Dienstpflicht: Ein Schauspiel in 5 Aufzügen [Reprint 2019 ed.] 9783111491271, 9783111124834


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Table of contents :
Dienstpflicht
Personen
Erster Aufzug
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt
Elfter Auftritt
Zwölfter Auftritt
Dreizehnter Auftritt
Vierzehnter Auftritt
Fünfzehnter Auftritt
Zweiter Aufzug
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt
Elfter Auftritt
Zwölfter Auftritt
Dritter Aufzug
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt
Elfter Auftritt
Zwölfter Auftritt
Dreizehnter Auftritt
Vierzehnter Auftritt
Fünfzehnter Auftritt
Vierter Aufzug
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt
Elfter Auftritt
Zwölfter Auftritt
Dreizehnter Auftritt
Vierzehnter Auftritt
Fünfzehnter Auftritt
Sechzehnter Auftritt
Siebzehnter Auftritt
Achtzehnter Auftritt
Fünfter Aufzug
Erster Auftritt
Zweiter Auftritt
Dritter Auftritt
Vierter Auftritt
Fünfter Auftritt
Sechster Auftritt
Siebenter Auftritt
Achter Auftritt
Neunter Auftritt
Zehnter Auftritt
Elfter Auftritt
Zwölfter Auftritt
Dreizehnter Auftritt
Vierzehnter Auftritt
Fünfzehnter Auftritt
Sechzehnter Auftritt
Siebzehnter Auftritt
Achtzehnter Auftritt
Neunzehnter Auftritt
Zwanzigster Auftritt
Ein und zwanzigster Auftritt
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Dienstpflicht: Ein Schauspiel in 5 Aufzügen [Reprint 2019 ed.]
 9783111491271, 9783111124834

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D L e n st p f l L ch e. C i n Schauspiel in fünf Anfjügrn.

Von

August Wilhelm Jffland.

Leipzig,

bei Georg Joachim Gischen, i 7 9 ö.

Dienstpflicht. Ein Schauspiel tn fünf Aufzügen.

Person«»: Der Fürst.

Kammerherr von Falkenberg. 3*ey Zagpjunker!

KriegSrath Dallner.

Hofräthin Rosen, Wittwe, fein« rechter. Ernst, ihr e°h», Secrttarr Dallner, ihr »rüder. Ztistizrarh Listar. Gerretair Fallbring. Decker Ehlers. Daruch, -an»«ltjude. Wender, Leidlakay M Zürsteit.

FallbringS Bedienter. Untero^icier Gruner.

Kanrleybote.

Erster

A u f z u g.

Zimmer beim Justizrath Listar.

Erster Auftritt. Der Jude Daruch fltzt schon iw Zimmer.

Secretair Fallbr i n g tritt ein.

Fallb ring« Äha! Meister Baruch auch schon da? Baruch. Kute Morgen, Hürr Sekertary! gehr auf.

Fallbring. Auch der Jüstiz die Cour machen — Herr Baruch 1 Baruch. Jo — bei dem Hilsts ach eppes? der kehr grad durch'. Fallb ring. Ja, es ist ei» Eden­ mann, der HerrLtstar, das ist wahr. Abrr

6

Dienstpflicht.

mit allem dem — ein gutes Wort findet eine gute Stelle. Baruch.

Worum nich?

Fallb ring. Meister Baruch ist gescheid, weiß sich zu drehen und zu wenden. Baruch. Mer muß wohl, als mer vom Fleck will.

Fallbring. Will er in ein paar Stun, den zu mir kommen, Baruch? Wir kön­ nen einen Handel machen. Baruch. winne !

Zs doch an Sie nick- zu ge­

Fallbring. wissen.

Das kann

man

nicht

Baruch. Was solls? wolle Sie mer verdorbene Frucht aufhenge?

Fall bring. Frucht? wie käm ich dazu ? Baruch. O main'. Sie unKanpeni — habe Sie doch die Lieferung für die Armee, un für die Lazerctter? Fall bring. das ist vorbei.

Zch war dabei interessirt;

Ein Schauspiel. Kratelir,

Baruch.

7

wann- glücklich

Mer sagt doch allerhand davon.

vorbei iß.

Fallbking.

Allerhand? wie ist das?

Was weß ichs? Kriegsrach

Baruch.

Dallner solls gewiß untersuchet habe —

alle Welt spricht davon. Fallb ring.

Hm! es ist ein eigensin,

Niger, wunderlicher Mann, der alte Dallner. Baruch. Wunderlich? jo. Aber ge, walts brav! Un die Soldat« brülle wie die Löwe gege de Becker Ehlers un Kanpeni.

Nu — Sie gehe jv ins Haus? Dallners,

Bei die

mein ich.

Fallbring.

Za, back thue ich;

da­

hat auch seine Ursachen, warum ich hingehe.

Baruch.

Zch weeß, ich weeß.

Von

wegen de tausend Daler, wo sie vordeMai-

«rsche Kinder zu fordern habe. Nu — do läßt sich doch ein Wort rede mit de Lait.

Fallbring. Baruch.

Weßhalb?

Was weeß ichs? —

Wie

habe sie gesagt dervvr? — ein tut Wort findet ä tut« Stelle.

8

Dienstpflicht.

Zweiter Auftritt. Vorige.

Iustizrath

Listar.

Justizrath. Es ist mir leid, daß ich Sie habe warten lassen. Fallbring. Ich bin eben erst gekom­ men, Herr Justizrath < Justizrath. Was gibtS, Herr Baruch ?

Baruch. Mit verlab — wenn ich allein könnt mit sie rede.

Justizrath, inSaottin«. Das wird wohl bald abgethan seyn. Wollen sie indeß — er dem« auf fein Zimmer.

Fallbring.

Mit Vergnügen, geht dahin.

Ein Schauspiel.

9

Dritter Auftritt.

Baruch,

I u st l z r a t h.

Iustizrath. Baruch.

Nun ?

Do, lese sie.

-ier ihm eine

Obligation./

Justizrath. Kriegsrath Dallner mit Unterschrift des Sohnes und der Tochter, suchen tausend Thaler aufzunehmen? Baruch. ich se schaffe?

Ich soll se schaffe.

Justiz rath. wissen.

Kanu

Das muß Herr Baruch

Baruch. Ich mane so. Sie kehn ins Haus. Ost un viel. Sie müsse wisse, wie es steht? Der alte Kriegsrath, brav is er. Aber die brave Lait greife «ich zu. Dir Tochter, die Wittwe Rosen? A liebes Kind. Aber — die zwe Auge sie ack ihr bescht Ka­ pital. Der Sohn, der Zekkertare — au waih!

Iustizrath.

Nun?

Baruch. Was weeß ichs? Er hengt do an der Wittwe Waldner. Die Schwe-

Dienstpflicht.

io

(ter hat als vor ihn bezahlt.

Aber es langt

nimmer zu. Justizrath.

Geht das mich an?

Baruch. Jo. Wenn sie inS Haus kehe als Bräutigam, müsse se wisse, wo Daler liege un wo käne liege. I u st i z r a t h. Ich bin kein Bräutigam.

Baruch.

Ru, wann ste es'nmal wer,

de — frage se nur mich — Worum? die

Schiff fahre all stolz derher mit Segel un

Flagge —

aber kai Ladung habe se doch

pich, kai Ladung! — Nu, un mit dem

Kappetal? — soll ichs wage?

Iustizr - th.

Warum nicht?

Baruch.

Sie wolle das Kappetal der,

mit abzahle,

was an der Vormundschaft

fehlt, vom Schwiegersohn, vom verstorbne Rosen, vom Hofrath.

Justiz rath. Baruch.

Das geht mich nichtsan.

Geschaide Lait keht alles an,

alles! befehl mich!

geht.

Ein Schauspiel.

Vierter

n

Auftritt.

Zustizrath geht an da«Zimmer. Fallbring kommt heraus.

Zustizrath.

Wollen sie Platz neh­

men ?

Fallbring. »-meint «s. Ich werde ganz kurz seyn, denn ihre Zeit ist kostbar.

Dg

ich nun nach des seligen Hvfrath Rosens Tod die Vormundschaft über die Maiersche Kinder habe antreten müssen,

so kann und

darf ich auch das Interesse dieser Kinder nicht vernachlässigen. Zustizrath.

Gewiß nicht.

F a l l b r i n g.

Tausend Thaler Kapital

— die fehlen einmgl den Maierschen Kin­

dern an der Masse,

wie sie mir von dem

Schwiegervater des seligen Hofraths,

dem

Herrn Kriegsrath Dallner übergeben ist.

Zustizrath.

F a l l b r i n g.

Richtig.

Die Auszahlung der tau­

send Thaler an den Hofrath ist erwiesen.

Zustizrath.

Richtig: das ist st«.

Dienstpflicht.

I?

Fallbring.

Und die tausend Thaler

sind nicht da. Kein Schein, keine Obliga­ tion, keine Annotation ins Hausbuch —

nichts gibt eine Auskunft, wo sie hingekom« men sind.

Sie gestehen doch,

daß das utu

begreiflich ist. Justiz rath. so plötzlich.

Der gute Mann starb

Vielleicht hat er sie kurz vor

seinem Tode ausgeliehen, und —

Fallbring.

Wahrscheinlich. Aber an

wen? — die Frau

weiß

nichts.

Der

Schwiegervater, der alte Dallner, weiß nichts. Auch der Schwager, der junge Dall­ ner, — sagt — daß er nichts wisse —es ist unbegreiflich — unbegreiflich. Justizrath.

Fallbring.

Die Wittwe — Sehn sie,

daß es der

junge Dallner nicht weiß, das begreife ich

gar nicht.

Justizrath.

Warum nicht?

Fallbring.

Da der Hofrath Rosen

ihm gewöhnlich alles gesagt hat — und da

er ihn sehr lieb gehabt hat. so —

Sehr lieb —-

Ei« Schauspiel. Zustizrath. doch nicht! Fallbring. Zustizrath. Mann von Ehre.

Fallbring.

13

Inzwischen weiß er es

Ja, so sagt er —• So ist es.

Er ist ein

Natürlich. Natürlich —

von Ehre — und von einem sürtrefflichert Herzen. Ein gutdenkender, wohlthätiger Mensch, der ein zärtliches Herz hat für Wittwen undWaisen. — Wenn er nur da/ durch nicht selbst leidet. Justizrath.

Fall bring.

Wie so? Menn er sich entblößte

und selbst leiden sollte? das wäre traurig. So ist da zum Beispiel ie Wittwe Wald­ ner, zu der er denn fleißig ins Haus geht, an der er viel thut — denn er erhält sie mit Kind und Kegel, hat auch des Mannes Rezeß bezahlt, sonst wären sie alle von

Stuhl und Dank gejagt — die mag er auch für eine ehrliche Frau halten.

Justiz rath. nicht hin.

Gewiß.

Sonst ging er

14

Dienstpflicht.

Fallbring.

Ach, das ist leichte Waa­

re, Herr Justizrach! — schweres Geld.

Zustizrath.

die kosten ihn

Das ist die Sache sei­

ner Ueberzeugung und seines Beutels. Fallbking.

Seines

Deutels?

ja, ja.

Justiz rath.

Also?

was verlangen

sie von mir?

Fallbring.

Daß sie doch der Familie

einreden, daß sie es mir nicht zurechnen, daß ich auf der Zahlung der tausend Tha­ ler für meine Mündel bestanden bin. Justiz rath.

Wer kann ihnen übel

deuten, daß sie thun, was sie nicht unter­ lassen dürfen?

Fallbring.

Mir ist es so leid. —

Justizrath.

Aber ob die Frau in die

Verbindlichkeit ihres Mannes wird treten wollen, ob sie nicht ihr Eingebrachtes for­

dern wird — Fallbring. Hm — das war gering — über rathen sie ihr, daß sie nicht darauf be­

stehet.

Mein Herz leibet freilich,

wenn

Eitt Schauspiel.

15

ich Haran denke, wie die arme junge Frau dadurch ihr bischen Habe verliert, oder Ab,

zug an der kleinen Pension könnte leiden müssen.

Jusiizrath.

Das wäre

denn doch

nicht zu ändern, wenn sie bezahlen soll.

Fallb ring.

Und daß des guten seli-

gen Hvfraths Accuratesse so dabei in- schlechte ^icht geräth. Denn sehen sie; da nun hinzu kommt, daß er so ungemein gutherzig wat und liebreich — so — ich sage ihnen, mit dem Kapital —

ist es und bleibt es

wahrhäftig unbegreiflich — Unbegreiflich! Justizrath.

Und so denke ich —

zerbrechen wir uns den Kopf nicht mit dem,

was wir nicht ergründen können. F a l l b r i n g. Da haben sie recht. Der­ jenige aber, der das Geld hat und meldet sich nicht, und läßt die liebe junge Frau in

der Verzweiflung

— wenn man ihn wüßte

— mit dem füllte man kein Mitleid haben.

Justiz rath.

Da man ihn aber nicht

weiß — Fallbring. Wahrhaftig! wenn mafl Vermuthungen hätte —

16

Dienstpflicht.

Justizrath. Haben sie Vermuthun­ gen ? Fallbring. HM — Nein. Wenn ich aber welche bekomme, Herr Zustizrath! so werde ich der Spur folgen.

Justiz rath.

Daran thun sie recht.

Fallbring. Unaufhaltsam werd' ich ihr folgen. Deßhalb rathen sie der Frau, daß sie kein Eingebrachtes fodert. Sie ha­ ben Geschäfte — ich will nicht aufhalten. — Gehorsamster Diener. geht.

I u st i z k a t h.

begleitet ihn au- der Thüre, kehrt luruck und geht In sein Zimmer.

verwandelt sich in des Krieg-rath Danner- -aus.

Ein Schauspiel.

17

Fünfter Auftritt. Madame Rosen sitzt an einem Tisch und näht, neben ihr Ernst und schreibt. Hernach Secretair Dallner. M. Rosen. Die Reihe wird wieder schief. Ernst, gibt ihr die -and. Die andere soll besser werden. M. Rosen.

Wir wollen sehm

Ernst, schreibt. Der Buchstabe schöm zeigt ihr da< Buch. Sieh doch.

ist

Secretair Dallner. tri« ein. Gu­ ten Morgen, Schwester! M. Rosen

S. D a l l n e r.

Gehst du schon aut? Auf die Kanjley.

M. Rosen, steht auf und -ehr var. Was fehlt dir? S. Dallner. Hm!

Ernst. Onkel! ich schreibe wieder grofti Buchstaben. M. Rosen, nach einer Paus«. Hörst du nicht? D

i8

Dienstpflicht. S. Dallner.

r«rpreu».

Was?

M. Rosen. Emst hat dir gesagt, dckß er wieder große Buchstaben macht. S. D a l l n e r. ist gut.

ge-ioungen lLcheind. Da­

M. Rosen. Liegt der freundliche Kna­ be dir gar nicht mehr am Herzen? ne holt ihn. Frag den Onkel, ob er gar nicht mehr an dich denkt? S. Dallner. test »>n auf und küße itn mit ungeftiim. Unzählige Male! wachend und träumeud! du bist ein Gläubiger, der schreck­ lich mahnt. s«tzt ihn von ach. Aber ich will dich bezahlen, so wahr ich ehrlich bin.

M. Rosen.

Bruder!

S. D a l l n e r. Und kann ich dich nicht bezahlen, so will ich dir Genugthuung ge,

ben.

Das schwör ich dir!

Ernst. Was bist du mir denn schuldig? ich habe dir ja nichts gegeben. S. D a l l n e r. Ich habe dir genommen, mein Kind!

Ein

Schauspiel.

19

M- Nösen. Lauf hin, sage dem Groß­ vater einen guten Morgen. Ernst.

Hernach schreib ich doch wieder?

M Rosen.

Ernst.

Za, mein Kind!

Wieder große Buchstaben? ja,

ich mache große Buchstaben,

säuft sott.

Sechster Auftritt« M. Rosen.

S. D a l l n e k.

S« D a l l n e r.

Da- Kind arbeitet zu

viel. M. Rosen.

Der Vater wünscht es so.

S. D a l l n e r.

Die Geisteskräfte wer­

den mit Treibhauskünsten in die Höhe ge­ trieben,

daß alle Körperkraft dabei zu Den ganzen Tag wird

Grunde gehen muß.

das Kind erinnert, gemeistert, gelehrt. Wa­ rst die Folge davon? Ein Knechlssinn, der

immerdar bleibt. M. Rosen.

Zch will schon einlenken. D 1

fio

Dienstpflicht.

S. Dallner. Eine Furcht, eine Zu­ rückhaltung, — die späterhin noch die trau rigften Folgen hat — so geht mir es.

M. Rosen. Aber deshalb bist du boch seit einiger Zeit nicht so unmuthig? S. Dallner.

M. Rosen.

S. Dallner. M. Rosen.

Hauk».

Wer weiß?

Drücken dich Schulden? O Gott ja!

Immer noch?

S. Dallner. Und wenn ich dir be, zahlen könnte, «aS du sür mich gegeben hast — kann ich dann sagen, ich hätte abgetra­ gen, was ich dir schuldig bin? Dein» Auf­ opferungen, deine Entsagungen, die mar­ ternden Äerlegenheiten, die du mit meinem Water deshalb gehabt hast! 0 Marie —-

M. Rosen. Ich verschenke nichts. Ernst ist an dich gewiesen. Er wird Thor­ heiten begehen, er wird Leidenschaften ha­ ben, er wird Stühe bedürfen — bann zahle wieder mit Nachsicht, mit Gedult, mit That! S. Dallner. Wenn ich daran denke, baß deine kleine Besoldung dich erhält und

Ein Schauspiel.

21

noch meine Thorheiten gut machen mußte? Marie, ich bin deiner nicht werth.

M. Rose n. Wenn die Wittwe Wald­ ner nur alles das werth ist, was du für sie thust.

S. D a l l n e r.

Sie ist so unglücklich!

M. Rosen. Ist sie es ohne alle Schuld? würdige Leute halten sie für eine Kokette, die dich — S. Dallner. Würdige Leute haben sehr oft wenig Menschenkenntniß und ur, theilen nach dem Schein.

M. Rosen. Auch der Schein sollte nicht gegen sie seyn.

S. Dallner. Sie sollte also immer weinen, immer klagen, die Augen nie auf­ heben? Dann würde ich ihr gerade am we­ nigsten trauen. M. R o sen. Ich breche ab. Aber sag mir — weiß ich deine Schulden nun alle? S. Dallner. Daß ich keine mehr machen werde, schwöre ich bei Gott' Zch thue auch nichts mehr für die Wittwe. Mein

Dienstpflicht.

SS Gewissen

schreibt mir dringendere Pflich­

ten vor. M. Rosen.

Was bist du noch schul­ dig? helfen kann ich freilich nicht — aber — S. Dallner.

Ach Marie!

Siebenter Auftritt. Vorige.

Kriegsrath Dallner mit

Ern st.

Kriegsrath.

Ei, «i, mein Sohn!

an die Arbeit. S- D a l l n e r.

Es ist noch früh, lieber

Vater! Kriegs rath.

Die Arbeiter,

die so

auf den Glockenschlag paffen — die sind mir die rechten. Ehe die Stunde anfängt, muß

man ruhig, gesammelt und kalt

am Ar­

beitstisch dasitzen. Wenn die Uhr dar erste­ mal anschlägt — zur Feder gegriffen —

und dann in Gottes Namen fort.

Es wird

indem neun Uhr voll ausschlagen — geh an dein Geschäft, mein Sohn! S. Dallner.

s«6t.

sz

Ein Schauspiel. Achter Auftritt. Vorige,

ohne

S. D a l l n e r.

Kriegsrath. ,o Ernst. Wie geht deine Schreiberei von Statten, Kleiner'. Ernst, vater !

hollta«Schreidduch. Gut, Groß­

Kriegsrath. Ei, ei — wie steht der Buchstab da? Diesm meine ich — die­ ses Ä.

Ernst,

ii-ht hin.

A? —

der

steht

schön da. K r i e g s r at h. Der steht schief da — So steht er. «r stellt n* auf eia Beiz». Sieh — so lehnt er sich an den andern Buchsta­ ben. Das kann ich nicht leiden. Ein wohl­ gemachter Buchstabe und ein rechtlicher Mensch — die müssen allein stehen können, nnd sich nirgend anlehnen. — Du darfst ihm keine Vorschriften mehr machen, meine Tochter! Er muß einen Schrcibmeister be­ kommen.

Ernst.

Mama schreibt schön!

Dienstpflicht.

34

Kriegsrath. D« hast sparen wol­ len, ich weiß eS wohl; aber dabei kann eS nicht seyn. Weiber schreiben wohl eine schöne Hand, aber keine veste Hand. Es ist zu weniZ an ihren Buchstaben, oder zu fein. — Im Ganzen — ungleich. Das macht üble Impression. Zn einer Hand­ schrift sehe ich den Karakter des Menschen. Daher verlange ich, daß sie dem Auge wohlthue, daß allsS genug sey und nichts zu viel. Gleichen Strich in Hitze und Kälte, in Freude und Leid. — Gott be­ fohlen

Neunter Auftritt. Vorige.

Unterofficier Gruner,

den Arm in der Linde und gebrechlich.

Kriegsrath. Guten Morgen, Herr Gruner! wie steht eS mit der Pension? War er bei dem geheimen Kriegsrath Dosiz? Waü hat er geantwortet? U. Gruner. Wie das vorige mal, wie allemal —• ich kriegte keine Pension.

Ein Schauspiel. Kriegsrath. sagt ?

U. G r u n e r.

>5.

Hat er sonst nichts ge­ Ich wäre ein Plauderer,

hat er gesagt —

Kriegsrath. U. Gruner. nichts —

Kriegsrath.

Das ist nicht wahr.

Meine Attestate taugten Das ist nicht wahr.

u. Gruner Es wären Männer da, die es nöthiger brauchten.

Kriegsrath. hm! Weiter —

DaS

ist — — hm,

U. Gruner. Er hat mir einen Gul­ den geben wollen, den hab ich nicht ge­ nommen.

Kriegsrath. Recht, Herr Gruner! einen verstümmelten Körper zahlt man nicht mit einem Gulden. U. Gruner. Meine alte Frau — meine Kinder - wenn die nicht wären — eine Kugel schöß ich mir vor den Kopf!

Kriegsrath. Das ist gottlos gedacht, alter Mann, schäme er sich!

Dienstpflicht.

3.6

U. Gruner.

Der Mann will mich

von der Pension stoßen, weil er sie dem Korporal Lebrecht verschaffe« will. Dienen kann der auch nicht mehr, das ist wahr. Aber er hat seinen Arm in des Kriegsrath

Gartenarbeit gebrochen.

Meinen Arm hat

«ine Kartätschenkugel im Dienst des Herrn getroffen.

Kriegsrath. ihm helfen. U. Gruner.

Drum muß der Herr

Auch hat er mich 'einen

Nerläumder gescholten, weil in meiner Bitt­

schrift eingeführt ist, daß ich eigentlich durch die schlechte Verpflegung im Lazareth zum Dienst untauglich geworden bin. Kriegs rath.

U. Gruner.

Das ist Wahrheit. Der Fürst ist nicht schuld

daran, er gibt genug.

nicht.

Auch die Generale

Aber die mit der Lieferung zu thun

haben, die Betrüger morden uns.

Kriegsrath. U. Gruner. das sagen wir alle.

Dasist Wahrheit. Sage ich daS allein?

Ei« Schauspiel.

-7

Kriegsrath. Und der Fürst soll es en fahren, da- ist meine Pflicht.

U. G r u n e r. bei interessirt.

Es sind gar zu viele da­

Kriegs rath. Das kümmert mich nicht. Gehe er auf die Parade, und rede er den Fürsten selbst an. U. Gruner.

Soll ich das wagen?

Kriegsrath. Er hat mit dem Säbel für seinen Herrn gewagt, wage er nun auch mit dem Munde für sich. U. Grüne r.

Ich will es thun.

Kriegsrath. Stelle er alle- vor und dann bringe er mir Antwort.

U. Gruner.

Wenn sie nicht wären,

Herr Kriegsralh —Kriegsrath.

U. Gruner.

Adieu, HerrGruneri

Gott wirds lohnen, atu

28

Dienstpflicht.

Zehnter Auftritt. Krieg-rath Dallner. Madame Rosen. Ernst. M. Rosen. Lieber Vater — ich glau­ be, sie stehen nicht gut mit dem geheimen Kriegsrath Dosiz.

Kriegsrath. WaS hat das auf sich? ich stehe gut mit mir, darauf kommt- an. M. Rosen. Sie nehmen sich des Un­ glücklichen so lebhaft an —

Krieg-rath. Dafür hat mich Gott auf die Welt gefetzt und der Fürst in Eid sind Pflicht genommen! M. Rosen. Wenn eS ihnen nur keine Derdrüßlichkeiten zuzieht.

Kriegsrath. Man thut, was man zu thun hat, und stellt das übrige Gott anheim. M. Rosen. Seit einigen Tagen sehe ich sie so nachdenkend, so besonders ernst­ haft -

Kriegsrath.

Das kann wohl seyn.

Ein Schauspiel.

29

M. Rosen. Soll mich daS nicht be­ unruhigen, lieber Vater? Kriegsrath. Nein — Man kämpft sich auf der Welt zwischen Mühseligkeiten und Narrenpossen hindurch. Wenn beide uns nicht von der geraden Linie werfen, so haben wir das unsrige gethan. Von der geraden Linie ab — bringt mich nichts l also sey ruhig — Kleiner! hübsch fleißigi Gehabt euch wohl'. -ehr.

Eilfter Auftritt.

MadameRofen.

Ernst.

Ernst. Mutter! — was hat der Großpapa da von den Narrenpossen gesagt?

M. Rosen. Daß man keine treiben darf bis man fleißig gewesen ist. — Du schreibst nun heute nicht mehr, du liesest. Ernst. schichten ?

AuS dem Buche mit den Ge­

30

Dienstpflicht.

S01. Rosen. Ja. Wenn du mir dar­ aus recht hübsch vorlesen kannst/ so schenke ich dir allerley Thiere von Goldpapier. Wenn du mir aber auch erzählen kannst, was du gelesen hast, so schenke ich dir daBild von einem guten Manne, und erzähle dir, wer er ist und was er gethan hat. Ernst. Behalt die Thiere, ich will den Mann haben.

M. Rosen. So mußt du recht fleißig seyn. Ernst. Darf ich im Garten lesen. M. Rosen.

0 ja.

Ernst, läuft singend fort. Den guten Mann krieg ich, den guten Mann! Von Lee Gassenseite her kommt

Zwölfter Auftritt. Der Justizrath Listar. M. Rosen. Zustizrath,

Ihr Diener.

M. Rosen. Wir haben sie lange nicht gesehn, Herr Justizrath;

Ein Schauspiel. Justtzrath. vertrugt stch.

3i

Werden wir

hier eine Weile allein reden können?

M. Rosen. Justizrath.

früh.

0 ja.

Deshalb komme ich so

Sie sind eine gute — gutmüthige

§raü. M. Mosen. Ich thue, was ich kann — Justizrath. Sie thun mehr als sie können, und das ist unrecht!

M. Rosen.

Wie meinen sie das?

Justizrath. Gut, wahrlich gut! «ehe men sie es auch gut auf? M. Rosen.

Don ganzer Seele.

Zustizrath. nach einer Pause.

Sie

t6tt»

nen vielleicht nicht umhin, die tausend Tha­ ler zu ersetzen, welche an dem Vermögen ih­ res Mannes Mündeln fehlen. Ihr Ein­ gebrachtes —

M. Rosen.

Ich weiß e«;

aber ich

kann daS Andenken meines Mannes nicht kränken lassen. Mein Vater hat meinem

Bruder auch schon aufgetragen,

auf eine

ausgestellte Obligation, von uns dreien um

32

Dienst pflicht.

terschrieben, das Kapital aufzunrhmen, um gleich damit an den Secretair Fallbring die Summ« abzuträgen.

Justiz räth. Ich habe zwölfhundert Thaler Kapital. So viel könnte ich ihnen leihen. Wollen st« rs von mir annehmen? NK Rosen.

Herr Justizrath!

Justiz rath. Aber sie müssen zwölf, hundert Thaler nehmen. Ich vereinzeln« das Kapital nicht. Ich will auch keine Un­ terschrift als von Ihnen.

M. Rosen.

Siebeschämen mich —

Justizrath. Lassen sie sich gefallen, zwei und ein halb vom Hundert zu bezahlen.

M. Rosen. Ich danke thuen auch dafür. Justizrath. Erlauben sie, daß ich das Geld dahin lege. Er legt «in paar Rollen Seid auf den Tisch.

M. Rosen. Womit verdiene ich diese zuvorkommende Güte? I u st i z r a t h. Ey, ich bin ja ein alter Freund vom Hause.

Ein Schauspiel.

33

M. Rosen. Bei Verlegenheiten schei­ den sonst unsre Freunde. Zustizrath. Freunde'.

Dann sind sie

nicht

M. Rosen. Oder setzen Preist auf ihre Freundschaft — Zustizrath.

Die sind Wucherer.

M. Rosen.

Wer so, wie sie —

Zustizrath. Machen sie nicht mehr aus der Sach«, als sie werth ist. Ich kenne sie. Ich kenne sie l^nge. Ich habe Pflich­ ten gegen sie. M. Rosen. Herr Listar —

Pflichten?



lieber

Zustizrath. Sorgen sie nicht — ich -erlange nichts dagegen. Zch verehre sie recht herzlich. Dabei befinde ich wich wohl, das ist alles. M. Rosen. Zch verdiene diese Güte nicht, aber ich empfinde sie. Zustizrath. Meine Freundschaft soll sie nie in Verlegenheit sehen. Ich verlang« Uichts. Zch bitte nur um die Erlaubniß, C

Dienstpflicht

34

um ihr Wohl, zu dürfen.

ihre Ruhe mich bekümmern

Darf ich das?

M. N o fe n.

Ich kann ihnen nicht ant,

werten. Zustizrath.

Ich 'danke ihnen,

danke ihnen — Freimüthig also:

ich

Sie ha­

ben für ihren Bruder schon vieles gethan. Heute werden sie wohl noch einmal für ihn zahlen müssen.

eiicht mehr.

Thun sie es aber künftig

Sie sind Mutter!

Sie dür,

fen das nicht.

M. Rosen. Derkeniien sie meinen Bruder nicht. Er ist zu ängstlich erzogen, ward mit so wenigem auf die Universität ge-

schickt, kam mit Schulden zurück.

Vater ist gut — aber streng.

Mein

Wenn er

wüßte, daß mein Bruder Schulden hat —

er würbe ihm bas nie verzeihen. Zustizrath.

Mit Recht.

M. R o se n. Es würde ihn tLdlich krän­

ken.

Sie kennen ihn — ein Schritt vom

Wege ab oder hundett — eins dünkt ihm so sträflich wir das andere.

Zustizrath,

Es ist auch fast eins.

Ein Schauspiel. M Rosen.

35

Er würde — ach mein

Herr — wir fürchten ihn.

ben ihn noch mehr.

Aber wir tu»

To sind auf meine-

Bruders Seite über seine Ausgaben Ge, heimnisie entstanden — Iustizrath.

Die nicht seyn sollten.

M. Rosen. Die Torge, unsern guten Vater zu kränken —

Iustizrath. Der Mann von Ehre hätte auch die Schwester nicht gekränkt. Ihr Bruder verdient nicht,

was sie für ihn ge­

than haben.

M. Rosen. Justiz rath. M. Nofen.

Dankbar ist mein Bruder. Nein, Madame!

Wie er auch gefehlt ha­

ben mag, dankbar ist er gewiß.

Justiz rath. Wer das Andenken sei­ nes Schwagers der Schande preiß gibt, die Thränen seiner Schwester für den Preis hin gibt, wie er, der ist — nicht dankbar!

M. Rosen.

Iustizra th.

Sie glauben — Ich sül chte, daß die tau­

send Thaler, die in ihres Mannes Berech­

nung fehlen — C

2

Dienstpflicht.

36

M. Rosen. Justiz rath.

Reden sie nicht aus.

Za,

Madame',

ich

fürchte — M. Rosen.

aus.

Ich bitte, reden sie nicht

Sie nimmt tat Geld.

Auf diese Art

kann ich ihre Schuldnerin nicht werden — Herr Justizrath, nehmen sie zurück — und glauben sie — sie werden meinen Bruder

besser kennen lernen.

Justizrath.

Der Handel unter uns

ist ja abgethan.

M. Rosen.

Für Hülfe und Nachsicht

hatte ich den' Schuldschein mit dankbaren

Thränen unterzeichnet.

Hülfe und Krän­

kung — unterschreibe ich niemals.

Im Gehen Hißt fie die |wei Geldrvllen in dm Huth

«leiten, den Liste» im Arm hält.

Ein Schauspiel.

37

Dreizehnter Auftritt. Zustizrath Rach einer Paus«.

allein.

Wieder abgewiesen und

war doch gut gemeint.

mir doch gar nichts?

Warum gelingt Lr nimmt di« 9toa«n in

die -Hand und wirft fie unmuthig hin und her, wq, dudch

die

größere

Rolle

auf

den

Boden

fallt.

Hm! mein guter Wille ist auch auf den Do, den gefallen.

Er

in Gedenken mit

tyielt

dem

Du hast mir noch wenig Freude gemacht — dummer Götze, den Stock an der Rolle.

alles anbetet.

Er hebt

den Stock etwas.,

die Spitze auf das Geld fäßt,

daß

Hier wirft man

dich aus dem Hause — und mich mit.

Dienstpflicht.

38

Vierzehnter Auftritt. Secretair

tritt ein und

Fallbring

bleibt an der Thüre stehen. I u st i z r a t h. Z u st i z r a t h.

schlägt un»i«klihrlich noch «in,

mal auf daS Geld, mit einem Seutzrr sagt trf Und mich mit!

Fallbring. Justizrath.

g«»t vor.

Was Guckuck

ohne ii»«reascht zu

sey».

Nun? — was gibts? Fallbring. In Unterred ung mit — mit einem Geldhäufchen?

Justizrath. Fall bring.

Nun ja!

Das ist — nehmen sie

mir es nicht übel — ia hörst du —

S. Dallner.

Ja.

«eh».

Kriegsrath.

Mein Sohn!

S. Dallner.

Was befehlen sie? komyu jutiitf.

KriegSrath.

Sieh mich an.

Da

hast ja Thränen im Auge — was ist doch

das? S. Dallner.

Kriegsrath.

fügt seine -an».

Du zitterst —

sag

mir, was fehlt dir? S. Dallner.

Man hat ja manch­

mahl traurige Launen.

Eia Schauspiel.

z?

Kriegsrath. Nun ja —- so reibt man die Stirne, man thut einen frischen Athemzug, sieht an den Himmel, baut aus Gott und geht dann weiter dem Beruf nach — so verliert sich das wieder. Aber wenn «in Mann weint, so hat er Unglück oder er ist ein Narrbist du nun — ein Narr, so schäme pich und geh. Bist du aber rin Unglücklicher —- so rede! S. D a l l n e r. er ach ihm in die 21eme. Ich bin ein Unglücklicher — er reißt ach i,e. weil ich nicht reden kann. -ebt.

K r i e g s r a t h. aeht ihm nach. Nun trübt mir auch der Mensch meinen häusli, chen Frieden'. Unglück kommt nie allein. Zch will mich rüsten, es allein zu tragen. geht.

Ende

des zweiten Aufzugs.

Dienstpflicht.

88

Dritter A u f z u g.

Erster Auftritt.

Madame Rosen,

Baruch.

Baruch. Baruch bin ich, der Baruch'. Sie müsse

mich doch schon gesehe habe?

M. Rosen. weiß ich,

0 ja, mein Herr! Auch

daß sie auf unsre Wünsche für die

Anleihe von tausend Thalern sich verwen­

det haben, und — Baruch.

Sie habe doch das Geld be,

komme?

M. Rosen. Wir sind dankbar für ihre Aber wir haben anderwärts

Bemühung.

Auskunft gefunden und das Geld wird ihnen

zurück bezahlt, wenn eS noch nicht geschehen seyn sollte.

Ein Schavfpiel. Daruch.

8-

Zurück? ich habe nichts zu­

rück gckriegt, nichts.

So wird mein Bruder sie

M. Rosen.

nicht gefunden haben. Baruch.

Mag seyn.

Ich war auö.

Sie brauche es nich, des Geld? Besser iS

besser. — As ich das Geld hab, bekomme sie die Obligation.wieder.

Sehr wohl, Herr Baruch'.

M. Rosen.

Baruch. Brave Laitl Sie und der Papa. Propre Lait. Alle beisamme. Der Papa?

des is ä Mann — hart un

ganz wie en alter Daler.

Von dene schwere

alte Daler — sieht mer

nich viel mehr.

Wisse

is

sie?

Akkerat

so

der

Papa.

Akkerat! M. Rosen.

Lob.

Ich danke ihnen für das

Er verdient es.

Baruch.

Er verdient mehr as er gilt.

M. Rosen.

Wie so?

Baruch. Er verliert im Kurs gege de leichte Weltwünz. Ich will sage wisse sie, was ich sage will? Der Papa soll sein

9o

Dienstpflicht.

gut, ehrlich Herzesgeld nich gebe geg« die leichte Koppstücker von annere.

M. Rosen.

Das versiehe ich nicht.

Baruch. Ich wills deutlich mache. Zch kenne die Lait — glaube sie mir. Ich weef? alles, was passiert. En Glatteis isdie Welt. Mer muß gemalt piane duhn. Der Papa is zu alt vor Schlittschu zu läse — sie habe ihm ä Been gestellt. Er fallt, merke sie mich? er fallt! er muß falle.

M. Rosen.

Reden sie gerade heraus,

ich mißbrauche es nicht. Baruch. Vor was? — wer nich falle will, muß uffhere zu läse! der Papa wirds begreife— sage sies ihm. Zch meins kut. As ich aber mehr sagt — meint ichs schlecht mit mir.

91

Ci« Schauspiel. Zweiter Auftritt. Vorige.

Sekretair

F a l l b r i n g.

Fallbring.

Nun Madame!

meine

Vorstellungen bei ihnen haben nichts gehol­ fen.

ja!

Sie haben mich also abgewiesen ? Za, der Herr Vater hat den Krieg mit de»

halben Stadt angefange«, denn der Bäcker Ehlers ist auf seinen Betrieb arretiert.

M. Rosen. Baruch.

Davon weiß ich nichts.

Verarretiert, der reiche Eh­

lers! Gotts Wunder! F a l l b r k N g.

mit angenommener Heftigkeit,,

Daß der Eigenstnn eines — wunderliche«

— alten Mannes mein Glück stört,

und

ihres, daß ich so um meine Hoffnung kom­ men soll — das ist doch hart.

M. Rosen.

Zch bin beruhigt,

sey«

Denn sie wissen,

ich

sie es auch. Fallbring.

habe es als ein ehrlicher Mann vorherge­ sagt, das war meine Bedingung. Zn Unfriede» mag ich nicht leben. Wer sich

Dienstpflicht.

-2

muthwillig in Händel verwickelt, wie der alte Mann, der treibt seine Freunde gewalt­ sam von sich. M. Rosen. Seine Kinder nicht. Also erlauben sie, daß er mich nicht vermisse, gett. Adieu, Herr Baruch!

Dritter Auftritt. Vorige,

ohne Madame Rosen.

Fallb ring. hier? Baruch.

Baruch, was treibt ihr

Handel un Wandel.

Fall bring. Ehlers ist arretiert — habt ihr däs Papier?

Baruch.

Ja doch.

Fall bring. Herzen« Baruch! ihm die-and. Gebt her!

drückt

Baruch. Es iß zu Hauß — ich bringe e« zu ihnen, das Papier.

Ein Schauspiel. Fallbring.

93

Die fünfzig Louisd'orS

sind parak. Nun bin ich geborgen. Nun soll der Teufel dem Alten hier den Hals brechen.

Baruch, lieh« ihm auf di« Füße.

Wo habe

se de Pferdsfuß?

Fallbring.

Was soll das?

Sie sind der Teufel, wo de«

Baruch.

alte Dallner de Hals bricht! Sie!

Fall bring.

Schwätzer! aber wie habt

ihrs gekriegt?

Baruch.

Ich habe kesagt — „Eh»

„lers, hab ich kesagt — was thut ihr? „ der Fallbrink laßt euch stecke! ihr habt do

„ä Papier vom Fallbrink.

Aö eure Pa»

„ piere mit sammt gehöhlt were, die Freund „vom Fallbrink prakteziere es wech. Worum? „ der Fallbrink wird e Schwiegersohn vom „ Dallner." As ich das kesagt vom Schwie­ gersohn— sin se verschrecke;

„gebt nur

„des Papier, ich wills verstecke, bis ihrs „ braucht.

Ich will e Stück Geld verdiene

„an euch.

Worum? ich keh überall aus Wunderlich kann ich euch Helse

„un «in.

94

Dienstpflicht

„ mit des Papier." Do fitt die Kanzellei, Ddte schon ums Haus gange, do iß em die Galgenangst komme, do hat erS hergebe —* so iß. Fallbring:

Bringt mirs gleich —

ich gehe gleich von hier nach Hause. Baruch. Ich bring noch mehr — ihr lausig Daler bring ich wieder. Sie brauche se nich. Sie wolle se «ich, die Dallners.

F a l l b r i n g. Was gilt die Wette, ihr bringt die tausend Thaler nicht? Baruch. Naiche Lait wette — ich wette nich. Ra? do habe se de Dallner in Hände, wann der Dalles kewiß iß. W.

Ein Schauspiel.

Vierter

95

Auftritt.

Secretair Dallner.

Vorige.

Baruch. Gotts Wunder! do sin se. Nu? Sie brauche doch mein Geld nich, sagt die Schwester Do könne sie es gleich an die rechte Mann bringe.

S. Dallner.

Ganz recht.

Baruch. Mache se es aus beisammen «ihr. Zch befehl mich.

Dienstpflicht. Fünfter Fallbring.

Auftritt.

Secretair Dallner.

S. Dallner.

Ja.

Herr Fallbringl

das Geld kann zurück bezahlt werden, aber

ich habe ihnen eine Proposition zu thun. Fall bring.

S>. Dallner.

Lassen sie hören. Nähmen sie wohl sechs­

hundert Thaler zurück, gaben mir dieObligation der Familie wieder,

und erlaubten

mir, ihnen einen Schein von vierhundert Thalern auszustellen, gegen jährliche Ab­ zahlung von fünf und siebzig Thalern nebst

den Zinsen? Fallb ring.

Recht gern,

wenn der

Herr Vater diese vierhundert Thaler mit un­ terschreiben wollen.

S. Dallner. Diese Unterschrift zu erbitten, erlauben mir die Umstände nicht. Fallbring.

fen,

Dann kann ich nicht hel­

so gern ich wollte.

S. D a l l n e r. Ich bitte sie dringend —

Schauspiel. Füllbring.

97

Thut mir leid.

Aberin

der Lage, worin ich gegen ihr Haus bin,

erlaubt es mir das Gewissen und die Klug, heit nicht, ohne ihres Herrn Vaters Wissen ihnen Geld zu leihen. S. D a l l n e r.

Sie wollen es durchaus

nicht? Fallbring.

Ich kann es nicht.

So muß ich es zu

S. Dallner.

schaffen suchen, denn mein Vater verlangt die Obligation zurück. Fallbring.

Wie sie die tausend Tha­

ler bringen- bekommen sie ihr Papier wieder. Zch bin in

S. Dallner.

großer Verlegenheit.

Fatlbrivig. S. Dallner.

Das seh ich.

Zch bin ein ehrlicher

Mann,

Fallbring. S. Dallner.

Natürlich —

Sonst wär ich nicht in

Verlegenheit. Fallbring.

Es ist mir recht leid.

S. Dcrllner. Sie sind reich —

G

SS

Dienstpflicht

Fallbring. Wer einen ganzen Rock hat, wird gleich dafür ausgeschrieen. S. Dallner. Stelle wäre — Fallbring. machen.

Wenn ich an ihrer Sie würdens gerade so

S. Dallner. Ich würde helfen, wenn ich Jugendfehler — mir Verzweiflung käm, pfen sähe.

Fall bring. Die Religion schützt für Verzweiflung. S. Dallner. Durch gute Menschen, die sie in der Stund« der Noth dem Unglück, lichen sendet. Faltbring. 0 ja. Aber ich fühle nicht, daß ich von dieser höchsten Stelle ein Creditiv an sie erhalten haben sollte. Ä. Dallner. Sie haben Recht. Auf ihrer Stirne steht nichts davon. Warum wandte ich mich an sie? — Zahlen will ich, zahlen muß ich. Mit Geld, oder mit Blut! er geht und flogt auf kiftar.

Ein Schauspiel.

99

Sechster Auftritt. Justizrath Listar. Justiz rath.

Ihn auf.

Vorige.

Was gibts hier? er faßt

Pause.

S. Dal in er. Thorheit — Herr Ju­ stizrath ! Schuld, die ihren Blick nicht aus­ hält. geht.

Siebenter Auftritt. Zustizrath Listar.

Fallbring.

I u st i z r a t h. Was wollte der Mensch? — was hat er vor?

Zallbring. Ei, er hat es ihnen ja gesagt: „Schuld, die ihren Blick nicht aus­ hält. " Schuld also — Schuld ! Nein — ich will die Geheimnisse dieses Hauses nicht verrathen — ich nicht. Iustizrath. — Sie waren bei dem geheimen Kriegsrath Dosiz? was hat er ih­ nen versprochen?

G -

100

Dienstpflicht.

Fall bring. voller Gährung!

Die Sache ist ja schon in

Justizrath.

Gährung? der Prozeß

gegen die Betrüger ist im Gange. Nennen sie die Gerechtigkeit eine Gährung? Die Gerechtigkeit? —

Fallbring.

hahaha -- du lieber Himmel! das weiß man ja auch,

was das sagen will — die

Gerechtigkeit.

Justizrath. Desto besser. So wird man ehrlichen Männern nichts in den Weg legen.

Fallb ring.

Zudem hat Herr Dosiz

auch seine Ueberzeugungen, seine Grund­ sätze. Zuletzt fragte er mich — „ was es

mich anginge?" Justiz rath.

Was der Mensch den

Menschen anginge? Was den Schwieger­ sohn der Schwiegervater anginge?

F a l l b r i n g.

Erlauben sie — mit dem

Schwiegersohn — ist es nichts mehr. Justiz rath, lebhaft.

Warum nicht?

Fallbring. Unter den Umständen —

Ein Sch an spiel.

IOI

Sie Haben um Madame

Justizrath.

Rosen angehalken? Fallbring.

Bedingungsweise

Ja.

habe ich das gethan.

Aber ich müßte meine Ruhe für nichts achten — wenn ich bei den Umständen —

Justizrath. Was Umstande! Manns.wort geht über alle Umstande! Fallbring. O ja — Mann gegen Mann allerdings.

Iustizrath.

Mann gegen Weib —

zehnfach! Wenn sie sich selbst ihr Wort über ein« Sache geben, müssen sie es halten.

Fallb ring.

Nun,

sie scheinen sich

das Wort gegeben zu haben, der Madame

ihr Glück anzubieten? jetzt sönnen sie es ja halten, wenn sie noch das Herz haben. Justiz rath.

Ich

werde

das Herz

haben.

Fall br ing.

Ja wenn ich schriftlich —

oder vor Zeugen — ober —

Iustiz rath.

Vor Zeugen

— ohne

Zeugen — geschrieben — gedacht — ge-

103

Dienstpflicht.

sprechen — gleich viel! Wort ist Wort! wer so was nicht hält — nicht halten will —• der — der stelle sich unter den Galgen, blicke hinauf und spreche — hier unten stehe ich — aber da oben gehöre ich hinan —•

respective! Fallbring.

Respektive? Nun ja, re­

spektive; ich hoffe, sie wollen damit sagen —

Justizrath.

Der Schuß sitzt,

der

Getroffene mag die Kugel ignorieren oder heraus schneiden — ich bekümmere mich nicht

tim den Verband.

Fallbring,

Wissen sie, Herr Justiz­

rath ! daß mir der Diskours nicht mehr an­ ständig ist?

Justiz rath.

Fallbring. I u st i z r a t h. Fallbring.

So brechen sie ab. Ich gehe, Ich gehe nicht.

Es soll mir lieb

seyn,

wenn man mich nicht bittet, wieder zu kom­ men — schließlich will ich ihnen nur noch

eröffnen, daß dergleichen Studentenmanie­ ren, wie sie an den Tag legen, in der civilissrten Welt nicht mehr üblich sind. g-bt.

Ci« Schauspiel. bitte ihn auf.

Justizkath.

103 Ein so ge­

nannter civilistrter Bursche steht platt und unbeholfen da, wenn ein ehrlicher Kerl durch -en jämmerlichen Verhaek der Facon gebro­ chen ist, und das, was schlecht ist,

schlecht

nennt und behandelt. Wir werden noch mehr

mit einander zu thun bekommen, also keine Worte mehr •*— Handlung! Adieu! Fall bring.

Handlung?

Nun

ja.

Aber sehen sie — da gallopiert manchmahl der stolze Reiter, und läßt sich weder war,

nen noch rathen.

Auf einmahl halt er an so

einer Handlung — da ist nun -er Schlag»

bäum zu — was will er machen? Er muß hübsch höflich herunter steigen und bitten, -aß man aufmache. — Denken sie an den

Schlagbaum — und thun sie gemach i Ha­ ben sie mich verstanden? — Adieu, Herr Justizrakh!

gehr.

Dienstpflicht.

io4

Achter Auftritt. Justizrath Listar allein. Elender Mensch ', ich verstehe dich. Das Geheimniß muß ins Klare. Leide dann,

«er zu leiden verdient — nur der unschul­ dig« Theil nicht mit dem schuldigen.

SReunter Auftritt. Justizrath Li,star.

Secretair

Dallner. S. Dallner. »em man tie ganze Last tw Serge, die ibn umher lreibt, deutlich ansteht.

Herr Justizrath!

Sie sind da?

Ach,

Ich —

im harten Kampf- mit sich selbst halt er inne.

Justizrath.

Sie suchen mich nicht,

denke ich, aber ich will sie finden.

0 ja — o ja,

S. Dallner.

ich

suche sie. Justizrath.

Ich will sie treffen.

Ohne Umschweif —

die tausend Thaler,

Ein Schauspiel.

ioy

die hier im Hause so viel Unruhe gemacht haben - die ihre gute Familie bezahlt hat — woyon niemand weiß, wohin sie gekom­ men sind — die wissen sie — die haben sie! Antworten sie nicht — ihr Gesicht, ihre Gestalt haben schon gesprochen. Ich weiß jetzt alles.

S. Dallner.

6ie Hände in einander a»

schlagen, den SBlict auf den Loden.

Und was

denken sie nun von mir?

In stizrat.h. nicht einig. S. Dallner. achtlich? Z u sti z r a t h. S. Dallner. gut machen.

Darüber bin ich noch Bin

ich

ihnen

ver,

Wenn sie mich täuschen.

Ich kann nichts mehr

Justiz ra th. Aber noch sehr viel ver« derben. Warum verheimlichen sie diese tau, send Thaler?

S. Dallner Ich habe sie nicht gr, nvmmen. Mein Schwager, der mich sehe liebte — hat sie mir geliehen, hatte einen Plan der Rückzahlung festgesetzt. Einen

io 6

Dienstpflicht.

Tag vor seinem Tode, wo mein« Lag« am dringendsten war,

zahlte er mir das Geld

aus — ich zahlte damit Schulden ab, die ich —

Zustizrath.

Die sie um eines elenden

Weibes willen gemacht haben. — mehr von ihr.

Hernach

Weiter!

S- D a l l n e r.

.Mein redlicher Schwa­

ger wollte dem dringendsten, drückendsten

Theil meiner geheimen Verlegenheiten da­ mit ein Ende machen.

Den Tag nach dem

Empfang sollte die Obligation auSgefertigt werden. Ein Schlagfluß raffte ihn weg. Mein Vater ist streng — ich fürchtete die Entdeckung — fürchtete sie mehr um seines Kummers,

seiner Gesundheit willen,

um meinetwillen.

als

Er erkennt im Guten

und Dösen keinen Mittelweg, nur Tugend oder Laster. Um seiner Ruhe willen kämpfte ich mit dem Geständniß: du kannst es ja der Schwester noch in eben der Art, wie «S

dein Schwager festgesetzt

hatte,

ersetzen,

dachte ich. Mein Vater untersuchte die Pa­ piere, suchte mit Unwillen, nahm mich dazu — sagte zuletzt mit einer Thräne im Auge:

Ei» Schauspiel.

107

Kannst denn auch du gar nicht vermuthen,

wer 6er Bösewicht seyn mag, der mich und

deine arme Schwester in die Verlegenheit dringt? Nein, sagte ich in der Betäubung

— Neinmußteich nachher sagen. — Nein, mußte ich sagen und dabei bleiben, als er sogar einen Ausruf in die Zeitung setzen ließ, die Sache nun jedermanns Gespräch worden

ist.

Nein muß ich nun bis zum Tode sagen

— ergreift seine Hank — .— und Wer kann

voraus sagen, was ich wegen dieses unseli­ gen — Nein — noch thun muß? — Das ist die Geschichte!

Zustizrath.

Kummer bereiten, um

eine Verlegenheit nicht zu verursachen —-

Schande — um dem Kummer zu entgehen, S- Dall»er. Wer sieht alle Folgen vorher? die nächste Folge schien mir di­

traurigste.

Zustizrath.

Die tausend Thaler sind

nicht alle ihre Schulden.

S. Dallner.

Nein,

geringere hat

meine Schwester vorher bezahlt. Vierhun, den Thaler war ich an Moses Mayer schul.

Dienstpflicht

log big.

Der Decker Thiels ''hat den Wechsel

erhandelt, wollte «Hit eknklagen, meinen Va­

ter darum mahnen

ich nahm das Geld bon de» tausend Thalern» die Fallbring durch Baruch meinem Vater hat löihen wol­ len, die er um ihrer Großmuth willen nicht

Mehr bedarf.

Mein Vater erwartet seine

Obligation zurück —- und Fallbring gibt sie nicht her, da ich die tausend Thaler nicht

mehr beisamcken habe. — Sie wissen nun

alles. Justizrath.

Alles? durchaus alles?

S. D a l l n e r. Bedurfte es mehr, mich elend zu machen? Sie wissen alles.

Justiz rath.

Die Obligation muß zu­

sie dürfen Niemand mehr schuldig se»n; eher können sie weder Grundsätze fas­ rück,

se» noch ausführen, denkt eine Weile nach, (lebt sich um,

erblickt Feder und Tinte,

schreibt.

Nachdem er fettig ist.

fetzt sich und

Da sind Zwei­

hundert Thaler bar; hier ist eine Anwei­ sung aus mein Quartal. Es ist fällig — zahlen sie Fallbring, bringen sie ihrem Vater die Obliganon, und geben sie mir den Nest

vom Quartal heraus.

Ein Schauspiel.

109

S. Dallner. »nbeivealiH. Herr Justiz

rach! — Justizrath.

Sie verdienen es nicht,

waö ich thue.

S. Dallner.

Nein.

Aber ihr Vater. Ihre Sie sind ein Schwächling —

Justizrath.

Schwester.

einer von den Menschen ohne Charakter, die

geben, um nicht klagen zu hören, lieber über, morgen zu Grunde gehn, als heute «inen ernsthaften Schritt wagen. Ihre schlimmen Handlungen verdienen keine Verachtung, ihre gut« Handlungen kein« Achtung.

Man

kann sie bedauern, aber man kann sichnicht

an sie anschließen. rechnen,

Man kann nicht auf sie

sie sind ein leidendes Wesen —

Bösewichter bauen nicht auf sie, gute Men­ schen vertrauen ihnen nicht genug.

S. Dallner. Wenn sie Recht haben — was habe ich dann auf der Welt noch zu thun? Justizrath.

Sie müssen ihr Schick­

sal aushalten, das ist der einzige Weg, auf dem sie noch Achtung für sich selbst erhalten können.

Dienstpflicht,

ii©

S. Dallner. Wie wenn mein Geheim/ niß entdeckt wird, und das ist doch möglich Justizrath. Das ist sogar wahrschein­ lich.

Fallbring ahndet eS und hat boshaft

darauf angespielt. S. Dallner. So bin ich verloren. Zeder Weg in der Welt ist mir verschlossen —

Mißtrauen,

allgemeiner Kleinglaube von

mir folgen mir und kommen mir auf jedem Gesichte entgegen.

I u st i z r a t h. Das müssen sie ertragen, bis eine Reihe von Jahren und Aufopferun­ gen ihnen Selbstgefühl gegeben haben. Sie müssen durchaus »ragen was sie sich thö­

richt bereitet haben. — An die Wittwe ver­

wenden sie doch nichts mehr?

S. Dallner.

Ich kann nicht.

Ich

kann kaum einem Bettler einen Häller geben.

Ich habe ihr seit acht Wochen nichts gegeben.

Justiz rath. — Begegnet sie ihnen seit den acht Wochen so gut als vorher? Seyn sie aufrichtig l S. Dallner.

Sie

Unglückliche haben Launen.

ist

unglücklich.

Ein Schauspiel.

in

Zustizralh. Sie wird sie veralö schieden. S. Dallner. Nein, nein! bei Go« nicht! Iustizrath. Sie hat sie verabschie­ det. Sie fühlen es — aber sie wollen es nicht wissen. Das ist ihr Kummer — Sie können nicht mehr geben — das quält sie.

S« Dallner. Aber ich habe gegeben. Glück, Ruhe, Freuden, Zukunft und Ge­ genwart alles habe ich gegeben. Justizrath. Sie können nichts mehr geben, also werden sie aufgeopfert.

S. Dallner. Und wer kann Has ge, ben, was ich ihr hingeovfert habe? Nein, nein! das erkennt sie, das vergißt sie nie.

Iustizrath. Fasse dich, junger Mensch, sie hat es vergessen. S. Dallner. Reden sie wahr, so ha­ ben sie mir letzt mehr genommen, als sie je geben können. Iustizrath. Haben sie auf der Welt keine Bestimmung, als von der Waldner geliebt zu werden?

Dienstpflicht.

112

S. Dallner. an die Menschen,

Keinen Glauben mehr

wenn diese Fran mich

betrügt. Sie betrügt sie.

Iustizrath.

S. Dallner. Können sie es beweisen?

I u st i z r a t.h.

Ich werde es können.

S. Dallner. bes nicht mehr, zurück.

he,

So bedarf ich des Gel­

gutmüthig.

Nehmen sie es

Auf dem Punkte, wo ich nun ste­

darf ich keine Schuld mehr machen.

Zch bleibe genug schuldig, folgt.

Srustizrath. S. Dallner.

noch Schuld gibt.

was mir dann

faßt ihn heftig.

Wohin?

Wo es weder Betrug,

Wo man

nichts mehr

verlieren kann! Zustizrath. Und nichts mehr ersetzen, noch gut machen.

S. Dallner.

Weder, der diese Mi­

schung von Gefühlen mir gab — um man­ chen guten Willens, um mancher heimlichen Thräne willen — mich nicht verstoßen wird.

Ein Schauspiel.

113

Justizrath. sagt ibn an der Scknlter. Junger Mensch! schwärme nicht— handle'.

S. Dallner.

Wie die Menschen, die

dem gefallnen Bruder Steine auf das Herz werfen, daß er nie mehr aufkomme. Justiz rath.

Sieh,

Unglücklicher!

das hab ich dir nicht gethan. S. Dallner.

Nein, o nein!

Justizrath.

So empfinde es,

daß

niemand deine Vergehen geringer machen

kann, als sie sind, ihre Folgen dir nicht ver, schweigen darf, aber fühle auch, daß im Fal­

len ein Bruder seine Hand dir darreicht — fasse meine Hand!

S. Dallner. I u st i z r a t h.

reicht ihm die -Hand. Umarme mich!

S. Dallner.

säet an seinen rufen.

Justizrath.

h«»r sein

Erhebe

dein Gesicht zum großen Vorsatz des Tragen-

und Duldens

und zieh deines Wege­

weiler — und handle wie ein er maiyk sich io< und windet sich von ihm.

H

Mann!

Dienstpflicht.

114

S. Dallner. Dank! Dank dir in meiner Todesstunde'. « g«hl und tcgegnet seimr Schwester.

Er steht ste an — umarmt ste —

Dir kattn ich nie bezahlen — Marie! der Geist deiner Güte und Liebe ruhet nie — er wirkt in andern fort! Reich wird deine Aernte wer­ den — vergib dem Armen, der nie abtra­ gen kann. geht. führt ste vor und sagt zu Listar,

Zehnter Auftritt. Madame Rosen. Justizrath Listar. Justizrath. Ich bin zufrieden mit mir, liebe Madame, weil ste es seyn werden. Ich habe ihnen eine Sorge abgenommen.

M. Rosen. Ich habe ihnen noch nicht einmahl danken können sür das, was ste vor kurzem erst gethan haben. Justiz rath. Haben sie keine Sorge mehr um ihren Bruder.

Ein Schauspiel.

115

M. Rosen. Ach, mein Herr, da sa­ gen sie was sehr Tröstliches.

Justizrath. Wir wissen jetzt, wie wir stehen. Ich bin fein Vertrauter. M. Rosen. Listar! was für ein gu­ ter Mann sind sie! Iustizrath. Glauben sie das? — ja, sie glauben es. Aber zum Theil muß ich diese gute Meinung doch wieder zerstören.

M. Rosen. Das können sie nicht, das kann niemand. Iustizrath. Ja, ja. Ich bin nicht so ganz uneigennützig, wie ich heute ver­ sprochen habe, es zu seyn — ich bin wohl gar eigennützig.

M. Rosen. Eigennützig? Sie! fürwahr , das ist unmöglich.

Justiz rath. gewiesen?

Sie haben Fallbring ab­

M. Rosen. von ihm.

Ach, es war nie die Rede

Zustizrath. Nun meine ich — ich bürste ihnen einen andern Vorschlag thun. H -

Dienstpflicht.

Ii6

nach einer Pause.

Sagen sie mir —■ wäre es

ihnen wohl möglich, mich zu heiralhen? —

Sie schweige»? M Rosen.

Instizrath.

überlegen sie es.

M. Rosen.

Sie überraschen mich — Das muß nicht seyn — Ich bin vierzig Jahr alt.

Ihr Herz ist in voller

Zugendkraft.

Justiz rath.

Ich bin kein Liebhaber.

Liebhaber werde ich in der Ehe. Deßhalben haben mich bisher alle Mädchen abge, wiesen. Alle die Toilettenbursche, die agreablen Lügner werden in der Ehe grobe

Gesellen.

so.

Aber die meisten Weiber sind nun

Für die Vergötterung eines Vierteljah­

res verdingen sie sich auf die Galeere ihr Leben lang. M. Rosen. Justiz rath.

Das ist nur zu wahr. Ich bin freilich ein we­

nig heftig — etwas empfindlich, glaube ich. Mein Theil Eigensinn — mag ich auch haben.

Daran ist aber der alteJung­

gesellen - Stand schuld.

Dennoch

dar­

auf merken sie nun — meine ich, es wäre



Ein Schauspiel.

u?

möglich, daß man mir wohl gut seyn kann, weil ich ein ehrlicher Mann bin.

Liebe» ?.

Nicht. Das meine ich nicht. Ich bin nicht angenehm, aber gut bin ich, wahrhaftig! Ueber dem gut seyn?

wer weiß — fände

sich wohl gar noch Liebe? —

jetzt habe ich

alles gesagt. M. No sen.

Wenn ich eben so aufrich­

tig von mir reden sollte —

Justizrath.

Lassen sie das. Ich kenne

sie besser, als sie sich selbst.

Wenn sie wol­

len, so habe ich das große Loos gezogen. Nur eins bitte ich, halten sie mich nicht auf — bescheiden sie mich nicht wieder her. -—

Was sie thun, oder nicht thun wollen, wis­ sen sie doch — also sagen sie nun herzhaft — Ja — oder Nein. M Rosen,

nach einer steinen Pause.

2a'.

Justizrath,

«erlist.

Wahrhaftig?

ich habe doch recht gehört? — Seyn sie so gut und sagen sie mir es klar und deutlich — Listar — ich gebe dir meine Hand.

Dienstpflicht.

I 18

M> Rosen. lieber Listar i

gibt ihm ihr« 5ent.

Mein

Justiz rath. Nun Gott sey Dankt «r kühl >hr« -and h«rzlich. Versprechen wollen wir einander nichts. Wir sind ehrliche Leute nnd wir werden glücklich seyn.

Eilfter Auftritt, Vorige.

KriegSrath Dallner.

Justiz rath. Lieber Dallner! hat sich da zugetragen?

was

M. Rosen. Nicht Fallbring — aber dieser Mann bittet um ihren Segen.

Krieg-rath.

Wie ist das?

Iusttzrath. Sie sollen diesen Segen nicht aus ihrem Hause ziehen sehn, Vater! aber daß sie mich in ihr Haus aufnehmen, mich zum Sohn annehmen, darum bitte ich.

Krieg-rath. Sie wollen der Man» meiner Tochter werden?

Ei« Schauspiel. Zustizrath. Kriegsrath. kleinen Zungen? Zustizrath.

119

Za. Der Vater des guten

Za.

Kriegsrath. DerMan einerFr-u, die kein Vermöger hat, und mit einer Hei, rath auch ihre zweihundert Thaler Pension verliert?

Zustizrath.

Za.

Kriegsrath. Sieh da, wie sich das fügen muß. Wenn ich den Mann habe handeln und wandeln sehen, habe ich oft bei mir gedacht, wenn er doch an meiner guten Marie Seite ginge Ich will es nicht verhehlen — das habe ich gedacht! Nun ist es so gekommen? Desto besser! Nun, Kinder ! bleibt so: wie ihr jetzt seyd — so seyd ihr gesegnet. Zustizrath. Zch habe kein VermSgen — aber es wird schon gehen.

Kriegs rath. Die tausend Thaler Herr Listar! — wo ist doch mein Sohn?

120

Dienstpflicht.

M. Rosen.

Er ist noch nicht zurück.

Justiz rath. Ueber den Reichthum »vollen »vir hernach schon disponieren.

Kriegsrath. Ja, der Mann — den lasse ich gelten Aber der Fallbring — das ist eine garstige Seele. Wenn so ein Mann, wie sie, mir aus der Straße begeg­ net, so freue ich mich und es wirb mir wohl, wenn er mir einen guten Tag bietet. Mit dem andern hätte man nicht füglich ausgehn können, als durch die Nebengäßchrn,

rat

Ein Schauspiel. Zwölfter Auftritt. Vorige.

Unteroffizier Gruner,

Kriegsrath. Nun, Herr Gruner? hat er den Fürsten gesprochen? Gruner.

Nein.

Aus der Parade

standen so viele Herrn um ihn und

vor

ihm —

Kriegsrath. auch viele Herren

Zn der Bataille haben vor

ihm

gestanden.

Weiter — Gruner.

Ich folgte dem Fürsten von

Ferne nach dem Schlosse,

dort wandte ich

mich an einige Herren, aber die liefen alle durch einander und sahen mich an, als ver­ ständen sie mich nicht. Ein alter Kammer­ herr hörte mich an und ging hinein, meine

Sache vorzutragen. Da kam aber der ge­ heime KriegSrath Dost; vom Fürsten heraus, mit einem feuerroten Kopfe, schob mich in

ein Gangfenster und sagte: „ihr habt euer» Bescheid von mir schon gekriegt. Nun packt euch. Den Unruhstiftern ist das Handwerk

122

Dienstpflicht.

schon gelegt, bas sagt nur dem, der euch geschickt hat. Marsch •— fort!" M. Rosen.

Unruhstiftern?

Gruner. Ich habe niemahls gezittert, wenn es geheißen hat — Marsch! aber wie mirs der Mann heute gesagt hat, hab ich geheult.

Kriegsrath, satt fcint ^an». Nun ist- genug, Herr Gruner! komme er heute Abend um fünf Uhr zu mir.

Gruner. Soll ich denn auf der Land, straße betteln und sterben? Kriegsrath. unmuthig. habe ich gesagt! Gruner.

Ganz wohl,

Um fünf Uhr

-«»r.

Ein Schauspiel.

rsz

Dreizehnter Auftritt. Vorige, ohne Gruner. Justizrakh. Sie scheinen einen Ent­ schluß gefaßt zu haben? Kriegsrath.

M. Rosen.

test.

Za, oja!

Sie beunruhigen mich,

Vierzehnter Auftritt. Vorige.

K r i e g S r a t h.

Kanzleibote. Ah, Herr Brand —

Kanzieibole. Za, es hat Brand genug gegeben, wo ich herkomme; das war ein Lärmen, ein Geheul — K r i e g s r a t h. arretiert?

Ist der Becker Ehlers

Kanzleibote. Zst arretiert. Mir hat es 'n Mahl nicht gefallen, einen wohlhabenoen Mann so mir nicht-, dir nichts ge­ fangen zu nehmen.

124

Dienstpflicht.

Kriegsrath. Die Papiere sind doch richtig an Ort und Stelle?

Kanzleibote. Ei ja doch, gitt ihm »in Papier. An sie, Herr Kriegsrath! Kriegsrath. wieder nach. Kanzleibote.

Um fünf Uhr stage er

Sollte

es

nöthig

seyn? Kriegsrath. Wenn ich es ihm heiße, so — Kanzleibote. nur — geht.

Nu, nu — ich meine

Ein Schauspiel.

125

Fünfzehnter Auftritt. Vorige, ohne Kanzleiboten.

Kriegsrath. Mit dem großen Sie, gel? — was ist denn das? — « tieft für sichZustizrath. Nun, lieber Dallnrr 1 Kriegsrath. Gleich — gleich, er liest weiter.

M. R 0 se n.

Was ist es, lieber Vater ?

Kriegsrath, »ie er gelesen 6af, nach einer Taus. Weillauf! ihr mögt es hören, lieft. „ Wegen Alter und Unvermögen wird der „zeitherige wirkliche Kriegsrath Dallner „hiemit von heute an seiner Dienstleistung „entlassen, und in Ruhe versetzt, demsel, „ben jedoch wegen vieliähriger Dienste seine „ ganze Besoldung gelassen; wobei ihm je„doch alles Ernstes bedeutet wird, alles „ Redens über die Geschäfte und alles unru, „ higen Betragens sich zu enthalten."

I u st i z r a t h. greift hastig nach »em Papier, Wer hat das unterschrieben?

rs6

Dienstpflicht.

Kriegsrath.

Der Fürst.

Justizrath Bei Gott! — und er kann den Undank begehen? — er? — Kriegsrath. Halt! halt! — nicht Mit dem Haufen geschrieen! wem soll er glauben, wenn er denen nicht glauben soll, die er mit Eid und Pflicht an die Spitze des Kollegiums gestellt hak?

Justizrath. Ist ihnen Eid und Pflicht minder heilig als andern? — muß er sie nicht auch hören? Kriegs rath. Gut; aber er kann mich Nicht hören, bis ich auch spreche.

Zustizrath.

Wollen sie sprechen?

Kriegsrath. Gewiß — das will ich. Justizrath. recht!

Recht,

mein

Vater!

Kriegsrath. Ich bin alt, aber ich bin nicht unvermögend. I u st i z r a t h. Das beweisen ihre Hand-'

lungen. Kriegsrath. Ich verlange Besol­ dung für Dienste — oder keinen Dienst

Ein Schauspiel. und

keine

Besoldung.

Zch

ist bin

kein

Ruhestörer. M. Rosen. Müssen sie aber nicht fürch­

ten, daß man dann —

Kriegsrath. Ich fürchte nichts — so wahr Gott lebt, der mein Thun und Las­ sen sieht — ich fürcht« nichts.

Zustizrath. Was wollen sie jetzt thun?

KriegSkat h. Zu meinem Fürsten hin, gehen — mit Vertrauen und gutem Ge­ wissen — vnd rsden — was ju reden ist.

M. Rosen.

Und dir Folgen —

Kriegsrath. Gott empfehlen und ruhig abwarten. Es ist drei Uhr: — Meine gewöhnliche Ruhezeit, die kann ich nicht wohl übergehen. Ich lege mich nieder.

Halb vier Uhr will ich nach Hofe gehen,

halb vier Uhr wecke Tochter! M. Rosen,

Zustizrath. Kriegsra th.

auf,

meine

«rzreift sein» -and.



mich

umarmt ihn.

WaS ist, lieber Listar?

I2S

Dienstpflicht.

Justiz rath. So will ich leben — so will ich dienen — immer so zur Rechen­ schaft bereit seyn!

Kriegsrath. Dann lebst du froh— und stirbst sanft. «r drückt beiden di« Hände, Also halb vier Uhr. « gehr.

Justizrath ihm nach.

un»

M. Rosen

ftteo

Justiz rath. Ruhe sanft! — dein Gewissen bettet dich gut.

M. Rosen. Dein Erwachen ist heiter in den Armen deiner Kinder. fl« umarmt ihn. Leid« folgen. Ende des dritten Aufzugs.

Ein Schauspiel.

Vierter

129

Aufzug.

Dey Secretair Fallbring.

Erster

Auftritt.

Secretair Fallbring Seitenjimmer

und

scheu,,

Bedienter

kommt au» einem worauf ein

einitttt.

Fallbring. Ä?ar der Jude noch nicht im Hause? Bedienter.

Nein.

Fallbring. Geh zu ihm — ich warte auf ihn, e, soll kommen.

Bedienter.

L ebr wohl!

yijt.

Fallbrinq. Der Jude zögert — da­ wild mir verdächtig.

Dienst pflicht.

i;o

Zweiter Auftritt. Fallbring.

Zustizrath Listar

Nun,

Zustizrath.

mein Herr —

Zhr Gang zu Herrn Dosiz hat Wunder ge-wirkt,

der Kriegsrach Daliner ist seiner

Dienste entlassen.

So sagt man — ich

Fallbriyg.

kann es aber kaum glauben.

Zustizrath. Die Leute, die das veran» laßt haben, sind darum nicht weiter und

nicht sicherer.

Er ist nach Hofe,

um an

ein ehrwürdiges gerechtes Tribunal zu appel­ lieren, an das Herz des Fürsten.

F a l l b r i n g.

Daran thut er wahrhaf­

tig wohl.

Zustizrath.

Und die Leute — wetz»

halb die Zurückhaltung ? — und sie, mein Herr, sie thun sehr übel, daß sie der trauri­

gen Situation nicht zuvor kommen,

darein

sie gerathen müssen. Fallbring. Sie wollen doch eine ganz

eigne Kenntniß meiner Situation besitzen.

(Eitt Schauspiel.

izi

J.ustizrath. Wollen sie meinen ehrli­ chen Rath fürnhre schlimme Sache? Fallch ring.

Deü wäre ich freilich be­

gierig zu vernehmen.

Justiz rath.

Sie sind reich — sehr

Wenden sie sich an die Gnade des

reich.

Fürsten mit Offenheit.

Opfern sie hren un­

gerechten Gewinn dem Fond für arme Soldarenwittlven und Kinder und bitten sie um Erlaubniß, sich von hier zu entfernen; der Fürst ist gutmüthig: so retten sie ihre Ehre und übriges Vermögen.

Fallb rL n g

Wahrhaftig?

Justiz räth.

Mein Rath mag unan­

genehm seyn, aber er ist sicher.

Fallb ring.

Mit

ihrer

Erlaubniß

wüßte ich für mich einen bessern Rath. Und um ihre Freundschaft zu erwiedern, will ich auch dem Herrn Dallner einen Rath ertheilen. Er soll mich in Ruhe lassen.

Er

soll

ihn

doch

entlassen

die

Sache

nicht

ist.

liegen

mehr

lassen,

angeht,

da

die er

Oder er soll gewiß seyn,

daß auch ich meiner Seits keine Schonung 3 3

Dienstpflicht.

132

in rlner Sache brauche — in einer Sache — die seinen Prunk aus die Hohe Gewissen­ haftigkeit gewaltig niederschlagen lvird. Das ist mein Rath.

Jusiizrath.

Bei ihren Handlungen

kann nicht die Frage seyn, od sie gut sind —

ich bitte sie also bloß zu überlegen, ob die Handlung, die sie da zu verstehen geben wollen, klug wäre? Fallbring.

Ich

sollte es meinen.

Die Herrn Dallyers müssen mich bei Gelds lassen,

wenn sie selbst bei Ehren bleiben

wollen. Justiz rath.

Der alle Mann ist un­

bestechlich. Fall bring.

Und ich bin unerbittlich.

Justizrath.

Die Mühe — sie zu

bitten, habe ich mir noch nicht genommen. Fallb ring.

Kurz und gut — der

alt« Dallner schweigt, oder ich rede.

I u st i z r a t h.

Was der Sohn gefehlt

haben kann, hat der Vater ausgeglichen. Dss Sohnes Fehler gehen nur den Vater

Ei» Schauspiel.

133

an. Unterstehen sie sich, diese vor das Publikum zu bringen, so haben sie es mit mir zu thun.

Fallb ring. Duelle sind ja verboten, mein Herr Zustizrath. Iustizrath. Züchtigung von Nieder­ trächtigkeiten befielt das Gesetzbuch des ehr­ lichen Mannes. ad. Fallbring. Aha — der läuft ohne Segel und Masten wieder in den Hafen ein. Der ist ziemlich fertig. Meine Sachen ste­ hen gut, denn sie negvtiieren.

t?4

Dienstpflicht.

Dritter Auftri t k. Fallbring.

Secretair

S. Dallner.

nach

einem

Dallner.

Somplimcnk.

Hier, mein Herr zwei Rollen — jede zu fünfhundert Thalern in Gold — macht

tausend Thaler.

Faklbring. nimmt n< Sehr wohl. #U6 einer J,viett.ii4e gibt er ihm «in Papier. Da Ist auch ihre Obligation. S. Dallner. Ich empfehle mich.

gehe.

F a l l b r i n g. Wir sind noch nicht fertig. S. Dallner. Wir haben nichts mehr zusammen zu thun.

Ja, das wäre wohl gut

Fall bring.

ffir uns beide.

Die werthe Familie macht

sich mit meinem Untergange zu schaffe» — und folglich ich mit abgcdrungener Nothwehr. S. Dallner.

F a l l b r i n g.

Was soll das heißen? Das will ich ihnen kurz

und bündig sagen, der Papa haben — als sie noch in dem Gelcbaste waren — man­ cherlei feindselige Untersuchungen verhängt.

Ei« Schauspiel.

13$

tn deren Folge mich auch beinahe verdächtig

ju machen gewußt. S. Dallner. Fallbring.

S. Dallner.

Was kann ich dafür?

Nichts. Waö habe ich also da­

mit zu schaffen?

Fallbring. Viel. Der Papa ist nunmehro aus diesem Geschäft; drängt er sich aber wieder dazu und die Sache geht ge­ gen mich wieder vorwärts; so soll der Fürst, der Hof, die L tadt, alle Welt soll erfahren,

daß sie,

mein Herr,

die tausend Thaler

von ihrem Schwager empfangen und heim­

tückisch verschwiegen haben, derenvegen so

mancher redliche Mann in falschen Verdacht

genommen ist, und noch stehet — jetzt thun

sie,

was ihnen klug dünkt— wir sind fer­ tig — ich empfehle mich. ©. Dallner. Diese Beschuldigung — Fallbring.

Beschuldigung?

Kennen sie die Hand? 1 5^31 ihm ein Biau.'

Dienstpflicht.

iz6

l 6ft-

S. Dallner.

An

Monsieur

Louis Ehlers.— Ja ich kenne die Hand, das

har die Wmrve Waldner geschrieben, zurück Fall bring, Seite hin.

hü'lt

ihm

die

Belieben sie mitzulesen.

gibt es

inwendige liest.

„Lieber Louis! ich bitte dich, sage doch nje-

„mand,

was ich dir wegen den tausend

„Thalern von Dallner gesagt habe. „jst freilich wahr;

ES

du hast mir aber ver-

„ sprochen, den armen Narren nicht zu ver„rathen das mußt du halten. Nach sie-

„den Uhr kommt Dallner nickt mehr zu mir, /za(fo erwarte ich dich zwischen sieben und „ acht Uhr." — Brauche ick mehr als das? S. Dallner.

Nein,

nicht einmahl

so viel. Fall bring.

Partie

auf

Wollen sie nun meine

eine entschiedene Weise neh­

men — so sind sie geborgen — wollen sie? S. Dallner. F

a l l b r i n g.

Nein.

So sind sie verloren.

Ein Schauspiel. ©. Dalliier.

137

Ja.

Fallbring. So thue nun jeder von uns das Seine und wehre sich so gut er kann.

S. D a l l n e r. mit einem fürchterlichen »lief Ich verliere — Sie gewinnen. Aber ihr Gewinn ist gräßlich, geht. Fallb ring. Entweder — oder — gestürzt, oder herausgeriffe«. DallnerS — oder ich.

138

Dienstpflicht. Vierter

Hallbring.

Auftritt.

Bedienter.

Hernach

Daruch. Fallbring.

Kommt der Jude?

Bedienter.

Es pressierte nicht so —

er wollte schon kommen in «in paar Stun­

den, sagte er. Fallbring.

Bedienter. Fallbring. Bedienter.

Fall bring.

— War er allein? Allein. Was machte er?

Er las in Papieren.

Was sür Papiere?

wie

sahn sie aus — groß — klein — viele Do­

gen — oder ein Boe en — ein Blatt — pin Zettel — was las er?

Bedienter.

große Dogen seyn.

Es mochten fünf — sechs Wie ich herein kam,

fuhr er damit in die Tasche. Fall bring. Geschwind oder langsam?

Bedienter.

Sehr geschwind.

Ei« Schauspiel. Fallbring. oder ernsthaft?

Wie sah er aus?

139 lustig

Bedienter. Lustig, wie einer, dir thun guten Handel gemacht hat.

Fallbring. gegen, dich?

Und

war er höflich

Bedienter. Gar nicht — mir keinen Stuhl gebaren. Fallbring.

Bedienter. einmahl gerückt. Fallbring. Baruch

er hat

So?

Hat auch den Hut nicht So — in Beranken,

tritt ein.

Fallbring. Ach — Herr Baruch, Geh hinaus. Es wird niemand zu mir ge­ laßen. redi-ntek ->«ht. Nun, Herr Baruch! hier sind fünfzig Louisd'ors! wo ist mein Papier?

Baruch. Des Papier? Frage se doch erst, ob merS feel is. Fallbring. walt brauchen.

Baruch ! ich werde Ge­

140

Dienstpflicht.

Bar»ch. Gewalt? Ru! Sie habe doch ach nur fünf Anger an jeder Hand, ar wie ich. F a l l b r i N g. »erichtieN die Thue.

Baruch.

Was folls?

Fallbring Zch sehe, daß der ganze Iud hervorguckt, und daß ich um mein Geld gebracht werden soll.

Baruch. Der Zudd iß ä Mensch. Es kann doch ach ä mohl beim Iudde, mit Ketodtr der ganze Mensch hervorgucke. Fallbring. Ich gebe a chtzig tzouisd'ors.

Baruch.

Besser'.

Fallb ring.

Baruch.

Hundert; Besser!

Fall bring. Nein, keinen Haller mehr.

1 Barn ch. Au waih. Hundert und zwanzig zum ersten, zum zweiten — Nu! Niemand besser? Und zum — Fallbring, zieht eine «ackpislole hervor. Hundert und zwanzig.

Baruch,

ruhir-

O —Stuß!

Ein Schauspiel. Fallbring. Ernst!

141

Ernst — fürchterlicher

Baruch. Fürchterlich? na: Worum? Mache i'e mich tobt, so were se gehenkt. Wann se henke an de Galge drobe — wahatt ibtte ihr Geld? treffe se mich nich —• so hals doch geknallt — do komme Lait — ich bin frei — un sie schiebe die Karre. Was iß der mehr? F a l l b r i n g.

Baruch.

Baruch!

Thun se das Ding weck.

F a l l b r i n g.

Baruch.

außer »ich,

steckt tu Pistole «m. Wohl. So ja.

Do iß recht.

Fallbring. Dein gehört das Geld—> mein das Papier. Wir sind Handels ein­ geworden. Baruch. So Waare as des Papier—

wo mer kann das Brandmark mit abkaufe — die steigt von Minutt zu Minute im Preiß.

Dienstpflicht.

14»

Falt bring.

Betrüger!

Was Rede!

Baruch.

was Rede!

tver bin ich doch, as mich sö 'n gewalrs ehr« licher Mann en Betrüger heißt thut? Specke takel! —

Nu — as se des Papier nich

wolle lasse bei mir: Ich geb es uffzuhcbe

an en dritte Mann.

Zch bring es zu de

Lischtar. Fallbring.

Aha! Solls da hinaus?

nach einer P.iule macht er die Thür ouf und kommt

Fort auf der Stelle, fort! trag dar Papier zu Listar. rurii-k.

Worum nich?

Baruch.

Fallbring.

Gleich/

geh zu

ihm.

Wurm! du übersiehst mich nicht — Hahaha!

die Haare wirst du dir noch ausreissen über

deine Narrheit.

Ich kann viel Geld ver­

lieren, wenn Dallner das Papier braucht

— Dallner aber — wenn er es braucht — so verliert er — hahaha — geh — trage

es hin.

Baruch.

Hamann — habe sie gelese

vom Hamann? wann sie sollte an des Ha,

Citt Schauspiel.

14z

mann stin Platz hinankomme — die ganze Armee kommt und guket zu! geht. Fallbring. Alles stehet auf dem letz­ ten Spiel — nun gerade darauf zu gegan­ gen. Die Dallners sollen mich retten, retten — ohne meinen Dank, oder sie sollen fallen, so tief, tiefer als ich. w geht.

SS verwandt« sich in Dallners -aus.

144

Dienstpflicht.

fünfter Auftritt. ustizrath Listar. Madame Rosen.

Iustizrath. M. Rosen. Ich kann nicht.

Ruhig, liebe Madame! Ich kann's nicht seyn.

Justizrath. Es scheint uns so, als ob der Vater lange ausbliebe, weil wir ihn sehnlich erwarten. M. Rosen. Das Schloß liegt doch nahe hier bei uns.

bet

Justizrath. Wer weiß auch, ob er dem Fürsten gleich vorgelassen ist.

M. Rosen. Ich kann die traurigen Ahndungen nicht unterdrücken. Sie selbst — sie sind sehr ernsthaft.

Ciu Schauspiel.

145

Sechster Auftritt» Vorige.

Unteroffizier Gruner.

Gruner. Zustizralh!

Herr Jusiiztath — Herr

Justiz rath.

Was gib» ?

Gruner. Ein Wort allein — neh­ men sies nicht übel, Madame.

M. Rosen. Was ist ihm geschehen?

Gruner. Mancherlei — ein Wort allein, Herr Jvstizrath. M. Rosen,

-ehe.

14 6

Dienstpflicht.

Siebenter Auftritt. Justizrath Listar.

Unteroffizier

Gruner. Gruner. Mir ist nichts geschehen Mir nichtsDem alten Kriegsrath — ach Gott — dem steht etwas bevor.

Justizrath. Gruner.

Rede er!

General Löber schickt mich

her — der brave Mann.

Justizrath.

Und —

Gruner. Wie die Soldaten gehört haben, daß nun der Lieferungsbetrug-nicht mehr würde untersucht werden — und daß der alte Herr Kriegsrath entlassen wäre —

nun da hat mancher dumme Reden falkr» lassen, wie so einfältige Leute sind -— Iustizrath.

Weiter, weiter!

Gruner. Nun ja. Das hat man dem Herrn hinterbracht, man hat- ver­ größert, man hatS verdrehet, man hat ge­ sagt, der alte Herr Krieg-rath hielte dik

147

Ein Schauspiel.

Leute in der Unruhe — und er gebrauchte mich dazu.

Justizrath.

DieBetrüger!

die Be