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German Pages 214 [248] Year 1847
Entwurf einer
Agrikultur * Statistik des
Preußischen Staates nach den Zuständen in den Jahren 1842 und 1843.
Vom
Prof. Dr. Alexander von Lengerke, Köniql. Preußischem Lundes-Oeconomie-Nathe, ordentlichem Mitgliede und Gcneral-Sccrekatr des Könlgl. Lanres-Occonomie-Collegiums, Ritter rc.
Berlin. Verlag von Veit und Comp.
1847.
Vorwort.
Sn tem Circular - Rescripte Sr. Ercellen; des Herrn Ministers des
Innern
an
sämmtliche
Herren Ober-
Präsidenten, daö Königliche Landes-Oeconomie-Colle gium betreffend, vom 2. März 1842, ist als ein Theil
des Inhalts der zu erstattenden Berichte auch eine kurze Uebersicht
über
den Zustand
der
landwirthschastlichen
Verhältnisse in den einzelnen Provinzen überhaupt, na mentlich in Beziehung aus die gegenwärtigen (also da maligen) Haupt-Interessen derselben,
nebst einer Zu
sammenstellung derjenigen Bcrürfnisse, die als die näch-
sten und dringendsten
erscheinen, und
deren Abhülfe rc. genannt worden.
gangenen
Berichte
sind
seiner
Vorschläge
zu
Die hieraus einge
Zeit dem
Königlichen
Landes -Oeconomie- Collegium vom hohen vorgeordneten Ministerio successive zugefertigt, um sie zur Erlangung
einer vollständigen Uebersicht der landwirthschaftlichen Zustände der Monarchie zu benutzen.
Nachdem
die sämmtlichen Mitglieder des Collegiums sich im Ein zelnen
mit diesen
Berichten
bekannt
gemacht
hatten,
wurde dem Unterzeichneten der Auftrag ertheilt, den die obige Aufgabe betreffenden Inhalt derselben in ein sta tistisches Tableau zusammenzufügen.
Beim Angriff dieser Arbeit fand sich bald, daß
hierzu die Materialien in sehr ungleichem Maaße vor handen waren, ja, daß es vielfach an denselben völlig
gebrach.
Andererseits lag aber auch so manches Schätz
bare vor, daß die Grundlage des Ganzen im Wesent lichen gegeben erschien.
Unter diesen Umständen schlug
der Herausgeber vor, statt einer einfachen, durchweg mehr
oder minder lückenhaften Zusammenstellung der vorlie genden amtlichen Berichte, dieselben zu einer gedrängten
V
Uebersicht der Zustände und Bedürfnisse deö Landbaues in den Provinzen der
Preußischen Monarchie in den
Jahren 1842 und 1843 in der Weise zu benutzen — wenn man
lieber
will,
daß daS
zu verarbeiten, —
darin Fehlende aus andern sicheren Quellen, mit ste ter
genauer
Schilderung
Berücksichtigung in
Betracht
des
für
kommenden
die
Zeit
punctes, hinzugethan würde, um solchergestalt min destens den Anfang zu einer allgemeinen Agricultur-
statisllk unseres Staates — wo Ackerbau und Viehzucht überall die Grundlage der Nahrungsverhältnisse bil
den — zu machen, — einen ersten Entwurf zu einem Werke zu geben, welches ebensowohl dem ganzen gebil deteren Theil der Nation das
sein müßte,
willkommenste Geschenk
als freilich nur vereinte Kräfte und der
Zeitraum längerer Jahre solches zu Stande zu bringen vermögen werden.
Das Königliche Landes-Oeconomic-Collegium ge nehmigte nicht nur
diesen
meinen Vorschlag, sondern
mehrere seiner Mitglieder hatten auch die Güte, mir
ihre Unterstützung
wegen der
letzten
Ergänzung und
VI
Berichtigung der Arbeit zuzusagen; und so entstanden
denn die folgenden Blätter, ist:
deren nächster Zweck
eine allgemeine kurze
eS
und übersichtliche
Kunde von dem Standpuncte der Landwirth
schaft in der Preußischen Monarchie zur Zeit der Gründung des Königlichen Landes-Oeco-
nomie-Collegiums zu geben.
Daß Letzteres, namentlich in den eigentlich landwirthschastlichen Abschnitten,
auf erschöpfendere
Weise,
mittelst reichlicherer Benutzung cinschlagender und zum Theil ausgezeichneter Druckschriften — es darf nur an Koppe's
„Darstellung der
landwirthschaftlichen Ver
hältnisse der Mark Brandenburg" (Berlin, 1839) erin
nert werden — hätte bewerkstelligt werden können, er wähne ich hiernach wohl nur zum Ueberfluß.
Dadurch
würde aber von dem ursprünglichen Plane und Zwecke der Arbeit zu weit abgegangen, eine beiden nicht ent sprechende
Ungleichmäßigkeit in
anderer
Weise
wieder
hereingebracht, und die Eigenthümlichkeit derselben — auf welche wir wohl mit Recht Werth legen — stärker
verwischt worden sein, als die an das Ganze zu stel-
VII
lenden Anforderungen
der
Vollständigkeit,
Correctheit
und Klarheit wirklich erheischen. Das Gute, was jetzt im Ganzen und Einzelnen
an dieser Skizze ist, verdankt sie wesentlich mit der be
richtigenden, glättenden und vielfach ergänzenden Hand
des Herrn Geh. Ober-Regi'crungsraths, Directors Dieterici,
sodann
im
Besonderen,
was
die
Provinz
Pommern betrifft, dem Herrn Präsidenten von Becke
dorfs, was die
westlichen Provinzen
Herrn Geh. Ober-Finanzrath
anlangt, dem
von Viebahn.
Die
Abtheilung Schlesien hat der Herr Justizrath, General-
landschasts-Syndicus von Görtz in Breslau, auf meine diesfällige Bitte, die Güte gehabt,
einer Revision zu
unterwerfen.
Unter diesen Umständen, und da bei Benutzung der. gedruckten (und an den betreffenden Orten ange gebenen) Quellen möglichst die Authenticität derselben berücksichtigt ist, hofft der Herausgeber, mindestens kein
wesentlich unrichtiges
Bild zusammengcstellt zu haben,
wiewohl dasselbe, der Natur der Sache nach, in Zeich
nung und Colorit dem urtheilsfähigen Leser noch un-
VIII
gleichartig genug erscheinen dürste; diesem aber trauen
wir auch die Billigkeit der Erwägung zu, daß unsere Agrikultur--Statistik nichts weniger als etwas Fertiges,
vielmehr lediglich ein Borentwurs,
ein Umriß sein
soll, zu dessen Ausführung sich jetzt namentlich in un
sern landwirthschaftlichen Vereinen so geeignete Mittel
und Kräfte befinden.
Berlin, den i. Mai 1847.
von Lengerke.
Inhalt.
L Preußen. §. 1.
Allgemeine Areal-, physicalifche und Popu
......................................
1— 4
2. Absatz-, Communications- und Betriebsmittel
4— 7
3. Der landwirtschaftlich benutzte Boden. . . .
7— 9
lations-Verhältnisse
§.
§. 4. Art und Große der ländlichen Besitzungen .
9—13
5. Zu stand der Laudwirthschaft im Allgemeinen
13—16
§•
§. 6.
Der Ackerbau im Besonderen.........................
16—28
.......
28—32
7.
Die Viehzucht im Besonderen
8.
Hauptmängel
und
Bedürfnisse
der
Land
wirthschaft .......................................................
32—35
11. Posen. 1.
Allgemeine Areal-, physicalifche und Popu lations-Verhältnisse ........................................
§. 2.
Absatz- und Commnnications-Mittel..............
36—39
40
X Scilc §. 3.
Der Boden..........................................................
41—42
H. 4.
Die verschiedenen Classen der Landbebauer .
42—44
H. 5.
Zustand der Landwirthschaft im Allgemeinen
45—47
H. 6.
Betrieb der Landwirthschaft im Besonderen .
47—52
H. 7.
Die vornehmlichsten Bedürfnisse der Land
wirthschaft .......................................................
53—54
III. Brandenburg. 1.
Allgemeine Areal-, phpsicalische und Populations-, Productions- und FabricationS-Ver-
§. h.
hältnisse.............................................................
55—Gl
2. Boden-Beschaffenheit..........................................
Gl —64
3. Größe der Besihthümer...................................
64
4.
Der Landwirthschaftsbetrieb in dem größeren, namentlich nördlichen Theile der Provinz, und speciell auf den Rittergütern und Do-
mainen..............................................................
65—71
5.
Der Landwirthschaftsbetrieb in den dürftige
ren Gegenden, namentlich bei den Bauern
71—75
G.
Die Bedürfnisse der hiesigen Landwirthschaft
75—78
IV. Pommern. §. 1.
Allgemeine Areal-, physicalische und Popula tions-Verhältnisse ............................................
79—85
h. 2.
Betriebs- und Verkehrs-Verhältnisse..............
85—87
§. 3.
Boden-Beschaffenheit.........................................
87—88
h. 4.
Landaustheilung.
Art, Beschaffenheit :c. der
Besitzungen.......................................................
5.
89—91
Die landwirthschastlichen Zustände Pommerns im Allgemeinen................................................
92—95
XI Seite H. 6.
7.
Der Landwirthschastsbetrieb im Besonderen
95—110
a. Hinterpommern..................................
95
b. Vorpommern......................................
108
Was der pommerschen Landwirthschaft vor
nehmlich Noth thut..................................
HO—113
V. Schlesien. h. 1.
Allgemeine Areal-, physikalische und Popu
2.
Productions-, Fabrications- und VerkehrsVerhältnisse ...............................................
117—119
§. 3.
Boden-Beschaffenheit......................................
119—120
121—122
lations-Verhältnisse ..................................
114—117
4.
Landaustheilung.............................................
§. 5.
Dermaliger Zustand der schlesischen Land wirthschaft im Allgemeinen.....................
123—125
6.
Der Landbau-Betrieb im Besonderen . . .
125—131
h. 7.
Die Bedürfnisse der schlesischen Landwirth-
schast...........................................................
132—133
VI. Sachsen. 1.
Allgemeine Areal -, physicalische und Po
2.
Consumtions- und Handels-Verhältnisse
pulations-Verhältnisse ...............................
§. 3. 4.
§. 5.
.
Der Boden................................................... Größe des Grundeigenthums.
134—138
138—139
140—141
Servitut-
und Dienst-Verhältnisse...........................
141—143
Betrieb des Landbaues...............................
143—151
VII. Westfalen. §. 1.
Allgemeine Areal-, physicalische und Popu
lations-Verhältnisse ..................................
152—155
XU Seite 2.
Productions-, Industrie-
und Verkehrs156—158
Verhältnisse
§. 3.
158—160
Der Boden
4.
Vertheilung, Art und Größe des Grund
§. 5.
Der gegenwärtige Zustand des LandbaueS
eigenthums
6.
Die Bedürfnisse
160—164
der
165—170
westfälischen Land-
170-172
wirthschaft
VIII» Rheinprovinz. 1.
Allgemeine Areal-, physikalische und Po 173—177
pulations-Verhältnisse
§. 2.
Productions-, IndustrieVerhältnisse
177—179
§. 3.
Der Boden
179—181
§. 4.
Die landwirtschaftliche Boden-Auftheilung
181—186
5.
Gegenwärtiger Zustand der Landwirthschaft
186 — 199
6.
Die Bedürfnisse der rheinpreußischen Land
wirthschaft
und Verkehrs-
199—201
I. Die Provin; Preußen.
§. i. Allgemeine Areal», phgsicalischc und Populationsverhciltnissc.
D ie Provin; Preußen ist unter sämmtlichen
acht Haupt gebieten der Monarchie das umfangreichste, denn sie ent hält mehr als den fünften Theil des Gesammt-Areals. Von ihren 1178,°3 Quadratur eilen fallen auf den: Regierungsbezirk Königsberg 408,13 Gumbinnen 298,21 Danzig 152,2S Marienwerder 319,-11. Tas Land liegt auf dem, hier, namentlich in Ost preußen, mit Seen bedeckten baltischen Küsten - Pla teau, wo sich die Memel, der Pregel, die Weichsel, in die Ostsee ergießen, und dessen mittlere Hohe zu 420 Fuß angenommen wird, während sich einzelne Puncte bis gegen und über 600 Fuß (bei Goldapp, über dem frischen Haff), über 700 Fuß (bei Wildenhof, im Agricullurftat. d. Preus;.
\
2 Regierungsbezirk Königsberg) und selbst
bis zu mehr
als 1000 Fuß (bei Schönberg) erheben.
Diese Lage und der nördlichere Breitengrad zwi schen 53° und 55° 22' 40" N. B. bedingt ein nam
haft ungünstigeres Clima, als in den anderen Hauptlandeötheilcn der Monarchie.
Die mittlere Temperatur beträgt hier, so weit sich eine
von
bestimmte Zahl
turangaben
den
abstrahiren läßt,
vorliegenden Tcmpera-
nur + 6°,5, wenn in
dem mittleren Landesgebiete 8° ,8,
und in rem westli
chen 9°,8.
Man schätzt, daß von dem gesammten Flächenin halte Preußens benutzt werden, als:
.
9,200,000
.
.
Gartenland
.
Waldung
.
.
.
5,700,000
Wiesen
.
.
.
.
3,600,000
Weide
.
.
.
.
4,470,000
Ackerland
Morgen')
160,000
Ans die Gewässer kommen
1,700,000 Morgen
und das Unland wird auf 670,000 Morgen berechnet.
Bei ausgedehnten Strecken des trefflichsten Weizenbodcns, namentlich längs der Memel,
des Pre-
gels und des Weichsclstromes, herrscht doch auch in gan zen, weiten Distrikten, besonders im westlichen Preußen,
Sandboden vor.
*) Hicrren waren lö42 dem Tabacksbau 23-i‘J} Mg. gewidmet.
3 Zu Ende des Jahres 1843 war die Bevölkerung
auf 2,406,380 Seelen gestiegen, und zwar fielen hier
von auf Ostpreußen 1,441,499, auf Westpreußen 964,881.
Ostpreußen und Westpreußen waren früher auch in administrativer Beziehung als zwei Oberpräsidialbeznke
geschieden, und umfing Ostpreußen die jetzigen Regierungs bezirke Königsberg und Gumbinnen, Marienwerder
Regierungsbezirke
und
Westpreußcn die Danzig.
Seit
1824*) sind beide in administrativer Beziehung zu ei ner Provinz vereinigt, unter dem Namen Preußen, für welche ein Oberpräsident in Königsberg ist; doch ist
die frühere Eintheilung noch in manchen Beziehungen von Gültigkeit, so z. B. in Betreff der ritterschastlichen Creditverbände, des Zollwesens, auch zum Theil in geist
lichen und Schulsachen. Im großen Durchschnitte wohnen auf dem plat ten Lande
bald
den Städten.
viermal so viel Menschen, als in
Doch ist in dieser Beziehung ein we
sentlicher Unterschied zwischen den Gebieten der verschie denen Regierungsbezirke.
1) Königsberg
Es wurden gezählt:
206,901 Stadtb. u.
615,045 Landb. -
67,165
-
-
111,685
-
-
275,621
-
4) Marienwerder 115,911
-
-
461,664
-
2) Gumbinnen 3) Danzig
Es kommen
552,388
auf 100 Stadtbewohner im Regie-
’) Durch Cabinctsordre »cm 13. April 1824. 1
4 rungsbezirk Königsberg 297, Regierungsbezirk Gumbin
nen 822, Regierungsbezirk Danzig 247, Regierungsbe zirk Marienwerder 398 Landbewohner. Der Regierungsbezirk Gumbinnen insbesondere hat
die allergrößeste ländliche Bevölkerung in Monarchie; nach ihm folgt
der
ganzen
merkwürdiger Weise, wie
hier im Osten, so der im äußersten Westen gelegene Re
gierungsbezirk Trier.
Im Regierungsbezirk Gumbinnen
sind sehr wenige Städte; schon ein Sammelplatz der Umgegend.
Kirchdorf ist ein
Das ganze Gebiet gehört
wesentlich den Agriculturverhältnissen an. Das Verhältniß des Viehstandes zur Bevölkerung
aber war zu Ende des Jahres 1843, wie die Beilage A. darthut.
Während im ganzen Staate durchschnittlich auf Q--Meilen eine Stadt liegt, kommt deren in Preußen erst auf 94 Meilen eine. Der Land bau bildet, wie zur Genüge aus obigen
Zahlen-Verhältnissen hervorgeht, die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung.
§. 2.
Absatz-, Communications- und Sctriebsmittel. Mangel an Absatz — wesentlich veranlaßt durch
die
russische
Grenzsperre
und
größerer Consumtionsdistricte,
die
—
weite
Entfernung
an Communica-
tionsmitteln und an Capitalien setzet der Verbesse-
M e ile .
geogr.
Q u a d r.
A u f der
NiO’TOirtccifi — öir-toe4e'iee^e-ir^r?i-'ifl ci c - « N i’ ic d^ I- Tco, d, O^CDsr:-c-.1'-^rOCCcr>C7D
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