Durch Adams Fall ist ganz verderbt ...: Studien zur Entstehung der alttestamentlichen Urgeschichte 9783666530807, 3525530803, 9783525530801


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German Pages [268] Year 2006

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Durch Adams Fall ist ganz verderbt ...: Studien zur Entstehung der alttestamentlichen Urgeschichte
 9783666530807, 3525530803, 9783525530801

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Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments Herausgegeben von Dietrich-Alex Koch, Matthias Köckert, Christopher Tuckett und Steven McKenzie

Band 217

Vandenhoeck & Ruprecht

Martin Arneth

Durch Adams Fall ist ganz verderbt ... Studien zur Entstehung der alttestamentlichen Urgeschichte

Vandenhoeck & Ruprecht

Meinen Eltern

Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN 10: 3-525-53080-3 ISBN 13: 978-3-525-53080-1

© 2007, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verlages öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies gilt auch bei einer entsprechenden Nutzung für Lehr- und Unterrichtszwecke. Printed in Germany. Druck- und Bindung: b Hubert & Co, Göttingen. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.

Vorwort

Die vorliegenden Studien zur biblischen Urgeschichte wurden im Sommersemester 2003 von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der LudwigMaximilians-Universität München als Habilitationsschrift angenommen. Für den Druck wurden sie durchgesehen und partiell ergänzt. Zu danken habe ich zuerst meinem alttestamentlichen Lehrer Herrn Prof. Dr. Eckart Otto, der seinem Assistenten nicht nur den nötigen Freiraum gewährt hat, sondern die Entstehung der Arbeit geduldig, kritisch und fachmenschenfreundschaftlich begleitet hat. Er hat auch das Erstgutachten angefertigt. Herrn Prof. Dr. Christoph Levin bin ich für die Übernahme des Zweitgutachtens zu Dank verpflichtet. Ferner danke ich den Freunden und (ehemaligen) Kollegen am Institut für Alttestamentliche Theologie der Münchner Fakultät: PD Dr. Reinhard Achenbach, Dr. Susanne Rudnig-Zelt und PD Dr. Thilo Rudnig. Mein Dank gilt auch den Herausgebern der „Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments“ für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe, ebenso dem Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, besonders Herrn Jörg Persch und Herrn Christoph Spill, für die zuverlässige Betreuung der Drucklegung. Bei der Last des Korrekturlesens hat mir freundlicherweise Frau Kerstin Schwabe geholfen. München, im April 2006

Martin Arneth

Inhalt

I. Einführung ..............................................................................................9 II. Die Priesterschrift in der Urgeschichte .................................................21 1. Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht (Genesis 1,1–2,4a) ..........................................................................22 1.1 Die Rahmung (Genesis 1,1 und 2,4a) ...................................24 1.2 Die Erschaffung des Menschen (Genesis 1,26–31) ...............27 2. Die priesterschriftlichen Genealogien (Genesis 5; 11,10–26) .....................................................................33 2.1 Die Genealogie Adams (Genesis 5) ......................................33 2.2 Die Genealogie Sems (Genesis 11,10–26).............................41 3. Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9) ..................................................................................43 3.1 Rahmung und Prolog (Genesis 5,32; 6,9–22; 9,18f.28f) ..........................................45 3.2 Die priesterschriftliche Darstellung der Flut .........................59 3.3 Die priesterschriftlichen Gottesreden am Ende der Sintflut .............................................................................68 3.3.1 Der Befehl zum Verlassen der Arche (Genesis 8,15–19) ..................................................................70 3.3.2 Der priesterschriftliche Segen (Genesis 9,1–7) .....................71 3.3.3 Bundesschluß oder Bundesverheißung (Genesis 9,8–17)? ..................................................................83 4. Die Komposition der priesterschriftlichen Völkertafel (Genesis 10*) ..................................................................................92 III. Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte ............................................97 1. Die Schöpfungs– und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24) ........................................................................97 1.1 Die Flüche (Genesis 3,14–19) ...............................................98 1.2 Der „Sündenfall“ (Genesis 2,25–3,14) ................................117 1.3 Der Schöpfungsbericht (Genesis 2,4b–24) .........................129 1.4 Die Vertreibung (Genesis 3,20–24) ....................................140 2. Die Erzählung von Kain und Abel ................................................147

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Inhalt

2.1 2.2

Die Komposition von Genesis 4 ..........................................147 Die Genealogien Genesis 4f ................................................165

3. Die nichtpriesterschriftliche Sintfluterzählung .............................169 3.1 Der Prolog (Genesis 6,5–8) .................................................174 3.2 Der Epilog (Genesis 8,20–22) .............................................182 3.3 Der Verlauf der Flut ............................................................190 4. Noah, der Weinbauer (Genesis 9,18–27) ......................................200 5. Die nichtpriesterschriftliche Redaktion in Genesis 10* ...............211 6. Der Turmbau (Genesis 11,1–9) ....................................................220 IV. Zusammenfassung und Ausblick ........................................................227 1. Die Priesterschrift in der Urgeschichte .........................................227 2. Die nichtpriesterschriftlichen Bearbeitungen ...............................230 V. Literatur ...............................................................................................237 VI. Bibelstellenregister (in Auswahl) ........................................................264

I. Einführung

„Durch Adams Fall ist ganz verderbt menschlich Natur und Wesen“ – so bringt 1524 der Nürnberger Ratsschreiber Lazarus Spengler die kirchliche Erbsündenlehre in einem Choral1 auf den Punkt, dessen zeitgenössische Bedeutung und Wertschätzung sich schon an dem äußerlichen Datum ablesen läßt, daß er sogar in der Konkordienformel als Beleg für die Gültigkeit des Lehrstücks im Protestantismus angeführt wurde.2 Vor allem im 16. Jahrhundert, aber auch darüber hinaus gehörte die Dichtung zum eisernen Grundbestand protestantischen Liedguts im deutschsprachigen Raum, wurde von Johann Sebastian Bach mit der ihm eigenen Tiefgründigkeit im „Orgelbüchlein“ – einem Werk zur Habilitation angehender Organisten3 – tonmalerisch ausgedeutet (BWV 637), hat aber die letzte Gesangbuchrevision des vergangenen Jahrtausends so gut wie nicht überstanden. Die Gründe hierfür sind neuzeitspezifisch.4 Daß der neuzeitliche Christenmensch bisweilen Schwierigkeiten hat, sich mit manchen religiösen Objektivationen des Altprotestantismus mit Blick auf seine eigenen Begrenztheits- und Endlichkeitserfahrungen zu identifizieren oder sich gar auf ihrem Hintergrund produktiv zu deuten, hat kein Geringerer als Albert Schweitzer empfunden, wenn er zu Beginn des 20. Jahrhunderts Spenglers „Durch Adams Fall“ im Zuge seiner Interpretation von BWV 637 als „das grausige Lied von der Ursünde“ bezeichnet.5 Spengler greift in seiner Dichtung – wenn auch gebrochen durch die paulinische Adam-Christus-Typologie6 – auf die Urgeschichte zurück, die das Alte Testament eröffnet. Im Hintergrund steht hierbei natürlich in erster Linie die Erzählung von Schöpfung und Fall Gen 2,4b–3,24,7 die das fluch1 „Durch Adams fal ist gantz verderbt menschlich natur und wesen“; L. Spengler, Schriften, 401. 2 BSLK 772,17f; 844,3f; 851,27f; cf. L. Spengler, Schriften, 398. 3 Cf. den Titel nach dem Autograph: „Orgel-Büchlein Worinnen einem anfahenden Organisten Anleitung gegeben wird, auff allerhand Arth einen Choral durchzuführen, anbei auch sich im Pedal studio zu habilitiren […]“; A. Schweitzer, Johann Sebastian Bach, 252. 4 Cf. etwa die zeitdiagnostischen Klassifikationen von P. Tillich, Theologie, 59ff. 5 A. Schweitzer, Johann Sebastian Bach, 253.435. 6 1 Kor 15,21f; Rö 5,12–21. Cf. E. Brandenburger, Alter und neuer Mensch, 209–250; F. Hahn, Theologie, I,217f; II,120f.324f. 7 Vgl. zur Auslegungsgeschichte – neben den Kommentaren – M. Metzger, Die Paradieserzählung, und die Untersuchung von C. Bultmann, Die biblische Urgeschichte, zur Genesisinterpretation J.G. Herders, die auch die Aufklärungsexegese der Urgeschichte in einen weiteren geistesgeschichtlichen Zusammenhang einordnet.

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Einführung

bewehrte Schicksal des Menschen uranfänglich mit einer Gebotsübertretung begründet, gleichzeitig aber in Gen 3,22 konzediert, daß der Mensch durch die Erkenntnis von Gut und Böse auch Gott ähnlich geworden sei. Das schonungslose Urteil über das menschliche Wesen findet dann allerdings im Prolog zur Sintfluterzählung Gen 6,5 seinen unverstellten und prägnanten Ausdruck: Und Jahwe sah, daß die Bosheit des Menschen groß war auf der Erde, und alle Gebilde der Planungen seines Herzens nur böse war den ganzen Tag.

Die generelle Beurteilung des Menschen fällt an dieser Stelle so verheerend aus, daß der Gott Jahwe im Anschluß daran (Gen 6,6f) sogar die Erschaffung des Menschen bereut, auch wenn der Verfasser dieser bedeutenden Texte im Alten Testament nicht annähernd an das – insbesondere seit Augustin christentumsgeschichtlich wirkmächtige – Theologumenon der Vererbung einer grundlegenden Verderbtheit des Willens, die dem Menschen zeitlichen Tod und ewige Verdammnis unabhängig von seinem Tun und Lassen garantiert, gedacht hat. Wem verdanken wir diese auch für das Alte Testament ungewöhnlich harschen Urteile über das Menschengeschlecht? Die vorliegende Untersuchung will unter anderem die Probleme, die die Beantwortung dieser schlichten Frage nach wie vor bereitet, aufnehmen und der Lösung ein Stück weit annähern – mehr nicht. Grundlage hierfür ist natürlich zunächst die Literaturgeschichte von Gen 1–11, die der Erzvätergeschichte vorangestellte Urgeschichte. Schon der durchschnittlich aufmerksame neuzeitliche Leser der Eingangskapitel des Alten Testaments, dem es bei der Lektüre der Strafflüche Gen 3,14–19 – die ja nicht nur die Vergeblichkeit menschlicher Bemühungen und seine Todesverfallenheit, sondern etwa auch die Ambivalenz und Asymmetrie des Verhältnisses zwischen Mann und Frau zu deuten suchen und zugleich zementieren – nicht vorrangig aufgrund der hierdurch beförderten Selbsterkenntnis, sondern eher wegen des (vermeintlich) abständigen Inhalts graust, wird bemerken, daß die Eröffnung des Alten Testaments neben der Ätiologie des fluchbewehrten Menschen auch den ausdrücklich von Gott Gesegneten (Gen 1,28) kennt, daß es neben dem am „Wie-Gott-seinWollen“ (Gen 3,5) nachhaltig Gescheiterten auch den Menschen gibt, der „Mit Würd’ und Hoheit angethan“8 als Gottes Ebenbild geschaffen wurde 8 So Gottfried van Swietens Kommentierung der Gottebenbildlichkeit des Menschen in seinem vermittelst einer englischen Vorlage partiell an John Miltons „Paradise Lost“ angelehnten Libretto für J. Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ (1798); cf. G. Feder, Joseph Haydn, 125ff.219. Bezeichnenderweise verzichtet der der Aufklärung eng verbundene van Swieten, u.a. Präfekt der k.k. Hofbibliothek und Kunstmäzen in Wien, auf die Darstellung des etwa auch bei J. Milton breit ausgemalten Sündenfalls.

Einführung

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(Gen 1,26f).9 Und ebenso kann der Leser mit Blick auf den Anlaß für die Sintflut eine alternative Perspektive wählen, denn im Anschluß an Gen 6,5 findet sich in Gen 6,11f noch eine andere, viel weitergespannte Begründung für das universale Strafgericht, nämlich die Verderbtheit aller Lebewesen, ja der ganzen Erde. Das entlastet den Menschen zwar nicht, verteilt aber immerhin die Last auf mehrere Schultern. Die Wahlmöglichkeiten des neuzeitlichen Lesers hängen damit zusammen, daß die Urgeschichte literarisch nicht aus einem Guß, sondern das Produkt der Verschmelzung von Traditionen und damit einhergehend intensiver literarischer Prozesse ist. Es lassen sich in Gen 1–11 mindestens zwei, in sich mehr oder weniger konsistente Textschichten von einander abheben. Diese Einsicht gehört bekanntlich zu den grundlegenden Ergebnissen der Interpretation des Alten Testaments in den letzten Jahrhunderten – man kann „sich dem forschungsgeschichtlich singulären Rang der Urgeschichte kaum entziehen“.10 Nicht umsonst hat die historisch-kritische Analyse des Pentateuch bzw. Hexateuch in der Neuzeit hier ihren Ansatzpunkt genommen und oft auch von hier aus ihre Theoriemodelle konzipiert.11 9 Es entspricht der eingangs umrissenen und notwendigerweise fragmentarischen Zeitdiagnose, daß sich die weitaus meisten alttestamentlichen Beiträge zur Urgeschichte in materialer, nicht unbedingt literaturgeschichtlicher Hinsicht auf die der Priesterschrift zuzurechnende Gottebenbildlichkeitsvorstellung (Gen 1,26ff; 5,1–3; 9,6 – hinzuzunehmen ist noch Ps 8) und das damit verbundene dominium terrae bzw. dominium animalium sowohl in kultur- bzw. christentumskritischem Verabschiedungsgestus als auch in produktiver (Neu-)Aneignung beziehen, was nicht zuletzt mit der aktuellen Debatte um die Menschenwürde und -rechte sowie die ethischen Rahmenbedingungen der humanen Weltgestaltung zusammenhängt; cf. E. Otto, Gottes Recht, 167–195, bes. 179ff; H. Baranzke/H. Lamberty-Zielinski, Lynn White, 32–61; H.J. Stipp, Dominium Terrae, 113–148, zuletzt den Beitrag von B. Janowski, Statue Gottes, 183–214 (Lit.); s.u. II.1.3. Die Problemgeschichte des neuzeitlichen Menschenwürdekonzepts zeichnet U. Barth (Herkunft, 345–371) schwerpunktmäßig mit Blick auf die Traditionslinie nach, die an der Gottebenbildlichkeit als einer unveräußerlichen Wesenseigenschaft des Menschen festhält. 10 E. Blum, Pentateuch, 278. 11 Cf. H.H. Schmid, Pentateuchforschung, 379; Die Geschichte der Erforschung des Pentateuch, insbesondere auch zur Urgeschichte, ist mehrfach gut aufgearbeitet, so daß wir uns hier auf die neuesten Entwicklungen konzentrieren können: L. Diestel, Geschichte, insbes. §§ 49.70; Pury, A. de/Römer, T., Le pentateuque, 9–80; C. Houtman, Pentateuch; B. Seidel, Entwicklungslinien, 476–485; L. Schmidt, Entstehung, 3–28; J.L. Ska, Le Pentateuque, 245–265; E.W. Nicholson, The Pentateuch; E. Otto, Umbruch in der Pentateuchkritik?, 82–97; ders., Kritik der Pentateuchkomposition, 163–191; ders., Neuere Einleitungen in den Pentateuch, 332–341; ders., Forschungen zur Priesterschrift, 1–50; ders., Brückenschläge in der Pentateuchforschung, 84–99; ders., Forschungen zum nachpriesterschriftlichen Pentateuch, 125–155; ders., Art. Pentateuch; T. Römer, Hauptprobleme, 289–307. Die Unterscheidung selbst zwischen einer priesterschriftlichen und nichtpriesterlichen Schicht wird – gegen den weitreichenden Konsens – von G. Fischer, Pentateuchforschung, 608–616, bestritten. Speziell zur Urgeschichte cf. C. Westermann, Genesis 1–11; E. Blum, Art. Urgeschichte, 436–445, und vor allen Dingen den vorzüglichen und weitausgreifenden, schwerpunktmäßig auf die Frage nach der Redaktion konzentrierten Bericht von M. Witte, Urgeschichte, 1–43. Einzelprobleme der Forschungsgeschichte werden im Rahmen der Analyse erörtert.

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Neben den Doppelüberlieferungen zur Schöpfung Gen 1,1–2,4a || Gen 2,4b–3,24, den parallelen Genealogien Gen 4 || Gen 5 und der deutlich überarbeiteten Völkertafel Gen 10, ist es vor allen Dingen die Sintflutüberlieferung Gen 6,5–9,17, die – ebenso wie die Meerwundererzählung Ex 13,17–15,2112 – als Paradestück der historisch-kritischen Analyse gilt.13 Im Gefolge der neueren Urkundenhypothese hat man das in Gen 1,1– 2,4a beginnende und sich in Gen 5*; 6,9–9,17*.28f; 10*; 11,10–26 fortsetzende Textstratum der exilisch-frühnachexilisch abgefaßten Priesterschrift zugeordnet, während die verbleibenden Textbestände auf eine ältere Quelle J aus der frühen Königszeit zurückgeführt wurden.14 Dabei war allerdings die Einheitlichkeit der beiden Quellen auch in der Urgeschichte nie unumstritten, dies gilt insbesondere für J,15 am Rande auch für P.16 Die Auseinandersetzungen, die in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts über die Entstehung des Pentateuchs ausbrachen, die Urkundenhypothese wieder nachhaltig in Frage stellten und im Rückblick die Jahrzehnte zuvor angesichts der aktuellen Vielfalt an Erklärungsmodellen als eine Zeit vergleichsweise klarer Verhältnisse erscheinen lassen, konzentrierten sich nicht ohne Grund auch auf die Quelle J,17 deren frühe Entstehung in der Königszeit in Zweifel gezogen und deren literarische Heterogenität betont wurde. So resümiert etwa R. Rendtorff, daß es „heute fast unmöglich [sei], sich darüber zu einigen, was man im einzelnen dem Jahwisten zuweisen, wie man […] Arbeitsweise und Intention dieses Werkes“ zu bestimmen habe.18 Die gegenwärtige Lage ist durch eine Vielzahl von Entwürfen gekennzeichnet, die zum einen das Quellenmodell kombiniert mit der Annahme umfänglicher Redaktionen zu stabilisieren suchen, zum anderen mit zwei Redaktionen KP und KD rechnen,19 die Entstehung des Pentateuch ausgehend von der Literaturgeschichte des Deuteronomiums entwerfen und in 12 Cf. hierzu jetzt die Analyse von J.C. Gertz, Tradition, 189–232. 13 Cf. hierzu etwa R. Smend, Entstehung, 41ff; H. Donner, Redaktor, 272ff; E. Zenger, Einleitung, 80. 14 Zu den Versuchen, in der Urgeschichte auch die dritte klassische, aber mit Blick auf ihren ursprünglichen Quellencharakter am wenigsten konsensfähige Tetrateuchquelle E nachzuweisen, cf. jetzt A. Graupner, Elohist, 177ff. 15 Cf. etwa J. Wellhausen, Composition, 2–14, der von einem ursprünglichen Kern ausgeht (Gen 2f; 4,16–24; 11,1–9), der dann ergänzt wurde; K. Budde, Urgeschichte, der innerhalb der Urgeschichte zwischen J1 und J2, der J1 bearbeitete, differenziert; O. Eissfeldt, Hexateuch– Synopse, 1*–18*, der zwischen L und J unterscheidet, u.v.m. 16 Hier ist das Frühwerk von G. von Rad, Priesterschrift, 1–18, zu nennen. Die Aufteilung von P in zwei Quellen ist von G. von Rad allerdings später aufgegeben worden; cf. ders., Genesis, 18ff und die Einzelauslegung. 17 Cf. die Studien von H.H. Schmid, Jahwist; J. Van Seters, Jahwist; cf. auch ders., Prologue; R. Rendtorff, Pentateuch. Dazu etwa E. Otto, Umbruch in der Pentateuchkritik?, 82–97. 18 R. Rendtorff, Pentateuch, 112. 19 Cf. den Entwurf von E. Blum, Vätergeschichte; ders., Pentateuch.

Einführung

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diesem Zusammenhang eine der Pentateuchredaktion vorangehende Hexateuchredaktion favorisieren,20 oder den gesamten Enneateuch in den Blick nehmen,21 ohne daß im Augenblick eine annähernd konsensfähige Hypothese marktbeherrschend wäre. Das läßt natürlich auch die Urgeschichte nicht unberührt, die in den jüngeren Auseinandersetzungen ihren einstmaligen forschungsgeschichtlichen Rang allerdings zunehmend einbüßt. Dies hängt nicht zuletzt mit der Beurteilung des jahwistischen Textstratums zusammen. Ging man zuvor davon aus, der durch das Fluchthema bestimmte jahwistische Quellenfaden der universal angelegten Urgeschichte finde sein Ziel in der partikularen, von dort dann aber wieder auf die Völker ausgeweiteten Segensthematik Gen 12,1–3,22 so wird demgegenüber nun die Eigenständigkeit programmatisch herausgestellt23 und damit zugleich von den Modellen zur Entstehung des Pentateuch abgekoppelt. Zudem gerät auch die literarische Zuordnung der beiden Textschichten ins Wanken. Rechnete man auf dem Hintergrund der neueren Urkundenhypothese damit, daß die Priesterschrift als literarische Grundlage für die Einfügung von J diente, so wird jetzt mitunter erwogen, ob die nichtpriesterschriftlichen Texte (im folgenden: nP) nicht als Redaktions- bzw. Ergänzungsschicht zu P in spätnachexilischer Zeit zu bestimmen sind.24 In neuerer Zeit sind zu dem hier zur Debatte stehenden Komplex – neben zahlreichen Untersuchungen zu Einzelproblemen und kleinräumigeren Texteinheiten25 – zwei Monographien zu nennen, deren Darstellung aufgrund der unterschiedlichen Orientierung paradigmatischen Charakter hat. 1998 erschien die detaillierte Studie von Markus Witte,26 die eine redaktions- und theologiegeschichtliche Analyse der gesamten Urgeschichte bietet, sich aber auch im wesentlichen auf den dortigen Textbereich beschränkt und die Bezüge der angenommenen Quellen und der urgeschichtlichen Re20 Cf. E. Otto, Das Deuteronomium im Pentateuch; R. Achenbach, Vollendung. 21 K. Schmid, Erzväter; E. Aurelius, Zukunft. 22 Cf. etwa G. von Rad, Genesis, 128; H.W. Wolff, Kerygma, 359ff. 23 Cf. bereits R. Rendtorff, Genesis 8,21, 188–197; F. Crüsemann, Eigenständigkeit, 11–29; M. Köckert, Vätergott, 265; auch die Studie von M. Witte, Urgeschichte, ist hier zu nennen, s.i.f.; dagegen O.H. Steck Genesis 12,1–3, 117–148; zuletzt H.-C. Schmitt, Arbeitsbuch, 212f, wobei es allerdings auffällig ist, daß die Theologie der jahwistischen Pentateuchschicht bei H.–C. Schmitt im wesentlichen anhand der nichtpriesterschriftlichen Urgeschichte entwickelt wird (cf. a.a.O., 216ff). Zur Diskussion um den Jahwisten cf. C. Levin, Jahwist, 9ff, sowie den Sammelband: J.C. Gertz u.a. (Hg.), Abschied. 24 Cf. zuletzt, wenn auch in der Begründung eher allgemein gehalten, J. Blenkinsopp, A Postexilic lay source, 49–61; bereits ders., P and J, 1–15; ders., Pentateuch, 54ff, der sämtliche nP zuzuschreibenden Texte post-P ansetzt; für die Paradieserzählung E. Otto, Paradieserzählung, 167–192; für die Sintfluterzählung J.L. Ska, diluvio, 37–62. 25 Die einschlägigen Untersuchungen werden im Rahmen der Analyse diskutiert. 26 M. Witte, Urgeschichte. Wir können uns hier auf die Grundzüge von M. Wittes These beschränken. Die Darstellung der Details erfolgt im Rahmen der Untersuchung.

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daktion (RUG), die die sonst übliche Annahme einer den Tetrateuch oder Pentateuch umfassenden Endredaktion (RJEP bzw. RJEPD) ersetzt, über Gen 1–11 hinaus nur noch andeutet.27 Zwar muß sich eine redaktionsgeschichtliche These zu einem Teilbereich prinzipiell am Ganzen bewähren, doch ist die Beschränkung auf einen Textbereich angesichts der Diversifizierung der gegenwärtigen Forschungslage verständlich, zumal es gerade in den nichtpriesterschriftlichen Texten an eindeutigen Verweisen über Gen 11 hinaus mangelt.28 M. Witte entwirft im Zuge seiner redaktions- und theologiegeschichtlichen Untersuchung der biblischen Urgeschichte ein zugunsten von RUG reduziertes Zwei-Quellen-Modell,29 das aber aufgrund der Zuweisung umfänglicher Textanteile an RUG darüber hinaus auch Züge einer Fragmenten- bzw. Ergänzungshypothese trägt. Mit Blick auf die Priesterschrift verwundert dies nicht, hat sich doch die Annahme einer Quelle P, trotz zeitweilig gegenläufiger Tendenzen,30 als im wesentlichen stabiler Grundpfeiler in der alttestamentlichen Literaturgeschichte bewährt.31 Die zweite, nichtpriesterschriftliche Quelle ist durch eine „jahwistische“ bzw. „weisheitliche“ Bearbeitung einer „protojahwistischen Grundschicht“ zustandegekommen und hat in (früh)-nachexilischer Zeit zunächst eigenständig existiert. Betrachten wir zunächst die Quelle P, so fällt zum einen auf, daß der exilisch-nachexilischen Priesterschrift ein realtiv umfangreicher Textbestand zugesprochen wird. Er ist im wesentlichen der priesterschriftlichen Grundschrift (PG) zugehörig, innerpriesterschriftliches Textwachstum (PS) findet 27 Cf. E. Otto, Rez. von M. Witte, 270–273. 28 Das gilt nicht nur für Gen 12,1–3 – der Verheißungstext nimmt vornehmlich auf die priesterschriftlichen Anteile der Völkertafel (Gen 10,5.20.31f) Bezug, mit Blick auf nP finden sich hingegen sogar dezidierte Unvereinbarkeiten –, sondern auch für andere Texte. Ist die Priesterschrift noch deutlich nicht zuletzt über die Toledotstruktur (Gen 2,4a; 5,1; 6,9; 10,1; 11,10; 11,27; 25,12.19; 36,1.9; 37,2) mit der Vätergeschichte vernetzt, so kehren in der Vätergeschichte mit Blick auf das nP-Material zwar einzelne Stichworte wieder (Gen 4,26 – 12,8; 8,21 – 12,3; 2,8 u.ö. – 13,10), doch vermögen diese einen plausiblen Anschluß an die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte nicht zu begründen. Auch die Segensthematik als solche – die Flüche in Gen 3,14ff; 4,11; 9,25ff werden durch Gen 12,1–3 ja keineswegs aufgehoben – leistet dies nicht; cf. M. Witte, Urgeschichte, 194ff; zuletzt K. Schmid, Erzväter, 165–169. 29 Eine Übersicht der literarischen Schichtung in Gen 1–11 findet sich bei M. Witte, Urgeschichte, 333f. 30 Cf. insbesondere den Entwurf von E. Blum, Pentateuch, passim, der nicht – bzw. in der Urgeschichte nicht nur – mit einer Quelle, sondern einer priesterschriftlichen Redaktionsschicht rechnet; auch F.M. Cross, The Priestly Work, 293–325. Zuletzt spricht sich B. Ziemer, Abram – Abraham, 277ff, ausgehend von Gen 17 gegen die Existenz der Priestergrundschrift in den Erzvätererzählungen aus. Für den Quellencharakter von P cf. etwa K. Koch, P – kein Redaktor, 446– 467; J.A. Emerton, The Priestly Writer, 381–400; E.W. Nicholson, The Pentateuch, 196ff. 31 Cf. E. Otto, Forschungen zur Priesterschrift, 1–50. Umstritten ist allerdings die Reichweite der priesterschriftlichen Grundschrift; cf. hierzu die Übersicht bei E. Zenger, Einleitung, 161–167.

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sich nur in Gen 9,4–7.16f.32 Ist die Zurechnung von Gen 9,4–7.16f zu PS angesichts der Debattenlage nicht sonderlich überraschend,33 so gelangt M. Witte doch mit Blick auf PG zu einigen konzeptionell nicht unerheblichen Einsichten. PG umfaßt nicht nur den Schöpfungsbericht Gen 1,1–2,3, dem zunächst Gen 2,4a voranstand, die Genealogien Gen 5,1–29a.30–32; 11,10a.11–26 sowie die üblicherweise der Priesterschrift zugewiesenen Passagen der Sintflutüberlieferung Gen 6,9–9,29*, sondern auch der sonst mehrheitlich P abgesprochene Scharniervers Gen 9,18*.19 wird aufgrund kompositioneller Beobachtungen zu PG gerechnet. Die Konsequenzen liegen auf der Hand. Sie gehen in zwei Richtungen. Zum einen weist Gen 9,19 deutlich auf die Völkertafel Gen 10 voraus, so daß die dort leicht auszugrenzende literarische Grundschicht34 ebenfalls zu PG gehören muß – eine Einordnung, die auch in neuerer Zeit nicht durchweg geteilt wird,35 aber PG in der Urgeschichte einen relativ umfangreichen Textbestand sichert. Zum anderen hat die pointierte Zuordnung von Gen 9,18f* zu P Folgen für die Beurteilung der sich in Gen 9,20–27 anschließenden Perikope über den „Weinbauer Noah“, die nicht mehr – auch nicht in der von M. Witte rekonstruierten Ursprungsgestalt – einem nicht- bzw. vorpriesterschriftlichen Quellenfaden in der Urgeschichte zugerechnet werden kann, sondern eine von RUG redigierte Vorlage36 unbekannter Herkunft enthält. Diese mit der Quelle P kombinierte Fragmentenhypothese bewährt sich für M. Witte nicht nur bei der Weinbergperikope, sondern auch in den anderen nichtpriesterschriftlichen Stücken der hinteren Urgeschichte, also bei der Turmbauerzählung Gen 11,1–9*, den nichtpriesterschriftlichen Anteilen der Völkertafel Gen 10*, deren redaktioneller Charakter offensichtlich ist, sowie dem Engelehenexzerpt Gen 6,1–4,37 das geschlossen übernommen wurde. Für die zweite Quelle in der Urgeschichte, die aus einer „protojahwistischen Grundschicht“ mit den Schwerpunkten „Anthropogonie und Kulturbegründung“ und einer „jahwistisch-weisheitlichen Bearbeitung“ mit „Hamartologie- und Theodizee-Perspektive“ besteht,38 reduziert sich die Text32 Die Siglen PG und PS stammen von H. Holzinger, Einleitung, 334, der sie zur Differenzierung zwischen dem Grundbestand und den sekundären Zusätzen in P eingeführt hat. 33 S.u. II.3.3.2f. 34 Gen 10,1–4a.5–7.20.22f.31f. 35 Ganz der Priesterschrift abgesprochen wird Gen 10* in neuerer Zeit von C. Levin, Jahwist, 121ff; D. Carr, Fractures, 99ff; R.G. Kratz, Komposition, 239. Bei der literarischen Einordnung kommen die genannten Autoren dann allerdings zu keinem einheitlichen Ergebnis. 36 Die Vorlage umfaßt Gen 9,20*.21.22*.23*.24f.26*; die Überarbeitung durch RUG Gen 9,18b.20*.22aa*.23.26a*.27. 37 Vorlagen: Gen 10,8*.9*.10a.11–12a.13–14a.15.16–18a.26–29a;11,2*.4a.5a.b(?).8b(?).9aa; RUG: Gen 10,4b:8*.9*.10b.12b.14*.(15*).18b–19.21.24; 11,1.2*.3.4b.5b(?).6–8a.b(?).9ab .b.10b. 38 „Protojahwistische“ Grundschicht: Gen 2,5a.bb.6–7aa*.19aab.20aa*.b.21f; 3,20.23a*.ba; 4,1a.ba.2ab*.b.3–5.8b.17a.18–21.22a*; „jahwistische/weisheitliche“ Bearbeitung: Gen 2,4b.5ba. 7ab.8–9a.16.17aa*.b.b.18.20b.23–25; 3,1–13.14aa*.b.b.15–18a.19.21.23aa*.bb; 4,1bb.2aa.b*.

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basis auf weite Teile der Erzählung von Schöpfung und Fall, die Kain-undAbel-Erzählung sowie die Kainitengenealogie und wesentliche, für die Annahme eines Quellenstücks notwendigen Teile der nichtpriesterschriftlichen Sintflutperikope. Allerdings ist die Quelle nur sehr fragmentarisch zu rekonstruieren, da wenige, aber entscheidende Textstücke wie Gen 4,25f; 5,29 RUG zukommen. Das läßt fragen, ob es sich hier – angesichts etwa der fehlenden Einführung der Noahfigur – überhaupt noch um eine durchlaufende Quelle handelt und nicht auch hier eher Anzeichen finden lassen, die auf eine Fragmentenhypothese hindeuten. Mit der literarischen Vorgeschichte von Gen 1–9 hängt es auch zusammen, daß M. Witte die eigentliche Urgeschichte in Gen 9,29 enden läßt und eine auf die Vätergeschichte hinüberleitende Zwischenzeit Gen 10,1–11,26 annimmt39, auch wenn sich in in Gen 10,32 und 11,10 noch ausdrückliche Rückverweise auf die Flut finden. Festzuhalten ist indes aber, daß auch M. Witte nicht mehr mit einer vorpriesterschriftlichen Verbindung zwischen zwischen Urgeschichte und Vätergeschichte rechnet. Der Redaktor der Urgeschichte (RUG) selber wird aufgrund von geschichtstheologischen Anspielungen auf die Eroberungszüge Alexanders des Großen in Gen 9,25–27 und Gen 11,1–9 relativ spät datiert,40 wodurch die direkte Anbindung an die Vätergeschichte in weite Ferne rückt. Sein theologisches Profil, das M. Witte durch die Ermittlung traditionsgeschichtlicher Bezüge minutiös erhebt,41 ist ausgesprochen vielschichtig, und verbindet auf der Basis spätweisheitlichen Denkens „priesterliche“, „spätprophetische“ und „spätdeuteronomistische“ Traditionen. Gegenüber der Analyse von M. Witte beschränkt sich die 1999 vorgelegte Untersuchung von Norbert Clemens Baumgart42 zwar dem Titel nach auf Gen 5–9, also die Sintflutperikope, sowie den dazugehörigen religionsgeschichtlichen Hintergrund, dennoch sind selbstverständlich auch die anderen Texte der Urgeschichte ständig präsent. Sie unterscheidet sich allerdings grundlegend in der Fragestellung von der Studie M. Wittes. N.C. Baumgart ist vorrangig an dem Verständnis des Endtextes der Urgeschichte interessiert, die seiner Einschätzung nach in Gen 9,29 endet, da in Gen 10 die Geschichte mit ihrer ethnischen und geographischen Differenzierung einsetzt. Sie ist in drei Teile untergliedert (Gen 1,1–2,3; 2,4–4,26; 5,1–9,29), literarisch eigen6–8a.9–16.22b.23f; 6,5f.7aa.8; 7,1a.2.4f.10a.12.23.aa*.b; 8,2b.6.8.9aa.b.10–12.13b.20–21aa.b. 22; RUG: Gen 2,4b.9b–15.17aa*.19ag.b.20aa*; 3,14aa*.18b.22.24; 4,22b.25f; 5,29b; 6,7ab.g.b; 7,1b. 3.8–9.10b.16.22*.23aa*.b; 8,21ab; 9,5ba – hinzu kommen die Umstellung von Gen 2,4a sowie die Bildung der Gottesbezeichnung μyhla hwhy in Gen 2f. 39 M. Witte, Urgeschichte, 51. 40 M. Witte, Urgeschichte, 315ff. 41 M. Witte, Urgeschichte, 287ff. 42 N.C. Baumgart, Umkehr.

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ständig und muß aus sich heraus gelesen und verstanden werden. Die synchrone Endtextlektüre soll allerdings einerseits nicht willkürlich Heterogenes zusammenzwingen, auf der anderen Seite aber auch nicht der – unterstellten – „Blindheit der klassischen literarkritischen Schule, daß die Texte jetzt eine einzige Urgeschichte darstellen“,43 nachgegeben. Dies will N.C. Baumgart durch den Aufweis von Kompositionszusammenhängen und kompositorischen Linien realisieren, der schichtenübergreifend vorgenommen werden soll, faktisch allerdings meist in den Bahnen der zwei Schichten verläuft, die auch die „klassische literarkritische Schule“44 herausgearbeitet hat. Dies läßt dann doch fragen, wie man sich nach N.C. Baumgart die Genese der biblischen Urgeschichte vorzustellen hat. Baumgart setzt sich dezidiert von dem redaktionsgeschichtlichen Modell M. Wittes ab45 und rechnet – klassisch – mit einer durchgehenden vorpriesterschriftlichen Urgeschichte (VPU), die frühestens in der späten Königszeit anzusetzen ist, der exilischfrühnachexilischen Priesterschrift, die selber auf die VPU Bezug genommen hat, und einer vom Textumfang her wesentlich reduzierteren und bereits im 5. Jahrhundert anzusetzenden Redaktionsschicht.46 Die literarische Genese unterstreicht die Endtextgliederung dergestalt, als der erste Textblock geschlossen zu P (Gen 1,1–2,3), der zweite geschlossen zu VPU (Gen 2,4–4,26) zu rechnen ist, während der dritte die Synthese bildet (Gen 5,1– 9,29), da hier P und VPU nicht nebeneinandergestellt, sondern kombiniert werden. Daß die Triftigkeit der Existenz von VPU von N.C. Baumgart allerdings genau mit der Stelle begründet wird, die bei M. Wittes Untersuchung eine Schlüsselstellung für die Annahme einer umfänglichen Redaktionsschicht, die nicht nur Quellen kompilierte, sondern auch in größerem Stil Einzelüberlieferungen integrierte, innehatte, nämlich Gen 9,18f,47 lenkt die Aufmerksamkeit auf die insbesondere mit den nichtpriesterschriftlichen Texten verbundenen Probleme. Dabei ist auf der einen Seite der nicht nur von M. Witte betonte Sachverhalt zu berücksichtigen, daß wesentliche Teile der nichtpriesterschriftlichen Texte in traditionsgeschichtlich späte Zeiten verweisen,48 was sich schwer zu einer spätvorexilischen Ansetzung von nP fügt. Auf der anderen Seite ist den von N.C. Baumgart betonten kompositionellen Zusammenhängen mit Blick auf nP nachzugehen und zu überprüfen, wie sich diese zur These Wittes einer umfangreichen Redaktion in der Urgeschichte verhält. 43 N.C. Baumgart, Umkehr, 565. 44 Cf. zur Triftigkeit der Klassifikation R. Smend, Art. Literarkritische Schule, 390f. 45 N.C. Baumgart, Umkehr, 409ff. 46 N.C. Baumgart, Umkehr, 415: Gen 5,28b.29; 6,3; 7,3*.7–9.17a(?).22. 47 N.C. Baumgart, Umkehr, 385ff, im Anschluß an C. Levin, Jahwist. 48 Cf. M. Witte, Urgeschichte, 201ff; außerdem die Untersuchungen von E. Otto, Paradieserzählung, 167–192, J.L. Ska, diluvio, 37–62, und T. Krüger, Das menschliche Herz, 65–92.

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Neben den beiden durch M. Witte und N.C. Baumgart vertretenen Modellen ist aber auch noch an die bereits genannten Versuche zu erinnern, die davon ausgehen, daß die nichtpriesterschriftlichen Anteile der Urgeschichte in toto postpriesterschriftlich anzusetzen seien. Die folgende Untersuchung versucht die Debattenlage aufzunehmen, will allerdings nicht annähernd von der Urgeschichte ausgehend die Schwierigkeiten lösen, die das Verständnis der Genese von Pentateuch, Hextateuch oder gar Enneateuch gegenwärtig bereitet. Angesichts der Divergenzen, die schon die Einschätzung der literarischen Verhältnisse in Gen 1–11 auslöst, ist es ratsam, sich nochmals auf die Verhältnisbestimmung von priesterschriftlichen und nichtpriesterschriftlichen Texten zu beschränken. Die Analyse muß allerdings zumindest Gen 1,1–11,26 umfassen und kann nicht nur auf Gen 1–9 eingegrenzt werden. Die isolierte Betrachtung von Gen 1–9 ist schon aufgrund der Rückverweise auf die konstitutiv zur Urgeschichte gehörende Sintflut in Gen 10,1.32; 11,10 nicht plausibel.49 Bei der Analyse wird sich zeigen – die These sei hier bereits angedeutet –, daß die Urgeschichte wahrscheinlich weder durch die Kompilation zweier Quellen entstand, noch mit einer Kombination von Quellen- und Ergänzungshypothese bei gleichzeitiger Annahme einer umfassenden Redaktionsschicht zu rechnen ist, sondern sie sich in ihrer substantiellen Gestalt tatsächlich der postpriesterschriftlichen Bearbeitung der Quelle P verdankt, wie sich das in den Untersuchungen von J. Blenkinsopp, J.-L. Ska, E. Otto und T. Krüger abzeichnet. Die erneute Zuwendung zu einem Textbereich, der nicht nur aufgrund seiner Bedeutung intensiv erforscht ist, sondern darüber hinaus stark divergierende Urteile mit Blick auf seine Genese und Einordnung provoziert hat, ist nur dann sinnvoll, wenn nicht nur altbekannte Argumente neu gewichtet und zu modifizierten Hypothesen verknüpft werden, sondern sich dieses mit neuen Beobachtungen bzw. Zugangsformen verbindet. Wir beschließen die Einleitung deswegen mit einigen knappen Bemerkungen zur Methodik der Untersuchung. Die wichtige Studie von S.E. McEvenue50 zur literarischen Darstellungstechnik des Verfassers von P zeichnet sich nicht zuletzt dadurch aus, daß sie besonderes Augenmerk auf die Art der Textverklammerung und Textstrukturierung der Priesterschrift legt, bevor literar- bzw. redaktionskritisch wei-

49 Der sich an Gen 11,26 anschließende Terach-Stammbaum weicht zwar in kompositioneller Hinsicht von Gen 5; 11,10–26 erheblich ab, wird aber in letzter Zeit P zugewiesen; cf. etwa K. Schmid, Erzväter, 168. Er gehört auf jeden Fall zu den von P vorausgesetzten Stoffen – P ist ohne den Anschluß in Gen 11,27 nicht vorstellbar. 50 S.E. McEvenue, The Narrative Style.

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tergefragt werden kann.51 Diesen Ansatz nehmen wir nochmals auf und untersuchen im Anschluß an die von S.E. McEvenue gemachten Beobachtungen die hier zur Debatte stehenden Texte – sowohl die Priesterschrift als auch die nichtpriesterschriftliche Schicht – konsequent nach einem Stilmerkmal antiker Literaturen, nämlich der chiastischen (ABC || CBA) bzw. konzentrischen (ABCBA) Textgestaltung.52 Die Zugangsweise ist bisher vornehmlich an P bewährt. Was nP anbelangt, so ist in der Urgeschichte vor allem Gen 11,1–9 eingehend formanalytisch untersucht worden.53 Die Möglichkeiten der chiastischen bzw. konzentrischen Textgestaltung sind vielfältig. Sie reichen von der Satz- bis zur Textebene, sie können syntaktisch durch Inversionen, aber auch durch sich entsprechende invertierte Stichwortabfolgen gestaltet werden – und natürlich lassen sich diese Techniken mühelos kombinieren. Diese literaturtechnische Art der Textgestaltung hat zunächst den Vorteil, daß sie relativ gut überprüfbar ist. Etwas reservierter verhalten wir uns, wenn es um rein „sachliche“ Entsprechungen geht, da hier der Interpretationsvorlauf höher zu veranschlagen ist und damit die intersubjektiven Evidenzanforderungen gesteigert werden. Wir werden uns vornehmlich auf die Überprüfung von kleinen Texteinheiten hinsichtlich der genannten literarischen Strukturen konzentrieren. Mit dem Aufweis, daß ein Satz oder gar ein Text den literartechnischen Prinzipen von Chiasmus und Konzentrik folgt,54 ist natürlich nicht automatisch behauptet, daß der Text ursprünglich in dieser Form gestaltet wurde, daß er keine Vorläufer hatte oder daß nicht heterogene Stoffe aufgegriffen und bearbeitet werden.55 Nicht jede chiastische Gesamtstruktur einer Text51 Insbesondere auch in der Studie von M. Witte, Urgeschichte, werden oft stilistischformkritische Analyse und literarkritische Fragestellung nicht nur mit Blick auf P verknüpft. 52 Die Suche nach solchen Strukturen hat sich in vielen Textbereichen des Alten Testaments, zudem in akkadischen Texten als fruchtbar erwiesen, aber auch partiell Kritik hervorgerufen; cf. etwa – neben den knappen Hinweisen bei E. König, Stilistik, 171, – die Untersuchungen von G. Braulik, Rhetorik, 91ff; J.P. Fokkelman, Narrative Art; J.W. Welch (Hg.), Chiasmus; C. Uehlinger, Weltreich, 293ff.314ff (mit terminologischen Klärungen); V.A. Hurowitz, Inu Anum ◊¥rum; R. Scoralick, Einzelspruch, 160ff; E. Otto, Das Deuteronomium, III.IV.1ff; u.v.m. Eine ausführliche Bibliographie zur Sache ist zusammengestellt bei J.W. Welch/D.B. McKinlay, Chiasmus Bibliography, 77ff; einschlägige Literatur bespricht mit Blick auf Rechtstexte die – kritische – Studie von D.P. Wright, The Fallacies, 143–168. 53 S.u. III.6. 54 Inversionen und Stichwortwiederholungen werden beim Blick durch eine andere methodische Brille gerne als Indizien für literarkritische bzw. redaktionsgeschichtliche Operationen in Stellung gebracht. Auszuschließen ist die Annahme von Textwachstum natürlich auch bei literarisch durchkomponierten Texten nicht. Schwierig wird es allerdings naturgemäß da, wo sich das Postulat literarischer Heterogenität lediglich auf solche Argumente stützt, die sich auch bewußtes als literarisches Design auffassen lassen; cf. M. Arneth, Art. Literarkritik, 389f. 55 Es lassen sich gerade Beispiele dafür anführen, daß Texte gewissermaßen nach chiastischen Prinzipien transformiert wurden. Nur zeigen diese Beispiele eines ganz deutlich: die Ursprungsfassung läßt sich aus der Neugestaltung nur sehr schwer rekonstruieren. Dies belegen pro-

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einheit bedeutet zugleich deren literarische Einheitlichkeit.56 Und ob die gewählte Methode leistungsfähig ist, oder ob der methodische Monismus nicht eher den Blick trübt, kann naturgemäß allererst die Bewährung am Gegenstand resp. die Bewährung in der Fachdebatte erweisen.

minente Texte, etwa die Dekalogfassung in Dtn 5,6–21, die – wie N. Lohfink, Dekalogfassung, 193–209, gezeigt hat – aus einer in Ex 20 noch erkennbaren Vorlage gestaltet wurde; cf. auch E. Otto, Theologische Ethik, 215ff. Ein weiteres Beispiel sind die Beamtenlisten Davids 2 Sam 8,15– 18 || 2 Sam 20,23–26 sowie die Liste der Beamten Salomos 1 Reg 4,1–6; cf. M. Arneth, „Sonne der Gerechtigkeit“, 149–164. 56 Mit Blick auf die Sintflutperikope ist dies von J.A. Emerton, Examination (VT 37), 401– 420; (VT 38), 1–21, zu Recht angemahnt worden, wenn es darum geht, durch die nicht nur an Stichwort-, sondern auch an thematischen Entsprechungen orientierte Analysen des Gesamtaufbaus gegen die literarkritischen Probleme auszuspielen; cf. auch das Referat entsprechender Kompositionsanalysen zur Sintflutperikope bei G.J. Wenham, Genesis 1–15, 155ff; dazu D.P. Wright, The Fallacies, 160f. Auf der anderen Seite spricht allerdings die Existenz verschiedener Kompositionsanalysen mit Blick auf einen Textbestand – ebensowenig wie divergierende literar- und redaktionskritische Modelle – noch nicht von vorneherein gegen die Unfruchtbarkeit der Zugangsweise, sondern möglicherweise auch für die Schwierigkeit und Komplexität der Aufgabe, gerade dann, wenn heterogene Stoffe nachträglich bearbeitet wurden, wie das im Rechtskontext, den D.P. Wright vornehmlich im Blick hat, aber nicht nur dort, oft der Fall ist.

II. Die Priesterschrift in der Urgeschichte Die Priesterschrift in der Urgeschichte Die Priesterschrift, das ist die These, die hier begründet werden soll, stellt in der Urgeschichte die literarisch im wesentlichen einheitliche Grundlage dar, sie ist also keinesfalls eine Redaktionsschicht und auch die Annahme innerpriesterschriftlichen Textwachstums läßt sich nicht plausibiliseren. Dies ergibt sich vor allen Dingen aus kompositionellen Beobachtungen an den der Priesterschrift zuzuordnenden Texten selber, die keinerlei Rücksichtnahme auf nichtpriesterliches Material erkennen lassen – das Gegenteil ist dann allerdings bei den nichtpriesterlichen Texten der Fall. Man hat der Priesterschrift oftmals eine Vorliebe für geordnete Verhältnisse bescheinigt. Theodor Nöldeke, dem wir die in den wesentlichen Zügen maßgebliche Ausgrenzung der priesterschriftlichen Texte verdanken, charakterisiert die von ihm noch „Grundschrift“ genannte Priesterschrift wie folgt: Bei der Ausdrucksweise unserer Schrift ist ganz besonders die Vorliebe für stehnde Redensarten characteristisch, welche kaum eine andere im Alten Testament zeigt. […] Ebenso haben wir oft eine andere Eigenschaft des Stils der Grundschrift erwähnt, nämlich die grosse Weitläufigkeit mit den häufigen Wiederholungen. Durchgängig fehlt der Grundschrift Leben, Anschaulichkeit, Detailmalerei und Wärme der Sprache […] Die Personen, welche auftreten, sind nur in Umrissen gezeichnet ohne nähere Characteristik. Von poetischem Schwung sind in der Grundschrift nur wenig Spuren; das Werk ist durchaus prosaisch, aber es enthält auch nicht die tiefen Reflexionen über die Grundfragen der Menschheit, wie sie uns z.B. Cap. 2 und 3 der Genesis darbieten.1

Doch neben dem „Vorwurf“ der unpoetischen Überschematisierung – „die dichterische Sage wird zur historischen Prosa abgeflacht“2 –, der „Formelhaftigkeit und Trockenheit der Darstellung“,3 stehen Urteile, die den Texten auch eine eigentümliche Würde zugestehen: Hermann Gunkel, bekanntermaßen der werk- und wirkungsästhetischen Fragestellung besonders ver-

1 T. Nöldeke, Untersuchungen, 133. T. Nöldeke bestimmt die Grundschrift (zum Textumfang cf. a.a.O., 143f) allerdings als älteste Quellenschrift des Pentateuch, eine – wie wir noch sehen werden – zumindest für die Urgeschichte zutreffende Sicht der Dinge; cf. dazu J. Wellhausen, Prolegomena, 46ff. 2 So J. Wellhausen, Prolegomena, 310, zur priesterschriftlichen Sintfluttradition. 3 T. Nöldeke, Untersuchungen, 133.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

pflichtet,4 spricht in diesem Zusammenhang einmal von der „lapidaren Größe“ der Priesterschrift.5 Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, daß sich der Verfasser in einem hohen Maße der in der altorientalischen und auch alttestamentlichen Literatur gängigen Techniken der Textverklammerung bedient. Das heißt mit Blick auf die Priesterschrift in der Urgeschichte vor allen Dingen: sowohl einzelne Verse als auch größere Zusammenhänge sind durch chiastisch gestaltete Bezüge zusammengebunden, was zum einen den Eindruck literarischer Geschlossenheit hervorruft, zum anderen dann aber auch eine gewisse Redundanz zur Folge hat. Die nachfolgende Untersuchung hat vorrangig den Aufweis dieser kompositionellen Eigenart zum Gegenstand.6 Die Priesterschrift umfaßt in Gen 1–11* – das sei an dieser Stelle bereits mit Blick auf die Analyse vorweggenommen – den Textbestand Gen 1,1– 2,4a; 5,1–29a.30–32; 6,9–22; 7,6f.8bb.9.11.13–16a.18–22.24; 8,1.2a.3–5. 13a.14–19; 9,1–17.18*.19.28f; 10,1–4a.5–7.20.22f.31f; 11,10–26. Dabei haben wir uns zum einen nicht davon überzeugen können, daß in der Urgeschichte nochmals zwischen PG und PS unterschieden werden kann, auch nicht mit Blick auf oftmals für PS in Anschlag gebrachte Stellen wie Gen 1,14.29; 9,4–7.16–17. Zum anderen ist die Priesterschrift in der Urgeschichte vom Textbestand her umfänglicher, als dies mitunter angenommen wird. Dies gilt vor allen Dingen für Gen 9,18f* und die entsprechenden Anteile an der Völkertafel in 10,1–4a.5–7.20.22f.31f.

1. Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht (Genesis 1,1–2,4a) Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht (Genesis 1,1–2,4a) Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht ist seit jeher Gegenstand eindringlicher Analysen. In unserem Zusammenhang sind allerdings nicht die traditions- und religionsgeschichtlichen Deutungsprobleme der vielfältigen Schöpfungsvorstellungen, die hier ihre Spuren hinterlassen haben, von Interesse.7 Vielmehr ist hier alles der Frage nach der literarischen Eigenart 4 H. Gunkel, Grundprobleme, 33; cf. auch ders., Literatur, 57. 5 H. Gunkel, Genesis, 117. 6 Cf. hierzu vor allen Dingen die bedeutende Untersuchung von S.E. McEvenue, The Narrative Style. 7 Umfängliches Vergleichsmaterial ist zusammengestellt bei W.H. Schmidt, Schöpfungsgeschichte, C. Westermann, Genesis, 104ff, sowie M. Bauks, Welt, 147ff; cf. auch O. Kaiser, Der Gott des Alten Testaments 2, §§ 9–11, und O. Keel/S. Schroer, Schöpfung, passim. Das eigentümliche Profil des priesterschriftlichen Schöpfungsberichts dürfte auch in der – idealtypisch gesprochen – Verschränkung der schon latent monotheistischen Systematisierung des Welterkennens nach dem subjektivischen Handlungs- und Ursprungsschema mit dem ethischen Monotheismus liegen, der das in Gen 1,1–2,4a zum Ausdruck kommende Weltbewußtsein durch die gesteigerte Transzendenz der Gottheit eigentümlich bestimmt. Gerade diese Interpretation wird sich allerdings

Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht (Genesis 1,1–2,4a)

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und der literarischen Komposition der Priesterschrift innerhalb von Gen 1– 11 untergeordnet. Die Forschungslage ist – wie auch nicht anders zu erwarten – ausgesprochen vielschichtig.8 Neben der Annahme der literarischen Einheitlichkeit des Schöpfungsberichts,9 wird – angesichts der echten und vermeintlichen Spannungen im Text10 – nach wie vor diskutiert, ob sich der Verfasser der Priesterschrift einer älteren Vorlage bediente, die er dann in seinem Sinne umgeformt hat,11 oder ob die Priesterschrift noch nachträglich ergänzt worden ist.12 Dabei kann es nicht ernsthaft strittig sein, daß sich innerhalb des Textes eine Vielzahl an „Unregelmäßigkeiten“ ausmachen lassen, fraglich ist allerdings, ob sich diese zu einer überzeugenden These mit Blick auf verschiedene literarische Wachstumsstufen synthetisieren lassen, die dann auch der literarischen Beschaffenheit der Textpassagen, die sich dezidiert auf Gen 1,1–2,4a beziehen, Rechnung trägt.13 weniger auf Gen 1,1f stützen dürfen, wie das etwa bei den – im übrigen brillianten – Studien von R. Hönigswald (cf. ders., Schöpfungsgeschichte; ders., Schöpfungserzählungen, 154ff) mitunter der Fall ist, da Gen 1,1 im Verbund mit Gen 2,4a als Rahmung aufgefaßt werden muß und nicht die Erschaffung des „Chaos“, mithin auch nicht die creatio ex nihilo impliziert, die erst ein Produkt der Entwicklungen des 2. nachchristlichen Jahrhunderts darstellt und auch in die in diesem Zusammenhang oftmals herangezogene Stelle 2 Makk 7,28 nicht eingetragen werden darf (cf. hierzu insbesondere G. Schmuttermayr, „Schöpfung aus dem Nichts“, 203–228, und G. May, Schöpfung, 6ff), als vielmehr auf den Zusammenhang von Wort- und Tatbericht. Cf. hierzu aus soziologischer Perspektive etwa G. Dux, Logik, 233ff. Die Auseinandersetzung mit dem Entwurf von G. Dux sucht aus alttestamentlicher Perspektive R.C. Kahlert, Monotheismus, 229–245, der allerdings nur im Ansatz auf die Konstruktionsprobleme eingeht. 8 Die Hauptstationen der Forschungsgeschichte seit dem 18. Jh. werden von W.H. Schmidt, Schöpfungsgeschichte, 9ff, nachgezeichnet. Darauf baut C. Westermann, Genesis, 113ff; ders., Genesis 1–11, 15ff, auf. 9 Cf. etwa O.H. Steck, Schöpfungsbericht, 11ff.243 u.ö.; R. Oberforcher, Flutprologe, 598ff; I. Willi-Plein, Am Anfang, 152; J.P. Floss, Schöpfung, 316; M. Witte, Urgeschichte, 119ff. 10 Cf. die Doxographie bei C. Streibert, Schöpfung, 49ff, und die Problemsammlung bei E. Zenger, Gottes Bogen, 30f. 11 Cf. die Rekonstruktion einer ursprünglichen Liste von Schöpfungswerken aus dem Tatbericht durch C. Levin, Tatbericht, 23–39: Gen 1,1.2a.4b.5.7a.8a.9*[nur der Tatbericht nach LXX].10a.12a.16f.21a. 25a.27aa; 2,1. Doch wird man nicht nur die Zuweisung von Gen 1,1 zum Grundbestand hinterfragen können (s.u.), sondern auch die Konsistenz der Zuordnung der einzelnen Schöpfungswerke – man beachte die Abweichungen beim dritten und vierten Schöpfungswerk, die nicht als Gottes Werk eingeführt werden. Die rekonstruierte Liste ist angesichts dieser Heterogenität strenggenommen durchaus weiterer literarkritischer Nachfrage bedürftig (cf. auch die kritischen Bemerkungen bei O. Kaiser, Der Gott des Alten Testaments 2, 251). Sie bleibt ein in ihrer Intention schwer zu deutendes Fragment. 12 Cf. jetzt P. Weimar, Struktur und Komposition, 805. 13 Insofern schließen wir uns der Untersuchung von O.H. Steck, Schöpfungsbericht, grundsätzlich an, ohne die Argumente für den Gesamttext im einzelnen zu wiederholen. Die für unseren Zusammenhang mit im Vordergrund stehende Frage nach der literarischen Verknüpfungstechnik ist von O.H. Steck etwa mit Blick auf das 5. Schöpfungswerk (cf. a.a.O., 95ff insbes. 105) triftig dargestellt worden, so daß sich in unserem Zusammenhang die Reproduktion erübrigt. Cf. zur literarischen Einschätzung von Gen 1,1–2,4a auch M. Witte, Urgeschichte, 119ff, sowie die Über-

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

Die priesterschriftliche Urgeschichte ist durch den Gegensatz von Schöpfung und Flut bestimmt. Für unsere Fragestellung ist nicht der gesamte Schöpfungsbericht, sondern nur der Problembestand von Relevanz, der zum Verständnis des urgeschichtlichen Zieles – also der nachsintflutlichen Neuordnung der Schöpfung – benötigt wird. Auch hier ist – wie bei Ätiologien allgemein – der Endpunkt der Schlüssel zum Ganzen. Das heißt konkret: wir beschäftigen uns zum einen mit dem Toledotschema und damit mit der Bestimmung des Verhältnisses von Gen 2,4a und Gen 1,1. Zum anderen ist natürlich das anthropologisch zentrale achte Schöpfungswerk – also die Erschaffung des Menschen, die damit verbundene Gottebenbildlichkeitsvorstellung und das dominium terrae bzw. das dominium animalium – von Bedeutung, da auf das letzte Werk innerhalb der Urgeschichte, und nicht nur dort14, intensiv Bezug genommen wird. Es ist verglichen mit den anderen Schöpfungswerken nicht nur das umfangreichste, sondern auch Gegenstand der weitreichendsten literarkritischen Hypothesenbildungen. Genau an dieser Stelle wird aber nicht nur die Frage virulent, ob und – wenn ja – in welchem Umfang innerhalb der Urgeschichte mit PG und PS gerechnet werden muß, sondern es handelt sich zugleich auch um einen bedeutenden Ansatzpunkt für die literarische Beurteilung der nichtpriesterlichen Texte in der Urgeschichte im Rahmen der Segens- und Fluchthematik. 1.1 Die Rahmung (Genesis 1,1 und 2,4a) (1,1) Als Gott anfing, Himmel und Erde zu erschaffen … (2,4a) Dies sind die Erzeugnisse des Himmels und der Erde bei ihrem Erschaffenwerden.15

Beginnen wir die Analyse mit Gen 1,1 und Gen 2,4a. Mit beiden Versen ist jeweils ein ganzes Set von Problemen verbunden, die weit über den Schöpfungsbericht auf die Gesamtstruktur von PG hinausweisen, vor allen Dingen was die Toledotformel anbelangt, und folglich an anderer Stelle nochmals aufgegriffen werden müssen.16 Steht bei Gen 1,1 die schon mit der Textkrisicht zum Aufbau von Gen 1f und die erneute Erörterung der einschlägigen Probleme bei U. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 136ff. 14 Cf. etwa die von N. Lohfink, Die Priesterschrift, 244ff, angenommene konzeptionelle Reichweite des priesterschriftlichen Segens innerhalb von PG bis ins Josuabuch hinein. Zum Problem der Reichweite von PG cf. E. Otto, Forschungen zur Priesterschrift, 1–27; E. Zenger, Einleitung, 161ff. 15 Cf. zur Semantik von twdlwt etwa KBL3, 1566f; J. Schreiner, Art. twdlwt etc., 572; K. Koch, Toledot-Formeln, 185. K. Koch will μarbhb zudem instrumental, nicht zeitlich deuten. 16 Die in Gen 2,4a; 5,1; 6,9; 10,1; 11,10; 11,27; 25,12.19; 36,1.9; 37,2; Num 3,1; Rut 4,18 belegte sog. Toledotformel, kommt in zwei Spielarten vor. In der Regel lautet sie twdlwt hla, nur Gen 5,1 bietet die abweichende Form μda tdlwt rps hz. Die Formel ist Gegenstand intensiver Erörterungen, vor allen Dingen mit Blick auf die Zugehörigkeit zu und den literarischen Charakter

Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht (Genesis 1,1–2,4a)

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tik anhebende Frage im Vordergrund, wie sich der Vers zum folgenden Kotext verhält,17 so ist mit Blick auf Gen 2,4a nicht nur die Position des Verses als Abschluß des priesterschriftlichen Schöpfungsberichts strittig,18 sondern auch, ob Gen 2,4a überhaupt zur Priesterschrift als eigenständiger Quelle zu rechnen ist – und nicht vielmehr eine priesterschrifliche Redaktionsschicht bzw. postpriesterschriftliche, redaktionelle Ergänzung mit Blick auf Gen 2,4b darstellt19 – oder Gen 2,4 als ganzes der Verbindung beider Schöpfungsberichte zugeschrieben werden muß.20 Zunächst ist festzuhalten: Gen 1,1 hat sein Funktion nicht nur im Zusammenhang mit der folgenden, in sich gestuften Chaosschilderung, sondern der Schöpfungsbericht ist darüber hinaus deutlich durch Gen 1,1 und Gen 2,4a gerahmt. Dies ergibt sich aus der schlichten Einsicht, daß die beiden Verse chiastisch aufeinander angelegt sind, woraus sich auch mühelos die Verwendung des temporalen Infinitivs μarbhb21 in Gen 2,4a erklärt:22

von P, aber auch hinsichtlich der Strukturierungsfunktion mit Blick auf den Endtext der Genesis. Da die Formel u.E. nach in hohem Maße kontextabhängig ist und übergreifende Klassifizierungen letztendlich nur begrenzt weiterhelfen, wird sie im folgenden jeweils am Orte ihres Auftretens in der Urgeschichte thematisiert; s.u. insbesondere II.2.1.; II.3.1.; III.1.3. Cf. zur formgeschichtlichen Klassifikation T. Hieke, Genealogien, 29f; zuletzt auch B. Ziemer, Abram – Abraham, 365ff. 17 Mit der Übersetzung von Gen 1,1 als Temporalsatz schließen wir uns M. Weippert, Schöpfung am Anfang, 8ff, an, der im Anschluß daran Gen 1,2 als gestufte Umstandssätze bestimmt, die auf den Handlungseinsatz Gen 1,3 hinzielen. Cf. auch B. Janowski, Statue Gottes, 199f. Allerdings darf Gen 1,1 nicht nur in seinem Kotext interpretiert werden; s.i.f. Wir kommen auf M. Weipperts Analyse der Umstandsschilderung vor Schöpfungsbeginn im Zusammenhang der Analyse von Gen 2,4–7 zurück; s.u. III.1.3. Ein ausführlicher Forschungsbericht und entsprechende detaillierte Erörterungen finden sich bei M. Bauks, Welt, 14ff.65ff. 18 Zuletzt hat M. Witte, Urgeschichte, 55, im Anschluß an E. Schrader, Studien, die Umstellung von Gen 2,4a vor Gen 1,1 erwogen; dagegen jetzt P. Weimar, Struktur und Komposition, 807. Gegen die These Schraders hat sich bereits T. Nöldeke, Untersuchungen, 8f, der selber v.4a zur Grundschrift (=P) rechnet, ausgesprochen. Eine Umstellung von v.4a vor Gen 1,1 hält T. Nöldeke, der sich der Untersuchung von E. Schrader im übrigen verpflichtet weiß (a.a.O., 6), mit Verweis auf Gen 10,31f für nicht durchschlagend: „die specielle Ueberschrift für den ersten Abschnitt hätte leicht den Irrthum erzeugen können, als handelte das ganze Buch von der Schöpfung“. Einen knappen Abriß der Diskussion um Gen 2,4 bietet jetzt auch T. Hieke, Genealogien, 47ff. 19 Cf. etwa F.M. Cross, The Priestly Work, 301ff; E. Blum, Pentateuch, 280; ders., Vätergeschichte, 451f; R. Rendtorff, L’histoire, 88f; D.M. Carr, Fractures, 75; H. Seebass, Genesis I, 62.90; K. Koch, Toledot-Formeln, 185; J.C. Gertz, Adam, 217ff. 20 Cf. etwa T. Stordalen, Genesis 2,4, 173; E. Otto, Paradieserzählung, 185ff. 21 Der inf. cs. nif. von arb kommt innerhalb des Pentateuchs nur in Gen 2,4a und 5,2 vor, dort allerdings jeweils in entsprechender Funktion; s.i.f. Weitere Belege finden sich nur noch in Ez 28,13.15. Die Wurzel arb wird in Gen 1,1–2,4a wohl kaum zufällig, sondern dem Tageschema entsprechend insgesamt sieben mal verwendet: Gen 1,1.21.27; 2,3.4a. Der Zentralvers mit insgesamt 3 Belegen ist bezeichnenderweise der Tatbericht im Zusammenhang mit der Menschenschöpfung (Gen 1,27) – um ihn herum gruppiert sind je zwei Belege; Cf. N. Lohfink, Gottesstatue, 29. Vergleichbar ist die siebenfache Verwendung des Lexems tyrb in Gen 9,8–17, die ebenfalls formal systematisiert wurde; s.u. II.3.3.3.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

A μyhla arb tyvarb B ≈rah taw μymvh ta B ≈rahw μymvh twdlwt hla A μarbhb Damit wird auch der Versuch, die ursprüngliche Rahmung in Gen 1,1 und Gen 2,1 zu erblicken,23 schwerlich dem Befund des Textes gerecht. Dasselbe gilt natürlich auch für die Annahme, Gen 2,4a habe ursprünglich als Überschrift vor Gen 1,1 gestanden.24 Daß die hier herausgestellte Rahmung durch Gen 1,1 und Gen 2,4a tatsächlich die literarisch ursprüngliche Intention des Verfassers trifft, wird nicht nur durch die chiastische Relation beider Verse nahegelegt, sondern auch durch mindestens drei Sachverhalte, die im Verlauf unserer Untersuchung noch genau im jeweiligen Zusammenhang dargestellt werden, auf die aber hier schon verwiesen werden soll. Erstens liegt eine chiastische Rahmung auch an anderer Stelle vor, nämlich in der priesterschriftlichen Sintfluterzählung (Gen 6,10 und 9,18f), dann aber auch in den P-Partien der Völkertafel (Gen 10*).25 Sodann enthält, zweitens, die Adam-Toledot in Gen 5,1f gewissermaßen einen Schöpfungsbericht in nuce, der nicht nur der Sache nach auf Gen 1,1–2,4a bezogen ist, sondern auch analogen Aufbau-

22 Cf. zuletzt P. Weimar, Struktur und Komposition, 805–808, ders., Toledot-Formel, 72ff, ders., Chaos und Kosmos, 194 Anm. 13, und U. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 149f.155, die allerdings auf die chiastische Verschränkung von Gen 1,1, und 2,4a nicht eingehen (cf. aber bereits R. Oberforcher, Flutprologe, 595f). Der von K. Koch, Toledot-Formeln, 185, erhobene Einwand, es gebe kein Indiz dafür, wie der althebräische Leser darauf hätte verfallen können, Gen 2,4a als eine Ausleitung, alle anderen Toledot-Belege hingegen als Einleitung zu begreifen, dürfte in der chiastischen Anlage durchaus eine Erklärung finden. Weitere Unterschriften, die durch die Deixis hla eingeleitet werden, finden sich in Gen 10,20.31f. 23 C. Levin, Tatbericht, 32. Ist es nicht im ausreichenden Maße wahrscheinlich zu machen, daß Gen 1,1 mit Gen 2,1 in Beziehung steht – dagegen spricht zusätzlich, daß eine chiastische Rahmung in der priesterschriftlichen Urgeschichte kein Unikum ist; s.i.f. –, dann verfügt die von C. Levin aus dem Tatbericht rekonstruierte ursprüngliche Liste von Schöpfungswerken über keinen Anfang, was ihre Deutung zusätzlich erschwert. – Zur Einordnung von Gen 2,1 als nachpriesterschriftlichen Zusatz, der durch die durch die Umfunktionierung von Gen 2,4a zur Überschrift von Gen 2,4ff durch RP nötig wurde („Ersatzunterschrift“) bzw. das Mißverständnis ausschließen soll, Gott habe noch am 7. Tag gearbeitet, cf. E. Zenger, Gottes Bogen, 70, und jetzt P. Weimar, Struktur und Komposition, 808–811. Anders interpretiert Gen 2,1 O.H. Steck, Schöpfungsbericht, der von einer „Teilunterschrift“ ausgeht; s.u. III.1.3. 24 Wer damit rechnet, die Position von Gen 2,4a verdanke sich als Überschrift von Gen 2,5ff einer Umstellung bzw. sei eine im Zuge der Zusammenstellung der beiden Schöpfungstraditionen neu geschaffene Überschrift mit Blick auf den zweiten Schöpfungsbericht, entgeht dem Dilemma nicht, mit Blick auf die sonstigen Verwendungen der Toledotformel als Überschrift erklären zu müssen, wieso die Schöpfungserzählung Gen 1,1–2,3 ausgenommen wurde. 25 S.u. II.3f.

Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht (Genesis 1,1–2,4a)

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prinzipen folgt.26 Drittens fällt auf diesem Hintergrund dann auch ein Licht auf die Probleme, die Gen 2,4b betreffen.27 1.2 Die Erschaffung des Menschen (Genesis 1,26–31) (26)

Wir wollen Menschen machen als unsere Statue,28 die wie ein Ähnliches zu uns ist, damit30 sie herrschen über31 die Fische des Meeres und über alle Vögel des Him29

26 S.u. II.2. 27 S.u. III.1. 28 Über die Bedeutung von μlx – ein Lexem, das ebenso wie twmd im Kontext des Bilderverbots keine Rolle spielt (so etwa C. Dohmen, Bilderverbot, 281) – besteht weitgehend Konsens: es bezeichnet das reliefartige oder plastische Bild; cf. etwa N. Lohfink, Gottesstatue, 31f.37ff; B. Janowski, Herrschaft über die Tiere, 39; K. Koch, Imago Dei, 16ff; E. Otto, Gottes Recht, 172.180f; W. Groß, Statue oder Ebenbild Gottes?, 12ff; H.-J. Stipp, Dominium terrae, 117. Die im Verbund mit μlx verwendete Präposition b ist als beth essentiae und nicht als beth normae aufzufassen; cf. E. Jenni, Die Präposition Beth, 84f. Traditionsgeschichtlich gehört die Vorstellung, der Mensch sei Statue der Gottheit, in den Bereich der Herrscherlegitimation, und zwar als Funktionsbeschreibung, nicht als die Qualifizierung von der Gottheit vergleichbaren Qualitäten oder Eigenschaften des Königs. Strittig ist nach wie vor die Ableitung des im Alten Testament nicht belegten Herrscherkonzepts; cf. neben der grundlegenden Darstellung von H. Wildberger, Abbild Gottes, 110–145, für Ägypten B. Ockinga, Gottebenbildlichkeit; für Mesopotamien ab der mittelassyrischen Zeit die Zusammenstellung von A. Angerstorfer, Ebenbild eines Gottes, 47–58; für Persien U. Rüterswörden, dominium terrae, 124ff. – Zur Forschungsgeschichte cf. u.a. L. Scheffczyk, Die Frage nach der Gottebenbildlichkeit, IX–LIV; G.A. Jónsson: Genesis 1:26–28, sowie W. Groß, Die Gottebenbildlichkeit des Menschen, 35–48. 29 Bei dem Lexem twmd muß der asyndetische Anschluß an μlx sowie der unterschiedliche Präpositionengebrauch berücksichtigt werden. Da die beiden Ausdrücke für die Gottebenbildlichkeit – anders als in der LXX (cf. hierzu M. Rösel, Übersetzung, 48ff.122ff.197; W. Groß, Statue oder Ebenbild Gottes?, 35ff; A. Hanspach, Gottebenbildlichkeit, 65–72) – nicht koordiniert sind, bezieht sich twmd nicht als modale Umstandsbestimmung auf hc[n zurück, sondern stellt eine attributive Nebenprädikation zu wnmlxb dar. In Verbindung mit der Präposition k, die ebenso wie twmd die Relation zwischen zwei Größen ausdrückt, bildet twmd an dieser Stelle einen Pleonasmus: „eine Statue, die wie etwas Ähnliches zu uns ist“; cf. E. Jenni, Pleonastische Ausdrücke, 205f. twmdk ist weder eine Einschränkung der Statuenhaftigkeit des Menschen, noch eine Aussage über seine Theomorphie; cf. W. Groß, Statue oder Ebenbild Gottes?, 19f. 30 Zur finalen Interpretation von v.26b, der die Materialisierung der Gottebenbildlichkeitsvorstellung, also der funktionalen Repräsentation der Gottheit durch den Menschen in seinem Lebensraum bietet, cf. W. Groß, Statue oder Ebenbild Gottes?, 21, H.-J. Stipp, Dominium terrae, 117.139. 31 Zur Semantik von b hdr als verbum regendi cf. U. Rüterswörden, dominium terrae, 101f, und jetzt H.-J. Stipp, Dominium Terrae, 119ff, der mit triftigen Gründen wieder auf die gewaltbesetzte Konnotation von b hdr sowie vbk hinweist. Daraus entsteht allerdings kein Widerspruch zwischen der Gewaltterminologie mit Blick auf das Verhältnis zu den Tieren, das mit der Gottebenbildlichkeitsvorstellung verbunden ist, und der tierische Nahrung ausschließenden Regelung Gen 1,29f, der zu literarkritischen Operationen berechtigen würde. Denn bei der Interpretation von Gen 1,26ff ist immer in Rechnung zu stellen, daß hier Regelungen getroffen werden, die substantiell an der Neuregelung in Gen 9,1–7 orientiert sind und als Gegenbild zur Zeit nach der Sintflut ohnehin tendenziell utopischen Charakter haben. Da gerade der Vorstellung von der Gottebenbildlichkeit des Menschen sowohl im Schöpfungs- als auch im Sintflutkontext eine tragende argumen-

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

Himmels und über das Vieh und über alle wilden Tiere32 der Erde und über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen. (27) Und Elohim schuf den Menschen als seine Statue, als Elohimstatue schuf er ihn, männlich und weiblich schuf er sie. (28) Und Elohim segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch, füllet die Erde und macht sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über alle Lebewesen, die auf der Erde kriechen. (29) Und Elohim sprach: Siehe, hiermit gebe ich euch alles Kraut, das seinen Samen sät, und alle Bäume, an denen Baumfrüchte sind, die Samen tragen: euch sollen sie zur Speise dienen. (30) Allen Tieren des Landes, allen Vögeln des Himmels und allen Kriechtieren auf der Erde, in denen Leben ist, (gebe ich) alles Grünzeug des Krautes zur Speise. Und es geschah so. (31) Und Elohim betrachtete alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da wurde Abend, da wurde Morgen: der sechste Tag.

Dieselben literarischen Techniken, die sich in dem umfangreichen Schöpfungswerk der Erschaffung der Gestirne nachweisen lassen, finden sich auch bei der Darstellung der Menschenschöpfung in Gen 1,26–31.33 Zwar wird auch in diesem Abschnitt mit literarischem Wachstum gerechnet: Kandidat hierfür ist vor allen Dingen v.30a. Aber auch dieser Vers dürfte gut in den Kontext integriert sein. Der Abschnitt ist zunächst durch die verschiedenen Einleitungen in den Wortbericht (v.26), den Tatbericht (v.27) und den Segen (v.28–30a) gegliedert, wobei letzterer wiederum in zwei Redeblöcke unterteilt ist (v.28: Fruchtbarkeitsbefehl und Herrscherauftrag; v.29.30a: Speisegebote für Menschen und Tiere).34 Die – ungewöhnlich positionierte – Vollzugsformel (v.30b),35 die generelle Billigungs- (v.31a) und die Tageformel beschließen den Abschnitt (v.31b). Eine klare chiastische Struktur zeigen innerhalb von Gen 1,26–30a zwei Abschnitte, nämlich der Tatbericht v.27 und der zweite Teil des Segens v.29.30a. Da v.26 und v.28 nicht chiastisch angelegt sind, ergibt sich eine alternierende Anordnung von chiastischen und nichtchiastischen Passagen. tative Funktion zukommt (s.i.f.), ist es nicht verwunderlich, daß bereits in Gen 1,26.28 der Zustand nach der Flut durchscheint. 32 Ins. tyj; cf. BHS. 33 Cf. hierzu vor allem die Untersuchung von O.H. Steck, Schöpfungsbericht, 129ff, die allerdings der formanalytischen Weiterführung bedarf. 34 Die doppelte Redeeinleitung ist hier per se kein Indiz für einen literarischen Nachtrag. Auch in Gen 9,1–17, ein Abschnitt der ebenfalls mehrere Redeeinleitungen bietet, ist die Komposition völlig homogen; s.u. II.3.3. Zudem sind die in Gen 1,28–30a auf zwei Reden aufgeteilten Themen in dem einheitlichen Referenztext Gen 9,1–3 vorausgesetzt; s.u. Die Aufteilung von Gen 1,28–30a in zwei eigens eingeleitete Reden wird somit damit zusammenhängen, daß der Herrschaftsauftrag über die Tiere und die Regelung der Nahrungsfrage an dieser Stelle noch auseinandergehalten werden sollen. 35 Diese wäre eigentlich zwischen v.26 und v.27 zu vermuten. Sie hat im ursprünglichen literarischen Zusammenhang von P an dieser Stelle wahrscheinlich die Funktion, zu Gen 5 überzuleiten; cf. O.H. Steck, Schöpfungsbericht, 158, E. Zenger, Gottes Bogen, 56.

Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht (Genesis 1,1–2,4a)

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Der Tatbericht hat in Gen 1,27a – wie oftmals bemerkt36 – folgenden zweigliedrigen37 Aufbau: A μdahAta μyhla arbyw B wμlxb B μyhla μlxb A wta arb Parallel an v.27ab (wta arb μyhla μlxb) angeschlosssen ist die Einführung der Geschlechterdifferenz in v.27b (A) μta arb (B) hbqnw rkz, so daß v.27aa zweifach chiastisch weitergeführt wird. Die traditionsgeschichtlich dem Königtum als herrscherliche Funktionsbestimmung verhaftete, nun auf die Menschheit38 als solche bezogene Gottebenbildlichkeitsvorstellung kennt im urgeschichtlichen Kontext gewissermaßen nur noch eine basale Organisationsform, nämlich die Geschlechterdifferenz. Damit dürfte es auch zusammenhängen, daß in v.28 nicht nur das dominium animalium genannt wird, sondern auch der Mehrungsbefehl – im Unterschied zu v.26, der allein Gottebenbildlichkeitsvorstellung und dominium animalium verbindet und der menschlichen Herrscherfunktion damit ihren Vollzugsbereich anweist. Der Mehrungsbefehl hat die Geschlechterdifferenz zur Voraussetzung, das dominium animalium die Gottebenbildlichkeitsvorstellung. Gen 1,27 wird in v.28 insofern thematisch invertiert aufgegriffen. Doch kehren wir nochmals zu v.27a zurück. Zwar legt es die hier intendierte Struktur nahe, das Lexem μlx im Zentrum des Verses zu wiederholen. Es bleibt aber dennoch auffällig, daß der Verfasser sich an dieser Stelle nicht der einschlägigen Formulierung bedient, die der Wortbericht v.26 nahelegt, also des Binoms wntwmdk wnmlxb. Da dies dem Chiasmus keinen Abbruch getan hätte, kann man fragen, welches Interesse dieser Vorgehensweise zugrunde liegt. Nun leitet aber nicht nur die Formel ˆkAyhyw in v.30b 36 Cf. W.H. Schmidt, Schöpfungsgeschichte, 145ff; O.H. Steck, Schöpfungsbericht, 133f. 37 Denkbar ist auch eine dreigliedrige Struktur, die sich am Lexembestand orientiert (A arbyw – B μdahAta μyhla – C wμlxb || C μlxb – B μyhla – A wta arb), doch spricht dagegen nicht nur die ungleiche Verwendung von μyhla, sondern auch der parallel zu v.27ab gestaltete Anschluß von v.27b. 38 Die Verwendung von μda ist in P bekanntermaßen unausgeglichen. In Gen 1,26f wird mit μda die Menschheit als solche bezeichnet, wie vor allem die Einführung der Geschlechterdifferenz – μta arb hbqnw rkz (vgl. Gen 5,2, wo die in männlich und weiblich differenzierte Menschheit mit der Gattungsbezeichnung μda belegt wird) – deutlich macht. In Gen 5,1.3 ist μda hingegen der Eigenname des ersten Mannes. Die Gottebenbildlichkeitsaussagen beziehen sich alle auf μda als Menschheit. Damit soll aber nicht in Abrede gestellt werden, daß sich P die Menschheit nicht als Urmenschenpaar – im Stile von Gen 2,4b–3,24 – vorstellt. Dies ist nicht zuletzt aufgrund der Genealogie Gen 5 sowie der Wiederbesiedlung der nachsintflutlichen Welt durch jeweils ein Tierpaar bzw. die Familie Noahs sogar naheliegend; cf. etwa W. Groß, Statue oder Ebenbild Gottes?, 31f; M. Weippert, Tier und Mensch, 46.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

zur Genealogie in Gen 5 über, sondern auch die Verwendung der Lexeme μlx und twmd in Gen 1,26 verweist auf den Fortgang der priesterschriftlichen Urgeschichte. Allerdings ist die Reichweite auch begrenzt. Das Begriffspaar spielt im Kontext der Vorstellung vom Menschen im wesentlichen nur in Gen 1–9, und zwar in der priesterschriftlichen Literatur eine Rolle.39 Unklar ist bisher die Verteilung der beiden Lexeme. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, daß man Gen 5,3 – der Beleg, der die Relation zwischen Adam und seinem Sohn Seth mit ebendiesen Worten zu fassen sucht,40 – in eine Reihe mit den Gottebenbildlichkeitsbelegen gestellt hat. Denn nimmt man die Stellen zusammen, die sich in der Priesterschrift allein auf das Verhältnis von Gottheit und Menschheit beziehen, dann ist durchaus eine Struktur zu erkennen, wie folgende Übersicht zeigt: Gen 1,26a: Gen 1,27:

Gen 5,1: Gen 9,6:

A wnmlxb μda hc[n μyhla rmayw B wntwmdk a μdahAta μyhla arbyw b wμlxb b μyhla μlxb a wta arb B wta hc[ μyhla twmdb μda μyhla arb μwyb A μdahAta hc[ μyhla μlxb yk

Die Regelmäßigkeit der Anordnung, mit der hier verfahren wird, ist offensichtlich. Der Wortbericht Gen 1,26 verwendet den Plural der Selbstaufforderung41 hc[n, der sich in keiner anderen Wortberichtseinleitung so wieder39 Gen 1,26f; 5,1.3; 9,7. Eine analoge Konzeption scheint allerdings in Ps 8 durch, der den Menschen mit königlichen Prädikaten und Funktionen (v.6f) als Herrn über die Tiere (v.7–9) darstellt, die Konzeption der Gottebenbildlichkeit des Menschen aber nicht kennt. Die zeitliche Ansetzung und die genaue Beziehung zu Gen 1 ist allerdings umstritten. Zuletzt plädiert U. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 131f.316ff, für die spätexilisch-nachexilische und von Gen 1 unabhängige Entstehung des Psalms; cf. hierzu die Rez. des Verf. in ZAR 11. 40 In Gen 5,3 wird die Abfolge der Lexeme von Gen 1,26 unter Beibehaltung der Präpositionen einfach nur umgedreht; sie stehen somit ebenfalls in einem – wohl beabsichtigten – chiastischen Verhältnis: (A) wmlxk (B) wtwmdb Gen 5,3 || wntwmdk (B) wnmlxb (A) Gen 1,26. Die Vertauschung der Präpositionen b und k in Gen 5,3, die BHS im Anschluss an andere MT-Lesarten und mit Blick auf Gen 1,26 vorschlägt, ist nicht nur die lectio facilior, sondern dürfte auch der Absicht des Verfassers, der in Gen 5,3 bewußt auf Gen 1,26 Bezug nimmt, zuwiderlaufen. Gen 5,3 beschreibt nicht das Funktionsverhältnis von Gottheit und Menschheit, sondern das Verhältnis von Mensch zu Mensch und darf von daher nicht in die Systematik von Gen 1,26f; 5,1; 9,6 einbezogen werden. Es geht nicht um einen Schöpfungsakt, sondern um die Qualifizierung des Fortpflanzungsaktes. Dementsprechend bezeichnet μda nicht mehr die Menschen, sondern ist der Eigenname des ersten Mannes, des Vaters von Seth; cf. N. Lohfink, Gottesstatue, 43f. 41 Cf. etwa K. Koch, Imago Dei, 14ff. Die Annahme, hier scheine noch ein tendenziell polytheistisches Stratum, nämlich die Vorstellung von der göttlichen Ratsversammlung, durch, ist mit Blick auf das religionsgeschichtliche Profil von P eher unwahrscheinlich.

Der priesterschriftliche Schöpfungsbericht (Genesis 1,1–2,4a)

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findet, und die Differenzierung in μlx und twmd. Der mit Blick auf die Gottebenbildlichkeitsaussagen in Zentralstellung positionierte Tatbericht Gen 1,27 hingegen bietet arb42 sowie nur μlx. Da der Chiasmus in v.27a natürlich auch mit dem Lexem twmd funktioniert hätte, ist nach der damit verbundenen Absicht zu fragen. Nimmt man die Gen 5,1 und Gen 9,6 mit hinzu, so ist die Bezugnahme auf Gen 1,26a deutlich. Denn an beiden Stellen wird nicht nur der Schöpfungsterminus hc[ aufgegriffen, sondern ebenso die Lexeme μlx und twmd, und zwar zunächst twmd (Gen 5,1) und dann erst μlx (Gen 9,6), also in umgekehrter Reihenfolge. Die Gottebenbildlichkeit ist von P somit als ein die urgeschichtliche Polarität von Schöpfung und Sintflut umgreifendes Konzept angelegt – die literarische Verknüpfung der Stellen legt die Schlußfolgerung nahe, daß es sich auch um eine auf die Urgeschichte beschränkte Vorstellung handelt.43 Sie kann mithin als ein wichtiges Indiz für die substanzielle und literarische Einheitlichkeit der priesterschriftlichen Texte in der Urgeschichte gelten. Wir werden an den entsprechenden Stellen darauf zurückkommen.44 Weit über Gen 1,1–2,4a hinaus weist ebenfalls Gen 1,29.30a. Auch v.29 hat der Verfasser chiastisch angelegt:

μyhla rmayw A yttn hnh B μkl C bc[AlkAta a [rz [rz b ≈rahAlk ynpAl[ rva C ≈[hAlkAtaw b ≈[Ayrp wbArva a [rz [rz B μkl A hlkal hyhy Der Chiasmus ist dreigliedrig nach dem Schema ABC-CBA gestaltet,45 wobei die Näherbestimmungen von bc[ und ≈[ wiederum chiastisch ver42 Auf die insgesamt sieben Belege von arb in Gen 1,1–2,4a (Gen 1,1.21.27; 2,3.4a) und die sich daraus ergebende Zentralposition von Gen 1,27 auch mit Blick auf dieses Lexem ist bereits hingewiesen worden; s.o. II.1.1. 43 Zu den neueren Versuchen, trotz fehlender expliziter Anspielungen die Wiederaufnahme der Gottebenbildlichkeitsvorstellung nach Gen 1–9 in der Sinaiperikope nachzuweisen, cf. W. Groß, Die Gottebenbildlichkeit des Menschen, 45ff; s.u. II.3.3.2. 44 S.u. II.2f. 45 Der Aufbau von v.29 ist differenzierter als es K. Grünwaldt (Wozu wir essen, 25; cf. auch H. Seebass, Genesis I, 84; P. Weimar, Struktur und Komposition, 811f) herausgearbeitet hat – das

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

schränkt wurden (ab-ba). Der Text ist also in sich völlig homogen und ausgesprochen kunstmäßig strukturiert. An die Komposition von v.29 schließt sich v.30a direkt an: A [rz [rz ≈[Ayrp wbArva ≈[hAlkAtaw B μkl C hlkal hyhy B μymvh πw[Alklw ≈rah tyjAlklw

hyj vpn wbArva ≈rahAl[ cmwr lklw A bc[ qryAlkAta C hlkal Überblickt man die Komposition von Gen 1,29f, so läßt sich zwar nicht mit völliger Sicherheit ausschließen, daß es sich in v.30a um einen Nachtrag handelt, der dann entsprechend literartechnisch analog angefügt wurde. Die syntaktische Schwierigkeit des hlkal in v.30a bleibt allerdings auch dann unerklärt, wenn mit einem literarischen Zusatz gerechnet wird.46 Wir können es an dieser Stelle mit der Erörterung belassen und uns zunächst der eng an Gen 1,1.26f; 2,4 angeschlossenen Genealogie Gen 5 zuwenden. Die Fragen, die sich mit Blick auf die Komposition von P hinsichtlich des Mehrungsbefehls und des dominium terrae stellen, sind erst im Kontext der priesterschriftlichen Sintflutperikope zu erörtern, inbesondere im Zusammenhang von Gen 9,1–7.47 gilt übrigens auch für den sich anschließenden v.30a, der nicht nur in v.30ab (hlkal) die v.29b analoge Inversion (hlkal hyhy) mit Blick auf v.29aa (yttn hnh) aufnimmt, sondern auch auf v.29b hin chiastisch angelegt ist; s.i.f. Damit ist an der Einheitlichkeit von Gen 1,29–30a auf jeden Fall festzuhalten. Ob das Urteil von P. Weimar, Struktur und Komposition, 811, „gegenüber der kunstvollen Anlage von Gen 1,29 fehlt Gen 1,30a unverkennbar poetische Kraft und literarisches Stilempfinden“, zutrifft, muß wohl doch hinterfragt werden. Es ist zumindest zweifelhaft, daß in Gen 1,30a eine Ergänzung vorliegt – „literarisch-stilistische[n] Besonderheiten“ (ebd.) sind zumindest nicht in Anschlag zu bringen (cf. die Doxographie bei O.H. Steck, Schöpfungsbericht, 137). Das hat dann aber auch Konsequenzen für die Verhältnisbestimmung von Gen 1,29f zu Gen 9,2f P. Weimar, Struktur und Komposition, 812, rechnet mit doppelter Beeinflussung: Gen 1,29 habe für Gen 9,2f Pate gestanden; Gen 9,2f habe dann auf Gen 1,30a zurückgewirkt. R. Mosis, Genesis 9,1–7, 228, spricht sogar mit Blick auf Gen 1,30a von einem eschatologisch bestimmten – Stichwort: Tierfrieden – Gegenentwurf zu Gen 9,2f. 46 Cf. zur Zusamengehörigkeit auch O.H. Steck, Schöpfungsbericht, 143. 47 H.-J. Stipp, „Alles Fleisch“, 169.183f, weist darauf hin, daß erst in Gen 9,2–4 dem Menschen die Tötung von Tieren zum Verzehr erlaubt wird, und deswegen zuvor – also in Gen 1,26ff – ein umfassendes Tötungsverbot vorausgesetzt werden muß. Da die Land- und Lufttiere bei der Flut umkommen, rekonstruiert die Priesterschrift auf dem Hintergrund des Tun-ErgehenZusammenhangs die Schuldfrage dergestalt, daß nicht nur der Mensch, sondern auch Land- und Lufttiere (rcbAlk; Gen 6,12) für die Gewalttat auf der Erde mitverantwortlich zu machen sind. Mit dieser Blickrichtung werden auch nur die Land- und Lufttiere mit einem entsprechenden Nahrungsbefehl belegt. Im Herrscherauftrag werden sie hingegen genannt; s.u. II.3.

Die priesterschriftlichen Genealogien (Genesis 5; 11,10–26)

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2. Die priesterschriftlichen Genealogien (Genesis 5; 11,10–26) Die priesterschriftlichen Genealogien (Genesis 5; 11,10–26) An dieser Stelle ist vorrangig die von Adam auf Noah hinführende lineare Genealogie Gen 5 zu erörtern. Da das Kapitel jedoch nicht nur der Sache nach, sondern vor allen Dingen mit Blick auf die Komposition im engen Zusammenhang mit der Sem-Genealogie Gen 11,10–26 steht, werden beide im Verbund abgehandelt. 2.1 Die Genealogie Adams (Genesis 5) (5,1)

Dies ist das Schriftstück der Toledot Adams. Am Tag, als Elohim einen Menschen schuf, machte er ihn als ein Ähnliches Elohims. (2) Männlich und weiblich schuf er sie. Und er segnete sie und nannte ihren Namen „Mensch“ am Tage, als sie erschaffen wurden. (3) Und Adam lebte 130 Jahre. 48 Und er zeugte [einen Sohn 49] als sein Ähnliches, das wie seine Statue ist.50 Und er nannte seinen Namen Seth. (4) Und die Tage Adams waren, nachdem er den Seth zeugte, 800 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. (5) Und die gesamte Lebenszeit Adams, die er lebte, betrug 930 Jahre, und er starb. (6) Und Seth lebte 105 Jahre. Und er zeugte den Enosch. (7) Und die Tage Seths waren, nachdem er den Enosch zeugte, 807 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. (8) Und die gesamte Lebenszeit Seths betrug 912 Jahre, und er starb. 48 Die Lebenszeiten in der Übersetzung sind die des MT. Bekanntlich differieren in Gen 5 die Zeitsysteme in den wesentlichen Überlieferungen zwischen MT, LXX und Sam; das Jubiläenbuch und Josephus gehen nochmals eigene Wege, die an dieser Stelle nicht berücksichtigt werden müssen. Ein sekundäres System bietet die LXX, das, wie M. Rösel, Übersetzung, 136–144, gezeigt hat, auf einen planvollen Eingriff zurückgeht, der hinsichtlich der Einweihung des zweiten Tempels das Jahr 5000 anno mundi voraussetzt. Mit Blick auf MT und Sam sind die Untersuchungen von K. Budde, Urgeschichte, 89ff, und A. Jepsen, Chronologie, 251ff, nach wie vor einschlägig; cf. aber auch N. Lohfink, Die Priesterschrift, 236f; H. Seebass, Genesis I, 178.181f, vor allem aber M. Rösel, a.a.O., 129ff (Lit.). Demnach dürfte in Gen 5 Sam die ursprünglichen Zahlen bewahrt haben, in Gen 11 hingegen der MT. MT und Sam vermerken bis Gen 5,17 dieselben Angaben, danach sind sie nur noch bei Henoch identisch. Abweichend bietet Sam folgende Zahlen: Jered (62 – 785 – 847); Metuschalach (67 – 653 – 720); Lamech (54 – 600 – 653). Der MT zeigt aber ebenfalls Spuren einer Überarbeitung, insofern die Chronologie des MT (unter Hinzunahme der Angaben in Gen 11; 21,5; 25,26; 47,9; Ex 12,40; 1 Reg 6,1; den Regierungszeiten der Könige Judas und Esra 3,8; cf. A. Jepsen, a.a.O., 254) auf das Jahr 164 v.Chr. hinausläuft, also die Wiedereinweihung des Tempels nach der Verunreinigung durch Antiochus IV. Epiphanes in der Makkabäerzeit, die nach MT auf das Jahr 4000 anno mundi datiert wird, mithin die Entstehung von LXX und Sam bereits voraussetzt. Nach Sam sterben Jered, Metuschalach und Lamech im Jahr der Flut. Cf. auch die Darstellung mit ausführlichem Literaturreferat von T. Hieke, Genealogien, 77ff. Kritisch zu den auf das Jahr 164 v.Chr. hinauslaufenden Berechnungen mit Blick auf den MT äußert sich jetzt B. Ziemer, Abram – Abraham, 347ff. 49 ˆb ist aus syntaktischen Gründen wie in Gen 5,28 zu ergänzen; cf. BHS und H. Holzinger, Genesis, 59. Der Ausfall von ˆb kann aufgrund des folgenden wtwmdb erklärt werden. 50 Die Präpositionen in wmlxk wtwmdb sind nicht im Anschluß an Gen 1,26 zu vertauschen; s.o. II.1.3. – gegen BHS.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte (9)

Und Enosch lebte 90 Jahre. Und er zeugte den Kenan. (10) Und Enosch lebte, nachdem er den Kenan zeugte, 815 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. (11) Und die gesamte Lebenszeit Enoschs betrug 905 Jahre, und er starb. (12) Und Kenan lebte 70 Jahre. Und er zeugte den Mahalalel. (13) Und Kenan lebte, nachdem er den Mahalalel gezeugt hatte, 840 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. (14) Und die gesamte Lebenszeit Kenans betrug 910 Jahre, und er starb. (15) Und Mahalalel lebte 65 Jahre. Und er zeugte den Jered. (16) Und Mahalalel lebte, nachdem er den Jered gezeugt hatte, 830 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. (17) Und die gesamte Lebenszeit Mahalalels betrug 895 Jahre, und er starb. (18) Und Jered lebte 162 Jahre. Und er zeugte den Henoch. (19) Und Jered lebte, nachdem er den Henoch gezeugt hatte, 800 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. (20) Und die gesamte Lebenszeit Jereds betrug 962 Jahre, und er starb. (21) Und Henoch lebte 65 Jahre. Und er zeugte den Metuschalach. (22) Und Henoch wandelte mit dem Elohim, nachdem er den Metuschalach gezeugt hatte, 300 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. (23) Und die gesamte Lebenszeit Henochs betrug 365 Jahre. (24) Und Henoch wandelte mit dem Elohim. Und er verschwand, denn Elohim hatte ihn weggenommen. (25) Und Metuschalach lebte 187 Jahre. Und er zeugte den Lemech. (26) Und Metuschalach lebte, nachdem er den Lemech gezeugt hatte, 782 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. (27) Und die gesamte Lebenszeit Metuschalachs betrug 969 Jahre, und er starb. (28) Und Lemech lebte 182 Jahre. Und er zeugte einen Sohn. (29) Und er nannte den Namen seines Sohnes Noah wie folgt: Der wird uns Trost verschaffen von unserer Arbeit, also 51 von der Mühsal unserer Hände, von dem Ackerboden, den Jahwe verflucht hat.52 (30) Und Lemech lebte, nachdem er Noah gezeugt hatte, 595 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. (31) Und die gesamte Lebenszeit Lemechs betrug 777 Jahre, und er starb. (32) Und Noah war 500 Jahre. Und Noah zeugte den Sem, Ham und Japhet.

Gen 5 wird weitgehend übereinstimmend zumindest im umfangreichen Grundbestand der Priesterschrift bzw. auch den der Priesterschrift vorgegebenen Materialien zugeordnet. Die priesterschriftlichen Genealogien der Urgeschichte (Gen 5*; 11,10–26) zeichnen sich gegenüber sämtlichen Genealogien der Vätergeschichte53 durch ihre Unilinearität aus.54 Für die Interpretation der Genealogie im Gesamtzusammenhang von Gen 1–11 ist dabei naturgemäß Gen 5,1–3 aufgrund des Toledotschemas55 und – über Gen 2,4a 51 Es handelt sich hier um ein w-explicativum, wie die Rezeption von Gen 3,17 in 5,29 deutlich macht; s.u. III.1.1. 52 Die redaktionelle Einfügung ist durch Kursive ausgewiesen. 53 Die Genealogien Gen 11,27–32; 25,12–17.19f.26b; 35,22–26; 36,1–5.40–43; 37,2; 46,8–27 sind multilinear – schwierig ist dabei natürlich die Beurteilung von Gen 37,2. Cf. jetzt die detaillierte Untersuchung von T. Hieke, Genealogien, 45ff; und zuletzt B. Ziemer, Abram – Abraham, 359ff. 54 Darauf weist R. Lux, Genealogie, 252ff, hin. 55 Die Toledotformel ist in Gen 2,4a; 5,1; 6,9; 10,1; 11,10.27; 25,12.19; 36,1.9; 37,2; Num 3,1 in Variationen belegt – außerhalb des Pentateuch nur noch in der Davidgenealogie Rt 4,18–21.

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hinaus – wegen des Zusammenhangs mit dem priesterlichen Schöpfungsbericht überhaupt von besonderem Interesse. Die Erklärungsoptionen laufen auch an dieser Stelle in die verschiedensten Richtungen.56 Das Kapitel zeichnet sich über weite Strecken durch extreme Redundanz in der Darstellungsform aus. Das singuläre, stereotype und somit auf Kontinuität hin angelegte Formular der zehn Generationen umfassenden Genealogie läßt sich in Reinform an dem auf die Struktur der Elemente reduzierten Seth-Eintrag ablesen (Gen 5,6ff):57 1. Lebensalter bei der Zeugung des 1. Sohnes 2. Zeugung des 1. Sohnes 3. Lebenszeit nach der Zeugung des 1. Sohnes 4. Zeugung weiterer Söhne und Töchter 5. Gesamtsumme der Lebensjahre 6. Sterbevermerk

hnv x PN yjyw PN ta dlwyw hnv x PN ta wdylwh yrja PN yjyw

twnbw μynb dlwyw hnv x PN ymyAlk wyhyw tmyw

Dabei dürfte die Abfolge der Komponenten anhand der Narrative nur ein Gliederungsmoment sein, wahrscheinlich aber keineswegs dasjenige, auf das es dem Verfasser vorrangig ankam.58 Denn er hat zumindest die Zeitangaben und die Geburtsnotizen des „Normaltyps“ chiastisch aufeinander hin angelegt, wie wiederum anhand des Sethformulars leicht demonstriert werden kann: 56 H. Holzinger, Genesis, 58f, rechnet in Gen 5,1–2 mit zwei post-P Glossatoren; cf. auch P. Weimar, Toledot-Formel, 77ff. Nach E. Blum, Pentateuch, 280; L. Ruppert, Genesis, 239; R. Lux, Noach, 120ff; T. Hieke, Genealogien, 84f, gehen Gen 5,1b–3* auf den Endredaktor zurück; C. Levin, Jahwist, 99f, schreibt v.1a.3–27.28*.30f P und 5,1b–2.32a der Endredaktion zu; cf. auch H. Seebass, Genesis I, 180 – aber auch 185. O.H. Steck, Schöpfungsbericht, 145; D. Carr, Fractures, 72f, rechnen in v.1b–2 mit der priesterschriftlichen Bearbeitung einer ursprünglich eigenständigen Toledot. Für die Einheitlichkeit votieren dagegen etwa H. Gunkel, Genesis, 134; S. Tengström, Toledotformel, 67f; T. Pola, Priesterschrift, 328f. Einheitlich und zu PG gehörig ist Gen 5,1–3 für M. Witte, Urgeschichte, 126f, der aber mit dem ursprünglichen Anschluß an Gen 2,3 rechnet. Einige Erklärungen für die PG-Zugehörigkeit listet auch N.C. Baumgart, Umkehr, 398f, auf. 57 Die Übersicht orientiert sich strikt an der Syntax des Formulars. Cf. etwa H. Holzinger, Genesis, 59; S.E. McEvenue, The Narrative Style, 38, und mit Abweichungen R. Lux, Genealogie, 253, der lediglich von fünf Gliedern ausgeht. S. Tengström, Toledotformel, 21, und J. Schreiner, Art. twdlwt, 573, rechnen mit sieben Elementen des Formulars. Doch ist die Namensnennung wohl kaum selbständig, und zwar sowohl was die Syntax anbelangt, als auch mit Blick auf den Informationswert, da der Name gerade nicht neu eingeführt, sondern bereits vorausgesetzt wird. Die Einzeleinträge in Gen 5* sind eben nicht selbständig. Cf. auch die Übersicht und Erörterung bei T. Hieke, Genealogien, 70f. 58 Dafür sprechen nicht zuletzt auch die formal bemerkenswerten, in der Sache allerdings nicht leicht zu deutenden Variationen des Schemas in Gen 11,12.14; s.u.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

A hnv tamw μynv vmj tvAyjyw B vwnaAta dlwyw B vwnaAta wdylwh yrja tvAyjyw A hnv twam hnmvw μynv [bv B twnbw μynb dlwyw A hnv twam [vtw hnv hrc[ μytv tvAymyAlk wyhyw

tmyw Die Form unterstreicht, daß es vornehmlich auf die Erstgeburt, also auf die Linearität ankommt. Der Hinweis auf die Zeugung weiterer Söhne und Töchter sowie die Angabe der Gesamtsumme der Lebensjahre fallen zwar nicht aus der Komposition heraus, stellen aber gewissermaßen eine formal analog angehängte Fortsetzung des Elements „Lebenszeit nach der Zeugung des 1. Sohnes“ dar.59 Der Sterbevermerk nimmt eine Sonderstellung ein, wohl nicht zuletzt deswegen, weil die korrespondierende Geburt im jeweils vorangehenden Formular vermerkt wird. Allein Adam, Henoch, Lamech und Noah fallen aus dem Schema heraus. Wenden wir uns dem der Form und der Sache nach komplexen ersten Abschnitt Gen 5,1–5 zu, der zunächst in die Überschrift für die gesamte Genealogie (v.1a),60 den Genealogieprolog v.1b–2, der die Art des göttlichen Ursprungs der Menschheit klärt, und das Adam-Formular v.3–5 zu untergliedern ist. Letzteres zeichnet sich durch nicht unerhebliche Abweichungen gegenüber dem „Normaltyp“ aus, was jedoch darin seine einfache Begründung findet, daß der Mensch Adam die Scharnierfunktion zwischen Gottheit und Menschheit erfüllt, insofern er seine Existenz natürlich keinem Zeugungs-, sondern einem ursprünglichen Schöpfungsakt durch die Gottheit verdankt, er aber die Fortpflanzung der Menschheit erstmalig in die Wege leitet. Im einzelnen sind im Adam-Formular dann folgende Überschüsse festzuhalten: Gen 5,3abb (tv wmvAta arqyw wmlxk wtwmdb [ˆb] dlwyw) und v.5aa (yjArva);61 in v.4aa (μdaAymy wyhyw) variiert das Schema leicht. Besonderes Gewicht liegt naturgemäß darauf, daß der Beginn der Genealogie Gen 5,1f gleichsam mit einem Schöpfungsbericht in nuce einsetzt, der 59 Es sei hier bereits darauf hingewiesen, daß die Sem-Genealogie im maßgeblichen MT auf die Elemente „Gesamtlebenszeit“ und „Sterbevermerk“ verzichtet und sich auf den Chiasmus zwischen „Lebensalter bei der Zeugung des 1. Sohnes“ und „Lebenszeit nach der Zeugung des 1. Sohnes“ beschränkt; s.u. II.2.2. Diese Technik der Verkettung, nämlich die ersten beiden Glieder chiastisch aufeinander zu beziehen, die weiteren dann der Anordnung des zweiten Gliedes folgend anzuhängen, läßt sich auch in anderen Genealogien aufweisen; cf. etwa Gen 4,18; 36,4f. 60 Die gegenüber der sonst allgemein üblichen Formel twdlwt hla völlig singuläre Einleitung μda tdlwt rps hz kann eine Erklärung mit Blick auf den Umfang der Genealogie in P (Gen 5,1– 9,29*) sowie der integrierten Stoffe finden; s.u. II.3.1. 61 Die „Bereicherung“ erinnert H. Holzinger, Genesis, 59, an Gen 3,22, so daß er eine Beeinflussung durch die Paradieserzählung für möglich hält.

Die priesterschriftlichen Genealogien (Genesis 5; 11,10–26)

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in wesentlichen Teilen an Gen 1,1–2,4a orientiert ist. Dabei bezieht sich dieser Genealogieprolog thematisch hauptsächlich auf die Menschenschöpfung Gen 1,26ff – im Genealogiekontext natürlich keine sonderliche Überraschung –, aber auch andere Partien stehen gut erkennbar im Hintergrund. Zur Klärung der literarischen Beschaffenheit von Gen 5,1f kommt es sowohl auf die Analyse der Komposition des Genealogieprologs, als auch auf die damit im Zusammenhang stehende Rezeptionstechnik mit Blick auf Gen 1,1–2,4a an. Betrachten wir zunächst das literarische Verhältnis zwischen Menschenschöpfung und Genealogieprolog. Die Texte weisen klare Parallelen auf, wie schon eine auf die relevanten Zeilen beschränkte Übersicht zeigt:62 Gen 1,27f

Gen 5,1f

wμlxb μdahAta μyhla arbyw wta arb μyhla μlxb μta arb hbqnw rkz μyhla μta ˚rbyw

μda μyhla arb μwyb wta hc[ μyhla twmdb μarb hbqnw rkz μta ˚rbyw

Die Unterschiede zwischen beiden Texten sind schnell aufgelistet: Neben der syntaktisch differierenden Einleitung (Gen 1,27a || 5,1ba), der fehlenden nota accusativi und der fehlenden Determination von μda durch den Artikel in Gen 5,1ba, der Verwendung des Verbalsuffixes (μarb) statt der suffigierten nota accusativi (μta arb) und dem Wegfall von μyhla im Segenskontext Gen 5,2ab bietet der Prolog der Genealogie an Stelle von μlx das Lexem twmdb und hc[ an Stelle der Wiederholung von arb. Es handelt sich allerdings in Gen 5,1f nicht nur um eine verkürzte, in Einzelheiten aber variierende Wiederaufnahme, die möglicherweise überhaupt nicht einer quellenhaften Priesterschrift, sondern einer priesterschriftlichen Redaktionsschicht oder post-P-Redaktion zuzuschreiben wäre.63 Denn dieser Auf62 Cf. zu den Bezügen zwischen Genealogieprolog und priesterschriftlichem Schöpfungsbericht jetzt auch die Übersicht bei T. Hieke, Genealogien, 84f. 63 Gegen die zuletzt genannten Optionen spricht ohnehin schon der Sachverhalt, daß der Verfasser der „Wiederaufnahme“ Gen 5,1f aber auch rein gar nichts von den lebensqualitätreduktiven Verwicklungen erkennen läßt, die Gen 2,4–4,26 auszeichnen, daß er die Doppelung der Stammbäume in Kauf nimmt, μda zunächst nach Gen 4,25 nicht als Eigennamen verwendet, sondern die Genese des Eigennamens nochmal eigens erklärt (v.2), die Toledot an unpassender Stelle beginnen läßt – nämlich nicht in Gen 4,1 – und sich sprachlich, sachlich und auch mit Blick auf die Komposition ausnahmslos des Materials bedient, das Gen 1,1–2,4a bereitstellt. Und nicht zuletzt gehört der Verfasser der Priesterschrift wohl nicht zu den literarischen Asketen, die Wiederholungen scheuen würden; cf. hierzu zu Recht M. Witte, Urgeschichte, 125f. Auch die Verwendung von μwyb (cf. Gen 2,4b) stellt strenggenommen keine Ausnahme dar (etwa gegen H. Holzinger, Genesis, 58; T. Hieke, Genealogien, 80f), da P von der Erschaffung des Menschen an einem bestimmten Tag ausgeht, es also zum Verständnis des μwyb in Gen 5,1.3 des Vorbildes Gen 2,4b, der sich nicht auf die Menschenschöpfung bezieht, nicht bedarf. Eher ist, angesichts der Schwierigkeiten, die Gen 2,4b bietet, der umgekehrte Vorgang wahrscheinlich, also daß Gen 2,4 in

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

fassung steht entgegen, daß der Verfasser die Stoffe über die Parallelisierung hinaus teilweise neu komponiert und ihnen bereits durch die Formgebung eigenständiges Gewicht verliehen hat. Eine synoptische Übersicht mag dies verdeutlichen: Gen 1,27–28a

μdahAta μyhla arbyw A wμlxb B μyhla μlxb B wta arb A μta arb hbqnw rkz μyhla μta ˚rbyw μyhla μhl rmayw hvbkw ≈rahAta walmw wbrw wrp

Gen 5,1–3

μda tdlwt rps hz arb μwyb A μda μyhla B μyhla twmdb B wta hc[ A μarb hbqnw rkz μta ˚rbyw μarbh μwyb μda μmvAta arqyw dlwyw hnv tamw μyvlv μda yjyw tv wmvAta arqyw wmlxk wtwmdb

Die Veränderungen liegen klar zu Tage: um eine reine Rekapitulation des 8. Schöpfungswerks handelt es sich nicht, obwohl der Verfasser die besondere Kompositionstechnik des Tatberichts Gen 1,27 beibehalten hat, insofern er an beiden Stellen (Gen 1,27a; 5,1b) mit einem zweigliedrigen Chiasmus einsetzt. Die Reduktion geht zu Lasten des Lexems μlx. Es ist in Gen 5,1 nicht nur gegenüber der chiastisch bedingten Doppelnennung in Gen 1,27 reduziert, sondern auch durch twmd ersetzt worden. Diese Variation steht, wir hatten bereits darauf hingewiesen,64 im Zusammenhang mit der Gen 1,26f, 5,1 und 9,6 übergreifenden Komposition, die auch den Wechsel von arb zu hc[ in 5,1bb erklären kann. Für diesen Wechsel gibt es allerdings noch ein anderes, nämlich binnenkompositionelles Argument, auf das wir sofort im Anschluß an die Erörterung des Verhältnisses von 8. Schöpfungswerk und Genealogieprolog zu sprechen kommen. Nehmen wir zunächst noch die Zeilen in den Blick, die sich jeweils in Gen 1,28a und Gen 5,3 anschließen. Zunächst ist deutlich, daß Gen 5,3, folgt man dem parallelen Textduktus, die erste Realisierung des mit dem Segen verbundenen Mehrungsbefehls wbrw wrp (Gen 1,28a) darstellt, die mit dem für den Fortgang der Genealogie bedeutsamen Erstgeborenen beginnt, die Gen 2,4b bietet, der umgekehrte Vorgang wahrscheinlich, also daß Gen 2,4 in der Endgestalt an Gen 5,1 orientiert ist; s.u. III.1.3. 64 S.o. II.1.3. Die von M. Witte, Urgeschichte, 126, vorgeschlagene chiastische Anordnung des Binoms μlx und twmd leidet nicht nur unter dem Sachverhalt, daß μlx in Gen 1,27 doppelt genannt wird, und daß sich die Verteilung des Binoms auf Gen 1,27 und 5,1 keineswegs chiastisch zu Gen 1,26; 5,3 verhält, sondern läßt auch unbeachtet, daß zwischen dem Verhältnis Gottheit – Mensch und Mensch – Mensch unterschieden werden muß.

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dann aber auch durch die Formel in v.4b twnbw μynb dlwyw unterstrichen wird, die regelmäßig bei allen Gliedern bis hin zu Lamech wiederkehrt und die über die chronologische Funktion von Gen 5 hinausgeht.65 Insofern verwundert es auch nicht, daß in Gen 5,3 nochmals durch die Wiederholung des Binoms μlx und twmd auf den Schöpfungsakt, jetzt aber auf den Wortbericht Gen 1,26a zurückgegriffen wird. Die Rezeption des Binoms erfolgt unter Beibehaltung der Präpositionen chiastisch: A wnmlxb μda hc[n (1,26a) B wntwmdk B wtwmdb dlwyw(5,3ab) A wmlxk Auch der gegenüber dem ab Seth üblichen Genealogie-Formular abweichende Hinweis auf die Benennung (tv wmvAta arqyw) unterstreicht die Nähe zum göttlichen Ursprungakt (v.2ba). Keine Entsprechung in Gen 1,26ff hat indes die Benennung des Menschen durch Elohim in Gen 5,2. An dieser Stelle wird offensichtlich, daß der Genealogieprolog nicht ausschließlich auf die Menschenschöpfung zurückgreift, sondern auch dem Vorbild des gesamten Schöpfungsberichts Gen 1,1–2,4a folgt, und zwar nicht nur durch die über Gen 1,26ff hinausgehende, aber an Gen 1,5.8.10 orientierte Benennung des Menschen,66 und nicht nur, weil einzelne Lexeme wiederkehren (tdlwt; μarbh), sondern weil Gen 5,1f eine analoge Rahmung zu Gen 1,1 und 2,4a aufweist, wie eine Gegenüberstellung zeigt:

65 Cf. O.H. Steck, Schöpfungsbericht, 145. Bei Noah kann sie fehlen, da er drei eigens genannte Söhne zeugt. Die Fortsetzung des Mehrungsbefehls ≈rahAta walmw wird explizit erst im PFlutprolog Gen 6,11ff eine Rolle spielen, allerdings dergestalt, daß sich die Erde mit smj angefüllt habe. Der Vorgang muß dann durch den in Gen 6,9ff angekommenen Leser im Rückblick in Gen 5 impliziert vorgestellt werden, ohne daß allerdings der genaue Zeitpunkt bzw. ein echter Anhalt – wohl auch nicht durch die Altersangaben, vielleicht durch die Namenswahl bei Metuschelach; cf. etwa N. Lohfink, Die Priesterschrift, 236 – mitgeteilt würde. Zwischen Schöpfung und Flut erwähnt die Priesterschrift nichts Störendes, ja es ist gerade der durch die stereotype Darstellung hervorgerufene Eindruck der Störungsunanfälligkeit des genealogischen Systems, der besticht; cf. jetzt R. Lux, Genealogie, 254. Die genannten Ausnahmen – Adam, der seinen Nachkommen Seth als seine Ähnlichkeit, wie seine Statue (wmlxk wtwmdb) zeugt, Henoch und Noah – sind stets positiver Natur. Um so kontrastiver ist dann natürlich der Prolog der P-Sintflut. Die Spannung, die hier gerade auch durch die Gleichförmigkeit der Genealogie Gen 5* aufgebaut wird, spricht nicht für, sondern gegen die Annahme einer priesterlichen Redaktion einer vorpriesterlichen Urgeschichte, denn eine P-Redaktion hätte dann durch die Einfügung von Gen 5* bewußt den Dampf aus dem Kessel gelassen, den die nichtpriesterliche Urgeschichte Gen 2,4b–4,26* so druckvoll erzeugt hat. 66 Cf. etwa H. Gunkel, Genesis, 134; L. Ruppert, Genesis, 251.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

Gen 1,1; 2,4a A μyhla arb tyvarb B ≈rah taw μymvh ta B ≈rahw μymvh twdlwt hla A μarbhb

Gen 5,1f A μyhla arb μwyb B … μda B μda μmvAta arqyw A μarbh μwyb

Den äußeren Rahmen A bildet an beiden Stellen der Schöpfungsterminus arb,67 wobei der inf. cs. nif. μarbhb im gesamten Pentateuch bezeichnenderweise nur an diesen beiden Stellen belegt ist. Dem Ursprungsgeschehen der Rahmung des Schöpfungsberichts steht in Gen 5,1f der Tag der Menschenschöpfung gegenüber. Einer Erklärung harrt Gen 5,1a μda tdlwt rps hz, denn hier handelt es sich um die Einleitung eines selbständigen Schriftstücks bzw. einer literarischen Einheit.68 Es setzt den μda bereits als bekannt voraus. Die Reichweite dieser Ankündigung kann allerdings erst im Zuge der Untersuchung des Sintflutberichts eruiert werden. Wir stellen die Frage also zurück. Insgesamt läßt sich aber festhalten, daß die formale Gestaltung von Gen 5,1–3 wenig Spielraum für die Annahme literarischen Wachstums läßt. Die Komposition bezieht sich deutlich sowohl auf Gen 1,1; 2,4a als auch auf Gen 1,26–28.69 Damit setzt Gen 5,1f zum einen den Schöpfungsbericht wohl in toto voraus. Die analoge, aber dennoch eigenständige Formgebung von Gen 5,2f legt zum anderen den Schluß nahe, daß es sich hierbei nicht nur um eine einfache – redaktionelle – Wiederaufnahme handelt, sondern daß der Einleitung der Genealogie eigenständiges Gewicht zukommt. Zum dritten sind Gen 1; 5 und 9 untereinander wiederum deutlich verknüpft. Es ist somit im hohen Maße wahrscheinlich, daß wir es in Gen 5,1f mit der ursprünglichen Fortsetzung des priesterschriftlichen Schöpfungsberichts zu tun haben, der von Anfang an mit Gen 2,4a endete. Eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für die Literaturgeschichte der biblischen Urgeschichte hat der Vers Gen 5,29, der allein deutliche nichtpriesterschriftliche Züge trägt.70 Zwei Argumente sind dafür einschlägig: zum einen die Verwendung des Gottesnamens hwhy, zum anderen steht klar erkennbar der Adamfluch Gen 3,17ff im Hintergrund. Nicht so eindeutig zu bestimmen ist indes der genaue Umfang dieses nichtpriesterlichen Ein67 Gen 5,2bg hinkt also keineswegs übel nach, wie H. Holzinger, Genesis, 59, meint. Auf die Rahmung weist jetzt auch N.C. Baumgart, Umkehr, 42f, hin. 68 Cf. H. Gunkel, Genesis, 134. H. Holzinger, Genesis, 58, rechnet demgegenüber mit der Einleitung eines eigenständigen Buches, ja der Priesterschrift, wodurch die Semantik von rps an dieser Stelle überspannt wird. 69 Damit sind denn auch die Weichen für die Beurteilung von Gen 2,4b gestellt, denn der Teilvers lehnt sich sowohl an Gen 2,4a als auch an Gen 5,1 an; s.u. III.1.3. 70 Cf. etwa M. Witte, Urgeschichte, 128f.

Die priesterschriftlichen Genealogien (Genesis 5; 11,10–26)

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schubs. Er umfaßt nur Gen 5,29aa(nur rmal)b. Denn der Einsatz mit arqyw jn wmvAta hat eine Analogie in Gen 5,3, wo er fest zum priesterschriftlichen Textbestand gehört. Daß ausgerechnet in Gen 5,29 wiederum die Benennungsformel auftaucht, muß bei Noah nicht verwundern, handelt es sich doch immerhin um den Sintfluthelden. Der Einschub zeigt schon durch die Art des Anschlusses deutliche redaktionelle Züge. Auf welche Hand er zurückgeht, kann erst im Zusammenhang der nichtpriesterschriftlichen Texte erörtert werden.71 Die Analyse von Gen 5,32 reicht bereits in den Bereich der priesterschriftlichen Sintflutperikope hinein und wird deswegen auch dort vorgenommen. Zuvor soll jedoch kurz auf die Komposition der Sem-Genealogie eingegangen werden. 2.2 Die Genealogie Sems (Genesis 11,10–26) (10) Dies sind die toledot Sems. Sem war 100 Jahre, da zeugte er den Arpachschad, zwei Jahre nach der Flut.72 (11) Und Sem lebte, nachdem er den Arpachschad gezeugt hatte, 500 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. (12) Arpachschad aber lebte 35 Jahre, da zeugte er den Schelach. (13) Und Arpachschad lebte, nachdem er den Schelach gezeugt hatte, 403 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. (14) Selach aber lebte 30 Jahre, da zeugte er den Eber. (15) Und Selach lebte, nachdem er den Eber gezeugt hatte, 403 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. (16) Und Eber lebte 34 Jahre. Und er zeugte den Peleg. (17) Und Eber lebte, nachdem er den Peleg gezeugt hatte, 430 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. (18) Und Peleg lebte 30 Jahre. Und er zeugte den Re‘u. (19) Und Peleg lebte, nachdem er den Re‘u gezeugt hatte, 209 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. (20) Und Re‘u lebte 32 Jahre. Und er zeugte den Serug. (21) Und Re‘u lebte, nachdem er den Serug gezeugt hatte, 207 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. (22) Und Serug lebte 30 Jahre. Und er zeugte den Nahor. (23) Und Serug lebte, nachdem er den Nahor gezeugt hatte, 200 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. (24) Und Nahor lebte 29 Jahre. Und er zeugte den Terach. (25) Und Nahor lebte, nachdem er den Terach gezeugt hatte, 129 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. (26) Und Terach lebte 70 Jahre. Und er zeugte Abram, Nahor und Haran.73

Die unilineare, neungliedrige Genealogie Sems – neun Nachfahren Sems listet auch die Völkertafel Gen 10,22f auf74 – ist ebenso wie Gen 5 ein Dokument literarischer Redundanz und Geschlossenheit. Sie zeigt im Ganzen 71 S.u. III.1.1. An dieser Stelle kann auch erst die ungewöhnliche Syntax des Teilverses erörtert werden. 72 Die Datierung nach der Flut erregt aufgrund von Gen 5,32 Mißtrauen und wird mitunter zu den sekundären Zusätzen gerechnet; cf. etwa die Erörterung bei H. Seebass, Genesis I, 290. 73 Zur Problematik der Daten s.o. II.2.1. Sam und LXX ergänzen nach dem Schema von Gen 5 Gesamtlebensdauer und Todesnotiz. 74 S.u. III.5.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

wie mit Blick auf die Gestaltung der einzelnen Einträge große Übereinstimmungen mit der Adam-Genealogie in Gen 5. Neben der Einleitung mit der wenngleich modifizierten Toledotformel (Gen 5,1a || Gen 11,10a) wird auch diese Liste mit der Nennung von drei Nachkommen abgeschlossen, die dann in der sich anschließenden Terach-Genealogie ausgeführt werden – wie auch die Nachkommen Noahs in der Völkertafel entfaltet werden.75 Zudem verwendet der Verfasser der Sem-Genealogie ein mit Blick auf Gen 5 um die Gesamtsumme der Lebensjahre – die natürlich trotzdem leicht errechnet werden kann – und den Sterbevermerk reduziertes Genealogieformular,76 wie es sich beispielsweise aus dem Eber-Formular abstrahieren läßt: 1. Lebensalter bei der Zeugung des 1. Sohnes 2. Zeugung des 1. Sohnes 3. Lebenszeit nach der Zeugung des 1. Sohnes 4. Zeugung weiterer Söhne und Töchter

hnv x PN yjyw PN ta dlwyw hnv x PN ta wdylwh yrja PN yjyw

twnbw μynb dlwyw

Wir haben das Eber-Formular allerdings nicht willkürlich ausgewählt, denn erst dieses entspricht ebenso wie die folgenden vier Einträge (Peleg, Re‘u, Serug und Nahor) syntaktisch dem schon aus Gen 5 bekannten „Normaltyp“. Denn neben den Variationen bei Sem und Terach als Ausgangspunkt und Ziel der Liste, ist nicht zu übersehen, daß der Einsatz des Arpachschadund des Schelah-Formulars syntaktisch variierend nicht mit dem Narrativ, sondern mit einem invertierten Verbalsatz gestaltet wird. Die Funktion der Inversion liegt klar auf der Hand, wie anhand des Arpachschad-Eintrags (Gen 11,12f) deutlich wird: A dvkpraw B yj c hnv μyvlvw vmj d jlvAta dlwyw B yjyw A dvkpra d jlvAta wdylwh yrja c hnv twam [braw μynv vlv

twnbw μynb dlwyw 75 S.u. III.5. 76 Cf. etwa T. Nöldeke, Untersuchungen, 15f.

Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9)

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Zum einen sind – wie schon im Normalformular in Gen 5, und natürlich auch in den analogen Einträgen von Eber bis Nahor (Gen 11,16–25) – Lebensalter und Geburtsnotiz chiastisch aufeinander bezogen (c – d || d – c). Darüber hinaus werden bei Arpachschad und Schelach aber auch noch hyj und der Eigenname in dieser Manier verbunden (A – B || B – A). Einen triftigen Grund hierfür haben wir nicht finden können. Schwer zu entscheiden ist auch die Frage, ob hier an diesen Stellen ein ursprünglicheres Schema zu greifen ist, oder ob mit einer sekundären Ausgestaltung gerechnet werden muß.

3. Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9) Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9) „An dem folgenden Stück, der Sündfluthgeschichte, hat die Quellenscheidung ein unanfechtbares Meisterstück längst geleistet“ – so leitet Karl Budde seine Darstellung von Gen 6–9* ein77 und bezieht sich damit auf die Untersuchungen von H. Hupfeld und E. Schrader,78 deren Güte nicht zuletzt aufgrund der Qualitätskontrolle durch T. Nöldeke, A. Dillmann und J. Wellhausen79 gesichert sei. Dieser Einschätzung ist mit Blick auf die Sonderung der Textbestände im wesentlichen nach wie vor zuzustimmen,80 auch wenn die Siglen bzw. die Bewertung des literarischen Charakters der einzelnen Textschichten wechseln. Die wesentlichen Argumente, die zur Abgrenzung der Textstrata herangezogen werden können, sind echte Widersprüche auf der einen, erzählerische Doppelungen, die stilistisch und vorstellungsmäßig variieren, auf der anderen Seite. An Widersprüchen sind in der Abfolge ihres Auftretens neben dem Kriterium der verschiedenen Gottesbezeichnungen zu nennen: die Angaben über die Ursache der Sintflut (Gen 6,5 ´ 6,11f); die Anzahl der Tiere (Gen 6,19f ´ 7,2); die Angaben über die Flutdauer (Gen 7,4.12 ´ 7,6.11; 8,13f); die unterschiedliche Vorstellung vom Eintreten der Flut (Gen 7,6; 8,2f ´ 7,11; 8,1f); die Motivation für den Auszug aus der Arche (Gen 8,6–12 ´ 8,15–17). Darüber hinaus sind folgende Doppelungen zu notieren: der Vernichtungsbeschluß (Gen 6,5 || 6,11f); die Flutankündigung (Gen 6,17 || 7,4); der Einzugsbefehl (Gen 6,18 || 7,1); der Einzug in die Arche (Gen 7,7–9 || 7,13–16); das 77 K. Budde, Urgeschichte, 248. Das Echo findet sich bei H. Gunkel, Genesis, 59.137: „Die Quellenscheidung zwischen J und P ist ein Meisterstück der modernen Kritik“ – sie „ruht auf einer Arbeit ganzer Geschlechter von Gelehrten“. 78 H. Hupfeld, Quellen, 6ff.132ff; E. Schrader, Studien, 136ff. 79 T. Nöldeke, Untersuchungen, 10ff; A. Dillmann, Genesis, 126ff; J. Wellhausen, Composition, 2. 80 Eine kritische Darstellung der Versuche der Einheitslektüre von Gen 6,5–9,17 bietet J.A. Emerton, An Examination (VT XXXVII), 401ff; (VT XXXVIII), 1ff. Eine Problemskizze unterschiedlicher älterer und neuerer Entwürfe findet sich bei C. Dohmen, Untergang, 89ff.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

Ansteigen der Flut und Fahrt der Arche (Gen 7,17 || 7,18); die Vernichtung der Lebewesen (Gen 7,20f || 7,22f); das Ende der Flut (Gen 8,2a || 8,2b); die Abnahme der Wassermassen (Gen 8,3a || 8,3b.5); die abschließende Zusicherung der Gottheit (Gen 8,21f || 9,8–17).81

Was die priesterschriftliche Darstellung der Sintflut anbelangt, so rechnen wir mit folgender Textabgrenzung, deren genaue Begründung dann die Einzelanalyse liefern muß: Gen 6,9–22; 7,6f.8bb.9.11.13–16a.18–22.24; 8,1. 2a.3–5.13a.14–19; 9,1–17.18*.19.28f.82 In der Regel gilt P (PG und PS) als klar abgrenzbares und vollständiges Quellenstück. Demgegenüber erweist sich nP als sachlich eigenständiger Textbereich, dem allerdings wesentliche Partien zu fehlen scheinen: der Befehl zum Bau bzw. der Bau der Arche, der Auszug aus der Arche nach der Flut und möglicherweise auch eine Rede an Noah im Anschluß an Gen 8,22, da Gen 8,21f als Überlegung Jahwes wblAla eingeführt wird. Dem ist in einer eigenen Untersuchung nachzugehen.83 Die genaue Analyse der priesterschriftlichen Textanteile (PG und in Gen 9,4–7.16f möglicherweise auch PS84) ist aus zwei Gründen notwendig. Zum einen ist, das kann als Ergebnis der bisherigen Debatte vorausgesetzt werden, die genaue Abgrenzung des P-Materials überhaupt für die Einschätzung des literarischen Charakters der nP-Texte die unhintergehbare Voraussetzung. Dies wird insbesondere an Schlüsselstellen wie Gen 9,18f unumgänglich, entscheidet sich doch hier im wesentlichen, wie das nP-Material in der Weinbauperikope (Gen 9,18–27*)85 und der Völkertafel (Gen 10*) beschaffen ist, also: ob es sich um eine Quelle oder eine Redaktionsschicht handelt, und wie die Fortsetzung des priesterschriftlichen Entwurfs aus81 Cf. etwa K. Budde, Urgeschichte, 248ff; H. Gunkel, Genesis, 137f; E. Zenger, Gottes Bogen, 104f; C. Dohmen, Untergang, 95f, u.v.m. 82 Cf. die grundlegende Untersuchung von K. Budde, Urgeschichte, 248ff, die nur in Nuancen verändert etwa von H. Holzinger, Genesis, 68f; H. Gunkel, Genesis, 137ff; J. Skinner, Genesis, 148, u.v.m übernommen wurde. Cf. in jüngerer Zeit etwa T. Pola, Priesterschrift, 343, der so etwas wie einen Konsens zusammenstellt (Gen 6,9–22; 7,6.11.13–16a.18–21.24; 8,1.2a.3b–5.13a.14–19; 9,1–17.28f) – wir meinen allerdings, auch Gen 9,18*.19 zwingend zu P (PG) rechnen zu müssen, und sind ebenso bei der Beurteilung von 7,6ff und 8,3a weniger skeptisch; s.u. 83 S.u. III.3. 84 In der Regel wird in Gen 9,4–7.16f mit PS-Anteilen gerechnet; eine andere Einschätzung vertritt C. Levin, Jahwist, 111f, der von einer stark reduzierten PG und von entsprechend umfangreichem, innerpriesterschriftlichem bzw. nachpriesterschriftlichem Wachstum ausgeht. 85 Die Untersuchung der Weinbauperikope ist für N.C. Baumgart, Umkehr, 385ff, der Schüssel für die Einordnung der nP-Texte. Anders votiert an dieser Stelle M. Witte, Urgeschichte, 100ff. Die Völkertafel, deren Grundgerüst traditionell und mehrheitlich PG zugeschrieben wird, wird jetzt wieder von C. Levin, Jahwist, 121ff, D. Carr, Fractures, 99ff, und R.G. Kratz, Komposition, 239.258, der Priesterschrift abgesprochen und zum vorgegebenen Quellenbestand der durchlaufenden J-Redaktion gerechnet (C. Levin, R.G. Kratz), bzw. dem Redaktor Rp zugewiesen (D. Carr).

Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9)

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sieht. Zum anderen weist die P-Sintfluterzählung eine Fülle an literartechnischen Verklammerungen auf,86 die durchaus auch als stilbildend für den Verfasser des nichtpriesterschriftlichen Textbestandes gelten kann. Zumindest mit Blick auf die Erweiterung der Segens- um die Fluchthematik sind die Analogien unverkennbar. Die Analyse hält sich im wesentlichen an die Textabfolge Gen 6,5–9,29. Schwerpunkt ist allerdings Rahmen der priesterschriftlichen Sintflutperikope Gen 6,9–22 und Gen 8,15–19; 9,1–17, da hier relativ geschlossene Textpartien vorliegen, an denen paradigmatisch die literarische Vorgehensweise rekonstruiert werden kann, auf die es in dieser Untersuchung vor allen Dingen ankommt. Auf dieser Basis kann dann zum einen die Fortsetzungsproblematik in Gen 9,18–10,32 aufgerollt, zum anderen das Verhältnis zu den nichtpriesterlichen Textanteilen in Gen 6,5–8,22* untersucht werden. 3.1 Rahmung und Prolog (Genesis 5,32; 6,9–22; 9,18f.28f) (5,32)

Und Noah war 500 Jahre. Und Noah ließ Sem, Ham und Japhet zur Welt kommen. … (6,9) Dies sind die toledot Noahs. Noah: ein gerechter, fehlerloser Mann war er in seinen Generationen, mit dem Elohim wandelte er. (10) Und Noah zeugte drei Söhne, Sem, Ham und Japhet. (11) Die Erde aber war verdorben vor dem Elohim und die Erde füllte sich mit Gewalttat. (12) Und Elohim betrachtete die Erde, und siehe, sie war verdorben, denn alles Fleisch auf der ganzen Erde war in seinem Verhalten verdorben. (13) Und Elohim sprach zu Noah: Das Ende allen Fleisches ist vor mir eingetreten, denn die Erde ist voll von Gewalttat ihretwegen; und siehe: ich bin im Begriff sie zu verderben mit der Erde.87 (14) Bau dir eine Arche aus Gopherholz – mit Zellen sollst du die Arche bauen, und verpiche sie innen und außen mit Pech. (15) Und so sollst du sie machen: 300 Ellen ist die Länge der Arche, 50 Ellen ihre Breite und 30 Ellen ihre Höhe. (16) Ein Dach (?)88 sollst du der Arche machen und du sollst es oben nach der Elle fertigstellen(?), und die Tür der Arche sollst du an ihre Seite setzen. Ein unteres, zweites und drittes Stockwerk sollst du machen. (17) Und ich: siehe, ich bin im Begriff die Sintflut kommen zu lassen, Wasser auf die Erde, um alles Fleisch unter dem Himmel zu verderben, in dem der Geist des Lebens ist. Alles, was auf der Erde ist, soll sterben. (18) Und mit dir will ich meinen Bund aufrichten, und du sollst in die 86 Einen Meilenstein stellt hier die Untersuchung von S.E. McEvenue, The Narrative Style, dar, die eine Vielzahl von Beobachtungen enthält, die bei den nachfolgenden Untersuchungen oftmals zu Unrecht übergangen werden; cf. J.-L. Ska, Introduction, 92f. Als eine Ausnahme kann die Studie von M. Witte, Urgeschichte, gelten, in der stilistisch-formkritische Analyse und literarkritische Fragestellung verknüpft werden. 87 Die in der älteren Literatur vorgeschlagenen Konjekturen sind nicht notwendig; cf. etwa B.D. Eerdmans, Studien I, 29; H. Gunkel, Genesis, 141. Auch die Lesarten der abweichenden Überlieferungen (LXX, SamT; cf. BHS) von v.13b sind zum Textverständnis nicht erforderlich; cf. H. Seebass, Genesis I, 204. 88 rhx ist hapaxlegomenon und bisher unerklärt.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

Arche gehen, du und deine Söhne und deine Frau und die Frauen deiner Söhne mit dir. (19) Und von allem Lebendigen, von allem Fleisch sollst du je zwei in die Arche nehmen, um sie mit dir am Leben zu erhalten, ein Männchen und ein Weibchen sollen es sein, (20) von den Vögeln nach ihrer Art und von dem Vieh nach seiner Art, von dem Gewürm nach seiner Art: je zwei sollen zu dir in die Arche kommen, um zu überleben. (21) Du aber nimm dir von aller Speise, die man essen kann, und speichere sie bei dir; die soll dir und ihnen zur Nahrung dienen. (22) Und Noah tat, ganz wie ihm Elohim befohlen hatte, so tat er. … (9,18) Und die Söhne Noahs, die aus der Arche herausgingen, waren Sem, Ham und Japhet. Und Ham: er war der Vater Kanaans. (19) Diese drei waren die Söhne Noahs, und aus ihnen verteilte sich89 die ganze Erde. … (28) Und Noah lebte nach der Sintflut 350 Jahre. (29) Und die gesamte Lebenszeit Noahs betrug 950 Jahre, und er starb.90

Der Prolog, mit dem die Priesterschrift ihren Sintflutbericht eröffnet, wird in der Regel geschlossen der Grundschrift PG zugewiesen. Auch wenn Gen 6,9–22 eine Vielzahl an Wiederholungen bietet, halten wir an dieser Einschätzung fest, da es sich an allen in Frage kommenden Stellen um literarische Stilfiguren, nicht um Indikatoren für literarisches Wachstum handelt91 – der „nüchterne Geist der Gelehrsamkeit“ des Verfassers der Priesterschrift zeigt sich nicht nur bei der Vorliebe für Zahlen und genaue Angaben, also als „Geist der Klassifikation und der Chronologie“,92 sondern auch im Interesse an der kunstmäßigen literarischen Komposition. Die Art der literarischen Darstellung und die Anordnung der Themen des Prologs beziehen sich auf Vorangegangenes, insbesondere auf Gen 5,1–3, verweisen aber auch vielfältig auf die den priesterschriftlichen Sintflutbericht abschließenden Gottesreden Gen 8,15–9,17 sowie die beiden Rahmenzeilen Gen 9,18f*.28f. Vieles bedingt sich hier wechselseitig, so daß die umfassende Bedeutung des Prologs erst im Zusammenhang der Schlußpartien deutlich wird.93 Wir können uns daher an dieser Stelle im wesentlichen auf die Analyse des Rahmens und der literarischen Binnenkomposition konzentrieren. 89 Cf. KBL3, 671. 90 Die Zusätze des nichtpriesterschriftlichen Redaktors sind durch Kursive ausgewiesen. Die Gründe dafür, daß sie nicht zu P gehören, werden im folgenden geliefert, die Begründung für die Zuweisung zu nP erfolgt in III.3. 91 C. Levin, Jahwist, 111, etwa nimmt demgegenüber einen stark reduzierten Sintflutprolog für PG an; s.i.f. 92 H. Gunkel, Genesis, 138 (cf. auch XCIIIf). 93 Die – arbeitsökonomisch bedingte – Beschränkung der Analyse auf die Flutprologe und ihren vorausgehenden Kontext durch R. Oberforcher, Flutprologe, 361ff, leuchtet sachlich gerade unter kompositionellen bzw. redaktionskritischen Aspekten nicht ein. Fast der gesamte Umfang des Prologs erhält seinen – auch kompositorischen – Sinn erst durch die Gottesreden am Ende des Flutberichts. Auch der voranstehende Großkontext Gen 1–6 hat viel stärkere Resonanz in den abschließenden Gottesreden Gen 8,15–9,17; s.i.f.

Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9)

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Die Untersuchung des Rahmens der priesterschriftlichen Sintflutperikope kann nicht auf den Textbereich Gen 6,9ff beschränkt werden. Aber auch die oftmals gegebene Auskunft, Gen 6,9 und 9,28f stellten die äußere Rahmung dar, ist formkritisch keineswegs befriedigend.94 Zwar ist der Einschnitt durch das einleitende jn tdlwt hla in Gen 6,9 nicht zu übersehen, doch wird der Leser, der ja durch das Genealogieformular in Gen 5* dezidiert an ein spezifisches Darstellungsschema gewöhnt wurde,95 unschwer den formalen Zusammenhang zwischen Gen 5,32 und 9,28f erkennen:96 Gen 5,32 Gen 9,28f

tpyAtaw μjAta μvAta jn dlwyw hnv twam vmjAˆb jnAyhyw hnv μyvmjw hnv twam vlv lwbmh rja jnAyjyw tmyw hnv μyvmjw hnv twam [vt jnAymyAlk wyhyw

Ein besonderes Problem stellt in diesem Zusammenhang Gen 5,32 dar, denn der Vers wird mitunter P teilweise abgesprochen.97 Die literarkritische Ausgrenzung von Gen 5,32b wird sich aber nicht allein auf die nochmalige Nennung Noahs gegenüber v.32a stützen dürfen, auch wenn v.32b an dieser Stelle tatsächlich vom in Gen 5* gängigen Schema abweicht. Der Abschnitt bietet gegenüber dem Standardschema ohnehin mehrere Eigentümlichkeiten, nämlich die besondere Einleitung durch ˆb jnAyhyw statt einfachem yjyw, was dem ungewöhnlich hohen Alter Noahs bei der Geburt der Söhne geschuldet sein dürfte,98 die Nennung von drei Söhnen – analog zu Gen 11,26 – und dadurch bedingt den Wegfall der Phrase twnbw μynb dlwyw sowie die Datierung der verbleibenden Lebenszeit nach der Flut und nicht nach der Geburt der Söhne.99 Aber selbst wenn man sich probehalber auf die These einläßt, v.32b gehöre nicht zu P und 94 Etwa S.E. McEvenue, The Narrative Style, 37ff; C. Westermann, Genesis, 554; P. Weimar, Geschichtsdarstellung, 125f. Die richtige Beurteilung bieten u.E. nach bereits T. Nöldeke, Untersuchungen, und jetzt M. Witte, Urgeschichte, die allerdings hinsichtlich der Formanalyse von Gen 9,18f modifiziert und mit Blick auf das Verhältnis von Gen 6,9f und 9,18f ergänzt werden muß; s.i.f. Zur Noah-toledot insgesamt cf. jetzt auch T. Hieke, Genealogien, 90ff. 95 S.o. II.2. 96 Cf. etwa B.W. Anderson, Analysis, 33; F.M. Cross, The Priestly Work, 302; S. Tengström, Toledotformel, 33.70f; M. Vervenne, What shall We Do, 43. Gegenüber der These von E. Blum, Pentateuch, 281f, auch Gen 7,6 sei ursprünglich in diesem genealogischen Zusammenhang zu verorten, sind wir skeptisch, da Gen 7,6 in den priesterschriftlichen Kontext der Sintflutdarstellung literarisch gut eingebunden ist; s.i.f. 97 So C. Levin, Jahwist, 96.109. Cf. auch R.G. Kratz, Komposition, 235f. Anders etwa H. Gunkel, Genesis, 136f; P. Weimar, Geschichtsdarstellung, 85; L. Ruppert, Genesis, 261; M. Witte, Urgeschichte, 129f, u.v.m. 98 Cf. etwa L. Ruppert, Genesis, 261. 99 Ausgeschlossen werden kann aufgrund der Datierung nach dem Flutende auch eine literarkritische Lösung dergestalt, daß die gesamte Sinflutperikope in eine ursprünglich selbständige Genealogie eingearbeitet wurde, ohne daß dies Auswirkungen auf die Genealogie gehabt hätte. Selbst wenn man von einer „ursprünglichen Genealogie“ ausgehen wollte, muß diese eine Notiz – etwa im Stile der Henoch-Darstellung – über die Rolle Noahs bei der Sintflut enthalten haben. Cf. zur Datierung nach der Flut: Gen 10,1.32; 11,10, hier allerdings jeweils als – nicht ganz konsistente – Datierung für die Geburt des Nachkommen.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

sei vielmehr bereits einer (vor)jahwistischen Quelle zuzuweisen, wird man schlechterdings mit der Auskunft nicht zufriedengestellt sein, man habe den ursprünglichen Anschluß von v.32b in Gen 4,18 zu suchen. Dagegen spricht schon die differierende Verwendung von dly. Tritt das Lexem in 4,18 lediglich im nif. bzw. im qal auf – wofür an dieser Stelle kompositorische Gründe ausschlaggebend sein dürften100 –, so schließt der Kausativ dlwyw in v.32b deutlich an die Darstellung von P in Gen 5* an.101 Es wäre also zusätzlich davon auszugehen, daß 5,32b bei der Anfügung an v.32a im Sinne von P modifiziert worden ist. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Ausgrenzung von v.32b ganz andersgelagerten Systemzwängen geschuldet ist, nämlich auch in der Völkertafel Gen 10* mit einer vorjahwistischen Quelle und einer jahwistischen Redaktion rechnen zu wollen. Die hierfür maßgeblichen Urteile über Gen 6,10; 9,18f und dann auch Gen 10* erweisen sich u.E. nach allerdings alles andere als stichhaltig; s.i.f.

Korrespondiert Gen 9,28f dem Abschluß der Genealogie Gen 5,32 und wird so der Sintflutbericht zu einem – wenn auch sehr ausführlichen – Aspekt der Genealogie Gen 5*, so ist auf diesem Hintergrund nach der Funktion von Gen 6,9 zu fragen. Der Aufbau von v.9abb ist klar erkennbar, denn der Vers ist chiastisch angelegt:102 A jn B hyh μymt [qydx] vya C wytrdb C μyhlahAta B ˚lhth A jn Die kunstvolle Darstellung Noahs als einer ethisch-religiösen Ausnahmeerscheinung103 – der „Noah des P ist keine lebendige Gestalt, sondern nur noch der blasse Typus des Frommen“104 – ist natürlich kontrastierend der 100 S.u. III.2. 101 Entsprechend hypothetisch formuliert denn auch C. Levin, Jahwist, 109: „Die Notiz 5,32b; 9,19 dürfte ursprünglich auf irgendeine Weise [Hervorhebung M.A.] an den Stammbaum von Kain bis Lamech (4,1aba.17a.18) angeschlossen haben. Sie bildet die Brücke zur Völkertafel Gen 10.“ 102 So zu Recht M. Witte, Urgeschichte, 130. Es ist allerdings nicht zu übersehen, daß gerade die Notiz qydx den chiastischen Aufbau stört, da hyh μymt vya besser mit ˚lhth korrespondiert. Auch die von M. Witte, a.a.O., in diesem Zusammenhang geltend gemachte Redaktionsgeschichte mit Blick auf Gen 7,1b ist keineswegs zwingend, da der Verfasser von Gen 7,1b durchaus auch für die Einfügung in Gen 6,9 verantwortlich gewesen sein könnte – gerade mit Blick auf Ez 14,14; cf. jetzt C. Levin, Gerechtigkeit Gottes, 44, der nochmals den singulären Charakter von qydx innerhalb von P unterstreicht; s.u. III.3. 103 Darauf weist zu Recht T. Krüger, Das menschliche Herz, 66, hin. 104 H. Gunkel, Genesis, 138. U. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 240ff, und B. Janowski, Statue Gottes, 205, interpretieren Noah dementsprechend auf dem Hintergrund der Gottebenbildlich-

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abgrundtiefen Verderbnis der Erde v.11f vorangestellt. Damit ist aber die eigentümliche Zusammenstellung von Toledotformel, Noah-Charakteristik und Geburtsnotiz noch nicht verstanden. Bevor wir uns also der ethischreligiösen Spannung zwischen Noah und seiner Mitwelt zuwenden können,105 ist nach der Funktion der tdlwt in v.9aa und der Aufzählung der Noahsöhne in v.10 zu fragen, die ja wohl auch aufeinander bezogen sind, aber gleichzeitig gerade die substanzielle Kontrastschilderung v.9abb – v.11f leicht verdecken. Das Schema, dem Gen 6,9f folgt, wird indes durchsichtig, wenn wir auf bereits Bekanntes zurückblicken: Die Abfolge von Toledotformel, chiastischem Prolog und Aufzählung der Nachkommen entspricht nämlich im wesentlichen der Einleitung der Genealogie in Gen 5:106 Gen 5,1–3

μda tdlwt rps hz arb μwyb A μda μyhla B μyhla twmdb B’ wta hc[ A’ μarb hbqnw rkz μta ˚rbyw μda μmvAta arqyw B μarbh μwyb A hnv tamw μyvlv μda yjyw … wmlxk wtwmdb dlwyw

Gen 6,9f

jn tdlwt hla jn A hyh μymt [qydx] vya B wytrdb C μyhlahAta C ˚lhth B jn A

… μynb hvlv jn dlwyw

Nach der parallelen Toledotformel folgt jeweils ein Chiasmus, der die eingeführte Person wesentlich charakterisiert. Mit Blick auf Adam ist es die Gottebenbildlichkeit, mit Blick auf Noah das herausgehobene Gottesverhältnis. Dem doppelten zweigliedrigen Chiasmus des Genealogieprologs korrespondiert der dreifache Chiasmus in Gen 6,9. Es fällt bei der Gegenüberstellung allerdings sofort auf, daß das Genealogieformular von Gen 5,3a nur teilweise rezipiert wird, und zwar nur die Geburtsnotiz, nicht jedoch die Altersangabe Noahs. Dafür lassen sich jedoch Gründe angeben. Zum einen liegt bereits ein Gen 5,3aa entsprechendes Element in Gen 5,32a vor. Die sich daraus ergebende Frage, wieso dann keitsvorstellung von Gen 1,26ff gleichsam als „das urgeschichtliche Paradigma des gottebenbildlichen Menschen“ (B. Janowski, a.a.O.). 105 M. Witte, Urgeschichte, 131f, hat mit Blick auf v.9–11 einen bemerkenswerten Vorschlag zur Komposition gemacht, der allerdings erst im Anschluß an die Analysen von v.10 und v.11–13 diskutiert werden kann, da diese seine These in einem etwas anderen Licht erscheinen lassen; s.u. 106 Damit dürften sich die Bedenken mit Blick auf den innerpriesterschriftlichen Kontext von Gen 6,9–11, die E. Blum, Pentateuch, 280, vorgetragen hat, erledigen; s.i.f.

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die Geburtsnotiz in Gen 6,10 wiederholt wird, die ja auch schon in Gen 5,32b eine Entsprechung hat, läßt sich mit der besonderen kompositorischen Funktion von Gen 6,10 beantworten. Es finden sich innerhalb der Urgeschichte Gen 6,10 vergleichbare Aufzählungen der Söhne Noahs an mehreren Stellen: Gen 5,32; 7,13; 9,18f und 10,1. Die erstmalige Auflistung in 5,32 verweist – wie gesehen – auf 9,28f. Die zweite Erwähnung folgt – den ursprünglichen literarischen Zusammenhang der Priesterschrift vorausgesetzt – kurz darauf in Gen 6,10. Dem materialen Gehalt nach handelt es sich zwar um eine Dublette, die literarische Darstellung ist allerdings insofern modifiziert worden, als der Verfasser zunächst die Dreizahl hervorhebt (μynb hvlv) und erst dann die Namen aufzählt. Die Dreizahl wird aber noch an anderer Stelle – und nur noch dort107 – betont, nämlich in Gen 9,18f. Die Verse verdienen genaue Beachtung, denn sie bieten nicht nur einige kompositionelle Besonderheiten, sondern werden in der Regel den nP-Textanteilen und nicht der Priesterschrift zugeordnet.108 Dafür soll – neben sprachstatistischen Argumenten109 – der Bezug zu Gen 9,20–27 sprechen, der vor allen Dingen in der Einführung der für die Weinbauperikope nötigen Protagonisten besteht und in diesem Zusammenhang den Ham-Sohn Kanaan zum ersten Mal nennt.110 Nun ist gerade Gen 9,18b, also die Einführung von Kanaan, mit Blick auf den unmittelbaren Kontext alles andere als spannungsfrei, ist doch die – nachgestellte – Betonung der Dreizahl der Noahsöhne in v.19a nicht nur für sich schon auffällig, sondern eben auch mit Blick auf v.18b.111 Der v.18b stört den Zusammenhang von v.18a und v.19. Wohin gehören die beiden Verse der Sache nach? Gen 9,18 bezieht sich deutlich auf die Sintfluterzählung, genaugenommen auf den zu P gehörigen Auszugsbericht Gen 8,18f. zurück.112 Der Rückgriff auf den Auszug aus der Arche ist auf dem Hintergrund der ausführlichen Gottesreden Gen 9,1–17 verständlich. Gen 9,19 107 Gen 7,13 nennt zwar Sem, Ham und Japhet, aber nicht ihre Dreizahl, sondern bezeichnenderweise die der Frauen der Noahsöhne. An allen anderen Stellen ist lediglich von den Söhnen Noahs die Rede: Gen 8,16.18. 108 Cf. etwa H. Gunkel, Genesis, 78; C. Westermann, Genesis, 645f; H. Seebass, Genesis I, 251, u.v.m. Eine komplexe literaturhistorische Entwicklung nimmt etwa L. Ruppert, Genesis, 409.415, an, der die redaktionelle Bildung von Gen 9,18f dem Jehowisten zuschreibt. 109 Die Argumente sind aufgelistet etwa bei E. Lund, Knotenpunkt, 35ff. 110 Für die Zuweisung von Gen 9,18f zu den nichtpriesterlichen Texten bildet natürlich zudem der Sachverhalt ein Motiv, daß auch im nP-Zusammenhang die Noah-Nachkommen namentlich eingeführt werden müssen – gerade, wenn man mit einer oder mehreren durchgängigen und ursprünglich unabhängigen nP-Quellen rechnet. An dieser Stelle darf allerdings ein Systemzwang die Sicht nicht verstellen. 111 Cf. etwa H. Holzinger, Genesis, 89; C. Westermann, Genesis, 651. 112 Da mit Blick auf die nP-Sintfluterzählung mit einem Wegfall des Auszugs aus der Arche gerechnet wird, ist damit aber per se noch kein Argument für die literarische Zuweisung gewonnen.

Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9)

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weist dann bereits auf die Völkertafel voraus.113 Handelt es sich also um einen nP-Text, der ursprünglich – also vor P – das Scharnier zwischen Sintflut und Völkertafel darstellte und in den dann über Gen 9,18b die Weinbauperikope gewissermaßen eingehängt wurde?114 Trotz dieser Mehrheitsmeinung hat bereits Theodor Nöldeke wesentlich unentschlossener votiert: 9,18f. sind freilich für den Zusammenhang der Grundschrift nicht nöthig, können aber doch immerhin aus dieser stammen; nur sind sicher die Worte ˆ[nk yba awh (v.18) sicher (sic!) ein Zusatz des Redactors, der damit zur folgenden Erzählung überleiten will. Vielleicht sind jedoch beide Verse geradezu als ein solcher zum Uebergang dienender Zusatz des Redactors anzusehen.115

T. Nöldekes Vermutung, v.18f – abzüglich des redaktionellen ˆ[nk yba awh – gehöre zur Priesterschrift und nicht zu nP, trifft u.E. nach das Richtige. Wir kommen sogleich auf die Frage zurück und wenden uns zuerst der Kompositionsanalyse der Verse zu. Damit bewegen wir uns literarisch auf für die Urgeschichte charakteristischen Bahnen, denn der Verfasser hat auch hier einen Chiasmus gestaltet:116 A hbthAˆm μyaxyh jnAynb wyhyw (18) B tpyw μjw μv [C ˆ[nk yba awh μjw] (18b) B hla hvlv (19) A ≈rahAlk hxpn hlamw jnAynb

113 Cf. etwa A. Dillmann, Genesis, 156; K. Budde, Urgeschichte, 302ff; H. Gunkel, Genesis, 78; C. Westermann, Genesis, 645f. 114 Cf. etwa H. Holzinger, Genesis, 89; H. Gunkel, Genesis, 78, u.v.m.; s.u. III.4. Man kann sich indes des Eindrucks nicht ganz erwehren, daß hier nicht nur die literarisch-lexematischen Eigenheiten insbesondere von v.19 (≈rahAlk hxpn) den Ausschlag für die Zuweisung zum – dann aufgrund der literarkritisch relevanten Probleme von v.18b und der gegenüber v.18f deutlich sekundären Bauperikope mitunter mehrfach gestuften – nichtpriesterlichen Material abgeben, sondern diverse Systemzwänge. Bei K. Budde, Urgeschichte, 302f, wird die Argumentation zur Zuweisung von Gen 9,18f beispielsweise wie folgt eingeleitet: „Die Verse erweisen sich schon dadurch als jahvistisch, dass sie in der Grundschrift völlig überflüssig wären, da diese die Söhne Noah’s bereits mehrere Male mit Namen aufgeführt hat. In J aber sind sie noch nicht genannt und darum nöthig, falls er sie ebenso kannte“. 115 T. Nöldeke, Untersuchungen, 13; cf. auch die detaillierte Argumentation von E. Lund, Knotenpunkt, 38ff, der allerdings auch v.18b P zuschreiben will, und zuletzt M. Witte, Urgeschichte, 100. 116 Cf. auch M. Witte, Urgeschichte, 100, der den Chiasmus allerdings etwas anders rekonstuiert (A: v.18aa; B: v.18ab; B’: v.19a; A’: v.19b). Die Stellung der jnAynb spricht aber doch für die oben vorgeschlagene Gliederung. Die literarischen Probleme von Gen 9,18–27 sind insgesamt erheblich komplexer, als dies N.C. Baumgart, Umkehr, 385ff, vermutet, der gerade diesen Text zum Schlüssel seiner vorpriesterlichen Urgeschichte machen will.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

Überblickt man diesen Aufbau, so ist zunächst deutlich, daß beide Verse zusammengehören, d.h. Abschluß der Sintflut und Beginn der Völkertafel sind literarisch als Einheit zu werten. Bei den A-Elementen dürften denn auch v.18ab und v.19b als Parallelen zu lesen sein. Wenn es sich bei v.18b tatsächlich um eine Ergänzung handelt – das macht der Widerspruch zur Dreizahl in v.19a im hohen Maße wahrscheinlich –, dann hat der Verfasser diese zentral positioniert, den Chiasmus zu einer konzentrischen Struktur umgestaltet und damit schon den Bezug zur folgenden Erzählung pointiert herausgestellt. Jetzt erst wird Gen 9,18f zum Scharnier zwischen Flut, Weinbauperikope und Völkertafel. Damit sind wir aber keineswegs schon am Ende der Analyse angelangt. Denn erklärt sich das Nebeneinander von expliziter Nennung der NoahSöhne und der Dreizahl auch schon aus der Kunstform des Chiasmus, so muß doch nach dem Anknüpfungspunkt gefragt werden, also danach, welcher Stoff hier gestaltet wurde. Der Verfasser folgt dabei deutlich den Vorgaben von Gen 6,10 – also dem priesterschriftlichen Text. Bemerkenswert ist nicht nur, daß hier ebenfalls die Verbindung von Dreizahl und expliziter Nennung der Söhne vorliegt, sondern, daß diese in Gen 9,18f wiederum chiastisch rezipiert wird: A μynb hvlv jn dlwyw (6,10) B tpyAtaw μjAta μvAta B … tpyw μjw μv hbthAˆm μyaxyh jnAynb wyhyw (9,18f) A ≈rahAlk hxpn hlamw jnAynb hla hvlv Die Zugehörigkeit von Gen 9,18f* zu PG dürfte nach allem, was der Text erkennen läßt, die wahrscheinlichste Annahme sein. Gen 6,10 und 9,18f* bilden nach 5,32; 9,28f einen zweiten Rahmen um die priesterschriftliche Sintfluterzählung.117 Damit sind zum einen die Würfel mit Blick auf die literarische Zuordnung von Gen 10* gefallen: sie ist als Fortsetzung von Gen 9,18f* in PG zwingend erforderlich.118 Zum anderen fällt aufgrund der doppelten Rahmung bereits an dieser Stelle auch ein Licht auf die Gliederung der priesterschriftlichen Urgeschichte. Denn wenn Gen 5,32; 9,28f den äußeren Rahmen um den unmittelbaren Rahmen der Sintfluterzählung Gen 6,9f; 9,18a.19 bildet und diese damit – trotz ihres unstrittigen narrativen 117 Welche Konsequenzen dies für die Beurteilung von Gen 9,20–27 und der nichtpriesterlichen Textanteile von Gen 10 hat, wird an anderer Stelle untersucht; s.u. III.4. Mit Blick auf den Konnex zwischen Gen 6,10 und 9,18f* verweist die Noah-toledot tatsächlich auf die Geschichte der Genannten und nicht auf die folgenden Sintflutereignisse; anders K. Koch, Toledot-Formeln, 185. 118 Die in Gen 10 der Priesterschrift zuzuweisenden Texte Gen 10,1–4a.5–7.20.22f.31f setzen ohnehin den durch die Rahmung Gen 6,10; 9,18f* eingeschlagenen Weg konsequent fort; s.u. II.4.

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Gewichts – gleichsam zu einem Moment der mit Gen 5,1 einsetzenden Genealogie macht, ergibt sich auch eine Erklärung für die singuläre Formel μda tdlwt rps hz,119 mit der Gen 5,1–9,29* eingeleitet wird. Zum einen umfaßt sie nicht nur eine Aufzählung der Geschlechterfolge, sondern eben die Darstellung der gesamten Menschheitsgeschichte bishin zu Noah und der modifizierenden Wiederholung des Schöpfungsauftrags (Gen 9,1–7.8–17)120 und damit die Konstituierung der unerschütterlichen Grundordnung der Menschheit und ihres Lebensraums, was die Bezeichnung als rps „Buch/ selbständiges Schriftstück“ rechtfertigt.121 Zum anderen integriert sie eine eigene Toledot, nämlich die Noahs. Es handelt sich also um eine Epochentoledot.122 Bevor nochmals auf die Bedeutung von Gen 6,9 für die Sintflutkonzeption von P eingegangen werden kann, ist ein Blick auf die folgende literarische Einheit zu werfen. Kompositorisch abgegrenzt sind die v.11–13,123 die prima facie in eine allgemeine Zeitdiagnose (v.11), die Situationsfeststellung durch die Gottheit (v.12: μyhla aryw) und den daran anknüpfenden und den grundsätzlichen Beschluß Gottes mitteilenden Beginn der Rede an Noah zerfallen (v.13: μyhla rmayw). Diese einzelnen Elemente hat der Verfasser allerdings zu einem Ensemble zusammengebunden. Der – literarisch geschlossene124 – Aufbau sieht wie folgt aus:

119 Sonst twdlwt hla: Gen 2,4a; 6,9; 10,1; 11,10; 11,27; 25,12.19; 36,1.9; 37,2; Num 3,1; Rut 4,18. 120 S.u. II.3.3. 121 Cf. etwa H. Holzinger, Genesis, 58, der hierin allerdings den ursprünglichen Anfang von P erblickt, und G. von Rad, Priesterschrift, 34f; ders., Genesis, 55f, der in Gen 5,1 den Beginn eines ursprünglichen Toledot-Buches annimmt; cf. auch F.M. Cross, The Priestly Work, 301; tdlwt rps leitet eben kein reines Register bzw. Verzeichnis ein – cf. C. Westermann, Genesis, 481; C. Dohmen/F.-L. Hossfeld/E. Reuter, Art. rps, 935 –, sondern eine Epochendarstellung. Ein Register findet sich in Gen 11,10–26, aber da handelt es sich nur um tdlwt. 122 Anders K. Koch, Toledot-Formeln, 186, der eine Generationen-Toledot annimmt. 123 Cf. S.E. McEvenue, The Narrative Style, 29.41f; vgl. zuletzt auch den Kompositionsvorschlag von U. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 237f. Der Einschnitt ist nicht bei v.12 anzusetzen; etwa gegen H. Gunkel, Genesis, 139ff; C. Westermann, Genesis, 556. 124 Wieso P. Weimar, Geschichtsdarstellung, 125, Gen 6,12b und C. Levin, Jahwist, 111, v.11b.13ab zu (nach-)priesterschriftlichen Erweiterungen erklären wollen, ist uns angesichts der Geschlossenheit der Komposition, die gerade v.11b.12b.13ab klar integriert, nicht nachvollziehbar. Die gegenüber v.11a „auffällige“ Neueinführung der Erde (≈rah almtw) ist der Korrespondenz zu v.13ab geschuldet und kein Anzeichen eines literarischen Zusatzes. Dasselbe gilt für das Verhältnis von v.12a und v.12b: die Präzisierung von v.12a durch v.12b ist keine Dublette oder nachträgliche Verdeutlichung, sondern der kompositionelle und sachliche Wendepunkt. Auch der Versuch von J. Van Seters, Prologue to History, 162f.165, v.13–16 der Priesterschrift ab- und J zuzusprechen, scheitert an den kompositionellen Gegebenheiten; s.i.f.

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A μyhlah ynpl ≈rah tjvtw (11) B smj ≈rah almtw C ≈rahAta μyhla aryw (12) D htjvn hnhw D tyjvhAyk C ≈rahAl[ wkrdAta rcbAlk B μhynpm smj ≈rah halm yk ynpl ab rcb lk ≈q jnl μyhla rmayw A ≈rahAta μtyjvm ynnhw

(13)

Die Komposition trägt dem prima-facie-Aufbau Rechnung und hebt damit den Gedankengang des Textstücks heraus. Die allgemeine Zeitdiagnose125 und die Reaktion der Gottheit bilden den Rahmen (A.B || B.A),126 die die allgemeine Zeitdiagnose aneignende und deutende Betrachtung Gottes (μyhla aryw) steht im Zentrum (C.D || D.C).127 Zwar ist aufgrund des chiastischen Aufbaus die Bisektion des Abschnitts schon deutlich, sie läßt sich aber durch zusätzliche Signale im Text untermauern: beide Sequenzen werden nicht nur durch einen mit hnhw bzw. ynnhw eingeleiteten Satz abgeschlossen, sondern die Zweiteilung fällt auch inhaltlich mit dem Umschwung von der Diagnose des Verdorbenseins der Erde (v.11–12a) hin zu ihrer präzisen Begründung zusammen (v.12b–13a), die in v.12b und v.13ab jeweils genau dann durch yk eingeleitet wird, wenn auf eine der allgemeinen Feststellungen des Diagnoseteils Bezug genommen wird (v.11b.12a). Darüberhinaus verdient die gezielte Positionierung der Wurzel tjv besonderes Augenmerk. Den beiden Belegen von tjv nif. in A (v.11a) und D (v.12a) stehen die beiden Belege tjv hif. in D (v.12b) und A (v.13b) genau gegenüber. Der Wechsel ist wiederum verbunden mit dem Übergang von allgemeiner Diagnose (v.11a), die von der Gottheit zur Kenntnis genommen 125 Die Annahme, daß es sich in v.11a nur um eine allgemeine Zeitdiagnose handelt, wird nicht durch die Angabe μyhlah ynpl konterkariert. Da die Kenntnisnahme der Lage durch die Gottheit erst in v.12 ausdrücklich genannt wird, hat die Angabe μyhlah ynpl die Funktion, die Schwere der Verderbtheit zu unterstreichen: es handelt sich um eine vor Gott relevante Verkehrung. Zur kompositorischen Funktion von μyhlah ynpl s.i.f. 126 Ohne die Analyse überfrachten zu wollen, ist zu erwägen, ob nicht auch die A-Elemente wiederum chiastisch verschränkt sind, wenn man μyhlah ynpl und ynnhw auf einer Ebene ansiedelt: A ≈rahAta μtyjvm B ynnhw || μyhlah ynpl B ≈rah tjvtw A. Dies kann angesichts der sogleich darzustellenden kompositorischen Feinheiten des Abschnitts nicht ausgeschlossen werden. 127 In diesem Zusammenhang ist darauf zu verweisen, daß der Verfasser des Jubiläenbuchs in Jub 5,2 die beiden Rahmenelemente A.B ebenfalls chiastisch angelegt hat – allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Der für uns an dieser Stelle interessante, Gen 6,5–13 entsprechende Abschnitt Jub 5,2–5 wird vom Verfasser zwecks Explikation der vollständigen Verderbnis in die aufgeweitete Fassung von Gen 6,1–4 integriert und bietet im übrigen das, was der „Redaktor“ von Gen 6,5– 13 wohl nicht „gewagt“ hat: er bildet aus beiden Prologen einen gelungenen Mischtext, aus dem – das sei nebenbei bemerkt – die Vorlage wohl nur schwerlich rekonstruiert werden könnte. Die Grundlage ist dabei die priesterschriftliche Version, in die Stücke aus 6,5–8 eingefügt werden.

Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9)

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wird (v.12a), hin zur für die Vernichtungsreaktion Gottes (v.13b) maßgeblichen Analyse (v.12b), also der konkreten Bestimmung der für die Misere Verantwortlichen (rcbAlk128). Nur diesen wird das Ende angekündigt. Derselbe Vorgang spiegelt sich auch in den alm-Belegen: der allgemeinen Diagnose, daß die Erde mit Gewalttat angefüllt wurde (alm nif.: v.11b), folgt die konkrete Bestimmung der Ursache: auch hier hat „alles Fleisch“ rcbAlk zur Anhäufung von „Gewalttat“ smj geführt (alm qal + μhynpm:129 v. 13ab). Daß es zu Gen 6,11–13 auch einen alternativen Kompositionsvorschlag gibt,130 hängt damit zusammen, daß die Kunstmäßigkeit des Aufbaus noch gesteigert wurde. Denn v.11.12a und v.12b.13, also die beiden Elementenreihen ABCD bzw. DCBA, sind in sich wiederum chiastisch strukturiert. Besonders kunstvoll ist der Abschnitt Gen 6,11.12a angelegt worden, der unter Verwendung so gut wie aller Lexeme einen dreifachen konzentrischen Aufbau um v.11b smj ≈rah almtw aufweist:131 A tjvtw (11) B ≈rah C μyhlah ynpl D smj ≈rah almtw C μyhla aryw (12a) B ≈rahAta A htjvn hnhw Weniger komplex sind hingegen die Verse Gen 6,12b.13, die dem prophetisch grundierten Vernichtungsbeschluß v.13aa132 Rechnung tragen: 128 Gemeint sind Mensch und Tier; cf. etwa H. Gunkel, Genesis, 141; H.-J. Stipp, „Alles Fleisch“, 172f.181, weist darauf hin, daß die Fische nicht unter die Kategorie rcbAlk fallen. 129 Insofern ist μhynpm auch keinesfalls eine Glosse; H. Gunkel, Genesis, 141. 130 Der Alternativvorschlag stammt von S.E. McEvenue, The Narrative Style, 29.41f, übernommen bei R. Oberforcher, Flutprologe, 496, der an dieser Stelle lediglich eine dreigliedrige chiastische Struktur eruiert, indem er rcbAlk (v.12b.13aa) zum Zentrum von v.11–13 erklärt. Der Wendepunkt ist allerdings deutlich bei tyjvhAyk (v.12a) gesetzt, denn ab v.12a wechselt die allgemeine Bestimmung der Verderbtheit der Erde zur konkreten Schuldzuweisung an alles Fleisch, so daß uns der oben angegebene Aufbau sachgemäß erscheint. Daß S.E. McEvenue zu seiner anders gelagerten Einschätzung gelangen konnte, ist allerdings gut erklärbar; s.i.f. Das Urteil der Gottheit ynpl ab rcbAlk ≈q fällt mit Blick auf die Gesamtanlage von v.11–13 aus dem Aufbau heraus und bekommt somit eigenständiges Gewicht. 131 Das ist auch von R. Oberforcher, Flutprologe, 495, richtig gesehen worden. Diese Beobachtung hängt allerdings solange schlicht in der Luft, als nicht geklärt werden kann, wie sich der Aufbau von v.11.12a zur Gesamtanlage von v.11–13 verhält. In die Kompositionsanalyse von v.11–13, die R. Oberforcher, a.a.O., 496.510, im Anschluß an S.E. McEvenue vornimmt, fügt sich der Aufbau von v.11.12a eben nicht ein. 132 Das Urteil ynpl ab rcbAlk ≈q (v.13aa) hat in Am 8,2 bzw. Ez 7,2f.6 (bes. v.2) seinen Traditionshintergrund; cf. R. Smend, „Das Ende ist gekommen“, 156ff; N. Lohfink, Ursünden, 181.

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A tyjvhAyk B ≈rahAl[ wkrdAta rcbAlk B μhynpm smj ≈rah halmAyk ynpl ab rcbAlk ≈q jnl μyhla rmayw A ≈rahAta μtyjvm ynnhw Der Abschnitt v.11–13 nimmt im hohen Maße auf den Schöpfungsbericht Gen 1,1–2,4a Bezug,133 und zwar auf die Menschenschöpfung. Hier ist zum einen der Mehrungsbefehl Gen 1,28a (≈rahAta walmw …) zu nennen, der deutlich Gen 6,11.13 (smj ≈rah almtw/… smj ≈rah halmAyk) korrespondiert, zum anderen die Generalbilligungsformel Gen 1,31a (rvaAlkAta μyhla aryw dam bwfAhnhw hc[), die ihre Entsprechung in Gen 6,12 (≈rahAta μyhla aryw htjvn hnhw) hat. Die Angaben des Schöpfungsberichts sind im Sintflutprolog jeweils in ihr Gegenteil verkehrt, was den engen Zusammenhang der beiden Textbereiche unterstreicht. Der Abschnitt Gen 6,11–12 kontrastiert allerdings nicht nur die Schöpfungsordnung in Gen 1,1–2,4a, sondern auch Gen 6,9, also die pointiert eingeführte Noahgestalt. Die bisherige Untersuchung hat die chiastische Anlage sowohl von v.9 als auch von v.11–12 herausgestellt. Beide Textbereiche stehen allerdings über die Verbindung durch das Kontrastmotiv – hier der gerechte Noah, dort die durch Gewalttat verderbte Welt – hinaus in einem literartechnischen Zusammenhang:134 A wytrdb hyh μymt [qydx] vya jn (9abb) B μyhlahAta C jn ˚lhth D μynb hvlv jn dlwyw (10) Æ Gen 9,19 D tpyAtaw μjAta μvAta Æ Gen 9,18* C ≈rah tjvtw (11) B μyhlah ynpl A smj ≈rah almtw

133 Cf. H. Gunkel, Genesis, 141; J. Jeremias, Schöpfung, 35; M. Witte, Urgeschichte, 131. Wir beschränken uns hier auf die Momente, bei denen der Kontrast durch literarische Aufnahme und Modifikation gestaltet wird. 134 Die Beobachtung ist von M. Witte, Urgeschichte, 131f, vorgetragen worden (A: v.9ab; B: v.9b; C: v.10a; C’: v.10; B’: v.11a; A’: v.11b), muß allerdings mit Blick auf Gen 6,9b und 6,11a im o.a. Sinne modifiziert werden. Nun kann man natürlich darauf hinweisen, daß die chiastische Gestaltung von v.9, aber vor allen Dingen von v.11–13 was die Lexemäquivalente angeht erheblich deutlicher ausgefallen ist, als es bei der hier herausgestellten Verbindung von v.9–11 der Fall ist. Das ist allerdings kein wirkliches Gegenargument, wenn man zum einen bedenkt, daß es an dieser Stelle im Gegensatz zur Binnenkomposition von v.9 und v.11–13 auf den Kontrast ankommt, zum anderen gerade die Binnenkompositionen selber in Rechnung stellt.

Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9)

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Die kontrastreiche Einleitung zur Sintflut in der Priesterschrift ist nicht zuletzt durch die Ausmaße der traditionsgeschichtlich weit zurückreichenden Universalkatastrophe bestimmt.135 Der Flutanlaß wird bei P gemäß dem Strafgeschehen, also strikt nach dem Tun-Ergehen-Zusammenhang konstruiert. Da alle Lebewesen – mit Ausnahme der Fische – betroffen sind, müssen sich auch alle, natürlich bis auf den Sintflutüberlebenden Noah und seine Familie, verfehlt haben. Nach diesem literarisch subtil abgestimmten, wuchtigen Einsatz der priesterschriftlichen Sintflutdarstellung in Gen 6,9–13, läßt die kompositionelle Kraft des Verfassers in v.14–22 etwas nach. Der Auftrag zum Bau der Arche umfaßt v.14–16. Der Text ist mitunter nicht ganz verständlich. Da er für die literarische Konzeption der priesterschriftlichen Sintfluterzählung unmittelbar nur von untergeordneter Bedeutung ist, belassen wir es mit der Mitteilung einiger kompositorischer Beobachtungen. Er ist vom Verfasser deutlich durch v.13b und v.17a gerahmt, die jeweils im futurum instans den Vernichtungswillen der Gottheit zum Ausdruck bringen. Der Baubericht selber wird ebenfalls mit einem Chiasmus eröffnet (v.14a):

tbt ˚l hc[ B rpgAyx[ B μynq A hbthAta hc[t A

Dasselbe Anordnungsprinzip gilt auch für die Fortsetzung (v.14b):136

hta trpkw B tybm B ≈wjmw A rpkb A

Von einer gewissen literarischen Komplexität ist Gen 6,17–21. Er ist zunächst deutlich durch die selbständigen Personalpronomen in zwei Abschnitte untergliedert, nämlich v.17-20 (ynaw) und v.21 (htaw). Die Binnenkomposition ist gut durchschaubar. Sowohl die v.17.18a als auch v.18b.19a bieten einen kunstvoll aufgebauten Doppelabschnitt, der dann in v.19b.20 präzisiert wird:137 135 Da wir auf das Problem der Deutung des traditionellen Sintflutstoffes im Rahmen der nichtpriesterschriftlichen Sintflutinterpretation nochmals ausführlich zurückkommen müssen; s.u. III.3., können wir es an dieser Stelle bei einigen Hinweisen belassen, die allerdings für das Verständnis der Gottesreden nach der Sintflut einschlägig sind. 136 Auch an dieser Stelle scheint uns die Annahme einer sekundären Ergänzung von v.14ab, die sich wohl darauf gründet, daß nur das Gopher-Holz der Arche abgedichtet werden soll und deswegen v.14ab sachlich besser vor v.16b zu positionieren ist, literarisch nicht zwingend; cf. dagegen H. Gunkel, Genesis, 142; C. Levin, Jahwist, 111, u.a. 137 Ein Argument für die Ausgrenzung von v.17.18a haben wir nicht finden können; gegen C. Levin, Jahwist, 111.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

A ≈rahAl[ μym lwbmhAta aybm ynnh ynaw (17) B tjvl C μymvh tjtm μyyj jwr wbArva rcbAlk C ≈rabArva lk B [wgy A ˚ta ytyrbAta ytmqhw (18a) Die Entsprechungen sind deutlich: die A-Elemente kongruieren durch die in Aussicht gestellte Handlung der Gottheit (v.17: futurum instans; v.18a: futurische Progreßform), die B-Elemente durch die Vernichtungsverben und die C-Elemente durch den Vernichtungsgegenstand. Dabei ist auffällig, daß v.17ab und v.17b nicht nur durch das identische lk, sondern auch durch das Binom „Himmel und Erde“ korrespondieren. Zweigliedrig ist demgegenüber der Chiasmus in Gen 6,18b.19a angelegt: A hbthAla tabw (18b) B ˚ta ˚ynbAyvnw ˚tvaw ˚ynbw hta B lkm μynv rcbAlkm yjhAlkmw (19a) A … hbthAla aybt Mit Blick auf Gen 19b.20 ist der Anschluß zwar keineswegs vergleichbar kunstvoll gestaltet, doch ist Vorsicht geboten, wenn an dieser Stelle mit einem durch die Spannung zwischen aybt (v.19a) und waby (v.20b) begründeten Zusatz gerechnet wird.138 Die Analyse von Gen 7,13–16 wird zeigen, daß an dieser Stelle Gen 6,19f aus formanalytischen Gründen in toto vorausgesetzt werden muß.139 Der abschließende Vers Gen 6,22 stellt den Ausführungsbericht dar. Im Vergleich mit entsprechenden mesopotamischen Entwürfen, die im Ausführungsbericht die Konstruktion der Arche ganz dem Sintfluthelden überlassen,140 fällt dieser natürlich einigermaßen dürftig aus. Dahinter steht aber das unterschiedliche Bild vom Sintfluthelden. Da Noah idealtypisch als der gehorsame Fromme fungiert, wird über die Ausführung des göttlichen Befehls nicht mehr mitgeteilt – außer daß sie strikt erfolgte. Wir können die Erörterung von Gen 6,17–21 an dieser Stelle abbrechen – allerdings nur vorläufig, denn wir werden im Zuge der Analyse der priesterschriftlichen Gottesreden nach der Flut nochmals auf diesen Abschnitt zurückkommen müssen. 138 Cf. zuletzt M. Witte, Urgeschichte, 134f, der Gen 6,19b.20 auf eine Linie mit Gen 7,3 (red.) bringen will. Diese Verbindung ist durch die Korrelation von Gen 6,19f und Gen 7,13–16 ausgeschlossen. 139 S.i.f. 140 Cf. nur Gilg. XI, 48ff.

Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9)

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3.2 Die priesterschriftliche Darstellung der Flut (7,6)

Noah aber war 600 Jahre, als die Sintflut war, nämlich Wasser auf der Erde. (7) Und Noah ging und seine Söhne und seine Frau und die Frauen seiner Söhne mit ihm in die Arche vor dem Wasser der Flut. (8) Von dem reinen Vieh und von dem Vieh, das nicht rein ist, und von den Vögeln 141 und alles, was auf dem Ackerboden kriecht, je zwei kamen zu Noah in die Arche, männlich und weiblich, wie Elohim dem Noah befohlen hatte. (11) In dem Jahr, in dem Noahs Lebenszeit 600 Jahre betrug, im zweiten Monat am 17. Tag: an diesem Tage, da brachen auf alle Quellen der Urflut, und die Fenster des Himmels taten sich auf. (13) Genau an diesem Tag ging Noah und Sem, Ham und Japhet, die Söhne Noahs, und die Frau Noahs und die drei Frauen seiner Söhne mit ihm in die Arche, (14) sie und das ganze Geschlecht allen Wildes und das ganze Geschlecht allen Viehs und das ganze Geschlecht allen Gewürms, was auf der Erde kriecht, und das ganze Geschlecht allen Geflügels, [alle Vögel, alles was Flügel hat]142, (15) die gingen zu Noah in die Arche, je zwei von allem Fleisch, worin Lebensgeist ist, (16a) und was hineinging: ein männliches und ein weibliches ging hinein, wie ihm Elohim befohlen hatte, … (18) Und die Wasser waren gewaltig und waren stark über der Erde, so daß die Arche auf der Fläche der Wasser dahinfuhr. (19) Und die Wasser stiegen immer noch höher über die Erde und bedeckten alle höchsten Berge unter dem ganzen Himmel. (20) 15 Ellen stiegen die Wasser noch darüber und bedeckten so die Berge. (21) Da verschied alles Fleisch, was sich auf Erden regt, an Vögeln, an Vieh, an Wild und allem Gewimmel, was auf Erden wimmelt, und alle Menschen. (24) Die Wasser aber stiegen über die Erde 150 Tage. (8,1) Da gedachte Elohim an Noah und an alles Wild und an alles Vieh, das bei ihm in der Arche war. Und Elohim ließ einen Wind über die Erde wehen, so daß die Wasser sanken. (2a) Da wurden verschlossen die Quellen der Urflut und die Fenster des Himmels. (3) Da zogen sich die Wasser von der Erde zurück – ein Gehen und Zurückziehen. So fielen die Wasser am Ende143 der 150 Tage, (4) so daß die Arche festsaß im 7. Monat am 17. Tage auf den Bergen von Ararat. (5) Was die Wasser anbelangt: es war ein Gehen und Fallen bis zum 10. Monat. Im 10. Monat am ersten Tag wurden die Spitzen der Berge sichtbar. (13) Im 601. Jahr144 im ersten Monat am ersten Tag waren die Wasser auf der Erde weggetrocknet. … (14) Im zweiten Monat am 27. Tag war die Erde ausgetrocknet.

Der priesterschriftliche Flutbericht im engeren Sinne wird durch das vorangestellte jnw eingeleitet und weist – blickt man auf die Forschungslage – zwei Problemschwerpunkte auf. Zum einen ist die Frage der Datierungen145 141 In Gen 7,8aba handelt es sich um ein redaktionelles Produkt, das den ursprünglichen priesterschriftlichen Text ersetzt hat; s.i.f. 142 Die – in P singuläre – Näherbestimmung πnkAlk rwpx lk, die in Teilen der LXXÜberlieferung keinen Anhalt hat, dürfte eine Glosse sein; cf. etwa H. Gunkel, Genesis, 144. 143 Statt μyvmj hxqm ist μyvmjh ≈qm zu lesen; cf. BHS. 144 Die LXX ergänzt harmonisierend mit Blick auf Gen 7,11 „des Lebens Noahs“. 145 Cf. S.E. McEvenue, The Narrative Style, 55f (mit Referat älterer Lit.); N.P. Lemche, Cronology, 52–62; U. Gleßmer, Auslegungen des Sintflutberichtes, 49ff; H. Seebass, Genesis I, 219; R.G. Kratz, Komposition, 236ff. Wir können dieses Problem hier zurückstellen, da es uns im we-

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

zu nennen, zum anderen wird auf eine Dublette hingewiesen,146 nämlich auf Gen 7,7–9 und v.13–16a, wobei diese besonderes Gewicht nicht zuletzt dadurch erhält, daß der in deutlich priesterschriftlich anmutendem Kontext stehende Bericht über den Einzug der Tiere in die Arche in Gen 7,8aba (πw[hAˆmw hrhf hnnya rva hmhbhAˆmw hrwhfh hmhbhAˆm) deutlich erkennbar die nichtpriesterschriftliche Anweisung Gen 7,2.3a vorauszusetzen scheint. Wenden wir uns zunächst der zuletzt angesprochenen Auffälligkeit und damit der literarischen Analyse von Gen 7,6–9.11.13–16a zu. Der Abschnitt Gen 7,6–9.11.13–16a setzt mit einer allgemeinen Zeitangabe ein – das 600. Lebensjahr Noahs wird als Jahr des Flutereignisses genannt147 – (Gen 7,6), gefolgt vom Bericht über den Einzug in die Arche (Gen 7,7–9), der genau auf die voranstehende Angabe Gen 7,6b Bezug nimmt (v.7b: lwbmh ym ynpm148). Dem Bericht über den Einzug in die Arche Gen 7,13–16a ist sodann eine konkrete, bis auf den Tag genaue Zeitangabe (17.2.600) sowie eine präzise Darstellung über die Art des Eintretens der Flut (hzh μwyb) vorangestellt, die dann auch in Gen 7,13a aufgegriffen wird (hzh μwyh μx[b).149 Wie verhalten sich die Zeitangaben zueinander? Der Bezug ist zwiefach, denn neben der Relation „Allgemeine Jahresangabe mit Bezug auf die Flut – konkreter Tag und konkretes Eintreten der Flut“ – es handelt sich also nicht um eine Dublette150 – hat der Verfasser Gen 7,6.11 auch literarisch aufeinander hin strukturiert:151 sentlichen um die literarische Eigenart von P geht. Literarkritische Entscheidungen lassen sich hierauf allein ohnehin nicht gründen, da dann einfach nur damit gerechnet wird, daß ein Ergänzer und nicht der Verfasser der literarischen Grundlage mit den Zahlen durcheinander kam. Erklärt ist damit nichts. Da bereits die Genealogie in Gen 5 mit ihren unterschiedlichen Datierungstraditionen zeigt, daß gerade die Zählungen unabhängig von der Komposition schwanken, ist an dieser Stelle ohnehin Vorsicht geboten. Einen relativ unaufgeregten Umgang mit der Problematik demonstriert M. Witte, Urgeschichte, 136ff. 146 Cf. etwa K. Budde, Urgeschichte, 260ff, der Gen 7,8f einem Redaktor zuschreibt; cf. auch S.E. McEvenue, The Narrative Style, 51ff; C. Westermann, Genesis, 579f; P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 141.145; E. Zenger, Gottes Bogen, 105; V. Fritz, „Solange die Erde steht“ , 601; H. Seebass, Genesis I, 215.229f; D.M. Carr, Fractures, 58. H. Holzinger, Genesis, 80, und H. Gunkel, Genesis, 137.139, halten Gen 7,7–9 für eine redaktionelle Bearbeitung von J durch den Endredaktor und rechnen zu P nur Gen 7,6.11.13–16a. C. Levin, Jahwist, 111, spricht Gen 7,11.13–16a*, anders als Gen 7,6–8abb.9 (PG), zugunsten innerpriesterschriftlicher Erweiterungen PG ab. J.L. Ska, Diluvio, 40ff, rechnet 7,7–9 zu P. M. Witte, Urgeschichte, 77, hält Gen 7,8f für endredaktionell, N.C. Baumgart, Umkehr, 405.412f, rechnet demgegenüber Gen 7,7–9 nicht zu P, sondern zur Endredaktion. 147 So zutreffend M. Witte, Urgeschichte, 135f. M. Witte weist auch zu Recht darauf hin, daß Gen 7,7 und 7,15 keine sich ausschließenden Dubletten sind. Cf. auch J.L. Ska, Diluvio, 40ff. 148 Die Lexeme lwbmh und μym stehen in Gen 7,6b || 7,7b in einem chiastischen Verhältnis. 149 Cf. S.E. McEvenue, The Narrative Style, 61. 150 Cf. zuletzt mit Doxographie M. Witte, Urgeschichte, 136. 151 S.E. McEvenue, The Narrative Style, 52, spricht in diesem Zusammenhang – analog zu Gen 5,32; 6,10 – lediglich von einem Echo.

Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9)

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A ˆb jnw (6a) B hnv twam vv B hnv twamAvv tnvb (11aa) A jnAyyjl Darüber hinaus weist Gen 7,11abb, der literarischen Verknüpfung von Gen 7,6a.11aa folgend, zusätzlich zwei Chiasmen152 auf: A vdjb (11ab) B ynvh B μwy rc[Ah[bvb A vdjl

A w[qbn hzh μwyb (11b) B hbr μwht tny[mAlk B μymvh tbraw A wjtpn

Das Datierungssystem funktioniert an dieser Stelle nach dem Schema „Allgemeine Angabe – Konkretion“. In diese Struktur ist dann zum einen der Bericht über den Einzug in die Arche Gen 7,7–9 – mit wörtlicher Aufnahme von v.6b in v.7b – und zum anderen Gen 7,13–16a – mit direkter Anspielung auf v.11ba in v.13a153 – eingefügt. Wenden wir uns zunächst dem zuletzt genannten Abschnitt zu, da hier die Zuordnung in der Regel unstrittig ist.154 Bereits im priesterschriftlichen Flutprolog Gen 6,18b.19a hat der Verfasser einen Chiasmus mit Hilfe des Lexems awb gestaltet. Dasselbe Kompositionsmuster findet sich in Gen 7,13–16a gleich an zwei Stellen:

hzh μwyh μx[b (13) A ab B hbthAla μta wynbAyvn tvlvw jn tvaw jnAynb tpyw μjwAμvw jn B hnyml hmhbhAlkw hnyml hyjhAlkw hmh (14) … whnyml πw[hAlkw whnyml ≈rahAl[ cmrh cmrhAlkw A μyyj jwr wbArva rcbhAlkm μynv μynv hbthAla jnAla wabyw (15) A μyabhw (16a) B hbqnw rkz B rcbAlkm A μyhla wta hwx rvak wab 152 Cf. zu Gen 7,11b auch S.E. McEvenue, The Narrative Style, 59; M. Witte, Urgeschichte, 136. H. Gunkel, Genesis, 144, sieht zwischen der prosaischen Darstellung von v.11a und dem hochpoetischen v.11b einen starken Kontrast, der ihn in v.11b die Aufnahme einer Tradition (cf. Gen 49,25; Am 7,4; Jes 51,10; [Ez 31,7;] Ps 24,2; 36,7) durch den Schriftsteller P annehmen läßt – eine These, die durch die Komposition von v.6a.11aa.11ab relativiert wird, allerdings nur insofern sie sich auf den literarischen Charakter stützt. 153 Gen 7,12 ist angesichts der engen Verbindung sekundär; cf. zuletzt etwa M. Witte, Urgeschichte, 136. 154 Eine Ausnahme stellt die Untersuchung von C. Levin, Jahwist, 111, dar.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

Die formalen Bezüge zum Einzugsbefehl reichen allerdings noch erheblich weiter, denn Gen 7,14–16a nimmt nicht nur der Sache nach auf den Flutprolog Gen 6,19f Bezug:155 A yjhAlkmw (6,19a) B rcbAlkm C lkm μynv D … hbthAla aybt E hnyml hmhbhAˆmw whnyml πw[hm (6,20)

twyjhl ˚yla waby lkm μynv whnyml hmdah cmr lkm E cmrhAlkw hnyml hmhbhAlkw hnyml hyjhAlkw hmh (7,14) … whnyml πw[hAlkw whnyml ≈rahAl[ cmrh D hbthAla jnAla wabyw (7,15) C μynv μynv B rcbhAlkm A μyyj jwr wbArva Das Element aus Gen 6,19b, das in Gen 7,14f noch nicht aufgenommen wurde, ist dann in Gen 7,16a wesentlich: A μyabhw (7,16a) B hbqnw rkz B rcbAlkm A wab

¨ wyhy hbqnw rkz (6,19b)

Die Gen 7,13–16a abschließende Feststellung μyhla wta hwx rvak stammt ebenfalls bereits aus Gen 6 (v.22: μyhla wta hwx rva lkk jn c[yw). Bestätigt sich die ohnehin schwerlich zu bezweifelnde Einschätzung, daß Gen 7,13– 16a zu PG zu rechnen ist, auch unter kompositorischen Gesichtspunkten, so ist auf diesem Hintergrund das Pendant Gen 7,7–9 zu untersuchen. Die beiden Blöcke sind sachlich eng aufeinander bezogen, wobei allerdings auffällig ist, daß der Verfasser von Gen 7,7–9 wesentlich knapper formuliert. Dies gilt für die Aufzählung Noahs und seiner Verwandtschaft (Gen 7,7 || v.13), wobei festzuhalten ist, daß an beiden Stellen alle Glieder – Noah, seine Frau, seine Söhne, die Frauen seiner Söhne – genannt werden, Gen 7,7 sich dabei aber ausschließlich an Gen 6,18bb orientiert,156 während in Gen 7,13 gleichermaßen Gen 6,18bb zugrunde liegt, aber mit dem Mate-

155 Insofern fällt es schwer, sowohl in Gen 6,19f. als auch 7,14–16 literarkritisch zu differenzieren; gegen M. Witte, Urgeschichte, 135.137. 156 Relativ eng ist auch der Anschluß von Gen 7,9a an 6,19.

Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9)

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rial aus Gen 6,10 ausgestaltet wurde.157 Fragt man nach dem Grund, wieso in Gen 7,7 die kürzere, in Gen 7,13 hingegen die ausführliche Fassung steht – und nicht etwa umgekehrt –, so läßt sich dies dahingehend beantworten, daß der allgemeinen Angabe Gen 7,6 die zusammenfassende Aufzählung korrespondiert, der auf den Tag genauen Festlegung und konkreten Darstellung des Fluteintritts in Gen 7,11 hingegen die präzise Version der Archebesatzung.158 Entsprechungen gibt es aber auch mit Blick auf das Kompositionsmuster. Beide Abschnitte werden nicht nur mit einer analogen Schlußsequenz abgeschlossen, wobei in beiden Fällen die Gottesbezeichnung μyhla Verwendung findet, sondern auch die Komposition von Gen 7,7–9 ist – entsprechend dem Aufbau von Gen 6,18f und Gen 7,13–16a – aufgrund der syntaktischen Inversion unter Verwendung von awb chiastisch angelegt:159 A abyw (7) B lwbmh ym ynpm hbthAla wta wynbAyvnw wtvaw wynbw jn B hrhf hnnya rva hmhbhAˆmw hrwhfh hmhbhAˆm (8)

μynv μynv (9) hmdahAl[ cmrArva lkw πw[hAˆmw A hbqnw rkz hbthAla jnAla wab jnAta μyhla hwx rvak Die beiden Blöcke Gen 7,7–9 || 7,13–16a sind allerdings, das sei nur am Rande bemerkt, durch die Inversionen auch aufeinander bezogen. Besonders deutlich fällt dies in Gen 7,9a und 7,15a auf:

μynv μynv (9a) B hbthAla jnAla wab B hbthAla jnAla wabyw A μynv μynv A

(15a)

Ein Chiasmus ergibt sich naturgemäß auch durch die unterschiedliche syntaktische Verwendung von awb:

jn abyw (7a) B jnAla wab μynv μynv (9a) B jn ab hzh μwyh μx[b (13a) A jnAla wabyw (15a)

A

157 Daß die Dreizahl in Gen 7,13 nicht auf die Söhne Noahs, sondern auf deren Frauen bezogen wird, hängt – darauf wurde schon hingewiesen; s.o. – mit der Rahmung Gen 6,10–9,18f* zusammen. 158 Diese Beobachtung kann unschwer auch für die gegenüber Gen 7,8f ausführlicheren Tierlisten in Gen 7,14–16a gelten, auch wenn es in Gen 7,8 noch das genannte Spezialproblem zu berücksichtigen gilt; s.i.f. 159 Der chiastische Aufbau in Gen 7,7–9 fällt noch deutlicher aus, als dies in Gen 7,13–15 der Fall ist. Gerade bei Gen 7,15 ist aber in Rechnung zu stellen, daß es dem Verfasser noch auf eine andere chiastische Bezugnahme, nämlich auf Gen 6,19f ankam.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

Insofern paßt es ins Bild, daß der Gesamtblock Gen 7,6–9.11.13–16a durch v.16a abgeschlossen wird, der nochmals awb im Chiasmus bietet:

μyabhw (16a) B hbqnw rkz B rcbAlkm A wab A

Ist es von daher schon nicht ganz unwahrscheinlich, daß Gen 7,6–9.11.13– 16a doch einen geschlossen der Priesterschrift zugehörigen Textblock darstellt, der Gen 6,9–22 nicht nur thematisch, sondern auch formal–literarisch voraussetzt, so ist auf diesem Hintergrund die Tiersequenz Gen 7,8 zu untersuchen. Gen 7,8 zeichnet sich gegenüber den anderen Tiersequenzen, die im Zusammenhang mit der Besatzung der Arche in der Priesterschrift genannt werden,160 dadurch aus, daß eine Differenzierung nach dem Schema „rein – unrein“ vorgenommen wird. Diese kommt sonst nur in den nichtpriesterschriftlichen Textanteilen vor161 und hat dort eine handlungskonstitutive Funktion, die mit Blick auf die Priesterschrift nicht auszumachen ist. Allerdings steht einer Zuweisung zu nP nicht nur entgegen, daß Gen 7,8 im deutlich priesterschriftlichen Kontext auftaucht, sondern vor allem, daß im anschließenden v.9 mitgeteilt wird, daß die Tiere – also sowohl die reinen als auch die unreinen – paarweise bei der Arche erschienen seien. Der Hintergrund hierfür ist natürlich Gen 6,19 (P). Da sich das Textstück Gen 7,8f somit um den Ausgleich zweier verschiedener Vorstellungen bemüht zeige, hat man mitunter hier den (endredaktionellen) Quellenkompilator am Werke gesehen, der die ursprünglich selbständigen Größen P und nP zu verbinden suchte, indem er einen Textblock kreierte, der aussieht wie P, aber auch nP enthält. Diese Argumentation trägt allerdings das Gewicht, das ihr zugemutet wird, nur im Ansatz. Denn es ist nicht zu übersehen, daß die Aufzählung der Tiere in Gen 7,8 nicht einheitlich ist162 und sich genau darin auch von den analogen Reihen Gen 6,19f; 7,14 unterscheidet, die die Elemente regelmäßig verknüpfen. Einheitlich mit ˆym/ˆymw eingeleitet werden in Gen 7,8 nur diejenigen Tiergattungen, die auch schon in Gen 7,3f (nP) erwähnt wurden, also hmhb und πw[. Das die Aufzählung von Gen 6,19 in Gen 7,8 komplettierende hmdahAl[ cmrArva lk ist demgegenüber nur durch einfaches w-copulativum angehängt. D.h. im Klartext: nur Gen 7,8aba ist ein 160 Gen 6,19f; 7,14; 8,18f; cf. die Übersicht bei S.E. McEvenue, The Narrative Style, 190. 161 Gen 7,2; 8,20. 162 Das scheint auch der Grund für C. Levin, Jahwist, 111, gewesen zu sein, Gen 7,6–8abb.9 auszugrenzen. Seiner Zuordnung von Gen 7,6–8abb.9 zu PG, der dann auch aufgrund von v.8abb eine gewisse Nähe zur jehowistischen Parallele zugeschrieben wird, folgen wir hier allerdings nur mit Einschränkung. Cf. zur Schichtung von Gen 7,8 auch H. Holzinger, Genesis, 80.

Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9)

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Zusatz, aller Wahrscheinlichkeit nach sogar ein Ersatz für eine ursprünglich analog zu hmdahAl[ cmrArva lkw formulierte Liste,163 dem es allerdings darum zu tun ist, die Vorstellungen von Gen 7,2f auch im priesterschriftlichen Kontext zu verankern. Damit ergeben sich dann aber wichtige Schlußfolgerungen. Zum einen läßt sich die Annahme einer Redaktionsschicht P, die heterogene Materialien synthetisierte, mit dieser Stelle schlechterdings nicht begründen.164 Zum anderen ist Gen 7,8f kein zwingender Beleg dafür, daß zwei Quellen zusammengearbeitet wurden. Ganz auszuschließen ist dies zwar an dieser Stelle noch nicht, doch bleibt auf jeden Fall auch die Option offen, mit einer nichtpriesterschriftlichen Redaktion der Sintfluterzählung zu rechnen. Wir kommen auf diese Problematik noch zurück.165 Wie verfährt die Priesterschrift in kompositioneller Hinsicht weiter? Der sich anschließende Abschnitt Gen 7,18–21(22) weist ebenso wie die vorangegangenen priesterschriftlichen Passagen eine formal kunstmäßige Komposition auf, die im wesentlichen auf dem chiastischen Wechsel von rbg und μymh aufruht und eine Steigerung bishin zu v.21, dem Tod sämtlicher Lebewesen – selbstverständlich mit Ausnahme der Fische – darstellt:166 A wrbgyw (18) B μymh ynpAl[ hbth ˚ltw ≈rahAl[ dam wbryw μymh B μymhw (19) A ≈rahAl[ dam dam wrbg

μymvhAlk tjtArva μyhbgh μyrhhAlk wskyw hl[mlm hma hrc[ vmj (20) A wrbg B μyrhh wskyw μymh Der Zielpunkt, der Tod der Lebewesen in Gen 7,21f, enthält einige Schwierigkeiten. In der Regel wird nur Gen 7,21 zu P, v.22 hingegen zu nP gerechnet. Allerdings bildet Gen 7,21f, beachtet man neben den Verbpositionen die Abgrenzung der einzelnen Elemente durch lk, eine konzentrische Struktur, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht:167 163 Die Liste könnte im Stile von Gen 7,14 angelegt gewesen sein, wenn auch in Gen 7,8 ohne das Element hnyml/whnyml, da in Gen 7,6–9 ohnehin komprimiert formuliert wird. Eine vergleichbare Auflistung von hmhb, πw[ und hmdahAl[ cmrArva lkw in genau dieser Abfolge bietet Lev 20,25, bezeichnenderweise im Zusammenhang mit der rein/unrein-Differenzierung; s.u. III.3. 164 Gegen E. Blum, Pentateuch, 282. 165 S.u. III.3. 166 J.L. Ska, Diluvio, 44ff, will auch Gen 7,17 – abzüglich des „vierzig-Tage-Motivs“, das redaktionell sei, – zu P rechnen. Cf. jetzt auch M. Witte, Urgeschichte, 137. Allerdings fällt v.17b aus der Komposition von v.18f heraus, so daß die Zurechnung zu P doch sehr fraglich bleibt, auch wenn nicht zu übersehen ist, daß v.17b auf P Bezug nimmt. 167 Cf. mit abweichender Aufteilung M. Witte, Urgeschichte, 138.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

A [wgyw (21) B hyjbw hmhbbw πw[b ≈rahAl[ cmrh rcbAlk C ≈rahAl[ ≈rvh ≈rvhAlkbw D μdah lkw C wypab μyyj jwrAtmvn rva lk (22) B hbrjb rva lkm A wtm Da bei der Zuordnung von v.22 zu P allerdings mit einer post-P Überarbeitung mit Blick auf μyyj jwrAtmvn im Zuge der Einfügung von nP gerechnet werden muß, kann an dieser Stelle ein Urteil erst im Zusammenhang der Analyse von nP in Gen 6–8 erfolgen.168 Der Aufbau von Gen 7,24; 8,1.2a.3 folgt den gewohnten Prinzipien.169 Gen 7,24 || 8,3b bilden den Rahmen um zwei Aktionen Elohims (Gen 8,1a || 8,1b.2a: A μwy tamw μyvmj ≈rahAl[ μymh wrbgyw (7,24) B hyjhAlk taw jnAta μyhla rkzyw (8,1)

hbtb wta rva hmhbhAlkAtaw B μymh wkvyw ≈rahAl[ jwr μyhla rb[yw

μymvh tbraw μwht tny[m wrksyw (2a) bwvw ˚wlh ≈rah l[m μymh wbvyw (3a) A μwy tamw μyvmj hxqm μymh wrsjyw (3b) Dabei zeigen die beiden mittleren Elemente unterschiedliche kompositionelle Eigenschaften. Gen 8,1a stellt die Erinnerung Elohims an die Besatzung der Arche kunstvoll dar, wobei die – von Gen 6,18f; 7,7f.13–16a abweichende – knappe Besatzungssequenz dem Chiasmus geschuldet sein wird:

μyhla rkzyw (8,1) A jnAta B hyjhAlk taw B hmhbhAlkAtaw A hbtb wta rva

168 Diese legt es dann allerdings nahe, nur Gen 7,21 zu P zu rechnen; s.u. III.3. 169 Die Zuordnung von v.3a ist umstritten; für die Zugehörigkeit zu P cf. J.L. Ska, Diluvio, 46f, und M. Witte, Urgeschichte, 139. Die kompositionelle Anbindung an v.2a an v.3b sowie die Aufnahme von v.3ab in v.5a sprechen allerdings für die Zuordnung von v.3b zu P. Anders liegen die Dinge hingegen in v.3a, der wegen Gen 7,12 zu nP gehört.

Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9)

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Auch der zweite Block Gen 8,1b.2a.3a ist literarisch anspruchsvoll, nämlich konzentrisch um v.2a angelegt: A ≈rahAl[ jwr μyhla rb[yw (1b) B μymh wkvyw C μwht tny[m wrksyw (2a) C μymvh tbraw B μymh wbvyw (3a) A bwvw ˚wlh ≈rah l[m Die Datierungen, die sich in Gen 8,4f.13a.14 anschließen, folgen kompositionell dem Muster, das uns schon in Gen 7,6.11a begegnet war: A hbth jntw (4) B vdjb C y[ybvh C μwy rc[Ah[bvb B vdjl A frra yrh l[

A μymhw (5) B rwsjw ˚wlh wyh C vdjh d[ D yryc[h D djab yryc[b C vdjl B warn A μyrhh yvar

Gen 8,13a weist in sich keine kompositionellen Besonderheiten auf, ist aber auf den folgenden v.14, der selber dem gängigen Textmuster gehorcht, hin angelegt. Aufbau von Gen 8,14: A vdjbw (14) B h[bvb ynvh B μwy μyrc[w A ≈rah hvby vdjl

Verbindung von Gen 8,13a.14: A djab ˆwvarb hnv twamAvvw tjab yhyw (13a) B ≈rah l[m μymh wbrj vdjl B vdjbw (14a) A … h[bvb ynvh

Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß sich die der Priesterschrift zuzurechnenden Passagen der Flutdarstellung als im Detail ausgesprochen kunstmäßig aufgebaut erweisen. Zudem bestehen zum Sintflutprolog, der der Flutdarstellung in kompositioneller Hinsicht gleicht, nicht nur thematische, sondern auch deutliche literaturtechnische Bezüge. Wie verhalten sich dazu die den Sintflutbericht abschließenden Gottesreden, die zweifelsohne den sachlichen Höhepunkt darstellen?

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

3.3 Die priesterschriftlichen Gottesreden am Ende der Sintflut Die These, die priesterschriftlichen Gottesreden am Ende der Sintflut seien literarisch einheitlich, ist kein Allgemeingut.170 Die Makrostruktur der Gottesreden hat O.H. Steck jedoch einer im Ergebnis überzeugenden Analyse unterzogen.171 Dabei muß der Gesamtkomplex Gen 8,15–9,17 in den Blick genommen werden. Auffällig ist, daß der Abschnitt insgesamt fünf Redeeinleitungen (Gen 8,15; 9,1.8.12.17) aufweist. Dabei sind vier Redeeinleitungen ausdrücklich mit Adressaten versehen (Gen 8,15; 9,1.8.17). Gen 9,12 richtet sich zwar im Anschluß an 9,8 weiterhin an Noah und seine Söhne, dies wird jedoch nicht eigens vermerkt. Das Fehlen der expliziten Adressaten in v.12 hat kompositorische Gründe. Denn die verbleibenden vier Redeeinleitungen erweisen sich hinsichtlich dieses Textabschnittes als regelmäßig angeordnet. Durch die beiden Elohim–Reden an Noah in Gen 8,15–19 und Gen 8,17 werden zwei an Noah und seine Söhne gerichtete Reden gerahmt (Gen 9,1–7.8–16), da sie auf den Fortbestand der von Noah ausgehenden Menschheit abzielen: A 8,15 rmal jnAla μyhla rbdyw B 9,1 μhl rmayw wynbAtaw jnAta μyhla ˚rbyw B 9,8 rmal wta wynbAlaw jnAla μyhla rmayw A 9,17 jnAla μyhla rmayw Die von O.H. Steck herausgestellte Komposition der Makrostruktur des Sintflutschlusses in P ist allerdings nicht das einzige übergreifende einheitsstiftende Moment, zumal sich durch den Aufweis dieser Konzeption die Annahme von literarischem Wachstum einzelner oder mehrerer Redeeinheiten noch nicht ausschließen läßt. Deswegen ist es wichtig, darauf hinzuweisen, daß Gen 8,15–9,17 übergreifend der literarischen Anlage des Sintflutprologs korrespondiert, was die Einheitlichkeit der Gottesreden Gen 8,15– 9,17 denn doch sehr wahrscheinlich macht. Es ist natürlich keine Frage, daß der Einstiegsbefehl in Gen 6,18b.19f zunächst seine Entsprechung in der Auszugsanweisung Gen 8,15ff hat.172 Das ist allerdings noch nicht alles – es 170 H. Gunkel, Genesis, 148f, etwa betont, daß mit Gen 9,1–7 und 9,8–17 die Sintflut doppelt abgeschlossen wird; beide Reden sollen ohne Zusammenhang nebeneinander stehen. Seine Erklärung dieser These operiert freilich nicht damit, daß hier in den Text von PG sekundäre Einfügungen vorgenommen wurden, sondern rechnet – ausgehend von der Beobachtung, daß Gen 9,8–17 eine höhere Affinität zur Sintflutüberlieferung aufweist – mit der Integration von 9,1–7 im Zusammenhang der Verknüpfung der Einzelüberlieferung „Sintflut“ mit der Schöpfung durch P zu einem Großkomplex. 171 O.H. Steck, Todesstrafe, 119ff. 172 Cf. etwa die Übersicht bei E. Zenger, Gottes Bogen, 113, und dazu P. Weimar, Geschichtsdarstellung (BN 23), 126, (BN 24), 153f.

Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9)

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ist wahrscheinlich nicht einmal das Wesentliche, da die Berührungspunkte an anderer Stelle konzeptionell noch deutlicher sind. Gen 6,17–21 zerfällt formal in zwei Teile, die durch das Gegensatzpaar ynaw (v.17) und htaw (v.21) voneinander abgesetzt werden: in Gen 6,17–20 kündigt Gott an, was er zu tun gedenkt (v.17: ynaw), nämlich – zum einen – die Sintflut zu schicken (v.17), zum anderen einen Bund aufzurichten (v.18a), und zuletzt wird aufgezählt, wer alles in der Arche überleben soll (v.18b.19f). In Gen 6,21 wird Noah dezidiert (htaw) beauftragt, sich um die Proviantierung zu kümmern. Sowohl die pointiert eingesetzten selbständigen Personalpronomen als auch die in beiden Redeteilen angesprochenen Themen kehren nun in den Gottesreden nach der Sintflut wieder, und zwar in genau umgekehrter Reihenfolge. Dabei ist es von besonderer Wichtigkeit, daß die Inversion von Gen 6,17–21 zwei Gottesreden übergreift, nämlich Gen 9,1–7 und Gen 9,8– 11. Die chiastische Anordnung bezieht sich zum einen auf die selbständigen Personalpronomen und ihre syntaktische Weiterführung: A 6,17 … aybm ynnh ynaw B 6,21 … ˚lAjq htaw B 9,7 … wbrw wrp μtaw A 9,9 … μyqm ynnh ynaw Sie umfaßt allerdings zum anderen auch identische Inhaltsgruppen mit weitgehender Lexemübereinstimmung: A 6,17 Ankündigung der Flut B 6,18a Ankündigung des Bundes ˚ta ytyrbAta ytmqhw C 6,18b.19f Aufzählung der Besatzung der Arche D 6,21 Speisebefehl hlkal μhlw ˚l hyhw … htaw D 9,3 Speisebefehl … hlkal hyhy μkl… cmrAlk C 9,9 Aufzählung der Bundespartner B 9,11aa Ankündigung des Bundes μkta ytyrbAta ytmqhw A 9,11ab.b.15b Versprechen, keine Flut mehr zu schicken Die Art der Komposition spricht nicht für die Annahme von umfänglichem literarischem Wachstum in Gen 8,15–9,17, zumindest nicht für den Zuwachs ganzer Redeblöcke. Der Sinn dieser Konzeption ist auch ohne die genaue Detailanalyse nicht sonderlich rätselhaft. Was im Prolog zur Sintflut als Elemente der Rettungstat an Noah erscheint, ist nach der Sintflut von Noah ausgehend ins Allgemeine gewendet, und zwar hinsicht aller vier Entsprechungen. Gen 6,17–21 enthält die Gottesreden Gen 9,1–17 gewissermaßen in nuce. Mit Blick auf die Flut bedeutet dies natürlich, daß es defini-

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tiv keine weitere mehr geben wird. Die Bundesankündigung, die in Gen 6,18a speziell auf den Schutz Noahs und der Besatzung der Arche bezogen war, wird in Gen 9,8–17 sowohl hinsichtlich des Adressatenkreises (v.9) auf die gesamte Menschheit ausgeweitet als auch hinsichtlich des zeitlichen Rahmens (v.12b.16b) auf Dauer gestellt.173 Die Zielgruppe sind nicht mehr nur Noah, seine Familie und die Tiere der Arche, sondern auch alle Generationen nach ihm (Gen 9,9b.12b). Und schließlich wird auch die Nahrungsfrage in Gen 9,1–3 – nach Gen 1,28f – nochmals grundsätzlich geregelt. Die Wahrscheinlichkeit, daß es sich hier um einen literarischen Wurf in einem Zuge handelt, ist ausgesprochen hoch. Dennoch ist damit noch nicht ausgeschlossen, daß in den Reden selber nicht doch Zusätze geringeren Umfangs gemacht wurden. Wir wenden uns im folgenden der Einzelanalyse der Reden zu, die ihre vermutete Einheitlichkeit allerdings weiter erhärten wird. Der Verfasser ist hierbei der auf der Makroebene angewandten Kompositonstechnik auch im Binnenbereich treu geblieben. 3.3.1 Der Befehl zum Verlassen der Arche (Genesis 8,15–19) (15)

Da sprach Elohim zu Noah folgendermaßen: (16) Geh jetzt aus der Arche, du und deine Frau und deine Söhne und die Frauen deiner Söhne mit dir, (17) alles Getier, das bei dir ist, alles Fleisch, an Geflügel und an Vieh und an allem Gewürm, was sich auf der Erde windet, das führe mit dir hinaus. Und sie sollen wimmeln auf der Erde und fruchtbar sein und sich mehren auf der Erde. (18) Da ging Noah hinaus und seine Söhne und seine Frau und die Frauen seiner Söhne mit ihm. (19) Alles Wild, ‚alles Vieh‘ und alle Vögel ‚und alles Gewürm, das auf der Erde kriecht‘,174 die gingen nach ihren Gattungen aus der Arche.

Die erste Elohimrede Gen 8,15–19 zeichnet sich gegenüber den drei anderen Gottesreden (9,1–7; 9,8–16; 9,17) dadurch aus, daß eine Reaktion vorrangig Noahs, aber auch der Besatzung der Arche erfolgt. In Gen 9,1–17 stellen Noah und seine Söhne lediglich die Kulisse der Reden dar. Dies liegt natürlich im Duktus der Handlung, hat aber mit Blick auf das Noahbild dennoch paradigmatischen Charakter. Der Abschnitt ist streng nach dem Schema „Auftrag (v.16f) und Erfüllung (v.18f)“ angelegt. Darüberhinaus hat der Verfasser, und das ist nicht nur für die erste Elohim-Rede, sondern auch für die folgenden relevant, den Abschnitt literarisch durch chiastische Kompositionstechnik ausgestaltet.175 Als Einheit sind Auftrag v.16f und Auftragserfüllung v.18f aufzufassen: 173 Cf. hierzu H. Gunkel, Genesis, 143. 174 Cf. BHS. Die Abfolge der Tiere bleibt an dieser Stelle allerdings hypothetisch. 175 Cf. ansatzweise die Überlegungen bei S.E. McEvenue, The Narrative Style, 66, der die Inklusionstechnik mittels der Wurzel axy hervorhebt, sowie P. Weimar, Geschichtsdarstellung, 121, der v.19 als abschnittsgliedernde Inversion einstuft.

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Auftrag: Gen 8,16f A hbthAˆm ax B ˚ta ˚ynbAyvnw ˚ynbw ˚tvaw hta B hmhbbw πw[b rcbAlkm ˚taArva hyjhAlk

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Æ v.19bb Ø

≈rahAl[ cmrh cmrhAlkbw A ˚ta ?axyh¿ axwh

≈rahAl[ wbrw wrpw ≈rab wxrvw Erfüllung: Gen 8,18f A axyw B wta wynbAyvnw wtvaw wynbw jn B πw[hAlkw cmrhAlk hyjhAlk

μhytjpvml ≈rahAl[ cmwr lk

A hbthAˆm waxy

↑ Æ v.16a

Die äußeren Elemente (A) der beiden Chiasmen sind jeweils durch die Verwendung der Wurzel axy gestaltet. Darüber hinaus hat der Verfasser den Zusammenhang des übergreifenden Schemas „Auftrag und Erfüllung“ literarisch mittels der Umrahmung durch hbthAˆm axy (v.16a.19bb) betont. Die beiden Mittelglieder (B) bieten jeweils Noah und seine Familie einerseits (v.16b.18*), andererseits die Tiere (v.17a*.19aba). Die Sequenz der Noahfamilie wird durch entsprechende w-copulativa zusammengehalten und durch ˚ta bzw. wta von der Tiersequenz abgegrenzt, die jeweils asyndetisch einsetzt. Werden Mensch und Tier bereits beim Auszug aus der Arche auseinandergehalten, so deutet sich hierin bereits ein Thema von Gen 9,1–7 an. Dies ist aber nicht der einzige Vorverweis. Überblickt man die kunstvolle Komposition des Abschnitts, dann fällt vor allen Dingen auf, daß v.17b – eine Abwandlung des Schöpfungsimperativs aus Gen 1,28, hier nur auf die Tiere bezogen – literaturtechnisch nicht integriert ist. Um einen Nachtrag handelt es sich indes nicht. Denn der Befund ist leicht erklärbar, da in v.17b der sachliche und literarische Anknüpfungspunkt für Gen 9,7 liegt; wir kommen darauf zurück. 3.3.2 Der priesterschriftliche Segen (Genesis 9,1–7) (1)

Und Elohim segnete den Noah und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde. (2) Furcht und Schrecken vor euch soll auf allem Getier der Erde und auf allen Vögeln des Himmels sein, bei allem was sich auf dem Boden windet, und bei allen Fischen des Meeres. In eure Hand sind sie gegeben. (3) Alles, was sich regt, was lebendig ist: das soll eure Speise sein. Ich gebe euch hiermit alles wie das Grün des Krautes. (4) Nur Fleisch mit seinem Leben, seinem Blut, dürft ihr nicht essen. (5) Und nur euer Blut, euer eigenes will ich fordern, von jedem Tier will ich es fordern, und von den Menschen, von einander (von den Men-

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schen wechselweise) will ich das Leben des Menschen fordern.176 (6) Wer vergießt Blut des Menschen, um des Menschen willen 177 soll sein Blut vergossen werden, denn als Statue178 Elohims hat er den Menschen gemacht. (7) Und ihr: seid fruchtbar und mehret euch, wimmelt auf der Erde und werdet zahlreich auf ihr.

Eine hochkomplexe, aber dennoch in sich geschlossene Komposition stellt auch Gen 9,1–7 dar.179 Diese These mag angesichts der Forschungslage verwundern, denn der Textabschnitt bietet eine Fülle literarischer und inhaltlicher Schwierigkeiten, die zunächst natürlich die Komposition von P selber betreffen. In Gen 9,1–7 ist nicht nur über PG zu diskutieren, sondern es wird häufig auch mit PS–Zusätzen gerechnet, sei es, daß nur v.1–3 der Priestergrundschrift zugeordnet wird, sei es, daß noch v.4, v.5b, v.6, v.6b oder v.7 zur Grundschicht gehören sollen.180 Die einzelnen literarkritischen Argumente ermöglichen also eine Vielzahl von Deutungen. Bei der Aus176 Zur Übersetzung cf. K. Budde, Urgeschichte, 282f.288, und H. Holzinger, Genesis, 73.

μkytvpnl ist epexegetischer Genitiv. H. Seebass, Genesis I, 203: „von der der Gewalt auch des Nächsten“ für wyja vya dym. 177 Die ältere und in den Bibelübersetzungen übliche Wiedergabe „durch Menschen wird sein Blut vergossen werden“ wird jetzt mit guten Gründen aufgegeben; anders jedoch jetzt wieder H.-J. Stipp, Dominium terrae, 138, der in Gen 9,6a eine Tötungspflicht des Menschen annimmt. Indes ist doch analog zur Talionsformel (Dtn 19,21) auch an dieser Stelle in der Verbindung μdab mit einem beth pretii und nicht mit einem beth instrumenti zu rechnen; cf. A. Ernst, „Wer Menschenblut vergießt …“, 252f; J. Lust, „For Man Shall His Blood Be Shed“, 91ff; E. Jenni, Die Präposition Beth, 154; H. Seebass, Genesis I, 225. Dafür spricht nicht nur die dreigliedrige chiastische Anordnung von v.6a sowie der Sachverhalt, daß nach v.5 die Gottheit die Blutschuld selber einfordert, sondern auch die Begründung durch die Gottebenbildlichkeit des Menschen in v.6b, die doch wohl über seine Sonderstellung die Unantastbarkeit des Menschen ins Spiel bringt, und nicht eine Funktionsausweitung. 178 S. zur Übersetzung von μlx o. II.1.3. 179 Cf. jetzt die Doxographie bei N.C. Baumgart, Umkehr, 399ff. Mit der Einheitlichkeit rechnen etwa H. Gunkel, Genesis, 148ff; C. Westermann, Genesis, 618ff; H.-J. Stipp, „Alles Fleisch“, 177; ders., Dominium terrae, 138; B. Janowski, Statue Gottes, 207ff, und – mit detaillierter Begründung – auch O.H. Steck, Todesstrafe, 122ff; U. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 248ff. 180 R. Smend, Erzählung, 9; S.E. McEvenue, The Narrative Style, 67ff; N. Lohfink, Die Priesterschrift, 222; ders., Schichten des Pentateuch, 291; P. Weimar, Geschichtsdarstellung, 84f; E. Zenger, Gottes Bogen, 105, und U. Rüterswörden, dominium terrae, 131f, rechnen mit der sekundären Einfügung von v.4–6, die dann bereits der innerpriesterschriftlichen Texterweiterung, also PS zuzuordnen ist. Modifikationen bieten: H. Holzinger, Genesis, XXV.74., der v.4–7 für sekundär hält und gerne auch noch v.8 zur „Flickarbeit“ von PS rechnen würde, um den Anschluß von v.3 an v.9 zu optimieren. Auch für M. Witte, Urgeschichte, 142ff.333, sind v.4–7 sekundär. N. Lohfink, der sich zwar grundsätzlich S.E. McEvenue anschließt, erwägt zumindest, ob nicht Gen 9,6b noch zu PG gerechnet werden könnte, wenn man die Analyse von W. Groß, Gottebenbildlichkeit, zugrunde legt, daß die Gottebenbildlichkeit des Menschen in der Herrschaft über die Tiere besteht (s.o. II.1.3). Gen 9,6b ist auf jeden Fall ein Gott in den Mund gelegtes freies Zitat von 1,27. „Wenn 9,2f die Modalitäten der Herrschaft des Menschen über das Tier neu ordnet, wäre 9,6b der sachgemäße Abschluß“, a.a.O. Gegen S.E. McEvenues Begründung für die Abtrennung von v.4, nämlich der Unvereinbarkeit von Segen und Gebot, wendet sich – nach C. Westermann, Genesis, 621 – vor allem R. Mosis, Genesis 9,1–7, 201ff, der v.4 noch zur Grundschicht rechnet und nur v.5–7 für PS abtrennt, sowie H. Seebass, Genesis I, 230, der (möglicherweise) v.5a.7 ausscheiden will.

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gliederung des Verbotes von Blutgenuß bzw. Blutvergießen sind allerdings nicht nur rein literarkritische Gründe leitend, sondern auch solche, die die Gesamtkonzeption von P betreffen. Vor allen Dingen spielt in diesem Zusammenhang die mutmaßliche Bedeutung des legislativen Materials für die Unterscheidung von PG und PS überhaupt eine Rolle.181 Problematisiert wird vor allen Dingen die Zuordnung von v.2–6 zum Thema des Segens (v.1.7),182 der hier ausdrücklich an Noah und seine Nachkommen ergeht. Nicht alles, was in v.2–6 abgehandelt wird, ist der Gattung „Segen“ zu subsumieren. Hinzu kommt die Verwendung des Vorstellungsarsenals aus dem „Heiligen Krieg“ in v. 2 (Gen 1,26b.28b kam ohne den „heiligen Krieg“ aus).183 Bevor allerdings auf die schwierigen Deutungsaufgaben eingegangen werden soll, ist auch hier eine Klärung der Form vorzunehmen, um der Kurzschlüssigkeit inhaltlicher Idealtypenbildung und deren literaturgeschichtlicher Umsetzung vorzubeugen. Dies soll in zwei Schritten geschehen. Zum einen ist die formale Gestaltung des Abschnitts v.1–7 selber in den Blick zu nehmen, zum anderen ist auf der Basis der Komposition von v.1–7 das literarische und sachliche Verhältnis zu Gen 1,28–30 anzusprechen. Der Text ist deutlich durch Gen 9,1b und 9,7 gerahmt.184 Dabei ist festzuhalten, daß die Rahmenzeilen nicht identisch, aber auch nicht chiastisch verschränkt sind, wie das in Gen 1,1 und 2,4a sowie Gen 6,10 und 9,18*.19 der Fall ist. Nimmt Gen 9,1b mit drei Imperativen ≈rahAta walmw wbrw wrp „Seid fruchtbar und werdet zahlreich und füllet die Welt/Erde“ auf den Schöpfungsbericht Gen 1,28 wörtlich Bezug,185 so finden sich demgegenüber in 9,7 vier Imperative:

wbrw hbAwbrw

wrp μtaw ≈rab wxrv

v.7a v.7b

Der Verfasser hat die viergliedrige Imperativreihe als einen zweigliedrigen parallelismus membrorum gestaltet, was nicht nur dadurch deutlich wird, 181 In den Worten H. Holzingers, Genesis, 74: „die Unterbrechung der Fiktion von Pg, dass vor Mose kein Opferkultus ausgeübt wird“; cf. etwa auch U. Rüterswörden, dominium terrae, 131f. 182 Cf. hierzu etwa S.E. McEvenue, The Narrative Style, 68; R. Mosis, Genesis 9,1–7, 196ff. 183 N. Lohfink, Schöpfergott, 199, vor allen Dingen ders., Schichten des Pentateuch, 291f; R. Mosis, Genesis 9,1–7, 201; H.-J. Stipp, „Alles Fleisch“, 169. Zweifel an der rein kriegsbezogenen Deutung von v.2 hat E. Zenger, Gottes Bogen 116ff, geäußert, dann aber revoziert, a.a.O., 217f. Cf. jetzt aber wieder H. Seebass, Genesis I, 222f. 184 Cf. etwa C. Westermann, Genesis, 617, u.v.m. 185 Auf die Meerestiere und Vögel bezieht sich Gen 1,22, wobei allerdings festzuhalten ist, daß der dreigliedrige Befehl an die Meerestiere bei den Vögeln nur noch einfach aufgegriffen wird: ≈rab bry πw[hw μymyb μymhAta walmw wbrw wrp.

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daß der jeweils letzte der Imperative in v.7a und v.7b identisch ist (wbr),186 sondern auch, weil die Imperativkette durch die Zusammenbindung der Imperative in v.7a und v.7b mittels eines w-copulativum in zwei Sequenzen untergliedert ist. Es handelt sich dabei aber nicht um eine Transformation von Gen 1,28 bzw. 9,1b. Denn wie sich Gen 9,1b auf 1,28 zurückbezieht, so hat Gen 9,7 vornehmlich in Gen 8,17b seine Referenzstelle,187 also genau in dem Teilvers, der innerhalb der Komposition der ersten Elohim-Rede Gen 8,16f eine Sonderstellung einnahm. Beide Stellen stehen in einem chiastischen Rezeptionsverhältnis: A ≈rab wxrvw Gen 8,17b B ≈rahAl[ wbrw wrpw B wbrw wrp μtaw Gen 9,7 A hbAwbrw ≈rab wxrv Die Rezeption von Gen 8,17b in 9,7, die die Anweisung für die Tiere auf den Menschen überträgt, wird durch die Rahmung Gen 9,1b – 9,7 nahegelegt, die jeweils mit wbrw wrp einsetzt. Gen 9,1–7 greift also sowohl auf den „Schöpfungsimperativ“ als auch auf den – bisher nur an die Tiere gerichteten – „post-Sintflutimperativ“ zurück. Darüber hinaus ist mit Blick auf Gen 9,7 das Gegenstück in Ex 1,7 zu berücksichtigen, das – zu PG gehörig188 – eine wichtige konzeptionelle Funktion, nämlich die Teilerfüllung des Schöpfungs- und Sintflutsegens, innerhalb der Priesterschrift einnimmt.189

186 Die von H. Holzinger, Genesis, 74; H. Gunkel, Genesis, 150; BHS u.a. in v.7b vorgeschlagene Änderung von hbAwbrw in hbAwdrw ist als offensichtliche Konsequenzmacherei mit Blick auf Gen 1,28 nicht nötig. 187 Cf. S.E. McEvenue, The Narrative Style, 67. C. Levin, Verheißung, 231 Anm. 137, hat Gen 9,1-7 als Dublette zu 8,17b eingestuft und 9,1–7 in toto als Nachtrag beurteilt. Die kompositorische Sonderstellung von 8,17b, die dann in Gen 9,1–7 allererst entfaltet wird, legt diese Deutung nicht nahe. 188 μta ≈rah almtw dam damb wmx[yw wbryw wxrvyw wrp larcy ynbw. Cf. jetzt die ausführliche Erörterung bei J.C. Gertz, Exoduserzählung, 365ff.394, und N. Lohfink, Die Priesterschrift, 244ff. 189 Der Sachverhalt, daß die Rahmenverse Gen 9,1b.7 nicht identisch sind und nur v.1b Gen 1,28 entspricht, kann für sich genommen noch nicht literarkritisch ausgewertet werden. Daß die drei Imperative in Gen 1,22.28; 9,1b für PG im Zusammenhang der Urgeschichte eine festgefügte Abfolge bilden, die den Verfasser von v.7 qua Abweichung von der Standardform als Ergänzer offenbaren soll (so R. Mosis, Genesis 9,1–7, 207), ist zunächst einmal ein Postulat, das bereits mit Blick auf Gen 8,17b mit einem Fragezeichen zu versehen ist. Dagegen spricht dann aber auch, daß der Verfasser von PG zunächst innerhalb der Urgeschichte einen besonderen Sprachstil pflegt, den er dann jenseits der Urgeschichte – also in Ex 1,7 – aufgegeben hat, was uns nicht einsichtig erscheint; zum anderen ist einzuwenden, daß etwa in Gen 9,2f der Referenzabschnitt Gen 1,28ff ebenfalls nicht ohne Abwandlung rezipiert wird, und zwar – wie sich zeigen wird – nicht ohne kompositionelles Raffinement. Mit nachvollziehbaren Variationen ist auch innerhalb von PG zu rechnen.

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Das v.7 einleitende μtaw ist mit Blick auf den direkt voranstehenden Kontext gut verständlich: ab v.5b hat der Verfasser die strikte Orientierung an Noah und seinen Söhnen (v.1–5a) aufgegeben und spricht prinzipiell nur noch vom Menschen (μda).190 Insofern gibt es kaum ausreichende Gründe, v.7 für sich genommen nicht zu PG zu rechnen. Der Sache nach hat der Verfasser in v.7 den Schöpfungsbefehl leicht modifiziert. Übernimmt er die beiden ersten Imperative wörtlich, so steht statt dem ≈rahAta walmw (v.1b) nun nur noch das aus Gen 8,17b stammende ≈rab wxrv, was wohl als Abschwächung interpretiert werden kann. alm taucht bezeichnenderweise innerhalb von PG erst wieder in Ex 1,7 auf,191 wo alle Imperative aus Gen 1,1b und 9,7 wiederholt werden. Das sachliche Gefälle zwischen v.1b und v.7 setzt sich im folgenden fort. Denn Gen 9,19 und 10,32 – die beide zu PG zu rechnen sind192 – greifen nicht auf den Schöpfungsimperativ zurück, wenn sie die Ausbreitung der noachitischen Menschheit auf der Erde beschreiben (Gen 9,19: ≈rahAlk hxpn hlamw; Gen 10,32: ≈rab μywgh wdrpn hlamw) – die Entfernung von der Schöpfungsordnung nimmt somit der Sache nach zu; die Ausbreitung der noachitischen Menschheit wird zumindest der Semantik nach nicht direkt unter die Erfüllung von Gen 9,1b.7 subsumiert – obwohl der Segen an die Noah-Nachkommenschaft erging. Doch kehren wir zur Analyse von Gen 9,1–7 zurück. Innerhalb des Rahmens v.1b.7 bedient sich der Verfasser mehrfach der chiastischen Kompositionstechnik, um die beiden Sacheinheiten (v.2f und v.4–6) abzugrenzen. Besonders deutlich und kunstvoll ist dies in v.3 durchgeführt, denn der Vers ist als viergliedriger Chiasmus gestaltet:193 A yjAawh rva cmrAlk B μkl C hyhy D hlkal D bc[ qryk C yttn B μkl A lkAta 190 Damit kann natürlich noch nicht ausgeschlossen werden, daß v.4–6 nicht doch eine sekundäre Auffüllung darstellen – der Anschluß an v.3 ist immerhin auch gut vorstellbar; v.7 scheint aber doch eine außerordentliche Nähe zu PG zu haben. Gerade sein deutlicher Charakter als Transformation von PG-Material deckt sich mit dem literarischen Charakter von v.1–3; s.u. – Zur Fortsetzung von Gen 9,7 μtaw durch 9,9 ynaw cf. S.E. McEvenue, The Narrative Style, 67. 191 Cf. die Übersicht bei N. Lohfink, Die Priesterschrift, 246. 192 Beide Verse beziehen sich auf die noachitische Völkertafel in PG. Die stark umstrittene Stelle Gen 9,18*.19 verweist kompositorisch auf Gen 6,10 zurück und gehört somit definitiv auch zu PG; s.o. II.3.1. 193 Cf. zu v.2f die Beobachtungen zur Form bei S.E. McEvenue, The Narrative Style, 68.

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Weniger komplex präsentiert sich hingegen v.2, das „Heilig-KriegsOrakel“,194 das dann in v.3 seine Explikation erfährt. Hier fällt nicht nur die kurze Notiz wntn μkdyb, die Übergabeformel, die vor allem in den Kontext des Heiligen Krieges gehört,195 sowie die ebenfalls aus der Semantik des Heiligen Krieges stammende Ankündigung … hyhy μktjw μkarwmw auf, sondern auch die deutliche Untergliederung der Sequenz v.2abg.ba in zwei Teile, die durch den Wechsel der Präpositionen l[ und b196 sowie deren jeweilige Verbindung durch ein w-copulativum hervorgehoben wird. Voran steht jeweils eine Angabe, die sich auf Landtiere bezieht (≈rah tyjAlk l[; hmdah cmrt rva lkb) und damit die Bisektion von v.2abg.ba zusätzlich unterstreicht.197 Diese Eigentümlichkeiten erklären sich am besten, wenn man auch hier von einer – nunmehr zweigliedrigen – chiastischen Anlage des Verses ausgeht: A hyhy μktjw μkarwmw B ≈rah tyjAlk l[

μymvh πw[Alk l[w B hmdah cmrt rva lkb μyh ygdAlkbw A wntn μkdyb Bezeichnenderweise bilden die Elemente, die semantisch auf den „Heiligen Krieg“ verweisen, den Rahmen des Chiasmus in v.2, so daß eine einheitlich-konzeptionelle Verwendung der Heilig-Kriegs-Terminologie vorliegt. Darüberhinaus stehen v.2 und v.3 in einem engen, nicht nur inhaltlich, son-

194 N. Lohfink, Schichten des Pentateuch, 291. 195 Elemente aus dem „Ritualzusammenhang“ des heiligen Krieges sind: die Verbindung von tj/ttj und ary (cf. bes. Dtn 2,25; 11,25; weitere Belege bei N. Lohfink, Schichten des Pentateuch, 292; S.E. McEvenue, The Narrative Style, 68; auf Dtn 11,25 weisen auch bereits A. Dillmann, Genesis, 151, und J. Skinner, Genesis, 170, hin) – hier besteht zumindest ein Anklang, wenn auch keine genaue Formelentsprechung (cf. U. Rüterswörden, dominium terrae, 134f) – sowie die Übergabeformel dyb ˆtn (cf. hierzu H.-J. Fabry, Art. ˆtn, 699). 196 Die LXX differenziert die Präpositionen an dieser Stelle nicht. Die gliedernde Funktion der Präpositionen ist bereits bei K. Budde, Urgeschichte, 280f, zutreffend beschrieben, ohne daß er daraus Folgerungen für den Gesamtaufbau des Verses gezogen hätte. Darüberhinaus ist seiner These, μyh ygdAlkbw […] ≈rah tyjAlk l[ hänge geschlossen von hyhy μktjw μkarwmw ab, zuzustimmen (cf. auch H. Holzinger, Genesis, 73) – gegen A. Dillmann, Genesis, 152, der v.2b im Anschluß an die masoretische Versunterteilung, die μyh ygdAlkbw hmdah cmrt rva lkb auf die Übergabeformel wntn μkdyb bezieht, wie folgt übersetzt „mit allem, wovon (1,21) der Erdboden […] sich regt u. sammt allen Fischen des Meeres sind sie in eure Hand gegeben“. 197 Insofern dürfte die in der LXX-Tradition ohnehin nur partiell belegte Ergänzung kai« e˙p i« pavsi toivß kth/nesi o.ä., die hmhbhAlk l[w entsprechen würde, nicht ursprünglich sein. Zu den unterschiedlichen Tiersequenzen in der priesterlichen Urgeschichte cf. jetzt H.-J. Stipp, „Alles Fleisch“, 179ff.

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dern auch formal ausweisbaren Verhältnis, insofern „Übergabeformeln“ (X) und „Übergabegegenstand“ (Y) alternierend angeordnet sind: X Y Y X Y X X Y

hyhy μktjw μkarwmw ≈rah tyjAlk l[ μymvh πw[Alk l[w hmdah cmrt rva lkb μyh ygdAlkbw wntn μkdyb yjAawh rva cmrAlk hlkal hyhy μkl μkl yttn bc[ qryk lkAta

Das alternierende Anordnungsprinzip erstreckt sich dabei auch auf die „Übergabeformeln“198 selber, denn der Verfasser wechselt regelmäßig zwischen hyh (v.2a.3a) und ˆtn (v.2b.3b) ab. Die vom Verfasser in v.2f an den Tag gelegte literartechnische Gestaltungskraft ist auch in den folgenden Versen greifbar, wenn auch mit einer gewissen Abschwächung.199 Denn als eine Einheit sind auch v.4 und v.5 aufzufassen. Diese These ist insofern begründungspflichtig, als gerade in v.4ff mit Textwachstum gerechnet wird, das auf das Konto von PS verbucht werden soll – eine der wenigen Stellen der Urgeschichte, bei der mit PS überhaupt gerechnet wird. Dabei spielt in der literarkritischen Argumentation die Relation zu Gen 1,28–30 eine nicht unerhebliche Rolle, da nur zwischen Gen 9,1–3 und Gen 1,28–30 Bezüge bestehen – obwohl Gen 9,6b ersichtlich Gen 1,26 im Blick hat. Zudem soll der Rahmenvers Gen 9,7 sich nicht gleichermaßen wie Gen 9,1 an Gen 1,28 orientieren. Da sich allerdings gerade mit Blick auf die Relation der Rahmenverse v.1b.7 und ihre Referenzstellen keine triftigen Gründe für literarkritische Operationen ergeben haben, untersuchen wir zunächst die echten und vermeintlichen Spannungen innerhalb von v.4–6 im Lichte der kompositionellen Eigenheiten des Abschnitts.

198 Um formgeschichtlicher Kritik vorzubeugen: Wir verwenden die Bezeichnung „Übergabeformel“ für v.2a […] l[ hyhy μktjw μkarwmw nicht aus dem Grund, weil es sich hierbei um eine feststehende Formel handeln würde, die PG an dieser Stelle übernommen hätte, wie das bei der Verbindung wntn μkdyb der Fall ist, sondern weil PG v.2a in der kompositionellen Systematik von v.2f in dieser Funktion positioniert. 199 Das ist zunächst als Faktum zu konstatieren, ohne daraus ein literarkritisches Präjudiz abzuleiten. Denn in v.2f und v.4–6 liegen unterschiedliche Referenztexte zugrunde, die auf die Textgestaltung nicht ohne Einfluß sind; s.i.f.

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Gerade an der Schnittstelle Gen 9,4f ist von R. Mosis200 in Auseinandersetzung mit älterer Literatur pointiert auf drei Spannungen hingewiesen worden; zwei sind rein inhaltlicher Natur, eine bezieht sich auf eine semantische Unausgeglichenheit. Zwar rechnet er, im Unterschied zur üblichen Abgrenzung von v.4–6(7), den v.4 durchaus zur Grundschicht PG, da er sachlich direkt auf die Freigabe der Fleischnahrung in v.3 bezogen sei201 – dies gelte aber nicht für v.5, der mit v.3 der Sache nach nichts gemein habe. Als weiteres Argument wird angeführt, daß die Sicht der Tiere in v.5a von der in v.2 dergestalt abweiche, daß nunmehr die Tiere eine reale Gefährdung des Menschen darstellen, über die er nach v.2 doch herrschen solle. Wägt man beide Argumente ab, so ist zum einen festzuhalten, daß zwar v.3 und v.5 tatsächlich Unterschiedliches im Blick haben – es handelt sich aber um unterschiedliche Sachverhalte, die sich keineswegs wechselseitig ausschließen. Ein zwingendes literarkritisches Kriterium im eigentlichen Sinne liegt damit keineswegs vor. Und daß der Verfasser von v.2 tatsächlich von der faktischen und unhintergehbaren Herrschaft des Menschen über die Tiere ausgegangen sein sollte – also gegen den Augenschein, daß Menschen tatsächlich durch Tiere zu Schaden kommen können –, wird man auch nicht behaupten können, wenn man nicht idealtypisch überzeichnen will, gerade im Zuge der Revision der Schöpfungsordnung von Gen 1,28ff nach der Sintflut, die doch durch den faktisch konstatierten, wenn auch nicht eigens hergeleiteten Antagonismus der Geschöpfe – Mensch und Tier – veranlaßt wurde (Gen 6,11–13), obwohl dieser in der ursprünglichen Schöpfungsordnung gar nicht im Blick war.202 Es bleibt als letztes Argument die semantische Inkongruenz zwischen ˚a in v.4 und ˚aw in v.5.203 Zudem ist auf den Personenwechsel in Gen 9,6b hinzuweisen, der – auch im Anschluß an den poetischen v.6a – von v.5 absticht.

Ist der These von R. Mosis zuzustimmen, daß die Annahme eines literarischen Bruchs zwischen v.3 und v.4 sich schwerlich erhärten läßt,204 so stehen der semantischen Spannung von ˚a in v.4 und ˚aw in v.5 nun aber auch Beobachtungen gegenüber, die diese erheblich relativieren. Denn der v.4 ist 200 R. Mosis, Genesis 9,1–7, 210f; zu R. Mosis cf. die kritischen Anmerkungen von H. Seebass, Genesis I, 230, und die sorgfältige Diskussion der literarkritischen Argumente bei U. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 249f. 201 Cf. die Kritik an S.E. McEvenue, The Narrative Style, 69, durch R. Mosis, Genesis 9,1–7, 211; dazu bereits C. Westermann, Genesis, 621. Vgl. auch U. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 248f. 202 R. Mosis schränkt dies denn auch wieder ein (Genesis 9,1–7, 211 Anm. 61), vermutet aber, daß v.5b.6 eine weitere literarische Stufe zu v.5a darstellen könnte, da v.5b.6 nunmehr endgültig aus dem Zusammenhang von v.2f herausfalle. 203 ˚a und ˚aw waren mehrfach der Anlaß für literarkritische Operationen (etwa G. von Rad, Priesterschrift, 10f, der den Sinn der Adversativpartikel ˚aw nach dem Verbot in v.4 für logisch nicht verständlich hält; H. Holzinger, Genesis, 74, S.E. McEvenue, The Narrative Style, 67ff). 204 Man könnte allenfalls auf dem Hintergrund der von uns vorgetragenen Beobachtungen zur Komposition von v.2f darauf verweisen, daß v.4 ja gerade nicht in den kunstvollen Aufbau von v.2f eingebunden ist. Dieses Argument ist allerdings nur dann triftig, wenn man davon ausgeht, daß nur v.4 zum literarischen Grundbestand von v.1–3 zu rechnen ist. Wir versuchen demgegenüber zu zeigen, daß v.4ff wiederum eine kompositionelle Einheit bilden, die analoge Kompositionstechniken wie in v.2f aufweist.

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mit v.5 – obwohl beide Verse deutlich parallel aufgebaut sind – durch eine chiastische Stichwortverschränkung verbunden, die auch die merkwürdige Abfolge von vpn und μd in v.4 mit erklären kann:205 A wvpnb rcbA˚a B wlkat al wmd B μkmdAta ˚aw A vrda μkytvpnl Sind v.4 und v.5 solchermaßen miteinander verbunden, so zeigt der v.5 in sich einen durchdachten Aufbau, der zugleich die Rekonstruktion einer verarbeiteten Vorlage zumindest in materialer Hinsicht ermöglicht, wenn auch der genaue literarische Wortlaut notgedrungen spekulativ bleibt. Der Vers ist zunächst der Sache nach und dann auch durch dreimaliges vrda/wnvrda in drei Fälle untergliedert, wobei der erste Fall cum grano salis als lex generalis fungiert, Fall 2 und 3 hingegen mit Blick auf Tier und Mensch spezifizieren: 1. vrda μkytvpnl μkmdAta ˚aw 2. wnvrda hyjAlk dym 3. μdah vpnAta vrda wyja vya dym μdah dymw Nun wird man die literarische Präsentation der drei Fälle eines „Gottesrechts“ in der dargestellten Form kaum für besonders gelungen halten. Die Uneinheitlichkeit in v.5 rührt nun aber nicht daher, daß literarische Erweiterungen vorgenommen wurden, sondern kann damit erklärt werden, daß die Bestimmungen durch eine deutlich erkennbare chiastische Kompositionsstruktur zusammengezogen worden sind: A μkytvpnl μkmdAta ˚aw B vrda C wnvrda hyjAlk dym C wyja vya dym μdah dymw B vrda A μdah vpnAta

205 Insofern darf wmd in v.4 keineswegs zum Zusatz bzw. zur Glosse degradiert werden; cf. etwa J. Skinner, Genesis, 170; H. Gunkel, Genesis, 149. Dagegen etwa H. Holzinger, Genesis, 73, und jetzt vor allem E. Jenni, Die Präposition Beth, 84f, der von einem beth essentiae ausgeht. Durchschaut man den Chiasmus, dann läßt sich die Annahme, in v.5 liege ein Nachtrag vor, kaum begründen. Denn die komplexere, erklärungsbedürftige Fassung liegt mit Blick auf die Abfolge von vpn und μd in v.4, nicht in v.5 vor.

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Die beiden Gliedsequenzen des Chiasmus markieren zugleich den inhaltlichen Umschwung des Verses.206 War in v.5a – entsprechend den vorangehenden v.1–4 – noch von Noah und seinen Söhnen direkt die Rede, so wendet der Verfasser die Gottesrede in v.5b ins strikt Allgemeinmenschliche (μda) und leitet damit bereits zu den nächsten Aussagen über. Dabei bedient er sich in v.6a wiederum der chiastischen Kompositionstechnik, was schon mehrfach herausgearbeitet worden ist:207 A ˚pv B μd C μdah C μdab B wmd A ˚pvy Betrachtet man den Aufbau von v.5.6a, so wird man den Adressatenwechsel aufgrund der kompositionellen Geschlossenheit literarkritisch nicht überbewerten dürfen. Einzig der Begründungssatz v.6b fällt – ebenso wie die Rahmung in v.1b.7 – aus dem Kompositionsschema heraus. Hier sind allerdings weiterreichende Verklammerungen innerhalb der priesterschriftlichen Urgeschichte und des Pentateuch in Anschlag zu bringen, denen wir uns im folgenden zuwenden. Die Bezüge von Gen 9,1–7 sind nicht einlinig. Der Rahmen Gen 9,1b.7 verweist sowohl auf Gen 1,28 wie 8,17b zurück als auch auf Ex 1,7 voraus. Zunächst bedarf das literarische Verhältnis von Gen 9,1–7 und Gen 1,26–30 besonderer Aufmerksamkeit, vor allen Dingen deswegen, weil beide Passagen nicht nur deutlich der Sache nach aufeinander bezogen sind, sondern weil sie sich zudem in einem wechselseitigen literarischen Wachstumsverhältnis befinden sollen – wie dies jetzt von P. Weimar vertreten wird, der mit doppelter Beeinflussung rechnet: Gen 9,1–3 beziehe sich zum einen auf Gen 1,28f. Gen 1,30 soll dann aber wieder ein sekundärer literarischer Re206 Man kann einwenden, daß das in v.5a merkwürdig sperrige wnvrda den Aufbau stört. Das kann nun tatsächlich damit zusammenhängen, daß hier drei – bereits schriftlich fixierte – Fälle in eine neue Kompositionsstruktur umgesetzt wurden; zu den Techniken der Rechtssatzredaktion, die sich keineswegs auf die Rechtsüberlieferungen des Alten Testaments beschränken, sondern auch in den Rechtstraditionen Mesopotamiens geläufig sind, cf. E. Otto, Das Deuteronomium, 91ff. 203ff. Durchschaut man die Komposition von v.5, dann verliert auch eine literarkritische Ausgrenzung von v.5a an Überzeugungskraft; gegen H. Seebass, Genesis I, 230. Gen 9,5 ist so in einem Zuge gestaltet worden, und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach durch Transformation bereits literarisch vorgegebenen Materials. – Daß das explikative wyja vya dym in v.5b eine Glosse ist, kann nicht zwingend begründet werden; gegen S.E. McEvenue, The Narrative Style, 69. 207 Cf. etwa H. Gunkel, Genesis, 149; S.E. McEvenue, The Narrative Style, 70; J.P. Fokkelman, Narrative Art, 34f; H. Seebass, Genesis I, 224f; N.C. Baumgart, Umkehr, 317.

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flex auf Gen 9,1–3 sein, und zwar – in Aufnahme der Ergebnisse der Untersuchung von R. Mosis – mit eschatologischer Abzweckung (Tierfrieden).208 Diese These gilt es zu überprüfen. Zu diesem Zwecke ist eine Gegenüberstellung beider Textpassagen hilfreich. Da nur in Gen 9,1–3 direkte literarische Anklänge an Gen 1,28–30 vorliegen, können wir uns bei der Übersicht auf diesen Textbereich beschränken, wobei damit natürlich in keiner Hinsicht ein Präjudiz mit Blick auf die literarische Inhomogenität von Gen 9,1–7 impliziert sein darf. Besonders deutlich ist, daß Gen 9,3 auf 1,29 zurückgreift. Dabei ist zu beachten, daß innerhalb von Gen 1,28–30 eine komplexe Kompositionsstruktur vorliegt, die sich auf Gen 1,29f, nicht aber auf v.28 erstreckt.209 Wichtig ist für den Vergleich beider Textpassagen nun die Einsicht, daß nicht nur Stoffe in Gen 9,1–3 aufgegriffen, sondern auch kompositionell neu strukturiert werden. Die Einsicht in diese Neustrukturierung spricht für die These, daß Gen 1,28–30 in Gen 9,1–3 rezipiert wurde – und nicht umgekehrt auch eine Rückwirkung von Gen 9,1–3 auf 1,28–30 annzunehmen ist. Der Verfasser von Gen 9,1–3 hat Gen 1,28–30 als fertigen Textabschnitt vor Augen. Wir setzen wiederum bei Gen 9,3 ein. Wie greift Gen 9,3 auf 1,29 zurück? Gen 9,3ab (hlkal hyhy μkl) stimmt wörtlich mit der zweiten Übergabeformel Gen 1,29b überein. Die erste Übergabeformel Gen 1,29aa (μkl yttn) wird in 9,3b wiederholt,210 allerdings in der Fortsetzung mit Blick auf 1,30ab modifiziert: statt der Fortsetzung in 1,29aa [rz [rz bc[ wird bezeichnenderweise auf 1,30ab zurückgegriffen (bc[ qry) und somit auch die ursprüngliche Differenzierung zwischen menschlicher und tierischer vegetarischer Nahrung (Gen 1,29f) aufgehoben.211 Damit dürfte Gen 9,3 Gen 1,29f in toto voraussetzen. Daß beide Stellen Gen 1,29 und 9,3 nicht nur in einem kontingenten motivlichen Zusammenhang stehen, sondern es sich in 9,3 um eine Transformation von 1,29 handelt, wird durch die chiastische Aufnahme der Übergabeformeln aus 1,29 in 9,3 deutlich:

208 Zur Deutung von P als einem Gegenentwurf zur eschatologischen Geschichtsschau cf. auch N. Lohfink, Schöpfergott, 195ff. 209 S.o. II.1.3. 210 Allerdings ohne die Partikel hnh, die in Gen 1,29 im Verbund mit der qatal-Form yttn den Koinzidenzfall anzeigt. Aufgrund der Tatsache, daß sowohl in Gen 1,29 als auch in Gen 9,3 die beiden Übergabeformeln im Chiasmus kompositionell auf einer Ebene liegen, wird man wohl in allen Fällen von einem performativen Sprechakt auszugehen haben, der dann entsprechend präsentisch wiederzugeben ist. Dasselbe gilt dann auch für Gen 9,13; s.u. 211 Die Zweckbindung bleibt bestehen: die Tiertötung darf nicht willkürlich geschehen, sondern dient allein der Ernährung.

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A μkl yttn hnh (1,29) B … bc[AlkAta C hlkal hyhy μkl C hlkal hyhy μkl … (9,3) B bc[ qryk A … μkl yttn Auch in Gen 9,2 ist Gen 1,28–30 rezipiert worden, und zwar sowohl in v.28 als auch in v.30. Da bereits Gen 9,3 Gen 1,29 und v.30 voraussetzt, verwundert dieses Ergebnis auch mit Blick auf Gen 9,2 nicht. Gen 9,2ab.b nimmt die Abfolge der Tiere aus Gen 1,30 zur Grundlage, ergänzt sie durch die Fische aus v.28 und nimmt zudem zwei leichte Modifikationen vor (hmdah statt ≈rah; μyh ygd statt μyh tgd): Gen 9,2

hyhy μktjw μkarwmw ≈rah tyjAlk l[ μymvh πw[Alk l[w hmdah cmrt rva lkb μyh ygdAlkbw wntn μkdyb

Gen 1,28.30

≈rah tyjAlklw 30 μymvh πw[Alklw … ≈rahAl[ cmwr lklw … μyh tgdb wdrw … 28

Das Neue – also die Kriegsmetaphorik – bildet in Gen 9,2 den Rahmen. Die Einsicht, daß in Gen 9,1–3 und Gen 1,28–30 nicht nur identisches Material und identische Vorstellungen auftreten, sondern daß sich Gen 9,1–3 als Transformation von Gen 1,28–30 erweist, hat eine nicht unerhebliche Konsequenz. Gen 1,28–30 hat – wenn man überhaupt an dieser Stelle Anhalt für literarkritische Operationen finden will212 – dem Verfasser von Gen 9,1–3 bereits in dieser Form vorgelegen. Wir haben es also mit einer geschlossenen Konzeption zu tun, die – auch in Gen 1,28–30 – PG zuzuweisen ist. Auf die übergreifenden Bezüge, die zwischen Gen 1,26f; 5,1 und 9,6 bestehen, ist bereits eingegangen worden.213 Der durch die Gottebenbildlichkeit konstituierte, die Polarität von Schöpfung und Flut übergreifende Zusammenhang legt es nahe, Gen 9,6b nicht als Zusatz aufzufassen, sondern den Wechsel in die 3. Pers. als ausdrückliches Zitat zu interpretieren.214 Die partielle Revision der Schöpfungsordnung in Gen 9,1–7 hat nicht zuletzt das Ziel, einen zur Wiederholung der Universalkatastrophe führenden

212 Cf. etwa H. Holzinger, Genesis, 14.73; T. Pola, Priesterschrift, 343. 213 S.o. II.2.1.3. 214 Cf. jetzt auch U. Neumann-Gorsolke, Herrschen, 249.

Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9)

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und damit – gemäß dem Tun-Ergehen-Zusammenhang215 – ebenso universalen Sintflutanlaß zu verunmöglichen. Die die Sintflut auslösende „Gewalttat“ (smj) ist zwar als solche nicht völlig ausgeschlossen, aber zum einen, was die Tötung von Tieren durch den Menschen anbelangt, nunmehr partiell erlaubt, zum anderen, was die Menschentötung angeht, der einzelfallbezogenen Sanktion durch die Gottheit anheimgestellt. Erst auf diesem Hintergrund kann die Absicht Gottes, durch keine weitere Sintflut die Erde heimzusuchen, ausdrücklich erklärt werden. Dies erfolgt mittels der Bundes-theologie in Gen 9,8–17. 3.3.3 Bundesschluß oder Bundesverheißung (Genesis 9,8–17)? (8)

Und Elohim sprach zu Noah und seinen Söhnen, die bei ihm waren: (9) Ich aber, ich errichte sogleich meinen Bund mit euch und mit euren Nachkommen nach euch (10) und mit allen Lebewesen, die bei euch sind, an Vögeln, an Vieh und an allem Leben der Erde bei euch, von allen (angefangen), die aus der Arche gekommen sind, mit Blick auf alles Leben der Erde.216 (11) Ich errichte meinen Bund mit euch, sodaß niemals wieder alles Fleisch vertilgt werden soll von den Wassern der Sintflut, und keine Sintflut mehr kommen soll, die Erde zu verderben. (12) Und Elohim sprach: Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich jetzt schließe, zwischen mir und euch und allen lebendigen Wesen, die bei euch sind, für ewige Generationen. (13) Meinen Bogen stelle ich (hiermit) in die Wolken; und der soll ein Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde. (14) Wenn ich nun Wolken aufziehen lasse über der Erde, und der Bogen in den Wolken erscheint: (15) Dann will ich meines Bundes gedenken, der zwischen mir und euch besteht und allen lebendigen Wesen, mit allem Fleisch; und das Wasser soll niemals wieder zur Sintflut werden, um alles Fleisch zu verderben. (16) Wenn der Bogen in den Wolken steht, will ich ihn ansehen, um eines ewigen Bundes zu gedenken zwischen Elohim und allen lebendigen Wesen, mit allem Fleisch, was auf Erden ist. (17) Und Elohim sprach zu Noah: Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich errichtet habe zwischen mir und euch und allem Fleisch, was auf Erden ist.

Bereits die oberflächliche Lektüre von Gen 9,8–17 hinterläßt den nicht unberechtigten Eindruck: dem Gedankengang ist nur schwer zu folgen, da es in dem Textstück von Wiederholungen nur so wimmelt, so daß es für den Literarkritiker geradezu ein Eldorado darstellt. Insofern hat es an Versuchen 215 Daß die Differenz der biblischen Sintfluttraditionen gegenüber den mesopotamischen Quellen vor allen Dingen darin besteht, daß der Sintflutstoff nach dem Tun-Ergehen-Zusammenhang interpretiert wird, hat vor allem V. Fritz, „Solange die Erde steht“, 599–614, pointiert für das nichtpriesterschriftliche Stratum herausgestellt. Bei genauerem Hinsehen trifft dies allerdings vor allen Dingen für die Priesterschrift zu, die Sintflutanlaß – also die Verfehlung aller, Mensch wie Tier – mit dem entsprechenden Ergehen – also der Universalkatastrophe – korreliert. In der nichtpriesterschriftlichen Tradition liegen die Dinge indes signifikant anders; s.u. III.3. 216 H. Holzinger, Genesis, 74f, will in v.10b mit LXX ≈rah tyj lkl streichen und hält das m in lkm für eine Dittographie aus μkta.

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nicht gemangelt, hier entsprechend tätig zu werden.217 Aber auch der Formkritiker findet vielfältige Ansatzpunkte, um die literarische Einheitlichkeit von Gen 9,8–17 mit einigermaßen gutem Gewissen zu vertreten.218 Die literarische Analyse der Perikope Gen 9,8–17 ist darüber hinaus zusätzlich mit einem gewichtigen Deutungsproblem verbunden. Der Text enthält zwar klare Gliederungshinweise, ein expliziter Bundesschluß,219 der laufend angekündigt (v.9.11) und dessen Zustandekommen denn auch in v.17 konstatiert wird, ist indes literarisch schwer zu verorten und kommt – wenn überhaupt – nur vermittelst des Bundeszeichens vor.220 Entsprechend wird der Text – literarkritisch reduziert – auch als ursprünglich reiner Verheißungstext interpretiert.221 Die Auffälligkeit, daß sich innerhalb von Gen 9,8–17 drei Redeeinleitungen finden (v.8.12.17), in denen sich die Gottheit zunächst an Noah und seine Söhne wendet (v.8), in v.12 die Adressaten von v.8 durchgehalten werden und die Gottheit in v.17 dann abschließend allein zu Noah spricht, ist nur im Zusammenhang von Gen 8,15–9,17 zu durchschauen, fügt sich 217 R. Smend, Erzählung, 9, hält im Anschluß an J. Wellhausen Gen 9,8–17 für ein von P überarbeitetes Stück aus J; cf. auch K. Budde, Litteratur, 54. G. von Rad hat in seinem Frühwerk (Priesterschrift, 1ff; cf. auch ders., Genesis, 110) zwei Fassungen aus Gen 9,8–17 herauspräparieren können – das Paradebeispiel für seine Gesamtthese von der Zweisträngigkeit der Priesterschrift: „So liegen also zwei vollständige Versionen über das Wesen des Noahbundes vor, ein Textverlust ist nirgends sichtbar“. C. Westermann, Genesis, 631ff, konstatiert in v.11.14–16 Dubletten, die auf die Verarbeitung einer Vorlage von P hinweisen sollen. Die Einheitlichkeit insbesondere von Gen 9,12–17 ist auch von E. Zenger, Gottes Bogen, 105ff, in Zweifel gezogen worden. E. Zenger scheidet v.12b.16f aus. Insbesondere auf die Argumentation von E. Zenger ist einzugehen (s.i.f.), da die Kritik von N.C. Baumgart, Umkehr, 402f, an dieser Stelle nicht durchschlagend ist. M. Witte, Urgeschichte, 144f.333, hält nur v.16f für einen PS-Nachtrag. 218 Für einen geschlossenen Text votieren etwa H. Gunkel, Genesis, 150, der die Wiederholungen auf die ‚große Feierlichkeit‘ des Abschnitts zurückführt, S.E. McEvenue, The Narrative Style, 73ff, O.H. Steck, Todesstrafe, 121f, und N.C. Baumgart, Umkehr, 402f. 219 Es ist im Gefolge der Untersuchungen von E. Kutsch (etwa: Art. tyrb, 345f) oftmals darauf hingewiesen worden, daß der Gehalt des deutschen Wortes „Bund“ als einer wechselseitigen Verpflichtung insbesondere an dieser Stelle der Semantik von tyrb nicht entspricht, so daß hier angemessener von einer einseitigen Selbstverpflichtung bzw. Zusage Elohims auszugehen ist. In diesem Sinne wird im folgenden das Wort „Bund“ aufgefaßt. Einen Überblick zur Bundestheologie bieten: E. Otto, Ursprünge, 2–37; E. Zenger, Bundestheologie, 13–41; J.C. Gertz, Art. Bund. II., 1862–1865. H.-C. Schmitt, Arbeitsbuch, 200–207. J. Day, Why Does God „Establish“ rather than „Cut“ Covenants, 91–109, hat zuletzt die Bundesterminologie der Priesterschrift untersucht und darauf hingewiesen, daß die für P einschlägigen Formulierungen tyrb μyqh (Gen 6,18; 9,9.11.17; 17,7.19.21; Ex 6,4) und tyrb ˆtn (Gen 9,12; 17,2) in deutlicher Differenz zur Wendung tyrb trk, deren kultischer Gehalt – im Gegensatz zur Auffassung von E. Kutsch – nicht aufgehoben werden kann, auf eine opferfreie Bundesvorstellung abzielen. 220 Cf. auch W. Groß, Bundeszeichen, 104. Der eigentliche Bundesschluß wird an verschiedenen Stellen angesetzt. Kandidaten sind v.12f – so etwa W. Groß, a.a.O., 106f, ders., Zukunft für Israel, 52 –, v.13 – so etwa U. Rüterswörden, dominium terrae, 137 – oder auch v.15b – so S.E. McEvenue, The Narrative Style, 77. 221 Cf. C. Levin, Verheißung, 231.

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dann aber in den Gesamtaufbau der die Sintflut abschließenden Gottesreden der Priesterschrift.222 Die vielfältigen Wiederholungen sind durchweg stilistischer Art und keine literarkritisch relevanten Dubletten, ebensowenig findet sich ein echter sachlicher Bruch. Allenfalls springt der Wechsel in die dritte Person in v.16 ins Auge (μyhla), aber auch das ist gut erklärbar. Diese Behauptung gilt es im folgenden zu begründen. Auf die Redeeinleitung in v.8 folgt in v.9–10 die Ankündigung des Bundesschlusses und die Nennung der Bundespartner. Der Bundesschluß wird im futurum instans in Aussicht gestellt (μyqm ynnh).223 Er bezieht sich zunächst auf Noah und seine Söhne, aber auch auf ihre Nachkommen – das Motiv des dauerhaften Bundes v.12b.16b kündigt sich bereits hier an. Genannt werden dann die Tiere, allerdings nur die, die mit aus der Arche herausgekommen sind – also nicht die Fische. Die Aufzählung erfolgt reihend. Der Rückgriff auf den Auszug aus der Arche verbindet auch die Bundesschlußperikope mit der ersten Elohimrede Gen 8,15–19. Auch der Inhalt des Bundes wird in v.11 zunächst im Modus der Ankündigung festgelegt. (μkta ytyrbAta) ytmqhw ist als anknüpfende bzw. wiederaufnehmende Progreßform224 futurisch aufzufassen. In v.17 wird dann entsprechend die erfolgte Einsetzung des Bundes(zeichens) vermerkt.225 Die beiden Zusagen der Gottheit (v.11ab; v.11b) sind durch das einleitende alw voneinander abgesetzt. Dem Sachgehalt nach wird zwar im wesentlichen Identisches ausgesagt. Es handelt sich aber keineswegs um Dubletten, die zu literarkritischen Operationen nötigen würden – zumindest nicht auf der Ebene von PG; allenfalls kann mit der Verarbeitung einer Vorlage gerechnet werden, aber auch das ist u.E. nach nicht hinreichend wahrscheinlich zu machen. Denn S.E. McEvenue hat zu Recht darauf hingewiesen, daß die beiden Bestimmung chiastisch angeordnet und folglich als Einheit zu interpretieren sind:226 222 S.o. II.3.3. C. Levin, Verheißung, 231f. Anm. 127, ders., Der Jahwist, 111f, hat die Redeeinleitungen in Gen 9,8–17 auf verschiedene Wachstumsstufen hin gedeutet und nimmt als PG zugehörigen Textbestand in Gen 9,1–17 lediglich v.8f.11abb an. Indes scheint es fragwürdig, ob es sich in v.11aa tatsächlich um eine sekundäre Wiederaufnahme handelt, die um der Einfügung von v.10 willen nötig geworden sei. Denn v.10 weicht der Sache nach nicht von v.9 ab, sondern weitet die Bundespartnerschaft lediglich auf die Tiere aus; die Anfügung von v.11abb hätte der erneuten Einleitung – die der Erweiterung durch v.10 ohnehin nicht Rechnung trägt – nicht bedurft. 223 Cf. W. Groß, Zukunft für Israel, 51; O.H. Steck, Todesstrafe, 121. 224 Cf. W. Groß, Zukunft für Israel, 51. 225 S.i.f. 226 S.E. McEvenue, The Narrative Style, 73. Die Dubletten in v.11 betont hingegen wieder H. Seebass, Genesis I, 227; cf. auch C. Westermann, Genesis, 631f, der hier die Verarbeitung einer Vorlage vermutet. Hauptindiz hierfür ist das für die Priesterschrift in diesem Zusammenhang ungewöhnliche trk. Der Wechsel von trk und tjv kann aber auch aus literarischen Gründen erfolgt sein. Auf die von S.E. McEvenue angestellten Überlegungen zur Form des Verses gehen beide Autoren nicht ein; s.i.f.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

A dw[ rcbAlk trkyAalw B lwbmh ymm B lwbm dw[ hyhyAalw A ≈rah tjvl Eine vergleichbare Verschränkung von rechtlich relevanten Fällen war bereits in Gen 9,5 zu beobachten. Daß es bei den kunstmäßig verketteten synonymen Verpflichtungen der Gottheit in v.11 lediglich um einen Grundgedanken geht, wird auch mit Blick auf v.15b deutlich. Der Vers nimmt zwar Gen 6,17a zum Teil wörtlich auf:227 Gen 6,17a rcbAlk tjvl Gen 9,15b rcbAlk tjvl

≈rahAl[ μym lwbmhAta lwbml μymh

aybm ynnh ynaw dw[ hyhyAalw

Zugleich gilt aber Gen 9,15b kotextuell als Realisierung der Ankündigung von v.11 (ytmqhw); der Verfasser kann also auch in einem Satz (v.15b) sagen, was er in der Ankündigung (v.11) breiter ausmalt. Da v.15b literarisch von Gen 6,17a abhängt, hat man in v.11 weniger mit einer zusätzlichen Vorlage zu rechnen, die dort verarbeitet wurde, als vielmehr mit einer Aufweitung von v.15b, und zwar bei gleichzeitigem Rückgriff auf Gen 6,17f. Daß gerade diese Option nicht zu vernachlässigen ist, zeigt sich daran, daß auch die Verpflichtung in v.11 direkt auf den P-Prolog der Sintfluterzählung Bezug nimmt.228 Im Hintergrund von v.11 steht wohl Gen 6,17.18a, denn das Material wird chiastisch rezipiert:229 A ≈rahAl[ μym lwbmhAta aybm ynnh ynaw (6,17.18a)

[wgy ≈rabArva lk μymvh tjtm μyyj jwr wbArva rcbAlk tjvl B ˚ta ytyrbAta ytmqhw B μkta ytyrbAta ytmqhw (9,11) A lwbmh ymm dw[ rcbAlk trkyAalw ≈rah tjvl lwbm dw[ hyhyAalw

227 Den Bezug zwischen beiden Stellen könnte der Verfasser zusätzlich durch die chiastische Verschränkung von lwbm und μym unterstrichen haben. 228 Cf. die Auflistung der Lexementsprechungen bei S.E. McEvenue, The Narrative Style, 73. 229 Cf. auch die instruktive Übersicht bei E. Zenger, Gottes Bogen, 113. Der Bezug zwischen Gen 6,18 und 9,10ff wird von H. Seebass, Genesis I, 212, mit dem Argument in Frage gestellt, daß sich die tyrb in Gen 6,18 an Noah richte, in Gen 9,10ff hingegen die Nachkommen einbeziehe. Die inhaltlich differierende Füllung und die unterschiedliche Adressierung ändert allerdings nichts an dem literarisch deutlichen Inklusionscharakter von Gen 6,18 und Gen 9,11. Zudem macht es die chiastische Rezeption von Gen 6,17f in 9,11 sehr unwahrscheinlich, daß es sich in v.11aa um eine literarkritisch relevante Wiederaufnahme handelt, die im Zusammenhang einer Aufweitung von v.9f steht; gegen C. Levin, Verheißung, 230 Anm. 119, u.a.

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Damit stellen Gen 6,17f und 9,11 eine Rahmung der Sintfluterzählung dar.230 Die enge literarische Zusammenbindung von Flutprolog und Gen 9,11.15b läßt den Schluß zu, daß Gen 9,8–17 zumindest in den wesentlichen Zügen – also auch einschließlich der mehrfachen Redeeinleitungen – zu PG zu rechnen ist; dies wurde auch bereits an anderer Stelle deutlich.231 Nach den Ankündigungen des Bundesschlusses in Gen 9,9.11 kreist Gen 9,12–17 insgesamt um das Thema des Bundeszeichens. Wenn überhaupt, dann wird im Modus der Einsetzung des Zeichens der ab v.9 unter Festlegung der Partner und des materialen Gehaltes angekündigte Bundesschluß vollzogen. Wir hatten bereits darauf hingewiesen, daß die Verortung des expliziten Bundesschlusses ein Interpretationsproblem des Abschnitts darstellt. Da der Verfasser von Gen 9,12–17 mit deutlichen formalen Gliederungshinweisen nicht gespart hat,232 versuchen wir, mittels formanalytischer Beobachtungen zu einem Lösungsvorschlag zu gelangen. Zunächst ist festzuhalten, daß Gen 9,12 und 9,17 einen Rahmen bilden, auch wenn in v.17 der Adressatenkreis auf Noah eingeschränkt ist. Beide Verse sind weitgehend parallel gestaltet, es ergeben sich allerdings Verschiebungen en détail: Gen 9,12

μyhla rmayw tyrbhAtwa taz ynyb ˆtn ynaArva hyj vpnAlk ˆybw μkynybw μlw[ trdl μkta rva

Gen 9,17

jnAla μyhla rmayw tyrbhAtwa taz ynyb ytmqh rva rcbAlk ˆybw ≈rahAl[ rva

Die – durch Unterstreichung hervorgehobenen – Abweichungen sind alle erklärbar. Sie rühren vor allen Dingen daher, daß beide Verse, wie sich im Fortgang der Untersuchung zeigen wird, über die Rahmung des Abschnitts v.12–17 hinaus noch andere Funktionen haben. Wir nehmen zunächst Gen 9,12 in den Blick, denn der Vers steht im engen sachlichen Zusammenhang mit dem folgenden v.13. Der Konnex zwischen beiden Versen wird vom Verfasser auch formal durch die übliche Manier hervorgehoben:233 230 Eine weitere Rahmung ist durch die chiastische Rezeption von Gen 6,10 in 9,18*.19 gegeben; s.o. II.3.1. Die doppelte Rahmung der Sintfluterzählung von P ist dabei insgesamt wiederum chiastisch angelegt: A: Gen 6,10; B: Gen 6,17f; B’: Gen 9,11.15b; A’: Gen 9,18f. 231 S.o. II.3.3. 232 Daß Gen 9,12–17 eine Ringkomposition darstellt, betont auch H. Seebass, Genesis I, 206. Einen detaillierten Vorschlag zur Form von Gen 9,12–17 hat S.E. McEvenue, The Narrative Style, 75ff (bes. 77), vorgelegt. S.E. McEvenue versucht v.15b als Zentrum einer konzentrischen Textanlage zu erweisen, der zugleich die eigentliche Selbstverpflichtung, den Eid Elohims bieten soll. Überlegungen zur Komposition finden sich auch bei W. Groß, Bundeszeichen, 104ff; s.i.f. 233 W. Groß, Bundeszeichen, 106f, ders., Zukunft für Israel, 52, spricht lediglich von einer Korrespondenz der beiden Verse.

88

Die Priesterschrift in der Urgeschichte

A tyrbhAtwa taz μyhla rmayw B μlw[ trdl μkta rva hyj vpnAlk ˆybw μkynybw ynyb ˆtn ynaArva B ˆn[b yttn ytvqAta A ≈rah ˆybw ynyb tyrb twal htyhw Gerade diese enge literarische Verknüpfung ist aber für die Interpretation des Bundesschlusses von außerordentlicher Wichtigkeit. Es wird deutlich, daß beide Vorgänge auf derselben zeitlichen Ebene liegen. In Gen 9,13 handelt es sich – nach dem Partizip ˆtn yna in v. 12 – um einen präsentisch zu übersetzenden Koinzidenzfall.234 Der eigentliche Bundesschluß findet in v.12f statt. Hat v.12 innerhalb von 9,8–17 eine Doppelfunktion –, nämlich zum einen Element des Rahmens zu sein, zum anderen zusammen mit v.13 eine literarische Einheit zu bilden –, dann erklärt sich auch eine Abweichung mit Blick auf v.17. Das differierende ˆtn yna und ytmqh ergibt sich aus dem jeweiligen Kotext. Gen 9,12 (ˆtn yna) dient als Vorbereitung von v.13 (yttn), während Gen 9,17 (ytmqh) das Gesamtresumée zieht235 und v.9.11 aufnimmt (μyqm ynnh; ytmqhw). Die bisherige Analysetechnik bewährt sich bei den verbleibenden v.14– 16, die den Blick auf das zukünftige, der Selbstverpflichtung gemäße Verhalten Gottes richten und damit den genaueren Sinn des Bundeszeichens offenlegen. Denn auch diese Einheit ist literarisch auf die schon gewohnte Art und Weise zusammengebunden. Auf den ersten Blick zerfällt der Abschnitt in zwei Teile (v.14f; v.16), die im wesentlichen parallel angeordnet sind und jeweils durch hyhw bzw. htyhw eingeleitet werden. Eine Sonderstellung kommt allein v.15b zu – die Differenzen sind wiederum unterstrichen: Gen 9,14f

htarnw ≈rahAl[ ˆn[ ynn[b hyhw ˆn[b tvqh μkynybw ynyb rva ytyrbAta ytrkzw rcbAlkb hyj vpnAlk ˆybw

Gen 9,16

hytyarw ˆn[b tvqh htyhw μyhla ˆyb μlw[ tyrb rkzl rcbAlkb hyj vpnAlk ˆybw ≈rahAl[ rva

lwbml μymh dw[ hyhyAalw rcbAlk tjvl 234 Cf. etwa U. Rüterswörden, dominium terrae, 137, mit Nennung älterer Literatur; dem schließt sich jetzt auch W. Groß, Zukunft für Israel, 52, an – eine Korrektur des in einer früheren Publikation noch schwankenden Urteils: ders., Bundeszeichen, 107 (cf. aber S. 104). Es dürfte sich um einen Gen 1,29; 9,3b analogen Fall handeln. Anders etwa S.E. McEvenue, The Narrative Style, 75, H. Seebass, Genesis I, 227, O.H. Steck, Todesstrafe, 121, die yttn als Erläuterung von v.12 perfektisch übersetzen. 235 Mit Blick auf die Verbform ytmqh liegt an dieser Stelle, anders als in v.13, keine Koinzidenz von Sprechakt und Handlung vor; cf. W. Groß, Zukunft für Israel, 52; O.H. Steck, Todesstrafe, 119.

Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9)

89

Zweifellos bildet Gen 9,15b (rcbAlk tjvl lwbml μymh dw[ hyhyAalw), der in dem v.14.15a parallelen v.16 keine Entsprechung hat, das Zentrum von v.14–16 – darin ist S.E. McEvenue zuzustimmen.236 Er greift – wir hatten darauf hingewiesen – der Sache nach auf v.11 zurück,237 also auf die in Aussicht gestellte Selbstverpflichtung Elohims, die mit der Setzung des Bundeszeichens als ratifiziert gelten kann. Die Zentralposition von v.15b hat der Verfasser nun zusätzlich dadurch unterstrichen, daß er die Elemente har und ˆn[b tvqh (v.14.16aba) chiastisch anordnet: A

htarnw ≈rahAl[ ˆn[ ynn[b hyhw B ˆn[b tvqh rcbAlkb hyj vpnAlk ˆybw μkynybw ynyb rva ytyrbAta ytrkzw D rcbAlk tjvl lwbml μymh dw[ hyhyAalw B ˆn[b tvqh htyhw A hytyarw ≈rahAl[ rva rcbAlkb hyj vpnAlk ˆybw μyhla ˆyb μlw[ tyrb rkzl Die Kompositionsstruktur von Gen 9,8–17 sieht also folgendermaßen aus:

Ankündigung + Bundespartner

Inhalt

Rahmung (v.17) Bundesschluß

rmal wta wynbAlaw jnOAla μyhla rmayw (8) μkta ytyrbAta μyqm ynnh ynaw (9) μkyrja μk[rzAtaw μkta rva hyjh vpnAlk taw (10) μkta ≈rah tyjAlkbw hmhbb πw[b ≈rah tyj lkl hbth yaxy lkm μkta ytyrbAta ytmqhw (11) A dw[ rcbAlk trkyAalw B lwbmh ymm B lwbm dw[ hyhyAalw A ≈rah tjvl (12) A tyrbhAtwa taz μyhla rmayw B hyj vpnAlk ˆybw μkynybw ynyb ˆtn ynaArva μlw[ trdl μkta rva (13) B ˆn[b yttn ytvqAta A ≈rah ˆybw ynyb tyrb twal htyhw

236 S.E. McEvenue, The Narrative Style, 77. Die Einheit reicht aber eben nur von v.14 bis v.16 und umfaßt nicht v.13–16; v.13 ist formal keineswegs eingebunden, wie S.E. McEvenue, a.a.O., in seiner Kompositionsskizze nahelegt. S.E. McEvenue stellt bei seiner Analyse um der Integration von v.13 willen das Element ˆn[b tvqh in v.14 nicht in Rechnung, das aus der von ihm angenommenen literarischen Struktur – „a curious mixture of panel-writing and of palistrophe“ (a.a.O., 77) – herausfällt bzw. diese verunmöglicht. 237 Ein analoger Fall ist die übergreifende Verbindung von Gen 8,17b und Gen 9,7; s.o.

90

Die Priesterschrift in der Urgeschichte

htarnw ≈rahAl[ ˆn[ ynn[b hyhw (14) (15) B ytyrbAta ytrkzw ˆn[b tvqh rcbAlkb hyj vpnAlk ˆybw μkynybw ynyb rva C rcbAlk tjvl lwbml μymh dw[ hyhyAalw (16) B ˆn[b tvqh htyhw A hytyarw hyj vpnAlk ˆybw μyhla ˆyb μlw[ tyrb rkzl ≈rahAl[ rva rcbAlkb tyrbhAtwa taz jnAla μyhla rmayw ≈rahAl[ rva rcbAlk ˆybw ynyb ytmqh rva

Zusicherung für A die Zukunft

Rahmung (v.12)

Daß es sich hier literarisch um einen in sich geschlossenen Wurf handelt, dürfte mehr als wahrscheinlich sein. Zumal auf diesem Hintergrund weitere Verklammerungen zu konstatieren sind, die die Einheitlichkeit von v.12–17 zusätzlich untermauern und Darstellungsnuancen des Verfassers erklären. Zunächst eine Beobachtung, die die Ebene der wohl rein kunstmäßigen Gestaltung betrifft und sich nochmals auf Differenzen zwischen den Rahmenzeilen von Gen 9,1–17 bezieht. Vergleicht man nämlich die Rahmenverse v.12 und v.17, so ist festzustellen, daß die Bundespartner teilweise unterschiedlich bezeichnet werden. In v.12ab wird der Bund zwischen hyj vpnAlk ˆybw μkynybw ynyb geschlossen, in v.17bb hingegen als zwischen ≈rahAl[ rva rcbAlk ˆybw ynyb vollzogen behauptet. Der Wechsel läßt nun nicht auf eine literarische Schichtung schließen, sondern erscheint in einem anderen Licht, wenn man zusätzlich in Rechnung stellt, daß in dem Binnenrahmen des Abschnitts v.14–16 die v.14.15a und v.16 nicht nur jeweils die beiden Bezeichungen rcbAlkb hyj vpnAlk (v.15ab; v.16b), die der Verfasser im äußeren Rahmen verwendete, auftauchen, sondern in v.15ab die Formulierung von v.12ab, in v.17bb die von v.16b aufgenommen wird. Es liegt somit eine ausgesprochene Regelmäßigkeit vor:238 v.12ab v.15ab

hyj vpnAlk ˆybw μkynybw ynyb rcbAlkb hyj vpnAlk ˆybw μkynybw ynyb

238 Damit fällt auch ein Licht auf die spezifische Formulierung von Gen 9,13b, wo als Bundespartner nur Gott und die Erde auftauchen: die intendierte Komposition soll nicht gestört werden. Auch v.15b kann in diesem Zusammenhang vernachlässigt werden, da sich hier rcbAlk nicht auf die Bundespartner, sondern auf eine Vernichtungsaussage bezieht. Zur Semantik von rcbAlk innerhalb der Priesterschrift cf. H.-J. Stipp, „Alles Fleisch“, 172f.181. rcbAlk bezeichnet sowohl Tiere, und zwar nur Land- und Lufttiere, als auch Menschen. Eine besondere Schwierigkeit stellt allerdings das beth essentiae in v.16b dar. Wenn hyj vpnAlk an dieser Stelle nur die Tiere bezeichnen sollte – hyj vpnAlk wird als Teilmenge von rcbAlk genannt –, dann würde sich der dauerhafte Gottesbund an dieser Stelle nur auf die Tierwelt beziehen. Es handelt sich, das sei ausdrücklich festgehalten, um ein Interpretationsproblem, daß durch die Annahme literarischer Schichtung auch nicht gelöst wäre.

Die Komposition der priesterlichen Sintfluterzählung (Genesis 6–9)

v.16b v.17bb

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≈rahAl[ rva rcbAlkb hyj vpnAlk ˆybw μyhla ˆyb ≈rahAl[ rva rcbAlk ˆybw ynyb

Der Binnenrahmen in v.15f bietet eine Kombination von Elementen der äußeren Rahmung v.12.17, zugleich werden aber auch v.12 und v.15 sowie v.16 und v.17 zusammengebunden. Von größerem Gewicht sind natürlich einige Eigenheiten, die die Verwendung des für den gesamten Abschnitt maßgeblichen Lexems betreffen, also die tyrb, die – gewiß nicht zufällig – insgesamt siebenmal239 vorkommt. Diese wird nun im Ankündigungsteil v.8–11 als Bund Gottes, „mein Bund“ (ytyrb), und nur so bezeichnet (v.9.11). Anders liegen die Dinge hingegen in v.12–17: tyrb wird fünfmal erwähnt – aber mit entsprechenden Variationen. Eine Übersicht soll das Problem verdeutlichen und zugleich eine Erklärungsmöglichkeit anbieten:

tyrbhAtwa taz A v.12 B v.13 tyrb twal C v.15 ytyrb B v.16 μlw[ tyrb A v.17 tyrbhAtwa taz Die Belege in den Rahmenzeilen A (v.12.17) sind identisch: der Verfasser verbindet das Demonstrativpronomen jeweils mit der determinierten tyrb. Anders liegen die Dinge in v.13 und v.16 (B), und zwar insofern er tyrb jetzt jeweils indeterminiert konstruiert. Im Zentrum C (v.15) steht dann die durch das Suffix der 1. Pers. determinierte tyrb.240 Besonderes Interesse wecken natürlich die beiden indeterminierten Belege der tyrb. Deswegen sei hier ein Deutungsversuch gewagt. Während in v.12 und v.13a das Zeichen der bereits angekündigten und von daher an dieser Stelle zu Recht determinierten tyrb benannt (tyrbhAtwa taz), d.h. mit dem Bogen in den Wolken identifiziert und der Bund damit geschlossen wird, zielt v.13b auf die zukünftig (htyhw) gültige Funktion des Bogens als eines Bundeszeichens ab – es kann also noch andere Bundeszeichen geben241 – und leitet damit be239 Ebenso wie das Lexem arb in Gen 1,1–2,4a siebenmal und erkennbar strukturierend verwendet wurde; s.o. II.1.1. Dasselbe gilt auch für das Stichwort lwbm innerhalb der priesterschriflichen Sintflutperikope: Gen 6,17; 7,6f; 9,11(bis).15.28. 240 Die Nähe zu v.11 ist in v.15 ohnehin durch v.15b gegeben. 241 tyrbAtwa ist nur in Gen 9,16 und Gen 17,11 belegt und hat an beiden Stellen dieselbe Funktion – ungeachtet der literarischen Probleme der Abrahamsberit in Gen 17. Gerade das Bundeszeichen Gen 17,9ff könnte ein Nachtrag sein. Eine Gen 9,12f vergleichbare Einsetzung eines Bundeszeichens findet sich in Gen 17,9ff allerdings nicht; tyrbhAtwa ist nur in Gen 9,12.17 belegt.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

reits zu v.14 über. Eine vergleichbare Interpretation legt sich auch in v.16 nahe. Gott sieht den Bogen in den Wolken, um sich an einen dauerhaften Bund zu erinnern, d.h. der hier geschlossene Bund gehört zur Klasse μlw[ tyrb.242 Trifft diese Deutung zu, dann erklärt sich auch der folgende Wechsel in die dritte Person (μyhla): es handelt sich um einen Bund, der zur Gattung „dauerhafter Gottesbund“ gehört – Gott tritt zu seinem Handeln gewissermaßen in exzentrische Positionalität. Wenn diese Interpretation zutrifft, dann hat der Verfasser von Gen 9,8– 17 das Lexem tyrb auf eine gezielte und systematische Art und Weise verwendet. Sowohl die Siebenzahl als auch die Anordnung der tyrb sprechen für eine von vorneherein einheitliche Konzeption der Bundesschlußperikope der Priesterschrift.243 Auf diesem Hintergrund kann auch erklärt werden, wieso die μlw[ tyrb erst in v.16 auftaucht: Siebenzahl und kompositionelle Setzung sollen nicht durchbrochen werden. Allerdings fällt die μlw[ tyrb auch nicht aus heiterem Himmel, sondern ist vom Verfasser vorbereitet worden, und zwar zum einen in v.9, der das Motiv der Dauer über die Nachkommen gewissermaßen einführt (μkyrja μk[rz), und dann in v.12, der direkt das einschlägige Stichwort μlw[ verwendet, es allerdings – in Aufnahme von v.9 – zunächst mit der Generationenfolge verbindet (μlw[ trdl), bevor es – gleichsam als Höhepunkt – in v.16 mit der tyrb kombiniert wird. Mit dieser Linie sind wir auch schon bei der Fortsetzung der Priesterschrift nach der Sintflut angelangt. Denn schon das Stichwort μkyrja μk[rz aus v.9 drängt geradezu auf die Völkertafel hin.

4. Die Komposition der priesterschriftlichen Völkertafel (Genesis 10*) Die Komposition der priesterschriftlichen Völkertafel (Gen 10) (1) Dies

sind die toledot der Söhne Noahs Sem, Ham und Japhet, und es wurden ihnen Söhne geboren nach der Flut. (2) Die Söhne Japhets: Gomer und Magog und Madaj und Jawan und Tubal und Meschek und Tiras. (3) Und die Söhne Gomers: Aschkenas und Rifat und Togarma.

242 Dieselbe Verwendungsweise dürfte an allen Belegstellen von μlw[ tyrb vorliegen; im PKontext: Gen 17,7.13.19; Ex 31,16; cf. auch Ez 16,60; 37,26. 243 Im Gegensatz zur Einheitlichkeit der Bundesschlußperikope in Gen 9 ist die Sachlage in Gen 17 bekanntermaßen erheblich komplexer; cf. etwa die Analyse und Übersicht bei S.E. McEvenue, The Narrative Style, 145ff.192; K. Grünwaldt, Exil und Identität, 18ff (cf. J.C. Gertz, Rez. von K. Grünwaldt, 155–159); H. Seebass, Genesis II, 111f. B. Ziemer, Abram – Abraham, 277, rechnet zuletzt überhaupt nicht mehr mit der Priestergrundschrift innerhalb der Erzvätererzählungen und spricht auch Gen 17 PG zugunsten einer ins 400. Jh. v.Chr. zu datierenden Endkompositionsschicht generell ab.

Die Komposition der priesterschriftlichen Völkertafel (Gen 10)

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(4)

Und die Söhne Jawans: Elischa und Tarsis[, Kittim und Rhodanim].244 (5) Von diesen verzweigten sich die Gestade der Völker, in ihren Ländern – jeder nach seiner Sprache – nach ihren Sippen, in ihren Völkern. (6) Die Söhne Hams: Kusch und Ägypten und Put und Kanaan. (7) Die Söhne Kuschs: Seba und Hawila und Sabta und Ragma und Sabtecha. Die Söhne Ragmas: Schaba und Dedan. … (20) Dies sind Hams Söhne nach ihren Sippen, nach ihren Sprachen, in ihren Ländern, in ihren Völkern. … (22) Die Söhne Sems: Elam und Assur und Arpachschad und Lud und Aram. (23) Und die Söhne Arams: Uz und Chul und Geter und Masch. … (31) Dies sind die Söhne Sems nach ihren Sippen, ihren Sprachen, in ihren Ländern nach ihren Völkern. (32) Dies sind die Sippen der Söhne Noahs nach ihren Geschlechtern, in ihren Völkern, und von diesen verzweigten sich die Völker auf der Erde nach der Flut.

Die Völkertafel in Gen 10 enthält deutlich heterogene Stoffe. Lassen sich diese noch einigermaßen sicher abgrenzen245 – das Textstratum, das gut erkennbar die Grundstruktur der Völkerliste bereitstellt, umfaßt Gen 10,1– 4a.5–7.20.22f.31f, dem dann Gen 10,8–19.21.24–30 gegenüberstehen –, so ist doch ihr literarischer Charakter und ihre Zuordnung umstritten. Wir rechnen mit einer der Priesterschrift zugehörigen Grundschicht und mit einer redaktionellen Ergänzungsschicht. In diesem Zusammenhang geht es uns allerdings nur um die Analyse der P-Anteile. Die Eigenart von Gen 10,8–19.21.24–30 wird an anderer Stelle ausführlich untersucht.246 Aufgrund der vorangegangenen Beobachtungen zu den priesterschriftlichen Texten, insbesondere aufgrund der eindeutigen Zuordnung von Gen 9,18f* zu PG, ist eine Fortsetzung in Gen 10* geradezu unabdingbar.247 Wo diese zu suchen ist, zeigt sich bereits anhand der literarisch-formalen Hinweise im Text. Die bisher untersuchten priesterschriftlichen Anteile an der Urgeschichte zeichnen sich durch eine gewisse Regelmäßigkeit aus. Zunächst sind wichtige Textblöcke alle mit einem chiastisch aufeinander bezogenen Rahmen versehen. Dies gilt für Gen 1,1 und Gen 2,4a, aber auch für Gen 6,10 und Gen 9,18f*. Mit vergleichbaren literaturtechnischen Ambitionen ist denn auch die Völkertafel in Gen 10*, genauer: das Über- und Unterschriftensy244 Mit der gängigen Konjektur nach Sam, LXX, 1 Chr 1,7; cf. BHS. Bei den Kittim und Rhodanim könnte es sich um einen Zusatz handeln (cf. etwa H. Seebass, Genesis I, 254.265), wie der in der PG-Völkertafel Gen 10* ungewöhnliche asyndetische Anschluß nahelegt. 245 Cf. etwa zur Abgrenzung und den einschlägigen literarkritischen Argumenten J. Wellhausen, Composition, 4ff; A. Dillmann, Genesis, 163; H. Holzinger, Genesis, 93; H. Gunkel, Genesis, 84. Die Argumente für die literarische Unterscheidung liegen auf der Hand: Neben den regelmäßig differierenden Einleitungen – statt des Nominalsatzes v.2–4.6f.22f steht der invertierte Verbalsatz mit dly v.8.21.23–26 – finden sich Dubletten (v.21 || v.22; v.7 || 28f). Umstritten ist innerhalb des P-Stratums allenfalls die Zugehörigkeit von v.1b.4b.5*. 246 S.u. III.5. 247 S.o. II.3.1. Ganz der Priesterschrift abgesprochen wird Gen 10* in neuerer Zeit von C. Levin, Jahwist, 121ff; D. Carr, Fractures, 99ff; R.G. Kratz, Komposition, 239.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

stem gestaltet. Schon Gen 10,1, die Fortsetzung von Gen 9,18f*, hat eine deutlich strukturierende Funktion für die gesamte Völkertafel, und zwar in zweierlei Hinsicht. Zunächst ist Gen 10* mit einer Rahmung versehen, insofern Gen 10,32 auf Gen 10,1 zurückverweist. Dabei kongruieren beide Verse aber nicht nur durch das jeweils abschließende lwbmh rja, sondern auch durch die chiastische Verschränkung der Lexeme tdlwt und jnAynb:248 A tdlwt hlaw (10,1) B lwbmh rja μynb μhl wdlwyw tpyw μj μv jnAynb B jnAynb tjpvm hla (10,32) A lwbmh rja ≈rab μywgh wdrpn hlamw μhywgb μtdlwtl Sodann ist durch die Überschrift Gen 10,1 die Gliederung der Völkertafel vorgegeben, der als Gliederungsprinzip die seit Gen 5,32 sattsam bekannte Trias Sem, Ham und Japhet zugrunde liegt. Die Abfolge der Noahsöhne wird in der Völkertafel allerdings umgekehrt:249 A μv jnAynb tdlwt hlaw (10,1) B μj C tpyw C tpy ynb (10,2) B μj ynb (10,6) A μv ynb (10,22) Es steht natürlich außer Frage, daß für die Inversion nicht nur die reine literaturtechnische Spielerei als Motiv in Frage kommt, sondern noch weitere Sachgründe namhaft gemacht werden können. Zum einen ist die Abfolge der Noahsöhne der Quantität nach angeordnet: Japhet werden zwölf Nachkommen250 zugeschrieben, Ham elf und Sem neun.251 Zum anderen ist die 248 Gen 10,1b wird mitunter zu den sekundären Stücken zu P bzw. – bei Annahme zweier ursprünglich eigenständiger Quellen dem Systemzwang folgend – gleich zu J gerechnet; cf. etwa J. Wellhausen, Composition, 5; H. Gunkel, Genesis, 84; J. Skinner, Genesis, 195.207; C. Westermann, Genesis, 673.686; H. Seebass, Genesis I, 255.265. Einsichtig ist dies im Gefolge von Gen 9,18f*.28f und der Entsprechungen, die zwischen v.1b und v.32b bestehen, allerdings nicht. Für die Zugehörigkeit zu P sprechen sich etwa K. Budde, Eine übersehene Textherstellung, 277ff; O. Procksch, Genesis, 76; M. Noth, Überlieferungsgeschichte des Pentateuch (Stuttgart 1948), 17; P. Weimar, Jakobsgeschichte, 192f, aus. – Auf die Entsprechung des Lexems tdlwt weist etwa auch S. Tengström, Toledotformel, 21f, hin. 249 Dies ist für die Gestaltung der Fortsetzung im Anschluß an die Toledotformel alles andere als ungewöhnlich. Cf. Gen 6,9 (s.o. II.3.1); 11,10.27. 250 Ohne die (coni.) μyndrw μytk in v.4b. 251 Immerhin ein Argument gegen die These, man habe es in Gen 10* mit einer priesterschriftlichen Redaktion und nicht mit einer Quelle zu tun. Die Aufzählung der Nachkommen Sems

Die Komposition der priesterschriftlichen Völkertafel (Gen 10)

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Liste auf Fortsetzung hin angelegt, denn sie zielt auf Sem ab, dessen Genealogie Gen 11,10–26, die – ebenso wie der Sem-Abschnitt der Völkertafel – von Sem bis hin zu Terach neun Glieder aufweist, sich an Gen 10* anschließt und für den Terach-Stammbaum Gen 11,27ff, letztlich also für die Einführung Abrams benötigt wird.252 Aber immerhin: man hat die Aufzählung in der Einleitung v.1 nicht dem Aufbau der Liste angepaßt, so daß die chiastische Verschränkung der Namen zwischen Überschrift und Ausführung wohl nicht zufällig geschah. Die einzelnen Blöcke v.2–5 (Japhet); v.6f.20 (Ham) und v.22f.31 (Sem) werden jeweils mit einer Unterschrift (v.5.20.31) versehen, die in einem einigermaßen durchsichtigen literarischen Verhältnis zueinander stehen. Von den drei Unterschriften sind nur die den Ham- (v.20) und Semblock (v.31) abschließenden im wesentlichen – sieht man von den wechselnden Präpositionen μhywgb (v.20) bzw. μhywgl (v.31) einmal ab – identisch, die Unterschrift zu Japhet (v.5) fällt hingegen aus dem Schema253 heraus. Der Grund für die Differenz ist leicht auszumachen, denn die Näherbestimmungen von v.5 werden in v.20.31 invertiert aufgenommen: A μywgh yya wdrpn hlam (10,5) B μtxrab C wnvll vya D μtjpvml A μhywgb D μtjpvml [μvAynb] μjAynb hla (10,20[.31]) C μtnvll B μtxrab A μhywgb [l] Daß in Gen 10,5 das A-Element μywg doppelt auftaucht, hängt mit der Sonderstellung des Verses zusammen. Denn die Funktion von Gen 10,5 erschöpft sich nicht in der Vorgabe der wesentlichen Stichworte für die chiastische Verschränkung der Teilunterschriften Gen 10,20.21. Darüber hinaus liefert sie auch Material, das dann auf die übliche Art und Weise in der Generalunterschrift Gen 10,32 aufgegriffen wird: beschränkt sich in der zweiten Generation auf Aram. Insofern wird eine Dublette zu Gen 11,10–26 vermieden – allerdings mit einer Einschränkung: in Gen 11,10–26 wird Arpachschad doch wohl als Erstgeborener vorausgesetzt, während dies in Gen 10,22 nicht der Fall ist. 252 Cf. etwa A. Dillmann, Genesis, 163, der analog auch auf Gen 25,12ff; 36,1ff verweist, wo ebenfalls zunächst die Nebenreihen abgehandelt werden, bevor die Hauptlinie fortgesetzt wird, und H. Seebass, Genesis I, 255. 253 Deswegen ist oftmals als Angleichung an v.20.31 die Einfügung von tpy ynb hla empfohlen worden (cf. etwa J. Wellhausen, Composition, 5; BHS) – eine völlig überflüssige Gleichmacherei.

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Die Priesterschrift in der Urgeschichte

A μtxrab μywgh yya wdrpn hlam (10,5) B μhywgb μtjpvml wnvll vya B μhywgb μtdlwtl jnAynb tjpvm hla (10,32) A lwbmh rja ≈rab μywgh wdrpn hlamw In Gen 10,32a bilden die mit Gen 10,5b übereinstimmenden Elemente tjpvm und μywg einen Rahmen um die μtdlwtl jnAynb, die, wie gesehen, chiastisch auf Gen 10,1 zurückverweisen. Gen 10,32 nimmt also sowohl die Gesamtüberschrift v.10 als auch die Teilunterschrift v.5, von der wiederum die weiteren Teilunterschriften v.20.31 abhängen, auf. Die Völkertafel wurde also durch ein eng verknüpftes System von Über- und Unterschriften strukturiert. Nach welchen Prinzipien funktionieren nun des Näheren die materialen Einträge? Zunächst ist festzuhalten, daß die Aufzählung der einzelnen Glieder der Völkertafel, anders als die narrativen Genealogien in Gen 5 und Gen 11*, im strikten Nominalstil erfolgt. Das formale Anordnungsprinzip der Einträge sieht im Japhet-Abschnitt wie folgt aus: zuerst werden die direkten Nachkommen aufgelistet (v.2). Der Anschluß der folgenden Generation geschieht sodann in genau der Reihenfolge (v.3 Gomer; v.4 Jawan), die durch die vorangehende Aufzählung vorgegeben ist.254 Bei Ham wird nur der in v.6 erstplazierte Eintrag Kusch aufgegriffen (v.7), aber dafür um eine zusätzliche Generation (Ragma) weitergeführt. Von den Söhnen Sems (v.22) werden dann nur noch die direkten Nachkommen Arams aufgezählt (v.23). Die Auflistung der für den Fortgang wesentlichen Nachkommen Arpachschads bleibt Gen 11,10ff vorbehalten. Damit erweist sich PG auch in Gen 10 als literarisch durchstrukturierter Text. Er stellt die Grundlage für alles weitere dar.

254 Es handelt sich hier um Namen von Völkern. Schwer zu identifizieren ist allein der alttestamentlich nicht verifizierbare Name Tiras; cf. Y.B. Tsirkin, Japhet’s Progeny, 119.

III. Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

1. Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24) Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24) Es gehört zu den grundlegenden Einsichten der historischen Kritik am Alten Testament, daß in Gen 1,1–2,4a und Gen 2,4b–3,24 nicht nur zwei unterschiedliche Vorstellungen über die Entstehung der Welt und des Menschen aufeinandertreffen, sondern daß diese auch literarisch auf verschiedene Hände zurückgehen. Auf dem Hintergrund dieser Einsicht stellt sich dann aber auch wieder die Frage, wie sich die beiden Berichte zueinander verhalten. Die Untersuchung des priesterschriftlichen Textbereichs innerhalb der Urgeschichte hatte die vorzügliche Einbindung auch und gerade des priesterschriftlichen Schöpfungsberichts Gen 1,1–2,4a in diesen literarischen Zusammenhang bestätigt. Welche Funktion hat demgegenüber die Einfügung von Gen 2,4b–3,24 und wie ist das literarische Verhältnis der beiden Texte zu beurteilen? Dieser Frage geht die folgende Untersuchung nach. Sie konzentriert sich dabei auf die literarischen Probleme des nichtpriesterschriftlichen Berichts von Schöpfung und Fall und erörtert die gewichtigen traditionsgeschichtlichen Fragen nur am Rande.1 Nimmt man die gegenwärtige Forschungslage hinsichtlich der literarischen Einschätzung von Gen 2,4b–3,24 in den Blick,2 so ist – vereinfacht gesprochen – zum einen eine intensivierte literar- und redaktionskritische Differenzierung festzustellen, die sich sowohl auf die literarische Binnenentwicklung, vor allen Dingen, was das grundlegende Verhältnis von Schöpfungs- und Fallerzählung anbelangt, als auch auf die Einbindung von P erstreckt,3 zum anderen wird aber auch dezidiert – sei es nun mit Blick 1 Cf. hierzu jetzt die umfassende Präsentation des Materials bei T. Stordalen, Echoes of Eden, und die Untersuchung von B. Trimpe, Schöpfung; cf. auch H. Pfeiffer, Der Baum II, 1–16; O. Keel/S. Schroer, Schöpfung, 142ff. Zur Interpretation von Gen 2f auf dezidiert weisheitlichem Hintergrund cf. zuletzt K. Schmid, Unteilbarkeit, 21ff und die dort genannte Lit. 2 Cf. jetzt die Doxographie von H. Pfeiffer, Der Baum I, 487f, sowie R.G. Kratz/H. Spieckermann, Art. Schöpfer/Schöpfung, 271ff, und zuletzt den Überblick bei F. Hartenstein, „Und sie erkannten“, 281f. Zu den Problemen von Gen 2–3 und entsprechenden Lösungsversuchen cf. auch O.H. Steck, Paradieserzählung, 17–51. Zur älteren Diskussion cf. etwa W. Fuß, Paradieserzählung, 11ff; C. Westermann, Genesis, 255ff. 3 Hier sind etwa die Untersuchungen von P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 112ff; C. Dohmen, Schöpfung; C. Levin, Jahwist, 82ff; M. Witte, Urgeschichte, 53ff.151ff.241ff; D.U. Rottzoll, Schöpfungs- und Fallerzählung I, 481–499; II, 1–15; D.M. Carr, Politics, 577–595; H. Pfeiffer, Der Baum I, 487–500; II 1–16; R.G. Kratz, Komposition, 252ff; H. Spieckermann, Ambivalenzen,

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

auf den möglicherweise selbständigen Text oder auch erst im Anschluß an P – die literarische, wenn auch nicht durchgängig die überlieferungsgeschichtliche Einheitlichkeit des Textes vertreten.4 Unsere Untersuchung setzt nicht bei Gen 2,4b an, dem vieldiskutierten Teilvers, auf den sich die Anschlußprobleme an Gen 2,4a (P) konzentrieren, sondern bei der Verfluchung von Schlange,5 Frau und Mann in Gen 3,14– 19. Dies hat – neben der hermeneutischen Einsicht, daß ätiologische Erzählungen immer von hinten her gelesen werden sollten6 – pragmatische Gründe, denn die Fluchsequenz gehört zu den Schlüsseltexten der nichtpriesterschriftlichen Erzählung – nicht nur mit Blick auf literarkritische Differenzierungen, sondern auch, was das Verhältnis zum priesterschriftlichen Schöpfungsbericht anbelangt. Liest man Gen 3,14–19 im Zusammenhang mit den massiven Segnungen in Gen 1,28–29, so erscheinen erstere als Gegengewicht. Die Fluchsequenz ist darüber hinaus aber auch Programmtext für die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte überhaupt, insofern die Anspielungen in Gen 4,11; 5,29 und 8,21 nicht zu übersehen sind. Und nicht zuletzt gewähren gerade diese poetischen Texte einen Einblick in das kompositorische Können ihres Verfassers, das er aber nicht nur in Gen 3,14–19 einsetzt.7 Wir gehen also von der Formanalyse der Flüche aus und wenden uns anschließend den Kontexten zu. 1.1 Die Flüche (Genesis 3,14–19) (14) Und Jahwe-Elohim sprach zu der Schlange: Weil du dieses getan hast: Verflucht bist du vor allem Vieh und vor allem Getier des Feldes. Auf deinem Bauch sollst du gehen und Staub sollst du essen alle Tage deines Lebens. (15) Und Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen: Er trete dir auf den Kopf, und du schnappe ihm nach der Ferse.

365f, zu nennen. Maßvoll zuletzt J.C. Gertz, Adam, 215–236. Zur Auseinandersetzung mit neueren literarkritischen Entwürfen cf. E. Otto, Paradieserzählung, 173f; E. Blum, Gottesunmittelbarkeit, 9–16.27. Cf. zur Methodik O.H. Steck, Paradieserzählung, 21f. 4 So etwa O.H. Steck, Paradieserzählung, 9–116; W.H. Schmidt, Schöpfungsgeschichte, 194ff; E. Kutsch, Paradieserzählung, 274–289; E. Otto, Paradieserzählung, 167–192; K. Schmid, Unteilbarkeit, 21–39; E. Blum, Gottesunmittelbarkeit, 9–26. 5 Es ist uns bewußt, daß vjn maskulin ist (cf. KBL3, 652) und daß sich daraus entsprechende Folgerungen geschlechtspsychologischer Art mit Blick auf Gen 3 ergeben. Wir verzichten aber trotzdem auf die das hebräische Genus „verdeutschenden“ Neologismen wie „Schlangerich“ (D. Michel, „Ihr werdet sein wie Gott“, 107) oder „der Schlang“ (H. Seebass, Genesis I, 100) und belassen es bei diesem Hinweis. 6 Cf. H. Gunkel, Genesis, 33; K. Schmid, Unteilbarkeit, 25; F. Hartenstein, „Und sie erkannten“, 280f. 7 Auf diesem Wege wird man tatsächlich der Problemanzeige von H. Seebass, Genesis I, 101, der das Fehlen von ‚unbestreitbaren Indikatoren von Einschnitten‘ beklagt, entsprechen können.

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(16)

[Und8] zu der Frau sprach er: Ich werde auch jeden Fall viel machen deine Mühen und deine Schwangerschaft,9 und in Mühe sollst du Kinder gebären. Und nach deinem Mann gehe dein Verlangen, und er soll über dich herrschen. (17) Und zu dem Menschen sprach er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört hast, und du von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir befohlen hatte: du sollst nicht von ihm essen: Verflucht ist der Ackerboden um deinetwillen; mit Mühe sollst du von ihm essen alle Tage deines Lebens; (18) und Dorn und Distel soll er für dich sprossen lassen und du sollst das Kraut des Feldes essen; (19) im Schweiße deines Angesichts sollst du Brot essen, bis du zum Ackerboden zurückkehrst, denn von ihm bist du genommen worden, denn Staub bist du und zum Staub sollst du zurückkehren!

Die Analyse nimmt ihren Ausgang bei dem Adamfluch, und zwar zunächst unter Absehung der Einleitung in v.17a, die gesondert untersucht wird. Er ist nicht nur der umfänglichste der drei Flüche,10 sondern auch der literarisch schwierigste. Die historische Forschung am Alten Testament hat mitt8 Trotz der in anderen Texttraditionen (cf. BHS) breit belegten copula ist dem masoretischen Text der Vorzug zu geben. Eine Entscheidung muß den Kontext, d.h. in diesem Falle die anderen Flucheinleitungen im Handlungszusammenhang mit berücksichtigen. Die nachstehenden Ausführungen versuchen hier einen Schritt weiterzukommen. Es soll gezeigt werden, daß die Flucheinleitungen in einem formanalytisch höchst aufschlußreichen Verhältnis zum Kontext stehen, das auch das „Fehlen“ eines w-copulativium erklären kann. 9 H. Gunkel, Genesis, 21, geht zu Recht davon aus, daß ˚nrh an dieser Stelle nicht paßt bzw. verderbt ist. Die Vermehrung der Schwangerschaft ist als Fluch insofern nicht plausibel, als gerade häufige Schwangerschaft „für ein antikes Weib ein großer Segen, kein Fluch“ ist (a.a.O.). C. Levin, Jahwist, 88, nimmt eine Einzelwortglosse an, die v.16ab voraussetze. Daß es sich hier tatsächlich um einen Zusatz handelt, und nicht aufgrund der anderen Textüberlieferungen (Sam, LXX) zu konjizieren ist, wird allerdings erst dann deutlich, wenn man sich die chiastische Struktur der Zeile ohne ˚nrh o.ä. klarmacht: A hbra hbrh B ˚nwbx[b B bx[b A μynb ydlt Zur Funktion dieses Chiasmus im Verhältnis zum Adamfluch s.u. Da der Verfasser von Gen 2f sich dieser Kompositionstechnik, wie sich zeigen wird, ausführlich bedient, bewegt man sich bei dieser literarkritischen Entscheidung auf einigermaßen sicherem Grund. 10 Es ist die Tendenz erkennbar, in Gen 3,14–19 nicht mehr in toto von „Flüchen“ zu reden (zur Problematik cf. H.U. Steymans, Deuteronomium 28, 207–220), sondern lediglich von der Festlegung von Tatfolgen für Schlange, Frau und Mann (etwa H. Seebass, Genesis I, 124ff). Die in Gen 3,14–19 vorgenommene ätiologische Stabilisierung konträrer Affektlagen und ambivalenter Lebenserfahrungen ist in der Tat die Folge des Geschehens von Gen 2,25–3,13. Nur darf nicht übersehen werden, daß zumindest an zwei Stellen – Gen 3,14.17 – explizit die rwra-Formel auftaucht, insofern handelt es sich um Flüche. Es wird allerdings darauf hingewiesen, daß einerseits eine entsprechende Formel bei der Frau fehlt, andererseits Jahwe-Elohim nur die Schlange direkt verflucht, während im Adamfluch lediglich die hmda, nicht aber der Mann mit einer entsprechenden Formel bedacht wird. Die folgenden Überlegungen dienen auch der Differenzierung dieses Problemsets, insofern einerseits der Grund für das Fehlen einer v.14.19 entsprechenden Einleitung bei der Tatfolgebestimmung der Frau eruiert, andererseits gezeigt werden soll, daß sich die Verfluchung der hmda der Sache nach auch auf den Mann bezieht. Der Schlüssel zur Beantwortung der genannten Probleme liegt in der Kompositionsanalyse der Flüche.

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lerweile ein ganzes Set von Beobachtungen und Problemen zusammengestellt. Zum einen finden sich im Adamfluch eine Fülle von Kontextbezügen, und zwar auch solche, die über Gen 2–3 hinausweisen. Hinzu kommen, zum anderen, redaktionelle Spuren sowie literarkritische Indizien. Was den unmittelbaren Kontext anbelangt, so bezieht sich Gen 3,18 auf Gen 2,5 und Gen 3,19 auf Gen 2,7 zurück. Über Gen 2–3 hinaus verweist Gen 3,17: Gen 5,29 spielt im genealogischen Zusammenhang deutlich auf Gen 3,17 an, weniger deutlich aber immer noch sehr wahrscheinlich ist dies auch in Gen 4,11 und 8,21 der Fall. Von besonderer Relevanz ist Gen 3,18b, da sich hier Entsprechungen zu Gen 1,29, also zum Nahrungsgebot des priesterschriftlichen Schöpfungsbericht finden.11 Ist davon auszugehen, daß in Gen 3,18b auf Gen 1,29 angespielt wird, dann könnte hier entweder ein Anhaltspunkt für redaktionelle Tätigkeit vorliegen, freilich immer unter der Voraussetzung, daß Gen 2,4b–3,24 älter als der priesterschriftliche Schöpfungsbericht Gen 1,1–2,4a oder zumindest unabhängig von ihm entstanden ist und dann sekundär mit Gen 1,1–2,4a zusammengestellt und literarisch verknüpft wurde. Oder man rechnet damit, daß Gen 2,4b–3,24 erst nach und mit Blick auf Gen 1,1– 2,4a verfasst worden ist. Dann wird die Annahme redaktioneller Tätigkeit in Gen 3,18b selbstverständlich überflüssig. An dieser Stelle hängt alles an der Triftigkeit der literarkritischen Indizien. Auf solche wird denn auch hingewiesen: Für literarisches Wachstum in Gen 3,17– 19 sollen vor allen Dingen die Doppelungen sprechen,12 die der Abschnitt zu Genüge aufweist. Kandidaten hierfür sind folglich vor allem v.17b und v.19a sowie v.19b.

Der Ansatz beim Adamfluch ist aber nicht nur aufgrund der genannten literarischen Schwierigkeiten besonders interessant, sondern auch, weil in der Analyse von Markus Witte13 der Versuch unternommen wird, den Problemen des Textabschnitts Gen 3,17–19 mit einer Kombination aus literarkritisch/redaktionskritischen und formanalytischen Methoden gerecht zu werden. Es verwundert allerdings, daß die Formanalyse erst im Anschluß an die 11 Bedenken gegen die Ursprünglichkeit von Gen 3,18b äußert H. Holzinger, Genesis, 35f. Es handele sich um eine alte Glosse mit Blick auf Gen 2,16; dagegen H. Gunkel, Genesis, 22, der aus metrischen Erwägungen heraus für die Beibehaltung argumentiert. C. Levin, Jahwist, 89f; M. Witte, Urgeschichte, 87; H. Pfeiffer, Der Baum I, 494, gehen von einem Zusatz mit Blick auf Gen 1,29 aus. 12 Cf. etwa den Überblick bei W. Schottroff, Fluchspruch, 143ff; O.H. Steck, Paradieserzählung, 19. H. Gunkel, Genesis, 22; C. Westermann, Genesis, 359; C. Dohmen, Schöpfung, 131ff; C. Levin, Jahwist, 88f (Zusätze in v.18a.19aa [nachjahwistisch] und v.18b [nachendredaktionell]); D.U. Rottzoll, Schöpfungs- und Fallerzählung II, 495ff; M. Witte, Urgeschichte, 87.163; H. Pfeiffer, Der Baum I, 494. Es handelt sich allerdings tatsächlich nur um Doppelungen – echte Widersprüche, die vor allem die Evidenz literarkritischer Hypothesenbildung zu erzwingen vermögen, finden sich hingegen nicht. Mit Blick auf Doppelungen und Wiederholungen als alleiniger Grundlage für literarkritsche Entscheidungen ist in einem poetischen Textstück allerdings von vorneherein Vorsicht geboten, zu Recht, wie sich zeigen wird; cf. H. Schweizer, Literarkritik, 30ff; O.H. Steck, Exegese, 52ff. 13 M. Witte, Urgeschichte, 87.163. An rein literarkritischen Überlegungen fehlt es in der einschlägigen Literatur selbstverständlich nicht.

Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24)

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literarkritische Hypothesenbildung vorgenommen wird. Blickt man jedoch zunächst auf den tradierten Text selber und sucht dessen Funktionsweise zu durchschauen, so fällt auf, daß dieser vollkommen ebenmäßig, nämlich dreifach chiastisch14 komponiert ist:

˚ytywx rva ≈[hAˆm lkatw ˚tva lwql t[mv yk wnmm lkat al rmal

(17a)

A ˚rwb[b hmdah hrwra (17ba) B ˚yyj ymy lk hnlkat ˆwbx[b (17bb) C ˚l jymxt rdrdw ≈wqw (18a) C hdch bc[Ata tlkaw (18b) B μjl lkat ˚ypa t[zb (19aa) A hmdahAla ˚bwv d[ (19abgb)

bwvt rp[Alaw hta rp[Ayk tjql hnmm yk Die Entsprechungen sind leicht erkennbar: der äußere Rahmen (A – A) wird durch das Stichwort hmda zusammengehalten, wobei nicht zu übersehen ist, daß auch v.19ab wiederum chiastisch auf v.17ba bezogen wurde: A hmdah hrwra (17ba) B ˚rwb[b B ˚bwv d[ (19ab) A hmdahAla Die beiden B-Elemente korrespondieren gleichermaßen deutlich durch hnlkat ˆwbx[b und lkat ˚ypa t[zb. Die Doppelungen sind also an dieser Stelle schlechterdings kein literarkritisches Indiz. Nun offenbart diese Übersicht schon beim flüchtigen Hinsehen scheinbar zwei Schwachpunkte. Zum einen finden sich in v.18a und v.18b, die hier 14 Die Struktur ist damit doch erheblich übersichtlicher, als dies M. Witte, Urgeschichte, 87.163, für die Kompostion des Adamfluches ohne den nachpriesterschriftlichen Zusatz v.18b annimmt: A ˚rwb[b hmdah hrwra B ˚yyj ymy lk hnlkat ˆwbx[b C ˚l jymxt rdrdw ≈wqw C μjl lkat ˚ypa t[zb B tjql hnmm yk hmdahAla ˚bwv d[ A bwvt rp[Alaw hta rp[Ayk Es ist schwer vorstellbar, daß konstitutive Sichwörter wie hmdah oder lka verschiedenen kompositionellen Ebenen zuzuweisen sind. Der von M. Witte vorgeschlagene Aufbau des Adamfluchs ist eher ein Konstrukt auf der Basis einer literarkritischen Prämisse, nämlich v.18b als sekundär annehmen zu müssen, um ihn einer Redaktion mit Blick auf P (Gen 1,29) zuschreiben zu können.

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auf die beiden C-Elemente aufgeteilt wurden, keine Stichwortentsprechungen. Zum anderen wirkt v.19abgb – auch unter der Perspektive der hmdaKorrespondenz – durch das doppelte yk überladen; die beiden Verse, die ja ohnehin oftmals zum Ansatzpunkt literarkritischer Operationen geworden sind, scheinen auch gerade mit Blick auf die chiastische Gesamtanlage problematisch zu sein. Indes liegt an beiden Stellen kein literarkritisch auswertbarer Anhaltspunkt vor.15 In v.19abgb handelt es sich bei dem doppelten yk um ein Element einer für v.19abgb konstitutiven chiastischen Binnenstruktur:16 A ˚bwv d[ B hmdahAla C tjql hnmm yk C hta rp[Ayk B rp[Alaw A bwvt Damit ist die Annahme der Uneinheitlichkeit des Verses nicht plausibel. Der Vers krönt vielmehr in seiner schon allein strukturbedingten Geschlossenheit das Ende des Abschnitts, indem er dessen Kompositionsschema aufgreift. Wie liegen die Dinge in v.18? Gegen die Ausscheidung von v.18b und Zuweisung des Teilverses an eine (end)redaktionelle, also die priesterliche und nichtpriesterliche Schöpfungserzählung verklammernde Bearbeitung, spricht nicht nur die Gesamtkonzeption des Adamfluchs, sondern auch die wiederum chiastische Anlage von v.18, die sich als Zentrum des Fluchs glänzend in dessen Grundstruktur einfügt:17 A rdrdw ≈wqw B ˚l jymxt B tlkaw A hdch bc[Ata Der Adamfluch ist – das kann als Ergebnis festgehalten werden – ein außerordentlich geschlossen komponiertes Textstück. Der Verfasser hat nicht 15 Gegen C. Levin, Jahwist, 90. Wenn rp[ in Gen 3,19 ursprünglich ist, hat das Folgen für die Beurteilung von Gen 2,7; zu den literaturtechnischen Bezügen zwischen beiden Stellen s.u. 16 Cf. den Hinweis von E. König, Genesis, 248, und jetzt E. Blum, Gottesunmittelbarkeit, 23. 17 Cf. die LXX: (A) aÓka¿nqaß kai« tribo/l ouß (B) aÓnatelei√ soi (B) kai« fa¿ghØ (A) to\n co/rton touv aÓg rouv. Wer davon ausgeht, daß v.18b P (Gen 1,29) voraussetzt, muß folglich auch davon ausgehen, daß zumindest der Verfasser des – einheitlichen – Adamfluchs zeitlich nach Gen 1,1–2,4a am Werke war und den ersten Schöpfungsbericht ergänzen wollte.

Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24)

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nur v.17–19 insgesamt chiastisch angelegt, sondern darüber hinaus den Zentralvers v.18 und den Abschluß v.19abgb in derselben Manier gestaltet und damit ihr Gewicht zusätzlich unterstrichen. Die Kompositionstechnik ist natürlich nicht nur ästhetisierender Selbstzweck, sondern hat eine doppelte Funktion. Zum einen dient sie dem Verfasser zur Darstellung einer spezifischen Vorstellung vom Menschen. Zum anderen werden Kontextverklammerungen betont. Welche Rückschlüsse läßt die Kompositionstechnik für die Vorstellung vom Menschen zu? Zunächst: pointiert hervorgehoben ist der Tod des Menschen (v.19abgb), der an dieser Stelle dezidiert nicht mit Hilfe des Lexems twm zur Sprache kommt, sondern als Rückkehr (bwv) zum Ackerboden (hmda) beschrieben wird. Daraus darf nun kein Gegensatz zu Gen 2,17 bzw. Gen 3,4f konstruiert werden, denn der Aufbau des Adamfluchs weist einen anderen Weg.18 Der Kompositionsstruktur folgend (A–A), hat Gen 3,19abgb den v.17ba zur Voraussetzung. Nimmt man diese Korrespondenz ernst, so wird der Mensch indirekt ineins mit der hmda verflucht.19 Da ihn der Fluch treffen soll, wird sein Tod als Rückkehr zum Ackerboden dargestellt. Sodann: als Zentrum wird v.18 chiastisch angelegt, als Rahmen sind die sachlich verwandten B-Elemente angeordnet, die die Qualität der Lebenszeit beschreiben (˚yyj ymy lk). Alle Tage des Menschen sind durch die Vergeblichkeit seines Tuns gekennzeichnet, neben der Todesverfallenheit also das zweite Thema des Adamfluchs. Die Wiederaufnahmen in Gen 4,11; 5,29 und 8,21f beziehen sich nur auf die Qualitätsreduktion der Lebensweise, die die Umwelt mit tangiert, nicht auf das Todesschicksal. Es ist aber noch ein weiterer Grund dafür denkbar, daß gerade v.18 und v.19abgb durch ein besonderes Kompositionsarrangement hervorgehoben werden. Denn nur in diesen beiden Versen sind Bezüge zum Kontext Gen 2–3* vorhanden. Dies gilt zunächst für die Relation von Gen 2,5ab und Gen 18 Der Tod wird somit auch keineswegs nur beiläufig erwähnt, wie dies H.-P. Müller, Drei Deutungen des Todes, 120f (cf. ders., Weisheitliche Deutungen, 69ff) annimmt. Daß hier eine Ätiologie des Todes vorliegt, ist – trotz der nicht exekutierten Todesandrohung in Gen 2,17; 3,1ff – in hohem Maße wahrscheinlich. Der Tod ist auf jeden Fall, trotz der Angliederung durch ein Temporaladverb, nicht nur einfach der Hintergrund der verhängten Strafe, sondern erhält durch die Rückkehr zur verfluchten hmda eine ganz andere, nämlich fluchbewehrte, mit den Ambivalenzen der Lebensführung nach der „Erkenntnis von Gut und Böse“ (Gen 3,5ff) durchsetzte Qualität. Es liegt also somit eine Steigerung zum reinen Todesurteil vor. H.-P. Müller, a.a.O., läßt sich aufgrund seiner – scharfen, geradezu idealtypischen – Konturierung der Todesvorstellungen zu der Überlegung verleiten, Gen 3,19abb sei sekundär. 19 Der Sachverhalt, daß in Gen 3,14 die Schlange direkt verflucht wird (cf. Gen 4,10), in Gen 3,17 hingegen nur die Erde, darf also mit Blick auf die Komposition nicht überstrapaziert werden; für literarkritische Überlegungen ist sie nicht tauglich. Die Frage, ob zwischen der Verfluchung Adams und der Kains eine Steigerung vorliegt – cf. W. Dietrich, „Wo ist dein Bruder?“, 99 – erscheint auf dem Hintergrund der Komposition des Adamfluchs in einem etwas anderen Licht.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

3,18,20 die – folgt man den übereinstimmenden Stichworten – chiastisch aufeinander hin angelegt sind: A hdch bc[Alkw (2,5ab) B jmxy μrf B ˚l jymxt rdrdw ≈wqw A hdch bc[Ata tlkaw

(3,18)

Die identischen Stichwortbezüge übergreifen die beiden Teile von v.1821, was zusätzlich für die Einheitlichkeit des Verses spricht. Der Kontextbezug von Gen 3,19abgb ist – wie eigentlich zu erwarten – ähnlich strukturiert. Er bezieht sich deutlich auf Gen 2,7aa zurück, wiederum in chiastischer Stichwortrezeption: A rp[ μdahAta μyhla hwhy rxyyw (2,7aa) B hmdahAˆm B tjql hnmm yk hmdahAla ˚bwv d[ (3,19abgb) A bwvt rp[Alaw hta rp[Ayk In diesem Zusammenhang ist auf den eingangs erwähnten Sachverhalt einzugehen, daß die Bezüge des Adamfluchs sich nicht nur auf Gen 2–3 erstrecken. Es sind bekanntlich zwei Stellen innerhalb der nichtpriesterschriftlichen Urgeschichte, die Gen 3,17–19 deutlich voraussetzen, nämlich Gen 5,29* und Gen 8,21–22 – hinzu kommt dann aber auch noch Gen 4,1122. Gen 5,29*, die Noah-Ätiologie, die sich vom P-Kontext von Gen 5 schon durch die Nennung des Gottesnamens hwhy deutlich abhebt23, ist bereits in diesem Zusammenhang abzuhandeln, denn die Bezugnahme erfolgt nicht nur auf der Inhaltsebene, sondern auch formal den soeben dargestellten Binnenrelationen entsprechend durch chiastische Stichwortrezeption24:

20 Cf. die Überlegungen von O.H. Steck, Paradieserzählung, 26.33f, der auf die literarischen Verknüpfungstechniken allerdings nicht eingeht. 21 Man könnte einwenden, die chiastische Stichwortentsprechung sei an dieser Stelle insofern trügerisch, als jmx und hdch bc[ nicht allein in v.18b rezipiert und somit auseinandergenommen werden. Diese „Unausgeglichenheit“ erklärt sich allerdings dann, wenn man die Relation zwischen v.18 und Gen 1,29 mit berücksichtigt; s.u. 22 Cf. etwa C. Levin, Jahwist, 84; T. Willi, Funktion, 434, u.v.m. 23 S.o. II.2.1. 24 Nicht ganz durchsichtig ist die syntaktische Anlage des Verses; cf. etwa die Diskussion bei E. König, Genesis, 309f. Sie ist auf den Bezug zu Gen 3,17 zurückzuführen. ˆwbx[m ist durch wexplicativum an wnc[mm angeschlossen. Angesichts der klaren Strukturbezüge, die zwischen Gen 3,17 und 5,29 bestehen, ist auch Gen 4,11 in dieser Hinsicht in den Blick zu nehmen; s.u. III.2. Eines ist aber jetzt schon deutlich: wenn es um Bezüge geht, hat der Verfasser der nP-Texte in der Urgeschichte dies mit literartechnisch wünschenswerter Deutlichkeit und somit Überprüfbarkeit

Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24)

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A hrwra (3,17b) B ˚rwb[b hmdah C ˚yyj ymy lk hnlkat ˆwbx[b

wnc[mm wnmjny hz rmal jn wmvAta arqyw (5,29) C wnydy ˆwbx[mw B hmdahAˆm A hwhy hrra rva Wie ist dieser Befund zu deuten? Daß es sich hier um einen Zufall handelt, scheint uns nicht zuletzt aufgrund der analogen Verklammerungen im Binnenkontext ausgeschlossen. Der Befund gewinnt natürlich dadurch erheblich an Brisanz, daß es sich bei Gen 5,29* um einen Zusatz innerhalb der PGenealogie handelt. Es ergeben sich also folgende Alternativen: 1. Es handelt sich bei Gen 5,29* um ein Fragment aus einem nicht erhaltenen Textzusammenhang, das aber – sonst wären die Struktur- und Sachbezüge nicht erklärlich – in Relation zu Gen 3 steht, sei es, daß Gen 3 mit Blick auf den nur im Fragment erhaltenen Text verfaßt wurde, sei es, daß die Dinge genau umgekehrt liegen, oder sei es, daß beide Texte gleichzeitig entstanden sind. Das Fragment Gen 5,29* blieb dann wahrscheinlich deswegen erhalten und wurde in die P-Genealogie eingefügt, weil die Bezugnahme auf Gen 3,17 nicht zu übersehen ist. Dafür verantwortlich wäre dann ein Priesterschrift und Gen 2–3; 5,29* verbindender Redaktor. Diese Erklärungsmöglichkeit ist allerdings mit der Hypothek belastet, daß der Anschluß von Gen 5,29 an Gen 4 nicht zu rekonstruieren ist25 und sich die ursprüngliche literarische Eigenständigkeit von Gen 5,29* auch durch anderweitige Indizien nicht erhärten läßt. 2. Gen 5,29* ist auf dem Hintergrund von Gen 3,17 direkt für die PGenealogie geschaffen worden, also post-P. Ob der Verfasser von Gen 5,29* mit dem von Gen 3,17 identisch ist, muß zunächst offen bleiben. Rechnet man mit der post-P-Enstehung des Adamfluchs insgesamt, so ist dies naheliegend. Ein höheres Maß an Sicherheit ist in diesem Zusammenhang dann zu erlangen, wenn gezeigt werden kann, daß Gen 2–3* nicht nur

markiert, so daß man sich nicht mit der Feststellung von „Anklängen“ begnügen kann; cf. N.C. Baumgart, Umkehr, 108. 25 Ist Gen 5,29 als redaktionell mit Blick auf Gen 3,17 einzustufen, dann fehlt bei Annahme einer ursprünglich eigenständigen, vorpriesterschriftlichen Urgeschichte dieser die Verbindung zur Noahfigur und damit auch zur Sintflutüberlieferung. Die Lage wird nicht zuletzt dadurch noch weiter erschwert, daß in Gen 4,25f wohl kaum mit einer vorpriesterschriftlichen Überlieferung zu rechnen ist; s.u. III.2.2. Eine eigenständige Einführung Noahs gibt es in nP außer Gen 5,29 nicht. Das stellt auch M. Witte, Urgeschichte, 176, zu Recht fest und versucht das Problem dann dadurch zu entschärfen, daß er sich der hoch spekulativen These von J. Van Seters, Prologue to History, 146, anschließt, der vermutet, in Gen 4 sei Noah durch Na‘ama ersetzt worden.

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mit Blick auf wesentliche Traditionselemente post-P anzusetzen ist,26 sondern auch – wiewohl noch aus anderen Traditionsströmen schöpfend – literarisch mit Blick auf P entstand. Aufgrund der bisher vorliegenden Datenbasis ist auf jeden Fall der Schluß zu ziehen, daß Gen 5,29 mit Blick auf Gen 3,17 abgefaßt wurde. Denn die eigentümliche, asyndetische Abfolge von ˆwbx[ und von Jahwe verfluchter hmda in Gen 5,29 erklärt sich am einfachsten, wenn Gen 3,17 der gebende Text ist. Gegenüber der klar strukturierten Beziehung zwischen Gen 3,17 und Gen 5,29 fällt die Anspielung auf Gen 3,17 in Gen 8,21 ungleich weniger eindeutig aus.27 Wichtig für die Beurteilung der Bezüge zwischen Gen 3,17 und 5,29* ist die Relation zwischen Gen 3,18b und Gen 1,29. Denn der Adamfluch ist nicht nur über Gen 5,29* mit der P-Genealogie vernetzt, sondern nimmt in Gen 3,18b auf den priesterschriftlichen Schöpfungsbericht Bezug. Der v.18b ist allerdings nach allem, was das Quellenstück erkennen läßt, nicht redaktionell, vielmehr ist aufgrund der Komposition des Adamfluchs auf jeden Fall von der Einheitlichkeit von Gen 3,18 auszugehen. Wer Gen 3,17–19 verfaßt hat, hat auch v.18 gestaltet. Das Gegenteil läßt sich schlechterdings nicht beweisen. Im Bereich des Möglichen liegt natürlich auch die Annahme, P setze Gen 2–3* voraus, auch wenn die Relation von Gen 3,17 und Gen 5,29* in eine andere Richtung weist. Bevor wir uns dem Verhältnis von Gen 1,29 und 3,18 zuwenden, ist die Komposition von Gen 1,29 in Erinnerung zu rufen,28 denn der priesterschriftliche Vers ist ausgesprochen komplex, der Literaturtechnik nach chiastisch aufgebaut und läßt an keiner Stelle auch nur von Ferne erkennen, daß irgendwelche Zusätze mit Blick auf Gen 3,18 gemacht wurden. Wie verhält sich Gen 1,29 nun zu Gen 3,18? Zunächst ist festzuhalten: beide Texte weisen dasselbe literarische Grundmuster auf: sie sind chiastisch angelegt. Zudem sind zwischen beiden Texten Stichwortentsprechungen vorhanden, nämlich bc[ und lka. Es handelt sich allerdings nicht 26 Cf. C. Levin, Jahwist, 90; H.-P. Müller, Weisheitliche Deutungen, 73ff; E. Otto, Paradieserzählung, 172ff; M. Witte, Urgeschichte, 201ff; R.G. Kratz/H. Spieckermann, Art. Schöpfer/Schöpfung, 271f. Gen 3,19 vergleichbare Vergänglichkeitsaussagen sind nur noch in späten Belegen zu finden: Rückkehr zum Staub (Ps 104,29; Hi 10,9; 34,15); der Mensch aus Staub geschaffen (Ps 103,14; Koh 3,20; 12,7). 27 Eine Gen 5,29* vergleichbare formale Bezugnahme liegt nicht vor. Zwar stimmen die Stichworte hmda und rwb[b überein, auffälligerweise wird jedoch nicht rra, sondern llq verwendet. Auch Gen 5,29 kündigt keineswegs die Aufhebung des Fluchs an, sondern allenfalls eine Distanznahme zu der nach wie vor verfluchten hmda, und zwar lediglich mit Blick auf die Mühen der Feldarbeit, nicht hingegen hinsichtlich der Todesverfallenheit, also der Rückkehr zur verfluchten hmda. Das literarische Problem von Gen 8,21 ist allerdings derartig hochstufig und nur auf dem Hintergrund der traditionsgeschichtlichen Verflechtungen von Gen 6,5–8; 8,20–22 angemessen zu beurteilen, daß allein von Gen 3,17 aus ohnehin nur spekuliert werden kann; s.u. III.3. 28 S.o. II.1.3.

Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24)

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nur um identische Lexeme, sondern bc[ und lka sind wiederum chiastisch miteinander verschränkt: A … bc[AlkAta μkl yttn hnh μyhla rmayw B hlkal hyhy μkl … ≈[hAlkAtaw B tlkaw (3,18) A hdch bc[Ata

(1,29)

Daß es sich hierbei um einen reinen Zufall handelt, wird man schon aufgrund des Sachverhalts, daß die anderen Kontextbezüge des Adamfluchs nach demselben Muster konstruiert sind, verneinen müssen. Zwischen Gen 1,29 und Gen 3,18b bestehen also aufweisbare literarische Bezüge. Die Korrelation beider Texte gewinnt natürlich durch die jeweiligen literarischen Gattungen an Plausibilität. In Gen 1,29 handelt es sich um einen Segenstext, in Gen 3,18 hingegen um einen Fluch. Die Korrespondenz von Segen und Fluch ist also erkennbar beabsichtigt.29 Man geht wohl nicht Fehl bei der Annahme, daß die Fluchsequenz in Gen 3 darauf abzielt, den priesterschriftlichen Segen zu relativieren. Die bereits angesprochenen Eigenheiten von Gen 3,18 klären sich mit Blick auf Gen 1,29. Gen 3,18 greift eben nicht nur Gen 1,29, sondern auch Gen 2,5ab auf. Die Gen 3,18a und v.18b umschließende chiastische Stichwortverschränkung von jmx und hdch bc[ erklärt sich nun durch die zusätzlichen Bezüge zu Gen 1,29: die Verbposition in v.18b ist durch das Stichwort lka bereits besetzt. Gleichzeitig wird aus der doppelten Kontextualisierung auch deutlich, warum in Gen 1,29 nur von bc[, in Gen 3,18 aber von hdch bc[ die Rede ist. Gerade weil sich Gen 3,18 auf Gen 1,29 und Gen 2,5ab bezieht, und zwar jeweils durch chiastische Stichwortverschränkung, ist Gen 3,18 – und damit der gesamte Adamfluch – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nach Gen 1,29 entstanden. Wenn also damit zu rechnen ist, daß Gen 3,18b den priesterschriftlichen Bericht in Gen 1,29 rezipiert, so wird auch seine Auswahl aus Gen 1,29 verständlich. Denn die Aufnahme von ≈[ aus Gen 1,29 ist in Gen 3,17–19 – bedingt durch den Kontext – natürlich alles andere als naheliegend. An dieser Stelle sei im Vorgriff auf die literarische Analyse insbesondere von Gen 2,25–3,7 bereits darauf hingewiesen, daß die nichtpriesterschriftliche Erzählung Gen 2f bezeichnenderweise für den Menschen genau zwei Lebensmittel vorsieht, und zwar ausdrücklich auf Anordnung Jahwe-Elohims: ≈[ „Bäume“ bzw. ≈[Ayrp „Baumfrüchte“ (Gen 2,9.16; 3,2 [2,17; 3,1–6.11f.22]) und bc[ „Kraut“ (Gen 3,18). Das ent29 Auch aus diesem Grunde ist bei allzu großer Differenzierung zwischen Fluch und Tatfolgebestimmungen in Gen 3,14–19 Vorsicht geboten. Gen 3,14–19 ist im Lichte der massiven Segnungen in Gen 1 der kontrastierende Fluch.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

spricht wiederum exakt der Systematik der priesterschriftlichen Nahrungsanweisung in Gen 1,29 im Anschluß an Gen 1,11f. Das heißt: auch in Gen 2f ist der Mensch auf rein vegetarische Kost festgelegt – das ändert sich erst in Gen 4. Die Nahrungsanweisung aus Gen 1,29 kehrt in Gen 2f zudem in invertierter Gestalt wieder: Im Garten selber ist die Ernährung von den Bäumen vorgesehen (Gen 2,9 usw.), außerhalb des Gartens das Feldkraut (Gen 3,18). Gen 1,29 wird zudem doppelt problematisiert: durch die partielle Sanktionsbewehrtheit des Baumfruchtgenusses sowie der Zuweisung des Feldkrautes als Nahrungsmittel im Fluchkontext. Ist das richtig, so wirft das auch ein Licht auf ein Dauerproblem der Auslegung von Gen 2f, nämlich die traditionsgeschichtliche Ableitung der beiden wertmäßig qualifizierten Bäume im Garten, den Baum der Erkenntis (Gen 2,9.17; 3,11) und den Baum des Lebens (Gen 2,9; 3,23f);30 hinzu kommt der nicht näher spezifizierte Baum in Gen 3,3. Traditionsgeschichtliche Vorläufer hat im urgeschichtlichen Kontext die doppelte Wertvorstellung der „Erkenntnis von Gut und Böse“ einerseits sowie des – nicht erlangten – „dauerhaften Lebens“31 andererseits, allerdings nicht in Verbindung mit dem Essen von zwei Bäumen bzw. mit einem auf diese bezogenen Eßverbot.32 Bevor man in isolierter Betrachtung von Gen 2f trotz gewisser Anklänge in diesem Zusammenhang ausschließlich das Konzept des Weltenbaums33 resp. des aus dem Jerusalemer Tempel stammenden heiligen Baumes34 zur überlieferungsgeschichtlichen Deutung heranzieht, das möglicherweise in der Verbindung der Schlange mit dem – scheinbar – den Bäumen aus Gen 2,9 nicht eindeutig zuzuordnenden und deswegen als überlieferungsgeschichtlich ursprünglich eingestuften einen „Baum inmitten des Gartens“ in Gen 3,3 und der quasi numinosen Scheu der Frau, diesen zu berühren, durchscheint,35 ist gerade im Zusammenhang mit Gen 3,18 auf jeden Fall auch das 30 Der μyyh(h) ≈[ taucht noch im weisheitlichen Kontext als Symbol für gegenwärtige Lebensqualität auf: Prov 3,18; 11,30; 13,12; 15,4; cf. hierzu T. Stordalen, Echoes of Eden, 288ff; H.F. Fuhs, Sprichwörter, 79f; U. Winter, Lebensbaum, 156–159. 31 Cf. H.-P. Müller, Drei Deutungen, 122–128, der auf die entsprechenden Motive im AdapaMythos hinweist. Adapa wird von den Göttern „weiter Verstand“ bzw. „Weisheit“ zugestanden, aber – schicksalhaft – nicht „ewiges Leben“. 32 Cf. aber A. Ungnad, Paradiesbäume, 13f, der einen Lebensbaum sowie einen „Baum der Wahrheit“ für die sumerische Mythologie rekonstruiert. Für M. Görg, Art. Erkenntnis, 564f, spricht die Zweiheit der Baumbezeichnungen nicht zwingend gegen die Vorstellung eines Baumes inmitten des Gartens, da „Leben“ und „Erkenntnis“ religionsgeschichtlich in Ägypten etwa in der Vorstellung von der lebenspendenden Baumgottheit verbunden sei, die auch die Maat gewährt. 33 Die Motivik des Weltenbaums arbeitet H. Pfeiffer, Der Baum II, 4ff, heraus. Zu nennen ist natürlich Ez 17,22–24; 31,3–9; und Dan 4,7ff; mit Einschränkung Ez 28,11–19. Zum Verhältnis der Königsbäume Ez 17; 31 und Dan 4 cf. K. Koch, Gottes Herrschaft, 105f, der von traditionsgeschichtlicher Eigenständigkeit von Dan 4 ausgeht. Mit Blick auf Ez 28,11–19 kann allerdings M. Witte, Urgeschichte, 241, wahrscheinlich machen, daß die in Ez an Gen 2f gemahnenden Bezüge auf eine Überarbeitung von Ez 28,11–19 mit Blick auf Gen 2f zurückgehen; cf. auch K.–F. Pohlmann, Hesekiel/Ezechiel, 392. 34 Cf. zuletzt F. Hartenstein, „Und sie erkannten“, 283f (Lit.). 35 Cf. F. Hartenstein, „Und sie erkannten“, 285. Allerdings ist bei einer isolierten Betrachtung des ˆghA˚wtb rva ≈[ (Gen 3,3a) und der sich daran anschließenden Schlußfolgerung, eine ältere Stufe der Paradieserzählung habe nur einen Baum im Garten gekannt, der dann dem Vorstellungsgehalt des Weltenbaums bzw. des heiligen Baums angenähert wird, Vorsicht geboten, da die Aussage der Frau in Gen 3,3a im Zusammenhang der komplex komponierten Sequenz Gen 2,25–3,7

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Nahrungsgebot in Gen 1,29 in Rechnung zu stellen,36 das das einschränkende Gottesgebot in Gen 2,16f vorzüglich motiviert. Gen 2f ist dann – durchaus mit Amalgamierung der Vorstellung vom Weltenbaum37 – als narrative Umsetzung des priesterschriftlichen Nahrungsgebots aufzufassen.

Ist es von Gen 3,18 her nun höchst wahrscheinlich, daß der Adamfluch nicht zur zeitlich post-P anzusetzen ist, sondern dezidiert mit Blick auf Gen 1,29 abgefaßt, zumindest als ganzer literarisch gestaltet wurde, so hat dies auch Konsequenzen für die Einschätzung von Gen 5,29. Es liegt dann nahe, auch in Gen 5,29 mit einem post-P-Text zu rechnen, der im Zuge der „Bearbeitung“ der Priesterschrift durch den Verfasser von Gen 2–3*, zumindest aber den Verfasser des Adamfluchs entstand. Damit erweist sich aber der Adamfluch nicht nur als ein literarisch in sich homogenes Textstück, sondern auch als ein Schlüssel zur Verhältnisbestimmung von Gen 2–3* und Priesterschrift. Bevor diese Problematik in einen weiteren Zusammenhang gestellt werden kann, ist allerdings genauer auf das Verhältnis des Adamfluchs bzw. der Fluchsequenz überhaupt zum Binnenkontext einzugehen. Neben den dezidierten Kontextanspielungen im Adamfluch sind natürlich die Flucheinleitungen Gen 3,14a.16a.17a für die Klärung der Einbindung von Gen 3,14–19 in den Zusammenhang von Gen 2–3* relevant. Erschwert wird die Analyse durch den offensichtlichen Sachverhalt, daß diese außerordentlich differieren. Nur der Schlangen- und der Adamfluch haben eine ausführliche Einleitung, die auch der Insbildsetzung des Erzählzusammenhanges dient. So heißt es im Zusammenhang der Verfluchung der Schlange einleitend (v.14): 1. Redeeinleitung: „Und Jahwe-Elohim sprach zu der Schlange:“ 2. Begründung + Insbildsetzung: „Weil du dieses getan hast:“ 3. Fluchformel: „Verflucht …“.

Noch ausführlicher ist die Einleitung des Adamfluchs (v.1738):

beurteilt werden muß; s.u. III.1.2. Anders liegen die Dinge vielleicht bei der numinosen Scheu der Frau mit Blick auf die Berührung des Baumes (wb w[gt alw Gen 3,3b). 36 Cf. den Hinweis auf die Relation von Gen 1,29 und den Baumfruchtgenuß in Gen 2,16 bei E. Otto, Paradieserzählung, 185; gegen den Einwand von E. Blum, Gottesunmittelbarkeit, 15, spricht, daß nicht nur die Bäume in Gen 1 und Gen 2f genannt werden, sondern eben auch das Kraut. 37 Es stellt sich allerdings die Frage, ob die Annäherung an die Vorstellung vom Weltenbaum bzw. des mit dem Jerusalemer Tempel verbundenen heiligen Baums nicht erst ein Produkt einer nachgängigen, forcierten Interpretation von Gen 2f ist, gerade wenn der in diesem Zusammenhang nicht unerhebliche Vers Gen 3,24 sowie die Paradiesesgeographie nicht zum ursprünglichen literarischen Bestand gehören sollten; s.u. III.1.4. Cf. auch J.C. Gertz, Adam, 231. 38 Zur traditionsgeschichtlichen Verortung von Gen 3,17a s.u. III.1.3.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

1. Redeeinleitung: „Und zu dem Menschen sprach er:“ 2. Begründung + Insbildsetzung: „Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört hast, und du von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir befohlen hatte: du sollst nicht von ihm essen:“ 3. Fluchformel: „Verflucht […]“.

Bei der Frau heißt es hingegen lapidar und ohne irgendeine Insbildsetzung (v.16): „Zu der Frau sprach er: …“. Angesichts dieses Befundes lassen sich drei Fragen formulieren: 1. Die Einleitungen des Schlangen- und Adamfluchs sind analog aufgebaut. Nach der Redeeinleitung folgt jeweils eine Begründung des Fluchs, die über den Handlungszusammenhang aufklärt. Der sich anschließende Fluch wird in beiden Fällen durch die Fluchformel rwra/hrwra eingeleitet. Dennoch sind die Begründungen unterschiedlich ausgefallen. Während Jahwe-Elohim im Falle der Schlange lediglich durch taz tyc[ yk in höchst allgemeiner Form auf den Kontext Gen 3,1ff anspielt, nennt er in v.17 die den Fluch auslösende Tat einschließlich des dazugehörigen Wertmaßstabes, nämlich des göttlichen Verbots (Gen 2,17). Wie ist diese Inkongruenz zwischen Schlangen- und Adamfluch bei formal identischem Aufbau zu erklären? 2. Der relativen Homogenität der Einleitungen von Schlangen- und Adamfluch steht die formal abweichende Einleitung des Frauenfluchs gegenüber, die lediglich aus einer Redeeinleitung besteht. Eine Begründung fehlt ebenso wie eine explizite Fluchformel. Was hat den Verfasser zu dieser besonderen Formgebung bewogen?39 3. Die Redeeinleitungen der drei Flüche sind nicht einheitlich: v.13a: vjnhAla μyhla hwhy rmayw v.16a: rma hvahAla v.17a: rma μdalw Dabei kompliziert sich der Befund nicht nur dadurch, daß im Gegensatz zum Narrativ in v.13a in v.16a.17a jeweils ein invertierter Verbalsatz vorliegt, sondern in v.16a und v.17a zudem unterschiedliche Präpositionen (hvahAla/ μdal) für denselben Sachverhalt verwendet werden. Wie kommt es ausgerechnet zur Abweichung ab dem Frauenfluch und den unterschiedlichen Präpositionalkonstruktionen?

39 Wer hier ein Indiz für literarisches Wachstum sieht, verlagert das Problem nur, löst es aber nicht – es sei denn, es läßt sich ein Grund dafür angeben, warum ausgerechnet ein Ergänzer von den formalen Vorgaben der beiden anderen Flüche abgewichen sein sollte. Zudem ist er darüber auskunftspflichtig, warum ursprünglich eine Verfluchung der in den Kontext gut eingebundenen Frau gefehlt haben sollte.

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Alle Fragen lassen sich durch eine Kompositionsanalyse beantworten. Wir beginnen mit der Einleitung des Schlangenfluchs. Auffällig ist, daß er unmittelbar einsetzt, also im Gegensatz zu Frau und Mann ohne ein vorangehendes Verhör der Schlange auskommt, sondern sich an das Verhör der Frau direkt anschließt. Man mag darin einen sachlichen Mangel erblicken, in formanalytischer Hinsicht ist die Anknüpfung jedoch völlig homogen, insofern sie chiastisch auf das vorangehende Frauenverhör in v.13 bezogen ist: A tazAhm (13) B tyc[ C lkaw ynayvh vjnh hvah rmatw C vjnhAla μyhla hwhy rmayw (14) B tyc[ yk A taz Dasselbe Verfahren findet sich nun in der Einleitung des Adamfluchs. Dabei greift Gen 3,17a exakt auf das Verhör Adams durch Jahwe-Elohim in v.11b.12 zurück. Der Rückgriff erfolgt analog zu v.13f in v.17a in Form chiastischer Wiederaufnahme:

hta μry[ yk ˚l dygh ym rmayw (13f) A tlka wnmmAlka ytlbl ˚ytywx rva ≈[hAˆmh B lkaw ≈[hAˆm ylAhntn awh ydm[ httn rva hvah μdah rmayw rma μdalw (17a) B lkatw ˚tva lwql t[mv yk A wnmm lkat al rmal ˚ytywx rva ≈[hAˆm Durchschaut man die Technik der literarischen Anknüpfung an den Kontext, dann sind auch die zu Beginn gestellten Fragen leicht zu beantworten. Die Differenz zwischen der Einleitung des Schlangenfluchs und der des Adamfluchs ergibt sich aus dem vorangehenden Kontext. Gen 3,17a bezieht sich auf das Adamverhör. Da ein Verhör der Schlange fehlt, ist auch kein Material vorhanden, das in der Einleitung des Schlangenfluchs referiert werden könnte. Stattdessen greift der Verfasser – wenn auch rein formal – auf das Verhör der Frau zurück, in dem die Frau bereits auf die Schlange als entlastenden Motivationsgrund für ihre Verfehlung verwiesen hatte. Welches Gewicht der Verfasser in den Flucheinleitungen den formalen Strukturen mit Blick auf das Verhör beimißt, zeigt sich bei der Einleitung von Gen 3,16. Denn durch v.14aa und v.17a, also durch die Einleitungen von Schlangen- und Adamfluch, wird die gesamte Verhörszene Gen 3,11– 13 aufgegriffen und (fast) vollständig abgedeckt. Für die Einleitung des

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

Frauenfluchs ist in Gen 3,11–13 schlechterdings kein Material mehr vorhanden – außer: die Redeeinleitung in v.13aa. Und genau diese wird nun in v.16a rezipiert. Daß dies vom Verfasser tatsächlich intendiert war, wird durch die Art der Aufnahme deutlich: die Redeeinleitungen v.13aa und v.16a sind chiastisch aufeinander bezogen, was sich nahtlos in das Bild der beiden anderen Einleitungen fügt und dann auch die Gestaltung der Flucheinleitung in v.16a mittels eines invertierten Verbalsatzes leicht erklärt:40 A μyhla hwhy rmayw B hval B hvahAla A rma Die Flucheinleitungen greifen aber nicht nur chiastisch auf die jeweiligen Stichworte und Themen der Verhörszene zurück, sondern auch die Textabfolge der Verhörszene und der Flucheinleitungen sind chiastisch verschränkt: A v.11b.12: Verhör Adams B v.13a*: Redeeinleitung des Frauenverhörs C v.13a*b: Verhör der Frau mit Verweis auf die Schlange C v.14a: Einleitung des Schlangenfluchs B v.16a: Einleitung des Frauenfluchs A v.17a: Einleitung des Adamfluchs Damit bleibt einzig noch das Problem der unterschiedlichen Präpositionalwendungen übrig. Denn daß in Gen 3,17a wiederum ein invertierter Verbalsatz steht, folgt aus dem Anschluß (nur hier, nicht in v.16a steht ein wcopulativum!) an v.16a. Den beiden invertierten Verbalsätzen in v.16a.17a entspricht die zweimalige dezidierte Einleitung der Jahwerede im Verhörund Fluchteil v.13a. 14a, denn nur in v.13a.14a.16a.17a wird die Redeeinleitung jeweils durch eine Präpositionalkonstruktion ergänzt. Innerhalb dieser Parallelanordnung nach dem Schema aabb hat der Verfasser sodann eine chiastische Verschränkung der Präpositionen (ABBA) vorgenommen:41

40 Insofern ist die Ergänzung eines w in v.16aa keineswegs plausibel; s.o. 41 C. Levin, Jahwist, 90f, hat aus dem Wechsel zwischen la in der Anrede des Schlangenund Frauenfluchs und l im Adamfluch ein literarkritisches Kriterium für den sekundären Charakter des Schlangenfluchs und Teilen des Frauenfluchs gewinnen wollen. Dies bewährt sich weder in der Fluchsequenz, noch – wie sich zeigen wird – in Gen 3,1–13; s.i.f. und C. Dohmen, Schöpfung, 102.

Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24)

A hval μyhla hwhy rmayw (13a) B vjnhAla μyhla hwhy rmayw (14a) B rma hvahAla (16a) A rma μdalw (17a)

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a a b b

Die Flucheinleitungen erweisen sich damit als eine geschlossene, den unmittelbar vorangehenden Kontext des Verhörs voraussetzende und rezipierende Komposition. Irgendwelche Anzeichen literarischen Wachstums sind nicht erkennbar. D.h. dann aber auch: es hat in Gen 3 immer schon drei Flüche gegeben, die sich auf die drei Interaktanten Schlange, Frau und Mann bezogen haben. Für den abschließenden Adamfluch ist bereits herausgearbeitet worden, daß er in einem Zug entstanden sein muß, und zwar bereits mit Blick sowohl auf Gen 2–3* als auch auf den Zusammenhang von nichtpriesterlicher und priesterschriftlicher Urgeschichte. Abschließend sind dann noch der Schlangen- und Frauenfluch zu analysieren. Sieht man von den bereits untersuchten Einleitungen v.14a und v.16a ab, so ist weder der Schlangen- noch der Frauenfluch dem Adamfluch hinsichtlich der Kunstmäßigkeit der Binnenkomposition ebenbürtig, dasselbe gilt mit Blick auf die vielfältigen Kontextanspielungen im Adamfluch.42 Dieser Negativbefund ist zunächst festzuhalten. Dem Adamfluch kommt insofern schon in formanalytischer Hinsicht eine Sonderstellung zu. Auch vom reinen Umfang her unterscheiden sich die Flüche erheblich. Der Adamfluch ist mit 46 Wörtern der längste, gefolgt vom Schlangenfluch 42 Lediglich der Schlangenfluch, nicht aber der Frauenfluch weist eine explizite, Gen 3,18. 19* vergleichbare Bezugnahme auf den Kontext auf: Gen 3,14a verweist sachlich richtig auf Gen 2,20, erstaunlicherweise aber nicht auf Gen 2,19 zurück. In Gen 2,19 und Gen 2,20 differieren die Aufzählungen der Tiere. Ein Erklärungsansatz scheidet u.E. nach von vornherein aus. O.H. Steck, Paradieserzählung, 32 Anm. 44, weist zu Recht darauf hin, daß es sich bei hmhb nicht um einen Pgesteuerten Zusatz handeln kann, da die Tierfolgen dort anders aufgebaut sind. Zudem wäre dann davon auszugehen, daß hmhb dann auch in Gen 3,14a ein Zusatz ist – wofür es keinen Grund gibt. Für die Ausscheidung spricht sich C. Levin, Jahwist, 87f, aus. Es bleibt bei C. Levin allerdings unerklärt, wieso die von ihm angenommene nachjahwistische Ergänzung nur in v.20 vorgenommen wurde, wenn es ihr doch gerade um das sachliche Problem der Vollständigkeit der Tierwelt des Landes zu tun war. – Wie ist die Differenz zu erklären? Wir werden darlegen, daß Gen 2,18– 20 chiastisch aufgebaut sind; s.u. Jedoch nur die Vögel des Himmels und die Tiere des Feldes sind in diese Struktur eingebunden. Das Auftreten von hmhb in v.20 läßt sich so nicht verständlich machen. Es ist aber noch auf einen anderen Sachverhalt hinzuweisen. Gen 3,1 rezipiert – deutlich durch das Stichwort hc[ – Gen 2,18f. Der Schlangenfluch nimmt demgegenüber, ausgewiesen durch hmhb, auf Gen 2,20 Bezug, also den Vers, der zum einen die Benennung durch den Menschen, aber auch die Unmöglichkeit der Tiere, in irgendeiner Form als passendes Gegenüber für den Menschen zu fungieren, feststellt. Trifft dies zu, dann erklärt sich nicht nur das überschießende hmhb, sondern es wird darüber hinaus deutlich, daß der Verfasser die Bezüge ausgesprochen subtil gestaltet hat. Verweist Gen 3,14a somit auf den Benennungsakt durch den Menschen und die damit verbundene Unterscheidung von diesem, so verwundert es nicht, wenn gerade der Schlangenfluch in Gen 3,15 genau darauf hinausläuft, und zwar in Form der Steigerung.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

(30 Wörter) und vom Frauenfluch (16/15 Wörter).43 Die beiden einleitenden Flüche zusammen entsprechen vom Textumfang her dem dritten Fluch. Läßt man die allen Flüchen gemeinsame Redeeinleitung weg, so zählen Schlangen- und Frauenfluch gemeinsam 46 Wörter44 (ohne Konjektur), der Adamfluch ebenfalls 46 Wörter. Da der Verfasser durch die lediglich in v.14 und v.17 vorliegende begründende Insbildsetzung sowie durch die sich anschließende Fluchformel zu Beginn des Schlangen- und des Adamfluchs eine Bisektion der gesamten Fluchsequenz indiziert,45 verwundert der identische Umfang der beiden Texteinheiten nicht. Schlangen- und Frauenfluch stehen dem Adamfluch gemeinsam gegenüber. Zur Begründung unserer These ist in zwei Richtungen zu fragen. Zum einen ist zu untersuchen, inwieweit Schlangen- und Frauenfluch tatsächlich aufeinander bezogen sind, zum anderen muß gefragt werden, ob es Verbindungen zwischen Schlangen- und Frauenfluch auf der einen Seite und Adamfluch auf der anderen gibt. Der Schlangen- und der Frauenfluch zeichnen sich durch die Parallelität des Aufbaus aus. Wird die Schlange zunächst in ihrer gattungsmäßigen Beschaffenheit durch die Gottheit verflucht – sie wird durch ihre eigentümliche Existenzweise von dem anderen Tieren abgehoben (v.14) –, so konzentriert sich die in v.15 folgende Jahwerede auf das spezielle, durch Antagonismen gekennzeichnete Verhältnis zur Frau46 und zielt damit auf den folgenden Fluch ab. Derselben Anordnung folgt der Frauenfluch. Der lebensqualitätreduktiven Mühsal der Schwangerschaft (v.16a) folgt die Neubestimmung des Verhältnisses zum Mann (v.16b als Umkehrung von Gen 2,23f47), die wiederum durch Ambivalenzen gekennzeichnet ist48. Schlangen- und Frauenfluch weisen also jeweils auf den folgenden Fluchabschnitt voraus, Zielpunkt ist in dieser Perspektive der Adamfluch:

43 Jeweils ohne die Redeeinleitungen und Begründungen. Beim Frauenfluch ist die Konjektur in v.16a zu berücksichtigen. 44 Ohne die Konjektur in v.16. Wird ˚nrj gestrichen, so ist das Zahlenverhältnis 45:46. 45 Gen 3,14 hta rwra taz tyc[ yk Gen 3,17 ˚rwb[b hmdah hrwra … ˚tva lwql t[mv yk 46 V.15 bezieht sich – singulär innerhalb der Fluchsequenz – sowohl auf die Schlange als auch auf die Frau. Ansonsten ist die Verfluchung lediglich an einen Adressaten gerichtet. 47 War in Gen 2,24 die Verhältnisbestimmung der Geschlechter aus der Perspektive des Mannes vorgenommen worden, so wird dies jetzt genau umgekehrt. 48 Die Insbildsetzung zu Beginn des Adamfluchs in v.17a nimmt diese Problematik auf: die Begründung arbeitet mit dem Argument, der Mensch habe auf seine Frau gehört, was offensichtlich dem Herrscherauftrag in v.16b widerspricht.

Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24)

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(14)

Und Jahwe-Elohim sprach zu der Schlange: A „Weil du dieses getan hast: Verflucht bist du vor allem Vieh und vor allem Getier des Feldes. Auf deinem Bauch sollst du gehen und Staub sollst du essen alle Tage deines Lebens. B (15) Und Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen: Er trete dir auf den Kopf, und du schnappe ihm nach der Ferse.“ (16) Zu der Frau sprach er: A „Ich werde auf jeden Fall viel machen deine Mühen …, und in Mühe sollst du Söhne/Kinder gebären. B Und nach deinem Mann gehe dein Verlangen, und er soll über dich herrschen.“

Es ist aber, neben der Gestaltung nach dem Schema ABAB, noch eine andere Regelmäßigkeit im Verhältnis von Schlangen- und Frauenfluch herauszustellen. Denn der Schlangenfluch setzt in v.14 mit einer unpersönlichen Verfluchung ein, demgegenüber ist v.15 als Jahwe-Elohimrede gestaltet. Der Frauenfluch kehrt die Abfolge um: der expliziten Jahwe-Elohimrede in v.16a folgt in v.16b eine unpersönliche Bestimmung. In dieser Hinsicht sind Schlangen- und Frauenfluch chiastisch aufeinander bezogen: (14)

Und Jahwe-Elohim sprach zu der Schlange: „Weil du dieses getan hast: Verflucht bist du vor allem Vieh und vor allem Getier des Feldes. A Auf deinem Bauch sollst du gehen und Staub sollst du essen alle Tage deines Lebens. B (15) Und Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen: Er trete dir auf den Kopf, und du schnappe ihm nach der Ferse.“ (16) Zu der Frau sprach er: B „Ich werde auch jeden Fall viel machen deine Mühen …, und in Mühe sollst du Söhne/Kinder gebären. A Und nach deinem Mann gehe dein Verlangen, und er soll über dich herrschen.“

Damit erweisen sich Schlangen- und Frauenfluch als doppelt strukturierte Einheit. Sie sind sowohl parallel angeordnet und weisen insofern auf den jeweils folgenden Fluch hin, als auch chiastisch verschränkt; letzteres unterstreicht ihre Zusammengehörigkeit. Was die Verbindung zwischen Schlangen-/Frauenfluch und Adamfluch anbelangt, so hat der Verfasser diese explizit hervorgehoben. Sie ist in v.14b und v.16a, der Minderung der Lebensqualität von Schlange und Frau, sowie v.17bb angelegt. Es handelt sich um die erste der lebensqualitätreduktiven Bestimmungen in allen drei Flüchen. Dabei werden v.14b und v.16a in v.17bb chiastisch aufgegriffen:49 49 Das im Schlangen- und Adamfluch vorkommende Stichwort rp[ darf hingegen formanalytisch nicht herangezogen werden, da es im einen Fall um das Strafnahrungsmittel der Schlange, im anderen um die stoffliche Grundlage des Menschen geht.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

A ˚yyj ymyAlk lkat rp[w (14b) B μynb ydlt bx[b ˚nwbx[ hbra hbrh B ˆwbx[b (17bb) A ˚yyj ymy lk hnlkat

(16a)

Das in v.17bb aus v.16a rezipierte Stichwort ˆwbx[ spielt im Frauenfluch insofern eine gewisse Schlüsselrolle, als es zum einen doppelt vorkommt (ˆwbx[/bx[), zum anderen das Zentrum der chiastischen Konstruktion in v.16a darstellt: A hbra hbrh B ˚nwbx[ B bx[b A μynb ydlt Schon aufgrund dieser Beobachtungen ist es kaum von der Hand zu weisen, daß auch die materialen Teile der beiden ersten Flüche im Zuge der Abfassung des Adamfluchs entstanden sein dürften. Bereits die Komposition der Flucheinleitungen legt dies nahe. Mit Ergänzungen innerhalb der Flüche selber ist nicht zu rechnen, da das ausgesprochen homogene Gesamtbild der Fluchsequenz sofort in sich zusammenfallen würde. Daß die jetzt vorliegende, durchdachte Komposition ihre Geschlossenheit erst durch mehrere Hände im Zuge kleinräumigen literarischen Wachstums bzw. von Fortschreibungen erhalten habe sollte, ist kaum vorstellbar. Der Text Gen 3,11– 19 ist in einem Zuge abgefaßt worden – unbeschadet der Integration von Traditionsgut. Aufgrund der Kontextvernetzung des Adamfluchs ist dann aber auch mit Blick auf die beiden anderen Flüche davon auszugehen, daß sie erst nach und im Zuge der Auseinandersetzung mit dem priesterschriftlichen Schöpfungsbericht entstanden sind. Materialer Korrekturbedarf an der Priesterschrift besteht ja nicht nur mit Blick auf die ambivalenten Lebenserfahrungen bei der Nahrungsmittelbeschaffung, sondern auch mit Blick auf das Verhältnis zur Tierwelt sowie die Spannungen in der Organisation der Geschlechterdifferenz. Der hochgradig artifizielle literarische Charakter der Fluchsequenz provoziert natürlich die Frage, wie sich Gen 3,14–19 und die eng mit der Fluchsequenz verbundene Verhörszene Gen 3,11–13 zum weiteren Kontext Gen 2–3* verhält. Handelt es sich hier um ein auf die poetischen Passagen und ihren unmittelbaren Kontext begrenztes Phänomen – oder hat sich der Verfasser auch in den Prosatexten entsprechender Literaturtechniken bedient? Die folgenden Ausführungen dienen dem Nachweis, daß dies im hohen Maße der Fall ist. Es wird sich zugleich zeigen, daß Gen 2–3*, den lite-

Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24)

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rarkritischen Versuchen zum Trotz, ein zumindest in den wesentlichen Teilen literarisch geschlossenes Ganzes bildet. 1.2 Der „Sündenfall“ (Genesis 2,25–3,14) (2,25)

Und beide waren nackt, der Mensch und seine Frau, und sie schämten sich nicht voreinander.50 (3,1) Aber die Schlange war listiger als alle Feldtiere, die Jahwe-Elohim gemacht hatte. Und er sprach zu der Frau: Elohim hat ja wohl gesagt: Ihr sollt nicht essen von dem Baumbestand des Gartens! (2) Da sprach die Frau zu der Schlange: Von den Früchten des Baumbestandes des Gartens dürfen wir essen. (3) Aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Elohim gesagt: Ihr dürft nicht von ihm essen, rühret auch nicht an ihn, damit ihr nicht sterbt. (4) Da sprach die Schlange zu der Frau: Ihr werden auf keinen Fall sterben. (5) Denn Elohim weiß, daß, sobald ihr davon eßt, eure Augen geöffnet werden und ihr sein werdet wie Elohim, indem ihr nämlich vertrauten Umgang mit Gut und Böse habt. (6) Da sah die Frau, daß der Baum gut sei zum Essen und eine Augenweide und daß der Baum begehrenswert sei, was das Klugwerden anbelangt. Und sie nahm von seinen Früchten und aß. Und sie gab auch ihrem Mann, der mit ihr war, und der aß auch. (7) Da wurden die Augen der beiden geöffnet, und sie erkannten, daß sie nackt waren. Und sie flochten Feigenlaub zusammen und machten sich Schurze. (8) Und sie hörten das Geräusch JahweElohims, der im Garten beim Tageswind spazieren ging. Und der Mensch und seine Frau verbargen sich vor Jahwe-Elohim inmitten der Bäume des Gartens. (9) Da rief Jahwe-Elohim nach dem Menschen und sagte zu ihm: wo bist du? (10) Und er antwortete: Dein Geräusch habe ich im Garten gehört, da fürchtete ich mich, weil ich nackt bin, und ich versteckte mich. (11) Und er sprach: Wer hat dir mitgeteilt, daß du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten hatte? (12) Da sprach der Mensch: Die Frau, die du mir beigegeben hast, die gab mir von dem Baum – da habe ich eben gegessen. (13) Und Jahwe-Elohim sprach zu der Frau: was hast du da getan? Und die Frau antwortete: Die Schlange hat mich getäuscht – da habe ich eben gegessen. (14) Da sprach Jahwe-Elohim zur Schlange: Weil du dieses getan hast: verflucht bist du von allem Vieh und von allem Getier des Feldes. Auf deinem Bauch sollst du gehen und Staub fressen dein Leben lang.

Der Literaturwissenschaftler Hans Robert Jauss bemerkt zur Fluchsequenz in Gen 3,14–19: Gott antwortet auf das Abschieben der Schuld von Adam über Eva auf die Schlange als vollendeter Rhetoriker in umgekehrter Reihenfolge, bringt Adam derart wieder an die erste Stelle und scheint so dem lädierten Prestige des Mannes selbst noch beim Akt seiner Bestrafung aufhelfen zu wollen.51

50 Zur reziprok-faktitiven Deutung des singulären vwb hitpol. cf. F. Hartenstein, „Und sie erkannten“, 286f, im Anschluß an J.M. Sasson, we l¯o’ yitb¯o ÷@÷û, 418–421. 51 H.R. Jauss, Mythe, 26.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

Bereits Hermann Gunkel hat subtil die Abfolge von Schlangen-, Frauenund Adamfluch in den vorhergehenden Erzählkontext eingeordnet.52 Er verweist darauf, daß die Erzählabfolge in Gen 3,1–13 mit Blick auf die drei Handlungsträger chiastisch strukturiert ist, denn im Zusammenhang des „Sündenfalls“ (Gen 3,1–7) läuft der Handlungsfortschritt von der Schlange über die Frau zum Mann, während sich dies im Zusammenhang der Untersuchung durch Jahwe-Elohim umkehrt: Diese setzt beim Mann an und wendet sich dann der Frau und der Schlange zu (Gen 3,8–13). Bei der Schlange angekommen, nimmt die Fluchsequenz dort wiederum ihren Ausgang.53 Trotz dieser erzähltechnisch beeindruckenden Sequenzen: die Komposition ist damit nur in der Grobstruktur erfasst. Eine Detailanalyse fördert ein erheblich komplexeres und dennoch geschlossenes Bild zu Tage.54 Strenggenommen hat die Abfolge allerdings einen Schönheitsfehler, denn ein „Verhör“ der Schlange fehlt – über ihre Motive zur „Verführung“ der Frau schweigt sich der Verfasser sowohl in Gen 3,1 als auch an dieser Stelle aus. Nicht einmal eine entsprechende Frage wird von Jahwe-Elohim gestellt. Tatsächlich darf man sich allerdings an dem „fehlenden Verhör“ der Schlange durch Jahwe-Elohim nicht übermäßig stören,55 denn darauf kam es dem Verfasser gar nicht an, wie er durch die von ihm gewählte Literaturtechnik deutlich macht.56 Wie ist das Verhältnis zwischen Verhör und Flüchen des näheren beschaffen, genauer: wie ist der Übergang zwischen beiden Textbereichen komponiert? Zunächst ist festzuhalten, daß das Verhör des Adam und sein Rechtfertigungsversuch den breitesten Raum einnimmt (v.9–12) – dem entspricht die Ausführlichkeit seiner Verfluchung (v.17–19), die, der von H. Gunkel herausgearbeiteten palindromischen Struktur folgend, am Ende zu stehen kommt; sie ist unumstrittener Höhepunkt. Die Frau wird lediglich mit einer knappen Frage bedacht, die Antwort ist vom Umfang her der Fra52 H. Gunkel, Genesis, 20; auch H. Holzinger, Genesis, 33, betont, daß die Bestrafung in der Reihenfolge des Handelns erfolgt; cf. außerdem M. Witte, Urgeschichte, 165 Anm. 65. 53 Damit bereits sind alle Überlegungen entscheidend relativiert, die in Gen 3,1–6 von einem ursprünglichen Vergehen des (Ur–)Menschen ausgehen wollen; cf. das Referat bei M. Witte, Urgeschichte, 160f. 54 Die Analyse von Gen 2–4 darf sich – das wird die folgende Untersuchung zeigen – keinesfalls mit oberflächlich-inhaltlichen Entsprechungen zufrieden geben (etwa gegen D. Carr, Politics, 577–595), denn der Verfasser von Gen 2–4* hat den Text mikrostrukturell außerordentlich subtil konstruiert. Daraus ergibt sich nicht nur ein formal, sondern auch inhaltlich geschlossenes Bild, das darüberhinaus für literarkritische Operationen so gut wie keinen Spielraum läßt. 55 Etwa gegen H. Pfeiffer, Der Baum I, 493. 56 Wahrscheinlich darf dieses Moment ohnehin nicht überbewertet werden. Zur vollständigen Erklärung des verhängnisvollen bzw. zumindest ambivalenten Menschheitsschicksals – und nur darum geht es Gen 3 – reicht der Hinweis auf den Auslöser „Schlange“. Alles weitere liegt dann im Entscheidungsspielraum der Frau, die zur Unterscheidung von Gut und Böse noch nicht in der Lage ist und des externen Anstoßes bedarf.

Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24)

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ge angepaßt (v.13). In v.14aa wendet sich Jahwe-Elohim sodann der Schlange sofort in Form der Verfluchung zu. Dabei verfährt er allerdings so, daß die Flucheinleitung v.14aa auf das Verhör der Frau Bezug nimmt (v.13); wie bereits herausgearbeitet, werden hier Stichworte chiastisch verschränkt, die in den Flüchen angewandte Literaturtechnik setzt sich also zunächst auch in den Prosastücken fort: A tazAhm (13) B tyc[ C lkaw ynayvh vjnh hvah rmatw C vjnhAla μyhla hwhy rmayw (14) B tyc[ yk A taz Damit fungieren v.13.14aa als auch formanalytisch ausweisbares Scharnier zwischen der Verhör- und der Fluchsequenz.57 Ein Verhör mag dem neuzeitlichen Leser fehlen – für den Verfasser von Gen 3,13f besteht explizit kein Erläuterungsbedarf und er hat seinen Text denn auch entsprechend ausgestaltet. Läßt sich diese Kompositionstechnik auch im vorangehenden Kontext Gen 3,1–12 nachweisen und damit die Triftigkeit unserer Analyse von v.13 stützen? Um das Ergebnis vorwegzunehmen: der gesamte Abschnitt besteht im wesentlichen aus Elementen, die chiastisch aufeinander bezogen sind. Bereits die vorangehende Frage an den Adam und die sich anschließende Schuldverlagerung auf die Frau (v.11b.12) weist dieselben kompositionellen Eigenheiten auf:58

57 Zugleich erledigen sich eine Vielzahl der von C. Dohmen, Schöpfung, 102f, angeführten Probleme zur Deixis. 58 Die Bezüge laufen damit etwas anders, als dies die Verseinteilung nahelegt. C. Dohmen, Schöpfung, 101f, sieht in der Redeeinleitung in v.12 einen Gliederungshinweis. Tatsächlich ist der Textbereich v.12–14 mit ausführlichen Redeeinleitungen versehen, v.6–11 hingegen nicht. Dies dürfte damit zusammenhängen, daß – wie C. Dohmen selber sieht – die Erzählung von der ad-hocFrage als Entdeckungszusammenhang eines strafwürdigen Sachverhalts zum Verhör mit expliziter Schuldzuweisung übergeht. Hier kommt es dann natürlich auf die präzise Erfassung der Sprecher an. Dasselbe gilt übrigens für die Verse Gen 3,1–5, in denen chiastische Anlage und Redewechsel streng aufeinander abgestimmt sind; s.i.f. Die Gliederungshinweise, die der Verfasser durch die chiastische Stichwortverschränkung gibt, gehen in v.11f allerdings in eine andere Richtung als die von C. Dohmen angenommene. Auf diesem Hintergrund erklärt sich auch ein Phänomen, das C. Dohmen, a.a.O., als „redundante Rückverweise“ klassifiziert hat. Nun ist ydm[ httn rva zwar ein Rückverweis, der an dieser Stelle aber um der chiastischen Struktur willen gesetzt wurde. Dies wird allerdings erst deutlich, wenn man v.11b mit in den Blick nimmt. Die Dinge liegen in Gen 2,8, der zweiten von C. Dohmen herangezogenen Belegstelle, übrigens genauso: rxy rva ist ebenfalls Teil einer chiastischen Struktur; s.u. III.1.3. Damit dürfte das Phänomen „redundanter Rückverweis“ als solches fraglich sein, denn an der dritten von C. Dohmen herangezogenen Belegstelle Gen 3,1 hat der Rückverweis eine klare Funktion, nämlich den Verhängnisfaktor „Schlange“ aus-

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

A tlka wnmmAlka ytlbl ˚ytywx rva ≈[hAˆmh B ydm[ httn rva hvah μdah rmayw (12) B ylAhntn awh A lkaw ≈[hAˆm

(11b)

Der v.11a greift sodann über die Stichwortverbindung hta μry[ yk auf v.10 ykna μry[ yk zurück und schließt damit an die nächste Kompositionseinheit an. Diese umfaßt den Bereich v.7abg–10a. Der Zusammenhalt ergibt sich aus der fünfgliedrigen chiastischen Anlage der Verse: A trgj μhl wc[yw hnat hl[ wrptyw μh μmry[ yk w[dyw B w[mvyw (8) C μwyh jwrl ˆgb ˚lhtm μyhla hwhy lwqAta D wtvaw μdah abjtyw59 E ˆgh ≈[ ˚wtb μyhla hwhy ynpm E μyhla hwhy arqyw (9) D hkya wl rmayw μdahAla C ˚lqAta rmayw (10a) B ˆgb yt[mv A abjaw ykna μry[Ayk aryaw

(7abgb)

Gen 3,7 ist zugleich Scharniervers zur Anbindung von Gen 2,25–3,7. Es ist auffällig, daß gerade durch das Stichwort μr[ die jeweiligen Übergänge gestaltet werden: Gen 2,25; 3,7.10f. Die genaue Funktion ist allerdings erst im Anschluß an die Analyse von Gen 2,25–3,7 zu klären. Blickt man in die Sekundärliteratur,60 so stellt sich der Abschnitt allerdings als nicht ganz unproblematisch dar. Schon die Abgrenzung von Gen 2,25–3,7 mag verwundern. Sie scheint uns allerdings die einzig vertretbare zu sein, denn es gibt gewichtige formanalytische Argumente, die genau diese Gliederung nahelegen. Zieht man die bisher in Gen 3,7–14 herausgearbeitete Komposition zum Vergleich heran, so weist der Abschnitt Gen 2,25–3,7 ein besonders kunstvolles Design auf, wie die folgende Übersicht nahelegt, die wir sogleich erläutern:

drücklich den Jahwe-Elohim-Geschöpfen zuzuordnen, und ist insofern keineswegs redundant. Die Stichwortverbindungen zwischen Gen 2,18f und Gen 3,1 sind ebenfalls chiastisch angelegt; s.u. 59 Die Frau klappt an dieser Stelle – gerade mit Blick auf die chiastische Struktur – keineswegs nach. Vielmehr dient hier die Verwendung des Singulars abjtyw (im Gegensatz zu w[mvyw) subtil dem Übergang zum Verhör des Mannes durch Jahwe-Elohim. 60 Cf. etwa C. Westermann, Genesis, 322; C. Levin, Jahwist, 90; L. Ruppert, Genesis, 109.145ff; D.U. Rottzoll, Schöpfungs- und Fallerzählung I, 482ff; C. Dohmen, Schöpfung, 79ff; R.G. Kratz, Komposition, 254.

Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24)

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A a μhynv wyhyw (2,25) b wtvaw μdah μymwr[ c wvvbty alw

μyhla hwhy hc[ rva hdch tyj lkm μwr[ hyh vjnhw (3,1) C μyhla rmaAyk πa h vahAla rmayw D wlkat al E ˆgh ≈[ lkm E ˆghA≈[ yrpm v jnhAla hvah rmatw (2) D lkan C μyhla rma ˆghA˚wtb rva ≈[h yrpmw (3) D wnmm wlkat al F ˆwtmtAˆp wb w[gt alw F ˆwtmt twmAal h vahAla vjnh rmayw (4) (5) D wnmm μklka μwyb yk μyhla [dy yk C [rw bwf y[dy μyhlak μtyyhw μkyny[ wjqpnw [B] lkaml ≈[h bwf yk hvah artw (6) lykchl ≈[h dmjnw μyny[l awhAhwat ykw lkayw hm[ hvyalAμg ˆttw lkatw wyrpm jqtw A a μhynv yny[ hnjqptw (7) b μh μmry[ yk w[dyw c trgj μhl wc[yw hnat hl[ wrptyw [B]

Einer Schwierigkeit ist in der einschlägigen Literatur besondere Aufmerksamkeit zuteil geworden: der Zuordnung von Gen 2,25.61 Der Vers ist durch die einleitende wajjiqtol-Form syntaktisch an Gen 2,24 rückgebunden, Gen 3,1 beginnt demgegenüber mit einer wex-qatal-Form. Man darf dem Einschnitt in Gen 3,1 allerdings nicht eine übermäßig trennende Funktion zusprechen, denn es gibt nicht von der Hand zu weisende formale Bezüge zwischen Gen 2,25 und Gen 3,7abb, die – leicht ersichtlich – streng parallel aufgebaut sind.62 Gen 2,25 kommt demnach auch die Funktion eines Bindeglieds an den vorhergehenden Textbestand zu, ohne daß es Anlaß zu literarkritischen Schlußfolgerungen gibt.63 Zugleich dient er mit Gen 3,7 der Rahmung von 3,1–6. Dementsprechend kann der Abschnitt Gen 2,25–3,7 als eine Einheit dargestellt werden.64 Durchschaut man die Binnenkomposition von Gen 3,1–6, so erweist sich diese Abgrenzung über die Entspre61 Cf. etwa C. Dohmen, Schöpfung, 77ff; B.N. Wambaco, Or tous deux étaient nus, 553f. 62 Auf die Rahmung durch Gen 2,25 und 3,7 weist zuletzt auch K. Schmid, Unteilbarkeit, 33, hin. 63 Bei der Analyse der literaturtechnischen Beschaffenheit von Gen 2,4ff wird sich zeigen, daß der Verfasser tatsächlich mit v.24 einen Einschnitt gesetzt hat, insofern der Vers an v.23 chiastisch anknüpft; das gilt nicht für v.25, der stattdessen formale Bezüge zum folgenden aufweist. 64 Cf. auch M. Witte, Urgeschichte, 160f (Lit.).

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

chungen des Rahmens hinaus als zutreffend. Gen 2,25 gehört also bereits wesentlich zu Gen 3, und nicht zur „eigentlichen“ Schöpfungserzählung, die der Sache nach durch die Ätiologie in Gen 2,24 abgeschlossen ist. Was der Rahmen (A) der Sache nach leistet, liegt – nicht zuletzt aufgrund traditionsgeschichtlicher Spezifizierungen65 – einigermaßen klar zu Tage: Gen 3,7abb verkehrt die zunächst von Statusfragen unbelastete menschliche Gemeinschaft Gen 2,25 (wvvbty alw) in das Gegenteil: die Abgrenzung der Einzelwesen voneinander – paradigmatisch, wenn auch mit Blick auf Gen 3,21 noch defizient, anhand der Bedeckung mit Laubschurzen verdeutlicht. Das Zentrum des Abschnitts, der Dialog zwischen Schlange und Frau in Gen 3,1b–5, wird durch außerordentlich kunstvolle Arrangements gestaltet. Die v.1b–5 bestehen aus zwei durch die C- und D-Elemente (μyhla; lka) miteinander verbundene Chiasmen, die den Dialogteil sachlich strukturieren und zum einen die Früchte des ˆgh ≈[ (E-Elemente), zum anderen das Thema der mit dem Baum verbundenen Todesverfallenheit (F-Elemente) rahmen. Der Dialogteil bietet die dreigliedrige Redeabfolge von „Schlange“, „Frau“ und „Schlange“. Dabei sind die ausführlichen Redeeinleitungen mit Bedacht gesetzt, d.h. sie kommen genau an den Wendepunkten der chiastischen Doppelstruktur zu stehen.66 Damit ist die literaturtechnische Homogenität von Gen 3,1b–5 aber noch nicht vollständig dargestellt. Was v.5b anbelangt, so fällt zunächst auf, daß die Wiederaufnahme der C-Elemente (v.1b.3a)67 auf den ersten Blick nicht ganz stimmig ist. Nun handelt es sich aber gerade in v.5 deutlich um die (Negativ-)Krönung des Dialoges Gen 3,1b–5. Das hat der Verfasser denn auch durch die Komposition des Verses unterstrichen. Der v.5 – in die v.1b–5 umgreifende Struktur durch wnmm μklka (D) und μyhla (C) eingebunden – ist in sich wiederum chiastisch angelegt: er bildet den somit auch formal gewichtigen Abschluß, in dem die Schlange ihre schicksalsschwere Deutung der Hintergründe des Elohim-Befehls vorträgt – ein literartechni-

65 F. Hartenstein, „Und sie erkannten“, 286ff.292, weist zu Recht darauf hin, daß in Gen 2,25 die Nacktheit ohne Scham voreinander (wvvbty al) nicht im Sinne sexueller Konnotationen enggeführt werden darf, sondern umfassend die Abwesenheit negativer Seiten im Zusammenleben im Blick hat. Das hat dann natürlich Folgen für die Interpretation von Gen 3,7 und damit für die Näherbestimmung der „Erkenntnis von Gut und Böse“. 66 Dasselbe Verfahren läßt sich in Gen 2,21–22 aufweisen; s.u. III.1.3. 67 Die vieldiskutiere Verwendung von μyhla statt μyhla hwhy in den Redestücken von Gen 3,1–6 kann nicht zuletzt mit Blick auf die Komposition dahingehend verständlich gemacht werden, daß ein Zielpunkt des Abschnitts in der Entsprechung von Mensch und Gott hinsichtlich der Unterscheidungsfähigkeit liegt, es mithin nicht um die Jahwehaftigkeit des Menschen, sondern um seinen – aus der Perspektive der Fluchsequenz: ambivalenten – Anteil am Göttlichen geht; s.u. III.1.4.

Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24)

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sches Verfahren, daß der Verfasser, wie wir gesehen haben, ebenso im Adamfluch Gen 3,17–19 angewendet hat: A [dy yk B μyhla C wnmm μklka μwyb yk C μkyny[ wjqpnw B μyhlak μtyyhw A [rw bwf y[dy Auf dem Hintergrund dieser bisher rein formalen Beobachtungen zur Komposition ist nun auch ein Interpretationsvorschlag für den im Horizont von Gen 2,9.16f; 3,22(.24) zunächst auffällig unterbestimmten, also nicht als Erkenntnis- oder Lebensbaum ausgewiesenen ˆghA˚wtb rva ≈[ in Gen 3,3, in dem aufgrund dieses Sachverhalts das überlieferungsgeschichtliche Urgestein des „Baumes inmitten des Gartens“ vermutet wird, möglich.68 Die Komposition bindet Gen 3,3a und v.5b zusammen, so daß eine Entsprechung nicht nur aufgrund des Elements μyhla, sondern auch durch den ˆghA˚wtb rva ≈[ und [rw bwf y[dy vorliegt: C μyhla rma ˆghA˚wtb rva ≈[h yrpmw (3) D wnmm wlkat al F ˆwtmtAˆp wb w[gt alw F ˆwtmt twmAal hvahAla vjnh rmayw (4) D wnmm μklka μwyb yk μyhla [dy yk (5) C [rw bwf y[dy μyhlak μtyyhw μkyny[ wjqpnw Somit bildet der [rw bwf t[dh ≈[ (Gen 2,9.16f) deutlich den Hintergrund der sich wechselseitig interpretierenden Aussagen in Gen 3,3a und v.5b. Die Annahme, bei dem ˆghA˚wtb rva ≈[ in Gen 3,3a handele es sich um eine traditions- bzw. überlieferungsgeschichtliche Spolie, ist von daher alles andere als zwingend. Die Pointe – nämlich der „vertraute Umgang mit Gut und Böse“ – wird erst in der Schlangenrede in v.5b enthüllt. Die Schlangenrede enthält darüber hinaus auf den folgenden Kontext verweisende Stoffe, denn v.5 wird im äußeren Rahmen des Abschnitts (v.7) wieder aufgegriffen, und zwar durch die Lexeme jqp, ˆy[ und [dy (s.u.). Der v.7 verklammert folglich den äußeren Rahmen Gen 2,25 mit dem Höhepunkt des Dialogs zwischen Schlange und Frau – eine für die Interpreta-

68 S.o. III.1.1. Zum Problem der Bäume in Gen 2–3 cf. etwa O.H. Steck, Paradieserzählung, 19f; C. Dohmen, Schöpfung, 82ff; K. Schmid, Unteilbarkeit, 31f; E. Blum, Gottesunmittelbarkeit, 19ff; J.C. Gertz, Adam, 229ff.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

tion von 2,25–3,7 außerordentlich wichtige Einsicht, auf die wir selbstverständlich nochmal eigens zurückkommen müssen. Die v.1a und v.6 – eingangs in unsrer Übersicht mit „[B]“ bezeichnet – nehmen innerhalb des Abschnitts eine Sonderstellung ein; sie bilden gewissermaßen einen zweiten Rahmen mit jeweils überleitendem Charakter. Untereinander weisen sie allerdings keine Lexementsprechungen auf und sich vom Umfang her asymmetrisch, so daß die Anfrage von vorneherein berechtigt ist, ob sie in der Gesamtkomposition die ihnen zugewiesene Funktion tatsächlich erfüllen. Dennoch sind sie eng mit dem Kontext verknüpft – vor allen Dingen, was die literaturtechnische Anbindung von Gen 3,6 anbelangt. Gen 3,1a ist durch das Wortspiel „nackt“ – „klug“ an den vorhergehenden Vers Gen 2,25 angeschlossen und dient der Exposition der Schlange, die durch die Determination als bekannte Größe vorausgesetzt wird, aber bisher nicht genannt wurde. Erheblich komplexer ist demgegenüber Gen 3,6, und zwar sowohl was die formale Seite der Analyse als auch die Bestimmung der sachlichen Funktion in Gen 2,25–3,7 anbelangt. Der Vers ist vom Verfasser zunächst strikt in Parallelanordnung (Schema: AABB) gestaltet:69

lkaml ≈[h bwf yk hvah artw lykchl ≈[h dmjnw μyny[l awhAhwat ykw lkatw wyrpm jqtw lkayw hm[ hvyalAμg ˆttw Er nimmt darüber hinaus – der nun schon sattsam bekannten Technik folgend – auf die letzte Schlangenrede in v.5 Bezug: A wnmm μklka μwyb yk μyhla [dy yk (5) B μkyny[ wjqpnw C [rw bwf y[dy μyhlak μtyyhw C lkaml ≈[h bwf yk hvah artw (6) B lykchl ≈[h dmjnw μyny[l awhAhwat ykw A lkayw hm[ hvyalAμg ˆttw lkatw wyrpm jqtw Gen 3,6aa hat insofern überleitende Funktion, da die eigentliche Realisierung der von der Schlange angekündigten Einsichtsfähigkeit des Menschen 69 Dabei steht deutlich, wenn auch nicht durchgehend wortwörtlich Gen 2,9 im Hintergrund. Die Zweckbestimmungen (lkaml bwfw harml dmjn) eines jeden Baumes im Garten werden in Gen 3,6 invertiert aufgegriffen und auf den einen Baum bezogen. Die besondere Funktion des Baumes wird durch die Näherbestimmung lykchl ≈[h dmjn statt harml dmjn hervorgehoben; cf. hierzu R. Albertz, „Ihr werdet sein wie Gott“, 28f.

Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24)

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in Gut und Böse im Moment ihres Essens erst in v.7 deutlich betont vermerkt wird, nachdem beide tatsächlich gegessen haben (v.6abb).70 Aber die von der Schlange in Aussicht gestellte Elohim-Entsprechung hinsichtlich der Unterscheidungsfähigkeit sowie der dazugehörige Akt von Frau und Mann werden nicht unmittelbar nebeneinandergestellt, sondern erst durch v.6aa angebahnt. Dementsprechend werden entscheidende Stichworte aus v.5 in v.6 chiastisch rezipiert: bwf, ˆy[, μklka. Damit taucht allerdings ein Interpretationsproblem auf. Die von der Schlange in v.5 avisierte Urteilskraft wird mittels des Lexems [dy ausgedrückt und der Erwerb dieser Urteilskraft wird denn auch in v.7 explizit durch die Aufnahme von [dy und anderer Lexeme festgestellt. Insofern sind Ausgangs- und Zielpunkt klar. Dementsprechend verwendet der Verfasser in dem Übergangsvers v.6aa auch nicht [dy, sondern har. Auf der anderen Seite, und das kompliziert zunächst die Lage, verfügt die Frau in v.6aa der Sache nach natürlich bereits über eine Form von Unterscheidungfähigkeit, denn sie ist immerhin imstande, den Baum als lkaml bwf usw. zu qualifizieren71 – und das heißt natürlich: im durchaus weisheitlichen Sinne72 zwischen Gut und Böse zu differenzieren. Der „Baum inmitten des Gartens“ wird von ihr unter die in Gen 2,9 genannten Zweckbestimmungen aller Bäume im Garten subsumiert. Ein Sachverhalt, der vor allen Dingen im direkten Anschluß an die Aussage der Schlange in v.5 ([rw bwf y[dy μyhlak μtyyhw) verwundert, die die Gottähnlichkeit erst im Anschluß an den Baumfruchtgenuß in Aussicht stellt. Man steht damit vor der Alternative, dem Verfasser entweder Ungenauigkeit bzw. mangelndes Problembewußtsein attestieren zu müssen, oder man unterstellt, daß ihm ein von Gen 3,6 abzuhebender Gehalt der Unterscheidungsfähigkeit von Gut und Böse μyhlak vorschwebte. Letzteres dürfte der Fall sein, wenn man die Gesamtkomposition von Gen 2,25–3,7 im Blick behält. Die Gottähnlichkeit besteht nicht im Erwerb der weisheitlichen Urteilskraft überhaupt. 70 Durch die betonte Auseinanderlegung des „wnmm μklka“ (Gen 3,5a) in zwei Einzelvorgänge (lkayw hm[ hvyalAμg ˆttw lkatw wyrpm jqtw; v.6abb) wird der für das Verständnis der Gottähnlichkeit in der Erkenntnis von Gut und Böse wichtige Vers Gen 3,12 vorbereitet. 71 In Gen 2,18 – wdbl μdah twyh bwfAal – urteilt Jahwe-Elohim entsprechend über das Alleinsein des Mannes. Soll das Urteil der Frau – lkaml ≈[h bwf yk – ihre Zustimmung zu der Behauptung der Schlange, der Fruchtbaumgenuß führe nicht zum Tode, signalisieren? 72 Cf. die – u.E. nach zutreffende – Deutung der „Erkenntnis von Gut und Böse“ auf weisheitlichem Hintergrund durch O.H. Steck, Paradieserzählung, 29ff Anm. 43; R. Albertz, „Ihr werdet sein wie Gott“, 26ff; E. Otto, Paradieserzählung, 175; ders., Woher weiß der Mensch um Gut und Böse?, 229; K. Schmid, Unteilbarkeit, 27ff. Die Unterscheidung von [rw bwf meint die – weisheitliche – Urteilskraft, das Einteilungsvermögen überhaupt, nicht ethische Wertprädikate. Sie ist als solche nicht negativ qualifiziert. Es geht in Gen 3 allerdings nicht per se um die bereits vor dem Baumfruchtgenuß vorhandene weisheitliche Urteilskraft, sondern um eine spezifische Anwendungsform.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

Damit sind wir wieder bei Gen 3,7 angelangt. Die dichte Komposition des Textstücks hat selbstverständlich Konsequenzen für die Erfassung der Autorintention. Ansatzpunkt der Interpretation ist zweckmäßigerweise das in Gen 3,7 formulierte Resultat. Folgt man der Struktur des Textes, so führt der Gen 3,7 der Sache nach Gen 2,25 und Gen 3,5 zusammen: Mann und Frau (μhynv 2,25a; 3,7a) werden die Augen geöffnet (μyny[ jqp v.5a.7a), und sie erkennen ([dy v.5b.7a), daß sie nackt (μr[ 2,25; 3,7) sind: Gen 2,25 a μhynv wyhyw b wtvaw μdah μymwr[ c wvvbty alw

Gen 3,7

Gen 3,5abb

μhynv yny[ hnjqptw μh μmry[ yk w[dyw hnat hl[ wrptyw trgj μhl wc[yw

μtyyhw μkyny[ wjqpnw [rw bwf y[dy μyhlak

Der in Gen 3,7 ausdrücklich genannte Gegenstand von [dy ist nicht die von der Schlange in v.5 angekündigte, relativ abstrakte Einsicht in Gut und Böse, die ja schon in v.6 vorausgesetzt ist, sondern die Erkenntnis in die wechselseitige Nacktheit. Daraus darf man nun allerdings zum einen keinen Widerspruch zwischen Ankündigung und Resultat konstruieren, man darf sich zum anderen aber auch nicht mit der Erklärung begnügen, daß sich der abstrakte Charakter der wie auch immer genau zu interpretierenden Wertoptionen „Gut und Böse“ de facto – und in einem Erzähltext ohnehin – sinnvollerweise nur konkret, also in der Anwendung auf einen bestimmten „Erkenntnis“-gegenstand manifestieren könne. Vielmehr geht es um einen bestimmten Fall der Unterscheidungsfähigkeit: Gegenstand der in Gen 3,7 erlangten Erkenntnis ist der ausgesprochen basale Sachverhalt der Geschlechterdifferenz. Allerdings ist – trotz der in diesem Zusammenhang mehrfach angeführten, faktisch jedoch nur eingeschränkt einschlägigen Parallele 2 Sam 19,3673 – die Schlußfolgerung nicht überzeugend, die „Erkenntnis von Gut und Böse“ sei mit der Entdeckung der Sexualität gleichzusetzen. Zum einen weist der überleitende Vers Gen 3,6aa mit Blick auf die epistemische Einstellung der Frau semantisch keineswegs in Richtung einer Deutung von [rw bwf [dy auf die Entdeckung der Sexualität. Zum anderen wird nicht die Sexualität entdeckt – von einem ersten Sexualakt ist, wie dann eigentlich zu erwarten, auch nicht andeutungsweise die Rede;74 dieser wird erst in Gen 4,1 folgeträchtig vollzogen –, sondern vielmehr die Scham voreinander, also die Ge73 Cf. etwa D. Michel, „Ihr werdet sein wie Gott“, 103ff; P. Kübel, Entstehung, 76ff; D.U. Rottzoll, „… ihr werdet sein wie Gott“, 385–391; H.-P. Müller, Drei Deutungen, 118f. Kritisch dazu R. Albertz, „Ihr werdet sein wie Gott“, 26ff. 74 Man denke vergleichsweise nur an die Begegnung von Enkidu mit Schamchat in Gilg. Tafel I, Kol. III,21ff; IV,8ff.

Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24)

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schlechterdifferenz im emphatischen Sinne. War die grundsätzliche Haltung der beiden ersten nackten Menschen durch die Abwesenheit wechselseitiger Scham (wvvbty alw Gen 2,25b) gekennzeichet, so korrespondiert dem in Gen 3,7 das Wissen um die wechselseitige Nacktheit, die dann konkrete Handlung in Gestalt einer Vermeidungsstrategie: „und sie flochten Feigenlaub zusammen und machten sich Schurze“ (3,7b).75 Es wird somit der eigene Zustand in Differenz zu einem anderen Einzelwesen bewußt.76 Daß es dabei nicht nur um die Unterschiedenheit der Geschlechter, das immerhin auch von der Priesterschrift in Gen 1,27 sofort eingeführte, grundlegendste zwischenmenschliche Differenzkriterium, geht, sondern diese auch paradigmatisch für das Bewußtsein eines Einzelwesens von seiner Selbständigkeit im Unterschied zu anderen Menschen, ja sogar zu Jahwe-Elohim steht, wird durch den folgenden Handlungsverlauf deutlich hervorgehoben. Denn der Mann fürchtet sich im Kontext der Befragung durch Jahwe-Elohim (Gen 3,10ff) nicht nur aufgrund seiner Nacktheit – und damit aufgrund seines minderen und ungeschützten Status77 – vor Jahwe-Elohim, sondern er differenziert – wie dann auch die Frau mit Blick auf die Schlange (Gen 3,13) – zusätzlich klar zwischen seinem Anteil an der Gebotsübertretung und dem der Frau. Der Sache nach vorbereitet ist dies bereits in Gen 3,6abb. Das heißt: es geht nicht nur um das Faktum der Mißachtung des göttlichen Gebots – mithin um die durch die Generalprävention der Todesandrohung (Gen 2,17) eigentlich auszuschließenden Handlungsfolgen –, sondern auch um eine Differenzierung der Motivationsebene und damit um die genaue Bestimmung und Anerkennung des individuellen Schuldanteils. Es liegt nahe, hier von der Entdeckung ethisch-religiöser Personalität zu sprechen. Damit verbunden sind dann allerdings auch weiterreichende Ambivalenzen, die sowohl die zwischenmenschlichen Verhältnisse – Gen 3,16.21f – als auch die nunmehr distanzierte Gottesbeziehung – Gen 3,22f betreffen.78 75 Gen 3,7b ist also mitnichten einem „schamhaften Ergänzer“ zuzuschreiben; so C. Levin, Jahwist, 88. 76 Macht man sich klar, daß die Einsicht in die Nacktheit, also in die Geschlechterdifferenz als Realisat der Einsicht in Gut und Böse fungiert, so ist es auch verfehlt, zwischen der Verwendung von μwr[ in 2,25 und μry[ in 3,7 einen wertmäßigen Gegensatz konstruieren zu wollen; so etwa H. Niehr, Art. μwr[, 377f; dagegen bereits O.H. Steck, Paradieserzählung, 31 Anm. 43. Es handelt sich keineswegs um eine unterschiedliche Qualifikation der Nacktheit per se, dergestalt, daß diese vor dem „Fall“ positiv, danach negativ aufzufassen wäre. Denn wesentlich ist nicht die Nacktheit an sich, sondern wie der Mensch sich zu ihr verhält. In Gen 2,25 wird der Zustand des Nacktseins durch den Hinweis wvvbty alw relativiert, d.h. Nacktheit ist selbstverständlich negativ qualifiziert, aber nicht in ihrer eigentlichen Tragweite bewußt. In Gen 3,7 ist sie, genau in dem Moment, da sie bewußt wird, sofort Auslöser entsprechender Aktivitäten. 77 F. Hartenstein, „Und sie erkannten“, 292. 78 Daß Jahwe durchaus ambivalent im Verhältnis zum Menschen erscheint, wird in Gen 4 anhand der Opfer deutlich. Die folgenden nichtpriesterschriftlichen Passagen in der Urgeschichte

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

Auf diesem Hintergrund macht dann allererst auch die Einführung der Schlange als hdch tyj lkm μwr[ Sinn. Daß hier – trotz divergierender Etymologien – ein Wortspiel zwischen „nackt“ und dem positiv konnotierten „klug“ vorliegt, ist keine neue Erkenntnis.79 Es geht aber um erheblich mehr, als um die bloße Wortassonanz. Denn die Fähigkeit der Selbstwahrnehmung und -evaluierung, die der Mensch erst erlangt und die anhand der Nacktheit und damit der grundlegenden Differenziertheit der Menschen paradigmatisch durchgespielt wird, ist bei der Schlange bereits vorausgesetzt; über den Ursprung dieser Kompetenz wird direkt keine Aussage gemacht – ein echter Dualismus liegt dem Verfasser von Gen 3,1 allerdings auch fern, da die Schlange als Geschöpf Jahwe-Elohims eingeführt wird, und zwar wird sie mit deutlichem Rückbezug auf Gen 2,19f den Tieren des Feldes zugerechnet. Dem gegenüber Gen 2,19 abweichenden Schöpfungsterminus in Gen 3,1 (hc[ statt rxy) wird man keine literarkritische Relevanz zumessen dürfen. Dafür läßt sich sogar ein positives Argument anführen. Es läßt sich zeigen80, daß Gen 2,18–20 aufgrund chiastischer Verklammerung ein geschlossenes Textstück darstellt. Der Block wird durch die Ankündigung Jahwe-Elohims eingeleitet (Gen 2,18), er wolle dem Menschen eine passende Gehilfin schaffen (hc[). Diese Generalankündigung wird dann in der Ausführung (Gen 2,19) entsprechend modifiziert beschrieben: JahweElohim formt (rxy) die Tiere des Feldes (Gen 2,19; 3,1: hdch tyjAlk). Gen 3,1 greift also auf Gen 2,18–20 in toto zurück. Somit ist die Aussageabsicht von Gen 3,1 deutlich: der Ursprung der menschlichen Urteilskraft liegt letztlich in Jahwe-Elohim selber, auch wenn er in Gestalt der Schlange als von ihm unterschieden zur Darstellung kommt. Sie ist aufgrund einer besonderen, von allen anderen Geschöpfen abweichenden Begabung in der Lage, den Akt der Freiheit, der den Menschen – folgenschwer – „vergöttlicht“,81 zu provozieren.82 Damit erweist sich Gen 2,25–3,19 als ein literarisch außerordentlich artifizieller, in sich geschlossener Abschnitt.83 Jeder, der sich innerhalb dieses Abschnittes zu literarkritischen Operationen genötigt sieht, wird gleichzeizeigen auch die fortschreitende Differenzierung der Menschen, bishin zu dem letzen Versuch, die Einheit des Menschengeschlechts zu konstituieren, der in der Sprachverwirrung endet. 79 Cf. K. Schmid, Unteilbarkeit, 33f. 80 S.u. III.1.3. 81 Damit gibt der Verfasser der priesterlichen Vorstellung von der Gottebenbildlichkeit des Menschen in Gen 1,27ff eine beachtliche, eigentümlich problematische Wendung; s.u. III.1.4. 82 Das vom Verfasser von Gen 3 wohl nur erahnte Dauerproblem endlicher Freiheit – nämlich die Aporie, daß individuelles Freiheitsbewußtsein nur im Durchgang durch Abhängigkeit erworben wird –, versucht er also durch Abstufungen (Gottheit, Schlange, Mensch) zu unterlaufen. 83 Zu dieser Einsicht mit Bezug auf Gen 3,1–19 gelangt jetzt auch wieder M. Witte, Urgeschichte, 155, der von einer nahtlosen literarischen Verknüpfung spricht, allerdings ohne dies näher auszuführen.

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tig nicht umhin kommen, die Entstehung des kunstvollen Aufbaus erklären zu müssen. Gleichermaßen schwierig dürfte im übrigen auch die Annahme einer mündlichen Tradition sein.84 Auch wenn der Text den Stilanforderungen der Sage genügt, so handelt es sich dennoch vom ersten „Federstrich“ an um ein literarisches Kunstprodukt. Der schwierigste Textbereich innerhalb von Gen 2,4b–3,24 ist Gen 3,20– 24. Da der Abschnitt Gen 2,4ff im hohen Maße voraussetzt, muß die Analyse des Schöpfungskapitels vorgezogen werden. 1.3 Der Schöpfungsbericht (Genesis 2,4b–24) (4b) Am

Tag, als Jahwe-Elohim Erde und Himmel machte, (5) während alles Kraut des Feldes noch nicht auf der Erde war und alles Grün des Feldes noch nicht sproßte, denn Jahwe-Elohim hatte noch nicht regnen lassen auf der Erde, und ein Mensch war nicht vorhanden, um den Acker zu bearbeiten, (6) wobei ein Urquell von der Erde aufstieg und die ganze Oberfläche der Erde tränkte, (7) da formte Jahwe-Elohim den Menschen aus Staub vom Acker und blies in seine Nase Lebensatem, und der Mensch wurde zu einem lebendigen Individuum. (8) Und Jahwe-Elohim pflanzte einen Garten in Eden im Osten und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte. (9) Und Jahwe-Elohim ließ vom Acker her alle Bäume sprossen, begehrenswert anzusehen und gut zum Essen, und den Baum des Lebens in der Mitte des Gartens und den Baum des vertrauten Umgangs mit Gut und Böse. (10) Und ein Fluß ging von Eden aus, um den Garten zu tränken, und von dort an teilt er sich in vier Häupter. (11) Der Name des ersten ist Pischon, er umgibt das ganze Land Chawilah, dort wo das Gold ist. (12) Und das Gold dieses Landes ist gut. Dort gibt es auch den Bedolach und den Schoham-Stein. (13) Und der Name des zweiten Flusses ist Gichon, der umgibt das ganze Land Kusch. (14) Und der Name des dritten Flusses ist Chidäqäl, er verläuft östlich von Eden. Und der vierte Fluß ist der Euphrat. (15) Jahwe-Elohim nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, um ihn zu bearbeiten und zu bewachen. (16) Und Jahwe-Elohim befahl dem Menschen folgendermaßen: Von allen Früchten des Gartens sollst du auf jeden Fall essen, (17) aber vom Baum des vertrauten Umgangs mit Gut und Böse sollst du nicht essen, denn am Tag, an dem du von ihm ißt, wirst du auf jeden Fall sterben. (18) Und Jahwe-Elohim sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe als sein Gegenüber machen. (19) Da formte Jahwe-Elohim aus dem Ackerboden alle Feldtiere und alle Vögel des Himmels. Und er brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, was er ihnen zurufen würde. Und alles, was der Mensch ihnen als lebendiges Individuum zurief, das war sein Name. (20) Und der Mensch rief die Namen für alles Vieh und für alle Vögel des Himmels und für alle Tiere des Feldes; aber für einen Menschen fand sich keine Hilfe als sein Gegenüber. (21) Und Jahwe-Elohim ließ einen Tiefschlaf auf den Menschen fallen. Und er schlief ein. Und er nahm eine von seinen Rippen. Und er verschloß ihre 84 Cf. O.H. Steck, Paradieserzählung, 35–51.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

Stelle mit Fleisch. (22) Und Jahwe-Elohim baute die Rippe, die er von dem Menschen genommen hatte, zu einer Frau aus. Und er brachte sie zu dem Menschen. (23) Und der Mensch sagte: Dies ist der Moment: Bein von meinem Bein – und Fleisch von meinem Fleisch. Diese wird genannt ’ischah (Frau) – denn vom ’isch (Mann) wurde genommen diese. (24) Deswegen wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau kleben, und sie werden zu einem Fleisch werden.

Die alte Frage, ob die Paradies- und Fallerzählung einen Zusammenhang bilden oder ob hier mit verschiedenen literarischen Traditionen zu rechnen ist, muß auch im Horizont unserer Analyse von Gen 2,25–3,19 nochmals gestellt werden.85 Das heißt konkret: lassen sich die literarischen Techniken, mit deren Hilfe der Verfasser von Gen 2,25–3,19 diesem Abschnitt eine außerordentliche Geschlossenheit verliehen hat, auch in den voranstehenden Textbereichen nachweisen? Und wenn dies der Fall ist: wird dadurch in Gen 2* eine Gen 3* vergleichbare Kohärenz erreicht oder ist mit literarischem Wachstum zu rechnen? Denn im Gegensatz zu Gen 2,25–3,19 weist Gen 2* bekanntermaßen eine echte Dublette auf, insofern der Mensch an zwei Stellen in den von der Gottheit angelegten Garten versetzt wird (Gen 2,8.15). Zunächst läßt sich schlicht feststellen: auch innerhalb von Gen 2 hat der Verfasser von den in Gen 3 aufweisbaren Kompositionstechniken reichlich Gebrauch gemacht. Dies zeigt sich gleich zu Beginn aber dann auch in Gen 2,7f.18–24. Wir hatten mit Blick auf den priesterschriftlichen Schöpfungsbericht bereits darauf hingewiesen, daß dieser durch Gen 1,1 und Gen 2,4a chiastisch gerahmt wurde und nichts dagegen spricht, darin auch die ursprüngliche Rahmung des Schöpfungsberichts zu erblicken, zumal erst mit Gen 2,4a die – auch an anderer Stelle in P bewußt gesetzte – Siebenzahl eines Lexems, in diesem Fall des speziellen Schöpfungsterminus arb erreicht wird86. An diese Rahmung schließt sich Gen 2,4b an, insofern sich der Vers in einem dreigliedrigen Chiasmus an Gen 2,4a anlehnt:87 85 Cf. vor allen Dingen P. Humbert, Études; O.H. Steck, Paradieserzählung, 17f; K. Schmid, Unteilbarkeit, 26, der auf die gute literarische Einbindung der auf Gen 3 vorausweisenden Elemente in Gen 2 hinweist. 86 S.o. II.1.1. und die dort genannte Literatur. Diese nur auf den priesterschriftlichen Schöpfungsbericht bezogenen Funktionen, die nicht durch die Annahme einer ursprünglichen Unterschrift Gen 2,1–3 ersetzt werden können, sprechen zunächst einmal dagegen, in Gen 2,4a ein redaktionelles Produkt zu erblicken, das um der Verbindung mit v.4b willen nach dem Bilde von Gen 5,1 geschaffen wurde; anders zuletzt J.C. Gertz, Adam, 217ff. Daß v.4a und v.4b unterschiedlichen Traditionsströmen verpflichtet sind, ist schwerlich zu bestreiten. Neben der Verwendung des Gottesnamens hwhy – wenn auch im Verbund mit μyhla – und des indeterminierten μymvw ≈ra einerseits, finden sich andererseits zwischen Gen 2,4a und P deutliche und gehäufte Lexementsprechungen (arb; twdlwt; ≈rahw μymvh). 87 Dieses Argument ist von Gewicht für die literarische Einschätzung von 2,4b als Überleitung von Gen 2,4a, wobei nochmals zu differenzieren ist, ob 2,4b eigens zur Verklammerung entworfen wurde (cf. etwa W.H. Schmidt, Schöpfungsgeschichte, 196; C. Westermann, Genesis,

Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24)

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A μymvh twdlwt hla B ≈rahw C μarbhb C μyhla hwhy twc[ μwyb B ≈ra A μymvw Die viel diskutierte Frage dieses Verses ist natürlich, wie man sich seine literarische Genese im einzelnen vorzustellen hat. Bevor man allerdings Gen 2,4b voreilig zum Gen 2,4a vorausgehenden Bestand erklärt, ist in Rechnung zu stellen, daß nicht nur Gen 2,4a und Gen 2,4b in einem formal koordinierten Verhältnis stehen. In Gen 2,4b steht darüber hinaus Material, das sich in Gen 2,3b findet: hc[ und μyhla. Beide Lexeme bietet Gen 2,4b mit Blick auf Gen 2,3b ebenfalls in chiastischer Abfolge: A μyhla arbArva wtkalmAlkm tbv wb yk B twc[l B twc[ μwyb … A μymvw ≈ra μyhla hwhy Greift Gen 2,4b damit also nicht nur auf v.4a, sondern auch auf v.3b zurück, so dürfte es doch wahrscheinlicher sein, daß Gen 1,1–2,4a bei der Abfassung von Gen 2,4b bereits vorgelegen hat. Ist das zutreffend, dann ist es bemerkenswert, daß das einzige Wort, daß sich in Gen 2,4b nicht auf Material aus Gen 2,3.4a zurückbezieht, der Gottesname hwhy ist.88 Von Gewicht ist vor allen Dingen die Beobachtung, daß Gen 2,4b syntaktisch anlog zu Gen 5,1ba gestaltet ist: Gen 2,4b μymvw ≈ra μyhla hwhy twc[ μwyb Gen 5,1ba μda μyhla arb μwyb Der Sachverhalt läßt mehrere Schlußfolgerungen zu. Zum einen ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, daß in diesem 269ff) – oder in einem Zuge mit Gen 2–3 post-P entstanden ist. O.H. Steck, Paradieserzählung, 24f, bes. Anm. 33, will an 2,4b als ursprünglicher, von Gen 2,4a unabhängiger Einleitung des zweiten Schöpfungsberichts festhalten. Als Indiz dafür soll s.E. nach 2,19 gelten, da dort die für Gen 2,4b eigentümliche Abfolge von „Erde und Himmel“, ablesbar an den Landtieren und Vögeln, vorausgesetzt sei. Dieses Argument wird allerdings dann erheblich relativiert, wenn man die chiastische Aufnahme der Entsprechungen in v.20 mit in den Blick nimmt. – Cf. zur chiastischen Anlage auch C. Houtman, Himmel, 72ff. H. Seebass, Genesis I, 105, hält die Reihenfolge „ErdeHimmel“ für die im nordwestsemitischen Bereich reguläre. 88 Zum Problem des – auch in Gen 2f bekanntlich nicht einheitlichen – Gebrauchs der Gottesbezeichnung μyhla hwhy s.u. III.1.4.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

Falle der Verfasser von Gen 2,4b der nehmende Part ist.89 Er hat sich sowohl an Gen 2,4a angeschlossen – nämlich über die chiastische Gestaltung von v.4b –, als auch an Gen 5,1 orientiert – nämlich mit Blick auf die Syntax, also die Wahl des infinitivus constructus im Anschluß an μwyb als auch des analog zu μda indeterminierten Binoms „Erde und Himmel“, das in der weiteren Erzählung eigentümlich funktionslos bleibt – ebenso wie μwyb, das in Gen 5,1 das priesterschriftliche Tageschema voraussetzt. Der Teilvers führt also zwei auf den Schöpfungsvorgang bezogene Rahmenverse zusammen. Damit aber noch nicht genug. Denn es ist darüber hinaus nicht zu übersehen, daß der gesamte Vers Gen 2,4 durch die Ergänzung von v.4b Gen 5,1aba angeglichen wurde:90 Gen 2,4

μarbhb ≈rahw μymvh twdlwt hla μwyb twc[ μyhla hwhy μymvw ≈ra

Gen 5,1aba

μda tdlwt rps hz μwyb arb μyhla μda

Damit ist zum anderen die Schlußfolgerung naheliegend, daß Gen 5,1 ursprünglich – also im literarischen Zusammenhang der Priesterschrift – auf Gen 2,4a gefolgt sein muß. Diesen ursprünglichen literarischen Zusammenhang hat der Verfasser von Gen 2,4b vor Augen gehabt und durch die Neugestaltung von Gen 2,4 literarisch ausgeglichen.91 Die Annahme, daß Gen 5,1–3 ein redaktionelles Stück der Endredaktion der Urgeschichte ist, ist demgegenüber im hohen Maße unwahrscheinlich.92 89 Anders H. Holzinger, Genesis, 58, u.v.m.; s.o. II.2.1. 90 Wird dies beachtet, dann könnte sich auch der eigentümlich sperrige Wechsel von dem determinierten Binom ≈rahw μymvh in v.4a hin zur indeterminierten Version μymvw ≈ra einigermaßen verständlich machen lassen. Gen 5,1 nennt zunächst in der Toledotformel den in sich determinierten Eigennamen μda, dann aber wieder im Anschluß an Gen 1,26 den Menschen – μda indeterminiert; J.C. Gertz, Adam, 219, betont demgegenüber gerade die Indetermination von μymvw ≈ra zur Begründung der Eigenständigkeit des nichtpriesterschriftlichen Schöpfungsberichts. 91 In diesem Zusammenhang dürfte auch – wie oftmals erwogen – die im Kontext des priesterschriftlichen Schöpfungsberichts problematische „Ersatzunterschrift“ in Gen 2,1 eingefügt worden sein; cf. zum Problembestand O.H. Steck, Schöpfungsbericht, 178–199, bes. 181ff, der allerdings mit einer P zugehörigen Teilunterschrift rechnet, und zur Zuordnung zu Gen 3,24; 6,1–4 M. Witte, Urgeschichte, 218f.238–240. 92 S.o. die in II.2.1. genannte Literatur. Wer sich diese Theorie dennoch zu eigen machen will, muß dann davon ausgehen, daß der Redaktor zunächst Gen 2,4b unter deutlichem Wechsel der Terminologie chiastisch an v.2a angeschlossen habe, um dann mit Blick auf Gen 2,4 den Einsatz der priesterschriftlichen Genealogie Gen 5,1(–3) in reiner P-Terminologie neu zu gestalten – zudem wohl wissend, daß in Gen 4,1.17ff noch eine etwas anders gelagerte Theorie der Verwandtschaftsverhältnisse voransteht und die Einfügung von μda tdlwt rps hz als Überschrift post-P

Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24)

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Im folgenden Abschnitt wechselt der Verfasser die Kompositionstechnik. Die v.5f – die Zustandsbeschreibung vor dem Schöpfungsbeginn – sind streng parallel komponiert und analog zum priesterschriftlichen Schöpfungsbericht Gen 1,1–3 gestaltet:93 Gen 2,4b–7

Zeitangabe Umstände Umstände bzw. Erläuterungen

Handlung Vorgang

μyhla hwhy twc[ μwyb (4b) μymvw ≈ra μrf hdch jyc lkw (5) ≈rab hyhy jmxy μrf hdch bc[Alkw A ryfmh al yk B ≈rahAl[ μyhla hwhy B μdaw A hmdahAta db[l ˆya ≈rahAˆm hl[y daw (6) hmdahAynpAlkAta hqvhw ta μyhla hwhy rxyyw (7) … hmdahAˆm rp[ μdah hyj vpnl μdah yhyw

Gen 1,1–3

μyhla arb tyvarb (1) ≈rah taw μymvh ta hbw wht htyh ≈rahw (2) μwht ynpAl[ ˚vjw ynpAl[ tpjrm μyhla jwrw μymh

μyhla rmayw (3) rwa yhy rwaAyhyw

Ebenso wie Gen 1,1 setzt auch Gen 2,4b mit einer Constructusverbindung ein, die den Zeitpunkt des Schöpfungshandelns Gottes angibt, gefolgt von zwei Umstandssätzen, die im Anschluß erläutert werden, bevor der auf Gen 2,4b bezogene Handlungseinsatz (v.7) folgt.94 Die beiden die Negativbestimmungen v.5a erläuternden Nebenumstände – die zweite führt hdch bc[ mit Blick auf Gen 3,17–19 ein – werden mit einem yk-Satz eingeleitet und sind chiastisch verbunden.95 Dadurch ist bereits der Mensch und seine Funktion, die dann in Gen 3,23, der die Negativbestimmung aus Gen 2,5 ausdrücklich in ihr Gegenteil verkehrt, aufgegriffen wird, fest in den literavor Gen 4,1 – oder allenfalls noch vor Gen 4,25, dann um die unterschiedliche Wertigkeit der von Adam ausgehenden Menschheitslinien der Kainiten und Sethiten zu betonen – ihren sachlogisch allein zutreffenden Ort gehabt hätte. 93 Cf. M. Weippert, Schöpfung am Anfang, 15ff. Die eingangs gegebene Übersetzung entspricht der Aufbauanalyse M. Weipperts. Auf die chiastische Strukturierung von Gen 2,5b weist bereits M. Witte, Urgeschichte, 150 Anm. 35, hin. Die Parallelität im Aufbau zwischen Gen 1,1–3 und 2,4b–7 ist allerdings nicht auf die alttestamentlichen Schöpfungsberichte beschränkt, sondern auch anderweitig belegt, worauf M. Weippert, a.a.O., 17ff, hinweist. Sie darf insofern per se nicht als Argument für literargeschichtliche Abhängigkeiten ausgewertet werden. 94 Mit Gen 2,4b als temporalem Nebensatz zu Gen 2,7 rechnet H. Seebass, Genesis I, 104. 95 Insofern handelt es sich gerade bei Gen 2,5ba schwerlich um einen Zusatz; gegen K. Budde, Paradiesesgeschichte, 7.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

rischen Zusammenhang integriert. Gen 2,6 bereitet angesichts der Feststellung in v. 5b, daß noch kein Regen fällt, die Formung des Menschen sowie Anpflanzung des Gartens vor.96 Somit zeichnet sich Gen 2,4b–7 sowohl durch mehrfache Vorverweise auf das Folgende als auch durch den direkten literarischen Anschluß an Gen 2,2–4a aus. Bereits die Ausführung der Handlung Gen 2,797 ist dann wieder chiastisch an den weiteren Verlauf angeschlossen (Gen 2,7f): A μyhla hwhy rxyyw (7) B hmdahAˆm rp[ μdahAta C μyyj tmvn wypab jpyw C hyj vpnl μdah yhyw B μdahAta μv μcyw μdqm ˆd[bAˆg μyhla hwhy [fyw A rxy rva

(8)

Die Einsicht in die Homogenität des Abschnitts ist mit Blick auf die literarische Integrität des folgenden Textblocks (v.9–18) von einigem Gewicht.98 Der Vers Gen 2,8 ist auf jeden Fall literarisch fest in seinem Kontext verankert. Wenn nun Gen 2,15 eine Dublette zu v.8 darstellt, dürfte es sich also bei v.15 um eine Wiederaufnahme99 handeln, die die Paradiesesgeographie Gen 2,10–14 in den Handlungszusammenhang integriert. Denn der v.15, der zum wiederholten Mal – wenn auch mit einer bisher nicht eingeführten Aufgabenzuweisung verbunden, die ihre Entsprechung in Gen 3,24 hat – berichtet, Jahwe-Elohim habe den Menschen in den von ihm gepflanzten Garten versetzt, ist in keiner v.8 vergleichbaren Weise in den Kontext eingebunden. Denn chiastische Strukturen finden sich erst wieder in v.18ff. Hinzu kommt, daß Gen 2,10–15 den Textbereich auseinanderreißen, der 96 Cf. etwa K. Budde, Paradiesesgeschichte, 7–10; M. Witte, Urgeschichte, 84f. Die Schlußfolgerung, daß Gen 2,6 zusammen mit Gen 2,10ff zugesetzt wurden (so etwa P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 114f u.v.m), ist ebenso wenig zwingend wie aus der Strukturparallelität zu Gen 1,1–3 abgeleitete literarkritische Operationen. 97 An der Wendung hmdahAˆm rp[ sind gerade mit Blick auf Gen 3,19 und trotz Gen 2,19 keine Abstriche zu machen; gegen C. Dohmen, Schöpfung, 48f; H. Pfeiffer, Der Baum I, 492f. 98 Damit dürften v.7b.8b mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zur Grundschicht gehören; gegen M. Witte, Urgeschichte, 87, und C. Levin, Jahwist, 89, der v.7b als endredaktionell ausgrenzt – mit den entsprechenden Konsequenzen für die literarische Einschätzung der übrigen hyj vpn-Belege in Gen 2,19. Es handelt sich hier keineswegs um eine redaktionelle Einfügung. 99 Cf. C. Kuhl, Die „Wiederaufnahme“, 1–11. – Cf. zu den literarkritischen Problemen O.H. Steck, Paradieserzählung, 18; H. Pfeiffer, Der Baum I, 490f. O.H. Steck, a.a.O., nimmt auch noch eine Spannung zwischen 2,8.9 an, da in 2,8 bereits an einen Baumgarten gedacht sei; s.u. E. Blum, Gottesunmittelbarkeit, 18f, hält Gen 2,8 für eine summarische Prolepse mit Blick auf Gen 2,9.15. Dagegen weist J.C. Gertz, Adam, 225f, zu Recht darauf hin, daß lediglich v.8a.9 über den weiteren Verlauf der Vorgänge orientiert, während v.10–15 eben diesen Zusammenhang zwischen v.9 und 16f unterbrechen.

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von der Anpflanzung der Bäume sowie dem paradiesischen Eßverbot berichten. Aber auch der Anschluß von v.9 an v.8 ist nicht im mindesten zu beanstanden,100 und zwar auch nicht101 was den Wechsel von dem aktiven Handeln Jahwes als Gärtner (v.8 … μyhla hwhy [fyw) zur kausativen Formulierung mit Blick auf den Schöpfergott (v.9 … ˆm μyhla hwhy jmxyw ≈[Alk hmdah) anbelangt. Denn die kausative Formulierung kehrt analog in Gen 3,17 ebenfalls mit Blick auf die hmda wieder (…jymxt rdrdw ≈wqw ˚l) und bezieht sich dort klar auf das priesterschriftliche Nahrungsgebot Gen 1,29.102 Zudem ist festzuhalten, daß sowohl in Gen 2,9 als auch in Gen 3,17 das Lexem in analoger Funktion verwendet wird (Gen 2,9: lkaml bwfw …; Gen 2,17: hdch bc[Ata tlkaw …). Daß dann Gen 2,9.10316f sachlich aufeinander bezogen sind, hat der Verfasser durch ihre Parallelanordnung unterstrichen: Gen 2,9

lkaml bwfw harml dmjn ≈[Alk hmdahAˆm μyhla hwhy jmxyw [rw bwf t[dh ≈[w ˆgh ˚wtb μyyjh ≈[w Gen 2,16f

lkat lka ˆghA≈[ lkm rmal μdahAl[ μyhla hwhy wxyw twmt twm wnmm ˚lka μwyb yk nwmm lkat al [rw bwf t[dh ≈[mw Gen 2,16f ist zudem in sich wiederum eindeutig parallel strukturiert:

lkat lka ˆghA≈[ lkm rmal μdahAl[ μyhla hwhy wxyw twmt twm wnmm ˚lka μwyb yk nwmm lkat al [rw bwf t[dh ≈[mw Es ist nicht zu übersehen, daß Gen 2,17 als Rechtssatz auf dem Hintergrund des Todesrechts formuliert ist und im Verbund über den mehr als deutlichen Rückbezug von Gen 3,17a (wnmm lkat al rmal ˚ytywx rva ≈[hAˆm lkatw ˚tva lwql t[mv yk) auf 100 Ein triftiges literarkritisches Argument, Gen 2,9 für sekundär zu erklären, liegt nicht vor; cf. auch O.H. Steck, Paradieserzählung, 28f. Zur kompositionellen Verankerung des Verses in seinem Kontext s.i.f. 101 Cf. etwa C. Westermann, Genesis, 287, C. Dohmen, Schöpfung, 52f. 102 In diesem Zusammenhang ist zu überlegen, ob in Gen 2,9; 3,17 nicht die Schöpfungsvorstellung aus Gen 1,12 im Hintergrund steht, die die Entstehung von Kraut und Bäumen der Aktivität der Erde (… yrp hc[ ≈[w … bc[ avd ≈rah axwtw) – wenn auch auf den Befehl Gottes hin (Gen 1,11) – zuschreibt. Dann verläuft auch in dieser Hinsicht das Gefälle vom priesterschriftlichen hin zu Gen 2f. 103 Gen 2,9 ist nach der eingehenden Untersuchung von A. Michel, Peripherie, 1–22, literarkritisch nicht zu beanstanden. Die beiden Bäume sind hier bereits fest verankert und keineswegs literarisch schwach integriert, s. – wenn auch zurückhaltend – H. Pfeiffer, Der Baum I, 489.491. Zustimmung zur Analyse von A. Michel signalisieren jetzt E. Blum, Gottesunmittelbarkeit, 20; J.C. Gertz, Adam, 228.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

2,16 Anklänge an die dtr bzw. priesterschriftliche Theologie – lwql/b [mv sowie hwx – aufweist. Im Hintergrund steht „die dtr Reflexion über den Gebotsgehorsam gegen JHWH als Voraussetzung gelingenden Lebens“, die das Verbot nicht eigens begründet, sondern durch den göttlichen Promulgationsakt sowie die Bewehrtheit mit der Todessanktion stützt.104

Auch wenn einiges dafür spricht, in Gen 2,10–15 mit einem sekundären Textblock zu rechnen, so ist zum einen zu erklären, was den Ergänzer zu der Dublette v.15 motiviert hat.105 Zum anderen ist auch Rechenschaft darüber abzulegen, warum der Zusammenhang von v.9.16f auseinandergesprengt wurde. Denn es wäre etwa selbstverständlich gleichermaßen plausibel, die Paradiesesgeographie dem Speiseverbot nachzustellen und auf v.15a zu verzichten. Zur Lösung dieses Fragekomplexes kann darauf verwiesen werden, daß die Hinzufügung der Paradiesesgeographie auch unter formalen Gesichtspunkten alles andere als planlos erfolgt. Zum einen kommt dem Textblock eine Zentralstellung in Gen 2,4b–20 zu. Zum anderen ist deutlich, daß die umgebenden Textstücke mit Blick auf Gen 2,10–14 – eine Zustandsbeschreibung, die v.5–6 wenigstens ähnlich ist, auch wenn sich die grammtischen Konstruktionen nicht völlig entsprechen106 – eine Konzentrik aufweisen107, die allererst durch die Hinzufügung von v.15 erreicht wird und um deretwillen der Zusammenhang zwischen Anpflanzung des Baumbestandes und Speiseregeln auseinandergenommen wurden: A v.7: Erschaffung des Menschen B a v.8: Adam im Garten b v.9: Bäume im Garten C v.10–14: Paradiesesgeographie B a v.15: Adam im Garten b v.16f: Bäume im Garten A v.18ff: Erschaffung der Tiere und der Frau Damit hat der Ergänzer von v.10–15 doch einiges Gespür für die Kompositionsstruktur des Kapitels an den Tag gelegt.108 Denn es kann nicht fraglich 104 E. Otto, Paradieserzählung, 181f; cf. auch H. Pfeiffer, Der Baum I, 496f. 105 Mit den folgenden Überlegungen meinen wir, den methodischen Anforderungen an die Literarkritik von O.H. Steck, Paradieserzählung, 22 Anm. 24f, zu genügen. Der Bruch läßt sich nicht nur als solcher konstatieren, sondern auch mit Blick auf die Redaktionstechnik und die damit verbundene Absicht erklären. 106 Die engste Berührung zeigt v.10 mit v.5. Es geht jeweils um positive Schöpfungsvoraussetzungen, die nicht auf die Gottheit zurückgeführt werden; cf. H. Seebass, Genesis I, 110. 107 Cf. für die Endtextebene auch die Beobachtungen von H. Seebass, Genesis I, 107.109. 108 V.10a ˆghAta twqvhl ˆd[m axy rhnw ist zumindest chiastisch auf die Einführung des Gartens in v.8 bezogen: ˆd[bAˆg, während v.15 dann die Abfolge ˆd[Aˆgb bietet, die dann in Gen 3,23f durchgehalten wird. Die vom Ergänzer eingeführte Theorie, daß der Wasserstrom aus Eden

Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24)

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sein, daß er sich mit der Integration der Paradiesesgeographie v.10–14 und der damit verbundenen Präzisierung der Funktion des Menschen innerhalb des Gartens (v.15) an die durch den Verfasser von Gen 2* vorgegebene Komposition anschließt. Läßt man nämlich v.10–15 probehalber weg, so erweist sich der verbleibende Textbestand als in gleicher Weise strukturiert: A v.7–8: Erschaffung des Menschen (Chiasmus) B v.9: Bäume im Garten (parallel zu v.16f) B v.16f: Bäume im Garten (parallel zu v.9) A v.18–20.19–22: Erschaffung der Tiere und der Frau (Chiasmus) Die gerade für Gen 3 relevanten v.9.16f, die vom differenzierten Baumbestand im Garten berichten und dieser Differenzierung entsprechend Genußvorschriften einführen, sind innerhalb der Erschaffung der Lebewesen zentral positioniert. Die Zentralposition wird dadurch unterstrichen, daß die die in Parallelanordnung aufeinander bezogenen v.9.16f rahmenden Textbestände jeweils chiastisch angelegt sind.109 Besonders kunstvoll, nämlich fünfgliedrig, sind die v.18–20 gestaltet:110 A wdgnk rz[ wlAhc[a wdbl μdah twyh bwfAal μyhla hwhy rmayw B hdch tyjAlk hmdahAˆm μyhla hwhy rxyw (19) C μymvh πw[Alk taw D μdahAla abyw E wlAarqyAhm twarl E wlAarqy rva lkw D wmv awh hyj vpn μdah C μymvh πw[lw hmhbhAlkl twmv μdah arqyw (20) B hdch tyj lklw A wdgnk rz[ axmAal μdalw

(18)

Der Aufbau hebt die Differenz zwischen Tieren und Menschen klar hervor. Am Ende steht die Negativanzeige, die einen weiteren, spezifischen Schöp-

den Garten tränkt und damit erst zum Garten macht (cf. H. Seebass, Genesis I, 110), steht in Spannung, wenn auch nicht im kontradiktorischen Widerspruch zu Gen 2,6. 109 Iin Gen 2,7f wie in Gen 2,18–20 wird der Schöpfungsterminus rxy verwendet. 110 Damit unterschätzt M. Witte, Urgeschichte, 156 Anm. 25, die chiastische Anlage der v.18–20, wenn er sie nur auf v.19aa und v.20a beschränkt. Daß die v.18–20 insgesamt in diese Struktur eingebunden sind, macht die Annahme einer lediglich v.19aa.20a umfassenden Grundschicht unwahrscheinlich. Dasselbe gilt für die Abgrenzung von C. Levin, Jahwist, 84f.89: sekundär sollen v.19a* (jahwistische Redaktion), v.19b (endredaktionell) und v.20b (jahwistische Redaktion) sein. V.19b ist keine sekundäre Parenthese und v.20b ist keinesfalls aufgrund der Inversion und des Subjektwechsels literarkritisch herauslösbar.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

fungsakt nötig macht.111 Der nächste Abschnitt umfaßt nicht Gen 2,21–24, sondern hier ist aufgrund kompositioneller Beobachtungen nochmals in v.21–22 und v.23–24 zu differenzieren. Den v.21–22, dem Bericht von der Erschaffung der Frau, liegt das bekannte Aufbauschema zugrunde:112 A ˆvyyw μdahAl[ hmdrt μ yhla hwhy lpyw (21) B tja jqyw C hntjt rcb rgsyw wyt[lxm C [lxhAta μ yhla hwhy ˆbyw (22) B jqlArva A μdahAla habyw hval μdahAˆm Analog zur Kompositionsweise in Gen 3,1b–5 dient die zweifache Erwähnung von μyhla hwhy der Gliederung entsprechend der chiastischen Anlage der Verse – während dies an den anderen möglichen Stellen bezeichnenderweise nicht der Fall ist.113 Besonderes Interesse besteht natürlich gegenüber Gen 2,23ff. Denn jetzt gilt es nicht nur, den Aufbau von v.23f zu analysieren, sondern gleichzeitig die Komposition von Gen 2,25–3,7 zu bewähren, also die Zugehörigkeit von Gen 2,25 zu Gen 3,1ff. Zunächst: der Aufbau von Gen 2,23 ist deutlich, da in dem poetisch gehaltenen Vers der erste Stichos nach dem Schema ABAB (yrcbm [B] rcbw [A] ymx[m [B] μx[ [A] μ[ph taz) aufgebaut,114 während der zweite chiastisch angeordnet ist:

111 Cf. O.H. Steck, Paradieserzählung, 31f. Auf den Sachverhalt, daß an keiner Stelle tierische Nahrung vorgesehen ist, haben wir bereits hingewiesen; insofern deckt sich dieser Befund mit dem Schöpfungsbericht der Priesterschrift. Erst nach der P-Sintflut wird tierische Nahrung erlaubt. 112 Gen 2,21–22 sind also wiederum völlig einheitlich; die Ausgrenzung des Relativsatzes in v.22a ist nicht zu rechtfertigen (anders C. Levin, Jahwist, 85) – wie das auch für die anderen Relativsätze, Inversionen etc. innerhalb von Gen 2–3 gilt. Syntaktische „Auffälligkeiten“ sind keineswegs bereits ein Indikator für literarisches Wachstum. Angesichts dieses kompositionellen Befundes ist es darüberhinaus fraglich, ob auf v.22 ursprünglich Gen 3,20 folgte, wie dies C. Levin, Jahwist, 83, im Anschluß an P. Humbert, Études, 59, annimmt. Die chiastischen Schemata setzen sich in v.21–22 und v.23–24 fort; s.i.f. Eine vergleichbare Einbindung von Gen 3,20 im Kontext von Gen 2,22 ist nicht erkennbar. Das spricht gegen die literarische Ausgrenzbarkeit einer ursprünglichen Schöpfungserzählung. Der von C. Levin als konstitutiv angesehene Zusammenhang von awb und arq, der durch die ursprüngliche Zusammengehörigkeit von Gen 2,22 und 3,20 hergestellt werde, ist auch durch den analog zu Gen 2,18–20; 2,21–22 komponierten Abschnitt Gen 2,23–24 gewahrt. Zur Problematik des Anschlusses von Gen 2,23 an 3,20 cf. zuletzt auch J.C. Gertz, Adam, 233f. 113 Daß die Lexeme tja und rcb dieselbe verklammernde Funktion in v.22 und v.24 erfüllen sollen – so M. Witte, Urgeschichte, 160 Anm. 43 –, erscheint uns angesichts der in v.21–22 herausgestellten Struktur nicht naheliegend zu sein. 114 Zur Verwandtschaftsformel cf. Gen 29,14 und W. Reiser, Verwandtschaftsformel. Zum Aufbau cf. etwa J.P. Fokkelman, Narrative Art, 37.

Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24)

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A tazl B arqy C hva C vyam yk C hjql A taz Neben diesem sattsam bekannten Sachverhalt darf allerdings nicht übersehen werden, daß sich auch der nachfolgende v.24 in chiastischer Manier auf den vorhergehenden Vers bezieht:115 A yrcbm rcbw ymx[m μx[ μ[ph taz μdah rmayw B hva arqy tazl C tazAhjql vyam yk C wmaAtaw wybaAta vyaAbz[y ˆkAl[ B wtvab qbdw A dja rcbl wyhw Die Komposition von v.23–24 macht deutlich, daß tatsächlich nach v.24 ein Einschnitt vorliegt, und v.25 – obwohl syntaktisch mit v.24 verbunden – bereits zu einer neuen Texteinheit gehört, nämlich zu Gen 2,25–3,7. Die Schöpfungsepisode kommt mit der Ätiologie in v.24, die die Geschlechterdifferenz bezeichnenderweise matrilokal organisiert,116 zum Abschluß. Damit kann als Zwischenergebnis festgehalten werden: auch Gen 2,4–24 ist ein in den wesentlichen Partien mittels derselben Kompositionstechniken wie Gen 2,25–19 gestaltetes Textstück.117 Allerdings ist mit einer Erweiterung zu rechnen. Die v.10–15 erweisen sich jedoch nicht nur aufgrund einer deutlichen Dublette als sekundär, sondern zum einen läßt sich zeigen, daß der Ergänzer bei seiner Einfügung die formale Konsistenz sehr wohl im Blick hatte, denn er schließt sich direkt an die Komposition des ihm vorgegebenen Textes an und baut darauf auf. Die – literarisch weitgehend homogene – Grundschicht Gen 2,4–9.16–24 endet mit der Ätiologie Gen 2,24; Gen 2,25 ist demgegenüber in den Problemhorizont von Gen 3 integriert 115 Das spricht gegen die von C. Levin, Jahwist, 88, vorgenommene Abtrennung von v.24. 116 Man wird hier nicht an einen rein kompositionellen Formalzwang zwischen v.23 und v.24 zu denken haben, der dann zu diesem kulturhistorisch ungewöhnlichen Konzept nötigte. Die beste Erklärung ist nach wie vor, daß hier ein Gegensatz zu Gen 3,16.20 besteht; cf. E. Otto, Theologische Ethik, 63. 117 Dies gilt auch in Ansehung der schwierigen literarischen Verhältnisse in Gen 2,5f; cf. etwa die detaillierte Analyse von K. Budde, Paradiesesgeschichte, 5ff, und C. Dohmen, Schöpfung, 41ff. Auch wenn man hier zu literarischen Ausgrenzungen kommen mag, so läßt sich daraus allein aufgrund der literarischen Beschaffenheit der folgenden Texte schlechterdings kein ursprünglicher Schöpfungsbericht rekonstruieren.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

und dient der Überleitung zum „Sündenfall“. Dennoch gibt es keine triftigen Gründe, literarkritisch zwischen Gen 2* und Gen 3* zu differenzieren. Denn die Textpassagen Gen 2,5.7.9.16f, die deutlich auf Gen 3 vorverweisen, sind in ihren Kontext fest und zudem an zentraler Stelle zwischen den Berichten von der Menschen-, Tier- und Frauenschöpfung integriert. 1.4 Die Vertreibung (Genesis 3,20–24) (20)

Da nannte der Mensch seine Frau Chawwah, denn sie war die Mutter von allem Lebendigen. (21) Da machte Jahwe-Elohim dem Menschen und seiner Frau Fellkleider und ließ sie sie anziehen. (22) Da sagte Jahwe-Elohim: Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns hinsichtlich des vertrauten Umgangs mit Gut und Böse. Und nun soll er nicht auch noch seine Hand ausstrecken und von dem Baum des Lebens nehmen, essen und ewig leben. (23) Und Jahwe-Elohim schickte ihn weg aus dem Garten Eden, den Ackerboden zu bearbeiten, von dem er genommen war. (24) Und er vertrieb den Menschen und ließ östlich vom Garten Eden die Cheruben sich lagern und die Flamme des Zickzackschwertes, den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen.

Wenden wir uns auf der Basis der bisherigen Untersuchung dem wohl schwierigsten Textbereich innerhalb von Gen 2–3, nämlich Gen 3,20–24 zu.118 Zunächst ist schlicht festzuhalten, daß in v.20–24 selber kaum chiastische Stichwortverschränkungen vorliegen. Ein mit Blick auf den in dieser Hinsicht hochartifiziellen Kontext Gen 2–3119 bemerkenswerter Umstand. Sodann findet sich in dem Abschnitt eine echte Dublette, insofern die Vertreibung des Adam doppelt erwähnt wird (v.23.24).120 Ein Sachverhalt fällt allerdings schon auf den ersten Blick auf: der Schlußabschnitt ist – trotz gewisser Heterogenitäten – in den wesentlichen Zügen auf den vorangehenden Kontext bezogen. Wie sieht dies im einzelnen aus? Der schwierige v.20121 schließt an die vorausgehende Fluchsequenz insofern an, als jetzt wieder der Mann (μda) als Handelnder auf den Plan tritt 118 Cf. die klassische Problemexposition bei K. Budde, Urgeschichte, 46ff; ders., Paradiesesgeschichte, 78ff; aber auch H. Gunkel, Genesis, 23ff. 119 In Gen 4 ist dann die Chiasmus-Technik wieder zur Genüge angewandt worden; s.u. 120 Andere literarkritisch wirklich relevante Sachverhalte liegen indes nicht vor. Die (leichte) semantische Spannung zwischen jlv q (v.22b) und jlv pi (v.23a) darf wohl nicht überstrapaziert werden, zumal das vermeinte Differenzkriterium leicht in sein Gegenteil verkehrt werden kann: es geht doch wohl eher darum, daß die Sorge Jahwe-Elohims vor dem Zugriff (jlv q) auf den Lebensbaum seiner Präventionsmaßnahme (jlv pi) korrespondiert. Cf. O.H. Steck, Paradieserzählung, 18 Anm. 16. 34f, der von der Einheitlichkeit von Gen 3,20–24 ausgeht. Aber auch hinsichtlich der Abfolge jlv und vrg ist mit Blick auf Ex 6,1; 11,1 Vorsicht geboten. 121 Zur Problemlage cf. etwa H. Holzinger, Genesis, 36 – „Der Vers passt an seine Stelle so schlecht als möglich“; H. Gunkel, Genesis, 23; C. Westermann, Genesis, 264ff, gehen von einem anderen Quellenzusammenhang bzw. einer Redaktion aus. Cf. etwa auch W.H. Schmidt, Schöp-

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und den Frauenfluch umsetzt.122 Demgegenüber greift v.21 literarisch weiter zurück, nämlich auf Gen 3,7.123 Von besonderem Interesse sind natürlich die v.22124 betreffenden Bezüge. Der v.22 schließt einerseits an Gen 3,5 an, wodurch die Ankündigung der Schlange nunmehr auch im Munde JahweElohims bestätigt wird, zum anderen aber auch an Gen 2,9b. Die Bezugnahme auf Gen 2,9b ist insofern bedeutsam, als die übereinstimmenden Elemente chiastisch aufgegriffen werden:125 A ˆgh ˚wtb μyyjh ≈[w ... B [rw bwf t[dh ≈[w B [rw bwf t[dl wnmm djak hyh μdah ˆh μyhla hwhy rmayw A μl[l yjw lkaw μyyjh ≈[m μg jqlw wdy jlvyAˆp ht[w Gen 3,23 verweist auf den Beginn der Menschenschöpfung zurück und hat seinen Bezugspunkt in Gen 2,8, vor allem aber in Gen 2,5bb.7a.126 Gleichzeitig steht aber auch der Adamfluch Gen 3,19 im Hintergrund (jql). Die fungsgeschichte, 219; C. Dohmen, Schöpfung, 140ff; T. Willi, Funktion, 430ff.440. Insbesondere die Deutung von yjAlk bereitet Schwierigkeiten, da es in Gen 8,21; Ps 143,2; 145,16; Hi 12,10; 28,21; 30,23; (Dan 2,30) nicht auf die Menschheit begrenzt ist, sondern alle Lebewesen bezeichnet. Legt man dies auch in Gen 3,20 zugrunde, dann wird in der Eva-Ätiologie, statt mit der Menschheitsmutter, entsprechend mit dem Rest einer hochmythologischen Deutung zu rechnen sein; cf. Sir 40,1, dazu etwa G. Sauer, Jesus Sirach/Ben Sira, 276; C. Westermann, Genesis, 365; M. Witte, Urgeschichte, 181. Zu Gen 3,20 cf. auch Hi 1,21a; Koh 5,14a; Ps 90,3 und dazu H.-P. Müller, Eva und das Paradies, 503f. 122 Dies wird besonders dann deutlich, wenn man den mit der Benennung verbundenen Herrschaftsakt beachtet; zu arq – in deutlicher Differenz zur Verwandtschaftsformel in Gen 2,23 – cf. Gen 2,19f und O.H. Steck, Paradieserzählung, 32 Anm. 44; C. Dohmen, Schöpfung, 141. Dann wird man die Funktion von v.20 – unbeschadet des Sachverhalts, daß hier eine hochmythologische Tradition zugrunde liegt – als invertierte Aufnahme des Frauenfluchs aufzufassen haben, insofern v.16a in v.20b, v.16b in v.20a im Hintergrund stehen würde. 123 Cf. jetzt F. Hartenstein, „Und sie erkannten“, 290ff, der auf die Bezüge zu Jahwe als Recht schaffende Instanz hinweist, die sich paradigmatisch in der Bekleidung der personae miserae zeigt und damit „einer völligen Minderung an Personalität und Würde“ (a.a.O., 290f) entgegenwirkt; cf. die bereits vordtr Bestimmung Ex 22,25f (cf. M. Arneth, „Sonne der Gerechtigkeit“, 133ff.145ff), die deswegen von besonderem Interesse ist, weil das an dieser Stelle genannte Kleid (hlmc) in der anderen urgeschichtlichen Bekleidungsszene, nämlich in Gen 9,23 eine wichtige Rolle spielt; cf. außerdem Jes 58,7; Hi 24,6–10; Koh 5,14. 124 Der Plural auf der „Pantheonebene“ (cf. hierzu H. Gese, Der bewachte Lebensbaum, 102) stört an dieser Stelle nur bedingt, wenn man auf der einen Seite die Vergöttlichungsthematik als solche im Blick hat, auf der anderen Seite kann erwogen werden, ob hier nicht geradezu Gen 1,26 im Hintergrund steht, s.i.f. 125 In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, daß das oftmals monierte Fehlen des Lebensbaums in Gen 2,16f; 3,3 zumindest in formaler Perspektive nicht ganz so unregelmäßig ist. Die beiden Verse Gen 2,9 und Gen 3,22 (3,24 gehört wahrscheinlich nicht zum Grundbestand; s.i.f.), die den Lebensbaum erwähnen, bilden den äußeren Rahmen, Gen 2,17; 3,3, die nur den Erkenntnisbaum bieten und thematisch um das explizite, nur auf den Erkenntnisbaum bezogene Verbot kreisen, den inneren, so daß die Verteilung der Bäume insgesamt chiastisch gestaltet ist. 126 Cf. O.H. Steck, Paradieserzählung, 17.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

Kontextverklammerung des Adamfluchs verweist auf die selben Textbereiche (Gen 2,5.7), wie dies in Gen 3,23 der Fall ist. Nimmt man die bisherigen Beobachtungen zusammen, so ist einerseits deutlich, daß sich der Textbereich Gen 3,20–23 in rückläufiger Abfolge auf den vorhergehenden Kontext bezieht und diesen bündelt:127 A Gen 2,5.7f B Gen 2,9; 3,5 C Gen 3,7 D Gen 3,16 D Gen 3,20 C Gen 3,21 B Gen 3,22 A Gen 3,23 Zugleich wird in den Gen 3,20.23 auf die Fluchsequenz angespielt; insofern ist der Abschnitt zusätzlich gerahmt: Gen 3,20 —> Gen 3,16 Gen 3,21 Gen 3,22 Gen 3,23 —> Gen 3,19 Schwierigkeiten bereitet – auch gerade mit Blick auf diese Strukturdimensionen – allein der v.24.128 Wir hatten darauf hingewiesen, daß hier eine sachliche Dublette zu v.23 vorliegt. Diese ist insofern tatsächlich von Relevanz, als sich diese schwerlich im Sinne einer Ausdifferenzierung werten läßt. Dem knappen Hinweis μdahAta vrgyw folgt keine Näherbestimmung des Vertreibungszwecks. Es kommen noch andere – formale – Beobachtungen hinzu, die für sekundäres Wachstum sprechen könnten und insofern das Argument der Doppelung stützen. Zum einen: die v.20–23 bieten jeweils eine vollständige Redeeinleitung. Bemerkenswert ist, daß auch JahweElohim in v.21–23 dreimal eigens eingeführt wird.129 Es liegt hier allerdings 127 Aus den Rückverweisen dürfte sich auch erklären, daß ab v.22 nur noch vom μda die Rede ist – s. aber auch i.f.; gegen O.H. Steck, Paradieserzählung, 20. 128 Etwa H. Pfeiffer, Der Baum I, 489. 129 Das spricht dagegen, Gen 3,22 vorschnell aufgrund des gemeinsamen Stichworts „Lebensbaum“ mit Gen 3,24 zusammen einer Ergänzungsschicht zuzurechnen, unbeschadet weiter bestehender Spannungen; cf. etwa H. Gese, Der bewachte Lebensbaum, 101; in letzter Zeit H. Pfeiffer, Der Baum I, 489. Es spricht nichts dagegen anzunehmen, daß Gen 3,24 die Vorstellung vom Lebensbaum aus Gen 3,22 aufgegriffen hat, zumal dieser in Gen 2,9 fest integriert ist und dort nur dann als Zusatz posuliert werden kann, wenn alles dafür spricht, daß er sowohl in Gen 3,22 als auch in 3,24 sekundär ist.

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keine sprachlich unökonomische Redundanz vor, vielmehr versucht der Verfasser den rückläufigen Textbezügen zu entsprechen; auch der voranstehende Kontext setzt die Redeeinleitungen nicht gerade sparsam. Eine vollständige Redeeinleitung fehlt demgegenüber in v.24, der zwar eindeutig von einer Jahwe-Elohim-Aktion ausgeht, diesen aber nicht eigens nennt (vrgyw; ˆkvyw).130 Angesichts dieses Sachverhalts fällt dann aber zum anderen auf, daß der μda in v.24 eigens genannt wird, er in v.23 jedoch durch eine Suffixform repräsentiert wurde (whjlvyw). Hinzu kommen noch die Motive in v.24, die aus dem voranstehenden Zusammenhang nicht ableitbar sind, nämlich die Cheruben und das Schwert.131 Dieser Befund macht es einigermaßen wahrscheinlich, in v.24 mit sekundärem Material zu rechnen.132 Selbstverständlich ist aber auch v.24 auf den voranstehenden Kontext bezogen. Die Ergänzung wird ebenso formal ausgeglichen vorgenommen wie dies auch schon in Gen 2,10–15 zu beobachten war. 1. Die Bezüge zu Gen 2,8 sind nicht zu verkennen: Wird dort von JahweElohim ein μdqm ˆd[bAˆg gepflanzt, so nimmt v.24 – wenn damit auch sachlich nicht unproblematisch – darauf chiastisch Bezug, indem sich Cheruben und Schwert nun ˆd[Aˆgl μdqm niederlassen sollen.133 2. In v.23 wurde der Mensch zur Bearbeitung des Ackers außerhalb des Gartens bestimmt (db[). Das Stichwort db[ taucht bereits in Gen 2,5, wenn auch als Negativanzeige auf, dann aber nochmals in dem sekundären Vers Gen 2,15, und zwar in Kombination mit rmv. Die rmv-Funktion134 wird nun in v.24 eingeführt und den Cheruben und dem Schwert zugewiesen. Damit repräsentieren v.23 und v.24 die Doppelfunktion aus Gen 2,15. Es darf allerdings nicht übersehen werden, daß dennoch eine Spannung aufgebaut wird. Denn wenn auch im Zusammenhang des Endtextes die db[- und rmvFunktion aufgriffen wird, so ist doch deutlich, daß sie jeweils auf unterschiedliche Gegenstände bezogen sind. Nur v.24 ist der Garten Eden im Blick; die Wächterfunktion speziell hinsichtlich des Weges zum Lebensbaum wird auf Cheruben und das Schwert übertragen. V.23 sperrt sich demgegenüber: es geht weiterhin um eine Funktion des Menschen, die sich allerdings nicht mehr auf den Garten bezieht, sondern auf die hmda – mit Blick auf die Negativanzeige von Gen 2,5. Das ist natürlich ein weiteres Argument für den sekundären Charakter von v.24 – gerade auch dann, 130 Cf. Gen 4,16; s.u. III.2.1. 131 Das entsprechende religionsgeschichtliche Vergleichsmaterial zu Gen 3,24 ist zuletzt zusammengestellt bei F. Hartenstein, „Und sie erkannten“, 283f (Lit.). 132 Im Gegenzug kann v.24 auch nicht ursprünglich sein, da er die Angabe der Lokalität in v.23 voraussetzt; cf. O.H. Steck, Paradieserzählung, 35. Gegen O.H. Steck ist allerdings das in v.24 vorausgesetzte Subjekt auch im Anschluß an v.22 eindeutig. 133 Cf. hierzu H. Gese, Der bewachte Lebensbaum, 106f. 134 Cf. U. Rüterswörden, dominium terrae, 30ff, mit Verweis auf Gen 4,9.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

wenn nicht zu verkennen ist, daß sich der Verfasser von v.24 um die formal ausweisbare Einbindung in den Kontext bemüht hat. 3. Dieses Bemühen wird noch deutlicher, wenn man durchschaut, daß v.24 Material aus v.22f in sich vereinigt. Dies geschieht – der dominanten Kompositionstechnik des literarischen Grundbestandes folgend – durch chiastische Stichwortverschränkung:

[rw bwf t[dl wnmm djak hyh μdah ˆh μyhla hwhy rmayw A μl[l yjw lkaw μyyjh ≈[m μg jqlw wdy jlvyAˆp ht[w B μvm jql rva hmdahAta db[l ˆd[Aˆgm μyhla hwhy whjlvyw B ˆd[Aˆgl μdqm ˆkvyw μdahAta vrgyw A μyyjh ≈[ ˚rdAta rmvl tkphtmh brjh fhl taw μybrkhAta Man kann angesichts dieses Befundes natürlich wiederum die Frage stellen, ob es sich bei v.24 tatsächlich um ein sekundäres Textstück handelt. Trotz der eindeutigen Bezüge zum Kontext sind doch die Differenzmomente von einigem Gewicht. In diesem Zusammenhang ist es nicht unerheblich, daß auch Gen 2,10–15 aller Wahrscheinlichkeit nach ein Zusatz ist. Wenden wir uns nochmals Gen 3,20–23 zu. Auch wenn der Abschnitt auf das vorangegangene Geschehen geordnet Bezug nimmt, so sind doch einige Auffälligkeiten zu notieren, allen voran die pluralische Formulierung in Gen 3,22 im Munde Jahwe-Elohims: wnmm djak hyh μdah ˆh. Nun findet sich eine vergleichbare Formulierung im weiteren Kontext nur noch in Gen 1,26: wntwmdk wnmlxb μda hc[n μyhla rmayw.135 Nimmt man nun die gesamte Darstellung der priesterschrifltichen Menschenschöpfung mit hinzu und berücksichtigt die Bezüge, die schon eingangs hinsichtlich der Segens- und Fluchthematik herausgestellt wurden, so ergibt sich folgendes Bild: A wntwmdk wnmlxb μda hc[n μyhla rmayw

(1,26)

hmhbbw μymvh πw[bw μyh tgdb wdryw ≈rahAl[ cmrh cmrhAlkbw ≈rahAlkbw wta arb μyhla μlxb wmlxb μdahAta μyhla arbyw (1,27) B μta arb hbqnw rkz μyhla μhl rmayw μyhla μta ˚rbyw (1,28) hvbkw ≈rahAta walmw wbrw wrp ≈rahAl[ tcmrh hyjAlkbw μymvh πw[bw μyh tgdb wdrw C ynpAl[ rva [rz [rz bc[AlkAta μkl yttn hnh μyhla rmayw (1,29) hlkal hyhy μkl [rz [rz ≈[Ayrp wbArva ≈[hAlkAtaw ≈rahAlk 135 Insofern ist der Bezug zwischen Gen 1,29 und 3,22 wesentlich deutlicher als der zwischen Gen 3,22 und 11,6, der gleichwohl nicht zu verkennen ist; cf. etwa C. Levin, Jahwist, 92; M. Witte, Urgeschichte, 87ff. Auf die Analogie zwischen Gen 1,26 und 3,22 ist mehrfach hingewiesen worden; cf. etwa H. Gunkel, Genesis, 24.

Die Schöpfungs- und Paradieserzählung (Genesis 2,4b–3,24)

C ˚yyj ymy lk hnlkat ˆwbx[b ˚rwb[b hmdah hrwra

145

(3,17)

hdch bc[Ata tlkaw ˚l jymxt rdrdw ≈wqw (3,18) hmdahAla ˚bwv d[ μjl lkat ˚ypa t[zb (3,19) bwvt rp[Alaw hta rp[Ayk tjql hnmm yk B yjAlk μa htyh awh yk hwj wtva μv μdah arqyw (3,20) μvblyw rw[ twntk wtvalw μdal μyhla hwhy c[yw (3,21) A [rw bwf t[dl wnmm djak hyh μdah ˆh μyhla hwhy rmayw (3,22) … μl[l yjw lkaw μyyjh ≈[m μg jqlw wdy jlvyAˆp ht[w Daß das Nahrungsgebot aus Gen 1,29 im Adamfluch der Paradieserzählung aufgegriffen und mit einer Vergeblichkeitsankündigung versehen wird, ist sachlich und literartechnisch bereits eingehend beschrieben worden. Setzt bereits an dieser Stelle der Fluch Gen 3,17–19 den priesterschriftlichen Segen voraus und schafft damit auch einen Kontrast hinsichtlich der Literaturgattungen, so nimmt Gen 3,20 auf die Einteilung der Menschheit in Mann und Frau sowie den Mehrungsbefehl Bezug. Die vom Schöpfer zugewiesene Herrscherfunktion erstreckt sich jetzt nicht mehr nur auf die Tiere, sondern auch auf die basale Organisationsform der Geschlechterdifferenz. Die Verbreitung allen Lebens vollzieht sich nun unter der in Gen 3 sich entfaltenden Fluchwirkung. Zudem stehen die in Gen 1,27 noch als Mann und Frau Gesegneten nunmehr in einem asymmetrischen Verhältnis, das von Jahwe-Elohim durch die Bekleidung ausgeglichen wird. Gleichzeitig wird das dominium terrae durch Gen 3,21 relativiert, indem der Mensch als auch in basalen Kulturerrungenschaften hilfsbedürftig gezeichnet wird. Besonders prägnant sind nun die Korrekturen, die der Verfasser von Gen 3,22 an Gen 1,26f vornimmt. Wurde in Gen 1,26 noch in Form der göttlichen Selbstermunterung (μda hc[n) die Erschaffung des Menschen als das Ebenbild der Gottheit (wntwmdk wnmlxb), also in der Funktion des königlichen Stellvertreters Gottes, die sich in der Herrschaft über die Tiere realisiert, ins Werk gesetzt, so wird dies nun in Gen 3,22 dadurch aufgenommen, daß der nichtpriesterschriftliche Kommentator der priesterschriftlichen Schöpfungserzählung Jahwe-Elohim feststellten läßt, der Mensch sei geworden „wie einer von uns“ (wnmm djak hyh μdah). Zugleich wird die Gottebenbildlichkeitsvorstellung nicht mehr nur funktional bestimmt, sondern – sowohl im Positiven, mit Blick auf die Unterscheidungfähigkeit von Gut und Böse, die der Mensch erlangt hat, wie im Negativen, was das dauerhafte Leben anbelangt, das ihm verwehrt ist – substanziell angereichert.136 Die sachliche Vorbereitung auf diesen Zielpunkt137 hin geschieht über die verschiedenen 136 Auf die Auseinandersetzung von Gen 3 mit der Gottebenbildlichkeitsvorstellung weist ansatzweise auch H. Spieckermann, Ambivalenzen, 365, hin. 137 Darauf insistiert zu Recht K. Schmid, Unteilbarkeit, 24ff.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

Bäume.138 Nach Gen 2,9.16 wird das „Wie-Gott-Sein“ in Gen 2,25–3,7 eingehend erörtert. Diese kompositionell geschlossene Passage zeichnet sich durch einen differenzierten Umgang mit den Gottesbezeichnungen hwhy μyhla und μyhla aus.139 Die Gottesbezeichnung μyhla hwhy wird in Gen 2,25–3,7 nicht durchgängig gesetzt. Die Schlange (Gen 3,1) wird zwar ausdrücklich als Geschöpf von μyhla hwhy eingeführt, in den wörtlichen Reden erscheint dann aber kompositionell auf Gen 3,5ba hin orientiert nur noch die Bezeichnung μyhla – die einzigen Passagen des Textes, in denen über die Gottheit geredet wird, und zwar mit dem Zielpunkt des Seins μyhlak, der „Vergöttlichung“ des Menschen in der Unterscheidungsfähigkeit von Gut und Böse, die dann in Gen 3,22 auch festgestellt wird. Das heißt, es wird in Gen 2,25–3,7 zwischen der Kategorie „Gottheit“ und dem einen, durch den Eigennamen hwhy bestimmten Gott unterschieden. Weil es mit Blick auf die Gottebenbildlichkeit um das Entsprechungsmoment zu μyhla geht, muß auch Jahwe mit dieser Qualität bezeichnet werden: μyhla hwhy. Aus diesem Grund taucht auch die eigentümliche Verbindung μyhla hwhy nur in Gen 2,4b–3,23 auf, also in dem Textbereich, der das μyhla-Sein des Menschen thematisiert, und kann danach wieder fallengelassen werden. Das gesamte Konzept der in dem 8. Schöpfungswerk der Priesterschrift dargestellten Menschenschöpfung erfährt durch den Verfasser der Erzählung von Schöpfung und Fall eine tiefgreifende Umdeutung. Ist es somit angesichts der literarischen Geschlossenheit von Gen 2,4b– 9.16–25; 3,1–23 und der deutlichen Bezugnahmen auf P wahrscheinlich, daß die Erzählung von Schöpfung und Fall postpriesterschriftlich und mit Blick auf P zumindest literarisch gestaltet wurde,140 so erscheint der schon mehrfach festgestellte Sachverhalt, daß in Gen 2,4b–3,24* eine Vielzahl an 138 Wir hatten bereits darauf hingewiesen (s.o. III.1.1.), daß die narrative Einführung der traditionsgeschichtlich in der Verbindung mit der Unterscheidungsfähigkeit von Gut und Böse bzw. dem dauerhaften Leben nicht überzeugend anderweitig ableitbaren Bäume sich am besten mit Blick auf das Nahrungsgebot der Priesterschrift in Gen 1,29 erklärt, insofern auch in Gen 2f nicht nur die vegetarische Ernährung vorausgesetzt ist, sondern zur Ernährung nur Baumfrüchte – im Garten – und Kraut – außerhalb des Gartens – vorgesehen sind. Kraut und Bäume werden dabei aus Gen 1,29 invertiert rezipiert. 139 Zu den Belegen von μyhla hwhy cf. M. Witte, Urgeschichte, 287ff; sie verweisen alle in die nachexilische Zeit. 140 Nicht ausgeschlossen werden soll, daß sich der Verfasser von Gen 2f in seiner jetzigen literarischen Form vorgegebener Stoffe auch in literarischer Form bediente, diese dann aber literarisch umgeformt hat. Dies läßt sich anhand von Gen 4 zusätzlich plausibilisieren, da dort das auch von P vorausgesetzte Material in Gestalt der Kainiten-Liste noch vorhanden ist; s.i.f. Allerdings scheint uns in Gen 2f ein vorpriesterschriftlicher Text nicht schlüssig rekonstruierbar. Die Verbindung von P und Gen 2f ist nicht erst durch die Zusätze Gen 2,10–15; 3,24 zustande gekommen, sondern liegt diesem Stratum voraus, wie insbesondere die feste kompositionelle Einbindung von Gen 3,18b in den Adamfluch belegt, der wiederum elegant in den Erzählablauf Gen 2,25ff integriert ist.

Die Erzählung von Kain und Abel

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traditionsgeschichtlich nur in späten bzw. spätesten Texten des Alten Testaments belegten Vorstellungen vorliegen,141 vor allen Dingen auch, was den spätdeuteronomistischen Charakter der für die Erzählung konstitutiven Gebotsformulierung in Gen 2,16 anbelangt,142 und daß die Erzählung von Adam und Eva erst ab der zwischentestamentlichen Phase eine, dann aber auch bedeutende Rolle spielt143, in einem anderen Licht. Die hiermit angedeutete These gilt es nun aber allererst an den anderen konstitutiven nichtpriesterschriftlichen Texten der Urgeschichte zu bewähren: Kain und Abel, Sintflut, Weinbauperikope, Völkertafel und Turmbauerzählung.

2. Die Erzählung von Kain und Abel Die Erzählung von Kain und Abel 2.1 Die Komposition von Genesis 4 (1) Und der Mensch erkannte Eva, seine Frau. Und sie war schwanger und gebar den Kain. Und sie sprach: Ich habe einen Mann erworben, den Jahwe. (2) Und sie fuhr fort zu gebären seinen Bruder, den Abel. Und Abel war Kleinviehhirte. Und Kain war Akkerbauer. (3) Und es geschah nach einiger Zeit, da brachte Kain von den Früchten des Ackers ein Opfer für Jahwe. (4) Und auch Abel brachte von den Erstlingen seines Kleinviehs und von ihrem Fett. Und Jahwe schaute auf Abel und auf sein Opfer. (5) Und auf Kain und sein Opfer schaute er nicht. Und Kain entbrannte und ließ sein Gesicht hängen. (6) Und Jahwe sprach zu Kain: Was soll dabei herauskommen, wenn du entbrennst, und was soll dabei herauskommen, wenn du dein Gesicht hängen läßt? (7) Nicht wahr: wenn du es gut machst, ist Erhebung. Und wenn du es nicht gut machst: an der Tür ist die Sünde als Schwellendämon (?) und nach dir ist sein Verlangen, du aber sollst über ihn herrschen. (8) Da sagte Kain zu Abel, seinem Bruder: „Laß uns auf’s Feld gehen!“144 Und es geschah als sie auf dem Feld waren: da erhob sich Kain gegen Abel, seinen Bruder, und schlug ihn tot. (9) Und Jahwe sagte zu Kain: Wo ist Abel, dein Bruder? Und er sagte: Ich weiß es nicht! Bin ich der Bewacher meines Bruders? (10) Und er sagte: Was hast du getan. Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir vom Ackerboden. (11) Und nun: Verflucht bist du vom Acker her, der seinen Mund aufgesperrt hat, um das Blut deines Bruders von deiner Hand zu nehmen. (12) Wenn du den Ackerboden bestellst, soll er nicht fortfahren, dir seine Kraft zu geben. Unstet und flüchtig sollst du auf der Erde sein. (13) Und Kain sagte zu Jahwe: Meine Sünde/Sündenstrafe ist zu groß, um sie zu tragen. (14) Siehe! Du vertreibst mich heute vom

141 Cf. E. Otto, Paradieserzählung, 172ff; ausführlich sind vor allen Dingen die spätweisheitlichen Bezüge zusammengestellt bei M. Witte, Urgeschichte, 200–205. 142 Cf. nur E. Otto, Paradieserzählung, 178ff. 143 Cf. etwa E. Brandenburger, Alter und neuer Mensch, 209–250. Daß einzelne Motive – wie etwa die Eden-, die Urmensch- und die Weltenbaum-Vorstellung – traditionsgeschichtlich breiter belegt sind, tut dem keinen Abbruch. 144 Der Einschub nach Sam, LXX, Peschitta, Vulgata und den Targumim (cf. BHS) ist ursprünglich; s.u.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

Angesicht des Ackers und vor deinem Angesicht muß ich mich verbergen. Und ich soll unstet und flüchtig auf der Erde sein. Und es wird geschehen: Jeder, der mich findet, wird mich erschlagen. (15) Und Jahwe sagte zu ihm: So nicht (conj.)! Jeder, der Kain erschlägt, an dem wird siebenfach Rache genommen werden. Und Jahwe machte dem Kain ein Zeichen, damit ihn nicht erschlägt, wer ihn findet. (16) Und Kain ging von dem Angesicht Jahwes weg. Und er ließ sich im Lande Nod nieder, östlich von Eden. (17) Und Kain erkannte seine Frau. Und sie war schwanger und gebar den Henoch. Und er war ein Stadtbauer. Und er nannte den Namen der Stadt entsprechend dem Namen seines Sohnes Henoch. (18) Und dem Henoch wurde Irad geboren. Und Irad gebar den Mechuja’el. Und Mechija’el gebar den Metuscha’el. Und Metuscha’el gebar den Lamech. (19) Und Lemech nahm sich zwei Frauen. Der Name der einen war Ada, der Name der zweiten war Zilla. (20) Und Ada gebar den Jabal. Der war der Vater aller, die im Zelt mit Viehbesitz wohnen. (21) Und der Name seines Bruders war Jubal. Der war der Vater aller, die Leier und Flöte spielen. (22) Und Zilla: auch sie gebar den Tubal-Kain, ‚[der war der Vater] aller, die Kupfer und Eisen hämmern‘. Und die Schwester von Tubal-Kain war Na‘ama. (23) Und Lamech sprach zu seinen Frauen: Ada und Zilla, hört meine Stimme. Lemechfrauen, hört meine Rede. Wahrlich, einen Mann erschlug ich für meine Wunde und ein Kind für meine Strieme. (24) Wahrlich, siebenmal wird Kain gerächt, aber Lemech 77-fach. (25) Und Adam hatte nochmal vertrauten Umgang mit seiner Frau. Und sie gebar einen Sohn und nannte seinen Namen Seth, denn Elohim hat mir einen anderen Samen gegeben für Abel – denn Kain hat ihn erschlagen. (26) Und auch Seth wurde ein Sohn geboren. Und er nannte seinen Namen Enosch. Damals fing man an, im Namen Jahwes anzurufen.

Im Anschluß an die Analyse der nichtpriesterschriftlichen Schöpfungs- und Paradiesgeschichte ist Gen 4 in den Blick zu nehmen. Beide Texte zeigen schon auf den ersten Blick vielfache Übereinstimmungen, so daß natürlich Klärungsbedarf hinsichtlich der Genese dieser Entsprechungen besteht. Aufgrund der Untersuchung von Gen 2,4b–3,24 hat man im wesentlichen – also abzüglich der Nachträge – von einem einheitlichen oder zumindest von einem literarisch außerordentlich gründlich und geschlossen redigierten Textentwurf auszugehen, so daß sich strenggenommen nur noch die Frage stellt, ob die Übereinstimmungen mit Gen 4 das Ergebnis eines rekonstruierbaren redaktionellen Eingriffs in die Kainüberlieferungen sind. Eine qualifizierte Beurteilung der Bezüge kann selbstverständlich nur im Anschluß an die Untersuchung der literarischen Eigenart von Gen 4 erfolgen, denn da sich der Verfasser von Gen 2,4b–3,23* dadurch auszeichnete, daß er sich gehäuft der Technik chiastischer Textgestaltung bedient, wäre es in hohem Maße auffällig, wenn dies für Gen 4 nicht zutreffen würde. Gen 4 weist – das ist schwer zu bestreiten – einige Ungereimtheiten auf. Blickt man auf die Form, so heben sich die genealogischen Elemente Gen 4,1.17–26 von der sagenhaften Brudermorderzählung ab. Unterschiede in der Form sind natürlich per se noch kein Anzeichen literarischer Heterogenität. Aber zwischen beiden Passagen bestehen auch sachliche Spannungen.

Die Erzählung von Kain und Abel

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So stehen etwa der Strafe der unsteten und flüchtigen Lebensweise der Erzählung die kultur- und stadtbezogenen Leistungen der Genealogie gegenüber,145 wenn man im Bau der Stadt keine Trotzreaktion Kains auf das Jahweurteil erblicken will.146 Von den Verwicklungen zwischen Kain, Abel und Jahwe weiß erst wieder v.25, der Einsatz der Sethitengenealogie, zu berichten, wobei an dieser Stelle allerdings gar nicht von Jahwe, sondern von Elohim die Rede ist. Ebenso weist das Lamechlied in v.24, wenn auch nicht ganz unproblematisch, auf v.15 zurück. Aber nicht nur mit den Bezügen zwischen Erzählung und Genealogie, sondern auch mit dem genealogischen Text selber kann man Schwierigkeiten haben. Gemessen an dem monoton-stringenten Aufbau von Gen 5 bietet Gen 4,1.17–26 auf den ersten Blick ausgesprochen chaotische Verhältnisse.147 Alles ist irgendwie individuell gestaltet, Regelmäßigkeiten sind allenfalls in v.1.17a.18abb.25 auszumachen.148 Aber auch hier stellt sich die Frage, ob sich die sachlichen Spannungen und literarischen Eigentümlichkeiten plausibel zu einer Hypothese über das literarische Wachstum verdichten lassen.149 Untersucht man Gen 4 mit den schlichten Fragen nach der literaturtechnischen Gestaltungsweise, die wir sowohl in den priesterschriftlichen Texten als auch in Gen 2,4b–3,24 aufzeigen konnten, so rückt u.E. nach die Möglichkeit der Rekonstruktion von literarischen Vorlagen auch in Gen 4 in weite Ferne. Und zwar betrifft dies sowohl die genealogischen Texte als auch die Brudermorderzählung. Die Probleme beginnen in Gen 4 allerdings schon in v.1, und zwar nicht erst mit der diffizilen textkritischen Lage in v.1b und den damit verbundenen Interpretationsschwierigkeiten mit Blick auf die Ätiologie des KainNamens,150 sondern bereits in v.1a, also mit der syntaktisch auffälligen Inversion. Dieses Problem läßt sich, wie sich zeigen wird, sinnvollerweise 145 Cf. nur die grundlegende Untersuchung von B. Stade, Das Kainszeichen, 231ff. 146 M. Witte, Urgeschichte, 153f. 147 Cf. etwa C. Levin, Jahwist, 91ff, der eine bereits ergänzte vorjahwistische Quelle, eine jahwistische Redaktion und nachendredaktionelle Ergänzungen unterscheidet. 148 Cf. jetzt auch T. Hieke, Genealogien, 31ff.50f.53–67. 149 Zu literarkritischen bzw. redaktionskritischen Versuchen cf. W. Dietrich, „Wo ist dein Bruder?“, 101.104, der mit einem vorjahwistischen Grundbestand (v.3b–5.8–10.12*.16), einem selbständigen kenitischen Stammbaum, dem auch v.1f.8b zugehört, sowie einer jahwistischen Bearbeitung rechnet; cf. auch P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 131ff; M. Witte, Urgeschichte, 151ff (protojahwistisch: v.1–2*.3–5.8b; jahwistisch: 1–2*.6–7.8a.9–16); R.G. Kratz, Komposition, 255f.263 (Grundschicht: v.1*.2–5.8–12.16; Nachträge: v.6–7.13–15). 150 Um diese Ätiologie rankt sich aufgrund der abweichenden Überlieferungen eine weitgespannte und mitunter dogmatisch leicht aufgeladene Debatte; cf. neben den Kommentaren etwa K. Budde, Die Erklärung des Namens Kajin, 147–151; ders., Noch einmal zu Gen 4,1, 120–122; E. König, Evaspruch, 22–32; W. Bacher, Erklärungen, 117–119; R. Borger, Gen. iv 1, 85f; C. Westermann, Genesis, 394ff; P. Klemm, Kain und die Kainiten, 392ff; H. Seebass, Genesis I, 148f. Nach den Regeln der Textkritik ist der doppelte Akkusativ des MT ursprünglich.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

erst aus der Gesamtperspektive von Gen 4 erörtern und wird deswegen vorerst zurückgestellt. Der bzw. die Verfasser von Gen 16,1–16 befleißigen sich in bestimmten Partien, darin der Darstellungsweise von Gen 2,4b–3,24 verbunden, chiastischer Wortkonstellationen.151 Dies beginnt bereits in v.1f, wesentlich ist hier die Verschränkung der Namen ˆyq und lbh:152 A hwhyAta vya ytynq rmatw ˆyqAta dltw rhtw (v.1b) B lbhAta wyjaAta tdll πstw (v.2a) B ˆax h[r lbhAyhyw (v.2ba) A hmda db[ hyh ˆyqw (v.2bb) Nachdem die Protagonisten solchermaßen eingeführt sind, setzt das eigentliche Geschehen mit v.3 ein. Dabei wird das Aufbauschema von v.1f in v.3–5 fortgesetzt, denn auch dieser Textblock ist wiederum durch den Wechsel der Eigennamen chiastisch aufgebaut: A hwhyl hjnm hmdah yrpm ˆyq abyw μymy ≈qm yhyw (v.3) B ˆhbljmw wnax twrkbm awhAμg aybh lbhw (v.4a) B wtjnmAlaw lbhAla hwhy [vyw (v.4b) A h[v al wtjnmAlaw ˆyqAlaw (v.5a) Es ist allerdings Vorsicht geboten, hierin bereits ein Argument für die relative literarische Eigenständigkeit von v.1f und v.3–5 zu wittern. Denn die zwiefache chiastische Anordnung der Eigennamen ˆyq und lbh in v.1f und v.3–5a hat natürlich automatisch zur Folge, daß die Eigennamen auch diese beiden Texteinheiten chiastisch übergreifen, wenn nun logischerweise nicht 151 Diese sind für Gen 4,1–16 unseres Wissens bisher nur ungenügend erhoben worden, da sie sich lediglich auf die Anordnung der Namen Kain und Abel in Gen 4,1–5 beziehen. Cf. etwa B. Jacob, Das erste Buch der Tora, 136; U. Cassuto, Genesis I, 204; C. Westermann, Genesis, 401; R. Oberforcher, Flutprologe, 252; H. Seebass, Genesis I, 152; M. Witte, Urgeschichte, 152f. P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 132, weist darüber hinaus auf die Inversionen in v.2b–5a hin; s.i.f. 152 Die Begründung, die B. Stade, Das Kainszeichen, 239, für den sekundären Charakter von v.2 abgibt („Der ungewöhnliche Ausdruck ‚und sie fuhr fort zu gebären‘ begreift sich jedoch, wenn wir ihn aus der Feder eines späteren Schriftstellers herzuleiten haben“), offenbart insofern einen Schwachpunkt in der literarkritischen Argumentation, als der Ausdruck auch unter der Voraussetzung, er sei redaktionell, nicht weniger ungewöhnlich ist. Ungewöhnlich ist er allenfalls mit Blick auf den Idealtyp einer genealogischen Notiz – das ist im günstigsten Falle ein Indiz für Textwachstum, allerdings, dem Wesen eines Idealtyps entsprechend, kein hinreichendes. Nun ist es in Gen 4 nicht leicht, so etwas wie die „normale“ genealogische Notiz zu rekonstruieren (anders liegen die Dinge in Gen 10; s.u.), und da Gen 4,2 syntaktisch keine Schwierigkeiten macht, besteht kein Grund, an dieser Stelle mit Textwachstum zu rechnen. Für die ursprüngliche Zusammengehörigkeit von Gen 4,1aba und v.2 spricht sich P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 231, aus, der nur die Kainsätiologie für sekundär hält.

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mehr in der Abfolge ˆyq – lbh – lbh – ˆyq, sondern genau umgekehrt. Dies ist jedoch nicht nur eine beiläufige Konsequenz der identischen Binnenformung von v.1f und v.3–5a. Vielmehr ist leicht zu zeigen: dem Verfasser war diese Konsequenz bewußt, denn er hat sie genutzt, indem er sie mit wesentlichen Stichworten kombinierte, nämlich mit den berufsmäßigen Tätigkeiten seiner Protagonisten, die den Gegensatz zwischen den beiden weiter ausbauen: A ˆax h[r lbhAyhyw (v.2b) B hmda db[ hyh ˆyqw (v.2b) B hwhyl hjnm hmdah yrpm ˆyq abyw μymy ≈qm yhyw (v.3) A ˆhbljmw wnax twrkbm awhAμg aybh lbhw (v.4a) Nun hat es der Verfasser in v.1–5a nicht bei dem Wechsel der Personennamen bzw. den damit verbundenden Berufsbezeichnungen belassen. Vielmehr bezieht sich die chiastische Textgestaltung darüberhinaus leicht ersichtlich auch auf die Syntax. Dies beginnt in v.2b, wo die chiastische Wortanordnung durch das Nebeneinander von Narrativ und invertiertem Verbalsatz zustande kommt, gebildet aus den Eigennamen der Brüder sowie der Wurzel hyh: A yhyw B ˆax h[r lbh B ˆyqw A hmda db[ hyh Der Wechsel von Narrativ und invertiertem Verbalsatz unterstreicht wiederum klar die Differenz zwischen den beiden Protagonisten. Analog zu v.2b gibt es auch in v.3–5 Syntax-Chiasmen, denn Narrativ und invertierter Verbalsatz wechseln auch hier einander ab, in einem Fall durch Voranstellung des Subjekts: A abyw Gen 4,3b B hwhyl hjnm hmdah yrpm ˆyq B lbhw Gen 4,4a A ˆhbljmw wnax twrkbm awhAμg aybh153 153 Die Gegenüberstellung enthält die Pointe, daß nur bei Kain ausdrücklich vermerkt wird, er habe sein Primitialopfer hwhyl dargebracht. Auch die Namensätiologie Kains zeigt – wie immer sie genau zu verstehen ist – eine deutliche Nähe zwischen Kain und Jahwe. Zum anderen ist die Näherbestimmung des Abel-Opfers durch ˆhbljmw auffällig. Dem Text nach wird es sich um Ganzopfer und Fettstücke der Erstlinge handeln; cf. jetzt zu den textkritischen Problemen und den Deutungsmöglichkeiten B. Janowski, Jenseits von Eden, 144. Es bleibt allerdings schwierig, gerade hieraus einen Hinweis auf den Ablehnungsgrund des Opfers Kains herauskonstruieren zu wol-

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

Im anderen Fall durch Voranstellung des Objekts, wobei festzuhalten ist, daß die Personen Abel und Kain dem Opfer voranstehen:154 A hwhy [vyw Gen 4,4b B wtjnmAlaw lbhAla B wtjnmAlaw ˆyqAlaw Gen 4,5a A h[v al Fazit: die v.1–5a sind außerordentlich streng und komplex komponiert, ja mit Blick auf die Kompostion suchen sie durchaus ihresgleichen.155 Fragt man nach der Abzweckung, so dient die Textgestaltung ausnahmslos dazu, die gegensätzlichen und doch eng verwandten Hauptpersonen ins – mörderische – Spiel zu bringen. Die Ambivalenz zwischen verwandtschaftlicher Bindung und divergierender beruflicher Orientierung, gesteigert und prinzipiell gefaßt durch die sich daran anschließende religiöse Bestätigung durch die Opferannahme bzw. religiöse Brüskierung durch Annahmeverweigerung, die auf ein und denselben Jahwe zurückgeht und die verhängnisvolle religiöse Eifersucht156 aus sich heraussetzt, hat hier auch literarisch prägnant seinen Ausdruck gefunden. Damit ist aber auch eine Folgerung deutlich: mehr wollte der Verfasser nicht mitteilen – für Spekulationen über die Gründe der Opferannahme bzw. -annahmeverweigerung ist schon aufgrund der dichten Textstruktur zumindest in Gen 4 kein Platz.157 Das heißt dann len, also etwa aus der differenzierten Vorgehensweise Abels; cf. auch H. Seebass, Genesis I, 151. Man kann darin einen Anklang an die Opferpraxis in Lev erblicken. Ob es sich hier tatsächlich um eine Glosse handelt, kann erst auf dem Hintergrund der Levitikusrezeption in der Weinbauperikope und in der nichtpriesterschriftlichen Sintflutperikope geklärt werden. Gerade diese beiden Textkomplexe machen den Hintergrund von Lev sehr wahrscheinlich. 154 C. Levin, Jahwist, 94; H. Seebass, Genesis I, 152. 155 Cf. dazu, mit geringen Einschränkungen in v.1a(hwjAta)bb.4a(ˆhbljmw), P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 132. Es ist die These geäußert worden, v.3 erfordere eigentlich eine andere Exposition als die jetzt in v.2f vorfindliche (cf. C. Westermann, Genesis, 401; W. Dietrich, „Wo ist dein Bruder?“, 96f). Literarisch läßt sich an diesem Punkt aber gerade keine Nahtstelle ausmachen – zumindest hat der Verfasser hier schlechterdings kein Problem empfunden, als er sich an seine höchst sorgfältig ausgeführte Arbeit machte. Dies gilt es dann aber auch bei der Grobgliederung von v.1–5 zu berücksichtigen; cf. dagegen H. Seebass, Genesis I, 150; B. Janowski, Jenseits von Eden, 141.143. Auch der Versuch, die ursprüngliche Fortsetzung von v.1.2a in v.8b zu rekonstruieren (etwa C. Levin, Jahwist, 52f.93ff), scheitert – wenn nicht schon an der Komposition von v.1–5, so doch letztendlich an der literarischen Beschaffenheit von v.8; s.i.f. 156 J. Wellhausen, Prolegomena, 314. 157 Die LXX hat an dieser Stelle – gegen die Komposition des MT in v.4b.5a – die jeweilige hjnm der Brüder erklärend übersetzt: im Falle Kains v.3.5a mit qusi/a „Opfer“, das in v.5a mit prose/c ein kombiniert wird, bzw. – im Falle Abels v.4b – mit dwvron „das Geschenk, das den Empfänger gnädig stimmen soll“, an dieser Stelle verbunden mit ejpeivdon „das gnädige Ansehen eines Menschen durch Gott“. Die LXX führt dann in v.6f die Annahmeverweigerung auf eine falsche Opferpraxis Kains zurück – ein Deutungsversuch, der nicht nur das agrarische Opfer Kains aus dem Blick verliert, sondern auch dem Fortgang der Erzählung insofern die Spitze abbricht, als

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aber: die religiöse Praxis ist selber der Kontingenz unterworfen – es sind eben nicht nur die „profanen“ Kontingenzen, die zur religiösen Deutung und Bewältigung drängen. Insofern zeigt sich die durch den Adamfluch Gen 3,17–19 verhängte Vergeblichkeit menschlicher Anstrengungen bei der Feldarbeit (Gen 3,23) auch mit Blick auf die letztbegründende Instanz – die Anerkennung durch Jahwe. Dies sind die Voraussetzungen, unter denen v.6f formuliert wird, bevor sich der Zorn Kains über Abel – und nicht etwa über Jahwe – entlädt. Bei aller Kunstmäßigkeit der literarischen Darstellung ist aber auch eine Auffälligkeit formaler Art festzuhalten. Es werden nämlich nur die v.2b, v.3b.4a und v.4b.5a durch chiastische Binnenstrukturen (Narrativ – Inversion) zusammengehalten, nicht aber v.1.2a. Dies hängt damit zusammen, daß v.1a auf v.25 hin angelegt wurde; wir kommen bei der Erörterung von v.25 darauf zurück. Lassen sich die für v.1–5a nachweisbaren chiastischen Schemata auch in anderen Textbereichen verifizieren? Zunächst ist festzuhalten, daß dies in v.5b–7 soweit wir sehen nicht der Fall ist158 – bezeichnenderweise also an der Stelle, die die Erzählung weisheitskritisch und mit Bezug auf die GutBöse-Unterscheidungsfähigkeit von Gen 2f profiliert.159 Die beiden Verse fallen allerdings, wie sich zeigen wird, derartig aus dem Kompositionsschema heraus, daß wir uns dem gängigen Urteil, es liege an dieser Stelle eine Erweiterung mit Blick auf Gen 3 vor, anschließen.160 Zur nichtpriesterschriftlichen Grundschicht gehört wohl nur v.5b. Klar zu Tage liegen demgegenüber die Dinge in v.8ff. Diese Einschätzung mag zunächst verwundern, denn gerade v.8 bietet bekanntlich ein textkritisches Problem, insofern der MT nach v.8a, also der Redeeinleitung wyja lbhAla ˆyq rmayw, die für gewöhnlich nicht absolut steht, sondern einen entsprechenden Sprechakt erfordert,161 eine Lücke bietet, die allerdings durch Sam, LXX, Peschitta, Vulgata und Targume162 ergänzt wird – und zwar prima facie nicht sonderlich originell durch hdch hkln bzw. entsprechende Äquivalente (wnynv hkln hdch). Gegen die Ursprünglichkeit dieser dann nicht mehr klar wird, wieso Kain seinen Bruder Abel erschlägt – und nicht schlicht und einfach die Opferpraxis korrigiert; cf. dazu auch M. Rösel, Übersetzung, 102ff. 158 Einen Vorschlag macht R. Oberforcher, Flutprologe, 252f. Allerdings fällt der von ihm eruierte Aufbau aus den kompositionellen Gepflogenheiten der Urgeschichte heraus, da es sich nicht um Lexementsprechungen, sondern um – konstruierte – Analogien in der Sache handelt. 159 Cf. etwa I. von Loewenclau, Genesis IV 6–7, 177–188; W. Dietrich, „Wo ist dein Bruder?“, 98f. 160 Trotz des neuerlichen Versuchs von B. Janowski, Jenseits von Eden, die Integration des Verses zu begründen. Schon die Anbindung an v.8, die B. Janowski ins Spiel bringt, ist so schwerlich möglich; s.i.f. 161 Cf. etwa S. Wagner, Art. rma, 354; KBL3, 64; Ges18, 76. 162 Cf. DJD XII, 37.

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Ergänzung spricht denn auch nicht nur die lectio difficilior des MT, zusätzlich gestützt durch 4Q Genb frgm 3,i,163 sondern auch der Umstand, daß auf diese Lösung wohl jeder gekommen wäre, der an dieser Stelle die Lücke ohne interpretativen Aufwand hätte füllen wollen oder sollen.164 Dennoch gibt es zumindest zwei Argumente dafür, daß die Ergänzung sowohl vom Umfang, als auch von der Sache her doch dem ursprünglichen Text entspricht. Zum einen kann der Wegfall von hdch hkln mit Blick auf v.8ba hdcb μtwyhb yhyw als homoioteleuton zumindest einigermaßen erklärt werden.165 Zum anderen – und das dürfte das gewichtigere Argument sein – ergibt sich durch die Ergänzung ein gut funktionierender Chiasmus, der vor allen Dingen auch die – vordergründig – umständliche Wiederholung von wyja lbhAla (v.8abb) vollständig plausibel macht:166

163 4QGenb, DJD XII, 36; Pl. VIII. Das Fragment ist spät- oder nachherodianisch anzusetzen, die Herkunft aus Qumran ist nicht eindeutig; cf. DJD XII,31, und die zu Recht vorsichtige Auswertung mit Blick auf den ursprünglichen Text bei M. Witte, Urgeschichte, 152. 164 Cf. etwa H. Gunkel, Genesis, 44; B. Jacob, Das erste Buch der Tora, 140; U. Cassuto, Genesis I, 213ff; G. von Rad, Genesis, 77; J. Cook, „Ancient“ Readings, 49f; G.J. Wenham, Genesis 1–15, 94.106; H. Seebass, Genesis I, 144, und zuletzt B. Janowski, Jenseits von Eden, 142.151ff, der rma als Signifikationsbegriff verstehen will, so daß davon auszugehen sei, daß Kain in v.8a seinem Bruder Abel die Jahwerede von v.6f mitgeteilt habe. Die für den signifikativen Gebrauch im Anschluß an S. Wagner, Art. rma etc., 357, herangezogenen Belegstellen sind in ihrem Objektbezug allerdings wesentlich eindeutiger, als dies in Gen 4,8a der Fall ist. Unentschieden sind O. Procksch, Genesis, 48; C. Westermann, Genesis, 411; J. Scharbert, Genesis 1–11, 66f, und M. Witte, Urgeschichte, 152. Demgegenüber halten H.L. Strack, Die Bücher Genesis, 17; A. Dillmann, Genesis, 94f; J. Skinner, Genesis, 107f; S.R. Driver, Genesis, 65; W. Zimmerli, 1. Mose 1– 11, 215; J.A. Soggin, Das Buch Genesis, 101, und E. Tov, Text, 195, die Ursprünglichkeit der Lesart von Sam u.a. immerhin für möglich, wenn auch keine durchschlagenden Gründe genannt werden. Die Lösung dieses textkritischen Problems ist alles andere als eine Marginalie, denn das Fehlen einer entsprechenden Rede im MT hat dann im Zuge literarkritischer Hypothesenbildung einige Bedeutung erlangt, cf. etwa W. Dietrich, „Wo ist dein Bruder?“, 96.101.105ff; P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 133.137; C. Levin, Jahwist, 100, und M. Witte, Urgeschichte, 152, die den Satzbruch mit dem Wechsel von jahwistischer Redaktion und vorjahwistischer Quelle erklären. Auf jeden Fall läßt sich eine ursprüngliche Genealogie, die v.1.2a und eben v.8b umfaßt haben soll (C. Levin), oder eine vorjahwistische Kurzgeschichte in v.1–5a*.8b.10.11*.12b (P. Weimar), nur dann wirklich begründet behaupten, wenn dies v.8 auch literarisch hergibt. An Indizien für die literarkritische Operation werden, soweit wir sehen, zwei genannt: die Lücke in v.8a und die Doppelung wyja lbhAla. Beide Argumente sind alles andere als stichhaltig; s.i.f. 165 Darauf weisen G.J. Wenham, Genesis 1–15, 94.106, und M. Rösel, Übersetzung, 108, hin. M. Rösel votiert zu Recht für die Ursprünglichkeit der Ergänzung, auch wenn die alleinige Erklärung als homoioteleuton mit der Schwierigkeit behaftet ist, daß eigentlich der Ausfall von hdcb μtwyhb yhyw wahrscheinlicher wäre. 166 Gegen W. Dietrich, „Wo ist dein Bruder?“, 105 Anm. 60; P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 133; G.J. Wenham, Genesis 1–15, 94.106, die aus der Doppelung literarkritisches Kapital schlagen wollen.

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A wyja lbhAla ˆyq rmayw B hdch hkln B hdcb μtwyhb yhyw A wyja lbhAla ˆyq μqyw

whgrhyw Nicht zuletzt auf dem Hintergrund, daß es sich hier um die dominante Kompositionstechnik handelt,167 halten wir den rekonstruierten Text für den ursprünglichen.168 Trifft dies zu, dann erhält das lapidar an den kunstvollen Chiasmus angehängte whgrhyw „und er erschlug ihn“ natürlich umso größeres Gewicht. Es ist auf jeden Fall die Ausführung einer geplanten Tat – keine Affekthandlung.169 Der sich nahtlos anschließende v.9 ist in kompositioneller Hinsicht unauffällig, kann aber, da er schon durch die Festlegung der jeweils redenden Person die Voraussetzung für v.10f darstellt, ohnehin nicht entbehrt werden. In v.10ff fährt der Verfasser dann allerdings wieder auf dem gewohnten Gleis. Literartechnisch einschlägig ist zunächst v.10f: A yla μyq[x ˚yja ymd lwq tyc[ hm rmayw (v.10) B hmdahAˆm B hmdahAˆm hta rwra ht[w (v.11) A ˚dym ˚yja ymdAta tjql hypAta htxp rva Der Chiasmus bindet die Indizien und die Tatfolgen nicht nur der Sache nach – der Fluch spiegelt, dem ius talionis entsprechend, die Indikatoren der Tat –, sondern auch formal engstens zusammen.170 In der Flucheinlei167 Der Verfasser der Targumvariante wnynv hkln hdch (cf. DJD XII,37) entwickelt das vorgefundene und aller Wahrscheinlichkeit nach auch durchschaute Design des Verses noch weiter: A wyja lbhAla ˆyq rmayw B hdch C wnynv hkln C μtwyhb yhyw B hdcb A wyja lbhAla ˆyq μqyw whgrhyw. 168 Bei dieser Lage der Dinge gewinnen Versuche, literarisch eine ursprünglich rein auf die Handlungen beschränkte Erzählung zu rekonstruieren, nicht gerade an Plausibilität; cf. M. Witte, Urgeschichte, 151f. 169 H. Seebass, Genesis I, 152, spricht dem Mord Kains die Rationalität ab, ohne allerdings zwischen der Rationalität bzw. der Sinnhaftigkeit des Zwecks und der Rationalität der Mittelwahl zu unterscheiden. Gerade letzteres ist der Tat Kains aber nach v.8 unmöglich abzusprechen – mag auch der Sinn des Ziels, gerade wenn v.6f ursprünglich sein sollte, im Dunkeln bleiben. Der Weg aufs Feld soll Zeugen ausschließen – Dtn 22,25–27; deswegen muß Jahwe entsprechende Indizien heranziehen. Cf. H. Seebass, Genesis I, 154. 170 Die von W. Schottroff, Fluchspruch, 148; C. Westermann, Genesis, 416f, und P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 134, vorgenommene Rekonstruktion eines ursprünglichen Fluchspruches in

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tung verdankt sich die ungewöhnliche Formulierung hmdahAˆm hta rwra171 der direkten Entsprechung in v.10b. Schwerer zu durchschauen ist der Aufbau von v.12–15. Der den Fluch präzisierende und abschließende v.12, der in v.12aa auf die berufsmäßige Tätigkeit Kains (v.2) Bezug nimmt, besteht aus zwei Elementen (v.12ab), wobei die Folgerung v.12b literarisch gewissermaßen als Echo fungiert: A hmdahAta db[t yk B ˚l hjkAtt πstAal B hyht dnw [n A ≈rab Die Bezüge kumulieren im Anschluß bezeichnenderweise in der Kainrede v.14, die nicht nur auf die Tatfolgebestimmungen Jahwes v.11f reagiert, sondern – nachdem Kain in v.13b die Strafwürdigkeit seiner Tat ausdrücklich festgestellt hat172 – auch die Konsequenzen der Strafe herausstellt und so die Zusatzmaßnahmen Jahwes motiviert.173 Evident ist zunächst die chiastische Anlage von v.14a: A μwyh yta tvrg ˆh B hmdah ynp l[m B ˚ynpmw A rtsa Die Komposition erklärt auch den Sachverhalt, wieso in v.10f hmdahAˆm steht, in v.14a hingegen hmdah ynp l[m. An beiden Stellen haben die unterschiedlichen mit hmda verbundenen Wendungen tragende Funktion im Chiasmus, so daß sich hieraus unmöglich ein literarkritisches Kriterium gewinv.11a*.12b läßt diesen kompositorischen Gesichtspunkt unbeachtet. W. Dietrich, „Wo ist dein Bruder?“, 99, versucht, v.11 als sekundäres Element zu erweisen. 171 Zur Relation zum Adamfluch s.u. 172 ˆw[ gehört zu den synthetischen Vorstellungen, d.h. in diesem Falle sind auf dem Hintergrund der schicksalswirkenden Tatsphäre im handlungsbezogenen Kausalschema Ursprung und Folge wesensmäßig, also substanzlogisch verbunden; cf. etwa K. Koch, Art. ˆw[, 1165. Dem Duktus der v.14f folgend, beklagt sich Kain insbesondere über den Aspekt der Tatfolge, also die Schwere der Strafe (ˆw[). 173 Nota bene: um eine Ermäßigung der Strafen handelt es sich in Gen 4,15 nicht – an seinem Urteil ändert Jahwe nichts. Wohl aber reguliert er die Folgen seiner Tatfolgebestimmung, die bisher noch nicht ins Blickfeld getreten waren, und zwar durchaus nicht nur im Sinne Kains (v.1a – v.16a!). Charakterisierungen, die in diesem Zusammenhang von Mitleid, Gnade, Barmherzigkeit, bewahrende Fürsorge usw. sprechen, um daraus einen Gegensatz zum Jahwefluch zu konstruieren, pointieren den gemeinten Sachverhalt unnötig – vor allen Dingen wenn es darum geht, ihn literarkritisch bzw. überlieferungsgeschichtlich auszuwerten; cf. etwa H. Gunkel, Genesis, 49; W. Dietrich, „Wo ist dein Bruder?“, 96.99f; ders./C. Link, Die dunklen Seiten Gottes I, 152f.

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nen läßt. Das literarische Verfahren findet in v.14ba eine unmittelbare Fortsetzung, denn der Versteil bezieht sich nicht nur auf das Jahweurteil v.12b, sondern nimmt zugleich das Vorangehende chiastisch auf, woraus sich notfalls auch die syntaktische Modfikation gegenüber v.12b erklärt:174 A ˚ynpmw B rtsa B dnw [n ytyyhw A ≈rab Bildet v.14aba eine geschlossene Abfolge von drei durch syntaktische Chiasmen aufeinander bezogenen Sätzen, so ist demgegenüber der sich anschließende v.14bb syntaktisch analog zu v.14ba aufgebaut. Es steigert sich also Kains Argumentation gegenüber Jahwe geradezu stakkatoartig unter Aufnahme des Fluchs, der rhetorisch aber immer mehr zugespitzt wird. Der Fluch, der die vollständige Fruchtlosigkeit der hmda vorsieht (v.12a), bedeutet für Kain nicht nur die Vertreibung vom Ackerboden (v.14aa), sondern zugleich den Verlust der Gegenwart der Gottheit (v.14ab), die dann wiederum die Strafankündigung v.12b in ein anderes Licht rückt (v.14ba) – mit der ultimativen Konsequenz der Vogelfreiheit (v.14bb). Der Einwand, der hier die Klimax abschließend von Kain gegenüber Jahwe erhoben wird, bietet das Material für die Reaktion Jahwes, die in einen Wort- und einen Tatteil zerfällt. Das Material wird – wie könnte es anders sein – chiastisch rezipiert: A yaxmAlk hyhw (v.14bb) B yngrhy B μqy μyt[bv ˆyq grhAlk ˆkl hwhy wl rmayw (v.15a) A waxmAlk wtaAtwkh ytlbl twa ˆyql hwhy μcyw (v.15b)175 174 Auch an dieser Stelle liegt, ohne das Prinzip überstrapazieren zu wollen, ein Chiasmus vor: ≈rab hyht [B] dnw [n [A] (v.12b) || ≈rab dnw [n [B] ytyyhw [A] (v.14ba). 175 In v.15 handelt es sich also nicht um Dubletten; gegen W. Dietrich, „Wo ist dein Bruder?“, 97. Der Vers weist zwei Besonderheiten auf, zum einen die Einleitungen v.15aa und v.15ab, bei denen der Wechsel von wl und ˆyql in dieser Reihenfolge ins Auge sticht, sowie die Wendung waxmAlk wtaAtwkh ytlbl v.15bb, die von yngrhy yaxmAlk hyhw v.14bb signifikant unterschieden ist, obwohl festgehalten werden kann, daß auch diese Versteile chiastisch aufeinander angelegt sind: A yaxmAlk hyhw (v.14bb) B yngrhy B wtaAtwkh ytlbl (v.15bb) A waxmAlk Die zuletzt genannte Unregelmäßigkeit hängt damit zusammen, daß sowohl die Jahwerede v.15a, als auch die Jahwetat v.15b mit v.14bb verklammert werden sollen. Das zuerst genannte Problem wird durch die Binnenstruktur von v.15 motiviert sein:

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Bei der Reaktion Kains auf die Tatfolgebestimmung Jahwes fiel auf, daß er an zwei Stellen über die Anordnungen Jahwes hinausgeht, indem er die Konsequenzen hervorhebt. Die Vertreibung von der hmda (v.11a.14aa) hat für Kain die nachteilige Folge, daß er aus der Nähe Jahwes verschwinden muß (v.14ab), die über ihn verhängte „unstete und flüchtige“ Existenzform (v.12b.14ba) zeitigt die Vogelfreiheit (v.14bb). Es sind nun genau diese Erweiterungen, die in v.15f verarbeitet werden. Dabei nimmt v.15 – wie gesehen – das Problem der Lebensgefährdung Kains durch die nichtseßhafte Lebensweise auf (v.14bb), v.16 vermerkt hingegen den Eintritt der in v.14aa geäußerten Befürchtung. Der Gesamtaufbau von v.14–16 sieht also folgendermaßen aus: A rtsa ˚ynpmw hmdah ynp l[m μwyh yta tvrg ˆh (v.14a) B yaxmAlk hyhw ≈rab dnw [n ytyyhw (v.14b) C yngrhy C μqy μyt[bv ˆyq grhAlk ˆkl hwhy wl rmayw (v.15a) B waxmAlk wtaAtwkh ytlbl twa ˆyql hwhy μcyw (v.15b) A ˆd[Atmdq dwnA≈rab bvyw hwhy ynplm ˆyq axyw (v.16) Damit erweist sich auch der Abschnitt v.14–16 als eine geschlossene Komposition. Die bisher untersuchten Textpassagen in Gen 4,1–16 haben keinen Anlaß zu literarkritischen Operationen gegeben – vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Der Text ist in wesentlichen Partien literarisch fest verklammert. Wiederholungen haben kompositorische Funktion und sind keine Dubletten. Und auch Variationen in der Formulierung sind an den entscheidenden Stellen auf das Konto der Kompositionsabsicht zu verbuchen. Das gilt vor allen Dingen auch für die Redeanteile in v.9–14, bei denen Anklänge an Gen 3 nicht zu überhören sind. Wenden wir uns den genealogischen Partien des Kapitels zu. Wir haben bereits eingangs darauf hingewiesen, daß gerade diese Textanteile formal durchaus heterogen sind – zumindest auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick wird allerdings deutlich, daß die „Unregelmäßigkeiten“ so gut wie durchgehend der Kompositionstechnik geschuldet sind. Es beginnt mit v.1a und dem Problem der Inversion.176 Der Vers ist dabei analog zu Gen 3,1 A grhAlk ˆkl hwhy wl rmayw (v.15a) B μqy μyt[bv ˆyq B twa ˆyql hwhy μcyw (v.15b) A waxmAlk wtaAtwkh ytlbl 176 H. Holzinger, Genesis, 45, versucht das Problem dadurch zu erledigen, daß er B. Stade, Beiträge zur Pentateuchkritik, 266, der Sache nach geradezu diametral entgegengesetzt rezipiert. B. Stade stellt mit Blick auf die Inversion fest: „das ist eine sonst nicht übliche Überleitung“ (a.a.O.). Cf. auch C. Westermann, Genesis, 393.

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konstruiert, so daß zunächst davon ausgegangen werden kann, daß die Erzählung von Kain und Abel nach der Paradieserzählung gewissermaßen das zweite Kapitel im Gefolge der Schöpfung Gen 2,4b–2,25 darstellt: Gen 3,1aa hdch tyj lkm μwr[ hyh vjnhw Gen 4,1a wtva hwjAta [dy μdahw Das ist aber nur eine Erklärungsmöglichkeit. Sie muß noch nicht einmal die naheliegendste sein, denn Gen 3,1 ist selber nicht zwingend der Einsatz ein neuen Episode, da er in die Komposition von Gen 2,25–3,7 eingebunden ist.177 Denn in Gen 4,1–16 war die Inversion mehrfach dazu verwendet worden, um einen syntaktischen Chiasmus herzustellen: Gen 4,2b.4a.5b.14. Dies ist also auch bei Gen 4,1 zu überprüfen – und damit rückt die Doppelsträngigkeit der Menschheit ins Blickfeld, also die Kain- und die Sethlinie. Daß beide von Adam ausgehenden Menschheitsansätze aufeinander bezogen sind, wird aus der Perspektive von Gen 4,25 nicht nur daran deutlich, daß ausdrücklich im Rahmen der Namengebung auf den Brudermord rekurriert wird, sondern auch die jeweiligen Einleitungen stehen in einem deutlichen literarischen, nämlich chiastischen Entsprechungsverhältnis:178 A μdahw B wtva hwjAta [dy B [dyw A wtvaAta dw[ μda Damit dürfte auch der invertierte Verbalsatz in Gen 4,1 verständlich sein.179 Gerade der Sachverhalt, daß zuerst – nämlich in Gen 4,1a – die Inversion steht und in Gen 4,25 der Narrativ, läßt vermuten, daß beide in einem Zuge

177 S.o. III.1.2. 178 Diese Technik ist nicht analogielos, sondern findet sich noch an anderen Stellen in der Kain-Genealogie; s.i.f. Klärungsbedürfig ist der Sachverhalt, daß μda in v.1a determiniert, in v.25 hingegen indeterminiert, also Eigenname ist. Allerdings läßt sich allein auf dieses Argument – und es ist letztendlich nur dieses – keine plausible literarkritische Konstruktion aufbauen. Denn Gen 3,20.22(.24) verwendet im Rückgriff auf Gen 1 auch wieder die determinierte Fassung. So ist zumindest zu überlegen, ob nicht v.25 bereits auf die indeterminierte Verwendung von μda in Gen 5,1–3 angelegt ist. Das wäre dann ein weiteres Indiz für den redaktionellen Charakter nichtpriesterschriftlicher Texte. – Zur Verwendung von [dy in Gen 4,1.17.25 – das Lexem taucht nur an diesen Stellen in genealogischen Kontexten auf, also jeweils zu Beginn der von Adam ausgehenden genealogischen Linien mit Blick auf Kain und Abel sowie Seth und der gesonderten Kainitenlinie – cf. jetzt S. Schorch, Euphemismen, 130f; auch G.J. Botterweck, Art. [dy, 494; zuletzt J.C. Gertz, Adam, 221f. 179 Innerhalb der Kainiten- und Sethitengenealogie ist diese Art der literarischen Bezugnahme noch häufiger zu finden: Gen 4,18a.20a.22a.25f; s.i.f.

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entstanden sind – und nicht etwa Gen 4,25 sekundär hinzugefügt wurde.180 Gegenüber dem Gen 4,25 syntaktisch analog aufgebauten Vers Gen 4,17, der rein formal ebenfalls als chiastisches Pendant zu Gen 4,1 fungieren könnte, hat der Verfasser durch das dw[ den vorrangigen Bezug von Gen 4,1 auf Gen 4,25 deutlich markiert.181 Die Doppelsträngigkeit der Genealogie dürfte also bereits bei der Gestaltung von Gen 4,1 fest im Blick gewesen sein.182 Beide Einsatzpunkte der von Adam ausgehenden Genealogien zeichnen sich – innerhalb von Gen 4 singulär – auch dadurch aus, daß, erstens, nur sie mit einer Namensätiologie versehen sind183 und daß, zweitens, die Benennung durch die Mutter erfolgt – ein der Sache nach nicht ungewöhnlicher Sachverhalt.184 Der Nächstgeborene Enosch erhält demgegenüber ausdrücklich den Namen durch seinen Vater Seth. Bezieht sich die Benennung Seths durch seine Mutter deutlich auf auf v.4 zurück, so weist die mit Blick auf die Kaingenealogie Gen 4,17ff singuläre Namensgebung Enoschs durch Seth bereits deutlich auf Gen 5 voraus.185 Damit ist der Bogen nicht nur von Gen 4,1 zu v.25 geschlagen, sondern auch von v.26 zur priesterschriftlichen Genealogie Gen 5. Da auch die Erzählung von Kain und Abel Gen 4,1–16* im wesentlichen geschlossen komponiert ist und der Sache nach allererst die Begründung für Gen 4,25 liefert, liegt die Schlußfolgerung nahe, daß wir es hier mit einem zumindest literarisch auf P hin orientiertem Textstratum zu tun haben. Wie verhält sich der Befund zur Genealogie in Gen 4,17ff? Die These von der korrelativen Gestaltung von Gen 4,1 und 4,25 wird durch weitere Beobachtungen zur Komposition der genealogischen Stücke in Gen 4 erhärtet, denn der Verfasser hat sich der hier zur Anwendung gekommenen literarischen Technik auch weiterhin ausgiebig bedient. 180 Gegen die Zuweisung von Gen 4,25f an einen Gen 4,1–16 mit Gen 5 verklammernden Redaktor spricht sich J. Wellhausen, Composition, 3, aus. Richtig daran ist, daß die literarkritischen Gründe für eine Abtrennung nicht ausreichen – anders liegen die Dinge allerdings, wenn man davon ausgeht, daß Gen 4 insgesamt im Zuge der Verbindung mit P zumindest literarisch geformt wurde. – Mit einer Ergänzung in v.25 rechnet W. Dietrich, „Wo ist dein Bruder?“, 97. 181 In der Partikel dw[ bereits ein Anzeichen für sekundäres Textwachstum zu vermuten, überfrachtet die Tragfähigkeit literarkritischer Hypothesenbildung an dieser Stelle bei weitem. 182 Die Septuaginta kombiniert hier ebenfalls – durch den Wegfall der copula in Gen 4,25 sogar noch deutlicher – im oben dargestellten Sinne: Gen 4,1: (A) Adam de« (B) e¶g nw Euan th\n gunai√ka aujtouv … Gen 4,25: (B) e¶gnw de« (A) Adam Euan th\n gunai√ka aujtouv … Dagegen ist der Anschluß in v.17 durch die v.1 beiordnende Formulierung kai« e¶gnw Kain th\n gunai√ka aujtouv klar markiert. Zu LXX-Fassung cf. M. Rösel, Übersetzung, 101f.118f. 183 Deswegen fällt es schwer, in v.1bb einen literarischen Zusatz zu erblicken; gegen P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 132. 184 Cf. nur Gen 16,11; 30,7–19. P. Klemm, Kain und die Kainiten (ZThK 78), 393. An beiden Stellen ist Eva gemeint, wie die Partikel dw[ in v.25 deutlich macht. Entsprechend vermerkt die LXX auch in v.25 den Namen von Adams Frau. 185 N.N. wmv ta arqyw cf. Gen 4,26; 5,3. Auch die Benennungsformel in Gen 4,25 ist entsprechend formuliert: … wmv ta arqtw.

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Die literarische Gestaltungsweise setzt sich direkt in v.17 fort. Die Parallelität zwischen v.1aba und v.17a unterstreicht zunächst die Weiterführung des Kainitenstammbaums:186 Gen 4,1aba ˆyqAta dltw rhtw wtva hwjAta [dy μdahw Gen 4,17a ˚wnjAta dltw rhtw wtvaAta ˆyq [dyw Die daran anschließende Kombination der Henoch-Geburt mit der Qualifizierung Kains als Stadterbauer – nicht: als Begründer des Städtebaus überhaupt – wirkt zwar zunächst syntaktisch verwirrend, da nach v.17a auch davon ausgegangen werden könnte, daß es sich bei Henoch selber um den Stadterbauer handelt (v.17ba).187 Die dann in v.17bbg vorgenommene Klärung ist allerdings ebenso wie v.17ba nicht unbedingt literarischer Zusatz, da in v.17abb ein Chiasmus vorliegt: A ˚wnjAta dltw rhtw B ry[ hnb yhyw B ry[h μv arqyw A ˚wnj wnb μvk Die in v.18 auffällige passivische Formulierung der ‘Irad-Geburt ist wiederum durch die chiastische Anlage von v.18a bedingt, an den v.18b parallel angeschlossen ist: A ˚wnjl dlwyw B dry[Ata B dry[w A laywjmAta dly In der Folge schreitet die Genealogie durch die analog zu v.18ab gebauten Anhänge (˚mlAta dly lavwtmw lavwtmAta dly layyjmw) rasch bis zu Lemech fort. Literarisch anspruchsvoll – also: chiastisch – wird nur da konstruiert, wo es etwas Besonderes mitzuteilen gibt. Und dies ist natürlich bei dem Endpunkt der Kainitenlinie, bei Lemech der Fall. Die Nachkommen Lemechs werden über seine beiden Frauen strukturiert eingeführt, die auch entsprechend durchgezählt werden (v.19b.20a.22aa). Dabei sind v.20a und v.22aa wiederum chiastisch aufeinander bezogen: 186 Cf. P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 131. 187 Cf. etwa die textkritischen bzw. literarkritischen Schlußfolgerungen bei K. Budde, Urgeschichte, 120ff; H. Holzinger, Genesis, 56; H. Gunkel, Genesis, 52; C. Westermann, Genesis, 444; G. Wallis, Die Stadt, 133f; K.-D. Schunk, Henoch und die erste Stadt, 162; F.A. Spina, The „Ground“, 328; C. Levin, Jahwist, 97; M. Witte, Urgeschichte, 153f.

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A dltw (4,20a) B lbyAta hd[ B awhAμg hlxw (4,22aa) A ˆyq lbwtAta hdly Die hier angewandte Technik entspricht der zwischen v.1a und v.25a aufgewiesenen, wenn auch in syntaktisch umgekehrter Reihenfolge. Entsprechend sind dann auch die Fortsetzungen angelegt. Eine analoge Geburtsnotiz wie in v.20a bzw. v.22aa findet sich weder bei Jubal (lbwy wyja μvw) noch bei Na‘ama (hm[n ˆyqAlbwt twjaw) – sie hätte zweifelsohne den engen Bezug zwischen v.20a und v.22aa gestört. Der Doppel-Name ˆyq lbwt beschließt die Kainitenliene.188 Angehängt ist sodann das Lamech-Lied,189 das einen Gen 2,23 analogen Aufbau bietet, insofern der poetische Text mit einem Chiasmus gekrönt wird: A μyt[bv yk B ˆyqAμqy B ˚mlw A h[bvw μy[bv Abschließend wenden wir uns nochmals v.25f zu. Neben dem chiastischen Bezug zwischen v.1a und v.25a sind auch die beiden Verse untereinander in derselben Manier verbunden: A ˆb dltw (4,25abg) B tv wmvAta arqtw B tvlw (4,26a) A ˆbAdly awhAμg Der v.25 bietet einschließlich der Verweise auf die Kain-und-AbelErzählung keine syntaktischen Schwierigkeiten.190 Der zweite Menschheitsstrang Gen 4,25f läuft auf die Entstehung des Jahwe-Kultes hinaus.191 Auch dieses Ziel ist vorbereitet. Die Ätiologie des Seth-Namens verwendet Elohim, nicht Jahwe. Das geschieht – ohne den Sachverhalt literarkritisch zu 188 P. Klemm, Kain und die Kainiten, 396. 189 J. Wellhausen, Composition, 9, hat darauf hingewiesen, daß v.15 v.24 voraussetzt; cf. W. Dietrich, „Wo ist dein Bruder?“, 97. 190 Cf. P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 136; C. Levin, Jahwist, 99. Zum Anschluß der Namensätiologie in Gen 4,25 cf. etwa die analogen Bildungen in Gen 3,20; 32,31. 191 P. Klemm, Kain und die Kainiten, 392, sieht darin „die religiös-konstitutive Verbindung mit Gott ohne unmittelbare Gottesbegegnung“, die in den Zusammenhang der Abweisung des Heroenkultes gehören soll. Cf. auch F. Horst, Notiz.

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werten –, „als habe es Kain nie gegeben“.192 Stellt man jedoch die enge literartechnische Beziehung zwischen Gen 4,1 und 4,25 in Rechnung, dann dürften auch die beiden Deutungen der Evasöhne durch die Mutter im Zusammenhang zu interpretieren sein. Dem Ausruf hwhyAta vya ytynq („Ich habe einen Mann erworben, den Jahwe“) in Gen 4,1 korrespondiert in Gen 4,25 mit Blick auf Seth das wesentlich distanziertere rja [rz μyhla ylAtv yk („Denn Gott hat mir einen anderen Samen gegeben“). Der Wechsel der Gottesbezeichnungen dürfte Absicht sein. Immerhin wird in Gen 4,25f eine zweistufige Theorie der Got-tesverehrung vertreten, die sich analog auch im Gesamtaufriß von P findet (Ex 6!). Freilich mit dem erheblichen Unterschied, daß die Differenz nicht mit Blick auf Israel, sondern auf den Menschheitsanfang eröffnet wird. Der Neuansatz ist vor allen Dingen deswegen nötig, um die positive Akzentuierung der Noah-Gestalt vorzubereiten, die zunächst in Gen 5,29 erfolgt – der Neuansatz ist also auf die priesterschriftliche Genealogie Gen 5 hin angelegt –, sich aber vor allen Dingen in der Sintfluttradition (Gen 6,8f; 7,1; 8,20) zeigt. Zugleich muß aber über die Kainitenlinie die Geltung bzw. Steigerung des Fluchs Gen 3,17–19 präsent gehalten werden, die ebenfalls zur Deutung der Sintflut benötigt wird. Wenden wir uns also, bevor die Bezüge zwischen Gen 5 und der Kainiten-Sethiten-Genealogie in Gen 4 thematisiert werden, kurz dem Verhältnis zwischen der Kain-und-Abel-Erzählung und Gen 2–3* zu. Daß Verbindungen zwischen beiden Kapiteln bestehen, liegt auf der Hand. Im einzelnen sind zu nennen:193 Gen 4,1: wtva hwjAta [dy μdahw Gen 4,2: hmda db[ hyh ˆyqw Gen 4,7: htaw wtqwvt ˚ylaw

Gen 3,20: hwj wtva μv μdah arqyw Gen 2,5: hmdahAta db[l ˆya μdaw Gen 3,16: awhw ˚tqwvt ˚vyaAlaw

wbAlvmt Gen 4,9: ˚yja lbh ya … rmayw Gen 4,10: tyc[ hm Gen 4,11: hmdahAˆm hta rwra Gen 4,14: yta tvrg ˆh Gen 4,16: ˆd[Atmdq

Gen 3,9: Gen 3,13: Gen 3,17: Gen 3,24: Gen 3,24:

˚bAlvmy hkya wl rmayw tyc[ tazAhm ˚rwb[b hmdah hrwra μdahAta vrgyw ˆd[Aˆgl μdqm

Darüberhinaus kann auf die Verwendung des Lexems rmv Gen 2,15; 3,24; 4,9 verwiesen werden. Es fällt natürlich auf, daß sich die Entsprechungen im wesentlichen auf – ausgenommen sind Gen 4,1f.16 – die Redeanteile in 192 I. von Loewenclau, Gen IV 6–7, 181. 193 Cf. die Übersichten etwa bei K. Budde, Urgeschichte, 188; W. Dietrich, „Wo ist dein Bruder?“, 98; H. Seebass, Genesis I, 147.

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Gen 4 beziehen. Die Genealogie in Gen 4,17ff ist nicht berührt. Diese Entsprechungen sind allerdings aufgrund der literarischen Analyse unterschiedlich zu beurteilen, da Ergänzungen in Gen 2,15; 3,24 und 4,7, also in beiden Richtungen vorgenommen wurden. Die Ergänzungen verbindet, daß sie sich an dem Gesamtzusammenhang von Gen 2,4b–4,26 orientieren. Aber auch die den Zusätzen vorausliegenden Textbestände sind bereits aufeinander abgestimmt. Für die Interpretation von Gen 4,1–16 ist die Einsicht von Bedeutung, daß Kain und Abel unter der Fluchwirkung von Gen 3 stehen. Die in diesem Zusammenhang wesentliche Verbindung läuft zunächst über Gen 2,5.15 und 4,2. Kain steht – anders als der schon durch die Namensgebung zum Kontrast bestimmte Abel194 – in direkter Beziehung zur in Gen 2,5 eingeführten Bestimmung des Menschen, nämlich den Ackerboden zu bebauen. Ist somit die Arbeit Kains einerseits positiv konnotiert, so steht aber dennoch gerade sie ausdrücklich unter dem Adamfluch Gen 3,17ff, der die Erfolglosigkeit trotz redlicher Mühe als Strafbestimmung beinhaltet. Man wird an dieser Stelle aber nicht damit argumentieren können, daß Kains Opfer abgelehnt wurde, weil es vom verfluchten Ackerboden stammt. Stünde der Fluch Gen 3,17ff an dieser Stelle wirkmächtig im Hintergrund, so hätte es überhaupt nicht zu einer präsentablen Ernte kommen dürfen.195 Die in Gen 3,17ff in Aussicht gestellte Erfolglosigkeit ist in Gen 4 allerdings nicht auf den Ertrag, sondern, prinzipieller gefaßt, auf die Anerkennung durch Jahwe bezogen. Darin besteht denn auch der gedankliche Fortschritt gegenüber Gen 3: es geht um die Kontingenz der religiösen Praxis – nicht um die Kontingenz des „profanen“ Feldbaus. Die Strafe, die Jahwe Kain nach dem Brudermord auferlegt, wird wiederum durch einen Fluch realisiert. Auch hier ist der Bezug spiegelbildlich angelegt. Wurde in Gen 3,17ba der Ackerboden um des Menschen willen verflucht, so wird in Gen 4,11 der Mensch Kain vom Acker entfernt (und damit von seiner letzten Ruhestätte?). Beide Verse sind deutlich aufeinander bezogen: A hmdah hrwra (3,17) B ˚rwb[b B hta rwra (4,11) A hmdahAˆm

194 Auf dem Hintergrund von Gen 3 hat sich Abel allerdings durch die Berufswahl von einigen Fluchfolgen dispensiert. 195 Cf. H. Seebass, Genesis I, 151.

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Damit ist der Kainfluch ebenso wie die Namensätiologie Noahs in Gen 5,29 literarisch eng auf den Adamfluch bezogen. Die Ausdifferenzierung der Menschheit in zwei Linien findet auch in ihrer unterschiedlichen Bezogenheit auf Gen 3,17–19 ihren Ausdruck. Die Steigerung gegenüber dem Adamfluch besteht nun aber nicht darin, daß Kain selber mit dem Adamfluch belegt wird196 – dagegen spricht die Komposition von Gen 3,17–19, die hervorhebt, daß bereits Adam der durch Jahwe-Elohim verfluchten hmda im Tod ausliefert ist –, sondern daß die hmda überhaupt ihre Kraft für Kain verweigert: ˚l hjkAtt πstAal. Insgesamt steigert sich die Distanz zwischen Jahwe und Kain. Erst der Sethitenstammbau nähert sich wieder – in zwei Schritten – dem Jahwekult an. 2.2 Die Genealogien Genesis 4f Die Frage, welcher Textüberlieferung die literarische Priorität zukommt, ist auch mit Blick auf die Genealogien in Gen 4 – vornehmlich v.17–24 – und Gen 5 zu stellen. Dies ist vor allen Dingen deswegen notwendig, da es sich gezeigt hatte, daß der – traditionell quellenhaft interpretierte – Vers Gen 5,29 als redaktionelles Produkt mit Bezug zum Adamfluch in Gen 3 aufzufassen ist und eben nicht als ein in Gen 5 integriertes Quellenstück, zudem der enge Konnex zwischen Gen 4,1 und 4,25f bereits auf die priesterschriftliche Genealogie hin ausgerichtet ist. Da sich darüberhinaus in Gen 4,1–16* keine ursprüngliche Quelle herauspräparieren läßt und der Anschluß der eigentlichen Brudermorderzählung an Gen 4,1 kunstvoll arrangiert ist, liegt auch diese auf derselben literarischen Ebene. Daß es insgesamt zwischen Gen 4 und 5 Übereinstimmungen, aber auch bedeutsame Abweichungen gibt braucht nicht erst neu erhoben werden.197 Die vielfältigen, im einzelnen aber in der Schreibweise variierenden Dubletten sprechen zunächst für eine relativ unabhängige Entstehung der Listen. Es stellt sich allerdings die Frage, welcher Art die Übereinstimmungen und Differenzen sind und wie sie sich erklären. Während die Genealogie in Gen 5 in – für die Zeit zwischen Schöpfung und Sintflut traditionellen – 10 Generationen bruchlos durchläuft und die einzelnen Vertreter über weite Passagen hochgradig schematisch abgehandelt werden, bietet Gen 4 demgegenüber den schon herausgestellten doppelten Ansatz, die Kainitenlinie Gen 4,1–24*, die in Gestalt des Abel zusätzlich eine Abzweigung aufweist, und der Seth-Stammbaum Gen 4,25f:

196 Cf. etwa C. Levin, Jahwist, 95, im Anschluß an W. Zimmerli, 1. Mose 1–11, 219f. 197 Cf. auch K. Budde, Urgeschichte, 92; D. Carr, Fractures, 68ff.

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Gen 4,1f.17–26 1. Adam 1. Adam 2. Kain– Abel † 2. Seth 3. Henoch 3. Enosch 4. Irad 5. Mechujael 6. Metuschael 7. Lemech 8. Jabal 9. Jubal 10. Tubal-Kain Na‘ama

Gen 5 1. Adam 2. Seth 3. Enosch 4. Kenan 5. Mahalalel 6. Jered 7. Henoch 8. Metuschalach 9. Lemech 10. Noah Sem Ham Japhet

Zunächst einige Erläuterungen zur tabellarischen Gegenüberstellung, insbesondere zur Zählweise, die auf den ersten Blick verwundern mag. Der Kainitengenealogie in Gen 4 und der Liste in Gen 5 ist gemeinsam, daß jeweils am Ende drei Söhne ausdrücklich genannt werden. Beide Listen umfassen zudem zehn Glieder.198 Die letztere These ist allerdings begründungspflichtig, da im einen Fall die Söhne Lemechs mitgezählt werden müssen, um auf die Zehnzahl zu kommen, im anderen Fall Sem, Ham und Japhet gerade nicht. Es handelt sich dennoch um keine Erschleichung der Symmetrie. Denn mit Blick auf Gen 5 ist nicht zu übersehen, daß es dem Verfasser auf die Zehnzahl ankam und er dementsprechend Sem, Ham und Japhet von dem Genealogieschema abweichend ohne irgendwelche Lebensdaten dargestellt hat. Anders liegen die Dinge in der Kainitengenealogie von Gen 4. Denn hier hat der Verfasser zwar auch am Schluß drei männliche Nachkommen – in diesem Fall des Lemech – genannt, diese sind aber deswegen mit zu berücksichtigen, da es dem Verfasser der Liste nicht nur um die Generationenfolge geht, sondern vor allen Dingen auch um die Kulturerrungenschaften. Unter diesem Gesichtspunkt sind die Lemech-Söhne integriert, nicht aber der Lemech-Tochter Na‘ama, die entsprechend auch nicht mit einer Kulturinnovation verbunden wird. Warum Na‘ama überhaupt genannt wird, hängt aller Wahrscheinlichkeit nach mit kompositionellen Gründen zusammen (s.i.f.). Hier ist zunächst nur festzuhalten, daß auch der auf Adam zurückgeführte Kainitenstammbaum an der Zehnzahl orientiert ist.199 198 Insofern wird man zunächst einmal davon ausgehen können, daß auch Gen 4,1 ursprünglich zur Kainitenliste zu rechnen sein wird; s.i.f. 199 Die Differenzen zwischen beiden Listen sind bekannt. In diesen dürfte es begründet liegen, daß überhaupt beide Listen erhalten sind bzw. vorsichtiger formuliert: nebeneinander bestehen können. Kulturerrungenschaften und Lebensalter haben je für sich ihren Informationswert.

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Nimmt man die Abfolge der in den drei Listen genannten Namen für sich in den Blick, so drängt sich zunächst der Eindruck auf, daß Gen 5 ein Konstrukt aus der Kain- und Seth-Genealogie in Gen 4 darstellt – trotz der bisweilen abweichenden Schreibweise bzw. Umdeutung der Namen. Die Vertreter der Seth-Linie sind dem Kain-Stammbaum vorangestellt. Nun hatten wir bereits darauf hingewiesen, daß die Seth-Linie in Gen 4,25f aufgrund der aus Gen 5 rezipierten Namengebungsformel, die sich in Gen 4,17–24 nicht findet, mit Blick auf die priesterschriftliche Genealogie hin entworfen ist. Aus der Perspektive von Gen 4,25f erscheinen jetzt alle Glieder der auf den Sintfluthelden zulaufenden Liste in Gen 5, dem durch die an Gen 3,17 orientierte nachpriesterschriftliche Ergänzung in Gen 5,29* zusätzlich gewissermaßen Erlöserqualitäten zugeschrieben werden, als Nachkommen der positiv qualifizierten Sethiten. Anders liegen die Dinge beim Kainitenstammbaum in Gen 4. Denn dieser dürfte zumindest was einzelnen Personen anbelangt in Gen 5 aus einer aufgrund der divergierenden Schreibungen Gen 4 zumindest verwandten Liste rezipiert worden sein. Es läßt sich nämlich zeigen, daß die „Kainiten“ in Gen 5 als Transformation der Abfolge der Kainitengenealogie aus Gen 4,17ff aufgefaßt werden kann.200 Den Anfangs- und Endpunkt bilden in beiden Listen Kenan/Kain und Lemech, die sich in Gen 4,17ff an Kain anschließenden Glieder „Henoch – Irad – Mechujael“ werden in Gen 5,12–24 invertiert übernommen (Mahalalel – Jered – Henoch), so daß jetzt die durch Alliteration miteinander verbundenen Namen lallhm und jlvwtm den inneren Rahmen des ursprünglichen Kainitenstammbaums bilden. Dadurch rückt der in Gen 5 positiv qualifizierte Henoch – zusammen mit Jered – stärker ins Zentrum.201 Die die Tradition von Gen 4 transformierende Komposition in Gen 5 läßt sich also wie folgt darstellen: Adam (Sethlinie Gen 4,25f) Seth Enosch A Kenan Kainitenlinie Gen 4,1.17f B Mahalalel C Jered Henoch B Metuschalach A Lemech 200 Derselbe Vorgang läßt sich anhand der Beamtenlisten in 2 Sam 8,15–18; 20,23–26; 1 Reg 4,1–6 aufzeigen. 2 Sam 8,15–18 und 1 Reg 4,1–6 sind Transformationen von 2 Sam 20,23–26; cf. M. Arneth, „Sonne der Gerechtigkeit“, 149–164. 201 Zählt man alle in Gen 5 genannten Personen zusammen – also auch die Söhne Noahs – so steht Henoch genau in der Mitte; vor und nach ihm werden jeweils sechs Personen genannt.

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Noah Sem Ham Japhet Ist somit wahrscheinlich zu machen, daß die Rezeptionsrichtung – anders als hinsichtlich der Sethlinie in Gen 4,25f, die post-P anzusetzen ist – mit Blick auf die Kainitenlinie auch von Gen 4* zu Gen 5 verlief, oder zumindest von einer verwandten Fassung von Gen 4*, so sind doch einige Besonderheiten festzuhalten. Neben der differierenden Namenschreibung ist es auffällig, daß in Gen 5 der Sache nach nur Gen 4,1.17f rezipiert wird, also nur die Linie Kain-Lemech, nicht jedoch die Lemech-Nachkommen. Dem Verfasser dürfte somit entweder ein siebengliedriger – bzw. ohne Adam ein sechsgliedriger – Kainitenstammbaum vorgelegen haben, der mit Gen 4 in seiner jetzigen Gestalt keineswegs identisch sein muß, sondern auch die gemeinsame Traditionsgrundlage darstellen kann. Die ursprüngliche Kainitenliste ist dann möglicherweise in Gen 4,17ff – orientiert an Gen 5 – durch Anfügung der Nachkommen Lemechs ebenfalls auf die Zehnzahl gebracht worden. Dafür könnten die – unter Verwendung des Lemechliedes Gen 4,23f, das wohl die Grundlage für Gen 4,16 bildet – analog zu den Noahsöhnen angeführten drei Lemechsöhne sowie die Nennung der Na’ama sprechen, die zwar aus kompositorischen Gründen um der Symmetrie der Kinder der Lemech-Frauen willen genannt wird, aber keinen eigenständigen genealogischen Wert hat, insofern sie nicht als Trägerin einer Kulturerrungenschaft fungiert. Oder aber die Priesterschrift hat in Gen 5 die Kainitenliste um die Lemechnachkommen gekürzt, um Noah und seine Söhne anschließen zu können. Da sich aufgrund der engen Verbindung zwischen Gen 3,17 und der nichtpriesterlichen Exposition Noahs in Gen 5,29* keine nichtpriesterschriftlichen Informationen über die Abkunft Noahs vor der Abfassung von P erhalten haben,202 sind an dieser Stelle nur mehr oder weniger fruchtlose Spekulationen möglich. Insgesamt ist aber die Vermutung wohl nicht ganz unbegründet, daß sowohl in Gen 5 als auch in Gen 4 mit derselben Traditionsgrundlage zu rechnen ist, die aufgrund der in Gen 5 ablesbaren Transformationen bereits literarisch vorgelegen haben wird. In beiden Fällen ist der ursprüngliche Wortlaut – ausgenommen die reine Namensliste – allerdings nicht mehr rekonstruierbar. 202 Wie sich zeigen wird, läßt sich auch aus der nichtpriesterschriftlichen Sintflutfassung Gen 6,5–8,22* und aus der Weinbauperikope in Gen 9,18–27 nichts mit ausreichender Sicherheit Vorpriesterschriftliches aussondern.

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Das Kapitel Gen 4 erweist sich insbesondere in den post-P auf Gen 5 hin orientierten Passagen Gen 4,1–16.25f als literarisch geschlossen. Älteres Material ist – nicht zuletzt anhand von Gen 5 erkennbar – in Gen 4,17–24 erhalten, aber wahrscheinlich literarisch bearbeitet. Die Ausrichtung des Kapitels ist eine doppelte. Stellt Gen 4,1–16 die direkte Fortsetzung von Gen 3 dar, so dient die Genealogie Gen 4,17ff der Ausdifferenzierung der zweistämmigen Menschheit – gerade in ihren Kulturvollzügen, die allerdings was die Kainiten anbelangt weiter unter der Fluchperspektive von Gen 3 stehen – sowie der Verbindung mit Gen 5, die den auch für den Verfasser von Gen 4 wichtigen Konnex zu Noah herstellt: Gen 5,29*. Die Bedeutung der an die nichtpriesterschriftliche Erzählung von Schöpfung und Fall angeschlossene Kain-Perikope Gen 4 kann allerdings erst genau erschlossen werden, wenn die von Gen 3,14–19 ausgehende, sich durch direkte literarische Bezugnahme in Gen 4,11 und Gen 5,29 ausdifferenzierend fortsetzende Fluchfolge bis hin zu ihrer letzten literarischen Spur in Gen 8,21 verfolgt wurde. Wir wenden uns folglich zunächst der Sintflutperikope zu und stellen die Untersuchung von Gen 6,1–4 vorerst zurück.203

3. Die nichtpriesterschriftliche Sintfluterzählung Die nichtpriesterschriftliche Sintfluterzählung Die Untersuchung der priesterschriftlichen Anteile der Sintflutperikope Gen 6–9* hatte eine geschlossene, in den breiteren Kontext der priesterschriftlichen Urgeschichte literarisch vorzüglich eingebundene Darstellung der urzeitlichen Universalkatastrophe ergeben, die – blickt man auf die kompositionellen Bezüge – an keiner Stelle darum bemüht ist, das nichtpriesterschriftliche Material zu integrieren.204 Der Sintflutkomplex von P endet in Gen 9,29. Legt man diesen äußeren Rahmen zugrunde, dann ist aus der Perspektive des Endtextes sowohl der nichtpriesterschriftliche Anteil der Sintfluterzählung im engeren Sinne, wie auch die Weinbauperikope Gen 9,20– 27 in diesen Rahmen integriert, so daß sich schon von daher die Frage nach möglichen Bezügen zwischen beiden Texten stellt. Wir behalten diese Frage im Auge – zunächst sollen jedoch nur die verbleibenden Textbestände 203 S.u. den Exkurs im Anschluß an III.4. Die Zurückstellung hat auch den darstellungspragmatischen Grund, daß das Verhältnis der „Engelehen“ Gen 6,1–4 zum auf die Sintflut hin orientierten Abschnitt Gen 6,5–8 erst gewürdigt werden kann, wenn dessen Komposition und Relation zum P-Stoff angemessen analysiert wurde. Die Wucht, mit der die Verworfenheit des Menschen überhaupt in Gen 6,5ff. konstatiert wird, kann von Gen 6,1–4 in seiner Beschränkung auf Gottessöhne und Menschentöchter her nicht ansatzweise erhellt werden. 204 S.o. II.3. Dem nP-Text affine Stoffe innerhalb von P finden sich lediglich in Gen 6,9 (nur qydx) und Gen 7,8aba. In beiden Fällen lassen sich die entsprechenden Materialien allerdings literarisch gut vom P-Kontext abheben.

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aus Gen 6,5–8,22 in den Blick genommen werden, das heißt also: Gen 6,5– 8; 7,1–5.10.12.16b.17.22f; 8,2b.6.[7.]8–12.13b.20–22. Die Erörterung der Weinbauperikope ergibt sich allerdings im Anschluß daran außerordentlich zwanglos. Die nicht der Priesterschrift zuzuweisenden Texte in der Sintfluterzählung haben schon seit langem ein verschiedenes Echo hervorgerufen. Die Urteile reichen von: „Ein buntes, wirres Bild, verglichen mit dem geschlossenen Zusammenhang der Grundschrift“,205 bishin zu: „Die Erzählung macht einen sehr einheitlichen Eindruck“.206 Das Grunddilemma im Kontext der Quellenhypothese besteht darin, daß das Material, versucht man daraus einen mehr oder weniger durchlaufenden Quellenfaden zu rekonstruieren, nicht nur einige Lücken enthält,207 sondern es sind darüber hinaus in der Regel einige Umstellungen erforderlich.208 Beides geht dann auf das Konto des im wesentlichen rein mechanisch, aber dennoch mit großem handwerklichem Geschick verfahrenden Redaktors,209 der die nichtpriesterschriftliche Sintfluterzählung in die literarische Grundlage P zu integrieren suchte. Als Hauptmotivation für diesen redaktionellen Vorgang gilt die Achtung vor der literarischen Tradition. Nun sind gerade in neuerer Zeit die Stimmen nicht zu überhören, die aufgrund traditionsgeschichtlicher Einsichten zu Recht von einer – relativ zu P – späten Entstehung zumindest einiger, nicht gerade unwesentlicher Teile des nichtpriesterschriftlichen Sintflutprologs und Epilogs ausgehen.210 Zudem ist angemerkt worden, daß „der kompositionelle Befund in der Flutgeschichte geradezu die Annahme einer nicht-priesterlichen Bearbeitung

205 K. Budde, Urgeschichte, 276. Cf. etwa auch D.L. Petersen, The Yahwist, 438. 206 H. Gunkel, Genesis, 59. 207 Der Tatsache muß ernst genommen werden, cf. etwa M. Witte, Urgeschichte, 177; dagegen P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 139f; C. Levin, Jahwist, 112. Zwar kann man den nicht erwähnten Auszug aus der Arche erzähltechnisch durchaus verschmerzen, doch schwer wiegt zumindest der Sachverhalt, daß die Arche nicht eigens eingeführt wird, und daß es zu keiner Verständigung mit Noah am Ende der Flut kommt. Aufgrund der jetzigen Abfolge von nP- und PSchluß der Sintflut hat man schon frühzeitig darauf hingewiesen, daß Gen 8,20–22 als alleiniges Ende von nP so nicht in Frage komme, da es sich nur um einen „internen“ Beschluß Jahwes handele, eine Mitteilung an Noah aber fehle. Deswegen ist sogar vermutet worden, P habe in Gen 9,8– 17 einen ursprünglich J zugehörigen Bundesschluß literarisch verarbeitet, der bereits das Motiv des Bogens in den Wolken aufwies; cf. R. Smend, Erzählung, 9 (bes. Anm. 1); K. Budde, Litteratur, 54, im Anschluß an J. Wellhausen, Prolegomena, 310f, der allerdings mit Blick auf die Verarbeitung des J-Textes in P etwas verhaltener urteilt. 208 Cf. etwa K. Budde, Urgeschichte, 256ff; H. Gunkel, Genesis, 60.137ff; V. Fritz, „Solange die Erde steht“, 600ff; C. Levin, Jahwist, 112ff; M. Witte, Urgeschichte, 177, u.v.m. Cf. aber P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 139ff. Eine knappe, problemorientierte Doxographie zur Schichtung in Gen 6–9* bietet J.L. Ska, Diluvio, 37ff. 209 Cf. hierzu H. Donner, Redaktor, 272ff bes. 283f. 210 Cf. P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 139; C. Levin, Gerechtigkeit Gottes, 44ff.

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der priesterlichen Episode nahelegen“ könnte.211 Dem Nachweis der Triftigkeit dieser Einschätzung hat dann J.L. Ska 1994 eine Studie gewidmet, die mit Blick auf die nichtpriesterlichen Textanteile zu dem Ergebnis kommt: „No forman parte de un relato completo del diluvio, sino que son adiciones fragmentarias, procedentes de la época postexílica e incluso posteriores al texto P.“212 Und T. Krüger, der sich auch auf die Untersuchung J.L. Skas stützt, resümiert 1997: In Verbindung mit den oben skizzierten Beobachtungen zu den pentateuch-umfassenden literarischen Horizonten von Gen 6,5 und 8,21 legen diese Indizien die Annahme nahe, daß nicht nur Gen 6,5b und 8,21ab […], sondern Gen 6,5–8 und 8,20–22 (sowie die weiteren nicht-priesterschriftlichen Teile von Gen 6–8) insgesamt einem Stadium der Pentateuchredaktion zuzuordnen sind, in dem P bereits mit dem vor-priesterschriftlichen Material in Gen-Num und dem Dtn literarisch verbunden ist – einem Stadium also, das als ‚endredaktionell‘ (bzw. ‚nachendredaktionell‘ […]) zu bezeichnen wäre.213 Im einzelnen sind nach T. Krüger214 folgende Lexeme insbesondere in Prolog und Epilog der nP-Sintflutdarstellung für die traditionsgeschichtliche Einordnung signifikant: Gen 6,5a (μdah t[r hbr): Koh 8,6; Gen 6,5b || 8,21ab (bl tbvjm rxy): Jer 18,11f; 1 Chr 28,9; 29,18; gehäufte sprachliche Bezüge zwischen Gen 6,6f und Gen 32–24: μjn ni. mit der Gottheit als Subjekt215 im Pentateuch nur noch in Ex 32,12.14; erster Beleg von hmdah ynp l[m nach Gen [4,14;] 6,7; 7,4.23; 8,8 in Ex 32,12 – dann nur noch in Dtn 6,15; hjm: nach Gen 6,7; 7,4.23 und Ex 17,14 erst wieder in Ex 32,32f (Num 5,23; Dtn 9,14; 25,6.19; 29,19); ˆy[b ˆj axm: (nach zehn weiteren Belegen in Gen) Ex 33,12f.16f; 34,9. Hinzu kommt die Unterscheidung zwischen rein und unrein (Gen 7,2.8; 8,20), die sonst nur noch in P (PG, PS, Heiligkeitsgesetz) sowie den Dtn vorkommt,216 sowie jwjyn jyr, das erst wieder in Ex 29,28.25.41 auftaucht. Beachtung verdient vor allen Dingen Jer 18,7–12,217 denn der Text weist über den

211 E. Blum, Pentateuch, 282 Anm. 206. 212 J.L. Ska, Diluvio, 37; ders., Introduction, 91ff, der seine These auch darauf gründet, daß er „traditionelle“ nP-Texte (Gen 7,17; 8,2f.13f) P zuschreibt, a.a.O., 44ff; die Traditionsgeschichte weist auch für J.L. Ska in späte Zeiten; a.a.O., 52f; Zustimmung findet die Studie bei E. Otto, Paradieserzählung, 189ff. Cf. auch G.J. Wenham, Genesis 1–15, 167ff; J. Blenkinsopp, The Pentateuch, 77ff. Die Untersuchung von J.L. Ska trifft u.E. nach im Grundsatz das Richtige, ist aber nicht in allen Punkten mit Blick auf die Schichtenzuweisung überzeugend und an wichtigen Stellen ergänzungsfähig; s.i.f. 213 T. Krüger, Das menschliche Herz, 73ff – das Zitat 76, und mit Selbstkorrektur zustimmend J. Jeremias, Die Reue Gottes, 152ff. 214 T. Krüger, Das menschliche Herz, 74ff. 215 Reue über eine Heilstat wird der Gottheit nur noch in dem frühestens spätdtr Text 1 Sam 15,11.35 zugeschrieben; cf. etwa H.-C. Schmitt, Das spätdeuteronomistische Geschichtswerk, 288. 216 Zum genauen Bezugspunkt von Gen 8,20 mit Blick auf die Unterscheidung von rein und unrein s.u. III.3.2. 217 Cf. zur traditionsgeschichtlich triftigen Ansetzung von Gen 6,5b.6a.7b nach Jer 18,7–12 die Untersuchung von C. Levin, Gerechtigkeit Gottes, 44ff. Auch H.-C. Schmitt, Das spätdeuteronomistische Geschichtswerk, 288, weist auf diese Relation hin, hält aber den nichtpriesterschriftli-

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analogen Sachgehalt hinaus auch signifikante Lexementsprechungen in v.8b (ytmjnw h[rhAl[); v.10 (hbwfhAl[ ytmjnw … yny[b hr[h hc[w); v.11a (μkyl[ rxwy ykna hnh hbvjm μkyl[ bvjw h[r) und v.12 (hc[n [rhAwbl twrrv vyaw ˚ln wnytwbvjm yrjaAyk) auf. Jer 18,7–12 dürfte bereits nachdtr anzusetzen sein und zeigt eine die konkrete historische Situation übersteigende, lehrhafte Gestalt. Sowohl göttliche Unheils- als auch Heilszusagen mit Bezug auf die Völkerwelt – also mit universaler Tendenz – werden im Horizont der dem menschlichen Verhalten korrespondierenden Willensdisposition Jahwes reflektiert.218 Das entspricht Gen 6,5–8 insofern, als Jahwe auch hier auf die Verfehlung des Menschen überhaupt reagiert und sich seine Erschaffung – das zunächst ungetrübt positive Grundverhältnis – gereuen läßt. Nicht so einfach zu beurteilen sind in diesem Zusammenhang – gegen T. Krüger – allerdings das an P gemahnende Lexem arb sowie die Aufzählung der von der Strafflut betroffenen Lebewesen (μymvh πw[Ad[w cmrAd[ hmhbAd[ μdam) in Gen 6,7. Insbesondere mit Blick auf die Aufzählung der Lebewesen läßt sich zeigen, daß sie schwerlich zum ursprünglichen literarischen Bestand gehören dürften. Schwierig ist auch die Beurteilung der semantischen Verschiebung von hmda in Gen 6,7; 8,21, die an diesen beiden Stellen im Gegensatz zu den Belegen im nichtpriesterschriftlichen Text der Urgeschichte nicht den Ackerboden, sondern die Erde meint – also dem Sachgehalt nach ≈ra angeglichen ist. Dabei ist nicht nur die Komposition in Gen 6,6f sowie die möglichen Relation zwischen Gen 3,17; 5,29 und 8,21 zu beachten, sondern es ist gerade mit Blick auf den zuletzt genannten Sachverhalt auch in Rechnung zu stellen, daß als Motiv für die Aufweitung von hmda die Deutung des Sintflutstoffs mit seiner universalen Vernichtungsdimension in Anschlag zu bringen ist, also nicht unbedingt eine literarkritisch relevante Divergenz zur Erklärung herangezogen werden muß, also die literarische Eigenständigkeit der nichtpriesterschriftlichen Sintflut gegenüber Gen 2,4b–4,26, sondern auch ein sachliches Dilemma zugrundeliegen, sich die nP-Sintflut also sehr wohl an Gen 2,4b–4,26 anschließen kann. Wir kommen darauf zurück. Von Bedeutung für die Ansetzung der nichtpriesterlichen Stoffe in Gen 6–8* – vor allen Dingen zunächst von Prolog und Epilog – ist die mehr als deutliche Relation zu Ex 32–34. E. Otto 219 hat für die Kapitel die post-P-Entstehung herausgearbeitet und der Pentateuchredaktion zugeordnet. Steht der nichtpriesterschriftliche Sintflutprolog im Zusammenhang mit der hinteren Sinaiperikope oder setzt diese voraus, dann hat der Verfasser von Gen 6,5–8 mit Blick auf Noah der Tendenz nach die Mosegestalt vor Augen gehabt.220 In dieselbe Richtung zielt natürlich auch die signifikante Einchen Sintflutprolog wohl für einheitlich. Indes darf sich die traditionsgeschichtliche Analyse zu Gen 6,5–8 nicht in den Bezügen zu Jer 18 erschöpfen. 218 Cf. dazu und zur traditionsgeschichtlichen Einordnung (vor allem die Nähe zu Ez 18; 33,10ff) J. Jeremias, Die Reue Gottes, 83ff.143f; W. Thiel, Redaktion, 214ff. 219 E. Otto, Pentateuchredaktion im Buch Exodus, 83ff; zum Profil der Pentateuchredaktion cf. ders., Das Deuteronomium im Pentateuch, 86ff.156ff. 220 In der Lektürerichtung des Pentateuch hat dann die Deutung Noahs auf dem Hintergrund der Mosegestalt in Ex 32 auch wieder Rückwirkungen auf Mose, wie das bei T. Krüger, Das menschliche Herz, 75f, anklingt: „Sachlich kann die Sintfluterzählung Gen 6–9 als Gegenstück zu Ex 32–34 gelesen werden: Nur weil Mose es ablehnte, wie Noah als einziger aus der Katastrophe der Gemeinschaft gerettet zu werden (Ex 32,10ff) ist Israel am Sinai nicht völlig vertilgt worden“.

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führung des Vierzig-Tage-Rhythmus in den Verlauf der Sintflut (Gen 7,4.12.17; 8,6),221 die sowohl die Verweildauer Moses auf dem Gottesberg222 bzw. den entsprechenden Aufenthalt Israels in der Wüste spiegelt223 – alle Belegstellen sind im wesentlichen nicht vorexilischer Provenienz, sondern setzen P voraus. Damit kommt nicht nur Ex 32–34* in den Blick, sondern auch die andere einschlägige Überlieferung zum Thema „Schuld und Strafe“, nämlich Num 13f.224

Stehen bei der nichtpriesterschriftlichen Sintfluterzählung tatsächlich die Erzählungen von Schuld, Strafe und Bewahrung (Ex 32–34*; Num 13f) und vor allen Dingen mit Blick auf Noah die Mosegestalt im Hintergrund, wie sie die Pentateuchredaktion zeichnet,225 dann erscheint auch der nichtpriesterschriftliche Zusatz in Gen 5,29, der Noah mit Blick auf Gen 3,17 gleichsam als Erlösergestalt einführt, nochmals in einem anderen Licht. Das Bild läßt sich allerdings noch genauer konturieren, wenn man nicht nur die Bezüge zu Ex 32–34; Num 13f in Rechnung stellt, sondern den Hintergrund von Gen 8,20f; 9,20ff, nämlich das Heiligkeitsgesetz mit hinzunimmt. Aber wir haben weit vorgegriffen. Weisen die lexematisch–literarischen Relationen in Bereiche, die der Pentateuchredaktion zuordnen sind, so gilt es im folgenden, diese im wesentlichen traditionsgeschichtlich fundierte These nun auch mit Blick auf die literarische Beschaffenheit der nichtpriesterschriftlichen Passagen in Gen 6–8* in ihrem Verhältnis zum priesterschriftlichen Grundbestand zu überprüfen. Erst wenn sich die post-PEntstehung wesentlicher Teile des nichtpriesterschriftlichen Textbestandes der Sintfluterzählung auch literarisch wahrscheinlich machen läßt, steht die These auf einigermaßen sicherem Grund. Schon die literarischen Probleme, die etwa der Prolog bietet, sind einigermaßen hochstufig. Der Fragenkomplex, dem wir uns zu stellen haben, ist der folgende: Da die Priesterschrift einen geschlossenen Zusammenhang darstellt, für die nichtpriesterschriftlichen Textanteile dies jedoch nur bedingt zutrifft, ist zunächst davon auszugehen, daß P durch nP bearbeitet 221 Auch P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 141, weist darauf hin, daß sowohl die „vierzig Tage und vierzig Nächte“ (Gen 7,4a.12) als auch die „vierzig Tage“ (Gen 7,17; 8,6) nur in literarisch jüngeren Zusammenhängen begegnen. 222 Ex 24,18abb (PentRed zur Vorbereitung von Ex 32; cf. E. Otto, Kritik der Pentateuchkomposition, 176); 34,28 (PentRed.; cf. ders., Das Deuteronomium im Pentateuch, 183f); Dtn 9,9.11.18.25 (DtrD). 223 Num 13,25; 14,33f (vierzigtägige Landerkundung und analoge Strafbemessung nach dem Schema „ein Jahr für einen Tag“ [vgl. Ez 4,6] PentRed; cf. E. Otto, Das Deuteronomium im Pentateuch, 48ff; R. Achenbach, Erzählung, 122f); Num 32,13 (nach R. Achenbach, Vollendung, 381ff, zu den spätesten Produkten der Tora gehörig); Dtn 2,7 (der DtrL [exilisch] vorgegebenen Erzählung zugehörig; E. Otto, a.a.O., 132); 8,2.4 (postdtr); 29,4 (DtrL; cf. E. Otto, a.a.O, 142ff); Jos 5,6. 224 Cf. zur Makrostruktur der Abfolge von Schuld, Strafe und Bewahrung den Hinweis auf die Entsprechung zwischen Urgeschichte, Ex 32–34 und Num 13f bei K. Schmid, Erzväter, 24ff. 225 Cf. E. Otto, Das Deuteronomium im Pentateuch, 156ff; zu Mose vgl. auch ders., Tora des Mose, 55ff.

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wurde. Es ist also mit einer nichtpriesterschriftlichen Redaktion zu rechnen. Zu klären ist allerdings, ob sich nochmals redaktionelle Anteile, die nur und ursprünglich auf P bezogen sind, sinnvoll ausgrenzen lassen, ob das verbleibende nichtpriesterschriftliche Material eine ursprünglich zusammenhängende Quelle darstellt und wie hoch gegebenenfalls ihr Anteil zu veranschlagen ist. Die Würfel mit Blick auf das zeitliche und literarische Verhältnis der beiden Textschichten fallen bereits bei der Analyse des nichtpriesterschriftlichen Sintflutprologs. Läßt sich schon an dieser Stelle wahrscheinlich machen, daß Gen 6,5–8 die Priesterschrift literarisch geschlossen voraussetzt – und nicht nur literarkritisch parzelliert aufgrund traditionsgeschichtlicher Einsichten später als P angesetzt werden muß –, so fehlt den übrigen nPTextanteilen, sollten diese dann überhaupt noch als Quellenzusammenhang in Frage kommen, das Kopfstück. Allerdings sind die literarischen Gegebenheiten des Prologs Gen 6,5–8 alles andere als unproblematisch, und unabhängig vom Epilog Gen 8,20–22 läßt sich an dieser Stelle ohnehin nicht urteilen. Beide Textpassagen verbindet von vorneherein, daß sie nicht an Noah gerichtet sind – das ändert sich in nP bekanntlich nur in Gen 7,1–5 –, sondern eine gewissermaßen innere Reflexions- und auch Affektbewegung Jahwes darstellen, wie dies in Gen 8,21 denn auch ausdrücklich so eingeführt wird: wblAla hwhy rmayw. Mit Gen 8,21 sind dann aber auch sofort alle die Schwierigkeiten mit auf dem Tisch, die die Strukturierung der Urgeschichte als ganze betreffen, nämlich die Frage, ob Gen 8,21 innerhalb der (nP)-Sinflutdarstellung zu interpretieren ist, oder ob auch andere literarische Horizonte mit hineinspielen – etwa Gen 3,17.226 Wir setzen mit der Untersuchung folglich bei den Rahmenteilen ein und nehmen auf diesem Hintergrund dann Gen 7,1ff unter die Lupe. 3.1 Der Prolog (Genesis 6,5–8) (5) Und Jahwe sah, daß die Bosheit des Menschen groß war auf der Erde, und alle Gebilde der Planungen seines Herzens nur böse war den ganzen Tag. (6) Und es reute Jahwe, daß er den Menschen gemacht hatte auf der Erde, und er grämte sich mit Bezug auf sein Herz. (7) Und Jahwe sagte: Ich will den Menschen, den ich geschaffen habe, von der Oberfläche des Erdbodens vertilgen, vom Menschen bis zum Vieh, bis

226 Grundlegend ist hier die Kontroverse zwischen R. Rendtorff, Gen 8,21; ders., Hermeneutische Probleme, und O.H. Steck, Genesis 12,1–3. Cf. das Referat bei C. Westermann, Genesis, 609ff, und außerdem F. Crüsemann, Eigenständigkeit; W.M. Clark, The Flood, und T. Willi, Funktion.

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zum Gewürm und bis zu den Vögeln des Himmels, denn es reut mich, daß ich sie [ihn227] geschaffen habe – (8) aber Noah fand Gnade in den Augen Jahwes.228

Der nichtpriesterschriftliche Flutprolog enthält einige Lexeme, die eher in den priesterschriftlichen Vorstellungshorizont verweisen. Dies gilt für den Schöpfungsterminus in Gen 6,7aa (ytarb) sowie für die Aufzählung der Lebewesen in v.7abg.229 Letztere setzt mit μdam ein und wiederholt damit das kurz zuvor Ausgeführte (v.7aa μdahAta hjma), weitet es aber zugleich auf die Tiere aus. Die Reue Jahwes bezieht sich nunmehr auch auf ihre Erschaffung, obwohl sich die Schuldzuweisung zuvor strikt an den Menschen richtete. Liegen an dieser Stelle tatsächlich Indizien für literarisches Wachstum vor? Nehmen wir die Komposition des Prologs ins Visier, so bestätigt sich dieser Verdacht. Der Prolog gliedert sich, achtet man allein auf den Inhalt und die Narrative, in die durch hwhy aryw eingeleitete göttliche Situationsdiagnose (v.5), gefolgt von der darauf bezogenen Beschreibung der inneren Einstellung Jahwes angesichts dieser Diagnose, die syntaktisch in zwei Teile zerfällt (v.6 hwhy μjnyw; wblAla bx[tyw). Sowohl der Diagnoseteil als auch die Darstellung der inneren Einstellung Jahwes werden analog eingeleitet:230

≈rab μdah t[r hbr yk hwhy aryw (5a) ≈rab μdahAta hc[Ayk hwhy μjnyw (6a) Daran schließt sich Jahwes Willenskundgebung an (v.7 hjma hwhy rmayw), die allerdings explizit auf v.6 zurückbezogen ist (μtyc[ yk ytmjn yk).231 Abgeschlossen wird der Prolog durch einen invertierten Verbalsatz (v.8), der den

227 Zur Problematik des Suffixes in μtyc[ s.i.f. 228 Sekundäre Zusätze sind durch kursiven Petitsatz ausgewiesen. 229 Die Sequenz Gen 6,7abg taucht allerdings identisch in Gen 7,23aa – also im nP-Kontext – auf und ist an dieser Stelle literarisch nicht zu beanstanden, so daß die P-Abkunft alles andere als zwingend ist. Das heißt aber noch nicht, daß damit schon ein Argument für die Ursprünglichkeit in Gen 6,7abg gewonnen wäre; s.i.f. Cf. zur literarischen Problematik P-affiner Zusätze im nPFlutprolog etwa K. Budde, Urgeschichte, 249ff, gefolgt von H. Holzinger, Genesis, 78; H. Gunkel, Genesis, 61; J. Skinner, Genesis, 151; C. Westermann, Genesis, 526.546f; P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 139; R. Oberforcher, Flutprologe, 94, u.v.m. J.L. Ska, Diluvio, 54, hält beide Stellen für ursprünglich, da Gen 6,5–8 post-P angesetzt wird; ebenso T. Krüger, Das menschliche Herz, 75. H. Seebass, Genesis I, 209, setzt stillschweigend die Zugehörigkeit von ytarbArva zum Grundbestand voraus, hält allerdings die Aufzählung v.7abg für sekundär. M. Witte, Urgeschichte, 75, hält den gesamten v.7abgb für einen endredaktionellen Zusatz, ist allerdings mit Blick auf ytarbArva schwankend. N.C. Baumgart, Umkehr, 393, wertet ytarbArva als Zusatz, hält aber die Aufzählung für ursprünglich. C. Levin, Jahwist, 105, sieht demgegenüber an dieser Stelle keinen Grund, mit Zusätzen zu rechnen. 230 R. Oberforcher, Flutprologe, 96. 231 Cf. etwa R. Oberforcher, Flutprologe, 94.

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Gehalt der Willenskundgebung – nicht die Situationsdiagnose – mit Blick auf Noah kontrastiert bzw. relativiert. Die einzelnen Komponenten – Situationsdiagnose, Darstellung der inneren Einstellung, Willenskundgebung und Begnadigung Noahs – hat der Verfasser allerdings zu einem literarisch kunstvollen Arrangement verbunden.232 Literarisch eigenständig ist die einleitende Diagnose Gen 6,5, die als zweigliedriger Chiasmus gestaltet wurde und den Zustand der Menschheit in der Jahwe-Perspektive beschreibt:233 A t[r hbr yk hwhy aryw B ≈rab μdah B wbl tbvjm rxyAlkw A μwyhAlk [r qr Den äußeren Rahmen (A) bildet das jeweils mit einer Zusatzbestimmung im Stile der Alliteration (hbr; qr) versehene Wertprädikat h[r/[r. Betont wird die Quantität und die permanente Dauer sowie die Ausschließlichkeit der menschlichen Verfehlungen. Im Zentrum (B) und damit besonders hervorgehoben wird sodann der dazugehörige Gegenstandsbezug genannt, also der Mensch, wie er auf der Erde überhaupt vorkommt, bzw. sämtliche Gebilde der Planungen seines Herzens.234 Den Grund für die Wahl des Kompositi232 Zur Literarkritik des nichtpriesterlichen Flutprologs und des Bezugs in Gen 8,21: P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 139.145, hält Gen 6,5b ebenso wie das Pendant Gen 8,21ab für einen Zusatz; cf. auch L. Ruppert, Genesis, 315.366. P. Weimar geht davon aus, daß nur Gen 6,5a zum Grundbestand gehört. Alles weitere ist, da auf der Linie von v.5b liegend, einer vorpriesterschriftlichen Redaktion zuzuschreiben. C. Levin, Gerechtigkeit Gottes, 44f (Korrektur zu ders., Jahwist, 104f.114f), rechnet Gen 6,5b.6a.7b; 8,21ab einer nachpriesterschriftlichen Theodizeeredaktion zu. M. Witte, Urgeschichte, 174f.181, hält zwar Gen 6,5–7aa.8 für einheitlich, Gen 8,21ab hingegen für sekundär. Für N.C. Baumgart, Umkehr, 396, gehören beide Notizen zur vorpriesterschriftlichen Fluterzählung. Tatsächlich gibt es mit Blick auf die Komposition weder für Gen 6,5b–7 über die an P gemahnenden Passagen hinaus und noch weniger für Gen 8,21ab plausible Gründe für die Annahme von Zusätzen; s.i.f. 233 Cf. auch M. Witte, Urgeschichte, 174f. Die hier zur Debatte gestellte Gliederung ist allerdings mit Blick auf die Wertung der Raum (≈rab)-Zeit (μwyhAlk)-Kategorien als eigenständiger Kompositionselemente etwas zurückhaltender, da ≈rab doch wohl eine Näherbestimmung zu μdah ist, also gewissermaßen die Bosheit aller auf der Erde befindlichen Menschen aussagt, während sich μwyhAlk auf die ethische Qualität bezieht ([r qr) und insofern das Äquivalent zu hbr darstellt. An der literarischen Geschlossenheit von Gen 6,5 ändert dies indes nichts. 234 Es geht hier – handlungstheoretisch gesprochen – nicht nur um die evaluative Dimension von Handlungsfolgen. Das wäre Gen 6,5 mit den Augen von P gelesen (cf. Gen 6,12ff). Die anthropologische Konstante, die der Verfasser im Blick hat, bezieht sich auch nicht auf Bosheit als eines rein passiven Wesenszugs des Menschen, sondern auf die ethische Qualität der im Herzen, also dem Verstand und Willen des Menschen gründenden Handlungsentwürfe und deren Folgen, die dann allerdings ausnahmslos und abgrundtief verdorben sind; cf. etwa E.-J. Waschke, Menschenbild, 120ff; K. Seybold, Art. bvj, 254; T. Krüger, Das menschliche Herz, 66f (mit Diskussion der Lit.).

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onsschemas wird man – unter anderem; s.i.f. – in der durch v.5b vorgenommenen Präzisierung von v.5a zu suchen haben.235 Wie verhalten sich hierzu die folgenden Partien? Wiederum chiastisch – diesmal dreigliedrig – aufeinander bezogen und somit als Einheit aufzufassen sind die Darstellung der inneren Einstellung und die Willenskundgebung Jahwes Gen 6,6f: A hc[Ayk hwhy μjnyw (6) B ≈rab μdahAta C wblAla bx[tyw C hjma hwhy rmayw (7) B hmdah ynp l[m ytarbArva μdahAta [μymvh πw[Ad[w cmrAd[ hmhbAd[ μdam] A [μ]wytyc[ yk ytmjn yk Der dichte und kunstvolle Aufbau236 wird vor allen Dingen empfindlich durch die Aufzählung μymvh πw[Ad[w cmrAd[ hmhbAd[ μdam gestört, die dem eingangs geäußerten und auch durch literarkritische Beobachtungen genährten Verdacht ausgesetzt war, es könne sich hier um einen Zusatz mit priesterschriftlichem Hintergrund handeln.237 Schwieriger ist auch angesichts 235 Es besteht mit Blick auf die Komposition und den Sachgehalt kein Anlaß, das Verhältnis von Gen 6,5a und v.5b nicht als allgemeine Aussage (v.5a) und anthropologische Präzisierung (v.5b) aufzufassen. Den beiden Versteilen liegt insofern nicht die Relation „Menschheit – Individuum“ zugrunde – so C. Levin, Jahwist, 114; ders., Gerechtigkeit Gottes, 44, der dies als Kriterium für den sekundären Charakter von v.5b anführt –, sondern die Relation „boshafte Menschheit (v.5a) – humaner Träger der Boshaftigkeit (v.5b)“, so daß beide Aussagen auf der Ebene der Menschheit als solcher stehen. Die Argumentation mit einem handlungstheoretisch beschreibbaren Strukturmoment am Individuum überhaupt ist nicht mit dem Individuum gleichzusetzen. Im Gegenzug haben die aus anderen nichtpriesterschriftlichen Materialien herangezogenen Analogien mit Blick auf Gen 6,5a (ders., Jahwist, 104f: „Das Sehen Jahwes, seine wache Anteilnahme an dem, was auf Erden geschieht, ist ein wichtiger Zug des jahwistischen Gottesbildes. Wiederholt schildert der Jahwist, wie das Sehen Jahwes dem Eingreifen vorausgeht [11,5; 18,21; 29,31; Ex 3,7]. Die Bosheit [h[r] ist Anlaß auch der anderen Großkatastrophe, des Untergangs Sodoms [13,13; 19,7.9*]“) nicht das zur überzeugenden Literarkritik in v.5 hinreichende Gewicht. Zum einen kann darauf verwiesen werden, daß auch in Gen 6,12f. das Eingreifen Elohims auf sein Sehen hin erfolgt, zum anderen kann natürlich auch der Verfasser des einheitlichen v.5 in späterer Zeit auf die Sodomüberlieferung zurückgegriffen haben. Daß die mesopotamischen Sintfluttraditionen hinsichtlich der Motivation zur Flut andere Wege gehen als Gen 6,5ff, ist mehrfach betont worden; cf. jetzt den Überblick über die Debattenlage und die Auswertung des neuen Materials aus Sippar bei R. Albertz, Das Motiv für die Sintflut, 50ff. 236 Cf. etwa Ansätze bei E. König, Genesis, 340; C. Westermann, Genesis, 546f.553, bemerkt die Inklusion Gen 6,6a.7b und schreibt sie mit dem Hinweis, das sei „nicht ursprünglicher Erzählstil“ (a.a.O., 546), einer Erweiterung durch J zu. Der Aufbau spricht auch gegen den von M. Witte, Urgeschichte, 75, behaupteten sekundären Charakter des gesamten v.7abgb. 237 Sperrig ist allenfalls das Pluralsuffix in μtyc[, das K. Budde, Urgeschichte, 251f, denn auch in wytyc[ ändern möchte – eine nachvollziehbare Korrektur mit Blick auf die doch eindeutigen Zusätze.

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der Kompositon die Beurteilung von ytarbArva. Es ist zwar nicht zu bestreiten, daß ohne ytarbArva in Gen 6,7aa und die Aufzählung der Lebewesen in v.7abg mit Blick auf die literarische Kunstform tatsächlich kein Wort zuviel dasteht, doch lassen sich für die Ausscheidung von ytarbArva im Gegensatz zu v.7abg keine weiteren literarkritischen Gründe angeben, so daß – auch angesichts der Variation mit Blick auf den in A verwendeten Schöpfungsterminus hc[ – in diesem Fall zwar in dubio pro reo entschieden werden muß, auch wenn ytarbArva damit natürlich keine entscheidende argumentative Tragkraft mit Blick auf post-P-Entstehung von Gen 6,5–8 zukommen darf.238 Im Zentrum (C) steht der Übergang von der Darstellung der Disposition von Jahwes Herzen, bei der, vermittelt über das Lexem bx[, Gen 3,16f und 5,29 durchscheinen,239 zum Vernichtungsbeschluß. Daß gerade an dieser Schlüsselstelle analog zu Gen 6,5ba vom Herzen Jahwes die Rede ist, geschieht nicht grundlos, denn das Herz (bl) fungiert als personaler Ort der affektfähigen und in diesem Falle auch affektgeladenen Willensbildung, die dann auch zu einem Ergebnis kommt (… rmayw). Die Darstellung in der Rede, die bezeichnenderweise nicht adressiert ist, gehört in den Prozeß der Willensbildung Jahwes mit hinein. Die Reue Gottes240 über die Erschaffung des Menschen241 ist Thema des äußeren Rahmens (A), der innere Rahmen (B) wird über die Korrespondenz von μdahAta und ≈ra/hmda242 konstituiert. Da der nP-Prolog sich – ebenso wie der Epilog Gen 8,21f – ausschließlich als jahweinterner Vorgang präsentiert und es an keiner Stelle zu einer Mitteilung an Noah kommt, stehen weder Prolog noch Epilog zumindest in dieser Hinsicht in Spannung zum priesterschriftlichen Kontext. Dies gilt auch für Gen 6,8, der die herablassende Geneigtheit des höhergestellen Jahwe gegenüber Noah zum Ausdruck bringt.243 Was den sowohl 238 Gegen J.L. Ska, Diluvio, 54, und T. Krüger, Das menschliche Herz, 75. Allerdings sind damit die Würfel hinsichtlich der Frage, ob Gen 6,5–8* P voraussetzen könne, noch nicht gefallen. 239 Cf. C. Levin, Jahwist, 105. 240 Cf. hierzu nach wie vor die Studie von J. Jeremias, Die Reue Gottes. Zur Semantik von μjn ni. cf. a.a.O., 15ff.124ff (mit kritischem Referat neuerer Untersuchungen), speziell zu Gen 6,6f cf. a.a.O., 17ff.129ff.153ff. 241 Das Reuemotiv steht – anders als in den mesopotamischen Traditionen – hier nicht im Zusammenhang mit der Flut, bei der sich die Gottheit verkalkuliert hätte, sondern mit dem Ursprungsakt und den sich daran anschließenden Aktionen des Menschen. 242 Der Verfasser parallelisiert durch die literarische Form ≈ra und hmda und hebt damit – in Anspielung auf Gen 4,14 (hmdah ynp l[m) – die hmda auf dieselbe Ebene wie ≈ra. Damit wird die Verbindung zu den mit der hmda verbundenen Strafurteilen im vorangehenden nichtpriesterschriftlichen Textbestand geschlagen, allerdings jetzt notwendigerweise in der Perspektive der totalen Verderbtheit des Menschen und der universalen Strafflut (Gen 7,4.23; 8,8.13.21). 243 Eine dementsprechende ethische Qualität Noahs ist dabei nicht vorauszusetzen; cf. etwa L. Ruppert, Genesis, 320f. Cf. zu den Belegen in Ex 33,13.16f; 34,9 die Erörterung bei T. Krüger, Das menschliche Herz, 75; cf. außerdem C. Levin, Jahwist, 402.

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durch die syntaktische Inversion als auch durch den Gehalt kontrastierenden v.8 anbelangt, so ist festzuhalten, daß sich dieser insbesondere auf v.7aa beziehen dürfte, so daß Noah pointiert der Gesamtmenschheit gegenüber steht: A hwhy rmayw (7aa) B hjma C μdahAta C jnw (8) B ˆj axm A hwhy yny[b Blickt man auf den folgenden Kontext, so ist Gen 6,8 literarisch aber ebenso auf die Toledotformel Gen 6,9 bezogen244 und bildet in diesem Zusammenhang gewissermaßen die Voraussetzung für die Beurteilung Noahs als ethisch-religiöser Ausnahmeerscheinung, die an die Toledotformel angeschlossen ist: A jnw (8) B hwhy yny[b ˆj axm B tdlwt hla A jn Zwischen den beiden Flutprologen gibt es allerdings noch andere, wesentlich aussagekräftigere kompositorische Bezüge. Übereinstimmungen bestehen zunächst einmal zwischen Gen 6,5 und 6,12, die jeweils mit hwhy aryw bzw. μyhla aryw eingeleitet werden, und Gen 6,7 und 6,13, die jeweils eine mit rmayw einsetzende Rede bieten, wobei nur die letztere an Noah gerichtet ist, erstere hingegen als Abschluß von Jahwes Willensbildung ohne ein Gegenüber auskommt und damit das Problem einer doppelten Rede an Noah umschifft. Nun fällt auf, daß sich Gen 6,5 und 6,12, also genau das Zentralstück der Gen 6,11–13 umfassenden, mehrfach chiastisch gegliederten Komposition,245 nicht nur durch die Einleitung und die Thematik, sondern auch aufgrund der formalen Gestaltung entsprechen:

244 Durch die Vorschaltung vor die Toledotformel rücken natürlich die Noah-Nachkommen gleichermaßen unter die Perspektive von Gen 6,8 – ein guter Grund, auch hier wieder Differenzierungen vorzunehmen, wie das dann in Gen 9,20ff der Fall ist; s.u. 245 S.o. II.3.1.

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Gen 6,5 A t[r hbr yk hwhy aryw B ≈rab μdah B wbl tbvjm rxyAlkw A μwyhAlk [r qr

Gen 6,12 A ≈rahAta μyhla aryw B htjvn hnhw B tyjvhAyk A ≈rahAl[ wkrdAta rcbAlk

Während in Gen 6,12 die Rahmung (A) den Gegenstandsbezug klärt und die zentralen Elemente (B) die Verdorbenheit feststellen, liegen die Dinge in Gen 6,5 genau umgekehrt, denn zentral ist hier der Träger der Bosheit positioniert. Vergleicht man nun die A-Elemente aus Gen 6,5 mit den korrelativen B-Elementen aus Gen 6,12, so kommt man zu einem zwiefachen Ergebnis. Zum einen findet sowohl in Gen 6,5 als auch in Gen 6,12 eine Präzisierung statt. Stellte Elohim in Gen 6,12 zunächst die Verderbtheit der Erde (≈ra) fest, so wird dies bei der Wiederaufnahme dahingehend eingeschränkt, daß alles Fleisch seinen ˚rd verdorben hat. Gleichermaßen wird in Gen 6,5 die Boshaftigkeit des Menschen durch die genaue Angabe des humanen Ortes der Boshaftigkeit näher bestimmt. Diese Parallelität ist aber nur die eine Seite der Medaille. Denn zum anderen verhalten sich auch die beiden Verse untereinander nach demselben Muster. Spricht Gen 6,12 zunächst von der Verderbtheit der Erde (≈ra), so ist es in Gen 6,5 nur noch der Mensch auf der Erde (≈rab μdah). Und statt um den Wandel (˚rd) allen Fleisches (rcbAlk) – also nicht nur des Menschen, sondern auch der Tiere – in Gen 6,12, geht es in Gen 6,5 um den Ursprung dieses Wandels, das Herz des Menschen und alle (lk) damit verbundenen Handlungsentwürfe. Dieser Befund wird wohl kaum zufällig sein. Hier ist alles andere als ein mechanisch verfahrender Quellenkompilator am Werke, sondern hier wird dezidiert unter Aufnahme des Kompositionsschemas die priesterschriftliche Sicht der Dinge korrigiert.246 Gen 6,5 – und damit auch v.6–8* – setzt P sachlich und literarisch voraus. Wir können ein erstes Zwischenergebnis festhalten. Der nichtpriesterschriftliche Prolog Gen 6,5–8 ist zwar literarisch nicht einheitlich – auszugrenzen ist aus kompositionellen Gründen sowie wegen einer sachlichen Spannung in v.7 μymvh πw[Ad[w cmrAd[ hmhbAd[ μdam; schwierig ist demgegenüber die Beurteilung von ytarbArva –, zeigt aber gerade in den Passagen, die lexematisch auf Ex 32–34 hin orientiert sind bzw. Jer 18,7–12 im Hintergrund haben, einen völlig konsistenten Aufbau, der die Annahme ausschließt, daß sich die in den Pentateuch weisenden Anspielungen und 246 Diesem spannungsvoll aufeinander bezogenen Nebeneinander zeigt sich derjenige Glossator, dem wir die Zusätze in Gen 6,7, vor allen Dingen aber v.7abg nach dem Vorbild Gen 7,23 anlasten müssen, nicht ganz gewachsen. Er hat nicht nur die Kompostion von Gen 6,6f, sondern auch die Pointe von Gen 6,5 nicht verstanden und somit beides verdorben.

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Bezüge wiederum sekundären literarischen Eingriffen verdanken. Der Prolog ist insofern weder sündentheologisch noch pentateuchredaktionell überarbeitet worden, sondern im wesentlichen literarischen Grundbestand bereits ein Produkt post-P. Liest man den nichtpriesterschriftlichen und den priesterschriftlichen Prolog hintereinander, so nimmt Gen 6,5–8 auf der Ebene einer internen Beschlußfassung Jahwes eine Korrektur der dann in Gen 6,13 gegenüber Noah veröffentlichten Diagnose Gen 6,11f vor, insofern der Grund für die weltumfassende Strafmaßnahme „Sintflut“ nicht mehr korrelativ in der mit Gewalt angefüllten Welt und der Verdorbenheit der Lebensvollzüge allen Fleisches gesucht wird, sondern allein und ausschließlich im Menschen, genauer: regelmäßig und ursprungshaft – anders ist die Reue Jahwes über die Erschaffung des Menschen in diesem Zusammenhang wohl nicht zu verstehen – im Vollzug menschlicher Handlungen.247 Genau diese gegenüber dem P-Prolog präzisierte und eingeschränkte Diagnose ist es aber nun, die mit dem Sintflutstoff per se und im besonderen mit P konfligiert, und zwar in zwiefacher Hinsicht. Entschließt sich in Gen 6,7* Jahwe noch, seinem Urteil über den Menschen gemäß auch nur diesen zu vernichten, so muß mit Blick auf das konkrete Strafgeschehen zum einen der Sintflut„Held“ begründet von den Folgen des Urteils über den Menschen überhaupt – also auch über den Sintflut-„Helden“ – ausgenommen werden (Gen 6,8).248 Zum anderen beziehen sich anthropologische Diagnose und die Strafmaßnahme der Sintflut zwar insofern aufeinander, als der generellen Defizienz der Vollzüge des humanen Herzens die universale Strafe gegenübersteht, diese aber eben nicht nur den Menschen als Grund des Übels, sondern die gesamte bewohnte Erde tangiert. Diese Einsicht spricht Jahwe dann in Gen 8,21 in Gestalt einer Selbstkorrektur aus – in den Ablauf der Sintflut integriert wird sie im nichtpriesterschriftlichen Kontext aber erstmals in Gen 7,1–5, und zwar explizit in Gen 7,4b. Hier handelt es sich allerdings um eine Rede der Gottheit an Noah, so daß das von Gott dem Noah Mitgeteilte (Gen 6,13ff; 7,1–5) nicht widersprüchlich ist – die JahweDiagnose Gen 6,5–7 bleibt ihm ebenso wie Gen 8,21f verborgen.

247 Auf genau dieser – und nur auf dieser – Linie liegen die Stoffe, mit denen die priesterschriftliche Urgeschichte angereichert wurde: Gen 2,4b–3,24; 4. 248 T. Krüger, Das menschliche Herz, 66, hat angesichts des Urteils Gen 6,5–8 für Noah die Klassifizierung als eines relativen Gerechten einführt, was der Aussage Gen 7,1 korreliert und auch aufgrund der Verhaltensweise Noahs in Gen 8,20 plausibel ist; s.i.f.

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3.2 Der Epilog (Genesis 8,20–22) (20)

Und Noah baute einen Altar für Jahwe und nahm von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln und ließ Brandopfer aufsteigen auf dem Altar. (21) Und Jahwe roch den lieblichen Duft. Und Jahwe sprach zu seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde um des Menschen willen verfluchen, denn das Gebilde des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an. Und ich will hinfort nicht mehr alles Lebendige schlagen, wie ich es getan habe. (22) Während aller Tage der Erde sollen nicht mehr aufhören Saat und Ernte und Frost und Hitze und Sommer und Winter und Tag und Nacht.

Ebenso wie der Prolog zeigt auch der Epilog einen literarisch kunstvollen Aufbau, was nicht weiter verwunderlich ist bzw. im gegenteiligen Falle eher auffällig wäre.249 Blickt man auf die Komposition, so hat der Verfasser bereits Gen 8,20 chiastisch angelegt:250 A hwhyl jbzm jn ˆbyw B hrwhfh hmhbh lkm jqyw B rhfh πw[h lkmw A jbzmb tl[ l[yw Mit Blick auf Gen 8,20 ist oftmals darauf hingewiesen worden, daß das Opfer, das Noah nach Verlassen der Arche opfert, zum Traditionsbestand der Sintflutüberlieferungen gehört.251 So zutreffend und bedeutsam diese Einsicht ist, so wichtig ist es jedoch, darauf zu achten, daß es auch Unterschiede gibt. Anders als in der mesopotamischen Sintflutüberlieferung, in der die Opfer der Revitalisierung der durch die Flut eingeschüchterten Götter dient, veranlaßt das Opfer (tl[252) den Gott Jahwe zu einer folgenreichen Selbstbesinnung. Wodurch ist diese genau motiviert? Zudem wird das Opfer nicht 249 N.C. Baumgart, Umkehr, 165f, weist darauf hin, daß zwischen Gen 6,5–8 und 8,20–22 ein chiastisches Verhältnis dergestalt besteht, daß der Prolog mit Jahwe beginnt (v.5–7) und mit Noah endet (v.8), während dies in Gen 8,20–22 genau umgekehrt ist. Auch der Wechsel zwischen dem Herz des Menschen (Gen 6,5; 8,21b) und dem Herz Jahwes (Gen 6,6; 8,21a) erfolgt nach diesem Muster. Weitere Bezüge, allerdings zwischen den entsprechend literarkritisch reduzierten Fassungen von nP-Prolog und Epilog, stellt M. Witte, Urgeschichte, 182f, heraus. 250 Die Ausscheidung von Gen 8,20b und die nochmalige Aufteilung auf eine vorpriesterschriftliche und eine nachpriesterschriftliche Hand durch P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 144f, leuchtet unter diesen Bedingungen kaum ein. Dasselbe gilt für P. Weimars Analyse von v.21f (a.a.O.); s.i.f. 251 Atramhasis Tafel III, Kol. V,34f (fragmentarisch); Gilgamesch Tafel XI,155–161. Cf. etwa R. Rendtorff, Gen 8,21, 188, der deswegen gleich mit der Erörterung von Gen 8,21f fortfährt. S. auch J. Day, Covenants in the Priestly Source, 93, zur Zuweisung zum nichtpriesterschriftlichen Textbestand. 252 Zu den verschiedenen Deutungen des Opfers in Gen 8,20 cf. jetzt A. Schenker, Stiftungserzählung, 144f.

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undifferenziert vorgenommen, sondern beruht auf der Unterscheidung von „rein“ und „unrein“ und ist bekanntlich in der Flutdarstellung vorbereitet. T. Krüger hat bemerkt, daß „Gen 8,20f eher aus einer nach- als aus einer vorpriesterschriftlichen Perspektive formuliert zu sein“253 scheint, und verweist in diesem Zusammenhang auf die sonst nur in der P-Schicht des Pentateuch (dabei ist das Heiligkeitsgesetz wohl mit eingeschlossen) und im Dtn erwähnte Unterscheidung von „rein“ und „unrein“, auf die Parallelbelege für jwjyn jyr, die in Ex 29,18.25.41 254 stehen, wie auch die Ereignisfolge von Gen 8,20f „Errichtung des Altars – Brandopfer – angenehmer Geruch für Jahwe“ in Ex 27–29 – Ex 27,1ff; 29,1ff; 18ff – seine nächste Parallele habe.

Fragt man sich über die Beobachtung, daß die Differenzierung zwischen „rein“ und „unrein“ innerhalb des Pentateuch ihren Ort im priesterschriftlichen Traditionsstrom bzw. im Deuteronomium hat, hinaus, wo sonst noch die Unterscheidung zwischen reinem Vieh und reinen Vögeln vorgenommen wird, so macht man die überraschende Entdeckung, daß dies – neben Gen 7,2f; 8,20 – nur noch in Lev 20,25 der Fall ist.255 Der Vers steht im Kontext einer Mahnrede Lev 20,22–26, die zum paränetischen Fachwerk des Heiligkeitsgesetzes gehört.256 Der Abschnitt ist insgesamt von Interesse: „(22) Und ihr sollt alle meine Gebote und alle meine Rechtsvorschriften beachten, und ihr sollt sie tun. Dann wird euch das Land nicht ausspucken, in das ich euch führe, um darin zu wohnen. (23) Und ihr sollt nicht den Geboten des Volkes folgen, das ich vor euch vertreibe, denn alles dies [i.e. die voranstehenden Greueltaten] haben sie getan, so daß ich Ekel ihnen gegenüber empfinde. (24) Daher sage ich zu euch: Ihr werdet ihren Boden in Besitz nehmen, und ich werde ihn euch zum Besitz geben, ein Land, darin Milch und Honig fließt. Ich, Jahwe, bin euer Gott, der euch aus den Völkern ausgesondert hat. (25) So sollt ihr zwischen reinem und unreinem Vieh und zwischen unreinen und reinen Vögeln unterscheiden. Und verunreinigt euch selbst nicht an Vieh oder Vögeln und an allem, was auf dem Boden kriecht, das ich für euch als unrein ausgesondert habe. (26) Seid für mich heilig, denn ich, Jahwe, bin heilig, und ich habe euch von den Völkern ausgesondert, um mein Eigentum zu sein.“

253 T. Krüger, Das menschliche Herz, 76. Cf. etwa auch C. Westermann, Genesis, 609; L. Ruppert, Genesis, 369. 254 Zu P (P G) gehörig; cf. E. Otto, Forschungen zur Priesterschrift, 27. 255 Von rhfh πw[h ist außer an den genannten Stellen nur noch in Dtn 14,20 die Rede, also in einem Text, der zu den Vorlagen von Lev 20,22–26 zu rechnen ist; cf. A. Cholewi´n ski, Heiligkeitsgesetz, 283ff. hrwhfh hmhbh ist nur noch in dem mit nP im Zusammenhang stehenden Zusatz in Gen 7,8 belegt. 256 Cf. E. Otto, Innerbiblische Exegese, 172ff; cf. auch A. Ruwe, „Heiligkeitsgesetz“, 242ff (zu A. Ruwe cf. die Rez. von E. Otto, Das Heiligkeitsgesetz, 330ff); L. Massmann, Entscheidung, 75ff.99; C. Nihan, The Holiness Code, 94f. Zur literaturgeschichtlichen Verortung des Heiligkeitsgesetzes in der Pentateuchredaktion cf. auch E. Otto, Art. Heiligkeitsgesetz, 1570f; ders., Das Heiligkeitsgesetz Leviticus 17–26, 65–80.

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Vergleicht man die nichtpriesterschriftlichen Anteile an der Sintfluterzählung und Lev 20,22–25, so sind folgende Übereinstimmungen festzuhalten. Zum einen ist in beiden Fällen die Unterscheidung zwischen JahweZugehörigen und Jahwe-Feinden, die Jahwe selber vornimmt, grundlegend. Das Mißfallen haben die Jahwe-Feinde jeweils durch ihre Taten erregt (Gen 6,5; Lev 20,23). Die Folge ist der Verlust des Lebensraums (Gen 6,7; Lev 20,23). Zum anderen wird in beiden Fällen das positive Jahweverhältnis durch eine Setzung seitens Jahwes konstituiert (Gen 6,8; Lev 20,24.26). Dieses positive Jahweverhältnis findet seinen Ausdruck in der Unterscheidung von reinen und unreinen Tieren, nämlich Vieh und Vögeln (Gen 7,2f.5; 8,20; Lev 20,25). Zwar geht es in Lev 20,25 um eine Speisevorschrift, in Gen 8,20 hingegen um ein Opfer, doch ist mit Blick auf Gen 8,20 festzuhalten, daß das Opfer am Ende der Flut traditionell vorgegeben ist und somit mit einer Applikation gerechnet werden kann. Lev 20,25 nennt darüber hinaus eine Tiersequenz von unreinen Tieren. Diese entspricht genau derjenigen, die der nichtpriesterschriftliche Ergänzer durch seine Einfügung in Gen 7,8 produziert hat und die sich in der priesterschriftlichen Urgeschichte in der Form nicht findet.257 An beiden Stellen gehört natürlich alles Kriechgetier – hmdahAl[ cmrArva lk bzw. hmdah cmrt rva lk – nicht zu den reinen Tieren: Gen 7,8f

hrwhfh hmhbhAˆm (8) hrhf hnnya rva hmhbhAˆmw πw[hAˆmw hmdahAl[ cmrArva lkw … jnAla wab μynv μynv (9)

Lev 20,25b

μkytvpnAta wxqvtAalw hmhbb πw[bw hmdah cmrt rva lkbw amfl μkl ytldbhArva

In beiden Fällen wird zudem eine grundlegend vorteilhafte und dauerhafte Existenz im Lebensraum zugesichert, und zwar aufgrund des Vollzugs der Gebote Jahwes, also paradigmatisch der Unterscheidung von reinem und unreinem Vieh und unreinen und reinen Vögeln (Gen 8,20–22; Lev 20,22.24), die auch Noah vorgenommen hat, nachdem Jahwe diese Unterscheidung in Gen 7,2f – wie auch in Lev 20,25b – selber eingeführt hatte. Die singuläre Verwendung von Vieh und Vögeln sowie die engen thematischen Parallelen zwischen beiden Texten lassen vermuten, daß sie nicht unabhängig voneinander entstanden sind, zumindest aber demselben Traditionsstrom entstammen. Fragt man, ob sich möglicherweise Indizien für die Bestimmung des literarischen Verhältnisses finden lassen, so ist schon an dieser Stelle darauf hinzuweisen, daß in Gen 9,20–27 eine Episode redak257 S.o. II.3.2.

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tionell eingefügt wurde, die ebenfalls Verbindungen zum Heiligkeitsgesetz zeigt, insofern ein – wenn auch mit Blick auf die Person Noahs transformiertes – Beispiel für genau das Verfehlungsspektrum gegeben wird, das über weite Passagen hinweg Lev 18, aber vor allen Dingen auch Lev 20 bestimmt. Und nicht umsonst läuft wohl die Weinbauperikope auf die Verfluchung Kanaans durch Noah hinaus,258 was zudem wiederum zeigt, daß sich Noah faktisch den Anordnungen von Lev 18; 20 verpflichtet weiß. Aber wir haben weit vorgegriffen. Für die enge Verbindung zwischen Gen 8,20–22 und Lev 20,22–26 spricht beim jetzigen Stand der Untersuchung zumindest auch, daß beide Texte post-priesterschriftlich anzusetzen sind. Denn über das Verhältnis von Priesterschrift und Gen 8,20–22 läßt Gen 8,21 weitere Rückschlüsse zu. Das auf der Unterscheidung von reinen und unreinen Tieren basierende Opfer Noahs motiviert Jahwe – liest man Gen 8,20–22 auf dem Hintergrund von Lev 20,22–26 – zu einer Zusage, nämlich stabile Lebensbedingungen zu gewähren, wie das in v.22 explizit zugesichert wird. Zuvor ist allerdings der Vers Gen 8,21 positioniert, der eine etwas andersgelagerte Reaktion Jahwes auf den opfernden Noah schildert259 (jjynh jyrAta hwhy jryw). Gen 8,21 zeigt dabei dieselbe literarische Grundstruktur wie v.20: A hmdahAta dw[ llql πsaAal wblAla hwhy rmayw B μdah rwb[b B wyr[nm [r μdah bl rxy yk A ytyc[ rvak yjAlkAta twkhl dw[ πsaAalw Mit Blick auf die literarische Einheitlichkeit von Gen 8,21 sind Zweifel – auch hinsichtlich v.21ab – wohl nicht angebracht.260 Auf diesem Hintergrund ist folglich die Sinnbestimmung von Gen 8,21, insbesondere auch die von v.21ab vorzunehmen. Gerade an dieser Stelle häufen sich indes die Interpretationsprobleme.261 Man hat hier – aufgrund der Bezüge zum Prolog – die Aufhebung des dortigen Vernichtungsbeschlusses angenommen.262 Gen 6,5–7* enthält aber gar nicht den Vernichtungsbeschluß, der in Gen 8,21 aufgehoben werden soll, denn der bezieht sich eingangs allein auf den Menschen, zum Schluß hingegen auf die gesamte Welt bzw. alle Lebewesen.

258 S.u. 259 T. Krüger, Das menschliche Herz, 66. 260 Über die oben dargestellte Gliederung hinaus kann auf den Chiasmus zwischen dem inf. cs. mit proklitischer Präposition und dw[ in den Rahmenzeilen hingewiesen werden. 261 Cf. etwa N.C. Baumgart, Umkehr, 153ff. 262 C. Westermann, Genesis, 610.

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Betrachtet man v.21ab relativ isoliert, so wird man die Inklusion zwischen Gen 6,5b und Gen 8,21ab bemerken und sich darüber nur wundern können, daß an dieser Stelle das im wesentlichen indentische Urteil über die menschliche Verfassung aus dem Prolog wieder auftaucht. Wer sich jetzt allerdings fragt, ob denn die Sintflut dann nichts bewirkt habe,263 greift nicht das Problem des Textes auf, sondern stellt nur die falsche Frage. Denn die Strafflut zielte nicht auf die Besserung, sondern auf die Vernichtung des Übeltäters – insofern war sie auch zielführend und Jahwe ist in dieser Hinsicht nicht zu Konzessionen genötigt. Bei der Analyse von v.21ab ist es strittig, ob der yk-Satz begründend oder konzessiv aufgefaßt werden muß.264 Im ersteren Falle soll hmdahAta dw[ llql πsaAal bzw. μdah rwb[b begründet werden, im letzteren macht Jahwe eine Konzession mit Blick auf hmdahAta dw[ llql πsaAal. Umstritten ist auch die Frage, ob Gen 8,21 nur das Ende der Sintflut bezeichnet (O.H. Steck), oder ob auch weiterreichende Texthorizonte zusammengeführt werden (R. Rendtorff; C. Crüsemann).265 Dabei steht die Fluchfolge in der nichtpriesterschriftlichen Urgeschichte zur Debatte.

Es ist mehrfach darauf hingewiesen worden, daß in Gen 8,21aa der Adamfluch aus Gen 3,17ff einigermaßen deutlich anklingt. Darüber hinaus steht bei Gen 8,21b vielleicht auch die Kain-und-Abel-Erzählung Gen 4,15b266 im Hintergrund: Gen 8,21aa

hmdahAta dw[ llql πsaAal … μdah rwb[b Gen 8,21b

yjAlkAta twkhl dw[ πsaAalw ytyc[ rvak

Gen 3,17b

˚rwb[b hmdah hrwra Gen 4,15b

twkh ytlbl twa ˆyql hwhy μcyw waxmAlk wta

Die damit verbundene Frage, ob Gen 3,17ff an dieser Stelle abrogiert werden solle, die an Noah in Gen 5,29 geknüpfte Hoffnungsperspektive also saturiert werde und damit die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte gewis263 Cf. etwa C. Westermann, Genesis, 611: „Die Begründung für das Gericht der Flut war eine andere: Eine Neigung des Menschen zum Bösen, die so zum Menschen gehört, daß er schon mit ihr aufwächst. […] Das Gottesgericht der Flut aber hat daran nichts geändert […] Gott entschließt sich, dieses Bösesein zu tragen.“ Cf. auch D.L. Petersen, The Yahwist, 444f; L. Ruppert, Genesis, 371. 264 Cf. R. Rendtorff, Gen 8,21, 73f; cf. den Überblick bei N.C. Baumgart, Umkehr, 161f. 265 R. Rendtorff, Gen 8,21, 189ff; O.H. Steck, Genesis 12,1–3, 124ff; F. Crüsemann, Eigenständigkeit, 24; T. Willi, Funktion, 434. 266 In Gen 8,21b ist von yjAlk die Rede, das sich nur noch Gen 3,20 – und sonst in Ps 143,2; 145,16; Hi 12,10; 28,21; 30,23; (Dan 2,30) – findet. Nimmt man hier einen Zusammenhang an, ergibt sich das Problem, daß in Gen 8,21b mit yjAlk alle Lebewesen bezeichnet werden und folglich in der Eva-Ätiologie Gen 3,20, statt mit der Menschheitsmutter, entsprechend mit dem Rest einer hochmythologischen Deutung zu rechnen wäre; cf. Sir 40,1, dazu etwa G. Sauer, Jesus Sirach/Ben Sira, 276; C. Westermann, Genesis, 365; M. Witte, Urgeschichte, 181.

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sermaßen ihren Endpunkt schon erreicht habe, oder ob es sich nur und ausschließlich um den Schluß der Sintflutperikope handele, ist erst dann zu beantworten, wenn auch die kompositionellen Bezüge zum nichtpriesterschriftlichen Sintflutprolog, der auch als Korrektiv der P-Fassung fungiert, herausgestellt sind. Denn der Anschluß von Gen 8,21 an Gen 6,5 liegt nicht nur auf der inhaltlichen, sondern auch auf der kompositorischen Ebene: Gen 8,21

wblAla hwhy rmayw A hmdahAta dw[ llql πsaAal B μdah rwb[b B wyr[nm [r μdah bl rxy yk A yjAlkAta twkhl dw[ πsaAalw ytyc[ rvak

Gen 6,5 A t[r hbr yk hwhy aryw B ≈rab μdah B wbl tbvjm rxyAlkw A μwyhAlk [r qr

Neben dem analogen Aufbau fällt natürlich ins Gewicht, daß bei den Zentralelementen jeweils vom Menschen die Rede ist, wobei allerdings beachtet werden muß, daß der gesamte Versteil Gen 6,5b in Gen 8,21ab aufgegangen ist.267 Keinerlei Entsprechung im nichtpriesterschriftlichen Flutprolog Gen 6,5–8* haben in Gen 8,21 allerdings die rahmenden A-Elemente (Gen 8,21aa || v.21b). Und auch der dann in Gen 7,4b gegenüber Noach angekündigte und in Gen 7,23 ausgeführte Vernichtungsbeschluß nennt μwqyhAlkAta als Vernichtungsgegenstand, aber nicht die ganze hmda und auch nicht yjAlk. Die rahmenden A-Elemente Gen 8,21aa || v.21b haben jedoch nicht nur, Referenzstellen in Gen 3,17b und 4,15b, sondern es gibt zu Gen 8,21 neben Gen 6,5 auch noch eine weitere kompositorische Parallele, nämlich die priesterschriftliche „Vorlage“ für Gen 6,5, also Gen 6,12: Gen 8,21

wblAla hwhy rmayw A hmdahAta dw[ llql πsaAal B μdah rwb[b B wyr[nm [r μdah bl rxy yk A yjAlkAta twkhl dw[ πsaAalw ytyc[ rvak

Gen 6,12 A ≈rahAta μyhla aryw B htjvn hnhw B tyjvhAyk A ≈rahAl[ wkrdAta rcbAlk

267 Es gibt zwar Unterschiede in der Formulierung zwischen beiden Aussagen über den Menschen, wie etwa N.C. Baumgart, Umkehr, 160, im Anschluß an R. Albertz, „Ihr werdet sein wie Gott“, 44, hervorhebt. Daß es in Gen 8,21 allerdings nur um die frühe Lebensphase des Menschen und damit um eine gegenüber Gen 6,5 einschränkende Aussage gehen soll, ist schlechterdings abwegig; cf. dagegen: Gen 46,34; 1 Sam 12,2; 17,33; 2 Sam 19,8; 1 Reg 18,12; Jes 47,12.15; Jer 3,24f; 22,21; 48,44; Ez 4,14; Sach 13,5; Ps 71,5.17; 129,1f; Hi 31,18. „In der Jugendzeit“ heißt nicht μyr[nm, sondern μyr[nb (Thr 3,27). Eher dürfte es sich gerade an dieser Stelle um eine Verschärfung handeln. Zudem ist das argumentative Ziel ohnehin ein anderes; s.i.f.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

Woher in Gen 8,21 die in nP so nicht zu verifizierende Abfolge stammt, kann nunmehr angegeben werden: sie ist, wenn auch unter Aufnahme nichtpriesterschriftlichen Materials, der Priesterschrift entnommen. Die Abstufung, die an beiden Stellen bei den A-Elementen erfolgt, entspricht sich. Der ≈ra (Gen 6,12) steht mit dem selben semantischen Umfang die hmda (Gen 8,21) gegenüber,268 auf der Differenzierungsstufe entspricht dann rcbAlk (Gen 6,12) yjAlk (Gen 8,21). Im Verbund mit dem Vernichtungsbeschluß Gen 6,13 wird man also auch Gen 6,12 zum Gen 8,21 vorgegebenen literarischen Material zählen dürfen. Man liegt wohl nicht falsch, wenn man davon ausgeht, daß der Verfasser Gen 6,12 mit Blick auf seinen eigenen Wort- und Vorstellungsschatz – Gen 3,17.20; 4,15b – transformiert und damit die verschiedensten Linien in der Urgeschichte zusammengeführt hat. Der nP-Epilog greift auf den Prolog Gen 6,5, auf dessen Vorlage Gen 6,12 bishin zu Gen 3,17 zurück und integriert somit nP und P. Dabei ist es nun interessant zu sehen, daß der Korrekturbedarf, der für den Verfasser von Gen 6,5 mit Blick auf Gen 6,12 bestand, nämlich die Schuldfrage von der Erde bzw. allem Fleisch strikt auf den Menschen zu verlagern, und das Dilemma, das sich aus dem konkreten, beim Menschen ansetzenden Schuldaufweis einerseits, und der Universalität der Sintflutkatastrophe andererseits ergeben hatte, durch Jahwe aufgegriffen, ausdrücklich anerkannt und der Wiederholungsfall ein für allemal ausgeschlossen wird. Diese Ausgangslage muß nun auch bei der Interpretation von Gen 8,21ab in Rechnung gestellt werden. Wir fassen den yk-Satz in Gen 8,21 begründend auf, aber mit einigen Einschränkungen. Begründet werden muß an dieser Stelle überhaupt nicht, wieso die Vernichtung um des Menschen willen geschah, weil nämlich sein Herz von Kindesbeinen an verdorben sei. Diese differenzierende Begründung hatte der Prolog Gen 6,5 schon gegeben. Implizit und gegenüber Gen 6,5–7 erst im zweiten Anlauf begründet werden kann aber auch nicht das Ausmaß der Strafflut, die Jahwe nunmehr als ein für allemal ausgeschlossen deklariert, denn das alle Lebewesen umfassende Ausmaß der Flut ist allein mit der unveränderlichen Verfassung des Menschen gar nicht zu begründen – da ist die Priesterschrift wesentlich konsequenter, wenn sie von vorneherein auch die Schuldproblematik universal anlegt. Und endlich ist hier auch keine Resignation der flutauslösenden Instanz herauszuhören dergestalt, 268 Wenn in Gen 8,21a sowohl Gen 3,17 als auch Gen 6,12 im Hintergrund stehen, wird man sich über die semantische Verschiebung innerhalb von nP bei hmda vom „Ackerboden“ hin zur „Welt“ nicht sonderlich wundern dürfen; cf. F. Crüsemann, Eigenständigkeit, 17; T. Krüger, Das menschliche Herz, 75; N.C. Baumgart, Umkehr, 155. Ein zwingender Anhalt für die literarische Heterogenität von nP als einer Redaktionsschicht bzw. die literarische Eigenständigkeit von Gen 6,5–8,22* innerhalb von nP ist dies nicht, da das Problem der Interpretation des (durch P vorgegebenen) Sintflutstoffes im Horizont der Vorgaben von 3,17 nicht unterschlagen werden darf.

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daß Jahwe nun keine Konsequenzen mehr aus der mangelbewehrten Disposition des Menschenherzens zieht269 – sondern er wird nicht mehr diese, also über die Menschheit hinausgehenden Konsequenzen ziehen. Wir schlagen vor, Gen 8,21 wie folgt zu paraphrasieren: Jahwe will nicht mehr die Erde herabwürdigen und nicht mehr alles Leben schlagen um des Menschen willen, weil (nur) das Herz des Menschen von Kindesbeinen an böse ist – und eben nicht alle Lebewesen. Diese Lesart entspricht nicht nur der Komposition von Gen 8,21, sondern auch dem Umstand, daß in v.21ab gegenüber Gen 6,5 das Suffix (wbl) in eine Constructus-Verbindung (μdah bl) aufgelöst wird. Jahwe sagt in Gen 8,21 implizit zu, den Schuld-Strafe-Zusammenhang zukünftig verhältnismäßig zu gestalten, und garantiert deswegen stabile Rahmenbedingungen (v.22). Damit bietet der Verfasser von Gen 6,5–7 und Gen 8,20–22 auf dem Hintergrund einer präziseren Einsicht in den Ursprung des Bösen im Menschen zugleich eine tiefgründige Kritik der priesterschriftlichen Sintflutkonzeption. Die Kritik wird allerdings lediglich auf der Ebene der Jahwereflexion, nicht als Mitteilung an Noah eingeführt. Ein offener Widerspruch innerhalb der Sintflutperikope wird damit elegant vermieden, denn das, was Noah in der Priesterschrift als göttliches Wort vernahm, bleibt davon völlig unberührt – auch in Gen 7,1–5. Unter dieser Perspektive lag es schon vom Ablauf her nahe, die göttliche Reflexion – und damit die eigene Sicht der Dinge – den priesterschriftlichen Aussagen jeweils voranzustellen.270 Dies geschieht in Gen 6,5–8, aber auch in der Jahwereflexion Gen 8,21f, der die Gen 1,28ff modifzierenden Reden nach der Sintflut (Gen 9,1–17) folgen.271

269 Cf. das Referat bei R. Rendtorff, Gen 8,21, 73. 270 Ohne den Bogen an dieser Stelle überspannen zu wollen, kann es nicht fraglich sein, welcher Perspektive das höhere Maß an Autorität zukommt. Die „wahre“ Sicht der Dinge bietet die Jahwereflexion. Was den Dialog zwischen Gottheit und Noah anbelangt, den nP in der priesterschriftlichen Fassung vorfindet und in Gen 7,1–5 reproduziert (s.i.f.), so ist die dort präsentierte Sicht der Dinge demgegenüber deswegen für nP defizient, da hier vom Ergebnis – nämlich von der Universalkatastrophe – her gedacht und dieses gemäß dem Tun-Ergehen-Zusammenhang religiös gedeutet, um nicht zu sagen: religiös aufgeladen wird. Soll in dieser Perspektive zukünftig eine Universalkatastrophe ausgeschlossen werden, so muß es zu einer Neuregelung und hinreichenden Abschwächung des Gewaltzusammenhangs kommen; was einstmals verwerflich war, wird jetzt anders bewertet bzw. erlaubt (Gen 9,1–7). Der nichtpriesterschriftliche Prolog und Epilog geht demgegenüber von einer von vorneherein feststehenden Sicht des Menschen aus – man mag sie „dogmatisch“ nennen –, korrigiert von daher die Sintfluttradition dergestalt, daß Jahwe selber einräumt, unverhältnismäßig gehandelt zu haben, und kann eine Wiederholung der Universalkatastrophe deswegen ausschließen, weil sich an der Ausgangsdiagnose, daß nämlich nur der Mensch böse ist, nichts geändert hat. Auch hier wird auf dem Hintergrund des Tun-Ergehen-Zusammenhangs gedacht, allerdings nicht vom Resultat, sondern vom Ausgangspunkt her. 271 Wenn H. Seebass, Genesis I, 222, unter Berufung auf R. Mosis schreibt: Gen 9,1 „folgt zunächst ausgezeichnet auf 8,20–22, weil Gott neben Noah nun auch dessen Söhne anredet …“, so trifft das die Bedeutung von Gen 8,21 nicht.

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Schon mit Blick auf Gen 9,1–7 nimmt es nicht wunder, daß in Gen 8,21 auch Gen 3,17 durchscheint. Denn da der geschlossene Adamfluch Gen 3,17–19 durch direkte literarische Anknüpfung an den priesterschriftlichen Schöpfungssegen zu diesem Stellung nahm und damit auf die dort proklamierte lichte Bestimmung des Menschen als eines Ebenbildes der Gottheit einen gehörigen Schatten warf, ist vor der Segensmodifizierung in Gen 9,1– 7 literarisch und sachlich gewissermaßen die letzte Gelegenheit, auch noch einmal Gen 3,17ff ins Spiel zu bringen. Um die Leistung von Gen 8,21 in dieser Hinsicht einigermaßen angemessen beurteilen zu können, ist schlicht festzustellen, daß auf den Fluch in Gen 3,17 zwar angespielt, dieser aber – dafür spricht schon, daß der Verfasser hier das weiter gefaßte llq und nicht rra verwendet – nicht explizit zurückgenommen wird, und daß zudem eine semantische Verschiebung von hmda „Ackerboden“ (Gen 3,17; 4,11; 5,29) hin zu hmda „Welt“ (Gen 8,21) in Rechnung zu stellen ist. Über den in Gen 3,17–19 und 4,11 ausgesprochenen Strafzusammenhang hinaus, der sich auf den unmittelbaren Lebensraum des Menschen bezieht, soll sein Verhalten inskünftig nicht die Grundfesten der Erde ins Wanken bringen. Auf diesem Hintergrund ergehen dann Segen und Bundesschluß der Priesterschrift. Unter diesen Voraussetzungen ist nun noch die nichtpriesterschriftliche Darstellung des Flutverlaufs zu analysieren. Von vorneherein ist dabei in Rechnung zu stellen, daß die Möglichkeit, das nichtpriesterschriftliche Material zu einem wenigstens relativ geschlossenen, ursprünglich selbständigen Quellenstück zu synthetisieren, durch den Ausfall von Prolog und Epilog nicht gegeben ist. Bei dem nichtpriesterlichen Textbestand kann es sich also allenfalls noch um ein Quellenfragment handeln. Dies gilt es im folgenden zu untersuchen. 3.3 Der Verlauf der Flut (7,1)

Und Jahwe sprach zu Noah: Geh in die Arche, du und dein ganzes Haus, denn ich habe dich gerecht erfunden vor mir unter diesem Geschlecht. (2) Von allen reinen Tieren nimm dir sieben Paare, männlich und weiblich, und von dem unreinen Tieren ein Paar, männlich und weiblich. (3) Auch von dem Geflügel des Himmels sieben Paare, männlich und weiblich, damit Nachkommen auf der Erde leben. (4) Denn noch sieben Tage, dann will ich regnen lassen auf die Erde 40 Tage und 40 Nächte lang, und will alles Bestehende, was ich gemacht habe, von der Erdoberfläche vertilgen. (5) Und Noah tat ganz so, wie ihm Jahwe befohlen hatte. (6) Noah aber war 600 Jahre, als die Sintflut war, nämlich Wasser auf der Erde. (7) Und Noah ging und seine Söhne und seine Frau und die Frauen seiner Söhne mit ihm in die Arche vor dem Wasser der Flut. (8) Von dem reinen Vieh und von dem Vieh, das nicht rein ist, und von den Vögeln und alles, was auf dem Ackerboden kriecht, je zwei kamen zu Noah in die Ar-

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che, männlich und weiblich, wie Elohim dem Noah befohlen hatte. (10) Und nach sieben Tagen aber kamen die Wasser der Sintflut über die Erde. (11) In dem Jahr, in dem Noahs Lebenszeit 600 Jahre betrug, im zweiten Monat am 17. Tag: an diesem Tage, da brachen auf alle Quellen der Urflut, und die Fenster des Himmels taten sich auf. (12) Da strömte der Regen über die Erde 40 Tage und 40 Nächte. (13) Genau an diesem Tag ging Noah und Sem, Ham und Japhet, die Söhne Noahs, und die Frau Noahs und die drei Frauen seiner Söhne mit ihm in die Arche, (14) sie und das ganze Geschlecht allen Wildes und das ganze Geschlecht allen Viehs und das ganze Geschlecht allen Gewürms, was auf der Erde kriecht, und das ganze Geschlecht allen Geflügels, [alle Vögel, alles was Flügel hat],272 (15) die gingen zu Noah in die Arche, je zwei von allem Fleisch, worin Lebensgeist ist, (16) und was hineinging: ein männliches und ein weibliches ging hinein, wie ihm Elohim befohlen hatte, und Jahwe schloß hinter ihm zu. (17) Und die Sintflut war 40 Tage auf der Erde. Und die Wasser wurden stark und hoben die Arche; und sie war hoch über der Erde. (18) Und die Wasser waren gewaltig und waren stark über der Erde, so daß die Arche auf der Fläche der Wasser dahinfuhr. (19) Und die Wasser stiegen immer noch höher über die Erde und bedeckten alle höchsten Berge unter dem ganzen Himmel. (20) 15 Ellen stiegen die Wasser noch darüber und bedeckten so die Berge. (21) Da verschied alles Fleisch, was sich auf Erden regt, an Vögeln, an Vieh, an Wild und allem Gewimmel, was auf Erden wimmelt, und alle Menschen. (22) Alles, was Lebens(Geist)atem in seiner Nase hat, alles, was auf dem trockenen Land lebt, starb. (23) Und so wurde vertilgt273 alles Bestehende, das auf der Erde war, vom Menschen bis zum Vieh bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln des Himmels, sie wurden vertilgt von der Erde, und nur Noah und was mit ihm in der Arche war, blieb übrig. (24) Die Wasser aber stiegen über die Erde 150 Tage. (8,1) Da gedachte Elohim an Noah und an alles Wild und an alles Vieh, das bei ihm in der Arche war. Und Elohim ließ einen Wind über die Erde wehen, so daß die Wasser sanken. (2) Da wurden verschlossen die Quellen der Urflut und die Fenster des Himmels. Und der Regen vom Himmel wurde zurückgehalten. (3) Da zogen sich die Wasser von der Erde zurück – ein Gehen und Zurückziehen. So fielen die Wasser am Ende274 der 150 Tage, (4) so daß die Arche festsaß im 7. Monat am 17. Tage auf den Bergen von Ararat. (5) Was die Wasser anbelangt: es war ein Gehen und Fallen bis zum 10. Monat. Im 10. Monat am ersten Tag wurden die Spitzen der Berge sichtbar. (6) Und es geschah am Ende von 40 Tagen, da öffnete Noah das Fenster der Arche, das er gemacht hatte. (7) [Und er sandte den Raben aus, und der flog hin und her, bis das Wasser auf der Erde vertrocknet war.] (8)Und er ließ die Taube von sich wegfliegen, um zu sehen, ob sich die Wasser von der Erde verlaufen hätten. (9) Aber die Taube fand keine Ruhestätte für ihren Fuß. Da kam sie zurück zu ihm in die Arche, denn die Wasser waren noch auf der ganzen Erde. Und er streckte seine Hand aus und nahm sie und brachte sie zu sich in die Arche. (10) Und er wartete noch weitere sieben Tage. Dann sandte er die Taube noch einmal aus der Arche aus. (11) Und die Taube kam um die Abendzeit und siehe: Ein frisches Ölbaumblatt war in ihrem Schnabel. Da merkte 272 Die – in P singuläre – Näherbestimmung πnkAlk rwpx lk, die in Teilen der LXXÜberlieferung keinen Anhalt hat, dürfte eine Glosse sein; cf. etwa H. Gunkel, Genesis, 144. 273 Es ist die Nifalform zu lesen; s.u. 274 Statt μyvmj hxqm ist μyvmjh ≈qm zu lesen; cf. BHS.

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Noah, daß sich die Wasser von der Erde verlaufen hatten. (12) Und er wartete noch weitere sieben Tage. Und er sandte die Taube aus, da kehrte sie nicht wieder zu ihm zurück. (13) Im 601. Jahr275 im ersten Monat am ersten Tag waren die Wasser auf der Erde weggetrocknet. Da entfernte Noah das Dach der Arche, und siehe, der Erdboden war trocken. (14) Im zweiten Monat am 27. Tag war die Erde ausgetrocknet.276

Aufgrund der bisherigen Analyse ist zu überprüfen, ob überhaupt und gegebenenfalls an welchen Stellen innerhalb des verbleibenden nP-Textbestandes zwingend mit einem unabhängigen Quellenstück, das notgedrungen fragmentarisch sein wird, zu rechnen ist. Der Abschnitt Gen 7,1–5 setzt die Einführung der Arche, wie die Determination von hbt beweist, bereits voraus. Er weist einige kompositorische Eigentümlichkeiten auf, denn er ist – obwohl in der Wortwahl frei und mit eigenem, auf das Folgende vorausweisendem Sachanliegen ausgestattet – eng an den P-Prolog angelehnt: Gen 7,1–5

jnl hwhy rmayw (1) hbthAla ˚tybAlkw htaAab hzh rwdb ynpl qydx ytyar ˚taAyk ˚lAjqt hrwhfh hmhbh lkm (2) wtvaw vya h[bv h[bv awh hrhf al rva hmhbhAˆmw wtvaw vya μynv h[bv h[bv μymvh πw[m μg (3) [rz twyjl hbqnw rkz ≈rahAlk ynpAl[ ryfmm ykna h[bv dw[ μymyl yk (4) μwy μy[bra ≈rahAl[ hlyl μy[braw ytyc[ rva μwqyhAlkAta ytyjmw hmdah ynp l[m hwhy whwxArva lkk jn c[yw (5)

Gen 6,9–22*

hbthAla tabw … ytmqhw (18*) ˚ta ˚ynbAyvnw ˚tvaw ˚ynbw hta wytrdb hyh μymt qydx vya jn (9*) lkm μynv rcbAlkm yjhAlkmw (19) rkz ˚ta tyjhl hbthAla aybt wyhy hbqnw whnyml πw[hm (20) hnyml hmhbhAˆmw whnyml hmdah cmr lkm twyjhl ˚yla waby lkm μynv lwbmhAta aybm ynnh ynaw (17) ≈rahAl[ μym μyyj jwr wbArva rcbAlk tjvl [wgy ≈rabArva lk μymvh tjtm wta hwx rva lkk jn c[yw (22) hc[ ˆk μyhla

Wie sind nun die bisweilen wörtlichen Übereinstimmungen zu beurteilen? Mit Gen 7,1b wird, das ist oftmals betont worden, auf Gen 6,9 zurückgegriffen. Da der Bezug überdeutlich ausfällt,277 hat man ihn als redaktionellen Zusatz zu Gen 7,1a eingestuft. 275 Die LXX ergänzt harmonisierend mit Blick auf Gen 7,11 „des Lebens Noahs“. 276 Die nichtpriesterschriftliche Redaktionsschicht erscheint in Kursive. Andere Zusätze sind durch [Petitsatz] ausgewiesen. 277 Cf. nur J. Wellhausen, Prolegomena, 390.

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Neben den gängigen Argumenten, daß hier sachlich P im Hintergrund stehe, was für sich genommen noch keineswegs ausreicht, zumal wenn eine post-P-Entstehung von nP nicht von vorneherein augeschlossen werden kann, und daß ein syntaktisch auffälliger, wenn auch keineswegs unmöglicher Anschluß vorliege,278 hat M. Witte279 eine angesichts der Komposition des nP-Flutprologs gewichtige Beobachtung zur Sache beigesteuert, indem er darauf hinweist, daß Gen 7,1a und 7,2a zusammengenommen einen Chiasmus ergeben, so daß Gen 7,1b als störendes Glied auszuscheiden sei: A ab (1a) B hbthAla ˚tybAlkw hta B hrwhfh hmhbh lkm (2a) A ˚lAjqt

Auch wenn die Beobachtung zutreffend ist, so wird sie aber doch durch zwei kompositorische Gegenargumente relativiert. Zum einen ließe sich derselbe Sachverhalt mit vergleichbarer Triftigkeit auch für das Verhältnis von Gen 7,1a und 7,1b behaupten: A ab (1a) B hbthAla ˚tybAlkw hta B ˚taAyk (1b) A hzh rwdb ynpl qydx ytyar Zum anderen bezieht sich Gen 7,2a nicht auf Gen 7,1a zurück, sondern weist formal in derselben Manier auf Gen 7,3b voraus und umschließt somit Gen 7,2b–3a, was Konsequenzen für die literarische Beurteilung von v.3b280 hat, denn der Versteil dürfte nicht sekundär sein: A hrwhfh hmhbh lkm (2a) B … ˚lAjqt B twyjl (3b) … A ≈rahAlk ynpAl[ [rz 278 P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 140, sieht die Fortsetzung von Gen 7,1a erst in v.4. und hält Gen 7,1b.2.3b für einen Einschub, der nochmals durch v.3a ergänzt wurde. L. Ruppert, Genesis, 336, hält demgegenüber Gen 7,1–5 mit Ausnahme von v.3a für einheitlich. 279 M. Witte, Urgeschichte, 76. Analog kann hier sogar auf die thematisch entsprechende Komposition von Gen 6,18f; 7,7–9.13–16 verwiesen werden; s.o. II. Insgesamt hält M. Witte Gen 7,1b.3 für redaktionell; cf. a.a.O. 280 Cf. zu hyj und [rz Gen 19,32.34; P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 140. Die Bezüge zur Sodom-Geschichte Gen 18f*, die vor allen Dingen W.M. Clark, The Flood Story, 193ff, herausgestellt hat (cf. P. Weimar, a.a.O), sind zwar nicht zu übersehen, es ist aber sehr fraglich, ob etwa die – literarisch einheitliche – Episode Gen 18,22b–33a, die das maßgebliche Stichwort qydx, aber ein ganz anderes Vernichtungsverb (tjv; cf. Gen 6,11ff) als nP in Gen 6–8* bietet, Gen 19,19 und Gen 19,30–38 auf eine Linie zu bringen sind (cf. etwa C. Levin, Gerechtigkeit Gottes, 41, mit Nennung der wesentlichen Lit.; ders., Jahwist, 167ff), und nicht etwa sowohl der priesterschriftliche Sintflutprolog als auch Gen 7,1–5 bereits vorausgesetzt werden.

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Mit Blick auf die Beurteilung der literarischen Verhältnisse in Gen 7,2.3a ist auffällig, daß in v.3a anstelle des im Alten Testament so singulären wtvaw vya (v.2)281 das für die Priesterschrift typische hbqnw rkz steht.282 Bevor man an dieser Stelle allerdings eine die Priesterschrift voraussetzende Redaktion in nP postuliert,283 ist dreierlei in Rechnung zu stellen. Zum einen läßt sich schlechterdings nicht zeigen, daß die Vögel in Gen 8,20 sekundär sind. Derjenige, der Gen 8,20 verfaßte, setzt sie auch in Gen 7,3 voraus, er kennt also zumindest die Konstellation in Gen 7,2f. Zum anderen geht auch der nP-Redaktor, der Gen 7,8abb – auf dem Hintergrund von Lev 20,25 – in den P-Kontext Gen 7,6–9 einfügte und dabei aller Wahrscheinlichkeit nach eine priesterschriftliche Tiersequenz teilweise verdrängte, bereits von dem Zusammenhang von hmhb und πw[ aus.284 Zum dritten bietet Gen 7,2a kontextuell mit wtvaw vya vor allem aufgrund des Suffix die gegenüber einer analogen Formulierung mit hbqnw rkz präzisere Beschreibung, da diese darauf abzielt, daß tatsächlich je ein Männchen und ein Weibchen in die Arche kommen, während dies bei letzterer unbestimmt bleibt.285 Das alles spricht eher dafür, daß wir es in Gen 7,2f insgesamt mit einem post-P-Entwurf zu tun haben. Nachdem der Verfasser in Gen 7,2 die seiner Auffassung nach korrekte Zuordnung und damit das Prinzip angegeben hatte, konnte er es in v.3 mit der Formulierung von P belassen. Kehren wir nochmals zu Gen 7,1 zurück. Nicht nur Gen 7,1b hat eine Entsprechung im priesterschriftlichen Flutprolog (Gen 6,9), sondern auch v.1a (Gen 6,18b). Legt man die Bezugspunkte zugrunde, so ergibt sich folgendes Bild: A jnA˚lhth μyhlahAta wytrdb hyh μymt [qydx] vya jn (6,9*) B ˚ta ˚ynbAyvnw ˚tvaw ˚ynbw hta hbthAla tabw (6,18b) B hbthAla ˚tybAlkw hta ab (7,1a) A hzh rwdb ynpl qydx ytyar ˚taAyk (7,1b) 281 Anklänge gibt es allenfalls in Gen 2,24f. 282 Cf. etwa H. Holzinger, Genesis, 78. Für den sekundären Charakter von Gen 7,3a soll auch sprechen, daß der Versteil durch μg eingeleitet wird – ein Argument, das man bei der Begründung von Textwachstum mitunter geradezu dem Gesetz der Perser und Meder gleichachtet; cf. etwa M. Witte, Urgeschichte, 76. 283 Cf. etwa P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 140. 284 S.o. II.3.2. 285 Durch diese Präzisierung hat der Verfasser dann allerdings ein Dilemma geschaffen, das mit der ungeraden Siebenzahl, auf die es nP ja nicht nur an dieser Stelle, sondern auch hinsichtlich der Zeiteinteilung ankommt, zusammenhängt. Denn während es in v.2b keinerlei Komplikationen gibt, bleibt in v.2a unklar, ob es sich um sieben oder vierzehn Tiere handeln soll. Cf. zum Verhältnis von Siebenzahl und wtvaw vya etwa H. Holzinger, Genesis, 79. Die Siebenzahl selber ist in der Sintflutüberlieferung traditionell, und zwar sowohl mit Blick auf die Zeiteinteilung (cf. Gilg. XII,[76.] 127.129.145) als auch mit Blick auf die nach der Flut dargebrachten Opfer (cf. Gilg. XI,157), nicht aber, was die Anzahl der Tiere anbelangt.

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Zwar läßt sich gegen die Annahme einer literarischen Abhängigkeit von Gen 6,18b || 7,1a einwenden, daß der Einzugsbefehl zum sachlichen notwendigen Handlungsablauf gehöre und dementsprechend das ihm zugemutete argumentative Gewicht nicht tragen könne. Aber Gen 7,1a darf gerade aufgrund der kompositionellen Verbindung mit v.1b nicht isoliert betrachtet werden. Nun zeigt sich allerdings, daß Gen 7,1b als Kondensat von Gen 6,9 aufgefaßt werden kann. Die Betonung der ethisch-religiösen Ausnahmeerscheinung, als welche Noah durch die Priesterschrift eingeführt wurde (hyh μymt), kehrt ebenso wieder (qydx)286 wie der Hinweis auf die Geschlechter, der auch hier den Referenzrahmen der „Gerechtigkeit“ Noahs als eines – unter der Voraussetzung von Gen 6,8 – relativ Gerechten abgibt,287 auch wenn jetzt von hzh rwdb statt von wytrdb die Rede ist. Und auch jnA˚lhth μyhlahAta (Gen 6,9b) findet in Gen 7,1b seine Entsprechung (ynpl), wobei bei der Formulierung ynpl qydx ytyar ˚taAyk in v.1b ebenso Gen 6,8 im Hintergrund stehen dürfte. Dieselbe Einschätzung läßt sich nun aber auch mit Blick auf das Verhältnis von Gen 6,18 und 7,1a vertreten, denn auch hier liegt eine Verkürzung vor – ˚tybAlkw hta (Gen 7,1a) statt ˚ynbAyvnw ˚tvaw ˚ynbw hta (Gen 6,18) –, für die durchaus die kompositionelle Abstimmung mit v.1b als Grund genannt werden kann. Gen 7,4b bezieht sich zwar deutlich auf den nichtpriesterschriftlichen Prolog zurück (hjm; hc[Arva), allerdings mit der spezifischen Ausweitung der zu Vernichtenden (ytyc[ rva μwqyhAlk288), die der nP-Prolog programmatisch nicht kennt, wie sie aber die P voraussetzt, so daß in Gestalt der Jahwerede an Noah eine Angleichung an P stattfindet. Die Formel Gen 7,5 reproduziert Gen 6,22. Insgesamt lassen sich also für Gen 7,1–5 keine triftigen Argumente angeben, die P-Referenzen als sekundäre Zusätze auszugliedern. Der Abschnitt ist literarisch einheitlich, allenfalls etwas holprig, eine Entstehung unabhängig von P ist nicht wahrscheinlich zu machen. Gen 7,4a weist deutlich auf Gen 7,10.12 voraus. Wie ist der literarische Charakter der an Gen 7,4a orientierten Verse einzuschätzen? Zu Beginn der schlichte Hinweis: Gen 7,10 ist in sich chiastisch aufgebaut, was zunächst einmal für die literarische Einheitlichkeit spricht:289

286 Cf. zur Parallelität von Gen 6,9 und 7,1 die Bemerkung von J. Wellhausen, Prolegomena, 294. Der Verfasser von Gen 7,1b stuft Noah – einer traditionellen Einschätzung folgend (cf. Ez 14,14) – als qydx ein, was dann Rückwirkungen auf Gen 6,9a gehabt hat. Denn die Qualifikation als qydx vya stört nicht nur die Komposition des Verses, sondern stellt auch in der Priesterschrift ein singuläres Lexem dar; cf. C. Levin, Gerechtigkeit Gottes, 45, mit Verweis auf H.H. Schmid, Gerechtigkeit als Weltordnung, 110. Nichts liegt daher näher als die Annahme, daß der Verfasser von Gen 7,1b – und damit der von v.1–5 – das Wertprädikat auch in Gen 6,9 eintrug. 287 T. Krüger, Das menschliche Herz, 66. 288 μwqy ist überhaupt nur in Gen 7,4.23 und Dtn 11,6 belegt. 289 Anders etwa P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 142, u.v.m.

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A yhyw B μymyh t[bvl B lwbmh ymw A ≈rahAl[ wyh Der Vers greift über v.10a sowohl auf Gen 7,4a als über v.10b auch auf Gen 7,6 bzw. auch 7,7b zurück und bildet jetzt zusammen mit Gen 7,6 den Rahmen um Gen 7,7–9. Die Aufnahme von Gen 7,4a erfolgt chiastisch: A dw[ μymyl yk (4) B h[bv B t[bvl yhyw (10a) A μymyh Gegen die trotz des chiastischen Aufbaus von Gen 7,10 immer noch mögliche, wenn auch nicht wahrscheinliche Annahme, daß in Gen 7,10b der RedaktorP/nP am Werke war und die ursprüngliche Fortsetzung des nichtpriesterschriftlichen Quellenzusammenhangs in Gen 7,12 zu suchen sei,290 spricht der schlichte Sachverhalt, daß Gen 7,10.12 gerade unter Einschluß von v.7b wiederum einen deutlichen Chiasmus bilden:291 A μymyh t[bvl yhyw (10) B ≈rahAl[ wyh lwbmh ymw B ≈rahAl[ μvgh yhyw (12) A hlyl μy[braw μwy μy[braw Gen 7,10 und v.12 rahmen nunmehr unter Aufnahme von Gen 7,4a die ausführliche Beschreibung des priesterschriftlichen Flutbeginns Gen 7,11. Gen 7,10 ersetzt dabei aber nicht nur den ursprünglichen, chiastisch angelegten innerpriesterschriftlichen Bezug zu Gen 7,6, sondern nimmt auch durch die präzise Angabe des siebten Tages das konkrete priesterschriftliche Datum vorweg. Zugleich fügt sich Gen 7,12 der Sache und der Form nach reibungslos an Gen 7,11bb an: der Regen auf der Erde ist die Folge des Öffnens der Himmelsschleusen.

290 Cf. etwa P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 142. 291 Aufgrund der chiastischen Anlage von Gen 7,10 ist natürlich auch die Verbindung von Gen 7,10b und 7,12a ein Chiasmus: A lwbmh ymw (10b) B ≈rahAl[ wyh B yhyw (12a) A ≈rahAl[ μvgh.

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Schwer zu durchschauen ist die Funktion von Gen 7,16b. Ein Anschluß an das Material des Verfassers von nP ist indes schwer vorstellbar, da aus dessen Feder kein Einzug in die Arche vorhanden ist.292 Gen 7,17293 dient wiederum der Integration des 40-Tage-Aspekts in die Erzählung. Dabei ist zu beachten, daß Gen 7,17b zu dem folgenden keineswegs im Widerspruch steht – da die Erhebung über die Erde nicht mit dem Fahren auf dem Wasser gleichzusetzen ist, handelt es sich nicht um eine Dublette – und der Steigerung, die in Gen 7,18 und 7,19 durch dam bzw. dam dam angezeigt wird, gewissermaßen als Ausgangsbasis voransteht.294 Zudem verwendet der Verfasser von Gen 7,17 gleich drei Lexeme aus Gen 7,18 (μymh, hbr, ≈rahAl[) – läßt allerdings das für die Komposition von Gen 7,18–20 bedeutsame rbg unangetastet. Einen besonders deutlichen Hinweis auf den redaktionellen Charakter der nichtpriesterschriftlichen Texte bietet Gen 7,22, die Feststellung des Todes aller Landlebewesen, die schon aufgrund von μyyj jwrAtmvn post-P anzusetzen ist. Der Vers lehnt sich chiastisch an Gen 7,21 (P) an,295 und zwar so, daß der Tod des Menschen, der in der priesterschriftlichen Fassung den Abschluß und Höhepunkt der Vernichtungsaktion bildete, nun zum Zentralmoment der entstandenen konzentrischen Struktur wird:296

292 Haben wir an dieser Stelle am Ende vielleicht weniger mit einer alten anthropomorphen Vorstellung von der Gottheit, als vielmehr mit einer tendenziell ironischen Anmerkung zu rechnen, dergestalt, daß der Verfasser auf diese Weise darauf hinweist, daß in den langwierigen und umständlichen Darstellungen über den Einzug in die Arche bei P etwas vergessen wurde und die Arche deswegen nicht verschlossen wird, weil Noah sich strikt an die Anweisungen Gottes hält? 293 Die Zuweisung von Gen 7,17 zu nP ist mit Blick auf v.17a umstritten; K. Elliger, Sinn und Ursprung, 174; N. Lohfink, Die Priesterschrift, 222; S.E. McEvenue, The Narrative Style, 62; P. Weimar, Geschichtsdarstellung, 85, rechnen v.17a zu P. K. Budde, Urgeschichte, 264ff, rechnet v.17a dem Redaktor zu. J.L. Ska, Diluvio, 44, weist v.17a den redaktionell verstandenen nPTexten zu, was die wahrscheinlichste Annahme ist. 294 J.L. Ska, Diluvio, 45f. 295 Cf. auch M. Witte, Urgeschichte, 138. Der Konnex des invertierten Nominalsatzes an Gen 7,17 – sei es im Anschluß an v.17a oder v.17b –, wie das die Annahme eines nichtpriesterschriftlichen Quellenzusammenhangs voraussetzen würde, ist vergleichsweise unelegant; etwa gegen P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 142. Die Inversion muß dann als Szeneneinschnitt erklärt werden. 296 Der Gen 7,21 entsprechende zweigliedrige Aufbau von 7,22 macht die Annahme, in v.22b liege eine nur locker in den Zusammenhang eingebundene Einfügung vor, nicht gerade wahrscheinlich; cf. P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 142. jwr soll wegen Gen 6,17; 7,15 eine Einschaltung von RP sein (cf. P. Weimar, a.a.O., mit Nennung der wichtigsten Vertreter) – eine These, die nur dann notwendig ist, wenn 7,22 vorpriesterschriftlich sein muß. Die Verbindung wypab μyyj jwrAtmvn ist der Sache nach nicht zu beanstanden; cf. auch 2 Sam 22,16; Ps 18,16. Cf. zu v.22 auch J.L. Ska, Diluvio, 50.

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A [wgyw (21) B hyjbw hmhbbw πw[b ≈rahAl[ cmrh rcbAlk C ≈rahAl[ ≈rvh ≈rvhAlkbw D μdah lkw C wypab μyyj jwrAtmvn rva lk (22) B hbrjb rva lkm A wtm In Gen 7,23 ist aufgrund der formalen Anlage nicht mit Zusätzen zu rechnen,297 so daß auch hier schon die Tiersequenz für die post-P-Entstehung spricht. A jmyw B hmdah ynpAl[ rva μwqyhAlkAta B μymch πw[ d[w cmrAd[ hmhbAd[ μdam A ≈rahAˆm wjmyw

hbtb wta rvaw jnA˚a ravyw Gen 7,23b ist die Zusammenfassung von Gen 8,1, die aber die Familie nicht ausschließt. Wiederum deutlich kompositorisch auf den priesterschriftlichen Zusammenhang Gen 8,1b.2a abgestimmt ist Gen 8,2b.3a. P zeigte an dieser Stelle folgenden Aufbau: A ≈rahAl[ jwr μyhla rb[yw B μymh wkvyw C μwht tny[m wrksyw (2a) C μymvh tbraw B μymh wbvyw (3a) A bwvw ˚wlh ≈rah l[m

(1b)

Diese Komposition wird zwar durch den Zusatz teilweise gestört, die ursprüngliche chiastische Struktur wird allerdings durch eine neue, nicht minder komplexe ersetzt: A ≈rahAl[ jwr μyhla rb[yw (1b) B μymh wkvyw C μymvh tbraw μwht tny[m wrksyw (2a) C μymvhAˆm μvgh alkyw (2b) B μymh wbvyw (3a) A bwvw ˚wlh ≈rah l[m

297 So auch C. Levin, Jahwist, 105; etwa gegen P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 142.

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Die von nP eingefügte298 traditionelle Vogelszene Gen 8,6–12 ist nicht einheitlich, insofern Gen 8,7, die Aussendung des Raben, die Pointe der dreistufigen Aussendung der Taube vorwegnimmt. Dafür, daß hier eine spätere Ergänzung in Gen 8,6.8–12299 mit Blick auf Gilg. XI,152–154 vorliegt, spricht auch, daß sich in der Sintflutgeschichte auch noch an anderen Stellen Zusätze eines Glossators finden, der sich gelehrt um Vollständigkeit bemüht, faktisch aber eher dazu neigt, die Pointe zu verderben (Gen 6,7ab; 7,14bb). Insgesamt läßt sich feststellen, daß hinsichtlich der Darstellung des Flutverlaufs durch nP nicht mit einer ursprünglich selbständigen Quelle gerechnet werden kann, sondern von einer Redaktion auszugehen ist, die ebenso wie Prolog und Epilog (Gen 6,5–8; 8,20–22) P bereits voraussetzen. Die nP-Redaktion bietet neben dem durch die rahmenden Jahwereflexionen eingezogenen Interpretationshorizont noch weitere Spezifica, von denen die neue zeitliche Strukturierung nach dem 7 Tage/40 Tage-Schema nur eines ist. So muß das Opfer des Noah in Gen 8,20 narrativ vorbereitet werden. Damit verbunden ist zugleich aber auch die Notwendigkeit, die Noahfigur gegenüber der Priesterschrift eigenständiger zu gestalten. Ist Noah bei P der punktgenau Gott gegenüber Gehorsame, so zieht der in nP von Jahwe begnadigte (Gen 6,8) Gerechte (Gen 7,1) aus der Anweisung, von den reinen Tieren je sieben in die Arche zu nehmen, ohne besondere Anweisung die richtigen Schlüsse (Gen 8,20). Auf dieselbe Linie gehört die eigenständige Entdeckung des Flutendes in der Vogelperikope.300 Es ist natürlich abwegig, behaupten zu wollen, daß die nichtpriesterliche Textschicht rein als Bearbeitung von P entstanden ist. Vielmehr kann es aufgrund der einschlägigen Parallelen in den mesopotamischen Sintflutüberlieferungen nicht strittig sein, daß bereits literarisch vorliegende Stoffe rezipiert wurden – dafür spricht bekanntermaßen die Übernahme der Vogelperikope sowie des Opfers nach der Flut und auch die Siebenerstruktur im Flutablauf hat bereits im mesopotamischen Kontext seinen Ort, auch wenn es sich gut in die alttestamentliche Sabbatstruktur einfügt. Nicht rekonstruierbar ist indes aus der nichtpriesterschriftlichen Textschicht eine von P unabhängige Quelle. Traditionsgeschichtlich zu verorten ist die post-priesterschriftliche Bearbeitung der Sintflut frühestens im Kontext der der Pentateuchredaktion zuzuschreibenden Passagen. Dabei spielt neben Ex 32–34 – Noah wird nach dem Vorbild des Mose als von Gott Begnadigter gezeichnet, die Sintflut298 Cf. jetzt die Auflistung der Argumente bei M. Witte, Urgeschichte, 140. 299 So etwa P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 143; zuletzt M. Witte, Urgeschichte, 140. 300 Bereits darin wird man tendenziell auch eine Einlösung der in Gen 5,29 ausgesprochenen Hoffnung erblicken dürfen.

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dauer wird zum einen mit der vierzigjährigen Wüstenzeit, zum anderen mit der vierzigtägigen Abwesenheit des Mose vom Volk parallelisiert – vor allen Dingen das ebenfalls der Pentateuchredaktion zuzuordnende Heiligkeitsgesetz eine wichtige Rolle, das den Hintergrund für die Unterscheidung zwischen rein und unrein und damit der Opferpraxis nach der Flut – also nach der erfolgten Wiederinbesitznahme der Erde als Universaldimension der Landnahme – abgibt, wodurch Jahwe – analog zur Fürbittertätigkeit des Mose – zum Umdenken mit Blick auf das die menschliche Schuld bei weitem übersteigende Strafgericht der Flut motiviert wird. Auf diesem Hintergrund können wir uns nun Gen 9,20–27 zuwenden, denn die Weinbauperikope bildet auch mit Blick auf den traditionsgeschichtlichen Hintergrund gewissermaßen die Fortsetzung.

4. Noah, der Weinbauer (Genesis 9,18–27) Noah, der Weinbauer (Genesis 9,18–27) (18) Und die Söhne Noahs, die aus der Arche herausgingen, waren Sem, Ham und Japhet. Und Ham: er war der Vater Kanaans. (19) Diese drei waren die Söhne Noahs, und aus ihnen verteilte sich die ganze Erde. (20) Und Noah, der Ackersmann, fing an und pflanzte einen Weinberg.301 (21) Und er trank von dem Wein und wurde betrunken und entblößte sich inmitten seines Zeltes. (22) Und Ham, der Vater Kanaans, sah die Scham seines Vaters.302 Und er berichtete es seinen beiden Brüdern draußen. (23) Und Sem und Japhet nahmen 303 das Obergewand. Und sie legten (es) auf die Schulter, sie beide. Und sie gingen rückwärts und bedeckten die Scham ihres Vaters, indem ihre Gesichter rückwärts gerichtet waren und sie die Scham ihres Vaters nicht sahen. (24) Und Noah erwachte von seinem Wein(rausch), und er erkannte, was sein jüngster304 Sohn für ihn getan hatte. (25) Und er sagte: Verflucht sei Kanaan – Knecht der Knechte soll er für seine Brüder sein. (26) Und er sagte: Gepriesen sei Jahwe, der Gott Sems – und Kanaan sei ihr305 Knecht. (27) Weiten Raum schaffe Gott für Japhet, und er soll wohnen in den Zelten Sems – und Kanaan sei ihr305 Knecht.306

301 jn ljyw bezieht sich nicht auf hmdah vya, sondern wird in μrk [fyw fortgesetzt; cf. etwa H. Holzinger, Genesis, 90; L. Ruppert, Genesis, 407; M. Vervenne, What shall We Do, 45. 302 Der Zusatz der LXX ist nicht ursprünglich, unterstreicht aber die Tendenz von Gen 9,21ff; cf. etwa M. Rösel, Übersetzung, 202. 303 Der Singular (jqyw) vor zusammengesetzten Subjekten ist nicht ungewöhnlich. 304 Zur Funktion des Komparativs in der LXX cf. M. Rösel, Übersetzung, 202; cf. aber auch J.W. Wevers, Notes on the Greek Text, 124. 305 Die Deutung von wml ist nicht unproblematisch. Gesenius-Kautzsch28 § 103f geht von einem Plural in Beziehung auf Collectiva aus; demgegenüber ist KBL3, 505, unschlüssig. Die LXXÜberlieferung schwankt. Während sie in v.26 den Singular liest, ist in v.27 im wesentlichen der Plural belegt; cf. J.W. Wevers, Notes on the Greek Text, 125, M. Rösel, Übersetzung, 203. 306 Die zur Priesterschrift gehörigen Texte sind durch Kursive ausgewiesen.

Noah, der Weinbauer (Genesis 9,18–27)

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Die „Weinbauperikope“ hat ambivalente Deutungen erfahren.307 Während der Abschnitt in der Regel als Bestandteil von J* gilt,308 hat M. Vervenne309 diesen einer priesterlichen Bearbeitung, der Holiness School, zugewiesen, die Lev 18 illustriere. Die Perikope gilt allerdings auch bei den Autoren, die mit einem von P unabhängigen Quellenbestand in der Urgeschichte rechnen, mitunter als ein Argument für die Heterogenität des nichtpriesterschriftlichen Quellenmaterials, da der Anschluß in Gen 9,18f deutlich redaktionelle Spuren zeige, zudem die Notiz Gen 5,29 ihren eigentlichen Bezugspunkt in Gen 9,20f habe und somit die nP-Sintfluterzählung von den anderen nP-Texten in Gen 1–11 zu separieren sei.310 Nun hatte die bisherige Untersuchung ergeben, daß gerade die Linie Gen 3,17 (5,29); 4,11 durchaus ihren Zielpunkt, wenn auch nicht ihre Aufhebung in Gen 8,21 findet, zudem die nichtpriesterschriftlichen Anteile der Sintflutperikope im wesentlichen redaktionell einzustufen sind und P korrigieren, wie denn auch zumindest die tragenden literarischen Elemente in Gen 2–4 post-P gestaltet wurden. Und schließlich scheint in Gen 8,20 das Heiligkeitsgesetz durch. Welche literarische Stellung und welche Funktion hat also Gen 9,20–27? Die Erzählung Gen 9,20–27 ist der priesterschriftlichen genealogischen Notiz Gen 9,28f vorangestellt worden. Damit wird sie nunmehr vom hinteren Doppelrahmen der Sintfluterzählung der Priesterschrift (Gen 9,18a.19; Gen 9,28f) umschlossen. Die Analyse des priesterschriftlichen Sintflutberichts war bereits mit Blick auf Gen 9,18f zu einem auch für die Weinbauperikope folgenreichen Ergebnis gekommen.311 Zum einen sind die Verse alles andere als homogen, da es sich bei Gen 9,18b (ˆ[nk yba awh μjw) um eine ergänzende Notiz handelt,312 die auf Gen 9,22 abzielt. Zum anderen ist der verbleibende Grundbestand Gen 9,18a.19 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht nP, sondern P zuzurechnen. Zum dritten ist die Ergänzung Gen 9,18b unter Berücksichtigung des Kompositionsmusters von Gen 9,18a.19 vorgenommen worden, insofern sie die Zentralposition 307 Einen neueren Überblick über die Interpretationsalternativen der „eccentric anecdote“ Gen 9,18–27, die auch einige antike Deutungen auflistet, bietet M. Vervenne, What Shall We Do, 33ff. Cf. auch W. Vogels, Cham découvre les limites, 555ff. 308 Cf. etwa C. Westermann, Genesis, 645ff.; H. Seebass, Genesis I, 251, u.v.m. 309 M. Vervenne, What Shall We Do, 52f. 310 Etwa K. Budde, Urgeschichte, 313; H. Gunkel, Genesis, 55.78. 311 S.o. II.3.1. 312 Der Verfasser gestaltet die Ergänzung Gen 9,18b nicht im Stile von Gen 4,18; 10,8.13.15.24.26 (dly PN-w) als Geburtsnotiz. Die nächstgelegene Analogie ist vielmehr der in den Zusammenhang von P in Gen 10,20.22f eingeschaltete Hinweis Gen 10,21ba (rb[AynbAlk yba), der den Sem-Abschnitt Gen 10,21–30 unter eine Gesamtperspektive, nämlich die der EberNachkommen rückt und vor allen Dingen, darauf sei an dieser Stelle im Vorgriff auf die ausführliche Analyse bereits hingewiesen (s.u. III.5), im Verbund mit Gen 10,24f für Gen 10,21–25 eine vergleichbare literarische Form wie Gen 9,18f intendiert. Cf. außerdem Gen 19,37f; Rut 4,17; 1 Chr 2,42; 4,11; 7,31. Gen 4,20f formuliert leicht variierend (yba hyh awh).

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

mit Blick auf die priesterschriftliche Vorlage erhalten hat, so daß Gen 18f nun insgesamt konzentrisch angelegt ist: A hbthAˆm μyaxyh jnAynb wyhyw (18) B tpyw μjw μv C ˆ[nk yba awh μjw (18b) B hla hvlv (19) A ≈rahAlk hxpn hlamw jnAynb Aufgrund dieser Voraussetzungen erweist sich der Bericht von Noahs Weinanbau und seinen Folgen als redaktionell an die Priesterschrift angeschlossener Text, der keine unmittelbare Verbindung mit dem vorangegangenen nichtpriesterlichen Bestand hat.313 Was ist nun des näheren die Intention dieser redaktionellen Verknüpfung, die Gen 9,18f gewissermaßen zur Kopfzeile der nachfolgenden Erzählung macht (bei der es sich folglich nicht um eine Noah-, sondern um eine „Sem, Ham, Japhet und Kanaan“Geschichte handelt) und diese gleichsam als eine Episode in den genealogischen Zusammenhang von Gen 5,1–32; 9,28f, genauer: der Sintflutperikope einbaut? Zur Beantwortung der Frage ist ein Blick auf die Komposition des gesamten Abschnitts hilfreich.314 Obwohl der Text durchaus Spannungen315 und einige Doppelungen enthält,316 die mitunter Anlaß zu umfänglichen Kürzungen und Änderungen 313 Cf. hierzu etwa H. Gunkel, Genesis, 78. Auch P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 146, geht davon aus, daß Gen 9,20–27 nur „relativ locker in den größeren Erzählzusammenhang eingebunden ist“. Das damit verbundene Urteil, die Geschichte sei „nicht für den vorliegenden Zusammenhang komponiert, sondern diesem erst sekundär eingefügt“ (a.a.O.; cf. auch W. Schottroff, Fluchspruch, 148f; O.H. Steck, Genesis 12,1–3, 130f), dürfte indes nur mit Blick auf den sekundären, deutlich redaktionellen Charakter der Weinbauperikope zutreffen. Die Komposition selber ist hingegen klar auf den Kontext bezogen; s.i.f. 314 Cf. etwa H. Seebass, Genesis I, 243, der mit einer Ringkomposition, die in der Relation von Gen 9,18f und v.25–27 bestehen soll, rechnet. 315 Hier ist vor allen Dingen auf die Unausgeglichenheit zwischen Ham und Kanaan zu verweisen. Erklärt werden muß insbesondere der Sachverhalt, daß das wie immer genau zu fassende Vergehen Ham zugeschrieben wird, die Folgen in Gestalt des Fluches aber unmittelbar seinen Sohn Kanaan betreffen. Damit verbunden ist die Frage, wer in Gen 9,24b mit dem ˆfqh ˆb gemeint ist; cf. etwa M. Vervenne, What shall We Do, 39.51. Es wird deswegen angenommen, yba μj in v.22 sei eine Glosse, die auf den Verfasser von Gen 9,18b zurückgehe; cf. etwa H. Holzinger, Genesis, 90, der mit K. Budde, Urgeschichte, 292, auch v.26b.27 für sekundär hält und in v.26a den Segen direkt auf Sem bezieht. M. Witte, Urgeschichte, 103, rechnet sowohl mit der Hinzufügung Hams als auch Japhets und nimmt, um zu einer glatten, ursprünglichen Erzählung zu gelangen, entsprechende Kürzungen bzw. Änderungen in v.22f.26f vor, für die es – soweit wir sehen – so gut wie keine literarkritischen Anhaltspunkte im Text gibt. Im Gegenzug ändert sich an dem Problemset auch zunächst einmal nicht viel, wenn man den Namenswechsel einfach „zum Programm der Erzählung“ erklärt – so N.C. Baumgart, Umkehr, 174. 316 Die Doppelungen befinden sich in Gen 9,23b. P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 147, etwa stuft v.23.26f als sekundäre Zusätze ein. Als Indiz wertet er die stilistischen Abweichungen in

Noah, der Weinbauer (Genesis 9,18–27)

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gegeben haben, besteht für v.20–24 keinerlei Grund, an der literarischen Integrität zu zweifeln, denn der Text folgt auch in diesem Fall literartechnischen Anordnungsprinzipien, die denn auch zu genüge verdeutlichen, worauf es dem Verfasser letztendlich ankam. Gen 9,21–24a ist ebenso wie die redigierte Angabe Gen 9,18f konzentrisch gestaltet:317

μrk [fyw hmdah vya jn ljyw (20) A hlha ˚wtb lgtyw rkvyw ˆyyhAˆm tvyw (21) B ˆ[nk yba μj aryw (22) C ≈wjb wyjaAynvl dgyw wyba twr[ ta D hlmchAta tpyw μv jqyw (23) tynrja wklyw μhynv μkvAl[ wmycyw E μhyba twr[ ta wskyw D tynrja μhynpw C μhyba twr[w B war al A wnyym jn ≈qyyw (24) ˆfqh wnb wlAhc[Arva ta [dyw Nach allem, was Gen 9,20–24 erkennen läßt, handelt es sich um einen literarisch einheitlichen Wurf. Der kunstmäßigen Zentralpassage Gen 9,21–24a ist v.20 vorangestellt, der selber nicht in die auf den Gegensatz zwischen den Brüdern abzielende literarische Struktur integriert ist. Auch wenn er die Voraussetzungen für Gen 9,21ff schafft, ist dennoch nach seiner darüberhinausgehenden Leistung im Anschluß an den Auszug aus der Arche zu fragen. Noah beginnt nach der Sintflut als Ackersmann mit der Anlage eines Weinbergs. Ob es sich hier um eine rein kulturgeschichtliche Notiz über den Beginn des Weinbaus,318 das ‚nebensächliche Ingrediens‘,319 handelt, ist zumindest der kritischen Nachfrage wert. Zwar gibt es partielle Übereinstimmungen mit Gen 4,26 sowie Gen 6,1; 10,8,320 doch unterscheiden sich diese in der syntaktischen Gestaltung von Gen

v.23 vom Erzählduktus – dies trifft allerdings nur für v.23b zu und ist an dieser Stelle ein unzulängliches Kriterium, wie sich zeigen wird. Da v.23 und damit die Aktion von Sem und Japhet sekundär sein soll, gilt dies dann natürlich auch für die durch die Wiederholung von rmayw (v.26) angeschlossenen Segenssprüche v.26f. Cf. zu v.23 auch F.W. Basset, Noah’s Nakedness, 237. C. Levin, Jahwist, 120, hält ebenso wie M. Witte, Urgeschichte, 103, nur v.23b für einen Zusatz. 317 Die Gliederung von Gen 9,20–27, die M. Vervenne, What shall We Do, 44, vorschlägt, trifft nicht ganz die Kompositionsabsicht des Verfassers. N.C. Baumgart, Umkehr, 177, weist darauf hin, daß in v.22a.23bb „eine Art Chiasmus“ vorliegt. 318 Cf. etwa C. Westermann, Genesis, 646.651f, u.a. 319 J. Wellhausen, Prolegomena zur Geschichte Israels (Berlin u.a. 61927), 314. 320 Unspezifisch ist hingegen Gen 11,6.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

9,20, insofern llj an diesen Stellen mit l + inf. cs. fortgesetzt321 und damit ein erstmaliges Ereignis eingeführt wird.322 Ein impf. cons. steht nur noch in Es 3,8. Die Bezeichnung hmdah vya ist singulär, Kain wird demgegenüber als hmda db[ (Gen 4,2) klassifiziert. Der Weinanbau hat an dieser Stelle eigenständiges Gewicht. Natürlich bietet er die Voraussetzung für die folgende „Verwicklung“. Zum anderen ist aber u.a. von K. Budde323 vermutet worden, die Ankündigung von Gen 5,29 finde hier ihren Zielpunkt: der Weingenuß tröste von den Mühen des Ackerbaus. Nun verwundert es allerdings, daß der Verfasser von Gen 5,29, der die Bezugnahme auf Gen 3,17b in literarisch wie sachlich so eindeutiger Weise gestaltet hat,324 gerade bei der Erfüllung der Verheißung von Gen 5,29 jeden expliziten Bezug vermied. So wird man eher vermuten, daß die Erfüllung von Gen 5,29 in der flexibleren bzw. eigenständigeren Gestaltung der Noahfigur gegenüber P überhaupt liegt, die in Gen 8,20 unbestreitbar ihren Höhepunkte erreichte, die sich aber auch in Gen 9,20 findet und an dieser Stelle auch die hmda-Thematik in der gegenüber Gen 8,21 semantischen Begrenzung auf den Ackerboden aufgreift. Allerdings wird man sich nicht mit der „Erlösung durch Weingenuß“ begnügen dürfen. Denn es kann noch ein anderer Grund erwogen werden, warum der Beginn des Weinbaus an dieser Stelle steht. Er muß ja keineswegs nur der Aufhänger für das – wie auch immer zu bestimmende – Vergehen Hams bzw. Kanaans sein. Zieht man die anderen Belegstellen des AT mit hinzu, so hat das Anpflanzen eines Weinbergs (μrk [fn) zeichenhaften Charakter für das Ende des Gerichts: 2 Reg 19,29 || Jes 37,30 (das Anpflanzen von Weinbergen wird als Zeichen für das Ende der Assyrerbedrohung angekündigt); Jes 65,21 (Zustände der Heilszeit); Jer 31,5; Ez 28,26; Hos 2,17; Am 9,14; Ps 107,37 – unspezifisch ist nur Prov 31,16; Dtn 20,6 gewährt Dispens vom Kriegsdienst, wenn die Früchte eines gerade angelegten Weinbergs noch nicht genossen wurden; cf. auch Mi 4,4. Der Gerichtsbeginn hat dann naturgemäß Folgen für den Weinanbau: Am 4,9; 5,11; Zeph 1,13.325 Die Notiz Gen 9,20 wird man dann durchaus auch als Ende des Sintflutgerichts und Anbruch der Friedenszeit interpretieren können, im Anschluß an Lev 20,22–26 gewissermaßen als geglückte Landnahme. Damit erscheint – auf dem Hintergrund von Gen 8,20–22 – auch Gen 5,29 nochmals in einem anderen Licht, zumal sich die Weinbauperikope stellenweise ohnehin deutlich an Gen 2,4b–3,23 anlehnt.326

Der Verfasser steuert nach dem Hinweis auf die Anpflanzung des Weinbergs ohne Umschweife auf das für den Fortgang der Handlung relevante Ereignis zu: Noahs Trunkenheit – der Sache nach nicht unbedingt sittlich anfechtbar327 – und infolgedessen seine Selbstentblößung inmitten seines Zeltes. Von der hwr[ Noahs ist an dieser Stelle – nicht zuletzt kompositi321 Die Bildung ist die geläufige. 322 Cf. insbes. 1 Sam 14,35; 22,15. 323 K. Budde, Urgeschichte, 306f; H. Gunkel, Genesis, 55; u.v.m. 324 S.o. III. 325 Cf. hierzu etwa H.-P. Müller, Art. μrk, 337. 326 Cf. etwa C. Westermann, Genesis, 661. M. Vervenne, What Shall We Do, 49. Die Bezüge sind detailliert zusammengestellt bei N.C. Baumgart, Umkehr, 187f (Lit.). 327 Cf. etwa C. Westermann, Genesis, 651.

Noah, der Weinbauer (Genesis 9,18–27)

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onsbedingt – noch nicht die Rede.328 Der Trunkenheit (A ˆyyhAˆm tvyw; v.21) entspricht in der Textanlage naturgemäß das Erwachen aus dem WeinRausch (A wnyym jn ≈qyyw; v.24a). Beide Elemente bilden indes lediglich den Rahmen um das eigentliche Geschehen. Der Erzählung geht es also nicht um die Destruktion der Noah-Figur, das machen die Komposition von v.22f sowie der Fluch- und Segensteil v.25f deutlich, sondern um die Qualifizierung von Sem, Japhet und Ham/Kanaan. Mit Blick auf Intention und Hintergrund des Textes sind natürlich v.22f einschlägig. Man hat variantenreich gerätselt, worin denn das eigentliche Vergehen Hams gegenüber seinem Vater bestanden habe.329 Der Sache nach zerfällt das Vorgehen Hams/Kanaans in zwei Schritte: v.22a stellt dar, Ham – Kanaans Vater – habe die Blöße gesehen (har) bzw. vielleicht sogar schärfer: bewußt betrachtet.330 Der v.22b vermerkt sodann, Ham/Kanaan habe seine zwei Brüder außerhalb des Zeltes (≈wjb) informiert. Der v.22b dient der Überleitung zum – korrekten – Eingreifen von Sem und Japhet, macht aber zugleich die Tendenz von v.23 deutlich, denn daß die Mitteilung ausdrücklich außerhalb des Zeltes geschieht, zielt auf die Versicherung ab, daß Sem und Japhet keinesfalls die Blöße des Vaters zu Gesicht bekamen. Weist also v.22b bereits der Sache nach auf das Folgende, so gilt dies dezidiert für v.22a, denn der Versteil wird in v.23bb chiastisch rezipiert.331 Schon diese literaturtechnische Verknüpfung verweist auf die eigentliche Pointe des Textes, insofern hier explizit die konträren Verhaltensweisen der Noah-Söhne, Ham/Kanaan einerseits – Sem und Japhet andererseits, zur Darstellung kommen. Vom literarischen Duktus her ist es also ausgesprochen unwahrscheinlich, daß mit dem Wegfall einer Beschreibung von Hams Vergehen zu rechnen ist.332 Der Verfasser will und muß an dieser Stelle nicht mehr sagen. Denn worauf es ihm ankommt ist klar und deutlich.333 328 Obwohl die Verbindung von hlg und hwr[ durchaus nahe liegt; cf. Ex 20,26; Lev 18,6f.8– 19; 20,11.17–21; Jes 47,3; Ez 16,36f; 22,10; 23,10.18.29. 329 Es wird mit dem Ausfall eines derben Erzählmomentes, einem geschlechtlichen Vergehen – etwa Inzest oder Kastration – oder schlicht der Entehrung des Vaters gerechnet; cf. etwa H. Holzinger, Genesis, 90; H. Gunkel, Genesis, 79; G. von Rad, Genesis, 103; C. Westermann, Genesis, 648f; W. Zimmerli, 1. Mose 1–11, 356; O.H. Steck, Genesis 12,1–3, 130f, F.W. Bassett, Noah’s Nakedness, 232ff; E. Drewermann, Strukturen des Bösen II, 436ff; M. Vervenne, What Shall We Do, 34f. 330 Cf. H. Seebass, Genesis I, 246. 331 Es besteht insofern schlechterdings keine Notwendigkeit, in v.23b mit einem sekundären Zusatz zu rechnen. Bei einem Chiasmus, der zudem nicht nur die hier in Frage stehende Korrespondenz zwischen v.22a und v.23b umfaßt, darf die Syntax nicht vorschnell literarkritisch ausgewertet werden. 332 So auch P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 147. 333 C. Westermann, Genesis, 653, versucht, den seiner Einschätzung nach „einfachen Sinn“ des Vergehens an Noah von ugaritischen Parallelen ausgehend zu erheben. Der Fürsorgepflicht des Sohnes gegenüber dem betrunkenen Vater entsprechend (KTU 1.17,I,30 u.ö.; cf. auch H.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

Sem und Japhet haben das Sehen der Scham bewußt vermieden – Ham/ Kanaan hat ebenso bewußt das Gegenteil getan, wenngleich er auch den Zustand des Vaters nicht selber herbeigeführt hat. Auch das durch den v.23abgba (D-E-D) gebildete Zentrum unterstreicht genau dasselbe Anliegen: Sem und Japhet haben selber nichts gesehen. Der Handlungsaspekt des Rückwärtsgehens (tynrja wklyw) und die zusätzliche Betonung der abgewandten Gesichter (tynrja μhynpw) bildet den unmittelbaren Rahmen um die in Zentralposition stehende und auf die C-Elemente Bezug nehmende Bedeckung der Scham des Vaters. Die Belege für die Verbindung von har und hwr[ sind nicht sonderlich zahlreich und stehen alle nicht im Verdacht, vorexilischen Ursprungs zu sein: Lev 20,17; Ez 16,37; Thr 1,8. Hinzuzunehmen sind noch Dtn 25,15 (das Verbot des rbd twr[ har ist Ausdruck für die Heiligkeit des Lagers, die in der mitgehenden Präsenz Jahwes gründet und Voraussetzung für die Fortdauer derselben ist) und Jes 47,3 (har und hwr[ im parallelismus membrorum; metaphorisch ausgesagt wird die Erniedrigung Babels). Thr 1,8 nennt das entehrende Sehen der Scham durch die einstmaligen Bewunderer Jerusalems als Folge der Verfehlung der Stadt. Auf derselben Linie liegt Ez 16,37. Der Vers ist deswegen von Interesse, da er auf Ez 16,8 zurückverweist.334 Ez 16,8 schildert das Auffinden (har) und die Ausschmückung der Braut durch Jahwe, die in der Bedeckung der Scham besteht (˚twr[ hskaw ˚yl[ ypnk crpaw – cf. noch Hos 2,11; Rut 3,9, aber auch Gen 9,23); es folgt ein Bundesschluß. Lev 20,17 bietet einen Rechtsfall, auf den in diesem Zusammenhang schon hingewiesen wurde.335 Der Fall paßt insofern nicht ganz, als hier von einem beiderseitigen Verschulden ausgegangen wird (wtwr[Ata hartAayhw htwr[Ata harw), zumal, wie das der Kontext Lev 18,6f.8– 19; 20,11.17–21 regelt, in Gen 9,20ff nicht von einer bewußten Aufdeckung der Scham (hwr[ hlg) die Rede ist, sondern diese gewissermaßen versehentlich im Ausnüchterungsschlaf geschieht (Gen 9,21). Der Schuldzusammenhang ist also abgemildert – eine Todessanktion, die Lev 20,17 vorsieht, ist deswegen auch nicht nötig.

Nun hatte die Analyse von Gen 8,20 ergeben, daß die einzige Parallele zur Differenzierung der Tiere im Zuge des Opfers in Lev 20,25 steht. Wenn wiederum die einzige Parallele für das ohnehin nicht sonderlich breit belegte hwr[Ata har im gesamten „Enneateuch“ in Lev 20,17 zu finden ist, wird Niehr, Art. hr[, 370f; J. Scharbert, [NEB], 100; N.C. Baumgart, Umkehr, 179 [Lit.]) habe Ham die Pflicht gehabt, die Blöße des Vaters zu bedecken. Doch so einfach liegen die Dinge nicht – der Text ist viel schillernder. Man darf ihn wohl nicht nur von der Handlung der beiden anderen Brüder her interpretieren. Zumindest ist es zu vordergründig, nur von der Aktion des Bedeckens auszugehen. Denn wenn das Vergehen Hams nur darin bestanden haben sollte, Noah nicht bedeckt zu haben, wäre der Aufwand, den die beiden Brüder bei der Bedeckungsaktion betreiben, nicht zu erklären. Das Vergehen – und dafür spricht nicht zuletzt die Komposition des Abschnitts – muß also in dem „Sehen der Blöße“ bestanden haben, denn genau dies suchen Sem und Japhet zu verhindern, wie der Text mehrfach versichert. 334 Zur literarischen Schichtung in Ez 16 cf. K.-F. Pohlmann, Hesekiel/Ezechiel, 211ff. 335 H. Gunkel, Genesis, 79; F.W. Basset, Noah’s Nakedness, 237. C. Levin, Jahwist, 119f; dagegen N.C. Baumgart, Umkehr, 178 (Lit.).

Noah, der Weinbauer (Genesis 9,18–27)

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man wohl schwerlich von einem Zufall auszugehen haben. Da Lev 20,22ff den Landverlust der Urbevölkerung Kanaans als Folge der in Lev 18; 20 genannten Verfehlungen darstellt, nimmt es zudem nicht wunder, daß Gen 9,20–27 eine Verfluchung Kanaans (v.26a) enthält. Folglich erscheint uns die Annahme einer narrativen Umsetzung von Lev 20 in den redaktionellen Stücken Gen 8,20–22; 9,20–27 nicht allzufern zu liegen. Die narrative Umsetzung muß allerdings unter einschränkenden Bedingungen stattfinden, denn die Figur des Noah darf einerseits nicht sonderlich beschädigt werden – der post-P als qydx (Gen 6,9; 7,1) Eingeführte muß seiner relativen Gerechtigkeit genügen, wofür nicht zuletzt spricht, daß er als Fluch- und Segensinstanz fungiert –, zum anderen darf es, da der Schuldträger Kanaan noch für die Völkerausbreitung benötigt wird, nicht zu einer Todessanktion kommen.336 Entsprechend deckt Ham/Kanaan die Scham Noahs nicht selber auf, sondern sieht sie nur. Für die Aufdeckung der Scham ist aber auch Noah umständehalber nicht verantwortlich. Da aber auf dem Hintergrund von Lev 20 nur Kanaan als Verfehlungsinstanz in Frage kommt, muß die Figur zudem erst einmal eingeführt werden. Dies geschieht im Anschluß an die priesterschriftliche Völkertafel (Gen 10,6) durch die Zuordnung zu Ham (Gen 9,18.22). Die ganze Darstellung läuft nun nicht nur auf die Verfluchung Kanaans hinaus, sondern auf die Differenzierung unter den Noah-Söhnen überhaupt, die auf dem Hintergrund von Gen 9,20–24a in v.24b–27 vorgenommen wird. Gemessen an der literarischen Kunstfertigkeit, mit der der Verfasser in Gen 9,20–24a zu Werke ging, fällt die Fortsetzung v.24b–27 allerdings einigermaßen ab. Gleichwohl kann auf dem Hintergrund des in v.22f aufgebauten Gegensatzes zwischen Ham/Kanaan und Sem/Japhet davon ausgegangen werden, daß dieser sich in Fluch und Segen niederschlägt, was die doppelte Redeeinleitung durch rmayw in v.25 und v.26 unterstreicht.337 Derjenige, der Gen 9,20–24 komponierte und über Gen 9,18b an den priesterschriftlichen Rahmen der Sintfluterzählung anfügte, ist aller Wahrscheinlichkeit nach auch für Gen 9,25–27 in der vorliegenden Form und in diesem Umfange verantwortlich. Dennoch sind bereits mit Gen 9,24b – blickt man auf die Forschungslage – einige nicht unerhebliche Interpretationsprobleme verbunden, die vor allen Dingen mit der Ham-Kanaan-Frage zusammenhängen. Bevor wir uns diesen zuwenden, ist jedoch in Erinne336 Die endgültige Einlösung der durch die Flüche hergestellten Verhältnisbestimmung unter den Brüdern erfolgt narrativ durch die Landnahme – darauf wird auch in den nichtpriesterschriftlichen Ergänzungen der Völkertafel hingewiesen; s.u. 337 L. Ruppert, Genesis, 411, weist zu Recht darauf hin, daß die Annahme von ursprünglich lediglich einem Sohn – so C. Westermann, Genesis, 650 – oder zwei Söhnen – so J. Herrmann, Zu Gen 9,18–27, 130, u.v.m. – im Fluchteil Spekulation bleibt, eine Einschätzung, die durch die kompositionell naheliegende Einheitlichkeit von Gen 9,20–24 noch unterstrichen wird.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

rung zu rufen, daß der Verfasser sowohl in der redaktionellen Anknüpfung von Gen 9,20–27 an den priesterschriftlichen Rahmen der Sintflutperikope als auch bei der geschlossenen formalen Gestaltung von v.21–24a eine gewisse literarische Kunstfertigkeit an den Tag gelegt hat, so daß auch dem folgenden Text v.24b–27 zunächst einmal jeder Kredit einzuräumen ist – obwohl oder gerade weil das Hauptproblem mit der Information zusammenhängt, daß Ham der Vater Kanaans ist (v.18b) und dezidiert als solcher (v.22aa) falsch gehandelt hat. In Gen 9,24 bereitet der Satz ˆfqh wnb wlAhc[Arva ta [dyw im Verbund mit dem folgenden Fluch über Kanaan Verständnisschwierigkeiten. Zunächst fragt man sich nach dem Hintergrund der Aussage, daß Noah „erkannte“ ([dy) – denn das, was sein Sohn Ham, Kanaans Vater, ausweislich von v.22 getan hatte, war bei nachlassendem Alkoholeinfluß nicht einfach zu erkennen, sondern hätte ihm berichtet werden müssen.338 Zudem ist unklar, wer mit dem ˆfqh ˆb denn nun genau gemeint ist. Übersetzt man den Relativsatz ˆfqh wnb wlAhc[Arva mit „was ihm sein jüngster Sohn angetan hatte“,339 dann kann es sich hier nur um Ham handeln, dessen Sohn Kanaan im Anschluß verflucht wird.340 Allerdings ist Ham nach allem, was die einschlägigen Texte erkennen lassen, nicht der jüngste Sohn Noahs, Kanaan selber überhaupt nicht der Sohn Noahs und zum dritten heißt l + hc[ keineswegs nur negativ konnotiert „jemandem antun“, sondern auch positiv „für jemanden tun“.341 Der jüngste Sohn ist, das legen die Aufzählungen in Gen 5,32; 6,10; 7,13; 9,18; 10,1 nahe,342 Japhet.343 Gen 9,24b ist dann aber wie folgt aufzufassen: „Und er (i.e. Noah) erkannte, was sein jüngster Sohn (i.e. Japhet) für ihn getan hatte“. Legt man diesen Sinn zugrunde, dann kann auch die Frage beantwortet werden, woran Noah erkannte, was geschehen war. Denn daß der Mantel – wohl Sem und Japhet zuzuordnen344 – ihn, genauer: seine hwr[ 338 M. Witte, Urgeschichte, 103, geht denn auch stillschweigend davon aus, Noah habe erfahren, was Kanaan getan haben soll. 339 So etwa H. Seebass, Genesis I, 242, und jetzt ausdrücklich N.C. Baumgart, Umkehr, 178, mit Hinweis auf L. Ruppert, Genesis, 422, und auf H.J. Boecker, Redeformen, 29f, der zwar auf die Verwendung von l + hc[ im Rechtskontext aufmerksam gemacht hat, allerdings in Zusammenhang mit der sogenannten Beschuldigungsformel l tyc[ tazAhm (Gen 12,18 u.ö.). H.J. Boekker zählt Gen 9,24b denn auch gar nicht unter den Belegstellen auf – zu Recht. 340 Cf. etwa M. Vervenne, What shall We Do, 51. 341 Cf. etwa Gen 19,3; 21,6; 26,30; 27,4.7; 37,3; Ex 14,13 u.ö. 342 Die Umkehrung der Reihenfolge in Gen 10,2ff hat kompositorische und sachliche Gründe (s.o. II.4) und ist nicht dahingehend auswertbar, die ursprüngliche Reihenfolge sei Japhet, Ham, Sem gewesen – um Gen 9,24 den gewünschten Sinn abgewinnen zu können. 343 Cf. etwa auch M. Witte, Urgeschichte, 102. 344 Um den Mantel Noahs, der im Schlaf von ihm abgefallen war, handelt es sich wohl nicht, da die Tat von Sem und Japhet zugunsten des Vaters ihren Ausgangspunkt außerhalb des Zeltes nimmt. Daß „hlmc“ an dieser Stelle determiniert ist, weist auf Japhet als seinen Besitzer hin; cf. E. König, Genesis, 384.

Noah, der Weinbauer (Genesis 9,18–27)

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bedeckte, ist auch für Noah unter den gegebenen Umständen ohne Fremdmitteilung einsichtig. In diesem Zusammenhang ist auch daran zu erinnern, daß die Aushändigung des Mantels (hlmc) zur Bedeckung der Nacktheit im Kontext theologisierten Rechts eine nicht unerhebliche Rolle spielt.345 Bereits in Gen 3,22 war im Anschluß an Gen 2,25; 3,7 Jahwe in der Rolle des Rechtshelfers für die Bedürftigen aufgetreten. Analoges zeigt sich jetzt auch in der zweiten Bekleidungsszene der Urgeschichte. Vor diesem Hintergrund verwundert es auch nicht, daß der JaphetSpruch in Gen 9,27 am umfangreichsten ausfällt. Daß Japhet346 überhaupt derartig ins Blickfeld rückt, wird man literarisch mit dem Kontext begründen können, und zwar mit der sich anschließenden priesterschriftlichen Völkertafel, die Japhet an die Spitze stellt. Diese Spitzenposition erfährt durch Gen 9,20–27 auch eine nachträgliche Begründung. Der Aufbau von v.25–27 ist zunächst durch die Wiederholung von rmayw in v.25 und v.26 deutlich zweigeteilt, d.h. der „Segen“ über Sem und Japhet wird als Einheit aufgefaßt. Dementsprechend taucht das positive Pendant zu rwra (v.25a) nur einmal, nämlich in v.26a auf (˚wrb). Der Fluchspruch v.25 und der Segen v.26f unterscheiden sich auch dadurch, daß nur der Segen von der Gottheit handelt, wobei bei Japhet lediglich μyhla auftaucht, bei Sem hingegen der Gottesname hwhy genannt wird. Dabei fällt auf, daß in v.26a Jahwe gesegnet wird – nicht Sem. Die einleitende Doxologie347 ist dementsprechend zum Gegenstand von Textänderungsvorschlägen geworden, um analog zu v.25 einen echten Segensspruch zu kreieren.348 In Gen 9,27 erscheint zwar nicht das Lexem ˚rb, allerdings geht es um drei direkte positive Zuwendungen an Japhet. Die Annahme von literarischen Veränderungen ist indes nicht geboten. Die Japhet-Orientierung von v.24b begründet es ausreichend, daß sich auch der Segensspruch auf Japhet konzentriert. Der Sache nach geht es Gen 9,25–27 zum einen um den Ausbau des Gegensatzes zwischen Kanaan auf der einen, Sem und Japhet auf der anderen Seite. Zu diesem Zweck wird die durch den Fluch in Gang gesetzte Verknechtung des Ham-Sohnes Kanaans (wyjal hyhy μydb[ db[) gleich zweimal aufgegriffen (wml db[ ˆ[nk yhyw).349 Die postpriesterschriftliche Verfluchung 345 Ex 22,25f; cf. M. Arneth, „Sonne der Gerechtigkeit“, 133ff.145ff. 346 Cf. zur Identifikation Japhets mit den Griechen jetzt die Ausführungen bei M. Witte, Urgeschichte, 315ff, der den terminus a quo des Japhetspruchs auf den Alexanderzug durch Palästina festlegt. 347 Cf. etwa K. Budde, Urgeschichte, 296; H. Seebass, Genesis I, 248. 348 Nachfolger hat der Vorschlag von K. Budde, Urgeschichte, 294f, gefunden, der als ursprüngliche Fassung μv hwhy ËWrB] liest und die Entstehung der jetzigen Form über die Fehlinterpretation von hwhy ËWrB] als hwhy ËWrB; erklärt, was dann die Ergänzung von yhla nach sich gezogen habe; cf. H. Holzinger, Genesis, 90. Für die Beibehaltung des Textes spricht sich E. Meyer, Israeliten, 220, aus. 349 Cf. etwa T. Willi, Funktion, 436.

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Kanaans hat also weniger die Vertreibung bzw. die Vernichtung Kanaans, als vielmehr „nur“ die Unterjochung im Blick.350 Zum anderen wird auch die enge Beziehung zwischen Sem und Japhet auf eine tragfähige Grundlage gestellt. Die insgesamt literarisch geschlossene, postpriesterschriftliche und auf derselben Linie wie die nichtpriesterschriftliche Redaktion der Sintflutperikope liegende Episode Gen 9,20–27 schließt zunächst die Bearbeitung der priesterschriftlichen Menschheitsepoche (Gen 5,1–9,29*) durch nP ab, bietet aber aufgrund der narrativ vorgenommenen ethisch-religiösen Differenzierung der Noahsöhne und der Stabilisierung dieser Ausdifferenzierung in den Fluch- und Segenssprüchen ein Interpretament für die folgende Völkertafel. Nun ist auch die Völkertafel literarisch nicht aus einem Guß, sondern neben der Priesterschrift ist eine weitere Textschicht ausgrenzbar. Es stellt sich somit die Frage nach ihrem literarischen Charakter und danach, wie sich diese zu nP in Gen 5,1–9,29 verhält. Bevor wir uns der Analyse von Gen 10 zuwenden, sind jedoch noch einige Überlegungen zu Gen 6,1– nachzutragen. Exkurs zu Gen 6,1–4 Zu Gen 6,1–4 bemerkt Martin Noth: „Gen. 6,1–4 steht in jeder Hinsicht so isoliert da, daß über die Quellenhaftigkeit dieses Stückes schlechterdings nichts Sicheres auszumachen ist; es kann J, aber auch JS, oder aber ein Zusatz zum fertigen Pentateuch sein.“351 Diese Sicht ist durch die sorgfältige Analyse von M. Witte bestätigt worden,352 der nicht nur den literarischen Zusammenhang der Perikope aufgewiesen – es handelt sich um „eine bewußte Zusammenstellung theologisch präjudizierter ätiologischer Notizen“353 –, sondern auch die Bezüge sowohl zu P als auch nP herausgestellt hat.354 Das braucht hier nicht wiederholt werden. Aufgrund dieser Beobachtungen dürfte Gen 6,1–4 auf jeden Fall post-P anzusetzen sein. Im Anschluß an die Studien von J. Milik 355 wird man Witte ebenfalls beipflichten, daß es sich bei der Perikope um ein Exzerpt aus einer Hen 6–19* und Gen 6,1–4 gemeinsamen Vorlage handeln dürfte.356 Wie verhält sich nun aber Gen 6,1–4 zu Gen 6,5–8? Unsere Analyse zur Sintflutperikope hatte ja ergeben, daß Gen 6,5–8 zwar ebenfalls P voraussetzt. Gen 6,5–8

350 Die Perspektive ist also nicht auf Ex 23,23.27–33; 34, 11–16; Dtn 7,2.16, sondern eher auf Jdc 1,27ff gerichtet; cf. zur literaturhistorischen Einordnung E. Otto, Das Deuteronomium im Pentateuch, 231f. Die Landnahmeperspektive wird auch in der Redaktion der Völkertafel nochmals eine nicht unerhebliche Rolle spielen. 351 M. Noth, Überlieferungsgeschichte, 29. 352 Die für die Literarkritik herangezogenen Beobachtungen werden von M. Witte, Urgeschichte, 65f Anm. 65, erschöpfend referiert. 353 Cf. a.a.O., 66ff; Zitat a.a.O., 71. 354 Cf. a.a.O., 71ff; auch G.J. Wenham, Genesis 1–15, 136. 355 Cf. J.T. Milik, Problèmes, (333-378) bes. 349; ders., Books of Enoch, 30ff. 356 M. Witte, Urgeschichte, 293ff.

Die nichtpriesterschriftliche Redaktion in Genesis 10

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dient der Korrektur des priesterlichen Sintflutprologs und ist zudem literarisch eng auf diesen bezogen. Vergleichbare Verbindungen kompositioneller Art zwischen Gen 6,1–4 und v.5–8 bestehen demgegenüber nicht, geschweige denn, daß sich die artifizielle Kompositionstechnik, die Gen 2–4*; 5,29*; 6,5ff und Gen 9,20ff auszeichnet, in Gen 6,1–4 nachweisen läßt. Der Verfasser von Gen 6,1–4 hat zwar gut erkennbar eine nicht ganz geglückte Rahmung um die Jahwerede zu legen versucht, doch damit hat es dann aber auch, soweit wir sehen können, sein Bewenden: (1b)

A μhl wdly twnbw … (2aa) B μdah twnbAta μyhlahAynb waryw (4aa) B μdah twnbAla μyhlah ynb waby rva … (4ab) A … μhl wdlyw Als Einleitung zur Sintflutperikope Gen 6,5ff eignet sich Gen 6,1–4 auch der Sache nach wenig. Sie hat ausweislich der für den Pentateuch singulären Nennung der „Göttersöhne“ – die nicht näher eingeführt werden und deren Auftritt keinerlei über Gen 6,1–4 hinausweisende Konsequenzen hat – und der Reaktion Jahwes in Gen 6,3 ein anderes Interesse als die Vermehrung der Menschheit als Sintflutanlaß zu exponieren. Als Exempel für das Grundsatzurteil über den Menschen Gen 6,5 trägt sie nichts aus,357 insofern es um die nicht durch den Menschen verschuldete Entdifferenzierung zwischen Göttersöhnen und Menschen geht. Hinzukommt eine weitere Beobachtung: obwohl in Gen 6,1–4 gewissermaßen das Thema der „Gottverähnlichung“ nochmals, wenn auch mit eigentümlicher Wendung anklingt, unterbricht die Perikope an der jetzigen Stelle die durch nP in Gen 5,29 vorgenommene Fokussierung auf Noah, die literarisch wie sachlich auf die Verfluchung Adams rückbezogen ist, und den Sintflutanlaß. Insofern spricht alles dafür, hier ein auch zum nP-Stratum sekundäres Textstück anzunehmen.

5. Die nichtpriesterschriftliche Redaktion in Genesis 10* Die nichtpriesterschriftliche Redaktion in Genesis 10 (1) Dies

sind die toledot der Söhne Noahs Sem, Ham und Japhet, und es wurden ihnen Söhne geboren nach der Flut. (2) Die Söhne Japhets: Gomer und Magog und Madaj und Jawan und Tubal und Meschek und Tiras. (3) Und die Söhne Gomers: Aschkenas und Rifat und Togarma. (4) Und die Söhne Jawans: Elischa und Tarsis, Kittim und Rhodanim. (5) Von diesen verzweigten sich die Gestade der Völker, in ihren Ländern, jeder nach seiner Zunge, nach ihren Sippen, in ihren Völkern. (6) Die Söhne Hams: Kusch und Ägypten und Put und Kanaan. (7) Die Söhne Kuschs: Seba und Hawila und Sabta und Ragma und Sabtecha. Die Söhne Ragmas: Schaba und Dedan. (8) Und Kusch gebar den Nimrod. Jener fing damit an, ein Held zu sein auf der Erde. (9) Jener war ein gewaltiger Jäger vor Jahwe – deswegen wird gesagt: ein gewalti357 Anders C. Levin, Jahwist, 103f.

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ger Jäger vor Jahwe wie Nimrod. (10) Und so war der Anfang seiner Herrschaft: Babel und Uruk und Akkad und Kalne im Lande Schinar. (11) Von jenem Land zog er fort nach Assur. Und er baute Ninive und Rechobot-‘Ir und Kalach (12) und Resen zwischen Ninive und Kalach – jenes ist die große Stadt. (13) Und Ägypten gebar die Ludim und die Anamim und die Lehabim und die Naftuchim (14) und die Patrusim und die Kasluchim und die Kaftorim – von dort sind die Philister ausgezogen.358 (15) Und Kanaan gebar Sidon, seinen Erstgeborenen, und Chet (16) und den Jebusiter und den Amoriter und den Girgaschiter (17) und den Chiwwiter und den Arkiter und den Siniter (18) und den Arwaditer und den Semariter und den Chamatiter. Und danach verstreuten sich die Sippen des Kanaaniters. (19) Und das Gebiet des Kanaaniters reichte von Sidon, indem man nach Gerar geht, bis Gaza; indem man nach Sodom und Gomorrha und Adma und Zeboim geht, bis nach Lescha. (20) Dies sind Hams Söhne nach ihren Sippen, nach ihren Sprachen, in ihren Ländern, in ihren Völkern. (21) Und was Sem anbelangt: auch ihm wurde geboren, dem Vater aller Söhne Ebers, dem großen Bruder Japhets. (22) Die Söhne Sems: Elam und Assur und Arpachschad und Lud und Aram. (23) Und die Söhne Arams: Uz und Chul und Geter und Masch. (24) Und Arpachschad gebar Schelach, und Schelach gebar Eber. (25) Und was Eber anbelangt: ihm wurden zwei Söhne geboren. Der Name des einen: Peleg, denn in seinen Tagen unterteilte man die Erde. Und der Name seines Bruders: Joktan. (26) Und Joktan gebar Almodad und Schelef und Chasarmaut und Jerach (27) und Hadoram und Usal und Dikla (28) und Obal und Abimael und Schaba (29) und Ofir und Chawila und Jobab. Alle diese sind Söhne Joktans. (30) Und ihr Wohngebiet reichte von Mescha, indem man nach Sefar geht, bis zum Ostgebirge hin. (31) Dies sind die Söhne Sems nach ihren Sippen, ihren Sprachen, in ihren Ländern nach ihren Völkern. (32) Dies sind die Sippen der Söhne Noahs nach ihren Geschlechtern, in ihren Völkern, und von diesen verzweigten sich die Völker auf der Erde nach der Flut.359

Mit Blick auf das literarische Verhältnis der in Gen 10 voneinander abhebbaren Schichten, von denen die Grundschicht P bereits zugeordnet wurde,360 sind mehrere Lösungen denkbar und auch vertreten worden. Zum einen kann mit der Redaktion von zwei unabhängigen Quellen gerechnet werden – allerdings nur unter der Voraussetzung, daß die nichtpriesterlichen Anteile dann fragmentarischen Charakter haben, der dann wiederum auf das Konto des Redaktors verbucht werden muß.361 Zum anderen ist es vorstell-

358 Der Relativsatz μytvlp μvm waxy rva ist an die Kaftorim anzufügen, wie Am 9,7; Jer 47,4 nahelegen; cf. H. Seebass, Genesis I, 261. 359 Die zu PG gehörigen Passagen sind von der Redaktionsschicht kursiv abgehoben. 360 S.o. II.4. 361 Cf. etwa J. Wellhausen, Composition, 6.; H. Holzinger, Genesis, 93; J. Skinner, Genesis, 188; H. Gunkel, Genesis, 84; O. Procksch, Genesis, 76f; G. von Rad, Genesis, 111; W. Zimmerli,

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bar, daß die priesterlichen Texte selber die – aufgrund des literarischen Charakters von Gen 10,1–7.20.22f.31f einheitliche – Redaktion einer vorgegebenen, in sich nicht notwendig einheitlichen Liste darstellt.362 Und zum dritten kann der literarische Charakter von Gen 10 damit erklärt werden, daß die Priesterschrift ergänzt wurde – wobei nicht ausgeschlossen sein muß, daß dabei vorgegebene Materialien literarisch transformiert wurden bzw. daß es mehrere Ergänzungen gab.363 Dem Urteil, daß die Völkerliste in der jetzigen Gestalt ein „Ineinander von System und Systemlosigkeit“364 darstellt, wird man nicht uneingeschränkt beipflichten können. Denn nicht nur der priesterschriftliche Part ist systematisch angelegt, sondern auch in den nichtpriesterlichen Anteilen ist die absichtsvolle Verwendung literarischer Techniken gut erkennbar, und zwar nicht nur in der Binnenperspektive von nP, sondern durchaus auch mit Blick auf P. Ergänzungen in nicht geringem Umfang haben nur Ham und Sem erfahren. Die ergänzten Texte schließen jeweils mit dly PN-w bzw. mit dly PN-lw an das Vorhergehende an (v.8.13.15.21.24–26), unabhängig von der Schichtenzugehörigkeit des Anschlußtextes. Besonders deutlich ablesbar ist das Verhältnis beider Textschichten in Gen 10,21ff. Wir setzen deswegen an dieser Stelle mit der Darstellung ein. Bei den Textanteilen, die nicht zu PG gehören, handelt es sich hier mit wünschenswerter Klarheit erkennbar um das Werk einer die Priesterschrift voraussetzenden Redaktion.365 Dabei sind auch hier nicht nur die Stoffe abgrenzbar, sondern auch die eingesetzten Redaktionstechniken geradezu signifikant. Wie schon aus einer verdeutlichenden Übersicht von Gen 10,21– 25a hervorgeht, wird es sich an dieser Stelle wohl kaum um eine reine Quellenkompilation handeln, noch kommt eine P-Redaktion in Frage:

1. Mose 1–11, 367.381; C. Westermann, Genesis, 665ff; O.H. Steck, Genesis 12,1-3, 129. Zudem muß zumindest in v.24 mit einem redaktionellen Zusatz gerechnet werden; s.i.f. 362 Cf. etwa S. Tengström, Toledotformel, 22ff. 363 Cf. etwa G.J. Wenham, Genesis 1–15, 214f; M. Witte, Urgeschichte, 105ff. P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 148ff, kombiniert Quellen- und Ergänzungsmodell, indem er nur die Angaben über Kanaan und Sem/Japhet (Gen 10,15.18b.19*.21.25.30) im Anschluß an seine Analyse von Gen 9,20–26 der vorpriesterlichen Liste zurechnet, wobei die Kanaan-Liste durch eine uneinheitliche, „deuteronomistische“ Bearbeitung erweitert wurde (Gen 10,16–18a), darüberhinaus aber eine PS-Schicht (Gen 10,8.10aab.11aba. 12b.13.14*) sowie weitere endredaktionelle Ergänzungen (Gen 10,9.10ab.11bb.12a.14*.19b*. 24.26–29) annimmt. Auch R.G. Kratz, Komposition, 239, und C. Levin, Jahwist, 121ff, rechnen in Gen 10 mit einer Grundschicht und mehreren Redaktionen bzw. Ergänzungen, schreiben allerdings die Grundschicht nicht P, sondern einer JR vorgegebenen Quelle unbekannter Herkunft zu. 364 C. Westermann, Genesis, 665. 365 Es ist das Verdienst von M. Witte, Urgeschichte, 105ff, hierauf wieder pointiert und mit triftigen Argumenten hingewiesen zu haben. Unterbestimmt sind allerdings die formalen Redaktionstechniken.

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A lwdgh tpy yja rb[AynbAlk yba awhAμg dLæyU μvlw B dvkpraw rwvaw μly[ μv ynb C μraw dwlw C vmw rtgw lwjw ≈w[ μra ynbw B rb[Ata dly jlvw jlvAta dly dvkpraw A μynb ynv dLæyU rb[lw Der Endtext Gen 10,21–25a ist klar chiastisch gestaltet. Den äußeren Rahmen (A) bildet das in Gen 10,21.25 singulär verwendete perf. pual von dly366 sowie die Erwähnung der Söhne Ebers.367 Die mittleren Glieder B.C – C.B sind durch die Verschränkung von dvkpra und μra aufeinander bezogen. Dies fällt umso stärker ins Gewicht, da die Anordnung der Einträge in der literarischen Grundlage der Völkertafel (PG), ablesbar insbesondere im Japhet–Abschnitt, reihend angelegt war.368 Die redaktionellen Teile sind indes trotz der kompositionellen Kunstfertigkeit des Verfassers als solche gut ausgrenzbar. Wurden die Textblöcke in Gen 10,2.6 durch schlichtes tpy ynb bzw. μj ynbw eröffnet, so ist dem analogen μv ynb in v.22369 und dem in v.23 folgenden μra ynbw mit v.21 eine Notiz vorgeschaltet, die zu v.22 nicht nur eine funktionale Dublette darstellt, sondern durch die Einführung Sems als rb[AynbAlk yba auch bereits auf v.25 vorausweist und somit den ganzen Abschnitt unter eine dominante Linie, nämlich die Ebers stellt. Der ausdrückliche Hinweis darauf, daß Sem der ältere Bruder Japhets ist (v.21b), korrigiert zudem zum einen den Eindruck, der durch die Umkehrung der Abfolge „Sem, Ham und Japhet“ in Gen 10,2ff allererst entstanden ist, zum anderen bringt er wiederum die enge Verbindung zwischen Sem und Japhet zum Ausdruck, die der Verfasser von Gen 9,20–27 eingeführt hatte.370 Dies alles erklärt sich am besten, wenn die priesterschriftlichen Anteile den nichtpriesterlichen Textpassagen bereits vorgegeben waren. Die Ergänzungen, die mit v.24ff vorgenommen werden und die durch die gegenüber v.22f grundlos variierende Formel dly PN-w abgehoben sind,371 366 Cf. aber Gen 4,26; 6,1(.4). 367 Cf. zu rb[ das Problemreferat bei O. Loretz, Habiru-Hebräer, 183ff. 368 S.o. II.4. 369 Ob den μv ynb ursprünglich ein w vorgeschaltet war, das dann im Zuge der Redaktion weggefallen ist, kann erwogen werden. Zwingend ist dies nicht. 370 Dies ist natürlich kein Argument für einen Quellenzusammenhang zwischen Gen 9,20–27 und nP in Gen 10*, sondern – nicht zuletzt ausweislich der literarischen Gestalt von Gen 10,21– 25a – lediglich für die Identität der Redaktion. 371 Bei einer Aufteilung in Quellen funktioniert der Anschluß von v.21 an v.24 nicht. Entsprechend gehen J. Wellhausen, Composition, 5f; H. Holzinger, Genesis, 106; M. Noth, Überlieferungsgeschichte, 12; P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 148ff, u.a. den Modellvorgaben folgend davon aus, daß es sich bei v.24 um ein Produkt des Quellenkompilators R handeln muß, der v.24

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orientieren sich an der Sem-Genealogie Gen 11,10–26, die ebenfalls PG zuzurechnen ist. Allerdings wird genau auf diesen Text denn auch Rücksicht genommen. Eine Dublette soll gerade nicht produziert werden. Rezipiert wird Gen 11,10–26 nämlich nur bis zu den Eber-Söhnen – dem Hauptakzent der Ergänzungsschicht. Mit Peleg endet die Übereinstimmung mit Gen 11,10–26. Die Namensätiologie, die wohl auf Gen 11,1–9 hinzielt, markiert den Einschnitt. Die Fortsetzung bietet die 13 Söhne Joktans, Pelegs Bruder, der in der priesterlichen Sem-Genealogie Gen 11 naturgemäß nicht mehr explizit genannt wird. Die Aufzählung der Joktan-Söhne v.26–29 wird in v.29b durch eine – an die Teilunterschriften v.20.31 gemahnende – Unterschrift abgeschlossen, der dann in v.30 eine Notiz über den Lebensraum folgt. Gerade v.29b.30 weist einige redaktionstechnische Besonderheiten auf, die aber erst im Zusammenhang mit dem ersten Einschub Gen 10,8–19 entfaltet werden können. Wir kommen also auf die Unterschriften nochmals zurück. Zunächst aber einige Beobachtungen zur Ham-Erweiterung. Ebenso wie die Sem-Redaktionsschicht lehnt sich Gen 10,8–19 an die Vorgaben von P in Gen 10,6f an, indem die dort vorgegebene Abfolge Kusch (v.8ff), Ägypten (v.13f) und Kanaan (v.15ff) aufgegriffen wird. Damit folgt Gen 10,8–19 dem Schema des Japhet-Blocks.372 Für die einzelnen Komponenten des Einschubs Kusch-Ägypten-Kanaan gelten allerdings unterschiedliche Gestaltungsprinzipien. Die an Kusch angeschlossene Nimrod-Perikope Gen 10,8–12373 zeigt folgende Struktur:

drmnAta dly vwkw A ≈rab rbg twyhl ljh awh B hwhy ynpl dyxArbg hyhAawh B hwhy ynpl dyx rwbg drmnk rmay ˆkAl[ A r[nv ≈rab hnlkw dkaw ˚raw lbb wtklmm tyvar yhtw rwva axy awhh ≈rahAˆm jlkAtaw ry[ tbjrAtaw hwnynAta ˆbyw hldgh ry[h awh jlk ˆybw hwnyn ˆyb ˆsrAtaw

unter Verwendung von Gen 11,14 einfügte. Die ursprüngliche Fortsetzung von v.21 ist dann v.25. Geht man indes davon aus, daß v.21.24f geschlossen zu einer Redaktionsschicht gehört, was die kunstvolle Komposition des Abschnitts unter Einschluß von P doch wohl nahelegt, dann setzt diese insgesamt P voraus. 372 S.o. II.4. 373 Einen Grund für den sekundären Status von hwhy ynpl in v.9 (so C. Levin, Jahwist, 121) haben wir nicht finden können.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

Der chiastische Aufbau kommt durch die aus der Rechtssatzredaktion bekannte Technik der Attraktion374 zustande. Dem einleitenden v.8a folgen zwei mit dem anaphorischen Pronomen awh eingeleitete Näherbestimmungen als ≈rab rbg v.8b und als dyxArbg v.9a. Zur Näherbestimmung Nimrods als dyxArbg wird dann in v.9b zunächst das dazugehörige kurze Sprichwort angefügt, bevor das Thema von v.8b wieder aufgegriffen – Stichwort: ≈ra375 – und entfaltet wird. Der Ägypten-Abschnitt v.13f folgt dem Attraktionsprinzip noch offensichtlicher, denn hier sind einfach dem Stichwort μyrxm entsprechend in direkter Linie sieben Fälle auf μy– zusammengestellt worden: μydwl, μymn[, μybhl, μyjtpn, μysrtp, μyjlsk, μyrtpk. Auch die μytvlp, die in v.14 ursprünglich wohl nicht die μyjlsk, sondern die μyrtpk mittels eines Relativsatzes μytvlp μvm waxy rva ergänzen, folgen natürlich diesem Prinzip. Die sich anschließende Aufzählung der Kanaanäer-Sippen läßt zumindest über wesentliche Passagen eine analoge Anordnungsstrategie wie im Fall Ägyptens erkennen, denn in v.16–19 ist das gentilicium y– maßgeblich, nicht allerdings in v.15, in dem keine Sippen, sondern zwei Söhne, ˆdyx und tj, genannt werden. Der Kanaanäer-Block wird mit einer VerstreuungsNotiz v.18b, die die Kanaanäer-Sippen, wohl nur v.16–19 aufgreift, und einer Gebietsangabe v.19 abgeschlossen. Bevor nun auf die Frage eingegangen werden kann, ob innnerhalb der redaktionellen Erweiterungen zu PG Gen 10,8–19 und Gen 10,21.24–30 mit zusätzlichen Ergänzungen376 oder mit verarbeiteten Quellen377 zu rechnen ist, soll die Aufmerksamkeit auf einige weitere kompositionelle Momente, die beide nP-Ergänzungsblöcke betreffen, gelenkt werden. Worauf wir hinaus wollen sei in einer auf das Wesentliche konzentrierten Parallelübersicht vorangestellt: Gen 10,8–19*

drmnAta dly vwkw ≈rab rbg twyhl ljh awh A hwhy ynpl dyxArbg hyhAawh B drmnk rmay ˆkAl[ B hwhy ynpl dyx rwbg ˚raw lbb wtklmm tyvar yhtw A … r[nv ≈rab hnlkw dkaw dly ˆ[nkw 374 375 376 377

Gen 10,21–30*

yba awhAμg dLæyU μvlw A lwdgh tpy yja rb[AynbAlk dvkpraw rwvaw μly[ μv ynb B μraw dwlw C vmw rtgw lwjw ≈w[ μra ynbw C jlvAta dly dvkpraw B rb[Ata dly jlvw μynb ynv dLæyU rb[lw A

Cf. H. Petschow, Systematik, passim. Trotz der semantischen Verschiebung von ≈ra Welt (v.8) zu ≈ra Land (v.10f). C. Levin, Jahwist, 124ff. M. Witte, Urgeschichte, 107ff.

Die nichtpriesterschriftliche Redaktion in Genesis 10

wrkb ˆdyxAta tjAtaw …

yn[nkh twjpvm wxpn rjaw hrrg hkab ˆdyxm yn[nkh lwbg yhyw hrm[w hmds hkab hz[Ad[ [vlAd[ μybxw hmdaw

217

≈rah hglpn wymyb yk glp djah μv ˆfqy wyja μvw … ta dly ˆfqyw ˆfqy ynb hlaAlk hrps hkab avmm μbvwm yhyw μdqh rh

Beginnen wir mit den eindeutigen Parallelen. Beide Ergänzungsblöcke setzen mit einem Chiasmus ein (v.8–10 || v.21–25a), beide beginnen den letzten Eintrag mit einem Brüderpaar (v.15: Kanaan zeugt Sidon und Chet; v.25: Eber zeugt Peleg und Joktan) und beide beenden den letzten Eintrag (v.15–19: Kanaan; v.26–30: Joktan), der zudem in beiden Fällen der mit Blick auf die Einzeleinträge jeweils umfänglichste ist, mit einer Unterschrift und der Angabe des Wohngebietes. Die beiden Unterschriften verdienen besonderes Augenmerk. Der Sache nach fassen sie zunächst korrekt das jeweils Voranstehende – und nur das, nicht den gesamten Einschub – zusammen. Im Falle Kanaans sind es die Sippen (twjpvm; v.18b) der Kanaanäer, die denn auch in v.16–18a aufgezählt wurden. Sie werden in dem yn[nkh lwbg (v.19), also in einem begrenzten Gebiet378 lokalisiert. In v.26–29a werden hingegen Joktan-Söhne aufgelistet, was die Teilunterschrift auch entsprechend aufnimmt (ˆfqy ynb hlaAlk; v.29b). Die Einzelpersonen leben dementsprechend in ihrem bvwm (v.30).379 Wie verhalten sich nun die Teilunterschriften v.18b.19 und v.29b.30 zum Unterschriftensystem der priesterschriftlichen Grundschicht? Zunächst stehen sie dadurch, daß sie sich nur auf den letzten Eintrag in den Ergänzungsblöcken beziehen, in keinem Konkurrenzverhältnis zu den Teilunterschriften der priesterschriftlichen Textanteile. Andererseits setzen sie diese voraus, denn sie lehnen sich deutlich an die jeweils vorangehende Teilunterschrift der priesterschriftlichen Völkertafel an: Gen 10,5aa

μywgh yya wdrpn hlam … μtxrab Gen 10,20aa

μjAynb hla

Gen 10,18b

yn[nkh twjpvm wxpn rjaw … yn[nkh lwbg yhyw Gen 10,29b

ˆfqy ynb hlaAlk

378 Cf. etwa M. Ottosson, Art. lwbg, 898f. 379 Cf. etwa M. Görg, Art. bvy, 1019ff. Für die Auffassung, daß v.30 die Unterschrift für die gesamte Sem-Genealogie – so P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 149 – bzw. der gesamten vorpriesterschriftlichen Völkertafel gewesen ist – so C. Uehlinger, Weltreich, 318 –, finden sich keine triftigen Gründe.

218

Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

Nicht auszuschließen ist, daß die genaue Gebietsangabe in den Teilunterschriften der nichtpriesterschriftlichen Redaktionsschicht durch die Summarien des priesterschriftlichen Unterschriftensystems mit motiviert ist. Die kompositionellen Analogien, die zwischen den nP-Einschüben in Gen 10 bestehen, legen es nahe, in Gen 10 nur mit einer Grund- und einer Ergänzungsschicht zu rechnen. Von Zusätzen größeren Stils, die nach der Redaktion von nP anzusetzen wären, ist nicht auszugehen. Die Abweichungen, die es dennoch zwischen den parallel gestalteten nP-Einschüben gibt, erklären sich aus dem literarischen Bezug zur priesterschriftlichen Grundlage. Das gilt sowohl für die Ägyptenperikope v.13f, die der Aufzählung der Ham-Söhne geschuldet ist, als auch für den Einsatz des Sem-Abschnitts v.21ff. Heterogenitäten innerhalb von nP können mit Blick auf die Parallelgestaltung der beiden redaktionellen Einschübe erklärt werden, so etwa im Kanaan-Block die Differenzierung zwischen seinen Söhnen Sidon und Chet und den Kanaanäersippen. Daß der Verfasser von nP auf vorgegebene Quellen zurückgriff kann und soll dabei nicht ausgeschlossen werden. Es liegt aufgrund der in Kauf genommenen Doppelungen in Gen 10,7 und v.28f sowie v.11 und v.22 sogar nahe. Allerdings sind der Rekonstruktion der literarischen Gestalt dieser Quellen aufgrund der nP-Komposition von vorneherein doch außerordentlich enge Grenzen gesetzt. Einen Hinweis auf die Perspektive, aus der heraus die Ergänzung der priesterschriftlichen Völkertafel durch nP vorgenommen wurde, bietet nun überraschenderweise ausgerechnet die Aufzählung der Kanaanäersippen, die hinsichtlich ihres Umfangs, ihrer Abfolge und ihrer literarhistorischen Verortung keineswegs leicht zu durchschauen ist.380 Zunächst macht ein erster Blick auf Gen 10,17f deutlich, daß sie nur teilweise im deuteronomistischen Überlieferungsstrom anzusiedeln ist. Die fünf den Kanaanäersippen zugeordneten phönizischen gentilicia yqr[h, ynysh (v.17), ydwrah, yrmxh und ytmjh (v.18) tauchen in dieser Form nur noch in dem von Gen 10 abhängigen Text 1 Chr 1,15f auf, was wohl eher literaturhistorisch auf eine späte, postdtr und postpriesterschriftliche Abfassung hindeutet, wenn nicht mit älterem Sondergut gerechnet werden soll. Hinsichtlich der verbleibenden Kanaanäersippen v.15f ist zunächst festzuhalten, daß keine der ver-

380 Cf. etwa L. Ruppert, Genesis, 470ff; H. Seebass, Genesis I, 261. Zu den verschiedenen Verortungen der „deuteronomistischen“ Liste der Kanaanäer cf. W. Richter, Bearbeitung, 41ff, für den Gen 10* zusammen mit Gen 15,19–21; Num 13,28f, die Vorstufe der dtr Listen darstellt; cf. auch J. Halbe, Privilegrecht Jahwes, 140ff (mit älterer Lit.); P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 148f, rechnet mit einer eigenständigen dtr Bearbeitung der jehowistischen Geschichtsdarstellung, die von den dtr Redaktionen des DtrG unterschieden werden muß. Die Liste Gen 15,18–21 dürfte indes spätdtr-nachpriesterschriftlich sein; cf. K. Schmid, Erzväter, 183; H.-C. Schmitt, Das sogenannte jahwistische Privilegrecht, 169.

Die nichtpriesterschriftliche Redaktion in Genesis 10

219

gleichbaren Listen381 sowohl vom Umfang als auch von der Abfolge her der in Gen 10 entspricht. Vor allen Dingen ist zu berücksichtigen, daß diese Listen yn[nkh als selbständiges Element einordnen382 und nicht als Ahnherren nennen. Legt man allerdings sämtliche Parallelen zugrunde, so ist es auffällig, daß Gen 10,16 mit yswbyh einsetzt, während sonst yswbyh mit ausgesprochener Regelmäßigkeit am Schluß vergleichbarer Aufzählungen zu stehen kommt.383 Das deutet darauf hin, daß in Gen 10,16f eine Liste in umgekehrter Abfolge der Elemente rezipiert wurde. Der einzige hier in Frage kommende Fall ist Jos 3,10:

μkynpm vyrwy vrwhw μkbrqb yj la yk ˆw[dt tazb [vwhy rmayw ytjhAtaw yn[nkhAta A ywjhAtaw B yzrphAtaw C yvgrghAtaw D yrmahw E yswbyhw E yswbyhAtaw (Gen 10,16) D yrmahAtaw C yvgrgh taw A ywjhAtaw (Gen 10,17)

(Jos 3,10)

Auch die in Jos 3,10 mit Blick auf die in Aussicht gestellte Vertreibung vorangestellten ytjhw yn[nk finden sich in der nichtpriesterschriftlichen Völkertafel, nämlich ebenfalls in Frontstellung in Gen 10,15. Allerdings ist hier ˆ[nk der Ahnvater und tj384 sein zweiter Sohn. Der tj vorgeschaltete Erstgeborene ˆdyx385 gibt dann zusammen mit tj gewissermaßen in invertierter Abfolge die Gliederung von Gen 10,16–18 in die gängigen dtr Landesbewohner (v.16–17*) und Phönizier (v.17*–18) vor. Der Bezug zwischen Jos 3,10 und Gen 10,15–17 ist nun zwar mit dem Schönheitsfehler behaftet, daß der in Jos 3,10 genannte und auch sonst in

381 Gen 13,7; 15,21; 34,30; Ex 3,8.17; 13,5; 23,23.28; 33,2; 34,11; Num 13,28f; Dtn 7,1; 20,17; Jos 3,10; 9,1; 11,3; 12,8; 24,11; Jdc 1,4f; 3,3.5; 2 Sam 24,7; 1 Reg 9,20; Es 9,1; Neh 9,8; 2 Chr 8,7. 382 Gen 13,7; 15,21; 34,30; Ex 3,8.17; 13,5; 23,23.28; 33,2; 34,11; Num 13,29; Dtn 7,1; 20,17; Jos 3,10; 9,1; 11,3; 12,8; 24,11; Jdc 1,4f; 3,3.5; 2 Sam 24,7; Es 9,1; Neh 9,8. 383 Cf. Gen 15,21; Ex 3,8.17; 13,5; 23,23; 33,2; 34,11; Dtn 7,1; 20,17; Jos 3,10; 9,1; 12,8; 24,11; Jdc 3,5; 1 Reg 9,20; Es 9,1; 2 Chr 8,7. Ausnahmen sind Listen mit besonderer territorialer Differenzierung (Num 13,29; Jos 11,3) und Neh 9,8, wo yswbyh in der Mitte steht. 384 tj dürfte auf die Vätergeschichte hin zu lesen sein, da er nur noch dort eine Rolle spielt: Gen 23,3.5.7.10.16.18.20; 25,10; 27,46; 49,32 (alle Belege in P). 385 Jdc 3,3 bietet die Abfolge: yndyxhw yn[nkhAlkw.

220

Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

vergleichbaren Aufzählungen breit belegte yzrp386 fehlt, doch ist man angesichts des singulären Charakters der beiden Listen fast geneigt, in Gen 10,16f mit einem Ausfall des yzrp zu rechnen.387 Auf jeden Fall ist aber festzuhalten, daß in Gen 10,15–19 von einer späten Kompilation auszugehen ist und aus der Aufzählung schlechterdings kein historisches Kapital geschlagen werden kann. Sie ist ein Produkt des postpriesterschriftlichen Redaktors nP. Spielt Gen 10,15–18 tatsächlich verdeckt auf Jos 3,10 an, so würde der Hinweis auf die Landnahme durchaus auf der Linie von Gen 9,20–27 und nicht zuletzt auch von Gen 8,20 liegen. Allerdings präsentiert dann der nichtpriesterschriftliche Ergänzer insgesamt eine Sicht der Kanaanäerfrage, die eher mit den Vorstellungen von Jdc 1 in Verbindung zu bringen ist. Die nP-Bearbeitung von Gen 10 setzt also an entscheidenden Stellen das narrativ entfaltete Konzept der Weinbauperikope fort. Dem kam bereits die literarische Grundlage der Priesterschrift insofern entgegen, als die ungewöhnliche, der Komposition geschuldete Voranstellung Japhets mit Blick auf Neuordnung des Verhältnisses von Sem und Japhet aufgenommen werden konnte, auch wenn der Redaktor in Gen 10,21 ausdrücklich die Unterordnung unter Sem betont. Die Japhetdarstellung der Priesterschrift ist für ihn völlig ausreichend, allenfalls kann überlegt werden, ob Gen 10,4b ein Zusatz aus seiner Feder ist.388

6. Der Turmbau (Genesis 11,1–9) Der Turmbau (Genesis 11,1–9) (1)

Und es geschah: die ganze Erde hatte eine Sprache und dieselben Worte. (2) Und es geschah als sie von Osten aufbrachen, da fanden sie eine Ebene im Lande Sin’ar und ließen sich dort nieder. (3) Da sagten sie, jeder zu seinem Nächsten: Auf, wir wollen Ziegel ziegeln und zu einem Brand brennen! Und der Ziegel war für sie ein Stein, und das Erdpech war für sie Mörtel. (4) Und sie sprachen: Auf, wir wollen für uns eine Stadt bauen und einen Turm, dessen Spitze an den Himmel reicht. Und wir wollen uns einen Namen machen, damit wir nicht über die ganze Erde zerstreut werden. (5) Und Jahwe stieg herab, um die Stadt und den Turm zu betrachten, die die Menschen bauten. (6) Und Jahwe sprach: Ein Volk sind sie und eine Sprache haben sie alle. Und dies ist der Anfang dessen, was sie tun. Und nun: nichts von allem wird ihnen verwehrt sein, was sie zu tun planen. (7) Auf, wir wollen hinabsteigen und dort ihre Sprache verwirren, damit sie nicht verstehen, jeder die Sprache seines Nächsten. (8) Und Jahwe zerstreute sie von dort über die ganze Erde, und sie hörten auf, die 386 Gen 15,20; 34,20; Ex 3,8.17; 23,23; 33,2; 34,11; Dtn 7,1; 20,17; Jos 9,1; 11,3; 12,8; 24,11; Jdc 1,4f; 1 Reg 9,20; Es 9,1; Neh 9,8; 2 Chr 8,7. 387 Dies bleibt insofern natürlich spekulativ, als die Überlieferungslage hierfür keine Anzeichen bietet. Als Abschreibeversehen ist der Ausfall aber gut denkbar. 388 Cf. M. Witte, Urgeschichte, 316f.

Der Turmbau (Genesis 11,1–9)

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Stadt zu bauen. (9) Darum nennt man ihren Namen Babel, denn dort hat Jahwe die Sprache der ganzen Erde verwirrt, und von dort hat Jahwe sie zerstreut über die ganze Erde.

Die Turmbauerzählung zeichnet sich durch eine Vielzahl von Wiederholungen aus, die natürlich eine Erklärung erfordern. Allerdings wird man darin nicht an allen Stellen einen Anlaß für den beherzten literarkritischen Zugriff erblicken dürfen.389 Denn die Relevanz der Wiederholungen für die Komposition des Abschnitts ist seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts mehrfach mit derselben Tendenz aufgewiesen worden.390 Wir nähern uns den Problemen der Turmbauerzählung – nicht zuletzt aufgrund der Ergebnisse mit Blick auf die vorangegangen nichtpriesterschriftlichen Texte – mittels einer Analyse der Gesamtkomposition und fragen erst dann nach möglichen literarischen Vorstufen. Eine erste, im wesentlichen bekannte Beobachtungen aufgreifende Übersicht mit Blick auf die Wiederholungen, die sich einigermaßen sicher zuordnen lassen, sei vorangestellt: A … tja hpc ≈rahAlk yhyw (1a) B r[nv ≈rab h[qb waxmyw … (2b) C μv wbvyw D wh[rAla vya wrmayw (3a) E … μynbl hnbln hbh F wnlAhnbn hbh wrmayw (4) G … ldgmw ry[ G ldgmhAtaw ry[hAta tarl hwhy dryw (5) F μdah ynb wnb rva E μtpc μv hlbnw hdrn hbh (7) D wh[r tpc vya w[mvy al rva C … μvm μta hwhy ≈pyw (8a) B lbb hmv arq ˆkAl[ (9a) A ≈rahAlk tpc hwhy llb μvAyk

389 S.i.f. 390 Cf. die Untersuchungen von Y.T. Radday, Chiasm in Tora; J.P. Fokkelmann, Narrative Art, 22ff; I.M. Kikawada, The Shape; P. Auffret, Essai sur la structure littéraire, 69ff, aber auch die kritische Bestandsaufnahme bei C. Uehlinger, Weltreich, 296ff; angesichts des analogen Aufbaus in Gen 9,21–24, wird man die doch deutlichen Stichwortentsprechungen entgegen den Einwänden von C. Uehlinger (a.a.O., 300) nicht unterbewerten dürfen. Zufall kann das alles nicht sein; cf. dementsprechend auch die Aufbauanalyse bei G.J. Wenham, Genesis 1–15, 234f; H. Seebass, Genesis I, 271; M. Witte, Urgeschichte, 96. Eine literarkritische Rekonstruktion von Vorstufen muß auf jeden Fall auch erklären können, wie es zu der detaillierten Endkomposition gekommen ist.

222

Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

Hält man sich allein an die Stichwortverbindungen,391 dann ist der Text chiastisch aufgebaut. Zwar ist dadurch bereits ein Großteil des Textes kompositionell abgedeckt, es ist aber auch nicht zu übersehen, daß bei weitem nicht alle Passagen in die literarische Struktur integriert sind. Das betrifft Gen 11,1b.3abb.4abb.8b.9b. Dennoch ist zunächst festzuhalten, daß die Komposition in der nichtpriesterschriftlichen Urgeschichte keineswegs analogielos ist; der Aufbau von Gen 11,1–9 entspricht im wesentlichen der Weinbauperikope Gen 9,20–24.392 Dies kann als ein erstes, wenngleich rein formales Indiz dafür gelten, daß wir es mit demselben Verfasser bzw. Bearbeiter zu tun haben. Allerdings ist der Text in Gen 9,21–24 konzentrisch um v.23ag (μhyba twr[ ta wskyw) herum gruppiert. Wie ist demgegenüber die Turmbauerzählung einzustufen, und wie sind die Passagen zu beurteilen, die sich nicht in den chiastischen Aufbau integrieren? Wenden wir uns also den Problemen des Aufbaus von Gen 11,1–9 zu. Die Annahme einer konzentrischen Komposition ist vor allen Dingen dann nicht schlüssig und zu Recht kritisiert worden,393 wenn das Zentrum in Gen 11,5aa, also der Herabkunft Jahwes (hwhy dryw) bestehen soll.394 So theologisch reizvoll dieser Gedanke auch sein mag, legt man strengere kompositionskritische Maßstäbe an, so wird man auf ein anderes Zentrum verwiesen, nämlich auf v.4abb: F wnlAhnbn hbh wrmayw (4) G ldgmw ry[ y μymvb wvarw z ≈rahAlk ynpAl[ ≈wpnAˆp μv wnlAhc[nw y tarl hwhy dryw (5) G ldgmhAtaw ry[hAta F μdah ynb wnb rva Die doppelte Rahmung durch wnlAhnbn hbh und μdah ynb wnb sowie durch ldgmw ry[395 ist aufgrund der identischen Stichworte gesichert. Durch die entgegengesetzte Richtungsanzeige mit Blick auf den Wohnort Jahwes sind darüber hinaus μymvb wvarw und tarl hwhy dryw aufeinander bezogen, so daß 391 Dabei entspricht die r[nv ≈rab h[qb aufgrund des Erzählduktus notwendigerweise lbb; cf. M. Witte, Urgeschichte, 95. 392 S.o. III.4. 393 C. Uehlinger, Weltreich, 299. 394 Etwa H. Seebass, Genesis I, 271. 395 Daß in Gen 11,8b nur die „Stadt“, nicht aber der Turm (ldgm) genannt wird, dürfte literarkritisch unergiebig sein. Es läßt sich mit gleichem Recht auch damit erklären, daß die Erwähnung von ldgmw ry[ die Komposition des Zentrums Gen 11,4f gestört hätte. Gen 11,8b ist eng mit v.9a verbunden, so daß eine Ausscheidung auch nicht aufgrund der Nichtintegration in die chiastische Komposition in Frage kommt. Anders liegen die Dinge in Gen 11,3b; s.i.f.

Der Turmbau (Genesis 11,1–9)

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die Herabkunft Jahwes als Angelpunkt der Komposition faktisch ausfällt. Im Zentrum steht vielmehr der Vers Gen 11,4abb, der die gestufte Zweckbestimmung des ganzen Unternehmens offenlegt: „wir wollen uns einen Namen machen, damit wir nicht zerstreut werden über die ganze Erde“. Nicht von ungefähr taucht der Finalsatz Gen 11,4b (≈rahAlk ynpAl[ ≈wpnAˆp) noch an zwei weiteren Stellen auf (Gen 11,8a.9b). Beide Wiederholungen stehen auch formal im engen Zusammenhang. Korrespondiert v.8a innerhalb der konzentrischen Komposition v.2bb (μv wbvyw) und verkehrt diesen in sein Gegenteil, so nimmt v.9b als endgültiges Resümee wiederum v.8a auf.396 Beide Verse rahmen insofern auch die Babelätiologie: A μta hwhy ≈pyw (8a) B … ≈rahAlk ynpAl[ μvm B μvmw … (9b) A ≈rahAlk ynpAl[ hwhy μxyph Damit ist aufgrund der bisherigen kompositionellen Beobachtungen das Hauptinteresse des Verfassers zumindest auf der Endtextebene relativ leicht zu bestimmen. Es geht weniger um den Turm- bzw. Städtebau, sondern um die auf die Strafreaktion Jahwes zurückgeführte Zerstreuung. Schwer verständlich – gerade auch mit Blick auf den Aufbau des Textes – ist und bleibt Gen 11,3b. Der Vers ist zwar in sich chiastisch angelegt, bleibt aber mit Blick auf die Gesamtanlage des Textes eigentümlich sperrig und funktionslos,397 so daß hier mit einem Zusatz gerechnet werden kann. Von einer gewissen Komplexität ist die Beurteilung von Gen 11,6, der aus der bisher eruierten Komposition deutlich herausragt. Zwar ist die Einleitung der Jahwerede hwhy rmayw auch auf den über das Wortspiel zwischen μynbl hnbln hbh (v.3aa) und μtpc μv hlbnw hdrn hbh (v.7a) sowie die Entsprechung von wh[rAla vya wrmayw (v.3aa) und wh[r tpc vya w[mvy al (v.7b) bestens in den Gesamtaufbau eingefügten v.7 bezogen, doch mindert dies die Schwierigkeiten von v.6 kaum. Nun handelt es sich bei Gen 11,6 aber genau um den Vers, der im Verbund mit v.7 deutliche Bezüge zu Gen 3,22 aufweist:398 396 Man vergleiche hierzu in Gen 3,17–19 den die Komposition des Adamfluchs beschließenden Chiasmus in Gen 3,19abb; s.o. III.1.1. 397 A rmjl μhl hyh B rmjhw || ˆbal hnblh B μhl yhtw A; cf. den Hinweis bei C. Levin, Jahwist, 131, der von einem Zusatz ausgeht, der auch nicht in die von ihm angenommenen nachjahwistischen Ergänzungen eingeordnet werden kann. 398 Cf. hierzu M. Witte, Urgeschichte, 87f; D.M. Carr, Fractures, 238, u.v.m. Literarkritische Differenzierungen sind in Gen 11,6f nicht zuletzt aufgrund der Parallelität zu Gen 3,22 nicht erforderlich, wie M. Witte, a.a.O., 88f, schlüssig aufzeigt. Gewisse Bezüge bestehen darüberhinaus zum nichtpriesterschriftlichen Sintflutprolog Gen 6,5.7, der analog zu Gen 11,5f zunächst vom „Sehen Jahwes“ (har) ausgeht und dann eine Rede (hwhy rmayw) anschließt. Cf. zur traditionsge-

224

Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

Gen 11,6

hwhy rmayw μlkl tja hpcw dja μ[ ˆh tc[l μljh hzw μhm rxbyAal ht[w … twc[l wmzy rva lk

Gen 3,22

μyhla hwhy rmayw wnmm djak hyh μdah ˆh [rw bwf t[dl jqlw wdy jlvyAˆp ht[w … μl[l yjw lkaw μyyjh ≈[m μg

Der parallele Aufbau beider Stellen – eine durch ˆh eingeleitete Situationsdiagnose gefolgt von der mit ht[w angeschlossenen Erwartung bzw. Befürchtung Jahwes – sowie die identische Sprechsituation, die dann vor allen Dingen in Gen 11,7 deutlich zu Tage tritt, läßt den begründeten Schluß zu, daß wir es hier mit demselben Verfasser zu tun haben dürften. Gen 3,22 war der post-P verfaßten Grundschicht von Gen 2f zugewiesen worden. Damit eröffnet sich die Alternative, ob es sich bei Gen 11,6 aufgrund der Nichtintegration in die konzentrische Komposition um einen Zusatz handelt, der eine im wesentlichen durchkomponierte Turmbauerzählung in das nichtpriesterschriftliche Stratum der Urgeschichte einfügen soll, oder ob Gen 11,6 auf derselben literarischen Ebene anzusetzen ist und dieser Teil der Jahwerede gerade wegen seiner Verbindung mit Gen 3,22 bewußt aus der Gesamtstruktur herausgenommen wurde. Die letztere Option dürfte insofern zutreffen, als nicht nur Gen 11,6 auf den nachpriesterschriftlichen Vers Gen 3,22 zurückgreift, sondern insbesondere die kompositionell bedeutsame Linie Gen 11,4b.8a.9b wiederum auf P rekurriert. Wir kommen darauf zurück. Zunächst gilt es, eine erste Schlußfolgerung mit Blick auf die literarische Beschaffenheit des Textes zu ziehen. Zwar sind in Gen 11,1–9 eine Vielzahl an literarkritischen Spannungen konstatiert worden,399 doch lassen sich die Anstößigkeiten weitgehend mit der Komposition erklären400 bzw. eine schlüssige Rekonstruktion von Vorlage und Ergänzungen ist wenig ergiebig.401 Auszuscheiden ist allenfalls Gen 11,3b. Nicht integriert sind nur schichtlichen Einordnung von ˆm rxbyAal mit Blick auf Hi 42,2b C. Levin, Jahwist, 132; M. Witte, Urgeschichte, 88. 399 Die literarkritischen Probleme sind zusammengestellt bei H. Gunkel, Genesis, 92–94; C. Westermann, Genesis, 711ff; K. Seybold, Turmbau, 458; C. Uehlinger, Weltreich, 308ff; C. Levin, Jahwist, 129ff; H. Seebass, Genesis I, 283f; R.G. Kratz, Komposition, 258f. 400 Die angeblich fehlende Präposition l vor ≈rahAlk in Gen 11,1a entspricht der Aufnahme in v.9a. Angesichts der Komposition ist auch die Differenzierung von ≈rahAlk (Gen 11,1a.9a) und ≈rahAlk ynpAl[ (Gen 11,4b.8a.9b) schlüssig. Ankündigung in v.7 und Ausführung in v.8 stimmen zwar nicht überein, das kann aber mit der invertierten Aufnahme von v.2f erklärt werden, der eine doppelte Ankündigung wie Ausführung zuwiderlaufen würde. 401 M. Witte, Urgeschichte, 89f, will ausgehend von der Relation zwischen Gen 11,6f und 3,22 die post-P Redaktionsschicht in Gen 11,1–9 rekonstruieren, die in v.1.3.4b.6f.8a.9abb bestehen soll. Angesichts der strukturierten Endkompostion bleibt die verbleibende Grundschicht allerdings relativ hypothetisch und zudem fragmentarisch.

Der Turmbau (Genesis 11,1–9)

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v.1b.3ab. Ansatzpunkte für eine weiterführende redaktionskritische Option sind damit nicht gegeben. Für Gen 11,1–9 dürfte insofern das Urteil von Budde im wesentlichen zutreffen, daß hier eine Erzählung vorliegt, „die rund und klar abgeschlossen ist“.402 Damit können wir uns den Fragen, die die Kontextualisierung der Turmbauerzählung betreffen, zuwenden. Der Sache nach nimmt sie das Thema der Verteilung der Völker aus Gen 10 nochmals auf und deutet die Zerstreuung jetzt als Strafe Jahwes. Blickt man auf dem Hintergrund unserer Kompositionsanalyse von Gen 11,1–9 auf die Einbindung der Turmbauerzählung in den Zusammenhang der Urgeschichte, so kann aber gerade der genaue Bezugspunkt der kompositionell durch die Zentralstellung hervorgehobenen Zweckbestimmung der menschlichen Aktivitäten Gen 11,4b sowie die eng damit verbundene Reaktion Jahwes in Gen 11,8a.9b nicht strittig sein. Gen 11,1–9 bezieht sich zwar auch auf Gen 10,403 die eigentliche Referenzstelle ist aber die Notiz von der Ausbreitung der Völker in Gen 9,19404 (≈rahAlk hxpn hlamw), die der Priesterschrift zuzuweisen ist. Das heißt: auch die Komposition Gen 11,1–9 ist post-P anzusetzen. Der Verfasser der nichtpriesterschriftlichen Texte Gen 9,20–27 und Gen 11,1–9 hat also auf Gen 9,18*.19 zwiefach Bezug genommen. Zum einen ist ihm an der Differenzierung der Noahsöhne mit Blick auf ihre Stellung zum Heiligkeitsgesetz Lev 20 gelegen, die der Völkertafel voransteht, zum anderen wird die Ausbreitung der Völker in der Turmbauerzählung auch auf dem Hintergrund von Gen 9,18–27 neu gedeutet. Da die Noahsöhne gerade nach ihrer Qualifizierung durch Gen 9,20–27 für die Völkertafel konstitutiv sind, ist auch für den Verfasser der nichtpriesterschriftlichen Texte post-P die direkte Fortsetzung durch die Völkertafel unumgänglich. Eine Postitionierung von Gen 11,1–9 im Anschluß an Gen 9 ist insofern ausgeschlossen. Wie ist nun das Verhältnis der Hauptlinie der Turmbauerzählung in Gen 11,4b.8a.9b zu Gen 9 des näheren zu beschreiben? Zunächst ist festzuhal402 K. Budde, Urgeschichte, 371; cf. C. Levin, Jahwist, 127. 403 Man denke an das Thema der Sprachenvielfalt, das in P bereits vorausgesetzt (Gen 10,5.20.31) und jetzt – analog dem Verhältnis von Gen 9,19 und 11,4b.8a.9b – ebenfalls in den Strafhorizont eingeordnet wird, auch wenn jetzt von hpc statt ˆwvl die Rede ist; cf. etwa M. Witte, Urgeschichte, 90. Gen 11,1–9 schließt aber auch an die nP-Erweiterungen der priesterschriftlichen Völkertafel an. Nachdem sich die Völker zur Zeit des Eber-Sohnes Peleg verstreut haben (Gen 10,25), siedeln die Joktan-Söhne im Ostgebirge (Gen 10,30). Differenzen ergeben sich mit Blick auf das nichtpriesterschriftliche Stratum von Gen 10 allerdings mit der Einführung Babels: in Gen 11,9 ist es Resultat der Bautätigkeit der Menschen, nach Gen 10,10 gehört es zum Herrschaftsbereich Nimrods; cf. etwa P. Weimar, Redaktionsgeschichte, 149; C. Uehlinger, Weltreich, 318. Da die Überarbeitung in Gen 10 was die Redaktionstechniken anbelangt literarisch ziemlich geschlossen vorgenommen wurde, kann man an dieser Stelle nur spekulieren, ob die Divergenzen nicht doch auf der Ebene rezipierten, aber literarisch umstrukturierten Quellenmaterials in Gen 10 anzusiedeln sind. 404 Cf. etwa K. Budde, Urgeschichte, 375ff; C. Westermann, Genesis, 712, u.v.m.

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Die nichtpriesterschriftliche Urgeschichte

ten, daß Gen 9,18f unter der Voraussetzung des Mehrungsbefehls und der Anweisung, die Erde anzufüllen (Gen 9,1.7), steht. Insofern kann die Turmbauerzählung mit dem Versuch der Menschen, der Zerstreuung entgegenzuwirken, auch als Widerspruch gegen den göttlichen Befehl aufgefaßt werden. Der Verfasser von nP hat die Ausgangslage allerdings durch die Einbringung von Gen 9,20–27 noch verschärft, insofern sich die Nachkommen Noahs mit Blick auf die Beachtung von Lev 20 unterscheiden, die dann in den Flüchen Gen 9,25–27 zusätzlich festgeschrieben wird. Dann ist Gen 11,1–9 nicht nur auf dem Hintergrund des Widerspruchs gegen den göttlichen Befehl zur Besiedelung der ganzen Erde verfaßt worden, sondern der Versuch der Menschen, durch den Stadt- und Turmbau der Zerstreuung entgegenzuwirken, gilt auch den Differenzierungen in Gen 9,25–27 und wird deswegen von Jahwe bestraft, indem er die einheitliche Sprache aufhebt und damit die Zerstreuung bewirkt.405

405 Liegen Gen 9,20–27 und 11,1–9 nicht nur mit Blick auf ihre Komposition sowie ihre postP-Entstehung auf einer Linie, so ist auf dem Hintergrund der deutlich an dem guten Verhältnis von Sem und Japhet gelegenen Episode Gen 9,20–27 auch die Ansetzung der Komposition von Gen 11,1–9 in die Zeit Alexanders des Großen, die M. Witte, Urgeschichte, 320ff, vorgeschlagen hat, gut vorstellbar.

IV. Zusammenfassung und Ausblick Zusammenfassung und Ausblick Ziel unserer Untersuchung war es nicht, die die Forschung an Pentateuch, Hexateuch oder gar Enneateuch aktuell bestimmenden Problemfelder aufzugreifen bzw. gar einer Lösung zuzuführen. Gerade mit Blick auf unsere Ergebnisse dürften sich die Schwierigkeiten, die die Einbindung von Gen 1–11 in gegenwärtigen Entstehungsmodelle bereitet, nicht ermäßigt, sondern eher verschärft haben. Dies betrifft weniger die Einschätzung des literarischen Charakters der Priesterschrift – hier kommt unsere Analyse mit Blick auf den Umfang der P zuzuweisenden Texte zu einem relativ konventionellen Resultat –, wohl aber die nichtpriesterschriftlichen Texte. Wir beschränken uns also abschließend vor allen Dingen darauf, das Ergebnis unserer Analyse zu bündeln.

1. Die Priesterschrift in der Urgeschichte Die Priesterschrift in der Urgeschichte Die biblische Urgeschichte entstand, was ihren wesentlichen Textbestand anbelangt, wahrscheinlich in lediglich zwei Phasen. Die literarische Grundlage ist das priesterschriftliche Stratum. Es weist, soweit für uns erkennbar, keine Lücken auf und umfaßt Gen 1,1–2,4a; 5,1–28. 29a(ohne rmal).30–32; 6,9(ohne qydx).10–22; 7,6f.8bb.9.11.13–16a.18–22.24; 8,1.2a.3–5.13a.14– 19; 9,1–17.18*.19.28f; 10,1–4a.5–7.20.22f. 31f; 11,10–26. Die Priesterschrift zeigt in der Urgeschichte ein einheitliches literarisches wie sachliches Profil. Es spricht zumindest mit Blick auf diesen Text nichts gegen das Urteil, daß es sich bei P um eine Quelle handelt. Die Priesterschrift ist ausweislich deutlicher Rahmungen in drei literarische Komplexe untergliedert, nämlich den Schöpfungsbericht Gen 1,1– 2,4a, die erste Menschheitsepoche Gen 5,1–9,29*, die mit der Sintflut ihr Ende findet, und die nachsintflutliche Menschheit Gen 10*; 11,10–26, die dann in Gen 11,27ff auf die Vätergeschichte zusteuert. Der auf den neuzeitlichen Rezipienten bisweilen überladen bzw. redundant wirkende Darstellungsstil rührt nicht zuletzt daher, daß sich ihr Verfasser ausgiebig der literarischen Technik chiastischer, partiell auch konzentrischer Verknüpfungen bedient hat, was mit einer gewissen Zwangsläufigkeit zu einer Vielzahl an Doppelungen und Wiederholungen führt. Das bedeutet im Gegenzug: an keiner Stelle der hier untersuchten Texte ist nicht zuletzt aufgrund dieser

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Zusammenfassung und Ausblick

Kompositionstechnik mit sekundärem, innerpriesterschriftlichem Textwachstum zu rechnen – auch nicht in den Versen Gen 1,29f; 9,4–7.16–17, die mitunter unter dem Verdacht stehen, auf den Eingriff von PS zurückzugehen. Gen 1,29 ist zusammen mit der Gottebenbildlichkeitsvorstellung aus Gen 1,26f in Gen 9,1–7 vorausgesetzt, die Regelung der Nahrung der Tiere in Gen 1,30 schließt sich gut an v.29 an, und Gen 9,16f ist in das Gesamtschema der Reden nach der Sintflut schlüssig integriert. Auch in dem Abschnitt Gen 9,4–7 deuten die – leichten – literarischen Spannungen der Regelung zum Blutgenuß in Gen 9,5 eher auf die literarische Transformation vorgegebenen Materials hin, als auf sekundäre Fortschreibung innerhalb von P. P ist in Gen 1,1–11,26* – soweit erkennbar – PG. Die chiastischen Verknüpfungen hat der Verfasser der Priesterschrift sowohl im Mikrobereich begrenzter Abschnitte – besonders kunstvoll vor allen Dingen im Sintflutprolog Gen 6,9–13 – als auch bei der Verbindung weiter reichender Bezugstellen vorgenommen. Was die Bestimmung des Umfangs von P anbelangt, so verdient in diesem Zusammenhang die Verbindung von Gen 6,10 und 9,18f besonderes Augenmerk. Zwar ist Gen 9,18a deutlich redaktionell um v.18b erweitert worden, doch ist der verbleibende Textbestand Gen 9,18a.19 offensichtlich auf Gen 6,10 rückbezogen; die Verse stellen eine Rahmung der Sintflutereignisse dar. Über Gen 9,19 ist dann aber die Völkertafel Gen 10 in ihrer leicht herauslösbaren literarischen Grundschicht Gen 10,1–4a.5–7.20.22f.31f der Priesterschrift zuzurechnen. Damit fehlt dem nichtpriesterschriftlichen Stratum nicht nur die Einführung der Noahsöhne Sem, Ham und Japhet, sondern auch eine Überleitung zu Gen 10*. Vorgegeben war P – man vergleiche etwa das Atram≤asis-Epos – natürlich die spannungsvolle Abfolge von Schöpfung und Flut. Der Verfasser der Priesterschrift hat aber diese Traditionsstoffe aus seiner Perspektive heraus umgeformt und den basalen urgeschichtlichen Gegensatz auch grundlegend neu gedeutet. Deutlich den Gegensatz von Schöpfung und Flut übergreifend ist vor allen Dingen das Menschenbild angelegt. Die Anthropologie ist positiv durch die Gottebenbildlichkeitsvorstellung gekennzeichnet. Dabei sind die einschlägigen Stellen Gen 1,26f; 5,1 und Gen 9,6 literarisch über den planvollen Wechsel der weitgehend bedeutungsgleich gebrauchten Bildterminologie – μlx und twmd – sowie, mit dieser korreliert, durch die alternativen Schöpfungsverben – arb und hc[ – aufeinander bezogen. Diese traditionsgeschichtlich aus der Herrschervorstellung stammende und durch P auf die im Schöpfungskontext allein in Mann und Frau differenzierte Menschheit bezogene Funktionsbestimmung realisiert sich zunächst im dominium animalium (Gen 1,26.28), dient aber nach der Flut auch ausdrücklich der Begründung der eigentümlichen Stellung und Würde des Menschen (Gen 9,6).

Die Priesterschrift in der Urgeschichte

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Sie gilt als unirritierbarer Hintergrund der Neuordnung der Schöpfung nach der Strafflut. Diese durchgehend positive Ursprungsdeutung des Menschen, die davon absieht, jede weitergehende institutionelle Ausdifferenzierung und Interaktionsordnung im urgeschichtlichen Kontext zu verankern und damit zu legitimieren, ist nun mit dem starken Kontrast zwischen der ausdrücklich als „sehr gut“ qualifizierten Schöpfungsordnung und dem Sintflutbericht, der gleich zu Beginn die totale Verderbtheit der Erde konstatiert, in Beziehung gesetzt. Zum Ausgleich kommt dieser Kontrast in den Gottesreden nach der Flut (Gen 9,1–17), insofern der Abschnitt literarisch kunstvoll sowohl auf den Flutprolog – vor allen Dingen Gen 6,17–21 – als auch auf den Schöpfungsbericht Gen 1,26–30 rekurriert. Der Einbruch der Sintflut wird bei P im Gegensatz zu den vielschichtigen Erklärungsansätzen der mesopotamischen Tradition nicht etwa als kontingenter Schicksalsschlag bzw. göttlicher Willkürakt gedeutet, der dann sogar die entsprechenden negativen Rückwirkungen für die Gottheit(en) zeitigt, sondern durchgehend auf dem Hintergrund des Tun-Ergehen-Zusammenhangs interpretiert. Ausgangspunkt ist dabei naturgemäß die universale Katastrophe selber, die durch den Einbruch der Urflut (Gen 7,11) korrelativ zum Schöpfungsbericht (Gen 1,2) kosmische Ausmaße erreicht. Dieser Universaldimension der Flut, von der alle Menschen, alle Landlebewesen und alle Vögel betroffen sind, entspricht naturgemäß die Diagnose für den Flutanlaß: alles Fleisch ist mit Blick auf den wechselseitigen Umgang verdorben (Gen 6,12ff), „Gewalttat“ (smj) hat die ganze Erde erfüllt. Damit ist der Logik der zugrundegelegten Weltdeutungsmatrix, also des Tun-Ergehen-Zusammenhangs, entsprochen. Soll nun eine Wiederholung der Flut ausgeschlossen werden, wie dies Gott in Form eines Bundesschlusses einseitig zusagt (Gen 9,8–17), so muß der ihr zugrundeliegende Verfehlungszusammenhang aufgebrochen werden, der in dem Regelungsbestand der Schöpfungsordnung Gen 1,26.28–30 zwar nicht vorgesehen, aber auch nicht ausgeschlossen war. Im Klartext bedeutet das nicht, daß der TunErgehen-Zusammenhang außer Kraft gesetzt, sondern daß ausgeschlossen werden muß, daß das Maß der Verfehlung universale Dimensionen erreicht und damit eine allumfassende Strafreaktion nötig wird. Dies geschieht in Gen 9,1–7 durch die Modifizierung des Schöpfungssegens Gen 1,28ff, indem tierische Nahrung jetzt ausdrücklich zugelassen und mit Blick auf die Tötung des Menschen die durch Gott selber garantierte individuelle Vergeltung vorgesehen wird. Die Schöpfung kommt gewissermaßen hier, wenn auch im Vergleich mit der ursprünglichen Konzeption weniger optimal ausgerichtet, zu einem Abschluß. Ihr grundsätzlicher Bestand ist nicht mehr gefährdet, und auf diesem Hintergrund kann es dann zur Ausbreitung der Menschheit kommen.

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Zusammenfassung und Ausblick

Die Priesterschrift, durch die universale Dimension des Sintflutstoffs auf dem Hintergrund des Tun-Ergehen-Zusammenhangs zum Entwurf eines entsprechenden Flutanlasses genötigt, bietet dabei mit Blick auf den Ursprung und die Art der weltzernichtenden Gewalttat unter den Geschöpfen allerdings keine explizite Ableitung, sondern begnügt sich allenfalls mit Andeutungen in der Genealogie Gen 5 und Gen 6,9, die mit Henoch und Noah immerhin ethisch-religiöse Ausnahmeerscheinungen nennt und damit zumindest eine Differenzierung in der Menschheit voraussetzt, was allerdings noch keineswegs mit der im priesterschriftlichen Sintflutprolog konstatierten Verderbtheit allen Fleisches kongruiert.1 Der Hinweis auf den aufgrund seiner Lebensführung entrückten und damit aus dem mundanen Tun-Ergehen-Zusammenhang ausgeschlossenen Henoch, vor allen Dingen aber die Qualifikation Noahs dürfte weniger der Erklärung der Gewalttat geschuldet sein, als vielmehr der begründeten Ausnahme Noahs von den Straffolgen dienen, die dann den Neubeginn nach der Flut ermöglicht. Tatsächlich entspricht der dem göttlichen Befehl strikt gehorchende Noah nicht zuletzt durch sein auch die Tiere einbeziehendes Verhalten dem in Gen 1,26ff entworfenen Bild vom Menschen. An allen hier kurz umrissenen charakteristischen Vorstellungen von P setzt das nichtpriesterschriftliche Bild vom Urgeschehen differenzierend und auch korrigierend an: am durch die Gottebenbildlichkeit geprägten Menschenbild, an der Interpretation der Sintflut nach dem Tun-ErgehenZusammenhang und an der schematischen Darstellung des Noah. Damit können wir uns der Charakterisierung von nP zuwenden.

2. Die nichtpriesterschriftlichen Bearbeitungen Die nichtpriesterschriftlichen Bearbeitungen Innerhalb des nichtpriesterschriftlichen Materials lassen sich zwei Schichten abheben. Zum einen das umfangreiche Stratum Gen 2,1.4b–8.16–25; 3,1–23; 4,1–5.8–26; 5,29a(nur rmal)b; 6,5f.7*.8.9(nur qydx); 7,1–5.10.12. 16b.17.22f; 8,2b.6.8–12.13b.20–22; 9,20–27; 10,8–19.21.24–30; 11,1–9, zum anderen Gen 2,1.10–15; 3,24; 4,6f; 6,1–4; 6,7ab; 8,7; 11,3b. Wie die zuletzt genannte Schicht, die die erstere voraussetzt, zu charakterisieren und einzuordnen ist, kann aufgrund des geringen Textbestandes nur angedeutet werden. Die Bezüge insbesondere zwischen Gen 2,10–15, 3,24 sind auf1 Nicht ganz befriedigend ist auch der Hinweis auf die sinkenden Lebensalter; cf. etwa N. Lohfink, Die Priesterschrift, 235ff. Auch bei dem Verfahren, die Art der von P gemeinten Gewalttat im Rückschluß aus den Neuregelungen mit Blick auf den Schöpfungsimperativ in Gen 9,1–7 zu erheben, wundert man sich ob der fehlenden narrativen Vorbereitung – der scharfe Kontrast zwischen Schöpfung und Flut bleibt bestehen.

Die nichtpriesterschriftlichen Bearbeitungen

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grund des gemeinsamen traditionsgeschichtlichen Hintergrundes in der Jerusalemer Tempeltheologie ausgesprochen eng, so daß von einer zusammenhängenden Ergänzung ausgegangen werden kann. Hinzuzunehmen ist wahrscheinlich auch das Engelehenexzerpt Gen 6,1–4. Abgehoben davon dürfte – wenn überhaupt sekundär – der Gen 3,16 rezipierende weisheitskritische Zusatz Gen 4,6f sein. Um partiellen kontextuellen Ausgleich in der Sintflutperikope bemüht zeigen sich die knappen Ergänzungen in Gen 6,7ab; 8,7, die aber der Grundintention des übrigen nichtpriesterschriftlichen Materials zuwiderlaufen. Gen 11,3b ist ein explizierender Zusatz, der allerdings die Komposition von Gen 11,1–9 erheblich stört. Die Abschnitte Gen 2,10–15; 3,24; 4,6f; 6,1–4; 6,7ab; 8,7; 11,3b sind aber keinesfalls – das ist auf jeden Fall festzuhalten – mit einer Priesterschrift und nichtpriesterschriftliche Texte verbindenden Redaktion gleichzusetzen. Denn die Verbindung von P und nP erfolgte bereits auf der Ebene der mit Gen 2,4b einsetzenden Schicht; und vor allen Dingen der galt unser Interesse. Was zunächst die literarische Eigenart dieser Schicht betrifft, so stellt das nichtpriesterschriftliche Material zum einen keine selbständige Urgeschichte im Sinne eines durchlaufenden und unabhängig von P entstandenen oder gar vorpriesterschriftlichen Textstratums dar, bzw. es läßt sich aus diesem Material auch literar- oder redaktionskritisch keine solche herauspräparieren. Dieses Urteil basiert nicht nur auf dem oftmals notierten Sachverhalt, daß nP mit Blick auf solche Stoffe Lücken aufweist, die im Zuge der Zusammenarbeitung von nP und P notgedrungen, zumindest nicht ohne erzähltechnische Volten zu schlagen, schwerlich doppelt hätten berichtet werden dürfen – wie etwa der Bau der Arche –, sondern vor allen Dingen darauf, daß sich ein durchlaufendes und P noch nicht voraussetzendes Textstratum etwa zwischen Gen 2–4* und der nichtpriesterschriftlichen Interpretation der Sintflut oder zwischen Sintflut, Weinbauperikope, Völkertafel und Turmbauerzählung allenfalls postulieren, aber nicht rekonstruieren läßt. Zu rechnen ist zwar in nP mit der Aufnahme von – durchaus schriftlichen – Traditionen, etwa mit Blick auf den in Gen 5 literarisch transformierten Grundbestand der Kainitengenealogie Gen 4,17–24 oder die in der Sintflut rezipierten Motive der dreifachen Aussendung der Taube sowie des Opfers nach der Flut. Ob diese allerdings jemals einen eigenständigen, also von P unabhängigen literarischen Zusammenhang bildeten, oder – im Falle des nichtpriesterschriftlichen Sintflutstratums – nicht sogar direkt aus der mesopotamischen Literatur rezipiert wurde, wie das auch der Zusatz in Gen 8,7 nahelegt, ist aufgrund des vorhandenen Textbestandes und seiner Eigenart schlechterdings nicht mehr zuverlässig aufzuklären. Zum anderen ist aber auch nicht einfach von einer Redaktion auszugehen, die etwa nach dem Modell einer Fragmentenhypothese verschiedene eigenständige nichtpriesterschriftliche Vorlagen etwa der Schöpfungs- oder

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Zusammenfassung und Ausblick

Sintfluttradition mit P verknüpfte. Dafür ist nicht nur, wie bereits festgestellt, die Basis schlüssig zu rekonstruierender Traditionsstücke viel zu schmal, sondern die nichtpriesterlichen Texte sind – trotz ihrer materialen Eigenprägung – über weite Passagen ohne die Bezugnahme auf die Priesterschrift schwer vorstellbar. Oder, um es vorsichtiger zu formulieren: wenn der Verfasser vorliegende Stoffe aufgenommen hat, wurden diese literarisch völlig neu strukturiert und eben nicht nur um einzelne Zusätze, die literarkritisch noch zu eruieren wären, erweitert.2 Deutlich ist dies vor allen Dingen im hinteren Teil der Urgeschichte. Insbesondere die nichtpriesterschriftlichen Anteile an der Völkertafel sind literarisch auf den priesterschriftlichen Grundbestand abgestimmt. Aber auch die Erzählung von Noahs Weinanbau Gen 9,20–27 – literarisch soweit erkennbar homogen und auf dem Hintergrund von Lev 20, also post-PG entworfen – ist erst über Gen 9,18b an Gen 9,18f angeschlossen worden. Wer in Gen 9,20–27 den Zielpunkt der in Gen 5,29 mit Noah verbundenen Erlösungsvorstellung mit Blick auf die Fluchfolgen in Gen 3,17 vermutet, hat mit ziemlicher Sicherheit einen post-P Text im Visier. Vergleichbares gilt auch für die Turmbauerzählung. Diese ist analog zu Gen 9,20–27 konzentrisch aufgebaut und nimmt auf denselben Anschlußtext, nämlich den zu P gehörenden Vers Gen 9,19, aber auch auf Gen 3,22 Bezug. Damit stehen die Erzählungen von Schöpfung und Fall (Gen 2f*), von Kain und Abel (Gen 4*) sowie die nichtpriesterschriftlichen Texte der Sintflut (Gen 6,5–8,22*) auf dem Prüfstand, die eigentliche Nagelprobe. Was Gen 2,4b–3,23* betrifft, so kann man zum einen damit argumentieren, daß Gen 2,4b im Verbund mit dem priesterschriftlichen Rahmenvers Gen 2,4a als literarische Imitation von Gen 5,1 aufgefaßt werden kann. Erheblich größeres Gewicht kommt allerdings der Rezeption des priesterlichen Speisegebotes Gen 1,29 im Adamfluch Gen 3,18b zu. Obwohl als Anspielung an den Schöpfungsbericht von P deutlich erkennbar, ist doch die Komposition des Adamfluchs Gen 3,17–19 so kunstvoll und einheitlich gestaltet, daß einer literarkritischen Ausscheidung von v.18b schlicht die Basis fehlt. Das nicht zuletzt ausweislich von Gen 9,1–7 auch der Segnung Gen 1,28 zuzurechnende priesterschriftliche Speisegebot wird durch den Adamfluch post-P kontrastiert. Darüberhinaus weist Gen 3,17–19 durch chiastische Stichwortentsprechung auch auf den deutlich in die priesterschriftliche Genealogie eingefügten Vers Gen 5,29b voraus, so daß hier post-P eine Brücke von Gen 1,29 über Gen 3,17–19 zur Noahfigur in Gen 5,29b geschlagen wird. Zugleich ist aber festzuhalten, daß die drei Flüche in Gen 2,14–19 in den vorangehenden und literarisch einheitlichen Erzählzusammenhang des „Sünden2 Cf. die von N. Lohfink, Fortschreibung?, 176, mit Blick auf Dtn 12 genannten Alternativen.

Die nichtpriesterschriftlichen Bearbeitungen

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falls“ Gen 2,25–3,13 vorzüglich eingebunden sind. Die „Fallerzählung“ einschließlich der Fluchsequenz (Gen 2,25–3,19) ist wiederum eng mit der Schöpfungserzählung Gen 2,4b–2,24 verknüpft. Zwar läßt sich in Gen 2,4b–2,24 die Paradiesesgeographie Gen 2,10–14 zusammen mit dem auf den sekundären Vers Gen 3,24 abzielenden Verbindungsstücks Gen 2,15 ausscheiden. Der verbleibende Textbestand Gen 2,4b–8.16–24 ist jedoch literarkritisch nicht weiter zu beanstanden und weist analoge chiastische Kompositionsmuster wie Gen 2,25–3,19 auf. Das priesterschriftliche Speisegebot Gen 1,29 – die Zuweisung von Kraut und Fruchtbäumen als Nahrungsgrundlage – wird nun nicht nur in Gen 3,18b rezipiert, sondern kehrt zugleich in Gen 2,16f wieder, also in der Anweisung Jahwe Elohims, daß sämtliche Bäume des Gartens zur Nahrung zur Verfügung stehen, allerdings unter Ausklammerung des für den Erzählfortgang konstitutiven Erkenntnisbaumes. Das Speisegebot der Priesterschrift ist also in seinen beiden Komponenten präsent und wird invertiert aufgenommen: im Paradiesgarten sind Baumfrüchte die Nahrungsgrundlage, außerhalb desselben das Kraut des Feldes. Es herrscht zunächst auch derselbe Vegetarismus wie in P. Gen 3,20–23 bildet sodann gleichsam die Synthese zwischen dem auf P hin entworfenen Text Gen 2,4b–8.16–25; 3,1–19 und P, insofern nicht nur die Linien des nichtpriesterschriftlichen Materials – Gen 2,5.7f; 3,5.7.16 – in invertierter Abfolge zusammengezogen werden, sondern vor allem Gen 3,22 aufgrund seines Themas – der Gottverähnlichung bzw. Gottebenbildlichkeit – wie auch der analogen Gesprächssituation – Plural der Selbstermunterung – auch auf Gen 1,26 Bezug nimmt. Auf der Linie von Gen 3,22 liegt dann auch Gen 11,6. Eng angelehnt an Gen 2,4b–3,23* ist sodann Gen 4. Wie schon oftmals beobachtet, ist Gen 4,25f bereits deutlich auf die priesterschriftliche Genealogie hin orientiert, die dann zusätzlich durch die Charakterisierung Noahs in Gen 5,29b pointiert wird. Da allerdings Gen 4,1 literarisch auf derselben Ebene wie Gen 4,25 anzusetzen ist, die Erzählung von Kain und Abel Gen 4,1–16 mit Ausnahme von 4,6f bruchlos und in sich homogen an Gen 4,1 anschließt, ist auch hier die Annahme eines post-P komponierten Textstratums wahrscheinlich. Allein die Kainitengenealogie Gen 4,17–24 dürfte aufgrund des literarischen Verhältnisses zu Gen 5 zumindest auf eine auch P bekannte Liste zurückgehen. Sie wird in Gen 4 um der Aufgliederung der Menschheit in Kainiten und Sethiten willen vorgenommen. Der Verfasser von Gen 2,4bff hatte mit Blick auf P vor allen Dingen ein Interesse: die Vertiefung und auch Korrektur der priesterschriftlichen Anthropologie, die sich mit der Vorstellung von der Gottebenbildlichkeit verbindet. Um der Ätiologie seiner ambivalenten Verbundenheit mit dem Akkerboden sowie seines Todesschicksals willen, wird der Mensch zunächst

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Zusammenfassung und Ausblick

aus dem Ackerboden geformt. Sein eigentliches Menschsein ist darüber hinaus durch die Gottähnlichkeit in der Erkenntis von Gut und Böse bestimmt. Diese – deutlich dem weisheitlichen Vorstellungshorizont entstammende – Konzeption wird indes narrativ zugespitzt. Sie besteht nämlich nicht einfach in der Unterscheidungsfähigkeit von Lebenszuträglichem und Lebensabträglichem, da der Mensch über diese Urteilskraft bereits vor dem eigentlichen „Sündenfall“ verfügt, wie Darstellung der Frau in Gen 3,6 erhellt, die – auch ohne erst in die erkenntnisstimulierende Baumfrucht gebissen zu haben – die Früchte des Erkenntnisbaumes als genußtauglich einstufen kann (lkaml ≈[h bwf). Sie liegt vielmehr auf der Linie von Gen 2,25; 3,7.21, die anhand der Scham paradigmatisch das Bewußtsein der statusbezogenen Differenziertheit, aber auch der Verantwortlichkeit der Menschen voreinander und nicht zuletzt mit Blick auf Gott einführt (Gen 3,8–11), also tendenziell in der Entdeckung ihrer ethisch-religiösen Personalität besteht. Nicht von ungefähr entzündet sich die so verstandene Gottverähnlichung anhand der Nichtbefolgung eines Gottesgebotes (Gen 2,16). Genau dieses Bewußtsein der Differenziertheit und wechselseitigen Selbständigkeit ist dann der Ausgangspunkt für ambivalente Herrschaftsverhältnisse, zunächst anhand der Neuordnung der Geschlechterdifferenz vorgeführt. Auf dieser Linie sind dann aber nicht nur der durch die kontingente und damit distanziert undurchsichtige Reaktion Jahwes auf das Opfer motivierte Brudermord in Gen 4 und die sich daran anschließenden Ausdifferenzierungen sowie der Versuch, in der Turmbauerzählung gewissermaßen die Einheit des Menschengeschlechts zu symbolisieren, die dann in Zerstreuung und Sprachverwirrung endet, verständlich, sondern letztlich auch die Einführung der Noahgestalt, die nicht der grundlegenden Disposition des Menschen als eines eigenständigen, wenn auch falliblen Wesens entgegenzuwirken vermag, wohl aber den damit verbundenen Fluchfolgen. Die Bedeutung der Noahgestalt geht für nP allerdings nicht in dem Gehalt von Gen 5,29* auf, sondern zeichnet sich im Rahmen der Sintflutereignisse durch weitergehende Aspekte aus, die in der Einhaltung der göttlichen Ordnung des Heiligkeitsgesetzes (Gen 8,20) ihren Höhepunkt erreichen. Die nichtpriesterschriftlichen Ergänzungen zur Sintflutperikope sowie die Erzählung von Noahs Weinanbau sind schon aufgrund ihrer Einfügung in den Zusammenhang des priesterschriftlichen Sintflutberichts aufeinander bezogen. Sie sind zudem aber auch mit Blick auf ihre gemeinsame literarische Referenz, nämlich Lev 20, eng miteinander verbunden. Von besonderer Wichtigkeit ist die Einschätzung des literarischen Charakters der Sintflutperikope, da hier priesterschriftliche Grundlage und nichtpriesterschriftliche Texte verschränkt auftreten. Die heterogene Darstellung der Sintflut ist – das macht die formanalytische Untersuchung deutlich – wohl nicht durch die Zusammenarbeitung zweier ursprünglich selb-

Die nichtpriesterschriftlichen Bearbeitungen

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ständiger Quellen, sondern durch die systematische Überarbeitung der priesterschriftlichen Grundlage durch nP zustande gekommen. Das nichtpriesterschriftliche Material trägt literarisch wie traditionsgeschichtlich – man denke vor allen Dingen an den Prolog Gen 6,5–8 aber auch an die Rezeption des erst post-P anzusetzenden 40-Tage-Schemas – Züge eine post-PBearbeitung. Dies zeigt sich vor allen Dingen anhand der programmatischen Reflexionen, die der Verfasser Jahwe zu Beginn und am Ende der Sintflut zuschreibt: Gen 6,5–8 und 8,20–22. Sie sind zugleich der Ort, an dem der Widerspruch zur P–Version zu Tage tritt und dementsprechend massive Korrekturen vorgenommen werden. Der Prolog der nP-Fassung ist mit Ausnahme der Sequenz in Gen 6,7ab literarisch homogen und ebenso wie der Epilog in Gen 8,21 kompositionell an den priesterschriftlichen Flutprolog angelehnt. Die zwingend notwendige Ausscheidung von Gen 6,7ab läßt die Pointe klar hervortreten. Bestand die Innovation der Priesterschrift mit Blick auf den traditionellen Sintflutstoff vor allen Dingen in der Deutung desselben nach Maßgabe des Tun-Ergehen-Zusammenhangs – d.h. der Sintflutstoff wurde gewissermaßen vom Ergebnis her interpretiert und deswegen ein der universalen Katastrophe entsprechender Anlaß behauptet –, so verläßt der Verfasser von nP selbstverständlich nicht die weltanschauliche Matrix des Tun-ErgehenZusammenhangs bzw. – auf dem Hintergrund von Jer 18,7–12 – der gerechten Vergeltung Jahwes. Er deutet den Sintflutstoff aber nicht vom Resultat, sondern vom Auslöser her. Dieser ist nun aber entscheidend eingeschränkt. Als Ursprung des Bösen gilt seiner vertieften Einsicht nach nicht die ganze Welt (Gen 6,12), sondern allein der Mensch auf der Erde (Gen 6,5), nicht der Wandel aller Lebewesen, Tiere wie Menschen, sondern allein das menschliche Herz als humaner Ort des Denkens, der Willensbildung und somit Ursprung folgenreicher Handlungsentwürfe. Daß Gen 2,4b–4,26*; 5,29* trotz ihrer Aufnahme in Gen 8,21 diesen überscharfen Ton in der Anthropologie noch nicht erahnen lassen, wenngleich die Voraussetzungen bereitstellen, spricht nicht für literarische Heterogenität von nP, sondern ist der Konfrontation mit der universalen Strafdimension des Sintflutstoffs als solchem geschuldet. Die strikt anthropologische Verortung der Bosheit konfligiert mit dem priesterschriftlichen Sintflutstoff insofern, als sie zwar die totale Vernichtung des Menschengeschlechts zu begründen vermag, nicht jedoch die aller Lebewesen. Indes ist das Dilemma, das sich aus der Anwendung der Sicht des Menschen auf den Sintflutstoff ergibt, dem Kritiker der priesterschriftlichen Sintflutkonzeption nicht entgangen. Der Verfasser von Gen 6,5–8* hat aber auch gesehen, daß es nur auf einer Ebene gelöst werden kann, nämlich auf der Ebene der sintflutauslösenden Instanz selber. Dies geschieht im Sintflutepilog Gen 8,21, wo Jahwe ein für allemal zusichert, die Strafflut

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Zusammenfassung und Ausblick

nicht mehr zu wiederholen, da nur des Menschen Herz von Kindesbeinen an böse ist und eben nicht – so ist zu ergänzen – alle Lebewesen. Die Korrekturen an der Priesterschrift in Gen 6,5–8 und Gen 8,21f werden allerdings literarisch so exponiert, daß sie zur priesterschriftlichen Fassung erzählerisch nicht im Widerspruch stehen, nämlich eben nicht als Jahwerede an die Sintflutüberlebenden, sondern als Selbstreflexion Jahwes. Pointiert auf anderem Hintergrund gedeutet wird im nichtpriesterschriftlichen Kontext die Gestalt des Noah. Erschien bei P Noah im wesentlichen als der dem göttlichen Befehl gehorsame Fromme, so wird er in nP auf dem Hintergrund der anthropologische Grundbestimmung in Gen 6,5 nicht nur huldvoll von den Straffolgen der Flut dispensiert (Gen 6,8), sondern mit ihm ist bereits in Gen 5,29 eine Heilshoffnung mit Blick auf Gen 3,17–19 verbunden, nämlich die Erlösung von der Mühsal des Ackerbaus, also die Ermäßigung der Umstände der Lebensführung. Das ebenfalls im Adamfluch verhängte Todesschicksal bleibt davon naturgemäß unberührt. Noch deutlichere Konturen gewinnt er durch sein Verhalten nach der Flut (Gen 8,20). Dabei ist es von nicht geringer Bedeutung, daß sich die einzige Parallele zum Noahopfer mit der im göttlichen Befehl Gen 7,2f fundierten Unterscheidung von reinen und unreinen Tieren, nämlich Vieh und Vögeln, im Heiligkeitsgesetz (Lev 20,25; vgl. auch die analoge Tiersequenz in Gen 7,8) findet. Die Beobachtung gewinnt dadurch an Gewicht, daß auch die sich anschließende und literarisch einheitliche Weinbauperikope genau auf diesen Text Lev 20 bezieht. Es ist von daher wahrscheinlich, daß wir es an beiden Stellen mit einer narrativen Umsetzung der Landnahmekonzeption des Heiligkeitsgesetzes zu tun haben. Im Verbund mit dem in nP für die Sintflutdauer zugrundegelegten 40-Tage-Schema liegt es nahe, daß Noah tendenziell nach Maßgabe des Mose, wenn auch im urgeschichtlichen Rahmen gezeichnet wird. Nicht zuletzt der ihm zugeschriebene Fluch über Kanaan sowie der Völkersegen über Japhet und Sem (Gen 9,25–27) weist in diese Richtung. Die deutliche Bezogenheit auf die Priesterschrift, die traditionsgeschichtlichen und literarischen Hintergründe, die nP erkennen läßt, sowie das Bild, das der Verfasser der nichtpriesterschriftlichen Texte von den urgeschichtlichen Abläufen nicht zuletzt im Horizont der charakteristischen Pentateuchstoffe – Gebotsgehorsam, Mosegestalt, Landnahme – entwirft, lassen den Schluß zu, daß er die Formierungsprozesse des Pentateuch bereits vor Augen bzw. im Rücken hat. Mehr als diese relative Einordnung ist zunächst nicht möglich und bedarf weiterer Untersuchung, auch wenn die dominante Einführung Japhets in Gen 9,20ff und Gen 10,21 sowie der vermutliche historische Hintergrund der Turmbauerzählung es nicht außerhalb des Vorstellbaren erscheinen lassen, daß wir die entscheidende Formierung der biblischen Urgeschichte erst in frühhellenistischer Zeit anzusetzen haben.

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–, Das formgeschichtliche Problem des Hexateuch, in: ders., Gesammelte Studien zum Alten Testament, TB 8, München 1958, 9–86. –, Das theologische Problem des alttestamentlichen Schöpfungsglaubens, in: ders., Gesammelte Studien zum Alten Testament, TB 8, München 1958, 136–147. –, Der Anfang der Geschichtsschreibung im alten Israel, in: ders., Gesammelte Studien zum Alten Testament, TB 8, München 1958, 148–188. –, Die Priesterschrift im Hexateuch, BWANT 65, Stuttgart-Berlin 1934. –, Die Theologie der Priesterschrift, in: ders., Gesammelte Studien zum Alten Testament II, TB 48, München 1973, 165–188. –, Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes, in: ders., Gesammelte Studien zum Alten Testament, TB 8, München 1958, 101–108. –, Theologie des Alten Testaments. Bd. 1. Die Theologie der geschichtlichen Überlieferungen Israels, München 1987. –, Verheißenes Land und Jahwes Land im Hexateuch, in: ders., Gesammelte Studien zum Alten Testament, TB 8, München 1958, 87–100. RADDAY, Y.T., Chiasm in Tora, LingBibl 19, 1972, 12–23. RECHENMACHER, H., Gott und das Chaos. Ein Beitrag zum Verständnis von Gen 1,1–3, ZAW 114, 2002, 1–20. REISER, W., Die Verwandtschaftsformel in Gen. 2,23, ThZ 16, 1960, 1–4. RENAUD, B., Les généalogies et la structure de l’histoire sacerdotale dans le livre de la Genèse, RB 97, 1990, 5–30. RENDTORFF, R., Das überlieferungsgeschichtliche Problem des Pentateuch, BZAW 147, Berlin/New York 1977. –, Genesis 8,21 und die Urgeschichte des Jahwisten, in: ders., Gesammelte Studien zum Alten Testament, TB 57, München 1975, 188–197. –, Hermeneutische Probleme der biblischen Urgeschichte, in: ders., Gesammelte Studien zum Alten Testament, TB 57, München 1975, 198–208. –, L’histoire biblique des origines (Gen 1–11) dans le contexte de la rédaction „sacerdotale“ du Pentateuque, in: A. de Pury u.a. (Hg.), Le Pentateuque en question, MoBi, Genf 1989, 83–94. –, The ‚Yahwist‘ as Theologian? The Dilemma of Pentateuchal Criticism, in: J.W. Rogerson (Hg.), The Pentateuch, Sheffield 1996, 15–23. RICHTER, H.-F., Das Liedgut am Anfang der „jahwistischen“ Urgeschichte, WO 25, 1994, 78–108. –, Das Liedgut am Anfang der ‚jahwistischen‘ Urgeschichte (Forts.), WO 30, 1999, 95–124. –, Zur Urgeschichte des Jahwisten, BN 34, 1986, 39–57. RICHTER, W., Die Bearbeitung des „Retterbuches“ in der deuteronomischen Epoche, BBB 21, 1964. –, Urgeschichte und Hoftheologie, BZ NF 10, 1966, 96–105. Riem, J., Die Sintflut in Sage und Wissenschaft, 21925. ROBINSON, R.B., Literary Functions of the Genealogies of Genesis, CBQ 48, 1986, 595–608. RÖMER, T., Hauptprobleme der gegenwärtigen Pentateuchforschung, ThZ 60, 2004, 289–307. ROSE, M., Deuteronomist und Jahwist. Untersuchungen zu den Berührungspunkten beider Literaturwerke, AThANT 67, Zürich 1981. RÖSEL, M., Die Übersetzung der Gottesnamen in der Genesis-Seputaginta, in: D.R. Daniels u.a. (Hg.), Ernten, was man sät. FS K. Koch, Neukirchen-Vluyn 1992, 357–377. –, Übersetzung als Vollendung der Auslegung. Studien zur Genesis-Septuaginta, BZAW 223, Berlin/New York 1994. ROST, L., Der Schöpfungsbericht der Priesterschrift, ChuW 10, 1934, 172–178. –, Noah der Weinbauer. Bemerkungen zu Genesis 9,18ff., in: ders., Das kleine Credo und andere Untersuchungen zum Alten Testament, Heidelberg 1965, 44–53. –, Theologische Grundgedanken der Urgeschichte, in: ders., Das kleine Credo und andere Untersuchungen zum Alten Testament, Heidelberg 1965, 36–44. –, Zum geschichtlichen Ort der Pentateuchquellen, in: ders., Das kleine Credo und andere Untersuchungen zum Alten Testament, Heidelberg 1965, 25–35.

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Literatur

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–, Genesis 1–11, NEB 5, Würzburg 52000. –, Noch einmal zur Vorgeschichte der Paradieserzählung Gen 2,4b–3,24, BN 67, 1993, 43–54. –, Prolegomena eines Alttestamentlers zur Erbsündenlehre, QD 37, 1968. –, Quellen und Redaktion in Gen 2,4b–4,16, BZ 18, 1974, 45–64. –, Traditions- und Redaktionsgeschichte in Gen 6,1–4, BZ 11, 1967, 66–78. SCHEFFCZYK, L., Die Frage nach der Gottebenbildlichkeit in der modernen Theologie, in: ders. (Hg.), Der Mensch als Bild Gottes, WdF CXXIV, Darmstadt 1969, IX–LIV. SCHENKER, A., Die Stiftungserzählung des Brandopfers. Wie versteht Gen 8:20–31 das Brandopfer?, in: ders., Studien zu Propheten und Religionsgeschichte, SBAB 36, Stuttgart 2003, 143–154. SCHMID, H.H., Auf der Suche nach neuen Perspektiven für die Pentateuchforschung, in: J.A. Emerton (Hg.), Congress Volume Vienna 1980, VT.S 32, Leiden 1981, 375–394. –, Der sogenannte Jahwist. Beobachtungen und Fragen zur Pentateuchforschung, Zürich 1976. –, Gerechtigkeit als Weltordnung. Hintergrund und Geschichte des alttestamentlichen Gerechtigkeitsbegriffes, BHTh 40, Tübingen 1968. –, Vers une théologie du Pentateuque in: A. de Pury u.a. (Hg.), Le Pentateuque en question, MoBi, Genf 1989, 361–386. –, In Search of New Approaches in Pentateuchal Research, in: J.W. Rogerson (Hg.), The Pentateuch, Sheffield 1996, 24–32. SCHMID, K., Buchgestalten des Jeremiabuches. Untersuchungen zur Redaktions- und Rezeptionsgeschichte von Jer 30–33 im Kontext des Buches, WMANT 72, Neukirchen-Vluyn 1996. –, Die Unteilbarkeit der Weisheit. Überlegungen zur sogenannten Paradieserzählung Gen 2f. und ihrer theologischen Tendenz, ZAW 114, 2002, 21–39. –, Erzväter und Exodus. Untersuchungen zur doppelten Begründung der Ursprünge Israels innerhalb der Geschichtsbücher des Alten Testaments, WMANT 81, Neukirchen-Vluyn 1999. –, Kollektivschuld? Der Gedanke übergreifender Schuldzusammenhänge im Alten Testament und im Alten Orient, ZAR 5, 1999, 193–222. SCHMIDT, H., Die Erzählung von Paradies und Sündenfall, SGV 154, Tübingen 1931. SCHMIDT, L., Das 4. Buch Mose. Numeri 10,11–36,13, ATD 7,2, Göttingen 2004. –, Die Kundschaftererzählung in Num 13–14 und Dtn 1,19–46. Eine Kritik neuerer Pentateuchkritik, ZAW 114, 2002, 40–58. –, Literarische Studien zur Josephsgeschichte, BZAW 167, Berlin/New York 1986, 127–297. –, Literatur zum Buch Numeri, ThR 63, 1998, 241–266. –, Rezension von T. Pola, Die ursprüngliche Priesterschrift, ThLZ 124, 1999, 1112–1114. –, Studien zur Priesterschrift, BZAW 214, Berlin/New York 1993. –, Zur Entstehung des Pentateuch. Ein kritischer Literaturbericht, VuF 40, 1995, 3–28. SCHMIDT, W.H., Alttestamentlicher Glaube, Neukirchen-Vluyn 81996. –, Die Schöpfungsgeschichte der Priesterschrift. Zur Überlieferungsgeschichte von Genesis 1,1– 2,4a und 2,4b–3,24, WMANT 17, Neukirchen-Vluyn 31973. –, Ein Theologe in salomonischer Zeit? Plädoyer für den Jahwisten, BZ 25, 1981, 82–102. –, Einführung in das Alte Testament, Berlin/New York 51995. –, Elementare Erwägungen zur Quellenscheidung im Pentateuch, in: J.A. Emerton (Hg.), Congress Volume Leuven 1989, VT.S 43, Leiden/New York 1991, 22–45. –, Exodus I. Exodus 1–6, BK II/1, Neukirchen-Vluyn 1988. –, Plädoyer für die Quellenscheidung, BZ 32, 1988, 1–14. SCHMITT, H.-C., Arbeitsbuch zum Alten Testament. Grundzüge der Geschichte Israels und der alttestamentlichen Schriften, Göttingen 2005. –, Das sogenannte jahwistische Privilegrecht in Ex 34,10–28 als Komposition der spätdeuteronomistischen Endredaktion des Pentateuch, in: J.C. Gertz u.a. (Hg.), Abschied vom Jahwisten. Die Komposition des Hexateuch in der jüngsten Diskussion, BZAW 315, Berlin/New York 2002, 157–171. –, Das spätdeuteronomistische Geschichtswerk Genesis I – 2 Regum XXV und seine theologische Intention, in: ders., Theologie in Prophetie und Pentateuch, BZAW 310, Berlin/New York 2001, 277–294.

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Literatur

–, Die Erzählung vom Goldenen Kalb Ex 32* und das deuteronomistische Geschichtswerk, in: S.L. McKenzie/T. Römer (Hg.), Rethinking the Foundations. Historiography in the Ancient World and in the Bible. FS J. Van Seters, BZAW 294, Berlin/New York 2000, 235–250. –, Die Hintergründe der „neuesten Pentateuchkritik“ und der literarische Befund der Josefsgeschichte Gen 37–50, in: ders., Theologie in Prophetie und Pentateuch, BZAW 310, Berlin/New York 2001, 89–107. –, Die Josephsgeschichte und das Deuteronomistische Geschichtswerk. Genesis 38 und 48–50, in: ders., Theologie in Prophetie und Pentateuch, BZAW 310, Berlin/New York 2001, 295–38. –, Die Suche nach der Identität des Jahweglaubens im nachexilischen Israel. Bemerkungen zur theologischen Intention der Endredaktion des Pentateuch, in: ders., Theologie in Prophetie und Pentateuch, BZAW 310, Berlin/New York 2001, 255–276. –, „Priesterliches“ und „prophetisches“ Geschichtsverständnis in der Meerwundererzählung Ex 13,17–14,31, in: A.H.J. Gunneweg/O. Kaiser (Hg.), Textgemäß. FS E. Würthwein, Göttingen 1979, 139–155. –, Redaktion des Pentateuch im Geiste der Prophetie. Beobachtungen zur Bedeutung der „Glaubens“-Thematik innerhalb der Theologie des Pentateuch, in: ders., Theologie in Prophetie und Pentateuch, BZAW 310, Berlin/New York 2001, 220–237. –, Tradition der Prophetenbücher in den Schichten der Plagenerzählung Ex 7,1–11,10, in: ders., Theologie in Prophetie und Pentateuch, BZAW 310, Berlin/New York 2001, 38–58. SCHMUTTERMAYR, G., „Schöpfung aus dem Nichts“ in 2 Makk 7,28? Zum Verhältnis von Position und Bedeutung, BZ N.F. 17, 1973, 203–228. SCHORCH, S., Euphemismen in der Hebräischen Bibel, OBC 12, Wiesbaden 2000. SCHOTTROFF, W., Der altisraelitische Fluchspruch, WMANT 30, Neukirchen–Vluyn 1969. SCHRADER, E., Studien zur Kritik und Erklärung der biblischen Urgeschichte Gen. Cap. I–XI. Drei Abhandlungen. Mit einem Anhange: Die Urgeschichte nach dem Bericht des analistischen und nach dem des prophetischen Erzählers, Zürich 1863. SCHRADER, L., Kommentierende Redaktion im Noach–Sintflut–Komplex der Genesis, ZAW 110, 1998, 489–502. SCHREINER, J., Art. twdlwt etc., ThWAT VIII, Stuttgart u.a. 1995, 571–577. SCHREINER, J., Art., dly etc., ThWAT III, Stuttgart u.a. 1982, 633–639. SCHROER, S., Art. Lebensbaum, NBL II, Zürich 1995, 602–603. –, Art. Lebensbaum II. Altorientalische und antike Kunst, RGG4 V, Tübingen 2002, 150–151. SCHÜLE, A., Made in the „Image of God“: The Concepts of Divine Images in Gen 1–3, ZAW 117, 2005, 1–20. SCHUNK, K.-D., Henoch und die erste Stadt. Eine textkritische Überlegung zu Gen. 4,17, Henoch 1, 1979, 161–165. SCHWEITZER, A., Johann Sebastian Bach, Leipzig 1963. SCHWEIZER, H., Literarkritik, ThQ 168, 1988, 23–43. SCORALICK, R., Einzelspruch und Sammlung. Komposition im Buch der Sprichwörter Kapitel 10– 15, BZAW 232, Berlin/New York 1995. SEEBASS, H., Art. Pentateuch, TRE XXVI, Berlin/New York 1996, 185–209. –, Genesis I. Urgeschichte (1,1–11,26), Neukirchen-Vluyn 1996. –, Genesis II. Vätergeschichte I (11,27–22,24), Neukirchen-Vlyun 1997. SEIDEL, B., Entwicklungslinien der neueren Pentateuchforschung im 20. Jahrhundert, ZAW 106, 1994, 476–485. SEIDEL, H., Genesis 4,19–21 und der Ursprung der Kultur, in: H. Obst (Hg.), Überlieferung und Geschichte. FS G. Wallis, Wissenschaftliche Beiträge/Martin-Luther-Universität HalleWittenberg 1990/38 (A 125), Halle 1990, 23–34. SELLIN, E., Die biblische Urgeschiche, BZSF I.11, Berlin 1905. SELMS, A.V., The Canaanites in the Book of Genesis, OTS 12, 1958, 182–213. SEYBOLD, K., Art. bvj etc., ThWAT III, Stuttgart u.a. 1982, 243–261. –, Die Psalmen, HAT I/15, Tübingen 1996. –, Der Turmbau zu Babel. Zur Entstehung von Gen XI 1–9, VT 26, 1976, 453–479.

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Bibelstellenregister (in Auswahl)

Genesis 1,1–2,4a

1,1–3 1,1 1,2 1,3 1,4 1,11f 1,14 1,21 1,22 1,26f 1,26 1,27 1,28–30 1,28 80, 1,29

1,30 1,31 2,1 2,2–4 2,3 2,4–4,26 2,4

2,4b–3,24 2,4b–7 2,5 2,6

12, 15–17, 22f, 56, 91, 97, 100, 227 133 23f, 39f, 93, 130 25, 229 25 25 108, 135 22 25, 31 73f 11, 30, 37, 40, 82, 145 38f, 73, 144, 228f 25, 29, 37f, 127, 144f, 228f 77, 80–82, 229 10, 29, 37f, 40, 56, 70f, 73f, 98, 144, 228 22, 31f, 70, 81f, 98, 100f, 106–109, 144– 146, 228, 233 28, 31f, 80f 56 26, 230 134 31, 131 16f, 37, 39, 181 14, 23f, 25f, 31, 34, 39f, 53, 93, 98, 130– 133, 231 12, 29, 204, 232f 133 100, 103f, 136, 142, 163 134, 136

2,7–22 2,7 2,8 2,9 2,10–14 2,15 2,16 2,17 2,18–20 2,18 2,19 2,20 2,21f 2,23 2,24 2,25–3,7 2,25 3,1–6 3,1 3,2 3,3–5 3,3 3,4 3,5

3,6 3,7–10 3,7 3,9 3,11–13 3,11

137 100, 104, 130, 134, 142 130, 134–136, 142f 107f, 123–125, 135, 141f, 146 134, 136, 143, 230 130, 134, 136, 143, 163f, 230 100, 107, 109, 123,135f, 146 103, 107–109, 123, 127, 135 137 113, 120, 125, 128 113, 120, 128, 137,141 113, 128, 141 138 138f 121, 139 107, 120–122, 146 120–127, 138f, 209 107, 118f, 121 118, 120, 124, 128, 146, 158f 107 123 108, 141 103 10, 103, 122, 124–126, 141f, 146 124f 120 118, 121, 125– 127, 142, 209 163 112, 116 107f, 119f

3,12 3,13 3,14–19 3,14–16 3,14 3,15 3,16

3,17–19

3,17

3,18 3,19 3,20–24 3,20 3,21 3,22

3,23f 3,23 3,24

4,1–16 4,1–5 4,1

4,2 4,6f

107, 119f 110–113, 119, 127, 163 10, 107, 117, 169 115f 99, 109–111, 113f, 119 114 99, 109–113, 139, 142, 163, 178, 231 40, 100–104, 123,133, 145, 153, 163–165, 190, 223, 232 99f, 105f, 109, 111–114, 116, 164, 168, 172f, 174, 178, 186, 188, 190, 201 100, 104, 106f, 233 99, 104, 134 129, 145, 159 138–140, 142, 163,186 141f 10, 36, 107, 123, 127, 141f, 144, 209, 223f, 232 108 127, 133, 140, 142–144, 153 109, 123, 140, 142–144, 163f, 230 233f 150–153 48, 126, 132f, 148–150, 153, 158–161, 163 163, 204 155, 230f

265

Bibelstellenregister 4,7 4,8 4,9 4,10 4,11

4,12–15 4,14 4,15 4,16–24 4,16 4,17–26 4,17 4,18 4,19 4,20–22 4,24 4,25f 4,25 4,26 5,1–9,29 5,1–32 5,1–5 5,1–3 5,1f 5,1 5,2 5,3 5,6f 5,28 5,29

5,32 6,1–4 6,1 6,5–9,17 6,5–8,22*

163f 153–155 163 155f, 163 98, 100, 103f, 155, 163f, 169, 190, 201 156–158 163, 178 186 12 158, 163 148f, 165, 231 48, 132, 159– 161 36, 48, 161, 201 161 161f, 201 149 16, 165 37, 133, 149, 153, 159f, 162f 14, 162f, 203, 214 16f, 210 15, 22, 30, 60, 149, 202, 227 36 11, 35, 38, 49, 132, 159 26, 37 14, 24, 30, 34, 40, 82, 228 25, 29, 39 30, 39, 160 35f 33 16, 40f, 98, 103–106, 109, 163, 165, 168f, 172f, 178, 186, 190, 201, 204, 211, 232, 236 41, 47–50, 52, 208 15, 54, 169, 210f, 230f 203, 214 12 45, 170, 232, 235f

6,5–8

6,5

6,6f 6,6 6,7 6,8f 6,8 6,9–9,29* 6,9–22 6,9

6,10

6,11–13 6,11f 6,11 6,12 6,13 6,14–16 6,17–21 6,17 6,18

6,19 6,19f 6,21 6,22 7,1–5 7,1

7,2 7,3 7,4 7,6–9

54, 106, 169, 171, 182, 185, 189, 210f 10f, 43, 171, 175–177, 179f, 187f 10, 177f 175, 182 175, 177–181, 230f 163 178f, 181, 199 15, 44, 227 22, 192, 228 14, 24, 34, 47– 49, 52f, 56, 94, 169, 192, 194f, 207 26, 48f, 52, 56, 75, 87, 208, 228 53–57, 78, 179 39, 43, 53, 181, 229 49 53, 176f, 179f, 187f 53, 177, 179, 181 57 57f, 69, 229 43, 58, 69, 86f, 91 43, 58, 66, 68– 70, 86f, 193– 195 58, 64, 66, 68, 193 43, 62–64, 69 69 58 174, 181, 189, 192, 195 43, 48, 163, 181, 192f, 195, 199, 207 43, 60, 65, 183f, 193f 60, 64f, 183f, 193f 43, 64, 172f, 178, 181, 195f 22, 65, 91, 194

7,6 7,7–9 7,8 7,9 7,10 7,11 7,12 7,13–16 7,13 7,14f 7,14 7,15 7,16 7,17 7,18–22 7,18 7,19 7,20f 7,21f 7,22f 7,23 7,24 8,1–5 8,1–2 8,2 8,3 8,4f 8,5 8,6–12 8,7 8,8 8,13–19 8,13f 8,15–17 8,15 8,16 8,17 8,18 8,20–22 8,20 8,21f 8,21

43, 47, 61, 67, 196 43, 60, 62f, 66 64, 169 64 195f 22, 43, 60f, 67, 192, 196, 229 43, 61, 66, 172f, 195f 22, 43, 60f, 66 50, 208 62 64f 63 62, 64, 197 44, 65, 172f, 197 22, 65f 44, 197 197 44 197f 44 175, 178, 180, 198 22, 66 22 43, 66f, 198 44 44, 66f, 198 67 44 43, 199 230f 178 22 43, 67, 178 43, 46 68 50 74f, 80, 89 50 106, 170f, 199, 204 64, 163, 182, 199, 204, 234 44, 103f, 178, 181 14, 98, 100, 141, 171f, 176, 178, 185f, 187–189, 204

266 9,1–19 9,1–17 9,1–7 9,1–5 9,1–3 9,1 9,2 9,3 9,4–7 9,4f 9,6 9,7 9,8–17 9,8f 9,10 9,11 9,12 9,13 9,14–16 9,14 9,15 9,16f 9,16 9,17 9,18–27 9,18f

9,19 9,20–27

9,20f 9,20 9,21–24 9,21 9,22 9,23 9,24–27 9,24 9,25–27 9,26 9,27

Bibelstellenregister 22, 46 50, 69, 189 32, 68, 189f, 229 75 28, 70, 81 68, 73f, 77, 189, 226 74, 76f, 82 69, 72, 74–77, 82 15, 22, 44, 72, 75, 77f, 228 77–80 11, 30, 38, 72, 79, 82, 228 30, 69, 71, 73– 75, 77, 89, 226 44, 68, 70, 89f, 229 68–70, 72, 84f 83, 85 69, 84–87, 91 70, 84, 87f, 90f 87f, 90f 84, 89 92 69, 86–91 15, 22, 44, 46, 70f, 228 88, 90–92 68, 84, 87f, 90f 44, 51 15, 17, 26, 44, 46, 50–52, 56, 63, 70f, 75, 93, 201f, 207f, 228, 232 48, 75, 225 15, 52, 169, 184, 225f, 232 201 203f 203 205 205, 207 202, 205f 207f 205, 208 16, 207, 209f 207 209

9,28f 9,28 9,29 10 10,1–7 10,1

10,2 10,4 10,5 10,6 10,7 10,8–19 10,8–12 10,8 10,10 10,11 10,13f 10,13 10,15 10,16–18 10,18 10,20

10,21–30 10,21–25 10,21 10,22f 10,22 10,24–30 10,24–26 10,24 10,26 10,28f 10,29 10,31f 10,32 11,1–9 11,3 11,4 11,5 11,6 11,7 11,8f

12, 22, 47, 50, 52, 202 91 169 44 22, 52, 213, 227f 14, 18, 24, 34, 47, 50, 53, 94, 208 94, 96, 214 93f, 96 95f, 217 94, 207, 214 96 93, 216f 215f 201, 203, 213 225 218 216, 218 201, 213 201, 213, 219f 213, 218–220 217f 22, 26, 52, 95, 201, 213, 217, 227f 201, 216f 213f 93, 213, 220 22, 41, 52, 96, 201, 213f, 227f 94 93 213 201 201 218 217 22, 26, 52, 95, 213, 227f 16, 18, 47, 75, 94–96 12, 15f, 215, 221f 224, 230 222, 225 177, 222 203, 224 223 222f, 225f

11,10–26

12, 15, 22, 95, 215, 227 11,10 14, 16, 18, 24, 34, 42, 47, 53, 94 11,12f 42 11,26 18, 47 11,27–32 34, 227 11,27 14, 18, 24, 34, 53, 94 12,1–3 13f 12,8 14, 208 13,10 14 13,13 177 15,19–21 218 16,11 160 17,2.7.21 84 17,7 84, 92 17,9.11 91 17,13 92 17,19 84, 92 17,21 84 18,21 177 18,22–33 193 19,3 208 19,7.9 177 19,19.30–38 193 19,37f 201 21,5 33 21,6 208 25,12–26* 34, 95 25,12.19 14, 24, 53 25,26 33 26,30 208 27,4.7 208 29,14 138 29,31 177 30,7–19 160 35,22–26 34 36,1–5 34, 95 36,1.9 14, 24, 53 36,4f 36 36,40–43 34 37,2 14, 24, 34, 53 37,3 208 46,8–27 34 46,34 187 47,9 33 49,25 61 Exodus 1,7 3,7

74, 80 177

267

Bibelstellenregister 6,1 6,4 11,1 12,40 13,17–15,21 14,13 17,14 20,26 22,25f 27,1ff 29,25–41* 31,16 32–34 32,12– 14.32f 33,13.16f 34,9

140 84 140 33 12 208 171 205 141, 209 183 171, 183 92 180, 199 171 178 178

Levitikus 18,6f.8–19 20

185, 205f 185, 225, 232, 234 20,11.17–21 205f 20,17 206 20,22–26 183–185, 204, 207 20,22 184 20,23 184 20,24 184 20,25 183f, 206 Numeri 3,1 13f 13,25 13,28f 14,33f 32,13

24, 34, 53 173 173 218 173 173

Deuteronomium 2,7 173 2,25 76 5,6–21 20 6,15 171 9,14 171 11,25 76 19,21 72 20,6 204 22,25–27 155 25,6.19 171 25,15 206 29,4 173 29,19 171

Josua 3,10 5,6

219f 173

1 Samuel 12,2 14,35 17,33 22,15

187 204 187 204

2 Samuel 8,15–18 19,8 20,23–26 22,16

20, 167 187 20, 167 197

1 Könige 4,1–6 6,1 18,12

20, 167 33 187

2 Könige 19,29

204

Jesaja 37,30 47,3 47,12.15 51,10 58,7 65,21

204 205f 187 61 141 204

Jeremia 3,24f 18,7–12 22,21 31,5 48,44

187 171f, 180 187 204 187

Ezechiel 4,6 4,14 7,2f.6 16,8 16,36f 16,37 16,60 17,22–24 22,10 23,10.18.29 28,11–19 28,13.15 28,26

173 187 55 206 205 206 92 108 205 205 108 25 204

31,3–9 31,7 37,26

108 61 92

Hosea 2,7 2,11

204 206

Amos 7,4 8,2 9,14

61 55 204

Micha 4,4

204

Zefanja 1,13

204

Sacharja 13,3

187

Psalmen 8 18,16 24,2 36,7 71,5.17 90,3 103,14 104,29 107,37 129,1f 143,2 145,16

11, 30 197 61 61 187 141 106 106 204 187 141, 186 141, 186

Hiob 1,21 10,9 12,10 24,6–10 28,1 28,21 30,23 31,18 34,15

141 106 141, 186 141 141 186 141, 186 187 106

Proverbien 3,18 11,30 13,12 15,4 31,16

108 108 108 108 204

268 Rut 3,9 4,17 4,18–21 4,18

Bibelstellenregister 206 201 34 24, 53

Kohelet 3,20 5,14 8,6 12,7

106 141 171 106

Threni 1,8 3,17

206 187

Daniel 2,30 4,7ff Esra 3,8 1 Chronik 1,15f 2,42 4,11 7,31 28,9 29,18

141, 186 108

2 Makkabäer 7,28 23 Sirach 40,1

141, 186

Jubiläen 5,2–5

54

204

218 201 201 201 171 171

Römerbrief 5,12–21 9 1 Korinther 15,21f 9