Scheinverdienst: Ein Schauspiel in fünf Aufzügen
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ScheLnverdieriA E i n Schauspiel in fünf Auszügen.

Don August WilhelmJffland.

Leipzig» bey Georg Joachim G-schen, *79f.

S ch e i n v e r d i e n st. Ein Schauspiel in

fünf Aufzügen.

A

Personen. Geheime Secretär Seefelö. Mad. (See selb, dessen Frau. Christian, Nach Ludwig, Heinrich,

j

Sophie,

J

> ihre Kinder.

Wittwe Schmidt. Kanzellist Schmidt, ihr Sohn. Sraabschirurgus Rechtler. Henriette, Z oh rinn,

im Scefelbfchen Haufe.

Erster A ufz ug.. Ve-y dem geheimen Secretär Seefeld.

(Sin mit

Geschmack möblirres Zimmkr.

Erster Auftritt. Kvhann

läßt einige große Verschlage durch LaS Zim­

mer in cm Seitenzunmer tragen.

Henriette

kommt herein, als die Träger wieder abgegangen sind.

Henriette. Johann i Johann.

Mamsell Henriette!

Henriette.

Was sind das sür 93 m

schläqe, die Er da hinein tragen laßt?

6

Schernverdienst. Johann.

DieVerschlüge? Ja,birken-«

men weit her. Henriette. Johann.

9hm?

Die kommen aus Italien.

Henriette. Johann.

Von unserm jungen Herrn?

Freylich.

Er

kommt heute

selbst noch an. Henriette.

Das stellt mich.

Was ist

er denn für eine Art Mensch? Johann.

Za, ich weiß wohl, was er für

eine Art Mensch war, als er auf Reisen ging: aber wie er jetzt seyn mag — wer kann das wissen? Henriette.

Nun, wie war er denn dg«

mal«? Johann.

Gut, gut!

Henriette.

So? — Hm.' man kann

gut, und doch recht fatal seyn.

Erster AttfjUK. Johann.

7

Nein, er war angenehm. Er

— er — wie soll ich ihn so beschreiben? — Ja, jiim Exempel, er studierte viel, er — Henriette.

So?

Johann.

Er sprach viel — er trank

gern Pichsch, er ritt viel aus — er pichte sich gern. Henriette. Johann.

Er tanzte gern —

Henriette. Johann.

Ach der liebe Mensch l

Er war spendabel.

Henriette, Johann.

ü, er ist gewiß gut.

Er machte Verse.

Henriette. Johann.

Also ein artiger Herr?

So recht traurige?

Poh! die Mama hat allemal

geweint, wenn sie vorgelesen wurden. Henriette. wäre!

Ach, wenn er nur schon da

Schnnverdiensi.

8

Johann.

Mit Einem Worte, es war ein

guter Mensch, der älteste HerrSeefe' Henriette. Johann.

Za.

Henriette. Johann.

Ach, wie freue ich mich 1

So? ich nicht.

Henriette. Johann.

Um Mittag kommt er?

Wa«?

Mein Seele nicht.

Denn sehe

Sie nur einmal die Verschläge an, die da ge­ kommen sind. Henriette. Johann.

Nun? darum?

Darum ist er nichts mehr nütz.

Für uns heißt das. Henriette. Johann. seyn ,

Das begreife ich nicht.

Za, man muß auch politisch

man muß die Welt kennen.

überlege Sie nur die Sache. kommt er!

Jetzt

Aus Italien

Erster Aufzug. Henriette. Johann.

Nun jat Mit all den Kasten da!

Henriette. Johann.

9

Nun ja denn.

Sind Sachen von Werth dar­

in, so hat er sparen gelernt -- und hat er sparen gelernt — was nützt er dann u n s ? Sind Sachen ohne Werth darin, so hat er al­ les verthan — und hat er alles verthan — s» frage ich wieder — was nützt er uns? Nichts i Mit Einem Worte: seit die Kasten ins Haus gekommen sind, sage ich) er taugt nichts. Henriette.

Ach mit Seinen Kasten —

Ist er denn blond? Johann. . Ja. Henriette. Johann.

Scharmant! Hml — ist auch schon eine

Weile her, daß er blond ist.

10

Scheinverdienst.

Henriette. Vielleicht sind Lieber, Schriften und Verse in all den Kasten. Wo Verse sind, ist ein gutes Herz, und wo das ist-----Zeh a.n n. Falsch, falsch! Wo solche Kasten voll Verse sind — ist ein leerer Deu­ tel — eine uneingeheihte Stube im Win. ter, und klar Wasser km Sommer. Mit Einem Worte — die Kasten haben mich zur Desperaten gebracht. Der Dienst hier im Hanse wird ohnehin täglich schlechter. H e n r i e t t c. Das ist nun wohl wahr. Johann. Ein knickeriger Herr — Henriette. Za wchlt Zohann. Eine verdrüßkiche Frau — gut Esse» und Trinken, aber sonst nichts, als der klapperharte Lohn. Ein Herr Sehn schickt zweydcutkge Kisten aus Italien; der

Erster Auszug.

n

andere hat schöne Fracks und leere Taschen; die Tochter eine Liebschaft mit der Armuth: Kein Briefchen, kein Aufpassen trägt etwas ei». Henriette. Das ist wahr, aber stestnd doch so schön unglücklich, die beiden Bel» liebten. Johann. Das ist was Schönes‘ Henriette. Sie sind so allerliebst trau« riz. Das geht einem zu Herzen. Johann. Ja wenn'S ein vornehmer Trauriger wäre, sapperment! Ich war mit einem jungen Grafen auf der Universität, der mußte den» auch über ein Paar blaue Augen heimlich weinen, da habe ich mir die Augen manchmal mit gerieben — Sapper­ ment! der hat mir für jede Thräne seinen Hhgler vor di? Füße geworfen — Ja dann

*2

(£d) ein »er butt ft.

geht es an.

Aberder Liebhaber? ein trauri­

ger Kanzellist — Waö kommt da heraus? Henriette.

Nun freylich.

Aber das

Geheimniß! Nehme Er einmal an, Herr Jo­ hann , das Geheimniß zu haben: so was ist doch henlich. Johann. Mädchen.

Hml — Sie ist ein hübsch

Aber zur Frau möcht' ich Sie

schon nicht, denn Sie nimmt Geheimnisse und Thränen für Einnahme. Henriette.

Verrathe Er nur die guten

Leute nicht. Johann.

Den Kanzellisten und

die

Mamsell? Verrathen? — Hm! — es giebt mir auch niemand was, wenn ich sie verra­ the.

So mögen sie zusammen in der Heim­

lichkeit fort heulzn.

Erster Aufzug.' Zweyter Auftritt. Vorige.

Herr Seefeld mt «in«»,

Frachtbriefe in der Hand.

Seefeld.

Sind die Verschlage dahin­

ein gebracht? Johann.

Zu dienen.

Seefeld geht hinein. Johann.

Der älteste Herr Sohn mi
.

*4

Gcheinverdiettst.

Dritter Auftritt Henriette.

Sophie.

Sophie. Liebe Henriette — er kommt ~ er ist auf der Treppe — er muß den Papa sprechen, er ist hieher gewiesen. Nur einen Augenblick will ich mit ihm redenGieb Acht — und wenn Mama kommt — so -

Henriette. Verlassen Sie Sich auf mich, Mamsell. — Echt, intern tritt ein

Vierter Auftritt. Kanzellist Schmidt. Sophie. Rentei Henriette. Schmidt. Zhr Herr Vater Sophie. Er ist hie» neben an.

Erster 2Isf$»g.

15

Schmidt. Sophie — lassen Sie mich mit Liebe und Ehrfurcht Ihre Hand küssen. Nun werde ich Sie wohl heute nicht mehr sehen! — 0 Sophie! Sophie. Lieber Schmidt! seit gestern sind wir viel unglücklicher. Schmidt. MSinGott! Sophie. Die Mama spricht so wer» steckt, und thut so geheim, daß ich fürchte — Schmidt. EineHeirath — Sophie. Es scheint so. Schmidt. O mein Gott! Bey alle» Anstrengung, Last- Sorge und Mühe — Schielt mich die Hoffnnng aufrecht. WaS kann ich sagen? Fast jedermann kann Sie glücklicher machen als ich — aber niemand kann Sie mehr lieben. S, das Schicksal ist so ungerecht I

i5

Schein-verdien st. Henriette. Die Mama kommt. Schmidt dikltge». So muß ich —

Sophie. Bleiben Sieerwarten Sie meinen Vater. Schmidt. Aber — Sophie. Wir lieben uns — Ist da­ rin Vergehen? Schmidt. Aber da-Geheimniß — Sophi.e. Ach; Schmidt. Und Ihre traurige Vermu, thung! Sophie; Liebe und Armuth schek, ncn jedem ein Vergehen.

Fünf-

Erster Aufzug.

17

Fünfter Auftritt. Vorige. $0?. Sccfeld. Sophie.

Mad. Seefeld. Was machst du hier?

Ich — ich kam um —

M. Seefel d. Sophie.

Nun?

Ich kam ohne alle Ursache,

Mamal M. See selb «u -gronctte«. Und Sie? Sie ftehr auch da wkeahne Ursache. Henriette.

Ich habe die Verschläge her.

ein bringen sehen, Madam! M. Seefeld.

Guten Morgen, Herr

Äanzcllist! Schmidt.

Zch mochte Zhre Fragen nicht

stören. D

iS

Scheinverdirnsi. M. Seefeld. Haben Sie meinen Mann

schon gesprochen? Schmidt.

Ich erwarte ihn.

M. Secfeld zu Henrietten. Ruft Sic ihn doch. Henriette