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German Pages 220 Year 1796
D L e n st p f l L ch e. C i n Schauspiel in fünf Anfjügrn.
Von
August Wilhelm Jffland.
Leipzig,
bei Georg Joachim Gischen, i 7 9 ö.
Dienstpflicht. Ein Schauspiel tn fünf Aufzügen.
Person«»: Der Fürst.
Kammerherr von Falkenberg. 3*ey Zagpjunker!
KriegSrath Dallner.
Hofräthin Rosen, Wittwe, fein« rechter. Ernst, ihr e°h», Secrttarr Dallner, ihr »rüder. Ztistizrarh Listar. Gerretair Fallbring. Decker Ehlers. Daruch, -an»«ltjude. Wender, Leidlakay M Zürsteit.
FallbringS Bedienter. Untero^icier Gruner.
Kanrleybote.
Erster
A u f z u g.
Zimmer beim Justizrath Listar.
Erster Auftritt. Der Jude Daruch fltzt schon iw Zimmer.
Secretair Fallbr i n g tritt ein.
Fallb ring« Äha! Meister Baruch auch schon da? Baruch. Kute Morgen, Hürr Sekertary! gehr auf.
Fallbring. Auch der Jüstiz die Cour machen — Herr Baruch 1 Baruch. Jo — bei dem Hilsts ach eppes? der kehr grad durch'. Fallb ring. Ja, es ist ei» Eden mann, der HerrLtstar, das ist wahr. Abrr
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Dienstpflicht.
mit allem dem — ein gutes Wort findet eine gute Stelle. Baruch.
Worum nich?
Fallb ring. Meister Baruch ist gescheid, weiß sich zu drehen und zu wenden. Baruch. Mer muß wohl, als mer vom Fleck will.
Fallbring. Will er in ein paar Stun, den zu mir kommen, Baruch? Wir kön nen einen Handel machen. Baruch. winne !
Zs doch an Sie nick- zu ge
Fallbring. wissen.
Das kann
man
nicht
Baruch. Was solls? wolle Sie mer verdorbene Frucht aufhenge?
Fall bring. Frucht? wie käm ich dazu ? Baruch. O main'. Sie unKanpeni — habe Sie doch die Lieferung für die Armee, un für die Lazerctter? Fall bring. das ist vorbei.
Zch war dabei interessirt;
Ein Schauspiel. Kratelir,
Baruch.
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wann- glücklich
Mer sagt doch allerhand davon.
vorbei iß.
Fallbking.
Allerhand? wie ist das?
Was weß ichs? Kriegsrach
Baruch.
Dallner solls gewiß untersuchet habe —
alle Welt spricht davon. Fallb ring.
Hm! es ist ein eigensin,
Niger, wunderlicher Mann, der alte Dallner. Baruch. Wunderlich? jo. Aber ge, walts brav! Un die Soldat« brülle wie die Löwe gege de Becker Ehlers un Kanpeni.
Nu — Sie gehe jv ins Haus? Dallners,
Bei die
mein ich.
Fallbring.
Za, back thue ich;
da
hat auch seine Ursachen, warum ich hingehe.
Baruch.
Zch weeß, ich weeß.
Von
wegen de tausend Daler, wo sie vordeMai-
«rsche Kinder zu fordern habe. Nu — do läßt sich doch ein Wort rede mit de Lait.
Fallbring. Baruch.
Weßhalb?
Was weeß ichs? —
Wie
habe sie gesagt dervvr? — ein tut Wort findet ä tut« Stelle.
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Dienstpflicht.
Zweiter Auftritt. Vorige.
Iustizrath
Listar.
Justizrath. Es ist mir leid, daß ich Sie habe warten lassen. Fallbring. Ich bin eben erst gekom men, Herr Justizrath < Justizrath. Was gibtS, Herr Baruch ?
Baruch. Mit verlab — wenn ich allein könnt mit sie rede.
Justizrath, inSaottin«. Das wird wohl bald abgethan seyn. Wollen sie indeß — er dem« auf fein Zimmer.
Fallbring.
Mit Vergnügen, geht dahin.
Ein Schauspiel.
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Dritter Auftritt.
Baruch,
I u st l z r a t h.
Iustizrath. Baruch.
Nun ?
Do, lese sie.
-ier ihm eine
Obligation./
Justizrath. Kriegsrath Dallner mit Unterschrift des Sohnes und der Tochter, suchen tausend Thaler aufzunehmen? Baruch. ich se schaffe?
Ich soll se schaffe.
Justiz rath. wissen.
Kanu
Das muß Herr Baruch
Baruch. Ich mane so. Sie kehn ins Haus. Ost un viel. Sie müsse wisse, wie es steht? Der alte Kriegsrath, brav is er. Aber die brave Lait greife «ich zu. Dir Tochter, die Wittwe Rosen? A liebes Kind. Aber — die zwe Auge sie ack ihr bescht Ka pital. Der Sohn, der Zekkertare — au waih!
Iustizrath.
Nun?
Baruch. Was weeß ichs? Er hengt do an der Wittwe Waldner. Die Schwe-
Dienstpflicht.
io
(ter hat als vor ihn bezahlt.
Aber es langt
nimmer zu. Justizrath.
Geht das mich an?
Baruch. Jo. Wenn sie inS Haus kehe als Bräutigam, müsse se wisse, wo Daler liege un wo käne liege. I u st i z r a t h. Ich bin kein Bräutigam.
Baruch.
Ru, wann ste es'nmal wer,
de — frage se nur mich — Worum? die
Schiff fahre all stolz derher mit Segel un
Flagge —
aber kai Ladung habe se doch
pich, kai Ladung! — Nu, un mit dem
Kappetal? — soll ichs wage?
Iustizr - th.
Warum nicht?
Baruch.
Sie wolle das Kappetal der,
mit abzahle,
was an der Vormundschaft
fehlt, vom Schwiegersohn, vom verstorbne Rosen, vom Hofrath.
Justiz rath. Baruch.
Das geht mich nichtsan.
Geschaide Lait keht alles an,
alles! befehl mich!
geht.
Ein Schauspiel.
Vierter
n
Auftritt.
Zustizrath geht an da«Zimmer. Fallbring kommt heraus.
Zustizrath.
Wollen sie Platz neh
men ?
Fallbring. »-meint «s. Ich werde ganz kurz seyn, denn ihre Zeit ist kostbar.
Dg
ich nun nach des seligen Hvfrath Rosens Tod die Vormundschaft über die Maiersche Kinder habe antreten müssen,
so kann und
darf ich auch das Interesse dieser Kinder nicht vernachlässigen. Zustizrath.
Gewiß nicht.
F a l l b r i n g.
Tausend Thaler Kapital
— die fehlen einmgl den Maierschen Kin
dern an der Masse,
wie sie mir von dem
Schwiegervater des seligen Hofraths,
dem
Herrn Kriegsrath Dallner übergeben ist.
Zustizrath.
F a l l b r i n g.
Richtig.
Die Auszahlung der tau
send Thaler an den Hofrath ist erwiesen.
Zustizrath.
Richtig: das ist st«.
Dienstpflicht.
I?
Fallbring.
Und die tausend Thaler
sind nicht da. Kein Schein, keine Obliga tion, keine Annotation ins Hausbuch —
nichts gibt eine Auskunft, wo sie hingekom« men sind.
Sie gestehen doch,
daß das utu
begreiflich ist. Justiz rath. so plötzlich.
Der gute Mann starb
Vielleicht hat er sie kurz vor
seinem Tode ausgeliehen, und —
Fallbring.
Wahrscheinlich. Aber an
wen? — die Frau
weiß
nichts.
Der
Schwiegervater, der alte Dallner, weiß nichts. Auch der Schwager, der junge Dall ner, — sagt — daß er nichts wisse —es ist unbegreiflich — unbegreiflich. Justizrath.
Fallbring.
Die Wittwe — Sehn sie,
daß es der
junge Dallner nicht weiß, das begreife ich
gar nicht.
Justizrath.
Warum nicht?
Fallbring.
Da der Hofrath Rosen
ihm gewöhnlich alles gesagt hat — und da
er ihn sehr lieb gehabt hat. so —
Sehr lieb —-
Ei« Schauspiel. Zustizrath. doch nicht! Fallbring. Zustizrath. Mann von Ehre.
Fallbring.
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Inzwischen weiß er es
Ja, so sagt er —• So ist es.
Er ist ein
Natürlich. Natürlich —
von Ehre — und von einem sürtrefflichert Herzen. Ein gutdenkender, wohlthätiger Mensch, der ein zärtliches Herz hat für Wittwen undWaisen. — Wenn er nur da/ durch nicht selbst leidet. Justizrath.
Fall bring.
Wie so? Menn er sich entblößte
und selbst leiden sollte? das wäre traurig. So ist da zum Beispiel ie Wittwe Wald ner, zu der er denn fleißig ins Haus geht, an der er viel thut — denn er erhält sie mit Kind und Kegel, hat auch des Mannes Rezeß bezahlt, sonst wären sie alle von
Stuhl und Dank gejagt — die mag er auch für eine ehrliche Frau halten.
Justiz rath. nicht hin.
Gewiß.
Sonst ging er
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Dienstpflicht.
Fallbring.
Ach, das ist leichte Waa
re, Herr Justizrach! — schweres Geld.
Zustizrath.
die kosten ihn
Das ist die Sache sei
ner Ueberzeugung und seines Beutels. Fallbking.
Seines
Deutels?
ja, ja.
Justiz rath.
Also?
was verlangen
sie von mir?
Fallbring.
Daß sie doch der Familie
einreden, daß sie es mir nicht zurechnen, daß ich auf der Zahlung der tausend Tha ler für meine Mündel bestanden bin. Justiz rath.
Wer kann ihnen übel
deuten, daß sie thun, was sie nicht unter lassen dürfen?
Fallbring.
Mir ist es so leid. —
Justizrath.
Aber ob die Frau in die
Verbindlichkeit ihres Mannes wird treten wollen, ob sie nicht ihr Eingebrachtes for
dern wird — Fallbring. Hm — das war gering — über rathen sie ihr, daß sie nicht darauf be
stehet.
Mein Herz leibet freilich,
wenn
Eitt Schauspiel.
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ich Haran denke, wie die arme junge Frau dadurch ihr bischen Habe verliert, oder Ab,
zug an der kleinen Pension könnte leiden müssen.
Jusiizrath.
Das wäre
denn doch
nicht zu ändern, wenn sie bezahlen soll.
Fallb ring.
Und daß des guten seli-
gen Hvfraths Accuratesse so dabei in- schlechte ^icht geräth. Denn sehen sie; da nun hinzu kommt, daß er so ungemein gutherzig wat und liebreich — so — ich sage ihnen, mit dem Kapital —
ist es und bleibt es
wahrhäftig unbegreiflich — Unbegreiflich! Justizrath.
Und so denke ich —
zerbrechen wir uns den Kopf nicht mit dem,
was wir nicht ergründen können. F a l l b r i n g. Da haben sie recht. Der jenige aber, der das Geld hat und meldet sich nicht, und läßt die liebe junge Frau in
der Verzweiflung
— wenn man ihn wüßte
— mit dem füllte man kein Mitleid haben.
Justiz rath.
Da man ihn aber nicht
weiß — Fallbring. Wahrhaftig! wenn mafl Vermuthungen hätte —
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Dienstpflicht.
Justizrath. Haben sie Vermuthun gen ? Fallbring. HM — Nein. Wenn ich aber welche bekomme, Herr Zustizrath! so werde ich der Spur folgen.
Justiz rath.
Daran thun sie recht.
Fallbring. Unaufhaltsam werd' ich ihr folgen. Deßhalb rathen sie der Frau, daß sie kein Eingebrachtes fodert. Sie ha ben Geschäfte — ich will nicht aufhalten. — Gehorsamster Diener. geht.
I u st i z k a t h.
begleitet ihn au- der Thüre, kehrt luruck und geht In sein Zimmer.
verwandelt sich in des Krieg-rath Danner- -aus.
Ein Schauspiel.
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Fünfter Auftritt. Madame Rosen sitzt an einem Tisch und näht, neben ihr Ernst und schreibt. Hernach Secretair Dallner. M. Rosen. Die Reihe wird wieder schief. Ernst, gibt ihr die -and. Die andere soll besser werden. M. Rosen.
Wir wollen sehm
Ernst, schreibt. Der Buchstabe schöm zeigt ihr da< Buch. Sieh doch.
ist
Secretair Dallner. tri« ein. Gu ten Morgen, Schwester! M. Rosen
S. D a l l n e r.
Gehst du schon aut? Auf die Kanjley.
M. Rosen, steht auf und -ehr var. Was fehlt dir? S. Dallner. Hm!
Ernst. Onkel! ich schreibe wieder grofti Buchstaben. M. Rosen, nach einer Paus«. Hörst du nicht? D
i8
Dienstpflicht. S. Dallner.
r«rpreu».
Was?
M. Rosen. Emst hat dir gesagt, dckß er wieder große Buchstaben macht. S. D a l l n e r. ist gut.
ge-ioungen lLcheind. Da
M. Rosen. Liegt der freundliche Kna be dir gar nicht mehr am Herzen? ne holt ihn. Frag den Onkel, ob er gar nicht mehr an dich denkt? S. Dallner. test »>n auf und küße itn mit ungeftiim. Unzählige Male! wachend und träumeud! du bist ein Gläubiger, der schreck lich mahnt. s«tzt ihn von ach. Aber ich will dich bezahlen, so wahr ich ehrlich bin.
M. Rosen.
Bruder!
S. D a l l n e r. Und kann ich dich nicht bezahlen, so will ich dir Genugthuung ge,
ben.
Das schwör ich dir!
Ernst. Was bist du mir denn schuldig? ich habe dir ja nichts gegeben. S. D a l l n e r. Ich habe dir genommen, mein Kind!
Ein
Schauspiel.
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M- Nösen. Lauf hin, sage dem Groß vater einen guten Morgen. Ernst.
Hernach schreib ich doch wieder?
M Rosen.
Ernst.
Za, mein Kind!
Wieder große Buchstaben? ja,
ich mache große Buchstaben,
säuft sott.
Sechster Auftritt« M. Rosen.
S. D a l l n e k.
S« D a l l n e r.
Da- Kind arbeitet zu
viel. M. Rosen.
Der Vater wünscht es so.
S. D a l l n e r.
Die Geisteskräfte wer
den mit Treibhauskünsten in die Höhe ge trieben,
daß alle Körperkraft dabei zu Den ganzen Tag wird
Grunde gehen muß.
das Kind erinnert, gemeistert, gelehrt. Wa rst die Folge davon? Ein Knechlssinn, der
immerdar bleibt. M. Rosen.
Zch will schon einlenken. D 1
fio
Dienstpflicht.
S. Dallner. Eine Furcht, eine Zu rückhaltung, — die späterhin noch die trau rigften Folgen hat — so geht mir es.
M. Rosen. Aber deshalb bist du boch seit einiger Zeit nicht so unmuthig? S. Dallner.
M. Rosen.
S. Dallner. M. Rosen.
Hauk».
Wer weiß?
Drücken dich Schulden? O Gott ja!
Immer noch?
S. Dallner. Und wenn ich dir be, zahlen könnte, «aS du sür mich gegeben hast — kann ich dann sagen, ich hätte abgetra gen, was ich dir schuldig bin? Dein» Auf opferungen, deine Entsagungen, die mar ternden Äerlegenheiten, die du mit meinem Water deshalb gehabt hast! 0 Marie —-
M. Rosen. Ich verschenke nichts. Ernst ist an dich gewiesen. Er wird Thor heiten begehen, er wird Leidenschaften ha ben, er wird Stühe bedürfen — bann zahle wieder mit Nachsicht, mit Gedult, mit That! S. Dallner. Wenn ich daran denke, baß deine kleine Besoldung dich erhält und
Ein Schauspiel.
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noch meine Thorheiten gut machen mußte? Marie, ich bin deiner nicht werth.
M. Rose n. Wenn die Wittwe Wald ner nur alles das werth ist, was du für sie thust.
S. D a l l n e r.
Sie ist so unglücklich!
M. Rosen. Ist sie es ohne alle Schuld? würdige Leute halten sie für eine Kokette, die dich — S. Dallner. Würdige Leute haben sehr oft wenig Menschenkenntniß und ur, theilen nach dem Schein.
M. Rosen. Auch der Schein sollte nicht gegen sie seyn.
S. Dallner. Sie sollte also immer weinen, immer klagen, die Augen nie auf heben? Dann würde ich ihr gerade am we nigsten trauen. M. R o sen. Ich breche ab. Aber sag mir — weiß ich deine Schulden nun alle? S. Dallner. Daß ich keine mehr machen werde, schwöre ich bei Gott' Zch thue auch nichts mehr für die Wittwe. Mein
Dienstpflicht.
SS Gewissen
schreibt mir dringendere Pflich
ten vor. M. Rosen.
Was bist du noch schul dig? helfen kann ich freilich nicht — aber — S. Dallner.
Ach Marie!
Siebenter Auftritt. Vorige.
Kriegsrath Dallner mit
Ern st.
Kriegsrath.
Ei, «i, mein Sohn!
an die Arbeit. S- D a l l n e r.
Es ist noch früh, lieber
Vater! Kriegs rath.
Die Arbeiter,
die so
auf den Glockenschlag paffen — die sind mir die rechten. Ehe die Stunde anfängt, muß
man ruhig, gesammelt und kalt
am Ar
beitstisch dasitzen. Wenn die Uhr dar erste mal anschlägt — zur Feder gegriffen —
und dann in Gottes Namen fort.
Es wird
indem neun Uhr voll ausschlagen — geh an dein Geschäft, mein Sohn! S. Dallner.
s«6t.
sz
Ein Schauspiel. Achter Auftritt. Vorige,
ohne
S. D a l l n e r.
Kriegsrath. ,o Ernst. Wie geht deine Schreiberei von Statten, Kleiner'. Ernst, vater !
hollta«Schreidduch. Gut, Groß
Kriegsrath. Ei, ei — wie steht der Buchstab da? Diesm meine ich — die ses Ä.
Ernst,
ii-ht hin.
A? —
der
steht
schön da. K r i e g s r at h. Der steht schief da — So steht er. «r stellt n* auf eia Beiz». Sieh — so lehnt er sich an den andern Buchsta ben. Das kann ich nicht leiden. Ein wohl gemachter Buchstabe und ein rechtlicher Mensch — die müssen allein stehen können, nnd sich nirgend anlehnen. — Du darfst ihm keine Vorschriften mehr machen, meine Tochter! Er muß einen Schrcibmeister be kommen.
Ernst.
Mama schreibt schön!
Dienstpflicht.
34
Kriegsrath. D« hast sparen wol len, ich weiß eS wohl; aber dabei kann eS nicht seyn. Weiber schreiben wohl eine schöne Hand, aber keine veste Hand. Es ist zu weniZ an ihren Buchstaben, oder zu fein. — Im Ganzen — ungleich. Das macht üble Impression. Zn einer Hand schrift sehe ich den Karakter des Menschen. Daher verlange ich, daß sie dem Auge wohlthue, daß allsS genug sey und nichts zu viel. Gleichen Strich in Hitze und Kälte, in Freude und Leid. — Gott be fohlen
Neunter Auftritt. Vorige.
Unterofficier Gruner,
den Arm in der Linde und gebrechlich.
Kriegsrath. Guten Morgen, Herr Gruner! wie steht eS mit der Pension? War er bei dem geheimen Kriegsrath Dosiz? Waü hat er geantwortet? U. Gruner. Wie das vorige mal, wie allemal —• ich kriegte keine Pension.
Ein Schauspiel. Kriegsrath. sagt ?
U. G r u n e r.
>5.
Hat er sonst nichts ge Ich wäre ein Plauderer,
hat er gesagt —
Kriegsrath. U. Gruner. nichts —
Kriegsrath.
Das ist nicht wahr.
Meine Attestate taugten Das ist nicht wahr.
u. Gruner Es wären Männer da, die es nöthiger brauchten.
Kriegsrath. hm! Weiter —
DaS
ist — — hm,
U. Gruner. Er hat mir einen Gul den geben wollen, den hab ich nicht ge nommen.
Kriegsrath. Recht, Herr Gruner! einen verstümmelten Körper zahlt man nicht mit einem Gulden. U. Gruner. Meine alte Frau — meine Kinder - wenn die nicht wären — eine Kugel schöß ich mir vor den Kopf!
Kriegsrath. Das ist gottlos gedacht, alter Mann, schäme er sich!
Dienstpflicht.
3.6
U. Gruner.
Der Mann will mich
von der Pension stoßen, weil er sie dem Korporal Lebrecht verschaffe« will. Dienen kann der auch nicht mehr, das ist wahr. Aber er hat seinen Arm in des Kriegsrath
Gartenarbeit gebrochen.
Meinen Arm hat
«ine Kartätschenkugel im Dienst des Herrn getroffen.
Kriegsrath. ihm helfen. U. Gruner.
Drum muß der Herr
Auch hat er mich 'einen
Nerläumder gescholten, weil in meiner Bitt
schrift eingeführt ist, daß ich eigentlich durch die schlechte Verpflegung im Lazareth zum Dienst untauglich geworden bin. Kriegs rath.
U. Gruner.
Das ist Wahrheit. Der Fürst ist nicht schuld
daran, er gibt genug.
nicht.
Auch die Generale
Aber die mit der Lieferung zu thun
haben, die Betrüger morden uns.
Kriegsrath. U. Gruner. das sagen wir alle.
Dasist Wahrheit. Sage ich daS allein?
Ei« Schauspiel.
-7
Kriegsrath. Und der Fürst soll es en fahren, da- ist meine Pflicht.
U. G r u n e r. bei interessirt.
Es sind gar zu viele da
Kriegs rath. Das kümmert mich nicht. Gehe er auf die Parade, und rede er den Fürsten selbst an. U. Gruner.
Soll ich das wagen?
Kriegsrath. Er hat mit dem Säbel für seinen Herrn gewagt, wage er nun auch mit dem Munde für sich. U. Grüne r.
Ich will es thun.
Kriegsrath. Stelle er alle- vor und dann bringe er mir Antwort.
U. Gruner.
Wenn sie nicht wären,
Herr Kriegsralh —Kriegsrath.
U. Gruner.
Adieu, HerrGruneri
Gott wirds lohnen, atu
28
Dienstpflicht.
Zehnter Auftritt. Krieg-rath Dallner. Madame Rosen. Ernst. M. Rosen. Lieber Vater — ich glau be, sie stehen nicht gut mit dem geheimen Kriegsrath Dosiz.
Kriegsrath. WaS hat das auf sich? ich stehe gut mit mir, darauf kommt- an. M. Rosen. Sie nehmen sich des Un glücklichen so lebhaft an —
Krieg-rath. Dafür hat mich Gott auf die Welt gefetzt und der Fürst in Eid sind Pflicht genommen! M. Rosen. Wenn eS ihnen nur keine Derdrüßlichkeiten zuzieht.
Kriegsrath. Man thut, was man zu thun hat, und stellt das übrige Gott anheim. M. Rosen. Seit einigen Tagen sehe ich sie so nachdenkend, so besonders ernst haft -
Kriegsrath.
Das kann wohl seyn.
Ein Schauspiel.
29
M. Rosen. Soll mich daS nicht be unruhigen, lieber Vater? Kriegsrath. Nein — Man kämpft sich auf der Welt zwischen Mühseligkeiten und Narrenpossen hindurch. Wenn beide uns nicht von der geraden Linie werfen, so haben wir das unsrige gethan. Von der geraden Linie ab — bringt mich nichts l also sey ruhig — Kleiner! hübsch fleißigi Gehabt euch wohl'. -ehr.
Eilfter Auftritt.
MadameRofen.
Ernst.
Ernst. Mutter! — was hat der Großpapa da von den Narrenpossen gesagt?
M. Rosen. Daß man keine treiben darf bis man fleißig gewesen ist. — Du schreibst nun heute nicht mehr, du liesest. Ernst. schichten ?
AuS dem Buche mit den Ge
30
Dienstpflicht.
S01. Rosen. Ja. Wenn du mir dar aus recht hübsch vorlesen kannst/ so schenke ich dir allerley Thiere von Goldpapier. Wenn du mir aber auch erzählen kannst, was du gelesen hast, so schenke ich dir daBild von einem guten Manne, und erzähle dir, wer er ist und was er gethan hat. Ernst. Behalt die Thiere, ich will den Mann haben.
M. Rosen. So mußt du recht fleißig seyn. Ernst. Darf ich im Garten lesen. M. Rosen.
0 ja.
Ernst, läuft singend fort. Den guten Mann krieg ich, den guten Mann! Von Lee Gassenseite her kommt
Zwölfter Auftritt. Der Justizrath Listar. M. Rosen. Zustizrath,
Ihr Diener.
M. Rosen. Wir haben sie lange nicht gesehn, Herr Justizrath;
Ein Schauspiel. Justtzrath. vertrugt stch.
3i
Werden wir
hier eine Weile allein reden können?
M. Rosen. Justizrath.
früh.
0 ja.
Deshalb komme ich so
Sie sind eine gute — gutmüthige
§raü. M. Mosen. Ich thue, was ich kann — Justizrath. Sie thun mehr als sie können, und das ist unrecht!
M. Rosen.
Wie meinen sie das?
Justizrath. Gut, wahrlich gut! «ehe men sie es auch gut auf? M. Rosen.
Don ganzer Seele.
Zustizrath. nach einer Pause.
Sie
t6tt»
nen vielleicht nicht umhin, die tausend Tha ler zu ersetzen, welche an dem Vermögen ih res Mannes Mündeln fehlen. Ihr Ein gebrachtes —
M. Rosen.
Ich weiß e«;
aber ich
kann daS Andenken meines Mannes nicht kränken lassen. Mein Vater hat meinem
Bruder auch schon aufgetragen,
auf eine
ausgestellte Obligation, von uns dreien um
32
Dienst pflicht.
terschrieben, das Kapital aufzunrhmen, um gleich damit an den Secretair Fallbring die Summ« abzuträgen.
Justiz räth. Ich habe zwölfhundert Thaler Kapital. So viel könnte ich ihnen leihen. Wollen st« rs von mir annehmen? NK Rosen.
Herr Justizrath!
Justiz rath. Aber sie müssen zwölf, hundert Thaler nehmen. Ich vereinzeln« das Kapital nicht. Ich will auch keine Un terschrift als von Ihnen.
M. Rosen.
Siebeschämen mich —
Justizrath. Lassen sie sich gefallen, zwei und ein halb vom Hundert zu bezahlen.
M. Rosen. Ich danke thuen auch dafür. Justizrath. Erlauben sie, daß ich das Geld dahin lege. Er legt «in paar Rollen Seid auf den Tisch.
M. Rosen. Womit verdiene ich diese zuvorkommende Güte? I u st i z r a t h. Ey, ich bin ja ein alter Freund vom Hause.
Ein Schauspiel.
33
M. Rosen. Bei Verlegenheiten schei den sonst unsre Freunde. Zustizrath. Freunde'.
Dann sind sie
nicht
M. Rosen. Oder setzen Preist auf ihre Freundschaft — Zustizrath.
Die sind Wucherer.
M. Rosen.
Wer so, wie sie —
Zustizrath. Machen sie nicht mehr aus der Sach«, als sie werth ist. Ich kenne sie. Ich kenne sie l^nge. Ich habe Pflich ten gegen sie. M. Rosen. Herr Listar —
Pflichten?
—
lieber
Zustizrath. Sorgen sie nicht — ich -erlange nichts dagegen. Zch verehre sie recht herzlich. Dabei befinde ich wich wohl, das ist alles. M. Rosen. Zch verdiene diese Güte nicht, aber ich empfinde sie. Zustizrath. Meine Freundschaft soll sie nie in Verlegenheit sehen. Ich verlang« Uichts. Zch bitte nur um die Erlaubniß, C
Dienstpflicht
34
um ihr Wohl, zu dürfen.
ihre Ruhe mich bekümmern
Darf ich das?
M. N o fe n.
Ich kann ihnen nicht ant,
werten. Zustizrath.
Ich 'danke ihnen,
danke ihnen — Freimüthig also:
ich
Sie ha
ben für ihren Bruder schon vieles gethan. Heute werden sie wohl noch einmal für ihn zahlen müssen.
eiicht mehr.
Thun sie es aber künftig
Sie sind Mutter!
Sie dür,
fen das nicht.
M. Rosen. Derkeniien sie meinen Bruder nicht. Er ist zu ängstlich erzogen, ward mit so wenigem auf die Universität ge-
schickt, kam mit Schulden zurück.
Vater ist gut — aber streng.
Mein
Wenn er
wüßte, daß mein Bruder Schulden hat —
er würbe ihm bas nie verzeihen. Zustizrath.
Mit Recht.
M. R o se n. Es würde ihn tLdlich krän
ken.
Sie kennen ihn — ein Schritt vom
Wege ab oder hundett — eins dünkt ihm so sträflich wir das andere.
Zustizrath,
Es ist auch fast eins.
Ein Schauspiel. M Rosen.
35
Er würde — ach mein
Herr — wir fürchten ihn.
ben ihn noch mehr.
Aber wir tu»
To sind auf meine-
Bruders Seite über seine Ausgaben Ge, heimnisie entstanden — Iustizrath.
Die nicht seyn sollten.
M. Rosen. Die Torge, unsern guten Vater zu kränken —
Iustizrath. Der Mann von Ehre hätte auch die Schwester nicht gekränkt. Ihr Bruder verdient nicht,
was sie für ihn ge
than haben.
M. Rosen. Justiz rath. M. Nofen.
Dankbar ist mein Bruder. Nein, Madame!
Wie er auch gefehlt ha
ben mag, dankbar ist er gewiß.
Justiz rath. Wer das Andenken sei nes Schwagers der Schande preiß gibt, die Thränen seiner Schwester für den Preis hin gibt, wie er, der ist — nicht dankbar!
M. Rosen.
Iustizra th.
Sie glauben — Ich sül chte, daß die tau
send Thaler, die in ihres Mannes Berech
nung fehlen — C
2
Dienstpflicht.
36
M. Rosen. Justiz rath.
Reden sie nicht aus.
Za,
Madame',
ich
fürchte — M. Rosen.
aus.
Ich bitte, reden sie nicht
Sie nimmt tat Geld.
Auf diese Art
kann ich ihre Schuldnerin nicht werden — Herr Justizrath, nehmen sie zurück — und glauben sie — sie werden meinen Bruder
besser kennen lernen.
Justizrath.
Der Handel unter uns
ist ja abgethan.
M. Rosen.
Für Hülfe und Nachsicht
hatte ich den' Schuldschein mit dankbaren
Thränen unterzeichnet.
Hülfe und Krän
kung — unterschreibe ich niemals.
Im Gehen Hißt fie die |wei Geldrvllen in dm Huth
«leiten, den Liste» im Arm hält.
Ein Schauspiel.
37
Dreizehnter Auftritt. Zustizrath Rach einer Paus«.
allein.
Wieder abgewiesen und
war doch gut gemeint.
mir doch gar nichts?
Warum gelingt Lr nimmt di« 9toa«n in
die -Hand und wirft fie unmuthig hin und her, wq, dudch
die
größere
Rolle
auf
den
Boden
fallt.
Hm! mein guter Wille ist auch auf den Do, den gefallen.
Er
in Gedenken mit
tyielt
dem
Du hast mir noch wenig Freude gemacht — dummer Götze, den Stock an der Rolle.
alles anbetet.
Er hebt
den Stock etwas.,
die Spitze auf das Geld fäßt,
daß
Hier wirft man
dich aus dem Hause — und mich mit.
Dienstpflicht.
38
Vierzehnter Auftritt. Secretair
tritt ein und
Fallbring
bleibt an der Thüre stehen. I u st i z r a t h. Z u st i z r a t h.
schlägt un»i«klihrlich noch «in,
mal auf daS Geld, mit einem Seutzrr sagt trf Und mich mit!
Fallbring. Justizrath.
g«»t vor.
Was Guckuck
ohne ii»«reascht zu
sey».
Nun? — was gibts? Fallbring. In Unterred ung mit — mit einem Geldhäufchen?
Justizrath. Fall bring.
Nun ja!
Das ist — nehmen sie
mir es nicht übel — ia hörst du —
S. Dallner.
Ja.
«eh».
Kriegsrath.
Mein Sohn!
S. Dallner.
Was befehlen sie? komyu jutiitf.
KriegSrath.
Sieh mich an.
Da
hast ja Thränen im Auge — was ist doch
das? S. Dallner.
Kriegsrath.
fügt seine -an».
Du zitterst —
sag
mir, was fehlt dir? S. Dallner.
Man hat ja manch
mahl traurige Launen.
Eia Schauspiel.
z?
Kriegsrath. Nun ja —- so reibt man die Stirne, man thut einen frischen Athemzug, sieht an den Himmel, baut aus Gott und geht dann weiter dem Beruf nach — so verliert sich das wieder. Aber wenn «in Mann weint, so hat er Unglück oder er ist ein Narrbist du nun — ein Narr, so schäme pich und geh. Bist du aber rin Unglücklicher —- so rede! S. D a l l n e r. er ach ihm in die 21eme. Ich bin ein Unglücklicher — er reißt ach i,e. weil ich nicht reden kann. -ebt.
K r i e g s r a t h. aeht ihm nach. Nun trübt mir auch der Mensch meinen häusli, chen Frieden'. Unglück kommt nie allein. Zch will mich rüsten, es allein zu tragen. geht.
Ende
des zweiten Aufzugs.
Dienstpflicht.
88
Dritter A u f z u g.
Erster Auftritt.
Madame Rosen,
Baruch.
Baruch. Baruch bin ich, der Baruch'. Sie müsse
mich doch schon gesehe habe?
M. Rosen. weiß ich,
0 ja, mein Herr! Auch
daß sie auf unsre Wünsche für die
Anleihe von tausend Thalern sich verwen
det haben, und — Baruch.
Sie habe doch das Geld be,
komme?
M. Rosen. Wir sind dankbar für ihre Aber wir haben anderwärts
Bemühung.
Auskunft gefunden und das Geld wird ihnen
zurück bezahlt, wenn eS noch nicht geschehen seyn sollte.
Ein Schavfpiel. Daruch.
8-
Zurück? ich habe nichts zu
rück gckriegt, nichts.
So wird mein Bruder sie
M. Rosen.
nicht gefunden haben. Baruch.
Mag seyn.
Ich war auö.
Sie brauche es nich, des Geld? Besser iS
besser. — As ich das Geld hab, bekomme sie die Obligation.wieder.
Sehr wohl, Herr Baruch'.
M. Rosen.
Baruch. Brave Laitl Sie und der Papa. Propre Lait. Alle beisamme. Der Papa?
des is ä Mann — hart un
ganz wie en alter Daler.
Von dene schwere
alte Daler — sieht mer
nich viel mehr.
Wisse
is
sie?
Akkerat
so
der
Papa.
Akkerat! M. Rosen.
Lob.
Ich danke ihnen für das
Er verdient es.
Baruch.
Er verdient mehr as er gilt.
M. Rosen.
Wie so?
Baruch. Er verliert im Kurs gege de leichte Weltwünz. Ich will sage wisse sie, was ich sage will? Der Papa soll sein
9o
Dienstpflicht.
gut, ehrlich Herzesgeld nich gebe geg« die leichte Koppstücker von annere.
M. Rosen.
Das versiehe ich nicht.
Baruch. Ich wills deutlich mache. Zch kenne die Lait — glaube sie mir. Ich weef? alles, was passiert. En Glatteis isdie Welt. Mer muß gemalt piane duhn. Der Papa is zu alt vor Schlittschu zu läse — sie habe ihm ä Been gestellt. Er fallt, merke sie mich? er fallt! er muß falle.
M. Rosen.
Reden sie gerade heraus,
ich mißbrauche es nicht. Baruch. Vor was? — wer nich falle will, muß uffhere zu läse! der Papa wirds begreife— sage sies ihm. Zch meins kut. As ich aber mehr sagt — meint ichs schlecht mit mir.
91
Ci« Schauspiel. Zweiter Auftritt. Vorige.
Sekretair
F a l l b r i n g.
Fallbring.
Nun Madame!
meine
Vorstellungen bei ihnen haben nichts gehol fen.
ja!
Sie haben mich also abgewiesen ? Za, der Herr Vater hat den Krieg mit de»
halben Stadt angefange«, denn der Bäcker Ehlers ist auf seinen Betrieb arretiert.
M. Rosen. Baruch.
Davon weiß ich nichts.
Verarretiert, der reiche Eh
lers! Gotts Wunder! F a l l b r k N g.
mit angenommener Heftigkeit,,
Daß der Eigenstnn eines — wunderliche«
— alten Mannes mein Glück stört,
und
ihres, daß ich so um meine Hoffnung kom men soll — das ist doch hart.
M. Rosen.
Zch bin beruhigt,
sey«
Denn sie wissen,
ich
sie es auch. Fallbring.
habe es als ein ehrlicher Mann vorherge sagt, das war meine Bedingung. Zn Unfriede» mag ich nicht leben. Wer sich
Dienstpflicht.
-2
muthwillig in Händel verwickelt, wie der alte Mann, der treibt seine Freunde gewalt sam von sich. M. Rosen. Seine Kinder nicht. Also erlauben sie, daß er mich nicht vermisse, gett. Adieu, Herr Baruch!
Dritter Auftritt. Vorige,
ohne Madame Rosen.
Fallb ring. hier? Baruch.
Baruch, was treibt ihr
Handel un Wandel.
Fall bring. Ehlers ist arretiert — habt ihr däs Papier?
Baruch.
Ja doch.
Fall bring. Herzen« Baruch! ihm die-and. Gebt her!
drückt
Baruch. Es iß zu Hauß — ich bringe e« zu ihnen, das Papier.
Ein Schauspiel. Fallbring.
93
Die fünfzig Louisd'orS
sind parak. Nun bin ich geborgen. Nun soll der Teufel dem Alten hier den Hals brechen.
Baruch, lieh« ihm auf di« Füße.
Wo habe
se de Pferdsfuß?
Fallbring.
Was soll das?
Sie sind der Teufel, wo de«
Baruch.
alte Dallner de Hals bricht! Sie!
Fall bring.
Schwätzer! aber wie habt
ihrs gekriegt?
Baruch.
Ich habe kesagt — „Eh»
„lers, hab ich kesagt — was thut ihr? „ der Fallbrink laßt euch stecke! ihr habt do
„ä Papier vom Fallbrink.
Aö eure Pa»
„ piere mit sammt gehöhlt were, die Freund „vom Fallbrink prakteziere es wech. Worum? „ der Fallbrink wird e Schwiegersohn vom „ Dallner." As ich das kesagt vom Schwie gersohn— sin se verschrecke;
„gebt nur
„des Papier, ich wills verstecke, bis ihrs „ braucht.
Ich will e Stück Geld verdiene
„an euch.
Worum? ich keh überall aus Wunderlich kann ich euch Helse
„un «in.
94
Dienstpflicht
„ mit des Papier." Do fitt die Kanzellei, Ddte schon ums Haus gange, do iß em die Galgenangst komme, do hat erS hergebe —* so iß. Fallbring:
Bringt mirs gleich —
ich gehe gleich von hier nach Hause. Baruch. Ich bring noch mehr — ihr lausig Daler bring ich wieder. Sie brauche se nich. Sie wolle se «ich, die Dallners.
F a l l b r i n g. Was gilt die Wette, ihr bringt die tausend Thaler nicht? Baruch. Naiche Lait wette — ich wette nich. Ra? do habe se de Dallner in Hände, wann der Dalles kewiß iß. W.
Ein Schauspiel.
Vierter
95
Auftritt.
Secretair Dallner.
Vorige.
Baruch. Gotts Wunder! do sin se. Nu? Sie brauche doch mein Geld nich, sagt die Schwester Do könne sie es gleich an die rechte Mann bringe.
S. Dallner.
Ganz recht.
Baruch. Mache se es aus beisammen «ihr. Zch befehl mich.
Dienstpflicht. Fünfter Fallbring.
Auftritt.
Secretair Dallner.
S. Dallner.
Ja.
Herr Fallbringl
das Geld kann zurück bezahlt werden, aber
ich habe ihnen eine Proposition zu thun. Fall bring.
S>. Dallner.
Lassen sie hören. Nähmen sie wohl sechs
hundert Thaler zurück, gaben mir dieObligation der Familie wieder,
und erlaubten
mir, ihnen einen Schein von vierhundert Thalern auszustellen, gegen jährliche Ab zahlung von fünf und siebzig Thalern nebst
den Zinsen? Fallb ring.
Recht gern,
wenn der
Herr Vater diese vierhundert Thaler mit un terschreiben wollen.
S. Dallner. Diese Unterschrift zu erbitten, erlauben mir die Umstände nicht. Fallbring.
fen,
Dann kann ich nicht hel
so gern ich wollte.
S. D a l l n e r. Ich bitte sie dringend —
Schauspiel. Füllbring.
97
Thut mir leid.
Aberin
der Lage, worin ich gegen ihr Haus bin,
erlaubt es mir das Gewissen und die Klug, heit nicht, ohne ihres Herrn Vaters Wissen ihnen Geld zu leihen. S. D a l l n e r.
Sie wollen es durchaus
nicht? Fallbring.
Ich kann es nicht.
So muß ich es zu
S. Dallner.
schaffen suchen, denn mein Vater verlangt die Obligation zurück. Fallbring.
Wie sie die tausend Tha
ler bringen- bekommen sie ihr Papier wieder. Zch bin in
S. Dallner.
großer Verlegenheit.
Fatlbrivig. S. Dallner.
Das seh ich.
Zch bin ein ehrlicher
Mann,
Fallbring. S. Dallner.
Natürlich —
Sonst wär ich nicht in
Verlegenheit. Fallbring.
Es ist mir recht leid.
S. Dcrllner. Sie sind reich —
G
SS
Dienstpflicht
Fallbring. Wer einen ganzen Rock hat, wird gleich dafür ausgeschrieen. S. Dallner. Stelle wäre — Fallbring. machen.
Wenn ich an ihrer Sie würdens gerade so
S. Dallner. Ich würde helfen, wenn ich Jugendfehler — mir Verzweiflung käm, pfen sähe.
Fall bring. Die Religion schützt für Verzweiflung. S. Dallner. Durch gute Menschen, die sie in der Stund« der Noth dem Unglück, lichen sendet. Faltbring. 0 ja. Aber ich fühle nicht, daß ich von dieser höchsten Stelle ein Creditiv an sie erhalten haben sollte. Ä. Dallner. Sie haben Recht. Auf ihrer Stirne steht nichts davon. Warum wandte ich mich an sie? — Zahlen will ich, zahlen muß ich. Mit Geld, oder mit Blut! er geht und flogt auf kiftar.
Ein Schauspiel.
99
Sechster Auftritt. Justizrath Listar. Justiz rath.
Ihn auf.
Vorige.
Was gibts hier? er faßt
Pause.
S. Dal in er. Thorheit — Herr Ju stizrath ! Schuld, die ihren Blick nicht aus hält. geht.
Siebenter Auftritt. Zustizrath Listar.
Fallbring.
I u st i z r a t h. Was wollte der Mensch? — was hat er vor?
Zallbring. Ei, er hat es ihnen ja gesagt: „Schuld, die ihren Blick nicht aus hält. " Schuld also — Schuld ! Nein — ich will die Geheimnisse dieses Hauses nicht verrathen — ich nicht. Iustizrath. — Sie waren bei dem geheimen Kriegsrath Dosiz? was hat er ih nen versprochen?
G -
100
Dienstpflicht.
Fall bring. voller Gährung!
Die Sache ist ja schon in
Justizrath.
Gährung? der Prozeß
gegen die Betrüger ist im Gange. Nennen sie die Gerechtigkeit eine Gährung? Die Gerechtigkeit? —
Fallbring.
hahaha -- du lieber Himmel! das weiß man ja auch,
was das sagen will — die
Gerechtigkeit.
Justizrath. Desto besser. So wird man ehrlichen Männern nichts in den Weg legen.
Fallb ring.
Zudem hat Herr Dosiz
auch seine Ueberzeugungen, seine Grund sätze. Zuletzt fragte er mich — „ was es
mich anginge?" Justiz rath.
Was der Mensch den
Menschen anginge? Was den Schwieger sohn der Schwiegervater anginge?
F a l l b r i n g.
Erlauben sie — mit dem
Schwiegersohn — ist es nichts mehr. Justiz rath, lebhaft.
Warum nicht?
Fallbring. Unter den Umständen —
Ein Sch an spiel.
IOI
Sie Haben um Madame
Justizrath.
Rosen angehalken? Fallbring.
Bedingungsweise
Ja.
habe ich das gethan.
Aber ich müßte meine Ruhe für nichts achten — wenn ich bei den Umständen —
Justizrath. Was Umstande! Manns.wort geht über alle Umstande! Fallbring. O ja — Mann gegen Mann allerdings.
Iustizrath.
Mann gegen Weib —
zehnfach! Wenn sie sich selbst ihr Wort über ein« Sache geben, müssen sie es halten.
Fallb ring.
Nun,
sie scheinen sich
das Wort gegeben zu haben, der Madame
ihr Glück anzubieten? jetzt sönnen sie es ja halten, wenn sie noch das Herz haben. Justiz rath.
Ich
werde
das Herz
haben.
Fall br ing.
Ja wenn ich schriftlich —
oder vor Zeugen — ober —
Iustiz rath.
Vor Zeugen
— ohne
Zeugen — geschrieben — gedacht — ge-
103
Dienstpflicht.
sprechen — gleich viel! Wort ist Wort! wer so was nicht hält — nicht halten will —• der — der stelle sich unter den Galgen, blicke hinauf und spreche — hier unten stehe ich — aber da oben gehöre ich hinan —•
respective! Fallbring.
Respektive? Nun ja, re
spektive; ich hoffe, sie wollen damit sagen —
Justizrath.
Der Schuß sitzt,
der
Getroffene mag die Kugel ignorieren oder heraus schneiden — ich bekümmere mich nicht
tim den Verband.
Fallbring,
Wissen sie, Herr Justiz
rath ! daß mir der Diskours nicht mehr an ständig ist?
Justiz rath.
Fallbring. I u st i z r a t h. Fallbring.
So brechen sie ab. Ich gehe, Ich gehe nicht.
Es soll mir lieb
seyn,
wenn man mich nicht bittet, wieder zu kom men — schließlich will ich ihnen nur noch
eröffnen, daß dergleichen Studentenmanie ren, wie sie an den Tag legen, in der civilissrten Welt nicht mehr üblich sind. g-bt.
Ci« Schauspiel. bitte ihn auf.
Justizkath.
103 Ein so ge
nannter civilistrter Bursche steht platt und unbeholfen da, wenn ein ehrlicher Kerl durch -en jämmerlichen Verhaek der Facon gebro chen ist, und das, was schlecht ist,
schlecht
nennt und behandelt. Wir werden noch mehr
mit einander zu thun bekommen, also keine Worte mehr •*— Handlung! Adieu! Fall bring.
Handlung?
Nun
ja.
Aber sehen sie — da gallopiert manchmahl der stolze Reiter, und läßt sich weder war,
nen noch rathen.
Auf einmahl halt er an so
einer Handlung — da ist nun -er Schlag»
bäum zu — was will er machen? Er muß hübsch höflich herunter steigen und bitten, -aß man aufmache. — Denken sie an den
Schlagbaum — und thun sie gemach i Ha ben sie mich verstanden? — Adieu, Herr Justizrakh!
gehr.
Dienstpflicht.
io4
Achter Auftritt. Justizrath Listar allein. Elender Mensch ', ich verstehe dich. Das Geheimniß muß ins Klare. Leide dann,
«er zu leiden verdient — nur der unschul dig« Theil nicht mit dem schuldigen.
SReunter Auftritt. Justizrath Li,star.
Secretair
Dallner. S. Dallner. »em man tie ganze Last tw Serge, die ibn umher lreibt, deutlich ansteht.
Herr Justizrath!
Sie sind da?
Ach,
Ich —
im harten Kampf- mit sich selbst halt er inne.
Justizrath.
Sie suchen mich nicht,
denke ich, aber ich will sie finden.
0 ja — o ja,
S. Dallner.
ich
suche sie. Justizrath.
Ich will sie treffen.
Ohne Umschweif —
die tausend Thaler,
Ein Schauspiel.
ioy
die hier im Hause so viel Unruhe gemacht haben - die ihre gute Familie bezahlt hat — woyon niemand weiß, wohin sie gekom men sind — die wissen sie — die haben sie! Antworten sie nicht — ihr Gesicht, ihre Gestalt haben schon gesprochen. Ich weiß jetzt alles.
S. Dallner.
6ie Hände in einander a»
schlagen, den SBlict auf den Loden.
Und was
denken sie nun von mir?
In stizrat.h. nicht einig. S. Dallner. achtlich? Z u sti z r a t h. S. Dallner. gut machen.
Darüber bin ich noch Bin
ich
ihnen
ver,
Wenn sie mich täuschen.
Ich kann nichts mehr
Justiz ra th. Aber noch sehr viel ver« derben. Warum verheimlichen sie diese tau, send Thaler?
S. Dallner Ich habe sie nicht gr, nvmmen. Mein Schwager, der mich sehe liebte — hat sie mir geliehen, hatte einen Plan der Rückzahlung festgesetzt. Einen
io 6
Dienstpflicht.
Tag vor seinem Tode, wo mein« Lag« am dringendsten war,
zahlte er mir das Geld
aus — ich zahlte damit Schulden ab, die ich —
Zustizrath.
Die sie um eines elenden
Weibes willen gemacht haben. — mehr von ihr.
Hernach
Weiter!
S- D a l l n e r.
.Mein redlicher Schwa
ger wollte dem dringendsten, drückendsten
Theil meiner geheimen Verlegenheiten da mit ein Ende machen.
Den Tag nach dem
Empfang sollte die Obligation auSgefertigt werden. Ein Schlagfluß raffte ihn weg. Mein Vater ist streng — ich fürchtete die Entdeckung — fürchtete sie mehr um seines Kummers,
seiner Gesundheit willen,
um meinetwillen.
als
Er erkennt im Guten
und Dösen keinen Mittelweg, nur Tugend oder Laster. Um seiner Ruhe willen kämpfte ich mit dem Geständniß: du kannst es ja der Schwester noch in eben der Art, wie «S
dein Schwager festgesetzt
hatte,
ersetzen,
dachte ich. Mein Vater untersuchte die Pa piere, suchte mit Unwillen, nahm mich dazu — sagte zuletzt mit einer Thräne im Auge:
Ei» Schauspiel.
107
Kannst denn auch du gar nicht vermuthen,
wer 6er Bösewicht seyn mag, der mich und
deine arme Schwester in die Verlegenheit dringt? Nein, sagte ich in der Betäubung
— Neinmußteich nachher sagen. — Nein, mußte ich sagen und dabei bleiben, als er sogar einen Ausruf in die Zeitung setzen ließ, die Sache nun jedermanns Gespräch worden
ist.
Nein muß ich nun bis zum Tode sagen
— ergreift seine Hank — .— und Wer kann
voraus sagen, was ich wegen dieses unseli gen — Nein — noch thun muß? — Das ist die Geschichte!
Zustizrath.
Kummer bereiten, um
eine Verlegenheit nicht zu verursachen —-
Schande — um dem Kummer zu entgehen, S- Dall»er. Wer sieht alle Folgen vorher? die nächste Folge schien mir di
traurigste.
Zustizrath.
Die tausend Thaler sind
nicht alle ihre Schulden.
S. Dallner.
Nein,
geringere hat
meine Schwester vorher bezahlt. Vierhun, den Thaler war ich an Moses Mayer schul.
Dienstpflicht
log big.
Der Decker Thiels ''hat den Wechsel
erhandelt, wollte «Hit eknklagen, meinen Va
ter darum mahnen
ich nahm das Geld bon de» tausend Thalern» die Fallbring durch Baruch meinem Vater hat löihen wol len, die er um ihrer Großmuth willen nicht
Mehr bedarf.
Mein Vater erwartet seine
Obligation zurück —- und Fallbring gibt sie nicht her, da ich die tausend Thaler nicht
mehr beisamcken habe. — Sie wissen nun
alles. Justizrath.
Alles? durchaus alles?
S. D a l l n e r. Bedurfte es mehr, mich elend zu machen? Sie wissen alles.
Justiz rath.
Die Obligation muß zu
sie dürfen Niemand mehr schuldig se»n; eher können sie weder Grundsätze fas rück,
se» noch ausführen, denkt eine Weile nach, (lebt sich um,
erblickt Feder und Tinte,
schreibt.
Nachdem er fettig ist.
fetzt sich und
Da sind Zwei
hundert Thaler bar; hier ist eine Anwei sung aus mein Quartal. Es ist fällig — zahlen sie Fallbring, bringen sie ihrem Vater die Obliganon, und geben sie mir den Nest
vom Quartal heraus.
Ein Schauspiel.
109
S. Dallner. »nbeivealiH. Herr Justiz
rach! — Justizrath.
Sie verdienen es nicht,
waö ich thue.
S. Dallner.
Nein.
Aber ihr Vater. Ihre Sie sind ein Schwächling —
Justizrath.
Schwester.
einer von den Menschen ohne Charakter, die
geben, um nicht klagen zu hören, lieber über, morgen zu Grunde gehn, als heute «inen ernsthaften Schritt wagen. Ihre schlimmen Handlungen verdienen keine Verachtung, ihre gut« Handlungen kein« Achtung.
Man
kann sie bedauern, aber man kann sichnicht
an sie anschließen. rechnen,
Man kann nicht auf sie
sie sind ein leidendes Wesen —
Bösewichter bauen nicht auf sie, gute Men schen vertrauen ihnen nicht genug.
S. Dallner. Wenn sie Recht haben — was habe ich dann auf der Welt noch zu thun? Justizrath.
Sie müssen ihr Schick
sal aushalten, das ist der einzige Weg, auf dem sie noch Achtung für sich selbst erhalten können.
Dienstpflicht,
ii©
S. Dallner. Wie wenn mein Geheim/ niß entdeckt wird, und das ist doch möglich Justizrath. Das ist sogar wahrschein lich.
Fallbring ahndet eS und hat boshaft
darauf angespielt. S. Dallner. So bin ich verloren. Zeder Weg in der Welt ist mir verschlossen —
Mißtrauen,
allgemeiner Kleinglaube von
mir folgen mir und kommen mir auf jedem Gesichte entgegen.
I u st i z r a t h. Das müssen sie ertragen, bis eine Reihe von Jahren und Aufopferun gen ihnen Selbstgefühl gegeben haben. Sie müssen durchaus »ragen was sie sich thö
richt bereitet haben. — An die Wittwe ver
wenden sie doch nichts mehr?
S. Dallner.
Ich kann nicht.
Ich
kann kaum einem Bettler einen Häller geben.
Ich habe ihr seit acht Wochen nichts gegeben.
Justiz rath. — Begegnet sie ihnen seit den acht Wochen so gut als vorher? Seyn sie aufrichtig l S. Dallner.
Sie
Unglückliche haben Launen.
ist
unglücklich.
Ein Schauspiel.
in
Zustizralh. Sie wird sie veralö schieden. S. Dallner. Nein, nein! bei Go« nicht! Iustizrath. Sie hat sie verabschie det. Sie fühlen es — aber sie wollen es nicht wissen. Das ist ihr Kummer — Sie können nicht mehr geben — das quält sie.
S« Dallner. Aber ich habe gegeben. Glück, Ruhe, Freuden, Zukunft und Ge genwart alles habe ich gegeben. Justizrath. Sie können nichts mehr geben, also werden sie aufgeopfert.
S. Dallner. Und wer kann Has ge, ben, was ich ihr hingeovfert habe? Nein, nein! das erkennt sie, das vergißt sie nie.
Iustizrath. Fasse dich, junger Mensch, sie hat es vergessen. S. Dallner. Reden sie wahr, so ha ben sie mir letzt mehr genommen, als sie je geben können. Iustizrath. Haben sie auf der Welt keine Bestimmung, als von der Waldner geliebt zu werden?
Dienstpflicht.
112
S. Dallner. an die Menschen,
Keinen Glauben mehr
wenn diese Fran mich
betrügt. Sie betrügt sie.
Iustizrath.
S. Dallner. Können sie es beweisen?
I u st i z r a t.h.
Ich werde es können.
S. Dallner. bes nicht mehr, zurück.
he,
So bedarf ich des Gel
gutmüthig.
Nehmen sie es
Auf dem Punkte, wo ich nun ste
darf ich keine Schuld mehr machen.
Zch bleibe genug schuldig, folgt.
Srustizrath. S. Dallner.
noch Schuld gibt.
was mir dann
faßt ihn heftig.
Wohin?
Wo es weder Betrug,
Wo man
nichts mehr
verlieren kann! Zustizrath. Und nichts mehr ersetzen, noch gut machen.
S. Dallner.
Weder, der diese Mi
schung von Gefühlen mir gab — um man chen guten Willens, um mancher heimlichen Thräne willen — mich nicht verstoßen wird.
Ein Schauspiel.
113
Justizrath. sagt ibn an der Scknlter. Junger Mensch! schwärme nicht— handle'.
S. Dallner.
Wie die Menschen, die
dem gefallnen Bruder Steine auf das Herz werfen, daß er nie mehr aufkomme. Justiz rath.
Sieh,
Unglücklicher!
das hab ich dir nicht gethan. S. Dallner.
Nein, o nein!
Justizrath.
So empfinde es,
daß
niemand deine Vergehen geringer machen
kann, als sie sind, ihre Folgen dir nicht ver, schweigen darf, aber fühle auch, daß im Fal
len ein Bruder seine Hand dir darreicht — fasse meine Hand!
S. Dallner. I u st i z r a t h.
reicht ihm die -Hand. Umarme mich!
S. Dallner.
säet an seinen rufen.
Justizrath.
h«»r sein
Erhebe
dein Gesicht zum großen Vorsatz des Tragen-
und Duldens
und zieh deines Wege
weiler — und handle wie ein er maiyk sich io< und windet sich von ihm.
H
Mann!
Dienstpflicht.
114
S. Dallner. Dank! Dank dir in meiner Todesstunde'. « g«hl und tcgegnet seimr Schwester.
Er steht ste an — umarmt ste —
Dir kattn ich nie bezahlen — Marie! der Geist deiner Güte und Liebe ruhet nie — er wirkt in andern fort! Reich wird deine Aernte wer den — vergib dem Armen, der nie abtra gen kann. geht. führt ste vor und sagt zu Listar,
Zehnter Auftritt. Madame Rosen. Justizrath Listar. Justizrath. Ich bin zufrieden mit mir, liebe Madame, weil ste es seyn werden. Ich habe ihnen eine Sorge abgenommen.
M. Rosen. Ich habe ihnen noch nicht einmahl danken können sür das, was ste vor kurzem erst gethan haben. Justiz rath. Haben sie keine Sorge mehr um ihren Bruder.
Ein Schauspiel.
115
M. Rosen. Ach, mein Herr, da sa gen sie was sehr Tröstliches.
Justizrath. Wir wissen jetzt, wie wir stehen. Ich bin fein Vertrauter. M. Rosen. Listar! was für ein gu ter Mann sind sie! Iustizrath. Glauben sie das? — ja, sie glauben es. Aber zum Theil muß ich diese gute Meinung doch wieder zerstören.
M. Rosen. Das können sie nicht, das kann niemand. Iustizrath. Ja, ja. Ich bin nicht so ganz uneigennützig, wie ich heute ver sprochen habe, es zu seyn — ich bin wohl gar eigennützig.
M. Rosen. Eigennützig? Sie! fürwahr , das ist unmöglich.
Justiz rath. gewiesen?
Sie haben Fallbring ab
M. Rosen. von ihm.
Ach, es war nie die Rede
Zustizrath. Nun meine ich — ich bürste ihnen einen andern Vorschlag thun. H -
Dienstpflicht.
Ii6
nach einer Pause.
Sagen sie mir —■ wäre es
ihnen wohl möglich, mich zu heiralhen? —
Sie schweige»? M Rosen.
Instizrath.
überlegen sie es.
M. Rosen.
Sie überraschen mich — Das muß nicht seyn — Ich bin vierzig Jahr alt.
Ihr Herz ist in voller
Zugendkraft.
Justiz rath.
Ich bin kein Liebhaber.
Liebhaber werde ich in der Ehe. Deßhalben haben mich bisher alle Mädchen abge, wiesen. Alle die Toilettenbursche, die agreablen Lügner werden in der Ehe grobe
Gesellen.
so.
Aber die meisten Weiber sind nun
Für die Vergötterung eines Vierteljah
res verdingen sie sich auf die Galeere ihr Leben lang. M. Rosen. Justiz rath.
Das ist nur zu wahr. Ich bin freilich ein we
nig heftig — etwas empfindlich, glaube ich. Mein Theil Eigensinn — mag ich auch haben.
Daran ist aber der alteJung
gesellen - Stand schuld.
Dennoch
dar
auf merken sie nun — meine ich, es wäre
■
Ein Schauspiel.
u?
möglich, daß man mir wohl gut seyn kann, weil ich ein ehrlicher Mann bin.
Liebe» ?.
Nicht. Das meine ich nicht. Ich bin nicht angenehm, aber gut bin ich, wahrhaftig! Ueber dem gut seyn?
wer weiß — fände
sich wohl gar noch Liebe? —
jetzt habe ich
alles gesagt. M. No sen.
Wenn ich eben so aufrich
tig von mir reden sollte —
Justizrath.
Lassen sie das. Ich kenne
sie besser, als sie sich selbst.
Wenn sie wol
len, so habe ich das große Loos gezogen. Nur eins bitte ich, halten sie mich nicht auf — bescheiden sie mich nicht wieder her. -—
Was sie thun, oder nicht thun wollen, wis sen sie doch — also sagen sie nun herzhaft — Ja — oder Nein. M Rosen,
nach einer steinen Pause.
2a'.
Justizrath,
«erlist.
Wahrhaftig?
ich habe doch recht gehört? — Seyn sie so gut und sagen sie mir es klar und deutlich — Listar — ich gebe dir meine Hand.
Dienstpflicht.
I 18
M> Rosen. lieber Listar i
gibt ihm ihr« 5ent.
Mein
Justiz rath. Nun Gott sey Dankt «r kühl >hr« -and h«rzlich. Versprechen wollen wir einander nichts. Wir sind ehrliche Leute nnd wir werden glücklich seyn.
Eilfter Auftritt, Vorige.
KriegSrath Dallner.
Justiz rath. Lieber Dallner! hat sich da zugetragen?
was
M. Rosen. Nicht Fallbring — aber dieser Mann bittet um ihren Segen.
Krieg-rath.
Wie ist das?
Iusttzrath. Sie sollen diesen Segen nicht aus ihrem Hause ziehen sehn, Vater! aber daß sie mich in ihr Haus aufnehmen, mich zum Sohn annehmen, darum bitte ich.
Krieg-rath. Sie wollen der Man» meiner Tochter werden?
Ei« Schauspiel. Zustizrath. Kriegsrath. kleinen Zungen? Zustizrath.
119
Za. Der Vater des guten
Za.
Kriegsrath. DerMan einerFr-u, die kein Vermöger hat, und mit einer Hei, rath auch ihre zweihundert Thaler Pension verliert?
Zustizrath.
Za.
Kriegsrath. Sieh da, wie sich das fügen muß. Wenn ich den Mann habe handeln und wandeln sehen, habe ich oft bei mir gedacht, wenn er doch an meiner guten Marie Seite ginge Ich will es nicht verhehlen — das habe ich gedacht! Nun ist es so gekommen? Desto besser! Nun, Kinder ! bleibt so: wie ihr jetzt seyd — so seyd ihr gesegnet. Zustizrath. Zch habe kein VermSgen — aber es wird schon gehen.
Kriegs rath. Die tausend Thaler Herr Listar! — wo ist doch mein Sohn?
120
Dienstpflicht.
M. Rosen.
Er ist noch nicht zurück.
Justiz rath. Ueber den Reichthum »vollen »vir hernach schon disponieren.
Kriegsrath. Ja, der Mann — den lasse ich gelten Aber der Fallbring — das ist eine garstige Seele. Wenn so ein Mann, wie sie, mir aus der Straße begeg net, so freue ich mich und es wirb mir wohl, wenn er mir einen guten Tag bietet. Mit dem andern hätte man nicht füglich ausgehn können, als durch die Nebengäßchrn,
rat
Ein Schauspiel. Zwölfter Auftritt. Vorige.
Unteroffizier Gruner,
Kriegsrath. Nun, Herr Gruner? hat er den Fürsten gesprochen? Gruner.
Nein.
Aus der Parade
standen so viele Herrn um ihn und
vor
ihm —
Kriegsrath. auch viele Herren
Zn der Bataille haben vor
ihm
gestanden.
Weiter — Gruner.
Ich folgte dem Fürsten von
Ferne nach dem Schlosse,
dort wandte ich
mich an einige Herren, aber die liefen alle durch einander und sahen mich an, als ver ständen sie mich nicht. Ein alter Kammer herr hörte mich an und ging hinein, meine
Sache vorzutragen. Da kam aber der ge heime KriegSrath Dost; vom Fürsten heraus, mit einem feuerroten Kopfe, schob mich in
ein Gangfenster und sagte: „ihr habt euer» Bescheid von mir schon gekriegt. Nun packt euch. Den Unruhstiftern ist das Handwerk
122
Dienstpflicht.
schon gelegt, bas sagt nur dem, der euch geschickt hat. Marsch •— fort!" M. Rosen.
Unruhstiftern?
Gruner. Ich habe niemahls gezittert, wenn es geheißen hat — Marsch! aber wie mirs der Mann heute gesagt hat, hab ich geheult.
Kriegsrath, satt fcint ^an». Nun ist- genug, Herr Gruner! komme er heute Abend um fünf Uhr zu mir.
Gruner. Soll ich denn auf der Land, straße betteln und sterben? Kriegsrath. unmuthig. habe ich gesagt! Gruner.
Ganz wohl,
Um fünf Uhr
-«»r.
Ein Schauspiel.
rsz
Dreizehnter Auftritt. Vorige, ohne Gruner. Justizrakh. Sie scheinen einen Ent schluß gefaßt zu haben? Kriegsrath.
M. Rosen.
test.
Za, oja!
Sie beunruhigen mich,
Vierzehnter Auftritt. Vorige.
K r i e g S r a t h.
Kanzleibote. Ah, Herr Brand —
Kanzieibole. Za, es hat Brand genug gegeben, wo ich herkomme; das war ein Lärmen, ein Geheul — K r i e g s r a t h. arretiert?
Ist der Becker Ehlers
Kanzleibote. Zst arretiert. Mir hat es 'n Mahl nicht gefallen, einen wohlhabenoen Mann so mir nicht-, dir nichts ge fangen zu nehmen.
124
Dienstpflicht.
Kriegsrath. Die Papiere sind doch richtig an Ort und Stelle?
Kanzleibote. Ei ja doch, gitt ihm »in Papier. An sie, Herr Kriegsrath! Kriegsrath. wieder nach. Kanzleibote.
Um fünf Uhr stage er
Sollte
es
nöthig
seyn? Kriegsrath. Wenn ich es ihm heiße, so — Kanzleibote. nur — geht.
Nu, nu — ich meine
Ein Schauspiel.
125
Fünfzehnter Auftritt. Vorige, ohne Kanzleiboten.
Kriegsrath. Mit dem großen Sie, gel? — was ist denn das? — « tieft für sichZustizrath. Nun, lieber Dallnrr 1 Kriegsrath. Gleich — gleich, er liest weiter.
M. R 0 se n.
Was ist es, lieber Vater ?
Kriegsrath, »ie er gelesen 6af, nach einer Taus. Weillauf! ihr mögt es hören, lieft. „ Wegen Alter und Unvermögen wird der „zeitherige wirkliche Kriegsrath Dallner „hiemit von heute an seiner Dienstleistung „entlassen, und in Ruhe versetzt, demsel, „ben jedoch wegen vieliähriger Dienste seine „ ganze Besoldung gelassen; wobei ihm je„doch alles Ernstes bedeutet wird, alles „ Redens über die Geschäfte und alles unru, „ higen Betragens sich zu enthalten."
I u st i z r a t h. greift hastig nach »em Papier, Wer hat das unterschrieben?
rs6
Dienstpflicht.
Kriegsrath.
Der Fürst.
Justizrath Bei Gott! — und er kann den Undank begehen? — er? — Kriegsrath. Halt! halt! — nicht Mit dem Haufen geschrieen! wem soll er glauben, wenn er denen nicht glauben soll, die er mit Eid und Pflicht an die Spitze des Kollegiums gestellt hak?
Justizrath. Ist ihnen Eid und Pflicht minder heilig als andern? — muß er sie nicht auch hören? Kriegs rath. Gut; aber er kann mich Nicht hören, bis ich auch spreche.
Zustizrath.
Wollen sie sprechen?
Kriegsrath. Gewiß — das will ich. Justizrath. recht!
Recht,
mein
Vater!
Kriegsrath. Ich bin alt, aber ich bin nicht unvermögend. I u st i z r a t h. Das beweisen ihre Hand-'
lungen. Kriegsrath. Ich verlange Besol dung für Dienste — oder keinen Dienst
Ein Schauspiel. und
keine
Besoldung.
Zch
ist bin
kein
Ruhestörer. M. Rosen. Müssen sie aber nicht fürch
ten, daß man dann —
Kriegsrath. Ich fürchte nichts — so wahr Gott lebt, der mein Thun und Las sen sieht — ich fürcht« nichts.
Zustizrath. Was wollen sie jetzt thun?
KriegSkat h. Zu meinem Fürsten hin, gehen — mit Vertrauen und gutem Ge wissen — vnd rsden — was ju reden ist.
M. Rosen.
Und dir Folgen —
Kriegsrath. Gott empfehlen und ruhig abwarten. Es ist drei Uhr: — Meine gewöhnliche Ruhezeit, die kann ich nicht wohl übergehen. Ich lege mich nieder.
Halb vier Uhr will ich nach Hofe gehen,
halb vier Uhr wecke Tochter! M. Rosen,
Zustizrath. Kriegsra th.
auf,
meine
«rzreift sein» -and.
•
mich
umarmt ihn.
WaS ist, lieber Listar?
I2S
Dienstpflicht.
Justiz rath. So will ich leben — so will ich dienen — immer so zur Rechen schaft bereit seyn!
Kriegsrath. Dann lebst du froh— und stirbst sanft. «r drückt beiden di« Hände, Also halb vier Uhr. « gehr.
Justizrath ihm nach.
un»
M. Rosen
ftteo
Justiz rath. Ruhe sanft! — dein Gewissen bettet dich gut.
M. Rosen. Dein Erwachen ist heiter in den Armen deiner Kinder. fl« umarmt ihn. Leid« folgen. Ende des dritten Aufzugs.
Ein Schauspiel.
Vierter
129
Aufzug.
Dey Secretair Fallbring.
Erster
Auftritt.
Secretair Fallbring Seitenjimmer
und
scheu,,
Bedienter
kommt au» einem worauf ein
einitttt.
Fallbring. Ä?ar der Jude noch nicht im Hause? Bedienter.
Nein.
Fallbring. Geh zu ihm — ich warte auf ihn, e, soll kommen.
Bedienter.
L ebr wohl!
yijt.
Fallbrinq. Der Jude zögert — da wild mir verdächtig.
Dienst pflicht.
i;o
Zweiter Auftritt. Fallbring.
Zustizrath Listar
Nun,
Zustizrath.
mein Herr —
Zhr Gang zu Herrn Dosiz hat Wunder ge-wirkt,
der Kriegsrach Daliner ist seiner
Dienste entlassen.
So sagt man — ich
Fallbriyg.
kann es aber kaum glauben.
Zustizrath. Die Leute, die das veran» laßt haben, sind darum nicht weiter und
nicht sicherer.
Er ist nach Hofe,
um an
ein ehrwürdiges gerechtes Tribunal zu appel lieren, an das Herz des Fürsten.
F a l l b r i n g.
Daran thut er wahrhaf
tig wohl.
Zustizrath.
Und die Leute — wetz»
halb die Zurückhaltung ? — und sie, mein Herr, sie thun sehr übel, daß sie der trauri
gen Situation nicht zuvor kommen,
darein
sie gerathen müssen. Fallbring. Sie wollen doch eine ganz
eigne Kenntniß meiner Situation besitzen.
(Eitt Schauspiel.
izi
J.ustizrath. Wollen sie meinen ehrli chen Rath fürnhre schlimme Sache? Fallch ring.
Deü wäre ich freilich be
gierig zu vernehmen.
Justiz rath.
Sie sind reich — sehr
Wenden sie sich an die Gnade des
reich.
Fürsten mit Offenheit.
Opfern sie hren un
gerechten Gewinn dem Fond für arme Soldarenwittlven und Kinder und bitten sie um Erlaubniß, sich von hier zu entfernen; der Fürst ist gutmüthig: so retten sie ihre Ehre und übriges Vermögen.
Fallb rL n g
Wahrhaftig?
Justiz räth.
Mein Rath mag unan
genehm seyn, aber er ist sicher.
Fallb ring.
Mit
ihrer
Erlaubniß
wüßte ich für mich einen bessern Rath. Und um ihre Freundschaft zu erwiedern, will ich auch dem Herrn Dallner einen Rath ertheilen. Er soll mich in Ruhe lassen.
Er
soll
ihn
doch
entlassen
die
Sache
nicht
ist.
liegen
mehr
lassen,
angeht,
da
die er
Oder er soll gewiß seyn,
daß auch ich meiner Seits keine Schonung 3 3
Dienstpflicht.
132
in rlner Sache brauche — in einer Sache — die seinen Prunk aus die Hohe Gewissen haftigkeit gewaltig niederschlagen lvird. Das ist mein Rath.
Jusiizrath.
Bei ihren Handlungen
kann nicht die Frage seyn, od sie gut sind —
ich bitte sie also bloß zu überlegen, ob die Handlung, die sie da zu verstehen geben wollen, klug wäre? Fallbring.
Ich
sollte es meinen.
Die Herrn Dallyers müssen mich bei Gelds lassen,
wenn sie selbst bei Ehren bleiben
wollen. Justiz rath.
Der alle Mann ist un
bestechlich. Fall bring.
Und ich bin unerbittlich.
Justizrath.
Die Mühe — sie zu
bitten, habe ich mir noch nicht genommen. Fallb ring.
Kurz und gut — der
alt« Dallner schweigt, oder ich rede.
I u st i z r a t h.
Was der Sohn gefehlt
haben kann, hat der Vater ausgeglichen. Dss Sohnes Fehler gehen nur den Vater
Ei» Schauspiel.
133
an. Unterstehen sie sich, diese vor das Publikum zu bringen, so haben sie es mit mir zu thun.
Fallb ring. Duelle sind ja verboten, mein Herr Zustizrath. Iustizrath. Züchtigung von Nieder trächtigkeiten befielt das Gesetzbuch des ehr lichen Mannes. ad. Fallbring. Aha — der läuft ohne Segel und Masten wieder in den Hafen ein. Der ist ziemlich fertig. Meine Sachen ste hen gut, denn sie negvtiieren.
t?4
Dienstpflicht.
Dritter Auftri t k. Fallbring.
Secretair
S. Dallner.
nach
einem
Dallner.
Somplimcnk.
Hier, mein Herr zwei Rollen — jede zu fünfhundert Thalern in Gold — macht
tausend Thaler.
Faklbring. nimmt n< Sehr wohl. #U6 einer J,viett.ii4e gibt er ihm «in Papier. Da Ist auch ihre Obligation. S. Dallner. Ich empfehle mich.
gehe.
F a l l b r i n g. Wir sind noch nicht fertig. S. Dallner. Wir haben nichts mehr zusammen zu thun.
Ja, das wäre wohl gut
Fall bring.
ffir uns beide.
Die werthe Familie macht
sich mit meinem Untergange zu schaffe» — und folglich ich mit abgcdrungener Nothwehr. S. Dallner.
F a l l b r i n g.
Was soll das heißen? Das will ich ihnen kurz
und bündig sagen, der Papa haben — als sie noch in dem Gelcbaste waren — man cherlei feindselige Untersuchungen verhängt.
Ei« Schauspiel.
13$
tn deren Folge mich auch beinahe verdächtig
ju machen gewußt. S. Dallner. Fallbring.
S. Dallner.
Was kann ich dafür?
Nichts. Waö habe ich also da
mit zu schaffen?
Fallbring. Viel. Der Papa ist nunmehro aus diesem Geschäft; drängt er sich aber wieder dazu und die Sache geht ge gen mich wieder vorwärts; so soll der Fürst, der Hof, die L tadt, alle Welt soll erfahren,
daß sie,
mein Herr,
die tausend Thaler
von ihrem Schwager empfangen und heim
tückisch verschwiegen haben, derenvegen so
mancher redliche Mann in falschen Verdacht
genommen ist, und noch stehet — jetzt thun
sie,
was ihnen klug dünkt— wir sind fer tig — ich empfehle mich. ©. Dallner. Diese Beschuldigung — Fallbring.
Beschuldigung?
Kennen sie die Hand? 1 5^31 ihm ein Biau.'
Dienstpflicht.
iz6
l 6ft-
S. Dallner.
An
Monsieur
Louis Ehlers.— Ja ich kenne die Hand, das
har die Wmrve Waldner geschrieben, zurück Fall bring, Seite hin.
hü'lt
ihm
die
Belieben sie mitzulesen.
gibt es
inwendige liest.
„Lieber Louis! ich bitte dich, sage doch nje-
„mand,
was ich dir wegen den tausend
„Thalern von Dallner gesagt habe. „jst freilich wahr;
ES
du hast mir aber ver-
„ sprochen, den armen Narren nicht zu ver„rathen das mußt du halten. Nach sie-
„den Uhr kommt Dallner nickt mehr zu mir, /za(fo erwarte ich dich zwischen sieben und „ acht Uhr." — Brauche ick mehr als das? S. Dallner.
Nein,
nicht einmahl
so viel. Fall bring.
Partie
auf
Wollen sie nun meine
eine entschiedene Weise neh
men — so sind sie geborgen — wollen sie? S. Dallner. F
a l l b r i n g.
Nein.
So sind sie verloren.
Ein Schauspiel. ©. Dalliier.
137
Ja.
Fallbring. So thue nun jeder von uns das Seine und wehre sich so gut er kann.
S. D a l l n e r. mit einem fürchterlichen »lief Ich verliere — Sie gewinnen. Aber ihr Gewinn ist gräßlich, geht. Fallb ring. Entweder — oder — gestürzt, oder herausgeriffe«. DallnerS — oder ich.
138
Dienstpflicht. Vierter
Hallbring.
Auftritt.
Bedienter.
Hernach
Daruch. Fallbring.
Kommt der Jude?
Bedienter.
Es pressierte nicht so —
er wollte schon kommen in «in paar Stun
den, sagte er. Fallbring.
Bedienter. Fallbring. Bedienter.
Fall bring.
— War er allein? Allein. Was machte er?
Er las in Papieren.
Was sür Papiere?
wie
sahn sie aus — groß — klein — viele Do
gen — oder ein Boe en — ein Blatt — pin Zettel — was las er?
Bedienter.
große Dogen seyn.
Es mochten fünf — sechs Wie ich herein kam,
fuhr er damit in die Tasche. Fall bring. Geschwind oder langsam?
Bedienter.
Sehr geschwind.
Ei« Schauspiel. Fallbring. oder ernsthaft?
Wie sah er aus?
139 lustig
Bedienter. Lustig, wie einer, dir thun guten Handel gemacht hat.
Fallbring. gegen, dich?
Und
war er höflich
Bedienter. Gar nicht — mir keinen Stuhl gebaren. Fallbring.
Bedienter. einmahl gerückt. Fallbring. Baruch
er hat
So?
Hat auch den Hut nicht So — in Beranken,
tritt ein.
Fallbring. Ach — Herr Baruch, Geh hinaus. Es wird niemand zu mir ge laßen. redi-ntek ->«ht. Nun, Herr Baruch! hier sind fünfzig Louisd'ors! wo ist mein Papier?
Baruch. Des Papier? Frage se doch erst, ob merS feel is. Fallbring. walt brauchen.
Baruch ! ich werde Ge
140
Dienstpflicht.
Bar»ch. Gewalt? Ru! Sie habe doch ach nur fünf Anger an jeder Hand, ar wie ich. F a l l b r i N g. »erichtieN die Thue.
Baruch.
Was folls?
Fallbring Zch sehe, daß der ganze Iud hervorguckt, und daß ich um mein Geld gebracht werden soll.
Baruch. Der Zudd iß ä Mensch. Es kann doch ach ä mohl beim Iudde, mit Ketodtr der ganze Mensch hervorgucke. Fallbring. Ich gebe a chtzig tzouisd'ors.
Baruch.
Besser'.
Fallb ring.
Baruch.
Hundert; Besser!
Fall bring. Nein, keinen Haller mehr.
1 Barn ch. Au waih. Hundert und zwanzig zum ersten, zum zweiten — Nu! Niemand besser? Und zum — Fallbring, zieht eine «ackpislole hervor. Hundert und zwanzig.
Baruch,
ruhir-
O —Stuß!
Ein Schauspiel. Fallbring. Ernst!
141
Ernst — fürchterlicher
Baruch. Fürchterlich? na: Worum? Mache i'e mich tobt, so were se gehenkt. Wann se henke an de Galge drobe — wahatt ibtte ihr Geld? treffe se mich nich —• so hals doch geknallt — do komme Lait — ich bin frei — un sie schiebe die Karre. Was iß der mehr? F a l l b r i n g.
Baruch.
Baruch!
Thun se das Ding weck.
F a l l b r i n g.
Baruch.
außer »ich,
steckt tu Pistole «m. Wohl. So ja.
Do iß recht.
Fallbring. Dein gehört das Geld—> mein das Papier. Wir sind Handels ein geworden. Baruch. So Waare as des Papier—
wo mer kann das Brandmark mit abkaufe — die steigt von Minutt zu Minute im Preiß.
Dienstpflicht.
14»
Falt bring.
Betrüger!
Was Rede!
Baruch.
was Rede!
tver bin ich doch, as mich sö 'n gewalrs ehr« licher Mann en Betrüger heißt thut? Specke takel! —
Nu — as se des Papier nich
wolle lasse bei mir: Ich geb es uffzuhcbe
an en dritte Mann.
Zch bring es zu de
Lischtar. Fallbring.
Aha! Solls da hinaus?
nach einer P.iule macht er die Thür ouf und kommt
Fort auf der Stelle, fort! trag dar Papier zu Listar. rurii-k.
Worum nich?
Baruch.
Fallbring.
Gleich/
geh zu
ihm.
Wurm! du übersiehst mich nicht — Hahaha!
die Haare wirst du dir noch ausreissen über
deine Narrheit.
Ich kann viel Geld ver
lieren, wenn Dallner das Papier braucht
— Dallner aber — wenn er es braucht — so verliert er — hahaha — geh — trage
es hin.
Baruch.
Hamann — habe sie gelese
vom Hamann? wann sie sollte an des Ha,
Citt Schauspiel.
14z
mann stin Platz hinankomme — die ganze Armee kommt und guket zu! geht. Fallbring. Alles stehet auf dem letz ten Spiel — nun gerade darauf zu gegan gen. Die Dallners sollen mich retten, retten — ohne meinen Dank, oder sie sollen fallen, so tief, tiefer als ich. w geht.
SS verwandt« sich in Dallners -aus.
144
Dienstpflicht.
fünfter Auftritt. ustizrath Listar. Madame Rosen.
Iustizrath. M. Rosen. Ich kann nicht.
Ruhig, liebe Madame! Ich kann's nicht seyn.
Justizrath. Es scheint uns so, als ob der Vater lange ausbliebe, weil wir ihn sehnlich erwarten. M. Rosen. Das Schloß liegt doch nahe hier bei uns.
bet
Justizrath. Wer weiß auch, ob er dem Fürsten gleich vorgelassen ist.
M. Rosen. Ich kann die traurigen Ahndungen nicht unterdrücken. Sie selbst — sie sind sehr ernsthaft.
Ciu Schauspiel.
145
Sechster Auftritt» Vorige.
Unteroffizier Gruner.
Gruner. Zustizralh!
Herr Jusiiztath — Herr
Justiz rath.
Was gib» ?
Gruner. Ein Wort allein — neh men sies nicht übel, Madame.
M. Rosen. Was ist ihm geschehen?
Gruner. Mancherlei — ein Wort allein, Herr Jvstizrath. M. Rosen,
-ehe.
14 6
Dienstpflicht.
Siebenter Auftritt. Justizrath Listar.
Unteroffizier
Gruner. Gruner. Mir ist nichts geschehen Mir nichtsDem alten Kriegsrath — ach Gott — dem steht etwas bevor.
Justizrath. Gruner.
Rede er!
General Löber schickt mich
her — der brave Mann.
Justizrath.
Und —
Gruner. Wie die Soldaten gehört haben, daß nun der Lieferungsbetrug-nicht mehr würde untersucht werden — und daß der alte Herr Kriegsrath entlassen wäre —
nun da hat mancher dumme Reden falkr» lassen, wie so einfältige Leute sind -— Iustizrath.
Weiter, weiter!
Gruner. Nun ja. Das hat man dem Herrn hinterbracht, man hat- ver größert, man hatS verdrehet, man hat ge sagt, der alte Herr Krieg-rath hielte dik
147
Ein Schauspiel.
Leute in der Unruhe — und er gebrauchte mich dazu.
Justizrath.
DieBetrüger!
die Be