Die Statistik der Einkommensverteilung: mit besonderer Rücksicht auf das Königreich Sachsen [Reprint 2022 ed.] 9783112639467


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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Erster Teil. Würdigung der verschiedenen Methoden der Einkommensstatistik
a) Allgemeine Übersicht
b) Die Methode des prozentuellen Klassenzuwachses
c) Die Wolfsche Methode
d) Die Würzburger sehe Arbeit
e) Die von uns in Anwendung gebrachte Methode
Zweiter Teil. Die Einkommensverteilung im Königreich Sachsen in ihren zeitlichen Wandlungen
a) Das Material und seine technische Verwendung
b) Die Ergebnisse der Untersuchung
Mathematische Anmerkungen
Anhang: Tabellen
Literatur
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Die Statistik der Einkommensverteilung: mit besonderer Rücksicht auf das Königreich Sachsen [Reprint 2022 ed.]
 9783112639467

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Volkswirtschaftliche und wirtschaftsgeschichtliche Abhandlungen herausgegeben von

Wilhelm Stieda o. ö. P r o f e s s o r d e r N a t i o n a l ö k o n o m i e in Leipzig

III. Folge

Heft 4

Die Statistik der Einkommensverteilung mit besonderer Rücksicht auf das Königreich Sachsen Von

Dr. phil. Nicolae Tabacovici

Leipzig Verlag v o n Veit & Comp. 1913

VERLAG VON VEIT & COMP. I N LEIPZIG

Volkswirtschaftliche und wirtschaftsgeschichtliche Abhandlungen herausgegeben von

Wilhelm Stieda o. ö. Professor der Nationalökonomie in Leipzig

D r i t t e Folge. Heft 1. Die Landwirtschaft unter dem Einflüsse von Bergbau und Industrie im Rheinischen Ruhrkohlengebiet. Von Dr. W. Avereck. 2 Jt 40 Heft 2. Bas Aufkommen der Großindustrie in Leipzig. Dr. Karl Juckenburg. 5 Jt.

Von

Heft 3. Die Entwickelung der Gärtnerei. Mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in Dresden. Von Dr. phiL K u r t Hofmann. 3 Jt 2 0 ^ . Heft 4.

Die Statistik der Einkommensverteilung mit besonderer Rücksicht auf das Königreich Sachsen. Von Dr. phil. Nicolae Tabacovici. 2 Jt.

Volkswirtschaftliche und wirlschaftsgeschichtliche Abhandlungen herausgegeben von

Wilhelm Stieda o . ö . P r o f e s s o r der N a t i o n a l ö k o n o m i e in Leipzig

III. Folge

Heft 4

Die Statistik der Einkommensverteilung mit besonderer Rücksicht auf das Königreich Sachsen Von

Dr. phil. Nicolae Tabacovici

Leipzig Verlag v o n Veit & Comp. 1913

Druck von Metzger & Wittig in Leipzig.

MEINEM HOCHVEREHRTEN LEHRER HERRN P r o f . D r . L. v o n B o r t k i e w i c z

Vorwort Die engen Beziehungen der wichtigsten Probleme der sozialen Frage zu der Einkommensverteilung haben viele Spezialisten dazu geführt, letztere in ihren zeitlichen Wandlungen für einige Länder zu untersuchen. Die widersprechenden Ergebnisse veranlaßten mich zu der vorliegenden Arbeit, die als Doktordissertation der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig eingereicht wurde. Der erste Teil bietet eine Darlegung der Mängel der seither angewandten Methoden. Der zweite Teil bringt uns Pläne zu einer neuen Methode der Einkommensentwicklung im Königreich Sachsen in derZeit von 1880—1908 zur Darstellung. Es ist mir eine angenehme Pflicht, Herrn Professor Dr. L. von B o r t k i e w i c z in Berlin, dem ich die Anregung für diese Arbeit verdanke, Herrn Professor Dr. F e r d i n a n d S c h m i d und Geheimen Hofrat Professor Dr. W i l h e l m S t i e d a in Leipzig, von denen mir jedwede Förderung zuteil wurde, an dieser Stelle meinen herzhchsten Dank auszusprechen. B e r l i n , Dezember 1912.

Nicolae Tabaeovici.

Inhalt. Erster Teil: W ü r d i g u n g d e r v e r s c h i e d e n e n M e t h o d e n kommensstatistik. a) Allgemeine Übersicht b) Die Methode des prozentuellen Klassenzuwachses c) Die Wolf sehe Methode d) Die W ü r z b u r g e r s c h e Arbeit e) Die von uns in Anwendung gebrachte Methode

der

Seite

Ein-

Zweiter Teil: D i e E i n k o m m e n s v e r t e i l u n g im K ö n i g r e i c h S a c h s e n in i h r e n z e i t l i c h e n W a n d l u n g e n . a) Das Material und seine technische Verwendung b) Die Ergebnisse der Untersuchung 1. Im allgemeinen 2. Das platte Land, die Städte und die Städte mit über 25000 Einwohnern im besonderen a) Das platte Land ß) Die Städte y) Die Städte mit über 25000 Einwohner im besonderen . . . . 3." Die Einkommensbewegung bei den Haushaltungsvorständen . . Mathematische Anmerkungen A n h a n g : Tabellen Graphische Darstellungen. . . ! Literatur

1 2 3 11 17

22 26 26 31 31 33 34 36 37 40 53 58

Erster Teil. Würdigung der verschiedenen Methoden der Einkommensstatistik, a) Allgemeine Übersicht. Eine der wichtigsten Aufgaben der modernen Statistik ist die Untersuchung der zeitlichen Wandlungen der Einkommensverteilung in einem Lande bzw. der Vergleich der Verteilung der Einkommen in verschiedenen Ländern. Dadurch kann man z. B. erfahren, ob und in welcher Weise sich ein Einfluß der kapitalistisch werdenden Gesellschaftsordnung auf die Einkommensverhältnisse der verschiedenen Bevölkerungsschichten geltend macht. Obwohl derartige Untersuchungen in den Sozialwissenschaften eine eminente Rolle spielen müßten, sind die Spezialisten über die dabei anzuwendenden Methoden noch nicht einig und kommen infolgedessen zu ganz verschiedenen Resultaten. Aus diesem Grunde halten wir es für zweckmäßig, vor Erläuterung der im Schlußteil angewandten Methode die bisher üblichen Berechnungsarten einer Kritik zu unterziehen. Bei einer einkommensstatistischen Untersuchung sind von Anfang an drei Fragen zu beachten: 1. Was für ein Material ist am zweckmäßigsten zu benützen? 2. Wie soll es bearbeitet werden; mit anderen Worten: was für eine Art von Tabellen ist herzustellen? 3. Was für eine Bedeutung ist diesen Resultaten beizumessen? In bezug auf den ersten Punkt sind heute sämtliche Fachmänner einig. Durchgehend benutzt man gegenwärtig die Einschätzungsergebnisse, die zwecks Erhebung der allgemeinen Einkommensteuer gewonnen werden. Was aber die übrigen beiden Punkte anbetrifft, gehen die Meinnugen noch heute auseinander. Die sämtlichen bisher angewandten bzw. vorgeschlagenen Untersuchungsmethoden können in die beiden folgenden Kategorien zusammengefaßt werden. 1. Methoden, die den Stand der an verschiedenen Zeitpunkten den einzelnen Einkommenskategorien angehörenden Zensiten zum Gegenstand der Untersuchung haben. 1 T a b a c o y i c i , Einkommensverteilung.

2 2. Solche, die sich mit der Verfolgung der Bewegung der Zensiten zwischen verschiedenen Zeitpunkten befassen wollen. In der ersten Gruppe befinden sich hauptsächlich die bis in die letzte Zeit noch angewandte Methode des prozentualen Klassenzuwachses, die darin besteht, daß man aus der prozentuellen Zuoder Abnahme der den verschiedenen Einkommensklassen angehörenden Zensitenzahl Schlüsse auf eine Verbesserung oder Verschlechterung der Einkommensverteilung zieht. Der zweiten Gruppe gehört die Wolf sehe Methode an. Ihr Wesen besteht darin, daß die Zahl der Zensiten, die aus einer Einkommensklasse in eine andere übergehen, zu der Gesamtzahl derer, die der betreffenden Klasse angehören, in Beziehung gesetzt wird und aus den so erhaltenen Prozentzahlen dann allgemeine Ergebnisse abgeleitet werden. Diese beiden Methoden haben verschiedene Verbesserungen erfahren. Besondere Verdienste haben sich in dieser Hinsicht B r e s c i a n i , H u n k e , N i t s c h k e , W ü r z b u r g e r u . a . erworben. Wir wollen im folgenden auf die Einzelheiten etwas näher eingehen.

b) Die Methode des prozentuellen Klassenzuwachses. Bei der Darstellung derselben gehen wir von nachstehender Tabelle A d o l p h W a g n e r s 1 aus. Einkommensklassen 1 Oberster Unterstand 900— 2100 f untere 2100— 3000 Mittelstand •! mittlere 3000— 6000 I obere 6000— 9600 | untere 9600—28000 Oberstand < mittlere 28000—96000 I obere 96000

3

Zunahme in °/o 4

1202000 153500 121071 25350 17457 3054 375

2989000

148,66

321300 291341 77636 64737 13205 2762

109,31 140,64 206,25 270,84 332,38 636,53

1523000

3760000

146,88

1878 2

Zensiten

1902

Aus der Spalte 4 zieht W a g n e r folgenden Schluß: „Zwar jede Gruppe der sieben hier unterschiedenen, auf die Dauer ihre Zensiten vermehrt durchweg erheblich stärker als der allgemeinen Volkszunahme entspricht, aber diese Vermehrung ist am schwächsten beim unteren und mittleren Mittelstande, etwas stärker beim obersten Unterstande, am stärksten jedoch, und zwar zunehmend mit steigendem Einkommen von Gruppe zu Gruppe beim obersten Mittel- und vollends beim ganzen Oberstande. Daraus folgt der Schluß, daß die moderne wirtschaftliche Entwicklung aller1

Zeitschrift des Pr. Stat. B. 1904.

Kap. XIII.

S. 79.

3 dings dem gesamten Volke zugute gekommen ist, aber doch im stark ungleichen Maße, am meisten den reicheren, dann der unteren Klasse, am wenigsten den mittleren." Hiergegen ist folgendes einzuwenden: 1. Wenn man sich eine Untersuchung über die zeitlichen Wandlungen einer Einkommensverteilung zur Aufgabe stellt, dann muß man zunächst die gegenüberzustellenden Zensitengruppen ermitteln; denn man darf nur Zensiten, welche d e r s e l b e n Bevölkerungsschicht angehören, miteinander vergleichen. Um das zu können, müssen wir a) die im Laufe der betreffenden Periode stattgefundene Bevölkerungsvermehrung und b) die im Laufe der Zeit geänderten Lebensverhältnisse berücksichtigen. Was den ersten Punkt anbelangt, so ist es klar, daß eine Vermehrung der Bevölkerung eine Zunahme der Zensiten mit sich bringt, was selbstverständlich nicht als eine Verbesserung der Einkommensverhältnisse betrachtet werden darf. Um den Vergleich zu ermöglichen, müssen wir also zunächst die der Bevölkerungszunahme zuzuschreibende Zensitenvermehrung beiseite schieben. B r e s c i a n i 1 suchte das dadurch zu erreichen, daß er von der ersten Zensitenreihe ausgehend; entweder die Elemente der übrigen Reihen um den Prozentsatz der Bevölkerungszunahme reduziert oder die Zensitenreihen unberührt läßt und nach demselben Maßstab die den einzelnen Zeitpunkten entsprechenden Einkommensgrenzen erhöht. Es ist jedoch zu berücksichtigen, daß die Zahl der Zensiten nicht schlechthin durch eine Bevölkerungszunahme, sondern nur durch einen Zuwachs der Adultbevölkerung 2 vermehrt wird. Da aber beide nicht in einem konstanten Verhältnis stehen 3 , ist klar, daß die B r e s c i a n i s c h e Korrektur zu ungenauen Resultaten führt. Viel schwieriger gestaltet sich die Berücksichtigung der Lebensverhältnisse. Hierbei wären eingehende Untersuchungen über Preise und Lebensführung der einzelnen Klassen anzustellen. Der Durchführung dieser Ermittlungen stellen sich aber sehr erhebliche Schwierigkeiten entgegen, weil vielfach die nötigen Unterlagen fehlen. 2. Den Verhältniszahlen in Spalte 4 darf man überhaupt keine wirtschaftliche Bedeutung beimessen, auch wenn an den beiden Zensitenreihen, aus denen sie berechnet sind, die obenerwähnten Korrekturen in einwandsfreier Weise vorgenommen würden, und das aus zweierlei Gründen: a) Sie sind nämlich gewonnen durch das im Verhältnissetzen derjenigen Zensiten, welche in den beiden Zeitpunkten denselben Einkommensklassen angehören. Die Zensiten aber, welche im Jahre 1 „Über die Methoden der Eink.-Vert.-Statistik." 3. Folge. Bd. X X X I I I . 1907. S. 677 ff. 2 Personen über 15 Jahre alt. 3 Siehe S. 18.

Jahrbuch für N. Ö. u St.

1*

4 1902 eine gewisse Einkommensklasse bilden, gehören zum größten Teil nicht derselben sozialen Schichte an wie 1878, sondern sind gewöhnlich von unten her heraufgerückt — sehr selten von oben herabgesunken. Folglich dürfen sie nicht miteinander verglichen werden. So hat z. B. die Differenz von 2887 Zensiten, welche sich für den oberen Oberstand ergibt, nichts mit den 375 Zensiten des Jahres 1878 zu tun, da sie zum größten Teil von unten her heraufgerückt sind, und kann folglich nicht mit dieser letzten Zahl in Beziehung gesetzt werden, wie in der oberen Tabelle geschieht und was zu dem kolossalen Prozentsatz von 636,53 führt. b) Der zweite Grund, welcher die Zahlen der Spalte 4 unbrauchbar macht, ist der folgende: Die Gestaltung dieser Reihe hängt allzusehr von den Elementen der ersten ab. Darüber können wir uns mit Hilfe des folgenden empirischen Beispiels klar werden. Nehmen wir an, daß sich in zwei Ländern, A. und B., im Laufe einer Periode ein relativ konstantes Hinaufrücken von Zensiten ergibt, z . B . 10%. Nehmen wir ferner noch an, daß die in diesem Beispiel angewandte Klassenabgrenzung zu der Behauptung berechtigt, daß dieser konstante Prozentsatz von Zensiten, die aus jeder Klasse hinaufgerückt sind, von einer für alle Einkommenskategorien relativ gleichen Einkommenshebung begleitet ist. Unter diesen Bedingungen dürfen wir den Schluß ziehen, daß in den beiden Ländern die Einkommensverteilung innerhalb dieser Periode dieselbe geblieben ist. Zu welchen Schlüssen hätte uns aber in diesem Falle die Methode des prozentuellen Klassenzuwachses geführt? Die Antwort gibt uns folgendes Beispiel, von dem wir bei vorstehenden Erörterungen ausgegangen sind: L a n d A. Zensiten

Einkommensklassen

1890

1 I II III IV V

2

1900 3

120000 24000 6000 2000 1400

33600 7800 2400 1600

40 30 20 14

I II III IY V

120000 60000 20000 5000 1000

66000 24000 6500 1500

10 20 30 50

Zunahme in °/0 4

L a n d B.

Nach W a g n e r s Methode ergibt sich für das erste Land eine Verbesserung, für das zweite eine Verschlechterung der Einkommens-

Verhältnisse, obwohl wir von der Voraussetzung ausgegangen sind, daß die Einkommensverhältnisse der beiden Länder unverändert bleiben. Dieser Widerspruch in den Eesultaten ist aber sehr leicht zu erklären 1 .

c) Die Wolfsche Methode. Die Methode, welche den Namen ihres Begründers J u l i u s Wolf in Breslau 2 trägt, besteht, wie wir gesehen haben, darin, daß sie aus dem Hinaufrücken oder Herabsinken der Zensiten von niederen in höhere Klassen und umgekehrt Schlüsse auf eine Verbesserung oder Verschlechterung der Einkommensverteilung zieht. Wolf geht von der Tatsache aus, daß die Zunahme der einer Einkommensklasse angehörenden Zensiten nicht aus der Klasse selbst, sondern von unten her erfolgt (und sehr selten von oben her). Folglich darf man nicht die in zwei verschiedenen Zeitpunkten ein und derselben Klasse angehörenden Zensiten miteinander vergleichen, sondern muß die Bewegungen von Klasse zu Klasse untersuchen. So stellt Wolf für den Kanton Zürich die folgende Tabelle auf: Einkommensklassen

I II III IV

1848

Zensiten

25991 18959 2409 81

100— 2000 fr. 2100—20000 fr. 20000—25000 fr. über 25000 fr.

1888

21108 24406 6584 484

Übergegangen von

I in I I II in I I I I I I in IV

14622 4578 403

56% 33% 17%

Bevor wir auf die Einzelheiten dieser Berechnungsweise eingehen, wollen wir zunächst über die Voraussetzung auf die sich diese Berechnung stützt, ein Wort sagen. Es wurde nämlich dagegen der Einwand erhoben, daß der Zensitenzuwachs, den eine Klasse erfährt, nicht nur aus der nächstniederen, sondern auch aus mehreren niederen Klassen oder auch aus sich selbst erfolgen könne. Das ist richtig, jedoch sind diese beiden letzten Möglichkeiten so seltene Ausnahmen, daß sie im allgemeinen nur einen ganz minimalen Einfluß ausüben können. Die Art der Berechnung der aufgestiegenen Zensiten aber leidet, wie schon von anderer Seite hervorgehoben wurde, an folgenden Mängeln: 1 2

Vergl. Anmerkung S. 37. Sozialismus und kapitalistische Wirtschaftsordnung.

S. 233 ff.

6 1. Um die Zahl der Zensiten, die aus einer Klasse in eine andere übergegangen sind, zu ermitteln, schlägt Wolf den nachstehenden Weg ein: Er ermittelt zunächst die Differenzen der betreffenden Klasse gegen die nächsthöhere und dieser gegen die folgende und addiert dann beide. Er müßte aber notwendigerweise die Reihe der Differenzen verlängern und ihre Summe bilden. Hieraus ergibt sich, daß die von Wolf berechnete Zahl der übergegangenen zu niedrig gegriffen ist. Ein Zahlenbeispiel möge dies veranschaulichen. Wolf gibt in der obigen Tabelle als Zahl der aus der ersten in die zweite Klasse übergegangenen Zensiten 14622; d. h. (24406—13959) + (6584—2409), während der wirkliche Zuwachs wäre: (24406—13959) + (6584—2409) + (484—81). In Wirklichkeit stiegen empor aus I in I I : 15025, das heißt 57°/0 4578, „ „ 33% „ II „ I I I : .„ I I I „ IV: 403, „ „ 17% Wenn er die Berechnung nicht mit den kleinsten, sondern mit den reichsten Zensiten begonnen hätte, hätte er m. E. diesen Fehler vermieden. 2. Ein anderer Mangel besteht darin, daß die Bevölkerungsbewegung nicht berücksichtigt wurde. Da wir über diesen Punkt schon Seite 3 ff. ausführlich gesprochen haben, können wir uns an diese Stelle mit einem kurzen Hinweis auf die betreffenden Ausführungen begnügen. 3. Ferner werden auch die Einkommensklassen zu willkürlich abgegrenzt. Die ganze Wolf sehe Berechnungsart bezweckt die Erhaltung der letzten Spalte, d. h. der Relativzahlen der aus jeder Klasse hinaufgestiegenen Zensiten. Je nachdem sich für diese Spalte eine abnehmende, konstante oder zunehmende Reihe ergibt, spricht Wolf von einer Verminderung, NichtVeränderung oder Vergrößerung der Ungleichheit in der Einkommensverteilung. Das folgende fingierte Beispiel soll uns zeigen, was für einen Einfluß die Abgrenzung der Einkommensklassen auf die Gestaltung dieser letzten Spalte ausüben kann. Nehmen wir an, daß in irgendeinem Lande für zwei verschiedene Zeitpunkte nachstehende Zensitenreihen ermittelt wurden: Einkommensklasse

I II III IV V VI VII VIII

60C-— 900 900— 2000 2000— 3000 3000— 6000 6000— 9000 9000—20000 20000—90000 über 90000

1890

1900

20000 8000 4000 3000 1000 600 400 100

50000 20000 15000 8000 5000 1000 800 500

Daraus folgt: Einkommensklasse

I II III IV

600— 2000 2000— 6000 6000—20000 über 20000

1890

28000 7000 1600 500

1900

70000 23000 6000 1300

Also hinaufgerückt aus der Klasse: I 21200, das heißt 76% II 5200, „ „ 74% III 800, „ „ 50% Wenn wir aber die Einkommensgruppen folgendermaßen abgegrenzt hätten, dann würden wir erhalten haben: Einkommensklasse

I II III IV

600— 3000 3000—20000 20000—90000 über 90000

1890

32000 4600 400 100

1900

85000 14000 800 500

Hinaufgerückt aus der Klasse: I 10200, das heißt 32% II 800, „ „ 17% III 400, „ „ 100% Im ersten Falle fand nach Wolf eine ganz befriedigende Zensitenbewegung statt: ein allgemeines Hinaufsteigen, und zwar um so stärker, je kleiner das Einkommen war. Ganz anders aber liegen die Verhältnisse im zweiten Fall. Folglich kann die Klassenabgrenzung zu ganz verschiedenen Resultaten führen. Wie läßt sich das vermeiden? Nehmen wir an, daß wir für ein gewisses Land, nach der Wolfschen Methode als Elemente der letzten Spalte, eine konstante Zahl erhalten hätten; d . h . aus jeder Klasse wäre ein konstanter Prozentsatz von Zensiten hinaufgerückt. Dürfen wir deswegen behaupten, daß dieses Resultat im allgemeinen ein Zeichen einer unveränderten Einkommensverteilung wäre? Das ist nur dann zulässig, wenn diese Erscheinung von einer relativ konstanten Zunahme aller Einkommenssummen begleitet ist. Wenn diese Bedingung nicht erfüllt ist, kann die Gestaltung der letzten Spalte sehr leicht zu falschen Schlüssen führen. Aus diesem Grunde schlagen B r e s c i a n i 1 und H u n k e 2 vor; die Einkommensklassen derart abzugrenzen, daß die relative Spannung zwischen ihnen immer die gleiche bleibt; kurzum, es sollen die Elemente der Einkommensklassenreihe eine geometrische Progression bilden, z. B. 900, 1800, 3600, 7200 usw. Beide begründen diese Gruppierungsart wie folgt 3 : 1 2

Arch.

3

A. a. O. „Methodologisches zur Verwertung der Einkommensstatistik." Bd. VII. 1907. Bresciani, a. a. O., S. 581.

Allg. St.

„Nehmen wir z. B. an, daß sich in den Stufen von 400—600 M., 600—900 M., 900—1350 M. eine Anzahl von je Cx C2 C3 Zensiten befinden, und daß diese eine Eeihe bilden, die, nach der Höhe des Einkommens geordnet, mit dem niedrigsten Einkommen beginnt und mit dem höchsten endet. Bei einer Einkommenshebung von z. B. 5 0 % werden alle Zensiten Cx in die zweite Klasse, alle C2 in die dritte und alle C3 in die oberste Klasse aufsteigen, d. h. jede Klasse wird an die nächsthöhere 100°/o ihres Bestandes abgeben " Es soll nicht verkannt werden, daß dieses Verfahren eine Verbesserung der Wolfschen Methode bedeutet, insofern nämlich, als der Aufbau der Zensitenreihe gebührend berücksichtigt wird. Jedoch darf die von B r e s c i a n i festgestellte Tatsache, daß bei einer relativen Zunahme der sämtlichen Einkommenssummen gleich der relativ konstanten Spannung zwischen den einzelnen Klassen eine relativ konstante Zahl von Zensiten aus jeder Klasse hinaufrückt, nicht generalisiert werden. Wenn nämlich die Einkommen nicht um 5 0 % — w a s wohl nur ausnahmsweise vorkommen wird —, sondern um einen anderen Prozentsatz, z. B. 10°/0> zunehmen, dann sind wir nicht mehr berechtigt, zu behaupten, daß auch ein relativ konstantes Hinaufrücken von Zensiten stattfinden wird. Verdeutlichen wir uns das durch ein fingiertes Beispiel: Einkommensklassen

I

600— 900

II

900—1350

III

über 1350

900—1050 1050—1230

Zensiten

50000 30000 20000.

100000

6000 3500 500

10000

Die Klassen I — I I I sind nach dem Vorschlage B r e s c i a n i s , die Unterabteilungen dagegen freigebildet. Nehmen wir nun an, daß alle Einkommen um 10°/0 wachsen, dann erhalten wir folgende Gruppierung : ' 660— 770" 50000 I 660— 990 100000 30000 770— 900 . 900— 990. .20000 II III

990—1533

990—1155 1155—1352 1352—1533

6000 3500 500

10000



Folglich sind aus der Klasse I in I I 20000, d. h. 2 0 % Zensiten emporgestiegen, während sich der Prozentsatz derer, die aus Klasse I I

9 in III übergegangen sind, nur auf 5 (500 Zensiten) stellt. Hieraus ergibt sich zur Genüge, daß die B r e s c i a n i s c h e Korrektur nicht zuverlässig ist. Trotz der angeführten Bedenken könnte die verbesserte Wolf sehe Methode doch genügend befriedigende Resultate geben — man kann ja von einkommensstatistischen Untersuchungen nicht mathematische Genauigkeit verlangen —, wenn nicht noch ein anderer wichtiger Umstand in Betracht zu ziehen wäre. Die Wolf sehe Methode mit ihren in geometrischer Progression angeordneten Einkommensklassen geht von der Annahme aus, die Zensiten seien innerhalb jeder Klasse pyramidenförmig gruppiert, wobei als Basis die untere Einkommensgrenze angesehen wird. Infolgedessen rückt bei einer relativ konstanten Einkommenszunahme jeder Gruppe eine relativ mehr oder weniger konstante Zahl von Zensiten hinauf. Ganz anders gestaltet sich indessen die Verteilung der Zensiten innerhalb der Gruppe der Steuerfreien, der in einzelnen Ländern, wie z. B. in Preußen, sehr viele angehören. Hier sind die Zensiten nicht in der Nähe der Minimalgrenze — die ja Null ist —, sondern in der Nähe der Maximalgrenze am dichtesten. Die Folge davon ist, daß bei einer relativ konstanten Zunahme aller Einkommen, von der ersten Gruppe immer eine relativ größere Zahl hinaufrücken wird als aus den übrigen. Dennoch sind wir nicht zu der Behauptung berechtigt, es sei der ersten Zensitengruppe finanziell besser gegangen als den anderen. Aus diesen Ausführungen ergibt sich, daß die Wolfsche Methode nur mit großer Vorsicht zu gebrauchen ist. Mit ihrer Hilfe hat N i t s c h k e 1 die p r e u ß i s c h e n Einkommensverhältnisse in den Jahren 1892—1896—1900 studiert. Er hat zur Verbesserung dieser Methode insofern beigetragen, als er die Zahl der hinaufgerückten Zensiten in korrekter Weise berechnet hat. Die Willkür in der Abgrenzung der Klassen und das Nichtberücksichtigen der Bevölkerungsbewegung blieb auch bei ihm bestehen. Um unter Berücksichtigung der Bevölkerungsbewegung den Stand der Einkommensverteilung zeitlich zu vergleichen, berechnet N i t s c h k e die Anzahl der Zensiten, die auf je 10000 Köpfe der Bevölkerung in den Jahren 1892—1896—1900 auf die einzelnen Klassen (900—1050, 1050—1200; 1200—1350. ) entfielen. Auf diese Berechnungsart werden wir später bei der Besprechung der W ü r z b ü r g er sehen Arbeit zurückkommen 2 . Dr. H u n k e 3 bespricht in der Zeitschrift des Allgemeinen statistischen Archivs verschiedene Methoden, und zwar besonders eingehend die Wolfsche, welche er sehr eifrig verteidigt, und schlägt mit Bezug auf die Klassenabgrenzung dieselbe Korrektur vor, welche auch seitens B r e s c i a n i s empfohlen wurde. 1

„Einkommen und Vermögen in Preußen." Jena 1902. Vergl. S . U . 3 „Methodologisches zur Verwertung der Einkommensstatistik." Archiv. Bd. VII. 1907. 2

Allg. St.

10 Am Schluß seines Aufsatzes versucht H u n k e die von N i t s c h k e 1 , E v e r t 2 und B ö h m e r t 3 in Anwendung gebrachte Berechnungsart, welche dahin zielt, unter Berücksichtigung der Bevölkerungsbewegung den Stand der Einkommensverteilung zeitlich zu vergleichen, weiter auszubauen. Er sagt nämlich: „Bei der Besprechung der Methode der prozentuellen Verteilung des Zensitenbestandes tadelte ( E v e r t ) . . . , daß dabei die Bevölkerungsbewegung ganz außer Acht gelassen würde. Diesem Fehler kann man ja leicht entgehen E v e r t hatte berechnet, daß auf je 10000 Köpfe der Bevölkerung: In den Einkommensklassen

a) b) c) d) e) f)

900— 3000 3000— 6000 6000— 9500 9500— 30500 30500—100000 über 100000

Zensiten entfielen 1896 1901

1892

708,80 68,42 18,59 15,42 3,02 0,55 814,80

740,50 68,58 18,46 15,09 2,96 0,54 846,1

942,78 82,12 22,24 18,77 3,93 0,82 1070,61

„Nun liegt es doch nahe, zu untersuchen, wie sich die Anzahl Zensiten, die auf je 10000 Köpfe der Bevölkerung entfallen, in den betreffenden Jahren prozentual auf die einzelnen Klassen verteilen. Tut man dies, so findet man: von den auf je 10000 Köpfe entfallenden Zensiten enthielten": 1892

Klasse a) „ b) c) „ d) e) f)

86,99% 8,40 2,28 1,89 0,37 0,07 100

1896

87,53% 8,10 2,18 1,78 0,35 0,06 100

1901

88,05°/, 7,67 2,08 1,75 0,37. 0,08 100

Hieraus zieht H u n k e Schlüsse, die mit denen, die aus der obigen E v e r t sehen Tabelle zu ziehen wären, nicht übereinstimmen. Durch diese Erweiterung schaltet H u n k e gerade die Berücksichtigung der Bevölkerungsbewegung wieder aus, die ihm doch, wie wir aus seinen obigen Ausführungen ersehen können, sehr am Herzen lag. 1

A. a. O. „Sozialistische Streifzüge durch die Materialien der Veranlagung zur Staatseinkommensteuer in Pr. von 1892—1901." Z. des Pr. St. B. 1902. Bd. IV. S. 260ff. 3 „Die Vert. d. Eink. in Pr. u. Sachs, mit besonderer Berücksichtigung " Z. des Kgl. Sachs. St. L. 1898. 2



11



Nehmen wir nämlich die absoluten Zensitenzahlen, aus welchenE v e r t seine obige Tabelle auf 10000 Köpfe der Bevölkerung berechnet hat 1 : 1892

Klasse a) b) c) d) e) f)

2118969 204544 55561 46092 9084 1658 2435858

1896

1901

2321424 214960 57859 47808 9265 1699 2652515

3204205 279128 75604 63792 13371 2773 3638873

Die Bevölkerungszahl ist hier selbstverständlich gar nicht berücksichtigt. Wenn wir nun diese Zahlen einfach nach den einzelnen Klassenkategorien prozentuell verteilen, erhalten wir gerade die obige von H u n k e mit der Überzeugung, daß die Bevölkerungsbewegung berücksichtigt bleibt, hergestellte Tabelle. Das läßt sich algebraisch sehr einfach erklären. 2

d) Die Würzburger sehe Arbeit. 3

Dieselbe besteht aus drei Abschnitten: A. Die Bedeutung der Zahlen der Einkommensstatistik überhaupt. B. Die Hauptergebnisse der bisherigen Statistik und die zu ihrer Beurteilung geeigneten Arten der Yerhältnisberechnung. C. Die Einkommensverhältnisse der Wahlberechtigten bei den Wahlen zur Zweiten Ständekammer in den Jahren 1897—1901. Für uns kommt der Abschnitt B. in Betracht. In ihm führt W ü r z b u r g e r eine Eeihe "von Tabellen vor, an Hand deren er die s ä c h s i s c h e n Einkommensverhältnisse in ihren zeithchen Wandlungen untersucht. Nur die physischen Personen kommen in Betracht. Die Tabelle 1 gibt uns die nach verschiedenen Steuerklassen geordneten absoluten Zahlen der Zensiten für die Jahre mit geraden Zahlen von 1878—1902 an; das Jahr 1879 ist eingeschaltet. Mit Hilfe dieser Tabelle und unter Berücksichtigung der Bevölkerungszahl berechnet W ü r z b u r g e r in derselben Weise wie N i t s c h k e und E v e r t die Tabelle 2, die die auf 1000 Einwohner treffenden Zensiten für die Volkszählungsjahre 1880, 1890, 1900 nach verschiedenen Einkommensklassen summiert angibt. Bei einem zeitlichen Vergleich ist es, wie B r e s c i a n i mit Recht betont hat, eine Aufgabe von großer Bedeutung, die Zensitengruppen 1

Z. des Pr. St. B. 1902. S. 260. Vergl. Anmerk. S. 38. 3 „Die sächsische Einkommensstatistik als Maßstab für die Beurteilung der Einkommensverhältnisse." Z. des Sächs. St. L. 1904. S. lff. 2

12

so zu gestalten, daß die Einkommensverhältnisse gleicher sozialer Schichten verglichen werden können. Da die Lebensverhältnisse aber im Laufe der Zeit immer schwieriger geworden sind und das Durchschnittseinkommen beinahe regelmäßig gestiegen ist, darf man nicht die Zensitenzahlen, welche zu verschiedenen Zeitpunkten derselben Einkommensklasse entsprechen, miteinander vergleichen. Andererseits aber ist es recht schwierig, festzustellen, in welchem Maße die einzelnen Einkommensgrenzen für verschiedene Zeitpunkte erhöht werden müßten, um die Yergleichbarkeit zu ermöglichen. Hätte W ü r z b u r g e r bei der Herstellung der Tabelle 2 wenigstens der im Laufe der Zeit stattgefundenen Einkommenszunahme Rechnung getragen, so wäre er zu einem ganz anderen Resultate gelangt. Es ergibt sich nämlich nach W ü r z b u r g e r aus der Tabelle 2: Unter 1000 Einwohnern waren eingeschätzt: 1 Mit höchstens 700 M. Jahr

überhaupt

1

2

1880 1890 1900

267,3 236,9 195,0

Mit mehr als 700 M.

darunte r mit 400 höchst. bis 400 M. 700 4 3 111,1 74,6 44,3

5

700 bis 1600 6

darun .er mit 1600 4300 über bis bis 4300 20000 20000 8 7 9

108,4 162,6 219,0

77,2 123,5 167,2

24,7 30,1 40,5

überhaupt

156.2 162.3 150,7

6,0 8.1 10,0

0,5 0,9 1,3

Zusammen 10 375,7 399,4 413,9

Bei Berücksichtigung der Einkommenszunahme aber würde diese Zusammenstellung wie folgt aussehen: Jahr 1

1

Klasse I u . II

Kl. I

2

3

4

11,1 163,8 172,8

156.2 130,0 139.3

1880 II 267,3 1890 l! 293,8 1900 ! 312,2

Kla ssen

K] i i Ii überIj haupt

III

IV

V

VI

Zusammen

|

5

6

7

8

9

10

108,4 105,4 101,7

77,2 78.7 76.8

24,7 20,7 19,0

6,0 5,5 5,2

0,5 0,6 0,7

375,7 399,2 413,9

Die Korrektur fand in der Weise statt, daß für die Jahre 1890 und 1900 die einzelnen Einkommensgrenzen um 29°/0 bzw. 58°/0 erhöht wurden, d. h. um einen der relativen Zunahme des pro Kopf der Bevölkerung treffenden Einkommens entsprechenden Prozentsatz. So wurden folgende Einkommensgrenzen gefunden: 2 1880: 400 700 1600 4300 20000 1890: 516 908 2064 5547 25800 1900: 632 1106 2528 6794 31600 1

Z. des Sachs. St. B. 1904, S. 11. Die den neugebildeten Einkommensklassen entsprechenden Zensitengruppen wurden mit Hilfe der P a r e t o sehen Formel log y = A — a log x durch partielle Interpolationen ermittelt. 2

13

Wenn wir nun mit W ü r z b u r g e r , um die Zu- und Abnahme der einzelnen Einkommensklassen vergleichen zu können, in den beiden obigen Tabellen die Zahlen für 1880 gleich 100 setzen, so erhalten wir: Nach W ü r z b u r g e r : Jahr 1

I 2

II 3

III 4

IV 5

V 6

VI 7

1880 1890 1900

100 67 40

100 104 96

100 160 216

100 122 164

100 135 167

100 180 260

ach u n s e r e r Berechnung 1880 100 100 100 1890 83 102 147 1900 155 89 99

100 84 77

100 92 87

100 120 140

Also wenn wir von den Spalten 3 und 7 absehen, ganz entgegengesetzte Resultate. Die Tabellen III und IY geben uns die verhältnismäßige Verteilung der Zensiten auf die Steuerklassen im Zeitraum 1887—1902, und zwar Tabelle I I I für alle Zensiten überhaupt und Tabelle IV für Zensiten mit Einkommen über 400 M. W ü r z b u r g e r selbst sagt, daß die Hinzufügung dieser beiden Tabellen „trotz der Bedenken gegen diese Abrechnungsweise" deswegen geschah, „weil die Reduktion auf die Bevölkerung so weit, ferner Zahlenunterschiede in Frage kommen, mehr auf die Volkszählungsjahre, aber nicht auf diejenigen Jahre anwendbar ist, für welche genaue Einwohnerzahlen fehlen, und weil die Prozentualverteilung für die Beurteilung gewisser. Einzelheiten, wie z. B. des Verhältnisses des durch die Vermehrung der Zahl der Einkommensbesitzer weniger berührten höheren und höchsten Einkommensklassen zueinander immerhin brauchbar erscheint". Die Tabelle III, welche die prozentuelle Verteilung der sämtlichen nach den einzelnen Einkommenskategorien wiedergibt, leidet an denselben Mängeln wie die Tabelle II und außerdem an der Nichtberücksichtigung der Bevölkerungsbewegung. Was die darauffolgende Tabelle IV anbetrifft, so ist sie noch unzuverlässiger, weil sie neben dem Umstände, daß sie in derselben Weise wie die Tabelle III hergestellt ist, für die sämtlichen Zeitpunkte immer mit Einkommen über 400 M. anfängt. Wie oben schon ausgeführt wurde, sind das aber ganz unvergleichbare Werte (vgl. S. 8)1. Wenn nun auch alle diese Mängel beseitigt werden können, halten wir die Verwendung von Tabellen, welche die prozentuelle Verteilung von Zensiten auf die einzelnen Klassen angeben 2 , insofern für irreführend, als nach dieser Berechnungsart eine Zensitenschicht sich 1 2

Vgl. Anmerkung S. 39. Die sogenannte Soetbeersche Methode.

14 ihren früheren Eang nur dann erhält, wenn sie im Maße ihres bisherigen Ranges an der Steigerung partizipiert. Auch J u l i u s Wolf äußert sich in diesem Sinne 1 . Betrachten wir z . B . die folgende empirische Tabelle: Einkommensklassen in geom. Progression 1

I II III IV V

Zensiten in °/o 1880 1900 2 3 50 50 20 20 15 15 10 10 5 5 100

100

Wir sind hier geneigt, zu sagen: Die Einkommensverteilung ist weder gleichmäßiger noch ungleichmäßiger geworden, sondern dieselbe geblieben. Wenn aber im Jahre 1880 die Gesamtzahl der Zensiten 1000000 war, während sie im Jahre 1900 1500000 geworden ist, dann erhalten wir nach der obigen Tabelle: Einkommensklassen i. Progression 1

I II III IV V

1880

Zensiten

1900

2

3

500000 200000 150000 100000 50000 1000000

750000 300000 225000 150000 75000 1500000

Stiegen Zensiten empor 1880—1900 in •/« in abs. Zahlen 4 5

250000 150000 75000 25000

50 75 50 25









Die Spalte 5 weist verschiedene Prozentzahlen von hinaufgestiegenen Zensiten auf, obwohl die prozentuelle Verteilung nach den einzelnen Einkommenskategorien dieselbe geblieben ist und folglich kann nicht — wenigstens vom Standpunkte der (korrigierten) Wolfschen Methode aus gesehen — die Rede von einer unveränderten Einkommensverteilung sein. Gegen Schluß dieses Abschnittes sucht W ü r z b u r g e r die Verschiebungen, „welche das Verhältnis der verschiedenen Wohlstandsklassen zueinander erfahren h a t " , zu ermitteln. Seiner Meinung nach wäre dies zu erreichen, „wenn man statt des absoluten Betrags des Einkommens des einzelnen Eingeschätzten seinen Prozentualanteil am Gesamteinkommen oder, was zu dem nämlichen Ergebnis führt, sein Verhältnis zum jeweiligen Durchschnittseinkommen auf den Kopf der Bevölkerung zum Maßstab m a c h t " ; und dies führt er praktisch wie folgt durch: 2 1 2

Sozialismus und kapitalistische Gesellschaftsordnung. A. a. O., S. 11.

S. 240.

15 „Am Ausgang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts machte ein Einkommen von 800—3300 M., welches gewöhnlich als mittleres bezeichnet worden ist, etwa 0,00009—0,0004°/o des Gesamteinkommens oder das 2 2 / 3 —11 fache des auf einen Einwohner treffenden Teiles desselben aus. Denselben Prozentsatz bildet jetzt ein Einkommen von ungefähr 1250—5300 M. Ebenso entsprechen dem früher als solche der wohlhabenden Klasse bezeichneten Einkommen von 3300—9600 M. jetzt etwa 5300—16000 M " Über diesen „sehr beachtenswerten Vorschlag", wie ihn R o b e r t M e y e r 1 nennt, ist zunächst zu bemerken, daß wir bei der Berechnung von 0,00009, 0,0004 usw. Prozent des Gesamteinkommens des Jahres 1902 einerseits und bei der Berechnung des 2 2 / 3 —11- usw. fachen von dem in demselben Jahre auf einen Einwohner treffenden Teiles des Gesamteinkommens andererseits nicht zu gleichen Resultaten kommen, was nach W ü r z b u r g e r der Fall sein soll. Wenn wir nämlich die Bevölkerungszahl für die beiden Zeitpunkte mit P-l und P 2 bezeichnen, sowie das Gesamteinkommen mit G j und G2, dann müssen wir im ersten Fall die Zahlen 800, 3300, Q Q. 9600 um — ^ — — - 1 0 0 0 / o , d. h. um einen Prozentsatz gleich der relativen Zunahme des Gesamteinkommens binnen dieser Periode verq. p G P 1 'größern; dagegen im zweiten Fall um —2 i, —•lOO'Yo, d . h . um 12 einen Prozentsatz gleich der relativen Zunahme auf den Kopf der Bevölkerung fallenden Einkommens. Abgesehen von dem seltenen Fall einer stationären Bevölkerung, gelangen wir zu ganz verschiedenen Resultaten. Von diesen beiden Korrekturvorschlägen kann nur der letzte als ein befriedigender betrachtet werden, da der erste gar keine Rücksicht auf die jeweilige Bevölkerungszahl nimmt. Auf alle Fälle muß nach den beiden Berechnungsarten die Spannung zwischen den älteren und neueren Einkommenziffern eine relativ konstante bleiben, was bei W ü r z b u r g e r nicht der Fall ist. So erhalten wir nach ihm: 1878

1902

800 3330 9600

1250 5300 16000

Zunahme in °/(0

50,25 60,66 66,66

Wenn er die zweite Berechnungsart richtig ausgeführt hätte, würde er — da nach ihm das Einkommen der physischen Personen pro Kopf der Bevölkerung im Jahre 1878 300 M. (800: 2 2 / 3 ) und im Jahre 1902 468,75 M. (125Q: 2%) betrug — das folgende Resultat erhalten haben müssen: 1

Handw. der Staatsw.

3. Aufl.

III.

S. 173.

16 1878

800 3800 9600

1902

1250 5156 15000

Zunahme in

56,25 56,25 56,25

0

Um die Bewegung der Einkommensverteilung zu verfolgen, teilt W ü r z b u r g e r das Gesamteinkommen in vier gleiche Viertel, und indem er die Zensiten nach der Höhe ihrer Einkommen — mit dem niedrigsten beginnend — anordnet, stellt er fest, wieviele Personen von ihnen (von oben nach unten) an den obenerwähnten Einkommensvierteln teilnehmen. Je mehr sich die Verhältniszahlen einander nähern, desto gleichmäßiger wird die Verteilung. Die Hauptbedingung ist, daß für die in Betracht gezogenen Jahre entweder sämtliche Einkommensbezieher berücksichtigt werden oder, wenn das unmöglich ist, von vornherein festgestellt wird, welche Arten von Zensiten für die verschiedenen Vergleichsjahre gegenüberzustellen sind, was allerdings nicht ganz einfach ist. W ü r z b u r g e r geht von dem ersten Standpunkte aus und berücksichtigt bei der Herstellung der Tabelle V für jeden in Betracht gezogenen Zeitpunkt die Gesamtzahl der Einkommensbezieher. B r e s c i a n i 1 behauptet mit Unrecht", daß W ü r z b u r g e r in dieser Tabelle V für alle Zeitpunkte nur die Zensiten mit Einkommen über 500 M. in Betracht gezogen habe. Diese Berechnungsart, welche auch von anderen in Anwendung gebracht wurde, hat den Nachteil, daß sie uns nicht über die zeitlichen Wandlungen der Einkommen der einzelnen sozialen Schichten informiert 2 . Hiermit können wir die Besprechungen der wichtigeren Methoden schließen. Vergegenwärtigen wir uns noch einmal die Besultate: 1. Die älteste Methode des prozentuellen Klassenzuwachses ist wegen verschiedener zum Teil nicht verbesserungsfähiger Mängel ganz unzuverlässig. 2. Die Wolf sehe Methode, die der vorhergehenden zwar überlegen ist, ist nicht recht brauchbar, da wir nach unserem Dafürhalten nicht berechtigt sind, aus dem Charakter der Beihe, welche die Zahlen der Übergegangenen in Prozenten angibt, ohne weiteres Schlüsse auf entsprechende Einkommensverschiebungen zu ziehen. 3. Die Methode bzw. Korrekturen von S o e t b e e r , N i t s c h k e , E v e r t , B ö h m e r t und W ü r z b u r g e r sind mit den meisten Fehlern der W a g n e r sehen Methode behaftet, während der Versuch von H u n k e sie weiter auszubauen, ihre beste Eigenschaft, die Berücksichtigung der Bevölkerungsbewegung, ausschließt. Im folgenden soll nun eine andere Methode erläutert werden, die alle bisher begangenen Fehler zu vermeiden sucht. 1 2

A. a. 0., S. 596. Vgl. Anmerkung S. 39.

17



e) Die von uns in Anwendung gebrachte Methode. Eine Untersuchung über die Wandlungen irgend einer Massenerscheinung sei es, daß diese zeitlich oder räumlich abgegrenzt wird, erfordert immer die Wahl einer Basisreihe. Bei einer statistischen Untersuchung über die Einkommensverteilung kommen für diese Basis zwei Elemente in Betracht: die Höhe des Einkommens (Ein-r kommensklassen) und die Anzahl der Einzeleinkommen. (Zahl der Zensiten). Wie wir gesehen haben, ging man bisher stets von der Höhe der Einkommen aus und daraus ergaben sich alle Schwierigkeiten. Es hat sich nämlich gezeigt, wie oben dargetan wurde, daß es nicht leicht, ja fast unmöglich ist, die gegenüberzustellenden Zensitenreihen so zu bestimmen, daß die Ergebnisse der Yergleichung durchaus einwandfrei sind. Wenn wir aber auf die Einkommensklassen als Basisreihe verzichten und statt dessen auf die Zahl der Zensiten zurückgreifen, kommen die oben geschilderten Schwierigkeiten in Fortfall. Diese neue Basis kann in folgender Weise berechnet werden: Nachdem sämtliche Einkommen nach ihrer Höhe geordnet sind, teilt man die erhaltenen Jahresreihen in eine konstante Zahl von Gruppen, deren jede eine relativ konstante Zahl von Zensiten umfaßt. Das kann etwa in der Weise geschehen, daß von je 100000 Zensiten 100 in Gruppe I 1600 „ „ II 6800 „ „ III 21000 „ „ IV 71000 „ „ V 100000 kommen. Ferner berechnen wir für jede einzelne Gruppe die Grenzen, zwischen welchen sich die Einkommen der ihr angehörigen Zensiten bewegen. Auf diese Weise erhalten wir unmittelbar die gewünschten vergleichbaren Werte. Schließlich stellen wir das Durchschnittseinkommen für jede Gruppe fest. Die Abweichungen, die sich dann bei Querschnitten durch diese Tabelle zeigen, geben uns ein ganz klares Bild der im Laufe der Zeit eingetretenen Verschiebungen. Es ist selbstverständlich, daß bei Anwendung dieser Methode auch stets die Zensiten mit steuerfreiem Einkommen voll zu berücksichtigen sind, soweit es auf Grund des amtlichen Materials möglich ist. Dieses Verfahren wurde zum ersten Male von A. N. K i a e r 1 gelegentlich einer Untersuchung über die gleichzeitige Einkommensverteilung in verschiedenen Ländern zur Anwendung gebracht. Im 1 „Repartitions Sociales des Revenus." Tome VIII. 22. 1909. S. 126ff.

T a b a c o v i c i , Einkommensverteilung.

Bulletin de l'Institut int. de Stat. 2

18 Jahre 1908 wurden hierüber dem internationalen statistischen Institut eingehende Mitteilungen gemacht, welche in dessen Bulletin veröffentlicht worden sind. Am Schluß seiner Ausführungen gibt K i a e r einen Einblick in die Einkommensverteilung im Königreich Sachsen und in Preußen für die Jahre 1888 und 1906 bzw. 1892/1893 und 19061. K i a e r aber geht nicht, wie wir vorgeschlagen haben, von der Gesamtzahl der Zensiten, sondern von der Adultbevölkerung aus. Er behauptet nämlich, es bestünde in allen Ländern zwischen Gesamtzahl der Zensiten und Adultbevölkerung ein konstantes Verhältnis, welches nicht allzuviel von 60°/o abwiche 2 und legte den Durchschnittswert 60 seiner Arbeit zugrunde. So stellt er für das Königreich Sachsen folgende Tabelle auf: Zensitengruppen 1

1000

Einkommenskategorien 1888 1906 2 3

Durchschnittseinkommen 1888 1906 5 4

7200 ' 9400 17930 u. darüber u. darüber 1993—7200 2501—9400 3283,6 950—1993 1290—2501 1284 600—950 825^-1290 736 300—600 338—825 430,4 300 u. darüb. 338 u. darüb. 999

6000 16000 27000 50000 100000

25150

Zunahme in % 6

+ 40,3

4226 1728 1037,2 585,4 1354

+ + + + +

28,7 34,6 40,9 36,9 35,4

K i a e r benutzt in dieser Tabelle die schon für den internationalen Vergleich berechneten 60°/o der Adultbevölkerung, obwohl er selbst für das Königreich Sachsen die Verhältniszahl 64 angibt. Er nimmt an, daß auf die fehlenden 4°/0 die Einkommen unter 300 bzw. 338 M. entfallen. Also aus rein praktischen Gründen hat K i a e r die unteren Einkommen unberücksichtigt gelassen. Dieses Verfahren ist an sich auf die Richtigkeit der Ergebnisse ohne Einfluß. Dennoch kommt K i a e r zu falschen Resultaten, weil er von der unzutreffenden Voraussetzung ausgeht, daß das Verhältnis Zwischen Gesamtzahl der Zensiten und Adultbevölkerung im Laufe der Zeit konstant auf 64°/0 stehen geblieben sei. Daß er sich darin irrt, zeigt 'die nachstehende Tabelle (in derselben werden die Werte für die Jahre 1880, 1890 und 1900 verglichen, weil in diesen gleichzeitig Einkommensschätzungen und Volkszählungen vorgenommen wurden): T

, 1

1880 1890 1900 1 2

Zahl der Bevölkerung überhaupt 2

2972805 3502684 4202216

A. a. O., S. 130. A. a. O., S. 121.

Zahl der Adultbevölkerung 3

1911546 2264590 2739667

Zahl der Zensiten 4

1115918 1398686 1739461

19 Folglich :

Proz. der Sp. 3 u. 2

Proz. der Sp. 4 u. 3

64.1 64,6 65.2

58,4 61,8 63,5

Die Adultbevölkerung nimmt also etwas schneller als dië Gesamtbevölkerung zu, die Zahl der Zensiten aber bedeutend schneller als die Adultbevölkerung. Es kann folglich für das Königreich Sachsen gar nicht von einem konstanten Verhältnis zwischen Adultbevölkerung und Zensiten die Eede sèin. Für einen internationalen Vergleich ist man allerdings genötigt, ein konstantes Verhältnis anzunehmen, da in den meisten Ländern die Statistik nicht die Gesamtzahl der eingeschätzten, sondern nur die Zahl der Steuerpflichtigen gibt, man mithin das schwankende Verhältnis nicht genau berechnen kann. Wo die Gesamtzahl der Zensiten bekannt ist, muß diese selbstverständlich zugrunde gelegt werden. Das letzte Ziel der mathematisch statistischen Untersuchungen auf dem Gebiete der Einkommensverteilungsstatistik ist es, einen Ausdruck für den Grad der Ungleichheit in der Einkommensverteilung ausfindig zu machen. Um diesem Problem nähertreten zu können, müssen wir uns zunächst darüber klar werden, wann wir überhaupt sagen dürfen, daß eine Einkommensverteilung gleichmäßiger oder Ungleichmäßiger geworden sei. Eine Einkommensverteilung kann auf dreierlei Weise gleichmäßiger werden: 1. Wenn Zensiten in höhere Klassen einrücken. 2. Wenn Zensiten in niedrigere Klassen herabsinken. 8. Wenn diese beiden Erscheinungen zusammentreffen. Diese drei Möglichkeiten, von welchen allerdings die erste bei weitem die größte. Rolle spielt, veranlassen eine Verminderung der Ungleichheit nur in dem Falle, daß die Spannung zwischen dem niedrigsten und höchsten Einkommen beinahe dieselbe geblieben oder kleiner geworden ist. Wenn nämlich eine Bewegung der Zensiten von unten nach oben von einer Erweiterung des Intervalls zwischen dem niedrigsten und höchsten Einkommen begleitet ist, dann läßt sich unter Umständen eine Vergrößerung und nicht eine Verminderung der Ungleichheit feststellen. Dieser Umstand ist oft übersehen worden. V i l f r e d o P a r e t o glaubt in seinem berühmt gewordenen Cours d'Économie poli tique 1 in ,,«" den Ausdruck für die Ungleichheit in der Einkommensverteilung gefunden zu haben: „Die Ungleichheit wächst und vermindert sich mit ,,«". 2 1 Cours d'économie politique. Lausanne 1897. Bd. II. Cap. „La courbe des revenus". 2 A. a. 0., S. 321.

2*

20 Wir meinen, daß diesem Koeffizienten „ a " nicht allzuviel Wert beizumessen ist, und zwar aus folgenden Gründen: 1. Der Koeffizient a stützt sich auf das sogenannte P a r e t o s c h e Gesetz: die Punkte, die wir erhalten, wenn wir auf der X-Achse die Logarithmen der verschiedenen nach der Höhe geordneten Einkommenssummen, z. B. 300 M., 400 M., 500 M., 600 M. usw., und auf der Y-Achse die Logarithmen der Zensiten mit Einkommen über 800 M., über 400 M. usw. eintragen, bilden zusammen eine Gerade, „ a " bezeichnet den Neigungswinkel zwischen dieser Geraden und der X-Achse. Das P a r e t o s c h e Gesetz entspricht der Wirklichkeit nicht genau. Allerdings nähern sich die betreffenden Punkte einer Geraden. Die Abweichungen sind aber zahlreich und groß genug, um, wie auch schon von anderer Seite, hervorgehoben wurde, den Wert des Gesetzes herabzusetzen. 2. Der Koeffizient a hat ferner den Nachteil, daß er wenig empfindlich ist; er weicht in der Eegel nur um ein Geringes von 1,5 ab. 8. Schließlich gelangt in dem Koeffizienten auch die Spannung zwischen dem niedrigsten und höchsten Einkommen nicht zum Ausdruck. Trotz aller dieser Bedenken ist das P a r e t o s c h e Gesetz im beschränkten Maße verwendbar. Besonders ist es zur Vornahme von partiellen Interpolationen geeignet. Den Ansprüchen B e n i n i s scheint das P a r e t o s c h e Gesetz vollauf zu genügen. Er bezeichnet in seinem „Principii di statistica metodologica" 1 den Koeffizienten als „indice della ripartizione dei redditi" 2 . Praktisch fand das P a r e t o s c h e Gesetz in den letzten Jahren in der englischen Einkommensstatistik Anwendung. 3 C o r r a d o Gini 4 empfiehlt einen neuen Maßstab für die Ungleichheit und bezeichnet ihn mit „ O C O « ! f ) — I - o

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