend A u s k ü n f t e ü b e r a u s l ä n d i s c h e s R e c h t 83 European Advertising Standards Alliance

175,208 H e i m w ä r t s s t r e b e n 133 H e r k u n f t s a n g a b e n und U r s p r u n g s b e z e i c h n u n g e n 6 5 , 7 3 , 144, 147, 1 5 8 f f . , 1 8 9 f .

( E A S A ) 38, 57 E x p o r t w a r e n 1 4 5 , 155, 3 0 0 f . , 3 0 3

Herkunftsland -

A b s a t z m a r k t im 297f., 303ff.

Fernabsatzrichtlinie 26ff.

-

Dienstleistungen 304ff.

Fernsehrichtlinie 50ff.

-

F e r n s e h w e r b u n g s. R u n d f u n k s e n d u n g e n Feststellung und A n w e n d u n g ausländischen

R e c h t m ä ß i g k e i t im 1 5 5 , 1 6 5 f f . , 176, 1 9 6 f . , 2 7 1 ff., 2 7 6 f . , 2 7 9

-

Waren 300ff.

R e c h t s 7 9 f f . , 1 3 2 , 2 8 6 s. auch e i n s t w e i l i g e r

Herkunftslandprinzip

Rechtsschutz

-

E - C o m m e r c e - R i c h t l i n i e 2 9 , 53 ff.

f o r u m s h o p p i n g 1 2 9 , 133, 135

-

Fernsehrichtlinic 23, 51, 295f., 298f.

F r e i v e r k e h r s. D r i t t l a n d w a r e n

-

gemeinschaftsrechtliches 141, 232, 283ff.

freiwillige S e l b s t k o n t r o l l e 3 8 , 4 1 , 5 7 , 2 8 0

-

kollisionsrechtliches 267ff., 293ff.

Herkunftslandrecht G a m e - S h o w s 103

-

A n w e n d u n g 2 7 2 f.

G e f ä h r d u n g s t a t b e s t ä n d e 4 3 , 198

-

Berücksichtigung 277ff.

Gegendarstellung 42, 129f.

-

günstigeres 2 6 8 , 270, 272f., 276, 2 9 0

339

Sachverzeichnis - strengeres 2 4 3 , 2 7 0 , 2 9 0

lex loci delicti s. Tatortregel

Hersteller- und G r o ß h ä n d l e r w e r b u n g 2 0 6

lex mercatoria 112

H ö r f u n k 108, 2 9 6 H y p e r l i n k 4 6 , 112, 116, 124, 2 2 8 f . , 2 3 0 , 3 0 9

Mailing List 118f. M a r k e t i n g - M i x 172

I C C G u i d e l i n e s on Interactive M a r k e t i n g

m a r k t g e r i c h t e t e W e t t b e w e r b s v e r s t ö ß e 65, 73 ff.

C o m m u n i c a t i o n s 37, 57 immaterielle G ü t e r s. digitalisierte P r o d u k t e

Marktortanknüpfung

Inländerdiskriminierung 2 5 6 f f . , 2 9 2

-

innerstaatlicher Sachverhalt s. B i n n e n s a c h verhalt

B e g r i f f des M a r k t o r t e s , O r t der w e t t b e werblichen Interessenkollision 60ff., 6 5 , 87

-

bei A b s a t z h a n d l u n g e n 9 0 f f .

Institut de D r o i t International 4 8 f . , 136

-

bei D i r e k t w e r b u n g 93 ff.

Interessenabwägung 200, 279

-

Internationale Verhaltensregeln der Interna-

in O s t e r r e i c h , Spanien und der S c h w e i z 59, 74

tionalen H a n d e l s k a m m e r s. I C C G u i d e l i -

-

und H e r k u n f t s l a n d p r i n z i p 283 ff.

nes on Interactive M a r k e t i n g C o m m u n i c a -

-

und R u n d f u n k w e r b u n g 102ff.

tions

-

und W e r b u n g in Printmedien 9 4 f f .

internationale Zuständigkeit 127ff., 133ff.

-

Verlagerung des M a r k t o r t e s 69, 7 8 f .

internationaler E n t s c h e i d u n g s e i n k l a n g 113,

M a r k t v e r w i r r u n g 128

129,283

M a r k t z u t r i t t s s c h r a n k e n 174f., 179, 181, 3 1 0

internationalprivatrechtliche G e r e c h t i g k e i t 82

M a ß n a h m e n gleicher W i r k u n g 140ff.

I n t e r n e t w e r b u n g 116, 123ff., 169, 2 2 5 , 2 2 8 f f . ,

M e h r f a c h p r o z e s s e 133 f.

2 4 2 , 301

M e r c h a n d i s i n g 163

Irreführung

Minderjährigenschutz 45, 308

-

a n g e s p r o c h e n e Verkehrskreise 15

M i n d e s t h a r m o n i s i e r u n g 17f., 2 7 , 30, 36, 138,

-

E r m i t t l u n g 13ff., 1 9 4 , 2 0 0

-

ü b e r H e r k u n f t 145f., 159, 161, 179, 184,

206, 282, 2 8 4 , 2 8 6 , 307ff.., M i n i m i e r u n g von subjektiven R e c h t e n 138, 286

187, 189, 193f., 199f., 2 0 1 f . , 2 0 4 f f . , 2 0 8 f . , 212,262

M i t b e w e r b e r s c h u t z s. S c h u t z z w e c k e im

Irreführungsquote -

-

allgemein 13f., 16, 2 0 0

R e c h t des unlauteren W e t t b e w e r b s M o s a i k b e u r t e i l u n g s. territoriale A u f s p a l tung

g e s u n d h e i t s b e z o g e n W e r b u n g 13 F n . 2 7 , 187f.

most significant f a c t o r 137

u m w e l t b e z o g e n e W e r b u n g 13 En. 2 7 , 2 0 2

-

J u g e n d s c h u t z s. M i n d e r j ä h r i g e n s c h u t z Kaufscheine 206 Klagebefugnis 3 5 , 42, 57, 125f., 2 7 2 f .

Multistate-Wettbewerb -

R e c h t des unlauteren W e t t b e w e r b s - der G r u n d f r e i h e i t e n 2 1 9 , 2 2 8 , 2 3 5 f f . -

der M e d i e n 1 2 1 , 2 2 7

k o o r d i n i e r t e r B e r e i c h 52, 55 kumulative A n k n ü p f u n g 123, 127, 2 8 6 , 2 8 8 , 2 9 4 ff., 3 0 2 Lauterkeit des H a n d e l s v e r k e h r s 180, 182,

B e s c h r ä n k u n g des freien Dienstleistungsverkehrs 2 4 0 f f .

-

B e s c h r ä n k u n g des freien W a r e n v e r k e h r s 167f.

-

K o n k u r r e n t e n s c h u t z s. S c h u t z z w e c k e im Konvergenz

B e g r i f f 123ff., 2 9 2 f f .

Sonderanknüpfung 274f., 285ff., 292ff., 307f.

-

Verhältnismäßigkeit 2 1 1 , 2 1 5 f . , 2 5 2

M u t t e r r e c h t s. einstweiliger R e c h t s s c h u t z Nachahmungsgefahr 208, 249 N a c h f r a g e r f r e i h e i t 172, 2 1 8 N e t i q u e t t e 37, 112f. N e t z w e r b u n g s. I n t e r n e t w e r b u n g Niederlassung 5 1 f . , 53, 133f., 2 1 8 , 3 0 4 f .

190ff., 2 4 8 L e b e n s m i t t e l r e c h t , W e r b u n g für L e b e n s m i t tel 143, 159f, 166 f., 183, 187 Leistungswettbewerb 206

öffentliche O r d n u n g 182, 2 4 6 Verwaltungsrecht s. S a n k t i o n e n im R e c h t des unlauteren W e t t b e w e r b s

340

Sachverzeichnis

O n l i n e - P r e s s e , e l e k t r o n i s c h e Presse 116, 124f. O n l i n e w e r b u n g s. I n t e r n e t w e r b u n g O p t - i n - P r i n z i p , O p t - o u t - P r i n z i p 26ff., 45 O p t - o u t - L i s t e 30 o r d i n a r y m a n 43 o r d r e public 270ff. O r t d e r w e t t b e w e r b l i c h e n Interessenkollision s. M a r k t o r t a n k n ü p f u n g O v e r s p i l l s. Spillover Pageviews 109 F n . 2 7 5 , 229 p a r c o n d i t i o c o n c u r r e n t i u m s. C h a n c e n gleichheit d e r W e t t b e w e r b e r Parallelimporte 12ff., 146, 180, 188, 201 Pariser V e r b a n d s ü b e r e i n k u n f t 36, 203 Parzellierung des Schadensersatzes s. t e r r i t o riale A u f s p a l t u n g Pauschalreiserichtlinie 34 P a y - p e r - v i e w 121, 227 P e r s ö n l i c h k e i t s v e r l e t z u n g e n 133f., 136 P f l a n z e n s c h u t z r e c h t 160f., 183 P r ä a m b e l des E G - V e r t r a g e s 8 Praktikabilität 131 ff., 286, 294 Preisherabsetzung, Preisgegenüberstellung, Preisnachlaß 149, 165, 170f., 197f., 201 P r e i s u n t e r b i e t u n g 76f. primärrechtliches Lauterkeitsrecht 8 P r i n t m e d i e n 162ff., 228ff. P r o d u c t P l a c e m e n t 103 f., 241 f., 295 produktbezogene Regelungen - genereller P r o d u k t b e z u g 156ff. - k o n k r e t e r P r o d u k t b e z u g 142, 150ff., 161 ff., 178, 236ff., 274 P r o d u k t f r e i h e i t e n s. K o n v e r g e n z d e r G r u n d freiheiten P r o s p e k t - u n d K a t a l o g w e r b u n g 168f. p s y c h o l o g i s c h e r K a u f z w a n g 44 Qualifikation 127,293 R a b a t t r e c h t 43, 66ff., 162, 166, 204 f., 308 Rechtsangleichung - Recht des u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b s 9, 265, 282, 287, 307ff. - W e t t b e w e r b s k o l l i s i o n s r e c h t s 284ff., 293ff. - Sach- u n d K o l l i s i o n s r e c h t s a n g l e i c h u n g 282f.,288ff. R e c h t s a n w e n d u n g s v e r o r d n u n g 70 rechtsfreier R a u m 111 Rechtssicherheit, R e c h t s u n s i c h e r h e i t 73, 111 ff., 1 2 1 , 2 7 3 f . , 286, 2 9 1 , 3 0 8 f . R e c h t s v e r e i n h e i t l i c h u n g s. Rechtsangleichung

R e c h t s v e r g l e i c h u n g 194, 1 9 8 , 2 0 3 , 2 1 1 R e d a k t i o n s o r t 95 R e f o r m des I n t e r n a t i o n a l e n Privatrechts, G e s e t z z u m I n t e r n a t i o n a l e n Privatrecht f ü r außervertragliche Schuldverhältnisse u n d f ü r Sachen 63f., 72, 298 Fn. 35 Richtigstellung s. W i d e r r u f Richtlinien - D r i t t e Richtlinie L e b e n s v e r s i c h e r u n g u n d D r i t t e Richtlinie S c h a d e n s v e r s i c h e r u n g 56 - Richtlinie b e t r e f f e n d b e s t i m m t e O r g a n i s men f ü r g e m e i n s a m e Anlagen in W e r t p a pieren ( O G A W ) 33, 56 - Richtlinie ü b e r d e n D i e n s t l e i s t u n g s v e r kehr der R e c h t s a n w ä l t e 56 - Richtlinie ü b e r die V e r a r b e i t u n g p e r s o n e n b e z o g e n e r D a t e n 30 - Richtlinie ü b e r U n t e r l a s s u n g s k l a g e n z u m S c h u t z der V e r b r a u c h e r i n t e r e s s e n 35, 57 - Richtlinie ü b e r W e r t p a p i e r d i e n s t l e i s t u n gen 56 - Z w e i t e B a n k e n r i c h t l i n i e 56 R o b i n s o n - L i s t e s. O p t - o u t - L i s t e R u f a u s n u t z u n g , R u f a u s b e u t u n g 19, 70ff., 76, 189 Rundfunksendungen - W e r b u n g 122ff., 154, 168f., 175, 2 2 2 f „ 229, 231 ff., 238, 295 s. auch D i e n s t l e i s t u n g e n - terrestrische A u s s t r a h l u n g u n d Satellitenr u n d f u n k 103ff., 123f., 222f., 240, 296 - P a y - T V 223 - K a b e l f e r n s e h e n 103f., 223f., 231 ff., 234f., 241,295 Sachverständigengutachten - s. I r r e f ü h r u n g , E r m i t t l u n g - s. einstweiliger R e c h t s s c h u t z , Feststellung ausländischen R e c h t s S a n k t i o n e n im R e c h t des u n l a u t e r e n W e t t b e werbs - strafrechtliche 40f., 143,279 - v e r w a l t u n g s r e c h t l i c h e 279 Schadensersatz 42, 72, 127ff., 134, 272 S c h a d e n s s c h ä t z u n g 128f. S c h l e i c h w e r b u n g s. T r e n n u n g s g e b o t S c h u t z des g e w e r b l i c h e n u n d k o m m e r z i e l l e n E i g e n t u m s 189f., 247 Schutzrechtsanmaßung, Patentberühmung 72f., 75f., 94 S c h u t z z w e c k e im R e c h t des u n l a u t e r e n W e t t b e w e r b s , Interessen von M i t b e w e r bern, A b n e h m e r n , Allgemeinheit 41 f., 60, 64f., 78, 91 ff., 1 9 4 , 2 8 7 , 293

Sachverzeichnis S c h w e r p u n k t der W e t t b e w e r b s h a n d l u n g 97, 136, 297 S e n d e o r t 103 S e n d e s t a a t s p r i n z i p 23f., 50f. S e r v e r s t a n d o r t 53, 115, 118 Service P r o v i d e r 228 ff. Simulation 99 single p u b l i c a t i o n rule 136 S i t z a n k n ü p f u n g , Sitztheorie im I n t e r n a t i o n a len Gesellschaftsrecht 266f. sklavische N a c h a h m u n g 65, 71, 135, 157, 161, 193, 203f. Sonderanknüpfung für Multistate-Wettbew e r b s. M u l t i s t a t e - W e t t b e w e r b Sondervcranstaltung, Sonderangebot, Schlußverkauf 197, 205f. S p a m m i n g s. E - M a i l - W e r b u n g S p a r t e n p r o g r a m m e 106 f. Spillover 105ff. S p i t z e n g r u p p e n w e r b u n g 19 S p o n s o r i n g 103 f. S p r a c h e 96f., 101, 107, 115ff., 119, 146, 159f., 169ff., 196f., 232 Spürbarkeitsgrundsatz - g e m e i n s c h a f t s r e c h t l i c h e r 210 - kollisionsrechtlicher 92f., 96, 99ff., 104ff., 115ff., 119, 121,285f., 294, 2 9 7 , 3 0 2 S t r a f r e c h t s. S a n k t i o n e n im R e c h t des u n l a u teren W e t t b e w e r b s strengstes Recht 123 ff., 295 Subsidiaritätsprinzip 283 S u b s t i t u t i o n s d r u c k 78, 101 S u c h m a s c h i n e n 116, 228 T a b a k - E t i k c t t i e r u n g s r i c h t l i n i e , Tabak w e r b e richtlinie 33f. T a t b e s t a n d s w i r k u n g ausländischen R e c h t s s. Datumtheorie Tatortregel 48, 60, 136 T a t o r t z u s t ä n d i g k e i t 13 3 f. T e l e f o n w e r b u n g , T e l e f a x w e r b u n g 26f., 93f., 123, 2 0 8 , 2 3 8 , 2 4 2 , 2 4 9 T e l e s h o p p i n g 103, 106, 241f., 295 territoriale A u f s p a l t u n g bei M a ß g e b l i c h k e i t m e h r e r e r W e t t b e w e r b s s t a t u t e 286, 290 T e r r i t o r i a l p r i n z i p s. M a r k t o r t a n k n ü p f u n g T i m e s h a r i n g - R i c h t l i n i e 34 T r e n n u n g s g e b o t 38, 203, 248 U b e r e i l u n g s s c h u t z 250 s. auch u n e r b e t e n e Werbung Ü b e r e i n k o m m e n ü b e r das auf a u ß e r v e r t r a g liche Schuldverhältnisse a n w e n d b a r e R e c h t , E n t w u r f 49, 277, 284f, 293, 297

341

ü b e r t r i e b e n e s A n l o c k e n 12, 44, 166, 206f. U b i q u i t ä t s r e g e l 60 U m g e h u n g 52, 303 F n . 5 0 , 305f. u m g e k e h r t e D i s k r i m i n i e r u n g s. I n l ä n d e r d i s kriminierung U m w e l t s c h u t z 212 unfair competition 136,293 u n g e r e c h t f e r t i g t e B e r e i c h e r u n g 128 unteilbare W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n s. M u l t i state-Wettbewerb U n t e r l a s s u n g s a n s p r u c h 122ff., 134f., 272, 290 u n v e r f ä l s c h t e r W e t t b e w e r b 260f., 292 U r s p r u n g s b e z e i c h n u n g e n s. H e r k u n f t s a n g a ben und Ursprungsbezeichnungen U r t e i l s v e r ö f f e n t l i c h u n g 42, 129f. Verbraucher - aufmerksamer, vernünftiger, informierter s. Verbraucherleitbild, E u G H - flüchtiger, s. Verbraucherleitbild, d e u t sches Recht V e r b r a u c h e r b e f r a g u n g e n s. I r r e f ü h r u n g , Ermittlung V e r b r a u c h e r k r e d i t r i c h t h n i e 34 Verbraucherleitbild - des E u G H 12ff., 43, 192ff., 199, 202f., 207, 249 - im d e u t s c h e n Recht 187f., 194ff. - n o r m a t i v e s u n d empirisches 13ff., 194ff. V e r b r a u c h e r o m b u d s m a n n 41 V e r b r a u c h e r s c h u t z 180, 182, 190ff., 247ff., 263, 2 8 7 , 2 9 1 , 2 9 3 V e r b r a u c h e r s c h u t z d u r c h I n f o r m a t i o n 195 ff. V e r b r a u c h s g ü t e r k a u f r i c h t l i n i e 21 f. V e r b r e i t u n g von - I n t e r n e t w e r b u n g 113ff. - Presseerzeugnissen 96ff., 136 - R u n d f u n k s e n d u n g e n 104ff., 136 V e r h a l t e n s k o d i z e s 37f. V e r h a l t e n s s t e u e r u n g 137f., 286f. V e r h ä l t n i s m ä ß i g k e i t s g r u n d s a t z 10, 183 ff., 192ff.,214, 248ff., 263, 289 Verkauf u n t e r E i n s t a n d s p r e i s 142 Verkaufsmodalitäten betreffende Regelungen - A b s a t z - u n d Vertriebsregelungen 171 ff. - bei D i e n s t l e i s t u n g e n 236ff. - u n d R e c h t f e r t i g u n g s g r ü n d e 142, 150ff., 178 ff. - V e r b i n d u n g v o n W e r b u n g u n d W a r e 161 ff. - W e r b e r e c h t 152ff. V e r k e h r s v e r b o t e 187, 195f., 210 V e r k ö r p e r u n g 226f., 237ff. s. a u c h digitale P r o d u k t e , immaterielle G ü t e r

342

Sachverzeichnis

V e r l e i t u n g z u m V e r t r a g s b r u c h 75

-

vermarktungsbezogene Regelungen s. V e r k a u f s m o d a l i t ä t e n b e t r e f f e n d e R e g e l u n gen

-

i r r e f ü h r e n d e s. I r r e f ü h r u n g

-

m i t P r e i s h e r a b s e t z u n g e n s. P r e i s h e r a b s e t zung, Preisgegenüberstellung, Preisnach-

V e r o r d n u n g ü b e r das auf a u ß e r v e r t r a g l i c h e

laß

Schuldverhältnisse anwendbare Recht, E n t w u r f 2 7 7 F n . 7 8 , 2 8 5 F n . 11, 2 9 3 F n . 2 6

in M e d i e n m i t g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e r V e r b r e i t u n g s. M u l t i s t a t e - W e t t b e w e r b

-

mit S e l b s t v e r s t ä n d l i c h k e i t e n 2 0 1

V e r s a n d h a n d e l 175

-

mit Testergebnissen 201

Versorgungsgebiet von Rundfunkunterneh-

-

mit U n t e r b i e t u n g von Richtpreisen 201

-

produktspezifische 46, 210

m e n 106 f. versteckte Kollisionsnormen 269ff.

-

umweltbezogene 22f., 202f.

V e r w e r t u n g v o n V o r l a g e n 74

-

S c h l e i c h w e r b u n g s. T r e n n u n g s g e b o t

Video-on-demand

-

121,227

V o r b e h a l t s k l a u s e l s. o r d r e p u b l i c v o r b e u g e n d e U n t e r l a s s u n g s k l a g e n 127 V o r h e r s e h b a r k e i t 2 8 7 , 2 9 1 , 2 9 4 , 3 0 1 ff. V o r s p r u n g d u r c h R e c h t s b r u c h 161 f., 183

u n e r b e t e n e 2 6 f . , 4 5 , 2 0 7 f . , 2 4 9 f . s. auch E Mail-Werbung, Telefonwerbung, Telefaxwerbung

-

unsachliche 44 unter Gefühlsausnutzung, schockierende, a n s t ö ß i g e 4 4 , 169, 2 0 7

Warenverkehrsfreiheit

-

vergleichende

-

als B e s c h r ä n k u n g s v e r b o t 1 4 8 f f .

-

von Freiberuflern 45f.

-

als D i s k r i m i n i e r u n g s v e r b o t 143 ff.

W e r b u n g in P r i n t m e d i e n 124f., 168

Werbemarkt 68 W e r b e s e l b s t k o n t r o l l e s. freiwillige S e l b s t kontrolle Werbung -

W e t t b e w e r b s h a n d l u n g e n in M e d i e n m i t g r e n z ü b e r s c h r e i t e n d e r V e r b r e i t u n g s. M u l tistate-Wettbewerb Widerruf 42, 129f.

an K i n d e r u n d J u g e n d l i c h e g e r i c h t e t e 4 5 , 154, 1 7 5 , 2 2 2 , 2 3 4

Z e i t u n d O r t des V e r k a u f s 151 f., 154

-

für A l k o h o l 4 6 , 1 4 6 f . , 180, 183, 186

Z e r s p l i t t e r u n g s. t e r r i t o r i a l e A u s s p a l t u n g

-

für A r z n e i m i t t e l s. A r z n e i m i t t e l r e c h t

Z u g a b e r e c h t 4 3 , 6 6 f f „ 149, 153, 1 6 2 , 1 6 5 f . ,

-

für T a b a k 1 6 3 , 183, 186

-

geschlechtsdiskriminierende 44f.

-

gesundheitsbezogene 187f., 246

170, 193, 2 0 4 f . , 2 0 7 , 2 3 8 , 3 0 8 Zwcistufentheorie 278

Jus Privatum Beiträge z u m P r i v a t r e c h t

Alphabetische

Übersicht

Assmann, Dorothea: Die Vormerkung (§ 883 BGB). 1998. Band 29. Bayer, Walter: Der Vertrag zugunsten Dritter. 1995. Band 11. Beater, Axel: Nachahmen im Wettbewerb. 1995. Band 10. Beckmann, Roland Michael: Nichtigkeit u n d Personenschutz. 1998. Band 34. Berger, Christian: Rechtsgeschäftliche Verfügungsbeschränkungen. 1998. Band 25. Berger, Klaus: D e r Aufrechnungsvertrag. 1996. Band 20. Bittner; Claudia: Europäisches und internationales Betriebsrentenrecht. 2000. Band 46. Bodewig, Theo: Der Rückruf fehlerhafter Produkte. 1999. Band 36. Busche, Jan: Privatautonomie und Kontrahierungszwang. 1999. Band 40. Braun, Johann: G r u n d f r a g e n der Abänderungsklage. 1994. Band 4. Dauner-Lieb, Barbara: U n t e r n e h m e n in Sondervermögen. 1998. Band 35. Dethloff, Nina: Europäisierung des Wettbewerbsrechts. 2001. Band 54. Drexl, Josef: Die wirtschaftliche Selbstbestimmung des Verbrauchers. 1998. Band 31. Eberl-Borges, Christina: Die Erbauseinandersetzung. 2000. Band 45. Einsele, Dorothee: Wertpapierrecht als Schuldrecht. 1995. Band 8. Ekkenga, Jens: Anlegerschutz, Rechnungslegung und Kapitalmarkt. 1998. Band 30. Escher-Weingart, Christina: R e f o r m durch Deregulierung im Kapitalgesellschaftsrecht. 2001. Band 49. Gotting, Horst-Peter: Persönlichkeitsrechte als Vermögensrechte. 1995. Band 7. Habersack, Mathias: Die Mitgliedschaft - subjektives und sonstiges' Recht. 1996. Band 17. Heermann, Peter W.: Drittfinanzierte Erwerbsgeschäfte. 1998. Band 24. Heinrich, Christian: Formale Freiheit u n d materielle Gerechtigkeit. 2000. Band 47. Henssler, Martin: Risiko als Vertragsgegenstand. 1994. Band 6. Hergenröder, Curt Wolfgang: Zivilprozessuale Grundlagen richterlicher Rechtsfortbildung. 1995. Band 12. Hess, Burkhard: Intertemporales Privatrecht. 1998. Band 26. Hofer, Sibylle: Freiheit ohne Grenzen? 2001. Band 53. Junker, Abbo: Internationales Arbeitsrecht im Konzern. 1992. Band 2. Kaiser, Dagmar: Die Rückabwicklung gegenseitiger Verträge wegen N i c h t - und Schlechterfüllung nach BGB. 2000. Band 43. Kindler, Peter: Gesetzliche Zinsansprüche im Zivil- u n d Handelsrecht. 1996. Band 16. Kleindiek, Detlef: Deliktshaftung und juristische Person. 1997. Band 22. Luttermann, Claus: U n t e r n e h m e n , Kapital u n d Genußrechte. 1998. Band 32.

Jus Privatum Looscbelders, Dirk: Die Mitverantwortlichkeit des Geschädigten im Privatrecht. 1999. Band 38. Lipp, Volker: Freiheit und Fürsorge: Der Mensch als Rechtsperson. 2000. Band42. Merkt, Hanno: Unternehmenspublizität. 2001. Band 51. Möllers, Thomas M.J.: Rechtsgüterschutz im Umwelt- und Haftungsrecht. 19%. Band 18. Muscheler, Karlheinz: Die Haftungsordnung der Testamentsvollstreckung. 19^4. Band 5. Oechsler, Jürgen: Gerechtigkeit im modernen Austauschvertrag. 1997. Band 21. Oetker, Hartmut: Das Dauerschuldverhältnis und seine Beendigung. 1994. Band 9. Oppermann, Bernd H.: Unterlassungsanspruch und materielle Gerechtigkeit im Wettbewerbsprozeß. 1993. Band 3. Peifer, Karl-Nikolaus: Individualität im Zivilrecht. 2001. Band 52. Peters, Frank: Der Entzug des Eigentums an beweglichen Sachen durch gutgläubigen Erwerb. 1991. Band 1. Raab, Thomas: Austauschverträge mit Drittbeteiligung. 1999. Band 41. Reiff, Peter: Die Haftungsverfassungen nichtrechtsfähiger unternehmenstragender Verbände. 1996. Band 19. Rohe, Mathias: Netzverträge. 1998. Band 23. Sachsen Gessaphe, Karl August Prinz von: Der Betreuer als gesetzlicher Vertreter für eingeschränkt Selbstbestimmungsfähige. 1999. Band 39. Saenger, Ingo: Einstweiliger Rechtsschutz und materiellrechtliche Selbsterfüllung. 1998. Band 27. Sandmann, Bernd: Die Haftung von Arbeitnehmern, Geschäftsführern und leitenden Angestellten. 2001. Band 50. Stadler; Astrid: Gestaltungsfreiheit und Verkehrsschutz durch Abstraktion. 1996. Band 15. Taeger, Jürgen: Außervertragliche Haftung für fehlerhafte Computerprogrammc. 1995. Band 13. Trunk, Alexander: Internationales Insolvenzrecht. 1998. Band 28. Wagner, Gerhard: Prozeßverträge. 1998. Band 33. Waltermann, Raimund: Rechtsetzung durch Betriebsvereinbarung zwischen Privatautonomie und Tarifautonomie. 1996. Band 14. Weber, Christoph: Privatautonomie und Außeneinfluß im Gesellschaftsrecht. 2000. Band 44. Wendehorst, Christiane: Anspruch und Ausgleich. 1999. Band 37. Würthwein, Susanne: Schadensersatz für Verlust der Nutzungsmöglichkeit einer Sache oder für entgangene Gebrauchsvorteile? 2001. Band 48.

Einen Gesamtkatalog erhalten Sie gern vom Verlag Mohr Siebeck, Postfach 2040, D-72010 Tübingen. Aktuelle Informationen im Internet unter http://www.mohr.de